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Schweizerisches Idiotikon.
Wiirterbiieli dei* scliweizerdeiitselieii Sprache.
Erster Band.
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J. Hviliei's Bit<-!nliu<-ki*rci in Kr
iif.-td.
Schweiz! Tisclic^s Idiotikc )ii .
Wörterbiieli der schweizerdeutscliei] Sprache.
Gresamnielt auf Veranstaltung
der
Antiquari8(3lieii (Tesellschaft in Zürich
unter Beihiilfe
aus allen Kreisen des Schweizervolkes.
ilerausgcgolien iiiil üntprslötziing lies Biiniies üdiI der Kaiiloiit!.
Erster Band.
Bearbeitet
von
Friedrich Staiil) und Ludwi^a; Tobler.
Prauenfeld.
Vorlag von .1. Hiibcr.
ISSl.
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Si36
SH
Vorwort.
Di
ic folgenden Worte, mit welchen wir die erste
Lieferung dieses Wörterbuches bei dem Leser ein-
führen, haben bloss den Zweck, ihm dasjenige an
die Hand zu geben, was zu seiner Orientierung
um so mehr erforderlich ist, da unser Buch von
der gewohnten Einrichtung und dem Aussehen der
Wörterbücher von Literatursprachen einigermassen
abweicht. Die förmliche Einleitung kann erst später
geschrieben werden, da sie u. A. auch die Geschichte
dieses Werkes enthalten soll. Bis dahin müssen
wir es uns auch versagen , von den gemachten
Erfahrungen, welche meist erhebender Art waren,
zu reden und die Hunderte von hilfreichen Ge-
nossen, durch deren Arbeit und Opferwilligkeit
dieses Werk allein möglich wurde, der dankbaren
Nachwelt zu nennen. Auch unserm Vorgänger,
Vater Stalder, können wir nicht heute schon den
wohlverdienten Ehrenkranz aufs Grab legen.
In Betreff des Wörterbuches selbst möchten
wir, um dem Suchenden Enttäuschung, uns aber
unverdienten Tadel zu ersparen, zum Voraus daran
erinnern, welche Ziele und welche Schranken
wir uns gesetzt haben.
1 . Das vorliegende Idiotikon beschränkt sich
auf das Gebiet der deutschon Schweiz und
ihre Kolonien im Süden des Kantons Wallis ; auf
die alemannischen Sprachgebiete jenseits des Rheins
wurde nur gelegentlich zur Erklärung schweizer-
ischer Sprache hinübergegriffen. — 2. Die ältere
schweizerdeutsche Literatur wurde ebenfalls in
den Bereich dieses Wörterbuches gezogen. —
3. Beabsichtigt ist die vollständige Sammlung
1) aller Ausdrücke des schweizerdoutschen Sprach-
schatzes, welche der neuhochdeutschen Schriftsprache
der Gegenwart gar nicht angehören oder welche
gegenüber dem Neuhochdeutschen in Form oder
Bedeutung eine bemerkenswerte Abweichung zeigen,
und zwar ohne Rücksicht darauf, ob die betr. Wörter
in der altern deutschen oder in andern germanischen
Sprachen und Dialekten älterer oder neuer Zeit
vorkommen oder nicht; 2) aller im Schweizer-
deutschen eingebürgerten Fremdwörter; 3) der
Eigennamen, soweit ihre appellativo Natur noch
einigermassen deutlich erkennbar ist und zin- Er-
klärung oder Ergänzung reiner Appellative bei-
tragen kann; 4) der sogen. Koseformen der Per-
sonennamen. — 4. Dagegen blieb mit Bedacht
ausgeschlossen 1) aller fremde, unechte Sprach-
stoff, d. i. nicht bloss die gemeinhin sog. Fremd-
wörter, sondern auch die seit der Mitte des vorigen
und besonders seit den Dreissigerjahren dieses
.Tahrhunderts mit steigender Progression aus
der Literatursprache eingedrungenen Wörter und
Wendungen, wenn sie auch angefangen haben,
unentbehrliche Ausdrucksmittel für unsere teils
durch die Schule und die modernen sozialen Ver-
hältnisse der Natur und dem Leben mehr oder
weniger entfremdete, teils durch die moderne Kultur
zu neuen Anschauungen gelangte Generation zu
sein. Vom Gesichtspunkte des Sprachforschers wie
von dem des Patrioten aus schien die puristische
Tendenz viel wertvoller als die Fixierung der gegen-
wärtigen Uebergangsperiode. 2) Aberglaube,
Bräuche, Sitten, Spiele, Rätsel, Sprich-
wörter, Lieder und Sagen konnten im Wörter-
buch nur zur Behandlung kommen, soweit die
Erklärung einzelner Wörter es mit sich brachte.
Die vollständige Sammlung dieser kulturhistoriscli
so wichtigen Äusserungen des Volksgeistes ist eine
Aufgabe für sich',^.welcbe sich mu' ausserhalb des
Wörterbuches sachgemiiss lösen lässt. Wohl hat
die Vorbereitung des Wörterbuches uns reichen
Stoö" aus diesen Gebieten gelegentlich eingetragen,
aber von einer systematischen Durchforschung der
Volkstümlichkeit nach dieser Richtung koimte jetzt
keine Rede sein ; eine solche harrt noch auf ihren
Mann, dem auch die von uns inzwischen sorgstfm
gehüteten Schätze zufallen niüssten. Das Wörter-
buch kann einstwciilen luu' Streiflichter auf diesen
Reichtum werfen, hoffentlich genug, um die Bi^gierde
luxeh systematischer Bearbeitung zu wecken. Mit
unserer Resignation begeben wir uns allerdings
eines starken Anziehungsmittels, das die Idiotika
bisher zu charakterisieren pflegte; allein wir glauben
damit logischer (um nicht zu sagen ehrlicher) und
im wahren Interesse der beiden Aufgaben zu ver-
fahren. Auch Beschreibungen und Eiklärungen von
Realion, wie merkwürdig und eigentümlich diese
MI
VlII
an und für sich sein mögen, durften nur bis auf
den Punkt ausgeführt werden, dass dem sprachliclien
Verständnis« ein Genüge geschah ; wir durften nicht
ein Reallexiiion schreiben. 3) Unsere etymolo-
gische Aufgabe liossen wir uns durch die Stellung,
welche unser Idiom hmerhalb der sprachen einnimmt,
vorzeichnen : es nnisste uns in der Regel genügen,
die schweizerdeutschen Wörter auf den mittel-,
gelegentlich den alt- oder den neuhochdeutschen
t^prachstoff zurückzuführen. Die weitern Zusammen-
hänge mit älteren 8|Machperioden bloss zu legen,
ist Sache von umfassendem Wörterbüchern. Selbst
die seitlichen Ausblicke in andere deutsche Mund-
arten, zu welchen man sich oft genug verlockt
fühlt, versagten wir uns als unnötig, ja gefährlich:
auch diese gebühren bei dem heutigen Stande der
Dialektforschung nicht dem Idiotikon eines einzelnen
Dialektes, sondern einem zusammenfassenden Werke,
das aber erst erstehen darf, nachdem die (irammatik,
die jetzt allerdings noch in den Anfängen liegt,
ihrer Aufgabe nachgewachsen ist. Bis dahin lässt
sich ein blosses S])iel treiben mit fremden Lauten
und Formen, von deren wahrem Wert man sich
keine Rechenschaft gibt, noch zu geben vermag,
und daher ist durch die Heranziehung fremder
Mundarten der Etymologie bisher fast mehr Schaden
und Iirung als Förderung erwachsen. M^enn wir
gleichwohl zuweilen aus diesen Schranken heraus-
traten, so geschah es teils, wo wir uns der Sache
sicher fühlten, teils, um in Fällen, wo wir uns
über das Etymon nicht klar waren, die Lücke mit
einer Hypothese auszufüllen, welche wir wert er-
achteten, dem Sprachforscher zur Erwägung vor-
gelegt zu werden. Im Ganzen aber war unser
Streben darauf gerichtet, unsere Sprache möglichst
aus sich selbst zu erklären, was in Hinsicht auf
Laute und Formen durch zahlreiche Verweisungen
auf parallele oder analoge Fälle oft möglich und
am liesten war. Viel Mühe und Raum wäre uns
erspart gebliehen, wenn wir auf eine Grammatik
unserer Sprache hätten verweisen können, welche
dem Wörterbuch voraus geschickt worden wäre.
Leider war dies nicht möglich, wenn nicht das
Wörterbuch selbst in Frage gestellt werden sollte,
nach dessen endlichem Erscheinen doch am lautesten
gerufen wurde.
Nicht ebenso aus inuern Gründen, sondern mehr
unfreiwillig der Macht der Verhältnisse weichend,
haben wir Manches, was zur Lhiterhaltnng, Be-
lehrung und Bequemlichkeit des Lesers hätte bei-
tragen müssen, aus der anfänglichen Anlage des
Buches zurückgezogen. Es drängte sich nämlich
gegen Endo der Vorarbeiten bei den Verhandlungen
über die Veröffentlichung des Werkes die Forderung
der Verkürzung unabweisbar auf, und wenn einmal,
um das vcrs])roch<Mie Maximum der Bogen-
zahl gewissenhaft zu respektieren, zu wählen
war zwischen d(M' Beschränkung des Sprachstoffes
selbst und derjcuiigiui von mehr Nebensächlichem,
so konnte der Entscheid nicht sehwanken. So
wurde die Zahl der Beispielsätze, manchmal auch
der Woitlaut derselben eingeschränkt — vielen
Lesern vielleicht nicht unlieb, obwohl damit auch
mancher hübsche, belebende Zug, manche sonst
bemerkenswerte Notiz und die Veranschaulichung
der Beliebtheit eines Ausdruckes unterblieb. Am
zähesten sperrten wir uns gegen die knappere
I Fassung der Anmerkungen, weil uns angelegen
ist, wissbegierigen und denkenden Laien, besonders
den Lehrern unserer Mittelschulen, Aufschluss über
die Fntwickhing der Formen und Bedeutungen zu
geben. Freilich werden sowohl die I'hilologen von
Fach als die mit dem blossen Sachverhalt sich
begnügenden Laien sich über jede Beschränkung
in dieser Richtung freuen, und mögen wir uns mit
der Wahrnelnnung beruhigen, dass es an unseren
schweizerischen Lehrorseminarien mit Beziehung
auf die Herbeiziehung der Mundart zum Sprachunter-
richte Dank der Fürsprache und Bemühungen eines
Dr. EGöTziNGER, Prof. MHeynk, Prof. JMeyer,
Dr. JWiNTELER U.A. zu tagen begonnen hat, so dass
uns ein Teil unserer Aufgabe von jenen Bildungs-
anstalten abgenommen wird. Auch die beabsichtigte
Besprechung der Laute und Buchstaben als
solcher, ihrer Wandlungen und ihrer darauf be-
ruhenden Geltung, sowie die lexikalo Behandlung
der Bildungssilben haben wir mit Bedauern
unterdrückt. Wir beschränkten uns auf diejenigen
Bildungselemente, welche noch als selbständige
Wörter gefühlt werden, sei es dass sie es ur-
sprünglich waren oder dass sie den Schein davon
ancenonuncn haben. Was die untrennbaren Vor-
silben betrifft, so durften diese nicht ganz über-
gangen werden, wenn nicht ein wesentlicher Teil
! des Wortschatzes verloren gehen sollle ; dagegen
j mussten wir uns in der Behandlung derselben auf
Angabo der Hauptbedeutungen und eine Auswahl
von Beispielen der betr. Zusannnensetzungen be-
schränken, deren Gosammtbedeutung unter dem
zweiten Wort aufzusuchen ist.
Die Aufzählung der Synonymen und Ant-
onymen, der Ableitungen und der Zusammen -
Setzungen durften wir uns nur mit Auswahl nach
bestimmten Gesichtspunkten erlauben. Die Hin-
weisung auf die einschlägige philologische
Literatur unterblieb ganz, selbst diejenige auf
die schweizerischen Idiotika ; dass wir sie gleich-
wohl bestens und mit dankbarem Sinne ausgenutzt
haben, ist selbstverständlich.
llebrigens ist, wohlverstanden, was nicht
zum Drucke gelangen konnte, darum doch
nicht verloren; wir machten es uns vielmehr zur
Gewissenssache, dies alles sorgfältig zurückzulegen
mit der Absicht, das ganze ungedruckte oder nicht
vollständig abgedruckte Material zusammen mit
allen irgendwie aufhebenswerten Originalbeiträgcn,
der Correspondenz und den erst jeweilen nach dem
Drucke einlaufenden Beiträgen dereinst auf einer
IX
X
öttentlichrn Bibliothek niedrizuleficii uiul so der
Benutzung zugänglich zu machen bis auf Weiteres.
Keiheiifolgi^ und Al|iliabet.
Obwohl für ein Wöiterbucli, welclies die Ety-
mologie mit hl seine Aufgaben zieht, und zumal
für ein Idiotikon, die Gruppierung des Stoffes nach
der Ableitung viele Vorteile bietet, so entschlossen
wir uns doch aus praktischen Rücksichten zu einer
alphabetischen Reihenfolge. Freilieh nötigten
uns der Farbenreichtum , die Sonderbarkeiten und
z. T. die Unsicherheit namentlich des Vokalismus,
welche die Mundarten der Schriftsprache gegenüber
charakterisieren, anstatt der mathematisch -alpha-
betischen Reihenfolge das Schraeller'schc System
zu adoptieren, in welchem die Hauptsilbe und
zwar das konsonantische Gerippe derselben
in erster Linie massgebend sind. Wohl wissend,
wie gewagt es ist, der lieben Gewohnheit in den
Weg zu treten, beschlossen wir nur nach allseitiger
und gründlicher Erwägung des Für imd Wider und
der besonderen Verhältnisse eines Wörterbuches,
welches so viele und stark von einander abweichende
Mundarten zusanimenfasst, und erst nachdem die
überwiegende Zahl angefragter Fachmäimer uns
dazu geraten hatte, von der Einrichtung des hoch-
deutschen Wörterbuches abzuweichen. Wir musstcn
auf viele Bedenklichkeiten und auf Widerspruch
von Seite derer gefasst sein, welchen jeder Ein-
bruch in das Hergebrachte ein Ärgerniss ist und
welche sieh von den Sch\\ierigkeiten, die der An-
wendung der buchstäblichen Anordnung hier im
Wege stehen, keine Vorstellung zu machen ver-
mögen. Doch sollte es, nachdem die allgemeine
Schulbildung nun ein halbes Jahrhundert der Wirk-
samkeit hinter sich hat, keine ungehörige Zumutung
an irgendwelchen Leser sein, aus jedem Worte
die Hauptsilbe herauszuschälen und Konsonant und
Vokal von einander zu unterscheiden ; es ist keine
andere Zumutung als die, welche an jeden Hand-
werkslehrling gemacht wird, der die Stenographie
erlernt, und wir hegen die Zuversicht, dass schon
eine kurze Gewöhnung die Vorteile des Schmeller'-
schen Prinzips ins Licht setzen und unsere Leser
bekehren wird. Für die genauere Darlegung des
letztern und die zwingenden Gründe, welche unsere
Wahl wenigstens als das kleinere von zwei Übeln
erscheinen lassen, sei verwiesen auf die i. J. 1876
von uns ausgegebene Broschüre ,Die Reihenfolge
in mundartlichen Wörterbüchern und die Revision
des Alphabetes', sammt deren Nachläufer: ,Er-
gebniss der vom Redaktionskomite des schw. Id.
veranstalteten Umfrage.' Hier nur so viel: 1. Den
Vokalen wird nicht die gleiche Berechtigung auf
die Bestimmung der Anordiumg (>ingeräurat wie
den Konsonanten, sondern alle Vokale in erster
Linie als farblos oder gleichwertig behandelt, so
dass z. B, L'iih, Linib, Lih, lieb, Lnh (aller-
dings in dieser vom Aljiliabet bestimmten Reihen-
folge) sich uimiittelbar an Lab anschliesscn und
nicht etwa LavXxen, Laden, Läff, Lag sich
zwischen Lab und Laib, laugnen, Ijuumehl,
lazoren, Le, iBbdig usw. zwischen Laib und
Lib schieben. Beim Nachschlagen ersetze
man also in Gedanken jeden Vokal durch a.
Es folgt daraus, dass die Wörter, welche mit ^)( ,
po~ , pu- anheben, den mit ]]/ anlautenden
vorangehen, mit anderen Worten: zuerst kommt
der einfach-konsonantische Anlaut mit allen seinen
Wörtern an die Reihe, darauf erst die mit Kon-
sonantenverbindungen anlautenden Wörter. Natür-
lich kann diese Behandlung nur die Hauptsilbe
trefl'en. Darum kann aber auch nur diese bei der
Bestimmung der Stelle des Wortes in Betracht
konmien und müssen die Vor- und Nachsilben
zurücktreten; es folgt also i-'.iiaubnitm gleich
hinter Laub. Man entkleide das Wort, das
man suchen will, vorerst aller Nebensilben,
namentlich der Vorsilbe; dabei vergesse man
nicht, dass diese etwa durch Synkope auf einen
blossen Konsonanten reduciert ist; so findet man
z. B. Gl'dier als i!,lib,r bei Lib. Ist aber die
Synkope schon ausserhalb dei' Mundart, in der
Schriftsprache, vollzogen, so lösen wir sie nicht
wieder auf, sondern reihen z. B. Glaube unter
dem Anlaute Gl - ein. Bei Wörtern, welche aus
fremden Sprachen entlehnt sind, haben wir nur
dann die Stammsilbe den Platz bestimmen lassen,
wann auch dem Nicht-Philologen darf zugemutet
werden, dass er dieselbe aus den Nebensilben
herausschäle, also z. B. Antichrist unter Christ,
aber Antistes, Biskotte, Baselidang unter der
ersten Silbe. — 2. Der Konsonantismus er-
heischt insofern eine Vereinfachung, als erstens
die nhd. Orthographie sich mit einem Überschuss
von gleichwertigen Buchstaben schleppt, zweitens
der Jlundart die wahre Media abgeht, der Unter-
schied zwischen Fortis tnul Lcnis (^; .• ft, t : d) aber
im Anlaute an Unsicherheit leidet und sowohl von
Mundart zu Mundart iils dem Nhd. gegenüber
wechselt. Es sind darum die mit c anlauten-
den Lehnwörter je nach dem Lautwerte
des c teils unter k , teils unter z — ein-
gereiht; (• und ph aber durchweg ange-
sehen, als wäre ./'geschrieben. Die Anlaute
b — , d- sind in die Reihen von p — , t ge-
steckt. Da ferner das nhd. k in der Mehrzahl
der alemannischen Mundarten in 3 regelrecht unter-
schiedene Lautstufen aus einander fällt, haben wir
zwar, um nicht das Spr.achgefühl unserer Lands-
leutc zu vorletzen, für den Auslaut die Mund-
art gewähren lassen und die 3 Gruppen ch
(Spirans), gg (reine Tennis) und k bzw.
ck (Affrikate) unterschieden, für den Anlaut
aber ch in der K-Reihe untergebracht, wobei
der Schreibung k die Bedeutung der alemannischen
Affrikate, d. i. /.• (c) -\- ch, reserviert ist.
XI
XII
Uebersicht. unserer Alphiibotsfolgo und der
Gruppierung der Hauptsilbon.
I. Abteilung.
ii iiii.-bis. ä, ai. au. iiu, e, ei, eu, i, ie, o, ö, ou, u. ü.
ue, üe — und zwar je der gedehnte Vokal vor
dem kurzen. Die.se Eeihenfolge der Vokale gilt
auch allenthalben, wo Hauptsilben bloss durch
den Vokal von einander unterschieden sind.
Tl. Abteilung.
ab...üeli. al)s . . . iiebs. abt...üebt. acb...üech.
ach.-< . . . üeclis. acht . . . iiccht. ächz . . . uechz usw.
HI. Abteilung.
Ii- siebe
'-•
pfr-.
c sielie
i . z
ph— siehe f
ih sii'h
e k .
pl_, bl-.
il - siehe
t-.
pr— , br— .
e siehe .1.
ps— .
fa (V-. 1
h-) . .
. füe.
qn-.
fall. .
fiieb.
usw.
r-
-.
fach.
.füec
h. usw.
s-
-.
fl— .
seh — .
• fr—.
schl — .
g--
schni — .
gl-.
sehn — .
gn-.
sehr — .
gr— •
schw — .
gw— .
sk-.
I1-.
sp— .
i sii-he a.
spl — .
.)-•
spr — .
k- (C-.
eh-).
st—.
kl—.
str— .
kn-.
t-
- (d-).
kr-.
tr— , dr— .
1-.
tsch — .
111 .
tw — , dw —
11—.
u
siehe a.
0 siehe a.
V
siehe f.
p- (b-).
W
— .
pf-.
X-
-.
pfl-.
z-
-.
pfn- -.
z w— .
Hie Keiliünfülge ist also, wenn man nur die
obigen durch die Natur der Mundart gebotenen
Modifikationen zu Recht annimmt, immerhin die
alphabetische. Einzig wo Ableitungen ohnehin
in die Nähe des Stammwortes zu stehen kämen,
haben wir uns gostattet, dieselben gleich an dieses
anzusohliessen. Niemandem zur Irrung, Vielen zur
Bequemlichkeit.
Am Nächsten aber lassen wir jedem Gruudwoi'te
seine Zusammensetzungen folgen. Bekanntlich
ordneten Oii.\Ki<' und Benecke die Composita nicht
nach dem ersten, sondern nach dem zweiten Teile
ein, weil die Zusanunensteliung der Verbindungen,
welche ein Woi't mit Bestimmungswörtern eingeht.
dem Forscher mindestens so wertvoll ist als die
Übersicht derjenigen Wörter, welchen es vorantritt ;
Grimm schlug das umgekehrte Verfahren ein, und
das berühmte baierische Idiotikon behielt sich von
Fall zu Fall die Wahl zwischen dem einen und
dem andern System offen, weil die idiomatische
Bedeutsamkeit vorwiegend bald in dem ersten, bald
in dem zweiten Teile liegt. Allein um den Leser
gegen verdriessliche Unsicherheit zu schützen, bleibt
nur übrig, sich ausschliesslich des einen Systems
zu bedienen, und da wir bereits bei der Zusammen-
setzung mit Vorsilben unsere Leser gewöhnt haben,
beim Nachschlagen den zweiten Teil des Com-
positums ins Auge zu fassen, so werden wir
auch für die Verbindung, welche Begriffswörter mit
einander eingehen, es um so eher ebenso halten,
da es sich so günstig fügt, dass das mathematisch-
alphabetische Register, welches dem Wörterbuch
soll angefügt werden, in willkommener Ergänzung
des hier befolgten Systems die Zusammensetzungen
natürlicherweise nach ihrem ersten Teile aufreihen
muss. Übrigens werden alle Composita, welche
nicht leicht als solche erkannt werden oder deren
Zerlegung speciell philologischer Schulung bedarf,
und die Eigennamen durchweg nach ihrer ersten
Silbe eingereiht.
Die Anordnung innerhalb der einzelnen Artikel.
Jeder Artikel zerfällt in der Kegel in zwei
Abteilungen, ven denen die eine das Faktische,
die andere, in Colouelschrift, das Theoretische
enthält; wen nicht nach diesem verlangt, der kann
sich also leicht darüber wegsetzen.
An der Spitze steht als Stichwort eine Form,
welche aus der Zusammenfassung der betreffenden
einzelnen landschaftlichen Aussprachen abstrahiert
ist, also ein allgemeines Alemannisch darstellt und
willkommen, aber nngesucht dem Hochdeutsch
(zuuächst dem Mhd.j sich nähert, ohne doch (wie
bei Sr.M.UEii) die mundartlichen Prinzipien preis zu
geben. Die Angabo der wirklichen Aussprache
folgt mit den Ortsangaben gleicJi hinterher, und
solche Formen, deren Rekonstruktion man nicht
jedem gebildeten Leser zumuten kann , werden in
der alphabetischen Reihenfolge aufgeführt mit der
zugehörigen Verweisung. Bei Substantiven werden
hier das Geschlecht (mit m.,f., «.), bei Verben
etwa die Hauptformen angegeben. Darauf erst
folgt die Angabe der Bedeutung und ihrer geo-
graphischen Verbreitung, welch letztere An-
gabe aber, wohlgemerkt, nicht im Sinne der Um-
grenzung, sondern in dem der Verbürgung verstanden
werden soll, immerhin so, dass, wo keine Unter-
abteilungen eines Kantons angegeben sind, wir
nicht behauptet haben w'ollen, dass der betreffende
Idiotisni durchgängiges Eigentum sei. Die An-
merkung ist grammatischen und etymologi-
schen Erörterungen gewidmet.
Xlli
XIV
1. D;is Stichwort Da dieses vor Allem das
schnelle Fiiulen erleichtern soll, so ditrfte sich auch
seine Schreibung nicht ohne Not von dem dem
Auge gewohnten Wortbilde entfernen, nur dass
die Hülfsbuchstaben, welche in der neuhoch-
deutscheu Orthographie nicht sich selber bedeuten
(ll, i'e, (fil, ee, 00) von uns wieder beseitigt werden
musstcn und die Verdoppelung der Konsonanten,
gleichviel ob organisch oder erst von der nhd.
Orthographie mit sekundärer Bedeutung eingeführt,
keinen Einfluss auf die Bestimmung der Reihen-
folge üben durfte. Es kommt also für den Suchenden
auf Eins heraus, ob wir seinem vom Neuhoch-
deutsch befangenen Sinne Rechnung tragend
schreiben würden Jamnicr, oder ob wir mit der
mhd. Schreibung Jamer dem Dialekte gerecht
werden. Damit ist aber auch gegeben, dass die
Wörter mit dem Auslaut -ck, — tz bei
denjenigen mit einfachem k, — z stehen.
Die Buchstabenverbindung ie bedeutet hier (wie
ue, üe) einen wirklichen Doppellaut. Statt der
oben für das Idiotikon verworfenen, weil hier
zweideutigen Hülfsmittel bedienen wir uns der
Zeichen ^ und ', um in direkter und allenthalben
gleicher Weise die Länge oder die Kürze der
Vokale anzugeben. Im Übrigen bequemen wir
uns der nhd. Orthographie an und zwar auch
darin, dass wir für den Anlaut mit gehauchtem
p- (in Fremdwörtern) nicht eine besondere Reihe
ansetzen ; freilich müssen wir dann auch das ge-
hauchte t - , auch wenn wir die Schreibung th —
beibehalten, ebenfalls unter die lautere Tenuis t
stecken. Die Hauptwörter schreiben wir mit
Majuskel, die anderen Wörter mit Minuskel;
wenn es überhaupt eine sich selber strafende
Schreibweise ist, für Stichwörter, welche ja nackt
dastehen, auf die bequeme Unterscheidung der
Wortarten mit Hülfe der Majuskel zu verzichten,
so durften wir um so weniger für ein Wörterbuch
der Mundart, wo die Zahl der Homonymen un-
endlich grösser ist, jene Hülfsmittel verschmähen,
welche weniger Aufwand bedingen und zudem
rascher zum Augo sprechen als etwa die hinterher
folgende direkte Angabe der Wortart. Die ein-
gebürgerten Fremdwörter (nur solche fallen in
den Bereich unserer Sammlung) müssen sich der
Landestracht anbequemen, d. h. sie werden ganz
in deutscher Weise geschrieben, also z. B. schalns,
das frz. jaloiix. Die bedeutendsten Schritte, welche
die Rekonstruktion zu vollziehen hatte, waren teils
die Gewinnung des den provinziellen Sonderformen
zu Grunde liegenden richtigen Vokals mit der richtigen
Ouantität und der richtigen Konsonantenstufe, welche
sich nur so weit erreichen lässt, als man den
Einblick in die specicUon Lautgesetze besitzt; teils
die Herstellung der abgeschliffenen End-
konsonanten. Wir sehen zwar voraus, dass
mancher unserer Landsleute je in den Fällen, in
welchen zufällig seine eigene Mundart sich in
Widerspruch mit unserm Stiehworte befindet, ein
Ärgcrniss daran nehmen wird ; allein nur ein
Specialwörterbuch dürfte und könnte das Stichwort
mit der wirklichen Foiin und Aussprache der Wörter
zusammenfallen lassen. Von der Rekonstruktion
eines Auslautes — iv (z. B. Ew, Ehe) haben wir
Umgang genommen, obwohl er in einigen Gebirgs-
mundarten besteht, in anderen wenigstens durch
die Vergröberungen m, b (Mm, lab neben law A. i.
lau) sein vormaliges Dasein hekundet ist und in
abgeleiteten Wortformen deutlich zum Vorschein
kommt (ewig); wohl aber lassen wir in Ueberein-
stimmung mit dem Mhd. und einem beträchtlichen
Gebiete der schweizerischen Mundarten dieses W,
und so auch j, im Inlaute bestehen, also säje",
ruewe" (welche Grundform auch die Ausweichungen
ruehe, rueje, ruene zu vertreten hat); auch ch
gegenüber nhd. h im In- und Auslaute, falls seine
Existenz in einer unserer Mundarten belegt ist.
Wo wie bei den eben genannten Beispielen die
verschiedenen Mundarten verschiedene Wortformen
darbieteai, welche sich auf eine Grundform vereinigen
lassen, wird diese ältere und richtigere Form
zum Stichwort und Hauptträger des Artikels
gewählt , gleichviel welche der concurrierenden
Formen jetzt das numerische Uebergewicht habe.
In den weitaus meisten Fällen ist diese Form mhd.
So gibt es sich ungesucht, dass das schweizer-
deutsche Wörterbuch sich sowohl was die Wörter,
Formen und Laute betrifft, als in der Schreibung
ans Mhd. anschliesst. Es war uns dies mit Be-
ziehung auf die Schreibung um so willkommener,
als die nhd. Orthographie in einem Zustande der
Gährung liegriffen ist, welche zudem ihre Abklärung
wahrscheinlich in teilweiser Rückkehr zu den mhd.
Schreibprinzipien finden wird. Aber man darf
keineswegs glauben, dass wir a priori das Mhd.
zum Ausgang genommen hätten. Wo die Schweizer-
deutschen Mundarten übereinstinunond ihre beson-
deren Wege eingeschlagen haben, da gaben wir
dem national Eigentümlichen das Vorrecht, also hü"
für mhd. hän (haben); Lungge für mhd. lioige;
gekennen für ,kennen.'
2. Für die mundartliche Aussprache ist
ein über die gewohnten Alphabete hinausgehendes
Transscriptionssystem uncrlässlich. Bei der
Aufstellung desselben suchten wir uns möglichst
von frenulartigen Figuren fern und einer für sich
selbst redenden Symbolik nahe zu halten. Aber
auch so müssen wir des verwunderten, wenn nicht
gar vorwurfsvollen Kopfscliüttelns dos Laien gewärtig
sein, um so mehr, als wir uns hier über die Rück-
sicht auf die angewöhnte Orthograiihic und die
Etymologie hinwegsetzen, um nach rein phonc^t-
ischeni Prinzipe schreiben zu können. Wir wissen
ihm, wenn es ihm nicht um ernste Heschäftigung
mit der Mundart zu tun ist, keinen Rat, als sich
über diese Partie hinwegzusetzen. Umgekehrt
wissen wir, dass wir dem Fachmann nach dieser
XV
XVl
Richtung viel zu wenig bieten. Leider gestattete
Jas uns zur Vevfügung stehende Material bloss
über die Oberflüche des ebenso reich gegliederten
als für die Etymologie wichtigen Sachverhaltes zu
streifen. Die mundartliche Phonetilt ist eine Dis-
ciplin, wi'lihe sich erst seit Kurzem aus dem
Stadium der Empirie zur Wissenschaft heraus-
zuarbeiten begonnen hat. Auch hat sie bis jetzt
wohl an 2, 3 Punkten erschöpfende Studien an-
gestellt und Resultate zu Tage gebracht; allein
weder ihre Sätze noch ihre Transscription können
auf Unfehlbarkeit Anspruch machen, so lange sie
nicht ihre Forschung auf die sämmtlichen Glieder
wenigstens eines grössern Dialektes ausgedehnt
hat. Jedenfalls bleibt sie einstweilen und wohl
noch lange ein besonderes Studium, welches die
ausschliessliche Aufmerksamkeit und Arbeit ihres
Mannes und viel mehr Zeit, Mittel und Unter-
stützung aus den mundartlichen Kreisen erheischt,
als worüber wir zu gebieten hatten. So müssen
wir denn notgedrungen eine gründlichere Lösung
dieser Aufgabe vom Wörterbucbe alj- und der
Grammatik zuschieben.
Wir müssen übrigens auch betonen, dass
keineswegs jede phonetische Eigentümlichkeit dem
Wörterbuche anlieirafällt. Hier haben wir die
Unterscheidung nur so weit zu führen, als sie zur
Individualisierung der Wortkörper und für die Ety-
mologie erforderlich ist; was darüber hinausgeht,
ist nicht bloss unnützer, sondern ii'reführender Ballast.
Es ist viel weniger von etymologischem als von
ethnographischem, allgemein grammatischem Belang,
z. B. den zahlreichen und fast unniessbaren
Schattierungen von ä zu ö zu folgen; den Bedürf-
nissen des Wörterbuches ist ein Genüge getan,
wenn überhaupt nur der wichtige Dualismus,
welcher in der Mundart in diesem Punkte herrscht,
sorgfältig im Auge behalten wird. Wenn dem sein
l leicht und fein mit der Zungenspitze zwischen
den Zähnen spreclienden Thurgauer und Schaff-
hauser das zürcherische l ungefähr so grob und
schwer tönt wie hinwieder den Zürchern dasjenige
des Oberaargaus usw., so sind dies durchgehende
Differenzen, welche wohl in der Grammatik ihre
Bedeutung haben, da das Schicksal des begleitenden
Vokals dadurch beeintlusst wird; aber für das
Wöiterbuch sind sie gleichgültig. Es ist für die
Grannnatik lehrreich zu sehen, wie gewisse Mund-
arten den langeji Vokal ausklingen lassen (jiV, m'\
hV, sö'J, aber für das Wörterbuch sind das keine
anderen Werte als n, e, i usw. Und wieder ist es
die Eigentümlichkeit gewisser Mundarten, einem
ö, « das verwandte a- resp. »-Element beizumischen ;
aber das Wörterbuch wird dadurch erst berührt,
wenn diese Neigung gelegentlich ein Wort zum
ÜluMsturz in eine neue Vokalsphäre bringt, z. B.
geradezu ein yrauss für gross gc'biert. Es ist dem
Wörterbuch aiu^li gleichgültig, dass man hier wie''}'c,
in eiuer angrenzenden Ortschaft niJi'je spricht, denn
siien, drehen und die ganze Reihe richtet sich nach
dem Paradigma, der Unterschied ist ein geographi-
scher, nicht ein etymologischer, usw. usw.
Für die angestrebte genauere Bezeichnung der
lokalen Aussprache bedienen wir uns der li(!genden
Schrift. Indem wir namentlich daran festhielten,
da.?s kein Zeichen mehr als eine Funktion ver-
sehen dürfe ; dass ein einfacher Laut durch ein
einfaches Buchstabenzeichen ausgedrückt werden
müsse; dass durch die Darstellung eines gewissen
durch das Vokal- und das Konsonantensystem
gehenden Dualismus für die Etymologie genug
getan sei; dass die Zeichen sich dem Gedächtnisse
möglichst leicht einprägen sollen usw., sind wir
nach vielen gewissenhaften Erwägungen zu folgen-
dem Schreibsystem geführt worden :
((', ('', (', ü', ö', u', ü' reine Aussprache wie im deut-
schen und Italienischen Alphabete.
a- nach o hin spielend, cns'l. fc'.
e- frz. i, r.
i- trüb, gegen e hin.
II- nach n hin spielend, engl, o'' oder o*.
ö' zwischen ö' und «, engl. »-, l'rz. en in jirnr, hcnrre.
11^ trüb, gegen o spielend.
ü* trüb, gegen ö spielend.
rf zwischen a und e, engl. n*. Dafür
(' in den Stichwörtern und den Beispielsätzen, wo es
galt, das mit i wechselnde e besonders zu markieren.
.; (iiiicli ,1 usw.) reduzierter Vokal der Vor- und Nach-
silben.
(>, ne, üe wirkliche Doppellaute (wegen teclinisi-licr
Ursachen so geschrieben statt /«e usw).
iiei, iu'i Triphthonge.
((/, <.</, c'-i provinzielle Variationen für den alten
Diphthong (nein).
e'i neuer Di]ihthüng aus älterni t (frei).
a'ii, c€i( provinzielle Variationen für den alten Dipli-
thnng (Baum).
aii, (ßii Umlaut dazu (Biiiim).
o'u neuer Diphthong aus älterm ?< (Sau).
ö'ü Umlaut dazu oder für altd. in (Sau, neu).
ii', e', l', ö', ö', ö", e' Vokale mit ausklingender Pro-
duktion.
'e Vokal mit furtiveni Vorschlag.
Der Akut {') bedeutet die Hauptton-. JerOravis (')
die Nebenton-Silbe.
" bedeutetgedehnte, " kurze Aus.sprache des Vokals.
^ ^ kondjinierte Bezeichnung des Accentes und der
Vokalliinge.
- trennt zusaimnenstossende Vnkalc. welche verschie-
denen Silben angehören.
1), (I. (j, wenn schon nicht mit Stinnnton ifcsproclicn
wie die nhd. und romanische Media, entsprechen
ihrem Lautwerte nach doch dieser und licbi-u sich
bestinnnt ab von den Tenues.
p, t, I; (reine, una.spiriei'te Tcnuis wie ji. f, en in
in romanischen Sprachen.
Nl). /• eins mit (Jein r/.; in il.ii Sliiliwrutrni und den
Beispielsätzen.
XVII
XVIII
/./ Düppellaut (Affrikate) , entsprechend den Verbind-
ungen pf, ts, ti (dafür in den Öticliwörtcrn und
Beispielsätzen blosses l;, ck geschrieben).
ji'% t'', /.'', aspirierte Ausspraclie.
i = seh.
/ = cl,.
/'.•■'*',•"';/' 'li'-^ I'eibelaute mit weiclicr Aussprache.
I'-', i-, r,X' die lieibelaute nüt verschärfter Aussprache.
!) der gutturale Nasal entsprechend dem (labialen) »/
und (dentalen) w (bau, bange. Eijel).
yi/ Doppellaut, enistanden durch Synkope. ■/.. B. llii<jt),
Honig.
yk Doppellaut, entsprecliend dem iih^l. ((/,-. z. B. Jiyh
( li"!!!/)-
yh/_ Triphthong, entsprechend dem nhd. nk, z.B. Wiykx.
r behielten wir bei, weil es uns nicht irrt und uns
die in vielen Fällen willkürliche Entscheidung
zwischen den Zerlegungen in c7is, (js, ks erspart.
NB. Das Weglassen der diakritischen Zeichen (z. B. n
olme Ziffer oder ohne Accent oder ohne Quautitätszeichen)
uud überhaupt die .Vnweuduug indifferenter Buchstaben
{ii. welches sowohl tr als «e vertreten kann) will sagen, dass
der genauere Laut sich an der betreffenden Stelle von seihst
ergebe oder gleichgültig sei, oder — dass wir uns nicht in
der Lage befanden, mit der gehörigen Zuverlässigkeit genauere
Angaben zu machen.
Es folgen die Flexionsf'ornien, die Angabe,
ob das betreffende Verbuni mit haben (h.) oder
mit sein ('s.) conjugiert werde, udgl. Grammatikalien,
in der Regel durch einen Gedankenstrich vom Vor-
liergehenden, immer durch ein Kolon von der nun
an die Reihe kommenden Bedeutungsangabe
getrennt.
Für die Beispielsätze von der Ansicht aus-
gehend, dass sie nicht Selbstzweck seien, sondeiii
bloss zur Illustration des Stichwortes dienen sollen,
dass also rasche Verständlichkeit das Hauptaugen-
merk sein muss, haben wir in der Regel in Betreff
der Wortform und der Schreibung uns dem Hoch-
deutsch so weit angenähert, als der Charakter der
Mundart oder die Treue gegen unsere Quellen es
gestattet, sind also ähnlich verfahren wie bei den
Stichwörtern. Den an und für sich wohl berechtigten
Wunsch, Mundart wie sie leibt und lebt vor Augen
zu bekommen, müssen wir auf besonders hiefür an-
zulegende Sammlungen verweisen; Worte, welche
mehreren Mundarten gemein sind, durften wir ja
ohneliin nicht in der realen Form einer einzelnen
Mundart darbieten. Immerhin braucht hier die Re-
konstruktion der Formen und der Laute nicht so
weit zurückzugreifen wie bei den Stichwörtern, und
wo eine bestimmte Mundart zur Darstellung kommen
muss, greifen wir im Notfalle zur Transscription.
Diejenigen Beispiele, welche der Literatur ent-
hoben sind, sind durch einfache Anführungs-
zeichen (, — ') gekennzeichnet; dazwischen ge-
schobene oder angehängte Erläuterungen, welche
von uns herrühren, stehen zwischen eckigen
Klammern. Durch Punkt von der Stelle gestreunt,
folgt die Angabe der Quelh; in Kapitälchen-
S.'liw. Iillutikon 1. 1.
Schrift. Diejenigen Beispiele, welche wir als
lebender Mundart angehörig verbürgen können,
sind mit liegender Schrift (cursiv) gedruckt; die
Ortsangaben folgen durch keinerlei Interpunktion
vom Texte getrennt ebenfalls mit Kapitälchen. Für
die mundartlichen Beispiele geben wir die nhd.
Schreibung hauptsächlich auf folgenden Punkten
preis. Den gemeinen und althergebrachten Diph-
thongen ei (ai), au, äu stellen wir die neuen und
spitzen mit der Schreibung ey, Oll, ÖÜ gegenüber;
ie will auch hier durchaus als Diphthong verstanden
sein, blosse Länge dagegen ist, wenn überhaupt,
direkt durch - bezeichnet. Dieses letztere Zeichen
wird niemals für unechte, durch unorganische
Dehnung entstandene Länge verwendet, es re-
präsentiereu also t, it, ä immer die reinen Vokale.
Während k (ck) als Affrikate (k -{- ch) will ver-
standen sein, drücken wh' die reine, ungehauchte
Tenuis durch gg aus. Synkopierte und überhaupt
verstümmelte oder Assimilations- (Sandhi-)
Formen stellen wir, wo immer es der wirklichen
Aussprache unbeschadet geschehen darf, in ihrer
ursprünglichen, richtigen Gestalt her oder deuten
sie wenigstens an, also g'esse", gegessen, g'chenne"
(spr. /./ — ), h'chenne" für nhd. kennen, si tuend 's
(es), tuend s' (tun sie) es, händ-mer (spr. kämimu-
oder liiiiiijimrr), haben wir, Herdhire (spr. lin-pin-),
Erdbirnen ; aber unangetastet müssen Fonuen wie
7'Jpjieri, Erdbeere, Hamperch, Handwerk, bleiben.
Durch die Restitution der abgeworfenen Konsonanten
in Form von kleinen Buchstäbchen über der
Linie hoffen wir Niemanden über die wirkliche
Aussprache irre zu führen, aber die Wörter dem
Fremden verständlicher zu machen.
Die besondere
typographische Technik,
Interpunktion udgl., welche in unserm Werke
angewendet wird, ist zum Teil schon im Verlaufe
dieser Erläuterungen zur Sprache gekommen. Wir
haben uns eine kleine Untreue gegen die oben
mitgeteilte Bedeutung der Cursivschrift gestattet,
indem wir gelegentlich einzelne Wörter und Buch-
staben als gegebene ebenfiilis durch liegende Sclnil'f
von dem Contexte abhoben, was aber nicht zu
Irrtum Veranlassung geben wird. Mit Beziehung
auf die Interpunktion ist noch zu bemerken,
dass Orts- und Quellenangaben sich nur so weit
zurückbeziehon , als die vorangehenden Bi'is|)ielo
nicht durch Punkt von eiininder gotrennt sind.
PI. hinter einem Substantiv an der Stelle der
Geschlechtsangabeu will sagen, dass dasselbe nicht
im Singular vorkomme.
t bezeichnet einen Ausdruck oder eiTU' Form
als veraltet, d. i. nur noch in der Krimnnung
Weniger leben<l.
Nach alledem bedarf auch der Laie wold keiner
andern Erläuterung mehr als (ii'rjenigcn der
II
XIX
XX
Abkürzungen.
Wenn Werke, welche sich eines grossen Marktes
prfreupn, sich der Abkürzung gewisser immer
wiederkehrenden Wörter befleissen, wie viel mehr
sind wir auf solche Ersparnisse angewiesen, wie
unbequem sie manchem Leser auch seien. In
letzterer Beziehung beruhigen wir uns damit, dass
diejenigen Leser, welclien die betreffenden Notizen
von Wert und notwendig sind, sich durch die
Häufigkeit des Gebrauches den Schlüssel wohl bald
einprägen werden. Wir haben neben den ziemlich
allgemein bekannten einzelnen Abkürzungen zwei
Systeme auf eigene Faust aufgestellt, welche sich
bald als zweckmässig erweisen sollten. Erstens
stellen wir allen Ortsangaben die Andeutung des
betreffenden Kautons voran, wodurch erreicht wird,
dass auch diejenigen Leser, welche nicht in alles
Detail der schweizerischen Geographie eingeweiht
sind, sich leichter orientieren und, falls sie auch
die speziellere Ortsangabe, welche nun um so mehr
verkürzt werden darf, nicht sofort deuten, für eine
oberflächlichere Benutzung hinlänglich informiert
sind. Zu Citaten aus der Literatur genügt in der
Regel die Andeutung des Autors oder der Behörde
usf. mit der Jahreszahl. Das detaillierte Quellen-
verzeichniss wird ja den genauem Aufschluss bieten,
welcher etwa begehrt werden möchte. Das von
uns auf die Bahn gebrachte System aber hat vor
der bisher geübten Weise den Vorteil grosser Kürze
und der Orientierung über die Zeit, welch Letzteres
für ein historiscli zu haltendes Wörterbuch uner-
lässlich ist, voraus.
1. Allfioiieiiit', Ici'iiiitiiihiiilsclic Ahliirziititieii.
a. alt.
ii. älter.
a. anno.
a. G. andere Gemeinde ■>
a. K. andere Kantone j oder in aiidoni.
a. 0. andere Ort.schaften J
ä. Spr. ältere Sprache.
aaO. am angeführton Orte.
abgek. abgekürzt.
Abi. Ableitung. Ablativ.
abs. absolut.
abstr. abstrakt.
Acc. P. Accu.sativ der Person.
Acc. S. Accusativ der Sache.
act. activisch. Activuni.
adJ. beizufügen.
Adj. Adjectiv.
Adv. Adverb.
afries. altfriesi.sch.
ag.s. angelsächsisch.
abd. altliochdeutscli.
aleni. alenianniscli.
alls. allsrcini'iii.
altd. altdeutsch, d. i. althochdeutsch und niittelhocb-
deutscb.
altn. altnordisch.
a 1 1 n d. altniederdeutsch.
alts. alt.sächsi.seb.
altsl. alt.slavisch.
An f. Anfang.
anl. Anl. anlautend. Anlaut.
Anm. An mm. Anmerkun;;. Anmerkungen.
anom. anomal.
ant. antonvm zu — , den entgegengesetzten Sinn aus-
drückend. Gegenteil von ,syn.'
Aphär. Apbäresis, Kürzung eines Wortes von vorn.
apok. Apok. apokopiert. Apokopo, Kürzung eines
Wortes durch Abschneiden des Schlusses.
Art. Artikel.
asp. aspiriert.
assim. assimiliert.
.4.ttr. attr. Attribut, attributiv.
Ausdr. Ausdruck.
Ausg. Ausgg. Ausgabe. Ausgaben.
ausl. Aus), auslautend. Auslaut, der Laut am Schlüsse
des Wortes.
Aus spr. Aussprache.
bair. bairisch.
Bauk. Baukunst.
Bd. Bde. Band. Bände.
bed. Bed. Bedd. bedeuten, bedeutet. Bedeutung-. Be-
deutungen.
Beisp. Beispiel.
Bern. Bemerkung Benierkunyen.
bes. besonders,
best, bestimmt,
betr. betreuend.
Bez. bez. Bezuo;. bezüglich,
bildl. bildlich.
Bb Blatt.
Buchst. Buchstabe,
bzw. beziehungsweise, respective.
Oas. Casus, Fall.
caus. causal. cau.sativ.
churw. churwälsch.
cit. Cit. citiert. Citat.
coU. Coli, collektiv. Collektiv.
Comp. Comparativ. Compositum.
concr, concret.
Cond. Conditional,
Conj. Conjunction. Conjunctiv.
Cons. Consonant.
corr. zu verbessern.
d. h. das heisst.
d. i. das ist.
d. w. das was.
da f. dafür, statt dessen.
das. daselbst.
dass. dasselbe.
Dat. P. Dativ der Person.
Dat. S. Dativ der Sache.
XXI
XXII
lit'kl. Peklination.
(Iffl. dergleichen.
l»ial. dial. Dialekt, .lialekti.sch.
l'iiii. Diminutiv.
liijilitli. (liiihtli. Diphthoiij;. diphtliongiscli.
dir. direkt.
diipji. doppelt.
d.s. derselbe.
ebd. ebenda; ebenderselbe.
e h ni. ehemals ; ehmalig.
eig. eigentlich.
Eigenn. Eigenname. Nunten prnpr.
eins. ein,silbig.
eil. Ell. elliptisch. Ellijise.
End. Endung.
Ends. Endsilbe.
engl, englisch.
eng. S. im engern Sinne.
enkl. Enkl. enklitisch. Enklitica.
entg." entgegen, in entgegengesetzter Bedeutung, im
Gegensatz,
entw. entweder.
Epith. Epitheton.
Etw. Etwas.
Etyni. etym. Etymulugie. etymologiscli.
Euiiheni. eupheni. Euphemismus, euphemistisch.
f. feminin, weiblich, für. foliu. folgend.
Fem. Femininum.
fig. figürlich.
fing, tingiert.
f 1 e c t. üectiert.
F 0 r s t w. Forstwissenschaft.
Frei(. Frec|uentativ.
frz. französisch.
gebr. gebrauchlich.
gedr. gedruckt.
Gegs. Gegensatz.
gem. gemein.
Gen. P. Genetiv der Person.
Gen. S. Genetiv der Sache.
gespr. gesprochen.
gew. gewöhnlieh, gewölinlicher.
gleichbed. gleichbedeutend.
gleiehs. gleichsam.
got. gothisch.
gr. griechisch.
Gr. gramm. Grammatik, grammatisch.
Grdw. Grundwort.
(irundf. Grundform.
h. mit dem Hülfszeitwort haben conjugiert.
]id. hochdeutsch. Schriftsprache.
Hdschr. Handschrift,
holl. hollandisch,
lirsg. herausgegeben.
Im]i. Imperativ.
Impf. Imp.erfekt.
Ind. Tnilikativ.
indccl. indeclinabel.
indir. indirekt.
Inf. Infinitiv.
Inl. inl. Inlaut, inlautend, d. i. im Innern des Wortes.
Instr. Instrumental.
intens, intensiv.
Intcrj. Interjektion.
intr. intransitiv, nicht den I. Fall regierend.
iron. ironisch.
isl. isländisch.
it. italienisch.
iterat. iterativ, wiederholend.
J. Jemand. .J — es. J — em. J — en.
Jag. Jägersi>rache.
Jlidt. .lahrliundert.
Kdld. Kinderlied.
Kdspr. Kindersprache.
kelt. keltisch,
kurh. kurhessisch.
1. lies verbessernd.
lat. lateinisch.
Lit. Literatur,
litth. litthauisch.
lt. laut.
M. Mitte.
m. mit.
m. maskulin, mäinilicli.
MA. MAA. Mundart. .Ahindarten.
Masc. Masculinuni.
md. mitteldeutsch.
Med. Medium.
mehr od. w. mehr oder weniger.
mh d. mittelhochdeutsch.
mlat. mittellatein.
m n d. mittelniederdeutscli.
m n I. niittelniederländisch.
Mscr. Manuscript.
n. neutrum. sächlich.
Nachs. Nachsilbe.
näml. nämlich.
Nas. nas. Nasal, nasaliert.
Nbf. Nebenform.
nd. niederdeutsch.
ndl. niederländisch.
ndrh. niederrheinisch.
Neg. neg. Negation. \'erncinung. negativ.
neud. neudeutsch.
nfrz. neufranzösisch.
nlt. neulateinisch.
Nom. Nomen.
Nomin. Nominativ.
Ntr. Neutrum.
Nuni. Numerall', /.alilwort.
0. oben. ohne.
oO. ohne Ort. ohne Ortsangabe.
XXIII
XXIV
hImI. nlii'ldoutsi'll.
Olij. obj. Übject. (.Tegenstanil. auf welelieii sich ilie
Tätigkeit bezii'lit. objectiv.
ob sc. obscön.
odgl. oder dergleii-lii'ii.
Org. org. Organ, organi.scli.
ürtsn. Ortsname,
ö.str. östereiehisch.
P. Per.son.
Part. part. Partikel, jiartitiv.
Pas.s. Passivuni.
Patron. I'atronyniicuni.
Per.s. per.s. Personale, personlieli.
p e r s 0 n i f. jjersoniflziert.
Per sonn. Personenname.
PI. Plural.
Pos. Positiv.
Po SS. poss. Possessiv, possessiv.
Präf. prüf. Präflx. jirätigiart.
Präp. Präposition.
Präs. Präsens.
Prät. Präteritum.
Pron. Pronomen.
■ P t r. Partieip.
Pte. Per f. Partieip Perleeti.
Pte. Im)!. Partieip Imiierfeeti.
yiial. ((ual. Qualität, (lualitativ.
(^uant. i|nant. Quantität. i|uantitativ.
r. rein (vom Vokale).
R.\. RAA. Redensart, b'edensarten.
Red. red. Reduplieation. reduplieierend. rednplieiert.
ref'l. retlectiv.
Rel. rel. Relativ, relativ.
r,i;'lni. reijelmässig.
rom. romaniseh.
riebt, richtiger.
Rspr. Rechtsspraehe.
S. .Seite.
s. siehe, sein, ejus, mit sein conjugiert.
s. d. siehe dieses, dort, daselbst, d. h. im Worterbneh
unter diesem Wort,
s. d. A. siehe den genannten Artikel,
s. d. W. siehe dieses Wort in seiner alphabetischen
Stelle,
s. V. a. so viel als.
s. o. siehe weiter oben,
s. u. siehe weiter unten,
s. 7j. seiner Zeit.
scherzh. scherzhaft.
schw. schwedisch,
seh WZ. schweizerisch.
8g. Singularis.
sog. sogenannt,
sl. slavisch.
8 p. Spalte,
spec. speciell,
Spir. Spirans. Spiritus, Hauch.
Spr. Sprache.
spr. sprich.
Sprw. Sprww. Sprichwort. Sprichworter.
st. statt'.
stf. starkes Feminin.
stm. starkes Maseulin.
stn. starkes Neutrum.
Subj. subj. Subject. snbjectiv.
Subst. Substantiv.
südd. süddeutsch.
Suff. SU ff. Suffix, suffigiert.
Sup. Superlativ.
sw. schwach (mit Bez. auf Kbi.xion).
swf. schwaches Feminin.
swm. schwaches Maseulin.
swn. schwaches Neutrum.
Syn. syn. Synonym, synonym, im Allgenn-inen gleieli-
bedeuteml.
syne. syncopiert.
t. teils.
tr. transitiv,
trop. tropisch,
tw. teilweise.
u. und. unten, üutri'.
n. a. unter anderem, und anderes, und amlerswo.
u. a. m. und andre undir.
u. ä. und ähnliches.
u. o. und oft.
n. ii. und öfter.
u. v. a. und viele andere.
u. w. a. und wenige andere.
iibli. überhaupt.
nbertr. übertragen.
unge w. ungewöhnlich.
Um iL Umdeutung.
uniged. umgedeutet, unigedeiit^cht.
uneig. uneigentlich.
unpers. unjiersönlich.
unr. unrein.
U n t e r s c h. Unterschied.
u n r g 1 m. unregelmässig.
Urk. Urkniule.
urspr. ursprünglich.
u u y e r. unverändert.
V. von.
V. J. vom Jahre.
V. 0. von oben.
V. u. unten.
Var. Variante.
Vb. Verbum.
veralt. veraltet, veraltend.
verk. verkürzt.
versah, verschieden.
verst. verstärkt.
vgl. vergleiche.
vgl. d. vergleiche dieses oder dort.
vi eil. vielleicht.
vielm. vielmehr.
XXV
XXVI
Voc. Vocal. Vocativ.
volkst. volkstümlich.
vollst, vollständig.
V 0 r r. Vorrede.
vwdt. Vwdt.seli. verwandt. Verwandt.seliatt.
W. Wort.
inelir od. w. mehr oder weniger.
wah rse h. wahrsdieinlicli.
WB. Wörterbuch.
weit. S. im weitern Sinne.
wörtl. wörtlich.
Wst. Weistum.
WW. Wörter.
Wz. Wurzel.
Z. Zeile.
z. zu ; zum ; zur.
z. T. zum Teil.
z. U. V. zum Unterschiede von.
zs. zusammen.
zsgez. zusammengezogen. .
zsgs. zusanmiengesetzt.
Zss. Zssen. Zusannnensetzung. Zusannneiisetzungen.
z u w. zuweilen.
zw. zwischen.
Römische Ziffer bedeutet das betr. .lalirhundert.
3. OrtsbezeichniiiifieH.
NB. Die Kantone siml durch Seiiii kolou, die Unter-
iibtc'iluugou der Kautoiie durch Komma getrennt. Die
t'hiffrieiung der Erstercn leschicht ohne Punkt, die der
Letzteren mit Punkt.
Wenn die Ortsangabe fehlt, so ist dieselbe entweder
ohne Bedeutung, die Verbreitung eine ziemlich allgeniciue
oder es stand uns keine verbürgte Angabe zu Gebote. Wir
hätten vielleicht besser getan, die meisti^ii der bez. Angaben,
welche wir unserem Vorgänger (vStalder) entnahmen, zu cas-
sieren, da dort gewöhnlich die Ortsangaben unentwirrbar siiul.
Allgemeines.
a: alt.
abw.: von dem lo'tr. Orte abwärts,
aufw. : von dem betr. Orte aufwärts,
e: enner-, ennet-.
gr: Gross-.
H.: Hinterland,
h: Hinter-,
kl: Klein-.
1: links z. B. vom See. Fluss.
M.: Mittelland.
in: Mittel-.
n: nördlieli mit 15ez. auf das betr. tieljiet.
0.: Oberland,
o: Ober-.
ö: östlich mit Bez. anf das ln-tr. (iebirt.
r: rechts z. B. vom See, Fluss.
s: sudlich mit Bez. auf das betr. Gebiet.
Stdt: Stadt.
t. : nur teHweise.
IT.: Unterland.
u: Unter-.
w: westlich mit Bez.
auf das betr. tiebiet.
Speclelles.
Aa: AargaH.
AaB. : Baden.
AABb. oder Badb.: Baderbiet.
AaF.: Freiamt.
AAFri.: Fricktjjal.
AaHL: Hallwyl.
A A K. : Kaiserstuhl.
AaKo.: Kelleramt (zw. Ottenb. ninl liremgarten).
.VaKI. : Kilehsiiiel (Lenggern, Hageiitirst, Sidilatt.
klDöttingen).
AaKu.: Kulm.
AaL. : Lenzburg.
AARh.: Rheinfelden.
AASt. : Stau feil.
AaZ.: Zurzach.
Aar.: Aaran.
L'Ilbr.
liegt:
Reh-
.Vr: .Appenzell.
.Vi'A.: Ausserrhodeii.
-U'H.: Hinterland (Herisau. Waldstalt. Seliwe
Sehönengr., auch Urn.).
Ai'l.: Innerrhoden (ausser Oberegg).
Ai'K. : Kurzeiiberg (was rechts der Goldaeli
Walzenhauseii. Oberegg. Heiden. Wahl.
tobel).
.Vi'M.: Mittelland = .Vusserhodeii zw. Sitter nn<l
Goldach.
AeSt: Stein.
B: Bern.
BAd.: Adelbodeii.
BBe. : Beatenberg.
BBr.: Brienz.
BBr. S. : ßrienzersee.
BE.: Emmental.
BG.: Guggisperg.
BGr. : tTrindelwald.
BGt.: (iuttannen.
BHa.: Haslital.
BHk.: Habkern.
BK.: Kandertal.
BL.: Tjanterbrniineii und -t:il.
Bl.f: I.aufontal.
Bli'.: K'lnggenberg.
BS.: Seeland.
BSa. : Saaneii.
BSch w.: Schwarzeiibnrg.
BSi.: Sibeiital.
BTh.: Thnn.
BTh.S.: Thunersee.
Hai.: Baiern.
Bs: Basel.
BsR: Birseek.
BsL.: Land.
XXTII
XXVIII
BsLie.r Liestal.
BsSt. : Kanton Baselstailt.
F : Freiburs-
FGu.: Gurnic.'ls (jetzt zum Seebezirk geliörend). ;
FJ.: Jaun und Tal.
FMu.: Murten ^^ Seebezirlv uliue Gui-niels und
ßertiscbeu.
FS.: Seebezirk, wnzu jetzt (iurniels uiiil liertiselien.
FS.s.; Sensebezirk, von Platleyen bis Bösingen.
(j : Gallen d. i. der volkstuMilirbe Name für St. Gallen.
GA.: Aniden.
G aL.: alte Landsehaf't.
G F. : Fürstenland.
(_t (_T. : Gaster.
GMs.: Mels.
Gli.: Rajuiersweil.
GKh.: Rheintal.
GS.: Seebezirk.
G S a. : Sargans.
GT.: Toggenbnrg.
GTa.: Tablat.
(JW.: Wartau.
G W'e.: Werdenberg.
(iWsst.: Weisstannen.
Geb.; Gebirg mit Ausschluss der Vnrberge und der
sog. flachen Schweiz.
G [,: Glarns.
GlGt. : Grosstal, vgl. Linthtal.
GlH.: Hinterhl. (Linth- u. Sernfttal bis Scliwanden).
GlK. : Kerenzerbezirk.
Gi.l..: Linthtal.
GlM.: Mittelland.
Gi.S.: Kleintal. Sernttal.
(in: tiraubünden.'
<JK.\.: St. Antonien.
<Ti(Av.: Avers.
Gnl».: Davos.
GifHe.: Herrschaft.
(in L.: Langwics.
GRObS. : Obersa.ven.
G 1! P r. : Prättigau.
GnRh.: Rheinvi'aldtal.
GrS. : Savien.
GuSch.: Schanligg mit Ausschluss von Langwies
und Arosa.
GuV.: Val.s.
L: Luzern.
LK.: Entlibuch.
LG.: Gäu; Eeus.s-. Aa-. NVina-, Surental.
LH.: Hinterland; d. i. Wiggi.sthal. die niirdliihe
Abdachung des Napf. Luteren. Hergiswyl.
Willisau, Zell, Dietwyl.
LHa. : Habsburgeramt = was rechts der Keuss.
LHo.: Horw.
LV.: Viznau.
L W. : Weggis.
JjWigg. : Wiggertal.
Nnw. : Nidwaiden.
Onw.: Obwalden.
P: Pii'inont, niimlich die deutschen Täler am Monte
Rosa und an der Tosa.
P(ir. : Gressonc}'.
PMa. : Macugnago.
PPo.: P.immatt.
S: Solothurn.
SB.: Buehsgau. .
SBb.: Bucheggberg, was südlidi von der Haupt-
stadt in den K. B ragt: Atigen, Lüssligen.
Messen, Asclii, Biber., Deitigen, Kriegstettcn,
Luterbach, Zuchwyl,
SGr. : Grenchen.
SL. : Leberberg, was westlicli von S.
SSchwa. : Schwarzbubenland, was nördlich der
Jurakette.
ST.: Tal. Balstal. Gänsbrunnen bis zur Klus.
S T h i e r s t. : Tliierstein.
Seil: Schaffhausen.
ScuHa.: Hallau.
Seil KL: Klettgau.
Seil Sc hl.: Schieitheim.
ScuSt: Stein a/Rh.
Scinv: Scliwyz.
SoHwE.: Einsiedeln.
SciiwG.: (jersau.
S (■ H w H ö, : Höfe.
SeiiwMa. : March.
ScH wMno.: Muntatal.
Seiiw W.: Wägital.
T: Tessin.
TB.: Bosco.
Tu: Thurgau.
Tu Fr.: Frauenfeld.
U: Uri.
UL: Isental.
UR. : Reusstal. Gottliardstrasse au.sser Urseren.
URie.: Riemenstalden.
US eh.: Schächental.
UUrs.: Urseren.
Uw: Unterwaiden.
L'wE.: Engelberg.
UwSa. : Samen.
Vw: Vierwaldstätte.
W: Wallis.
WG.: Goms.
WLö.: Lötschen.
WV.: Vi.spertal.
Wst: die Waldstätte mit Ausschluss von Luzern.
Z : Zürich.
ZAuss.: Ausseramt (Martalen. Benken. Lauten.
Feuertalcn).
Z B. : Baurcnlaiid.
?CXIX
xxx
Z eA.: Enneraiiit (Seen. Zell. Schlatt. El^i;. Elliknn,
Altikon. Kikenb., Dyiihanl. Diigerlen, Seuzach,
Elsau. Wisendangen, oWiiiterthiir, Veitheim,
Töss. Neftenbach, Flaach. Borsr. rtättlikon.
Pfungen, Eorbas.)
Z F. : Fisehental.
ZKatz.: Katzensee und Umgegend.
Z K n. : Knonaueranit.
Z IS.: linkes Seeufer.
ZX.: Neuamt (oGlatt, Ha.sli, Neracli. Stadel.
Weiaeh).
Z oA.: Oberanit (Wei.ssl., Wildlierg. Turbcntal.
Wyla, Baunia. Sternenbi'ii;-. Hittnau. l'liitt'..
Kus^fikon).
Z rS.: rechtes Seeufer.
ZSt. : Stammheim.
ZTö.: Tösstal.
ZTu.: Turbental, oberes Tös.stal.
Z uA.: Unteramt (Hinten. Bass.. Wallisellen).
ZW.: Wehntal.
ZWl.: Weinland.
Zg: Zug.
ZgÄ.: Ageri
und Tal.
Die Chiffrierung der literarischen Quel-
len verbindet sich am schicklichsten mit dem aus-
führlichen Verzeichnisse dieser selbst, welches aber
erst später in der gehörigen Vollständigkeit mit-
geteilt werden kann; inzwischen dürfte unser be-
treffendes Abkürzungssystem den hauptsächlichsten
Bedürfnissen genügen.
Indem wir nun diese erste Lieferung in die
Welt hinaus senden, sehen wir nicht ohne einige
Bangigkeit um den äussern Erfolg des Werkes,
aber getrost in dem Bewusstsein, unser Möglichstes
getan zu haben, einer sachkundigen und billigen
Kritik entgegen. Dieselbe möge, che sie ihr Urteil
spricht, vor Allem bedenken, dass wir gedrängt
durch die Ungeduld eines Publikums, mit dessen
Gunst wir doch rechnen nuissten, und zugleich
beengt durch raancheilei andere äussere Rück-
sichten, zum Teil auf das selbe Publikum, das
Werk in diesem Zeitpunkte und in der nun vor-
liegenden Gestalt erscheinen lassen mussten. Dass
dieselbe mit nianchey Mängeln behaftet ist, wissen
wir selbst nur zu gut, und es konnte niclit anders
sein, schon weil die Sammlung nur zum kleinsten
Teile auf unmittelbarem Wege geschah, sondern
vom Wohlwollen, Wissen und der Mitteilungsgabe
dritter Personen abhängig war, von denen viele
nicht einmal niehi- befragt werden konnten, weil sie
nicht mehr unter den Lebenden weilen. Weini die
Kritik diese und andere Schwierigkeiten, mit welchen
wir zu kämpfen hatten, bedenkt und nachteilige
Folgen derselben nicht uns selbst zur Last legt,
so möge sie im Übrigen rücksichtslos sich über die
Sache selbst aussprechen. "Wir werden wirkliche
Berichtigungen und Ergänzungen mit gros-
sem Danke annehmen und zur Verbesserung des
Werkes dienen lassen. Ein ganz richtiges Urteil
über das, was von dem Ganzen zu erwarten sein
wird, kann übrigens aus keiner ersten Lieferung
geschöpft werden, und aus der vorliegenden be-
sonders auch darum nicht, weil es sich so traf,
dass dieselbe, ausser dieser etwas ausführlichen
Einleitung, in ihrem wirklichen Texte gerade von
Anfang an eine Reihe von wenig bedeutenden Ar-
tikeln über Interjektionen und Partikeln enthalten
musste. Auch das von uns adoptierte Anordnungs-
system muss sich eben in diesem ersten Teile des
Wörterbuches von seiner unvorteilhaftesten und am
schwersten verständlichen Seite darstellen.
Zürich, an Lichtmess 1S81.
Die Kedaktion.
I. Abteilung'.
Wörter, deren Hauptsilbe bloss aus a oder anderen Vocalen bestellt.
A resp. ä, ai, au, äu, e, ei, eu, i, io, 0, ö, II, ii, ue, iie.
liKMKKKUm;. Die einsilbigen \V W. mit aiislauteudein w siml tlienlalls hier ii ii ti- igelnaelit. JI.iii sr li ■
auch die firiiiiiien Acll, Aj, All, Aw und die mit anlautendem H~.
A a: Name des ersten Buchstabens im Aliiliabet.
Das Geschlecht dieses und aller Bnchstabennanien variiert
nach den Landesgegenden zwischen m. und n., jenes meist
in den katholischen, dieses in den protestantischen.
ii Ite: buchstabierenJe Zerlegunjj des AJv. nli, s. d.
— ä be ee: Einleitung zu dem bekannten Kinder-
siiruche von der durch den Schnee oder über den See
laufenden Katze, und zu Nachbildungen desselben ge-
braucht.
Vgl. H. 1. Seil. 2, a. Unoth 1, ly, 20- 24. Kochh.
Nr. 93i) +2. Von Letzterem als eine Kiuderbesegnung
erkannt, was durch eine LVariaute, (ftr C/iatz tuH '« Bopli
inh. noch besonders gestützt wird. Die sinnlosen Laute
sollen wohl die unverstandenen fremden Worte eines Zauber-
spruches nachahmen. Als leere Spielerei scheinen sie dann
weiterhin gesetzt in Sprüchen wie A, br, ce, Zinijije, dr LiTcr
Int-ml iriilh (jint/ge usw. udgl.
ABC n. ähe'uk' Z, uiifHui' kv, djii-jKf' ScHW ; Uw, (TyyiV«;''
Aa; B, ubiue' Bs: Alphabet. Ni<l eiiud 's A. kenne"
bezeichnet den hcichsten Grad der Unwissenheit und
Ungeschicklichkeit Uw. — Das sächl. Genus belegt ans
Aa; Uw; Z.
.A, Aa f. s. Äeht. Acli. A n. s. Ei. a s. an,
"hiic. a! k n. s. ä IL
a 1: Interj. 1. .staunender Verwunderung oder
Bewunderung B; G. — 2. des Schmerzes G. Ä min
[Gott]'. — 3. der Verachtung, Verwerfung. Unge-
duld, Unzufriedenheit, bes. in der Verbindung ti ira!
G, a was! S. ,Nimnit 's uf die Hecht Aehslc und denkt:
A tras!' BWyss. 4. des Ekels, auch Substantiv,
das Ekelhafte, Schmutz (Kdsjir.). Reek's nid a", es
ist A! Unrat, Kot; A mache, Notdurft verrichten Aa.
- Syn. Ct-ä, ä-i, «. ä-i, üiii, fj'jf, i^'j'ji, (iixrh. -5. Lieb-
kosung, s. ä II.
d : Intonation zu einem S|iottliedchen ; ii, Ritirli. ä.
d's Wdi srhhtt der Mit usw. Gl..
ä II; untrennb. Partikel vor Snbst. und Adj.
Verwandt mit at-- und ur- und mit diesen Vorsilben zu-
weilen wechselnd |(ir. (!r. 2-, fllLj) bezeichnet dieses «-
Schw. Jdiutikuu I, 1.
urspr. nur Ausgehen von etwas, dann überh. Ungünstiges,
ist aber nicht geradezu Verneinung ivie un-. Erhalten in
Abri'ch, Awerrh, Aschwiit(ff; Akunt, Alantir, Amacht, amäclitiij,
Aicrt/, Äivtrt, a/ädiy, awtz, aschii-y, ait'ei-l, viell. auch in
Atjcrste und in Ämd (Ainad). — Mit diesem a- nicht zu ver-
wechseln ä = an und a = ohne.
-ä III: interj. meist an Imperative angehängter
Laut zur Verstärkung des Anrufs oder der Aufforder-
ung. ,Stilla, stilla, nun losend mir!' Man. .Heu! ein
Wort, so man einem rüeft, hola, hola, losa, losa hiezue!'
Fkis. ,Losa, ist ein Wort, dardurch wir aufmerkung
begärend desse, mit dem wir denn reden. Losa da,
Lieber sag mir.' Mal. ,Bya Narra!' närrische Meinung!
1712, GöLDi. S. ferner huscha. Vielleicht auch in der
bekannten Aufforderung zur Lösung eines Kätsels;
rdl-mer-l, rät-)iier-ä; s. -/. — Vgl. -ö.
n- IV für (■/- d. i. ein, (Zahlw.). /, ss. -Hiilte.
-ireleh.
(I V: auf falscher UmdeutunLi
Vorsilbe; z. \>.
der auf Vcrstüm-
A-Kiirn, -Seheid,
Fr
lap.
melung beruh
-Ziiiflf/e, -dainieii.
a: 1. an. und zwar ii Adv
den Aa; BU.
ä I: Interj. 1. iler unwiUigm .\b\vci>ung B: Z,
a hü! Z, a ira! G; Z, a biiear! a li'liiiet f^in; Z,
<i iif'och! Ar. - 2. des Erstaunens; warum niclit
gar! i>otz tausend! GW., d pd Aa. ii lid \V. VgH.
1.//».' ,ei Im!' Mal, . .' a I. ä IV :>. :!.
ä II; Abschwächung der Emlung -aeli (die Aeh?]
in Ortsn., z. B. Golda (Bodensee). Die Verstünuiudung
auf halbem Wege zu blosser Hildungssilho Cc) stellen geblieben,
il-ä: nein HM.; G. S. e-e, mt-n.
ä-a, S-ä; Interj. und Subst. n.=nI4. B; (iic: W.
a-i 1: diirtbill .Vr. Aus nn-liin; vgl. Um.
hinunter, herunter; drunten
Ar
a-i 11. a-lii, a-b
; s. iih-Jiiii. -Iier.
1
A. E, I, (>. r
a-i 11] : Iiiterj. und Solist, n. mit rlrin IHiiiin.
A-itschi = f 7 1 I iiiul aus ilicsem abgeleitet L.
ä I (■- Aa; B; Sch; Th; Z, aurli rcduplicifieud n'-ä Ar:
Zo. .''-c- Z: 1. Interj. und Subst. n. = « I 4 Ap; Bs; Z.
2. Interj. des Spottes Aa; B; G; 8ch: Th; Z; gerne
in repetierender Form und von der entsprechenden
(leberde der Zeigefinger (UK(jl(jeJe; Rüebli schabe) be-
gleitet; ä! ä! (jä, es liet dir'' (ffie! Aar.; Z, ä f/ix! da
hast du'.s GW.; auch Warnung.s- oder 8pottausruf, wenn
ein Kind sich un.schicklich entblösst; ebenso (mit lang-
gezogenem Tone) Au.silruck des Befremdens über mo-
ralische Blossen eines Andern: ä aber! So viell. Ruof
1588: ,Ae! tuond g'mach; iend nach nit hu' [sprecht
noch nicht Hohn].
Srhliesst sich vndtscliltlicli iiiiil ihir Beil. nach au li I 4
an. Sowohl dem vorliegenden Laute als dem unten fVilgunden ä
lassen sich die ausdrücklichen Inter.). des Ahscheus p/uch,
pfiidi, pfutrr, liuKK, lAl hidlügeu. — Vgl. auch e! ei.'
a! 11 « Aa; Ap t.; Bs; B; GrO.; Uw; Ü; Zo; Z, c-'BSa.,
a Apt.; (tbGIi.; G; ..Sch"; Th; gerne redu]ilieierend «'-ti.
.(■-(f.- Interj. und Subst. n., Ausdruck der Zärtlich-
keit, verbunden mit liebkosender Geberde, besonders
des Anschmiegens von Wange an Wange Bs; Z, auch
des Htreichhiindchens, namentlich von Kindern Aa Fri,
Als Subst. .sind vorzugsweise dimin. Abltgn. üblich :
Ali Aa; Bs; B; FMurt; Gl; GrO.; L; GS. u. Sa.; Uw;
U; Zo; Z, Ali Ap; FMurt.; GfiCh.; GTa. u. W.; Sch; Th,
Ä-i BG., A-i GflCh. Man sagt («, äli ntarhe". Mnrli-mer
schön ä! Es Ä usw. mache", g'e". ,Haber inul Gerste
— loie tuet s' de Wind eso wiege: 's macht eis dem
andere Ali!' KdMeiek. Ironisch: ,UHd witt elvi Ali
Clin seheiiije Aste, miicst-di halt iippedie pueUe.' Corrodi.
Es Ali und es Dri'(cl;erli LG. En. Ali ond e Strlclierli
Ap. A-lieheli mache" L(t. und so schon 1651 : .Wenn
sie [Accus.] wurd ein Zaunstäcken anlachen, sie wurd
ihm a lieb machen.' Schiniidr.
Die Formell mit a kommen fast nur in solchen Gegenden
vor, in denen der Diphth. ei regelmässig zu ä verdichtet
erscheint. Dieser Umstand und die Vergleichung der ent-
sprechenden Formen in deutschen MA. (ci-ei := unserm a-u
\mi ä-ä; Fiel, Bilein, Eieichen ^= Ali) führen auf den Diphth.
li als Quelle unseres W. — Syn. Liehrli. OrtMi. Vgl. auch
.1.' IV 1.
a lU ,.t- L; Z: Interj. 1. des Schmerzes , der Be-
schwerde; ach! ,Ae: ist wenn man sich klagt.' Fris
Mal. — 2. starker Gefühlserregung überhaupt.
^•1 vie guet, schön, lieb! udgl. -- Durch Dehnung aus ät-h!
ä IV of, mit schwankender Quantität, doch vorwiegend
kurz: Interj. 1. der Bitte, Ermunterung, Aufforderung.
Ermahnung, entspr. dem nhd. .doch' nach Imperativen.
Ä, tue mer iez an de G' falle! A wöl ! A 7rol doch, au!
= sage doch ja! Z. Häufig mit [ich] hitt di''' verbunden
zu der versteinerten Formel äppitti Z ; s. bitten. ,A,
gend mir antwurt gschwind!' Ruop 1538. .A lass mich
hinüber kummenl' bittet Moses .Jehovah. Deutr. 3. 25.
1518 (wofür 1067 .Lieber, lass mich .. .'). ,Ae = incla-
mantis interjectio. ä wenn man eim nachschreyet vmb
hilft'. Ae gäbend mir etwas.' Mal. ,.4 lieber thue hüpsch-
lich, biss nit so hön.' Fris. Mal. .A ! qnaeso.' Id. B.
- 2. Unwille, Uberdruss; Abweisung, Tadel; sich
nahe berührend mit ä I. A, las-mi''' iez emäl gä"!
A, gang-mer eweg, das glaab-i nüd! A. wo wöttscli-es
du möge! A Jesis! = ja freilich! Kennst du da?
Antw. A! entw. .warum sollte ich nicht!' od. ,ich will
Nichts von ihm hören.' .A lass mich nit mehr dienen!'
1531, Jeeem. ,Sin Schwager sagte: ir sollten ze jiredig
gon. Spräche er: ä, ich mein, min frow werd mir wol
predigen.' 1532, Egli Act. ,A, dass dich 's erdrich fräss,
wie tuest!' Man. Wie dem ä! werden auch diesem ä
gern icas, u'a, ha; b'hiietis (tridi), biwdr, ebenso die
zu ä I erwähnten Interj, des Absehens zum Zweck der
Abfertigung, etwa auch im Sinne eigener Entschuldig-
ung beigefügt. Viell. gehört hieher auch die Drohung
ä-jö! Bs. 3. Erstaunen, Überraschung, Zweifel,
wie ä I. A, es wird doch nüd si" ! A, was da iiild
saist! wofür auch einfach ä.'ge.sagt wird. ,Hem, interj.
adiiiirantis : Ae, sihe da.' Denzl. 1677 n. 1716. ,.\e
KriegV [ist's möglich?] Mit wem?' Weis.senb. 17(i1.
Auch hier kann zur Verstärkung ha hinzutreten Ap;
W; Z (hier auch zu aha verwachsend), ebenso toas,
wa Z; hoti, potz! Gl; GeP. Mit ä- oder «-&..' leitet
man in Gr eine erklärende oder einschränkende Ver-
besserung seiner eigenen viell. übereilten Aus.sage ein.
Die Überraschung kann auch eine freudige sein. „4
wie bist du so recht komen!' Fris. ,A das i.st recht!'
1569 LLav. Neugierde: ,A, wie war das!' 1532, Eqli,
Act. Auch das ä! mit dem man Verwunderung darüber
ausdrückt, dass Etwas von Andern nicht bereits ge-
wusst oder verstanden wird, begegnet schon früh (Ab-
scheid V. 1526). Viell. steckt unser ä auch in dem
Ausruf des Schreckens: e-m-min! [Gott] B; F. — Be-
grifflich und otyni. berührt sich ä IV mit ach! üfh t «! ei! e!
ä! V c^, und wo dieser Laut nicht heimisch ist, dafür rf,
gelegentlich mit gedehnter Ansspr. : Interj,, als Ausdruck
von Munterkeit, lebhaftem Erstaunen, freudiger
Überraschung: zur Verstärkung verdoppelt, wie schon
bei Kessler: .E, e. mit was grossen eren sy empfangen
wurden!' oder mit sinnverwandten Ausdrücken ver-
bunden: ä der tüsig! A bieg (men) au! A ba! i,st's
möglich? A neu kann bloss lebhaftes Erstaunen oder,
als Gegensatz zu ä ja! ä wol! lebhafte Verneinung
ausdrücken. Durch ä alier! wird mit dem Erstaunen
oft Missbilliguug verbunden. Bald Einwilligung wird
bezeugt, bald Ermunterung versucht mit ä nu Schw,
äsenüse Gl, äscnusedä, ei so nun so denn! Wst; Zg.
,Eja dann, lasset uns eilen!' 1665 JonMtiLLER. - Vgl.
übrigens hä und i .'
ä! VI: affektvolles nein bei befremdlicher Frage
Ap oder in trotziger und grober Stiiiimung Bs. — Aus
Hrh! oder (wie e-c!) aus ,uein' verstümmelt.
ä VII: hier, proklitisch vor Advv. des Ortes,
ä-obna, äjussna, äjunna GeT».
Die Form weist auf das .\dv. ci, die Bed. eher auf ver-
strimnicltes liir. S. auch je.
A: veraltende Ausspr. für Ei Ap; Ende des vor.
Jh. noch in GStdt.
ä-ä! rf-.« Z = ä! II.
ä-ä! P-e^ Z, rf-.c Bs = «.' II. Vgl. „-,,!
Ä-i n., ä-i! = a 13 und II.
ä-i: = a-i II GrV. — Dnrch Umlaut aus diesem ent-
standen. S. ei Adv. II.
ai! 'i'i: 1. Ausruf der \'erw u nde r u ug. ai ! ai!
ScnSt. — '2. Weherul 1!.
an I: Interj. des Schmerzes, allg. .Aiiwee!' Fris.
,Au wehe!' Denzl. 1677. 1716.
au II; Interj.. Laut eines bellenden Hundrs Ar.
Syu. wau !
iiu III = auch; s. d.
an IV aus an in der Zss. Auliech' GT, s. Anbäcl.
A, fi, I, 0, Ü
An I Auw, Auwe f., mit höibarcm w BSi.; G o.Eh.
lt. fixEiNsiÜLL. 1801; Uw; U; W, ohne ic Ap; BM., S.; P;
Gl: Ob; (iSa.. Au-e BM.; L; ScHw; 8. — Demin. Auwji
Obw: W. Auwli BO.; Obw, Auweli BGt., Auji GbD.,
Auli BM.. SL; Uw; U, Äuli Ap^ Gl; GA., Auwelti
Obw, Aiit.-ichi GlH., Autsclili, Äutschli B: 1. weib-
liches Schaf. Nur in den Kant. Bs; Seh; Th; Zg n. Z
iiii'ht nachgewiesen. .Die schaf . . . die oüwen. da-s i.st
weiblin. als wol als die wider.- Mün.ster 1548. .Man
lasse den Widder nicht eher zu den .\uen. bis sie
wenigstens 2 Jahre alt sind.' Sammler 1779. .Heiser
wie eine alte Xue.' Gotth. Der Volkswitz lässt einen
.Sarganser, auch im Namen seiner Frau, gegen einen
Gemeindebeschluss protestieren : I hi denvider und
d' Murijrct an (was klingt wie der "Widder — d'Au).
Bündner Auwen bedeuten eine kleinere Raee. Steinm.
18n-l. FTscHUDi 186.5. Da.s Demin. bezeichnet mitunter
eine Au von geringerem Werte, abgesehen von der
Grösse BSi.; W, so auch Obw in der Form Auwli.
nicht in Auwelti; in Guttann, ist .\uweli = alte
Au. — 2. das weibliche Kaninchen oder Meer-
schwein L.
Mhd. ouwe, ow, alid. awi. -- Syu. s. A'vliuf. - S. f. Whiduu.
— Abi. Ämcele, der Au«t, Äuyst. Die verbale Abi. deutscher
MAA. besitzen wir nicht; dafür liimmenn.
Lammer-: Mutterschaf BU.; Gr. - \imkimiiu'ien.
Schellen-: s^lr- Schw, wlinti-Gn: 1. eine ältere Au,
welche als Vorschaf die Schelle trägt Gb (wo man
den Leithammel nicht kennt). — 2. ein Mensch, der
lieber herumvagiert als zu Hause seinen Geschäften
obliegt a.ScHW. — Vgl. St-heUenl.ue.
äuwig: zum Schafe gehörig, im n. auch subst. das
Schaf. ,Daz die von Ossingen das recht band von dem
grossen zechenden ein nützliehs und ein guotz vasel-
schwin und ouch öwiges . . .• Gß.Wst. 1, 96.
äuwin: von einem Schafe herrührend. .Owen
Flei.sch.' 1412 Z.
.\n 11 Au, Aue f.: jetzt nur noch Eigenname,
frülier appellativ : 1. Insel, Halbinsel, z. B. die
LiitxeJait, die TJfenau, die Au, die Bäehan im ZS.,
Lindau, die Sonimerau, die Meinan, die Reichenau im
Bodensee und von hier der Name B. übertragen nach
Gb, die Wi/s.senau im Thunersee, die Umherau, Auhof,
Auhöfe am untersten Lauf der Aare. S. auch ^ Windau.
- 2. Gelände an einem Gewässer, wasserreiche
Ebene an einem See, auch überhaupt sumpfige Wiese
Aa; B; L; G; Schw; Zo; Z. So die Scliadau am Thuner-.
die Mereran am Bodensee, die Auje zu Klosters, i" der
Eu auf dem Berge zu O.Ageri, auf Morschach. ,Die
Wildfäng. so in den Auwen bey den Wasseren auf-
gewachsen- [lassen sich nicht leicht versetzen]. Khaqok.
1639. :!. Landstrich längs einem Bache oder Flusse,
zugeschwemmtes Grienland, meist mit Gebüsch
und Gras bewachsen, etwa zu Weide dienend B; Gb;
GRh. .Item so mögen die unseren von Loupen die
ouwen bannen.' Laup. 1.54-'). .Dorn.stauden oder Erlon-
stauden aus der Au.' Sammler 1780. Vgl. Auwreehi.
Die Auwing. — 4. „die Oje: das (iesträucli selber
BSa." ,Awe, pratuni, virctum.' Denzl. 1716. Für lax
Angian im Engad. wechselt die Vbersetzung in der
Au geradezu mit /'« den Erlen.
Pas .\iiin'llativ luiscn'n cinbeiniisi-hcn l.i'Xikofrru[)hen des
XVI. nicht mehr bekannt. Stiiniiif brachte das W. wol aus
seiner alten Heimat mit: .Inslen. web-b.- die Teiltschen
gwonlieh ein Ow nennend. Mnden, so man gewonjii'b in
die Owen setzt.' Das W. steckt übrigens in mancher Zss.
bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt: s. z. B. Meyer Ortsn.
Nr. 593. 598. 615. 619; und au mancher Lokalität haftet es
noch, nachdem durch Drainierung, Veränderung des Wasser-
laufos usw. der reale Grund verschwunden ist. — Die um-
gelautete Form findet sich als ,Euw,' uü im Umkreis der
Mythen (immerliin daneben auch Au! s. Gfr. 25, 294. 30,
224), uuJK firPr., ,Oey, Oeyeu, Öje' BSa., Si. (aber ,Oeya,
Oeia' Sarnen XII., Silcncn XIV. rejiräsentiereu nur die dor-
tige Aussprache für Au). Sie entspricht richtiger als das
vereinfachte Au dem spätlat. aiujkt, nord. .■./ und dem voraus-
zusetzenden ahd. ouieia, euice, gut. avi (akvi)^ da ihnen allen
das i als Element der Ableitung (von got. ahm; s. unser
adi) wesentlich ist. Für das abgeleitete W. bildete sich die
vorwiegende Bedeutung Wasserland heraus. Im schwächer
betonten Teil von Zss. können beide WW. wechseln: der
Ortsn. ,Langen.ach' 997, ,I,engenacb' 1052 hiess 1275 ,Len-
ginawe', .jetzt l.entjnmi. — Syn. Ei, Eu-, f., H'iumnn'«, im
WiiHwi'lij, Wamerl^m/. Zu 3 Vgl. Sclmchni und die ziemlich
taut^l. Zss. AuHchnt-hen. mit dieser hinwieder Ii\nAau. Sanders
1, 55. — Abi. die Auete , Aueren, das ÄuetU , !, Auiehtr,
Ortsnn. bei Leu. Euiccr, vonEuw, Oier, schwyz. Geschlechtsnn..
wie ehemals Oyer, von Oi/e B, in der Ouic, von Ow Z, Unter-
oyen U nnd jetzt noch u« dtr Au, f, OieUij W Geschlechtsn. ;
Auhr; s. auch Auirrlr.
Auwing Auir; f. = Au II i „GEHe.-* ,Wird durch
diese Art zu zäunen die Auig [das Gestände in der
Au] sehr geschwächt.' Sammler 1779.
Windau f.; n. : Reflex eines Begenbogens. zweiter
Regenbogen, stückweise Färbung der Atmosphäre, für
Vorboten von Regen gehalten ZW.. Glattf.
Veraltetes und in Unordnung geratenes W. ; nach einer
entgegenstehenden Beliauptung lautet es nämlich Miltuu, und
wieder Andere verbinden das diesem Letztern geliührenilc
sächl. Geschlecht mit dem W. Windau. Die Verwirrung rührt
von dem bei uns, wie es scheint, nur noch in dieser matten
Spur nachklingenden Volksglauben her, dass während dieser
Lufterscbeinung das Miltau vom Himmel falle. — Syn. Wind-
zrii-lten.
.\nele 1 f. Omcrlr: Mutterschaf Aa. - S. Au I.
.\uele II f. = Au, lli" .Dz veld zuo der owlen.'
ScHwWangen. ScHwRq. o6?i.
Schne-Auele s. Lauele.
Aner: Einer von dem Orte Auu\
Mitunter zu unrichtigen Bildungen benützt, wie in (,'l,iti-
nun-: Einer von Oberglatt bei Flawyl.
„Alli, .\uwi: Grossmutter Git. " — Aus lat. ni-/i(.
Äui n.: Unrat, Kot (Kdspr.) Bs. - Vgl. .I./,/,' und
die Interjj. «u. «.
E, e f.: 1. Zeit ohne Anfang und Ende. .Von
ewen zuo ewen.' ZChr. 1336/1446. Ebenso tilldschr..
wo der Ausdruck wechselt mit .von der weit der wei-
ten' und mit dem matteren, aber dem Verständnisse
näher gelegten ,von ewig zu ewig.' - 2. Recht, (ie-
setz. das von jeher und für alle Zeit Bestehende unil
Festgesetzte. So nur in den Zss. E-Ead, Eaid, Feld.
Eurrlii. Eurt, Frid. (raumer. (hiunielr. (Iciumi. ;(!arten
(Äf/ert), (rrahen. Iiaf't, Ha/'li. Ilaii. Ixu/en. Halte. Haller.
llaltinii. Hui:, /o.v. .l/,(//c, Haeli. l'fad. lieeht. revlilen.
Hiehter. liuns, Stall. Hofstatt. Teirli. Tiidini/, Hufteil.
Widern, Weg, yVald. Walt, Taguan. Wand. Wis.
:',. das göttliche Gesetz, die von Gott geotfenliarte
Keliglon, die in seinem Namen eingesetzte Ordnung
des religiösen Lebens und Gultus. .Das alte Testament
oder die alte Ee.' ZBib. 1.560. 4. Ehe. das durch
göttliches und menschliches Recht geregelte Verhält-
niss zwischen Mann und Frau. Ausser in den z. '1'.
A, E. I. 0, U
veralteten Zss. E-Ahcnä, Fall, Vulch. (fehl, rer-c-
(jrämplen, Kauf, Kaiiisi, Kind, Lidmle, Löffel, Gemächt,
Genial, Mann, Mensch, BüecJiH, l'fcHtunij'^ Pfand.
Brecher, Bruch, GericM, Ahred, Berediny, Rinn, Such,
Scheid, Schid, Schimpf, Schatz, Schriben, Versprechen,
Stand. Stande. Stilr, Tag. taijen, Züge, beziehen, Zerter,
Ziillcl iiiiil in gewissen RA. wenig gebraucht; dafür
lieber und ordinärer Estand. Früe i-d'E, früe is We
Seil. 'iS' i'it IxTi E iini Wi' ebd. Dasselbe als Rätsel:
'ü erst i.'it en E, '.v ander e We, 's dritt niint [Nichts]
me ebd. ; als Wortspiel : cn E wie en F, eine nicht
glückliche Ehe ti. 'S heisst ja nid zur E g'nn [genom-
men]. Ermunterung au den. der fürchtet, durch Zu-
sagen für immer gebunden zu werden Scfi. Einander
nfd'E ni", sieh verloben Gu. .Einauderen uf die Eh
ze triiilien geben', eine Verlobung wie einen Rechts-
vertrag mit einem Trunk besiegeln. Wint. Chron. Vgl.
Epfand, Epfenniny. — 5. Haushaltung. ,Werent
zwo E in eim Hus. da sol man zwöy Brot hingeben.'
1413Gfr. —Zss. Wirt. - 0. Irrtümlich iv^r Be (Kew,
Bech): Er; Eh und ä oder ab in den Zss. E-Flecl'en;
-Pfennig: -Brett: -Schatz; -Baum; -Schwinge.
Mhd. e, cur. Das selbe W. wie lat. nvum ; vwJt ic
Auch chiirw. /fijf = Ehe weist einen ähnlicheu Begriffsüborgang
auf. — Die Berührung von Eh mit Ehr ist zuuäclist eine
sachliche, die beiden WW. daher mit amplifiiiuronder Absicht
alHterierend an einander geknüpft. ,Wenn einer ein tochter
verfeit, Sülle er sy zur Ee und ehren haben.' 1596, Z; s.
aucli u. Er, (■(rllieh, c(r)los, Viür, Erliaß, Ehafti verglichen
mit dfin W. Erhwhcii. — Abi. ticifj.
Une: Konkubinat. ,Die so oifenlich zuo der une
sitzend, ouch die, dero ebruch kuntlicli ist.' 1.5'2ti, Z.
Mild. Ulli. Vgl. UiHr.
ehaft. -ig: 1. gcsetzlicli, rechtsgültig, ein unver-
änderliches Recht betreffend, nach dem Gesetz zulässig,
vor dem Gesetze als Entschuldigung anerkannt. .Ehafte
not', rechtlich giltiger Verhinderung.sgrund gegenüber
einem rechtlichen Gebot. XIV. Argot. 4. '240. ,In söl-
lichem Kath [bevor die Parteien angehört worden]
soll dhcin houjit- nocli eehaft urteilen gefeilt werden.'
1D53, Z. .Satzungen des fahrs und andrer ehaften
Sachen' [sachlicher Rechte]. 15r,0, Arg. 4. 93. ,A1I ehaft
Sachen in den gericliten zuo B. in holz und veld sond
by dry Schilling geboten werden.' Otfn. Berg. .Damit
sich niemantz des rechten widere on eehaft und merk-
lich Ursachen.' Vad. ,Unsser eiteren kriegtend nitt ussert
eehaften ur.sachen.' Kessl. Sabb. II 13. ,In kranck-
lieit und eeiiaften anliggen der predicanten [soll ein
Stellvertreter predigen].' ebd. ,Daruni dass sy das nit
schuldig zusin vss eehatften Ursachen achtend.' 1502,
Bull. .Ehhalft erkennen, dass einer umb seine ansprach
solle warten.' Ldb. ApI. 1585/1828. ,Wo aber die Huss-
vätter vnd Hussmütteren, zwo, oder drey Predigen,
ohne Ehehälfte entschuldigung versunien wurdend.'
B lti28. .Wo [falls] aber die frömbd Person ehehatiter
geschafften halber über nacht verbleiben wolte.' JKLav.
IG44. .In rechten ehehaften Wirtshüseren.' 1650, Z.
In einem LMandat 1011 ,Wo nit erbare und ehehafte
not solches erfordert' die als .syn. angesehenen WW.
(s. E .-)) ampliticierend neben einander. — 2. echt,
wahrhaft. .Dem waarhaften Wort Gottes, begriffen in
den eeiiaften rechten Büeheren des Alt- und Nüwen
Testaments.' Bull. 1540. — 3. gewichtig. ,Dass man
[den Amtmann des Abtes] möchte haissen [aus dem
Stadtrate] nssston. wo man von ehaften sache)i ainer
statt ze reden und ze raten hette.' Vad. .[Die Bischöfe
predigen nicht selber] sy muossend grösserem und
eehatt'tem obligen nämlich schlösser buwen. lustgarten
pflanzend.' Kessl. .Einer wil [in unsicheren Zeitläufen]
kein eehaft'ten buw thuon, sonder lasst ein ding kläben
so lang es mag.' LLav. 1584. — 4. eigen, insofern
das Eigentumsrecht auf gesetzlichen Ansprüchen be-
ruht. ,Geraeiner phenningen, die wir emphangen und
in unser ehaftigen nutz bekert hein. in nostros projirios
usus versos [denarios].' 1304, Interlaken.
Von Denzler 1716 durch ,erheblic]i' ersetzt. Elnift bei
Bnllinger (2) könnte durch ei-ht ersetzt werden, weleh letz-
teres wirklich nur eine andere, die nd. und md. Form unseres
obd. W. ; vgl. auch i^tivh ; creiihiiß. Was als ehehafte Ent-
schuldigung gegolten habe, s. bei Haltaus '257. Gr. RA. 848.
In dem BMand. 16'28, 26 ist unser Terminus umschrieben:
,von krankheit. jjiisnobt oder unverniydeulichen geschäften
getrungen.'
Ehaft, Ehafti, Ehaftigi f.: 1. Herkommen,
was durch alte Satzung Recht und Pflicht ist. .Daraus
vobis usum fruetum, cjuod dicitur Ehehafte, in foresto
pro omni neccssitate ve.stra.' 1218, B. ,Dz wir bin
unser stat recht frigheit ehafti und alter güeterge-
wonheit beliben mugint.' 1530, Edlib. ,Item eehäfty
des hofs zu Buchs die gat unz N. und sond ir vich
trinken zu Bong.arten.' Gn.Wst. .Sollt jeder den andern
zur Hülfe manen, wan er ursach und ehafti sölich
manung ze tun bette.' Vadian. .Gesten und Insassen
haischen zuo offnen tagen und nit ander zit, es traf
dann sachen an. daran ehafti gelegen war.' 1519. Kries-
sern. Anipliticiert: .Dis nachgeschriben recht, gesatzt.
gewonheit, fryheit, herkonien und ehafty gehörend zu
dem dorf N.' Gs-Wst. ,Mit allem nutzen, ehafti und
recht.' 1336, Th. — 2. Urkunde, durch welche solches
Recht besiegelt wird. ,Min Abt zersehluog sin sigel
und siglet hinfür kein eehafte nie.' 1527, Absch. -
3. Formalitäten, an welche die Rechtskraft ge-
bunden ist. 1321, Haltaus 25:1. — 4. Das aus den Be-
fugnissen eines Gemeinwesens oder einer Oberhoheit
emanierende und an den Sitz gebundene Recht
oder PrivilegiuuL 1253, Halt. 258. Übergabe eines
Gutes zu Interlaken ,mit allem nutze und ehaftigi:
cum universis ac singulis suis pertinentiis.' 1304.
.Doch also datz derselb Thüring ehafftidar in haben
sullent als ander lut.' Laupen 1360. Der Rat Z ver-
leiht 1420 ,drü Gedmer mit steg, mit weg und mit
aller der rechtung, friheit und ehafti. so darzuo ge-
höret.' .Wer guot in diseni hof het, das ehaftigu het
an holtz und an velt, der sol es niessen usser der
ehaftigu und nüt uss der vogtie.' Hofr. Meggen. —
5. Im Dorfrecht anerkannter Hausplatz. ,Welergnoss
oder gast het ein ehafti in dem hof, wil er die ehafti
bezimbern, das holtz sol er howen in des hofs gemein
march.' Hofr. Adligenschw. — 6. Das für gewisse dem
Gemeinwesen unentbehrliche und daher als Regal
betrachtete Gewerbe von einem Lchenherrn. sei es
der Staat, die Gemeinde oder eine Privatperson, üljer-
tragene Betriebsprivilegium. sammt dem betreffcmlen
Gebäude; dokumentiertes Hausrecht für eine iUfent-
liche Begangenscluift. Solclier Ehaften bedurften der
Buchdrucker. Gastwirt. Metzger. Müller. Säger. Bäcker,
Bader, Schmid, auf dem Lande dazu der Gerber, Loh-
-stampfer. Olpresser, die Hanfreibe, in Z auch der
Glockengiesser. der Papierniüller mit dem Monopol
das Ijanijienmetidl aufzukanfen. das Hammerwerk
A, E. I. (1. U
10
J)ie Jliett' wurd«? lt. B Aufzoicliiuiiisen ;iii (ietreiiU",
vom Müller und Wirt im K. Z durch Stellung eines
Dragoners entrichtet Aa; B; L; G; Th; Z. BGesetz
2. Juli 1803. Taverne mit unablöslichem Wirts-
recht. Das stammhafte Wirtshaus des Ortes im
Gegensatz zu Winkelwirtschaften Aa; Z. Auf die
Bed. Monopol spielt Häfliger an: .[die Schulen] sind
jetz kei) l'Jhnfti nie für (/irussniff Litt, 's darf jederma
jetz lehre [lernen], »ras er will.' — 7. rechtsgiltiger
G r u n d . namentlich die vom Gesetz anerkannte Ent-
schuldigung für versäumte Pflicht. .Es sind unge-
varlich eehaft. die einen yeden im rechten entschul-
digen, gefengknis. siechtura. der weder zuo kilchen
noch Strassen mag gan, und herren not und wilde
wassor und der by dem Land nit were ungevarlich',
um l.')20. Bs. .Tete aber einer sin uiigeverliche eehaft
dar, die inne billich entschuldiget, damit sol er lidig
sin.' ebd. ,In S. Gallen closter ass man kein fleisch.
dann wo es einem aus eehafte und auf ein Zeit lang
zugelassen und erloupt ward.' Vad. .Schulkinder, welche
wegen Krankheit. Ungewitter oder anderer Ehehatfte
daheim bleiben müssen.' 1719, Z. In dieser Bed. na-
mentlich in Gl bis in die neuere Zeit fortgepflanzt;
s. Hebe u. Bl. 3.51. Danach ist auch die folgende RA.
zu verstehen: Wenn die eine der Parteien ausbleibt,
so hat die Sache doch ihren Fortgang, .einzig recht-
mässige Ehhafte auszuziehen vorbehalten.- 1711. 1743.
GLLandb. 183.5. 1, '28. § -Iti. 48.
S. CFWalther, Versuch. 176.5 S. 156. DWyss 179(1. 118.
*200. 226. — Syn. 6: Gereuhtigkeit, gywisserniassen die Über-
setzung des Veraltenden Ausdruckes. 7 : Eschuft. — S. auch
Krhaßi.
elich: der Ehe gemäss und zwar 1. mit Bez. auf
E 2, rechtmässig, durch das Gesetz befestigt; er-
laubt. ,'2U0 Mark, die wir angeleit haben in unsern
elichen nutz.' «1318, Aroov. V 38. ,Ze dem Gerichte
oder ze andern elichen Sachen der Stette.' ca. 1400.
Diessh. .Die zehenden sind ufrechter, elicher, ewiger,
verbriefeter eigenschaft unser.' 1533, Egli, Act. —
2. mit Bez. auf i"5; .Bey den alten sind dise büecher
für Biblisch vnnd eelich geachtet worden.' ZBibel 1.531.
.Welche Canones ehlich oder unehlich, welche Concilia
gültig oder ungültig.' Beeit. 1036. — 3. wie nhd. ,Ist
er [der gekaufte Knecht] allein kommen, so sol er im
sibenden jar auch allein ussgon; ist er aber eelich
[verheirathet] kouunen, so sol sein weib mit im auss-
gon.- 1531/1083. 2. Mos. 21, 3. Auch hier die Berührung
mit dem W. Ehre; Dan Chind ist eli (od. erli) und
erpli [erbfähig] erchennt Z. — Syn. 2 ihaft.
un-: 1. ant. zu elicli 1. .Uneheliche Hofstatt', die
keinen Anspruch auf die Gemeindewaldungen hat. 1008.
Hitzkirch. — 2. wie nhd. ,Uneelich Staht. coelibatus.'
Dastp. 1537. , Unehelicher Rathsherr' im V'olksmunde
der Euzerner von 1814 — 1841, ein solcher, der nicht
durch das Volk, sondern durch den Grossen Rat ge-
wählt wurde. Häuflg subst. : ,S'( hiit en U)ieUs (jha,
gebar einmal ausserehlich. Syn. •:i,j,n.
elichen elicho: die "Hochzeitsfeier. PGress.
So als subst. luf. ninl die Ausübe iler Hav. lilätt. 187i)
zu Verstehen sein.
verelichen: ehelichen. .Welcher fryer ein Eigne
verehelichet, soll . . . Buss geben.' Ansu. 1. 351.
elos: exlex. .Breker [bräche er. der gefangene
Dienstniann] aber dar us, so ist [er] elos uiide rechtlos.'
Wackern.. DK. S. 19; dazu 39. 12.
Eschaft f. = AViri/V 7. .Er mög dann ussbringen,
dass ihne.Ehschaft gesäumt habe.' Ldb. ApI. 1585/1828.
— S. -nchaft.
e I Adv.. Conj. (Adj.). Steigerungsfornien erder BO..
am este fast allg.. ener, am ensle fast allg., ender fast
allg., endest Ap. endigist Zo, enter Bs. l'nter, Vntigist
GO.. eheHderij&u.ä..\At., esigst Gl, esegist GA., e"ser, am
e"sigste GVt'.: 1. rein temporal, a) adv.: zuvor, vor-
her, vorerst; früher, schneller; prius. citius. a) ?. ,Si
haben dann ee iren willen dazuo geben' [nach einem
Verbot]. 1520. BsRc|. 2.500. Ähnlich AAW.st. 55. .Vor
und e'. vorher. Man. und noch Gotth. M^ärist e chö!
früher gekommen Ax. Chumm e chli e zne-n-is, etwas
früher St-. Uett-i''' das e g'mlsst, so vär-i'''' glincr chö
Z. E irig's, dann irag's! Sulo. We stirbt nüd dest e.
man .stirbt nicht gleich an jedem Schmerz Scnw. Weles
[welches der Mitspielenden] e? Spielformel beim Wett-
laufen B. Amplificiert e «"'' vor, in früherer Zeit BO.
Mit nachfolgender Conj.: ,E as i-m-e Jör', vor Ablauf
eines Jahres. Stutz. E dan er in di Post uist'igi GrD.
.Ee dann er raäss hielte, prediget er.' Bull. 1572. .Ehe
dann man es verhelfet.' 1601. JohMüli,. E denn gän,
vor dem Gehen GrL. Edes ÜKPr. ist e dass, eher als.
bevor. .Wend ir das Pur nit löschen, e ob es ueh
entbrennt?- 1443. Liliencr. Einen Casus regiert e in
dem veralteten ehedessen. jetzt ehedem. .E geseit-.
vorher genannt (Kanzleistil). .Wegen ehist gedachter
einfählen.- 1006. JHHott. - ß) Comparativform. Der
älteste Beleg dieser Form konnte in dem Passionsspiel
von Muri aus dem Anf. des XIII. gefunden werden :
,Unz ich den chran [Kram] bewende ender an ein
ende' [bis ich zuvor — ]. wenn gedehntes e zu lesen Ist.
.Ehnder' in Schriften des XVH., XVIII. In der heutigen
Volksspr. in rein temporaler Bed. ender. E Stund e.
Bs; L; S. e. — ob eher, bevor BS. Scho e., schon eine
Weile BBe. .Ehender, citius.' Spueno. In dieser Bed.
wird das W. auch adj. gebraucht, z. B. der ender
Hund, den man früher hatte B. Scho eiideri Zit, schon
seit oder vor geraumer Zeit U. Ebenso früher der
Sup. .Ehister Tagen' nächster Tage Z 1704. .Nach
ehister Möglichkeit-, möglichst bald. Ahgov. 1861. 90.
— b) conjunctional: ehe, bevor. ,Eh band um.
dicto citius.- Denzl. 2. 84''. und so noch jetzt = im Xu;
auch e handcherum. .Eh ich mehr ungetrunken bleib,
verkauf ich eh das Kleid vom Leib.- Hausinschr. 1060.
.Eh und bevor', Kanzleiformel, dann auch volkst. Aa.
.Eine gute zyt darvor. e n der Jahrmarkt angangen. -
1501, lt. Schatzmann. — i. modal, potenzial. graduell;
potius, magis, facilius, lieber, leichter, vom höheren
Grade der W^ahrscheinlichkeit eines Geschehens oder
der Neigung zu einem Tun. wobei der Gedanke des
früheren Eintretens immer noch mitspielt. Auch in
dieser Bedeutung wie bei 1, sowol absolut, allein
stehend, als relativ, angleichend. — a) v. .Gab wie's
not tat der [dass Einer] eim hulf bald. Ihr hoekent
ehe im Hnstern Wald.- Com. Beati. .Ee kleiner denn
gröser.' Kessi.. ,Kein milch ist die sich ee scheide dann
die Eselmilch.' 1503. Tikk«. .Welches ich vil ee glaub,
magis.' Fris. ,Ehe verbrünnen dann Hiehon wullen.-
JLCys. 1601. ,Ee im Sommer dann im Winter.- Vogei.ii.
1557. ,I)ester ee.' ebd., wie noch jetzt. .Lasst ee hingan
den Ivb zu grund, ee ihr brechen den eelichen pund.-
Bui.i,. 1533. ,Itii weit ee, das der tüfel das seiler-
handwerdi näm.' ThPlatter. Wo das W. eorrelativ
repetii-rt wird, ist es im Neben.satz conjunctional und
11
A, E, I, 0, U
12
mehr temporal. .Ehe wir un.serem Abgott liessen den
geringsten schaden zufügen, ehe thetten wir. ich weiss
nicht was.- li50-5. lt. Joh-Müll. ,Und konnte keine Welt
des Übels ganz entbehren, wie liessest du nicht eh
ein ewig Unding währen?' [als dass du (Gott) eine
Welt überhaupt schufest] AHall. Formelhaft e (eneiy
US (weder) nüd (tut) Aa; Bs; B; Gr; Z, e loan nüd BE.,
elier als nicht, wahrscheinlich. Aherelletotidei; Maie-
schne, clionnt er nüd, so clinnnt er e, wenn es im April
donnert, so bringt der Mai Schnee, oder wenn nicht
dann, so schneit es um so eher noch später Gl. .Mutter:
Las-em'.i, oder i chHiiimeii und hau-di. Kind: Nei,
Mueter! I icill-em's e !ö.' Stütz. ,I maij denn sclio e
irid<;r, «■eiin-i (j'esxe ha.- ebd. Mueter, i cha nid reite
[Hanf zerschleissen], tanze chönnt-i e. L. aus e. Volks-
licilchen. Gang du, du Itäst der eseyi.it [am ehesten]
(/('/• Hll GA. — b) Comparativfurm. .Ehnder' vielmehr.
I'ennl. Don Quix. ,Desto ehendter.' 1780, lt. Lütolp,
Ijcprosen. .Du werdest ehendor einen Mann bekonnnen.
wenn du — .' Mahl. d. Sitt. Ender hesser, etwas besser
(eher besser als schlechter) Uw. E. as nit, wahr-
scheinlich Gr;, S. ,Be Stillstand [die Armenpflege]
müesat's i. (je" [als dass du ausgepfändet würdest].'
Stütz. E.hilischer, hübscher, pleonastischer Comp., wie
man scherzhaft auch etwa mebeiiser sagt. Uneiider,
weniger leicht U. Eiierochlifi, eher BBe. — 3. Die
iJed. 2 in relativ comp. Anwendung kann sich so ab-
schwächen, dass eine Vergleichung kaum noch ge-
dacht wird, übwol sie leicht ergänzt werden kann;
eben, nun denn. .Wenn dich Niemand will, will
ich eh dein Mann werden' [eher als dass du ledig
bleiben niusst] Schimjifr. ItiDl. I will e cho. eher als
nicht Gk; Schw; Z. ,/ loill ie.i ender is Bett [als noch
langer aufbleiben].' Stütz. I)e chast iez e (j 0. nun denn.
so darfst du gehen [eher als dass meine Verweigerung
unangenehme Folgen haben soll] ZO., wahrend in: du
cliast e gö, mit Betonung von du und e. der Sinn ist :
du kannst eher gehen als ein anderer. ,J will under-
dense e g'schwind go chtiöpfle' [Mehlklösse kochen, eher
als dass ich ein anderes Geschäft vornehme]. Stütz.
In e-vi-cc ist » eingeschoben zur Vermeidung des Hiatus;
die Einschiebung von d zwischen n und r (endtrl auch sonst
lifliebt; erder, mit duui nänilicheü Einschiebsel, für erer, hat
die uralte, schon im Mild, fast erstorbene Grundform er auf
unsere Zeit lierüber gerettet; eser vermeidet den Hiatus durch
s wie west-r, der Comp, zu we. — Volkstümlicher als e, die
(-'onjunktion, sind eb, eh, ab, üb, ob, heb, seb, deb; ijeb, rjoh;
s. d. — Äl)l. erderig.
vile: vielleicht, wahrscheinlich SohwE. ,Si/ Mueter
[die Sonne] suecht e" [den Morgenstern] inleh.' ,Es
göt-em v. de"" wie scho" im [dem] Tüfel i-der Hochsig-
nacht.' Ochsner.
i', ä U = Zahlw. u. Pron. indef. ein.
e III: Verstümmelung aus er, .s. irhur.
6, elV: Interj. 1. e' Aa; Bs; U-w; S, e' „Vw; Zo",
der Verwunderung, ei! E der tusig! E nei! 'Wie
eine Frau zu SGallen geredet: Ee. Ee, was gond ir
zuo der mess!' 1.528, STRicKr... Act. ,Ee waruniV- 1530,
Bui.l. Verwunderung über den Mangel des Verständ-
nisses bei dem Andern: .E wenn die disputatz nit wol
usschlecht. so werden wir üch von Zürich nit vil mer
schuldig sin.' 1.52(). Steiokl., Act. 1, 472. — 2. der
Warnung. Gotth., U. Kn. 335. - 3. der Ungeduld.
E. was hast denn! GG. — 4. des Schreckens, e'
„\'w; Zu.- <■' Nuw. S, MM.Ii .V /// ■,'. IV :'. :l. V.
Id. B. 2, 488 scheint eine lautliche Modifikation zu kennen
zwischen ,c: particula adniiratiouis', und ,e: p. repreheusiouis'.
e V: ihn 1. e in betonter Stellung Ap. — 2. e als
Enclitica. Nbf. «w.
e, e, ä s. ie, Conj.
-c.' in klagenden Ausrufen s. viehn. /<■.'
e X*: Interj. der Verwunderung.
Mfilir ein Ton, eine Lautgelierde, als ein Laut.
e 5 im Anlaut von WW. oder einem W. vorgesetzt
oder zwischen WW.. erscheint als Ab Schwächung
folgender Laute 1. a: elei", efenig, anfängig, hüt-e-
iiwrge, heute am Morgen, es-es (abs-als), ebenso-wie,
viell. auch in eso (neben üse], also, und i'rel GTo. neben
neel u. s'eil, so viel. — 2. a.(ä): e-nöd [lä] aus äne Not
I lassen]. Das syn. e-rueiv viell. nach blosser Analogie
gebildet, wenn nicht aus in-r. (vgl. an Frid. in obd.
MA.). - 3. ei des unbest. Art. und Zahlw. ,ein'.
und zwar je nach den MAA. für das eine oder das
andere der drei Geschlechter N. u. Acc; an eine Präp.
angelehnt auch für den Dat. m., n. z. B. am-e Sandig:
e chli, ein wenig; auch in Verbindungen wie efärt,
emdl, ein Mal (anders efatt), enand, einander, emreder
neben ei"dweder, entweder, um e zeehni ume, ungefähr
um zehn Uhr S; Z, mit dem unbestimmten .ein' vor
Zahlangaben; eteilig, adj. Umsetzung aus ,ein Teil", und
ewi'ii, etwelche, die einen, neben eiw'eli ; wahrsch. auch
noch in nüd e Wunder. — 4. i d. i. in: eweg, hinweg,
e Gotts Name, etwiiris, quer, emitz, inmitten, enebe",
neben (aus in eben), doch in diesen 3 Fällen mög-
licherw. verstümmelt aus de (dar), womit diese Advv.
.sich auch zsgs. finden; e de' Weg (in den Weg), auf
diese Weise, und nach Analogie davon wahrsch. auch
e-derig, e-serig, derartig, esö, so (s. 1). e-sonig, e-solig,
solch, e-sötig (mhd. sögetän, so beschati'enl. e-vetig,
welcherlei, e-söcel, so viel, e-wiirel, wie viel. — 5. i der
Pron. pers. in enklit. Stellung: Was-e-it-ech säge, was
ich euch sage B; zugleich ein Beisp., dass solches e auch
für ü {üch, euch) eintreten kann. In e-pitti, ich bitte
dich (euch) schön, .steckt wohl eher die Interj. (V IV 1.
Em ihm, e(n) ihn, ere ihr. Dat. f., er ihr, 2. PI. Nom.
— 6. u für und, in zsgs. Zahlen wie ein-e-zwänzg,
21, usw. und in vielen formelhaften Verbindungen wie
viell. schon ,klingen klang' für , kling und klang' bei
Waok. Voc. anim. 32, Anm. ; um-ed-nm, Zit-e-geld, angst-
e-hang, mit Hut-e-hür, wind-e-we, Summer-e-winter, ab-
e-zue, dur-e-dur, ganz durch, Gott Lob-e-danl; Bs. Bi
lelt-e-ftr [fern] BHk. Bilr-e-dür, durch und durch,
hindcnevör. hinten und vorn S. Hüs-e-hei, Stübis-e-rübis,
Taij-c-tiacht Aa; Jesis-e-mari! üPt... so-e-so, so-so. mittcl-
mässig ZO. Dagegen ist in gotteg'uneg das e wahr-
scheinlich Dativendung. — 7. Ganz bedeutungslos vor-
oder eingeschoben ist solches e wohl nie. aber sehr
geneigt zu Bildungen nach blosser Analogie. So
kann z. B. e-goppel nach e Gotts Name gebildet sein.
Dazu vgl. e-nundig aus ,en nom de Dien'. Einzelne
Fälle bleiben vorläufig noch unerklärt: Edoch, doch
auch, Interj. des sehnlichen Wunsches SchwM., etwa
zsgs. mit obigem ä! IV 1, doch vgl. auch hedoch,
derdnch. E-g'wüss B, viell. nach e-goppel. E-nauwen
s. neisswan. Für-e-niiechter, Morgenimbiss. aus .für
einen' (vgl. nüd-e-wunder) oder ,für de"' nüchternen
[Magen], neben Eür-nüechter. In manchen Fällen will
mit der Einschiebung des farblose.sten Voc. bloss dem
rhvtlini. Bedürfniss Genüge geleistet werden: es Hüt-e-
hiisti. i-in Mensch von heute; uinesus. nmsnnst.
IS
A, E. I. n, T-
14
-p <: in iler Niulisilbe mlor als Kiiclitiia beruht auf
verscliiedeneu Verstüuiuu'luiifjeu. 1. den, Acc. Sfj. m.
lies best. Art., au vorausgehende Präp. augesehmiegt.
L'f-e Tisch, dia-e Bank tce;/;/ B. Vgl. e U 3. — 2. Heim,
in Ortsnamen, z. B. Sitiwme, Veite Z. — 3. Vereinzeltes:
iiimme für iiimme, nit ine. Notte aus nochdenn. Numme
aus niiiinui. Hihitxche aus Hdtnhelme. Beltste aus
Bettstatt. Bettstelle; uilgl. — 1. Steigt aus rauf, dem
ein « urs|iriinglich folgte, z. B. f/ere. gern, ifore, Hüreli,
Hörn. Hörnehen. In den Gebirgsniundarten.
Zu 1 ist zu beachton, dass es in andoreu MAA. himvicik-r
ili-r uiibcst. Art. ist, welcher in dieser Form erscluMiit.
e-e! =«-rf U, ö-ö BRi., e--e'- Bb: Interj. der Ver-
neinung, sog. faules Nein, fast allg.
Kigentlieh {<iNt,. mittelst (ilottisvorsehluss gelnideto ex-
idosivt^ Leuis, nach dcreu Erzeugung die Stimme einsetzt.
.Vllos bei offener Gaumenklapye. S. auch a-u, Im-u, na-it :
dazu vgl. Ht'-e, nc-ei, und ei für 7ic(".
Ei I n. rt ScnSchl. (doch PI. eier), d Ap; (i; ScaÖt. ;
Th; ZSth.. Eier Ap; BM. t. U.S.; GTa. (dazu PL vor-
zugsw. ei); Sch; SBb.; Th t. Dimin. eili, äli; einli.
eindli ZW.. eierli Ap t. PI. wie nhd.. aber auch ei, ä.
ohne Flexion Ap; GTa.: 1. wie nhd. — 2. Gerichte
aus Eiern. ,Ain pferter an gebachen oder gefüllti a3-er.'
G Küehenordn. 1495. ,Eier in einem Blättlein heissen
unsere Küchinen die sonst sog. Spiegeleier.' Spreng.
Eier-i-d-I'fatuHi [geschlagen], in Butter gehaekene
Eier Ap. .0 (lott, möcht ich sie [Frau Venus] gnuog
anschowen. darunib geh ich ayer in anken' [also etwas
Kostliches]. Gengenb. .Thuo du uns kuochlin bachen
und auch eyer in anken machen.' ebd. Dabyp. gibt 1.537
.Eier in anken, gebachen eier, frixa ova'. dafür 16.53
.weich gesotten ei.' .Kochet man auch eyer in anken,
isset man gwonlich zue morgen.' Heüssl. 1557. ,Eier-in-
anken. soupc doree.oine Gattung trockener Eiersuppen.
Gemeiniglich sagt man der Eiern-anken.' Spkeno. nach
welchem das Gerieht aus Brotschnittcheu. in Butter
braun geröstet, und Eiern nebst Milch oder Kahm be-
steht. Eiern-anken heisst im Wiesenthal die Speise,
welche am Schluss des Eierlaufspiels von den Knaben
bereitet und genossen wird. Eiere-anke, Eier in Butter
gebacken. Walchnek. alleniann. Ged. Cfäli's nüd luisers
als Eier i Anke: d'Sürleri [Brühe] und alls ist fjiiet
d'ra" E. Aijer-in-anke betteln auch die an der Fasnacht
umziehenden Knaben in BbL. Acht Tage nach der
Hochzeit werden im Kant. G die ledigen Freunde und
Freundinnen, welche eine Aussteuer gegeben haben,
ans Eierischmalz geladen, eine Lustbarkeit, zu der
besonders auch eine Lustfahrt zu Wagen gehört. Im
Rheintal .küchelt' man dabei auf dem Wagen. In
einem dortigen Mandat 1611: ,Das unnothwendige t>e-
fräss, so man nennt das Ayer im schmaltz, an den
Hochzeiten.' Eier-is-schmah, Eierkuchen, syn. Sticren-
anfien Ap; .feieresschnialr. (trünewai.d. Wander. 1874.
S. noch Apfel, (hifir/ele. Wirliel, dnffen, rertiitsdten,
fieiiiiiiijlet. - 3. Eili, Eindli: der weisse Kern der
Zwergbohne. ScnSt.; ZW. — 4. Schneebeere,
Frucht des Strauches Sym)ihoricarpus racemosa. —
5. Von der in (tR.WB. 3, 76 zuletzt angeführten Bed.
besitzen wir nur eine verdeckte Spur in der Vexier-
rede: e chJi Wasser ah den Eiere schütte, pissen (von
Mannspersonen) Z. Dazu Hasenei. — 6. E füls Ei:
Menschenkot. Füli oder n>i!/'.':clialeti Eier leijije" Gr.
~ RA. und Sprww.: 1) Das von keiner Schale um-
gebene Ei ein Bild zarter, cniptindlicher Personen oder
l>inge. Er ist n-ie-n-es nnf/scli(dets Ei B; Z. Sorij ha
inüesc wie zu-me-n-unrischaletr-n-Ei B. Umgn" wie mit-
erne schallose-n-Ei Ap; Bs. Aber auch das beschalte
Ei ist ja leicht zerbrechlich: i/ä" wie tif Eiere, ziniid'er-
lich, affektiert auftreten Aa; Sulgeb; Z. Emm en Eier
rertrock'n, Einem etwas Unliebes tun oder .sagen Ap.
,Auf ein faules Ei .stehen, treten', blindes Glück
haben (V). — 2. Das Ei als einen Keim in sich ber-
gend. Eim es [verstehe böses] Ei Icf/r/e. zu schaden
suchen Z. Eim es (/Kets fiöses) Ei leij<ie, guten (bösen)
Ruf machen Z. Wahrsch. ist hiebei an das Einlegen
von Eiern in Nester zum Ausbrüten gedacht; vgl. 9.
— 3. ^Vie us-em Ei. ganz frisch L. Chilm iis-em. Ei
(fsrhloffe, von einem unreifen Menschen. Sulgeb. .Wein
ein Jahr alt, Brod einen Tag alt, ]|i eine Stunde alt
— sind drei gesunde Ding.' Sui.ger. — 1. Er lit da
oder er rertuet-si wie dril Eier imenc [in einem] Chrältli,
macht sich- ungebührlich breit F; Scnw; Z. Er löt-si
üf wie, dril Eier imene Chriittli, es geht ihm gut L.
— 5. ÖiJpis vo Eiere, eine Eierspeise Bg; Z. Öjjpis
Dreclcs ro-n-Eiere eigtl. das selbe, dann aber Ausdruck
für etwas nicht näher Bestimmbares Aa; Z. NU ro-
n-Eiere! Nichts davon! weg damit! Zyko. — 6. .Eier
haben' := Junge. Spreng. AlliivJl Jnni/i und Eier ha",
immer neue Arbeit oder umgekehrt: Freudenanlässe Z.
Er hed alliiril J. oder E., immer ein Übel, eine Not
zu tragen. L>n hast doch eister Hiienli oder Eier,
Ausreden. — 7. Wer en Eiertatsch irill mache, miiess
d'Eier rifschloh" L. Wer Eier will, mues an 's Ga.ce"
llde". SüLG. ; Ineichen. Es Ei hed es grosses Gschrei L.
— 8. Er (ja.vet vil, aber leit keini Eier, verspricht
viel, leistet aber nichts. — 9. Wenn men emöl en A
(en ÖpfilJ g'nö hed, cha""-me" nomme höre (aufhören)
Stele Ap. In iedem Ei stecke" sibe Sünde, daritm stil
ja keis! Zyko. — 10. Narre mues-me nid über Eier
setze. SuLO. ,Er ist ab den Eieren, ab <ier Materi
kommen', von seinem Gegenstande abgeschweift. Denzi..
1716. — 11. Kechtsgrundsatz: Ist d'Henne ml, so
(fhöred-nier an'''' d'Eier. Sitlg. — 12. St frisst iri Eier
selber, durch ihren grossen Aufwand braucht sie ihr
Einkommen auf. so dass ein Freier auf ihr Verniögen
nicht rechnen kann Z. — 13. Besser hüt es Ei, as
morn es Hüenli L. Besser e halb Ei als yar keis. Sui.g.
— 14. Wer de Hitenere d'Eier im Hindere zeit, geit
lär üs B. Um ung'leidni (ungelegte) Eier sorge", vor-
witzig sein L. — 15. Er schlöt d'Eier mit-ere Ta)inc-
n-üf, ist ein Grobian. — 16. Er meint, slni Eier heige
zwe Dotter S. — 17. Er het sls Ei g'leit, sein An-
liegen vorgebracht, seiue Pflicht getan L. — 18. Das
Ei irill g'sclnder si ireder 's Hüendli LG. — 19. Die
RA. dort chnnt-men-es Ei ab S beruht auf folgender
Anekdote. Ein Mann wettete, in den meisten Häusern
herrsche die Frau. Auf einem mit sechs Pferden be-
spannten Wagen führte er Eier im Lande herum, und
wo er die Frau herrschend fand, setzte er ein Ei. im
andern Fall ein Pferd ab. Er brachte den Wagen
voll bespannt, aber leer von Eiern nach Hause. —
Auch das Rätsel spielt mit dem Ei; s. Rocnii. Nr. 381
bis 381. 12.5. und Hunz. 68; dazu die Varianten I'nmiiis
G für Gumpist und für den Namen des Eies Ailibiidi,
Adembadadem, Badadiliadadi. In W heisst es: Esi.st
es wiss's, n-l.fs's Chappiili ( Kapelle] and drinn es gelnws
Herli [gelbes Priosterlein], - Volksglauben und
(iebriiuche. Mit Eiern, welche am Himuielfahrtstag
gelegt sind, können Uonnerwetter und Hagel vertrieben
15
A, E. I. 0. U
16
werden. Nageli 1738. Von Eiern und Sclilanfren träu-
men bedeutet Verdrus.s B. Um Leibsi/haden eine.s
Kindes zu heilen, bolirt man da.s Ei eines schwarzen
Huhns am Charl'reitag Morgen früli in eine junge
Eiche ebd. In ZSth. schmückt, wenn ein kleines Kind
stirbt, dessen Patin den Sarg, den sie selber zum
Friedhofe trägt, mit einer Blumenkrone, in welcher
ein vergoldetes Ei, das Symbol des nur vorübergehend
im Grabe eingeschlossenen Lebens, an schwarzem
Bande schwebt. Mit dem selben Bilde künftiger Le-
bensentwicklung wird der Tannenbaum versehen, mit
welchem man die First des neu errichteten Hauses
zu sclimücken pflegt; ebenso derjenige, welcher am
Sennenumzug in Uw paradiert, und so auch das Bäum-
chen, mit welchen noch vor einigen Dezennien die
Kinder im Bernbiet am Maitag umherzogen, ein Lied
singend, in welchem sie sich u. a. Gaben auch Eier
erbaten. Wyss. Kührelh. 1826, S. 90. Grenz.steine wer-
den dadurch au.sgezeichnet. dass man u. A. Eierschalen
darunter vergräbt. .Das bättlen junger Leuthen |ani
Hochzeitstage] in des Bräutigams auch Braut Haus,
sonderlich das unverschämte Eiereinziehen' wird von
einem ZMandat 1002 verboten, und noch i. J. 1779
niuss ebd. eingeschärft werden, ,dass alles Ürten-
schicken an den Hochzeiten und das dabei vorkom-
mende sog. Eier- und Haussteuren-Einziehen verbotten
sein soll.- In ZWein. lebt noch die Erinnerung, dass
am zweiten Tage der Hochzeitfeier die .Knabenschaft'
in allen Häusern des Dorfes Eier einzog, welche sie
in einem Korbe mit Spreuer der Braut brachten : diese
liatte sie herauszusuchen und so viele sie übergieng.
so viele Mass Wein liatte sie den Burschen zu ver-
abfolgen. Wenn ein Marder, Iltis, Hühnerweih udgl.
erlegt i.st, hängt mau ihn an eine Stange mit Quer-
sprosse und geht damit vor alle Häuser des Ortes,
indem man ruft: Kirr rin! De Mairler (EU is usw. J ist
vor'eiii Hüa! .lederniaun pHegt ein oder einige Eier
zu schenken SL.
Has Vorkümmen der Eudunj -«• im Sg. beniBrkeusweit
altertümlich: dieselbe, iirspr. nicht Nexiv, sonderu stamm-
bildeurt, entsiuiibt (alid. -iV ans älterem -ig) dem -u» latuiuischer
Neutra. IJuieli die Weglassung derselben im PI. wird die
Unterscheidung desselben vom Sg. angestrebt. Die Seliieiliung
ei'./ (Stoekar 1.">11)) (-rklilrt sich ans den älteren Pluralformen
iiii/ir, ii'ijrr, wo ;/ inlautend älteres J vertritt. Eiijcr ze Östren
Gr.Wst., Engelberg. — Den Ausdruck Ekr-u-Schmah usw.
auf ein stoffanzeigendes Adj. cicrm zurückzuführen ist weder
sachlich noch sprachlieh gerechtfertigt; s. die älteren Schreib-
ungen oben und ,Eierimschma)z' bei HsSachs. Richtig ist nur,
dass die Verliindung später als Zss. mit Ä. resp. üclim., und
darum als Sg. m. oder n. aufgcfasst und umgeformt wurde.
— S y n. Iliif/tjrli.
Ängsten-: im August gelegtes Ei Z. Im Gegens.
zum Bliiexlci als besonders dauerhaft geschätzt.
Augstler-: von sog. ÄiirjstJcrn (Tauben) gelegtes
Ei Aa.
Amesen-: ,i,'M Hftfe Chiml iiml m Hüfc Umhasle-
eier cerijimd bald.' Sui.g.
Esels- S, Esel- Z. Als solche werden einem
törichten Burschen Kürbisse au.sgegeben.
Oster-. Die Ostereier werden gefärbt, einfach rot
oder bunt durch .\ufbinden au.sgewählter frischer
Kräuter uiul Blumen, und dann (in S mit Äiifeln und
Nüssen) im Garten versteckt, so dass die Kinder die-
selben suchen, .den Osterhasen jagen' müssen, sei es
bei den Kltern od^T hei (irusseltern uuil I'aten. hei
welchen sie zu Tische geladen werden. U China mein
[nähme] e (j'fnrht. Ei für drü andri. Sulg. Früher
zogen (in Z) die Schulknaben, ein lateinisches Lied
singend, durch die Gassen, begleitet von anderen Kin-
dern, und sammelten besonders in den Häusern ihrer
Taufpaten Eier ein. welche sie hernach mit. einander
assen (s. österlen, Zimpfeltay). v.Moos 1775. Die Vor-
stellung, dass der Oslerhns (s. d.) die Eier gebracht
habe, findet sich auch anderswo, aber ansprechender
ist doch die Ansieht, dass etwa der Storch oder, wie
in L u. dem angrenz. BEmm. gesagt wird, der Kukuk
(s. (iiifiiier) die Ostereier lege, der Kukuk, der sieh mit
den Ostereiern auch in den gleichbeileutenden KAA.
berührt: ,Er hat den Guguck schon viel Jahr gehört',
und ,Er hat [sclion] viel Ostereier geessen' — beide
bei Denzl. 1710 - und dem dann auch für seine
Ostereier ein Nestchen aus Wiesenblumen bereitet
wird. Die reifere Jugend vergnügt sicli am Erproben
der Eier (s. cMöcklcn, pigyev , bepperJen, pmtschen,
isjlichen, tupfen, tötterlen, tüt.schen), zuerst mit dem
spitzeren Teil, Spitz, dann mit dem stumpferen, Arsch,
Füdli, Gupf, wobei das schwäclier erfundene Ei dem
Besitzer des stärkeren als Gewinn zufällt. Oder man
begibt sich auf eine Wiese, wo die Eier möglichst
hoch aufgeworfen und auf diese Weise erprobt werden
- ein Brauch, von welchem augenscheinlich das von
KocHH., AI. K. S. 395 erwähnte Ballspiel entlehnt ist,
da der Fehlwurf dabei das fid oder das iiuchig Ei
genannt wird. Dabei kommt vor. dass die Knaben
den Mädchen die Eier zu entwenden suchen. Auch
sonst machen sie um diese Zeit Jagd auf die Eier der
Mädchen, und wenn diese nicht gutwillig etwas her-
geben, so werden ihre Taschen durchsucht und wol
auch ein Ei darin zerdrückt. Zarter ist die Sitte,
dass die auf das hohe Fest konfirmierten Knaben am
Ostermontag (der überliaupt der Tag für alle Lustbar-
keiten dieser Art ist) insgesammt zu den gleichzeitig
mit ihnen konfirmierten Mädchen gehen, um die Oster-
eier einzuziehen, wofür sie Jene auf den nächsten
Sonntag, den sog. weissen, zu Tanz und Schmaus
einladen ZHöngg u. 0. Im KnonA. ist es der Kilter,
welcher von seinem Mädchen so beschenkt wird und
dieses dafür zur nächsten Tanzgelegenheit führt. Vgl.
HBüuL., Ged. 1834: Wem (ji''t si . . . die schönxlen Eier
z'Ostere mit irem Name d'ruf? Sch? Z'? In S scliieben
die Verliebten einander Eier zu, welche mit zärtlichen
Sprüchen und Bildern verziert sind. ,E.i i.'tch nt) icU
CO Odereiere hin zum StüeU iinder-im Vurzeiche', d. i.
bis zur Heirat. BWyss. Neben den Ostereiern gibt
es da und dort Pfingsteier. und ein Sprichw. sagt:
.Die Hochmütigen sind den Narren so gleich, wie die
Ostereier den Pfingsteiern.' Sulg. Gi.i:.' Osterei! rufen
die Kinder, die Eier emporhaltend, um sie zu zeigen
Gl, und sogar dem armen Miasli in Gotth. Baur. 77
kommen Ostern und Eier ganz unzertrennlich vor.
S. Gotth. Erz. u. Bild. 1. 127 ff.l HopstXtter, B. u. Th.
2, 132 ff.! — Doch nicht allein zur Lustbarkeit, son-
dern auch als Abgabe der Zinsptiichtigen waren die
Ostereier vormals üblich; s. z. B. Gr. Weist. 1, 4. -
Vgl. Harzei , Ferh'i . Fecliei. Rochh.. Naturm. 203.
200 -208.
Das Ei ist ein uraltes Siuubild alli's Werdens, also auch
der Fruchtbarkeit im Pflauzen- und Tierrei'd», welche um
die Osterzeit, d. ii. übeidiaupt im Frülijabr, sieh erneuert.
und von der das reirhlieliei-i- Kielleiri'U lief lliihui r riue "luleli
A. K. 1. U. U
IS
Niitzlwrki'it iilIiTdiuKs iicicli urt'reulidioru Kuuili,'fbiiun im
llauso ist, als die YfiiiiulinniK ilor Hasen in Kulil uud Wald.
~ Auch au Weihnaoliten sind Hasuidsiiielu mit Testspcisen
iiblieh, s. Wulnimhi. - Bern. Hink. Biitenkal. 1841 erwähnt
;nK'li den Oster ha Im.
..(iajjij-Eili: Ei. das man der imeli jjaokenuleii
llemie eben wegy'e'iioiiiiuen hat ScHwMa." - Vgl. G(t(jijeJi
Gugger-: buntes Ei. von dgl. die Mutter dem
Kinde sagt, der Kukuk habe sie ihm gebraelit L.
Vgl. iTiiijijcr und üben u. Osterei.
Güli-: Ei von Hühnern, bei denen ein Hahn (GülJ
ist. aSoHw. Syn. ii'nüfif/lct. Ant. hiter, Büschel.
lirüseh-: Ei, das in Kli>ie aufbewahrt worden Bs.
Hanf-: Ei, dgl, der Ackermann zur Mahlzeit ver-
langt, wenn er den Hanf gesäet hat ZHasscr.sd.
Harz-: ein Ei. dessen natürlieher Inhalt dureh Harz
ersetzt ist eine Prellerei, welche beim Hasardspiel
mit den Ostereiern etwa geübt wird Z, — Vgl, i'echei.
Hasen-: die Frucht von Evonymus europ., Sjiindel-
baum. DuEH. ; Ztbo,
V^'l. die (iestiilt der Beere iiml lies, die nackten Namen
bei Perger. Studien :!. 7.
Kue-, Solehe bildeten vormals eine Steuer, ,Die
von R. sollen die zin,s und zechenden geben wie von
alterhar. u.sgeschlossen die eier. so man nempt kuoeier.'
l.VitJ, Egli. Act.
Vielleicht war die Zahl der Kier liemcssen nach der Zahl
der Kühe.
Kros-: .Krosseyer werdend in der schalen in äsehen
gebraten,' 15ri7,HEussi,iN. .Krosseyer, klosse. pastillus.'
Henzl. ITlti. 2, 178". wofür mit einem andern Druck-
fehler 1, 5.54 .Eine gattung Speiss. Klösse, Klösseyer',
Kroten-Eier: oft mit Froschlaich verwechselt Aa.
Spinnmuggen-: Solche werden dem genannt, der
mit unzeitiger Neugier nach dem Bestand des Mittag-
essens fragt, SuTERM.
Nest-: 1, das Ei, welches, um ferneren Eiersegen
zu sichern, der Henne im Ne.st belassen wird U,
2. Eine Person, welche den Mittel))unkt ihrer Um-
gebung bildet U,
Pech-: Ei, dessen spitzer Teil mit Pech aus-
gegossen ist Z; s, Hanei.
Boden-Eier: Bovista plunibea Pers. tiWe.
lioll-i in S mit d. PI. uv.S; Ndw: kleine k'ugel
aus Ton. Stein oder (jlas als Spielzeug für Knaben
S: Ndw; ,AaF.; Vw."
\'on holten; s. ancli Holhti nnd IjiAvti, hnl'ii. Da die Oster-
eier anf Wiesen acndi anfgeworfen werden und num auch
liölzerut! Eier /um Kolien anf hartem Boden hatte, deren
(Ti'stalt sich der Kugcd allmälillch nähern mochte, so ist an
der Zugehörigkeit des W. zu .Ki" nicht wohl zu zweif(dn.
Syn. s. Schnellkn^'i'l in Synon.
boleien S: ..AaF.; Vw. lioli'ilen S: mit solchen
Kugeln sjiielen. l>ie letztere Form vcon Ilimin. des
Subst. abgeleitet.
I'ullen-: das erste Ei. das eine Henne legt (jk.
I'erl-, lie'rli-: Ei vom PerDiuhn. Solche gelten
für besondi'rs liartschalig und sind darum bei dem
Hasardspiel mit den Ostereiern gefürclitet. .\. ]Vcm-
iiier [wollen wir| liilschcii Ki um Kif H. .Vc/, du
liiist CS Berlici '/,.
Pasten-: .Zame oder wilde rüeble oder [lasteneyer
pastinaca.' Mai,. .Pasteneier, Pastimiken.' Si-reno.
Wenn ilas W, als PI. aufzufassen und hier einzureihen
ist, so mag es zunächst die Früeliti'. «idehe allerdings eirund
sind, bezeichnen.
Sehw. Idiutikon 1, 1.
P fingst- s. (hlrrci.
Bluest-: während der Blütezeit, wo die Hülmer
die herabfallenden Blüten fressen, gelegtes und darum
wenig haltbares Ei Z. Vgl. Äiiijsteiiei.
Küscli-Eili: unfruchtbares oder Wind- Ei Z.
Oäniker. Syn. hiter. Xnt. r/ei/tyrilet, Cfi'iliei.
Sehne-Eier: Bovista plumbea Pers, GWe,
Tuben-: ,£■»■ Brutli irie-ii-es T. so süher und .so
iirtic/.' Hensgeler.
Karfritags-: 1. am (.'harfreitag gelegte Eier, neh-
men nach dem Volksglauben keine Farbe an, bleiben
das ganze Jahr, löschen brennende Häuser, wenn dar-
über geworfen Z. - 2, Eier, welche am Charfreitag
vom Sigrist als (ieschenk eingesammelt werden SE.
eieren: Eier legen, ,(.iaksen wie die Hüner. wenn
sie geeyert haben.' Simienü.
eicrlen: 1. nach Eiern riechen oiler schmecketi
Ap: GT.; ,allg.- - '2. Frühlingsidel der Jugend mit
Eiern G. ,Man eierlet noch am Ostermontag auf dem
Brühl.- PScHEiTLiN. 1829. - Syn, tiitscheti.
Ei U. Eie f. einsilb, BO, u. U,; L; Uw; U; Zo:
Z, zweisilb, in ä. Urkunden u. Aa; Ge; P; S; Uw; W.
üimin, Eielti BO,: Au, 1. Insel, In der Eie, Ört-
lichkeit in PM.. welche ital. durch nell' isella be-
zeichnet wird. Syn. An II 1. - 2. Am Wasser ge-
legene Wiese B; LE. ,Ey ist in der Schweiz meist,
was in Deiitschl. Au. ein niedriges und wol etwas
feuchtes Uferland.' JBWygs ISlli. Daher .Kif/nnid
BNidan niedriges, nasses Land, das aus einer Art von
Lehm besteht, im Gegens. von Biajland, steiniges oder
hoch gelegenes Land", Syn, Au II ä. — 3. Am
Wasser liegendes Gesträuch oder Gehölz „B;'' W.
In d'Eie (jüH ijan Höh reichen W . .Aus der Visper
Eye .sind schöne Landgüter geworden.' AjiHerd. St.Ulr.
,Gewisse Eyen, die sicli längs der Bhone hindehnen.
und deren „Studen" (meistens Erlen) für Dännne be-
stimmt waren.' ebd. ,Has ganze Dorf Ulrichen sei
Sumpf und I]ye gewesen,' ebd. Syn. An II -i.
1. .Vbgelegene unbewohnte Gegend .A' ■.- \\. All-
mende mit Gesträucli; niedriges, nasses oder sandiges,
lehmiges Land W. G'inrini' Eie. wilde, rauhe Weide,
einer ganzen Gemeinde gehörig ebd. Syn. i/'iinini
Liüche.
Ein auch in zahlreichen Orts- und Flurn. erhaltenes spe-
zifisch Schweiz. W. (tatschet :J1'2. Gfr. Kegisterbd '2, :i:ia.
:l:U. 441). ,11er eyg stavel' Wangen, Schw liii, :»)2 ('0 Von
der Beschatfenheit der Eien rührt her, dass solcher Boden otl
nur in (iemeiudebesitz und ein Weg darüber allgemein benutzt
wird. Darauf ln;zieht sicIi eine Angabe aus W: .ft'iin'tnt K.,
verbotener Fussweg'. Nicht an allen mit Ei lienannten Orten
ist Wasser nacbzuwtdson und in einigen Namen mag h'i nicht
unser W., sondern anders zu erklären seiu, z. B. als Ver-
kürzung aus Eih, Eicho; die Jtehrzahl aber drängt zur .\n-
sicht, dass Ei Nl)f. von Au, Au sei. Uass das llabsb, l'rbin-
über liKrieus ,in der Eie' abhebt von ,iu di-m M'ise" und
,in dem Ilasle' [das mit Haseb.tanden bewachsene Bachgebiotl,
also gerade von denjenigen Begriffen, welche wir oben doni
erstem W, lieimassen, begründet kaum eim-n ernsten Einwurf.
Die lautliehe Identitjit der beiden WW. aber ist allerdings
nicht Sil hdidit nachzuweisen, wie (-ir. WR. :J, 77 meint, Ttas
W, f'i kinumt nänilieli keineswegs bloss in rton,ienigen (ie-
bieten vor, welche gemäss ihrem Vocalismns <i statt flu
sprechen müssen. Das säelil, iieschleelit für 'IWlntnutr Ki
an der Emme erklärt sich ans der .\nalogie der Syn. Mus
uinl Wi'frf. Vgl, den folgenden Artikel.
Eide f.: Name eines Inselihens ntid cii's gegen-
iilier lii'geiiileii Gutes Zo.
19
A. E, I, 0. U
20
Koiij) IV, 1, 253, 5 ,EioIc'u'. Eine Art Dimiiuit. Betr. 7
in der Nbf. .Eigelen' Gfr. 23, 267 s. 0. Sp. 15. — Die
Eicnii B, Jas Eieile Th wolü ebenfalls blosse Nbf. zu Eieh.
..Ei III f.: Landgericht BO.-^
Viell. eins mit Ei II :i. 4; vgl. die Au im Eiig;id. (o. Sp. 5),
Avo ebenfalls Laudsgemeinde abgehalten wird. Auffallend ist.
dass St. in 2. Aufl. diesen Artikel wegliess.
E i s. i'ic/L Iwe. E i e s. Iwe.
ei I iii: Prüiiomiiuilstaiiiiii mit deniuii.str. Beil.,
der in der Zs.s. il-ri. in dem adj. Pron. eine u. viell.
in dem 0. Sp. -1 in der Form o aufgeführten bündn.
Präfix zum Vorschein kommt. Vgl. ene' (jener).
ei II: hinab GEh.
Eins mit dem 0. Sp. 4 Itespruebenen äi, aber vollends
einsilbig geworden, die letzte Zuspitzung der Umgestaltungen
der Grundf. uhhin.
ei HI: Interj. lebliaften Affektes. 1. Ermunter-
ung. ,Ey, der Junker zalle uns ein halbs.' 1651,
Schirapfr. - 2. Zuruf. Kilos', [höre] ür. - :!. Zu-
stimmung. Ei ja, nun denn, ja gerne Tn; Z. -
4. Verwunderung, auch über sieh selbst Uw. •/«
hnul [liabt] ir das iiit (jmer()(jt? Ei nei .' oder Ei ja,
schu" lanij! GSa. — 5. Spott, bes. im Sinne von pfui
Aa. — 6. Schmerz Uw.
Abgesehen von unseren ä. Lexikographen (s. bei Gr.) bei
Weitem nicht so i'iblieh wie in Deutschland; daher sprichw. :
• Ei, ei! mit de Sieckborer [spricht man in St. |. Dafür all-
gemeiner ä! Bei folgendem j (Ju) übrigens schwer von ein-
ander zu untersch^'ideu. S. u. iirlu-Ic.
ei IV: ver.stüumielt aus nei, d. i. nein, in ver-
drossener Rede Z. ~ Vgl. e-e.
ei s. ein, Zahlw. u. Pron. — after-ci s. ebd.
eiii!: Weiterbildung aus ei! ,Eya, so lasse dicli
aufwecken!" 1040, JKHopmstk. Jetzt mehr nur als
Einleitung zu dem bekannten Schlumnierliedchen üb-
lich ; hier auch ii<.
Eiele, Eielti .s. Ei 11.
eier: Dat. Sg. f. des Pmn. und des Zahlw. ein.
eieren, eiren s. eren, pÜügen. Eierle f. a.Erle.
Eu. Euw f. s. All II. S. 5/6. eu, s. ij, ilcli.
eue, eui. euis; euere s. i'iwer.
eiiege: Anfang eines Anziihlspruches. B. 2, .'Ul.
Euel s. rirrl. euig s. ewig.
1! Ausruf der Verwunderung oder Jlissbillig-
ung, je nach der Betonung B. ,Y du bist, dass dich
Gotts wunden sehend, als böswicht.' 1531. Stkicki.. A.
3, 46 (dafür 45 .ei'). .Y. ein geschrei auss Zorn oder
unwirsse.' Feis. .Y lass dir dz schnöd galt nit so lieb
sein!' Mal. Der heutigen Volksspr. ziemlich fremd,
da es durch das vieldeutige ä! ersetzt wird. Doch
auch i-dä-däl als Ausruf der Freude und Verwun-
derung (tT. ; -/ (mit tieferer Betonung des zweiten
Voc.) Ausruf der Kinder: ei wie schön! GA.
Wahrsch. gehfirt hieher der Ausdruck des Ärgers i lütiije
Tu/el! B. 2. :i29. - Syn. f.' - S. auch i-r!
i fij s. ich, fn, ie (je), ä III. I. I-e s. Iire.
I- (ij: ver.stümmelte Form verschiedener VVW. in
Zss. ; s. Fifalier (Ifolter); Jiiihhahii (Ihalm); Luihiehen
(llaclien). .\uch Jolitinnes (Ihannes).
i fi) I: die mundartliche Ver.stüninieluiig verschie-
dener Partikeln, wenn in unbetonter Stellung; s. ich;
üch ; in; ie (je).
i II: in iler Zss. iiiinilerinie I.: uml. Vgl. e 11 6.
-i UI: Suffix an Imperativen wie lon-i! horch! Sch.
Scheint eine weit fortgeschrittime Abschwächung des
gleichbed. -a ! s. n. Sp. 2.
i-änen: yahen. vom tjeschrei des Esels. Fuhki;
(1563) schreibt: ,Yhhaneir.
Die Einschiebuug des n soll den gehäuften Hiatus mildern.
1-e ! Ausruf der Bewunderung. Kdspr. Ap. .Wie es
[das Wie.genkindlein] über dem bunten Tuche i-ä! i-ä!
macht.' HPest. 1781. g 47.
Weiterbildung der Interj. 1 oder Zss. derselben mit ä V.
— 8 y n. iif-ii !
I-eneli. Ni-eneli n.: Etwas Hübsches, in die
Augen Fallendes, Kleinod. Kdsjir. .\p.
N. mit müssigem, viell. aus dem iulautenden n erzeugten
Vorsehlag.
i- e s. ~inh in.
-iü! den Ton des ganzen W. auf den Schlussvoc.
ziehend, angehängt an Subst. in dem Sinne, dass Hülfe-
leistung in der betr. Gefahr herbeigerufen werden soll.
Beruht auf einer Interj.. welche dem gr. lat. iu! ent-
spräche, oder auf der Verbindung der Interjj. i und 6.
Vgl. frz. au feu, au voleur, au secours. - Abi. joUn.
für-! zuw. -(<-; Feuerruf allg. Als solcher
scherzhaft verkelirt in den allg. verbreiteten und viel-
fach variierten Keimen: F., de Buch [lihij", Se, Srhni;,
d'Ijint] hriiniit usw. Übertragen als Warnungsruf auf
der Schlittbahn ScnHa. — .Man schrey [schrie] für jo.-
Kessl. .Ein schueler habe einen glüejenden Brand in
das türr holz gestossen und also ein fürjoo machen
wellen, damit menklich von der schuol zu laufen fueg
liette.' Vad. .Wer erschricket nicht, wenn man teure-0!
schreytV' JohMülleb 1665. ,F'ürio!- Klinol. 1691.
.Feuer io!' GHeideggee 1732 neben gleichzeitigem
.Zetter und Fürio geschrauen.' JJUi.n.
helf-! h,^:lf-: zu Hülfe! L; Z. .Hälffenio. wallen,
zeter.' Bui.l. Anfg XVI. .Helfenjo!' Manuel. ,Helftio
schreyen.' Denzl. 1716, ,Wie er Mordio und Helfio
ruft.'" HPest. 1781. 17i)ii.
Zu Grunde liegt der einsilbigen Furm eine ii. Nbf. des
Subst. Hilfe: der zweisilbigen der in imperativ. Sinne ge-
brauchte Inf.
mnrd-I Hülferuf gegen mörderischen .Vnfall.
dieb-! Hülferuf gegen Diebe Bs; Sun.
achel-! scheinbare Zss. mit -iü. S. viebiiehr
acheli-ö.
ie: Adv. je. 1. .\bsulut stellend a) /.*• immer
ZTösst., und mit abgeschwäcliter Bed, und Form :
lnDchlei ein wenig, so klein es immer sein möge W.
Plattee sehreibt noch altertümlich: .Ich han so vil
guets von den Scliwizereu hören sagen, das icli io
gern han begert ein[en] zu sehen.' .Der kämpf wirf
ye häftiger vnd grinuner.' Feis. .Es muess ie leben
diser, welchen (iott erhalten wil.' JWSiul. 1652. Sonst
schon früh auch Anlelinung an die hochd. Schreibung:
.je dahar' von je her. BStadtsatz. 1406. ,Denn je so
ist eins predgers ampt, das er den lastren widerston
sol.' ZwiNGLi. - Immerhin, jedenfalls, trotz Hinder-
niss: ,Si wollen je die reis tuon.' Feünd 1447. - Di-
stributiv: ,Ye ein tag um den andern; ye mit dem
dritten wort; ye nacli dem. prout.' Mal. .Fressen sich
selber je der grösser den kleinem.' Fische, 1563. ,Je
geparecht' [paarweise], ebd. Pelletierend gesetzt,
wofür son.st und: .Taglicjis Je meer je meer.' 1520.
.\bsch. In: .wer je-, wer immer. Weist. 1, 288. Z XV.
M
A. t:. (. (». r
22
ist der Bi'griti' der zeitlichen Continuitiit oder Dis-
cretion zu abstrakter Allgemeinheit abgeschwächt, aber
deutlich versch. von nhd. ,wer je-. Eigentümlich bei
TscHuDi ,(Si) warb sölichs öftermalon an ime, je das.s
er iren verhiess, si ze vereeliehen.' Die urspr. Bed.
ist ortenbar: ,inimer fort, so dass — ■, was allerdings in
.so lange, bis — • umgesetzt werden kann. - b) Eine
vereinzelte Spur der Bed. jemals, aber vielmehr
ehmals finden wir in der Stelle: ,Troja, das y die
Griechen gsteckt in Brand.' Comedia Beati. - 2. cor-
relativ ^ je-desto. Hier, wo das W. unbetont ist,
gerne mit Abschwächung des Doppellautes zu e, i,
zunächst an der einen Stelle, dann an beiden. ,Je
mehr man dapfer auf ihn schlägt, ie 7uehr er sich im
lauf bewegt.' Itl57, JHAmmann u. a. ZScribenten noch
im XVIII. wie noch heute in Z. Je lri»()(rt: i lieher, ine
udgl. B. .E länger i meh" Aa ('--i'^i; Ap; Gr; SciiwMa.
i^-i). E lengers i me Ndw, e-o Ap (•■^-e>; BE. (c-e); Gl
frf-rf); LE. (e leyern e besser); ScnSt. Ferner ,Di längri
später.' Näfels. Fahrt. .U [und] das de länger je liehvr.'
GoTTH. Endlich und am eigentümlichsten es lengers i
hesser BRi.
BomerkonswcTt, dass in iliespin Falle kein Versuch ge-
macht wird, den Hiatus aufzuheben: e v, je früher T., Siilger
u. .V. — Wie sehr das Verständniss der vorliegenden Formen
dem öprachbewusstsein entschwunden ist, beweisen aucli die
Schreibungen selbst von Gebildeten: ,e lengere eh; ä läng'ri;
e längeri; dilangri; es lengersi; i bi ue längirsi' st. ,i bin
e 1.' In dem letztem Falle hat übrigens nach der Art der
betreffenden MA. voealisehe Akkommodation (i'...i'aus c...i)
Statt gehabt, wie wenn das letzte i als Bildlingssilbe zum
W. gehörte. Das d von di länger mag von Fällen, wo ein
aushiutendes d vorangieng, seinen Ursprung genommen haben.
Man konnte übrigens hier beim Comp, auch an Verwechselung
mit dem Acc. des männlichen Art. denken, da die Anwendung
desselben beim Sup. in adverb. Sinne beliebt ist. Anstatt
lenijera i (mit s gebildetes Adv.) wird leiH/er si (d. i. so) ab-
"iiteilen sein, denn in dem «-«, von en-si, es-es, verkürzt aus
nh, also, steckt ebenfalls so. Diese Correlativenverbindung
mag sich vom 30. aus den benachbarten MAA. mitgeteilt
und sich dort mit der andern (it-ir) vermengt haben zu ie-so.
S y n. als-ats. — Abi. ielieh; s. auch ienfi. it:z, nie.
eppet- tppdiae LG., opedi^e Aa; ScnSt. ; Z: zu-
weilen, dann und wann, nicht selten, (). und denn
gll wider (scherzhaft).
Das beliebte, hier zur Vermeidung des Hiatus und nach
.\nalogie der meisten hier folgenden Verbindungen dem erstem
Adv. angehängte I hat zwischen den Vocalen Erweichung zu d
erfahren.
es- ositf, ^sine, oTs/rf BD.; Gr; G aL.. G., 0.; Vw;
es-ie-e GrO.; esiene GrD.; UwE.; esienig Wst;
sienig Obw: bedeutet eine Beschränkung des Begritl'es
von ie. immer, näml. 1. zuweilen, hin und wieder,
manchmal BO.; G: Vw. (ierne verbunden mit einist
Vw, eis BO. d. i. einmal; e. eine etwa Einer. Mancher;
esiemöl, äsxja-n-e-mi'd manchmal. Auch disjunctiv, z. B.
('. n-ol und e. idiel. 'J. ehemals, vor Zeiten, zu-
weilen BO. ; Gr.
In sieniij hat sich die Absi-hwächung des erstem W. (voll-
ständig ftee) bis zu völliger jVphäresis des Voc. fortgesetzt;
anderseits ist der betonton Hälfte eine Erweiterung durch
eine sehr beliebte Adj,- resp. Adv. -Endung zu Teil geworden.
Übrigens ist dieser Weitorliildung diejenige mit -e voraus-
gegangen, welches sich als adverli. Endung oder als bloss
laufliche Schwellung betrachten lässt; n ist euphonisches
Einschiebsel. Die Verbindung rsicmül ist durch die Syn-
kopicrung des Art. dem Hiatus aus dem Wege gegaugi'n. -
Syn. 1. iipjictie. 2. nlldr/), (dllmal, ammi; a!bi;.
eisder-: immerdar, ohne Unterlass Aa.
hüt-: heute immer oder jeweilen, h. hin und wieder
Aa; Bs; ScnSt.; Z und schon bei Man. Repetierend
im Sinne der Verstärkung hiit-ie und ie.
Bei Fris. Mal. mit erweiterter Form : ,heüt yemer, hodie
unquam'.
nacht-: während der vergangenen Nacht immer
oder zuweilen Tn; Z.
sider(t)- tidrr!^ Hebel; -i- Aa; sidniie ScnSt.; Z.
„sider(t)-hie Th; Vw; Zg": seither immer oder
jeweilen. — ,Er ist sytertye im Grab g'lega.- 1712,
GöLDI.
Durch ,hie', hier, hat eine ümdentung stattgefunden:
bis hieher. Diu Bed. streift bei Hebel an die von .später,
nachher'.
zent-: unausgesetzt auf der ganzen Strecke GWe.
— Gebildet nach Analogie des lokalen Adv. z'iii-ume.
ielieh l,fUij Id. B; j'elig-. Beide für BO.; Lei!
AAFr.; .,L':'l. jeder BO. lt. St. u. Id. B. 2. irgend-
ein, manch, nur in der Verbindung mit ,Mal' oder ab-
solut als Adv. zuweilen, ielimöl AAFr.; Bs. ..jelige-.
jelimal L; Zo", ,ielich mall.' ThPlatter.
■TeUmal wird als PI. (vgl. das einigerinassen syn. nllimal).
jellgemol als Adv. (jelig ein Mall zu verstehen sein.
ie, ie-e s. fnhin.
ie verderbt tür 1. hie. hier, s. ie-har. - 2. wie.
s. weiss-u-ie.
mit-ie s. init-hi)i.
ö! I. Interj. der Verwunderung, bald der freudigen,
bald der schmerzlichen. Auch in dimin. Form ö-,JI,
öw(U Ausruf des Erstaunens Bs, oidl, o weh! BM. Im
Ganzen alleinstehend ziemlich selten, häufiger in Ver-
bindung 1. mit einer folgenden Anrede : 0 schö" Lieh,
chiim zne-mer i d'Hütte, o sehn" Lieb, chuni iiie-mi-r
II f d'Alp! alt. LVolkslied. — 2. als Ausruf mit fol-
gendem ,wie' und Adj.; wie nhd. — .3. mit fol-
gender Interj., welche dann immer den Hauptton
hat: 0 liö! heie! je! Joch! jemer! Ie! scliiess! irätsch!
S. diese WW. und oh ... 0 feg ah! ü feg ab! Ruf des
Kaminfegers, wenn er die obere Öffnung des Kamins
erreicht hat und den Kopf herausstreckt Th. Mit 0 lio,
zäl so! mussten ehemals in Z die Wächter auf den
Festungslürmen, nachdem diejenigen anf den Kirch-
türmen die Stunden geblasen und angeschlagen hatten,
ihre Wach.samkeit bekunden.
ö! II. Zuruf, mit welchem zum lunchalten auf-
gefordert wird; zunächst an Zugtiere (in dieser .An-
wendung auch (3). 0((i)h(i, hebe, halte still halten. Halt
machen, von den Zugtieren und vom Lenker; zurück-
halten flg.; allg. Vorne Ö g'hehet und hinde g'stösse
Gl (Bild für widersprechendes Tun). 0 hebe tr., ziiiji
Stehen bringen Gl. Hand e chli ii! habt ein wenig
(ieduld! SoHW. — S.vn. )//, ''"/'•'
-0 111 intei'ject. an andere WW. augchäng-fer Laut,
durch welchen mau Aufmerksamkeit erregen will.
1. zum Anrufen oder Herbeirufen von Personen aus
einiger Ferne, also eine Art Vocat. bildend, dessen
Form dann zuweilen auch für die übrigen Casus
stehen bleibt; im eigentlichen Rufe immer den Haupt-
ton tragend und sieh etwa B zu i/* verdumiifend oder
in ö" BBe. ausklingend. Vater-ö! Mueter-ü! Miieti-o!
Mütterchen! Mari-ö! Christi-ü! Josep-ö! Hans-0!
Hans-ri! Lisi-ü ! B; Gl; G; Z. Zi'isi-ö, Xii.fi-ö! hei"
A. V..
0. w
24
c]i('/".' (ioTTH. Nnrrü Närri Xarrö! rufen die Kiiidur
in ThFi-. hinter dem FaxtnacMsnarren her, in Zo ist
ilavon nur yarre! gchlieben. Übrigens ruft auch der
Liuggisberger Atte! Vater! Zur blossen Endung tür
den Vocat. herabgesunken B; F; Z verliert es den
Hauptton, so in dem Canon Hansn, Hansö, häst-mer
de Rticdl nieiic (/'seh'f' und in den Anredefonncn der ge-
niütlii-hen Kede: AUö! lieber Vater! Chiiidö! Miiiiiiö!
in (ir, selbst (hiö! irö! Doch in Com. S. Beati immer
noch mit der urspr. Betonung: ,Häb sorg, jiuro [Bauer]!
eil! fall doeh nit. - Hab dank. Büro! — Büro! Kaust
ilu aueh seitenspillV' Mit dem Tone sinkt etwa auch
die Vocalfarbc: Ättii! BO.; F. Atfe! BSchw. -
2. Ausruf. Seh iieiiye. ! Hchuegge'. lieliKchiiefig-ö! Ruf
des Schneckenverkäufers in Bern. Kuhn ISlit. Zil-ö!
rufen die Kinder, wenn sie beim Fangspiel das .Ziel-
berühren. ü'Sil-ö! und verstümmelt si-ö! [auf] die
Seite! Euf zum Ausweichen beim Schlittenfahren Ap;
(}. Anders sitö! beim Versteekensspielen. womit Dem-
jenigen, welcher suchen soll, angezeigt wird, dass es
nun an der Zeit sei. - 3. Verbal in dem Kiltrufe:
hosch-ö! s. o. hoiicha; ferner ilher-ö! womit man den
Fährmann herüber ruft (hol über!) ZEeuss; ii-ö! vor-
wärts! S; liü-ü' Z Fl uf an Zugtiere, vorwärts! Narrö,
d'Cliiieh scliiidö' pflegte der Viehhüter zu schreien,
wenn ein liind über die Grenze schweifte Ap. DZelt.-
■ WEGEB 1738. — Vgl. Schaden.
Vwilt mit (I /// mliT daraus abgeschwäclit iiml sirli zu
» weiter veriliiinpreiul. Uio schwache Pinralbilihnij^ l^fiindr.
Lütc Z, welclie sicli für ilon Vocat., z. T. uur für ilieson.
festgesetzt hat, gewiiuit elienfalls dem Vocat. Sg. gegenüber den
.\nschein einer Abscliwiichnng zum Behuf der Differenzierung.
Munnn udgl. im Sinne des Nomin. mehr nur in selicrzhafter
oder gemiitlieliei- Uede. In F soll sieb Atu, -.yU Vocat. von
Aitii, dem Nom., abheben.
ö s. ob-Iiin, -sich, auch, <in [(dme].
ü! .Vusruf jähen Sclimerzes New. - Vgl. ö /.
ui I 1. .Vusruf dos Schmerzes, o weh! B; Sulo.:
Obw oi je! - 2. der Ablehnung U. - 3. der Be-
wunderung: oi. rii ! ZSth. - A'gl. fii! im!
U. Konteuanten-u: der Buchst, r. So ji den
ZLandschulen vor ilen Dreissiger .Tahren i Lehrer
.Iüoker).
Koiit. vertlerbt aus Konsfnmttf,
U ü, Uw m.: Uhu, bubo.
Die Orundf. zu L'uvl, Oh nsw.. //wir, Uhu nsw. Von
Wz. II, (IV schreien; vgl. gr. aüeiv, lat. nmre .jauchzen. Der
Vogel jauchzt nämlich .wie ein betrunkener Bauer' hui oder
ii7in puliii fpuhtti) hfilio! und heisst daher auch fititjifcJnnr.
J/ihittr, Hui-. Hu-, Putfinji'l, I/ituri, l*nhi'i. Hi'lnii. Ih'lni'.
/fuhr/', Jliflnhr udgl. ~ Zss. u-iciijijlni.
Hüru m.: Uhu. bubo. .Hüru vel Hüruw.- Ges.sn.
15.")."i. .Von dem Huwen oder Hüru. Bubo.- Hedbsi,.
\X)1. 1600. .Hüru.' Mai,. In der lebenden Volksspr. nur
unverstanden noch erhalten in der Form Hilnlf. s. d.
Von hiirm. laut rufen, also im Orunde eine tautologisebe
Zss., nicht mehr sagend als das einfarhe Hüri^ s. Wackern.
Vne. - 4'J. ."lö. - Vgl. //iirrlilili". r,ln<"\ //iimiyiUilil f
u! 1. ü' Interj. des Schmerzes Hs.
:}
Interj.
der Freude, des Wohlbehagens. Dimin. uli! ü-iJU Kd.spr.
Bs. Sonst nur mit nachfolgenden andern interj. Lauten:
ii-(i)i! Ausdruck heftigen Körperschmerzes, z. B. bei
O]ierationen. o! weh! Zd. ii-dii-dä ! .Vusdruck der
Schadenfreude (iT. - ii-fä, iitri ! Nachahmung des
.Tagdhorns. .Er hlöst /'s Hnrri, git '.< Zeichen a viir
! Jityd: II fii! iifd.'- Schild. — Mit ntc liritz hntz hatz!
\ oder: ü-hätz hiitz hiitz! betteln die Fastnachtsma.sken
' die Leute an Z. Vgl. Iin-, hrt-iintz! — ii-zie. zie!
Lockruf für Kälber GSa.
II s. IUI. iiiid.
ii: Treiberuf tür Zugtiere. Vgl. /oi.' - Zss. liö.'
ii lir Uw. if -Vpt., eu eiw, eir W, iiü Art.; ScnSt. :
Th; Z, i ,f _/f W", i >Sch; Schw; Th; Zo; Z: euch.
Dial. S. 10.5. W. 18.". Mhd. i«, eigentl. Dat., aber
; schon frllbc mit dem .\cc. (iurh) vermischt, und so auch
I bei uns sogar in den M.\.\. (Uw; W), welche beide Formen
besitzen. E, Jr, i sind die enklit. Fennen. .Vuffiillend ist in
\VM.\. der Diphtb., welcher sich uur (für ml ans dem »
entwickelt haben kann. -- S. aueh i"ii7i.
u-e, u-er. u-i s. iifhiii. rifliry. U-eise s.
Ämette. ü-e. ü-cr, U-el s, iure usw.
Ue: Ulrich tiT.
ue. ue-e s. H/'liiji.
UC- untrennb. Vorsilbe mit nicht ganz klarer Bed.
Ahd. mhd. uo-, aber schon in der ä. Spr. selten. Or.ür.
2' TT-l. Uosteßen vel plezan ; pittacus, Heftpflaster bei
Hattemer 1, 229. uoHtnfton 2:55. Über uosezzd Flicklappen
Lanzeh.t 6023 s. Bäclitold, UvZatz. 42 f. Heute nur noch
in dem Ortsnamen Uetrrsc (Vinpifinn) ; viell. (vgl. no-lant?)
abgelegene oder ahsebiissige Wiesen. Vgl. alul. iinhaldi, loca
prierupta.
Uewiser m.: Xame einer Apfclsorte Tn.
lli! 1. Interj. des Ekels Ap; Ndw; ScnSt. - 2. des
Schmerzes, der Furcht, o! aeh! Aa; Bs; B; tJ
Sch; Z. lli im! Kdspr. .\a. - 3. Lockruf für Kühe.
MlITNICH.
U i s. ll/'-llill.
AI). .■!>. iL. oi,. nl,
'26
11. Abteilung.
Wörter, deren Hauptsilbe vocaliscli anlautet und consonantiscli
auslautet.
Ab laalil. iUi, aih, aiili. äub, eb, fili. ciil), ib,
ol>.
Uli,
IIb,
ufb.
HeMERKINO. .M;111 VflK liirll
iL (11
ab 1. rrüp. iip Art.; I!.s; tiob.; suii.-it ali. I. rriii
räumlich: Entfernuut!:. a. von (.'twa.-; lii'rab nilor
hinunter, wa.s oft durch ein dem .Sub.st. nachfolffende.s
ohe noch deutlicher bezeichnet wird. Ah em Bntim
iihe. vom 15. herunter. Bei ('rtsn.: Ah (ras, von (dem
höher j^eleirenen) Gais, dagegen ro St. (rolle. ]).•< \'n-
iieli oh cm (rtigni.therg. .Ab Davaas us.s den Pündten'.
au.-i (dem Hochtal] Daves, liilo, Taufb. Zollikoii. Da-
her manche von Ort.sn. entnommene Familienn.. wie
Ahi/heri), AhploHolit, Aher/r/ (Eya Bergstrassenüber-
gang); dazu vgl. Familienn. wie: Vii» Matt, Von
Mnot:, Von Tohel. — D' Chile si [sind] ah-em Bern,
in.s Tal zurückgekehrt B. .Darab [von der Stange
herunter] und widerumb darauf." Vogelb. 1.").j7. .Mit
dem fech ab den Alpen faVen.- \"i'.'<. UMey. .Ab der
Kanzel verkünden.- Z Diöll. .Kornsäcke ab meiner
Schütte.- HI'est. 17«;!. Von Heilquellen, welche von
mineralhaltigem <lrund ab fliessen. z. B. .Das wa.sser
diss bads louft ab alet und kupfer-. Unot 'Xi-\. Ent-
sprechend: trinl;en oh — . vom Abguss oder Absud
heilkräftiger Pflanzen, z. B. oh Chrkai. oh IJndehhif^tt
tiinketi. b. Ort.sveränderung überh. a) Ent-
fernung, so in formelartigen Verbindungen mit Subst.
ohne Art.: ab Ort, Brett (vgl. u. oh-em Lade). Fleck,
l'lati, Schutz, Statt, Tntu-Ii, Acher, Ösch, von der
Stelle, s. diese WW. ; ab «S'to.- oh U'ei/: oh Hei'":
oh Stiit:.. Einen ah Satz nehmen. Dagegen mit Art. :
.Ab einem ort an das ander ziehn.- Fris. .Inen sige
nützit ab dem tag von Luzern geschriben.- l.")-21. Act.
Strickl. .Ab dem weg gon, ex itinere ileflectere.- Mal.
.Ab dem weg, devius.- ebd.; Denzl. lilTT; .ungelegen-.
Fris. ,Er ist ab der gesiebt [aus dem ii.] verschwun-
den.- .Mal. ,.\.b den Augen kommen.- 1.523. Absch.
.Ehn ab den Augen gon.- Fris; Mal. .Gehe mir ab
den Augenl- HPest. 1790. Jetzt: ah Aiu/e! Z. Um-
gekehrt vom Standpunkt des Sehenden aus: ..\b denen
meine äugen nienier konnnend [sich nie abwenden]. -
Fbis. Kr hat kcji Aoij ab-em, wendet kein A. von ihm
ab. ^4/) Aiig, n?) Herz, aus den Augen, aus dem Sinn;
Sprw. ,Ab der Gemeinde wieder zu den Eltern kom-
men-, aus der Versorgung, Verkostgeldung durdi die
Armenpflege. Gotth. T)roJi miic.se", von der Arbeit
weg Ap. .Kumpt mir Geschärt't das ich ofi't darab
müssen lauften.- .VoTbchudi. Droh ijo" (die brütende
Henne) Z. Weniij drob loei/c, emsig .an der Arbeit
sein B. .Ab-em Xamebüechli g'luegt-. auf die Seite
geschaut. HWtss. Ab der Hond ii", unbenuem Cnirn.
All der Hond (jö, untreu werden Ar; L; Xdw. .Was
man also grüen und ab der Hand isset.- Villinger.
.Ab dem Wind bringen-, aus dem Freien in's Zimmer.
Ill'r.iT. 17'.l(l. .[Ii-ciii l.ofi. an ■■inen windfrcioii Grl
ii]i|i
mit :ui I ;i II I •-n il (
H-
Ai>. All der Siiriii cho". schlecht genährt werdrn '/..
.Gestorben und ab der Welt', abgeschieden, Gotth.:
und in abstracterem Sinne: ,Eisi war es erleidet in
der Einöde; so sj be.sti Zvt da ab il. W. zuez'bringe.-
ebd. 2\'öd ab d'r Welt dehäm -fi, nicht ganz abgelegen
wohnen Ap. Jmdn .ab der Welt richten-, hinrichten.
1588. .Die Schlüssel ab den Kästen nehmen.- HPest.
17fMl. Ab-em Lade n-erche, Arbeiten fertig machen B.
Oppis ab-em Stecke hone, den Stock kürzer machen.
.Sich werfen ab Einem-, von der bisherigen Übrigkeit
oder von der Partei abfallen. 1336,1446. ZChr. Ab de
Worte (jä, nicht Wort halten Z. .Einen drab nehmen-,
durch Zureden von trüben (iedanken abbringen. l.">l!i.
Stockar. ..Vb der niateri komen-, vom Gegen.stand der
Itede ab. Hospin. Ab der Meini;/ clm, nicht mehr
wissen, was man wollte Z. .Kerte er .sy abe der Zu-
versicht.- SciiEEER. GHilsclirftn. .(iieng sy dick fastend
gantz ab dem tisch.- ebd. - Zeitlicher .Vbstand,
\ aber oft noch mit räumlicher Grundlage: ab Tisch
i bete, das Gebet nach der Malilzeit verrichten, d, li.
bevor man den T. abdeckt; anton.: idier T. b. Heide^
auch schon bei HBull. und 164-") .JKHofmstr. l eloiinina
(chiimme) ah-em Essa, nach dem Essen, dagegen rom
E.. unmittelbar vom Essen weg Ar; Gl; Z. Daher
j dann Zeitbestimmungen wie: Es isch ah de ]'icre,
I etwas über vier Uhr; Viertel ob achtl AaF.: Bs, d'rab.
I die genannte Glockenstunde vorbei B; Bs. Grod oh der
\ Em trösche", unmittelbar auf die Ernte. - ß) Her-
kunft, Ursprung. .Die herren ab dem Khine.-
Hat.bsut. .Der herzöge besant alle sine diener a b
dem land und von den stetten.' 1336/1446, ZChr.
.Eine Hochzeiterin ab frömbden orten-, niclit aus der
Gemeinde gebürtig. G ItSll. .Ein Pfarrer ab der Land-
schaft.- 1749. Herrlibgr. Ah-em Mdrt cho" L. Hca
ab der lU/.s- Ap. De Gro.sroidi oh der Würze rer-
choiife", das noch auf der Wiese stehende, nicht be-
reits abgemähte (iras B. .Ein Geisslein dem Metzger
ab dem Messer kaufen-, von der Schlachtbank weg.
Stockar l.'i-iO. ,4^ andren Lilten Leder ist giiel liieme
schnide" Gr. .Einen speisen ab seiner tafel.- v.Moos
1778. ..\b dem Brunnen trinken.- lliO'i. .IaMever. ,.Vb
den Zinsen leben,- 1666, Hafner. .l>er .lugendt ab der
Bibliotek verehrt.- 1678. Z. ,Die Figur seie ab einem
weyblin gemacht.- l."j.")7, Vooelb. Von einem Kinde,
das seinem Vater in hohem Grade gleicht, sagt man,
es sei iric ob im ohe (/'schnitte. .[Zins] ab eim Hus,-
1450, Gpii. 2. .Vbstraktere .Vn w endungen.
a) Beseitigung-, Erledigung, Befreiung von einer
Fessel oder Last; Abg-ang oder \'erlnst, , Einen
Hund ab der Ketten lassen.- Fri.s; Pestal. 17llo. Ah
der l'lielli si. übergetriigcu auf Mcnsrheii: ausgelassen.
All. eb. ili. nli. nli
28
iibenuütiij Z; B: glcichbed.: ah-ciii Bändel st" (i\V.
Äb-em Bündel chö, von Sinnen kommen, sich nicht
zu halten wissen, vor Freude, Ungedukl. Sulo.; GT.
Ah-em Böiideli chö. aus.sehreiton Ap. Ah-eni Seil hl,
loslassen Ar. Ali [von, aus] der Hand lä Z. ,Ab
hals komnioir, von Erledi^cung eines lästigen Rechts-
handels. 1.521, Ab.sch. und ähnlich noch heute. ,Sy
wöltind ab der saeh', sie los werden. 1.52."), ebd. (jetzt:
iis-der S.) .Ab dem Wirt gelöst', durcli Bezahlung.
1529, Absch. ,Ab den kosten komen', 1) aufhören
einem Andern zur Last zu sein; 2) die eigenen Un-
kosten los werden. ,Ludent sye die übrigen ihnen ab
dem kosten.' Cts. ,Ab der marter kommen.' Mey. Iti94.
.Ab der Noth sein.' Pestal. 1790. ,Dass das schmäch-
lich verweyssen ab uns kome.' 1531, Jesaj. 4, 1. .In
acht Tagen mag der .\.ns](recher durch den Richter
[dem SchuldnerJ ab den Unterpfanden bieten.' L 1706.
, Etwas ab Einem tuen, bringen' bezeichnet in der ä.
Rechts.spr. Zurücknahme einer beschimpfenden Aus-
sage über eine Person. Rothenburg. Amtsrecht v. 1490.
OsENBE. aleni. Strafr. 263. Ebenfalls als Abladen der
Schuld lässt sich der der ä. Rechtsspr. geläufige Au.s-
druck ,richten ab dem Missetäter' verstehen. ,Ab
swem der Rat gerichtet, wil derselbe sinen has [Hass|
an dehein des Rates keren . . .' ZRiehtebr. ,Habe ab
nie keinem gesehen richten.- 1401. BsRq. Und noch
, bei WüRSTis. : .Solothurn solt alda ab malefitzischen
Personen allein mit dem Schwert richten.' .Einem
ab dem brod helfen', den Verdienst entziehen. JMey.
1692. Ah Hfi>< loid Hei'" cho, Alles verlieren. Ah de
Chrefie clio L. Ab-eiii Schlaf cho, niclit mehr schlafen
können Z. 7vv t/öd ah der Schiir, nh-cm Kupital. oh
der Er, diese Güter leiden darunter, es geht ihnen
etwas ab Ap. — b) Gewinn, Erlös, auch Gewinn
an Einsicht. ,I)arab [aus einer alten Geschichts-
quelle] ich die warhait diser materi las.' 13361446,
ZChr. (vgl. mhd, nw den huochen leaen). ,Omen, loss-
zeychen, so man nimpt ab dem geschrey der vöglen.
Augurium, weyssagung ab den vöglen.' Feis. Ne" ah — ,
entnehmen aus — , schliessen. ,Lösen ab — ' [Geld-
gewinn], Gyrenuupf. ,Ab Obs hundert Thaler erlösen,'
1692, Escher. ,We."" si g'sinid irär, sii mir Nilt me
ah-ere z'rerdiene.' Gotth. Entsprechend von Seite des
Käufers: .geben ab — ', etwas wofür geben. Wert darauf
legen. JMüli.. 1673. ,Nichts geben ab Streichen', un-
empfindlich für Schläge sein, Hospin, Ah de Worte
(je", der Rede gehorchen. .Wir thuont nidt ab dinern
sagen.' SBeat. l^ül tue ah säge" B und nicht bloss:
,sich ab einem muster oder bispil beraten', Zwingli,
sondern auch: ,sich bessern ab Einem', nach dessen
Beispiel. Scherek, GHdschr., sowie bessere ah Oppis,
von körperlichen Heilmitteln. .Gersten, worab sie [die
Schweine] guot werdent.' 1495, G. ~ 3. Causal = in
Folge von — , über, ob, ,Es fällt kein bäum ab einem
streich.' Hospin. .Sterben ab brot.' 1557, Vogelb.
, Fleugt ab seinem gschrcy zuoher,' ebd. ,Das kind
bewegt sich ab der kälte,' Murai.t 1697. ,Drauf man
die losschüz gab, dass d'pauren flöhend drab.' Lied
V. 1653. ,Ab deinem Donnerklapf sind sie dahin ge-
fahren.' Kd.AIev. 1671. ,Der gloub hat sich ab der
disputation gestcrkt.- Zwinoi.i. .Wir stellen uns zur
buss ab dem zorn Gottes.- 1665, JMüll. ,Wenn das
Auge [der Rebe] den Rebmann im Grabet Px'im Um-
gi-aben] ofl'en anschaut, so erblindet es leicht darab.-
KiRcnn.. S]irüciiw. Ah citi chlinsli' Tiit:e i's Bett liqqe".
bei der geringsten Unpässlichkeit. Stutz. l)ie Frau
habe ihr Leiden verdient ah ihrem Mann, d. h. durch
ihr Verhalten gegen ilin vorschuldet. En Lintier ab
eim [einem Schüler] rerscliln" Z. 's Heu rerschictnt
r chl'iH [scliwindet ein wenig zusammen] ab-ein dorren
BRi. Ab dem Lärme-n-ern-ached d'Lüt Z. ,\Vcnn ich
es nicht ab unserm Elend vergessen hätte.' (Jotth.
Ah f/höra-säga [vom Hörensagen] Ifii/t ma" gäre"
[leicht] Gr. Es clia's ab säge" kei MoiscJi glaube",
man muss es sehen, um es zu glauben U. Er-
schräclce ah — , schon bei RManuef,. ThPlatteu. 1707,
HioB. ,Der Mensch darab erblasst.' KdMey. 1650.
Gruse" ab — . So schon bei JMey. 1694. .Abscheuen
ab den zwergen.' Fris. ,Ein schuhen und vrdrutz ab
denen dingen [Abneigung gegen],' 1531, Bib. ,Ver-
driessen, sich verärgern ab — ,' Zwinom. ,Das unwärd
[die (ieringschätzung], das Hoch vnd Nidre ab vns
habend.' 1527, Zw. .Etlich machend jnen (sich) noch
ein gewüssen ab den götzen.' 1530, L Cor, 8, 7. ,Sy
habend nit all ein lust ab den . . .' Fris. .Ab seiner
Trägheit jameren.- Hott. 1666. .Die klag ab der
kranckheit.' JMüi.i,. 1673. ,Die Türeken ärgern sich
ab dem meyneyde der Christen.' ebd. ,Wird luegen suhr
[.sauer sehen] ab solchen Mannen.' 1701. JCWeissenb.
.Ein Pfarrherr erfreuet sich nicht ab unglückhaften
Pfarrkindern.' 1790. Nachtl. Sich verwundern ab —
schon Platter 1519. .Latz tnen ab — ,' sich unsinnig
geberden über. Manuel. In den meisten von diesen
Fällen setzt auch die heutige Volksspr. triitz dem
störenden Einfluss der Bücherspr. noch ab, z. B. .Mich
schüttelte es ab ihnen', mir grauste vor — . Gotth.
,Uvn-ille [Ekel] drab ha', Id. B. B'Nase rümpfen;
balgen; frö, trürig, hön, taub [unwillig, zornig] si oder
irerde; brüele [weinen]; jämere; speme; chotze d'rab.
beide bildlich im Sinne von-: Ekel äussern. Ab allem
Elend müesse" lache". Wiiest, leid, lätz d'rab tue oder
mache, sich wie toll geberden, \Mderwillen gegen Etw.
in heftiger Weise äussern. Die händ glich au''' tO"
ab-ere, doch arg geschimpft über sie. Stutz. Ab Jmdm
oder Etw. rede, ein Aufheben machen, Gerede,
Ahd. aba, mhd. abe ziemlich selten; selbst bei unserem
Notkor häufiger fona, dessen Begriff aber ein weiterer ist;
doch sagtauch er: ,niderrinnent aba domo berge.' Auch die
anderen bei Gralf 1, l'i — '-i angeführten Verbindungen (dar-
i unter auch schon zwei Fälle von causaler Bed.l sind noch
' unserer heutigen Volksspr. geläufig, und wie ungern der
Schweizer von dieser eigenartigen, durch die nhd. Ersatz-
mittel niclit erreichten Präp. lässt, beweist die Sprache mo-
derner Schriftsteller wie AFröhlich: ,Gehn wir ab den offnen
Wogen. ~ .\-h dem Baum gewahrten Affen sie. ~ Der Nord
ab Höhn. — Die Steuern ab den Au'n.' Übrigens geht
natürlich die ursprüngliche Anschauung von der Bewegung
von oben nach unten in diejenige der Bewegung von oben
weg und endlich in die allgemeinere von Ortsveränderung
überhaupt über; bei Wasser ab der Jiorc wird ähnlich nur an
die Frische des Ciuellwassers gedacht, nicht an di'U Fall des-
selben. Wenn uns cn Stci ab-em Herz ist, so reflektieren wir
nur dar.auf, dass die^Sorgenlast jetzt hinweg genommen ist,
nicht auf die Richtung ihres Verschwindens. Ab wird so
fast syn. mit ron z. B. : .0 wenn man abdecken könnte den
Deckel ab den Seelen!' Gotth. ,Das Hemd ab dem Leib und
die Schuhe von den Füssen.' Pestal. 1770: aber allerdings
wird das Hemd auf dem Leib, die Schuhe an den Fü.ssen
getragen. In der R,\. : den ganzen Tag nicht ab den Beinen
kommen Z ist ab einzig richtig, weil man sagt; auf den
Beinen sein; aber statt: ab der Hand enrn, z. B, eine Birne
Ap und schon bei Fris. und sogar bei Notk,, sagt man auch:
rii H. 7,. Ilinwiiilrr ist ob enand, entzwei (schon 1557.
Ab. t-'lj. ib. nli. iili
30
\ »»LTt-lL». .all riiiauUer schiieiiU'U'l, nicht gauz gleich von enatui.
imlem jcucs meistens gewaltsame Treunuug durch Bruch,
Schnitt usw. bezeichnet. Die mit ab charakterisierte Be-
wegung löst also in den meisten Fällen eiuen mit ,a\\{^ he-
/eichueten Ruhezustaud ab. währenddem von ein zu gegeu-
iiber steht. Per ApAusdruck: Einem aji-ciii Lvli nl-, vom Lohne
Etwas abziehen, beruht auf der Vorstellung des aufgehäuften
(ieldes. Uem Ausdruck ub-cm Für m", iii" (nehmen) ist der
..A »i". üb liu" correlat. In manchen Fällen bedient sich das
Xhd. wühl auch noch der alten Präp., aber nur in gebundener
Weise: für Jlaler's .Ein schand ab im leinen, crimen avertere
a se' sagt Jenes ,vou sich ablehnen.' - Bed. 3 ist die
abstrakteste, welche doch aus der Grundbed. (des Ursprungs
einer (juelle) noch immer leicht abzuleiten ist, wie .ja auch
der lateinische Ablativ nicht Casus der Entfernung geblieben,
sondern aucli Casus der Ursache geworden ist. Auch ans
der Vorstellung des zeitlichen Abstandes entwickelt sich, oft
mit unmerklichem Übergange, die der Causalität. So z. B. :
.Die .Stette wurden ah dem Sieg hochtrcchtiger.' Wurstis.
..\ls ich ab od. von der reiss müd war, e via.' Vocali. E. XVII.
Während mit ab gewöhnlich die Todesursache bezeichnet wird,
ist es noch rein temporal verwendet vonFris. 1.568 : ,Sy sterbend
ab dem lernen, das laben ist nit lang gnuog, dass man es alles
geiernett möge", mitten davon weg = nhd. ob, über. Die am
weitesten gehende Übertragung unserer Prüp. (auf den Urheber)
findet sich bei Ansh. 1. '27: .Griiwel ab ihnen verursacht."
ab 11. Adv. «6 Uw, «& u. äh Aa, äp Bs; ü. hJ> Ap;
«int; L; G; Sch; S; Th; W; Z, üp Gst. 1. hinab,
herab; absolut stehend nur noch in Gk; PPo.; W.
auch hier mit den Öyn. dhlier, ahhin, iihsidi daneben.
.Und ab fjant an daz wazzer." ZChr. 133(3/1446. ,Was
liio guldin dz best [der höchste Gewinn bei dein
Schützenfest] und demnach ab und ab", stufenweise
abnehmend." Edlib. Allgemeiner mit adv. Accus, ver-
bunden: (dur''') (VHalda iih, den Abhang hinunter;
il'Stdtt üf und ah. D'Bayyen ab liieye, beschämt
blicken Ap. De Mhl"- ab schwimme Bs. VBire sind
de Bannt ah, Nässe hat die Aussieht auf Ertrag der
Birnbäume zerstört Z. Ein Mal vor dem Accus. : ,Si
liezent einen üoz ab daz wazzer." ZChr. 1336/1440.
Sonst ,Das wasser ab fahren, secundo flumine." Denzl.
Mit Ellipse eines Ptc. und davon abhängigem Übjects-
accus. kann gesagt werden: de Haet nii h'halte, den
Hut abgenommen behalten. - "2. hinweg. .Ab! cedite
liinc. qua>sü!" Hospin. Abi Rut auf der Schlittbahn Z;
auch ap-he! ZW.; ä-he-ah! etwa mit dem Zusatz: oder
i schlä-der 's Bei (schüss-dcr e Bfi) ah! ZStdt; Th.
Ab auch bei der Schitffahrt, um Begegnende zum Aus-
weichen zu veranlassen Sch; Th. Ah! ruft ein Schütze,
wenn er durch einen guten Schus.s einen Andern über-
troö'en zu haben glaubt Ap. .Vom Weg ab", auf die
Seite. ,Wind ab [gehn]" an einen windfreien Ort.
GoTTH. ,Uch ab und har heim zuo füegen', hinweg
und nach Hause. 1522. Strickl., Act. Ah und ziie,
hin und her Bs; dann und wann B; mehr oder minder
.\p. Den Verlust einer bevorzugten (gleichsam er-
höhten) Stellung bedeutet <di bei gewissen Spielen,
■/.. B. ab sin. von der Barre abtreten müssen, die Partie
verspielt haben Bs, uml schon 1662 bei Red,: ,Du
bist ab, tu perdidisti lusum,' In »/' inid ah mache;
CS sei! äf and ab (ja", um den ganzen Einsatz s])ielen
Gl, treten das Legen des Geldes auf den 'l'iscli und
das Wegnehmen einander gegenüber; vgl. faire la
lielle, eig. säubern Tisch. Zu Ende: ab, ah! Kuf,
womit Mäder verkünden, dass sie ein Stück zu Enile
gebracht, .abgetan" haben .Vp; vgl. ah lian. .Ab und
tod". in ä. Kanzleispr. neben ,abe und (|uil. kraftlos
und ab"; ,ab und unkreftig". BsKq. , rechtsgültig
erledigt, beigelegt. .T. und ab sein lassen.' Hospin.
.Dass diser span ganz und gar usgelöschen, hin uml
abweg, t. und ab syn soll," 1.529, Absch.; ,t. und ab.
gericht und gesehlicht.' ebd. Aber auch von früheren,
nunmehr aufgehobenen Bestimmungen: ,dz was alles
hin und ab.' Edlib., von der Abschall'ung der katho-
lischen Gebräuche. ,Dass alle verheissungen vfge-
haben, ja t. vnd ab syend.' Gualth. 1.584. Ah slii
(ab, wie in der eben besprochenen Verbindung par-
ticipial). 1) mit Sachsubj.: von seinem Platze ab-
getrennt oder abgegangen sein, z. B. von einem Knojd'
am Kleide, von einem Fleck auf der Haut, vom Schnee
am Boden, einem Rad an der Achse, einem Gliede.
auch von einer Last auf dem Herzen; vgl. I 2. So
auch aktiv: Etwas ah hu", mache" udgl.. und prägnant:
Einem d'Bei" ah flaeche, Bh'itz a!i riieme, dem TüfcJ
es Ör ah laufe, d. i. die betr. Tätigkeit im höch.sten
Grade ausüben. Mit Bez. auf den Kochherd vom Feuer
abgehoben sein, also von Speisen gar gekocht sein
(anton. oh .s-m) Ap; L; auch persönlich gewendet: mit
Kochen fertig sein Ap. Von einem Rechnungstermiu:
abgelaufen sein. ,Er miles warte, bis d'Rechiiig ap sly.'
Bkeitenst." — 2) mit Personensubj.; von Tieren, die
angebunden waren : sich losgemacht haben ; vgl. I 2. a ;
von Menschen, bildlich: ungebunden, ausgelassen,
lustig aufgelegt sein Aa; Bs (auch: ajj-em Seil); Z.
Ferner: von einer Last befreit sein. £r ist iez tilem
ah, Trostformel beim Tode eines schwer Geprüften.
Dabei kann aber Zweideutigkeit entstehen, wie z. B.
bei GoTTH. Schulm. 2, 86: ,der Mutter war er ab", die
Last, für ihn zu sorgen, war der Mutter abgenommen,
.sie war ihn los, nicht etwa: er war sie los. - Etwas
ab sl: in Abrede stellen, leugnen, z. B. eine Schuld.
So schon 1519: ,Als die frow der eigensehaft nit ab
ist", zugibt, dass sie eine Hörige sei. Egli, Act. Einem
Etwas «6 sl : verwehren , abschlagen , verweigern ;
auch: einen Vorteil oder Genuss vorenthalten Z. Ah
werden, los werden. 1531, Macc. 4, 58. Ab chon 1) in
lustige Stimmung geraten ; - 2) sich von Geschäften
losmachen; — 3) von einer Last befreit werden; -
4) Waare, die man gern verkauft, los werden, ab-
setzen; — 5) ein Ziel verfehlen; —- 6) die Besinnung
verlieren. Ah hau, ein Stück Arbeit abgetan haben,
von Schnittern, Webern Aa; Bs. .16 ydn, 1) eig.
abnehmen, abwärts gehen, vom Wohlstand. .Es
stände umb einen wol oder übel, es gange den regi-
menten uf oder ab." 1569, LLav. Wenn 's Eim ah
i/Od, )j()t 's dem Andere-n-üf L; auch a-he-ah yän:
.Rekholderholz ist all mein hab, Mein Handelschatft
geht a-be-ab.' 1749, BsAusrufb.; auch unpers.: es ynt
mir a-he-(d): substant. = Abgang, Abnahme: i's oder
im A-he-ah yä", im A-he-ah s'i" ScnSt. ; Z. Syn..
Ihmzifal. ~ 2) bei der Rechnung abgezogen werden;
so z. B. scherzhaft: vas me i.il, yild ah, was hinzu-
gelogen ist, inuss abgerechnet werden.
Ab in der Composition: I. abwärts. Ab-ttitif. Abdachung:
iib-läy, schief gelegen, vor Vben häufig mit der Hed. ,zu
Roden': -sian, vom Pferde steigen. '2. hinweg (seitwärtsi,
fern: -O'/vbcn. Abzugsgraben; -.Srhitil, Seitendacb; -trhlni;/. von
der Sonne abgelegen; -lau, loslassen (einen Sehuss, Schrei):
-ralai, irre reden: -bitirn. um Entlassung bitten; -tililua'" ■
mit der Trommel das Zeichen zum Abtreten geben. Mit
(Übertragung auf den Geschmack: .Uj-.V««;/. Beigi'schmack.
:). abstraktere Anwendungen, a) Vollenilnng: -ni«(.ii.
fertig zubereiten; -Jnnh'n, d«s Schlussgebet verriehten. In
:U
All. .'l'. il'. "I'. ul'
a-.'
ub-bilabehii , -Kiiuijcu hat »/. viell. ua-lir duu Begiiö ilcr
Kutft'iuuDg (vgl. b). Abniitzung; vgl. I 2, a: ub-riuimuM,
V. ZugtiBi-cu; cigeutiimlicli piäguaut (ri'Vjir/cr a6»(rfe«, immer-
fort stehlen. Abstraf iing mit Schlägen oder Worten: -lesen,
-lldi-nii. — b| Beseitigung; daher Abwehr, Terliin-
derung: ab-alnxh-ii. verbieten; -iimeii, durch Stimmenmehrheit
verwerfen; -machen, abwendig nwchen; -rmfen. Münzen ausser
Curs oder im Wert herab setzen; -emen, durch Essen ein
Übel vertreiben. — c) Erlangung eines Obj. durch die
(fortgesetzte und vollendete) Tätigkeit: -trolcn, durch Pro-
cessiereu abgewinnen; -schhclun, schleichend überraschen (ein
Tier auf der Jagd). - d) Yba eist zum Zweck einer Ver-
bindung mit nb von Subst. gebildet, wobei das Snbst. als
Mittel oder als Obj. oder in noch nnderm A'crhältniss gedacht
wird: -rjebscji, mit einer Gebse abschöpfen; -hugen, durch
m\n\ Hag abgränzen; -sckweimen, den Schweiss abwischen;
-tltuh-en, abdecken (ein Haus); -rüden, der Reihe nach ab-
wechseln; -klafteren, in Klafter abteilen; -milen, vom Seil
ablösen. — e) Fälle, wo uuserm ab- in der Schriftspr. ein
anderes Präfi.x entspricht: Ab-Truij, Ertrag; -ilitnatlhuj, ein
Missgüustiger; -arten, ansarteu : -strecken, verrenken; -richten,
entrichten; -rcyuen, durchnässen; -tmjijien, auftreten; -(/eben,
ergeben u. a. - f) Pleonastisch oder nur verstärkend;
-sehieiiien, (hin)sehwinden ; -ktzen, Abschied ( Letze | geben oder
nehmen. - g) Bloss scheinbare Zss., aus Umdeutung und
Anlehnung hervorgegangen; iMumj; Absirenze; Abheu. —
NB. Die der lat. Sprachfamilie abgeborgten WW. mit Präfix
ab s. je unter dem zweiten Teile der Zss. - Zu ab und den
hier folgenden Zss. vgl. nbhln!
oben-: von oben herunter oder wej;-. (). ne". oljen
• wegnehme«, z. B. Kahm von der Milch; auch d'Milcli
ü. «c oder einfach d'M. iihiic. abrahmen. Es o. niiije,
seine Meinuno; frisch heraus, rundwei,--. unverliolen
aussprechen Z. Als Subst. n. Oben-iilili. Anschnitt
aiu vordem Ende des Lansfbrotes (ai,.
..obenabifj: hochniütiff. stolz. Eiiii (ihciiabii/ tß".
Kinen von oben herab behandeln Aa; B; L."
ober-ab: von oben herunter TG. - Von ober für
ahn ; doch vgl. auch emher-a},.
über-: über Etw. hinunter, z. H. in ein unteres
Stockwerk [über die Treppe hinab] Gk. .('. gefallen',
vom Pferd herab. Feis. .Fiel ü. [vom Stes'] ins Wasser.'
Htockak; über einen Fels hinunter. Platter; von einer
Wand zu Boden. BsChr. .Er Hess sich ül)erab' über
eine Mauer hinunter. Arlit'hr.
cm- ■itmil,. inwib. mal,: hinab, liernnter. z. B. vom
Bertr in's Tal W.
embr- nnbr-, ambr-MO.. /«,/„- BAd. : 1. hin-, her-
unter BO.; im Gegensatz zu nebenher gehenden syn.
Adv. bes. von .steilen Örtlichkeiten BSi. - 2. unten
Ulla.
vor- /(■//>>/) Bs: 1. räumlirh .,\"r\veg. ohne aus-
zulesen" Bs. (vorn) weg. ,Ub er eine Sau mangle.
... es war m"r astiindig, euie v. z'giih-. ich wäre ge-
neigt, die erste beste zu verkaufen, (jotth.: voraus.
Gttiiyed ir v. [wir kommen nach] BR. Zum V.. zum
Voraus, für's Erste L. .Yorus und ab', ein für alle Mal.
1.538, Edefp. — - '2. bildl. besonders Bs und schon
1538 RuEPP. .Fürnenilieh und vorab.' Breit. Ml-'i.
bevor-: 1. zuvorderst. 1691, Klisol.; voraus.
vorerst. Wurstis. - - 2. besonders. Hott. 1(!üü,
WuESTIS.
zuevor-: zuerst, imprimis. Zwisui.i: besonders,
priesertim. l."i()3. Tierb.
binden-: li. rhu. den Ivürzeren ziehen, zu kurz.
zu spät kommen B; L; Xmv. Hiiideii(liiii)tciy-ah iic
milese. sich mit dem Letzten. Schlechtesten begnügen
müssen Bs; B; S; nachgeben müssen Bs; FMu. .Hinten
ab sehen, sehen [und nehmen] was übrig bleibt.- Gotth.
neben- n^ebenap Bs: n. clio, ein Ziel verfehlen,
beim Werfen. Schiessen (iKObS.; bei Seite geschoben,
liintangesetzt werden, zu kurz kommen Aa; Bs: B.
/(. traiiipr. daneben treten, einen Fehltritt tun Bs.
her- briiii: herunter WL. - S. emher-ah.
berg- ').-(!.: 1. wie nhd. - 2. bildl.. dem Verderben
zu, mit Bezug auf das Abnehmen der leiblichen oder
der ökonomischen und moralischen Kräfte. Syn.
raiii-iili.
rain- ri'Uib Z = hcni-nh.
..rein-: r. nehmen, vorn ab. (dine auszulesen."
Vom Adj. rein.
durch- </i(ivr(. .\a; Z. iha-ab GT.: abwärts; am Himmel
gegen Westen Aa; Z. Dundi inch-cs iiid>ti''', tauto-
logisch vexierender Wetterbericht Z; talwärts G. Ver-
stärkt dardurch-. drrdiirab tis; tlediiräb '/,. Dlirilh llliil
iih, immer weiter abwärts.
des-: von dem genannten Punkte "der an der
genannten Strecke hinunter. .Denn ab [1. ob] dem
hag hin an St. Stephansniattli und des ab . . .' L 1420.
wind-: von einem dem Wind ausgesetzten Orte
wey. .l'nter Dach getiüchtet und Wind ab.' Gotth.
Vgl. o. ((/; dem Luft. M'iiid.
kurz-. ,Sy weitend k. ab nit aufmerken-, durchaus,
absolut nicht. 1531, Sachar. 7, 11. .Damit ich wisse
kurzum ab-, ohne Umsehweife, ein für alle Mal. SBeat.
Ker-: .Einem den Kehrab machen', hinwegräumen.
1712. tiöi.Di. .Den stillschweigenden K. tanzen ohne
Pfeifer-, heimlich und still abziehen, von einer Be-
satzung. .IRWtss 1822. - Ker Imper. des Vb. keren;
vgl. das syu. srhab-ab.
Krag- machen: den Hals umdrehen, den (iaraus
machen, tödten. bes. kleinere Tiere. Vögel; in roher
Spr. auch von Mensehen ScnSt. ; Z. - Bald mit Hat. P..
Iiald mit der Präp. ,niit'; oder auch trs.
Blätz- ni.: ein abgerissenes Stück Haut, eine
leichte Wunde Aa; S: Z. ChJehe" irie Ziindcl tif-eme
Bl. .Man ruft da gleich: Hollauf! Haaraus I Pletzab!
und fordert sich heraus.' Dietsoh ISl 1. Auch Diniin.
Blätzabli. Meistens mit .haben', eii Bl. ha", doch auch
mit scherzhafter Übertreibung: achiei- Bl. td> h'lii»i/e».
schab- ^i Aa. ;i B; W; Z. I«eh<th,di E; W:
1. präd. Adj. verloren, zum Verderben bestinunt;
Nichts mehr wert, zu Nichts mehr tauglieh, entkräftet:
verachtet Aa; B; L; W; todmüde L; beschämt, caput
BBe.. Ki.; überständig, von alten Jungfern und ,lung-
gesellen Aa; L. Hiutitcl mlf Meit.-'ehi, xi> bin-i t-srli.
LVolksl. .Frauenlieb ist fahrende Hab. heut lieb und
morgen Seh.' Sprw, 1S21. Früher jedenfalls üblicher
als jetzt. Bei Man. im Sinne von .das Spiel verloren
haben.- Auf ein durch übertriebene Liberalität und
Luxus ruiniertes Vermögen wendet Ansh. Iö2t) den
Spruch an: .Aller weit hab ytel seh. Willt nit seh.,
nach gott so trab, so bstaht diu hab.' ,So einer aber
aiu hocher summ darbutt, so muss der vordrig seh.
werden.' l.")39, Kessl. ,Dass ich also vill guot vud
hab Verlassen muoss vnd sin seh.- SBeat. .Der
Mensch ist Seh., fios, buUa'. vergänglicli. JMey. 1Ü92.
.0 Bern, du schöne Stadt, iez bisch du ganz seh.-
1798. ,übcn auf und nicht .seh.' .Schweiz. Erzähl.
18.5U. 2. Subst. ..ntr. L." a) Name verschiedene.
Ah, .■!.,
34
tiart ciipfliiii z L'ii. die orst im Siiätsuiiiuior blüliuii.
.wo es also mit Lenz uiul Liebe seh. ist.- Bkckkr.
.Adonis autumii. L. 1,.- N'io-ella sativa L. ZW. Nach
IhKH. aueli Adonis sestiv. L: AclüUea millofidiiim i/. ;
Xigclla arvensis L. Naeh MUsi. 1. iDo Nigella da-
mascena L. Bei Fkis u. Mm..: .Melantliium, röiuischer
Coriaiidei"; ferner ,Gitli[aj;d|, die Ai^tecker nennend
es Niyvllam Konianam: .Schaabab oder Raden.' —
b) absebläs;iger Bescheid. Scli. int mir getrach.'ieii,
Ell (/ttiize Garte roll. I lia-ne tiit ijipflanzet. Kr ivil-
\iii-r sii.it i/ar wo!.' Yidksl.. Wvss 1!^"2<>. e) A b-
schabsel. .Peripsenia, Abschnitz von einem ding-.'
I'knzl. lÖTT u. ITlij. I>aher das und der für wertlos
<ieaelitete. .Ausskerete der weit, vnnd yedermanns seh.'
löSC. I. Cor. l. 13, noch ITt'.S repetiert von Näoei.i.
.hideni wir aller weit seh. sind, sind wir Gottes liebste
kinder.' lti.50, J''\Vvss. .Lass Junger gsell fahren deinen
Sin damit dein .Saeh dir woU geling. Sonst wirstu
werden ein Seh. den Jungfrauwen biss zu deinem
grab.' 1U75. Wahr.sagcr. .Ein verachteter Mensch.'
L'knzi.. aat).
Ursyr. ilur luiper. des VI), im Sinne von .sehiuiiiflieli
^ili/iiOiou', s.VH. .sich sdieren', ob'.nitzin, zuiiiielist von der
Ueweirunjr der Füsse lieini Uelien. viell. vcrlnmdeu mit Al»-
Mdüedscomidimenten. vjrl. .KratzfUsso', Schurn'fi. Der Imper..
diT idueiii sii/li so Entfernenden zugerufen wird (vgl. Rielil.
Ilausliuiil, wurde dann nominal gewendet, t. adj., t. substaut.
l'ie .\ufforderung zuui ..Vbselüelten' leuchtet in manehcu Büisp.
: noch deutlich durch. So ,dioss ist ihnen worden gschlagen
ah. Und sind in diesem worden auch seh.' Schweiz. Erzähler
185G. Da nun gerade Werbung um Liebe meist nicht mit
dürren Worten, sondern .verblümt' (vgl. auch ,Korb') ab-
«. gewiesen wird und das Mittelalter eine förmliche symbolische
Biumeuspr. zu solclicn Zwecken besass. so konnte Seh. aucli
Name einer bestinnnten Blume werden, der man jene Bed.
zuschrieb (vgl. "Usteri 1, 103). Die in der jetzigen Spr. um
dieselbe concurrierenden Pflanzen teilen mit einander die
Kigentümliehkeit, dass ihr Stengel idnen düunen, ärmlichen,
.schäbigen' Blättersehmuck trägt.
.ablieh, abiig: schwäehlicli. kraftlos, an Lebens-
kraft abnehmend, nb^terbi'nil, voll alternden .Mciisehen
I.K."
Vom Vb. al/iii oder dir, vmu Adv. nh. wo- der ijegeusatz
iifliff von «/'. A'gl. ttlirl.
..a blie li e n . ab lige ii ; an kiiriierliclier und geistiger
Kraft merklicli abnehmen, liinscliwinden LK." .Vnt.
^ tif'Ufien.
aba s. (i! Aliaeli n. A mlKtili. Abäg. Abegg
s. An-hi(il\
Abailgelioil : Verdrehung iles W. K vangelium.
.lies Luthers a.' .WL. l!s Karthiiuser. lileiehsum das
vuiu reehteu (ihiiibru ab betende K.
uliaiis. .\dv.: auf und davon, z. I!. von eineiii eiit-
Holienen Dieb (in J).. l'r.
Kigentlich ,ab luudl .ins-. .In» statt u». weil aus Tirol
importiert, wo es »/.-. /i/<-, h-uli-, «f-r>/.-uii« lautet. Kromm.
:'., I I". :i:!l. f.'iT. 4. Ilti. Sebuiell. I'' lii;;o.
Abailtle f.: einfältige, niirrisebe Weilisiierson Scii
lt. KiurnnoFKn.
abe: 1. verkürzt aus u//-/////. tih-lirr, s.d. 'J. ver-
stümmelt aus (illic. s. d.
abccll if/<,../ ..aiieh (iliiiilil. iibiitlilifi" : 1. abhän-
gend, sich auf eine Seite neigend, scliief li; LE.
Syn. nlihäUiij, nhilüvli. - '1. schwächlich, in Ab-
nahme begriften. von Versonen. intirmns. Dir Att ist
nth-ii-ii.. der \'atcr ist ganz hinfällig B. -abäehen.
in einen solchen Zustand von Altersschwäche geraten
und darin hinschwinden BO.; F.
Das Adj. in sehr manigfacher Gestalt m den meisten
deutschen MAA., aber mit der Bed. , verkehrt', wie mhd,
ct/ech, clnt'h, ahd. uhnh, ututlt, altn. tj/wy; engl, «irt-irart/,
gut. li«/.-, rückwärts gekehrt, rückgängig. Die erste Silbe
jedenfalls identisch mit der Präp. ah, ,abwärtt>, abgekehrt
von ': die zweite Silbe erscheint im skr. airuuk, up-ali,
rückwärts gerichtet, noch als selbständiges W. wie in unserem
durch Verstümmelung entstandenen Syn. ücli. Abüih-t, -ö/
sind dagegen Erweiternngen , welche von Auffassung der
zweiten Silbe als blosser Abi. ausgehen. Vgl. auch ab-livli.
Äbecli s. Fhirh. Abeilit s. Ajijiftil. .\beck
s. Ali-hiiil:.
aliel: sehuaeii. von körperlicliem Behmh'ii. A'.s
ist-mer su schwach, so ahd! L,
Das W. nur schwach bezeugt und viell. nur eiue indivi-
duelle Verkürzung von ahUi-h oder von misrrähvL
abeleil «- B; ä- Xv. alhnälich, ein vsenig ab-
nehmen Ar ; B. Meist unpers. : es aheht, der Tag' neigt
sieh, es dämmert, auch bei einer Sonnenfinsterniss; es
geht zu Ende überhaupt B. Diiuiii. zu
abeil 1 iqija Gnl)., sonst ähc; SenwE. y'ähe: ab-
nehmen, meist pers.. doch auch mit der Präp. mit
oder mit Thit. I'. 1. von Menschen, an Lebenskraft,
durch Alter oder Krankheit oder auch an ökonomischen
Kräften abnehmen A.v; Ar; Bs; B; Gr; G; Sihw: Vi'-.
'/.. .Ich aben fast, deficit nie »tas. Es gat mir am
alter fast ab', ich altere sehr. Pris. M.il, ,Aben, am
leib abnehmen, tabescere.' Denzl, Freilich kann auch
von einer Erleichterung gesagt werden: es hat g'abct,
das Übel hat nachgelassen GW. -- '2. von Sachen,
z. B. Vorräten, der Wein im Fass', das Öllicht, das
erlöschen will, der Schnee iitiH (vgl. äher), scliwindeL
geht zu Emle. Allg. lleijiiet's a" St. Baritebas, alicl
iler Wi" hi.^ is Fass A.u ^]'ellll il'Fnicht im Jäiiiier
i/rueiied, äp ahed-si, his si i» der ^]'id iseh Bs. Im
BS. insbes. auch vom Falbwerden. .Absterben' der
Vegetation auf den Bergen im Spätsonnner gebraucht.
Vom Adv. <it); vgl. ublitji:ii und ahd. nffui, in .Vuluahiur
bringen, von «/. Die Dehnung ist vom Adv. her natürlich
beibehalten. Gr 'i^;/<'" könnte auch von dpi (itbliijil zu er-
klären sein. Syn. «eAime-n, aburnmi. .Vbl. .[bi f. 'f
aliiMl 11 ti^'". "'" •■ 1. Aliend werden Aa; üs; W .
].: Z. •>. = allen IA.it.; Zt. - Vgl a 1.
Zur Aufstellung von zwei geschiedenen WW, nötigen die
l.autverhältnisse; nirgends wird «. // mit dem Laute n' ge-
sprochen, viele unserer ^l,\.\. heben o. / und il. // sauber
von einander ab. Es verhalten sieh «. /, dessen (i sich
durch seine Lautfarbe als unorganische Dehnung charak-
terisiert, und (I. // mit echter Länge zu eiimuder als Ab-
lautsstut'eii (vgl. mhd. iclt ijOjf: inr tjiibcit) eines starken \'b..
von dessen Präsensst^num auch ibat (vgl. yibiii) mui das o. u.
iibnli erwähnte got. ibuh- (vgl. yi/'.'l abgeleitet sind. Im
Fernern dürfte unser Vb. auch als Verkürzung ans dem syu.
it}>i lU II grdrlltet Werden.
abend. Einen nach uliidcr Form züchtigen, d. i.
cb-rb ZLiliiii. |i' r Fioui uaeliTti'. \.iu ubigcin Vb.
.Uicntl, Abing. Aben: 1. «/.._</ re.sp. i-, A.vKi.; Gl.:
<iuHe.. l'r., D.: GWalL: aS. iiw. vorw.; oTn; Uw: W:
ZOss., abid, öbid Ar; S(-ii ; Z iioidl., a'„t, „b.i (inV.;
GO. u. Stdt; vi.; .Abit- XVI. in Aa n. Z tjuellen.
2. rtiiy rcsp. ö. AABb,, F,, oFri,, Z.; BsLd.; L; aSciiw;
Uw: T't,; Z, :?. ah.: resp. ... Aa, vorw,: Rs: B (BO.
Seh«. Idiolikiiu I 1.
All. ■■],. il,
36
äW„); F; L; P a-'l.o; S; Uw ; W, ,Aben' XVI. XVII. in
Bs u. BQu., aber auch bei JMey. 1694. — PI. st., und
zwar ohne Uml. Uw ; Z t., ö-' - Z t., ö' — aScHW — m. :
1. wie nhd. Schö" Trir/ söH-me z'Ö. lohe Heu. Es ist
nonifi alle Taye Ä. - mid de Fi'ilenzer Z. Zum adv.
Gebrauch ist der Gen. wenig beliebt; doch Gl Äbecls,
W Äbiindesch ; son.st eher die Präp. an und am all-
gemeinsten se. ,Ze abend, vesperi.' Fris. ; z'A. ane,
auf den A. B; z'A. esse, ne, trhike, das Abendessen
zu sich nehmen; auch subst. : das s'Äbigesse, um
z' Ahetiesse>i Zit. Daraus ein Subst. Zäbe usw., mit
Dimin. (D'r (Teisshirtschiinb, d'r G., dar isst sis Züheli
■vor MiHaij BR.J. t. n. BSi.; Gl; GSa.; Uw; U, seltener
m. GlK. ; SrnSt., welchem die Präp. so angewachsen
ist. dass mit nochmaliger Adverbialbestimmung gesagt
werden kann: zum Zabitj. Der Gruss (/liefen A.! oder
y. A. i/eb-i [euch] Gott! bei Frls. : ,ein guoten abent!'
auch in 'n-Abiij! 'n-A. </. i G.'. verkürzt Z oder ver-
mehrt in (iiicfe z'Obe! Bs; und zum Ausdruck beson-
derer Freundlichkeit dimin. t/iiets Abeli .' BO. r/. Ö'-'biißi'.
Tl. Ohe siiye, guten Abend sagen Bs. Als Abschieds-
formel nur bildlich : (' hn g'(jhibt, es sl gueten A. mit-em,
CS sei aus mit ihm, er müsse sterben U. Doch erklärt
ihn Fris. auch: vesperi valere dicere. Der Beginn
des k. wird etwa von 3 Uhr an gerechnet Aa; Bs; in
aScuw fällt das Zuhuj schon zwischen 2 — 3 Uhr. in
Z hebt der A. mit dem Vesperläuten um 4 Uhr, im
■Winter um 3 Uhr an, was für die betr. Grussformel
genau beobachtet wird, und der betrettende Imbiss
bedeutet in den meisten Gegenden das Vesperbrot; in
BR. auch übertragen auf Lebensmittel, welche man
von Hause weg mit sich an die Arbeit oder auf die
Keise nimmt; vgl. Z.-Bündel, -Säckli, -Tasche.
'2. Nachmittag, Mittag; z'A. GlH.u.K.: um Mittag;
als Essen da.sjenige um 11 oder 12 Uhr B8i., BU. t. ;
FS.; GlH. u. K.; LW.; GO. u. oT.; SBb.; UGesch.;
das Vesperbrot heisst dann d's clili Z. GO. Der
Abendgruss gilt auch in Bs, das sich sonst dieser
geographischen Gruppe nicht anschliesst, schon von
12 Uhr, auf dem Lande von 11 Uhr au. — 3. Vor-
abend. Tag vor einem Festtage, frz. veille. So in
mehreren der u. folgenden Zss. Gerne mit dem Prä-
dikat heilig: Helii/e, hchje-n A. z'Ostere L; am Wienecht
hcli/jen A. Gl. Vgl. Fir-A. Ohne nähere Bestimmung
bedeutet der /(. A. vorzugsweise den Vorabend des
Christtages L; U. Die RA.: So g'nueg ha wie am-
h. A. U beruht auf dem Gebrauche, in der Christ-
nacht Milchreis nebst .geschwungener Nidle', Beides
stark sättigende Gerichte, zu verzehren. Doch der
Zürcher v.Moos 1775 nennt h. A. den Samstag vor
Ostern, während Df.nzl. noch 1716 von solchen Be-
schränkungen Nichts weiss. Die Krönung Herzog
Albrechts geschah ,an Sant Johans aubent' 1336/1446,
ZChr., d. h. doch wahrsch. : am Morgen des Tages
vor J. ,Uf unser lieben frovven tag der lieehtmiss
abint.' Edlib. A. kann auch prägnant einen schönen
A. bedeuten: Es git im [gibt noch] eil A. Z. als ob
zum Begr. des A. der sichtbare Sonnenuntergang gehöre.
Die unverkürzte Form des W. ist nur iu W uml auch
dort nur in affnktiertiT Spr. erluilten, sonst ist ii durchweg
beseitigt, wo der Kudkons. stellen lilieb, eine Verkürzung,
mit wulc'licr die Verdünnung des Voc. zu i parallel geht; so
auch bei der Vertauschung der Endung an -ig. Dass .Uen
wirklich nur .\bsi-h\viuhung einer volleren Form ist, wird
durch die Klexiiin klar gidegt, in deren Verlauf diese wieder
ZU ihrem Hochto gelangt: iln- übe, aber an Ohrir S, S. im
Fernern u. ahm II. — Hie VerschuK'lzung der Präp. x' mit
A. zu einem W. wie bei Zimliiij |s. Inhim). Da die Ab-
weichung des Begriffes A. = Mittag (sie existiert zufallig
nirgends, wo die Form Ahiij vorkoninit) auf die westliche
und die östliche (Ireuze des alem. Gebietes fällt, so wird
wohl dort gallo-romanischer, hier räto-romaniseher Einfluss
im Spiele sein. Römischer und romanischer Brauch kennt
nur eine Hauptmahlzeit und zwar am ,\bend. Zu der auch
mhd. Bed. Vurabend vgl. nhd. Sonnabend und engl. eve. —
Syn. 1. Z'vicri. Z've^jter. Z'nacht. Maräntl. Da8 Drt-Ensen.
2. Z'imbina. Z'movijcn. Maränd. — Abi. abcn, nbiij, die "Abere.
— In tessin. MA. uvii/h, Schattenseite.
,.E-: festliche Mahlzeit, von Neuverlobten am
Abend ihrer Sponsalien den Verwandten und Nach-
barn gegeben Zc;.-' — Vgl. Bn'itiiacht.
Oster-: der heilige Abend vor dem Osterfest, bei
den Katholiken mit allerlei kirchlichen Bräuchen (Aus-
stellung des h. Grabes) gefeiert, s. Schweiz. Erzähler
18-55, 108.
Fir-A. frr- Aa, auch i; BsStdt. u. B. ; B städtisch;
Gr ö.; L; GO.; ScH; ZO., für- kxBh.; BsLd.; B bäur.;
Grw.; S; Z; auch schon 1557 Zurz.. 1628 B. 1688
Klinulkr: 1. die Ruhezeit nach Vcdlendung der ge-
wöhnlichen Tagesarbeit oder eines bestimmten grö.s-
seren Werkes; bildl. das Ende irgend eines Tuns oder
Leidens, daher auch des Lebens. Es i.^t F., aus,
vorbei, zu spät Aa. Es ist F. mit-em, es geht mit
ihm, mit seinem Ansehen zu Ende Z. Me mites de
F. am Marge siicche. durch frühen .Anfang der Arbeit
ein zeitiges Endo möglich machen Aa. Nach einer
Hinrichtung fragte der Richter zuletzt, ob es F. sei.
(.IsENiiH. C. B. 170. En strenge F., der mit strenger
pätarbeit erkauft werden muss. .Unser wüssen ist
nur stuckwerk, und hat Gott einem jeden alter [Zeit-
alter] seinen feyrabend autt'gegeben', die Grenzen ge-
steckt. Hott. 1666, vgl. Bast. .Wenn schon dein Leib
noch etwas leidet, ist schon sein Feierabeu füriianden.'
Mev. 1694. F. heisst auch der Trunk, der den Ar-
beitern zum Ende ihres Tagewerkes gereicht wird
SeiiSt. F. haben auch iiu gleichen Sinne wie F. machen.
Hiiiid oder mached (bald) F.! und elliiitisch F.! F.!
Abendgruss Aa. Tfer nid gern .schaffet, lad gli F. L.
V Liecht hed F., ist am Erlöschen Z. .Da hend wir
's gschütz genommen und hend oucli tirabend g'han'.
den Kampf eingestellt. Man. ,Heb grad tirabit, denn
du kansts nit', stelle die Arbeit ein, bemühe dich nicht
weiter. 1523, Gyrk. F. l;lopfen oder dopjilen: dies
geschieht, wenn ein neues Gebäude aufgerichtet ist,
indem 4 — 8 Personen auf ein Stück Holz losdreschen
L. F. dupiile: der letzte Schlag, den sämnitliche
Drescher gleichzeitig auf die blosse Tenne oder auf
ein Brett tun Aa. F. lüten: die Abondglocke läuten
Gr. Bildl.: es lütet im bald einist F., es wird wol bald
mit ihm zu Ende sein B. Vgl. lU-läten. F. machen:
aufhören, zunächst von der Arbeit, allg.. dann auch
bildl. sterben, krepieren Aa; die Arme in einander
schhagen (nach vollendeter Arbeifl SrnSt. ,Wenn
d'Naclit der Arbet Fiirobe maclit.- Brkitenst. Jmdm
luler einer Sache F. m., mit ihm. ihr ein Ende machen
B; ScH; es irird bald mit im F. mache, er wird bald
sterben oder fallieren B; auch pers. : dem Leben ein
Ende machen, durch Selbstmord. Gottm. .Feyrabend
will ich machen mit dem jiracht der stolzen.' 15:1].
1.548, EzEcH. 7, 24 (dafür; .ein ende.- 1607). .Er hat
Feyerabend genuxchet laufgebraucht], der f. ist im
Boutel.' .IMky. 1692. .Kurzen Feirabend machen mit
Ab. ob, ib. ob. üb
38
oinom Krankoir, ihn zu iMiiein babli{)-eii Eiule befördern.
Hott. 17iI'2. — 2. Der Abend vor einem Festtage.
.Weler |\ver| an einem bannen |gebotenen] tirabent
werket naehdem VI sehleelit [seblägtj den sol man
strafen.' L 1488. .Sampstag zu nacht, noch einich
andere fürabyt so verbannen sind.' Zurz. 15.57. ,Die
[Schüler] vor der vierden .stund nit hin las.sen, es
wären dann [denn] fvrabend', Nachmittage vor hohen
Kirchenfesten. Alte JSchulordn. v. Brugg. ,Die Nacht-
buben achten keine heilige Zeit, weder Feyerabend
noch .Samstag.' Nachtl. 179ü. ,Thun wie der heilige
Feierabend', sich fromm geberden. Gotth.
Für-, .Feuer' beruht am näi'hsteu wol auf ilom Auziinden
des Feuers zur Bereitung der Abeudinalilzeit. Es geschah
viel), mit Anspiehing auf den Untergang der Welt durch
Feuer, den griechische Philosophen und auch der 2. Brief j
Petri lehren, dass Klinglcr 1688 von dem ,letsten feurabend '
der weit' spricht. - Zu dem Gebrauche des .Doppeins' s. u. i
.Silrxater. — FiirahiyUM heisst eine Schlucht in ZHütten. i
fir-abnen firopne 60.: 1. Feierabend machen GO. |
- 2. Das Haus auf einen Feiertag zurüsten. kehren,
scheuern GnPr. ; GW. ;
Häfeli-: der letzte Ball in der Carnevalszeit, zu
welchem die Frauenzimmer die selbst zubereiteten
Speisen (in Häfeli, Töpfchen) mitbringen Gr. s. Schweiz
1860. 71. - Nyn. HäfeUhnUel. HiifeUträgete.
(Sant) Johannes- s. .hihaxiicrt.
Altjar-: der letzte Abend des Jalires; s. u. Sil-
rester. Man wünscht einander c ()iiHe Uagang runi
,alte JOr' und denii e (/'suiuls:, (j'se(i)iets, frendenchs
inid fridfeiiig.<i vi'is .Tür! Gl.
„altjar-abnen: diesen Abend festlich, in fröh-
licher Geselligkeit begehen B." — Syn. (ilfjäiru.
silreMeren.
Kilt-: die Zusammenkunft von Dorfbewohnern in
der Wohn.stube eines Privathauses, wo bei Licht ge-
arbeitet, Spiele gemacht und besonders allerlei (ie-
schichten erzählt \verden Aa; S. Daher .\. Hahtmanx,
.Kiltabendgeschichten'. - Syn. Abend-Sitz, -Stnheti:
Kindel-, LiecJit-, Xachl-, Spinn-Stubete. Heimgarlcii.
Spinn-Abend.
Klaus-: der Abend des auf St. Nikiaus folgenden
Montages. An diesem wird zum ersten Mak' .geltlnuset'.
s. d. Z().
Kränze!-: Abeml vor der Hochzeit, wo der Braut-
kranz gewunden wird BHa. lt. Zsohokke 1797.
Lusi-: lu.stiger Abend, Schmau.sabend GW.
Mai-: der Vorabend des 1. Mai; im Gü. besonders
feierlich begangen durch Gesänge im Freien und durch
das Maien hdCiten (s. d.); auch schmücken die Kinder
ihre Mützen mit frischen Zweigen und die Bursche
.schleppen MaiMecken aus dem Wald herunter, welche
sie an die Fenster ilirer Mädchen liängen; s. Hknnk
1824, 201 f.
r A. vor dem b. Christtag. S. u.
der A. vor diesem Tage \V ;
Wichnacbt-
Wieh-Nacht.
St. Nikiaus
Nikiaus.
Bochsel-A.. B.-Nacht: di'r Al)cud des letzten
Donnerstags im alten Jahr, wo die Ivuaben mit aus-
geschnitzten und erleuchteten Rülien herumlaufen Tu.
Palm-: Sain.stag vor Palmsonntag Z It Moos 1775;
damals 'iVrniin für gewisse l)ürgerlicbe und politische
Geschäfte. ,Alle Pfaffheit suln herwider in unser Stat
varen ze dem Palme Abende.' 1.3.37, LArpF.
Bis- btsöbed Th. biszäbed, lissäbig SceSt. ; ZOss. :
Nachmittag.
Es ist gemeint: die Zeit (von Mittag) bis (zum) A. Das
W. also gebildet wie Zabed. Syn. BUmchl.
Brut-: der Abend des Verkündsonntags ZWald. —
S. Haus. Syn. Brüt-Nacht, - Verlrinl;ele,-Stubete. Eabend.
i::'ilvester-: der Abend von Silvester; s. d. W.
— Syn. Altjär-A.
Sing- = Altjahr-A. Ai'; G; Tu. So geheissen, weil
(bis in die Dreissiger Jahre) arme Kinder oder auch
Erwachsene an jenem Abend (wie schon an einigen
vorher) mit Singen vor den Häusern Geld zu Sclimau-
sereien erbettelten. Auf die allgemein üblichen Fest-
speisen geht der Kinderreim: Singobit , S., .'scjdag
d'Chuchitür zue: D'Bantete sind 'backe nnd d'Bröt-
iciirst sind g'nueg! In TuTägerw. war es alte Sitte,
dass die Nachtwächter am Silvesterabend auf ihren
Rufplätzen zum Stundenruf ein besonderes (1784 von
einem Bauer gedichtetes und componiertes) Neujahr-
lied sangen, wobei sie von Leuten aus dem Dorfe
unterstützt wurden. Daraus entwickelten sich später
die , Singabende', Aufführungen der Gesangvereine an
diesem Abend.
Schleik-: der .\bend. wo St. Nikiaus den Kindern
seine Bescherung bringt, srhleikf AaF.: Vw; Zi:.
Spinn-: Kdtabend GW.
Stral-: Gewitterabend (nut Blitzstrahlen). .Wann
wir einen erschröcklichen Stralabend im Land haben.'
167.3, Müll.
Werch-: der zweitletzte Abend vor hohen Festen
ZS. ; vgl. heilig A.
Zedcl-: der Geldmarkt am 10. October, wo in Ac
die Schuldverhältnisse zwischen den Landleuten im
Freien (vor der Kirche und dem Piathaus) von Haml
zu Hand (ohne Schrift) geregelt werden.
„Zitel-, Zittel-" sUel-BBe.: 1. der letzte Abend
vor der Abfahrt von der Alp. mit einem Absehieds-
schmause gefeiert „B"Be. - 2. „letzter Abend eines
Aufenthalts überh."
Wahrsch. verkürzt aus Zu-ieü, die für eiueu Aufentlialt
bestimmte Zeit.
zittel-abnen: den Abschiedsschmaus halten; den
letzten Abend eines Aufenthalts feiern „B-Be.
abenden abrdf, c» ahrii,<i Uw, ab,-t,' GRCh., aii;/« Uw ;
Z, itfcf»;; BG.. otof Bs; S: unpers. Vb. 1. Abend wer-
den, dämmern B; Gr; S; Uw; Z. — 2. zur Neige
gehen, abnehmen Bs; B; Uw. Es äbenet mit im.
Vgl. (dien II.
äbendlon iibedle, Cbrtlr ScnSt.. obailu GRValz..
zöbelle Sch, Obigle L; ZU., ühigle, ..zübigh- '/,.
nbelc Bü., Rb,lr, zöble, zSb.J,: Aa, „aUf Sen": Diniin.
zum vorbergehenden. t. mit dem Begriff der AUmälich-
keit oder der blossen .Ähnlichkeit (z. li. bei einer
Sonnenfinsterniss). t. mit dem der Traulichkeit; im
Besondern 1. zu Abend essen Sc»; mit Behagen
etwas Gutes zu Abend essen, besonders von Kindern
Aa; „Z." Öbeled-er? bezügliche Grussformel Aa.
2. nach dem Feierabend regelmässig zu gewohnter
Gesellschaft ins Wirtsliaus gehen Srii; .'/..■'
Die von St.. aus Z verzeichnete Form ii'iWij;.' muss. wenn
sie existierte, durch eine MctaHiesis aus ^tiV.iy.- erkläit werden.
?,n
Alt. .-!>. iL. ol,. „I,
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\lii'iiillrr i}lwi:llcr. ■.iihcllvy : di'r reyeliiiiissi}^- ilus
AIh'iiiI.s im Wirtshaus sitzt (Staramfrastl Scn.
Abeiitür, Abiiftüv s. Arcrittir.
iiber ahn- resp. "fcr fast allg., ärhcr Z seltoii, «?;(■/•
GA.; BO.: 'fifiBSi.; ,../.;)■ BBe.: 1. frei von Schnee,
zunächst von Stelloii. wo nach Abgang (oder auch vor
dem Eintreffen) des Schnees der nackte Erdboden
zum Vorschein kommt (fast allg.) En öberi Wliieclit
e n-is.ti Ostere Ar. Das a. irerden ist in der Regel
Zeichen des Frühlings. Ein .aberer' Ort, auch von
sonniger, milder Lage überh. .Gieng der sehne ab,
dass es an vil enden anber ward.' 1491, Edlib. ,So
einer lang in dem schneeglanz gowandlet hat und
demnach in aabre grüene ort kumet.' Zwin(;li. .Ist
ein sölichev vogel an ein aabers und offen örtli an
eines bui'gers haus hinab gefallen,' l.").")7. Vo(;i:i,b.
.Auch von einem Boden, der nur iriit einer dünnen
Schicht von Humus liekleidet ist, welche also der des
Schnees verglichen wird. - "2. a) frei von Steinen
und Geröll (ii.. Auch vom Himmel, wenn es aufhört zu
regneu oder zu schneien, also: wieder frei von Gewölk
Bs; Lwiö<;. Ii. leer von Vorrat an Lebenskraft,
Speise. Geld usw. (vgl. äheii II). In einejn Hause ist
es «., w'enn die Wirriite erschöpft sind Uw; in der
Kasse, wenn mau luich Verschwendung .auf dem
Trocknen' angelangt ist und , sitzt'. Wiesext.: aucli
. pers. : ie.s i>it-er denn ijll äbere BEi. Es ist (wirdj <1.
mit im, es geht mit ihm zu Ende, physisch oder öko-
nomisch Z. iJic Jici"'s mit liintj ::'sä)nmei> chöniicn,
si sin'' bald idicr fi's'in, wieder zerfallen BRi. Von
radikaler Fortschrittswirtschaft heisst es, sie mache
Alles brüch und ö. Stutz, wobei die Vei'bindung mit
hr. zeiget, dass ä. allerdings auch von der Beschaffen-
heit des Bodens zum Ackerbau gebraucht werden
kann. c) leer von Haaren, kahl. .Auf seinem Kopf
wurde es a.' Stutz. d) ,lcer' abstr. ■= lauter. Alier
Wasser, nichts als W. Tu. o. trocken, von Heu.
das an der Sonne gelegen hat. 4. mild, leidlich,
vom Wetter und vom Befinden eines Krauken. Per
Kranke hat eine fdiere Nacht gehabt Tu.
Unser Adj. auch iu den übrigen nliord. Dialekten z. T. mit
lulrrt. (;onson.^llzstIlfc Hß-r oder mit Bewalirung des strcuger
«herd. p, entsproclu'inl deui ahd. apm: Mhd. aber, trocken
und w.ivm, vgl. sdiwi'iz. .Urrwettei; Tauwetter. Der beliebten
Zsstcdluug mit lat. apricus steht entgegen, dass die Quantität
des n und auch die wniture Bildung des W. nicht zn dem
unsrigcu stimmt. Eher liisst sich das gr. T^TKipo;, truckuncs
Land, vergleichen. Jedenfalls ist ab der Stamm niul kann
kclu anderes sein als das im Tb. tibni II, abgehen, abnehmen.
~ Autt'iUlig sind die .Angaben mit kurzem A'oo. ; der Uml.
dagegeu ist wie in der mhd. Nhf. aber aus dem abgeleiteten
Suhst. Äberi liergeholt. Die Einschiebung von r ist nament-
lich in der Ostsehweiz keine seltene Ersdieinung. Vgl. r,/;,,
Zn 2 d) vgl. titd, eig. auch ^= leer.
aberen. äberen: aber werden (fast allg.). Ge-
legentlich auch frans.: es nberet einen Gegenstand iise.
wenn derselbe beim .\bschnielzen des Schnees zum
A^orscbeiu kommt V. Syn. der Schnee ijdt idi.
uf-: wie das einf. ; aucli traus.: den Silinee von
einem Stück Land wegschmelzen PPo.
er-; l. = älteren, schneefrei werden (in. l'/' d'r
Wissllne ma/fs nie e. '1. wach werden (die Hülle
des Schlafes abwerfen!); auch von Püanzeu: hervor
kommen (aus dem äbern Boden). I)'s Cliriiil |i<ras|
Hiiies riil i'frie \ früh | e. W.
US-: vidlig 'ilirr werden. I'sifiiliercl , frei von
Schnee IJ. Es hilf nsrfnheret, der Frühling ist da BGad.
für-: frühi'r abschmelzen, vom Schnee auf dem
Boden gegenüber dem auf den Bäumen, aus welcher
Erscheinung auf nochmaligen Sclmeetall geschlossen
wird BR.
äberen ibren: aber machen, von Schnee befreien
GrD. — Syn. nsschüflen.
er-: wie das einf. .Bis die indersten |inner.sten,
hintersten] nachbarschaften auch erebert sind.' Offn.
Klosters.
Aberi W, Aberi(jA., (V>ri \M\., i-beri, iliri Gn f.:
von Schnee befreiter Erdboden; aber auch der unter
noch bleibender Schneedecke erreichbare Boden, z. B.
einbrechen bis nf d'E. Gr. Die bar E., ganz trockene
Strasse, wo man nicht mehr mit Schlitten fahren
kann. Z'E. ffire, das Vieh auf die schneefrei ge-
wordenen Weideplätze treiben, ebd. ,P's sol kein
gmeind ihr vieh auf die andere gmeinden triben, ja
wan sie ebri hend. auf dem ihrigen zu weiden.' Ottn.
Klosters, lii'r Altri, in der schneelosen Zeit BR.
Ahd. abari. Vgl, die Xhf, -Ah.:,r I.
aberig - - (7?;f)', von dem es weiter gebildet ist.
.[l)as Wetter war] so tin und aberg. dass ussgang
jenners blüemli herfur sprungend.' \h'21. Kessi..
Auch in .Steierm. äbri(t/).
Ahere f. I: \.^ .Alieri'. — "2. zwischen Appell,
und N. propr. schwebender Name von Plätzen und
Höfen, im Gebirg und im A'orland. wo der Schnee nie
lange liegen bleibt uml im Frülijahr innner zuerst
wegsehmilzt. .Die Aber, das Gerüdt genannt.' 1340,
Buchsee, deutet auf den mehrfach hervortretenden
Zusammenhang zwischen ülier und iirhiir.
Abere f. 11: Abendbesuch, Kiltbesuch. Xm-r Öliern
1)0", clio" Ai'.
A^on Abrnd oder äb'n. Oie Abi. -ti-t: bezeichnet Minst
stellen, wn Stoffe oder Pflanzen in .Menge sich beisammen
linden. Dial. 2'21.
aber: 1. .\dv.: wieder, wie scholl ahd. und mhd.
Reichliche Belege in unserer ä. Litt, seit XV., z. B.
der .\nfang mancher bist. Volkslieder: ,Was wend wir
aber singen V' ..\ber ein mahl.' Bueit. (dafür Mise.
Tig. 3, 740: .abermahls'.) .Glich aber ein jähr ummen
i,st'. sobald wieder ein Jahr vorbei ist. SBeat.
Noch in der heutigen Volksspr., bes. in B, aber auch
in A.v; BsL.; S; Uw. Je: hei-mer [huhen \fh] ((. r/'esse
(Gebet nach Tische). Was hast a. tniiniis g'macht?
Ä. einist, wieder einmal. Bisch aber du? bist du
(schon) wieder daV Ei\r tuit inid aber mit, ohne allen
Grund und Erfolg Bs; (tl; Z. In Verbindung mit
Ortsadv. der Richtung mit last vergessener Bed. und
darum aucli mit entstellter Form nbr-, ebr-, lirr- W.
amiir-, nidir-. iimlir- BSa. u. Si.; Ob«'; PPo.; W, em-
Bli.; \V. III- W; immerhin auch noch in der richtigen
Form. z. !!. ulier iif. aufwärts, auf den Berg. —
'2. Conj. iler Einschränkung oder des Gegen.satzes.
wie nhd. Auch substantiviert: M'enn ist' und a. und
K ni'id Z! Z. Es A., ein Bedenken, eine Schatten-
seite H. War hes A., so hält jedes Ilössli sl" Hidier L.
Mit abgeschwächtem oder verändertem Begriff, a) oder
(I., wie in der Schriftspr. ; in unserer ä. Litt, noch
altertümlich ald-, ainber. Mit Weglassung von oder:
;iö" aber .<it()"; in Himmel a. i d'Hidl Ae. b) nacli
\"ergleichungsw w. .Ebensoviel Riedstroh als a.
11
AI), .'l.. ib. «h. iiK
4-:
liotri'idestruli.- Sikinmii.l. 1S(I|. .\)\f ordiuin;,' wa.s iiit
lianiach wol gestelt als a. der angriff hitzij>: was, acrior
i|nani compositior pugna fuit.' Fms. .Minder rauh
«oder man a. solt, minus severe quam decuit.' eWl.
.Starker dann er a. ist.' 15ti0, LLav. (UiTO nicht mehr).
e) fast interj. Aher! eintaeli oder \vicderh(dt.
ilrückt Verwunderunfr, Erstaunen. Misstallen oder
WarnuniT ans Aa; Bs; Z; auch c «,! nei a.! Z; nei
II. settii/a [solches]! BKi.; seltener umo:ekehrt: ».iiei!
A'. au! dies auch im Sinne von Bedauern Bs; Z.
Combiniert: e a. au! nei a. au! Gelft) a.? nicht wahr?
1. Die Form amhy- entstand durch die ancli sonst häufige
Einschicbung eines m vor h; ihr u wurde, weil sich der Ton
auf die folgende Ortshestinmuing warf, meist zu c abgeschwächt,
also embnilj USW. und sogar hnib. Anderseits griff dann noch
lue Missdeutung Platz, als o1) der Begriff .wieder' schon in
diT Silbe cm läge und man bildete nn-iili, mal udgl. Diesr
Verwendung unseres .\dv. hat ihren realen Grund darin,
dass das Lehen der Gebirgsbewohner weit mehr als das der
Bewohner des übrigen Landes eine lii'ständigc Wiederkehr
von Gängen auf und ab, ein und aus (zwischen Haupt- und
Sfitentall mit sich bringt. — '2. al Einfaehes n., selieinbai
für iirlrr audi in Baiern: auch altn. 'i/Zer heisst .oder' und
■aber' und uuigekehrt ixlir landschaftlich auch ,aber'; vgl.
auih lat. mit; tiulcm. — '2. b) Vgl. ahd.. mhd. und Schweiz.
•'■tin, eig. nur, aber, nach Negation u. Couipar. = als. Die
Ki'd. oder und als treffen auch zusamuieu im gricch. YJ.
Vgl. Paul-Braune. Beitr. r,, 36'2. 379. 387. - 2. c) Bei «.
als Interj. wird ein Gegensatz zwischen vorliegender Tatsache
und Erwartung oder Forderung des Sprechenden gedaclit und
man hat zu ergänzen z. B. (aber) was sidl man dazti sagen':'
wie ist es möglich':' bedenkst du nicht':' udgl. - In der
Zss. streift der Grundbegriff .wieder' (A.-Zand, Kelischoss
des zweiten Triebes) iu einigen Fällen an den von rück-
wärts, zurück {A.-Elttrn, -Vätir, Urahnen; -Ifniirf, Kück-
crstattnng). Mit Übergang von .wieder' iu .wider' 1) wider-
sprechend: A.'l'ahnt, tlegenpabst. 2) entsprechend:
-Xil, correspondieri'ndes Grenzzeicheii ; und aus den Begriffen
.zurück' und .zuwider' kann der von verkehrt ents|iringen:
it.->tiiinifj, wahnsinnig. - .Abi. äfcnni.
aber aus nh-her. s. d.
ahei'hämiscll •1b^rh«em» Uw, dlirnJi/tinH kkPr'x.: 1. alt-
väterisch Uw. - 2. seltsam, eijrensinnig: verkehrt;
verdriesslich, ungesellig Aa; Uw. o. von (iegen-
ständen: verkehrt angebracht Aa.
Von Aherliam: gemeint ist der Altvater iles judischen
Volkes, und der Begriff des Altväterischen in den des Selt-
samen und Verkehrten übergegangen; vgl. ..Aberglaube', der
,ja nrspr. grossenteils auch nur alti-r Glaube ist. (Mhd.
(ihm-, äberhaemwch, hebräisch.) S. auidi aherhehitfh.
.\berli:Gesehleehtsname Z. ..\uberli'. 1493. (iKrinau.
Urspr. Taufname, verkürzt aus Ahi-rtnihnm, .\braham, mit
Hribehaltung der mhd. Länge im Gegensatz zu iihn-hUmiirli.
Äbei'li: 1. verkürzte u. dimin. Form von AherdOhiiiii
GT. - '2. ^heiii Geschlechtsname Z.
Trotz der Angabe aus Toggeiib. lässt sich, da übi'i- dir
Koseformen viel rnsicherheit im Volke herrscht und der
Laut «c nicht ans n hervorgeht, vii-imehr au Abi. ans Eber-
hard denken.
aberbo: bäurische .Xusspr. liir frz. ii iirnpnn. bei-
läufig zu sagen. (Jottii.
Abert: Wiese S. Milglicherweise für Aiini.
Abet a. Ahenil. Abeissi s. Amcsv. alii .\d\.
' 3. (ih-liitt.
— .\bi f.: Name für Nutzungsland von einer gewissen
Lage (Schatti'iiseife des Tales'r' .AbliangV). ,Wan sie
erki'iiiieii. das das selnnaltielit sieh in die |der| alii
erhalten megeii. soll keines liielir .souiieiihallj hieiheii
bis an dem lierbst. das man gemeinlieh durch die gidfer
[Güter, Wiesen] last lauften.' TBo. .Das der Wählt in
die [der] abi vor des [dem] Bösen Trit anse, welcher
fragen thut |d. i. um die Krlauhniss zu bolzen] soll
der genicindt geben x"'' .">.' ebd.
.\lso von ah'u iiilrr vtuu .Vdv. nli: vgl. uilol. <*/.*, 1. ;ilj-
sidiüssige (ireiize.
Abig, abigen, abigleu s. Älirml, iihciiilni.
Sbig S~: sich auf den Abend beziehend; iibiiii
Milch, am Abend gemolkene Z. — Abgekürzt aus uhiiiiii.
ilbiziinte: (iruss an (h>n Niesenden Sni. Aus frz.
e rittrc utaili \
abjen njijii -s. iiliini 1.
abjeneil ii-lijuim VV(i.. nji/rmi Tseheinen: hinnnler,
Weiterbildung aus dem uns freilicli nur aus dritter Hand
bekannten syn. ,Adv. «ppje vermittelst der für Orts-.\dvv.
der Buhe in W beliebten und auch auf Advv. der Kichtunu'
übrrgrtrjigeui'ii Eiiiluru; -< e .■ igl. iijiiitn. hinauf.
ablälldscll. ahlentscli: l'x-eiii Aliliiiiil>^ilif rhu.
. nicht wissen, was in der Welt vorgeht B. 2. Ali-
lentschen. im Vulksmuml (/'.< Afliiiit-^clu; Nanie eines
BBergdorfes; im Ablcutschi, Ahlcntschenstückli, dim.
' Namen von Hijfeu bei dem benachbarten Zweisimmon ;
Ableiitsclieii auch Verdeutschung des TOrtsnamens
Bianca, älter Ahiasco.
.\us ahUintlttvh (abgelegen). Dieser Sinn passt treft'lieh
auch auf das .jenseits der Wasserscheide gelegene Bergdorf:
immerhin scheint die mnndartlichc Form mit /einen anderen
Ursprung zu bergen, etwa «las von der franz. Xachbarschaft
herrührende nvalanche, Lawine, aus dem dann der jetzige
offiziidle Name durch Anlehnung au das .\dj. entstandon wäri'.
I ableii: mit heftiger Üewegniig und grosser .\n-
strengnng eine .\i'beit nur (dieriläehlich voUendeii.
z. B. Heu vor einem Gewitter nocli eilig unter ]>acli
bringen; auch retl. : sich bei einer .Arbeit tummeln B.
er-, refl.: 1. „sich bei einer Arbeit überanstrengen,
erhitzen B''(). — '2. sich dehnen, .strecken, ausruhen BSi.
Ahd. ufiilnn, viel zu tun haben: altn. aßa, erwerben, nß.
Kraft; vgl. got. ahr, heftig. Die zwei Bedd. von <r. lassen
sich in der Grundbed. .die (jlieder recken' vereinigen. -
Syn. 2. riiiuiijrii.
äbleii s. iilioifllcii.
,\bli III.: Geschleclitsnaiiie (ii.. iJie H.\. um [dein]
Ä. iverclie. des Lohnes verlustig gehen, travailler poiir
le roi de Prusse. soll sich auf einen gewissen bankeroti
gewordenen .Vrbeitgeber beziehen.
ählig s. rhciilirh. ahnen s. ähoiricii. .\lioss
s. .l»-/(ass. ■
.\hreeli. Aberii-h. .'Ün'rig s. A-Wm-h.
.\brecht: ein rechtwinklig herausstehender Zinken
an der Stange, mit der man das ({angtisclmetz in dio
Tiefe des Wassers setzt Tu.
Abrelle, .Vberelle s. Ajini.
abronz: .schief B. Sehwa.-b b.drgt. . «abis.'b.
aus rf», also eine adv. Bildung.
.\ hresti' s. .l-llir.ite.
aliri. all ruf. s. iiber-lii, -»/'.
.\hrieli iilirirli, ahrcili, ahriiih. iilirurh. ..Vprich"
111. n. 11.; l>im. ahruclili BSi.. ...iperli Aa": vollge-
sponnene Spindel ,.\a;" HO. W'iiler ex A.! .sagt ilie
Spinnerin, wenn sie die vidle Spuble aliniinint.
Alp, lO),
M
Mild, iihiirl, III.. Illlll. Al,ru-h IL. Ahnrlllirhl. MWW VOll
Ähren, iiml inlnl. iii,i,mch, nlul. Apper(ieli), volle SpinJcI,
von hrechiii iiiiil ili-iii Prüf, ü (aucli nh?); der hiirtcrc Cnns.
k:mii ein Rest des streng nlul. /• für einfiielies /. si'in.
ii hs i s. flh-sii-h.
.\l)St'lll: Erlauliiii>is. ciiie l'tVüinle abwe-ieml zu g-tv
iiiosseii. iri2."), Abscli.
altsulima: durchaus 8. ,Alisiiliiiia nil. sail der
Klillifl.' BWySS 1863. Frz. nhsnlument.
.\b.str(Mize s. Axlreme.
alill Ailv. CliiiiiiHi Ins-mer ahn! komm liör mich
iloch au! CJuir <ilnt! koste einmal! (irad ahn, .so
eben \\ . .\iieli ,hu, also Nlif. zu ehen> Vgl. auch «/««.
Au bock s. An-Bäck. eb, Coiij. a. <■, oh.
ebaili: Intorj. 1, um die Aufmerksamkeit auf eine
Fraoe zu richten, die man tun will: hör einmal! gib
Acht! Ai'. 2. AusfülLsel, wenn man in der Rede
stecken bleibt ebd.
Die Silbe ham etwa eine Erweiterung des oft mit der
Interj. e- verbundeneu hu.
E1)e ni.: Epheu od. Eppich. Lkxz Schwabenkr. 1''.
V.^rkiiizt aus Kh,:h s. Kl.lrli.
eben il-, ä-, i'- (s. Anm.) — Sup. nhni.'ft. iihiiiiat,
dbint Uw: im Allg. wie nhd. 1. Adj. ..liijuus. icqualis,
lequabilis, par, compar, planus.' iVI.\L. 1. gleich. .Was
wei [wollen] wir wetten von eben anV- Volks!., von
einem Wettstreit. ..Still stan ze ebnen fü essen',
antreten oder anlaufen zum Sprunge mit oreschlossenen
Beinen. 1-172, Z, und nocli immer: ,:V. F. sprhuie" B;
vgl. u. eheui, elili;/. E. trete oder trappe, eig. wol
.gleiclimässig'. ohne An.stoss auftreten, mit Dativ 1'.:
.lemandcm zu (icfallcn leben, ihn glinipflicli beluindeln
li. Ähnlich schon bei Max.: ,Drum bsinn dich wol
und gang glich eben', geh beliutsam zu Werke! Al)ea
I''»c.s.«t'.s' B; auch eheif VaeHx, ehe z'Fueas Bs, a piain
pied; '.s' geit äl)es KV^.s, weder auf- noch abwärts B.
Ahe.<i Boden [auf ebenem Boden] umg'heie" UwE. Dem
Bode z'ä., in gleicher Flucht mit dem Erdboden, z. B.
eine Pflanze abhauen; überhaupt einem zweiten Dinge
.-V(., in gleicher Hiihe damit Z. .Das Fundament von
Quaderstucken biss dem Rechten Boden eben.' Ovsat.
.Sein Bart ist der haut eben', ganz glatt rasiert. JMkv.
lli9'2. .Flach, eben tragt den Spiess!- Commando aus
der alten Schule. Al>eii, wagreeht GRVal. In verti-
kaler Richtung: gerade, aufrecht, vom Wuchs einer
Tanne BHk. Die Bed. .oftenbar', Erzähler 1850, 188.
erklärt sich aus ,auf flacher Hand liegend-. Bildlich:
.(iott wird alle Sachen wol e. machen-, ausgleichen,
in Ordnung bringen. Zwingli. - 2. Gloichheit des
Inhaltes, der Beschattenheit überh. Es göt e. iif,
zwei Grössen heben einander (in der Rechnung) gerade
auf Aa. Daher die Formel icett und e., völlig aus-
geglichen, quitt Ar; L. Eine Rechnung e. mache, be-
richtigen Ar; S™. Uf und ä. GrD., chflftig [gehäuft
voll] ««'' ä., gerade so, ganz gleich, ganz ähnlich,
gerade wie wenn BRi. ,Es gilt mir äben gleych'.
ist mir ganz gleichgültig, gegenüber einer Drohung.
Fkis. ,Aben wie eine gluggeriii under den hüenlinen.-
1072. Platt. ,Es ist eben, (iurr [Stute] als |\vic| Gaul.'
.TMkv. lt)92. Ähe roll, von einem Gefäss, glatt voll, voll
gemessen, so dass der Inhalt dem Rand ebnet, gleich
steht B; Gk; Z; verstärkt: platt ä. roll Uw, auch: eri
ehen Fü.sx roll. D'Lhit Uiiift alle Borten [Rändern] e.
(iL. Etwas dem Tii/'cl e. vertiuchen, d. i. wie den T. ; dem
T. e. marlie, sich arg geberden, wie der T., rücksichtslos
drauf los B. Der F. und. der Fliehe hiiiid 's Brod
üfg'esse oder: lUind z'säme es Brötli, en Laih Brod
fl'e.ise Sch; Z, d. h. (iegensätze haben sich schliesslich
ausgeglichen, friedlich vertragen, und auch: kleine
Wirkungen wiederholt führen zuletzt zu einem be-
deutenden Ergebniss, wobei die sehr concrcte An-
schauung zu Grunde liegt, dass zwei sonst sehr ver-
schiedene, aber einmal zum Essen vereinigte Personen
durch abwechselndes Schneiden ab einem Brote, wobei
die Schnittfläche bald eben, bald uneben wurde, das
Ganze mit einander aufgezehrt haben (wie die Katze
und der Atie in der Fabel den Käse); und endlich aus
Missverständniss oder mit absichtlicher Ausdeutung:
der F. nnd der U. häiid enand g'esse ScuSt. 3. ge-
nau, ordentlich, richtig. D'Saeh ist niid ganz e.,
nicht ganz im Reinen Ar; vgl. ehenlkh. ,Si band gar
e. ir bescheid', wissen guten Bescheid, haben auf Alles
.\ntwort bereit (aus einer ä. Bs Qu.). Ein jMann, der
,l//c.s- e. hohen will, d. h. genau nach der Ordnung L,
heisst auch selbst ein , ebener', daher e. = hochmütig
(gegen Untergebene) GTa. (.eigensinnig' Gr. WB.).
Auch adv. : ,wol und e. ufluegen', recht sorgfältig zu-
sehen. ZwisiiLi; vgl. eben (richtig) treffen. Gr. aaO.
:189. .Ir sönd [sollt | mich merken ä.'. genau auf mich
achteiL Schlacht b. .Murten. 1. angemessen, ge-
legen, dienlich, genehm, mei.st mit ,sein' und
Dat. P. ,Not, e. und füeglich.' 1182; wechselnd mit
.komnxlich', z. B. 1528. Absch. ,Ein jeder solle kaufen
was im not und e. i.st.' Z 1519. .Nament, was inen
e. und gefellig was.- EnnB. 15:1(1. ..Mler ebnest und
fuegklichest.' Ostschw. Kirchenurk. F. .^In kann
heissen: gefallen, passen. XV. XVI. sehr häufig, aber
auch: gleichgültig sein (nicht missfallen); so bei Vau.
Fs ist mir niid elien, öhes, es liegt mir nicht recht, plagt
mich Ar; B. — 11. Das Adv. zur Partikel abgeblasst.
1. gerade, gleich im Sinne von (ileichzeitigkeit oder
nahem Zusammentreffen. .Als ich kam, was der Bi-
schof!' ä. do.' 157'2, Platt. E. fror), gerade vorhin,
so eben Sch; Z. Im Ganzen selten. F., im Ge.spräeh
im Sinne eines abgeschwächten einmal oder doch,
z. B. .wV/ e.! sag einmal, wenn Einem gerade Etwas
zu fragen einfällt, ä propos; vgl. ahn. Ja nii -tag e.!
fast interj. = ei, bei unangenehmer Überraschung, mit
einigem Unwillen oder Ungeduld gegenüber einem
aufstüssenden Hinderniss BSi. - 2. ebenso, eben
so vor Adj. ,Aben verdachtlich-, ebenfalls oder ebenso
verdächtig. Vad. ,Aben als übel.' Z XVI. .Ahenesmär,
eodeni jure, pari ratione,' Id. B. F. se mär, ebenso
gern, ebenso leicht Z; wie: , stellt sich e. lätz', als
wäre sie von Sinnen. Schimpfr. 1651. :!. gerade,
völlig übereinstimmend, zusammentrett'end. ,Du kumpst
grad ä. rächt, opportune.' Mal. F. recht, ganz an-
passend, von Kleidern; in der Kochkunst vom richtigen
Mass der Ingredienzien usw. eine Anweisung, welche
Anfängerinnen zur Verzweiflung zu bringen angetan
i.st. F. grad, gerade [deshalb] GO. So auch vor be-
tonten Pron. und Partikeln. ,A. das, idem hoc' Fris.
Mal. f. ase! lebhafte Zustimmung Z; e. ,]a! oder:
.ja e.! Th; Z; e. n-öl! B. F. nit, niid! (Ton auf e.)
lebhafte Bestreitung der Behauptung eines .\ndern B:
Bedauern, dass .gerade- das Gegenteil des Erwarteten
eingetrott'en sei Z. Als Ausdruck der Zustinnnung,
auch wider Willen (dafür auch ,/Vr e.). genügt auch
i:>
All, el». ili. oh. ul.
<((j
einfaches oJer (in GTa. dreifaeh) wiederholte,-, c, ,' A.\;
Bs; Gl; (i; Th; Z. woran etwa von einem Zuhörer
das Wortspiel angeknüpft wird: e. ist Iceiii Rcii" Z.
e. ist iiiiil 'liiichict [hügelig]. Hinwieder erfährt die
Zustimmunfj eine Steigerung in mc ns (auch (Ins) e.!
mehr als |bloss| c, Ap; G. — t. ziemlich, recht.
,A, grob und fast ungeschicklidi." Edi.ib. .A. fil',
ziemlich oft. ebd. .A, hübsch, pulchra satis.' Fris.
.E, gnuog früy. fast etwas zu früh; ,e, vermöglich',
Wohlhabend genug, lö'24, Absch, — 5, nur. So be-
sonders vor lialb B; S, ,Er lischbet [lispelt], er redt
schier ä, |fast nur] halbe Wort.' Fris. ,G"falt mier
ä, halb,' SBE.tT. A. ::iceii liofe, sust iiiemer, nur zwei
Mädchen, sonst Niemand Schw. Er ist e. khiye, mag
sich kaum noch rühren B. E. (j'cho möije, mit genauer
Not noch zur rechten Zeit eintreffen; mit der Kraft
kaum ausreichen B; sich knapp durchbringen Z. E.
eiiiisf, nur einmal Vw; Zo. Hiist e. eso ril möge?
hast du nur so viel zu Stande gebracht? , Einäugig,
der ä, ein aug hat,' Fhes. - (j, näjmlich, also,
darum. T hui} che iiiid rhöiiiie i-hc, aus einem be-
sagten oder leicht denkbaren Grunde, In Fragesätzen
zum Ausdruck einer Folgerung: Cliund er e. iiiid?
[nach enijifangener Nachricht zu schliessenj,
.Viif Festlmlten am ursiirilufc'lirhen Vocallaute deutet uu-
verkeunbar die Schreibung ü in den Schriften des XVI,,
gegen welche die nebenher gehende Sehreihimg e Nichts
licweist. Diese ältere Färbung des Voe. (rf) lebt, z. T. mit
IJi'huung, noch fort in B; Gr; L; S; Yw; Zu., für die
Vartiliel gilt fast ausnahmslos die Kürze und durch Rück-
kt.'lir zu dieser hebt sie sich in manchen MAA, von dem
-Adj, ab. in manchen durch Überspringen zu der Ausspr.
mit t-'. S. auch üben, uf II B, t:hrml, mlntlft).
un-: 1. Gegens. von e. o: unpa.ssend, ungelegen,
niissbeliebig, ,Unfüeklich und u.' 15'28, Abseli. ,Itzt
wäre die Zeit nicht so u., dass — .' Erzähler I85ü.
Nicht u. kann er .so genannt werden.' Scheicuz. NG.
"2. Gegensatz von e. 1: unfreundlich, in Worten:
Mer hiiiul no kei unehe Wvrili z'sriiiic t/'hu BsTi,
tubs-: ganz flach AALeugg, Wahrsch, nur nichts-
sagende Entstellung aus tupfo-e.
feiler-: flach wie ein T, M,
topf-, tupf- 0 bei St. und Scu ; Z t,, ii L' ; ZO.,
II- Ap; (t; Th: 1. ganz flach, z, B. von einer Land-
strasse (iTa.; S; Z. "2. wagrecht Ae; Gi.; (Jr;
GT.; S<h; Z.
Wahrsdi. von Tujß/, mlid. in/i/i, l'unlit; vgl. iif ilu TupJ,
ganz genau. Topf-v. könnte allerdings auch bedeuten, ,so
eben, dass ein Kreisel darauf tanzen kann"; aber Titpf in
dieser Bod, scheint unserem Dialekle fremd zu sein,
weit-, Hebanmien oiler Arzte sagen: s'Chiiid ist iv..
Menn es die zur Geburt (auf die Welt zu konuuen)
richtige Lage hat L. Vgl. mundgerecht, sattelgereeht,
ebenlich e'Oilich W, c~li<-li,j Tu, .eUiij It St'': L glatt,
gleichmässig, gemessen, 'Mit ehelichen Tritten
gehen' W, Z'iililiijeii Fih'sseti Sf' .s. eben I, 1.
'2. moral. glatt, ordentlich, genau, syn. fificlich W;
ordentlich, .sauber, z. B. vom Anzug Tu.
ebent .«/«:(.• Weiterbiblung von clieii in diT 1>'.V.
i'tcbcte Eiessc 1. = z'ebni'U Füssen Iw; s, rlini l l.
,Cum zäbeten füessis sjiriiigunt; ijui potuit weiters,
huic i)r»niia dantur,' l'w M.marox, (iedicht XVILl.
2. ;V(, E. laufen: sehr eilfertig Vw. Sich mit z.
E. trere" S. Betr, die Weiterbildung mit i vgl. nthenl.
en-ebent ^^näUi. JJciu Hiis c. rleni Haus an Höhe
gleich U,
Eine zusammengewachsene Construktion, wie nhd. neben
ans m-eben, ins Ebene, in der gleiclien Ebene gelegen.
ebnen .« BHa.; Gr ; IV, e' Bs: 1. tr. eben machen,
a) eben voll machen, vnll messen, ganz auffüllen,
ein Gefäss. b) flach, gerade machon. a. behauen,
zimmern, Holz so bearbeiten, dass es rechtwinklig
und gradlinig wird BHk, - ß, Hulz e., einen Holzstoss
errichten, Holz aufschichten; syn. tischen, bifien
BHa. Y, „den Milchertrag der einzelnen Kühe auf
den Gemeinalpen messen, um danach den .\nteil der
Viehbesitzer an den gesammten Milchprodukten zu
bemessen Gr''; s. ebneren, messen. 2. intr. a) dem
Rande gleich stehen, von Flüssigkeit in einem
Gefäss BR.; s. eben I :i. — b) eben, ebener werden Uw.
ab- ah^pmcii GRLgw.: \. = ebnen Ihm. BHk.; <iii,
— 2. die Spitze einer Kielfeder zum Srhreiben ab-
.stutzen. S"RKXi;.
in-: (einen (irabeii. eine Grübet wieder mit Erde
ausfüllen Z.
v e r- : (Rechnungen) ausgleichen GKPr, ; Z ; s, eben :'.
ebneren: die Reihenfolge festsetzen, nach
welcher die Kühe auf der Gemeinalp gemolken werden
Süllen Gr, veralt, ,L>ie Kuh, welche zum Ebneren am
ersten gemolken worden, soll auch zum Messen am
ersten gemolken werden.' HLLkhm. 1797.
Ebnet, Ebnat, .ehnrt üw (..); ZU.. ,>«;,«;( BHa.. r'bn.i
Ap, e6«,7 BSi. - 111. A.iZei.; Ar; BSi.; L; Vw, ii. BSi,:
L; ZO., f. ApHer.; ZSee: flaches Land, Fläche,
welche eine Abdachung unterbricht, also in einer
relativen Höhe gelegener Ort. So als Name von Ort-
schaften. Höfen, (iütern allg. Jni'ibnit, Geschlechtsn.
liHa.
Da-i weibl. (iesehleeht mag aus deiu ahd. ttndniti erklärt
werden. - Vom Vb. chimi oder vom Adj. eben mit der Ab-
leitungssilbe -el, ahd. -ut, od. Stald. Mal. '211 ff. - lue
Sehreibung Khnut ist die offizielle geworden. - Syn. Kbi f.
Ebiii ,j:- BHa.: SiHW, <xbiii, ^beni Vw f.: 1. Ebene.
Fläche, Talgegend B; Scuw; W; Z. .\ueh Ortsnano' '/..
2. Horizontale Lage oder Richtung von Köriiern.
einzelnen Gegen.ständen. In der E. liijen, in die E.
icfjen, ■•ytellen B; L, - :^, UntiM-lage auf der Vor-
derachse des W^ageiis, auch Hoicbni und Chiiifc-E.
genannt; Unterlage, auf der die Uretter an einem
Düngerwagen, die Leitern am Leiterwagen, der Grendel
am Pflug ruhen STli, S, auch Elili. Hö/Ii. Syn, :!,
.'Schemel. Pfuhren, Kliiff'enbrett.
Vw- f,: fehlerliafte BeschaH'enheit des Körperbaus,
Gekrünnntheit. Verkrüiipelung oiler auch nur schiefe
HaltungV .mit der unebne behaftet.- ZSpitalakteu l.">si;.
ebeilg! c'ij-»;.- nun dennl 1'.
eher s. cr-biir.
Ans fi-z. rh lii.'U
Klioi' ..'- tiu: S; Zi;. .■ - 1«; Z 111.: männliches
Schwein. .Schäumt von zorn wie ein a.- Fuis. her
Eber als Zuchttier für die Geuieiiule vion l'lärrer ge-
lullten: Gfr. 2S, 2S!).
Mhd. (bi:r. Die Kürze des Voe. wenigstens in dem Kia'eun.
Kbirhaid. — Syn. Her. Uneij. (//<■»»>.
Kib-: streitsüchtiger, zum Zorn geneigter Meiisib
lis; S; l'w. In GWa. meist nur von rnerw;\i-hseneu
— Vgl. Kili-Eirr.
Marcli-: Eber aus der Si in\ Mareli,
All. eh. ib, ob, ni'
iH
l'lair-: Ziiclitflier.
Silihich-: iluiiini und triiüv si-hlciclieiides Weibs- ;
liilil. SriiKMi.
I'as wfuifr verötuudeuu W. (s. Schlaucli in deutsclit'ii
Whb.l. fitrentlirli .der Zm-htt-hfi-'. an das Vb. ni-liJü<:hen an-
::vl.-llllt.
E Ijcrliard. Mau ladet Kinder, um ihren Mut auf
die Prube zu stellen, ein. in den Kamin liinaiil' /u
rufen: E., i'. .' cliuiiim übe oitd hJa^-mer de Cliopf'ali! Ar.
Wohl mit Bnzielumt' auf den im Kamin tusundiii Wind,
der im altt-n Vidksu'lanben uft als Sau oder Eht-r (-'rseheint,
eberen: zanlieii ÜKw. V^l. Kibehcr.
Kberit;' s. A-M'iich und Ahriili.
f'bfs: bevor, eile Gni*r.
Zsfiewatdisvn und vi^i'kUr/.t aus li uiOn: s, ölj und c /.
ebezij,'. ebezj;- s. ricii/.
Ebi .''•/ liit f.; Xanie einer (ebenem \]\i bei (iit
Klo.ster.s und einer Wie.se im Kheinwaldtal. In iler
Ehi, Ortsn. r. Seh. 241. li. 2. 14.
Für Kh'iii, voui Adj. t:bt-ii (gespr. üb*:) « ii- ilrr ^^up. hl, ist
für ätjinixt. Syn. Khmt, rom. J'lnnttnf.
Kbi <.rln II.: die zwei Haujitflaehen eines Daches BT.
Walirseh. für Khenl, Fläclie. woliei frtdiicdi Veränderunjr
(Irs (ii-seliK'flits anifunomim-n werden miissti.-.
Elii iil,; mV: Kplien. Aliililetler lüy. Verkürzt aus
Ebicll ,j'./.-/(. .i/,._(/,, ,.i/j./, ni.: Kindeli. Hiiliru. Iiedera
li.'lix I,. H.
Im Si-Iiweizcrboteu ISO.") ^i. OS'' wird ,Ähach' irrii; von
Kpheu unti.'rsidneden. Alid. elxih, in der Stammsilbe mit
f,'es(jtzmässi;r«'r A'(:rsebii4tung dem lat. upluui cntsprefdieucl.
während nlid. Epjiii-Ii (und uaehträglieli versclioben JCj'Jirh)
sicdi als blosses Lehnw. aus dem lat. charakterisiert. Mehr
u. d. syn. Eh-lliu ; s. aiudi Ein m.. Ehin:ck und Ej'/ti'-li.
ebif,' s. eirii).
Kbis (-Nagel) SrnSt.. fpis- /, Kn.. Hebis- Zu für
Ebnis-. s. Ehni .!)'.
Sur-Ebis, vielmelir >iiir-}ifliix.
Ebli i'Ui \\: S s.Tura. ähll SG t.. Sebli SsJura
II.: Schemel, d. i. das auf der Achse (oder dem
l.aiiijbauni) des Wajiens oder Pfluges ruhende Holz,
in welchem die die Seitenwände stützenden Eungen
stecken oder der Längsbalken des Pfluges aufliegt.
.\us Ehni (s. d.) umgestaltet durch Yertiiuschung der
Liiiuida" und nachher auf dim. .Md. gedeutet, s. Ehid :i.
ebri s. aher-lii.
Ebuecli li. n.: 1. Eiiheu. hedera helix L. Vw;
'/.<■. 2. Tanius communis L. Scuw; Zi;. Um-
deutung auf .Bucdu.'. iUndich wie .Epheu' auf .Hior: s. Eüicli.
Eibet: weiblicher Taufuame L.
Eiiilai, Name der ersten von den drei Nornen (kleben
n'iirlirt und Wilbii). welche in der Sage mit den ehristlicheu
ilrei llarien vermengt wurden und als verfolgte oder ver-
wünschte, aber auch als Segen stiftende Ortsheilige auch in
der Schweiz, z. B. in Adelwyl-Seinpach. vorkommen. Lüt.
Sag. 'J'JT. Ein- zsgez. aus ahd. Eijin-, Arjln-, syn. mit got.
titfiM, Schreck, und uusorem E<fi; der zweite Teil des W.
gehurt zu lieh; Hittu, .bitten' im Sinne von .wünschen', so
dass Einbclu ursiirüuglich eine Uuliei) anwünscheude Norne
gewesen wilre. Vgl. Wolf. Heitr. 2, 174 ff. Simrock. Myth. *
:ill ff.
Ib. Ibe .^. Im:
Iberich, -ceh Ar: Gi;h. u. Stdt. Iberi Ar; (i\V.,
Uebrich GT.u.We.. Ubereeh Ar. Ubrech. Übrich
BSi.; GT., We.: ZU. in. (f. GW.): mehrere Arten
der Doldenjiflauze Pentandria digvnia L. 1. Hera-
cleum spondvlium ]j.. Bärenklaue, bes. das Blatt der
Pflanze Ar: B; G; Z. 2. wilde I.: Anthriscus silv. L.
G. :!. Garten-lberig: .\egopodium Podagr. L. GWe.
Uas in der ä. ^pr. und in andern MA. nicht vorkonimeüde
Wort scheint gebildet wie .Wegerich". Ilas weihl. Geschlecht
haftet nur an der apokopierten Form, dGreu Ausgang mit
bekannten vveibl. Bildungen verwechselt wurde. Ableitung
dunkel; man beobachtet, dass Heracleimi nach der Heuernte
zuerst wieder ans der geschoruca Fläche aid'steigt; auch gilt
i'S als das einzige Kraut, welches zu nichts Anderem als zum
Füttern tauge. Alle drei Pflanzen haben grosse äussere
-Viiulichkeit unter einander.
Ibiilinii i-lriduiii: Nichts sagendes scherzhaft
liildetes Wort. Man schickt den .^prilnarren in
.Apotheke, um I. zu verlangen Bs.
Mit dem Schein eines I.at. W. aus (bin Satz
'lumm' giddldet.
ge-
die
h bin
Bs
Ibcgcr: Einer aus
Si-uw.
rr ScMwOrtsidiaft Iberg, ihiiii
Ibisfll, Ibsehe f.: 1. >% A.v (auch Xibsclie)
(auch .libs che); B; Gct.; L; GO. u. A.; ScnSt.;SG.:
Uvv selten; Z. Ispe i»/.e SGrindel, Ibschge Gi.Obst.;
ScHwE.; SBb.: Uw: Eibi.scli. Althaa offic. E. Bei
Mal. das eine Mal .die Ibiseh. wild pappelen. hibiscus'.
das andere Mal nach Fris: .Eybschen oder Evbisch.
.Vlthea.' .Evbsehenwurzen.' 15Ö7. Vogelb. .Die Ybisch.
ybsche. hibiscus. nialva." Ef:i>. 16ti2. 2. Ibsche
EE. u. W. (hier mrii/eri /.); ScHvvKüsn.. Ibschge L;
ScHW: l'w: Hechel. Ünonis repens E. M. Ibste:
Hauhechel, ünonis spinosa E. ZZoll. 4. Ibsche:
Ysop. Hys.sopus offic. E. E. ."i. Ibsche: Kibc.
Taxus bacc. E. B; F; Gr; L; Sch.
Mhd. ibm-li, ahd. Ibimu aus dem Lat. Die Form limln:
könnte zu den nicht seltenen Fällen gehiiren, wo ein Fem.
Sg. aus einem Masc. PI. entstanden ist. Hinter » entwickelt
sich leicht ij. daher Ibmhijc. Injn kann auf bloss zufälliger
l'mstelluug beruhen, es kann sich aber auch das ndid. iiji*:
(für Hysso]ius) in dieser Wortform wie in der vereinzelten
Bed. 4 abspiegeln. Zu der Bed. Ononis scheint unser W.
durch seinen Anklang an Witnchijt; H'ir/»ft gekommen zu sein.
Man bemerke übrigens, dass die eine und andere M.\. be-
müht ist, durch Dissiunlation der Formen die angerichtete
Verwirrung wieder eiuigermassen aufzuheben. Gewiss beruht
die Übertragung auf Tax. bacc. auf irrtüudicher Anlehnung
und .\bleitung des W. von Jbu, Jire. Über eine starke
Umgestaltung, welche umgekehrt das Wort betrifft, s. u.
IjiHi'ht-Ttiij.
lebe, Hand- f : Henkel. Griff, Halter an Gefässeu
.\.4Zein.
Murch Vermischung von Ilundlicbi, Handhabe, mit J/inu
gebildet; bei Spreng die vermittelnde Form /landhiclii.
S y n. Haiidiii-ijib .
ob 1. Präpos. iili, meist mit Dat.. selten mit Acc.
1. räumlich, a) reine Ortsbestinmuing: oberhalb,
über. .Der wolf verr ob dem schafe trank.' Bonek.
.Vächet an ob [niirdlicli von] Marsili und gät ab an
daz wazzer.' 1.3Si)/1446. ZChr. .Der idj dem künig
sass.' Fris. Der Papst trägt .dri krönen ob einandern.'
1522/.")8. M.\x. Ob ihr Cliiichi, über der Küche. (>b-em
' Für sl". hii", kochen intr. und tr. .Der sich duckte,
wenn er Hand ob sich sah!' | gebietend erhoben ]. Gottii.
Man kann unterscheiden ob-em Hils zue, horizontal
ansteigend, und ob-em U. üf, senkrecht über dem H.
I)' Sterne at [sind] ob de Wiilche. Olnriildeii = Unter-
waiden ob dem Wahl. Teutfen ob der .sVrd.« und T.
49
AI., c-1., iL. «1). iil.
50
linder der Str. Ar. \v Cliupfli oh em Iliiet trii(ie, hocli-
niiitig sein Ap. S. auch oh-sich = aufwürts, u. sich.
Audi vom Ziel einer Bewegung: Es chunnt e Wulch
ob's Htis, eine Wolke lagert sich über das oder dem H.
Syn. oben an. oben- für an. — b) unbestimmter und
an den Begriff des ZeitlichoM streifend: bei. an, auf.
während. ,Üb dem Tiscli, super mensam.' Mal. bei
Tische, wobei weniger an räumliche pjrhöhung der
Sitzenden über die Fläche des T. (wie noch in dem
Satze: .Muosst icli mit Herzogen U. zu Nacht esen ob
sini disch.- 1-529, SiofK-VK). sondern mehr an den Auf-
enthalt und die Beschäftigung gedacht wird; ,ob dem
essen', beim Essen. .T.IBheit. 1Ö15. Diese beiden Aus-
drücke (bei Fris.-M.\l. aucli ,ob, grad in dem maal.
Ob dem ässen und trinken, in cibo et vino') im XVI.
häutig und auch seither üblich geblieben. Ohne Art.:
.als wir ob tisch sassen.' 1.521, .Strickl. ,Der aller-
letst ob tisch, der zum letsten aufstadt.' Fris. Daneben:
.Er starb ob dem tisch und gieng darüber [hatte sich
ilazu gesetzt] gesund und frisch.- Alt. GHdschr. ,0b
einem tisch von Gesiiensten reden.' 1578, LLav. (1670:
bei). In: .Trinkgetasse ob dem Tisch haben' Bull.
steht ob fast gleich iif; ebenso in: .brueten, ob den
eyeren sitzen.' Fris,, wie noch heute, ,0b den büchern
hocken.' Spreng, ,0b einem Todten sitzen', über oder
bei, von einer trauernden Wittwe. Boxer. .Waschen
ob dem See', am oder im S. (statt zu Hause oder am
Brunnen). 1748/57, Z. Ob-em Lese si, mit Lesen be-
schäftigt sein (dem L. .obliegen'). Einen ob einem
Buch antreffen, vertieft in Lektüre. Ob-em Lese et-
iiiicke. ,0b spil ald bi spil'. beim Spielen. 1489, Entl.
Landr. Ob-em heifjö, auf dem Heimweg B. Ob aller
Arbet, mitten in der Arbeit Aa. — c) Der Begriff der
Beschäftigung mit Etwas geht über in den des Ver-
fahrens mit einer Person, welche der Behandlung
durch eine höher oder günstiger gestellte unterliegt.
.Die Cur ob einem Kranken anheben.' 1005, JMüll.
.Icl] hau drei arzet ob mir gehan.' Stockar. .Herodes
wurde endtlich selbs ob ihm selbs zu einem Scharpf-
richter.' 1605, JMüli.. .Man will es ob mir ausmachen',
auf meine Kosten. Spreng. .Den mut ob einem erkülen,
guten mut ob einem haben', Unmut an einem aus-
lassen. HospiN. Er ist immer ob im, ihm .aufsätzig',
feindlich ü. „Auf und ob einander sein, einander
zusetzen, verfolgen. 5 Orte.-' Er het's ob em ver-
dienet, an uns, durch die Behandlung, die er uns zu
Teil werden Hess Aa. Von Sachen: .Darob und daran
sin, dass — ', Acht haben, überwachen. 1520, Absch.
1589, Kessl. 1584, LLav. ,Drob ha, legibus stare.'
Id. B. .Nur ein formale, ob dem ich nit werde halten',
daran festhalten. JCEsi'her 1717'2.S. Fälle wie .sich
idj Etwas aufhalten', sich über Etwas ärgern B; Z
führen bereits zur causalen Bed. hinüber. - d) dauern-
der Vorrang, höhere tJeltung und Macht. So schon
bei Boner, wo er spricht vom Neid eines Menschen
gegen jeden, ,der ob im ist', über ihm steht, und so
noch heute. Etwas soll gelten ,ob e', höher als alle
liesetze. ApChron. u. Urk. — e) Ob vor Zahlen im
Sinn von über, mehr als, und zwar auch etwa mit
■Vcc. wie schon mhd. ,Es waren ob den tausigen',
Tausenden. Mal. ,0b 500 houpten.' 1584, LLav. ,0b
50 pfunden.- B 1028. ,0b 50 jare alt.' ApUrk. ,Die
ob 14 jaren sint.' Engelb. Hofr. ,0b 14 tagen und
nnder 3 wuchen'. nach Vertluss von 14 Tagen und
vor Ablauf von 8 Wochen. Arg. LSOl. 127. .\uch olnie
Scliw. Idiotikon I, 1.
Zahlangabe: ob de" Jarc", in dem durch die kirchliclie
Konfirmation bezeichneten Jünglingsalter angelangt,
syn. oberjärig Gl. — 2. causal: über, wegen, bei.
Vgl. 1 b, c. Sv'' oh öppisem [EtwasJ rersOme"; ob-em
Holde [Schütteln des Wagens] isch-mer übel morde B.
Er verdienet mc ob-em Jaimere [Landstreichen] ah
ob-em Taunere [Taglöhnerarbeit] Sch. Ob-em Esse
kann daher auch heissen: über dem Essen (I>,was
versäumen). So wird dann gesagt, nicht bloss wie
nhd. : etwas ob etwas anderem vergessen . sondern
auch: ob iedem BitzeVi böse werden, klagen L; Si'h.
erdiliipfen Niiw, briecjgen BkXker, ,\M. Ein Greis, der
lange abwesend war, erinnert sich endlich wieder ,ob
seinem Wapen, so ihm in den fenstern gezeiget winl.'
1051, Schimpfr.
- IL Adv. Ob (ob-em Für) sl", ob hiV, ob Ja",
nocli länger kochen lassen; und übergetragen: ob ha.
im Sinne haben, mit etwas beschäftigt sein; ob sl, im
Werke sein, bevorstehen G. Eim es Bad ob ha ■=
übergetan haben. Strafe gedroht haben S; Z. Hand ob
halten, Aufsicht führen. Gotth. In der ä. Kanzleispr.
zur Verweisung auf frühere Angaben im Text: ob
ernannt [aufgezählt], wie ob erlütert ist, ob stät, ob
tatet udgl. — ,Hi-ob im land.' 1580. ,Hier ob.' 1705,
WuRsTis. Dei-öb, dejob, droben GSa. Op ilsii/, oben
liinaus BG. s. oben. Ob-hoh, hohe Alpweide über dem
Wald. Ob-siden, aus dem Oberland. Ggs. nid-siden.
oben (die Adv. Hans o. im Dorf, ein wolgeniuter,
auch ein hochmütiger Mensch; er weint, er s% H. o.
i. D. 0.-i"-Arm üfni', Etwas übel (hoch) aufnehmen;
0. i" A. drlfare, unüberlegt rasch handeln; sl Sach
0. i" A. trlbe. übertreiben .4a ; S; s. u. Arm. 0. wird
häufig präpositionalen Angaben eines höher gelegenen
Ortes noch halb pleonastisch beigefügt, z. B. n/'-em
Estri(i 0., im Chaste-n-o. Am Wald o. ist natürlich
verschieden von o. am Wald. Beliebt ist auch der
verstärkte Superlativ z'oherst obe. Gli z'oberst o. sl,
zum Jähzorn geneigt Gl. Nur selten ^hne eine zweite
Ortsbestimmung verwendbar: 0. isch-es rmid und unde"
//'spitzig. Die ä. Spr. braucht o. ligen als Gegensatz
zu linden l, unterliegen, also = ob.siegen und ver-
schieden von ob-ligen. — Abi. obnen, obig.
über-: droben, aber meistens im Sinn vun: Im
obern Stock Aa; Ap; Bs; B; Sch; S; Z. ,/ d'r Welt ii.\
auf der Oberwelt. BWvss. .Auf demselbigen gewelb
bin ich uberoben gewesen.' LTscuudi, Reis.
z'under- zunderVbr B, zuijer- BM., sunnir- BGu.,
z'underobis BM., undersobe Bs, 's under fur's
ober ZBenken. z'underobrist L: umgekehrt,
kopfüber, durcheinander. Mehr s. n. iinder-ob-sich.
iinder-iilicr-sich, z'under-üf.
I)iü out^ogengüs. Begriffe .luittin' iiud ,nl>eii' tliircli \'ur-
si.'tzung eines ze nach Analogie so vieler Bildungen dieser-
Alt zu eiuom eiulieitlielieii .\dverliiulbegrifV geimlgt. Vgl.
zliimlci-rur neben hindinßir. Übrigeus versucbou die Nbff.
eine Erklilrung oder Uuideutung der uiebt mebr klar ver-
stiindenen Korniol; tiliA lJiud(tutnng in einen adv. Gon. wie
tirärii, nibd. tworhcs, ii. a., wenn es niebt durch blosse üiu-
stelliing aus z iindiruhiii'''' entstund; All» uinler '» nlrr tiiM.
Alles unikelireu .\aFri., ist oiuo selbst etwas koufuso Iha-
gestiiltuug; in '« xiinh-r fiir '« iiher ist das .\dj. dem Adv.
untergeschoben , wie in der I< Superlativforni.
h-ohen h'ilm .\p: hier oben Ar; BO.: OßHe.; G;
auch l)ei Man. — Verkürzt aus hk-oben. vgl. hi-ijbma,
h-ui'.'ii und ubil. .biibi'ii'.
51
Ab, ob, ib, ob, iib
di- di-obr Z, <ljoln GoKb., dube" Ap; Bs; B; ÜR;
Uw, döhe U, -»- Aa; Z: droben, oben. ,Das opfer, das
doben [auf dem genannten Altare] ist.' 1.5.31, Matth.
23, 18; ,da oben'. 1.548 [.darauf' in späteren Ausgg.].
ZwiNGLi verweist mit .doben' auf frühere Schriftstellen.
,Im himel doben.' 1550, Eüef. Bildl.: d. si 1. erzogen,
eigentlich nur: erwachsen sein Z. 2. die Oberhand
haben, mächtig sein B. 3. aufgebracht sein. Spreng;
vgl. oben use. Es d. ha, sich viel einbilden Uw; U.
Wie d'undcn, di-unden u. a. mit Verkürzung von da ge-
bildet, währeüd andere Zss. der volleren, älteren Form des
Adv. (ahd. dar-, mundartl. dr-) treu bleiben. Die Form di-
hat mehr siunlich-deiktische Kraft als die sjanz synkop. (d-).
— Syu. dobnen, üherohen.
dcrf-: oben darauf AAEhr. - Für druff'-.
obenächtig: obenerwähnt. .Obnochtig.' 1474. -
Ahd. ohenaJiti;/. Ci-R.Gr. 2, 285. -(ichtiij = -acht, Ableit-
ungssilbe.
obene" ohriie, obaiia FO. ; W, ohne BO. ; Gr vor-
herrschend; P; T; W, obme GflObS. u, Val., obmana
WL.: 1. oben, droben Geb. Einem o. ligg^i, vor-
schweben als böse .Ahnung (aufliegen wie eine Last)
W. .Obnan an dem swibbogen.' L 1337. ,Stosst obnen
an dz fürhoupt.' Senn, Kirch. .Obnen zue.' 1558,
Obervatz. — 2. hinauf T.
Mhd. vhenen, obnen. Wie obt", ahd. obana, vermittelst
der Endung aiia von ob, so ist das vorliegende Adv. noch-
mals mit der nämlichen Endung von oben weitergebildet, ahd.
[oban-ana] obenan. Ja die genannte Bildung arbeitet sich
trotz aller verkürzenden Tendenz der Yolksspr. zum dritten
Male aus dem Schutte hervor in der Form obmimn, d. i.
obmf>nrn. Der Lippenbuchst, m durch Angleichung an das
vorausgehende /;. Die Bed. dieser Bildung, eig. .von oben',
ist zu derjenigen eines blossen Syu. zu oben herabgesunken
und bei den deutsch wie ital. redenden Gurincrn sind die
Ortsbegriffe ,\vo' und , wohin' verschmolzen.
hie- hi-, hej-, h'j-, jeh-, n7/-i= obigem /i-o&ejiGnD.u.Pr.
d- döbne. döbma Gh, doiiima Ai', döiiinc Gh: droben,
oben.
Vgl. dioben. In domnr ist b Wegen des folgenden ii eben-
falls zum Nasal geworden, ebenso in domma, wo es dafür
den dentalen Nasal in sein Organ (Labialrcilie) herüber-
gezogen hat.
obenende. .Von obnende der liergen'. von den
B. herunter. Vad.
Ein sehr altertüiuliches W., ahd. obunenti, Gipfel, eine
participiale Bildung von einem Vb. obmien, ohanön, oben sein.
Über 1. Adj. a) räumlicli. Die ,obere' Gefangen-
schaft in B, für 24stündigen Arrest; s. Trülle. Ds
Obere g'winne, die Oberhand gewinnen, obenauf kom-
men B. Ä d.i ober (ht, bergan; avi obren Ort, hoch
oben auf dem Berg BO. De' ist vom obere Lridli ahe,
vornehm L. Im obere Stübli, im Kopf Bs. Wenn man
im Wirtshaus einen halben Schopiien bestellt, sagt
der Wirt etwa scherzhaft: mues- (''• niul öppe der ober
halb briiu/e? Ich (jü [gehe] a" obere [Stafcl] und bi
z'nidcre [JVidere auch Ortsn.y id>er Xnclit, scherzt der
seine Lagerstätte aufsuchende Gl Älpler. S. auch
z'nnder-obcn. — b) bildl. ,Dem Geistlichen als dem
oberen haujrt', Oberliaupt. Cysat. En obre Man, ein
Vornelimer P. — 2. Subst. m. a) im deutsehen
Kartenspiel die Figur zwischen dem Unter und
dem Kiinig. entsprecliond der Dame im französischen.
Chiin;/ und Ober ellei füercd nie kei Jmnpfer hei.
Sui.r.. — b) Laub-ober, der Laubsack, mit dem man
sich zudeckt, im Ggs. zu Laub-under, auf dem man
liegt Ap. — c) Zunft Vorsteher ScnSt. — d) Obst-
most AaL. u. Ku. — 3. Adv.: oben. ,Ober abhin
benglen', oben herab werfen. Zwingli. R tritt auch
sonst zuweilen im Auslaut statt n ein. — 4. Präp. :
oberhalb W. — 2, a. b. mit substant., c. d. mit adj. Flexion,
Oberrieder: eine Art Äpfel, Glanz-Keinetten Z1,S.
— Von der dortigen Gemeinde Oberrieden. Dafür Zr.S.
./« nijrferenöjifd .
Oberst obrUl, olerUt SCH; Z, oberii S, öbeistBs; BM. ;
ZWint. : Superl. zu ober (oben). 1. adj. und adv.
,Gebrantwin das ist ein oberste [besonders kräftige]
artznie.' LHdschr. XV. Beim Todesfall eines Hörigen
soll man .einem Weibel gehen das oberst [Wertvollste] :
von einem Mann die gertel und mässer, schuoch und
Hosen und den bruochgürtel, von einer frouwen gürtel
und die schuoch.' 1403, Wigoltingen, , Oberster Knecht'
hiess in Bs und Z bis ins XVII, der Grossweibel des
Rates. Der Pfarrer am Grossmünster in Z und auch
an'der Hauptkirche anderer Städte hiess Ohrist-pfarrer.
,Hat sein Sitz im Rath am obersten ort neben den
Schultheissen.' Cysat. ,Der oberste Tag', der Drei-
königstag. vMoos. Wenn e Hus sechs Stoclcwerch hoch
ist, so ist 's oberst lär, von hochgewachsenen Leuten
ScH. ,Sich zum obersten [aufs Höch.ste] beschwären.'
Vad. ,Uf das oberst gebeten', dringend ersucht. Kessl.
.Zum höchsten, oberisten und trungenlichlsten ver-
manen.' 1531, Absch. Z'öberst sl, höchst aufgebracht.
Spreng. Eine z'öberst ue tue, über Gebühr rühmen
(in alle Himmel erheben) Aa. 2!'o. obe, zu über.st. —
2. subst. m.: Ohrist — PI. Ohriste, Oher.it: militärischer
Grad; früher C'ommandant eines Biitaillons, jetzt einer
Brigade oder Division, Offizier des Generalstabs. Auch
Geschlechtsn.
,Der Oberiste.' 1091. Kliugl. In nberijont einer GHdschr.
muss sich <j aus dem i entwickelt, die neue Form dann mit
oberost combiuiert haben.
nach- nii-aberii: der zweitoberste ZWint.
er-oberen 1. mit persönl. Obj. a) überwinden,
einen Feind im Kriege besiegen. Kessl. — b) über-
weisen, nachweisen, dass Einer wegen Zahlungs-
unfähigkeit verhaftet werden dürfe, .Welcher sich
beklagnen lasset unib lidlon und von dem kleger mit
recht darumb erobert wirf.' 1500, Hof Kriess. .Wenn
einer von schulden wegen, so wit dass er fähig [fürs
Gefängniss reif] worden, erobert (syge), dass dann ain
vogt denselbigen in sinen kosten fahen solle.' 1.525,
Absch. — 2. mit S?chobj. a) gewinnen. Einen
Handel e.: einen rechtlichen Anspi-uch durchsetzen.
.Soll ein Herr die zuosprüch [Ansprüche] zuo im [dem
Untertanen] mit recht [durch Prozess] von im bc-
ziechen und e.' 1525, Absch. ,So appellant den handel
nit e., sondren abermahlen darnider ligen würde.' 1608,
BsRi]. ,Die Schlacht e.', gewinnen. Tschudi; Cvsat;
Ansh. Fast gleiclibed. und noch häufiger ,die not e.',
die Kampfesnot überwinden und den Sieg erkämpfen.
Im XVI. verlangte die Kriegsordnung von den Soldaten
den Schwur, ,nit ze blünderen, bis das feld wird be-
hept und die not erobert sei.' Die Bed. lebt noch
fort Aa; B; Gl; L; S; Z, aber nur von kleineren
Objekten, zuw. scherzhaft. — b) erübrigen L (wie
schon mhd.).
erobrigen: erobern. 1531, Strickl.
Oberkeit: Obrigkeit 1. oberste Staatsbehörde.
Regierung. Wenn d'O. de Fuess a"stösst, se mues
Ab, cb, ib, ob. ul)
54
>• Vukli. hinke. Sui.c;. Si rertiie wie-n-en U., sich breit
uiachi'ii, spreizen, ebd. En Buch ivie eu 0., vull Th.
Da chiitit l'ci (). me ilrüs (von einer verwickelten
Suche). Scherzhaft: die Hausfrau. — 2. das einer
Obrij^keit (Herrschaft) unterworfene Gebiet. 1523/25,
Abscli. und sonst im XVI. Vgl. .Gerechtigkeit, Frei-
heit' im ä. Nhd. und z. T. noch jetzt.
Beruht wie die nhd. Form auf Ober-iji-lieit ; vgl. Jnnhr
:ius Jung-herr. So auch oberkeitUch.
ob Conj. I. der Frage und der Bedingung. »/.
B; Z, 66 Aä; B; GA.; S; Z, Öp A.iFri., ab ^b B; Gr.
eb i'h Aa; Bs; Gl; 8; Uw; Z: 1. ob, vor Fragesätzen.
.Da wirf er [Gott] fragen, ob man sie [die guten Werke]
hab getan.' M.iN. In einer Doppelfrage : ,Da nimt man
sich niemants an uf erden, gott geh ob d'lüt siech
oder gsund werden.' ebd. Daraus mit Entstellung
dieser Formel: ,Das Meitschi [Mädchen] muss mit,
üb wie es sich sträubt', wie sehr auch (für [Gott]
gebe wie) B. Ebenso durch Vermengung zweier Con-
structionen: .Meint jr, ob er [ein lebendiger Drache]
ouch leymi [aus Lehin gemacht] sy?' 1535, Birk. ^Nikl
eb-me" will', unwillkürlich, unfreiwillig, unwidersteh-
lich, nolens volens. Stutz. Zuweilen ohne folgenden
Fragesatz, der also in Gedanken ergänzt wird, als Aus-
druck des Zweifels. So GrPt. Es wird icelle" ob..., es
ist die Frage, ob... Z oGlatt. — 2. wenn, wie ahd.
und mhd. ,Es wirf, eb Gott will, noch alles gut.'
Man. ,A1s eb.' ebd. .As üb.' 1344, Wittn. Hofr., wie
wenn, als ob. Auch ob allein für als ob, wie mhd.;
Com.Beati; 1691, Klingl. ,Mache dir nicht Gedanken,
ob hätte Paulus sich missredt.' 1695, Schobinger.
,Thätend derglychen ob — ' 1569, LLav. So noch U:
.hilf denn it eb's heftisch g'stole.' Älplerlied. Vgl. wenn
für wie icenn.
Mhd. ob (öbe, eb). Die Form üb ist nicht recht volks-
tümlich; auch ä. Schriften weisen schon die jetzige Jlanig-
faltigkeit auf; so bei Manuel ob, Ob und eb.
11. temporal, oh BÜ.; Schw; U; Z, ob Aa; BM.; L;
ScnSt.; Schw; Z, ceb BsL.; B, eb Aa; Ap; Bs; Gl; S;
Z, eb GrV.: bevor, ehe. Wer fmdl, ob's rerhren ist,
da stirlit, ob er chrank wird L. ,Swa der Wirt dem
Gast Trinken git, ob er Messer und Swert nit von
im leit.' 1314. Beitr. Lauf. ,Wir wend hinwäg. ob er
erwacht.' Com. Bkati durchweg so. ,Weret 5 Dag, ob
es ein End nam.' Stockar 1527. Häufig im XVI. ,Gott
lässt den Sünder warnen, ob er ihn gar verlässt'
1790, Nachtlicht. ,Er schickt die büechll in fremde
land. ob min herren die besichtiget haben.' 1528,
Strickl. Ab bei Meyer, Wint. Chron. (neben eb) und
Roi'iiH., eidg. Lied. 190. ,Eb er sie mochte recht ver-
schümen, hulf man ihm schon die Kuchi rümen.' 1499,
Dorn. Lied nach RoenH. ,Eb ich wett pfaff werden,
ich weit ee ein henker werden.' 1572. Platt. Er-
weitert .for und eb.' Meyer. Wint. Chron. (vgl. oben
,e und bevor'). , Vorhin eb der siech gestarbe.' 1106.
BsKi|. .Forden! eb wier giengent.' 1519, Stultz. Mit
nachfolgendem dass: .Wer den Schilling nit wl'rte dem
nieyger, eb dz er gen küngsveld keme.' 1351, AAWst.
und nicht selten im XVI. und noch heute in Gr. wo
ebes d. i. ,eb als' nebenher geht. Berührung mit dem
Begriff bis: .Verzicht sich wol 3 Wuchen, ob das
Schiff geladen und entladen wird.' 1519, Sto<^kar.
Üb ist eigentlich nur die das Aliv. e begleitende Conj.,
eb (seit dem XVI. verkürzt zu ib) die Zsziehung von ob mit c,
für di'ssen .Agghitinationskraft aui-li dii' Koruii'n rilrn, ^b^^'^
zeugen. Ab (^h) entspricht am geradesten dem ahd. ibu,
engl, if, könnte aber auch als blosse Spielart zu S^6 ver-
standen werden; s. auch ob, wenn es nicht vielmehr auf
ahd. ii6i beruht. Die sowohl für I als für II immerhin nur
sporadisch und seltener verwendeten NbfF. grti, hd>, neb sind
spätere Misshildungen. Die Verbindung von ,dass' mit eb
(welche ebenfalls wie das einfache eb auf die Fragesätze hin-
übergetragen wurde. Wiesental) ist ein in der Volksspr. be-
liebter Pleonasmus.
Obäsle f.: -Ameise ZSth. — Eigentlich Obeissle;
s. u. Ame.ie.
Obe, öbelen, öbendlen. Obig usw. s. Äben.
Obentrie s. Arentür.
Oberscb n. abi^ri: Wirtshaus W.
Das frz. auberge, aus dem untern Kantonsteile entlehnt
unter Umwandlung des Geschlechtes durch die Erinnerung
an das einheimische Vf.
Übersehe, Obersch f. öbe^rB(e): glatter Pfirsich.
Aus frz. <ud)erge, Herzpfirsich.
Oberste f : Abwerg, geringeres Werg Schw (Ochsn.).
Oberte <ibij-ie Aa; Bs; S nJura, Obete GRh. — f.:
Dachraum in der Scheune Bs; GrHc.; GWe.;
ScH; S nJura, entweder nur die Abteilung unmittelbar
über der Tenne neben der oder zwischen den Heu-
bühnen AAFri.; Ap, oder über die ganze Scheune hin-
laufend, oft ohne Bretterboden, bestimmt zur Auf-
bewahrung der Garben, die etwa auch gleich dort
gedroschen werden ÄAFri., und des Strohs, auch (AaZu.,
„Schenkenberg-) des Heues. Aus dem untern Baum
der Scheune, dem Tenn schlechthin, kann man auf
der Oberte-Leitere durch das O.-Loch die Garben in
den obern hinauftragen, oder sie werden durch dasselbe
am O.-Seil hinaufgezugen vermittelst einer Winde
(Haspel mit Rad, O.-BcdJi).
Wie die Syn. bair. die Obern, schwäb. der Oberling, bre-
genz. Oberet von ober abgeleitet, eine ahd. Form ubarOti voi'aus-
setzend, — Syu. Briuji, Heustal. Hoberi.
obig ScHwW., obige Gr: oben. — Adv. mit ailj.
Endung gebildet wie usig u. a.
Obis: eine Art Korb ZSchwerzenbach.
Viell. nur iudividuelle Verkürzung von Ohii-Climite; Obit
nach Analogie von Imbis gebildet.
under-obis s. oben.
Oblate ablade Z, f.: ungesäuertes Backwerk in Form
von dünnen Scheiben. 1. Das zu Hostien besfinunte
Backwerk. .Oblaten' mit Bildern sollen nach GMev.
vKn. i. J. 1563 in Z untersagt worden sein. Noch
jetzt Oblüde, doch allgemeiner XaclilindlhrOd Z.
2. Sprödes Gebäck, braun gebacken. Nach dem
obgen. Gewährsmann gestattet ein ZMandat von 1050
bei Hochzeiten zum Abendessen eine Schüssel .Ob-
laten' und findet sich im Nachlasse von Josi. Simmler
i. J. 1576 ein .Oblateniseii'. 3. Briefzeltclieiv.
frz. oublie. Z.
Aus lat. uhlaia mit Krgänzung von 7iu»(io oder der zum
Singular umgeprägte l'l. von obhiUim. .Oblatac in G. Jahrzeitbb.
Zu '2 vgl. Ekkehard's lienedictitMu's: luis deus oblatas faeiat
dnlcediue gratas. Vgl. Djlnlr.
ÖLli s. EhU.
Obligo f. Aa.
oblisdl)^: .Vusdruck des Dankes für eine empfangene
Verbindlichkeit, in gebildeten Kreisen Z, veralt. ,0b-
lischee, me de Schuelmeixter mit.' Öti'tz. Das frz.
Ije VOHH Huiti} oblitje.
55
All. eil. il). oll. iili
56
obiiieii. obneii; ubneiicU' s. abcneii : oheiiende.
Obrecllt: männl. Taufn. Basel 14. Jhdt. 119 und
noch in S.
Ahil. ()dhm:lit, And<iht:r<hi und liereits oliiie ä Olurl, cig.
(ifi- clurcili Rfichtiim, alul. "li, lllänzeiule.
Obriffkeit s. Oherkeil.
Obvcntur s. Areiitiir.
nb! ubub! Waniungsrufaufder Sehlittbalm BTb.
ii b .s. 0?) Conj.
übel 1. Adj. a) von leibliclieni Beliiiden, unwubl.
krank, scliwach. Ü. Verden, unper.s. mit Dat.: ohn-
mächtig werden, syn. ve; Brechreiz empfinden, syn.
schlecht. Ü. machen, Brechreiz verursachen Aa; Z.
Übel a", lim" si, nicht gesund sein Z. En iible Giduj
ha", eupbemist. für hinken. Ü. sl", in einem Kleid,
Schuhen, unbehaglich, unbequem B. — b) von öko-
nomischer und son.stiger Lebenslage. Ü. tue 1) mit
Schwierigkeiten zu kämpfen haben, mühselig leben
(xaxMS itpäxxeiv) Ap. 2) sich kläglich goberden, jam-
mern ZK. Ü. 0", ü. drä" sl Aa; Z, ü. am Brett si.
SüLG., in schlimmer Lage sein. - c) von ungünstiger
Gesinnung: „aufgebracht, unwillig BSi." Him ü. n"
Sl", nicht gewogen, feindlich gesinnt Z. Kim Opjiis in
Ü. ne", auf die üble Seite, übel nehmen Bs. ,Nitt
verargen noch verübelhan' [für übel haben], verübeln,
mis.sdeuten. Kessl. Ü. ha, übel aufnehmen Aa. Ü. gä.
a"gä, übel aufgenommen werden Aa. ,Dz ward dem
keiser von etlichen kunt getan, die ü. an der sach
[der Verbindung zw. Constanz und den Eidgenossen]
warend.' Edlib. 24.5, die Sache missbilligten, eig. sich
dabei nicht gut befanden? ,Als H. K. arme Leute
ü. hatte vor unserm Gerichte mit Worten und mit
Werken', soll er nicht mehr als Fürsprecher auf-
treten dürfen. 1336, Beitr. Lauf. — d) schlecht,
's ist en üble Schütz, vo e'früeli abdruckt Scii. "11 o/(/
'dienet, übel bilöhnt ebd. Göt's dem Eine iL, so göd's
dem Andere ^t'oI. Us ii. ärger mache, ein Übel ver-
.schlinnnern. SuLO. En iibli Gattig mache, sich übel
ausnehmen Aa; Bs. ,Das übel-halten', übles Verhalten,
schlechte Aufführung. 1()6.5, JMüll. Ü. leben, in Zwie-
tracht, Zank B. ,Ü. geapelliert und vom kleinen
Hat [der ersten Listanz] wol gesprochen.' L550, Wint,
Chron., ohne Grund. Und so als Gerichtsformel noch
1827. Ü. messen, nicht voll Ndw. ,llir von eim kind
bar [a puero] wider [zuwider] gesin ist, wo man un-
serem vatterland ü. geredet hatt-, Übles nachgesagt.
ZwiNGLi. ,Ü. eins, uneinig, male concordes.' Mal. —
2. Adv. in eigener Bed. Die Bed. ,arg' geht in die
abstr. von sehr über. ,Sy haftend ü. an im verloren.'
1.584, LLav. Ü. (/schlage, schwer geplagt. Etwas
ii. mangle, ü. nötig ha, schwer entbehren, sehr nötig
haben B; „Gr;" Vw; „Zg; Z.*- Auch in ,ü. blange',
ungeduldig erwarten. I(j51, Schimpfr., ,ü. frieren.' ebd.,
,ü. fürchten'. Sulg.; 1ö50 Z, ü. grüse" B mag die
eigentliche Bed. noch mitwirken, aber nicht mehr in:
ü. rennen B. Nit ü. = nicht wenig, tüchtig, heftig,
z. B. schlagen, regnen Aa; Bs. - 3. Subst, Krank-
heit', bes. eine halb versteckte, ein andauerndes oder
periodisch eintretendes Gebrechen und speziell Epi-
lepsie, Fallsucht, en U. an-em ha Scu; Z. ,l)as gross Ü".
wird neben Uitt und Veitstanz in einer Verwünschung
genannt. Com. Bkati. Wo-n-i''^''s Ü. idicrchü ha, iciU
r'' nid ane, sagte die Kreissende, als man sie zu
Bette bringen wollte. Si'i.g. — Vgl. bös.
(iehör- m. l'l. -idile (bei Gotth. -idiel): schwer-
höriger Mensch B; Simw; S k/ör-; Zg: ZKn. — Im-
perativbildung. Syn. idielhiirig.
Hu er-, Hueren-: die krankhafte geschlechtliche
Begierde. ,Das H. haben, in amoris rota versari-, von
der Liebe geplagt werden. Mai.. ,\Vo yemants das li.
bette und gar daran unbesinnt worden.- I.")ii3. Tierb.
Vgl. Narrenseil.
katz-: Ver.stärkung von ii. 1, u. — Etwa aus kot:-,
.zum Erbrechen'? Vgl. Katzenjanmier.
bluet(s)-: Verstärkung von ü. 2 BR. ; Soii.
stock- Ap, stein stock- Uw, stein- ü>v; Z.
steinerden- Z, sterbes- S; üw .ft-^rbis; Z: Ver-
stärkung von ii. 1, a.
üblen: 1. frans., übel nehmen, verübeln. L
1385. -- 2. intr. (h.) übler werden Bs. ,Het's an eim
Ort g'guetet, se het's am en andere g'iddet.' Breitenst.
— 8. refl. pers. und unpers. sich verschlimmern,
von Krankheiten Aa; Bs; Scn; Z und schon 1.52(1
üblich, üblig:=HW Vw; Zg. Er ist kein iibli ger
Chnecht. .Wer wirfet Übelich zuo dem andern und
nit triftet, der sol verbessern ein toten man', in böser
Absicht. 1404, BsRq. Bes. im Comp, und Sup., deren
Formen auch als Steigerungsgrade zu übel Adv. benutzt
werden SchwE.; Z.
„ver-üblichen: verschlimmern L."
nber i^a veraltet; BD., Emm. ; Gk; P; T; Uw; W,
sonst über, selten ubert Uw. überl aScnw: I. Präp.,
mit Dat. und mit Acc. 1. in vertikaler Richtung,
a) rein räumlich, meist mit Acc. von Bewegung über
Etwas hin, da für die ruhige Lage in der Höhe ob
oder iif mit Dat. üblich sind. Doch gibt es einige
Fälle, wo der Casus fraglich ist: über Tisch = d)
dem T. i. B. verzele, am Wirtstisch erzählen GW.,
bete, das Tischgebet verrichten, wonach dann auch:
ii. Marge, ü. Nacht bete, das Morgen-, Nachtgebet
verrichten, gesagt wird ZZoll. ,Die spys ü. tisch
tragen', auftragen. Mal. , Ü. Hals ü. Chopf, eilig
und eifrig. Gotth. U. Haupt inhin, ii. Aug. obenhin,
nach ungefährer Gesammtschätzung. bei Käufen ; nur
nach dem Augenmass, nicht nach dem (gewicht; ü. Hutz,
nach der Hand (s. Hutz, Griff). ,Es geht mit ihm ü.
Ort', zu Ende. Gotth. In über-arm-s, mit verschlun-
genen (über einander gelegten) Annen, SB. ist -s nur
die adv. Endung des Ganzen. Fraglich ist der Casus
auch in: er hat kei Lib, nuiiimu [nur] Hut über Bei
W, von einem ganz abgemagerten Menschen. Dagegen:
Eim Eis ü. de Cltopf iß", eineu Schlag auf den Kopf
versetzen. .Schmach ü. den Hals gezogen', auf den
H.. zugezogen. IG61J. JHott. U. d'Hand v'schenke,
mit der Aussenfläche der Hand gegen das Glas ge-
kehrt; so schenkte man sonst nur dem Henker (Z)
oder (nach Bühler) der Henker dem ArmeiLsünder ein.
Es ist-em ü. d'Hand, es geht über sein Vermögen L ;
vgl. wider d'H., unbequem, und über 2, c, auch: ü.
Einen sin, über eines Competenz hinausgehen. S, 1490.
U. Alter gän, an den Altar treten, vom Priester. Edlib.
,Wer den andern ertödt, der soll ü. den toten gan-.
an die Leiche heran treten, zu der sog. Bahrprobe.
1342, ScHwLaudb. Osenbr. Stud. 327. Einen ü. de
Tiilpcl füere Sulg. i.st unrichtige .Vufliisung und Aus-
deutung des schriftd. .übertölpeln', wahrscheinlich mit
Anlehnung an idierhöl zlen (s. d.). S. noch ü.-sich.
Mehr auf vertikale Anhäufung als auf horizontale
;>7
Ab, eb, ib.
IIb
58
Fortsetzung deuten ilio niuniliehzeitlichen Ausdriieke:
.Einen Boten ü. den anderen schicken.' Imiliu. is
chiDutt [kommt] eis ü. n'ander, Eines dränjft das An-
dere Aa. Ü. Alles abe, nach Allem (z. B. Gegessenen
oder Getrunkenen). D'rüher übe, eigtl. lokal, dann
auch zeitlich: luichher, darauf Bs; Z, z.B. nach einer
bittern Medizin etwas Süsses, über das, darauf hin
Seil. Eillisch ü. aiiderisch, ein Mal übers andere B.
,Ü. eiiaiidere, cuntinuo, successive.' Id. B. — b) räum-
lich mit dem Nobenbegritt' des Gebrauches, der von
einem Gegenstand genuicht, der Gewalt, die gegen
eine Person ausgeübt wird, oder übh. des Verfahrens
mit Jemand oder Etwas — Alles gleichsam von er-
höhter Stellung aus. Übergang in die causale Bed.
.U. Etwas gehn oder kommen.' ,Das Vieh muss ü. den
brunnen zur tränki gan.' Meyer, Wint. Chr. \s Chiiid
iiiiies ü. de Hufe (gn), die Notdurft verrichten Ar.
Ü. de Cha^ste ijü, den Kasten öffnen, um Etwas heraus-
zunehmen Z. De ScMüasel ü. 's Biod, zum Brotkasten.
Daher dann auch: drüber gö, naschen BsL. (anderswo
auch obsc). Über öppis g'luste Z. ,Gitig ü.', gierig
nach. Vau. Ü. üppis cho 1) Etwas entdecken B; S,
Etwas begreifen = drfis cho B; Uw. 2) auf Etwas
zu sprechen kommen. .Stutz. Ü. Jem. iiit cho, nicht
klug aus ihm werden Uw. Eim drüber cho, Jem. auf
Etwas ertappen BsL. Ü. NM cho, sein Vermögen
verlieren, also gleichsam Herr von Nichts werden Aa ;
B; FMu. ,Nit lang, so wär-i ü. N.' GJKrnx l«0tj;
dafür 1819 ,uf der Gass.' Vgl. überkommen. Ü. 's
Bittet gö, zu Ader lassen Ai'. ,Er gieng all tag über
das glas- [es zu besehen oder zu gebrauchen]. Ziely
1521. ,U. das recht gou, jus consulere, Kat suechen.'
Fris. Gän ü. Einen kann aber auch rechtlichen An-
spruch an — , feindlichen Angrift' auf Jem. bedeuten.
Es geit ü. in, er muss die (Last der) Verantwortung
tragen Gr. Es geit ü. de Geldseckel üs, der Geldbeutel
muss her halten B. ,Es ist wäger, es gange ü. das
gut dann ü. den lyb.' Abseh. 15oU. Etwas ü. einen
Zügen, mit Zeugen gegen Jem. nachweisen, was die
urspr. Bed. von ,überzeugen' sein wird. ,U. einen
ziehen' [mit Krieg]. Man. .Niemand wüst, ü. wen es
gon wolt-, von einer Kriegsrüstung. Bossh. Wint. Chr.
jWann dann ein frömbder komm und sie [die ent-
zweiten Eidgenossen] antasten wöU, standind beid über
ihn und zerschlagind ihn', fallen ü. ihn her. 1051,
Schimpfr. ,Er [Gott] liess sein Hand nit ü. sie.' 15ol,
2. Mos. '24, 11. Dagegen 1667: .legte s. H. nicht an
sie.' ,Gott wird sich nicht zum Lügner machen ü.
uns.' JMüll. 1661. ,Da regele sich die ganze Stadt
ü. sie.' 1707, Ruth 1, 19; 1811: ,ü. ihnen'; 1860: ,ge-
rieth ihretwegen in Bewegung.' Ü. das Wetter lilten,
zur Abwehr des drohenden Gewitters, wie man früher
auch ,über' die Heuschrecken .stürmte", Sturm läutete.
BossH. Wint, Chr. Daher dann auch: , beten ü. einen',
aber nicht gegen, sondern für ihn. Absch. 1522. U. die
türi Welt! um Alles in der Welt willen B. — c) die
vertikale Bewegung übergetragen auf das Mass im
Sinn von übersteigen. U. 's lliigli, ü. 's Bonenlied,
über das Mass des Erlaubten hinaus. Ü. d'Haiid,
über das Vermögen hinaus; s. a. ,Es ist nichts ü. das,
wenn der tüfel die lüt plaget', das ist die höchste
Plage. LLav. 1569. Ü. e Tüfel üs hasse, mehr als
den Teufel B. JVu' (nichts) ist ü. Eiste! (Name eines
hochgelegenen Urtes in W, Wortspiel zwischen lioher
Lage und holieni Wert.) Ahnlich zweideutig: es gäd
Küd ü. g'schid Lüt — u-eder d'Hüt Z. Hecht tue ist
ü. hübscli [sein], hat mehr Wert. Sülg. (handsome is
that handsome diEs). Darüber, obendrein, noch
dazu. 1524, Striokl. Ü. Statt reifen, schnell (schneller
als nach der Stelle, Gelegenheit, zu erwarten wäre?)
SuLii. U. d'Zit, über die Zeit hinaus, zu lange. —
2. in horizontaler Richtung a) rein räumlich: über
Etwas hinweg, hinaus; jenseits. Vgl. 1, a. fjber
El (Dat.), jen.^eits des Rheins, in Klein-Basel. Hiiröt
über de Mist, so weist, wer si ist, nimm deine Frau
aus der nächsten Nachbarschaft (die Mistliaufen tren-
nen die Bauernhäuser). — b) zeitlich a) Zeitfolge:
nach. Vgl. 1, a. Fälle, wo über einen zeitlichen
Zwischenraum hinweg auf einen Zeitpunkt gesehen
wird. .Die Hühner legten nicht alle Tage, sondern
ü. den andern Tag', nur jeden zweiten Tag. Gotth.:
so schon bei FPlatt. .Alle Sonntage statt ü. den an-
dern.' ebd. ,U. lang', nach Verfluss einer längern Zeit.
Absch. 1525. .Vielleicht nicht ü. Langem.' Gotth.
U. 's Jar, nach Verfluss eines Jahres, nächstes Jahr.
Ü. 's Mal, auf ein Mal, tout d'un coup; zumal, tout
ä la fois Bs. ,Ü. eini Mal', einmal, aliquando. 152.S,
Absch. Vgl. Übertag. — ß. Zeitdauer: während.
Ü. das, unterdessen Srn. (Emmitts) ü. Tag, um Mittag
BRi. ,U. Nacht geben', den Pferden das nötige Futter
für die Nacht. Gotth. U. 's Neitjar, während und bis
nach Neujahr. Ü. d' Wienecht. Ü. ein Esse, währeuil
des Essens (vgl. über Tisch 1, «). ,U. jar', das Jahr
über. 1495, Kessl. (also ganz verschieden von über's
Jar bei a). - c) feindlich: entgegen, trotz, zu-
wider (einer rechtlichen Festsetzung), eigtl. aber: mit
Hinwegsetzung über eine Schranke. ,U. g'leit', ent-
gegen dem Versprechen sicheren Geleites. ,Ü. alle
pitt', ungeachtet alles Bittens. ,Über verbot.' 1524.
Absch. ,U. beschehenes warnen.' 1650, Z. ,Über und
wider dass — ', in Widerspruch damit dass — , trotz-
dem, obgleich. .Über sömlichs', entgegen solcher Fest-
setzung. EüLiB. ; Fründ. ,Über frid.' Landb. Gaster.
,Uber zusag.' Vad. ,Über alle not', ohne. 1521, Strickl.
,Swer da über tuet [dawider handelt] der git buoze.-
ZRichtebrf. Heute nur etwa noch: ü. Becht i-e L, und
viell. ü. 's Tüsigs G'walt, um jeden Preis, eigtl. gegen
des Teufels Gewalt BEmm. - 11. Adv. 1. räumlich:
a) oberhalb; aufwärts. U. Indien, tuen [setzen],
d. i. über dem, das Feuer, zum Kochen ^ob; ü. haben
auch = (Werg) an der Kunkel haben B, und von einem
Pferd im Stall: ein Bein über die Schranke gesehlagen
haben. Gotth. Eim d'Uand ü. ha, ihn begünstigen,
beschützen W. .Ü. werden' 1) einer Pflicht überhoben
werden. Frünh; ebenso: ,vor synen ehren nit ü. wer-
den.' Thun. Satz. 1539. ,Der gegenwer ehrenhalb nit
u. werden mögen.' Sarg. Landr. 1674. ,Dass si des
Galgen u. wurden und man inen die höubter abschlug.'
L 1375. 2) die Oberhand gewinnen, im Kampf oder-
bei Abstimmung. Eni.iii. ?>) über den Kopf wachsen.
Ü. mögen, die Mehrheit <ler Stimmen gewinnen B; mit
Dat. P. den von Jemand ausgeübten Zauberbann bre-
chen Gr. Einem ü. .•<Ui, überlegen. Ü. und ü. 1) kopf-
über; ü. Ulla ü. gän, kopfüber stürzen, wiederholt um-
schlagen; über und nliert-si''' hür:lc Bs; Jenuuid ü. und
ü. .icldäii, so, dass er wiederholt umschlägt (i.k.; intr.
von gänzlichem Ökonom. Ruin: fallit werden BR.
2) hoher Grad einer Eigenschaft oder eines Zustundes:
ü. 11. ü. roll L; ü. u. it. rot, ganz von Schann'öte über-
gössen Bs; .Sie weinte, dass es sie ü. und ü. schüttelte'.
.^0
Ab, el). ib. ob, nlt
60
krampfhalt. Gotth. Under inid Ü., substautiviseh. eine
allitterierenJe Formel zur umfassemlen Bezeichnung
des Lebeiisbedarfes, zunäch.st an Kleidun? (Unter- und
Oberkleid), dann auch vom Lager (Unterbett und Decke)
und allgemeiner und unbestimmter von Hau.srat und
Wohnung. ,Wie langest weret ihr Hungers gestorben,
oder nackend verdorben, wann sie euch nicht Nahrung,
unter und ü. verschaffet betten.' Mey. 1694. ,Er nahm
zwei Kinder zu sich und gab ihnen Under und Über.'
LJri). ,Die Oemächer seiend mit allem Notwendigen,
mit Under und Über versorgt.' SHott. XlO'i. .Tach und
Gemach, Unter und Über, (|ua'vis ad victum et ainictum
neccessaria.' ebd. 1707. .Mit Kleidern versehen, unter
und ü.' 1757, ZGes. Lhider und ü. Im, genug haben
ZLunn. — b) hinüber Gii; P; u. gän, d. i. über den
Berg (sonst allg. übere, d. i. nber-hiii). .Überreisende',
vorüber Eeisende. Landb. ApIR. 1585/18'28. Häufig
vor andern Ürtsadv. der Richtung, z. B. ü.-ahe udgl.
i'.imdü.: quer über etwas hin Aa, ringsherum,
z. B. mit dem Weidevieh im Spätsommer «. u. ü. faren,
über alle Flurgrenzen hinweg, allentlialben hin L.
l'. und u.. hie und da; zuweilen BÜ., lt. St. 2 auch
allenthalben, allgemein. Über Um, auslassen (über-
springend), vorüber lassen. — c) jenseits, gegen-
über, drüben Gr; T. Da u., drüben W. Dert u.,
dort drüben BÜ. Allgemeiner anderen Ortsadv. der
Ruhe vorgesetzt: ü.-äne, -ohe, -vorne, -hmde, -unde,
-inne, fast pleonastisch. ,Eine Höche vor Sempach ü.
gelegen.' Cysat. ,Gegen einander überen', einander
gegenüber. Fris. .Vor der stadt über, in conspectu
oppidi.' ebd. - 2) Massbestimmung a) Überniass.
.Über geliebte fründ und brüder!' Zwixcli. ,Es chunnt
mir afe s'ii.', wird mir nachgerade zu viel. Gotth. —
b) Überrest, Überschuss; übrig. ,Ü. sin.' Edlib. ,Ü.
ha, übrig haben.' Id. B. .Ü. werden, übrig bleiben.'
Mal. und schon in d. Offn. v. Höngg 1338 (vgl. erübren).
,Ü. bliben.' Mal.; JMüll. 1005 und nocli b. Sclg. ,Ü.
lassen.' 1707, Ruth 2, 14; dafür 1811: , übrig'; aber
noch heute in B. — 3. Zeitdauer. Die Jör ü.,
während der letzten Jahre Aa. Ü. Uge", übernacht
bleiben. Id. B.
Mlul. ulwr uiul ühey, alid. uhar, ubir, welche Zweiteiligkeit
sicli in imsurc MA. fortgepflanzt hat. Zu der Form übert
vgl. d'rumhf-t und uhtl. ,L'ius-t, sons-t, jetz-t'. — Für die
Bed. vgl. das vwdte oh, ühvv dessen Sphäre ü. bes. dadurch
hinausgeht, dass es auch horizontale Richtung bezeichnet.
Über den Unterschied zwischen iiher-sl'^'' und ob-si''^' s. Tobl.
340. 343*. P unterscheidet uhar hin-, uper [d. i. uberher]
herüber. Zu den Verbindungen ü.-abhin usw., wo «. nur
eine Verstärkung der schon in dein ,hin' angedeuteten Orts-
veräuderung ausmacht, mit dem Nebenbegrifl' der Versetzung
über einen Zwischenraum (eine Mauer, Wand, eine Treppe)
hinweg, vgl. -für hinter andern Ortsadv. Nach dieser Ana-
logie auch nominale Verbindungen wie ü.-hcim, -ruck, -eggs,
-ort, -twcrlf, -all, -ein, -haiijit. Es ist in romanischer Nachbar-
schaft, dass der Unterschied zwischen Bewegung (hinüber) und
Ruhe (drüben) sich verwischt. — Zss. 1. Verba. a) trennbar;
-litzcn, -icänuffii, -st-hiesstiij nur teilw. -kommen. Sonst meistens
über-hin. — bj untrennbar. In einzelnen Fällen mit präg-
nanter Bed., z. B. Einen -funn, die Augen -Iriben, -tragen,
-hören, Pleonastisch: -meuteren. Im Übrigen a. umstürzende
oder wälzendi' Bewegung: -bürzlen, ß. oberflächliche Be-
rührung oder Betreibung: -brennen, y. Bedeckung (der Ober-
fläche): -blidelen, 8. ülFertreffcu. überwältigen, überwinden:
-kilte.n; sich -han, -heben, 6. Überschreiten einer Grenze,
eines Masses; Übertreiliung der betr. Tätigkeit: -fragen; «ich
•wiben. Hiulier eine Reihe von Verben, welche sich auf
Beuachteiliguug des Naclibius durch t'berschreiten der Flur-
grenzen bei landwirtschaltlichen Arbeiten beziehen. — '2. Subst.
und Adj. meistens mit der Bed. des Übermasses oder Un-
rechtes, z. B. -Rind, -ginnig. Zuweilen nur Häufung, Wieder-
holung, Verdopplung: -Zinn, — Einzelfalle: -Se-n-er, -Hüter.
Berührung mit rer- (nick -schlafen), be- (-kummm), ml- («ich
-han), vor- (-Fenster) , ober- (-Hand),
em-: hinüber. Amnber und aiiiuherhcr, li. und
wieder herüber W.
nixüev- = z'tinderoben, von unten nach oben. ,Das
schiff underüberkeren', umschlagen machen. 1563.
Fisch II.
vor-: gegenüber. ,E regione. grad vorüber.' Fris.
Heute in G und Z rnrübere,
für-: vorüber, vorbei, von der Zeit. 1585. Landb.
ApIR.
hin- kommen, mit einem, über schwebende Streit-
fragen hinweg,' überein kommen. Absch. 1525.
dar- drüber B; FMu., driibert Uw; U, sonst
dl über. Dr. </«, Etwas aufdecken. .Darübergegangen',
zu Grunde gegangen. Cysat (sonst dräf). Dr. clio. Etwas
entdecken ; Einsicht in Etwas bekonmien FMu. ; S ; Uw ;
auch dr. ine clio, hinter ein Geheimniss kommen B.
.[Die Diebe] hend den trag [Kasten] funden und drüber
brechen', ihn aufgebrochen. 1573, Mey. Chr. Dr, hi, den
Gebrauch einer Sache erlauben B. Dr. welle, etwas
antasten wollen (auch obsc.) L. Er tceiss nit wo dr.
und dra", wie anfassen B. 's ist-mer nüd dr., ich habe
keine Lu.st dazu Schw; U (sonst drum). Dr. l", im
(hinein), obendrein (über das Schuldige, Geforderte
oder Verabredete liinaus) Ap; B; G; Z. Dö-dr., dar-
über Aa. Dr.-dure [hindurch] si, alles Mass über-
steigen, höchst ärgerlich sein.
des-: hinüber, drüben. Wiltü den-u.? willst du
von hier über den Berg? Er wont da rff.s-i/., jenseits
dieses Berges BO. — Vgl. des-ab,
überen: aufheben, in die Höhe heben. Ebel.
er-: erübrigen, vom Erlös eines Pfandes. 1338,
Offn. Höngg. ,Eruberen.' 1520, BsRq.
übere s. über-hin.
uberig BSi., überig, übrig allg. 1. übrig blei-
bend oder geblieben allg. ,Der übei'ig', der Überrest.
Rückstand, von noch nicht au.sgeglichenen Differenzen.
1554, Absch. — 2. überflüssig a) mehr als ge-
nug oder nötig allg. U, schön, g'nuey udgl. En
Übrigs tue, wie nhd. .Überige Nahrung in den Wäl-
dern finden.' 1734, Carolina. .Übrig heu', das man
entbehren und dem Nachbar geben kann. 1585, Landb.
Apffi. .Überiger kosten', unnötiger. 1587, Absch. ,Der
vergebenen [vergeblichen] übrigen wort geschweigen.'
ebd. 1508. — b) Überdruss erregend, lästig. ,Ein
überiger stubenstänker- [Schosshund]. Zwinuli. Eim
ü. si, verleidet, von Ehegatten; zur Last, von armen
Leuten Gr. — c) übermässig. ,Bauchgrimmen von
überiger galle.' Fris. ,Beschrotene mäne, die nit übrig
lang.' ,Übrige wärme.' ebd. ,Diewyl er der sönen
vil hatt, könnt er nit überig rycli syn.' LLav. —
d) übermütig. Si'''' überig mache, sich gross machen,
grossen Lärm von sich machen, pochen, trotzen B; Z.
— e) ein wenig böse BSi. - Mlul. übenc - Syn.
/. vorig.
Überigen: retten vor —, verschonen mit —. .Dar-
mitt .sy vor laid geüberiget werden.' Kbssl.
ent-: erübrigen, ersparen. Gotth.
lil
Ab. eb, ib. nb. iib.
Abs -^b.^
1)2
er-: fiobeni, eine ,St;nlt, Beute, lfi'22. löol, Stkickl.
Vgl. eroberen.
übcrlich uherlich, ahcrli. Ailv. = 'dberuj 2.
Uberli trarm W. Bes. mit Negation, z. B. w/t uberlich
vil BSi. — Vgl. übeUich.
uberachtig: übermäs.sig. .Wägen überachtiger
füechte [Feuchtigkeit].' Fuis. — Entw. von über mit
der Bildung.ssilbe achtig f-ochtj; vgl. ubeii-achtuj, oder
von Aeht, Mas.s.
iibert s. über. überzi s. übersieh. Ubliize
s. Amiäse.
UMi n.: Briefoblate B.
Aus dem frz. oublic f. mit Umwandhini:^ ib-s Geschlechtes,
weil der Ausgang dos W. als Diminutivoudung gedeutet wird.
Übrich, tjberech s. Iberich.
Ueb m.: 1. Ge dräng, z. B. das sich Zudrängen
und Treiben des Geflügels bei der Fütterung S. —
2. Ort, den wilde Thiere häufig besuchen, zeitweise
bewohnen. ,I)ie füchs habend ire üeb oder gruoben
und die vögel Ire näster.' 1561, Mat. 8, 20 nach Büll.'s
Citat. — Mhd. uob m. — Syn. Üebing.
üeben 1. trans. a) bebauen, den Boden. , Unser
land, das vormals ungeüebt und ungebuwen ist gesin.'
Herkomen der Schw. — b) betreten, begehen, einen
Weg. ,Der Zoll nahm ab, weil die Mule und Rosse
die Strasse nicht melir übten.' Müll. Schw. G. 1, 553,
17Ö. En (j Hebte TlVr/ B. — c) eine Tätigkeit be-
treiben. .Vogel went den sumer üeben [festlich be-
gehen] mit ir stimme manigvalt.' Hadl. ,Den Krieg
wider den Franzosen in seinem Kych zu üben.' Cvsat.
- d) anfechten, plagen. ,Mich üebend dise Grund',
reizen mich zum Nachdenken und zur Bekämpfung.
Breit. 1623. Einen ,üe. und fatzen', mit Fragen necken,
plagen. 15'28, Absch. — e) absol. an Etw. treiben.
.Woferen einer seine Bezahlung fordert und fort üebet',
darauf dringt. L 1706. — 2. refl. Ln Allg. = sich
regen, nach irgend einer Seite tätig sein, a) 's Wetter
liebt .s/«"*, ist im Begriff sich zu ändern, kämpft gleich-
sam mit sich selbst GF.; Th; Z. b) von Geistern.
Gespenstern: umgehen, zeitweise erscheinen, spuken,
durch irgend welche Zeichen seine Gegenwart be-
kunden. Er hät-si g'üebt [v. e. Verstorbenen] (jl; S.
Auch unpers. es üehi-si im e Hü.'i, wenn geisterhafte
Erscheinungen einen nahen Todesfall verkünden GA.;
S. Seharfricbterschwerter .üeben sich' (geraton in Be-
wegung), wenn ein künftiger Verbrecher in ihre Nähe
kommt. Postheiri 1866, 11'. — e) von Krankheiten,
die periodisch einzelne Symptome erneuern und dem
Menschen keine Ruhe lassen ; von rheumatischen
Schmerzen: herumfahren Vw; Zu. Die Chranlet /i«(-.s/
aii-em f/'üebt, hat ihn lange gejjlagt Z. Auch von der
leiblichen Ursache moralischen Übels; sich regen, tätig
erweisen: .D'natur sieh üebt im menschen fleisch.'
KüEP. .Diebstal, roub, brand die üebend sich', gehn
im Schwange, ebd. Früher auch in günstigem Sinn :
,Sin lob sich üeben sol', siidi verlireiten. Hadl. —
d) von Personen: a) sich rühren, eine kör]ierliehe
Bewegung machen, z. B. der im Bett Liegende. BVVvss.
- ß) .Sich ü. wider Etwas': Verstössen gegen — .
1521, Absch. - y) absolut: Tätigkeit entfalten.
.M. üebt sich gar endliclr, bemühte sich sehr eifrig
{in Wahlintriguen). Vad. ,l)ass die Sonn nie rüewig
gsyn, sonder sich stets geübet hat mit glasten und
mit zitteren.- Cami'f.ll 1572.
über-: überanstrengen. ,Überüb dich nit vast mit
übriger arbait noch mit loffen [laufen].' GHdschr.
US-: Streitsachen, rechtlich erledigen, beilegen.
Absch. 1521. Streiche, verüben, aus Mutwillen oder
Bosheit Aa; Z.
sich miss-: eine verbrecherische Handlung be-
gehen. 1475. — Syn. sich mi.s-shandleti.
uobig: fleissig betrieben; von Wegen: viel
begangen Aa; LE. ,I)es passes, welcher allezeit was
geng und übig.' Cysat. ,A1s aber dis ort ein üebigen
Zugang hat der werchlüten', von Arbeitern oft besucht
wird. Salat 1537. Von geistigen Gütern: fleissig ge-
pflegt. ,Wo die h. Gschrift am üebegisten und christen-
lichisten geleert werde.' 1530. Absch. ,Der gloub
würket in allen rechtschatt'enen gmüeten alls guts und
übige früntschaft.' KdGessn. 1555.
un-, von Wegen: ungangbar. Edlib.
üeb- lieh: begangen, von Wegen. Gottu.
Uebi"g. tiehig f. BO.: 1. geräuschvolle Be-
wegung, Gelärm, Rumor BO. ,Oubig[l. uobig], tumul-
ticatio.' Id. B. Vgl. Ueb. — 2. Treiben; Lebensart,
-wandel. Anselm. ,In üebung sin', etwas zu tnn pflegen.
.\bsch. 1521. — 3. Gewohnheit. Verhalten. M^w ist
das für nen Ue.? welche Bewandtniss hat es damitV
BSi. — 4. Übung, wie nhd. Us-dr Üe., i-dr Üe. sl
Aa; Z. — 5. Landbau (s. üehen 1, <t). .Bauw des
erdrichs, arbeit und üebung.' Mal.
Kriegs-üe. füeren: Krieg führen. Abseh. 1521.
Würstisen; s. üeben 1, c.
Manns-. Ds Schwingen ist e g'f'ärlechi 31<tn)i,f-
• lu'big BRi.
Meitli-: Mädchenarbeit. Als solche erklärt Fkis.
schfippelcn, Kränze winden.
Rechts-: Processführung. .Langwirige und kost-
bare rächtsübungen.' JBheitinu. 1639.
Ibsele s. llrbsele.
Obs n. : t)bst, urspr. alle essbaren Baumfrüchte.
.Mandel, eichlen, nuss und derglychen opss.' 1563,
Tierb. ,Obs, obst, allerlei baumfrücbt.' Redingeu.
Bauernregel: Sjwts (). Vit [bleibt] Jung, und in .siirichw.
Sinn = was lange währt, wird gut. ^vu;. Hifs ().
^iiU-me giiiiitc im trachsigc j\lfi". SrLi;. Ili'ir gil'.'< eil <>..
verblümt zu einem Menschen, der unanständig die
,\rme aufstützt, als wäre sein Ko]if ein truchtlieladener
Baum, (ilisli: geringer Obstertrag Z.
Mhd. ühdi, ühz. Erst uus der Bücherspr. und erst in
unserem Jhdt. dringt die Form mit iingehiingtem ( ininuT
mehr iu unsere Volkssur. In (ir. hürt man aus urspr. romaii.
Munde die feinere Ausspr. til,>.-t.
Gränggi-: kleines, geringes, verküiiinierti's (»iiw.
Most-: die gemeineren Arten von Birnen und
-Vpfeln, welche bhiss zum Keltern gebraucht werden.
Bär- im Unterschied von Stei-n. ,Üas dürre Bär-
und Stein-obs und andere essige Speisen.' I(i75, Z.
Eine culturliistovisch nierl<wilrdigo Untersclu'idung. da
.liäreuder Haum' |s. d.) dem Wortlaute nach den Kruclitliauni
iiberh., dann IicsuimIits die Eii'lie und Buclie hedeutefe.
Bis- B; Gl; Tu, .Vbris- U: vorzeitig, halb unreif
abgefallenes. --- Von nsni und /war die (il Form iiv venu
St4imm des I'fc.
63
Ahs— ub.s. Abscli -iib.srh. Abt -uht.
Ai; — HC
64
obsen Ar; B; (x; S(iiw; Th; Ndw; 'L.
obsiion Z: Obst einsammeln.
ver-: rerubset ho, mit der Obstlese fertig sein Ar.
Obset ni. : Obstlese Th.
iibstlen: Obst nachlesen, auch in unerlaubter
Weise Ai'.
nb seien: nach Obst riechen Ar.
Obsler ni.: Schnaps aus Obsttrestern (jR.
übsig: aus Obst bestehend, von Gerichten B; nur
im Neutr., bes. öppis ohsigs. Etwas von 0., z. B. lieit-e.r
[habt ihr] nüd obsir/s? I frage dem obsige Zug nut
deriiä [Nichts nacli].
obsig s. oh-siili. Obsigrotzi. Oljsilir uziuiii
s. ().fekiv:iiiiii.
obsclii, obschig s oh-sich.
Ibste. Ibstler s. Ibhch. Ibscldcr.
( » Ij s t s. Dbs.
Ibsch 111.: Steinlinde. ,Es wonen auti" den hohen
bergen Steinböcl«, Ybschen, üenibssen.' SMunst. 1.546.
,Der .Steinböcken weiblin nennt man in Wallis Ybschen.'
ebd. und noch 1628. ,Ibcx, Steinbock, Ybschen oder
Ybsch Geyss.' Tierb. 1.563/1583. ,Ibex. Ibschen, ein
Gcms.' Denzl. 1677 u. 1716.
Aus (loiii Lat. (ihej; ihii), aber erst im XVI. bozeupt uud
seither wieder ausgestorben, obwohl St. es noch einmal auf-
frischt: ^iler Ybsch, Steinbock, die Ybsche, Ybschgeiss,
dessen Weiss.» Schon Deuzl. verrät, dass er bloss Uuver-
standeues nachschrieb.
Ibsche, Ibschge s. Ibisch.
Ibschler, Ibstler: eine Art Birnen, niittelgross,
riitlich, ziemlich saftig, zum Essen oder Mosten be-
liebt Z. - Vgl. y Ibixch.
Abf. I)ö iriird [wird] de Tüfel A. werde, da wird
es Lärm geben ScuSt. ; auch bei Mdrnek. Der A. rlt't,
Trinkspruch, welcher alle zum Trinken auffordert.
Die Meinung ist wol. dass der Abt ausreiten will und
dass sein Beispiel auch hier Naclifolge finden soll, nur
dass unter dem Bilde des Reitens das Trinken ver-
standen wird, wie bei andern Trinksinelen unter dein
Bilde des Fahrens mit einem Wagen. Der A. hat sl
Chappe rerlore, Stichwort einesPfänderspieles; s.Eoi'hh.
A.K., S. 440; auch in Ap; Z.
Da nach Rochh. der A. im Spiele ausdrücklich als der
von G bezeichnet wird und dieser i. J. 1713 zum Gegen-
stand von Spottgedichten wurde, von denen eines, betitelt:
,I)ie verlorne Abts Kappen', beginnt: ,0 weh mir armen
Abt! wie werd ich doch geschoren! Die Kappen leider ich
iezunder hab verloren', so wäre es möglich, dass das Spiel
von diesem historisclieu Erciguiss seineu Urspruug geuommeu
hätte; aber es könnte auch ein bereits frlilu-r verbreitetes
Abtspiel uur auf diesen Fall mit nahü lir^'eiideui Witz an-
gewendet worden seiu.
äbtisch: dem Abte angehörig. .Ein älitisdier
.Ammann.' 1651. Schimpfr.
abtlich. ,8ein abtliclit eiiisigel an disen brief
gehenkt.' 1501.
Ab tisch in, Ebtischin: .4btissin. Bi.rNTSHi.i,
RG. 381.
Durch Umdeutuug der subst. Abieitiiiig -/»« auf das adj.
-iscli ! Mhd. ej>petisii(;.
obzi s. ob-sich. — : wie in iibeni, übert-sich.
Ac, acli, ec, ecli, ic, icli, oc, och, uc, ucb.
EccelloilK» .A/tKÜi/uiio Scuw, n.(c- W: Bild des ge-
marterten Cliristns. jy Wentile heind-nu wie a E.
iiieg'reisot, die Wanzen haben ihn arg zugerichtet W.
In ScHw Ortsname. — Vgl. Job. 19, 4.
At]\ f.: 1. t7/' Ai'; Bodensee; G, Ä, Aa; Scu; Schw;
Tu; Uw; Z. O ZO. Name von fliessenden Ge-
wässern und von Ortschaften, die an denselben
liegen A.\; A\>; G; Scn; Schw; Th; Uw; Z. Ein merk-
würdiger Fall ist ,daz wazzer, daz durch Zürich rinnet
und haizet die A; diu fliuzet uzer dem Zürichsewe in
die Lindmag, diu selb L. nimt ir den namen A, da
die stat endet.' ZChr. 1336/1446. — ein Namensunter-
schied, welcher noch in unserem Jh. lebendig war. —
2. -äch, a, j.' Ausgang von Namen für Bäche.
Mild, ahi- Fluss, Wasser, ahd. aha, got. ahva Fluss, lat.
iiiliia. Die Vorfliichtigimg des Kons, gebar Yocallänge, deren
Kchtheit durch die ZG. Form festgestellt ist. Vgl. mit uu-
sereui W. Au II. Durch den Vortritt eines Bestimmungs-
wortes schrumpft unser W. zu einer Ableitnngsondung zu-
sammen, ausser den oben angegebenen Formen vicll. auch
noch zu eck, i z. B. im Kgni, Egnach; augeschwellt zu -acht
erscheint sie z. B. in Küfuiacht, H'üfenacht. In einigen Fluss-
namen mag unser W. zu farblosem c (geschrieben -eii. -a)
abgeblasst sein: Jone, J'/aßmrc (Pfaffnauer Ah) iidgl.; s.
Blätter aus der kath. Schw. 1870, 3G2; Alpeup. 3, 242;
Gfr. 26, 317. Die meisten dieser Eigenn. sind unsicherer
.\bl. : aber beweisend ist die Tonfarbe a gegenüber dem un-
bestimmten Vocale CfJ z. B. in Gnidii (Goldach bei Roischach).
Nur zufällig tritt das W. wie t-iii .\ppellativ auf: .weder
von dem Rheine noch irgend eiuer Aaeh.' Hartmauu 1808.
Einst muss auch die Mutter der Limmat, die Linth, wie der
Ortsname Enmdä beweist. ,lo genannt worden sein.
Ach. achbar, achber s. Acht, achtbar.
ach: 1. Interj. des Schmerzes, vorwiegend des
seelischen; meist mit anderen Ausrufen verschmolzen:
ach min Herr Je! Ach titiiicli au! achheie! - '2. der
Ungeduld, des Erstaunens: ach mini! .ich. u-m
du nüd daist! Ach bitti!
Die Form och, welche St. nebenbei anführt, ist auch uiliil.
Nbf. von ach. — Abi. ächzen, achzgen, anchscn.
äch ä/^; Ausruf des Ärgers, der Ungeduld, Ver-
drossenheit Gl; Gr; Z. Äch was (via,)l — Und irenn's
au war — äch wass! Stutz. Es leitet häufig den Ein-
fall ein, welcher der Unentschlossenheit ein plötzliches
Ende macht. Ach, weist du icas! Z. — Aus ach mit
geschwächtem Laut iiud Sinn; vgl. Ja aus ja.
achele n/^t'e Z, ochele Sch, s/Wf, H/'le Z, auch
mit vorgesetztem ei, oi Z: Ausruf des Leidens, auch
der Angst Z (veraltet). Stftz schreibt ,L'i jochelee,
he!' ,JSi joochele!' — S]iottend ei a.! wie tiied-mer
min Chopf so ire! ().! tniii liiiggc und o. rnttii Bei,
i cha-mi'''' niimme piicke und treit-mi'''' Niemert hei".
Es Hesse sich Verkleidung des gewohnten Ausrufes ach
Herr Je annehmen, allein näher liegt doch mlul. ti/ite», obwohl
dann angenommen werden muss, es sei ein Zwisehenvocal aus
tj.)
Ach.
66
rh.vthn;.-üii[ihuiiisclR'ii OiiincU'U L'injfScholH'ii uml ;m ilie Stelle
des Heu. der Nom.-Accus. getreten. Dieses le aber ist wohl
eher das Adj. fcir, lat. laevus im Sinue vou sehwach und
uufrliieklieh (ahd. Adv. lernt. leider) als das Stilist, le, ahd.
hh-, Hii(;el (mit Bezug auf das Grab Christi) S. aiKh Judnle.
acheli. acheliu, eiacheli c/V' Z, cijuihdi B;
Z. rißriielii Z: liitorj. der Müilijjkeit Z; der Verwun-
derung B.
Gewissennasseu eiu l'imiü. zu ach, arhtle, aus weleh
Letzterem es zunächst umgedeutet zu sein seheint. Kijm-lidif
eine Conibination beider Bildungen. Der Cons. / aus dem
Voe. t herausgewachsen.
„acheniund. aclmmund: viel janiniernd und da-
durch üherlästig- W.'-
Da die Walliser statt des farbkisen '■ der anderen Ale-
mannen bunte Vocale lieben, so werden die idiigen Formen
das Partie. Prils. eines Vb. arhrmm sein und dieses eine
Ausweichung von avlientn.
achen aj^'j Zvro: jamiuern. Der Ächi, der immer
jammert B. — Mhd. nrhen, von ii<li. Vgl. iithenni.
achenen «/-Viij; wehklagen, jammern BSi.
Erweiterung des einfachen ticluu .- wie bliiznun u. a. -
Vgl. aviltmund. — ^y n. Jesenen.
,äeh: schief, von der wagrechten Lage abweichend,
auf eine Seite geneigt B; LE. — ächen, h.: sich
neigen, auf eine Seite abhangen ebd."
.Vus iiImtIi, s. Sp. ö3, so verkürzt, als ob dieses eine Zss,
mit dem Präf. ab wäre, eine irrige Auffassung, welche auch
im Schwab, ijäh (g'iib), bair. ävliH, schwciiif. ech zu Tage tritt.
achar s. Kar. ache, achi s. abhiti.
Achel, Messachel W, Messaeher Aa; Vw; Zg
PI. UV.: Kleid, das der Priester zum Messelesen
über die anderen anzieht, casula. .Brueder Klaus hat
gegeben ein Messaekel.' Stiftrodel Alts. lt. Scheubers
Leben 1. 6. .Kin wis sidin mesaeher und alle anlege,
wo ein priester über alter gat' [vor den Altar tritt].
Alt. Urbar Ingenbohl. .Demnach legt der Priester ein
wysses Messachel an, der was glich als ein Glngg und
schürtzt in nit uft'.' TscHrni Chr. ,Si ist anred [ge-
ständig], dass sj iro den jifatt'en den messagkel uflegen
lassen' [zur Heilung]. 1530, Act. Eüli. Mehr über Stoff,
Farbe, Namensfonn s. Gkh. 2, 91/93. lOö. 107. 22, 153.
25, 147. 197. 29, 222. — Aus mhd. „ummM teilweise
umgedeutet. Ahd. hachul, Mantfel.
Aclieli a/{K BsSelt: Achilles. - Nach der flu Per-
sonennamen beliebten Weise dim. geformt.
Achen s. Al;ten.
Acherf'ö-) I. m. O- ScuSt.; Tu, ö- ZSta,: muss urspr.
essbare Frucht bedeutet haben, bes. Apfel, da es
diese Bed. noch als zweites Glied zahlreicher Apfel-
namen zeigt, welche ihrerseits tautologisch mit dem
\V. Apfel zsges. werden können.
Scheint verwandt mit Avhvmn, nur dass das vorliegende'
W. im Stamm langen Vocal hat. Zur Abi. degradiert, fiel
es manigfaltigen Verstümmelungen und Umdoutungcn anheim,
als 1| halbbetont «<-/ie/- Ap; tir; L; (J, o- Th; Z (WiHcim-7i(/-,
Hiirloclier), ai; ur Th; Z lAcherär). har Z (Bnithar). 2) un-
lietont echer Aa; Bs; L; S; Seh; Th (Vrcmdur). nach voc.
auslautendem Subst. etwa auch bloss c7itr, z.B. O'raucher Aa;
liher Ap; S; Th u. bei ä. Scribenten (Grueniclicr), ekj(iT Gr
iGilbehrl, ih/i-r h; SchSt. ; Th; Z (drucnikcr), itrh B ( IVcii-
ach), cell BM.; Gl; L; Uw (llmuech). 3) mit zweimal auf-
gepfropftem Bildnngseleiuent harccher Aa. Umgekehrt wurilen
verschiedene andere Endungen von der vorlit-genden Gruppe
angezogen und ihr assimiliert; Mnmrhi-r. Mumrh. Mimichni.
ScLw. Idiotikon I. 1.
Miireeh. neben richtigereui Moivh. Mnrrlile; P/tfiOvIter neben
l'fiisieh. Auch auf neuere Namen übt diese Bildung noch ihre
Macht; h'inetech, d. i. Keinette, Karpäivkrher. Karpänteehcr
Karhantlcr. Tn-hiihiinrcliir d. i. Campagner.
Aclier f»-J IL ax'er m. : Ahorn FJ.
Diejenige deutsche Form, welche am richtigsten dem lat.
iicer entspricht. S. Ahorn.
Afher, Acker m. -tZ/v' resp. al.rr Ar; Bst.; Gr
uVatz; G; Sch; SnJura; sonst üx-rr — PI. 1) Avlirr,
Äcker Av; B; Z, in A.\ u. Bs häufiger ohne Uml.
2) Ächere, Achre BM.; GrD.; P; s'; W. - Dim.
Aclierli und ÄcJierli Aa; L; S: nutzbar gemachtes
Land. 1. .\cker, abgegrenztes Stück Pflugland, an-
gepflanztes oder zur Anjiflanzung bestimmtes Stück
Land, bes. Saatfeld Aa; Al't.; Bs; B; Gr; L; Sch;
S; Th; W; Z. Wer der A. säit, der matt ScnSt.
AlU Ä., meint er [der Nimmersatt], müe>ts-er säte und
idll Wi.ie niäie. Wer für sin. A. aurye tuet, mit dem
meint's an der A. i/net ebd. Wie me me" dem A. (jid,
irie mi (jid er irider L. Das ist viin A. und mm
Vflueq, mein Beruf ScnSt. Wenn Eine es steinigs
Acherli hed. So hed er z'hacle g'nues': Wenn Eine-n
CS rüdifjs Ui'Kjgeli hed, So hed er z'cJiratze g'nue'J L.
Wenn Eine e steiniye-n A. hed Und au e stumpfe
l'ftueg; M^enn Eine es rildiys Fraueli hed (und het e
hösi Frau diheim Scu), So-n ist er t/schlage 'j'nuey
L; S; andere Var. s. Grossätti 2, 10. Unoth 1, 20().
Seil. S. auch u. Ruebe; inschJnn. .Wie die rinder
zeacker und die eselinnen bey inen zcweid gangen
sind.' 1531 -1707, Hiob 1, 14, dafür bei Lither .pflüg-
ten.' Z'A. fare", pflügen. Mer ivei [wir wollen] s'A.
Mer sl am z'A. fare Aa; Bs; B; L; Scii; S; Z.
.\uffallenderweise auch in Berggegenden, in welchen
doch die Ansiedler den Pflug mit der Hacke vertau-
schen niussten W. Syn. acheren, zacheren, acherieren.
S. auch u. Weyens. Wemmer [wenn man] mit de
Lumpe z'A. fart, so vuiess mer mit de SchOlme egge
Aa. Und wenn i emäl en AM (es Schätzeli FMu.; L)
han, Was nill-i mit-ere mache? (Se u-eiss-i. was i tue Z.
/ irill im's dapfrr (ordli h) mache FMu.; / Jegg-ere
en alte Kummet a Und fare mit-ere z'A. (Und fare
mit-ere Land iif Land ah Z'ictst bis uf Basel zue) Z.
s. RniHH. A. K. 197, 349. Raul. Must. 2, 67. Seil.
Mit Einem z'A. f. auch flg.: ihn heftig auszanken,
dei'b beh;uideln. streng zur Arbeit anspannen. Do
oben alle | herab | chöme si [kommen sie| de Franzose
uff-e Jtiigge, mir [wir] eliömen ungeruehe [von unten
herauf], zu-mcheninne u-ei-mer de [wollen wir dann]
z'A. faren und de chunnt leis Bei derru. FJScniLii
1873. Z'A.tribe: beim Pflügen die Pferde leiten und
munter halten AAFri.; Bs; Syn. mannen: vgl, Trd/-
bueh. Z'A. gä" : den Acker bestellen, i)flügen. .Dan
auff dem landt nit ist dan hunger han, den gantzen
Tag auch z'acher gan.' Com. Beati. ,l>armit ich nit
muesst zue acker gan Oder sunst gross arbeit lian.-
1522. Man. , Arare; zeackergon, eeren.' Fris. .Inulni.
Acherli .ichntde s. Fülacher. Ab A.: beseitigt, unter
Dach, zu Ende geliracht. .Bruoder, der [Trunk | ist
schni'll inhin gjuckt. Du hast in gschwind ab acher
gschluckt.' Man. ,('arptim dicere, vergrifl'enlich reden,
schnall oder kurtz ab acker fertigen.' Fris. .Etwas
ab .\. machen; .\d unibilicum perducere. iMache das
geschwind ab .\.: .Vbsolve )ioc alacriter.- 1692. ,1Mev.
und kopiert von Dknzl. 171(i. Ein kleines Stück Land
ohne Einfriedigung unil oliiie <>cbäulichkeit (um li);
67
Acll, oi-il. icll, ucli. U(;li
6«
Ant. Matte, Giiet. - 2. Wiese, Matte, welche ge-
nuiht. nicht abgeweidet wird Ap t. ,Eine Wiese, worauf
Heu und (tnid wächst, heisst [in Ap] ein A.; ein Stück
Boden, worauf das Vieh das Gras wegfrisst, heis,st
eine Wääd [Weide].' .Steinm. 1804. .Beynahe in jeder
zähinern .\l]i triti't man ein sog. Ackerli an. d. h. den
ebensten und fruchtbarsten Pktz der Alp eingezäunt
und wohl gedüngt, worin dann das Heu gemäht wird.'
ebd. ,Les biens en fond (.\ker und Weid).' Zellweger-
— 3. Sumpfiger Wiesboden Art. 4. Sommer'
sitz in der Umgebung der Stadt G, veraltet, dafür
jetzt Landfitiet.
Ahd. achar, mhd. ticbr. — Der nördliche Strich der
Schweiz ist der Steigerung, welche im Mhd. Platz griff, ge-
folgt; der grössere Teil dagegen bei dem richtigeren Laute
des Ahd. stehen geblieben (vgl. lat. jiujum, tKjcr got. Juk,
ott)\ ahd. jocJt, achiir). Auch die altertümliche Dimin.- unil
Plnralbildung ohne Umlaut ist beachtenswert und vollends
der Übertritt in die schw. Pluralbildung, welche schon alt
bezeugt ist: ,die ackern und wisen.' 1423, Pupik. Th., 2,
Beil. 37. Gr., Wst. .5, 19C, 28. ,Was ufbroehen und achron
ist." 1.5.59, Willisau. In einigen Gegenden fristet das W.
sein n.asein nur noch als Eigenn. — Syn. 1. Ai'lurß-ld.
Ihißtil. Linid. Brach. (Hänjarten.) •
Fül-: 1: das Stück Getreidefeld, welches die Heis-
sigeren Schnitter einem trägeren, welcher zu oft ,die
Sichel und den Rücken wetzt', oder welcher, wo nach
dem Rhythmus der Geige geschnitten wird, nicht Takt
hält, durch emsiges Vorschneiden isolieren Aa; Bs; Z,
hier auch Eim (es) Ächerli, es Landyüetli schntde.
All, Aclierli, ah, so chiinnt de fül Schnitter d'rah! wird
dann gespottet. - 2. Spottname des betr. Schnitters
selbst, welcher die anderen mit Wein und Käs trak-
tieren muss Z. — Vgl. ahsclinldcn. Zipfel.
Haid-. Brünne ivie en Heidaclier, gut, lichterloh
brennen ZFiscli.
Die Ausspr. mit Affrikatji mag in dieser Formel stehen
geblieben sein aus der Zeit, da die Spr. des angrenzenden
(iT. auch die ZAbhänge des Allmangebirges beherrschte.
Anthaupt-: A., auf dessen Langseite andere Acker
mit ihren .Anthäuptern' .stossen und der erst angesäet
werden konnte, nachdem diese bestellt waren, dessen
Eigentümer dafür aber das Recht hatte, mit Pflug und
Egge über diesem zu dem Anthauptacker zu fahren
ScH. — Syn. Trett-, Tiri}r-, Hiidirender-Aihcr. An-
icaiuler. Vgl. auch iisliin strecken. Tratt.
,Mal-: so viel Ackerland, als man in -3 Stunden
|vün einer Mahlzeit zur andern] mit dem Pflug um-
ackern kann GiiPr." lt. St''. — Syn. das Mal.
Riet- riijidjrr GRh., rirdoxp- LE.; Z: 1. Käme
eines sumpfigen Ackers Z. — 2. Polygonum Persi-
caria L. G; L; Z. Die Pflanze nach ihrem Standorte
benannt.
Rüt-: ausgerodeter, zum A. umgebauter Boden Ap.
Schafen-: mit Erbsen bepflanzter A. ,Es krie-
chend ofTt die AI in die Schäftenäcker, wann der
scdiarjitl' Wind wehet.' Cys. 1061.
Schlüssel-: A., der mit seiner schmalen Seite auf
die lange eines andern A. stösst. NZZtg. 1880, 151.
Beil. - Syn. Stossaclier.
Schnuer-: eine Juehart des Gemeindeackerlandes,
welche vormals je dem jüngsten Vierer (welcher die
Feldmessungsschnur zu verwalten hatte) zur Nutz-
niessung vorab überlassen wurde B. Messmer 1830.
Vgl. iJien.tt-A.
Stelzen-: A., welcher mit einem Stücke (Stelze)
über den Rest hinausragt Z. .Stelzacker.' 1377,
LWillisau. Vgl. Stifel-.
Steinächerli n. : Scilla bifolia L. LW. Nachdem
Standorte benannt; vgl. Hiet-.
Stöss-: A., der mit seiner Schmalseite auf einen
Anthauptacker stösst ScH. ,Und sol dannen hin ain
frid ston vntz an die stossägker.' 1433, ScHBuchb.
Syn. Schlüsselacher.
Dienst-: vormals dasjenige aus dem Gemeindeland
ausgeschiedene Ackerland, dessen Genuss gewissen
Beamtungen vorab zukam B, s. Messm. 1830. Ant.
Lös-a. Vgl. Schnuer-a.
Treppi-SGäu, Trett-, Tretti- {■'Aa;L;Z; A.,
auf welchen der Nachbar beim Pflügen herausfahren
darf, um den Pflug zu wenden. Von dem Vb. tre'tten,
bzw. dem abstr. Fem. Tretti. S. BurNTSCHLi, Comment.
§ 577. Syn. Anthaiipt-a.?
Twer-: A., welcher zu den angrenzenden quer
liegt und in Folge davon dem Trettrechte ausgesetzt
ist. .Nach S. Michelstag soll utf die Tweracher nie-
mand trätten.' 1.527, AxWst.
R a d w e n d e r - = Trett-a. SL.
Wis-: ein Stück Land, das bald Korn, bald Wiesen-
gras trägt und durch Bewässerung schnell in eine
Wiese verwandelt wird Aa.
Flurnamen: Fron- Z (einer Kirche gehörend).
Galgen- Z (auf dem der G. stand). — Geren- Z
(der sich in die Länge verjüngt). — Grind- GStdt.
(auf dem nach der Anekdote ein Mal Einer enthauptet
wurde). — Hof- Z. — Hag- Z (längs der Hecke ge-
legen). - Hung- L (von Honig triefend, 2. Mos. 3, 8;
vielleicht ironisch). — Henker- AAEhr. , woselbst
auch eine ,Henkerwiese'; vgl. Gahjengiiet. — Hirs-,
Hirsch- Z (mit Hirse bepflanzt). — Hürst- Aa; Z
(an einer niedrigen Waldung gelegen). — Hus- Z;
vgl. Hofacher. — Hütten- Z (bei der Sennhütte). —
Keib-, Keiben- Bs; Z (Schindanger; vgl. Henker-
acher). — Kib- Sc iiSt. ; Z (wenig lohnender, vgl. ktbiy;
oder streitiger, vgl. Krieyacher). — Kübel- Z; vgl.
Ziiberacher. — Köder- Tu u. schon 1512 (mit Hanf
bepflanzt). — Krieg- Z (vgl. Klbaeher). — Krumm- Z.
Leim- Z (lehmig). — Lang- Z. — Lins- le'is- Z
(mit Linsen bepflanzt). — Linsi- Z; 1513, Jenatz
(L. Diniin. des Pflanzennamens oder Koseform des
männlichen Eigenn. Linz. Fromm. 7, 203). — Lätten-
'/, (= Leimacher). — Mittmal- .Mitmeläcker'. 1609,
GSev. — Bu- bo'ii- Z (Pflanzland). — Boden- Z (im
Talboden gelegen). — Bann- Z (Grenzacker). — Bünt-
jiünt- Z (innerhalb der ,Bünt' gelegen). — Bram-
,Brom-'. 14'2o. Ofl'n. Dietl. (von Dornstauden begrenzt?
am Rand gelegen?) — Breit- Z. — Rig- AAEhr.
(von Rit/, Reihe). — Ross- BBöningen (angeblicli
histor.; s. Geschichtsf. 1, 41 f.). — Reit- S (auf wel-
chem man den Hanf zu. reiten' pflegte?). — Sagen- Z
(bei einer Sägemühle gelegen). — Sei- S (zu frommen
Zwecken vermacht). — Salz-; fingierter Name eines
Feldes, auf welchem die Schildbürger des Bernbiets
den Versuch gemacht haben sollen, das Salz zu pflan-
zen; s. Wtss, BO. 298. Saum- Z (am Walde ge-
legen). — Schür- Z (auf welchem eine Scheune erstellt,
oder welcher bei der Seh. gelegen ist). — Schluch-
Aa (an eine Schlucht grenzend). — Schwalmen- Z
(auf welchem sich die Schwalben vor ihrer Abreise
zu versammeln pflegen?). - Stifel- Z (nach der
t;0
Acll, eck. ich. eich, weh
?0
Form benannt). — Steig- Z (an der .Steig' gelegen).
T ü t'e 1 s - : Name eines mitten im Walde auf dem
.Kohltirst' liegenden Angers, einst das Stelldichein der
Hexen. Alpeiip. 1873, 350. — Tier- S. .Thieraehern',
Ortschaft bei BThun (A., auf welchem Rotwild sich
einzufinden pflegt. In der Niilie von Thieraehern der
.Jagdberg'). — Türli- Z (bei einem die Strasse ver-
schliessenden Gatter). — Wag- Z (neben einer Fluss-
tiefe gelegen). — Weg-, Wegli- S; Z (über welchen
ein betriebener Pfad läuft). — Wolf- Z (auf welchem
vormals Wolfsgruben angelegt waren). — Wuer- Z
(in der Nähe eines W. gelegen). — Zuber- AaB.; vgl.
Kübelacher. — Zil- L; Z (ürenzacker).
Bogen-, Eichen-, Segen-ächerin: Namen von
Birnsorten Tu. — Abgel. von dem Namen des Standortes.
acheren, ackeren, in Bs und Gr neben «-auch
ä-; zacheren Bs lt. Sprexg; Z selten: Arbeit über-
haupt auf dem Acker tun. den Acker bestellen GrD. ;
SGäu, namentlich die Erde desselben umwenden, sei
es mit dem Pfluge, pflügen, oder (im Gebirge) mit
der Hacke Aa; Ar; Bs; Gr; G; Uw; Z; speziell Wies-
land durch Pflügen iu Ackerland verwandeln GRPr.
Z'Herhst a., zum Einsäen der Wintersaat L. Glüek-
selig ist der Ma", M'u mit eigene Stieren a. cha" L.
Wenn Eine mit Chatze zachere icill, Spannt er die
Moiis roroiis usw. Spottliedehen ZDüb. ,Im frömde a.',
sich fremdes Eigentum aneignen. 17(3'2, Eliata. Eigen-
tümlich bei Fris. : ,die seuw a. oder auff dem acker
erhalten', als Gegensatz zur Stallfütterung.
Dem städtischeu Gclehrteu dürften die WW. Arhram und
Avher zsgeflossen sein. — S y n. z'A. faren (woraus die Form
zacheren entspraug), aeherieren, umetuen, ercn. Man unter-
scheidet brächen, folgen, säteren, strüehen^ s. d.
ab-: 1. Menschen, Vieh überan.strengen. ab-
arbeiten Aa. — '2. Teile des benachbarten Grund-
stückes abreissen, indem man über die Grenzmarke
hinaus pflügt; fig. abmarkten Aa.
über-: über die Grenze des nachbarlichen Grund-
stückes hinaus pflügen Sch; Z. — ver-: .Winterweeg
weder vergraben noch verackheren.' 1756, SenwRq.
aeherieren: ackern Aa; Bs; B; S. ,Das aus-
brechende Wasser hat den ackerirten Herd wegge-
nommen.' 1765, BKal.
Acher s. Acheren, Acherum.
Äclier, Äri, Ali 1) m. e?her Ap; ScH; «■-)• Ap.
2) n. eMeri GSa., äri B ; ÖRHe. ; L ; ScHW, e- ÄAStauf. ;
BsTerw., i'ri Z. 8) n. idi. eli GflPr., V.; W. 4) i.fheje
SchSI — PI. Arini und Äri B, Äher Sch: Ähre.
Wer Gott für's Ä. danket, dem gid er e Garh L. Der
Bär muess die schivere-n-A. im Boden inne atteche, soll
tief pflügen, ebd. D'E. .'find g'scliluff'a [s. sehliefen].
sind zum Vorschein gekommen Gr. ,Ähern gwünnen,
in die äher gon, siiicare. Dz körn so es in die Ähre
[Ari] gadt oder schon reyff ist, cererem in spicis.'
Mal. Fig. Je: hät's Ä., gute Geschäfte SenwE.
Mhd. äher, eher, auch echer und ar n. IHc einsilbig:e
Form wie im engl, etir entstanden durch die Vorduftung der
Spirans eh. Die Selireilier des XVI. schwaulien zw. der
Form Äher, Ähere und dem einheiuiiselicn Äri\ dic.jenigen
des XVIII. bedienen sieli scheinliar der nlid. Form, aber das
fienus ist das der MA.: ,das Ähre.' J.IUlr. 173:). HPest.
1783. ÄU berulit auf VertausehuuK der Liquida, mit Um-
deutung auf die diniin. Kudung -li, wie denn auch Äri eig.
Dimin. ist. Der Laut c* ist woniger richtig als e' bzw. <,c.
Glücks-: Ähre vom letztjährigen Kornschnitt,
drsfl. 3 oder 5 in der Ecke der Stube hinter dem
Crucifix aufliewahrt werden. RornH., Gl. u. Br. '2. 119.
- Vgl. Glilckukorn, Gluckshnmpfle.
Kol- /öW'ri: Brand im Getreide. Entsteht nach
dem Volksglauben, wenn im Vollmond oder an Fron-
fasten gesäet wurde Z.
Korn-. Wenn-me" d'Ch. vümme cha" zele", So
lige Ä-' } xilie Wache uf der Seile, oder So mitesn-me"
d'Mäder i d'Matte stelle L.
Balsam-: Lavandula spica L. Z. — Vgl. syn.
Balsamhiüemli und lat. spica, Ähre.
acheren e'/err GF.. ähn-e Ap; Sch; S; Th; ZSta.,
iic« GF.: Ähren lesen, 's ist bös iL, tco de Glzhals
schntdt SciiSt.
Acherer ni. äher^r: Ährenleser Sch; S.
ge-ächeret. ,Geäret, spicatus, das äre hat.' Mal.
Acherar s. Ar, Acher.
Acheren •*/-'.'•»■ Obw, Avheram BM. ; LG., Acheram
BÜ. f-äm] : FJ., Acheran Bs; BO., Acherä ObwL.,
Achrand, Aclierand BO. — n.; bloss PI. Obw: 1. Der
zur Schweinemast (nur noch an wenigen Orten) oder
zur Gewinnung von Essöl BO.; F benutzte Ertrag des
Waldes an Eicheln und Buchnüssen. Vil Melheri
— eil Hanger; vil Acheran — vil Chummer Bü.
Hungregen Süwwen traumd mi,''' Achrand BR. Jmdn
treiben ,wie die Schweine in's Acherum.' Gotth. Vgl.
,Sye fühlen [fielen] in ihne gleich als die schwyn in
ein Eüchwaldt zu Herbstszyt.' Cys. — '2. In einigen
Gegenden speziell die Buchnüsse BO. ; FJ. ; Obw.
wohl nur zufällig, weil Eichwaldung dort nicht vor-
kommt. In ä. Spr. jedoch der Frucht der Eiche be-
stimmt gegenübergestellt. .Wenn Aichella da stümliii
ald Akran wärin, so ist der Meier befug-t, Aicliella
und Akran zulesen.' 1358, Klingn. ,Wann solich Holz
Achrem trüg und Eichlen.' Prozedur BBüren. -
3. Die betr. Ernte. ,Wenn ein ackert i.st und aichlen
stond.' 15'25, TaTäg. ,Wann sölich Achrum Eichlen
trägt.' 1515, BBüren. — 4. Das betr. Nutzun'gsreclit.
die Örtlichkeit. ,Die Schweine in das Acheret trei-
ben.' Käser, Melchn. 1" d's Acheram, i" d'Achere gä".
,ln anderen Waiden hat die Burgorschaft't das Aclier-
mnb für die Schwein.' 1666, Haffner. ,I. J. 168'2
wurde das Acheret geschätzt auf 275 Eichen.' Käser.
Melchn. 1*23.
Got. akran u., B.iunifrurht, aus welchem unser Aetiere
ganz regelrecht geworden ist, während die übrigen Fürnieii
den altertümlichen Voeal und den .Sehiussconsouauten dadur<-li
fortpflanzen, dass sie das W. wie ein zugesetztes bet.iuien;
der schwaelio Auslaut wurde noch durch ein beliebtes An-
hängsel verstärkt; auch der Eintritt von m an die Stelle des
li mag diesen Grund haben, wenn man es nicht lieber auf
ein neben -arna her gehendes Sutf. -arnia zurücliführen will.
In der ä. Spr. waren die Formen atif um, aw, em am Be-
liebtesten; Cysat schwankt zw. .im und nii. ,Achart, Aehrad.'
15:36, Wald Keiserspan. Die Kiiekkehr zur Tennis ist eig..
unsohweizeriseli und taucht luieh wirklieh nur auf der Xord-
linie der Sehw. auf: ,Ackran.' 13.'iS, Klingn. .Ackert.' l.'j'J,"»,
Laufen b. Rs. .Ackeret.' 1597, Seh. ..\ckerit. Ackerig.'
XVI. XVII., BsKq. .Ackerik.' 1607, BsLiest. .Ackert.'
1525, Tli; Klingn.; Wurstiscn. Es gab auch eine verkürzte
Form: ,Wenn i^iidielen werdont so vil, dass man das für ein
gemein Ächer sehetz.' 1184, Suhr. ,Der |wcleher| schwin
in die eichelcn oder Acher tribet.' obd. .Achor.' 1S67, lt.
Ochs. ,Zu Ackers Ziten.' ir,25, Th [1. Ackerets'J|. .Acker-
Vieh.' 1677. - Das weibliche Genus taucht nur spärlich
auf: 155», KlingrL (JU-kertl. 16(Ui, BsRq. (Ackerig), sonst
in den selben Quellen ebenfalls säelil. Ein Mal bei Mey..
Wiut. Cliroii. : .das es grossen Aekarat ist worden.'
71
Adi, ecli. icli. och. uol
72
ach(e)ran Jen: AcheranJ sammeln BU.
Achering f. t'x-p-ij Bs; BO.: 1. Acherumernte.
.Weiilgansj und Acherung.' 1482, Brugg. .Die Acherung
berüerend sülle sich ein jeder mit Schwinen ver.sechen
vor S. Ver.; dann man darnach ime selbige uff die
Acherig abzenemen nit schuldig ist.' 1609, Aa. ,Wann
Äkerig [ist].- 1(J4'2, Klingn. — 2. Acheritm. .Wann gott
Eychlen beriete, am Herb.st vil Aehring.' 1530, Aa.
Umdontimg aus .Achfraiu' zu einem die Handlung bedeu-
tenden Verbalsubst. Als blosse Spielart zu der Form Acherit
(s. Aclu-rum) aber ist Aehrirj da zu taxieren, wo es das
luännl. od. das such). Geschl. trägt wie z. B. 1671, Arg. 4,
143; ,in ackerig laufen.' 17'23, Kadelbg.
Acheret ,L; S", Ackeret AAKais., Ackeret
ScH, m.: der Ertrag an Ächerum, die betr. Ernte,
veralt. ,Üb zuo herbstziten Aekerit wurd, soltu in
das holz faren.' ca 1400, Diessenh. ,0b vil eichein
und buochs wurde, das darumb gross achrat wurde.'
ca 1480, Dübend. .Don Ackeret ald die Eiclilen mit
cinanderen ussweyden.' 157S. Z oGlatt. - Aus Aihiratul
zum Verbalsubst. umgedeutet.
Acherne. Ächerne s. Eich-Kernen.
Achi m. : Achior, männl. Taufname ZO.
.\chiles {''") ni.: Achilles Bs.
Achis «i/^i» BO., vi</,c8 W, ax^in GuAv., EchisBS.,
8i.. Schwarzenb., ri-hm ZWeinl. — ii. BHa., Si., m.
„BO.". Sa.: 1. Milchessig; Milch, welche man sauer
werden lässt, um damit aus der .Käsmilch' noch .Ziger-.
auch ,Vorbruch' auszuscheiden BO.; W. -- 2. Essig
BSa.; Z; als Essig verwendete saure Schotte BSchwarz.
Entgegen den hoclul., mit Umstellung gebildeten Formen
mit richtiger Lautverscliiuliung ,ius got. akcit, lat. avitiim.
— Verseil, von ChüfJah; syu. SCir. Etscher.
Achle f.: s. ElMe.
ancli 1^1/ Ouw; VVL., o;^ BSi., aug o"y SHimmelr.,
07 BM. u. S., au überwiegend, 0 Ap t.; BsB.; B:
SeiiStdt. ; S ; Th, rf (- u.") Aa ; BSee. ; Z : 1. wie nhd., aber
mit einigen eigentümlichen Anwendungen. Formeln
des Unglaubens, der Abweisung: Au no? kommt ihr
mir auch noch damitV Ja au no! oder ä na! geh mir
weg damit! 's ist neime nümme wie au scho, wie es
früher etwa zu sein pflegte. 3Iein au! das will ich
meinen! gewiss! Öppen-au oder gott-icell-au, doch
wohl. — 2. wohl, denn, Ausdruck angelegentlicher
Frage. Chumit [kommt] er ä iw früeh (fnueg? Isch-es
amed au irör? Wer isch-es au? [ich bitte, sage es
mir]. — 3. halt, .eben. Er wird au ha müesse.
Er chuiint au eso dure, knapp genug. Es mat/'s au
fast nüd (fgS, es kommt eben mit Not zu Stande. -
4. doch, a) freundliche Bitte. Wettist ä so cjuet sl.
~ b) Erstaunen. Gilt au! Säg-nien au ! Jawolä!
udgl. Nei au! es wird doch nicht sein! Aber au!
Wie cham-men au! [z.B. so töricht sein]. — c) Un-
geduld. Ja au! Chumm au! U au! 0 weh! ZF.
Nu au! lass doch ab von mir! — d) Arger, Klage,
Verwünschung. Bas ist au e Straf! Jemer au!
Sakerdie denn au! 's war au verfluecht!
Og verhält sich zu och wie B »V/ zu idi. In den Ver-
kürzungen, welche zunächst in unbetonter Stellung der Part,
eintraten, verdichtet sich der Djphth. zu o oder zu rf, .je nach-
dem er in der betr. MA. mit diesem oder mit jenem Laute
gebildet ist — ein Unterschied, welcher in diesen VerkUrz-
nngcn sich rocht scdiarf ausprägt. Vgl. u, ciJ Auch Got.
und Alul. kennen die Bed. .denn', und unsi^r fragendes au
entspricht d(!m lat. iinm nach Fragepron.
Auchc s. Anken.
Echo in. 1733, JJUlr.
Eich I. f. Aa; Bs.; L; Z, äx NC, Eiche B; S,
Eic Aa; B; L; S: wie nhd. Eichehoh git guet
Galgenägel L. Vor der Eiche und mr-enere feisse Sau
söll-me der Huet ahzieh S. Auf der grossen Bedeutung
dieses Baumes für die Schweinezucht (s. Acheran), der
desshalb zu den berhaften gerechnet wurde, beruhten
Verordnungen wie ,ieder junge Mann, so erstmals in
die Ehe triftet soll absonderlich ein junge Eichen
setzen.' 1(397, Schnell. Rij. Als (Terichtsbaum (wie
die Linde) erscheint er z. B. in Gl 1240. Die religiöse
Bed. des Baumes ragt noch in die Gegenwart herein,
und zwar bald von der christlichen Kirche adoptiert,
bald als heidnisch gekennzeichnet. Die heiig Eich
zu LDagmersellen ist behängt mit Votivgliedern und
den Krücken der Geheilten. Bei Eichen ist Maria
gnädig und finden sich HelgenstiirkU. Hinwieder wohnen
die bösen Geister in der E. Kinder werden von Brü-
chen geheilt, wenn man sie an Ostern während des
Läutens drei Male durch eine gespaltene E. zieht,
oder wenn ein erbetteltes Ei von einer schwarzen
Henne am Karfreitag Morgen vor Sonnenaufgang in
eine junge E. gebohrt wird. Die pulverisierte Binde
und Frucht heilt Wunden G. Man scheut sich, Eichen-
zweige zu Bändern für Garben und Strohdächer zu
verwenden, weil sie den Blitz anziehen würden. Je
nachdem die Eiche vor oder nach der Esche ihre
Blätter treibt, steht ein trockener oder ein nasser
Sommer bevor G. — Abi. Eicher. eicherieren. Eicherne.
Eichle. Eichmer.
Galgen-; Name einer als Galgen benutzten E.
Segess. BG. 1, 563.
Hag-: Stieleiche, quercus pedunculata Ehrh,, Bs;
Z. .Das aller hertist geschlächt der Eychen.' Fris.
Bei Denzler 167 7 und 1716 = .'esculus und syn. mit
Mispelbaum, während Fris. trennt ,H.= robur. M.=sbscu1us.'
.\uch Zwinger erklärt csculus als Eiche; er und Tahern.i!-
mont verstehen aber unter H. andere Arten der E.
Kül- chöl-: quercus robur L., Kohl-, Trauben-,
Wintereiche Z.
Schmätter- Z.
W.ahrsch. identisch mit Kol-E., denn sclimiinvrii/ =
bruchig. Übrigens kreuzen die Benennungen der Werkleute
oft die wissenschaftliche Unterscheidung, indem sie sich an
blosse etwa durch den Standort bedingte Zufälligkeiten halten.
Täfeli-: tiche, an welcher eine Tafel mit einem
Heiligenbild befestigt ist. Drei solche am Jura ober-
halb Grenchen gewähren Schutz gegen Geisterspuk.
Schild 1866, 59.
Donner-: Name einer E. auf einer Anhöhe bei
AAMagden, welcher die Wassergüsse zugeschrieben
wurden, bevor sie eingesegnet war. Arü. 1. Iii2.
Eich 11. 11.: Eichenwald Z.
Mehr nur Eigenn. Collect, wie das Huecfi, Birvh, Asi-h,
At/i, Tiinn im Sinne von liutchnih usf.
Siben-: Name von Ortschaften, wo ehemals sieben
Eichen standen, z. B. Obw.
Auch .Siebnen' SchwMa. geht auf Sthlmihlm zurück. Nach
Gr. ehemalige Gerichtsstätten mit Sitzen für sieben Schötfen.
Eichi n.: Orts- oder Flurname B.
Eigentlich ein mit Eichen besetzter Ort; s. das Eirh.
Aus mhd. cUhach, ahd. eihahi; Tgl. Hmli, ßirclii.
Ach, ecli, ich, och, nch. — Achs
14
eichiu eiclii Z; eichig Aa (auch eijUi); Bs :
eichen. Jin eichüje Wasserstei". Eichiy ßiresrhmtz,
scherzhaft Bs. .Alle wähl um Rinow sind Eichin.'
BossH. Wint. Chr.
Eich III. m.: maskierende Form des \V. Eid in
Beteuerungen. Bim E. odfr Eichli! Bi minem Eich!
ScHw; Z. — Vgl. Eichel: EicherUng. Eichleiuhil.
eichen e-i sw., ein Getass e. : das obrigkeitliche
Mass sichtbar und bleibend daran bezeichnen.
liehört mehr der Kanzlei- als der Volksspr. au, welcher
ieheii, ichlen, /ecken, feehlcn, sinnen geläufiger sind. S. auch
eichten.
Eicher m. I., Eicherli n. A.4; Bs; B; Sch, achcr,
ö'x':rli; S; Th ä-°; Z. Eiker -k/- L; U; Zi;, Eichmer
ZSchlatt, Eichsner ZDiittl., Eichorn cichurn m.,
eicJiiiWi' Gr: Eichhorn. ( Vi /o^fiere [klettern] rvie-n-en E.
Mhd. eichorn, eichurm: in. H. u. und dies wahrsch. aus
einer Zss. entstellt, ags. äcirem. .Her Aychoru.' 1563, Tierb.
,Der Eicher.' 166'2, Red. 169'2, Vestibül. ,Das Schiessen des
Federgewiides, Eichern am Sonntag ist verboten.' 1756, Laudv.
(jrün. Unter den zahlreichen Umdeutungen der alten von
Eich abgeleiteten oder damit zsges. Form besitzen wir an
Eicher die verständigste; docli erleidet auch sie spielende
Verunstaltung (Eichmer) und Verhärtuug (Eikcr). Das Tliä-
ynger Idiom verspottet man mit dem Spruche: Buch, hol e
Lö'terli [Leiter], 's ist e Ü'cherli du; mann [meine], O-chcrli-
Hö'sch ist giiet Flö-sch ! — S. auch Eich-, Ein-Horn, Eich-Kern.
eichereu: sich nach der Art der Eicher von
einem Bäumeben auf ein anderes schwingen — eine
Belustigung der Weidbuben Aa.
Eicher ni. II. him Eicher od. Eicherli! Beteurungs-
formel L; Uw; Z. — Milderung des Schwures: beim
Eid; vgl. Eich.
Eicherlig: ebenso.
Eicher m. ni.: Einkorn, triticura niunococcum Aa;
Bs; L; S. Wegen seines harten Halmes zu Stroh-
dächern benutzt.
Wie das Genus zeigt, ungehörig an Eicher I augelehnt,
daher auch etwa mit ,Eich-Korn' verhochdeutscht; vgl. Buch-
weizen. S. noch Einkorn.
eicherieren : weiches Holz so anstreichen, dass
es Eichenholz vorstellt.
Unrichtig gebildet nach Analogie von muscricrm udgl.
Eicher ne s. Eich- Kerne.
Eichle f.: 1. Eichel. G'swndasivie-n-en E. Schüsse
[drein fahren] icie d'Söü i' d'E. Singe me-n-e Nach-
tigall, wo [welche] E. frisst. Sprw. hilr ril E., über's
Jär ril 3Iost. — 2. Zinnerner Wasserbehälter mit
Hahn in der Wohnstube am Butt'et angebracht (jrt:^tdt..
ächle, veralt. ,Im Stüblj 1 tiiessfass-Käspli mit einer
zininen Eychlen.' 1.571, Z. Syn. Gie.ts-, Haiid-Fd.is:
Hand-Giess, -Rössli. — 3. Eine gewisse Zierat an
Frauenkleidung. ,Der gestikten Kinnischnüeren, Eich-
len und aller Falten an Achslen-Ermlen.' 17o3, Z.
Mhd. eichel, ahd. eichila.
EttChe f.: Jauche FJ. (Prof. Eichhorn).
Aus dem Schriftd. verderbt; vermutlich aii/c d. i. Aiichc.
Ich ich f.: amtliche Messung von (jefässen; das
Mass derselben. Hell (trilehj Ich, Messung, nachdem
das neue Getränke sich abgeklärt hat (noch trübe ist)
SeuSt, .Auch die yth [1. ych], prottschoweii, win-
schätzen.' H81. G. - Mlid." ..he f. Vgl. hhi.
ichen J/-e ScnSt. : 1. eichen ScnÖt. (Si'Lo.) - 2. Den
Keltereid schwören Ap, veralt.
Mhd. Ichcn. Ebenso lö3ö, Elgg. Herrschaftsr. ,irhc' 100(5.
Rheineck. Obwohl die Syn. (p/ächien, sinnen) lat. Ursprung
auch von ichen erwarten lassen , so ist doch die schon von
Redinger aufgestellte Erklärung aus tequare aus lautlichen
Gründen unhaltbar; zu erwägen dagegen fehl, ichlen und
Kuhn, 24, il-l.
Iche iche f.: Eibe LVizn,
iche, ieche s. tn-hiit.
ich Uw; W (betont ich Bs, i^/ Gl; Z, ie/ ,B0.";
Z, unbet. f'x 7.). ig B; S, i Ap; B; G; L; S (betont
i' Aa, unbet. x' Aa, j- Aa; Bs; Gl; Z): ich. Jez
chitmm ich! said [sagt] de Hamtciirst (Baia.'is). Ich
und du und 's Müllers Sü (BriV) und 's Bede {Herei
Stier sind ini [ihrer] (eiisere [unsor]y i'ier, Spott auf
den, der gerne sein Ich voranstellt.
Auffallen nniss der reine Vokallaut von Aa. Zu iy vgl.
og aus auch. Piphth. ie entwickelt sich gerne vor /.
ich, eeh (enklit.) s. ilclt.
och BO.; .W^ oche B; Tu, ocheli o//// ScnSt. :
1. Interj. plötzlichen Schmerzes B; Tu; „W". ,Üch.-
Mal. -- 2. Ausruf kindlicher Freude ScnSt.
Mhd. oc7i, och-a, aus welch letzterer Zss. unser oche ab-
gcblasst ist. ,Ocha, eia, ein spottwort.' Mal. Spott, insofern
mau dem Geguer Schmerz zuschreibt. ,Ocha, welch ein
herber streit!' lO.jO, Rud. Mey. ,Owe ochen.' Meyer, Wint.
Chrou. Nbf. von ach ; s. auch achele.
..ochen: jammern, ächzen W."
Öchi exi PP.; T; „W", öhi, ehi Gr, m.: Oheim
Gr; T, mütterlicher Oheim P; „W."
Mhd. "-, oeheim, oecheim, oehin. Öchi mit einer geläufigen
Endung ans dem Compositum zu einer Abi. geworden. Über-
gangsformcn: ,Üchin.' 1389, Sol, Woch. ,Öchem.' 15'26.
Ansh.; 1.530, Edlib. ,Ohen, Uhen.' Fris.; Mal. Wegen ch
vgl. zueche aus zue-hin. — PI. unver. Gr. — Vgl. Ümei. S. .\ticr.
Zue-: Grossonkel GkD.
Ochra: Berggelb s. orhra-gehc.
Schliesst sich unmittelbar an lat. ochra, nicht an uilui.
Ocker, oijijcr.
Och a'/ Gl; Schw, i'x Uw; U, .»/ Aa; enklit. ech
ex BsL.; B; Gl; S; Vw, ü/ BO. : euch.
Mhd. iuch, urspr. nur für den Acc. Vgl. ii. euch eine
hybride, vom alemannischen Lautgesetz abweichende Bildung,
da Diphthongisierung des Voc. sonst nur im Auslaute stattfindet.
Uecll, Üechi, Hans-Uech (/(((«- LE.) m.: ririch,
Johann U. .\a; LE. — Zunächst aus Uerch.
Uechel, Uecheli, Üecheli m.: lUricli Sin; /..
Kalb er-: grober Tölpel /.
Wild-Üechel m.: ein wild drcinfahrender Mensch.
namentlicli ein Mädchen, welchem echte Weiblichkeit
abgeht .VAÜrugg. — Dazu das Vb. wildüech Icn.
Uech f. Üch (Unkfi' s. Lattiiech.
ueche, ueche(r) s. üf-hin, -her.
Achs, ächsen, ächslen s. .1*r7(,s- usw.
Achs f. 1. (ixs Aa; Bs, auch ü.r; B; S; Z, i'ichs Gi..
— PI. Achse Aa; Bs; Z. A.v Bs: Achse am Wagen.
Vf-der A. steht dem Waarentransport im Scliiff gegen-
über; zur Zeit von Fius. aber unterschied man ,zuo
wasser, zuo ross oder auf der ax,' — Mhd. ahn-. Vgl.
auch .\. II.
7.")
Aclis. ec/hs, iclis, nehs. uclis
7f!
Under-, Vor-Achs f.. -Achs n.: das Mass, um
welches die zwei Räder einer Achse unten bzw. vorn
enger stehen als oben bzw. hinten AAFri.
ächsen (ein Fuhrwerk): 1. mit neuen Acliseii
versehen S n.Iura. - 2. Mit dem notwendigen .,Vorder-
und Underiichs- versehen, das von Zeit zu Zeit er-
neuert werden muss A.iFri. — Syn. richte».
In li'tzteior Beil. direkte aus dem Ntr. Achs .abgeleitet.
ober-, über- (under-) ächst: von einem Fuhr-
werk, dessen Eäder oben bzw. unten convergieren Z.
cng-ächs, -gächs „Aa"; Sch, -Jrf/« ZB., -g^/'
ZStdt, -gächsig Z. -gächz ScnSt.; Z uTösst., ^s-
./rf/(s ZStdt., -gächzig ofjKf/fsi'c/ Z rSee. -gäss -;/ass,
-i-rfi«« ZO., ISee, Wint., -gäch, -gächt, -gächtig,
-</^X, -i-rf/ Z, -geächst -gächst GRh.; Zu., eyl-a^/at Xp,
<»;.'/■*/»' i^B., rfjjrf/»« ZLunn., -gäxt Ar, -gächzt
ScnSt.; ZSt. : 1. (vom Fuhrwerk) enggestellte Achsen
haltend Z. f^yn. engffelei.siy; vgl. Underächs. — 2. (vom
Menschen) engherzig, selbstsüchtig, übertrieben
äng.stlich in Sachen der Ökonomie, in Folge davon
wunderlich und streitsüchtig Ap; G; Sch; Z. Auch
als Subst. m. eii Enrjr/ächfs Z. — S. ungeduldig,
jähzornig Z.
Aus Ai-hs abgeleitet mit dem ad.i. Bildnugselenient -i,
welches später meist durch -ig ersetzt wurde: weil diese
Bildungen ausstarben, ivnrde die partic. Form nachgeschoben.
Bloss Schweiz.; aber schon früh bei den Zürchern. ,Die
geschrifft machet die fröud nit zuo siind, wie die äng-
geächssten glychssncrischen Töuffer.' HBull. l.iGl. ,Arc-
tus animus. Ein cnggächs vnd sorgfaltigs gemiiet. Scrupu-
losus. Voll zweyfels u. spans, en gächsig.' Fris. n. Mal., bei
Letzterem auch ,euggechsst'. .Enggechs' unter den Fehlern
einer Frau aufgezählt. 16,51, Schimpfr. ,Enggechs, morosus,
scrupulosus, tetricns ceusor.' 1677 u. 1716, Denzl. .[Der
ernste Geistliche] muss ein wunderlicher enggächsser Manu
seyn.' Hofm. 1744.
„engächsen: einpfindlich machen, quälen Z."
wit-geächst A-<*/«(: mit weitgerichteten Achsen
versehen Z.
Vgl. ,weit geächset' Gr.. Wb. 1. 164. .wahnachset'
Wurm 1, i;iO.
Achs f. II, achsen s. Ax, axen.
Aclisle <-/«/.. {Äxle BO.; Gr; Uw; U; W) f.: Achsel.
1. als Körperteil. D'A. fmnache" s. d. Vb.. [7 bedc",
zwo A. träi/e". Vf heUlen A. Wasser träge. TTobl.
,Er tragt auf einer Achsel Gott, auf der andern den
teufel.' JMev. 1077. Uf slni eigni A. nä". Uf di
licht A. ne", uf der l.-e A. träge": sich« leichten Sinnes
über die Schwierigkeiten hinwegsetzen. ,Er nimmet
ein ding gleich auf die hohe A.' JMey. 1G77, noch
heute im Sinne von übel aufnehmen. De Weg über
d'A. ne?', sich auf den Weg machen; vgl. die Füsse
über die A. nehmen = eilen. ,Lässt ihm [sich] Einer
auf die A. sitzen, so will man ihm gar auf den Kopf.
JMey. 1677. ,Sy sind uns uff die Achssien gesässen.
Sy habend uns auff den halss trätten.' Fris. Einen.
Etwas über d'A. wluege". Anders: Du hättist s'erst
selluH über dmi A. g'sehn, zuerst auf dich selber
schauen W. D'A. lupfen, zucken, als Geberde der
Ablehnung, .ungern tun.' 1Ü83, Hospin. - 2. Neben-
stiel mit Nebentraube, dgl. sich an üppigen Wein-
stücken entwickeln. — 3. Verzierung am Oberkleid.
,Manspersonen [sollen] sich der nüwen gattuug Wa-
mi.sten mit langen Spanischen spitzen vnd grossen
breiten ächselinen abthun.' lt)28, B. .Alle Wybsbilder
sollend sich der vberuss breiten ächselinen müssigen.'
ebd. — Mhd. ahset, ahd. uhmla.
achslen: mit den Achseln zucken BO.
Achs 1er ni.: Einer, der die Gewohnheit hat, mit
den Achseln zu zucken BO.
Uberachslete f.: was einer in einem Tuch an
die Achsel gehängt forttragen kann Gn.
Echs, Aehsli s. Eidechs.
Ochs m. (ox Bst.; BO.; Gli; Uw; U; W): 1. wie
nhd., doch nicht recht volk.st. ausser (und zwar in
der schwachen Form, Ochse) als Wirtshausscliild und
in RAA. En Öchsll und e Stierli sind ä [ein und
das selbe] Tierli Sch. Der 0. hebt (fasst) me" bi de
Homere, de Ma"" bim Wort (und d'Wdier bi-der
■Juppe). Gott git Eim [Einem] vul der ()., aber nit
g'rad a" de" Homere. Der 0. g'hört an'n Pflueg.
Die müeden Ochse treted hart fühelj üf. Em [dem]
(). g'hört 's Joch, em Boss de Sattel. Mit den Ochse
hinder-em Berg halte". Wer mit Ochse fnrt, chunnt
au''' z'Märt. Er stilt der O. und git [gibt] d'Eiiess
um GottsuülJe. Wer 's Glück hat, dem clialheret der 0.
— 2. Im Gegens. zu Farr, Hagen, Munni, Stier,
Schell-, Wucherstier der castrierte Stier Aa; BO.;
Gr; Uw; \V. Dick wie en 0. W. Syn. Urtur. Stier.
— 3. Kuhname B lt. Alp. 18u6, 138. ~ 4. Grober
Tölpel Uw. Verblümt: Was cham-me vorne 0. be-
gehre als es Pfund Pindfleisch? Z. 's ist kein 0., er
.•iei denn e Clialli g'sV. SrLci. Von Ochsefurt -n",
dumm. ebd.
Eid-, Eg-, Egg-, Egel-, Eid-, Geg-, Hed-,
Heid-, Hag-, Heg-0. s. Eidechs.
„Far-: Ochse, mit dgl. der Weg durch den Schnee
gebahnt wird U."
Heid-: roher Tölpel. ,dumm wie ein 0.' AaB.
Vgl. Beid in verstärkendem Sinn: vgl. aber auch JJrüt-
fx-As d. i. Eidechse.
Her-: 1. derjenige 0. der Herde, welcher alle
andern im Eingen besiegt Gr; GW. Er wird von den
Hirten, mit Blumen und einer grossen Herdeglocke
geschmückt, unter der Begleitung der Jugend ins
Dorf geführt, worauf sie vom Eigentümer bewirtet
werden Gr. — 2. der stärkste Mann des Dorfes,
bes. wenn er seine Kraft in Raufhändeln geltend
macht Gr. — Vgl. gelter.
Mäns- me-iss-: ein- bis zweijähriges ver.schnittenes
Stierkalb U lt. Alp. 18uG.
Bräll-: verächtliche Bezeichnung eines Menschen,
iler leicht ins Weinen gerät GuHe. — S. hrällen.
Schürt-: ,DerHof..., des 1 Hueb ist, gilt einen
Sch., der 15 ß wert sin soll.' Östr. Urbar. Anf. XIV.
Schleg-: Mastochse, zum Schlachten bestimmt Gr.
,Es sind alle Zeit auft' ein mezgeten 2 schlägochssen
gemezget worden.' Wint. Stdtbuch.
Mhd. nleyohse; Vgl. SehJeg-VicJi , -Kiff. Vtiu einem weibl.
Abstr. ftege, ahd. alegi = Schlacht.
Stamm-: der Zuehtstier. der mit dem Senntum
zur .\lp weidet L.
Stier-: Stier Uw. veraltet.
Werker-: alter 0. U lt. Alp. 1800, lir,.
Vielleicht 0. der nicht mehr zur Zucht, nur mich als
.Arbeiter'. Wcrcher,' gut ist.
Auhs. f(.Ois. ichs, (iclis. uclis. Aclll, i-'clit. icht. m-lil. iiclit
Zit-: dreijähriger (_). (ju; U. der im o. Juhrc ver-
schnitten wird U.
Der Namu boJeiitct diu Entwiokluiijsstufe zwischuu -1/«n<-
^'iiy iiiul dem völlig aiisgowachseiien Tiere und ist eigeutlieli
nur iiaoli der Analogie von Zit-Kui, -llinJ geniaelit, übrigens
schon im XVI. gebräuehlieli, s. Absch. lY 1, a, 1327. ,Kin
zejtochs: juvencus, ein jnnger 0.' Fris. ; Mal.
ochsen: 1. Zwe ochsed z'sämme, wenn sie bergan
steigen mit aneinander gelehnten Achseln Z. — 2.
einen Stier castrieren W.
(ichslen BO.: 1. Grosse Kraft zur Verrichtung
einer Arbeit anwenden. - 2. Dummheiten begelien.
- 3. Jmdn zum Narren halten.
Ochs 1er: Ochsenhirte (iisHe.
ochsnen = ochsen 2 Uw.
Uechs, Uex f. Av; L; G; .Schw; Z, ii. B().: Siiiw
Muo.;üw;U;W, Üechs UwE.; UV: Achselhöhle.
Chelhier mit-em Zurieheli undcr-der U. YAn Bündel
imdcr 's U. ne". Bildl. Einen «. d'U. «., in Schutz
nehmen. Einem inider d'U. grife", ihm nachhelfen,
ihn unterstützen. ,Der fuessstig sol so wit sin als
einer under yetwederem uechs ein muoltly trag, das
In nütz [nicht] irrte,' XV., Üftn. Niederhasle. .Alipilus,
der eim under der uochsen schirt.' Fris.
Mhd. uuhae, üehae f. (n.); steht im AblantSTo.rhültniss zu
AeJ» (Achtlr). Der Umlaut von Üeihs erklärt sieh aus ahd.
iiuhlm. S. auch Buechs. PI. sw. B; Uw; Z, st. SchwMuo.
(Uet-hii); UwE. (Üecha). — Syn. Weicliie.
obuechs Adv. BEi.: 1. ^ oberarms. Jmdn. o. zum
Grind treffen, auf den Kopf schlagen. - - 2. unvor-
sichtig, 0, in d'Schulden inhi" icaten.
„Uechsete f.: so viel man unter die Uechse
fassen kann. En U. Heu BO.; LE."
Uechsle f,: Achsel ZFehralt.
Von Uerhs, wie Ai-hnh von Avh». Alid. uvlisaiiii.
„achsgen: ächzen,"
St^. Wahrsch. eine Weiterbildung vou achmii, s, ancliMm.
achst, ächst, achster, -«'-: Partikel der zwei-
felnden Frage, etwa, wohl AABrugg bis Zurzach;
ScHHall,
(ienieint ist mhlxl, mhtsl i. i. eine Superlativbilduug zu
dem als Comp, verstandenen äcA/er, s. echt, echtert.
Acht, Ach -ä- f.: Acht, Verurteilung und Ver-
folgung eines peinlich Angeklagten durch die nberste
Gerichtsgewalt, nachdem er auf dreimalige Vorladung
sich nicht gestellt hatte, und Ausschluss desselben vom
Rechtsschutz, wenn er nicht in .Jahresfrist sich stellte.
.Die verkünd ich in die Aacht, verpütdie ihren Fründen
und erloub sy, ir Lyb und ir Guet, iren Fienden.' XV.,
TiiLandger. , Richten mit der Acht': einen in Contumaz
verurteilen, ebd, DerName für dieses Verfahren dauerte
mit anderen auf das Gerichtswesen bezüglichen in der
Schw, fort, aucli nachdem sie sich vom Reiche abge-
löst hatte, nur dass an die Stelle des Königs eben das
höchste Landesgericht trat. Noch Zwingli spricht von
kaiserlicher A,: ,Das wir die keiserischen aach ouch
mit unserem annemen oder mitächen be.stätetind,' Der
A, des Kaisers entspricht von Seite der Kirche der
Bann des Papstes; daher die häufige formelhafte Vor-
bindung ,A. und B,' ,Aaeh des Keisers und liann des
Bapsts,' ZwiNijLi. ,Die puren scliülieml weder aaeli
noch bau, Und wend sich nit erschrecken lau.- Ma.nckl
1522, ,Volgends seye von dess Bann vud Keiserlichen
Aacht [1670: Acht] wägen grosse vnruw entstanden.-
1569, LLav. Da dem Geächteten Nichts übrig blieb,
als das Land zu verlassen, so zeigt A, oft (z. B. bei
Mal,) den heutigen Begriff von Verbannung, da
doch die A, eigentlich des Flüchtigen gerade , habhaft'
werden v\'ollte,
Mhd, ahtt; wohl gleicher Abstammung mit ,Acht', atteutio;
dieses vom Sg., unser W. dagegen vom PI. des Prät. eines
vorauszusetzenden Verbums. Es wurde unzweifelhaft bei uns,
so lange es lebendig war, auch mit seiner echten Voeallänge
gesprochen. Wohl aber erfuhr es mitunter consonantische
Verstümmeluug und zwar sogar im zweiten t4rade, (,Aa,'
Fris.; Mal.) Die Behaudhiug des ( als blossen Ballastes lag
nahe genug, da in jener Zeit mit diesem Buchstaben am
Wertende in hundert anderen Fällen umgekehrt ein sinnloser
Luxus getrieben wurde. Die Verflüchtigung des cA sodann
wie in Arh: A, Fluss.
Aber-: wiederholt ausgesprochene A. ,Herzog
U. war in der Acht und A, des Reiches,' 1521, Absch.
Mit abgeschwächter Bed,: d>< Chilclieyu [der Kirchen-
besuch] chunnt i" A. Gl d. i. Missachtung, also in
Acht (Ü-) hinüberspielend. Das veralt. W, nochmals
aufgefrischt von AFröhlich : „Bann und Acht und A."
Besser als die keinen richtigen Sinn gewährende Zss.
Uhtnicht, welche u, A, bei Spreng begegnet, S. Zopfl, RG,
(3) 9.57,
iicliteil, ächen (""): in die A. erklären, .ächten:
ausschUessen; obsolet.' 1797, HZsohokke.
"Von ~A<:hl, y/ie ächten \on "Acht, aber ahd. ahtjiin (daher
der Umlaut), während Achten ahd, ahtön lautet. Zu Zwingli's
Schreibung iihcn vgl. -la für 'Ach, 'Acht. Das einfache Vb.
übrigens fast ganz verdrängt durch das verstärkte und sehr
beliebte Conipos. :
durch-: gleichsam die Acht durchführen; eifrig
verfolgen; vgl. persequi. In dieser letztern Bed.
sehr häufig im XVL, XVÜ., nach dem XVII, aber er-
loschen, , Darüber habend sy seine frommen durch-
ächtet.- 1531, EsRA (1667 .verfolget'). ,Wer sich der
sünd entgegen stellt, der ist durchächt in diser weit,'
1550, Ri'EFF, ,.\lso wollest du sy mit deynem wätter-
stoss durächten.' 1531, Ps, 83; dafür jetzt: , Verfolge
sie m, d, Wetter.- ,Das männlin durchechtet die jungen,
so lang biss inen die krönlin gewachsond,' 1557,
\'oiiKLU, ,Tatend dem herzog grossen schaden und
durchächtotend die kusten wo si kondend,' Vad, =
suchten sie feindlich heim. Besonders von religiösen
Verfolgungen: , Paulus durchächtet die Christen.' 1548,
BiuEL. ,Die Kätzer wil ich d, und widerfächten,' 1562,
Bull, [bekämpfen], ,Die erst durächtung der Christen,-
BossH,, Wint, Chr, ,Das Christenlicher Glaub nie
heiliger gewesen, weder da es nütz dann fahen, durch-
ächten, tödten vml fürbassschicken was,' Zwinuli,
,Yenuints ze d, noch vehen Ibefehden] um des gloubens-
willen.- 1529, Z, Noch einmal 17(ll/2 in .\ufnem. Helv.:
,lcli der ein Forcht des teutschen Kicli|s|. Solt meinen
tiwalt lassen durchechten. Und gar das Straw ins Harr
eynfiechten'r", allein im Sinne von , verachten', also mit
der Wortfamilie Aclit verwickelt. Mhd. ilunh'ihicii.
Durcli - .Vchter : Verfolger. ,l>ie Eydtgnossen,
welche er [Kaiser Maximilian] des heiligen Iveichs
durchechter nennet,' Wuusris, .Erlös mich von meinen
feyndcn und durächtern,' 1560, I's.
durcli -ächtigon = durfhdchten. .Das ,sy den
widcrloulf durclieclitiget. nit wellen gestattnon.- Kkssl,
79
Ach», echt, irlit, niOit, nclit
811
ver-üehten = Hellten. .Verächt'. geächtet. Ansh.
.Verächter, jiroscrijitDr. der einen in die aacht thuot.'
Fr IS.
Achter (ä-J ni-; der Verfulgte, Geächtete. .Dass die
Bürger von Frauenfeld die \. hau.sen und hiifen und
alle Gemein.schaft mit ihnen ptiegen mögen.' 1379.
,Umb ander todsleger, buosser und echter schenken
wir sinen [des anwesenden Königs] gnaden [sc. das
Recht der Begnadigung].' LRatsb. 1417. .Yemand der
in der statt leistunge [Strafe] und ein echter wäre.'
BsRq. ,Es sol nieman dhainen [keinen] olfnen e. sjiisen,
halten noch herhergen.' Uffn. Burgau 147'2. ,üem ward
sin habe und guot gnomen und vorteilt als einem ä.' Vad.
Der Übertritt von der act. iu die pass. Bed. Iialiute sich
schon im nihd. aelitir, eitler an.
Aber-, Urteil des Hofgeriehts zu Rottweil be-
treuend die .Achter und A.' in Z lotiO. .Item dass
ein gotshus offen ächter und oberächter enthalten und
bhusen mijcht.' V.tn.
AeMOVt.: 1. Aufmerksamkeit. Walirnelimung;
Rücksicht, Beachtung, a) refiex. .sich in A. nehmen'
nicht bloss = Vorsicht anwenden, sich hüten, sondern
auch beachten, bemerken, Rücksicht nehmen (auf),
sich kümmern (um). Etwa mit dem einfachen Gen.
des Obj.: / itiiii-mi desse nücl in A.: weniger richtig
dafür auch: / )iiiii-mi dense ekeiii A.; eher absolut:
i ha-mi (/ar cl:et A. (flui Muota. / hütt-iin kein Bitze
en-A., könnte mich leicht dazu verstehen Z. I ha-mi
niid recht en-A. g'hn; mir hend-i.f kein A. n'iin, nicht
Obacht gegeben. XVIII.. Baurengespr. Vermischung
von rett. und gerader Konstruktion findet sich auch
nut .geben': .sr'' ken A. ffe, nicht aufmerksam sein,
es nicht genau nehmen, sich gehen lassen Ap. —
b) einfach activ: Eim A. <fc, ha, Rücksicht schenken.
Ehre antun Gk. Formel: Ea freut-mi, dasiräsd'A.
rj'han heid, uns eueres Besuches gewürdigt, ebd. .Tmdni
oder Etwas eke» A. f/ä, keine Aufmerksamkeit schen-
ken, sich nicht genieren Ai». .Und hat ich sin a.'.
nahm mich seiner an. Sti-ltz, 1.519, Heb nf de Vhaiif
ekev A., nimm an, er gelte nicht Z, In A. ha, im
Gedächtniss behalten. Xemct's in A..' merkt es euch,
denkt daran. Äppes in A. min Gr. Einen in A. nä,
ansichtig werden, bemerken BsL. Syn. achten. Eigen-
tümlich: .dass Ir vielmehr auf die [Bedürftigen unter
uns] gnädige a. .schlagen wollet' 17.51. ZSupplikat..
Rücksicht nehmen: vgl. mhd. ein brä [Braue] ze der
andern ,slahen'. — 2. Zeit, Dauer der Wahrnehmung.
Augenblick. In dr A., im Augenblick, sogleich B.
— 3, Mutmassliche Schätzung eines Masses nach
dem äussern .\nsehen, und objektiv: Mass, Verhält-
niss, Art und Weise. Besonders in den präposi-
tionalen Verbindungen in der A. Gl; Gr: Vw; Zg
(durch Missverständniss pleonastisch ( dr Tracht S).
nach der A. Gi.K, oder der A. nach .\a; Ar; Bs; B;
Gr, welche fast zu einer stehenden Formel geworden
sind: a) vergleichuugsweise, verhältnissmässig, d. h.
je nach dem Standpunkt oder Gesichtspunkt der Be-
trachtung. Das i.ft in der A. noch mir wert. Dr
riiriij Summer isch i dr Tr. warmer ifxl am dr hilrig.
,Die Sprü was fast dür weder das Hiew in sin a.'.
verhältnissmässig teurer als das Heu. Stockar 15'23,
Der A. nn isch da-i {iriisxer. Zuweilen scheint der A.
nach nicht oberflächliche, sondern genauere Betrach-
tung und Vergleichung zu bezeichnen BsL. oder auch
nur: in gewisser Beziehung B. — b) in der A., inner-
acht, ineracht BO., indracht BG., ungefähr, beinahe.
Du he.sch's in der A.'troff'e B. Syn. in der BUichi.
— c) Art. In der A. chönnt 's-dr (/'falle B, —
d) bestimmtes Mass der Arbeit, Facht, Ff'acht Ai',
Of d'A. f/o, auf Taglohn = Tayuan; vgl. Acht- Tat/ wan,
-Heuer, -Schnitter, -Haber; P/Iaey-Acht. — 4. Mei-
nung, Ansicht: fna''''J miner A. G. ,Eim yeden wird
sein a. und meinung frei gelassen.' 1563. Fischb. —
5. Achtung, Werthschätzung. ,Si sind in d'a.
chun', zu Ehren gekommen. Rief. ,In schlechter A,
sin', geringgeschätzt, RMan. .[Die Purpurschnecken]
sind in grosser a. gehalten von wägen der kostlichen
färb.' Fischb. 1563. .Diese büecher sind nit in gleicher
a.' 1531, BlB. — Mhd. nhte.
Üb-, nur als Ruf: gib Acht! hüte dich! GW.; Z,
und in den Verbindungen: (). geben, haben; Etw. in
O. nehmen = in Betracht ziehen, merken Bs; B; Th;
Z, und mit Dat. p. : he.sch-der '.« nid in 0. g'no? B,
oder refl. nimm-di in 0. ebd.
Jar-: bestimmte Zahl und Dauer von Jaiiren.
Ochs VI 152. 1.59.
Pflueg-. ,Sü son och [sie sollen auch] ir ]ifiug-
achten tun ze brächet und ze herbst, as [wie] ander
gotshuslüte,' Witn. Hofr. 1344. ,Dass sü son dem
gotshus nun tagwen [Frohndienste] tun. Der erst tag
ist jiflugachte, den tag varn tut man ze brächet.' ebd.
— ^'on Acht o: vgl. Acht.schnitter, -heuer.
achten I. act. 1. mit dem Auge wahrnehmen, und
zwar a) unwillkürlich, also = sehen, erblicken,
bemerken. I ha's nüd g'achtet; er hed-mi''' nid
(fachtet, nicht bemerkt Aa; Bs; B; Ndw; Z; es
■■ichüzlichs Achten, ein schrecklicher Anblick BRi. —
b) willkürlich die Aufmerksamkeit auf etwas richten,
also = schauen, nachsehen, syn. biegen B. Gang
acht! Acht doch! siehe doch! gib Acht! B. Und
acht! und sieh da! bei freudiger Überraschung. Mit
Obj. a) im Gen.: ,Sie werden keiner Gefahr nichts
a.' JMüll., 1661. .Die Amtsleute sollen der Land-
streicher und losen Buben achten', wachsames Auge
auf sie haben. Stettl. 16'26. — ß) im Acc: besorgen.
Chiis achte, Käse einsalzen und reinigen SchwMuo. ; s.
Chäiiachter. — y) m'* .nach': nach Etw. od. Jeni. sich
umsehen B. ~ S) mit , zu': überwachen. Aufsicht
führen. Acht-mer zu mim Sachii, zu mim l'hind! B.
— 2. missbilligend bemerken, sich über Etw.
aufhalten, ärgern ; mit Acc. Ndw. Vgl. animadvertere
in aliim, alqd; .ahnden' = 1) ahnen, 2) strafen. —
3, schätzen, den Geldwert einer Sache. I achte das
SAH rier Guldi Th. ,20 tisch, die acht't man vast',
konnte man zählen. 1576, Neuj. Ant. Z 44, 53, 234.
— 4. ansehen, geistig. E Ding ist wie me's acht',
je nachdem man es ansieht. Silger. .Jeden tag den
letsten achte!' sieh für oder als den letzten an. KMkv.
1674. — 5. meinen, dafür halten, vermuten. So schon
bei Bi'LL. und Forer. ,A1s ich achte.' Hosimn. ,Wie
ich achten oder vermein.' Maler. Jetzt noch in B
und Gr. As i adit, wie ich vermute. Was achtisch
du':' was meinst du dazu, was hältst du davon V BO.
— Syn. schätzen, truwen. — 11. refl. 1. .\cht geben,
bemerken, abs. und mit Obj. im Gen.. Dat. oder
mit Präp. Häst-di niid g'achtet^ B. I ha mi desse
nüd g'achtet G; Z. Das Chind achtet-si sehn nf alles
B ; L. ,Es sei gut, wenn man sich Allem achte und
Acht, echt, icht, ..rlit. n.lit
82
ilcnke, es koiiime von Gott.' Gotth. — 2. Rücksicht
nehmen auf — , sich kümmern , um — ; mit Gen.,
Hat. oder Präp. Er achtet-ni'''' süier nüt, ist ganz
jj'leiehfjultif; gejren ihn B. / achte-mi desse mit, setze
mich darüber hinwejr, tue als ob ich es nicht sehe B.
.Man müsse sich den Leuten gar nicht a.' Gotth.
Absol. : ,Je mehr mau sich achtet, um so mehr thut
einem well.' ebd. — 3. sich in Acht nehmen, absol.
oder mit ,vor' Aa; B; L; Z. Hatis-aclit-si-)iüf, un-
achtsamer, unvorsichtiger Mensch B; Z.
er-: wie nhd. Z. .Es seye wol zu eraehten-, leicht
einzusehen, zu ermessen. Heutelia. .Ein herte eracht-
ung Gottes'. Eatschluss, Schicksal. Fris.; Mal.
ver-ächtlich: 1. act: hochmütig Z. - 2. jiass.:
verachtenswert. Arm ist iii'td rerächtU Z.
Ve'^ ''-acht er: Viehhirte SchwB.
Käs-: der Senn, der die Käse besorgt und auf-
bewahrt ScHW; UwE. Vgl. achtpn I 1, b, p.
Achting: 1. Meinung, Ansicht. ,Nach beläsner
Männer achtung und urtheil.- Cysat. ,Sie waren der
a.' Vai). - '2. Acht. Beachtung. Achtiij! Schlitten-
ruf. .Gewüsse Zeichen und Vorbotten merken und in
achtung nenimen.' 1670, LLavat. — 3. Schätzung.
.Das Evchi Holz ist in grosser a. zu diser zit.' Mev.,
Wint. Chr.
Un-: Missachtung. Axsh.
an-ächtigV achtlos? , Sollich ungehorsam, wider-
spänig und annechtig personen.' Kessl. 2, 345. — Vgl.
aber auch mhd. iiii-ehtic, unangesehen, od. Acht = Art.
ächtlich? ,Man soll den Feind, der minder
scheinet, nit verachten, noch jemand ä. reitzen.'
Denzi,. 1716. 1. '286'-. (1677: .leichtlich'.) = empfind-
lich, merklich V
acht-bar: 1. activ : aufmerksam ,Sch; V\v; Zo".
auch von kleinen Kindern, die schon früh auf Alles
achten B (fi/ji'j-). - 2. passiv: achtungs wert Ap; „Sch;
Vw; Zh." Im B Kanzleistil als Titel: ,Der achtbare
N. N., Pächter . . .'
un- ,SrH; V\v; Zu", üna/p^r 1,: 1. act. a) rück-
sichtslos gegen Andere, grob, unwirsch, ungeschlacht,
tölpelhaft L. — b) , unachtsam auf das eigene
.\ussere, nachlässig, unreinlich im Anzug." — 2.
pass. unscheinbar, unansehnlich von Gestalt, Grösse,
Wert, Bedeutung Z. E uiidditlters MandU, ein kleiner,
magerer Mann Th. .,verkrüpi)elt". .So viel kostens
hat das u. Wasserströnilin der Statt gemacht.' Wfhstis.
Von gering geachtetem Land, z. B. Ried Z. .Des Herren
Altar ist u. und schlächt.' 1.531, Malachi 1, 7. 12.
(1667: .verachtet'.)
Acht-bar-keit: Achtung (pass.). .War in grosser
a.' Wurstis.
acht-baren: wahrnehmen, beachten Ai'.
un-acht-sam, passiv: unbeachtet, unansehn-
lich = »»rtc/i(/OT)' i'. En iDMclitaatii Biirxtli [Bürsdi-
chen] Si'uSt. .Ein unachtsames [wenig bekanntes oder
beachtetes] büechli.' Kessl.
Un-acht-sami f. ,ln die unachtsame schlaclien'.
unbeachtet lassen. Kessl. (Vgl. aus dem Sinn schlagen,
in die Schanze, in den Wind schlagen.) ,Uss Un-
wissenheit und Unachtsame [Vernachlässigung, mangel-
hafter Beachtung] des h. Evangeliums.' Ansh.
acllt, achti: (irundzahlw. Es int fschliid) ttchii.
acht Ulir. Achti, i's Hell much-di! Kinderreini GA.; Z.
Schw. Iiliutikuii I. 1.
Am achti müeiul [müssen] d'Herrc-u-i'n Bad, d'Süre-
H-i's Chäd [Dreck]. d'Buehe-n-i d'Schiiel, d'Meitli iif
de (a'n) Spimtstuel ~ Substant. dns Achti die betr.
Ziffer. Spielkarte.
Mhd. «/((.,. Für das sulbstäudige Ntr. ucben arhii aucli
tuhlü F; i, H aus der mhd. Endtinjr iii.
achte acht, in B achtisch, achtst: Ordinalzahlw.
Der acht ru silie Wise, ein Tor. SuLn. Der Achtist
,die sog. Octave eines hohen Kirchenfestes, z. B.
Herr(j(iltsachtisf , diejenige des Frohnleichnarafestes
(der achte Tag nachher)."
Mhd. uhtK für «cA (-(<■, wofür auch ahtudc, nhiemli:, aber aucli
superl. aihtcxl. Formen, welche noch bei Aushelm begeguon.
Achter m.: 1. Münze im Wert von acht Batzen
Ni)w. — 2. Wein für acht Batzen die Mass Bs; B.
— 3. Wein vom Jahrgang -8 Bs; Z. — 4. Jahjr-
gänger von a. -8, Person, die im Jahr -8 geboren
ist B; Z. — 5. Spielkarte mit 8 Zeichen, son.st das,
die Achti. — ti. Achterli n.: der achte Teil eines
Getreidemasses = '/2 Vierling Aa; B; L. Nach St.
1. Aufl. .,in B der achte Teil eines Masses, das 4 Immi
enthält", also '/e Immi, daher auch c/i/;»' J«»»' genannt.
— Vgl. Echtiwer.
Achti, Achtig f. Uw: 1. die Zahl 8. — '2. die
betr. Spielkarte.
echt <*/< bzw. <^x' allg.. acht Aa; Th, ächter Aa;
Bs; S; Z, ächters Aa; G, ächtist Aa, ächst ^/n
AABruggabw.; Sch, achst. achster AABrugg abw.,
ächterst Aa; Bs, ächtster AaZu., ächtert Bs;
BM.; S; Z, ächtigst Bs: Partikel, in Fragesätzen im
Sinne von: wol, etwa, vielleicht. ,Wie u-ird's mcr
ächtert f/ah?- MUsierl ,Het's mi denn ächterst [etwa]
nit lieh?' Breitenst. ,Bin i ecliterst icu-n-i sett?' bin
ich wol auf dem rechten Wege? fragt sich der Be-
nebelte. Hebel. ,Es nehme sie wunder, ob sie acht
noch gsinnet wärind zu reformieren.' JBreit. 1617.
Auch ä. oder ob ä. ellipt. für sich allein als Formel der
Erwiederung = wirklich? das wäre wol möglich B.
Mhd. eilt, vorkürzt aus irhtit, ahd. cH-orädo, nur (Adv.
zu ikkurüdi, düun, schwach; vgl. , bloss', cig. nackt), besonders
in Conditionalsätzcn = ,weun nur', und so noch in uuseror
ä. Lit. und zwar meistens so, dass die Bedingung als eine
fast selbstverständliche erscheint: daher m-ht auch im Sinn
von nämlich. 1) äcltt, echt: ,Sags herauss. wcyst du esä.':
wenn du es nämlich, wenigstens weisst. 1.531, .lob. (1667:
,auch'.) ,Die Wyen fliegend Wintcrszeyt an warnio ort, wenn
sy ä. nach [nahe| sind.' Vogelb. 15.j7. , Diser fisch ist
gantz änlieh dem egle, ist er ä. nit gantz der selbig.' Fischb.
1563. .Magnus orator est. si uou maximus. Wo er ii. nit
der best ist.' Fris.: wenn er nicht vielleicht —. ,I)ie Limnuit
so gross gsin das ma hctt under den tillinon müssen bruggen.
hett mau o. wellen wandlcn.' Mey.. Wint. Chr. — i) mhi:
,Uas [er] arbeit haben muess, wil er a. den rechten -verstand
der gschrifft harfür bringen, quisquis ...velit.' l.i"26, Zwingli
(neben .ilcht'). ,Er s«ll<' das Bapstthum ufgebcn, wolle er a.
s.^lig werden.' LLav. 1.56'J (diil'ür 16TU ,wann er je wolle').-
.KiKh bei Birk 1.">;!.5; Manuel; in iler Bibid von Iö48. -
3) Hehler; ,.\llcH personen, so sy il. wellten disputieren,
sicher gleit ziiogsoit.' 15'26, ,\bsch. ä. auch bei Miiunel.
e. bei Ziely 1.5'21, «. bei Zwingli. — 4) iuhleii. iiiliUnl '/.
l."i;il. 1.">'2',I. Übrigens bahnt sich schon mhd. der Übergang
zu der Bcd. ,etwa' au: .Stilb', d:u si ehf niemand wende
|hindere|.' Hadloub; und auch .nur' der nhd. Uiugangsspr.
nimmt in lebhafter Frage die Bed. .ilenn. doch, wol" an.
Was die scheinbar compar. und superl. Nbff. betrifft, so lässl
sich unschwer durcli dieselben hindurch die ursprüngliche
zweisilbige Form erkennen: es haben aber auch Cumbination,
Metathosis, Cunsiinanteuausuierzung und -zugäbe gespielt; -< ist
Adif. echt, idit, o, ht, iiclif
84
das geuet.-:iilv. hlit \»-\ WiirstisfU (,Es ist .jt ilen Mi'usrlii.'ii —
seind sie jcht IVlouschi-u unmöglich.' S. 657; dafür ITfiö;
,ftchte M.'!) liernht auf Verniengung mit dem mhd. Pruii. ihl.
Eclltiwfi' 111.: Münze im Werte von 8 Ang.steni.
ltl(j, L, .•<. SKciBss. RG. 2, 277.
Mild, rhlriivr, Aclitor, eiiio bes. Aid. der Ordiualzalil aus
.ar.lit'. Einheit zu unserem Achtor wird das FicjisH (= + Schilling
= '2 4 Angster) gewesen sein. s. d. Vgl. Achter.
Eiclite f., eicht B, eichte B; S; Z, eichti FrS.: Egge.
Ans mhd. eyak, ahd. er/ida. Unsere Form hat mit der
mild. Nbf. ettk die Verschmelzung der Voc. gemein (vgl.
(ietreide ans ijetnyeUe, i/itnigida), hat aber ganz eigentüm-
licherweise in diesem Vorgange den Cons. nicht aufgegeben :
und dieser musste, da c^r sich nunmehr mit ( unmittelbar
berührte, zn fh werden (wie in Tracht von irarjen u. a.):
anders Ei/ile, s. d. Vgl. auch E<j</e.
■ „Straj)-: Egge, welche aus abgestunijiften und
mit einander verbundenen Tannästen be.stelit B."
y. xträpen.
pichten = eichen (s. d.), Gefässe messen S.
/ vielleicht zugesetzt nach Analogie des syn. //(V.//f.ii,
Jarktt-u, ivhtnii.
Icht f.: gesetzliches Mass eines (jefässes. .Das die
ycht gibt.' (JHdschr.
iehten: fachten, messen. ,Jichten'. AclK. 1532.
Meist nur von grössern hölzernen Trankgetassen,
während von kleinen Gläsern pf'ächten gilt Ar.
Ichter in.: obrigkeitlicher Messer der (ietasse,
Eichmeister. .Wenn der ychter in [den Wein] dann
ansticht.' (jHdschr. .l»enselben wein sticht der ge-
schworen ichter an, damit er das vass besechen und
das uiugelt verreclmen könne.' V.w. .Ichter' = Fiichter.
Xv 1650.
Ver-icht f.: Bekenntniss, Geständniss. .Uf ir
bkantnus und verycht.' .IWaun. 1581. ,Der drei Hexen
Verychten.' Büxt. Basl. Gesch. 2, 105. ,T)es Armen
Mentschen gethane verlebt.' 1634, Kyb. Landger.
Von verjehni, statt, des häufigeren Vergkht. I lang, weil
zsgez. AUS Ji. Vgl. Bicht, Beichte, aus bejiht, birjicht, von hrjehm.
iehtig: 1. von Personen, geständig UwE. ,Und
dessen nit y. wäre und begehrte sein Unschuld an Tag
zu bringen.' Ldb. AclR. 1585/1828. - '2. von Sachen,
zugestanden. ,Was der kleger oder ans]irecher be-
zücht und i. macht, soll der Schuldner iitiichtig sin ze
bezalen.' 1508, <_)rt'n. Bünzen (wechselnd mit j/ichtifj').
.Ichtige schuld.' ebd. — Für jichtig.
Ichtigung: das gerichtliche Verfahren, einen An-
geklagten zum Geständniss zu bringen. , Peinliche
ichtigung', Spezialinquisition, strenges Verhör. B. 1,
161. ■-- Von mhtl. ivMlgen, cjichtUjen.
icllt: Etwas; als adv. Accus.: in irgend einer Weise,
irgendwie, etwa. ,Wird des Gutes icht verkoufet' (_)ffn.
1459. ,Der krieg ward gericht [beigelegt] ee und [be-
vor] die büchsen schussen icht' [irgend einen 8ehuss
taten]. Lenz, Schwab, ,0b man dieselben icht ver-
neraen und befragen sollte' (irgendwie, etway). B 1462.
- üt ApRChr.; Ars. 4, 237.
ichts, üts: eigtl. der Gen. des vorigen, abhängig
von folgendem icht: ichtes icht, Etwas von Etwas,
d. i. irgend Etwas (vgl. Nichts aus nichtesicht), dann
alleinstehend gebraucht. .Wider si darf keiner ichts
sagen.' Soh.idk, Sat. ,0b er ichts wüsste.' Wukstis.
Zuweilen auch mit Ergänzung der Negation aus dem
Zshang = Nichts: ,und ichts nieer ze geben schuldig
sin,' Kessl. ÜtH rechts, nichts Rechtes Ar. Ütz seit
dem XIV. bis ins .\VI. : .Weler wellet [wähnt] das er
ütz sig, so er nütz i.st, der betrüget sich.' Gäl. 6, 3.
Ebenso häutig die vollere Form ützit. Edlib.; Bib.
1531. ,So gaben si doch nütz das ü. wer'. Nichts das
Etwas wert gewesen wäre. GHdschr. und noch 1765:
,dass die Frau ützit für den Mann zu bezahlen ver-
sprochen hätte.' L. ,Utzid.' ZwiN(ii.t; Mkv. Wint. Chr.;
RWaltii. .Ee dann yemandts noch üzid von Luthern
gehört.' Bull. ,Nit wollen das die weyber ützid thätend
on jre vögt.' Fris. Ützig Arg. 1861, 88, und einmal
ützigs: ,und sonst ganz kein ander gespräch mit dem
H. gehebt noch ü. gehandlet.' Act. Strickl. Näher
dem Mhd. ihtes iht .steht die Schreibung ichzit (z für
ts): ,Wir können nit achten [finden] dass si i. anders
gehandelt habint.' 1530, Strickl. .Wäre auch, dass
yeman hinder dem andern [bei einem Andern deponiert]
ichzit hett.' Unoth 20. .ichtzid.' Vap. .Hätte ein Ehe-
frau für ihren Mann üchzit zu geben.' Mellingen
1624. Mit )i, aber ohne ch: ,ob wir iutes iut getan
hätind.' Alt. ZChr. ,Etzit anders.' Capell. Pilat.
Mhd. iht verkürzt aus iiht, ahd. io-jrlht, je (irgend) Etwas,
oder auch direkt abstrahiert aus dem (4egens. ni-iriht, nicht
Etwas, Nichts. ii( usw. erklärt sich ans iwiht mit Vokali-
sierung des w (mhd. in =. ü), und Ausstossuug des h (vh) ;
ij st.att d in 11(2(1/ wie in Alnrj neben Aliid, Abend.
Üecllt. Nur in dem Comp. Uechtland, dem alten
Namen des Landes, in welchem die Schweiz. Stadt liegt,
zum Unterschied von Freiburg im Breisgau. Im Mittel-
alter soll auch derMurtenseeUechtsee geheissen haben.
In Urkunden des XIII. XIV. lirht-, einmal auch Oucht-
land, und so noch im Id. B., mit der Erklärung .Ostland';
bei Vad. yihht-, bei Forer yi'mhtluiid. Die zahlreichen in
der alten Heimat der Alemannen bezeugten Orts- und Flurn.
zeigen alle die Form Ucht oder Aiichl, anf dem Gebiete von
Seh auch (Wht; s. Birlinger, Alem. 1, 167 if., wo auch
mit Recht das anlautende ^V aus der stehenden Verbindung
,Frihurg in U.' erklärt wird. Oucht. Aiicht beruht auf der
später herrschend gewordenen , vereinzelt schon früh vor-
kommenden Diphthongierung von u; eu in Eiichtt-idnnd (Urk.
des XV., bei Schmeller) ist der Umlaut dazu. Wir gelangen
somit auf ahd. vohta, got. uhtvo, Morgenfrühe, nur dass wir
zur Erklärung des Umlautes (üc) der Schweiz. Form eine
Nbf. uohti und ferner voraussetzen müssen, das ch habe zu
dem vorangehi'uden Vocal einen Zulaut entwickelt wie in
füecht tür /{icht, feucht, udgl.; zu ahd. u. nicht zu im stimmen
auch alts., ags. nhta, uhtc, und wäre ii nicht laug, so müsste
im Got. au stehen. Weil in der Morgenfrühe das Vieh auf
gewisse Weideplätze getrieben wurde, ergab sich die Bed.
.Weidezeit' und , Weideplatz', während in Westfalen und
Scandinavieu das W. auf den Gottesdienst in der Frühe an-
gewandt wurde. Das W. viel!, von der Wz. w;/, welche im
gr. ÖY-poj, lat. uvco (ugveo), (h)ümidue, Feuchtigkeit be-
zeichnet, im Geruuiu. also möglicherweise die Zeit des Taues.
Die Beziehung auf die Himmelsgegend ist nirgendsher belegt
und würde gerade zu der Bestimmuug von Freiburg i. B.
nicht passen; überdies ist das W. auch anderwärts verbreitet
und schon deshalb fallen auch die mittelalterlichen Namen
Ohtudcmjcs (Avonticum) und Nuithunia nicht in Betracht.
ichzit, üchzit s. ichts.
aclizen: ächzen. ,,\chtzen, geniere, als under
einer schweren bürde.' Mal. ,Sütftzend, achtzend und
schmachtend.' Z 1617. .Geraere, seuft'zen, ächzen.'
Denzl. 1716.
Vou der luterj. ach: gebildet mi( der hitiMisivbilduug
Mllld. 'Czcn. Mhd. ächzen, cchzcti.
aclizgen GStdt, ächzgen Bs; B: ächzen.
Erweiterung des vorig, durch einen nach z beliebten Zusatz.
,Dz er — jämerlich achtzge wie ein verwundter,' 1531, Ezech,
85
Ad, ed. iil
86
Ad, ed, id, od, ud.
\s:]. auch die Gruppe At iisvv
Aili „HO."; ZKii.; Adelheid.
Ad ZKii., .Ada BO
Adiili .s. Adeli.
Adam: 1. Name de.s ersten Mensehen. ,Mit
A. sich wollen rechtfertigen.' JJHott. 16(36. Der alt
A. kht cisder no^'' L. A. iss! Suli;. Vnn Odem und
Er<( (her) af'öh L; ScH. Liyiied A. und Era |24. Dez.]
im Clile. se frnrcd «' z'Ostere im Sdwe: grüne Weih-
nacht, weisse Ostern Schw. — 2. Taufn., in der Um-
gangssprache Adrim öl, a'dem Sch, Adum Sohw Odam
/.(i, Odem L; Sru, Adi Bs; FMu. Dimiu.: Adeii FMu..
Odeli li, (MJi Ap (ö^)\ Th. Mit vergröberndem Aus-
laut und eingeschobenem r: Artscli öl.
Den Text eines alten, aber niclit «rspr. schnei/. Vollis-
spiels, .4. und Evu, gibt T. 15. — Vgl. Örti.
ade Ap; öRh. u. To.; Th, äder, ädig, ände, äda
(ä nas.) Ap, andig Ar (ä); öT. : Adv. immer; meist:
immer bisher, selten: immerfort; jeweilen. alle-
raal; ehmals. Von äda, von je her Ap. Von ändern
her, von alten Zeiten her, altAp. Seb ist no äda g'se,
das war von je her so Ap. ,Ahndem [alle Tag] weh,
stirbt nicht des eh' [desto eher]. Kirchh. Spr. 240.
Die Länge des a ist eine unechte , muss sich also erst
vor der Consou.intenverbindung nd entwiclielt und tw. das
n aufgesogen haben; nnrfc usw. aber dürften blosse Spiel-
arten zu aide (s. d.) sein, indem in diesem bis zur Unkennt-
lichkeit verstümmelten W. dann noch Liq. mit Liq., und was
nur noch wie Endung aussah, mit anderen Endungen ver-
tauscht wurde.
„Äde ni. : Vatersbruder". Sf*.
Zu ,Eid.^m' Tochtermanu; Schwiegervater. Oder zu Alt,
wie ,Yetter' zu ,Vat*r'?
Adel. Das wird dir den A. nit (/'schände! d. h.
deiner Ehre keinen Abbruch tun ör. Er ist vn dem
A., wo d'Nase am Ermel wuscht, roher Bauer L.
Sprichww. bei Sulg.: Wer will öppis ha z'schaffe, de
strlti mit A. und Pfaffe. De nühache [neugebackene]
A. rergisst, wie d'Lüt lieissed. A. uni Tuyed ist en
Ei mii Dotter. Der A. wacht d'Chlöster rieh und
d'Chlöster mached der A. arm.
ün-: unedler, gemeiner Mensch öl, ö-adel, schlim-
mer, schlauer Mensch Ar. - Vgl. Unflat.
Stüden-. ,Hetten die puren mynen sinn, [sie]
richten den st. hin' [würden ihn vernichten]. Lenz,
Schwabcnkr. 109''. Niederer Adel, der die Bauern
nur um so mehr plagte, je näher er ihnen standV -
Vgl. Kraut-, Stiiden-, Strohjunker.
adelich: stolz. Das Jiimjiferli ist a. Tu.
Mild. ndMiih und mit irriger Rekonstruktion »deidicli. So
auch bei Ziely: ,gar ndenlichen getanzet' und bei Vad.
Adel: Adelbert U.
Adeli u. <id,j:: 1. Adelheid Scu; Z. 2. Drei-
faltigkcitsblunie, viola tricolor \,. öSa.; auch
Sammet-.
Adelkeit: scheinbar der Name Adelheid, aber in
e. Rätsel = Kochherd, Fleischtopf. B. 1, :M'2, :U.
Übrigens vgl. FdJket, Faulheit u. a.
Adelbatiidel ör, Adenibadädem, .Adibudädi.
Ädibudi Z: Name des Kies (ölasesV) im Volksrätsel,
s. B. 1, '261. - Syn. Anneliudadi, Hadailihndndi.
Ädere" f.: 1. Blutgefäss, besonders Schlagader,
Vene. So in der RA. z'Äder (z'Ödere Bs; S) lä, zur
Ader lassen, 's tvär em Narr z'helfe, we-me-n-em
die recht 0. traf. Sülg. Eim z'Töd z'A. lö, einen
am Aderlass verbluten lassen, was nach dem Aber-
glauben bei gefährlichen Krankheiten auf amtliche
und ärztliche Anordnung geschieht öA. Däm [diesem]
sott-me mit-em BielÖri (Holzschlegel) z'O. 16 mid 's
Löchli nit verschoppe, von Einem, dem man die Sache
nicht verständlich machen kann S. Jmdm z'O. lö, ihn
ausbeuten, syn. schröpfen. Dem Gäldseckel z'A. lä, viel
öeld ausgeben Uw. Ödere wie Hülsig (Stricke), wie
Wärst Ap. Weil das Blut als Sitz der Seele und
Medium der Erblichkeit seelischer Eigenschaften gilt,
kann A. auch eine einzelne solche Eigenschaft be-
deuten, z. B. 's ist l'ei Öderli giiet an im. Er het liei
bös Äderli, ist durchaus gutmütig. Er hat Icei Ö. vo
sim Vater. Er hat en Ädere vo slm Vater, schlägt
ihm nach B; Gl; Z. Kei Ädere vo (zue) öppis ha,
keine Anlage oder Fähigkeit dazu L. — 2. Faser.
jAderle = flbrje.' Mal. ,Von kleinen äderlinen oder
ziserlinen so im fleisch sind [ist das fleisch dieses
Vogels] aderecht und hart.' Vogelb. 1557. ,Ee alle
äderen ussziechen lassen, dann sollichs bekennen.'
Kessl. — 3. Sehne, Bewegungsnerv S; Z. ,Se lang
ich lebe-n und en 0. rod.' Siriz. Das Büebli cha l'äs
Öderli still ha, ist sehr regsam, lebhaft ZG. E fäli
0. regt-si erst z'Nacht, der Faule will zu spät an-
fangen zu arbeiten. Am Samstig reged-si"'' die fideii
Öderli Th. ,A1s du an dem crütze hiengt mit kranken
gelidren, mit zerdenten adren.' Jac.Amgrund. .Doch
muostu heft'tig anheben, vnd alle adren strecken (ner-
vös intendas), das dir dann vast nutz sin wirt den
müessiggang zuo vertryben.' Zwingli 1526. ,Mein
Nacken ist ein eiserne Adern, und meine Stirn ist
Ehrn' [ehern], 1694, JMey. ,Wann die äderen und
nerven des gemeinen besten verlämt und abgeschnitten
sind.' Klingl. 1688. , Einen gar zu todt geschlagen,
dass er kein Ader mehr gerührt hat.' 1712, öespr.
Ammei. - 4. Empfindungsner v. 's bös ö, chibig
ScHW, tumm, törchiig Z Aderli, der beim Anstossen
besonders empfindliche Ellbogennerv. Einem a's h. 0.
ane cho", Jmdn an seiner empfindlichen Stelle be-
rühren, auch flg. Syn. Narrenbein, Klin-EUbogen. —
5. Ader im Holz oder Holz mit bestimmter Art von
Faserung(V). ,Dass man nieman Frömder von der Stat
enkein Adern sol ze kourt'en geben, wan was Adern
Zürich iallent, die soll man unsern Snetzern [Holz-
schnitzern] geben ze koutt'enn.' 1348, Lauft'. 2, 109.
Mhd. adrr und adi-> stark und schw. ; iu unserer Spr.
nur das Letztere.
Atem-: ,Fistula spirilalis, Atheniader am Hals.'
Denzl.
Fuer-: ,Von einem zeuglin zum ;inderoii hat es
ein einzige fuerader.' 1562, Tierb. 21'.
Aiw = Nahrung, also: Blutader':'
Furz-: unbedeutender MeiLsch L. Vgl. H'(/<7i-.,4.
Fisel- s. Hoss:
Klaclis-: .Nervus, S]iannadcr, Sciiuader oder
flachsader.' Fuis. ; M.vu.
/•'(»p/i» = Flechse, Suline, s. Schuiell, : Hr. \VK.
87
Ad. i'il, id. nil. ml
8R
Frauen- s. J^eher-A.
Hül-: HohlaJer? Per Affe .soll vom Menschen
ver.schieden sein u. A. ,ani fünften deuniling der hin-
gen, welcher die hüladeren understützt. dessen der
Mensch manglet.' 1563. Tierb. II. b.
Hals-: 1. Luftröhre, Gurgel, aspera arteria
(WSchkrer). — 2. Halsstarriger Mensch. .Von
vilen ruchen, groben, blinden, ver.stoekten . harten
lialsadern, die sich ee tiJden liessend, dann von irem
Antiehristo stundend.' l.'jti.i, WKlaarf.u.
Ader f. Mensch wie in furz-. Kih-, Wi-rrhäd'r inni varl.
(leiz-hals.
Kib-: Zornailer. ,Kvbodeni, die 8tirnadern, die
im Zorn aufschwellen. — Kyboder nennt man auch
einen zornmüthigen Menschen; I'im. Kyböderlin.'
Spreng. -- Vgl. '»■ cliihiy Aderli.
Gekriis-. ,Mesaraica8 vense, Gekrösaderen, Milch-
aderen.' Denzl. 1677. 1716.
Leber-. ,Vena axillaris, die leberader im arm.-
An andern Stellen: ,vena basilica, vena cava.' Denzl.
1677. 1716. ,Lebcrader, Median, Gemachten. Frawen-
ader, Sporader.' L l.'')94.
Luft-: ,arteria'. Mai.. .Schlagaler'. Spreng. Vgl.
Luftlässi.
Milch-: am Euter oder am Bauche der Kuh hervor-
tretendes Milchgefiiss Ar; Z. Die aus den Milchdrüsen
zurückführenden Blutgefässe, welche bei einer guten
Milchkuh dick und reich verzweigt sind. Tschl'di.
Eine gute Kuh müsse .hervorliegende Milchadern'
haben. Steinm. 1804.
MÜS-. ,So haben sie etliche maussadern, die zu
end des schinbeins aufschiessen.' 1563, Tierb. ,Under
der uochsen des äffen flndt sich eine Mausader.' ebd.
, Mussaderen', ebd. - (Mus = Muskel?)
Nerv-. ,Der ganz leib ann [an den] nerfadern
schwach und aufgelöst.' 1563, Tierb. ,So er [der Ochs]
hinkt von schmerzen wägen der nerfadern oder span-
aderen.' ebd.
Puls-. .Der Doctor greif ir die bulzader.' Man.
Brunn-: Quelle (von Trinkwasser). .Die brunn-
aderen und wasserquellen.' 1531, Jer. 18. 14. ,Sie
eröffnend die brunnaderen.' Tierb. 1563. ,Eine reiche
und überttüssige brunnaderen.' JHott. 1666. ,Das
Brunnwasser von zweien Brunnaderen aus dem Graben
herfür geleitet.' Grimm, Chrou. Auch tig. : .Man soll
der Armuth auf die Brunnadern dringen, um hier zu
helfen.' TTobl. 1844. ,Dise laster sind brunnaderen
viler bösen Dingen.' LLav. 1584. ,Brunnadern' noch
als Ortsname in G und bei Bern.
Eoss-. , Aderen an den füssen [der Rosse], so
fiseladeren genennt werdend, von etlich Rossaderen.'
1563, Tierb.
Sig-. ,Ureteres, Sygäderle, die den harn auss den
nieren in die blateren sygend', in die Blase seihen.
Fris.; Mal.
Senn-: Sehne. , Nervus'. Mal. ,Für die senn-
aderen, so im auf dem gnick verhärtet und umb-
getriben warend.' 1557, Vogelb. ,Die verstrupften
sennadern bringt diss zerecht.' ebd. Aus .sennadern'
verschiedener Tiere werden .selten oder schnürlin'
geflochten, ebd.
Schlaf-: A. an den Schläfen Z. ,Wie-n-er [zum
Laclien] '.* Mfil rerzert inid Tvioiipf üherrhiiiint hm
Schhffiäre ziie.' Stutz. .Tempora cava, die schlaaff-
aderen am hanpt.' Fris. — HiUnf also = Soliläfe.
Schrank-. , Etlich äderen ob dem knüw [der
Rosse etc.] innerthalb werdend von den Teutschen
schrankadern genennet.' 1563, Tierb.
Spalt-. .Das frisch holz zwischen den S]]alt;idern.'
Denzl.
Spann-: 1. Sehne. Flechse L; Nnw; T». .Krumb-
hals. dem das haupt hindersich starrt von wägen der
ver-strupften spannaderen.- Mal. .Es sei an spann-,
maus- oder pulsaderen.' Tierb. 1563. Kinder sollen haben
,beine voller spanaderen.' ebd. .Dein Volk, o Zürich, ist
oft von Potentaten geliebet und die spannaderen und
.stärke der armaen genennt worden.' KLiN(iL. 1688.
,Die Spanader der geistlichen Disciplin.' Wurstis. —
'2. Ferse mit der Achillessehne Gl. — 3. Schenkel
GuVals. — S. Fhichs-A.
spannäderig; 1. von Krampf befallen. , Heilt
brochne. verzogne, spanäderige glider.- Tierb. 1563.
.[Die Schweine] werdend auch zuo zeyten s]ianäderig,
so sy sich in kalte wasser werft'end. alsdann sterbend
sy zuü band.' ebd. — 'I.^ye-nderi;/. .Die sjjannäderigen
und hautigen Theile [des menschl. Körpers].' Mikalt
1697.
spannaderen: einem weidenden Tiere das Bein-
gelenk (die Hachse) grausam aufbinden B.
Spor-. .Fltlich äderen bey seyt am bauch [der
Rosse] so sporaderen benamset werdend.' 1553/83.
Tierb. S. auch Leiier-A.
Den-. , Sonst hat der äff ein dängeäder, der sich
bey dem rist eynbügt und eben die selbig dänader ist
am menschlichen fuss nit zu finden.' 1563, Tierb.
Werch-: arbeitsame Person Bs; B; L; Z. ,Brachia
operosa, die fast arbeitend. Werkadern.' Fris. ..arbeit-
sam leut.' Mal.
Zug-: ,Die teil des leybs so dick sind als walden-
wachss oder wie man es sunst nenn die zugadern.'
Tierb. 1563. .Derwegen die grossen trincker das pärlyss
[Gicht] so gern überkommen, da inen der weyn die
zugadern zerfässlet.' ebd. .Der Esel hat ein mauwechte
[fleischige] brüst voll zugaderen.' ebd.
ader-echt, ader-achtig: faserig, von Fleisch,
s. Ädere ä und vgl. ge-äderig. .Lacertosus, aderachtig,
stark von armen.' Fris.
ent-äderen: der Adereu d. i. Sehneu berauben,
durch Zersehneidung der Sehnen lähmen. ,In irem
mutwilleu habend sy einen ochsen entädret.' 1531,
1. Mos. 49, 6.
Ge-äder, Gäder; Gäger n. (m.): Gesammtheit.
Verzweigung, Geflecht der ,Adern'. 1. von Sehnen
oder Flechsen durchzogenes Fleisch; die Flechsen,
Sehnen selbst. Zunächst mit Beziehung auf Essbarkeit
des Tierfleisches allg.. aber auch auf den Körperbau
des Menschen bezogen: G. haben = stark gebaut, kräftig
sein Gl; L. ,Vincula membrorum, die nerven, oder
das geäder.' Fris. .So vast im [dem Affen] sein geäder
und glenck zuo lassen, laurt't er den böuinen zuo.' Tierb.
1563. .Die Armben und das Geäder nackend-, brachia
et lacertos, d. h. Unter- und Oberarm. ÄTscuuni 1550.
.Aponeurosis. das geäder der fleischmauss. die mauss
iiin fleisch.- Denzl. 1677 u. 1716, also Muskulatur, eig.
der Übergang der Muskeln in Sehnen. — '2. Wurzel-
sreflecht im Boden GRVals. — :'.. zälier Sclinee
A(i. od. id, od. ud
ÖO
GRSplügen. - 4. Die Knmiiel und Biinder um die
Gelenke herum Bs; Gl; Z. Auch die schleimige Ober-
Hache des Fleisches Bs.
Die der Ktymologie eiitsiirechcmle Form mit k (aus (/-)
und dem richtigen Umlaut zu a künnen wir mit Siclierheit
bloss aus Z (^■ä-ikr) und B; U (kädtri nachweisen: vielerorts
wurde der Vocal verkürzt und vielerorts der Anlaut ij als
stannuhaft behandelt, also erweicht. In Ap neben Gäder auch
Giiijir, nüt Assimilation des d an </. Diese letztere Form
männl.. wie auch Gädn- in L t. ~ Die ii. Spr. versteht
untiT .(ieäder' noch richtig .venae'. Fris. .Das Lcügker bad
hiltf|t| dem krämpffigen geädpr.' SMiinst. l.>4fi u. lOäS.
[>ie Sehnen. Kiiorjiel . scheint sie mit dem Attribut weiss
davon abzuheben. .Welche |Catarrhi| nicht den rechten Weg
gehen, fallen dem weissen Geäder oder Kerveu nach.' JZicgl.
1647. , Nutzen der warmen Bädcren für das von N,itur kältere
Weisse Geäder, für Gutschliig, Lähmungen, vnd dergleichen
in dem Weissen Geäder residierende Affect.' SHott. 1702
= Lymphgefässe? BeiAnsh.: ,Dass von Yerstrupfung ihrer
magen und gäder sie die spys nit nudir mochten verschlysscn'
scheint Gedärm gemeint. -- .\bl. (ludtreite) f. — S. auch
(läder.
In-: Eingeweide, der Fische. Otfn. Laurt'en. ,In-
giidef. XV., BiRL. Koehb.
Mhd. iti'jedere, ahd. inädiri. Vgl. mhd. dilrm = Eingeweide.
Den- s. Ben- Ädere.
Ge-ädcreeh n. l-^d^r^di = Geäder L.
ge-äderig Adj. l-äderi(/ ; 8oH (jo^derig; Bs yrdtriij :
1. „von Geäder durciizogen. flechsig, von Tierfleisch,
welches darum wenig geniessbar ist- Sch. — 2. „sehnig,
niusculös, kräftig; vom Körperbau eines Mannes Bs".
ge-äderlct: viele kleine Adern oder aderähnliehe
Streifen besitzend, z. B. Gestein Nnw; Sch.
ilder {'(-): oder GWsst. ; SenwE.; ZHorgerberg. —
.\uch mild, oder neben oder.
Ädere" s. Ätere". Ade.x s. Eidechs.
Advokat apßkat Sch, a/fikai Bs;Gr; Z, aßk/at ScHW;
Z (auch -(/-/), ((/ßikal Bs; B; G, dßikal Aa; Bs: B, a/rikal
BsL.: Fris. erklärt etwas schwerfällig_ und unsicher:
.Advocat. fürspräch. beystender, ist ein beschirmer der
Sachen [d. i. Streitsachen, causs]. welcher die zweyfel-
hafftigen und irrigen [streitigen] sachen entscheidet,
und darinn radt gibt, die gefallen wider aufriehtiget,
die versaumpten erholet [nachholt, wieder hervorzieht]
und mit rächt beschirmpt.' — Die BsGeriehtsordn. von
1719 bezeichnet den A. als gelehrten Keciitskundigen
gegenüber dem aus den Richtern oder dem Publikum
genommenen Fürsprech. — Die Gerichtsordn. v. Sciiw
183ti bestimmt, dass der A. vor Gericht in ehrbarer,
wo möglich dunkler Kleidung und mit dem Degen
erscheinen soll (den bis auf neuere Zeit auch die
Oberrichter in Z trugen). — Die BGerichtsordn. von
1821 unterscheidet die A. in Fiir.ijirccher und Pro-
kiirntoreii. Der .\. im Volksleumund: Zungenfertig-
keit: D'A-e chönned eiiii 's Wort im Mid verdrnje.
Es Mal ha" wie en A. Streitfertigkeit: En (juete A.
en böse Nächber. Unersättlichkeit: En A. fri.ist e Boss
vor-em Morijebrod. D'A-e fressed Geld. En Hafe voll
Schmalz [gekochte Butter] mit-eme Chäs 'deckt ist was
de-n-A-e (fschmikkt. Gewissenlosigkeit: Was en A.
tuet, das schämt-si de Tiifel nu «'denke! Wie
mached's üsri A.? So niached. si's. Si stiind halt hinder
d'Stubetür Und i/end de Liite d'W(n-t letz für, So
mached si's! (Aus einem Lied ü. d. Stände.) Überzahl:
E.f hat wP A-e as rot Hund. Trutz dieser Eigen-
schaften miies-me [soll man] eni Dnkter [dem Arzte]
und em A. viit rerschn-'ige, zumal er auch ein Mann
ist, der eifrig nachdenkt: du stirrist ase wie-n-en A.
Sti'tz. - Zu Aflikaf vgl. aflen?
Adi m.. dini. Adeli: 1. .\dam Bs; FMu. — 2.
.Vdrian W.
.\di f., n.: Adelheid ZLunn.
ädi: Interj. des Spottes ScuKirchh.
adia s. nach und nach.
adie! adk Aa; Ap; Bs; BM.; Z, adi-)', <idiß Ndw.
.1,;/ Kdrspr. Bs ta); B (d), »de Aa; B; L; ZKdrspr..
ridf: ZKdrspr., ndifi AaZu. ; Bs: adieu! Gruss; meistens
beim Abschied, in BsStdt. auch bei Antritt und Be-
gegnung. A. s(((/e, Lebewohl sagen; auch mit Bez.
auf Sachen. Dr Welt ade säye, ins Kloster gehen L.
Adie TPc/f, i yany ins Tirol! S. ,Saluteni diccre foro,
ilem gerieht Ade sagen oder gnaden, sich nit mer in
geraeine [öflFentliche] gschäfft geben.' Fris. ; Mal. Anere
[einer] Sach Adje fynet Nacht) säye, sie für verloren
halten. Silg. A. mache, förmlicli Abschied nehmen,
lil oder mit Freunden B; ZDättl. Ade mache, von
kleinen Kindern, mit den Händchen winken Z. Adie
yä, von kh Kindern: spazieren gehen oder fahren Aa;
Ap; Bs; Z, weggehen B. Bi.ft adie y'sl? bist du spa-
zieren gegangen V Ap: Z. Adije iiä, Abschied nehmen
Ndw. A. u-61! oder a., lebfet) irol! B; Z. Übertragen
als Ausdruck des Erstaunens: a., iez han-r'' Zit z'go"!
Spreng (jetzt weiss ich nicht mehr, was ich sagen soll).
Bei Weissenbach 1701. 1702 adiu, welches der Grundf.,
frz. adieu, nahe kommt. — Syn. dede.
adieiiil adiemi: ein sehr gebräuchliches Spiel der
Kinder, ein Wettlauf. Das zuerst ans Ziel kommende
ruft a. BsStdt.
un-ädig oii&di'j Ap, unütiy G: unfreundlich, unan-
genehm, widrig, vom Wetter A"; unwirsch, wider-
haarig, mürrisch, unverträglich, abstossend Ap; G.
Da in Ap MA. die negative Vorsilbe auch vor Voc. nackt
ö lautet, muss mau wohl abteilen u"-imtiy, was sich nicht in
eine Nat will fassen lassen; vgl. das syn. xt"and, was sich nicht
will sieden lassen, d für ( wie in Rad, fViai/|Kot| u. a.
Adigstät n. : Attestat, eine Ausweisschrift, ein
schriftliches Zeugniss AaL.
Fremde Tennis wird gerne erweicht. Das W. scheint als
Compos. mit O'ntat verstanden zu sein.
adile-i: Schlittenruf; weiter gesponnen: A.! d'Chat:
liäd ricr Bei! ZAff.
Adle o(». {.: Adelheid Z.
Aditant: Adjutant Z.
Adler m.: 1. Lämmergeier Gl; GG. Alpina ISOti,
170. Vgl. Gir. Es sitzt en A. nf-em Tach usw. Spiel-
reim bei RoeHH. No. 225 a. 2. Reichsadler? als
Wirtshaussehild. 3. Euphemistisch. Triff- mi
in A.! grobe Abweisungsforinel BsL.
, Enten-: der die enten erwütschet. a(|uila ana-
toria.' Mal.
Mies-: Die eine Art des Weissfelchens oder der
grossen Maräne, Salnm manena; zum Lfnterschied vom
Sandfelchen so genannt, weil er auf moosigen Stellen
laicht. Bodensee. Hartm. 1827.
Hut eig., wie die Syn. -If/c/fisch. ,tr/»(felchen. .■((/./«perle
zeigen, mit dem Vogel Nichts zu tun. Zu .ViV» vgl. den syn.
Namen Knit1nd,h*-n.
9i
Ad, ed. id. (m1. Uli
92
Adlez tidirta m. : Atlas, Satin, eine Art des Seiden-
gewebes Z.
adlig s. artlkli.
ab-ädmen s. ab-ebnen.
Ho schreibt unser Gewährsiiianii , ein Philologe, statt
-i-'Inneit mit iilicl aiifrehracliter Relionstruktion von d für h.
ver-adinodieren : verpachten. ,Weil das Verkaufen.
Veradmodiren und Verpachten der Milchan die Sennen
eine verderbliche Sache ist, .sollen alle Adraodiation-,
Pacht- und Verpachtungen der M. verboten seyn.'
177.S, Z. ,Admodiator', Pächter. 1732, Bs.
Adresse adi;.fs«r- iii. ÜRVal., Adressi f. Ndw.:
Adresse.
adrett: gewamlt. Hink Hs; Siu: Z. \om \t. addriiin
(t'rz. admit).
Adl'io (n.y m.V): kreisförmige Wurst ins Netz ge-
schlossen (statt in den Darm). A. und Söi(brägel.
beliebte Gerichte im Wirtshaus BStdt.
Anders B, ü'dcra BSi., Näuderis S, Gaudcr UwE.,
Gäuders gä'dfi-i B oSi., Gudere UwE.: ä'-B;S;Uw,
in- BSi. (jä" = zu Grunde gehen, in Verfall geraten,
nur von Sachen, z. B. Esswaaren, einem Bauernhof udgl.
,'»■ yeü alls in üiiders. omuia ad ruinam vergunt.' Id. B.
Bair. ,in Oders gau* niuss auf lundeiiteiider Anlehnung
an ,ödc' beruhen, wie unsere Formen mit g- viell. auf einer
solchen an yüJen, geuden, wenn sie nicht mit ge- zsges. sind.
N- durfte aus der Prä)!, in herübergezogen sein, obwol gerade
die Form A'äudrrig uns nur in der Verbindung mit der
Präp. ze bekannt ist. Obwol die Voe. au (äu) ; ii sich deutscher
Ablantsreihe fügen, dürfte doch hier ein fremdes, vou Anfang
an nicht recht verstandenes W. vorliegen. (Simm. ü^ = äii).
Ed s. JErcle. ede s. e (c denn).
edel : .I>as edleste Fleisch auss allen Geschlechten
der Albulen haben dise, von welchem sie den Xanien
bekommen Edel.' 1061, Cvs. Jetzt nur noch in den
zsges. Namen von Tieren und Pflanzen zur Bezeich-
nung vorzüglicher Qualität einer Art.
nüw-: aus neuem Geschlecht, erst vor Kurzem
adellich geworden, im Gegensatz zu echtem altem
.\del. Ansh.
Edeling m.: Edelmann, Adellicher; junger Mann
von Stande. .Edling, der — Jüngling von edlem bluot
här, von adelichem stammen.' Mal. Die Thurganer
beschweren sich 1-j25, ,dass die Edling vnd Waidlüt
mengem bidermann grossen schaden zuegefügt haben.'
, Seine besten Edling, die mit jm von Jugend auf er-
zogen warend.' \h'M. I. Maec. 1. Edlib. (nach Nennung
zweier Grafen) : ,und ander vil edling.' .Fürsten, Grafen.
Fryherren, Ritter, Edeling.' Ansh.
E. früher nur ein Mann von hohem Adi'i; .Eilelknccht'
ein .\spirant auf die Eitterwürde.
edelieren: in den Adelstand erheben. .Conrad
Gässler gebohren von einem stattlichen Adel, warendt
erstlich Freyherren, wurdendt darnach wider edeliert.'
Cysat.
edes s. e (e dassj.
Edi f : Eduard Aa; Bs; Z.
„edig: Adv. einerlei, gleichviel F. — Aus ehiding."
Edikcr s. Ettike. Edle s. Erdh, Erle.
Eid: 1. In Verbindung mit Verben. 1) Einem
einen E. geben, a) vorlegen, vorsprechen, schwüren
lassen. ,Ju.sjuraiulum exigere et reddere, Eim den eyd
gäben oder den eyd von eim lorderen.' Fris. ; Mal.
,0b einer oder me werent, die dem, so inen den eid
gebe, die werte nit nachspreche.' 1411, BsRq. So
auch mhd. — b) einen (verlangten) E. ablegen, leisten,
schwören. Manuel -367 u. So auch mhd. — c) Manuel
sagt 217, .30, die Messe sei schwer angeklagt und es
sei zu besorgen, ,man werd iro den eid von knechten
geben': sie werde abgedankt werden wie entlassene
KriegsleuteV — d) Einem Etw. in den E. geben: im
Eide einbedingen, eidlich auferlegen. ,Es ward küng
rudolflfen in sin E. geben [Ostreich wieder an das
Reich zu bringen].' Bossh., Wint. Chr. — 2) den E.
weggeben = erlassen. Ein jugendlicher Verbrecher
wurde i. J. 1590 nur ans Halseisen gestellt, dann ihm
ein Ohr abgehauen .und der E. weggegeben-. Olhaf.,
.\ar. Chron. 8(i (wahrsch. der sonst übliche Eid, das
Land nicht mehr zu betreten). — 3) an einen Eid .
kommen: zur Abverlangung eines E. schreiten Zg
1432; Zeitschr. f. schw. Recht 1, 2, 9, 17. — 4) , Einem
seinen E. under Augen schelten': ihm ins Gesicht
Meineid vorwerfen, ebd. 21. — 5) Einen in den E.
erkennen: gerichtlich zur Leistung eines E. anhalten.
GoTTu. — 6) Einem den Eid anlegen: auferlegen Ndw.
— 7) einen E. abnehmen: sich eine eidliche Ver-
sicherung geben lassen (vom Gegner) Aa. Mhd. , einen
E. nehmen (geben)', sow. schwören als schwören lassen.
— 8) Einem einen E. vertrauen. Laut dem Landb.
V. Gl Art. 149 ist einem ,von Ehr und Gewehr ge-
setzten' Bürger, der einen andern beschimpft hat, .kein
E. ufzeleggen noch ze vertruwen'. ,E. und J^hre'
werden häufig verbunden (Osenbr., alem. Strafr. S. 105.
■244). Daher die Beteurungsformel: bi Er und Eid!
— 2. Verbindung mit Präp. ergibt Formeln der Be-
teurung oder feierlichen Einladung, a) ,Swer mit dem
andern spilt uf den Eit, dass der dem man da von
Spils wegen sweren muoste...' 1323, Lauffer 2, 20,
meint wol die Angelobung eines Pfandes auf den Fall
des Verlierens. — b) Bim Eid; hi Er und Eid und
Seligl-eit. Bim tilren E. ütvtz; vgl. mhd. bl dem
hcehsten eide. ,Ich weiss bi minem eid nit.' Manuel.
,Ein solchen Jamer vnd hertzleyd Erfolget i.st bey
meinem Eydt, Dessglichen man nie gsächen hat.' Com.
Beati, und noch jetzt mit dieser vollen Form statt
des ordinären nnm. EidH''' und bim Eid! ZO. ; bim
Eid bim. Eid! GA. Auch »/'m. Acc, wie schon mhd.
Gilt heute, wo es namentlich in Gl und Z leichtfertig
gebraucht wird, für roh. Doch i. J. 1792 als Pro-
vinzialismus ganz unbefangen in den Kinderliederu
iler ZMusikges.: ,Ja, für diese Freude Tauschten wir,
bim Eide! Nicht ein Kayserthum.' Euphem. Ent-
stellungen sind: bim Eich! Eicher! Eichel! Meiteli!
— c) bei Eiden bieten: feierlich zu einer Versamm-
lung einberufen. So wird noch heute in B der Grosse
Rat zu wichtigen Verhandlungen ,bei Eiden' geboten,
in Davos die Wahlmänner bi Eid und Schuld [Pflicht]
uf d'Stube [das Gemeindehaus] geladen. — 3. RAA. :
Studiere wie am-ene [an einem] fuhche-n-Eid, von
einem, der mit schweren Gedanken (Gewissensscrupeln)
beschäftigt zu zögern scheint. Eid schwere" ist nid
Büebli schuhe", keine Kleinigkeit. Es Zoi-.si''' mit dem
E. nid schimpfe [scherzen]. Sulger. Falschen E. .straft
Gott der Herr a Lib und Lebe, Guet und Er. ebd.
En (/'rechte E. i'.sf Gott leid [sogar ein notwendiger
und wahrer E.J. Die Symbolik der Schwurgeberde
ist noch der Verfassung von ApA. 1854 einverleibt
93
A.l, cd, iil, .1,1. 11,1
94
uiul wird iiiicli jährlich iloiii zur Lamisgeiueiiide ver-
sammelten Volke zu Gemüte ^'ctuhrt. .Dabei soll ein
jeiier Christ aufheben drei Finger, wodurch angedeutet
wird die richterliche Herrlichkeit Gottes des V., des
Ö. und des h. (i.; die zwei letzten Finger aber sollen
in die Hand zurückgebogen und damit die gänzliche
Unterwerfung der Seele und des Leibes unter die
richterliche Gewalt Gottes vorgestellt werden.- — S.
auch Königsf. Eydt-Bueh 1643 und Schweiz. Kriegsr.
1704, 64.
GÜZ-: .Gauzeid. der Eid, den ein zu einem Amte
Erwählter leisten rauss, dass er auf keine unerlaubte
Weise sich Stimmen zu sammeln versucht habe.' Ekel.
wahrsch. aus Gl. wo mit güze" der angedeutete Unfug
bezeichnet wird. — Syn. Praktik ier-eid.
Juden-: die extra für Israeliten vorgeschriebene
Eidesformel. Aus dem Schwabenspiegel in die Gerichts-
ordn. von Z XVI. n. a. aufgenommen. S. Schaubg..
Bq. 2, 228. Schaübg., Beitr. 3, 293. Thomas. Sax 53.
- Vgl. Waük., LB. * 495.
Jär-: der jährlich geleistete Bürgereid. BsCarth.
.Im joreydt geschworen, keinem fürsten noch herren
nach in keinen krieg zu ziehen.' ebil.
mein- ii und i^ mniiäd Scu: 1. meineidig. ,Das
[versuchte Knift'e] werde meineide erkannt.' 1411.
BsRq. .An diser nieine3-den Trag<edi [der .Bluthoch-
zeit'] Theil genommen.' 1576, LLav. .Ob ich der Be-
trüger sei oder aber einer [jeuer] als m. erscheint.'
ZAkten. Er redt's m., gegen sein Gewissen Z. —
2. verdammt, verflucht, arg. I)u meineide Cheib!
E meineide Lug Gl. Potx meined! ebd. Ir mänädc
Bulle! Verspottung der Schaffhauser mit ihrem Neck-
namen und dialektischer Ausspr. Besonders auch als
Steigerungsadverb: überaus, im höchsten Grade, gar
sehr. Einen m. erhrügle". 31. schön, scinrer usw.
M. e rnsses Mül Ap; Gl; Sch; Schw; Z.
Vgl. Fromm. Ztschr. 5, 183 f. — MhJ. mdiwidr. uebcii
uifineidec, -ic. In Gl, wo der stärkste Misshraiich mit dem
W. im Schwange ist. auch Jie aligeschwäehteu Formen meined,
mehwrh; auch das W. iu seiner eig. Bed. musste in der
offieielleu Spr. dem mattereu .untreu' weiclien. s. AliH'ur,isen
18fi8, '257.
meineidig = dem vorhergehenden. .Lügen wie
ein fauler meineidiger Dieb.' 1750. (iL. Abstr. = arg.
gar sehr Ai'; Bs; B; S.
Pflicht-: ein regelmässig erneuerter Eid der
Bürger auf Verfassung des Landes und Staatsverträge.
.Des PHichteids, da wir zu dem geschwornen Brief
und zu anderen Standes- und landessatzungen uns
verpüichten werden.' lOOS, JMüll. — Vgl. Jiireid.
Waleid.
.Praktizier-: Eid, wodurch man schwürt, durch
kein Mittel die Mehrheit der Stimmen erkauft oder
sich verschaft't zu haben Gl." Syn. Quzeid.
Torkel-: Keltereid; der Ei,l, welcher von den
Weinbauern einiger ApGenieinden dem Landesbeamten
alljährlich vor der Weinlese feierlich geschworen wird,
den Wein unverfälscht zu belassen und zu verkaufen.
S. noch T. 147". Auch die Weinfelder 'rortjgelliit hatten
ihrem Gericlitsherren lt. Sprui-hbr. des Abtes von (i
alljährlich .anfangs der Winnne' [Weinlese] zu schwören,
.in den Törgeln das l\,'cht zu geben', insbesondere
auch wissentlich keinen alten Wein unter den neuen
zu mischen, und dass kein .Torgelmeister' Fässer mit
W^ein lade, die nicht ,gefächtet' seien.
Wal-: .Des Wahleids, mit welchem man nach
altem Brauch umbgehen wird.' 1665. .IMC-ll. i>. Fflicht-
eid. Die Bürger mussten alljährlich an einem be-
stimmten Tage schwören, bei Wahlen zu Ämtern nach
bestem Gewissen zu verfahren und sich aller Umtriebe
zu enthalten.
Wisungs-: ein Eid, den Hinterlassene schwören
mussten, dass von Habe und Gut eines Verstorbenen
Nichts entfremdet worden sei. 1694. 1719. BsRq.
eid-lich: 1. Adj. Eidliga G'icalf, förmliche von
der Obrigkeit erteilte Vollmacht zu rechtlichem Ein-
schreiten, im Unterschied von .güetlichem' (iewalt.
welche weniger streng gehalten ist Ap; s. T. '247''. --
2. Adv. eidli, seltener citli, Beteurungsw. ^ him Eid
und auch mit diesem verbunden. Das ist g'irilss und
eidli war Z.
eiden: 1. einen Eid schwören, vor einer Be-
hörde BO. - 2. zu einem Eide anhalten. .Eyden.
beim Eid fragen, ad juramentum adigere.' Mal. .Man
sol kein zerhowne Kleider machen lassen und mag
man die schulder darum aiden.' Kessl. ,Dass jedes
Ort sine Ansprecher eidet. on der Oberkeit Wüssen
und Willen nüt Unrüwigs fürzenemen.'- Ansh. ,Von
dem pundt Josie, damit er sich Gott verband und
alles Volk zur warheyt eydet.' 1531, Bullinh.
ge-eiden: ,Swa die Rät nit mügen übereinkomen,
da sol der minre teil, so si sich darumbe geeident.
dem meren teile folgen.' ZRiehtebr. = beiderseitig
schw'ören?
eidigen = eiden 1 B. .Es sei ihm zuwider ge-
wesen zu ei.' GoTTu.
be-: in Eid und Ptliclit nehmen, einen Beamten 1>.
ver-: durch Eid eine Aussage erhärten B.
EidecllS 1. , Eidochs B; Vw; Zg", Heidochs,
dini. -öehsli Aa; B; L; Uw; U; Zg, -e'chsli, -ehli Bs;
S, heidöchnel U (-e.i-el), lieiidochs Aa; S, heiidiiclisli Bs.
-e.ili Gr.- "2. Eltaehs GT.. „eiitachs B", diuL -(ichsli
ZKüml.. Eltachsle GT.. Eltächs GT., elte.v Ar.
'elte.c GRh., Holt-, Holt-, Ölt-, Eid- (Ap), lldechs
GTa., Eltöchsli AADött.; ZAuss.. Ilt- AAKais., Eld-
ZKatz. — 3. Elsdächsli TuManun.. -döchsli SchKI.
— 4. Egdächsli Sch, Egedöchsli Th, Eggäsli
Sch; S, ih'di Gr, Eg- Gl; gg.; Schw, Hegochs GTa.
und 0.. luiyox GSa,., heg-, högöclisli A.k, Egel- ZWäd..
Geg-. Gei- GWa.. Jag-ochs S, Hed-ochs. dim.
-öehsli AaZu.; F: Eidechse. Eh Egachs! ruft man
spöttisch, wenn Jemand etwas Ekelhaftes in der
Speise zu finden meint Gl; vgl. Himmigriigg. Betr.
Aberglaube s. Schild 1863, 130.
Mild. ajideJm- f.: die scliwciz. W\V. siu,l huI iu Folge
der Anlehnung uu ,Ochs' und .Daelis' meiateus ins mäuul.
(Jeschl. übergetreten, dodi blieben ElhiclmU. Khächü in (iT.
und Rh. weilil. — Das schon frlili nicht mehr verstandene'
\V. erfuhr zahllose Umfornningon ; s. Fr,)iuuuinn l>, 471 — 47."»;
im ersten Teil oft durch die aucb sonst liäurige Vorsetznng
eines h (.Huydechse'. GKün. 17ir>). womit der Anlehnung
an //,", Hrid, lluij und in Folge biev,ui d,'i'j,'nigen an Orhi
lud IliH-h« gerufen war. An die mlid. Uruu,lf. scbliesst sich
•/.. T. noch enge unsere 4. liruppe an. deren XlitV. sich dureli
Assimilation von d au ,/. r/i an h (Kircbliofio* s,-liri,'b noeii «*|
und Ausstossung des ,/. ij erklären, (leij- hat sieb sein iu-
laiit,,ndes ,/ vorgesetzt. Während Eijot-lii usw.. .Kgeebs' (Ku,'!)
! das d. eliminieren, Jl-d-, ,Edechs. Adex. Kdexeu' (Forer) um-
1 gekehrt ,las if. Auch di,? Contraetion a aus <(/i' taucht schon
I in mhd. Nbf. auf; .cidochsen' aucb bei ÄTschudi, Zu Kit-,
95
All. p(l. id, ihI. Uli
96
Jltachs* (15H3I wirkte viell. Jer Tieru. Eltiü mit. — Von
nihil, ejc, Sclireck (vgl. unser Vb. ei/en), urspr. wol .schnelle
Bewegung' (vgl, .schreeken', urspr. = springen), also entw.
.das schnelle' oder .das furehtsauie". — Beachtenswert ist.
wie unstjlt unsere ä. Schriftsteller in der Benennung des
Tierchens sind: Heuslin 1.5.57 .Heg-, Heydöchsli, Eidexcn' :
Forex 1563 ,Eg-, Heydochs, He.vdo.t, Edechs. lltäehs, Heyd-
öchssen'; Redinger 1662 ,Eg-, hägochs, heid-, eidex'; Denzl.
1677. 1716 ,Eid-, heidochs, des eidechs, des eidexen.' —
Der PI. von den mit -ochs gebildeten Formen t. schwach:
-ochse F; Uw, t. stark: -öchs GTa.; Uw. — Syn. Lattuech.
(TrUcniff. Sckänterli. Vierfiiesslev, Sunneiih^fki. Uvcl'fjftss. Hetztfl.
Vgl. auch Heidogye. Heid-Ochs.
Spriggel-: gesprenkelte Eulechse. .Spriekcl-
eideeh.s' unil ,spriekelechter EyJex.' De.vzl.
Eidbre s. Erd-Beri.
Eideliilum. H-: Eiderdunen Scinv.
I(1p iilr S. sonst W.".- 1. Gedanke, übertragen auf
ein der Sinneswahrnehmung sieh entziehendes Mass.
Uiii-eii I. hreitei: iV feit iiic' en I., so war's Jamj
lj'nue(/. — 2. Neigung. Vertrauen. D'I. nie Eim
ha" Bs.
Idel s. Nidel
identisch id^niH: waeker. tüchtig Uw. — Ent-
stellt aus (iiitentisch.
ieder ieder-e, -i, -e.i Gl. so und ied-e, -i, -es B:
■ Gk; Z, nieder, niede Aa; Av, B; Gl; GA.; Schw;
S; U, niederige GA.: jeder.
Mhd. kdei: Die MA. schwankt hier wie bei mmr, üwci
zw. der mhd. Weise, welche die Flexion hinter der Bildungs-
silbe -er antreten lässt, und derjenigen der Schriftsprache,
welche das -er selber als Flexionssilbe behandelt. Der An-
laut n- rUhrt von dem in der MA. fast immer mit dem Pron.
verbundeneu unbest. Art.; sogar Gotth. schreibt e niederi,
es nieders. Das aihnäliche Eindringen der Jotierung des An-
lautes auch in der Schweiz. Bücherspr. veranschaulichtGessners
Mithr. mit .jedem'. 1610 für ,iedem'. 1555; jederweilen'.
immer. Klingl. 16'J1; .jedermenigklicb'. ZMandat 1650. Die
urspr. dnalisehe Bed. ist auch bei uns der allgemeinen plural.
gewichen und jene der Grundform unseres W., k-d-weder,
ausschliesslich zugeteilt.
ied-lich: jeglioh. .Jetlieher' neben ,y etlicher'.
ZwiN(iLi. ,eiu yetlicher.' Bibel 1560 (1531: ,JEder-
inan'). ,ein yedlicher.' Fris. .ein ytlichen.' Bs 1529.
.jedliche Stadt', beide Städte. .Ans. — Aus mhd. kteslkh
(ie etesUch), ietUcli.
0 d s. oder.
od Adj.: 1. In physischem, materiellem Sinne:
a) leer von Salz und Schmalz, geschmack- und
kraftlos, fade, von Speisen, die schwach gesalzen
sind, auch von Früchten A.^; Ap; GRPr. ; GSa.; Sch; Z.
.Insipidus, insulsus. unschmackhaftig. öd.' Redixger.
.Gar nach [beinahe] keines oder ödes [schwachen]
geruchs', vom Fleische gewisser Fische. 1563, Fischb.
— b) leer von Siieise, nüchtern, also von Menschen,
welche durch längeren Mangel an Nahrung sich ge-
schwächt und unwohl fühlen. Es ist-mcr öd A.i; BsL. ;
B; Gl; GRh. u. 0. ; Tu; Z. Selten ijersönlich: .Man
kann denken, dass ich nach vier Tagen und vier Nächten
öde war und nach Essen und Trinken trachtete.' N.
B Kai. 184'2. .Von einem kranken huubte, als [wie]
dien lüten vil dicke widervert, die ir houbet öde
machcnt mit übel geessonde und trinkende, mit va-
.stende und wachende.' 1381, Buch d. Tug. .Sie haltend
gar nüt gessen, der spys gar öd.' 1535, Liltencr. (mit
Gen.: leer von Sp.) ,Dem zuvor öd und blöd war.
desse äugen sind jetz wacker.' FWvss 1653. — c) leer
von Anbau und Menschen, unfruchtbar und ein-
sam. .Im Winter uf der Landstross z'laufe, isch kei
Gspass; grüsli öd isch's und blutt z'ringsum.' BWvss
1863. .Wenn die Hofstat je öd würdi stan von todes
wegen.' 1371. Eschexb. Daher auch Ortsnamen wie
Ödiojl (der Sage nach der Ort in Uw. wo der Drache
gehaust hatte). Im BG. auch vom Gefühle der Lang-
weile, welche sich in einsamen Wohnorten einstellt.
— d) leer von Vermögen, arm, zahlungsunfähig,
unbemittelt. ,Arm oder öde.' BsRq. ,Wer aber, der
nit burger ist, als öde oder ungewisse [ist], das er
das pfunt nit geben noch versichern möchte.' ebd. —
2. In moralischem Sinn, a) leer von moralischem
Wert, nichtswürdig, von Charakter leichtfertig,
frech, mutwillig, geradezu: schlecht, schnöde, bos-
haft. Eh öde Vogel, ein mutwilliger Bursche Sch.
En öda Porst, ein schnöder Bursche Ap. IJä ist en öde
[ein schadenfroher Mensch], er lädirerchet [schädigt],
ii-o er cha" Tu. Zur leichten Schelte abgeschwächt:
di( öde Lecker! Z. .Aller vertiuechten öden secken!'
schimpfl. Anrede. M.in. ,I)ass nit durch diser öden
Müler wort auch die fridsamen zu handthat [Tätlich-
keiten] kommint.' Ansu. .Da bringend wir den öden
man [Job. d. Täufer] der nichts dann Unglück stifften
kan.' 1519, Aal. .Ein schandlicher öder Bueb.' 1574,
Leo.Ilu. .Ein öder Papist.' 1651, Schimpfr. ,Gewüss
dein öder Balg hat dir die schlag gemacht' [deine
Genusssucht hat dich so heruntergebracht; vom ver-
lornen Sohn]. Wahrs. 1675. — b) schlimm, schlau
„Ap; GRh.; Seil; Z;" GT.; Th (eig. gewissenlos, in
der Wahl der Mittel, rücksichtslos); „gewandt, ge-
schickt. Ein ö. Mann = einer, dem seine Geschäfte
gut von Statten gehen, der sich Vermögen zu ver-
schaffen weiss ScHW; Zii." — c) , putzsüchtig, hof-
färtig- (vgl. , eitel' = leer), geputzt, stattlich,
stolz, flott; vom weibl. Geschlechte auch spröde,
zurückhaltend ScHW; Z(i. — u) schüchtern, einsilbig,
wortkarg; mürrisch, ungefällig, eigensinnig BD.,
eig. leer an Unterhaltung. Geselligkeit.
Mhd. ade, leer, eitel. Die Grundbed. noch bei Forer
Tierb. : ,böse oder öde [taube] Nüssen' ; eine ,öde' Wasser-
blase = die in Luft zergeht. Rnd.Mey. 1650. Zu 2, c vgl.
tjemeit, mhd. = freudig, stattlich, ahd. = töricht, übermütig,
eitel, got. (rjiimaid) ^gebrechlich, sehwach. — Syn. muchl-,
tuchdos, Und.
Lig-öd n.: Name eines Hauses in Z im XIV.;
dafür 1467 ,das ligend öid'; 1526 ,zum ligenden Tod'.
Der Name nach der Art der imperat. Persouenn. gebildet.
Das Haus entweder nach der vormals öden Baustelle oder
davon benannt, dass es längere Zeit unbewohnt geblieben.
ödelen, es ödelet mir: ich fange an, Blödigkeit
im Magen zu verspüren GÜ. Leer sein oder werden
Ap; G\Va.
öden: öde werden, ödes Aussehen annelimon B
(Zyro).
er-: 1. leeren, erschöpfen, aufbrauchen. Mer
händ [wir haben] .so ril Härdöpfel, si sind fast nit z'e.
Aa. .[Die Bauern haben] das kloster überfallen und
das erödet, was sie funden band', die Vorräte ge-
plündert oder verprasst. B 1528. — 2. ausrotten,
vertilgen, z.B. Wald, Unkraut B; Sin; Schw; S; ditz
G'Jiit ist schier nit z'e. BSi., Wild, Ungeziefer; d'Wärre
si iez erödet B. ,Das Hohgewilde war erödet- [durch
All, e4. id. od, iid
98
WildschutzeiiJ. 1779. Wukstis. — 3. Wohnstätten un-
bewohnt machen. .[Das Schloss] soll verbrennt und
erödet sein.' Wi'rstis. .Damals entstand eine Hungers-
noth und solche Erodung, dass kleine Städte kaum
vor den Wölfen .sicher waren.' Müll., Schw.üesch. —
Sj'n. eröneii.
Ödi f.: 1. Gefühl der Leere und Schwäche im Magen
B; ScHW; Z. — 2. unangebaute (iegeud B. .Die künige
die jnen selbs ödene erbuwend', einsame Orte, Grab-
stätten. 1548, Bibel. (1531 ,sunderbare ort'. 1607 ,ein-
ödenen'.)
Ein- f.: Einöde Aa. Einzeln stehender Hof. .In
der Einöde W.attwyl.' Ecli. M'ied. 83 f.
„ein-ödlich, Adj.: einer Einöde ähnlich, verödet."
Odam s. Adam. Hunds-Oden s. Hunds-Hoden.
öder, zuweilen ädfr ZSee: oder. 1. zw. einzelnen
WW. das er.ste Glied der Alternative in der MA. meist
ohne besondere Einführung; in W aber entspricht sich
iider — oder: vgl. lat. antraut, frz. oii—ou. — 2. wirk-
liche Conj. zwischen Sätzen, a) sonst, andernfalls.
.S'( chömmed no"'' emäl de Lö" über, o. d'Bible u-är
falsch. Baurengespr. Oder auch nach Imperativsätzen
zum Ausdruck einer Drohung. — b) Häufiger und ab-
weichend von der Schrift.spr. nach negativen Sätzen
im Sinn von ,es sei denn dass, ausser wenn,
ohne dass'. wobei das Vb. des zweiten Satzes im Conj.
steht. ,I)(i.i vuuj's nild (/(je [kann nicht gelingen].
0. es thiie Eine hexe".' Baurengespr. .Nirgends hingehen,
0. der Mann nehme sie mit.' Gotth. Es n-ird Keine
LandjiUjer, o. er heuj en Ise (ditf rennt [einen Fehltritt
begangen] A.\. Das älte.ste Beisp. finden wir bei Staulin,
Hünenb.. überliefert: ,Der Todschläger soll mit den
Freunden des Erschlagenen an keine Urti sitzen, o. sie
rufen ihm.' 14'20. .Weil jhr aber weder eins noch
anderes behertzigen könnet, o. man thue euch vorhin
recht verständigen.' Deutsch. Gedicht. Basel 1621. ,Ich
schwöre nicht viel, oder ich werde dazu gezwungen.'
1790, Nachtlicht. Ein Mal findet sich noch die naivere
Gonstruction mit dem Indic: ,Ein Fels, den kein
Mensch betasten darf, o. er lasst seinen Gewalt mit
grosser Ungestüme spüren.' 1647, Zieul.
Mhd. uiUr, md. at/t;-. dar.aiis aber sclnvfiiich auf roiu
lautlichem Wege aher, s. o. Sp. 41. Die mlul. Gnmdf. imI()-i,
zu welcher udcr compar. Erweiterung ist, noch 1,588, Schw:
.Kilchenpfleger od vogt.' Die Vurbiudung o. — o. muss früher
weitere Verbreitung gehabt haben: ,Da sie solches Schiff o.
mit in den Luft aufziehen, o. selbiges umschlagen, o. in den
Abgrund senken.' 1T'20. Mise. Tig. ,Allwo dann o. umb den
Handel solle erkennt, o. derselbe weiters gewiscn werden.'
Stadtr. L 1706/176.5. ,Dou seilist o. holzä o. Mist ousträgä.'
Balz 1781. Und noch 1782 bei Pf. Schulder (Eutlib. '2, 10):
,0. an einer sichern Stelle, o. dann sonst so mifgerichtet.'
öderen: 1. seine Empfindungen durch unarti-
kulierte Töne äussern, wie die kleinen Kinder tun
BRi. „Ein Bischen murren W." — 2. ..quengeln",
d. i. wohl: weinerlich klagen; „einen Wunsch immer
und immer wieder äussern; von einem Vorhaben immer
reden ohne es auszuführen BO." Den Leuten in den
Uhren liegen und sie langweilen. - 3. an einer Sache
lange herum studieren, sich mit (iedanken abmühen
BRi. Syn. 2. trinsen.
Odermüiinig; nrin-m,^,!:,) .Va; B. Oter- B m.: 1. Stein-
wurz. agrinninia eupatoria L. Aa; B. 2. Sibbaldia
procumbens L. BO. (Durh.)
öohw. Idiotikon. I. 1.
Mhd. o'Uniiruir, odeniiriitjr. Aus dem Lat. verderbt; vgl.
Aikeniieuuig. Nn;iimöttilli. .htfmiindll. Denzl. übersetzt mit
.Odermeuig, Odermeng' agriiuonia, Bruchwurz; eupatoria; in-
volucruni majus.
Ödi o- B (Seel. ö-); L; S; Zu m.: Adam.
Zuiiäi-hst aus Oikin mit der für mäunl. Persoini. belieliteii
Endung -/.
odios: unleidlich, ärgerlicli (unpers.) BsStdt.
lld : etwas. ,Ud old nütt — weders einer will.,
um 1550, alt. Ldb. Ndw. § 218.
Zsgez. aus luhd. iutint, ahd. eu-wiht. S. auch nüt.
ü d s. nild, liit.
lldel »- BBe.; W, dim. Udclti W: 1. ein Schaf,
das im Wachstum zurückbleibt W. - 2. ein Kind.
das noch nicht recht gehen kann BBe. ~ Syn. 1. Oz.
NiUnitt.:. S/iätJi.
Uedcl, Udel, Utel. Üedel. Üdel ii., in S und bei
CvsAT m.: Hausbesitz als Bedingung städtischen
Bürgerrechts Bs; BThun; L; S (in Z dafür Ursatz).
Wer in der Stadt kein eigenes Haus besass. also .Us-
burger' war (s. d.), musste an einem Haus in der
Stadt ,Uedel nehmen', d. h. sein Bürgerrecht auf ein
solches Haus (resp. Anteil an demselben) als Unter-
pfand verschreiben lassen und davon jährlich den
Udelzins bezahlen. Die Verzeichnisse der so einge-
schriebenen Bürger und der von ihnen zu entrichten-
den Abgaben hiessen Udelbüeeher. Vgl. Archiv des
bist. Vereins in B 8. 186 ff. Arch. f. schw. G. 13, 16.
Arö. 6, 173. .Dass wir von burgrechts wegen einer
Statt Solotorn järlich geben sollen den gewonlichen
uodal vnd burgerzinse, nämlich 3 pfund.' 1531, Absch.
,Es ist ouch gesetzt das man den ussburgeren zu dem
üdell oder under ougen [in ihr Haus oder ihnen per-
sönlich] fürpieten [Vorladung zukommen lassen] soll
und söUendt die an dere[n] huse sy üdell band, potten
senden das füriiott khundt thun.' 1539, Thun, hier
also das betr. liebäude. .Welcher nun fürhin Lant-
mann werden will, der soll uns 50 guldiu gen, das
soll das udell sin.' 1545, Ldb. Ndw.. hier also: Betrag
des Einkaufs ins Landrecht. .Swele [jeder der] vnser
burger ist. der sol in vnser stat zien, ald er mus von
sinem burgrecht gan vnd darzu sin utel geben.' Alt.
LRatsbüchl. It. Segess. (Schauherg liest .Uodel'). .Sollen
Sye den üdel zalen, vnd von Bern alsdann Lidig
sein.' Cysat, der auch üedel schreibt. .Dass fürohin
keine solche frömbde hindersässen oder Inzügling sollen
angenomen werden, Sy haben dan ihr inzug gelt vnd
Vdel oder Bürgschaft von erzüchung wegen ihrer kin-
den ufzeleggen.' LAnsehenbuch. Ein Freiherr v. Karoii
W bat die Räte und Burger von B: Um Gottes Willen
möchten sie ihm die Udel der versäumten Jahre ab-
nehmen, auf dass (nach Verlust aller Güter seinffs
Hauses) das einzige ihn aufrichte. Berner zu sein.
Mf'LL. Schwti. 3. 12;1. Noch RGkimm. Gron. 17S6 und
ZsiiKiKKK 17'.'7 fnliren unser \V. an. allei'dings als ein
veraltetes.
Alid. m.dnl Mihi- m.,lil lilaher uiisrr r.c/.Yj; steht im
Ablautsverbilltuiss zu ,.\clel'. Hie Vereiul'acliung des Vocals
zunächst \V(d nur iu der Schrift (ii für in<l. Uul beruht auf
Umdcutuiig auf Cii-iril (vgl. l'it-i.irld)- S. auch l.iir<l-r.
liedereii: ins Blaue urteilen, halblaut äussern. Er
het lipiii^ ilcrrii (fimderet HSigr. Wol nur Variante zu
99
Af, ef. it; uf, uf
100
Af, ef, if, of, uf resp. av usw.
V^'l. iiiK-h ilit: Reihe Apf usw.
Äff m.: Atl'e. Häufig in bildlicher Anwendung.
1. Hässliehkeit, verbunden mit Einbildung von
8ehönheit; Eitelkeit. I)e schönst A. ist cn üflät.
Der A. im röte SOclU ist doch e.n A. Sülg. ,Luog
nur wie bist su läppisch kleit [gekleidet] Grad wie
ein äff.' Com. Beati. Darum heisst A. auch ein ge-
ziertes Mädchen. Äffli ein geziertes Kind. ,Vor dem
Spiegel ston und den aflen beschauwen.' SHochh. 1591.
— 2. Dummheit. Tumm wie, tümvier as-en A.; en
rccUe-H-A. Aa. ,!•'' dimme-n-A., i"'' sitz und gaff
usw. SüLfi. Da stä wie-en A. (gaffend). S. die Compos.
mit Äff. Affe fangt-me mit grosse Bundschuehe, d. h. mit
groben Mitteln. Hieher wol auch die Bed. Rausch
Bs; ScH, indem der berauschte Mensch in tierischen
Stumpfsinn verfallen ist; und das Sprw.: Affe und
Pfaffe sind frei vo Strafe. Sulg., wobei tierische Un-
zurechnungsfähigkeit dem Privilegium gleichgestellt
wird. 3. Nachahniungssucht; der A. als An-
fänger der Kunst. Die Zunft ,zum Affen- in B umfasste
urspr. die Steinmetzen (welche am Münster der Stadt
die Inschrift: Machs nach! angebracht haben), dann
übh. Kunsthandwerker und Kün.stler; s. BTaschenb.
1807. Der Teufel als A. (Nachahmer) Gottes erscheint
bei KLiNfii.. 1088; Gwerb 1040. - 4. Mehr Mitleid als
Verachtung liegt in der RA.: früre, Hunger ha wie
en. A., wo ebenso gut ein anderes Tier genannt
werden könnte. — 5. Schlauheit, Bosheit. AU
Affe, Jung Vfaffe und rvild Bare Soll Niemerl i" si
Hüs bigcre. Sifloek. ,Veterator, ein alter schalk, als
der alle renk in be.schiss und arglist weisst, ein alter
A., boshaftig, durchriben.' Fris. — 6. Weniger auf
natürliche Eigenschaften des A. als auf manschliches
Tun und Treiben beziehen sich folgende sprichw. RAA.
a) En A. ns)iä", durch unbedachtes Handeln einen
der Absicht entgegengesetzten Erfolg erzielen und sich
Schaden oder Schande zuziehen BRi. ; Affen üsnä, sich
irren BS., der A. üsnä, mit lauger Nase abziehen.
SiLö. ,Sy werdent inen guote wort geben, bis sj den
äffen in ir band habend.' 1.529, Strickl., sie mit Worten
hinhalten, bis sie sich getäuscht finden werden. .Her-
zog Fr. halt, aber den rechten afi'en darvon [dass er
dem Pabste folgte], nämlich ein gross summa gelts'
aber dafür nahmen ihm die Eidgenossen seine Lande
weg. Vad. - b) .Einen verspotten, eine nasen oder
aft'en drehen.' Denzl. 1077. 1716. , Einem den Affen
traben' ^ .schäntzlen, trätzlen'. Klingl. 1702;
dagegen nach Mey. 1692 und Sulger fdräje, zeige)
= ,das Maul schmieren'. Gleichbed. ist ohne Zweifel
,affen schrenken', bist. Lied v. 1474, da die Grundbed.
dieses Vb. .schräg stellen' an die von .drehen' gränzt.
— c) , Einen A. geigen lehren' ist entw. ein frucht-
loses Bemühen oder, wenn es gelingt, eine schwere,
erstaunliche Leistung. In letzterem Sinn scheint Aal
zu sagen: .also lert man die äffen gigen.' .Ich lehr
vil eh ein äffen geigen dann eine böse Zungen schwei-
gen.' McRNEK. — d) Bern A. i's Mül blase, wahrsch.
in der Absicht, ihm Sprache beizubringen, gleichbed.
mit: dem Dreck en Örfig ge", zur Bezeichnung einer
verkehrten, fruchtlosen Handlung.
Die bildliche Anweiidimg auf Dummheit. Trägheit map
ausgehen von der Vorstellung des Ä. als griusendcn Tieres
mit vortretendem offenem Maule wie heim sinnlichen, stumpf-
sinnigen Menschen ; der Ä. kann aber auch als ein Kind
angesehen sein; vgl. Affli, Kosewort für Kinder. Zu 6, a
sei daran erinnert, d.iss Affen früher in vornehmen Häusern
zum Zeitvertreib gehalten wurden; Affen üsnen mag sich
urspr. auf Fälle bezogen haben, wo etwa bei einer Plünderung
ein A. statt eines wertvolleren Gegenstandes (Gefangenen)
erbeutet wurde.
Geigg-: unachtsamer Mensch, Tölpel ZU.
Entstellt aus T(jiijfj-ajf oder vwdt. mit fjeiijdm, jiurztdn,
faulenzen.
Gal- (ä-AAFri.; Bs): müssiger Gaffer; einfältiger,
unachtsamer Mensch Aa; S; Bs. - Vgl. Gali, Gali,
Galöri.
gal-affen, in B t. «-; , -äffen Bs; B; LE.",
Dim. galäfflen: mit offenem Mund müssig dastehen,
gaffen Aa; Bs; B; L. .Rundum sah er, woher das
Meitschi komme; er galaffete sich fast den Nacken
krumm.' Gottu. — Der LTnil. aus der dim. Form ein-
gedrungen oder im Anklang an Läff'.
an-: angaffen Aa.
ver-: 1. trans., mit Gaffen verlieren, verscherzen
Aa; Bs; B; L. — 2. reff., sich im Gaffen vergessen, ebd.
- 3. intr. aufhören zu gaff'en. So auch fis- Aa.
Gal-affer = Gal-aff Bs; B.
gal-affig, -äffig, -äfflig: gaffend Bs; B; L.
gilaffen = galaff'en BSi.
Vgl. GU-La]>jn. Entstellung von i/imiffcn od. z%ges. mit (/i^>ii.
Gin-: einer der viel gähnt B lt. Zyro; Ginnöffel:
Tölpel Z. ,Du bist ein rechter gynötfel!' Ruef; sonst
nur in der RA. Ginaffe BM., Ginaffel, Ginöffel
B; L; ScHW feil ha", müssig gatt'end dastehen.
Vgl. ,Ich gin und gatf und bin ihr Äff', von einem
närrisch Verliebten. Uhland, VL. 642. Mhd. ffincn. (jinnrn.
Maul aufsperren. Die Form Ginöffel mag auf Anlehnung an
üffnen (vgl. Gienop, Ganoffa, Mftlop anderer deutlicher MAA..
Mulauf bei Fris. 1568, 94.5», ,das Maul offen vergessen.' Gotth. I
oder an Liiffd (vgl. bair. Gieidöffel) zurückzuführen sein.
„gin-afflen. gin-öfflen: mit weit offenem Mund
und Augen müssig, dumm neugierig dastehen B; Vw;
Zg", ginöfficn: gedankenlos herum laufen, bei der
Arbeit zerstreut sein AaZcI.
gin-affen: offen stehen, zum Vorschein kommen.
,Eine Wunde im Haupt, dass ihm die Scheitel herfür
genaffet.' 1.586, DZwinger.
(iir- m. : von einer eiteln Weibsperson. Gotth.
Umdeutung des Freuidw. Giraffe f. mit Anlehnung an
ißmt, knirren, viell. auch an Gil-aß'.
Glar-: Gaffer B, Tölpel; der alles ,beschnüselt' Bs.
— Von glaren.
glar-affen: mit stieren Augen, mit dummer Ver-
wunderung dastehen, tölpelhaft umherschauen B. —
an-: angaffen B.
(iras-: 1. einfältiger Mensch, bes. als ernste oder
scherzhafte Schelte für junge Leute, naseweise oder
drollige Kinder, vorwitzige Mädchen Aa; Bs; B; „L";
im
Af, ef if. of, uf
i02
ScH; Z. — 2. verächtliche Bezeichnung- der Kinder von
.Grasbürgern- (ausserhalb der Stadt angesessenen
Bürgern oder geradezu Landleuten?) Spreng.
Bei Gms denkt man nnwiUkürlieli an ,grun', dieses aber
steht oft bildlich = unreif; Grasaff bezeichnet also die Un-
reife des Geistes, verbunden mit dem Hang zu voreiliger Nach-
alnniing Erwachsener.
Häli- L: 1. dummer Mensch, Tölpel. — 2. nichts-
nutzige Weibsperson.
Von Häli, Schaf? Vgl, Hiilibäckli, ein Backwerk, und dazu
Te!ggaff.
Hül-: Mensch, der leicht , heult', d. h. laut weint
Bs. — Syn. Pflemi-aff. Brüel-aff.
Himmels- höhnt Satan einen Engel in der Com.
Beati.
Hern- (Hürn- BGu.) Äff allg.. -Affle f. S: 1. das
Glas, welches den von runden Scheiben übrig ge-
lassenen Eauni ausfüllt: der Zwickel; dreieckiges oder
rautenförmiges Stück Fensterglas Aa; Ap; Bs; B; G;
Vw; Zg; Z. Git's kei Schlbe, so (jit's doch no e H., ist
doch noch zu Etwas gut. S^'reng. ,Von den Fenstern
zu machen, ist gesin 52 schyben, 35 HornaflFen.' 1524,
ScH. .Hornaflfen verblygt [mit Blei eingefasst] und ver-
werkt.' Ansh. — Stald. l'', 749 gibt dem W. weibl.
Geschlecht. - 2. Schimpfwort Aa.
Bekanntlich bestanden die ältesten Fensterscheiben aus
dünnem Hörn; -1^" aber mag sich auf die Gestalt der aus-
geschweiften Zwischenstücke beziehen, welche einigerraassen
einem Männchen mit ausgespreizten Gliedern gleichen, wie
es in den I amen gewisser unförmlicher Gebäcke (Mül-, Tciij-,
anderwärts auch Horn-Aß') wahrsch. eigentlich einen Zwerg.
Kobold bedeutet.
Krut-: Lümmel, der Dummheiten nachmacht Schw.
— Vgl. Gras-aff'; auch Kraut-junker, Strau-aff.
Mul-: l. = Ginaff allg. — 2. Muläffli n.: Be-
nennung der Pflanze Löwenmaul, antirrhinuni majus
L. oder linaria vulgaris L. Aa; L; S. — 3. Muläfi'eli:
ein Gebäck L; s. Hornaff. 4. „Weiberschuh
ohne Bändel und Schnalle AaF."
Mhd. und-, munt-uffe. Weniger richtig und (da yi'nc« eben
,Maur aufsperren bedeutet) viell. nur nach Analogie der
verbalen Zss. Gin-, Spurr- Affnsvi. gebildet. — Augenfilllig ist
die Vergleichung der Blume und des Hausschuhes mit einem
offenen Rachen, dalier für jene die Syn. Schnurre, Leuc-,
-Drache-, Wnlfsschnorrli, Frösche-, Keäbsmül, Schnapper. Nicht
liieher, sondern zu Mul -Vieh, gehört MnUi/e , herrenloses
Vieh.
Mon-. ,Der Monaff oder Meerkatz ist dem rechten
Äff zuowider.' 1563, Tierb. ,Munaft', siniia Prasiana.'
ebd. — M. = Mond, vgl. Mondkalb'
Mer-: Geck ScaSt. ,Dess konit numche meeräffin
[1693: Mehräflfinn] und mancher stolzer löflel hoch
dahär geträtten und verkleidend auf einmal mehr dann
ire grossvätter in einem ganzen jar gebraucht betten.'
SHocHH. 1591.
Viell. = Monaff, Meerkatze; vgl. Meerschwein und Meer-
wnnder, über das Meer importiertes fremdes Tier.
„Baj-: Halbnarr, Tölpel UUrs."
Umgedeutet aus itiil, bajaccio, Hanswurst, si-hwz. snust
l'aiass.
Pflcnn- Bs = Hül-, Brüel-atf.
Blar-: Gaffer Z. — Von Uar,, gaffen.
Brüel- Bs: 1. Kind, das innnci- weint. 2. Schreier.
Prahler.
Pior-. ,Die grossen nuwen [neuen] büchs, de
Roraff genannt.' Kessl.
Sonst ein Bild an der Orgel des .Strassb. Münsters, das
durch das Windwerk (ein Rohr) mit in Bewegung gesetzt
allerlei komische Bewegungen und Grimassen machte. Das
Geschütz war wol scherzhaft seines Schalles wegen nach der
Strassburgerfigur benannt.
Rotz-: grobe Schelte. Man. — Vgl. ScJuiiider-Burh.
Schlar-: Tölpel S.'hw. — Aus d. folg.
S c h 1 u r - : ,sohlafsüchtiger. schlaffer, träger Mensch
L." St.'' Noch als Geschlechtsname in ;-. ,Veter-
nosus, fast [sehr] schläffrig, schluraff.' Fris.; Mal.
,Du grosser schlauraff du. Verschluckest Wasser, Brodt
vnd wein in einem geschwinden Nu.' Wahrs. 1(?75.
Mhd. slür, träge, faul; Schluri, gedankenloser Müssig-
gänger (Oberrhein); plattd. slurcn, schwerfällig gehen.
schluraffisch: einfältig, närrisch. ,Ich wil hie
din schl. meinung anzeigen, ich mein nit vil lüten
verstandinds.' Gyrenrupfen.
Schnar- S, Schnarr- L: ungeschickter, dummer
Mensch.
Aus Sehlaruff mit Anlehnung au .schnarren'.
Stun-: ein scheinbar in Gedanken vertiefter
Mensch, Träumer. Id. B.
Strau-. Im Str., Ortsn. in Flurlingen.
Viell. stand einst dort ein Strohmann als Grenzwache
oder Vogelscheuche.
Teigg-: 1. Tölpel, Pinsel; dumm vorwitzige,
unbesonnene Person Bs; G; Vw; W; Z. Unreifes
Bürschchen oder Mädchen, welches sich doch eine Be-
deutung geben will und mit diesem Namen gedemütigt
wird. SpREN(i. Mit dem Nebenbegrift' der Bosheit GA.
— 2. spottende Benennung des Bäckers Aa. — 3. übel
geratenes, talkichtes, blasses Gebäck. Spreng.
Urspr. wol ein Gebäck in Form eines A. ; vgl. Häli-,
Horn-njf, Mül-äffli ; dann übertragen auf Menschen t. nach
dem Vorgang des Grundw., t. weil das Bestimmungsw. ,Teig"
sich leicht übertragen Hess .auf geistige und leibliche Schwäche
und Unreife; vgl. Tirggel und die RA.: Wenn d' en Xarre
Witt, 80 mach en brotige, einen aus Brot (Teig); mhd. unge-
bachen, ungezogen, s. Baeho/cn. .Weckgesicht, visage de
pomme cuite.'
Tal- ä Ap; Gr: dummer Kerl Ap; Gr; ScHwMa.
Viell. von dalen, taten; doch vgl. auch Galaff. wie das
lautliche Verhältniss von Oeigij- zu Teigg-uff .
Dreck-: Schelte für ein unsauberes Kind Bs.
Zwäng-: Starrkopf Bs.
„äffen, er-: zornig werden W.'' Auch (ifj'f cho,
ebd., eine Konstruktion, welche dem benachbarten
Französsich abgesehen zu sein scheint.
äffen: 1. erzürnen, ärgern, trans. und rell. Gr.
Hieher viell.: ,Es äfft sich wie eine Katze.' Kirchiiof.
Spr. 286. Die Meerkatze? '2. betrügen, betören.
BossH. Wint. Chr.
ab-: ärgern (in.
nach-: nacbalinien, vom Tculel gegenüber Gott.
afflich. afflig. äfriig. äffli: zum Zum rriz.-n.l.
ärgerlich tiR.
Affer i -i f.: I'uniiiiheit ü.
Äffli s. Ldfl'i: afa, afe(dj, (t/iti s. (uifauijeii.
Afarantcs m.: Verweis Ap.
KutstAudon durch Vermengung der W\V. Kariluntii \\m\
Äjl'nmte.
103
Af, ef. if, of, ui'
101
Attal'e "/-V-iv Z, _/■' n./-', kurz rf> Aa; L; Vw, aß.ere.
ii/'^rr Bs f.: 1. Angelegenheit, Gesclüclite , Gc-
sehäftssache. 's isch en A. vo 3(1 FranVe. — 2. Streit-
sache, Streit. Die iwen hein f/eiifi Afffirfii :'.«>' (»c/y
BKi. Vnin frz. iiffnl,;.
aft'art s. r<///Wi7. .\ fei ,s. ^b(/'((//. affel. alel.
äl'el s. iilsiil.
AffeltrangPl' m.: eine ,\rt Aiilel Tu.
You AffiUniniji n, N.aniii i'iiK'S Dorfes. — Syn. \yiiili>~-
Affclträngler. A tfelt rangerbir: eine Art
Birnen Tu.
affeng '{/•''>) BM., »fr'Fi^ens.: Adv., mit welchem
man seinen Bericht abkürzt oder auf eine Präge einen
inilift'erenten Bescheid gibt. A. Büsf icz z'fridc? B.
Affe F.
Aus ib'r frz. NaehViarschaft geborgt, e.nßn.
afcnne, afennig. efenge a. <mfun(jeii. .Affeii-
öli s. Amiml).
Aventür, Abentür n.: etwas Ausserordentliches,
Seltsames, Wunderding. Untier W. In unserer ä. Lit.
lässt sich noch folgende Entwickelung der Bed. er-
kennen: 1. Ereigniss, bes. ein unerwartetes, wunder-
bares. ,Nu wil ich noch ein notpflaster umb abentür
willen [für alle Fälle] dazu setzen.' LHdschr. XV.
•■Wäre noch gar vil anfentür zu schriben' [von allerlei
Wechselfällen]. EnLiu. Mantel nennt .afentür' den
Gegenstand eines Schauspiels, Genhexbach die wunder-
baren Wirkungen der Liebe. .Mit was für Abentheur
erscbröckst du mein GemüthV' 17.J.5, F.JHf.rm. ,Die
Zinzendorhschen Schriften zu samnilen, als ein besonders
inerkwürdiges Abentheuer in der Kirchengeschichte.'
1754. — '2. Wunderbares Ding, be.s. von Tieren.
,Dise seltzame gehürnte Hasen sind von den Fürsten
als abenthür behalten worden.' 1568, Tierh. ,Diser
Meer.stern ist ein mächtig abentheur, wirdt sälten
gefangen, fleyssig behalten.' 1563, Fischb. u. ö. bei
Forer. ,So einer ein Ki'ebs mit Brantenwein besudlet
vnd den Wein anzündet, so wirdt er rollt, mag also
zu einer abendthüwr, mit gesottnen Krebsen, läbendig
gezeigt werden.' 1661, Cvs. Und noch 1735 wird ein
von einer vornehmen Dame gehaltener Affe, der die
Leute belästigte. ,dises Abenteuer- genannt. In dieser
Verbindung fast subj. = Verwunderung; entschieden
so bei Forer: ,Mit grossem verwunderen und oben-
theür der zuschauweren.' — 3. Wunderbare Wirk-
ung, Zauberei, Blendwerk. .Mit wunderbarlichem
Blut, das .sie alles mit Abenteur [täuschender Kunst]
zubereytet hatten.' B 1507. ,Was grosser obenthür
vnd bossheit sy mit einem Ordensbruder getriben.'
1569, LLav., wofür 1670 ,sehr übel betrogen.' ,Des
Luters dicht ist nitt gestift nf abenthür als etlich lur
schriben.' Thurgow. Pur. ,Verbotten ding, buoben-
stück, abentheur vnd affenspiel durch solcherley zau-
berisches wortsprächen anzurichten.' 1646, Gwerb. —
4. Glücksspiel. Wagniss. ,In den glükhafen legt
einer, der sein abenthür bestahn [sein Glück versuchen]
wolt, ein kreutzer.' Bullino. Chron. — 5. Preis, Ge-
winnst W. XVI. .Und welicher mit dem armbrost
die allermeist schütz gewinnt, dem gipt man die besten
aventür.' 1465, SWocheiibl. .[Wir] fugen vch zu wissen,
dz wir diss hienach benempten kleinit vnd abenturen
fry us.sgeben vnd darumb schiessen lassen wollen.'
Büchsenschützen Z 1472. .Hören wer jetlichen offentür
gewunnen hatt.' Edlib. ,Ain fri gesellenschiessen, dabi
ain onargwönige und redliche afentur uss dem vesslin
oder hafen.' 1485, VAniAx. ,Bi-abium. Die abentheur
oder gaab, die man aussgibt, es seye zelauffen, zefächten.
zeringen' usw. Fris. Noch 1792 gebraucht HsRMaürek
das W. in dieser alten Bed., aber wahrsch. nur ver-
anlasst durch seine Quellen. Ausnahmsweise von im
Krieg erbeuteten Silbergeräten und SeidenstücJ.en :
Sru'kl. 1, 319, No. 926.
Schon Mal. fand die Schreibung .Aventour' liesser als
, Abentheur', weil das W. aus dem frz. aventür»; herkomme.
Mhd. (u'«ili«rf f. In unserer Literatur des XV. : ,obeiithure,
abentür, aventür, abentür, obentrie'; später auch ,affenilür,
»bventur, anfentür, offentür'; oft mehrere Formen bei ein
und dem stdbcn Autor; im XVII. nur ,Aben-' und j(;tzt mit
sächl. (ieschl.; l)is ilahin, wie es scheint, nur weibl. (ein
Mal, bei desu ungi'Schiekten Stilisten Edlibach, m.). Einige
der obigen Formen viell. augelehnt au , Affen, offen', wie an
.theuer' (mhd. (iure auch ^ selten); ,obventur' gelehrte Um-
dcutung auf lat. obvenire, vorkommen; ,obonttrie' scheint
nach Analogie der roman. Ableitungen mit m, frz. ir (nhd. ci)
gebildet. — Für das aus der neueren Schriftsprache etwa
herübergenonmieno W. gilt die Aussprache äUtur oder mit
Umdeutung obi(jtiu-. Ein nicht mehr verstandener Nachhall
der ,Frau Aveutüre' scheint in dem Volksliede Z' Strännhury
iHt cn Ma, de häd zeh [10] Fraue ff'ha: TJk erst häd fjheintie
Ofeliir, erhalten zu sein.
aventüren «_/;-, uf'i-, ußi-: die gymnastischen
Nationalspiele betreiben, haupts. die alten volks-
tümlichen, an verschiedenen Orten auf bestimmte Tage
festlich veranstalteten Wettkämpfe im Springen, Wett-
laufen und Steinstossen. Es Miuujli affitüre, einen
Gang in solchen Kämpfen wagen LVizn. ; Schw; Zr.
Eine Besehreibung s. Pilger von Einsiedeln 1869, S.253.
,Ein Schwerdt, darumb zu abenturen und zu mutwillen'
[spielen], Hafner 1666. .Jetlichem, so ditz abenthüren
gewinnet, ain fennli darzuo geben.' G 1485.
Mhd. aveiitiuren; eig. auf Abenteuer ausgehen; daher
I. Lotterie spielen. ,Und welche Personen darin obeu-
thuren wollen, die mögen ihre Namen einschreiben lassen
und für jeden Namen einen Baselplappert in die obonthure
des hafens legen.' Bs XV. — '2. einen Liebeshandel be-
treiben; spielen, tändeln (mit einer Weibsperson). ,Das einer
Nüthzwang mit einer Magt gebracht oder mit ir geafentürt.'
L564, Stadtr. Wesen.
Aventürer m. : 1. herumziehender Gaukler,
s. Arentür 3. ,Ir affentürer vnd gougler erzeigend
ein klein, was ir gelert hau.' Zielv. .Abentheürer,
die die himmelreych machend, cu'culatores, ventilatores,
histriones.' Mal. ,Cybi.steteres. Gaugier, oft'enthurer,
die da lutft-sprüng thuond oder das Mülerad genannt,
springend und bürtzlend.' Fris. ,Mimus, Ein gaugkler
oder afentheürer, der allerley weyss und bärd nach-
thuon u. anteren kann.' ebd. .Histrio, Comödispieler,
abendtheurer, Schauspieler.' Denzl. 1677. 1716. , Ein-
falt lüt, welche von denen affentürern betrogen und
verfüert sind.' Bulling. Widert. — 2. Goldschmid.
.Dise Artikel sollen die Goldschmid und Abentürn zu
halten sweren.' 1493, Z. [schwachformigcs abeHiüre,m.y]
.Dietrich von Duten, der Abenthewrer.' 1472, Absch.
Die erste Stelle in 2 deutet ausdrücklich auf sesshafte
Leute; doch konnte das W. urspr. von jenen Venedigoru
gebraucht worden sein, welche nach edelu Metallen gruben
und in der Volkssage auch als Zauberer erscheinen; vgl.
Arnitur 3; vgl. aber auch .abenteuern. Metalle erproben'
(Lexer), zu Aventür 4 und , Abenteuer: Waare, bei der man
wagt, weil man ihre Beschaffenheit nicht leicht erkennen
Ulf)
Af. ff, il'. nf. Uf
10(!
kauu.' .Sohmiil. Das Fisclib. 156:5 spridit von ,aboutheiirern
und Triakeskiämern', welche Schalen [yon einem gewissen
Fische] zeigen [als Wumlerdinge , Ärentiir S]. — S. auch
Weiilurierer.
Aveutüret m.: die festliche Betreibunif der oben
erwähnten Spiele an bestimmtem Ort und Tag Schw.
aventürig af'it&rirj: feinsinnig, leicht und richtig
merkend oder beobachtend, gewandt, lebhaft, bes. von
Kindern Gl. — In unserer ä. Spr. 1, abenteuerlich,
seltsam, wunderlich; vgl, Acentür 1. 2. ,Affentürig
fantasten.' Salat. ,Ein wunderseltzani, abentheürig.
frömd thier.' Tierb, 1.5(33. [Ein Fisch] ,mit einem
abentheürigen scheützlichen grind.' ebd, ,Wir hend
ein abentürigen früeniässer ghan, der schweizt den
hergott allweg in einem pfennlin.' 1030, Strickl. ,Ein
selzainer otl'entürig man' nennt der Narr sich bei Ruef,
.obenthürig'. 1-549, Aal. — '2. gewagt, kühn, dro-
hcnd> vgl. Aeentilr 4. .Der Himmel was ort'endüryg
iiiitaim zornigen Wettar.' 1Ö27. HsStockar. .Die jungen
gsellen sind abentürig. stark und muotwillig.' Manuel.
Von Anschlägen: .ofentürig'. lö'25. Egli, Act. — 3.
schlau, listig, gewandt, geschickt; vgl. Aventür 3.
,Callide, Geschydlich, listigklich, abentheürig.' Pris.
- Vgl. uferiür.
aventür isch = u veiitüri(/ 1. .Abentürsch knabeu'.
seltsam aussehende. Salat.
aventür lieh alc-, ajxüirUi) : schauerlieli. z. 13. vom
Geschrei der Eulen B.
Afer ScH, A f e r e . dim. k. f i Gl : Afra. weiblicher
Taufname.
AfFer. Die Gerber sollen keine Atl'or an dem Leder
lassen, damit es grossem ,Schyn' habe, sondern selbe
abschneiden. 14G3. L.
Vgl. ? bair. Afen, das Seitenendc einer Solilliaut: A/rr,
oberer Kand eines Feldes.
Afernacliter: Wein von Auvergnier S.
afert. äfert, afort, afurt s. einfart.
afertschinen s. aftcrschinen.
Afgi: Dün. des weibl. Taufnamens Afra Gl.
Afi n.. dim. Afeli BHa., Äfi Gl: 1. weibl. Tauin.
Afra BHa.; Gl. — 2, äpi einfältig furchtsames
Geschöpf Gl,
Letzteres wol nur der zum Appellativ gewordene Eigenu.
und von diesem durch die Verschmähung des Umlautes ab-
gesondert.
Avikat, Avlikat, Äff- s. AdvoJcat.
Avioiili äviändll Aa ; L, Haviöndli BEmm., Affi-
htlndli Aa, Ofenöndli L, Affenöli Z ö- ZSta, n,:
Veilchen und zwar sowohl Viola odorata als arvensis
auct. L, Da die Zeit der ersten Veilchen mit einem
Termin für Dienstbotenwechsel zusammentrifft, so
singen die Kinder in Stanunheim: Affen-, Aff'eiioli!
Meister, gim-mer 's Luli, Jet/ de SeckeJ nf de Tisch und
gim-mei; iva d'mer schuldit) bist.
Vgl. Vianti. Das vorgeschobene « (Im und umgedeutet
Aß', Ofen) ist kaum ein rein lautliclier Vorschlag ; vgl. (Ju/inüitli,
Srh miickero/tU.
Avis s. An-wis.
Afflentschon s. (dilii)idsch Sp. 42. .Im .\ff-
lentschen herum lasset man die Schafe in Wäldern
laufen.' 1732, SLitz.
Horn-Affl# s. H.-Aff. afoche s. <i}if(nifif)i.
Aflolter m.: Apfelbaum, jetzt nur noch als Ürts-
und Geschlechtsn. Im Affolter S. AffoUere, Name
mehrerer Ortschaften bes. in B; Z.
Mhd. npfaltrr, affitUir. — Mit der appellativcn Bed., aber
als weibl, Subst. (ahd. iip/oltera) noch in schwz. Urkunden:
.zu der att'oltren', ,von der gezwtgeten a.', , unter die a.' In
der scheinbaren Bildungssilbe steckt got. triu, ags. trt^dv n..
i'Ugl. Iire, Baum. Affultun" eig. D.at. ,bei den Apf'dliäuuien'
oder ,bei dem A.' — Vgl. auch Aff'h nhler. AßVUniiiijcu aus
Aß'njti'rtrani/en .
affolter in Adj.: von Apfelbaumholz. ,A. holz',
von wilden Apfelbäumen. Arg. 1861, 137.
„affolteren: die Sprossen an den Weinreben ab-
schneiden oder wegbrechen W.-
Afrika. ,A, bringt allezeit was neues.' S]irw. loVU.
Kllnül.
Mit Beziehung auf die Wundergebnrteu. die unter dum
heissen Himmel vorkommen sollen, und angewendet auf un-
beständige, wankelmütige Menschen.
Afrikaner m. : eine Art Spätkartotfel Gl; Z. —
Syn, Amerikaner. Karsilaner.
Afrikat s. Advokat.
avrisiereii f. avisieren, benachrichtigen. GLVolks-
gespr. 1. 9.
Affninte AAFri.; Bs; ZStdt., -/''- Scn; S; Z. Afeninte
Th. Af'erant aSenw, f. Bs; Z, m. Aa; S: Sehimpf,
— Aus dem frz. affront ni. Vgl. Afarantes.
affruntli(g): grob, unverschämt Bs.
affruntierli(g): Aa; Bs, afrontierli S, nffran-
tierlig Ap, aff'erentierli Si'hw, verafferontierlig
GWa, : ebenso,
affrontieren tr.: Einem Schande machen Uw.
äferen a (« Aa; BO.; Th, 0 AAÜegerf.): 1. wieder-
holen, namentl, mit dem Nebenbegr. der Belästigung
der Zuhörer Gl; Unnützes schwatzen, Geheimnisse
ausplaudern AASeet. .Dasselbig hab ich zum teil in
der Katstuben ufgeschriben, darnach mit flyss an miner
herberg widerumb geäfret.' Zwingll ,Eepetere verba,
widerumb ä. oder sagen.' Fris. .Deuteronomion, das
Gesetzt, das wider ausgelegt oder geäferet ist' Bib,
1560. ,ltero, ich thue widerumb, ich äffere.' Dasyp.
,Dass söllich burgreclit ein lang Zyt ungeäfert beliben'
[nicht mehr erneuert worden]. 1527. Aiisrn. .Echo, so
die stimm das letst wort allweg widerhallt oder äferet.'
Fris.; ebenso LLav. lötiy, wofür 1670 , widergibt'.
Daher auch nachahmen: ,Vultum alterius fingere,
eines angsicht ä., sähen [aussehen] wollen wie ein
anderer.' Fris. .Ein burg,stell, heisst Castellmuro uss
äferung des fleckens |Muro| darunder ligende,' 1538,
ÄiiTsiHUDL — 2. wieder vorbringen, namentlich
etwas Widriges. Streitiges neu anregen mit der .Vb-
sicht. es zu beklagen, zu tadeln, nachträglich zu
berichtigen oder zu bestrafen; in der Scliweiz
bes. und viell. zuerst auf das Kecht angewandt. Auch
(doch selten) mit .\cc. P. = rächen: Wer mit einem
über die vierte Linie hinaus verwandt ist. hat ihn
nicht ,zu Citren nocli zu rechen' [was sonst Sache der
Blutsverwandten war|, 1496, Baden. .Synen tod '/e
ä., ald ze rächen.' 1634. Kyburg. Häutig in die
schwächere und allgemeinere Bed. klagend vor-
bringen übergegangen. .Wo söllich Lümbden fallen,
das soll man vor den Eidgenossen ä," 1478. .Wie wol
ich noch grössers ein zyt bar ungeäferet geduldet hab.'
ZwiNin.i. .Weil es doch gelerte Unit geaTulet und
107
Af. ef. if. of. uf
108
geäl'ert uml übel sich ilarub lieklagt habend.' Vap. In
4. Rang stehen Liillühne, ,doch das sy nit über jar
und tag ongeätfert angestanden sygend.' 1555,Winterth.
,Das er etliche Jahr sollicherley geschir veil gehept.
allso das es im nie geeffert worden.' 1598, Z. .Petrus
hat geandet und geäferet der Juden urtheil über
Christum.' IGöO, Wtss. ,Man darf nun auch deinen
Tod nicht mehr äfferen, und denselben den deinigen
aui'rupfen.' ltiP4, Meyer. .Gevorderet, geandet und
geaptferet.- 170G/17G5, Stadtr. L. ,Wann ein Ding in
G Jahren von dem rechtmässigen Besitzer nicht ge-
äffert, gehandhabt, gesucht oder nachgefragt wird, so
fallet dasselb einem Amptmann zu.' 166G, H.\fner.
In der heutigen Volksspr. nur in dem allgemeineren
Sinn : a) etwas geschehenes Unangenehme wieder
hervorziehen und sich darüber ereifern Gl; G,
tadeln, rügen Aa; Ap; Fr; Th; Uw; Z. — b) refl.
1) sich widersetzen, widersprechen Ar; Gr; L.
2) wieder aufbrechen von einer alten Wunde L.
— 3. unbebautes Land anbauen, bearbeiten Aa; Bs,
oder bereits angebautes durch weitere Bearbeitung
verbessern, in höhern Wert bringen BEmm., auch
solches Land vergrossern durch Übergriff auf an-
grenzendes Privat- oder Staatseigentum Bs. Einen
vVckcr , äffern, buwon, nutzen, niessen'. Erblehenbr.
157Ö, L. Ebenso von Matten. 161'2, Laupen. , Weder
mit Pflug noch Hauwe etwas ä.' 1613, Gormund. Bei
' Verleihung von Eeblehen wird bedungen, sie getreulich
,zu buwen und zu ä.- BGranson 1654. , Alles Hinaus-
äferen [über das Privateigentum in das (iffentlicho]
ist verboten.' ITTil, BsRq.
Mhd. avern, üvirn ; der Umlaut deutet auf eiu iihd. avarjini
neben aiiarön; von avar, wieder, unser aber (daher fränk. das
Vb. äbern und ZW. wideräbere). Der etym. Zusanimcuhang
zw. Adv. und Vb. muss sich früh gelockert haben und das
Vb. in die obd. Dialekte aus den mitteld., deren v es behielt,
aufgenommen worden sein. Die der Schweiz eigentümliciie
Bed. 3 erklärt sich daraus, dass der Anbau des Bodens
regelmässige , Wiederholung' gewisser Arbeiten verlangt.
über-: einen Nachbar überpflügen, oder mit der
Hacke über den Markstein fahren.' Spreno.
er-: 1. wiederholen, wieder vorbringen, auch
die Worte eines Andern BO. ,Sy widerunib zu e. un-
notwendig.' 1550. Altstetten. ,0n not der lenge nach
zu e.' WiTKSTis. ,Als klag und antworten eräferet und
damit die sach zum Kochten gesetzt ward.' 1550. An
Etwas erinnern. Wur.stis. ,Wo jemand gegen einem
Sohn etwas anhenken wurde, solches aber bey der
Eiteren Leben nit eräferte, der soll seyn Ansprach
verloren haben.' LStadtr. 1706/65. — 2. in höhern
Wert bringen, vermehren, verbessern (ein Landgut,
Vermögen) BO. ; urbar machen, reuten BBe. 1699.
,üie Güter in eeren han, erefern und erbuwen.' 1548,
Bs. Die B Obrigkeit rügt 1654, dass der Ertrag eines
Eeblehens , wegen Mangel Eräferung' abgenommen. —
3. „refl., sich erholen BO." — 4. refl., sich er-
zürnen ZWchnt. - Letzteres wol aus Vermengung mit
sich erifert" entsprungen.
wider-: 1. wiederholen. .Was etwan repetiert
und wideräferet wirt.' JUcJuoii 1619. .Ir [der Lerche]
stimm ist Lü, lü. diso wideräferet sy offt.' Vor.Ki,».
1557. ,l)ass die ding so einost gerecitiert, wider äferet
werden.' XVI., Schulordn. Brugg. .Eine Baden-Cur
w.' 1702, SHoTT. — "2. eine rechtliche Festsetzung
wieder in Frage stellen. ,l)ass dosselbigen Söhn
solchen alten Handel gegen dem gottshuss wider-
üft'erten.' Cvs. Das Z Erbrecht von 1716 handelt vom
.Wiederäfern schon gemachter Teilungen' und in Z
sehloss bis zur Revolution jede Maleflzsentenz mit der
Formel: ,So jemand dieses Urtheil wiederäferte' usw.
Noch SGessner schreibt: ,Er hat sein Letztes ohne
Wideräferung auf sich genommen.' — 3. widerbellen,
maulen BSi.; gelegentlich mit Dat. P.: Einem seine
Reden zurückgeben, Vorwürfe erwiedern Z. ; Syn.
Eim nme-, use-ge.
ßröseli-äferer: Einer, der Andern Kleinigkeiten
vorwirft oder aus nichtigen Gründen Streit anfängt.
äferig: eifrig, emsig, strebsam BsL. ; s. äferen 3, b.
Äfern soll nach GMeyer vKn., Z 2, 139 ein Klei-
dungsstück für das weibliche Geschlecht geheissen
haben. — Würde wo) lautlich zu engl, npmn, Schürze,
stinnnen.
Mord-Ättfli: eine Art Mordwaffe. .Ander münch
haben euch verborgen mordöufly tragen.' 1531, Strickl.
Act. 3, 336. [Ein anderer hatte ein ,Bieli' unter der
Kutte versteckt getragen.] Kaum verschrieben oder
verlesen f. ,Wäfly', kleine Waffe.
Eva, Ev, Evi: 1. weibl. Eigenn. — 2. appellativ
von Personen weibl. Geschlechts in ungünstigem Sinne.
E rechti Ee, Person, die immer nach etwas gelüstet Z.
Efi. Scheit- und Spottname für ,Weib' AaZo. Ecli,
ein dunnnes Mädchen BBe. , Unzüchtig in dem leben,
im bösen gar geübt, Ey wie sind ihr so hübsch. Euch
Evly thund wir nennen.' Wahrs. 1675. — 3. geradezu
= Fraueli ZLunn., mit Bezug aut den Namen unserer
^tammmutter als Repräsentantin des weibl. Ge.schlechts.
Evi hie und da auf Gnwreru gedeutet. — Vgl. auch
Vcvcli. Nevli.
even: gelüsten nach Etwas Z.
evlen: ein Weib nehmen BO.
Evanselinra evumßU \\\'. irrjuiiium) Z. Evenieli
Uw, E villi AAKaisten, n.: in bildlicher Anwendung,
Richtschnur oder Inbegriff des Glaubwürdigen, ge-
botener Glaube. Das ist ekes E., nichts Bindendes.
D'Zuesag ru" rornetne" Litte'' ist kei E. Siflg. Er
ist kes E., nicht zuverlässig in seinen Reden L. An
Einen ghiuben wie-n-an en E. ZO. .Als warhafl't als
das h. Evangelium.' Fris. ,Es i.st kein E.' 1692, Mev. Hort.
Der Nasal schon früh der Bequemlichkeit geopfert: ,cvi-
gelisch'. 15'27, Z. — A'gl. AlHimjeJio».
Evangelier m.: 1. Diakon. Gfr. 28, 125. —
2. Vorleser des Evangeliums im Gottesdienst. ,Item
so werend vor ziten vil priestor, evangelier, epistier
und pfruendler im gotzhus [S. Gallen] gsin.' Vad.
efannig, efangig, efennig s. aiifanfjen.
efatt: Part, der Begründung, halt ZStdt. f
Aus dem Verkehr mit ItAliou: in fatto, wirklich.
Mül-efe s. Mül-Vich. evel s. als- vil.
Evemuk: Nepomuk. Hans E. heisst beim Volk
die Statue des Heiligen auf der Brücke zu Kaiserstuhl.
„ever! ef'^r, everli! Ausruf der Verwunderung Zc;."
Eine Verbindung der Interj. c mit ver, der euphem. Ver-
stümmelung von , verdammt' oder ,verfluecht'. Die diminut.
Bildung bedeutet nochmalige Abschwächung der Beteurung.
Efcri r'/'rri f.: coli. Bezeichnung der Wasser-
gräben, zu deren Herstellung auf Grundstücken der
Eigentümer berechtigt ist ZBenken.
100
Af, pf, if, of, 11 1
11(1
Eiu t'uiiiims. aus E f. (Gesutzinässigkoit, Berochtiguugl
\iiKi oiuem vou fartii abgeleiteten Subst. (vgl. E/urtymbtii)
iiuJ (las Ganze daun mit dem weib!. Suffix -i weitergebildet.
Ephen s. Eppeii. Evi s. Sevi.
evig s. ewig. Evilli s. Evanfielium.
eviva! i/'ifn: Ruf beim Anstosseii mit den Gläsern
GWa.
efohe. efönd s. anfanycn. efort s.ciiifart.
Eifel s. Infeie. eifert s. einfart.
Eufersine e-i(/^< i««» .- Euphrosine, weibl. Taufn. Z.
Iva iica: der rätorom. Name der PHanze Achillea
moschata, Schafgarbe, und des im oEngadin daraus
bereiteten bitteren Branntweins und feinen Liqueurs.
Senn, Char. 2, 1. B. 1, 67.
ifam s. infam. Ifele s. Infeie.
Ifer i- ni.: im Allg. wie nhd., doch in B; S; Vw; Zi;
beschränkt auf die Bed. Zorn, Groll, Kachsuclit.
Etwas nummen us I. tue". En I. fierieii Eim ha". ,Wo
kein Eifer ist, da ist keine Liebe.' 1(392, Mev. Hort, (hier
viell. ^ Eifersucht). , Böser Eifer, invidia.' ltJ83,HospiN.
iferen: wetteifern. .Die schuler sollen auf ein-
anderen eiferen.' I(j83, Hosimn.
herz-ifrig. ,Hallwyl wählte die zur Schlaclit
lierzeifrigsten.' Müll. SchwG. 5, 64.
Ifolter s. Fifalter.
ofell ! Ausruf der Freude Bs. — ? Für hofeli, schön.
Ofen K/';, PI. Öfe, m. : wie nhd. Die alte Ein-
richtung der Häuser kennt nur den einen 0. in der
Wohnstube, dessen Wärme auch der Stubenkammer
durch Öffnen der Falltüre über der Ofenstege zuge-
leitet werden kann. Daher (). metaphorisch = Stube.
Haushaltung; eine Genossenschaft in ZDürnt. ¥er-
legt ihre Steuerbezüge auf den 0. Über dem 0. von
Bauernstuben, der auch als Schlafstelle dient, befindet
sich ein an der Oberdiele angebrachtes, meist mit
Yorhängchen bekleidetes Gestell von Holzstangen,
Ofenstängli , an welchem Kleider getrocknet werden
können. — 0. soll man him Niclsi'''geiiil [abnehmenden
Mond] bauen; die Mauern springen dann weniger Gr.
— Von einem Back- oder Schmelzofen konnte wol ein
Haus ,zum 0.' genannt werden. ,Eudi zum 0., Gerber'
S 1362. ,Zum hölzernen 0.', Name eines Landgutes
bei B. , Weisser Backofen', ein Ort in Illnau Z. — Das
Dimin. Öfeli ist erst im Laufe dieses Jhdts. dazu
gekommen, einen Zimmerofen von kleinerer Ausdehnung
zu bezeichnen, dgl. man früher niclit kannte; seine
eig. Bed. ist entw. die eines mit dem Heizofen ver-
bundenen Teiles des Kochherdes, welcher aus der
Küche in die Stube hineinreicht und zum Kochen.
Braten, Warmstellen dient Z (Syn. Brät-, Kiinxt-Öfeli).
oder des Kochherdes in der Küche selbst, nämlich
eines geschlossenen im Gegens. zu der primitiven
Herd-, FUrpliittc Aa ; BsL. ; B. ~ Die Bed. des 0. als des
Wärmespenders spiegelt sich in folgenden Sprww.
undKAA.: Er hätt-ai'''' au"'' gern g' wärmt, aber er hetl
nid chmine zum O. cho L [vom Anteil an einem Ge-
winn]. Der nächst am 0. g'tvärmt-si''', konnnt dazu
seinen Vorteil zu nützen. Sülgeu. Uf-em (>. erfröre,
Rätsel, mit Beziehung auf den Ofenpass (Buftälora)
in Gr. der sehr kalt ist. An, in en ehalte (). hla.se",
sich vergeblich bemühen, bes. mit Zuroden. .Canere
auribus surdis, in ein kalten ofen blaasen. Müv uiiil
arbeit verlieren mit eim zereden.- Fkis. Si" Nut em
ehalte O. clilage. Sulger; s. n. Händ-er 's Liecht in
(). g' stellt? fragt man, wenn der 0. kalt ist. ebd.
Warm in 0. ihi" luaga", tüchtig einheizen Gr. Er
clia" kein Hund us-em O. locke, versteht Nichts. Si'lcj.
Mit lere Worte lockt-me" ken H. us-em 0. Z. Wohl"
göst? Darauf die neckische Antwort: Neume hi", wo
kei (). stüt. SuTERM. Wem-mu" dum 0. am meistu
Respekt hä" seilt i, so chert-mun im. ds Hindra W.
Niemert loht en ehalte 0. Sulo. ,Die hend im buosen
haben, am 0. ston, das ist faul und trag seyn.' Fris.
Es ist en Stock im ()., er mottet | brennt heimlich].
Warnung vor unberufenen Zuhörern ScnSt. Der 0.
und d'Frau söllid dihcim hlihe". ebd. Der 0. als
Backofen: Im ehalten 0. bachet-me kei Brod, an
Ungelehrigen, Widerspänstigen richtet man Nichts aus.
SüLG. ,Man muss den Kuchen backen, während der
0. warm ist.' Gotth. En alte Ma uni Witz tind e
F... mii Hitz und en 0. uni Gluet — die drü sind
zu nünt guet. Sdlg. Vor-em Brot iu'n 0. schhlfe",
voreilig, vorwitzig sein Gl. 's Letst im O. ha", seinem
Ende nahe sein Z, wie schon bei JMey. 1692.
.Jetzunder haben die Predikanten das letst im 0.'
Chlosterguggn. .Wann ich Brot backen solte, fiele
mir auch der 0. ein.' Mev. 1692 = mir misslingt
Alles. Wenn meh W'ibcr im-e Hüs als 0., so ist kei
Fride drin L. Als Schlujifwinkel: Hinder-em 0.
hocke", der O. hüete", immer daheim bleiben. Hinder-
em Ofe ist aW' i" der Stube", aber nit i-der Mitti.
SuLii. Niemer suecht Öpper hinder'm 0., wo nüd sein)
selber dert g'se&s:e ist. Mä" siiecht keine hinderm 0.,
oni är seig au sclio d'rliinder g'sei Uw. Hinder-em
rillchen 0. g'si, im gleichen Fall. SiiL(i. .Die Argument,
die W. Z. hinder dem 0. fürjier gebollen hat.' ThMurner.
Er ist en ganze Soldat hinder-em (). Sulo. Das ist
en Ma", wenn der Acher hinder-em (). h/t, ironisch,
ein fauler Arbeiter Z. 's Mill hinder-em 0. ha", wort-
karg, scliüchtern sein. ebd. ,Sie sollen sich hinter dem
0. schämen.' TTobl. ; die RA. von Kindern hergenom-
men, die in den Schännrinkcl verwiesen werden? Me
ehient-ne (er löt-si''') hinder-em 0. rerchaufe, er ist
einfältig. Sülg. Die Andere" hinder-em 0. tercliaufe",
ihnen an Gescheidheit überlegen sein Z. Da hält' meu
au nid hinder-em O. g'suecht, der ist gescheid, erfahren
L. Der Kinderspruch D'Geiss [Gänse] gönd barfuess,
hinder-em 0. stimd st, vor-em 0. gönd si, bezielit sicli
viell. urspr. auf die Gänsefüsse von Zwergen; s. u.
Der 0. als Bauwerk: Es i.st nit g'rad en 0. g'schisse
und Bank drum ume, das ist bälder gesagt als getan
Si'uSt.; Z. Wie chuiint das Ttoss uf de O. u-e? \er-
wunderung über eine unerwartete Leistung Scii. En
Bise wie ire nun, wo [welche] iiiiene (). drösehed. Sulg.
Einen 0. üfselze, eine Pfänderlösung, wobei die betr.
Person bei den Mitspielenden herumgehen und zuifi
Bau eines 0. Beiträge [Küsse] erbitten muss. Die
Niederkunft von Frauen wird in verhüllender Rede
ein Einstürzen des 0. genannt. Ihr (). ist ingehit
Gr; W, ig'heit S, ig' falle G, weniger gut umg'heit Ar.
Der (). wird bald bi-n-ere ifalle". SiiL(i., aber auch
mit Rücksicht auf den Ehemann De O. iM hä-n-em
z'sämmeg'heit. Hut chunt de Hafner cho [um zu] de
(). sehlijsse Z, umzerre" GTa. I>amit hängt zusammen
die Ai'R.X. vom Ehemann: den (). nüd rerchalla lo",
und vielleicht ist audi die Vergleichung e Jumji/er
u'ie-n-cn (). 7. nicht so harmlos, wie sie scheint. Fidglich
111
Af, ff, iC, of. nt
112
dann; Avfi Kinder aus einem O.-, von einer Mutter.
RocHH., Gl. Br. 2, 117; vgl. das Brot 39. Als der vor-
springende, leicht zugängliche Ort erscheint der 0. in
der Rede Uz Ecksteins: , Sehleckt man Hebräisch ab dem
0.'?' = ist die Wissenschaft so leicht zu lernen? Der 0.
persönlich gedacht: Auf den 0. ist uralte Verehrung
des Feuers übergegangen. Er wurde angebetet, man
vertraute ihm Geheimnisse an, nahm zu ihm Zuflucht
in Nöten. Gr. Myth. ' 3.59. Reste dieser Verehrung
des 0. resp. Herdes, welcher auch die Stätte von
Speisoiiferii an die Hausgeister und Wohnsitz der
Letzteren war, haben sich jetzt nur noch in Pfänder-
spielen erhalten. Dort wird einem Mädchen auferlegt,
den 0. anzubeten, was etwa vollzogen wird mit
Sprüchen wie: Lieber <)., ich bei dich n", du brückst
Höh und ich en 3Ia». Liehen-n-O., i hei di «; Im
,Si(m»ier hicf/f-di iiitmets ii , Im Winter sim-mer alli
f'rö, Wenn-mer h-önne-n-iim di stö. Andere Aufgaben
sind: Der 0. z'G'vatter ne", wobei man leise dem 0.
einige Worte zu sagen hat. Dem 0. 7 Tuyende" und
7 UntiKjende" .m;;e''. Bekannt ist die Sage von der
Mordnacht in L, wo ein Knabe die Verschwörung dem
ü. auf der Zunftstube der Metzger beichtete: ,ü Ofen,
0 Ofen, was muss ich dir klagen, wil ich's bim Eid
sonst Niemand darf sagen' usw. s. LIttolp. Sag. S. 434.
Auf solchen Reminiscenzen mag es beruhen, dass man
noch sagt: '*■ muess sl" wie wenn d's aii-en O. ane
■rcdtist, soll ganz verschwiegen bleiben. Sulg. Es kann
aber auch selbst geschworen werden beim 0.: .Ich
säge das und schwer es hi dem 0. zue.' Stütz.
Im Th soll auch die Form Xi,/,-, mit dem vom Art. Ii.t-
i'iihrenden n, vorkommen.
Alik-: irrtümliche Auffassung des W. Alkofen.
,Ein Losament bestehende auss einer Stuben mit
zwcyen Alicköfen.' 1732, Bs.
Asch-. In diesem wird durch die Hitze des Glas-
ofens der Abfall oder unreines Glas von Asche udgl.
gereinigt S.
^ ierlings-: die selbständig eingerichtete, mit
eigenem Isen und Ziighich versehene und durch eine
Scheidewand von dem anderen VierUuf/ abgesonderte
Hälfte eines .halben Ofens', d. i. eines 0., dessen
Eigentümer Anspruch auf eine .halbe Dorfgerechtig-
keit' d. i. Holzanteil aus der Gemeindewaldung hatte.
Die Errichtung solcher Öfen konnte streitig werden,
wenn die Heizung derselben mehr Holz erforderte als
die eines ungeteilten Ofens, scheint aber da und dort
oder zeitweise erlaubt gewesen zu sein, besonders für
.grosse Haushaltungen, welche nicht mehr füglich oder
friedlich in einer Stube wohnen konnten. 1779 Z.
Gupf-: ein 0. mit hohem Aufsatz, Gitpfe.
Glatt- (ße't-, fileti-: tragbarer eiserner Feuerherd,
in welchem die Steine zum Plätten erhitzt werden
Bs; Z.
Hinder-: 1. Platz hinter dem Stuben. ifen Uw. -
2. Treppe hinter dem Ofen Gi,.
Kacliel-. ,Sc dick, breit wie-n-en Ch., von Kor-
|Mllrllz Kl uSt.
Koch-. C'hochofcli: Koclilienl mit Löchern,
neben dem Kamin angebracht TB.
Im lienaehbiuteu Pommatt ital. benannt, FunulU.
Kalk- nicht selten als Orts- und Flurname, da
solche Öfen für momentanes Bedürfniss in der Nähe
eines Kalklagers errichtet werden. Chalchufe brenne":
Kalksteine zu Kalk brennen SThierst.
Kilt-, Chältöfeli: eine in der Mauer neben dem
Kunstofen befindliche Öft'nung. wo in Winternächten
Feuer unterhalten wird statt Lampenlicht im Zimmer
SThierst.
Kienöfeli: Nische in einer Wand der Stube, in
der man zur Beleuchtung Kien brannte S. f
Kunst- chüst-, choust-: 1. Ofen an der Wand
gegen die Küche, der in unmittelbarer Verbindung
mit der Kunst, dem Feuerherd in der Küche, ver-
mittelst eines Zuges von dort aus erwärmt wird,
niedriger Nebenofen Aa; Gr; G; Uw; „L; Scn."
Syn. Kunst. Kunsttidnl: Öfeli. -^ 2. Geschlossener
Feuerherd B.
Buch-: Herd, in welchem die Waschlauge zu-
bereitet wird. .Ein Bauchhauss mit zweyen Bauck-
öfen.' 1732, Bs.
Bach-: ,Ich zittere wie ein Backofen.- JMkvkk
1092. Bildlich: grosses Maul W. B. hiess auch ein
verhüllter Wagen, der in Zurzach an der Fasnacht
durch die Strassen gezogen wurde und in welchem
die noch ,unausgebackenen' bösen Buben fertig ge-
backen werden sollten (vgl. Walth. v. d. V. '23, 31 P.).
Sein Inneres hiess Eollhafen. Rochh. GB. '2, 74. B. als
Scheltwort Th. XVIL; vgl Kachehfen. Auch Go-
schlechtsn.
Pfister-: grosser Backofen Z.
Brenn-: Herd zur Herstellung gebrannter Wasser
Z. .1 br. sampt dem Huet und einem Zuber mit dem
Kor darzue gehörig.' 1557, Z.
Brand-: Brennofen zur Herstellung von Back-
steinen, Ziegeln, Töpferwaare. Cvs.; Mkv. Wint. Chr.
Bratis-, Bratisöfeli: Bratofen Aa; Bs; S.
Secht- = Büchofen. ,Ein S. im Vorkeller.' 1371. Z.
Solche S. werden in den ZGesetzen des vorigen .lahrh.
Otters als feuergefährlich aus den Küchen verbannt.
- Syn. Weller.
Gesod-: eine Art Kunstofen mit einem weiten
Loche, in welches das G'sodkessi oder der G'sodhafcn
gesetzt wird. BHk.
Schit-: Ofen, worin von der aus dem Glasofen
strömenden Hitze das Holz (die Schiter) gedörrt wird. S.
Stuben-. .Du hast so früntlich gschmollet, das
wir forchtend, der st. wurd dir als hold, das er ilir
nachlouft'en wurd.' Gyrenrupfen.
Stein-: 1. von Steinen gemauerter 0. Uw. —
2. 0., der vom Feuerherd aus erwärmt wird (während
der Kachelofen besonders geheizt werden muss) und
gewöhnlich zwei steinerne Sitzbänke hat AaF.; L.
Syn. Kun,^t, Kmistofen.
Ruckstein-: ein 0. alter Konstruktion mit einer
dicken Steinplatte statt Backsteingewölbe gedeckt Z.
Toll-: der Ofen oder Herd in einem Waschhaus Z.
.Toll- und Brennöfen.' Trogen 1813.
Wahrsch. = SechUtfm ; vgl. Tollhxai, von T„l/,, (iniljc.
Derr-: Ofen zum Dörren von Obst.
Wind-Öfeli: Rost, auf dem mit K(dilen gekocht
wird Bs. — Syn. Windloch.
Wärm-: Ofen der Gla.shütte. in welchem die (ilas-
hafen weis.sglühend gemacht werden S,
Zwang-: Backofen, welcher für seinen Bezirk mit
dem Privilegium ausgestattet ist. ,Ein Zwangbecker.
Uo
Ar, ef, ir, (»f. uf
114
der einen Zwangofeii in BestiuiU hat. uii fuuriüer.'
PeLacour 1736.
öfelen: nach rlem Ofen viochen, oder schmecken.
ofnen: 1. einen Ofen aufstellen, setzen, bauen;
Micken, verstreichen, resp. alles dies machen lassen
A.\; B; ScnSt.; Uw; Z. ,J. H. hat im Lande Glaris
gofl'net und ist absens zum Sehulthess gewählt worden.'
Mev. Wint. Chron. — 2. „Das Erstellen von Ofen zum
Berufe haben L; Sch."
Ofner m. : 1. Ofenniacher, Töpfer. Hafner B; a(i;
Z t — 2. Bäcker P (Schottky). ,Fornacarius, ofner,
pfister oder beck, einheizer.' Fius. .Ofenheizer.' Dasyp.
üfueren: das Gewerbe des Oßiers betreiben Uw.
Otnete f.: so viel Backwerk, als auf ein Mal in
ilen Ofen geschoben wird W.
»■"•ffel s. Ginmiff.
offen, prädik. und adv. zuweilen off Aa; Ae; Bs;
Gl; Gr; L; G; Z, attrib. offnig Aa; L: 1. wie nhd.
'.s Hüs, 's Fenster ist off'. Las off! schliesse nicht!
Off ha", den Laden, das Wirtshaus. Offni Tür ver-
fiiert en Heilige. 8ulg. Bi/-n-ere-n-off)ic Chiste chami-
uu en fnimme Ma en Schelm verde, ebd. Off, offe sl, ha,
am Leibe wund sein Ap; en offes Bei", B. mit oti'ener
Wunde Ap; S; Z, en offne Cliopf, mit Ausschlag be-
haftet Th; Z (wegen des Doppelsinnes zu Vexierredc
benützt). ,I>as Maul oifen vergessen', vor Staunen ausser
sich, niclit einmal seiner eigenen Geberdc bewusst sein;
mehrmals bei GoiTH.; Yg\. Mtilaff. Offes Land: 1) zur
Anpflanzung aufgebrochenes Ndw. 2) nicht durch
Marksteine eingegränztes Bs. Offne Himmel, eine
helle Stelle am nächtlichen Himmel; wer sie sieht,
wird selig GWe. Wenn d'FÖ [die Föhngegend] o. ist,
sind die Schneeberge hell und scheinen nahe; geht sie
zu, so umwölkt sich der Himmel und es gibt Regen.
SuLG. Unter .otl'nom [freiem] Himmel' werden Eide
geschworen. Aruov. 4, 132. .Oft'enen Tag verkünden',
vor Gericht laden. 15Ö6, Zg. .Offene Gericht' im Ggs.
zu .beschlossenen', den Gerichtsferien. ApLb. 1747.
.Orten recht u. krieg' [Prozess]. Edlib. .Die band o.
liehalten', sich freie H. vorbehalten. Z 1650. Jnidm
..irthe Hand lassen-. 1525, Absch. — 2. auf, Adv.
a) offen, aufgeschlossen, off, offe tue", offnen Gr;
GWsst., offe h'helse, den Deckellüften Gr, offe breche,
aufbrechen Gr 1) tr. eine Türe, Kiste, 2) intr. von
einer Wunde oder Geschwulst. Offe cja", aufgehen Gr.
— b) wach, ausserhalb des Bettes. Ant. nider.
Off, offe si", blihe" Th. — 3. öffentlich. ,Vor offenem
Stillstände-, in einer öffentlich abgehaltenen Sitzung
des Kircbenvorstandes Z. ,Kein Burger soll Hochzit
lialten in einem offnen Wirtshus.- Mey. Wint. Chron.
.Ain offner gesworner notary.' Burgau 1472.
Die eiusilliigo NM. oß' ist in-tiiinlich vun dein tlclitii-rtcu
Ntr. oß'es aus rekoustruieit,
angel- BBr.; W, angen- Obw; W, niangel-,
mangels- B; Vw, sperrangel- BBr.; S; Z, sperr-
mangel- B; Vw; Z«: so weit geöttnet als möglich,
zunächst von Gegenständen, welche sich um .Angeln'
drehen, in Uw übertragen auf Auge, Mund usw.
vliiyc (schwÄchformigl schon nilul. Nlif. zu Anyil; in iiitimjd-
ist III herübergczogun aus am, im /.l. uffcnj. \'f,'l. unijni-ii/.
,, s p e r r m ä n d - : ebenso. "
Durch Vcniuickung von mnul-, h'uhI-uJIi-ii uiit drui .\ms-
gang des W. lihcrmiint'!'
Schw. Idiutikou I, 1.
sperr- spcr- allg., g'spert- Sch: ebenso.
wit-und-wagen-: von der Öffnung der Türe und
des Mundes Siri,G. ; BSa.
Offen gi'uug zur Einlassung eines .Wagens'; oder wagen,
verderbt aus wmjeiid, Ptc. von waijen, sich (in deu Augf.-lu)
liiu und her bewegen.
wand- Ai>; G aLdsch.. sperrwand- Sch; Th:
ebenso.
Eig. so, dass durch die weite Öffnung vnu Tür und
Feusteru gloiclisam die ganze Wand geöffnet ist..
wind-: so orten, dass d. Wind durchziehi-n kann .\p.
sperrwangcn- Gr. Wol aus sperrmanijel-o.
kue-wit-: so o., dass eine Kuh bequem hinein-
gehen kann Obw.
offen-lich dft-Uch, -li<j, <Sfdi Ap; B; Gk; Vw,
offen-;t-lich .;feiUk\;Z: 1. öffentlich, allg. .Wir
sond uns offenlich erzögen.' ZChr. 1336/144(5. ,0. ge-
scheut', geschändet, ebd. — 2. aufrichtig [bekennen]
UwE. — 3. offenbar, klar. ,Ein offenliche unwar-
heit.' Grob, Cliron. .Wider oft'entlich Gottes wort.'
ZWINGLI.
offen-baren: aussprechen Z.
offenieren, offinieren: mitteilen, eröffnen z.B.
geheimen Kummer. Gotth. — Nach Analogie von of-
ferieren (s. d.) gebildet.
offnen: öffnen. 1. im eigentl. Sinne. .Und wirt
das loch widerura geöffnet.' Vogelb. 1557. Jemand den
Mund ö. = ihm das Wort erteilen, ihn reden lassen
oder heissen. Müll. Schw.G. 5, 270, aus Edlib. Gerichts-
verhandlungen eröffnen UwE. — 2. abstr. 1) ver-
künden. ,Das die warheit durch die einfeltigen würd
geöffnet.' Zwingli. .Ein gebott zuo o. allen Völkern.'
1531, Esther. .Pronuntiare Judicium, das urteil o. und
ausssprächen.' Fris. .Dass man die vor uns offne die
uss unserer Gemeind verscheiden sind.' 16(13. Z [in der
heutigen Kirchenspr. rerkimden~\. .Die werke Gottes
0. und loben.' 1665, JMüll., aus Tob. 12. 7 (1707
.öft'nen', 1811 .preisen und oft'enbaren'). Offnen w^ir
insbesondere der stehende Ausdruck für die periodische
Verkündung alter Hof- oder Dorfrechte (s. Offniii.;/).
,Und soll man diese Gesetze ö. zu jeglichen frohufast
vor aller Gemeinde.' 1399, Bs. .Die Kechtung zwey-
raal in dem Jar o. und erzellen.' 1609, Kloten. Über
den Vorgang vgl. Zeitschr. f. Schweiz. Recht 4, 167;
Müll. Schw.G. 2, 453. 613; Arg. 1861, 1'26. — 2) vor-
bringen, eine Angelegenheit vor einer Behörde.
.Wer ouch. das dien richtern von deheinem burger
geoftent wurde unfuoge. die im geschehen were. der
[ein solcher Richter] sol den andern das oft'enon.'
ZRichtebr. .Offnetend in Gericht durch iren für-
sprechen.' 1464. .Von der Zeit, als solcher Kauf vor
dem Richter geöffnet worden.' 1706 65, L. — 3) ent-
decken, ans Licht bringen, anzeigen, z. B. einen
Mord. Boner. ,Gott wirt alle ding zu siner z}-t o.-
Zwingli. .Bruder Claus lebte zum Ersten in einem
Hohl; darnach, da ihn die Jäger ortheten, in cim Hüsli.-
Ansh. ,Damit sollich bös Schwur geöffnet und gestraft
werden.' ebd. .Brauch es und offne diss niemants.'
1557, Vogelb. , Einen trunken machen, das er die
heimligkeit [ein Gcheininiss] offne.' Fri^.
Die aueli im l\llid. voilierrschendo «nilautlosc Form kann
auf ahd. ufftimin zurHckgef«lM-t werden. .\ueh der lieutigen
\'iilkss]n-. geliört riß'mii nic-lit eigentlicli an, weil dafür it/'(ii>-ii
gesagt winl.
115
Af. fi', il. «f. uf
lli;
er-: bokaiiiit uiacheu, darstellen: iidttcilen. .Dan
die Franken den bruch nit hattend sich mit jren ge-
sehleiditznamen zu e.- Vad. ,Sich selbs der wält
gnuogsam fürstellt und eröffnet.' Vogelb. 1557.
vor-ö.: eröffnen. .AI« man ihm dise Sachen vor-
geöffnet.' Cys.
Voroffnung: Eröffnung der Gerichtsverhandlung.
,Nach gewohnter ,Voroft"nung" haben die Zeugen ge-
redet.' 1530, Absch.
Öffnung, Öffnung f.: 1. Offenbarung. Er-
scheinung. ,Die 0. vnd erscheynung. die Samuel ge-
schieht, die auch Hely geöffnet wirf.' 1531, I. Sam.
— 2. Ojfnig, Öffnu): Eröffnung, Beginn der eigent-
lichen Gerichtsverhandlung, Darlegung des Streit-
objekts UwE. ,Der Kläger machte folgende Öffnungen'
Gr. - 3. Verliündung der Rechte und Pflichten der
Angehörigen eines Grundherrn bei der jährlichen Ge-
richtsversamnilung, urspr. rein mündlich aus der Er-
innerung der Hofleute, später in Form von Vorlesung
der aufgezeichneten Bestimmungen, daher dann auch
dieses Verzeichniss selbst, Rechtsurkunde von Höfen
oder Dorfschaften (Weistum). — 4. der Bezirk, auf
den solche Bestinmiungen sieh beziehen, ,0b die Wisen
ligen in der Gemeind-Ott'nung, in welcher der Haus-
vater sieh befindet, oder in einer andern Gemeind.'
Instruction v. d. physik. Ges. Z.
ofer, (>. Aa: 1. heiter, vom Himmel, Wetter
LWigg. - 2. schneefrei Aa; SL. - Das selbe W.
wie über, nur dass wie in uferen das oberd. // utii sein
Recht gekommen ist. Anlehnung an offen?
offerieren: 1. zu wissen tun, offenbaren, im Ver-
trauen entdecken; auseinandersetzen Uw; Z. — 2. dar-
bieten, anbieten, in der städtischen Umgangsspr..
Z. B. Bs und Z. - Das frz. uffrir, in der Bod. 1 au off,:ii
angeleimt ; vgl. ufffaumi.
Oferli: weibl. Tauf'name. Afra Srn.
offert s. einfart.
Offlzierer: Offizier. XVH. und noch Auf XVIH.
Das Frumdw. wurde der Analogie deutscher Standesuamen
auf -«')• unterworfen, da die deutsche Form die frz. Endung
-*/■ nicht mehr erl;euucu Hess.
Oflate, Offlete oßh.t, G: Z, Hoflete, Hofflete
Vw; „Zg" f : ungesäuertes Brot. 1. zu geistlichem
Gebrauch, Hostie. .Offlaten.- 1540, ,Oflleten.' L 1657,
sollen der Priester oder der Küster neben dem Mess-
wein immer bereit haben. .Offlaten' wurden lt. Salat
(XA'I.) gegen Fieber gegessen. .Oflaten.' 1312; U, XV..
und noch i. J. 1653 verbindet FWvss in Z den Begriff'
Nachtmahlbrot mit diesem W. : ,Wann niemand müsste
zum Nachtmahl kommen, alss der sich selbs unschuldig
v/eisst, es wurde bald kein eintzige ofleten ange-
brochen!' — 2. zu weltlichem Gebrauch, a) sprödes,
braunes Gebäck, aus einer papierdünnen runden
Scheibe von 2 -3 Zoll Durchmesser bestehend, auf
welcher aus eisernem Modell {Offleten-, Hilpen-isen,
s. d.) Arabesken oder Familienwappen abgedruckt sind
G; Z, etwa auch zu einer Röhre zusammengerollt Scn
(in dieser Gestalt anderweitig Hupe genannt). ,Glo-
buli = collyra, crustulum, Küechle, offlaten.' Fkis.;
Mal. ,Eisenkuchen, Otteleten, des gauffres.' DeLacocr
1736. Die Scn«- Kirchenordnung aus dem XVI. ver-
langt, dass am Himmelfahrtsfest ,nuss und oft'laten
oben von dem täl'er [der KircheJ hervor' geworfen
werden .nach altem bruch.' Zu Rapperswyl findet in
der Fastnacht eine Austeilung von Offleten und Leb-
zelten an die Jugend statt, nach der Überlieferung
urspr. zur Erinnerung an die i. J. 1350 vom Feinde
zugefügte abscheuliche Unbill. — 3. Briefzeltchen
Vw; „Zg."
Offenbar aus dem obigen OUäU, mit / statt 6, viell. mit
Anlehnung an das mlat. syn. oß'ru. Vgl. Du Gange 4, 671
und frz. }j<iin heult, Ess-, üublic. Briefzelte.
Övli: Eva ZO.
«f I. Präp. A. mit Dat. = nhd. auf, nur dass von
der Beifügung des Adv. üben (und zwar hinter dem
Subst.) ein reichlicher Gebrauch gemacht wird. Ferner
in eigentümlicher Anwendung 1. räumlich: in, vor
den Namen höher gelegener Ortschaften Ar. Uf sine
■füre, betagt, uf-emen [einem gewissen] Alter sl", gleich-
sam es erklommen haben; «o''' jung uf de Jöre Bs.
Uf de Fingere ha"^, an den Fingern abzählen können
Gk. Geld uf de Lüte (usse) ha", Capital ausgeliehen,
auf Zins angelegt Aa; G; Z. Dagegen G. uf ni''' ha",
bei sich haben B (nach dem frz. sur). Uf de Biechere
'truelct PPo. (vgl. mhd. an den buocheu lesen und PPo.
Notizen anschrtben). Vil chunnt uif-em Opfer, der
Opferstück trägt viel ein TB.; vgl. nhd. auf einer
Waare, Karte gewinnen. .Dass wenig gelts uf der
party ist' [bei diesem Unternehmen zu gewinnen].
1524. Strickl. Uf Boggebrot lebe W {B,. gibt die
(irundlage oder den Massstab des Lebens an; vgl.
engl, to live nn...). In ä. Spr. zur Bezeichnung der
Lage eines Ortes an einer Wasser- oder Landstrasse
wie frz. sur. .Eine statt, uf der strass.' Platter. .Eine
statt gelegen uf dem Roden' [an der Rhone]. .Allen
Steffen uf dem Rin.' ZChr. 1336/1446. Aber: ,Er er-
trank uf dem Rin.' ebd., bei einer Fahrt auf d. Kb.
'.s Heu uf-em [am] Stock verchaufe B. Etwas uf-enand,
rerchaufe, in einander gerechnet; das Gute und das
Schlechte zu gleichen Preisen L. Uf de Stockzäne
lache B. Uff-em Strich, von befriedigender Qualität
GWa. ; Ggs. under-em Str. De ganz Tag uf de Beine
si"; vgl. nie ab de B. che. I mag iiümme uf-mer
selber sin, stön, vermag mich fast nicht mehr auf den
Beinen zu halten Gr; uf-em .selber si", feste Grund-
sätze haben ZLunn. (Fest) ufenandfer) 1) gesund
(eig. zusammenhaltend, von den Teilen eines Baues
oder Gerätes); er ist nit recht u., nicht ganz wohl
LH.; GWa., To., noch u., noch am Leben und gesund
G. 2) bei Verstand, bei Sinnen, bei sich selbst G;
SiiLG. 3) von Sachen: ii. enand obe, über einander
geschichtet Z. Uf-i»i selber sitze", sein eigener Herr
sein; einsiedlerisches Leben führen. Sulg. ,Auf ihm
[sich] selbs sitzen, sedentariam vitam agere.' Hosi'in.
.Auf mir selber gesessen.' 1785, Pestal. Uf-em selber
sl", ledig, aber mit eigenem Haushalt. Sulg. ; Sutermstr.
Uf-em, dritte G' schlecht [^zu'n 3. ChindeJ, im 3. Grade
verwandt ZO. — 2. von der Zeit, zur Bezeichnung
der Nähe an einem Zeitpunkt: ,uf der Nacht', bei ein-
brechender Nacht. Schilling Chr. ,Es ist auf den
Zweien, Dreien' [an der Uhr]. 1716, Denzl.; frz. sur.
3. von Gewicht. Last und Wert: ,Uf niiueni
vatter ligen', ihm zur Last fallen. Platter. Sorge,
.Vltersjahre »/'-si'''' /«("; von Sachen: ril (irenig) uf-si"''
ha", Sorgfalt verlangen; wichtig, schwierig sein B; Z.
Vil uf Firn, uf Oppis Im", Jemand hochschätzen. Wert
auf Etwas setzen B; Z. H'Lilt Iiend im nit vil druf
tl'
Af, ei", if. ot'. nf
US
g'ha Bs. — 4. Begierde nach Etw., Beschäftigung-
mit. Ktw.: ((/■ Öppi>: xi" (mit einem Steigerungsadv.
oder einer Vergleichung z. B. ide-n-en Sperber, HäftU-
iiiiuher, wie de Tüfel nf-ere-n-armc Sei) Sulg. ; Z. Er
ist en Haijel uf-eiii linde Brod [Krume] — er isst 's
hart iW'' [die Kruste], Scherzrede über einen Nimmer-
satt. Uff' sJiii Gschäft nmme hiu/'eii, seinem Geschäft
nachgehen Ö. ,Auf etwas umgehen, moliri alqd.' 1683,
Hospin. ,Dz er die Zal dar nitt uff dem Handtwerch
gwandlet.' Z 1565, nicht die gehörige Lehrzeit auf
der Wanderschaft zugebracht. — 5. von feindlicher
Gesinnung oder Absicht gegen — , Spannung mit Jmd.;
vgl. üßetziy; Einem üfhocken, nf den hen sin, uf
Eim nmerUen. Uf Eim sl", überwachen, aufpassen L,
belästigen, bedrängen, verfolgen B. .Alles irerd' irelle
iif-ere [der armen Wittwe] sy u. a-re suyge [sie aus-
saugen], GoTTH. ,l)ie Aufseher seint auf den galioten
wie die teufel auf den verdambten scelen,' GKönk;
1695. ^7 «»andere si", eifersüchtig Uw. — B. Mit
dem Acc. wie nhd. ; ferner: 1. räumlich. Uf d'Llch
yö", an ein Leichenbegängniss Ap; G; mit Dat. F.:
einem nachstellen Ar. Uf NiU cho, Alles aufbrauchen,
sein Vermögen verlieren BO,; L; sonst auch über iV,
Uf Eini chö, obsc. Aa. Uf d'Witi gu'\ in die Weite
d, i. auf die Reise GO. Uf d'Arbet (d'Stor, de Tag-
iianj gä", zur Arbeit an fremdem Orte; daher bei
SjRF.NG auch uff d'Fabrigg gö". ,Er buwet die stat
uf die A', ans Ufer des Flusses hin. ZChr. 1336/1446;
vgl, A, 1. Uf d'Gmeind cho", müesse", sich von der
Gemeinde erhalten lassen B; vgl. k, 3. Bei Ortsnn.
= nach auf die Frage wohin, wofür sonst yo (gen)
Aa; Ap; Bs; U; ZO. ; selten vor Ländern, Bs; häufig
(und so schon bei Platter S. 23) mit nachgesetztem
zae, zu genauerer Angabe der Richtung und An-
näherung, — 2, in feindlichem Sinne auf — los,
gegen (vgl, A, 5), Jmdm »/' 's Lebe gä, nach dem
Leben trachten, ,Alle tage uf uns riten und raisotent,'
ZChr, 1336/1446, ,Ein kriegszug uf die von Stras-
burg,' Cys, Uf Öpper z' Dorf gän, losgehen, angreifen
B, Uf si! auf sie losl Aa; Bs, Von Anklage, An-
spielung, Nachstellung oder Überwachung: ,uff' jeman
sagen, bringen, erfinden,' 1398, Z, ihn als den Täter
nennen, anklagen oder erweisen, ,Sy (die Schwaben]
brechtends einandren uff die kuemüler,' Edlib,, tränken
e, zu mit Spott gegen die Kuhmäuler, Schweizer. ,Uff
Einen reden.' Zwingh (mit Anspielung oder unmittel-
bar gegen), Uf Öppis rcde'\ anspielen, Sülg, ,Uf
Einen schreien', einen zurückgekehrten Verbannten
durch Geschrei verraten. Alt. Landb. U. ,Sj' liessend
auff jn heymlich wachen.' 1531/1667, ,ludic. 16, 2,
,Üer böss fyend der uff s.y stat und gat,' 1569, LLav,
Sogar d'Wiber spilen uf-e Jos [beim Kaiserspiel] L,
— 3. auch von freundlicheren Beziehungen blossen
Wetteifers und zuletzt von wirklich freundschaft-
lichem Verhältnlss, Uf enand Ifere', wetteifern,
Sülg. Guet uf enand si, freundlich gestimmt gegen
einander Xv. - 4. Ziel eines Strebens, Begehrens,
eine Zweckbestimmung oder auch blosse Neigung.
Vgl. A, 4. ,Uff eilend thuend sy stifftcn.' 1560. Vogel-
Kesang. , Ander lüt wider einanderen verhetzend, uff
krieg stiffteml,' 1584, LLav, ,Sy schryend uff dispu-
tieren', verlangen laut eine Disputation, ZiVingli.
,Ksan ist geneigt uff' jagen'. 15S4. KWaliii. .Oas
bimmlische Erb auf [für] Jemand behalten.' 1691.
Ki.iNGL, , Dienen nf', passen, sich bezieben a\il'. von
Bibelstellen, Bibel 1531. Er ist ufs Türggebrod n-ie
d' Vögel uf-e Hanfsöme GO,; drüf sl" eswie ne Chatz
Nnw. Er ist drüf g'gdnge, darauf aus, er ist nicht
ohne Absicht dazu gelangt [anders drüf g'g.] ZO,
DrilfB. drüf ine 7, ha", darauf zielen, darnach streben.
Es hat hur ril uf d's Kegne, das Wetter ist dies Jahr
zu Regen geneigt Gr, Uf e DoMer studiere, Jledizin
st, Bs, vgl, engl, for medicinc. ,Man hatt uff' das
kloster zert', auf Rechnung des Kl. Bossh., Wint, Chr,
— 5, Grundlage, auf die man abstellen, sich be-
rufen, verlassen kann, ,Uf (an) einen kommen', es auf
seinen schiedsrichterlichen Spruch ankommen lassen,
XIV. ,Bezügen uf', aussagen mit Berufung auf Zeugen,
ZwiNGLi. Uf Öppert, Öppis gä", allg., cho", Sulg.,
mache" G, sich verlassen, ,Uf min Sterben!' Beteurung.
Man, Uf ml armi Sei! uf Er und Seligl-eit! Z, —
6, bei Zeitbestimmung, a) Annäherung gegen
einen Zeitpunkt. Drei Viertel uf vieri = ein Viertel
bis vier Uhr Bs; Syn. nach. Uf d' Nacht Z; vgl.
A, 2; doch kann auch Zweckbestimmung darin lie-
gen: für die N. Uf 's Jär, auf das neue Jahr hin
= über 's Jär AaZ,; ZLunn. ,Auf erst', sofort, als-
bald. 1590, JAmmann. ,Vor und ufdenn', vor und bis
damals, 1440, Gfo. 2, 396. Uf der Augeblick, auf der
Stelle [statt: im], Baurengespr, — b) Dauer: ,Auf
die drei Stund', für drei Stunden. 1707, Tobias. Uf
e ZU, eine Zeit lang, oder: zu einer gewissen Zeit
Gl; Z, — c) Folge in der Reihe = nach, Eimol
uf 's ander, ein Mal um das andere Bs, I chume
uf in Aa; Z. Verstärkt uf das abe, darauf hin; aber
auch uf d'ßlilch ufe, nach dem Milehtrinken S; Z, —
7, Anderweitige Massbestimmung, ,Uf das minst',
zum Mindesten, 1519, Stoltz, Uf 's mindfijst, u-enigist.
allg, ,Uf 6000 knecht', ungefähr. Edlib. Uf einist,
zveunist, für ein, zwei Mal Aa. — 8. Art und Weise,
Uf all Weg, jedenfalls, gewiss FMurtenb. (sonst in a.
W.)\ auf alle Arten Z, ,Uf die nüwen soct predigen',
im Sinn der Reformation, 1524, Absch, ,Auf ein solche
form reden.' 1666, JHott. — 9. ,Kraamen wenn zween
krämer auff einanderen kommend', d, h. niemals. Mal,
~ C, Casus zweifelhaft. Uf öppis erchlüpfe, er-
schrecken über etwas U, darauf hin'? darnach? ,Auf
List.' 1739, Laüfp. Beitr., in listiger Absicht, auf
listige Weise (darauf begriffen? oder darauf bedacht?).
.Hauptmann uf 12000 Mann,' Ansh., über ihnen ste-
hend? oder über sie gesetzt? vgl, ob. Uf Unglück
schwanger gä" Z. Er ist uf Bessere, auf der Besserung
Gr, -IL Adv, A, uff (n-' Z): auf, d, i, in der Höhe,
oben, entsprechend der Präp, m. Dat, (wie «/' der-
jenigen mit Acc), Olien-uff superlativisch ,ganz oben,
zu oberst'. , Einem widerwärtig und schwer uff' sin-,
schwer aufliegen, lästig sein, 1489; vgl, I A, 3, 5,
's isch no uff, es ist noch Webestoff auf dem Stuhl,
Bs, Uff (B auch uffe) ha", z, B. War (es Wupp,
Bauclis), Stoff (ein Webstück, Baumwollenstoff) ant
dem Webstuhl aufgespannt haben Bs; Z; e Bridle, de
Huet, aufgesetzt haben, und dann auch uffb'halte. auf-
gesetzt behalten, nicht abnelimcn. allg. Uff liyfyk",
die Unterlage berühren, z, B. '.< Träm lid uff, der
Balken liegt fest Aa; Z. In diesem Fall audi »/
(liegt = legt sich); umgekehrt uff (uff) sV, aufgestanden
d. h. ausserhall) des Bettes sein 'l'n für das gewidiu-
liche üf sl. Uff sl". sonst von einem Schiffe, fest
sitzen B; fig. auf dem Trocknen sein, kein Geld mehr
lialii'ii. GoriH.
119
af ef. if, of. nf
120
dar-, ilruff allg., druffe Bs; BM.; pleonastiscli
dadruff B. Dr. obe {d^r/obc AABb.): oben darauf;
ganz nahe dabei. Dr. iisse, auf dem Aussersten, auf
dem Punkte (Etwas zu tun oder zu erleiden). Dr. sl":
1) emsig an der Arbeit sein Ap. 2) auf Etwas
erpicht sein Ap; Bs; Uw; Z; vgl. I A 4. Druff und
drä sl": 1) emsig an der Arbeit, eben vollauf mit
Etwas beschäftigt sein G; Uw; Z. 2) ganz nahe
daran sein zu geschehen, im Begriff Etwas zu tun
oder zu erleiden, pers. u. unpers. Aa; Ar; B; Gl; G; Z.
Syn. s. Trif(t). ,Es stehet druff, es fehlt w-enig.' Mscr.
XVII. Auf die Frage: uiespotisch? erfolgt die neckische
Antwort: e Vieitel mender as [weniger als] droff GBer-
neck ; vgl. I A 2. ,Es stat wol daruff !' man kann sich
darauf verlassen. Edlib.; vgl. I B 5. ,Etlich lüt band
nüd dr.', setzen keinen Wert darauf. Mev. Wint. Chr.
Ilian im nüt dr., hin nicht mit ihm einverstanden Bs;
vgl. I A 3.
übe-. 0. s»; obenauf. Herr der Situation sein. Du
hin-i du [alsdann] o. y'sl laid der Clier üt du a" mi'''
cho" zum lache B.
B. üf: 1. auf, im Sinne der Kichtung. und zwar
in Gr; PP.; W, auch für sich allein stehend = her-,
hin-auf (vgl. ah); sonst nur mit andern Ortsbestim-
mungen, z. B. : d' Stegen üf falle chost d'Ell drei Batze.
ScLG. Vo Chllnem üf, von Jugend auf Aa; Z. Es ist
dur''' mi''' üf r/'f/aiige, es hat mich aufgeregt G; Z.
Än-enand üf stä", zusammentreten um zu plaudern Z.
— Easches Aufstehen, sich Entfernen: ,Er ufl'
und klagt.' Kessl. Uf und fürt Z, üf und drüs L;
G; Z, üf und dänne [von dannen] .\a; Bs, d'Sacli,
mit der Sach üf und dünne mache, beseitigen, beendigen
GF. ; doch üf und dänne in L = üf und nider (üfe-
nider Aa; Gr), 1) mit folgendem ,wie' oder in Ver-
bindung mit glich g'seh, manen an zur Bezeichnung
grosser Ähnlichkeit Id. B. ; Gr ; GF., Eh.; Z;
SüLe.; Hebel. Im gleichen Sinn üf und änlifgj Aa; Bs;
B; ScHW; Z, auch attrib. verwendet der üf-und-änli
Alt, vom Sohne, der seinem Vater gleicht. Üf und
ehe Gr; Vw; Zg. IJf und har GG., T. Üf und nett
GW. Syn. l)ibar. 2) mehr oder weniger, bei
ungefähren Angaben Vw; Zr. ; z. B. uf e par üf und
nider chmmt's nit a" Bs. Bi ziceune uf e n., 2 mehr
oder weniger Aa. Syn. üf oder ah. Dagegen: ,vil
underred uf und nider', Besprechung. Verhandlung
liin und her. 1530, Absch. 3Iit Einer üf und nider
gä, in Concubinat leben. In Di,sjunction: es geit-mer
iceder uf no n., für mich gibt es weder Saat noch
Ernte. Id. B. Üf und holla! fertig, abgetan! L. —
Die Vorliebe unseres Adv. zu ampliflcierenden Ver-
bindungen bricht auch sonst durch: üf- und a"ne,
Etw. allgemein, Jmd. unbeschränkt annehmen; einen
alten Brauch üf und in Ere" ha" Gl. ,Si [die Feinde]
chömmen üf und nohe [nach gestürmt].' Schild. Vgl.
uf und däne. — Stehende Verbindungen des üf zu-
nächst mit abstr. Verben, wobei das Adv. fast im
Sinne eines Adj. oder Part, selbständige und prägnante
Bed. entfaltet: 1) aufgestanden vom Bette, nach
Schlaf oder Krankheit. Zuweilen m/' ohne , sein', selb-
ständig participial mit andern Verben verbunden, z. B.
er wott üf e.sse, er will ausserhalb des Bettes essen;
teas u-ettist üf tue? was wolltest du, aufgestanden.
tun? Id. B. ; er cha's nid üf erllde, vermag nicht
ausserhalb des Bettes zu bleiben. ,Er rufte, dass man
auf wäi-e'. vom Sitzen aufstehen und hinausgehen
sollte. 1707. 3. Macc. Me sehdtgt-en nümme üf, man
verzweifelt an seiner Genesung. Üf möge, am Morgen
zum Aufstehen willig sein ; aber auch : gegen Schwierig-
keiten, Widerstand sich zu erheben vermögen; vnt
Eim — , Einem gewachsen sein. Meister werden Z.
Uf bete", beim Aufstehen b. Ü^f h'lange, sich selinen
aufzustehen. — 2) wach, wachsam, rührig; auf
der Hut Z. — 3) aufgesessen, zu Pferde und weg-
fertig. FPlatt. ~ 4) aufgeboten, aufgebrochen,
vom feindl. Heer. Die Zürcher glaubten nicht, .dass
einiger Zug über si uf were.' HBillim;. .Burgund
ist auff, der stoltze Fürst, der will uns z'Boden richten.'
1701, JCWeissenb. — 5) in Aufruhr begritfen, auf-
ständisch. ,V. hat die Uft'ruohr erregt, sagte zuo
etlichen, die nit grad wollen uft syn, sie seigind
schölmen.- Knon. Amt 164C. — 6) aufgebracht,
entrüstet. Üf sl gegen enand, in Streit BM. ; Uw. ,Dass
man nit uif syn sölte, und den Friden trüwlich halten.'
LegJüd. ,Irritabilis. Zornmühtig, der bald auff ist'
1677/1716, Denzl. Vgl. üfbigeren, üfreden, üfcho, auf-
brausen. — 7) erwachsen FMn. — 8) offen und
zwar a) von Türen, Fenstern usw. Üf sl Sulp... üf
hä B, aber Letzteres auch (hau — heben): Kinder
aus dem Schlaf aufnehmen (zur Notdurft), b) von
der Haut: wund, üf sl", vom Patienten: üf lige".
Üf cklübe", wund kneifen. Vgl. üfsilde, beim Sieden
bersten. - 9) auf den Boden, Grund B. Üf chö",
üf sl" = uff sl", uff ligge. Üf sitze, ans Land steigen
(aber auch: auf das Schiff). - 10) zu Ende, fertig,
aufgebraucht. Üf .n", üfhä", von Vorräten, Essen B;
L; Z. Neuhache Brod ist gllner üf Z. Das Heu üf
hän, als Futter aufgebraucht haben BHa. '.'s Boss häd
üf, fertig gefressen Z. Vgl. üßüsen; üfwerchen; üf-
machen, ein Ende machen. — 2. da üf: da oben
GrOS. Auch in einigen Ortsnn. = ober: ,Baden im
Ufgäu.' ,Ze Utf-Terzen', jetzt Ober-Terzen. 1391. Vgl
üfen. ? üfebni, Ortsn. in Weinfelden. — 3. Conjunction
= auf dass, damit. PGexgenb., z. B. Bettlerorden
V. 360.
Tgl. ,ehf', ,l)is' u. ,i., denen urspr. eiu ,dass' nicht fehlen
durfte. — Als Präfix findet sich s/meistens nur vor Verben
bzw. Verbalableitungen; doch U/hont, aufwärts stehendes H.,
Vfruns, Rückströmung in emem Flusse, Ebenfalls prägnant
ist üf in den Zss., welche die Beziehung auf die Person
eines Andern mit sich führen, wie ü/hmien usw., Schläge
erteilen. In manchen Zss. entspricht es anderen Präpositionen :
ufru(ken, vorwerfen, üfijan, ausbrechen (von Feuer), ü/knieen,
hin-, ü/nenuit, ZU-, v/roUn, er-; und kann scheinbar sogar
in das Gegenteil seiner gew, Bed, übergehen : ußchliemen, zu-.
üfyan, aus-, Zuwgilen verstärkt durch folgendes ent-: ü/ent-
hahen usw. ; oder in Verbindung mit er- selber pleonastisch :
uferbülich. — Vgl. entsprechende Bildungen mit ah; ander-
seits die mit ilfhin.
aber- («6)b'>; 1. hinauf, herauf W, - 2, oben WL.
übel-, ü. sl, sich übel befinden, unwol sein. Sulg.
.\ls Gegens. zu icoluf gebildet.
über- ii/<(ii/' LE., uher-, üleiif Gr: 1. aufwärts Gr;
L. — 2. oberhalb, ,0b Zuckenriet überauf.' 1501,
Pcpikofer. .Zur linken Hand überauf,' Wurstisen. Im
obern Stock Gr; sonst übcr-oben.
Ufi-, scherzhaft subst. Im U. sl, im Aufgang (des
Glückes) begriffen sein, Gegs. im Ahe-ab. Sti'tz.
am- W, ambr- BO.; W, Qmbr- ebd.: 1. hin-, her-
auf BO.; W. — 2. oben W. Aus aber-; s. aber.
unden-: 1. vom Unterland her, 2, vom Boden
himmelwärts. Darum seherzh. zweideutig: Wenn's nu
IJl
Af, of. if. of. uf
122
nid von u. regnet! als ob der Kcgen auch aufwärts
fallen könnte S.
under-, z'under-, -»/* \J -= s' imder-nhen Wst; Z.
Eine z. schlä", über den Haufen 7,. — z under ü f-
haft: verkehrt.
Oäch-: alter (ieschlechtsn. G. Eij;. — jäh auf-
wärts; jähzornitf.
hau pt hoch-. /(. singe", aus voller Brust ZO. ;
gew. hanpihiklüingen. s. d.
hell- ä Gr. ^ Aa; Bs, <* Kv; L, .-^ Z, mit dem
.\ccent auf dem 1. W. Aa; Z, auf dem 2. Bs; Z: Adj.,
eig. viell. : bei erster Tageshelle aufgewacht und auf-
gestanden; dann: gut aufgelegt, aufgeräumt, munter,
lustig. H. ond Tags i's Bett! Ruf der Bursche, die
nach lustig zugebrachter Nacht früh Morgens statt
aufzustehen zu Bette gehen, daraus tautologisch ver-
dreht: h. i's Bett und Tags i's Xest ! Ae. Dann über-
haupt ermunternder Aufruf oder Zuruf, mit nicht leiclit
verständlichen Zusätzen wie: /)., hinder-cm Dörnhag !
ScHiLip; /)., Spatzenest! (lustig, wie Sperlinge im Nest?)
ZO. H., Portugal! ebd. {viell. von Soldaten, welche den
Feldzug von 18(i0 dort mitgemacht hatten?) Deutlicher
als Aufruf zum Handgemeng: ,Man ruft da gleich:
Hellauf! Haaraus! Pletz ah! und fordert sich heraus.'
DiETscH, Bachflschet. H. sl, wol dran, ge.sund sein
(vgl. u'ohlf); h. z'tiieha, viel zu tun haben. Vielmehr
an die urspr. Beziehung des W. heJl auf den Ton
(vgl. hellen. Hall) lehnen sich Ausdrücke wie h. lachen,
süß gen.
hand-: Conimando beim Rudern. H. lia", gi'"' : den
Griff des das Fahrzeug lenkenden Kuders hoch halten,
so dass das Blatt desselben möglich.st viel Wasser
fasst und kräftiger auf die Steuerung wirkt Z. Scherzh.
wird etwa ein Berauschter gemahnt, wacker .Handauf
zu halten!'
Hür- s. u. den mit H- anlautenden WW.
mül- s. u. Ginn-, Mal- Äff Sp. 100. 101.
mund-. M. i" Himmel chö, von einem sterbenden
Frommen, dem man zutraut, dass er geradenwegs,
ohne Durchgang durch das Fegfeuer, in den Himmel
konunen könne L. Es iscli em, as wie-n-e der Himmel
m. zue-n-em nä leett [zu sich nehmen wollte]. Schild
1863, 96 von einem in selige Betrachtung des Nacht-
himmels Versunkenen.
,Miind-aiif bozeichnet entweder deu ritfi/neu Mund (des
Sterbenden) als solchen, oder es liezieht sich auf den alten
Glauben, dass die Seele durch den Mund ausfahre.
bueb-: munter, sorglos, leichtsinnig. Noch h. si,
von alten Leuten, die ausnahmsweise die Lust und
Kraft der Jugend bewahrt haben LE. — Von Bueb,
junger Bursche; vgl. auch hell-tif. vol-uf, üflig und
das folgende
busch- ]nti-, jmi-, in BEmni. hnk'nf: rüstig, munter,
wolgemut, von Gesunden (»(C'' 6., von alten Leuten)
und Genesenen firider h.) B; W; Z. — Vgl. Imeh-nf,
hell-uf, wol-nf. Eig. aufrecht, wie ein Busch gradauf
wächst oder strebt; vgl. husjjer (busch-bar).
Pfitz-, Pfütz- m.: 1. „eine Art Eierkuchen, der
sich stark bläht Gl." Syn. Ufjnck, Jncliuf. — 2. bildl.:
„ein einbildisches Kind Uw", eingebildeter Mensch Sch.
Vgl. en Ohcn-t'is-imd-nienen-a". ~ Von pfitzen, auf-
wallen, platzen.
gerad- grad-: 1. aufrecht. — 2. Subst. m. zwei-
rädriger. dar\nn mit der Leiter aufrecht stehender
Schubkarren, auf welchem iu der Mühle, im Kaufhaus
z. B. Säcke, ebenfalls aufrecht stehend, transportiert
werden Z.
ob sich-, pleona.stich : landaufwärts. Es ist nüd
leid obsi uf (vom Wetter). Stutz.
sperr- machen, eine Tür Z. - Sehwankt zw.
• sperr-often' und ,auf-machen'.
Stig-: 1. Name mehrerer Ptlanzen von bes. auf-
.strebender Art oder Gestalt, a) Convallaria niultifl. L.
GW., We. Syn. Geissleitere, Leiterlikriif. — b) Gla-
diolus comm. L. — c) Stigi(f(e)li Gl; Z: Lathyrus
odor. L. Gl; GWe.; Z. Syn. Wlchi. ---■ d) Stigüjli S,
StigAfeCrJHH: Tropteolum maj. L. - 2. Transportable
kurze Treppe oder treppenähnliches (bestell z. B. für
Blumentöpfe ZBauma.
domber-: das Tal hinauf PGr.
\^\. fimbr-, uhcr-Ctf, Das d wahrsch. eig. von dem Auslaut
L'iner vorangehenden Verbalform angeschweisst, oder das </
des eig. nur den Ortsadvv. der Ruhe vorgesetzten .\dv. d».
dar- druf. vor anderen Advv. etwa mit kurzem
u' Z : 1. darauf, mit Beziehung auf Genanntes, s. üf
— 2. mit mehr oder weniger erloschener Beziehung:
dr. nfe, oben darüber; überdies, obendrein; dr. ane,
darauf hin (lokal); dr. abe, unmittelbar nachher; vgL
üf'l B b. c. Dr. che", auf ein Geheimniss, etwas Ver-
gessenes; mit Dat. P.: Einen auf Etw. ertappen; syn.
Eim drüber clw. Dr. üs gä", aufs Heiraten aus BsStdt.
Dr. tue", Geld zulegen, nachbezahlen; dr. schlä", mehr
verlangen als • man selber ausgelegt hat Z , .pretiuin
augere'. Id. B. Dr. gä", zu (irunde gehen, krepieren;
auch bloss es ist dr., ist hin Aa, und amplif. da gät
ril dr. und drüber. Jemand, Etwas dr. machen, um-
bringen, zu Grunde richten B. Dr. biege", seinen Vorteil
wahrnehmen . sei es aus Neigung oder aus Not Z,
,intendere'. Id. B. Druf! darauf los! .Und schrouen
[schrieen] die Hauptleut überlaut: Darauf, truf! es
gilt des Bären Haut!' 1656, Vilmerg. Lied. Druff'! Ruf
der Schmiede, wenn das Eisen soll gehämmert werden L.
Die verschärfte Ausspr. wol aus einer deutschen MA. ciu-
geschlei)pt.
dadrüf: in deiktischem Sinne verstärktes darüf.
durch- dur-, dür-, dur-: aufwärts mit dem Neben-
begriff der unbestimmten Fortsetzung. Getrennt: dur
de Berg üf, den Berg hinauf Mit vorgesetztem dar:
de(r)durüf. — Schon 1380 u. Ui.5;i die uiundartlirhi' Form
in LUrkdn.
des-: von diesem Orte auf Disüf sl. von einem
Orte, wo man geruht, aufgestanden und wieder auf-
gebrochen sein BGrind.
zeweg-. Der ZKeg uf g'namset, der oben genannte
GrD. ; eig. an einer weiter oben gelegenen Stelle d£s
Weges.
Weck-. ,Der W. von Österrych-: Name eines in
der Schlacht bei Dornach erbeuteten Geschützes.
wol-, Adj.: gesund, munter Z, froh, heiter L.
Selten attrib.: es irolüfs (r'miiet ZWädensw.; dafür
richtiger wolüfig liSi.; Scuw, -üfig Zo lt. Dr.IrHKx,
fiektierf z. B. en woläfnige Seiiw; ZKn. — [wolufen.|
.Wolufend all, wir wend gon tanzen!- löoO, SriurKL.
Unmittelbar von dem obigen interject. Adv. gebildeter
Imperativ; vgl. se! da! send! nehmt!
wett- bezeichnet ein Verhältniss gegenseitiger
Abrechnung zwischen Personen, von denen keine der
audern mehr Etw. zu bezahh'U b:it l!s; Z. .Es gehet
1Ö3
af, cf. if. of. nf
124
wett-auf, ijalculus par est positus.' Dknzi.. Syn. icett,
quitt, ribum.
üfen I Atlv.. Pi-iip. mit Dat. und Acc. 1. = «/.
,U. Libano-, auf dem L.; ,u. iro houbet', auf das H.
NoTK. .Die komen utfen du [die] tegding' [üerichts-
verliandlung]. um 1300, Gfr. 7, 134. ,uffon mich.-
1321, Th. .uffen den bomen [Bäumen] gewachsent.-
1336,0. ,ufen des riclies grünt.' XIV., BHandv. ,clagen
uffen einen burger.' ebd. — '2. Di einigen alten Ortsn.
ad¥. = üben, ober. ,Ufenowe, Ufnouwa, Ubinauwia.'
Vni. — XIA\, jetzt tjfnau, Insel im ZSee, .so im Gegs.
zu der jetzt einfach Au genannten Halbinsel. ,Ufen-
dorf' im Gegs. zu ,Niderdorf' (Vor.städte des alten Z)
jetzt umgedeutet »/' D.
Ahd. ufan, üjhi, nihil, üfm, watirscli. iiiis üj -\- iki oiler
in, vgl. alts. uppan, engl, upini.
Üfen II Vb. : empor, in Aufnahme bringen, das
Wachstum befordern. .Müessiggenger werden gepflanzt,
gezogen, geufi'et und erhalten.' Z, 1527, Absch. ,Ufung
und fürdrung sins heiligen worts.' ebd. ,Wie die mess
hiemit geufl'et und zuo wirden kommen ist.' Kf.ssl..
welcher daneben auch das Vb. nfnen gebraucht. .Da
wir gern sehind das sich der berg [das verödete
iStädtchon Regensberg] uffeti und an lüten bessrity.'
Z, 1431. — Mild, üfen, üffeyi, ahd. üffan, üffön.
üfnen, üfnen: aufrichten, emp<irbringen. 1. trans.
stiften, erbauen; befördern, vermehren., Rem publi-
cam magnam facere, meeren, ufnen.' Fius., Einen an
guet und eeren ufnen oder fürdcren.' Mal.; Spreng.
.So von Personen auch bei Tschudi: begünstigen, unter-
stützen. ,Leut cerlich gemachet [wieder in bürger-
liehe Ehre eingesetzt] und geüffnet' [zu Amtern be-
fördert]. 1532, LJuD. Mise. T. S, 88. ,Der Herr auffnet
Jerusalem.' 1531, Ps. 147 (1548: .bauwet'). ,Die Haus-
haltung auffnen [durch Arbeit], nit in abgang bringen.-
FWvss, 1Ö55. ,Dass d'sünd und d'schand will g'ufnet
werden.- Ruef. .Wie eine auzahl Brücken eingerissen
und wider geüifuet [hergestellt] worden.- JLCvs., 1661.
,Dise gestift und diss haus angefangen zu äuft'nen und
zu bauen.' Frauenfeld, 14'24. Die Gesellschaft der
Büchsenschützen ebendaselbst war 1523 ,geüfnet', ge-
stiftet. , Damit die gottsforcht gepflanzet und geüft'net
werde.' ZMand. 1650. .Er euifnet die statt [Rappers-
wyl] gar herrlich, dann er ein kilchen darin bauwet.'
MRii'KENM. 1670. , Wodurch das Land und die Haus-
haltungen geiiufnet oder verderbt werden.' XVIII.,
EseKEit, Tageb. .Geutfnet. genieret und verbesseret.-
Kessl. ,Die stadt üfnen, beschützen und beschirmen.-
Ansh. .Gericht und rat erhalten, ufnen und üeben.'
1528, Absch. .Ein gutthäter und uffner' [einer Kapelle].
Cvs. .Dass die Eidgnossen sollen Üffnung haben zu
[in] allen ihren Nöthen, der gemeldten vier Städte'
[Hülfe von den 4 St.]. Ansh. In der neuern Volksspr.
noch vom Anbau und fortschreitender Verbesserung
des Bodens, z. B. eines verwahrlosten Landgutes ^Bs" ;
B; „S": Vw; ,Zg; Z--, aber auch von Mehrung irgend-
welchen Gutes überh. Ap; „L; Sch". — 2. refl..- sich
lieben, in Aufnahme kommen Ap; B. — 3. intrans.
nnpers. : reich werden B; es iif'net hl-n-em, sein
Vermögen mehrt sich, es geht ihm ,auf- S (Ggs. es
(ihet). Alliiiälich wieder zu sich selbst, in bessern
Stand kommen BSi.
Für die Bed. Land urbar niai-iien, .Hiiriiri'chm /um
.ViiIiHiinzi'n Uw; U, iiiuss nicht notwendig auf die von .üftniMi'
zluiU-,kgegullgl-ll weiden, doch vgl. afl'cn (offes Laiidl.
er-: 1. urbar machen durch Ausrottung von Wald
und Gebüsch; auch: Wiesen oder Weideland in Acker-
land verwandeln Nnw. Land verbessern ZLunn.
2. von Hebung der Kultur und des Wohlstandes: '.<
Entlibuei-li hat sicli erüf'net L. .Eräuftiiung- Ggs. von
,Verwüstung'. Schobing. 1695.
üflich, üflig, üfli: 1, wohlgemut, fröhlich,
lustig A.\; B; L. 2. .kräftig BO.; LE." - Ggs.
fdilicli .
üf-, iifhiflKi: munter (von Kranken) Gr, B. 2,
27. '285.
Mit uiihewiisster Repetition di^s Adv. und mit Anlehnung
an üßupftn gehildet.
wol-, allewol- (vnhlfliy BSi.): ganz munter,
rüstig BO.; „LE."
üflichen, üfligen: munter, kräftig werden BO.;
-LE."; genesen BSi.
ufe, uffe, ufi, ufi s. nf-lün.
Ufelnni: scherzhafte Verdrehung des Namens Ape-
hini ScHW.
Stützt sich auf dii.^ Schw Ansspr. iipc für alie d. i. ahhin.
Ufebi s. Üfheh-Win. Ufert s. Uf-Fart.
ufert-hi s. nunfnrt-hin.
nfetürig ü'fHilriy Aa, „üfertür(ig) LG.": aben-
teuerlich, ungeheuer, unheimlich, ungestüm, gefähr-
lich. ,Wcnn au es Hunghür [Gespenst] wandle seit
[umgehen sollte], Se tued me d'Auye zue, Und nur
irenn's s'ufferlurig yieny, Se vlst me's y'schwind sur
Biieh.' Hafl. 1813. ,Es ist ufertiiriy zuey'ganye', tu-
multuarisch. ebd. 1801. „Von Menschen: Einer, vor
dem man sich in Acht nehmen muss LG."; gewalt.sam,
unvernünftig, blind z. B. u. dri" schlö" Aa.
Entstellt aus itventurig, dessen zwei erste Silben in iin-ver-
unigedeutet wurden , weil das Ganze einen negativen oder
wenigstens ungünstigen Begriif enthielt; vgl. auch untür.
ufha s. iif-hin. Ufzig s. Üf-Zug.
Äfs: landesübliche Ausspr. des ZDorfnaniens Rafz
vgl. Äf^y.
ai'ter: 1. Adj. nachfolgend, nachherig; der andere,
hintere. Am afteren Tay; zum afteren Cher, zum
zweiten Mal; der after Süfsunntiy, der zweite Alpcu-
festsonntag BSa. ; der after Sant Todro. das nacli-
folgende Fest des h. Theodul, der Nachtag seines
Festes; der after Teil, Hinterteil W. — 2. Adv.
(aftert): einer Richtung nacli mit dem Begriff der
Verbreitung über das betrefl'eiule Gebiet hin, hin und
wieder, überall. ,Vil volks a. in dem Land herum.-
TscHUDi, Gallia. ,In Tütschianden und a. im Rich.-
ebd. ,Es ist guot laud am langen see a.' ebd. ,[Es
ist dem Ptolemeo] nit a. nachzuohellen [beizustim-
men].' ebd. Auch Absch. IV 1, a, 1363 v. J. 1528,
ebenfalls aus Gl. — 3. Präpos. mit Dat.: „nach,
BO."; über — hin: ,Wie die seel a. dem ganzen lyb
sye [über den ganzen Leib verbreitet].' Zwinoli. .[Das
Gerücht] erschall alter dem land.' Kessl. .Ir Zungen
schweift a. der weit hin.' 1531, Psalm 73, 9 [später:
.hin und her auf Erden']. ,Bald kamen die mär after
aller statt.' Zielv. — -t angeschweisst wie iu eiusi u. a.
dar-, draftcr \V =:after(t). , Darafter in schlüssern
und hüsern.- 15'29, Eon, Act. ,Der Wind liat dr. im
Land die nussbäuin nider gwortfen.- Mkv., Wint. Chr.
1:
Aft -uft. Afz— ufz.
Äff. eg. is
12t3
,Üie lüt fiengeiui dar. an redeu.' Salat. .Ini .hiiteu
und dar. [dort herum].' 1521. Absih. .Jung- und alt
ligend in der gassen dar. auf der erden.' 1531. Klagel.
2, 21. Noch Id. B (Ennnental), Spreng, Zschokkf 1797
und St. kennen tr. aus der Volksspr., freilich als fast
verschollen. In \V noch heute </;•. gän, hin gehen.
durch- = (7rt)'(T /?(■;' (vgl. durchweg, diir 's Band
ctrey). .Buechfeiler [Bücherverkäufer] deren .so vil
dui'after loufend.' (iykenrupf.
Afterschi, Aftertschi n. W : 1. Nachtiscli, Des-
sert, bei den Bauern oft in Nüssen und Branntwein
oder geschwungenem Rahm bestehend. — 2. Zweites
Nachtessen, für Werkleute.
after(t)schinen. z'afterschen = z'Af'tcrschi
essen W.
-srki, -lachi, ciue (uebeu -li uud -/O üblit-ho HimiuiitiT-
eiiUung, entsprechend dem / (hn) iu iihekn.
afterei s. aßer-em.
öftli e'ftli, zsgeü. aus der gangbareren Form cffetli.
öifentlich U.
äfzelen: widers|irechen, maulen, mit l>at. 1". B:
FMu.
A'erstiinunolt aus Uiffztkn (s. häßzcit, Inilfnt} iu Ful^t.- vun
Anlehnung an ä/iren oder Uß'cii.
Afzg: landesübliche Aussjir. für den '/, Dorfiuuiien
Kafz; vgl. Äfs.
Ufzig s. Uf-Zitij.
Ag, eg, ig, og, «g.
Vgl. aui'li dii^ IJiiiiiiii; Agg usw.
Agar ist. Agast s. Agelstere.
Agät m.: Achat Aa. — Mlul. <ifliat, abei- auch mjat-,
IHJttxtltH.
Agathe Agete. C'vs. ; S, ag^d^ Schw, vijed n. BsL..
Agte Gl; Gr. Dim. AgetUYw] Zh. Ageti W, „Agti
Gl;U": Persouenn. Sant Agt hed d'Fyrtig f erjagt L
(weil nach dem Festtag der h. A., 5. Febr., bis nach
Ostern keine Feiertage mehr kommen). Am Agathen-
tag lässt man im Isental Mehl und Brot segnen, welche
das Jahr hindurch als Präservativ gegen Krankheiten
aufbewahrt werden. Wenn es am A.-T. schneit, so
schneit es noch 40 Tage S, gibt es bis im Frühling
noch 70 Schneefälle Z. Scheint am A.-T. die Sonne,
so stellt der Bauer die Leiter an den Kirschbaum,
d. h. es gibt in dem Jahre viele Kirschen S, aber auch
Feuersbrünste werden durch Morgenrot am A.-T. vor-
bedeutet L; S.
St. A. hat nähere Beziehung zum Feuer, weil sie laut
dur Legende auf glühenden Kohlen (deneu wol die roten
Kirschen entsprechen) gewälzt wurde. Nach der hckannten
Zweideutigkeit alles Aberglaubens ist die Heilige zuglei-'h
Schutzpatroniu vor Kcuersgefahr. Cys., uud .als ihre Ver-
ehrung noch recht lebendig war, brauchte man noch keiuc
Feuerassekuranzen und Braudcorps.' Schwz. Kirchztg. 1868.
— Syn. Äge. Agli.
Agätsche. Agatschi s. Agelstere.
Age, dim. Agi ,F; Gl";Vw; S; W, .r,ji Uw. ,Aijeli
S", Ägili W, Agli GWa., Agschi W: Agathe, s. o.
Kuen-Agel s. Kue-Nagel.
Agelstere ,Agolstren'. Zwingli, ,Agelsturen'. Offn.
Tribolt., Agelstraga W, dim. Agalsti B Zyro,
Agcrste BM. ; F; Gr; G (schon bei Kesslkr); Th,
Agtrste allg.. in der ä. Lit. fast ausschliessl. so, A ri/rste
Aa, Agri;ste, Agriste BO.; W, Ag^rtsche BM.; S,
Ägrrtsche B; Gr, Agr,;tsehe B; F; W, Agrtsche, Ä-
B'; S, Agrji t seh e}ilL(ti)\\><i\\\-d{t), Ag^^sie M'; GWe..
Agrßte Ar; Bs; L - f.; Ärgist Aa; Z, Agarist BM..
Agerfijst B; GO.; Äger(i)st Aa;Gl; L; Schw; Z, auch
in der ä. Lit. häufig, Ärgerst Z, Ag ritsch, Agrist.
Ägrist BU.; Man., Agnst GRh., Ägest Ar - - vor-
wiegend, in der ä. Lit. durchweg, f., seltener m. — PI.
sw.: Elster. Den Agerste" chötle". sich erbrechen B.
(Die Elstern, ähnlich den Kaben, suchen eben n.ich
aller möglichen Nahrung.) ,Hä [ich habe] na'' so rMlni
SehrittU müesse ne", und eissig e chU güinple wie-n-en
Ä.' (das Bauernmädchen in der Stadt). D'Ä. löt ire
Hupfe nid [lässt ihr Hüpfen nicht]. Sclr. Di jung
Ä. lert 's Gumpe m" der alte. ebd. Daher übertr.
Ägeste = leichtfertiges Mädchen L, und mit
Fallenlassen der ethischen Beziehung, kleine, unan-
sehnliche Person Ap. Dar"'' ire G'schwäti' rerröt
d'Ä. ire Nest. Sitlg. Ägersta, ein zanksüchtiges
Weib Gr. Sonst aber ist keine Eigenschaft der Elster
dem Volke von Alters her mehr aufgefallen als ihre
doppelte Farbe, 's ist Icei Ä., si liäd [die nicht... hätte]
iippis Scheggigs in irer Art. Sulg., wahrsoh. von einem
unzuverlässigen Menschen, wie schon im Eingang von
Wolframs Parz. .Wiss und schwarz iu ägristen wis.-
Max. Daher wurden scherzhaft Beamte, welche die
2 Wappenfarben ihrer Obrigkeit an ihrer Bekleidung
trugen, mit diesem Namen belegt, so in Bs nach
Spreng die Stadtknechte, nach Seil. ,wiss und schwarzi
.L' die Landvögte mit ihren Weiböln; selbst mit Bez.
auf den weiss und blau geteilten Mantel des Amts-
weibels von Z sagte etwa der einen gerichtlichen
Augenschein Verlangende : d'Ä. muess 'mir uf de Platz!
Die Doppelfarbigkeit des Vogels in Verbindung mit
seinem geräuschvollen und beweglichen Wesen und
seinem heisern Geschrei wird der Grund sein, warum
die Elster im Volksglauben vielfach eine unheimliche
und ungünstige Bed. hat. Ihr Erscheinen bed. Ver-
änderung und zwar meistens zum Unheil; heilsam ist
es nur, wenn es im Sommer die günstige Zeit zum
Aderlassen anzeigt, Gotth. AJ. 2, 88, und unverfäng-
lich, wenn es (iäste ankündigt; s. Ochs VI, 5-10;
RoTENii. 0, 41. Ein übles Vorzeichen aber ist es, wenn
Elstern sich mit Geschrei einem Menschen nähern und
über demselben liin und her fliegen, wenn man des
Morgens beim Oll'nen des Fensters oder bei einer
Unternehmung eine Elster erblickt und .ratschen' hört,
auch wenn man von Elstern träumt. Elstcrgeschrei
auf oder vor einem Hause prophezeit Streit in dem-
selben; d'Ägesta rälschid, es geti |gibt| en Chih Ap.
D'Ägerste ehitzered wider emnl recht: hiit git's tüchtig
Händel Z. .Wie wenn eine .Vgertsche sie trüge, fliegt
127
As, cg. ig. ug. u{j
128
die boshafte Mähre vuu Haus zu Haus.' BKal. 1840.
St säge, (VAgerste sin Hexe. BVolksl. Argerste, A.
irtss nnil schmarz, icenn d' e Hex bist, so fltlg uf dl
Platz (oder: wenn d' lei Hex bist, so flAg ab Platz)
THKdrspr. Man soll daher auf Elstern nicht schiessen,
sonst zerspringt die Flinte, oder der Schuss geht auf
den Schützen zurück. Als Jemand einer E. ein Bein
abgeschossen hatte, fand er zu Hause seine Frau ver-
stümmelt Z.
Mild, (ttjelnlcr ftifj(c)}antfi\ agrciit), illul. aif(a)lanttr, ttijazc.
Vgl. Haij-hifttrr, Hätzp, Hätzlc, Atzlf. Die heliebte Abi. vou
ü und (julan erhält durch die aleni. Formen, d.a iu diesen
die erste Silbe durchaus kurzen Vocal hat, jedenfalls keine
Unterstützung. — Unsere zweisilliigen Formen und das niänul.
Genus haben sieh erst hinterher aus den dreisilbigen Formen
entwickelt. — Der Aberglaube mag z. T. durch die Klang-
fthnlichkeit einzelner Nblf. des W. mit ,Hexe' unter.stützt
worden sein.
Hag- Tu, Dorn- Aa; <iRh.; S; Z: 1. Würger.
Lanius L., bes. der graue W., Lanius excubitor. —
2. „Hagägerstc: Motacilla modularis L." d. i. Accentor
niüdularis, H e c k e n b r a u n e 1 1 e.
1 so genannt, t. weil er durch Zweifarbigkeit und den
Flug der Elster gleicht, t. weil er in Doruhecken nistet und
seine Beute an Dorne spiesst. Syn. BaijKjmtz.
Eätsch-, -är/.«(: Maultasche. Schwätzerin Ai-.
Agent rf! B; Vw; Z, ni.: 1. während der Helvetik
.1798—1803 der dem Distriktsunterstatthalter unter-
geordnete Vollziehungsbeamte der Gemeinde, der jetzige
Gcmeindeammuiin; s. Helv. Yf. 103. 1()4. Das W. jetzt
nur noch als Beiname fortlebend. -- 2. Kechts-
anwalt BGesetz 1821. ~ 8. lübergetr.) geschäf-
tiger Mann, der für Andere handelt oder handeln
inochte U\v. — Aus dem frz. (i./tiK.
agenten: 1. für andere Leute Geldgeschäfte be-
sorgen, den Unterhändler machen ; agcinte und handele S.
— 2. geschäftig sein für Andere, unbefugt anordnen
und befehlen Uw.
Agent sehe s. Agehtere. Ager(i)st s. ebd
Agermönli HagermOndli Z, Argemoni ZW.
-miuidfeJU Sch; Z, Argumündel S, Argeiröndli Aa.
Aganiönli Bs, Agemündli Sch; Z, ii.: Agrimonia
eupatoria L., Oder-, Ackerniennig. Das Kraut dieser
Pflanze im Frühjahr gesucht zu Bädern für Kinder,
welche unterwichsen sind und lange nicht gehen
können.
Aus dem lat. W. verderbt und umgedeutet. , Aijermenii/''
Hdschr. XV. S. auch Ader-, Achermannli, (Henmnniii.
Agerst(e), Agertsche, Agest(e), Agetsche.
A- s. Agehtere.
agiere« 1. intr. : viele Geberden machen, geschäftig
sein V\v; Z. - 2. tr.: Jmdn verspotten, indem man
sein Tun luicluihmt Sch.
Agllje ii;A'(;- wildi A. f.: gemeine Aglei. Aquilegia
vulg. Tj. Z.
Mhd. lujilriv. alul. wiuhki; aus dem Lat.: vgl. it. aijuthia.
iiliiiliiui, frz. (tiirntlr. Uuser lii]dith. vom altd. abgewichen.
Agli n.: weibl. Taufn., Diminutivform zu Ar/athe
GW.; Z XVI.
Agne BE., ().; Gk; ,LK."; GWe.; W. Agle Aa;
Ai"; Bs: BU.; G; Vw; Z»; Z. <i-und o^ ZW., «,/./; ZPehr.,
Hagle LG.: 7a:. Angle Ai'K. ; L f.: kleines .stache-
liches Bruclistiick, Ahne, Splitter. ,Die ding, die ir
gross achtend, werdend glych aglen s3'n.- Zwingli
,Was siehst du aber die aglen in deines Brueders aug.'
Matth. 7.3. 1.560; ,den spreyssen.' 1530. 1667. ,Hast im
aber ein aglen im aug gsehen.' 1523, Gyrr. ; und so noch
später sprichw. = splitterrichten. ,Der schwalm macht
sein näst auss aglen mit kaat vermengt.' 1557, Vo(;klb.
1. Stengelsplitter von Hanf und Flachs, die hol-
zigen Teile, welche durch das Brechen und Schwingen,
auch beim Spinnen, von den Bastfasern gesondert
werden Aa; Ap; B; G; Schw; Th; W; Zg; Z. ,Die Fraue
und die j\[eilli Ziehud mit de Eälschcn üs Und scheidet
Werch und Agle Wie b'.iesse [überaus eifrig] hind'rem
Hits.' KiiMhy. An der Arbeitsstätte vorübergehende
Mannspersonen werden ,in die A. (auch i d'Aglete ZB )
genommen', d. h. angehalten und ihnen ein Bündel
Hanf um den Hals geschlungen, bis sie sich durch ein
.standesgemässes Trinkgeld loskaufen Z; \g\. anbinden
in Gr. WB. Früher pflegte man aber auch seine Be-
kannten unter der Gesellschaft zu beschenken (ihnen
i" d'A. schicl'e). wie sonst Hochzeitsgäste fi d'Urte
schiclce) und Badegäste. Die A. werden nachher zur Lu.st
der Jugend, zugleich zum Dankopfer und Pfand des
Segens für die nächste Ernte ZB. verbrannt; s. Agle-
f'üi: .Die versamlung der gottlosen ist gleych als vil
als aglen; jr end ist ein feürflaramen.' 1531/1667, Sir.
.Aglen'. 1707. Doch dient der Abfall auch als Streue
oder zur Vermischung in den Lehm des Töpfers. Syn.
Tingel. - 2. Grannensplitter, die beim Dreschen
abfallenden Stacheln vom Barte des Getreides, Spreu.
Spelze Aa; Bs; B; Gr; G; W. ,Die aglen, agen.
sprow: cortex cannabis; palea.' Bed. 1662. Nach der
Offn. FäU. soll der Zinshafer so gut gereinigt sein,
dass auf ein zottiges Tuch geschüttet, ,als meng agen
daruif blib, als meng 3 sch. sol [der Pflichtige] bessren.'
— S.Nadeln von Tannenholz Aa; L. CVirJ.s- oder
Tann-A. und För- oder foi-igi A. zum Unterschied von
den Bätsch-A., d. i. A. 1. — 4. Samenhülsen der
Kreuzblütler AAFri. \g\. Egli 1. — 5. Fischgräte
BO. — 6. streitsüchtige Weibsperson Aa.
Mhd. ayctic; got. aJiami. L und n wechseln besonders
leicht in den Bildungssilben, .iijle will wol als ausdrückliche
Pluralform verstanden sein.
agnen: die Grannen des Korns nach dem Dreschen
noch besonders abschlagen, und zwar ,einstreichs',
d. h. so, dass mit dem Flegel nur einzelne Schläge,
nicht mehrere taktinässig zusammengehörige, geführt
werden Ga; L.
Aglete äiilrtr f.: Collectivn. zu Afjloi 1. ZB. Syn.
Rät.'icliete.
Agnes ai/OTcs ScuSchL, Anesli ScnwE. f' ,-^niess
BGr.": weibl. Taufn. Wenn es bis in den Januar
keinen Schnee gibt, sagen die alten Bauern : 's Agnesli
[21. Januar] wird irol na [noch] 's Ji'tppli crschiUtc Z.
- Vgl. Nese, Xtischc?
Agniisdei Angnsde-i F. Amedeli F; S; Vw ; Zo.
Ainiteli ScHwE., Nämedeli AABb. n.: eiue Art
Schaumünze mit dem Gepräge des Gotteslamnies mit
der Siegestahne, meist aus Wachs (in SchwE. auch ein
Kräuterkisschen) als Anmlet auf der Brust getragen.
,Mit dem Pater um ein paar Totzet gläsene Agnus
Dei wetten.' Ci.SenoB. 1695.
bat. W. — Zu dem libergaug \nn n iu >" mag das W.
Amulet mitgewirkt haben.
129
130
Agoiie, Agöne, Agüno f.: der Fisch Ukelei im
erwachsenen Zustande, Cyprinus alburnus BonuNs.
,Zuo Custantz nennt mau die jungen Laugelen Zicn-
tische, so sy elter worden, Agönen, Agünen, Lagenen.'
FiscHB. 15Ö3. jWälsche Agunen, Agonus.' ebd. —
Syn. Laiigeli; Witif/er; Ischey; BläuUna; Lafiiiiie:
Wissfhch; Laube; vgl. Zienfisch; Grässliwj; Sei.
„Agres n. F" St."", Agrest: „Saft aus sauren
Äpfeln F." , Agrest: unzeitig träubelsaft.' Vohklb.
1557; .omjjhacium, unreifer wein; .Sausen die man aus
unreifen trauben macht.' Fris. ; Mai,, und so noch
Schulze.
• Mild. a;jfaz ni., nil.at. ni/restn, it. aynHto, SI»nn. aji-ttz, afz.
nigrrt, prov. aijnit aus lat. ncer, scharf, saiior.
Agreste, Agrist, Agretsche, Agritsch. .Ä-
s. Agehtere Sp. 125.
Agriniingen = Agermönli Sp. 127. .k.. schw.ilbcn-
wurz und grosse klätten.' 1563. Tierii.
.iigele 1 f.: Berschfisch, Salm kk. Vgl. EgU II.
Agele, Agle 11 f.; Schwätzerin Aa. Vgl. ägeJen.
ägeleii, hägelen. .;-: sticheln, zänkeln, kleinlich
tadeln. (H)Ägeler: der dies tuet Z.
Piuiin. .\bl. von Ätjle, Aijlc (Stachel), vrwdt mit Aijrl,
Ä'jlr, Egel, Igel. Die Nbf. an Hnr/d angelehnt.
Ägfl'te .\a rf</tr(f; Bs; B; F; ÜL; Gr; L; Srn; S;
ü; Z, Agerti GuPr.; Argete Aa Bb. (auch Där-
gete); ScH; Tn; Z n., Ägete Gr eg'ihi; Uw; Z selten.
Egerde ä. Spr. bis Anf. XVI., Eegerte Th (Pupi-
kofer) f.: 1. Stück Land, welches, nachdem es aus-
gereutet und meistens eine Zeit lang als Acker bebaut
war, etwa wegen allzu stcinichten Grundes, unfrucht-
barer oder entfernter Lage in Wiese, Weide oder
sogar wieder in Wald verwandelt worden ; nd. Driesch,
Lehde. Aa; B; Gr; S. ,Solum cessans (desertus agcr),
ein erdtrich, das man nit meer bauwt (ackeret).' Fris.
,Ager sterilis. incultus.' Id. B. ,Die Ä.-Ebni auf der
Rüti.' Olfn. Freienw. Agerdeii nmht tuen, solches Land
wieder zu Ackerland umbrechen B Sa. Von der nahe
verwandten Brache scheint sich k. dadurch zu unter-
scheiden, dass gemäss der alten Dreifehlerwirtschaft
(s. JMey. Zeigen 25. 35) ein gewesener Acker nur für
ein Jahr brach gelassen, Ä. hingegen Land hiess. wel-
ches, nachdem es als Acker gedient hatte, längere Zeit
(doch höchstens 9 Jahre JMev., (3 oder 9 J. JSchim.th..
Exempeltaf. Anzeige 1807, 4 nach AFFSPKr.Ni; 1781,
184 für immer oder 10 — 12 J. lang) nur als Wiese
oder Weide benutzt wurde, also ein brach bleibendes
Feld. Daher in der ä. Spr. nicht selten syn. .brach
liegen' neben der ausdrücklichen Unterscheidung
,brach, csch [Saatfeld] und egerten.' Arg. 4, 279.
JMky. 9. Von Allmende unterscheidet sich Ä. da-
durch, dass die erstere immer nur Weideland und dass
sie Gemeindebesitz war, aus beiden Gründen auch von
grösserem Umfang als A., für welche die dim. Wort-
form beliebt ist. ,Was egerden in den eschen gelegen
sind und einer verbüt daruf ze farcn.' Offn. OWinterth.
,Wenn Schmid-egerten brach ist, so mugent die von
Utzwil ir vecli [Vieh] dar trilien.- Olfn. (lUtzw. .\lso war
dieA. Privateigentum und konnteallerdings auch wieder
Acker werden. — Unfruchtbares Stück Land überh..
dem Unkraut und Dorncngestrüiip überlassener Platz
Aa; Bs; Sch; Tu. Magere Wiese Gu ObS. .Glabrctuni.
bloss, dürr oder unfruchtbar ort.' Fius. ; Mai,. ,Ein
Schw. Idiutikou I, 2.
heiss, griessig erdreich (phalacra;).' Denzl. 1677 u.1716.
Nach Eed. = Gaiit (steiniges Feld), aber auch = Trift,
Weid; calvitium agri, .sterile solum; paseuum. ,W^enn
das geinüet on fugenden ist, so ist es eben als ein
egerd und dürr, elend, unfruchtbar erdrich, das da
ganz kein frucht bringet.' Geil., Seel. ,Der ein frucht-
bar erdtrich zuo einer ä. macht.' 1531/CO Ps. 107.
,I)as auch die ä. iren kinden speis und narung gibt'
1531/48, Job; dafür .einöde'. 1667. ,Umb disen See
ist alles ein verbrunne einöde und ägerten, wachsst
da weder laub noch grass.' Eckl. 1575. (,Ärgernuss' !
Ausg. V. 1736.) ,Isa. am 42. wirt wys.sgesagt, die
wüestin oder thür ä. werde zuo einem fruchtbaren
väld werden.' LLav. 1584. ,Die dürre ä. verwandlest
in feissto Auwen.' Z Liturg. 1644_. ,Hier grasichto
Wasen, dort dürre Griessböden, A., dürre Heiden.'
Si'LEiss 1667. .Eine unfruchtbare Ägert, auf deren
nichts als Dorne und Disteln wachsen.' JJUlr. 1727.
GoTTH. erwähnt einen Ort genannt die dürre A. Spe-
zielle Angaben wie .Wiese auf der Sonnenseite' GrD.,
.steile Wiese' ebd., , ebene magere Weide' B lt. St.*",
.entwaldete Stelle im Gebirg' S, ,Ried' F haben nur
lokale, zufällige Bed. Auch ist selbstverständlich,
dass mit der veränderten Landwirtschaft immer mehr
das W. zum blossen Eigenn. verblasst. — 2. ein nicht
nach der Zeigkultur, sondern mit einer abweichenden
Getreide- oder Fruchtart bestellter Acker lt. B Ztschr.
f. vaterh Recht 1843, 194.
Nü-Ägerte: Wiesboden im ersten bis zweiten
Jahr, nachdem die Pflügung aufgehört hat GrV.
Mhd. cyrrdc, egerte, ijerti; e<jde. Zu den bisherigen Er-
klärungsversiichou ergeben unsere Formen nur einiges Ne-
gative. Uuser oc, welches nur entw. auf altgerm. e beruht,
oder Um- oder Beilaut zu d ist, schneidet den Gedanken
an E, Gesetz, f, vormals, durchaus ab. .\[ich kann nicht
iils zweiter Teil Garten iu unserem W. cuthalten sein, weil
dieses ja durchaus fem. uud die Annahme eines aus dem PI.
erst gebildeten wcibl. Sing, aus sachlichen Gründen hier
nicht statthaft ist. ,Eh-, Ein-Garten' sind späte Umdeutungen,
und das a in den GrFovmen hat hier nur den Wert von f.
Sachlich würde die Grimm'sche Erklärung aus a-i/i-trida,
nicht [mehr] geptliigtcs Land, ganz das Richtige treffen,
ebenso die aus a-fjurtia, ätjerte, uugehegtes Land, und dass
in einigen alten WW. ä mit d zu wechseln scheint, haben
wir bei d II Sp. 2 gesehen; nur wäre sync. Ptc. mit
weichem 3 etwas bedenklich. — Die Form auf -de noch in
der Bibel von 1Ö4S, in späteren Ausgg., sowie bei Fris.,
Mal., Red,, Deuzl. usw. immer -ir. Zu der Belumdlung,
welche das r erfahren (Eymlen. Offn. Kcmpfenh.), vgl. Ayfsl.
Ärijcst und Agri-jit f. Aijcrst (0. Sp. 1'25). In Äri/ent (Offn.
Freienw.) scheint 11 eingeschoben zum Ersatz des nach vorn
gerückten r, in /'. dasrf des Art., in II. das r vom Dat.
des Art. angescbweisst. Eine lautliche ümfurmuug unseres
W. dürfte auch der Fluru. .-Ujklijn ZMeil. sein. — Die schein-
bar widersprechende Angabe aus S .angebautes Feld' erklärt
sich aus der wechselnden Benutzung des selben Grundstückes.
Wie sehr Orte mit der Zeit sich ändern kiiinien, gebt daraus
hervor, dass .1., welches oft fast = Einöde erscheint, heute
ein T(-'il der St^idt Frauenf. lieisst. Den Weelisel zw. Acker
uiul Wies(! bestätigt .\p Arher, welches auch Wieso bedeutet.
— Die lokalen Verschiedenboitea des Begriffs noch weiter
individualisiert in zahlreichiui Zss., welche nur noch Fluruu.
sind, z. B. llriUch- (mit Hr. bewachsen), Chlb- (Gerichts-
iiiler lieidniscbe (irabstätte), Galfjm-. TiißU-, Mai-. Manche
nachweisbare ehenuxlige .1. ist wieder Wald geworden, so die
auf dem ,Born' bei Ölten.
.\gerter: der auf einer Agerlcn Ansässige F. Sonst
nur noch Geschlechtsn. BSi.: W. wie Von Kiicrien B
lol
Ag, äg, aiig, eg, ig, og, ug
132
Agilli: m. 'raiirii., Ägidius. Sein Tag (1. Sept.) be-
stimmt ilie Witterung. Wie de Hirse an E(jidi i"
d'Brüat [BninstJ tritt, so tritt er mr'' 4 Wuche wider
drüs. SuLG. — Syii. Gidi. GiUj. Gilli. Gel. Iltseli.
Ägle I, rf- BSi., e'- Tu, Äfile, Spreng f.: Blutegel.
.Die Agel oder Aglen : sangui-suga, hirudii.' Fris.;
Mal. .Ein ägle, bluotsuger.' Fiscub. 1563. ,Die iiglen
(ägel) hat zwo töclitern: Traghiir, Bringliär.' 1560/1707.
Piiov. oll. 15. ,l.)ie Eglen, die sich voll Blut gsotl'en.'
1(558, Heut.
Mhd. ei/rlc f., jihd. i^rfdta. Vgl. '.iy^c //. Auf eine Form
mit II- deuten die Namen Xnift'J-, Xäijd- {um|?edeutet Näijrli-)
ll(.-l>ell E.jrtHf.
Bluet-: gleiehbed. Ubertr. auf den Habgierigen:
.Zachaus war ein Oberster der Zölnern und Blutegeln..
1091, AKlingl.
Ro.ss-: hsmopis vora.\. vom vorhergehenden durch
seine stumpferen und weniger zahlreichen Ziilmchen
unterschieden Tu. .Die grossen bluotsuger werdend
bey uns Rossäglen genannt, welcher nun [deren neun]
auch ein pfäi-dt zuo todt sugen sollend.' Fiscub. löfiS.
Wasser-: aulasostomum voras, der gemeine, in
seichtem, stehendem Gewässer lebende F. Tu. ,Nim
vvasseräglen Rnd setz sy au.' Vogelb. 1557.
äglen Je-: Blutegel suchen in Teichen ZW.
Äglc II; Agle A.4; Scinv, f.: 1. Egelschnecke.
Fasciola hepatica, eine Art Eingeweidewürmer bei den
Pflanzenfressern und dem Schweine. ,War ein nasser
Sommer, dass den folgenden Winter die Küh [usw.]
in der Leberen voller äiglen wurden.' 1734. Z ObUlatt.
— 2. die durch diese verursachte Krankheit, die
Fäule der Schafe, Kinder, Pferde Aa; B; Sch; Schw;
W; Z. Syn. Äeßefnl. — 3. Steine im tiallengang Z.
— A. Adle: Drüse im Fleisch GRAr. JLjli (Dimin.):
Geschwür auf der Lunge STh., Ägle, solche auf der
Leber der Schafe Z.
2 urspr. als PI. zu 1 gemeint. :i und 4 ilic gitmnnte
Krankheit begleiteudc Erscheinungen.
Gras-: Geraswurzel, Arnica scorpioides L. B; L.
Nach deutschen Botanikern violni. = Aronicuui. Fraglich
ist auch, oh niclit Äijte I oder Atjtc (Sp. 127/8) der Vcr-
gleichung der Wurzeln oder der BMtter zu Grunde liege.
„Stein-: die Larve einer grossen Mücke, die sich
unter Steinen im Wasser vortindet LE." St.'' 777.
ägleu s. un-, hurn-iglen; kue-näijhn.
Agier A- m.: Baum, welcher eine frühreife, süsse,
saftige Birnsorte (Äglerin) trägt ZO. Vgl. d. folg.
Ägli.sclier, Aglester: frühreife, süsse Birnsorte
von rundlicher Form Z.
Aug ö(/GW.; M-(/BSi. — PI. scherzhalt üffr/cr, sonst
Auge. — I) i m. Augli; Augi F ; u'gi BSi. ; Augschi, Ögsclii
Gr; Kdspr. Naugeli Ap, sonst Äiigeli — n. : 1. das
Sehorgan; s. die RAA. usw. am Schlüsse. — 2. her-
vorbrechende Knospe an Pflanzen, allg. .Progennnare:
.\ugen trucken oder äugen gwünnen. als an weynräben.'
Fiiis. ; Mal. E Läuhli deckt en Augli: Mahnung für
den Weingärtner, beim Ausbrechen des P.eblaubes be-
dächtig zu sein Sch. .Hierumb [beim Rebenhacken]
das alte und träffe Sprichw'ort, wann das Aug offen
den Rebmann anschawe, es leichtlich darab erblinde.'
RiiAG. 1039; noch jetzt gesprochen in der Meinung,
dass wenn der Winzer zu spät ans Hacken und Um-
graben gehe, die Fruchtknospen leicht abgestossen
werden, oder dass, wenn umgekehrt diese vorzeitig
erscheinen, sie leicht wieder erfrieren. .Nachdem die
Bäume Augen druckten, Bollen gewunnen.' Moos 1775.
Daher das Rätsel von der Schule [Baumschule], deren
Schüler Augen haben und nicht sehen Gr. Vgl. äuglen.
Die vertieften Keimstellen der Kartoileln, die man
ausschneidet und setzt, allg.. Aiigi (Dim.) F. .Blinde
A.', die keinen lebendigen Keim enthalten. Augli, die
schwarz punktierte Keimstelle an der Bohne Sch.
Junger Spross einer Pflanze, wenn er eben anfängt
sichtbar zu werden BU. Der Butzen am Kernobst
AaF. — 3. von Geschwüren. .Ein Öuglin (kolben)
gwünnen oder werftun, wie die geschwär thuond, caput
facere dicitur apostema.' Fuis. ; Mal. ,Das geschwär
überkommt ein aug.' Denzl. 1077. 1710. — 4. Ast-
abschnitt in einem Brett F. ,Holz, das kein öugle
hat, kein flader noch maser.' Fris. — 5. Loch, Blase,
dergleichen der fette Käse besitzt B; Vw; Z. Ebenso
vom Brot Gr. — 6. Fetttropfen, dergleichen die
Güte einer Brühe kennzeichnen, allg. Eine Suppe, auf
welcher wenig oder kein Fett schwimmt, heisst ,blind'
Vw; sie findet den Weg ins Maul nur, weil mau ihn
ihr mit dem Löffel zeigt L. .Eine stolze Suppe: sie
schaut Einen mit keinem Auge an!' , Einer fürte die
Suppen, wyl sie keine äugen hab und nichts säche.
an einer schnür in die stuben.' Schimpfr. 1651. —
7. Die runden farbigen Stellen auf den Flügeln
der Schmetterlinge L; Uw. .Gemnui' .stellantes. die
äugen oder spiegel am pfauwenschwantz.' Fris. —
S. Ögschi (Dim.), das von einem Brot zuerst abge-
schnittene Stück oder der Rest des Laibes GrD. —
9. ein kleiner Teil, ein kleines Mass voll von einer
Substanz, etwa so gross wie ein Auge als Körper,
doch s. auch u. RAA. p; daher: Äugli, Viertelgläschen
(Schnaps) Ztl. Kein oder kes, iiit es A. roll, nicht
das Geringste, allg. Ekes Öugeli roll Aa. Kei oder
kes Augs gross, sehr wenig Aa; BsL. So vil als ich
i mim A. hä", wenig W. Selten positiv: En A., es
Augeli roll Z, es Ügi rolls BSi. Wie ganz die eigtl.
Bed. des W. erloschen ist. zeigen Anwendungen wie:
.Kein A. voll Wein.' Gotth. 1 ha die Nacht ekeis
Augli roll g'schlafe (sachlich = kein A. geschlossen) ;
.kein A. voll sagen' GA.; sis Hüs ist kes A. roll besser
ids mis Z; keis A. roll folgen, durchaus nicht ge-
horchen Scnw; er hed bloss es A. voll g'esse. Aber
ironisch: es hed es A. roll g'reynet: nicht wenig,
ziemlich viel; es hed es A. roll Wasser g'ge, eine arge
Überschwemmung; es A. roll chdiig, sehr zornig. Daran
schliessen sich RAA. wie: i will's [mache mich an-
heischig] in A-e träge, iras i''' g'ha ha'. Sutermstr.
Er schämt si nw i den Auge, es gät nit vil dri" Tu.
Dagegen: er het nit, iras-em im-ene A. inne we tat,
kein Stäubchen, nicht das Geringste S; er isst nid.
was uf-encs A. drückt oder: was int A. we tuet FMu.
,Nur ein Brösmeli, dass es einer Laus kaum im A. weh
thäte.' Gotth. — 10. gewinnender Punkt beim Würfel-
und dann auch beim Kartenspiel. ,So un^l so viele
Augen machen' Z. — 11. ,Ouglin'. Geschlechtsn. Cvs.
— RAA. a) ,Ab A-n thun = abscharten. entfernen.'
Hosi'iN. 1683. .Ab A-n - ab Herz' = aus den Augen,
aus dem Sinn. ebd. und noch heute. Ab [aus] den
Ouge gü" B. .Ehrlichen leuten an (in) den a-n umliiii
gehen' = sich vor solchen blicken lassen. ZMand.
1094. NU nie a d'Ouge chö B. .Wie nun Manfred
und Etzli in Italien dem bapst i n den ougen lagend.
133
kg, aug, eg, ig, og. u^
184
stund der bapst in sorgen.' Vad. in; s. aucli u. c,
i. 1, m. i?i')H 's WiÄs- i" den A-c (/'schaue, mit Einem
angestrengt ringen L. i^s g'rüt Mänyem [Manclieni]
iiit, irt')in er [sogar] 's Wtss im A. uiiicluiii Svn; Z,
von vergeblicliem Mülien. Under A-ii, auf iler Vorder-
seite, ins Gesiciit. .Vor [vorn] an die Letzi zieclien
unter A-n.' Tseui'm [Gegs. .hinter die L.']. .Der altar
liat zwo Nebendniuren und under ougen liaini.'
• iHdselir. ,So erst man zer thür ingat u. a-n' [gloioli
vorn im 4Iingang]. ebd. ,U. A.' liiess bei Bauleuten
auch die Linie des Daches, wo es auf der Mauer auf-
liegt, im Gegs. der Firstlinie, z. B. das Dach darf
u. A. gehoben (erhöht) werden, oder: es soll u. A.
abgenommen werden, d. h. das Dachgesims, der Dach-
vorsprung soll abgeschrotet werden Zf. ,Daz jeder-
man vor [vorn] underougen gen der Strasse und hin-
denan underougen und du tiicher an sinen nachgeburen
wol mag machen [an das Nachbarhaus anlehnen]
darumb daz vordenan [vorn] und hindenan (und) an
den fächern nit lucken werdint.' Sch Stadtb. XIV.,
.\lem. V 20. [Lückenhafte Redaktion oder ii. als Subst.
= Dachvorsprünge?] .Einem etwas [z. B. eine Schmä-
hung] u. A. sagen' [ins Gesicht]. Landb. Gaster. ,Von
mund zu niund reden und einander u. a-n ansehen.'
ITiiT. Jeu. 3'2, A. ,Mit Briefen, ald mit gewissen [zu-
verlässigen] hotten ald u. ogen.' G 1373. , Einem etwas
u. a. schlahen', vor Augen halten XVI.; auch intr. =
vor A. treten: ,Wie er [Gott] inn [ihn, den Menschen]
auss dem lustgarten treybt und im das eilend u. a.
schlahen lasst.' Bi«. 1.531. ,Uwer vatter slotmir ungdcr
ougen und spricht...' Bs. XVI. ,Dem Todt getrost u.
A. gehen.' JMev. 11194. Gegenwärtig, anwesend, in einer
Versammlung, vor Gericht: ,Dass derselb arm Mensch
[arme Sünder] alda u. A. für gricht gestelt werde.'
Malef. Ordg. XV. .Wenn er kuntschaft annemen well,
soll er üch das verkünden, damit ier mögt under ougen
sin.' 15'25, Absch. Do sehnd er ein Clioch ii. d'A., sagt
die Hausfrau, wenn .sie sich selbst als Köchin vor-
stellt. SuLo. ,Er steit ein iinger d'A-n-und hiei/l-em is
Sclitrarze', tritt ihm unerschrocken entgegen. Öciiilo.
Em Spil u. d'Awje g'seh, näher zusehen Z. Eiin ii.
d'Oiiye cho, vor die A. Aa. Us A.! Ruf zum Aus-
weichen beim Schlittenfahren ßsL. Einem us den A-c
wachse", durch fortschreitendes Wachstum unkenntlich
werden. ,Es solle kein Mezger halbe Kälber, Schaaf
oder Lid ungewogen bey dem A. [nach blossem Augen-
niass] verkaufen (sondern bey dem Pfuml).' ZMand.
177U. Vgl. über Au(J eweg Sp. 50. — b) (Es Piirj
Auye ha oder mache, irie l'/lueyreder, wie Molle, wie-n-e
g'stochne Bocl; (e (/'stnclte Cludl)), grosse, stark hervor-
tretende A-n haben oder machen (in der Aulregung).
allg. U'Ouye ns-ein Cliojif ha, hervorstehende A-n
haben oder machen B. A-e irie Bude; vgl. Bollanyeii.
Auye wie Chriesi, schwarze, icie e Chatz, graue, allg.
Er macht, en unyuets Bar Auye (Äuyli), der Schalk
sieht ihm aus den A-n Ap. Du yist-mer iez au en A. '.
wirfst mir einen bösen Blick zu. Eim Auye mache:
1) Jmd zornig anblicken. '2) Jmdin etwas klar machen.
Auye mache, dasü me" uf eis clineule und 's ander idi-
snye chönnt L. (ühlini) Öuyli mache, blinzeln Aa.
Oyli mache wie ne Spieyelmeis G. ,Stechiyi Ouyc mache,
erstaunt anblicken.' Id. B.. sonst = scliarfe liiicke zu-
werfen. — c) Mit keim A. y'seli, gar nicht gesehen,
allg. An eim. A. nüd y'seh, ein Auge zudrücken L.
ein A. suetue", Keliler nicht selicn wollen H; <i; /,.
Eis A. het er afen [bereits] off, er wird 's anyere [das
andere] au no fiftiie, er wird vorsichtig. Schild.
D'Aiiye (initts, mitten) im Chopf ha, umsichtig sein,
allg. Es A. uf Ojijier, Öppis ha: 1) Gefallen finden
daran Z. 2) überwachen B; L (,uf Eim.' Id. B.). Keis
A. ah Eim Id" B, Einem l;eis A. absetze B; Z, Einen
nicht aus den Augen lassen. — d) Jmdm d'Auye trucke,
mit den Augen winken Ar; Z; aber: d'Auye t rücke,
sterben Aa = d'Auye zuetue. allg. — e) d'Uuya yö
fhufe, umyöj lö", herumspähen Ap; Sch. — f) ,Ehe
jhm der Bapst der A-n gönnen [Audienz gestatten]
wolt.' WüRSTis. 1580. — g) ,0s sublinere alicui : Einen
betriegen und eim eins (wie wir sprächend) über das
a. gäben.' Fris. ; Mal. .Darinn dir einfaltigem aber
eins übers oug wirt.' Zwincjli 1527. ,Der im hiramel
sitzt, ist nit zu betriegen, er lasst ihm keins über das
a. geben.' FWvss 1050. So noch B; dagegen ( d'Ouye
ye, in die A. stechen, blenden, donner dans les yeux.
ebd. — h) Eim d'Auye üsbore, mit Schmeichelei be-
stechen B. De Liite d'A-n ü. und d'Löclier mit Dr. . .
fülle, vom Heuchler, der sich fromm stellt, aber seinen
Gewinn dabei sucht L. Der Einfältige löt si''' d'A.
ü. und i d'L.sch.....e, lässt sich das Ärgste gefallen
ScHw. — i) Eim i d'A-e yrife BKi., schlä" Sch, i d'A.
i-e lanye ZW.: mit Worten oder Handlungen zu nahe
treten, empfindlich verletzen. ,Als etlichen ab der
vesti schaden gschochcn was und die vigend [die
Besatzung] inen in den ougen wee tetend', ihnen hart
zusetzten. Vad. Es tuet mer i" den üuge we, ich
kann und mag es nicht sehen Aa; Z; aber auch = es
gefällt mir sehr, reizt meine Begierde Scu. — k) D'r
Märe zum A. lueye, Acht geben, sich vor Schaden
hüten. GoTTii. Er soryet der Chatz um's A., seb st
drum ist [ehe sie es verloren hat] Z Elgg; ScaSt.
/ wotl ehe zu mim A. lueye, möchte mich eben vor
Schaden bewahren Z. Vgl. Nimm's A. i d'Uand u.
d'Katz under-en Arm, schadenfroher Spott, wenn
Einer mit dem Gesichte anstösst Scuw. We mit"
zum Vhrüzer net so Sory cha" ha" as [wie] zue den
Auye, so tcürd-mu nit rieh BSi. ,Zur Mutter Sorge
tragen wie zu den eigenen Augen.' Gotth.; vgl. ,plus
oculis suis amare'. Catull. Eim s' Wiss in Auye si,
ihm sehr lieb, sein .Augapfel' sein. — 1) Eriseh i
d'Auye ine si, von Kranken, frischen Blick haben, ein
Zeichen, dass der Tod noch nicht nahe ist GA. Gegs.
De 'J'od lueyel-im. zun A-n-üs. — m) 's ll'dsser i d'A-e
übercho, i den A-e ha, von Rührung ergriffen werden,
sein, '.s- Wasser ist-mer i il'A-e cho. allg. D'A-e sind-
em übery'yanye wie-n-eme Chrömerhüinlli ZU. ,Uass
den|on] von Underwalden die ougen übergangen .syend
von wegen, dass .sy in zwytracht sollen gegen üch
stau.' 1531. Strikcl. \g\. Auyenwa.'^-ser. Dagegen: ,rr
li'schis.^l [betrügt] d'Lüt, 'ass eim d'A-n überlaufe',
nur zur Bezeichnung hohen (irades. Scuilm. \i) Ires
(ilüik slül uf zireu A-e, hängt vom Leben einer ein-
zigen Person ab Aa. 'Weiin ■no'''' zicei A-e zue sind,
dann , d. h. wenn noch eine gewisse Person ge-
storben ist ScuSt. ; vgl. u. Sprichw. f. — o) / tcett,
dass mer d'A-c us-eiii Chopf use fielid, dass ich das
nichl ansehen niüs.ste ZKn. D'Ouyen us em Chopf
yniien, sicli todt weinen F. — p) d'A-e fidle, sich
satt sehen. Kes A. voll g'seh GA. — q) Mit Mitl
und A-e lose, ganz (Ihr sein. — r) Er cha", iras d'A-e
y'sehnd, weiss alles Gesehene nachzuahmen. — s) Eim
ux diu .[-!■ y'schiiillr, von einoni Kinde, d.is uiiicin der
135
Ag, aug, cg. ig, og, iig
136
Eltern auffallend gleicht. — t) ,Es ist ein blau Aug
ilarum zu geben, operie iiretiuni est' JMey. 1692. —
u) Einem Etwas a ihn A-n Wifseh, ah/fseh, von den
A-n abschen (den Wunsch oder Willen), aus dem Blick
erkennen Aa; B; L; Z. Us ihn A-n dblcxe SciiSt. —
v) Anij'sichtfsJ der A->i. pleimast. Verstärkung, etwa
= dicht vor den A-n Aa; L. — w) Kcs A. rerzhh.
keine Miene L. Einem 7.-. A. c, l\ A. ab im hl, ihn
unverwandt anblicken B. — x) Mit eiin A. i die ander
Wache, um 's Eyij iime liierje, schielen. — y) Hast
heini A-e hl-der gha'^ zu Einem, der anprallte oder
geprellt wurde Scnw; Z. — z) I d's A. arbeite, Gegen-
stände geschmackvoll (aber vielleicht nicht solid) an-
fertigen BKi. Für ds 0. (i"^ A.) isch's schön, fällt
freilich angenehin ins A. B; Z. — aa) So hlter doss
Iwie] es A., durchsichtig, von einem frischen Ei Z.
(i'schirii)id irie eii A. ÜR, vgl. .augenblicklich-. —
Sprww. a) ,Unsere händ haben stäts a-n, sie glauben,
was sie sehen.' Df.nzl. 1677. 1716; vielni. = das Hand-
greifliche ist sicher. Was iVA-e ij'sch (ij'sehvd), yhiubt
's Herz. allg. Was d'Oi/c nikl sehid, tuet dem Herz nüd
we G. b) Zireii Oiii/e sl niimme [sind nur] e Hoffart,
aber eis Ouij het um hik-hs iiiitii/ BBe. c) .l>ie a-n sind
uns weiter als der bauch.' Hofmstr. 1645, die Begierde
grösser als der Hunger. Vgl. .slni ourje nberchöme nie
(j'nuccf, er ist unersättlich. Id. B. d) 's A. ist de Zeiyer
runi Herze. Sulh. e) 's schlöfed nid all, wo [welche]
d'Auge zue händ. ebd. f) Zwei A-e [eines Verstorbenen]
decked vil! ebd. g) 's Feld hat A-e, de Wahl Ore. ebd.
— S. noch u. nüt. — Abergl. a) ,Das rechte A. tanzet
mir im Kopf, es ist mir ein grosses glück vor.' JMey.
169'2. Wenn 's recht A. blsst, fjed's nelies G'freuts [gibt
es etwas Erfreuliches], wenn 's hnijtj A. b., (jed 's ii.
G'heits [VerdriesslichesJ Ai>. b) Die KAA. es sött's Ici
liös A. whicge oder nie" s. mit l-eim bösen A. a. (ohne
Neid und Tadel). Sul«. ; Einem keis yuels A. gönne, ihn
scheel ansehen B, beruhen auf dem alten Glauben an
die Macht des bösen Blickes. (Anders es ijuets A. [ein
richtiges Augenmass, Urteil] ha).
Eier-Äugli, -Augi: primula veris \i. B. — Syn.
Eierbluem.
Ochsen-Augen: 1. „in Butter gebaekene Eier
UUrs." — 2. Goldhähnchen. .Kegulus avis, ein kun-
gele oder ochsenöugle.' Fuis. ; Mal.; Vockli!. 15.'')7.
A geisteren- (Agent er- ZeBaar). — l'\. -iluger (iv.
selten; S: I.Hühnerauge, Leichdorn an den Zehen.
.Ägerstenaugen oder gallöpfol an den füessen.' Vocjelb.
1557. ,Clavus, genus tuberculi, ein ägerstenaug; ist
ein werzengeschlächt.' Fius. ; Mal. Um dieses Übel los
zu werden, wendet sich der Appenzeller an die Elster,
indem er ihre Eifersucht reizt mit dem Spotte: zigi,
zi(/i, Agest ! 1 ha dren Auge ond du giid znä! Gwkub
1616 aber kennt ein ,mit magischen Figuren und
Buochstabon uberschribenes Zädelein under das Tach-
trauf vergrabet, für die ägerstenaugen.' Der Aber-
glaube kennt noch viel ähnliche Mittel. Syn. Kriijen-
aug. \'ji\. churw. ögl da ha-la. — 2. Maiglöckclieii ,
convallaria multillora L. (iL; Z, conv. polygonatum
L. ÄABb.; ScH, deren mit den Narben der abgestor-
benen Schösslinge bedeckte Wurzel Ähnlichkeit mit
einer Zehe voll llühnei'augen hat und daher auch als
Mittel gegen diese gebraucht wird. Syn. Warzenkrüt.
Agerslenwurzenkrüt. Kräjenaug. Agerstentäpe. Vgl.
Hennen-, Hüener-aug.
Fell-: Augen, die mit einem Häutchen CFell i
überzogen sind. Man. r2y.
Fischer-: eine Vorrichtung zum Fischfang,
wahrsch. die Reuse, welche in die Olinnng der spitz
zulaufenden .Fache' gelegt wird und welche mit ihrem
doppelten Eeife wie mit einem Auge lauert. .Dass
die fach und F-n gänzlich abgeschafi't sind.' ZGes.
1710/79.
Flarz-. l'jlarz- Aa; Uw, F^'j-i- ScHwMa.; 7m.
Flartsch- B, ., Flärtsch-'- : Triefaugen, Augen mit
eiterigem Fluss,
Gift-Äugli: die Nationalcocarde der Neunziger-
jahre des vorigen Jhdts in demonstrativ kleinem For-
mate von den Feinden der Neuerung getragen, während
die Franzosenfreunde grosse Cocarden trugen Ar.
Glarr-. überwiegend //7f7j'-, Glor-Aug: 1, „stieres
A., Gr, bes. ein Bocksaug. d. li. ein übersichtiges,
schielendes A., wenn z. B. das Augenlid den Stern
halb zudeckt L; Scu; Zo;" ,grosses, weitoft'enes, her-
vorstechendes A.' B lt. St.''. Spähend herumgeworfenes
A., ,oculi emissitii.' Id. B. Glöräugli: kleine, blin-
zelnde A., Aa; Glör-, helle, verliebte A., Sch. Hell-
blaues, glasartiges A., Aa. — 2. m. .Kerl mit grossen,
nichtssagenden .\ugen.' Spreng. ,Pa'tus, Uebäugig; der
bocksaugen hat, glaraug; übersichtig.' Denzl. 1677.
171G. — Mbd. ijtarrouye: s. f/tarjfii.
Glur-: .übersichtig, der mit den äugen ob sich
sieht.' Fris. ; Mal.
Vou tjelüren; s. (itünnamj. Syu. Bucknauij.
Gläs-, gle'.i- fast allg., gles- Uw, Glas- (iu;
STh. : 1. A. mit mattem oder erstorbenem Glänze, weil
dessen Sehnerv gelähmt ist oder dessen Hornhaut
durch irgend einen Fehler ihre natürliche Farbe und
Durchsichtigkeit verloren hat; so das A. des Blinden,
des Sterbenden, weisses A. bei Pferden und Hunden.
Spottweise auch das mit solchen Augenfehlern be-
haftete Individuum. — 2. A. mit besonders hellem
Glänze STh. ,Die Leoparden haben rote glessaugen,
gleych als ob sy feurin wärind.' Tierb. 1553.
Glüss-. ghis': kleines Auge ZBauma. — VuD;y<7fi«».ii.
Glotz-: glotzendes A. Gotth.
(iräggen-: Leichdorn GuPr.
Hennen-: eine Pflanze, l. Henna-nga, campanula
persicifolia L.. Glockenblume GWe. — 2. -Aiigli,
primula farinosa L., Schlüsselblume 6 oßh., W.,
We., T. Syn. Krotten-, Boss-, Riet-, Schaf-AugK. —
3. cardamine pratensis L., Schaumkraut, Zigerauge
GRh. — 4. myosotis palustris Witli, Vergissniein-
nicht GWe., in Tess. a'iigg delhi Madonna. — 5. vero-
nica chaniiedrys L.. Gamander = Eh renpreis GWe.
Syn. Katzen-, Zerr-Äugli. — 6. roti H, an.igallis
arvensis L., Ackergauchheil GW., We. Syn.
Hüeneraiig.
Diese sämiiitliclieii Pflanzen tnigi'ii Icuchti'iiili', kli.iiie
Bhimen, deren Kelchbliitter einen KrcMs liililiMi.
Hüener- = mfi Hennenaugen, Ii.
7,11 (k'i- Vcrijli-irliiuijf luit im liL-sniidirn nocli die rote
]''ar|pc iiiitscwirlct.
KüU-. Köll-, chÖl- ZG., sonst <.7kH-, chÖl-: blaues
.Vuge, Gesehwulst um das Auge in Folge eines Schla-
ges Z. Jmdm ein Ch. üf.schhi" Z. ,Küllauge überko
[bekommen] wie Salzbüchsli.' Maoleni 1712.
Von mild, quälen, aiifsclnvi.||i-ii. lin-iiih-u, wolicr iimdi
.Knhif' inid .rpiiUen'.
i:!7
Ag, ang, eg, ig, og. ug
1S8
Kalbs-: Wuclierlihiino. chrysaiithonunn knu-aiitb.
L. 8rii.
Syii. StiM-nc, beide Namen vom Aussehen der Blüte.
Katzen-: I.A., da.s durch seine Farbe oder durcb
seinen Blick an dasjenige der Katze erinnert. -
2. -Äuqli: Pflanzenn. a) veronica chaiua;dr_ys L.,
Ehrenpreis AABb., Ki.; Bs; „B"; GRPr.; LRigi; GS.;
ScHW; S; Uw. Syn. Hennen-, Ziijer-ÄuijU.—h) veronica
offic. L., gemeiner Ehrenpreis OnPr. ~ c) veronica
triphyllos L.. Ehrenpreis A.iLeer. — d) priniula tari-
nosa L., rotes Schlüsselblünichen Gr (auch -Äiiysclii).
Syn. Heniienäit/jU. — e) Yergissmeinnicht A.i; Ap; Gr.
— f) ophrys arachnites Reich, Ragwurz A.\Böttst. Syn.
Affen gen icittli.
Kräjen-: 1. = AyehteretuuKj 1. L; Tiekb. l.'iOo.
Rätselfrage: mit irelen Aiiye ij'nelul-me tindi' Antw. :
mit de Chr. L. — 2. convallaria inultiflora L., Maililie
ScHwWüllerau. Syn. Ac/ehterenang 2. — 3. „Chräjen-
äugli. Samenkorn des Krähenaugenbaunies, stychnos
nux voniica L."
Krön-: ,Ich hab gesehen einen Hund sterben,
darumb dass er fleisch mit pulver von einer Nuss,
kronöuglin genennt, besprengt geiissen hatt.' Voüelb.
1.5.^7.
Krotten-äugli: 1. prhnula farinosa L. GT. —
2. Yergissmeinnicht Ap. — Syn. Hcnnenäugli.
Miiren-: mit einem kloinen Geschwür am Lid.
Gerstenkorn, behaftetes A. ZFlurl.
Die Vcrgleichung herg-euoniniou von einem .\ugeuUbel, von
dem vorzugsweise das Pferd befallen wird, dem ,Nagel, N.agel-
fell, unguis oculi.,
Nun-: ein Fisch, petroniyzon. Pricke. Queder.
Mhd. nntnotiye. In einer alten GUdsclir. uiinoyke f.; zu
dessen tjl: = gtj vgl. -äuf/g aus »U(jj.
Muer-nün-: solche Individuen unter den N.,
welche sich meistens im Schlamm aufhalten, dunkler
und schmutziger von Farbe. ,Von dem kadt oder muor
[Moor], in welches sy verhalten labend.' Fischb. 1563.
Bi-, Bin-: Nebenknospe in den Blattachseln oder
ßlattwinkeln der Rebe Z. Syn, Bi.'ichoss. — Über
die vorwiegende Form Bi)i s. u. hi. — binaugcn,
binäugle: die B. ausbrechen, ebd.
,Bock-: ein Fisch, patella,' Mal.
Bocks-: ,Pa>tus, der bocksaugen hat, d. i. wenn
das auglid den augsternen halb deckt, als ob einer
die äugen halb offen hette.' Fris. ; Mal, Syn. Gluraug.
Boll-, Bolli-: 1. grosses, stark hervortretendes A.
Aa; Bs; B; ScH ; S; Tn; Vw; Zg; Z. Auch (in.) ein
Mensch, der solche Augen hat, meist spottisch, doch
auch liebkosend von einem Kinde mit scliönen gros-
sen A, Z. Erblindetes A., AaHI.; Syn. Glnsang. —
2. „rundes Laternchen mit bauchiger Glasscheibe
ScHW." — BoUäugU, Äschüsch in der zweiten Periode
seines Wachsturas, zwischen Kressling und Knätili.
Bodens.
Boll- bezeichnet übh. einen runden Körper; vgl. />V/t f.
(wie auch ,Auge' allein =: Knospe); vwdt mit M™, rollen.
Die Hehnnng ISot (z. B. Bs; (iotth.) eine zufällige. Ähn-
lichkeit des ausgebauchten l.aternenglases mit dem Glaskörper
des Auges; vgl. Ochsenauge, engl, hiill-ei/r und nlul. llulh'. Stier.
Pelz-. „Pelzaugen machen, überaus zornig drein-
schauen Vw; Zg."
Von einem alten starken Vb. */«Y;;f'H, wovon y-jf/scH, hohi-n
bei Scbmell. I 390. 238, hervoniuelleii, sieh hervordrängen,
ahd. iiini-;.i//;ri/i. ebulliri': .so iliine die aogiipIVI biiliir boltzen
als ob sie geschwollen wären.' I'eh- bei Schmell. Folz-Äu<jeu
= BuUauijen, mir dass nicht an eine angeborne, sondern an
eine im Affekt hervortretende Beschaffenheit der Augen ge-
dacht wird.
Bins-: eine Pflanze. Lnmenblatt, melittis melysso-
phyllum L. — Bim Gen. des alten Xeutr. hini, Biene.
Püs- Z, Pfüs- BU.; Z, Pfüsi- B: weit hervor-
stehendes Auge. P-e mache". , Pussaugen, grosse jiau-
sende äugen, die eim weyt türhingond, oculi eminentes,'
Fris.; Mal. Vgl. Boll-, Boliaug, und Bfus-haggen.
Busel-Aug, -Äugli: halb ofi'enes A. 1. schlaf-
trunkenes, auch in Folge von Berauschung SenSt.;
ZB. — 2. verliebt blickendes ScnSt.
Ihis Bild vom Blinzeln der Katze (BukI) entlehnt.
Blau-Äugschi: Frühlingsenzian, gentiana verna
L. GuRh. — Syn. Bläueli. Stierenäugli.
Blüder-: triefendes A. ,Lueg au die sehe [jene]
rot und blone [blauen] Nase", die Blüderauge".' Stutz
(von Säufern). — 2. in Butter geschlagenes Ei Z;
Syn. Sticrenaug.
Blinz-: ,der ein blöde gesiebt hat und darum
blinzlen muoss, damit er dester bass die gesiebt zuo-
samen halte und .sähe, lusciosus.' Mal.
Plärr-: Triefauge? Glotzauge? ,Die Bären haben
ein blöd gsicht, desshalben sy oftermals pläraugen
bekommen.' TipRB. 1563, ,Diser Meorfisch hat einen
kleinen köpf mit überauss grossen pl.' Fisohb. 1563, 33, b.
Von Plärre f., Geplärr n., Nebel vor den Augen, frz.
herluc, it. barlume; engl. Wear-eije, Triefauge. Schmell. I 401.
Fromm. III hhd. Zu dem 2. Beispiele scheint freilieh die
Hinweisung auf plaren, glotzen, besser zu passen.
Brün-: Kuhnanie Ap.
Ross-Aug BSi., -Äugli Z: eine Pflanze, die nach
Pferden riecht, primula farinosa L. Syn. Hennenaiig.
Riet-Ängli = dem vor. GnRh. A\ich Bietnägeli,
-rädli, -l'esseli, Schaf'äiigli.
Eot-Äugli: Name, unter welchem verschiedene
Fischgattungen mit roten Augenringen verstanden
werden. 1. Cyprinus rutilus, Rotauge, Kotflosser,
Plötze Bodens. Syn. Bote. — 2. Cyprinus erythroph-
thalmus, Plötze, ebd. lt. Fischb. 1563, 159, 161; durch
Verwechslung lt. Hartm. 18'27, 225. — 3. Cyprinus
dobula, Döbel. ,Der Hasel, welchen man bey den
Zugern Günger und Ganghasel nennt, das ist das
Rothaugle.' Cys. 1661.
Seckel-: A. mit aufgedunsenen Lidern, so dass
diese eine Art Beutelfalten bilden ZBauma.
Sünder-Äugli: scbuldbewus.ste A-n. MUstkhi
1853, 1, 1116.
Schaf-.'Vugli: primula farinosa L. GSa. Syn.
Hennenatii:;.
Schel-: scheeles, schielendes Auge, als Mangel
bei Pferden S.
Schloss-: A. an den lieben zwischen den Bögen
und dem zweijährigen Holze Z. s. Aug 2.
Seh wör-Äugli: eiterndes .\. Tu; vgl. Flufzaag.
Spiren-; flg., scharfes A., Si inv. Vgl. Falken-
augen, Augen wie ein Sperber.
Spitz-: .\. mit gierigem oder mit scharf beobadi-
tcnaciM Blick \ow.
Stier- Kv\ G; SrnSt.; Tu, sonst Stieren-: 1. in
Butter geschlagenes Ei, Spiegelei Av; Gu; I.: G;
S; Z. Syn. Oclisin-, Hliidcr-.iiig 2, Jucr-in-Aiilan
139
Ag, ang, eg, ig. og, ug
140
(s. Sp. 1.3). Hartgesottenes, in der Mitte entzwei-
geschnittenes und in Weinsauee gekochtes Ei Uw.
Bei den Schweiz. Ahderiten erhält der Gast auf die
Bestellung von ,St-n- die Antwort: Mer hei scho längs
lei Stier me (j'metzyet. — 2. PL, stiere Augen z. B.
des Betrunkenen, des Zürnenden. ,Wenn der Mann
alle Abend mit Stierenaugen heim kommt.' GoT-rn. —
:). Pflanzenn. gentiana verna L. G oT. Hyn. Blait-
Äiiyschi. Aster amellus L., blaue Sternblume. Driui.;
KocHii. Gl. 2, 127. Aster chinensis Aa.
Bed. '2 gernr; mit 1 spielend verwendet vun der Eliefraii.
welche ihren spät aus dem Wirtshaus kommenden Mann mit
St-n reg;aliert.
Tüfelsaug: 1. Feuerröschen, adonis ;estiv., ad.
autunm. L. - 2. Bilsenkraut, hyoscyamus niger L.
.Fabulonia. Bilsemkraut, teufelsaug,' Denzl. 1077. 1710.
— 3. niückenförmige Ragwurz, ophrys myodes L.
Unter Teufel ist wie in älmliciien Nauien ein altd. Gott
zu verstehen, dem die Pflanze geweiht war, 1 wegen des
feurigen Rots der Blüte (Syn. BlvctstrUpßi), 2 als besonders
heil- imd zauherkräftig. Die BiUten von 2 und 3 gleielien
sehr denen tles Katzcnäuyli e.
Tüten-. ,I)ie Weiber sagten, das Gestorbene hätte
ganz andere \-n gehabt, sog. T-n, solche Kinder lebten
nie' [blieben nicht am Leben]. Gotth.
Ziger-: 1. ein mit geronnener Flüssigkeit (.^/^ec)
in den Winkeln behaftetes Auge Aa; Bs; L; Zo; Z;
.Tgl. Fhirzauy. ni. ein Mensch mit solchen Augen. —
'2. ZiyerntKjli : eine Pflanze, a) Veronica cham;edrys L.
Z. Syn. KatzeuäiKjli. b) Vergissmeinnicht. myosotis
scornioides jialustris L. „LG."; Z. Syn. Zi/jerli.
Zerr- zi-r-: 1. Triefauge L; Z. — 2. ZeräiiyU: eine
Pflanze. Waldehrenpreis, Veronica cham:edrys L, L,
Syn. Ki(tzeii('iiii/Ii.
ein-aug Git; Seil, auäutj, -% Tu, -äugg Git, ,-ü.i/;/'.
Vau.; -äuggig UwE.: einäugig; auch subst. .der Ein-
(iug. Einöugger-. Mal. wofür in der lebenden Spr.
Einäuggi L; ScuSt.; Uw, Ei"auger S.
Mlid. tinöugc, aus ahd. cinou^/i [innautjja] , aus dessen ab-
leitendem t.j sowohl der Uml. als die Verhärtung </;/ sieh erklärt.
ge-einäuget Hinäuhet Gl: einäugig.
Blien-Augi, -Äuggi m.: 1. Person, deren eines
Auge seitwärts gerichtet ist L'w. — 2. übergetr. auf
schelen, missgünstigen, unzufriedenen Blick U\v; „Zg."
— 3, Person, welche blinzelt, an .\ugenschwäehe leidet
„Uw"; Zg. — „blienäugen", -äuggen ScuwMa.;
,Uw; Zg", plcnäugcjUi Uw, blienggen AAÜegcrf.;
Gl; G; „Scn;" Tu; Uw; U; Z: 1. schielen Aa; Uw; U.
— 2. schief drein sehen aus Unzufriedenheit, unheim-
lich, zornig blicken Gl; G; „Scii"; Schw; „Th; Zg"; Z,
Syn. schechen. blicken. — 3. blinzen ,,Uw^"; mit den
Augen winken, ebd. ,Da-n-i mul (j'nul vii''' zue-n-ere
cj'stelU ha, häd si mit. Lächle und Bl. eistert na'''' mir
(/'luegt.' MUsTERL Auch von Augen, welche eben aus
dem Schlafe erwacht sind Th. — an-bl.: schel ansehen.
— Blienggi m.: wer .bliengget'. — Bliengge f,:
finsterer Blick GW. - blien-äuglen: Dim. zu
,blien-äugeTi',
Bei Srlunell. I,l,ii-, hliciiüuijchi, blinzeu, liehäugeln; ahd.
Ißlihünniii, lipijus. Henneh. biimen, iiberzwerch sehen, llnser
W. hat sich im Nhd. mit ,bliuken' vermengt.
schilm-äug: schielend. Sulg.
Kür nrUlii- von mhd. «chihc-n, Nbf. v. acliilhr,,, seliielen.
miss-äugig: von Weinreben, die wenig gute
,Augen' haben SeiiSt.
geauget, geäuget kuuy^t: mit Augen, Knospen
versehen (doch nur mit vorausgehendem bestimmenden
Adv. z. B. waker (fanget Erdöpfel Gr). — eng- iijküuiji :
mit eng stehenden Augen oder Knospen, von einem
Rebschoss ScnSt. — klin- Mikuuijct: kleinäugig Ap. —
luter- kauijct: mit hellbraunen Augen Gr. — seh war z-
hauijei: schwarzäugig Ap.
äugen, ,ögen'; äugge Gr: vor , Augen- bringen,
sehen lassen, zeigen; oft refi. ,Daz enhein Jude,
da man die gloggen lütet, sich eeugen sol weder in
fenstcr noch an der straze.' Z 1310. .Insonders cigtent
die Geistlichen rychlichen Zorn.' Axsh. ,In betrach-
tung der sorglichen löufen, so sich täglichen öugen.'
1520, Aiisi'H.; vgl. eräugen. ,Wiewol [die Mönche des
Klosters G] sich wider des königs anmuotung keines-
wegs öugen dörfen.' Vad. ,Sein gnad und güete öuget
sich ye mer und mer gegen uns.' 1560, Ps. 117; an
anderen Stellen ,öget'. .Comitas illucct. Fründtligkeit
öugt sich, verbirgt sich nit.' Fuis. ; Mal. — 2. (rett.)
sich künden durch bedeutsame Zeichen, z, B. Kra-
chen in der Wand GrV. — 3. In der ä. Rspr.: vor-
weisen (Beweisstücke, Inventare usw,), häufig in der
tautologischen Reimforniel äu. u. zäugen. , Alles das
zuo oegen und z.. so si hend.' 1384, Stdtb. Bad. ,Ogte
einen guoten besigelten briet.' B 1390; daneben ohne
Uückumlaut ,üegte'. Die Erben sollen des Verstor-
benen Gut ,oygen u. z.' Z 1460. Und so noch um
1600 in der Handv. Thun. — 4. beweisen; über-
weisen, überführen, ,So ougten die Priolin und Con-
vent an du Schidlüte nach den Hantvestinen' [dass
sie durch Kauf in den Besitz gelangt seien]. Z 1331.
.Welcher in [den Prediger] wollte eincherlei irrung
[Genet.] bewisen, der sollte in öigen in sinem hus,
und nit under der mängi,' 1525, Act. Egli. — 5. intr.
von Kühen: die Gebärmutter herausdrücken, an pro-
lapsus uteri leiden Ap. Syn. biegen län. büren.
beizen, birchen. — 6. zielen, von Schützen ApK.
lt. T. Vgl. äuglen.
Mhd. outjfil, Ouijfn, ahd.. out/ml, got. auijjan. Ahl. zuvt/cn.
— Zu ö halte ,THmur rerum, empörung, aufbläyung, fiugung
einer sach, wenn es übel [kritisch] umb ein sacli stat.*
Fris.; Mal.
ent-^äugen 3. .Brief und sigel e.' [als Beweis-
mittel vor Gericht], 1539, BsRq.
er-: verfstärktes äugen in den Bedd. 1 und 3.
's het-schi niemet eräugt, Niemand hat sieh blicken
lassen Gr. ,I)enn sy nüt me .sich erougtend weder
mit schiessen noch mit scharmützlen.' um 1500, Edliu.
.Auch die uberigen Frawen solten zeigen und er-
äugen alles dos Closters guot.' Wurstis. 1580. , Er-
kenne ein ieder die mengel, die sich eräugend in
unserem wüssen und vertruwen.' 1636, JBreit. .Meine,
gegen E. G. schuldige ptlicht und dienst zu eräugen.'
Kriegsbücul. 1644. ,Us welchen der unsägliche rich-
thum der Tütschen sprach sich eräugen, die sprach-
glichhäit sich ershäinen wird.' Red. 1056. ,Oft der
Himmel hat bezeuget, das er Zürich schirmen woll.
Sonderbar sich das eräuget In der Mordnacht wundern
voll.' ÜKENiNScuR. 1688. .Wann ein Geschwulst sich
eräugete.' JMuralt 1697. Pleonast. unrichtig: ,sich
e. lassen- = sich sehen lassen. AKlingl. 1691. Zu-
weilen geht sich e. fast schon in die Bed. des nhd.
.sich ereignen' über. '.Ob sich dheinest ein straf eins
ungewitters eruigen [würde].' 1525, Absch. ,A1s sich
dann schwär löuf, sorklich hendel und bös pratikeii
111
Ag, ang, eg. ig. og. ug
142
allenthalben ovöutcen und vorhanden sind.' 15'20.
!?riucKL. .Wenn der bleiche Tod sich nicht so früeli
ereugt' [eingetreten wäre]. JEEscher 1692. Audi
ohne .sich': ,üass man sich den nach und nach er-
äugenden neucrung'en widersetzt.' Hott. 1666. — Mini.
.rour/en. — Eräugung f.: Erscheinung, Ereigniss. ,l»ie
krieglichen eriiugungcn.' 1528. Abscu.
eräugnen ^=rr(iiiricii, refl. .Nehmet die Zucht für,
sobald sich an den Kindern die Unarten eräugnen.'
ÜLR. 1733, ,Es haben sich spän und Streitigkeiten
cräugnet,' Wint. Stdtb. .Sollten sich darüber Schwierig-
keiten e.' B 1791.
Ilcuzl. piht OS 1711) aiicli als Traus., wie IIJTT ,fränf,'eii'.
Unser W., eine Weiterbildung von erämjcii, ist uhd. zu ,ei-
eignen' geworden, als wäre es eine Abi. vom Adj. .eigen' ;
der Übertritt vollzog sich zunächst auf dem Boden der i-
durch i ersetzenden MAA. .Diewyl die löuf allenthalheii
sich sorklich ereigen.' Strassburg 1525, s. Absch. IV 1, a,
551. Noch 1790 hält dagegen der ApKal. fest an der echten
Form , Eräugnisse'.
äugeren: 1. intr. die Augen anstrengen, um zu
sehen Aa. — 2. tr., auch an-, etwas stark, schari
anschauen, ebd.
Wahrsch. vom PI. Aiifjcr, gicichs. Augen machen.
auglen: die Augenwimpern bewegen, die Augen
wiederholt schnell öffnen und schliessen Obw.
Sya. mauiilen, welches sonst dämmern, nebeln bed. ; mög-
licherweise ist au. blosse Verstümmelung aus m., augelehnt
an ,Auge' ; oder es hat sich umgekehrt der Begritf von uu.
auf das anklingende und liegriffsvwdte m. übergetr.agen.
auglen: 1. eig. kleine Augen macheu: mit den
A ngen spielen, sprechen, winken; , liebäugeln', gierig
blicken Bs; B; Gr; Uvv; Z, mit Dat. P. schmeicheln.
G'äuijlet, schmeichlerisch G; Schw; auch an- Gii. Vgl.
liiif/elen. — 2. ein grollendes Gesicht machen Gr. —
■j. die Augen hin und her richten, um einen Gegen-
stand ins Gesichtsfeld zu bekommen; zielen BSi.
Daher heisst so auch ein Knabenspiel mit Haselnüssen,
wobei je einer seine grösste Nuss (Böl, Äuykre) aus
.\uge hält und auf die untenliegenden, von den Spie-
lern gesetzten Nusshäufchen (Hikl) lallen lässt, um
möglichst viele derselben zusammenzuwerfen, die er
damit gewinnnt Schw; Zo; Z. — 4. okulieren, pfro-
l)fen. Bäume; eig. .Augen' einsetzen, gemmas inserere.
Denzl.; B; Gr; S; Uw. Syn. zwljen. — 5. „eine
Henne castrieren L."
Bed. 5 übertragen v<un Okidiercn von Bäumen, wobei
ebenfalls ein Einschnitt gemacht wird.
in-: iuoculare. Ked. 1656. üs-: ausspähen U.
blien-, blön- s. u. liUenäufii Sp. 139.
äugelen = äiir/lcn 1 u. 2, nur noch mehr ver-
kleinernd: kleine Augen machen, um entw. besser zu
sehen od. lieblicher zu blicken, Liebessehnsucht aus-
zudrücken; mit Blicken sprechen, winken L; S. — an-:
anblinzeln G, mit verliebten schmeichelnden Augen
anschauen, genau betrachten, z. B. ein Mädchen S.
ge-äuglet: mit kleinen Auge" (Punkten, Tupfen)
versehen, von e. bunten Kleiderstoff. ,Mit den Seiden
der Gerechtigkeit, mit dem geäugelten Rock der geist-
lichen Braut.' Ulk. 1733.
Zer-Äugler m.: Spottn. für einen .Menschen mit
vortretenden roten Augenlidern L.
Zwei-: eine Art Birnen ndt doppcKiT lllüte .\r;
GKh.; Tn.
Äuglere f.: die Nuss, mit der mau bi'im Spich'
(s. ätiißen 2) auf ilii' andern zielt Siinv; Zc.
aiigt'r: teuer. M''ie a.? .Tudenspr. - Von heiir. /rt'.a;-,
teuer sein.
Ällgel m., dim. Augeli: niäunl. Taufn., nacli
Einigen August, nach Andern Augustin.
Egechs s. Mihchs Sp. 91. Egel s. EfjU II.
Eselshofor m.: Name einer Äpfelsorte Tn. -- Nach
■ iiuuM Tb Dürfe benanut.
Ege AALeer.; Z; Hebel, Egge AaZcIu.; BBe.;
GRPani; L; Ndw; Seu; Tu; Z f.: das Ackergerät wie
nhd. .Irpicas, ein gattung eysiner egken, die vil zänen
hat.' Eris. Ei- isch %vie-n-e Halm uf 'nere E., wetter-
wendisch B. I chönnt uf-crc E. schlafe, so müde bin
ich Z. Dim. Erjgeli ekUi, kleine, von Hand gezogene E.
zum Eineggen von Klee-, Hanf- und Flachssamen Sch.
Spät mhd. eye statt dos gewöhnlichen egde; s. Egtße und
Eichte Sp. 83. Eißje, aus welchem Eije (nd. etje) erst ent-
standen ist, erinnert an lat. occu, konnte aber auch durch
Assimilation aus Erjde hervorgegangen sein. Endlich lässt
sich fragen, ob es nicht eig. ein alter PI. von Egg, Zacke, sei.
Schübel-: E. mit weniger Zinken, aber schwerer.
Wenn .gestruchf (oberflächlich gepflügt) ist und man
nicht Zeit hat, die .Schübel', Schollen, mit der Hacke
klein zu schlagen, so fährt man mit der Sch.-E. quer
über die Furchen L.
egeu 1 Ige Aa vorw.; B; SchKI.; SGäu; Z, ege
AAFri. ; Bs; FMu., eggen SeuSt; Tu: mit der Egge
fahren, befahren; to2>plet e., dies zweimal tun, damit
der Same besser ins Erdreich komme; vgl. ühcrstösseri.
.Eggen, occare.' Fris.; Mal. ,Wenn ein Acker nicht
richtig geeggt wird, so ist schon das erste Hagelwetter
darüber gegangen.' Sprw. — üf-: zum zweiten Mal e..
wobei unten am Acker angefangen wird S. — in-:
durch Eggen den Samen in die Tiefe bringen Aa. ^
under-: l. = nfcgeii S. — 2. Undercggcte mache", beim
Eggen Zwischenräume lassen, so dass unbefahrene
Streifen entstehen Tu.
Mhd. egeti. Bemerkenswert, dass das Vb. iu uns. MAA.
überwiegend diese mhd. Form hat, während für das Subst.
die Form Egge (oder Eichte, Egtc) vorherrscht, also auch au
Orten gilt, wo das Vb. egen danclien steht.
ogcn II ege ZLunn., eggen Aa; Th: zanken,
streiten. ,Mit einem eggen, disceptare.' Denzl. 1716.
Die Doppelformigkeit des W. s])richt dafür, dass e. U
nichts Anderes als die bildliche Verwendung von e. I sei;
vgl. überdies die ebenfalls der landwirts.-haftlichen Tätigkeit
entnouunenen Synn. hinten, mueh-en; :' Aeher ßmn Sp. fiO;
auch ist .zanken' mit .Zacke, Zinken' nahe vwdt, und es
könnte sogar die Bemühung des Bauern, dem widerspenstigen
Erdreich durch seine Bearbeitung mit der F-gge einen Ertrag
alizuzwingeu, als ein Streit aufgefasst werden. Aber egen II
konnte doch auch auf der Nbf. eggen lieruhen, deren Bed.
occare sich mit der eines gleiehla\iteuden eggen = ecken,
disceptare, vermengt hätte, und es ist nicht zu läugnen, dass
der Begriff Streit sich aus dorn von Ecke = Anstoss, Hiudor-
niss, Schwierigkeit oder aus dem alten Eehe = Schärfe.
Schneide einer Waffe, zu welchem sich hair. ,eckeln mit
einem', ihm beleidigende Worte sagen, entschieden stellt,
wie schwed. UgguH (eig. schärfen, reizen) zu ägg, Schneide.
Sebärfc, ebenso leicht wie aus dem von Egge entwickeln
konnte. Vgl. auch: spitzige Worte, sticheln u. ä. Die Frage
ist übrigens um so weniger wiehtig, da ,Eggo' und ,Eckc'
(Schweiz. Egg, -<■) schliesslich auf die selbe Wz. ,ak' zurnckgehn.
('"icii IH c'-, iu GuPr. <•'-: drohen ..W" ; im Be-
griffe sein, bevorstellen. 1. v. Pcrs. a) eine drohende
Goberde machen. .Swer vor goricht unbesclieidenlieh
143
Ag, Pg, ig.
"K
144
redet ald gebaret oder eget mit den henden.' ScnStdtb.
XIV. , Zucken (eine Waft'o zücken] oder egen' ist ver-
boten. 1419, Üft'n. Trib. — b) versucbcn; sieb an-
schicken, nahe daran, im Begriffe sein, Miene ma-
chen (iiil'r. Man eget anzufangen, abzureisen udgl.
Er hH fi'ff/et z' zürnen, wollte es übel nehmen. Mit
Negation: nicht entfernt gleichen: er het nit (j'eijet,
glich nicht im Mindesten; vgl. Eyi. — 2. von flachen,
„drcdien, bevorstehen, ahnen (unpers.), nahe sein,
nahe kommen. Es eget im = es steht ihm etwa.s Un-
angenehnie.s bevor; es eget im Nichts = es ist weit
davon, nicht die Frage; es hat ihm geeget = gedroht,
es wäre bald geschehen BO."
Ohne Zweifel ein sehr altes W., lautlich Jem gut. «;;/Viii
entsiirechend, aus dessen Bed. (schrecken) sich auch die
ohige Begriffsreihe entwickeln lässt; vgl. lat. minwi: im-
miiiere; aus dein Begriff der drohenden Nähe kann der-
.jenige des NalH;l{cimuiens, Glcichsteliens abstrahiert wurden.
Vwdt m. dem folgenden Suhst., in welchem sich ein ähnlicher
Begriffsübergang vollzog, und mit crj-los.
Egi. „auch Hegi", -c'- f.: 1- Zucht, Ordnung;
in (in der) E. (H.) ha (b'ha), im Zaum, Zwang, Schach,
Respekt, in Schranken halten, z. B. Kinder BO.; LE.
,So ein Uorf-Auge [das Auge einer wackern Bäuerin]
hält manche [andere Frau] in der E.' Gotth. Kcti.:
sich beherrschen Gr. Abs.: Ordnung halten, liaus-
hälterisch leben; häh inEgüB. — 2. Gleichgewicht,
.Gegendruck, Widerstand. Zunächst von Kämpfenden
(■(( E. ha (hebe), Widerstand leisten, wehren, Stand
halten B; mit Dat. P. Gh OliS., Syn. 's Ise ha". „D'E.
(H.J oder -'E. (H.) ha, Trotz bieten BO.; P." Öppcrem
ilr Taget [Lampe] in E. ha, Jmdm Widerstand leisten,
die Wage halten im P'aust- oder Wertkampf BSchw.
.Abs.: p.< gilt in E. :'ha», um eine volle Schüssel zu
tragen, ohne dass Etwas herausfällt; oder um einer ent-
gegengesetzten Kraft Widerstand zu leisten BSi. (Hjer-
getr. auf Körper: E. helia, das Gleichgewicht halten,
von entgegengesetzten Kräften oder Bewegungen GrI>.
Ein Schiff in E. han, gegen den Wind behaupten
BRi. „Einen Stein in die E. legen = in wagrechte
Lage [.stabiles Gleichgewicht] LE.- Eim E. möge.
Einem das (Jleichgewicht (zu halten) vermögen; nid
E. möge, nicht gewachsen sein GrD.; i mag's nid
{inj Egi ha, ich vermag es nicht aufrecht oder fest
zu halten wGr; i mag's nid Ege(n) lüpfa, hcha, ich
vermag es (bei Weitem) nicht zu heben GnPr. ; icli
han das G'häs nit Eggi me hän Icönna, ich habe das
Kleid nicht mehr tragen können (weil es zu klein war)
Gr lt. Serardi; er het nit in en E. in's [in es, z. B.
das Kleid, schlüpfen] chönne GrL.
Mhd. (iji! m. u. f., Furcht. Schrecken; ahd. eiji f. 1. u-rrm-
(got. ni/i» V. iiijaii, fürchten). 2. discijilina. Aus dem Bcgrifl
der Ordnung entwickelt sich der des Gleichgewichtes mit
Übertragung von Geistigem auf Sinnliches. — IVIauche der
obigen RAA. ist nicht mehr klar gedacht, sondern mit an-
deren Constnictionen vermengt. Nid Efji mw/cn entspricht
der einfach verbalen RA. nid eyen, nicht nahe kommen, uinl
OS ist nur die Frage, ob dies lym noch aus der Gruudbed.
.drohen' oder aus der bereits abgeleiteten des Subst. (Gleich-
gewicht) zu erklären sei.
Ep'ni ui.: Eugen ScnwE.
Eki'I". Name einer Farbe. XV. 1j. (iStiftsarcb. -
Vgl. Oclira Sji. 71.
un-eglen; ge-un-eglen s. iin-iiiiglen.
Egler hiess ein grosser alter Kastanienbaum, der am
Ufer des VwSees am Spissenegg gegen LWinkel stand.
Her Baum nach der von einer stachligen Hülle um-
gebenen Frucht benannt; vgl. lat. aciicu/o, frz. ni(juille, Nadel;
proT. uijuileii, afrz. aiijlcnt, Hageabutte, wovon frz. lijnnüer.
Egli I n. : leere Schote des Ölrepses AaSI.; vgl.
Agk 4.
Egli II n. allg.; Egel ro. Schw: der Fisch Barsch.
])erca fluviatilis L. allg. Er mirf'f gern en Egli in
Bach, n-enn er chann e Furelle fange ScuSt. ,Egli'.
1050 GKal. ,Das die vischer die todten egli oder
ander visch nit mit den lebendigen vLsch verkoufen
sollend.' 1.550, ScH. ,P. (fluv.), Egle, Stichling. Eechling
(Reeling), Bersich.' Fischb. 1563; Fris.; Mal.; Wagn.
1(380. ,Von den Egglin oder Bersich, p.' Cys. Itiiil.
,Dass Eglein. persich, bersing, p.' Red. 1062, ,Egliu;;
oder Eechling.' JJSchf.ifcuz. 1090. In Z speziell nur
der Fisch in seinem 2. Jahre und danach verstehe
,Eglin, Name des Eechlings im dritten Jahre.' JEEschek
1092. Am Bodens, der völlig ausgewachsene Fisch.
Eine Vexieraufgabe lautet säg: chllni Fisclili and nüd
Egli Z. In S Egli scherzhaft auch die Zuchthau.s-
sträflinge, wegen ihrer gestreiften Kleidung.
Der Fisch ist benannt von seiner stachligen Beschaffen-
heit. .Mit scharfen, spitzigen dornen und fäkteo |Fittigen,
d. h. Flossen] ist diser fisch bewaret, mit welchen er sich
auch beschirmpt.' Fischb. 1563. Ei/Ii scheint llim. v. Aij.
.Aij, perca, persich.' a. Gloss. Wz. ai/, spitz, s. Aijle; lat.
«ciwauch: Hornhecht; schw. atfcouc (ans .igborre)^ Barsch.
— Syn. Jiutz ; S. auch Ilürlimj, Tränli; ftrnda-limj. Kretzcr ;
.Stiehl iiiij, Schaulißnch ; lierhlini/, Bernch für die Altersstufen,
wofür in Schw einfach die Unterscheidung durch die Formen
E(jd, E;iU u. (Dim. zweiter Stufe) Eydi.
Kräb-Egli: „Egli, welche sich meistens im sog.
Kräh, Scekraut, auflialten."
Land-: „Egli, welche sich meistens am Ufer auf-
hallen."
I!au-Egel: der Barsch im 3. Jahre Bodexs. Syn.
Stichling. Schanhfinch.
Ehin-Egli nn- Z, i-i-eyH ScuSt, Bin e gl a f. GTa.,
lilne-igel m. BsStdt., Bl-itagel m.. ZLunn., -negeli
Gl; Z()., Wl., liln-Igel m. ZLunn.: nur sprichw., als
Typus der Gesundheit, entsprechend der abstrakteren
RA. .gesund wie ein Fisch im Wasser.' Und so schon
bei Mal.: .Frisch wie ein Rheynegle, läbhaftig, fruotig,
muotig, vividus.' ,Sanior pisee, so gesund als ein
Rheinegle.' Denzl. 1677, 1710, u. JMey. 1692. Bin-
egclin Beiname eines Herrn v. BsMönchenstein M. XIV.
Der Barsch des Rheines scheint danach in besserem Rufe
zu stehen, als es wenigstens für die Gattung überh. gerecht-
fertigt wäre, welche mit Finnen und äusserlich und inwendig
mit Würmern geplagt ist, wie wenig andere Fische. Oder
lässt man sich durch die rasche Beweglichkeit täuschen':' ~
Die Anlehnung an den Igel war durch die stachlige. Be-
si-haft'enheit des Fisches nahe gelegt.
Eör-; E., welche sich meistens im Schilf aufhalten.
T riecht er-: E., welche in der Tiefe gefangen
werden.
Egli ni.: ..Taufmime Eglof [Egolf] G"; daher noch
als Gesclilochtsn.
Blind-Egli m.: leichte Schelte für einen Meuseben.
welcher wegen Kurzsichtigkeit, oder weil er die .\ugen
nicht braucht, ungeschickt drein fährt GStdt.
Der Yergleichung mit dem schnellen Fische steht ausser
dem Genus namentlich das .Attribut .blind' entgegen; von
appcll.ativcm Gebrauclie des obigen Taufn. aber ist sonst
Nichts bekannt.
145
Ag, eft, eig, ig, og, ug
146
EslingiT m. : Ehrenwäcliter BsStdt. D'Jumpfere E.
iiKu-lu'. ein Brautpaar beaufsichtigen, 's Brütpnr darf
iiit allei" in d'licbe, 's miiess Epper as EyJhujer mit. —
Die RA. führt sioli wohl auf eiucu bestimmten Vorfall zurück.
Ego: die eigene Per.son oder Partei. .Was geht
das Graf E. an? Non est cura; Hipoclidi. Graf E. bauet
[wohnt] wol und hat schöne Pferde.' JMey. 1(377. 1692.
Nach einer für uns nicht mehr kontrollierbaren Angabe
bei Hott. u. Escher äusserte BLefjunx 1584 in einem
Gutachten an den Rat in Z, dass die römischen Kirchen-
feiern Graf E. — er meinte ,uns Zürcher und Prote-
stanten' — Nichts angiengen. — Der von dem Fürsten-
hcrir'schen Hause, ihren Grenznachl)aren, den ZUrchern wohl
bekannte (rrilflichc Name erfuhr Umdeutung auf das lat. er/o, ich.
Egwei'i f'nio^ri: irgendetwas OnPani. Tuen mf''
ätte [etwa] en E. !
eigen «;/•: Ap ; c 'j»-, Vg^ F ; e'f/en GaPr. ; sonst c%j :
Adj. im Ganzen wie nhd. — 1. als rechtmässiges
Eigentum angehörig, oder leiblich nahe verwandt.
,Accipere maucipio, zu eigen einnemen vom rechten
wären [Besitzer].' Fris. Ein .eigen Gut' im Gegs.
zur Pacht, daher auch erblich; s. Eigen. In der
ä. Eechtsspr. = leibeigen, hörig (zu Grundstücken ge-
hörig), unfrei. Einen Freien , eigen' zu nennen, wurde
als Beschimpfung bestraft. Thun. Satz. 1539. S. auch
Eigenini. Eigenmann. Ledige junge Leute, gefragt,
ob sie noch bei den Eltern wohnen, antworten etwa,
wenn dies nicht mehr der Fall, nä, i ha mis äge d. i.
eigenen Erwerb Ap. Agni [nämlich Stücke] machen,
auf eigene Rechnung weben; Ggs. ,ura Lohn weben' G.
Be.fxer eige Brod ah fremde Brotis L. ,l)as Leben
wird keinem gegeben für ei. und ewig.' Siii.c. '*■ Tods
eige, dem T. verfallen, ohne Hoffnung auf Genesung
Aa; Uw; HCLav. 1644. Eiges (G' wachs), auf eigenem
Gut gewachsener Wein. Die fsini) Eigne, die Bluts-
verwandten, Familienglieder Gu; Z. 's eige Wasser,
der Harn Z. En eiges Chind übercho" (ha" müessej
heisst es von der Mutter eines unehlichen Kindes,
dessen Auferziehung vom Gerichte ihr allein über-
bunden wird Z. Metonym. : ,die eigene Hand' in der
Kechtsspr. = der rechtmässige, ursprüngliche, eigent-
liche Eigentümer eines Gutes, das daher ohne seinen
Verzicht auf das ihm zukommende Vorrecht, dasselbe
in seinen Besitz zurückzuziehen, nicht an Andere ver-
kauft werden darf. ,Mit austrucklichem Vorbehalt
der Beladenschaft [älterer An.sprüche, Servituten] oder
der eigenen H.' [soll bei Ganten ausgeboten werden].
15'20, Bs. ,Es solle auf Begehren der eigenen H.
allweg der Höchste in jedem Tschupus [(irundstück]
Träger seyn und den schuldigen Zins sanmienthaft
der eigenen Hand lüferen.' Bs. 1611. 1757. ,Ein Stuck
Gut dem Käufer, äussert [mit Vorbehalt] der eignen
H., frei und eigenthumlichen überlassen.' ebd. 1719.
,Die Frauw mag sömblich [solche] Morgengab mit ihr
eignen H. [als ihr persönliches Eigentum] behalten.'
RoTHF.NB. Amtsb. 1490. So kann ei. auch sich selbst
angehörig, frei, also das Gegenteil des obigen be-
deuten, in der Formel , ledig, frei und eigen' L. Lidig
und eige, sein eigener Herr und Meister, ohne Weib
und Kind, unabhängig S. '2. besonder. .Ist jet-
weders ein eigen bistuni von wegen das [weil] jede
[der beiden Städte] ein sonderbar Volk ist' ÄTseuuui.
Er het si eigini Freud an im [ganz besondere, be-
sonders grosse] ScnSt. Eigene Gangs, express S. -
Schw. Idiotikon. I. '2.
.3. eigentümlich, seltsam, sonderbar, wunderlich, von
Personen auch: eigensinnig. En eigne Mensch., Chiimmi.
CIniz, Hecht. Er hat en eigne Ghopf. Das ist doch
eige! allg. ,'s geit mängisch eige zne.' Schild. Als
Adv., auf sonderbare Weise GRPr. Syn. eigenlich. —
4. einzig. S. die Nbff. eigens, eigenst, eiyent.
Die Bed. \ entwickelt sich aus der von ,eigen', weil
alles Eigentum ausschliessend, einschränkend ist; daher in
ä. Spr. ein- (= einzig) und i/ytii- oft syn.
all- s. all-einigen.
eignig: attrib. Form zu cigot, z. B. sf eignig Sach,
seine eigene Habe Aa.
eigens: „einzig, eingeboren. Die eigese Tochter 7,."
Ans dem adv. Gen. von eigen (vgl. u. eiricniin) als Adj.
weiter flectiert.
eigenst: 1. Etw. (z'J eigist [zu eigen] ha" Z. —
2. Eigesti Tochter, einzige T., Erbtochter ZKn.
Superlativisch gebildet wie das hegriffsvwdte ,selh-st'.
eigent: 1. als Eigentum angehörend BO. u. U.;
auch prädikativ: rfe'' Acher isch ml eigete FMu. —
2. eigenartig; en eigeti Sach B. — 3. einzig; 's eiget,
es eigets Chind, namentlich mit Beziehung auf die
Erbverhältnisse gesagt ZO., Sf. — 4. Adv. immer
UwE. — 5. eigendsi eigets, adv. Gen. ,Ganz eigends.'
GoTTH. ganz eigentlich, g. besonders.
Zu der durch bloss phonetisch angeschobenes ( gebildeten
Form vgl. Nienwt, Niemau-d udgl. — Zu 4 vgl. nihd. eimc-
lichen, sowohl = einzig als = immerfort.
eig-eig: wählerisch im Fressen GrL.
Viell. als Reduplicationsform niissdeutet aus dem folg.
„ein-goeigt: eigensinnig, wunderlich Ar" (St.'').
Glcichs. cmzig in seiner Art, eigentümlich geartet.
Eigen n.: ganz eigener und darum auch erblicher
Grundbesitz, ein solches Grundstück, Gut, im Gegs.
zu Fahrhabe, zu Lehengut und zu AUmend. Man
unterschied noch bestimmter , echtes Ei., ledig Ei.' von
.vogtbar Ei.' usw. s. Bluntschli RG. I 215. 265. Sew.
RG. 1 35—37. ,Von der Allniig für Eigen einzuo-
schlagen [als Privateigentum zu umzäunen].' Schw Lb.
,Ein hus, so in vier Muren eins gmachs hoch ist, das
ist eigen vnd hat ein frow [Frau] daran nüt zu erben.'
Willisau 1489. ,Ei. und Erbe' oder ,Erb und Ei.' eine
alliterierende, sehr alte und weitverbreitete Formel,
z. B. ,liggen an Eigen und Erb'. Bluntschli I 2, 438.
Spezieller: „ein Stück Land, welches nur mit dem
zugehörigen Hause veräussert werden darf LG. Daher
in Kaufbriefen von einem Hause: samtPünten [Garten-
und Wiesenland] und Eigen", d. i. der Hof im eng. S.,
das Haus nebst den zunächst liegenden (jütern. Eige",
Eigeli daher nicht selten als Flurn.
Vgl. auch die Eiijch, Landgut bei Freib. : Ei<jfnlliul in
Z Berg, Einbr. Der Namo im Eitii ZMettmenst. erklärt sich
leichter als das Ntr. des Ad.j. denn als alte Diui.-Bildung.
Eigent f.: Leibeigenschaft. Aiiscii. 1\' 1, a, 642,
neben gleichbed. , Eigenschaft',
Das W. hiVt.tc mhd. wahrsch. gelautet ciifmde, eine Abi.
[iiirallel derjenigen von .Gemeinde'; d als Ausl. iu unbetonter
■Silbe verhSrtct wie in dem gleichlautenden Adj. s, o.
eigen-haft ngenhafi: cigcn.sinnig GnPr.
eigenlich eigdich, -Ug, -li (eigerlieh): 1. Adj.
a) ordentlich, pünktlich, genau und zwar über-
trieben bis zur Peinlichkeit, allg. So von einer Haus-
frau, aber auch en cigeligi Chatz, d. i. eine reinliche, F.
,Die Separatisten seien so eigclig und exakt, dass man
es nicht :\nshiilti'n kimne.' Sti.'tz. .War er gern .sauber.
10
147
Aar, PS, eis
148
exakt, eigcnlich.' IToO, DMüslin. Adverbial: mavhsch-ca
eiyeli? arbeitest du sorgfältig? Gruss an den bei der
Arbeit Betrofienen G; es ciyelig ne" [genau] L; nur
ei. messe" [genau das Maas voll, Nichts darüber; vgl.
Geiiams] ebd.; (''' cha"-der's nid eigeli säge" [nicht
genau] Aa. Eigeli biege V Orte, eigelifgj lotzn" W,
scharf, anfmerlvsani, angestrengt schauen, spähen. ,So
ich jr sach nit wusst, so erfuor [erforschte] ichs eygen-
licli'.' 1531/48, Job [.eigentlich' 1607]. ,So solt du
Üeyssig und eygenlich darnach fragen.' 1531, V. Mos.
[.eigentlich' 1548 1. , Eigcnlich und underschei[de]nlich
lesen' [deutlich artikulierend ). Act. Egli. .Damit wir
üch dester bas und eigonlicher könden schriben.'
Strickl. 8yn. ebenlich, exakt. — b) wählerisch
Aa; Ap; Bs; B; Gr ; S; Z. .Kochen [so unsauber],
dass es eine eigeliche Sau nicht fressen möchte.' Gotth.
&'»'■'' eigelich mache, sich zieren, Komplimente wachen
Etvv. anzunehmen BU. ,I)u machst dich eigelicher
als unsere Frau Pfarreri.' Gotth. Eigclig si, spröde
tun Bs; BU. ,Meitscheni, die es mit Wein, Brannt-
wein und Buben nicht eigelich genommen.' Gottu.
Niid ägelig ist eine Weibsperson, welche zwischen
Mannspersonen keinen Unterschied macht Ap. Syn.
eigen, he.iggcl. meislerlosig. — c) eigentümlich, selt-
sam, sonderbar im Wesen Aa ; B; Sonw; Zg; Z, und:
wunderlich, eigensinnig, launenhaft, unverträglich
im Benehmen gegen Andere Aa; B; Gk; G; W; Z.
'Ell eigelige Chopf ha S. ,Man könne doch nicht so
eigelig sy, man müsse tun wie ander Lüt' Stutz.
Wenn du mit Hchiitzeli so eigelig icitt [willst] st [dass
du sie keinem Andern gönnen magst]. So nimm es
Bapirli und tvicJde's darl AaFt. Syn. artlig. eigen 3.
eigenriclitig. sehen, g'sjxissig. — d) eigeli ZO., eigerlich
BR. eigentlich. .Eigcnlich.' 165'2, Schimpfr. —
2. Adv. in abstr. Bedd., durchweg mit der Form
eigfejli: a) gewiss, wahrlich Aa; BU. ; VOrte; Z;
vgl. 1 a. Es ist ei. war. Ei. tcill-i''' cJio". Ja, ei..'
Ja ei. ja! AABrugg. G'tcüss und ei. L. Chumm-i'''
hüt nüd, sc chumm-i morn; chumm-i morn niid, .se
chumm-i a disem Tag [übermorgen], eigeli'. Z. Syn.
icärlich, Wäger. Eigeli (au'''J? Ausruf der Verwun-
derung: ist es wirklich soV Z. Chumm ei. zue-mcr!
bleib ja nicht aus! Aa. Als Antwort auf eine negative
Aussage ^ doch ! Bs. Abgeschwächt = wahrschein-
lich, vermutlicli. ohne Zweifel VOrte; Z. Du hist
ei. wider bim Schöjipli g'ses.'^e! Stutz. Si^lb Chind fallt
ei. na [noch] ab-eni Stuel abe. Nicht selten ironisch,
so dass ja ei..' geradezu die entgges. Bed. ,gewiss
nicht' haben kann. — b) besonders, vor Adj.,
vgl. 1, c. Es sind ei. brav Lüt Z. Eigeli guet Opfel
und (oder gend, geben) eigdi guet Schnitz: d' Bliebe
fd'MeitliJ sind öppis und d'Meitli fd'Buebc) sind ni.r
B; G; Tu; Z. - c) dennoch Bs.
un-eigenlich: unordentlich, unsäulierlich; nach-
lässig Bs; B.
Eigenlichkeit i''<jeli/lia ßSi., <:i<jrlik/eit Z, Eigen-
liclii f»i/rfi/j GrD.; Z, Eigeleni ctjrfjnt OuVals: Sorg-
falt, pedantische Ordnungsliebe B; Eigentümlichkeit Z;
Eigenheit, Eigensinn; Feinschmeckerei Gr. — Die Furui
Eitjdcni beruht auf der irrtUiulicIiL'U Rekonstruktiuu der \'er-
stiiiumelung c('jf7i zu eitjd-iit nach AnalMgievoii Küjenl aus ciijmt.
eigentlich c!ti,tii^, -h'r/, -ti: Adj. a) auf Ordentlich-
keit, Fünktliclikeit haltend, reinlich, zierlich Bs; BSi.
jinelegans, unlieblich, nit ei.' Fris. ; Mal. Adverbial in
ä. Spr. = eigcnlich 1, a. ,Dess wir ei. berichtet werden.'
15'21, Absch. , Damit wir ei. wüssend ze haudien.' ebd.
,Wann einer nur ein Boss kauft, besichtiget er es ei.'
15'27, HBuLL. ,Der Sache hat man ei. nachgefragt.'
1534, ZSyn. ,Ei. ufzeichnen, was er innimpt, damit
sy abrechnen könnint.' 1557, ZStadtger. ,Wenn einer
sy ei. anschauwet, verblendend sy einem das gsicht.'
1557, VoGELB. ,Si het's nit so ei. [genau, streng]
g'halten.' Schimpfr. 1651. ,Ich weiss es ei., tan(|uam
meum noraen novi.' 1683, Hospin. — b) wählerisch,
geziert. ,8ich eigentlich machen.' Gottu. zuweilen
statt des volkstümlichen eigelich. — Adv. a) gewiss,
sicher. ,Ein Mittel, das seie gwüss und werd ihms
eigentlicli vertreiben.' 1651, Schimpfr. (oder = von
Grund aus?) — b) eigetli, im Grunde, genau genommen.
Eigenschaft: 1. Eigentum, rechtmässiger Be-
sitz, Eigentumsrecht. .Kauft das gottshus von Hn. E.
all sein Ei. und gerechtigkeit.' Cys. .Usucapio, ei.
durch langen brauch erlangt.' Fris. .Dieselben grafen
von Kyburg band sich verzigen [verzichtet] aller ei.'
BossH.. Wint. Chr. — 2. Der rechtmässige Besitzer,
die Herrschaft-, der ein Lehengut gehört. ,Die buossen
soll ein Keller nemen zuo der ei. banden.' 1421, Bosw.
— 3. Untergebenlieit. Stand eines Untertanen.
Mülhausen bat um Hülfe, da es sonst gezwungen sei,
.sich in die Ei. ze üliergeben.' Ansu. ,Frenum mor-
dere, sich lassen eynspannen u. in ey. bringen.' Fris.
— 4. Leibeigenschaft, Knechtschaft. ,Vil .sind
auch umb der weyber willen in ey. kommen.' 1531,
Eska. {.leibeigenschaff 1667). ,Abstrahere in servi-
tutem, in eigenschaft oder knächtschaft bringen.' Fris.
— E ig e n s c h a f t e r : Eigentümer. ,üer gaistlich aigen-
schaffter, der aiges hat.' GHdschr.
Eigentum: Eigentümlichkeit. ,Dess Badens Eigen-
thumb ist, die Speisen verzehren, den Appetit ver-
mehren.' SHott. 1702. — eigentümlich: als beson-
derer Besitz eigen. ,Ein eigentümliches Heimwesen' Z.
eigen Vb. : als Besitz ansprechen und an sich
nehmen. ,Geeyget und angesprochen.' 1531, Bvff, Clir
— Verkürzt aus eiijneii.
nach- refl. : sich Anderen anbequemen. HBui.i..
rühmt vom König Tarquinius, dass er .sich dem Volk
nach eyget mit grosser bitt'.
Übrigeus könnte ,nacU' auch zum Subst. gezogen werden;
vgl. Gr. WB. 3, 96 .eigen' im gleichen Sinn.
eignen: 1. als Eigentum ansprechen und behandeln.
,Wer uss dem gericht zühen will, der mag es thuou
an end [Orte], da er nit geaignot [zum Eigenniann
gemacht] werden mög.' 1500, Kriess. ,Von wegen
dass der Graf die fryen Byrss eignet.' Ansh. ,Das
wir die pfruenden unsern kinden übergebind noch
dheinerley eygnind, das der pfruenden oder kilchen
eygen syge.' Z.vinuli. geeignet, adj. m. Dat. F.:
als Eigentum angehörig, z.B. ein Kind Gr; un-: frei.
Z erklärte im Mai 1521. ,dass man in die schweren
artikel dieser vereinung [mit Frankreich] nicht gehen
könne, sondern ongeeignete freie eidgenossen bleiben
w'olle.' — 2. zueignen, widmen. ,Küng Arnolf hat graf
Uolriehen dises tal geaignet.' Vad. ,Diss nun buch hab
ich nach altem loblichem bruch Ü. W. geeignet und
zuegeschriben.' LLav. 156!». 1670. — ent-: Eigentum
entwenden. .Welcher einem Andern sin Holz nähme
oder enteignete.' 1493, BSchiffl. — er-, ver-: das
Eigentumsrecht zuteilen, abtreten. ,Wir wellen der
obgemelten koufer ditz ewigen eraignens umb die
11!»
Ag, eg, eig, ig, og, ug
150
obgemelten stuck getrüw weren [Gewiihrleister] sind
[sein].' lölö. (tBucIis. ,\Vere nit so vil liinder herr-
liclikait den gaistliohen zuogeniessen und veraignet
worden.' Kessl. ,Ein iStück [Allniond] zu v. und unter
alle Haushaltungen zum eigentümlichen Besitze zu
verteilen.- StkixmOli.. 1804. 418. Die helvetische Re-
gierung erliess ein ,Yereignung.sgesetz'.
„Eigner: wer seine Grundstücke zu Eigen, nicht
bloss zu Lehen hat F."
er-eigen s. er-äiifien.
eigen nämlich I)a>ik eigist, eiget s. heig.
ig s. ich Sp. 74.
Ige" T- f.: Eibe. — igin: aus solchem Holze be-
stehend Gr. .Von ygen sol ein gleitter [Mautner]
nemen von jedem hundert ein bengel, es sye das be-
schnitten oder nit.' 1415. österr. Zolltarif v. Baden i. A.
.Unsern Glasern, welche viel Ygen- oder Lerchenholz
aufkaufen.' 1711, 1725 Z.
St. 's Angabe .Igcnholz = Lerchenholz Z" beruht auf
Missdeutuug des ,oder' in der letztern Stelle. — lye (irju
schon iu einem GCod. des IX.) vergröbert aus Ije d. i. I-e
für Iwe; vgl. itlg(i) aus »Iji, *i-i = sei, Conj. ; Nbf. Iche Sp. 74.
Igel, auch Nigel Aa; L: 1. Name des Tieres.
So rücli n-ie-n-en I. Es Här ha" vic-n-en I., borstige
Haare. Er ist uie en I., sticht, wo man ihn anrührt,
von einem ungeberdigen Mensehen. Kirchhof.; vgl.
Sur-, Zorn-igeh , Wissen, wo der I. im Hag liege.'
HPest. 1783, den schwierigen, entscheidenden Punkt
einer Sache kennen, ^s geit e-n-I. i d'FiichshOli, es
begeht Einer einen Irrtum. Schild. Wenn ein I. in
den Stall kommt, so verwerfen die Kühe. — 2. ein
geringes Schwein BSi. ; Obw. Sjn. Blägi. Selnvinli.
Süli. — 3. a) Mensch mit struppigen Haaren B; S;
unappetitlicher M., en u-iieste X. Aa. — b) Kind, das
nicht wächst, rund bleibt, Knirps BTh. — c) mildes
Scheltwort für ein etwas unartiges und schwer zu
behandelndes, doch nicht unliebliches Kind. I will
(Vr Ure folge, da Chätzers Igeli (Iggi) B. — 4. etwas
Rundliches, das klein und artig ist L. — 5. die
stachlige Hülle der Kastanien und der Buchnüsse
AiFr.; L; GWe.; Zc. In B auch das Buchnüsschcn
selbst in seiner Stachelhülle am Baum. — 0. ein
Backwerk von der Gestalt und Grösse des Tieres
und mit Stacheln aus Mandelkernen besetzt BKochu.
— 7. ein Maulband mit eisernen Stacheln, das Käl-
bern angelegt wird, damit die Kuh sie nicht saugen
lasse Ap. Syn. Sliijtfei: Stecher. — 8. a) eine Ver-
schanzung, Befestigung, Wehr, Palisade. , Vor dem
zun was ain igel von scharfen aichinen steken ge-
schlagen von ainem ort des Sees biss an das ander.'
Vad. Syn. Sturmhuspcl. — b) eine Aufstellung des
Fussvolkes (ur.spr. der Landsknechte) mit vorge-
streckten Spiessen, bes. zur Verteidigung gegen
Reiter. Im Waldshuterkrieg 1408 schlug ein Igel von
600 Zürchern lUOO Reiter zurück. Nach der Sclilacht
bei Kappel liess der Anführer der Zürcher ,alles volk
uff mustern, zusammen lägern und in einen Lands-
knächtischen ygel ordnen.' HBi;ll. ,Mit den Mus-
i^uetierern gegen Reuterei ein Creuz- oder runde Ord-
nung, oder Ygel machen.' HCLav. 1644. — 9. eine
Entzündung an den Füssen, besonders aber an den
Ballen der Klauen des Rindviehs Ar; G; Z. ,Dcr I.
ist auch ein kranklieit. so das rinderhalft vvcli über-
kumpt zwüschend den klauwen, darvon es hincken
muoss.' M.AL. Nach dem , stechenden' Schmerze benannt.
Zu A'-ir/el vgl. jyi-eneli Sp. '20. ^ihsr-he Sp. 48. A'üechl-
land Sp. 84. iVäudc-rs Sp. 91. — Abi. iglen I. geniglet?
iiiglen? — Vgl. auch Xiggel.
Achrand-: Hülse der Buchnüsse BRi.
For(ch)- förigeU ZAnd., förrinigeli Ap, n.: Frucht-
zapfen der Föhre. — Vgl. Foi-ch-liigeli, -RAyeli. üohniggel.
Frö-: ein schadenfroher Mensch ZPäfflk.
Wahrsch. nur eine individuelle wortspielende Nachbildung
von Fror-igel; indessen vgl. Sur-igel
Fror-: Spottn. eines Mensehen, der gar keine
Kälte ertragen kann Zu.
Mit einem Igel verglichen, weil er sich vor Kälte zu-
sammenzieht und verkriecht. Syn. Gefrörling.
Hunds-. Schon Forer Tierb. unterscheidet zwei
Arten des I.: .der ein hat einen Rüssel gleich einer
Sauw, wirdt genannt Seuwigel, der ander aber ein
Schnäuggen [Schnauze] wie ein Hund, Hundsigel', und
diese nichts.sagende Unterscheidung gilt noch heute.
Hörn- s. bei iglen II.
.Kestinenygel, die stächend haut, hülschen oder
rinden, darinn die kestincn wachsend, echinus.' Mal.
.Kestenigel, stechiclite schale.' 1662, Redinger. So
noch heute L; GO. ; Zo.
Lämmer-: Lämmergeier W. — ,1.' muss hier bilJlich
im Sinne von- .Schauer, Schrecken' verstanden werden.
Mos-, Mass-, Masch-iggeli Schw: mehlige
Schlüsselblume, primula farinosa L. ,So ein vych
bluot harnet, lobend etlich ein kleins kreütle Moss-
igele genannt.' Tierb. 1.563. Unter den Namen .SWiniKte-
igeli, Eossäugli wird das Pflänzchen noch immer zum
selben Zweck gebraucht Z.
,Mos-', weil diese Pflanze nur auf sumpfigem Grunde
gedeiht: vgl. die ,SyD. Riet-AngU. -Xiigeli, -Kesseli. Zu der
Vergleichung mit dem Igel lud viell. die nach aussen ziem-
lich kompakte gewölbte Form sei es des Blätterstockes, sei
es des Blüteustandes. viell. auch die runzlichte Oberfläche
der Blätter ein. Die lautlichen Ausweichungen scheinen
durch das Anklingen des rom. jimssica |s. u. Massiggel)
veranlasst worden zu sein. S. auch Mariggel.
Rh in- s. Ehinegli Sp. 144.
SÜ-. Sü- söü-, Sünigel: Schweinigel. 1. ein ge-
meiner Igel mit bes. spitzem Rüssel, allg. ; s. Hiitids-
igel. — 2. unsauberer Mensch, dim. als scherzhafte
Schelte auf Kinder angewendet; auch mit Beziehung
auf moralische Unsauberkeit. allg. — 3. ein Karten-
spiel, bei welchem einem der Spieler, der dann auch
selber diesen Titel bekommt, zuletzt eine .Sau' in der
Hand bleibt, nachdem alle andern Karten paarw-eisc
ausgeschieden worden sind \j: Srnw: Z; vgl. 50/1)1(11/;-
peter. — su-, .söÄ-iglen: dieses Spiel machen.
S. auch Sü-Niggel.
Sür-: Sauertopf unfreundlicher Mensch. JMev.
1(/P2; von Sulg. u. vmi Suterm. wieder aufgeminnnen.
Schmutz- s. Mdsigel.
Das Attril)ut bezieht sich t. auf die Farbe der BlUtou,
t. auf den dichten Puder, welchen die Blätter auf der untern
Seite besitzen. Syn. MflbUUmll.
Schw in- «iri-Hi>7 = Sü- 2. Gl.
Strflb-: struppig, uncirdcntlicli aussehender Menscli
B (GOTTH.).
Dorn-: ,l'iparte. pruna .luliana,- Mal.
Wäclist in Iliiinhci-ki'ii und an st.icbligiii Zweigen.
ISI
ag, cg, lg, og, i\g
1S2
Zorn-: ein leicht zum Zorn gereizter Mensch Bs.
- S. auch Zurn-Nk/gel.
iglen I. ver-: zum Igel werden, d. h. struppig,
unordentlich aussehen in Haar und Kleidung B. Id. B;
S, in Verwarlosung geraten, aus Mangel an Pflege
verkommen, z. B. von Kindern, die früher ordentlich,
gesund, hübsch aussahen A.iFri. ; Bs. ,Ver-igled:
strobelicht. zerzaust, entstellt, wie einer, der aus Wind
und Biegen, aus einem Luder [liederlichem Leben],
einer Schlägerei oder aus dem Elend kommt.' Spre.ng.
iglen 11: (stechen) verdriessen, ärgern, plagen
(meist mit Sachsubj., selten refl.). ,Mins brueders tod
der yglet mich', lässt Ruef den Cain sagen. ,Das
yglet mich in minem gmüet.' ebd. 1550. .Das tuot
mich i. und verdriessen.' ebd. 1538. ,Cura nos exercet.
Sorg bemüeyet, plaget und yglet uns. Das Gnagen
und i., conscientia sceleris.' Fris.; Mal. ,Das iglet
mich, hoc mihi crucem tigit.' JMev. 1G9'2; Denzl. 171G.
,Also freuet es ihn auch, wann er etwas getahn hat,
das den Lehrmeister igle und verdriesse.' DTomann
17üS. ,Sind auch die Kleider werth, dass man sich
um derselben willen also i. und plagen solle'?' JMev.
1694. ,Wemi Alles über si spottet, tcird's di''' i. und
cliränle.' MUsteui. Es iylet-ene Alles, jede Kleinigkeit
ärgert ihn, den kränklichen, krankhaft reizbaren Men-
schen Z. Ein'n sirigle-n-und i. : streng kritisieren. Sulg.
Von der selben "W. wie Acjle, Äyel, Igd. .Vgl. hr.ijkn.
un- Ai'K. W-; BSi.; GA., T., Sev.; ZSth., unigyle
GRChur; GO.. uniUjle BHa.; GRÜbS.; GRh.; (f-
BHk., R., unäiji/le GrV., nagle GRNuf., tine'gle Av;
BO.; GW.; „ScHW", negle Gr„A.'', D., L., Rh., iieggle
GnMai., titi-niglen, o'ncVa ApH., M., egyele Arl. —
unpers. m. Acc. F.: stechenden Schmerz in den Ex-
tremitäten empfinden in Folge des unvermittelten
Ueberganges aus übermässiger Kälte in die Wärme.
— Unigler önegler m.: Nagelfrost Ai'.
Syn. die folgenden Zssen und hun-, jmrr-näglen. Die
.Annahme einer Zss. von obigem i<jlcn mit un- in vcrstäikendeni
Sinne bat lieine Scbwierigkeit, trotz der aus Ap unzweifelliaft
vorligenden und viell. auch in manchen der übrigen Formen
verborgenen Gestalt des Vb. mit vorgesetztem n und trotz
der teilweisen Verhärtung des Gutturals. Dagegen wäre
mit Rücksicht auf die Formen mit ä und die meisten der-
jenigen mit f eigentlich eine Xbf. aufzustellen, welche sich
zu 'Agd, stechender Schmerz (s. Ar/h- o. Sp. l'27/8) verhielte
wie i(/le-n zu Ir/el. Tiefer greifend ist die Frage, ob hier
nicht eine blosse Umdeutung von humiglen vorliege, welches
auch von deutschen MAA. z. B. zu umägcln, ain-, ur-, dur-
iijehi usw. umgewandelt wurde. So könnte auch obiges
hunäghn dir. von k. hergeleitet werden, da die Verhärtung des
anlauteud(.'n ;/ in BO. MA. nicht für synk. Präf ge- beweist.
hurii- 1. hurr- ScuKirchh., hörn-, hurn-
A.AuFri., Z.; Bs; B; „Gl"; Öch; SThierst.; ZSth.,
horniggle Sulg., hurnäyle ZAuss., hurnegle, negle
GrD. unpers. = «.m///eji. Wie humiglen Eim d'Beri!
— 2. hurr- SrnKirchh., himi- „Sch"; ZSth.: Einen
stark plagen. Wart, %''• vill-di''' h.! — 3. hörn-,
hurn-: stürmen, hageln, rieseln, schneien bei Wirbel-
wind Aa; Bs; B; L; GA.; ZDättl, Sth. Syn. hornferjeti,
hiirnilssen; paiistereii ; guslen, nihlen. — 4. a) hnrn - B,
hür-igle Ituen. hornigele Ap, horniggle, hurniggle
..AaF."; aScHW: ein Spiel, wobei ein kleiner, zur Hälfte
auf einer Unterlage ruhender Pflock. Hurnigel, Niggel,
emporgeschnellt wird, indem man kräftig auf den
hervorragenden Teil schlägt. Es gilt für die eine
Partei, den Pflock so weit als möglich zu schlagen.
für die (iegenpartei, ihn aufzufangen und an den Aus-
gangspunkt zurück zu schleudern; s. T. '275 f.; Rouhh.
1857, 461 ,Niggel schlagen.' Syn. hurren, hiirnen,
hurnüssen, Hiirre sclilän; gülen, gü(l)nigglen; boeken.
— b. hirnigle, Spiel, bei welchem eine Kugel auf
dem Erdboden mit Stecken getrieben wird SchwMuo.
(Schelbert). anderwärts moren, ,Sü trlben, hurren ge-
heissen. — Hurnigel m.: 1. der stechende Schmerz,
welcher sich beim Übergang von grosser Kälte zur
Wärme in den Fingern und Zehen ein.stellt Bs; S.
Syn. Kiggeler. — '2. Winterhagel Bs; S. — 3. Horn-
iggel, der Schleuderpflock im Spiel LV. Syu. Gül.
Wörter, deren Ableitung schwerlich festgesetzt werden
kann, da verschiedene etym. Zusammenhänge um den Vor-
rang streiten; um so schwerer, da die vorliegenden Schrei-
bungen mit (/ und gg (Tennis) nicht so zuverlässig sind, dass
wir sichere Schlüsse daraus ziehen dürften, und da, wie bei
dem vorhergehenden W., meistens unentschieden ist, ob der
zweite Teil der Zss. mit ?i oder mit Voc. anlaute. Die ver-
schiedenen Möglichkeiten sind: 1. Es liegt eine Zss. vor:
:i) mit igten und (igten, die im Äblautsverhältniss zu einander
stehen und deren Bed. oben auf die Grundvorstellung des
Spitzen, Stechenden zurückgeführt wurde: huntigifn ~' erscheint
als Verallgemeinerung des in 1 liegenden Begriffes, gerade
wie ags. egtan sowohl ,doIere' als ,molestare' bed. und bair.
.nickein, nigeln' auch beide Bedd. vereinigt: k. 3 schliesst
sich leicht an, da Sturmwind, Hagel der Haut empfindlich
sind ,beissen'; /;. 4 dürfte sich für den Zshang mit 1 auf
das Schwab. ,fürnicklen' berufen. Doch kann gerade der
.Furnickel', ein (im Feuer'^) zugespitzter Stecken, welcher
spielweise in den Boden geschleudert wird, für die Treunuug
des h. 4 von h. 1 — .3 und für;i die Annahme einer Zss.
Hurr-Xiggd sprechen, um so mehr als auch in den Schweiz.
Formen die Tennis (gg) vorherrscht, die weicliere Ausspr.
erst aus h. 1 — 3 sich dürfte eingeschlichen haben: ,für-
nicklen' = prikkeln, würde umgekehrt auf einer begrifflich
nicht ungeschickten Anlehnung des nicht mehr verstandeneu
.burniglen' an den Namen des .Spieles beruheu. Im Übrigen
darf uns der Anlaut n, insofern er auch bei den Bedd. 1 — S
auftritt, wenig irren (da der Wechsel von echtem Igd mit -\igel,
yiggei, , Nickel' in unseren und in deutschen M.^A. uuzweifel-
liaft ist) und gerade in den aus ,hurn-' und ,un-iglen' hervor-
gewachsenen Nbfif. am wenigsten; ebenso ist gleichzeitige
Verhärtung des g diesseits und jenseits des Kheines kon-
statiert; kurz es haben sich zwei verschiedene WW., ,Igel'
und , Nickel', unter einander verwirrt. Freilich begegnen
sich die Begriffe des Spieles und des Schneegestöbers auch
in dem W. guti-n, und die Vergleicbung des herumwirbelndeu
Spielpflockes (Kugel) mit dem wirbelnden Schnee ist so un-
geschickt nicht. — Der erste Teil der Zss. konnte sein
a) Hurn, Nbf. zu ,Horn', von Birlingcr bezogen auf den
.bornharten' Frost und Hagel, so dass :5 die Grundbed. wäre,
aus welcher unsere 1. '2 nur einigermassen gezwungen sich
entwickeln lassen. Der Umstand aber, dass im .^Ipgebirge
ilen Kindern eine Vieliklaue statt einer kunstgerechten Kugel
zum Werfen dienen niuss, ist em zufalliges Zusammentreffen
von Sache und Wort. Nehmen wir ,Horn' = , Nagel', so
ergibt sich für das Comp, die Bed. ,uagelstechon' ; :3 verlegt
die sonst von innen heraus sich kundgebende Empfindung
in die äussere Natur; auch , frieren' bat ja die doppelte Bed.
, Frost machen' und ,Fr. empfinden.' Vgl. syn. Kurfn)nagd
und frz. onglee; ferner ags. angnägle, engl. a(n)gnail, fries.
ongncil, Geschwür unter dem Nagel. Aus dem Begriff von
,Horn' als Blasinstrument leiten Einige den Munatsn. Ilui-ncr;
unbestreitbar beruhen dai'auf die Ausdrücke liumcn, hürnen,
auf dem H. blasen, heulen (namentlich auch vom Wind),
weinen, HurnüvH, Hornisse, nebst Inn-niivHai, schnaubeu, heftig
weinen, Humcr, Uhu ; daran würden sich unschwer zunächst
unser h. 3 mit schwarzw. die Hümi, Eis- und Schneesturm,
und, durch den Wittelbegrift' , sausen', h.4 mit Hurn, Brumm-
kreisel, hiirncn, den Ball schlagen, anreiben. - ß) Begrifflich
ir.3
Ag, eg.
ug. — Ags — u^s. Agscii — ugscli. Äugst
145
(«imIIiO mit deu zuletüt genannten WVV. liegen huneri, den
Hall schlagen, Uurrli. Brummkreisel, welche auf das mhd.,
iilid. ,hurren", sich sausend liewegeu, mit den Interj.i. ,hurre.
lunra' zurückgehen: für den .Spielball (Pflock) bezeichnet
Ilurr-Xiyyd in der Tat die annehmbarste Et.vmologie, und
auch für den Begriff unseres h. 1, 3 bilden die Nbtf. mhd.
.liurren', sausen, ,burra, urra', neben Schweiz, bvfrniüjhn,
■leutsch ,urigeln, urnägeln' eine Brücke; allerdings müsste
dann angenommen werden, dass für 1 — 3 die einzig aus der
lldschr. Kirchhofers geschupfte Form die ursprüngliche ge-
wesen sei, in allen andern M.\A. das zweite W. ein n vor-
gesetzt erhalten oder dass eine umdeutende .\nlehnuug an
.Hörn' Stiitt gefunden habe. Der oben empfohlenen Deutung
des Spielnaniens aber tut der Umstand kaum Eintrag, dass
als Spielruf //o™.' oder Niggel! mit dem Gegeuruf Horner!
vorkommt. — b) der zweite Teil könnte eine Abi. von .Nagel'
sein, .\llcrdiugs lassen sich viele Formen so deuten und sind
vom Volke so verstanden, aber eben so viele stehen ent-
gegen; auch würde die Erklärung des 1. Teiles schwierig
sein. — 2. Nicht Zss., sondern Abi. Man kann kaum der
Versuchung widerstehen, Walthers v. d. V. ,nu enführte ich
nicht den liornunc au die zehen' an unser Jluniigcl 1 zu
halten (mlid. hornunc in schwz. Ausspr. Honiitj); vgl. hörnen,
stürmen. Gr. Wb. führt die Begriffe 1, 3 und 4 sämmtlich
auf den des Sausens zurück und leitet horniyl-n von .Hornig',
Hornisse; und in honiüHHui, das liornüsüi wickeln sich unsere
sämmtlichen 4 Bedd. wiederum ab; zu 3 bietet sicli noch
ein besonderer Anknüpfungspunkt durch den Hinweis auf
f'ijeh'ii, heiehn. Schneegestöber ohne Sturm, das mit schwärmen-
den Bienen verglichen ist. Nur Schade, — dass , Hornig'
= Hornisse durcliaus nicht Schweiz, ist! Birlinger leitet
.Hurnigel' von einem anderen, allerdings vwdten , Hornig' ab;
vgl. oberwähute ,HUrni'; allein dieses .Hornig' ist nur mit
der Bed. eines speziellen Monates, nicht für Frost überhaupt»
bekannt. Eine solche Bildung aber als Abi. aus hunmi, welches
wie ijüynen die Bedd. durchs Hörn blasen; heulen; Schnee-
gestöber vereinigt, vorauszusetzen, ist noch misslicher, und
überhaupt steht der .\nnahme von Abi. wenigstens die gegen-
wärtig gültige Ausspr. entgegen, welche auf i einen Nelieu-
ton legt.
kuen-iglen .s. u. Kitc(ii)-Nci(ieh
schür-: plagen Senf.
Von jenseits des Rheins zn uns verirrt und verkümmert;
bei uns viell. an , Schur', Schererei, spec. Schafschur, oder
an , Schür', Regenschauer, angelehnt; vgl. hurn-iglen S, 3 und
mhd. .hagel' bildl. =: Schaden, Verderben. Auch in Deutsch-
land von seiner urspr. Form abgewichen, u. a. sclnirnigdi,
xchuk'i'iijdn ; doch verrät srhori/dn die Dim.-Abi. von ,schurgen'.
ig 11 Oll s. in-fje-nöt. igno.st s. i«.-(/6'-)(o.«.
Igrilli .s. In-i/rüen.
leger ie- s. Jiujvr.
..üg: Ausruf bei einem kleinlichen Versehen, z. B.
wenn Jmd einem Andern iUif die Füsse tritt W."
Könnte sich zu och Sp. 74 verhalten wie awj zu muh
Sp. 71, ü/ zu ich; doch vgl. auch das syn. 07(70.
og s. auch. Ogle s. Oygle.
Oged ofi'ß f.. n.: Agathe BsL.
Ags, Agsch usw. s. A.r usw.
egsLar: schrecklich. .Das ungenenie und egsper
verwerfen des unseligen knechtcs: indecentein et hor-
rendani objectionem nequani illius.' Moni:, Frid. ,Egs-
herlich.' Boner. — Ahd. cijiiihar, mhd. lycihm-c, -hmhchc
von gut. ai/is, Schrecken; s. cißen ///, Eiji Sp. 14'3. 143.
Augschi, Ogschi s. Atif). egseh- s. «.c-.
.\llgst, Augsto, ÄtuiMc GlK. : 1. der Monat
August. .Sextilis mensis, der .-Vugst.' Fius. ; Mai.. Wüx
der A. nid clitichct, cha" der Herbst nid hröte" L; Soh,
mit Bezug auf das Eeifen der Weintrauben. De yrössl
Tdfidiel) ist der A. (weil in diesem Monat die Tage
schon merklieh kürzer werden). De Merze bringt's,
der A. tiinimt'.s (die längern Tage). Im Ängste hät's
hindcr iede Ha.tel.stüde e Wetter G, od. e.'! chnnnt liinder
iedetn Stildli füre [hervor] es Begeli 'A (der Monat
bringt viele Gewitter oder sonst unbeständiges Wetter).
Tinechig Spülte und Augsterege mögen enandere nit
rerträge B (Geschlagenes Buchenholz muss vor August
unter Dach gebracht werden). En lieisse im A., ein
Mensch, der erst im August warm wird, aber nicht
von der Arbeit, also ein Faulenzer Aa; S. — In den
.Uigust fallen im ßernbiet die Tanzsonntage, auch
auf den Alpen. — 2. die Zeit der Getreideernte
und diese selbst Ap; GTa. ; oTn.
Aus der vollen Form des W. verkürzt, n.achdem der Ton
auf die erste Silbe verlegt und (wodurch das vorliegende W.
von dem Taufn. sich unterscheidet) die zweite gänzlich tonlos
geworden war. — Die schwache, zweisilbige Form, jetzt die
vorherrschende, auch schon in ä. Quellen, z. B. im Engelb.
Psalter; 1524, JEck. — Zu '2 vgl. engl. liariKst, Ernte, und
Gr. Gesch.- 56;S. 60/1.
Haber-: Haferernte GTa. — Haberäugstier f.
indecl. : Birnsorte, welche zur Zeit der Haferernte reif
wird i'^ciiSt. ; Th. — Ergänze Jiir.
Augstin f.: September. ,Augustus et September
vulgo dicuntur der Äugst und die Augstin.' 1707, Oenol.
Die Movieruug mit -in führt die Personificierung der
.\lonate weiter und drückt in anmutigerer Weise ein Ver-
liältniss aus, welches sonst durch ,erst' und ,ander' (cnter
Augat, anderer Ä.) bezeichnet wird.
augsten: die Korn- und Weizenernte halten A";
GTa.; Bodens. — Syn. schnlden.
Äugstlen: frühreife, geschätzte, Kagazer-;
mittelzeitige Birnsorte GW. lt. Steinm. 1801.
Äugstier: 1. Früchte, die schon im August reif
werden, a) eine Art blaue Weintrauben Bs; B; GRh. :
Z. - b) Birnen Ap (kleine süsse); L; Tu. - c) Äpfel
Bs. ,Di rotg'stryfete Ängstler sind hellnni.fsig st'ir.-
GSarg. — d) Zwetschgen (PHaumen) Bs. -- e) Kar-
toffeln Ap; Bs; B; Gl; S; Z. ,Früh- oder Jakobs-
(irundbirnen, Sommer- oder Zuckerkartott'eln.' Nag.
1771. , Kleine, längl. rote.' GW. lt. Steunm. Ifi04. —
1) Haselnüsse AaB.; L; S; Z. — g) eine Art Epheu
.(aB. -- 2. Vögel (Hühner, Tauben), die in diesem
Monat ausgebrütet werden und besonders geschätzt
sind Aa. — 3. schcrzh. die Bewohner des südlichen
Striches von Trogen .\r. 1. 111. Augustin G oT.
Liebes-: eine Birnsorte Tu. S\n. JJebesbir.
Äugstlerin f.: eine Kebsorte, welche frühe
Frucht bringt Z. — Im Tessin ngusiami.
Äugst m. - PI. -e: kleiner, aus runden Hölzern'
aufgebauter Stall zur Unterbringung der Bergziegen
wälireiid der Nacht und bei (iewittern. Solche ,Geiss-
äugsten' oft in grösserer Anzahl bei.sainmen GSa.
Nur noch als (»rtsii. ,. Äugst' '/,. .Fugst, .Vugsteir Ar.
.Ängsten' B.
Eigtl. 'äuwH aus abd. turint, owiit. aunt, ewinl, Sebafstall.
von Au I; vgl. .1»«/. g eine nicht seltene Vergröberung
aus j (aujiiil aus auiutl ; doch könnte es hier auch aus dem
ürtsu. , Äugst' = .Augnsta Hauraeorum' herübergekommen
sein, wie umgekehrt der sonst unerklärliche Umlaut in das
letztere aus dem vorliegenden W. Eine andere Vergrübernng
ruthält ib'r sehr altertümlieb.. Z (Irtsu. .Abist' Hlr t.,ri»f.
löö
Agst^ugst. Agt— ugt. — Agg, egg, igg, ogg, ugg
156
Die Schveibnng ,AiisrstalI' für Aosta, lat. Augusta, bei Ansh.
11. A. scheint sich an unser W. anzuleimen, indem sie auf die
lichtige Trennung ,Aiigst-tal' verzichtet. — Ahl. ,Eugster'
Ap Gcschlechtsu. ,Äugstere' B Ortsn., eig. Ort, wo solche
Stalle in grösserer Zahl beisammen stehen.
egstere s. e.rt-.
Ögst 0- m. : Einer der Alles anglotzt unil iloch
Nichts recht beachtet GO.
Agt, Agte s. Ar/ntlic Sp. 125. Agte, Agtet
s. Akte.
Egto f.; Egge A.iFri.; Bs (auch einsilb.); Gr; STh.
,Er reit des fin.stern Mnrgen.s in ein Egde, die im Veld
läge.' WüRTSis.
Gleichen Ursprunges mit I^iclite .Sp. 83, aueli mit Ey<jr,
J-jfj'-' Sp. 142, nämlich von nihd. rtjcde, cf]de. ahd. fiida, ,egda,
tralia'. Engelb. Vocab.. von ^lujjan, stechen, Wz. ak, spitz
sein; vgl. Atjite >Sp. 127.
Agg, egg, igg, ogg, ugg.
Tgl. auch die Gruppe Ag usw., Ak usw.
könnte aber am-li dini.
Schwätzer
Agga. Aggcli cii; Tu, Aggi Aa ^auch ä-), ScuSt.,
Ägg Bs, .4- (") Z, Äcjiji, JUjgeli ki. (auch""); Bs; B;
8: Suhst. und Infcerj. = ä I 4 Sp. l, d 1 1 Sp. 3.
Der Guttural mag sich aus a-a, dessen erster Voc. oft
mit Glottisverschluss gesprochen wird, entwickelt haben (vgl.
iiäijjie, nein), womit eine aus iini Sp. 6 zu crschliessende
Bildung mit le imrallel liefe. S. Synn. Augi/e. Gäijij. Alarh.
äyijHch. Doch fällt auch ndrs. ach in Betracht, vorausgesetzt,
dass in unseren obigen WW. kurz a, «e das ursprünglichere
sei; s. noch ö;/<y. Vi/ij. — Die Formen auf -i als eig. Dim.
meist n., doch etwa auch m., Z.
.A.ggel ni. Z, „Aggis n. B" : Menschenkot.
iiggig: ekelhaft besudelt Bs Si-renu.
äggelen = Antji mnchen Bs.
.\ggeli n.: 1. weibl. Taufn.. .\gathe GuAv.
2. einfiiltige Weib.sperson L.
2 mag blosse Spielform zu Ajijieli,
zu Aijri,!,-. Scliwätzerin (s. aytjlen), se
aggleil : plaudern SrnwE.
ebd.
Die .\nnahme, dass injtjuV' n diireii Aphäresis aus ijaijfjchn
(gackern) entstanden sei, wird unterstützt durch die An-
wendung von AtiiifU als Ül>ernanie für eine gewisse Familie,
die mit Stottern behaftet ist. ^■gl. die Kbff. Aij'j : f!ii;]!i usw.
s. u. d. W. n//f/rt.
ägg c-/.-, äggi t^"): Interj. des Spottes, der Schaden-
freude, meist begleitet von der Geberde des Rüben-
schabens Z.
Steht zu (i (e^) I S, wie mjy, <#/,■. die Intrj. des Ekels,
zu ä / J. Ekel und Spott gehen leicht in einander über;
s. äijijn, nhd. ,ätseh' (Hohn) gegen schwz. ägg^ch, ütsch, nhd.
,äcks' (Ekel). Dann müsste mau annehmen, dass der Voc. in
Ägij (ü-i nach Quantität und Qualität ausgewichen und dissi-
miliert sei, viel], niit Anlehnung au denjenigen des syn. Dreck.
äggele {e') = dem vorhergehenden W. A. Ahrelle-
nar! ZN.
Bäs-Aggi f.: einfältige Weibsperson. Sirui. — Vgl.
agglen.
Anggi = Ayyi A.\Lengu.
-äugg, -Äuggi, -äugget s. einäiu/, fir-cinäiipet,
BUen-äugi Sp. 131.
Egg, Egge. Eggt: Ecke 1. wie nhd. vorsprin-
gender und einsiiringender Winkel. Sowohl n.
Egg Ap; B; BsStdt; Hkbel; Gl; Gk; G; Tn; Nnw; Z,
Eggt GrV. PI. -i Gr, als m. und schwachl'oniiig
Egge Aa; Bs; B; S; Z. M'm Hiis macht der E., bildet
die Ecke der Strasse. ,A'h E. vor 's HCi.'i stä".' Schild.
Das Kotenb. Amtsrecht 1 190 nötigt den, der gegen eine
Frau eine Infamie ausgesagt, diese zurückzunehmen, ,er
möge dan sye [die Angegriffene] ans egg stellen', d. i.
als schuldig hinstellen; das Bild vom Pranger (ander
Ecke zweier Strassen) genommen. Um 's E. schiesse
1) überaus geschickt sein (wollen). 2) schielen, um
's E. ume liiegeii. Einen um '.< E. iinie schicken, ne",
zum Besten halten, übervorteilen GE.; u. 's E. u. g'no"
werde, hart mitgenommen werden; sterben Ap. — Die
den Spielern zugekehrte Spitze des Kegelrisses Z;
daher Egg 111.. ellipt. ^ Eckkegel, ebd.; uf Egg schusse,
nach dem an dieser Spitze stehenden Kegel werfen
Th: uf Egg mache, eine Kegelpartie mit der Bedingung
• machen, dass der Wurf nur gewinnt, falls der genannte
Kegel mit getroffen wird. Ggs. uf Ris, ebd. ; Egg und
Brett! so dass die Kugel dazu noch auf dem in der
Bahn eingelegten Brett laufen muss B. ,Die Kj-änch
machend ein dreyeckete Ordnung, also dass sy das
spitzigest eck dem wind entgegen keerend.' Vogelb.
1557. Eggen und Zopf, Umwege, Zickzackweg B.
Egge", Ecksteine, Carreaux im frz. Kartenspiel B. —
Zipfel, Abschnitt, BruchstÜ!;k. .Geschwind deckte er
einen Ecken vom Heu mit Strohwellen zu.- HPest.
1783. Er hed bei-mer en Egg eweg, hat um Vieles
an .\chtung bei mir verloren Ap; Eggli ([»Iul) speziell
Zahn eines Bades am .Garnbaum' im Sinne des Masses,
ebd.; cn Eggli aha fnohi) lö, die Welle am Webstuhle,
auf welcher der Zettel aufgewunden ist, um einen
Grad (.\chtelsdrehung) nachlassen; und bildl. es ist
wider en Eggli ab, ein Schritt vorwärts geschehen;
es ist im en E. (Rad) abg'gange, er hat sich ver-
rechnet, seinen Zweck um Etw. verfehlt; en E. hön-
dere cho, um Etw. rückwärts gekommen, ebd. — Schlupf-
winkel; du icürst wol noch en Egge finde, Unterkunft
B; hätt-i numme cn E.! Id. B; kes Eggeli finde B.
Egge tusche, ein Spiel der Jugend ebd. — Punkt, Ort;
er cha""-mer's a keim Egge, ist mir gänzlich zuwider
Bs; icenn 's an alle rier Egge [Himmolsgegenden]
heiter i.^t Z. — 2. eine gewisse Gestalt von Boden-
erhebung, f. Aa; Bs; B; ScHw; Tii; Ndw; Z, zwei-
silbig Gr; Ndw; W, n. Ap; Ndw. a) Gipfel, .spitzig vor-
stellende Anhohe, vorspringendes Ende eines Hügels,
.cacumen montis.' Id. B. So Ndw (n.) uaw.; wechselnd
mit dem Ausdruck Biiel GuCa-st. — b) Übergangsstelle
eines Bergpfades. Passhiihe Bs; Z. — c) dachähnlicher
Ausläufer eines Berges, Bergkante und die darunter
sich anlehnende Halde oder das von ihr begrenzte
Plateau, langgestreckte Hochebene Aa; Ap; Bs; B;
157
Ap
158
Gk; L; Tu; Nmv (f.); W; Z; daher der W Geschlechtsn.
.Au der Egffoii' mit .super cristain' übersetzt. PI. Er/yi
= Spissa, seitlii-he Bergkämme, wie Riiipen gegen den
Haujitgrat lautend BSi. Die Anwendung steht in der
Mitte zwischen derjenigen als wirkliche Ortsn. (ohne
Art.) und der nur noch selten erscheinenden rein
;ili]iell. wie: ,die Kiltet auf hohen Eggen'. Gottu. ,In
Alpen, auftrocknen, sonnigten, luftigen Eggen, glatten
Halden.' Gr Sammler 1784. Als Eigenn. durch die
ganze Schweiz, sowohl in den Vorbergen als in den
Alpen sehr verbreitet; davon die Gcschlechtsn. AV/r/,
Ahet/y, Andercfjy. Übergetragen vom Höhenzug ist
die Bed. länglicher, grosser Heuhaufen GnXuf. Den
Ortsn. wieder appellativ gewendet zeigt die Eya als
Bezeichnung des einzig in seiner Art dastehenden
jälirlichen Jugendfestes in St. Gallen, das vormals
nämlich auf der Efjg im Linsibitel gefeiert wurde;
iVEiifi. d'F.ijfi hat e Loch, om ond om, bis i wider zue-
der choiiDii! sangen die Kinder beim Heimzuge; es
gab ursprünglich eine Oster-, eine Pfluf/st- und eine
Herbstet/(/. — 4. Rausch. A E(io ha GnMaienf.
Mild, ecke, eijrje f., seltener n. Vou ilcr selben Wz. wie
Kijije o. Sp. 155. Auf der Gleichlautigkeit beider WW. be-
ruht das wortsj)ielende Rätsel iras hat 's im Dorf in alleu
K'iye! Aiitw. .Zähne'. — Für 1 als Masc. begesuet einmal
linsilbige Form: ,bis au den Tribschen Eck.' .ILCys. Kifil.
Als n. 2. B. 1585, ZOttenbach; KDasyp. 1578: JOSulzer
17 11 ,an dem einten Ecke'. Bei HPestal. wechseln ,der
lü-kit!" imd .die Ecke', je nachdem die augeborue MA. oder
die Lituraturspr. die Oberhand gewinnen. Ejijt schliesst sich
an Eijde, Egge, wie Aclist für Aelia, Wagenachse, an Ax-t.
— Welch weitgehender konson. und vocal. Abschwächuug
unser W. als zweiter Teil vou Ortsn. unterworfen ist, s. Gfr.
•J. Kegisterbd 445/6. — 4. der Kauseh als Etw., womit man
anstösst.
Us- m.: abgelegenes Land, seitab liegende Kcke Cxn.
tiibel-: l)achgiebel Z.
(iand-, meist PI.: Moräne, Sand- und Steinwälle,
welche die Gletscher beim Vorrücken längs ihren
Händern zurück lassen. Syn. Finistösse.
Geiss-: Wiesenspierstaude. Spiriva Lflniaria L.,
eine von Ziegen und Schafen gesuchte Wieseiiptianze
ScHwKüsn. Syn. Geissleiterenchrut.
Köder- m.: Ecke im Zimmer, in welche unartige
Kinder zur Strafe gestellt werden BHk. Syn. ülntp-
it'ifdccJ. — Von ehudercn, schmollen.
Krüz-: zur Verstärkung des Begrilfes gebildete
Zss. In alle Krtzegrje Ein'n sueche" BsStdt.
Mus-, Müs- ü f.: Name der mit Türmen besetzten,
über die Anhöhe sich hinziehenden Stadtmauer von
Luzern, wo alljährlich eine Prozession, der ,Musegg-
[Tmgang' oder .die Romfart', stattfindet. .Müsegg' ein
gemauertes Haus, altes Wirtshaus zwischen Bailen und
Rieden. Auch in Zur. um 1489 ein Haus zur , Müsegg".
.Die Müssegg oder der Chorherrenplatz.' .TEEscnKK 1(592.
Viell. aus dem Ndrd., wo mit» ^ Masche oder King eines
Kettenpanzers, muserie, mushuH = Zeughaus, Kiistsaal. — Die
Bezeichnung CnUer der Eijij für den Viktnalieumarkt iu Luz.
mnss sich auf den geimnnten Hügel bezogen haben.
Bresten-: Ortsn. B; Tu.
Wahrsch. davon benannt, dass der Bresten |diu l'esti
oder eine Viehseuche einst bis dorthin gedrungen war.
Scheid- f.: oberster Bergkamm, der zwei 'l'al-
gebiete scheidet, Grenzberg. Bergubergang HO. häutig:
LE. Eine Scheidegg gab es auch zwischen ZRing-
likon und Albisrieden. Oti'n. Wikd. Sclieidcr/rjer, Gc-
schlechtsn. BE.
Dass das W. mehr politische als physische Grenze be-
deutet, lassen die Mauern und Zäune vermuten, welche etwa
auf den betreffenden Kämmen errichtet sind.
Schand-Egge m.: die Ecke, in welche strafbare
Schüler gestellt werden B. Syn. Schdiiiicinkd; vgl.
Chüdereiific.
Spalt- n.: Lawinenbrecher, keilförmige und scharf-
kantig vor.springende Ver.stärkung der einen Mauer
eines Gebäudes GrD.; s. B. I 14'2/3. Vgl. Ehcnhikh,
Pfd.
Spiess- „m.: schiefer Winkel Gr." n. spitzer W.
Ar. — „spiessegget", -eggig Gh, -f/'efjr/et \v: spitz-
winklig, schiefwinklig, z. B. von einem Zinmier von
rhombischer Gestalt.
über-, ober-, uber-egg, -s: Adv., eig. über (die)
Ecke. 1. rein räumlich, a) vertikal: schief, nicht
senkrecht, überhängend AAFri.; Bs, nicht im Gleich-
gewicht B. b) horizontal: quer, schräg, kreuzweis,
diagonal (syn. übertwcrch, tromsitj) Aa; Ar; Bs; B;
L; Nuw; GP.; ScH t; S; ZDättlik., über Er;ij i-e
[hinein] ZO., auch in flg. Sinn Z. ,Dass sie Überecks,
d. i. die eine Thür, als ob sie gantz oder halb offen
stünde, die andere aber, als wenn sie verschlossen
wäre, gehauen worden.' DellaValle 1674. — 2. scheel;
ü. lueije, schielen; scheel sehen, zornig blicken. Si'RENU.
Ü. aliieye, scheel ansehen Bs. .stolz ansehen Sch. —
3. unrichtig, nicht in der rechten Lage AaEH.; ver-
kehrt BL.; ü. si", mache" Bs; verworren AaZcIu.;
schlimm BSi. Adj. en ühercrc: halbverrückt, über-
spannt Bs. ,Nai kann er jetze mit derc r/oh, mit der
Iljerexe, tco mit emole rtc rechte Hiiet iilfz'setze waiss.'
Breitenst. — 4. unerwartet, plötzlich; ü. ko" Bs;
Gh. — 5. ein Kind Überecks [ein unehliches V] GRh.
— bunt-ü. BO.; L: Sen, punt- Z, bunds- Nnw; es
qöt b., es geht unordentlich, wild, stürmisch zu SenSt. ;
Alles durch einander, verworren ZBaur. ; L; Nnw;
schief und verfehlt ZW.; kreuz und quer BHk. *—
übereggslen: ein Kartenspiel machen, bei welchem
je zwei zusammenhaltende Spieler kreuzweise einander
gegenüber sitzen Ar. — Bair. .eckelen'; vgl. JCrft/re««.
Übentjg nicht zsgs., sondern präpositional verbunden,
dann meist mit « als adv. Gen. ausgeprägt, welches « sich
irrational in Ndw. auch dem ersten W. mitteilte. — Bunt
als das bekannte Adj. genomniou nach der RA. ,es geht b.
zu' würde die Annahme einer Versidimelzung zweier das
Gleiclie sagenden RAA. bedingen. Zwar ist diese Schreibung
schon alt. auch 1793 Muse.; allein ,ßuud', wie bei (iryphius
und Simplie., dürfte das Ursprüngliche, ( eine nach Liquida
beliebte Yerhärtung sein; vgl. .den Sack verkehrt auf der
Schulter tragen, den Boden vor und den Bund hinten.' Stutz,
B. 1854, 14; oder der Ausdruck ,Bund' könnte aus der
Bautechnik entnommen sein.
schemer-eggs (■""): schief, auf eine Seite siidi
neigend, von der Haltung eines Menschen, vou einem
Bauwerk ZStdt. f
Viell. ein aus sekilb-übcr-e, («vlirlmemiijsl eutstjindeues
Assimil.ationsgebilde: doch vgl. auch .schemlig' = krumm bei
Schmell. II 4111.
üs-eggen: ,Kxpcndere. ein ding (ielssig erdauren,
erwägen, und aussecken. E.viiuisitus, aussgeecket, er-
kundet, ausserläsen.' Fuis. ; Mai.. ,.\nssecken, ad uor-
nuim dirigere, expendere, explorare probe.' Denzl. 1077.
171(j. „Genau abmessen, voni Schnitt eines Kleides;
159
\fr\T Afftr itro" t\tr(r ntrfr
^^h^- "jr^H" *.^f^' "J-^,'-^' '^^^•
Aggs
Itid
erörtern V Outl" ; ausrechnen, eine alte, schwierige
Rechnung gegen einander ausgleiclien L. Er will
Alles »., neugierig erkunden GWe. — Vgl. , erörtern'
von ,Ort' = Ecke.
vier-eggen: innerhalb eines Viereckes ein Ball-
spiel machen GRVal.
Rgger (Ki/f/hr ScHw. Aherir/ler BO): „der auf einer
Er/ij wohnt." Geschlechtsn.
„Hag-eggler: Nordwind GG."
Reiu lokale Benennung n;^ch (leni Orte, V(tn welchem der
Wind zu kommen scheint.
Kues.s-ogger: Geizhals Ar.
Nach einem i. .J. ITTi verstorhenen Originale; s. Heris.
Av. 1812. S. ini.
Stat-: 1. langer und steifer Mann Schw. Vgl.
Gestahi. — 2. eine beliebte Art Apfel GSa.; mala
Claudiana SeiiSt. Syn. JS(/(jüpfel. — Wiss-: eine
besondere Art, von ihrer Farbe benannt. Da dieselbe
besonders kernreich ist, so vergleicht man scherz w.
fruchtbare Frauen damit GO., Rh., 1804 SteinmOu,.
— Süess-eggener: eine Art Goldreinetten Z.
Die Ä])felnaniett n.ich der Örtlichkeit henannt, wo die
Art zuerst gepflegt wurde.
Isen-eggerlis: Fangespiel, wobei die Kinder sich
mit der einen Hand an den eisernen Türklopfern.
Fensterladen. Kloben od. dgl. halten, um frei zu sein
' Bs. — Schwäh. .eiseuvörtleu'.
ge-egget Met: eckig, vieleckig B; Gl; Uw; Z.
— Der Steigerung Iah ig.
eggacht: ,die eckacliten Schlachtordnungen' unter-
schieden von den .runden' und .gevierten'. VFmnn.
1619, 85. — eggig, g'cggig: eckig F; Uw; Z.
vier -egget, g'v- Z, , vierecket'. Ibtu, Vouki.h. ;
Fris.; VFiium. KJl'.t, vier-g"egget B; GRh.; Z,
vierg.'eggetig GoTTH., viereggig Z: viereckig, be-
sonders quadratisch; ,in quadratum- übersetzt Fris.
.Einen Altar, dass er gleich vierecket se}'.' 1531 lö67.
'2. Mos. — Vierkantig; rierffei/i/eti Gerste, hordeum
vulg. GRh. — vierschrötig. .Grossvater und Gross-
mutter waren von altem Schrot und Korn, beide vier-
eckigt und rüstig früh und spät.' Gotth.
sechsg'egget: sechszeilig, von d. Halnifrucht Ai'.
dri- dre'i- B; Sch, drü-c/'egf/et Z; dreieckig. J?h
drei(i'e/ii)ete Hiiet, sog. Nebelspalter. ,Ein dreyecket
bein.' 1557 Vouelu. .Das herz dryegget.' JLCvs. 16fil.
.Bis an den marchstein. ein dreieggeten.' 1737 Wyl.
Die Form dri bezieht sich auf das mäunl.. lirti auf das
säehl. Ueschl. des Subst.
Esgiise f., Eggäsli n. = Eidechs Sp. 94.
Die erstere Korni (Seh) aus dem Dinr. abstrahiert für
grosse Exemplare.
Egge f., eggen s. iV/e, c(ien.
eggelen = u-nujlcii Sp. 151.
•"Sfjfrbi'iiiisch -'•n-ii«: Knstelhnig iles Fluches sal'cr-
iiuiil GO.
Eggipäschi c'kiphH n. : Equipage, Kutsche und
Pferde L; Z.
eggiwöggisch e'khchkU, egi-. egge-; zweideutig,
unsicher, z. B. vom Wetter ScuSt. — Aus frz. equivonue,
lat. letinivo'.-us.
Z werg-EÜggel: ein kleiner Mensch Bs lt. W.kkern.
Sehr. 3, 120.
,Eugel' oder .Euglin' im alten Siegfricdsliede der Xame
eines Zwergenkönigs. WGrimm Heldens.- 82/3. 257. 259.
Eig. ,.\uglein' vom Scheelsehen, Zwinken (, kleine Augen
' niacliHu'1, welches die Nebelnatur der Zwerge bed., also wie
.Sfdiilbuug'. Name eines anderen Zwerges, von uihd. schdw,
scheel, und wahrsch. auch wie .Nibelung', Name des Bruders:
vgl. Nihd. Das t/tj der Schweiz. Form entspricht dem in
i:inämj;i USW. Für BsMA. kann freilich auch der Name
,Eigel' in Frage kommen.
Mass-Iggeli s. Mus-UjeJ Sp. 15ii. ieggelen
s. irrif/elcii.
Ogge! "'!:■'•: Ausruf des Schmerzes, bei Kindern Ae.
S. Ofj:
Oggele 'i'krir f.; Beule SeHMerish.
Oggle, Ogle {-") f.: 1. Unke, Kröte BO. — 2. ver-
wachsenes, unansehnliches, kleines Geschd])f, Mensch
oder Tier, bes. auf Schweine angewendet, ebd. —
Öggcl ("") m. : wegwerfende Bezeichnung für ein im
Wachstum zurückbleibendes Schwein BRi. Xiimmc
so en 0.
Von mhd. oii/.e (uchc), Kröte, Nbf. zu unke, Schlange;
die Vokalisation des n kann nicht, wie viell. in Zattuech,
' auf unserem Boden sich vollzogen haben, da dann cA an der
Stolle von gg stände; vgl. noch dän. ui/lc, Viper. — i/i/ ist
aus Ri. konstatiert; wenn die Schreibung ;/ bei St. vmd
ImOberst. ebenfalls richtig, so beruht sie auf Ahschwächung
des Ijautes. — Auch .Kröte' erleidet eine ähnliche bildliche
.\nwendung.
Uggi = Aiji/i, Kot Z.
Der dunkle Voc. zu noch stärkerer Bez<:ichnung des Ab-
sehens.
Ueggis urki.^-, Ueggisch. Ueggist, Wueggiscb
n.: Schutt, Steingeröll, Geschiebe, von ausgetretenen
VVildbüchen oder von Erdrutschen BO. ,Da wo die
tJewässer das Land an ihren Ufern mit Steinschutt
und Sand überführen, oder auf Ueggis und Saroten,
wie die Bergleute solche Wüsteneien nennen.' Kasth.
IS'28.
Sclieiril im .\liluutsverhältuiss vrwdt mit J;/;//. Die En-
dung -IS bed. etwas Massenhaftes, oft zugleich (iemischtes.
Verwirrtes. — Der Anlaut w konnte sich aus u nach voran-
gehendem voc. Ausl. leicht entwickeln; vgl. Wüeatital (am
Thunersee) aus TJeniin — Justusbrl.
iiggs Bs; Tu, iiggsch Ni>w r.c;: Ausruf 1. der
Schadenfreuile. des Spottes Bs; Tu. - 2. des Ekels
Ndw.
Schwab, är/srli für Spott. Scheint zunächst genetiv. Weiter-
bildung von äg(f Sp. 155 zu sein. Vgl. auch ätm-h.
Itjl
Ah, eh, ili, uli, uh. - Aj, oj, uj
162
Ah, eil, ili, ob, uh.
Vgl. auch Jiu Giuijpen A. Ach, Aj.
aha ("- u. "' allg., "" BsStdt.): Ausruf 1. des Ver-
ständnisses und der Überraschung, allg. Ahä, ja so?
A., da häm-mer's! .Interjectio ex iniproviso alqd. de-
prehendentis, atat! Ein Wcu-t einsi [Eines], der sich
verwunderet oder fröuwet, vah!' Mal. — 2. ,Wort
einsi, der spottet, aha aha, da da, vaha.' Mal.
Erweiterung: aus all, Sp. 1. Vgl. auch ihe.
Ahasja. Bitrug Ahasia: arger Fetrug. Sülg.
Aus II. Reg. 9, 23. ,Es ist Betrug, A.', dem blossen
Laute nach gebildet, da dort .1. doch Anrede (Voc.) ist.
ahe, aber, ahi s. ah-her, -hin. Ahe, ähen,
ähig s. Atiken usw. ähi = ä-i, ä II, Sp. 3.
ähö: Euf für Zugtiere zum Halten L; SThierst.
Uuigekehrtes 6-hä, hü-hä, und wie diese, blosse Zsstelhiug.
aliob: Ruf des .Schwarzen Jägers' S.
Ahorn ähbir GSa., dhorc GlK. ; Gnlg., alwre Gr
Tschapp., Anhorn, -höre GiiKl., Furna, ,ein* Ahör-
nen'. 1531, Sirach. Ohorn Aa; GWe., ö/tojv Schw,
Oliorne f. Aa; Bs; S, Ohürn m. ApSchöngrd., Uhorn
G oT.; ZO. : Ahorn, aus welchem die Sennen ihre
kleineren Gefässe und Gerätschaften schnitzen, die
der Milch und den Speisen einen Wohlgeschmack mit-
teilen sollen. Das ist e schüene Tag, as [dass] d'Bettler
jüchse undd'Kübel i d'Ahörre tcerfed Gl. — Feld-:
acer campestris L., Massholder. — Berg-: acerpseudo-
platanus L., gemeiner Ahorn. — Spitz-: acer pla-
tanoides L., Lehne. — Ahorni n.: Name einer (mit
Ahorn bewachsenen?) spitzen Anhöhe B. — ahornin,
Adj.: aus Ahorn. ,ähörnin'. Reh. 1650; en olionneiie
[so] Tisch ZFisch.; .uhörni Kellen'. Stdtz. Bildl. en
ahorige Bengel, ein Mensch von unbeugsamem Cha-
rakter Schw.
Amhd. ahorn aus lat. acernus, also eig. ein zu subst.
Geltung erhobenes Adj. wie frz. chene, Eiche, aus '</uesnus,
fjuercinus ; vgl. Wahläscher, churw. ascher, frz. Schweiz ai/cr,
UarabUe, frz. erable, tess. (u/ar, acero. Gedankenlose An-
lehnung an ,Horu', wie in , Eichhorn', doch der PI. selb-
ständig, t. st. -hörn (höre) Gl; Gr, t. schw. -home Aa (t.
unvcr. -höre Gr). Beide Phiralformen an einigen Orten auch
für den Sg. eingedrungen. Auch das Geschlecht stimmt in
den meisten Fällen nicht zu ,Horn'; ,einc alte Ahorn.' 1.528,
Absch. ; als Fem. Sg. ist wahrsch. auch zn verstehen ; ,die
Ahornen'. U92. Sch.aubg. Rq. 2, .59, § 9. — Die scheinbar
schw. Form des Sg. beruht auf der beliebten Einschiebung
von <■ zw. r und n. welch letzteres seitlier abfiid.
Auhe s. AnTcen.
eh#, eh'm N^AX' allg. ; mit Nasalierung der ersten
Silbe BSi., uhu{^~) W, ,uhe'. Ebel, nhn Gr: Interj. 1. der
Bejahung, , faules Ja', zögernde Zustimmung, allg. —
2. der Überraschung; e.'. iriff-di emöl a! E.! das
han-i 'tenkt! im Gegenteil: ,Me" meinti, es stecki keis
Tückli i dem Chöpfli — ähä! die füehrt Ein schön a
der Nase!' MUsteri. — Vgl. den Revers, e-e Sp. 13.
Ehi s. Öchi, Sp. 74.
Ihannes ihecnes^, -is^: Taufn. Johannes Zf.
Augen-Ihe i-j;.- Augensalbe, mercurius priecipitatns
ruber Z.
Der 2. Teil des W. viell. das .Adv. i-i , hinein. Vgl.
aber auch Augcn-Niit, Augennicht.
Ihe s. Iwe. ihe, ihi. ili er s. tn-hin, -her.
lehanne ;=«-.■ Johanna GA. — lehannes: Johannes
GA; Zf.
üha AAFri., öhä Bs; Z, ß/i«: Z, iieha B: 1. Ruf an
das Zugvieh (Rindvieh) zum Stillhalten. — 2. Interj.
der Berichtigung, Einsprache.
Nicht eig. Zssg. , sondern Zsstellung zweier Interjj. ;
s. ö //, Sp. 22. Vgl. hü/ für Pferde.
Ohe, Öhi s. Öchi, Sp. 74.
ölieimen. ,Die denen von R. geohemet [verwandt]
warend.' Vad. — Vgl. Öchi Sp. 74.
ohi : hinauf BSigr.
Entw. örtliche Äusspr. für ue-hi", s.d., oder auso/j-Äi'";
vgl. ahi aus ahhin, üsl(j aus oh-Hivh.
oho s. ho-ho.
Ohorneze (^'"') f.: Hornisse SThierst. — Von (Jhm-ne,
Ahorn, attraliiert.
übe, uhi, uehe, uehi s. üf-hin, -her.
Uhu ('-) m.: wie nhd. GrL.; Gl lt. Steinm. 1821.
Sonst gelten bei uns andere Formen und Namen, s. U,
Sp. 23 f.
nhi'i: Interj. des Schauderns Nnw; W. .Naclits
kam einer und redte: sind si da? mit eiuen\ Wort-
zeichen: uhu!' 1527, Act. Ehli. - Die Töne des Uhu
werden hinwieder mit (Oschüdereit bezeichnet.
uhü: Streitruf. Lliii! 3Ia"" för Ma"", BkcIi för
Blieb, wo ist Enn [Einer], der mi''' useiued':' Ar.
Vgl. hu! und das entspr. A'b. huini.
Aj, ej, ij, oj, uj.
S. auch die Gruppe A usw.
ajenen äjeiirn: Adv. 1. jenseits WG. - 2. hinüber.
Mit der den Raum bezeichnenden Endung -<inn aus äji
(s. VI. ab-hin) gebildet; vgl. uejenen. Im Gebirg lässt sich
das Drüben nur erreichen, indem mau zuerst in die Tiefe
steigt. — Die Vermengung der Begriffe des wo und des
wohin namentlich bei den Nachbaren der Romanen nicht
selten; vgl. evihr-ah, abr-uf, den-uber.
Aje ajo, aju f.: Mutter P. Bözo's A.: ein gewisser
kleiner schwarzer Käfer, ebd. — Alt-: Grossmutter,
ebd.
Schw. Idiotikon I. 2.
Den roniau. Nachbareu entnommen, wie das identische
(dim.) Aui, Sp. G; vgl. spau. uya, Hufuieisterin, aus lat. afi'o,
Grossmutter. — Bozo (nicht liozio, wie im, Ausland' steht).
Gespenst, hier wohl der Teufel; vgl. Tiifrh (IrosHinueter, Name
gewisser Käfer und anderer Insekten.
Auji s. Au I. Äuje, Oje s. Au IL. Ije s. Iwe.
ujoch, -eli s. oi Sp. 23 und uch Sp. 74 (achele
S]i. 04). ueje. ueji s. iie-hin.
lU'jeiien: Adv. hinauf, aufwärts WG. — Von ueje
(s. tu -hin): vgl. ajeiwn, Sp. KU.
11
163
Ak (ack), ek, ik, ok, uk
164
Ak-(aek), ek, ik, ok, uk.
NB. /,■ iiJi Siiiiir il,r Affrikati- /./.
Vgl. aucli iliif GniiiiiL'U Acli usw. und Ajg usw.
Ack. Aclce ZWyla, Nack «a/.-/ Av; G; Scuw; Th,
„„.j,j GO.,m\.,Tii.f', Naclee Th; Zu., Akt GWa, Akte
Aa; Uw; Z, Nakte L; Th, Ikte ZBauma — m.:
Beigeschmack vun Speisen und Getranken, bes. von
Kaffee, allg., auch von verdorbenem Fleisch Ar; ZWyla;
en Ä. ha". D'Siipiia hüä At yiiefs Niicldi Ap. ,Me
äünldet [taucht] (jar r/fni drin [im Branntwein] es
Mämpfeli Brod, dans Eiiii halt der Nakte vom Brönts
nid rergöd.' Häfl. 1813. .Ein alter nack, der in dem
fleisch hart stäckt.- HBi'll. 1561, bildlich von dem
verkehrten Geiste der Wiedertäufer. — Ab-: schlechter
Beigeschmack Aa; vgl. Ah-Gü. — Vor-: Vorgeschmack
Ap selten. — vornäckli''»: ein Anzeichen von nahe
Bevorstehendem darbietend. Es ist Einem v. zum
Erbreche^, wenn man Eeiz dazu verspürt; zum Reden,
wenn man Etw. auf der Zunge hat und es mit Mühe
zurückhält; eine Flüssigkeit im Glase dem Überlaufen
nahe ist r., ScHwMa. - 'N eh ent- Ack Nehetnack, Bei-
geschmack Ap.
Vwdt mit schwed. «f/ya, stechen, beisseu (Wz. ak, spitz,
s. Ächer, Äyne, Eyr, Eijtj), also eig. .Stich'; vgl. das syn.
Hie (Hieb). Von imscrm Ach abgi'lüitet bair. ecken, schmecken.
— yyn. Gü, (htst, lllc, Mmuji:, Tucllt, Zick ; luerräuelen. —
A' im Anlaut rülirt vom auslautenden n eines vorangegangeneu
Art. oder Adj. ; durch Anfügung von -( hat sich (wohl wegen
saehlieher Berührung) eine Vermengung mit Aki: IV voll-
zogen. Die Ausweii-luing Iktc seheint durcli das syu. Zük,
CS zickt verschuldet zu sein.
[ackelen] nackele" ScuvvMa., näckeJe" Ap:
nach angehender Füulniss riechen, schmecken. —
Syn. mä(j(jelen.
Acka «1^7«, Acke m. : Ort, dessen Erreichung und
Berührung beim Versteckens- und Fangcnsspielen
Sicherheit gewährt, Freistatt, Ziel L.
Wahrsch. aus dem Ptc. a"ij'liu, ellipt. für .ich habe die
Hand dar-an gehalten', substantiviert (ähnlich wie Hünn-
piim) und schliesslich, mit AHe, vollends in die Form eines
(schw.) Subst. gebracht. Aus ij'h ikti) entwickelt sich in
einigen MAA. durchweg, in anderen sporadisch /,■/; dass der
Voc. des Adv. n" nicht, wie die jetzige Lautgebung es ver-
langte, verlängert ist. darf viell. als eine in dem nicht mehr
nach seinen Bestandteilen erkannten W. bewahrte Altertüni-
lichkeit erklärt werden.
Akazie. GcliA.: Geissklee, Cytisus Laburnum L.
(Durh.)
Acke. a c k e n s. Akt III. A ekele f. = Akte IV.
.\cker, ackeren s. Acher Sp. 06. achrren Sp. 6',i.
.\ckran. Ackeret. Ackert. Ackerig, Ackerit
s. Ackeren Sp. 7u.
äkerni^nt ukennäni SThierst., cc- (tl. akerniies
S(!H»v: verhüllte Form des Fluchw. sakerment (Sakra-
ment).
acknen s. akten.
akkoiiimodicreii ri//o/«irffe« : bereiten, zurüsten, ran-
gieren z. B. eine .Malilzeit BBe.
Akkord akkort Aa; Bs. Besser e mai/ete A. weder
e fcisse Frocess. Schaffe" \ so emsig] teie irenn er's im
A. hält. allg. Hu" A. ist fts, er muss sterben L. —
akkordieren akkidiere, akkerdiere: 1. wie nhd. ,In
disem Spital werden um Geld accordirte [nach Accord
bezahlende] und angenommene personen als pfründer
underhalten.' J JGoldsch.m., Krön. ,Veraccordierte
pfründer.' ebd. — "2. passen, sich fügen, gefallen.
,De Maie [Blumenstrauss. hier ein gemeiner] loid de
Lümpihuet [Hut mit schlaft' herunterhängendem Band)
liänd z'sämme g'akkidiert.' Ineich. 1859. Das hät-mer
nüd (jUiklddiert ZKn. — ver-: eine Arbeit vertrags-
weise übergeben, allg., eine solche übernehmen Bs.
— akkordierlich: passend, entsprechend, ange-
messen Ap.
akkurat, gew. aldccrät, in Nnw »k/eiarl und uk/i-at.
Bs alrerat: wie nhd.; auch adj. 's a. Ehebdd.
Acceilt r</,/zrf)i( : pikanter Geschmack Gl (Schuler).
— Viell. Anlehnung au Ad,-.
äk oe'./ neben ■*/•, s. Atjija Sp. 155.
Ükeil ä/,/e Aa; BsLd.; B; Gr; L; G; S; Tu; Z.
haken ("") L; SL.: 1. in lästiger, ermüdender Weise
wiederholt um Etw. bitten Aa; BsLd.; B; S. 's Chind
haket am Vater S ; er hat an-em t/'äket, bis er jo g'seit
het Aa; um Etwas ä. Unnötig warnen LHuttw., un-
nötig fragen BM., ,an Einem' ä.: mahnen bis zum
Ekel BBe. Syn. trinsen. — 2. wiederholt unberechtigt
oder übertrieben klagen, jammern S; Th. Syn.
chären. — 3. wiederholt um Kleinigkeiten Streit an-
fangen in gehässiger oder auch nur in neckischer
Weise; keifen, zanken Aa; Bs; B; L; Zf. Mit de
Cluiide hiike and chlbe L. D'Liebi mites (jäket hä B.
Kleinlich markten, z. ß. trir äke noch, wir sind noch
nicht Handels einig BSi. Syn. rarj(jeren. — 4. tr.,
reizen, z. B. einen Stier BHa. ; Gr. Syn. ölen, an-
teren. — 5. plagen, ängstigen BGadm. — er-: müh-
sam erbitten B.
Älcen unmittelbar von der Interj. ä III. IV (Sp. 3);
vgl. at-hen von tic7i.' Dass zur Bildung des A'b. der dem
breiten Voc. entsprechende Kehllaut eingeschoben wurde,
scheint ganz angemessen, und das im Anlaut etwa vorgescho-
bene h mag hier den Eindruck des k verstärken. Der Ausspr.
mit kurzem Voc, aus BRingg. (cc-) und LSurs. (k,:-) an-
gegeben, entspricht die Ausspr. ,i für die Interj. — S. noch
näijyen.
Äker, Aki m. : ein Mensch, der oft äket. —
Äke f.: 1. = JLA'en:M. — '2. Dohle ScuSt. — 3. Äke
(PL): Ungeziefer S.
Jene wegeu ihres Geschreis, diese wegen der Lästigkeit,
Zudringlichkeit. Die Ah^ninatt in BG. viell. von solchem
Ungeziefer benanut.
G'äk, G'häk n., Akete f.: das Bitten, Klagen,
Zanken im obigen Sinne. — äkig: zu äken geneigt B;
ärgerlich und neckisch zugleich Z.
Äcke <*/./E Ui-i) Aa; BsLd.; BM., S.; L; S; Zt;
Hebel, .'i.kte ■xk/tr („ein,;) Aa; BsLd., Näcke Aa; B wO.
(BSi. -e'-); L, Näkte Aa; BsStdt. (auch -e'-) — m.:
1. Nacken (Rücken). Im Ä. lache, heimlicli, verstohlen
(hinterrücks) L; S. Blas-mer i-n-Ä.! Abfertigung,
indem man einem den Kücken kehrt; syn. i d'ScItae,
i-H-Arsch u. a. En A. wie-n-es g'riipfts Hiieii (oliiie
Haare) S. — 2. ,(auch dun. Ädkli) kleine Erhöhung
165
Ak (ack), ek, ik, ok. uk. - Akt— ukt
166
Jes Bodens auf einem Wege. Voll ÄcMn, holperig,
durch Stückchen verhärteter oder gefrorner Erde LE."
Syn. Hui/o: Puf/gel, Puck. — Knie-Acken, ehnä-,
chiiöi-: kniebug, -gelenk, -kehle, die Höhlung an der
Innern Seite gegenüber der Kniescheibe B; LE.; S.
Syn. Kiüehieyi.
Sdioint mit den syu. At-k (kärnth.), Acte, Gack (liair.)
aus uilul. niii«, Gelenk am Fuss; Genick, ahii. aticha, got.
iiijija (anga), Genick (s. auch unser Ankel, Angijel) verkürzt
zu sein — wir wollten gerne sagen, zu den letzteren Formen
die ursprünglichere (vgl. wackeln: wanken udgl.) dai-zuhieten,
wenn nicht das n in dieser Sippe so sehr alt wäre (vgl. lat.
acJ-unous, gr. Ccyxoöv, skr. anrßan). Verstümmelung aus
.Nacken' (ahd. hnack) anzunehmen, empfiehlt sich nicht, weil
die Bed. Bug ziemlich ahsteht und ii viel leichter vortritt
als wegfallt. Jedenfalls wollen die obigen Formen als bloss
lautlicht' Varietäten betrachtet sein, da sie an manchen Orten
neben einander gebraucht werden. Unerklärt bluibt im einen
wie im andern Fall der Umlaut, der in der Ausspr. c' sich
als alt ausweist.
Gucket: Nacken AATalheim. — Form eines Ptc. Perf.
Buech-Äcker. -Hacker: (PI.) Bucheckern. Bueh-
nüsse und die Weide im Buchenwald B. — Vgl.
Acheren Sp. 70.
Han.s-Äkob: Johann Jakob G oT.
Ekel c'k/ij — unsere Aus.spr. des uns fremden W.,
für welches wir die Ausdrücke grüsen, uincUlen; heikel
usw. besitzen. — ekelhaft: leicht Ekel empfindend.
Kirchhof. Sprw. 250.
'Ei\iev = Eicher I. III.
tOkuü: Name des dritten Sonntags der Fasten.
Okiili, ie- chömmed-si [die Schnepfen]. Waidraanns-
sprueh. .Mitwuehen for ockelly.' XVI., ARKcnBURr.EiiiN.
Akt, Akte I — nur PL. Akte: Geberden, Hand-
bewegungen, Gesten Bs; Uw, Manieren Uw. - Von
lat. actuH.
Akte II; Aktenstück. 1. ni. -gerichtliche Form
einer Schuldbetreibung. — 2. Akti akti n. — Ver-
fassungsurkunde, z. B. das Vertnittliijsagyti, die Me-
diationsverfassung von 1803 Gl. — Von frz. ap(e.
Akt, Akte" HI „Akt m. L', ST.^ Akte f. B; S,
Aggte, Agde t AAFri., Bs, Acke f. B; FMu., m. (PI.
Äcke) BPii.: Wasserleitung, bes. bedeckter gemauerter
Abzugsgraben, um sumpfige Acker zu verbessern,
Moore trocken zu legen; auch ein kleinerer solcher
Graben im Feld oder unter Wegen hindurch; in der
neuern Zeit auch Drainierröhrenleitung. ,L)as Wasser
durch Acten (so man an andern Orten Tholen heisset)
ableiten.' Rhag. 1639. ,Ein Ackten oder Wasserleytung,
so mit Vnziffer versteckt wäre.' Hapn. 1666.
Kachel-: Wasserleitungsröhren aus Ton F.
Süg-: Drainierleitung, welche das Wasser ,auf-
saugt' B.
Wis-. .DieWissachk.' M21, Gfr. 28,3.34. Wahrsch.
ein aus der Keuss landeinwäi'ts in eine Wiese ge-
zogener Kanal, der zugleich als Grenze einer Fischenze
auf dem Flusse diente.
Durch Zsziehung aus lat. aqurvductus, auf dessen erste
Silbe die Alemannen allen Ton concentrierten, so dass ihre
Umformungen sich weiter vom Urbilde entfernen als die
nord- u. md. ,Ageducht, Aducht' usw. : nur an der Grenze
lassen sich Spuren der volleren Form entdecken: im Agtötc
heisst seit dem XIII. in BsStdt. eine Örtlichkeit, wo eine
Wasserleitung unterirdisch durchgieng. Ein Rhcinfelder ver-
spricht 1303, dass er ,den agtot, den er von sinem huse
in den bach gemachet hat, soll helfen rumen und wider
machen, so er zerbrichet.' , Hofstatt ut dem aegtet,' 1309,
Urbar Hermetschw. Die kürzere Form in neuen, sich leicht
erklärenden Entstellungen, in vielen Orts- und Flurnn. ,In
der Aketen- oder Näpperwies.' ZTurbent. 1801. .Dagteawios'
neben , Nackenthal' zu AaVislisb. (Wett. Arch.) , Mägden', N.
eines AaDorfes, aus zem A. ,Magdenbüchel' zu AaWürenlos,
an anderen Stellen des Wett. Arch. .Aackhen Bühell, Achen-,
Aggenbühl' geschrieben. ,Uuz ufen nagken.' Gfr. ,Achen-
berg' AaZ., das Ziel eines Bittganges. — Syn. Doh, spec.
Bol-Dole; Dolim", Tonne? — deutsche Ausdrücke gegenüber
dem von den Römern ins Land gebrachten.
akten, in BIT. auch acken, aoknen: eine Wasser-
leitung anlegen, dem Wasser Abfluss verschatt'en. Ab-
zugsgräben machen, drainieren Aa; Bs; B; L.
ab-: (Wasser) durch Gräben ableiten.
ÜS-: (Land) durch Abzugsgräben entwässern Aa;
B; S. Die Strass ist üsg'aktet S, man hat in ihrer
ganzen Länge die Bächlein unter ihr durch geleitet.
z'sämmen-: in einer Wasserleitung sammeln, zu-
sammenleiten; „z'sämmeg'aktets Wasser, das durch
kleine, bedeckte Gänge von sumpfigen Stellen ab-
geführt, in eine Wasserleitung gebracht wird.-
Akten IV «Z/(. Aa; B; L; ScnSt.; Vw; Z 1649.
akir Bs; GO.; S n Jura, Acken BO., Nakte AABb. —
III.Aa; ,B; L\ f. BSi.; GO.: Attich, Sambucus Ebu-
lus L., ein holunderartiger, aber niedriger Strauch,
der als Unkraut gilt, dessen Beeren aber zu Latwergen
benutzt werden; auch spricht ein ZMandat 1649 von
dem ,Röthen der Wynen mit Ackten- ald Holder-
berenen'. Auf den eigentümlichen Geruch der Blätter
beziehen sich die Namen Sil-, Stink -Akte LE.
Umgestellt aus , Attich', mhd. atlch, ahd. atah, wie Fekte,
Feetee aus ahd. frtah. Unsere ä. Schriftsteller schwanken
zwischen der bücherd. und der mundartl. Form: .Holder
oder Attich'. 1.563, Tierb. , Attich oder Aclsten, chamffiacto.'
Fris.; Mal.; Denzl. 1677. 1716. ,Aktenstjiud, ebenus' [viell.
Verwechslung mit ,ebulus'|. Mal. Unsere Formen statt auf
die deutschen auf das lat. W. acte, aclix zurückzultüireu, ist
schon lautlich unstatthaft.
Akte V = Ack.
Aktor m.: Advokat. (Urkundlich lt. tiem. Z 1846,
133.)
Akte ^ Acken.
L
iillktereii: hin und her raten über eine Sache
(Ineichen).
Ikte s. Ack Sp. 163.
Oktav f : Achttägige .\ndacht nach einem Kirchen-
feste. .In dissem Jar ward die Octauff us nüt mer
uf die .\lter [Altäre] getan.' Entiu. — Aus dem lat.
octnnt (ilicn). S. noch Otinfu.
1G7
AI,
ul
168
AI, el, il, ol, ul resp. all usw.
AI (d (öl) AAt.; Bs; G; 8cH ; ScHW; S; Th; Z,
Äl. Öl ^1. i,n AaI; B; Sch; Vw — PI. Äl, Öl Tll;
Z — 111.: Aal, mureiia anguilla L. Scldüpfcriy, ijlatt,
ßini/fj, feiss wie-n-en Äl. Si cha"" so ijlatt rede" wie-
n-en Ol L. Wer en Ol hat bim Sclwanz, der hät-en
iiid' litdh und. nid yam. Sulg. ,Ich hab den Aal beim
Schwanz: weiss nicht, wie ich ihm thnn sol.' JMey.
1692. ,Die Inger [Engerlinge] uss ihren Landen zu
verbannen wie als man sagt, die AI uss dem Genfer-
see.' Ansh.
Mild. cd. Die Plmalform tw. auch in den Sg. eioge-
dningoa wie in Kpfft u. a. — PI. ,Äle'. GHdsclir. ,Ä]'.
Vogelb. \bh'. — S. aucli Alet 3.
Hag-: Ringelnatter ZKn.
,Mur-: murena, ein Art der Meerschlangen.' Fischd.
1563. — Der erste Teil des Compos. aus dem lat. W. entleliiit.
all; I. Adjeetivisch. 1. ganz (nur im Sg.) a) attrib.
vor dem Subst. ,Alles Italien.' AgTscmiDi 1538.
,ln allem fürstentumb Schwaben.' Vad. .Die Pfarr-
kirch sambt allem Kirchbül.' C'ys. .Aller Welt nichts
nutz.' BKal. 18'28. Zitteren nn allem Li/b BHk. ,Wenn
ihr 28 Dublonen habt, so ist's allen Handel.' Gotth.
Ist das alle Wy"? der ganze Vorrat von Wein. Aller
Lenyi no'''' BO. In allne [ganzen, grossen] Sätze
ahesprinye B. Uf allum Urteil, zu vorderst am Ab-
grund; uf alls U. u'syä", bis dicht an den A. W. Älli
Gredi üf (üfi) clirähle", ganz gerade hinaufklettern B;
Gr. .Hier weg allem Haag nach.' 1758, Koonw. ,Biss
man komjit auf alle Höhe.' JLCys. 1661. So geht all
zu der Bed. mitten über, namentlich in Zeitbestim-
mungen. ,Auf allem See.' ebd. ,Sie sassen in allem
essen.' Dornecker Lik». ,ln allem Schiessent', mitten
im Feste. FPlatt.. aber auch; während des ganzen F.
1576, WicK. .Adulta hiems, zuo mittem winter, oder
in allem winter.' Fris. ; Mal. /" allem Wetter, mitten
im Unwetter; in allem Gä", so während des Gehens,
frz. tont en allant. Zuweilen kann all auch mit voll
übersetzt werden. Es ist in allem Werde", Tue", man
ist vollauf damit beschäftigt. In aller Höni, Täuhi,
voll Zorn z. B. davon laufen, oder etwas Verkehrtes
tun. — b) appositioneil. So in der Terminformel für
.bis und mit': ,Hinnan ze dem nechsten ussgenden
meyen und den tag allen [diesen Tag noch ganz mit-
gerechnet].' Gl 1318. ,Dass man inn [den Garten]
allen gartne [als Garten benutze] und kein how darus
zieche.' Schw 15'24. Vor dem Subst.: er ist Alls ei
Täiibi, ganz wütend (Alles an ihm ist lauter Zorn).
,Das Processieren bringt auch nicht Alles Schaden'
[lauter, bloss Seh.]. — c) appositioneil flektiert vor
einem andern, prädicativen Adj. ,Als er heim kommen
aller schwach.' ECys. 1600. ,Der alte Bär, ergrimmet
von der Verletzung, macht sich aller zornig gegen
dem Schützen.' .ILCys. 1661. ,Du machest selber dich
fein aller bättelarni.' Wahrs. 1675. ,Er ist alle y'rechte',
ganz gesund. Id. B. Er ist alle blind; .si ist no''' alli
y'siinti; das alt Wybli ist alls bu-i^iers BO. Er gät
alle 'dogete, ganz gebückt U. — 2. jeder, PI. alle,
a) im Sg. nur nach wenigen Verbindungen: aUi ZU
ha", Zeit genug, alle niitige. sogar überflüssige. Eim
alli Güeti verspreche, alles mögliche Gute. 3Ier händ
alli Güeti y'hä, alle möglichen Leckerbissen. Alli (dij
Filli, alles Schlimmste (iMels; Z. ,'s Wüstest Alles
machen', sieh ganz unanständig geberden. Gotth.
Hieher gehört auch die in der Reformationszeit sehr
üblich gewesene Setzung eines alls (alles, Gen. M.
od. N.) oder aller (Gen. PI.) vor Schimpfwörtern mit
Ergänzung eines diese Genetive regierenden W., etwa
wie ,Au'sbund' oder ,lnbegritf-. So bei Manuel: ,a!s
balgs! aller öden secken! als keiben! als mosttink!'
Hieran schliessen sich Ausdrücke der lebenden Volks-
sprache, welche ein buntes, mei.st verächtliches Allerlei
bezeichnen, z. B. alle (de") tüsiy (tausenderlei), a. Hund,
a. Giiyyer, a. Tüfel, a. Hayel. .Ganz Kübel voll Mixtur
und allen Donner' [allerlei solches Zeug]. Stütz. Statt:
.allen Schinder' sagt derselbe; , alles was der Seh. im
Brief hat.' Vor Sup. hat der Gen. PI. bisw. noch die
vollere Form nlleri- (ahd. allero). Die Construktion
ist in diesen Fällen nicht mehr ganz klar und so hat
sich auch die Form verwirrt, so dass Fälle vorkommen
wie: en alleri Ulast, eine schwere Menge Sch, alle der
Name, allerlei Namen TB. — b) im PI. a) vor Zahlww.
Bö liyed all Nun! (da liegen alle 9 Kegel!) ScnSt.
,In alle drei machen', ein Spiel. Z XVI. (?) Alls z'alle
Viere, ventre ä terre ScnSt. Bis über alli Nüni im
Bett ligyen W, weit über 9 Uhr hinaus, tief in den
Tag hinein. — ß) verstärkt: all und ein Tay, jeden
Tag ohne Ausnahme, nach den alten Rechtsformeln,
wo nach der runden Zahl der Jahre noch 1 Jahr oder
1 Tag beigefügt wurde, um die Erfüllung der Frist
noch sicherer zu stellen. All bi Eim, Alle bis auf
Einen, den letzten inbegriffen Z. All yschlaye Tay,
Stund, [so oft die Glocke schlägt] Gl; Z. All Herr-
yotte Stund Z. — y) eingeschränkt auf je ein zweites
Mal. Alli ander Wuche, Jar, 'Tay, Streich, Mal. —
IL Substantivisch. 1. Neutr. Sg. alles, alls. Es
ist A. i'oll ÖpfeJ am Baum, der ganze Baum mit
Äpfeln behangen; es ist A. voll Lüt i" dr Statt, es
wimmelt von Menschen. A. libermentfsj , durchaus
Alles, Alles zusammen; allsis z'sämme, dass. UwE.
A. in Allem, in summa B; Z. ,A. Berge z'ringlet um',
rings herum lauter Berge. Häfl. 1813. Alls üses! ruft
in B eine Partei, die Alles beansprucht oder bereits
gewonnen hat. Alles und Alles = Alles und Jedes.
Allem (= allem Anschin) a". De' wott Alles fresse,
droht alle Andern verschlingen zu wollen. Wie me
in Eim ist, ist mcn in Allem, z. B. ordentlich oder
das Gegt. Oni Alles, ohne Weiteres. Allsen nüd
achten, Allem nüd zälen, keinerlei Rücksicht nehmen
BRi. ; vgl. alls Säyes [Sagens] nüd achten, auf kein
Zureden hören, ebd. Häufig im Sinn von: alles Volk,
alle Leute, Jedermann, z. B. es .seit's A., alle Welt
sagt es; es lauft A. der Statt zue, eine Masse Volkes
eilt nach der Stadt. Allem, der Nar mache, allen
Leuten dienen Gr. '*■ isch A.! Alles was man ver-
langen oder erwarten kann, viel, ein Wunder Bs.
's isch A., ass [dass] es nid briegged.' Hebel. Oft mit
vorgesetzter Negation und dann z. T. in prägnanter
Bed. Es ist nid Alls, nicht Alles, wie es sein sollte,
nicht ganz in Ordnung Aa; G; 's ist nüd A. mit-em,
UiO
AI, el, il ol. ul
170
nicht weit hör mit ihm Z. .Zwei gute, und yier, die
nicht mehr Alles sind', nicht mehr ihren vollen Be-
stand und Wert haben. Gotth. Es chost't nid A.,
ist nicht unerschwinglich. Er häd nüd Alks Uitz
[nicht ganz Unrecht] Z. ,Es ist iiiid Alls, venn's Eim
däiveii träumt', solche Träume haben eine bedenkliche
Bed. Stutz. Es ist »ieiie Alls, nirgends i.st alles Glück
oder alle Vollkommenheit beisammen =; es ist zentiime
Öjypis. Lid-di''', Biiseli, es ist n. n.! anekdotisch von
einer Hausfrau zur Katze gesagt, mit der sie den
Backofen auskehrte Z. Vgl. auch nlls Adv. — 2. Plur.
m. Alle, Alli, beim Brettspiel, wenn die Würfel so
fallen, dass sie oben die nämliche Zahl zeigen. Es
kann also ,Ein-, Zwei-, Drei- (usw.) Alli" geben.
VOrte. Er häd Alle-zicä oder Zu-ä-alle, er hat 2 Augen
auf jedem Würfel Ap. ..Zingf/en-alli, der Fünffall
beim Brettspiel B."
Im Ntr. wechselt utts mit alles; daneben ulze s. u. lu
der Form alltis (Alles) ist die Flexion wiederholt wie in
chlises (neben chli"s)\ ebeuso ist die Gen. -Form «//»«i doppelt
flektiert, indem wie in einsen u. a. (s. ei») die zweideutige
starke Endung (s) durch die Beifügung der sollwachen (-en)
deutlich gemacht wird. Im Ntr. PI. Ulli, eltii BO. ; GrV. ;
PP.; ,cllü disü ding.' 1304 B; ,elu jar.' 13.59 Z; ,älly jar.'
Waldmaun (== nihd, elliu) neben dem gemeinem alli ist der
UniLaut durch das i der Flexion bewirkt. Dat. PI. allne Gr.
Die Dativform etwa als Ersatz für den wenig beliebten Gen. :
,Me het-ini''' allen Orte a"" Tisch f/lö".' BWyss 1863. —
|Zu I 1, c.) Dial. 93 kennt aller auch für F. und Ntr. und
für PI.; also erstarrte Form wie .voller' (nicht bloss ,or'.
sondern auch ,sie, es' ist voller Freude). Vgl. auch all
unflektiert in Zss. allhiibsch, Allgrind, Dickkopf, nach Eochh.
Sagen II 189. — Zu II 2 vgl. Alle-Mal.
über-all, -äl Kv; G; Z: Adv. 1. im Ganzen, in
summa Ap (auch verstärkt ober al ond al, öheralir/s
al); PP. fiiberälj. ,Der schiesset hat ü. gewärt 4 wu-
chen und ein tag.' 1576. .In dem Sihlthal liegt eine
einzige Pfarre, ü. etwa 6 Örtchen.' Keisk 1790. ,In
3 Zünfte und jede Zunft wieder in 10 Unterzünfte
eingetheilet, so dass zu Sparta ü. SO Zünfte gewesen.'
Moos 177.5. ,Es befinden sich ü. .3868 Ürter auf der-
selben.' GE V Haller 1785. .Wie viel Klafter hast
du ü.?' HPest. — 2. auf immer, ein für alle Mal
G; Z, auch für ü., uf ü. Z; de darfsch-es ü. ha. ,Hab
dier mein Guot ein Mal Alls mitgetheilet überall.'
Com. Beati. — 3. überhaupt, ganz und gar. ,Und
u., wenn d' so fortfahrst, so bin ich mit dir wohl
z'friede.' Gotth. ,Sie hab d'Red überal verloren.'
ScHisiPFR. 1651. ,l)as entgestet ihn ü.', gereicht ihm
durcliaus zur Schande. Hospin 1683. .Das Grüssen
und Wünschen ü. unterwegen lassen.' Moos 1775.
.Wegen kränklicher Leibesbeschaifenheit war er ge-
neigt, überal das Katheder für die Predigerkanzel zu
tauschen.' LMeister 1782. Bes. in Verbindung mit
einer Negation, welche dadurch verstärkt oder ver-
allgemeinert wird S; Z. .Namend von niemand nütt
ü.' EnLiB. 1500. .Sollend wir dem tüfel nichts überal
glauben.' LLav. 1569. ,Niemand überal.' Landb. ApI.
1585/1828. ,Nützid überal.' Z 1650.
after- Adv.: überall W. Syn. aßcrein, aftcr-
lands. ' - Von mhd. after = einer Kichtung nach, über ein
Gebiet hin.
Kann- Alles /- Ap; Gr; L, l/- Ap, -als L, -als
Ar: Einer, der sich einbildet. Alles zu verstehen,
Tausendkünstler, ,Jack of all trades.' Er trill all di-r
Kanals se [sein] Ap. ,Du bist gelehrt und ein Kannais.'
HSüLG. 1830. — Syn. Allsmacher.
durch- alles d^ralls: durchweg, 's ist nit deralls
glich TB.
aller: 1. auch alleri. Gen. PI. a) mit folgendem
Sup. und zum Behufe noch höherer Steigerung wieder-
holt gesetzt, z. B. der aller-allerliebst. "Mg. .Denen
du allerbast [omnium, inter omnes, optime] ver-
trauwest.' 1531, Jerem. ,Nes Flieder Wg" yan über-
clio", dazue vom alleribeste.' Volksl. — b) mit Subst.,
z. B. -Heiliyen, -Himmel, -dintjen, allg., etwa auch in
dreifacher Verbindung alleriguttsditige" Gl. — 2. auch
(mit dem Art.) alleder Bs; Z, alleter Gr, Gen. Sg.
F. in adv. Verbindungen, z. B. -Gatti"g. -Hand, -Lei.
all Adv. 1. ganz k\, z. B. a. hübsch, a. gross.
..Udunden am ran', ganz unten am Rain. Kessl. Sonst
nur bei JßWvss, häufig z. B. ,a. gut!' eh bien! ,a.
glücklich, einsam, dürr; macht ihm all ein'n neuen
Muth.' — 2. immer; an einem fort, oder: jedes Mal,
jeweilen Bs; Gl; GRh., Ta., T.; Sch; Th; ZWl. All-
an-enand, unaufhörlich Ap.
Ist als adv. unflcctierter Acc. des Adj. zu betrachten.
Zur Verstärkung vor sam, so gesetzt, =: ebenso; pleonast. vor
irie; ,allwie man spricht.' Hausspr. ; vgl. .allwo, allda.'
allen, allens, allig s. ahcen.
alls, als (alsch GGoms): Adv. 1. = all Adv. 1.
ganz, gar; durchaus, in jeder Beziehung. A. vil besser,
ungleich besser Ap. Ganz recht, eben, gerade. ,M.
Meynst etwa den Rudi? V. Alles diesen!' HPest.
1785 (1790: ,wen anders?'). — 2. = all Adv. 2. immer.
Aa; Ap; Bs; GRh.; ScH; ZStall. a) 's sl' verzütteret
alls no''' mannen in d'Chilche cho".' Breitenst.- A. fürt,
in Einem fort, a. icyter, immer weiter Bs. .Aber wir
hotten als, die sach sige guot.' 1521, Bs. ,Furt und alls
d'Stadt ab.' Stütz. ,Chömmer nüd y'frire [können wir
nicht irre gehen], yiiht's alls dn durah?' ebd. — b) ,Sust
nimmt er d'Schritt als lang und u-eidli, iez zimperlig
as-irie ne Maitli.' Rauracia 1862. ,Es hei.^st, es gang
als Ein' von einem regelmässig umgehenden Gespenst.
.Vlem. 1813. Gschwind und als gschtrinder, immer
schneller, Wiesental; in Bs als tele gschicinder [wie ^=
ie, )e]. Alls emöl, je einmal, bisweilen Aa. ,Des
hattens einen alten Sitte: Den wirt fuort man alles
da mitte.' !-'chachz. ,Die [sc. Werber] alls enweg
giengend ane urloub.' 1439, S. ,Und so Ir alls uss
dem Bad gandt.' 1597, Z. Die Bed. kann in die von
ehedem übergehen, weil sich das W. überh. vorzugs-
weise auf Vergangenheit bezieht; mit dem Präs. ver-
bunden ergibt es den Begrilf des Pflegens.
Ebenfalls adv. Acc, aber flectiort, inlul. allez, immer.
Der Z Sprachgebrauch, dem unser W. anders nicht bekannt
ist, steht noch auf der Schwelle zwischen Adj. und Adv.,
sowie zw. Bed. 1 und "2.
all-lich: allgemein. ,Ze einer ällicher brunst',
bei einem grossen Brande. 1291 GHandv. (von Vad.
mit .allicher' wiedergegeben). .Ich geloub an die
christenhait göttlich und allich' [als eine allgemeine].
Vad. — Mhd. allirh, elliell.
allenklich, alliglich, alklich (en): Adv. gänz-
lich, allseitig, vollständig; jeweilen, immer; chcmals('?).
,Und sol man die zwilchun | verbotene ZwilclikleiderJ
enmitten dur'''' den grat von eim orte uiiz an das
ander us elleklich dursniden.' ZKichtebr. ,.\lleklich.
swa daz geschieht' [so oft. in jedem Falle], ebd.
171
AI, el. il, ol, ul
172
,alklich', in Allem. 14(h). Ai'I. .Alklieh und ganz.'
1527, Absch. ,Kit alleklicli.- 1-531, rbd. .Allenkliuh
nit', gar nicht. HBull. 1002. ,Nit die bistuumb allein,
sonder ouch die probsteien hat man mön.ster allenklich
geheissen.' Vau. .Allentklichen underricht.' 1550. Kuef.
.Schier allenklich', fast ganz. Ahm. lOoü. .Alliglich
nichts.' 1722, Mise. Tig. "
Mhd. alkrÄirhe 1111(1 mit Eiiiscliiebsel (vgl. rollrnclirh st.
vollficl.) aUeiH-Ucli,; insgosammt, vollständig. Die vou St. für
L überlieferte Bed. .ehemals' beruht wahrsoh. auf einer Yer-
mischung mit ullui = nhrcn.
als. ahl.
Alafuiiz: m. Tiuifn. AllVms L. iG.'jiJ, Vilin. Liion.
Zwischen Liqiiid.i (II und einem Cons. anderen Organes
steigt leicht ein Voe. auf.
Alant „BO.-, Alet allg.. ä- A.\; Bs; S; U; Z,
ä- ThHw. -- m.: 1. ein Fluss- und Seefisch, Döbel,
Leuciscus Dobula Valanc. ,Alet, squalus capito, vel
cephalus fluviatilis, ein gattung der steinfischen.' Mal.
,Der Alet, Alat. ist ein bekannter fisch unsers lauds,
werdend mit dem angel gefangen mit fliegen, Alet-
muggen, sind schwartz gro.ss muggen.' Fischb. 15(i3.
,Alet, Mugil, capito.' Denzl. 1677, 1716. Dem Kaiser
Ferdinand wurden 1563 in Bs ,Alat. Hecht und
Karpfen' geschenkt. Wcrstis. ,Alet, Capito, Cephalus.
Squalus.' JLCvs. 1G61. -- Land-: der selbe Fisch als
•jung Bodens. — Mer-: mugil Mal. — .\hd. niunt, mhd.
ahmt. — 2. Aal AALoer.; (10.; Z.
Ale ä- f.: Ahle (in: S; Zu; Z. .Aale, alseii. subula.'
Denzl. 1677, 1716.
Mhd. ah. Diese Form neben dem üblicherim Alcsiif viell.
nur aus Deutschland hereingekouimen.
„Spitz-: spitziges Zaunholz OrDouiI."
Alle f. s. Galt:
alle dU B; Gr; Schw; Uw ; Z, die Gr, nie BsU.:
lutcrj. an Mensch oder Tier gerichtet 1. zum Ver-
scheuchen, Verjagen, Abwehren Gr. Ale (städtisch
Schelle) liaup'. Warnungsruf zum Ausweichen beim
Schlittenfahren Bs. — 2. zum Antreiben B; Bs; (JR;
ScHW; Uw; Z. Äk, rod-dv''! Bs.
Aus dem frz. uUez, gehet! Vgl. allo Sp. 173. Die ver-
stärkende Verbindung a.-manch ! Gr; Z, hti-iii. B könnte
auch aus frz. h In mardir, auf diu Weg! entstanden sein.
— Vgl. eile.
AlefailZ, Ala-, Ali- m.: 1. Trug. Schlich, Hinter-
list, Verstellung, Tücke, Boslieit, Mutwille; Spiegel-
fechterei, Possen, Phantasterei; unrechter (iowinn B;
L; ScH; ü; Z. Es ist HU A., nur Verstellung ZSth.;
A. Ulhe", sich verstellen BSi. ,Bim A. [verstecktem
Eigensinn] vities d'Buete)i an Tanz.' Sulg. .Wie vil
gesucht band allefanz, so ist vnglück allweg jr schanz'
[Schicksal], JLenz. .Dheinen [keinen] alefanz oder
wuochergesuoche mit sölicher rechenung getribende.'
1417 B Kq. .Alefantz. Listigkeit, vaframentum.' Mal.
,Nachdem aber die Chartaginer brüchig wurdend und
doch mit allenfanz gesehen woltend syn, sam sy die
Pündt hieltend.' Zwingli 1531. .Mit solchem a. liegen
vnd lestren!' ebd. ,Die da meynend, Gottes huld sey
ein alefantz, ein gewärb und geniess.' 1531, I. Tim.
,Mit nit wenigem alenfaiiz und fuler pratiken handien.'
Z 1529. , Einfältig heisst, der on falsch ist, luter,
fromm von hertzen, ja on allen alenfantz.' 1530,
HBrLL. ,Ain sjiitzfundiger alafantz.' Vau. .Diewil
allerlei Allefänzen und Ufsätz gesuecht werdent, wie
man uns an Bystand ringeren möcht.' ÄgTschl'di. —
•2. persönlich: „närrischer Mensch Gl", bes. ein
solches Kind Sch ; eitler Mensch, z. B. ein putzsüchtiges
Mädchen B.s ; eigensinniger M. Seu.'^^t. ; launischer,
ränkesüchtiger M. G; verschmitzter Kerl, Phantast Ap.
— älefänzig, -isch, -fanzigV: wunderlich, grillen-
haft, launisch; eigensinnig; wählerisch im Essen; zu
losen Streichen geneigt, sich seltsam, mutwillig ge-
berdend G; Tu; Vw; irrsinnig, verrückt L. .Vafer,
gschwind. listig, alefentzisch, arglistig.' Fris. ,Boss-
haftig.' Mal. ,Alafanzisch, arbeitsälig', unter den
Fehlern eines Weibes aufgezählt. Schimpfr. 1651. —
alefanzen: 1. fälschlich vorbringen. ,Das alefantzet
Struss so frävenlich mit so oifener schraach der war-
heit, dass mich schier dünken wil, er sye nit ein Struss,
sondern ein Gugger.' Zwixgli. — 2. allen. ,Uber das
hastu den Zwingli gealfantzet, ob er nit die von Zürich
weit für richter nemmen'?' Gyr. 1523. HBull. sagt
von den Wiedertäufern mit Bez. auf ihre seltsamen
Gebräuehe. sie .alfanzelcn'. — Alefan zer: Einer der
sieh verstellt. z.B. Krankheit simuliert BSi. — Ale-
fanzeri f.: 1. „läppische Sachen Z." — 2. Eigensinn
SenSt.
Aus it. uir oraHzo (zum Vorteil), nicht aus 'al-fanl (fremder
Landstreicher), trotz .\p Fam (Possenroisser), fämitj, welche
erst durch Abkürzung aus AlJ'auz usw. entstanden. Unsere
Belege zeigen, dass das W. urspr. nur sachliche Bed. h.itte,
aus welcher die persönliche leicht entspringt, während der
umgekehrte Vorgang wohl ohne Beispitd ist ; vgl. .Schelm'
urspr. = Seuche.
alläg s. allwe(j.
«alU'gl'O U, allcrire ÖL; Gr, aUegere Gr; Zg, alleyer
Gl: 1. Adv. munter, flink. Chunim a. Gl, — 2. Interj.
a) des Grusses auf der Strasse, namentlich in unwirt-
licher Gegend Gr. — b) zum Antreiben von Mensch
und Vieh Gr; Zg. — c) zum Einhalttun, oha! halt! Gr.
Aus it. u. churw. aller/ro, munter. Auch u. c) wendet sieh
gegen Trägheit, die der Bewegung, vgl. al, ebeuf t. ermun-
ternd, t. Einhalt gebietend.
alementieren: 1. zu Grunde richten, verderben
St'HW. — 2. Unwillen äussern, poltern ScnwE.
Alleinaiider (''-'"') hicnw, Alniandler L. Alli-
wander Scnw; Z — m.: ein altertümlicher Tanz,
ein munterer Schlingtanz im -/4 Takt, bei welchem
die Tänzerinnen der Reihe nach gewechselt werden
und allemal 1 Tänzer leer ausgeht SihwMuo., in L; Z
wohl nur noch im Namen fortlebend. — alleman-
dcren. aliwandren: diesen Tanz ausführen. Auch
bildl. : .Fifaltre [Schmetterlinge] git's gar allerhand, si
züttret umenandre, 's geht über-enand und dur-enand
mit Hopsen, Alämandre.' Schw.
Es ist die alte, einst auch bei den liiiliern Ständen be-
liebte, aus Frankreii-li uai-h Deutschland zurückgekehrte
..\llemande,'.
„alleiiiaiijj: wenigstens, jedoch GRRh."
Aus it. nl mitneu, gerade entsprecheud unserem zum Fch-n
d. i. wenn etwas Verlangtes fehlen sollte, dann do^h etwas
Geringeres. Die Schreibung -manijtj wäre wol richtiger.
Alemönli s. Anemone.
allengge s. all-cinuj. Alenüe s. Airline.
alert fast allg., meist mit dem Ton auf 2. Silbe
(doch altert BO.), in Zg; Z daneben auch alerd, in Bs
alört, alöd. in L alär.ieh, hnUirsch , dafür allör
173
AI, el. il. Ol, ul
174
GO., arlört FSs,: 1. aufgeweckt, munter; wach, be-
lebt L; G. Es Gläsli Brünz macht Ein" wider h., L.
— 2, wohlgemut, lebensfroh Bs; B; F; Gi.; Gn; L|;
Si'H; U; Z«: Z. ,'s ist Alls alärt, kes einzigs G'sicht
luegt feister [finster].' Häfl, 1801. — 3. gewandt,
rüstig, flink, rührig, tüchtig Bs; B; Nnw; 6; ScH; Z-
Till bist omel [einmal] no i/en// [immer] aJJa alärta BG.
Bes. von leistungsfähigen jugendlich bleibenden Weibs-
personen gebraucht. — Aus dem gleichbed. frz. akrte,
it. all' erta, auf der Hut (eig. auf der Höhe, Wache).
Alesne „B", Alsne BBi., „Alasmen", ÄlesmeBO.
lt. St., Zyro, Älesse. Alisse B; F; Gn (Alassa, AJese):
W, Alse B; Gl; G; VOkte; Z — f.: Ahle. .Subula.
ein Alsen, Seülen.' Fris. ; M.il. ,Schuhmacheralsse,
seule.' Denzl. 1677. 1716. .Etlich Jurehhorend die
oren [der kranken Kuh] mit einer alsen.' Tieru. 1.563.
.Wie ein nadel oder alseu.' Fischb,
Ähd. alunsa, gebildet wie 9e(f-ama (vSense) vom einfacheu
ula. Unsere Formen beruhen t. auf Assimilation (vgl. Seyrnv
aus WAjunm), t. auf Umstelhmg, welche schon in der ahd.
Nbf. uhtsna Statt findet. Zu Alasme vgl. Arhmm neben
Achran. St.** gibt das Geschlecht dieser Form als m. an,
wohl aus Versehen. ,AIisen.' 1431 Z, — Vgl. noch Ah-
Sji. 171 und Ahe.
Alet I s. Alant.
Aletllm.: Alaun, allg. ,Alat.' Fris. ; Mal. ; Dasyc.
(neben ,Alun'); Denzl. ,Äled.' Spreng. ,Das Bad im
Ybenmoos, so Alat tragt.' ECys. ,Das Wasser diss
Bads louft ab Alet und Kupfer.' Rüegger. ,Es gehöret
dieses Wasser unter die sog. Aletbäder. [so] genennet,
weilen sie durch Sieden weiss werden, als wenn man
Alaun in Wasser gesotten hätte.' JJSrHEücHz.
Alet III: Gartenalant, eine würzhafte Pflanze, inula
helenium L. Spreng. ,6änsschnialz mit sampt dem
hirn, alat- und ungewäschner Wull genätzt- als Heil-
mittel erwähnt. 1557, Vogelb. — JIhd. uhmt m.
alle w et s. alwcn.
.Alewis ^Iteicrt.s UwE., Ahwisi L; G; Sciiw; S m.:
Taufn.. Alois.
Alexander AUxänder: m. Taufn. ,Narr u. grosser
A. ist nun [im Tod] einer wie der ander.' R. u. CMey.
1650. ,Hr. Pfr. ist gelehrt, fromm und sorgfältig, hat
aber auch den ein und andern A.' Z Dekanatsbericht
1751, mit Anspielung auf II. Tim. 1, 14. A. frisst de
Ander (Keimsuchen).
Ali, Ali s. all Sp. 3.
Aliander ^*"'"') m. : Oleander, Nerium oleander Z.
Aliniiz f : vertrautes Verhältniss z. B. zwischen
zwei Familien, Die A. u-iirt bald a-ider üfhörc" Tu.
Alliger s. (aüiijj all-n-ci/en. Alipenn s. Albe.
lillö (o7/o AAZein.). allg.. allonyL: Kuf zum Auf-
muntern, Antreiben für Mensch und Vieh; wohlan!
hurtig! vorwärts! allg. ,Jez allo, haued zuel- [machet
euch daran!] Stütz. ,Allo-marsch und rod die fü/e
Bei"." ebd. .Hil, Boss, allitni/!' Ixeichen 1859. ,Allang,
wann ists dir geschickt? Dudum, tjuando ' Ked.
166'2. Allmählich in der Art eines Adv. vorwendet:
.Es spannt si Eeel;en üs und allomarsch. /lilijt 's fürt.'
.IKdMev. 1844. ,I)'Buebe .stecke's i" Sack und allu der
Tiir zue.' Alle.m. 1843. Gelegentlich Interj. der Dro-
hung: lass mich in Ruhe! betrage dich ordentlich! W.
Aus dem franz. Impcr. iilhnii, welcher auch .hinwejr'
bedeutet; vgl, „1/,; Sp. 17'2.
Alowe, Alewe in.: Aloe. Bitter eswie A. Uw.
AllTin, Ale-, Alarüne allg., J.teröwe Gr, Alanü-e
Ap, Arün(e) AxTägerig, Büne U (Dr. Müller).
AlünfeJ Z, Malüne L; Z: I.Alraun, die Pflanze
Mandragora offic. ,Mandragora, so wir Allraun ver-
teutschen. A. ist an ir [also f.] selb ein kraut mit
blättern dem Lattich schier gleich, tregt grosse schwarze
beere, daw)n so jemants isset, gleich entschlaft.' Tierb.
1563. ,Circa^ium, Allrunen,' Fris.; Mal. .Eine Gift-
pflanze' S. — 2. Fabelhaftes Wesen, das einem
Hausgeist ähnlich dem Besitzer unerschöpflichen Reich-
tum verschafiFt, derb sprichw. als ein Geldschlsser er-
klärt. Von Einem, der mehr Geld hat oder vertut
als man ihm zutrauen konnte, gilt die RA.: er liet
en A., d. h. eine geheime Quelle von Reichtum. Eine
A. unter einem Butterhafen macht den Vorrat desselben
unerschöpflich. Der Besitzer einer A. gewinnt im
Spiele doppelt. Aber ,d'Mali'ine legrjed nu Bern Geld,
tco's recht a"icendt und nild verputzt.' Stutz. Von
der Pflanze ausgehend, deren gespaltener Wurzel man
seit alter Zeit Ähnlichkeit mit Menschengestalt und
allerlei Zauberkraft zuschrieb, stellte man sich die
A. zunächst als Männchen oder Kindlein vor. ,Das
kraut, darvon die landfarer reden, wie man des selben
Wurzel under dem galgen graben müesse, so find man
sy von diebs harnen also gwachsen, in gstalt weybs
oder männlins. Dann dise leütbscheysser gstalten ein
sölich manns oder weybs form auss hundskürbsen.
ziehen denn mit reinen [feinen] nadlen reine faden
durch der selbigen gschnitzte höupter, legends in
lätteii, da gwünnt es erdfarbe und nennen es denn
Allraun.' Tierb. aaO. Öfter aber auch stellt man sich
die A. als Kröte vor, welche an einem verborgenen
Orte, z. B. im Keller, Geld ausbrütet, wie sie auch
sonst gleich Schlange und Drache in der Sage als
Schätze hütend vorkommt. ,iro Mistele-n-a-n-ere
Haselstude icachse-n, isch nit ivU derro-n-e-n-imger-
irdischi Allernne, die-n-e Scliatz hiietet. Wenn Eine
d'A. weiss, irenn er 's f/uet mit-ere c/ia" [in gutem
Einverständniss mit ihr steht] und ere-n-am Obe Geld
iingerleit [unterleg-t), so chann er's am Moryc dopplet
hole. Am Charfritiy wäred der Miss sunne" d'A. ires
Geld; das g'seht üs tvie Chole; wer vo dene Chole mit
hei'" nimmt und bim Heigö" nit z'rugg luegt, hat
deheim Geld. Der dritt [den dritten], wo mit ere-n-A.
z'tiie het, nimmt der Tüfel.' JScuild 1863. EniUich
meint A. den geheimen Schatz selber S. JRWyss
1815 beleuchtet den Aberglauben durch den Gegensatz
rein menschlicher Zauberkraft: ,mit keinem Alräun-
chen musste sie das Schloss [meines Herzens] be-
rühren, es gieng von einander wie Wachs vor ihrem
freundlichen Sonnenauge.' Nur ist hier \. mit der
allerdings vwdten, die Schatzkammern der Krde ötl'neif-
ilen Wünschelrute vermischt. .'!, ,Alrone: ge-
deckter Aron, Aruni maculatuin.' Durb. — 4. Berg-
Air an: Allermanusharnisch, Allium victorialis.
Der Name (ahd. Alarün, Alci-ana) bezeichnet ursjir. eine
weissagende, zauberkundige Frau; spater scheint er auf weib-
licko Geister, geisterhafte Tiere und ziiuberkräl'tige l'tlanzuu
übeitrageu worden zu sein. Männliches Geschlecht stellte
sich ein, als man die noch weiter in Menschengestalt zu-
geschnittene Wurzel personifizi(Tte und ihre Kraft mit deui
Dienst eines Hausgeistes verglich. — Weiteres- über den
Aberglanben I.iitolf, Sag. S. 192;:{. — Die Nbff. des W.
lieiuhen [k. auf Ausfall des l vor r. welch lef::tores weiterhin
175
AI, el. il, .il, u!
176
selber in l übergeht; Alüne vermischte sich dann mit dem
W. Mulüne, Kiirbis, und der Unterscheidung der Begriife
wird etwa nachgeholfen durch die Zss. Geldmalnne.
älälä: Interj., pfui! bes. gegen Kinder, wenn sie
sieh entblössen Gr.
Entiv. eine Zsstellung von ü I oder IV und lä oder aus
dem folgenden W. erweitert.
äle tür: Interj. des Spottes? der Verdriessliehkeity
z. B. wenn Einer felilkegelt GaPr.
Entw. eins mit o//e Sp. 171, oder verk. aus dem vorher-
gehenden W. ; jedeuf. setzt e einen vollen Voc. voraus.
älcil tr. : Wange an Wange schmiegen, Jindin die
Wange streicheln Gr. — Von ÄH s. a // Sp. 3.
Ali «/«auch BS., Si.; PMu.; SBb., Älen e-'- WLö..
n.: Ähre. — S. Ächer Sp. 00.
,Älli, Elli.' GStiftsarch., , Ellin- S: Taufn.. Adel-
heid.
Ohne Zweifel n. und durch Assimilation des rf au l (A:llil
entstanden; der Umlaut duri-h die Endung bewirkt.
Ell. Eilet'.: 1. Längenniass, 2 Fuss. .Tuoeh bi der
Ein verkuufen.' Z 1314. ,E!n, ein mäss anderhalben
schuoch lang, cubitus, cubiti mensura.' Mal. — Sprw.:
er ii-eiast, vas (VEU (jUt, weiss Bescheid in der Sache.
Sdlg. Me" icird-em siif/e, ira.s vo-der Ell ist. ihm die
Busse zumessen Z. ßle" misst d'LiU nid tia'''-dcr Ell,
nach der körperlichen Grösse. Sülg. Me" miies die
Ändere na"'' slner [eigenen] Ell messe L. Alles mit
einer Ell messe, über einen Kamm scheeren. Sulg. —
2. das Schlagholz zum Gülspiel (s. d.) GlK. — 3. die
chlin und die gross Ell, Name eines Sternbildes S. —
Mhd. eine, ein, elten, eJh-, hit. nlmi, fz. nunr ; vgl. nhd. Ferse
aus mhd. fcrsnc.
HÜS-: älteres, im Hausgebrauch noch übliches
Mass, grösser als die Kriimerelle. Kei.lkr, Weinf. Chron.
Dum-: das Mass von der zweiten Daumenbiege,
nach Andern: von der Spitze des Daumens bis zum
Ellbogengelenk. ,Ein dumellen haltet anderthalben
werkschuh.' HCLav. 1644. ,Ein stangen zwelf tum-
elne lang.' L Hofrecht.
eilen: nach der Elle messen. Beil.: das Mass
einer Elle erfüllen (glchs. sich auf 1 E. belaufen).
Es elet-si ijuet, das Stück ist viele Ellen lang Ndw.
elevieren: am Altare den Kelch vor dem Angesicht
der Gemeinde in die Höhe halten (Kirchenspr.). .Wenn
der Priester in der Mäss elevieret hatt. syend sy flux
mit der Hand über das angsicht gefaren, der Meinung,
dass sy kein ünghür söltend sähen.' LLav. 1569.
Elepliant e'lifdnt. ,Auss einer fliegen ein Ele-
pluuiten machen.' Mal. ; s. }Volf.
eli-ige(t), eleigge, elengge s. all-einig.
Eleinent e'UmAnt: in Schwüren. ,Gotts element und
vier stützen darunder!' 1520, Act. E<;li [die 4 Ele-
mente als Grundstoffe der Weltschöpfung]. Botz Eli-
mänt! Bs; Z.
elend i'länd allg., e- GAnim., in ä. Quellen noch
richtiger .eilend': 1. fremd, aus dem Ausland ein-
geführt oder von der Heimat entfernt. .Eilender win'
im Gegs. zu ,landwin'. 1304, ZRBr. .Eilenden frömden
win schenken.' Offn. Bassersd. ,Als dann lange zyt
ein span gewesen ist, was eilender wyn sy, habent
sieh geraein waldlüt des erkent, dass eilender wvn
uüt anders sy dann sack- oder hepf-win und mög eines
herrn ammann welschen win, Elsässer, Brisgöwer.
Oberbirger und welicherley uslendischer win es sy,
uftuon und schetzen wie die andern Win.' Hofr. Ein-
sideln. Die urspr. Bed. also damals bereits vergessen
und durch .welsch', .uslendiseh' ersetzt. .Elende Her-
berge', eig. ,der Ellenden H.'. bezeichnet urspr. ein
Gasthaus für arme wandernde Leute; da aber solche
oft in kläglichem Zustand, auch mit ansteckenden
Krankheiten behaftet ankamen und verpflegt werden
mussten. so ist die e. H. zugleich ein Spital und Ab-
sonderungshaus, dgl. seit dem Mittelalter in allen
Städten, bei uns z. B. in Bs; B; Z (wo noch bis auf
noue.ste Zeit ein Wirtshaus die elend Herberig hiess).
.Dass man das predigerkloster zum spital mache und
etliche gmach zu einer elenden herberg verordne.'
1525, Act. E(iLi. ,Hospitium calamitatis, da alles jamer
zeherberg ist, zur eilenden herberg.' Frls. Die Wall-
fahrt .zum elenden Bein' (Sehlachtkapelle zu Dorneck)
wird auf dort begrabene Feinde bezogen (,Bein' =
Gebein). Von Personen kann .elend' s. v. a. .vertrieben,
flüchtig' bedeuten. .Wie aber der elende [der aus Bom
vertriebene] Hiltprand zuo Salernen krank ward.' Vad.
— 2. arm. verlassen, verloren, hilflos, rechtlos.
.Fremd ist elend.' Sprichw.. der Fremde wird allent-
halben zurückgesetzt. Auch der zum Tod verurteilte
arme Sünder ist .elend'; daher heisst das Kreuz,
bei welchem er auf dem Weg zur Eichtstätte seine
letzte Andacht verrichtet, 's elend Chrüz (mit gleicher
Verschiebung des Ausdrucks wie bei ,e. Herberg'),
und es gab Capellen ,zuni elenden Kreuz', wo neben
dem Heiland auch die gekreuzigten Schacher dar-
gestellt waren. Auch die arme Seele eines jeden
sündigen Menschen konnte .e.' genannt werden; daher
in einem Testament von 1495 ,ein jarzit für sich und
die elendste Seel'. ,Arme und elende Livener Lands-
leute!' lautete die Anrede des Landschreibers von U
an die besiegten rebellischen Untertanen 1755. —
3. körperlich schwach, krank, gebrechlich, bes.
krüppelhaft, gliederlahm; auch: schwach vor Hunger
(syn. öd, blöd, gsehmiieclit). .Aeger, krank, eilend, be-
kümmeret.' Fris. ; Mal. ,Es war ihm aber Schwach-
heiten halber, dazu sein elender und ühelzeitiger Gang
ein vieles beygetragen haben mag, unmöglich weiter
zu kommen.' Monatl. Nachr. 1754. ,My Frau ist fern
so elend g'si; si hat Schmerze g"ha im Chopf und i
de Füesse.' Stütz. Er ist elende, ein Krüppel; elendi
Hnnd, Füess, verkrüppelte G; Z; syn. g'striippiert.
Es ist-tner e., und [ich] mag doch nüd esse GT.; Z;
übel zum Erbrechen Aa; Ap; Z. Es hdd ganz elend
'tönt, vom schwachen Ton, durch den sich ein fallender
Körper als leicht verrät ZNerach. — 4. kläglich,
jämmerlich. ,Das eilend bläggen'. Blöken der Schafe.
Fris. — 5. sittlich schlecht, ehr- und charakterlos,
wie nhd., B; Z. — 6. stark, von hohem Grade irgend
einer Eigenschaft oder Tätigkeit Gl; meist adv. ; doch
auch: .Einem einen elenden Streich versetzen'; es
elends Chopfire; es hat g'clilepft, eppis elends! dass es
ein .lammer. Schrei'k war; elend schü, sehr schön;
elend lache.
Mhd. eilende, ahd. elilcnti, aus ali-lanti, aus oder in an-
derem, fremden Lande, also wie lat. celorrin (von terra). Zur
Geschichte der Bed. vgl. engl, wrelch (ags. vrecea) = mhd.
nhd. Recke, urspr. der verfolgte, verbannte, landestlüchtige
H''ld. Alienteiirer; auch frz. rh^ti/ aus captirufi. Zu der
iv:
AI. Ol. il. Ol. ul
1^8
Lial)ikluii{j tkntH ITerbeiy vgl. 's Iranlccn Elend, i. i. E. des
Tiimkuucn. Die Augalie der Alpeup. ,EhuiU = Heimweh
l'üress.' ist wahr,scli. als iniid. Adj. zu vorstellen, z. B. iv i«(
mir rtenih.
Elend n.: 1. Au.slanJ, Fremde, Verbannung.
.Usstriben in das eilend.' 1521, Zielt. .Diewyl wir
hie im tödtliehen [sterblichen] lyehnam [Leibe] labend
und in bilgerwyss in di.seni eilend von dem Herren
noeh sind.' Zwingli 1.5'26; lat. ,dum in hoc corpore
peregrinamur a domino.' ,Ins eilend gnödt [gezwun-
gen].' HBuLL. 1533. Die a. 1535 aus S vertriebenen
Reformierten datieren ,Acta in unser Acht und eilend.'
,In das eilend gan.' Platt. 1572. ,Exilium, Eilend,
Verschickung.' .Exilium pati, im eilend sein, ver-
triben oder ein pandyt sein.' Fris.; Mal. ,Noch
sind ihren vil des elends ermüdet. Sind zurugk ge-
zogen.' JJBkeit. 16'23. ,Die Juden sind in die ganze
weite «'elt zerstrewet worden, in welchem eilend sie
noch heutigs tags sind.' JMüll. 1G05. ,Bass mancher
in seiner Jugend vertriben wird, und das bitter eilend
bauen [bewohnen] rauss.' J.IHott. 1666. ,Abannatio,
Verschickung ins elend autt' ein jähr.' Denzl. 1677.
(1716 nur: , Verschickung a. e. j.') ,In das elend ziehen,
patriie terga vertere.' 1683, Hospin. ,Nicht mehr ut
in Exilio d. i. als in dem Elend, sondern ut in Patria,
als in dem Vaterland.' JJUlr. 1733. E. ist auch der
Name eines Hauses [in Winterth.]; vgl. , elende Her-
berg'. Spuren dieser Bed. 1 hat die heutige Volks.spr.
noch etwa bewahrt. Wenn-me" 's erst Möl g'hört
drösche, so lütet's em Chummer i's E., er wird ver-
bannt. ScTERMSTR. ; dafür i's Ena S. — 2. wie nhd.
Einer [Braut] i's E. Ultc, zur Trauung Z. (Wahrsch.
ist hier urspr. an die mit der Ehe verbundene Ent-
fernung aus der Heimat gedacht, später aber wohl
mehr an die Sorgen und Plagen des Ehestandes.)
Vgl. elenden 1 a. Es ist es i/rosses Elend, Broä ha
11)1(1 l,e)ii Ziinä L. Elend, hinä d'Ociss a" ! Spottruf.
wenn Übeln und bodenlosen Reden will Einhalt getan
werden L. 's isch es E., ivie 's zuegeit [zugeht] B.
Bi-n- (oder ah) allem E. [mitten im E. über einen
komischen Zufall] müese lache Z. — 3. vulva, pr»cipue
caprai. Ratio dicendi de imberbi: prospicit quemad-
niodum capra circa Elend Ar. — 4. das 'trunl'en E.
Ai ; Th; Uw; Z, ds 'truchan (oder ds h'suff'an) E. Gr:
hoher Grad der Trunkenheit, wobei der Trunkenbold
in krankhaftes Weinen ausbricht. ,Die töufer hebend
an von (iott reden, zum dickern mal [öfter] mit trähnen,
glyeh als beklagtind sv das trunken elleml.' HBi'll.
1531. Auch 's 'tr. Betend ZU.
elenden: 1. intr. a) heiraten B(jugg.; vgl. i's Elend
lüten (Elend 2J. — b) an Kräften abnehmen, immer
scliwächer werden B; Uw. — 2. trans. plagen. ,l)ar-
mit die widcrwilligen gesterkt und die armen lüt dos
[desto] nier geelendet wurden.' 1529, Strh'kl.
umher- ümar-: ohne feste Stätte kläglich sich
herumtreiben, in der Fremde leben Gr.
be- prlnmlf. ps-, in GF. prhmji-. 1. schmerzen, krän-
ken, mit Wehmut erfüllen, betrüben, nahe gehen,
grämen, bes. von der tief innerlichen Empfindung
selbst erlittenen Unrechts (schon bei Kindern), er-
fahrenen Undanks udgl. ; doch auch von Mitleid mit
An<lern: rühren, erbarmen, dauern; meist mit sächl.
Subj. (es) und Acc. P. es pelendci mi''''. allg.; mit
jiersönl. Subj. er pelendel mi''\ er dauert mich UwE.
ReH. er pelendet si, er liesrlnverl siidi (iii\atz. Am'b
Schw. Idiwtikua I. 2.
abs., von Kindern, welche das Gesicht zum Weinen
verziehen Ar (Syn. chröpflc). — 2. „trans. bemitleiden
Obw."
Die Bed. des Mitleids entspringt aus dem Bogriil' des
Elends wie in lat. vtisa'crc von miser, got. arman, sich er-
barmen, d. i. er-be-armcn, von arm, so dass einfaches .bar-
men' genau dem h'climlai eutsprächc.
Be-elend pelend: Betrübniss, Jammer, Mitleid,
's B. clmnnt mi"'' o" Z.
be-elendelen pelemiala: Dim. von he- elenden,
wehmütig gestimmt werden GWe.
Elendi f.: körpl. Schwäche, Übelkeit, Hülflosig-
keit B; Z. ,Üas Kind schlief vor lauter Elendi ein.'
Prozessakt.
elend-haft ellethaft: bejammernswert, armselig L.
elendig-lich flcnklirh Sch. .Ellendklicb [1531.
,ellendigklich'. 1548] wird ich weinen.' 1531. .Jerem.
Elendigkeit EUnk>-t Si'h; ZFlaach, Elmchii.j
ZFlaach — f.: Elend.
Vgl. Fnlkct, Faulheit aus Ful-ig-heit. -tiij in Elenchliij
viell. angelehnt an Bildungen wie Lchtiij aus , Lebetag'.
Elend 11 m. od. n.: Elentier. ,Alces, Eilend. Ist
mit dem rechten nammen genennt ein Eilend thier,
das täglichs von dem fallenden siechtagen [hjernider
gewortfen wirt.' Tierb. 1563.
Ahd. dah, elaho, mhd. eich m. Elen für cllun-, nrspr.
schwache Genetivform, wie sie in Comp, vorkommen mochte,
scheint später als Nomin. genommen worden zu sein, wie
das -en in vielen Subst. der selben Form. Die dann erfolgte
Anhängung eines d hat ebenfalls viele Parallelen, z. B. Nie-
mand; dann war auch die Anlehnung au .Elend', miseria,
nahe gelegt. Für das Verstummen des h (ch) vgl. nhd.
empfelilen' aus mhd. empfdheu.
Elend TU: Eryngium, Mannstreu. ,Erynge s. Cen-
tumcapita, ein wolgeschmackt Dornkrant, Mannstrcuw.
Eilend. Wallen oder Brachendistel.' Fris.; Mal.
Gehört wohl zu Elend 1 und der Name dürfte sich darauf
beziehen, dass die Pflanze, wenn zum Untergang reif, vom
Winde ausgerissen und hin und her auf dem Felde zerstreut
wird (Grassmann). Immerhin bleibt auch -eilen, bair. als
zweiter Teil von Blumenn., zu erwägen.
EU eli m. I: 1. das Kind, welches in einem von
Rochh. AK. 442. Hunzik. 70 beschriebenen Spiel den
Vorsitz führt. — 2. Als ein Elif-raterJ wird ein gegen
seine Kinder allzu nachsichtiger Vater au.sgespottet
ScnSt.
Die letztere Angabe bezieht sich offenliar auf das Ver-
hältniss des Hohenpriesters Eli zu seinen Söhnen. 1. Sam. 2,
11 — 17. '22 — 24. 3, l:i; dann aber wird auch dem Eli im
Kinderspiel, natürlich mit einiger Entstellung des urspr.
Sachverhaltes, die selbe Person zu Grunde liegen. Denn
wenn die andern Kinder dem Eli ,auf die Fiisse treten', so
kann dies urspr. ein Bild des Bcuehiuens der ungehorsamen
.Söhne des Priesters gegen ihren Vater gewesen sein, und
wenn die Kinder zugleich allerlei Tiere vorstellen, so mag
sich dies urspr. auf die Auswahl der Opfertiere bezogen
haben, hei der die Söhne Elis sich versündigten.
Eli eli m. 11: der Ober beim Trentncn, wenn diese
Karte sich mit der Brut d. i. dem König (der Königin
im alten Karten.spicl) von der gleichen Farbe zu-
sammenfindet.
Eigtl. nichts Andres als das Ad.j. c/i'"'' (8p. '.)), also der
Kheuuuni, Bräutigam; vgl. Tun:, (i'ix/xiii; s. Irruiurn.
Elin elr: weibl. Taufn., Helene Seil. — .EUin'
l:!0.5 S. , Ellen'. Iladl. .Ella. Elli.' Kl'ys.
File. Eule f. s. Ilie. File f. s. Im:
12
179
AI, ol, il, ol, ul
IHO
Illeilis GSev., Iltis Aa; U\v; Z ß^), Eltis ''"' Aa,
" S, Alti.s B; „LE.", Altäss BHa., Täs, Das, -c"
r> ö(_». — 111. — PI. ütcse U\v: Iltis; üljergetr. auf einen
übelrieelienJeii, (auch iiiorali.sch) unsauliern Menschen,
auch Sü-I. Uw. jStinken wie ein I.' allg. ,Bie kiipf
abhyssen wie die Eltiss den Hüeneren.' HBdll. 1531.
Alid. iUUifio, cUedis; nihd. dtcs, elteis, alteis. Tiis, Al-His
zu tiiHclrn, heimlich gehen, wie mhd. -tcin zu dem syu. lid.
,dcisen' V
lleii: eilen. Wer s'starch ilct, hed apöt Flröbe L.
's He tuet nit yuet, hed der Schnegg y'seit, wo-n-er
7 Tay uf-en Baum y'chroche und do abey'hlt ist L.
Sonst wenig gchiäuclilich; dafür ^.(ri««i(vtn oder Uui-
sclireibiingen uiit Advv., z. B. tjUititj, <jeschwind, wcidlU-h.
ah-: 1. abjagen (Beute). ,Vech lind anderen ijlun-
der abilten.' Tschachtl. ,Und wz [es war] vil graben
und gestüd, dz man inen nüt fast vil abillcn mocht'
[so dass man den Feinden nicht sehr viel Vorsprung
abgewinnen konnte]. 15U0, GEdlib. Vgl. ablaufen. —
2. beeilen, eilfertig abtun oder absenden. ,Dic ge-
ringsten derselbigen [Briefe], so er tumultuarie etwann
an seine geheimesten Freund ahgeeylet' 1722, Mise. T.
über-: tr. 1. an Einem vorübereilen. ,Bass man
ihn nit kenne, übereilet er dich.' 1707, Siuacii. —
2. zu übermässiger Eile antreiben. 1C83, Hosrix. .Gott
thut die Sünder nicht übereilen, sonder gönnt ihnen
■ zur Buss Zelts genug.- JMüll. lÜOl.
vor-: durch Eile verderben, verfehlen, übereilt
vorfahren. ,So bitten wir ü. 1., uns hrüederlich zuo
bedenken und mit uns in der sach nit also ze verylen,
.sonder unsern pundbrief eigentlich zuo verneinen.'
1521, Absch.
ge-: Es g'ilt-mer, ich habe Eile, sehne mich.
We'sch-incr nit y'ileti [nach dem Tode], So wär-i scho
längs tod W.
II U f.: Eile. ,Was bracht er in kurzer yl zu
wägen?' ,ILLav. 1569, = , in kurzer Zeit.' ebd. Iti7ü.
Henke" hat hei 11, hat de Dieb y'seit. Sprw.
Nach-: Verfolgung. 15(10, Edub.
Her: eilfertiger Mensch. Sprw.: Der I. ist aw''
d'Stegen ab g'heit.
Ili Ui n.: Bildchen, gemalt oder schwarz, dgl. als
Buechzeichcn vorkommen ZSee.
Schwerlich aus l.at. gr. idi/Uium, si5üXJ.tov, unter Ver-
schiebung des Acceutes synlcopiert; es ist wohl eher das
fiilguude Adj. zum Suhst. erhoben; vgl. das Syn. WiirliU von
wäeh, hübsch, und J-viidi Sp. 20. — Syn. UdyoU. Küpfcrli.
Muli u. Oemali. Pirmc^HH. Bneßi. SchiltU. Wächli. Zciclitli.
ilicli Ili: hübsch (Kdspr.). 's Ili Händli, die rechte
Hand ZZiill. — Von der Interj. i Sp. 19 abgeleitet; s. das
Subst. Ili.
nie Z, Iljc BFrutt., ilje Breitenst., llige Öcn,
llgo AALeer.; Ar; B(). ; G; ScuSt.; Scnw; S; Uw;
U; Zr;; Z Stütz; Hebel, Ille Aa überw.; Bs überw.;
BAarb.; LE.; Gl; SNdranit, nJura; Z überw.. Üllc
ZiiMenz., I-ele BU. (Im Oberst.), »Vf Thun S., Ile
i/e BU. (Im Oberst.), VI. ß'J, Eile BHerzog., Eule
BsBirs., lele ic/e BE. (vRütte), Jilien j- BSi., Jilge
L; U, Jille BsBirs.; BU. (ImOb.); L, Gilge ß, Gl
u. L lt. DuRii., Gr lt. St.'' — f.: Lilie, 1. weisse Lilie,
lilium cand. L., allg.; auch tclss, ?msij. Aa; LE.; Z,
Wi.'isihje GW. — 2. Schwertlilie, Iris pscudacorus L.
L, auch geli I. Aa; G; Z. .Gladiolus, klein blauw
Schwärtel, etliche nennends Gälgilgen.' Fris. -
3. Blauer Schwertel. Iris germanica L. L, auch hlaui
I. Aa; G; Vw, Blauille Z, auch I?h(c Aa (Mühlberg),
.niauwgilgen. iris, gladiolus.' Fuis.; Mal. Häutig auf
Gräbern gepüanzt L. — 4. Narcisse, Narcissus poeti-
cus L. GT.. auch Wissilga GO. — 5. Ilya Ap (Di-rh.),
yiilb ÜUe ZoMenz.: gelbe Narcisse, 0.sterlilie, Nar-
cissus pseudonarc. L. — G. Bali I. Aa, BiAilge L; G,
wildi I. U: Feuerlilie, Lilium bulbiferum L. — 7. meton.
Frankreich unter den Bourbonen, deren Wappen drei
Lilien enthält. ,Dass sy die Gylgcn wellind an die thar
[Tore] malen lassen.' Mey., Winterth. Chr. ,Der ein
theil [der Schweizerkantone] von dem starken Bauch
der wohlriechenden Hinimelgilgen getümpt [dumm ge-
nuicht, betäubt] schlueg den heiligen Bund [mit dem
Papste] US.' Ansh. — 8. I-ele, Eile: Kette, an welcher
nach veralteiuler Einrichtung das Kochgeschirr über
dem Herdfeuer hängt B; S; Henkel, olla [V] BU.
Mhd. lilje (lielye, liliij), rjiUj, il'lje. Bei uns wurde das
erste l wegen des noch folgenden aufgegeben; das zweite t
konnte in den Cons.j übergehen, welcher der Assimilation an?
unterlag (Uli:), oder j hinter sich entwickeln (üije), und dieses
sich dann zu g vergröbern (vgl. Gily neben llje aus AyUiun);
solches j (y) konnte auch noch einmal vorn antreten und so
wurde die in der Lit. XVI. — XVIII. einzig gültige Form
Gilyc, an der noch der LFamiliennanie ,Zur Gilgen (aLiliis)'
festhält, obwohl wirklich gesprochen wird Zurjilye. Sowohl
lle (rih) als iijli: leiten sich von tde (eide) her, welches hin-
wieder durch Vorspringen des zweiten i von Hie an den
Anfang des W. li-Ue) entstanden sein mag; «i (Eule) aber
wechselt mit ie. Urne beruht auf Anlehnung an den Namen
einer andern Pflanze. — 8. Der eine der Stäbe, aus denen
die Kette sich zssetzt, endet in einen Dojipelhakeu, weicher
der heraldischen Lilie sehr gleicht. Die angeführten Wort-
formen als blosse Spielarten zu dem syu. llale zu erklären,
hätte lautliche Schwierigkeiteu.
Für-: Feuerlilie, Lil. bulbiferum Aa; L; GT.
Unser Frauen-: , Narcissus'. Fris.
Gold-: Feuerlilie Ndw.
Gras-: Egelkraut, Lysimachia nuiiimularia L.
Di-RH. ,Phalaiigites, ein kraut mag Grasgilgen ge-
nannt werden, hat bletter wie grass, und weyss blue-
ruen wie kleine gilgen.' Fris.; Mal.
St. Josephs-: Feuerlilie GS.
Sonderliar, da St. Joseph sonst die weisse Lilie, das
Sym!)ol der Keuschheit, trägt.
Berg-: 1. Fcuerlilie GWe. — 2. Lilienartige Zaun-
blume, Anthericum liliastrum et liliago „B; L." —
3. Braune Bergviole, Viola calcarata „B; L."
4. Sternblume. Narcissus poeticus, L.
Bäs-Ilge: gemeines Basilienkraut, Ocymuni basi-
licuni L. Ar. — Umdeutung aus dem tat, W.
Brand-: weisse Lilie, deren Blätter in Ol auf-
bewahrt gegen den ,Brand' gebraucht werden GT.
Piiet-, Ried-: Suinpflilic GG.; Sciiw; Z. '
Speck-, Wald-: eine Pflanze, Periclymciion, It
CGessn., Fris., von den Zeitgenossen irrtümlieli so
benannt statt Gilgeiicoiifort. — Jetzt deutet man I'. auf
eine Kaukenptlauze, etwa Geissblatt.
Stein-: 1. Peuerlilie GO., Wc. — 2. Berglilie,
Lil. Martagon L. AABb., so benannt, weil sie sich nur
im Kalkgestein findet.
Doktor-, Tokter-: weisse Lilie Aa.
Das Öl ihrer Blätter oder die Blätter seihst, in Ul,
Brainitwein oder Essig bewahrt, dienen zu Heilzwecken.
Wasser-: Schwertlilie S.
ISl
AI, el, il, Ol, öl, ul
182
II je: in. Taulii. Afridiu.s BFrutt. Vgl. Gihj.
illiiiiiinici't: bctmnkL'n G. Vgl. ,aiigelioitert'.
lele s. JUe Sj!. 170. Nick, iellch, iclig s. Sp. '2'2.
o 1 s. all. all}. 0 1 1 i s. ahven.
Olli s. Null. Ol .s. Mol Öl m. .s. AI «p. 1G7.
ölen 1 ö- BHk., Ri.. Si., ,ölle' BBc, E., elen BO.;
W: 1. „arten, naclialinicn BO." — 2. necken, reizen,
auch Tiere, z. li. einen Stier, Hund BO. ; Onw; W,
zum Narren halten BE., 0., mit Bitton helästigon,
plagen BO.
P'ntw. eins mit ulul. üfcn im Sinne von .anschmieren,
betrüg:en, oder für ein, wie vicll. auch alid. ellinun, wetteifern,
ans dem alten al, ali, lat. aliux, ander (vgl. clmd) aligeleitetcs
'ell(eH)en; vgl. das syn. antcrcn viell. vwdt mit .ander', also
eig. , einen andern spielen', was zu , foppen, reizen' werden
kann; vgl. auch iißrcn zn nhr.r. In diesem zweiten Falle wäre
die Form mit ;; die sekundäre und zurück zu führen auf die
Nhf. vi für -.?, s, uld Sp. 187.
Öli in PP., Öl Öl allg., m SenSt.; ZB., 0.. S.,
ätil Ai>H. — n. — PI. ,Öler'. JMuralt 1607. JJUlr.
1733: I.Öl. Mit Bez. aufÖl als Bcleuchtungsmaterial:
M^cnn Eine im Winter chönnt hueehigi Sehi/ter schijsse
und Ol hrünzle, so wär-er rycli (jnueg L. Dagegen
a giict Öl, ein guter Wein Scu (vgl. Hebel von gutem
Wein: ,Gät er nüt tvie Baumöl %"?'). Wenn ein Volks-
mann durch Annahme eines höhern Amtes seinen bis-
herigen Genossen sich entfremdet, so sagen diese von
ihm: er hed au scho" ro" dem Öl g'ha und iez teird-er
nümme g'sund! [als ob das Ratsherrenöl die letzte
Ölung des ehrlichen Mannes wäre] Obw; Lüt. Sagen
"tii2. — RAA. a) 's Öl verschütte, einen Fehler be-
gehen, dunune Streiche machen GoT.; die Gunst ver-
scherzen, in Ungnade fallen UwE. Er stöt oder hicgt
dr'i", wie (u-enn) er 's Öl ver.tcliüttet hält, betroften.
verlegen Bs; L; S. Er hat 's Öl v., die beste Kratt
nutzlos verbraucht L. ,Das Öl versch., eine Sau oder
Unehre einlegen.' Spreng. — b) Öl am Iliiet, a der
Chappe ha, betrunken oder angetrunken sein Aa; Ap;
Bs; L; G; Scn; S; Tn; Z. Öl iif d'Lampc schütte,
einen Trunk nehmen Aa. — c) Wenig Öl im Chopf,
wenig Ausdauer (Suterm.); vgl. Ölen. — 2. Repskohl,
Brassica Napus var. oleifera GO., We., eine Pflanze.
deren Samen viel Öl geben, daher auch schlechtweg
Ölsame genannt. — 3. wild Öl: Winterkresse. Barbarea
vulgaris R. Br. GWe., wegen der äussern Ähnlichkeit
nüt der vorhergehenden Pflanze so benannt.
Mhd. ul*^l, oli, öl, ahd. ohl, uli, ole. Die dem lat. Ur-
sprünge entsprechende mehrsilbige Form beinahe ausgestor-
ben; aber ,öley'. KvAmmenh., ,oli'. 1:39:) ZHdschr., ,cin
som |Saum| Ulis'. LZolltiir. XIII. (Y)
llien-: Lilieniil , bereitet durcli Einlegen der
Blumenblätter der grossen weissen Lilie in Olivenöl
und als Heilmittel z. B. bei Quetscliungeu selir beliebt
Ap; L; G; Z. .Gilgenöl, oleum snsinum.' Fris.; Mai,.
Ess-: Oliven-, Baumöl Ap; Z.
Viel-: Vcilchenöl. ,Ist der zeehen geschwullen,
so salb den mit vyelöl.' Vocelii. 1557.
Gänggi-: eine jetzt durcli das Petroleum ver-
drängte Sorte Brennöl S. S. (iiiiigfiiliecht.
.Kerngertenöl [ist gut| zun dem kräbs.' l''isciiii.
15ii:!.
(irabeii-: das npalisieremle Fetthäulclicii aurdein
stagnierenden Wasser in sumptigen (iräbeii L.
Käfli-: Rapsöl Ap. — Nach den Samensehuten benannl,
welche im Kleinen denjenigen der Kä/cn, Erbsen, gleichen.
Kiiechli-: dasselbe, beim Kuchenbacken ange-
wendet ZB.
Ligg-: LiqncurGSev.— EincUnidentschnngd. Frcmdw.
Lör-; Lorbeeröl Gr, gehört nach JKLav. 1644
zum Proviant einer Festung. ,Unsehlit mit L. an-
gestrichen heilt byssonde schrundochte rud.' Tierb.
1563.
Mag-, Mags-, Mägi-: Ol aus dem Samen des
Mohns oder des Rapskohls Gr; Sch; Z.
Buechli-: Ol aus Bucheckern, etwa als Ersatz der
Butter zum Backen der Fasnachtkücchli (daher Öl-
küecJili) verwendet L.
Baum-. .Patsch, dö list [da liegst du], B.'. vom
plötzlichen, plumpen Fallen einer Person Scu (Jon.
Meyek).
Pumpen-: Mohnöl GRh. Vgl. Gänggi-öl.
Briich-: Speisöl z.B. zum Salat Z. Syn. Essöl.
Brenn-: Raps- oder Hanföl Ar. — Alliterierende
Gegenüberstellung Brenn- und Brndiül.
Rollen-, Rölleli-: Mohnöl GO., uT.
Yen der kugelrunden Gestalt der Molinköpfe, welche mit
Pferdeschellen verglichen werden.
Magsamen-: Mohnöl üw.
Stein-: angeblich t>l aus Oderenstcinen, d. i. mit
Adern durchzogenen Steinen, gut gegen Klauenkrank-
heit des Viehs ZO.
Legistangen-. Man verheisst scherzweise eine
mit solchem Öl angemachte Speise L.
Stink- stich- OnPr.: 1. Oleum petrai nigrum Ap.
— 2. Ammoniakalisches Fett aus destillierten Tiei'-
abfällen GRPr.
Trneb-: Boden.satz, amurca. Sulg.
Tann zapfen-: „Terpentin Ap; L."
ölen IT: 1. intr. a) Öl machen, pressen Aa; Bs;
B; ScH; Z. — b) zechen, sich berauschen Tu; Z.
Vgl. Öl am HuH. — 2. trans. a) zu Öl machen,
pressen, z. B. Mohn, Nüsse Z. Bildlich zu Brei zer-
malmen f. hart bestrafen, einen nichtswürdigen oder
dummen Menschen. Da sült-men öle! ZSth. ; me sött-cn
[ihn] öle und 's Öl de Söue ge" Bs. — b) niit (')1 ver-
sehen (eine Lampe, Mascliine) GRpr., mit Öl einreiben
Aa; einem Sterbenden die letzte Ölung geben. Spreng.
Vgl. auch ölen I Sp. ISl.
an-: 1. falsch empfehlen Sni; vgl. anschmieren. -
2. ä"g'ölet: etwas betrunken U; vgl. ölen i h.
ölelcn (Diin.): nach t)l riechen, schmecken, aus-
sehen Ar; Bs; B; Z.
Öl er m.: Ölmüller; Ölträger, hauseirender Spe-
zereihändler ZO. Syn. Ölträger, vgl. auch Olitäteii-
träger. Geschlechtsn. Bs.
Öli m.: dass. .Hansmüllers oder idis, wie man in
nemjit [nennt].' Mev., Wint.Olir.
Olete f.: so viel Leinsamen, Nusskerne usw., als
man auf ein Mal zu Ol presst.
Öli f.: ()lniülile, sowohl das Gebäude als die darin
betindliche Presse Bs; B; S.n; Z. - Schlegel-: Öl-
mühle älterer Construktioii mit Keil und Schlegel Z.
ölig: ölartig Aa. — ge-ölig knlig: „von Nüs.sen,
deren Kerne beim Dörren verderben und dann wie
ranziges Ol schmecken L; S."
183
AI,
iL
iil. iil
184
Öli"g i'.: Öluiifr, die letzte 0. JS.s ist die ktst U.,
es geht mit Einem zum Ende Z. 3Ie" chaim im die
l. Ö. tjC, es ist aus mit ihm (von Tod oder Coneurs)
SfuSt. , Einer Sache die 1. Ö. geben', sie zum letzten
Mal Hicken oder aucli sie zcrreissen, z. B. alte Kleider,
ein altes Gerat ScnSt.; Z. Letzte Mühe und Kosten,
die man an etwas wendet. Si'REN'G.
Öli"ger s. Nördlinycr.
llli. ,L)ass du dem Habichen milteinlar rüei'fist:
Uli, la, la, la; dann dise stimmen uiacliend den Ha-
biLdn_>n küen.' Voüelh. 1557. .Brauch mittendar die
gmein .stimm: Uli. la. la. la.' ebd. — Viull. VcU, Ulrich.
UlingtMi: Urtsn. ,Wann einer nid recht witzig i.st
oder sonst ein toracht stuck begat, sagt man von ihm,
er sey noch nit z'beiden U. gsyn.' 1651, Schimpfr.
Ob an Vdinij/n im Schwarzw., wcldicr Ort diircli Jen
liarli iu zvvci llillfti;n geteilt wird, eine IjcziialiL-lie Aiiukiloti.'
ImfteteV
i'lc f.; 1. Eule Ar; Gr; GTa., W.; Sni., spec. Strix
alueo und als das Weibchen des Huhelem gedacht Ap.
Konmit sie Nachts vor ein Ilaus cito Schrä lö" [Schreie
auszustossen], so stirbt bald Jemand in dem Hause
GTa. — 2. Kausch. En Ü. ha GfiChur u. He.
Mild, iiik, alid. fda aus und uoben (h)uwila; eig. Dciiiiu.-
Abl. von i(/i', unserem U Sp. 23;-l; vgl. engl, owlct neben
otcl. Mehr, auch diu Zssen., s. u. Üicd. — Zur Bezeichnung
der urwäluitcu CiobiriiaftVktiou eignet sich der Vogel durch
sciuo Wunderlichkeit und Possierlichkeit. Übrigens wird
in diesem Falle (vgl. Äff) die Eule als aufsitzendes Tier
gedacht, was sie sonst auch in gespensterhafter Weise ist:
es wird dies noch deutlicher diircli die syn. KA. c Ih.v ha".
Telericli, Uelcrech Tn. Uelrech Bs, Ueleri Gr,
Uerich Gr; Si'ii; Sai,.\t, Uercch Aa; Ap (veräclitlich
Ücrcch); Gl; GStilt.; ScHW ; Zo; Z (auch als Ge-
sehlechtsn.. obwolil jetzt ,Ulrich' gesclirieben), Ueri
„B; L«; Gr; Scu, Uech, Üech Z, Ue G oT., Uechi
ZStall., ÜecM Aa, Uechd „Gl"; Senf; Z«; Z, Uel
AaHoW., Ueti AArAare; Ap; Bs; BE., Stdt; Gr; L;
G oT.; Scnw; S. ncJli BO., u'lU BGr., G. n. sporad. M..
Üdi „B; L"; GoT., Üeltsch Üdtschcli B.,0.\ S.,
Üeltschi auch als Goschlechtsn. (wie .Ulnnuin'), Uclk.
Üelk BE., ,Ulmaiin'. Zwinhli, vertraul., Urli BG.,
Uz B (ZvRo), Worch GGrueb, Orch GRh., Wuli,
Wultsch F, WöU GWo., Suechel ZBonkcn, Süeri
ebd., Nuechi G.: Ulrich, als Vorn., bes. mit vor-
gesetztem Hans, sehr verbreitet und an entlegenen
Orten noch so vorherrschend, dass diese desshalb ge-
liäiiselt werden; so BG. : Ulli, yany säy dem Ulli, d'r
Ulli sölli dem Ulli (ja söye, der Ulli sölli dem Ulli d'r
Bimiium [Bindbaum] uhi ye". Daher auch mehl fach
mitappellat. Bed. verwendet. 1) geringschätzig, Manns-
person überh. ,I)ass sy [die Weiber] gfallind irem Uoli.'
1549, Aal. — 2) mit bestinnnterer und noch ungünsti-
gerer Nebcnbed. : ein sehwach gutmütiger, zu Allem
williger, etwas einfältiger Mensch, in der Verbindung
en yuete-n-Ueli 7.0. ; cu Zipfel (öppis, en Fiitse) ro 's
Uelis Hiiet ha, nicht sehr gescheid sein KiucnnoF.;
I.NEicHEN; ZB. An der sog. ,kalten Kilbi', welche ehe-
mals am l;i. Jan. in Basel gefeiert wurde, warf ein
Löwe, der herumgeführt wurde, seinen Führer, .den
guten Uli', zuletzt in den Brunnen. Vgl. auch Hiiny-
Ueli. — '^) der Geiferlappen, den kleine Kinder zum
Essen tragen Tu; Z, weil er Alles (allen Unrat) über
sich ergehen lässt. vidi, auch mit Bez. auf die KA.
.dem U. rufen'; vgh noch Geifer-, Miie-s-iteli. — 4) ein
Mensch, der Etwas mit Leidenschaft betreibt oder
einer Leidenschaft z. B. dem Trünke fröhnt (vgl. Liidi,
Marti), ein roher, ausschweifender, sittenloser Mensch
AAZein.; Bs. .Der trunken Ueli' bei Gengenbach die
personifizierte Völlerei. — 5) ein unreinlicher oder
mit einem Gebrechen behafteter Mensch ; s. die Zsson.
— Der i. J. 97.3 verstorbene, nachher heilig gespro-
chene Bischof von Augsburg, bzw. sein Jahrestag, ist
mit Folgendem gemeint. Der U. donneret d'Nuss ahe,
donnert es am 4. Juli, so missraten die Nüsse. Von
einem ihm für die Gesundheit der Kinder dargebrachten
Milchopfer meldet Ölten. Kal. 1859. Dem Ueli riiefe".
allg., winlcc" (Wackeen. Sehr. 3, 104), sich erbreclien
müssen. ,Vün dem Nachtraal sich erbrächen, dem Uele
rüeffen.' Mal.; auch mit Ueli schlän, schwinye" Gr,
was einen Kampf mit der Übelkeit zu bezeichnen
scheint, in dem man unterliegt; und mit lautmalender
Erweiterung: dem U. r., bis de Marx chiinnt L.
.\hd. Uudiihuh (Erl)gutsbesitzer). Die meisten unserer
Nbff. durch furtschreitcudu Verkürzung, mit Ausstossung von
; oder )• und Abschleifung oder Verhärtung (VM-) des ch
verständlich. Urli mag eher auf Uinstülluug von / und r
beruhen, als auf der Diniiu.-Endung li. Die Weiterbildung
mit -ich (mit dazwischcngcschobenem phouctischeiu () und -;
(Uz für Ul:0 ist Koseform. Das vorgesetzte W- bat sich
aus dem vwdten n entwickelt, S- dagegen ist aus vorher-
gehendem Gen. eines Vaternamens herübergezogen, A'- aus
vorhergehendem Art. den oder HaiUn). Nebenher läuft die
Umdeutuug Uuldru-h, jetzt als besonderer Name betrachtet.
— Der U., dem .gerufen', oder der iu Westfalen ,angebütet'
wird, ist nach Weigand eben der o. genannte Heilige, dem zu
Ehren Schwerbedrängte tranken (wie Johannes', Gertruden
Minne [Andenken] getrunken wurde), weil er sogar den
übermässigen Trunk gesegnet hatte, daher auch die Folgen
desselben erleichtern konnte; es mag freilich mitgespielt
haben, dass gerade der Vokal u am weitesten hinten an der
Kehle gebildet wird, wo auch der Brechreiz gefühlt wird.
Syn. dem Marii Luter rüc/cn; den Luzerner Psutmen sinijen;
den Kräjcn (Anfersten) rürfen (hotten) ; den Hüenercn jirediijcn
(z'ieeg machen) ; feriinen ; füllencn; dick speien; zwüschcn den
Zünen une »chimen; wider uhc (her, obenub) gen; ahHchopfen ;
tcUerlen; umhiniehiUtcn ; fjoijfien; kotzen; f/crb(cr)cn; kiirhlen :
kapöberlen. — Die Beziehung auf das Wetter, das Minnc-
triuken zu seiner Ehre, das Milchspendopfer und dass er
mit den Heiligen A'eit und Nikolaus um Holz zum Sonnen-
wendfeuer bittet, wird sich auf einen heidnischen Gott be-
zielien, nur nicht etwa auf den nordischen Ullr (den winter-
lichen Odin), da dieser im Süden Widder, Wulder heisscu
musste.
Hans-, in Gr auch Haniicli: 1. Vorn. — 2. Ab-
kürzung für H.-U.-Äpfel Z.
Geifer-Ueli m.: Geifer-. Schlabberläppchen für
Kinder GTa.
Hoger-: Fasnachtsmaske mit Höcker ZG.
Hung-: 1. gutmütiger Mensch, der Jedernmnn
süsse Worte gibt oder sich durch süsse Worte Anderer
zu Allem bereden lässt Z. Er ist so ytiet leie de H.
Si cha"" tue wie-n-en H., sich so süss geberden, ver-
stellen. — 2. Einer, der gern Honig isst Aa. So
g'niirg ha" icie de H. Z. — 3. Glückskind ('?).
Köder-: der sich nicht satt spucken kann, mit
seinem Spucken Andere anekelt, viell. auch den Boden
beschmutzt Z.
Käs-: Einer, der den Käse leidenschaftl. liebt ZO.
Kät-: Einer, der schmutzig aussieht Scu.
Kropt-: der einen Kmpf li:it Bs; Gn.
185
AI. A. il, Ol, iil.
Alb— ulb.
186
Krüt-: einfältiger Mensch L.
Mel-: der von Mohl weiss ist Srii.
Mues- Aa; Ai>; BE.; ü; SciiSt.; ZS., Stil., mäs-
BAarb.; ZKn., 0., Stdt., müs- Aa — ni. allg., n. ZO.:
1. Schelte, Übername eines schmutzigen Menschen
GkD.; GW.; ScH. — 2. Gciferlatz, Sclilabbcrliiiiiichen
ilcr Kinder, bes. zum Essen.
S y n. ( Vvr-)IIunt/rl ; (icift-rlutU ; Lüpi ; Ehh-, Frcss-, (jci/vr-,
Triiel-miiitUli ; Afltritli; Ilüiujtr-, S/nuitr-, Trücl-jAiUz; (Ess-,
Miu'flSi-JuiiijHrt; Triakr. — Diu Foniicu mit Mm-, Müs- um]
(las Sj-ii. MiKsU lo^'un iiimiciliiii Jiu Frage nalio, ob wir es
iiior nicht mit ciuor blosseu Umdoutuiig eiuus amleru W.
zu tun habou; vgl. etwa musicii, sudeln; frz. inuscuu. Maul.
Schnuder-: Schimpfuamo für einen rotznasigen
Menschen L; vgl. Schiiudcrhiieb.
Tön-: der wicdcrliuleiul und langweilig erzählt L.
Ul'Iertk m.: Vorn., Udalrik; auch Ulrich TuHw.
Alb, Alb er s. Alp, A}p(l)er.
Albani f.: bis Ende des vorigen Jhdts in Winter-
thur der grösste politische Festtag, der Schwörtag, in
eine kirchliche Feier und eine gemeinsame Schniau-
serei der Bürgerschaft zerfallend,' für welch letzteren
Teil von 1712 an die blosse Austeilung von Wein und
Brot trat. Das Mandat von 1012 setzt .Albani' auf
den Index der ,cüstlichen Mahlzeiten'.
Form und Geschlecht des W. beruhen auf dem vollen,
iifficiellen Ausdrucke ,St. Albani Schenke'.
Albe I, Alb (Alp Zg) f.: das weisse Chorhemd
des katholischen Geistlichen. ,Chalasis, das weisse
Hembd, die Albe des Priesters in Haltung des Amts.'
Denzl. ,Des ersten leit der Priester ein wyss Über-
rock an, darnach ein Alb und vornen an der Alb
köstlich Ermel.' A(iTscurDi. ,1 Alp mit spitz und
mödli.' L, XVII. — Mhd. aWe, aus lat. alla sc. vmtia. —
,Aliiicnn'. 1525. Act. Egli Nr. 61G, neben ,Alben' Nr. 614.
Albe n s. ÄlMc.
albe, albig, albets s. alice.
Albek, Albich. Alpk: eine Art Fisch. Salinu.
,Iu littore Stannis (Staus Uw] ccc pisces Albich in
vigilia oninium sanctorum.' 1178/97, üfr. ,De bürden
[oZSee] albeken et albelas [Albelen].- XII./XIll. ebd.
.Pisces dictos Alpchen.' L Statut, d. Stift.
Nach KGessn.'s und Hartmann's Vcrnnitung = Saimo
marajna media, Küchen. Es fragt sich aber, ob es nicht
vielm. der Blanfelchen , Salmo Wartmauni , sei . der aaO.
Albo'-l: (s. d.) heisst. — Hartm. und ihm nach St. vorstanden
Aljjhti als Sg. — Vgl. das folg.
'Albclß ft'M;; f., Albeli (Dhn.): Maväne, ein Fisch,
zunächst die kleine Maräne, Salmo maraniula VÜiui::
Z; von JScheuchzer richtig mit dem Ganijfhch iden-
titiciert, sonst (wie unter dem Namen Gawifisch) nicht
selten vermengt oder verwechselt mit der grossen
Maräne, Salmo marjena (Zürcher- u. Pfäff.-Sce), die
hier eigentlich Blaidir/ hcisst, und mit dem Blan-
felchen, Sahiiü Wartm. „Mbula lacustris Ger., Albclcn.
Stuben.- Um. Wahn. ,l)ie Edle-Albulen ist das aller-
beste und köstlichste Geschlecht, auss welcher ursach
sie umb den Bodensee .\del-Fisch genent werden,
etliche ncnend sie weisse Blewliug.' U!(>1, JLCvs. —
Letzteres eine geschickte Bezeichnung, wenn auf die
kleine M. angewendet, aber AilcJfiscli hcisst die grosse.
Am Weitesten ab weicht das Fisciiii. l.^(jo: ,Albuleu,
so am Ehein wohnend, Alburnus Ausonii, ein schlächter
tisch, auss Verachtung man solche undj den Bodensee
Schneyderiischle nennet- — otfenbar eine Art des Cy-
prinus. Noch um lti92 wurden von den Fischern zu
Hürden, auf welche Gegend am ZSce sich auch die
oberwähnte Urkunde bezieht, die Albelen massenhaft
im Bauche gedörrt zu Fastenspeise. Auf solche Ver-
wendung scheint auch zu deuten: ,Quinque sneise
[Schnüre] pisciuni recentium qui vocantur albelle.'
1307 L. .Albula: Albel, Bratfisch.' Denzl. ,Si sun
ouch enliein grosse albellun us lesen.' ä. L Ratsb.
Mhd. albel m., aus lat. albula, also nach der Farbe bc-
uauut. Lt St. auch AWe, Alfc (.'). — Die Legende, auf
welche d.as massenhafte Erscheinen des Fisches bei Stansstad
lind die beti-effende Naturalabgabe an das Kloster Engelberg
zurückgeführt werden, s. bei Hartm. 1827, 150.
Kropf-: eine Art Fische, die man lt LFischer-
ordn. 1428 erschiessen soll. — Wohl identisch mit Kiojif-
fdchcn. Salmo manena media.
Netz-: ,Trachtalbellun, die Schneise um 7 den..
Netzalbellon und nechtige albellin um 5 den.' A. L
Ratsb. Vgl. Nachtfisch, Salmo albula.
Albere vorw., Alb er GO., We., aibn;-, rdbrrr um
ZSth. — f.: 1. Pappel Ap; G; Tu. .Populus: ein
Sarbachbauni, Alberbaum, Pappelbaum, Bellen, Beltz-
baum.' Fkis. ; Mal. Schwarzpappel, populus nigra Gn;
GO. u. oRh., Weisspappel Gu (B. 1, 221); die Phaethous-
pappel, populus balsamea GSa. (Henne). — 2. Fcld-
ahorn, acer campestre GEh. — 3. Alpen-Gold-
regen, cytisus alpinus Mill. BSa.
Mhd. alber m. f. V ahd. alburi m., Pappel; it. ulbun,
albero u\. und frz. ouirrffc, aubel, Schwarzpappel, daher die
Abi. von lat. albu-i, weiss, zweifelhaft; vgl. auch lat. arhor,
it. albero, Baum. — Der Flurn. Alher m. GWe. (ebenso in
Schwaben) beruht ohne Zweifel auf dem Baunuiamcn. Dass
auch dieser selber zuweilen .als m. verstanden wird, beweist
der PI. Älbcr Th tw.
alberin: von Pappclholz. ,.\lberne Sagholzver-
steigerung' (d. h. Versteigerung von solchen Sag-
hölzern), Zeitungsinserat 18G8, Winterthur.
albern, alber s. ahcer.
Albcrtsclie aWe-rHc f.: eine Art Pfirsiche GRorsch.
Das nämliche W. wie Obemchc Sp. 54, aber von einer
altern (it.) Form entlehnt. Vgl. auch das folg.
Albei'tsclief alburtaff m. : die glatte Aprikose U. —
Vgl. it. albercocco.
Albisser "''" m.: eine geschätzte, säuerliche, gelbe
Art von Äpfeln ZPfäff. — .Vorn Berge Albis'? Syn.
Schnidcräpfel. Grunäacher. Slrifachcr.
iilb, elb I: kindisch, närrisch, im Benchnicii und
Reden „B", älbc Chetzer (scherzhafte Schelle) A.vZof ;
leicht berauscht, einem Betrunkenen ähnlich LEnt.l.
Syn. clbsch, albKh, woraus es gekürzt scheint, mit An-
lehnung an älb, wcissgcHi, da St. auch für dieses die Nbf,
iUliKh angibt.
älbisch, älbsch: kindisch, linkisch Aa; B.
Kig. bezaubert, verwirrt, geblhmt von den Kllien, deiu-n
man solche Wirkung zuschrieb. — Zu der Form vgl. Mumli
aus lurnniueh, ihalieh aus ilitttineli. jiltrtivlt, bäurisch u. v. a.
älb, clli II. clbsch, älpsch s. cJii:
.Ulli m.: Tiuilii., Allircchl.
Elb Tu. i;iiii .\i-; o'l'n (<V-): 1. Iii. eine Art Ton
von ycllicr Karlie .\i'Iv,, die weisse Mergelscliichl unter
187
AUj
Alb.s— ulbs. Albscli -ulbsch. Albst— ulbst, Aldi— ulch. Abi— ubl.
188
dem Tiirfbciilen, blanc fond Th. ,Von des laims und
elins wefjen. so man grebt.' GHdschr. Sandiger Boden
oTii, Losssand, abgeschlemmter 8and Th. — 2. (bloss
E'lm) f., die geschätzteste Art von Tanbcn, weiss
mit gelbem oder bräunlichem Kragen und einem eben
solchen Strich auf den Flügeln Ap.
Von i'fir, weissliitli, dessen tr sich hier zu tu, dort zu h ver-
gröberte, vgl. Si'hiralm und ,Sch\valbe' aus swahce. — T. hat
wolil nur aus Versehen das w. Geschlecht auch für 1 stehen
lassen.
Elbele ««"",';,■ (Älpele S) f.: gemeine Art weisser
Trauben mit dichten Beeren, kurzem Stiel und säuer-
lichem Geschmack, daher allmälig abgeschafft A\:
Bs; Gk; G; S. ,l>ie schlechten gewächs, als da
sind Knorrentruben, Elbelen, Borznauer, Kurzstiler,
schlechte hünschen und derglychen abgehn lassen.'
Z 1663. Daher auch die Redensart ,Muselraost und
Klbelen', Gemengsei von Men.schen und Sachen nied-
riger Art, z. B. gemeines Volk, Pöbel; er r/hört umhr'n
M. u. E. Bs. — Von ehe Vgl. auch Elmdc.
Eiber: Tniubenart, die Mitte haltend zwischen
Wchch und Hünsch BSigr. ; blaue, lockere, gross-
beerige Tr., auch Zihcre, Zettere genannt Th.
Elbing eclbig m.: eine Rehensorte AASchinzn.
olb: Conj. ob BHa. — Durch Angleichung an d.
uJä, oder, ent.stellt.
Ülb s. Elhs.
Elbs, Olbs. Elbsch m.: Schwan „B-. ,Cycni
canor: eines Schwanen oder Elb.schen gsang. Olor ein
Schwan oder ölbsch.' Pris. ; Mal. .Elbsch'. Denzl.
1716. B. ,Der Schwan wird von unscrn ein Oelb oder
Elbs geuennt.' Vouelc.
Mhd. cHiiz, elbcz, alid. ulpk; schwerlich aus lafc. ullmi,
weiss, eher vcrw. mit Atp, Elhr, da der Schwan auch mytho-
logische Beziehungen zu den Eiben hafte; vgl. die Sagen vom
Schwanritter und von den Sehwanjungfraucn. Zu der Ver-
gröherung seh aus »n vgl. hirrachtn, hci^cluu u. a. — Vgl.
noch Elhnt.
elbsch, ii/lpsch s. tilbisch, ehcisch.
Elbst ni.: ein Gespenst im Seelisberger See, das
dort zeitweise in verschiedenen Gestalten erscheint,
hes. als ungeheurer Fisch, ur.spr. der Geist des Sees
selbst; vgl. Lirr. Sag. S. 28*2/6. — Von £lh, geisterhaftes
Wesen.
AI che, a Ich ig s. Salchc.
itlclien: betteln, in der Sprache des Gesindels BSi.
Ki^'. lieiuuistreichen, in der judendeutsehcn Gaunerspr.,
lür Iiiüiliiii, Inilclun, vom hehr, hahuh, gehen.
ald 1 A.\K. fa. dcnnj; GitPr. fa. aber); P; Scii
(a. denn); SG.; W seltener; ZS.f, old AAn.-ö.; BO.;
Gr; üt; W; zw., olt BGadm., ol (-) BO.; Gr; PPo.,
ol-aber BHa. (son.st oZrf) ; Gr. al-aber. laberGn. dldcr
AAÜrugg; Ai't; SoHW; Hkbel, oWer Aa n.-ö.f; BsL.f;
I.(i.. öhler S n. J., cldcr BsL.: oder. 1. von gleicher
Möglichkeit oder Gültigkeit zweier Dinge (.ausdrücke)
= lat. rel. sire, daher auch die bloss ungefähre Ge-
nauigkeit einer Zahlangabe bezeichneml. Jidu/ old
alt, arm old rieh BO. ,U"'' b's&ss-i'''' Schlnss und. Ordes-
stern, oll icär-i gar iw'' Bürger z'Bern.' JCOtt. Es
Pfand ol drü tfisig, ungefähr .3000 Pfd. ebd. —
2. alternativ entgegensetzend (lat. attt), Eines von
Zweien ausschliessend, das Andere als Folge dar-
stellend (lat. alioquin), oft verbunden mit aber, dro-
hend: sonst! Geld older Bluct! L Ineichen. .Briegg
alder nit'. ob du weinest oder nicht. Hebel. Einmal
missbräuchlieh in negativem Satze für noch: , weder
vor ald nach mittag.' Z 1650. Witt lieber Chcis ol
Ziyer? Gr. Weit-er süffe ol aber treibe? wollt ihr
ohne oder mit Löffel Milch trinken? B. Wolltist folgen
ol aber Schlag? [drohend zum Kinde] BHa. Eine Ne-
gation auf eine Bedingung einschränkend (lat. nisi),
in der Regel mit folgendem denn: er cha"-mer mV
Biiech iinicgi [zurückgeben], ald denn er wcH's länger
b'halte Scu; entstellt und mit dem Adv. halt, eben,
vermischt: i gib-dcr's nüd, halt denn de hciist-em
Sorg Z; statt: es sei denn vor der Conj. dass: i'''
cha" 's nid glaube, old das i-'s g'si'ch [sehe] ZW. —
ald: .Swele burger den andern ladet ze geistlichem
gerichte, ald er werde denne rechtelos verlaszen.'
A. LRathsbüchl. ,Wohl vier ald fünf grosser Artikel.'
1489 G. ,Ir zuo uns ald wir zuo üch.' 1531 Z. , Er-
löschen ald versunken.' 1692, HEEscher. .Gottcn ald
(iötti.' 1793 Z. Häufig auch bei ÄgTschi'di (M. XVI.);
Landb. Schw; 1299 bei Mohr Urk. ; 1639 JJBheit.;
noch von LMeyer v. Knonau unbedenklich gebraucht
und vollends im Kanzleistil bis in unsere Tage herein.
— old: .Klein old gross.' 15'24 Schw Ldb. ,Traumt's
mir noteii [denn] oldt ists war?' Comedia Beati. .Ach
wärent wir doch all gestorben, Olld wärent wir Hun-
gers verdorben.' 1702, JCWeissenb. ,Es seye Weib
oldt Mann.' 1756. Senw RQ. — alder bei HAnLOUß,
1301 bei Mohr Urk. und im Diessenh. Stadtr. um 1400.
— older: ,Gcistlich lute [Leute] older ander.' 1290,
Rheinf. So 1302 Gl, 1314 G. .Verriete older hingebe.'
1315 Schw. ,Die disen brief ansehent older hörent
lesen.' 1326 Olsbrd. Und noch 1572 HBull. — Diese
Formen meist willkürlich wechselnd unter sich und
mit oder, welches im Ganzen überwiegt. So 1400 Zol-
likon und 1627 Z .ald-, 1455 , older', 1568 Bünzen ,old'
neben ,oder'. .Sy old die jren. — Farend guot oder
bekleidyg.' Stans 1534. ,Gen ainem burger alder gen
siner elidier Wirtenn oder gen ains burgers kint.' ca.
1400 Diessenh. Die Oft'n. Muri 1413 mischt sogar:
,Eigen oder erb. Erb older lechen; um erb old um
eigen; ze hus und ze hof ald under ougen.'
Ahk bei Notk., mhd. nlil, -e, -er. Die letztere Form
viell. die ursprüngliche (vgl. ander) und geradezu dem lat.
rdtcr entsprechend, dann ist wohl auch die Umgestaltung dos
syn. odc in oder der Einwirkung des ahlfr hciznmcsson;
freilich können aber auch Beide erst später coinparativiseh
gebildet sein, vgl. echter, ludtcr udgl. — Die Vcrdunlvclung
des « in o ist hinwieder durch oder bewirkt, allerdings nahe
gelegt durch die Natur des I.
altl n ZBenk., aide GStdtf. alder AAGontensdiw.:
vormals, sonst, von Zuständen oder wiederholten Vor-
gängen.
Syn. nll ;' Sp. 170 und uhre ud}»). A'crderbniss aus dem
einen oder andern Hesse sii-h lautlich hegreifen, am wahr-
scheinlichsten aber liegt all Ta,j zu Grunde mit Übergang zu
einer Betonung, als ob eine blosse Ableitung vorläge, und
in Folge davon Erweichung des t nach der Liquida wie in
Sundi<i, ^iinile aus ,Sunntjig' ; s. adv Sp. 85; vgl. ah II.
18fi
Aid— uUl. Alt' nlf. Alif lüg. Algg — ulgg. Alk -ulk. Alm -uliii
ido
aide ("") = nrfe, adie, Sp. 90, Adieu, nur bei den
Draniiitikein des XVI. ,Alde, ich far jetz auili dar-
von.' Man. ,Aldo, der Herr gesegiie dich!' 15ö5, Uikk.
Einmal braucht es auch noch JKMev.
Hie Kiuschiebuiig Jos / erkliirt sich uur aus Jem Strebuu,
Joui W. etwas mclir laiitliclic Fülle zu geben, vicll. mit
Aulelmung an andere mit fd Itoginiimib' Frennlwürter, '/.. B.
Alarm, .\lfauz.
elf s. eilih'f.
Elpliant: Elephant. 1051, SciiuirFR. — SiiSter Nach-
klang iler nihil. Nbf. el/ant.
algo: immer PSalei. — Eig. 'ulU'jen s. u. tthnn.
Wiss-Elg f.: von HEEschep 1692, M5 unter den
Entenarten aufgezählt; die auf Autopsie beruhende
Beschreibung passt aber vielmehr zum kleinen Säger,
mergus albellus, der nach Schinz auch Nonnenente
heisst und als ,Ente' auf den Markt konuut.
Das sonst nicht nachweisbare W. dürfte aus 'Elb entstellt
und dieses aus albellus eutstjvudeu sein, so dass also ein tau-
tologischcs (übersetzendes) Compos. vorläge; doch vgl. auch
das folg.
Birch-Ilge f.: Sonimerhalbente, Sommerkriekente.
..\nas eircia, ein Tiirkilg(en) (von seiner stimm); pfeyf-
fend als der wind Cercius.' Vooelb. 1557.
Unsicher ist, ob das von Weber, Techn. WB. angegebene
,Birkelchen' wie eine Zss. soll betont werden. Übrigens vgl.
zu Birch bair. Binluiutj, weisses Auge.
Ilge s. Hie Sp. 179.
Älgget. ,Felben [weisse Weiden] und A. (AlppetV)'
und zwar von jeder Haushaltung 10 Stück .sollen It
Gemeindebeschluss Kriessern G 1791 an den leeren
Stellen der Auen gesetzt werden.
Elggaiier m. : Apfelsorte Tu. — ,Elggau' ii. Namens-
form für den ZGrcnzort Elgg.
Uelk m.: Taufn. Ulrich BE.
Alm, Alme, Almi, Almer s. Älhiieind, AUmeinder.
Die Entstullung Alm für ,Alp' ist durchaus nicht Schweiz.;
in unserem Gebirge bestehen zwar die Allmenden grossen-
teils aus Alpen, aber keineswegs sind alle Alpen Allmenden
(Almen).
Allliare ZuBaar, Aliiidri AAFri., Holdh.; Z (Zu.
so und AInKili), „Almer" St., ,Allmergen' 1197,
ZKapiiel; 1521, Zürichberg. — PL Almärene. -- f.
1. Schrank oder Kasten für Vorräte, meistens von
Speisen, doch auch von Geschirr, meist in der Küche
selbst, doch auch in der Speisekammer Aa ; Z. ,1 >ie
Armär, almer, kuchen.schrank: arimxrium, proniptu-
arium.' 1G02 Keu. .Almerey, speis.skästlcin udgl.' 1077,
1710 Denzl. Veraltender Ausdruck, daher meist nur
noch in gering.schätzigom Sinne. Wandkasten Zu.
jArniergcn, darein man büechcr gehaltet.' Mal. ,Ein
kleins trögli und zwei gross allmairgen ; ein alti almerg.'
GHdschr. Syn. Sclialj'fcili; (riiiilcrli. ■ - 2. „Zimmer,
wo alles unordentlich durch einander liegt Aa; Z;"
grosse' Käuuiliclikcit ZKn,
Mlat. (trmariuni, aliiKu-ium, itlmarUi, S]»eise- und Gewand-
scbrank, Behälter für Schriften; auch bildl. in almariü cordis
^ in intimo Vitodurau. Afz. uutnairc (uns uhmtria), nfz.
annoirt (früher arinaire), von lat. anna, Geräth. Engl, ambt-^/,
Speiseschrank, -kammer; ags. almcritjc, mit Übergang von i
in j, (j. — In der Korni Alma- ist der Accent zurückgezogen,
während er in Ahm'ret/ (auch schon in Yocab. des XV.) auf
die Endsilbe fällt, weil man das romanische Wort als annarfti
nahm. — Bei der Bed. 2 scheint Gedanke an ,all' (allerlei)
mitzuwirken, vgl. Allmend.
alme, almes, almet(.s), alniig s. alwcn.
Alluieind. 1. AUmäml Aa; Ai- (Me-ndli, Dim.,
selten); Bs; Tu; Uw; Z XVI. I.H.; Salat, Alhnünt Aa;
Gl; Th ("'); ZWint.; 1490—1770 Z. ,Allmeude'. Ehein-
feld. 1290. — 2. Allmeind Gl; GG.; Z (im Wechsel
mit Alhnend); 15ö8ND»vLdb. AUrneini U, AUmeina
GrD., Anmein GnChur; Tb, Alhnei Gl (Schuler);
GrV., übS. — 3. AUm>-d BsL.; S, AUmid BG., Alhniti
LEigi; S(unv, Allmdm.; S, ^??his( Bü. u. M., Allm.-
BSis.; 1528 Lichtenstg, ,Von Allmen' Geschl.-N. BL.,
AUmi BSigr. ; 1521 Schw Ldb. — f.: 1. der ungeteilte
Grundbesitz einer Gemeinde 1) an Weideland, zu
gemeinsamer Benutzung, im Gegs. zu einzelnen, um-
hegten Grundstücken, welche von Privaten besessen
und cultiviert werden. ,Pascuuni, weidgang, allmente.
Conipascuus ager, ein gemein weidacker oder allment.'
Fris. ; Mal. , Damit jeder wüss, was sin eigen oder
allmy sye', [sollen streitige Gränzen von verordneten
,Undergängern' festgesetzt werden], Ldb. Scnw. ,Dass
derselb [in einen Rebberg verwandelte] Acker nit soll
ein beschlossen guet, sunder ein oti'en albnent sin.'
1557 ZWint. Es konnten mit Erlaubniss der Gemeinde
auch aus der A. zeitweise einzelne Stücke (Gärten) zu
Privatnutzung au.sgeschieden und später wieder in A.
zurück verwandelt werden, sowie umgekehrt im ürei-
felderbau eine Zeige eine Zeit lang als Ayerde (s. d.)
durfte belassen werden. ,Als G. unden in der Eüs
den schachen [wild bewachsenes Flussufer] inlegen
und zünen lies, das ein freye alhnend und rüs [Eeuss]
ist.' Salat. ,Wo gärten in unserm land von der allniig
für eigen [Privateigentum] einzuosclilagen weggeben
und selbige an eigen anstoss werden.' Seiiw Ldb.
jWenn kein huss me utf der selben hofstatt stat, so
soll dann die selb hofstatt wider allmy sin.' ebd. 1504.
,Dass ein yetlicher, so ein[en] garten uff der albny
errütet [ausgereutet, urbar gemacht] oder sust inge-
schlagen [umhegt] hab, den wol behau möge; doch dass
er kein höw darus ziehe, sunst sollt man im den garten
usslan und zu allmy legen ... Es ensol ouch nienuiii
theinen [irgend einen] Garten hinfür me inschlan ab
der A. ane erlouben eines Ammans und der Eäten.'
ebd. ,0b yeman ein garten Ulf der A. gehept, davon
er stan und den nit mer haben noch nutzen wellt,
soll er den uss- und zu A. lan.' ebd. — Anteil an d'er
A. gehört zum Bürgerrecht; die Bei\utzung der Ge-
meinweide kann nach Massgabe der sog. Kuhreehte
der einzelnen Genossen geregelt sein, aber auch streitig
werden. ,Nit das burgerrecht, unser alme noch güeter
betretl'en(d).' 1528 Lichtenstg. ,Es sy, da.s num sy zu
Landtlüten genonnnen hab oder man inen von der allmy
et*as geben hab.' 1521 Ldb. Scnw. Hieher gehört wohl
auch das Sprw. ,Allmend gibt Elend', weil die bloss auf
die A. angewiesenen oder auf dieselbe sich verlassenden
Bürger leicht in Armut geraten. Her Boden der A. wird
(wenn niihl uusiuiluusweisc ein Slüi'k ausgeschieden
191
Alm — ulm
192
ist) nicht bebaut, auch nicht als Wiese zur üc-
winnunfjf von Gras und Heu, sondern nur zur Weide
benutzt, weil er meistens dürr ist und nur spärlielien
Graswuchs zeigt. .Allineiiia heisst auf Davos jede
Weide, wo nicht gemäht wird, auch wenn sie einem
Partikularen zugehört: auf gemeinen Atzungen darf
Niemand mähen ohne Einwilligung aller Anteilhaber.'
B. 1, 7. ,Es ist nicht zu verwundern, wenn ein Haupt
Vieh, welches nicht ordentlich behirtet ist, von einer
dürren Allgemeine auf eine Winterfrucht oder fette
Wie.se. die ohne Zaun ist. verführt wird.' GRSamml.
A. heisst daher auch das zunächst an der Strasse
liegende Land, das nicht angebaut werden kann und
mit den grössern Verkehrswegen selbst eben Gemein-
gut ist, wie auch die au denselben stehenden Prucht-
bäume gelegentlich als solches ausgeboutet werden ;
Syn. Eliaßi. .Sol ein merktweg gan und ein Almeiid
sin.' Ott'n. Spreitenb. , Strassen, Weg und Almendeu.'
-Bs Gescheidsordn. 1770. Bildl. iif d'A. haue, ein
Bäuchlein ansetzen Bs, vgl. Mich. D'Chriesi [Kir-
schen] sind Ahniy Sciiw. Die A. wird da und dort
auch als Exereierplatz oder Manövrierfeld gebraucht.
So die .Wollishofer A.' bei Z, die ,Thuner A.' Auf
eine Verwendung ähnlich derjenigen der ,commons'
in England deutet noch der Name ,Steinstoss-Allmcnd'
in ZgA. — 2) Gemeinbesitz an Wald: ,üen Eichwalt,
.dem man spriehet die Ahnende.' Stadtr. Rheixf. 1290.
AUmciulho (-hau), Gemeindcholz Tu. — 3) Gemein-
besitz an Wasser, zum Fischfang. .A.' oder , freier
See' im Ggs. zu , eigner See'. 1461 L. .Es soll die
Allment der Llmnuit, von dem obern Müllisteg bis gen
Wipkingen an den Bach, von allem Fachen, Eeuschen
und Beeren setzen, von Garnen und Netzen gänzlich
befreit sein und darin Niemandem als dem Burger
hiesiger Stadt zu fischen erlaubet sein.' Z Fischer-0.
177G. Auch im See gibt es eine der Stadt Z gehörige
Allmend, in welcher vom 1.5. April bis Ende Mai ge-
wisse Arten des Fischfangs verboten sind. Z 1856. —
2. übergetr. weiter Eaum, ohne Rucks, auf Eigen-
tumsrecht AAFri.; Tu. E Garte-n-as icie-n-e-n-A., ein
sehr grosser Ndw. Ahnänds-gross, -hoch, ungemein
gross, hoch AALeugg. ; Z ; auch unmittelbar mit Subst.
zsgs.: Alhtiends-Hus, -Sacl;, -Baum, -Kerli, d. i. sich
durch Grösse auszeichnend Z. E Schnorr [Ma,n\] irc-n-e
Alhnig Schw. Grosses unaufgeräunites Zimmer Tu; in
Z hiess A. die grösste Schulstnbe im alten Chorherren-
stift; vgl. Ahnäri. — 3. „öfi'entliche Dirne" St.''
Zur Aufhellung der Grundbeil. Tgl. noch die Compp.
A. -Meister. -Sei, -Satz, -Teil, -(Juet, -Blätz, -Land, -Gässli.
Im Allg. vgl. Steinm., Schweiz. Alp- u. Landw. I 32 — 43.
Miasknwski, die Schweiz. Almendeu in ihrer gesch. Entw.
187i) und die reclitsgesch. Werke von Bhimer u. Bluntschli.
In Cir entspricht dem deutschen Namen der churw. pnval.
(Jhilili-, Jsi:1-A. sind Eigennamen von Gütern, welche einer
Kirclie oder Stiftung (Jnscispital zu B) gehörten BSis. — Die
unter 3 zsgestellten Formen erklären sich durch fortschrei-
tende Verkürzung aus 2 oder 1, die Form Almuj jedoch nur
nus Ahiiid (vgl. Ahuj aus Ahal, Abend). Die Form mit ei,
weli:lie in den ältesten CJuellen vorherrscht, ist ohne Zweifel
als die ursprüngliche, die mit c als blosse Abschwächung
(vgl. hiliii für IujUüj) zu betrachten. Das Prüf, f/e- fehlt ancli
schon in der ältesten Urk. 112.5 (iihneida) und iioch im XIII.
,iilmcinda' neben .algmenda'; d.irauf .aber, dass es doch auch
in unserm Volksbewusstsein liege, deutet die construierte
Veihochdeutschung .Allgemeine'. Gr Sammler 1779, 2G. 130.
Auf den Begriff der Gemeinsamkeit weisen deutlich ain-b
die Synn. ndnl. ijniichn-, ijii}iiLu<h, ncl. iiicdiI,-, mmimm-l: (also
eljeuf. mit abgeworfenem Präf.), Schweiz. Geiminmärk, ags.
gi-iuacnc läse. Das altn. Syn. iilmcmilntjr, schw. fthnänitimj,
welches allerdings auf .Mann' zurückgeht, kann für uns nicht
in Betracht fallen.
allmenden: die A. benutzen. Bildl. ,Si alnieii-
deten ihres gefallens darin', hau.ston, plünderten nach
Belieben, nach Herzenslust [in der Abtei). Wurstis.
allmendlen: Vieh auf der Alp haben, dieselbe
regelmässig benutzen Nnw.
Allmender: 1. .Pecorarius: Vychmeister, All-
mender, der das lehen einer allmend oder des ge-
meinen vychs empfangen hat, Vychvogt.' Fkis.; Mal.
— 2. „Stier zur Befruchtung der Kühe auf einer Ge-
meinweide." — 3. übcrtr. „Wollü,stling ohne Scham."
Allmer: Allmendsgenosse. Uuk. 1458.
AUmiger. OberäUmiger: die Bewohner des Be-
zirkes Schwyz; UndcräUmiqcr : die von Sruw Art.
(.Elmiger' Geschl.-N. L.)
Allimscn ahnöse GW.; Z, Abnune SüLfiER; 1658
Heut, (auch ,.\lmussen. Almosen'), Almassa FO.; All-
wiX'Se .\a; Bs (SrREX(i); B; L; Tu; U; Zf; arrauosen
1520 EfiLi Akt.; 1529 G, armuossen GHdschr. — n..
nur GW. f.: 1. wie nhd. ,Das Allmuosen, elemosyua.'
Mal. Almose gi [geben] armcl nid, der Geber wird
nicht arm. Sprw. Was-me" zur vordere Tür us z'AII-
muese gid, cliund zur hindere dopplet wider ine. Sprw.
L. E grössers Ahnuse git's nit, als wenn der Ann
'etn Bettler git. Sdlg. Auf den göttlichen t egen dei'
altbewährten Woliltätigkcit der Stadt Zürich (bes.
gegen flüchtige Glauben.sgenossen in der Keformations-
zeit) bezieht sich der Spruch: .Zürich, deine Almosen
erhalten dich!' Schon bei Klincjl. 1688. Mit best.
Artikel und mit dem Attribut .heilig' (weil Almosen-
geben ein allgemeines Gebot der Religion): ,Das A.
heuschen: betteln' [gebn]. ,Dem heiligen A. nach-
laufen.' GoTTU. ,Wer für sich oder die Seinen das A.
ninniit' [soll kein S'.innnrecht in der Gemeinde ausüben
und keine Wirtshäuser besuchen]. JJBreit. XVI. 1. II.
Lieber dem hcUge A. nahe ga B, Rede Solcher, welche
sich nicht von der Gemeinde wollen erhalten (und
beaufsichtigen !) lassen. .Sondersiechen und arm Leut.
die um das h. Almuosen gehen, mögen wie sich gebürt
singen.' Ldb. ApI. 1585. ,Liechtfertige Personen sollen
mit ihren Kinder(n) das H. A. gehen gen sammlen,
wie ander arm leüt auch thun müssen.' ebd. ,Kunnn
solcher gleich Gott geh wohin [wohin hnmer ein Bettler
komme] und um 's heiig Allmuosen bitt't, so spricht
man: warum werkest nit'r" Com. Beati. Zweifelhaft
ob mit oder ohne Art. : .Ein Knabe und ein Mädclien
schrieen: Möeht z' [ds'?] Almuese!' [dem freien Bettel
nachgehen]. Gotth. • — 2. die öll'entliclie Wohltätigkeit,
die Armenpflege der Gemeinde mit iliren Einrichtungen,
Anstalten und Gütern. ,Dem A. zur Last fallen.' 1783
HPest. Almosengenössige (welche als solche nicht in
vollem Genuss des Bürgerrechts waren) mussten ,das
gemein Almuosenszeichen' tragen. Z 1564. In Basel
bedeutete A. auch das Armengut; das Haus des Al-
mosenschaffners (Armenpflegers, Spendvogts) ; das Irren-
haus (bis 1842). — Burger-: ,das sonn- und festtäg-
liche Allmosen in den Pfarrkirchen der Stadt Z.' 1801.
d. h. die nach dem Gottesdienst an den Kirclientüreii
im ,Säckli' eingesammelten Spenden, aus welchen
die armen Bürger verpflegt wurden. — Pfennig-:
.das gross Pf.-A.', eine besomlere .Vbteilung od. Kasse
\\>:>,
Alm Ulm. Ein. Al|i iilp
194
ili's bürjrerliclien Arniengute.s B l(i28. — Säckli- =
Hiin/er-A. Ki,iN<ii.. lÖPo. - Aliiiuesner H UifKl,
-iiiiisner. Uorrii. ,,\lmuiisi'i" Tu l-');!!): Vorwaltcr iles
Aniieiigute.s, Arme miHugor.
.\lnl. iilmunotutii. aurh ch^intintiin (wuil aus dum gricch.
s?.EV)|ioa'!)VTj, MitUiil), mlul. «ImuuKcn 11.. al)or alul. auch ahi-
imiiiMiinii, ftlniu'tHa, iiihU. tthuKwn: f. Daiior das w. Ciuschlucht
unscrt'S W. in (i\V. iiml die Form Ahinimcr ucbeii -nn-. Das
Krcnidw. al.so sclum früh uiii;<urnriiit ; (J den tute man ■iiif rr//
im Sinne von alljiemeint'm, (ienudndegut (vi;!. Allmend), den
/.weiten Teil auf itnin^, Speise, weil ans dem A. die Armen
eriiälirt wurden; daher in B 16*2S , Alimusen' iiel)en ,Muos-
lial'en', dem Namen einer öft'eutlichen SpenilKasse. Oder man
formte Ahn {reradozn in ai-m niii, wobei die IteniuiifJr des
zweiti'n Teils auf .Miios' immer noeli fortdauern konnte, wie
ja aueli (schon ahd.) die AldeituuR ,Arui-iit' als C'onnios.
.Arm-mut' nach .Vualo^-ie von .l'emut, Widiniut' aufg-efasst
wurile.
Allllllzi f.: llenneliukrageii der Cliurlirrreii in L
tiir Gala.
I\nid. nhnuz u. Chorkappe, iiilat. nhinttiuiii, sicil. ttimuzni.
prnv. iilmiixuu, afrz. nnmuce. Der zweite Teil hängt ohne
Zweifel mit Mutzr zusammen, welches aber selbst erst aus
einem arabisclieii W. alistraliiert und an niviz^'n, zuschneiden,
angelehnt zu sein seheint.
Ehu s. Elh Sp. 18G; Ihn.
Ellliele 1'.: eine eille Art weisser 'J' rauben tioKli.
Das gleiche W. wie ElUU Sp. IST; betr. dii: Lauti'
vgl. Elh Sp. 17G.
Ihn B; Ol; Niiw; „Vw; Zg • ; ZZull., Iline I A.V;
G(i., 0.. oT.; 8G.; ZKn., 0.. Ebne GWe., Ohne Aa
(Mülilb.), Ulm (iiiVal.. Uhnc Scii: geiuftine Ulme,
ulmus eampestris. .Uliiiorbaum. Büstbaum, Byston-
bauni. Uiiieii.' Fius.; Mal. .ilmerböumiii : ulineus.-
Mal. .Ihnen und Ejchen." 15:U tS Jes. .Ulmcrbaum-.
1557 VoGELii. .Kein Taniiis, Escliis, lllniis noch Yis
zu verkülen hauen.' 1571 (il Bergvv.-Ordn. .Thiien-
bäume.' 1801 B.
Schon uihd. fimc und fimr f. gcgenl'ilier di;m iilid. ans
dem Lat. entlehnten W. — Das (iesehl. schwankt; die ein-
silbigen Formen als m. bezeugt ans (irVal.; Vw; Zg.
Ilme II f.: 8chwertel, Iris L. Aa (Müiilh.). - Von
der Form lllr (Lilie) aus an die Laute von ///». / angebbnt.
01m m. .Molch, 01m, Malen: Salainiiiulra.' Knis.;
Mal.; Denzl.
Schon ahd. ulm, stellio; wahrsch. nichts als eine Um-
stellung von uiul, mhd. auch mM':, Molidi, viel!, mit An-
lehnung an Olni, Moder, weil der Molch sich an feuchten
Orten aufhält.
Ein
/•;// Sil. 17.-
Alp (;illg.|. J/// BLütsehcntal; .Alben- 1:!22 8i-iiw;
(ilh„. -II V IM. Alp.«, Dini. Aljidli ÜB.. ÄliiHli Gii.
J//''' »-"i!'''!- !'■: 1- Alpe, Bergweide, bes. fiir Melk-
vieh, aus dessen Mileh cbenda.selbst in den Senuhiitteii
Käse bereitet wird. „Die .Schweiz, tiebirgsvölker neh-
men Alp und Bcri/ beinahe iiir eins und bezeichnen
im eng. 8. mit Al/icn jene Bergweideii. welche zwi-
schen ilen Felsen bis zur Sehneelinie aulsteigen, wenig-
stens bes. solche Weiden, welche auf Midien liegen
oder an einem vorspringemleii llmdigebirge ruhen."
,I)ie Spr. des Volkes bezeiehnet mit Alin-n nicht die
Hoehgebirgszüge in ihrem Ge^aunlllkiu■per. sondern
Schw. Idtotikoii I. '2
nur die grossen Weidegründe des Gebirges (mit dem
anliegenden Wald) und es ist gegen die unwirtlichen
Teile des Hochgebirges (den .wihlen' Berg) vollkommen
gleiehgiiltig.' FuTscnrDi. Vgl. irihl und .:iiiii. Die
.\lpcn werden nach ihrer Bescbaft'enbeit und Nutzbar-
keit, aber auch nach ihrer Zugehörigkeit als Eigen-
tum, mit besondern Namen unterschieden: Privat-
alpen UTid (jemeinalpen (Gemeinmiirk, Allmenden);
Herreualpen (-Grauer), die dein Staate gehören, Stifts-
güter. Kuegcreehtete heissen solche Alpen, welche
von mehreren Rigentuinern benutzt werden nach Mass-
gabe der sog. Kuhrechte Ai». Das GLLandb. unter-
.scheidet: Alpen, Berge und Heimatgüter, deren rela-
tiver Wert für Eindvieh sieh verhält wie 3:4; 5.
Anf .Berge' kommen keine Pferde; dagegen unter-
scheidet man noch Kuh-. Schaf- und Mittelalpen. Die
KuhaliJcn, auch schlechthin .Alpen' genannt, sind die
einzigen, auf denen Kä.se bereitet wird Gk; U. Die
.\uffalirt zur Alp geschieht in festlichem Zuge; es
bestehen dafür die IIA. :'Alp. auch iif (VA. (in", faren,
uf-faren; ;:'A. laden, Inen, .stellen, d'A. b'.seU'cn: für
die Abfahrt, der gewidinlich noch der .^Ipsonntag mit
der Älplerkirchweili vorausgegangen i.st, die Au.s-
drücke: abfare, d'A. e"tlnde; von fuss der) A. chon,
(/an; nh A. faren, stellen. Z'A. (jän kann übrigens
aucli habituelle Benutzung der Alp und einmaligen
gelegentlichen Besuch der Alp bedeuten Nnw; als
Alpknecht dienen Gk. Eine Alp machen: von Ge-
meindswegen einrichten. Strickl. Akt. 15'29. In .\i-
sagt man: i", of (auf) den A-e si. .Die Al|)eii auch
des Schnees los waren. Mit dem Yycli könnt man
früeh z'Weid fahren.' Ifjol Denzl. Zeich. — 2. das
Recht der Benutzung einer Gemeinalp resj). des .Auf-
enthalts auf derselben. .Die Stiere, für welche Alp
in Anspruch genommen w ird.' Exust. .\lpr. Das Vieli,
welches die Gemeinalpen beziehen soll, wird je nach
seiner (irösse nuf Kiieschircri, Klauen unA Füesse be-
rechnet, s. d. WW. Ein Kind wird gewöhnlich zu
3 F., auf schlechtem Alpen aber auch zu 5 bis 6 F.
gerechnet; daher die Massbestiniinung z. B. 8 Binder
Alp, d. h. das lieclit, 8 Kinder (oder die entsprechende
Klauenzahl von Kleinvieh) auf der A. zu sönnnern
Gl; Uw; s. auch Slij-s-ialp, Sdiadalp.
Alid. .ili,.!. mild. „Ihr. in Gl Urk. XIII. XIV. ,fl,,: :m(
den selbrii schwer erklärlichen Wechsel der Ansspr. (biiteii
ausser dem bair.-österr. Alh'n die Namen Alhium, hohes
Bergdorf W, hmllum, Gcschlcchtsn, ohd., auch 'i Alhla m.. ein
Bergzug Z; Salat schrieb sogar ,Alwen und weidgüng'. liegen
Zsstellung von lat. "//«» mit ulhua, weiss, spricht abgesehen
von dem bautverhältnisse iler Umstand, dass das Volk bei
.l/y, an (las Grün der Abhänge, nicht an den ewigen Schnee
der Giiifel denkt. Übrigens soll unser W. der kelt. Spr.
entstammen, in welcher es Hochge.birg bezeiidine; keltischen
Ursprungs ist wahrsdi. auch die Alpenwirtschaft und «in
Teil der anf dieselbe bczHglicben WW. llentzutago hoissen
Alpen allerdings auch Sehiieefelder und Felswüsten. welch«
aber naidi der Sage einst fette Weiden waren und erst
durch die Schuld überniütigcr Sennen verwandelt wurden;
so ßliKiiiliml/i B; U, Tiiliimlji Gr, ein Serpontinrevier; vgl.
Lütuir S. 'Jti'i ir. 2»-Z. :i'JT. Vernalekcii S. 1 If. Walliser
Sagen S. U).') If. Kolilr. 1."m f. 'jn-J tf. - Ueber die Kechls-
verhältnisse der Aliienbeiiiitzung und über das Technische
der Alpeuwirtscbal't vgl. Blumer Kti.; Sleiiimtlller, Schweiz.
Alpen- und I.anilwirfseh.: Sehatzmann, Alpenwirt.seh. ; Hist.-
stat.-topogr. Gem. d. Kant. Ap, Gl, (ir, Schw, Ihv, U: vgl.
auch .)/((./. .S'frt/;/. CinhillK iiriliirlrli. - S y 11. lieiy. Ilirli.
iWihlit. Wcini Gutlhrir schreitit: .Ihm (einer im Tranni
l:i
1P5
Al|i -nl]!. Al|iscli
196
erschieiieiiuii Ucstiilt] gulii"" «s, sich auf mii;h zu wurfüu
wie eiue scliwure Alp', so schwebte ihm das uns frenule W.
,cler Alp' (rieht. ,Alb', nihil, nlj,, PI. dbc, wovon ,Elbe, Elfe')
vor, nur dass er im Geschlechte fehl griff, sei es weil unser
AI]) weiljlich ist, ipder iuL Gedanken an t/it Swliifmu,
Stniip/ilr, oder ,d i (■ ICIhe'.
Ochsen-Alp: ausschliesslicli für (,>i:li.seii bo-
stiinnite A. ÜH. Vtrl. Ochseniceid.
Eitlen-: l'rivatalp U\v.
Ürti- Niiw, Kilcher- üiiw: Geiueindfalii.
Vieh-: .Mii für Kindvieh, das keine Milch gibt,
daher meist von den Sennhütten abgelegen und ge-
ringer Gr.
Vor-: Bergweide iin untern Kevier, wo das Vieh
im Früliling weidet, bevor das obere Revier bezogen
werden kann, und im .Spiitsoninier, nachdem jene.s ver-
lassen werden musste. In der Zwischenzeit werden
die V-en, meistens Privateigentum, auf Heu benutzt
Ai'; B. — 8 y n. Muitiihcrii : Maiensäss: 3Iaien. Var-
näsK. Var.stdz.
Firn-Alpeli: Name einer kleinen Weide in <ler
Nähe eines vSchneefeldes UwE.
Frön-Alp: Eigenn. Gl; Schw; eig. .dem Herrn',
also einer Kirche, oder den Herren d. i. der übrigkeit
gehörige A.
(Jalti-. GaUji- = frr(/^-/Wi-^-L Gr.
Verheb-: A. wo die jungen weiblichen Tiere olme
Stier gelassen und somit vor allzufrülier Befruchtung
sicher gestellt sind, rcrheht werden Gn.
Her reu-: Staatsbergweide Ap; vgl. Fron-.
Küe-: für Melkkühe mit Ausschluss des Galtvielies
bestimmte Alp Gr.
Zitkue-= Verlieb- A. Gr.
Kilcher- s. t'rti-A.
Kammer-: Eigenn. GIl; walirsch. vormals = einem
Stift gehörende A.
Kapitalisten-: einer Gesellschaft von Kapita-
listen, den sog. Alpfjenostfcn gehörende und von man-
chen derselben nicht selbst bewirtschaftete A. Uw.
Vgl. Stöss-A.
Karren-: eine .\\\i voll rauher, zerklüfteter Felsen;
s. Kitrnii. So z. B. eine Alp zwischen Schw und Gl.
Längs-: Frülilingsalp. im Unterschied von Som-
nier-A., eine auf dem ersten .Stafel' [Bergstufe] ge-
legene A., wo die Bauern 1'2 — 14 Tage lang, bevor
sie höher hinauf ziehen, Milchprodukte für ihren
Hausgebrauch bereiten. — Syn. Voralp. I.mujH das alte
hfii'jiz, Leuz.
Gemein-: 1. einem ganzen Gemeinwesen gehörende
A., Allmeine, n. Stuss-A. — 2. ^ Kapitalist en-A. Uw.
Bürt-, l'iiril-: welche einer ,B.', Dorfschaft, ge-
meinsam ist BBe.
Kinder-: den noeli keine Milcli gebendiMi Kindern
angewiesene, auch für Pferde. Schafe benutzte A..
Ggs. Scnnten-A. Scnw.
Ifoss-: für Pferde bestimmte A.
Summer-: s. Laiiijs-A. .\ber auch etwa A. übli.
Scnntcii-; A. für milchende Ivülie Scnw. Vg'..
liiiiilir-^i.
Scliad-: das durcli Verlust eines Tieres frei ge-
wordene Alprecht (Sciuiz.manx).
Schaf-: für Schafe bestimmte, ineist an] höclisten
gelegene uml steile, wilde A.
Schweig- iwnij-: Name der grössten .\. in .Kv.K.
— VoTi Srhiriiii, Sennerci.
Oberstafel-. .Der Sommer- und besonders cler
Oberstafelalpanken [d. h. die wiihrend des Aufenthalts
der Sennen auf dem obern Stafel im Hochsommer be-
reitete Butter] sei viel gelber und besser als der
Winteranken.' Steinm. 1802.
Stöss-, Privatstoss-: im Ggs. zu Gemein-A.
eine solche, welche einer Gesellschaft von Privaten
angehört, und zwar mit festgesetzter Berechtigung
des einzelnen Genossen auf eine gewisse .\nzahl von
,Stössen' (s. d. W.) G oEh. It Steinm. 180-1.
alpen: den Sonmier durch mit Melkvieh sich auf
einer Bergweide aufhalten und Käse bereiten. Bald
wird dabei mehr an die Weide des Viehs, bald mehr
an die Käsebereitung gedacht B; Vw; als Alpknccht
dienen Gr. Alpid irol! Grus.s, wenn man von Alplern
Abschied nimmt .Schw. Scherzhaft: N. iV. hed disen
Siiiiimcr yuet r/'aljiet, er ist töUiij pr'essne BRi., der
.Aufenthalt auf der Alp ist ihm wohl bekommen, er
ist ganz wohlgenährt (eig. gepresst voll wie das Euter
einer satten Kuh). Auch tr. (Vieh) der Alpweide teil-
haft werden lassen Gr. g'alpet adjectiv. : du bist
ij'(tlj>et [und in Folge davon erstarkt] — sagt man zu
Einem, den man um eine Kraftleistung angeht Gk.
— ent-: von der Alp wieder zu Tale ziehen Gr; W.
Syn. ab Alp faren (stellen). — er-: durch .Upenwirt-
scliaft gewinnen LE. — ver-: durch .\lpenwirtschalt
verlieren, ebd. — us-: 1. die letzten Arbeiten vor
Abzug von der A. verrichten Gr. — 2. aufliören
(müssen) Alpen Wirtschaft zu treiben LE.
alpelen: nur mit wenig Vieh die A. benutzen Nnw.
älpelen: 1. = alpelen, aucli: nur eine kleine Alp
besitzen und benutzen LE. — 2. nach Alpenwirtschaft
riechen oder aussehen Gr; L.
älpelig: nach Alpenwirtschaft riechend, aussehend,
oft mit dem Nbegrift' etwelcher Unreinliclikeit L.
Alper: der den Sommer durch eine bestimmte
Herde von Kühen unter sich hat und Käse kocht.
(Ebel.)
Alpi"g: 1. Nutzung, Ertrag einer Alji. / ha liir
[heuer] e giieti A. Nnw. — 2. Weide. .Hat es doch
in diser Wildi gute Weiden und .\lpung für das Vieh.'
Cys. — y. Nutzungsrecht an einer Gemeinalp für eine
besthnmte Zahl Vieh Uw; er hed für 5 Chile, 9 Gciss
tuid .!) Sui [Schweine] -1. ~ 4. Zins, welcher für die
Miete einer Alp entrichtet werden rauss. ebd.
Al])er: 1. = Alper BHa.; Uw. — 2. der eine Alp
besitzt, aber sie durch Andere betreiben lässt Ndw.
- ;!. Mitglied einer Aliierbruderscliaft. ebd.
Alperin ei'lpiri: Frau, die in der Alp ist und sich
dort betätigt Nnw.
Älpler: l. ^ Alper. — 2. der auf der .\l|i. dem
Senn untergeordnet, das Vieii besorgt U.
.Vlplerin: Tanzjungfer des Alplers an der Alplcr-
Kirchweili Nuw.
Alpken s. Albclc Sp. 185.
Ilp .Yl]cm.: Elcphaiit. Si'KENii. — Betr. /. v^-1. ci/y«iit
in llcimici .Siiuuil.
Al|iscll m.: für grob geltende Umformung ilcs
Taufn. Albreeht Gl.
l;tf
Als -uls
198
als, in der Volksslir. meist ans, as, proolitisch
(Li, i'S, 's; Adv. u. Conj. 1. deniünstrativ, abs. a) so.
vor Adj. oder Adv. .S'( hocke da-n-es chniiiiiii B. .Ge-
lietteii. sy wellind al.s wol thuen [den Gefallen er-
weisen] und mit im gan.- Ui>M Wint. Chron. ,Es ist
nielit als [nieht so gar. nielit sehr] lang sither.' 1617
.IJBrkh. S. aiieh ii. ax. As ril Gk, f.s- vil Zu., affil
Ai'K.. üfjU Ai'M., af'.J ApH., I.; GTa", äf.i GT., so
viel; es ist all «., es ist iinmerliin so viel; a. mid e
Clirättli voll, scherzhafter, niehtssagender Bescheid
betr. das Mass. ,Das Piiher iror [würde], me möcht
■I»)'"'' (I. »<"' [wie viel man auch nähme], reriiebis use
pfijtze.' Merz, 1830; om a. gross si, gross genug sein
Ar; GStdt.; nöd om a. (fsch'id, nieht besonders g.
Ai>; vgl. soce/, söceJ [so viel]. In der ä. Spr. zu-
weilen = also, ase, im Sinn von ganz, gerade: ,Die
Läber als nüeehter geessen.' I."i(i8 Tieub. (gew. .also'),
s. tdso. — b) ebenso. ,Süs [sonst] ijoht e Sach hi
witem nüä as fixet.' JJKütl. 18'24. .ebcnesmär: eodem
jure, eadem ratione.' In. B. as r/ere", eben so gern Gk.
..\ls wol und ze gelycher wjse.' BRq. ,Umb ein ding
hätten, das einer schier als ring kauffte.' M.tL. ,Eben
es bräit.' JCWeissenb. 1701. • — 2. correlat., so (ebenso)
—wie. in beiden Gliedern oder in einem von beiden,
a) als- als, n.s — as Ap; B; Gr; GT.; \V, r* hin as brav
as du : äs(es) — as Schw, er ist äs verbüsti(/e as der Tafel,
ausserordentlich neidisch; .ich n-ill mich halte 's tjiiet
as '.< mit(ilich ist.' Srnz. N'erblasstes <-s im ersten
Glieil auch GT. .Als vil nemen, als dem andern
worden ist.' BHandv. Anfg. XIY. .Wir sind als übel
dran als sust jemant.' ZwiN(;li. ,Gut hindersich als
bald [eben so schnell] as für sich.' 15'20 .Stoi'kar.
.As vil as ich.' Z 15'29. .Mir als vil als dir.' Fuis.
.Grad als weis als hübsch.' ebd. .Ich alls woll als
niine Brieder.' 157'2 FThPl-^tter. .Ih wet [wollte],
es gieng dir aswol as mir.' Z(i 1701. Zuweilen mit
Wiederholung des verglichenen W. : ,Got ist allen
waren Christen als günstig und hold, als gün.stig und
hold er sinem eygnen sun ist.' Zwingli. ,Hub sich der
span als vast [stark] als er vast vormals gsin was.' Yad..
s. auch unter b. Bei Zahlangaben umschreibend : .als
vil als oO Schilling', geradezu 80 Seh. Urk. .Als wir
sind geritten als vil als ein mil.' 1521 Strickl. Vgl.
hiczu die im Engl, beliebten Formeln as far (miich)
n.i und s. u. rjü. Selten für das gew. .so vor dem Vb.:
as rhicha mösa [müssen] as öb-mn" en Jieftler rer-
schhtckt hei Ap (Tobl.). Im zweiten Glied zuweilen
das für as: I ha lüid as ril das du Ap; „es (/'tiae das
Stene, steingenug BHk."; dii Wl ist nild es yuet das
dise [der andere] ZO. '.< bald dan 's besser sei.' Stutz.
— b) so(se) — als z. B. se vil as d'mayst G; Schw; Z;
so — es Gr. Auch verstärkt also: ,das ich also von
einem armen geschlecht were, ass ye kein frow uff
erden was.' Ziely. Mit der Wiederholung des Adj.:
,Sü fil Brandopfer als hl irer [der Schnuiusenden]
waren.' 1707 High 1, 5. ,So gwüss. alss gwüss die
waarheit ist.' ItiöO 1? u.KuMey. Die Formeln a) und b)
mit einander wechselnd, z. B. bei Zwinci.i auf der
nämlichen Seite: .als wenig— als' und ,so wenig— als'.
Die l'artikel des ersten Gliedes kann absjiringen: g'uiiss
ns tüsig (verstärkte Beteurung) AaF. — c) wie — als.
,Wie ein yeder gesinnet ist, alls redt er.' ir)7'2 HBull.
— d) als — dass. .Ich was als we, das ich zu
Bett lag.' 1520 Stockak. — e) als -bis. ..\ls lang,
bis...' Urk. f) es es: je desto UwE.: Virl. »>.
Sp. 21. — g) so, zur Einleitung eines Nachsatzes
nach Vordersätzen von causaler oder conditionaler
Bed. oder auch nur zur Wiederaufnahme einer Hin-
weisung. H'(7 ds Wetter witest tvordcii ist^ ds biii-i
verreiset Siiiwf. .Wan diese frauw sich unklagbar
gehalten, als hat sie durch ihren hinschid leidwesen
verursachet.' lOÜü Unot. .Wann vil Missbräuch ein-
geführt worden, als haben Wir . . .' 17o0 Z. .Wofern . . .
als . . .' 1780/93 ZGes. .Weilen [dgl.] ohne der Canzley
vorwüssen geschehen, als stehet die Canzley nicht gut.'
1818 Z. .Was die Schulden anbelangt, als wird . . .'
1820 Z. — 3. einfach relativ, a) wie, gleichwie.
Es (jöd-mer as ama Narra, es will mich [in meiner
Einfalt] bedünken (Bescheidenheitsformel) Ap.
Es ist mer as äisem, ich denke wie Jener GG. Es
ist-mer verleidet as der Tüsig [im höchsten Grade]
Schw. ,Der Ibis, [der] n.s me seit, e Dokder [ist].'
RriiMKv. 1833. .Ehr sei Gott dem Vater, als er war
im Anfang und allweg.' Ineich. ,Ass unser vetter, sicut
patres nostri.' GHdschr. .Syn haar was gel als syde.'
Lied. .As die einunge stant'. nach Mas.sgabe der
Straf bestimmungen. Diessen'h. Stadtr. ,Uber die höchi
US als die schneschmelzi har gat' [wie die Wasser-
scheide läuft. Grenzbestinimung]. Oppn. Neuenhof.
,Und sol denn gon wader [auf welche Seite] er wil,
nidsich als obsich.' 1433 Rüedl. Ofpx. ,Wenn es
zitlich alss [zeitgemäss sowie (und)] möglich ist.' ebd.,
vgl. .so es billich und müglich ist.' ebd. , Schätzt
jene schier alls heilig.' Cvs ,Dann alss jetz und jetz
alss dann.' 1050 Z. .Richten dem Armen als dem
Reichen und dem Reichen wie dem Armen.' 1715 Z.
.Wenn Falschheit orinnete als Für, so war das Holz
nit halb so tür.- HArsiNSOHR. Mit ungewohnter Au.s-
lassung des Correlativs .sowohl': .liatt mich giert
die Bälg machen als die [dazu gehörigen] Bretter.'
Mey.. Wint. Chron. Als steckt wohl auch in folgenden
RAA.: do göt's mlt-es-nut, se-n-ist er wider amme
cho, es dauerte bloss einen Augenblick usw. Z. Eis
as [so gut als] zwei udgl. AaZ. It Anon. 1815. ohne
Zweifel für ungefähre Zahlbestimmung. Es gar, bei-
nahe ScHwMuo., lässt sich deuten: so gut als ganz.
— b) s 0. ,Er clwmm, es gll [so bald] er clii'nin.' Stftz.
,Stand si, 's lang si tcell.' ebd. .Als lang die Letzi
i.st', der ganzen liänge der Schanze nach. Urk. ,.\1s
bald man in die kilchen kompt, facht man das ampt
an.' Srnw a. Kirchenordn. .'s be.st ich kann'. c(uam
possum optime. 1538 RiiKi-. Esg'wiss. wahrlich BO..
,e gwüss.' N.BKal. 1841; in angelehnter Stellung teils
wol-is g'wa.^s Si.. nei>i-is g. und danach ,jd-n-is g.
(jävi wiirli G3Kv}i}i ISIO. 133), hö-u-is g., teils ./«'.s 17.
(auch bloss jAss) und danach nei's fm's) g. (iii-s-d.i g.
Kuhn 1800, 190) und mit rejietierter Partikel nei
's-es g. Ähnlich gebildete und zu deutende Formeln ;
m'^'s Gott; ja 's der G., und mit den bekannten Ent-
stellungen des heiligen Namens: jd-n-es potz! c-n-is
Butt! auch bloss 's Hott! Nur spärliche Spuren ausser-
halb B: nä [nein] '.s bigöst ! starke Verwunderung Ar;
es (i'wi'iss es g'wüss, starke Beteurung GA., wobei un-
ermittelt bleibt, ob bloss ein Beispiel der in der
Volksspr. (und im Nordosten ganz besonders) beliebten
Wiederholung vorliege, oder ob wir hier verkürzte
Correlativsätze annehmen dürfen. - c) mich Coni-
parativ: als. «.< .\p; Bs; Gu; E; Z. k.s.s S. Lieber gO
ns stö. Jie.i.ier e Iure Darm as e miiede Arm. Jle.tser
e 7.»s nf-eiii Chrftil as gär l:c 1''l(t.sch. Etiler as dr
199
Als-uls
%(l
Tii/'el, uelir arg. 's ist nie ass vor, unbestreitbar
walir; me <s . . . (in. Pleoiiastisch mit anderen Con-
junktiunen geschwellt: ,e fähchneri Frau an wie
(l'JWii/leri ist.' Sri:Tz. I''' vdr richer as (las i icz bi".
ebd. — (1) im Vergleich mit. ZO. ,Wie das eine
Cieged ist als wo wir daheim sind' [eine ganz andere].
Stutz. ,1'jS ist e yrössi Ströf [eine schwere Not], was
die riche Lüt cliötmil Im, ns euserein' [wie viel mehr sie
haben können als Unsereins], ebd. ,Wie lieb [wie
viel lieber] waren mir diese armen Leute als die in
der Stadt.' ebd. Daran schlie.sst sich a?s^ statt:
.wenn man immer zu wenig als zu viel haben muss.'
ebd. — e) in Verbindung mit Negation 1) vor der-
selben: ausser, nur. Alls «.s das nüd Ap. Ds ganz
Jär as nii'' e Tafi nid (in. — '2) nach derselben: ntU
as . . . kv; (iL; Vi, nüd es Gk. — f) als ob, wie
wenn. Er ist ij' fallen es er vom Himmel cliäme BRi.
Es ist as d'Lüt standid uf Is Ap. ,Jum're" as tcär
de Tod paräd.' Stutz. ,Grad als er voller Tüllen .sy.'
NM.4N. ,Siner muoter geist im sye erschinen, als sy
noch in laben wäre.' 1.5ü9 LLav. Paneben auch n.s
eil Gl-, es oh Aa. — g) wie, indem, i. S. v. tileich-
zeitigkeit. ..\ls ich eim andern b'reit den Weeg zu
.sterben, bricht mit mir der Steg.' K. u. CMkv. 1G.5U.
— h) da, zeitlich und zugleich causal. mit correl.
,als' (so) im Nachsatz. ,.A.lss aber mein Bruder an
den Todtenreyen tretten müssen: alss habe ich den-
selbigen [Todtentanz] zu feilenden mich bewegen
lassen.' R. u. CMey., Todten-Dantz 1C50. ,k\s dann'
im Auf. <ifhzieller Aktenstücke un Sinne der heutigen
Kanzleil'ormcl , in Erwägung dass...'; oder den Nach-
satz einleitend, im Sinne von während, dagegen:
,Unsre eitern [hatten ihrem Oberherrn] von fryeni
willen etliche artikel zuogelassen, als dann [während
dagegen] diser zit mit gewalt sölichs understanden
wirt inzebringen.' 15'2.5 Absch. — 4. mehr oder weniger
pleonastisch a) vor Relativen, asirie Ap; Bs; B;
L; Th, esteie Seuw: gleichwie; asicie verhext; Geld
aswie Laub; Ora 'swie en Esel Ap; und sogar: tuen,
eswie 's der ijöt Scuiw; i way mir sl, esieo-n-i will
ebd. — b) nach Relativen. Welle-n-as 's isch, welcher
es ist. Vo" was as d'witt Scuw. ,Gan(fs ti-ohi" as 's
wöll.' Stutz. Wer as teell Bs. Me g'siehd giiet, wem
as die Chiiid i/'höred Gl. ,Es isch d'Frög, irer «.s
müess «xic/ie /y<!".' BWvss. Ebenso GO. - - .5. für ,dass'.
.allg." ,Es sl scho 10 Jör, as uf-em Feld kei Segen
iseli' S. Sit as, seitdem dass... (ebd.). ,Ist das
nit die fällst Blitzg, ass si nit au nidersitzt !' Aa
(RociiH.). ,Giduld ha, bis ass 's änderst chOmiii.'
BuKurKNST. So auch Ap; Gl.; L; G; ScHW — immerhin
nur so, dass die eine oder die andere Form vor-
lierrscht. ti. stellvertretend für das l'ron. relat.
Menge iis waal nclirdie elia" Ar. (.'hnüppel [Beulen]
us-me" null J.iinfi' miclie |lier] üherchunnd vSchw. ,Ir
safere Mit", us dr sid!' [wie, oder der ihr seid]. Si!Hi:,n.
aiiinder iis weder Vater iiir'' Miieter hei [haben] S.
Ebenso Gl,; ],; (i. Auc-b in dieser Stellung wechselnd
mit dasn.
.1/,H ist vcrk. ;uis ,:visn', daiicr die Jemonstr. Bed. 1. —
i. I'ir l'jii!. in nrti wie in anili.'rcn bloss zsarcfiig-ton WW..
iMo als Ablfitungiin verst^mdi.'n worden. — 2 a. l*ic Ver-
sttinunoliin^ '« könnte allorilintrs auch «' sein. d. i. auf ,so'
zuri'iekgehüii, dmdi \vc(-lisclt es bei .Stutz u. A. mit es. —
'i b. IMo (diiptisclien Furnicln es (jwinn usw. lassen sicli anl
vcrsciiicdf'ni'n Wcfrcii i-ci-imstruiereu: .sn '^. als irf^riMnl Etw.
ist: als ich hier stehe; als ich selig zu Wc^-den wünsche'; die
von Zyro aus BG. überlieferte Fornn-I jn '« si (i'ott etwa ,als
sich G. Dieiucr erbarmen möge'. — 4 li. Noch hänfigcr stellt
in solcher Verbindung dass, so dass auch hier Verkürzung oder
Verwochslnug kann angeuommeu werden. Ks bleibt auch
fraglich, ob in eiueiu Fall wie; .Xaehdem as sy tot warent.'
Meinrjidsleg. .als* oder .dass' zn (irnnde liege. Jedenfalls
werden diese beiden Partikeln von der MA. vielfach ver-
tauscht wie in engl. M.\A. as nud lh<a ; s. u. liass,' die Ver-
uiischniig wird z. T. durch Fälle entstanden und befördert
worden seiu, wo dem as(s) eiu aus]aut<'ndes d(i) einer Verbal-
form oder Sil vorangieng. — 6. Erinnert an das zuweilen
eben so gebrauchte engl, «s und mhd. ats. — S. auch as.
fräs. Man erw.'ige auch den Vorsciil;ig <- in r,/i<ttirrll udgl.
iui Vergleich mit n ifwüss für es y.
also, ,aso', risj. 1. allein stehenil: a) verstärktes
so, d.h. in der angegebenen Weise; in iler lebenden
Spr. durchweg ase Aa; Ap; Bs; Gk; L; G; Sch; Z.
,Asen hat uns ein hott geseit.' l.'i'29 Stkickl. Ase
fangt ffutj me" d'Hcise (und etwa weiter gesponnen:
mit der Buchs schüsst-me d' Fuchs, oder bi der Nase,
wem-ma 's öberelumnd), Spottvers, wenn man Einen
ertapjd .4p; (j; Sch; Z. Im Gegen.satz zu .so, esö, auf
diese, dem Sprechenden nahe liegende Weise, ,hoc
modo', deutet ase auf den Angeredeten (.isto' oder ,illo
modo'), auf räumlich und zeitlich Entfernteres, oder
anders, als zu erwarten war. Beschaffenes. Mach 's
nüd esO, mach 's ase [wie jener Andre]; usen-eg kann
also auch bedeuten ,auf deine Weise, wenn mit de-
ireg Z, denau-eg Ap ,meiiie Weise' gemeint ist. Es
heisst: er ist nüd ase g'schld, das er chömit schwige".
wenn Einer sieh bereits schwatzhaft gezeigt hat, da-
gegen absolut: er ist nüd esö g. usw. Ammig [vor-
mals] hat 's Hag g'ha" um all \[''ise nmme [herum],
iez isch-es nümme ase Z. Sn. isch 's aseweg? Ap; Z.
Ase! ase! so ist's recht! z. B. vormals auf den Schless-
.stätten beliebter Ruf an den Zeiger, wenn dieser durch
Gaukelsprünge die Vortretflichkeit eines Schusses an-
zeigte Z. Passend etwa verbunden mit dei, dort:
,dö stut er dei ase wie-n-en Schnlder.' Stutz, wie so
mit dem entsprechenden da: esö da Z. Ase, ase! jo
wnl au! Formel verwunderter Zustimmung, eig. ,es
wird wohl .so sein, wie du sagst' ZU.; auch in fragen-
dem Tone so? so? ase? G; Z; isch 's fast ase? wie
schwer es zu begreifen ist, muss man doch fa.st glau-
ben, es sei so GTa. Ase appelliert auch an die Er-
fahrungen des Angeredeten. ,Wenn d'Kämjil |ein
Fluss] asse clnhet' [tobt, schäumt]. JKMkv. 1^4 I. .Un
stöt-si ase rür in zue.' Stutz [in der .Federmann lie-
kannten, weil in solcher Lage gewohnten Weise]. ,l)ie
Müsse tcale [wälzen] sich as.ie im Schnee.' Si'ukm:. —
b) also d. h. folgcndormassen, in anzugebender
Weise. ,Ist also znegangen.' 1.501 Wint. (,'hron. Die
Beschaffenheit kann auch durch folgendes ,wio' erst
angegeben werden: er clia" denn ase tue wie-n-en
Heilige Z, oder durch einen Satz: ase, me" sott 's nüd
merke, irgendwie so dass nnin es nicht merken sollte
G'J'a. ,I)'e Torebueli! ase, d'Welt chönn giili, über die
Torheit! zu meinen, die W. könne sich [um die Sonne]
bewegen. Stutz. ,Han ich aso gemacht, dass...' ir)'29
Z, Strickl. Zuweilen wird aber die Angabe nicht
ausdrücklich gennvcht. sondern unbestimmt gelassen,
der Vorstellung frei gestellt. ,Si wöltint uns also
und so tuen' ]bloss andeutende Drohnng]. GHdschr.
.Ain jetlicher het sin eigen gob. eir ] einer] süss [so],
aber der amler aso.' (iHdschr. ; vgl. o. eso : ase. So
iJOl
Als, eis, ils, uls. ul.s
•>(i2
kann d.sx' verschieilene DoJJ. annolinien. dio je nach
doin Zub-anniienlianif zu lu-giinzen sind. Wcii}! i ase
tvett, wenn ich so recht wollte Z(J. : ( ///" tlciiii iiiid
«.VC, ■/.. 15. nicht so geizij^ [wie man mir wol zutraut
Oller wie Andere in älinlieheni Falle] 7,. Kr ist ase
iiiid aW'' ifie-n-rr sditi, nicht so ganz wie er sollte
Ul; Scu; Z, und CS kann sieh die Bed. bis zu Un-
ühersetzbarkeit abschwächen z. B. in Fragen: ,ivic int
(Ol nse 's Wetter dusse?' Sxiiz; ,was sett i echt an
ase mache?' was sollte ich denn wol etwa tun? ebd.;
,nuis mehied ir au ase?' was meint denn ihr etwa dazu?
ebd. Du liist use-n-au Eine! ein Unberechenbarer Z.
— c) also, igitur, ergo (folgernd], nun denn (er-
MUinternd). In der erstem Bed. ist jetzt wohl durch-
weg die nhd. Form durchgedrungen; dageg'en: .heii
l'und wend wir erlich halten und bittend äsen unser
gnädig herren, dass usw.' 152-1 Auscu. ,Uf fritag ist
der abt anweg geritten; äsen band wir im naidi g'iian.-
l.J2i> Z (Stricki,.). Auffordernd: clitimm äse, so komm
doch! GA., asa wie! Ur, vgl. se icie! — d) correlat.
also : so s. als ab. — 2. vor Adj. (resp. Adv.): in
solchem Grade, so sehr. Nüd ase gross ine... Z.
Nüd um ase starch, nicht so gar, nicht sehr, nicht
besonders st. ZU., absolut, aber mit möglichen Neben-
gedanken: wie man meinen könnte, erwarten dürfte.
Kr ist a.fa ufg'rümt, recht munter Ar. — b) so ziem-
lich, so recht, sie satis. Du tuest doch «.«c recht leid,
du settist ase frei st, du solltest hübsch artig sein Z ;
vgl. 1, b. ,Ase [gerade] vom beste TF»".' Stvtz. ,A1so
gnueg, lejdenlicli gnucg.' Fris. ,I>en Feind zu schlagen
also toll', so recht tüchtig. LiEU v. 1712. Ase)i einist, so
etwa, allenfalls, einmal L. — c) ganz, so wie es zum
vollen BegriÖ' der Kigenschaft gehört, gleichsam mitten
in dem betr. Zustand, oder wie der Gegenstand im ge-
gebenen Zeitpunkte gerade beschaffen war; vgl. frz.
tout, etant. 1) iiixrticiijial. Ase (/'.•^tdiidlige, stehenden
Fusses, in aufrechter Haltung. .Und wigt ain sölich
ganz tuoch also gmachet nit nier dan 10 l'fd.' Vad.
,Sied es halb eyn also verschlossen.' Vogelb. 1557.
,Also gfenklich', im Zustande der Gefangenschaft.
lüül WiNT. Chron. — 2) rein adj. ,Ase varm, dum
calet; «,?e frisch, totus recens.' lu.ß. Übertr. eine
Nachricht ase icarm, derb n.s'e chüewarm [friscli vom
Euter weg] hinterbringen; ,a..ie learm hät-er-si'''' uf de
lleiiceij (f macht.' .IMey. 18tj(.i. K Zwetsclig ase fjans
((he schlucke", ase u"rlf e.-tse; 's Fleiscli. ase rau esse";
du (ise seltier, in eigcTier Person; ase bar zale, sofort
bezahlen, allg. Ks ist ase richtig, ganz r. Ar. ,üas
mel nitt also warm ])ruchen.- G Stiftsordn. um 1470.
.Etliche fassend disen stein also rauh' [so wie er von
Natur ist]. VoiiKi.«. 1557. ,Bünen also nüeehter essen.'
ebd. ,Numerato: also bar oder gczelt.' Fris. , So bald
verloflen ist ein Jahr, .So hendt wir ein Geis asabar'
|so sicher, als wäre es baar Geld?]. Com. Beati. ,l)as
Osterlamb nmssto nit gestuckt, sondern gebraten wer-
den also gantz.' FWvss 1050. Son.st herrscht in Ar;
(> die adv. Form: d'liira asa gamna abasclilacka ; 's
Tiiechli asa verschränzla a"ha" [in zerrissenem Zu-
stande tragen]. Dagc'gcn bei Vau.: ,Er was in 2 tagen
gsund und tod uml gescbwal also toten', wahrscheiiil.
für ,toter' mit Verwechslung der beiden Casus. —
'■'<. selbst adj., bes. in Verbindung mit ,ein': ein
solcher. Ase-n-eine, einer von joner (besagten) Art.
,l)o sig ein loch da gesin uml aso ain [nicht näher
zu besclireibeiidi'^^l ding.' IMil ICuikss. .Sy biunl also
rathgäb ghan, die band sy also in ein grossen [einen
so gr.] costen gwätten [gebracht].' 15(i3 Wixr. Chron.
Mit der Verkürzunir al« trift't utso, use nur in dem einen
(icljrauülie 2 c ziisaninien. l»io vereinzelte Form äve G.\.
I;isst sieh nur als suj^. Ueilaut erklären. — '2. Um ose vtarch
ItLTulit auf Vernienti'nnj^ vmi Quantiun und Orail. — Alil. naifj.
'twil'uj. aHtiiili .
Alsc f. I: eine Art Häriug, ehipea alosa. ..\lausa
clupea vel thrys.sa: ein Alse [so auch bei Mal.], Else,
Alse, Leuss-, Lauss-Fisch.' 1503 Fischb. — Alle diese
Namen ans dem lat. W. cutsi)rnug:eu.
Alsc f. II s. Alesne Sp. 173.
allsen, allsis s. aü II 1 Sp. lOS u. 10!t.
Eis, Else, Dim. Elsi, Else.li BO.; F; Gr; „L";
G; Siii; Z, Elsbet Scuf; ZO. (auch Elsbetle):
Verkürzung von Elisabetha. ,Elsc' war der Name
einer Figur, welche an dem zürch. Frühlingsfest des
.Seehseläutens' (s. d.) als das Weib des sog. Chrlden-
gladi vom Lande in die Stadt geführt wurde. , Lustig
trollten dann voran Auf dem bunten Eade Else und
ihr strohner Mann Mei.ster Kreidenglade.' Neimahrst.
d. Z Musikges. 1780. Klsi n. appell. als Schelte im
S. von Vielfrass Aa. D'Klsbcte in BsStdt. noch als
Name einer Kirche und des umliegenden Quartiers.
Der Stroiimann. der am Abend des Seciistjhiutens nocli
heute verbrannt wird, ist ein bekiinntes Bild dus Winters,
der als Riese gedacht und dargestellt wurde. Sein Weih
Else erinnert an die , rauhe Else', welche im ,Wolfdietric-li'
(Ausg. V. Holzmaiin 8. 60) durch eiu Bad im Jungbrunnen
sich in schöne Gestalt verwandelt, .aber vorher eine riesisehe
Verkörperung des winterlichen (iebirges gewesen sein wird,
s. Att-EIx. Auch das einlache AV««, Elsiij kommt als Btsstaiidteii
von Bergnameu noch im BO. vor und ,Rünze', im Wolf-
dietrich Name eines Kiesenweihes, bezieht sich ebeuf. auf
Runzeln, d. h. Klüfte, Spalten des (iebirges. Auch Etsi im
S. von Vielfrass erinnert .in die gefrässige Natur der Riesen.
— Syn. Eim. EUhei. Linabct. Line. Litli. Jiotli. Zitii. (Svtte.t
Alt- f.: Niime eines hohen Schneeberges an der
Grenze von B und W.
Wird urspr. eine Schwester der ,Frau' inid ..luugl'r:ur
genannten Berge der selben Kette gewesen sein; s. o. Mau
sagt auch etwa der A., dann wird wol ,Berg' hinzugedacht.
Gant- Elsi n.: .dummer Schöps, der da stehet wie
ein Stücklein Hausrat, welches man verganten will.'
Sl'REN«.
Die lükläiung Spreugs ist zwciifelluift. Aber aueli die
Oeutung auf (land, p'elsseluitt, und den daraus emiiorrageiiden
(iebirgsstock (s. o.) wäre um so bedenklieher. da dieses AV.
der Bs MA. fremd ist.
Kitter-, Laclier-Else. -Elsi: ein Mensch, der
das Kichern (killere). Lachen nicht lassen kann HsStdt.;
Si'KENo. — Vgl. Lachgret.
i; u nipel-Elsi. ,Toberin, l>'uuipelelss\ . .■blatr;itrix.'
Mai,.
.'I'aub-: wililes Jfäilchcn.' SenK.N(i.
Elsis elsiß- n.: Elsass. ',v 7''«)' im E. g'.seh, s. Kür.
Her zweite 'l'eil des Comp, durrli die lietonung zur blossen
A lilritiuigssillie lierabgedrückt.
Elsässer, Klsüsscr, Klsrsser m.: der aus dem
Elsass bezogene Wein; s. Sp. 170 o. und oft genannt
in früheren .llidton. 7i7.s«.vsY')' : Name eines Hauses
in Z, in welchem vormals die Obrigkeit fremde Weine
ausschenken licss; s. SVöi;, 1821t, Nr. 117. .Elsisser;
eine Art weisse 'rrauben. Syn. K.lhclrii. Klbrr.' Kiiaoor.
'20B
Xlsdi. Alt
2ii4
ÄlSCllle f., Älschli 1)., PI. äliUm: 1. (ÄUschlr)
niedrige Elierosche, Alpeiiinehlbeerbaum uml lAltscIilii
dessen Frui-lit. niespilus chama'mespilus L. BSi. —
2. gemeiner Mispclstranch. nicspilus german. L. Aa
(Mi'HLHERlO.
Der Naim^ mit diT im (Ii'birü; bi'lii-btcn \'trtaiisr)iiiii^
voll s und » aus ,Elso' (s. .Elsen-Beere, Elseli|i|.ri' lii. WH.l
verk.; vgl. tilisier (frz. Schweiz).
alt I, in gewissen MAA. alt. l. rein adj.; im
Ganzen wie nhd. Alt Öpfel, Äpfel vom vorigen Jahr.
So alt US Mites und Broil, seit Menschen leben. Alter
as e Schniyans. .Siii.h. Der ältist Batteiihcryer (Bürger
von Beatenberg), d. i. der Wind (weil auf jener Höhe
meist Wind gelit). ]£r iKiss wul wie alt = welli Z'it
tlass 's ist, was an der Zeit i.st. Dkh. Auffallend:
■jKaiser Maximilian begehrt ihn [Bruder Claus] zu
erheben; bleib [das blieb] uf älter Zyt anstahn.' Ans.
[spätere Zeit, vgl. ahd. altincm, verschieben]. .Ein
alter Christ', ein Anhänger des alten, kath. Glaubens,
im CJegs. ■/.. Reform. Salat. Politisch : am Alten
hangend; er ist fiil alt, arg, leidenschaftlich con-
servativ Ar. Wo der Tafel seiher ntid üsrichtet (nid
i-e may, nicht hinein kann), schickt er es alts Wd) L.
Das wnlt Gott u)ul hei alt Wih: [Hexe]. Sulo. Alti
Wiher heisson aber auch St. Johanniserbsen BSumisw.,
Be. [Vergleichung mit den einzelnen Zähnen alter
Weiber?] B'hiiet-mr'' der alt Ma" AAKöUik. — and
si Meie [Maria] Z, Gott bewahre! [vgl. der Teufel und
seine Grossmuttor]. In Ae heisst der alt Mä ein aus
Käse, Butter und Brot bereitetei- Kuchen; auch ist
es Name eines Berges, vgl. Etzel. Dem alte Ma hüse,
für die alten Tage sparen L. .Bei altem oder schwey-
nendem [abnehmendem] Mon [Mond].' Tikkii. TJr häiif/t
der Cliopf wie en alts Boss, geht gebückt Gl. Auf
die Frage: was mached ir au? wie geht es euch dennV
wird etwa geantwortet: alt Schueh, d. h. wir nutzen
die .Schuhe ab, d. i. das Leben nimmt seinen gew'ohnten
Verlauf. TJii alti Nacht ha, eine Nacht in Lustbarkeit
zubringen wie in alter Zeit, wenn Jugendfreunde später
wieder einmal zusammen treffen. Stutz. Zum alten
(ander 's alt) Ise y'liöre, alt. abgenutzt sein G (auch
schon bei Mev. Hort. Iü92). ,Concedere, zue der alten
Welt faren, sterben.' Fris. Er ist eine us der alte
M^elt, altvaterisch. Sulg. Ouserein ist vom alte Teiijg
[Geschlecht] S. En alti Schuld, schon vor einem
Jahre verfallen, en uheralti, vor zwei J. Nnw. .Können
wir nicht übermehren Jetzund unser Gnädig Herren,
Dass die Schulden und Beschwerden Lauter alt Ka-
lender werden' [abgeschaft't wie der alte, julianische
Kalender]. 17(fl JCWrissenb. Die Rechnung nach dem
alten Kalender blieb aber im Volke noch lange üblich,
daher der .alte' Sylvester (11. Januar), das ,alte' Neu-
jahr (1'2. Januar) auch unter der neuen Ordnung noch
festlich begangen wurden B (Gotth.); ZO. Auch bei
den Monaten werden durch den Zusatz ,der alte' (z. B.
Jenner, Mai usw.) die 12 ersten Tage noch zum vorigen
gezählt Z. Die alt Fasnacht (schon im XIV.), der
Sonntag (Montag) nach Aschermittwoch oder nach
der Herren f'asnacht, der erste in der Fasten, der
scch.ste vor Ostern (auch die .grosse' F. und .Börcnf.'
genannt), zugleich im Cigs. zu der junrjen F., welche
die jnii^'r Widt am Itiensfag vorher gefeii'rt ]iat.
Die RA. hinde drl" cho" wie die alt Fasnecht, zu spät
kommen Bs; S; Z bezieht sich aber viell. nicht bloss
auf die alte Zeitrechnung, sondern auch darauf, dass
die an den Fasnachtumzügen mitgef uhrte Pupiie. welche
ebenfalls a. F. genannt und als Sinnbild des Winters
zuletzt vergraben oder verbrannt wurde, das Ende
des Zuges ausmachte. In Ar heisst der alt Sonntig
der letzte Sonntag des Jahres, der alt Jöröhed der
Silvester(-Abend), Letzteres viell. eigtl. umgestellt aus
der Altjör-Öbed, der (letzte) Abend des alten Jahres,
wie in a. Kantonen gesagt wird. Alt- vor Amtstitel
gesetzt bezeichnet einen Mann, der das betr. Amt eine
Zeit lang verwaltet und dann niedergelegt hat, z. B.
alt-Prä.sident = gewesener, ehemaliger. Ex-Präs. In
Ap ist der ,Alt-Landamniann' der in diesem Jahr ,still
stehende', quiescierende, der dann eo ipso zum Banner-
herr wird, d. h. in die Stelle des zweithöchsten Staats-
beamten zurücktritt. Wenn bei periodischen Erneue-
rungswahlen von Beamten der bisherige Inhaber eines
Amtes seine Stelle behalten soll, so heisst es: der
alt ist yuet! Z. — Sprww. Es ist Niemer so alt, er
cha" wf'' Oppis lere [lernen] L. IT^e älter, wie chälter
[je-desto] L. Alt— ehalt. SrLn. Besser en alti .lump fere
as e junyi Huer L. E junye Biler — en alte Fuess-
yänyer B; S. .Gott ist alt, aber nicht krank', der
alte Gott lebt noch. KiRriiii. 1821. Wenn en alti
Schür [Scheune] brennt, se-n-ist nid yuet lösche, alte
Leute lieben noch heiss. .Sulg. = alts Holz brennt am
beste. Je älter der Bock, desto härter ds Höre [Hörn]
U. Me sett [man sollte] z'erster [zuerst, eher] alt
werde ob ] bevor, als] Jatiy L. Alti Friind. alte Wi"
and. alts Geld Hand [haben] (Nänd, nehmen) de Pris
in aller \Velt L; Sclg. Heb kei Chummer für alt
Hose (für alt Schue), mache dir keine unnötige Sorgen
ebd. Der älter teilt, der jünyer wäll L. En alt Bo.ss
liilft hüse. SiiLO. Me" mues ril tue", bis men Eim
■seit: alti He.r! und denn [selbst dann] iscli es no kei
Er. ebd., vgl. alt Wlh. Da i.?t alt y'nuey. wo V'itzig
fl'nuey ist. ebd. Alt Hund sind bös zidte, schwor zu
erziehen, ebd. Wenn en alte Hund lallt, se .löU men
afj/asse. ebd. An-ere [als Abzahlung an eine] alte
Schuld nimmt me" Haberstrau. ebd. Bicher Lüte
Töchter und armer Lüte Chäs werde nid alt. Wenn
en Ma" no'''' so alt ist und er cha" no'''' uf-eme Böge
Baplr stä" und e y'runneni Milch es.fe, se-n-ist ei- no
im Stand, Chind z' züye. Sulg. JVm* chunt me ander
de Lüte umme als alti Boss und jungt Wiber. ebd.
Alti G'wonet ist stärcher as Brief und Siyel. ebd.
Wenn, alti Gaul in Gang chömmed, .10 sind si chüm
z'bhehe. ebd., vgl. o. alti Schür, alts Holz. In alte
Hüsere vd Mus, in alte Beize ril Lüs. ebd. , Mancher
lobt die alte Welt und tut. was der neuen gefällt.'
ebd. Die alte Chie [Kühe] Ifckunt oich yeru [gern]
W. Die alte Chüeje sind der Wdier Schmalzhäfe. Sclg.
D' altu M^iber sind dsjunyu il/iisc/i [Manns] Chiechil-
pfanne [Kuchenjif.] W. Alti Fucrliit y'hinr gere [gern]
chlepfe [mit der Peitsche knallen] B (auch obsc). —
Sprich wortl. RAA. Der 'alt Sehne füre .lueche,
alten Streit hervorziehen. Sclg. ,Verhasst wie alte
Münze' (vgl. aber auch 0. alti Fründ usw.). Das
ist-mer sehu" lany öppis alts, das weiss ich längst ZO.
— Glaube: Wen man fälschlich für todt ausgegeben
hat, der wird alt Z. — II. substantivisch, a) n.:
Alts und Jungs, Leute jedes Alters. Es ist no''' Alles
im .Mir. im rrühcreii Zustande. Vor Allem Gl; Z,
Alt-ult
206
ivr AHenis (mit ailvorbialeiii -.v; vgl. ror Alters) Sciiw,
vor alten Zeiten. — b) ni. u. t. : \. En AUe, Greis S.
Der Alt: 1) der alte Mann; irenn der JiDiijo wisuti
und der Alti) mechti \V; er sorf/t für 'en Alt, für seine
alten Tage (= dem alte Mn" InlseJ 8. 2) der Vater,
txatte (meist etwas grob oder verächtlich, doch auch
vertraulich) Ap; Bs; B; Gk; S; U\v; Z; der Alt und
der Junij, >'ater und Sohn. 3) Meister, Geschäl'tsherr
Bs. 4) ische Alte, unser Pfarrer W. 5) ,den Alten
verlochen' = den Winter begraben, Frühlingsfest.
RoiHH. AK. 471; vgl. ,die alt Fasnacht'. — 2. Die
Alt: 1) die Mutter, Gattin Z; die Alti Aa; Bs; B;
Gr; SB.; UwE.; d' Alta W; die Alti und die Jungi,
Mutter und Tochter B; ml Alti, meine Frau Bs; Z.
Alti auch: Geliebte (in vertraulicher Anrede) Bs.
2) Name einer Kuh S, dann bildl.: 's ist t/röte mit
der Alte, si frisst irider, eig. die kranke Kuh ist
wieder hergestellt, s. v. a. die ins Stocken geratone
Sache ist wieder in Gang gebracht. Sul<;. Von Vögeln
bezeichnet der Alt (gegenüber den Jungen) Männchen
und Weibchen Aa. .Die jungen Storken tragen ihre
-X^lten, wann sie nicht mehr fliegen können, auf ihren
Rugken.' JMey. 1604. Hieher gehört wol die in Bs
und Z (übrigens auch in Schwaben) übliche RA. ,den
Alten fangen', welche sich auf einen grossen Fisch
zu beziehen scheint, der schwer zu fangen ist, daher
spöttisch gebraucht wird, wenn Jmd sich grosse Schlau-
heit zutraut. Man sagt dann: da icill g'iriss <jo der
Alt fange! Witt go der Alt fange? Hast der Alt
g' fange? Fang nii der Alt nüd! Als Fischer hei
Rheinfelden ein Prachtexemplar von einem Lachs ge-
fangen hatten, sagte man einmal ausnahmsweise: .die
haben den A. gefangen!' Urspr. scheint aber die
RA. sich eher auf einen Vogel bezogen zu haben,
denn schon NManhel sagt: ,du fündest den Alten im
Nest!' im S. von: ,ich würde mich wehren, dir den
Meister zeigen!' und noch Auerbach: ,du hast den
Alten auf dem Nest gefangen!' [ein Meisterstück voll-
bracht?] — c) Plur. die Alte" (W d'Altit). 1. die
Eltern (ohne Nebenbegritt) Ap; ß; W; ZO. Die Junge
inilend vun Alte lere müse L. Was die Alte" sunge",
das i^ftfe" die Junge" L. ,Wo die Alten hinlässig
und die Kind nit schickend.' Af 1607. 2. die alten
Leute. Die Alte sind züh: sötted-si ge", so tuct's-ene
ice. SiLc. Die Junge zum Wort, die Alte a's Ort,
die J. sollen das Wort ergreifen, die A. sich zurück-
ziehen (({egenstück zu dem sonst auch bei uns gel-
tenden: ,die Alten zum Rat, die Jungen zur Tat'), ebd.
.Unsere Alten', die noch lebenden altern Jlänner.
welche in der Schlacht bei Dornach (14iHt) gewesen
sind. S 1554. 3. die Vorfahren, Ahnen. ,Die Religion
unserer Alten.' JHott. 1666. ,Unsere Alten haben
davon [von Bussmandaten] nichts gewusst.' Z XVIII.
Die Alte sind au''' nid Narre g'st. Den Alte na"'',
si händ au g'hüset! Den Alte nä! scherzhaft ange-
wandt beim Kartensiiiel, wenn in der gleichen Farbe
fortgefahren werden soll L.
eben-: gleich alt. Substantiv. : Altersgeiioss. ,Sine
ebenalten und mitgsellen.' Salat. In W gilt das
Hini.: mis Fbunalti; vir sl" Fbunaltini W. - - über-:
Kn uheralte Zis, seit 2 Jahren verfallener Zins Ndw;
s. alt. — gufer-: .steinalt B (alt wie Gufer, Gletscher-
schutt). — hund(s)-: sehr alt Gu; ScnSchl. — Huml
oft abstr. vorstärkend. — stein-horn-: sehr alt, z. B.
von Bergen ü (alt wie Gestein und IL). - Ki?. liat sich
die Steifferuns aus di>r Verbiriilung: Htcinhnrnhäi-t liieher verirrt.
— (stein-)niues-mocken-: so alt as Mues und
Brod ZGlattf. ; s. alt. 3/.«/.-(", Brocken. — durch-.
.Unsere duralten' [Urahnen]. JJBreit. Kilbe. — Durch
Hiul durch alt':'
näch-ältist: zweitältest B; Srn; Z.
Alter. Elter {Ölter BsL.) 1. m.: = .1?« 2). Vater
Aa; Bs (grob); BS. (hier, nicht unehrerbietig, im Munde
erwachsener, im väterlichen Hause lebender Söhne);
L; S. — 2. n. CS Elteri: Eines von den Eltern, Vater
oder Mutter Z (nach Analogie von es GscliiriiMerti.
eines von den Geschwistern). — 'i.V\. Eitere, Oltere:
a) Eltern (selten). Was d'Eltere spinne, müend d't'hind
hasple L. Was d'Eltere ihrnche [einbrocken], milend
d'Chind üsesse. ebd. Wer den Fitere nid folget, mues
dem ('halb feil [der Trommel] folge, ebd. Wer si''' a"
den Fitere rergrift, dem wachst e Hand us-em Grab.
ebd. — b) ältere Leute als Vorsteher einer Gemeinde.
.Die Eltren und Amtlüt.' SWoch. 1572. ,Bei den Ampt-
leuten und Eltern.' Vad. .Der oberst Priester, die
Eltern des Volks und ander Priester.' 1531 I. Macc.
— c) Vorfahren. JBull. ; Ans.
Ältist, Eltist, Eltst m.: Vater (neben Älter U
Bs (grob); BE., S.; FS.; ThHw. — f.: Mutter TuHw.
althaft: ziemlich alt, von Personen und Sachen
Gr. — alti echt, -lachtig: ältlich, alt aussehend
ScnSt; ZO.
alten: alt werden, altern, das Alter verraten.
,senescere, veterare.' Fris. ; Mal. ,Sy werdend wie ein
gw'and alten.' 1531 Jesa.j. — er- ^ alten. ,So sein
Wurzel in der erden eraltet.' 1531 Hioi). .Die Welt
eraltet'. 1781 L. — ver-: lange bleiben, sich fest-
setzen. .Pabst Leo machet Anschläge wider die Fran-
zosen, welche er ungern in Welschland veralten Messe.'
WURSTIS.
altelen GrAv., ältelen eltrlr allg., ähhj' Giiw:
allmählich altern, zunehmendes Alter verraten. 1. von
Menschen. „Der Mann ältelet, spürt Abnahme seiner
Kräfte.'' .Die Jumpfer eltelet, sieht alt aus, hat
altmödige Vorstellungen.' Spreng. ,Ein Kind, das
ältelet, stirbt bald.' ebd. — 2. von Sachen, besonders
Speisen und Getränken : nach Altsein schmecken oder
riechen, abstehen, allg.; z. B. vom Geschmack er-
stickter Milch Oba'. Der Käs eltelet, u-emi-er me es
[als] emal g'hört Mittetag litte Gr. „Der Einfall ältelet,
hat den Reiz der Neuheit verloren, erweckt t'ber-
druss.'' ,I)iese Münze ältelet nicht genug.' Si'rkm;.
,Situm redolet: es gräuwelet, eltelet.' Fris. ; Mal. .Es
ältelet: gratiam novitatis exuit.' JMhv. 1692. .Nostri
(malo cum ini|uilinis quam suaviter loijui) vocant
Aelteleir [vom alten Wein]. 1710 0enol. — 3. unpers.
„Es ältelet mir: ich finde keinen (ieschmack mehr
daran." — an-: 1. in Folg«' von zu langem Genus.s
zuwider sein, „es thut mich anältelen". ,Das Lied
ältelet mich an: kommt mir langweilig vor, weil ich
es zu oft gehört habe.' Suli;. — 2. „heimisch jugend-
lich anmuten, altbekannt dünken, z. B. wenn man nach
langer Zeit wieder an einen wohlbekannten Ort kommt
und sich daselbst wie zu Hause fühlt; oder wenn man
Etwas auch schon gesehen oder gehört zu lialien
meint." - Syn. anheimeten.
„ältelig: 1. ältlich, im .Mter vorgerückt. Ein älte-
liger Mann. - 2. nach .Mter riechend oder schnieckemi,
verdorben, /.. B. <'iltrli<ier .lnl:tn.~
207
AU iilt. Altscli ull.rh. Alw
208
Alter 1, Altert Bi^. n.: 1. seuectus. Wenn d'Jiifjed
irüs.it, iras 's A. irdr. irdr mdnrje Seckcl nit so Idr 7,.
3Ic" miics 'cm A. |für die alten Tage = (/oh Alte, dem
alte Mmin, s. o. | liiise". Wer 's A. af-em Ptii/gel hat.
dd'' macht die hcsic Schiele im Bett. SuL«. Sovel as
mcn i der .fuyed lachet, mues men im A. hrieijiie
[weinen | 8. 's A. ist imtj'lerig. 's A. hcd de Kalender
im Ltli L. 's A. ist au"'' e Chranket (die t/fdrlichsl
Chr.). 's A. ist uwärd [unwert]. .[Der Wein] bringt
den |V] alter eezyt.' Zwingi.i. Auch pcrsönl.: 's A.
(fat curü", Formel, mit welcher man einem Altern tU-ii
Vortritt läs.st. 's A. söll-men ere. seid dr Kapuziner,
wenn-men aUe-n-und neue Wi" üfsteUt L. - 2. aetas.
allg. : auch Altersjahr: ,in .sinem 33. a.' NMan. Ve-
xierend, zwischen den Bedd. 1 u. 2 spielend: 's schönM.
A. liäiid die acht-clijdhripe Jumjifere L. — 3. anti-
qnita.s. ,Von altar har.' Zwixüli. ,Wie von altar ge-
wonheit ist.' 1.529 BsChr. ,Vor Alters.' Ti;Rie. .scpult.
,V<>n Alters her.' Stkinm. 180'2.
!>;is X ist a<lv. KikIiihi; wii; in ,Ta,ü:s, Nacliis' iiinl .nn
.[llriiif' Sp. 'JO."i. Hie Wrliruibuui.' .allai' köuntc iiiif .vnii
all liar' /.urii<'l;,^'i-lu'n.
Jlittel-: mittleres .\., Mitte der Lebenszeit. .Im
ni.. da ilcr mensch bey seinen besten kräften.' 1055
FWvss.
Schwaljen-: A. ven 10 .Jahren, da vur dieser Zeil
■ nach dem Sjirw. die Schwaben nicht zum Verstand
kommen. Vgl. Wisheitszand.
alterig: zu ndl'eni Alter gelangt Gu. Kii idlerfii
Bark, ein zweijähriger. Substantiv.: es Alteri<is, ein
Erwach-sencr. Auch mit üblem Nebcnbegrilf, frühreif:
das Chind schlnt a.: es redet a. (Tsch.)
,Älteri"g m.: Ziegenbock, der mehr als ein .laln
alt ist I,K.^' '
Älti, Elti allg., Ölti S -- f.: Alter, sowol actas
als senectus. vetustas, antiquitas. In miiier K., un-
gefähr so alt wie ich. Gnappe" [wackeln] ror K.
Me" cha" das Briid ror E. nümme esse. D'Saiffi hed
a/ii) E., die Käsnulch schmeckt bereits abgestanden
Ni)w. .History ist eine verkünderin der eltc löÖ(l
BiiiEL. ,Kein Haus zeigt einiche Elte an.' Wrusris.
.Seine danuilige alte war 20 Jahr.' 1092 HEEscueh.
,l>ie Alte ihrer Klcideren.' 1722 Mise. T.
alt II: allezeit kv; ZBenken.
Syii. all -2 (Sp. 170), aus dem es durch Aidiiingun?^ von i
kann entstandeu sein: vgl. ,alst' = als, alls A. i. bisweilen
Grimm WK. Dass t erst hinterlicr, unorganisch angetreten
ist, ergibt sich aus der Ausspr.. welche dem vorliegenden
W. (linchaus ä wie in «(/ zuteilt, während die betr. MAA.
vor altverbundenem ti den Voc. dehnen, so im Adj. alt.
Vgl. Jcdocli auch utdv II Sp. 188, dem es ebenfells als Vor-
sliininielung aus .ali-tag' zur Seite stehen künute.
Alter II, .'Vltär m. n.: Altar. Am A. diene", als
Chorknabe zudienen S; dem A. d., Priester sein.
Wer 'em A. dienet, soll rinn A. Iche. SuLd. Wer 'ein
A. diene u'ill, mnes mit beide Hände diene [sieb dem
Dienst ganz widmen], ebd. Zum A. (jä", zur Trauung
L. Es darf c Chatz eii A. alner/e. Antwort auf die
Frage: Was Ineyst mi''' au"'' eso a"? Z. Wenn a"-dr
Liechtmess d'Sann dem Her [Priester] iif'sA.,schint,
.vfi maes de Enehs na"'' (I Wache i" d'Grael) [dauert
der Winter noch länger] ZAlbis. .Wo ein Priester
ülier AltcM- gat'. vor d.'o A. tritt [ohne Artik.]. .\lt.
Urbar Incemiiiui,. .Zue dien [den] messen, die ge-
sprochen werdent uf den altern.' 13'24 Ukr.
Alterli n. : kleiner A.. ein in der Wohn.stube, auf
einer Commodo oder in der Ecke über dem Tische
angebrachtes gläsernes Gehäuse, Schrein mit Glas-
fenstern, enthaltend das Wachsbild eines sitzenden
oder liegenden Chri.stuskindes, ' das ndt glitzernden
Metallfransen geschmückte Kleider trägt und oft von
künstlichim Blumen umgeben ist, daneben allerlei ehr-
würdige Familienerbstücke als: Heiligenbilder, Beli-
quieii, Schnitzarbeiten aus Klöstern und Wallfahrts-
orten; auch hängt gewöhnlich ein grosser Eosenkranz
daran. Hausvater und -Mutter verrichten dort ihre
.\ndaclit und leiten auch ihre Kinder dazu an. Ein
solclier Hausaltar fehlte früher in keiner Familie,
wurde aber allmählich ersetzt durch Ölgemälde, Litho-
graphien oder Kupferstiche L. Wie as-eme (oder za-
menc) Ältali iise (m), zierlieh, schmuck, niedlich,
bes. von einem schönen, schmucken Mädchen L. —
Syu. Bademertrückli.
Ältf^r noch vorlierrscheud AaF. ; 1'; Vw, auch Z XIV.;
Rdlib. ; Kessl.; 1.5:51 S, daneben (Uiidringend oder (S) aus-
Kcblicsslieh Alliir; n. Aa; G; S; Vw; ZAlb.; m. IÖ3'.' Klara
V. d. Halm; Kdlili. - PI. ,^1/to-'. ZKiehlcbr.. ..\ll<r'. Edlib. ;
Zwingli, ,/:;/(..,■■. l:3'24 Gfr. Alliim- S. nllö-rer GTa.; Alinr
GA. .Sclion ahd. tiltitn'. ndid. nlirr, mit zurückgezogenem
.Vccent gi,'genüber lat. ottair.
Für-, Vor-Altar: Altardecke. antependium, aus
roter oder weisser Seide. l.")2.") Z. .füralter'. Eulib.
.Er [der Sigrist] soll die Altäre an Festtagen mit
Farben der voraltären bekleiden.' 1057 L. ..\n kost-
lichen fürältcren.' 1525 Bossn. .Ein güldiner [von
(joldfaden] geblüemter Füraltar.' Kirclienschatzbuch
L. — Fron-: der Haupt-, Hoch-Altar. Müll. SchwG.
III 10-5. - - Brut-: Traualtar. Stutz. — Sei-: A. wo
für die armen Seelen Messe gelesen wird. .Ein ewig
Hecht vor den Seelaltar.' Cvs.
Altarist m.: der am Altar zudient ohne andern
Lohn als notdürftige Wohnung und Anteil am Opfer-
stock W.
a 1 1 ä r 1 e n : Gegenstände symmetriscli anordnen, auf-
.stellen (wie auf e. A) üw. Vgl. tischen.
Elt-. 11t-, Öltech.s s.Eidechs Sp. 91 f. Eltis
s. Illcdis Sp. 179. olt s. ald I Sp. 187.
altschis s. ,dz. Ältschli s. Älsclilr Sp. -Jo:',.
Iltscli: m. 'l'aufn., .Agidius (gröbliche Form) ScnwE.
— Zunächst aus //(/ s. Sp. 193.
Ueltscili, Ueltscheli m. : m. Taufn., Ulrich;
Ersteres auch Fandlienn. BS., Si.
Alw s. .1/;/ Sp. 19:;.
.ilhven.' XVL. .allewenl'. \1V.. .alwend-. .\1V.
XV., jetzl 1. ahne Aa; B; L; S. almes BAarb.; S.
(dmets B; FMu.; L; S; 1701 JCW^eissknb. (,allmetz').
nlmitf B; L; SenwE.; S; ZFehralt. seit., almir/s Bs.
- 2. allje Aa; Bs (im Z.shang der Rede dhe): B allg.
(auch Brisl.. aid,e BAL): F; L: S (schon 1.535 SLied
209
Alw—ulw
210
.albeu'). (ilhed »ii.K.. alhets Aa; 1!>S. {„Il.iiit Sis.), U.
(fnih,,ii« Büren); Scinv; 8, alhes S, alhif/ Bs; Gl; Gr;
I,: (iO., W.; SciiwE., Ma., rt/^iV/x Gi.; GO.,Sev.; SchwE..
Mii.; ZF. — 3. «)h.Aa; BsL.; BBrisl.; „L; Z". amed
Seil; Z, amcd.i 7i. ames S, nwiiVy Aa; Bs; „Seil"; Z.
r(;H(V/x Z. (■('»(/;/ Z (Si'iLLM.). — 1. "";• Aa; L, .iillens'.
I''ri,ATT.. alliy VOiiTE; GStJt... Rh.; Tu; ZKii. (auch
tili!, Olli), ali/o Pf^al., cdliys GT.; U: 1. im in er i. S.
der Oüiitiiuiität, engl, ever, frz. tuiijours. Es t/eid [geht]
idliif) inid ateid dlbifi [koinnit nicht vom Flecke] Gii
(üätsel von der Wanduhr). ])s Luch chunnt [wird]
(illii(j !irOsscri<di. obd. Noch iilhu/. ebd. .Es het no
üllic iiit (/schneit BHbk. In diesem S. albi;/ auch Gü.,
olliii Uw; Z(i; ,S('nw; Z"; GStdt. 1790, ..«»ihimS". ,' i
hant den selben us.si>ruch, sider es geschach, allewent
widerret- | bestritten]. 13.53 Bs. .l>ur der liebi willen,
so wir alweiid geliebt haben.- 1312 Bitrgd. ,So sollten
wir doch beliben, und das usser der ursach, ob noch
hlit by tag geschritten kamen, so wären wir allwen
noch by der band.- 1-521 Strickl. .Lueg, dass allmetz
fry hussli [recht sparsam] sigist.- JCWeissenb. 1702.
lias Adv. stark betont, wenn von der Vergangenheit die
Itede ist: Das ist albirj eso g'sl GA. i""* ha 's (dliij (/seid
[prophezeit] Uw; so alhiys in ScuwMa., während aÖcHw
sein alli(j nur im S. von .jeweilen' und , ehemals- ver-
wendet. In dem Sprw. : 's göd eben eister [immer]
vie-n-aUe und eister f/llchlifi L (= t/äny wie gänfj)
lässt sich «. verschiedentlich auffassen; ebenso in
iSi'KENüs: 's (jöt hur wie albe und in dem Keime: 'ä ist
olle so y'gavf/e, 's wird no-n-eso i)ö, d'Meitschi händ
d'Biiebc zum Pfeister i" y'lö" L. — 2 immer im S.
von jeweilen im gegebenen Falle, allemal, gewöhn-
lich, in der Regel, engl, altcai/s, frz. chaquefois, von
einem in der Vergangenheit oder Gegenwart bei wieder-
kehrenden Anlässen mit einiger Kegelmässigkeit sich
wiederholenden Tun oder Geschehen. In dieser weitaus
überwiegenden Bed. gelten alle oben aufgeführten
Formen und zwar in unbetonter Stellung, a) Si scUjed
ulhed, es ist ein Sprichwort. Albi;/ am 9. Aberil [am
Jahrestag der Schlacht bei Näfels]. Der wo am
G'sclmindsle lauft, chunnt nit albig z'erste. Wenn 's
Chind albe 'tauft ist, möclit de"" e-n-iedere Gütti sl.
..\llens am morgen ein becherlin vol drinken.' FPlatt.
— b) J\Ier irend 's Idlnftig ame so mache. De"' yüm-
mer öppe-n-allig e chli" spaziere. — c) ,Wir ritten an
dem Mittwochen gon L. und an dem Fritag gon K.
und an dem Mentag gon M. und allwen befolen hinder
uns, den bescheid nochzeschickeii.- 1.521 Strickl. —
3) vormals, ehemals, frz. autrefois. ,Allie tco-n-i'''
jung g'sl" bi"- (.\nf e. Liedes). Es ist doch albets
besser g'sl". Daher die scherzhaften Personifikationen :
der Ammig ist g'storbe; de A. lebt nümme, nW na
[noch] de lezig, RAA. gegen Jmdn, der sich lästig
macht mit Schilderungen von ehemals Z. Die nach
ihrer Form und Bed. nicht mehr klar verstandenen
Advv. sinken zu blossen Füllwörtern herab, daher
pleonastische Zsstellungen wie: ror alte Zlten albe;
Cjipen allig frieherer Zlt; ammc friieher; animefnjeinisl
Z It MUsTERi, ame(ii)einisch Aa; S, albels-eiuiscli S,
albeneis Blfi., allcmängist L, zuweilen.
.Uis mild. iillire<j, -e, -en uiul bereits iiiu'li iillinj und iilirnjint,
■ iilliiccnt, II Ubcnill, 2) iiiinier. r/ nilcr ( lüilinii sirli nach ii
eiiii,'estollt wie im uhd. .Nioiiinnd, MllcntlKiHicn' ; das aiijje-
liängte H ist gonotiv. Adverbialliildiui;,' wii- .. |füi- i") in der
syii. Form nhjo (tillitjrn). .Viu-li dii' l''ni-inrii auf -it/ i!<in,
Schw. Idiotikuu. I. 2.
iijeii) lassen sicli mit grösseror Walirscheinlirlilicit auf die
bereits aus uUceijen verkiirzteu alwen, almc usw. und die
unserer Siir. überaus geläufige Adverbialenduug -iij zurück-
führen als unniitti^lljar auf ulmii, obwohl die ndid. l'urni
albmjc (,dü Maria allicg ir gidiett volbracht.' a. G Hilsclir. ) für
Letzteros spriidit. AUiij aber ist nicht direkte aus dem Adj.
«tt mit der Alil. -iij zu crlilärcn, da die a. Spr. nur ull-lich
(s. Sp. 170) keuut (über nlliijUih in tenipur. Bed. s. ebd.);
also beruht ulUij und damit auch uUe auf Assimilation aus
alicii) usw. Umgekehrt ist ( der Assimilation erlegen iu
ammi: (ami: Aa mit fortschreitender Verflüchtigung, wie aliij
aSchw für altitj) uud spurlos verschwunden iu ahc (vgl, fich
für seih). Atme und albi; licrulieu auf zwei sehr gewülinlichen
Vergröhcrungeu des ic. Dass neben diesen verderbten Formen
diejenige mit deutlicher Erhaltung des zweiten Teils eben-
falls bestellt, uud zwar mit der Bed. ,immer' in der ä. Lit.
noch lange kämpfend mit den auftauchenden Verderbnissen
(jetzt nur noch in P, dem vergesseneu Posten), in der schwz.
Volksspr. aber in der ausschliesslichen Bed. ,auf jede Weise,
iu jedem Fall', während die tcnipor. Bed. und zwar gewiss zu-
nächst die abstraktere von ,jeweilen, ehemals' durch leichtere
Nbff. dissimiliert wurde — ist nur natürlich und spricht eher
für als gegen die o. aufgestellte Etymologie. Für diese spricht
auch, dass schon in ä. Lit. synk. Formen mit der vollen
ohne inueru Unterschied wechseln uud beide die gleichen
Fortbildungen an sich tragen; so in BHandv. Anf. XIV.:
,Fridrich ahvcnt ein mcrer des ryches' neben .alwcgent'.
Auch in der lebenden MA. treten in engsten Kreisen mehrere
Formen gleichwertig neben einander auf. Stockar 1.519 ver-
dient kaum, dass seine Form .aihver' beachtet werde (S. 47
des Druckes); amy Z vereinzelt (Spilm.) berujit auf Ver-
wechslung mit iimmitj = eincHKeg und umgekehrt ist auf amed
in SehKI.; ZSth. auch noch die Bed. dieses ämmiij ge-
häuft, während SchStdt beide sauber aus einander hält.
Freilich Hesse sich fragen, ob nicht eben diese Bed., die
selbe, welche die lebende MA. sonst nur der unverkürzten
Form allimj zuteilt (,doch'), als 4. den oben angegebenen
sollte beigefügt werden ; doch sind die Beispiele, welche diese
Frage veranlassen, nicht zwingender Natur, sondern lassen
auch die Deutung ,jeweilen' zu : ,Du machst albig leidi Ächti
[unschöne Ziffernl.' Tsch. 9. Hör albig füren! hör doch anf
(oderV h. auf, immer) mit der Türe zu spielen GrPr. Er
macht denn idlii) e Wuh und Jlrcit« Gl. ,Vli\ sülich brief
fürgeboten wurden, so soud die allwend nichtz binden' Ikeine
verpflichtende Kraft haben]. 1451 Arg. — Syn. /. atliwtl.
aUzll, allzKj. eisder. all 2 (Sp. 170). 2. alUmal, ammtl. ci-ie
Sp. '21. ade Sp. 85.
Alliger. Als solche werden die Unterwabliier von
den Oberhaslern, ihren Nachbaren, geneckt, weil diese
statt allig sagen esie.
älvvär Gl. dhrnr Uw; U, alwer Gr, alwerfd). ahn'irl
UUrs.; W: 1. launisch, unartig, wunderlich, eigen-
sinnig, schwer zu befriedigen UwE.; „UUrs."; W, an
allwerde Narr, Chopf; an alhcerdi Dampa [Schwätzerin |
W. ~ 2. insbes. wählerisch, heikel, leckerhaft im
Essen und Trinken Uw; U; W. ,In Obw auch subst.:
gourmand;" s. Allwiirlig; Syn. gräubiissig. — 3. mun-
ter, aufgeräumt, unschuldig [froh?] GrD. — 4. du
alwäris Lebe! du alwäris ZW. .\usruf des Erstaunens
Gl = nlid. du liebe Zeit!
Mhd. u/iüarc, albern. Aus der Urundbed.: ganz wahrhaft
(ahd. alawUri; s. yl/inin') scheint sich die voll ,trciilierzig,
gutmütig', sodann durch den MittelbegrifT .leichtgläubig' der
von .eintilltig, ungereimt (uhd. alber-u)', endlicli aus diesem
der von ,sonderliar, wunderlich' usw. entwickelt zu haben.
— 4. die ungewohnte Uewaliriiug der vollen stntt der synk.
Flexiiui sowie / statt des schwaclilebigen .,■ mag aus der Km-
phase des Ausrufes erklärt worden.
..alberig: unbändig, iiieisterlos F."
14
211
Alw — ulw. Alz - Am, cm. im. um. um
212
itl licrlich: 1. fatal. .Es i.st ihm in die.sem Ge-
st-liiüt a. ersaiiffcii' B üSi. (eig. wol nur: seltsam, .son-
derbar, aber in ungünstigem Sinne). — 2. sonderbar,
uii]iasseud |y|. ,T>er liüng empfieng sy gar .sclili'ieli[t]
und a.' 1.500 Edlib.
alberen: .sich einfältig benehmen; Albcri lu.: ein-
fältiger oder seltsamer Mensch Bs.
Allweri f.: Wahrhaftigkeit. Etwas in aller A.
sagen: gerade heraus, in aller Unschuld, ohne etwas
Schlimmes dabei zu denken GiiD. — Syn. ahO.: in ala-
irarl, .siibst. gc^braiiclites Nciitr. des Adj.
,\lwärli"g m.: ein leckerhafter Mensch Oisw;
vgl. ithrar 2.
ähv BHa.: Oi;w. älb, elb Bs; BSi., U.; F.T.; Gn ;
LE.; S; Oiiw: fahl, weissgclb,' übergehend in braun-
gelb (lohbraun); zunächst von Schafen, entgegenges.
dem Schwarz, dann auch von Kleidungsstücken, die
aus Wolle von jener Farbe (Naturfarbe) bereitet sind:
Rocke, Hosen, Strümpfe Bs; B; F; L; in UwE. scheint
das W. nur Weissgelb, in GrD. nur Braungelb zu
bezeiclmen ; in FJ. gelten die elben Schafe mehr al.s
die schwarzen. Fa.st stehende Bezeichnung sind die
.lilben Kutten- [Kittel] der B Bauern, welche in den
politischen Kämpfen um 1850 die Hauptstärke der
konservativ-demokratischen Partei ausmaditen; vgl.
Ji('i<jijeler. — brün-: dunkclfahl, wiss-: hellfahl BSi.
Alid. iilaie, nihil, dir. \'^]. aW, Elb usw. Sp. ISIi. Ell)
fiiiilct sich auch im Salzburg., Tirol, Kiiniteu. Zu lat. hclcm,
ijllri,«. ijclliV Abi. älhirh Sp. 170.
älben: elb werden, vom Kornfeld B.
älbisch, älbsch: einigcruiassen elb. albicans B.
alz« BwO.. (ihF; Orw — Genet. alzes altschisch
Gu: alles, substant. oder dem Subst. nachgesetzt. iV
iiwcht doch ü''' rj(ir ulza. Ds G'schirr alzc zerschlage.
Altschiscli: 1. Jedermanns. Der Bude i.st n., dieses
Land i.st Gemeingut. 2. Allerlei.
Das (» des Gen. alluvliUch br.Tiicht uicht durchaus als
Nbf. zu t« (zi aufgcfasst zu werden, da es auch als Ver-
härtung von einfach i vorkommt: «/«ij (inr uhin) aber wäre
wie HÜHtfi (s. .Sp. l(j8/9) ein doppelt flektierter (ien. (iu Ohw
der Nom.-Ace.) zu allei. Schwer erklärlich ist die Yer-
gröheruug z für « und ebenso die Zweisilhigkeit im Noni.
ahe, da der 2. Beispielssatz die Auuahme, dass syntaktisch
ein Gen. zu Grunde liege, ausschliesst; vicll. entsprang sie
aus uHtmam (zusammen), mit Anlehnung an ein aus mhd.
alztmc, immer noch, verstümmeltes aheii, alzc.
alzet, alzig: immer W. — Aus nihd. aUezU durch
den veränderten Accent zu einer blossen Ahleitungsform herah-
gedrückt. Zu riJziff vgl. UocJisiij aus I/urltzit.
Älzcle f.. Alz er, Elzer m. : ein Fisch, Zährte,
cyprinus vimba Bs. — Vgl. Alsi- I 8p. 2U'2 mit der ä. nhd.
Nbf. ,Klze-.
Am, ein, im, um, um.
Am. Amen I-Jtil) Bs Uiriistui.R.. (»111(011) Bs; L;
S Sclnvarzli.; l.'i.'il A.v {ä. 11) m. (f. L, CrKVFKKii):
1. ein Weingeschirr. , Amphora : ein Weyngeschirr,
ein Strassburger Onie ongefarlich. Metrcta: nngefar-
lioli anderthalb Straassburger üni.' Fuis. ,Von aim
halbsümigen [einen halben Saum fassenden] amen.'
XIV. Seil ä.Stadtli. .Standen, Kübel. Ohmen, zue der
Trotten gehörig.' liiTl Kauele. — 2. Weininass. ','3
Saum. .30—32 Mass Bs; L; S — jetzt allenthalben
durch das einheitliche eidg. Mass.system anti(juiert.
ausser etwa in der Bs Küferspr.
Mhd. amc, öme m., f. u. 11. Als Mass ein den Eheiu-
läiideni eigentümlicher .\iisilnM;k. Vgl. üngdd. — Bei
JBaEscher 108."), der das W. übrigens nur beiläufig einmal
gebraurlit, scheint ,der Ohm' "/a Saum zu messen.
ämig: einen Oliiii iialtend. ,(! ä. krücg mit wyn.'
1.535 BniK.
äni s. eiw.
am I'Mac. ; W, um, om P.M., Kiiiia: wiederum.
Er i.tl nm ilfcrsldi/di'; docli; nur. Wiirict am,!
WVisp (vgl. aiii-iim).
I'aiie irrtümliclie Alistraktion aus Zssen wie tin>J>rnrl> (aus
(iljfr ab)^ ant'bntb; s. Sj). 4 1. ffie dumpferen Vocale aber
wechseln in jenen M.\.\. vielfach mit n in unbetonter Lage.
am s. 1. an Adv. 2. der, diis.
krnrn 'A, Amme B f.: Säugamme (selten). .Starb
an der am (amen)' [schon als Säugling]. 1.500 Edliu.
S. l.\. X. XI. XIII, aus welchen Stellen zugleich her-
vorgellt, dass man damals die Kinder häutig Ammen
ausser dem Haus, selbst ausser dem Wolmort über-
gab. — Mhd. «mu«. Syn. Smii/i/r. Abi. rmimmlönm : vgl.
Animrli Sj). 27.
Heb-Amm Aa; GBeru.; L; S; \'\v; Z {,dcr Heb-
amme Tächter.' Stutz), -Ann B; Sciiw; Tu; Zu; Z
vorw.. -And AABb.; Zt. f.: Geburtslielferin. Wenn
's (/rötet, sind AlU (jueti Hebamme^', es kommt aufs
Glück an (Sprw.). Alia, es yeil (/u d'U. reiche [holen],
sagt man spottend, wenn ein Mädchen eilig läuft B.
.Musikanten und Hebammen geben Nichts heraus'
[vom zu viel empfangenen Geldc] S. B'll. lidt-e [ihn]
nüd rencalirloset oder d'H. ist aa nid fj'schnld (du ist
d'H. nilDiiiie d'Schidd), heisst es, wenn Jmd in hohem
Alter stirbt. Die Wahl der H. geschieht durch die
Frauen, welche zu diesem Behüte meist unter dem
Vorsitze der Fi-au Pfarrerin und unter der (ieschäfts-
leitung des Geineinds]iräsidenten tagen, und endet mit
einer Lustbarkeit im Wirtshause. In ZSth. schenkt
die Frau Pfarrerin einen Käse dazu und wird liiii-
wieder von den Frauen mit Hanf und Flachs besclieukt.
Anders vormals in Aarau: ,Auf das Wohlgefallen der
Weiber der Rathsherren eine Hebamme gewählt.' 157 I
Oelh. In AABrugg hatten Hirt und Hebamme eine
gemeinsame, von der Stadt angewiesene Behausung.
(MüLLEu, Lenzburg. 87.) Ein BMandat von 1(J28 ver-
warnt ,die Hebammen uffem Land, sich allerlei aber-
gläubischen Sachen und Ceremonien mit Krüzgen
[Bekreuzen]. Flismen [Flü.stern], Sprechung sonder-
barer Wi'irteren, Versegnen u. a. dgl. zuo müe.ssigen
[enthalten]'. Von einem Mann, der sich allzugerne
mit Weibern unterhält oder Alles ausschwatzt, heisst
es: Der hätt e fjncti H. g'ge" SeiiwE.; Zu.
Die voran gestellte Form ist der im Nhd. zur alleinigen
Geltung gekommenen Anlehnung an ,Aiiime' gefolgt. Für
-Ami bleibt zweifelhaft, ob es das uralte, früh verlassene W.
Am. Olli. im. Olli, um
214
alul. *i'!i()i)iffi foi-tsc'i>fiaiizt habe, oder ob es erst von der
lierrschendeii .jünfreri'H Form ausgewielien. das Zsfalleii mit
dem IrsiMüns-liclien ein zufälliges sei; ,Hebam(m)' schon bei
unserem Kucf l.').7l und seinem Zeit«cnosson Sehertvveg:. —
Her Kürze wegen wird auch etwa der Mann der H. mit
dem Titel der Frau benannt, dann alier //. als Masc. —
S y n. KtU^chlinniilcr.
Spett-: Stellvertretoriii der rechten Hebamme Z
X\ III. — Von Hjuiiiu, nachhelfen.
Hebammin = Hehamm. TiiPlat. — Eine ganz
iiliertlUssige Analogiebildung.
Aniad äinrd, äiiii4, äiiuit Gk;'VV, Amd(iR, e-iiidÜi'u;
Th; Z!<.. o-wd ZW]., .tmd Aa. Enul BSi., e'md ScnHeg.,
i'md Tu. 'i''md Fü., imd Gr uVatz, Ömd SenSt.. ö'
SchKI., ö- .S'ciiStdt., Ö- ThHw,, Amt Ap; Gr; S; U,
e'mt Th, e'mf Ae; TnTiiger\v., £iiit B.s; Gr; Tu. Änd
Aa, c'^nd Z IS., Glatt, .e»r? U\v, J^nd LG. — ii.: Spätheu,
zweiter Gra.s\vach.s. ,Foenum cürdum. Embd.' Fris. ;
Mal. .Embd, Grummet.' Denzl. .Spät Heuw oder
Äinbt.' 17.56 ScHw Rq. Im Kant. S heisst Amt das
vor Bartholomäitag. Ämtli das nach demselben ein-
gesammelte Grummet. Lass 's Gras Heu ge" xind
d'Htmnpe [die Strünke] Ömd, lass Allem seinen natür-
lichen Gang. SuL«. Macliid Jungs Heu und (dt End,
Wenn ihr vil Milch n-end L (Ineicu.). Im Emt^ inna
gö", gute Zeiten haben, viel gewinnen Ar (das A. gilt
für wertvoller, nahrhafter als das Heu).
AMbd. aitnit (neben wo-, ou-ntai, iiemct) wohl ans 'ar-,
also eig. Ans-, Abschnitt, dann speziell der zweite A. (vgl.
Schotf-amal), vgl. ö- .Sj). 2. ,Darnider ligen wie das aamed
dem mäder nach.' 1.531 Jerem. [,die niad.' 1.5+SJ neben
,hiiw und ämbd.' Prov. Der echten Länge a- entsprechen
die Umlaute <." und 5^, während <* und <•' mit den vor Nasal
beliebten Nebenlanten ö und t (wohl nasaliertes i*) keine
Berechtigung haben. Auch die Umlautnng an und für sich
ist unberechtigt nnd aus dem abgeleiteten Yb. hergeholt;
sanl)er wechselt noch GrD. Ampt : r.niic-n. Spuren der nvspr.
Form auch noch in ZFlurn. : Anictsiiiatt Die Verkürzungen
des Voc. repräsentieren einen Schritt weiter auf der Bahn
der Verstümnielung, welche damit anhob, dass (z. T. schon
mild.) der Hauptteil des Compos. allen Ton an die Vorsilbe
.ibtrat; LMA. ist auf diesem Wege dahin gekommen, dass
die Ausdrücke für Grummet nnd Ende ganz gleich lauten.
In der Zss. erfährt das W. in GrV. noch weiteren Abbruch:
Äm-(Weitl}, welche Form auch die Überlieferung des Winterth.
Chronisten von 1.^70 .Heuw nnd Eenib' viell. dem Verdachte
i'ines Schreibversehens enthebt. Aus Fronspcrg kopiert steht
bei .IKLav. l(i4-4: ,Kmbd oder Immat'. — In einem Pfefferser
liodel scheint das W., indem es mit .gramina' übersetzt ist.
das frischgenulhte Gras im Ggs. zum Heu zu bi-deuttii. —
S y n. (inmint.
IT b er- (imd n.; weibliches Kalb, das erst nach
dem dritten .lalire trächtig wird LE. — Eine Über-
tragung. S y n. Vbt^rijcndi\
Esper-: Grummet von Esparsette TiiHw.
„Schos.s-Emd: der dritte Wiesenraub HO."
Von SchiifiK, .labrestrieb, in diesem Falle ein ansscr-
gewöhnlicher Trieb der Vegetation; vgl. Srlinmiodd. -- Syu.
Ifcrhst.ijrds.
Wisen-Omd: im (igs. zu Euper- gewidiiilichos
Grummet TiiHw.
ämden, emdeii Aa; V ; W, 'i-'mde FG.. einten
GA., e'mten (in, e'mtd Ai-, e^me LWillis., änden,
enden AAÜb., e-ude 'A'W., .ende Uw, 4»«' Z (Si'u.M."):
das Grummet ernten. Ek ämdet-si'''' hür guet. Sprech-
spiel: Z'Apii.rell rmlel-ma" : rliliui. rhlini l'Uiitli emlcl-
tiKi" Ai". in-: die (iruiiiini'ternle Ijcciidigen Ar.
Eig. = einbringen, vgl. einheimschen. — ver-: 1. die
Grummeternte beendigen Aa; Uw; Z. — '2. „durch
zu frühes oder zu späte.s Aniden zu Schaden kommen.''
ämdelen: 1. einen geringen Ertrag an Grummet
einheimschen. Vor Vrenetag (BartJimc) g'ämdet, wo'"''
IV. (B.) g'ämdelct AABb.; SeiiSt.; vgl. o. Amt : Ämtli.
— 2. nach Ämd riechen.
Ämder emter: der mit .Amden' Beschäftigte Ap.
..amateren, amderen ^ ämden. Ersteres in
WLö."
Änidet, Anitet, Eiiuled (allg.), Emtig Gu ra.:
die zweite Heuernte und die Zeit, da selbe im Schwange
ist. ,FoBnisecia secunda: Eiiibdet.' Denzl. ,Was dem
Heuet abgegangen, das hat der Enidet er.setzet.' 17.33
JJIJlr. -- In Emtig ist die gewohnte Endung in das
beliebte -ig übergegangen oder damit vertauscht, wo-
durch das W. das Aussehen einer Zss. mit ,Tag' be-
kam. — Syii. Amet.heuig. Gruometig.
Ämdete allg., Emte GiiL. f.: 1. Grumnieternte.
allg. — 2. „Schmaus und Lustbarkeit zum Schlüsse
dieser Arbeit." Syn. Ämler-Ledi, -Win.
Ainailislin rfM«&/i n.: Handschuh, welcher die Hand
bloss bis zur Mitte bedeckt; Pulswärmer, Stauche.
Anstoss um die Handwurzel zur Erwärmung oder zur
Schonung der weissen Wäsche BsStdt.; schon bei
Sprenu. — Von frz. amnilie, kurzer Ärmel. — Syn. ^[ilr.
.SVÄ?((/j/ec/t.
ämmäle s. all-mcdfen).
A'liimalette Aa; Ap, A'miiie.rctte Bs; Gl; Gr; S; Z,
A'iinnuU'tte L; Sch; W — f.: Eierpfannkuchen. —
Aus frz. umelette. — Syn. Pfomien-Güijiirr. -liU-tz, -Tiiisvh.
aiiniialicll ümhli: 1. zart, weich, zärtlich, zahm
gelassen; zutraulich, sclimeichelnd z. B. reden, tun.
meist von Kindern Z B., 0. — 2. niedergeschla-
gen, trübsinnig ZU. (Sxrxz). — 3. Interj. des Mit-
leids, der Betrübniss; a. au'^! ZU.
Die Betonung deutet auf Zss., doch kann wegen der Kürze
des ersten a weder das privative a- noch das Adv. n" (gespr. ä)
in Betracht kommen. Das zweite a ist nrspr. kurz. Etwa
das it. umiMihito, erkrankt, durch heimgekehrte Söldner her-
gebraclitV
aninialechtig, animelechtig: 1. scliinächtig.
hager UwE.f. — 2. Adv. unwohl, kränklich; der Ohn-
macht nahe. ebd. - Eine Weiterbildnng des vorh.r-
gehendcu \V.
Aiuarelle t' •^miuereiit, Ammere Aa. ,\mmeriie
GnPr. — f., Dim. Ammerli „VOkte", Ammerli Aa;
Ap; VOrte; S, .e- ZO.. Ammeri Aa; B; VOrte; Gr
femerij; Z IS. (.e-); Tmeri GO., Änimeli AAÜb.; Ar;
ZW., Ämli Ap (('-); GStdt, Ämdli „Tu", Omli (i-
Ap; Sch, (5- GStdt.; Tu (auch (imdli); ZOss.. Ömhii
ZSchlatt, ÖmrfJGUh.: Sauerkirsche, allg. In frü-
herer Zeit scheint mehr die Farbe als der Geschmack
beachtet worden zu sein. ,Zur zeyt der roten kirsen,
Amarellen genannt.' Fiscim. 1.5G3. ,Amery (Emmeri)
oder Anily (Emly), ein rote frueht wie die kirschen.
apronianum.' Mal. ,l>ie roten Kirsen, Ammarellen
genannt.' Kiiil .ILCvs. Nach Bhacor. (Iti39) aber
sogar von Beiden! unabhängig: .die zamen Kirsen, die
man an anderen Orten der Eydgnoschatft .\mmeren
und in Teutschland Ammarelleu nennet, deren bc-
hnden sich zwcierley, die einen rot, so von sich scibs
ungezweyget wachsen, die anderen sdiwarz, so ge-
iilipfet seyii wiilb'ii. luiss Tiirki'y.' I>i;n/.i.. 1(177 und
2ir)
All), cm. im. om, um
SIC
1716 Ijozeichiiet .Amavellen. einmeri' als .cerasa Dura-
ciiia, Maceuonica'. Dasvi'. 1587 aber .Ainarcllen oder
ömle. amelkirsen. Aiiimelbeerc: cer. Apronianum'.
Jedenfalls schied fortsclireitende Kultur die saure Art
aus und unterschied innerhalb dieser letztern noch
weiter die edlere Weichsel, prunus acida Ehrh., von
der grossem aber saurern prunus austera L. So schon
der Winterth. Chron. Bossh.: .Die ämlin und wiechslen
zerspieltend.- Der selbe .Sprachgebrauch in ScHSt. ;
ZS., während nach den Angaben ausAA; G; Scn; ZB.
unser W. für pr. acida angegeben, also kein Unter-
schied gemacht wird.
Alis roni. amurclU-, dii-.s ans l.ifc. atiianix, bitter, herli.
In Ekkfliards Bencilict. die Nbf. ,amariuas'. Vgl. den folg.
Art. und Amijohleri. — ,.\nuT liiim' im offnen Feld kennt
die Diiliend. Offn. XV. .Ilidt.
Ama rille AmriiUe Ai-; G.'^a., Stdt.. Marille Ai'
{marinHi); <ii,; Gr; GSa., Marijeli »lare'irli (diin.)
Ar, Marülleri (dim.) Aa (Mi-hlu.'), Barille u. dim.
Banlkli Aa; B; Gl; G; S; Z (Wettschw. dim. I'arim),
dim. Barelle ZSth. Cp-J, dim. Barelldi Bs, Berille
S, Barijeli (dim.) jxinli Srn (Dl'rh.), hare'iili, p-
SfnStdt., St., Baringcl GS., dim. Barinycli AABb., Z.;
L C&tAt haritjdi, GüM Baringgeli); aScnw; S; Uw; Zu,
Emmer Gl (Dünn.): 1. Aprikose. Nichts Anderes
meinen Fnis. u. Mal.: .Armeniacum: Ammarellen od,
■berilleli; .sind kleine goldgälo früezeitige pfersichli.'
.Pra'coqua mala: Parillcle.' Fris. .Morellen. amarillen,
barillelein: Armen, malum.' l(iG'2I!Ei)iX(iKU, .Amarillen,
barillelein, barilien: Armen, mal.' Denzl. 1077, 171(1.
,Das Zuckerwerk war von Barellelen geschmackt, als
wenn man die frische Frucht vom Baum im Munde
hielte.' 1647 Wdkstis. ,Die Frucht so wir Barilien
heissen, die werden an anderen orten Teutschenlandts
Marillen. Möllelein, S. Johannspfersich genent. Ist seit
Mann.sgedenken in einer L. Eydtgnossschait mächtig
aufkommen.' 1639 Ehagor. ,Die Steine von den Pfer-
sichen und Barilien,' 1790 HPeSt, Insbes, die kleinere
Art Ar; G. — 2, Zuckerpflaume BsStdt; GS. (Ba-
ringel). ■ — 3. Giclitrose, psonia offlc, L, B (Barille,
BarillerösJ; L (Baringe). ,Baringel: semen, radix
peionia;', am Hals getragen gegen Epilepsie, XVII.,
BiRLiNGERS sog, BArzneib. — 4, Märzenblümchen,
Schneeglöckchen, also wohl Galanthus nivalis L,f,
Eig. das selbe W. mit dein vorhergehenden nnd ebenso
die minder schmackhafte, herbere Abart der Frucht, die
nicht veredelte Aprikose bezeichnend. Doch legte sich bei
.jenem der Accent auf die erste Silbe, hier dagegen blieb die
roman. Weise der Betonung; einzig das schwach bezeugte
Emmrr, dein aber das von St,'' überlieferte „das Ainmerich:
Aprikose W" zu Hülfe kommt, macht eine Ansuahme, Dieses
letztere ,,'Vmmerich u. ^ halten wir übrigens für eine unechte,
vom Aufzeichner nach Analogie von das Pftvftl : Pfirsich
rekonstruierte Form für Ämmeri. Mit der Ausweichung
MarinU Wurde eine religiöse Beziehung erstrebt nach der
Weise sn vieler anderer Früchte und Pflanzen, B- wechselt
mit ilf- so leicht und so oft, dass wir uns nicht veranlasst
sehen, zur Herleitung von JiariUc usw. nach dem venetian,
Namen UiruorJu (wie in letzter Linie , Aprikose', frz. abricot,
aus lat. prfi'cofjmm, frühreif) zu greifen ; zu tJunsten unserer
Auffassung sprechen auch die Parallelen ßunjeli : MaHjeli;
ßirillr : Ami'rlUc Den Übergang von -l- in nrj vermittelt
eine vorauszusetzende Zwischenstufe 'Jiarinc, welche auch
wirklich von AaZ, aus, freilich nur schwach, bezeugt wird,
, tiarim-li , eine Art Pfirsich.' ,7iaiinfjdl' bei Durh. scheint
auf blossem Sclirnibverseheu zu beruhen, .\ucli im Nhd.
Vereinigt .Marelle' die beicb-n Hi ild. Sauerkirsidif und Aini-
kose. — Bed. 2, an und für sich ganz annehmbar, ist nicht
zuverlässig genug bezeugt. — 3 und 4 werden allenfalls als
Übertragungen ver,ständlicb. indem die Blütezeit dieser Pflan-
zen so ziemlich zusammeiilallt und der übrigen Pflauzeuwelt
vorauseilt; es sei aber auch frz. bourreuU für Päonie erwähnt,
und dass .A inary 1 lidaceie' der (wissenschaftliche) Gattungs-
name für das Schneeglöckchen ist.
Ainasdeli = Agnnsdei Sp, 128, .A. n. Scapulier.'
1741 Goliat.
Am.äli f.: Küchenschrank ZG. ^. Ahiiare Sp, 189,
Aiiiäiidel m,: männl. Taufn. Amandus SciiwE.
Amme *" s. Anna-Maria.
i'nne, linienr, ;("c, 'j'"'.wc ^' »'"f» «'"£«£ Aa;
Bs; S: 1. Dat. m. u. n. des unbest. Art. — 2. anie(ne).
ime(ne): an, (in)einem.
amme, -ed, -eds, -es, -ig, -igs s, ((/h-ck Sp, 209.
Amme m. ; Ammenif. ; land-ämmclon; gemein-
ammelen s. Amt-Mann usw.
Aiiied s. Amad. ammed. ammig. ameg s.
ümmig. ammiig (jedenfalls, dennoch) s, all-ireq.
Ameise. 1, ämri»^ Sch; BBe, (ämi''.^>; Gr Val,
(ämeisa); Ameisse Gr (ä- Churw,), Omeisele S,
Amese e^mese GÜtAt., Amesse Ai'; G aL., Stdt,, Ämess
GKh,, Omese BBrisl., Abese aftjsj Ap (Götz.). —
2, Aweissi GSa, (Götz.), U weisse GnllVatz, U"eise
GO.,W,, Wur rameise IFitDHei'si AALeugg,, Wurmeissi
Z,, Warmeisle ,F,", Z.; ZLimm. (selten), Wurmessli
ZNer.. Wiirmäiisli AABb., Z., M'armasle „Sch" {-assle
Kirchh., -o'sle Buch); ZBenk., -ä-sle Sch; Th, -fäsle
GaL, (Götz,), -u-asle Th (Pup,), Harraeise -viäusli
Z (Schneeb.), Ermose GDieb., Marb. — 3. Anbeisse
Anheisa BBe., Amheisse, -i Aa; BO. (ümhi-asej; FSs.
(atnhVse, -bl-ssej; Gl'.; P; SG,; Vw, dim. auch „Am-
heissli LE., Ambeis.'ilci'- ; Ampeisse, -i, -di B; aScHW;
SG.; U; Zg, Umheisse, Umpeisse, Umheise, -i Aa;
Bs; ScHwBru., Anbeisse äheissi, äheki Gl; Gü. ;
Si'HwReich,, äheissi GlK,, Handbeissi LG,; UwE,,
Hambeissi, Hampeissi Vw, Hamheisae „AaF.", Höbeissi
GA., Lombeisse [wo':*], Empeis(s)le GT,, Am-
bitzli Z (Götz.), Ambeis.^ge, -i AaF,; BsL,; Schw;
SEgerk, ; ZG., Um- ZKn,, Limm., A- (jSchänn., Ha m-
ScHwMa., Wurm- BsL., Ambeizgi Z, Harn- Schw
Woll., Ambitzgi Z0„ \V1., Harn- GS,; Z0„ rS, (hamp-J,
Hum- BsL,, Wum- ZW., Amhetz(ß BsL,. Harn- Z IS,,
Hnm- Z rS,, Ambi.ri, -li[yn>'i], Ambesi^gi, TFm)«- ZW,,
Warm- Zoll,, Imbisse GaL, (Götz.), Ämhe.sse GaL.,
T. 1. Umbaslc ScnSt., Hum- (Dkr), Hobäsle,
Obasle ZSth,, Witrmbasle, -hüslc GWyl; ScnSt; Th,
Wnrmbäseli ThHw,, Wombäsle GStdt., Wurmu-asle
Th (Pup,), Wurmäsle Scii^tdt.. Embüsle GKirchb.,
ll'((»i/;».'.7e Th. — 5. Bnmgei^'gi „A.iF.". Enggeisle
Th - f. (-( n.): 1. Ameise, spec, die kleine im Ggs.
zu Waldhengst, Klammere, Klappere, der grossen
Waldameise; einzig für die Form Ameise wird aus
Srn die Bed. formica Hercnlanea behauptet. Us-eme
Hambeissi es Kamel mache" L, Umpeis.^e" ha", einen
prickelnden Schmerz empfinden Bs, Er hat U. in-de
Hose, von Einem, der nicht ruhig sitzen kann, ebd,
D'Wurmbasle händ e Licht [Leichenbegängniss]: wenn
sie in geordnetem Zuge über die Wege ziehen Tn.
Wenn die A-n dazu gelangen, den Honigvorrat in den
Häusern aufzuzehren, so .sagen die Leute, ilir Honig
sei zu A-n ijewordcn. weil diese die gleiche Farbe
21';
Am.
218
liabeii und eben so glänzen ZKn. llVn» of Annatag
(ii/'-c ,litli)hstai/J d')Voniiei)!le (d' Amheisse) üfwerfe (iri
Ilfife hncliey und u'lter »larhej, so seil e» lierte M'inter
rhö AaZ.; 8 SciiiLii. Wenn d' WiirniiiasU und d'Wesjili
Inf in'n Bude liimed, se wird 's t röche, Ixnied si. aber
olien üf, so wird 's nass Aa. Wom d'Umhaslc d'Eierli
hin und her In'ii/ed, se glt 's gern e Vetter SfnSt.
S-'chwarze A-n in den Häusern sind ein Todeszeichen
ZWl. — 2. unruhige Person Scii.St. — 3. eine
lünderkrankhoit, das Mundschwämmehen, aph-
thiea L; aScHW. — 4. Schwierigkeiten. Es u-ird
Ilambitz ha B. Syn. 3Ius.
Ahd. mbd. ameiza, anieize. Nur ivenifc MAA. haben das
ricbtia:e 'N'erbältniss zw. Stamm- uud Ableituu^ssilbcn be-
wahrt (unsere (Jnipiio 1, dazu auch ,Omeis, Ommeissen' bei
.•^alat und im Gcistl. Vogelgesang); sonst verleitete die Fülle
der Ableitungssilbe soiion frühe dazu, das W. als Zss. auf-
zutasscn. was zu den wunderlichsten Umbildungen führte; die
vcrätändliehsten sind die Anlehnungen an .beissen' (beizen?
vgl. engl, piimii-f) und an'Hand (hamh), Wurm' (G)'uppo 3);
.iinU'ize, aiiibeiz' schonbiä Boner; ,unbeiss'. Ruef; .die anbeissle
und binen'. 1591 SHochh. (1693 verhochdeutscht .Amnieiss-
lein'); ,ambeissen'. 1.531/60 Prov. (1667 .ammeissen'); 1639
Khagur. ; ,das ambeissi'. Vogclb. .ambciss, omeiss'. Fris. ; Mal. ;
.imeiss, ambeiss'. Dcnzl. .ombeiss'. XVII., BArzneib. Gr. 4
riguet Kantonen, in welchen ei zu a wird, ist also sicher
aus Shervorgegangen. — Die Formen auf -i sind alte Dim.
— In den ,Geistl. Vogelgcsang' ist (neben der Biene) die
A. geraten, weil ein Teil derselben j;llii-]ich eine Zeit lang
geflügelt erscheint.
Bär-Omjiv BBrisl., -Ami;sse „Ap", -Amsle Bs {pär-
fiH).s7e Seil.); SSchwa., -0»is?e SThierst., -Omlese BaL.:
die grosse Waldameise, formica Hercuhinea.
Die Z-:.s. mit Jiär- hat (wie diejenige mit llo««-) ver-
stärkende Bed. — Die Form Amtle beruht zunächst auf
vollerem ' Ämesk, einer Weiterbildung mit I; vgl. die o. an-
gefülirten Omeisele, Wurmeisle usw. Omhm durch Umstellung
aus ' Omeslc. — Syn. s. u. Ameise.
Wald-Bär- e'msa: dass. Ap.
Ameislere Amheisslere, Amp- f.: Ameisonnest B.
— Über die Ableitungsendung s. Dial. 221.
ameisen amheisse, amheissfeße : prickeln, gramscln
in den Extremitäten; pcrs. m. Dat.: de Fuess a)idieisset
mir, unpers. ni. Ace.: es amheissfeljet- mi''' i"-(a'')der
Hand LE. — Mhd. ameizcn; vgl. lat. furmlmre.
Ammei, Ammei n. s. An-Mal.
ammel s. 1. all mal. 2. ämmel einmal.
Aiiniiele f.: Bachforelle, salnio f'ario Bs.
So auch bei St.- nach Hartniann. Die Angabe bei St.'
,A. =: Elrize, cyprinus pboxinus" legte nahe, A. als Ver-
stümmelung von linmmele , Bawhele , Elrize, zu erklaren.
Übrigens passt die selbe Bezeichnung (vgl. fmnnnelen, hin und
her fahren) auch wohl auf die blitzschnelle Forelle. Vgl.
aber auch ampetti, nordd. Syn. von batiiheten, .bammeln'.
Ämel, Emol m.: eine Art kleiner Karpfen, (iründ-
ling, cyprinus gohio BÜ. (Hart.m.)
Ammei, Emmel s. Ammer.
Aliieli (hurli (jStdt.f, Ameli ämele'i Srii, Anime-
litschi (Diminutiv mit geringschätzigoni Tone) Gi,:
weibl. Taufn., Amalie.
Aiinneli B; GuChur; W fämilij, Ämmeli Aa; Bs;
II. A III III i ,W", Ainmii Bsf — n.: 1. Saugnäpfchen.
-Häschchen. 2. das Getränk für Wickclkimler BBe.
Zu Miimiii usw. (s. d.) oder geradezu zu .\iihii Sj». 'J 1 1
(vgl. Xiiiini aus Anne udgl.).
„ammelen. ämmclcn: saugen, wie die Wiogen-
kinder tuen B; W.-
ailie": Intcrj. wie nhd. l'bertr. 1. zu Ende, alle,
vorbei, allg. Ks ist üs und ä. mit-em, er wir<l sterben.
.\uch pers. z. B. 's Fässli ist üs und ä., geleert. Eine
Gesellschaft, die aus einander geht, macht fis und ä.
Aa. Auch abgekürzt m.s «h(« Z. Am Ahsterhis-äme si :
im Sterben liegen L. {Von dem Ave Maria-Gebote
her, welches sehliesst mit den Worten : ,in der Stunde
unseres Absterbens. Amen.') Tod [todt] und ä., ab-
getan L. Einen Stroithandel ,z'todt und a. ausmachen'.
GoTTH. Von unabänderlichem Entschluss: ,/'''' irott-si
nümme; da isch 's üs u. öme.' Stutz; syn. fertig. —
2. gewiss, 's ist Alles Ja und a. So leär als a.
Mhd. ä- neben a-. Unser a- ist durch die Ausspr. von
ZO. (öme) als echte Lunge bezeugt; nur in der Zsfügung mit
.Usterhiii büsst es seine Quantität ein. — S. n. tod.
Aiiier fä) Gl! allg.. Am er Tschapp. — m. (n. VaLs):
Gefühl der Leere. 1. Schmerz, Verdruss über einen
Verlust, eine Entbehrung. — 2. Gelüsten, A. haben
.an' Etw. (Dat.). Ohne nähere Bestimmung: Esslu.st,
Appetit. — Big. blosse, schon von Notk. gebrauchte Ver-
kürzung von Jaimr, welche Form mit der Bed. ,Jammer'
tw. daneben besteht. Der Umlaut aus dem abgeleiteten Vb.
tw. ins Subst. eingedrungen.
ämcrcn, ämeren. ebd.: 1. tr., Schmerz, Heimweh.
Gelüsten erwecken, t. pers., ds Obs ämerel d'Chinder,
t. unpers., es ämeret mich, dasfsj {'''-mis Chiieli her-
f/ge" hän. Syn. rersännen. gelüsten. — 2. intr., die
obgenannten Empfindungen haben; ä. um Etwas.
ämerig, ämerig. ebd.: 1. Lust erweckend, nam.
die Kauflust reizend. Syn. anmächclig. gemögelig. —
2. lüstern, gelüstend.
Ammer I ,ß; L' (Di:rh.), Ammer Aa; Bs; ,,B;
L"; Sc'h; S — m. : Emmer, Zweikorn, Sommerdinkel,
triticum dicoccum (amyleum).
Mhd. aiiier, einer, nmeJ. ,Emel'. aOHdschr. A'gl. Aiiuli-
Mel und bei FrLs. ,Emnicr oder Amelkorn'.
Ammer II m.: die Ammer, embriza. (ii^lw- g.el-
Ainmcr, -Ammer: Gelb-. Feldfink, Goldammer, embriza
citrinclhi ZAlf. Syn. Gerstenrogel. — (iold-: 1. dass.
.Unsere Emmeritzen, welche von etlichen Goldhamnier
von wegen irer färb genennt wirt.' Vogklii. lö.'iT.
,Von dem Goldammer oder (zu Strassburg) Gaul-
ammer.' ebd. .letzt Ameritzli usw. — 2. ,Goldhäm-
merli' n.: Haubenkönig, motacilla regulus [regulns
cristatus] B."
Die gleiche Anlehnung wiederholt sich im Vogclb. in
.Gerstiammer, passer silvestris nuignus'. einem lammerartigenl
Vogel, der sich in Gersten- und Weizenäckern aufhalten solle.
Vgl. .Hämerling' u. d. W. Amn-iize. Die umgelautete Form
Ammer erinnert an Emeriz usw. In llnldhümiiierti ist der
Sprung ein doppelter, da dieser Vogel gar nicht zu den
.\nimern gehört; s. OotdhüneJi.
Ammeriz Ammerizli n. ZAuss.. Wl.. Emmerize
f. GTa.; SciiSt.; Tu, „Ämerzen Aa. hiibrütze Ar;
G — f.": dass. Sie liuihnen den Winzer mit .heft!
heft! es ist Zit!' Z. — Gel"-Emmeriz(e). (r.ehrmerzc f.
Aa, -„emez m. AAÜb.; ZW.: dass. - ,Wis-Emmerze :
emberiza pratensis. Von den wisen, darin sy woneiul.'
1557 VociKi.ii.
Vgl. mhd. iimerliie. .Die Euinii'ritze, Euibiitz, Kmmer-
(lling, Gilliling |usw.l.' Vogelb. I."i."i7. .Der Kmuierit/, passer
spcrmoliigus.' Mal. ,Knn>ritz. ilemmerling, galbiila, avicula.'
Donzl. 1677, (.Wittew.ab st-itt II. 1716,1 Vgl. mieli Kmin-Ili.
^19
Am. ein, \m. oiii. iiiii
2211
6el"-Äiiniietli ii.: Golilaramev. — Blau- n.:
Person, welclie auffallend viel Blau in ilirfni Aiizut?!'
hat ZW.
Ämmrili liczeicliiii-t ilic li:tztc Stufe (1fr YiriliTliuiss von
Ämmcrizc: Ämmcrzr : Ammcze. — IHiiu-A. ist walii-scil. eig.
d(n- Kisvogol, inif clicn so viel Fug; zu ilnu AnniK-ni gezälilt.
wii' IT aiii'li WawtuiHrli lieisst.
Anmiero. Annner(n)e. Ainmeri s. AmnrcUe
8p. 211.
Aniiiieirnzc <inhju:n:r, dini. -i: \v. Taufn., Eme-
rentia Sciiw; Z.
Alllor2;<'t f.: w. Dojuieln., Anna Margaretha Scii.
Aiuiiiari ihn.n L. Anmiarei -e'i 6T., ämrre'i A.4;
Bs; ü; 8i'H; S; Tu — f.: w. Doppeln.. Anna Maria.
Ammerili, /nrl;cnH, rhiinnii, iiier [wir] ircnd pii taiizfi
u.sw. (i.
.\lllin('I' GT., Anuiilcr Ul; GG.: Bewohner von
G Aiiiili'U.
Ainci'ikaitpr m.: 1. eine Sorte der Erdäpfel, rot.
rundlich, mit tieflicf^endeii Augen Gl; GW. Syn.
Afril'iiiicr s. Sp. 100. Hemer. — 2. Wiesensalbei,
.salvia praten.si.s GSa. i^yn. Holänder. Blaid Soldaten.
2. Diesu ülior die aii(Ureu Kräuter emporrageudeu Stenge)
mit meist lilauen Blüten mit den in hoUändisclion Diensten
stcliendeu, iiaili Hatavia (,.\nieril;a') liestimmteii TrM]>|ien
verglielhii.
anierikani.sch. 1. (tiiierikaiiisch Herdöpfel: die
Knollen der kleinen Sonnenblume und die Pflanze
ülierh.. heliaiithu.s tuberosus GO. — 2. Aiiterilaiiiieli
Cr (•('(.<; rolirartige.s (ilanzgras, jihalaris aruudinacea
picta G. -- 1. In Tessin ,patato del Canada'. Die Pfl.anze
ist in Brasilien heinn'scli. — 2. A'gl. die Synn. ilfo-, holän-
iJi..h, rn.jlm'h diu«.
Ami 'iiin m.: Name iiir kleine Hunde L; Z.
Alinin-o Zu, .liniin \\\, Anniir'i Aa; S = Amman.
.Aniüi.- XVI. Sai.at. ,Amilli'. l.'')72 TiiPlatt.
Amillicliel m.: ui. Doppeln., Johann Michael ÖeuwE.
Ainidnm. Ihn-und-um l,m6nilom At>. ^m^döm G n.:
wei-s.se Stärke für die Wäsche. — omidömme" : Wäsche
stärken GStdt.f.
Frz. dial. (tmidun, mlat. aniidnm, dies aus lat.-gr. anti/Jum.
feines Weizenmelil. Yg]. Aimnelmtf. Syn. Klärt.
ammig s. 1. aJirni, vormals. Sp. 2h2. 2. (ämmiy)
einenirefi.
Amiiiiral Mi:v. Wint. Ghron. Amiral 1722 Mise.
Tig. : Admiral.
■ Amiriil frz. u. Hiliil., rielitiger als die nlid. Form; zu der
Missliildung Aiuiiiiml liat das W. .General' mitgewirkt.
Amläze ", „Amblätz m. LE.", Cim-, an-, ä-,
Jlm-Blätz Gii, Ubläze f. ebd. — PI. Änhlätsc, Äm-
hleze Gr: ein aus Leder geflochtener Strick, welcher
durch das liinidhieli des Doppeljoches gezogen wird,
um dieses und die Deichsel an einander zu befestigen
Gk. „Band aus zähen Gerten zur Befestigung der
Deichselstangen eines Schlittens an das Joch L."
St, 's Deutung auf Hh-tz, Flicklappcn, anbU-tzen mag der
volkstümliclien Anschauung entsprechen, könnte aber nur für
die entsi)rcxhendeu Formen gelten. Sämmtliche Formen (mit
tirol., kiivut, Amhlilzi:, Aiiijihlz) geben zunächst auf mlat.
umiflucium (churw. .der umblazz') zurück, dessen Bed. er.st
ans den MAA. Licht erhält. Dieses scheint mit dem Präf.
nmitdf von twjitmfi, Strick, Schlinge, abgeleitet zu sein, das
der MA. s(nist als /.atsch durch das Ital. (tamo) zugekommen
ist. Also niiil'hiriinit ^ Vm\KUii\. I)as an das alem.-l)air. W.
eiuigermasscn anklingende hess. Syn. ,die, das Eniez, Imess,
Ems' diigegen wird auf slav. Ursprung zurückgeführt. —
Da bei uns das W. meist im PI. gebraucht wird (der Strick
ist zwei-, bezw. vierfach genomraonl, so mögen auch die
ol)igen dreisilbigen Formen genauer beselien Plurale sein.
S. auch an-hli'tzni.
ammoiliereii = admodieren, in Pacht nehmen (s.
Sp. Ul). .Geamodiert'. 1521 Aiisen.
Ainiliolter. Amholder m.: Sauerkirschenbaum BO.
— Ammoltere dmuhre W (Dim. AmiiUeri. BO.). Ani-
boldere BO., Dim. Amholtri Si. — f.: eine Art
Weichselkirsche mit festerem Fleische.
.Syn. AiiiareUe Sp. 214, welches W. jedenfalls im ersten
Teile des hier vorliegenden steckt (mit mb aus einfach m).
Der 2. Teil des W., olter. enthält das selbe fer wie Aß'oltrr
Sp. lOfi und ist in der 1. Silbe an dieses angelehnt; vgl.
auch .Hohler'.
amiil'tPl'isieren. Amortarisation für amorti-
sieren usw. 17(J7 F städt. Aktenstück,
amu s. itm-um.
Ammiilette f.: Amulet Aa; L. Ein mit geweihten
Gegenständen gefülltes, herzförmiges oder viereckiges
Kleinod AaZ. 1815.
Der Übertritt ins w. Geschlecht durch irrtüuilich(! .Auf-
fassung der lat. Pluralform rimuhtn veranlasst.
Am, amen s. Amad Sp. 21:!.
ämme, ämmel I, emmel. einiel, iimmel.
emme, wenigstens, s. ein-iiial.
ämmel 11, ehemals, s. all mal.
Änimeli, Amli, Ämdli, .4mniere, Ammer ne
s. Amarelle Sp. 211.
Äiiimci'; m. Taufn., Eineran L(i. Als (.ieschln. BO.
Ammer. Emmer s. 1. Ammer Sp. 219. 2. Ama-
rille Sp. 215.
Anies(e). Amess(c) s. Ameise Sp. 21G.
ämmi;; ämiueg (iTa.; SciiSt.; Z, ammig Ae;
G Stdt. n. Ta.; Tu. ammed, aniniid SenKl.; Th;
ZSth.: 1. gleichwohl, dennoch. Niene irerd [nirgends
willkommen] und ä. da, scherzhafte Bezeichnung eines
nicht gerne gesehenen Gesellen, oft mit Selbstironie.
Vo" niene her and a. da, zur A'erliüllung der Herkunft
ZSth. G^fiiichet und ijkrehset und a. Nünt z'Nacht Tu
( V(dksreim). Gaete Ta(/ ä. au! Sind ä. au (juUiviUche!
[um versäumte Begrüssung nachzuholen; aber auch
ohne solche bestimmte Veranlassung]. ,Zwür ist Schaff-
hu.fe über-em Bhi, tceye dem ifliort 's amig zur Eids-
i/nosschaft.' Halevy 1849. — 2. in abgeschwächter
Bed., wenigstens, freilich, doch wohl, denn doch, jeden-
falls, aber doch, i''' hält ä. (f meint, er wor [würde]
.•ii''' schäme". Das ist ä. en lanye Winter! Hest [hast
du] ä. nüd lang miie.ie leaHe? holi'entlich musstest du
usw. Das Heime ist ä. [wenigstens] 's Dopplet vert.
Isch-es ä. [aber] au u-dr? ,s ist ä. an [denn doch]
e Sach! 's war ä. au! es ist [wäre] doch verdriess-
lich. Nei" ä. au! vgl. aber Sp. 41. Nei glich und
ä. au! das ist doch wunderbar! oder: zu arg! Ammig
ö'''! Ausruf des Affektes; auch der zustimmenden Ant-
wort, jedenfalls, gewiss! G.
Zsgez. aus ciitcinaeij (s. d.), da ä i^e) die regelrechte Ver-
kürzung von ci ist. Die Formen mit« eignen solchen M.\A..
welche ci zu a zu verdichten pflegen. Amtnitj und vollends
nmmrd fallen mit der Weit(M'bililung von tutnuc (s. tdtmi
Sp. 208) zusammen, z. T. auch geographisch (ScIiKl.; ZSth.),
während andere M.\.\. mich gut nnterscJieiden : z. B. ,i'r bin
■221
Am. CHI, im, um, um
222
Hiitntiij tini: Vhiinlc zuaj'Hj}rvvhe, si ndltd duvk aii'ntiij itit ixvhl
tut:.' Stutz; vgl. dwiitäff. — Syu. ciiiist.
Elinil .;■/« Z, in., n.: 1. der Buclistabc i)i. AnimUswls,
im Zickzai-li. geschlänsjelt. - 2. Aiiiiiili u.: kruiiiiue
Furche ZSehön. — iimmlen. (lim. iiiniiieleii, refl.:
sich sclilängeln, wollenloniiig laufen, i/'ämmlet, ge-
i schlängelt „B; Z".
ein: Dat. Sg. ni. u. n. des Pron. dem. cncr, jener.
.Fidgend etlich dem. der ander em.' c. 1500 Eni.iB.
— Vgl. eiiii und emi.
ein 1 rm Seil; ; Zf. am BsÖtdt (Si'Kem;); Gl, im
Aa; Bs; S: Dat. Sg. m. u. n. des best. Art., dem.
em- II, tun- (unbetont vor dem Vb. k<i)i): entgegen.
— Zunächst für cmp-, dies für cnt-hf-.
ein- 111. am-, um- (vor Ortsadvvl): wieder zurück
1.10.; VV. Auch, weil die Etymologie dem Sprach-
bewusstsein abhanden gekommen i.st, pleonastisch :
iihei-ha [herüber] cho und umhi [wieder] em-überhi
[hinüber] BLeiss. — Aus amber, s. aber Sp. 40. 41.
einansen emcmse, dim. emäuslen: am Ostermontag
familienweise einen vergnüglichen Ausflug machen;
ffö emause gö" VOrte.
Nach dem Spaziergange der zwei Jünger mit Christus
(Luc. 24, 13 ff.) bemmnt; früher wohl eine ernst religiöse
üedächtuissfeier der Aufersteliung.
eine de s. nunimede.
Emerize, Emmez. Emuiet .'s. ^l)»»irr 1/ Sp.218.
eim allg., euni GA.: 1. Dat. m. u. n. von ciiiC I.
IL III. einer, man, jener. — 2. Acc. von eine'', man.
Eimer allg., Eumer Z, Amer, Ämer O, e^mmer
P (SrnoTT) m. — PI. -e"GR: 1. ein hölzernes Gefäss
für (ietriinke. Bauchiger Kübel, in welchen gemolken
wird Gr; G; Schw; Uw; U. Stei [Hagelkörner] irie
E. V. — 2. Weinmasst Ap; B; Gl; Sch; Th; Z;
durch ein C'oncordat in den Dreissiger Jahren auf 25
.Mass', '/< .Saum', normiert; vorher sehr ungleich:
32 Mass Th ; doppelt so gross : 64 (60 lauter) Mass
Gl; Z It Fris. 1568, JBaEscher 1685; viermal so
gross: 128 Mass Scii ((iem. 76). Auch das Verhältniss
zum Saum war verscliieden. Zur Zeit von Fris. ist
.Saum' noch nicht ins System aufgenommen, sondern
als auswärtiges Syn. betrachtet; Eschkr aber setzt
3 i\ = 2 S. ; in Th war vor dem Concordate, welches
den ,V. zu 4 E. festsetzte. 1 E. = \'r, ,S'. Er hielt in
Z 4, in Sc» 16 ,Viertel'. .10 Zürcher Eimer=l iMfcr/c/-.'
1531 Aiisi'ii.
Mhd. cimcf aus alt. rimhn- 111., n.. bei Nntk. einihrri, eig.
ein Cnmpiis. wie .Zuber'. Vgl. Ajh Sp. '11 \.
Gaglen-: Kübel für die kleinen Krdäjifel Gull.
Kalber-: 1. ein mit einem Siuigrohr versejicnes
Geläss, mit welchem man die Kälber künstlich säugt
GrAv. Syn. Kidher-, Si'iy-Kühel. - 2. grosser, liöl-
zenier Eimer, aus welchem junge Kälber im Stalle
Wasser usw. trinken Gu.
Mc'lch-: Melkeimer, ungefähr 1 .Mass lialfend
GRVal. .Sol ein molclieimer gemachet sin mit der
niulchen as si von der kno gemulclien wirf, die sol
man erwellen und sol i'in \'I altniessigen kübel füllen.'
XV. (iKlil..
-Mil.-li-: 1. .\[elkoiiiier Ai'; «IkA.. Uli. 2. i:inicr.
in welchem die ;\lilcli in ib-ii Keller oder in die Seiinerei
getragen wird, meistens grössere Milchgcschirrc bis
12 Mass haltend GRVal.
Schwin-, Schwi-: 1. Kübel, in welchem man
den Schweinen das Futter bringt Gr. Syn. Schic'm-
inelchtere. Von dem Einfaltspinsel .sagt man verächt-
lich: ma sött-ne [sollte ilin| iiiid eine Sch. erschiistie
Gr. — 2. Schimpfname für einen physisch oder mora-
lisch Unflätigen GSa. - uine(r)schwi(n)eimeren:
schmutzige Arbeit verrichten Gr.
Tropf- -ämerli n. : kleines Gefäss, in welches das
Käsewasser von dem Käsebrett tropft Af.
,Walen-; Milcheimer, welche die Viehhändler
nach Italien mitnehmen Srnw; Zh." — Wuhh, Welscher.
Geschirrwasser-: für Spülwasser bcsthninter
Eimer Gr.
eimerlen: nach dem hölzernen Eimer riechen
oder schmecken Gr.
im, iniu, em Dat. Sg. zu er, es (s. d.).
Immat s. Aiiiad Sp. 213.
Ime m.: 1. Beigeschmack GRD.f. -- 2. ime: Groll
GRPr. — Es lässt sich an die Begriffe ,Stieli, Stachel' und
somit an das W. Imme, Bieno (s. Jmh) denken.
iinine, immene: Verschmelzung der Präp. in mit
dem unbestimmten Art., in einem. — Vgl. iimme, -nc
Sp. 216.
Imme f., Immi n. s. Imh.
iiimicdiat, -i: auf der Stelle, augenblicklich, sofort
ScHW; Uw. — Aus dein lat. Adv. imyncdiad:.
Iiuinenberger: eine Weinsorte, welche um Iinmen-
borg bei Fraucnfeld wuchs. 1680 Wagn.
immer Aa; WLötschen, iiumers S; ZGoss.. im-
merist BHutw.; „L", immerst BsL.; SonSt.; S:
1. immer Bs; B; S (mit Verneinung) ; W; Z. ,Ieiner
wenig: allgemachist, paucillatim.' Fuis. Zur Stei-
gerungverwendet: ,Es wäre jeiuar schad. das uns die
Sonn anschine.' Zwinoli; Syn. en-ii/. — 2. gegen-
wärtig, dermalen, nunmehr. ,So grosse Schüler gönd
immer keine ineh i d'Schuel, wie wo mir g'gange sind.'
Aa, bei Stutz, E. u. h. B. Vgl. ,alleweil'. — 3. j e .
irgend wie. I will 's tue, trenn i immerst cha". Sui.ii.
,So ferr uns jemer müglich.' 1530 Anscii. Syn. ieiien.
— 4. immerhin B. ,Deren yeder (.'hrLstgläubiger
doch yemer etwas wissens haben soll.' 1560 Buibl.
— 5. „immerist, jemerist, niemerist B; L; Zg: Interj.
der Zustimmung, allerdings, das versteht sich.'' ,Er
hat die Ruten noch nicht genug wider uns gebraucht.
Immers Er hat uns mit derselben noch nicht gar zu
grund gerichtet' = ja, imo. 1661 .IMI'll. Wenn ich
nicht irre; wie ich glaube; ohne Zweifel. Seiiw ii. Zg
(iciiierist, iemerisch) D''rriiE.\'. ,Er ift iemerst nit du
(j'sl = mcmini eum tum abfuisse.' In. B. Wie mir
scheint; ich denke wohl. ,Wie heis.it 's in der JiHieH'
Der [ihr] ircrdH 's iemerist itid wässe.' Hkuki.. iy(rli>fke
het zwiilfi (jscldaiie; der Tai) irill iemerst »d nit ehi>:
doch Gott hiirt n'id. ircnn 's vieri Schlucht, ders.
Mhd. iemrr und auch schon imer, immer, auch in der Hi-d.
,je'. , Yemer, yciuar'. Kris. ; Mal., auch Im S. von ,un>|uani'.
,Yeinor' noch 1584 bbav. — Für den BegriiV .immer' gelten
sonst andere Ausdrücke teiitler. ulliinl, r/ii'";;) und jenes W.
in diesem Sinne ist in den meisten M.\A. als moderner Kiii-
dringling zu lM:traeliten ; die von Liitschon steht daher isoliert
da. Has negat. Comp, .nimiiier' ist uns gäuzlieh fremd geblieben.
Imiiier», imiiuritt sind giMii-tiv. und siiperlat. Weiterbibiuugeii.
223
Am. i'iii, im. (Uli,
224
Zu (Iia- Anwi'iiiliiiitf in "i, ttcli-lic wohl ans dem Bcgriifu
.imiui-r, i i.Tliiir iikläiliili ist, iliiifte Jncli auch das {u]g.
erwng(,Ml \Via'dt:ll.
Illlllicr: 1. 111. T:iiilii., liigiiiiiar. Hiirgdurf 1:584.
Nocli :ils Ge.schkiclitsii. B. — 2. Herr {,He' Gottii.)
Immerx: Ausruf der üeberra.sc]iung. des Erstaunoiis Vi.
- - Li-tztcrrs L'i^. wie Jnntr C'iuo ^'Gvdrt_■lul^p; clos Naiuens
Josus.
„llilcreil, iiiiuirrcii : wiiniin'rn f^cuw; Zu."
Vii'll. vim d<-r Intcrj. i od. fiu' aimnii, limmn (s. Sji, •llü)
«lit AukdMiung .an .wimmern'.
Iiiicri s. ÄmdrelJc H\i. 2M.
tllllllli I. etwa auch Siniiiii, diiii, [iiniicli - n.:
1. Hohlniass, ur.spr. auf Vierteilung bernliend, .später
deciiiial. a. als Trockeniiias.s. der 4. Teil des Miis.ses
B {.kleines I.' halb .so gross); S, .quadran.s modii'. In.B,
des Vierleh Kunstanzerniass, der 10. Teil des Vierteh
oder Scsterd Aa; L; Th; Eidgen. 1839, der 9. Teil
„L; Z", 1()85 JBaEschkr, der 6. Teil einer Qmirtane
Gr oder = 4 Bidsendinyli. 10 Zehntel, P/.-, Becher,
MnxtiJi, 2 Kofli. — Syn. Öserli. Vgl. Iiiiiiiismii!. —
,Wenn du rhast im I. liüse, so niuest nid [nicht] i's
Viertel welle.' Sulg. ,Von einem niütt ehernen ze
inalenne da sol man geben ze lone ein Imi desselben
korns und nit nie.' Z Kichtebr. Denselben Mallohn
bekam im XIV. der Hul'müller der Probstei L vom
■ Korn. Von Haber mler Gerste 1 Immi von 3 Vierteln.
— b. für .Milch. .,3'/i .Mass' W". Von einer Kuh,
welche mclir als 3 Mass Milch liefert, sagt man, sie
habe das /., ebd. Vormals = Vs ,Sister'. so viel Milch,
als zu einem .Süs.skäse' d. i. 8 Käsen erforderlich ist.
Acta MuR. It Gfr. 21, 153; vgl. auch Ar«. 2, 38. -
2. Landmass z. B. tür Wald Z. ^ 3. Marktabgabe
von Getreide, von dem selben genommen ,.L"; Scn
(m., Kirchh.); Z; an letzterm Ort '/j Iniini vom Mütt
d. i. 1 Immi vom Malter, also der 144. Teil. Memor. Tig.
1820. ,l)a von git er nit imis [Genet.]. e er verkoufet.'
Z Richtebr. ,Su gend die von Zuftikon thein [kein]
ime noch zoll.- Ende XIV. ,Das die apptissin sy soll
schirmen vor dem imy und vor dem uiigelt. sy koulfent
oder verkouffent.' Oü'n. FXllandex. ,Was sy da kouftent
oder verkoutfent. dass sy das immy noch den zol nüt
sond gän.' 1543 Otfn. Mai'r. .Haben wir inen ver-
gunstet, unsers gotzhus Imi, wag und den ellnstab
inn zu haben.' a.Hdschr. G. .Zoll, Lnmii und Unigelt.'
1757 Z Gesetzs., Abgaben, deren charakteristischer
Unterschied im Stoffe beruht. .Man liest an diesen
Wänden, geschrieben von vielen Händen, Wie oft
durch Gottes Segen, es so viel Mütt Immi gegeben.
Aber obgescliriebenen Tag |'24. Brachmonat 1092] für-
wahr, war gar kein Markt alldar. In allen Kasten und
Standen, war kein Immi vorhanden.' Z. — 4. Mess-
geschirr. .Er soll den Ion ze nemmen rechte gfächte
yiiili haben.' 1585 Arl. Ldb.
Mhd. iiinlii) n. aus lat.-gr. hemimi, Hälfte (des se.\tarius,
Scster); frz. (h)imine, mine, it. miim. Lehmann, Grauh.,
sclireibt ,Emmi'. \gl. MushII. — '2. Das Landmass (frz.
hi'mim':) lie/iuht sich auf die zur .\iii)(lauzung benötigte Saat.
Vgl.'/ /mimiial. — 3. Vgl. das syn. mlat. amcnatjiufii, frz.
amenuije, Lolin für die Erhuibuiss des ZufUhrcns (frz. nmmcr).
Dass weuigstens für die Sclimalsaat die Abgabe in (ield kennte
entrichtet weiden, s. .Memor. Tig. IS-20, (j.">7.
immenen. immeleii. immleii: 1. die Abgabe
des Immi entrichten ..Z (iiiieleii )■ . ,Swas [Alles was]
der kölVclcr | V''rk;iiUer| fücret. das sol er iiiiiiion nach
der niasse.' ZRichtebr. — 2. diese Abgabe einziehen.
,Eydt schweren, dass sie ihnen nit selbst, sonder dem
Meister ymlen wollen.' 1585 Arl. Ldb.
ver-immeii. .Was sie an Frucht oder Mahl ver-
kaufen, geflisseii zu verzollen und zu \ .• 1710 Z.
„Immeler". Immen er. .Ein liiiincr nimbt ein
von allen lasten so zum kornhaus gefüert [werden],
das Immi, und alles, das er einnimbt, das soll er einem
Kürnniei.ster überantworten, aber das gelt, so er in-
nimbt [,aus Schmalsaat.' Memor. Tig. 1742], soll er
in ein büchs stossen und einem Seckelmeister geben.'
Msc. Leu. Das Amt, das ein Ileichs-, später städtisches
Lehen war, bestand in Zur. und Winterth. bis 1834.
.Immler, Immener' Geschlechtsn. B; Z f. - Syn.
amenü B welsch.
Illlllli II n.: Hadel, Rispe, worin der llaljcrkeni
steckt, involucrum Aa; „LE."
Viell. n.ach einer gewissen Alinliehkeit mit der Biene
Imh, fiiiiiic, benannt. A'gl. Jmbdr.
1 mmis s. Iiiibins.
iiii]icrtiiieiit iiiip''er<liii.i!Ht: 1. sehr grob, unver-
schänil L; Z. - 2. Steigeruiig.sadv. in unerfreulichem
S., i. ehalt udgl. /, hhiiul. rotliaarig, eljd. — Vom frz.
iliqtt'rthii'nl.
Illl|iiist: Auflage. Abgabe. ..\lle auf dieser l'frund
haftende Iraposten und Schuldgeluihrcu.' B l'frund-
kaufsregl. 1791. — Von it. impmiu.
lernen, iemed s. ie-man.
icnier: Jemand. — Nur von Schulz« bezeugt; jetzt
durchweg Oppcr, ncivtcr. Vgi. Sitint:!-, von dem es viell. bloss
abstrahiert war.
0 m . . . s. Hill . . .
omel s. eiii-iiiiil. Gm lese s. ÄmeAse.
Ömel m. : Oheim. .Du wirtenne niins Oeiiieln.-
1337 Gfri). Vll 180. 181. — Von ndid. „rl„i,i,, om (s. Üdü
S]). 741 abgel.
Önili. Ömdli. Ümbli s. Amiurlle Sp. '200.
uin- s. eilt- Sji. 221.
um, Ar Hill I. Präp. 1. rein räumlich; Umgebung,
Bewegung im Kreise, oft verstärkt durch nach-
gesetztes um Gr, oder allg. niiie d. i. iim-hin, herum,
z. B. um 's Hüs, um 's Dorf luiie; Ulm um d'Bei"
Gl, um de Chupf umc GT. (ß [Schläge geben]; es
chiinnt dir um de Chopf uiiie, du musst es verant-
worten resp. entgelten Z; um d'Lut ume chö, mit
vielen Menschen in Berührung kommen GT. Um si'''
ha", ein Kleid oder Begleitung B. Um-e [den] Weg,
um d'Wey sl", in der Nähe Bs; Z. ,Um die Stadt
Zürich', in -der Stadt herum. 1500 Eulib. Um enand,
herum, s. ein-ander. .Geschäft die ihm zu Haus nicht
um die Hand gegangen' [nicht oft vorgekommen]. 1660
JHHoTT. 17(i8 DToMAXx. Um Öppis chii", Etw. ver-
lieren (eig. darum herum und dann davon weg); vgl.
nhd. um etwas bringen = verlieren machen. ,Umb
die buoss komen-, in Busse verfallen. .\i'I. Ldb. 1585.
,Es ist um-is', um uns geschehen, wir sind verloren.
Stutz, — 2. ungefähre Zahlangabe, meist mit
beigefügtem Adv. ume, z. B. um die ^0 ume, un-
gefähr zwanzig Aa; Bs; Z; es u-ird, um 7 oder <S (iiddi
umc chostc Z. I!ei Angabo der Tageszeit: z'Abii) um
die Vieri Z; um Drii umc .\\. iim-e Dril Bs [aus um
die oib^r luii ein':' s. d.]; einfaches um, um-e soll
Am, ein, im, um, um
226
naeli H. ifenauo Angiibe bedeuten, also wie nhd.
während .sonst die MA. in diesem S. am gebraucht
(s. (iii). I'h! en erste, zuerst, anfangs L [um den
ersten Anfang'?]. — 3. Eeihenfülge. Eis um '.s
Ander, Eines nach dem Andern; allg., wie nhd., zu-
weilen mit dem Nebonbegriff rascher Aufeinander-
fulge. ,Nit umb ei Jlahl'. nicht einmal, ne — quidem.
1712 GöLDi [eig. nicht für ein einziges, erstes Mal,
im Ggs. zu Fortsetzung?]. — 4. Massangabe, wie
nhd. Utn-en Schrift mklier [näher] Ak; um 's Deiche
[Iienken, syn. um-en Ide] GhD. = um 's Mer'ke, um
ein merkliches, aber kleines Mass, ebd.; Z = ,nra ein
Kennbares'. Hebkl. ,Um d'Wahl besser' [so dass der
Unterschied die Wahl wert ist]. 1712 Göldi. Nüd nm
's Merke, kaum oder gar nicht merklich Z. ,Umb
etwas [ein wenig] erschrocken.' 1<J65 JMüi.i,. ,lni
underesten um ains [weniger]', im zweituntersten.
I.il9 SrocKAR. — 5. Betreff, Eücksicht, Sorge.
Bemühung, Begehrung, Zweck, Grund. .Dass
wir umb unsere Boten noch nit vernonien [noch keine
hindere Nachricht bekommen] dann wie sie seind wohl
enijifangen.' RCvs. Was der Bock um sclii [sich] sellier
weiss, das trü"'al-er [traut er zu] der Geiss GuD. Es
ist um 's Luege z' tue, man braucht nur nachzusehen
Aa; Bs; Z; es ist mmi 's Frobiere z' tue, es handelt
sich um einen Versuch, kommt darauf an Z. Vm
Oppis luege, nach Etwas ausschauen, um es zu er-
werben Seil; Z; um Ö. iis si", ausgegangen sein, nm
Etwas zu erwerben B; Z. Um Ö. handle, mit Etwas
Handel treiben BM.; dagegen: ,gekoft um die erb.
.Jungfrau Margreta v. Ä.' 13S6 Sch = von ihr. üi'''
um (jppis äni', .sicli einer Sache annehmen, darum
kümmern Bs; S. ,TJm Kurzi', der Kürze wegen. BsChr.
1525. ,Um aller Welt!' um Gottes Willen! Stutz.
.Umb misshandlung gnueg thuen', für ein Vergehen
Genugtuung leisten. Ems. ,Hätt Ich doch nu'' nie
z'handen g'no, mein Eis eso um Unschuld z'schlo'
[ohne Schuld, unverdient]. Com. Beati. ,Ha, ha, Herr
Hans, umb ein Trunk!' Ruf beim Zutrinken. 1639
JBuEiT. Es gät starch um die War, diese Waare
ündet reissenden Absatz Bs; Z; es göt um die Meitli
wie um früsch 'baches Brod [diese Mädchen werden
stark umworben] Aa. Es ist-mer nüd nm mi''', ich
suche keinen Vorteil, bin nicht für meine Person be-
sorgt, ebd.; es ist-mer nüd um 's Esse, ich habe keine
Esslust Aa; Bs; Z (kann aber auch heisson: ich habe
einen andern, hohem Zweck als das Essen selbst). ,Um
dass', damit. 1482 Z ObGlatt, weil. 1537 Salat. 1691
Klincjl. — Hierau reiht sich der Ausilrucli nm Jlclmc zue,
nach der Heimat, nach Hause hin, Zziiw., überKokippt aus j/h,
il. i. dem, welcher Vorgang aucli lautlich hcgUnstigt wurde
durch die Natur des dumpfen m. — 6. Wert, Preis (vgl.
ö od. 4). Nit um ds Säge, nicht der Rede wert GnChur.
Ks gäd [geht, gilt] um Geld, es wird um G. gespielt.
Es gäd um d'Er, um 's Lebe, die Ehre, das Leben
steht auf dem Spiel Z. I tat 's om was drom nüd,
um Alles in der Welt nicht (was man mir auch dafür
anböte) Ar. L'nt Geld und gueti Wort cha"-me ril
ha. Um 's Verrecke nid, um keinen Preis, selbst den
des Lebens Aa; Z (grob). Öppis um 's Eresse, um
de Guggcr gern tue" oder /tri" möge", (l'h'steres statt
zum Eresse gern, so dass num es vor Liebe fressen
möchte; Letzteres aus: um de Gugger nid, für den
Kukuk [Teufel I nicht, durchaus niclit.) Vgl. umsust.
— 11. Ailv. 1. ents|iri'chend 1. 1. .Zn Tlialwil un.l
iSchw. Iitiutikuu I. ;!.
,daselbst umb', in der Umgebung jenes Ortes. Aa 1596.
,Gan Dissyon [nach I>ijon] und da um.' 1500 Edlib.
Ebenso, aber zus. geschrieben: .daumm'. 1572 HBill.
.Mustend ein höchen berg um um ziehen.' Eni.iii.
.Als wir denn um sind geritten [reitend einen Umweg
gemacht], so haben wir als vil als [gewissermassen]
wider hinder sich [rückwärts] müessen riten.' 1521
Stkickl. ; es ist um, ein Umweg Seil; Z; en guete
Chrumb [Krünnnung] ist nüd um {umb Zf) [kein
Umweg] Z ; umgekehrt mit subst. Gebrauch des Adv. :
en guete-n-Um ist nid z'ehrumm Ap; ScnSt.; s. auch
Krumb-um; en guete Weg ist nüd um Aa. gute Be-
schaffenheit des Weges ist auch ein Vorteil; er hat
um, es ist ein Umweg für ihn B; Uw; Z; um gä,
einen U. machen Z ; es ist im [ihm] nm, zuwider
(gleichsam ein Um- oder Abweg). Sulg. JE'*' geit mir
Alles um, es geht A. mit mir im Kreise herum, mir
schwindelt W. Um (gew. ume, s. d.) si", den Kreis-
lauf gemacht haben, 's Jör um, im Lauf des Jahres,
das J. hindurch UUrs. Um und a" 1) da und dort
ZKn.; 2) rings um daran (s. darum, drum); um und
an ha", Kleidung. Salat 1537. Substant.: .Mänigs
arms mcntsch, das weder umb noch an hefte' [keinerlei
Kleidung], 1523 Ehli Akt.; vgl. under und über Sp. 59.
Weder nm no''' a" st", nirgends vorhanden Gl [weder
in der Umgebung noch zur Stelle]. Um-ed-ani Cum und
anliin), hin u. herGA. (gew. nme-n-und ane). Um- und -
um, omotom FO., dummedum Ar; Vorarlb. 1) rings-
herum, überall Ai>; F; L; Zo. .Umbcndumbe in iren
emptern und gebieten.' B 1465; ,ummadumb'. Mantel;
,umendum'. 1521 Stru-kl. ; .umb und umb.' Rckf 1542;
,ward der frid ummendum an allen enden verkündet.'
1500 EuLiB.; .umbendumb ganz vermacht in silber
oder in gold' [von der Einfassung eines Edelsteins].
Saun. Hdschr. XIV. 2) im Ganzen; ganz und gar.
.Noch blibst mir schuldig umb und umb [Alles in
AlleuL in Summa, zu.s. gerechnet] für dich, diu gest
und allen bracht, ob 2U0 guldin ufgemacht.' Salat
1537. ,Gar und umendumb', ganz und gar. Ans. —
Die mehrfachen Entstellungen zeigen, dass die Verbindung
schon früh in ein W. zusammenwuchs, welches dann aber
bald nicht mehr verstanden wurde. In .nmwondum' B 1440
üffcubar in nur verschrieben für h. — Uunindum n. s.
Aiiildiim Sp. 219. — Um und dar s. ummeder Sp. 232.
— 2. entsprechend I, 2: ,da um', um diese Zeit; ,uf
S. Lucy und da uul' 1500 Edlib. Zus. geschrieben:
,an S. Martis Abend und darunu' Vad. — 3. entspre-
chend I, 3. Um mache", der Reihe nach abwechseln
Ap; Z; ,mer mached um und um.' MUsteui; es macht
om mit einem Kranken: sein Betindeii ist abwecliselnd
besser und schlimmer Ap. Bei Zeitbestimmungen :
nach Verfluss, Ablauf eines Zeitraums, bes. einer
regelmässigen Periode. .Zu dryen Wuchen umb hat
der Spitelineister widorum einen hochzytlichen Kilch-
gang gehalten.' Z VViut. 1533; .nach 4 tagen umli.'
1539 Kessl.; ,ZHsanmienkunft zu gewüssen Zeit- nml
Jaron umb.' Ael. Ldb. 15S5; ,alle 2, 3 oder mer .lahr
umb.' 1702 Hott.; ,zu 8 Tagen unu' Z Wint. 1614;
z'Slunden um, jede St. 1 Mal; z'drl Stunden um, alle
3 St. Nnw; z'halhe Tagen, um; z'Xiten um, von Zeit zu
Zeit, bisweilen Aa; L; Z; ,zuo jar um', am Jahres-
tage. 1577 Wicii. Alleinstellend: wiederum, wieder
Bllk.; 1'. ir(iv-H((( den Armun :er l'ort üs git, das
cliunil hufuschu-is zun I'feistrun um l W, was man
■len Annen zur Tür hinaus uibt. ilns kiiuinii lianfeuweise
Am, Ulli, im, um, um
228
dnicli die Fenster wieder lierein; vgl. em-Hin und
KDihr- unter aber Sp. 40. — 4. entspr. I, h. ,Da bitt
ich dich um', darum [Objekt], Salat 1537. — .5, In
Composition. meist mit Verben, z. T. prägnant,
ii) zu Boden: nm-hritif/en, -riten, -rüeren [werfen],
-tuen [Bäume, fällen], um sin, am Boden liegen; um
7i((.", einen Baum, umgehauen haben B; um miXeae,
gefällt werden müssen. — b) Um (iiiiicj mache, Erd-
reich, umgraben. — c) Um ha", ein Kleid, tragen Aa;
Bs; vgl. I. 1. — d) Om heha, Weibspersonen, auf dem
Wege anhalten Ap. — e) zu I u. II, 3: um. f/ä", von
Armen, der Reihe nach in den Häusern wohlhabender
(iemeindsgenossen verpflegt werden B; um fresse" ficie
'»• Ohertogts Geiss), schmarotzen Bs; vgl. Kerian, Um-
sehend. — f) zu I u. II, 1 od. 8: umsagen, -Meten (in
der Umgebung oder bei den Betreifenden der Reihe
nach?) bekannt machen; um-rüefen, vom Nachtwächter,
der die Runde macht; uiH-lüten, zu einer Procession
(während des .Umgangs') läuten; um-gigen, mit Hooh-
zeitsnnisik umziehen; um-schlän, die Trommel zur
Sammlung. Ueneralniarsch; Um-singer, Strassensänger;
om-rcila. einen Gegenstand nur andeutend berühren Ap.
Eigentümlicli und nicht sicher zu erklären: am-stä",
krank werden, von Vieh (vgl. umschlagen, von Nah-
rungsmitteln: unbrauchbar werden, und ab-stä", von
Wein, ebenso) ; ,um cht), assuescere'. Id. B. (eig. in
einer Umgebung bekannt werden, der Reihe nach Be-
suche machen? vgl. um d'Lüt ume cho"; um die Hand
gehen I, 1?) — g) andern Präpositionen oder Präfixen
entsprechend: Um-hang,\ox\ia.ng; üm-chiflen, benagen;
üm-ziehen, verschleppen (einen Proeess).
Mlul. mnlie, wolclics viel], in einigen Fällen der Form
Hiiic noch zu Gniude liegt. Solches umc (s. I, .5 am Schluss)
ist aber wohl zu unterscheiden von ume aus ,um-hiu' oder
,uin-her'. Selten steht in Comp, um für dieses ume, häuügor
umgekehrt. Betr. den Bedcutungsnnterschied s. d. Zsson mit
-hin. -her. Zsgs. mit um sind auch (//»»(er, ummct, ummcder,
s. d. In einigen iiltern Schreibungen steht um-, umb- für
Uli-, s, Um-bild, Unliill; Vm-kn-^fcii ; Hm-f/'heit [ungrhit, un-
geschoren): umlniiij.
oben-um: oben herum R. — Gewöhnlich oUnumc
after-: durt lieniiii. .In Thüringen und afterumb
an der Sal.' 1.539 Kessl. ,Ein büechli an dem schlosli
[Schlösschen] und afterdum die teeke geschendt.' ebd.
(ietrennt: ,I)ie Gemeinden a. dem Rintal umb', im
Rheintal herum gelegen, ebd. — S. after Sp. 124 — 5.
eni- rin-, nm-V; W, nm-um, nmu, 'miim W. „nm-
umhe F-: 1. wieder, zurück „P"; P; W, Er ist
aminii chö. Ex fliegt Icci Vogel so hoch, er chom nit
amxim uf d'Eräe. Umtmi gc, zurückgeben; ii.'berchö,
wieder bekommen, Si ist u. da; er ist u. z'rugg;
schi sifid'ii. eis, sie sind wieder einig [geworden] W,
— 2, interjectional, a) verwundernd: doch! nur!
Deichet amW'l denkt doch! stellt euch nur vor! z, B.
wenn eine Erzählung eine unerwartete Wendung
nimmt. Loset auiii'" .' \\. b) mahnend oder warnend,
Chiimiii amu! komm doch! Das tue-mer amu noch
amal! hüte dich, das noch einmal zu tun, Gä-wer
amu da umbrüf! lasst uns einmal da hinauf gelin!
Über die Vorsilbe s. am-, em- Sp, '221, Pie Verbindung
entspricht also genau dem nhd. ,wieder-um', Syn, em-umhin.
— 2, Interjectionale Anwendung zeigt .luch tilwr Sp. 41;
sie beruht aber dort auf der adversativen lied.
Far- Bs; (■; Tu, -umeAAin,: 1, Bienenschwarm,
,Der Faruiii ist ein scliwarni ymb, der sich nit lasst
in bynkorb rispen [sammeln], sunder sich in luft auf-
lasst und darvon fart,' Mal, und so noch Spreno, —
2, Landstreiclier, Vagabund Aa; Bs; G, unbeständiger
Mensch, der überall anknüpft und nirgends Stand hält
Th, Vgl, Giirriim. — Imperat. Bildung wie Kerum, ritmm.
vor-: auf der Vorderseite, vorn. V. ist er nit so
wie hinder-um, vor den Augen anders als hinter dem
Rücken, also: falsch W, — (iewöhnlich -ume.
Gurr- f, : Landstreicherin, ,Ein rechte G., iiiulier
ambulatrix,' JMey, 1692, — Gurre, Stute; Dirno, V^ahrsch,
nach Fanim gebildet,
hui-!: herausfordernder Ruf der nachtschwärnien-
den Bursche (,Nachtbuben') zu Schlägerei; zuweilen
noch mit dem Zusatz: velc [welcher, wer] chert der
Blieb um? GT,
Hudi-hud-; Spiel mit einem Klotz, der im Kreis
herum und in eine Grube getrieben wird ZW,
Eig, der an d(>n Klotz, Niidi, gerichtete Kiif, sich nm-
zutreiben: ,Im Kreis herum, hndi! huduin!' ZNeuj, Mus,
1788, Vgl, Loch-um, Miir-tim.
Gehij- IM- Gl; Schw, (i'hei- l.''e'i- B; Z, Ki-
/,'/?- &r;"ga',, Kei- Uxe'i- G0„ T, — m, B; Git; G; Z,
n. Gl; Schw: 1. (m.) Mensch von unbeständigem Cha-
rakter, launischer Gemütsart ZSth, ,Turbulentus',
In, B, — 2, eine Alpler.speise aus frischem Rahm,
Weissmehl und ,Sufi',
Zu 1 vgl, t. umijdiijcn, uniki]>puu, t, vmcjunul ffchijeii,
umhervagieren, — 2, viell, vom , Umrühren' des Geköches
benannt, — Syn, Büerum. Zu 2 : Fonz. Fcimmueti. Sjictacli.
Stunyycnwenii.
hin-: herum, daliin, verflossen, ,Und do 8 Tag
hinumb warend,' 1531/48 LuoÄ,
band-: Adv. schnell, sogleich, augenblicklich Ap;
Gl; Z, Es i.sf /(. richtig, das Geschäft ist sofort ab-
getan. .Handumb hat er das licht wider verborgen.'
1531/48 HiOH. Mit vorgesetztem e z.B.: Wart mer,
i bi" e h. wider da Z; so schon 1521 Strickl.
Syn. herum, handkerum, hatidumJcer; und noch deutlicher:
e Hand umg'kert, eher, schneller als eine H, umgewendet wird,
in kürzerer Zeit als es dazu braucht,
binden-: hinten herum B, Vgl, hindenumhin.
har-: 1, hier herum, bes, als Treiberuf Tu. —
2, hierüber, diesen Gegenstand betreffend, ,Des Briefes,
so uns h, gegeben ist,' Urk, 1396, — 3, darum, des-
wegen ScnSt; Canzleistil des XVI, und bei Vauian,
der das W, oft zur Anknüpfung von neuen Sätzen
gebraucht, die aus dem Vorhergehenden folgen.
Ker-: l.Subst. m. a) ,Scopje. ein bäsen od. keerumm
(keerumb).' Fris.; Mal. ~ b) Reihenfolge, Abwechs-
lung B. Davon Chcriimme m. f. arme Person, die
der Reihe nach bei Gemeindsbürgern Kost und Woh-
nung angewiesen erhält FS.; vgl. um-giin, -fressen.
— c) schnelle Bewegung (des Handumkehrens). Augen-
blick. Im Cherum, im Hui, sogleich, bald Ndw, Vgl,
Hand-kerum. — 2. Adv, a) der Reihe nach = im K.
Aa; Bs; B, ,So pfitf jeder Vogel kehrum sein G'sätzli
[Liedchen],' Gotth, ,K, schrie eins, und dann schrie
der Mann,' ders. ,Es geht k, in der Welt,' ders. ,Er
biss k, bald in den Lebkuchen, bald in den AVecken,'
B Kalender, ,Er steckte k. Jedem einen Löffel voll
ins Maul.' TiiMertan. — b) so schnell wie mau eine
Hand drelit G, s. handkerum. Cherum ist er vidcr
da Nnw. — Imperativ. Bildung wie Farum.
00f|
Am. Olli. im. Olli. Tim
m
hand-kiT-: 1. Adv. wie oder während man eine
Hand umkehrt, sogleich Bs; GF., einen Augenblick
nachher Bs; BRi.; GF. Er int hiirtifi tiihe [taub,
zornig], aber h. n-ider z'fride BSi. E haudchcntm,
ehe man c. H. umkehren kann. — 2. Adj. gleichgiltig.
'»• Uch mer h. Bs, syn. i icett nüd d'Hand umclü-re.
kurz-: Adv. 1. in Kurzem. ,Die Menschen können
sich andern u d'rzu no"'' so k.' Gotth. ,Komin k.
und hole es.' ders. — 2. vor Kurzem Aa; B; S. Er
itit eh. emöl lil-mer (fsl. — 3. um es kurz zu sagen,
vorher ausführlicher Gesagtes zsfassend. abschliessend
oder abbrechend, h-i. etifin Xv; GRh. .Knrtzumb ich
will ein wüssen han, Kurtzumb ihr solt mir zeigen
an.- 1.535 Birk. ,K. ich thue es nicht.' HPkst. 1790.
— -1. ohne Weiteres, durchaus. .Obermiilter Tyranney
wollten sy k. nit me.' 1522 TnWeinf. ,Will k. keine
Verantwortung annehmen.' 1018 JBreit. ,I)er Wirt,
welcher kurzumb auf einmal reich werden wolle.'
Hkut. lt)58.
Krumb- m. : Krümmung. Der ]Ve(i »nicht v Chr.
Gr. Vgl. um II, 1.
Loch- AaB.. Mör-: ein Kindersiiiel. s. Mvre u.
RncHH. AI. K. 395/6.
Eig. sind beide WW., wie HmUhudum, Rufe, welche im
Verlauf des Spieles vorkommen und Hauptmomente desselben
bozeichuen, dann auch das Ganze.
niener-: um Nichts. 1. um keinen Preis, a) gratis;
syn. vergehen, b) auf keinen Fall, unter keiner Be-
dingung, durchaus nicht. ,Dass du es nieman nienerum
sagest.' .Ich engan n. [gehe durchaus nicht] an [ohne]
dich.' aGHdschr. — 2. aus keinem Grunde. .Was hat
dich das Wunder genommen? Ho n.' [aus keinem
besondern Grunde]. Gotth. ,Sunst anders nienerumb
hab ichs than.' Com. Beati. Ebenso bei HBill.: um
keiner andern Ursache willen. - 3. Angabc eines
Objektes. ,Es were denen allein um die Votiven und
sust nienerumb änderst [zu tun].- Zwixgli. .Desgleichen
solte man iiienarum sprechen, darum vor [von Nichts
wovon vorher] gesprochen were.' Vad.
Mhd. nitmer, nirgends; mit dieser lokalen Bed. fortlebend
im Schweiz, nkne. Das nihd. W. w^urde aber oft abstrakt
als starke Verüeiuung gebraucht = durchaus nicht, und so
kiinnte es bei uns die Bed. von substant. ,Nichts' annehmen.
rib-: Adv. wettauf, quitt. E. mache', mit einander
so handeln, dass Keiner dem Andern Etwas schuldig
bleibt, einen vollkommenen Tausch eingehen (iTa.,
We., Buchs. — Vgl. umnbeu, tauschen. Imperativ. Bildung
wie Fiinim.
rund-: ringsherum. — Rund-umel '"'" in.: Kreis
BRi. Rundumle f.: kreisförmige Figur, ebd. Biind-
umeli n.: (kleiner) Kreis Aa; B, Ringlein B, 's ganz
M. im Äug, der ganze Augapfel Aa.
ring(s)- 1. ringisum TuAtfeltr., rinijd- B.
2. tring- Ufa-, Z Flurl., deringel- AAStauf., tringe}-
Tii, tringeligx- ZTrüll., dringsei- !-'cHSt. 3. a) ,zuo
(ze) ring-' ä. Litt., ,ze rings umbhin'. Fris., z' riiig-
S; W; ca. 1500 JLenz (-unib); 1538 Ruef (umb und
umb), z' ringen- Obw. b) z' ringel- GG.; aScnw
(-ume): Z. z' ringsei- Aa; Z, z' ringelig- ZW., z' ringlis:-
Gl. z' ringet- BO., Si., Burgd.; LE., z' ringset- AAStauf.;
BM., Grind.; S, e' ringlet- Aa; Zg (auch z' ringelt-).
4. rings-wls- GF.: wie nhd. E.^ gät-mer Alles (Alles
mit-merj r., es schwindelt mir. 7»; Tringiim s}, in
Gedanken schwanken .^ALciig, .Itcn inini(''l /uo ring
umb mit purpur belegt.' Mal. .Wie ein Regenbogen
umb die Sonn sy zuoringumb umbfaiigen.' UCampell
1572. ,Im land zuoring herum.' Lied v. d. Guglern
1601. ,Weil der Himmel zu rings umher ist.' JZieol.
1647. ,Decke das Spannischbrod zurings um das Hii-
felein.' 1756 BKochb.
Drei Adverbialformen liegen neben einander vor, haben
sich aber z. T. gemischt und gehäuft: 1. adv. Gen. (rimjis-).
i. adv. Acc., z. T. nackt (rintjel-), z. T. mit dem Art. (Gruppe '2),
dieser jetzt zumeist in synkopierter Gestalt, doch deutlich
noch ,trüllt den Hut den ring umb'. 1651 Schimpfr. J)en
R. um = im Ring herum; vgl. de tweris, quer, aus den
twerhea sc. Weij. 3. adv. Construktiou mit ze, zue, und zwar
ausgehend von einfachem mhd. ze ringe: ,zuo ring umm dz
käpelin.' 1500 Edlib.; ,zuo r. umm den pfuol.' 1557 Yugelb.
.Zuo r. umb das schiff.' 1563 Tierb. Aus der präposit.
Construkt. gieng die gewisserniassen tautol. adv. ze-r.-um erst
hervor. Kombination mit der Genetivtbrni zeigt ,zu rings um
sein läger'. 1707 1. Makk., und der Analogie von Adverbial-
bildungen folgt z' ringen-. Solche Kombinationen greifen dann
mechanisch weiter; z. B. in trimjf-Ugsnm sind 1 u. '2 kom-
biniert und hat überdies Erweiterung durch das beliebte adj.
Suffix. -i(j Statt gefunden. Die Nbf. Jiingel ist eig. Dim.
Ringet ist particip, Bildung; gering(e)t, im Kreise gestellt,
bewegt,
Büer- m. : 1. Durcheinander von wild lustigen
Leuten Ap. — 2. geschäftige Hausfrau oder Tochter
Ap; — 3. n. eine Speise Gl; Gr. — Imperativ. Bildung
wie Faniin. — Syn. 3. Gckyuiii.
Schiess-mich- scMe.iS-mi-iiiH : Kartotfelbrannt-
wein BM.
So benannt von der Wirkung, dass er den Trinker um-
wirft. Imperat. Bildung wie das vorige.
Tue-dich- tüe-di-iim: 1. n. Betragen, .Lebensart'.
Manieren L. — 2. m.: manierlicher, gefälliger Mensch.
De T. »(((c/ie, sich als solcher erweisen ZKn. — Impei-.it.
Bildung von ,sich umtun'.
dar-, drum. 1. där-mn {dörom Sch): aus diesem
Grunde. Oft als kurz abfertigende Antwort auf eine
unnötige oder lästige Frage Warum, wenn man den
Grund oder Gründe nicht angeben will Aa; L; Z.
In Ap Gad söss [gerade sonst] drom, aus irgend einem
andern Grunde. Substantivisch: Es ist na [noch] en
Darum ru [von] dem M'arum. dieser Sachverhalt hat
noch einen (besondern) Grund Z ; vgl. warum. —
2. däriiin, drum {dro'm Scn): a) pronominales Obj.
oder Adverbiale. I liess-mi nit drum a"luege, ich
möchte nicht dafür gehalten werden; i mag-mi nit
drum ang'sehe län GnPr. Drum nahi yä [darum nach-
gehen], sich um Etwas bewerben [V] F; grilez in dr.,
wende dich an ihn, um das zu erhalten Scnw; drum
wüsse, davon wissen Bü.; drum chö, Etwas verlieren;
vgL um I, 1 (aber: ,er kam kum darum', kam mit
Not davon, wurde aus einem Unglücksfall gerettet,-
hiMLiN Strassb. Chron. 159ii); „dr. si' chünne. ent-
behren können Gl; Gr; L;* Syn. daräne. Dr. und
drn" sl", sich mit Etwas stets beschäftigen Ap; Alle.^
(cn.s dr. und dra" hanget, irgendwie näher dazu gehört
.\a; Z. Substantiviert: .das daruinbc. die nähern Um-
stände. Bs Rci. 1457. Es ist-mcr dr., icli habe Lust
dazu Bs; Gl; Gr; L; G; Seil; S; Zo; Z; es vird Eim
dr., man bekommt Lust Z; syn. an, s. d. ; oft negativ.
Nüd dr. tue", sich um Etwas nicht kümmern; Ifan.t
Chrumm tuet .Niemed nüd dr., der krumine Hans fragt
Niemand Etwas nach GuV.; es ist-mcr glich dr.. mir
gleichgiltig GG., F.; es isl mir nit ril dr., es macht
231
Am, em. im. om. nin
2P.2
mir iiiclit viel Gl; Sch; i gib-clr Nilt dt:, icli lege
keinen Wert auf dein Reden, Anerbieten Z; vgl. um
I .5. Was (lisl-iKrr dnim'^ dafür, als Tausch od. baar
Gii; L; Seil; Z(;; /. — b) f7r((«i, ZO. aucli iJrumr:
Conjunctiün. 1) der Folge, oder Folgerung = des-
halb, wie nhd. Kelativ = warum, weswegen. .Sie
verschlügen ihr nur Platz, darum sie recht froh wäre,
wenn...' (ioTTii. (wie ,der' = ,wei" usw.). Nüd dr.,
etwa noch mit vorgesetztem aber, elliptisch einge-
schoben a) um eine sonst aus der Eede abzuleitende
Folj-erung abzuweisen, im S. von: .du musst darum
nicht meinen', oder: ,das schadet Nichts' udgl.; gleich-
wol. innnerliin Aa; Ar; S; Z. ,Das ivott-i'-'' nüd sätjc
— nüd dr., er iiiatj en Hulliiitffff si', ich möchte ihn
nicht gerade H. nennen, aber er mag es doch sein.
Wulf Rel. üesju'. I lia nur v-elle lüstre [lauschen],
wan .si mge; nü dr. 's Iffsdimeclce [Spionieren] isch
sumt nie nn Brnck Bs. So schon bei Zwisijli: ,Wee
dem, der zin.s und zehenden ynnimpt! nit darumb, ir
siillends geben, aber . . .' ß) wenn man etwas zuerst
Auffallendes aus einem nahe liegenden Grund erlclärbar
findet, also im S. von: man braucht sich darum {dar-
über) nicht zu verwundern, denn... Z. ,I)u redst Ja
u-ie de l'farer. Nüd dr., du gast aw'' me i d'Cliile
ireder ich.' Woi.i'. Kel.-Gespr. 2) des Grundes oder
der Erklärung = denn; eben, halt, jetzt mei-st nach-,
■ in ;i. Sjir. vorangestellt. .Ja so. drum bin ich halb
im Schlaf', lässt Hkdkl Einen .sagen, der in jenem
Zustand Etw. übersehen oder überhört hat. Jö drum
V(iss-i, dass .. . ich weiss eben, dass. . . Af; gew. i u-eiss
dr., dass... I ha drum das nüd ffwüsst ! damit ent-
scliuldigt Jmd sein Verhalten oder Verfahren: icli bin
darum so verfahren, weil ich es nicht wusste. Auch
allein stehend, aber dann stark betont = darum also!
jetzt begreif ich! Zuweilen i.st mit der Erklärung
eines Sachverhalts ein leiser Gegensatz zu anderer
Auffassung desselben verbunden. ,Wenn ich nur todt
wäre!' „Du bist [aber eben] darum jetzt noch nicht
todt" [und darum solltest du nicht so sprechen].
HPest. ,Es würde sich manches Meitschi meinen
[Etwas darauf einbilden], wenn man es für eine
Hochzeiterin ansehen würde.' „Ich darum nicht",
sagte Vreneli [ich aber bin nicht von der Art und
darum schmeichelt mir jener Schein nicht]. Gotth.
,Hüt 's kei Schiri mid Schof bi cuh;" „Ä Jesis irol!
f/trn- Weide rnU." ,He drum [nun denn], tvas schlaclitct-
viä .i' denn nüd?' Stutz. .Das ich üch gern etzwas
schickte ... so han ich es nit und dorum es ist noch um
ein unlange zit zu duond' [und (auch) darum (schicke
ich euch Nichts) weil ich bald heimkonnne]. XVI.
BAMERiiAcniN. ,Drum ist unser Herr Gott Meister' [aus
dem vorher Gesagten ist zu erkennen, dass u. H. 6.
M. ist = denn er ist M.]. 1519 Stockar. .Darum ist
es ein Schaltjar gesin', sagt derselbe, um zu erklären,
warum es (nach damaligem Volksglauben) ein Unglücks-
jahr war = es war eben ein Sch. Mit pleonastisch
gehäufter Bezeichnung des Satz Verhältnisses: ,disen
menneren thuond nichts; dann darumb sind sy under
die schatten meines tachs eyngangen.' 1531 Genes.
Die erweiterte Form drume erklärt sich aus dem Paral-
lelismus zu timu (uu]hin): um. — Zu '2 b 1) gehört vicll.
auch, mit Annahme elliptischen Ausdrucks, die K.\. Einem
Ktw. s' drum tiu:", zu Trotz, zu Leide (Spreng), mich St.
auch: zu Liehe B; L; der Sinn wäre: ebendarum, express,
weil uiiiu wusste. duss es ihm leid oder liel) war. Pas z'
(zu) wäre eutw. eben aus dem syn. .zu leid, zu lieli' herüber
geuomuieo oder es wäre das sonst adverbialen Casus vor-
gesetzte ze z. B. z (j'rcrhitm, in rechter Weise; z' drum,
darum, auch GA. — In manchen Fällen von 2 b i) liegt
eine Verwechslung. Verwandlung oder Verschiebung zwischen
den Denkformen des Grundes und der Folge vor und sie
könnten unter 1) gebr.acht werden: aber in andern Fällen ist
diese ZurUckfiihrung nicht mehr möglich. Vgl. auch tnirum.
durch-um, dür-üm, -üme: 1. Adv. durchweg,
allenthalben. Syn. durch-nachliin. Verstärkt: durum
und um; z. B. du bist rät d. u. um, am ganzen Leibe r.
angelaufen ZO. Es heis.it d., es ijeb ('lirie(j, die Leute
sagen allgemein . . . Z. — 2. Subst. m. ein sehr leb-
hafter Mensch ZHombr. Vgl. Farum 2.
war- worum Aa; S; ZO., worom Ar; Si-h, icarm
GiiV. Substantivisch: ,Ade han-i (/'hört, es hei en
ied're W. si Burom.' Ai', Merz.' 's ist han W., 's i.-:t
0'* en Dorum, Alles hat seinen Grund Sch. fJaJ n\
nit (gar) 1) verwundernd oder zweifelnd G; Z. 2) stark
verneinend, abweisend G; Scn; Z. Oft zur Einleitung
von Fragesätzen statt syntaktischer Verknüpfung
(,weil'). Du cliunn.it iez au mit über dem", tv. laufst
deru, du bekommst Nichts davon, weil du davon läufst
Z. ,Es sage express Nichts davon, warum mache sie's
ihm so wüst' [weil sie es so schlecht behandle]. Lütolf,
Sagen. ,Si möge denc neue Mode uüt [sei ihnen nicht
hold], w.'s denn albets viel besser g'gange syg.' Gorrii.
Elliptisch eingeschaltet im S. von ,denn' oder .weil',
z. B. ich habe nicht kommen können. Warum? ich
wurde aufgehalten = weil ich aufg. wurde Z.
Der letzt angeführte Gebrauch entspricht genau der Kty-
mulügie des frz. cor aus lat. quu re und beide helfen ein-
ander erklären. Es liegt dabei eine ähnliche Umkehrung des
logischen Verhältnisses vor wie bei ddriim 2 b 2).
zend- Minnich (auch -itwie); M.\n. (,-umh'), zentum
Scn, z^ntume Z: ringsherum, überall, allenthalben.
Gotth. schreibt .centuin' und ,z' entum'. — S. u. End
u. vgl. zcni, zcntcr.
ume, uma, umi s. uin-hin, -her. nmnie, nm-
mends s. nuiiime, -eiids.
uniedani. ume dum s. um II Sp. 220.
uminetlci' omnlrr SrnHall., «hkV?.;/' SciiSchl.. under
Sch (Fraüenfelder). um nie r. ummeret Scn Schi. :
immer.
Wahrsch. aus ,um und dar' oder .um und dun-h (dtn-r;
vgl. lisdir. immer, aus cincz diir. an Einem fort. Nachdem,
wie häufig in solchen Verbindungen, aller Ton auf den ersten
Teil sich concentriert hatte, konnte leicht Verkürzung t. zu
under, t. zu ummer eintreten. Letzteres, dessen sich auch Vad.
bedient, viell. unter Mitwirkung des syn. (der Volksspr.
allerdings freuuleu oder abhanden gekommenen) , immer'. Die
Betonung in Schleith. ist eine Verirrung, wohl veranlasst
durcli das W. uu'dc.
Ulinuel m., PI. JJmle: kleines Kind BO.
W(dil eig. = Hummel, welcher Ausdruck auch nhd. auf
lebhafte kleine Kinder angewendet wird; vgl. engl, urrhiu,
eig. Igel.
Ummel m.. Unimele f. s. llumbel.
unimer 1. Adv. umher, s. u. um -her, -hin.
2. Präp. um S. — 2 lurubt auf uugeliöriger Übertragung
vom Ailv.
nmini't. .IJmatt Zürich', um Z. herum. .Die umed'.
die Umwohner. Stockar. — Viell. alistrahiert aus der Ver-
bindung umcduiu s. ,Sp. 226.
umha s. umher, -hin.
Am, cm, im. om. um. .\iiil)— uiiib
2ä4
rilller, Umb(e)lcr m.: Scliultertuc-h. vom Priester
bei der Messe yietniffeii. XV. XVI.
Mlul. uiiiht-al, ~r f. humtTäU\ von lat. (hlumcfu'j, Schulter,
i'araus, dass das Kleidungsstiu'k ziiwoilon aucii über den
Kopf getragen ward, erklärt .sich die Angabe bei v. Arx
1811, 203 ,Biret', Barct, und weil es um Sehulteni oder
Ko|>f getragen Avurde, wurde d.as W. wahrsch. auf das deutsehe
um, mild, iiiiihi-, Miugedcutet. l'mler durch Umstellung von
I uud / gebildet.
Umligs, ver-uiiilieli s. iiii-</ric]i. ümmo
s. iiiiniiiie. l'iniuess s. Iiiihiss.
Amb- s. auch die Reihen B-. P- mit Vorsilbe an.
Alllbaclit. 1. A)iiliach, fthach n.: eine gewisse
Anzahl Kühe auf der Alp. die unter einem besondern
Meisterhirten stehen BO. It St. 's Anon. v. Habk. u.
ZvRO. — 2. A'mbacht f.: Andacht Gr.
Mhd. ainhahle n., s. u. ,Ämt' ; .ambaclit' noch 13'29/.j:3
in kaiserl. Ukdn (6fr. 20. 31.5. 320). 1. Per Wcgfell von (
erklärt sieh durch die vielen Fälle, wo t ungehiirig angesetzt
wurde. Form und Geschlecht von St. willkürlich geändert
in ,Aubach m." und Letzteres vou Zyro wahrsch. nur kopiert.
— 2. Ausgehend von dem W. Amt im S. von Gottesdienst,
mag ('S immerhin von dem W. Andacht ihis Geschlecht be-
kiMumen haben. Oder es ist bloss eine Entstellung aus .Ob.acht'.
AiiiballascllP. ümhAhi'r f., -l n.: Zeug von geringem
Gewebe zu Paekhülle verwendet Z. — Yoni fz. titih(ilhi<ic.
Aliibalk. A. g'tn: Gehiir. Aufmerksamkeit schenken
Gr Malix (Schiillib.).
Aiiibass, verk. ans .Ambassador-, Gesandter, z. B.
Tagsatzungsbote, "to als PL bei RCys., mit dem vollen
W. wechselnd, das im Volksmunde Amhasidör lautet f-
Aiiihasidörli, neckischer Titel, eig. für einen eiteln.
grosstuenden Menschen Ndw.
Ambeiss(e), Ambeissgi. Ambessgi, Am-
bixi. Ambeizgi, Arabitz(g)i, Ämbesse s. j4»!e/,se
Sp. 210. Anibiss s. Imbiss. Amboldere s. Am-
molti'i- Sp. 220. Amb ö SS s. An-böss. amb er-,
ambr-, embr-, umbr- ».aber Sp. 40. 41. arabri,
embri s. atnber-in,
„.4mbra, Ambrast m.: Sorge, Unruhe t^cn." St.''
Aus frz. (Mhunm, die letztere F'orm mit Anlehnung an
/.'rn»(, Lärm, veranlasst durch verbale Formen (enibarasser).
Alilbrasse f.: kleiner messingener Arm, hinter wel-
chen die Fenstervorhiinge zurückgeschoben werden
können ZStdt. — Das frz. rmhmKHi- f., Gardinenhalter.
Amb rasch s. Arbrest, Armbrust.
Ambrösi m. : 1. A'mbrus, -i W; A'mbrösi Aa, m.
Taufn., .\mbrosius. allg. — 2. Mensch, namentlich
jüngerer, der durch Korpulenz auffallt A.\; vgl. Brodi.
— 3. Flickw. an der Stelle von , (Seele' in der Be-
teurungsformol ml lari—A.l A,\Kueil.
Ob letztere Anwendung zunächst von studierten Kreisen
ausgieng, da gr. ambrosiua = unsterblicli V
Ambrosier m.: eine mailändische Münze. M. XIV.
im Z Ratsb. erwähnt.
Emb s. Amcd Sp. 218.^ Embäslo s. Ameise
Sp. 21(). Emberiz ». Amerize Sp. 218. eimbren
s. ein-baren.
Illlb. 1. m. Imll X\; Bs; S; Z; XVI. U, H.U.llSITKK,
,Imbc'. XV. Aa., Imp BM., S., aueli Urbar Schwarzb. ;
L; Z (selten), aucli Mai... Impe B. .Eni])'. L(_i"rm.
Kirclienr., I m m Scu St. U. sclmn bei SToriivu l."il!l;
ZO., IS., Imme, ime Gl; L; G; Sc»; SThierst.; Tu;
XVI., ima Ap, ,ymen'. 1.529 GEh., Imi (ii.) GRPr.,
Im(b)d ScuwE.; ZO.; XVI.; J C Weisse.M). 1701.
Im(j))t BS.; Id.B.: Bienenschwarm und -stock.
Z/UH Imb, Name eines Hauses BsStdt. .Nova> soboles,
der jung ymb.' Fris, ,Tmt. bejistock. alvearium.' Id.B.
.War aber sach daz einer den imben verkoufte ze fasel
I zu Brut] so leit, der in hinweg treit, 4 Heller uf den
imbbank und hat in euch verzechnet [verzehndet].-
XV. Offn. Würenlo.s. ,Apes glomerantur, der imme
schwärmt.' Denzl. 1677. 1716. ,Ein seltsams getön,
als ob es ein sehwarm bygen wäre oder ein gantzer
Imbd' [von d. Summen des Todtenvolks]. ECys. Im
Herrschaftsrecht von BWyl 1471 werden die .Impten-
mit .Mulvech' d. i. herrenlosem Gut zusammengestellt,
und sie gehören zum sog. jungen Zehnten, ebd. 164."..
Übertragen auf Kinder, die in dichter Schaar aus der
Schule herausdrängen: si tröled iise trie-n-en I. Aa.
.VBreme [Bremsen] flür/ed ume n-ie-n-en I.' Stütz.
Sprw.: ,in einen I. stujifen' = sich mutwillig Feinde
zuziehen. Kirchm. ; vgl. Wesjn-nest. Wem d' Wlber übel
irätd [wollen] und d'Imme uvl [wem die Frauen sterben,
die Bienenstöcke dagegen gedeihen], de'' ward [wird|
rieh. SüLG. En Imme-n und e Geiss sind (wird) nw
eimol feiss. ebd. Im Maie schieer, im Ängste lär, d. h.
anhaltend schöner Mai lässt einen nasskalten Sonnner
befürchten B. En Maienimt ist so eil irert das [als]
es Amistefülli B. Wie d'Imme, so de Herbst. Sulo.
Für-en starchen I. sind 8 Tag me wei-t, as fiir-en
schwachen 6' Wiiche Z. Technische Ausdrücke: Der
I. lat AAFri.; Ai ; Sch; Th; Z, stösst AaF.; Gl; L;
G; S; Uw; W; Z, von der Ablösung (eig. Loslassung)
und dem ersten Ausfliegen eines jungen Schwarmes.
in Sch Ersteres auch bildlich vom Auseinandergehen
einer versammelten Menschenmenge oder Gesellschaft.
.Dass der jung Imbd. der gestossen hat, nit hinweg
fliege.' Mal. ,Die Immen, so vor Johani stossen, sind
die besten.' JTobler Kai. 1722. Ätti, chum hei, der
Imb hed g'stosse; chum und tue ne [ihn] au respe!
Wolf Bauerngespr. En I. rispe, respe, aufzufangen
und zum Ansetzen zu bringen suchen L; Zg; Z. Uies
geschieht durch Anschlagen von Metallwerkzeugen,
bes. der Sense, wofür der Ausdruck: dem I. liingelen
B; S. dem I. mit der Seges.te hlte Z (KdMev.). En
I. schöpfa, einen abgestossenen Schwann in den Korb
schütteln Ap. Im [dem] Imb s'esse ge L, sonst auch:
den I. spise", hirte", fuetere" (letztere beide auch mit
Dat.). Dem I. ne. Etwas vom Honig wegnehmen, ab-
schneiden, zeideln. Bildlich: ,Vünnöhten ist vor allen
Dingen, dass man der Bauren Hochmuht demnie, dass
man dem Imbd die Waben nemme.' JC'Weissknb. 1702.
So schon bei HBull. 1532, aber wie in der Volksspr.
absolut: ,dauiit sy zun zyten dem ymb uäniind.' Man
unterscheidet einen leichten und schweren, .starken
und schwachen, jungen und alten 1. (Tochter- und
Mutterstock). Augenscheinlich ist ein Mal der Bienen-
stand gemeint im Tierh. 1.")63: ,derhalb lauft der Bär
zuo einem yunnen, rcysst die körb auf.' — 2. f. Imbc
GkV., Im(m)e Bs; GlK.; (iO.; Scu; ZSth.; Denzl.
1677. 1710; als PI. Lidie Z, Impe S, lm(iii)e SThierst.;
Tu; XVL, ima Ap; ii. Imbi Aa; Bs; S; Mal., Imbli
Bs; B; G; Z; Mal.; LiED lori6, Imbeli Bs, Imjii, Im-
pfejli L; Uw; iMiCiH^J Aa; Gl; Gr; Fris., Mal., Immli
Ap (1-); Gl; G; Th; Uw; Z. Immeli .\a: einzelne
Biene. .A]iis, ein liynli oder ^■lllMli.■ Fuis. .hnbeu
Änib— umb
236
oder Bienen.' JLCys. 1G61. ,Dle Imme, beinc, apes.'
166'2 IiEii. ,Der Bär [die Berner] thät zwar gern Honig
lecken, wenn ihn nicht wurden die Inible stechen.'
1050 Lied. Bildlich: ,die falsch glaublosc Immen, die
auf die Blumen klimmen mit newer Wüs.senschatft.'
1070 RüE(iG. ü'.f olts Iinhi, eine alte Frau Bs. En
Imiiiescliicarm. im Mai ist ivert e Fueder Heu. ebd.
U'IiiHi stund sjHjt »/': 's Wetter bllht; d'I. setzid starch
für [.spannen vor, beeilen sich]: '»' W. änderet - si''' ;
...störmid [stürmen] htnij: e,i i/ed [gibt] rüch W. Ar.
Iiiiiiieii lind Schaf niiren im Sclihif, gedeihen ohne
viel Zutun der Menschen; dies aber beschränkt: häb
[halte] firer hat, wer will ha) Inqje und Schuf (bi
Tuben, Iviben und Schaf), lig nider und schlaf, aber
nit s' lang, dass dir (im) de G'wünn (G'icerb) nit ver-
(jang L; S. Vil Öpfel und Bire, vil Immen und Hung
Z. Trübe g'nueg bringt d' Immen in Zug; Önid und
Heu sind-ene treu ebd. Hagel im Aprelle hilft den
Imblene uf d'Bei" Scii. Im Früelig gilt es Imbli ein
Rappe, im. Herbst zive Z. — Unbestinnnt ob im S.
von 1 oder 2: ufg'hört mit de-n-Imbe! Mahnung, ein
nicht gedeihliches Geschäft aufzugeben S (Si'HILd).
.I)en Huiiig von Ynien' neben ,den H. vom Ymen'. 1529
(iKh. (.SiRicKL. Act.). ,Die Bären stevgend auf die biiuni
den vmmen nach: i.st aber kein 3-mb am bauin, su . . .■
TiEKB. 1503. Beides beisammen : ,Ein yuibd: ein schwärm
der yniinen.' Fris. ; Mal. — Glaube. Wenn der Bauer
.stii'bt, so müssen die Bienenstöcke versetzt werden,
sonst .sterben' sie auch, (Vom Bienenvolk braucht
man ehrerbietig den Ausdruck .sterben', nicht etwa
, verderben'.) Beim Tode des Bienenvaters kommen
die Bienen vor das Fenster und nehmen mit jammern-
den Tönen Abschied W, Von einem Verstorbenen soll
man keine Imen kaufen, denn sie ,tun nicht gut' [ge-
deihen nicht] Ap. D'Ime tuend nid alle Lüte giiet.
ebd. lyimme chunned 's Flucche nid Ude; sie chömmen
und stechen Eim L; Sch. D'Imjie fliehe Fliieche und
Strite. Ineichen. ,Die, so einem fliehenden Imt nach-
laufen, werfen den linken Schuh in die Höhe.' B Hink.
Bot. 1845. Für den Bienen.stich ist Bienenhonig das
beste Heilmittel L. Endlich gehört hieher der im
alten Lied von der Schlacht bei Sempach bezeugte
Glaube, dass die Erscheinung eines Bienenschwarms
an einein Orte baldige Ankunft eines feindlichen Heeres
vorbedeute: ,Da kam ein imb geflogen In dlinden er
g'ni.stet hat . . . Das dütet fremde geste. So redt der
gmeine Mann,' — 3. Imbeli n. : Bienenragwurz,
ophrys apifera Aa. Die Blüten werden mit Bienen
verglichen. S. Immi II.
Allel, iiiipi u., Bienenschwarm (inqti 2>iaiio), mhd. liiihc in.
Vgl. .aliil. jiiiii 11. Schwann, nilid. hie m., neben jiui, hie f.,
auch hin, Biene. Ohne Zweifel ist, wie schon Grimm (Gr.
3, 36(j) bemerkt hat. die collektive Bed. die nrsprünjliche:
vgl, die bekannte Analogie von ,Frauenznnmer, Kamerad,
Bursche' und auch die urspr. collektive (nicht phiral.) Bed.
des ahd. -ir, mhd. nlid. -er in den Pluralformen von Tier-
nameu wie ,Huhn, Lamm, Kind'. Übrigens bedeutet BSi.
Ihj'i a. auch den Schwärm, ebenso Bi f. in U und Bi m.
in Franken. Im Elsass gilt Imm f. für Biene, Imme m. für
Schwann; an der Lippe /mmi- n. für beides. Imme Uberh.
ist nord- und sUdd., während Mdeutschland die Heimat der
Form Bin. nlid. Biene, zu sein scheint. Vgl. Fromm. 2, 209.
6, 21:3. Die Ap Form ime ist auffallend, doch auch an der
Ruhr neben imme üblich. aaO. G, 45. Ebd. findet sicli auch
der Zusatz (; imte. Das ( (il) scheint rein lautlicbo Erwei-
teruug (riuili (Ji. i. lü.'i Ableitung). — Zu den Kunstaus-
drückon gehören noch 1. von Tätigkeiten der Bienen selbst:
Itarten, hätnehen, (antsitzen, ünfjdu, lieiiiiijän ; jmjien, mtrren,
hrüsen, jämeren, ruaehen, Htürmen; sehütÜ4:n, ßötUrhn ; hotzen ;
au(jlen, heehen, hiclccn. 2. von solchen des Bienenzüchters ; ük-
jtifjen, üuhmu-a, tödeii, schlachten. — Syn. Votjet. — Vgl. auch
den Art. ßi.
Vor -Imb: erster Schwann der Bienen. Vgl.
Nach-Imb.
Fasel-: Zuchtstock der Bienen.
Jumpferen-: ein Schwann, den ein junger Imb
im gleichen Jahr resp. Frühjahr ausstösst, wo er
selber sich vom Mutterstock löste, also Schwärm von
einem Tochterstaat Z. Vgl. Jumpferenivachs.
Mist-Imbi n.: Schimpfn. Aa.
Eig. eine Biene, die ihre Nahrung auf dem Miste statt
in Wald und Wiese sucht.
Nach-Imb: zweiter Schwann der Bienen.
Brach-: Drohne AABb.; Z.
So benannt von der Untätigkeit, die auf der Brache
benscbt, oder von ihrer Unfruchtbarkeit.
Inib(e)ler S; Z, Imler Ap: Bienenvater, -Züchter.
Wie der Imbler, so der Stand S. — Syn. /mbeiemter,
-iniinii. Vgl. den BGeschlechtsn. Beider.
imb(e)lon: Bienenzucht treiben. .Wer imblet,
fischt und jagt. Kommt um Alles, was er hat!' Z.
Inibele f. s. Himbele, Hiiubeere.
Iinber Bs; Gr; Z XVL, ImperAp; GL;G\Ve.; L;
Uw; U; Z — m.: Ingwer, amomum zingiber offlc,
bzw. dessen Wurzelstöcke. 'Bachnan I., morsuli zin-
giberis Ap. In BsStdt ein Imlicrgä.'fsli. — Mhd. iiiyem-r,
inijeher, aus dem lat. W.
Inibiss I imbis-, -is' Aa; BÜ.; Gr; L; ScilSt. ; Th;
W; Zu; Z, ümbis AaF.; ZLunn,, embiss P, imbig ZS.,
Wald, Wettschwil, imfmjis Aa; Bs; B; GRSchams;
L; ScH; S; Th ; W; ZDätth, Wetzik., ümfmjis L; ScH;
ZWl., Auss., ümiiss GrV. — meist iii.: 1. Essen,
Mahlzeit, Enjuickung mit Speise und Trank überh.,
ohne näliere Bestimmung von Zeit und Keiehlichkeit
P; en Imbiss nii" GnPr. ,Hurtig zur Arbet, hurtig
zum Imbiss.' Suls. ,Die lehenlüt sollen dem propst
fuoter und imbis geben' [Jenes für das Pferd]. BsRq.
— 2. häufig n.; auch der, das Zimis Bs; W (ztmis^);
ZWl.; Zimbis B; Z, Zimbig Z: Hauptmahlzeit,
Mittagessen; vom XIV. an und noch heute fastallg. ;
besonders in der Verbindung z' I. esse'', woiür früher
auch etwa: ,zum Immis essen'. Ans., ,zuo Imess essen'.
B 1505, ,den irabis nemen'. 1576; neben ,z' imiss
essen'. .Den Imbis essen'. JBreit. 1018. Syn. (gross)
Maränd; 3Iorgen; Aben (Sp. 35). , Kundgesang beim
Eidgen. Militär-Iinbis in Langenthai . . . 1822.' Z' 1.
träge", Arbeitern das Mittagessen auf's Feld hinaus
bringen Gr; Z. Z' I. mache", choche", rüste", das
Mittagessen zubereiten. Z' I. ne". Lebed wol z'I.!
sagt man zum Abschied vor dem Mittagessen (.wünsche
wohl zu speisen!') ZDättl. Z' I. g'e, bildlich: Schläge
geben Sch. Liseli, wafs) händ-er z' I. g'hä? Hü, öppis
G'kochets! ZWettschw. Mer händ en guete Z. g'ha.
ebd. In den ä. Quellen ist als Zeit des Essens nicht
immer sicher, aber meist wahrsch. der Mittag anzu-
nehmen, entsprechend dem römischen prandium, gegen-
über der Hauptmahlzeit, coena, am Abend. ,Sol man
dem apt von engelberg guoton Elseser [s. Sp. 2ü'2]
geben, uss swelein Hof er oucli den Iniliis nimet,'
•237
Anib— Hiiil). Aiiid 11111(1. AiiiC niiif. Ainji— iiiii|>
238
Xlll. XIV. Hdfr. Enuelh. Zur Strafe soll Einer ,Jas
iiiiirsL'iibrot, den rechten imbiss und den .-sehlaftrunk
daheimend und nit da ussen nemen.- 1522 Z. .Wie
es hüt vor d^m jmbis bliben ist' [heute Vormittag].
ZwiNGLi. ,o malen essen, zu Imbis, zu Abend und zu
Nacht.' 1523 Stockar. ,Zimbys Fläsch [Flei-sch] und
ain Suiipen und Krutt und Win.' ebd. .Wellicho kund-
schafter nach dem Ymbis in einem halben tag alhic
erschynen mögent, denen solle man am abend das
nacht- und niorndes [am folgenden Tage] das Ymbis-
mal und darzuo für das ander nachtmal 10 seh. be-
zalen.' 15G3 Z. .Prandium: der imbiss.' Fris. ; Mal.;
aber: .prandiculum: ein morgenbrötle, ein imbissle.'
ebd.; .prandium prajbere, acciperc alqm. in prandio:
Eim zuo imbiss (ze essen) geben.' ebd.; .meridiari:
zuo mittag oder zuo imbiss essen.' ebd. .Imbiss, imbig.
mittagessen: prandium.' 1662 Ked. ,Prand.: Mittagessen,
Imbis-essen.' Denzl. 1677. 1716. ,üie Geschwornen
sollen erniant werden, das sy an Gerichten nit so
schnell ufhören richten, sondern sitzen sollen von der
Mässzyt bis uf den Imbiss und vom I. bis uf das
Xachtmal.' 1575 L. ,Sie sollen die Fremde (sc. Arme),
wa [wann] sie echt vor Imnüs kommen, mit einer
Steuer gleich wieder fürweisen [weiter schicken]; wa
sie aber um Nachtessenszeit zuerucken, beherbergen.'
151111 Bs. — 3. Zwischenmahl a) um die Mitte des
^'ormittags. Syn. z'Nüni, s'Zechni. .Und dass allzit
im Somer das essen ze ymbis umb die nüni bereit sig
und in dem winter umb die zechni.' 1495 GKüchenordn.
.Nach dem ymbis soll er [der Lehrer] umb die eilften
Stund, so es nit Fasttag sind, und so es die wären,
umb die zwölften stund, bey den schüleren erschynen.'
XV. Schulordn. Brügg. ,Zur früen Imbisszeit.' TscHcni
II, 450 ist wol = zur Zeit des Frühimbisses, aber
zweifelhaft, ob damit ein erstes oder zweites Früh-
stück gemeint. Dass auch ersteres I. genannt wurde,
scheint aus folgenden Stellen hervor zu gehen: ,von
dem imbiss oder morgenbrot an biss zum mittemtag.'
1557 VoGELB. .Nüechter vor dem ymbiss.- LLav. 1569,
= ,vor mittag'. 1070 ebd. Im BE. isst man z'Immis
um 9 Uhr (ImObersteg, aber im Widerspruch mit an-
dern Angaben). — b) (auch Zivimis BM.; S) um die
Mitte des Nachmittags, ca. 4 Uhr, Vesperbrot B; S;
Zg; Syn. Ähc. Vieri, cMei Märend. In SL. besteht
dieses Abendessen in Brod, Käse und Most oder ein-
gelegten Birnen und Kirschen; im BO. in Kaffee mit
Brod und Käse (ImO.). ,Das Z'immis oder die Magen-
\ Station zwischen Mittag und Nacht.' Dennler 1817.
's Mareili [25. März, Maria Verk. ?] hrinr/t 'n Zimhis,
's Vrendi [1. Sept.] mmnit's n-eg B. — c) sowol a als b,
iiäml. =Ä'iV((H( oder .j' 06e Aa; S. — 4. Mittagszeit,
mit oder ohne Bezug auf das Essen Tu; Z. Z' Imis
(Die, um die Mittagszeit Sch. ,Nach imis zwischen
drien und vieren.' CoNsr. Chr. 1462. .Wolle in [ihn]
die tag [in diesen Tagen] doch uff den imess besuochen.'
FPlat. 1579. — 5. (m. Bs; Z) Nachmittag. Z' Iinhis.
iKich dem Mittagessen und im Lauf des Nachmittags
I!s; Z. ,l)e Herr sei s' I. nie dert r/'sl' [seit Mittag].
MUsTERi. ,S(i iseh Hill Zirölfi d'ßScliiieJ rerhei Und an
der (janzi Imriiis frei.' Hinpermann. Vgl. Vminisehirehe,
[ Nach)Mittagsgottesdienst Seil.
Ahil. in-, imjiiz, mlul. in-, im-biz, iinhh, NI)f. hiihin, imini'f,
iiiiiiKz, timiiii» m. n., zum Vb. cn(t)bi:ai, speisen (lioll. oiil-
hijicn, frillistückcn), eig. zu beisson anfangen; vgl. Hur-eubeimi.
Es findet sich ilaher neben , Imbiss' auch ,Ambiss', welches
aber Vadiau als unschweiz. oder veraltet bezeichnet: .das
wir ietz den imbiss nennend' und .ienc Nbf. wird a. 1523
ausdrücklich als in Bs uubekanut verzeichnet, statt .niorgen-
cssen'. Fromm. 6, 41. — Die ä. Form mit langem i des
Stammw. ist viell. noch bezeugt in der Schreibung .Inibyss'
.\a 15'26 und bei Platter (neben ,imess'), ,Zimbys' bei
Stuckar, «ährond in der Schreibung , ymbis' Brugg XV.;
G 1495, , ymbiss' Lavat. 1569 ;/ möglicherweise das ü ver-
tritt, welches noch in heutigen Nbff. vorkommt, erzeugt durch
Eiufluss der folgenden Lippenlaute. Die Assimilation imm-
aus imh- (wie in nbd. .Zimmer' neben schwz. zimbcren, Imme
aus Imbe [Sp. '233] n. a.) findet sich auch schon bei Stoltz
Jerus. und in der Beschreibung des Strassburgerschützen-
festcs 1576, hier neben dem gew. .Imbiss'. Der Unterschied
zwischen mm und m, ss und s in den heutigen Formen ist
fiiessend, der einfache Laut jedenfalls später. Die Form
Imbiy ist otfenbar nur nach Analogie von Abig, Abend, ge-
bildet, also auch nur auf dem Gebiet der letztern Form zu
finden, übrigens schon bei Eedinger neben , Imbiss'. Manche
von jenen Formen finden sieh nur in der Verbindung mit
dem vorgesetzteu z und manche MAA. scheinen das W. iibh.
nur in dieser Verbindung zu kennen. Das s. Geschlecht
konnte aufkommen, indem man an ,das Mahl' dachte; es ist
für die Neubildung Zimbis usw. das vorherrschende Gescbl..
woncben .der Z.' nur als Ausnahme erscheint, mit bei-
behaltenem Gescbl. des einfachen W. Für die in W neben
[iii(in)is vorkommende Form Ziinh liisst sich das Ap iiiw. neben
Imme (Sp. '233) als Parallele anführen. — Die Bed. prandium
schon in einem a, Vocabular des Klosters Engclberg. Dass
Zeit und Inhalt des .Imbiss' genauuten Mahles je nach den
Landesgegenden verschieden sind, erklärt sich t. aus der
allgemeinen Grundbed,, t. aus dem Vorwiegen romanischen
Speise- und Sprachgebrauches in der Westschweiz, wo z. B.
in der Stadt B das Mittagessen auch z Mnnjc" genannt wird,
weil das Frühstück deachenieren (dejeuner) heisst, aber in
andern Teilen des Kt. B auch z' Abi-, weil es als Haupt-
mahlzeit der röm. coena entspricht; vgl. AUnd Sp. 35. 36,
auch wegen der aus der Adverbialverbinduug z' I. hervor-
gegangenen Neubildung Zimbis.
Vor-: Frühstück. Z' Fermhiss, zum Frühstück
[oder zur Zeit desselben?] P. — Auch das Verbalpräli.v
rc;-- wechselt mit für und dieses mit ror.
Nacht-: Nachtessen (Min.nich. ,n.') ,Kamend zuo
uns zum nachtimbis.' 15'29 Z. Stru'ki,.
Bis- Bisimmis: Vormittag Tu. De i/anz Bisilmmis
ZWl. [V]
Imbiss II s. Ameise Sp. 216. Imbrüze s.
Aiiieriz Sp. 218.
diiib-. Umbeissc, Umbasle s. Ameise.
umb s. um Sp. 225. Umbelc s. Hitiidiele.
Umb(e)Ier s. Umier Sp. '233.
Uliiber: m. Taufn., Umbertus F.
Aiiid. amderen, Ennl, Omd s. .liinul Sp. 21:!,
.\iuilli s. Aimirellc Sp. 21 I.
Imd s. 1. Aiiiiid. 2. Imh Sp. '233.
umfc; herum (iiiSpl. Aus nmlf d. i. uiiiliiii, uiil
Vcrgrnbcruug des Ihuirlilaiitis,
Aiii|nil': AimImt. ein widilriechemles Erdharz. .Ein
angemachter .\ugstein oder .\mpar.' TiERii. 1563.
Mlat. imtbni f, (tnilxintiii u.
239
.\iii|i- iiiii|). Ainpf iniipf
240
Allipo f.: Broinbeero, Himbeere, unterschieili'ii diu-ch
die Attribute selorarsi, roti OnPr.
Alis churw. aiiipu, niiipchia, tess. ampoiuiUo {mit auj^e-
schweisstein Art. it. Utmjmie) und diese aus deutschem , Him-
beere' lizw. dessen Nehenf. Dass die deutschen Bündner das
W. von den Romanen entlehnt liabcn, verrät die auf Seewis
iililielie Form Aiiijn« d. i. der churw. Fi. iimpat.
Ampeisse s. Ameiae Sp. 216.
Anipclc f.. ilini. Äiiijifji Aa; BSi.; GG.; ScH; S;
Oiiw; ÄliiprJiAÄ.Fxi.;lis;'GG..O.; SThierst. ; Z; Aiiijii.
Ampi B8i. : 1. gemeine Lampe mit Talg oder Ol;
allg.. aber meist f. Miimiifel mache [Bi.ssen nehmen |
■wie Ampeli AaL. .Zeilen junglcfrauwen, die jre ani-
jielen nahmend.' 1531 (wechselnd mit .liechter'J. 15()('
Matth. ,l)ie fünfi' thorachten Jungfrawen, welche . . .
nit nach nohtdurfft bereitet hattend ihre Ampelen.'
1628 JBreit. ,üen Ampelen unaers Hertzens las«
nicht gebrächen weder an öl noch an liecht.' J.JBrkit.
Kilbe. ,Lychnus: ein anipel oder latern.' Fris. ; Mal.
.Lampas: ein amplen, facklen oder torschen.' ebd.
, Lampada: eine Ampel(n), Fackel.' Denzl. 1677. 1716.
In der Christenlehre [kathol. Religionsunterricht]
mussten die Schwatzenden zur Strafe unter die grosse
Ampel knieen Aa. In S auch ein Kalbölgefäss. —
2. schmutzige Weibsperson LG. Vgl. Sclimiitz-Ampeh.
- .3. dunnne Person. Es felt-em nnmme-n-e Düelite-n-in
■'.s 3Iü}, SU triir 's en Ampelc Bs. — Mhd. unipel, aus
lat. ttiiiptdhi.
Eren-. .l>ie Bauern meinten, die Herrschaften,
die die gemeine Landesehre nicht achten, brennen
sich selber in ihren Ehrenanipelen auch zu Tod.'
HBest. 1TS7.
Gaiu]!-: t)lhiMipe, die auf zwei Zapfen im Gleich-
gewicht schwebt, f/iimpct ZKu. — St. 's Angabe . tlnnnp- Z"
wird auf einem Sclirtdliverschen beruhen.
Chue-Ampeli n.: Schimiifnaiue auf eine dumme
Person S.
Kuchi(n)-Amiiele : Küchenlanipe Bs.
Kilter-: Lampe zur Xachtarbeit oder -gesell-
schaft S.
Nacht-: Xachtlamiie Bs.
Pump-: Lampe, bei welcher der Docht von Zeit
zu Zeit durch Heraufpumpen des Öls gespeist werden
muss Th.
Plamp- Ampeli: auf einer Gabel bewegliches
Lämpchen Aa; 15. - \ un ]tlnmiiiH, hansrcn. Vgl. (lamp-.
Sür-Ampele s. Si'ir-Ampfere.
Schmutz-: unreinliche Frau L.
Scliwiitz-: schwatzsüchtiges Weib Bs.
Aliipcli n.: Karpfenforelle, salmo umbla FMu.
(IlAurMANN). — Yiell. aus dem lat. Namen umgeformt.
„Alliper n. : Getöse W. - Yiell. aus frz. cmharnii.''
Rheiu. AmUrii m. Vgl. das folg.
Amprete f: cn A. ha, ein Weites und Breites
machen BIM.
SclnverÜLdi von mhd. itinpäre, umban-e, ahd. ttutparu. Aus-
sehen, Geberdung, unter Verschiebung des Acceutes abge-
leitet, sundern vielmehr von dem vorhergehenden W. bzw.
einem daraus zu erschlicssenden Vb. timp(r)rcH. — Syn.
IWkujyr,,:
Empeis(s)le s. Ameise Sp. 216. Imp, luipi
s. Imi) Sp. 2:33. I'nipeis(s)e s. Ameise.
I m p e I e , I m p e r e , Ü m p e 1 0 , U m p e 1 e s. Himpelc
Himbeere. Im per a. Hinä-Beri. Imp er ». Imhcr
Sp. 2:!6.
Imperdi '"" f.: Sympathie, bes. im S. von Zauber-
kunst GlH.
impertieren: Etwa.s treffen, erreichen Z. — Von
frz. rmporlir : l'iiiiporler, den Sieg davon tragen.
Umpeisse s. Ameise Sp. 216. ump-lia s. iim-hin.
Aiiipfere Ae; G; Senw; Xuw, Ämpfo\ SciiwE.,
Hampfcre Ar; G, Ampffejle Aa; „B"; Gl; Gr;
L; G; Seil; ScHW; Uw; U; ZO, Harn pffejle Aa; L;
G; Scilw; U; Zg; Z, Wampfele [woV], Ampele
GW., Sa.; ScHwEeichenb., Ämpfrti^ Bs, Hämpfete
SSchwa. — f.: Ampfer, runiex acetosa et acetosella.
,Ampferen'. Fris.; Mal. S. u. Hampfeii-Fuer.
Mhd. ttnijifer m. Die Anlehnung an das VF. Hampflv
(Handvoll) mit Bez. auf die reichen BlätterbUschel der Stöcke
im Frühling.
Gauch-. Gugger-: eine Pflanze mit sauer
schmeckenden Blättern, etwa französischer Sauer-
ampfer, rumex scutatus, oder Sauerklee, oxalis aceto-
sella. Beide auch Giiy(jer, (iuriyersar genannt. Der
Bär reinigt seine Eingeweide mit einem .kraut, heissen
wir Gauchampfern oder Guguckerbrot'. Tierb. ir)68.
Das LPestilenzbüchl. 1611 emiiflehlt ,-5 oder 6 frische
Ampferbletter oder in gleicher viele [Anzahl] Gugger-
ampfern'.
.Hasen- Ampfer: Sauerklee, oxalis acetosella.'
XVII. Birl. B Arzn.-B. — Auch mhd. s,i.
Lüs-Ampfere: Ampfer in der Blüte Ae; G oKli., T.
Nach dem Volksglauben bekommt man Läuse, wenn man
die Blüten und Samen (Beide auch selber ifi» geheissen)
mit geniesst.
W\\ii\\-AtHpfela: Wiesenbocksbart, tragopon pra-
tensis GG. — Syn. Milchh-üt udgl., S'mm-Aiiiji/cle; nach
ihrem milchigen Safte und einiger äusseren Ähnlichkeit mit
dem Sauerampfer benannt.
Buech-Ampfere: Sauerklee. .Buchampfer, ein
kraut, acetosella.' Dexzl. 1677. 1716. — So genannt,
weil unter Buchen wachsend, oder weil die Blätter sich
buchartig zusammenschmiegen.
Eoss-Hampfere: Wasseramiifer. rumex crispusV
oder optusifolius? Ap.
Sür-Ampfere (usw.): 1. Ampfer, ein Naschwerk
der Kinder, zumeist rumex acetosa, acetosella, aber
auch r. scutatus Gr; Sch; r. obtusifolius Aa. E G'sicht
mache, wie loenn-me^ S. (fesse hett Z. Sauerampfer,
beim Schneiden des Getreides gefunden, wird in die
Garbe gebunden zum Schutz des Eindviehes vor
Krankheiten ZB. — 2. Sauerklee. .Oxalis: die klein
rund saurampfer.' Fris.; Mal. — 3. Wiesenkrosse.
Kukuksblume, cardamine pratensis AASchmitzgn. —
4. Sfirampfcle L; G, -Ampeh Bs; G: Sauertopf, un-
freundliche Person. — Syn. Sarknlt; Sariciiijil; (luijijvrHUr ;
Ilaiiipfdiiiür: die Sure, Sür(i)lc; das .Sun',- der .S'firZi'; Süili"ij.
Frauen-S.: Sauerdorn, berberis vulg. G.
Gugger-S.: Sauerklee, oxalis acet. ScuwE. —
>Syn. (j iitjyrrmr ; Ougfjer, rom. Ittt-bu uu coiicuu, jffit '-uruht usw.
Lüs-S. : = Lüsampfere SchwE.
Ross-S.: stumpfblättriger Ampfer, runi. obtusi-
folius. — ,Ross' bezieht sich auf das grössere Format der
Blätter.
241
Aiiipf niii|.r. Anis-
Amt— nint
•242
S ii (• s s - A 111 1' l'i' 1 1' : Wk'si'liliiH'ksliiirt , (i;il;'ii|iiiii
imit. (iti.
iV 111 p fo r (_■ 11 : SaiienuiiiitV'r mu-hen Ai'.
oiiipfiir. .Hcliiolt im |sich] fjereclitiijkeit itiid «-wiilt-
siiiiii' i'iiiiifiir (eiinili(ir).' Vau. I 410. 411. bis.
Merkwüriliiro Älisrliiinc: zw. nti/mr uu)l vi-; vj:\. .IMnih^il'
für .Vc.iti'il'. vM. :!-2i).
illl|ifi'li: 1. ptViiiifeii. Juipfcii (yiiipft-'n): pHaiizen,
zwoycii, einsetzen, iiiuciilare, eiiiplastnire, iiiserere.'
Mal. , Sitzend auf die zwey [Pfropfreiser] der fje-
impften böiinien.' Vogei.b. löriT. Jetzt dafür iKlen.
— 2. wie iilid. mit Uez. auf die Pocken. — MliJ.
nii/ij'rtrtl, impft'H.
Impfe: Pfropfreis. .So gute Art Apfel, dass auch
die Impfen davon in die Fremde ver.seliiekt werden.'
Spreni.;. — Ä. uhd. .liiipf.
Allisle f: 1. Am.sel. Sprw.: Wenn die Am.selii den
Schnabel an den Kir.schen wetzen können, geben sie
das Pfeifen auf; vgl. Giifiger. üfe, Bäbi Aa, hau-si
{Felix oder Fridli Z) Bs, '•■* int en A. (auch e Hör-
timsh Bs) ! scherzhafte Ermunterung. — 2. Bausch.
Ell A. ha GiiHe.
Mh(i. ebenso; ahd. amiiisala. — '2. Vom Vogelfang her-
> genommen, , Etwas gefangen haben', oder mit Bez. auf die
Sangeslust des Berauschten.
Gold-: „gelber Pirol, oriolus galbnla."
Hag-: 1. ,Die ander art [der Amseln] ist iiier
braunläeht, am bauch schier äschenfarb, mit einem
gar schwarzen Schnabel und singt nit als wol; dise
kommend zuo herbstzeyt und werdend hoehlich zuo
der speyss geprisen; dise wirt bey uns Birg- oder
Hagamslen genennt.' Vogelb. 15.57. — 2. Scheltnanie
für weibliche Personen Ap, mit dem Begriff der Un-
ordentlichkeit im Äussern und auch moralischer Ver-
dächtigkeit ScnSt., sonst dagegen in Sch = aufgeweckte,
lustige Person.
Bei der übertragenen Bcd. ist t. tlcr Begriff der zer-
z.ausenden oder bergenden Hecke, t. derjenige der uneruiiid-
hchen Sängerin zu betonen.
Kol-: die gemeine Schwarzamsel AAKlingn.
Kammer-, CliamnicrtKimslc: hunior. Bezeichnung
eines Säuglings, kleinen Schreiers (als nächtl. Kuhe-
störer) Gr; Z.
Das 71 in der Ur Form mag zum erstem W. geiiuren,
kann aber auch als Vorsetzung gefasst werden wie in \hhI
für Ant iidgl.
,Chur-: Kingdrossel, merulatorquata.' Vocei.b. 1557.
Die Benenuung scheint auf der Annalinie zu fassen, dass
dieser Strichvogel uns von (trauliiinden aus hesudie. Syn.
lUny-A.
Klag-: melancholische, zum Jammern geneigte
Person U. .Er ist eine rechte Klagainsel. iiuerimoiiias
nitro citro(|ue jactat.' JMev. 1()92. Angeber, wer An-
dere gern verklagt, bes. von Kindern Gl; U; Syn.
Klagitätsch, Sök.
,Birg-Amsel: 1. Ringamsel.' Mai,.; VniiEi.it. 1557,
S. liS". — 2. = .Hoi/diiisle'. VocELii. S. 17''.
Bet-Amsle: Betschwester L.
Blau-Amseli n.: blauer Eisvogel, .Mcedo ispida
ZW. Vgl. lihiii-KmmdJi Sp. 21!'.
Schw. Idu)tik(.>u I. 2.
Ring-Ainsle: liingdrossel. merula torquatä GO.;
11; auch bei Mal. und Vogelb. 1557. Syn. Chiir-,
Birg-, Boss-, Stein-, Wald-A.
Boss-: Ringdrossel. .Rossamsel daruuib, da.ss .sy
in wählen würmlin suecht im Rossmist.' Vogelb. 1557.
Syn. Ixinf/-.
Sprigel-: Singdrossel .\AKliiign. - Von ihrem ge-
sprenkelten Kleide.
.Stein-Ainsel: Ringdrossel.' \'oi;ei,ii. 1557. — Nach
iiireni .\ufentlialtsnrt lienanut.
.Wald-: Ringdrossel.' Mal.; Vogelb. 1557.
„Wasser-Amsle: Wasserstaar, einclus aquaticus
B; Gl."
Bär-Amsle s. Jii'iraiiiei.ie Sp. 217.
.emsig' noch bei Eins.; Mal.; LLav. 15(J0, dagegen
in der Au.sg. 1070 durch .fleissig- ersetzt. Ganz aus-
gestorben, wenn es nicht etwa in dem Adv. eissig
fortlebt.
ims, imscli, imschen: seines, besitzanzeigendes
Fron. n.. auf 3. P. m. n. deutend, nur prädikativ: das
Hüs ist imsch GrPf.
Von im, dem Dat. des persünl. Prou. aus, nach Analogie
von min-n usw. gebildetes adj. Fron. Jmurhcn mit geuct.
Flexion, zu wiederholter Bezeichnung des Besitzverhältuisses;
vgl. ebenso yi/if/i. — Gr ^ =^ gfiui-in-aleui. «.
Amt n., älter Ampt. Ambet: 1. regelmässige
Dienstleistung, Verrichtung eines übernommenen
oder übertragenen Geschäftes. .Mangelte [er entbehrte]
der ämter der gespräch und der gehord' [der Ver-
richtungen des Sprach- und Gehörorgans, von einem
Taubstummen]. GHdschr. ,Ampt des tichtens, stili
officium. Mit allem Ampt der Minn, cum omni officio
caritatis.' ebd. ,So ist unser aller pfiicht und ampt.
das wir Gottes eer suoehen.' RWalteu 1559. Amt =
Gottesdienst. Hochamt, Messe; vgl. Oräzi-, Freuden-,
Ttäisherren-, Kaheiisi-A. Insbesondere die Rechte und
Pflichten Angestellter in Staat und Kirche. ,Wehr-
uiid Lehrambt- [Kriegs- und Schuldienst, sonst: Wehr-
uiid Lehrstand]. Hott. ICtiG. Sprww.: Mit dem A.
cliiDiiit de Verstand L. 's A. lert de" Ma"". Si-lg.,
.lehret regieren'. JMey. 1692. D'Ämter sind Gottes,
d'Amtsliit 's Tüfels. Sulg. Ämter und /.ünft müend
[müssen] se rein .n", ah hättid s' d'l'übe z'sämme'treit
(^zusammengetragen, bei Simrook: gelesen], ebd. ,Was
der Mann kann, zeigt das A. an.' JMev. 1ö92. ,Es
ist kein Amtlein, es hat ein Schlämplein ; es ist kein
Ä. so klein, es ist henkenswert; mau kann sich darbei
wärmen, oder daran vergreifen: tarn probus haud qui»-
i|n;iin. ofticiuni qui expers utüitatis agat.' ebd. und
älinlicii noch jetzt L; Sch. Cldini Ämtli bringe chuni
Er und langi Chiisle. Ineichen; Wer Alles, iras er i"
sim A. tue söU. uf-eme Briejii | Vorzeicliniss| ha' uiU,
tuet seile, was drin stöt. Si;lg. Amt uni |oliiie| B'soldig
macht Dieb. ebd. ]Ver en A. idjerchunni, irird «/' ei
Mal en andere 3hi: Lungen und l.ebere chercd-si''''
in im um. Si i.u. ll'cr en A. häd idn'rnu. ist um
d'Freiheil cliu. idid. Er ist en schlechte Pfarrer -
sl A. W'gschimpfl. ebd. 's heilig A. i d'Chille g'sicllt.'
[wobei das .\. als solches immerhin soll in Ehren ge-
halten werden]. Ineichen. I!.\. Eim i 's A. grlf'e, in
16
248
Aiiif
Mit
244
die Auitsspluiri' ciuos Andern ein- oder übergreifen. -
2. Verwaltungsbehörde, zumeist für ökonomische
Angelegenheiten, (dine richterliche und polizeiliche
Bet'ngniss. In Z unter.schied man bis 1798 ,äussero'
und , innere Ämter', er.stere solche, die ihren Sitz auf
dem Lande hatten; s. DWyss 1796, 64. Das Stift zum
Grossmünster ebd. besass ein Keller- und ein Kam-
mer-A., jenes zur Verwaltung des nassen, dieses zu
derjenigen des trockenen Zehnteng; ein ,Kell-A.' (für
Kehl-: s. Kcliihof) besass das Stift L Beromünster.
Vgl, KtDiniicr. Auch die zu einem A. gehörenden
Kassen und Magazine. ,Die Ämter öffnen', aus
den obrigkeitlichen Magazinen Vorräte an Getreide,
Wein usw. verkaufen, um der Teurung zu begegnen.
Z ä. Kanzleisjir. ^wi<^ Amtswohnung oder Dienst-
zimnior eines Beamten B; wf 's A. gä", zum Statt-
halter AABb. — 3. Lande st eil, Verwaltungs- oder
Eegierungsbezirk, über den ein Beamter (Amtmann,
Vogt, Landvogt, Obervogt, Oberamtmann. der letzte
nach deutschem Vorbild von 1815-1831 in Z; B)
gesetzt ist. Jetzt statt dessen gewöhnlich der Aus-
ilruck .Bezirk'. Eine Verwaltungseinteilung in Ämter
(ofticia) findet sich schon in dem Gebiete, in welchem
Habsburg-Ostreich hcdieitliche oder grundherrliche
Rechte besass. So ,Amt Kyburg, Amt Zug'. Übersicht
dieser Ämter in dem Habsb. -Ostreich. Urbarbuch. hrsg.
von Pfeitfer. Sjiäter wurden die aus einzelnen Graf-
schaften, Herrschaften usw. hervorgegangenen Vogteien
der Landschaften in den Städtekantonen oft auch
.Amter' genannt (so in B ; L). Die grosse , Grafschaft'
oder ,Landvogtei' Kj'burg wurde in 4 Hauptteile ge-
teilt: ,das obere, untere, äussere und ennere Amt.'
,St. Michelsamt' hiess das an L fallende Gebiet des
Stiftes Beromünster, so weit es unter einem Ostreich.
Vogt gestanden hatte. Segesser. 1, 704. , Burgamt,
Burgämter' wurde das unmittelbar dem Schloss Baden
unterworfene Gebiet genannt. Für einzelne Gebiete
tixierte sich der Name bleibend im Volksmunde bis
in die Gegenwart. So das ,Knonaueramt' oder 's Ami
schlechtweg in Z für den jetzt offiziell sog. Bezirk
Aft'oltern. Pas .Kelleramt' an der Eeuss, das ehemals
zu dem Kelnhof des Stiftes L zu Lunkofen gehörende
Gebiet (Ar«. 10, 69). Das ,Neuamt', der 1442 von
der Grafschaft Kyburg abgetrennte, auf dem linken
Ufer der Glatt liegende Teil, der damals bei Rückgabe
der übrigen Grafschaft an Ostreich Zürich verblieb;
Neuamt genannt wohl desshalb, weil es eine neu-
gebildete Verwaltungseinheit war. Eigentümlich ist
der alte Begriff von , Freiamt', wie er im XIV, be-
sonders in dem Gebiet zwischen Albis und Eeuss, in
der Umgegend von Willisau und anderwärts vorkommt.
Er bedeutet einen C'omplex von Gütern; ,in dem F.
sitzen'; auf einem dieser Güter wohnen; noch eigent-
licher persönlich = die Gesammtheit der Genossen, die
zu der durch gemeinsames Gericht, Dienst und Steuer,
Ehegenossenscbaft verbundenen Gemeinschaft von
Freien gehören. So noch in den ersten Decennien
XIV. (F. V. Wvss in Ztsehr. f. Schw. Recht 18, 42—62).
Im Laufe des XIV., bzw. XV., da das besondere Eecht
der Freien in dem gemeinen Eechtc der Grafschaft
aufgegangen, wird der Ausdruck ,F.-A.' zu einem geo-
graphischen Begriffe und hat sich für das Z Gebiet
zwischen Albis und Eeuss als vulgäre Bezeichnung
erhalten. Andern alier noch dunkeln Ursprung hat
die erst im XVI. vorkonnm'nde Bezeichnung der im
jetzigen Kanton Aa liegenden, nocli jetzt so genannten
, Freiämter' (Ztsehr. f. Schweiz. Eecht 18, 70).
Mhd. iiiiibcl, alicl. tiiiijialit, gut. tiii<lbtihtL Die alte Form
noch, nur mit Eiuhusse des t, bis auf lientc erhalten in iiu-
serm Amhmh Sp. '233, wobei die Pflicht der Überwachung
zur Bezeichnung des Gegenstandes derselben geworden
ist. Der selbe Begriffsübergang gilt auch hier voü '2 (Be-
aiiitung) zu 3 (das ihr zugeteilte Gebiet) genau wie im lat.
pi-iiviiiria, eig. = amtlicher Auftrag.
Ober-Amt: eine vorübergehende (1815 — 31) Ein-
teilung der Kantone B und Z in Verwaltungsbezirke.
Der Name, mit welchem der nach der einen Seite an-
stöKsige, weil aus der Helvctik herrührende, Titel , Distrikt'
uud der hiuwieder für Andere gehässige ältere ,VogtBi'
sollten ersetzt werden, war hergeholt aus den augrenzendeu
deutsclieu Staaten.
Almosen-: ein zunächst für die Bürgerschaft der
Stdt Z bestimmter Armenfond und dessen Verwaltung
— eine Schöpfung der Reformation, gegründet aus
sequestriertem Kirchengut und weiter dotiert aus
Vergabungen und dem Kirchenalmosen, ihre Unter-
stützung, t. an Naturalien, t. an Geld, auch auf die
Bedürftigen der Landschaft ausdehnend und die Brot-
austeilungen auch in sog. .äussern Almosenämtern',
d. i. Filialen auf dem Lande, vollziehend; jetzt in
.Kantonalarmenfond' umgetauft.
Orate-, Orazi-, Eote-: ein gewisser Gottes-
dienst der katholischen Kirche in der Adventszeit,
das Engelamt Vw.
Der Ausdruck verderbt aus dem lat. ,rorate (ciuli de-
snper etc. |', mit welchen WW. des .Jesaj. [iö) dieses Amt
beginnt.
S c h i r m v o g t e i - ^ Seh inii foi/tci. - Eine pleouast ische
Zss., welche auf der Geläutigkeit des W. ,Anit' beruht.
Fülle-: .Monetarii officium dictum füUeampt.'
XIV. Bs.
,Fülli' kiiunte , Walke' bedeuten, vun .fulbui", walken, uud
es wäre denkbar, dass die Münze zufällig nach dem Gebäude
benannt worden wäre, in das sie verlegt wurde.
Befelch-: höhere Boamtung. welche über Unter-
gebene zu gebieten hat. .Die betelch- und ehrcn-
ämbter.' Guler 1616.
Fünfer-: vormals eine Behörde (Commission),
welche über Baustreitigkeiten entschied BsStdt.
Freuden-: in der katholischen Kirche bei der
Gedächtnissfeier für Verstorbene dasjenige Amt, wel-
ches im Gegs. zu dem , Trauer-' oder ,Seel-A.' in far-
bigen Paramenton (denjenigen des betr. Kirchentages)
und mit entsprechender Musik abgehalten wird.
Hüsherren-: das Amt der Verwaltung des Kauf-
hausos in ScuSt.
Eatsherren-: ein Gottesdienst, dem die Eats-
herren in L vor ihren Sitzungen beizuwohnen hatten,
welche Verpflichtung als solche i. J. 1871 aufgehoben
wurde, obwohl der Gottesdienst fortbesteht.
Hard-: „die obrigkeitliche Aufsicht über die
städtische Gemeintrift [im sog. Hard] Z."
Kabeusi-: ein gewisses Hochamt, gestiftet von
einem Geistlichen, der den Zunamen .Kabeusi' trug Zg.
Känterlins-: ehemals ein zur .Grafschaft' Thun
gehöriger Bezirk. — Urspr. wohl = Kastvogtei und einem
Gotteshause zugehörig; s. danter mit d. spec. Bed. Goldschrank.
Constanzer-: die Verwaltung der vom ehemaligen
Hochstift Constanz i. J. 1805 übenininno'ncn (iefällc
Z bis 1831.
•>45
Amt -nnit
'II G
Korn-: die Behiink' (und ihr Lokal), welche die
städtischen (später staatlichen) Getreidevurräte zu ver-
walten hatte Z bis 1833.
Laden-: eine Behörde im a. Bs zur Einziehung-
der Zinse von den auf obrigkeitlichem Boden stehenden
Kaufladen und Gebäuden. Spuexu.
LOn-: das Bauanit im a. Bs, welches die Aufsicht
über die obrigkeitlichen Bauvorratshäuser hatte, den
zu den städtischen Gebäuden bestellten Arbeitern und
Handwerkern (.Lün-.Vnitleren') ihre Arbeit vorschrieb
und sie bezahlte. ,Am Lunamt scharten', von Tage-
löhnern und Handlangern. Spreng.
Lüt-: das einem Küster übertragene Amt des
Läutens L. .Ein Küster zu Lucerron hat auch zu
lichenne [verleihen] das lütampt an dem Gotshuse.' 1327.
Lüten- s. Lüteiiant.
Obmann-: das Departement (und die Verwaltungs-
gebäude) des sog. , Obmanns gemeiner Klöster-, welches
zur Zeit der Reformation gegründet, die Güter der
städtischen Klöster der Barfüsser und der Prediger
zu verwalten hatte; so bis z. J. 1831; jetzt nur noch
Name der betr. Gebäulichkeiten Z.
Mutt-: das Amt des Salzverkaufes im a. Bs. ,A"
1373 übertrug der Bischof auf die Stadt die Fronwage
und das Muttamt, d. h. das Recht, die , Mütter' zu be-
stellen, welche das Salz zumassen.' Heusl. Verf. Gesch.
— Mild, mtittc, Scheffel, muttcr, Fruchtmesser.
Bulg(en)-: im a. Bs o. Zw. s. v. a. Seckelaint.
das Amt des Stadtkassiers. — Bulr/c, Snck.
Berg-: die Behörde, welche die Aufsicht über das
auf dem Zürichberg gelegene, der Stadt gehörige
Wald- und Weidegebiet hatte Z noch 1801.
Bös-: (auch ,Ämptli'): ein gewisser Teil des sog.
Neuamtes im Zürichbiet, z. J. 1.587 erwähnt von Dienek,
Oberglatt .53. .54.
Wahrsch. Spottname für oinig:c Höfe von sehlccliter Be-
schaffenheit. Vgl. jBösarni" und ,Richarni', Höfe in B Biglen.
Bitt-: erbetenes, begehrtes Amt GkD. ,Bittämter'
sind dort diejenigen eines Landschreibers, Weibels
und Seckelnieisters; in ApI. heissen .bittende Amter-
die wegen ihrer Einträglichkeit begehrten Amter des
Landschreibers und Weibels.
Pfleg-: die Verwaltung einer öft'entlichen Anstalt,
so des Siechen-, später Pfrundhauses zu St. Jakob bei
Zürich.
Presten-: die Verwaltung des bürgerl. Kranken-
hauses in St. Gallen. Vgl. Seiamt. — Preßten, körper-
liches Gebrechen.
Bretter-: die Verwaltung des Holzbedarfes der
bischöflichen Ziegelbrenncrei Bs XI \'.
Sibner-. ,S. so wir noch [I7'.l-J| haben, hat von
den urspr. Pflichten [Finanzverwaltung | nur 1 be-
halten, dass es das Weinumgelt und gewisse Zölle
zählen helfe; hingegen hat es die Obliegenheit be-
kommen, Verbrecher und Übeltäter zu examin.' Ochs.
Es bestand schon 1354.
Siechen-; Verwaltung des sog. Soudersiechen-
liauses, urspr. für die Aussätzigen, jetzt für unheilbare
Kranke überhaupt bestinnnt Sch. — ('oniKici-e dun.-u-h
,Lieforamt- WA Sinilor-Leu II ^ 4.58.
Seckel-: Verwaltung des Staatsschatzes, Finanz-
direktion Scu; U; Z f , anderswo auch des Gemeinde-
gutes. Vgl. Sccl'cliiieish'r.
Sei-: 1. Gegs. zu Frenäamt s. o. — 2. in St. Gallen
eine alte Stiftung zur Pflege kranker Fremdlinge.
Pilger und Bettler, später überh. Fremdenspital, im
Unterschied von ,Presten-Amt'. Das Gebäude hiess
.Seelhaus', der Verwalter ,Seelmeister'. Die Hand-
werker hatten von ihren Gesellen eine wöchentliche
Steuer zu Gunsten des Seelamtes zu beziehen und
abzuliefern. Ähnlich in Schaft'h., aber speciell für das
männl. Geschlecht, mit einem .Schwesternhaus' an der
Seite; bis 1833.
Der Name rührt wohl daher, dass die Stiftimg urspr.
für das Begräbniss armer Fremder und für (irhcto zum Hi*il
ihrer Seelen bestimmt war.
Sinn-: das Amt der Festsetzung der obrigkeit-
lichen Hohhnassc für Flüssigkeiten und der Ober-
aufsicht über die im Verkehr gebrauchten Gefässe L.
Schild-: .Ritterschaft hiess bei unsern Vätern
Schildesamt.' JvMüll.
Schanzen-: bis 1830 die Aufsicht über Anlage
und Unterhaltung der Befestigungen der Stadt Z. Vgl.
Schanzenlwrr.
Spend-: das Amt der Brodverteilung an Arme
und die Kasse, aus welcher solche Spendungen be-
stritten wurden; Verwaltung des Armengutes ScuSt. ;
Tu; Z. , Spenderamt-. Bs XIV. unter den bischöflichen
Beamtungen erwähnt.
Stich-: in L seit Ende des XIV. zum Bezug des
Umgeldes und der Handänderungsgebühren, welche
mit der rechtlichen Form des .Weinkaufes- verbunden
waren. Der betr. Beamte, ,Winsticher-. bezog noch
im XVI. die Hälfte der Kanzleitaxen für Ausstellung
von Kaufbriefen; er vertrat die Stelle des Grundherrn
beim Kauf von Gütern und Häusern, die Erbleheii
des Stiftes Im Hof waren.
Stock-: in St. Gallen ein Armenanit, beruhend
auf Stiftungen und auf dem Ertrag des Opferstockes
in den Kirchen, zur Unterstützung der Ortsarnien.
Vgl. Silamt.
Stall-: die Aufsicht über das in obrigkeitlichen
Ställen untergebrachte Marktvieh [V]. .Den Pfund-
zollern aufgetragen, dergleichen Käufe unter keinem
Vorwand einzuschreiben, sondern die Contrahenten
loblichem Stallarat zur gebührenden Bestrafung zu
verzeigen.- Bs Rq. 1784. — I'fiuidzM, .Abgabe von
Marktvieh.
Stempel-: die Verwaltung des obrigkeitlichen
Stempelrechtes, Ausfertigung der mit dem Stempel zu
versehenden Aktenstücke und Bezug der betreffenden
Gebühren Z.
Wusch-: das .\mt iles Wiscliciis, Kclireus einer
Kirche L 13-21.
Zug-: das A., welchem die Beschattung und Unter-
haltung der Kriegsvorräte übertragen war. Der Vor-
steher hiess .Zügherr'; unter ihm stand ein ,Zügwart-
luit seinen Arbeitern Z.
amten: 1, ein Amt, bes. eine Verwaltungsstelle in
der Gemeinde oder im Staat, bekleiden, liv hcd ijnct
(j'a)iitct, seine Stelle rühmlicli versehen. ■ 2. „eines
.Amtes gewissenhaft warten, strenge Aufsicht halten.
Er amtei nid Tu." - 3. „übh. Achtgeben, aufmerken,
aufpassen, ebd." - 4. „streng verfahren, scharf reden,
derbe Verweise erteilen. Tueiid-rr nid recht, so miiex-
)■'' (iiiilr Tu. /','/■ lieil-iiii ifitiiilet. scharf zugi-reclet
ä4?
Amt— umt. - An, en, in, on. Uli
248
ScH." — •'). das Hochamt in der Kirche halten Aa;
VOrte; S; vgh ämteren.
Für den Übergaug zwischen 3 u. 4 vgl. ancn, äiiden und
lat. innmiidm-tn-e. Die Bell. 4 ist nrspr. von der vollen
Amtsgewalt (ü^liraiii-h iiuu-lieii; dann übertragen anf Privat-
verliältnisse.
ühor-ainton in. Aoc. P. Einem ein Amt auf-
hiirden. dem er nicht gewachsen ist kw
\\>--: ein Amt /n Ende i'ühren. Kr liiid üsifuiiiiil,
mnnerc jjurl'unetns est Tir.
iinitelen: Neigung- zu einem Amte zeigen; sieh
wie ein Beamter henelimen. ihn spielen Ai".
ämteren: Hochamt halten W; s. amten ö.
Am tet ffV f.: richterlicher Urteilsspruch. Kr lied
(l'Emtet bi offener Tür öhercliö. der Urteilsspruch wunle
ihm in uH'enem Ratssaale kund getan Ai'.
Der Umlaut (ä) ist nur erklärlich, wenn das Suiü.\ -el
-edr ahd. -ida ist. Übrigens führt die Sehreibung im ä. Ap
Idiot. jOehmdet' von .Amt' ah.
Aniti "~ f. = Amt 3. So ilie Wasser-Audi, ein
in den Niederungen des K. S gelegener N'erwaltungs-
hezirli.
ge-ämtlet: mit einem (kleinern oder grö.ssern)
,\mte betraut. Er ist y., bekleidet ein Amt Aa.
Amtler: die Bewohner des früher (und nocli heute
im gemeinen Sprachgebr.) so genannt<'n ..Xmtes- Knonau,
jetzt Bezirk Att'oltern Z.
Amt, Knit s. Aiiied Sp. 'JIM.
An, eil, in, on, un.
An m.: Ahne; im eng. 8. ^ Urgrossvater. .Üinen
An oder grossvatters vattcr.' RCvs. Son.st Am, s. d.
Ane f. äne AABb.; Gr; PP., Ager; T, in ä. Quellen
noch (()/((, (inna, aber auch an; Näne Gk; GO. —
Dim. ntr. Ani Gr: 1. Grossmutter. ,Ein gross-
mutter oder anna.' Oifn. Asch. .Ein ana oder gross- i
■mutter mag ir iinklein nit erhen.' Landr. Gaster. Dem
Tafel schtns Airi, des T. Grossm. GrD. — 2. Ur-
grossmutter Aa (Ani n.).
Mhd. oHe, ahd. ima. Die Sehreibung anna bez. nur die
nrspr. Kürze des Voe. Zu Xane vgl. Xann = Ann(a). Eine
(dim.) Form Näni Gr ist nur schwach bezeugt neben gleich-
lautendem Mase. Das Schwanken zwischen den Bedd. Grossm.
und Urgrossm. ist weniger bezeugt als das entsprechende bei
dem Msc. Äni. In Zg Quellen von 1566 scheint Ane Beides
bedeuten zu klinnen; das von H. überlieferte Ani u. aber
ist aus dem in \t\ sonst üblichen Anifjrössmuetcr abstrahiert.
In der von Kothing abgedruckten Stelle ,eine Aheim oldt
Ahnfrauw mag die Änklin [Enkel] nit erben'. 17.56 Schw
Rq. 114, 1. , Ahnin'. Vgl. noch Ani, auch Xänne. näni.
ür-: Urgrossmutter. ,Uräna.' 1594 Landr. Mölin-
BACH. — Gegenüber ,Uräni'. dem es nachgebildet ist.
Pfuch-^*(t', -Ndiie: dass. Gr. ,Pfuchiihnin. atavia.'
Denzl. S. Pfucli-Äiii.
Pfüf-: dass. Gr. i'^. Ffuf-Ani.
Ani, Enne m. ennu, ennu P; T, e7i>te GrV., äni
Aa; Ap; Bs; F; Gl; Gr; L; S; Uw; W; Z, Näni Gr;
GO., W.: 1. Grossvater Ar; Bs: Gl; Gr; P; GO.,
W.; T. ,Kind oder Kindskind, die ahgond [sterben]
vor dem vater, muoter, enin oder anen.' Stadtr. Bad.
1384. ,Und sol euch ein jeklich kind sinen enin und
sin anen erben für [vor] des selben enis und der anen
geschwistergit.' Gl Lands. 1887 und Z 1419 (, sinen
Anin'). ,Der äny [soll rächen] siner kinden kind.' Z
1448. ,Avi: äninen.' Collin. ,Obed Davids äny.' 1531
EuTH = ,grossvatter.' 1548. ,Ouch sol ein Ani synes
suns kind erben; ein Ana die sol nit erben.' 1581
Z Erbr. — '2. Urgrussvater, Ältervater Aa; F; Gr
UVatz, Kh.; S; Uw; W; ZKn. ,Proavus: der äne,
d. i. des grossvatters vattev.' Fris.; Mal. ,Äne: pro-
avus.' Dasvp. und so noch Denzl. 1716, der auch das
schwerlich auf wirklicher Rede beruhende Fem. ,Ähnin'
beifügt. ,0b abstürbe Man oder Frau, so weder Kind
noch Kind.skind meer heften und aber Anikli da we-
reml. da sollend dieselben ire Ani und Anen erben.'
1500 7,0 Stadt- u. Amtsb. .Nicht allein gegen Gross-
vätter und Grossmütteren, sondern auch gegen Ähny
und Ahna, darzu ürähni und Urahna.' Bs 1635. ,lhrer
Vätteren, Grossvätteren und Änenen.' JJBreit. 1641.
,Der vater, so aber der nit mehr im wesen [am Leben],
grossvater, äni oder uräni.' Erbr. v. Kadelbi-rs 1678.
.Vatter — Grossvatter — Äni'. 17'2'2 JBOtt (viell. nach
alten Vorlagen). Auch in den Zss. Ani-Grossrater,
-mueter steht Äni = Ur-, und Änicater UwE. ist = dem
einfachen Ani in der dortigen Bed. : Vater des Gross-
vaters oder der Grossmutter. — 3. änAi n. (It Si'huler
Ani): Enkel, -in Gl mit den Syn. Anisu", Ani-
toclitcr. .Das ein an ir enny nüt sol erben, als ein
muotter ire kind och nüt erbt.' Landr. Makch.
Mhd. ane, ahd. anu. Die Kürze des Stammvoc. hat sicii-
in einigen unserer Formen deutlich genug erhalten, aber
durchweg mit dem Umlaut, der schon in mhd. enc vorliegt
und von Grimm aus einer ahd. Grundform 'anio erklärt wird.
Die Schweiz. Endung -i an vielen männl. Personenn. entspricht
allerdings schwachen Formen der ä. .Spr., ahd. -o, resp. dem
-m des Gen. u. Dat. Sg. derselben, das in den Nom. dringen
konnte und sein n verlieren musste. Den Umlaut konnte
solches (unechtes) i nie wirken. — Betr. die Bed. stehen
sich hier 1 und '2 viel bestimmter als bei Ane f., und beide
fast gleich [stark bezeugt, gegenüber. Die Bed. 2 konnte
leicht eintreten, wo für 1 ein Comp, mit , Gross-' daneben
bestand, das dann alleinherrschend wurde und dadurch .int
zu ebenfalls alleinigem Gebrauch für '2 befähigte. — ,Änis,
Enis', Geschlechtsn. in GKriess. XV., in Z Anf XIV. sogar
,Heinr. Bilgri mis (uiius) Enis.' Übrigens haftet an dem
Begriffe an sich etwas Nobelhaftes, so dass das W. erst durch
den Zshang bestimmte Gestalt gewinnt. Daher tritt in der
oben augeführten Rechtsquelle von Zg -4. auch mit der Bed. 1
auf. .Wo Kindes Kind von Todes wegen abgant, da ir V.atter
davor abgestorben war, da sol der .\ne Erb sin vor sines
[des gestorbenen Enkels] Vatters Geschwistergit.' Einzelne
Angaben lauten unbestimmt und deuten auf die allgemeinere
Bed. des nhd. ,.'\hue', ohne bestimmte genealogische Ab-
stufung; so ,sein anher [.ihnherr] oder äni'. Vad. Die Bed. 3
ist auffallend, auch wenn sie durch kurzen Voc. gegen 1
abgegräuzt ist. Aber wenn die Erklärung des W. .Enkel'
als Dim. = kleiner .\hne (Grossvater) nicht ganz uustjitthaft
ist, da .ja der Enkel nach unten hin sich wieder als Stamm-
halter und (künftiger) .'Ihnherr jüngerer Geschlechter be-
trachten lässt, viell. auch wegen der in Enkeln oft hervor-
tretenden Ähnlichkeit mit den Grosseltern oder wegen des
Eückfalls blöder Greise in , Kindlichkeit' — so konnte wol
aurb einmal das einfache Ani geradezu ^= Enkel gesetzt
m
An, en, in, oii, üii
'M
wei-Jcu; \gl. P/ucher nelieu f'/iifli-Äni. — In Gr koiiiiiit
auch ^Vüiii, iVcii« vur, entsiirccliuml yaiu: f. \\m\ in soiiieiii
Anlaut zu erklären wie jenes.
AL-: Urgrossvater B.
,16 bezeichnet hier die weiter al) liegende Stufe, ist
üluisrens zunächst wol nur aus dem lat. ub-<wm entlehnt.
Vr-: 1. Ältervater, Urgrüssvatev Ap; Gi{; Z. ,Siiis
\atters, <_iros.svatters uiul Uriinis.' ATscimDi 1.508. —
2. Vater des Ältervaters. ,Ües uräiiis vater, abavvis.'
Pris.; Mal.; Denzl. 1716.
Die Bed. '2 ergibt sich als nutwendig, wo das einfache
Äni schon Urgrossvater bedeutet; s. Aiii i>. — Syn. mit 2
ist Äiii-All F. S. auch Pfuch-Äni.
Guck-: des Ältervaters Grossvater Gii.
O'ugycntHi- Tirol, (luclc wol eine Nbf. zu , Gauch', Kukuk,
und bezieht sich auf die kindische Einfalt altersschwacher
Greise. Vgl. (lui/ger, Kukuk.
Pfuch- 2>fiiX^ Ap; Gr; Uw; Z, Fuch- „L; Z" It
St."", Viik- ZO.: Ahne in einem über den Urgross-
vater zurückgehenden Grade. ,Sin Ähni und Urähni
und Viikähiii.- Stutz. ,Tritavus: der pfuchäne, d. i.
des uränes vatter, oder änes grossvatter.' Fuis. ; Mal.
.Atavus: Pfuchähne (pfuchahn). Atavia: pfuchühnin.'
Denzl. 1677, 1716. ,Da sein Vatter und Grossvatter
und Äni und Uräni und Pfuchäni auf dem Wasser
das Leben verlohren.' Z Kai. 1724. Die Aufzählung
der Reihenfolge: Vater, Grossvater, Urgrossvater, Äni,
Uräni, Pfuchäni, Pfuipfuchäni Z, mit welcher das
7. Glied der Ascendenz erreicht wird, ist natürlich
mehr ein Stück Volksgelehrsamkeit, als dass sie je
praktisch geübt worden wäre.
Die gewöhnliche Erklärung des P/ui-h als Interj. ^ p/u!
wird gestutzt durch das syn. Stink-Äiii. Diese Namen würden
sich auf die mit Altersschwäche oft verbundene Unreinlichkeit
beziehen oder der Geringschätzung des Naturmenschen gegen-
über der Kraftlosigkeit Ausdruck geben. Nach milderer Auf-
fassung, für welche hinwieder das Syn. Pfüf-Äni spricht,
wäre Pfuch zu jifaehen, blasen, keuchen, zu stellen und der
Name auf die häufige Engbrüstigkeit des hohen Alters zu
beziehen. Ahne und Enkel treffen auch hier wieder zus.,
indem Pfuchtr einen Knaben bedeutet, entw. als stinkenden
oder als (wegen seiner Dicke) schwer atmenden.
Pfüf-: Urgrossvater GrD., Rh. — Von pfüfc", pfau-
chen, blasen = p/üehen.
Pfusch- pfus^-: Ururahn Ndw.
Entstellung von pfuch-, viell. angelehnt an .iifuschen',
mit Bez. auf ungeschickte Bewegung, Uulicliülflichkeit des
Alters.
Stink-: „Vater des Pfuchäni L." Urgrossvater
Aa. S. die Anm. zu Pfuch-Ani.
Dur- = Pfuch-Äni ZW.
JJur d. i. durch kann verstärkende, steigernde Bed. haben
wie in manchen Comp, der ä. Spr. und wie lat. ju-r-. Es
kommt aber auch Verderbniss aus dem Prüf, «r- in Frage ;
s. dundt Sp. 200.
Wiber- will-;-: weibischer Mann GkHIi. HV<c
schwache PI. -Form.
an I. Präp. mit Dat. u. Acc, vor Cons. meist
verkürzt n, vor Voc. mit beibehaltenem (resp. wieder
eintretendem) /); doch durchweg an BsM., U. ; Bü.;
ÜK tw. Mit dem folgenden best. Art. zsgez. im Dat.
Sg. m. n. am; im Acc. Sg. u. Dat. PI. an fast allg.,
ä Aa; B, an den; Dat. f. ar B, an der; mit dem Dat.
des unbest. Art. amefnej, an einem, fast allg., äre, an
einer, Gr tw. : 1. räumlich, wobei aber die Orts-
bestiiMmniigen auf nicht h-icht iiHti'rs<'lu'iilliiLr(' Weise
in innere Beziehungen übergehen, a) vor Ortsn. t.
für Aufenthalt = in, zu; t. für die Richtung = nach,
gen W; z. B. an Juntjen, auf der, auf die Alp Jungen,
und so häutig bei ThPlatt. — b) bei appell. Orts-
bestimmungen, zunächst wie nhd. und mitunter sach-
lich richtiger als dort z. B. .Einem an den Kopf
stossen' B = nhd. (allerdings bildl.) .vor d. K.'; ,dass
sie har |in die Stadt] ziechen und min herren an die
köpf wellten schlachen." 1.523 Strk'kl.; aber hinwieder
auch oberflächlicher: , Kerzen an den henden tragen.-
Bs XIV.; sodann bei Adverbien z. B. vor am Dorf, vor
dem D.; er ist vor am-mer (2ueJ g'sesse", vor mir;
meist aber = auf, in. Üb wohl die Volksspr. sich der
eigentlichen Bed. von ,an- im Ggs. zu ,in' usw. wohl
bewusst ist und gut unterscheidet: me" cha" wol n
d'Lüt (j'seh", aber niid in-si, genügt ihr in den folgen-
den Fällen die ungefähre Bezeichnung des Verhält-
nissesT Die Schweine ,an der Welt' spazieren lassen
= frei laufen 1. Bs XIV. ,Ein Schloss an der Insel.'
15'2'2 Absch. .An der einige', in der Einsamkeit. Salat.
Am Bert) sV, sich auf der Alp aufhalten, alpen B
(aber ebd. auch bildl. wie nhd. = auf ein Hinderniss
stossen, in Verlegenheit sein). A [d. i. an den] Bery
si", auf den B. gegangen sein BO. ,Das Vieh an der
Alp haben' BHa. (Doch ist in diesen Fällen urspr.
genauer an die seitliche Abdachung des Berges ge-
dacht, w'o die Weideplätze und Sennhütten sich be-
finden, nicht an die eig. Höhe, den Gipfel.) ,An die
Frömbde ziehen, kommen, schicken; an der Fr. sin.'
durchgängig so im XVI. und noch 1793. Am Riujyen
sin, auf dem Rücken liegen BHa. .Legend sich ann
rugken.' Vogflb. 15ö7. A Bett t/ä", sl", zu B. gehen,
im B. sein GrV., ohne Art. wie nhd. ,zu B.' ,So einer
an sinem todtbett ligt.- LLav. 1578. ,Das Bett dorann
sy glägen sind.' Z 1558; aber auch in der selben
Rechtsq. ,darutf'. ,Wer unwüssend an sein Bett harnet'
VoGELB. 1557. ,Dass nit ein yeder alles, das in guot
bedunkt, ann der Canzel predige.' Zwingli, und so
immer im XVI. XVII. , Stund der pfarrer an die
Canzel und sagt...' LLav. 1569 = ,der Pf. beredete
das Volk ab der K.' ebd. 1670. ,Dass ich an einer
Comedi habe hören singen dise Vers.' Schobinger 1695.
Der Narr am Spil W, vom alten Volksschauspiel her-
genommen. Auch von Schriftstücken wurde früher
,an', nicht .in' oder .auf gesagt; vgl. mhd. an den
buochen lesen. ,Dö ich dis materi an kaiser Julien
coronica las.' 1386/1446 Z Chr. ,Der person, die an
dem zedel geschriben ist.' 1472 Z. .Das er mir ettwas
an ein zedell verzeichne.' XVI. BAmeubach. ,Wie du
dem veter iez znechst [neulich] an die brief geschrieben
hast' Z M. XVI. ,Die fragstuck, die jm der Läsmeister
vorhin an einem brietf geben hat' LLav. 1569 = ,in'
ebd. 1670. .Briefe an bermende, an Papire,' Z 1348.
,Was von beiden teilen [auf der Disputation] an die
feder geredt', zu Protokoll gegeben [worden], .\iisiii.
1526. Wie 's am Spriicliwort heisst BRi. Mit an
citierte man und citiert altvaterische Sprache noch
heute die Abschnitte einer Schrift; daher noch allg.
gebräuchlich: Matthei am leiste" [sc. Capitel]. sprichw.
für: Ende überh. So steht an statt anderer Präpos.
noch in vielen einzelnen Verbindungen der ä. und
lieutigen S]it., wo die Ortsbestimmung tellw. in ab-
straktere, mehr innere, causale Bed. oder in Zeit-
bestimmung übergeht. .Am Ilärd ligen'. auf dem
lioilcii. N'oGKLB. 1557. ..\in geschrai an der gassen
251
An, en, in, on, üil
252
füeren', auf der G. Lärm machen. Absch. 1529. ,Vil
lüt hand an der ga.s.sen gspunnen und gwoben.' UMey.
Ohron. ,Nit vil win ist an etlichen wingarten worden.'
ir)44 ebd. ,Zuo obri.st iin Durgöw ligt die stat Sant-
gallen, an der wir anfangen wellend.' Vad. ,Von den
vöglen, welcher namen am [mit dem] buch.staben I
anbebend.' Vogelb. 1-5.57. Er ist dö [damals] na [noch]
nüd a der Weltg'.sl Z. ,.\n die Welt kommen: nasci.'
Hospin. A dr Steil, auf der Stelle, sofort Z. A d'Auge
chö", sich zeigen, sich sehen lassen Z ; i mag-em nüd
a d'Auge gä, nicht mich ihm zeigen, ebd. Jmdn nicht
a den Auge ha fllde") möge, ansehen, leiden mögen
U; Z; vgl. ah Sp. 25. ,Am Kechten erschinen', vor
(Jericht. 1801 Z Kanzl. .Wer nit an das Recht konuut.'
IGll lis H(j. Jetzt heisst « d'Recht cho": für Schulden
gerichtlieh betrieben werden; ähnlich .Tmdn a d'Beclit
gi}". ,Am G'richt hocken', im G. sitzen. Gotth. .Die
so an den Unzuchten sitzen, das si die unzücbte
richten', als« die sonst .Unzüchter' genannte Polizei-
behörde. Bs Kq. ,Sövli [so sehr] dumm Manne wird
man doch nie an Gemeindrat wälilen.' Gotth. 4^m
einte — am andere, einerseits — andrerseits Schw. ,Am
einen — am andern Teil', von gerichtlichen Parteien.
1710 Z Kanzl. ,Er soll auch kein gewer [Gewehr]
mer an im [bei sich] tragen' [zur Strafe]. Sch 15B5.
,Nam an sich den orden und die Regel Sancti Bene-
. dictj-.' RCvs. ,Den von Leyden an ihn gebrachten
Beruf [Ruf] zu gleicher Profession [Professur].' Tur.
sep. 1778; vgl. ,anbringen'. Von einer unehlichen
Mutter heisst es etwa: si muess das China an-ere
selber ha, d. i. die Last der Erziehung allein tragen.
De Scliaden an-im [sich] selber ha" Z. Niit an im
selber, an sich, im Grunde Nichts, nichts Besonderes.
GoTTu. .Das ist an im selbs', versteht sich von selbst.
LLav. 1584, aber 1070 ersetzt durch ,zwar ist nicht
minder, dann dass . . .• Er hat an im. Nu, keinen
nennenswerten Widerstand, er bemeistert ihn leicht
W. Es ist Nu me an im, er ist abgemagert W. Es
isch Oppis an in chö, er ist auf einmal krank ge-
worden G; Z. Es ist g'schuind Öppis a-me Ma", es
kann Einen leicht ein Unfall treifen L. Am Stich
lä" Ar; Gl. I bi dri Wuche a dr Segeze [Sense]
g'stande, habe als Mäder gearbeitet Gl. Am läre Strau
drösche Gl. I will Niemcre [Niemandem] (im [im] Weg
s~i, hinderlich (sonst: gelegen) B. ,Öppis z'schnurpfen
[ein wenig zu flicken] war manchmal kommod, aber
das dolders (verfluchte) Fiidmen sei ihnen am Weg',
unerwünscht. Gotth. Sich a Weg machen, sich auf
den Weg machen, eine Reise antreten GkD. ,An weg
fahren (riten).' Mey. C'hron., jetzt ewi;g, weg. Not am
Wasser, Wassermangel; Überschwemmung; Urinbe-
schwerde Z. , Verkünder am Wort Gottes', im Kirchen-
dienst Angestellte, Geistliche. Bs 1779. ,Er zalt a
Silber, in, mit.' Id. B. ,Der Vater soll sine Kinder an
allem ihrem guot erben.' Rothenburg. 1490. ,Pfänder
an einem würt ligen heissen', bei einem Wirt hinter-
legen. S 1530. .Desselben pfand soll er an einen wirf
stellen.- 15.'i5 Miiiu-F. .Foedera partita lecti: sy hat
zween an iren gehebt.' Fris. , Wie si in nünz'ger
Jahren en Cluuseur an-ere g'ha heb', ein Liebesver-
hältniss mit einem Gh. MUsteri. Aber: er het slii
Vetter an-em, als Helfer in der Not Z. ,Dass Gott
so wül an iren was', es so gut mit ihr meinte. LLav.
15G9. ,Valckenstein wz [war] vast wol an den von
brugk' ]den Uruggern geneigt]. GEoLin. Er het 's an
de Lata, ist beliebt, populär GW. ; . . . ,a-de Oöttere',
steht in Gunst bei den Magnaten. Togg. Anzeig. 1872.
An eim dke B, sl Aa; L; Seu; Z, mit (ermüdenden)
Bitten anliegen, zu überreden suchen. Und wir müessen
um geleit an sj' [bei ihnen] werben.' 1521 Strickl.
,Diss [dass sie länger geblieben wären] hand wir nit
mögen an inen erlangen.' 1521 Absch. ,Üb er es
möchte an inen ghaben [von ihnen erlangen], dass
sie sich an einer Wuchenpredig vernüegen liessind.'
■ 1555 Mey. Wetzik. ,Die Tochter habe an sinen Ivämer-
ligen vermögen, dass sy das Hecht habind gelöscht.'
LLav. 1509. ,Hand wir uns erinneret, auch an [von]
etlichen alten Amptslüten erfahren, das...' 1554
WiLLisAü. ,Und (haben) an sy [von ihnen] erfordert
ein geschribnen abscheid.' 1521 Strickl. ,Desse be-
gärt er an den kämerling, er wölte jm das selbig ge-
statten.' 1531(1067 Dan. ,Dass nüt merers an ihn
begert worden.' 1051 Schimpfk. ,0b neusswer [irgend
Jemand] an disen predicanten ze sprechen hätte', einen
rechtlichen Anspruch gegen ihn zu erheben, Etwas
von ihm zu verlangen. Absch. 1530. ,Du hast an mich
nichts zu sprechen.- 1569 LLav. — eine Konstruktion,
welche dem nhd. ,Jemanden u m Etwas ansprechen'
zu Grunde liegt. ,Daz uns nieman sprechen sölt an
unser puntnus' [das Bündniss anfechten, bestreiten].
Z Chr. 1336/1446. ,Wellicher dem andern an sin Ere
ret [redet] und das nit uf in bringen mag.- Rechtg.
Stammh. ,An Jmdm (Etw.) sein' kann auch andere
Bed. annehmen als die oberwähnte; an enandere sl",
im Streit mit einander, hinter einander; vgl. ,an ein.
geraten'; a)i eiiaiid iif, im Begrirt' handgemein zu
werden. .Der herzog was an uns, stiez und reiset all
tag uf uns', bedrängte uns mit Angriffen. 1336/1440
ZChr. ,An Etw., Jmdm sein', im Sinne haben; am
Lätze sl", nicht das Rechte (den Rechten) meinen.
An Etw.. Jmdm starch sV, sehr begehren, lieben GrD.
An Einen, Etwas nüd cho" chönne, nicht finden Ar,
sich nicht darauf besinnen können Ap; B; Gl; L;
GG.; Ndw; aber in Z an Öppis cho, darauf zu sprechen
kommen, und in B; L: me" cha" nid an in cho, sich
nicht auf ihn verlassen. ,Dr Käufer [der zugleich
Pfandgläubiger an dem zur gerichtlichen Steigerung
gebrachten Heimwesen ist] muss selbst konuuen und
es erklären, dass er sein Bott [Angebot] abtrete und
an dich kommen [sich an dich, den Debitor, halten]
wolle.' Gotth. Wem-mu mid däm Eppis rerahredt,
so cham-iint glich nie dra chon BRi. Wenn-i-ma [ich
ihm] schon Eppis sägen, su mag ür nie drachon u
geid geng Epper anders ga fragen, ebd. I lö-mi an
eu, verlasse mich auf euch ScaSt. I lün-es an cii,
überlasse es euch, z. B. die Zeit zu bestimmen AABb.
,Das lass ich an die gelerten-, lasse es auf ihr Urteil
ankommen. RCys. ,Wann ihr müesstet anderen den
schweif nachtragen und an ihre erbarmung kommen.'
AKlingl. 1688. ,Der Sünder weist die gerechtigkeit
Gottes an den Bürgen Jesum und sagt: an diesen bist
du kommen [auf diesen hast du abgestellt], an mich
hast keine anforderung mehr.' ebd. 1691. An-en Tolcter
ane müesse, sich an den Arzt wenden müssen Z.
,9 Personen, die inüessend an [an den] scherer gan',
den Wundarzt zu Hülfe nehmen. UMey. Chr. ,Er hat
grusamlicb an die Statt gestürmt.' Bossh.-Goldschm.
,Die knecht wären lustig an sy zuo ziechen', gegen,
auf sie los. Stru^kl. Akt. Eim a 's Obst gä" [um zu
st(dilenl. .Wo ein Amtsnumn eim-n timli't bi-i siiu-m
yi
An. en, in. mi. Uli
254
rlilicheii jjimiiiuIk'I, Schwester odei' dochter, und an
sein schandt und laster ergrittet' [ihn auf der für ihn,
den Hausherrn, sehiniiiflielien Handlung ertappt]. 1400
KoTiiKMirRci. Ah Iaih lose, seine Gesinnung zu er-
forschen suchen U. An Kim frayC, .Tnidn fragen,
aher eig. bei ihm anfragen (gleichsam anklopfen) Ar;
.und liijiß de Hitet: , Wenn-i''' an dar [darf] an-i
[euch] fröfie." Mekz 183(5; vgl. frz. demander «...
's G'ajHitt an Eim ]ia, seinen Spott mit Einem treiben
Aa. .Es tuot mir am herzen we, dass man (ich also
verachtet.' 8tru,'K1.. Akt. 1529. So schon mhd. Öppis,
nild am Herz ha, nicht über sich bringen können,
nicht tun mögen B. Neuis a ds Herz nl', eine Magen-
stärkung zu sich nehmen; da ist Oppis a ds Herz!
Gl. Eitn a d'Sel (jrlfe, einen empfindlichen Punkt
berühren. Sulg.; syn. Eim i 's Herz ine lanye. Wenn
's am Wetter ist, wenn das W. e.s erlaubt BBe. ,Er-
tindt es sich hernach an der thaat', in der Wirklichkeit.
I>Lav. 1569. Ich hin am Geld t'ischö, das G. ist mir
au.sgegangen G; Z. ,Ein Haus, so sye vom Gottshuss
am Zinss [zur Miete] haftend.' RCys. .Nachdem wir
i einmal eine Liebe an den Boden, auf welchen uns die
' Schickung ausgeworfen hat. geleget haben.' 1789 Beitr.
Laiik. Verlaferet, vernarret «» Ei)ie, verliebt in ihn
Ar. ,7 Mark Silbers jahrlich gült soll an der brüe-
<leren kleidung dienen' [zur Bestreitung der Kosten
iler Kl.]. KCvs. .Heischen an ein kelch, an ein gotz-
hus', (iahen sammeln für... Gengenbach. So noch
jetzt: Etwas geben an Etwas, als Beitrag zur An-
schaffung eines Gegenstandes oder zur Vergütung eines
Schadens (allg.); in Gr; G als Preis bezahlen. Das
fl'hört-em a'n Hals, das verdient er als Strafe Z. ,I)as
[neugeborne] kind wirf im [dem Vater] gen an siuen
arm' [auf den A. gelegt]. Meinrauslegenhe. ,Ir werdind
an sy treflen am Khormeer', mit ihnen zusannnen-
.stossen. 1531/48 II. Chrox. ; vgl. .antreffen'. Heb an
da ziehe das Ruder, den Hebel, den Arm (beim
Schwingen) an dich! B (an ist hier prägnant, betont
und ilarum auch nicht verkürzt). Er treit, ivas-me
diu [kann] a-n-es Seil leij(jc, vermag die ganze Bürde
Heu, so viel das Heuseil zusammen fas.st, zu tragen
(iL; vgl. an-tragen, a d'Wid legge", bei der Getreide-
ernte. ,Die Hintersassen, welche an das Almosen an-
zunehmen würdig.' XVII. JJBreitinger. ,Es sei, si
hizügi's a Gott, wahr!' sie rufe G. zum Zeugen dafür
an. MUsTERi. ,Züg ich an minen Gott', wofür ich G.
zum Zeugen anrufe. 15'27 HBi-ll. .Es mögent auch
alle Bienstknecht ihren Meisteren, wann dise an sie
zeugent [sich auf sie als Zeugen berufen], wohl Kundt-
schaft geben [Zeugniss ablegen].- Stadtr. L 170t);65.
.Zug gott und an die helgen schwören.' (.tEdlib. ,An
helgen schweren.' L 1460. A d'Freud säge, eine Ge-
liurt den Freunden anzeigen (Si'ter.mstr), gew. d'F.
(fsägc' Z; der erstere Ausdruck wahrsch. nach Ana-
logie von a 's Leid s., zum Leichengeleite einladen Z.
■ Er Hess an in gon', Hess ihm zu Ohren kommen. Vad.
A d'Lugi stellen, der Lüge beschuldigen BRi. A d'Ürte
schicke, einem Hochzeitsgaste ein Geschenk an die
Mahlzeit schicken; gew. i" d'Ü. ,Swas ein human
[Hauer, Lehensniann] einem burger | seinem Creditor]
kornes an sin gelt bringet [auf Abrechnung des Pacht-
zinses].' Z Richtebr. ,Ein Amptmann sei gepieten
Efaten [Zäune] zuo machen an dry Schilling' [bei Busse
von . . .j. Otl'n. liiKGAi- 1172. .Die von Koschach habend
an 8 ß. d. verbotten. dass nienuiiid' usw. .\iisrii. 1529.
.Wer ireni gheiss nit ghorsam weri, dem mögen sy
an zwen Schilling gebieten.' Elgg 1535. .Heute wird
geölt, der Druck an 1 ß.' Dies allg. übliche, zur I'reis-
besthnmung (nach dem Stück oder Mal) dienende an
ist wohl nur aus dem frz. ii entlehnt. Zur Bestim-
mung des Zieles: .Ledig und eigeu bis an Zehenden.'
Z Kanzl. 1818. Es gat bis an e Mol (jr (hier exclus.).
.Bis an wytern bescheid.' 1531 Stricke. ,Hatt jm von
einem an das ander erzelt [von Anfang bis zu Ende],
wie es ergangen.' LLav. 1569. — Sind die Rektions-
verhältnisse im Allgemeinen in Übereinstimmung mit
der nhd. Grammatik, so verdienen sie auf folgenden
Punkten besondere Beachtung. Es heisst mit Acc.-Ohj.
i friere a d'Händ. Zürnet 's nüd a mi''' Ai'. ,Er
meint, man zürne an in nit.' LLav. 1584; anders
GoTTH. : ,Mein Meister würde es an ihm zürnen....
er möchte nicht, dass er [der Meister] Etwas gegen
ihn zu z. hätte.' Ein Mal steht: ,Wer einem Amt-
mann an sin en Ehren redt.' 1490 Rothenb., sonst und
in der gleichen Quelle ,an sin Ehre'; s. o. Ebenso
wechselt im Z Richtebr. 13u4 ,an disem buoche ge-
schriben' mit ,an dis b. g.' Es kommt eben auf den
(iesichtspunkt an. Dagegen dürfte die Stelle bei
JHoFST. 1865: ,Er het dr Hof wider annem sellier
g'iio', an sich gezogen, einen Druckfehler enthalten.
— 2. zeitlich, a) Jahreszeit: am Winter usw. Aa;
GO.; ScHw; U; W; Zf u. SO im XV.— XVIL - b) Tag
und Tageszeit: am Wienecht aScnw; am eis, ztcei, drii,
Vieri usw. allg., doch in Aa dafür um; am Viertel
über Sechsi, 1 V. nach 6 Uhr Z. Morn^morge (niorn-
e(m)-morge), morgen früh Z. ,Uf hüt am morgen
früey.' 1525 Strickl. ,Hodierno mane: beut am morgen,
disen morgen.' Fris. ,An dem Sonntag am Morgen.'
Z 176'2/79. — c) unbestimmtere und z. T. räumliche
Angaben, besonders auch mit Adj.: .am ersten Anblick,
primo aspectu; am ersten zuogang. primo accessu.'
Mal. ,2 tag an einanderen.' UMev. Chron. 1542. .Zwei
jar an einanderen.' Bossh.-Goldschm. Gelegenheit, An-
lass, eben obwaltende Beschäftigung, also zusammen-
tretfend mit dem engl. Sprachgebrauch (an): ,Die um-
kumen sind an der schlacht zuo Kapel.' 1531 Strickl.
,Am Widerkehr', hei der Rückkehr. 1636 Inschrift.
,Syen im an dem widerker etlich entgegen kommen.'
1522 Strickl. ,Am widerkomen.' Vad. Es ist no nüd
a dem,' noch nicht an der Zeit, handelt sich noch nicht
darum. .Jetzt war es an dem, dass wir selten . . . .'
1661 JMOll. ,Sich nit ze sumen, dann es an der not
ist.' 1531 Strickl. .Diewyl es uns an aller not ligt.'
ebd. ,LTmb sein Baargeld wider zu haben an der Xoth
sein', Not haben, es wieder zu hekomnicn. I, 1706/65.
- 3. zur Bildung des Sui)erlativs von .\dv.; allg.;
syn. se. ,Er sei grusam schläfrig und neue [gowisser-
massen] nit am Besten', nicht recht wohl. Gottii.
,Düch wurdent sy [die Gcfangensn] erbetten [los ge'-
beten|, dz man sy am hinderstcn [zuletzt] ledig Hess.'
(iEiiLiii. .Wer (iott fürchtet, dem wird wohl sein am
letzten', zuletzt. 1707 Sin. ..\m ersten', zuerst. I. Macc.
1707. — 4. causal. zur Hezeichnung eines Grundes
oder Merkmals, aus welchem Etwas geschlossen, an
welchem Etwas erkannt wird; vgl. engl. hij. Unsere
Abweichung vom nhd. Sprachgebrauch besteht darin,
dass wir der Verba des Erkennens. Scbliessens nicht
bedürfen, dagegen uns nicht gerne der blossen Präji.
bedienen, sondern sie als Adv. hinten angefügt wieder-
liolen. ,1 diiu a, dem iia.li. daraus zu schliessen Z.
255
All.
111, Uli. Uli
256
Am Schi II. ili'iii Aii.stliein nach Z«. Am Wetter ä Z.
Er iiiiiiiiil 's 11 siiic Bire-n-ä, ine andrer Lüte {.sc.
Biniriil trii/i/i-il. A dir ä, so viel aus deinem Vor-
lialteii zu eiitnelinien i.st; vollstänflig: i nimm es a
dir II, ich nehme e.s von dir ab, urteile nach deinem
Verhalten. Am. Belle-n-n ist das nüd önsere Hund Z.
Am liede-ii-ii hnn-i e" {/'kennt, an der Sprache habe
ich ihn erkannt Aa. ,iS'j kenn mich n dr Miieter Cr,
aus der Ähnlichkeit mit d. M. Stütz. — -'i. Verstärkend
zum Ausdruck des Dativs Gl, u. aaU.; vgl. in. .Da
1(1 II /'-er a Sehem [Jenem] nah.' Wolf Eel. Gespr.
I. Uid villi JBrcit. I(i40 gcOuaiichte Vcrbinilung: ,W(;r
wciltu lüt gern nml) sy und an s)' sich befinilcn':'' mag aus
der ü))liclicii adv. Verbindung um und an Hn abstralüert
sein. — 2. Bei anderen Tagesabschnitten als .Morgen, Vor-,
Nachmittag' ist diu Präp. ze üblicher, bei , Nacht' die einzig
angew('ndete, blosse adv. Casus aber gänzlich von der Volks-
spraelie ausgeselilossen, ausser de Morge, das sich wahrsch.
aus hrucmuriji: lierausgcschillt hat, und Subst. in Verbindung
mit Prononiina z. B. dU [diese] Tarje, neulich, welle Tarj? an
welchem T. V — 5. Aus am (,du solltest am 1. Gott danken.'
(iotth.). am<-, blosser Lautverstärkung für «m, fmj. den Vcr-
stiimuKdungen der Art. ,dem, einem', irrtümlich entwickelt,
wozu das nämliche Prinzip, das bei der roiuan. Uativbezeich-
ming waltet, mag fordernd mitgewirkt liaben. — Berühniug
mit i'ii zeigt sich auch beim .Ausdruck des adv. Superl. (oben 3).
II. Adv. (meist ehenf. ohne n, aber mit unorganisch
. verlängertem Voc, in Gebirgsmundarten an, ä und an)
1. verbunden mit der Präpos., dem Subst. nach-
gesetzt. 1) iirtlich; zur Bezeichnung unmittelbarer
Nähe Aa; B; '/,. 's Hüs steit a'r Flue ä, ganz nahe
an der Felswand. '« Hns ist a dr Sträss ä, steht dicht
an der Strasse. Am Wald ä, ganz nahe am Walde.
An enand ä, hart an einander. Bis a d' Schafmatt ä,
bis an den Puss des so genannten Berges. Er cliunnt
an-en ä, berührt ihn Aa. Am Hag (Berg) ü sl Aa;
B, s. u. 3, d, a. — 2) causal, s. I 4. — 2. verbunden
mit der Präp. von, zur Bezeichnung eines räumlichen
od. zeitlichen Ausgangspunktes, wie in der Schriftspr.
Von eben ä; ro dem ä, seither; ron erst ä, ro z'voderist
ä, von Anfang an. — 3. allein stehend, a) Wo
gast ä? wo gehst du hin? AALeugg., sonst allg. ane,
anhin. Ring ä, ring ab, spriehw. leicht gewonnen
und verloren B. — b) mit vorgesetztem Dativ causal
wie bei I -1. AUem ä, nach Allem (zu schliessen),
allem Anschein nach Aa; Ar; Z. I)eiii ä vi'A, dem
nach allerdings. So auch nach dem Dativ betonter
Pron. und Substantiva. Mir-ä, nach mir zu urteilen
(s. d. Comp.); dir-ä usw. Aa ; Z. - c) ä (am ZLunn.)
ha", Kleider, angezogen haben, tragen. — d) an sin.
a) = am Berg (Hag), d. h. in Verlegenheit, vor einem
Hinderniss (Anstoss) stehen; zuweilen noch verstärkt
durch vorgesetztes und betontes ironisches schön. Jez
hin-i schön ü (oder ann) B. ,Wie? fragte der Major
kurz. Wie? Da war Jacot an.' Gotth. .W^enn Alle
an waren, so wusste Vreneli noch den besten Rat und
fand den Ausweg.' ebd. Vgl. an-laufen, anrennen, auf
Hindernisse stossen. — ß) ,'s Spinne sig-i susl n,id ä',
sei euch nicht angenehm, ihr seid es nicht gewohnt.
Häfl. 1813. Mit Dat. P. .Einem wol (übel) an sein',
günstig (feindlich) gesinnt Seuw-; Z, wie nhd. Ebenso:
jrol, idiel an kommen, an gän, aufgenommen werden,
Eindruck iiiachen. - e) an mögen, a) mit Dat. P.
zusagen, sympatisch sein, anmuten; z. B. si mng-mer
nid a Aa. Es hed-mer nid mögen ä, ich mochte nicht,
habe es nicht ülier mich liringen können, ebd. .Ich
bin mit dem Götti zufrieden, nur mag es mir nicht
an, ihn zu fragen.' XHerzog 18Ö2. — ß) ,Münge wird
de HO [dann noch, vor dem jüng.sten- Tag] 's Hochsig
[die Hochzeit] h'stelle, wenn 's scho" nid me ä mag',
Platz ündet, Statt haben kann, Zeit dazu ist. Hafl.
1813. — f) an werden, zu Teil werden (lassen) Ap.
— 4. ä und ä 1) nach und nach, z. B. von einem
allmählich ansteigenden Wege: es gut ä und a GRh.;
Z, syn. CS ist a"läg. 2) anhaltend, z. B. ä und ä het 's
g'wetteret, fiel Gewitterregen GEh. — 5. mit vorge-
• setzten andern Advv. durch ,und' verbunden (vgl. die
Comp, ohne ,und'). a) üs und an. a) Es gilt mer
ils und ä, beim Kegelspielen und Schiessen, wenn man
mit einem Wurt oder Schuss eine Partie endigen und
zugleich eine neue anheben will BHk. ; Z. ,Priester,
die allda on underlass uss und an singend den latini-
schen psalter.' Kessler. Vgl. u. an in der Zss. mit
Vbn 1. — ß) 7 weiss nüd wo üs und- ä, vor vielen
Geschäften oder Verlegenheit (aus dem Wirrsal hinaus
und an einen Ruhepunkt) Gl; Z. — b) für und an:
fortwährend, anhaltend. ,So vil elend tir und an mit
angst und not erlitten han.' Comedia Beati, und pleo-
nastisch ,uin welches sy stets für und an so grosse
sorg band miessen han.' ebd. Vgl. u. fiir-an.
An als erster Teil von Compositen: 1. Anfang der betr.
Tätigkeit, z. B. an-farni. anfangen zu fahren (mit c. Schiff),
d. h. = vom Land abstosscn, abfahren; nu-teiyycn, anf. zu
kneten; iin-ldünken, anf. zu läuten; dagegen an-lAmm, durch
Blasen dos Horncs anzeigen. Modifikationen .jener Grnndbed.
sind a) Fälle wie: an-lismen, einen Strickstrumpf anf ; an-
fümi, Feuer anmachen, b) an-zähn, ein Kinderspiel einleiten;
un-hclfen, zu einem Anfang verhelfen, c) an-rüenn, den ersten
Wurf tun, im Kegelspiel; an-geben, -nemen, im Kartenspiel;
ait-ratri,, im Rat ein erstes Votum abgeben, eine Beratung
eröffnen (dagegen in der Formel rat-mcr i, rät-mer a, am
Schluss von Rätseln, wol eher: raten helfen; s. auch a III
Sp. '2). Substantiva: Än-alreich, der erste Schlag; An-köui,
der erste K.; An-wurt, das erste W. (in einem Wortwechsel);
An-lmt, erstes Angebot; An-trinkit, Eröffnung einer Sclienk-
wirtschaft. d) ein geringer Grad, dgl. oft mit dem Anfang
einer Tätigkeit verliunden, z. B. an-trücknen, ein wenig räu-
chern (Fleisch); lui-mtzen. ein wenig regnen, e) bei Verben
der Bewegung: an-tjan, in Bi'Wi/gung, in Brand geraten; an-
«rhäukfii, in schaukelnde Bewegung setzen; dagegen an-tnben,
in die Enge treiben. — '2, vor WW. der Sinneswahrnehnumg:
Ähnlichkeit eines Eindruckes (da ja ,ähnlich' selber von
,an' abgeleitet ist): an-äiikden, wie Butter riechen; an-heimelen,
heimatlich anmuten. Vgl. ^IntiVz, Beigeschmack. — 3. schiefe
Richtung, und bildlich: Verkehrtheit: an-treten, schief auf-
treten; ttii-Uiiii-n, scheel ansehen; an-rcdrn, irre reden; mi-
tagen, ungeschickt anordnen. Vgl. iin-läg, schief liegend;
syn. ab-läg. S. aucli an-lücht. — 4. wo Verba durch vor-
gesetztes an erst aus Subst. oder Ad.j. neu gebildet
sind: an-Khwämen, ein Füllen, an den Schwanz der Stute
binden; un-winen, ein Fass, zur FWUiug mit Wein zubereiten;
un-glu/en, mit Stecknadeln .inhcfteu. So auch an-hcdben, -kalf-
li-ren, -hcrdeii, -kunklen, -lälsehrn, -ßätuchnn ; aii-gänzen, etwas
Ganzes angreifen; an-fremden, als fremd behandeln. — An
vertritt oft andere Präfixe: an-gmchi um , abgewinnen;
aii-zicheii, ein Messer, schleifen, wofür auch üb- gilt; «ii-
fnmdrn, befremden: an-mtchai, besclimutzen; aii-zakn, auf-
zählen; an-bildi:n, nachbilden; nn-ligm, obliegen; iiii-dimjen,
ausbedingen; tin-srjiriben, ausschreiben; uti-mi/nn, einseifen;
iin-ataii, eintreten (vom Wetter), aber auch: beistehen; an-
i/cbrachl, hergebracht (von Sitten): aii-mgni, zusagen (Gegs.
iib-): tin-itnuttf-n, zustossen (von Unglücksnilleii); aii-hcimi'H--/i,
einheimisch; im-ntändig, bevorstehcuid (instans). An-miirt,
Zuneigung; An-mniie, Über-, Spottname. — -In verbunden
mit tonlosen Präfixen: an-er-slerben, durch Erbschaft zufallen;
iin-hr-hrhrn (ili'u Sieg Einem), abgewinnen; iiii-rir-d<iclil, in
An, L'ii. in. OM, UM
258
(ifdauken (Aiidiicht) vintiuft. — An pleonastisch: an-
>fvlUimin, c« svhiimi mi ä, 'v\\ schiiuio mich; es ßim/t ä ä-bessere,
\g\. 'ja ijixje . . ., gehen iiiii zu . . . — lu ;i. Schriftoll zuweilen
,au' geschriohen für das alte Präfix ä-, dem jenes in der
Volkssiir. gleich lautete, z. B. .Au-kiist\ Schlechtigkeit, ,An-
laster', Schimpf, Fehler. Umgekehrt ist .l-//iö(, Muttermal,
^ dem alten ,An-niäl'. — .1« ist (teilweise entstellt) ent-
halten in Am-ho>i, neben A-hiU-k. Haublock für Holz; a-thar.
halb utfen (von Türen); ä/V für anfangs nsw. ; ästrüch, tn--
picht (V). — Betr. die Berührungen mit nnii u. une (aiihin) s. d.
eben-an: eben hin, auf gleicher Fläche Z. S. auch
iheii I 1 Sp. id.
ussen-: am äussern Ende.
vor- 1. ro'r-ä: an (1er vordem Seite. Ein zu Boden
gefallenes Gebetbuch muss man vor a und hinne-n-a
chüssc, (Jass de l. Gott nit ftö" trerd ZO. — 2. vm-ä.
i'.< !it [liegt] vorä, bei der Hand, ist leicht zu finden Z.
V. cho", vorwärts kommen, ökonomisch Bs. Vgl. obenuff.
für- jlri-a: 1. meistens B. ,I)'Joggeni [die den
Namen Jakob tragenden Leute] seien docli füra etwas
wunderlich, es wohne dem Namen an.' Gotth. —
'2. = für und an, s. o. II 5 b. ,Du wollest mich allein
firan Zuo diner ehelichen frauwen han.' Comeui.\ Beati.
fort-: weiter Bs; ZO. ,Uiid no fortan' = usw.
hie-. .Hie an, in unsern Tagen auch', in gegen-
wärtiger Zeit [V]. Ansu.
zuehin- zucchenä: ganz nahe 1. mit Dat. ,Wenn-
ine dem Sterbe zueche a ist.' Gottii. 2. mit an u. Acc.
Es klagt Einer, dass die Arzte ihre Patienten a d'G'sund-
Jieit zueche ii führen, und sie dann doch wieder zurück-
fallen lassen, ebd.
har-: hieran, daran. .Ist unser bitt, haran zu
sind', dafür besorgt zu sein, dass . . . 1.524 Stkickl.,
s. daran. ,.\ls ich haran habe gelesen', darin, in dem
betr. Buch. KvAiniENn.
mir- mirö (JA. (meist mit Betonung des Pron.):
meinetwegen, als Ausdruck der Gleichgültigkeit, des
Nachgebens; oft mit dem Nebensinn von Ungeduld
oder Unwillen, allg. Zu erklären ist er nach an II 3 h;
jedoch ist diese Verbindung so stehend und fest ge-
worden, dass der ursjir. Sinn verdunkelt und vorändert
werden konnte. Statt der Bed. ,nach mir (meinem
Zustand) zu urteilen' gilt nun die Modifikation ,was
mich betrilft, so viel an mir (meinem Willen) liegt',
womit zusammen hängt, dass die Verbindung in diesem
Sinn eben nur mit der ersten Person stattfinden
kann. Kommt teils alleinstehend vor, etwa mit bei-
gefügtem betonten u'ol, als Antwort auf eine Aussage
oder Bitte, teils in Satzform z. B. (/anfj du m. dem
Tu fei zue! Mira chann er f/ä, cho. Syn. wege inine
icol! Die Thurgauer machen das Wortspiel, dass.
wenn A sagt: mira! B antwortet: tnira ö [auch], denn
|dann] ijit '.>>■ e Tol/el [eine Kluft], wobei inira in nii
Jl(i, mein l'aiu, Abhang, umgedeutet und unter dem
Tiiliel eine gründliche Trennung oder Scheidung ver-
standen wird. In B kommt m. auch als Ausdruck der
Bereitwilligkeit z.B. zur Annahme einer Gabe vor =
recht gern. ,7? chüjics Mira\ ein trotziges: Meinet-
w-egeri! MUstkki; bei dieser Bed. auch etwa mit Be-
tonung des Adv.
mit-: 1. danelien, nebenbei, zugleich. .Miiess
warlich der Stadt Bern Eriheit syn en1s|irossen zuvor
uss des allmächtigen Gotts Gab, und niitan wyser und
mannhafter Oberkeit.' Ansh. — 2. damit. .Nacliib'iii
Schw. Ifliotikon. I, 2.
Gott Pestilenz [usw.] die unsinnige, boshaftige Welt
m. zu strafen und zu bessern usssendt.' ebd.
nienen-: 1. in der Verbindung: ohen-üs fhöch üfj
und H. ä, zur Bezeichnung eines Menschen, der hoch
aufstrebt und gleichsam nirgends über sich eine
Schranke erkennen will; Prahler, Grosshans B; Sch;
Siiiw; S; W; Z. Man erzählt noch, dass ,dur 's
Chümmi üf und niene ä' der Wahlspruch der Hexen
gewesen sei, wenn sie zum Hexentanz fuhren GWe.
— 2. Juhehei und niene ä si, sorglos lustig sein U.
.Graduse gäng [immer geradaus] und niene-n-ä!' Wahl-
spruch eines offenen Charakters. Schild. — 3. niener ä,
an Nichts L. Dan g'hört niener ä, das ist unpassend,
ungereimt BHk. ,Vacare animo : niener an gedencken.'
Fris. .Es habe jnen euch nieneran gmanglet.' LLav.
1584. ,Wie man gmeinlich spricht, so verlüret man
niener an mehr, dann an den ratschlegen.' RWalth.
1584.
dar-, dran. 1. mit bestimmter Beziehung.
a) räumlich, z. T. nut Wiederholung von an oder mit
ane (anbin). Bra-n-ä, dicht daneben s. an IIb. Me
(/'seht [man sieht] de Litte nur drän ane, nüd drin
ine, ins Gesicht, nicht ins Herz. Mer tcend iez drä
hi", wir wollen jetzt an die Arbeit gehn. I gange-
n-icz drä ß. ,Dran gemalet', darauf gemalt. UMey.
Chron. G'rad därd chunnt 's nit, gorad soweit kommt
es nicht W. ,Es wird geschruwen [geschrieen]: dran!
dran!' HBcll. 1571. Vgl. ,drauf und dran!' Ruf zum
Angriff'. Relativ: ,Lectulus: Bettle daran einer allein
ligt.' Fri.s., und getrennt: ,Bett da ledige personen
an ligend, ca-lebs torus.' Mal. Vgl. an IIb. —
b) zeitlich: darauf, dann. Er ist uinmächtig [ohn-
mächtig] ffsi, drä hat men-cn. ander der Nase g'krüselet
[gekitzelt] ScnSchl. Viell. verk. aus dernä, darnach?
— c) causal. ,Das du mich denn lobist dran.' 1535
Eckst. — 2. mit halb oder ganz unbestimmter Be-
ziehung und mit Übergang von Ortsbestimmung in
Objektsangabe. Dr. sin: 1) der Reihe nach folgen.
Dil bist drä, die Reihe ist an dir Bs; Z. — 2) an der
Arbeit sein Bs; GF., G., meist mit dem Nebenbegriff
des Fleisses; rastlos -arbeiten G; Z; es mues Eine
g'wüss drä .n, wenn er (Jppis will verdiene dein. Drüf
und drä. Gr; G, druff und drä Z: a) dasselbe (i; Z.
b) im Begriffe sein, auf dem Punkte stehn (pers. u.
unpers.) Aa; Ai"; (il; Gr; (i; Z. ,7)m .s'?, in procinctu
stare.' Id. B. ; .syn. uf-cm Triff. - .">) darauf bedacht,
dafür besorgt sein; darauf lialten. dringen, dass Etw.
geschehe. ,Das der Convent daran sein [sölte], das
dieselben in straf geben werdend.' 1501 Tu Urbar.
,[Er habe] sy gebätten, dass sy daran wärind. dass
man den Tag fyren wülte.' LLav. 15(J9. 1) der
Meinung (gewesen) sein, dass... G; Z. - 5) guet
(wolj drä sl a) wohlgenährt, gesund, beleibt sein Bß;
G; Z. b) ,üu bist wol daran', du belieb.st zu scherzen.
Ilnsi'. (eig. wol: du bist munter, gut aufgelegt.) c) ,Er
ist W(d drau', gut angesclirieben. Ilose. ; vgl. an 113 d^.
Bös (übel) dra ,s7, in übler Lage sein (x\ S; Z. ,Letz
dran sin', im Irrtum sein. Hosr. .Nachwerts verstond
sy, dass sy unrecht dran gsin sind.' LLav. 1581. Ebenso
1(395 SciioiiiN«. ~- Dr. han: 1) Anteil haben B.
2) I ha grad Ni'td drä, vermag die Last (Aufgabe) nicht
zu bewältigen (iuHe. — o) die Folgen von Etwas zu
tragen, zu leiden liaben Gl; Gk. — 1) sich begnügen,
gefallen lassen, (lad so drä hä. icic 's stät und gut
.-Vi'. — l>r. gäu: I) auf eiiioii Handel eingehen S. —
17
259
An,
eil, 111, on, iin
260
2) abstellen, von Tieren (in Seliuiler.s; vgl. drüf ijä,
zn Grunde gehen; .dran sehlair. zu Boden .sehlagen V
Mani'EL. — dr. chon: 1) an die Reihe kommen Bs; Z.
— 2) .sich begnügen Ar; .acquieseere'. In. B. ; als wahr
anerkennen, zugcstehn (tl. — 3) drä chä t)iüesse, .sich
dem Spruche des Kichters unterziehen müssen GrHc.
— dr. (glauben) müssen: herhalten, leiden, zu
Grunde gehen müssen Z. — dr. bringen: zu Etwas
bewegen S. - dr. tuen. Wenn Jemand recht wohl-
genährt aussieht, sagt man: er wird aW'' drä tue, er
wird eben brav essen und trinken SchwE. Z'vü drä
tue, eine Sache übertreiben Z und schon bei UMey.
Chron.; LLav. 1.581. — dr. denken, in Dankbarkeit
oder (iroll Bs; a. T>e>d;-dran. - dr. triben, dnl loiir
dribe: Etwas beabsichtigen Bs.
Haus-oben-dran. iV will H. si", der Erste,
Oberste, Vornehmste GA.
gross-dran: pralilerisch, hochmütig, stolz G oT.
da -dran: verstärktes daran BSi.
l>enk-dran ni. Wenn Kinder ungeduldig nach
Geschenken fragen, so wird ihnen zur Abfertigung
etwa versprochen : es ipddirjs Nilteli [kleines Nichts]
und e lä)if/e Doildra S.
des-dran: doshalb, deswegen, darum S; vgl.
dran 1 c.
ann, aiine Adv., gleichbed. mit an, aber nur in
Verbindung mit ,sein- und , haben', also nur von Ver-
hältnissen der Ruhe, entsprechend der Präp. m. Dat.
B. Der Tisch ist ann, steht fest an der Wand, stösst
daran. Eis Hits ist am andere anne, dicht daneben;
vgl. an II 1 a) an Etii: ü". Ann sl, vor einem Hinder-
niss stehn, keinen Ausweg finden; vgl. an II 3 d a.
Es Chleid ann (anne) liä", anne h'hä, hlialte, an be-
halten; vgl. an II 3 c. — dar-, dranne= daran mit
obiger Beschränkung B.
.Ajihc" mit iler Vcrkiirziuij^ «»» verilaiikt suiue Eutstehuujr
ilom Bestrclicii, die VorhiUtnisse von Beweguug uriil Kulie,
Linie und Puiilit, auch sprachlich zu unterscheiden, und da
die das Ziel hczeichncndcn in, Tis zur Bezeichnung dos Spiol-
raunics der Tiitiglvcit ihre innen, umen nnd inn, vss (jene aus
alid. hinanit, nzaiia, diese aus ahd. i7iiie, Ttze) zur Seite haben.
so hig die Analngiuhildung nahe. Ableitung von der ahd.
Verdoppelung amm (wie iuin) ist nicht anzunehmen, weil
diese letzteren Bildungen nur für die Präp. gelten. Der
Bed. nach verhält sich ann zu dem Adv. an (ä) ähnlich wie
iiß : uf (s. Sp. 118), inn ; in, um ; üb, indem die Formen
mit kurzem Yoc. nnr .luf die Frage Wo? stehen; aber in
uff ist der kurze Voc. erst durch Verkürzung entstanden, in
«im ist er ursprünglich. ~ Im Ggs. zu obigem mit gemin. n
gesprochenem anne bezeichnet das aus .auhin' verstüuimelte
(»7it' die Bewegung.
än-Iich .xnduN^v; Z: wie iihd. Oft in der Formel
üf und unli, von auffallender, sprechender Ähnlichkeit
lies Äussern zwischen Blutsverwandten, bes. Kindern
und Eltern; er ist üf und ä. sin Vater, das Ebenbild
seines Vaters Z ; er f/llchet-em üf u. ä. Gl, wofür ebd.
auch kürzer: er ist der iinli Vater. In S auch üf-
änlieh. Vgl. üf B 1 1) Sp. 119. Syn. har, ahgesclinetzlet.
~ \\\) - : =^ üf und änli'eh, eig. : leibhaftig ähnl. I>as
Cliind ist slr [seiner] Miieler ld)änliij S; THErniat.
Dann auch allgemeiner, von Sachen: ganz ähnlich S.
In 8 auch die nahe liegende Ent.stellung liehatdiij.
Die Herkunft von ä. aus ahd. anafyiUich verrät sich noch
in dem Ausdruck Tschudi"s: ,der alte briuf ist dem uüwcn
angclii-h' |aiiglcii'li|.
an-lecht, -ig a-lcci:lii, -iij: schmächtig, schwäch-
lich, mager, hager, unansehnlich von Gestalt, von
unschöner Gesichtsfarbe; dann auch: von geringem
Stande. En ülächtirjs 3IannU Uw.
Von an, in der unter den Comp. 3. angegebenen Bed.,
mit der adj. Bildungssilbe -leiht, welcher noch pleouastisch
das allbeliebte -ig angehängt wird. Vgl. das scheinbar ent-
gegengesetzte, aber faktisch synonyme ubläehiiij, kraftlos, fade.
Schmoll. 1- 1428. Da neben diesem auch atilüg, -iij besteht,
und schwz. anUuj, schief ansteigend, vorkonimt, so ist es
möglich, dass dieses bei der Bildung von an-lächt zur An-
lehnung gedient hat, weil sonst an in jener Bed. nur vor
selbständige Begriffsw. tritt.
an s. and. Heb-Ann(e) s. Heh-Aiiiiii Sji. 212/3.
Anna Annr ZS., Ann Ar; G; Z (derb), Aniii .\a; B
(derb); F; L; Sciiw; Uw; W, Antsch i Gi. (derb), Aiineli
Ai>; F; Gl; Gk; G; Sch; VOrtk; Z, ,Andli-. 1070 Wetz.,
ebenso u. ,Endli'. GHdschr., Annel und Ai/el (m.)
ZO. (derb), Anne ZG., Änni Aa; BM.; L; ZO., Änneli
\\; B, Nann Ap; L, Nanni Ap; Gr; U; Z, Nänne Z,
Ni'inni Aa; BsL.; Gl; L; Uw; U, NänncK Ai-; Uw; Zn;
Z, Ndnettr Av; Z, Nette, -i, -li Z: 1. w. Taufn. wie nhd.
Änni, Änneli AaHoH. = Johanna. In Kinderreimen:
Änneli Ffanneli Hecliastil : Wenn d' das nüd merkst,
so ehast ni'ul vil Ai'. Änneli Pfanneli (Anni l'fanni h)
ClicsseUhixIa: Was du säst (seist li) ist alls erloga kv.
Anni I'faitni ühesselhor/e, Sihe Jor am LuUi (fsutje L.
In dem entstellten Bettelspruch: ^-1«»» Ijufj'e Chritiidi-
hci", Gih-nier e Wurst, so chumm-i hei'" Z soll ,Aniia'
anspielen auf Ilamme, Schinken, Laffe, Läff'li für
Schulterblatt des Schlachtviehs. — 2. Da der Name
sehr beliebt und verbreitet ist, so gewinnt dieses W.
in gewissen Verbindungen fast appellative Bed. =
.Mädchen. Frau übh. Annali rutsch, rutsche, rücke!
ein Kinderspiel ähnlich dem Vöfjeli flity üs! wobei die
Plätze vertauscht werden Ar. Beden, wie 's Änneli
hiiii Brunne, Alles durch einander, unzuverlässig
ScuwMa. B'reihe [bereichen, treuen] icie 's Anni go
Eisele [Einsiedeln], gerade zur dortigen Beichtstunde
eintretl'en, also nicht warten müssen L. Aller [alla Ap)
Bitebe Änneli heisst ein Mädchen, das mit allen Bur-
schen Umgang pflegt Ap; B. 's brün Änneli, das in
Begleit eines Knaben umziehende Mädchen, welches
den Frühling ansingt Aa, vgl. Marpji. Änneli heisst
auch die Heldin mehrerer alter Volksballaden, hinter
welcher eine alte Göttin stecken kann, aber nicht der
Name der altn. ,Nanna% vgl. Lür. Sag. S. 74/5. Es
("rechts) Nänni, weibischer Mensch L; zu Grunde liegt
der Begriff der Dummheit, es dumms N. = es d. Bnhi,
ebd. — 3. da der Anna-Tag in die Erntezeit fällt,
auf den 2ö. Juli, Jakobs-Tag auf den 25., so heisst
es: dr Jakob und 's Änneli gÖ [gehen] mit enangere
[einander] z'Ern S. Auf den (tessinischen) Alpen ist
St. Jakob und St. Anna der Zeitpunkt, wo die Milch
der Kühe gemessen wird, wonach der Anteil ihrer
Besitzer an den Milchjirodukten bestimmt wird. Jakob
und Anne — sotted [sollten] d'Trübe hange, nicht
mehr aufwärts gerichtet sein Z. Da übrigens , Jakob',
Joggeli. unter den männlichen Namen eben so häutig
i.st, wie ,Anna' unter den weiblichen, so linden sich
die beiden Namen auch sonst formelhaft verbunden,
so dass z. B. ein Joggeli und ein Änneli (d. h. ein
Bursche und sein Mädchen) schon in der Sage von
der Einnahme des Schlosses Rotzberg (1308) als Haupt-
personen vorkommen. JCWFissENBAni 1702. Während
•itil
An, en. in, on, llil
M
dies auf den aiipell. Uegriff (2) zurückweist, erscheint
die Heilige Anna als Helferin s^Jf*" Heuschrecken-
plage, indem eine Procession zu ihr veranstaltet wird.
iler die schädlichen Insekten folgen müssen, um dann
auf einen Gletscher gebannt zu werden. Alpenpost
II 51. Ob diese Verehrung der h. Anna sich nur auf
die Stelle ihres N.amens im Kalender (eben in der
Erntezeit) gründet, oder ob diese Stellung selbst einen
m_ythologischen Grund hat. bleibt fraglich.
,.\Dua" urk. Hi Z (iaii, .Auimli' Z Wiut, löiKi. ncuestciis
in hohem Kreisen wieder Anna aus der Schrit'tspr. Annr
sonst nur in Verbindung mit andern Namen. Die Formen
auf cinf. -i und -igclii sind weniger verkleinernd als ver-
(fröhernd, immerhin vorwiegend n.. seltener (die erstem) f.
nach .\nalogie der Feminina auf -i. In AmjiJ steht nij rein
lautlich für im, wie nd in Andli. Per Umlaut ist in den
Formen auf -;' aufgekommen und von da auch in die Grund-
formen (Äime usw.) eingedrungen. In den Formen mit anl. »i
ist dieser Laut reduplicierend vorgesetzt wie m, b, d, t in
Kosewörtern der Kinderspr. JVette verk. ans frz. Annette.
.Enne' bei HPest. 1781 wird als frz. Übersetzung von Anneli
gegeben. — S. noch .' Anni. — 2. Da A. gelegentlich die
Bäuerin, die Hausmutter meint {.Und 's Anni rüstet 's Oufft-
srJio', schliesst der Bergbesteiger, da er aus den Hütten
Rauch aufsteigen sieht. Schweizerb. 1820), so lässt sich das
später folgende Nänne = Mutter usw. erwägen.
Schiess- schtlss-ane: voreilige, unvorsichtig zu-
fahrende Person Z.
, Schiessen' im S. von .stürzen", ,Aune' appell. (s. 2) wie
Fürchgret, furchtsame Person u. ä. Oder ane = anhin, drauf
losV Dann wäre der Name imperativ, gebildet und nicht
hieher gehörig. Der Accent spricht für die erste Auffassung,
die zweite mag mitspielen.
ana {<ina ApM.): Interj. der Verwunderung und
Abwehr. Ana, ana, ei, ei! Ana b'hüet-i.s trüli, be-
wahre uns Gott davor Ap. — Viell. zsgs. mit na, d.as
freilich selten gehört wird; vgl. aber auch an-hin.
Anares: m. Taufn., Andreas GRh.
Annagle, Anniiglete, Haue im Mühlstein, s. Ant-
Iräfili.
ane äni BO. (nach Zvro änijf; F; GuValz.; ZS..
sonst meist ö»; (öni AALeer.), ü'^ni. AABb.; Gr.; GO.;
ScH, üni BoDF.NSEE; ZW.. ,un .\a'. Id. B., ä (in ge-
wissen formelhaften Verbindungen) BO. ; GW.; Z,
,onet'. XVI., ,anent' B Handv. XIV., önist Ap; Gr,
ü'nist GWsst.: ohne. 1. a) Präp. wie nhd., aber
eigentümlich in den Formeln: ä Köt [ohne Nötigung,
Zwang] /«"; ä fc!c", unfehlbar BO. ; öni hören, unauf-
hörlich Gk; ö)ie — Ap; ä G'för GW.; öni G'fär ZK.,
ungefähr. ,Den andern ohne Schaden han', schadlos
halten', vor Schaden bewahren oder nachher ent-
scliädigen. 1490 Rothesiiuug. ,Der fall geschihet ohn-
versehens und gähling, und oft gar ohn zeit.' JFiHof-
MSTR. 164.5. - b) .\dv. äne si" ni. (ien.. entbehren,
frei sein von . . . ,Üb caplanyen da wärcnd, <lero man
mit der zit an sin möclite.' I.")'25 Eci.i Act. ,Er i.st der
Anfechtungen des fleischs nit on.' Zwinuli. NU ä. sl",
nicht oline Grund (zur Beachtung, Wertschätzung,
Vermutung, Befürchtung); e.s int niid ä B, öni Z, es
hat seine (iründe, non e rc est, syn. nit itn Wer/. Im
XVI. häutig zur Einleitung eines Antwortschreibens,
z. B. ,w'ir haben gesechen üwer schriben und ist nit
ane . . .'. nicht aus dem Leeren. .So ist nit ou, es
muoss zu grossem schaden der Christenheit erwachsen.'
ZwiNiiLi. ,l)(ich ist nit on.' LLav. 1.S7.S = .kan niclil
geläugnet worden.' ebd. lüTo, .Nun ist zwor nit rmnc.
wir sind gewarnet worden.' ARvfp 1600. — ,Das ma-
niger arme handtwerker auff ain tag sovil onwirt und
verzert.' JStratss (von Basel) 1.522. .Auf das wir der
Sünden on wurdind.' 1.5.31 I. Petu. = ,sunden loss'.
ebd. 1548. .Damit ein Anderer [Bäcker] ouch möge
synes Brots ohn werden.' Z 1617. — 2. a) ausser,
ausgenommen, nach ,all, wenig, kein. Nichts' oder
Superlativ. 1) Alli uni mi''' GA. All oni eine, nicht
zweideutig wie der schriftd. .-Vusdruck .bis auf einen'.
Id. B. ,Er mag verkaufen [.\lles], was er will, anent
das hus, da er in ist.' B Handv. XIV. .Ire federen
sind allenthalben schwarz on an dem hals.' 1557 Vogelb.
2) Uni was d'Fabrike sind [ohne den Verdienst, den
die F. darbieten], cluf-me NiU verdiene ZW. ,Kein
panner onet allein die einig bluttig [einzige blosse]
Zürich panner.' HBull. .Wen achtet er ungehorsam
und ufrüerig sin. onet die sich siner Tyranny ... nit
underwärfendV' HBull. 1551. ,Wir haben hie uss
Frankrych wenig onet ungwüsse Geschrey [Gerüchte]
und Reden.' Lind. Wint. Chr. .Der nichts tauget ohn
zum brennen.' R. u. CMey. 1650. .3) Die änderest o
ene, die zweitunterste Ap. Der ältist oni eine, der
Zweitälteste ü. .Sein jüngster Sohn ohne einen', der
zweitjüngste. 1722 Mise. Tic. ,Der klinst [sc. Buob]
oh Sachs.' 1701 JCWeissenb. .Das best houpt an (on)
eins', das zweitbeste Stück Vieh, als Abgabe beim
Tod eines Hörigen, häufig in OiFn. Einmal mit Dat.:
,Der lezt Tag des Merzen aun [d. i. «w] Einem', der
vorletzte. B Urk. Selten bei Grundzahlen: .hat geben
an eis vierzig pfunt', .39 Pfund. Winterth. 1330. —
b) Conjunction vor neg. Bedingungs- und Folge-
sätzen: es sei denn, dass . . ., ohne dass . . . Es siiecht
keine der ander hinder-em Ofe, nni er sty [sei] selber
dehinde y'si GA. We (jeng 's echt [wie gienge es wol]
de Lüte uni (j'strälet und (j'luset? wenn sie nicht ge-
kämmt würden GSa. {mii streift hier teils an 2 a.
teils an das Präfix ,un-'). .Nichts ist unrein an im selbs
[an sich selbst], on der es rechnet für unrein', ausser
wenn Einer es ... ^ sondern nur was . . . 1548/60 Rö.m.
— .3. Conj. aber. Jes, tvo-mer d'Chind i der Fabrigtje
schü [schön] rerdiened, chäm-i vorivärts. Uni iez ver-
langt der Pfarer, i müess d'Chind wider i d'Schiiel
schicke Gl.
Mhd. und noch ä.-nhd. änc Die Verdunkelung des Voc.
schreitet zunächst von a nach ö (wie in nlid. .Argwohn' aus
Aiytfän), dann von ii nach ii; die bücberd. Form Igespr. 'uii)
ist aber im Begriffe die einheimischen Formen .allenthalben
zu verdrängen. Die Verkürzung des W. zu an ist von den
Lautgesetzen der MA. gefordert und konnte weiter zu blossem
a fortschreiten (das sich dann mit a = ,au' lautlicli nielir
oder weniger dockt). ,.\n' XV. XVI. häufig, ,ann' 154.5
Ndw Landb., noch 1019 bei VFriedr. .ahn alles geschrei."
,Ohn' lfi50 R. u. KMoy. Dazwischen bei HBull. 1.5.51: ,uch
onet und ussert der H. Gschrift allein durch Menscheu-
satzungen regieren lassen.' In der FimmiicI « A'i.i war .\bfall
des »1 noch durch den folgenden .\nlaut begünstigt. Amt,
Onet, scbi'inen das selbe t augeiuuumen zu haben, wie manche
nhd. Advv. (..jetzt, sonst, cinst'l und das sebweiz. mint (nrln-n-i).
Onisi (das nicht als Präi». zur Verwendung kommt) bat den
Schein einer Superlativbildung bekommen, vgl. nhd. .selbst,
nebst, einst, sonst' und die Schweiz, linist, iindmi usw. Der
Schlussvoc. j ist der selbe, welcher immer dem schriftd.
Aushmte ,■ entspricht, wo voc. .\uslaut (gegen den Geist der
MA.) inubebalten werden will; die Büclierspr. scheint dem-
nach seit lange in diesem \V. den Ti>n angegeben zu haben
auf KttstiMi des einzig kiiusetiuenteu atn} bezw. on. un. wel-
ches iu ib'Ul folgendrn (',,tn|i. als Adv. sieh f,'sl behauptete,
263
All, eil, 111, üii. Uli
264
während es .als Präiios. wegen der ilim erwachsenden Not-
wendigkeit zu lautlichen Anhequemungen wenig geeignet war.
— Nicht bloss dem Laut, sondern auch der Bed. nach grunzt
das aus ane verkürzte ä an das alte Prüf, a- s. Sp. 1/2;
vgl. nhd. , Ohnmacht', mhd. ämaht. Es ist daher schwer zu
entscheiden, mit welchem n- das Adj. a/ädiij, ohne Fäden,
zsgs. sei. Auch Berührung mit un- (welches z. B. iu Ap li-
lautet) liegt nahe; s. o. 1 a die Stelle aus Hofmeist. — Die
Bed. 2 erklärt sich aus 1 leicht, dann aber auch 3 ans 2 ;
vgl. ahd. nzar (ausser), welches auch ,aher' bedeutete; mhd.
trau, nur, als (n.ach Negation): aber. — 2 a. Für die Vor-
anstellung der abzuziehenden Einheiten vor die runde Zahl
(2 a Schluss) s. auch ein IIb und Schmell. 1" 84; vgl.
auch lat. luifle-, duode-viyinti etc.
dar-ilne drä^ GrV., Ob~.; L; Z«; Z, drä GuSav.,
Sculm, drün Bs; GR^angw., drö Aa (trö Staufeii); Ar;
Bs; Th; ZB., 0., drn-' Ai-K.; GTa., Sa.; ScuSt.: (dar-
oliiie) ohne da-sselbe. Drön gün, ohne Etw. fortgehen
Gr (Langw.V) ,Was sött-i da Bündel sclio üf-nii?
ijät-me docli rim/er [leichter] drö.' Müsteri. I clia 's
drn madie Z. .Er halt nüt uf das sacranient des
jüngsten toufs [der letzten Ölung]; de.sshalb hat er
einen daran lassen sterben.' 1.52'J Egli, Act. ,Ein
yeder liandel wirt ab verwendten [durch künstliche]
reden schöner weder [als] dron.' Zwinrli. Bes. ver-
breitet ist die E.\. dr. sin, es entbehren, freiwillig
oder notgedrungen, meist verbunden mit .kriunen',
bes. von leibl. Bedürfnissen wie Speise und 'J'rank.
auch von Gewohnlieiten. Me mues d'Lüf ha [nehmen].
mie s' situl oder drö si. ihres Umganges ganz ent-
behren ZO. ,Wenn-me 's nit so g'set, so wird-me au
nit fj'lustig [lüstern] dernö und clia gar ordeli drön si'
Brkitenst. 1863. I rauche sclio mängs Jor Bach und
chöiint niid drö sl Ap. .Kann kum sin dran.' Salat.
.Wend ir m [iliii, den Ablass] nit lösen, so sind doran.'
Manuel. ,Ali(iua re facile carerc: wol mögen dron
seyn, ring mögen inanglen.' Fris.
Während einige IMAA. ilaränc und duräti in di-a zusainincu
rinnen lassen, vermögen andere die beiden WW. gut im Voc.
von einander aljzuhehen. — .S. auch das syn. dar-nm.
onist: 1. = ätie (Jonj. Sji. 262. — 2. Adv. ohne dies.
sonst GrHc. ,l)en schitfman bad ich, er solte mich
umb güttes willen über see fieren, die will er doch
annest villicht liir heim miesste faren.' 1-572 Platt.
an ig: frei, ledig. ,Dass unser land von allen er-
diensten entbrosten und änig sie.' 1497 Herko.mmen.
.Dass sy des bettlens ä. und dest bass der geschriift
obligen möehtend.' Bossh.-Goldschm. .Laster, deren
Christen billich ä. sin sollend.' 1530 Egli, Act. ,Das
jr aller frömbden herren und schaden ä. werden möch-
tind und verhüet[et].' Zwinoli. ,Der des geyts ä. ist.'
1.5,31 Prov. = ,der den gyt hasset' ebd. 1548.
Mhd. aincc, unmittelbar von üiic gebildet, ,ohne seiend'.
Später auch entstellt in einig, s. d.
ent-änen refl.: sich entäussern. ,Wil der Vatter
sich des hofs entäiien sechs wuchen und dryg tag, so
mag er das Kind enterben.' Offn. Altorp. — Mhd.
cnliiiiiit, rntantrrt. — S. auch das syn. ei)1-firtif/cit.
ane s. an-hin.
anne: Zu.samnicnruckung der Präp. an mit tonlosem
Pron. pers. 1) der 3. P. m. Aec. Sg. = an ihn, 2) der
3. P. PI. Dat. = an ihnen.
Ar\nc]ia,da,di = AdrJliiitiidii Sp. 8.5.
Anemone A'^iijaöndli Z seit., A'lriiiöiidli .\a; Z.
SnlciiKiiid I i '/, 11,: 1. iiiulcnaiiciiiiHh'. ancniiiiii'
hortensis Z. — 2. sternblütiger Winterling, erantliis
hieraalis Salisb. AABb.
Aus dorn lat. W. mit Vertauschung des erstem n an das
vrwdte l dem Wohllaut zu lieb, wie in it. Dial. das zweite «
weichen musste (aytemolo). Das vorgesetzte « vom Art. her.
.Animoni ist ein Bluemen.' JCWeissenb. 1702. — Bed. 2
beruht auf der äussern Ähnlichkeit beider Blnmeu.
änen: ahnen. Mit Aec. P., es änid-mi'''' Nnw. —
Vgl. äiideii.
änbar „änb>'r": strafwürdig. „Ein ahnberes Wört-
chen S." — Von änen im S. von .ahnden'.
an er äihr s. an-her. anner, anner ig s.
ander usw.
Annei'es, dim. A'nnersehli: m. Taufii. Andreas
GSev.
Wechsel von nd und nn, « und eeh in gewissen MAA.
häufig, noch häutiger die Einschiebung eines furtiven n als
Übergang von einer Liq. zu anderen Conson.
Anes s. Agnes Sp. 128. ani s. an-hin.
Anni n. : Narden-, Burstgras, nardus stricta BSa.
Schatzmanns Schreibung ,Äni' führt viell. auf die richtige
etymol. Spur, indem für unser Gras, das in Büscheln wächst,
welche vom Vieh ausgerissen und von der Sonne gebleicht
auf der Weide herum liegen, die Vergleichung mit Gross-
mütterchen (s. Ane Sp. 2G1). bezw. di'Sscn welkem, strup-
liigeui Haar nahe liegt.
Annina f.: w. Taufn., angeblich Anna Katharina
GRJjdq., wahrsch. aber nichts Andres als das it. Dim.
Anis B tw., Anis Mg.. mhIs^ Bs; Z, enis Gr tw.,
enis Gr, cnes Ap, V'nis (nasal.) GU.. Rh. — Ton auf
1. Silbe — m. ; 1. Anis, jnmjiiiiella anisuni, allg.
.Aniss'. ß Kai. 1745. .Anicetum. anisum: eniss oder
äniss.' Fris.; Mal. EnesU (dim.), Anissamen Ap. —
2. Fenchel. fVeniculuni offlc. G.
„Stern- f.: Bergwohlverlei. arnica montana tiu."
Aus dem lat. W. umgedeutet; die Zss. mit , Stern' bezieht
sich auf die strahlenförmig um den Blütenbodi'ii stehenden
Randbluten.
aniwieren: sich ereignen SrnwE. — Vei-derbt aus
.arrivieren', frz. arrirrr.
iinno (DDir: im Jahre (so und so). Aus dem Lat.
— S. Tuhak.
ane, äiii s. an-hin.
Äncclier m. : eine süsse Apfelsorte SSchw. Si'ir-:
saurer Apfel ebd. — Zfgs. nüt Arhr S]). fi.'i/fl.
Anikli s. Enekli. änen s. üiiidcH Sp. 213/4.
iine.se (iiirs<,: Interj. der Verwunderung, des Ekels.
Anesa pfutter Tüfell GO. — ZusarnnumrUckung von ä im"
HO, den selben Bestandteilen wie in dein unter ü V Sp. 4
mitgeteilten äwnv.
Änete -»inrtr f.: Ente PPo. — .\hd. miui, lat. iiiini-,
it. aaitfa.
äiiige s. einige. änisch n. jiiniscli.
ällllliar anohar: Interj.. lasst sehen, mich wundert,
was meinst du? ,A.' tras chuiint da ram U^alles?'
W Hauskai. 1843. A. chiiunt 's leid? ob es nicht
sclilechtes Wetter gibt? W. — Von der ahd. Fragepart.
t'int, imi und mit Jiar, her, zsgs.
en s. el Sp. 10. 11. e ii s. 1. in l'räp. 2. and.
enauwen s. ncissira. eni'bet s. nehen.
i'iiciwi'l s. tii'issirt'lch.
All, eil, in. (111. Uli
266
i?ne''; -i; -es äiir, -/, -es, zsgez. «e«s Zg, sonst als
(ScHwMuo. ^ne, ^s), PI. äni — « noch vorwiegend kum
— AaZ.; Gl; GrD. (««»«); GA., Eh.; SCHW; UwE.; U;
7j (am See t), e'na — e'nes oder e's ApK. ; GRli. It T..
('ueusw. GO., d^.ne; -i; -es AaF.; Zu; ZKn. (.«, ntr.
-CS n. -ers): Pron. demonstr. 1. jener, fast allg. ,Wie
enni Frau z'spruHje chtiiiiit." gesprungen kommt. Stctz.
,E)ii Wuche', die letztvergangene Woche, ehd. (all-
gemeiner gebräuchlich die comparative Form die euer'
W.). hiem han-i 's g' macht! Jenem (dem) hab ich
den Meister gezeigt! Gü. Inere ist recht r/'schi ! Jener
[Frau] ist r. geschehen, ebd. .Dem für die stat ge-
botten wird [der vor das städtische Gericht geladen
wird] von geltes schulden [weil er Schulden bezahlen
soll], kumt der harin [herein], den soll enne [der-
jenige] an rechen [verfolgen? oder 1. .anvechen', be-
fehden?], dem er denne gelten sol, und han [er soll
ihn festhalten].' Stadtr. Baden 1290. ,L>es klägers
buosse stat an [steht bei] des rates bescheidenheit
[Gutflnden] und ir eide [die Eide, welche Kläger und
Beklagter zu schwören haben] nach ens schaden [ge-
mäss dem Schaden Jenes, des Klägers] und nach an-
derro gelegenheit [nach dem übrigen' Sachverhalt].'
7i Richtbr. 1304. .Einer diss, der ander ens.' Edlib.
.Disers oder ens.' ThPlatt. ,Wolte ein teil disen.
der ander teil enn [Jenen, als Obmann].- Edlid.
.Folgend etlich dem, der ander em' [z.sgez. aus ,enem'].
ebd. ,Dert in ener Welt', im Jenseits. Fabri, Pilgerb.
Der Fährmann soll den Flüchtling über den See
führen, ,so er baldest mag und sol in in enem land
[jetzt am euere" L.. am jenseitigen Ufer] hinus lassen.'
Hofr. Wangen. — 2. dieser ApK. u. GRh. It T. In
U bekommt ä. diese Bed. erst durch beigefügtes da.
Mild, i'iifr, jener, ijener, auch f/tiiier, ijiener, alul. («fr (bes.
bei unserm Notker), got. jains. Auffallend ist der tj'berti-itt
in e' Ap. S. noch eUwr (Pron.) Die hochdeutsche und rich-
tigere Form begegnet nur in der Verbindung dise und jii'nc
(neben d. u. dene ZO.), meist zur Umschreibung des W.
.Teufel' oder eines Schimpfw. Fotz dite u. j.l Du d. u.j.!
Hoch auch sonst im Wechsel mit den übrigen Dcmonstrativ-
jiron. ; Es ist ä [auch] n'dd Alles, rieh z'si"; du chimnt de,
dise und jene und meint, nie siitt-eni sini SvliuJde zaie.^ Z
(vgl. engl. tUs, that nnd the other). ,Der dieser und jener
liat mir das und das getan, Gott wolle ihn strafen.' Ulr.
17'27. In diesen Verbindungen steht nicht nur jrmf' der
Form nach, sondern auch dise'' der Bed. nach von dorn son-
stigen Sprachgebrauche der MA. ab. In ä. Lit. läuft aller-
dings die Form mit j- auch mit. ,Das und jheniges'. Kessl.,
das ist aber eben Schriftspr. Übrigens ist wohl in der eben
besprochenen Berührung mit , dieser' der Ursprung der Form
'l-ene*' zu suchen, welcher auch die mit demonstr. d- (di-, da)
gebildeten oder zsgesetzten Advv. (s. Sp. .51 Q. u. dSnen, dei)
Vorschub leisteten. — Der Übergang zu Bed. 2 ist nur das
Uegeiistück dazu, dass dise'' bei uns fast durchgängig ,jcner'
"der ,der andere' bed. — Syn. 1 selb.
enerig: von jener Sorte SciiwE. / irott [will]
uüd vo" dem da, i ivoit Ennerigs.
ener allg., önder BO.; W, -e''; -i; -s: jenseitig.
,Uf der änere Site.' Spreng. Die diier Blatte, die
zweitnächste UwE. D'Geisse wei [wollen] aUeunl 's
Äner, das Entferntore AaF., Fri. Vr Äner, der Nach-
bar, drüben im nächsten Haus oder in der anstossendeii
Wohnung des selben Hauses L; ZKn.; 's Äiwre, des
Nachbars [Haus oder Leute]; die Äiierc, die Nachbars-
leute L. ,Aiii enercii Tlieil des Seews.' RCys. (der aber
auch ,ulT der jhciicren syteii' schreibt). .Erst um das
jar l'27(l ist sii' |die Kleinem Stailt llascll zu einer statt
worden, Enrun Basel geheissen.' Wurstis. (.enrun',
die Form des Gas. obl., hier in den Nomin. übertragen).
— Enerst, (}nerist Aa; Bs; B; G; S; Uw; Z, cnjderst
ZO. : äusserst. Die änerst Matte, die fernste UwE.
,Z'(inerist, ad e.\tremuin.' Id. B., am fernsten drüben,
allg., häufig mit dem Zusatz üne. — Steigerungsfurmen
zu eVie''.
ene" allg., mit gedehntem Voc. AAFri.; ßs; BS.;
Ndw; Zg; ZKn., ehin Ap; G oT., 'in vor Voc. S u. in
Zss., jfe^M« GO., oRh., s'e-ner.<!t Jen GO.: 1. jenseits,
drüben, bzw. diesseits, hüben; immer mit vorgesetzten
oder nachfolgenden näheren Ortsbestimmungen, bes.
anderen Advv. Do c., diesseits, dei c., dort drüben
ScH. Als Steigerung has <£., weiter drüben GA. Uf-r
[den] Gottert ufe imd «e» ahe in Italie, jenseits hin-
unter nach I. S. über mir c., mir gegenüber Z/Sch,
sonst cor mir übere. Verbindet sich mit an zum Aus-
druck der Präp. .jenseits': ecnen am Wasser heisst
dem Leberberger das Amt Kriegstetten S. ^n a der
Aare S. ,Es dunneret ehnen am Bhlström.' Hebel.
.Enen dem Rhodan.' FPlatt. In W für sich allein,
mit Dat., <£mpi, dum Wasser. Dafür sonst enent.
E. ahe, ab, auf der andern Seite abwärts, hinunter,
meist bildlich von Altersschwäche und ökonomischem
Ruin: e.s' göt c. abe mit-em. E. a. cho, ökononiiscli
rückwärts kommen. E. ume chü, umkehren, auch
moralisch B. ,E. ti. Im, se convertere.' Id. B. ,E. n.
(jä, hintergehen.' Spreng. E. u. n'c, bekehren (zu einer
andern Ansicht oder Absicht) B; Z. Bis c. ».se, bis
über das Ziel hinaus, aufs Ausserste, hartnäckig über-
trieben (sich wehren. Etwas rühmen, beteuern) B; S;
Z =ljis dort Ilse. E. füre [fürhin], auf der andern
Seite hervor. E. dure [durchbin, hindurch], auf einem
Umweg zum Ziel S; 'e. d. g' gange, von einem ver-
fehlten Unternehmen Z; dei ena dort, drüben hin-
durch, d. e. zueni, hinzu Ap. E. nache, nahi B.
näe Z, auf der andern Seite eine Strecke weit, in B
mit abgeschwächter Bed. des Zusatzes übcrh. nur =
jenseits, auf der andern Seite, «f. n. biege, die Kehr-
seite betrachten. E. drä [daran], auf der andern
Seite davon Z. E. har, [von] jenseits her BsL. --
2. hinüber AaF.; L; aScuw; Zg.
Enen blosse Nbf zu cnent, aus welchem es verkürzt ist.
Über Quant, u. liual. des Voc. s. b. iine''. Die ein.silbigen
Formen (z. B. auch in enhulb; Snsit; zu Endorf, Ental vgl.
Encd-Aa (Enneda), Ennelhadni) beruhen auf Verstümmelung
wie oh Sp. .")0, itnn Sp. 259, inn, uss aus oben usw. ./ ist
nicht eins mit dem in der hochd. Form jener' vorkommenden
Anlaut, sondern entwickelte sieh hier wie in anderen .Advv.
der Ruhe zunächst aus der Verbindung mit dei, dort, oder
di-, da; vg\. dejob Sp. 50, djiihi Sp. 51. — Bed. 2 liesso
sich daraus erklären, dass die .MA. auch in einigen anderen
Fällen, doch vorwiegend in roinaii. Nachbarschaft, die Raum-
Verhältnisse ,wo' lind .wohin" verwechselt. Doch muss sehr
auffallen, dass z. B. Zg .hinübci' mit .C/ic von .drüben' .<•;»■
scheidet; es legt sich daher die Annalime nahe, dass unser 2
cig. das selbe W. mit iine, der eben in den betr. MA.\. üb-
lichen Form für ilne, , anbin' sei; s. jedoch u. i'ibn--rne. In
jedem Falle haben in unserem 2 zwei \V\V. ihre Begriffe
(.drüben' und .hin') vermischt.
ü b e r - .■'iic (-«"rHC Tii'l'äg., -Je'« GO.): verstärktos
ene. 1. drüben, jenseits, auch im Sinne von: in der
andern Welt L; Uw. D' Wuche iL, die zweitfolgende
(iL. IJ. sin, gewisse Schwierigkeiten überwunden, das
Ziel erreicht haben Z. — 2. hinüber L. Vticr^yie
ga, ins Jenseits, also ^ .stcrbi'ii l'w.
267
All. eil, in, oii, uii
268
Zur Erkläniu? von em 3 fällt «. 3 ins Gewidit, weil in
Uw „eite immer das alte ,i'aen' ist, nie für anc, ,anluu', eintritt.
hie-ünen hihie (he' na kv): diesseits ApH. Henne-
n-und denne, hier unrl dort ScnSt. Reimend und
sclierzhaft: döt jetui vor der Nase kenn GWo. I)aher
nannten die Einwuhncr von Gross- nnd Klein-Basel
sicli selbst nach ihrem Standpunkt zum Rhein Hä-
nemer. Si'Rexg.; vgh d-äie.
selb- srh- Aa, si-ld- Z Jlüiioh., srlt- ZKii.: dort
drüben.
da-. (/(•/(.■ allg.. deriii; THTäg., ?dam W: drüben,
jeii.scit.s. Däiiijiirr, Gegenstück des obigen Häii'-mrr.
Was übere-n-ist, ist d., Siirw., Geschehenes ist nicht
zu ändern; Tautohjgie wie in dem Kinderreim: über-e
[den] Gotterd jltlged d'Bn-ine [Bremsen], und wenn si
übere sind, sc sind-si d. Gl. Abstract: ,übey das, ici>
[das] d. isch, Gras lo wachse.' Si'hild. Das 7ceiii-mer
[wollen wir] iez d. lä, beiseite, unberührt lassen Z.
D. SI, berauscht sein. Suterm. Als Präp. m. Dat. z. B.
d. dijin Hotten, jenseits der Rhone W.
Fällt lautlieli ganz oder beinahe zusammen mit iliinin:,
danuen; in W MA., wolehc für letzteres Adv. zu der reinen
Form zurückgekehrt ist, scheint das vorliegende d., welchem
/■', ä gebührte, mitgerissen worden zu sein; doch ist fraglich,
ob datia Uberli. hielier gehöre und nicht vielin. in du-n/icli
zn zerlegen sei, da iiV-n« den Gegensatz dazu bildet.
über-d.: Verstärkung des einfachen d. GrD.
di-ene Z, dijen GW., djeniir Gi,K.; GSev.:
drüben.
Über da«, ans ./ii abgeschwächte ili- vgl. 8p. ."i 1 n. und
das Adv. (//'('. Das j in dijenn ist wol erst aus dem vnrlier-
gi-henden i vor abermaligem Voc. eutwickclt; in den Fnriucii
mit ((/ ist es statt des i selbst eingetreten.
d ei- eil ig G, drjVnig GO. : jenseits, drüben; all-
dort, daselbst. — Mit der beliebten Endung -/./ abgeleitet.
enene" änuua: jenseits, auch als Präp. (mit Dat.):
rf. diiiH Wasser W.
Die "W Lautverlmltnisse lassen uns im Zweifel, ob wir
eine pleonastisclie Weiterbildung mit cn (vgl. nnne Sp. 26G
aus ,auana', usw.), dgl. die dortige MA. entschieden besitzt,
oder eine Zss. mit vü'''' annehmen sollen; vgl. o. <iaim.
Eni"ge": Lückenbüsser für einen Ortsn. L.
,Z'Ännige dert wU hinde.' Ineich. 1859.
v n ent enet, med A.X; BO. ; Gl; Gb; L; G; P; Uw;
W; Z, e'net Ar; enert, inerd Xk; Ap; Sch; Z, eender
U, ändert BL. — Voc. kurz verbürgt Aa; Gl; G;
SriiSt. ; Z, lang PPo.; cc u. e* wie bei etie": jerrseits.
rf. «(-('■''/li" B wO. Vgl. enen. — 1. Präp. m. Dat.
(früher m. Gen.). E. dem Bach sind (n-oned) aw'' Lüt,
Sprw., nicht alle Menschen sind von gleicher Art;
andere Leute können auch Etw. leisten, i'. dem Bach
kann auch scherzhaft Amerika bezeichnen. ,Enneni
der Aren.' 1320 Klinhn. ,Ennet dem mer.' 1330/144ij
ZChr. ,Enneiid dem graben.' 1433 Rüedlsn. ,Enet
Eyns.' Lenz ca. löOO. ,Ienet dem see.' Kessl. ,Enet
Birs.' Bs Chr. ,Ennert der Thur.' UMey. Chr. ,Ennet
Eins.' 1551 Sch. .Eiiend Bodensee' neben ,endert dem
See.' Vau. ,Enct dem Jordan.' 1549 Aal. .Ennert
dem meer.' 1557 Vocielb. ,Yenseit dem mecr, yennert
dem m. här.' Fnis; Mal. ,Ennet der Iser.' Platt.
157'2. , Ebnet Rheins.' 17G5 Wcrstis. G a. Hdschr.
unter.scheidet .ennent dem .Jordan' und ,hie disent
d. J.', Ansh. ,änet Rhyns' und .disent Rh.' Aus solchen
Verbindungen sind viele Ortsn. entstanden, säinint-
lielii' mit dem Tun auf ilem 2. \V. : Ennedü (s. Sp. 61
u. Äch), Enedhertj, -Unt, -ei/t/e, -märch, Enesebe (eig.
Jens, des Sees), sämmtl. Gl. Ennetmns, -liilryen^ Uw,
Enetilfis L, mit den Abll. EneH}ert/er, enetbir;/isch,
Enetirässler ^ Dänemer Sp. 267. .ihenetsee'sch.' Kessl.;
anders Kiinetbaden, das jenseits der Linimat liegende
B;iden. — 2. Adv. BEi.; Gr; P; W; rf>. d. i. im Wallis
PPo. E. nw^i" B wO. Vgl. enen.
Über das Verhältniss von eiient zu tncn s. d. In i'iKrl ist
r blosses Einschiebsel oder es ist Liquida (n) an Liquida (r)
vertauscht; vgl. Alemerd, Niemand. Hinter n steigt in den
Uebirgs-MAA. leicht d auf; wenn aber in ZFisch. ebenfalls
gehört wird oenderm Zu", so wollten wir an diesem Orte
eher Umstellung (für aencrd-dem) annehmen; fri'ilich zeigte
auch schon eine Z Urk. 1573 und die ZChr. l:?:J6/U47
.ändert, eiidert'. Ender hat die iinorg. Elemente (<(, r) be-
halten, aber den gehörigen Auslaut ( preisgegeben. Eine znr
Einsili)igkeit zsgerückte Form findet sich in der Zss. mit
-ludb, 'icüi-ts s. d. ; dieses cnt lässt sich auch in dem lil Ortsn.
Emhbufldi erkennen. Formen mit anlautendem j nur in ä.
(Juellen; .jenenthalb'. l.j'iS Strickl. — Einige MAA. ent-
halten sich dieser Präp. und behelfeu sich der Umschreibung
t'/ifH nn . . . Die alte Genetivkonstruktion ist l)is heute be-
wahrt in dem Gl Ortsn. Enedbiiits. Kessler konstruiert (la-
teinischer Analogie folgend'?) auch etwa mit Acc. : ,iheuet
die .Sauromatas.'
hie- hjänet GRKübl., hiinet Bs: diesseits. ,H.
dem Ehin.' Sprenu. ; auch als Adv. Gr.
Das j in hjäiiH ist ans i (ie. in ,hie-r') vur folgendem
Voc. entwickelt wie in den Formen mit anl. dj hei i'im.
da- dienet: drüben BRi.; Gr.
enefer(t) s. enen- für, drüben.
enezen; auf der andern Seite. ,Zwei Jucharten
stossen änetzen an . . .. oben an . . .' 1520 Kriess.
Ein genetiv. weiter gebildetes cmia» Uiit dir adv. Endung
-en Oller zsgs. mit an.
Ennetä s. Hennendarm, stellaria.
Eiiekli enäkli, ä.n<-kli, änikli Gr, Anrchli „Gl";
GRUVatz; GG., „Enichli". Satzg. VDürf. Gr, Ärt^gli
GrS.. ,Eniglichen (PI.)'. Satzg. Urtenst. Gr, Enk^lti
GrV.. .Enkly'. 1713/1827 Ob. Bund Gr, ce,jt.,.li Gl, En-
ketli GrA.: 1. Enkel. Enkelin „Gl"; Gr; GO. ,Nahe
und aucli weiter[e] Kinds-Kinder, die dann Enikli und
Urenikli genainset werden.' 1633 Satzg. Zehnger. Gk.
— 2. Urenkel, des Enkels Sohn Bs XV. und noch zur
Zeit von Spreng; Zg 1-566 (Änickli), s. Sp. '247 Äni 3.
— 3. Neffe. ,Drei auss seinen gesehwüstertigen er-
boren Jüngling' werden gleich darauf .seine enkcl'
genannt. Vad. I 150.
Mhd. eniOOkel, enenkel, ohne Zweifel von Ani (nach der
auf Sp. '248 besprochenen Vorstellung) mit der dopp. dimin.
Endung i(ii)k-tin gebildet (vgl. lat. nr-iiiw-vltis und ähnliclir
Bildungen bei Gr. Gr. .S, 681. fi97). , Enikli' schon 1401)
Zebnger. Gr. — 2. Sonst bezeichnet man etwa des Enkels
Sohn mit , Gross-', den Sohn von diesem mit ,Ur-Enkol'. —
Zn 3 vgl. lat. iii-jxik, welches ebenfalls die Beil. Neffe und
Enkel vereinigt.
enenggct s. ein-einiy.
ener s. e Sp. 10/11. un-ener, cnerochtig
.s. ebd. 11.
euere I i-n^re: einer, unbost, Art. f. Dat. Sg.
encrc II e^nnrje: ihr, eoruin. b'ur. il biro. Pnin.
poss. der 3. P. Pl.° ApI.
Von dem Dat. des pers. Pron. (cm., ihnen), welcher mit
,vnn' zur Umschreibung des Gen. dient, abgeleitet nach Ana-
logie von .unsere'"'.
•2t<P
An, pii. ein. in. i>n. un
270
Kniiprli. E., Somerli. Sikrli, .s», Anliuifr eines
Aliziililsiinu-hes G-Stdt.
Cilest s. einist: dennest. eneuer s. neisswer,
Jmd. enig t:. 1. einii/. 2. cincnvcy, gleichwohl,
eninne" s. innen. cnu s. nun.
ein I Zahlw. alleinstehend ewg fast allg., rinn,
(inn, muiAv; GaL.; Sch; eini fäni, cni); eis (äs, es);
Gen. m. n. eisse B; Dat. cim; einer feire B; ZÜ.^;
verbunden ein Z, ei Aa; Bs; B; Gl; ei; eis, ei. Gen.
(■(■»■ in adv. Zss.; Dat. eim; einer allg., ciV B. — 1. Ein-
heit der Zahl, a) für sich allein. Eis macht 's.
Zu-eu hei ffune' z'tiie", drü werde" nie fertig, Sprw.
der Frauen in Bern. ,Eis lä g'rad sl, connivere, in-
dulgere.' li>. B. I sn(jen Eis. ich will nur dies Eine
lienierken L. .Wegen derselben jr .stöss [Streitig-
keiten] si nun uf uns bald als \\i ain man ze ent-
scheiden konien sind.' Senn, Kirch. Urk. Anno eis,
wo de Tafel «o'* jung g'sl ist L. .Nach Essens unib
das Ein.' GBrdnn. 1522. , Samstag um das j nach
mittag.' 1-531 Strickl. ,Das nachtmal hat gewäret bis
nach dem einen nach mittnacht.' 1.576 GKelleu. Jetzt
)duralisch nach Analogie der übrigen Zahlen: na"''
den Eise" Z ; in ä. Spr. ,umb das ein'. 1632 Z Schul-
ordn., aber auch schon ,die ander [Unterrichtsstunde]
von den einen bis zu den IL' ebd. ,Vun eint Streich
fallt Ici Eich.' Stutz. Ein Weg, auf Dampfschiffen
und Eisenbahnen, im Ggs. zu Retour (anders eineweg.
s. d.) — b) verbunden mit anderen Zahlbegriffen. In
am Schutz zwe Vögel schiesse, mit einer Handlung
zwei Zwecke erreichen. Schild. .Undecentum: on eins
liundert, neun und neunzig, eins minder dann hundert.'
Fhis. ; M.\L. .Proximus a postremo: der letst on einen',
der vorletzte, ebd. (s. äne Sp. 261). ,Dann sy wol
eins zwei dünken, dass . . .' [Beteurung, sie wollen
1 für 2 halten]. Strickl. 1.529. ,Ein tag und all tag.'
ebd.; jetzt: ein und all T. oder all und ein T., Tag
iür Tag, immerfort, alle Zeit. .Er stilt ein stund und
all stund.' Fris. All hi Eim, Alle bis auf Einen [den
Letzten incl.], ad unum omnes. So halb und ei, halb
und halb, beinahe Gl (ScurLER). Weder Eis m/'' Keis,
gar Nichts BRi. Ein Ma"" ist l'ein Ma"". Ei Zit
ist niid alli ZU ZW. Daran schliessen sieh folgende
Fälle, welche schon mehr pronominalen Charakter
besitzen. Eis icie 's Ander; Eis um 's Ander; es über
ds ander sc. Mal BHk. Eis i 's Ander rechne. Er
chunnt eis toie 's ander, jedenfalls ZO. ,Es werden
gegen die 70 sein, eis ol ds andei', eines oder das
andere ab- oder hinzugerechnet, also: ungefähr PPo.
.Eine und andere | diese und jene] sachen aufgezeichnet,'
Z 1666, ,Dass nit ein ungeschickters folge dann das
ander.' I;Lav. 1584. Mit dem best. Art verbunden
nimmt ,ein' (in der Volksspr. fast durchweg) die Form
eint an (nach Analogie der Ürdinalzahlwörter). ,Es
sind zweierley galioten, die einten heisset man , , ..
andere aber . . .' König 1695. ,Im Eint und Andern
den Respekt vergessen.' Z 1706. ,Die einden.' 1707
1. Mark. ,Der Einte und Andere.' HPest. Der Eint
häd de Seckel, der Ander 's Geld Z. {Eint s. auch
nnch u. 2.) Der E u-ill hott, der Ander hilst, der
Kine will rechts, d, A. links Ai'. Einer [Einige oder
die Einen] chömmen, Ander gangen BRi. Die selbe
Form auch ohne den Art., wenn einem ,ander' gegen-
überstehend. Eint und Anderes. .Kiiit und andere.'
vMoos 1771. .Eint ihIit anderer.' .Ulcus 1S79. Cor-
relativ duppelt, mit und ohne best. Art., im S. von:
der eine (einer) — der andere (ein anderer), woraus
zuletzt der Gebrauch entspringt, dass es auch allein
stehend ,ander' oder ,jencr' bedeutet (wie umgekehrt
lat. alter, der andere, in Correlation auch = der eine);
so in Ai' und Nachbarschaft. Der ä ond der ä, der
eine und der andere; das ond 's ä, dies und jenes Ap.
,Me hrücht halt aller Gattig TAU; was En will, g'fallt
dem Änen mit.' Merz. ,Säg, tras för en Onderschäd
en Epfel ror em änen het.' ebd. .Ist aden En zum
Äne ehn.' ebd, A Gottere om die ä, eine Flasche um
die andere; äs om 's ä, eins um 's andere, nach und
nach; ä Mol um 's ä, ein Mal um 's andere A". Es
ist ein Tag wie der ä GStdt. Der A (oder: der ander)
het das g'sät [gesagt], der A (oder: der Ander) das.
ebd.; oTh. Die Ana hend das wöle, die Ana 's A Av.
Der ei, die ei, 's ei, der. die, das andere; die eine, die
andern Ai'Schönengrd. Es ist nüd der do, es ist der ä,
nicht dieser, sondern jener, der andere Ap. Die toder
Woche? Nei, die ä (Woche) oder no die ä, die vor-
dere, letzt vergangene W.V Nein, die vorletzte oder
die noch frühere Ap. Die äne Lüt, die andern Leute
GTa. D'Erau ist uf Herisau ine g'fare, ivo de Ma
zom äne [andern] Loch usi ist Ap. Der öa hat alli
Schuld uf mi''' g'schupft und i''' natürlich alli uf an
iiana G Berneck. Dieser Gebrauch reicht in schwä-
cheren Spuren bis Sch. — 2. Einheit des Wesens
(ein und der selbe). ,Kament eins Jahrs wider heim',
noch in dem selben Jahre. Ans. ,Aii einem Faden
laufen', von gleichmässig gesponnener Seide, die daher
auch leicht zu verarbeiten i.st Z. Es ist )iid immer
in eim Chäppeli [Kapellchen] Chilbi [Kirchweih] S.
Ei(n) Ding, „edig F", eding Ap, einerlei, gleichviel,
allg. Es ist ei' tue", gleichgültig (in Uw aber auch:
gleichwol, dennoch, was sonst eineweg heisst; i tue 's
eitüe nid); s. u. tuen. Es ist ein Tüfel, auch noch
mit dem Zusatz: deJ^atolisch und de refermiert feusere
[der unsrige] und de hat.), gleich schlecht; ebenso:
ein Hund. Sulc, ,ei Beitel.' Iii. B. '.s i-ich Eis, einerlei,
gleichgültig Bs; Uw (aber auch 1 Uhr, s. o. 1.; daher
das Wortspiel: e Stund na'''' zwölf isch-es Eis, was
me tiiei L). Es chunnt nf Eis ujte, es kommt auf das
selbe hinaus Z. ,Zum Tüfel oder zu dir käme mir
in Eins', wäre mir einerlei, Gotth, 's gät in eim
[Gang] (zue), es lässt sich zugleich mit einem andern
Geschäft abtun Aa; B; Z. Eis Wer/s, bald, sogleich
Uw; Z, ,Eis Mals, ex improviso.' In. B. En enne(r)sih-
[einers-] mal, auf einmal; auch ennersch eniga Mol Ar.
Des einte rrerde, sich mit einander verständigen Gl.
Mer sind des Märts [Handels] des e. icorde. ebd.
,Wan sie nicht mit einander desscinten werden,' ApI.
Ldb. 1585/1828. ,Die erste christliche Kirch und un-
sere jetzige seyen des einen', stimmen überein. 1617
JBreit. ; ,des einten', ders. 16.34. ,Wer ist gern ver-
hasstV Wer ist nit lieber mit den leuten des eineny'
1655 FVVvss. ,Des eineu werden, de re convenire.'
Denzl. 1716. ,üb einer mit dem Jenigeii nit könte
freuutlich dess eindten werden.' 1756 Ldb. Makcii.
.\uch mit Präp. statt des Genet. : z' einte .si", werde" L;
Z; und verk. für .dessen des': ,wie sie dessen einten
worden,' 1735 ,\p,\. ,lst ouch, dass einer oder me
stüssig werdent, kunt da Jeinan zuo und sy daruinb in
ein bringend und richtend [schlichten] . . .• 1435 Offn.
Bin/. .In ein komcn'. ülicrein kommen. Seil Stdtb.
1390. V'.Vx, handelseins, cim erstanden : eis urnlr.
271
All. i'ii. Pill, in.
272
übereinkommen. Kis ist besser iceäer uneis, Wortspiel
als Tro.st, wenn man sich mit Einem begnügen nmss.
i)/;i' sind-schi-n [sin, Gen. v. es] eis, wir sind darüber
einverstanden Gk. Mer tvend leider eis sl, zufrieden
mit einander; s. noch überein, -s, und uneins; einsen,
veri(neinse>i. — S. Einheit der Bewegung, Richtung;
Continuität. Geng in Eim, in oder an Einem fort,
immerfort B. ,Murrte er in einem.' HPestal. 1790.
,1 hett 's iez ober dem äne [immerwährenden, fort
gesetzten] Blaudcre bald wider vergesse.' 1825 Ap.
,Ich füer euch eins farens in die Hell-, in einer Fahrt,
geraden Wegs, ohne Aufenthalt. Ziely. Der ä. Spr..
bes. der asketischen Schriftsteller de.s XVII. eigen ist
im selben Sinn die Verbindung eines Vb. mit dem Gen.
seines substantivierten Infinitivs. .Luffend [liefen] eins
loufen[s].' P^DLiii. .Acceptare (frequentativum): nemmen
eins nemmens. Aditare (frequ.): gon eins gon, oft gon.'
Fris. .Gott wartet eines Wartens auf die Buoss. Lang
warten ist nicht geschenkt.' 1661 JMüll. ,Die straf
näheret sich eins näherens.' ders. 1665. .Halte darum
an, geine [gähne] eines geinens.' Klinrl. 1688. ,Flehet
eines Flehens; bätet eines Bätens; schreyet euch
müde.' 1733 Ui,R. V^l. Schmell. 1^87. Vor Subst. im
Sinne von ,all' (s. d.) oder .voll', zur Bezeichnung
eines hohen Grades, allg. ,SeduIo dicere. In einem
ernst sagen.' Fms. In einer Angst, Täitbi, Freud: in
■ einer Früei Gl; ('( Wuet fislä; 's ist Alles ei Gülle,
von einer einzigen Lache bedeckt Aa. Am Abed
bringt me-iie [man ihn] ei Lniigi niUl i ds Bett, mit.
trotz allem langen Zureden Gl.
II. Uiibcst. I'ron. 1. Irgend eine Person, ali(iuis.
quidam. irgend ein Ding. Einr, ein lediger Bursch oder
ein Mann. Eint, ein Mädchen od. eine Frau, bes. wenn
Personen verschiedenen Geschlechtes in einem Liebes-
verhältniss von mehr oder weniger .sittlicher Art ge-
dacht werden Ar. Si hed Enn, sie hat Einen [Lieb-
haber]; er hed Eni le 'tue", er hat ein Mädchen (als
Frau) heimgeführt. Si hed Es 'brockt, ein Kind zur
Welt gebracht Ar. Son.st kann das Neutr. Eis, wie
beim betonten Zahlw., auch eine erwachsene Person,
bes. weibl. Geschlechtes, bezeichnen; vgl. es; z.B.
Es hed Eis g'nueg z'tue". .Was eins [Einer] in dz
schifl" getragen mag.' Hofr. Wangen. Sonst von Sachen
= Etwas: das isch Eis, das wahr isch! eine Wahrheit
B. ,Selb sei Eincts [das sei Etwas], leo rrahr sei.'
Breitenst. 1860. ,Tuon ich dann eins und loufen hin.'
Mancel 1522. Eissc Chnecht si". Jemandes Kn. sein B.
,Dass [du] vjipc o [etwa auch, doch wenigstens] Eiert
[Einer] glgchist, die us-eme Burehus chtinnt', einci
rechten Bauerntochter. Gotth. Prägnant und oft be-
tont: Dil bist (ylleh) au, Eine', ein wunderlicher oder
schelmischer Mensch; du bist doch afeEine! du treibst
es doch zu arg! das ist Eine! ein au.sgezeichnet tüch-
tiger oder gefährlicher Mensch B; Z; nüd gar Eine,
ein nicht eben Hervorragender, ein Mittelmässiger BRi.
Esö Eine, ein Mensch von solchen Eigenschaften,
.Wenn ich zurückdenke, wie ich Eins gewesen bin'
[was für ein dummes Geschöpf]. Gotth. — 2. mit
Einschluss der ersten Person: man, bes. in den Gas.
obl., doch auch im Nomin. Es chief 's Eine für ds
Halbe, man könnte es um die Hälfte kaufen B. Wer
u'Ott-si''' Eisse äne? Wer wollte sich Unsereines an-
nehmen':' B. Er seit Eim Nüt [uns oder Andern].
,Da welle er Eim [einem Jeden] des Rächten sin', vor
Gericht Rede stehen. I'Mev. Chron. Es nimmt Kuic
Wunder B; Z. Es meinti Eine ('s sott Eine meine),
man könnte meinen B; Z. ,Es meint Einem.' Gotth.
Der Dat. überh. oft für den Accus, z. B. ,SelUgi Wort
ehönne" Eijm Tag und Xacht verfolge".' Gotth., welcher
diesem auch in den übrigen Kantonen beliebten Pro-
vinciaUsniu.s auch in verhochdeutschter Rede treu
bleibt: ,Da mache Niemand Einem höhn [böse].' ,Es
komme darauf an, wer um Eim sei.' ,So freu es
Einem auch.' ,Es würde Einem zuletzt versprengen.'
Auch ein Mal für den Nom. : ,User eim [Unsereiner]
muss Zinsen geben.' Unigek. Acc. für Dat. Me miies
Ein [sieh, sibi] rcüsse z'helfe Aa.
III. Unbest. Artikel, m. j« Z, < Aa; B; Gl, e, nr
Bs; Uw, f- u. rn. W, Gen. rs, n^s B; Uw; W, Dat. ^nm.
W, „ijirmrm BGrind.", fWi-j-we, j»!g B; Z, inr-mi- Aa; Uw,
imrnr, imr Aa; Bs; Uw — ii. es, «j«, e, «r — f. i^-n Aa;
W, ; Aa;' Bs; B; Gl; Uw; W; Z, Mf Bs; Uw, Dat.
,-/),.}• W, rtirrr, jjv B; Z, iu^ri; Aa; Bs; Uw; Acc. an
Präp. angehängt m. f. auch -«-»ij-, n. -fn^s: 1. Scheinbar
pronominal gesetzt, aber mit deutlicher Ergänzung
best. Sachsubstantive. ,Tanz': mer iceid eine mit enand
fare Gl; er het eine mit-ere, er tanzt mit ihr. Sutehm.
.Er fragte das Mädchen, ob sie einen mit einander
haben wollten.' Gotth. Eine' ni", einen Trunk,
Schoppen; ebenso eini, eine Flasche, halbe oder ganze
Mass B; Z; eis, ein Glas oder irgend ein Mass, z.B.
chumm, trinlc eis! chumm, tue eis B' scheid! ,Rausch':
er hat eine! Bs; Schw; Z; auch: er het icider eine
iffüert BBrisI. Weniger bestimmt: eis, ein wenig, ein
Mal, ein Weilchen usw.; vgl. eins als Adv. Eis lebe,
sich wohl sein lassen, gütlich tun S. ,Seye heut eines
mit uns lustig.' Mev. 1692. Es g'lustet-mi'''' eis z'spa-
ziere. 1 mues eis ga luege, ob ds Hue eis [ein Ei]
g'leit het B. 'iVitt eis i d' Wili? willst du ausreisen':'
Ni)W. Si händ eis mid enandere g'churzu-llet, Karten
gespielt Ndw. Das ist trider eis vun em! = es Mü-
sterli, eine Probe von seinem Charakter, einer von
seinen Streichen Z. ,Das wäre aber eins! Das wäre
mir eins!' Ausrufe der Verwunderung. Siml. Urk. 1760.
Dagegen Eis,' ein Schlag, z.B. gib-em Eis! — 2. Die
ä. Spr. setzt in gewissen Fällen den unbest. Art. statt
des bestimmten oder auch wo heute das blosse Sub.st.
steht. ,Modum facere: ein mass halten. Naufragium
f.: ein Schiffbruch leyden. Spiritus f.: Einem ein muot
machen.' Fnis. ,Ein lär strouw tröschen.' UMev. Chr.
.Wann du ein notdurft geessen und trunken hast.'
1670 Werb.-u. ,Durch ein fleissiges Lesen.' 1778/80
vMoos. Die Kanzleispr. setzte vor Titeln von Be-
hörden ,ein' im S. von ,der jeweilen im Amt .stehende',
weil bei der regelmässigen Ordnung des Staates die
Person des jeweiligen Inhabers eines Amtes im Grunde
gleichgültig und insofern unbestimmt i.st. Daher: ,ein
hochweiser Rat hat beschlossen' udgl. ; ,vor eim Schult-
hess', vor dem Schulthciss. UMev. Chr. Dann freilich
auch von einer ganzen Stadtgemeinde: ,Anno 1400
band wir. ein stat Ba.sel, uns verbunden' usw. Auch
die heutige Spr. setzt zuweilen ein in bestimmterm
Sinne, z. B. : ,Wie du denn doch e Such a"z'hringe
iveist!' Stutz. ,Bg Verliebte idierlauft e Ding gar glV,
was sie tun, wird leicht überschwänglich. Hexc.eler
1836. Für e Fürsurg, zur Fürsorge B. Si händ mi
u-elle zu-me Fanetrüger mache Z; vgl. mhd. z'eime
herrcH hän, zum Herren haben. — 3. vor dem
Ntr. eines Adj., welches dadurch substantiviert
wird: es Anders, etwas Anderes FJ.; uf-e Xcus, aufs
All. (Ml. ein, in.
274
Neue Z ; es B'stellts tiiache, ein 8tellilicliein verabreden
BE. .Damit wir liarin ein luters [Klarheit hierüber]
liaben.' 1525 Strickl. ,Es war ein Selzanis-, etwas
Seltenes. Bossh.-Goi.dsciim. ,Lass dich beniiegen an
eini zimniliehen, das man dir fürstellt: ne ap]ietas
delieias.- HBri.L. 1570. ,Accepto ferre: für ein enipfan-
irens haben.' Fris. ,Auf ein newes.' JMüll. lüUl.
.Bis dass er solches Geld bezahlt oder von dem An-
spreoher ein bessers [billigere Beding:ungeny Nach-
lassV] erlangen mag.' L Stadtr. 170(J. — 4. vor Stoff-
substantiven, meistens wenn nicht eine allgemeine
Eigenschaft des Stolfes, sondern irgend ein, nicht
genau gemessenes, aber zu bestimmten Zwecken als
bekannt vorau.sgesetztes Quantum desselben gemeint
ist. .Bitterer dann ein gall.' LLav. 15ij9 (,als gallen'.
ebd. 1(370). .Ein schaffleisch oder dergleichen; etwas
kalts in einem essid | Essig]; ein jirättes [Gebratenes];
ein [ifeffer; ein Reben [eine Tracht weisse Rüben],
tisch, baches [Gebackenes] und ein Haberkern.' G
Küchenordn. 1495. Ea Wanser. ein Zuber voll; e Milch,
eine Mass Aa. .'s Eliasse Chinrl ist rfo; es mikht e
Milch. Wo muess em eini ge?' Stutz. ,Wenn ihm
ein Nachbar eine Milch oder sonst Etwas gab.' HPest.
1790. — 5. bei Zahlangaben, die nur ungefähr,
nicht genau zu nehmen sind. ,En Giildi zeh bis füfseli.'
Stutz. .Ein capitel 4 oder 5.' 1525 Egli, Akt. ,Uf ein
jar acht.' 1525 Absch. ,Nit lenger dann ein tag zwen
drey.' Vogelb. 1557. ,Unus et alter dies intercesserat:
es hatt sich ein tag zwen darzwüschend verlaufen.'
Fhis. Stockar, Jerus. setzt die Zahlen unmittelbar
nach .ein' vor das Subst. : ,ain 5 oder 0 oder 7 oder 8
oder 9 oder 10 nitt mer'; ,ain 3 dugatten'. Hieher
gehört auch das .ein' vor .Stück' in der Formel:
e Stiiclc-cr mit folgender Zahl. Das mit .ein' vor-
geschobene Subst. ist die Masseinheit, welche so und
so viel Mal genommen werden soll; oder es bedeuten
,ein' und die anderen Zahlen die beiden äussersten
Grenzen der Zählung. — eis Jarsch, vor einer An-
zahl Jahre GA., ist offenbar nach eis Tags gebildet.
— 6. pleonast. vorgesetzt, oft vor mäng, manch;
iedc feiiiedej; s. noch o. Sp. 12 e 3. (Dagegen in el'eih
ist e die alte Negationspartikel en = ne, obwohl un-
geschickte Verhochdeutschung es als den Artikel dar-
.stellt; s. Icein.) Beliebt ist Wiederholung des ,ein'
vor einem durch ein Adv. bestimmten Adj. und bei
.so' z. B. en h'sonäerig eti fr'ia Ma"", ein besonders
freundlicher Mann Ap; e recht e schöni; es recht es
grosses Sraw; S; Z; eso e . . ., solch ein Gi, ; Z.
Die Deklination ist die selbe für I u. II. Für Noni.-Ace.
111. ist in Aa; S die Form ein beliebt, weiiu es partitiv
steht: ein vo dene Buehe; und in den Verliiuduugen , Unser-
einer' usw. wechseln die beiden Formen allgemein. Ein für
Einen schon bei Stock. 1519: .do hatt unser batron aiu im
schiff, der . . .' tibrigcns ist der Unterschied zwischen eine
lind ein ein ganz nebensächlicher. Beides sind Accusativ-
t'oriiieu. jenes eine", dieses ein'n; sie konkurrieren in sämmt-
lichen MAA. in Fällen wie ein Weg und adv. eineireij (jeden-
falls), und in der Bed. ,man' so, dass Eine dem Nom., Ein
dem Acc. zugeteilt ist. Das flektierte Ntr. ci(n)s auch in
adj. Stellung schon in ä. Lit. Der Gen. eineaxe", eins-)"
(.eiuse' = alictijus, schon 1556 Z) beruht auf iileonastischei
Flexion; wie hd. .dessen' aus .des'; vgl. ull Sp. 169; ebenso
der Dat. f. eire aus ,eiiier-e'". Die Synk. im Dat. schon nihd.
leime). Die Form des Nom. PI. mit «• erklärt sich entw.
aus Analogie mit amfer, d. i. andere, und den Possessiven
ihiHer, euer, unsere =: die unserigen u. s. w.. deren ee ja auch
in gebildeten Kreisen häufig als adj. Kle.tion aufgcfasst wird.
Schw. iniotikon I. 2.
oder als erstarrter und dann nach Art des frz. Teiluugsartikels
gebrauchter Geuet. PI. in partit. Bedeutung: vgl. Scliin. I- 37.
So weit lauft die Deklination teilweise parallel mit derjenigen
der possess. Pron. ynin usw. Was die Form Eim beim Prou.
betrifft, so liesse sich zu , meinen' freilich der Dat. begreifen,
da .meinen' nach Analogie von .scheinen' konstruiert wäre;
allein die Freiheit, welche die MA. sich mit der Form Eim
nimmt, zeigt deutlich, dass der Vorgang nicht ein bloss syn-
tiiktischer, sondern auch ein lautlicher ist; er bezweckt, den
Cas. obl. (Acc.) von dem Nom. durch eiue ausgeprägtere Fle.xion
abzuheben. — Sonderbar bei Stnckar 1519 die Zsziehung
,ar' d. i. Eir, Einer (,das Ar sin Lebcnlaug uumen [nicht
mehr] frölichon würdi'), da der Nom. auf »• doch nur aus
der Schriftspr. konnte hergeholt werden. — Eint lässt sich,
wie überhaupt das erste Glied in kopulativen Verbindungen,
gerne an der Flexion des zweiten genug sein. .Im Eint- und
Andern.' 1706 Dien. ObGl. — Die Erörterung der Formen des
.\rtikels miiss der Gramm, anheimgestellt werden; liier nur
zur Ergänzuug der oben aufgezählten Formen noch ein Gen.:
,eis kusters'. 1327 Gfr. und die Erwähnung der an Italien,
und lat. Sprachgebrauch erinnernden Konstruktionen: m
mmige Brüedcr, un mio fratello AP; „suc diner cme Tmjliiner
Gr; Vy, ad unum tiiorum mercenariorum, engl, to a work-
man of yours. — Der Bedeutungsunterschied zw. I, II n. III
ist natürlich stellenweise ein fliessender, da es sich ja nur
um stufenweise Abschwächung des Begriffs eines und des
selben W, handelt. Über die Entwickelung der Bed. .ander'
und ,jener' aus ,einer' und das teilweise Ineiuanderftiessen
des hier besprochenen W. mit dem Pron. einer, äiner, jeiii'r.
s. d. : vgl. auch Schm. V 88 o. Die Bed. 4 beim Numerale
erklärt sich aus innerer Vwdtsch. und öfterer Verbindung
der Begriffe .ein' und ,all'; s. 1 b. und <dl Sp. 167. 168.
über-ein Adv.: 1. durchaus. Überei de ganze
Tag.' Hen«. 1836. ,tj. reracht'-, gänzlich verachtet,
ebd. Im XVI. bes. in Verbindung mit .wollen-, z. B.
,Wenn man die disputation über ein ze Baden haben
wil.' ZwiNGLi 1526. ,'VVilt du aber ü. nit hinauss gon.'
1531/48 Jerem. (1667: ,gar nicht'). Auch bei Manuel.
— 2. überall, allenthalben, allgemein Schw; Uw; U.
Uberei g'hert-me [hört man] das Ndw. Es heisst
iiberei . . ., es »ist ein allgemeines Gerede Schw. .Im
Land uberein' heisst es im Sohw Steuerrodel v. löii:!.
da die Quoten der einzelnen Bezirke zusammen gtizählt
werden. — 3. beisammen. Me g'si't [man sieht] die
zwei nie überei SchwE. — 4. ,lmmittere rudentes: die
schiffseiler nachlassen, übereyn lassen und rüsten ze
faren.' Fris.
1. erklärt sich aus dem Begriff der Übereiiistimmiing
mit sich selbst oder Andern, beharrlicher gleichiuässiger
Willensrichtung; vgl. ,übcr einen Leisten schlagen.' — Bei '2.
zeigt sich die schon mehrfach bemerkte Berührung zwischen
,ein' und ,a|]'. — 3. ist wohl nur eine äussere Erscheinung
innerer Übereinstimmung. S. auch uhrreins.
after- a/'terei Ad\.: überall, durchweg UwE.; \V;
a. nass, durch und durch n.
Kig. , einer Kichtung uacli'. s. o/dc Sp. 1'21. Syn. afler-
,all', wo wieder ,all' für ,ein' eintritt. Mlid. aßrrein, nach
einander. Vgl. auch a/terland«.
all- rlei Z, ntü Th, anderswo auch bloss lei. Er
ist nüd elei, hat einen Rausch ZKii. Ellci ml" oder
/«.SS gar .il", ich will Alles (allein) haben oder gar
Nichts. Sui.GEK. Ellei singe und drösche ist die laiig-
irlligst Arliet. ebd.
aU-eini eleini: allein, als Adv. Bs; BM.: S.
Aus mild, nirine, ahd. 'nlriwi mit (Übergang von tiof-
tonigcm . in /. wie im Conjunctiv und bei den Femin. auf -i,
lulid. -f. nicht etwa verk. aus .alleinig', da das </ dieser
Kudiiug nie ablallt. llofstAtter sehreibt abwechselnd -<• u. -i',
18
275
An. eil. ein
276
alleinig 1) aleinuj, rleiiiitj B; Uw; W; Z, 2) all-
cinggen, ulknygen BO.,' Icnygr LE., 3) eleigge Aa,
'J(Vg(lc SciiBucl), 4) ijciye S; Z, -/'f'i'«, fjäge ScHStdt;
Z.St'h., 5) alleigcd -Jaget Z; 1. allein. Si ist nid
fnimmej a. BSi; L; W, mulier gravida. Hend ir en
länigc Herrgott? einen besondern, für euch allein?
Tu. ,R- ist alleinig zuo dem M. gefaren.' 1.531 Absch.
Adv. : ,nicht alleinig — .sondern auch.' Bs 1055. —
2. einzig. Er ist cleinege Sim Uw, hiiggc Erbe LE.
Syn. eigen 4 Sp. 146.
Die Formeu 4 und .5 scUeiucu zsgs. aus ,all-eigen', was
dem Sinne nach wohl möglich wäre, da ,eigcn' sich oft, bes.
in Zssetzimgcn, schon iu der a. Spr. mit ,eiu' berührt; den
Zusatz eines f/, ( bei 4 zeigt auch das einfache eüjen, s. d.
Aber 3 lässt sich nur durch Assimilation von ng zu rjy er-
klären. Die Endung -e" ist die in der ä. Spr. häufige adv.
Form. Dass bei 2 ein gg auch nach beibehaltenem n er-
scheint, erklärt sich aus der Neigung jener MAA. zu Bei-
behaltung des n übh., auch im Auslaut, und zu Verdopplung
anderer Consonanten. Immerhin kann und uiuss wol teilweise
Beimischung von ,eigen' angenommen werden, wenigstens
bei 5, wo der Zusatz von d, t sonst nicht zu erklären ist.
müs-entig-allein: ganz allein GnD.
Entig dient auch sonst zur Verstärkung, s. d. W. —
31m abstrakt verstärkend vorgesetzt, eutuommen aus con-
creteren Verbindungen wie: mumlill, -tod, -iiass.
müs-hein-, müs-sel-: dass. Gr.
Auch hier sind die beiden vorgesetzten WW. nur getrcnut,
■ also als gehäufte Verstärkung, und ohne Begriffszusammen-
bang mit dem Grundw. aufzufassen, abstrakt übertragen aus
andern Verbindungen, in welchen die Verstärkung auf con-
cretcr Anschauung beruht, s. das vorige und vgl. ,bein-
dUrr, -hart".
muetors- iiiuetcrsch-elei : da.ss. GA., ,mutter.salein'.
FPlatt.
Eig. = (sogar) von der Mutter verlassen. — Das »■ viell.
nach Analogie des mlid. alttrscim, vom ganzen Zeitalter, von
der zeitgenössischen Welt verlassen ; vgl. .Nachts' nach Anal,
von ,Tags'.
mueter-scl(en)-, in Ar -sels- und -seligs-, bei
Henreler auch mueter-se-: dass.
JiPucterne mit Abstossung des 1 wie in Muetinc für Muctis-her
(die wilde Jagd) r abgestossen ist. In -selign ist -ig das
beliebt«, aber oft sinnlos angewandte Mittel der Worterwei-
terung, -» adv. Endung. — Die urspr. Bed. war entw. : ver-
lassen von .jedem von einer Mutter geborenen Menschen
(Seele = Mensch), oder — da ein Compos. , Mutterseele' in
jenem Sinn nicht vorkommt — die beiden Begriffe waren
coordiuiert, der eine den anderu verstärkend; vgl. hvimd-
crde-nchwarz u. a.
muetersongg- müetersänggeläi UwE.: dass.
Entw. blosse euphem. Entstellung von muetcrail-, wie
mitex udgl. statt der Beteuruug ,meiner Seel'; oder eher
abzuteilen muetcrs-engg-, das letztere aus einig im Sinne von
,einzig'; s. all-einig.
müeterlichs-: dass. 1405 Ap Krieg.
Wenn die Schreibuug ,mUtterlichs' richtig ist, so kann
nur an das Adj. gedacht werden, etwa im S. von ,mütter-
lichen Teils'. Sonst köunte zu Grunde liegen Muctcr-Iich,
Mutterleib, oder die Coordination Murter u. Xtc/i ^ Leichnam
(Christi), welches letztere W. auch als Beteuruug und Ver-
stärkung vorkommt z. B. hchniimtil.
selig-: dass. Z. — Verkürztaus murti i-Krlig-, s. o., oder
aus einem daneben selbständig üblich geweseueu nclm-alkin,
von jeder Seele verlassen.
dri-. Das sog. ,I)reialleintaiizen' ist iu einem L
.Sittenmandat von 180G streng untersagt.
Ver-ein 1. ii. B; S: wie nhd., speziell Gesell-
schaft, worin beide Geschlechter vertreten sind, z. B.
ein gemischter Chor. Dim. Vereinli: gesellige Ver-
einigung von sog. Gespielen, d. i. Jugendfreundinnen
Z Stdt, Winterth. — 2. f. Vertrag, Bündniss. Absch.
XVI. ,Nach lut der verein.' 1521 Strickl.
Abgekürzt aus vereine, f., 'Bereinigung, wie das Geschlecht
von 2 zeigt. Das von 1, welches sich übrigens jetzt an den
meisten Orten dem nhd. Sprachgebrauche anbequemt hat,
viell. übertragen von dem des begriffsverwandten ,Bund';
auch ,Chor' und , Gesang' sind in der Volksspr. meist n.
Jär-giinger-v. m.: Gesellschaft v. Männern, welche
im gleichen Jahrgang geboren sind, eine von St. Gallen
aus auch auf andere Orte übertragene Institution; s.
PScHEiTL. 1829. In Winterthur sogar ein ,Kaltjar-
gängerverein' mit Bezug auf den kalten Winter 1829/30.
Ge-sang-v. n. Bs; Zf: wie nhd.
ver-un- einen rm'ieina: vergiften, v. Tieren Ap.
Die Einheit des gesunden Organismus durch Beimischung
fremdartiger Elemente stören.
ver-einen: 1. vereinzeln, vereinsamen. Nur
im Partie. , veraint', verödet. 1408 Ap Krieg. Vgl.
Einet, Einöde. — 2. versöhnen, schlichten. Strei-
tende Parteien .richten | vergleichen] und vereinen'.
G 1485. ,Sich der zwytraclit v.', aus Zwietracht zu
Einigkeit kommen, über streitige Punkte sich ver-
ständigen. 1525 Absch.
Vereini"g f : Vereinbarung, Übereinkunft, Fest-
setzung. ,Lut der Vereinung und ordinanz.' 1521
Strickl. ,Des küngs vereinig', der mit dem König
geschlossene Vertrag. Absch. 1521.
ge-einen. Die streitenden Parteien ,gerichten,
geeinen und betragen'; ,ger., schlichten und geeinen',
zu einem Vertrag bringen ZWetzik. 1480.
Einer m.: 1. was den Wert einer Zahleinheit hat,
z. B. ein Ein-Rappenstück. Einerli" n.: Brot oder
Kuchen, zu welchen ein einziges .Stück' Teig (s. Stuck)
verwendet worden ist. Solche Gebäcke heissen daher
auch einstückig; Einenveggen, -iväjen. — 2. nur in
1 Exemplar vorhanden. Lt Gr Samml. 1804 wurde
damals, um den Milchertrag des verschiedenen Be-
sitzern gehörigen Viehes einer Alp und danach die
Anteilsijuoten am Ertrag der betr. Sennerei zu messen,
,8 Tage nach der Alpfahrt von den Kühen eines jeden
Besitzers zu gleicher Zeit eine gemolken; diese heissen
die Einer [von denen je 1 das ganze Besitztum eines
Genossen auf der betr. Alp ausmacht], dann folgen
ebenso die Zweier, Dreier usw. Dies heisst z'Einer
oder z'Wechsel [s. d.] melken'.
Einer-ling l-nerlig m.: Einer. Bei den Webern:
nur ein Faden in dem Zahne, wo zwei sein sollten Ap.
einest, -ist cinist (ä-, &-) allg., e^s< ApL, einisch
oAa; Bs; BE.; G; SB.; U, einitsch WVisp.: Adv. ein-
mal. 1. multiplikativ. Ein. mi, länger, noch einmal
so viel, so lang; e. minder, um die Hälfte weniger
L; Z. , Wol noch ainest also wytt.' G a.Hdschr. ,Umb
einist mehr Wert sehätzen.' Arl. Landb. 1585/1828.
,Gleichen lohn mit dem, der einist mehr schneide.'
1651 ScHiMPFR. .Noch einist so vil.' 1671 Kadelbüko.
— 2. zeitlich, a) ein einzelnes, einziges, erstes oder
weiteres Mal Aa; Bs; B; L; G; Schw; Zf. Nomme
einisch, nur einmal; amel , amig au einisch, doch
wenigstens ein einziges Mal G. We-me dr 's [wenn
man dir es) e. seit [sagt], so sütt 's g'nue si [sollte es
•27?
All, c'u, ein, in, oii, iiii
m
genug sein] B. Wenn d'Wiber i Strit chömiä, se
chräblid s' [kratzen sie] enand cßl [bald] e. Schw.
Aber c, wieder einmal, schon wieder B; s. aher Sp. 40.
Es (jöd zwei Möl übel, ob e. recht L. , Wenn si 's noh
eiiiLit probieri.' JIUsteri. ,We-cr-ne [wenn er ihn] es
[eines] Taijs ztrurc [2 Mal] cha" scliräpfe, su hit er 's
tut bi einist guet sy', so lässt er es nicht bei einem
Mal bewendet sein. Gotth. ,Emel einist brüch-i Nät
me', wenigstens für einmal, einstweilen, ebd. ,Ds erst
Mal ist einist.' ebd. Wer e. stilt, ist slner Lebtiy e
Schelm L (gegenüber dem sonstigen ,ein Mal ist kein
Mal'). Der f'rn()ed-is neiime ril of eineste, ihr fraget
uns ziemlich viel auf ein Mal aScaw. Uf e. Aa, iif
einistiiiol, z'änistmol GStdt, plötzlich. ,Gat jiirlich nun
[nur] einest in das Heyligtura.' Bibel 1531. ,Wenn
Donati grammatica einist us ist, soll sie widerum an-
gehept werden.' 1532 Egli Act. ,By dem das e3-nest
gsprochen ist, Soll es bljben zu aller früst [Frist].'
HlBuLL. 1533. ,A11 monat ainest.' 1535 Scii, daneben:
,Da bat si Hensli noch ainst.' ,Denuo, iterum: noch
einist (einest), zum anderen mal.' Fris. ,Nur einst,
nicht öfter.' B. u. CMet. 1650. Dagegen: ,nit einist'
= nicht nur ein Mal, sondern öfter. Euep; vgl. ,nit
einist, wan dicke' [sondern oft]. Mone Fridol. , Einist
ald zwirunt ald dristunt', 1, 2 oder 3 Mal. ZEichtebr.
und noch spät in der Kanzleispr. : ,einist oder zwürent.
einist, änderst, dristund'; in Bs jetzt einist, zireinist,
drünist. ,Yederman sei dem andern furfal [Spielraum
auf der Ackergrenze] geben, zuo dem brächet [zum
Pflügen des Brachfeldes] zwürent und zuo dem habret
[zum .Anbau der Sommerzelge] ainest.' 1133 Oft'n.
Bi'CHB. ,Ze Sunngichten einist, und ze saut Andrestag
ze dem andren male.' 1400 Kollikox. .Manend üch,
einist, anderist und zum dritten mal.' Z 1531. , Einist
und aiiderist und zum dritten.' 1034 Kyburg. Einist
(einisch) über anderist (anderisch , änderst), ein Mal
über das andere, schnell nach einander Aa; B; Uw;
auch schon bei ATschübi. E. um änderst (anderisch),
ein Mal um das andere, fast unablässig Aa; BM. E.
oder anderist, etwa einmal, zuweilen aScnw. ,E. und
anderisch', fast unaufhörlich, Gotth. „E. und andrist,
ein und das andere Mal." — b) ^ nhd. einst, a) in
der Vergangenheit Uw; U. Diemal e., neulich
einmal. Hau einist c Schatz (j'hn, iez han-i e Wuest
[ein Scheusal]. L Liedchen. , Einest wärest du un-
sichtbar.' ZwiNr.Li 1527. ,01im: einist, vor alten zeyten.'
Fris,; Mal, ,Die Wintertaurer haftend einist einen
Herren [Pfarrer],' 1051 Schimpfr, ,Dieses Schloss hat
einist geheissen , , ,' HEEsch, 109'2, — ß) in der Zu-
kunft BSi,; F; S; Uw; U, Gli e., bald einmal Uw.
Er wird Inist de Lö" ubercho BSi, Es yeit bis einiscli,
es geht bis es einmal aufhört; der Krug geht zum
Brunnen usw, FMu. — c) mit dem Nebenbegrift' ,end-
lich einmal', der auf die Gegenwart bezogen Ausdruck
der Ungeduld sein kann Aa; Bs; B; aSciiw; W, Einist
chunt dr Tod W, Er wird doch einist (j'nue übercho B.
Chamm doch einist! Aa, Heit-er 's au einist (/'wot/t':'
habt ihr 's auch einmal gewagt sc. uns zu besuchen,
Anrede an einen seltenen Gast Bs. I i/an einist, end-
lich aSi'HW, — 8, abstrakt, a) (betont) nun doch
einmal, dennoch; mit folg. Negation: ja doch nicht
BGr, ; Gr; Sciiw; W, Es ist finist [doch] rsö SeiiwE.
Was tvelle-jccr iez d'Wiiscli äfheichn [aufhenkon], rs
wird e. nid hühscli, es gibt doi-li kein gutes Wetti'r (jrD.
Doch einist, jjli'icliwol, rlul. . W'rini 's im ii'rnmpli'l
[gedonnert] het und se gruslig g'schüttet [geregnet],
's isch einist schön und lustig g'si.' Breitexst, Wir
wd [wären] z'friden mit so vH ; eswas Sabsch blibt-
schisch einest nit, etwas Erhebliches bleibt uns ja
jeilenfalls nicht W. ,Der Tod ist der Feyrabend ihrer
Arbeit; doch bleibet er einest ihr Feynd dem Leyb
nach.' JUlr, 1733, E. icie änderst: so oder so, jeden-
falls B; ZO, EA, ,Er hätt einest icie änderst sterbe
niüesse: nihilo secius.' Id, B. ,Ein wahrer Christ bleibet
einest wie änderst ein geistlich reicher Christ, ob er
gleich in der Welt am Hungertuch nagen muss,' JUlr,
1727, Syn, eineiceg. — b) (nicht betont) doch, ohne
Gegensatz, nur verstärkend und hervorhebend, im S.
von wahrlich. Das ist-mer iez e. e Lärme! Aa, 's ist
e. au grüsli! es ist doch schrecklich Schw. Es ist
enest en Sommer! das ist einmal ein (schöner) Sommer!
er ist enest en Füle! er ist doch ein rechter Faulenzer!
es ist enest au wüest Wetter! Ap; ,der Bueb hed est
(enest au; amig o) möga lacha.' T, S, XXX (vgl, XXXI,
XXXIV). Das fröut-mi e. au! doch recht sehr G.
Das isch e. oppis [etwas] Schöns! S.
Mhd, eines, adv, Gen,, mit angehängtem ( wie in nhd.
,sonst' (mhd. sus, schwz, sitst) u, a. Vgl. einn. In der Form
auf -iseh ist das t scheinbar wieder abgefallen, aber im Grund
in dem scA-Laut noch enthalten. — Die Bed. ,doch' ent-
wickelt sich bei 2 c) und 3 aus b inzugedachtem Gegensatz
zu bisherigem Verhalten, wie bei nhd. ,einmal' in den
Formeln: ,das ist, das heisst, das nenn ich einmal' in Aus-
rufsätzen, welche lebhafte Befriedigung oder sogar Bewun-
derung ausdrücken, und in einigen unter 3 b) angeführten
Beispielen kann noch der temporale BegriiT von 2 a) durch-
gefühlt werden ; aber iu den übrigen ist er verblasst.
über-: nächstens Z Dietik, — S. über Sp. 58; uud
vgl. ,über kurz oder lang',
a_lwen- alme(n)-, albe(n)- (alheinii BSi,), albets-,
ame(n)-, alle(n)-: 1. = alwen 2, zuweilen Aa; B; L;
S; Zf. Alleneinist Vögel und a. Fisch und a. ChüechU,
wenn 's scho nüd Chilbi isch L, Syn. jsie eins. Cor-
relativ: bald — bald B, — 2, = alwen 3, ehmals AAAarb.
- S, Sp, 208 ff,
under-: auf ein Mal 1, zugleich Aa; B; L; S; Zq.
Alles ungereinisch cha-me nit äschaff'e. Geng numme
[nur] eis u. Er hett Alls u. fürt 'treit [auf ein Mal
fortgetragen], ,Hür [dies Jahr] isch e Wunsch u. sörel
[so viel] wert as fern [voriges Jahr] unger zwöu Mole,'
Schild. 1873, S. 62. ,Eii eigeni Herd isch Goldes weH!
het selbe Ma g'seit, wo [der] u. het müesse 13 Ching
friisch lo b'chleide.' BWyss, — 2, plötzlich, unerwartet
B; S, U. ändere chann-i-mi nit. Was chunnt-ech
[kommt euch] ä" so u.? ,U. fart e schtcarzi Wulchc
us-em Gade [Gemach] «se' [bei einem Peuerausbruch],
Hofstatt,
Vgl, under Privp, 2 a. ; nlul. , unter diesen Umständen,
unterdessen, unterwegs'; mhd. umlirziteii, -iiimiten, zuweilen:
vgl, Schmell, l'' 87 unten.
Einet n«jt n.'? f,?: Ortsn, Th,
Nicht verk, aus einem Compos, ,Kiu-ode' (dessen Tiel'toii
auf der zweiten Silbe schwerlich Verkürzung bis zu r zu-
gelassen hätte), sondern aus der Ableitung ,eiu-öt', welche
uur Vereinsamung, Kinsamkoit, nichts von ,Ode' aussagt,
einet, ,eineten', ,von einet', Adv,: fortwälirend,
,l)ie knaben , so etwas des latins getasset habend,
sollend gehalten werden, dass si von einet latin
rediiid,' 1532 l'hiLi Act, ,Honierus und Ovidins sollend
von einet in der scliuol blyben.' ehd, ,l»io pfarrer
sollen V. ei. cniiuni'n, duss nuui gctriiwlich mit dem
279
An, eil, ein, in, on, Uli
280
Kilchenguot umbgange.' ebd. ,Der Pfarrer soll v. ei.
ermanen, dass man getrüwlich darmit umgange.' Z
Mand. 10'2S. ,Ihr sprecliens [sprechet es] zwar aineten
schon in das sechste Jahr an ohn einigen Erfolg.'
Gksi'rach f^CHW 1708.
,Von' scheint beigesetzt wie in , von je, von Alters iier';
in eineten könnte eii aus ,au' al)gesturapft sein, vgl. ,furtan,
von nnn an'; oder die alte Forin adv. Gas., vgl. bair. eiiuten
= einst (nhd. eiusten-s). Aber die Form einet selbst ist
rätselhaft. Sollte das obige alte Snbst. Einet hier mit dem
Begriff der zeitlichou Einheit, Coutinuität, zu Grunde liegen
(vgl. ein I S.yi Lautlich könnte einet auch aus .Einheit'
abgestumpft- sein, vgl. Ar}>et, .\rbeit, Ffilket, Faulheit.
einent Adv.: von der einen Seite. ,Dass da zwü-
schent nit wyter .sy einent denne anderent.' Ai.em.
U, '277. - Wahrsch. mit angeschobenem ( aus einem adv.
Casus von ,ein', oder nach Analogie von ,dannen, wannen'.
einig I änig kv; SciiSt.; in Gl auch einech: Adj.
u. Adv. 1. einzig. Hn einigs Mal Z, cini;) u. elei,
nur, bloss, ebd. Kei einrchi Hoffnirj; Vei einigs Leclie,
gar Nichts; en einigs Chindli Gl. Ken enzigs enigs
Flngli Ap. .Kein äniges.' SiiLciKR. ,Ein einiges Bienlein
ist besser als ein Schwann Fliegen.' Sprw. 1824. .Ane
einig den Lütpriester, prseter sacerdotem' [einzig aus-
genommen]. XIV. B Handf. ,Zur einigen Hand kom-
men', einziger Erbe werden (nach Absterben der
nächsten Blutsverwandten). ,Wenn ein Mensch abgat,
das zu einer aynigen band kernen ist und sin gut nit
verschaft'et [testamentarisch vermacht] hat, so sol einem
herrn werden die farend hab und der fall [die Gebühr
bei Todesfall] voruss.' Offn. ,Quod unum: welches
das enig ist.' Pms. .Einiger sun, einig kind, ein ein-
geborner sun, der weder schwöster noch brüeder ge-
hebt hat." Mal. ,8o ihm seinlicher [solche] ufligender
Last einig wolle zu schwer sin.' Ansh. ,8ölte es mir
einigem verderblich sin?' Kessl. .5 panner [zogen]
über da.s einig fendlin [Fahnchen] von Zürich.' HBull.
1ÖS2. .Wann ein Fürst tlesätze stellt, so sol einig
Gottes wort deren richtschnuer seyn.' GMüll. 1657 ;
, einig dahin zielen.' ders. 1(J74. .Der erst und einig.'
Hott. 1666. .Den Darium, der in siben malen lOUOOd
man stark gewesen, hat er mit 30000 einigen Soldaten
angegriffen.' AKungl. G. B. 1688. ,Er ist ein einiges
Kind', einziger Erbe. Hospin. ,Die Raben einig nur
der todten Körper Augen aushacken.' Siml. 1652. ,Ein
einiger Mann.' 1707 Ezech. ,Unser Glück bestehet
einig in dem Frieden mit Gott.' Tur. sep. ,Herr Jörg
einiger mit keinem Bystand.' GBrünn. 1522. ,Dass er
der einige eigentums besitzer von disem brunnen seye.'
Z 1741. ,Eine einige Juchart Wiesen.' Z 1776. ,In
allen 6 Jahren bin [ich] au zwölf einigen Ausrich-
tungen gewesen.' JCEscH. 1723. — 2. einzig wohnend
Z; einsam; allein, einsiedlerisch lebend. ,Ach wie
sitzt die statt, die etwan voller volks war, so gar
eynig!' 1531 Thren. (1667: ,ein.sam'). .Dasselb end
[jene Gegend] ist einig und wüest worden!' Strätl.
Chron. 1464. .Und man irenthalb [wegen der Land-
streicher] insonders uf den einigen Höfen in grossen
sorgen stahn niuoss.' Z Mand. XV. — XVI. ,Monachus:
ein einsidler, oder der einig labt und wonet.' Pris.
, Einig wonend von der Welt' [abgeschieden]. 1509
Siml. Urk. ,Ainig leben: vita solitaria.' G Hdschr.
,Sy blibe einig | ledig, Wittwe] oder manne [heirate]
wideruin.' UMey. Chr.
Zu .alles Zwifels einig'. ZitgliSggl. vgl. luhd. einer m.
(ien., frei von. lloeli passt die Vio-dii-htnug <• ifii aus ei
nicht zu Seh MA.; wahrscli. ist es daher ^ änig, s. Sp. 263.
Das Selbe gilt noch sicherer von dem Vb. sich enteinigen,
s. unten.
ein- ei 11 ig enengget nuyk^ = einig 1 in verstärktem
Sinn GT.
Die Adv.-Hildung mit -en (ein-einii/cn), der Zusatz t, die
Verhärtung k für ny, //;/ nach Entfernung des dazwischen
liegenden i, die Verdichtung des Diplithongs zu e wie bei
uUeinirj Sp. 275; hier kommt noch die Verstümmelung des
vorgesetzten Zahlw. (wenn nicht ein beieits aus einig verk, ,
ist) in Folge des Tonvcrlustes dazu. Encmjijet Hesse sich
freilich auch als bloss lautliche Abweichung aus efengget mit
Vertausch ung von I mit n verstehen.
ent-einigen: (refl.) sich enthalten. ,Es sol dhein
[kein] seliultheis dheinen satz [schiedsrichterliche
Tätigkeit] an sich nemen, sunder sieh der [der Sätze]
genzlieh e.' 1457 Bs Eq. — Durch Erweiterung aus rni-
ünrn Sp. •2613 mit Anlehnung an einig.
Ter-: vereinzeln, einsam machen. Nur im Partie,
„vereinigt, ganz allein BO."
Einigi f.: Einzigkeit, Verlassenheit. .Erlös von
den hunden mein einige.' 1531 Psalm (1667: , Einsam-
keit'). .[Bruder Claus] gieng an einige', in die Ein-
samkeit. Salat. Daher der Ortsn. Einigen BO.
Einigkeit: Einsamkeit, Einsiedlerleben. ,Das
wort münch ald ainsidel bedüt ainikeit; einikcit, dass
der mensch gern alleiiie sye.' GHdschr.
, ein ig, einich' II: Pron., irgend ein, auch als
Sg. .Obschon alte kirchenrecht einichen münch zu
einicher cura gar nit zuliessend.' Vad. .Ane einich
schand.' 1531 Strickl. .Einigen weg', auf irgend
eine Wei.se. Zwingli, sonst ,in ein. w.', z. B. XVI.
Kloster Muri; ECys. ,Er soll einig isin geschir nit
machen lassen, er habe dann vorhin darumb gefragt.'
XVI. Muri. ,Er noch einiger anderer.' ebd. .Einichen
schaden leiden', in negat. Zusammenhang i. S. v. gar
keinen. ApI. 1585/18*28. ,Ussert einichen pflichten
[oline irgend welche VerpÜichtungen], uss luteren
gnaden.' 1544 Z. .Dass ich kein ruow hab einige
.stundt.' Com. Beati. ,Wann aber sy derglychen einlebe
mittel ganz und gar nit habend.' Z 1660. .Wol fundierte
Gelehrte [gründliche Gelehrsamkeit] riecht weiter alss
einicher Balsam.' Hott. 1666. ,Ehe ihr einigen Stein
auf den andern leget.' 1707 Haggai (1811: ,ein(en)').
.Mit einicher Sichel oder Sägesen dareyn zugehen ist
verbotten.' Badex 1752. ,Soll der Schuldner dem
Botten nichts zu lieferen, auch einige [keinerlei] Un-
kosten zu bezahlen nicht schuldig sein.' Bs 1757.
,Ohne einige Abgabe.' HPest. 1790.
Das Pron. in Verbindung mit Negation berührt sich mit
dem Adj. im S. v. ,eiuzig' : .einig nicht' oder , nicht einig'
= kein einzig.
einigist, nur in der Verbindung: der einigist, der
und der, ein gewisser, dessen Namen man nicht kennt,
dessen Worte man aber anzuführen weiss Uw. ,Uchniid
[Unkraut] verdirbt nid', hed der Eiuigist y'seid. .\uch
adj. z. B. der einigist Bettler.
Das Pron. einig hat hier die Form eines Ordinalzahlw.
angenommen, urspr. also viell. i. S. v. ,der so und so vielte',
dann: irgend einer in einer unbegränztcn Reihe, aus einer
unbestimmten Menge; frz. un tel. In apologischen Sprww.
wird syn. gebraucht: de Seb (der Selbige = Jener), lIDi-ne'',
(Meine':
Eini"g einig Bü. m. : Vereinigung und Verein-
barung freier Genieinds- oder Gewerb.sgenosson zur
Festsetzung und Walirinig der gemeinsamen Interessen.
'281
An, eil, ein, in, on. urt
ä8ä
1. vereinbartes Gesetz, Rechtsordnung eines ganzen
Landes, doch meist einer (Land- oder Stadt-) (iemeinde,
auch nur einer einzelnen Berut'sgenossenschaft, haupt-
sächlich enthaltend polizeiliche Bestimmungen über
die Grenzen des zuständigen Gebietes und Gebrauches
und über Strafen für Übertretung; Stadtrecht; Hof-
recht; Statut. ,Was die dorflüt einunge ufsetzend
umb iren frid und nutz.' Offn. Höngg. ,Wir setzen
uf unsere Burger und die hie wonhaft sind, dass si
die vorgeschriben einunge und gesetzeden [Satzungen]
von dien mülinon [den Mühlen] und von malenne
stete haben.' Z Eichtebr. .Des einunges von malenne
und von mülinon ze hüetenne.' ebd. .Den Einung
brechen, meren und mindren.' Z 1396. ,Die Zile [Be-
stimmungen] dos grossen Einungs.' Gl Landb. ,Mag
er die Busse nicht verbürgen, so lige er als [so] lange
so der Einung wert.' Z XIV. ,I)ass ein jeder flscher
trachte, den übrigen in Haltung des Einungs mit einem
guten Exempel vorzugehen.' Z 1710/.57. ,Wir ver-
bieten alle Neuerung wider den Einung.' ebd. 1779.
— 2. ,m. Versammlung sämmtlicher Anteilhaber
einer Gemeinalpe zum Behuf der IJechnungsablage.
BHk.' Anon. — 3. Grenzbestinimung, Bann, Gemar-
kung, Bezirk einer Stadt oder Dorfschaft BS.; S. So
Aarau Sudtb. 159'2. ,Anstänile wegen dem Weidgang,
gescheid [Grenzordnung] und einungen.' 150(j Bruükn.
,Ein einig [Grenzhag oder -weg] facht an by . . . und
gat . . .' [mit Ortsbestimmungen], Z Steinmaur 1581;
, Einigen' worden das. von ,efaden' und .brachwegen'
unterschieden. - 4. die auf Übertretung des Gemeinde-
statuts, bes. betr. Flurgrenzen, Holzhau und Weid-
gang, gesetzte Geldbusse. ,Sider ass [seitdem dass]
er [der Bannwart] Iceini Eini(j me z'zieh het.' Hebel.
, Einungen und Strafen.' Rheinau 1464. , Einung und
buss.' 1.524 ScHW Landb. .Einung und Besserung.'
Bs Rij. , Einung geben, nenien [einziehen], bestan
[schuldig werden], des einungs fellig werden, den e.
nit geweren mögen, den e. uf jemand kuntlich machen
[Jenuuid als bussfällig verzeigen].' I.i24 Schw Landb.
, Einung verschulden.' Schw 1339. ,So die hirten mit
dem Vieh in die ess [Saatfeld] faren und schaden
thuend, so ist ein tag-einig XVIII haller [Heller] und
ein nacht-einig ein Batzen.' Gem. Arch. Z Wiedikon.
.Ist erkent, das die hirten nit in die höw [Haue.
Wälder] faren, und ist ain aynung, namblich 3 pfd. h..
darutf gesetzt, welche ain jeder verfallen sin soll.'
ScH 1544. ,Die von Läufelfingen sollen die bannhäg
machen, solche auf und zu thun, schniden und einung
nemen.' Biufokn. ,Was Einingen falt von Efaden.-
HoFK. V. Z Albisriedcn XV. ,Won [man] sol euch alle
einunge einem Herren gebessrun [büssen] an [ohne]
allein die velt einunge, die uf gesetzt werdent so daz
veld gebannen wirt.' Aa Weist. .Welcher tannelatten
hüwe [hiebe], so sönd [sollen] die Vier [eine Behörde,
vgl. Muetcini''g und Einitiger] von einer Hagtannen
ein Einung anschlachen und von fünf tannestecken
ouch ein einung.' ebd. ,Uan soll der also den schaden
gethan, den banwarten den einig, ouch schaden ab-
tragen.' Bs Rq. 1534. ,Wer frevelt in Holz, Feld,
Säten oder in der Almende, des Einung stat in Gewalt
der (iemeinde Hi'NiNc.EN 1450. ,Hat aber der da ge-
schuldiget und beklegt wird, nicht guotes, daz er den
einung nicht richten [entrichten | mag, so sol man in
vürschrigen [verschreien], das in nieman liuse noch
hüfe [bei sich aufmdimel.' 133!) Sciiw l.andli. Nocb
1786 bei JRGrimm .Einung: Züchtigung oder Straf':
und 1797 bei HZschokke.
Die Zeugnisse aus der ä. Spr. setzen ein Mask. 'einuii;/
voraus; das w. Geschlecht trafen wir nur 1 Mal im Schw
Ldb. V. .J. 13:39 i. S. v. 4 und 1 Mal in der Z Gesetze-
samuil. 1776/9 i. S. v. I, in beiden Quellen neben vorherr-
schendem ni., in einer Urk. v. UUrs. 136:3 aber das weibl.
Geschlecht vorherrschend. Jetzt allerdings ist das W. (im
S. v. 3) an das bekannte Fem. (mhd. einunr/r) vertauscht
und auch in den fulfjendcn Zsscn ist es bald das eine, bald
das audero. Da aber im Ahd. Mhd. Bildungen auf -iinr/ in.
für Saclmanieu fast unerhoit sind und da liei uns wie in
anderen deutsclicu MAA. und gernian. Dialekten die Fem.-
Euduug -uti(/ an -Ing vertauscht ist, so liesse sich etwa an-
nehmen, dass aucli unser W. ursprünglich ,die E.' geheissen
habe, später aber in die Analogie von , Pfenning, Schilling'
u. a. übergetreten sei, wobei num bes. an die vorherrschende
Bed. 4 denken mochte, welche den Begritf eines Geldstückes
mit sich führte. Ins Frz.-Lat. aufgenommen heisst es ,tale
Imunum seu tale Enon'. 1:304 Werro Recueil. Einmal findet
sich , Einigung' gleichbed. mit Einung (.Was für Einigung
verfallend.' 167U AaNesslenb.), aber dies ist erst eine spätere
Bildung. Umgekehrt steht , Einung' ein Mal fUr .Einigung' :
,des Rychs Einung suechen und fürdereu.' Ansh. — Bed.
4 u. 1 im Wechsel: ,Wär aber, das dekain [irgend ein]
ainunge wäri von sus [so] vcrbotteno aynunge [NB. der Rat
allein, nicht die einzelnen Gewerke dürfen Einunge setzen]
genomen, den sol m,au wider gen.' ca 1400 Diessenh.
Erb- f.: Staatsvertrag, der sich auf alle Nachfolger
der Contrahcnten vererbt, liga hereditaria. insbes. der
Vertrag zwischen dem Haus Üesterreich und den Eid-
genossen 1477 u. 1511.
Feld-: festgesetzte Strafe für FcldfreveL .Das
dorf hat die veldeinung ze strafen und ze bezüchen.'
1585 AABöttst.
Fisch(er)- m., Pisch-eine f.: Fischerciordnung
und betr. Busse. ,Der lütpriester zuo Meila hat bi
minen Herren, so den flschereinung zuo Meila inge-
nonunen, ob dem tisch gessen.' 1527 Egh Act.; ,ani
tischeinung[tag| zuo Meila.' ebd. ,l)ie Fischeine durch-
gehen.' Z Ges. 1776.
Hag-: Straf bestimmung betr. mangelhafte Ein-
friedigung von Gütern oder Verletzung derselben.
1585 AABöttst.
Jär- m.: Sühngeld, mit welcliem ein wegen Frie-
deusbruch oder Meineid auf ein Jahr aus der Stadt
Verwiesener den Wiedereintritt in dieselbe erkaufen
niusste; er musste ,ein jar und ein mile {oder auch
,zwey jor und zwo mile') vor der stette krüzen [den
Stadtgränzen] leisten [Strafe aushalten | und den jar-
einung geben, ee er wider in die statt komet.' Bs l!i|,
XV. XVI.
Muet-: die auf i'bertrctung eines Verbotes gesetzte
Strafe, auch Miiotbann genannt. ,Die muteynung, so
die Dorfvierer und der Undervogt ussetzon.' Okkjj.
ZFlaach.
Mitii wahrsch. in der selben Bed. zu nehmen wie in dem
begritl'svwdten nilid. iiiuolarhar, Teilung von Gesamniteigentum
durcii Übereinkunft, also miint i. .^. v. Gesiruuiug. \"erlangeu,
Wille.
Berg-: Assoziation zum Betrieb der .Milchwirt-
schaft auf einer Alpe BO.; s. J:'i)iiiii/ 'J.
Teiler-: Ordnung d. Säumergesellschaften inU 11'29.
Dorf- m.: Flurordnung eines Dorfes und Busse
von 3 Schilling, die einer bezahlen musste. der einem
Andern Schaden an seinen Gütern getan hatte. Hs Itij.
14SS u. 1531.
m
An. eii. eiji. in. on, iirt
284
einlegen einigen: Einung halten, im Sinne von
Mni'g 2 BO.
„ab-einigen: Geschäfte rechtlich ahtiin. Kanzlei-
.sprache Zg."
Eini"ger, Einiger m.: 1. ein Polizeibeaniter,
der über die Kechtsordnung zu wachen, Vergehen
gegen dieselbe zu verzeigen und Bussen dafür ein-
zuziehen hatte, ,0b ein burger sidun wil koufen von
eim gaste [Fremden], das da der einunger eime [1.
.einer'] alj zwcne [oder 2] zegegeni sun [sollen] sin.'
Z Richtebr. ,Von dien vier einunger, die man ierlich
hier über [über den Verkauf von Seide] ze huetenne
nenien soL' ebd. ,Wenne man einunger ze dem einunge
von malenne nemen sol.' ebd.; s. Eini''(j 1. ,Ober- u.
Unter-Einiger', als Beamte des XVI. XVI]. aufgeführt
in Ölhafens Aar. Chr. .Unsere Einunger und Gricht-
schryber.' B 10'28. Nach Durheim hatten die Einunger
in BTh. die tieldbussen einzutreiben. , Einunger:
Friedensrichter BTh.. BStdtfr HZschokke 1798. —
2. Ausgewiesener. .Begehrtent etlich Eininger mit
dem fähnli ynzeziechen.' Ansh. ; vgl. Achter ebf. in
passivem Sinn.
Die auch von St. augegcbcnc Erklärung ,E. = Friedens-
richtor, der bei Schlaghändulii Friede zu gelneten hatte',
beruht auf der uahe liegendeu Ausdeutung, als ob Einiger
von einigen i. S. v. ,versijhneu' gebildet wäre, während es
vielmehr von Eini"g abzuleiten ist, wie die obigen Belege
aus der ä. Zeit beweisen.
einisch: eigenartig, sonderbar. ,In mancher Be-
ziehung war er sehr e.' GSa. — Ein und eigen berühren
sich; Tgl. alleinig.
einlich: einzig, uiigopaart GhIX, Pr.
„einlif" aiiiUf Bsf (SruENu), enlif, ntr. cnlefi B;
P; SBb., einlef BsL., ehidlef A.\; GlH.; L; S; üw;
U; ZS.f, eimllüf aScuw, emllif ZWl., eiidlef AaF.,
encllnf B, englef, eiirjlf BU.. eintief BsL.-' Gl; V;
ZO., entlef BsL., einlef t Zu., Stdtf, eimUeft, eimhleft
ZWyla, eintieft Z, selten, e'lf a.\\g., ölfk\; Bs; Gi.;
GS.; ScHwE.; S; alf ScH u. angrenz. Z, onlf GRh.:
elf. Substantiv, zunächst mit Ergänzung von .Stück.
Uhr' usw. erhält es wie die anderen Zahlww. von -t
an die ntr. Pluralflexion -i (F »); diese Form dann
auch als Ntr. Sg. zumal im S. der Zitier 11 überh.
behandelt. Die Angabe der Tagesstunde kann auch
mit dem Art. verbunden werden: es (jät uf die elfi,
und der Dat. wird nur in diesem Falle flektiert: ah
den Elfe", nach 11 Uhr, sonst ah Elfi. Z'Nüni ne"
[am Neunebrot sitzen] his am Elfi, d. i. bis zum Mittag-
essen, das ehemals (und z. T. noch jetzt) auf diese
Stunde fiel. Vini Elfe liis z' Mittag, sprichw. für eine
sehr kurze Dauer, weil auf dem Lande schon um elf
Uhr zum Mittagessen geläutet wird. Vgl. das ebf.
tautol.: das iscli e Vesjier und e Ftlrohe ^= Feieva.he'nd
S. Eaz hat der Tüfil dalfi g'worfe, jetzt ist das Spiel
verloren, die Sache verspielt GEh. Hafner Schaupl.
2, 48 bestreitet, dass die Zahl 11 Unglück bedeute.
Mhi. eintif (i. i. eins über 10, lif=tih in l,4ihen, bleiben),
citif. ,EinIif(f|' u. A. noch bei Fründ 1446; Tierb. 1563;
Jerem. 1531 (,ey]f.' 1548); LLav. 1576; GMaud. ICH (wech-
selnd mit .eilf-); ,einlof in H u. Seh Urk. XVI. Die Ein-
schiebung eines d oder t zwischen n und l ist fast unver-
meidlich, g.anz wie in Hüen-il-li, Hühnchen ii. v. a. ; sodann
11,7 stntt nd wie durchgängig in dem betr. Gebiete. Ö für e.
Wie in .zwAIf; n (ixil dagegen nicht ans Wechsel mit e zu
ver.stehen, sondern zunächst aus a corrigiert, welches in den
betr. MAA. der stehende Vertreter von irilid. ei ist. Die
seltene Z Form mit ( ist offenbar von der Ordnungs- auf die
Grundzahl übergegangen. In ein und der selben Urk. wechseln
Form und Ausdruck: ,umb einliff uhren — nachdem es eilffe
geschlagen.' G ICH. — Die zweisilbigen Formen allenthalben
im Aussterben.
, einliff, eindleft, elft, in Uiv auch eindlefist: der
elfte. Als 11. Gebot wird dem Dekalog scherzhaft an-
gehängt, dass man sich nicht solle erwischen lassen Z.
Der .cinlisto tag' bei GEdlib. S. 267 wohl ein Versehen
seiner nicht geschickten Feder, oder verkürzt aus der Super-
lativbildung einleßst.
.Einlifer', Eindlefer, Elfer, Ölfer m.: 1. Wein
vom Jahrg. 1811. — 2. im Jahr 1811 Geborener. —
3. je 11 Vorsteher von jeder der G Zünfte in St. Gallen.
XVIII. Mitglied des Geschwornengerichtes und des
Wochenrates, der im Geschwornengericht sitzende
Landrat Ndw. — An letzterem Orte aus der Zeil fort-
gepflanzt, da die Mitgliederzahl eben 11 betrug.
Elftel (ScH Alftel) m.: elfter Teil. - Seh « wie
beim Grundzahlw.
einbaren: refl.. sich vereinigen, verständigen.
,Und sich da auf jegliche Artikel einhelliglieh ein-
bahrten und sich darauf unterredten.' 1489 Beitk. Lauf.
eins eis I: einig (sein oder werden); s. ein I 2.
un- I: uneinig, allg. .Discordias cum hostibus
exercere: mit dem feynd u. und spänig seyn.' Fris.
Substant. ,da ward in der gmeind ein u. und murmeln
und Zwietracht.' 1527 Mey., Wetzik.
einsen: eins, einig werden; sich versöhnen GRPr.
un- uneise B; LE.. -eis.se W': uneins werden, ha-
dern, streiten; in BSi. etwas milder als .zanken'. —
sich ver-: in Zwiespalt geraten B.
eins eis II: Adv. 1. einmal. Eppe eis, etwa ein-
mal BO.; esie eis, jeweileu einmal, dann und wann,
ebd.; s. Sp. 21; Syn. alhen eis. G'rad eis, geradezu,
gleich jetzt BO. 6'«^ '*■ noch es BHk. ,Fiir [um] dir
dij Hochniuet eis z'vertryhe', endlich einmal? oder ein
für alle Mal? HsOtt. .Der tagen eins', dieser Tage
einmal 1526 Absch.; 153.3 HBull.; 15G0 Eom. (1667:
,der malen eins'). ,Der tag eins.' 1560 Bibel Vorr. ,BaId
eins konnnen wir zu ruh.- E. u. CMey. 1650. Pleonast. :
.versaurast diss einmal eins, traur ewig.' ebd. Vgh
auch ein Ib. III 1. — 2. immer. Eis und alli Tag
W. Vgl. ein und all Tag, ein I 1 h.
Das alleinstehende Adv. eins 1 ist der uihd. adv. Gen.
eines, bei dem man mäles ergänzen kann, und aus dem durch
Zusatz von ( einest entsprungen ist; s. d. In der Verbindung
,der tagen eins' kann ,eins' nicht wohl regierender Gen.
sein i. S. v. ,an einem dieser Tage', weil ,der tagen' auch
ohne beigefügtes ,eins' adv. = .dieser Tage, in diesen Tagen'
vorkommt, und weil die Verkürzung .eins' nur vor dem
Subst. vorkommt. So erklärt .auch Schmeller l" 87, wo
übrigens auch ,eins der tag' als schweizerisch angeführt wird.
— 2 ist der mhd. adv. Accus, einez, in einem fort.
Über-: ,U. kommen' 1) = nhd. überein k.. d. i.
überein stimmen. .Mit den Leuten nicht u. kommen',
nicht friedlich auskommen Uw. ,In vil stucken kom-
mend sy ü.' FiscHB. 1563. 2) ins Klare kommen, zu-
recht k. S. ,Nit emöl mit de Prattigzeiche [Kalender-
zeichen] hin-i recht ii. cho.' Joach. 1881. Es ist Alles
übereis g'gange, mit Einstimmigkeit ausgemacht worden
Z. Vgl. ,eins sein, werden'; üherein Sp. 274.
alles- allseis: ununterbrochen Gl H.
S. eins ]I S. Alfs ist adv. Acc, mhd. tdlez, welches
auch für sieb allein scbnn .iuinier' bed. knunte. s. a//*' .Sp. 170.
285
All. eil, ein. in, uii. uu
286
uu- II: neulich, letzthin BKi. — Wnhrscli. uiiigostollt
üilcr mit Abwerfuug des ersten n aus nii"-ti«.
Eiuser eiser m.: 1. die Zahl Eins Aa, auch die
Zahlen bis 9 im Gegs. zu Zehner usw. B. — 2. ein
im Jahrgang 1 Geborener Aa.
eine';-i; ,eins BE.; LE.-, eisB, däine; -i; dem
Aa (ohne F.); oBs; LH.; SinMerish. (deune; deui;
detis); S äi-, Gen. äisse, äi^sse; ainp-e (ein--rra BKi.),
äire, Dat. äinem, äim, PI. Nom. Acc. äwii BM., einer
Ei. — adj. ein; ein; eis BEi., (djäi; (d)äi; (djäis
Aa; BU.; S, Gen. eis; eirr Ei., Dat. eimm ebd.: jener;
der andere, in letzt. Bed. auch mit best. Art. „Eis
JVIeitschi dert". u. noch mehr pleonast. gehäuft: däine
di-rtit/e dert L. Das Messer isch Äisse, gehört Jenem.
I hn '$ Äim (j'fi'e. I icott vo äim, ich will von jenem.
Einer [jene] (f fäiien-mer besser wan diser [diese] BKi.
Däinere, von jener Art; i ivott nit dcre, i ivott däinere
Aa; L; auch adj. (indeklinabel), z. B. däinere Lüt,
IT'i». Srvd. Mit dir Hund, mit der andern: äi We;/,
auf jene Weise. Äis Jar, das andere, nächste; eis
Jars, in jenem J. BBe. De äi Tag, am andern, fol-
genden; äis üt war (etwas früher oder von einem
Andern Gesagtes); isch-ne Äis? ist es Jener? (eig. ist
Jenes ihn?) Ich nimtne das und du chast eis ni. Wei
[wollen] si das, so tcott [will] i äis. ,Bas und deis'
und ,deis und das'. Hebel, ebenso Bs; S neben syn.
das und sL'lb (s. auch d£lh) Bs, das und disers; diss
lind däis S. Den mauigfaltigsten Wechsel von Syn.
für das Demonstrativum sucht der Kinderreim: Ich
und du und di:'' händ enandere g'y'e; ich und du und
Dise händ enandere 'bisse; ich und du und Däine
(Dene) dert händ enandere d'Haiir (d'CliiipfJ uszert.
Dise U)id Äine! euphemistische Fluchformel statt: ein
Verwünschter. .Bei Diesem und Ayuem! Wo diese
und äyne [wo zum Teufel] hat man mir doch das hin
getan V' Gotth. Du Dise und Däine! Bs. De'' Däin
und Salbe! ebd. Auch wie die syn. de Si^lb, der
Einiijist Sp. 280 u. a. im S. von Jemand, ein Gewisser,
Huidam. So zur Einleitung von Sprww.: Äine häd
(j'seit usw.
Die auf diesem Puulcte einmal Niclits zu wüDschcn übrig
lassende Bestimmtheit der Charaliteristik des Lautes, wie
solche aus Aa; Bs; BM. vorliegt, enthebt uns alles Herum-
tastens nach dem Ursprung dieser beiden eigentümlichen
WW, oder vielmehr Wortfonnen. Danach hebt sieh unser
Diphthimg cutschieden ab von mhd. ei, welches z. B. im
Zahhv. eine'' Sp. 268 enthalten ist; es ist der nur in einer
kleinen Gruppe von WW. gehörte Laut, in den WW., in
welchen die Lautverbindung en vor Spirans (f, z, seh, chl
vurkommt; in dieser Lage entwickeln die genannten MA.\.
das e (ä) zu einem eigentümlichen Diphthong, wuhei ;i sich
vernUchtigt; s. H. LII u. Fromm. VII 'i'i'ili. :U4. 346.
Damit erhält auch der auffällige Parallelismus und lautliche
Anklang mit Une'', di'ne'' (Sp. 265) und die Tatsache, dass
alle diese WW. einander geographisch ausschliesson, ihr
Licht: sie sind ein und das sellic W. in provincieller Tracht.
Entgegen der in Fromm. 3.5.5 aufgestellten Behauptung be-
geguetcn wir o. Sp. 265 der T.itsache, dass «i«, obwohl s
nicht stammhaft ist, in eis (üi«) übergehen kann, wobei vidi,
das Zahlw. ein, mit welchem sich das Pemonstrativpron. ja
auch begrifflich auf einigen Punkten berührt, mitwirkt. .Jeden-
falls hat nun von diesem Ntr. aus rückwärts die Erstellung
einer Mask. -Fem. -Bildung äine; -i (deui, deune) nach .\nalogie
von eis, unura, alqd: eine; -i unus, una, aliquis. Statt ge-
funden. .Ain knüpft die Rcilie üiiie'' an i-'ite'', indem es als
Ntr, für beide gilt; eine Form äinen, welche von iiinc aus
für das Ntr. zu erwarten wäre, kmumt nicht vor; wcun
Stalders spätere Angabe aiiui Richtigkeit hat, so ist sie eine
Bildung dritten Ranges, d. h. nur dem neugeschaffenen Msc.
äine zu lieb gebildet. In deus ist statt des i der ü-Laut auf-
gestiegen, wie sonst vor m häufig (Eumer Sp. 221). Lt St.**
war einst üiii auch in Zg zu hören ; und Tatsache ist, dass
das aus dem Fron, abstrahierte Adv. d-ei eine weit über
das für obige Pronominalform angegebene geographische Gebiet
hinausgehende Verbreitung hat. In der ä. Lit. sind wir nur
einem Beispiele begegnet und zwar bei einem unsichern
Schreiber: ,uf eim teil', auf der andern Seite. Edlib. S. 69,
der sonst ,em' (s. Sp. 265 M.) schreibt. Zss. einhalb, jen-
seits. Zu erwägen bleibt, ob das syn. fränk. des, dencr
unserem dai«, däine'' auch lautlich entspreche. — Über das
vorgesetzte d s. dene'' Sp. 265. Zur Dekl. vgl. ein Sp. 268
n. 273; Nom. m. dein neben deine Bs.
einige beinige Ar; GStdt, änige &. Aa; B; L (auch
änegi); GT.; ScH; Scuw (änegi); S, ä. däu. Aa; BStdt;
ZSth., ä. niän. Th; ZWint, ane b. AaF., anede b. L,
aneti b. ScuwMa., äneti b. L, äni m. ZStdt, S., ene b.
BSi., e. d. ZU., mie d. AAEh., Endeli Bändcli Eochh.,
endi b. W, antis b. GG., binige beinige Zo: Anfang
eines Anzählspruches.
Wie bestimmt sich behaupten lässt, dass dieser in un-
zähligen gleich sinnlosen Variationen über alle deutschen
Lande verbreitete Spruch auf ein undeutsches Idiom zurück
gehe, so schwer, ja unmöglich ist es, dieses Idiom zu nennen
und die Wörter zu deuten. Wohl bieten sich etwa frz. ,un
deux' oder ,une main' an, oder hehr, ani, anol-i, ich, dessen
Anlaut Veranlassung gegeben hätte in die Abwickelung der
Laute des Alphabetes überzuspringen.
in I. Präp. mit Dat. u. Acc, in vor Voc. (in uBs;
B; Gr; W auch vor Cons.), sonst i; in Verbindung
mit dem Art. ,den' i Aa; B, sonst in (W in-nu Acc.
Sg. m., in-ne Dat. PI.); ,dor' ir B, inner W; ,die' it,
bzw. int; ,das' is, bzw. ins; ,einen' ine/n), inenefn);
,einem' in-iim W, sonst ineine, iniene, inie; , einer' irc
Gr: im Allg. wie nhd., aber (bes. in räumlichem S.)
gerne verstärkt durch Beifügung der entsprechenden
AdvT. inne, drin, Ine, hin-, herein, z. B. i-der Stuben
inne, i-d'St. ine. 1. räumlich (mit unmerklichem
Übergange in innere Beziehungen), a) vor Ländern.
1) m. Acc. = nach B; Gl; LE.; P; S; W. .In Egypten
fliehen.' Gotth. ,I will-ini dinge i Flanderen i', mich
nach Fl. anwerben lassen. S Volksl. I Aletsch fare
W (man sagt das A.). Früher durchweg so. ,In Italiam
eilen.' Mal. ,Wie nun der bruch in Eidgnossen ist,
dass sy priester mit inen füerend in die reis [ins
Feld], ist auch Zwingli mit dem land Glaris in Mey-
land [die Lombardei] gereiset. 1572 HBi'LL. , Zügen
heim in Walles.- 1572 Platt., jetzt mit dem Art. i's W.
..\ttigit Britanniam: er ist in Engelland kommen.' Fris.
,Zum beweistumb ist unnotwendig, dass wir in Italien
laufen.' 16Ü5 JMüll. ,Ihn [Juvenal] bracht in Lybien
das Gift der scharfen Feder.' AHall. 1732. .Er ist
mit seiner Haushaltung in Carolina gezogen.' 1774
Mon.s. ,Begab sich in Holland.' Holzhalb 1791. Die
Schreiber scheinen die Zweideutigkeit des Ausdruckes
nicht gelühlt zu haben, wenigstens scheuten sie sich
nicht vor Angaben wie: .Lachen, ein grosser Pass in
Pündten.' JEEscii. 1(192 (Lachen am Zürichsee); .in
Indien reisen.' 1711 Goliath; .eine Eeise in Hol-
land.' Ti'RieuM Ski'. 177S; gemeint ist ,nach tirau-
bünden usw.' Selten und nur in ä. Spr. vor Ürtsii.
statt des üblichen .gen', go. .Bis das er in Gasen
[Gassen, die volkstümliche Benennung von S. Nicolaus
W] kam.' 1572 Platt. .In London zu gan.- 1575
287
An,
288
WiNT. Cluiiii. ,Iii Züricli koiiiiiien.' 1711 Goliath.
.Hat die Juden in Babel ge.sclückt.' JKHofmeist. 174(.
'2) ni. Dat. ,In Eidgnossen', in der Eidgenossenschaft.
EiiLiB. ; HBuLi,. u. a. ; vgl. lat. in mit Völkern, und
.in Franken, Baiern' usw. — b) vor Ai)ijellativen, bes.
Stuffnanien, mit Verben der Bewegung zur Angabe
des Zwecke.?, Etwas von jenem Stoffe zu holen,
kaufen, sammeln. / '*■ Hiils t/ä", in den Wald, um
dort Holz zu sammeln. / d'Epjieri gä oder schicke.
um Erdbeeren zu ijflüeken; und dem entsprechend:
.s-t sind i den Ej'perene. I niues i d'Schtie, i 's Öl.
gehen Schuhe usw. zu kaufen. Gönd i 's Fhiscli, geht
Fleisch zu holen. Si schicld iri Chind i'n Mist, den
Viehkot auf der Strasse zu sanmieln Z. I'n Tei<j
sprinrje", beim Bäcker Teig zum Kuckenbacken zu
liolen Bs. — c) in einigen besondern Verbindungen
und Eedensarten. I 's End scMä, sich dem Ende
(Tode) nähern L. 6'/'"'' i d'Sel ine schäme, in die tiefste
Seele hinein. Es gnt i'n Herbst (es wird eingerechnet
in die Freiheit der AVeinle.se) zur Entschuldigung von
allerlei Mutwillen, der um jene Zeit begangen wird.
Es (jiit iiiDiwr i»i Gliche, z. B. von einer langwierigen
Krankheit. Im G'wonte, für gewöhnlich B; vgl. frz.
ä l'ordinairc. ,Mutat terra vices: die erd verenderet
sich. i.st nit allwäg in eim.' Fris. In-si''' ha", es mit
sich bringen, von Natur so beschaffen sein; de Hor-
■ ninfi het 's so in-si, er bringt meist rauhe Witterung.
Sulger; CS het 's in-si, es lieg-t in der Natur der Sache
A.4; ,in sihä, solere.' Id. B. ; dagegen: es hed ril in-si,
die Sache ist von hoher Bedeutung Ap. Im Berg ohe.
in den an oder auf dem Berg gelegenen (jütcrn oder
Häusern Z ; Gegs. im Bode. Was git 's Xfis [Neues]
im B.? fragt der Al))ler. I de Berge" (incj, in der
Hochgebirgsregion. .Vychhirten so in bergen wonend'
[nicht gerade: auf den Bergen, sondern auch in den
Hochtälern], RCys. — 2. bei ungefähren Zahl-
angaben. .Von 5 in 0 gldn,' RCts. ,Von 10 in die
11 und 12 Gl.' ebd. .J. Maag [der Schulmeister] hat
ghan in die 00 Schulkinder.' 1651 OGi,.itt. ,18 firsten
yngeäscheret worden, darunder in 8fi Hausshaltungen
gewohnet.' ebd. l(iTii. .Von f.I in 7 cronen kosten.'
1686 B. ,In siben malen iiunderttausend mann .stark.'
an die 700,000. AKlincl. G. B, 1688. .Ab Obs In die
100 Taler erlösen.' JEEsch. 1692. .Dass die noch
Minderjährige dess Tags zwo in drey Stund baden
können.' 1702 Hott. .Es waren allliier 5, 6, in 7
Kinder.' Mise. T. 1722. , Oberglatt hat Räbbögen zu
2 in 3 Eynier.' 1746 OGlatt. In der lebenden Spr.
dagegen mit dem Dativ: i de Vierzge, über 40; i'n
Hunderte, über KlO. allg. — 3. zeitlicli a) mit dem
Dativ: in einem Zeitpunkt oder während eines kürzern
Zeitraums. I disem 31al. das andere, nächste Mal Z;
i rfcw. in dem Augenblicke, gerade Bs (vgl. nhd. indem
als Conj.). .Haben den tatsch ver.steckt und in disem
ist er umgewendt worden.' 1.576 GKei.i.er. ,In sol-
chem', unterde-ssen. Mey.vKn. Vgl. (u. wären) ,in
währender Schlacht' und .währendes Krieges' udgl.
-Ausdrücke, aus welchen die nhd. Konstruktion ,während
des Kr. usw.' herausgewachsen ist. Es wird regnen
im Tag, im Laufe des T. BHa. Im Nomittag B; S.
• Im tag ist er auf erden, zenacht im wasser'. Mai..;
ebenso HBrLL. 1533. , Samstag im tag umb Zwölfe,
meridie.' Z ä. Prozessakt, ,Das Danzen in dem Baden.'
1792 Hott.. = während der Badecur. ,lni besten seiner
Jahren', in Acx Blüte. Krafl. im scliöusten Jlannes-
alter. Kyburz 17->3. .Robur .Ttatis, so der mensch
im besten ist.' Fris. ,I)o der Strit in dem besten was',
auf dem Höhepunkt. 1336/1446 Z Chr. Etwas ist im
Werde", im Tue", in. allem Tue" Z. In eim Ftieter,
ohne ein Zwischenfutter, einen Halt (fahren) Z. I"
hangcde Bechtc. eig. während der Process noch vor
Gericht schwebt, die Sache noch unentschieden ist;
dann übh. = ungewiss Aa; BO. ,In rechten hangen',
noch schweben, unentschieden sein. 1521 Absch. ,In
ergangenem und noch hangendem krieg.' Ansh. ,Jez
in hangendem bericht, wo man [täglich oder stündlich]
bericht erwartet.' Bossh.-Goldschm. ,Wann der Winter
irn kältesten gewesen.' Cys. Im Täuhsfe, im Moment
oder Zustand des höchsten Zorns. Statt ,wir sind im
essen gsin.' UMey. Chron. sagen wir jetzt: am, aber:
in allem Esse [mitten im E.] nf de griisl Löffel Itiege
seinen A^irteil zu keiner Zeit aus den Augen lassen
ZLunn. ; s. (dl Sp. 167. — b) mit .Accus, zur Angabe
bestimmter Zeiträume, für welche Etwas, z. B. ein
Vertrag, gelten soll. ,I)ie Brautwerbung oder das
Dingen in das lange Jahr.' Z; i 's lang Jär dinge,
heiraten B; L. ,Uf d' Wienecht i'sJör dinge', einen
Mietvertrag von Weihnacht bis W. schliessen. Schild.
.Eine A'erstandnuss [Staatsvertrag] in die Ewigkeit
machen.' Ansb. — 4. distributiv. .Geschwi.sterten-
kinder, deren seyen viel oder wenig, sollen erben in
die Häubter', auf die Köpfe, jedes gleich viel, Bs 1757.
.Das Almosen nicht auf ein mahl gänzlich aussteilen,
sonder in dies singulos, ein Tag in den andern.' 1693
.\KLix(iL. A^gl. dagegen: ein Schrei i dr ander tue,
einen Schrei nach dem andern ausstossen B. De ganz
Tag ei Svhnarz [Schelte] i der ander g'höre SciiwM.
In Drittel degge, ein Haus mit Ziegeln ohne Schindeln
decken, während eifai-h degge bedeutet: mit unter die
Ziegel geschobenen Schindeln decken STh. ; vgl. in-
decl'en. — 5. in adv. Ausdrücken mit einem subst.
.Adj. neutr. In übel ni'". allg. .In übel ufnemen und
vermerken.' 1330/1446 ZChr., entw. accus. ,nach der
Übeln Seite' oder dativ. ,in übelm Sinne'. Für letztere
.Auffassung sprechen Konstruktionen wie: ,In argem
vermerken', übel aufnehmen. Kli.ngl. 1688. ,Im besten
aufnehmen.' Absch. 1521. .A'erstond [versteht] diss myn
ylonds schieben mit fügend im allerbesten.' Zwingli.
,Im besten bcschehen', in bester Meinung, Absicht,
ders. Und so häufig, auch bei Fris.; Mal. ,I)en Weg
zeigen, wo es im Geraden durch müsse.' Gotth. ,In
gemein', insgemein; vgl. .in teil und gemein stan.'
ürk. 1549. .In geheimd', insgeheim. ,In samt und
sonder', sammt und sonders, insgesammt. Absch. 1522.
— 6. andern nhd. Präp. entsprechend, über. ,Har(>
manns Bemei'kungen in ein Paar Appenzeller Alpen.'
1804 Steinmüll. — auf. ,Su chömm es eim g'raä i 's
Glgclie iise', auf dasselbe heraus. B Kalender 1840. In
Eis, auf Eines hinaus kommen B. .Studie oder Stüdeli
kommt in Eins.' Gotth. I de Stockzände lache, sich
heimlich freuen UwE. = uf (liinder) de Stoclczäne Z.
I'n Bode fabe) falle; i'n B. use ligge Z. .Die aber, die
dreyn hoffend, sind des tods wirdig.' 1531/48 Sapientia.
,In ein Raiss fahren', auf einen Kriegszug gehen. Biel
1352. ,ln mengen weg', auf mancherlei Weise, 1519
Stulz; ,in den weg', auf diese AV eise. ÄoTschudi 1531:
.in kein wäg.' Fris.; Mal.; .in zween wäg.' LLav. 1569
= ,auf eine zweifache weise.' ders. 1670; .in keinen
weg [Etwas] gestatten.' SHochholz 1591. ,l>ie sich
alle grüiiib'ud in der kirchen'. die gegründe' sind auf
•2Sf»
All.
290
ilif Lchro vuii ili'i- Kiiclu'. Z«ixi;li. .In iler Üiiclil.'
I)OS!4ii.-Goi,i)soii.M. ; KC'vs. 158-1. .Die Giasiuuck glebt
leinälirt .sidi] der würinliiien, die in den büumen
iviH'lisend' [in der Laubliroiie der.selben]. Vogklc. 15.')".
.|)aruf liie.s.s man in [d'] trumnien [Trommeln] .•<clilan.-
l-iTil HiKSBKKiF.vHRT. .Die fehlbaren srleieh im fusz-
stapt'en rüijeii'. auf der Stelle, in, e ve.stigin. B.s Kr|.
liilO. .Ein flhemann soll in seiner chliehen frauwen
kleidern kein Ehrecht [Erbrecht] haben.' 1, Kutlibp-.
I IV'o. (Statt = . auf' c. A. kann hier .in" aucli nacli
älterer Weise = ,an' c. I>. erklärt werden.) .In seinem
tndtbett.' U>.52 Schisipkk. und häutiir in den alten
lleehtsq. .In einer jrmahlten tafelen [auf einem Ge-
mälde | die histori Joseiilis ^seilen.' ebd. - um. .Im
licichsten l'fennin]^ verkaufen', um den höchsten Preis.
7, ITl.'). — an (wie son.st umgek. ün = in s. Sp. 249).
l.s aleid iiiiiiii; Beiiitschi, es steht an einem Rainchen
(in: vgl. 1. c im Bei;/. Eine" im Xareseil fitere"
rSchäcli. .lemanden im Striekli ha", ihn sicii zu
Willen haben, ebd.; vgl. Jemainlen iif cm Sjiiss Im".
In milier Statt, an meiner Stelle, ebd. .Das Zunft-
gericlit erkennt: es solle ein .leder in [an] das Ge-
richt bezahlen 2 Franken.' Wolf. Rel. Gespr. .In
sin mcsser grifen.' L 1308. .Wer gegen dem anderen
syn band in syn mcsser schlecht.' Thi'x 15.S9. .Ob dz
also in im selber were'. ob es sich so verhalte, an
sich. Edlib. .Der sein froud hat im gerten [Ochsen-
stachel] und stäcken.' 1">31 Sir. (.in' auch 1548. 16(i7:
s|iäter .an'). .Noch in leben syn.' LLav. 1.569. .Sieh
ndt wyb und kinden in bättelstab richten', an den B.
bringen. Mand. Z 1586. .Der 8. oder 4. teil in der
buoss'. .\nteil .an' oder Teil .von'. B 1628. .Glauben
in die Dreifaltigkeit.' Hott. 1666; .in den Sohn Gottes
glauben.' JMi'Li.. ItiTo. ,Haar in Zänen haben.' Hosi'iN.
.Ins Herz wachsen.' ebd. Derselbe hat auch: .iin hag
sin-, in Verlegenheit, was aber nicht = .am H.' (vgl.
.am Berg' unter an) erklärt zu werden braucht. Aus
Fällen wie: .Wann der AVinter im kältisten |in seiner
k. Periode] gewesen.' 1()61 Cvs. und ,im Täiihste' (o. 3)
entwickelt sich der Gebrauch von /(/ für jenes an,
mit welchem der Superl. des Adv. gebildet wird: im
Oliiiste, am Ehesten; es irär im Alkrheste Z. — unter.
.In lAte-n-iime.' Stitz. .Ein Gebäude anfangs itn
Dach haben', wenn die Baute so weit gediehen ist.
dass sie unter Dach gebracht ist U. .In Tacht brin-
gen', unter Dach. Em.iii. .Es sigen ouch derselben
kind über sy gefaren. und in sy geschlagen und ge-
rouft.' Z M. XVI. .Einem dapfer in [unter] die zäii
stau.' 1569 IJjAv. - von. .Der mensch wirt nit Iti
dem brot allein laben, sunder in einem yetlichen wort.'
1531/18 Matth. - vor. .Im recht, im recht<'n'. vor
Gericht; in einer Menge von Formeln, s. lieclit. -
gegen. .Die der sünd in heiligen Geist nach |nahe|
verwandt.' .IMii.i., 1665. .Und der Sünde in den h.
(■eist nahe kommt.' Goliath 1711. Noch jetzt: (JaK
ist iii'ii h. (reist ine [hinein] ifsünilifiet '/.. mit.
Kr mai-lil .Vis i lint/ii, mit der linken Hand 1!. .Die
spilliit. dii' machent [Musik] in häfeii. mit tellern.
oder in ander weg zuo tanz.' Euli Act. 1521. .Mein
lieber sun in dem ich zuofriden bin', an dem ich
Wohlgefallen habe. 1531/48 JIauc. nach. .In mym
bedunken'. nach meinem Dafürhiilten. EnMii. \'om
Ungläubigen: .Alles so er tut im scliin guot. ist sünd'.
obschon es auch dem Scheine nacli gut sein kann.
Kf.ssl. — durch. ,Unz [bis] er burgrecht kouft »der
Schw. Idiotikon I. 'S.
es in reise [durch Teilnahnie an einem Kriegszug|
gewint.' BsRq. 145(1. — zu. Im-em Teil, zum Teile Z.
,In der Er des haiigen crütz gebuwt', dem li. K. zu
Ehren. .Gewicht [geweiht] in der ere sant Aurellyen.'
GHdschr. .In die gegenwer gerüst'. zur Gegenwehr
gerüstet. 15'24 Abscii. .In das recht sitzen', zu Ge-
richt. 1530 ebd. ,Im rechten sitzen', zu Gericht sitzen.
Wi.ntekth. 157(1. .Wier kleinen bueben sassen nüm-
merg ztisch in dsmall | nirgends an den T. zum Male].'
1573 TuPlatt. .Den zimlichen und gewohnten Bruch,
da man einandern das Vych in halbem gibt und zuo-
stellt', d. h. zur Fütterung, wo dann der Nutzen zwi-
schen Eigentümer und Besitzer gleich geteilt wird.
B 1628. ,Ich will gern mit dir im halben bezahlen', die
Hälfte der Auslagen auf mich nehmen. HPest. 1783.
.Die künftig Zit in Rat nehmen', zu Rate ziehen, be-
denken, berücksichtigen. Felner 1808. — 7. in Fällen,
wo sonst keine Präj). steht: im hare Cliopf, barhaniit
(nach Analogie von ,im blossen Hemd' udgl.) GlK.
.Bliebe zuletzt im stecken', blieb stecken. 1525 It Mev.
Wetzik. .Es sagt Mutianus. dass der Äff auch lerne
im Schach spilen.' Tierb. 1563; vgl. frz. aiix echecs.
.Talos jacere: im bret spilen.' Fris. ,?]ine Comedi und
Narrenspil anzusehen oder in der Karten und im Brett
zu machen, ist ihnen die Zeit nie zu lang.' Ulh. 1727.
.Im rechten .studieren'. Jurisprudenz. Fris. .In der
arzny studieren'. Medizin st. Platt. 1572. .Sie hatten
im Befehl, alle getreue Truppen an sich zu ziehen.'
1760. SiML. Urk. .In Baumwolle weben oder in Reisten.'
1822. Mey., Wetzik. — 8. pleonastisch vor dem
Dativ Aa; Gl; VOrte; Sch; S; Z tw. I mir, mir:
i Eim, Einem. Mit Art. i'm, dem; i-d'r {in-d'r AApri.).
der; i-de (in-de .\AFri.), den; i'me, einem. — 9. Ac-
cusativ statt Dat. .In das gägenteil.' LLav. 1578
(= .hingegen', ders. 1670); so auch noch Ende XVII.
Vgl. auch 0. 2.
Zu den durch die Vnrbinduuj? mit doui Art. eutstt?Jieudi'U
Formen vgl. «» Sp. '24i). In einem Teil von Aa nimmt die
Präp. wieder ilireu vollen Leib an. weuu sie eine KiK'litieii
zu traijen Ijckonnat: in-iln-, iu dir, da|?. i dir, dir; s. auch
o. S. In Gosclilechtsun.. welche vom urspiüujilichoii Wohn-
orte hergeholt sind, wie Inriehm, liinihun, map die .Svnk.
inn für in tlrti. weiche auch in der Lit. früh :uift.jiueht.
stecken. .\lisehw:ieliuu;r zu rn mit Anlehnung au den uuhest.
Art. s. u. Ai-ht Sp. 17i): zu lihissem e in den Formelu:
(■ (ioUk Xujtie (vgl. die engl. Verstüiiunelung "' (inil'n mmtr);
e fit' Wrt/. auf diese Weise; '^u-fij (iidid. enirtr) aus in M'/;»/,
auf den Wog (iilul. hin-wegl. wonelien i'n Wnj, in den
Weg. hindernd. Iicsteht; und .euzwischeu'. inzwischen. H IB'JS.
Umgekehrt ist im ^ dem, i«ie = einem (o. S) lautliche Ver-
stjirkinig für '<»* und rmr (rime) und mir durch Missdeutuug
als i'm, i'me verstjiudeu. so dass ein loruiliehc's in heruus-
gesehi'ilt wurde; vgl. «n 8p. '255. Ebenso beruht auf Miss-
verstiinduiss die sinnlose Verbindung .in keinswegs'. l'Mey.
(_'lu'ou.. welche sicii anlehnt an die Konstruktion .in keinen
weg' (s. o. ü). in der Tat aber auf die vollere Komi des
l'ron. (eid'vini zurilckzufuhren ist. ,ln hinderriieks'. Wiutertli.
Kiitsb. 1,57:J, mag als Klliiise (iu H. -Weise) verstsiudeii worden
soiu. — Zu 1. ViM' Ortsii. im Hat. (auf die Ki'iige wo':") ohiio
Art. ist in ganz und gar nicht gebrauchlich. datTir z' (zeK
— 2. Zwischen zwei Zahlen, durch welche die Unbe-
stimmtheit eingeschränkt wird, setzt die lebende Spr. o. das
sich als .an' oder als frz. « deuten hlsst.
II. .\dv. iiin: in. darin; innen. 1. Ortsangaben zu
näherer Bestimmung od. Verstärkung nachges. .\a; Bs;
li; Git: S; nw Z; dafür anderw. iiiiie. Im fr'hiirst [lie-
strän<'Ii| inn. .liis ciidlifi Jineili in der Cliilehe inn i/'s;/
isch.' HiiKiiKNsr. /*( (/(' lieriien inn. ,1m Geld inn sitze',
111
291
An, en. in. on, un
292
viel Geld besitzen. KdMev. In der Drucken [Schachtel].
im Hiia inn S. Im Kanton inn, innerhalb des Kan-
tons. Z'Lcnifjnan inn, |das weiter taleiinviirts liegt]
BE. Bis a'n Tsclinijfjrn inn, bis an den Berg T. tal-
einwärts \ind dort drin (tRl). Dort inn, dort drinnen S.
U)irlen inn, ZW. Auch bei abstr. Verhältnissen: in-crc
Täiibi inn. sl" 8. .Medium responsum: zweyfelhaftig.
halb au.ss, halb inn. Fides clauda: ein hinkender
glaub, d. i. unstät, li. a. li. i., wie man spricht. Dubiis
pennis volat victoria: der sig stat im zwej'fcl od. li. a.
h. i.' Fris. — 2. ohne andere Ortsangabe. Inn s>."
(wechselnd mit i", s. d.) : a) im Haft oder Knopfloch
Bs; Z. b) im Stall Bs; B; Z. c) im Zimmer oder
Bett, das Z. oder B. hüten B; Z. d) im Gefängniss
Aa; B; Z. ,I>a du inn [gefangen] ware.st.' HPest.
1783. Inn ha", gefangen halten Aa. I>in b'haltC:
a) zurück behalten, z. B. eine sonst schuldige Sunuue
B; Z. b) eine l'erson im Haus oder Zimmer, nicht
ausgehen lassen, Schüler nach beendigter Scliulstunde
zurück behalten. Inn stä", gleich stehen, zunächst
von der Wage, übergetragen auf Abstinnnniigen B.
har-in: hierin, darin. .Welcher sich h. übersehen',
verfehlt. XVH. Muki (neben .hierinuen').
niener-: nirgends in, in Nichts. ,N. zuo ver-
glychen.' JBrf.it. 1019.
dei- diji)i: drinnen, da innen GO.
dar- drl Gl; Sciiw; U. sonst drinn: wii> nlid.
Verstärkt und näher bestimmt drinn innc", nnde".
ume usw. ,Nit dai'in sin wellen', von Etwas Nichts
wissen, keinen Anteil daran haben wollen. Anscii.
Die Römer verlangten Eeichsfreiheit vom Kaiser, ,dar-
zuo, dass die umligenden stett tribut geben soltiud.
Darin der bapst gar nit sin wolt.' Vad. .Woltend sy
gar nit darinn syn [die Beschuldigung nicht gelten
lassen] und scliruweud [schrieen] umb recht.' Kessl.
Syn. d'innen. Zu unterscheiden von drl".
war-: worin. IGtiO JHHott.
zwischen- ziviischetun B. — Vgl. enzwiachen, in-
zwischen.
in i'n BO.; (iu tw.; [P; W. sonst i': ein; in
Gk; P; W auch her- oder hinein (wofür sonst ine,
iiihin). Dur d'Tür l; diir 's Dorf l; zum Tor l Aa.
I(") d'Stuhcn if") cli()("J W. I-güyijele. (durchs Fenster)
hinein gucken GrV. Ich hau (/'meint, es chümi e.v Un-
fj'hür l ebd. / gän l ebd. D'Sträss % chö", auf der
Str. heran, daher Ar; Scn; Z. In der einfachen Bed.
selbständig ist es ausserhalb der drei oben genannten
MAA. ziemlich selten, nur etwa in Verbindungen wie :
Jar l Jar «,s; wohl aber z. B. in Gr ?)?, taleinwärts;
in und üf, bis hinten ins Tal und auf (über) den
Berg. Dagegen zuw. prägnant mit Ergänzung eines
Verbalbegrifis z. B. d'Schihen isch l, eingeschlagen.
Mi Ureglas isch i, zerbrochen Bs. Ds Veh isch i, in
den Stall getrieben (neben inn, drinnen). Es irill-mer
nüd l, in den Kopf, idi kann es nicht begreifen Z.
Ah lind i [abgemäht und eingebracht] ist au ij'heuct
Ar. D'Prcdiy ist in, hat begonnen B. Sonst nur in
('(IUI pusitioii. I. 1» auch lu Xüminalcomp. neben in-,
welches hier allehi zu erwarten wfiic, was z. T. darauf be-
ridien kann, dass das aus in verkürzte i (dri, dariu, s. d.)
durch ViTlängerung des Voc. dem t", ein, nahe kommt. Wie
iilid. .Eingeweide' für .lugew.' steht, so schwanken die An-
gaben bei unseren WW. hwiijd, [nijtschliicht zwischen t u. i;
dem nlid. .inbrünstig' steht bei uns tnfcr. gegenüber : unstrm
Inhnnj'r hiuwieder scheu nihd. iiujomc, Insasse; in- und »iwffae
seil wanken seit alter Zeit. Man kann sich das m- vor Siibst.
■/.. T. aus entsinechenden Verbalcompositen erklären (z. B.
in-Hitzin, sieh niederlassen; sesshaft, ansässig werden), während
innerhalb der Verbalsphäre selbst Ui-Juihen, in Gewahrsam
halten, neben deui gewöhulielieu hi-lmlen nur etwa auf An-
lehnung an in-tuiM, ins (icfänguiss stecken, beruhen kann.
In den Vb. in-ftulcrm, -hirten, -triinh-n (das Vieh im Stall
futtern usw., statt es im Freien weiden und am Brunnen
trinken zu lassen) steht tn- offenbar für in-. Vor Adjj.
erscheint mhd. wie ags. und altn. ein verstärkendes in- i. S.
von das Innere durchdringender, also hochgradiger Eigen-
schaft; wir haben aber mir n<jcli /»j/rifen (.Siungrüu, Immer-
grün I; dem mhd. inhiizrr entspricht dagegen tn-ZitiV« (vgl. m-
tihnpßtj, schwül); und ebenso steht rn- vor -f>t. -si-htcarz,
-ircltt, -hur, -ij'nvi. Bei solchem Verhältnisse zw. in und in
ist es in Fällen aus der Lit. oft schwer zu entscheiden,
welches gemeint sei. - 2. Begreillicher und auch der
Schriftspr. nicht fremd ist bei Verbalcomp. Wechsel zwischen
m- und uthin, •/.. B. bei -wi'tUn, -tüttni s. d.; neben inJiiti-
nimrn (vom (ietreide) stellt Ui-ürndt-n (vom (Jrummet) und
von der selben Arbeil gilt m- und inhinUmi: in-mumjjfi»,
den Mund voll stopfen, neben inhin-mnVv.ii, gierig verschlingen.
— 3. Vielseitige, z, T. dem Nhd. fremde Bed. entfalten die
Comp, lu-ßxefen, -yan, -kommen, -let/t/cn, -tiemcn, -»vhUsHLn,
-srhtmji:n, -nitztm, -tiän, -nttHrn, -Irui/en, -zielten. Vom Nhd.
ahweiehcudo Bed. zeigiMi die Subst. In-Joll, -ijumj, -Imj, -hiurh,
-Im, -nehm. Kigen- und altertümlich ist das Partie. in-<jeiret/eH.
— 4. Andern Präp. oder Präli.\ei. entspricht in- in Fällen
wie: in-ktupiurt-n, aufschwatzen: -hreetitm, ausbrechen, von
Krankheiten; -leonrn, bewohnen, iuhabitare: -fücren, ver-,
anführen; -mlin, anraten; -trirelun, (Feuer) zudecken.
Das Adv. ra« verhält sich der Bed. nach zu i« wie nff zu
lif, d. h. es bezeichnet Buhe gegenüber der Bewegung, steht
auf die Frage wo'/ gegenüber wohin':' Es entspricht also der
Präp. in mit Dat. gegenüber Acc. Aber eben daraus folgt,
dass es, so weit es nicht das mhd. iniu (alid. räa», Inna)
repräsentiert, mit der Präp. (wenigstens in den Zss.) das
selbe W. ist, also urspr. beiden .\nweudungen derselben
entsprochen haben nniss, wie denn die älteste Spr. noch kein
tn neben in kennt und in Zss. in- und in- wechseln. Vgl.
das zu ttnn Sp. *2-5*J Gesagte.
aber- ahri(n) W, <hri(n) Bü.; Ouw; W, umhri(n)
P; W, emliri(n) BÜ., inljrin P — Ton auf 2. Silbe — :
1. taleinwärts BO. — 2. hinunter, hinab. Amhri ffii",
lotzu, schauen BSi. ; P; W. — o. unten W. S. aher
Sp. lO/l ; und vgl. berif-in, rain-in. — Der '2. Teil des
W. wird auch zu l abgeschwächt.
über-. ,In dir. meinem Gott, spring ich über ein.'
1531 Psalm = .über die niaur eyn (hinein 1067).' 1.548;
,ubersiiring ich Mauern.' 18(i(l. — dar-über- drüben
B: darüber hinaus, obendrein, als Zugabe z. B. über
einen bedingten Preis oder Lohn .\a; B. ,Drübcr i (ß,
auctuarium adderc In. B.
hin- nur in ä. Lit.; fehlt der lebenden MA; s.
dafür inhin.
da-neben-. Dniiboü chö", entbehren müssen,
nicht erlangen. Syn. derncitet chn".
berg-, rain- rei-i: berg-ab, -unter ZWäd.
dar- dri(n). 's ist U/ijiis dri cho, es ist ein Hinder-
niss eingetreten, dazwischen gekommen GStdt. I uett-
dcr nüd pßfe dri, ich gebe dir Nichts dafür, es ist
mir ganz gleichgültig Z. Dross und dre [draus uml
drein], ohne Ordnung und Kegel, aufs Geratewol .Vi-.
Oft verstärkt durch nachgesetztes in od. ine, hinein Z.
Das (jät dri. geht als Gratiszugabe in den Kauf. ebd.
Drl f/e". gratis dazu geben, ebd. ,Machtend ain grossin
Dürin [Türe] drin jn.' 1519 Stockar. Dri und dernebe
(jot ril, ironische Kntscliuldigung. wenn Jemand neben
■2^A
An, eil, in, on, im
294
ilas Gefiiss ijiesst Bs, Zsges. mit Verben : drl g'seli,
liiejii'. ilit'in sollen, aussehen Bs; B; Z. Drl stä, in
lue laicke treten, für Jeni. einstehen B. — hinden-,
hiiuler- hii/cr-dri BM. Hiiidc drin siv, mit Arbeit
im Rückstaiule sein BHk. Jlitine dri chn, hinterher,
zuletzt, zu spät koniinen ; in Rückstand ,s;eraten Z. —
Trampi-: (ein sclnverfällii)' einliergehonder) laiig-
sanicr Mensch S.
durch- rfiiif, (liiij: 1, den Weg hinein Ap; einem
Centrum zu. z. B. in der Richtung gegen die Stadt.
die innere Schweiz. Vgl. d'Strass 7. — 2. durchaus.
durch und durch. Oft wiederholt: durl niid l, bes.:
d. und i nass, bis auf die Haut Z. i'.s ist-mer ««'''
nit durl, sc. besser, ich bin noch nicht ganz wohl Z.
Es ist na'''' nüd d., hat noch nicht genug geregnet
(der Regen ist noch nicht tief genug eingedrungen) Z.
D. und i rmi Opjns rede, eine Sache gründlich ver-
handeln Z. — de(rj-duri': dass. aber stärker deik-
tisch. — Vgl. durch-ab Sp. 32.
innen i»«.- und i«f [i-ne kv; ZEafz): Adv. inner-
halb, im Innern, darin, inwendig. 1. meistens vorher-
gehenden Ortsbestimmungen verstärkend bei-
gefügt: z'Bern inne, in der Stadt B. drin. Es ist
ntlethalbe Welt, in Amerika inne [im Innern von A.]
wie da hi-n-eiis [bei uns]. Imniene S((ck inne. Im
(janze Taxjmen [Genieindebezirk] inne kci ermeri Hus-
ImJtij). .Cava lumina: Augen, die tief im haupt innen
.stund.' Fris. ,In den hüsern inen.' Z IGll. — 2. selten
alleinstehend: inwendig, auf der Innenseite, imGegs.
zu H.s'.se ScHW; Z. Vsse fix und inne nix [Nichts], von
einem auswendig schönen Hause (Menschen), dessen
Haushalt oder Finanzen zerrüttet sind Z. Öfter be-
gleitet von andern Eauniadv., womit zugleich Schat-
tierungen des Begriffs entstehen: inne- für, -nache,
-zueche usw.; inn€rä Ar. — 3. mit dem Gen. des
demonstr. Pron., während dessen. ,I)ie Usseren
[Hofleute] sond da sin. e das man anvahe offenen oder
si son aber komen innendes so man offenet.' XV. Z.
— 4. mit Verben: sielt inne hatte", zu Hause bleiben;
vgl. in Si". Inne" B; Z, inn SrnSt. werden, empfinden,
vernehmen, erfahren, zu fühlen bekommen. Er wird 's
nn inne ic, später schinerzlicli empfinden z. B. früher
begangenes Unrecht BRi. Dass dieses jetzt wohl als
Acc. verstandene 's (es) eig. Genetiv ist, wird deut-
licher aus der ä. Lit. : ,Bist du dess er.st yetz innen
worden ?' Mal. Nicht anders verhält es sich mit der
scheinbar reflex. Konstruktion: Er iscU-si inne worde,
hat es zu merken bekommen ZKn., da si aus sin. Gen.
von es, verkürzt ist; s. sin. Mit fehlgegriffener Ver-
hochdentschung schreibt JHHott. 16()(): ,lass die-
si'lbigen ihnen werden, dass . . .' S. en-innen, inneren.
Mliil. i/i)i<',i, .ilul. innan aus iilt. inniina. Eine Versti'uii-
ini'lmig tritt etwa ein in der Vcrliimluiig inn-tim; von innen
licraiiH ((icittli.). Das Hinülieispieleii des i (i''l iu c- in ge-
wissen MAA. Iiiiiijjt w.ilil mit nfispliidor Ansspradie zusammen.
Kinige MAA. vuniiijgon oliigcs iiuic von Im- (inliin) zu iinti'r-
sclieideu, die einen dun'li die Qiiaut. und dun'li die, yuiil. des
ViH'. (s. iii-tiiit), andere wie z. B. (Jl diircli die i;eniinierte und
die einfädle Ausspraehe des n. Fiis. ; Mal. gelii'ii indiiui .innen'
die Knnn ,indeii'. nac.li einem leielit liegreitlielieii liautilber-
g:ing; vgl. (1. ,Sp. 208 i-mln-t ; nlid. .überwinden' ans .illier-
vvinnen' , minder' aus , ininner'. — S. nndi dii-inum. — Zu 2.
Jnnerä aus innt-n ttraii ndor inner = iiineti ; vgl. ober = ubtui
Sp. ,'>2 ; mieli Analogie von nümti'- für die neuere Form nieneu-
in der Zss. ; vgl. audi inii,:,- für ,ii t' ; s. d.
über-: verstärktes innen, mit Hervorhebung des
Eindringens von aussen nach innen (s. Spi. 59), dort
innen Gl; Soh; U; Z, Ggs. üherusse".
in- 1. i-innv: drinnen, immene Mir i-inne SKrieg.st.
— 2. '^inr: nur in der Verbindung e. leerden ^= inne"
werden. ,Wenn 's nw ml Mueter nüd e. wird.' Stutz.
Du irirst-ne [ihn] scho na [noch] e. werde! erfahren,
kennen lernen; gewahr worden Aa; Bs. — Hiese pleonast.
Bildung sdion mhd.
hie- hijinu(i, hjinnn, hinna, jehinne, äjinnu GrD..
l'r.. hinne BO. ; Scii; Uw; U: 1. hier innen, bes.
hie zu Lande In. B; Gr; G 1799; U; vgl. unten ein
Innere''. ,So wir [Sendboten] nit hinnen | hier in Italien]
wären gesin.' ir)21 Strickl. .(Von) hinnen üs', von
hier innen [Luzern] aus [nach Zürich]. Absch. 1658.
— 2. drinnen, inwendig (ohne die Beziehung auf
den Sprechenden) BBe.; Sch m. angr. Z. 's Brud ist
i-der Tiselitrucke hinne Son. ,Lag die erst nacht hinn-,
darin. Salat. — 3. herein UwE.
Die Reduktion des hi(e.) auf 7« wie in liot>ni Sp. .50 (ulid.
, hüben'), klnen Sp. 267; in den Vorsilben jr-, ei- lassen sieb
Verstümmelungen oder Ansätze eines zum zweiten Mal vor-
gesetzten hii: erkennen. Das zwisclieugeschobeuej aus dem /
je des erstem W. entwickelt. Vgl. hie-enct Sp. 2G8: *iV-
unden.
har-: hierin, darin (ä. Spr.).
da(r )- rf'iHHe Bs; Gl; Th; Z, djinne GiM.. drinne
BM. Was nid d'innen ist, cha nid vssen [hinaus],
zur Entschuldigung eines Schwachkopfes Tn. Dinne
sl (müese), Strafarrest in der Schule aushalten Z (auch
d. hllhe); in ein Amt glücklich hineingeschlüpft sein.
Spre.no,. D. ha", vollständig d'Beiti d. lia", dasjenige
Stück Zettel, welches jeweilen die Strecke zwischen
beiden Webebäumen ausfüllend zum Verweben vor-
bereitet wurde, fertig gewebt haben Z,
Fris.: Mal. haben: ,intrn. inhin, dainden ; intus, dainden
ausshin.' Die erstere Angabe beruht wahrseh. auf Verweehs-
hing mit inen ^ inhin, hinein; iu der zweiten ist entw. das
lat. W. oder der Zusatz ,aussbiu' irrig. — Über die Form
nd s. die Anm. zu innen.
i n n e u a iminnri = innen W L.
Schwerlich durch Zss. mit -an oder -nnrh entstanden,
sondern wie unnamt. nnten, nnfine, unnanfi, .aussen, vninta
(Sp. 267) als eine Art rcdiipl. Weiterbildung zu verstehen;
s. itbenen Sp. 51 !
innenklich: inniglich. Zwincli. ,l)as allen in-
nenklichen leid wäre.' Oiiw 1 169. — Mit eingesdiobenem ,<
aus mhd. innteHeh.
er-innen. ,Sich o. mit gloub und rüwon [Rouel
vor dem Opfer' |iii sich gehen ?!. Ruek lijöü, 3735.
.Vbulidi gebildet wie .erinnern', aber vom Adv. inne oiler
dem einfaehen in».
inner, im Geh, inder: Adj. wie nhd. Vielfacli
Substantiv. 1. von Personen: Einheimischer, Orts-
bürger. , Bedarf der inner von dem ussern [Fremden |
des rechten [Gerichtes], so sol der usser dem iiinorn
vei'trii'sten | zusichern], das recht da ze lassen [am
Wohnort des Er.storii aiiziinehinon|.' 1139 Hofr. Altork.
,0b ein us.srer mit einem so in den Gerichten sitzet,
in stöss kcmc, so soll der indrer frid geben und der
ussrer vortröston.' t>ffii. Stai.lik. .Keiner soll zum
landmann |voii HEsclii] ufgenonimeii werden, er s_v<'
dann ein indorer, namblich das er .s^e us unser .statt
Bern und unsren gebieten geboren.' B 1469. ,üie
inreii', ilio Holai,'i'rtoii (vj;!. l;it. oiipiilaiii): .die iissoreir.
295
An,
oll, III, Uli, Uli
'ÜHi
die Bolagcri.']-. Boner. — 2. von Sachen : rlas Indri,
fler Kern. ■/.. \\. einer Nu.s.s W. Dim. ^hnirrli : Weste.
Wams B, " l'lier dio Fnnii mit ml s. ilfn .•Vnm. zu iniun.
inner st. Z'indrist inhn, im innersten Teile BHk.
— /;i/iri sr>iist : licr- (liier liinein, hier für inim.
innor(t), iiDH't BO.; GlK.; 7.: 1. Brä|i. m. Dat.
(in ä. Spr. aiieli mit Gen.) nnil m. .Aec.: innerhalb,
a) räiimlieh. Innert dem Kanton. Innet T^chiniiellierij
siieclie \'>i). .Inrent diu selben zil niit konien.- 141'.l I..
.Us.srcnt ettern [(irenzzäunen) oder indret etters ge-
legen', um 1-180, Beehtung T»i'BKNn. .Innert unseren
Glänzen.' Traie. Skp. .Inner (innert) den Grenzen.'
Steinm. 1802. - b) meist zeitlich, allg. .Indrent den
nächsten 8 tagen.' I.SIU B. .Inrunt den nächsten vier-
zehen tagen.' Wvi. 1844. .Inrent acht tagen.- Z 1403.
.Die Zügen iimerthalb der Eidgnoschaft siillent indrunt
dryer vvuchen gestellt werden.' 1.52lj .\esch. Jndert
T) Wochen.' 1539 8.\lat. .Indart (indert) 10 jaren.'
Kessl. - 2. Adv. a) innerhalb. .Ausser sind dise
muschelen fältlecht. inner ganz glatt, äussert in der
circumferenz gesäget.' FisenK. 1563. b) taleiiiwärts;
Gegs, lirntet, talauswärt.s BHa.
Mllll. iitnt:r, iure, inrent, inrunt. Das t ist wahrscll. HHcil
.\iial. VOM tnert, jenseits, angeschoben, wo es begründet war;
s. enrnt Sp. '267. lu lebender Spr. /• vor ( aiisgefallen wie
in naset. aiisser(t) u. a. Hie Endung k.^nn gespart werden in
.der Verbindung ,in und äussert'. Tiir. Sep. — '2. Auch die
.innere' Seite des Hauses bezeichnet in BHa. die taleinwärts
geiiclirte. Ks scheint liier die im Gebirge öfter vorliommende
Verweclislmig oibjr Zsfassuiig des Vin und Wohin vorzuliegen ;
vgl. Sp. •21)'2 Schluss der .\iini.
innerlich. .Inderlicher rat des tiir.steir. ver-
trauter, geheimer Ratgeber. V.iu.
inneren: 1. retl. in. Gen. gewahr werden. Hahlcu ii.
— 2. .ge-inret worden': inne w.. gewahr w.; s. innen.
.Wenn sin nachgeburen .sin geinrot werden.' XIV.
Ubeklinc. Stadtr. - 3. ,ge-inret sin', eingedenk oder
überzeugt. bewusstV sein. .Als wir des wol geinret
sigen.' Urk. 13S1.
er-: erinnern. roH. .Dan er sich des erindern
iniicht.' V.4I>. - In der lebenden M.\. dafür lieber »/. 7,
tteninnen, ilran (drüjf l:un iiilgl, S. noch er-indteti. — au-Or-:
verstärktes erinneren. ..\. lassen durch seinen iiro-
cnratoren.' XYIl. (i Oberried,
in 11 1)1 s. ('/((■".
illlli^. /. machen: V'crbergens und Suchens spielen
GkD. — Syn. <;u(/i/ii«. Ks ist kaum an hebr. A/ii/ic/i, siebe,
zu denken, welches durch (ieistlii-lie eingeführt wurden sein
niHsste.
ine" ine BHk.; (ii,, ina G, inij W: ihn, Acc. des
Pron. .".. P. Sg. m. GuSchwand.; W. In Aakaii; BsStdt.;
G aL. und Tu tw. nur noch i. Sinne der 2. P. als hiit-
licliste Anrede — iihd. Sie. |lch] (/r/if.ss liiii! 1 hnn
Ina erwartet.
Mhd. inen. ahd. innn (neben in). Auch die sonst allg.
ühliehe Form Jn, in angehängter Stellung -etn), redupl. rne(n)
iniiss wdhl aus in'n erklärt werden, da aleni. MA. einfaches n
im Auslaute schwinden liisst. — Die (i Anwendung ist ein
l^berrest aus der Zopfzeit, da das Pron. :j. Pcrs. (er, sie)
für hOHiche Anrede verwendet wurde; s. Ir.
ines ines Gi- f«,« allg.: es. als Acc. des Pron.
3. P. n., betont, doch nur von einem persönlichen
Wesen. .Mit aul ihns geheftetem .\uge.' Darsteli,. 1K02.
Naeh Analogie des Acc. nuisc. inen, in'n gebildet. Unbetont
angehängt wird nur .» | », .v, und mit n-diipl. Form -«. il.
iiiere": 1. (Jen. d. Pron. 3. P. PL, ihrer z, B.
/. zire A.K um Z. — 2. Pron. poss. der 3. P. PI. und
3. P. Sg. f., ihnen oder Ihr gehörend; nur in Ver-
liindung mit dem unbest. Art., also partitiv. Kn /«.ro
Fri'tnd, ein Verwandter von ihr. von iliion. im suo,
un loro eognato G aL. — 8. enere II Sji. 'Jlis.
Mit Beziehung auf d,is I'ron. Sg. mnss l'insfellnng ans
irene. einer Ableitung oder WeiterbiMung aus ire", ihr(en).
angcnoninieu wiodeii.
Innelen: Birnenname GW.
in er s. tn-lter. Innerig s. J^nf/erieli, Enger-
ling, ineracht s. Acht Sp. 79.
infam im- Bs, i- Gr. i- 7a, i-fäm Ar; G; Tu: 1. .\dj.
Adv. .schlimm, gottlos. En ifäme Kerii. Er hat /.
'lue, abscheulich gelärmt oder gezankt Gti. — 2. Adv.
zur Steigerung dos Begriffs und zwar nicht bloss in
übelm. sondern auch in gutem Sinne. /. vitext, hiich,
littet. Es fhit [tiint] /. .^ither. Wie-n-er -so i. -'.■iprini/e
fhttnnt. Da .setlist-incr doch afünt/e [allboreits] (. alt
sl? Stutz.
i 11 i s. in-hin.
Ins]H'ktiir iai:j:.^/.-/ier hioss 1. in Z seit 11130 und
bi.s E. XVllI. der geistliche Vorsteher und Verwalter
des sog. Zuchthofes, eines Alumnates für Theologie-
studierende; vgl. Zitchtherr. — 2. in At'.\. vormals,
so lange es in kirchliclien Dingen mit G verbnnden
war, der , oberste' Pfarrer, von der Synode über das
.Landcäpitol Ap' gesetzt.
Instanz: sofort, auf der Stelle FiMu.
Aus dem lat. lint instünli, im .\ngenbliek (von instäiv,
lievorstelieu, nahe sein) mit Beseitigung der zugehiirigen
l'rä|i. und Aecentnierung nach Art der deutschen Wort-
t)ildung; s viell. von dem eutspreeliendeii Subst. inntfintin
hergenommen, oder in t-s zu zerlegen, mit dem .\dvv. Itil-
denden h.
1 e n e 1 i s. l-eneli Sp. 20.
t ienen. ien(d)ert. ienders: irgendwo. .lendert
hin.' Z i;Br. .Louf bald, ob du yenert ein frowen
fündest.' 1521 Ziklv. .Ob iv ienan versdiwigen lecheii
wisstind.' Vad. Bei A(;Ts(Hirni .iena'. .Kein nuuilesel
yendors in der wält.' Tierk. 1503. .Uspiam: yenon.
etwan an einem ort.' Fris. ; Mal. .Man wolt uns kum
ienert inlassen.' 1572 Platt. .Wo jendert alte Fürsten
Gotzhüser gebuwen.' l.")72 AiiTsi'Hiin. Mit allmäh-
lichem l'bergange zur modalen Bed. irgendwie;
irgend. .Were euch dass unser dekeiner jendert g<'-
war wurde.' XIV. Lauf. .In dero hand das guot jend
komt.' 1420 G. ,Als ich's ienan verstanden hab.' 14 4 (i
HFrIind. .Und ob er jendert b_y der zerwürfnnss wäre,
es wäre mit Worten ald mit werken.' Hofr. Grytlenbg.
1475. ,Alle, so uns jendert befundend wider gott ge-
irret haben.' Zwinhli. ,E dann yenen ein steudlin
was.' 1530,00 I. Mos.; dafür 1007 .irgend ein'. .Die
Sonn oder yenen ein hitz.' 1531/00 Ai'Okal. ; dafür
1007 .einige hitze'. .Soferr uns Jena müglich ist.'
1530 Absch., im Wechsel mit ,iemer'. ,0b etwas korns
by üch wäre, dess ir jenan empären möchten.' 1.531
Stkm KL. .Ob man indert ainich weg finden möcht,
damit sich die partien verstuendind.' VAn. .Und er-
sticktend der herren vil. ee si ienen wund wäriiid.'
ders. ..\uf das aller demüetigist als man yenen mag.'
Fris. ,Ist unter encli yenen ein trost.' 1500 Piiu.ii'e.
.Gott liat sich unser, ce und [als| wir yenen \\;ireMcl.
erli:irniot.- Ii'Wai.hi. l.^^^t.
•Jii7
11. III. (III. Uli
'2i>S
Mhd. iVhpc (aus alul. lo tu «ni, iigeud auf Knien), iiiuhr. -i,
mit eiii^esHiobenem il zwisclu'ii n und f wio in unscrm iiid<:r,
ininT. s.d.. und mit luigct^fholifncin t wie an andern Advv.,
villi, zunäihst nacli .\nalfigio vnn cneil, s. eiieiit Sp. •IUI,
wilelies aurli den Üliergang zwiseheu « und r zeigt, nur iu
iiuigekiduter Kichtung. Die iu uusern Quellen vorwiegende
Kcirm .ieiien' eiitsprieht dem fnf:n, .jenseits. |li(' einzig rich-
tige Fiiriii erscheint in unserer 1/it. nur in der Zss. z. H.
.yeiieran-, tlliull.. .jeiuuiuit-. löoO Aliseli., an, mit ir^'end-
was. S. iii'.iirn.
Uli-, .(ilni--. eine Aiilelimuii;' an da.s vwilto .oliiu",
s. im-.
Ölie ö'iii {.: tfenieiner Schilf, piira.n'inites cniniii.
A.\Bb.
Scheiut dureil Wegfall einer Liquida im .\nlaute ent-
standen zu sein; s. die iu nächster Kachliarsohatt geliräueh-
liche Form Siine und kämt. Lau.
onet. Olli s. üne Sp. 261. Onig s. Onhii";/.
Onimus: in. 'l'aut'n. Hioronyiiius .Sin.
Onuos s. rn-miient', Bescliwerlichkoit.
IUI-, u-, Ai' ö-, il-: uiitreuiibares Prüf., im lianzeii
wie nhd., aber so, dass einzelne C'onipii. dem Nbd.
ganz fremd sind oder eine dem entsprechenden nhd.
\V. l'renide Bed. haben. 1. einfacli negativ: iiiiiie-
hiiriy, taub; utujcrltiit, zur Unzeit kalbend; niiberdig.
unbändig; iiii(/ertiteii, unreinlich; {'«)««(■(, Mutlosigkeit ;
rii:i«lit, Polizeivergehen. ,Dabs wir mit etlichen Orten
der Eidsgenussenschaft in Widerwillen und Uiifreund-
schaft kämen.- 143y BErrR. L.iuff, ,l>er Herzog het
uns noch kein unfründschaft erzöugt.' 1531 »Stkickl.
Hieher gehört auch das im- vor Partie. Perf. in act.
Bed. = ohne ... zu haben: mig'esse, ohne gegessen zu
haben; uiuf rennet, ohne dass es regnet(e). ,lm])ransus,
Unzinibiss geessen, der nit zeimbiss geessen hat.'
Fkis. ; M.\L. .Incwnatus: unzenacht gässen.- ebd. Uh-
(/'spiiiiiiet, iiHij'siKiiine", ohne gespannt, den Wagen mit
dein Kadschnh gehemmt z. h. Di" cha" luid itiKj'flitechet
s-/, ist ein unverbesserlicher Flucher. .Ungcsegiiet
[ohne sich hesegnct z. h.] und ungebetet zu Bett ge-
legen.' 17:!-1 Ulr. .Unbereit us.sgan', ohne bezahlt
■/.. h. das Wirtshaus verlassen. Otln. Diktikon. .Was
man li) jar ze Zürich ungesungen |ohne MessgesangJ
und an allen gottesdicnst.- l:j?>6/144G Z Uhr. ,Unge-
blinzt: unverwenkt, on zwitzeren oder ou nicken der
angen, incoiinivcns.- Mal. Verbunden mit ,liabeii':
.Kr sol ungefrevelt han-, nicht gefrevelt haben. Otl'n.
DiKTiK. ,Wir wollend uns ungerüemt h.- 1521 Abscii.
|Mit .werden- s. Sp. :J00 u.] Das Part, in gewöhnl. Bed.
wird verwendet zu den Vexierbescheiden: Opjiis kii-
fl'miu-lit.i, itriij'liicfiets, iiny'lachets a,i\f die Fragen: Was
wdchsti' lucfiisff hu-hist:' Xk; Z. — 2. neuen, posi-
tiven Begritl' erzeugend: Uttmiieas, Beschwerde, Mlihe;
l'iirat, Schaden, Gefahr, Trug, Mangel; miyereeht,
fehlerhaft ; iiiKjkhti;), ungeständig, .streitig; unmiliij
>.. Sp. '.10; mieiitiiiiU, rücksichtslos, roh. grob; iDicndff
[-eher], weniger leicht; vgl. Sp. 10. - 'X mit dem Be-
gritl' von übel, schlecht; Hemmung, Mangel, Irrung,
Kiitstellung. a) Subst. CnmeiiiiuKj, schlechte M.;
l'ntiitVi, Fehlerchen; VnwürtU, böses Wort — diese 3
immer mit vorgesetztem ,kein-. Unkt, üble .Vrt;
riimann, grober, harter M.; aber auch nur: ein
überaus grosser; Vniii'heit. niedrigster Dienst; l n-
mvhe, schlimme; l'iihnh, Wucher-; riistiiiiil, Übel-;
l'nliciniflli, armseliges Bauerngut; I'iihitlh, iinreelite
■^eite; Unlni, mangelhafte Bebauung; l'iHiem'ichs, Miss-
.achs; Utisjjiinni. Vorwerg, .\bfall von Hanf; Fuhriit-li,
liss-; Unhandel, Rauf-; ünbot, zu niedriges Angebot;
i'iikösteit, ungenannte, ausserordentliche Kosten; Une,
iT, Concubinat. .Die von Schwvz band uns ein un-
'ieiist [schlechten Dienst] getan.' 1529 Stricki-. ,üer
tensch sei durch die Sünde uss Gottes bildnuss in
,iii ungstalt verkehrt worden.' Kessl. ,Unprobst', ein
um Fasnachtscherz, also missbräuchlicli, gewählter
■ 'reibst, L 1585. ,Zorn und Grimm ist der leidige Un-
aanien zu allem Mord.' Ulk. 1727, — b) Adj. un-
rtUj, schwer zu pflügen, zu lenken; iiiif'äriij, schwer
leizbar; uM/eueriij , langsam heilend; iDiiji'schafj'en,
lissgcstalt; Hiiliwjiii, langwierig; uiiijemerkig. schwer
lerkend; unzCiUtj, nicht gerne zahlend. - 4. vor WW.,
;ie bereits negative, resp. üble Bed, haben oder hatten.
,ur zur Verstärkung resp. VViederauffrischung, ähn-
ieli wie au Wortstämme von neg. Begriff zuweilen
■in pleonast. -los gehängt wird (s. d.). a) Subst.
:'iiiciUe, Ekel (von Wille = ivAüse-d) ; Unirrung, arge
törung; Unscher, unnötige Mühe. Plage; Untiiss,
Tücke; UiKoiter, Spottwort; Unhiiiid, -ttlfel, roher
densch. — b) Adj. ungehit, ärgerlich, mürrisch, un-
.u-tig; itntüfeUij, teufelmässig; iditüppiscli, tölpelhaft;
iinabschichenlich-, abscheulich? Cvsat. — c) Verba:
viell. tiiiii/leii s. Sp. 151. — 5. Cberinass, auch ohne
dble Nebenbedeutung, oft nur ungewöhnliche Grösse
von Naturgegenständen, a) Subst. i'iiiiiensdi [also
•ibweichend vom Nhd.], -ktte, -sclutf, -nase, -mal, -stuck,
-huet, -tieft, grosse Tiefe, also das Gegenteil des nhd..
-längi, sehr lange Zeit, -last, schwere Menge, -selttii,
-tviiid. — b) Adj. »«(//-üss, ungeheuer gross; uitschOit,
:ehr schön. — c) Adv. ttnding(s), übermässig, sehr.
d) Sogar ohne Zss. vor Partie, im Vb.. tinit.: es
hed-vti /( g't'retit, un- oder übermässig GT. i*- hed ti
j'schnit tind ti g'ivindet. Dial. 228; vgl. unig.
Ilie volle Furm nur vor Yoe., doch gibt es M.\.\. (z. H. .^M,
welche den Hiatus vorziehen. Vor Cons. schwindet n in der
gewöhnlichen Rede, nur behalten die llnttuiale den Nasal,
aatUrlich als y. vor sich — eine YerstArkung, welehe der
Vorsilbe sogar das Übergewicht vor der Stammsillie vcr-
chaffen kann: i'/wjc, «»':''. ungern. Statt «,1- erseheint zu-
weilen um-, was mit Unideutung auf die gleichlautende l'räp.
|s. d.l verbunden sein kann. i'm;i,M Ispäter IhiiijM] aus
tJmjell; r»«/.««toi, viell. mit Anlehnung au ,1'mtrielie. laii-
schweife'; dagegen Ui/i-mue/ii, Ohnmacht, rein lautliehe Assi-
iiiilatidii; t'wldi/c [an denen die Fischerei verhoten war| aus
l'u- oder wirklieh mit um- im Sinn periodischer Wiederkehr?
S. auch Uiuli'ji tun-ijlifh). In einigen Füllen wechselt es
mit nr- und es ist die Frage, welche Form die iirspr. ist:
Hu-ltiJi, -»iiitiiu, -sthlitt neben Vr-. Beidemal kann die .Mischung
rein lautlichen oder zugleich hegrifflicheu (!rund hallen. —
Statt ttn- findet sieh auch <ihu-, eine Anlehnung an das vwdte
.ohne', wie umgekehrt nhd. .ungeföhr' aus ,ohne (iefahr-;_
s. aiie Sp. '2G1. ,Ein onunderwort'ne statt.- Zwiugli. .On-
•ingcsehen, onerschrockeii.- Bsf'hron. .Ohnniltz, Ohnordnung.-
1717 ZOhergl. und übcrli. im XVIII. Üppig wuchernd. —
Kin und das seihe W. kann je nach dem tiesichtspunkt der
verschiedeneu MAA. zu mehreren der obigen Kuhriken ge-
liören, wodurch Widersprilchc entstehen wie zwischen MA.
und Schriftsiir. S. z. B. uniür 1. wertlos, •>. ungeschlacht:
stark; unempfindlich; wild, gespensterhaft. :!. «her die
Massen teuer.
unig (Oitig Ar tw.; 'I'nl. iittnig Ai'K.: 1. .Vdj.
ungeheuer, ungemein, ausserordentlich, übermässig;
meist: überaus gross Ar; Gl; G; ScnSt. ; ScnwE.;
Tii; /,. :il iiiil Subst. eti iiiiiije Ma"": ett iiitigi Freud;
'299
All, eil, in. mi. im. Auch uiiili. And-und
3iJU
eu ti. Hits; cn ii. Giieti: cn Kuigs Tier. Von iiio-
ralisclien Eigenschaften: arg: en uiiige Fluecher GA.
— b) selbst siibst. er ist en Unige, ein feiner Kauz
Tu. — 2. Adv.: überaus, sehr, a) vor Adj. u. schü
[sohöii] Gtl., recht iiiily xcJiii Ai-Schönengr. ; ii. früiitli
[freundliclil ZDattl.; ii. groia, xtarch, grob GRh.. A.:
ScHwE.; en ollig hrare Mii Tu; unig vi] GTa., .\.:
11. ((». Th) giiet, .si/f.s.v ZStainnih. Du hixt ii. e Bueh!
GTa. - b) vor Verben: p.v lietl-mer n. ur 'tä GBh.
i'.f hed-nii ii. g'f'reiit ZDättl. Er het ii. g'schaffet [ge-
arbeitet] (iL; (iWe. Si [die Bremsen] chömmed reeht
II., unverschämt GT. Es göt it. ziie, arg, wild, un-
ordentlich. PlAI..
riiiiiittelhar und in i'ijjt'ntümlicher Weise von dem sonst
iinsiDistiindigen im- iu der Bed. 5 abgeleitet, mit welclier
es melirfarh zusammen trifft; cn viiif/e Ma = U" ma ; n i/'fn-ut
= uiiii/ ij'/r. Has W. aucli nocli in ZO., aber nur selten.
— Die urs|ir. Kürze bezeugt für ApSdiönengr.. während
sonst in diesem Kt. Dehnnuf; vorwiegt wie in Gl: (!; SeliSt. ;
Tli : und zwai- winl es allenthalben m- sein, wie aus G ver-
liüi-gt ist.
11 II II s. inul. une. iniii, iini s. «/-/(/«. unn,
iiii(ii)i'. ii>t(ii)(i s. linden, unädig s. 1/W-/W117 S)). 00.
IJnagel. unegleii. uiieggleii s. im-igleii S)i. \U\
und Kue-Kagel.
niie »«•.■: Interj. der Freude. Verwunderung, bei
Kindern; ei, wie siliini! AABb.
une. Ulli s. iif-licr, fi/'-hin. uniie". unneiie"
s. mideii. Uneise s. Ameise Sp. 211!. uni 11
s. mie Sji. 2(11.
l'lli"g, nur in iler Verbindung V. stifte: Uneinig-
keit .stiften, Unheil sinnen GO.
Anscheinend eine Ableitung von einem aus dem Präf. vn-
(s. ,S|i. 2;)T) gebildeten Vb. 'iinni. doeh si-hwer zu trennen
von l^inlitf usw. (s. nn-f/iich) : alsti welil nur angi'lelint an
den .Stamm ini.
ver-unieren s. riiiiiereii.
Uliot, .Aniiof. rniird, Mannt: Name verschie-
dener Befestigungswerke und sonstiger Anhöhen.
1. ,Der Aniiot- 1392, ,der Unnot' XVI., ,der Un-Nott-
Durm' Stockar 1.523, jetzt Miinöt: ein Tui-m, seit
Ende XVI. ein Festungswerk über St hafph. — 2. ,(Dic)
Unnoth.- 178(5/1822 Balthas.; 1792 Schümach. : kleiner
Turm an der Ringmauer von Lüz. Kleinere Stdt; aber
,die Munoth- im XVIIl. Name des Spitalmagazins da-
selb.st. — 3. Ihiord f.: der sog. Stein zu Baden ZW.
— 4. Vnöt f.: .steile .Anhöhe im .Berg' von ZMeilen.
Anniit, Name eines Hutliiiusleins bei Wnrmlingeu. .Unnot'
1) eine der Befestigungen der Klause bei Bregenz. 2) Weiler
bei Sulgen im Sehwarzw. Es liegt durchweg der Begriff
eines festen Turmes zu Grunde (welcher dem W. dann auch
tw. das müDul. Gesclil. aufdriicktel; auch wo jetzt wirklich
kein Tni-m mehr steht (wie bei Wunnlingen), oder wo eine
Idusse Vcrgleicliung der lirtlicbkeiteu vorliegt. Die alt über-
lielerte Sclneibung mit ( uud doiip. n scheint auf Zss. mit
dem Subst. ,Not' zu weisen, welche im XVI.. XVII. mit
Bezug auf den iu Schaffh. damals vorgeuommeneii, die Bürger-
schaft schwer bedrückenden Umbau als unzweifelhaft ange-
iiiunmen und in spöttischem Sinne gedeutet wurde (Härder
185i*, 40, uiul noch IS.'>(i ausgesponnen: ,l)a k.iin uns in
die Wuchen die Unnotli mit der Noth' — ein leeres Wort-
spiel, da bloss gesagt werden will, dass damals schwere Not
über Schaffh. eingeltroehen sei); auch in Luz., wo der betr.
Turm 1.'>T9 ,I.ueg-in-d"Statt' hiess, gegenüber dem als eine
Notwendigkeit eikaniiten ,l,ueg-iiis-Ijaiid', nuig diese nämliche
bnutung Stjitt gefunden haben: aber wenn aurli wirklieli
mit ,Not" zsges., wellte der Name wohl wie ,der ündurft'
in Seh, der Name eines andern, nahe verbundenen Turmes,
anders (Ende der Not?) verstanden sein. Auch Vnnrd, falls
es eine selbständige Bezeichnung ist und nicht bloss auf rein
lautlicher Einschiebung von >■ nach langem Voc. beruht, son-
dern als .Un-Orf verstanden sein will, kommt auf .\hnliches
hinaus. Das gilt auch, wenn nun An-nt als die richtigere
Sclireibung ansetzen und das W. ^= .Unheil sc. den Feinden'
deuten wollte (alid. <»f, Gut, GluckJ. Das m in der in Seil
schon zu JJRUeggir's Zeit populären Form Munol ist aus
dem Dat. des Art. angescbweisst. Zu der Vertauschuiig der
syn. Partikeln iinlc) und n/i- s. Sp. '2()3 o.
aiichari, halboffen, s. Kar.
tAnelier, An eher m.: Schiffsanker. .Die schiff leut
werfend ire encher. Heftet sich an die felsen als mit
einem encher oder hagken.' Fischb. 15^3, wo daneben
al.s Sg. auch ,ein ancher'. — ,äncheren, anckeren,
den anker eynwerfen.' Fris.; Mal. — er-: mit dem
.\. erreichen. ,Den abgrund des zornmeers gottes kann
kein mensch erankern.- 1688 AKlingl., g. B.
Diese Formen, neben welchen sonst gleichzeitig das nn-
vennittclte Freindw. .anker. ancker' her geht, repräsentieren,
falls sie nicht etwa blosse, von dem lat. A'orbild (umlmra)
kopierte Schreibungen sind, die regelrechte Übertragnng in
alenmnn. Lautgebnng. Der Umlaut des PI. scheint tw. in den
Sg. eingedrungen zu sein.
anchseii äclise kv; (■ (mit nasal. Voc. (iVV.). fisse
.\i'K. : ächzen, stöhnen; auch von der Nachtenle. D'
Naehtiila ässid, 's ged [gibt] l;e giied Zitn. — Dimin.
dclisle: von Kindern, hastig und kurz atmen; mit einem
Schmerzenslaut ausatmen. — Anehs Achs, Äss m.
— PI. Ächs, Äss: ein solcher Laut.
Mild, anrhzrii, Schwab, (mitchzr, Vprstärkungen von ächzen
|s. Sp. 84) durch ji(.>/1; vgl. JSciimidt. Vocal. I; Fromm. VII
60 ff. TT ff. Über die Dehnung des Voc, den .\usfall von 11
s. Froniin. 34, über den Ausfall von ek ebd. 38:? f. — Der
Grundform achzyen (Sp. 84) entspricht ä/s</i" GrTscliapp.,
Furna mit Weclisel von vh uud / wie iu Fofe (s. Fimlv),
.Schlittkure' aus Kneche. St. 's Angabe „a<'hsen Ap; Gl;
Sclnv vermeugt zwei verscbieilene WW., da wenigstens für
Schw. we aus 101 vor Spiranten niemals 0 wird (Fromm.
VII 33). dehnen, eine Xl>f. zu luhzcn, muss gelesen «erden.
S. noch iinmjcn.
.\nd — uud vgl. auch ilie (;ru]ipe Auf us«'.
Heb-Aml s. Hehmiim Sp. 212.
Aiul. Auf, ä" AAFri.; Siii (neben And): nur in
(meist unpersönl.) Verbindung mit ,sein, werden, tun'.
Es tiiet-em iiit gar Ant, er fühlt keinen starken Trieb
dazu, z. B. zur Arbeit Bsf. Es tät-ein And, er würde
es ungern missen Zf. Es häd-mer Ant (ü) 'tue 1) es
hat mir weh getan, z. B. bei einem Abschied. 2) ich
habe eine Ahnung gehabt, z. B. vom baldigen Tode
einer Person ScH. ,Meng fromm mann ward erstochen,
das tat den Glarnern and.' Schlacht b. N.\pei,s. ,Hett
ich ein sölich .spil [wäre ich in solcher Lage], mir
war and [bange, leid].' Mak. ,\Venn si des bunds innen
werden, es mues inen werden and.' JLknz. ,I)er Wolf
tuot den schafen andt.' I-ikd des XVI. ,Mir ist ant',
ich bin zornig. Schade 1803. ,Noch tuot mir and,
das unerkannt soll werden syn getrüwe tat.' HBill.
I."i3:!. ,l>er Glanz winl im zum ersten aiiil iiiiil wee
oOl
And— unrt
302
tUKii.- Kessl. ,Das tut mir aiid; nioveor. nrtoiulDi
liujus iusoleiitia.' Dknzl. 1677, 171li.
Mhd. uHili-, m. (ahJ. mmto, vuii gut. ./r.m. iKiucheu.
schnniibeii), aiu-h schon .iii(. Znni, VM'ur, Uiiiniit; lUiiii aliei
ituch villi inilileroü Si'liiiioizgf-fiihluii Vfiscliicilcncr Art. Iliehni
gehiirt aiirli das !iui t>ohm. I'' '.)'■) augefiilirtu n/ic/i';/ länlil.
unwillif,', iiuniutipc. — Hie zweite Bed. dos Soll aitd lue"
lieiulit «iil auf einer Verwechslunf; mit dem Vli. nm/eii.
welches allerdings in beiden Bedd. zum vorliegenden Suhsl.
gehört und von demselben atigeleitet ist. Bei ä Iw ist Ver-
mischung mit dem Adv. </n anzunehmen; vgl. .Leid antun",
auch , antun" =: verzaubern; s. im Sp. '2."j() und tuen. — Syn.
Kiueiii 11,1'hf/nii. HHchmirliai. S. auch umj. — S. auch ando.
iindeii 1 u- 7j, d- AAtw., a)t<e ÄAlvulm: 1. leicht
tadeln, lügen, zu merken geben; sich beleidigt zeiget;
Aa; U; Z. ,I)ass er das Stür-wesen geaudet und ge-
tadlet.' Wadischwyl lt-i4ii. , Anden: monere, icgrc
ferrc.- Denzl. Itj77/171t). ,Anden, eines dings gedenken
tadlen: niolestius ferre, nientionein facere, conqueri.'
lIijsi'iN. — 2. anzeigen, ankündigen. ,lch geloub.
dass der gottes suii geandet wart von dem li. engel
(iabriel.' Vad. (Übersetzung des ahd. (jlaubeusbekeiint-
nisses bei SIüllli. i>cherer 93, wo .gekundot- stellt.)
, Anten: melden f-" 1''9'' Zschokke, nach Grimm 1780.
Keti. von Verstorbenen: als Geist erscheinen, ,sich
kiinden'. .Die Verstorbene soll sich ihrem Vater ge-
ahndet haben, dass sie so lange büssen müsse.' RlIppE^■
1801. — 3. schmerzlich beklagen, sohnlich begehren.
.Keiiuirere: sich etwas reuwen lassen, ein ding fast
anden und klagen oder wider wünschen.' Fris. ; Mal.
,Wir habend derglychen Kranken exempel die ihren
Pfarrer geandet ein ganze nacht', schmerzlich ver-
langt, um ihm vor dem Tode noch Bekenntnisse zu
machen. 10'2G JBreit.
anden II ä-: ahnen Aa; .ScnSt. ; Z. '»■ ist-mer
nie riir [ich habe Etw. wie ein Vorgefühl], es ändei
mir, animus prssagit.' SuL«. ,Jä icäger, es ündet-mer
schier.' iStutz. ,Die arme Mutter ahndete dies nun
auch selbst.' ebd. .Der Mensch wünscht, hottt, sucht,
ahndet.' Huber 1787. .Ungeahndet und ungesucht.'
HlUissH. 1810. — Syn. schtcünen.
I und II sind das selbe W. Die ä. S|ir. kennt das Vb.
I nihil, fnnl'ii, ahd. amidOn, uiitOii) fast nur in der Bed. .Zuru
bezeigen, rügen, rächen'; doch findet sich inhd. (bei den
.Mystikern) auch: mich undet, mich kränkt, schmerzt. — Die
(frundbed. ist die eines tief Innern schmerzlichen Uefilhls.
welches ebenso gut Vorgefühl eines dnihenden Unheils ab
Nachgefühl einer erlittenen jiersiinlicheu Kränkung oder einei
Störung der Kechtsordnung sein kann. — 12 entspringt
aus 1, weil die Bemerkung oder Kmpfindung eines Unrechts
leicht zur .\nzeige desselben an höherer Stelle führt, welchen
Sinn auch , melden' in der ä. S|ir. li.atte. — T :i verhält
sich zu '2 wie Klage zu Anklage. .Sich aliuden' von (ieisterii
ist syn. mit ,sich melden, sich künden', erinnert aber auch
daran, dass (teist^^r von Verstorlienen utt mahnend und
klagend erscheinen. Von hier aus eiiiffnot sich dann Zshan^
von 1 mit II, weil tieistererseheinungen auch durch innert
Stimmen ersetzt werden können und oft nur krankhafte Ob-
jectivierung solcher sind. So erklärt sich dann auch das
Seh t« liäd-mrr nnd 'tw 2). - Ha ». // durchweg mit <i
gespiiichen wird, so ist möglich, dass es zunächst aus dei
nliil. Kiirtii .ahnen' iiorvorgieng: diese, wie scliini mint, nmn
lieben andin. auf rein lautlichem Wege aus dem letztern
entstanden, entw. durch Keduction von ntl auf ii, da sonst
umgekehrt n (nn) ?,» nd erweitert wird, oder indem man dir
:i. P. Sg. iint, verk. ans amli, andrt. als (tn-l deutete.
Andägle s. Äiitriiijli. Haue im Mühlstein.
amie tiuT.; ,Th", ,andig' GStdt 1799: immer;
früher allemal. — Die nächste (iruudform zu ade s. Sp. 8.5.
ander; Neutr. Sg. niidern GA., änderst (tk; W.
1. Ordinal zahl w.: der zweite in der Reilie. Ohne
den Art. bei Sidelen, wo es heisst: I''' hi" erst, du
bist ander Z, oder bei einer Preisverteilung: er ist
ander L. Dagegen: der erst — der ander! ScnSt. oder
's erst — '.s- ander! Z, Drohung augenblicklicher Er-
widerung eines Angritfs. Bei Versteigerungen: (;nin
erste J zum andere (nnd zum dritte) [Mal] sc. aus-
geboten. All ander Tag, je den 2. Tag; all a. Zilete,
abwechselnd je die 2. Zeile; dag. der ander Tay, Tags
darauf Z ; am andere Tag = morndrigs, morudes, mor-
gen; am nächsten Morgen Aa. Z'anner nhermoru, in
3 Tagen W. Die ander Wuche, nächste Woche kv,
Bs; SiH Uw; Z. Ellipt.: Mi der andern Gu. Die a.
Wuche, aber niid g'rad am Mändig [Montag] L; Z,
die a. W. hinne [hinten] drl Z, unbest. Vertröstung,
verblümte Abweisung. En andeis Jur. künftiges Jahr
Ap. ,Über 's Jar im andere Summer.' Volksl. Gend-is
[gebt uns] d'Er en anders 3M! Formel zur Ver-
abschiedung eines Kunden oder seltenen Besuches.
Mach's 's ander Mal besser! das nächste oder ein
nächstes Mal. Das ist id Sau, icu chunnt die ander
her? versteckte Beschimpfung Z. D'G'wonet [Gewohn-
heit] ist die ander Natur. Einem sur andere Natur
uvrde. .Blitz, Strahl, Hagel. Teufel waren sein anderes
[je das zweite] Wort.' üBrägger. '.•>' ander l'är Auge,
die Brille. / die ander Welt (Wuche) dure g'seh,
schielen Z. .Gedenk, was über den andern Mund auss
kommt, bleib nicht verschwiegen.' Sprw. bei HBull.
1.527. „Tärlich uft' den andern donstag im aberellen
[April].' Näfels. Fahrtbrief 1389. 's Ander liitc" Z,
anderi l. LG.. das zweite Zeichen mit der tiloeke vor
dem tJottesdienst bezw. Begräbniss. A'.s hct-em 's
Angere g'lüte, bildl.. es geht mit ihm zu Ende. Sihilh.
Eshet-em. 's Anger g'lütet — 's lütet-em glih z'sämme
[bald zusammen, d. i. das dritte und letzte Mal].
Vgl. noch änderst. Jedes ander, ie ds ander, iedes
anders, iesanders, jedes oder je das zweite, zum zw.
Mal, alle Augenblicke; so in der Verbindung i finde
ie. a. d'Wort nit (aber auch anders gewendet ie das
ander W.), ich bin verlegen um den passenden Aus-
druck, die Worte versagen mir Ijk. Kim um ds Ander,
Einem nach dem Andern GSa.; s. ein. 'A'andere Chinde
(Chind Bs) verwandt sind Kinder von Geschwister-
kindern VOrte; S; Z; auch schon bei BGlettini; XVI.;
syn. uf-em dritte G'sehtecht Cstä'j; z'drittc» Chinde";
immerhin eine unsichere, zweideutige Bezeichnung,
da sie auch etwa identifiziert wird mit Ge.-ichuisterti
Kind. Z'ander, zu zweit Aa. .Der ander Herbst', Oc-
tober. Vad. .Der ander Angst', September; s. Schmei,!.,.
1*54; Grimm G. d. d. Spr. ' 58. (U. 78. Der ander-
under.ft, der zweitunterste Z. ,Ihin i-der Schnei alliwil
eh der l'nderst als der Anderunderst g'sesse.' MUsteiu
1854. Das war iez wi [noch] 's Anderärtigi.'il ! ironisch,
last das Unartigste Z. Ebenso: er (.vf der Anderhrärst !
nicht eben der Beste G.\. - 2. unbest. Pron. Der
ander — der ander, der eine der andere GStdt. 'I'.;
oTh. Vgl. ein IIb und lat. tdius - alius, idter idter.
Die (Didcr Sladt heisst je nach dem Standpunkt die
eine oder die andere Hälfte der Stadt Z, die ,(iro.sse'
oder die .Kleine St.' llieher gehört der. wahrsch.
nacli ein, uinis oder ille (vgl. auch der sflb). geliildete.
303
And
304
aus l!(t.; F; (ju; \V liczi/iintr, (icljianrli von ilcf it)iiU:i
= ein gewisser, bei Anf'ülirmigf von Sprww., bes. apo-
liitfisclieii. in ilen Formeln: i ha 's nne der A.; r-
i/dt-mer wie dem Andere: i mues-es ha", wie der A.
(/'seit, hed. w<jbei .der Andere' immer einen sonst un-
bekannten Mensclien bezeichnet, von dem man einen
.Schwank usw. erzälilt, z, B. c« f/eid-mer wie dem An-
dere : was ma" nid im Chopf hei [habej, hei ma" in de
]lei)ie.' (jif. Ek ist an allen Orte üppis [fjtwas sc.
manfjelliatt], het 's ander Meitli //seit, jenes Mädchen
sc, welches in einem ähnlichen Falle war FI. In
WLötsch. auch: '.•* An)icri, das [der] Andere. — 3. einen
I'bergang von pronom. zu adj. Bed. macht a) aiidei
i. S. von übrlij. Er tfhort .zum andere Veh [Vieh] L.
,JJii liiyst icic ne anijere Schelm' (sonst auch ohne
ander). N. B Kai. ISri ,Ir andere Stadtlüt.' B Hist.
Kai. 1775. Im letzten Fall steht aber ander aus-
schliessend uml ist zufifleich qualitativ, das folgende
t?ub.st. prädikativ: Ihr andern, die ihr >^tadtleutc un(!
als solche von uns verschieden seid; vgl. frz. roii!<
aiitres. Dagegen wird gleiclie Bescliaft'enheit. nur Ver-
scliii'(lenheit der Person, ausgesagt in .Sprww, wie
.Tiiesch' [tust du] n-ie anyer Eilt, so heseh 's [hast du
es, geht es dir] vie a. L. Schild. Wer-si nf Anderi
rerlöt, der ist rerlö L. Er flieht Andere d'Sehiieh nm
(jot sellier tnirfiiess. Sri.c.. Vs ander Lüte Leiter is'
giiet Jliemc schnlde (auch schon in einem hist. V'olksl.
XV.). - b) andere mal andere i. S. von diese unu
jene, aber zuweilen fast s. v. a. immer neue, etwa.'^
mehr als ein vnd ander. .Andere und andere be
schwerden.' Th 153(1. .Und geschachond all tag ])ro-
cessen [Prozessionen] in ander und ander kirchen.'
VAn. .Kein Aberglauben ist es. wann wir uns auf dii
erscheinung der C'ometen vor pestilenz und sterben
vor teure und Iningersnot, vor andei'cn und anderei
scliweren gericliten fürchten.' JMill. l()l)5. .Von an-
deren und anderen notwendigen Waren.' Hott. 1702
• — 4. Adject. : von ver.schiedener Beschaffen-
heit, a) einfaclic Verschiedenheit aussagend. Es {/i.
fliini) öppis Anders, immer etwas Neues B. E)i anden
l'laf^, en aialere Schatz G = nhd. .andre Städtclien -
andre Mädchen.' Was annerst [.\nderes]? warum niclit':
WLötsch. .De Herr Gatt iröll-der's am Andre (ante-
H-A.) (ji''.' Stütz, entw. i. S. des Neuen Testaments: Gott
möge dir von einem Andern eine ebenso grosse Woliltal
zu Teil werden lassen, oder G. möge deinen übrige)
Besit'ii segnen, Formel des Danks, sonst amen andrei
Ort ersetze, ,'s ist Xüt mi: Anders: si stirbt!' ebd.
,Andri Jör. ander Hör', der Mensch ändert sidi mit
den Jahren, SuLO. ..andere jar. andere mär.' S])richw.
liei Mancel. i. S. von: mit der Zeit kommts besser:
konniit Zeit, kommt Bat. .Quianam sententia vobi;
versa retro'r' Warum sind ir eins anderen, oder habend
ir euwere meinung verenderetV' Fris. b) |irägnan1
nach der guten oder schlinniien Seite: im letzterei
Fall z. T. euphcniistiscli. Das ist en andere Köbi
[Kerl 11 viel tüchtiger; auch nur: f/ris ist en andere! B.
Das i.st en anders Esse! en andere liränz, vorzüg-
licher. Der chann eswas Änderst ! mehr als Brot essen;
liexen W. I seiti [sagte] lieber appiis [etvi&s} AndersI
[nämlich da.s Gegenteil [ höfliche Andeutung entgegen-
stehender Ansicht W. Das ist en anderi Gatlii/ Jliiener!
bildl. von Sachen. Das i.st ander Wetter! die Sache
hat sich geändert. .Aber sobald ich in die Audienz-
stubc trat, sah ich. dass da ander Wetter sei als sonst.'
GoriH. l'ae thts oder es ijtt fjjtjas Amlers. Di'ohung
von Strafe Z. überhaupt dient das W. zur Verhüllung,
daher schneidet man vor unberufenen Ohren eine Er-
örterung ab mit es ist öppis Anders. In allen diesen
Fällen ist aialer betont; dagegen nicht in: es git ander
Wetter, wenn damit bevorstehende .\uderung (Ver-
schliunnerung) des Wetters gemeint wird, auch nicht
in der bildl. Vorwendung des selben Ausdrucks für
die Katamenien Ar; Bs; Sch. Niederkunft Sutekm..
und in dem vwdten: im (W, in-eme Uw; U) andere
Stand s'i. gravidani esse. — Neutr. mit dem unbest.
Art. statt des Adv. .Es ist ein anders mit mir worden:
Ich bin ein Malil [endlich] vom Bättier Orden.' Com.
Bkati. .So bald sy gemerkt, dass Gott ein anders mit
jnen machen welle, sich zum tod und grab gerüstet.'
RWai.th. 1584. .Es werde bald mit den sichtbaren
himmlen ein anders werden', eine Änderung vorgehen,
JMüLL. 1665. Mer irend 's Best hoffe, 's Ander [das
.Schlimme] ehiinnt siist [.vm.s< betont: sonst, von selbst,
ohne unser Zutun] Z. Nüt Anders 1) = nur. zur
Verstärkung des positiven Begriffs. .Sie meint nichts
Anders als furttahre.- Gotth. Elliiit. : Die Schuf hent
au nüd änderst [sc. zu tun] as z'hläre, diese Schafe
blöken unaufhörlich Gr. 2) prägnant: nichts Be-
sonderes. Ausserordentliches. Wichtiges Bs: B; Z.
Was mached-er [macht ihr] 'r' Ni'it Anders, Grussformel
Aa. .Du könntest zaubern. Scheerer. aber das i.st
nichts anders: Leute von deinem Handwerk müssen
auch Zauberkünste verstehen.' HPest. 1790. .Ich weiss
wohl, dass ich inmier an Allem Schuld sein soll; das
ist mir nichts mehr Anders [Neues],' Gotth. .Das ist
nichts Anders und ich wollte das nicht für eine böse
Bedeutung nehmen.' ebd. .Es dünkt mich nichts an-
ders' und: .nicht anders-, ebd.. otfenl)ar gleichbed..
obwol a. im letztern Fall das Adv. ist.
Wo :in,h, miH.'kticrt steht Uh tirimi |tlrnlit| ;„, |ili.ni|
aiitlri-\V, a,i- S It .loacli. ISSl), ist es eine Art Zss. mit ileui
Siil.st. oiujjjejranjrcn : eifx. aber ist es nur der vorsteiiici-tt;
Neun. — .{iiilirl lüiiv, mit Flexion imi'li ,\iiiiloL'ie der ui^'.
Zahlww. /. K VUri »-/i/o".
ein- 1) .einander(e)n'. XVI. — XVIII. . .Hdjjfi.^jv Aa;
BG.; FMu.; (in; Zf. .m«»;!,)'.; BIT.: S, ,;»rt)w/c.^ BSi. ; W.
r;nandrr Gi. ; S, rnauurr W. enand GuHc.; Z, nander
S. denatider (ii,. denand GlK.: Ok; 7i. '2) es anders
BHk.: 1. wi<' nhd. D's Hantercht [das Handwerk,
Leute vom gleichen H,] Itasset fdjcnand Gl,. Ich nnd
du und de hiind enandere f/'f/i', Schläge gegeben Z
Kindersjn'. .Einanderen verletzen.' \'FRniKR. Dil'.'.
.Alle cinanderen förderen.' KnMnv. 1<)57. .Düs Ab-
sehen (iottes ist. dass alle einandern dienen.' ebd.
1074. — 2. zuweilen nicht reciprok, sondern nur von
einer, aber unbestimmten Person, Das macht
enandere .sis Säclili z'sämmeha" ! das lehrt Einen Spar-
samkeit! FMu. Das Ij richtet enayere sehn"! das lelirt
Einen I ebd. Ebenso BSL - 3. unpersönlich und in
der lebenden Spr. völlig abstr. in der Verbindung ein-
ander-nach enanderer B fenai/ere-): Gu; L: P; ScnSt.;
Uw; U; Z, d- Gl; Z, iinanniir<i- BSchw,, enandre-
10.. d- GT.. enander- Aa; Ar"; Bs; B; G; Z; Hekei..
d- Ai'; (i, iinanniir- W, nander-, nayer- S, enand- nZ,
d- GWsst., (d)enand(e)riiis- Z la't ßiö): (rasch) hinter
einander: alsbald, auf der Stelle i jetzt .syn, mit ei"s-
n-ei/s und bestimmt unterschieden von nrf'' enand.
Ei"s iim's Ander. Chumm e.! Z. Wotscli [willst du |
das mache" enamiere nah, oder i srir/e 's 'em Vater! GoTiii.
:;o5
Aiul— und
.Im [doiii] Jh'rr invh 's nanäentO si'Siim cho. Ah d'Türc
(Inniiol scliloh, '.•>■ iriril n. ufijoh.' BWvss 1808. Doch
in ii. Spr. = iiiu-hcinandor. .Es wird allen Christglou-
bigen heilsam sin, das.s sy dise ganze history ein
anderen nach erwagind.' Gualtu. 1584. ,Zuni vorder-
sten stände der Name des Hausvaters; darnach ein
anderen nach die uamen der kinden.' Iti2li JJBkeit.
.Bade ohne Underbrechen ein anderen nach.' SHorr.
1702. Auch substant. im Eiiandriysnä, oder i'me [in
einem] Niindr., in einem Augenblick, bald Z. ,1 rutsche
hUbscheli zum Tisch und im enandrir/siio Ist schu en
Schuppen um 4 SchiUiy do.' Stutz.
Die Vcrkürzuug -ftnd erklärt sich aus der fiulicitlichcu
uiiil oft alistrakten Bml. des Compos., an ilessou Bestamlteilu
ilanu nicht mehr gcdaclit wird, da ja auch der erste Teil
aus hetoutcui .uiu' tw. his zu hlusseui n verkürzt ist; imuiler
iihrigcus zuuächst iu Yerhiuduugeu wie hiiutndcr, jiiitiuntdcr
(durch Ausstussun^' des t) eiitstaudeu; hei den Verbindungen
i/ri/enaiuh-r, ni'hentuuhf ist schwer zu sagen, oh es die Präp.
sei, welche ihre Nachsilbe, oder das Pron., welches seinen
ersten Teil (ein) eiiigebilsst habe. Das Gegenstück dazu
sind die flectierten Formen, die in Schriften des XVI. his
XYIII. vorkommen, früher aber nicht. Die Form deHimd(erj
erklärt sich leicht aus Herülierziehen des d- oder (-Auslautes
eines vorhergehenden Vh. in 3. P. PI. oder Sg., welcher Zulaut
dann auch in andern Fällen blieb. — Zu 2. Statt obiger
Auffass\mg, welche die der einheimischen Einsender ist, wird
uac'h unserem Dafürhalten der erstere Fall richtiger aufgelöst
in i'ii Atidfir, so dass also dem einfachen Pron. die Bed.
dev .unhestimmten Person' zufiele; vgl. der unilci- Sp. 303, o.
/fftH hricktet t. hinwieder lässt sich als ein Beisp. der ordinären
Bed. von liii. verstehen, wenn man sieh nur als den oigentl.
Sinn desselben denkt: die Gegensätze und Widersprüche kor-
rigieren sich Einem von selbst und führen zu der richtigen
Diagonale der Kräfte. — 3. Die abstr. Bed. von einander-
nach = .sofort' ist natürlich in Fällen entstanden, wo per-
siinliche Suh.jekte stiinden z. B. »t vhömmed e. urs|n-. ■ sie
klimmen Einer nach dem Andern, d. h. rasch hinter einander.
Sächlich-abstr. Bed. von eimindir tritt in niehrern der fol-
genden Zssen mit Präp. ebenso deutlich hervor.
ab- (ä}}- Ai'); 1. von Köriiern. a) enzwei. Das
Glas ist a., zerbrochen. Spülte [grosse Scheiter] na
emäl a. tue, nochmals spalten. Schaffe, bis-mc schier
a. ist, sich halb todt, todmüde arbeiten Z. Mi Schucli
siud a., zerrissen Gl (Syn. verhit). £1 Tütschi \lMiM:]i\
a. saije [sägen]; en Ast a. haue Gr. De Vater seid äd-
mi''' lt.! wird mich aufs Perhste prügeln B. Si'''
s'chrauh a. laclie, sich halb todt lachen, vor Lachen
fast bersten Aa. A. rj'heit, aus einander gefallen, zer-
brochen Th. Es hät-mi''' fast a. r/'nö! G. ..4. hriiif/e.
zu trennen vermögen Sen. Hieher geliören auch die
vom Bild eines gewaltsamen Bruches entnommenen
Schwurformeln als Ausdruck der A'erwundcrung oder
Urohung: potz Wetter a..' Bänder [Donner] a.! BRi.;
jiots Tnsig a.! B; bim Düfel a.! S. Dohler [euphem.
für Donner] abenange! Gotth. — b) Eins vom Andern
herunter. Tue die Biiccher a. [wenn sie aufeinander
liegen] Z. Schlier a. tue, aufgehäufte Scheiter einzeln
verlegen (son.st aber auch: spalten) Ap. .Böuin in
einem wald. die der wind zehautfen gewortten hat, ab
einandcrn walen | wälzen].' Fris. Wenn von vier
Nüssen die vierte nicht mehr auf den drei andern
sitzt, so sind d' Noss a. Ar. A. brin/ie. vcrsöimen.
zwei Streitende, die hitzig an oder aufeinander waren;
stärker als runeiiaiid, aus einander bringen Scm. Jez
sin''-mer a. ah,-, sind einander Nielits mehr scliuldig
(bei einer Abrechnung. Erbteiluiig) Z. - c) Eins
genau nach dem Muster (gleiclisain der Unterlage)
Schw. IdiOliUun I. :!.
eines Andern, in der Verbindung a. (/'schnitte, von
zwei Personen oder Gegenständen, die einander zum
Verwechseln älmlicli sehen. Doch in diesem Sinn
meistens ahenand abe ff. Sen; Z, da son.st der Aus-
druck auch ,enzwei geschnitten' bedeuten kann; Syn.
((.s- cim Model use. — '2. geistig; «. chö, auseinander
kommen, uneins werden, sich enzweien Z; vgl. a.
bringe in beiden angef. Bedd.
Der Unterschied von voneinander ist oft gering. .Diduco.
von eiuanderen oder ah einanderen ziehen.' Fris. A. ni
luehmenj, yitWe (Gl) ist: auseinander und könnte wol auch
heisscn von en. Ein Unterschied kann darin bestehen, dass
bei ab die Trennung mehr in vertikaler Richtung erfolgt
(so dass dabei ein Stück vom andern her unter fällt), bei
von mehr in horizontaler, und damit nuig zshangeu, dass hei
ab die Trennung etwas gewaltsamer und plötzlicher geschieht
als bei von. Klar ist der Unterschied; liiiecher von e. tue,
so dass sie einander nicht mehr berühren (Z), Sc?titcr von
V. tue, heim Spalten ganz von einander lösen, wenn sie etwa
noch au Fasern zshangon (Ap), Beides verglichen mit den
im Text angef. Verbindungen der selben WW. mit ahenand.
Vgl. voneinander.
Über-. Zwo Belzchappe iibernander S. .Zwen
hotten überainandren', rasch nacheinaiuler. GHdschr.
über enander use cho = hinder enander cho, in Streit
geraten Bs; Z.
u f-. Uf enandere st, einander aufsätzig, verfeindet
sein Uw. Zeitl. rasch nach einander Bs. '.s isch dril Mol
ufe. cho, die kirchliche Verkündung einer Ehe i.st (aus-
nahmsweise) an einem Sonntag für alle drei (sonst auf
drei Sonntage verteilten) Male zugleich erfolgt STh.
um-: 1. von Personen, selten, etwa mit folgendem
umc. z. B. um e. ume gä, um einander herum gehen,
und in der Verbindung: um e. mache, Kehrum machen,
abwechseln G. — 2. sächlich abstrakt: a) hin und
her, herum. So zieht das Ma)inli umenaiid, hromt
[vorkauft] Besen überall im Land Bs. Fifaltre ziUtied
uiiienandre, Schmetterlinge flattern herum Scuw. I dr
ganze (.'hillen u. Scuw; Z, wit umenayer bikannt S.
,Do g'seht-me wit umenand', hier hat man eine weite
Aussicht. Stutz. .Dasselbige Büchlein schickten die
von Zürich in ihrer ganzen Lantschatft um einander.'
Salat. ,Ich hab unienander zu schatten gehebt', da
und dort zu tun. XVI. AKEcnnuiui. .Umeinander ttereir.
herumführen. FPlatt. ir)72. ,Sie sind auf das Pajdcr
nicht gebracht worden, dass sie weit umeinander kom-
mind.' Auf. XVII. JJBukit. .Geschirr umb eiuanderen
ligen lassen', herum liegen, unordentlich zerstreut.
Argov. — b) irgendwo in der näheren oder weiteren
Umgebung, meist mit vorgesetzten andern Ortsadv.
Dö umenand, in der Umgegend dieses Ortes G; Z.
Asieo «., irgendwo in der Nähe; niene umenandere,
nirgends Gu. ,l)o hinne umenandere', hier im Hinter-
land da und dort. Stutz. D'Chatz ist .sö.w (dl omenaml,
die Katze i.st son.st immer in der Nälie Ar. U. luege,
undierblicken. ,Ummenandere, alicubi locorum.' In. IJ.
an- {ampiarna nehcn anananniirn W): 1. von Per-
sonen: ((. .s(, cho. hintereinander, im Kampfe mit ein-
ander begritt'en sein; in Streit geraten Ar; Bs. Si
hanged (nietMnd(cre) wie Harz GA. Si sönd wie an.
ane 'bacha Ar. ■ - 2. von Ki'iriiern, Teilen eines Cianzen :
(KM. sJ, z,shangen Ar; Z. .1». /«i, zshalten; er hdt chüm
iiü' an., von einem gehrechl. Menschen. Xiro Jurte
an.. 2 Jucharten. die aneinander gränzen, zshangen
Bs; Z. 's ist no''' Alles aneiiandcr Bs. Anrnandrr Hs.
i(i}ciii(iid (ine Ae clio. sbli lieriiliren. .[neuiinder ä.
307
Anil-
308
liart neben einander ]is. D'tSoldaie stä" ancnanncren ü,
(lieht aufsfestellt. Mann an Mann BSchw. Schirimgi- an.,
8cliweincfleiseh mit f<peek Ar. Jes ist der Teller leider
mi., zsgeheftet (nachdem er abenand, zerbrochen, war).
jAnenandere, contiguiLs.' Id. B. An. tue, versch. Sorten,
z. B. von Korn, Wein, vermischen. Sulg. — 3. von
der Zeit: a) unaufhörlich, anhaltend, ununterbro-
chen, an Einem fort. allg. S Htnnd an., S volle St.
Bs; Z; verstärkt als (s. Sp. 170) an. Bs. ,Ich nmsste
fast an einander antworten von 2 bis 5 Uhr.' UBrägg.
Los doch an. '. hör doch ohne Unterbrechung zu ! Bs.
's China scJmt an. GG. Onenand chlbe [schelten,
zanken] GA. Er ist an. dö, immerfort hier Ap, oft
noch verstärkt durch vorgesetztes all. An. chö, häufig,
ein Mal ums andere Scuw. ,I)ie nechsten [letzten]
hundert jar har anenandern.' GHdschr. ,L)ö was es
XII wuehen an ainander schoen.' 1336/1446 ZChr.
,Drü jar ananandren.' Vad. ,Er schlief an einanderen
bis gegen Tag.' JBreit. 1611. — b) sofort, auf der
Stelle W; .continno'. In. B.
in-einander: 1. zusaninien. In. furo, Jude,
heftig erschrecken. Sulg. — 2. im Durchschnitt.
In. y'rechuet all Tag en Frardcc verdiene Z. In. sönd 's
schüni Chriesi Ar. I)ie chllne und grossen Hier, 's
Stuclc in. für en Feufer [Fünfer] Z.
under-: 1. einer oder einen unter den andern, von
'räumlicher Lage, z. B. si hl [sie haben] >inannrre un-
nerenanmji- umierhi" g'hit [geworfen] BSchw. (Sprech-
übung). — 2. in Unordnung, durcheinander, vermischt.
U. cho, in U. geraten Bs: Z. 's llt u., icie Sidge-n-
und Bürgle [zwei Th Gemeinden, deren Grenzen in-
einanderlaufen]; Syn. durch-. — 3. abwechselnd. Es
gat u., das Befinden (eines Kranken) ist bald besser,
bald schlimmer GTa.
US-: 1. voneinander. Zwei gleichlautende, neben-
einander geschriebene Exemplare einer Vertrags-
urkunde wurden .uss einandern geschnitten' und jedem
Teil eins gegeben. S 1463. — 2. Us enand .st" a) ver-
renkt. avLsgerenkt sein, von Gliedern. Gelenken Ar;
Th; Z. b) zerfallen, in Zwietracht sein Ar. — 3. «.s-.
mache, verwirrte streitige Picchtsverhältnisse, Besitz-
ansprüche ausscheiden und feststellen Z, daher «. si"
auch = mit einander abgerechnet, die Geschäftsver-
bindung aufgelöst haben; syn. von e. — 4. us. ni-
a) einen Mechanismus in seine Bestandteile zerlegen,
z. B. eine Uhr. Flinte, b) einvernehmen, ausholen.
,Er nahm mich genau auseinander über meine Um-
stände und meinen Gemütszustand.' Gotth.
von-. V. gd" 1) von Personen: auseinandergehen,
scheiden Z. 2) von Körpern: einen Kiss bekommen,
sich spalten ScnSt. ,V. tue, aufsperren, öffnen, den
Mund, einen Sack.' Id. B. Vgl. ab-.
vor-. V. chün. neben einander voi-beikonmien,
beim Begegnen Gnl).
für-: aneinander vorbei. Ver.stärkt /'. äiie (fiirhi,
ume-n-und eine, durej, vor einander vorbei, hin und
her Aa. Das gät f. dure, bildlich, das ist gar nicht
gleich, da ist ein grosser Unterschied Z.
hinder-: 1. hinter, nach einander; eins ums andere
BSi. Bot [rate]: im chömmcd d'Lüt allewil [innner|
hinder enand? Antvv. i der ('liille, Vexierfrage, wort-
spielend mit — 2. in Streit (sein, geraten, bringen)
Bs; G; Z. H. richte, (Leute) gegen einander auf-
bringen, -reizen, -hetzen GG.; Z. Syn. für e. usliln;
z' Hinderlegi .
mit- mUnander 8. .Die Schrift streitet mitoin-
anderen', mit sich selbst, enthält widersprechende
Aussagen. SciiiMrFU.
neben- ncbe(n)a>jere BU., nebeiiand GlK. ,Es sei
ihm noch so nebeneinander, sagte Uli', noch schwan-
kend zw. Annahme und Verwerfung des Vorschlages.
Gotth.
nach-, nahen andern'. LLav. 1.569, nonenandere Aa,
nä-fnö-Jenand Scii; Z: 1. nachein. allg. — 2. sogleich.
Chunim n.! SchSL Syn. mit dem umgestellten enan-
derenöh, s. einander.
bi- hinandrrr, binaijijr S, hi)icnand Z, -rrrü. ,B.
ha, sannneln; es ist Alls b. 'blibe, mulier fcetum eniti
non potuit.' In. B. — Die Eiuscliiebung von n wie bei zue-.
zosamra- tse^mrnand : miteinander. G 1799. — Eine
plconast. Verlnndiing.
dur(ch)-: 1. Adv. a) wie nhd. allg. Alls durenand
wie Sulgen und Biirglcn Tn; s. under-. „D. hasplen,
verwirren." — b) abwechselnd im Kehruni, der Reihe
nach; oder auf allgemeine Kosten, insgemein, insge-
sammt? ,Wöllind sie ihn durcheinanderen z'gast halten.'
ScHiMrFR. — 2. Subst. a) sächlich, n. und m. GG.; Z.
n. Bs: Wirrwarr. Unordnung, Mischmasch. — b) per-
sönlich: unordentlicher Mensch, der Alles verwirrt,
Strudelkopf Tu. — durcheinanderen dilrenändere
BE., meist dimin. -len Bs; B; Z: unpers., nach ver-
schiedenen Stoffen (alten Kleidern, Betten, Speisen)
riechen, die in einem verschlossenen Zimmer sich be-
finden. ,Es het grüsam dürenändert ro Pasietlene [Pa-
stetchen], Grinseschmutz [-fett], Puding und Schnupf-
tab(dc.' Gotth. Weun-men in-e Zimmer chunnt, wo
me g'spist het, .so durenänderlet 's ganz grWi [gräulich]
Bs. — durch ein ander lieh durenänderlig B. ,Ehe
die Stubenmagd frische Luft eingelassen hat in die
durcnänderlige LTnaussprechlichkeit, in die unaus-
sprechliche Durenänderlichkeit.' Gotth.
zue- zuenenand Aa, zunenand Z: wie nhd.
bi-ander(en) batiderfej. Z'bander, Arm in Arm
Th. Zum bandere GRh., zom pandera Ar; GTa.,
z'pandere SruKl.: selbander. Zom imndera Mol, zum
zweiten Mal Ar.
D.is vorgesetzte zu, zum ist aus der syn. Verbindung ,zu
zwfi(cn)' und andern .idverbialen Ausdrücken entnommen;
in ziim )). Mol ist das p mechaniscli aus der sonst geläufigen
Form pandci; welche aljer nur i)ersönliclie Bed. liat, herüber-
gezogen. S. nocli 2>'^^t^r}iiädlc^ beim Mälien übertreffen.
selb-, seh-: Einer in Gesellschaft eines Andern.
eig. aber so, dass er sich selbst als Zweiten bezeichnet,
allg. .Dem vogt selbander | wenn er in Begleitung
eines Andern kommt] essen und trinken geben.' üffn.
XV. S. sm 1) berauscht sein Schw; Zg. 2) gravidam
esse BSi.; Gl; Gr (s'elhanderi) ; L; Sch; Uw'; U; Zg;
= s. gä' B. Z's. tsalbander: zu zwei Th. — Vidi.
denkt sich der Tlnirgauer den ersten Teil aus zhath ent-
standen: doch auch bei Edlibach ,salb tritt'. — Selb-
ander, Subst. ra.: ein in B ehemals beliebter Tanz,
von einem einzigen Paar bestellt, bezahlt und so aus-
geführt, dass der Tänzer, stark auf den Boden stam-
pfend, mit den Fingern sclinalzend und aufjauchzend
seine Gefährtin umtanzte, welche graziös sich drehte;
auch Verschlingungen und Lösungen Beider scheinen
üblich gewesen zu sein. .Er befiehlt S.' (jotth.
309
And— und
810
änderen uyiifa BU.: 1. intr. Es ('s Wetter) will
iL, es droht Regen B; Z; doch auch: es änderet, der
li'egen liisst nach Tn. Es änderet denn üppe bald
bi-n-em. er wird wol nicht mehr lange leben B. .Sie
hiitten nie daran gedacht, dass das bestehende Ver-
Iniltniss ändern konnte.' Gotth. Auch nioral. : andere
Gesinnung und Lebensweise annehmen B. A. und
bessere sind ztreierlei L. Es änderet gäntj und besseret
nüd BRi., Sprichw. betr. politische Neuerungen. —
2. trans. D' Färb ä., in Folge von Geniutsaufregung
lue Gesichtsfarbe verlieren, erblassen B. Meitli ä.,
l)ienstmägde wechseln. I)e Stand ä., heiraten ; vgl. 3.
— 3. refl. D' Natur hät-mu-schi [ihm sich] vellic]
y'üiulrot; mu [man] (fseht, dass \ zum End ijeit W;
vgl. Anderi"(j. — Sich umkleiden B. Sich verheiraten.
,Ub aber die selb person sich anderwert [ein zweites
Mal] endert und [sie, das neue Paar] aber [wieder]
Kind übcrkement.' G Hdschr. .Dass sich ire kind
endertind [ändern würden] in elichen stät.' Diessen-
HOFEN 1481. ,Ist aber, das ein wib abgat und wyl
sich denn ein man endern, so sol den kinden werden
ir muoter guot.' 1501 Regensb. ,0b sy sich nach
synera Tod endert und einen andern man ninipt.' 1511
FiSCHENT. Hofr.
ab-: 1. „Tauschgegenstände auswechseln Si:uw;
Zii." Beamte, Dienstboten durch neue Anstellungen
ersetzen. ,Wann ein Schulmeister alle Jahr die Ab-
enderung besorgen [fürchten] müsste.' 1737 Schulordn.
Heiden. .Die Diensten a.' 1770 Waisenh. Z. .Rudolph
änderte den Reichsvogt je nach zwei Jahren ab.'
JvMüLL. Schw.-Gesch. ,Gut gewüssen milterct die
traurigkeit der abgeänderten', z. B. der Geistlichen,
welche die Pfarrei zu wechseln genötigt werden.
JMüLL. 1673. — 2. intr. .Der Bund soll heilig sein,
aber die besondern Regimenter [Regierungen] ändern
immer ab.' JvMüll. — Abänderi"g: 1. Versetzung
eines Pfarrers an eine andere Gemeinde. ,Dise meine
abenderung. diser mein ab.scheid.' JMüll. 1673. ,Bis
auf des Hrn. Pfarrers .Abänderung.' 1704 Wetzik. —
2. die Invülutionsperiode der Frauen, die klimakteri-
schen Jahre. A-dr A. ume mache, an dieser Verände-
rung leiden Ap; GA. ; Z.
voll-: verändern. .Satzungen der alten, die har-
nach volendert und sunst nit gehalten.' Zwiwsli.
Wahrscheiulich nach .\naloj;ic vim ,voll-ou(leii, -fülireu.
-liringen, -ziehen' gebildet.
vor-: 1. 's Bluet v., Aderlassen (in geringerem
Masse) AaZ.; GTa. Die Katamenien bekommen ZU
— 2. den Stand (des Vermögens, Lebens, Bekennt-
nisses) V. ,Ihr Religion verenderen.' 1651 Schimi'fr.
Mit persönlichem Objekt: ,In diesem Hus werdend die
Waysen, nachdem sy erzogen, wieder verändert und
US dem Hus gelassen.' 1657 Z. ,Lass dich keinen
Menschen v.' Sirach 1707; dafür 1860 ,verkaufe dich
keinem Menschen', d. h. gib dein Recht und V' erinögen
nicht vorzeitig aus der Hand, z. B. den Kindern. ,Sich
verändern zu Gott', sterben, aus der Welt abscheiden;
,zu der Welt', wieder heiraten. Alte Kletki. Statuten.
.Sich verenderen: heuraten.' Denzl. 1677/1716 und so
noch allg. ; Syn. sl'' rcrenf/eren. ,0b eim man sin wib
abgat, so nimpt er ein bett von iro, das nutzet er
diewil er sich nit verändert.' Aa Weist. 1 (05. ,l)ie
fron soll [bei des Mannes Tod| den dritten teil farender
liab erben niid ciiicn wiiikcl in dem hiis, ilirwil ^i
sich nüt verändert.' 1525 Egli Act. ,0b glych wol
ein frouw, also nöbent der Ee, ein kind überkeme,
So solle sy sich doch damitt nitt verändert noch Ir
verordnet lybding vcrwürckt haben.' Z Ratsverordn.
1534, 1604. ,0b der krank teil [Gatte] dem gesunden
sich anderwert zuo verendern gönnen wolte.' BsRcj.
1548. ,Hctte sich aber [die] Muter ehelichen mit
einem andern Mann verändert.' 1617. ,Soll sich auch
keiner verenderen zu Unehren.' Hausordn. St Jacob
A.D.S. 1603. Unverändert, unverheiratet, ohne zu
heiraten. ,Min Husfrow sol mit spis und trank ent-
halten werden, so lang si unveränderet belipt.' B 1519.
,So sol die person, so daheim sitzend verlassen wurd
[von ihrem Gatten], sins abgewichenen gemahels 2 jar
unverendert warten, sich nit verhiroten.' BsRq. 1532.
.Benannte zeit über [3 Monate lang] im witwenstand
sich unverendert halten.' ebd. 1611. Trans. ,Wer dem
andren sini kind zuo der e berieft und verendert an
[ohne] sin vatters und muoter willen." Hofr. Wangen.
— 3. in andere Hand bringen, entwenden, ent-
fremden; entstellen, verderben. ,Vil wins uss den
vassen getrunken und verendert werde.' G Hdschr.
,Und was uns unser Zug [Reisegepäck] verendret und
verruckt.' 1519 Stülz. ,Vil armer fronen habend uns
geklagt, dass inen die savoyschen amptlüt das ir ge-
nommen, zum teil gessen und sun.st verändret.' B 1526.
,Wie des gotshus ding entfüert und verändert worden.-
Absch. 1529. ,Dass er [der Klosterkoch] alles das, so
ihm übergeben wirf, in guoten ehren behalte, darvon
nützig [nichts] verendere. ausliche.' Argov. 1861. —
Veränderi"g. ,Verenderung der geburt und unstand-
hafte der Ee.' 1530/1707 Weisht, nach Luther: Blut-
schande. — Bluets-: Aderlass, bes. im Frühling, wie
es z. T. noch jetzt üblich ist L.
wetter-. Es u-ill w. BBe. = '*' Wetter icill ändere".
Ander i°g f.: 1. en Ä. cor em Tod, eine auffallende
Änderung in den Grundsätzen oder Gewohnheiten eines
Menschen, dgl. man sonst nach altem und weit ver-
breitetem (auch bei Göthe und Shakspeare bezeugtem)
Glauben nur bei nahe bevorstehendem Tode beobachtet.
— 2. euphemistisch für : (nahe bevorstehender oder
wahrscheinlicher) Todestall B; Sch; Z. Es chönnt
bald cn Ä. (ß; wenn 's en Ä.. ge satt [sollte] udgl.
.Michels Mutter hatte auf dem Sterbebett zu .\nni
gesagt: Gelt, du luegst. dass er nit unterdrückt wird,
wenn es hier eine Änderig [und in Folge davon eine
Stiefmutter] geben sollte.' Gotth. .Der arme Alte
sagte mit gebeugtem Haupt zu ihnen: es hat in Gottes
Namen eine Änderung gegeben.' Pest. 1785. - 3. in
L bedeutet Surse-Ä. seit alter Zeit das Kirchweihfest
von Sursee, ein viel besuchtes Volksfest mit allerlei
weltlicher Lustbarkeit. Nur sekundär bedeutet diese
Benennung die Kirchweih; ur.spr. war damit die Neu-
bestellung der städtischen 01>rigkeit gemeint, welche
bis zur grossen Revolution je auf den ersten Sonntag
im Herbstmonat, den 'I'ag der Kirchweih, licl. S.
JSTAFFEl.llArn 1S82, 18.
Hand-, PI. llandänderge" Gr: 1. Änderung des
Besitzes von liegenden Gütern, durch Erbschaft oder
Verkauf!!; Gr; Z. — 2. Taxe (.Handänderungsgebühr'),
welche dafür gew. an die Gemeinde, auf deren Gebiet
sich der Besitz befand, zu entrichten ist Bs; Gr.
anderent: von der andern Seite. S. ciiicnt.
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And iiiiil
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iiiulorig iiiiHi:ri(j: uiidcr. iJi a. 3IilcJi. aus einem
andern Kruge (xTa.
Anderli in. I: „heim .Scheibenschiesseii der Zweite
in der Eaiignrdnnng Srnw; Zr,." — Dim. von nniki- i.
anders, -st iitiders BHa., aycrs BM., aiidcrscli
ZO., änderst Ar; Gl; Gk (auch anderist); GA.; Öcn;
W; Z, anderster Z (am See auch anderscher); Hebel,
ander(ijsch, aijcr(i)sclt, aijerist B; S: 1. Adv. zu ander 1:
zum zweiten Mal, wieder. Z'andriscli B. Es liU't
änderst, das zweite Zeichen zum Gottesdienst (s. ander).
auch mit dem .scherzhaften Zusatz: si her ds erst Mal
iriid recht g'lüt't, wobei änderst in der 2. Bcd. ge-
nommen wird (lA. ,Anfjcrist und anyerist [iinnier
wieder], i ylaidi cinmel es Botze [Dutzend] Mal.' Gottii.
I ha 's gen;/ anyers wider [immer wieder von Neuem]
müesse aluei/e B. ^1;» änderst, 'in änderst, nochmals,
abermals, aufs Neue W {nin, 'm = aber, s. d.). Hinist
f-sch) wie änderst (-seh), ein Mal wie das andere, ein
für alle Mal ZÜ. Einisch idier anderisch diu", rüefe"
= ein Mal um das andere, schnell wiederholt B. ,Ver-
bannend 's g'richt einist, andrist, zum dritten Mal,
wie recht hie i.st.- EMan. , Einest, andrcst, drystod
|zuin ?,. Mal].' Zwincli. ,Er hett änderst gewybet'.
zum zweiten Mal geheiratet. UMey. Chron. , Fahrt
darin für [vorwärts, fort] einist wie änderst.- Schimpfr.
.Ein. als and.', d. i. sowcdil Morgens als Abends, ebd.
— •_'. Adv. zu ander :2: auf andere Weise, in
lirihereni Grade. Für ds Andersticerde chänn-me NM,
säijed-si ülhed Gl, doiipelsinnig: 1) Sinnesänderung,
2) Katamenien Gl; Sch; Z; sonst bed. a. sin auch
gravidam esse Ar; GA. Mämji Ur zeiget änderst und
seliM änderst. Siilg. B'Glogge het änderst g'schlage,
die Sache hat sich geändert, ebd., vgl. ander Wetter
Sp. 303. 's Labe im Dorf isch halt doch ganz angeriseh,
as so iif-eme Hiifli usse. BWyss. Wie ivett 's chiinne
(UKierisch sy? S. Bas isch jiz an anders yneti Zupfe!
nämlich als man sie gewöhnlich bekommt, somit eine
vorzüglich gute B. ,/ ha .y'teiiss au nu [noch] grossi
Aiiye g'lia: da hed-nie 's aber andrist wgt ufy'sperrt.'
Schweiz. Erzähler IS.Srj. Bas tönt änderst! 1) das
klingt viel schöner! 2) das ist eine ganz andere Nach-
richt! GA. ,Man sehe wohl, dass das der Schneider
nicht gemacht habe, der mache es anders bravs; es
werde öpi^e nit lang ha [halten].' Gotth. Schön ist
änderst — das ist unschön Z. ,Das dünke sie nicht
anders', komme ihr nicht auffallend vor. Gotth. =
.nichts Anders', ders., s. aiuhr o. Wie gut 's? Antw.
Nid änderst! (wie gewöhnlich). Es wird-mer niimiiie
änderst [besser]! ich kann mich vom Erstaunen nicht
mehr erholen! hyperbol. Ausdruck höchster Verwun-
derung. Syn. iez wird 's-mer niiinme lies.ser! Bs; Z.
— 3. nur, doch [?] Uw 1781. ,Sind Sy onders da nid
so bes!' Talhochj;. 1781. .Bessers Lebe will [ich]
onders afa".' ebd. — 4. conj unctional. a) mit Con-
junctiv des Vb.: ausser dass, — wenn, es sei denn
dass — ; ohne dass — ; nur. Si gut nid fürt, änderst
es liUhi Upper deheim Z. Tanze chann-i (Ar tuen-i)
vi'id cllei. änderst du lup/ist aw'' es Bei Z. ,Er mäht,
ohne ein einziges Mal zu wetzen, anders die Sägis
wolle auch gar nicht mehr hauen.' Ar. ,Man sieht
die Fehler nicht, anders man halte das Tuch gegen
das Licht.' ,Hand zu gast g'laden alle Eidgnossen
und ander Herren, änderst vom Hus Österieh niemand
g'laden.' UMev. Cliron. .Das S|iil [von der Urstendi
Christi] ist wol von statt gangen, a. die Tüfel hcnd
die Hell mit dem Bulfer anzündt.' ders. .Hänge dich
an keine Gesellen, anders unterweilen' [ausgenommen
bisweilen, ausnalira.sweise]. HBüll. ,Ein hun dem
Kloster Eeinauw als ohnablosliches. änderst Creditoren
bewilligen es.' 1704 Z Proc.-.\ct. — b) mit Indicativ:
sonst. ,Man fasset nit den most in alte schleuch.
anders die schleuch zerreissend.' 1531/U(l Matth.
Ander» ist adv. Genetiv, dem Sinn nacli verscliieden von
dem gleichlautenden Nentr. des Adj. : es gibt aber Fälle, in
welchen man über die Auffassung schwanken kaini. ,Dz sy
[die o]ierierte BlindeJ ein .jetlich ting uff dem tisch und
andersch [sonst':' Anderes':*] wol erkennen mocht..' Edlib.
Änderst (so auch Heut. 16.')8; JHott. 16G6; Wurstis. 176.J,
in der 1. Bearbeitung .anderist', wie auch Walther 1-584;
l>ei Fris. : Mal. .anilers' und ,anderst') aus anders entwickelt
wie einist (s. d.) aus eiiws; in andersch ist das angellängte t
wieder abgeworfen, die durch t bewirkte Vergrüberung des «
aber geblieben, oder es h,at sich (so hei HKrani. 1478 ,au-
derschwar', anderswohin) s nach >• vergröbert; anderster (schon
bei Kessler) coiiiiiarativisch gebildet wie alder (oder), echter,
halter (s. dd.j. ,Iemants ;»nderster', .Jemand anders, (bei Kessl.)
kann adjectivisch, und dann gleichsam superlat., aufgefasst
werden; auch ,anderts (woher)'. UMey. Chr. ist eine Super-
lativbildung; vgl. u. andertens. Eine entschiedene Flexions-
fnrm ist enthalten in ,vnn jemand andersen wegen.' Abscli.
IG71; vgl. die Genetivformen ullsen, einessen; auch im nlid.
,,ieinand anders' ist das Letztere ursp. weder Adv. noch Ap-
position, sondern partitiver Genetiv. — Der coiijuuctionale
Gebrauch (4) entspricht dem des ä. nhd. .anders', nur dass
dieses den Nebensatz nicht eröffnen kann. Übrigens ist klar,
dass es, wie andere Conjunctionen, urspr. dem Hauptsatz
angehört und erst später in den Nebensatz herüber gezogen
worden ist, der eigtl. mit einem vergleichenden .als, denn'
(vgl. nhd. ,denn' = anders, mit Conjunctiv) beginnen sollte.
Dieses Mittelglied ist erhalten in der Formel: ,anders dann',
ausser dass. 15'21 Absch. : .Jeder Teil soll seine Kosten selbst
tragen, anders dann jede Stadt den Murtnern 10 Kronen
geben soll'; während bei Justinger und Frickart umgekehrt
mit Auslassung von ,anders' vorkommt: .danne, dann dass'
= ausser dass. Hieher gehört auch noch anders wann = nur,
Conjunktiou für einschränkende Sätze BHa., mit plconast.
anders, da mhd. wan urspr. und für sich allein sclion ,nur'
liedeutet. Es ist nachlässige Rede, wenn im Falle von :> a
der Ind. gebraucht wird: ,Das Lesen rechne ich mir nicht
zur Sünde, änderst du nennst mir die schlimmen Bucher.'
UBrägg. 1777.
ander ist: Ordinalzahlw. Ber A., der zweite,
nächstfolgende B.
Statt des einfachen ander superlativisch weiter gebihli't
nach Anal, von erst und den Ordinalzahlen von 20 an.
andertens: ordinales Adv., zweitens, entsprechend
einem vorangehenden .erstens'. G 17.57.
Gebildet von einer bei Gr. WB. bezeugten, nach .\u;il.
von ,zwei-te' usw. gebildeten, Form ,anderte', und entsin'ccliend
einer ebd. bezeugten richtigen adv. Form ,andcrns'.
Aiulive Aa, A'ntif'i Bs; S; Z — ra.: Endivie, C'i-
choi'ie, Cichorium Endivia. .Endivien sind zweyerley,
die ein in den gärten, die ander Wildwegluog genannt.'
Fris.; Mal. ,Chre.ston, zahme endivien, sonnenwirbel;
Condrilluni, gänsdistel, wilde e.' Denzl.
Andlet s. Antlit. Andli s. Anna Sp. 2öO.
a n d ö , 0 n d 6 a'nda in der Verbindung Jeses (Jeycrsch)
((..'; Ausruf der Verwunderung und des Schmerzes G.
Tiell. das o. Sp. 300 erwähnte Subst. And, Schmerz, zu
welchem ,Jesns' als (ien. gehörte; oder and verderbt aus
und (ond)? In beiden Fällen ist -5 nur die angefügte Interj..
wie die Formel ondo und 0 bestätigt.
Andorn s, An-dorn.
::i:!
And iniil
:'.ll
Amlrcs A'ndfrjri's Aa; Us; W; Z, Ändrcies (i
Korscli., Aiidreid (iKVal.. Aiidrin ebd., „Andrist B(ir.",
Äiidri W. ^AnderU BGr.", Äuderli BöO.; GrPi-.,
Audi, dim. Ändi-li ihiD., Drenfi, -li) BGr., Sa., lies
AAEndf.; BO.; L; G; Z(i; Z, /ferf ScHwE,, „Nanzi
GiiHe.": Andreas; im Kalender der 30. November.
.Andresensclinee tuet den ]5iiumen weh.' S. Jener Tag
war früher (bis ins XVIII. hinein) auch Termin für
die Entrichtung von Zinsen und Zehnten. ,Von jeder
Fürstatt [Herd] auf Johannis ein junges und auf
Andreas ein altes Hun.' B Schw. .Einem Amptmann
järlich uf St Andresen Tag 10 Pfd entrichten.' ebd.
,Man [die Lehenleutc] sol den habercn [Haferzehnten]
zu Sant Andres« Tult [Pest] gegeben han.' Tn 1300.
In.sbes. aber i,st der Vorabend des Andreastagos, re.sp,
die Nacht und noch genauer die Mitternachts.stunde
zw. dem '29. und 3(1. Nov.. eine der durch alten und
weitverbreiteten Glauben verbürgten Zeiten, wo unter
allerlei Bräuchen Orakel über künftige Schicksale,
bes. von Jungfrauen in Bez. auf den ihnen bestimmten
Gatten, cmiifangen werden können. Der h. Andreas,
der in einer alten Quelle ,sanctorum mitissinius', also
bes. freundlich, freigebig und mildtätig genannt wird
und mit diesen Eigenschaften wahrsch. an die Stelle
eines Gottes getreten war, wurde angerufen, glück-
liche Ehe, zuweilen auch Schätze zu verleihen. In
Zr.Menz. stellte man in jener Nacht (auf welche wie
gesagt ein Zinstermin folgte) eine ,Mutte' voll Wasser
in die oberste Kammer des Hauses und bftete dabei,
in der Erwartung, am Morgen Geld in dem Wasser
zu finden. Der Mann, der am Morgen einem Mädchen
zuerst begegnet, hat das Aussehen ihres künftigen
Bräutigams ZSchottikon. Gwerii 1040 und noch das
in Z 1704 gedruckte Buch .Entlarvte Zauberey' spre-
chen von ,lurwitzigen Leuten, die Gott dem Herrn in
seine Kunstkammer greifen und ehezeit erfahren wollen,
wer ihnen zum Ehegemahel bestimmt sei, und zu dem
Ende an St Johannis Abend oder an St Andresen Nacht
allerhand gottlose Gaugelspiel und Zauberstücklein
brauchen.' Einer Magd, die ,an A, Nacht um 1'2 Uhren
nackend hinder sich die Stuben gewüscht' [einer jener
Bräuche, wobei man den Zukünftigen zu erblicken hofft
L; Z|, habe der böse Geist einen Streich versetzt,
von dem sie ein Merkmal am Leibe behielt. Zaubkrei
1704. Der selbe Brauch wird noch aus neuerer Zeit
für Z und Scn bezeugt; aus dem selben Gebiet und
Tu der andere. Eier in ein rücklings und stumm ge-
lioltes Glas Wasser zu schlagen und aus den sich
liildenden Formen die Gestalt des zukünftigen Mannes
oder sein Handwerkszeug zu erkennen; aus AALeugg. ;
B; ScH; Z das selbe Verfahren mit in Wasser ge-
gossenem Blei oder Kaffeesatz; in GT. sucht man das
Bild des oder der Zukünftigen in einem Wasserspiegel.
Unmittelbarer wandte man sich an den Heiligen, indem
man, rückwärts das Bett besteigend, den Spruch sagte:
■ Wie ich diesen Bettladen betritt, Heiliger A. ich dich
bitt, Sag du mir gewisslich a. Was ich für-ne Ma
werd ha' B. Oder in ZO.: ,Hicy uf der üettstatt süg-i,
<) Andreas ich hitt-di, Zeiy-tiicr hinecht i der NcicM,
Wele Schale mich dnni hiwacht. Ist er rieh, so clrioint
er g'rille, Ist er arm, so cliKtint er (/'sclirilte.' Der
Zukünftige soll hier im Traum geschaut werden. Aus
B werden noch folgende Bräuclie berichtet, welche
beim Läuten Abends 8 Uiir geübt werden: 1) Wasser
zum (iefrieri'u stidlen und die i'iitstanili'ni'n Kisfigureii
ausdeuten. 2} den Schafen klopfen, wobei das ant-
wortende Blöken eines alten oder jungen Schafes das
Alter des Mannes anzeigen soll. 3) rücklings aus
einer Schlterhln ein gerades oder krummes Stück
(Glück oder Hinderniss) herausziehen. 4) rücklings
von der Haustreppe den rechten Schuh über die linke
Schulter hinunter werfen; fällt er mit der Spitze gegen
die Treppe, so bleibt das Mädchen noch ledig; fällt
er auswärts, so wird es bald an Mann kommen.
,.\iKlcrli' als TiHifu. I.1O4 Jeiiatz. .Knderis' und ,Euderli'
Geschlechtsuu. — Diu Funii oliiie -« ist deui Chiirwelsch oder
Itjilieniselicu entnomineii.
andreslen ündteirrsh Sch; Z: 1. in der Andrea.s-
nacht einen von den 0. angegebenen abergläubischen
Gebräuchen ausüben Aa; B; L; G; Sch; S; Th; Z,
„u. A. auch Schätze ausgraben". .Es hat mir ein
glaubhaft weyb crzellet. dass auf ein zeit ihr magt
die fürwitz gestochen, dass sie auch gcandereslet habe
(also nennts diss gsindle).' Gweüb 1040. - 2. an
StA. -Abend lärmendes Wesen treiben, mit Scliellen,
Hörnern, Tronnneln udgl. in den Dörfern herumziehen
LG.; in Obw ehemals: in der letzten Nacht des Jahres
mit Ketten ' rasselnd vor den Häusern herumziehen;
s, Stüpfernacht ; syn. chrunyelen.
Die iu den zwei letzten An^.ilien enthaltone Verselüedeii-
lieit des Brauches und tw. der Zeit erklärt sich daraus, dass
überhaupt später hei den Üherresten heidnischer Bräuche
die Handluugen und die Termiuc in einander geschoheii und
vermischt wurden, wie denn inshes. das Suchen von Liebes-
orakeln auch in der Weihnacht- und Jiihauuisnacht stiittfindot.
Änd s. Amad Sp. 213. Anderli II, Andri,
Audi s. Andres Sp. 313.
End I e-, tß- n. 1. räumlich: Ort; Punkt; Rand;
Ende. ,Dass sie nachts in die stall, unter die metzg, oder
derglich offne e. gähnt.' Z 1498. .Ein zolner g'csetzt
an ein e., so vormals nie sye gewesen.' 15'23 Aesch.
,Das bluot, das ir vergossen hend, Lag es yetz frisch
an einem e. [beisammen], Ir möchtend all darinn er-
trinken.' Man. ,Ich bin unschuldig am selben e.', in
diesem Stück, Punkt, ebd. ,Alle, so durch dise e.
ziehent.' 1521 Absch. ,An vil enden', in vielen Ge-
genden. Bs Chr. ,Und verbüt uns Christus, dass wir
in nit an enden noch stetten suechen.' Vad, ,Den
geschicktiston by den enden', in jener Gegend. Biii.l.
,An etlichen enden.' L 1484. ,Grf/y weJk-H-Et)de-n-ist
(()('■'' d'Stadt?' in welcher RichtungV Stitz. Der Kndc",
in dieser Gegend Tn; Z. , Notariat Höngg u. d. E.' Z.
An aUe-n-Eyye-n-urid Ende Z. Alles uf's End, auf's
Äusserste, Genaueste; syn. Alles nfs Neyeli ; vgl. ,bös
auf ein End.' Schm. I'^ 102. Eine" uf alli End uise
rieme, übermässig rühmen Nnw. .Das setz ich uf ein c.',
das will ich (als endgültig) behaupten. Lied v. 1440.
Me miies Alls bim rechte E. fasse L. Z' Ort und
(g'J Ende, an einzelnen Orten, da und dort L. ,An
ort' und end' ze züchen, da [wo] . . . .' 1531 Stkickl.
Auch ohne Präp., aber ebenfalls adv. Ort- iinil Ende"
SchwMuo, ,Das Endesstehende Datum.- Z Kanzlcispr.
1818 (am Ende, unten). .Eudsunterzeichneter' (adv.
Gen.). E. zuweilen statt des son.st üblichen Endi
(s. d.) i. S. V. Kand eines Stückes Tuch Ai': Seil; Tn.
.E. der Welt' heissen abgelegene, ringsum eingeschlo.s-
sene Orte, z. B. in UwE.; U. Der Welt en E. chö,
an 's Ende der Dinge kommen U (en für an ein; vgl.
dem G'n-nnder an E. chö. 2.). .Diser walltisch hat
an stall der zäii in yedeni kilV | Ivicferl luirnim' bläcli.
.315
Ami — uiiti
316
welche bey ond ausswachsend als seüwburst', zu äus-
serst sich ausspitzen wie Schweinsborsten. Fischb. 1563.
— ,Sy verbö.serend mit iren ratschlegen die sach mer.
dann dass .sy ireni guoten fürnemmen an ein e. kom-
men [den Zweck erreichen] niögind.' RW.\lther l.'J.'iS.
— 2. zeitlich. Jinda Maie", am E. oder gegen E.
des Monats Mai (adv. Gen.). Am E., vielleicht, wie
nhd.; z'letst am li. '/•; just am JE. s. jiistement. Am
E. (oder z'E.) aller Ende, zu allerletzt Gi,; Sch; Z.
Du störst-mi oiii E., unaufhörlich ZU. ,Die sach
dapfer angrifen und kurz e. geben.' 1529 Aiiscu. ,Wär
unsers willens, dass ir e. giibind und dapferlich für-
füerind [fortführet], dann es ist an der zyt, dass man
uf dass heiss ysen schlaeh.' 1528 Strickl. , Waren
sehr begirig, die Sachen mit dem Franzosen an ein e.
zu machen.' Cys. ,Der Nabal wus.st, also zuo reden,
sines guots kein end.' LLav. 1584; vgl. ich weiss mis
Leids liei E., bin von Kummer überhäuft Z. ,Dem
Wunder an ein E. kommen', für seine Neugierde ein
Ende finden (oder mehr räumlich gedacht: den Grund,
Ausgangspunkt einer auffallenden Erscheinung er-
kennen V) GwKKi! 1604. ,Damit du dem Wunder an
ein E. kommest, will ich dir daraus helfen.' Tomaxn
17(i8. Dem (Vn-mider r,n E. chö B (s. 1 am Sehluss);
syn. tis-em Mäander chö. — Er chunnt, wenn aUi Er
en E. hat, zu spät. Sulgeu. 's E. tum (mm) Lied,
.Ausgang der Sache, der Kern, Grund, Endzweck Scii;
S; Z. Am Afang ist vil g'lege, aber 's E. miies d' Last
träge, auf das Ende kommt es an. Sulrer. Alles het
sis E., nit d' Wurst het zu-ei L; Soii (Wortspiel mit 1).
Am Afang (fsiht-mc nit a's E. L. Insbes. bed. E.
prägn. das Ende des Lebens, Todeskampf, Tod. ,In
der stund ewers leisten end Bevehlend d'seel in seine
[Gottes] hend.' 1579 BifiANiuJS. ,Ich nim's uf myn
letstes e.', ich beteure es bei meinem Leben, so wahr
ich selig zu sterben hotte. HBull. 15.33. In einigen
Teilen des K. L geht, wenn Jemand ans Sterben kommt,
ein Glied der Familie vor das Haus und ruft an jeder
Ecke desselben mit lauter vStimme: Huwi [eig. = Uhu.
Eule] .'«!/»» E.'. Für den Todeskampf, den Eintritt und
die Dauer desselben, gelten die RAA. i's E. sclüä' L;
Uw, i 's Eng falle >S, i 's E. chö B, im E. ligge^ AaZ.;
Bs; S; Uw. Für Zugegensein beim Tode: am E. si
Nuw, Eim i 's E. laufe Z, i 's E. gö AaZ., zum E.
chö Ar, Eim zum E., uf's E. warte Z, zum E. rüefe,
die Nachbarn herbeirufen L. Bei den Katholiken wird
während des Todeskampfes (oder unmittelbar nachher
Ai'; UwE.) die Sterbeglocke (das Endzeichen) geläutet:
Eim i 's E. läte Bs; Sch; S (j 's Eng, was man leicht
für: ,in 's Enge, in 's Grab' missdeuten könnte); Uw,
zuem E. lüte Xv; Dettl. Chron., Einem 's E. l. Ap.
Bildlich: wenn-me 's erst Möl kört [hört] trösche, so
littet 's 'em Ghummer [der Nahrungssorge] i 's Eng.
Vgl. i 's Elend, l. I wiinschen-ech es guets u glück-
haftigs neus Jär, u z'letsch es seligs End, Neujahrs-
gruss Bf. Das ,Ende der Welt' wird nach dem Volks-
glauben durch mancherlei Zeichen voraus bedeutet,
bes. durch eine grosse Schlacht, in welcher die Bosse
bis an die Bäuche im Blute waten, die Türken ihre
Bosse im Rheine tränken werden, und welche ein-
treten soll, wenn ein gewisser Baum (eine Linde oder
Buche auf dem Rafzerfeld Z, auf dein Ennrienfeld L.
ein Dornstraueh auf dem Birrfeld Aa usw.) ausgo_-
wachsen, ,sackesdick' sein wird, nach der aus den Si-
liyllinischcn Hüilo'ni gesi;hii]iften Prophezeiung, welche
in Deutschland mit dem Glauben an das Erwachen
des verzauberten Kaisers verbunden ist und mit der
altnord. Sage vom Endkampf der Götter und dem
Weltbrand zshängt. Vgl. Stutz, Gem. 3, 54; Rochh.,
A. S. 1, 00/1. Sieben Jahre vor Ende der Welt wird
das letzte Knäblein geboren; dann nur nocli der Anti-
clirist L (LüTOLF, Sagen, Nr. 533). — 3. Endzweck,
Gesichtspunkt. , Dieselben vier [fürsprechen] sülent
dien Lüten irü wort tuen mit guoten trüwen als si
ir Ende und ir Er wise, daz da.s gerechtest .sy.' Z
Gerichtsordn. E. XIV. ,Diewyl die Gefätteren [Tauf-
paten] auch uf das e. angesehen [sind], dass dieselben
Zügen werind.' Z 1650.
ze End zänd Bs It Hebel, POchs, zündet AaB.,
zänt Bs; Gl; L; GW.; ScH; S; Z, zäntfejr, züntert
ZO., z'inter Tu, sänt kw (bis) ans Ende, völlig; fast
durchweg mit einem Adv., seltener mit einer andern
adv. Ortsbestimmung oder einem Casus verbunden.
,.Sudor existit toto corpore, der schweiss gat mir zeend
dem leyb auss. Inerrat ignis a>dibus, das feür [gat] zend
dem hauss hinweg, ist allenthalben im hauss.' Fris.
.Zenter dur die stat basel hinweg.' Edlib. ,Die efaden
gand [vom] himberhag ze end uf unz an die straass; uf
der bachtallen zendab uf dem rein ; zend inhar unz under
die hubhalden; den bach zend ufhin; also zend ushin,
als der Volkheimner weid gat' Ottn. Flaach. ,Zennt
dem ganzen land hin.' 1601 Z Mand. Wie 's gruenet
zent uf alle Plätze'. JHofst. 1865. Zänt äi (ui), fort
und fort ab(auf-)wärts, z. duri, ganz durch GW.; z. ume
allg., z. ane Bs; Z: 1) allenthalben hin, 2) allenthalben.
Zänt der Welt ume, in der ganzen W. herum ZO.
I alle Hiisere zent im Sevier ttme. JHopst. Das wird
iez zenter der G'meind ume 'trait. Stdtz. L'' weiss wol,
ivem-men Öppis sait, Es wird g'rad zenterume 'trait.
ebd. Wo er ag'fange hat nütrechts tue, göt 's zenter
der G'meind nme-n-a". ebd. 's ist zentume Öppis, nur
i" mtm Geldseckel ist Nüd. Ineichen. S. auch z. um
Sp. 232. Alles haiter und hei [hell] und blau zänt-
ummen und ane, kai Wülchli am Himmel. Breitenst.
Es glitzeret zendatie [wo man nur hinschaut]. Hebel.
Auch subst. : im ganze Zäntumme, ringsherum S.
Zu der Heileitung von ,zesammt' (vgl. zsümme und sant]
oder von mlui. »oi(, Geiicht, Vers.imnilung, oiler von ,um-
sentlen', wulclie durch die Abweichung aeiit und Hebels ä.
Sehreibung z'atnd befürwortet zu werden scheint, passen t.
der Vocal und die ausserschweiz. Formen, t. die Bedeutung
nicht. Die Verhärtung des Auslautes von End zu ( wird
wol urspr. in stehenden Verbindungen vor folgendem d oder (
oder auch vor anderen Cons. durch Angleiehung eingetreten
und dann auch vor Voc. stehen geblieben sein. Zündet ist
nach Analogie von enct (Sp. 267) u. ähnl. gebildet; silnter
aus der Verbindung z' End der (Welt) versteinert.
Endi n., PI. Endini BSi.; W in der Bed. 2, sonst
= Sg.: Endstück, Abschnitt eines Raumes od. Körpers.
1. Es E. Wegs — eine Strecke Weges ZRichtorsw.
Er chunnt nie der Endi, in diese Gegend ScnSt. =
der Ende", 's Endi von-ere Schnuer L. — 2. insbes.
der Rand (zu beiden Seiten der Länge nach) an einem
Stücke gewobenen Zeuges, urspr. das Ende des Zettels,
nhd. Ecke, Sahlband, -leiste, Anschrot. Endstreifen,
frz. lisiere, gewöhnlich etwas stärker gewoben und
anders gefärbt als der dazwischen liegende Stoff (der
, Boden') Aa; BSi.; L; Sch; UwE.; W; Z. Maa unter-
scheidet gespitzlete, angestreckte (auch strenge oder
dränge) und (im Gegs. zu den letztern) lugge Endi
(s. d. WW.). Junge, Incg ufs Endi! ruft der Weber
31 1
Ami -iiiiil
318
»leiii Lelirjuiifron /.wouleutig. (leim es soll damit auch
gesagt sein: Bedenke das Ende deiner Arbeit! L. Eben
so doppelsinnig das Sprw. am limU kennt me 's Titccli
ScnSt., 's Wiij)j) [Webstück] L. .Ein Ende als von
dem tueeh, orie.' Mal. ,Man sol zu jeglichem 8tuke
beide Ende und beide Listen die Eichte [gerade]
durch ab zor.sniden oder schrenzen.' Beitr. Lauf. —
o. der andersfarbige Saum eines Kleides. ,Dass
enkein eliche Wip noch Witwa noch mit Namen enkein
Vrow, weder Begin noch ander Frowen an enkein
'l'uoch, weder Sleyer noch ander Tuoch, weder sidin
noch gärnin. enhein [irgend ein] E. setzen sol.' Beitr.
Laif. ,Ora>, Belege oder souni an einem kleid, ein
Ende, bort oder ortband.' Fris.; Mal. Syn. B'Iegi.
Der Form nach ist Entli verschieden von Eni! ; denn es
ist nicht etwa die verhliehene alte Form des letztern (die
man höchstens in alten oder in erstarrten Ortsun. wie Endi,
Namo eines Berggutes Gl, .Endivelt' um 1300, .jetzt End-
ftUlcn bei Aarau, .Eutegassen' hei Eschenz, nm 1300, viell.
auch EiitllucJul, .GrcnzhUgel' zwischen ZZollikon und Ries-
bach, wiederzufinden sieh getrauen darfl. sondern eine neue
diui. Bildung auf -i von dem aus mhd. cmli, ende (ahd. eiiti)
verkürzten iTiirf; vgl. T„j,f : Tüpfi (Sluclc : Slucki) u.a. Auch
in der Bed. besteht ein Unterschied, indem Endi nicht in
ahstr., End nicht in dem eigentlichst concr. Sinne gebraucht
wird. Doch kommt tw. Berührung und Mischung der beiden
Fiirmen vor, zumal die nhd. zweisilbige Form für End im
Munde des Ungebildeten, wenn er Bücherdeutsch liest oder
koidert. ebenfalls Endi lauten nuiss, z. B. Endi ijuct, Alles
ifuel (aus dem Nlul.). Me miiess alH Hiriek n^zieli, wenn nit
dir Wlyen am Endi doeli no Vateehc siill.' Breitenst. End
landen wir auch in der Bed. von Endi S, und nmgekohrt
entspricht der Endi, in dieser Gegend, dem sonstigen rfci-
Ende". .\uch das Wortspiel in dem Kuf des Webers beruht
auf Schwanken der Form und Bed. zw. End und Endi.
Faden-. ,Das Fadenende meines Lebens.' Eeitu.
1846.
endlich äntlich, -lig, -li Adj. und Adv.: 1. eifrig.
eilig, tüchtig, rüstig, gewandt, schnell B 1440; häufig
hei Fründ und EnLiB. ,Wäre daz dekcin [irgendeine]
Sach als endelich [eilig, dringend] unser Burger de-
keinem [irgendeinem unserer B.] uflüffe.' Z 131.5. ,Herr
v. Montfort uebt sich gar e.', bemühte sich eifrig, war
sehr tätig, bei Wahlintriguen. Vah. — '2. endgültig,
bestimmt, förmlich, zuverlässig, gänzlich. ,8o ist ge-
wonlich undo recht, daz man mit schrift bestäte, swas
man endelicher dinge in disen tagen zeschaffen hat'
1'28'2 Gfkd. ,I>ie sol er künden und bitten endlich
I förmlich].' 1399 Abtei Eins. ,Was entlicher urteilen
liiufür an dem gericht mit merer folge [Stinnnenniehr-
beit| geben werdent.' BsRq. 14,57. .Entlichen warten,'
ni. Gen. d. S., sorgfältig bewahren, ebd. 1520. .Etwas
endliches beschliessen', etw. Endgültiges, Definitives.
1522 Absch. ,Nüt endlichs zuosagen.' 15'24 ebd. .Da-
mit wir unser Bottschaft habint und aller sachen
halb grundlich und endlich mit üch handien mögint.-
.\nsh. ,Die Landlüt habend den adel endtlich ver-
triben.' Stumpf. .Li medio relinquere, im zweyfel las-
sen, nüt endtlichs von einem ding handien.' Fkis.
.Und ist das ouch gar entlich |gänzlich| gwüss: so
flugs uf erd kein wasser fiüsst.' 157(i Lohspkucu. .Das
ist mein entlicher will, ita fcrt corde voluntas.' Hosr.
.Sie haben sich endlich verbunden und gschworen.'
Lied v. 1712. — 3. (auch ind- li; S. cnt-Uac B. -liehe
Uw) wie nhd.. zuletzt. EndlieU hltht nid ein;) na,
von verspätetem Eintreffen von Personen oder Sachen
B; Scu; Tu; Z. Endli ist nid ebig ÄAFri.; L.
Bed. 1, schon nibd., entspringt aus dem Begriff: zu einem
Ende führend, treibend, dienend. In einzelnen Fällen ist
die Bed. nicht ganz sicher. So: ,Ich nicht glob, das ain
mensch siner endtlichen handnerung so stif und gänzlich
oblige, der nit von etwas knrzwil angefochten werde.' Kessl.
(zweckmässig, bestimmt, nötig, fleissig?) ,Äls endelich dass . .',
so gänzlich, in dem GradoV 1'2S2 Gfr. ,Sieht munklich (niän-
niglich siebt], woruf des Papsts Batscbleg gand, und wohin
sich sin endelich Beginnen landet' HBull. 1551.
un- unentU: 1. von Sachen: was zu keinem Ende
(Zwecke) dient; unnütz, unnötig, unzuträglich. ,Die
rechtsprecher bedunkt. dz es ein liederliche, unend-
liche und unbilliche sach sye.' e. 1470 Gl. .Mit dem
strengen, wytschweifigen, unentlichen geistlichen Ge-
richtszwang.' 15'24 Abscu. .Dass sölich Zweyung und
unendlich Gesellschaft hinnenhin niemer mer uf ge-
standen.- Beitr. Lauf. — 2. von Personen: (unnütz in
der menschl. Gesellschaft) liederlich, schlecht. .Buoben
und ander unendlich volk.' Z Eichtebr. .Wurde aber
dehein [irgend ein] unendelicher man also meineide.'
ßsEq. — 3. Adv. über die Massen, dass es nicht zu
sagen ist. DU Hund sprimjt unäntli Z. — Bed. 2 hat
.auch schon mhd. unendetich meistens.
Endschaft f . = End 2, nur etw. nachdrücklicher
und nur noch in einigen Formeln der ä. Kanzlcispr. :
endgültige Erledigung einer Rechtssache, Ablauf eines
Vertrages. .Was Sachen nach des gerichts ordenungen,
ir entschafft und ussträge haben mogent.' Bs 1457.
.Wir haben den schidlüten zuogeschriben und sy trun-
genlich [dringend] ankert [angekehrt = angegangen],
kurz entschaft zu geben.' Abscu. 1530. Vgl. .kurz End
geben' Sp. 315. ,Wann alles zur endschaft gebracht
syn wirf Z 1639. .Der Vertrag hat hiemit seine E.
erreicht.' Neuere Gerichtsakt. Z. Dem Strlt en E.
mache W.
oben ende: Adv., Präp.. oberhalb. .Obenendi der
berge.' Wst. I 6. ,Als der schnee von ebnende der
bergen gegen disem tal schmilzet.' Vad.
Obwol u. A. die ahd. Nl)t nhanontiij (Adj.) für die auf
Sp. 51 aufgestellte Etymologie spricht, so soll dennoch die
Möglichkeit zugegeben werden, dass man im taufe der Zeit
an Zss. mit End dachte.
enden: 1. trans. vollbringen. .Es ist bald geendet
was lange schändet.' Sprw. (Sulger). ■ — 2. intr. zu
Ende gehen. Es endet (mit im), er liegt, am Sterben
AaZ.; pers. sterben UwE. — ver-: 1. trans. a) voll-
enden. .Die werke(n). die wir uss fryem willen er-
wellend und nach unsern kreften verendend.' Zwingli.
— b) ausrichten, bestellen (einen Auftrag, eine Bot-
schaft). Der Weibel hat die ihm übergebenen Briefe
nicht , verendet', bestellt Absoh. 1530. ,Brieff verenden
oder überantwurten, und dem sy gehörend zuestellen,
literas perferre.' Mal. .Ich han min empfelch [das mir
Anempfohlene] verendet.' Ziely. ,Die sach verenden*,
eine Botschaft ausrichten. Lenz. — 2. intr. sterben
UwE.; Z. — ,Der G sichtender, horizon.' Mal.
endig entiy Entig chlci, sehr klein: ril entigi
Med, sehr oft GuD. — müs-: ganz allein. el)d. —
bar-: verstärktos ,bar', rein, offenbar, leibhaftig. Er
ist a barcnfiga Tiifal; es ist der barentig Brüel; nichts
als Dr. ebd.
Wenn die Difforonz zwischen d und i narh n im Uebirgs-
dialekt nicht in Anschlag gebracht, resp. das i dem in ahd.
.ji(i' = uiuhd. cik'«' gleichgesetzt werden dart so ist die eigtl.
Hed. des obigen Ad.j. : durchgehend (durch das Ganze bis ans
Knili'l; vgl. Alles k/d End, uf alli End und das syn. ßscnrfi'y.
319
And — und
320
In vil <■. Mnl wiirij ilio liud. zu al)str. Verstärkuug ali^'u-
schwÄcht; m muH-r. wilro das Gniudw. ,alleiu' (s. d. mit s.
Zss.) liin/iiziuUiikcii, viell. weil cntig, au .einzig' aul<lingoud.
dassellic mit zu euthiiltcn oder zu ersetzen schien, und weil
in vei'stjlrkenden Zss. dieser Art ülih. die Beitritte der Be-
standteile uieht mein- klar gedacht worden. Doch s. u. cntiij.
üs-eii(lig A.\r.; B; S (auch Hn'&ntiy); Vw; Z,
sciidifj BM., üstreiulii) ohd., nüschl-indi;) SciiwMno.:
1. Adj. ,au.s bis ans Ende', vollständig, unansgcsetzt.
andauernd, syn. (i'schhujc", ijottsendif/, v. d. Zeit, aber
nur in den Verbindungen: dr nsciidirie Tiuj BSi.; de
ffims iit-oidii) (;(».bx7(W/((7/(/ SeiiwMuü.) 7«f/AAF.; BS.;
S; Z; c (ian:c(n) usendige Tay BM., S. ; de yans us-
ciidiy Nämittay ii; e yanze sendige Näm. BM. ; die
yanz üsendiy {yanzi .sendiyi B) Nacht Z. — 2. Adv.
a) „beständig, unabläs.sig, immerfort, z. B. u. Eim
s'Leid lue; n. bi Eim nl B; Vw." — b) übermässig,
dureli und durch z. B. x. schwitze L.
Im iiiisvIiI. Iiisst sii'li das angesehohenc ii aus Hcriilier-
nähme des Auslauts eines vorangehenden ,ein" leni leicht
erklären; im Ührigen aber liegt gänzliches Vergessen der
Grundform und grolie Missdeutung oder Anlehnung an das
Ptc. Im]]f, von arhlrtii (vgl. ,den geschlagenen Tag') vor.
Usweiidiij versucht die Deutung auf ,dcn T. his da, wo er
sich zum Ende wendet' oder geht auf mhd. irtin'li:, Grenze,
zurück.
gottsendig. nur in der A'erbindung: der yotls-
. ciidiy Tay, den ganzen langen Tag U.
ll<iU- in VI istärkcudiu Zss. ist häufig; vgl. I,ri <jnl:i<j< .
Es bleibt nur die Frage, ob man das « zu Gott oder zu cndiij
(s. us-cntVuj) nehmen soll, so dass eine doppelte Verstärkung
vorläge.
End n. II, enden s. Aiintd, aiiitttcit Sp. 'ilM.
Emlecll <<'mUx Ifw, Antcch, Äntcch B; L n\.:
Iiuligo. jlndicuni: Endieh, ein blaue färb.' Denzl.
1077/1710. ,I)ie Tueclisehärer, so von Gästen [Frem-
den] Lynöl, Endich, Weid. Tueeliselu'iren oder anders
kaufent.' Z 1640/17.57. — Mhd. imikh aus lat. i,i<!i,-nm,
(cutur)in(iicu^.
ender s. c 7 (Sj). lO). önder s. cncr Sp. 'iO-") f
tMider(t) s. i'iiciit i>\<. '207 f.
ender: einer, Zablw., in der Verbindung eii e'nders
Möl Ap = en euuerscli Mal Sp. '270.
Nach n ist d aufgestiegen wie in den 3 vurhergeh''nden
WW. — Konstruktion und Flexion, urspr. .eines Mals', in
Unordnung geraten.
..Elldpreell", Endrecli m.-. Kütel, rote Kreide
„BSa."; EJ. -- Regelrecht verschoben aus lat. unihiar-,
Meunigcrde.
Endli a. Anna Sp. '200. ondlif s. einlif Hp. '283.
Hinder-Endlike": fingierter Ort, von wo die
kleinen Kinder kommen ZWint.
Gleichsaui noch hinter dem äussersten Ende der AVeit.
Der Name nach Analogie der in Z so häuligeu Ortsmuaeu
auf -(liih (-iiiif-hßßu) gebildet.
PlldrPclKI) iiidriich(t): eher als nicht (nuidal). —
Sjn. iiidrr, s, Sp. II. .-lus deui es weiter gebildet ist.
Eindli; eindlef; luden usw.; indrunt = i^i«/«'
Sp. 1.".; einlif Sp. '283; innen Sp. "293; innert Sp. 205.
Iiulistiit: iui Munde der Ungebildeten für Institut.
Erzieluingsanstalt.
iiidjc. indit>(j.v., iadir, i ha-di y'seh! ZStdt: Ausruf
der Kinder beim Verbergespiel, sowolil zum Zeichen,
dass das Suchen min beginnen kijune. als dass das
Suchende das Verborgene nun entdeckt liabe ud. dieses
ans Ziel gekommen sei Gh.
Vgl. achu; erlünt; tjeiueinvam ; zilö, und viell. wie dicscs
letztere eine Zss. mit einer luterj. (je, <■); ind=mn.
er-intllen: erinnern. Durch richterlichen Spruch
1465 in Sursee wurden die Ansprüche zweier Surseer
an den Abt von Eins, für einmal abgewiesen. ,Muge
aber C'l. oder H. unsern Herren von Einsidlen etwas
e., des sie truwcn ze geniessen [was sie ansprechen
zu kijnnen glauben], gund [gönnt] num inen wol.'
nd für nn wie in den ob. AVW. und wie in t-t-ltuhni Sp. 21).j;
i im Wechsel mit ;■. S. auch ir-in'Jai.
iendcr(t) s. icnen Sp. 290. ondig s. dondiy.
und. in B oft, bes. vor Voc, im, noch öfter, auch
vor Voc, ».; un (auch vor Cons.) bei Hehel; zwischen
eng verbundenen W^W. zuweilen abgeseliwächt zu f»,
i-d, t, !■: 1. einfacli copulativ in formelhaften Ver-
bindungen, a) bei verstärkender Wiederholung des
selben W. Dur-e-dur, durch und durch; nö-t-nö,
nach und nacli; ferywiiss u. f., ganz gewiss BG. ; ein-
ed-einziy, ganz einzig Z. Mehr s. Sp. 12, 0. ,Dz ganz
sehies.sen uss und uss all tag', immerfort. Edlib. ,A11
und all', alle zusammen. \m>. .Änderst und änderst',
immer a. 1707 Sm. — b) bei paarweiser Verbindung
von Sj'n. od. Antonymen. Stei-e-Bei y' fröre S; Chaiif-
e-Laiif; ab-e-zue; Lnt-c-Veh L. — 2. in einigen For-
meln der Umgangsspv. elliptisch: mit vorgesetztem
ja od. ohne dies: (ja) und en Tiifel (Chabis, ßreckj!
derbe Abweisung einer Ansicht od. Bitte Z. Und denn
(au)', ironisch = und wenn auch! gleichviel! hat Nichts
zu sagen! Z. — 3. verbunden mit aber, dieses ver-
stärkend. .Und a. auch wol.' Z Mand. 1050. ,Und a.,
weil . . .' Müll. 1073. Schön u. a. ckll Z. Vgl. oder
(tter Sp. 40. Dagegen in: ,so vil und aber .. .' BsEq.
1536 gehört und als relat. Conj. zu so; s. u. 10. Einige
andere Fälle des relat. Gebrauches von und aber s. u.
- 4. und doch. ,Es schlnt, er sei ivider besser und
Iied-e" eso hert y'ha"-, obwohl er so schwer krank war.
Baurenuespk. XVin. ,Keis Würetli [nicht die geringste
Wahrheit] sait-si und hat [doch] eisiy [immer] '.s 3/(7/
off.' Stutz. I bi vatü [wohl] au zue Mittle [Vermögen]
(7(0 ond ha Nüts [Nichts] y'ha Ai". En Stich und
lilüetet nid, ein Stichelwort ZEunu. Wo ne [nehmen]
((. nilil st(}le? ohne zu stehlen. Alle diese Fälle lassen
sich leicht in Nebensätze verwandeln und zu 14 ziehen.
— 5. auch, sogar, vor condition., resp. concoss.
Sätzen. / (/(«", und wenn 's Chittze reyneti! aucli beim
schlechten Wetter oder trotz andern starken Hinder-
nissen Z. Es ifott en icdcre a fange [nacligerade] e
Sackür ha, und seit | sollte] cr-si bim Sakerment ne
[.stelilen]. Bai'rencjesi'k. XVIII. Er ist ke Batze wert,
und ivenn, er en Giddi im MCd hätt! L. En Eiler ist
allwcy Ijedenfalls], und sei er denn . . . Stutz. — 0. in
einfachen Sätzen ein vorangestelltes W. mit einem
Demonstr. wieder aufnehmend, sonst pleonastisch.
Gestcr und so bin-i fürt y'sl GG. .Scheiden und das
tut well.' VoLKSL. b. Stutz. '*■ Sechsilüte u. das ist da,
es yruoiet Alles i" Laub und Gras. a. Lied Z. ,Die
Glocke und die hat 2 Uhr geschlagen.' HFest. 1790.
— 7. einen Nachsatz einleitend, ein so vertretend
oder demselben noch vorgesetzt. Wenn d' nüd chast
chö, und sc süy's denn Z. ,Wcnn-i y'seh, dass er...,
und so ii>ill-i . . .'■ Stutz. .Kaum war der Held uni-
gebraclit. und Frauken und Alemannen zogen über
n
And— und
322
(Ion Klieiii.' JMI'll. >icliw.-(i. — 8. dem Pron. inteiv.
"der deiiumstr. |ile(>iiastiscli vorgcst'tüt. ,Ks
s|iilteii drei (icsellen auf einem sclimaleu Brett, Und
welle dass |welelier| . . . sehlafeii sott.' Volksl. .Vetter
Küede. und wer ist aber der gross KeiserV' Man. Aueli
Minst im Anlang von Sätzen, nicht verbindend, sondern
nur einleitend oder ausfüllend. .An einem Mäntag es
lioseliaeh. dass man die Osterryeher ziehen sach, und
Tiirneek wollten sie besehowen; und Dorneck, du vil
liöchcs hus, du tuust ineu w'ee in den ougen.' Lied
V. l>ornach 1499. Ebenso vor einem Nebensatz: ,Do
saiult inen gott der herr das herz und manneskraft
und [so] dass si tapfer kartend [kehrten, sich wandten]
jetz gegen der ritterschaft.' Lied v. Senipaeh. Auch
ganz elliptisch: u. ies? was weiter? «. denn au! gleich-
viel! Mit der Frage u. icns icoH.sf dii? oder auch
bloss und'^ ladet man einen Eintretenden ein, sein An-
liegen vorzubringen. — 9. pleoiiastisch vor relat.
Pron. oder Adv. (Conjunctionen). / muea-schen [sein,
dessen] entiielten (und) desch [dessen] -/ .so ireiiiy rer-
iiiiuj [woran ich doch s. w. Schuld bin] üuD. .Man
Äolt jm schicken ander gschütz, und das da war an
türmen nütz [das man gegen Türme brauchen könnte,
also Belagerung.sgeschütz], und dass [damit] sy 's möch-
ten brechen.' B Lied 1.j56. ,Do nun die Walchen
I Welschen] sahend das, und wie das schloss erstigen
was.' Lied aus d. Burg. Krg. — 10. das Pron. (C'onj.)
vel. selbst vertretend, nach einem vorhergehenden
l>emonstr. mit oder ohne Subst., auch nach Adv. ,Der
hilf und [die] ich dir getan han.' 1336/1440 Z Chr.
.In aller mass und sie tuend', ganz in dem Masse, der
Weise wie . . . ZObergl. 1482. .Sidmals und ich be-
trachtet hab', sintemal, da, weil, eig. seit dem Male,
Zeitpunkte, wo . . ., dass . . . ebd. ,Die Zit und die
werent', die Zeit über, wo die [Schützenfeste] währen.
(4 148.5. Vgl. unt. (die) teil und. .Und wolt im sölichs
durch die sinen erwert han und Ach [welche Aachen]
ingininnnen haltend.' Vau. ,Sy [die jungen Esel] gwän-
uen [gewöhnen] darzue und [wozu] man sy brauchen
wil.' TiERii. 1.JG3. Nach dem und: 1) nach Mass-
gabe dessen, was . . ., wie ... ,N. d. u. der apostel
sprichet.' Z Hdschr. 1393. .Er wirt nit n. dem u. seinen
äugen wirt zue sehen geben, richten: noch n. dem u.
seinen oren wirt fürgehalten, straafen.' 1.531/45 Jes.
.N. dem u. [gemäss dem wie] es der künig verordnet
hat.- 1531/48 UI. Esra. ,N. d. u. im buech Mosis ge-
schribeu ist.' ebd. .Metiri suo se pede. sich strecken
n. d. u. er Decke hat.' Fiiis. 2) zeitlich = nhd. nach-
dem, post(|uani. .N. d. u. aber der Landsherr ein wit-
ling ward.' Zwingli. ,N. d. u. ich aber mithilfen
fanden hab.' Gvrr. 1523. ,N. d. u. die stat gwonnen
ward.' Vau. .LTnlang n. d. u. Zwinglin umbkommen.'
HBi'LL. ; dafür auch die LTmstellung: .dem nach und.'
.1>. n. u. die von Schwyz und ülaris Utznach einge-
nommen.' Edlib. Damit und: damit dass. ,D. u. sy
auch innen werdind.' 1531 EzEcn. ,1). u. sy dest ruo-
Ijiger schlafend.' Kessl. ,Wo1 vermachen [schliessen],
d. u. weder lüt noch vych darein gang.' Fris. ,Darmit
u. [dass] Gott allein die ehr hab.' Eckl. 1575. 1007.
.\ls (so) und: so wie (als). ,A. vil u. ich des beridit'
bin.' EnLiH. , Vergib uns unser schuld, a. u. wir ver-
gebend.' 1525 Z Catech. ,k. wyt u. [so weit als] irc
niarchen gand.' 1538 Ruee. ,A1s vil u. die krankheit
antrilVt so stat es wol.' Frls. 1574. ,So verrc u. er
mag', so weit [als] er vermag. 1190 Uhhai! liailen.
ycUw. IdiutiJtüu. I. J.
,So ferr u. ich mich der gschrift't verston.' Zwixgli.
,So dick [oft] u. jn sin sünd [Sümlen] gerüweu.' Man.
,Sü vil u. aber die Apostel antrifft...' KWalthek
1553. .Sobald u. [als].' 157ü Z. ,So vil u. aber ich
in erfahrung bringen mögen.' IIüegek 1605. Sider
und: seitdem dass. ,S. u.'. i. S. v. weil, sintenuil.
Axsn. Vgl. 0. ,sidma!s'. .Siderhar u. [seit dem dass]
man hatt fallen lassen.' LLav. 1569. Die wil und:
1) temporal. .Die wyl u. [so lange als] sy nit andre
bericht darvon habend.' Zwingli. ,VitiB meie acta, zuo
meiner zeyt oder dieweyl u. ich gelabt hab.' Fris.
2) causal. ,Die wil u. der Schwäbische bundt in diseni
jar geendet.' Kessl. .Dieweil u. aber [weil aber] von
alter her ein brauch gewesen.' Eokl. 1575, 1667. ,Die-
weyl u. aber dise sach wichtig ist.' SHochh. 1591.
Auch: ,Wiel [1. weil] u. aber jhme die leibs nahrung
anfieng zumanglen.' Cys. 1661. ,Weil u. aber wir von
uns selbs weder den willen zur buoss. nach das voll-
bringen dorselbigen haben.' JMüll. 1665. Vor dem
und: bevor, ehe. ,V. d. u. er S. Othmars leben zu
beschreiben furgenommen.' Vad. ,Dry tag vor dem u.
er erstochen ward.' LLav. 1509. Auch: ,Vor u. üwer
brief mir worden [zugekommen].' 1486, Geschf. Ges.
Mit copulativem .und' (welches aber wahrsch. aus
Missverständniss des alten relat. erwachsen ist) : .Vor
u. ehe wir es erfahren müssen.' Müll. 1673. (Früher
.vor und' oder ,ehe und', jetzt beide Formeln zu einer
neuen tautologischen zsgeschoben.) E und, ehe.",Ehu.
ers empfangen hat.' 1420 Kempt. Im XVI. häutig, doch
bemerkenswert in der Bibel von 1.548 nur noch ,ee'
an der Stelle von ,ee und' 1531 und im XVll. .Emolen
und.' Elog 1535. — 11. relativen Adverbien pleo-
nastisch nachgesetzt. .Nun füegt sich, dz graf
Fr. starb vor der frowen, damit u. [womit d. h. worauf,
in Folge wovon] die frow den man erpt.' Eulib.
.Wiewol u. der Herzig zuo uns redt ernstlich.' 15'22
SxRicKL. Act. ,Dass man im nachsingt wie u. er an-
dere gemeinden zu singen anbracht [angeleitet] hat.'
Vad. — 12. einen Conditionalsatz einleitend,
also fast = wenn. / güh en Finger ah der Hund und
hätt-es wider, wenn ich es wieder bekommen könnte
-Ar. .Und er deheinen win mer schenkte, dennoch
müeste er die 5 Schilling geben.' Argov. — 13. als
ob. ,Die grossen bansen bochen [prahlen] u. wettends
alls erschlachen.' Strickl. Act. — 14. Concessivsätze
einleitend, also i. S. v. da doch, während, ob-
gleich, aber z. T. in copul. und beiordnender Satz-
form. Vgl. 4. ,('linnnst vider e 3[id mit [sprichst du
wieder von] dene verflucchte Schulde und kei h((.st', da
du doch . . ., deren du doch . . . Srrrz. .Es wäre fatal,
wenn er einen Iiegenscbirm nehmen wüi'd u. der Stock
täte es auch', während d. M. ausreichen würde. Gorrn.
,Er meint, er miies eu,se Pfarrer lere, und er [da doch
dieser I tdiisiy Mal me l;ennt weder er!' Baurencsesi'U.
XVIll. Wus bracht er mir esö z' sägen und 's denn
im Brief eso stät [ganz anders lautet] Z. .Es für
gsundt gegeben u. aber nit also ist.' 1585 Ai'Ldb. -
15. scheinbar copulativ beiordnend, aber so. dass
das zweite Vb. eigtl. nur den Inhalt des ersten angibt
und der Satz auch in einen Nebensatz mit .dass' oder
eine Construktion mit ,zu' u. liitin. verwandelt werden
kann. ,(r'irOr-di'''' u. tue mine Chindlene Oji/iis!- hüle
dich, meinen Kindlein Etwas anzutun! .IKdMev. IM I.
A' (■«(»(-(//'■'' /)( ,4c//^ II. sclihig-mer nii-miil Öpfel idie! '/..
.His |si'i| iiiid x(i liiiiiiii II. -.iil Süd I Nichts zu z:ilili'n|.'
323
Auvl- und
324
BAURENGKsrK. Will. ,Weiiii 's Gotts Will ist u. an
Niemed chtmnt', flass Niemand koniint. Stutz. Wefnnj
(V Heräöpfel afä u. si zupfen, wenn die Kartoffeln an-
fangen zusammen zu schrinnpfen BRi. ,Uin guoter
Will uns wolil gefall, hiog und denselben alzeit bhalt'.
sieh zu, dass du . . . behaltest. Com. Beati. .Der Erz-
bischof von Mainz gebot unserm abt, dass er dächte
u. von dem Küng züche', darauf bedacht sein sollte,
von der Partei des Königs abzulassen. Vad. — 16. un-
regelmässig, mit veränderter Satzwendung: .Ob-
gleich man einen rechten Mann [zu der Stelle] nimmt
u. aber fda man aber] zuerst ihn verleitet [dass er
die Stelle teuer bezahlen niuss]. hat es schon gefehlt',
hat die Wahl zuweilen üble Folgen gehabt. JCEscn.
1723.
Ein Gegenstück zu der Vfrkürzung von rnnf in ed, tu, i-
(s. Sp. 12, 6) ist die Herstellung eines und statt gewisser
Endungen, welche der Verkürzung des und lautlich nahe
kommen und eine Umdeiitung auf dasselbe gestatten. So
0"8chwüstcriij und Chind Scliw statt des sonstigen G'sckwü-
Htflfjei-, O'schwÜBtcHi-CUind, Geschwisterkinder; df-r Tag und
mtnci Li-hcs Z für der Tmje" w. .L., mein Leben lang. Auch
,weil und aber' 10 könnte aus .weilen aber' entstellt sein;
vgl. nhd. .weiland', einst, aus .weilen', vor Zeiten. — ,.Tet5!-
nnd' (s. ifz) ist bekanntlich entstellt aus ie-zuo (jetzo), abei'
wahrsch. mit Anlehnung an .weil und' und andere oben an-
geführte temporale Formeln der ä. Spr. — .Mit und allem
dem.' Brief um 1570, ist viell. i. S. v. .mit sammt allem
■dem' gedacht, weil das copul. ,und' oft einem , sammt' ent-
spricht. — In r/oitfi/nueij ist Sp. 12 der Dat. von Golt ver-
mutet; die Dativendung müsste sich aber aus alter Zeit in
dieser Formel erhalten haben, was in der gleich alten Formol
Gotiirilrhc, willkommen, nicht der Fall ist; das -c- ist wahrsch.
nur unorganischer Bindevoc. nach Analogie vieler ähnlicher
Zss., und Gott hat abstr.-verstlirkende Bed. wie in den bei
Fromm. .5, 10/11 aufgezahlten Conijjos., wo das s von Gottn-
eben auch nur Bindelaut, nicht wirkliche Genet.-Endg ist.
— Nhd. Analogien zu der Verwandlung von und in eine
Endung des ersten W. einer häufigen Verbindung bietet
Grimm WB. .j, 2-56 u. .Käsenbrot'. — Über den weit aus-
gedehnten, bes. allgemein rel. Gebrauch des mhd. imdr s.
Pfeiffer Germ. 13, 91/lOi. 17, 2.57/8.
linden »»f/.j Aa ; Bs; B; Gl; GSa.; Scnw; S; ZKn..
.unden'. Edli«. ; JEI^schek 1GP2; Lied v. 1712, ui>(ti)c
BGr.; Gr; GT.; Seil (Kirchhofer); U; Z, onfnja Ar;
Si'H, ,unnan'. 1458 Bludenz. ,unnen'. GRJenatz 1510;
Ndw 1540; UMey., Chron.; ScnSt. 1576, imn FuJ. :
Adv. unten. ,Biss unnen an die langquart.' 1510
Arch. Jen. .Welcher teyl im Rächten unnen g'lid',
vor Gericht unterliegt. Nnw 1540. .Der sich muess
eine Zeit lang schmiegen, wird darum nicht stäts unten
liegen.' Ap 1790. Mit nachgesetzten andern Ortsadvv.,
welche aber z. T. nur die Angabe der Lage unten od.
der Richtung nacli unten noch weiter erstrecken, nicht
modificieren. .Subeuntcs, die so unden aufliin fäclitend
oder tringcnd.' Fnis. JfcV ist ttndi'ihe, von unten her-
auf, aus dem tiefern Landesteile ZW.; es diitnnt untie-
)(-i</(e ZO. auch: im Westen herauf. Unnii iiihi, unten
herein ßtir. 3Icr woiied une-n-ine, zu ebner Erde Z.
Unde ine fnrc, eine tiefe Riclitung annelimcn, resii.
eine niedrige Besoldung ansetzen Bs. Unde-n-ns wc.
Einen, vnii unten (bei den Beinen anpackend) um-
werfen. In. B. D' Füess sin im u. üs gange, er ist
ausgeglitten. el)d. (Jndefür Scuw, miefur Z, undi-frr
Bs; weiter unten, an der untern Seite, unterhalb.
Unna föra schuätza, obscön reden Ar. Unne füre
clirüehe, von unten hervor kriechen ScnSt. ; Z. U. f.
lucge, (heimlicli) unter einem deckenden Gegen.stand,
z. B. den gesenkten Augenliedern, hervor blicken Bs;
ZO. U. f. gränne, von einem nur halb versteckten
Gegenstand Bs. In der Underrocl; chunnt u. f., ist
länger als das Oberkleid Z, geliört füre näher zum
Vb. als zu u. Unneher, unten ScnSt. ; davon unde-
htirifi, unterhalb Bs. IT. hindere, unten (auch westlich)
nach liinteu (Norden) ZO. TJ. na''e, unten = nnnefür,
-dar. De Enck ist u. n. chötig, dem Saume nach,
ScLG. U. ditr'-'' Z. u. dür GT.. unten (hin). U. dure
[durchhin] niiiese, sicli ducken, demütigen müssen Bs;
B; Z. U. dure git [gehn]. sachte, bescheiden tun G.
U. zite, u. dran Z.
Schon mhd. dur».bweg nnd^n, und diese Form von Schweiz.
Schriftstellern noch im XVIII. festgehalten. Die Assimilation
von nd in nn ebenso bei hindi" : liinnc", hinten; nicht aber
in den entsprechenden Präp. und Adj. (under, hinder). Für
Ap ist genau zu unterscheiden zw. ii'n(n)a u. una (s. u/-hin).
Die Verkürzung unn lehnt sich viell. an ann u. inn, s. dd.
— Die folgenden Zss. haben den Hauptton auf dem 2. W.
über-: drunten, z. B. im untern Stockwerk; in Z
auch: unten vor dem Hause.
vor-, für-: vor dem Haus drunten Aa; Z. — Vgl.
rorah-hin. — hie- Jiiiinna, hjune, heiunc, hiinne, je-
hunne, äjiinne GRPr., D.: liier unten, drunten. Vgl. hie-
innen Sp. 294. — d(a)- di- G; Z, djunna G oRh., d-
allg. : drunten, unten. Dunfd)e st, in niedrigem Preise
stehen, z. B. von Häusern Z ; von Menschen : a) öko-
nomisch ruiniert s. Aa; b) niedergeschlagen, mutlos
sein Aa; Z. ,Wurdent die stüel zum Grossen raünster
da unden uss der kilchen getan.' Edlib. ,Mit kost-
lichem samraet da oben und unnen.' ders. — Vi- wahrsch.
nach Anal, von Iii-, hier, s. o. Vgl. da-nhen Sp. .51.
unden en unnrnn,'H7iii, -atiaW: 1. unten. ,Undnen
an [an den] graben.' Senn, Kirch. — 2. underhalb.
.Es sol ein hurd ston undnan des Ertzingers bunt.'
RüEDL. 1433.
Amhd. vndenäit, verk. aus iindanuini, einer Itoppclbildung
nach Art von ohanan Sjj. 51. in dem zweiten Beleg ist «.
viell. in .unden an' aufzulösen.
under I A. Präp. m. Dat. u. Acc. 1. räumlicli.
a) unterhalb. U. 'ein litis kann in wirklich ver-
tikalem S. verstanden sein, kann aber auch bedeuten :
vor dem H., mit Beziehung auf die hölier liegende
Wohnstube oder spec. auf derjenigen Seite des H.,
deren Terrain niedriger liegt. Bis u. d' Chanzle stu-
diere, Theologie studieren, aber das Staatsexamen nicht
machen Z. Jmdn ,under dach führen.' 1657 JHAmm.
U. Tach sl, geborgen sein Z; n. 's Hüs stä", unter
den scliützenden Dachvorsprung desselben. D'Händ
ii.-em Fass ha, Syn. 'bttndni Hiind. Svlg. U.-em
Strich, schlecht GW.; u.-em Hund, u. aller Kritik Z.
Wenn d' Gei'isen nnilerm Hirt si, seiner Obhut be-
fohlen sind BBe. Deich iiu [denke doch] it. Gott!
um 's Hinunelswillen ! eig. ^ ist Solches unter Gottes
Weltordnung (unter dem Hhnmel) möglich! Gr (doch
s. die Anm.). U. Kim, im Beisein Jemandes, vor seinen
Augen Z. Uim u. d' Zi'i"'' .stö, Trotz bieten Z. U. de
Järe, underjärig, minderjälirig, niclit confirmiert Gl;
vgl. oh Sp. 50 0. Vgl. under-sich; Aug Sp. 133 o.
— b) zwischen. ,So ist u. jm und einem knecht
kein underschej'd.' 1531/48 Gal. (1667: .zwüschen'.)
,Ein faden, der hat die mittelst gstalt u. der runde
und viereckete.' Vouelb. 1557. .Etwas mittles [Mitt-
leres] u. dem fleisch und fcisste [Fett], als das Uter
I
3-2S
-und
32ö
an der Kue.' Tiekb. 1563. S. noch imder einand
Sp. ;iU7. .Unter die sachen reden', vermittlen. Kolik.
r. Bide, in beiderlei Weise; es yit 's ii. B.. Beides
kommt vor BHlc. Namen von Orten, die zwiselien
zwei Wassern liegen, sind: Under-Schäclien U, am
/sfluss zweier Bäche gelegen; Undersecn BO., zw.
Tliuner- und Brienzersee, »yn. mit dem Namen des
angrenzenden (Klosters) Interlaken. UuderbächfoiJ,
Ortschaften in Aa; B; W, im gleichen S. benannt wie
Zwischen (deiOhächfeii), B Ortschaften; IJ'iidenrasser
GT.; W {vgl. Kntracque in Piemunt); viell. auch
t'nderwalden {versch. von Nidwaiden); vgl. die mit
jZwisdien' gebildeten Namen. Hieher gehört auch
u.-ciii Lucl(, eig. zwischen den Rändern des L.; u.-etn
Fenster liyye, im F. liegen; ti. 's Hüs yä", sich in die
Haustüre stellen. — 2. zeitlich, a) innerhalb einer
Frist. U.-eiiie Jar, binnen Jahresfrist Z; «. e j[Mr
Jure, vor Ablauf einiger Jahre Z. Das miies u. drei
Taye y'scheh, innerlialb 3 Tagen Z. Oppe-n-en Munet
II. 'em Jor, vor Ablauf des Jahres, also ungefähr An-
fangs Dezember L. ,0b 11 Tagen und under 3 Wo-
chen-, gericlitliche Terminbesthiiniung zwischen 2 und
:! Wochen. Off.n. Binzilvon. .Gescliehen under den
.Faaren . . . tausent fünfhundert siben acht und nun.'
XVI. HEiuKiiiiKii, Spieler z. Willisow. — b) während
eines Zeitraums od. der denselben füllenden Tätig-
keit. ,Da sy under tagen [bei Tage] von denen starken
l)ättleren vil unruowen gehebt, und demnach [nachlier]
zuo nacht mit belierbergen vor denen strichlingen
[Landstreichi'rnl jrcs leybs und guots nit sichea- ge-
wäsen.' SHocnnoLZ. Iij91. U. Taye" Gl; Z, u. Tays
Ar; Bs; Gl; Z, u. Tay Ap; Z. 1) bei Tageslicht;
2) luider Tays, nach Mittag VO.; vgl. lat. ivlerdia.
U. {'em Svui.) Liecht, in der Abenddämmerung, bei
Einbruch der Nacht, wenn man die Lichter anzündet
Ap; ScnSt. ; Z; syn. zwüsclte Für nnä Liecht. U.
Fuetren, während des Fütterns GnLangw. U. der
ChiUe [Kirche], während des Gottesdienstes Aa. U.
der Vesper Schw. U. 'em Tay, Jär, während des
Tages, J., den Tag, das J. hindurch zuweilen S; Z.
Unger der Stuny, vi. d. Schulstunde S. U. der Wache,
im Lauf der Woche. Undcrdem, inzwischen, unter-
dessen, welches letztere in ZO. aucli iinderesse lautet;
, under diesem', während dessen. Wurstiskn. ,U. der
predig in wirtshüseru sitzen.' AiiscH. 1530. .Nach, vor
oder u. der predig.' ebd. ,Er i.st unter währendem
Läuten in die Morgenpredigt , . . gestorben.' Tun. Ski'.
,Aus der Kirche laufen unter dem Gesang.' Z Mand.
1744. Under bedeutet auch die Zeit, da der Betr.
regierte, waltete, und abgeschwächt, bei Lebzeiten des-
selben: u.-em Vater helt-me das nüd türfe [dürfen]
tue", als der V. noch lebte. Das Becld ist u. der Grite
a"y'schafft wnrde, als Margarotha Magd bei uns war.
l\-ciii llitiis isch-es e Fread y'st, so lange H. unser
Nachbar war, waren die Verliältnisse angenehm. —
c) distributiv. ,Mir, wo S Sack Zehiitecliorn u. 's
Mal in 's Chornhüs trait', auf ein Mal. BWvss 186;!.
Under cinist s. Sp. 278. ,l)ie Purgaz, die gib ilim
unter zwei Malen', auf 2 Male verteilt. Gorrn. ,l>er
Stallknedit pressierte und fragte unter zweien Malen,
ob er abspannen sollte', 2 Male bald nach einander.
B Kai. 1840. Under zwiret, in 2 Malen.
Neben u. Gott wird ebeiif. in GrPr. (Seew.) gusprochun
Wunder (I., und CS Esst sich fragen, welche RA. die iir-
spvüngb'clifi sei. d.T »* zwlsclipn zwi-i ti dien sn wolil iintrv-
ijehcu, als unorganisch auftauchen kann. Zu 1. a oder 2
;;ehiirt auch die adv. Verbindung undtihänd«, s. Hund; under-
luttfe", S. Wty; zu 2. b oder c underwile", s. Wil. Under
LUcJa ursprünglich der Mittelzustand zwischen dem natür-
lichen Tagi-slicht und dem künstlichen Hauslicht; daher an-
gemessen pluralisch under Lieckleii in Baiern wie ahd. vnder
zwixktii Hellten, entsprechend dem nhd. .Zwielicht', lat. ,di-
luculum'; dass es früher auch bei uns su geheissen habe,
ist zu vermuten aus dem sonst rätselhaften PI. under Tagen,
als (iegs. zu jenem gebildet. Uass der urspr. Sinn auch
anderswo verkannt wurde, zeigt die bair. Form .under der
Liechtcn' und die vorarlb. under Liechts, entsprechend un-
serm w/n/tr Ttttjf^.
B. Adv. 1. liinunter, im Allg. nur in Verbin-
dung mit Vbb. z.B. n. ha, ein Gefäss zum Auffangen
darunter halten; in Gk; P (unner) aber auch selb-
ständig: undar d's Bett undar sehliifa. Kleidungs-
stücke ander a" han, aHegyen, d. i. unter den Ober-
kleidern; Gegs. über Sp. 59. In diesem Sinne sonst
nnderhin; doch auch in S die RA. unyer i" [in den]
Arm werfe, s. Arm. — 2. unten. Da unger BM. ;
y'rad anyer dra BS. S. auch (z') under obe Sp. 50;
z' under ob (über) sich (u. sich). — 3. substant. in
der Verbindung ». und ülier (s. Sp. 59) zur Bezeich-
nung aller leiblichen Bedürfnisse und deren aus-
reichender oder reichlicher Befriedigung. Under u.
Über yi-n, alle Genüge tun GnPr. Er hat U. u. Ü.
z' iissc, völlig genug zu essen ZO. .Mit Kammer, Stu-
ben, Essen und Trinken, kalt und warm, unter u. ü.,
mit tiissiger und gedeihlicher Pfleg . . . getrüvvlicli ver-
sehen.' Seil 1524. ,Da mir mit essen und trinken,
under u. ü.. auch mit . . . allen anderen notwendigen
Sachen alles guets beschehen.' BukkLeem.inn 1531/1613.
.Denen sollte an statt des Gelts mit under u. ü. Vor-
schub getan werden.- 1693 Klingl. .Kostgänger, denen
er Unter u. Ü., Hülle und Fülle geben niuss.' Ulk.
17'27.
Under- in Compos. erzeugt bes. in der Bcd. .zwischen
eine Reihe von WW. oder Bcdd., die dem Nhd. fremd sind!
z. B. underga», die Flurgrenzeii begehen; -näiiaen, die Taschen
durchsuchen ; -sMän, eine Zwischenwand machen ; -spicken,
mit verteilten Stücken Speck besetzen; -tnu/en, hindern;
-ziehn, das (ieläute unterbrechen, -'zogen, gestreift; -r'ueren,
-scJiudlen, durch einander rühren, schütteln. Das Vh. erst
von einem Subst. gebildet: -yarnen, yerhindorn; -Ȋeklen, den
.Sack durchsuchen; -steinen, mit Steinen besetzen (die Grenze).
Subst. U.-sehlacht, Zwischenwand, Schubhule; -Jiusjjct, -rispel,
Verwicklung des Garns; -satele, unbesäet gebliebene Streifen
Landes; -kauf, Kaufvermittlnng; -stuek, Zwischenstück. Be-
standteil einer Kette. — Die gcwühnl. Bed. erscheint prägnant
in: u.-hiit/en, erschleichen; u.-rcdrn, bescliwatzeu; n.-ncbicn,
berauschen. S. noch «.-/««■«, -brennen. Für den Unterschied
zwischen under- und undere, unterhin. vgl. guggen.
dar-undcr: 1. entsprechend ander Ala. ,Drundcr
chö, ye' (unter e. gewissen Preis), wohlfeiler zu steh(in
kommen, verkaufen. In. B. Oft verstärkt oder ergänzt
ilurdi nachfolgende weitere Ortsbestimmungen: dr.
iinne auf die Frage Wo':" z.B. En warme Hock und
dr. u. e chaJis Herz lieisst es von dem hartlierzigen
Reichen. Dr. undere, auf die Frage Wohin y 7))-. dur,
durc, darunter hindurch z. B. unter dem Regen ohne
Schirm gelien Z. ,Es clionnt rillicht üppis dr'unyer
ine yö', etwas wohlfeiler zu stehen konnuen. Schild.
Es yOt Mänys dr. u. dridier, es sind damit allerlei
unvorliergesehene Ausgaben verbunden Z; da yät 's
dr. u. dr., in diesem Hause herrscht Versclnvendung Z.
2. dazwischen (s. under A I /'). M .Parunter
327
And — 1111(1. Auf— Hilf. Aiig— ung
328
riten, reden', vermittelnd einschreiten. Edlib. 2) unter
eine Masse geinischt z. B. es liäd Giiscl | Kehricht] dr. 7,.
under 11: Adj. der untere, wie iihd. Im Ktidere
rarliiiiei)f, scherzhaft = im Unterleib Z. Sub.stant.
1. Neutr. 's Uiiäere für 's Ober, das Untere nach oben
gekehrt, s. Sp. 50; ds Under ist-eni ufe cho, er hat
sich erbrochen BBe. — 2. Masc. En, die Undere(n),
Bewohner des Unterlandes, im Gegs. zu denen des
Oberlandes BO.
Under m.: im Kartenspiel = fz. _9fl)Y0)(. — Schel-
len-: 1. diese Karte in der Farbe .Schellen'. — 2. Spitz-
name für einen schief gewachsenen, krummbeinigen
Menschen, weil die Figur auf der Spielkarte diese
Gestalt trägt L.
under c s. iitidrr-hiii, -her.
„ünderlen: her;ibwUrdigen. von oben herab be-
liandeln L."
underne: unten BK. — Von undn- (.\(lv.) s:eliililot
Wii' ../<mM S|l. .".1.
im der 111 s. loiiDicdcr Sji. 232.
iilidfreiit --€- lilti., „unteränd": ungefähr BO.
Aus iidrl. Kriegsilienst zu uns gekniiniion. lloll. ■.«/-,
mitri-iit, lulrs. umti-ant, ostfries. vnih tlnt Tr<nt, viin Triiiil,
Kreis: vgl. lat. rirca uiul ctVc«*.
nndesclii s. inider-sich.
Anfcntür s. Arciitiir S|i. li)3.
infam s. Sp. 2;tH.
Infelen ifeleGh; L; GO. ; Scnw, UwE. (e'if-elej,
Hlf-ele Uw, Nlf'elekkBh.; L: 1. ,Mitra, bischofs-
huet, ynfel (yffel).' Fris.; Mal. ,Die infel, pfaffen-
mütz. infula.' Reh. 10t!2. ,In diseni jar [1481] was
ein grosse prozess [Procession], es war der bischof.
der apt. deren der mertel [die Mehrzahl] under iren
ytflen giengent.' Edlib. ,100 guldin costet die nüw
yffel zuo machen.- a. Hdschr. G. .Die bildnussen der
bischofen mit den eifeln und der äpten one eifel.'
Yad. .Mit inantel. stab. eitt'el und anderer äbtlicben
zierd.' ebd. Kopfbedeckung der katholischen Prälaten
bei kirchlichen Funktionen VOrte. — 2. übertr. auf
ähnlich gestaltete Kopfbedeckungen zu weltlichem Ge-
brauch, a) aus Pappdeckel angefertigte, mit ausge-
schnittenen, farbig transparenten Figuren gezierte und
von innen erleuchtete Kopfbedeckung der den St.
Nikiaus vorstellenden Bursche Aa; ScHwMa. (Liecht-
iffelej; 7j rS. Syn. Klnuslcappe, Klausf/esicht, Narren-
(tiitlit. b) zugespitzter Hut der Fastnachtsnarren
LG. c) Mütze für Verbrecher am Pranger. Bs
XIV. Das L Eatsb. 1421 bestimmt über einen Ver-
brecher, dass man ihn ,an Fischmarkt stellen und ein
Iff'elen uflegen und daran schriben sol. was er tan hat';
vgl. Infelzedel. ,[Die Flucher] soll man in ofl'ne Hals-
ysen schlahen und mit Ufsetzen der Infel die Ver-
fluchung und Misshandel offnen.' Ansh. zu 1481':' —
inflen: mit der Infel ausstatten. ,Geiflet'. 1441 CoN-
STANz. Chr. ,'s ginflet gsind', Übersetzung von ,mitrati
proceres.' Kessl. ,Der abt hat sich inflen und bestäten
lassen.' 1530, Strickl.
Über die Uiiiwandlimgen der Form und die besondere
Bed. dieses W. für die Geschichte des Überganges von in
zu j und von i zu ri s. Fromm. 7, 21. 20G. :lfi!) f.. wo
:iliiT dii' Viid.'srhi' Form übersehen wurde.
Ang — ung. Vgl. auch die (iniiiiie Aud-
■ n n d.
ang in der EA. Einem a. tue: wehe tun; ungewohnt
vorkommen Sch, seltener als cmd (ä) Sp. 300.
Mhd. itiifjc (n. und <mde luon) die adv. (rrundform zu dem
Adj. enge wie rö««, fast, hvIiou zu rämi, fest, M-hihi. Vgl. Antjt-
Ktiln, Burg an einem Engpasse in BsL.
angelen: 1. , stöhnen, tief und schwer oder laut
seufzend atmen LE." — 2. schmerzlicli omplinden.
syn. anden BLf.
Seufzen, stöhnen entsteht durch eine Verengung des At-
inungs- und SpracliorgaBs: vgl. gr. o-z&vöz, eng, auch: knam].
karg, zu ctevo), seufzen, zu dem auch , stöhnen' gehört.
Übrigens könnte n. i aus 'anMm umgedeutet sein.
Allgel 1 m. (PI. Angel); Ah(jU, I f. GkV.: 1. Sta-
chel der Insekten, besonders Bienen Ap; Bs {Ängeli,
(lim.); GrUc.. Pr.; L; Ndw; GSa.; Z. ,Schädliche
Angel der Ymmen, noxia spieula apis.' Mal. ,Gleich
einem Wespen, das seinen A. verlohren.' Ulr. 1727.
Syn. Dorn. Bildl. : ,Du empfindest also die Frucht
der Sünden, da der leidige Satan alles zuckersüss
machet, nur das angenehme Aas sehen lasset, aber den
spitzigen, tödlichen A. verdecket.- JMev. 1694. ,Die
Stadt musste von den Edeln zu Wurp Verdruss er-
dulden. Um sich diesen A. wegzuschaffen, belagerte
.sie das Schloss.- JKdFasi 17ü8''. (Vgl. ,der Armut A.'
HSachs; rsihö.jamerii, leiden, schcDiden a.) Syn. Dorn. ~
2. ,Das ausser Theil an dem A.. d. i. was in den Stock
[beim Pfropfen] eingesteckt wird.' Riiacor. 1639. -
3. Fischangel, allg. ,Mit dem A. fischen.' Rieden
1700. .Seinen hals wie ein a. herumbbucke.' 1531,
.Iesa.i. Bildl.: 3Iit guldiije Angle is< guet fische L.
Den, A. g'schlückte [geschluckt] hau, in peinlicher
Angst sein BRi. Allewil ivürf [immer wirf] Angel, .so
luht kei Mangel. Sulu. ,Iin krieg ist selten mangel.
Der Houptman gibt mir gelt. Dem Buren leg ich den
a.. Wenn es sunst alles feit.- Klaglied ü. Pemond.
— 4. Türangel Ndw; Z, Fensterhaken Z. ,Fores e.x-
passa\ am a. offen.- Fris; vgl. offen Sp. 113. , Christus
hat die eisene porten auss dem a. geworfen.' FWvss
XX, 1650. Bildl.: smische Tür und A. .stecke" Soh;
syn. iw. jKo.ss und Wand. Zniisse Tür u. A. cho, es
mit Allen verderben, nirgends gut ankommen BHk.
.Des Bapstes züg auch nit zwüschen tür und a. bleib. -
1521, Strickl. .Hie ligend wir nun zwüschen t. u. a.-
ZwiNRLi 1526. (Lat. Hie inter malleum et incudem
positi). ,Sy dannen triben, damit wir nit zwüsclien
t. u. a. züchen [ziehen].' 1-531, Strickl.; s. noch u.
verstecken. Syn. Angen 1 (s. d.); Dorn; Kloben. —
5. das Angelt: das Ringlein von Dr.at, an welchem der
Knopf angenäht wird Z. — Mhd. <(»;/./ ui., f. Als f. ist
Tiir-u. aus GrGlar. angegeben.
Feder-: eine künstlich aus Vogelfedern bereitete
.Mücke' zum Fang der Forelle Tu. .Fäderangel- aucli
schon bei Cvs.
Fri-. ,Das Fischen mit freiänglen.- L 1758.
Nacht-: eine für die Dauer der Nacht gelegte
Fischaugel Bs.
Pol-. ,Mit dem P. darf man sldche [Fische sc.
die Äscher] bey uns nit fahen.' Fischb. 1563. — bol-
angleu. Bei dieser Art zu fischen fährt man in einem
Kahn und wirft die an langer Schnur und Rute han-
gende, bis nahe an die Spitze mit Federchen und
liinten mit einem schwarzen Kügelchen von Filz be-
deckte Angel häufig gegen das Ufer. Man lässt sie
829
Allg — Ullfl;
330
nicht in die Tiefe sinken, sondern zieht sie hahl wieder
lierans. Es j^elicn an diese einem getiügelten Insekt
ifleiehende Angel nur Fische, die sich z. T. von über
dem Wasser sehwebenden Insekten nähren, z. B. Fo-
rellen, Alet, Hasel. Sülg.
Bill wiilirsdi. das an der A. angcliraclite Kilgcldion; vgl.
Iloll-Aii:/ S]i. 1:57: llaU-Ei Sp. IT; vgl. alicr aucli hulen.
wcrfüu.
,Brunnen-angel oder hacken, harpago.' Denzl.
1677, 1716. Es ist wohl der wie der Wassereimer an
einem W^agebalken spielende Enterhaken gemeint.
Schurpf-: A. die nicht bloss festhält, sondern
verletzt, .schürft'? .Mit Schurpfanglen geschürpft.-
C'vs. Vgl. das folg.
Schränz-. .Die Alet werden [u. A.] mit ^chrenz-
änglen geschrenzt [gerissen].' JEEsoheii 160'2.
Schweb-. .Solle joderem Burger erlaubt seyn,
mit dem Schwäbangel, der Federschnur und mit dem
Geeren zu fischen, änderst aber nicht.' Z Fischerordg
1710/711.
Mild, niccb lieisst auch uferlose Wassertiefe, Stelle iu der
Mitte eines Stromes oder Sees.
anglen: 1. stechen, von Insekten, tr. und intr.
Aa; BSi.; Gr; L; GO., T.; Sch.v; S; Uw; U. Syn.
hecken, ntüpfe)!. Bildlich: g'aufjkt sP': gravidam
esse Ai'. In Scherz oder Ernst necken mit , Stich-
worten'; sihänd enander (j'anglet UwE. — 2. mit der
Angel fischen L; ZO., trans. fangen Th; bildlich
Menschen mit List zu fangen suchen SchwE., von
einer Coquette L. Er het derna [darnach] (j'anglet.
ebd. Gewinn suchen, v. e. Geizhals BSi. „Schmerz-
lich nach Etw. trachten." — 3. Not leiden, mit Not
kämpfen, mit schwerer Mühe arbeiten, die Familie
kaum durchbringen L; mühsam pflügen AAFri. — Vgl.
das Adv. an</d Schill. 1, 105.
Angler m.: Fischer, der nur die Angel, keine
Netze gebraucht. Gotth.
Angel II m.: Ecke, Winkel, aus lat. angiih(a (vgl.
^»r;/c) ; nur in den Compp. Vier-: Viereck. ,In Form
eines Vicrangels.' 1734 Carolina. Dri- Bs. tri- Gl;
Z (auch drei-): dreieck- oder übh. winkelförmiger Biss
in einem Kleide. Syn. Fünfi. — In tri- ist I iiidit das
altd., sondern das lat. in trianf/ulun.
Angel III. IV s. Anna Sp. 260; Änge" II.
Aiigelik *'. : eine Pflanze. .Costus niger, Angelica.'
Denzl. 1710. .Der meerteil der geleerten achtend,
unsere wolriecliend Angelick seye Laserpitium Galli-
cura.' Fris. .Angelica, ein edelwurz.' Mal. Die Z
Obrigkeit empfiehlt 1770 .Angeliken oder Meisterwurz'
gegen den ,fliegenden Zungenkrebs' dea Viehs. —
Garten-: echte Engelwurz, angelica archangelica B.
,Angelill [m.? n.?], der schönest fisch auss den
Albulen, wirf in dem Bieler See gefangen, ganz weiss
wie der Schnee.' Frscnii. 1563. Nach Hartmanns Ver-
mutung =: Kilchen, salmo mariena media.
Angeliis m.: das Gebet des englischen Grusses.
Der A. hiie" W. — Von dem lat. W. aiu/eiuii, mit weleliem
Ijie. 1, '28 die Erzählung von diesem Gnissc anheilt.
Angc" I m. BSi.; Gr tw.; „W", f. Gr vorw.:
1. Türangel BSi.; W. „Zwischen Tür und A. sein
= in niisslicher Lage W"; vgl. Angel 1 4. Kt G'lüff
nni Tür II. A., ein ungezügeltes Maul W. .bli wil
den liimmel erschütten, das sich die erd auss den
angen entwegen muoss.' ITiMl Jksa.i., dafür , ihrem ort'
1667. — 2. das Beschlag an der Seite der Tür, mit
welchem diese an dem Angel hängt; sonst lilienl:
Die ,Ange' läuft auf dem ,Dorn' Gr.
Die finiudf. zu Angel I, mit dem es aucli in der Zss.
mit offen (Sp. 113) wechselt.
„Angc" II ScH, Bange GRh"; ScHSt., Angel ..!/■;
ScnSt. — m.: Bräune, eine Krankheit der Schweine,
angina, porrigo; im G uRh. zu Steinm. Zeit .der kalte
oder heissc Rangen' genannt. ,Der rangen ist ein
gcfarliche krankheit der Seüwen: sölichs bogägnet,
so man inen ire trenke zuo warm fürschütt.' Tierb.
1563. ,Cynanche, ein krankheit, die einen würgt, hals-
strenge, das wulken oder der rangen.' Fris. ,Ein
prästen der seüwen.' Mal. Daher auch .der süw-rang'.
RüEF, E. H. ,Inwendig an dem Kifer entstehen runde
oder ablange drüsenartige Blattern oder Bluteissen,
welche man gemeiniglich das Zäpflein oder Angel
nennet.' Z Mandat 1732/79. Als Verwünschung: ,Gott
geh dem B. den rangen.' Man.
Für die Ableitung dieses W. aus lat. anijimi spricht die
Vermengung mit Atujel, durch welche es dem Äitijmi I sich
an die Seite stellt; die Umdeutnng lag nahe, weil die Krank-
heit eine stechende oder erstickende Wirkung hat; Itamjfn.
ist in diesem Falle aus th-r Aiujcn entstanden, wie Rüf^ertc
Sp. 129 aus der Ä. und Mitst aus den A. Allein da schon
nihd. die Namen ränge, raul.-oni (d. i. wabrsch. raiuj-kum, mit
Bez. auf die erhsengrossen Blattern, welche den .Rangen'
begleiten) nsw. und für eine Krankheit der Kühe iidrl. .der
wmng' Vorkommen, so ist sehr fraglieh, oh nicht iiiugekelii-t
die Form mit J!- die echte sei und die iihrigen auf ii-rtüm-
licher Anlehnung beruhen.
angengig s. Nanggeng.
Angeri, Angi ni/- m.: Heinrich Bs. — Für Hanger!
(s. d.) aus frz. Henri.
Angliis(e) -c^.s BG., -e's Gl; S. -ess Bs, -e AAHoldb.
— ni., -('-.SV Z — f., OläsK n. B: Rock von langem,
städtischem Schnitt, Sonntagsrock im Unterschied von
Chiitte, Chittel, Frack. ,Am Sanistig z' Ohc isch dr
Schuelmeister cho und het dr Sunntigangles a'g'ha".'
BWvss 1863. .Der urchig [ursprüngliche, altherkömm-
liche] Zwilche-Chiftel irird [von der heutigen Genera-
tion auch auf dem Lande] an e fyne giiet tiiechiye
Angles vertuschet.' ScHiLn. ,Wenn Eine tiiiii Frack
gihore isch, .so üherchninit-er kei Angle.is.' ebd.
Urspr. ein nach englischer Müde (<i l'AngInmi geschnit-
tener Rock. Das vorwiegende männl. (ieschlecht. des W.
ist dem Geschlecht des dontsclieu .Uock' oder Cliiliil ent-
nommen.
Angle" f. \. = Angel I GrV. — 2. = Agle" s. Agnc
Sp. 127; daher auch Diirner, Spitzen gewisser l'llanzcii
GRFurna. Ingic, die Abfälle des Hanfes beim Bredien
BBe.
Angli(g) s. Antlit. Angnes s. Agne.'< Sp. 1'28.
Angus s. Agniisdei Sp. 128.
Ängeli Gl; Zc; Z. Ängcline Z: wcibl. T;iufii..
Angelica oder .\ngeline.
eng, engg c resp. »c, e- (e' GWsst.), e/jh BS.;
FMu.; Gl mit GA.; GuD., Pr.; Sciiw; SL.; W, nj.,
GWsst.. sonst <•»;.• 1. in eigentlichem S.: schmal.
z.B. ein Pfad, eine Türe. allg. E. ig'hiiset, im Wohn-
raum beschränkt B. 1 'k Eng liite. zu Grabe läuten.
s. End Sp. :'.l."i. J'^ngg laufe, von Pferden, mit den
3:J1
Aiig-uiij,'
33'^
Hufen einwärts gehen, Gegs. französisch l. L; vgl.
ni<i-ikhs >'\K 7'). .Arctissinie serere, vast [sehr] eng
nnil iliek in einanderen.' Fkis. Scliweratmig GA., aitje
(hi/ji/ej Ate Aa; UwK.; \V; Z, e. ha" engbrüstig sein
Aa; Ap; B.S; Gk ; G; Th; Z, 's ist (irirdj-mer e. z.B.
beim .Steigen Aa; Z, auch ij.sychisch: ich bin beklom-
men Bs, i han c, mir ist bang Gr. Es ist im i-dr
iilte Hill inne z' c. Aa; ScnSt.; Z. ,Eh wird einem in
iler weiten Welt zu enge', von innerer Unruhe. Klinul.
1Ü91. Von äusserer Notlage, Bedränguiss, im Haus-
halt: e. dra'^ .st", in enge' Hose" stecke" B. In enge
Sehuehne [Schulten] stä" UwK. In enyge Bäte stä"
Gl (vgl. ,Hausrat, Vorrat'). ,Die frommen sollend
enge ding leyden und we_vte hoffen.' 1Ö31/1667 IV. Esra.
.Klemme und enge Zeiten.' Klinul. 1001. — 2. un-
eigentlich: engherzig, karg, geizig FMu. Es ist en
engge, engg hinder den Öre" Gr. Das ist en enggi
(Scheri, eig. Scheere), ein geiziges Weib W. „Unver-
träglich, undienstiertig." St.'' ,Wann etwan ungueto
leut in der Kirchen selbs [sogar in der K.] einandern
schelb ansehen, einandern zu äng tuen.' Wvss l(i.')3.
Vgl. eng-üchs ^.
Aliil. aniji, iiif/i, uilid. ijinji ; zu aiiij Sp. 3'28. I'io .^usspr.
-ijk- geht viell. Hill' ^uf. ntjtjvnn zurück iu der Weise, dass
das w bei scirieui Wegfall den vuiliergelic-ndeu Laut verstäi'kt
hätte, rcs)i. nai'hdeui es alij. in -j übergegangen war.
engen, enggen: 1. frans, a) drücken, .spannen',
von zu engen Kleidern und Schuhen AAKais. ; B; L;
Nnw; W. Be(r) Hock, Schlich, d' Cniratte engt (enged
Ndw, enggot W) mi. Es tüel-mi enge Her d' Brust
(Iure, ich fühle einen Druck über die Brust hin U.
,Das mich mein weite Kutten engt' (von innerem Un-
behagen, Bangen). RudMev. 1650. Auch von Atmungs-
beschwerde: der Stdestaib enged-nü Ndiv. ,Coarctare,
einzwengen. engen, zesamen brysen [schnüren].' Pris.
.Angen, würgen, nöten.' 1050 Red. Eng einschliessen,
eine belagerte Stadt: ,So man nit stürmen wurd, so
wirf man si engen, als fast [so stark] man mag; dann
si band mangel an mel und brot.' Absch. 1523. —
b) plagen, quälen. ,Es thuot inen wee und ängt
.sy übel.' Bill. 1531. ,Urü hominera, ich mach in
zeniüegen [bemühen], ich eng u. plag in. Scrupulus qui
me male habet, der mich, vast irrt und übel engt.'
Pris, — 2. intr. eng(er) werden. Das Loch i [in
den] Berg innen [hinein] enged Ndw. Der Ate enged-
vier UwE.
engeren. ,Si wollend die gschrift [h. Schrift]
wyteren ödere., wie jnen gfelt.' Zwingli. Die gleiche
Gegenüberstellung bei Kessl. — ver-: refl., sich ver-
lieiraten BsL. (Si'renu). Syn. mit sich veränderen
(Sp. 2ii0). Die Ehe als eine Verengung, Einschrän-
kung der persönliclien Freiheit aufgefasst; vgl. waldens.
Hre eiiihurrassi:
Engeti f.: enges Beisannnenstehn der Häuser in
einer Stadt. I so cre [in einer solchen] E. inne iiiöcht-i
nüd si Ar.
Gebildet wie A'iiinii, Narrheit u. a., mit der augebängten
rouian. Eniluug -t, nbd. ,-ei', statt Emj^te.
Engl f., ci/l-i Gl (appell.); GA.; Schw; W, son.st
egi (auch in Gl, alsürtsn.): 1. räuml.: enger Durch-
pass, Schlucht. Änijene", sclnnale Stellen in Strassen
oder Flüssen U. Hohlwege, Engiiässe. 1707 Jrorru.
Als Ortsn. in Ap; B; Gl; LE.; U; Z. Enger Raum:
Du bist an gern i dr Engl tvie d'Flöh Tu. Mcr woned
hilft i-dr Engl! Wortspii'l mit dem Ortsn. Z. —
2. Engbrüstigkeit, schwerer Atem Ar; Gl; GA.;
SenSt. ; Z, einzelner Anfall Z. .Enge, schwerer Atem,
Keicben, Husten.' Fisenii. ,Ange im Hals, angina.' Red.
Vgl. ^l«(/e«. — 3. bildl., Not, Verlegenheit. I Nöte
und Engge Gl. I d' Enggi bringe W. I d' Ängi trlbe
Uw. ,Gott will dich durch die Enge zum Gepränge,
durch die Schmach zur Ehre führen.' Mev. 1094.
Mer-, auch ,.\ngst und Not' hiess ein Quartier
im alten Glarus, wo die Hauptstrasse sich eng zwischen
<len Häusern durch wand und einem Lastwagen kaum
Durchpass gestattete.
Engel ei/el m.: 1. wie nhd. .Genius comes, unser
der guot E.' Pris.; Mal. Der hed e giiete E. g'ha,
ist einer Gefahr glücklich entgangen L. E schöne E.,
hed aller vor [vorn] e B [ist vielmehr ein Bengel] E;
vgl. u. Holzengel. Jung E., alt Tiifel L. ,Sie ist wie
ein gemahleter Engel' ^ von wunderbarer Schönheit.
Mev. Hort. 1092. E. öni Fi'idli [die nur mi; Kopf
U7id Flügeln abgebildeten] chömid de röt Schade [die
Ruhr] nid über L. Das uiird en E. com Himmel
laidi mache [erzürnen] Z. ,lr dichtend wort, die weder
ir noch ghein [irgend ein] e. also verstat, als [wie]
ir die Wort zämen wättend [zusammen verbindet].'
ZwiNiiLi. Si hend en E. im Himmel iiberchu [bekom-
men], es ist ihnen ein Kind gestorben G. Schläfe
irie d' E. GT. Er icott Becht ha", und uenn en E.
com Himmel mit-eme Schircrl rnr-em zue stiend Z.
Kupheniistisch: / tcett, er u-ur-en 'hrätne E., er ist
mir im Weg [eig. ich wollte, er würde ein E. von
derjenigen Art, welche in der HiiUe gebraten werden,
ein Höllenbraten, ich wollte, der T. würde ihn holen].
Singe wie d' E. im Himmel Z. Er g'hört d' E. im
Himmel singe, er ist seiner Auflösung nalie, es öffnet
sich ihm der Himmel L. D' E. singed, wenn Nachts
der Wind in den Bäumen rauscht Th. Wenn bei
schönem Wetter der Wind im blühenden Kornfeld
Wellen schlug, sagte man: die E. fahren über das
Feld und segnen es G; Z. Es göd en E. dar d' Stube
XxBh.. es ist en E. dur d' St. g' flöge L ; ScnSt., es
flügt en E. über 's Hüs Gl, wenn in einer Gesellschaft
das Gespräch einen Augenblick stockt(e). Wenn ein
Kind seine Hände vor das Gesicht hält und sie be-
trachtet, so freut sich die Mutter, weil das Kind in
den Händen sein Eugelein sehe. Auch wenn es schon
frühe nach dem Lichte, besonders dem hinnnlischen,
schaut, sieht es Engelein. Wenn es im Schlafe lacht,
erscheinen ihm E. B It Eothenbaoh. Im Nachtgebet
bitten Kinder E. an das Bettchen: lez icem-mer [wollen
wir] e Gotts Xame i 's Bett gä und 10 E. niit-is [mit
uns] lä: zice z' Hauptijr, 2 z' Fuc^sdr, 2 das-is [die
uiLs] legged,-^ das-is decked, ;l da.t-is tceched, :^ das-is
u'ised, 3 das-is splsed, 2 das-is i 's Paradis ufe ziend
ZZoll. Eine Art Parodie von Gebet lautet: Engeli,
K., Zitli! Wecli-mi"' am Marge zltll (Var. bi Zite),
Xiid se früe und nüd se spat, Wenn das Glöggli achti
■•ichlat. Ein in GBuchs, Sev. übliches Kinderspiel be-
steht darin, dass ein einzeln stehendes Kind mit aus-
gebreiteten Armen den ferner stehenden kleineren
zuruft: Engeli, Engeli, chomm zu mir! worauf die
letztem nach dem erstem springen. Das selbe Spiel,
mit dem Namen Engeli iifzücha | aufziehen] in Ar:
ein stehendes Kind fragt das er.ste der sitzenden,
welches Maria Mueter Gottes heis.st: Tar-i [darf ich]
cn Eti'icli tifriicha? Nachdem ilic wciti'ri' Frage, ob
SS8
Anj;- iiiig-
334
CS tanzen könne, bejaht ist. wird das Kind aufgehoben
und tanzt mit dem abholenden. Wenn es dabei lacht,
kommt es unter die Teufel, sonst unter die Engel.
(So auch in dem Kinderspiel Frnu Kose, s. d. und
EocHii. S. 107.) Der Schluss ist ein Kanijif zwischen
Heiden. Beim JJ)if/iiIti Inii/ii [Engelehen tragen] W
verabreden 2 Kinder (Eiiyd), in alle 4 Winkel des
Zimmers gehend, welcher von diesen den Himmel, das
Fegfeuer, die Vorhiille und die Hölle bedeuten solle.
Zu den andern Kindern tretend, fragen sie der Reihe
mich ein jedes, wohin es wolle. Antw. : in den Himmel.
In welchen Winkel? Dann schliessen die Zwei ihre
Hiinde fest zusammen und tragen das Kind auf den
Armen an den von ihm gewünschten Platz. Erst
bei einer zweiten Umfrage .stellt sich dann heraus.
dass die llehrzahl der Kinder an die weniger wün-
schenswerten Orte gekommen sind; sie werden aus-
gelacht und brechen in Klagen aus, während die in
den Himmi'l gekommenen jauchzen und singen. Ähn-
lich bei Eoenn. 441. In einem von Rochh. S. 438
beschriebenen Kinder-spiel kommt ein E. mit einem
goldenen Stab die als Farben bezeichneten Kinder
abzuholen ; die er errät, führt er mit sich in den
Himmel. Nachdem auf anderm Weg auch der Teufel
seine Schaar gewonnen hat, entsteht ein Wettkampf
zwischen beiden Parteien ; s. Mi'ttsche. — 2. Kngeli.
Bau-, Bott-, Bart-. Matt-, Mutt-, Muslet-; Berg-;
Sammet-: Pflanzennamen, s. BadoniMi.
Über-: ein die E. (an Güte) übertreffendes Wesen.
.Der Pabst zeigt sich in seiner Hulle im Schyn eines
Engels, ja Übcr-Engels!' Ansh.
Flieg-. Flügenf/elifsJ mache: Spiel mit einem
kleinen Kinde, das zwei Personen, unter seinen Armer
aufhebend oder auch auf ihre eigenen verschlungenen
Hände setzend, schaukeln oder vorwärts tragen B.
Davon das Vb. flägeiiyelcn AAFr. ; L; ScHwMa. ; s. auch
oigeloi.
Flug-: päpstlicher Gesandter, Nuntius. .Schickt
der pabst sine flugengel.' Vao.
Bassgigen-: ein Bassgeige spielender Engel aul
Bildern. — Vgl. .Posaunenengel'.
Gassen-: Person, die öffentlich sich gut beträgt,
insgeheim aber schlecht. Daher das Sprw.: (/««.<(■»-
ctujd—Hrtxliengd od. umgek. ,Dass sein [des Tabaks]
(iebrauch unter die Uiipigkeiten gezehlet, und von
einigen Gassen-Engeln mit theologischen Anatheinaten
angefochten wird.' GHkiu. 17.'!'2 (hier wohl Geistliche
als strafende Engel?).
(iutschen-Eiigeli: kleines Kiml in der Wiege
(Gütadili) L.
Glorie-Engel: ein gar zu sehr aufge|intztei
Mensch, bes. Geistlicher A.\Zurz. 181.^. (dOri-ciigdi,
Schimpfname für Mädchen SB.
Holz-: Waldgeist'? Teufel? (irobian?
Vom yrolicu Stuff oder vom .ViilVntliiilt im W.iMy Virl,
h'. »i ihr llahrli'immrr, IJüllgcl ; iii E. iiiil-nni II.
Küchen-. Pfndjagrfc Im" iric cti Chirdieit- K.
^'gI. i'/'».sj-.
*Korn-. Im A.\ herrschte der Glaube, dass man in
blühenden Kleefeldern zuweilen ein eiigelscliönes Kim!
liegen finde, das, wenn man es aufnehme, immer
schwerer werde und dann plötzlich verschwiiule. Es
sollte den Tod des Finders bedeuten, aber auch einen
besonders fruchtbaren .Jahrgang. Oder es war der
Kinder ein Pärchen, das über die blühenden Saaten
hinschwebte. Rocnu. 18.50. 1, 273. Kohlritsch S. 322.
Am 8. Juni 1G8(J sahen zwei Edelleute auf dem Wege
nach Chur an einem Busch ein kleines Kind liegen.
Der eine von ihnen befahl seinem Diener, es aufzu-
heben; aber dieser vermochte es nicht, auch als ihm
der Diener des andern zu Hülfe kam. Das Kind selbst
sagte endlich: ,Lasst mich nur liegen; dieses Jahr
wird ein köstliches und fruchtbares sein, aber Wenige
werden es erjeben." Darauf verschwand es. Grimm,
deutsche Sagen Nr. 14. Nach Flugi, Volkssagen aus
Graubünden S. 122, war es ein Bauer, der in einem
wonnigen Frühling bei einem Gang durch die blühende
Flur unter Ähren ein Kind fand, das er nicht aufzu-
heben vermochte; es erglänzte auf einmal von lauter
Gold, und sang, als Engelein entschwebend, einen
Segensspruch.
Später ist dio Sage, mit Aljstreifnng ilirer symliolischcn
Bed., ins Historische gezogen worden, indem der Alinlicrr
des Gesclileclites der Salis als Kind unter einem Weiden-
busch (Säle, sali.x) gefunden worden sein soll, und ein Ritter
Rüdiger von Limpach, der im .Jahr 1194 Vergabungen an
das Kloster St. Lucius bei Chur machte, dies darum getan
haben soll, weil er seinen in der Ernte unter einer Garbe
eingeschlafenen und erstickten Sohn am Tage des li. Lucius
gefunden hatte. Hinwieder hat Reithard aus dem Kornengel
zwei in einem Ähreufeld verlorene Kinder gemacht. Die
wesentlichsten Züge, von der Schwere und von der Vor-
bedeutung des Kindes für Fruchtbarkeit, sind in diesen spä-
tem Fassungen verloren gegangen. Die Schwere des Find-
lings erinnert auffallend an das zunehmende Gewicht des von
dem h. Christophorus über die Flut getragenen Christusliiudes,
eine Legende, die in ihrer jetzigen Fassung natürlich auf de»
geistigen Segen des Christentums zu beziehen ist. In den
Sagen von den Km-nenriehi ist die Halmfrucht als Kind dem
Muttersehoss der Erde entsteigend gedacht. Uralte Sage
erzählt von einem .jungen, aus göttlichem Gesclilechto stam-
menden Helden, der auf einer Garbe in einem Schiffe schla-
fend ans Land getragen, der Stifter des Ackerbaus wurde.
Vgl. Mannhardt, die Korndämonen S. 2S/9. Simrock, Myth. *
Sji. •2H'2'.5, und bes. Dr. FVetter, Progr. der biindnerischen
Kantonsschule 18T'2.
Kr ÖS- Chros-: Liebling Z.
Das Gekröse als Innerstes, Sitz der Seele gedacht. Vgl.
tlas syn. Hn-zkä/vr.
Pfusi-: Engel mit Pausbacken, wie sie oft gemalt
werden. Farbe hend s' [die reifen Apfel] wie ifmölet
I'f.-E. Heng. 183(). Vgl. KildiCH-.
Siden-: It Breitenst. einer der spöttischen Titel,
die den oberen Angestellten und Aussendlingen der
Seidenbandfabrikanten erteilt werden Bs.
Schutz-. Sdiiim-di! 's Sdiiitzengdi diiiniit mit
dr fürige Buete! zu einem schamlosen Kinde gesagt
Srnw.
Ansiiieliing auf den Kugel mit dem tenrigeii Si-bweilc,
der den sündigen l'ndtern das l'aradies vcrschloss. I. Mos.
:!, '2t. S. auch Srliulzciunl-Sunnlaij.
Wark-: Würger, als Name des mönlerischen Itaub-
vogels Lanius. ,Dic Warkengel oder Tornträer ||)orn-
dreher| nemmcuil die Spatzen auss iren nestern.' VooEi.n.
l."i.57. .Di'r Warchengel hat einen krumben Schnabel.'
ebil. .Warkengel, lanius nuiior.' Mai,.
.\us inbd. im ri-iirmjit , Neuntödter. der als inin- (ininil,
Hiisewicht (Würger), herumgeht, lautlieh vi'reinlaeht und. da
das W. Hiniji-I früh veraltete, an die biblische Vorstellung
iMUes .Wiirg-Kugels' ('2. Mus. II. 1'2| augi'lebnt.
335
An''-iiiw
336
Zuckor-Kiigel: Kosewort für ein Kind. — Süss,
guliebt wie Ziidicr, schwcvl. tlcii Zucker liebeiulur K.
i'Wf^rlt'U = liiciiriifjclen, s. o. Gl; L; Sciiw; Uw;
'Ar.; ZKii.; (laiiii libh. eine kleine Person am Arme
luliren, nmcn-ciirjelc" Gl. In Z syn. hängelen.
Ohne Zweifel ist eij,'. gemeint: ciu Kiud als (schwebenden)
Engel tragen eJer dazu machen, sei es nun, dass unter E.
ein wirklicher vom üiuiniel gesandter oder eine zum H. auf-
sch wehende verklärte Kindessecle gedacht werde; scliwerl.
dachte nuru unigek. an zwei Engel, welche eine Mcuschen-
secle auf jene Weise empor tr.igen. Das anmutige Bild eines
fliegenden Kindercngels tritt dem Beschauer in katholischen
Kirchen häufig entgegen.
büt-: ein Kind auf ilen Armen wiegen; in die
Höhe heben und schnell wieder hinablassen IS.
Von jmicii, Kinder wiegen, in dem bekannten Liodchcn:
Hric inili^ Wicijdi titffHti usw.
englisch I cy. auf Engel Bezug habend. Der
englisch Gniess, das Ave Maria. ,Es sprechen zween
Engelsoh man [Engel] Act. 1, 11 zue den jüngeren.'
ZwiNGLi. .Liejilich Englisch gesang gehört.' Cys. ,Auf
einem Englischen wagen' [fuhr Elias gen Hinnnel].
HoKJISTK 104 Tl.
Engeliinder m.: 1. eine Sorte Erdäpfel, wissi E.
S<'inv; Z; syn. BudciisprciHicr. Bote E. Schw. — '2. eine
l!ir]iensorte, graue Butterbirne ZZoll. ,Eiu/el ander, die
lieb-ai scho" y'csse, duch englischi Bire sei-ere üjjjns
Neils.' UsTERi. — Von der Herkunft, oder der einfache
Name viell. ursprünglich von der roten Art, mit Be-
ziehung auf die Farbe der Uniformen engl. Söldner.
Vgl. A/'riliiner Sp. 100; Ameril'iiner Sp. '210; hlaiii
lloUiiiider.
Engcllescr: Engländer, bei \'ai)., den roman. Na-
mensformen nachgebildet, neben ,Engelländor'.
Ellgtr. -ich Aijcr bO., L/er B; GnPr. ; GT.; Schw
(schon im Landb.); Uw; U; Z, Ljver GuYal., Igeri
Gl; gg., W.; S, Iijele, Ljeli G oT., üi;ecic/t AALeugg.,
Zein.; Ar; Gii 1780; Scn, Ey<;rrcli AASeetal; Bs; S;
Tn, liicrceh, T>icrifi GlH., Innerig Gl, Äycrlig Bs,
E-iierli (m.) Ai' - Ingeri, hujeli n., die übr. Formen
III.: 1. a) Engerling, Larve des Maikäfers, allg. —
b) „Maikäfer Gu", Käfer BS. Die meisten nähern
Angaben, auch aus der ä. Zeit, beziehen sich auf a)
und betreffen insbes. die Schädlichkeit der Enger-
linge. Bekanntlich wurden sie dafür im J. 1479 vor
das Gericht des Bischofs von Lausanne geladen und
durch Beschwörung aus dem Lande vertrieben. ,I)ie
schadhaften, räubisehen Inger, Käfer und Wurm.'
A.NSH. .Dem körn was von kroten und ingeri vil
Schadens widerfaren.' Vau. Nach dem Fischb. werden
,die würm, Bngerich genannt', in Reusen gebunden;
sonst ,im Meyen [Mai] in Käfer verwandlet.' Fris.,
in Verlegenheit, lat. .bruchus, species locustie parum
nota' zu übersetzen, erlaubt sich die Zusammenstellung
,graswurm oder raup, inger'. ,Von den Ingeren sei
grosser schad geschehen an guot.' Si'hw Urbar 1.582.
.Der Inger, enger, käfer, bruchus, campe.' 1002 Eed.
,Heuschräcken und Inger.' Hott. 1000. .Haben die
Kaupen oder Kngerich an dem Grass zimblichen Scha-
den gethan.' Haf.n. 1000. ,Spondylus, Inger sive
Enger.' 1080 Wagn. .Die Evangelische[n] wie das
Unziffer oder Angerich auss dem Land zubescbweeren
wie jener Lausannische Bischuff vormahls gethan.'
('LScnoi!. 100.''). Bei der Verfassungsänderung von IS.'lO
sagte ein Sarganser : ,Es ist sit Anno ( I7J9S ei Tüfel
[gleichgültig], wer regiert: das ei Jor Chäfer und das
ander Ingeri.' — 2. der fleugend Inger: Schmetter-
ling, im Gegs. zu Bodcninger GiiPr. — 3. Vieh-
zecke, „Wurm zwischen Fell und Fleisch gewisser
Tiere" S. Eiigerech, schwärzliche Würmer, die sich
in der Haut bes. des Weideviehs ansetzen S. Inger
oder Wcrrfiir. Engerlinge unter der Haut des Kind-
viehs ZS. — 4. Sprinkel, Flecken im Gesicht. ,Seur-
lin, engerlin. bläderlin.' Pakacels. Syn. Gltnnirm.
,Engerlin under dem angesicht vertriben: wasche dich
wo du ängerlin hast.' XVII., B Arzn. - 5. Nasen-
rotz, Kotznase S. — 0. Ingerli", ein kleiner Fisch,
oben bläulich, unten weiss, mit grossen Augen Schw.
Syn. Äzeli, Luenzli. — „engerig: von Engerlingen
gewühlt Gk."
Ahd. aitfiarii), enrjirine ; inhd. uitijet; tinjci-, engt-fine. emjer-
llnr, Kornwurui. Die einfache Form »jij/ki- macht es unwahr-
scheinlich, dass das W. von dem gleichlautenden, in der
Schweiz nicht vorkomnieudeu iiiujar, iihd. An<ji-r, Wiese, ab-
geleitet sei; eher ist Vwdtsch. mit gr. äxapi, Milbe, möglich.
— Als dim. Form gilt Imjerli ZO. ; ob aber auch liiijiU (J oT.
dim. Bed. hat, ist unsicher; es könnte, statt ans Inijrrli verk..
direkt = Ini/eri sein. Das i dieser Form kann nicht noch
das von ahd. ungari sein, sondern verk. aus der Endung -ich,
ahd. -ine, od. neue Neutralbildung (vgl. dm Vhricai, Kirsche),
viell. mit coli, statt dim. Bed. Das i in der Stammsilbe
scheint spezifisch schwz. und ist wohl nur aus Verdiinnung
von (■ zu erklären. — Bed. 4 kann aus dem Glauben erklärt
werden, dass solche Würmer sich wirklicli auch in die
menschliche Gesichtshaut einnisten. — Zu 5 vgl. den nhd.
Ausdruck .die Würmer aus der Nase', (i wird auf scherz-
hafter Vergleichuug der kleinen Gestalt beruhen.
Eiigeral verderbt aus General. Benn säged .s'
rom-e Ämmeral, War of-eni Wastscr E. JMeuz ISoO.
Engine: Kriegsmaschine. , Eugenen' aus Zotingen
in der 2. Hälfte des XIV. erwähnt von .IvMüll.
.\us frz. '--mjin und dieses aus lat. iiiijriiitiin. Vgl. ,(.Tenie-
knrps'.
Engishofer: Apfelsorte. Kronenreinettc Tn. — Vom
Ortsu. Eiuiiflio/i II.
englef s. einlif Sp. 283.
englisieren: mit besondern Schnüren uml .Vngcln
fischen. Englisieri"g f.: das Angelgeräte Z.
Diese WW. mögen von AmjvI ausgegangen sein, sjiielen
aber .iedenfalls auf englische Passion an.
englisch II i:/)-: auf England Bezug liabend. E)Hj-
lische'' Schlilf.'iel. ein zangenartiges eisernes Instrument
mit Schraube zum Offnen der Fasshülsen usw. Z, Syn.
Sehriihesclihi.'<seL Englischi Nät, eine Art von Nat
(Doppelnat), die aber auch Bnriser N. genannt wird.
Engiiseh Gras = umerilcnnisch Gr,. s. Sp. 219. ,Der
englische Schweiss', eine It JJHorr. (1006) u. A. zum
ersten Male im J. 1.529 bei uns aufgetretene Krank-
heit. .Liess spizhuben machen, den man noch gewon-
lich spricht engelsch hüben.' Z Chron. 1330/1440.
Inglischer -«'- m.: Engländer P. — Aus Einjinh
(spr. /-), aber nach .Vual. von .Italiäner' gebildet.
Ingcli n.: die beiden häutigen, behaarten Fortsätze,
Zäpfchen am Halse ungehörnter Ziegen Ap.
Das durch uuriclitige Worttrenunug Ch- liujili st. '».^imiiU)
verstünnnelte Dim. zu Siinjrle, welches zwar bei uns nur in
der Bed. .Olirfeige' V(irk<uumt, urspr. aber ohne Zweifel syn.
u. vwdt ist mit dej* .s'/zy^'^fwe, Klingel, der bair.-östr. Nachbar-
schaft; vgl. Maulschelle. Es wären also jene Zäpfchen mit
angebiuigteu lllüekchen verglichen. — Syn, Xiiileli.
337
Aiifj— niiff. Aiisst— ungst
338
iiifrj tM- s. ni-hci:
er-iiislPll, ri'll.: sicli oriiiiii'ni, licsimiiMi uiul ilavauf-
hin boscliliossoii. .Es haben sich ouch allda iiiiii Herron
[die Obrijrkcit] erynglet, das es ein alter briich und
landsrecht syc... Habent sich ein Aniniann und gc-
sessner Kat der sach halb eringlet und under inen
selbs erkundet und band funden ein alter bruch und
für ein landsreeht ^halten sin . . . Hand wier uns er-
vnglet und vindent . . . Hand sich ein A. u. g. K. er-
ingliit und erlütert, das unsers Landsrecht syo . . . Ein
Landaninian u. e. g. K. zu 8ch\vyz habent sieh under
eiiiandern erynglet und erfumlen . . .' XVI., S< inv LB.
— Aus ri-iiullcn (S|i. 320) cntstfUt unter glciclizeitigcr Ver-
eiiiroruiig: des Begriffs.
Unger vyrr m. : 1. Ungar. — 2. eine Goldmünze
L 1435, in der eidgen. Munzconvention von 1425 , un-
garischer Gulden- genannt. — Ungeren m.vc'j-' Un-
garn. ,Zuo Ungern.' Z Chr. 1.330/144(3. .In Ungeren.'
LLav. 1578. — ungerisch. .Frönibde pflaumen oder
kriechen aus Damasc, an welcher statt man bey uns
braucht die Ungerschen Zwetschgen genannt oder die
Spangischen.' Fris. .Sind vil Soldaten vom Haupt-
wehe oder ungarisch sucht gestorben.' S 1G35.
unger »sjf'T s. un-gern.
Unj;le" pl.: die Nägel an den Fingern und Zehen
L. — Das fix oiKjIcs, walirsch. Jurch SiilJncr liiiiufri'liraclit.
Unglet, Unglit, LTnglix s. mi-fjlich.
Angst, Allst Aa; BsL. (Sprenu) — PI. Bat. i-den
Aiifjste Aa; Z, Acc. .Ängsten' Gottii. — f.: 1. wie nhd.
„Hie Angst oder unsers Herrn Todesangst läuten, d. h.
an den Donnerstagen nach dem gewöhnlichen Bet-
glockenklang noch mit einer grossem Glocke läuten,
um an die Angst Christi am Üelberg kräftig zu er-
innern. Kath. ScirwEiz." A. bete, während dieses Lau-
fens ein besonderes Gebet verrichten L. ,Wer zu
disen Eiden [Beteuerungen bei den Wunden usw.
Christi] das ferch [Leben], das bitterlich und das An-
gest leit [hinzufügt], der git Buesse.' Z 1348. Z'Tod
A. h(i. sich zu Tode ängstigen, tödtliche A. empfinden
Bs. ?:ine" i" (TA. jarjc Z. Der schüchternen Patin
iiincht 's A. nf 's Taufe' hi". Adject. : Es ist im
[ihm] so a. nie an-ere [einer] Chafz im Sack ScuSt.;
daher das Comp. J:ats-a.. s. d. Es ist mer a. und haiuf
Aa; Z; daher auch mit Steigerungsformeln: eii/jster Gi.;
Z. Es vird-me.r änpster nUivil, immer mehr a. Stutz.
.So angst, dass es einer Katz im Sack nicht ängster
sein könnte.' HPkst. ,Das jhme noch ängster macht.'
KCvs. ,Was [war] mier aller ängstest.' 1572 Platt.
— 2. Mühe. Mit A., mit Mühe, kaum, höchstens
L; Id. B. Mit A. und Not, mit grosser Mühe z.B.
Platz finden L. .Angst und Not' hiess ein schmales
Gässchen in Gl (s. Enf)i); auch ein (wahrsch. entspre-
chend gelegener) Hof in ZBub. Es wird im [ihm]
A. tue z' diene, schwer fallen ßSi. Es tuet-mcr A.,
ich bin nicht daran gewöhnt, ebd. - 3. Hast, Eile,
auch ohne begleitendes Angstgefühl B; L. Hit lief
[habt nicht] so A., beeilt euch nicht so sehr BSi.
^]'llhi'• Iivifed dir [ihr] so i dr A.? so eilig BHerzogb.
Vgl. aiiiistlich. — 4. Drang nach, Lust zu Etw.
, Einem A. machen Etw. zu tun' Ulla. Es ist-eni nid
Schweiz- Idiotikon I. 3.
A. drum, nicht darum zu tun Aa. Vgl. aiif/steii ;
.Weiberangst', Sehnsucht nach W. ((Jrimm WB.)
Mlul. aiif/cxt, aliil. tiiujuHt, von rtn'y/, cn^c. Vfrl. lat. "ji-
'jwituH, — Über diu Eutstehunj^ des Diplitli. nii aus odij s.
Fiomni. 7, 334. — Wenn in Dial. 241 nicht ein Dnick-
IVhh^r vorliegt, so kam zu St. 's Zeit auch noch das niiinnl.
lieschl. vor wie im Mhd.
Hellen-, llijjjen-: grosse Angst; sehr angst.
Himmel- und gesteigert Himmel-Erden-, Him-
mel-Todes-: dass.
In allen drei Füllen sind die voi'gesetzten Wörter (aus-
genomnieu J'orfc«-) nicht in concrct hcsonderom Sinn, sondimi
nur als abstracto Verstiirkuug aufzufassen wie ähnliehe vor
iiUehi, s. d.
katz-: sehr angst. Eim eh. mnehr. Es ist-mer
eil. icordc Sch; Z.
Erklärt sich am Einfachsten aus den u. .1. / angoführtcn
RAA. Vgl. KiUz.
boden-: ebenfalls nur abstr. verstärkend, cig.
.gründlich'; s. Boden. .Dass inen allen b. darby wurde.'
1530, Strickl.
himmel-sclig-: wie das vorige B. — Sdi.j für
.Seeion-': s. muetrr-nrlifj-<tllrin.
schiss-: so angst, dass man (in die. Hosen) seh.
möchte Aa; Bs; Z. — Vgl. engl, iliri-fm,- und .augst-
scheissige Not'. Grimm WB.
angstcn, auste Aa: 1. Angst, Kummer haben
und zeigen, allg. Anfjsfed doch niid eso! Das r/U
[geht] no^'' Alls am Beste, wird noch Alles ein gutes
Ende nehmen B. .Gönnt euch Hube; angstet nicht
mutwillig, das Ängsten kömmt von selbst.' Gotth.
,AUiir!/l [immer] «. und sort/e.' L'^steri. Unpcrs. e.s-
lict-em (faustet, er hat A. bekommen Aa. .Christus
iieng an bekümberet zu werden und heftig zu a. am
Ölberg.' 1655 FWvss. .Die Evangelische Kirch hat
nicht Ursach zu a. oder zu zweiflen, ob sie irre.' Cl
ScHon. 1695. — 2. sich beeilen, bes. mit Arbeit;
hastig, und darum wohl auch unordentlich, arbeiten
B; L; im letztem Sinn syn. pfudlen, strudlen. Hut
[heute] lian-i recht miiesse a., siist hätt-i nüd miifie
(j'cho [sonst hätte ich nicht fertig werden können] B.
In Angst und Hast sein Gl. ,An(/stc und rüble', an-
gestrengt arbeiten. Usteri. Vgl. Aii(ßt 3. — 3. sich
schmerzlich sehnen. ,Matrem suspirat, er seufzet
oder angstet der mueter nach.' Fris.; Mal. ,Wer
nach dem glauben angstet und jahmeret, der hat den
glauben.' 1655 FWvss. Vgl. Aiii/st 4. — Mhd. fin,/,Ki.ii.
in Sorgen sein. S. noch pfmmi«tni. — er-: „eine vor-
genommene Arbeit hastig zu Ende bringen.-'
ängsten, e'- Gl, sonst ä-: 1. frans, ängstigen.
Angst machen Gl; GnChur. .Urgere, treiben, engsten,
treiigen, trucken.' Fris.; Mal. .Sollicituilinum aculei.
die müey [Mühe] und verdruss, die uns yemerdar stä-
cbend und ängstend.' Fris. — 2. intr. = an(isfcii, ängst-
lich sein und sorgen. ..\ngsten und bekümmern sich.'
Stutz. ,Meii ist iiu tiimm, diiss-me so dui/slc mnij.'
ebd. Er hat c sehülis |schreckliclies] Am/ste Z. ^
MIkI. iini/rNtm auch trans,
.\ngster 1 m. Der Angster im Bliese lui, in
grosser Angst sein BsLd It Si'ken«. Der Geist der
.\ngst. — Zugleich Wortspiel mit Jii;/«(<i- = MUn/ond. Flasche.
Angsti m.: der bei allen seinen Arbeiten Angst
hat (nicht bei Zeiten fertig' zu werden); der schnell
arbeitet; iler ängstlich bin und her geht B; Z.
339
Angst — ungst. AiiRK — uiigs
340
Allgsti f.: Angst Z. — (ieliililet wie sonst wribl.
Siibst. von Ailj., alsd vnni mlj. lunjHt.
äiigxtig, cnstifi liKScuiilnis: iuig.stlii>h UKck.stkin;
«»rgsain, emsig auf Okonuiiiie be'lafht W; furchtsam
(tkSo. — AIhI. aniiwitic Ulihan fi,ii;/u>ilUrJi.
Ängstigi f.: Ängstlichkeit; bes. übertriebcm-' .S|iar-
samkeit, Geiz W.
ängstlich, ängstlich, ohne Uml. 15 vorzugsw. ;
GiiC'hnr, Pr. ((nßtli), D. (ayslirj): 1. Angst habend,
a) villi A. erfüllt, leicht zu A. geneigt = nhd. iingstlidi
B; (iK. -fc'» aiu/xtlk-he Ma", der mit seinen Feld-
arbeiten frülie anfängt, um nicht zurückzubleiben; er
hct en a.-i Natur BSi. ,Kngstiklich anruefcn.' Zwincli.
,Mit angstlicher eyl.' 1531 Deut. — b) eilfertig B;
.. L." ,Stü<li kam daher fast im Galopp. Je aber,
^tüdi, sagte ich, wo us [wohin] so angstligV' B Kai.
jDer Herr wartet nicht lange, er ist gar e Angstlige.'
GoTTH. — 2. Angst erreg'end, beängstigend, a) im
eig. S. z. B. von Krankheiten und gewissen Symptomen.
Ä. Wi'ticr. im Sommer, wenn (iewitter drohen SeiiSt.
Es iat <i. Iii-Dic ijritsdifje Dunneriretter z' Nacht uf dr
Strdss si B. In Git bes. Beiwort des Teufels: dr
aiifisüi l'ii/'el. Dann auch: en angschUfjn Lug, eine
höllisdie Lüge GnD. — b) ahstr. verstärkend. .Ängst-
lichen übel wirt sich Sin förchten.' l.'>31/-18 Ezech.
(.sich lieftig ängstigen.' 10(;i7). .Wie es im land so
■ übel gat, so angstlich jemerlichen .stat.' 1538 Kukk.
.Er ist jren [ilir] angstliclien liold, er hat sy über alle
maass lieb, eam niisere. perdite amat.' Mal.
Mlul. funjrHtflrlt, nnj-. (JrPr. l)r.aiirht anrjitU in tlci altsir.
B.MJ. -J I.). sonst ,.
Allgster II, Auster A.\Tjeugg., m. : alte Sclieide-
münze =^ 2 Heller (oder 2 Pfennige L. 2 Stelller Bs).
der 0. Teil eines Schillings, durch das neue eidg.
Münzsystem antiquiert, aber noch in einzelnen] BAA.
üblich Aa; Ap; Gl; L; Zii; Z. Kein A. wert, nicht
das Gering.ste, gar Nichts w. Aa. 'Wer zum A. ydiirre-
n-ist, chunnt nit zum Ouldi L. Der A. gilt am mcrste,
wo er g'schlage irird. Dim. Angsterli als Sjdel-
pfennig hei Kindern. A. fisteile", ein Spiel, bei wel-
chem ein kleiner Gegenstand in den Händen der Kinder
versteckt herumgeboten wird und bei einem erraten
oder gefunden werden soll Z. A. rerteile". ein anderes
Spiel, wobei jedem Kind angeblich ein A. in die Hand
gedrückt wird, über dessen Verwendung es dann Ke-
chenschaft geben muss; vgl. Bäppli ge".
Mild. uiHjutcr, nur in scliweiz. Quellen, wahrsch. aus lat.
aurjvnivs, eng, i. S. v. schmal, klein, dünn. Vgl. Anyiter ] lt.
Erstes Vorkoninien von A. und Beller s. Gfr. 21, 241; in
Bs seit 1362 bezeugt. ,Itcm wird geschroten 39 A. nf ein
lot.' Absch. XV. JJer Wert des A. i. J. 1335 entspricht
It Mey. V. Kilon, in die heutigen Verhältnisse übersetzt dem
von 15 Ct., 1425 nur noch dem von 3 Ct. 1416 machton
in I. 3 A. einen Hflitiiivr (s. Sp. 83). 1456 soll ein Zürcher
A. an einem Kopf | WeiiiiiiassJ gewonnen werden. ,I)as es
von alter bar gsin sy dry Landtsehillig, d. i. der yet/igc'U
werscbat't vierzecheuthalben a.' 1520(44, Schw LB., also
1 h.-Sch. = 4'/s A. Nach einem Z Sittenmandat von 1530
war bisher um 1 .\. zu spielen erlaubt gewesen. ,1 Bern-
aiigster 2 pl'eiinig, sonst 2 A. :! pfennig.' Stettier, Chron. ;
s. auch AiiiiHiiiji/inniii. llöglii-li ist, dass der Name der
Münze von dein gleichnaiuigeu VVeinmass (s. 111) übertragen
war oder demselben sachlich iiarallel stand, wenn nämlich
ylii(/»(<r auch = ,Kopf^ gebraucht wurde, welcher 2 Mass hielt.
Haupt-: eine Kopfsteuer, zur Deckung von Krieg.s-
ko,sten im XV., XVI. in B erhoben.
Büggeli-: A. in Form einer Hohlmünze. .B.-.\.
gand 41 uf ein lot.' L 1450. Er war also ein wenig
geringer als der gew. A. und enthielt nicht 2 volle
Heller, • deren 4*/i3 auf 1 (Juintli giengen, während
1 y. 2*/i; B.-A. gab. Wegen fortgeschrittener Ver-
schlechterung i. J. 1451 von der Tagsatzung zu bloss
1 Haller taxiert. — Von flwjyet, Erhölmng, Wölbung.
Wuclien- ^ 7/«»j)tn«(/.s(e»' und Angstergeid; s.d.
I>ri-.\ngstler, neben andern kleinen Münzsorten
genannt in einem Münz-Mandat L 1700. Wahrsch.
also = üchtiver.
Aiijjsfpr III, bei Spreng auch Engster, m.; ein
Weiiigefäss, Flasche mit engem Hals „B; U." ,Kng-
liälsige Flasche, Bottel.' Spkeng. Syn. Schlegel. .A.
mit eim langen halss daruss man trinkt, amimlla.'
Mal. .Als wir kein trinkgsehir hatten dann ein a..
giengen wir mit dem a. in keller.' 1572 Platt. ,Boin-
bylius, gülchglass, angster.' Denzl. 1(577. 1710. Nocli
im S Kai. 1753.
Mhd. mii/ntiT; aus mlat. uiii/imiium, ital. iinjtiiHtt'ira, ttn-
ijuisliim; von der engen (lat. iuh/ukIiih) (iestalt des Halses.
Vgl. Aiiiister II. — EiujHtpi entw, die Plnr.-Korin mit Umlaut
in den Sg. gedrungen oder näher an die ital. Form imj- oder
direkt an ,eng' gelehnt. — Die Angabe Koiir. v. Megenb.
1341): .vier ,seclisteil weins das sind vier gar gross angstär'
zeigt, dass das Hohlinass ^1, ein Sechstel eines andern Masses
war, wie die Münze Ve des Scliillings, bestätigt also den
Zshaiig zwischen II und III,
Wahl- Engste" s. WaJd-Iletigst.
(Mlgstij;: allein. Engxtigs Chind s'i" (iT.
Weiterbildung ans mhd. eiuniist, vorarlb. eiiijiist, der
Superlativ!', zu <ini</ I (Sp. 279). Zn der Synkope vgl. titl-
rnijiifn aus -tiiti'/rti (Sp. 275) und schon mhd. tiiujiihtöf aus
riniifllltiy
Angg d. i. '!/;/■ usw. s. auch Ang usw.. Ank usw.
.\ll,CK''l >o- "ciljl. Vorn.. Anna, in derber Rede
Z(l, .Heiggcl und A.' ein Dialog bei Stutz.
Ilje Vergröberiiug des Lautes ans Atfd (Sp. 261) der-
jenigen des Sinnes entsprechend.
Ailgfi;li. Bäs-: kosende Benennung für Kinder Seil
(KiKI'HII.).
Viell. Iliiii. zu dem vorhergehenden W. ; ,Aiiiia* einst der
allgemeinste Fraiienn., s. Sp. 260. JliOi = Base.
Ängijpli n. 1. «<>i;7.cZt AaHoU. ; Z, Änggel SciiNnk.,
111,, liläiiggeli AAKlingn., Miinggel Scn: die Stelle
am Brote, welche durch Zusammenbacken besonders
reich an Knuppern ist, Auswuchs, Bug am Brot. —
2. Schaden, Schlappe, Nachwehen. Er häd au es
A. übercho (derro" 'traid, getragen) Z. — 3. Blunien-
nanie, gemeine und geruchlose Schlüsselbluiue, jiriiiiiila
off. u. elatior ZW.. s. Badonikli.
1. iV. blosse Afterform, durch Anschweissung des m vom
Dat. des Art. und mit Anlehnung an mümjijeli'n, bedächtig
kauen. — Das Vorwiegen von yytj nebe» dem einzig aus
ZGlattf. bezengteu >;/■/ scheint zur Herleitung des W. aus od.
wenigstens Anlehnung an Amjel II, Winkel, läng (Sp. 3291.
zu nötigen, da unser yh sonst immer aus i/y hervorgeht;
sonst würde allerdings das mhd. bei uns sonst ganz ausge-
storbene enhct, Knöchel, Gelenk, einen hübschen Sinn ergeben,
da der Brotlaib vielfach mit dem menschlicheu Leibe und
gerade die fragliche Stelle (Mihulli) auch mit den Lippen
verglichen wird (s. ,das Brot'. S. 40 ff. Syun. s. ebd. S. 42
\
:!ll
Angg-
Ank—uiiic
342
u. Vij'l. das siU'hs. jMiiuilliroilcheu', i^cininel mit zwei sclnvul-
stigeu Liiiiieii). — Beil. '2 viell. = 1 liiUUieh gewendet. Syn.
.V&.S1. Uegeii die Eutstelumg aus Venkeli (Aiidenken| spricht
luieli liier die Aussiir. i/yj. — Zu 3 vgl. KmjrU Sp. 333.
Duell legen sich auch Dnicdi uud AtJcciihluriu nahe.
Eiiggeisle s. AmeLse Sp. 21ti.
eiigge" t'uk GT., c-i/hj PSal., engget GT.: Adv.
iilleiu, einsam; auch adj. gewendet: i'''' gö" enyyeß)
und en enggete Brüeder, es engges Chind.
Verk. aus alhiniynn, alleiifjyen Sp. 275; vgl. niucteynciKjy-
iilkin elid. -( angeschoben wie in eiijent Sp. 146.
„Uosenggeii m.: Wassernymphe, libellula BSa."
Her 1. Teil des W. wie in dem Sj'U. Jiuieiischiemer ist
Ho«s, Uns. Teich. Als 2. Teil würde für das geschäftige
Insekt das als Simplex allerdings bei uns nicht mehr er-
haltene mild, cnke, Knecht, dem Begriffe nach trefflich passen
[y%\. WfUrkitcckt, ebenfalls ein Insekt); doch macht auch
hier die Ausspr. <jtj (statt A/) Schwierigkeit. Teilt man ab
Rois-aeiHjijKn , SU setzt dies eine sonst nicht belegte Abi. von
,seugen' i. S. v. stechen voraus; vgl. das Syn. Auijenstccher.
Iiiggis m. : 1. Versteck zunächst für heimliche Vor-
räte (s. Jltitech); gelegentlich auch ein Schlupfwinkel
A.4. I chlederen [klettere] uf ml Hohb'ige noch [niihv]
iiiider 's Siraudach ue-n, aber si y'miret-mi''' i mim
I. olie. AÜYsi. J" slm I. hlnde Iure", ebd. — 2. das
Grübchen, in welchem sich beim Spiele die Schusseni
oder die Bohnen sammeln, ebd.
In Folge unrichtiger Abteilung verderbt aus (im) Mingijia,
Vorrat, Uurcheinander (und Winkel, wo dgl. aufbewahrt wird).
GüU-Üngge s. G.-Unke.
Ullggl(\ "y.7't G. iiuk/il Srii-w — m.: Oheim, in den
sog. gebildeten Kreisen .st. der volk.st. Oclii, Vetter.
Die Aus-Spr. mit ylr gellt direkte auf das frz. vndf, die
mit ylc/ auf das germanisierte , Onkel* zurück. ™ S. Sjxirlui/e.
A II k (d. i. ijl:/] usw. s. auch Angg usw.
Anke" 1 Aa; BsLd; BU.; GrHc.; P f-oj; GG.; S
sJura; \'w; Z, Angge a^/jv BsStdt; BBrisl.; Gl; GA.,
ü., We.; S nJura, Ache, Ahe u/V BO., ä% aka BO.
(ä nasal. Si.); GuUli., V.; PP.; Wllar., Au che, Auhc
<iii/'j BÜ.; GnChurW., ii"/\, -u, -« VV, auhe, -u. mihi
BSchw., G.; F; W — m. : Butter, allg. mit Ausn. von
Af; GRC'hur; G aLd.; Scii; Tu. Nüe, säesse A., frische
B. Gl; GA., Syn. Nüschmah. ,Ühruiiiet [kauft] messe
Anke!' Hkukl, Huf der Marktweiber in BsStdt. Alte
(Gl), iisg'lihitc [ausgelassener] (GA.) A., ausgesuttene,
Schmelzbutter (zum Kochen). Andere techii. Ausdrücke
sind bereu, kneten, ü.srüeren, üsstössen; Birete, Anke-
buUe, -.ftoek, -bück, Zolle, s. dd. Jlet 's dr A. g'geY
ist die B. geratenV auch liildl. : ist die Sache gelungenV
U. ,Den Anken thuent s' [die ,grempler' in Paris]
byni gwicht verkoufen, ongsotten, ist der sit [Brauch |,
denn gsotten essent .sy in nit.' 153(j ZBlkt/. ,0 Mensch,
fass in Gedanke: Zwe Batze chost d's Pfund Anke!'
B in der Teurung von 1810/7. üV weisst, was dr A.
gut, kennt den Lauf der Welt /Kn. Uä sta* wie der
A. a der Sunn, verlegen dastehen Z. ,Mi A. as Brot
verspreche , mehr v. als man halten kann. Siiiiild. Das
iseh nit Alles A., nicht lauter Gold, nicht ganz zu-
verlässig LG.; S. ,l<Js (.st iiid Alls A.', jedes Ding
hat auch seine Schwierigkeiten. Inku'Hkn. JCs i.sc/i
doch nit Alles A. drbi, nicht reiner Gewinn Bs. J'Js
iseh nid Alls .1., viis it'Jiitre scli'issiil. den Hauern ist
nicht immer zu trauen Schw. Der meint au, sl" Dreck
slg A., er ist stolz, ebd. A. üslö [auslassen, schmelzen].
Winde lassen S. Mls Füdli blsst-mi''', ml Schwigeri
südt A. Z. Er ist so g'schld, wie seb [jenes] Hitndli:
das het 's Becki g'fnsse nnd der A. lo sl [liegen
lassen] L. ,Es gieng Alles wie gewünscht, sozusagen
äür''' en A.', d. h. glatt, geschmeidig, ohne Anstoss
BS.; freilich gab es einst Fälle, da die B. sich zu
diesem Bilde nicht eignete: ,Es sind etlich der kun.st
so wol bericht, dass sie auch ein Ankenballen also
verhärten können, dass man mit keinem messer, schwert
oder achs dieselbig anschneiden möge.' K(jweri! 104().
,£■)• will au mich der A. drüber brenne, über das Ge-
sagte auch noch seine Meinung äussern, sich unnötig
in das Gespräch mischen Gl. Die g'sehldist Frau
cha dr A. verbrenne Z. Als Leuchtstoff verwendet
erscheint A. in alter Zeit: ,ein küpfrin geschir, darin
der Anken brünnt in dem kor zu St. Oswald.' Zg. Als
Wagenschmiere? vgl. Hameranken. Auch Familienn. B.
Mhd. ankc. ahd. ancho, zu skr. anj, schmieren, wovon
ägya, flüss. Butter z. Opfer, lat. ungere, wovon unguen, Fett.
D.1S W. scheint sich auf das alam. Gebiet beschränkt oder
zurückgezogen zu haben und ist doch auch auf diesem nicht
mehr in unbeschränkter Ueltung. Kin B Sprechspiel macht
sich über die alam. Brüder im Elsass lustig: z' Strümhurg
IniH Müii^ti^r het 's Butte ntieitsthi [-mädchen | Ankcwcggli [-brot-
chen] /eiV. Nach Gr. Gesch. * 696 wäre im u Elsass ^ji/,i; =
geschmolzene Butter. Auch die nordöstlichen Grenzkan-
tone der Schweiz haben statt ^1. das W. Schmalz. Die gott-
tose Bünlner süged dem heilige A. Sehmutz. In einigen Kant,
kommt (oder kam wenigstens früher) Beides neben einander
vor; 1566 werden in Gl ,Sclimäl2ler' erwähnt, ,so [die] A.
aus dem Land iüeren'. .Schiualzküufer, Sehmälzler, Grenipler
mit .K. uud Salz.' Mal. ,Butyruin, A., butter, schmalz.' Frls. ;
Mal. Ebenso Dasyp. .Butyrum, Butter, anken.' Denzl. Gessn.
gibt ,.\nken' als Schweiz, im Gegs. zu schwäb. .Sehmalz'.
,I)as Sehmalz oder, wie wir es nennen, ein ankenballen.'
16i6 Gwerb. ,A. und milch.' 1531/60 Genes, (dag. 1667:
, butter', obwohl noch die Z Zollordn. 169'2 unbedenklich von
,A., ziger, käs' redet). ,A. oder butter.' Cosmogr. 15-46.
(Dafür 1628 bloss ,B.') ,A. oder schmalz.' Wagenhuseii 1552.
,A. oder Butter.' Cys. 1661. Wenn gebildet sein wollende
Kede sich des W. .Butter" liedient, so ist wenigstens das
Geschlecht von ^1. herüber genommen (wie das mhd. u. nlul.
,die Butter' viell. auf ahd. «n/,'a f. zurückgeht) und so schon
1666 Hott. ,von frischestem Butter'. — Betr. die Ausspr.
besteht zwischen /••/ und reinem k die geogr. Grenze, die
auch sonst für diese Laute gilt. Auffallender ist das Vb.
iinkm neben dem Sulist. Anhii W und uiugek. ^>i/e neben
dem Vb. aehe, iiuhe Gr. Über die Verlängerung oder Diph-
thongierung des Voc. mit Ausstossung des ii und Verwand-
lung von /,/ in blosses / oder h s. Fromm. 7, 33 i, 36(>;
vgl. auch l'ech Sp. 71, mhd. üelie, Nbf. von unke; und Uggb:
Sp. 160.
Eier-in- Anken s. Sp. 13.
Ax-. ,Agsanke: karnsalb; axungia.' I.'kh. - Vgl.
ahd. uuesmero. twungitt.
Umgang-. , Jeder Sentenbaiier ist sidiuldig. auf
jede Milchkuh K Pfd. U. zu liefern.' Gl Landb. 1S07.
,U. : der Teil, welcher in die Tagwenwaagen abgeliefert
werden musste zum Verkauf im liande' |um billigen
Preis fUr die Armen |. Stkinh. 1802. \'gl. 1'/ ander-,
Zwing-A.
Gras-: 15utter aus der Milch von Kühen, die mit
Gras (nicht Heu) gefüttert werden oder im Freien
weiden Ii; Uw; Z. Solclie Butter ist gelber und gilt
für kräftiger. ,Sein Herz hätte weich werden sollen
wie Gr.' Giiiiii. ^\ n. Siiiiiiiur-. \nl. Hin-. Winter-.
343
Ank— unk
344
Halb-Ankeu: die iiielir oder weniger fest ge-
wordene geballte Butterniasse. welche im Buttorfass
noch fertig zubereitet wird. Steinmüll. 1802.
Hanior-: scherzhafte und verhüllende Bezeich-
nung des Geldes, sofern es zu Bestechung verwendet
wird. Dr. Faber gieng nach Luzern ,den Wagen zue
schmirwen [schmieren] mit h.' HBull. 1572. ,Die
jungen kriegslüt sagtend [mit Beziehung auf den frem-
den Kriegsdienst], es were inen guet niel und h. und
gebe inen guet höw, verstuendent, es were inen guet
gelt, darus sy koufen möchtend gueten wyn und wol
leben. [Darüber schilt der Prediger und sagt] Ir er-
denkend uss muetwillen ein nüwc sprach und heisst
üch mel oder h. gelt, das ich üch nit me verstau kan.'
ebd. ,Mit h. oder gelt zue weg bringen.' Kessl.
Es ilürftu ,das als Scliinierstoff (Anken) verwendete Er-
zcuguiss des Müuz-Hammers' gemeint sein. Doch lässt sich
aiicli an die (ioldauimer, welche mitnnter auch Hammer ge-
nannt wird (Sp. 218), denken (vgl. ,Goldvögel' = Gold-
münzen) und endlich an die ,Steinbutter", ein strohgelbes
Oeineuge aus Alaun usw., nur wären wir damit zu der An-
nahme genötigt, unser W. stamme aus dem eisgrauen Alter-
tum, da der Hammer noch aus Stein verfertigt war. Dass
an sämmtlichen Stellen das W. bloss mit 1 m gesclirieben
ist, deutet viell. an, dass die Schreiber nicht an , Hammer'
im gewühnl. S. gedacht haben wollten.
Hütten-: B. welche man aus der Sennerei bezieht,
■(jegs. Püren-A., der von den Bauersleuten zu Hause
bereitet wird.
Kübel-: gesottene B. geringerer Qualität, in ChiMc
[Tonnen] versandt Z. Syn. Sländli-A.
Küeehli"-: B., die nach dem Chüechle [Kuchen-
backen] in der Pfanne zurückbleibt SB.; s. d. folg.
Küel-: beim Backen von Kuchen, Fischen u. a.
zurück gebliebene B. Aa; „B; Vw; Zg;" Z.
So geheissen, weil die zurück gebliebene Butter auch
abgekühlt ist, während sie zum Backen heiss geut.immcn
wird. Vgl. Bach-A.
Kilbi-. Früher war der Pächter einer Gemeindealp
im Kt. Gl gehalten, eine gewisse Zahl Zentner A. an
die Gemeinde zu einem bestimmten Preise zu lietern,
namentlich auf die Kirchweih. Den konnten dann die
Gemeindsgenossen zu einem billigern Preise bekommen.
Der.K.-A. war eine grosse Berühmtheit. (Becker.)
Jlaien-: B. aus Milch von Kühen, die das erste
Irische Gras im Mai gefressen haben; vgl. Crras-A.
.Grundlen [eine Art Fische] sol man in Meyenanken
sieden und den griud damit schmieren.' Fischb. 1.503.
Mödeli-: in einem mit Blumen, den Namens-
chiftern des Sennen udgl. verzierten Modell gepresste
B. in viertel- und halbpfündigen Stücken Z.
Mos-: gemeines Fettkraut, pinguicula vulg. B; LE.
Wegen der fettigen, sclileiuiigeu Blätter und wegen ihres
Standortes in Sümpfen so beuaunt. Syn. AnkcU, AnkcnUiamli,
.Butterkraut, Schmalztasche', Schmtitzkrut.
Bach-: ,brauue B., welche in der Pfanne, darinnen
man Etw. gebacken oder gerö.stet hat, zurückgeblieben
ist und zu weiterem Gebrauche für das Gesinde auf-
gehoben wird.' Spreng. Syn. Küeehli"-, Küel-A.
Bifer-= Vorbrudc-A. — &/«•, geronnene Milch mit
Blasen.
liallen-; geballte Butter B. Vgl. Slock-A.
lierg-: ü. aus Aliiiuilcli. also vorzügliilie H.
Pfunder-: B. in kleinen Pfund- cP/(iHf?er-> Ballen?
,Aller Anken (äussert dem sog. Pf.-A., so bey den Häu-
sern der Burgerschaft verkauft wird) soll zu der Anken-
\\'aag getragen und allda oö'entlich verkauft werden.'
B 17.54. Vgl. Umgany-, Zwiny-A.
Vorbruch-: B. aus dem Stoli', der nach Heraus-
hebung des Käses aus dem Kessel zurückgeblieben,
durch nochmaliges Feuern mit Zusatz des am Morgen
von einem Teil der Milch des Vorabends abgenom-
menen süssen Rahms bereitet wird; also eine Ar
Nachbutter von geringerer Qualität B; Zg.
Sü- Söi-: Schweineschmalz, schwini Schmäh Z.
Gags. Chile-; vgl. Grilb und Lüre.
Senn(en)-: von einem wirklichen Sennen gemacht
Ndw; Z. Syn. t. Bery-A., t. Hätten- A.
Schntjggen-: mit Kräutern und Spezereien ver-
mischte B.. mit der die Schneckenbäuschen au.sgestri-
chen und in der die Schnecken gekocht werden UwE.
Stock-, Stöckli-: in geradlinige Form gebrachte
B. von grösserem und kleinerem Gewicht Z. Vgl.
Ballen-, Müdeli-A.
Ständli-^ Kübel- A. Bs.
Zwing- ,heisst der Drittel, welcher von aller
Butter, die durch Basel geführt wird und über lU Pfd.
beträgt, im Kaufhaus zurückbehalten und auf Piech-
nung des Eigentümers durch den Wagineister um einen
Vierer oder zween Kappen unter dem marktläuligen
Preis verkauft wird.' Spreng. Vgl. Pfunder-, Um-
yüuy-A. — Zwinij i. S. von Zwaugspreis.
anken, anggen, ächen, ähen, auchen, auhen:
1. a) Butter machen Aa; BG., Si.; Gl; Gr; L; Ndw;
GA., 0.; W; Zg. Syn. anlden, anknen, plütschcn,
rücre>i, fitzen, schmähen, 's A. iat-mer y'nv [benom-
men] sagt man, wenn die Bereitung der Butter aus
dem Kahm nicht gelingen will. Das Buttern kann
durch Zauber gehindert, solcher Zauber aber auch
gehoben werden z. B. indem man Salz und Brot ins
Butterfass tut Vw. (Lütülf 225.) Das Buttern ge-
schieht entw. indem man das Achy'reis im cylindri-
schen Ank- oder Stusscitübel (Tutel) auf und ab bewegt
oder indem man den kreisförmigen Rollehübel (Anken-
fass, die Lire, TrüliJ umdreht. ,Butyrum conficere,
anken machen, anken.' Denzl. — b) Butter geben,
zu B. werden. Hs anket, der Rahm fängt au zu B.
zu gerinnen; es tuet lany nüd a., man muss den
Rahm lange rühren, bis er gerinnt GA. De Nidel
[Kahm] anket nüd Z. — c) mit B. würzen B; L.
G'it(c)hets Brod, feines Weissbrod mit eiiigekneteter
Butter BD. Syn. 'ztlyet, y'ächig. „ Unij'anket, nicht
mit Butter gewürzt z. B. Brühe." — 2. a) pumpen,
Wasser aus einem Sod- oder Ziehbrunnen (w-eil bei
der altern und gewöhnlichem Art der Butterbereitung
eine ähnliche Bewegung stattfindet) Aa ; „B"; GuHe.;
GÜ.; „S; Vw"; W; Zg; Z. Syn. anklen. Diese Bed.
schon in einer Königsfelder Urk. v. 1348. — b) über-
getr. auf älinl. Bewegungen: a) Für äche, scherzh.,
Feuer mit dem Blasbalg anfachen Gr. — ß) von der
Bewegung des Sägens Aa. — f) von dem hin und
her Ziehen oder Stossen zweier kämpfender Parteien
bei Spielen, z. B. Knaben anken miteinander auf einer
Hank L, oder mit einem Seile, und zwar unpers. es
hft lang hin und her g'ankct, der Sieg schwankte Aa;
in SciiSt. = Chüs drucken, wobei Kinder einander in
;il5
Aiik — unk. Alis— uns
346
ongciii Raum zusammeliinossou. Goistiy: cä ««Act in
im, er kiiniiift mit Zweifeln B. — 5) sclivver atmen,
ächzen, .stöhnen, röcheln, mei.st von Tieren „Gl", doch
auch von Menschen, wenn Blut oder Schleim in der
Brust ist: er aiihet oder es anhel in im „L"; W. —
s) übsc. und gemein: coire Aa; ZKn. — Über die Laut-
fuiiiicn s. beim Subst.
US-, use-: ausschlagen, ein Ende nehmen. Niid
(juet us-a. Z. Vgl. miken 3 b y.
Anker I: die Pumpe an einem Sodbrunnen, der
Hebel Aa; B; S; VOrte; Z. Auch Geschlechtsn. BS.
Syn. Ankere, Anlchre, Gamper.
Güllen-: die Pumpe, mit der man die Jauche
pumpt Aa.
Ankere, ÄnJcij^ f.: 1. drehbares Fass zur Butter-
bereitung „BO." — 2. = Anlcer I.
Ankete, Ächrii; f.: das gebräuchliche Quantum
Rahm zum Butter machen GRNufcnen; der einmalige
Ertrag des Butterns GT.
Anki L; Z, Anke AaZ. — f. = Anker I. — Güllen-
= &üUe}i-Anker L.
anklen: l. = a;(/iewi n^ UwE.; U. —% = ankcn2u)
Ndw. — „Anklere i.\ ^ Anker I.'^
anknen: \. = anken 1 a) Bs; Gl; aSciiw; U. Auch
Ijei Denzl. — 2. = anken 1 h). ,Die Milch anknet gar
■irol.' Spreng. Refl. Allerlei Dreck anknel-si''' nid, aus
allerlei Unrat kann keine Butter werden; in bildl.
Sinn: aus Schlechtem nichts Gutes L; S. — us-, die
Milch: die sämmtlichen Butterteilo aus der Milch
entfernen BE.
ankig: was mit Butter bestrichen oder beschmiert
ist, z.B. ein Teller, Messer B. — ge- (fähig BSa. =
ge-anket, s. anken 1 cj.
änkelen, äheleBSi.: nach Butter, bes. alter, ver-
dorbener, riechen oder schmecken Bs; BSi.; U; Z.
,1)^ Suppe, das Chind änkelet.' Screng. — »an-: mit
Buttergeruch oder -geschmack affiziercn. Es änkelet
mi a"' Gu; Z. — änkelig, g'änkelig: ,was einen
widerlichen Geschmack oder Geruch wie Butter und
Fett hat.' Si-keno. „Nach Butter übel riechend oder
schmeckend, entw. dass an Speisen zu viel Butter
oder dass sie ,anbrüchig' ist."
Anke II: S Nbf. zu Acka Sp. 10.3. ,A,jkxr!- ruft
beim Verbergespiel Jedes , welches früher als das
Suchende das Ziel erreicht. Syn. ang' schlagen'.
Entweder oiuc auf lautlichem Wege erweiterte Form, uder
mit irgeud eiuer Aulehuung au A. I.
Anker II, (er-)ankeren s. Ancher Sp. 300.
Änkeli n. : 1. = MOsanken Sp. 343. „LE. So ge-
nannt wegen des Wahnes, als werde die Butter be-
sonders schön gelb, wenn die Kühe davon fressen."
Vgl. aber auch das zu M.-A. Gesagte. — 2. dreifarbiges
Veilchen, viola tricolor Z. — 3. Gartenschlüsselblume,
primula auricula Z.
■2 verderbt aus Dmldi, s. d. ; 3 hat Äluilichkeit mit
ilcju buiJeu auderu Blumen aufzuweisen.
Enkeli, Eiikly, Enkelti, Enketli s. Enekli
Sp. 208.
Unke nur in wenigen verdecliten Spuren erhalten;
Güll-Ungge f.: die in den missen Wiesen des
S Ndraiiites sich aufhaltende Unke, Feuerkröte, bufo
bomliina.
Uer Umlaut aus einer starken Pluralfurin in den Sg.
gedrungüu. — 6'ü(fc = trübe, stehende Flüssiglicit; vgl. die
Synn. (Jiil/vjt-Oüiji/vr, -O'liiggerli, -Grthiijtjel, -Müt/tjtr, -Hu'jtjer.
S. auch Oü'je-, Oüf/cr-, Gügijc-Mol, -Mannlt, -Monli.
Lätt-'Uecli(e) f., meist dim. -Uechi, Uechji,
-Üechli: 1. Eidechse, ilie graue, kleinere Gr; W. —
2. Wassermolch GrV.
Zu dem Übergang von uiil: zu ück und von diesem zu
ucch s. Fromm. 7, 351 f. 357. 376. Der erste Teil der Zss.
kaum aus lat. laccrta, Kidechse, sondern das deutsche , Latte',
was eig. das Hervorgesprossene, noch jetzt bei uns Zweig,
Rute bedeutet. Die Bezeichnung als ,geschwilnzte Unke' passt
vortrefflich zu '2, da Färbung, Grosse und Aufenthalt sehr
au die Unke erinnern. — Die Aufzeichnung im , Ausland'
ans P ,k-ttjuch ni.' ist nicht zuverlässig.
unken I: jammern, stöhnen in Folge mürrischer
Gemütsart, bes. von Kindern. Unk-mer doch nit gäng!
I cha" duch die Chinder hasse, wo [die] Xät cheu
weder allbott [Nichts können als alle Augenblicke] ti.
BAarb. — Von dem kläglichen und zugleich unkräf'tigeu
Gesang der Unken hergenommen.
nnken II: „kälbern, tändeln (Kdrsiir.) B".
cinse s. ein Sp. 209. ins s. 1) ines Sp. 295.
2) uns und unser.
Inslc, Isel, Eiset f.: Insel B; Gr; Isel auch
Name eines Klosters, seit der Reformation Spitals in
der Stadt Bern. ,Eissel, ensel: insula.' Id. B. „Eiset
BO." Isel, Name eines durch Bäche isolierten Viertels
der B Gemeinde Hutwyl; in Bern versteht man unter
diesem Namen die Petersinsel des Bielersees. Iselt-
wald, Dorf am Brienzersee, hat seinen Namen von
dem Iselti, welchem es gegenüber liegt. ,Iselgouw'
hiess vormals das B Seeland, als von Gewässern überall
umgeben. Iselallme heisst noch heute eine Allmeino
im B Amt Erlach. .Waide und isel, die gelegen sind
zwüschent dem Gelengen [Fluss Glenner] und der stat
ze Inlanz.' 1344 Ilanz.
Bemerkenswert, dass dieses Fremdwort nur in ronian.
Nachbarscliaft aufzukommen vermochte, während die ülnigc
Schweiz an deutschem .1« festhält (s. Au II, Sp. 5), welches
sogar auf jenem beschränkten Gebiet mit InsA konkurriert.
Aus Gr scheint das Frcmdw. noch weiter rheinabwärts gc-
fiosscn zu sein: im J. 1491 verkauft K. F. von Bernang,
,uf der Yssel gcsässcn', sein Eigen, ,mit namcn das Uns und
die Hofstatt und die Hofraiti uud die Tssel mit ireni iulang',
ferner das ,Öweli'. — Über die Formen ohne ii s. Fromm.
7, il. 200. Dass die einfache Länge li) in Gegenden, welche
in solchen Fällen sonst zum Diphthong (e'il Übergegangen
sind, fortdauert, deutet darauf, dass das W. mehr als Eigcun.
denn als Appell, gefühlt wird und darum sich versteinern
konnte. Wenn St. sein ci aus dem eig. Oberland schöpfte,
so kann es nur als c*i verstanden werden und sein Ein!
wäre dann wie der gleichwertige WDorfii. KiHvhA eine .\h-
leitung von Ei II (Sp. ISl; das betr. W Tal mündet auf
eine Ei aus.
(Insclcr) Iselcr m.: in 1! bis E. XVIll. eine Be-
aiiiluug, mit welcher das jüngste Mitglied des Grossen
Rates betraut wurde; Aufseher über die Weinljcrge
des Staates, zugleich Eichmeister.
Diese Beanitung bezog sich viell. urspr. auf die Kiuküufli^
für den luselspitul.
uns, bis- s. unz.
Uns BsStdtf, Si'RENG ; ZwiNiU.i. ünsch (inscti) Hk;
l'l'o.; W. ,i.s- (isj AAuFri.; Aldi., K. (o's 1.. M., St.);
847
Ans — uns.
Aiisg- üiisg.
Aiiscli— iinsch
84S
BsL. It .Si'UENii; Hkuel; 13 (es Gr., Ös nasal. Si.); F (ö/ij;
Gl; G; P silv.; Sl'h u. angr. Z; Suhw; S; Th; Uw u. U
ßs); W (^w'>, üi.s Aa überw.; BsL. (z. T. e'is); Z u. angr.
Zii, j(ws BsStdt modern — enklit. -As (W -ii: PGr. -nu).
-schisch W: lui.s sowohl Dat. als Acc. Er ist von ös
usa, ist von Innerrhoden, sagt der Ausserrhoder mit
spottender Anspielung auf die provinciellc Aussprache.
Genetiv: '*■ ist Alles tise! wir sind wieder die besten
Freunde GStdt; vgl. Sp. 1(38 M.
Der Umlaut ü, welcher iu unsereu eiulieiinischeu Ur-
kiiudeu mit Beginn XIV. allgemein durchgedrungen ist, er-
klärt sich aus der noch E. XHI. Torkommenden Acc. -Form
iiiiiii-k. Schon JCWeissenb. ITÜ'2 gibt als Volksspr. «»». ~
Hetr. die abgeleiteten Lautl'ormen s. Fromm. 7, 350. — Der
Ueu. begnügt sich meist mit Anhängung von blossem <■, i,
doch hört mau auch die volle richtige Flexion Ucr und sogar
(loiijielt Itektierte Form iieru W. — iii beruht auf Redujdi-
katiou wie W »r» für enklit. c».
Unser"''' Z 1301 1) mavtj", üisi^rf, -i, -s (Ap -»),
unsfV" BsStdt — 2) uns"'' twiv" P silv., m«»j», msj"
Gr; PPü.; W (ntr. inies, lies oder ins, im, is), üsf
li; G (usi^n, üsi, äsrsj; Ö(;hw; S, iiu", -i, -rs (Msc,
Ntr. auch is) W, öise BsL.: unser. Gany nunime:
wenn fürt bisch [wenn du weg bist], %l-mer denn üsi,
unsere eigenen Herren. Schild. Alls üses! s. Sp. 1C8.
Subst. Üse = der Pfarrer. Gotth. Eusere, unser
Sohn Z. Euser(iJ, die Unsrigen, unsere Familie, Partei,
Landsleute; die Eltern Z. Üsersch, Eusers, unser Be-
sitztum, Haus. Chomm i ÖserschAv, cliünnd au [Itomint
doch] in Eusers Z, Einladung ins Haus zu treten.
's ist Niemer diheim in Euserem, Niemand bei Hause
ZU. I)ö chötiimer [können wir] iez ijey Eiisrem abe
lueye. Stutz.
Über die zwei verschiedeneu F'le.\ioueu vgl. lerfcr Sp. 95.
K\i MA. lässt im Ntr. beide zu (üseri und «««). Im XVII.
liess man sich's an einem einmaligen -er für die Bildungs-
silbe und für die CasusflexioM des Dat. f. oder des Uen. PI.
genügen, wodurch das Pron. das Ansehen erhielt, als sei die
i'insilliige Form zu (irunde gelegt. ,Iu unser "Bussstund.'
.I.Müll. I()(i5; ,in unser Religion.' JHott. 1(566; ,aus der
|ini.xi unser Alten.' ebd. Im Gegs. zum Nhd. wird von den
meisten schwz. MAA. der Nomin. auch im Masc. und Ntr.
liektiert: ««wrc" Vater, üni^cr» Chiiul, ,Unsers laulin.' Salat.
,Uusers frolocken.' Z Liturgie 16ii. Noch 1772 schrieb
.\vHaller: , Unseres Jahrhundert'. Der Nom.-Acc. m. «»en
setzt verdojuielte Flexion voraus (-m'n). — Durch Synkope
muss nach W Lautgesetz aus ttch's werden is (vgl. is = Ws,
ist es). — In unbetjjuter Stellung kann der A'oc. Kürzung
erleiden UlK.; ti.
Vaterunser. 1. ,V. U. oder U. V.V Jenes ptiegen
dnreligehends zu thun die Papisten; aber auch die der
Augspurg. Confession durch ganz Teutschland. Dieses
iiiiigegen alle Iteforniierte, ausgenommen vielleicht
(warumV weiss ich selber nicht) unsere einige Züri-
cherische und die einte und andere kleinere Eyd-
gnös.sisclie Kirche.' Ulr. 1727. Und so noch heute
im Munde der ä. Generation, während die Jungen mit
der neuem Liturgie zu U. Y. übergetreten sind. ,Fünf
vatterunser hernach.' GKönk; 1695. Uni Saft und
Chraft, wie 's luUhoUsch V. (diesem fehlt die Doxo-
lügie: ,denn dein ist das Keieh' usw.). Sulg. 's ist
nid (juet, wenn-me sweierlei V. under einer JJecki betet
(ebd.), d. i. geniisclite Elie. Vil Vhind — ril F.,
also Kinder-Segen, weil die Kinder beten helfen.
Es ist niid ehalt [man darf nicht von cmptindliclier
Winterkiilte sprechen], bis de Bettler sts V. [die Bettler
ptlegten Gebete herzusagen, deren Wirkung dem Geber
zu gute kommen sollte] tanzet, bis er vor Frost sich
nicht mehr stille auf den Beinen zu halten vermag
Se'HwMa. Einander ds V. baten, auszanken W. (Beides
geschieht mit eifrigen, ununterbrochenen Worten; vgl.
den Text lesen; abe kapitlen usw.). Es V. lang, eine
kleine Weile. D'Eier muess-me" es V. lany la silde"
(alte Regel für das Eiersieden) Z. — 2. Vaterunserli
n.: ein im Getreide wachsendes Blümchen, schattiger
Steinbrech, .saxifraga umbrosa GWe. Syu. Ilerryotts-,
Jehora-, Jesus-, Christi Liden-Blüemli.
(ge-)ansgen äsge Gr (nasal.); GO., l-Osye nasal.
GRÜhur: schwer atmen, ächzen. — Durch Ujustelluug
aus itnchmtn, s. Sp. 300.
Ansch — unsch. Vgl. die (iruppe Aus usw.
l'iisclllicht 1) unileeht GrPt., iinilicht D., Pr.
2) Unschlil GuS.; Lit. vom XIV. an, unile'-t AaKöII.,
unihit GrD., S., V., uniied BsStdt. Ünschlit, -et Gr,
,Unschelt' Gr 178U. 3) Unschlig Gr; U, -ih Bs
Stdt; GWe. 4) Üschlech TuFr., Üiliy B; VÜkte;"gO.,
oKh.; ScH (-[/.: Kirchh.) u. angr. Z; Tu, Üilet Gl; S,
Uuschlit AaL., -et, -ed Bs, -iy GW.; Z u. angr. Aa.
h) Üschtlig, Üstliy ApI. (öitliyj, K. (üitlij; BM.;
LStdt; ThHw. (-ech), Oiisth-t aAA, -ig AASeet. ; LG.; Z.
U) Urschlech, Orschliy GStdt, G., -<t Gl, Urstliy
ArH., M. — 111. Aa; Zg; Z tw., son.st (in der ii. Spr.
ausschliesslich) u.: Unschlitt, Tierfett. Gitzi-, Chiie-
Unsehlet Gr. 's CliüeouschtUy gibt die besten, 's Schaf-
ouschtliy die schlechtesten Kerzen. In Z im Gegs. zu
Schmäh, Schmutz, Eeissi nur solches Tierfett, welches
nicht zum Essen benutzt wird. Bei Stutz streiten
Zwei, ob die Hunde U. oder Schmutz haben. , Unschlitt,
Snier oder Snuilz.' lo(JU Beitr. Laif. ,l)ie grempler
[Kleinkramer] band das ünschlit gen [gegeben] um
5 krüzer.' UJIev. Chr. ,.\nken und unsschlet.' Bs Chr.
Alid. umlilit, mhd. unstit n. Aus -clit wurde zunächst
-u (t, dl durch Assimilation, -iij konnte unmittelbar aus -it
werden wie iu AOiy aus Abed, wobei die allgemeine Beliebtheit
der Knduug -ty mitspielte (vgl. Jmttiij aus Imbiss!); es konnte
aber auch das ij aus eh entstehen nach Abfall des f-Auslautes.
Die Veränderungen des Präf. erfolgten nacli den bei Fromm.
VII (vgl. bes. 361) entwickelten Gesetzen, s ist wohl durch-
weg als fortis zu nehmen, da die A'ocalisierung des n vor »
meist mit Schärfung des letztern verbunden ist. Fiinschiebung
eines r endlich, vor s oder et, geschieht häutig nach langen
Voc. Ü- (sporadisch auch schon mhd.) durch das i der
2. Silbe bewirkt, welche auch, damit uiisvli zu flscA werden
konnte, als blosse Ableitungsonduug betrachtet werden mnsste.
— Sachlich und lautlich berührt sicli unser W. mit Un-
fjrschlecht. — In BSi. gilt dafür Schmalz, Srhimr, welche
auch in der ä. Spr. fast syu. mit demselben verlHimlun vor-
kommen.
Brand-: U. als Brenn.stoif für Lichter. In cinein
Z Jlandat l(jlO (und noch 17.57) neben ,rauwem (und
au.si,'elasseneni [geschmolzenem]) U.' und andern Tier-
stotfen. die von Schlächtern verkauft werden.
unsoli lieh teil „»scA/tf/e« Vw", üschelc Sen, tju sch-
iele Z, dnii. iinscliligla GRChur: nach Uiischl. riechen
oder sehnieckcn.
349
Ansf— unst. Ant— unt
350
äiistig, e- s. anf/stiri Sp. 330.
eilst s. e I S]!. 1(1. En.st, cilsHet s. Krusf.
Insf(c)rfllli'(li t'. : oino etwas drollige oder schlinuiK'
(iesfliichtc: Streitliandel Ndw.
Srlieiiit aus fnxlrniirni, Instrument, Sai:lic, niul Kumuli,
t'iiniöitic, verquickt zu soin.
InstTiiment 1)1 dl )st er man f. L; S, histcrcmciit Bs:
1. Werkzeiitf von künstlicherer Art z.B. Musikinstru-
iiifnt. allfj. BWyss ISfil! braucht das W. auch von der
Bf watl'iiuiig des Landsturms. — 2. Ausweisschrift >S ;
ijerichtliche Urkunde. Dokument, allg-. ,.\lle acta. In-
strument und scliriften in latiuischer .sju-ach beschri-
ben.' Cvs. — Schuld-: Schuldbrief. I>Wyss 1700.
Ant-uut s. aiu-li die Giiip))!' A n d usw.
Ant s. Knt. Antecli, Antech s. Endech
Sp. 319.
A'ntere mihrr f.: Höhle BNdrbijiii. Si.
Es ist das anlrc der frz. Nachl)areu (lat. niitrinn)^ ai>er
mit verändertem Geselilcidit.
antPI'dl anfrrr B; GiiSchanf. ; Vw, antren ßÜ.;
GrAv.. lih.; W: 1. die tieberden oder IJeden eines
Andern, zumal das Aurtallende in denselben, spöt-
tisch nachmachen; mit Acc. d. 1'. In BSi. be-
schrankt auf die Redeweise (Worte und Ton, fremden
Dialekt), und bes. den Kindern verboten; syn. üa-
richteii, npotteti, speien m. Acc. P. In W auch st.
Z(iinie)i, .Imdm Gesichter schneiden, Grimassen machen.
Dann übh. boshaft nachahmen, äffen. Den Tiifel <(.,
die Erreichung eines Zweckes verhindern, d. h. den
T. in seiner Eigenschaft boshaften Verderbens nach-
ahmen, z.B. es ttiod chimcl hüt aher Alls ä'n T. a.:
i bringen afen eis Nfhl i'iregen, heute will wieder
einmal Alles fehl schlagen: ich bringe Nichts zu
Stande BBi. In iiülderem Sinne: scherzen (nur zum
Scherze nachahmen). 1797 Zschokke. .Exprimere et
rcddere alqm. Einen andteren, tuen wie er tuet. Fin-
gere se rhetora, eim redner gleych tuen, ein r. anteren.
Exprimebat omnes vultus, er antäret alle angsicht.
Hypocrisis, anmassung [Nachahnmug] und anterung
frömbder persou. Efflngere verba alicuius. Einen an-
täreii, reden wie ein anderer. Yocum siniulantior ales,
der bäss könnte alle stimmen gleychssnen, die wort
anteren.' Fris.; Mal. — 2. von Etw. wiederholt
reden, immer wieder darauf zuriickkonimen. Erliet
eisler [immer] derro" (j'ante.ret U. Vgl. (V/fercn. — üs-
= 0. / B; Gr; Vw; W. Usnntercr m., -teri f.: Person,
die das tut Gu. — ver- B; GW.; Schw, fruiitcre
HRi.; (j olth.; Si'iiwMuo., auch üs-cer-n., fis-fr. aSeiiw,
Hs-f'lanterc Sciiwlberg, ver-fr. SenwMuo.: dass. l)us
ist doch en iriicste Ihieb, ifo d'Lüt eister rerfranterel.
an -trautere"; Jmdn ins Gesicht höhnen SenwMuo.
Syn. tmzänncn.
Alid. tiutttnni, lulnl. rnitrvfn, rtitrni, naelialuuen. Venuut-
lirh mit der liiiulifjcn llilduufrssillie -ar- von dem l'räl'. mii
iMiiliotunt. f/i(-l ali^'(deitet, welciies einst sidliständii; war uiul
ili-u lie;jriiT ,f;ejrenül)er, ent^'epen' entliieil, aus dem sicli d*'r
vim .nai'liahmen' erklären lässt .als iirspr. .i^eKenütiorstollen'.
Vgl. .entgegnen, erwidern'. — Bod. '2 ist wohl aus 1 ab-
sti-ahiert, unter Kinwirkung des syn. ii/mni. — Hass die
Ferm /niiitenn nachgerade als Simjdex verstanden wurde.
erhellt, aus der Verbindung, welche es zum zweiten Male
mit ?•(?)•- eingeht, inid aus der Form des Ptc. iffranirrft, sowie
aus dem Übergang zu /limlcmi.
„Un-anter, -ander n.: veräclitliehes Sijott- oder
Schmiihwort, meist nur in verneinenden Sätzen. Er
hed-mer el;eis TL r/'seit LE."
T'ii- verstärkend oder pleonastisch ; s. nii Sp. '297. Vgl.
aucdl Unant)roi-f iVlHintert).
Antivi s. Andive Sp. 31'2.
anliqiiitiiliscli: altertümlich. ,Mit antitjuitätschen
buchstabeu." 1710 Skiseku.
A'ntlit XIV.— XVI. uml noch BBe., Anth.t GRObs.,
Andlrt GlS.; GoT., Antli;/ „EE."; Z, -Irj/ ITw; U,
A./liij „Z\ Antlitz BO.; F;'GRl!.hw. — u.: 1. An-
gesicht und zwar It In. B streng unterschieden von
G'sicht, visus, während dieses letztere in der ülirigen
Sclnveiz jenes ganz verdrängt und Antlitz z. B. in
G Stdt; Z nur noch als Häusern, sich erhalten liat.
[Am Hirzel vor der Letze] .schruwend die eignossen
[als sie lauge nicht Herr zu werden schienen]: mord,
yemer me mord, dz wir nüt die lüt mit den wiss ant-
litten [Stadtgesichter, Hcrrcnvolk] band angriifen uff
dem Albis, wz wollen wir ye an dise frommen lütV'
Eni.iB. Auf dem A. lag das Hauptbanner, am H,, wie
es scheint, Leute vom See, Bauern, ,Sy stöubend den
.staub ab jren antliten.' 1581 Barucii. ,Er kund weinen,
dass im die zacher durch das antlit luffend.' Vap.
,Ein glat angsicht oder antlit.' Fhis. — 2. künstlich
erstelltes Angesicht, Maske. ,Wer in tttfels wise
loufi;t, [wird gebüsst] und will mau den wachtmi'istern
emjifelhen die antlit abzezcrren.' Bs 1120. .Haftend
silbrine antlitt vor.' Edlib.
Eig. zwei grundverschiedene WW., das eine ^=^ alul. mit-
lutti, ndid. fintlüttp, -lit, das andere = gnt. fnnda-l Hitn, ags.
inut-vlitc, mhd. iiiit-h'tzr. Im Volksmuude bat das Prät. dii-
Rolle der Stammsilbe bekommen, die eig. .Stiinnnsilbe aber
ist zur blossen Ableitungssilbe geworden.
Uren-: Name eines der Strafinstrumente der .(ie-
sellen des törichten Lebens' in Zug XV. — XVIll. Es
wurde Leuten, die auf ihre vermeintliche Schönheit
eitel, in Wirklichkeit aber , unflätig wücsf waren, vor
das Haus gestellt.
Trotz der überlieferten Schreibung ,Ui'ren-' wird es die
Maske eines Stierkopfes (Ci-, Au(!rochsc) gewesen soin.
Narren- Ndrennriolift) n.: Maske mit llul für
die .Klause- (s. Lifele 3 Sp. 3'27) ZO.
Dass Änllil zu Grunde liegt, erhellt durch das am gleiclien
Ort übliche, geradezu die ÜbersetzuUL' tles obigen Ansdrucki's
bildende Syn. ('hlnii^;/'«irhl.
Böggen-, Biitzcn-Antlifi „Siii; Vw; Z": Maske
der Vermummten. .Larva, persona, ein böggenantlit,
l)Utzen-a., oder schöubart, gemacht antlit.' Fui».
.Höckenantlitter.' M20 Bs. ,Bög(g)enantlitz.' Dkn/.i,.
lt!77, 1710 uml In. li. ,Die Butzen-Antlitz lieissi'ii
leisten [aus der Stadt verbannen].' Ansii. .Das Butzen-
antlitzsidel der maskarierten rotten von frommer Obrig-
keit ist zwar mit ernst verbotten, wo zuclit noch oben
seliwelil.' I(;."i7 .IIIAmm.
.\llt011(ius) yl»/o)(i' Seil; Scuw; S; Tll; W. -»'-Gl,;
W, ,Antc F, Anli BO.", Toni, T>-. allg. ('/'»hi Gl.;
GuRhw.; W), 'J'öni. „allg." 'lonel. 7>- VOrtk; S.
.Ant sehn.' 'I'iiPt.att., Tiintsch GhUIiw. — m., diin.
'Dinrli. 1)- Aa; BE.; F; Uw; U. -ii- S: m. Taufii.
351
Ant. oiit, int, oiit. mit
352
Wenn '.s a" ÄHlmii [17. Jan.] rec/net, so t/od 's Gnwäis
wf'' AaHIj. ^ sc fi'frürt de Zürise wf'' ZW. Dem h. A.
schreibt das Vnl]< niehrerlei Wirkungen zu : a) er soll
Verlornes wiederbringen. St. Anfoni fon l'adiia, Suecli
(<)ih}-mcr, v(is i''' verlöre ha' L; S. , Für 's Findc-n-
isch Icei bessere Ma. {'s soll }:cine (/'sehtilte [lierabgesetzt]
si/) Als Santi Toni vo Piuliia.' JInkiciien 1809. b) er
beschützt das Vieh. In dieser Eigenschaft wird er im
Alpsegen für die Kaclit neben andern Patronen ange-
rufen L; auch für den Schutz des Viehs auf dem Stafel
während des Winters U. Wenn-i<''' denn einist mit
mim Veh nit u-ell ril Arhct ha", Se müess-i''' nur zum
Sant Anton und zum Sant Wandel f/ä". Tryner 1840.
Im Kt. Tessin lässt man am St-A.-Tag kleine Lichter
vor dem Bild oder Altar des h. A. anzünden, für die
Gesundheit des Viehs; in Lugano lässt man die Pferde
segnen. Als Patron der Metzger wird er in F gefeiert.
In einem von Gwerb 1(J4ö angeführten .Segen um Ge-
sundheit für Mensch und Vieh wird er neben S. Michael
angerufen. ,I)cr Bär was der Diana zuogeeignet, wie zu
unseren Zeiten etliche färlin, so man S. Antoni schenkt
und umlaufen lasst.' Fisi-nn. 1563. In einer U Anek-
dote verspricht der Bauer dem Heiligen einen Tribut
an Nüssen, wenn er ihn heil vom ^fussbaum herunter
kommen lasse, c) ,S. A. wirt von denen, so ire Glider
cntzundt sind, angerueft.' Kessl. Sabb. .Anthrax, Bluet-
. geschwär, der Carfunkel, S. Antonisfeur.' Denzl. 1677.
1716. ,Der fünfte Siechtag [der 5. Grad des Aussatzes]
ist S. Antoniens Bah [Rache].' L Ratsbücher. St-A.
war Schutzpatron des Sieehenhauses zu Chur. Zu Mei-
lingen ein Siechenhaus nächst der S. Antons-Kirche.
(ANüseuEL.) .Zittermal. Ein böser umfrässender schad
mit vil bläterlinen. Etlich nennends S. Antonis flieur
oder p!ag.' Mal. — 2. appellativ, z. T. als sinn-
h)ses Püllw. in Zssen, welche als Spottnamen dienen.
Wetter-Antoni : ein Tausendkünstler, jihffiger durch-
triebener Bursche, der sich in Leistungen wie Tanzen,
Singen, Springen, Unterhaltung auszeichnet GTa.
— Wetter zur Steigerung des Begriffs vor Subst. gesetzt. —
Chappetöni Si'hwE., -toni Zg: 1) Caspar Anton.
2) Einer der innuer eine Mütze trägt. 3) leichte
Schelte für eine begangene Dummheit. Mucstoni:
der viel Brei isst Z. — 3. wisse Anton S, Antoni L :
Name einer Pflanze, deren Absud gegen Harnbeschwer-
den gebraucht wird.
.Doni'. ZOOl. ,Döni'. l.".l:3 .Jemitz. .Tiini'. 1,570 ZWctzik.
— Ol) die unter \ angeführten Heilwirkungen sich alle auf den
scllion Heiligen liezichen oder auf mehrere und warum, ist
nicht klar. Nach Wolf Beitr. z. d. Myth. 2, 86 ist A. als Be-
scliützor des Yiehs nicht der von Padua, sondern ein älterer,
der in Rom als Fleischer geloht hatte nnd durch den An-
blick der Standhaftigkeit christlicher M.ärtyrer bekehrt ihrem
Beispiel folgte. Dagegen künnte A. als Finder (1 a) und
Tausendkünstler (2) der Franziskaner sein, der seine hin-
reissende Beredsamkeit sogar an den Fischen versuchte.
1 c) kann sich auf den ägyptischen Einsiedler beziehen, der
nicht bloss um Hülfe gegeu jenen Leibschaden, sondern auch
uui Schutz gegen Feuersbrünste angerufen wurde. — 3. Ob-
wohl es eine Pflanze (epilobium angustifolium) gibt, welche
St-Antnnienkraut, herbe de St-Antoine, auch Feuerkraut
(vgl. 1 c) und Ucrrchrüt hcisst, oder die weisse Braunclle,
prunella vulg., vormals unter dem Namen Antonienkraut ge-
braucht wurde, so ist obiger Name nur. als Anlehnung zu
lietrachteu für cig. Antor». weisser Andorn, marrubium vulg.,
dessen Absud It den alten Krauterbüchern ,die Harnwinde,
tröpflieh Harnen nnd den kalten Seich leget'. — Abi. Timjn-
und die Qrtsn. Tumii/ni, Tinjin. .S. noch Toni m. ; Töiti f.
Antonia Tone Rchw; W. Toiidje P silv., dim.
Töneli Ai>; Schw: w. Taufn. Tona heisst auch die
grosse Glocke zu Naters zu Ehren ihrer Taufpatin,
einer Gräfin von Blandra; s. Walliser Sagen S. 34.
— S. auch Ditnje.
Antouiancr: Anhänger des Antonius Unternährer
von LScliüi)fen, welcher Irrlehren, ähnlich denen der
Wiedertäufer, predigte und auch im BO. Jünger fand
BO. Vgl. Schndgyler.
Antonikc brüyii Antt'ineke: ein Kraut SchwMuo.;
S, nach Angabe aus letzterem Kanton Wiesensalbei.
Antorf: Antwerpen. XVL f. Nach Antörfer-Gewieht
wurde noch bis M. unseres Jhdts in Bs das Seiden-
gewicht berechnet. Man reduzierte aus Mailänder-
durch Antörfer- in Schweizer-Gewicht.
-/den liautgesetzcn entsprechend für nivi.p: im Übrigen
aber Anlehnung an das W. ,Doif und den ähnlichen zsgs.
Ortsn. .Altdi]rf\
ent-, meist et-, und dieses oft mit Assimilation des t
an nachfolgende Liiipenlaute. nicht bloss an f wie nlid.
(ejjfinde, empfinden), sondern auch /; od, p, z. B. epp'cre,
entbehren : untrennb. Präf.. im Ganzen wie mhd. und
nhd., zur Bezeichnung des Heraustretens oder Heraus-
versetzens aus einem Zustand, aber 1. in vielen Zss..
welche dem Nhd. und z. T. auch dem Mhd. fremd
sind; darunter Fälle, wo das Vb. erst für die Ver-
bindung mit dem Präf. aus einem Subst. oder Adj.
gebildet ist, und solche, wo schon das einfache Vb.
unserer Spr. eigen ist. Beispiele: ent-alpe», -hraiien,
-Idcihen, -nachten, -hiiesmcn, -bellen,, -riflen, -schüelcen,
-schieben, -wänen, -frören, -gueten, -nattren, -räuen,
-seien. — 2. in Zss., welche das Mhd. und Nhd. nicht
in unserer Bed. kennt, z. B. ent-sehen, vorauss., er-
warten; empfangen, ein Kind, v. d. Hebamme; ent-
setzen, einen Nerv, lähmen; -stän, anheimfallen; -.stellen,
refl. sich unartig benehmen; -stiften, eine Stiftung auf-
heben; -n-erfen, eine Brache, zum zweiten Mal pflügen;
refl. sich krümmen, v, Holz. — 3. entsprechend andern
Präf. od. Präp. Beisp. davon schon bei 1 u. 2, ausserdem
noch: a)= ver-: ent- fallen, in Busse; -leren, verlernen;
-■■iträmmen, verstreckcn, e. Sehne = entsetzen; -Zilien,
refl. verzichten; -heissen. b) = er-: ent-getzen, ent-
schädigen = ergetzen, vergessen machen ; -lüpfen, er-
heben, V. Nebel; -manglen: -marflen, erstarren, aber
auch: aus der Erstarrung lösen; -retten: -bieten, refl.,
sich anheischig machen; -Müpfen, erschreVkcn; -mes-
sen, refl., stark niesen; -hütsen, erzürnen = «•-,• -vachen;
-heben, rühmen. (.Enttrenkt' Sch 1637, viell. bloss
lautliche Entstellung.) c) = er- u. ver-: ent-bräiien,
refl., sich rühren, mucksen, d)=be-: ent-rauhen.
e) = verschied. Präji. : ent-ginnen, anschneiden; -halten,
auf-, aufrecht-, unter-, vorent-; -haben, aushalten,
-reichen; -scheiden, unter-; .entscheiden' (altes Pte.) =
verschieden; -helfen, ah--, -schlafen, einschläfern, aber
auch: aus dem Schlaf bringen; -machen, auf-, ött'nen.
— 4. pleonastisch, resp. ver.stärkend: ent-änen,
refl., sich entäussern, cntschlagen; -flÖl;en, flüchten
(trans.); -armen, arm machen; -köpfen; -fangen, Feuer
f.; sich -färben, von reifenden Trauben, Farbe an-
nehmen; -fremden, scheu sein, von Kindern, auch:
fremd vorkommen = be-; -müessigen, refl., sich ent-
halten; -schlagen, Feuer schl.; -stürflen = stürchlen.
strauclieln; -trennen; -schuHchen; -uneren (ebenso
353
Aut, eilt, int, nnt, mit
854
[ilfon. wio nhtl. .ver-'); -xtüreii, Verwunderuiis; mäs-
siijen, sicli zurecht finden. (Dagegen: cnt-plnnderen,
iirspr. des Plunders berauben.)
Pie Assimilation des t in der Sclirift nii'lit inuner aus-
f;ediii<'l(t z.B. .i'ntliiining'. Lind. Wint. Clir. ; zuweilen aber
aiieli mit Boibelmltiing des t verbunden z. B. ,enti)funden'.
Waltlier 1584. Eigeutiimlieh entstellt ist diu ydireibung
bei Edlil).: ,encwiebteu% entweihten; ,enondaetend", ent-
deckten; wahrsch. mit Anlehnung: an das mhd. m- für ent-.
\ Vgl. umgekehrt etireij B fiir uyiting, dieses mit cingeschob. (
(für fiiwftj, ttreg, hinweg, aus ln-ireij)\ ,entzwischen'. 1666
Hafn. (für ,inzw.'), wie nhd. ,ent-zwei, ent-gegen'. Verschie-
denen Ursprungs ist auch das el- in ctwrder, entweder, neben
fitirefh-r (aus eindcicfdey)^ und i.n1' statt des neg. Prüf, ni-
in Schreibungen wie: .wir entsöUent', wir sollen nicht. I.50'2
.Misch.; ,es entsol', soll nicht. 1.524 ebd. Hoch sieht man
auch aus dieser Entstellung, dass die Einschiebung eines (
(wie sonst eines d nach n übh.) nach cu- eben so nahe lag
wie die Ausstossung des t der wirklichen Vorsilbe ent- im
Mhd. vor b und ». Fraglich bleibt, ob in tsthüuche, scheu-
chen; techudere, schaudern, das vorgeschobene ( eine Ver-
kürzung aus cnt- oder nur eine rein lautliche Verstärkung
sei, welche in manchen andern WW. oliue Zweifel anzunehmen
und aus verschiedenen Ursachen zn erklären ist (s. tsch-).
Uagegen scheint ent- wirklich zu ( verkürzt In tüfen, offnen.
Aus der Conibination tnt-he- musste eiiij)- entstehen, das mit
Ausstossung des folgenden Staninianlautes 7i vorliegt in empiitzt,
erzürnt = cinf. vnthützt (3 b). Mit Ausstossung des m in
cuqi- entstand ep~rhö (ent-be-koninien), begegnen, vergelten,
sich erholen, neben einf. d-cliü (ek^o) ; eji-chiiii'', sich er-
holen; cp-uleli (ent-be-ziehcn, mit Vereinfachung von z in »
wie in h'mle, bezahlen), einholeu ; ej>-lia, auf-, aushalten;
tqy-tfvMUfftfc, öffnen.
uf-: pleona.st. für einfaclies cnt-: .ufemiiöreu'; für
einf. üf- oder ent-: ,uf'-eiit-balten', aufreclithaltcn.
er- scheint vorzuliegen in crt-nucle, einnicken;
-lene, untersuchen, durchprüfen, mit Auswahl Bs;
-(•»/Mie, entrinnen; -laufe; -fiieli; -güL; -here; -hrinne,
entbrennen; -lade; -Jene; -aetsHg; erpfä, empfangen;
erpfele, empfehlen; erpfinäe.
Da die simultane Verbindung zweier unbetonter und
coorJiiüerter fräf. snust selten, auch in der ä. Spr. nicht
nachzuweisen ist, da ferner die Ausspr. jenes <r(- von tw.
(lanebeu bestehendem et- oder evt- wenig verschieden zu sein
scheint, überdies er- geradezu statt ent- vorkommt (s. er-;
auch in er(ieyen, entgegen), wie wir umgck. oben ('i b) eiit-
auch statt er- fanden, so lässt sich ert- auch als blosse laut-
liche Variante von ent-, et- ansehen, wofür die wechselnden
Formen encnt, enert, enet; innent, innert, innet (s. Sp. 267)
willkommene Parallelen darbieten. Vgl. noch das Folg.
Ter- scheinbar vorliegend in vert-wenne, ent-
wöhnen; -wache, erwachen; -leide, verleiden; -ICi, ent-
lassen; -nchwcre, schwären, eitern; -lle, -lene, leihen,
entlehnen; -cho, begegnen (alle diese inUoT.); dazu
noch anderwärts: rert-schlafe, ein-; -nöre, einschlum-
mern; -niickc, einnicken; -ri'mne, entrinnen; -trütsclic,
entwischen; -werfe, fehlg(d)ären ; -schlufe, sich ver-
kriechen; -napfe, schlechtes .aussehen bekommen;
-Hchnäpfe, sicIi im Siirechcn verfehlen; -ii:ile, ver-
weilen; -sehietitjiic, schieftreten; -schiillc, erschüttern,
schütteln; -ha, zu-, zurückhalten; -liiffe, laH'enstützig
werden; -lere, verlernen; -löchere, wasserdicht werden;
-Wiche, ausziehen (Pflanzen aus dem Hoden).
Ibis priucipielle Beilenken gegen Verbindung zweier uti-
betouter Prüf, gilt uatürlich auch hier; ferner kmiimt in
Metracht, dass statt oder nelien rert- bei mehrern der auf-
gezählten Comp, nicht bloss das selbst zweifelhafte ert-, son-
dern auch einf. er-, rer- und ent- (et-) vorkommen, und dass
rer- (.s. d.), übh. sehr bcli.'bt, bes. auch für ,,- riiitrilt.
Schweiz, kliutikun 1. 3.
lV/-(- ist also nuiglichcrweise nur lautliche Verstärkung des
einfachen rer-, indem der Zusatz ( zunächst von eri- herüber
geuonimeu wurde. Eher als ein ursprünglicher Trieb zu
begrifflicher Verbindung zweier Präf. ist wohl anzuuehuii'n
ein Schwanken der Wahl zwischen zwei ähnlich lautenden
Syn., welches dazu führen konnte, dass Elemente von beiden
an oder in einamler geschmolzeu wurden, wie dgl. in rein
physiiilogisch-niechanischer Weise auch sonst vorkommt. Dass
Produkte solcher Verschmelzung im vorliegenden Fall nicht
nur vorübergehend, individuell zufallig, geschaffen wurden,
sondern bleibendes Dasein und Nachfolge erlebten, musste
allerdings einen Grund haben, und zw:ar eben darin, d.ass
sie jener Deutung aus verkürzter Zss. fähig schienen.
Eilt c- f.: Ente. .Die Ent(en), Entvogel, anas.'
Fius. ; M.\L. In der lebenden MA. nicht recht volks-
tümlich, dafür lieber die Kosenamen Wudle, Wiirl
(s. d.). ,Ent' und .Gans' waren zwei grosse Flösse
getauft, welche die Zürcher Im XV. zu Kriegszwecken
ausrüsteten. Sack coli Ente! Verhüllung des Fluches
,beim Sakrament' L, schon l(i4(j B unter den straf-
würdigen Schwüren aufgezählt. .Blaue J].', blauer
Dunst, Lüge. .Darum Eugenius' fürschlag nünt anders
dan ain blauwc ent was, damit man achten sölt, er
hett ouch etwas zuoweg bracht.' Vad. ,Dass es list-
fündig uszüg [Ausflüchte] und blauw enten warend.'
ebd. Daher bei Paracelsus: ,blaw enten arbeit', ver-
gebliche A. ,B1. E.' auch als Wirtshausschild z. B. in
Z Altst. XVIII.
Mhd. ante, ent, ahd. luivt. Die altertümliche Form ,.\nten'
auffalleuderweise bis ins XVII. fortgeerbt in der Gesiude-
ordnuiig von Muri; s. auch Antrogel. Da schon das Vogelb.
15.57 die gemeine Wild-E. .blauwe E.' nennt, so kann dieser
Ausdruck im Tropus nicht wohl etw. in Wirklichkeit ülih.
nicht Vorkommendes meinen, sondern wird sich auf die
Prahlerei der Jägerzunft beziehen.
Is-: 1. ,Ein Merchengeschlächt. so die unsern jss-
entle nennend, etwas kleiner dann die [gemeine] Ent,
am köpf dunkelrot, gegen der brüst äschenfarl), der
rugken schwarz, der bauch weiss. Bei uns allein in
grosser kelte gefangen, dannenhär es den namen über-
kommen.' VoiiELB. 15.'i7. Nach der selben (Quelle etwa
mit Bhtn- verwechselt. Lt JEEscukr 1092 die Kriek-K.,
anas crecca. — 2. Grö.ssi I., die grosse Tauchgans,
raergus merganser Bodensee; Syn. Äsch-.
Isen-, ,Das E3-sencntle, mergus (major).' Fnis.;
Mal.
Asch-. ,A. von wegen der fischen so sy isset.'
Vogelb. 1.557. ,In dem Bodenseo ist ein geschlecht
der enten, welche auss dem, dass sy insonderheit die
äschcr fressend, von inen äschenten genennt werdend.'
FisciiB. 15(i.S. Vom Hautmann 1S27 in allen Teilen in
.\brede gestellt. Der Name bczug sich vidi, eher auf
die Fnrbr.
, Voll- Enten nennend die unseren anateni cirrliii-
tam von wegen der grosso jres leibs.' Vohklu. 15.")7.
,Foll-Ento.' .lEEscHKR UiiVi.
(iran-Entli: .Kleine ent, Kriekente, anas crecca.'
VocELii. 1557.
(irab-Ent: die geuii'ine wild,' !•],. anas Imschas I,.
(iross-, Hag- :— 7i'(V/.«7i-. \'iiiii:i.ii. 1557.
Halden-: „Scharbe, pelecanns graculus (! ; Tu."
Nach Haiitm. ISO,** = Kormoran, pelecanns carbo; so
genannt, weil dieser Vogel sich in kalten Wintern
noch einzeln in den Seerevieren auflnilt, wo es an
der lliildc heisst.
23
855
Ant, enf, iiit, unt, unt
356
,Kiifer- K iil li: Duclioiitliii. pygoscelis iiiiiior.' Mal.
- K. (s. (1.1 lirzit^ht sich vi(;ll. :iiif die Ijubluiltit'kcit.
,Kricli-. Kriick-eiitlin, Kvig-entc: Kriek-E., a.
crecca, ijULUMiuedula. Vouklb. 1557.
Aus lulrd. kriltia; das viell. die kriecheudc d. li. kurz-
Iji'inigu Ijod., viull. aber auf dorn lat. rpierq. bcrulit.
Krüt-: Sdiimierlialbonte, a. circia Büdensek. .\iu-li
dem VocjELii. 1557 au.s dieser Gegend bekannt.
K 1- ü z - : der \veis.sc Säger, niergus albellus.' HSchinz
1842. — Der Nanie, wie das Sjii. A'uitiiemni, srliuinl, sirli
auf die Fai'bc derselben zu bezielieu.
Li'tt-Entli: 1. Kr!ek-E., „anas crecca G."
2. Zwerg-E., ana.s iiiiuuta. Hautm. 1808.
Mugg-Ent: aiia.s iiiuscaria. Mal. ,A1sü genannt
darunib das.s ny niuggen fahet.' Vouelb. 1557.
Muer-: Kriek-K., ana.s crecca. JEEsrHEK lGSt'2.
Nacli Fris. und Mal. =^ ,Soreiit, kleine grainve entle,
iluor(|iiedula.'
Vidi Mucr, Hchhiuiui, iu welchem sie wühleu, also gloich-
bed. mit Li'tt-, Man-, Sor-, i^cldkf-E.
März-: Wild-E. und zwar ,anas fera timiuata
maior.' Mal., aber nach Vogelb. 1557 a. C. t. minor.
Mos-: die gemeine wilde Ente, anas boschas (fera).
Hautm. 1808. Denzl. 1677. 1716 ,Moosent'. Im Vouelb.
1557 ,Massent' mit der Kriek-E. identiticiert.
^ nnnaw- = Krüs-E. Sciiinz 1842.
So genauiit wejfeu des Wechsels von schwarzer inul weisser
Farbe. — Syn. Änniu-iittnivhi'r.
Bisani-Entli: 1. Knäck-E., a. qucnjiicdula. ScniNz
1842. — 2. Kriek-E., a. crecca. ebd. — 3. „Bismalt-
Ent: &. rutina Bodensee." Kulbenente. — Die Bcueunung
bezieht sich auf den Geschmack dos Fleisches.
Blass-Ent: die gemeine wilde E., anas boschas
(l'era). Hautm. 1808. A. fera tornuata minor. Voüelh.
1557.
Hartuiauus Heliniloiiiir ,Hlas-' darf wohl als ,Blass-' ver-
standen werden, und letztere Bezeichnung bezieht sich auf
den weissen King um den Hals.
Ruech-: die Gattung Taucher, colymbus. Hautm.
1808. — S. Buecli.
Rh in-. .Rynent, mergus Rheni.- Mal. .Von den
Merchen ist das Rliynentle der Enten [an Grösse]
gleich.' VocELii. 1557. ,Rhein-Ente, die griisste under
den Enten.' JEEsciiEU 1692.
Rot-: Tafel-E., anas rufa? .Wird also geneniiet
von ihrem roten Koijf und Halse.' JEEscher Uiii2.
Ratsch- = ,Sj)iegelent, wilde blauwe ent, a. fera
toni. min.' Mal. Vogelb. 1557. JEEscrku 1602. —
0er Name bezieht sieh \v(]hl auf die Stimme; s. riilnclu-n.
Sor-: jkleine grauw entle, querquedula.' Mal.
Nacli JEEscher l(i92 = Kriek-E., a. crecca. — Sor hier
ohne Zweifel i. S. von Muer (s. o.).
Scliell-: 1. Quakente, „a. clangula Büdexsee."
Hartm. 1808. — 2. Spatelente, a. glaucion. ebd. —
■i. Braunkopf, weissäugige E., a. nyroca. ebd.
Oas Vogelb., welches sowohl .Sehall-' als ,Schell-' erwähnt
(.Schal-' auch Cys. KiOl), hat zu der erstem Form die richtige
Erklärung ,vou sterke der Hiiglen', mit welchen ein besonderer
Klang hervor gebracht wird.
Schilt-. ,Ein gsclilecht der breitschnäbligen En-
ten. Seh. genennt, item Täschenmul.' Vogelb. 1557.
Schlief- iläf-'-: 1. Reiherente, a. fuligula. ScniNz
1842. — '2. .Schlcufontlein, Krick-E.' .lEEs, iiek lOO'i.
0er Name deutet, wie die Syn. ,Müdor-E.' für 1, Muer-E.
usw. für '2, auf die Gewohnheit dieser Vögel, im Schlamme zu
wiilileu.
Scluiäder-: spcjttische Bez. einer geschwätzigen
Person Bs; Sin.
Schwalben-: Spiess-E., l'feilscliwanz, a. acuta.
Hartm. 1X08. -- Vou ilnem k.ilfurmig gestalteten Sibwanz
so genannt.
Spiegel-: die gemeine wilde Iv. a. bosclias (fera).
Haktm. 1808; Mal.
Spitz-: Gattungsname für Taucher, colymbus.
Hartm. 1S(i8.
So genannt mit Beziehung auf di.'ti spitzen Schnaliel, im
Gegensatz zu dem breiten Schnabel der Enten.
Storr-: Sti3r-E. ,Storent, die grössere wilde blawe
Ejit, darunib [so genannt] das sy mit dem Schnabel
im erdtricli störet [wühlt].' Vogelb. 1557.
Sturz- Sturz- Z, ,Störz-.' Cvs. 1661: die grössere
Stock-, Störz-E., a. bosclias. Schinz 1842; Vocjelb.
1557; Mal.; JEEscher 1692.
Strü.ss-Entli: die europäische Haubeiiente, Kei-
herente, a. fuligula. Hartm. 1808. — Syn. Strttmmör.
StniHH = Federbusch.
Tuch-, Tüchel-Ent: Taucliereiite. mergus U;
Vogelb. 1557; Fris.; Cvs. 1661.
Syn. Ttcliel. 0er kurze Voc. weist auf den l'liir, I'rat.
eines Vb. lurjnn, von dessen Sg. Prät. das nhd. .Tauchen'
abgeleitet ist.
hus-enten: im Hause herum geschäftig sein B.
Oie in Sehlappschuhen im Hause herum watschelnde,
nicht leicht in die Ferne schweifende Hausfrau der Ente
verglichen. Syn. Inmistcn,
Enterich, dafür volkstümlicher Entcoyel, Bätsch.
, Indianische Entrach.' JUWeber 1695. — Rätseh- =
Svhii(i(hr-Ent BsStdt. Vgl. Eälsch-Ent.
entlen: 1. wackelnd gehen, wie die Enten B. —
2. im Wasser mit den Händen rudern, wie Anfänger
im Schwimmen tun. ebd.
eiitlin -li : von der Ente herrührend. Subst. Entlis,
Fleisch von einer E. S<h. — Zunächst vom Dim. Entll
abgeleitet.
eiltig: Adj., andern Adj. verstärkend vor- oder
nachgesetzt, i. S. v. sehr, ganz; nur in Gii. 1) Entigi
Mal, sehr oft Chdr. Wohl nur verkürzt aus dem
häutigeren oV (ril) c. M. 2) Es eiilii) clileis Mcilji,
ein ganz kleines Mädchen Uav.; mäs-hitiij-allei)!. ebd.;
s. Sp. 275. 3) här-entiy, verstärktes ,baar', rein, otfen-
bar, vollständig; Syn. har-lötig. ebd. En Ijurenüge
Liir/ncr, Lump, Narr; es harenligs Chalb (als grobes
Schimpfw. für einen dummen Menschen).
Bar-enliij auch um Bregenz. Fromm. 6, l'il; daneben
vorarlb. hvrrntig. 3, 531 {büf für pur, rein, also syn. mit
htir). — Zshaug des enli;] mit .Ende' i. S. v. , vollendet, voll-
kommen', Hesse sich, wie auf Sp. 318/19 versucht wurde,
soweit nur die Bed. in Frage kommt, wohl nachweisen; be-
grifflich w'ürde auch üH-tindiff. ununterbrochen, schwäb. _/«/-
endii), gar sehr, sich wohl zur Erklärung herbeiziehen lassen,
ebenso das bair. €»i2- (cnth-) = erz-, mit dem Adj. atzisrJt,
rnscrtHch. Allein das t für d iässt sich nicht überzeugend
rechtfertigen. Nun stehen wir aber in Gr und Vorarlb. auf
urspr. roman. Boden, und es werden in den mailäiulischen
Dialekten und im Dialekte des aus Italien nach dem Eugadin
heriiberfiihrenden Puschlav die .^d.j. im S. der Ver.stiirkung
mit d(!r aus dem Lat. stammenden Endung ent(u) verbunden.
z. li. hifiirutv st. huuiiisutiiio, iwrnitu st. ituociHHimo, iu Pusclil.
S57
Ant mit. Antsch — uiitscii. Anx—uiix. Anz-
358
nttv nnvfut, nagelneu, cahl caldent, siedoiidheiss, sei es dass
dieselbe, wie iu den orsturu Beispielen, aus dem Fülle oder
hohen Grad hezeichuenden lat. -entus iu cru-entHn n. ä. oder,
wie hei ralrlait, aus dem Part. Präs. eines Vh. entnommen
war. Aus solchen Yerhindungen, in denen die Silbe inl eine
verstärkende Kraft zu haben schien, konnte sie heraus gelöst,
aufs Deutsche üliertras^eu und durch das zugesetzte -iV/ selb-
ständig geuiacht werden. So erklärt sich auch der auf mtitj
nach müs- und hur- liegende, der gewöhnlichen Betonung
deutscher Comp, widersprechende Accent. Eine Consequenz
(oder Voraussetzung) dieser Erklärung ist freilich auch, dass
urspr. nur Verbindungen wie bar-, vil-mlig bestanden, nach
weichen dann schon altstr. müx-c. gebildet wurde; noch weiter
ab führte die Stellung r. rlihi statt i:lihi-<\, und endliidi wurde
gar tiitifj allein gewagt.
eint s. ein Zahlw. Sp. 269. 274. Nach Analogie
von eint und ander auch in der Verbindung ,ihr Eint
Kiid Alks' Bs. Mev.-Mer. 186ii.
eintlel'(t) s. einlif Sp. 288. intor du s. hend.
Iiiträile f.: Einkünfte. ,Eentmeister, die allerlei
iutraden einzogen.' Vad. .Der Zoll, Umgelt und andere
Intraden.' UiijiJ Haf.v. ,l>ie Uhr anbelangend [in der
katli. Kirche], soll selbe im Gemeinen dienen, nur soll
.sie der kath. Messmer richten [aufziehen] und eine
Krone Intrade beziehen.' 1646 Trimmis. — Aus it. intmia.
Intresse intfejressi n.: Procente von Anleihen auf
blosse Handschrift ohne Unterpfand, im Ggs. von ,Zins'
oder ,Gesuerh- [auf Hypothek]. ,Und nennt man sol-
ches: Interesse und nicht Zins, denn es sei eine fah-
rende Schuld. Ob man solchen [hohen | Interesszins
zu nehmen abstellen wolle.' 1557 Absch.
intressänt: interessiert BsLd.
intressiert Gr, -e- Av; Bs, -e'- Z, i-tressiert L;
S: auf das eigene Interesse bedacht, eigennützig,
geizig.
nie in L; S übliche Form beruht auf unrichtiger Ab-
teilung und Anlehnung an das dentsche PräC. in-.
ver-interessieren: verzinsen. ,üas Geld ent-
lehnen und V. müssen.' Z 1751.
Alitschi: dim. Form von ^4h«(( (Sp. 26t»J. „Aiilscldi
Bßr.'', nochmals dim. gebildet.
Antscho s. Anton.
llntsclie f.: Papierdüte BGr. Syn. Brief: Bidrer-,
Bapir-, Pfeff'erhihli: iSknrnitzz.
Provincielle Ausspr. für ,Unze", eig. das (iewicht, bei
wi'lcheui man kauft, übertragen auf das Paket. S. auch l'ii::.
lux: s. jiiti.r.
Anzi. ,Unsers Anzis oder (irossvatcrs Vater.'
CPfyffer 1571.
Eine Ableitung als Koseform von An, Am' (Sp. '2471, wie
sie sonst nur bei wirklichen Personennamen, z. H. Km ii: aTis
Kurn(rad), üblich ist.
änzt^n, enzen: 1. tadeln, bekritteln, rügen, vor-
werfen, oft mit dem Nebenbegrilf der Unverträglichkeit.
Bitterkeit und lästiger Wiederholung (ii.; G; Scnw.
L,iU, wo [welche] ei!<der | immer ] ()p2)is z' änse hiind,
chann-i iiid lide SiiiwMuo. Kr lud em 'x iihel ifd)/:!.
ebd. All Oppis iiiiie ä., an Ktwas herum kritisieren,
ebd. dpjie liim Italic" |01jst zu Jlost malilcnl ea
Eimerli ztcei roll süberes Wa.^ser iiher d' Stei' ine
[herein] z' schütte", da.sselb ist recht, das chann-me
nid ä. Senw Erzähler 1856. Du miieseh-es [musst,
kannst es nicht unterlassen] eisdig ä. GG. In der ä.
Rechtsspr. bes. vom .Rügen- eines gerichtl. Criminal-
Urteils. „Wer diese Urtel ä. oder äfern sollte, soll
in die Fussstapfen des Verurteilten gefallen sein--, bei
Maleflz- Sentenzen Sonw. Einen Richterspruch ,ä.,
äfern oder schmäehen.' Gl Blutgerichtsordn. XV.; syn.
.niemer [niemals] ze anden noch ze äft'ern.' G 1395.
S. äf ereil Sp. lOG/7. — 2. in beleidigender Art wieder-
holen, was Einer sagt, und ihn so reizen GlH.
— 3. verdriesslich klagen, mit Bitten beschwer-
lich fallen. Syn. kdreii, miicden G oT. — an-: an-
hetzen Gü.
Zu ahd. (iimzan, antreiben, reizen (direkte von der Präp.
an gebildet), würde wohl Bed. 2 unseres W. u. anüiizen passen,
nicht aber Bed. 1 und 3, während 2 und 3 sich leicht aus 1
entwickeln lassen. Es empfiehlt sich daher besser die Abi.
aus (luden (Sp. 301), entweder mit der Intensiveudung ahd.
-azan, auch -izan (daher der Umlaut, der sonst freilieh bei
diesen Bildungen im Mhd. ausbleibt, weil das i nicht urspr.,
sondern nur aus a geschwächt ist, doch auch in nhd. .ächzen,
krächzen' erscheint), oder mit «, resp. ahd. -iunn, also für
and-s-en, vgl. das vereinzelte nhd. ,ahnsen'. Für diese .\bl.
spricht auch der syn. Gebrauch von and^n neben ä/errn in
der Rechtsspr.
Eilz I: m. Taufn. Lorenz Ap.
Enz II n.: Erz, das frisch aus den Minen gekonnnen
ist AAFri. Dazu Enslinapp, Bergknappe. — Mag zu
Enzt, Berg, gehören; vgl. EnzJoch = Enztlnrh.
Enzi I: w. Taufn. Emerentia L.
Enzi n „n.: oberste Kuppe eines Grenzberges. So
gibt es ein Entlebucher-, ein Berner-Enzi." Aber auch
ein Röiiiöser-, Willisaiier-Enzi, sämmtlich in LE.
Enziloch, am Napf, auf der Grenze zw. B u. L. ebd.
auch eine Enzi-jlneh; Eiizi-irald hinter Hergisw. bei
Willisau. Am Enziloch erscheinen in der Sage die
Enzimannen, Berggeister, welche dort, zeitweise durch
(Jeti'ise sich kund gebend, das Wetter machen. Es
sind nach der Sage die unseligen Geister von Men-
schen, welche zur Strafe einer begangenen l'beltat in
jene Wildniss gebannt wurden, wie Ahnliches von
andern Gebirgsgegenden erzählt wird. Das Enziloch
und seine Umgebung ist auch noch durch andere
('ieistererscheinungen unheimlich. Vgl. Lütolf, Sagen
'27. 393. 513. 519. Im Romoser Enzi weilt eine ver-
wünschte schatzhütende und wetternnichende Jungfrau,
ebd. 504.
Ettzt hängt w<dil zusamuu'U mit ilem Subst., das appel-
lativ mit der Bed. , Kiese" nur im Ags. (.iiO vorkonnnt. aber
auch in ahd. Personen- und Ortsn. erhaltiui zn sein scheint;
Itair. Knzimann, Knznrilut, Ä.';i2r;nc(\ (Wiese); vgl. auch ,Enzi;n-
berg' uiul ,Euziungfrau'. Simrock ■'' 3'.)1. IDS. llie Wetter
nuicheiulen Knziniaunm an unserm Enzdnrh sind ohne Zweifel
urspr. Kiesen, erst später in ineuschliche Geister verwandelt,
und auf niytliologische Bed. weisen auch die übrigen Iii>kal-
sagen. — Das mänul. Geschledit erklärt sich durch hinzu-
gedachtes ,Berg'; das weibl. Geschlecht bei Gas. PlytVer ISri!»
ist ganz vereinzelt. -- St. 's Ilefinitiun ist beeiutlitsst durch
die etyiiuil. Deutung auf ,Eud'.
Enzi;in. Enze. Ku/, eiii', Kn/.ele, lOnzni s.
Jeiize.
einzig, (•-'«.-/(/ AASeet.; Bs (Si'UKNii); B; Si-u; Sinw ;
S; ZU., „(».-((/ VtluTK" ; BHk., sonst e'i-: 1. wie nlid.
353
Am. eiiz, iiiz, onz, nnz
360
,J)ie (/rünlii/eii, fschrecklichen] Äst, wo ein ensig [von
denen einer allein, ein einziger] scho so dick isch, wie
lies Sdt/liÜHiiili.' BWyss 1803. .Subst. ,D(is icird nnlii
[ilocli I iiil r/s Umicje i dr Welt sl.' Gottii. I wolU-
n-h iiiimiiieit es 1-iiziys siiye, nur dieses Eine will Ich
Eueli sagen ISHk. - 2. irgend ein = c/jkV/ Sp. 28(1;
in der ä. Spr. nach Negation. ,Uhne einziges Melden.'
158.') Ai- LB. — 3. allein, einsam. Er göt äiAj (jo N.,
er g(!ht allein nach N. Aa. ,I)as Ching nie emig lo,
weder i" der Stuhe, no voruase.' BWyss 1803. ,Man
hört auch etvvan nachts in den Klöstern oder sunst
an einzigen orten klopfen.' LL.iv. 1569 (1670: , ein-
samen'.) Der Selbe spricht 1584 von Bettlern, die
,uf den einzigen höfen [einsamen Bauernhöfen]' von
den Frauen Almosen erpressen. Er b'chennt [kennt]
die hinderist und ei. Cime uf-der Alp Gl [eig. die am
äussersten Ende der Alp einsam weidende? oder:
alle, sogar die eine letzte'?], einzigist: alleinig Ndw.
Dil! Vercnsfiing des ei zu c ist wohl durch f lüuiiurch
gegangen, wie ulid. , wenig', schwz. wl'nig, aus leciidj/ (eig.
liliiglich, vgl. fz. ßiihh ans y/iiiVw); sc\\viz. hi'liij ans , heilig',
//<7>/., (Hüiligen-)Bild. Hie Ansspr. c* erklärt sieli hier wohl
daraus, dass auf » uocli ein Cons. folgt.
.iilior-enzig: übrig, überschüssig' Bs (SrnuNfi).
all-einzig ilcinzig Aa; B; P; W, nUnzig B,
Iciizig ZvRo, alhizi PS.: ganz allein; miieterselen-
iillcinzig BsStdt (BMevkr). S. ulJeiii, -ig.
ein-einzig „VOrte"; Z, ei -einzig Aa; B: ganz
einzig; auch nur ein einziger. „Sie ist die eininzige
Tochter Vw; Zg." Er ist der Eineinzig; Icen [kein]
Eincinsige sait [sagt] dits; de eineinzig wett-i möge
g'sih [möchte ich sehen] Z. E eieinzige, einen ein-
zigen B. Er einedeinsig ist chö, einzig und allein.
.1/ Verkürzung vun nml wie in Zahlverhindungen 2. H.
rilir.hnh;:,!.
gotts-: ganz allein Sciiw. Vgl. gotzig.
ein zech tig: einzeln. .Es solle bey all disen
respective gemein-, halbteiligen und einzechtigen he-
strafungen sein bewenden haben.' 1670.
MhJ. ciiizL-ht, -iy. ciiizcieht. Die .\nliängung des -rht an
Zalilhegriffe ist sonst unerhört; aber die fragliche üildung
uinelitL' stattfinden, weil einzd schon uihd. selten und unserer
Spi'. Vf)liends fremd ist, welclie dagegen viele P.ildungi-u auf
-l'ilit. (gemischt aus -lieh und -tcht) aufweist.
in z s. unser Sp. 317.
Uliz f: 1. das bekannte Gewicht = ,2 Lohte, oder
S Quintlein, oder '/ic Pfund.' JBEscher 1685. Auch
msc: ,Wer auch nur einen Unzen Christenthunis hat.'
ÜLU. 1727. — 2. Längenmass. , Einer [sc. Caiiaun-
stein| gefunden worden, der ein unz lang und ein halbe
unz hoch gewesen : der underteil ist etwas holächt
llciclit gclHdilt[- VoiiKi.li. 1557. Vgl. riii'«l„ Sp. :!.')7.
nnz ons ApI., üss BBe., Ei., iinse L; Zg, tisse
BBe., Ha., unzig L; Senw, „rissig W". unzit ä. Spr. :
1. bis. a) Präp. ,unts'. 1405 Ai- Krieg. ,Von di'r
obern Trenki hinab unz under Kadelburg.' 1443; ebd.
in der selben Ortsangabe , unzit'. , Unzit'. Z Gericht.sakt.
1470. ,LTnz biss uffs kind in der wiegen.' Absi-u. 1530.
.Kichten unib alle frevel unzet an die hochen gricht.'
Aa Weist, c. 1539. .Von anfang der Bibel unz zuo
end.' Bibel 1548/60. ,Die !-'chlaghändel zu strafen unz
oder bis an das Blut.' JCEscn. 1723. — b) Conj.
P silv. ,Unzid, biss das, donec' Mal. ,Unzig ieder-
man gefertiget ist.' XVII. Muri. ,Der Franzos hat
mich [die Stadt Mailand] lang inghan, unz biss die
recht[e] Stund ist kau [gekommen].' Si'ikl v. 1514.
,Unz das er z'letst heime kam.' 1579 Bihanuus. ,Und
soll derselb pfaff in nieniants schirm sin. alle die wyle
[so lange] unz er von den fremden Gerichten stat [ab-
steht].' 1779 BsChr. -- 2. Adv. unterdessen (bis so
lange, bis dahin) BÖ.; L; Schw; W. ,Chümwid gen
essen und IrscMüs'sid u. d' Schär [die t-'cheune].' Häfl.
jZ'e"" glitzeret d' Sunne u. i d' Welt.' ebd. JJu chönn-
tist uss warten BKi. Bcit ussen! warte, bis ich wieder
komme oder fertig bin BÜ. .Doch d' Schwgzer fallid
unz uf d' ülinru [Kniee]'. während Hasenburg dem
Herzog seinen Bat erteilt. 1819 Se.«pacuer Si'iiLAcnr.
-^ bis- hisons Av: 1. bisher. I ha b. niid 'glubt
[geglaubt], dass ... ~ 2. bis dann, ('honnst [kommst
du] b.?
Mhd. unzc, unz, aus ahd. unt, bis, u. z^', zu, spater auch
unaiii, ans unz an oder -in, mit angehängtem ( (vgl. uhd.
,Nieman-d', schwz. ^^i'^nuirlt) unzcnt, dieses verderbt in unzet,
-it, -it/. tJnzUj entw. aus unzid, wie Ahiy aus AIntI, oder
dir. ans unz mit dem auch zur Bildung von Adv. beliebten
-uj (vgl. hig-iij, unterdessen). Die Form unzen erklärt sich
entw. ans dem ndid. unzen oder ans 'unzhin. Der tjbcrgang
von z in « (om) findet sich auch in dem syn. '</», zunächst
ans htm, dieses aus bi ze (bei zu), wo ein urspr. anlautendes z
durch Zsfiigung inlautend und zuletzt auslautend geworden
ist. Die Formen ohne n erklären sich nach Fromm. 7, IHß/T.
Die Kürzung des Voc, welche für BHa. u. Ri. konst^itiert
ist, entspricht derjenigen in dem gleichlautenden, aber ganz
verschiedenen unsen aus üssen, aussen. Dass aber anderw.
in BO. die regelrechte Länge vorhanden ist oder war, be-
weist St. 's Verhochdeutsehung ,ausse«'. Das W. scheint sich
übh. früh verdunkelt zu haben; daher die pleonast. Ver-
Itindinigen mit dem syn. und äliulich gebildeten ,bis*: ,unz
biss; unz oder bis; bis unz'. In ,die wyle unz" kann auch
die lautlich und begrifflich nahe stehende Verbindung .die
wilc und' (so lauge als, s. und) mitgewirkt haben.
II
inunzig.
iinzit: irgendetwas. .Wenn jemand dem andern
ünzit vergäbet.' Bs Rq. 1457. — Aus üizii (Sp. 8+) durch
Kinsrhiebung vuu n geschwellt.
301
A]), Ol
I. ip. o|,. lip
SC'>
Ap, ep, ip, Op, Up rts|i. iip|> usw.
aji s. (ilj l'räii. u. Adv. Sj!. '2">. '20. ap, a p a
s. 11 I (Sp. 2) u. j((i. ajipa. ajijias s. ctirn usw.
apärt BsStdt. apdrti Ai-; BsStdt; Gr; L; G; Sch;
Z, iipdrdi Z, „ejxinli Gl, aliarti LG.: 1. bei Seite
i. S. von au.sgcscliieden, abgesondert, besonders, allg.
Etw, a. tue [legen]. G'apass a. ! Scherz bei.soite ! l'ass,
scherzend zum Unsinn ausgesponnen: G. a. und der
Ernst histte"! Bs. — 2. in besonderem Grade, gar
sehr, gar zu; als Steigerungsadv, z, B, a. schiiii, f/iiet,
yern Gr; Z, ,Apparti g'wundrig [neugierige] Leute.'
GoTTH. Und auch für sich: er ;i'faUt-mer nüd a. Si
liänd nüd a. g'schmdlt, eigentlich gezankt haben sie
gerade nicht Gl. Er hät-mer a. Nut z' leid 'tä", und
doch ... I weiss a. Nüt, hau a. nüt Anders g'seh", nichts
besonders Bemerkenswertes, Aussergewöhnliches.
Aus dorn lat. aparte, mit der bei Lehnww. übliclien Er-
weichung der Teuuis (I) und Wiedergabe von e' durch i^.
apartig, apardiy, efpardiy: das Adj, zu Obigem.
Er iscli e ganz apaHige Münscli, ein Sonderling B.
Oppis (Ettis) Apardigs (Apardis), etw. Ausserordent-
liches. .Die Mutter wollte [behauptete] nichts Ap-
partes [zu] wissen.' Gotth. Eh Apardne, ein Sonder-
ling Z. En apardes Maidli sagt Stutz von einem
scheinheiligen Madchen, /jppier Apartigs.' Gotth,
Auch als Adv„ also mit dem Grundw, konkurrierend:
I bin apartig darum clio, express L, Jedes schläft a.,
in seinem besondern Bette B; a. irone'. Ln Wechsel
mit seinem Syn. : er liet 's b'smiderig gern a. Aa, In
B tautologisch verstärkt: extra- e.ru-p-, vl-itnyap. -
.\partigi f.: Sonderbarkeit, Wunderlichkeit.
Die Nbf. des Ntr. apartii^ ist wie nbd, ,.\ partes' unuiittelbar
von dem Grundw, ans gebildet,
appe{r) s, ah-liin, -her.
Apel I m,: Ekel, 1 han en A. d'rah g'esse Scn.
Für *Abwi]]e = Aberwille':' Vgl. ijopjtrl aus ,Gott wüll'.
Eller durcli ungeschickte Verteilung der Laute aus dir Jlapjttl.
Appel 11 s. Appele.
Apitellaiie f.: eine Art bleichroter, sehr schöner,
aber unsclimackliafter l'flaumen B It St.''
Verderlit aus it. mirobalaiio, lat. (pnnutH) lui/nthiihniuM,
Mirabelle; vgl. Mer-Äppli.
Ap]iellatz >ipi;!ih m. : Berufung auf eine höhere Ge-
richtsinstanz Z. A. n'i*. ,Ich begehre der Abbalatz.'
BAi'KRNciKsi'K. XVUI. ,Provocatio, das appellieren oder
appellatz.' Fris. ; Mal. Mehr Beispiele bei TscH. 25.
Die mehr deutsch klingende Endung -alz für lat. -atin
beliebt in WW. mit conson. geschlossener St;i,uiuisilbe; vgl.
Vij-alx udgl.
appellatzen: appellieren. ,.\lles trölen [proce.s-
sieren|, a. und unnötiges Hat halten an Sonntagen
verhütten.' BMand. 1G28.
A'ppele I f.: Pappel ArSchwellbr,
Scheint auf einer Verciuickung des boelid. W. mit Alhrre
(Sp. ISfi) zu beruhen.
.\'ppel('. JI f.: L w, Taul'n, .Vpollonia Aa It
riO<iiH,; Scilw (ÄpeliJ; Uw (ebenso); in frühem .Hülfen
auch Z, ~- 2. Ai^ik (seit, .ci^Arj) Tn, Äple Scn; TuHw,.
Äpel 111. AABb, m, angr. Z; Scn; Tn dini. AiH'li
Bs; S(ii, Äpcli Tn: ZW.: närrische Person, bes,
auf Weibspersonen iils leichte Schelte bezogen; dini.,
von Kindern, Närrchen, Lache wie-n-en Appere Tn,
— Mari-Appele: halb närrischer Mensch, welcher
dumm aufbraust LG, - Fasnacht-Appeli: Kose-
wort für possierliche Kinder Bs, — Bäs-Apple =
Appele Si'H (KiKCHH,),
Bed. 2 beruht auf aiipell. Verwendung des Eigeuu, mit
.\nlehnung an Lappi. — Zu lliiD-a. vgl, Bäs-Amjiji Sp, :340,
äppelig: einfältig, kindisch Th,
g'narrapplig: sich dumm geberdend ZFlurl, —
Zu dem vorauszusetzenden A'wmpptHe) vgl, Fanmclit-A.
appolen: ein gewisses Kartenspiel, ähnlich dem
Kümmertshoferspiol, machen Ap It T, — Appell ni,:
die Sau, der Zehner und Neuner in diesem Spiel,
Appelone Ap^ih^nr Th, apalime, apjflüne Schw - f.,
Apelun n,, Apelünnel, Apelüntschel ni. Senw, A})-
lünni L, ,Aplunje, Aplunneli,' Sprenc;, Planne
ScHW, (\\n\. Plunni, Vlilnni, l'lünnel i Jj, Luniie, dhn,
Lünni, als ni, Lunn, Liiniiel Scnw: w, Taufn, Apol-
lonia, St-Apollonia hilft gegen Zahnweh, ,Sy rüefend
an in äugen- oder zanwee by S, Ottilia und Appo-
lonia.' Gi'ALTH, L584. ,.\pelun.' Z lt>09. Vgl, nuch
Appele II.
appelöniscli Ap; GRh,; äperl- GTa., npiehhiisch
THTäg., äpclünig ZO.: L eigensinnig, launisch,
wetterwendisch GTa,; TiiTäg,; ZO, — 2, schlau,
gewandt, verschmitzt Ap; GRh,; TnTäg,
Wahrsch, aus aberVünisdi durch Beimischung von Äpjich-,
Appelone umgestaltet. Vgl, auch bair, aperla«, wunderlich.
Apelure: veränderliche Laune. — apel ur ig, -??-:
wetterwendisch gestimmt Z.
Wabrscli. aus AherJiuw entstellt mit .\.nliduiuug au Apprlimc.
Appenzeller Appic-, Appiseller: l. Einer aus dem
Kt. Ap. Si lebed nO-n-em alte selig macliede Kalender,
wie d' A. [der gregorian. Kalender wurde von ihnen
erst nach der Revolution angenommen]. SiiLd. Er
chunnt hinnedri, wie der A. [Anspielung darauf, das.s
die A. erst spät in den Schweizerbund aufgcnimnnen
wurden, oder eher darauf, dass die Rechnung nach
dem alten Kalender die Kalendertage um zwei WUclien
verzögerte]. — 2. Fehlschuss auf der Kegelbahn GStilt.
Hyn. Pudel. — 3. ein Tanz. — Appenzeller in: Kuh
von einem gewissen Schlage des Rindviehes Z.
Aperi s. Heid-Beri.
Appetit -r- fast allg., Apitit Z, Apedit Sciiw, AlmUt
Bs, Apetigg Ap zuw.; GlK.; Zc; Zf - m.: Esslu.st.
Der A. war dö; wo ist aber der Brotijfi' L. U'iisr/i
[wünsche] yuete A.! Gruss beim Eintritt in eine Stube.
wo eben gegessen wird, aScnw. Lust, Eifer übh.:
I han kei A. z' schrlhe Uw. Daher ist das Comii.
Ess- Ap möglich.
appetitlich: 1. ApiJctit habend Ap; li; Gti. —
2. Appetit. Ksslnst erwcckeml (vgl. ,;«»( Fri'ssen artig);
reinlich, einlatlend Ap; I!s; ScnSt. Eu uinippelilliyr
liursi, Vit unaiipelilUyi Magd lis,
Appczc, Appize s, .l-/.'-rSp. 1. .Vppi s. /.appi.
m
Ap, ep, iji, op, up
364
Aplstr 11.: Eitorgeschwür 8cinv. — Verderlit aus
,Ai)Ost(!iii', tri-. än6axy)[ia.
Apitcgg Uw; W; Z, Ä2]f- AABb.; L; G; S, Abidäjg
l!s — f.: 1. Apotheke. ,In-ere Scliiiiitte und m-eren
A. sell-me Nüt a"rüere".' Schild. Er lueyet 's a", wie
trenn e Cime in-en A. ine lueyet Z. Die Apotheker
sind übel angesehrieben wegen ihrer hohen Preise.
V A. ist e türi Chuchi L. So [teuer] chöiint-me 's i
der A. ha. allg. les muess-me* d' Milch und d'r Anke
af'en us d'r A. chaiif'e, sind so teuer wie die Apothcker-
waare UwE. — 2. eupheni. für den Abtritt Bs; Z. —
3. (scherzhaft) die Blosse. — MhJ. upotake. ,Aiii)iiiliikl\.'
Cysat.
Apitegger. Hundert A. nmienänzij Narre. Sulg.
,Was einer by den Appotegkeren umb Fa.stenspyss und
derglycdien Sachen, deren der Mentsch entberen mag,
ufschlüege [auf Kredit bezöge] . . .' Z 1011. , Diese
Ordnungen sind bei uns zeithoro under denen vielen
Apotheckern auss eigener Schuld vast in abgang koin-
nien. Sie practicieren innerlich und äusserlich, gleich
denen Medicis. Die Medici aber geben Arzneyen selbst
auss wie die Apothecker.' JMuralt 1697.
apiteggerlen: nach Arzneien oder Apotheker-
waaren schmecken, z. B. die schwarzen St. Johannis-
beeren Z. Syn. dOkterlen.
apjen s. ühen I Sp. 34. apjeiieii s. ahjciicii
' Sp. 12. Ajipliss s. Ab-la^s.
applizieren: die Messe für Jnidn besonders lesen
Nuw.
aploch s. (dl Loch.
apolipu in ungeschicktem Munde für apropos Ai'.
appollicren: appellieren. , Urteil a. Es mag einer
frilich ziuclien uiul a. gan Bern." Tiu:n 1Ö39. Syn.
uppcllatzi'ii.
apiista: besonders, express Gr. — AusUem it. ap^jostu.
Apostel: 1. JJen Tüfcl zum A. mache, den Bock
zum Gärtner setzen Gr. Under zwölf Apostle ist L'is
[Einer] c Judas [Verräter] y'si L. De 13. A. sl, der
IT). Nothelfer L. Sprw. Es darf nid reyne, wenn
d' A. [die (jeistlichen] reise L. — ■ 2. scherzend-spott-
hafte Bezeichnung: ein herumziehender Mensch, der
allerlei erzählt Nnw. En eiycnen A., ein wunderlicher
Meiiscli S. Das ist mir en schönen A. (A. Mirrettech),
ein dummer Mensch Scn; Z. — 3. Name eines steilen
V'orberges bei Kim mit einem Schieferbergwerk.
Apostützler: 1. abergläubischer Mensch. Sülgeu.
,Du lydenlüser a.' Buef 1550. ,Keligiosus, Aposteützler
(Apostützler), abergloubig.' Eris.; Mal. ,lez bist ein
gueter Schwyzer, Geboren uss Nonnandin, Ein grossen
Apostützler All din Tag bist nie gsin.' Lind. Wiiit. Chr.
— 2. Heuchler. HBull. 1572. ,Es tuond aber dise
abenstützlur glych denglychsneren, die in ires nächsten
oug ein aglen suochend.' K Walther 1559.
Apostütz(l)eri: Aberglauben. ,Was ist sollicli
zwyspeltig predig anders, dan ein deckmandel aller
Apo.stüzleryV' Bs 1529. ,Sye hat sich ganz von den
apostützlerwerken gekert und ist rechtgloubig worden.'
Bs Carth. M. .I»arumb auf solche Apostützlerey und
kindenwerk |d. h. gute oder böse Zeichen] achten
eiteler aberglaubeii ist.- Gwerb UilO. ,Wir sind von
der Religion zur Aposteusslerey abgefallen.- ClSchoh.
Iü95. .A|iostützeri.- E 1577.
Nacli Grimm uiul Diez aus it. aposHccio, mlat. apoHtizus,
falsch. Anffalleu muss, dass wie der Reim auf .'^climi/zer und
schlageuder die Verhoclideiitschiing iu t« Itcwcisen. ü vormals
geduhut lautete.
Apprcnziü" f.: Abneigung Ar.
Aus frz. ujtjiri/it-niiion, Furcht, welches auch unter der
Form A2jprt;hensüm in BsStdt üblich ist.
Aprich s. Abrich Sp. 42.
Api'ille Aprcle S C""); U, öjjrel FJ., Abrille,
Abril Gr, aberil Gl; TuTäg., aberel ZB., ab(e)rele Bs
("""); BU.; GlK. ('■'■"); Gr; GA.; ZU., abrelMO.; Gr
— m. : April. Der A. ist au en Wintery'sell. Sulg.
Nimmt de Merz de Pfluey bim Sterz, so chunnt der
A. und he!)t-en tvider still, ebd. De Merz im Schtvanz,
der A. yanz, de Maie neu halted selte Treu. ebd. Der
A. tuet, was er tvill. ebd. Es ist kein A. so yuet, er
macht (yitj null iedem (Zün-JStecke e Huet, oder: er
schneit im [dem] Bür (Hirt, Schäfer) uf-e Huet fem
Stecke noh neu H.J. allg. Abreletandei [Donner], Maie-
schni GA. Donnert 's im A., so soll es keinen Reif
mehr geben. Ineiciien. Nasse A., trochne Brächet, ebd.
A. nass füllt Schüren und Eass. A.-Schne ist be.iser
weder Schafmist Bü. A.-Bluest halb yuet, Maiebluest
yanz y. S. Merzeyrüe" nie yuet, A.-Grüe" halbe y.,
31aieyriie" yanz y. Sülg. Im Merze wie-ne Meis, im
A. icie-ne Getss, im Maie tvie-ne Chue, im Bröchet
hei [haben] alli Ticrli ynue" Bs, die steigende Er-
gibigkeit der Vegetation malend. Der A. muess em
Maie 's halb Laub und Gras brinye". Sulg., viues
d' Wise choche. Tscu. Der Guckus [Kuckuck] chunnd
rfe/t 0. A., sl der Früeliy, icä [wo] er will. ebd. Cliömm
d' Uslerc, wenn-si well, so chunnt-si doch in'n Aberell
— sonderbarer Volks.spruch, weil niclit wahr. Sulg.; Z.
Der erst Tay Abrel ist de vürworfnist Tay im yanzen
Jär; iccmmu [wenn man] an dem Tay ettes Wichtiyes
fürnen will, so bringt 's Nüd wann U'yfell; der Tiifel
ist a dem Tay us-em Himmel cürslusse tcorde BBe.
Ebenso der 21. A. Kinder am 1. A. geboren haben
ihr Leben lang Missgeschick, sterben auch wohl eines
unnatürlichen Todes Zf. Säen am ersten A. Verderbt
de Bür mit Stumpf und Stil Aa; Z. Er ist übh. ein
verworfener Tag, ,weil an ihm der Heiland von Judas
verraten wurde- Z. I'n A. schicke (sprenyej wird
nicht nur am 1., sondern in BsStdt auch am 30. A.
getrieben. Dem Gefoppten ruft man an letzterem Orte
zu: [an die] Nase y'länyt, (in'n) A. y'sprenyt! nach
der N. gegriffen, um sich zu überzeugen, wie lange
sie geworden. Vgl. Ibidum Sp. 18. Alan gibt dem
Boten ein Briefchen mit, auf welchem geschrieben
stellt: Am 1. A. schickt-me" d' Nare [s. Aprillennarr],
loo-me" tvill, am 1. Mai .scltickt-me s' wider hei'" oder
mit weniger gelungenem Keime: Ghid [gebet] dem
Nar es Slückli Brot und schicked-e" an-e" anders Ort.
vMoos 1775 fügt bei: , Dieses Aprilschicken kann unter-
weilen zur Injurienklage Ursach geben, wenn es zwi-
schen ungleichen Personen vorgegangen.- Am 1. A.
— sagt man den Leichtgläubigen — werden zu Bern
die Mutzen [die Insassen des Bärenzwinger.s] frisch
gewaschen und gekämmt. Auch abgelöst von diesem
Brauche sagt man jetzt i'n A. laufe, einen unnützen
Gang tun Aa.
MM.uUri.-lk, tipiill, . „Vinel-. Fruschauer ir)r)2. JEKscher
IIISI'J. ,Aiirell-. Fris. ; Mal. ,Ain-eHllen-. Tierh. 15G3. JMUll.
11)73. ,llen ü. tag ahrcll 148U gericlit.' Walduiariiis tirab-
steiii. .liu A|iiilli'i].- Jleuior. Tig. 174-J. li;is Hi.iiiuteisinken
365
A|). ep, ip, M|i, ii|i. - Ajif, epf, iiil, «\<i. n\>{
366
von y> zu It charakterisiert das W. als Luiinw. Souderbar
ist .am i. awfrileu'. 1(571 Z Olilatt. Hie drei- (lizw. vier-)
silbii;o Fiivm auf -c" hervurgogaiigcn aus der selnvachou
Fli'xion des W., welcher wir auch in jredruckttir Lit. l>e-
freirnen, z. B. ,des Aprillen'. Naturf. (ies. Z ITGl. — Die
Betiinuujr dos W. ist schwankend. — Per über ^anz Knropa
verbvoitote Bpaueh am 1. .\ii. {nll /oof»' <1nj/. Engl., ,Vcr-
senduncrstair'. Vlaininirenl reicht bis nach Indien, wii beim Früli-
linsrsfeste (Huli) noch immer scdcber Schabernak jrciibt wird.
äpprojiö Z, äjhropo S, (ippr^Jw G, <ihfc)reho
GoTTH. : das frz. n projjos, beiläufig gesagt. — Ap-
liropü .\a; B; Gr; Z, Apri;iiö B — f. B, sonst in.;
1. beaclitenswerter UnistaiKl, ünistainl iler ins Gewicht
fällt, einen Unterschied macht, sich als Hiiulerniss in
den Weg stellt Aa; B; Z. I)<ix ist cn .scIiOne A., macht
einen hedeutendcn Unterschied. Syn. Item. — 2. der
entscheidende Moment. Er trrspricht, aher woni 's
(iii-en Ä. l'Kiint (iif cn A. anl;iinnt, sobald es Ernst
gilt), so iriU er Niit ::alc Gk.
Äpevli s. Ahrich Sp. 42.
Mer-Äppli: Mirabelle, l'Haumenart Z. — Umge-
deutet aus it.. miroUlhttto ; S. Affjietfane Sp. oGl.
e p - = ent-be- s. ent- Sp. 352.
eppe, eppme, eppige"; epper; eppes, epp-
niis, öppe usw. s. ettca usw. Epper, Eppere,
Äppere s. Erd-Ber. Eppeu s. Eh-Hcu.
Eppich Eppech m. : Epheu. hedera helix Ijciiwlb.
Viell. nur aus dem Nhd. entlehnt, s. Kbicli und Elmcrh
Sp. 47. .Eppich'. Vogelb. 1557; Tnr. scp. 1778/80.
.Berg-: oreoselinuni. dem peterle oder eppich
gleich.' Fris.; Mal. ,Berge]ipich, Bergpeterlein, oreos.,
apium niontanum, petroselinuni niont.' Zwinger 1ö9ü.
.Fygwarzen-, sardoa, ein kraut.' Mal. ,Pig-
werzen-, batrachiuni, Hahnenfuss.' P'his. ; Mal. ,Eig-
wirzen-, b.' Mal.
Es wird Linne's ranunculus fii'aria, das kleine Schnllkraut
sein. Zwinger l(i9r> führt einen ran. (liatrach.) palustr. mit
eppich-älnilichen Blättern an.
Eppir s. Erd-hir.
Epist: Pietist. Ständler und Episten Sch. .Der
Pfaff ist ein E., ein Herrcnhuter, ein Aristokrat!- Scn
Pilg. 1869. — Viell. aus .Pietist' durch Lautumstellung
gebildet.
Epistler: der Suhiliakon, dem in der Kirche das
Lesen der (mit den Evangelien abwechselnden) Episteln
oblag; s. Erangelier Sp. 108. So im Päbstl. Refor-
mationsart. 1580.
ab-epnien s. (di-ehncii Sp. -16.
Eipere s. Erd-Bir.
Ipper: eine Art Tuch. ,I)as man von einer eine
von I. .sol geben 2 den. ze scheren, und von einer
eine von Sehalun und von andrem tiiorlii' ! (Kmi.' A.
L Ratsb.
Nach dem Orte seiner Fabrikatieu, Ypern in Westllandern.
benannt. Sonst bedeutet das W. aucli i-iue vnn dnrt stam-
iueiide Ulmemirt.
l|iern s. Tod. !]ipokras s. Ilippalnuis.
Ippulotlc: w. 'l'aufti. 151:! Auen. .Ihn. .\us dem
ital. Jppiilita.
lepc s. Jüppe.
op]i s. oh Adv. Sp. 50. "!']'• "PI"-' ■■*• <''"'"•
oppass s. /(-.
oppeniereii: 1. refi. opponieren i. S. v. sich ver-
teidigen, mit Worten oder mit Taten BSi. — 2. auch
<i-: abon]iieren Z.
Oper, operlen s. Oliiinr usw.
Opcre '5- f.: Geschichte, Umstand Th; Z. De hed
c nuiesti 0. Das ist ies en anderilO., jetzt ist's oder
kommt 's anders. Da' vürt-mer c schöni 0. absetze,
das wird mir eine heitere Geschichte geben. Vgl. das
syn. Kiimedi.
Opprilient. .Auriidgmentum. 0.. Arsenik.' Fkis.;
Mal.; Denzl. 1677, 1716. ,Hr. I)r. Muralt fände, dass
sie [die Vergifteten] den Magen voll 0. hatten.' Pfarrb.
Zoll. 1693. Noch in der RA.: er ist-mer s' vider wie
Gallen und O. Svu;. — Mhd. öt]>)pi:nnmt. ../»r»„„r.
Opi n.: Opium Uw. — i in Vw beliebte Abkürzung
der lat. Endungen -ium, -litt.
Oppi Aa; Bs, Ö- Bs: 1. m. 'l'aufn. Jakob, Hmts-
Oppi Aa; Bs; vgl. Noppi. - 2. Öppi: einfältiger
Mensch Bs.
Verstümmelt aus Jnj}j,i d. i. .lakeb. — '2 appcll. gewendet
wie in der Nbf. JuijijrJ.
Chiichöpi -Ö- m.: einfältiger Mensch, Narr Z
Pehralt.
Zum 1. Teil vgl. das syn. Kmhihr (cachinuus). Der
Zsstcllung mit obigem W. bereitet allerdings die veränderte
Quantität des Toc. einige Schwierigkeit.
fir-opnen s. fir-äbnen Sp. 37.
s. et^ra, usw.
lipali hf: Ausruf des Vergnügens, der Lu.st, z.B.
in Tanzreigen Gl; Z.
u|ipefr) s. Hber-hin, -her.
Ülipercch = Iherich 1. Sp. 48 Z Fisch.
Üppig: scliwül, drückend lieiss ZSt.
Für das sonst allg. gebrauclite lii/'/'i:/. in Folge unrich-
tiger Abteilung der WW. c« iil-(tru/,/,ui. Das nhd. .üppig'
wenigstens im phys. S. unserer M.\. friuHl.
Upikraz s. Hippol'ras.
I p e . -er, - 1 s
Apfeilt -'-Hl in.: Advent. .\pfikat s. .{dmliü
Sp. 89.
Epfpl W, e'- Ae; Bs; GuVal., c'- PP.. opfd ArlC.
(-ilj; B; Gk; L; (iT., 0.; Scu; S n.J., (i. ; Z — m. :
1. Apfel. .Malum. ein öpfel.' Fris.; Mal. .Ob er
meine, er könnte den Hof vielleicht bald erben';' Aber
er sei sich noch nicht Sinns, bald da dänne [von
dannen sc. abzuscheiden], und es liätte schon mancher
Alte mit jungen Beinen [Gebeinen jüngerer Leute]
Apfel ab den Bäumen geworfen.' Gotth. Es sind mr''
iiiid alli Opfeli rlf. wir sind noch nicht am Ziele.
Stutz. Der A. als verfängliche Frucht s. Ei !> (Sp. 14).
Me" muess d' Chind so strofe, dass der Ö. bi-der liiietc
lit. SnLC,.; vgl. Hkiiel's .Mutter am Christabend'. /"
d' E. Ihlf/e" (jocke"), ein phimpes Spiel, wobei man
einen Tölpel veranlasst, von einer erhöhten Stelle ans
nach den auf der Erde liegenden Äpfeln, die sein Preis
sein sollen, hinunter zu springen; durch seine .\rmel
hat man einen Stab gesteckt, den zwei Bursche fest-
halten, so da.ss .Teuer ohne Kleid unten anlangt .\e.
I)i-cn Suren 0. bisse-, sich einer Unannebmlielikeil
uuterziehn. Sprww. Dr 0. fallt iiit irit rom Baiiiii.
oder er si;/ aiii-ene Haiidi. ass [so dass] er troli | rolle] S.
367
Apt, i'|it', iiif, upf, upf
3ö8
Wenn iV [du] cn Chorh coli Ö. uf-en Bai" schüttist,
so Irolet keine (/lieh tvit S. De Born traid [trägt] für-
Ä-i'""'' selber keini Ö. .SuL(i. En fule Ö. macht sehen
ander ful. ebd. i'« 0. wo [welcher] z'sämmestrupft
[zsschrumpft], fiilet nid hald. ebd. Der schönst Ö.
hed an''' en Wurm. Inkicuen. Die rerbulene Ö. sind
die siicssisfe. ebd. Wenn der 0. rtf ist, fallt-cr ro
selber vom Bamn. ebd. — Apfel bilden einen wesent-
lichen Teil der Kinderbescheerung an Weihnachten
bzw. Alt- oder Neujahr. Doch wer Apfel in der heil.
Nacht isst, bekommt den ganzen Leib voll P^iterbeulen
BU.; S. Für da.s hohe Alter der Kultur oder der
Wertschätzung de.s Apfelbaumes zeugen die vielen mit
Aff'el- zsgs. Ürtsn. — 2. Exkrement vom Pferde; .syn.
Bossboppele, -boldere. Vgl. .Ein Sprüchw., welches von
denen gesagt wirt. .so .sich ein ungeleerter under die
geleerten stäts gesellen wil. Wie wir Teutschen sjire-
chend: den [sie] rossträck machet sich zum iipfel;
oder: der meussträck mengt sich zum pfeft'er.' Vogelb.
1557. — 3. Öpfeli: a) die Früchte von Zierpflan-
zen, welche durch p'orm und Färbung an Äpfel er-
innern Z. - b) die Beere der Kartoftelstaude LViz.;
nyn. Bolle. — c) der Eidotter S. Glatt undzündijel
[feuriggelb] nie es Opfcli us-eme Osterei. BWyss 1863.
Alul. (qihiil. nji/il, ri. rji/il, nihil, upfel, später t-, XVI.,
XVII. öpßl. Diu Form des PI. liat sich aucli des Sg. be-
mächtigt wie in d<!ii WW. Öl [AI Sp. 167), Brimicr, Tüchler.
■ Diese uiiigelautüte Form erlauben sich nicht liloss Schrift-
steller wie Hain. IGGG. sondern sie entschlüpft sogar einem
JRWyss 1815. Die Verdunkelung des t zu ö tritt bes. vor
Spiranten ein; vgl. Laffd, SthtriMn-, — In der Verwendung
des A. (und der Nuss) an \V(;ilinachten schimmert vidi, noch
symbolische Beziehung auf Fruchtbarkeit und Segen diireh(V).
— Syn. 1. Acher (Sp. 0.5). mit welchem es tautnlogischc
Zss. eingeht; s. noch l'mnmedäjijieli; Jlemttmli. Vgl. filihMi
(Sliu-!e).
E.S folgen nun zunächst diejenigen Zusammen-
setzungen, welche eigentliche Apfelsorten be-
deuten. Diese werden näher bestimmt nach der Ort-
schaft, von wo her sie zunächst bezogen wurden oder
wo sie wachsen; nach dem Manne, der sie zuerst (in
der Umgegend) kultivierte; nach ihren besonderen
Eigenschaften; nach anderen Naturprodukten, mit
denen sie in Gestalt, Farbe, Geschmack oder Haut
irgend eine Ähnlichkeit besitzen; nach der Zeit der
Eeife oder nach ihrer Dauer; oder nach der vorzüg-
lichen Verwendung bezw. Verwendbarkeit; nach der
Art ihres Wachstumes; in einigen Zss. blicken auch
religiöse bezw. mythologische Bezüge durch.
NB. Diejenigen Xamen in der hier folgenden Liste, neben
denen kein Bindestrichlcin steht, können auch selbständig,
ohne den Zusatz ,Epfel' gebraucht werden.
Eier- ZZoll. 1808. — Abrahams-: Parmain Drue
Aa; Th. Von einem Abraham Zinimerli im Aa eingeführt.
— Oberrieder: Glanzreinette ZWoll. Syn. Hans-
Ueli. Von der Z Ortsehart Oberrieden. — Obholzer-
Tu. Nach einem Orts- oder Familienn. — Achackerer-
Th. Auf dem Eichacker gewachsen. — Adams- Th. Für
den anderwärts mit diesem Namen bezeichneten Knorpid der
Luftröhre hat unsere Spr. das W. Biiziji. — Agat-: eine
Goldreinettenart Tu; Z. So genannt von der an Agat er-
innernden Färbung ipder der Härte des Fleisches. — Augst-
Z, Aufjsten- (iE^h. (-EiifeJi);'^\i; Z, Augstler In: ver-
schiedene i^'orten frühreifer Äpfel, z.B. der Schniclzling.
Syn. l'Wn-, Chilbi-E. — Egg-: Kantenapfel SciiSt.;
Tu; Z, Eigener ZUiesbach, E/pjer- Ar; Tu: in drei
Varietäten, weiss, rot und gestreift vorkommend Th;
mala claudiana Sülg., gelbe Winter-Reinette ZPfätf.
— Süess-Eggener: gelber Herrenapfel ZHirsland.
— Wiss-Egger GSa. — Hans-Ueli-: saurer A.,
ähnlich dem Sjiit:irissiker und wahrsch. ein Sämling
von diesem; sehr geschätzt am ZSee als eine der vor-
züglichsten Handelsfrüchte. Syn. Hansiieler, Ober-
rieder Edelrenelte, Hans-Buedi, Christouipfel, Winter-
fleiner. Hat den Namen von Hans Uli ich Staub in Ober-
riedon, von dem diese Sorte zuerst c. 1810 gepflanzt wurde.
— Albisser: säuerlich, gelb, sehr geschätzt ZPfäff.
Syn. Streifaclier, Grundacker, Schnlderüpfel. — U Im e r-
Th. — Amliker- Th. Von der Th Ortschaft Amlikon.
— Emd- Th: eine frühe, süsse Art, deren Eeife mit
ieia Emdet zusammen trifft. — Oppler- Th. Von
Oi,2'i:l, d. i. Obbühl, Th Ortschaft. — Aarauer- Th. —
Erlanger ZZoll. 1808. — Ern(d)-, E-nd- Th; Z
z.B. Zoll. 1760, Ernen- Bs: englischer Kantapfel, eine
frühreife Sorte, in Bs sowohl eine süsse als eine saure;
Syn. Angst e}i-. — Isazecher Th. — Isen-: mehrere
saure Äpfelsorten Th; Z z.B. Zoll. 1808. Wegen des
specif. Gewichtes und der Haltbarkeit so lieuannt. Syn.
Oiuelgrueba: — Iscn-Opfeli: der kleine Bohnapfel, gelb-
lich rot, säuerlich ZIVIeil. — Welsch Esper in-: klein,
spitz, sauer ZWoll. — Uster(i)-: die ertragreichste
und häufigste Sorte im Kt. Z, Vio— '/•> aller Apfel-
bäume betragend; süss, gelb, spitzig; so in Zoll, schon
1700. Eutw. von dem Z Orts- oder von dem gleichlautenden
Geschlechtsn. Syn. (Jold-, Knujicn-, ScliufTtmaclier-, Svlilattcr-,
Vientr-, Citruiu-n-öjt/tt ; (tjroHner) lian^mütter ; Kridenbüch^tlei-) ;
Citiunlvr. ■ — Ätti- S. — Gros'sätteler S. — Otten-
bacher: grüne Keinette ZWoll. ,0.' Z Ortsch. — Utt-
wyler- Th. ,U.' Th Ortsch. Syn. Gnldremltr, Sjuiiliiiit.ir.
— Feld- Gl, Felder- ZZoll. 1779: eine süsse Sorte. -
Langfuri- Th. /'uri = Furche, yg]. Lnn;ißirlri-/lir. —
J^ ü r s t e n -. Grüener F. : grünlich, mit mattroter Wange,
wenig säuerlich ZTalw. Als Lieblingsapfel Fried rieh des
Gr. so benannt. — Fasanen-: sehr feine Sorte mit
schöner, roter Farbe Tu. — Fässler- GRh. It Steinm.
1804. Nach einem Geschlechtsn. — Fässli-: langer,
walzenförmiger, säuerlicher Apfel Th; ZS. Chli-:
oval, grüngelb, trocken ZWoll. Nach der Gestalt benannt.
— Welscher Fischer-: der sog. späte Usterapfel
ZHerrl. — Fest- Tu. Vom festen Fleisch y vgl. /'e'«(i;W.
■ — Vater- Th. Vgl. Atti-. — Flaschnecher- Tu. —
Frauen- Th. Vgl. Fnmm-Bir. Viell. ist .Unsere 1. Frau', die
Mutter Gottes, gemeint; yg\. Maii/dar-E. — Jumpferen-:
eine Glanzreinette ZHirsl. Syn. Sur Uster-E. — Fri-
burger- Th. Hyn. Friburrjerli. — Früehar, Friieh-
ärli: Gravensteiner, doch geringer ZUit., welscher F.
ZStäfa. — Frönd- Th. Syn. ifzu-ijct Holzöpfel. —
Guggenheimer- Tn. — Gallwiler: 1. Glanzrei-
nette Z. — 2. = Mart/elar Z. — 3. Danziger Kantapfel,
Schwaben-, Erdberi-E. Z. — 4. roter £r. ; calvilleartiger
Winterrosenapfel Z IS. Der Name umgedeutscht aus dem
Fremdw. Syn. Züixhcr-, Zilrunen-üpfd ; (iurtritmritcr ; Wun)f*-r.
— Gold- I: 1. eine zitrongelbe Eeinottenart Tn;
ZHerrlib. Syn. BostrenHte. — 2. = Ustcr- Zlüelit.,
Schlaft. — Goldacher, Goldecker GiiHe. So genannt
wegen ihrer gelben Farbe. — Gummi-: süsse Sorte L.
— Gumpisperger: französische Edelreinette ZWoll.
Syn. klini Benette. — Gümpli-: eine Reinettenart
ZStäfa. Syn. Maryelar. — Giri- Th. — Garten-:
frühe Sorte GRh., W. 1804. — Gassacker- Th. —
Gassen- Th. - Gatter- Th. Gätterli- '/• ^= Spitz-
f!69
Apf, ppf. ipf. npl'. Mpf
370
irissiker. Boi einem (lullcr frewuehsen. — G ijldi -(iilt-
tiker: liis in (Ion Mid dauernder Süssapt'el, an ifrosseni
r.annie waelisend Z. — Götter-: Doniinisca Tu. Natiii--
li.h ein si'lu- niiiilerner Name. Syn. Ihrnnni,ßl. — Güttig-
iK.ler '\'» = (imsii llvhiijifvh - Her rjrottner- ZStäla.
(I ueten.swiler: Glanzreinette, Calville /lin.s.s.
Syn. /A'inhcr-, Zitroiien-öp/'d; Gtillirilcr; Wini;ici:
( ; ü e t i k h n s e r : roter Herbstcalvillo ZFelir. - ( i 1 a ii z -
Tu. — Gla.s-: 1. plattrund, durclisiehtig lielljrolb Z r8.
Syn. Wachfiöpfcl. — 2. die Champagner Reinette Tu.
Syn. Ghisreneltc. — Glessiker ZW. 1770. — Glatt-
'l'ii. — Grau- Tu, Grauacher Tu, Graucher Aa,
(Iräiiecher S, Graueier Aa, Graulich, Griiuech B,
Gro iiacher, Graiiedier, Granilir Z, Grönticler ZB..
(rriiiiiher ZW. 1770, Grtinaher ZDiibendf, Grimiir Z
z. ]>. Zoll. 17011. (iröHiir ZU.: eine Art niild.saurer. vor-
trertlicher Spätaiitel. Wenn Eine de Morijc iiiiil s' (thiij
eil (}. ixet, SV utirlit er uiider Tdi/e iiiid ZWald. ühllne
G.: deutseher Kupfer-sclnniil, Ueinette; einer der ver-
breitetsten Z Äpfel; bald rund, bald etwas .spitz; bald
grösser, bald kleiner; weiss, grüngelb, rötlieh ge.streit't;
Fleisch juürb, säuerlich. Syn. Hmis-Ueli-, Jo/iiien-,
Küerhli-, Kilhi-, Blust-, Schmuts-, Si-linider-, Tübeli-
öjil'eJ: Strimler; Winiijcr. Latiij-G. '/jW. 1710. Sttr-
Griiitech B, sure Griinär Z : Beriier Winterstreifling,
Kayee grise de Berne; inittelgross; rund oder hoch-
gebaut; rötlich gestreift, nut blassen Punkten und
grauem abwischbarem Duft; Fleisch sclir saftig, süss-
weinsäuerlich. Syn. Nnt-, Erdberi-öpfeL Siiesscr G.:
ib.-r lieduftete Langstielapfel; Fleisch saftig, wenig
sänerlich; seine RiiiiJcn verlaufen über die Frucht;
grün, verwaschen rot Z. Syn. rot Gruciiiker, icelsch
CiiiiilHiiier; vgl. ici'lseli Granater. Welsch G.: roter
Herbstealville Z. Von der ursiir. so iienanuten aiieli auf
andere Sorten liliertr. and vermengt mit Urucimuhrr. —
Sjritz-Graiiiker ZW. 1770. — Güselgruebcr Z rS.
z.U. Z(d!. 1700, Gäsel- ZBat: grün, schwach rot ge-
streift, säuerlich, sehr geschätzt. Syn. Lfcn-. O'iiwt
= Kclirieht. — Grafen-: der saure Paradiesapfel Tu.
Syn. IJraveiiHiiinn- und a\is diesem W., welclies anf das Seliloss
Ciavenstein in Schlesien zurückgellt, aligeknrzt. — Welscher
Granater: dem süssen Grauacher ähnlich, mit deut-
lichen Riiipen ZStäfa; = iiri'iener Fürsten- ZÜlikon.
.Ein gescheelter Grüeuling-A., gegen den Bluest
[ Hlüte] oder Putzen geschabet und geessen la.xiert,
schabet man ihn aber gegen den Stiel und isset den-
selbigen, so stopft er.- um 1090, JMurai.t. — Gruen-
ächer BsStdt It Zwinger 1090; SciiSt.; Tn; ZPfäff.,
(h-uenikcr GKh.; Tu; Z, 1770 aus ZW. erwähnt,
(rrüenocher SeuSt. : ziemlich zahlreiche Sipiischaft
unter den Plattäpfcln. Sücssyriieiiiker ZZoll. ,Malum
orbiculatum, edel rundöpfel, gruenacher, wiewol sy
etlich Paradyssle teütschend.' Fms. ,Melappia, vel
liorna Appiana, Öpfel mit grosse und geschmack den
küttinen äiilich, ein gattung der öptlen die man Gruen-
acher nennt, Grauwdetling, Stichö])fel.' ebd. ,Mela-
piuni, apfel wie ein bir gestaltet, grunnacher.' Dknzi,.
1077. 1710. ,Iiiter poma, prasuniela, die tiruniclier.'
lOSII WauN. Das Hiiuiitnierkmal aller U. [st die mein- oder
weniger grüne Kärbiuig. Syn. (inimiilicr. — Welscher
(irundacker = yl/btsser ZAlt. — Grat-: Beder-Bei-
nette, grauer Apfel, späte Winter-Reinette ZPfäff. —
Grüter- Tn. Nach einem Üeselileelitsn. — Hayas-Tn.
— Heu-; frühreif, weissgelb, uiürbe, säuerlich ZWoll.
.\u\- ili.' lleiiriiile bezugenV er ist imiiierliiii erst im Seiit.
Scb\voiz."Iiliotikuii. I. 3.
reit. — Haben-: sauer ZHerrl. Nach einem fieschleehtsn.
Syn. ßrivinrr. — Haber- .ScnSt.; ZW., i/ele H. Tn.
Weil zur Zeit der Haferernte reif. Vgl. lIuljeiäuijHltcr. --
Hübli- Tu. UMi ei» Th (ieschlechtsn. — Heiden-:
1. weisse Wachsreinette ZS. Syn. Gold-, Eriieh-, Wiss-,
Leder-, Edel-lienette; Miirfielar; Juden-, Leder-E. —
'2. = Erdber-ejifel ZBauma."— Hofwyler ZZoB. 1808.
Von der hekaunten landwirtschaftlichen Erziehungsanstalt ans
verbreitet. — Hofiker- Tn. — Hag- (I) Tu; ZW. 1770.
— Hagenwyler- Tu. Nach einer Th Ortschaft. —
Hocken- Th. Syn. IlaijöjifeJ. — Hellen- Tu. HM
nicht selten Name wirklicher Örtlichkeiton. — Holländer
Tu. - Halden- Tu. — Holz-: 1. die Frucht des
wilden Baumes, allg. Du machst e G'sielit, wie wenn
d' in-en If. 'hisse hcttist >Si:n, oder auch bloss tee-nen
siTre H. Tu. .Hiemit verwarf Zwingli die h. Lutheri
[auf der Disputation zu Marburg].' Giton. Ohron. —
2. Egelshofcr, (irossc (Syn. Göttiiihof'er), lihiue, rote,
■messe, ins.se, zweiete H., verschiedene veredelte Sorten
Tu, Ütsiker H., gelb, säuerlich, lange haltend ZStäfa.
— G r ü e n h o 1 z e r : englische grüne Nordreinette ZWoll.
Syn. Grilen-Benette. — Hön- Th. //. Gesclilechtsn. —
Händschen- ScnSt.; Th, Händschier- Tu: eine Art
mit rauher Haut. Rauh wie wenn er in einem Handschuh
stäke. Syn. Udcv-E.; Zwei-järlci: — Hanf- Th. Mit dem
Hanf reif. — Hans- Tu, Hansen- ScuSt. Weil um
.Tohanui reif. — Chriesi-hanscr ZZoll., -liansler
ZEnge: rot gestreift, gelb, süss, mehlig. Chrini =
Kirsche. — Spitz-h.areclier Aa. .Vgl. Siiitmcher. —
Herren- Aa; Gr; S, die Champagner-Reinette Th;
ZS.; Syn. Kapiziner-, Wunder-. Aari/auer IL: mittel-
gross, hochgebaut, blassgelb, rötlich gestreift, süss.
Reift Emle Okt.; hält bis .Tan. B. — Bürger-herren-
Th. — Hord- Tn, es gibt einen kleinen und einen
grossen. Es ist wohl Iluid gemeint, also Lager-, Kcller-
apfel. — Horgen- ZZoll. 1808. Von der Z Ortschaft.
— Hasen-: sehr klein, spitz, gelb und rot gestreift,
säuerlich Z Wollish. Syu. welsch EsperinOpfel. —
Hesseiirüti- Tn. - llüs- Tn. .\iii oder in der Nahe
des Hauses gewachsen. - Husäne-: dem Fasanen-
ähnlich Tu. Das W. wahrsch. aus diesem entstellt. —
Tmbon-hüsler: mittelgross, grün, sauer ZTalw, —
Juden-: Lederapfel ZStäfa. i>yn. Heiden-E. — Jog-
gebe- ZStäfa. Nach einer Obstzüchterin Jakohäay —
Gi;l(b)-joggecher- Th, Gcl-jokeher 7,: vorzüglicher
Mostapfel; im Verschwinden begriffen. Nach einem
Bauern zu Engishofen, dessen Familie jetzt noch den Namen
e«;jo.r;;/r« führt. -«■7ifj- = fii/in-, Apfel. -- Joggeberger-:
englischer Kantapfel; frühe, gute, saure Sorte Z. Syn.
Sür Piirudis-. — StJohannes- Tn. StJohann be-
deutet wohl die Zeit der Reife. — Jakober tiSa.. Jakobi-
Gr; Th, Jokehs-: 1, der weisse Astrachan GSa.; eng-
lischer Kantapfel Z. Syn. Paradi.mpfel. Von der Reifezeit
um .lakobi. Syn. Erndrip/el; vgl. Jalcobiner. — 2. oin am
ZSee sehr verbreiteter A., reift im Sept., mürbe, säuer-
lich. — I?. simte •/., sauer, schmackhaft, reift Okt.
ZWoll. — Junkeren- B. — Joppen- ^kliver Gran-
acher ZUster, säuerlich, rundlich, grüngelb; gering. —
Jär-: süsser Chamiiagnerapfel L, = 7,s(')(ö^)/V/, Ihrer
Tu; Z. So benannt, weil er sich bis iu den folgenden Sommer
hinein frisch erhalt. Syu. ('liiiiHirrh. XilUji/rl. — Jeru-
salems-: roter Herbsttaubenapfel Z. Syn. liutöiif'cl,
Tiibeherz. — Kib- Tu. - Kuchi- Tn. - - Küeclili-:
runder, säuerlicher Apfel, von hellgrüner Farbe ZHerrl,
/.ii A|.rrlkucbeu sieh eignend. Syn. .le/i(i<ien i-, A'i7/.i-, l'/iifcii-
871
Ajit'. c])f. ipf, "iif. upf
372
öjifcl. — Pfanii-kuechon- STliierst. — Kudor- (1)
GRli.; Tu. Syn. Campiinnerli. — Kugel- T». —
Keller-: zugespitzt, sclion gelb, rot gestreift, sauer,
schmackhaft ZMiinn. Zum Einkellern geciguet. ila er sich
lange liillt? oder nach dem Gcschlechtsn. V S3'n. Schinzen-,
Schiiiclcnip/y. — Kolibander: halbsaure Sorte GSa.
V(,pii Kullhtin ([. i. Cohimhan. — Kölliker-: der sog. rote
Herbsttaubenaiifel; ziemlich klein, oval, gelb und rot
gestreift, süsslich ZTalw. K., Geschlcchtsn. — Kalbe r-
Th. — Canipanner Z, Campanjer Bs, Capanner ZZoll.
1779 u. 1808, üapännerU Scu; Z, .Carpannier'. Zwinger
1096: verschiedene Sorten kleiner, saurer, rotbackiger
Apfel mit kurzem Stiel, die über ein Jahr dauern.
Süess ü. ZZoll. 1808. Wchch C: bedufteter Lang-
stiel, edler Borsdorfer; einer der feinsten sauren A.
ZS. Von frz. cimrt-piniiln, i:(rpendtt. — Konstanz er- Tu.
— Kapiziner- SnJ.; Th: Champagner Ivoinette Tu.
Syn. Herrcnöpfel. — Pfaffen-Käppier GSa. -
Käppli- Tu. — Kapfen-: eine Reinettenart ZHerrl.
Von Ka/i/= Hügel oder vom gleichlautenden (lesehlechtsn.
— Koi)f-: gross, grün, sauer ZZoll. Syn. I'fuffcn-. —
Kurrez- GlUl. Viell. von A'ucmn'i, Clnu-rct, mit genet. -».
— Kurbsen- Tu. — Kernach er Tu; ZPfätf., Egg,
Chernär ZMonchalt., Kcrniker Tu: mittelgross, säuer-
licli, konisch, grün, rotgestreift. Kernhaus sehr gross,
weit offen, mit zuhlreicheu kleinen Samen; vgl. Oni-Clieme.
. — Korn- Tu. Zur Zeit der Kornernte reifv — Käs- S.
— Kisel- Tu. — Kestenen-. Süesse Ch.: klein, rund,
trüb braunrot, von fadem Gcschnurck ZTalw. — Ka-
tarinen- Tu. - Kutten-: 1. ChiHtenen-: die oig.
Quitte in A])felform ZZoll. — 2. ein dem gestreiften
Muskatencalville vwdter A., hellgelb Z rS. Syn. Po-
meranzcna]ifel. ZiuniirtöiifeL — 8. der kleine Zürclier
Niilttpfd, susssäuerlich, liclit zitronengelb, um Z.
•I. weisser Wintercalville Z. — Klaffiker- Z z. B.
Zoll. 1701), Klaff iclicr, Klaffachcr Tu: vortretflich,
sauer, saftig, gelb, roigestreift. Süess Kl. u. mir Kl.
ZZoll. 1779. Von .klaffen', weil der Kelch in einer weiten
Einsenkuug sitzt. — Klefeli-: Klapperapfel B; S; Vw;
Z(;. Fiirzündrole Santichlaii.'i-Chl. S, wahrsch. keine
bes. Abart, sondern nur wegen der Verwendung zur
Kinderbescheerung mit diesem Zusätze benannt. KU-
ßlm ^ khijipcrn. — Kliugär: glänzend, trocken, gelb,
carmoisingestreift Z rS. Kleiner Kl. ZHerrl. — Klap-
per- Tu. — Klopf- GW. — Klarsrüter- Tu. Nach
dem Th Ortsn. Klamnai. — Klaus- Tb, Klausen- Ap;
GRh.; Tu: mehrere Sorten z.B. roter Herbstcalville.
Wie das Syn. StNil;laiis-K. zeigt (wegen der schönen
Farbe, Syn. liot-K.) zur Kinderbescheerung verwendet.
— Klaus 1er, sür, sUes.s: klein, aber von schönem
Aussehen und schmackliaft, daher zur Bescherung
verwendet Aa. — Kloster- Tu. — Knupen-: Sorten
von Äpfeln, welche in Gruppen (Knilpcn) am selben
Zweigestehen z.B. Ihter- Z. — Knüpenär^ ,S'c/(m-
zenöpfel ZZoll. — Los-krieger-: Champagner Rei-
nette Th. — Krönli-: Name für den Hans-Ucli ZWoll.
Von den den Kelch umgehenden kleinen Hockern. — Kropf-
= JVflt- A.\Klingnau. - Kressen- Tu. — Krispler-
Th. Von einem Orte 'KrieshüelV — Christen- = //(l)iS-
Ueli Z. -- Lauer- GW. — Leuen-: 1. sauer, ziem-
lich gross ZZoll. — 2. lyjuf.sf L., der rote Backapfel;
gross, glatt, rund, sehr rot, blau beduftet, fein, süss
ZStäfa, Erleni). L.v, (iesehleehtsn. — Lyoner- Tu. --
Garten-lauber- Tu. — Herbst-lauber- Tu; Spat-
lauber: zwei .\rten. die spät Laub (und Blüten)
tragen und spät reifen GRh.; Th. Syn. Uttwijler. Vgl.
Schläfler. — Laubi- Th. Lauhi, Geschlochtsu. — Läub-
1er-: der weisse Matajifel ZStäfa. Syn. rot Breilär.
— Breit-läubler ZW. 1770. — Schwarzlöchler
^ Breitär ZNhasli. — Lauchsen- Th. Syn. KässU-,
Wm-. — Leder-: verschiedene Reinettenarten, mit
lederartiger Haut GRh.; S; Th; Z z.B. Zoll. 1770.
Syn. Heiden-, Hänäschen-, Juden-. — Lindär: weiss-
gelb, säuerlich, mit mürbem Fleisch, saftig und sehr
angenehm ZStäfa. — Lindaucr GRh.; Th. — Lang-
Th. — Linsi- Leisi-: rot, süss, ziemlich klein ZStäfa.
i., Gcschlechtsn. — Schuehmacher- Th; Z. .SVA., Ge-
schlechtsn. Syn. Ustcr-, Huh-E.; tcchvh Knoblmiclier ; Huns-
miiUtr; KriilmlürhsU. — Mäucher-: grün, der Reinette
im Geschmacko nahe kommend Bs. Viell. von der Neigung
zum mäucluij werden. — Ma(r)gelar: weisse Wachs-
reinette; Schweizer Glanzreinette; kleine grüne Rei-
nette ZS. z. B. Zoll. 1750. Syn. Ziironenüpfel, Gall-
wiler. Nach anderer Angabo der kleine Champagner.
Sure'' M. ZTalw. SüesKC M., der weisse Schinzenapfel
ZS. Syn. Schinzacher. Vgl. .Margramajifel' (Selimell.l oder
Miirtjlcii als Ortsn. W.alirselieinliclier ,der Jungfrau Maria (alt
Manjili) geweiht'; vgl. Mär;icn-, Fiaiint-ß. — Miil-: mittel-
gross, hoch; süss-säuerlich; Schale glänzend, trocken
Th; Z. — Müller- GRh. It Steinm. 1801; Tu. Ver-
schieden von — Hans-Müller: 1. spitz, weissgelb,
süss, lange haltend, dem (/■■yter- ähnlich, aber kleiner,
weniger saftig und mürbe; sonst vortrefflich zu ge-
trockneten Schnitzeln Z rS. z. B. Zoll. 1779. Syn.
licbdclier, (.'liridehüchsli, Schuehmacher-. — 2. = Ui^ter-
ZKgg, Wipk. — Melclier-Tu. - Früeli-melcher:
sauer, frühreif U. — Milch-: Zürclier Transparent-
apfel; ein bekannter, mittelgrosser, saurer A., der sich
durch seine durchsichtig weisse Farbe vor allen andern
.\. auszeiclinet Tu; Z. Syn. Transparent. — Milt-
acher GuHe. Wegen seiner Milde. — Malzächer
Mahecher Bs; Tu, Malzicher Bs, Midziifcr Bs: köst-
liclier süsser A.. welcher grün und getrocknet sehr
gut schmeckt Bs. Von mutz, saftig, weich. — Schibli-
Malzech Ndw. — Züri-Malzech, -Maheler: zum
Koclien und zum Dörren verwendet L. — Oberamt-
manns- Tii. — Mönchs-: klein, trüb rot, fade ZStäfa.
Syn. Süesse'' Che.itenen-. — Allmcnd- ZZoll. 1779 u.
1808. Eig. von Bäumen, die auf der Allmeino stehen. —
Moren-: mehlig mit glänzender, schwarzroter Schale
ZUster. Syn. Brumhiri-, Erdhiriopfeh — Mür- =
Breitär Z. — Märgen-, Mägen-, Mäygen- Tn. Marge
kann = Maria sein; vgl. Ma riji:htr-E . Ob Mw/ije als bloss
orthogr. Nbf. genommen werden dürfe, wissen wir nicht. —
Märken- Gr; Th. — Merken- GRli. M(-rlc. Geschlechtsn.
— Kurzenmüsor- Th. — Katzenmüser: grüne
Reinette ZHirsl. — Diirenmosler: schön, gelb und
rot, süss ZWoll. i^yn. Bot Breitnr; welsche'' Schinzen-
öpfel, Läuhler. D'ürrcnmm'Fhwn. z.B. inZHirz. — Mues-:
Sorten, die gekocht bald zu einem Brei werden Sch.
— Mist- B; STIiierst. Urspr. A. von einem in der Nähe
des Miststockes geptlanzten Baume. — Most-: Sorten, die
zum .Mosten' verwendet werden Av; Tn. — Gross
Muster-: die w'alire weisse Herbstreinette Z. Soll
durch den Namen em]>lcdilen werden. — Mettler- Tu.
Von M. üeschlcclitsn. oder Mcitlen, McttU, Ortsn. Syn.
Schmntzacher, Schmahrpfi-I . — Mettli-: ein Süssapfcl,
bis Mitte Mai dauernd Z IS. — Mueter-: süsse Art
L; Tu. Vgl. Ätti-, Vater-E. — Grossmueter-: süss,
sclion im Augstm. reifend SThierst.; Z. Syn. Em-,
;;7:^
Äpi'. ,cpf, iiif. (ipf, upl'
.'W4
Schinzen-E., Knüpenär. Etwa woil dieser vortreffliche A.
wt'^'en soini'r Mürbe auch noch von Grossnuitteru gegessen
werden l;ann. Doch vgl. auch Mutter-, Vuler-E. udgl. —
Moitsclli- B. Nach seiner Schönheit so benannt; vgl.
h'iatirn-, JumjJ'rauen-E. — M U t s c h e lle 11 - Tu. ^/. Ortsn.
- Matziir: gelber Herrenaiifel ; frühe, süsse Art
Z rS. — Wienechts- Tu. Erst um W. geniessbar? —
Nägeli(s)-: 1. ein schöner gelber und roter, süsser
A. Ap; (i; Th; ZStäfa. Vom Gcschlechtsn. Syn. Laublcr,
rot Breilar, welscker SchiimimVp/d. — 2. tcelsch N.: die
grosse Casselerreinctte Th; grosser Campaner Z. Wol
von yrtgeli, Gewürznelke; denn Syn. Zimmetäpfil. — St
Nikiaus- Th, Suiitichlfiiis- Ü = Klaiis-E. — Schäfs-
iiase = Spitzinssilierejifel Z. Bofi Seh. Th. — Nuss-:
iiiittelgross, niattgelb, fast allenthalben mit streifigem
oder trübem Rot bedeckt, süsslich, mürbe Th; Z. —
Nät-: mehrere Sorten aus der Klasse der Calville,
bei welchen vom Kelch zum Stiel auttallend hervor-
tretende Kippen verlaufen ZS. ; z. B. = .s»?' Granär,
Kropf-E.. Schnfiiase. KiUten-E., plötzlicher. — B a b e 1 i-:
ein saurer, saftiger Spitzapfel, reift Okt., bleibt bis
Febr. Th; ZHerrl. Syn. velscher Spüzivl.iser. — Bach-
Tii. Syn. Leuen-. — Bächler: eine Goldreinettenart
Th; ZHerrl. Mch, Ortsn. — Chridebüchs(li), -biichs-
ler = I7ster- Z. Nach Gestalt und Farbe so benannt. Syn.
fiohl-, Schuchmachcr-, Zitroncn-E.; Uan^-Mülkr. — Bader-
ZZoll. 177f>. — Boden-: der grosse Grueniker ZHerrl.
— Büggli- ZHerrl.: 1. ein süsser A., dessen Kelch von
Fleischbeulen, Büggel, umgeben ist. — 2. = Schinzen-
öpf'eh So benannt, weil er k.antig ist und Erhöhungen hat.
— Balinger-: Schweizer Glanzreinette ZStiifa. Syn.
Marijelar, GräenliHg. Von dem schwäb. Orte? — Bcili-:
eine frülireite. .saure Art, Schmelzling ZHirsl. Syn.
Aiiy.steiiöpfel. Von Bienen, Beill (und Wesjien) gerne an-
gebissen? — Bollen- Tu. ItüUr = Zwiebel. — Palm- (I)
Th; Z, Bahnen- ThHw.: welscher Campanner. auch
etwa die jdatte (iranatreinette; engl. Scharlachparmäne.
Syn. Benette, Zimmel-, NägeU-E. Die Benennung daher,
dass er wegen seiner Scliüuheit am Palmtflge an Tannäste
befestigt wird, um die mangelnden wirklichen Palmen e\i
ersetzen Th. — Pelz-: graue Herbstroinctte Tu. Nach
der rauhen, lederartigen Haut bc^nannt. Vgl. I/umlKrlun-E. —
Pomniet-: der saure Ustenijifel ZHerrl. /'. wohl =
l'niiimiri d.i. Raumgarten. - Bänkli-: dem roten Kos-
marinapfel vwdt, gelbgrün, mit roter Wange; süsslich
ZHerrl. — Papirlcr GSa. — Bar-: ein in Z IS.
verbreiteter, grosser, rotwangiger A.; sauer, für Küche
ujid Most. Stammt wohl von ZgHaar. — Paradis- I'are-
rf(.s7/, }'äretllsli ZZull., Biiredisler ZMiinch.: englischer
Kantapfel, eine wegen ihrer Frühreife (Juli, August)
über ganz Europa verbreitete Sorte. ,Utf das .)ar luiin
ich gehan zitig berdjser Epfel und Bluest by ain-
anderen.' 1.5111 Stockau. ,Vün Paradeiss- und Zwerg-
Oepfelbäumen.' 1(j:J9Ehag. ,l)ie Zwerg-Oepfclbäumlein
vergleichen sich den kleinen Paradeiss-Üepfelbaumlinen
nicht üliel, die Fruclit ist ein gut Brat-iipfelein.' ebd.
,iVIelimelum . süssaidel, paradcisslein (Paradyssle).'
Df.nzl. 1(JT7. 1710; Fiiis.; Mai,. ,Poma orbiculala,
Paradyssle.' Fkis. ; Mal. ,Gregalia ]ionui, früey ops wie
l'aradyssle und Höuwbirle, die zum ersten seltzam
sind und vil gedten, deren man nacliwertz, so das ops
angat, gar nit aclitet.' Fius. Viell. weil es der früheste
A. ist, für den aus der Jiibel bekannten gen(unuu!n. Syn.
ErnftU-, tt'rii/fn-, .Ju/i-i'l'i-iip/fl ; ./oiitichrrijtr ; Jiththimr ; Orimii-
Kliimfr. — KviWtij vi- E)ijieri- (i ; ScilSt.; Z: 1 . calville-
artiger Winterrosenapfel Z. Syn. Heiden-, Bo.'ien-,
Schwaben-, Danziger-, Zimmet-öpfel; Herbstgalltviler;
Sommerer. — 2. roter Herbst-Calville. Syn. Impiri-,
Bluet-, Bosen-öpfel. — Hindberi- Imperi-: roter
Herbst-Calville Th; Z. Von dem Himbeergeschmack. Syn.
Erdlicri-, llliict-, Umin-üjtfd. — Bruiuberi-: dunkel
schwarzrot; mürbe, mehlig. Syn. Mörcn-, Erdberiöp/'el
ZStäfa. Nach dem Gerüche benannt. — Schachtber-
GRh. 1804. — Wissberi-: Th. — Betbür- b^pur:
1. roter Herbsttaubenapfel; ziemlich kleiner, dick-
häutiger, ovaler, vortrefflicher süsser A.; ungemein
fruchtbar Z z. B. Zoll. 1700. — 2. ^ Chriesihanser
ZStäfa. B. Ortsn. Syn. Jerusatemu-, KöJUker-, Rot-E.; Tübe-
herz. — Burg- Th. — Burgunder- Tu. — Birniens-
dorfer: 1. gestreifter Pfatfenai>fel ZHerrl. — 2. später
Ustcrapfel ZBirm. — Bas 1er-: grosse, rotgestreifte
Sorte Gr. — Kei" besser: vormals beliebte Sorte,
rot, sauer Z rS. — Bussnanger- Th. B. Th Ortsn.
— Busch- Th. — Batten-: rote, süsse ZZoll. 1779
(bis jetzt). /W( = Beatus. Syn. ZoUikumer-E. — Peter-:
ein gelber, rotgestreifter, saurer Spitzapfel ZHirsl.
Syn. StreuJiöpfel. — Kindbetter- Th. Gewiss eine
edle Sorte; wie mau den edlen, milden, alten Wein Cliind-
betlerwi nennt. Vgl. O'rössmiicter-E. — Pfaffen- L; S; Th;
Z, Pfnff- B: Sauersteif kant L; ^ S2>itzu-i.ssü'er Zllln.;
gross, grün, sauer ZZoll., Syn. Chnpföpfel; Eeinetteuart
ZStäfa. — Pfeffer- Tu. — Pfullinger-: Luyken-
apfel Tu. Von der schwäb. Ortsch.aft. — Pfyner- Tu.
Nach einer Th Ortschaft benannt. — Pfund- Th; Z: die
grössten Sorten saurer Apfel, frühreif Z. Syn. grosser
Miirliiichler; Biseniipfel. — Pfersi- (I) = MargeJar
ZWoll. 7'/;-.«( = Pfirsich. — Pflumeu-: kleiner früher
Schinalzapfel. rot, sauer Z rS.. schon 1700, Zoll. Syn.
Erdlnri-, Hindberi-, Augsten-E. — Pflaster(er )-
Tu. — Blau- Z, Blauecher B: ein StreiHing. Syn.
Bosenrcnette. — Bleicher- Tu. — Blatt-, l'J- Th. —
Bluet- Tu; Z: roter Herbstcalville Z. Syn. Hindheri-,
Erdheri-, Bosen-E. — Süesser Brach-: ein unserer
Gegend eigentümlicher A.; keine edle Art; gelblich;
Fleisch trocken, fade ZWoll. — Brugger- Th. Vom
G Ortsn. Bruyijn,. — Brand-opfeli ZW. 1770. ///■.
Fluni. — Brändli-öpfel: der grosse W^intcrfleiner Z.S.
Ilr. (ieschlechtsn. — Bränz- Tu. Wr. ^ Branntwein. —
Stirer Brienzer: einer der grössten Spitzäpfel, von
stumpf kegelförmigem Bau; gelb; trocken, sauer; reift
Okt., hält bis Frühjalir Z'i'ahv. Syn. Htdiett-E. —
lirnY\>i\r ^ l'/'a/feitdli/el ZHerrl. Nach dem dort ein-
lieiniiscben Geschlechtsn. /Irnji/uirliir oder dem dnrtigm llnij,-
iiiiili (Bach, den die Strasse schon in alter Zeit vermittidst
r I- Brücke ülHosi'liriH). - Brasselem-: der braune
.\l;ilapfel ZHerrl. Syn. (ialheiler. — Schwizer-
lireitläclit: halbsaure Sorte GSa. — Breitling Tu.
üreitaclier li; Tu; Z (-öpfcl), Brelfecher Aa; L; S,;
Tu, Breiticher S. Breitocher ScnSt.; Tu, Breitech L;
Nnw, BreitiLer Z, Breiliir Tn; Z z.B. Zcdl. 1770:
pomcranzcnarUger üorsdorlcriipl'cl; breit, sauer, vor-
züglicli beliebt L; Z; der )iiimino reinctte älmlich
.\a; süsse Sorte S. Syii.il/ru'-, Tatsch-, Witltl-npfc};
Sfliifarzlöcltler; Breitliitg ; lireitschibikcr, Schtbicr;
Sitititcirirbcl. Dass es ein altsdnvoiz. Ajifel ist, beweist der
frz. Name poiniue large de Snisse. ■ Eil cl - Breitticher 'i'ii.
Bot -Breitil'er Z, -Breitiir ZWoll.: die Murer Itei-
iiette, Pariser Kambour; der weisse jMatapfel. Bau sehr
llacli und die Sonnenseite auffalleiMl giröiet. Syn. ir.7«c7ii-
Srln,n,„:;i,lrt. I.iinl.l.r. J>\i,;„m:^h r. Ilrcilcll- (i\V. 1S0|,
•^^l
Apf, epf. ipf, "pf, upf
3(b
— Käb(en)-: saure Sorte, Stern-Rambour B; Gran-
acher L. Nach Form uud Grösse der weissen Rübe ver-
giiehen. — Rebocher: spitz, schön gelb, süss, trocken;
reitt Okt.. hält bis Frühling Z rS. Syn. Hans-Miiller.
Rüebli-: Nürnbcrger-A. Tu. — Riedacher 'J'ii. —
Hans-Kuecli- = i/((;«-fWJ Z. — Reigelär ZZoll.:
süss, grün-gelb. Her Baum ist auffällig durcli seine langen
,reigligen" d. i. rankenden Äste. — Eoggen-öjjf eli S.
— Eelliker: rund, gelb, rot punktiert, gestreift, sehr
süss, ziemlich trocken ; dauert bis April. Wol eine
der ältesten und verbreitetsten Sorten um ZPlaJf.
.Rellilion' Ortschaft bei ZEgg. — Renette Aa; GRh.; S;
Z z.B. Zoll. 1760, Renetter Aa.; Th, üinetech L; Nd>y.
Hi'netecht GSa. : pomme reinette Aa; Th. ,Renetten
rot und weiss, Renetten von Buch.' ZZoll. 1808. Syn.
Carhändler. — £del-R. Z. — Englisch-R. = Mür-
Z. — Gold-K.: sehr schmackhafte Sorte Z. — Grat-E.
= Mar- Z. — Welsch-Heiden-R. Z Stäfa. Syn.
Gold-, Lederrenette. - Leder-R. =: Mür- Z. -
Mür-R., Murer-, Mür(e)mer- : Pariser Rambnur-li. Z.
A. ersten Rangs.. Gedeiht am besten in ZMaiir. Sjii.
Kijij-hJ.; Jireilar; enijlisi:]!, Uiat-, Lrda--, t/gl, sy/nt Wintei-r.
— Müser-R. = J/arc/efar ZHerrl. — Stadt-R. =
irrf.se/i Gruenilter ZHerrl. — Wiber-R.: einfarbige
R. Th. — Wachs-R. Z. — Gel, s/j«« Winter-R. =
Milr- Z. — Rhinauer-öpfel Th. — Rhintaler- =
Epperi-E. Th. — ,Rund-: malum orbiculatum.' Fris. ;
Mal. — Renti- Th. — Ripp-: Gravensteiner oder
englischer Kantapfel Th. Syn. Paradis-E. — Risen-:
pomme menagere Th. Syn. Ffund-E. — Roseiiker-
ZW. 1770. — Rosen- GW.; Z: 1. calvilleartiger
Winterrosenapfel Z. Syn. Heiden-, Erdberi-, Schim-
ben-, Danziiier-, Zinnnet-E.; HerbatyaUiriler; Sommerer.
— 2. ruter Herbstcaiville Z. Syn. Erdberi-, Hiudbiri-.
Bluet-E. — Rosenberger: grosser gerippter Herbst-
süssapfel ZTalw. — Garterösler: Meyringer Rosen-
apfel; rot, fein, schwachsäuerlich ZHerrl. Svn. liosen-
cpfel, rote Menette. — Rosmarin- Mo.smerl-: Name
mehrerer Sorten schöner, säuerlicher A. von ange-
nehmem Geschmack ZS. — Rot- Th; Z: dem gestreiften
Muskatcalville vwdt; hellgelb, verwaschen rot ZStäfa.
Syn. Jerusalem-, Kutten-, Klaus-, Pomeranzen-, Bet-
bur-, Kindbetter-E.; Tübeherz. — Eotacher GrHb.;
L; Tu, Motccherli S. liotiker ZHerrl., Rotär ZZoll.
1700, liotdrli ZHerrl.: saure Sorte L; ein kleiner,
vorzüglicher Tafel- und Wirtschaftsapfel, kugelig,
ghitt, glänzend, cannofsinrot ZHerrl. ,Min rotacher
iipfelbaum stund vollen öpÜen.- Bossh.-Goldschm. So
genannt uaeli seiner Farbe. — Frau-R otache r G; Th,
Frauen- Tu 1779; Z, Frati-Möticher Ar, -liutocher Tu,
Frauen-Eotech Gl; GT., Frau-JiotilierScuSt.; Z, Frau-
liotbacher Z; rotgestreifter Schletterapfel oder Ananas-
apfel, pomme de chätaigne; sauer, flach Z. Der Name
mag den roten oder rotgestreiften A., der wegen seiner vor-
ziigliclieu Eigenschaften entw. der Frau Hat' äsoxijv (Mutter
(iottiM) oder dem wcibl. Gesclil. übh. zugeeignet wird (vgl.
Frauen-, Jun;i/'raUfn-, Miu-tiT-E.) bedeuten. ^yu. Tulijmnen-
<j>ßl; rvt Jinitui: - Spi t z- R 0 tikc r : der weisse Som-
merrabau ZHerrl. Syn. Mosen-E. — Win-Rotech:
Süssapfel Gl. Syn. Kutzenmusech. — Rötler: cal-
villeartiger Schmelzung, rötlich, sauer ZHerrl. Syn.
Erdl)eri-E. — Rüti-: gross, glänzend gelbgrün, mt-
gestreift, sauer ZKnge. /.'. Ortsn. — Neu-R ütlinger-:
Luykenaptel Tu. - Rutsc Inner- Th. — Sc- (1) ZW.
1770. \()m ZSee her eingel'iihrt, — Segässler: ein
Streifling ZElgg. — Segler- Th. — Sügeli- Tu.
.s'. = Zitzen. — Salomons- Th. — Sammet-: kleiner,
früher Schmalzapfel, rot, sauer, mit glänzender Haut
ZHirsl. Syn. Erdberiöpfel. — Sommerer-: der wür-
zige Frdbeerapfel, calvilleartiger Winterroscnapfel.
Von einem Bauer in Th!-!onimeri eingeführt und verbn-itet.
— Sür- Z, Süracher Th; Z, STi roc/ipc GW.; SenSt. ;
Th: stark .sauer, sehr dauerhaft Th; Z; jeder saure
Aijfel SciiSt. Syn. tiür-, Spät-E.; Kirckhiiller ; Wiss-
Ocher. — Rot-Sürech: Uanziger Kantapfel, rot, sauer
L. — Win-S. : Sauergrau, Weinsäuerling, vorzüglich
zu Most L. — Süess- GRh.; Th; ZZoll. 1700: eine
bestimmte Art ZZolh 1700; gross S. ZW. 1770; Hacker
S. ZZoll. 1808; hart S. ZW. 1770; Und S. ZW. 1770;
rot S. ZW. 1770. — Süess-acher GrHc.; GRh.;
I'h, -är ZMünch.: 1. gefleckter Calville. — 2.^
Zuckeröpfel. Syn. .Siimuler. — Zai-Süessecher: süsse
Äiifelsorte SThierst. — Süessler GiiHe. — Breit-
sc hibiker = ÜrettocÄer L. — Schibler GW.; Z:
gestreifte feine Apfelsorte GW.; plattrunder, zusam-
mengedruckter Breitar Z; gel Hell. Tu. — Schibli-
ZRgnsdf. .SVAj/Wi, GeschlechtsD. — Schachen-G; Th:
saure und süsse Sorte GRh. Seh., Ortsn. Syn. Diinnerupfi:!.
— Schaf- S; Th. — Schäfer- Th. — Schellen-:
gross, länglicht, sauer, meist zum Keltern verwendet
Ap. — Rotschiler: sauer, verwaschen carmoisinrot
mit grüngelben Streifen ZWoll. — Schanz 1er: die
englische rote Winterparmäne ZMänn. Syn. Edelrenette,
wel.-ich Granar. — Schinzacher ZÜl., Schinzar ZEgg:
breitkugelig, grünlich rot, saftig, säuerlich ZKgg. —
Schinzen-: kantig, breitrund; grünlich, gelbrot;
Fleisch weiss, saftig, angenehm säuerlich ZS. Syn.
Gheller-, Grossmueter-, BAgyli-, Schulder-, Streuii-E.;
Chnüpenar. Welsche Seh.: schön, gelb und rot, süss
/WoU. Syn. Läubler, Dürenmösler, rot Breitar. Sr-h.,
Gcschlechtsu. — Scheradem- SThierst. Scheint nach
einem ,Adam Scher' benannt zu seiu. — Schlosser-:
feine saure Sorte GSa. — Schlatter- = Uster- Z.
— Schläfler: Name für den Fraurotacher , weil
spät blühend Aa. — Schmid-: gross, grünlich, zart
■bäuerlich Th; ZHirsl. Syn. später Transparent. —
Kupfer-schraid S; Z z.B. Zoll. 1740, -schmidech L.
-si-hmidecher S: kugelförmig, nüttelgross, gelbhchrot,
dem Fraurotacher ähnlich, doch weniger edel und mit
geschlossenem Kelch ZEgg; ein ähnlicher, rötlichge-
itreifter A. ZHirsl.; saure Sorte L. Syn. Bosmerinöpfel,
f/ras.s Campanner. — Schmalz- (1) Th; Z, Schmalz-
acher Ar, Schmalzecher Tu: fettig anzufühlende Sor-
ten. Syn. Schmalz-E., Schmutziker. — Schmalzer:
4-oldgelbe Sommerreinette; zart, mürbe; ein früher,
säuerlicher, zum Essen uud Kochen guter A. ZHerrl.
Syn. wisse Ernd-E. — S c h m e 1 z 1 e r Tu. — Schmutz-:
l. Schweizerrosenapfel, gelb, darüber eine bräunliche
mit Grün gemischte Missfarbe; saftig, säuerlich ZS.
Syn. Erdberi-, Bosen-E. — 2. der saure Hanx-Midier
ZHerrl. — 'd. = griienerFürsten-E. — Schmutzacher
I'h, Schmutzecher GRh.; SThierst., Schmutzueher Tu,
Schmutziker Tu, Schmutzär ZZoll. 1700, Schmutzer
Tu: .sauer S. Hyn. Schmalz-E., Sclimalzecher. — Schul-
der-: 1. gross, gelblich grün, mit festem, säuerlichem
Fleisch ZEgg. — 2. = Albisser; obigem ähnlich, nur
rötlicher; auch säuerlich ZRuss. Syn. ivelsch Grund-
acker, Streifacher. — 3. ein säuerlicher A., dem vorher-
gehenden ähnlich Z IS. — 1. eine süsse Sorte ZWipk.
Syn. IlmU-l'rH-, .Jn,,,,rll-. C/llirrhU-, Ch.Urr-, Cliilhi-, Mutt-,
377
Apf, epf, ipf. opf, vipf
378
SckiiizeH-, Sclimuh-, TUlxli-E.; Gmnaeher; Slrimlvr ; Wini<jfr.
— Schnorren-: breit, weiss Z Meilen. Der Form
wogen sogenannt. .SV7iii. = grosses M.iul. — Schnitz- =
tiüessecher, Zuclier-E. Th. Der K., der sicli niclit verkoelien
lässt, sondern mit Schnitze (tiii«hU) gilit. — Schwab en-
Tii; Z: 1. Gravensteiner ZMiinn. Syn. Früehar. —
2. der sog. schwäb. Kosenapfel ZStäfa. — 3. Danziger
Kantapfel, calvilleartiger Winterrosenapfel Z. Syn.
Heiden-, Evdberi-, Hosen-, Uumiger-, Zimmet-E.; Herbst-Gall-
leiler; Sommerer. — Schwizer- Th. — Speck- Th. —
Späli-: süsse Sorte SThierst. — Spillmannacher
.Spilmeor'. ZZoU. 1808. — Spilioher: saure Sorte
ZFisch. — Spat- = Surnc/ier Zß. — Herrenspiitler
ZZoll. 1700. — Spitz-, sfii-i Th; ZZoll. 1808. —
Klaliker-Spitz-: ein Spitzapfel, grüngelb, niürb.
angenehm süsssäuerlich ZHerrl. — S pit zacher Th;
ZO.. Spitzeker ZHirsl.. Spitzär Z. Spilzärli ZHerrl.
1. früeh: spitzer A., eine Sommer- ud. Frühsorte Th;
Z. — 2. rot: der rote Herbsttaubenapfel; ziemlich
klein, oval, süss, vorzüglicli Tu; ZHerrl. Syn. TüMiers.
SpitzärstückU als Hürenbeiss beim Vhrähane ZWetz.
— 3. sure'' Sp. = Bethurapfel ZHirsl. Vgl. Spitz-
härecher. — Spate Spitzer: ein saurer, gelbroter
Spitzapfel ZHirsl. Wohl eig. Sjiitzar (-aeherj. Syn. Streuli-E.
— Stachen- Th. ^V. ^ Eustachi hs. — , Stich-: nie-
lappia, vel poraa Appiana.' Fms.; Mxh. — Stüdacher
LtrHc. — Stegen- Th. — Stigeli- TuWeinf. Urspr.
von einem Baume, welcher neben einer kleinen Stirjde, Durch-
gang in einem Zaun, stand. — Stock- ZKapp. — Zucker-
stock- Th. Von der Kegelform. — Säuställer: der
kleine Bo'anapfel, vortreti'licher. gelblichroter, säuer-
licher A. ZAlbisr. Üyn. Itteiiöpfeli. — Kurz-stil- Th.
Vgl. Kiirzstilerin. — Lang-stüer: Schweizer Glanz-
reinette ZStäfa. — Stumpen-: feine, frühreifendc,
zum Kochen vortreffliche Art Ap. — Steiner- Th.
Stein, Stadt an der Grenze von Th. — Stein 1er: sauer
grüngelb, rotgestreift Th; Z. Syn. friieli Gränär,
Chilhiejjf'el. — Stör-. ,Die runden Früchte des Meer-
kirschbaunis (arbutus, uöiiapog) fast in der Grösse der
Stohipfeln.- Zvvinger 1ö9ö. — Storzen- GW. 1804.
— Stotzlicher = Nät-E. B. — Strübelen- SonSt.,
Benkemer Strübler Z: saurer A., zum Verbacken
geeignet. Von strub, rauhV oder mit Beziehung auf den
Kuchenteig, weil er zu Strfibli (einem Gebäck) verwendet wird?
— Streifacher Th; Z, Strifiiclier Z, Strifech B: mit
roten Streifen B; Z; säuerlieh, gelb, sehr geschätzt
Z. Syn. All)is.'ier ; SchnUler-E.; trehcli Gritndacker. —
Süess-str(e)ifecher, -stnfiker L. — Streifer GW.
1804. — Sür-Str. ebd. 1804. — Streiffler ZW.
1770. — Kärenstrigel ZNer.: ähnlich dem Fass-
öpfel, der Schafiiase. — Streuli- Z rS., StreiiUs-
ZWädensw.: ein gelber, rot gestreifter, saurer Spitz-
apfel ZS. Str., Geschlei^htsn. Syn. B'ügtßi-, Seh inzen-E . ; ajxitr
Spitzer. — Strimacher Gr. Von seinen roten Struncn,
Streifen. — Strimen- Th. — Strimiker Th. Syn.
Strüheler. — Strimler: rund, säuerlich, weissgelb,
auf der Sonnenseite mit dichten ('arniinstreifcn, auf
der Schattenseite mit blassen Streifen ZWoll. Syn.
Hana- l'eli-, Joppen-, ( 'lineclili-, ('liilhi-, ^l/o.sf-, Sclmiittz-,
üchnider-, Töheli-F.; Graiiiteher; Wittitjer. — Stro-
mer-: engl. Kantapfel, Gravensteiner Th. Wohl von
Strumen (= Strhnen), womit hier die Hipptui gemeint sind. Syn.
Strömt imj, I!ij>ji-E. — Stründler: zicnilidi klein, liri'il;
gelb; wenig saftig, mihi sauer ZHirsl. Syn. t'lili
Gnieniker, Isen-F. — Tübeli- Tu; ZHerrl.: säuerlicli
Z. Eig. in oder an einem TvM, Schlucht, gewachsen. Syn.
ehJtne Unmaeher. — Dübendorfer: kuglig, rot, saftig,
säuerlich; zum Eohessen erst von Mitte Dez. an
brauchbar Z Pfäff. — Dach- Th. — Duft- Tu. —
Decker- Th. — Tulipanen- Ai-; GRh. 1779. Syn.
Frauenrotacher. — Diener-: der sog. U.sternpfel ZU.
IK, Geschlechtsn. Syn. Zitronc-E., Chriilcliiichaler. — (Welsch)
Dünner- = Schachen-, Schürli-öpfel Th. ß., Ge-
;chlechtsn. — Dinten- SThierst. Wohl von dunkler
Farhe. — Thurgi-: der sog. Gravensteiner ZTalw.
iyn. Frilehar. — Torggel- Ap; GRh.; Th: spät rei-
fende Art Ap. Zum Mosten (tonjtjlenl geeignet. — Tusch-
Ph. — ,Grau-detling: melappia, vel poma Appiana.'
t-^Ris.; Mal. — Tatsch- = Breitar Th. T., etwas breit
liesehlagenes. — Trüben- Th. Trauhenförmig am Zweige
;tehendv vgl. KuCqien-E. — Drucker- Th. — Trans-
larent B; ZS.. Transporant Th: weisser Astra;han;
reiblich Aveiss, zuweilen blassrötlich; Fleisch rein
.veiss B; ZS. Syn. Slilch-, Wachs-E. Später 2'. =
Schilt iihip fei ZMdf. — Truppel-: der grosse Gruen-
[ker ZHerrl. Tmjijiele = Schmvr; der Baum trägt reichlich.
— Trür- Th. Von dem einer Trauerweide ähnlichen
Baum. — Weber- Th. — Kilch-wich-, Chilbi- GRh.;
■^ rS. : verschiedene Sorten, welche um die Zeit der
Xirchweih. d. h. August (auch Sept.) reifen, z. B. eine
iäucrliche. grüngelbe, rotgestreifte Sorte Z rS. Syn.
Kitechli-E.; früeh, chlt" Crranacher. — Wachs- Th;
C rS.: plattrund, durchsichtig, hellgelb Z. Syn. Glas-E.,
Tritiispfiraiit. Bote W.: Schmelzung. Schale glän-
zend, durchscheinend gelb, etwas rot gestreift Z rS.
— Widen- Th. — Weg- Th. Eig. von einem am Wege
;tehenden B.<iHm. — Wald- = Breitar ZW. und schon
1770. — Welsch-: dem ZS. eigentümliche, aus Kernen
.■rzogene Sorte, ziemlich verbreitet; ziemlich gross,
^■elb, süsssäuerlich; gehört zu den besten einheimi-
schen Sorten ZHerrl. Syn. iVät-, Kütten-E. — Win-
Th. Syn. Fässli-, Lauchsen-E. — Winiger Z: Glanz-
.'einette, rundlich, gelbgrun, rotgestreift, säuerlich Z.
Syn. Kilhi-, Zürcher-, Zitronen-E.; Galticiler; Guetemwller; chll
'Irnnacher. — Winiker: gross, plattrund, weiss, säuer-
lich, mit sehr dünner Schale und ganz weissem Fleisch
/Egg. Stammt aus dem Th. Das Fleisch zeichnet sich durch
!iervorstechenden Wüingeschmack aus. — Wunder-: eine
üeinettenart. breit, ziemlich gross, hellgelb, von sehr
.ein welnsäuerlichemGeschmack ZHerrl. Syn. Hcrreii-E.
— Winterturer-: Citronen-Reinette Th. Syn. Gold-,
(Mer-E. — Sunncnw irbel: schöner, grosser, hell-
.fclber, säuerlicher A. Z. Syn. Breitar. — Werd-
nüller-: ein dem Kt. Z eigentümlicher A., eine .\rt
Epperiiipfel, zart, säuerlich ZUster. ir., (ieschlechtsn.
— Warten- Tn. W. Th Ortsn. — Gewürz- G. —
Woisiker- ZW. 1770. W., Wenzikcr, Geschlechtsn.—
Wiss- Th. Syn. M''ii<iiacher. — Wissachcr GW,;
l'n. WtsKevher Kk, IFi.s.s-öc/icc ScnSt.; ZWeissl., Wiss-
rker Gii: = SpitzirU.'<iker Z; jeder saure A. SenSt.
.Syn. Kirehltö/ter, Siiröcher. So genannt von seiner weissen
Karhe. Voll- wissiker ZW. 1770. Mai- wissicher
Th. Süess-wissech Gl. Spitz- wissiker. .Spitze-'
/Zoll. 17Ü0: alte, im ganzen Kt. Z geschätzte saure
Sorte. Syn. Gatteili-, Pjtiß'en-E,; Schii/xnanc ; Winmchcr;
SjiitzirSmer. Welsch Sp. ZRuss. Der .\. ist sowcdil spity.ig
:ils weiss. — Spitz-wisscr = Sjiitziflssiker. Wel-
clicr Sp.: kleiner Fleiner ZHerrl. -W'ettinger-:
.'ine Art gestreifter Morsdorfcr Kcinette Z rS. - - Früeh
Wetziker: Mnskatreinetle /Mann. .\V..tzik..M' Z Orts.-h,
S79
Aiif. c])f. iiil', ii]if. upf
380
— Zeien- Ai'K.; GRh.: eine saUre, mittelgrosse, zum
Überwintern sich eignende Art ArK. — Zuger- =
l/rüene'' Fürsten-E. — Zucker- Th. Von seiucm Ge-
sclniiack. Syn. S'uesafrher. — Zollikumer- = Batten-E.
ZErlenb. — Zinimet- Tu; Z: Danziger Kantapfel,
calvilleartigcr Winterrosenajjfel ZMöncli.; eine mittel-
grosse Sorte; grüngelb, trüb carminrot gestreift, mit
hellen Rostflecken; Fleisch süss weinig ZMänn. Syn.
Kutten-, süesse' Leder-, Nägeli-, Pomeranzen-, Erd-
hiri-E.; lienette. — Zapfen-: ein mehr oder weniger
hoch gebauter Spitzapfel; grüngelb, süss säuerlich
ZHerrl. — Zürich- GW., Zürcher- ZBauma: Glanz-
reinette. Syn. Zitrmien-E., Galhcller, Gueteiisu-der,
Winif/er. — Zurzi- ZW. 1770. Zurmrh, Stadt im bc-
nacliliarten ka. — Zit- = </ä}'- L. — Zitron- ZSeuzach,
Zitrone"- tiHh.; Z: 1.= Uster-E. ZSeuz., Eichtersw. —
2. Glanzreinette ZAltorf. — 3. = Margelar ZHerrl.,
Woll. You der schöngelben Farbe. Syn. IHencr-E., Chride-
hürliglvr, Williger. — Zitrönler = Uster-E. ZEgg.
Eicli-Epfel: Gallapfel. ,Eychöpfel gestossen mit
Bärenschmalz' oder .Stierunschlit, eyehöpfel gepülfcrt'
empfohlen gegen das Ausfallen der Haare, im Tierb.
1503.
Obige Deutung: wird bestätigt durch lebende MAA., auch
durch Bock, Kräuterbuch 1577: ,das Eycheulaub bringet
ctwann runde lucke üpfelein, darinn wachsen maden.'
Alrüncn-: Frucht des Alrauns (Sp. 174). ,Wo
der Bär etwan Allraunenöpfel verschluckt, dessen er
sterben müesst.' Tierb. 1563.
Bock 1577 nennt die Frucht ebenfalls ,Öj)fel', diejenige
des ,Wc!ibk'ins' ,Öiifeleiu, nicht grösser denn die Nespeln
[Mispeln]*, Forer selber aber nur ,grosse beeri, davon so
yeniants issct, gleich entschlaft'. Aus letzterem (Iruiulc licisst
diese Pflanzu laut Bock auch ,SchIafiipfel'.
Erd- GBern., T.; ZO. zuw.. Er- GSev., Herd-
Aa; Ar; Bs; B; VOrte; Gl fe'J; GRÜbs.; GO., oRh. ;
Sch; Th fe'J; S; W; Z, Hord- AABb.. He'd- Z, llcr-
Bs; BG.; GlK. (e'J; FB.; GoEh.; ZO. (tw. ö'). Har-
ZWäd.. Ile-'-rrpf,:} ZFixch.. i/erjj/e/ BG. ; GrV. ; G oRh.
(0-). dim. Hccrpfi Ndw Kdrspr.: 1. Kartoffel, So-
lanum tuberosum, schon 1730 auftauchend, aber er.st
durch die Fehljahre 1770/71 und besonders durch die
die Zehntenpflicht wegräumende Revolution von 1798
zu allgemeiner Geltung gebracht; vgl. JPrei in Alpenp.
4, 2G2 ff. Mit Bez. auf die grosse Bed. dieses Nahrungs-
mittels für das Volk heisst es, man solle zwei Male
[diippelt] über Tisch hctc", wenn man Kartoffeln habe,
und spottet man über Einen, der wohl das Gelüsten,
nicht aber die Mittel zur Befriedigung desselben hat:
di"' chdnn E. .süde", wenn, er e Pfanne hed GT. Hin-
wieder spricht sich die Klage über das ewige Einerlei
aus: Am Miirye sär, z' Imhiy i"-der 3Iiindnr [mit der
Schale, also gesotten], z' Nacht g'schu-ellt und ane
(f stellt [aufgetragen]. Jneich. ; SuLO. G'chochti ((j'cho-
chet) E. GolJli.; ZO., 'hrotlet E. ZS., gebratene, ge-
röstete E.; ayn. E.-hreusi, -rösti. Sür E., Gericht von
E. an einer sauren Brülle VOrte. Setz-vii'''' (d' H.J
trenn d' (du) tritt, Vor-em Brächet (Maie) chumm-i
(chomme s'j nit. Wenn man mit Bez. auf eine Feuers-
brunst sagt, es sei him Il.-iräsche a"[/'i/ange, so soll
absichtliche Brandstiftung angedeutet werden BSis.
Ja, 3 E. und e Liecht! Abweisung GBern. Übertr.
die Null, welche beim Kartenspiel Jassen demjenigen
aufgekreidet wird, der zu wenig Punkte gemacht hat.
]J' IL sind hur t/uel i/'rtite" heisst es dann, wenn
Einer mehrere solche Zeichen erhält. — 2. ameri-
kanische H. s. Sp. 219. Syn. Herdmandle. ~ 3. vor
Einführung der Kartoffel Name verschiedener in der
Erde oder nahe an ihrer Oberfläche wachsender kug-
liger Pflanzenjirodukte. So eine Art Kürbis oder
Melone. .Hüet dich sunderbar vor kürpsen und ord-
öpfel' warnt E. XV. der G Arzt ARickli. Erdscheibe,
cyclamen europanim, deren Wurzelknollen geröstet ge-
nossen werden und wie Kastanien schmecken. ,Zwach
[wasche] dein haupt mit dem wasser oder saft von
dem kraut erdöpfel oder seuwbrot genennt; also wer-
dend von diesem die niss getödt.' Vogelb. 1557. , Erd-
öpfel, sewbrot, cheloniura rapuni terra;.' Dasvi'. Syn.
Gdziej>fel, Haselgummeli. Eine L Urk. 1458 erwähnt
einen Kleinzehnt von ,erdäpfeln'.
.\hd. irduphiit, mhd. erdapfd. Jlerd die vorherrschende
Form für , Erde'. Syn. zu 1: Erd-, Grund-, Bode-hir; Gum-
inct; besondere Arten: Jakotmep/cl , Holte, Svheijg, Bodcnsprenr/er,
Wcrjijcn. Teile des E. : Kopf, KöjijkI, Krön, Füdli. Die Beere :
Epß'li, Kugeli, Kluggere, Knolle, ISotle, JIndle, Holte. Mani-
])ulationen: stechen, velzen, heehen, hü/elen, üstuen, (usjgrahen ;
ttli-, ydier-, rerltnveji; seliinden; marteren; verharren.
Die folgenden Artennamen können tw. als Zss. oder
für sich allein gebraucht werden; bei den letztern
lassen wir den Bindestrich weg.
Eier-: weisse Engländer-Kartotl'el U; ZHorg. Die
Knollen sind oval oder eiförmig. — Wiss Ebiker ^i^i'ec-
Scuw. — Obholzer: verlängerte Bodensprenger Kar-
toH'el ZEafz. Nach Rafz soll sie 1810 von Obholz, einem
Hofe bei Kloten, gekommen sein. — Afrikaner s. Sp. 106;
auch in L; Scnw; U. — Ageri-: Gericht aus Kar-
toffeln, welche zuerst beschnitten und danach gesotten
wurden und (mit einer Tunke von sog. Birnenhonig
ZüÄgeri) ohne Salz und Butter ver.speist werden Zg
Stdt. — Augste"-, Äugstier s. Sp. 154. — Elgger,
rote: glatthäutige, altrote Kartofl'el ZAussers. — Al-
tenberger: Mohrenkartoti'el ZAff. — Amerikaner
s. Sp. 219. — Einsidler: rote Engländer KartoU'el Z.
— Engelländer s. Sp. 3.38. — Erstfelder: 1. rote
U. Syn. Hasler. — 2. weisse U. Syn. Brienzer. —
Ottiker, rote ZMeilen. — Veh-: geringere, ausge-
scho.s.sene E., tlie man unter das Viehfutter mengt Tu.
— Verena-, Schillinger: sog. wilde K. Gl. — Fu-
riere"-: kleine Eollenkartoft'el ZRiflersw. Nach einer
Banernfamilie, welche den Beinamen Furier hatte, benannt,
— Fischli-: Gurkenkartoftel; Sorte von länglicher,
schmaler Form Z ; gefleckte F., eine Abart dieser Sorte
Z. — Fröble (Fl.): Rohankartoffeln Z. Von einem
Handelsgärtner, Namens Fröbel, verbreitet. — Glarner:
gelbe Za]ifenkartofi'el GRh. — ,Häkli: rote Nieren-
kartofi'el Z.' Heer u. Reg. 1845. — Holländer: lange
rote Kartoffel ZRafz. Blaui H.: Sorte mit bläu-
licher Schale. Vgl. Amerikaner, llolländisehe E.,
Zuckerkartofl'el Z. — Haltlcr: rote Sorte, welche
zuerst am ,Haltli' in Mollis gepflanzt wurde Gl. —
Hansech-: die sog. gelbe Zapfenkartofl'el Gl. Nach
einem Manne Namens ,Hans-Uech'. — Herren-: Zucker-
kartolfel Z. — Hasler oder Burgler: rote Sorte Gl.
.A.US GuHaslen von einer Frau, Bürgten genannt, einge-
führt. Jakobi-, Jalcöhler: Sorte, welche um .lakobi,
25. Juli, geerntet werden kann Tn; Z. Syn. Aui/sller.
- Jöreli-, Markgräfler, Badcmcr, Bctschwan-
der, Zuger: rote Sorte Gl. — Ky burger: in ZW.
im XVllL Name der ersten daselbst gepflanzten K. ;
glaflliäutige altrote K. ZNdrhasli; weisse Engländer
381
Ajif. P|il', ipf. ii|ir, ii|if
382
K. /Nilrwt'M. Weisse K.. vereilolte BiHk'nsprenii'L'r Z
Aussers. - K ioniist er ZO. A'. (iusrhln. — Korsikaiior:
siiiit g'eiiiossbar wordciidc .Sorte Z. Syii. Afrikaner. —
Kaiserstueler = Bodeiispren(jer Z. — Klösli-:
GurkenkartoftVl Zlüffersw. — Krüzlinger: die röt-
lielie peruviaiiisehe K. Gl. — Lunkliofer: Reliau-
kartoft'ol Zg. — Luterbrunncr: liartmehlige K. Gl;
Gr. Stammt aus dem BO. — Luzerner, gelbe Seinv.
— Meyen- U. Wird iu UMeyentäil allgemein augebaut.
— Üri-Monet: die früheste, in 3 Monaten reife Sorte
Z. — Mandel, kleine: kleine Schottliinderkartolfel Z.
Kiiolleu sehr klein, kaum so breit wie Mandeln. — MOren
ZAffoltern. — Müsli- = Fischli- Z. Weisse grosse
31., gelbe Zapfenkartoffel Z. Kleine M.. kleine Schott-
länderkartoffel Z. Blaue J/.. blaue Hornkartoffel Z.
Kote M., rote Zapfenkartoffel ZKloten — Unmistler:
rote Sorte, welche wenig l>ünger bedarf Gl. — Mue fa-
taler: kleine Eollenkartottel U. — Niederländer:
verlängerte liodensprengerkartoffel ZSeeb.; weisse Eng-
länderkartottel ZHöngg; rote Äugstlerkartoffel ZAff.
— Nieren-: 1. rote N. Z, schon 179.5 erwähnt. —
2. grosse weisse N., Gurkenkai-toffel Z. Knollen massig
gross und sehr stark gebogen, nierenformig. — Bankert-:
von selbst wachsende, verwilderte K. Gr. — Peru-
vianische: weisse Peruanerkartottel ZS.; rötliche I'.
Gl. — Burgler s. Hanler. — Berner Gl; Z, Brien-
zer BO.; Gl; ScHwMa.; U; Z: 1. weisse, frühe, grosse,
kugelige Sorte; veredelte Bodensprenger BO. ; Gl;
ScHwMa.; U; ZS. — 2. welsche B., hartmehlige K. Z.
— 3. lange, rote ZS. Stammt aus dem BO. — Basler:
Rolumkartoffel ZIS.; = .\ugstlerkartottel ZHettl. -
Boston, rote: rotbhxu marmorierte K. Z. — Patate:
lange altrote K. Gr. — Pfalz 1er: verhingerte Bodeu-
sprengerkartoft'el Z. — R o t- , W i s s - b 1 ü e s 1 1 e r Durh. :
neue Amerikaner-K. BThun. Nach der Färbung der Blüten
benannt. — Brienzer- s. Bec«c/". — Rüebli-: gelbe
Zajifenkartoffel ZRafz. — Riedner: die wilde Kar-
toffel ZWallisellen. — Rollen-: 1. kleine, weisse E.
ScHwMu.; ZRüti. — 2. rote Ji'., die wilde Kartoffel
ZRliti. — Bluest-Rollen: Kienasterkartoffel ZRüti.
— Roller, runde, grosse, weisse: grosse Rollenkar-
toffel Z. — Alt-rote: die älteste schweizerische K..
rot Gl; GRli.; Z. — Sauen-, Sau-: 1. kleine Sonnen-
blume, helianthus tuberosus GWe.; syn. amerikanisch
E. — 2. die wilde K. ZRafz; kleine, geringe K., welche
zu Scliweincfutter au.sgeschossen wird Tu; Z. ,I)ie
Schulstube luitte den Sommer über zur Grünipelkam-
mer 'gedient. In ihr war Obst aufgeschüttet worden
und die Säuerdäpfel aufbewahrt.' Gottii. Schimpf-
weise: es G'schöjjf Gottes wie-tie S. — Sattler: rote
Engländerkartoffel Zg. Weisse S., Schmalzkartoffel
ScHw. — Saxer: verlängerte Bodensprengerkartott'el
ZVolketsw. — Scheggen = Afrikaner Sciiw. — Fri-
schären-: von der Krankheit angesteckte IC. Z(i. In
Erinnerung an die Frcisehaarenzüge im K. L, deren letzter
iu dem selben .lahre (184.")), in welehem die Kartoffelkalamität
zum ersten Male auftrat, Stattfand. — Schlarpen: weisse
Engländerkartoffel Z. - Schmucker: kleinere, rote,
vor der Kartoffelkrankheit (ISl.'i) gelir beliebte Sorte
L; Uw. Vom Geschleelitsn. SvlimuiL-i! od. von «i'''' irluiiiukiii.
sieh klein uuiebenV — Schmalz-: verlängerte Boden-
sprengerkartott'el Simw; Z. — Schnäbeler: rote
Nieren-K. Gl. — Seh wyz er = gelbe iwicnier U. —
Bodensprenger: die grosse Viehkartoffel, Howard-
kartoffel, Surinamische Kartoffel Gl; Scuw; U; Z. -
Steger: weisse, länglich? K., vorzüglich zu Schweine-
mästung verwendet Gl. — Tscliäggen ^ ^-i/WA'fmer
Z. — Walder: rote Sorte Gl. — Wentaler: weisse
Engländer-K. ZNdrhasli. — Breitwiss: dass. ZHettl.
— Zucker- Z. — Zürich-: weisse Engländer-K. Z.
Zwetschen-: Äug.stlerkartoffel ZRüti. — erdepflen
ardöpfle ThM., sonst fast durchweg h-, lufrpfle BG.,
htcrfle ebd.: 1. die Kartoffeln ernten B; U; Z. —
2. die Kartott'elsaat bestellen Aa; B; Sch; Tu. —
3. „nach Kartoffeln riechen oder schmecken." —
Heräöpflet ni.: 1. Kartoffelernte Z. — 2. Aussaat
der Kartoffeln. — Erdepfler, HerdöpfJer m.: 1. arme
Leute, die Land zur Anpflanzung von Kartoffeln ge-
liehen erhalten Z rS. — 2. Kartott'elbranntwein Bü. ; S.
— 8. Bauer, der aus der Bereitung dieses Getränkes
ein Gewerbe macht; Schnapsliändler. ,Käshändler,
llcrdi'ipficr und dere [solches] Zii;/.' Gotth. — Herd-
öpflcre f.: ein mit Kartoft'eln bejittanztes Stück Land.
Über die Bildung des W. vgl. Dial. S. '22U/I.
Fül-öpfeli^ScWa/"- Z.
Gall-Epfel: wie nhd. Eine eigentümliche Über-
tragung s. u. Arjchternaag Sp. 13.5.
Gold-: Türkenbund, Berglilie, liliuiu martagon
GSa. — Sjn. llolilbullr, -wnnr. Nach der gojdgelben, von
der Volksmedizin verwendeten Zwiebel benannt.
Gümpist- Aa; Bs; Vw; Z, Gumbist- SNieder.,
Giimpiscli- S, Gnmpis- SRech.: Apfel, welche im Sauer-
kraut gelegen, mit demselben geg(diren und davon eine
gelbliche Färbung und einen eigentümlichen Beige-
schmack bekommen haben. Vormals sehr beliebt, jetzt
noch in BsStdt auf den Markt gebracht. .In Zürich
kauft ein päurli für 1 pfennig brot und für 1 |>f.
schwefelhölzli und für 1 pf. gumpistöpfel.' 1(551,
SCHIMPFR. — Vgl. aui'h (iiinipinliifftl.
Gäzi-: Cykl-äme. ^ Erdepfcl .3. GO.
Der 1. Teil verkürzt aus (ir /'iiijii:!!, welehes aus dem
Churw. entlehnt ist.
Glucks-: A. welclier aus zwei zsgewachsenen
Früchten besteht und zwei Kerngehäuse enthält Z.
Dgl. seltene Nuturgebilde (vgl. Hlurksnius, -brri, vier-
lilättriger Klee) bringen dem Finder ülüek.
Granat-: als Hausn. in Z.
Hag-öpfeli II: Frucht des gemeinen Hagedorns,
crata-gus oxyacantha GSa.
Das W. kennen auch Colliu, Blal., Denzl., lilirisetzeu es
aber mit arbutus und comarus, welche Nann^a exotische
Sträucher bedeuteten.
Harz-epfeli: Frucht des Zirbelnussbaumes. pinus
cembra U. — Selmn ahd. erscheiul der Name A. für ZajilVn
der Nadelhülzbänrur.
Chüder-e|ifc 1 11: IMIrsich Tu (riciK.). Der
Flauui der Haut mit Werg verglich' u.
Uflüs-: A. der von selbst vom Baum gefallen ist.
Lax'ier-: die Frucht der Coloquinte, cucumis colo-
cyntilis B. — So genannt wegen ihrer heilig |iurgierendcn
Wirkung.
Mäd-: Frucht der stengellosen Eberwurz, carlina
acanlis BSa., Si. -- Mad = lleubezirk.
.Mos-: j)annucca.' Mal.
Matt-: stengellose Kratzdistel, cirsiuni acaule BO.
Vgl. MtiKwIiartt; cirs. oleraeeum. Unser t'om)i. sagt eig.
das Selbe, was das ob. ^fath'pfil ; beiile Pflanzen siml einander
äliulieh.
383
Apf— upf. Aps — ups. Apsch— upsel
A(|ii.
38-1
Wiiid-Poüzei-: Frucli* der Koluquiiitc ((iuike).
oiK'uiiiis colofyiitliis B lt. Durli.
Pnli^ii Vertk'utscliiiii}^ von Cnluzijnth. ^yind wnv^ sich aiil'
(lii- sjc)i wiiKlojuleii Kankoii boziehoQ.
l'iiliii- II: Stei-hpaliiien udgl. Striiucher mit Cam-
piiiiiTaptcln «re/.iurt. df^l. am Paliiisonntag von den
Katliiiliken zur Kirche .i;ebracht werden Tu.
Bisam-: ein rundliches Behältnis« für Bisam. Riecli-
büehschen. .Olfactorium, etw. daran man schmückt,
Byseinöpl'el oder meyen.' Fris. ; Mal.
lu der lutlicrischeu Bibel unt«r den Zieraten der weilil.
']'r:ielit erwäliiit, wofür die ziiruli, bloss .Biseni' setzt.
l'fersicli- 11 = Pfirsich. Fkis.
IMattcn-: ein Gericht bestehend aus halben Äpfeln
Hilf Kusinen und Wein gekocht Z.
Ross- = Epfel3 'l.
.Sceapfel II = Meerygel (vgl. >>teclnipfel), echi-
nus.' M.M,.
Schaben-: Quitte, cydonia vulg. GWe.
Weil gegen die Schaben iu die Kästen gelegt; vgl. das
svn. Srlimpclchire.
Schuelcr-: Apfel, welcher durch Schnitte an be-
sonderen Stellen in 2 gleiche Hälften geteilt wird, die
sdiön wieder incinandergelegt werden können 'A.
Von S:liiirlir im alten Sinn ^ gelehrter, knnstfert.igei-
Meiisrli. .letzt ein von den Sehnlkindern geübtes Kiniststüek.
.Vormals wurden soklie .\iiiel mit lat. Worten beschrieben
zu medizinischen Zwecken verwendet; s. Germ. 24, 311. —
Svn. SrliinlrrhUi.
Schlaf-: 1. ein durcli den Sticli der (iallwespe.
cyni|is ro.sarum, an den Zweigen der wihlen oder
Hagrose oder an Brombeersträuchern verursachter
moosähnlicher Auswuchs, ein Fadengebilde von grüner
und rötlicher Farbe Aa; B; L; G; Uw ; Z. .Spongiola,
Schlafi'i|ifel, die an wilden roten dornen wachsend.'
Fiiis. ; Mai,. Unter das Kojjfkissen (das Ohr) gelegt
bewirkt er )iach dem Volksglauben, dass der Schläfer
von selbst nicht mehr aufwacht, wenigstens nicht bis
der Schi, weg genommen wird. Er wird daher auch
als Beruhigungsmittel für Kinder, wenn sie wegen
Kräm]ifen nicht einschlafen können, etwa angewendet,
,da er die Verhexung löst; ferner gegen den .schla-
fenden Wurm', panaricium, auf dem Leibe getragen.
— 2. Person, die gerne schläft oder sonst träge ist.
ebd. ,Er ist ein rechter schl., hat ein gute stimm
zu schlafen, glire sonniolentior.' Mev. Hort. 1692.
Schmalz-epfeli II: die Früchte des Weissdorns.
cratiPgus oxyaeantha G; Z.
Wegen ihres weichen Fleisches nach der Butter, SiJimuh,
benannt. Syn. Aiih-hälleli, Mi'UiPii.
Stcch-c]ifel: 1. Stechapfel, datura stranioniuni
Scn; S; Z. — 2. Kardendistel, dipsacus silv. Z.
Sternen-: eine Abart des Schueleröpfeh, welche
darin besteht, dass die Schnitte eine gezahnte Linie
und die Scbnitttiäche die Gestalt eines Sternes dar-
bieten Z.
Tannen-: Tannzapfen. XV. SoHW Arzn.
Zangg-: zänkisclicr Mensch Nnw. -~ Die Üher-
tiiigung auf eine l'ersun wie in Sr],la/r/i/,l,
Epfi- rf'/)/;.- verk. Dim. für Enlcpfcl (Kds|ir.) Nnw.
Vgl. Härpfi Sp. 379.
ejiflen vj>lle : A\iie\ herunter .schütteln B. —
rföpflet: bloss mit Äpfeln genährt. Eii. //'öpflcte Ma""
und cn SfraKrhid [bloss mit Stroh genährtes] .sind
hcdi f/ltch f/'nchnHiid Z. E g'sprürujs Boss und en
fföjifli'te Ma sind im Friiclifj (jlich irol dm [daran] Z.
Es gibt Bauei'n, welche ihre Pferde zum Notbehelf
mit Spreuer und Kleie füttern.
Ejlf, Epfich; verschiedene Arten von Ep|)iidi,
a]iiuni. ,Ein kraut wie Epfich.' Tiekü. 15G;1. .Wild
Epfen, apiuin montanum petroselinum.' ebd. .Pulli
oleris radix, h. e., olusatri (liijiposelinuni), die würzen
von schwarzen Epfen, von welicher num den scliwar-
zen in Apoteken gemeinklich jietroselinum Macedoni-
cuni nennt.' Fkis. 15ö8. - In dieser Form, im Ggs. zur
nhd., aus dem Lut. regelrecht versclnd>en.
, Wasser-, docli )iit eigentlich, ein wolgeschniackt
kraut, laver.' Mal.
((pfet': das kircbliclie .\lniosen, katb, Schweiz, in
Bs bei beiden (.'onfessionen. ,Swer ze dem Altare mit
Kerzen ze firmen oder ze 0, gat' [bezahlt eine Busse],
XIV. Z. ,Er gebet, als wolle er zum 0. gehen: gravi-
lätiscli.' Mev. Hort. 1092. Pie drei weissen Opfer:
eine in i\Iehl. Eiern und Milch bestehemle, früher an
Ostern, Pfingsten und Weilmacht abgelieferte Kirclien-
abgabe, kath. Schweiz. De Ffaffyit l;ci <). niiic | zu-
rück]. SiiL(i. Z' ffileli (od. vor der Mess. ror-ciii Kijrie)
::'(). fjä", verblümte Ausdrucksweise L; Srnw.
opferbar: befugt, zum kirchlichen Opfer zu gehen,
was man mit dem 12. Jahre wurde Bs XIV.
o]ifrren: in die Kirchenbüchse einlegen SciiSchl.
lif-: ein (Ipfer darbringen. ,Ja sy habend den
tüfien und nit got ufgeopfret.' Zwinuli. .Dem Closter
umb seiner Tochter willen, die er der Muter gottes
dahin ufgco]itert und ynbcschlossen.' RC'ys.
il|isT 15, äpsclii B; „L; Z«": Intcrj. zur Nach-
ahmung des Niesens, z. B. scherzeml vor kleim'u Kin-
dern beim lüechen an einer Blume. — Syn. ätsi, ätschi.
l]is. leps, ipsen s. Jips.
i|(si ()|isi: damit zugleich Z. — .\us lat. (o /y.«» zu
eini-r reiuilialten Formel umgemodelt.
rpscll s. ctU'dS, etwa.
Öliscli m.: geringschätzige Verunstaltung des Na-
mens Oper d. i. Otnuir GlH.
A(1H.
A(|ll('. .\iiue; gemischte Flucht, gleichviel K'uni
unil Haber. ,Ein Viertel Acijuce (Aijue, Acgue).' L
Kantonsbl. z.B. 18^ ti. 1847.
.\H^ dr
l,ll. .\i\\.
trieii'll massig
chl vil-
standene Fremdwort charakterisiert durrli das lli luiutiistcn
der Selireilning.
385
Ar, er, ir, or. ur
386
Ar, er, ir, or, ur \r/.^\-. arr usw.
Ar s. .Irbc. Ar- s. lim-. -xVr s. Acher I
(Sp. m.
Ar I. Are", aro, aru W iii.: grosser Eaubvogel,
Adler. Geier. Das Dini. An (PI. Arini) auch bildl.
= Wucherer W.
Alul. nro, mlul. wie) mit schwacher Flexion, ilio sicli iu
W M.\. auch im Nomin. festgesetzt hat; vgl. auch Aruvuyd,
AroleiU (W) uehen Ana |Z). — Syn. Adler Sp. 90; Gly.
Fi.sch-. .Haliacetus, Meoradler, Fiseharn (-arnd).-
Denzl. 1077; 171(j. — Arn auch mhcl.; -J eine müssige
uach n heliebte Erweiterung.
,Hüener-: hüenordieb, wih, milvus.' Fris.; Mal.
Stock-: Stockadler oder -falke. ,Gah mir Hans
Waldkilch ain grossen Fogal, was ain Stock-Aren.'
Stockar 1525.
Stockar scheint iliesen Vogel als Wappen mit seinem Na-
men in Beziehung gesetzt zu haben, obwohl dieser wühl nur
eine iiltere Nhf. des verbreiteteren .Stocker' ist.
Stöss-: ein Eaubvogel, wohl eine Art Falke.
1510 wurden bei Burgdorf gefangen .Eeigel, Scharben,
Stossar.'
Ar 11. Aar, meist Are f.: Aare, Name des be-
kannten Stromes, noch mit halb appell. Bed. in den
Namen der Quellbäche od. Zuflüsse: .Gadmer-, Grimsel-.
Urbach-Aar'. und in dem Dim. Areli, ein in der Tal-
fläche sich bildender Bach (GfiNufenen). In Spruch-
reimen: iiher d' Arire bin-i g'fare mit-eme Schimmel,
die hiMiye Meitsclii chömmen aUi i Himmel. Über
d' A. bin-i (/. mit Scliiff' und Ttueder, zum Schäfzcli
(tan;j-i niimmc [nicht melirj, es isch ex Liieder S. I)'r
Liiiifi [Eadnagol] isch fis.s und '»• Bad iKch ab, d' Schelme
fare d' Aare ab.
Wahrseh. keltisch; vgl. den gall. -romischen Flussnamen
Arariü), Saone, in reduplic. Form.
Aarau: Name der Hauptstadt des K. Aa. Potz
(oder o) Hfujel-A.! grober Ausruf der Verwunderung.
Obwohl diese Darstellung der jetzt landläufigen Auffassung
entspricht, ist wohl abzuteilen -Ir <(«•"'',• ,(ieier' = Ar in Ver-
wünschungen ist bekannt, und uu''' wird gerne in Schwur-
fornn/ln angebracht.
Ar III f.: das Gepflügte, die Furchen. E f'rinchi,
■■irhiiiii Ar; de neu l'/luer/ macht e ijucti Ar Zliattl.
Fri.sch gepflügtes Feld. Sulcek.
Das W. findet sich sonst nur noch in den Zss. Ar-muun,
-lecij, auch mlul. nur in aricarte, Feldhut, gehört aber un-
zweifelhaft zum folg. Vb. ; nur ist die Krage, ob es nicht
zunächst aus Ared, Art (s. d.) verstümnudt sei; vgl. nnV/ ans
ariiij. Redinger Ki.'ifi stellt zusammen: .Ar, ard. Furch'.
aren Ai'H., M.; B; GrD.; GT.; Z — Ptc. g'aret
Gr: ackern, pflügen; in GrD. übli. den .Acker be-
stellen, also auch: säen u.sw. ,Eine .lucharte Feld zu
a. ; eine zu a., säen und eggen.' Bs Ocns (jetzt f)-
Eine ..Mlnicnt uftuen. buwen, aaren und säyen.' Cv.s.
,Dass die lUircii das Land wider änderst geareu und
ge.säyt.' elnl. ,.\re, ere: ackere, pflüge.' Ekd. 1G5().
Mild, nur als Ptc. (nar(e)n, wahrend das Priis. nur die
Form rrii)ii zeigt, wie schon ahd. nuoist errnn, mit Umlaut
und Assimij.ition aus der schwachen Gnuidform 'nrjan, ent-
sprechend dem lat. unire. gr. äpöetv, so dass die stjirke
Flexion in diesem F'all viell. erst später eingetreten ist. Die
Schweiz. -Idiotikon I. 'A.
alte Kürze des Voc. scheint sich trotz der längenden Kraft
des r iu B hin und wieder erhalten zu haben; s. ,arre'.
Id. B; auch ,geareu'. 1467, Sarnen. Häufigor ist .auch bei
uns die Forju «■<■« (s. d.). Das uralte und darum elirwürdige
W. ist am Aussterben.
Über-: absol., beim Pflügen die Grenze verletzen;
m. Acc. P., einen Grenznachbar dadurch schädigen.
,Wer den anderen überarret oder überzünet.' Bs IGll.
,So einer dem andern einen Markstein verruckt oder
im Ackerpaw überahret.' ebd. 16'27.
üf-: aufpflügen, mit dem Pflug Erdreich aufbre-
chen. , Liessend ihr Allmend ufaaren.' Cys.
um-: umackern, -pflügen Ap; GT.
dur(ch)-: alle Furchen durchpflügen (nicht nur
je die zweite, was bestrüchen heisst) Z.
araben s. herabhin.
arabisch: als Typus des Unverständlichen. ,I)er-
gleichen, so die teutsohe Sprach verdunklet, und halb
arabisch gemacht.' GHeih. 1708. — Vgl. böhmisch,
spanisch.
Aräder GnSch., Trim., mit vorn angewachsenem
.Art. Larüder GuCast. — PI. unver. : 1. eine Art ein-
facher Pflüge. — 2. Pflugschar Gast. — Aus dem räto-
rom. aräder, lat. aralnun.
aranscli: sofort, gleich, schnell. A. dran! A. drr-
diirüf [bergauf, aufwärts] GrT). — Ans dem Rätorom.
arranscliicren : (Einen) durchprügeln W. — Aus
frz. iirmnijer, herstellen, i. S. v. hernehmen, hart mitnehmen.
Arrass m. oder n.: Easch, ein im spätem Jlittel-
alter und bis ins XVI. oft genanntes leidites Wollen-
gewebe, verfertigt in der belgischen (jetzt französ.)
Stadt Arras. ,Tuoch, arras' usw. Bs 1417. .Schwarz
arras tuoch.' S 1405. .Sanunat, Damast, Schamlot,
.Atlass, Taffent, .\rrass.' Sch 1535. , Etliche Stucke
Arris.' Absch. 1557. ,4 Brief [Päckchen] Arrassin
Bendelschnüer.' Z 1571. ,Grüener Ariss.' ' L 1578.
, Schwarz Arrass Tuch.' Hapn. 16Ö6.
Mhd. arraz; nilat. anaitium, -ueittiu; nhd. .Rasch" mit
Ahwerfung des Anlautes und Übergang vnn ^v iu xrh.
Are s. ^-Irwi. Aref s. Arbe. .\relcn s. Arien.
Lein-Are": ahornblättriger Massholder, acer pla-
tanoidcs (Durii.).
Syn. Leinljiuim: Siiilznliurn. Der I. Teil stimmt zu nhd.
.Lehne', jVhorn, der 'J. ohne Zw. zu Ahnrn (Sp. IGll, so
dass eine t.iut(pb>gischc Zss. vorliegt.
ver-arrtsticreii: (Jnidn oder sein Gut) verli:ifteH.
mit Beschlag belegen. Hosi'. ,Sic mögen verarresticrt
und verliaft werden.' 175(i, Lkhmann.
Mit pleonast. rrr- nach Analogie des syn. .vi-rhaften',
von frz. nrreter aus (idrcNltn-e.
.\ri I: 1. \n. KosetoriM des Xaniens Kduard L(i.
— Zunächst verküizt aus -tmli. — '_'. n. Koscf. des weibl.
Namens Afra BGadm.
Ari II f.: 1. Weise, Melodie eines Liedes. Dns
hcd c schihii A. L. - 2. Singstinnne, (iesangsorgan.
7'.V ticd im ii'ir he .1. L.
387
er. ir. nr, ur
388
ai'ig (ä- BsLdtw.; BLf.). in B auch nri — Coiiip.
arcf/cr und e'rr/er Ndw; Si:hw. Hupcrl. arU/ist Nnw:
>ScHW, (iri.fi.if, e'rr/ist, e'rynt Ndw: 1. liübsch, schön,
anniutii;; artig. Ki arigs BliicmeJi, BO., B. ,A. an-
zuseilen.' B Landw. Woehenhl. L'^.'iT. — 2. sinnig,
sinnreich: naiv „B; L;" Ndw. En arige tfall, ein
■witziger UwE. Vgl. G. — 3. klug, gescheid, geschickt,
gewandt VOrte. Icz maclisch-es doch frl a., recht
gescheid. ,Argutus.' Id. B. — 4. arg, schlau, listig,
durchtrieben, heimtückisch, hinterlistig AaF.; BO.; L;
GG.; Uw; U; W; ZKn. An ariga Vogel! Es ist Keine
so arig, er fiiidt no en ärgere. Ineich. Si laufid All um
d' Hatte mne [um dem Spuk auf die Spur zu kommen],
g'sehnd aber Xiemer: der Grüen ist ärger as d' Älpler.
Erzähler 18.5G. — 5. sonderbar, seltsam, wunder-
lich, eigentümlich, oft mit dem Nebenbegriff von ko-
miseh Aa; Bs; B; GnA'als; L; S; Zg. ,D' HerreUit
sl' arig Ijit, si essen alle l'lnnder [allerlei durchein-
ander].' GJIÜMix 1819. ,'s u-är-mer doch es arigs Wese,
wenn-i leider hei'" sütt gä". ebd. 1800. ,Es arigs
Schlö.-ssli [ironisch vom Armenhaus].' Schild. .Lueget
auch wie a.. die hat die Nase über dem Mund!' Breit.
1860. ,Der Herr Gütterli [Fläschchen] müsse ein gar
ariger Herr sein, weil er so einen arigen Namen habe.'
ebd. ,Eso a. göt 's-mer, i cha" der Wi im Mul nit
tollen [dulden].' ebd. En arige Chuz, ein kurioser Kerl.
■,I-ine Hus göt 's a. zue, wo kei Tür drin isch.' Schild.
,Es u-ird-em .so a. um 's Herz: er weiis nit, was er
denlce seil.' ebd. En arige JBursch, den man nicht
recht begreifen kann BsLd. ,En a. Chopf.' Gotth.
,En ariyi Chüst', ein eigentümlicher Geschmack, ebd.
Es arigs G'schäft, eine sonderbare und zugleich amü-
sante Sache BStdt. 's iseh gar mängs arigs G'sätzli
[Verschen] rirn", Worh'i-me frdlich lache ma«. GTIvchn
1819. Syn. eigelig : artig, artlig ; kitrlig : seltsen;
g'spässig. — G. drollig, spasshaft, närrisch. En arige
Purst [Bursche] Aa. Scherzhaft, witzig, von Menschen,
Beden ßü. — 7. schwierig, verwickelt, heikel; e-«
arigs G'schäft UwE. — 8. unbehaglich, unwohl.
Es i.st mir a. B oHa. Es ist im [ihm] ärger, schlim-
mer. Ineichen. S_vn. artig, arm.
Die Steigeningsformen eryer, crgnt und die Bed. 4 (7. 8)
sclioinen darauf zu deuten, dass ariij aus arg entstanden sein
könnte, welcher Vorg.ang aTjer in unserer Spr.ache wohl
ohne Beispiel wäre; und noch mehr spricht dagegen die
Mehrzahl der Bedd.. welche sich aus der von .arg' schlechter-
dings nicht ableiten lassen. Es kann also höchstens stellen-
weise Berührung und Yermischung mit arg angenommen
werden. Dagegen erklären sich sämmtliche Bedd. ans der
Grnndf. artUj, welche z. T. auf dem selben Gebiet und in
den seihen Bedd. (4, 8, auch 1) neben ariij besteht, und
auch einmal (in Obw| die Nbf. ardig annimmt, aus der durch
Assimilation und durch fortschreitende Erweichung des d arig
werden konnte, wie viell. das ferig im Mund der Eisenbahn-
couducteuro durch gehäuften Gebrauch aus (/erdig) fertig;
vgl. auch Ar viell. aus ,.\rt'. — Die im Text angesetzten
Bedd. fiiesseu z. T. in einander über. Ans 5 fliesst 8 durch
den Mittelbegriff: seltsam zu Mute. Bed. 1, 2 und 3 kom-
men auch dem nhd. .artig' zu (2 und 3 wenigstens noch im
XVIIl.), während die Anwendung auf sittsames Betragen
unserni arig fremd ist. Die ganze Begriffsentwicklung iässt
sieh auch unter folg. Hauptgesichtspunkte bringen: I. gute
Art: I, 2. 3. II. schlimme Art: 4, 7, 8. III. seltene
Art: 5, (i. 4 kann allerdings auch als blosse Übertreibung
oder sehlinuue Anwendung von 3 gefasst werden, oder II
übh. nur als prägnant ironische Anwendung von I, wie nhd.
.schön, sauber' fast als Gegenteil gemeint werden können.
Vgl. iildi. tirlig. — Von den fnlgenden Cumpos. ist g'/tpass-
uur eine deutlichere, fast pleonastische Bezeichnung von
II; 1^ tf, die beiden andern bezeichnen nicht eine Art, son-
dern einen gesteigerten Grad von n. 1, 2 od. 3; in allen
dreien ist -arig verschieden von dem nhd. ,-artig' in Fällen
wie ,tierartig, traumartig' udgl. — .\bl. ärglen.
schamper-, wunder-: lieblich, halb scherzhaft
und sclielmisch. ,Es [das geliebte Mädchen] biegt .so
.sc/(. drg, Git mir ril tusig Miintscheni [Küsse].' G.IKiihn
1819 (,wungerarig.' ders. 1806).
iS'c7t. aus schandbar, dieses aber nicht im bösen Sinn,
sondern nur abstrakt verstärkend wie arg, grüwUch, liölliwh,
meineidig u. a. Für die Form Tgl. mhd. xempcr (-vn) aus
scnthiere, sendbar (gerichtsfahig).
gespass-, gipcess-: spasshaft, zu Spässen auf-
gelegt L.
Arist s. Ernst.
arriwleren: begegnen, vorfallen Bs; S. — Von frz.
arrivrr.
„Al'Oiiiatik m.: eine Art Strohwein aus überreifen
Trauben gemacht Gr. It. vino aroniatico." — Von
dem eigentümlichen Duft (Bouquet).
Aron m.'? Sch, Aröne f. oder PI. BSa.; Z, dim.
Aröneli Zg: 1. gefleckter Aron, arum maculatum; sehr
beliebtes Volkshcilmittel gegen Lungenkrankheiten
ScH; Zfi; Z. — 2. Alpenhahnenfuss, ranunculus al-
pestris BSa.; vgl. Arunlel.
Aus dem Lat. (Griech.). Syn. Ah-one Sp. 174. Bed. 2
beruht auf Übertragung, da Anim im Gebirge nicht vor-
kommt, beide Pflanzen aber den scharfen, ätzenden Saft ge-
mein haben.
Arvin(e) s. Alrun Sp. 174. — Erz-Arun: Name
einer Schätze hütenden Jungfrau Uw; s. Llt. Sagen
S. 507.
Ariinkel Arunl-eji n.: Aster, Sternblume, ranun-
culus asiaticus Z. — Ans dem lat. Gattungsn. entstellt.
Ygl. Aron^.
äl'iit! Interj. auf! vorwärts! S. — Aus hz. en nmte.
Ar w ölte s. -Wolte.
Ar e*rn.: Ansehen. Er cha^-si''' en Ar gi [geben]
ScnStdt. — Von frz. air. Aussehen, Ansehen.
Ar, Ari s. Ächer Sp. 69.
Arrach, Er räch n.: Pfahlwerk im See zum Fisch-
fang angelegt Bodexsee It Birl. Vgl. Geicellstatt; Eis.
In Schwab. Urkunden ,der Erich, Erken', in bair.-österr.
.Arch, Ärch', Flechtwerk .•:u Fischfang und zu Dämmen. Aus
,.\rch', lat. arca, i. S. von Verschlag, Einfassung, mit Ent-
wickelung eines Voc. zwischen r und ch und Anlehnung an
die Collektiva bildende Endung -ach. S. auch Are m., Ari f.
ärräx! Interj., Hetzruf an Hunde Gl; GO. A. de!
oder ä. da-da! Gl. A. mache, anreizen, aufhetzen,
auch V. Menschen; das ist gad [gerade] wie ä. g' macht,
das heisst nicht zurückhalten, sondern noch reizen GO.
Vgl. ärä-gi.c, woraus är&x: viell. zsgez. ist; doch wird um
zu hetzen auch einfach x! gemacht; r aber (ans welchem
.ieues ärä sich entwickelt hat) heisst geradezu die vox canina,
der Laut der oder für die Hunde.
Are, of- m. Z, Ari f. Bodensee, m-c als PI. VwS. :
1. das obere und untere Ende eines Fischernetzes,
wo das Garn an den Stricken befestigt ist Bodensee.
— 2. die zwei Seile, zwischen welchen ein grosses
Netz befestigt ist; die beiden Schnüre, welche durch
die äussersten Maschenreihen des obern und des un-
tern Saumes eines Netzes gehen unil durch welche
889
Ar, er, iv, Ol-, tu'
390
(l;is Netz vermittelst Sclncimmern, Pflöckehen aus
l.iiulenholz, am obein, und lilei-jewichten uml Steinen
am untern, aus Eosshaar jjeÜoehtenen, 8trang-e aus-
i^esiiannt und in der Sehwebe erhalten wird Bddkns. ;
Vw. ,l>ie Aeren. die seiler unden und oben am Jeger-
garn, darmit man das garn ausstreclit oder spannet,
pUiga'.' Fius.; Mal. NB. Nicht melir in der Ausgabe
l.")ll und den Nachfolgern. — :!. Ädi n.: kleiner
Strick am Kemtiintrick, an welchem der untere Teil
des Segels bei starkem Winde, wenn das Segel tiefer
gehangt werden soll, aufgezogen wird Bodens. Vgl.
Är-seil.
Die einzige lautliclic Vwdtschaft bietet Jas bes. in Baiciu
uud (isterr., aber .auch übb. in der Wcidnianusspr. vorkom-
mende Svn. ,die Arch', welches durcb die umsjelautete Nbf.
,Än-li' und die verstümmelte Nbf. ,das Ar' den Übergang
zu den sclnveiz. Formen andeutet, bes. wenn noch das obige
Arraili dazugehalten wird. Wir müssen unser Ali, Are durch
Vcrtlüehtigung des auslautenden ch (vgl. die zahlreichen Ortsn.
auf -i aus -UL-h: s. Sji. 63) aus Arch herleiten, und da alle
ilie liier erwäliuteu Formen den beiden Bcd. ,Strick' und
.Behälter' gelten, so werden wir kaum zwei urspr. verschie-
dene W\V. annehmen dürb-n, obwohl sich ArcJi, Art im S.
von .Strick' durcb den Mittelhegritt' des Flechtwerkcs mit
ahd. uriih, Teppich, vereinigen Hesse. ,Arche', Behälter,
bedeutet auch eine Sarge, und als Einfassung sind die ge-
nannten Stricke an den beiden Arten von Netzen zunächst
aufgefasst. — Die Vermengung aller drei grammat. CTcnera
hat dieses W. mit anderen alten \V\V. gemein.
Are m. s. Em.
Ares .s. Erhis. Arisch, Arist, Erist s. Ernst.
Äri n. s. Acher Sp. 69.
Ober-Ari n.: Oberhaut; 'aO. lümiavhe", eine Haut-
schürfung erleiden L.
Zur Vergleichung bietet sich das liair.-österr. der, iIiik
Ariih, Arrli, Irih, t. die feine Beinliaut, t. Kopfaussclilag,
Krätze, au; es wäre wieder Verttüchtigung des auslautenden
*■// anzunehmen. Vgl. aucli das obige Are.
ärli s. wärlich.
Aurikle" f.: Aurikel, primula auricula .\x.
Aurili. ,Wildaurin' bei Denzl. 1077. 1710 das eine
Mal mit ,centaurüides', das andere Mal mit .limnesium,
klein Tausendguldenkraut' ei'klärt. Ähnlich bei Zwin-
ger 1096. Es sind hier gratiola offic, Gottesgnado,
und gentiana (erythrsa) centaurium, Tausendgülden-
kraut, vermengt. — Das W. ist aus dem lat. centaurium
abstrahiert.
Er I, f.: Ehre, im ü;inzen wie nhd., oft im Flur,
auch bei Sing.-Begriff. 1. persönliche Ehre. Die
Anfangsworte des kirchlichen Gebetes: ,Ehre sei Gott
dem Vater' usw. in ein Subst. n. Erst zur Bezeichnung
eben dieses Hymnus verwandelt Ndw; s. auch Erist.
,Dis closter sambt dem fronaltar gewicht in der Ehr
[zu Ehren] der Heiligsten Jungfrauwen Maria.' Cvs.
,Zu seiner Ehr und Lehr.' Z 1600 (?). ,Sy werdend
nit anders gethon haben, dann das den eeren gezimpt.'
LLav. 1584. .Brot das nicht nach eeren und nutz
gebachen wäre.' Z 1593, so dass es dem Bäcker Ehre
macht oder den Vorschriften der Zunft entsprichtV
vgl. 4, ,Der Edelmann tragt, ihn [den Habicht) uf
der band, hat synen ein er.' BuEir. 1034. .Dise 3 stett
halt ich der eeren, macht und ilapferkeit', traue ihnen
so viel zu [V]. ZwiNciLi. ,Wyl ihn der ander so ohn
ehr halt', d. i. duze. Srnuii'KK.; s. eren 2. Er und
liespelt vor Eiiii hau (iul'ani. Gend-is [gebt uns]
d' Er CH «»(rfers il/((?.' = kommt wieder zu uns, sagen
Verkäufer zu ihren Kunden. Er mit Öpjn,^' üfhcbe
(i'lcf/(/c, üfkse), einernten. ,Ehre dem Ehre gehithrt:
Herr Pfarrer, putzet 's Lieehl'.' Kiiiriiii. Es (jnt den
Erc nö [nach]: Vater, träij du ä' Hatte (Butte) [Trag-
korb]! B; G. Es (jöt der Er nö: de Cher [die Reihe]
ist z'letst W dir! Sulg. Es hiid Eine cV z'lide, bis
er z' Ere cJiunnt. Ineich.; Sun;. Wo Ice Er, ist au ke
Schund. Ineicu. Wo l;e ticham ist, ist 1:ei Er. Sulo. ;
BiiAGGEU 1780. Er macht ümcher [wechselt]. Ei" Er
ist die ander wert. Besser arm mit Ere als rieh mit
Schande. Was bringt zue Ere? St"'' were. 's ist Keine
so arm, d' Er freut-en. D' Er tuet im gar wol im
Chropf. D' Er macht Eine zu-me-n-andere Ma". E
chlini Er ist au''' en Er. I-m-enen Eimer Wi llt
eil Er [mit Bez. auf Wahlbestechungen]. Was z' Eren
[um der E. willen] üsgöt [ausgegeben wird], göt z' E.
[mit E.] Kider \" [z. B. bei Hochzeiten. Kindstaufen].
SuLG. Er icont det [dort], wo alli Er en End hat.
liegt im Grabe, in welchem Alle gleich sind und
Ehrentitel Nichts mehr gelten; vgl. dm", wenn alli Er
en End hat (Sp. 315). Wenn man vor oder von höher
stehenden Personen Etw. vorzubringen hat, was -den
Anstand verletzt, od. wenn man sicli starke Ausdrücke,
auch sonst unpassende Vergleichungen erlauben will,
entschuldigt man sich mit Formeln wie: ,Üiess alles
ist, üwer eer vor (bevor), erstunken und erlogen.'
ZwiNGLi. ,Mit ehren zu melden, sit bonos auribus.'
Denzl. 1677; 1710. Jetzt syn. mit Respekt z' melde",
salre veni. .Man kömmt am ungebissensten davon
[im Umgang mit bösen Mensclien]. wenn man es mit
ihnen gerade macht wie mit den Hunden [d. h. ihnen
aus dem Wege gellt], ihre Ehre vorbeluilten [ironisch].'
GoTTH. Die Formel wird aber später so gewendet, dass
das W. die ehrenwerte Person selbst bezeichnet,
der man die Rücksieht schuldig zu sein glaubt; Euen
Ere" vorh'halte" L kann allenfalls erklärt werden:
.Euerer Ehre unbeschadet', aber die Umdeutung ist
vollzogen in: .mit Urlaub, mit züchten vor euweren
eeren zereden, honore dicto.' Fris.; Mal. Vor Euen
Ere" g'seid [gesagt]. Ineich. 1859. Vor Eueren Ere"
z' rede G; Z. Auch mit von statt vor BsStdt; Z (vo,
was namentlich in ZO. freilich auch aus vor abge-
schwächt sein könnte). Und vollends in folgender
Verbindung: ,in Anwesenheit ihrer Ehren und Ver-
wandten.' 1750, Gl Jahrb. In ehrerbietiger Anrede
an Behörden und als Titel vor den Namen derselben
stellt , Ehren' geradezu = ehrenwert (vgl. irend). .Unser
eeren statt Basel Zeichen [Wappen].' 1524 Absch.
, Ehren-Zunft' Bs 1545. ,E.-l!egiment, -Stand.' ebd.
In der Bs Kanzleispr. noch heute, mit abgekürzter
Schreibung, z. B. ,E. E. Kleiner Rat, Grosser Bat',
neben der ebenso üblichen und bequemen, aber noch
abstrakteren Formel ,Tit. !' (titulierte, oder Titel).
,E. E. Gesellschaften', zunftartige Corporationen in
Klein-Bascl. Ebenso in Comp, wie: ,l)er hochzyteren
ehrenfründschaft; die Ehren-Hoclizyt." Auf. XVII.
Wolf. ,Ehrengemeldter Herr.' Me.mor. 174'2. Vgl.
Ercnhüs; Erenlön. — 2. bürgerliehe Ehre, a) eines
Mannes. Eine" a" den Eren a"gr}fen Z. Eine" in
slnen allen Eren lau gün, Satisfactioii geben GRpr.
Er und guete Name sind bald rerlore", aber schwer
ertrorbe". Ineu iikn. (Kei"J Er im Lih ha" S. Me soll
amcne [einem] ]\lensch d' Er itü" Mol rerdecke [in
Schutz nehmen]. Silgkr. üjijiis uf d' Er ne, als
Ehrensache anttassen BStdt. Bi Er und Eid (nüdj!
391
Ar, er, ii'. ni". tti'
392
uf Er! Beteuerungen Z. ,Siben Man, die das uf cid,
sei und eer mit uferliabnen bänden wölten behalten
[bestätigen].' 1894 Zs. , Welcher einen andern umb
eid und eer wysen [des falschen Schwörens überweisen]
wil.' 159S Saanen. .8ü ist auch das nun gar zuo ge-
mein worden, dass n\an den jungen hauasbaben (Haus-
balteren) gelt und gelts wert anhenkt, auf ehr [Ehren-
wort, also = auf Kredit] und erb, welches billicber
auf ehr und seelverderb möchte genennt werden.'
SHoeuuoL/. l.-)91 (1G93). iV und G'wer, bürgerliche
Ehrenfähigkeit verbunden mit dem Recht Watten zu
tragen; hi Er und (xioir si"; ru [von] E. u. G. fy'nelztj
xl", um E. u. G. dw, das Gegenteil Gl. .Welcher
über einen zuckt, mit dem er in Frid stat, sol von
Eer und Gwer entsetzt werden.' 1546 Gi,. ,Ehr und
Gwehr ward ihm abgenommen.' Erzähler 18.50. Vgl.
u. erlös, b) für weibl. Personen wird ,Ehre' fast
gleichbedeutend mit .Ehe' nach vorausgegangenem
vertrautem Verkehr mit Mannspersonen: (eine Ge-
schwächte) z' Era füera Av, z' E. zieh BHk. ; Gr; W
[durch Heirat]; vgl. 4. ,Zun eren hau.' Mandel. .Ich
beger ir nit zu keinen eren', ich will sie nicht als
Frau. ebd. In einem alten Volkslied von 3 Jungfern
heisst es: ,Uie dritt hab ich genommen, zu Ehre will-
i-si ha.' Daher dann auch: ,die er übertreffen' [über-
treten] = Ehebruch begehen. ,Wa die frow ir er
.übertrifft, die sot gar und genzlich von ir gemächde
sin [das ihr von dem Ehemann zugesicherte Gut ver-
wirkt haben].' Ofpn. Holderbank. .Zur Trennung
vieler eeren [Ehen| Anlass geben.' Absch. 1531. Vgl.
Un-er, Hiis-cr, un-erlicli.. Verbunden und mit ob-
jectiver Beziehung auf den Mann: .Wie sy jn [ihn]
zuo der ee und eeren gnomen habe.' JLLav. 1584. —
3. concret: Ehrenzeichen, bürgerliche (Wappen)
und militärische (Banner). .Unser eer, wappen und
zeichen uss den fenstern schantlich zerschlagen.' 15'29
Abscu. ,Die V Orter mit Iren eren. fendlin [Fähnchen]
und panieren.' Edlib. Auch von den männlichen Ge-
schlechtsteilen. ,An Ehren, Nasen. Barten gestünnnelt.'
1653 Lauf. Beitr. — 4. übertragen auf Sachen: Güter.
Grundstücke, Bauwerke, Strassen; Haushalt. Guter
Zustand, Nutzbarkeit. In Ehren liegen: ,Zue
einem Bauw sorg haben, das er in gueten eeren ligge,
cavere tedificiis.' Mal. In Ehr(en) legen: .Welche
hofstätten der vogt wieder äfern und in eer leggen
wolle.' 15'2'2 Strickl. Act. .Pen selben turn zue buwen
und in eer zue legen.' 15'24 Strickl. Act.; Absch. .Ist
bieniit unser will, dass alle Weg und Straassen in
Unseren Landen ohne verzug in ehr gelegft und in
guetem wesen erhalten werden söllind.' Z 1646; 1707.
,Au.sgebrauchte Acker, die man nicht in ehr gelegt,
misten.' Hospin. .Ein verwarlostes Grundstück ,in
Ehren legen', Mattland daraus machen. UBräocer.
Mit durch Allitteration hervorgehobenem Gegs. ver-
bunden : dadurch der erarmet gmeine Mann viel Häuser
widerumb in ehr leget, welche .sonst in der Eschen
[Asche] blieben weren.' Wurstis. Zu E. bringen:
Öppis z' Ere bringe, gut anwenden Bs. Eigene Güter,
die .zu Unehren gekommen', wieder ,zu Ehren bringen'.
1581 Absch. ,M'I><'!< [Etw.] in E. halte, in gutem Zu-
stand erhalten Ai>. .Wer dem andern etzet [sein Vieh
auf dem Boden des Nachbars weiden lässt]. so mag der.
so geetzet ist, selb vech, so er in dem sinen findet, yn
thnen und in ehren hau [unterhalten, bis der Eigentümer
es ausliist].' RoTENii. Anitsr. ,l>ie jiredicanten sidlcn Ire
pfruendhüser in fach, gemach und eren halten.' 1530
Absch. ,Steg und Weg in ehren erhalten.' Ar 1081.
.Der Obmann des Barfüsser Kloster muss gewüsse
Pfarrhäuser in ehren halten.' JEEsi'her 1692. ,In-
ehrerhaltung des Bodens betreffend.' Z 108-2/8. Zu E.
ziehen: ein Ding ausnutzen, geschickt zu benutzen
wissen. Es ist das Lob einer guten Haushälterin,
dass sie Alles z. E. ziehe, d. h. Nichts zu Grunde
gehen lasse B; S. Wi'"" ds Wetter no'''' e chlin hemjti
[günstig bliebe], nu wiird no Mengs z' Ere 'zöge BRi.
.Sie wurden bei allem Geiz die kostbarsten [am mei-
.sten brauchenden] Hausfrauen, weil sie Nichts zu E.
z. konnten [zu z. verstanden].' Gottu. Auch wieder
rückwärts auf Personen übergetragen: verwahrlosten
Kindern eine bessere Erziehung geben. Ss Wih hat
du" Ma"" z' Eru gizogu, zu Ansehen gebracht oder
aus einem Verschwender zu einem Haushalter gemacht
W. Übrigens vgl. 2. — 5. Badhemd. Der Rat von
AaB. erklärte i. J. 1500 denjenigen bussfällig, der
ohne ein Niedergewand in ein anderes Bad gehe, des-
gleichen eine Frau ohne eine ,Eer'. S. übrigens Badire.
Bei .iu Ehr legen' von .\ckern konnte man an ein 'Er
= Ar, Pttügiing (s. eren, pflügen), liciiken. weil auch .bracli
legen' gesagt wird; dann niüssteu aber ilie übrigen .\u\ven-
dungen alle aus dieser eutspruugeu sein und mau kaon docli
auch umgekehrt erklären: es gereicht dem Acker oder wenig-
stens dem Besitzer desselben eben zur Ehre und ist sein
Normalzustand, dass er gebaut wird. — , Ehren und Yer-
wandteu' dürfte aus der üblichen Ausdrucksweisc ,Ehren-
verw.' (vgl. Erenfründschaft) oder , ehrenden V.' umgemodelt
sein. ,Er war nicht der ehren gewesen dass ...'=: er hat
mir diese E. nicht erweisen wollen (Hospin.) steht aucli l>ei
Schm., aber neben der vollem Form: ,der E. wert', und so
erklärt, dass die E. auf Seite dessen tUllt, der einer Rück-
sicht des Anstandcs genügt, indem er einem Andern Etwas
erweist, also damit sich selbst ehrt. — In der Stelle ,er
sul dassclb mit dryen eren manspcrsonen oder aber in [mit'i'J
zwo frouwen für ein eren ufrichten [beweisen].' 1598, Saneu,
ist .eren' uatürlich elliptisch zu verstehen = ,ereu mans-
jierson'. — Über die Berührung mit E s. Sp. 7. — Zu
den vielen z. T. reinihaften und alliterierenden Amplifikatiimen
t Er vnd Eid; Er und lieHjjekl ; Er und Gictr; Er und her;
E und Er) mochte z. T. die Magerkeit des Wörtchens locken ;
vgl. nocil Er;End; Er : Eschen. — S. noch ir.
Un-er: Unehre. 1. Schande. Bes.^er arm mit
Ere ah rieh mit Unere Z. Auch in abgeleiteter Bed.
Schaden, Verderbniss. .Die Jemant das sin ver-
honty |1. verhonent], zergantent oder zue uneren brin-
gont.' c. 1470 Gl. Alles syn. Ausdrücke; vgl. ge-
;ichänden. — 2. Unzucht. Notzucht. .Einer tochter
die uneer (der uneeren) zuemueten.' Mal. — 3. Un-
ehc, wilde Ehe, Concubinat, Gegs. z. Er 3h. ,Ze
Uneren sitzen', im Concubinat leben. .Eebrecher und
die oft'enlich zuo Uneren sitzen.' c. 1500 Z. .Weliche
ofl'enlich zue den uneeren sitzen, sollen darzue ge-
halten werden, das sy einandern zue der ee nenien
und zue kilchen füeren.' Bs 1534. .Hielte einer eine
Weibsperson zue Unehren.' 1524 Absch. Syn. Une Sp. 7.
un-er ö-ci-Ar: 1. Adj. a) ehrlos Ai>K. — b) mür-
risch, unzufrieden, unwillig, ungehalten Ael.. M. —
2» Adv. hastig und gierig (essen) GrD. Syn. sehicittig.
Mit dem Subst. gleichlautende Adj. -Bildung ist selten,
doch in der ä. Spr. nicht unerhört, vgl. auch nhd. tclimucl.-
und Sehmuek. — Bed. 1 b) muss entsprungen sein aus:
Anderen keine Ehre erweisend, den Anstand verletzend.
Piesor Begriff konnte auf das Verfahren des Menschen mit
rlcr Speise übergetragen werden, indem sownlil ein i'iliertricben
39ä
Ar, er, ir, or, ur
394
wähk'risches Verhalten (was auch mit erlös bezeichnet wird),
als ein hastiges, gieriges, uniirdentliches Essen auch der
Speise, als einer Gabe Gottes, nicht die geziemende Ehre
antut «der die Rücksicht gegen Andere verletzt. Aber iiiwr
in dieser letztern Bed. könnte aus der bei Sclim. angeführten
Verbindung rn, n« «• = ,tüchtig' (gleichs. so dass es eine
,.\rt" iiat) entstellt sein; c;i. nn aus .in' oder ,eine\
Hiis-cr: 1. Ordnung, geordneter Zustand des Haus-
wesens und Haushaltes KO. Ironisch: (Ins ist fi" r
sclnhii 11. ! das sieht sauber aus ! BHk. .Einem Christen
Staat zue. das er werke, nit das er sin huseer zergon
hisse, sunder das er sorgsam sye.' Bcll. 1531. ,Ees
familiaris et domestiea, haushaltung oder liaushab. die
liauseer.' Fris.; Mal. Auch der gute Name des Hauses.
D' H. rette, für die Ehre des Hauses einstehen; die
Honneurs machen; aber auch (scherzli.) er muess cV H.
i: = das Haus hüten. Sclger. -- 2. ,H. nennen unsre
alten Männer noch ein fromms und liebes Eheweib.'
SfREXli.
In Bed. 1 streift das W. n.ihe an das .oft zu Gleichlaut
verkürzte Hüa-ern (s. d.), welches aber rein örtlichen und
rechtlichen, nicht moralischen Begriff hat. Bed. i beruht
ilarauf, dass 1 wesentlich auf der Hausfrau beruht und in
ihr gleichsam personifiziert ist. Vgl. Luther zu Psalm 68, IS;
, Haussehre heisset auf Ebreisch ein Haussfrau', wo freilich
die Zürcher zur selben Zoit ,Hauszierd' übersetzen, also
diese Bed. ablehnen.
Bad- s. Badere.
Zeiger-: das erste Aceessit nach den Gaben auf
den Schiesspliitzen Vw, oder die letzte geringste Gabe
für einen Schuss, der eben noch ,gezeigt' werden
durfte; Gnadengabe Z.
Den ausserhalb des Trefferkreises fallenden .Schüssen wird
vom Zeiger nicht mehr die .Ehre' des Weisens angetan. Vgl.
u. fir.
er-haft ^ ehaft Sp. 7. .Das sol einer tuen in jars
frist, inn ierr [ihn hindere] dann erhafte not.' 1510
Ni)w. .Jedoch vorbehalten ehrhafte Xot und Gottes-
gewalt.' 1756 Si'HW. ,Der seinen Nachbauren mit ehr-
liaftem Zaun weiter, dann die March weis, übervorteilt.'
1059 B. Noch stärker entstellt: ,ehrenhaft'. — Die
selbe Berührung s. bei E und Er; vrlich 5.
er-lich, meist erli, erlig Ap; BM. ; G; SBuchsg. :
1. wie in der heutigen Sehriftspr. : ehrenhaft, -fest;
redlich, rechtschaffen, gewissenhaft, wahrhaft. En
erliche Titsch ist kei Schelmestiick. Eh erlichi Hand
chunnt ditr 's ijnnz Land und tcider ume. Lieber en
erliche Bletz [Flicklap]jen] als c schantli Loch. Bi
erliche Lüte yöt 's erli zite. Erli (Erlichl;eit) macht
rieh, aber lan/isam [auf langsamem Wege]. Sifluer.
Erlich hete" hilft us Ängste. Ineichen. Er ist crlig:
er set [sagt] nu: fläch [flieh] oder i neam [nehme] -(//''',
and denn flucht 's nüd GBerneck. , Erlich bogän [Amts-
geschäfte? gewissenhaft verrichten?].' Gpk. 17, 19.
.Ehrlich' hiessen ehedem polizeiwidrige Vergehen,
welche nicht gegen die Ehrlichkeit verstiessen. .Er-
liche Frefel.' Si'RucHBiiiEF 1-111 = Sehlaghändel udgl.
In der Z Geriehtssatzung XVI., '2 wird unterschieden
.gmeiner und ehrlicher tudschlag' und .gcfaarlicher.
schandtlicher ahl unredlicher T.'; letzterer ist der
Mord, tückische Nachstellung, Tödtung mit unerlaub-
ten Watten. Dem gemäss bedeutet , erliche Sachen'
Gni-NiNciEN 15'25 kleinere Vergehen. — 2. ehrenvoll,
ehrerbietig, rühmlich, festlich; auszeiclinend; v. Pers.:
hoch angesehen, berülimt. Trinksiiruch einer Magd :
/ n-ill-ech's bringe zu erliche Dinge, zu guete Saclic
[usw.] Ltjunzw. .Cantemus domino gloriose, wir sül-
lent erlich dem herren singen.' GHdschr. ,Was jr vor
[vordem] in zwen tagen sind "zogen gegen uns bar
gan Pafy, sind jhr in eim wider geflohen, wie ehrlicli
üch das s}-.' M.VNCEi, [iron.]. .[Die griechischen Prie-
ster] tragen ain erlich Kleidung lang bis utt' die Füess.'
Stoi'k.\u. ,Und h.at der Babst die 5000 Mann erlichen
[Adv. I begäbet mit Syden und Geld.' ebd.' .Hochzit-
lichs kleids sollen- wir nicht vergessen; dem brütigam
entgegen gan, die cerlich bkleidung tragen.' Card. Lied.
, Ehrlich [ehrerbietig, ehrenvoll] empfangen [eine Ge-
sandtschaft].' 1521 Abscu. .Dass man zu Hauptleuten
der Soldtruppen solche wählt, die dem König nützlich
und den Eidgenossen ehrlich seien.' ebd. 1522. .Dass
nur 1 Stück [goldene Medaille als Taufpfennig] aber
ein desto erlicheres gemaclit werde.' ebd. ,Bestattetend
die le3'ch tretfenlich eerlich.' 1531, LI. Cbron. .Wenn
mir yemants dienen wirt, den wirf min vatter ee. be-
gaben.' 1555 JoH. ,Tua laus, dir loblich und eerlich.
Dies celeberrimus, der aller eerlichest tag. daran einen
grosse eer anfallt. Stola, ein eerlich frauwenkleid.
Ornamento esse, eerlich seyn, Eer bringen. Amplis-
simo loco natus, von einem verrüempten und eerlichen
geschliicht.' Fris.; Mal. ,Er sey, wenn auch unehe-
lich, doch vom Vater her eines ehrlichen Geschlechts.'
[Worte eines Unehelichen, der seine Rechte verteidigt.]
Ndw. 1041. ,Die Züricher Predikanten lassen die Lu-
therische Dolmetschung auch gelten und reden ehrlich
[mit Anerkennung] von derselben.' Chlosterguggu. —
3. angesehen, ansehnlich, stattlich. ,Der gros
berg bernegk ist gesin ain gros erlich nutzlich liolz.'
G Hdschr. .Mit reisigem züg und erlicheni gscliütz,
damit man gnuogsam bewart sye.' 1522 Absoh. .In
senftmüetigkeit mache dich ee. und gib dir die eer,
die dir zimpt.' 1531/1067 Sirach. , Erzeig dich freund-
lich gegen der gmeind und vor dem eerlichen beug
dein haupt.' ebd. ,Ein nüw ziemlich ehrlich hus bu-
wen.' 1584, Met. Wetzik. ,Guet gesellen und von ehr-
licher freundschaft [Verwandtschaft].' BCvs. ,Grosse
und eerliche fründtschaft: amicitia ampla. Ein gross
und eerlich hausgesind: faniilia ampla et honesta.'
Mal. ,Mit etlichen eerlichen lüten.' JLLav. 1569.
(1670: ,in begleit viler fürnemmer Männern.') ,Us
gnaden und fürbitt erenlüten und siner erlichen fründ-
schaft.' WiNTERTH. ,E.' ist offizielle Anrede der Bürger
an der Gl Landsgemeinde; vgl. Er und G'wiir, und
Er I ä, Sp. 090. Eh erlige Bürger ro Basel, einer
vom alten Schrot und Korn. ,De honestate delibare,
eer etwas verkleineren, oder ein eerlich ding etwas
schwecheren.' Fris. .Ehrliehe Mittel', Wohlstand. 1867
MI'oHN. — 4. anständig. Absch. 1525. .Der Canzlei-
verwalter soll in allen Sachen, so ihm e. [der Ehre
seines Amtes angemessen] sind und zuestand, sicji
willig brauchen lassen.' Mrm XVII. , Ehrliche klcider.
under und über.' BSi'yri 1050. ,1m Waisenhaus werden
die Kinder versehen mit aller nothwendigen und ge-
bührenden Speis und Trank und ehrlichen Kleidern.'
Z 1757. Es ist nicht e. viel zu trinken U. Dafür
sorgen, (?((.<« das China e. bldit : eine wiederhergestellte
Sache nicht neuerdings verderben, z. B. mit Beziehung
auf einen Reconvalcscenten Gl. Adv. und in scherz-
hafter Anweuilung: tüclitig, gehörig; Eine" erlichen
abiriischen, scharfen Vorweis erteilen LG. — 5. = <7ic/i .!{
(Sp. 0) und wahrsch. aus diesem entstellt oder damit
vermischt wie Er mit H und crhaft mit ihafl. ,So
395
Ar. er, ir, Ol', ui'
390
einer mit Tod abgienge. erliche Kiiuler liiniler im vei'-
liesse [sterbeiiil hinterliesse].' 15ö2 Z. ,80 einer mit
einem erlichen Weib hausheblichen wonte.' ebd. , Kin-
der, so ehelich und ehrlich geboren .sind.' 1617. ,Wann
Kinder, e. oder unehrlich geboren, abstürben und kein
ehrliche Leiberben hinterlie.'isen. Wann ein Sohn ab-
stirbt ohne ehrliche Leiberbon [im ital. Text sen^a
priilc Icgitiiiia].' Daneben .unehliche Kinder', c. 1700
U. ^'gl. noch ärlii-h u. d. W. icdrlich.
un-erlich: 1. nicht zur Ehre gereichend. ,Das.s
un.ser bitt Gott u., einer stat Basel schädlich.' Eyff Chr.
— 2. öfnj-erlitj, n- Ap: unehlich. Eii Oirliga Ar. en
Unerlis Z, ein unehliches Kind. Vgl. Er ;>. — 3. ,Uh-
erlicher todschlag', heimliclier Mord. (jegs. zu .er-
licher' s. d. 1.
haupt-. HoUU rieche" lache", herzlich und laut, aber
bes. aus Schadenfreude oder Spott übw.
ErUi-h scheint liiür den Begriff der Oft'unlicit (1.) zu
li.ibcu; doch liisst sich fragen, ob die uliigc Form niclit liluss
aus dem syn. hau/tlli'irhliijiu ilioiflhri-hJ.) umgedeutet sei; in
jedem Fall hat haupt- vcrstärliende Bed. und ist -in die adv.
Endung.
er-bav erhr-r Ar; YOutk; Gu; G; S; Tu, nrhcr
GWe., jerbrr uTii, eher SciiwW.: 1. wie nlid. mora-
lisch achtungswert, sittsam, anstäiulig, wacker.
Gär erber trinke', nur wenig, bescheiden GSev. En
'ärheri Spuse, eine wackere Braut GWe. Ähnlich S
Buchsg. Erhari Lüt rede" nid schaiidhari Wort. Inkich.
Ironisch: du bint es erbers [sauberes] Bürschli, du!
GRjenatz. ,Das erberste und wegste [Beste] tuegent
[tuen].' 1440 F. .Die eltestcn und erbesten.' 14Ö8,
UuK. ,Lebend züchtig und crbar.' Bib. 1500. ,Dunkt
dich das erber und billich seyn, dass du mich gewalt-
samest [mir Gewalt antuest] und verschupfest [ver-
.stosscst, verächtlich behandlest]'?' ebd. — 2. in der
Gesellschaft angesehen, durch Stand od. Charakter,
oft als Titel. ,Und sol man ze deheins [sc. Richters]
kur [Wahl] ahten enheinr wirdi [keinerlei Würde],
ald das eine[r] erberer [vornehmer] si danne der ander.'
Z Kichtehr. ,Das ward offenlich in unsen rat gesait
[gesagt] von erbern lüten.' Diessexh. Stadtr. .Schidlüt
. . . nun erber inan.' AhTschudi. ,Der erbre geistliche
Mann Bruder Heinrich.' ebd. , Erberer alter mann,
])resbyter.' Fris. ; Mal. .Die fronnnen und erbren Toni
und Andres Sprecher.' GiiJenatz 1547. .Die Eltisten
und Ehrbaren in der Gmeind.' 1590 Z. ,Erbar' einst
Anrede der Räte wie ,ersam' des Bürgermeisters.
Si'RExo. , Erbare frau.' GBHartmann 1817. — 3. von
Sachen: angemessen, ansehnlich, beträchtlich.
Einen Gefangenen ,uf erber trostung [Bürgschaft,
Sicherheit] und gewonlich urfech [Urfehde, Friedens-
versicherung, Verzichtleistung] uslassen.' Fkünd. ,Eine
erbere zal büchsen.' 1521, Strickl. Act. ,Eine erbero
Summe Geldes.' 1523 Absch. , Erber bezalung, be-
kerung und abtrag thuon.' 1.539 Bs Rq. Vgl. erlich 3.
— 4. Adj. u. Adv. recht ordentlich, ziemlich. Er
het slni (r'schnßli irber uf der Site Ica [gehabt] Ap;
c. chlat/e; er lüt-si"'' e. ij'höre ; e. ehalt, ebd. E. gross,
gnueg, vil usw., iiass, rd.'is usw. G. Do göl 's neba e.
krülig zue, hier geht es, dünkt mich, ziemlich bunt
her ti uRh. Die Sonne hat Wasser gezogen: da kann
man e. druf biegen [mit ziemlicher Sicherheit daraus
schliessen, dass Regen bevorsteht] G uRh. Er hed c.
Geld L. Grad e. lang ist-er i-de'' Stube g'hocket; es
git e. wol üs [die Ernte ist ziemlich ergiebig]; es git
e. gross Erdiipfel; er hat e. 'boset, ist ziemlich mager
geworden SeiiwW. 's hürig Jär ist rcider jerher guet
g's'i Th. 's ist i. warm L; Zg. ,Es ist hür ein gute
Ern gesin, erber gut Korn und gut Wetter ze schul-
den.' Bossn.-GoLDsciiM. Er ist e., ziemlich .stark an-
getrunken ScHwE.
Er-bar-keit: 1. wie nhd. Sittsamkeit. — 2. con-
cret coli.: die ehrbare Gesellschaft, der bessere
Teil der Bevölkerung eines Ortes oder Landes, die
anständigen Leute; die verfassungsmässige Obrigkeit
gegenüber eigenmächtig auftretenden Gewalten oder
einzelnen Unzufriedenen, Unruhestiftern. ,Dz soliche
geschieht, durch die jren begangen, aller e. leide sye.'
B an Bs 14G.5. ,An der erberkeit und dem gmeinen
biderman.' I.i21, Strickl. Act. ,Wir mögend wol sjiüren
die falschen pratik von dem so liievor sölich unruow
und zwitraclit ouch gestift, der selb abermalen ein
comun [den gemeinen Mann] über die (ein) e. wisen
[gegen die Obrigkeit, die Regierungspartei aufwiegeln]
wollt.' 1521 Adsch. ,()ber- und erliarkeit.' ebd. 1525.
,Semlic!is [Solches] haben liederlich lüt und nit die
erberkeit im Turgöuw getlian.' ebd. 1520. .Ein ohcr-
keit und erberkeit zuo Underwalden hat die von Bern
nie gescholten.' Auseii. 15'29. .Die erberkeit in jeder
gemeind soll zuovor umb das tanzen ulf den hochzyten
begruesset [angefragt] und gebetten werden.' ebd. 1530
Th. Nach der Verbrennung von Wyl zogen alle Bürger
aus und , blieb von der erborkait niemand denn ainer'.
ebd. ,Üass das Segnen [zauberhatte Beschwörung] ein
unehrlich ding seye und sie dessen bey der e. auch
schlechten rulim und dank beholen [ernten] wurden.'
GwERB. 1040. ,Nit allein unsere oberkeitliche Be-
amptete, sonder auch ein gemeine Ehrbarkeit insge-
sammt' Z Mand. 1050. .Auf der gassen, als vor den
äugen aller e.' 1073 JMüll. ,Dass ihr vor aller E.
verachtet werden.' JMuralt 1097. .Dennocht landend
sich ungeschirrige [ungcberdige] Leut, die dem, wor-
nach die ganz E. eifrig geschruwen, sich widersetzen
dorftend.' 1722, Mise. Tig. — 3. die Gesammtheit der
(ehrbaren) Bürger einer Gemeinde als solcher, 's ist
z' Schwarzeburg Märit g'sy"; als President jener löbl.
E. han-i Allz ubcrhiegt BG. ,Soll der E. vergünstiget
»sein, denjenigen so Böcke im Land zu sommern be-
gehren, die Erlaubniss zu erteilen.' Deutsch Spruchb.
von B 1798. — 4. Ausschuss, Vorsteherschaft
einer Kirchgemeinde, Kirchenvorstand, jetzt Ehe-,
Chor- oder Sittengerieht genannt „B"f. , Denen, welche
den Gottesdienst stören würden, drohte der Landvogt,
dass sie durch die E. von allem Genüsse der Genieinde-
güter ausgeschlossen würden.' Th 1530. Pupik. ,Dass
solche Persohnen [Dienstboten, welche sich verheiraten
wollten], bevorderst für die E. beschickt und daselbsten
examiniert werden sollind, wie sie sich selbs erhalten
woUind.' B 1090. ,Vor Mhrn Castlan, dem Pfarrer und
der E. Rechnung ablegen.' B Kai. 1705. — Un-: Un-
sittlichkeit. ,0b mich glych etlich vil ungemässer
dingen und unerbergheiten zyhen.' Zwingli.
er-bar-lich: 1. = crfinr J. Si"'' crbcrlig üffiicre",
anständig, sittsam S. — 2. = erbar 4, ordentlich viel.
,Ward erberlichen win und körn.' Edlib. — lii^ adv.
Endung -m wie bei crlith D.
er-saiu: achtbar. Titel für Personen, wenn sie
etwa zur Hochzeit oder als Verstorbene kirchlich
997
Ar, er, ir.
398
vorliUniiot wenlon; daher auch auf Grabsteinen; früher
auch Titel für Beliörden, im Kanzleistil Ndw. ,Ein
ersamer Grosser Kath.' 1867 MRohn. Als Subst. Ge-
sehleehtsn. in Aa; Ar; Z. Vgl. irbar 3.
Kr-sami f.: Leumund. ,In Sachen, die allein in
und uf Muetmaszungen standen, sollen die Richtere
die Handveste, Ersame und Glauben [Glaubwürdigkeit]
beider Teilen, des Cläger und Antwurtcrs mit
Fleisz bedenken.' 1627, Bs Eq. — Ge-. Eine Magd
hat ausser dem Lohn noch d' Geysami in'ii ScliHehne,
d. i. den Anspruch, dass man ihr Schuhwerk in Ehren
halte ZBenk.
Oren: Ehre erweisen 1. bes. durch Geschenke,
Gewährung von Bitten; vgl. veirren und Bring. ,Also
erut der Herzog die von Schwiz und liez den selben
zol ab.' 1.330/1440 Z Chr. ,Eer und gewär mich diser
bitt.' Salat. ,Ich will dich der bitt getrülich eeren.'
ebd. , Eeren mit der bitt.' ebd. ,Er ward siner bet
geeret.' Edlib. ,Topiielsöldner können die houptlüt
nit eren usser irem gelt.' 15'21 Strickl. ,Eer Gott
myn Fründ!' Grussformel. HBull. 1533. ,Das kripli
band wir geret.' Faber, Pilg. 1557. — 2. durch die
Form der Anrede: mit Ihr anreden, ihrzen im Gegs.
von duzen Aa; B; VÜrte; Gr. ,Wo-me" Hecht [einiger-
massen] cornehm ist, ehre" Ma" und Frau enandcre.'
GoTTH. ,.\nne Bäbi sollte ihm raten, ob es die junge
Meisterfrau e. müsse; „säg, Marei!" werde wohl zu
unhöflich sein für so ne Zimpferlige.' ders. ,Darumb
ich meine frauw auch lange Zeit nit geduzt, sunder
geert, das mein vatter nit gern sach.' FPlatt. Vgl.
ir, du, er.
Nichts nötigt uus, eiin,' luspr. Vcnnischuug zwischen im
iiud .ihren' .'juzunehnieu, obwohl eiüc allmähliche Berührung
beider Ausdrucke zugegeben werden muss. Vgl. iren.
(irend: Ptc. des vor. mit pass. Bed. ,zu ehrend,
ehrenwert' vor Titeln in der Kanzleispr. .Meinen
gnedigen, ehrenden, lieben Herren und getreüwen vät-
teren.' SHochholz. 1591. ,Mit Bewilligung beiderseits
ehrender 1. Eltern.' 1641 Wixtertii. So noch: ,der
E. Stillstand [Kirchenvorstand].' S. vereren 1.
un-eren: , entehren, schänden; Einem mit Worten
zu nahe treten.-' — ent-un-: pleonast. = dem vor.
,Das hailtumb darus geschütt und grösslich entuneret.'
1530 Abscu. ,Der nam, der über uns angerüeft ist, der
ist entuneeret.' 1531/1667 Esra. ,Wie könndind ir ein
Stadt von Z gröblicher e.' 1532, Eon Act. Auch bei
E(;kst. 1535. .Sehenden, geschenden, entuneeren.' Mal.
.(iottwird entunohret.' 167o.IMi'LL. .l'ie Gaben Gottes
also entunehrt' [durch Mischung von Wein mit Wasser].
ScHiMi'FR. 1651. ,Dor entunehret sie | die Götter].' Ulk.
1727. .E. sagen Unverständige für: ccrunehrcn oder
entehren.' Spreng. — ver-ent-un- rcrdmiere: zer-
trümmern, zu Grund richten SB., Ndramt. — Huiiin.ltor
Plenuasni.
ent-: in den Kirchenbann tun Scuaohz.
ver-: 1. mit Acc. P. a) hochhalten. .Vereerender
Luther [verehrungswürdiger, reverende].' Zwingli. So
noch: de verered Stillstund Z; vgl. e)'C«4. — b)Ehre
erweisen, Verehrung liezeugen, einen Gefallen tun
G(J. .So bitten ich dich, dass du midi doch in disem
kleinen Stuck verehrest und disen Brief niemand sehen
lassist.' BiiLL. 1527. ,Sy welliml auch die drvg Pündt
fereret haben, gueter hoffnung. sy auch von inen eine
bciJoldung [erlangen] werden.' 1557, UMev. Wint. Chr.
,Man tet s' ouch mit dem sitz v.', zeichnete sie durch
einen Ehrensitz bei der Tafel aus.' 1576. — c) be-
schenken. ,Ich gedacht ich wölte dich hoch v. und
begaaben.' 1531/48, IV. Mos. .Uf hütt habend M. g.
H. Hansen N., den gwardiknecht, vereeret und ime
15 krönen geschenket und ine zum Burger angenom-
men.' 1572, L Ratsprot. ,Es ligt nit wenig an dem,
wenn man einen v. wil, dz man jra gaaben gäbe, die
jn früuwind.' LLav. 1584. ,I)ass gott der herr mich
thuot V. also sehr und mier ein Engel hat gegeben,
der bschitzen soll mein leib und leben.' Com. Beati.
Mit Angabe der Sache, welche meistens durch ,mit'
eingeführt wird. ,So Jemand verehrt wird mit Holz
abzuhauwen [die Erlaubniss dazu bekommt].' Otfn.
SenwAM. 1533. .Dass der Bisem ein schätz ist und
allein die höchsten personen darmit vereeret werden.'
TiERB. 1503. .Die frömbden und andere bekanten mit
wyn zu v.' ECvs. ,Uwre Büecher, damit ir mich ver-
eeret.' ATscHiTDi 1565/72. .Prämiis affectus, mit be-
lonungen vereeret oder begaabet.' Fris. ; Mal. .Er
mag in mit einem Drinkpfennig [Trinkgeld] wol v.'
1617 Z. ,0b nit ein Carmen könnte getruckt werden,
diejenigen, so ir Gutjahr dahin bringen, darmit zu v.'
1044, Z Stadtbibl. ,Die Römer waren gewohnt, auf
solchen tag einanderen zu v. mit gaaben.' FWvss 1650.
,Soliche notwendige [bedürftigen] Leüth mit einer Stür
vätterlich v.' 1052 Trogen. ,Wir wollen sie [die Bar-
füsser] mit dem Platz zu Ehren dem hl. Antonio ver-
ehrt haben.' L 1056. .Die Unsern mit einer ergöb-
lichen [reichlichen] Bysteur zu v.' Z OGl. 1060.' .Den
könig mit gold v.' 1707, Mark. .Welchen der Kaiser
hievor mit Gaaben verehret.' Wi'rstis. 1765. — 2. mit
(Dat. P. und) Acc. S., schenken, allg. 's ist nüt
Vererts, nicht eben wohlfeil Z. So Eppis u-ellt-i^'' nüd
g'rererts [auch nicht, wenn ich es geschenkt bekäme]
BRi. V. und loschiere" (frage"), gesellschaftliche
Sprechspiele, wobei Gegenstände (nur in Worten) ge-
schenkt werden Z. ,Die Wappen, wie ir's seend an.
Habend wir v. duon Einem redlichen Erenmann.- 1610,
Inschrift. .Man vererte uns 30 Kanten [Kannen] mit
wein.' FPl.itt. ,I)en Wein v.', Fremdlinge, besonders
vornehme, ehrenvoll bewirten. Dissert. de vino 1712.
Freiwillig überlassen, eine Schuld nachlassen: es
süll-em verert und g' schenkt sl" GG. Zu beliebigem
Preise überlassen: clirbare Leute verehren ein-
ander, wenn sie nicht Handels einig werden können,
den Gegenstand, d. i. der Verkäufer überlässt es dem
Andern, den Preis nach Wissen und Gewissen zu he-
stinimen BSi.
Die Beh.iuptuug, dass im XVI. ,v.' (Eini'U uiit, VXw.) last
durchgängig von ,schenkon' so uiitcrschiidin weide, dass
jenes von niedriger Stehenden gcgeiiübor Hohem gidti-, dieses
umgek., würde zwar mit der urs])r. Bod. übereinstimmon,
lässt sich aber nicht festhaltiMi. Die Construktion 2 ist
(iffcnbar aus l c) entstanden und beide begegnen sich liei
Kl'latter. Zu dem liegriffc vgl. die KA. Eini'in ,idn eerlicho
schenke tun'.
Ver-ering, Vi^-irig: Geschenk, = Ering I. allg.
,\Vas er hätte erübrigen mögen von der Hrn. Staaten
Verehrungen u. Letzigeld [.Vbschied.sgeschenk].' Breit.
.Solle selben ein guote Verelirung darfür gegeben
werden.' ZimciLc. 1056. — Ins Lat. übertragen: .hono-
rantia'. K'27.
ver-erlich: I.v.l'ers. ehrenwert. .Der verelirliehe
Stillstand' = ärnd. s. d. - 2. v. Sachen: elirenv.dl.
399
Ar, er, ir, or, ur
40U
Wohl hat er venlionet um mich die verehrliche Gahc'
1815 JRWvss.
Kri"g': 1. Ehrengeschenk, Schenkung. .Uf das
kament die schift'knecht und amptlüt und bewerten von
uns erung.' 1519 Stülz. ,Sind wol 40 im schiff, denen
man e. duot und sy begäbet.' ders. .Nach dem mol
[nachher] hat er jedem hotten geben 50 krönen für
ein e.' 1521 Strickl. , Statt des gewünschten Jahr-
gclds eine einmalige Ehrung.' 1521 Absch. ,Dem herrn
wichbischof für sin arbait ein ziraliche (gebührende]
erung tuon.' 1524 Gr Artikelbr. ,Wir habent em-
pfangen üwer brot und win und dankend üch söm-
licher üwer e.' 1531 Absch. Ein im Krieg Verwundeter
bittet die Tagsatzung um ein ,eerung' zu einer Baden-
fahrt, ebd. — 2. Ehren erhöh ung. Beförderung zu
einer höhern Würde. ,Otton von Wittli.spach, uss
Keiser Pridrichen Ehrung Pfalzgraf.' Ansh.
Er II (■',• 11., B; VOrte; G; S, m. BHk. rä)-;.- Erz,
s])ez. Metallmischung zu Plcischhäfen, zu Glocken,
Kanonen usw. ,Er und 3'sen.' G Hdschr. ,Gegozzen
von ere.' Boner. .Geschirre von guetem ehr.' 1531/48,
EsRA. ,Er, Erz: Kupfer.' Red. .Kupfer und Öhr.' S
Mand. 1702.
Anilul. fr, gut. ais, l.at. «es; aucli mhd. (soltoii) m. Das
syn. ,Er2' (s. Erez und Erz) ist walirsch. mit Er j,'ar nicht
vwüt, indem sein z wahrsch. nicht Abi., snndoru stammhaft
.und sein Yoc. iirspr. kurz ist. — Mal. hat abwuiclieml von
der ZBibel ,ertz', aber doch das Adj. .eerin'.
Orin, erig eri" Gn; GSa.; Sch; Th; Uw; Z, cheri
Tn, triri Aa; BM., Si.; L; S; Uw, äritj BHk., earn,
canif/ GWa. : ehern, ,'s Eri ist mir lieher als 's Kupfer
[Wortspiel].' Kirchh. En erene, eriqe Hafe; en crcni
Pfanne; es erigs Tüpß [Tö]ifehen]. Bes. von dem
grossen Hafen, der den Hauptbestandteil des Geschirrs
in der Küche (auch in der Sennhütte) ausmacht, nach
alter Sitte an einem Gehänge über dem Herde schwebt
{d'r erifi Hafe w'-d'r Häle S) und als das beste Stück
Hausrat gilt. »Sj flattiert-em [dem Erbonkel] ; si meint,
si üherchömm denn der eri H., werde Haupterbin.
Bildl. sogar für die Tochter des Hauses selbst: er treit
d'r crifi Hafen us-em Hüs, führt die T. heim. Schild.
.Ein erin haven.' Boner. ,Isy und eery stain und
kuglen.' G Hdschr. ,Ein örin hopt [haupt].' 1521 Ziely.
.Eerine (crine, erhine, ehrene) rören.' Bibel 1531/lti07.
,Thubal Kain. der ward ein giesser in allen meister-
stucken, erins und eisens.' ebd. 1560. ,Erin stein,
darauss man mösch, crz oder kupfer machet, chalcitis.'
Mal. .Ein erhiner kessel.' Fris. ,Aheneus, eerin oder
küpferin, von erz oder kui]fer gemacht.' Fris.; Mal.
,An kupfer-, zinni und ehri Gschir.' 1600 Z. ,Erin,
was von Erz ist.' 1Ü56 Eed. ,Chalceus, erin.' Denzl.
1077. 17111.- .Meine Stirn ist Ehrn.' JMey. 1694.
,Ehrigs und Zinnigs, Kupfer und ander fahrende Hah-
schaft.' 1722 Engelberg. ,Mit der ehrenen Schlange.'
TuR. sep. — „erclon: nach Erz riechen."
fi r s. Eni.
er, erre, e'r, erder BO.; W, erdrigBO.: .\dj. zum
Adv. e, er, ehe (Sp. 10). der ehere, frühere, vorher-
gehende oder -gegangene. F'' bi" dr er g'si", bin
früher dort gewesen, zuerst angekommen; auch vom
Rang in der Schule: habe einen höhern Platz einge-
nommen BSa. I)s er Mtü. ebd. ,,^4?« erren (erderen)
Tag, am vorhergehenden BmO." Der erder Tag der
liehro, je eher, desto lieber W. Die erdrig (B Abi.).
erder (W) Wuche , Stirbt der Vater, so erben die
erren und die nachgeude [nachfolgenden] Kind geliche:
tam priores pueri quam posteriores.' B Handfeste, Anf.
XIV. und danach 1404; dafür 1529: .den erren oder
[den] aftren.' .Der [dieser] schaden und der erre [frü-
here].' 1304 Z Richtebr. .Ze dem dritten male git er
aber [wieder] ein Pfd. ze der erren buosse.' ebd. ,Zwei
jar nach einandern zu niessen unib 11 iiiüt Habern,
des erren [jars] 6 Mut, des andern 5 Mut.' L 1324.
.Alle jar zwischen den zwei messen, unser frowen tag
der erren und unser frowen tag der Jüngern.' Bs 1333
d. i. Maria Himmelfahrt, 15. August, und M. Geburt.
,Des erren jares [im vorigen J.].' Bs 1337. ,Unser
frowen uffart, die nüwlich zu der erren hochziten wart
von dem babst gezelt.' Schachz. ,Wenn ein münsoh
hinder im verlasst eeliche kind und derselben kinden
zweierlei werind als erri und aftri.' 1598 Sanen. ,So
aber ein niönsch abstirbt und verlasst keine aftre
[aus 2. Ehe], sonder allein erre kinder.' ebd. Dafür
B 1535: .die kind, ehend und nachgehend' und ,erstere
und nachgehendere'.
Mild, erre aus erere, ahd. criro, Comparativform zu er;
vgl. nhd. .mehrere' neben ältcrm ,mehre', aus ,mehr'. Be-
merkenswert ist, dass die adj. Form sich von den Sp. 10
iingegebeneu Nbff. des Adv. frei erhalten hat und dadurch
unterscheidet. In der Formel .Unser Fr. T. der erren'
(versch. von ,U. Fr. T. der erende' oder ,2em Arnde'; s.
diese W'W.) sollte erre eig. auf den Tag, nicht auf Frau,
bezujen werden, also des, dem, den e. Das Fest Maria Himmel-
fahrt wurde früher eingeführt als das der Geburt und docli,
nach der Stelle aus dem Schachz., auch erst später den altern
Festen beigezählt. S. B Anz. 1881, 375 if. ;378 ff. Die
später aufkommende Umdeutung .Ehrentag' Icounte dadurch
begünstigt werden, dass statt erren auch bloss or» geschrieben
wurde, wie mhd. mere neben nienv.
er: Pron. 3. P. S. m. 1) betont: ^r B; VOrte;
W, c^r Aa; BsStdt; Z. Gen. slner und sine" Aa; Z,
sinerr BHk.. sine W. Dat. hiifmj \a neben l'-m, was
auch in ßsStdt gilt, während in BsLd nur imm wie
in Z, (i)imm, nimm ScnNnk., imu W. Acc. in(n) und
i^n Aa, inn Bs; ScH; Z, enn nach Dial. in Tu?, ine
BHk. (iiie); W, inu W. — 2) unbetont: <-r, ar, r.
Dat. -rm, -am Aa; Z, -me BHk., -mu Gr; W. Acc.
-en ScH, -r Tn; Z, in Aa und Bs auch nr, ebenso B;
L, -nij W: 1. der Dat. hat seit alter Zeit auch re-
flexive Bed. und erst seit neuerer Zeit dringt da-
neben die urspr. nur dem Acc. gebührende Form si(eh)
ein. IJmgek. kommt auch statt des rechtmässigen sich
etwa in vor. ,Daz selbe gelt hehuoh im künig Adolf
allain [behielt er für sich].' 1336/1446 Z Chr. ,Er
kond im selber usscr not gehelfen nicht.' Boner. ,Be-
sintlich [nachdenklich] er ze im selber sprach.' ebd.
Er het 's mit-em g'nü, mit sich genommen. Er fiircht-
eni, fürchtet sich. Auch in allgemeinen Sätzen als
Dat. zu ,man'. 's Bös lernt-me vitn im selber; auch:
ror-em s. Er het 's teelle für in h'halte. — 2. das
betonte Pron. steht auch absolut d. h. ohne Rück-
beziehung auf ein Subst.. selbst substantivisch, a) im
S. V. der Ehemann, Hausherr, jedoch nur im Munde
der Frau, so wie umgek. diese vom Manu gegenüber
Dritten einfach s'i, iis genannt wird Bs; Gr; G; Tu;
W; Z. ,Es ist Gotihih Nut mit dem Veh: nu Er hat
eso es Biichweh.' Stütz. ,Wenn nu au''' Er chäml'
ebd. ,Hätt-i''' au nW 's halb vo dem, ivas Er verputzt
hat scho sl Lebetag.' ebd. Ar und Äs (Sei) sanggid
mit eiiatid Uw'E. .\uch das Männchen einer Tierfamilie:
401
Ar, er. ir, or. ur
402
.Dievvcyl zuo Kern ilie juiifren, so die Biirin bracht,
er zuo stuml erwiirfjt hat.' Tierb. 15(i3. In der Hau.s-
lialtun>;ssjir. kann JCr im Munde der Kitern .lueli den
erwachsenen einzigen Sohn bezeichnen Z, liäulig auch
irgend eine Mannsperson, welche aus den .sachlichen
Verhältnissen sich erraten lägst. — b) prädikativ:
männlichen Geschlechtes, zunächst von Vögeln, im
Gegs. von .s/, ein Weibchen. „Ist 's ein Eher oder
eine SieV Ar." ,'s üch e Si, es ist hei Hr.' Hebei.. —
Vgl. eugl. hc Hiid slie, licnueb. hei, sei, zur (icsi-lilcchtsbezcich-
luing von Tieren. — 3. als Anrede, a) höflicher als
Ir z. B. gegenüber dem Pfarrer Gii; PP. — b) an
Leute untergeordneten Standes, die man doch nicht
duzen will BsStdt. — c) in dem fingierten Briefe eines
Schriftstellers an seinen Leser. S Woch. 1805.
l>cr dem W. gcltührunde Vocallaut ac (udid. c) wird auch
durch die Sclireibuug .är' bei Salat u. A. augedeutet; die
Färluiug f- ist durcli /• bewirkt. — Die W Form »mit (iriu)
ist uiciit das ahd. imu, iwo, da auslautender Voc. sich iui
Alcni. nirgends gehalten hat, sondern das « ist der unbest.
F]e.\.-Voc. jener MA. vor abgefalliuicm n: also ist eine Gruudf.
imen auzunelimcu, gebildet nach Anal, des Acc. iuu, der aller-
dings dem ahd. ijinji entspricht. — Zu 2 a. In ,Er von
Ütziugeu' (l'ys.) und ähnlichen Titeln ist er wie mhd. u.
änhd. aus her, Herr, verkürzt; vgl. nihd. ver aus vmuwe,
proven«;. En vor Namen aus dtun (span. »Yo»), ilnminwi. —
Zu 3 vgl. im" Sp. 2',ir>.
Leb- le'-'be'r ('') Ae (auch Lehler); Seil: scherz-
hafte Antw. auf die Frage: Wer? wenn man nichts
Anderes weiss oder sagen will. Auch noch mit Zusatz:
Der L., sl Frau und du aw'' Ap.
Kirchhofer (Seh) schreibt Lebbär, was zur Lösung des
KiUscls Nichts beiträgt. Es ist immerhin die Frage, ob übli.
leb-tr zu trennen und ob -er das Fron, sei; vgl. frz. Ic jierc'
eren: Einen mit Er anreden Bs.
er-: untrennbares Präf., im Ganzen wie nhd., jedoch
nach einzelnen Richtungen stärker und eigentümlich
angewandt. 1. zur Bildung von Intransitiven (auch
einigen Reflexiven), welche das Eintreten eines Zu-
standes oder einer Eigenschaft bezeichnen, a) von
Adj. z.B. er-äberen; -fülen: -galten, keine Milch, kein
Wasser, keine Eier mehr zu geben anfangen, Gegs.
ernwlkeii ; -stramnien; -stillen; -irildeii; -schnchcn, scheu
werden; -tus(e)men, still w.; -tauben, böse w. ; -bhiticn,
bloss w. ; -hrödeii, zu Bröd w. ; -vollen; -kecken, er-
starken (nicht i-efl. in nhd. Bed.); sich ergeilen, freuen;
.S(c7i crxueferen, erholen. — b) von Subst. z. B. er-
liascn, -häsmen. erschrecken; -schelmen, untreu werden;
-(jauehen und sieh ergäuchen, närrisch w., s. närrisch
lustig machen; -hanen, ein Hahn werden, zu krähen
anfangen; -heuen, dürr werden; -nachten; -hudcren,
verkrüppeln, verkümmern. — c) von Verben z. B.
er-li'chnen, Risse bekommen; -chVcbnen, ein wenig ein-
trocknen; -schweren, zu eitern anfangen; -.ichumeti, anf.
sich zu schämen; -muffen, grau w.; -(uslen. schwach w.;
-schnüfen, zu Atem kommen; -stinken, faul w.; -zäffen,
ein wenig lachen; -chihcn, böse werden, verwildern.
— 2. zur Bildung von Transitiven (und Reflexiven),
a) von Adj., so dass das Vb. Herbeiführung des betr.
Zustandes, oder Versetzung in denselben bezeichnet.
z. ]{. rr-eiillen, voll nuichen, ergänzen; -waren, von leär,
vgl. nhd. .bewähren'; -(främen ; sich erijlöden, sich ein-
schüchtern lassen; -tümmen, dumm, bewusstlos machen.
— b) von Subst. a) so dass das Subst. ein Obj. be-
zeichnet. Hieher gehört eine Gruppe von Vben. welche
Schweiz. Ktiutikuu I. 3.
körperliche Misshandlnng oder Züchtigung bezeichnen
z.B. er-härcn; -ören; -firindcn ; -tschüjieu, beim Kopf,
Schopf nehmen ; -lüsen, -flöhen, eig. die Läuse, Flöhe
austreiben; -flachsen, ausklopfen wie Flachs; -sumhcren,
erschüttern wie eine Handtronnnel, sumber. Ferner
bildl. Ausdrücke wie er-bütlen, erörtern, eig. durch
das Beutelsieb laufen lassen; -kernlen, dass., eig. den
Kern herausschälen; und eigentliche wie: er-wasen,
Rasen abstreifen; -bönelen, Bohnen und Ahnliches aus-
hülsen; -fiindlen, ausförscheln ; -^«('ö//ercM, einen Aus-
schuss von oder aus 1'2 Männern wählen; -schelkcn,
unwillig machen, ermüden, eig. zum schalk, Knecht,
machen oder als solchen behandeln, abnutzen. — ß) so
dass das Subst. eine Adverbialbestimmung enthält,
meistens ein Mittel zur Erlangung eines Gegen-
standes z. B. er-gauflen, -hampflen, -arflen, mit der
Hand, dem Arm umfassen; -grinden, mit dem Kopf
aussinnen, durchsetzen; -prackcn, erbeuten, mit der
Tatze; -scliirickcn, mit schnellem Blick erfassen; -tagen,
durch Rechtsurteil erlangen; -säuen, durch Schweine-
zucht gewinnen; -galsteren, erschrecken, aufregen, eig.
durch Zauber; -ankeren, mit dem Anker ergründen. —
c) von Verben, a) causativ z.B. er-gnappen, wanken
machen; -u-ellen, wallen, sieden machen; -schiringen,
in Schwung versetzen. — ß) das Präf. bed. Erreichung
eines Zweckes: er-tüslen, -tlchen, erschleichen ; -küenz-
len, erschmeicheln; -mannen, -n'lben, durch Heirat ge-
winnen; -rennen; -rttcn ; -laufen; -strichen; -grätschen,
einholen; -strublen; -striltten ; -gritten, eilfertig voll-
enden; -tr'dien, mit Gewalt durchsetzen; -halien, durch
Zurückbehalten einer Waare (iewinn machen; -fucren,
Vieh, durch gute Nahrung emporbringen; -bächden,
durch sorgfältige Pflege, bes. Warndialten allmählich
wieder herstellen; -häjen dass.; -arbeiten, durch Arbeit
in guten Stand setzen und darin erhalten; -hunden,
-schelken u. a. durch harte Arbeit erlangen, mit Not
zu Stande bringen. — f) das Präf. bed. gründliche,
gänzliche Ausübung oder Vollziehung einer Tätig-
keit; Betreibung derselben in hohem Grad (bis zur
Sättigung); daher dann wol auch Übertreibung, resp.
Überanstrengung. Abnutzung: er-tdtslcn, sorgfältig be-
tasten; -butzen; -trocknen; -beizen; -waschen; -heizen;
-schlän; -hauen; -denken, -glauben, -.wgen, ganz er-
fassen, aussprechen, meist in Verbindung mit negiertem
.mögen' oder , können'; sich erniessen, stark niesen;
-Stoffen, vollstopfen; sicli crblssen, sich fest beissen,
satt werden usw.; sich erlucgen. -s])ringen. -klagen,
sich satt sehen usw.; -fueteren, satt füttern; -stc'cken,
überfüttern, bis zum Ersticken; -jilagen; sich erablen,
überanstrengen; sich erfretten, abmühen; sich erjauzen,
übermässig aufregen; ferner: cr-f allen; -trölen; -wer-
fen; -bissen, zu Tode, vgl. nhd. , ertrinken'; er-hungeren
ist nicht ganz = ,ver-', aber = ,aus-'. — 8) das Prüf,
kann aber auch nur eine leise Verstärkung oder
anderweitige Modifikation der Tätigkeit andeuten
und bis zn fast pleonastischer Hodentungslosigkeit
herab sinken: sieli erleggen, sich endlich vollends
niederlegen, intr. erliggen; .lieh er.ietzcn, zur IJulie
konnnen, sich behaglich hinsetzen; sich erstellen, fest-
slellcn und stehen bleiben; cr-heid,'en, unerreichbar
aut hängen, intr. er-hangen; er- fällen: -lämen; -hasch-
gen ; -zucken; -lujifoi: -treffen: -gnicten; -nötigen;
-träumen ; -schmecken ; -äferen: -üfncn: -reiclien, herbei-
holen. — 3. gleichbedeutend mit andern Prä-
fixen: vor-, z. B. cr-ifän: -öden: -sigen: -dorren:
•Jti
403
Ar, er. ir, or, ur
404
-werden, verderben; -sessen, versessen auf...; -stum-
men; -zagen; -längeren; -besneren; -böseren; -breiteren;
-tiDineren, verdünnen; -tjriinen, sicli rejfen; -le-iden;
-gellen, ver- und entgelten; -werfen, niissgebären;
-setzen, Marksteine; -sperren; -jungen. — ent-, z. B.
er-hin, entlassen; -bieten; -boren, empören; -bri'innen,
entbrennen; -reinen, defiorieren; -beinen, die Knuelien
aus dem Fleisch nelimen; nu-ergeItU''' . S. d. Anni. und
ent-. — be-: sich cr-klagen: s. -laufen; s. -trachten, be-
sinnen; s. -mächtigen; -soi-.(/p»(, bang erwarten; -wegen;
-Zügen; -kannt. — ge-: crburen, Pte. = geboren; sich
erliden, gedulden. — ab-: er-wenäen; -hunden, ab-
quälen ; -schelen, abschälen ; -zwacken. — an-: ersetzen,
ansetzen, flicken ; -bissen. — auf-: er-hützen, auffahren ;
-Zellen, aufzählen; -rinnen, auf.spriessen. — aus-: er-
graben; -7)etV», aushecken; -«rrs/eH, ausschnüffeln; sich
-sjirachen, aussprechen, unterreden ; -jieUen, ausschälen ;
-kaufen; -brechen, Schosse an Reben; -hauen. Bäume;
-.schieben, au.sstopfen. — über-: er-zügen, überweisen.
— um-: er-arllcn, -chläftercn, umfassen; -kiren, -win-
den, umkehren. — ein-: er-tosen, einschlunnnern;
-schlichen, einschüchtern; -träglich, einträglich. — un-
ter-: er-spcrrcn, untcr.stützen. — durch-: er-gerben;
-näusen, durchstöbern ; -traschen, durchnässen ; -hutz-
len, durchrütteln, vgl. 2 c, y). — vor-: er- finden;
-klagen, klagend vorbringen. — nach-: cr-lesen. —
wider-: sichersetzen. — zurück-: erforderen,\\nm-
rufen. - los-: erbitten. Zuw. entspricht das Traf,
mehreren Präi)os.: ergelicn, aus-, nach-, zu-; -suechcn,
unter-, durch-; -icinden, umkehren, ablassen, aufhören.
— 1. Composita, welche eine vom Nhd. stark abwei-
chende Bed. zeigen: er- folgen , erlangen; -gründen,
urbar machen; -halten, beweisen; -holen, sich zuziehen,
gewinnen; -jagen, reclitlich betreiben; -trinken, auch
von Sachen: untergehen; -büiven, durch .\nbau von
Land gewinnen; -schiessen, ausschlagen, gedeihen.
ülirig bleiben; -schrecken, auf die Seite springen; ge-
rinnen, erfrieren; -schre'cken, abkühlen; -zagen, be-
weisen, herbei schaffen, aufbringen u. a. — 5. in Ver-
bindung mit andern Präf. oder Präpos. a) nach üf-,
pleonastisch: üf-er-g' frieren, auffrieren; vgl. nhd. ,auf-
erbauen-. — b) vor ge-, pleonast., wenn f/e- mit dem
Vb. fest verbunden .ist (wie auch schon in gefrieren):
cr-g'winnen, gewinnen; oder wenn ge- vor den von
.mögen' od. .können' abhängigen Inf. tritt: er-g'mangle
chünne, entbehren können. In diesem Fall tritt er-
sogar vor Vben, denen es sonst nie zukonnnt: er-g'chö"
(nachkommen zur rechten Zeit), -g'sl" (stehen bleiben,
sich aufrecht halten) möge". S. ge-.
Wuim Forcr etwa .ernider' für ,lier-' schrcilit, so liess
er sich wahrsdi. (Uuch .eruicdereii' mit ver■^nl:lsscn. — Vou
der uumittelVi.aren begrifflichen Berührung mit cnl- (s. III h)
ist der Fall zu unterscheiden, dass das Präf. rrt- aus er-eiit
zsgcz. sein kann (s. e)i(-)- Dieser Fall findet viell. auch Statt
in cr-zlferen, entziffern; Er-ziindi"//, Kutzüudung; r.r-zinjcn, ent-
ronnen u. ä. — Er-j>ülzt, erzürnt, ist zsgez. aus er-he-hi'ilzl,
wie das syn. cmjmizt aus ent-be-liützl, beide neben den gleich-
bedeutenden einfachen eni- und cr-hützt. — In er-ijtulig, ver-
schwenderisch, kann tr- ideonastisch scheinen, es kann aber
auch =r vcr- genouiHien werden. — Er-triq/pkrcn, eine Zwitter-
bildung aus .attrapiiieren' und ,ertaiii)en'. — Zuweilen begibt
sich die MA. im Anschluss an das Mhd. des Prüf.: bttnikW'',
crbärni(ig|lich, vgl. mhd. Vb. hanum ; miiin/lin, persönl. ^=
er-mangeln.
Erekli, Boden- ^nUi n.: Hauben-, Weg-Lerche
Tn I'ui'iK.
Scheint durch ungerechtfertigte Zerlegung der amhd.
Form Uwereh aus der 2. Silbe entwickelt oder aucli aus mhd.
U-rirhe durch Abwerfung von l entstanden zu sein.
Eremiess, Eremfsel: ni. Taufn., Jeremias ScnwE.
eren GuV.. e- BG. ; Scuw. ,erre.' lo. B. e- Ar tw.;
BM., S.; GKh., T.; Sch; Th tw.; Z, ci- Ai'H., ei.-re
GP., Ta.; Tu tw. — Pte. 'g'are" ApK.; BG.; Sc^^iiw;
Tu (auch 'g'öre): Z: pflügen, ackern. Bist am Ere?
I ha mls Feld g'are. Das Feld ist frisch, schön g'are
ZDättl. / dr II ere git bös Furene [Furchen] ZB.
,Wer da buwot, es sye mit eren, schniden und höwen.'
Offn. XV. ,Wer usserthalb dem kreis gesessen ist,
der sol in dem twing weder wunn noch weid haben,
denn die wil er da selbs ertt.' Aa Weist, nach 1408.
.niewyl er da ert und buwt, so soll er wun und weid
da haben, als einer der da gesßssen ist.' 14'2(l. Offn.
üietlik. ,I)ie acher, die entwers [querüber] gearren
sind.' 14(57, Sahnen. .Einer halben ackerlenge velds,
das ein par ochsen einen tag eercn mag.' 1.531, 1. Sam.
,Si habend auf meinem rugken geceret (gerret) und
furhen gemacht.' 1.531/(50, Psalm. .Wie ein acker, den
nuin eerhet.' 1531/48. Jerem. (.pflüget'. 1667). ,Wenn
ein hueber äret und es bricht im sein pflneg.' Twinghof
BöTziNUEN (JvMtn.i,.). .Wie anstössere ire agker gegen
einander erren söllent. Sie söllent dieselben einanderen
nach eeren.' Oft'n. Knonait 1.534/1601. .Die Esel sind
in ebnem veld und leichten boden auch zum ehren
guot.' TiEKi). 1563. ,.\rare, zeackergon. eeren (erben),
brachen, das vi.-ld bauwen. Arati agri, die schon ge-
aren und bauwen sind.' Fkis.; Mal. .Söltend die zun
also stan, dass iedermann das syn usswendig geeren
möge.' 1009, Offn. Kloten. ,Wcr über die march
zunet oder ehret.' 1615 B Stadtsatz. .Ich knettet. kehrt,
ehrt, wendt die Erden, Jetz deckt sie mich, muss ihr
glich werden.- EinMEv. 16.5(X ,Iterare agrum, einen
acker falgen, zum andern mal ährcn.' Denzl. 1677
(.ackern.' 1716, an anderen Stellen ,ehren'). Z' Said
ZElgg, z' Säet ZB., z' Säit AABb. e. ffare"), zum letzten
(2. oder 3.) Mal pflügen, um gleich nachher zu säen.
,Zue der saat e., tertiäre agrum.' Pris.; Mal.; Denzl.
1677. 1716. .Säyen garren.' ZNdrgl. 1792. S. sät-eren.
Ereil ist (durch Umlaut) von nmi (Sp. 38.5) abgeleitet,
also sehwacher Conjug. ; gleichwohl braucht das starke Pte.
gearen wenigstens für die MA.\., welche das Grundw. nicht
kennen, nicht zu diesem gezogen zu werden: s. immerhin
u. aren. tjber die Schreibung .erren' s. Anm. zu aicn; aber
»■ hat seine urspr. Kürze in mehrern MAA. auch vor ein-
fachem r noch erhalten. Die Verläugerung des Yoc. konnte
zu Missdeutung resi). Verwechslung mit .ehren', honorarc,
führen, wie denn Denzl. (obwol er auch einmal ,ären' schreibt),
.Ehrüigwan' (mhd. eriKijiniii. Tagwerk auf dem Acker, Frohn-
dienst) mit .oi)us honorarinm, Ehrendienst' erklärt! Auch
JohWagu. 1581: .Kein Pfluog, damit man 's Feld tuet
ehren. Sollt ir zerbrechen oder gschenden', erregt den Ver-
dacht, als habe er in ,e.' deu Ggs. zu .geschänden' gesehen.
Die Formen mit ei beruhen auf einer einigen MAA. des
Nordostens eigenen Lautaffektiun. Das i der Abi. scheint in
den Stamm zurücktretend luit dem Voc. desselben einen
Diphthong erzeugt zu haben, also «/jc-t'-rc aus ^erjc, sperren,
ähnlich wie fz. iihlre aus ijloriu, während es sonst sich dem »•
assimiliert; doch kann ei auch nur eine nach i fortschrei-
tende Toucrhiihung von .' sein, hervorgerufen durch den
in r steckenden Stiuimlaut; vgl. auch die Ausspr. des c fii')
Ubh. in engl. Munde. — Bezeichnungen besonderer Arten
von eren sind: ijaiiimen, ijrateii, utruehcii, bi liehen, falgen ; S. dd.
ab-: 1. „das bei der Pflügung nach der Länge übrig
bleibende Stück .Xcker am Ende auch noch jiflügen.
405
Ar, er, ir, or, ür
m
Die Ah tri ff: PHugsrccht, d.i. ein bis zwei Fuss
breiter R:uid. den der Besitzer eines bisher auf offenem
Feld g^elegenen Aekers, wenn er denselben für sich
einzäunen will, ausserhalb des Zaunes stehen lassen
nuiss, damit der Nachbar sein Land ung-ehindert um-
ackern kann." — 2. beim Pflügen dem Nachbar ein
Stück von dessen Land abreissen. S. über-e.
In 1. bat ab die Bedeutung des Yollondens, in 2. ist es
räumliches .hinweg".
über-eren: ^ üher-aren (Sp. 380). ,Wer den an-
dern übererret, dz sol der sniden, der überarren ist
und sol der, so da uberaren hett, dem gericht 3 pfd
bessren [Busse bezahlen] von ieklich füren [jeder
Furche] als nianig [so manche] er sinen nachgepuren
[Nachbarn] abgeiiren hett.' Aa Weist, um 1300. ,Wo
ainer den andern übennait [-müht], -zünt older -eert'
Ai' Ldb. 1409. .Welcher den andern über offen marken
übereret, übermäet, überschnidt oder überzünet.' G
Hdschr. und ebenso 147 1 Weinfeld. Offn. (, übereieret').
.Wer uf dem veld den anderen übercheret umb drü
füren [3 Furchen] oder mer' usw. 1411, Bs Eq. (.über-
erret'. 14'27). .Überehret'. 1490, Amtsr. Rotenburg.
dafür in der Überschrift .überfahrt'. .Welcher unge-
ferlicher wis [ohne böse Absicht] den a. übermeyt.
überert und überschnidt.' Sch 1541. Auch mit Accus.
S.: .r>er einen andern uberehret. soll von ieder fuhren.
die er uberehret hefte, dry Pfundt zu Buss entrichten.'
B 1615. Abwechselnd .-eren'' und .-aren' z. B. Bs Rq..
1611.
um-. 1. itm- ScnSt.. ume- ZWl. : umackern, d.h.
mit dem Pflug aufbrechen, umkehren. D' Halm u.-e.
.Obarare. umb erhen oder brachen.' Pkis. — 2. beim
Pflügen umreissen. .Wann einer einen markstein one
geverde umberte, der sol solichs sinem nachpuren, den
solicher umbgeerter stein beruert, anzoigen.' 1534,
BsRq.
in- s. ils-.
linder-, lindere-: durch Pflügen den Samen in die
Erde vertiefen; die Kartoft'clsaat bestellen, indem man
Furchen pflügt und die Saatkartotfeln in dieselben legt
G. .Segetem vertere, undereren, als wenn man honen
säyet und sy darnach underert.' Fris. ; Mal.
er-: durch Feldarbeit erwerben. Wer nie vill
verzlre, als sin Vjlueff mag erere. . . Sulger.
ÜS-: durch oder beim Pflügen ausreissen. .Wer
offen marken u.sert oder usgrebt oder oflen Strassen
inert [zum PHugland schlag-t. in den Bereich des
Pfluges zieht]-. Ofln. BiucAr 1 17'2.
ver-: anscbncn. ,Slei" r., mit dem Rechen eben
machen L. Der Keclieii tut lii. r die sdlie Wiikinis,' wie
sonst Pflug oder Egge.
z 6 s a m m e n - ^ gräten.
sät- Th; Z. säet- Z oGlatt. .si'iiil- Tn. seil- AAÜb.:
pflügen zur Saat (resp. im Früliherlist zur Winter-
.saat). Die drei auf einander folgenden Pflügungen
heissen im Tu hrnehen, fiiJgen und seideren. .Saatare.
tertio.' Red. 1602. — „Der Sneleret: die Zeit des
letzten Pflügens unmittelbar vor dem Säen."
Selir liiiljsi'li weiden iu .Seil nnd (!1 die drei Stjidien iln
Feldarbeit auf die Arbeit des Predigers üliertragen : die l'n-
digt scliridlicn und lesen, sie auswendig lernen, sie von der
Kanzel vortragen.
„Eri f.: Pflügung.- Tag-: so viel Land. :tls
man in 1 Tage niit 1 Gciiiiuiii plliigen kann; ein Kcld-
mass (Morgen od. Juchart) B; „Gl; L; GT." Tagere:
Mannwerk per Tag ZO.
Eri"g f.: Pflügung Z. Es gibt bei der Dreifelder-
wirtschaft drei Erige: bräche, falge (beide weniger
tief gehend) und Säet-Erig^ die tiefste unmittelbar
vor dem Säen.
ere" jj'g; 1. unbest. Art. f. Dat. Sg., einer, s,
Sp. 272. — 2. pers. Pron. 3. f. Sg. Dat., ihr, unbe-
tont. — 3. pers. Pron. 3. PL Gen., ihrer, deren
B; W. Auch substant. : es git-ere, si fiirelite" d' Müs,
es gibt Leute, welche usw.
'2. abgeschwächt aus der betouten Form in". — ;3. cnt-
siiricht mit dem zugehörigen Sg. «e«, dessen, dem Gebrauehe
des in. tu.
Erendinger Ere-, in der RA.: Wemi-der das tiiid
g' fallt, so friss, icas der E.! d. h. Dreck Z.
Bezieht sich darauf, dass die Bewohner von Ehrendingen
bei Baden aus den Mergel- und (Tipsgrubeu der Lägeru einen
Broterwerb ziehen.
Eres: trockener Kopfgrind GRh. Judendeutsch.
~ Von hebr. ärez, Erde, erdige Schlacken?
Eres s. Erbis.
Eret ei-ii Z, Ered Bs: ni. Taufn.. Erhart.
E r e 1 1 i k e r s. Ettiken.
Erez n.: Erz Gr.
Zweisilbig nicht als Fortsetzung einer alid. Forui arizi,
sondern durch neue Entwii.-kluug des Stininilantes von r.
.Erzt' liei AvHaller ist nicht Schweiz. S. übrigens Er II
Sp. 39y und Krz.
Schiff-ei'i e'ri f.: Abteilung eines Gebäudes, in
welche ein Kanal aus dem See geleitet ist. um ein
Schiff unter Dach beladen zu können LV.. W. — Ab-
geleitet von Em, Ere', Hausflur.
Eri e'ri n. s. Acher Sp. 6f>. er ig. Erli"g
s. järig, Järli"g.
Erisl erise'i n.: grosse Perle im Rosenkranz, dgl.
je eine zwischen den einzelnen .Geheimnissen', den
10 Avemaria, eingefügt ist GTa.
Das W. aus den Anfangsworten des Gebetes .Ehre sei
dem V.ater' usw. gebildet. Vgl. Eiii u. Er I.
er ist s. erst; Ernst.
Kl'likun: erfundener Ortsn. in dem Blunienn. Hös
rnn Erlile, zahme.s Geissblatt, lonicera caprifolinm.
DüRU. - .^ns .hriflio verderbt; s. d.
Erlibacher s. E.-Triibe.
eire ,s. 1) ein Sp. 26i;1. - 2) eine'' Sp. '285.
eirin s. Ei Sp. 1,3. 15.
ir 1: l'run. 2. l'. PI., ilir. 1) betont: ir Tu. V-r
Aa; lis; Z. ier B; Seil; Scilw. jier BRi.. di'r .\x:
Bs; B; S, dier LE. 2) unbetont: .c, r Aa; Z. </.. c
Aa; Bs; B. - Von Interesse ist der Gebrauch des
,Ihr' zu versch, Zeiten in einzelnen iiersönlichen oder
sozialen Verhältnissen gegenüber dem ,Du, Er. Sie'
(u. welchen W\V. ebenfalls nachzusehen ist). Mit ,ir'
und .lieber Herr und Bruder' redet 14X5 M.ln» seinen
geistlich gewordenen Bruder an. wie es noch heute
in der k;itholisclien Schw. die Sitte fordert. Bei der
üeeidigung wurde (um die selbe Zeit) in Seil ein
Läufer mit .du', ein Bürgermeister mit ,ir' angeredet.
.Maria du edle .lungfrauwkron. ich hitt lan<l Euch
bevohlcn syn ein Statt Lucern,' t'vs. .IW'Simmler
407
Ar, er, h', or, ur
408
braucht 1652 in seinem Ehrengodicht an den Bürger-
meister ,iln". Die Gattin des (ienerals Werdinüller
(XVII.) sclirciiit an iliron Mann: ,Bit ücli, min Schatz!'
.l('Ksrni:i! (Ant'g XV'Ill.) redet seine Gattin in Briefen
mit ,lhr' an; ebenso in Z im ,Unsichtb. Keis.' 1793
die Frau I'larrerin (!) iliren Gatten. In diesem Tone
verkelirten die Ehegatten in jener Zeit auch in Bern
mit einander. Canonikus Bkeitinger (Mitte XVIII.)
bedient sich in der Corre-spondenz mit seinem Freund
und Mitarbeiter JBodmer des ,Ihr'. ,I)ort Eine ruft:
Ihr Damen ! 0, konmien Sie ! Sie nahmen Mir allemal
was ab.' Z Neuj. 17'.11, und noch jetzt, wo mit Si an-
geredet wird, doch fr unmittelbar vor dem Titel Z.
Bei der Trauung wurden die Verlobten bis 17(J9 mit
,Du' angeredet, seither mit ,Ihr'. ,Ihr, Herr Verwalter,
sollt schweeren.' 1770, Z Waisenh. In der Anstellungs-
urkunde des Z Rates an den herzogl. Mein. Bau-
inspektor JFeer von Z 18U5 wird Letzterer mit ,Ihr'
angeredet. Der Deutsche Lehmann 1799 stös.st sich
daran, dass in Gr die Fremden vom Adel zwar mit
grosser Gastfreundschaft aufgenommen werden, aber
es .sich müssen gefallen lassen, mit ,lhr' angeredet zu
werden. Das musste sich i. J. 1814 auch Kaiser Ale-
xander von Russland am Rheinfall gefallen lassen,
dem der Schiffer, als er in dem schwanken Kahn auf-
stehen wollte, zurief: Hocked abe, Majestät! Noch
,im ersten Quartal XIX. galt in Z ,Ihr' als höflichste
Anrede, und bis gegen die Mitte des Jhdts redeten
Kinder ihre Eltern so an; Beides ist unter der länd-
lichen Bevölkerung noch vorherrschend und weicht
nur allmählich dem Si bzw. Du. Wohl selten mehr
konnnt Ir zwischen Eheleuten vor. Am Berner aber,
auch in den vornehmsten Kreisen, ist das Festhalten
an dem natürlichem (freilich auch durch den Sprach-
gebrauch der frz. Grenznachbaren gestützten) ,Ihr' und
das Abwehren des neumodischen ,Sie' charakteristisch.
,Wo wcijl-cTr hockc'f' trug die Eine Stüdeli. Mit u-ie
Mämjem redst':' trug dasselbe [welches mit Du wollte
angeredet sein]. He, war die Antwort, umme [nur] mit
£im, aber es wolt-si'''-m'r neue nit angers schiele.'
GoTTH. Ein Bauer aus SeaSchL sagt zum Pfarrer :
\Vü.'<sed-er, Herr Pfarer, mer iered halt Niemed i-der
G'mä [Gemeinde] (ds dich und de President; s. Iren.
Mit ,Ihr' redet der Knecht den Herrn an. dieser jenen
mit , Du- Tu. Eigentümlich ist die RA. : das heisst Ir '.
von Sachen i. S. v. das ist etwas Ausgezeichnetes!
Di:' hct e W'ili [ein Weinchen], das heisst Ir (nicht
Du)'. ScaSt. DU'' Ghäs heisst Ir! ebd. DU'' schafft,
dass 's heisst Ir, dass es eine Art hat; da' ist en Arhet.
d. 's h. Ir, eine sehr schöne A. Th. Von persön-
licher Ehre: Das ist Eine, wo na [welcher noch]
meint Ir, der sich noch Etwas einbildet Z Schottik.
Vgl. Er.
Die ili|)hth. Ausspr. »e entwickelt sich leicht vor r (wie
vor th, s. ii;h Sp. 74). Vorschlagendes j aus »' entwickelt.
Das (( liat sicli aus der Flexion des vorhergehenden Vb.
augeheftet : vgl. altn. thcr für er. — Vgl. ü Sp. 24; üch
Sj). 74; i('(Y'.
iren I i're Ai'K. ; GA.; Z, i-re Es, iere Sch: mit Ihr
anreden, ilirzen Aa; Bs; „Gl"; GA.; „Sch"; SchwE.;
„Zg"; Z. Bei den Friedensverhandlungen zwischen
Scnw und Z nach der Schlacht bei Ragatz (1440)
sagte der Scuw Annnann Abyberg zum Z Gesandten
HvRechberg: ,Hans, ich solle dich ihren (,irren'.
EntiB.); so |dorli| hat |es] jetzu nit l'uog. doch schadet
es dir an deinem adel nüt und mir an meinen matten
zu Schwjz auch nüt' usw. Bull. Chron.
Vgl. emi (Sp. 3117) als Syn.; beide Aiisdiiicke hegegnen
einander im Kt. Ap. Gewisse MAA., welche i- und e' ganz
gleich ausspreclien, lassen uns im Zweifel, welches der beideu
WW. gemeint sei. Neben diesen beideu Ausdrücken kennt
die MA. seit Altem auch irzfii, mhd. irezi'n, irzni, nhd. ilivzeu.
,lcli will dich nit irzen, sonder duzen, du gast mit lotter-
werch umb.' 1.523, Kgli Act.
ir II: Pron. poss., ihr. Auch subst. : Ire", z.B.
ihr Mann; Ires, ihr Besitztum, ihr Haus; Iri, Irni,
Irer, die Ihrigen, Leute von ihrer Familie, Partei.
,Wie .sie es nicht geglaubt hätten, dass es Ihrer so
wohl könnten.' Gotth.
Betr. die Flexiou s. ihwf'r Sp. 347. Aurli hier ist iu
den meisten MAA. die Flexion für den Nnm. Sg. u. gefordert:
.Irs hott [Gebot].' 1.522, Egli Act.; ,ires Heisch.' 15G3,
Fischb. ; ,ires saft.' 1639, Rhagor. ; ,an ihres gebilrendes
ort.' VFrider. 1619; ,ihres zusammenlaufen.' KriegsbUchl.
1644; , ihres wcsen.' PCWeissenb. 1701. Während für das
Masc. jetzt die Accusativform (ire", u. G; Tli Iren, rrvii d. i.
imi'n) gilt, hält sich die ä. Litt, an die schulgerechte Form:
,Es ist jrer schirm vou jnen gewichen.' 1531/48, IV. Mos.
,Gelag den huren irer trutz.' JWagn. 1581. Die Flexiuns-
silbe -en wurde in einigen MAA. als Bildungssilbe aufgefasst
(der Revers zu der Auffassung, weldie das -er in irder, muier
usw. z. T. erfahren hat) imd daraufhin weiter Hektiert
irne", -i, -es. ,Ihrne Weib und Kinder.' 1663, Ap Volksljl.
Zu der Form irer für den Nomin. Acc. PI. s. das l>ei ein
Sp. 273/4 Gesagte. Aus dem PI. ist dieselbe auch in den
Nomiu. Sg. f., der ja übh. mit der Pluralform Hand iu Hand
geht, eingedrungen. .Ho emmel die Chindir u/iinije irer Saeh
ij'hn' hei".' Breitenst. 1864. Noch spät begegnen wir der
sclieinbar unflektierten Form ir, d. i. dem Gen. des pers.
Pron., welcher anihd. die Funktion des Poss. vertrat wie
lat. ejuf. ,Von ir ufsatz und hass.' 1531, Egli Act. ,Das
selbig wärme sy (die Bärin] au ir bnist.' Tierb. 1563.
S. noch ire" IL
irigen: zu dem Ihrigen machen. ,Es ist nicht
bald ein Wort [Maxime], welches die Menschen so i.
wie dieses W.' Gotth. 1854 (in späterer Bearbeitung
umschrieben). — Vgl. miniijen, sinigm, sich aneignen.
irr »-/• Aa; L: irre. Ir yö", rede", sl", wie nhd.
Aa; in L aber ir si", sich geirrt haben. ,Als wolt ich
in [ihn] irr machen.' 1548, I. Mos. Adv. Gen. irrfejs
in der ä. Spr. häufig, verbunden mit ,sin' und noch
öfter mit ,gän'. ,Noch eins ich dich frag, dann umb
dasselb bin ich noch irrs [ungewiss].' 1570, Suhirt
und Schuoler. ,Als dehain ordenlich hofsrecht gewesen
ist und die insessen oft irs gangen sigen.' 1481, Hofr.
OuERBÜREN. ,Das unsere Predicanten ires gangind.'
15'24 Z. ,Das er irrs gieng auf dem veld.' 15ol/00,
I. Mos. ,0b iemand mainte, dass si iers giengind.'
Vad. ,Irrs oder ab dem wi^g gon.' Fris.; Mal. ,Wenn
unsers fyends esel irs gat.' LLav. 1584. Jetzt nur
noch selten. ,Du bist irrs.^ Baurexgespr. XVHI.
irren ire Ap; Schw; U; Zg; Z, r're Aa; Gl; Uw,
iere Sch; Th, jere Ap It Merz: 1. intr. a) heruni-
irren, als Bettler. ,1. oder raangel lyden tuet wee.'
Schimpkr. 1051. — b) sich irren ScnwE. — c) er-
numgeln, m. Gen. d. S. ,Welicher schindlen irret, der
sol zuo ainem vogt gaun und inn darumb pitten.' 1481,
Hofr. Obekbüren. — 2. trans. hindern, belästigen,
stören Aa; B; GrPt.: L; Sch; U; bes. die freie Be-
wegung der Glieder. Die hoch Achsle irrt-ne iw Biicki
träqe |ini Tragen einer Bütte] ZWI. Das Chleid ird-mi
im da; d' y.äud irid-mi mäiitjist im ('hiwe [Kauen] Uw.
409
u-, er, ir, or, ur
410
Ml hiisi [kranke] Hand irrt-mi B. '.s- Halsne irret
KiiicH im. Scilliicleii Schw; Zu. lieh der , Sack s' träge
tüte mich nit irre U. 1)' l'eissi irrt-mi nit, ich bin
niclit oben fett U. , Wotlseh iippe rite [auf den Wagen
steitron I V' ,(T(ir ijerii, we's-di nüt irrt.' Gotth. Sel-
tener von geistig-en Tätigkeiten oder Seelenzustiinden.
l Im ji> iiid iisserede chihine; alh'iril ist er du (faesse
toid du" hdt-mi (fieret Sc». ,H(il in no'''' Für [für die
Tabakiifeife]! so jerel's-mi ^tommeii [nicht, iiielir] im
l'riieiile [erzälilen].' Mkkz 1S30. Der Liirme het-mi am
Sehhife ij'iret BKi. ,Die Tagesheiteri irrte [zärtliclie
-Annäherung] nicht mehr.' (ioxTn. .Unrecht niinnär
[Liebhaber] irrent reclit minnäre; einer macht, dass
vieren niissetriuwet wird.' Hadlouu. .Dur der deheines
[durch Nichts von dem] dirre brief möchtin hernach
gesumet, geirret ohl gekrenket werden.' 1304 B. ,Der
l)rob.st und daz capittel sont die procession began, es
si danne, daz -si von redelicher sache hier an geirret
werden.' lo'2U/3() Z. ,Und sol si des der apt nit irren.'
Hofr. Enoei.b. ,A1so daz wir daz Chloster nit beswären
sullen noch ieren mit gericht, noch an gericht' 1331,
Abt Ki'DOLF. ,So sol in [ihn] der recht Vatermage
erben, der im [ihm] also nache geschaffen [vwdt], daz
es ein ee geirren [verhindern] mag.' 1340 Z. ,Inrent
din ziln ist ein Alment; do sol nüt i., kein zun noch
türli, unz in den hochwalt.' Üttii. Malters. ,Das einer
mag machen uf der allmend einen garten mit dem
gedinge, dass er weder stege noch wege irre.' Gersaü
143t). ,Da wurden wir an der Losung [Einlösung des
Unterpfandes] gesäumt und geirret von denen von
Schw und von Gl.' 1437, Beitr. z. Ladffer. .Sumen
und irren.' 1513, Arch. Jen. ,üer hat sinen schütz
[Schuss] verlorn, in [ihn] ire dann est [Äste], listen
oder nagel.' 1504, Z Schiessplan. ,I)as sol gheinen
fronnnen Christen i.' Zwin(;li. ,Dass kain tail den
andern solte an sinen lüten und landen beschedigen,
hindern noch ierren.' VAn. ,Wie es dlse Lüt ser übel
jrrte, wo man jn der kuehe nit flyssig ufrumte.' RCvs.
,Er seilte sich das nit irren lassen.' LLav. 1569 (,sich
darab nit entsetzen.' 1070). — 3. unpers. a) woran
gelegen sein. ,Non multuni refert, es ligt nit vil daran,
es irrt wenig.' Fris. ,Was irrt es, wo du sterbestV-
EudMey. 1650. Es iert-mi nüt drum. PuriK. — b) ge-
lüsten. Es irrt-mi nüd Ar.
Bed. 3 entspringt aus dem Gniudheg:riff .iire iiiacliei],
vom Wege abbringen', iusofern dazu ein besonderes Interesse
erforderlich ist; in einzelnen Füllen kann aucli Bed. 2 zu
Grunde liegen, mit dem Nebenbegriff .seliadeu'. 3 b) ent-
springt hinwieder aus a), insofern eine der mögliehen Formen
oder Folgen des Interesses eben das Gelüsten ist.'
ungeirret: Ptc. pass. von irren 2 mit präfig. Neg.
.Darum im [dem Abt] obgenannte lechenscliaft von
den von .Appenzell genzlich onbekömbert und ongeiert
bliben sölt.' Vau. ,Zuo danken den, die still sind
gsin, uns glan ungirt.' Com. Beati. Etw. anders bei
Anselm: , ungeirret des grossen banns', ohne sich durch
denselben irre machen, stiircn, abhalten zu lassen;
also s. V. a. , ungeachtet', und von der gewöhnl. Omistr.
abweichend, welche den Gegenstand, nicht die Ursache
der Hinderung in den Genet. setzt.
V er- irren -ie- Ar; GuPr. ; GTa. ; Sch; Tu, -j--
GA.: 1. intr. a) den rechten Weg verlieren, allg.
b) einen Fehler, Irrtum begehen, sich irren, z. B. im
Kechnen, in der Beurteilung der Menschen Scn; Tii;
Vi. ,l>er Tod ist in ihm verirret", er ist noch lebens-
kräftig, -lustig. 169'2, Mev. Hort. ,Es ist das Elend
meines Lebens, dass ich inmier an allen Menschen
verirre.' HPest. 1790. ,Bist du um keine Nulle ver-
irrt'?' ebd. Er ist reriret, tvie de Met:(jer i-der Cime.
SuLGEU. — c) halb oder ganz geisteskrank werden;
irre reden, delirieren Ar; GTa. Ptc. rerirr(e)t als
Adj.: irrsinnig, nicht ganz bei Sinnen Ap; B {reriirrt
Gt.); GTa. ,Anne Bäbi meinte, er sei verirrt, und
vielen Leuten kömmt das Verirren vor wie ein Vor-
bote des Todes.' Gottu. ,Sagt, es wäre im nie bass
gewesen, dann do er im haupt also verirret.' LLav.
1569 (1670 , verwirret'). — 2. trans. in die Irre führen,
zu Irrtum veranlassen. HSul/. 1830, f.
Die Form verun-t berulit (wie das syn. verchn-t, eig. ,vcr-
kelirt') auf dem sog. Rücknmlaut, indem in MA.\., denen /
(und c) zugleich ii (und ü) vertritt, falsche Auffassung des
Lautwertes des Voc. nahe liegt.
ge-ver- hf(r)rire = rer- 1 Z. G'veriret, irrsinnig,
verrückt GW. — geverirrlieh Icferirli: wo leicht
zu irren i,st Z.
Ver-irrer: Abtrünniger. Von einem Ratsmit-
gliede, das gegen seinen Eid handelt, heisst es im ä.
Z Richtebr. : ,Denselben v. suln die andren des rats
von in [sieh] scheiden und ein andren an sin stat kiesen.'
vcr-irrig -i-r- üw. -ie- kv: verirrlich, leicht irre
führend Xv; UwE.
ver-irrlich -l^rlig Bs; Z (auch y'v.): 1. leicht irre
führend. V. und öd, von Wegen Bs; auch von Orten,
wo man sich leicht verirren kann BSi. ; Z. — 2. „=rer-
irrt i. S. v. nicht bei Sinnen Z."
irrig l^r- Sch; üwE., ireij P: 1. von Personen.
a) in Irrtum begriffen, befangen. I. sin = sich irren
Scu; U; Z. ,Wir warend auch vor zeyten yrrig.'
1531/48, ErisT. Tit. (.verirret'. 1667). — b) unwillig,
erzürnt P. — 2. von Sachen, a) unrichtig, bestritten.
,Es were denn, dasz vil beredung, vorbehebung [Vor-
behalt] oder irrige dinge darinn wärent.' 1457, Bs Rq.
— b) irre führend. .Bei Vohuün[d] sind ire [gewisser
Tiere] baan [Bahnen, Spuren] ganz i.' Tierb. 1563.
, Irrige' Ort. avia loca; irrige wäld, nemora avia; die
Strassen sind irrig, habend vil abwäg; irriger weg,
der nit zu treffen ist.' Mal. — c) verwirrt. .Die un-
ordentliclien irrigen haar der augbrawen.' Tiehh. 1563.
— Bed. 1 a) kommt auch dem mhd. in-r zu.
irrisch. , Irrische Sectcn', irrgläubig, von der
Kirchenlehre abweichend. Lind. Wint. Chr. ..lanseny
Lehr als i. verworfen.' FrHapfner 1666.
Irri"g V'riy UwE., ierig GW.: 1. Irrtum, Jliss-
verständniss GW.; UwE. ,Der gerichtschriber [soll]
die wort derselben urteilen inschriben und vorlesen,
umb das dadurch i. der urteilen vermitten werden
möge.' 1457, Bs Hi|. — 2. Hinderniss, Störnng.
.Intrag und Irrung'. ,I)och solle solichs der stadt reclit
und harkommen kein intrag noch i. bringen.' 1431,
lis Hl). Auch: ,i. und enderung', in Gesetzen oder Ver-
trägen, ebd. ,So nun .Jemand wäre, der eine Irrung
oder Hinderung diser Ehe wüs.ste, der solle das zu
rechter Zeit und an gebürendem Orte anzeigen.' Z
Liturgie. — 3. Zwist. .Irrung und spenne [Span-
nung]'; ,spänn und irrungen.' 1531, Strukl. ,1. u.
Missordnung; 1. u. Unrat; 1. u. Misshäll; I. u. Wider-
wertigkeit.' Bs \i(\.
Un-: Störung Siiiw; 'Ar,. Maehid aif'' kei Vnirig!
schränket euch um meinetwillen nicht ein. 1840, Trvner.
\'gl. J'mständ. l'u- liier in jtleonast. verstaikemier Uod.
411
Ar, er. ir, or, wt
m
Irr -im SS f.: Hiiideriiiss, f^tiiriui,<r. ,Pie uns daran
bekumbcrn oik'r di/hein Irmisse darzue tuen wollen.'
Beitr. Laif.
Irr-siil ni. f.: 1. Irrtum. .Min i. bekennen.'
ZwiNGLi. ,Wo er irrete, abston, seinen i. enderen.'
Bibel 1581. ,So ihr vergebend der menschen ire irsäl.'
iri31/48. Matth. ,Aus 1. oder Einfaltigkeit sündigen.'
1707, E,SEiiiKL. - 2. Irrlehre. ,T)esshalb das sy
offne irrsei wider die Gottheit Christi leeretend.' Bib.
1531. — 3. Störung, Streit. ,Da.s darnach mit krieges
anvaht iht stösse oder irresal darin valle.' Twingr.
Boswyl. — irr-selig: Adv. irriger Weise. ,Götzen,
durch die wir irrselich vermaint habent verzyhen der
Sünden erlangen.' Zwingli. — Mit Umlaut wiikomk'in -i<j
al)g(--lfitet voll) Subst.
Irrtag BSa.. Trrli(/\iM. - m., ,Irtung': 1. Irrung,
Irrtum. / bi' im I., habe mich verrechnet, od. habe
die Sache falsch angegriffen BSa. ,Hansli sagte, man
könnt 's vergessen, oder es könnte sonst e Irrlig ye.'
GoTTH. , Künftig irrtung zuo versehen, so erlütern wir
uns hieniit.' 15'21, Absch. ,Sy [die Schulkinder] der
Ictzgen verhören und irn geprust [Mängel] und irrtung
sagen.' Schulordn. Bkugg. — 2. Hinderniss. Eshet
im [ihm] da en Irrtaf/ (j'i/e" BSa. ,ün intrag und
iertung.' Vau. = Irii''g 3. — 3. Streit. ,Irtung er-
wachsend, wo zwen gegen einandern spilent.' 1503,
■Laudb. S( iiw. ,Das in künftigem hierin Irtung ver-
niitten blib, ist gesetzt also.' 1518. ebd. ,Doniit kein
irtung, klegt oder Unwillen in gebrucli des rechtens
uferstande.' 15'20, Absch. ,Biss zuo usstrag der irtung
und spännen.' 1530, ebd. ,Uns schwebender irtungen
halb güetlich mit einandern zuo betragen.' 153'2,
Strii'kl. ,A1s dann Span und Irtung gewesen ist zwü-
schendt dem Hänsj B. an einem, auch N. N. anders
teils.' 153'2, Z Proc.-Act. ,lu allen spennen und ier-
tagen diser parten.' Vad. ,Span, ierrtäg und kriege.' ebd.
Mild, ivrctac und so, als Zss., uoeh von Yadiau verstaudeu.
der daiielien .ilicr auch der alciii.. auf Vmwandhiiig der Zss.
in eine Aldeitunirshildung lieniliendcu Afterforiii sich bedient.
Vg:l. zu letzterer die Naiiien der Wochentage, auch Lehtiij
II. a., Apiiss aus ,Al)lass', Turyi aus .Turgau' u. v. a., wo
,Tag' und übh. das zweite W. die gleiche Degradation er-
fiihreu. Mit Irtttnij ist die Verhochdeutschung von Jrtiy
bealisichtigt, nach der Analogie In-ii^ : Jnuny, indem t mit
dem Stamme verbunden oder Irrtum und Irrung comhiniert
wurden. Zu li-rtatj vgl. JiivhtfKj =^ JiicJitum.
Uu- , Viiirrtitj f.: grosses Hinderniss;" = Unirri'g
L. „!■'' chiimme zuc-d'r,wenn-i''''Jcei U)iirtiy mache." St.''.
Verirrtigi f.: Verirrtheit i.S. v. Delirium, Geistes-
störung BNeuenegg. — Nach Art der weih). Abstracta auf
~i aus * Vcrin-titij weiter gebildet.
Irrtum f. u. n. .Die in irer irrtunib verharrend.'
Absch. 1530 Th. ,Von siner irthunib ze ston [abzu-
.stehen].' Kessl. .Die das iertum gsechen und doch
die Wahrheit wider die selb nit erhalten mögen.' Vau.
,Die päpstische Irrtum und die evangelische Wahrheit
gelehrnet erkennen.' XVII. Mise. T. PI. .die Irr-
thumben.' KiOl, JMüll. — Das weibl. Geschlecht scheint
von dem W. Irlumj entlehnt zu sein.
il'B" II (/)■« B().; W), ,iro': Pron. pers. 1. em
P silv. f. Dat. Sg., ihr. allg. — '2. erjun P silv. P 1.
Gen., ihrer 150.; W, hier auch an der Stelle des poss.
Pron. ly Chind selhind im ]'ater und im Miielrr
fdllieii. iSi-hi heiiul c Frcid, das im Gelti viid im
Gotte I Paten] .•<iiid cliati. Schi lii/fiiind srlio" iiiiu/ in
im Bett. ,Dann solle alles ir guet an iro vatter
fallen.' 1565, Landr. Henneberg (Peterz.).
Alid. !rö, im, iru, mild, (in), ir. Das Aleni. hat die
zweisilbige Form gerettet, indem es schon früh (s. Weinli.
A. Gr. S. 457) die voc. Endung an die conson. (schwache)
-en vertauschte. Sehr eigentümlich ist, dass P den Sg. und
den PI. dissimiliert. Dass das possess. Pron. PI. durch den
Gen. des pers. Pron. vertreten wird, ist alter deutscher
Sprachgebrauch und das Ursprünglichere; es muss aber gesagt
werden, dass W sich auch des poss. Pron. daneben bedient.
irene: pers. Pron. PI. Gen. in partitiveni S., ihrer,
z. B. 1. drei Bs. — Eiue Bildung mit redujd. Fle.\ion.
Hans-Ier(i) s. Jery. lere s. Jere.
Or o"r GW. n.: 1. a) das Ohr als Teil des Kopfes.
,Item Einer und sein Weib, weil sich dieselbe bei
ihrer Copulation als ein reines Meitle mit dem Kranz
eingestellt, da doch die Erfahrung hernach bezeuget,
dass es eine Braut mit 4 Ohren gewesen, gebüsst.'
Glur 1835. Ore wie Chahisbletter, grosse S; Z. ,Si'''
nf'.t fiif-cncs) Or leyye, zum schlafen Bs; B; Z. D' Ore
lo lampe [hangen lassen], verzagt, erschrocken sein
Srn; Z. Das Ohr als emiifindliche Stelle für Züch-
tigung: AVurt i u-ill-dr (Muea-dr?) d' Ore lä, iü stö
(und 's Lebe schenke)', scherzhafte Drohung, an Kinder
gerichtet A'c; Bs; G; Z; in Ai- auch, noch scherz-
hafter: d' Haue-n-abore für: d' Ore-n-abhatie. Ahnlich:
Eim de Ohojtf zu-iinchet d' Ore fetze GrD. (vgl. nhd.
Einem den Kopf zurecht setzen). I)' Orellre [drehen,
wickeln] (und 's Lebe schoikej S. Eim d' Ore dräje,
strafen B. Uf d' Ore gi}, züchtigen B; ausschelten.
SrLGEK. Ebenso: Eine" bi-den Ore tic" Aa; Sch; Z,
oder gröblieh bim Söuörli Aa. D' Oren i"rlbe", streng
zurecht weisen Th. Es cltunnt-em um d' Oren ume,
er muss die Polgen tragen; öfter syn. um de Chopf
ume Z. Eim d' Hut über d' Oren abe ziihe, Einem
das Seinige abzwingen. Sclger. De Wolf bi 'n Ore
ha", in Verlegenheit sein. ebd. ,lJ'i Bur muess-ine'
sehlnt 's bi-me anderen Or packe, sun.st redt er nit!'
BWvss 1803. Er Uess-em um-ene Kriizer dur'^ 's Or
dure steche", um Geld ist er Alles zu erleiden bereit
L; S. Zur Bezeichnung hohen Grades: bis über d' Ore
in Schulde stecke" Bs; Sch; -dinne sl", im Pech B;
- z' tue" ha" B. Dem Tüfel es Or ah-laufe Bs, -renne
Z, -lüge, -schn-öre, -schicätze, übermässig, unsinnig
laufen usw. Esse", bis d' Ore gnapped [wackeln], un-
mässig Sch Z. Fresse", dass Eim der Schmutz [das
Fett] zu den Oren usse flüsst Gr. ,Er nimmt, bis ihm
die Ohren entfallen, Atticus moricus panein porrigit.'
Hosi'iN. = unersättlich, gierig bis zum Tod. ,Manus
in Aetolis habet, er ist ein Gabenfresser: er näme, biss
ihm die Ohren entfielen.' Denzl. 1077. 1710. Ohr als
wesentlicher Bestandteil eines Ganzen. ,Ein Ohr ab
haben', von einem Mädchen, die Unschuld verloren,
unehlich geboren haben L; Syn. ,ein Eisen ab haben'.
Er dräit [dreht] slm G'schäß es Or ab, schwächt es
durch grosse Verluste. Schild; Suterm. S. noch litzen.
- b) das Ohr als Organ des Gehörs und Sitz des
Verstandes. D' Ore lüte-mer [läuten, klingen mir],
ich ahne, dass man von mir spricht Bs; B; Scu; S; Z.
Das rechte Ohr läutet, wenn die Eede günstig oder
walir ist, das linke im entgegenges. Fall B; Scn; S; Z.
, Seilen wieder habt ihr mich hinter meinem Rücken
verliaiulelt, und das linke t). hat mir geläutet.' Gotth.
/>;()■■■'' d' Ore pflfe, gä. dnrclidriMgendeu Ton haben.
Ex (lillrt-iiicr d' Ore roll. D' Drcii (dntiaiidere mache
413
Ar, er. ir. or. ur
414
[zerspreiifren] B. .Ohren geben'. Gehör Th. Was mich
iiit Wijfit, ihm ijilicii i tiid Oic — /(('( der GrinddvaMcr
(fseit. .SiTKRM. .Dass guieiner orten gesanilte denen
unruehwiafen lenten so vil ohren geben.' 15Ü8, Ai'
T.andteilungswirren. Z' ()re lö, Gehör schenken. Si'Kenu.
7-»" (>rc t^lncke Gh. sjiitic (IW.; ScnSt., strüsse 8. aul-
nierlien. .I>ie Oren entseliicben' [von Yerstopfiing be-
iVeien|, öffnen. Bi'll. Keis Or erschiille", tun als oh
man nichts liörte GuD. A»i !i)ifi;ie, itiii bessere Or nüd
ifhöre, nidit beachten wollen L. Er liet d' Oren am
lingijen IJUeboye, ist unfolgsam. Sulg. ,Es hilft aber
iloch nüt, wan in aller not alle Gottesforcht hinder
ilie ohren geschlagen [unbeachtet gelassen] wirf Gnon.
Wiut. Chr. .Mit verachten wii't gfar nit verniitten.
Hette Abigail desse red lassen für oren [an den 0.
vorbei] gan und nichts zun sachen tlian, so werend
sy alle nüt einander umkonniien.' LIiAv. 1584. JSiiii
rf' Ore bore, zum Gehorsam zwingen liSchw. J<'' hau
d' Ore iiit im Sdcl; Chur. Für d' Ore cho. zu 0. kom-
men Z. Kr hiid lis(i) Ore, teine. Sii.cek. De M'ald
hat Ore, 's Fehl Äufie. ebd. Mc miiex nid ijenf/ id)craU
d' Ore zueehe ha, Alles wissen wollen, was die Leute
schwatzen B. Z' Ore träfie, bri))t/e, berichten. Sulgek.
In d' Ore chiischeh [ttüstern] B. De Staub ro den
Ore blase, eindringlich zureden, tüchtig ausschelten
Gk; Seil. I den Ore licje, mit Bitten belästigen B.
,In die 0. bläuen', oft vorsagen; zudringlich bitten.
Si'LGEK. Kim d' Ore meldte, den Fuchsschwanz strei-
chen, ebd. Kim d' Ore irarm mache, in Harnisch brin-
gen, ebd. ChiUdigi Ore ha, leicht zornig werden, ebd.
Vur Eueren Ore z' rede, mit Züchten, mit Respekt;
Formel der Entschuldigung, wie sonst auch: cor
Kueren Kren. ebd. I '.s Örli fasse, hinder '.s Ö. stecke.
ebd.; KiRcuHOFER. Hinder 's Or (d' OreJ u-e tue L; S.
Hinder d' Ore stecke Gl; GW.; 8; Z, -schr'ibe GW.;
8cnSt. ; W, .sieh Etwas merken, daran denken (eine
Lehre für sich selbst daraus zu schöpfen oder um es
gegen Andere später irgendwie wieder geltend zu
machen). Er hat 's (dick, füstdickj hinder den 0.,
ist schlau Aa; Bs; L; GTa.; ScuSt. Troche hinder
den 0. sl", erwachsen, verständig Ap; GrD.; no nüd
tr. (noch nass) usw., noch unreif am Verstand GW.;
SciiSt. ; S; W; Z. Hinder den 0. füre ne, hinder d' O.
ijrife, erdenken, ersinnen B. .Piser Mann hat die
Wort genommen nicht auss .Augustino, sonder hinder
den Ohren herfür.' ClSchob. 16fl5. ,Er nimmt hinder
den Ohren herfür so viel als er wil', ist ein Lügner.
170'2, AKlingl. S. Muf/f). Hinder den 0. cny'i sin,
geizig sein GrD. Hinder den O. chratze, bereuen.
Öi'LGEU. — 2. Teil von Gerätschaften, a) (undurch-
brochene) Handhabe an altmodischen Kaffeetassen
GrD. — b) umgelegte Ecke eines Blattes Papier,
bes. in einem Buche Z. — c) Ecke der Pflug-
schar, in welche die Eiester eingehängt wird '/,.
.Beide Oren, das ist die riesteren am pflung, hin;!'
aures.' Mal. ,Die Ohren oder Flügel des Wegeisens.'
177'2, Z AnL ,Stil und Oren des Feldgeschirrs.- ebd.
— Abi. nliren in.
Drli n.: eig. Dim. zu Obigem. Spec. 1. ein in
der (iestalt einem Ohre ähnliches Gebäck, dünn aus-
gewalzt und in riutter gebacken, aus Eierteig (iTa.;
Th. Am Funkensonntag traktiert der Wirt seine tiäslc
gratis mit Örli G. Fasnachtküchlein GW.; Z(>. Kunder
oder viereckiger Kuchen Ar. Pfannbrot, an vvelcheni
eine Ecke aufgestülpt wird (iiil'r. S. u. Kicr-, Ilascii-,
Milch-, Müsörli. — '2. eine Art essbarer Schwämme,
welche namentlich in magern Wiesen wachsen ZWyla.
— 3. Name einer hervorstehenden Felszacke am Sentis.
— 4. .Öhrli machen, schänzlen, trätzlen', necken, fop-
pen, eig. indem man dem Andern .Eselsidircii' vorhält.
170"2. AKlingl.
Eier-: „kleine Kuchen aus dünn gewalztem Teig
mit Eiern, in Butter oder Öl gebacken VOrte;" AAFr. ;
in G und Z an der Fasnacht üblich, ;iber in Z ver-
schieden von den (flachen) sog. Fusnachtchüechli: ähn-
lich wie die sog. Chneubldtz, aber feiner; auch grösser
als 'trölti [gewälzte] Chüechli. Si''' ü/ld" [aufgehen,
bildl. sich gross machen] tcie es E. L. Vgl. ,ln Kloster-
schatten und Nllwasscr gehen die Weiber auf, wie das
Eierküchlein in Anken.- Klosters|>. B 1.S41. Lui/iimilch
[geschwungener Kahm] nut Kierörli gibt man in GRh.
den. Kindern am i'rühlingsfeste (La'tare). ,Auss den
eiern machend die unseren küechle, eyer- oder milch-
örle gononnt.' Vogklb. 1557. .Eierörle, laganum, ein
gattung der küechlinen.' Mal. — Oft Eia--rörti gcspr.
uuil güschrifbcn; .EyeiToerli'. 17S1, Balz.
Esel-or = Or :3 bj B; Z(!.
Fisch-: 1. Muschelschaale Nnw. .Concha", fisch-
oren. darein die maier ir färb tuend.- Fris. ; Mal. —
2. ,Vischoren, branchi« [^Kiemen].' Mal.
Herz -oren: die Vorkammern oder Ventrikel des
Herzens von Tieren; von den alten Metzgern und
Bauern seltsamerweise innuer weggeworfen als unge-
niessbar Z.
Hasen-or, -örli: 1. ein (iebäek. eine Art dün-
ner Kuchen, in der Gestalt ähnlich einem Hasen(dir
(je zwei tingerslange und zwei Finger breite Kiemen
zsgebacken und eine Ecke eingebogen) Bs; Z. „Hasen-
öri, ein aufgeblasenes, hohles, in Butter gebackenes
Backwerk B." .Itrium, dünne Kuchen, Hasenöhrlein.'
Denzl. 1716. — 2. Name versch. Pflanzen: a) Eier-
schwamni, gemeiner, gelber Ptitferling, agaricus can-
tharellus B. — b) gemeine Haselwurz, asarum euro-
p»um GW. — c) Hasenohr, bupleurum ranunculoides
It Denzl. 1677. 1716; Baihin 1664; Zwinger 1696;
jetzt Musfenjürli. — d) gemeine Flockenblume, cen-
taurea jacea SeuwMa. - e) gemeiner Taubenkro]if,
Pettel, cucubalus beben, silene tuberosa B; Gr; LK.
— f) Schweinsbrod. Erdscheibe, cyelamen europanini,
spec. die Blüte B; Gl; Gr; GO. u. Kh.; aScnw; U. -
g) Katzenpfötchen. Ruhrkraut, gnaidnilium dioicum
BO. — h) Bitterklee, dreiblättrige Zottenblume, me-
nyanthes trifidiata Vw. — i) Rapunzel. Ragwurzcl,
phyteuma spicatum GT. — k) Wiesensalbei, salvia
prat. Z (schwach bezeugt). — 1) Ackerscabiose, sea-
biosa arv. Durh.
Bei den iiiciston diesor l'flaiizon (■■. rl, ,-, g, 1, I) passen
die siijirlicli am Stengel stuliomli-n, si-hnmlcn luul liin-liragen-
(lin Blätter, bei / die der Blilteii widil zu der Vergluichung;
/* hc'isst auch frz. nrriHc it'hninwr, uraihllrtUi (Jura), / auch
.s'iha/tin-, und darum crsclieint //««i7 in dem Namen HuhiI-
irurx für // und J als blosses Verderbniss aus //«».n. Her
.Sphwannu « heisst auch .Rebgciss'; beide Namen werden auf
die Farbe dos Gewächses anspielen, auf die Oestjilt jedenfalls
nur, sofern man sieh dasselbe uuigi-sthrzt denkt.
K a |i [M-ii-o ren : die an eiui-r Miilzc zum Schulz
der (llneii angcliraehtcn seitlichen Klappen Z.
Kapuzen-örli: Mücke, mückenförmige Ragwurz.
ophrys myodes G. .\uch KapiKinrrli.
415
Ar, er. ir, or, ur
416
Lab-or: 1. lang herunter liaiigenjes, weit vorn
Kopf abstehendes 0. GTa. Labor, Labi, ein Pferd
von P Rasse mit breiter Stirn und weit aus einander
stellenden liangenden Ohren; auch als Sehinipfw. =
Tidpel 1,. — 2. umgebogene Ecke eines Blattes in
einem Buch als Zeichen Tu. Syn. Litz. Scherzh.
ören iind liibören, Übers, v. ora et labora! [bete und
arbeite] Tu Piu'IK. — „Lab-Ori". -öri Ai-, Lapp-öri
ScHw m.: 1. ,Tier mit herunterhängendem 0., z.B.
Hund, Schwein; auch von Pferden, die ihre Ohren
schlecht tragen." In Ar auch von Menschen. — 2. ein-
fältiger Mensch Scnw. — Doch s. auch I.npj,!. — lab-
urig, -örig: Adj. zu Lahori 1. ■ — Zu /.<ih-, Lhjjj,- vj,'I.
lampm, herunterhängen; .Lanipohr'.
Leg-: 1. 11. in einem Buche gelegtes ,Ohr' als
Lesezeichen Tu; ZWint. Vgl. Ör 2 h) u. Eselör. —
2. m. (auch Ler/ori) a) maskierter Narr, Hanswur.st,
an der Fastnacht ZciBaar. In ZcAgeri ein Maskierter,
der um Weihnachten und Dreikönigstag die Lcgoren-
singer, zwei Knaben, welche einen Stern tragend Lieder
.sangen und Gaben sammelten, begleitete (lef/oroilniifeii)
und seine Spässe machte, namentlich die Berufsarbeiten
des betr. Hausbewohners nachäffte, sobald jene Beiden
mit ihrer ernsten Aufgabe fertig waren. — b) Narr im
allg. S. Zii. — c) der Schcllennnter 'Ac. -- d) „Klatsch-
base, Zuträger LG."
Eig. iiiiiss auch bei 2. ein Ntv. zu Gruude liegen, welches
dann, gleich den possessiven Comp, .aus Adj. und Subst. wie
.Langohr', persönliche Bed. annahm. Lajor konnte ein Ohr
bezeichnen, welches man beliebig an- oder herunter , legen'
konnte, wie dgl. an Narrcnniasken vorli,amen. Oder es war
geradezu = Lab-or, heruntergelegtes, hangendes Ohr; dies
als Zeichen der Dummheit betrachtet und dann iiersönlich
wie -Lahor. Die grossen Ohren mit kleinen Schellen an der
Spitze werden an der obigen JLaske bes. erw.\hnt und er-
si'beinen auch an dem .Legor'. welcher auf dem Banner der
.Gesellen vom tollen und torechten Leben' gemalt ist.
leg-oren: 1. die Ohren legen. ,So der Hirz seine
oren reckt, so sol er ein üborauss scharpf gehörd
haben; wo sy aber leggorend. so sollend sy ganz
dumm one gehörd sein.' Tierb. 1563. Syn. die 0.
litzeti. — 2. „als Harlequin herumlaufen Zg." —
'i. „ein Geräusch machen z.B. mit Plaudern, Sprin-
gen Z." -- 1. .Neuigkeiten zutragen, um sich
bei Andern einzuschmeicheln." — 5. ..(unpers.) ins
Stocken geraten, hapern; fehlschlagen Z." 's Wetter
fad a" [fängt an] /. De Meie [Monat Mai] vill (janz I.
,Es hat filei/dliret.' MUsteki. — 6. faseln, lügen Z.
— 7. trans. betrügen. Er ist t/'legoret n-nrde ZWint.
1. Legoren statt ,0. legen' setzt ein imperativ, gebildetes
pers. Lffjor voraus. — U. 6. 7. beruhen auf dem Übergang
des Begriifes .Spässe machen' in den des Gaukehis, Schwan-
kens und des Truges. Freilich lässt namentlich h auch an
bildliche Auffassung des Hinunterlegeus der Ohren bei Tieren,
z. B. Pferden, welche ausreissen wollen, denken. Auffällig
bleibt innuerhin beim Subst. und beim A'b. (ausser 1), dass
in dieser Zss. von der im .\lem. überwiegenden Form des
Verbalstammcs (mit y;/. aus nj) Umgang genommen ist, so
dass für den (Jedanken an .\bleituug von ..Vllcguriu'. voraus-
gesetzt, dass in alter Zeit in Zug dem Schausjjiid dieser
Name gegeben wurde, oder vou ,persona allegorica', falls
der die Sci-nen commentierende und die Zwischenräume aus-
füllende Zwisrheniuann einmal so benannt wurde, einiger
Raum lilfibt.
Lamji-or; I. n. herab hangendes Ohr. z.B. von
Jagdhunden, Schweinen. Es said ei" Sau der andere:
Lainpor! -- 1. .Der Lampor, flaecus, der lampächtige
oren hat.' Mal. — Vgl. La},-, Laiuj-, UMoitcr-or.
Lang-ö)7*: Kuhnanie.
Milch-: Kuchen ähnlich den AVccör?)' L; Zu; ZB.
,Milchörle (oder eicrörle), küechle die aufgond und
ein hole habend (wie küssele), laganum.' Fris. ; Mal.
,0 milchöhrli, 11 Eieröhrli und 1 Kanten mit Wein.'
Wintert. Stadtbuch.
Mungg-: eine kleine, schwarze, unansehnliche
Person. — munggürlig: schwärzlich Sch.
MuHfjcjcn ist: undeutlich sprechen, und olme Zweifel vwdt
mit mavijrjd, dämmerig, trübe. Zwischen WW. für Gesichts-
und Gchörwahrnehniungen findet vielfacher Übergang Statt;
man begreift nur nicht, wie gerade das Ohr ins Spiel kommt;
viell. weil mit Stummheit resp. undeutlicher Sprache auch
Taubheit resp. Schwerhörigkeit sich verliindet. Vgl. lat.
surdvn, taub, lautlich nahe kommend dem lat. sordidtis und
dem damit vwdt. deutschen .schwarz'. Dass der Name Muiuji;
für das Murmeltier sich je der Seh Volksspr. nütgetcilt habe,
ist nicht denkbar. Vgl. auch das syn. munyfielibriin.
Müs-ür: 1. die grösste Fledermaus L (Feiek-
abend). — 2. MüsMi: .eine Art kleiner Hohlküchlein,
die man anderswo in der Schweiz Milch- oder Eierörli
nennt.' Sprenö. Nach S. = Müslif-Küeclili), Salbei-
blätter in Butter gebacken. — 3. Name v. Pflanzen,
a) Sumpfschafgarbe, weisser Rainfarn, achillea ptar-
miea AAMuhen -- wahrsch. nur durch Verwechslung
mit gnaidialiuiii, -- b) Hasenohr, bupleurum ranunc.
et stellatum BO. (Müsenurli). — c) Ruhrkraut. Hiiumel-
fahrtsblume, gnaphalium dioicum B; LE. (Müsenüri).
Auch Hasenörli. — d) Nagelkraut, hieracium pilosella
BO.;G; ,Musörlin, iiilasella.' ScHw Arzn. E. XV. Auch
frz. oreille de souris (rats), it. orecchio di topo. —
Giddeni M.: pomeranzenfarbenes Habichtskraut, hie-
racium aurantiacum (Durh.). — e) echtes Vergissmein-
nicht, myosotis pal. Aa. — f) Wegerich, plantago Aa
(MiHLB.). wahrsch. pl. lanceol.. welche auch it. orecchio
di leprc heisst.
„Mutz-: abgestutztes Ohr; Tier mit solchen
Ohren." Vgl. Stutz-.
Narren-: Versehen, als Zeichen von Torheit.
Zwingli dankt Gott, dass dem Z Gesandten beim Papst
,ein solch narrenor entfallen sei.' 1526, Egli Act.
— Von den Ohren an der Narrenkappe; vgl. lerjör.
Bären-örli: 1. Gartenschlüsselblume, primula
auricula GRh. — 2. gemeine Schlüsselblume. ]U'ini.
veris (offic.) Aa. .Baluster, Bären-Ohrlein, Auriklen
(.\uricula ursi) sonsten Händschelein genannt.' JCSulz.
1772. — Nach St. so genannt wegen der .Ähnlichkeit mit
Bärcuobren. Auch it. orecchio d' or»o.
Pfaffen- s. Pf.-Börli.
Sü-ör. Ein'n bim Söuor nc, verhaften, einstecken
Z. Ein'n am Söaörli nc, ihm den Meister zeigen Aa;
Bs; s. Or 1 a.
Schübel- ni.: ein Ubelhörender L; Nuw. in ZStdt
auch Srhübel-öriiin, in Sch -öri.
Schaf-: scabiosa arvensis Aa; SB. Syn. Ihiseii-.
i^chümcl- = Scldibelör und nur darau.s entstellt
mit Anlehnung an ,Schininiel' 'An.
Schlotter-. .Flaecida' aures. lampende oren,
sclilotteroren.' Fris.; Mal. Vgl. Lamp-, Lab-.
Schneggen-. Wenn ein vorwitziges Kind fragt:
Wa' häm-mer z' Ümmis? [was haben wir zu MittagV]
so antwortet man: ('IirebscJnitllcn ii. Sclmcygenöre. Sum.
H7
Ar. er. ir, iii', iir
418
Siüt zureclier; eine .\rt Aiilol f^ iiA. Vgl. ^ic/«c
fil.. er..
Stifel-ori n. : KiiilUltsiiinsel W.
lP:is \V. als diiii. Hilcliijii; aulirutiisst inti},' i'ii.'. liciU'utrii
so duiniii \vii3 il.is Ulir (dtT Zuj^riuiiicn) eiucs Stiofuls? !H)ch
lässt US sich auch als bliissi; Abi. nach Aualogio gewisser
l.ühiiww. aus ilcni Lat. aiilfasscu.
Stutz-ör III.: rforil mit ifostutzteii Ohren. .ICiii
toiitsclier StutzDhr, uii cmirtaut d'.MK'iimyne.' Du h\
CoiK ITMG. Vifl. Mut::-.
Wiss-ur 11.: Naiue von Kühen uiiJ Ziegen Ar.
ureii: hei den Ohren reissen, als Züchtigung B;
F; Siiiw; U. Einen härc [au den Haaren reis.sen]
iDitl Ore. !''• ore dich g'uiist!, wenn d' nid hürsl [auf-
hörst]! Bs Ore nmes-me bräche bi de böse Buche BSi.
Hihll. liart inifnelinieii i. B. ds Grit o.. viel ausgehen
BKi. l>iin. örlcu s. u. — ah- s. T>c 1 o. Svn. d' Ore
ab-ora \\\ — er-: heolui'cigen Gl. — „ver-geiss-:
aus Unhedacht verlieren, verscherzen, verderhen, z. B.
von Quacksalliern )B." — Es uiuss uiuc hihll. Beil. von
(Iclui-iir zu (Jruuilu liegen; vidi, eine Ueziehunir auf den
Teufel, der oft mit der Ziepe coiiihiiiieit wird. Vgl. nrlii/lri,
= verderhen.
„oreiieil = vrcn W." — Von der urr.]ir. schwachen
Fniiii des Suhst. nihd. Onin) gebildet.
Urele. Orle GKuVatz; GA., oT., Ö/v/.„ V.K.. Si..
Ü^rrlc GuPr.. Örle LE. — f. — Öreli n. BHa.:
Ohrenwuriu. !>yn. Örlcr; Oren-miu/fjkr, -nif/(je!er.
Groler ZLangii.. ^Orlcr LE.'' m.: dass. — Nhd.
.Ohiling-.
Orete f. l'as I!eis.seii an den Ohren als Züch-
tigung. .Wie viel Haarrüiil'e. Stiisse. Ühreten es da
absetzte, kann Niemand zahlen.' Gurni.
Oring. Orlig s. Örbiy.
Ori I 111.: Geschl.-Name Z. Waliisch. nr.siir. Üher-
iianie eines Langidirigen oiler Harthörigen, l'^in Ort
von Z war durch seinen Keichtum sprichw., daher
mc" iiicinti, er niir de rieh 0. Svuh.r. ICin Pfarrer
dieses Namens (ebd.) schloss seine Predigten mit dem
.Gebet: (J Herr, crhüri dinen Ort!
Halb-: Einfaltspinsel. Pui'IK. — H. h. haliiliürig =
stnuipfsinnig.
Kue-: dass. Z.
Kalber- n.: dass. Z. - Pas n. hier nuciliiich liii-
deutuug auf (fri JI oder mit Bezug auf ein Kind oder Weil».
Lall-: dass. Suteumstu. — .Der kaum siireehen kann.'
Vgl. Lall. Narr.
Lampen-; l'iiidcutung und l'.nlstellung vnii Tein-
peri'iir, mit verächtlicher .\nleiinung an Liiiiiji-ijr Aa.
L;i|ip-: einfältiger Mensch .Sciiw Vgl. J.dh-ur.
Hol-: l'lielhoriger. SuniEU. — Nach Anal, v, Holl-mi,/
g.diildet.
Buser-: I. Kulnkraul, Katzenpfötchen, gnaplia-
liuni. 2. Blume ühh. lluni:!,.
Villi /j'ii«, Katze, weil der Sanienhart der weih). Bliileu
an die Sannnetpfote der Katze erinnert (oder wegen dei'
filzigen Bläfter). Auch l/tiim-, ilux-iirli. i'hrigens scheint
das W. aus enphiuiischeii lliriudcu iu die Zss. niil .Kiilirc'
übergesprungen zu sein.
Schübel-: Übolhi'iriger oder T;iuber SiuSt. Kr
int cn Seil. SiiTKUM.
.Als idi er einen Siliiilnl, l'frupf, in den Obren hätte':
s. Srl,iil„f-,,i\ Auch Sihübd allein kann diese persüul. Bed.
hallen.
Schweiz. IdiutJküU. I ;j.
Ori II 11.; 1. llaiiiUiabe au Kiirhen, Gelassen;
Heukel; von der einem Ohrläppchen ähnlichen Gestalt
Aa; B; Gl,; L; Sen; Z.;; ZDättl., 0. Gelte [Zuber]
mit eim [nur einem] Ö. .' rief ein Böttielier in einem
gewissen Dorfe seine I\id>el [Eimer] aus, weil das Dorf
dieses W. zum Necknamen trug. ,Diota. geschirr mit
zweycn iirenen oder liandliaben.' Fris. .Lingula edo-
hita, ein öre wie an einer gelten, ein klein handluible.'
Fris. ; Mal. ,Das sol die staiig undenen rüereii, so
man si in die [beiden] öri [des Zubers] stosset.' XIV.,
ScH Stadtr. — 2. • an Werkzeugen wie Axt, Sense,
Hacke, die (der des Ohres ähnliche) Öffnung, in die
der Halm oder Griff eingefügt w'ird, und der betr. Teil
des Werkzeuges im Gegs. zur Schneide, z. B. au der
A.vt der llücken, mit dem geschlagen (nicht gehauen)
wird Aa ; B ; S. Auch die oben an der .Gerte' des Flegels
mit Nägeln befestigte hölzerne Schlinge Aa (HühIiin).
Nadelöhr B^ Z. — 3. = Ör 2 b) Sni.
Aehs- Exür Gr uVatz, Agschenüri Gi;L.; der glatte
obere Teil der Axt. Syn. Agschenhidic, Iltis.
Gelten-: Ohr eines Zubers Z. .Lingula. gelten-
öhre.' Denzl. 1(177; 1710.
Sehisshafen-: Öhr eines Nachttopfs. Seil, iiiache,
mit iu die Seite gestützten Armen untätig da stehen Tu.
Biel-: Beilöhr; s. Ädere Sp. 8(i.
öreii, neu-: mit einem (neuen) Ohr versehen
z.B. Beil, Sense Aa; ,,B; L."
Oring ()riii in.: 1. „der Henkel am ledernen Kie-
men, in welchen der eiserne Strang oder Zugstrick
eingreift, an dem die Pferde ziehen; auch jener Kiemen
seihst L." — 2. Henkel an einem Gefäss = Öri II 1.
.(iuldine gschirr und fass mit ireii Öhringen.' Tierb.
15G3. — 3. Ohrfeige Ar; G, auch Öricjs G. .Orig'.
Entleii. ir)7n. .Schweig, eh [che] dir ein orig werd!'
KManuel. .Cülaphus. ein backenstreich, schlappen
oder ein öriiig.' Fuis. .Einem ein 0. geben.- Mal.
.Orig'. AaL. 1üI)4. ,Hey, wenn mir mein Weihchen
iiochnialen so tut. Ich gib ihr ein Orig.' Braguer 177!).
Auch hihll. = Schlag, Schlappe. .Disc lüt .sind nüt
anders begirig, dann wo sy uns ein oring geben möch-
ten.' l.')'2!>. .\i)seii. ,Wie ungelegen es den beiden Orten
käme, wenn eines ein oring empfangen würde.' 15'29,
Strickl.
(tebildet wie llnhiiiiUi, /'/< iiiii(itlij. (V/(',y.v entw. als iieu.-
Korni zu verstehen, welche bei Ausdrücken für Zficbtigung
lielieht ist (vgl. I'uiiijjis, Filzi« usw.). oder als l'uidentuiig
in ein Ad.i. utr. mit -(';/ statt -in. -in, gleichsam etwas das
Ohr Betreft'eiides.
Oris m.; d'r Hiict uff-cm Eris triiijc", schief auf
der Seite BsSIdt.
Ui'spr. eine geiietiv. Adverbialhildnug (vgl. eiym Sp. 110,
iihcrnifj« Sp. 158, iriK Sp. 1U(>, (-"("•ij/», quer usf.), dann
umgedeutet in ein Subst. von einer der MA. sehr (bes. für
eiuigennassen scherzhafte Benennung der (iegenstände) ge-
läuligen Bildung.
örlen: 1. (ein wenig) hei den Ohren reisseii. lliin.
von ürcn B; GrD., Malans; G.\.. eine Ohrfeige gehen
tiitLandq.. Chur, in die Ohren zwicken li; (inl'r.;
G oT.. W. In B heisst aber örlcn auch eine Freuml-
schartsbezeugniig. -- 2. Örli, liicrörli backen .\r;
(i iiT.. Ta.; Zt).'
örleneu = öWfj» i GuVals. Vgl. örcncn.
Orliiig „Örliij = Örimj 3 Ar; tUili.'' - .Obiliug'
aiirll bei llsS.iells.
419
Ar.
er. ir. or, ur
420
Orant: T.ipwenmaul, antirrhlnum. Bauhin l(j(j-l.
,CynocL'iilial(_'a.. lierba. Huiidskopf, orant.' Denzl. 1ü77;
1710. - Aus nilat. uriinniim, rflaiizi'iin. von verschieiluncr
Bril. NM'. .ilonniC.
üs-per-oriercii: Kiiieii scharf tadolii Nnw. — Aus
lleln lat. pemntn;
Kiroli-Uri s. K.-Iföii.
Ur 1 111.: „Uroi-lisf. ,liii hübental und in der
Eivicr daselbs werdend nocli die stier Uren geiieiiipt.-
ÄgTschuüi 15;!8. Vgl. Au: ImH. 112. Ant. Z Xll, Ul.
Mlui. ür, nn; lat. ii/ii», iilul. Auer-Üi:lisc. — Nacli St.
wiii-e ilcr Nauic Vri von Oiesoni W. gebildet, aber wenigstens
Boziehmig auf das Wapiien dieses Kautons wird abgescbnitteu
dnri-h ATsehudi: ,Es sind oucli die wilden Uren nit glycli
gemäss der gestillt des Wappens des lands Uren, so eines
stierliopfs form liat.' Vri ist wol eher mit dem Adj. ur in
Bez. zu setzen; auch dass ein junger versehnittener Stier
Urnrr lieisst, kann für .icne Etym. nichts beweisen.
Ur 11 f.: 1. Stunde. Dalior bei Angabe der Tages-
zeit in der ä. Spr. der Plural, wie bei frz. heurc. ,Uin
drei urou nachmittag.' 15'21, Absoh. ,Zu 8 uhrcn 22
niinuten noch mittag.' KDasyp. 1578. ,Um 5 uhren.-
ARykf IGOO. ,Unib einlif uhren.' G Mandat lUU ;
(daneben: , nachdem es cikfe geschlagen'.) ,Umb siben
uliren gegen der nacht' B Mand. 10'28. ,Unib vier
nliren.' Z Mand. 1650. ,Von 11 biss gegen 4 uhren.-
.Hkut. 1658. .Zwischen 9 und 10 Uhren n. M.' JMüll.
1661. ,Ich schlief diese Nacht von Zehen Uhren ge-
stern Abends bis um Sieben Uhren diesen Morgen.'
Mise. TiG. 1722. Daher dann auch wirklich: ,die ze-
liende Uhr.' 1552, Offn. Wauenii. Freilich auch mit
versteinerter Form: ,um Ein Uhren.' 1715. Z Stadtger.
.Welliche so lang verharren, dass die acht uhren sy
ntf den Zünften erreichen wurde.' Z Mand. 1650. —
2. Uhr. In B Staatsrechnung zuerst 1575. früher ihw
Zu. Hafn. 1666 erwähnt .zeigende und Schlaguhren-
auf einem Tor ,teils zur Zierd, teils zur Kombligkeit
[]ici|uemlichkeit] der Bürgeren, so in den Sommer-
häusern sich aufhalten.' Sprichw. RAA. : .So gewiss
als die U. schlagt.- HPest. 1785. Wenn cV Uren all
t)hch schlarie"cl, d. i. niemals. Sulg. Mämji Ur zeiget
änderst tmd schlöf änderst, ders. Ba' ist trie en Ur!
so pünktlich, sicher wiederkehrend Z. — Mhd. ure =
vre, höre. Stunde. Aus lat. hura. \g\. Orlci.
Hals-: Uhr, die an einer Halskette getragen wurde.
.Meinem Beichtvater sollen die fürnembsten Dateien
I Wandgemälde] sanibt dem schlagendten Hals-Urlin
gegeben werden.' 1658. Gfru.
Sack-: Taschenuhr Z. Das Z Mandat 179:3 ver-
bietet .das Tragen mehr als einer S. für Weibs- sowohl
als Mannspersonen.' — versackören: 1. überlisten,
hintergehen UwE. Syn. rerbändlen. — 2. ruinieren
L\X. Versaclcio eti Eier, in den Topf geschlagene, zu
Sticrenauyen (s. d.) LE.
Bed. 1 wahrsch. zu verbinden mit der nhd. RA. Einen
in die Tasche stecken i. S. v. leicht mit Einem fertig werden,
ein Spiel mit ihm treiben, ihn bcmeistern. — Bed. '2 wahrsch.
eig. zerbrechen wie Eier, welche in den Toiif geschlagen gc-
wissermassen aussehen wie Sackuhren; vgl. umgekehrt ,Niu-u-
berger Ei'.
Sumiswalder-: eine in BSumiswald verfertigte
Art Stockuhren von geschweifter Gestalt.
Sand-. .Damit der Prodiger ein Zeitmass habe,
war ehedem der Gebrauch von S., die auf Stunden
bereclmet waren, auf Kanzeln fast allgemein.' Frick..
Kircliengebr. .\lso entsprechend dein Gebrauch der
Wasseruliren auf der Bednerbüline des alten Athen.
,Wij-si tj'siin.fjc hen, so chimt der l'farr uf d' Chanzle
und dreit 's Htundeijlas und rüttlet 's eurnifi und chlopf't
druf — 's lict nit welle laufe.' Heüei,. Solche sind
noch an vielen Orten aus der frühem Zeit verblieben
und werden jetzt etwa als Symbol der Vergänglichkeit
betrachtet. .\uch in einem Schulzinnncr des alten
Chorherrensliftes Z befand sich bis zur Schleifung
des Gebäudes (1840) eine vierfache, welche auch die
Viertelstunden anzeigt«. Eine erscheint auch im In-
ventar des Musikcollegiums Winterthur 1660.
Senkel-: Wanduhr mit herabhängenden Gewich-
ten. ,St. Peter [Kirche] hat in dem Turn einen Per-
pendicul oder Senkeluhr.- JEEscuer 169'2.
Stock-: Stand-, Tisch- oder Federuhr im Gegs.
zu Wund- (Hchwarzuiilder-) Ur, Gewichtuhr. Schcrzh.
I han e St. im Sack, eine Taschenuhr, die stehen ge-
blieben ist, stockt.
Tüten-ür, -ürli; der Holzwurm, sjdiinx atropos.
anobium [lertiiiax, dessen dem Ticken einer Uhr ähn-
liches (ieräusch im Getäfer der Wand als Vorzeichen
eines nahen Todesfalles betrachtet wird Aa; Bs; L;
Tu; Z. — Syn. Tulchickcr. Nach Cys. aber sagte man: ,das
Toggcli leibischer Zwerg] sclimidet".
Zit-: pleonastische Bildung, da auch Zit allein
Uhr bedeutet. , Wurde disputiert under zween zeit-
uhren, welche recht zeige und schlahe.' Wvss 1650.
,Die zeit-uhr gehet recht, die gericht ist nach der
sonn.' ders. 1653.
üren: (unpers.) Wie mängs üret's? welche Stunde
zeigt die UhrV BE.
Urlcr ni. : Uhrenmacher BS.
nr, -e(n). -ig: Adj. u. Adv. 1. wild, stürmisch
Uw. 's Welter wird nr, 's uill ure werde. Im Winter,
wenn 's ure maeht. Es ist fuil [faul, ai-g] ure (Wetter),
trostloses Regenwetter. En arne Tay Nnw. — 2. von
menschlichem Charakter od. Betragen: unwirsch, grob,
unartig, zornig. De'' Mensch hed ure 'tä, sich wild
geberdet Ndw. I)r Vater hed ure mid-mer g'schmdld
[gezankt], ebd. Das ist e iirrii,-! Dc<' lied-mi ure
wg'redt Ojm. In G; SchwM. urig. Syn. iinmär, un-
artig. — Ürni f.: anhaltend schlechtes, nasses Wetter
UwE.
CV Lautn.achahnuing des Wilden, Schaurigen, Rauhen
durch den dunkeln, trüben Yoc. und den schnarrenden Cons.
Vgl. InirUjlcn Sp. 151 ff. Au den einfachen Stamm konnte
ai aus der Flexion sich ansetzen, -iij ist für Ad.j. u. Adv.
allenthalben beliebt; vgl. iin-iy Sp. '298. kws dieser Ver-
gleichnng entspringt übrigens die Möglichkeit, dieses ur mit
dem gleichlautenden Präf. in Verbindung zu bringen, welches
zuweilen verstärkende Bed. hat. Von unserem ur viell. der
Name Uri als der eines rauhen Gebirgslandes, und l'n'ih.
OricJi, Name einer wüsten sumpfigen Gegend.
111'-: betontes Präf. vor Subst. u. Adj., entsprechend dem
daraus abgeschwächten unbetonten er- vor den dazu gehörenden
Vben. Vgl. nhd. .Urlaub, erlauben' u. a. Es gibt aber auch
Libergänge zwischen beiden Gestalton des Präf.; vgl. nhd.
.urteilen' als Abi. von , Urteil' statt des alt. erteilen, und so
kann auch statt Abi. von einem mit er- z.sgs. VI) Ableitung
von einem begriffsvwdten Subst. mit ur- augeuommen werden.
Von dieser Art scheint .urbüttig', erbotig, bei Wurstisen
(1765 ,urbictig') u. Strickl. Act., nicht von ,er-bieten', sou-
dern von ,urbot', Anerhietung. So mag auch noch ,ur-
springcn' statt .er-' oder ,ent-spi-.- bei liudMey. Iü:m als
421
Ar, er. ir. or. nr. - Al'l). erb. ivb. orb, urb
42ä
Abi. von umjiiini;, Ui's\iruuij, trcdaclit sein; iudiviiluulle A'or-,
irruiig aliiT ist .ürkonimeu', zukoinincn, statt -er-' od. ,iiljoi-'
boi Edlibach. — Zss. (.-Vld.) Urbar, VrU:
urech, -ig .s. urchen. verurrt .s. rcr-irren
Sji. -11(1. Uri n. s. Huri.
ni'ibel: liorribel. zum Entsetzen, znm Erstaunen,
meist als Verstärkungsadv. ZWl., S.
ü r s. ihver. u e r s. uf-her.
Uere n. : im XIV.. Name eines Bezirkes voll alten
Gemäuers oberhalb Klein-Ba.sel. Und noeb jetzt hei.ssen
im benachbarten Wie.sental Stein- Uere" längliche Hau-
fen Feldsteine in fruchtbarem Ackerfeld.
Seinverlich steckt Wmr, Damm, liintir dem W. : eliei-
Hrdij), wild, S|). +2(1.
Uerich L: Tn. Uerech üStdt; Z. Ucrch Z, Vcri:
m. Taufn.. Ulrich. .Uorich- häutig im XVI. .s. Uelericli
Sp. 183.
Ai'be BSi.; FJ.; Grü., Fr. (z. T. dim. Ärhell); GSa.;
W (Äi-hi. dim.), Arre B: GRRh.; Obw; U, nach Durh.
u. St. ,<)rff- W, Arnf Gr und Arfle' — f.: 1. Arve,
liinu.s cembra. ,Auch sol kein nachpur nit befuogt
sein, holz und schindla noch arbä aus unserm gericht
zuo verkaufen.' Ott'n. Klosters. .Desglichen sind ver-
bannet: Eichen, Arten. Kriesbäum [usw.].' 1605. Ldb.
Gersai'. .Das wolriechende Holz des Baumes, wenn
er nicht auf zu feuchtem Grund erwachsen ist, gilt
für beinahe unverweslich. Es reisst unter dem Hobel
nicht wie dasjenige der übrigen einheimischen Pinus-
arten. Seine Verarbeitung zu den niedlichen Milch-
gefässen unserer Hirten ist bekannt. Zu Sehränken
angewendet hält es durch .seinen eigentümlichen Ge-
ruch die Motten ab.' JRWvss 1817. Die aus der
Frucht gezogene Milch wird als ein balsamisches
Hülfsmittol wider die hektischen Krankheiten ange-
priesen. AHiJPFX. Syn. KrUHoiihoh, Zirbelhaiou. Die
Frucht: Arhen-, Ar-zapfen; Hiirzejifeli.; Arrcn-, Zler-
nüssli. Der Samen: BiherU. — 2. Alpcnzwcrg-
kiefer, Legföhre, Krummholzfichte, pinus pumilio
oder p. mughus Uw; U (wo p. cembra nur sehr selten
vorkommt). Syn. Arie. — 3. Kiefer, Föhre, pinus
silv. BE.; aScHW; Uw; U. Syn. Chienbaum, Fore,
Täte. — arbi", arfi": Adj. dazu. En arhnnn (ar-
fma) Stiiel, es arhis Britt GrD. Das Ntr. auch sub.st.
= Arbenholz. — Arvi n.: Gegend an der B Sausalp.
die ehemals mit Arven besetzt war.
Arvf^ mag mit engl, amnr ans ags. nrcwr, airh, got. nrhniznn,
Pfeil, zshangen. Mhd. findet sich tirf, Wurfspiess. Zi( dem
Weelisel zw. / und h vgl. til/er : mlher.
•arhen GT., ,ariren' P silv., ärhe Tn: 1. (rcfl.) sich
mühen G; Tu. „Ich mag mich dessen nicht arben."
Syn. .sich ((fjärbetcn. .Si arbete sich von ir vater und
mueter für glich fingerli [Fingerringe |.' DUM, Gfrp.
— 2. (intr.) arbeiten 1*. / lum law/ ycarwod far
dich. Schott. — ge-ärben, .r/V(W;.j SchwE.; „LE.;
Uw; Vi" = arben 1. Er may-.si''' iiüd (färbe SeiiwE.
Arilin ist Eückbildung aus nrhilni und zwar ans dessen
?te. I'erf. tj'urhrtct, zsgez. ijar1>(1(t), was dann V(tn einem
cinfaehen tirlirn zn kommen schien. Doch vgl. auch das syn.
nurhtn, iji—iiiir1ifn, falls dieses nicht blosse Ahweirhung, Sen-
dern die iirs|irüngliehere Komi wäre. — Die Orthcigiii|diii' vihi
Schotfs Korrespondent (der auch /"jm für iiv./oi schreibt)
; ist weder klar iioeh znverlfissig.
ärber s. aber Sp. 39.
Arbeit J-i&f« Aa ; Bs (^ärjJ./Z;; B; Gl; Gr; L: Ndw
(arled); OBwfärhitJ; ScnSt.; Th; Z, Ärb^t Ap; (BHa.);
PPo. (auch -eit); GRefis, Ta.; Th; (Z) — f.: 1. Mühe,
Not. Anstrengung. Leiden, Treiben, Er hüä A., er
wird es kaum zu Stande bringen. Er hat lang demit A.
f/lia", damit zu tun gehabt, namentlich auch, um sich
von einer Sache (Krankheit, Übel, Wunde) zu befreien.
Er hat ■fcho schiili''' ril A. (j'ha" demit, Umtriebe. Es
ist cDKil en A. g'si", es hat Alles i" das Amerika inne
irelle" Z. Bas ist au''' en A.! Mühsal, Plage, z. B.
wenn vcm den Hunden die Maulkörbe sollen getragen
werden. Eine .stehende Verbindung ist Mite und A.
{Ä. ZO.) (mit Jmdm haben). Refl. If' mücht-mi'-'' niid
der Ä. ha" Ap. Magst-di''' ies au''' Ä. ha? wie kann.st
du dich nur darum quälen? ebd. H. A. ha' mitenand,
mit einander prozessieren, sich herumschlagen, auch
bloss scherzend sich necken Z. I''' gan (»v» [dessen])
in Arbeten, gehe mit der Absicht um, . . . BHa. ,Des
[wovon, woran] min herze in a. lit [liegt].' Hadl. ,Unz
daz si von Iren arbeiten kommt [entbunden ist].' 13-5-1.
Strafr. Baden. ,In hoffnung, es wurde frid und ruob
[Ruhe] bringen und künftig müeg [Mühe] und erbet
vermitten.' 1529, Strk'kl. — 2. 'Tätigkeit (wie nhd.).
allg. Der 1. Gott hät-is ds Arhetli g'segnet Gl. A.
und Spare" macht rieh Chnecht. Um A. sind all Ware"
feil. 1)' A. uf-cm Rugge treit de Lön. Sulg. B' A'.
muess-es mache u)ul niid 's Mul. Tsch. Bas u-är es
Arbetli für dich, eine leichte, angenehme A. Z. —
3. die Berufstätigkeit. Uf-der A. sl", seinem Beruf
nachgehend ausserhalb arbeiten Z. Die grossen Feld-
arbeiten Bs. — 4. Gegenstand der Arbeit, Ar-
beitszeug, Arboitsstoff Ar. Nimtn dl" A. zur Hand!
Z. Weibliche Handarbeit und Unterricht darin. lez
hai-mer A'rped. Arbetli, Strickzeug, Näharbeit Bs. —
5. Arbeitsprodukt, gefertigte Gegenstände. Gueli
A., rili Chunde". Ixeich. Das ist l'ein A.l eig. keine
befriedigende A., dann allg. =: das geht nicht an Gr;
Syn. G'schäft. Iron. das ist en A.! ein Durcheinander.
Wie machst en A.! LTnordnung durch Abfälle beim
.\rbeiten, beim Essen usw. Scn; Z.
Mhd. ar(r.)hcit und auch schon erhell mit dem Uml.,
welcher durch die zn -it geschwächte Ableitungssilbe un-
gehöriger Weise bewirkt wurde. In B, Th, Z erscheinen
die Doppelformen mit und ohne Uml. neben einander, doch
mit leichter Differenzierung der Bed. ; s. d. Beispiele.
Un-: niedrige, verabscheute A. ,Zue Thomys
muosten sy [die Christensklaven] alle Unarbeit tuen.'
NGuLDY 153().
Blauenten- s. Ent Sp. 3.54.
Fusel-. F.-A. mache, geringe Arbeiten verrichten,
das Aschenbrödel versehen Bs. — F. = Auskehrieht.
Ktw. von geringer tJiialitAt.
(J 'vättorli-: leichte A.; A. bei deren Ausfülirung
man keinen rechten Ernst hat walten lassen Z.
V'etterli-: Handeln aus vwdtschaftlicher Eück-
.sichtScii; scherzhaft auch: liäsi-A. Pilger-KAL. 1882.
„Die H:indlungen eines Vetterli-Gcrichts. parteiische
Entsclicidungcn Tn." - Vgl. Vriiir«ii',rl.li.
„Flauder-, Fläuder-: eine scblcdite. nur idien-
hin getane A. (iit; L; Z."
!■' In rl ingcr-: verkehrte .\. Scn.
Von tliiii bcnai-bb.-irlen Z I>orff bi-r benannt, desseu Be-
wohni'iii man in S.'li alli'ii.-i vn-ki-brle Sdeiehe nachsagt.
420
Al'lt. orij. irb. oib, uvb
4-24
Giiugeli-Arbcit: einfältige A. Scii. ~ (jauijijrl,
O'üwjel, niirrisclici-, zu Pusscii aufgelojjtcr MeuscOi.
Gänggeli-: leichtfertige A., bei iler die Zeit vor-
triidelt wird. — Vnu iiamjijdcn.
Güeter-: landwirtschaftliche A. Z.
8teinhauor-: schwere, nur langsam einen Erfolg
zeigende A. Dr/s ist iez aw'' f St. mit (Jeiii Mensche"!
er hört auf keine Ernialmungen oder Belehrungen Z.
Heiden-: gewaltige, hiichst schwierige A. - //< lil,,i-
in :^l)str. verstärkomler Hoii,
Knie-. Clinü-: Beten Z.
ICrntter-: widerwärtige BsTlierw.
Viel!, lur Kroiu-n-, (las man, weil eino Art Fhu-li J:irin
Iic;i:t, iitiiicehfin wollte, angeleimt an Chniltr. alter Manu,
oft geriugscliilt/iü;.
Lieeht-: A. bei liicht. bes. im Ggs. zu der .\rljeit
im Sommer, da alsdann Abends viclorts kein I.ielif
angezündet wird Z. Anderw. KM-.
Lödeli- Scn, Lotter- Z: wenig solide A.. die
nicht zshält. -- Luddi Dim. zu Lade", Lumiien. !,<:ij,l,ii.
I<iiirnii, iiii-lit recht zsliaugen, schwanken.
Lumpen-: A. mit der Nichts anzufangen ist: auch
von verwickelten, widrigen Angelegenheiten Z.
LÜS-: A.. die viel Mühe, besonders Anstrengung
der Augen kostet, .aber wenig Gewinn abwirft „L"; Z.
i^yn. Lidicte.
StNikolaus- Sa)itiehlaus- S, Sanüchlaii.s- 7,r,:
vergebliche odiT unnötige A. .Während mancher
säuern Stunde hatten wir für den StN. gearbeitet.'
Hartm.inn 18U3. Syn. Bii{/(/eii-A.
Vgl. .travailler piiiir lo nii iln I'rnsse'. StN. licsnrgt
seine Aiiieitcn selbst.
Bfl-: A. bei Neubauten, im Gegs. zu . Kunden- A.'.
die sich meist auf blosses Flicken beschränkt.
Bochscl-, Bossel-: geräuschvolle, mühsame A.;
rcdie Handhinger-A., untergeordnete Dienste. Bei Man.
in obsc. S. ,Von arbeitsamen lüten, da man sagt: Er
mag alles ereslen, oder so einer alle bossel-a. und was
im sein herrschaft zuomuotet. zetuon nit scheucht.'
TiEiui. IM". .Wann die Biber Nester wollen bawen,
so werfen sie einen umler ihnen an Rucken, laden
zwischen seine Beine Holz, schleifen ihn damit [usw.|:
wo ein frömbder under ihnen, der müosse herhalten
und ein solche Bochselarbeit aussstehen.' Cvs. 10(11.
Über den m'indichen Gegenstand spricht das Tikhii.
1503: ,Zuo diser bossel-a., als ob der ligeud dardurch
geschmächt [würde].' ,A11 pochsel-a. niustu treiben, do
[die] billich zugehört den weibern.' Waursager 1075.
,Es sind lüten gnuog ze antwurten, er wird sich din
nit beladen, wir schlechten schnyder und schuomachor
[wir gleichsam seine Handlanger] wend im die bossel-
arbeit wol ussrichten [die gröbere A. für ihn tun].'
GvRR. 15'2r!. .[Die Mönclie] achtend das christenlieli
für|iitt aller heiligen für ein schlecht jjosselarbeit.'
VaT). — Vtni linrjtulcn nnil /'tixaltit, poltern, klopfen.
Böggen-: A., bei der man wie beim Bdr/f/eii (mas-
kiert herum laufen) nur Possen treibt. Vgl. GäugeU-.
Bäschel-, l'äscheli-: kleine Hand-A., bei der
wenig ausgerichtet wird Z. - IKUihrtm, spielem] arbeiten.
Bü sc hell-: das Herstellen von Reisigbündeln GR.
Pfocli- Ap, Pfüdis- Ap; Z: gar.stige, ekelliafte.
verwünschte A. — l'j'uih, />/'inli, Intei'ij. iles Alisclicns.
Fridesrichter-: (scherzh.) eine Schlägerei Scu;
Z. Syu. HtüttUalterwetter.
Ross-: übermässige A. Aa; Z.
Sou-, Söu- Z, Sehwin- Gu: schmutzige A. als
Tätigkeit od. liederlich ausgeführtes Produkt derselben.
Schiss-: sehr flüchtige od. sehr unangenehme ,\.,
als Tätigkeit wie als Resultat derselben Z.
Sehlüderi-: nachlässige A. Nnw. — s<i,In,I,,;ii,
sclileclit und lässig arbeiten.
Schnefel-. ,Sie zogen aus, er mit einem Korbe
oder irgend einer Sch,-A.' Gottu. — Srhiußni, sclinitzen.
Tag-: gewöhnliche Tages-A., im Gegs. zur M'il-A.
Dur-: Nacht-A. Z.
Von dirr, (Inri-li. In Fabiiken wird liei .Aibeitsanbänfiing
oder Wasserni.angel die ganze Naciit liindnr(di gearbeitet.
Itreckli-: unsaubere A., auch langsame A. Scii. —
Im Ictztcni S. von dncUm, mit Dr. spielen; vgl. tnnjijim.
W il-: Über den Feierabend hinaus sich erstreckende
oder in der sonstigen Ruhezeit gemachte k. Z. , Weil-
arbeit mache du nirgends keine, die Tagarbeit ist so
schon genug für dich; denke an deine Gesundheit und
greife dich nicht zu stark an.' (Vater an s. Sohn 1810).
So benannt, weil nach der darauf verwendeten Zeit (Weile)
bezahlt oder von Wil i. S. von Ruhe, Feierabend.
arbeitsclig GrD., «cfcjf-Bs; L, ärhrt-, erlitt- A,\;
ZW.: 1. voll Arbeit, Mühe, äusserer Not und Scclen-
sclimerz (in subj. u. obj. S.); arm, armselig, gephrgt.
unglücklich ZW. ,0 du erbentseliger künig!' Zielv
15'21. .Plagen und strafungen von gott und auch
mengerlei erbeiseligkeit [so !].' StkXttl. Chr. XV. M.
.Was arbeitseligen tiers (dings) es sei umb ein men-
schen, der nach rcichtag [Reichtum] .stellt.' 15.31/1007,
SiRAcn. .Grossen hunger und arbcntsoligkeit liden,'
15'2.3, Egli, Act. ,0b etwar so arm und arbeitsälig
sin wurde, das [welcher, oder dass er] nützid zue
gwünnen oder zu verlieren bette,' Z Mand. 1530/1050.
.In ein Unglück kommen, in arbeitsäligkeit fallen.'
Fris.; Mal. ,Diser falsch Samuel trost in [den Saul|
nit, sonder macht in noch arbeitseligcr als er schon
was.' LLav. 1509. .Die blödigkeit und arbeitseligkeit,
die allen menschen anhanget.' HBull. 1507. .Arbend-
seligkeit und ellendigkcit.' ebd. ,Wyl aj in der Be-
kleidung so a. gsyn, dass er keines Wegs glauben
können, dass einer unter inen solte dyn son syn.'
.l.lBuEiT. 1619. ,Sie ist gar a. auf dem Rabenstoin ge-
richtet worden.' ebd. I(i31. ,Es ist dennocbt ein a. ding
[für einen armen Pfarrer], das gcistlicli brot au.stoilen
und dornebend das irdisch br. kaufen müssen.' 1051,
Scniiii'FR. ,0 nie miseruni! 0 wie bin ich so a.!'
Dknzi,. 1077; 1710. ,Es ist gar ein arbeitseliges leben
von haus zu h. zu gehen und wo man dann zu herberg
ist. seinen mund nicht dörfen auftun.' 1707, Sirach.
,Es habend die Uneinigkeiten den zustand im Veltlin
fast elendig und a. gemacht.' FSi-recher 177'2. —
2. elend im moralischen und theologischen S., ver-
dorben, verkommen, verblendet. ,Arbeitselge' Leute
nennt Vaufan die nach hohen, einträgliclien Stellen
strebenden Geistlichen und ihre Parteigänger, weil sie
statt holier Aufgaben niedrige Ziele verfolgen. .Den
arbeitsäligen lüten, die sich selhs unibbringend.' .ILLav.
1500 = .unglückliaften- 1070. ,Da wir glych an an-
deren si'hen könnend, was inen übel anstat, so sind
wir doeli so a.. das wir es an uns selbs nit sehend.'
125
Arli. ovb, irb. orb. mh
426
ilers. 158-1. ,Eiii a.-er vcnlorboiier inoiisch.' Bull.
15f7. .Von synes liederliclien und arbcit.saligou ver-
soffenen Lebens wegen.' Eat.sman. Aarai' 1008. .Nabal
liatt ilise ding [die das irdische Wohlsein ausmachen]
alle, aber diewyl ihm an Gottsforcht manglet, so ist
er auch hie in zyt a. gsyn.' JLLav. 1584. ,So aber
einer so a. sein wollte, dass er seinen Lidlolm ver-
zechen und "VVib und Kinder nur mit andern I^cuten
essen lassen wollte . . .' JJBrf.it. 1623. ,Und der-
gleichen ding noch vil brauchen die arbeitsäligen
[dem Aberglauben ergebenen] Leüt, sich vor gewalt,
streich und schüss zubewaren.' Gwerb 10-10. .Sind
derlialhen blind die arbeitseligen Juden, die nit sehen
wCdlen, dass der Messias schon langest kommen seie.'
Müll. 1005. .Alle feinde deines volks sind unweis,
a. und torechter dann die kinder.' 1707, Weish. —
o. gebrechlich, verkrüppelt, krank, daher arbeits-
untauglich; auch in geistiger Beziehung, untüchtig
Aa; Bs; L. Er chn" Nüt mc verdiene", er inch e ärhed-
selige Tropf Es. ,Aegra respublica, ein schwach un
a. regiment, das nit in rechter ordnung und wesen
ist.' Fris. ,Ein gar arbentseligs und dorachtigs mensch.'
Z Spitalact. 150.S (auch .arben-s.'). .Diewyl sunst durch
arbeitseligkeit (Hinfälligkeit od. Gedächtnissschwäclie]
der menschen, die fürtreffenlicher sachen bald ver-
gessen hat, herrliche Werke Gottes gar verbuchend.'
HBiLL. 1572. Lt L Schulprot. 1578 wird von einem
.knab, der etwas a. [ist] und etwas flusses hat', An-
steckung für die, so in der Schule neben ihm sitzen,
befürchtet. Mit Bez. auf den Lahmgeborenen (Apost.
;!, 2) redet JBukit. 1042 ,von einem arbeitseligen mann',
./u einem arbcitstdigen, räudig'cn gsellen'. Scuimpfr.
1051. ,l)ie so ihr Vaterland erreichten, waren so a.,
dass man sie zu Freiburg und Bern mit Leiterwägen
krank, sterbend heimführen musste.' Mi'LL. Schwz.-G.
.liarliel Seh., eine zehus sitzend tochter, wegen eines
kurzen arms arbetselig.' 1668, Hombrecht. ,In dem
StVcrenä-Bad seind den ganzen Sommer hindurch
Kranke anzutreffen, angeloffne, aussätzige und sonsten
ganz arbeitselige Personen.' 1702, Hott.
Siliij liier nicht wie in doni mlul. arbciimi-tfi' und g;]ciili
nlul. Hiliij, soniloru wie clif. nilul. larhiitndi(ß atlj. Bililunjir
iuif -i';/ z\i rineni vorauszusetzenden, n.ach Anal, von ,Mülis,al'
KCl) i 1(1 eton ^1 rhvltmt.
arbeit-sam: 1. mühsam, bescliwerlich. .In der
wüeste, dem arbeitsamen land.' 1531/48. Hosf.a (= .ganz
dürren'. 1067). ,Auf einen arbeitsamen schlipfcrigen
wi-'g gib dich nit.' 1531/1707, Siracu. ,Allerley schwer
und a. Geschütz, darauss in die weite zeschiessen.
tormentum.' Mal. (Geschütz, dessen Handhabung und
Transport viel Arbeit verursacht.) ,Müeyselige und
arbeitsame Übungen.' ders. — '2. zur .\rbeit taug-
licli, verwendet. ,lhnen helfen mit rösseren und
anderen arlieitsamen Tieren.' 1707, Estira, d. i. mit
Zug- und Lastvich. — Für n. i. ndid. ,S. ist der Vnlksspr.
angemessener m'rrhhur u. a.
arbeiten (irhrlr AeK.; (juD., arbeite PI'., ärhrtr Ar
(Gais ärhede); GrHc., Churw.; G: 1. intr. a) arbeitoiL
Di (r'urhlde Kiicl d' Nare nrhcited nüd, iixr d' Ilidli-
ttare arheited Gl. Wer nid nchwitzl, de" Ki'dl-mr" rlhc",
wer vid iirbeitet, de" .•iiili-me" irdte". Sulc. ,Iiini A.
jvird Alls sehiiiter, niiinme [nur] d' Lüi nit.' Siuilh
1873. Der Gleixelier arbeitet, rückt vor; der Tciij
(irlieilel. wenn er gälirt; das Kapital mnex-mer a..
niclO zinslos Im Kasten liegen 1!. l^ine Last sclib'|i|ieii
Giil). — b) Mühsal erleiden. .Körnend her zuo mir
alle, die ir arbeitend und beladen sind.' 15oii. Matthä.
(jetzt .die ir mühselig seid'). ,Allc beschwiirten und
arbeitenden.' Zwingli. — 2. refL sich mühen mit Etw.
Ar; Gr; GO., Ta. Er maij-xi''' ä., gibt sich Mühe Ar.
Als snbst. Inf.: er (jed[g\ht]-!<i''' kcn Ä. ebd. Da^^ if:t-
mer düch en Ä.! ein unruhiges Treiben, ebd. Vor-
wiegend in verneinenden Sätzen: sich nicht dran
kehren, nicht der Mühe wert erachten. (Im sörel
mikht-i'^'-mi'^' nid ä. G. Si hind-si nit emnl mitexueii
ä. az'clüopfe GSa. Magnt-di iez au ä.? Ar. Auch
unpers. : es mag-si nild ä., lohnt sich nicht der Mühe
Ar. .Sich in trüwen zue a. und zue erzögen, damit
die Sachen sollent zu gueten komen.' 1402, S an Aaran.
.Die Jäger, welvhe sich auch a. mit gescbütz wider
recht, sollen angezeigt werden.' 1492, Kind Urk. ,Das
du under einem berichten houiitman in der zahl siner
jungen beiden dich arbeitest (quod sub Glareani signis
meres).' Zwingli. , Wellend [wollet] üch güetlichen a.,
damit üch der handel ab hals komm.' 1521, Abscii.
,Das aber der bapst sich a. wirt, das fest der eni-
pfängnuss abzetuen.' Bossh.-Goldschji. .Hat der küng
von fr. sich heftig gearbeitet, ob er die Eidtgnossen
möchte vereinbaren.' ebd. ,Uns in semlichem spann
[Streit] zuo mueigen, zuo a. und zuo beflyssen. damit
derselb güetlich hingelegt [werde].' 1530, Aiiscn. .Ler
deinen sun und arbeit (.bearbeif. 1007) dich mit \m.'
1531. Sirach. ,An welchen [Höfen der Fürsten] man
sich alle tag crbeit um das meum et tuum.' Vau.
, Fahlen und siirüchwörtcr, mit welchen man sich in
Latinscher und Griechischer .spraach viel arbeitet'
[übt; vgl. umgekehrt .sich üben' i. S. v. ,sich mühen'].
VoGELii. 1557. ,Dass einer einen grossen nutz dcrvon
[von Fasanenzucht] haben niög, wenn er sich allein
desse a. mag und sich dessen keinen kosten dauern
lasst.' ebd. ,lch meint nit, daz sich mein vatter der
dingen annänie, oder sich deren dingen arbeiten möchte.'
Fris. ,Sich eins dings a.. laborem caperc; sich a.. mit
allem vermügcn helfen, allen floiss ankeeren, einem
ding obliegen, navare.' Mal. .Da hat sich IJuUinger
trt'ffenlich [angelegentlich] gearbeitet und verschaffet
by sinen Herren, dass s}' sich der Sach angenommen.'
LLav. 1576. Syn. nicli arben, ärben, ijeärhelen, ärliigen.
Ärlicten aus der Form Arlirl des Sahst.: s. dii^ .\nni. ihot.
— Für Ued. la ist wci-chm das ältere, volkstiiniliche VV.;
s. .auch urhaf}'''!!.
üf-: (Holz) s]ialten und aufschichten (ii,.
er-; 1. trans. durch vielen Fleiss zu Stande o<ler
in guten Stand bringen. ..Da ehaiisl das Oiiet nit e."
— 2. rcfl. a) sich bemühen. ,Wir wellen nnsers teils
mit hochem flyss uns e.' 1527, Anscii. — b) „sich durch
A. abmühen, entkräften, seine Gesundheit dadurch ge-
fährden." Auch bei Screnc;.
<i:^--ärt)ete)i GiiV., Uutervatz; L; GG.. 'F.. W.; ..Tw;
Z", g' ärliigen GRSav.: (refl.) sich bemühen. / nuig-
mir'' nit g'ä. Er mag-si''' nit g., ax [dass] er das und
dax tat. I lian-mi'''' hwg g'ärhiget derniit.
lOe Kndung: -ly im Wechsel mit :t, wie in .1'./;/ |S|i. :! I)
und in sehr zahlreichen Heispielcn.
abbin-. «/jcH-arbeitcn: (reÜ.) sich durch A. von
Kräften, sieh hinunter bringen B. Besser .s-r'' (i/ncccc/«'».
hc- }wrbcte: (refl.) sich bescliäftigen. sich AHilie
geben, sich anstrengen .\i'; Tn. 1 wörbt-ini''' ned
li'ärtiilr, niclil lii'iiiiilicn iidi'r ärgern Tulicrir. .Ich liab
427
Arl). prii. ivli. orl). iirlj
4äs
mich ouch bearbeitet mit dem sclireiiierwerk.' Kvff
1592. .Welcher halt ie wöler irrtumbe us.szerüten
sich bearbeitet' Kkssl. ,Haben sich ernstlich be-
arbeitet und mit mye [Mühe] die Müli erlialten [ge-
rettet].' ECys. .Sollen .sie alhvegen dahin fürnehmlich
.sich b., dass . . .' Dortrecht. Instr. 1718. ,üa.ss man
sich um eine saubere Übersetzung b. solte.' lOOG,
JJHoTT. ,Icli will mich b., so vil ich kann, omncs
nervös cxjilicabo.' HosriN. 1G83. ,Der befleisse und
bearbeite sich der Weisheit.' 1707, Weisii.
Arbeiter m.: wie nhd.; .spee. Handwerksleute Gi.:
i ha d' A. Emphat. arbeitsamer Menscli. Km A. hilft
Gott. SrLiiEU.
M'Klunier Ausdruck für J, Wei-hnann, Tafjliiner ; Ilancl-
irfflt-Mimnm, JiülVit, Pmfinnionht ; U'Helt. 2. Jlt^tfiii/, Wvfvliätli'ff.
Ai'IiC f.: Morgendämmerung. An der Arho hin i
fort P (vschott.). — Walirsch. mit Üliergaiig von / in r
aus it. aUin.
Arbis s. Erhis.
Al'bogast: .urspr. Name eines taiiferu Kriegers,
aber auch in bäurischen Kreisen üblich als Benennung
eines kräftigen, strengen Arbeiters auf dem Felde.'
Sl'REVG. — AhJ. Porsoucun.
Arbrest, Arbrist, Arbrisch s. Armhrust.
Erb I 11. — Plur. ebenso: 1. Lehen, das zu erb-
licltem Besitz und Nutzung nach Hofrecht verliehen
ist; hofrechtliclies Erblehen; ererbtes und vererbbares
(irundeigentum. ,r)asselb Gut ist Erbe und höret nicht
in den Hof.' r20(>, Offn. Eschenz. ,1 juchert reben,
die erb sint von unserm gotzhus jerlich umb zwen
Pfenning.' Zollikon 1877. ,Und versteht sich alhvegen,
wo das Wort Erb staht, dass es bedeuten soll ligende
Stuck und Güter, so von dem Gottshus von eigcntumb-
licher Gerechtigkeit zu Erb oder Erblehen harlangend.'
lijoil, L, tiber die stehende Formel ,E. und Eigen'
s. auch Öp. 14(3. ,Wär, das ir der man abgieng on lyb-
erben, hatt er eigen oder erbguet, das soll sj niessen
ze end ir wyl [bis ans Ende ihrer Lebenszeit].' Oftn,
Brütten. ,Des gotzhuses eigen und des inannes erb
nug nieiiiant versetzen und verkoufen ane des gotz-
liuses haud [Bewilligung].' Oftn. Talvv. 1.572. ,Unib
des gottshus eigen u. e. sol niemand richten dann ein
Vogt an des gottshus statt.' ebd. ,Wer eigen u. e.
ansprechen wil, der sol den burgern vertrösten für
10 l'f.' 1501, Freih. Reüensh. ,Was zwischen den vor-
gcn. zilen ertriclis lit. das ist der [Leute] von Lucern
e. u. eigen, und was auch dazwischend gemeinwerchs
lyt, das i.st des gottshus von Lucern eigen und hört
zuo der genossen eigen u. e.' Oft'n. Küsxacht. In dieser
Verbindung für liegendes Gut übh. ,Kompt die frow
verdingot zu dem man, das daz ir [ilir fahrendes Gut]
sölli ligen an eigen und an erb [behandelt werden
solle wie liegendes Gut].' Oft'n. Altorf 14.39. Daher
hie und da als Flurn. Gr z. B. Name einer Alp, an-
geblich weil dieselbe nach der Sage in einer Nacht
zur Zeit der Pest sieben Mal geerbt, also zu einem
E. xax" issx^iv wurde; W (Erhji); Z. — 2. Erbschaft
übli. Allg. ,Wo das nicht, da werden auch grosse
Erb vertan mit Scliand und Leid.' Bill. 1527. ,Ex
academia venis, du bist hott'ärtig: ich meyn es scy dir
ein erb worden.' Denzl. 1077; 171C. Im S. v. ,erbcn'
sagt das L Stadtr. 17(IO/05: .Kinder sollen neben der
Eiteren Geschwü.sterten zu E. gelien. is E. ist-mti
g'f'allii. ilini zu Teil geworden Gk.
Mild. crie. lu dem Frcikaufsljviuf dur Enjjelb. Talleutc
von I-i'22 taucht auch eine diiii. gebildete Abi. 'Erli auf:
,Die erbe, die fallen müchtiu [usw.]. Von der erhinen wegen',
durch welche eine zweckmässige Dissimilation gegen das gleich-
lautende Masc. sich erreichen Hess.
Erb II 111. — Plur. Erbe". Vil Erlie", vetiitj G'irin)i
PMu. D' Scliuhle sind der nöehst E. Lncheti [-ende]
Erhe", stilli Be/iräbiiuss. Niemcr stirbt mie Erbe", als
wer Nüd hiiiderhjd [lässt]. Vil Erhe" mache'' schmuli
Teil. Wer will riiejig sterbe, der lö [lasse] sis Guet
de" rechte" Erbe". Ineichen. Über die Bed. Erb =
Erhhuryer s. letzteres W. E. erscheint auch als Pa-
milienn., so in Z. — Mlid. nhc.
ge-erb: initerbend, erbberechtigt. ,Unsres [des
Fraumün.sters] Gottshuslüt sint genoss und g. des
Gottshuss ze S. Gallen.' XV., Z. ,Sol ers [das Grund-
stück] bieten in die Witreiti [dem], der sin genoss
und g. sin.' ebd. ,Die einandern genoss und g. sind.'
XV., Oft'n. BiiüTTEN. ,Wenn die, so den zins geben
inüessent, als vil darumb erleggent, als der in kouft
hat, so söllent sy des g. sye.' Landr. Henneb. 1505.
Lehen- m. : Erbe eines Erblehens. ,Und behan
I behalte ich] mir noch iiiinen lenerben haran [an
einem vergebenen Mannlehen] kein recht ine.' Weisse.nr.
1.S52.
Not-: pUichtteilberechtigter, gesetzlich nicht zu
übergehender E. ,So sich zutrüge, dass Jemand oline
Hinterlassung ehelicher Leibs- oder Not-Erben mit
Tod abgehen wurde.' Bs LO. 1757. — Si>t i. S. v. .Not-
wendigkeit, Zwang'.
erb-lich erpliy Ap; Bs; FMu., erpK Aa; G; Z:
Adj. 1. mit Bez. auf Gut. a) von Personen, erbfähig.
Ein Kind e/i''' und e. erchenne', dem Beklagten als
,ehe-, erb- und erliches K. zuerkennen' Z. — b) von
Saclien. erblich. ,Wir tallüten vermeinent, dass wir
keine erblinge guter haben und wir nicht ehrschätzig
[abgabepüichtig beim Wechsel der Personen] sigent.'
lOlfl, Oiiiv. — 2. mit Bez. auf Krankheiten, a) von
Personen: für Ansteckung empfänglich FMu. — b) von
der Krankheit, ansteckend Bs; G;-Z. , Erbliche krank-
hcit durch anscliouwung eines andern, contagio aspec-
tus.' Mal.
,Ei-bliug' für -li(/ (-tich) durch verfehlte Vcrhochdeutschung
nach Analogie der vielen Fälle, wo mundart. -ig = hd. -ini/.
Erb-schaft: wie nhd. En E. tuen, eine E. machen
GrD.
erben erpen Gr: 1. mit Acc. P. Jemanden be-
erben, z. B. d' ühind erhed de" Vater Z. ,r)azue sol
sich nieman partyen oder rotten, d<ich mit vorbehalt-
nuss, wo einer sin bruoder oder fründ (so er zu rächen
oder c. hätte) in libs nöten säche.' 1507. Krieüsord.
— 2. mit Acc. S. a) Etvv. rechtlich erlangen. ,l)er
vatter erbt des suns guot ohne abgang oder abzug.'
Mal. jWedrer teil [an dem angesetzten Kechtstage]
nit keine, wcltind wir dem andern lassen recht erpen',
d. i. wenn von zwei vorgeladenen Parteien die eine
auf den angesagten Kechtstag nicht erscheint, soll die
andere das Recht haben oder bekommen. — b) sich
(eine ansteckende Krankheit) zuziehen Ai-; L; G; Z.
— o. neutr. Er u-nit gn erbe, sagt man von Einem,
den man schnell laufen sieht BSis. Sprww. : E. macht
kei Blöterc Gr; L. 11 Vr biit uf's E., chunnt i 's Ver-
derbe Gl. Wer uf 's E. haut und uf de Mö'schi"
(ffit , rhidiiil :' früih oder z'spöt. Si:L(i. We'' sf'' uf 's
429
Arb, erl), irb, orb, uib
430
E. rerhtt, fhimnt z' fr. oder z' sp. G; Z. .Ve miiess
nid i(f '*■ 7'>'. hi" hiisc". Sui,<i.
ge-erbt: erbberechtigt, ir.ill, Wes. Stadtr. — Nicht
Ptc. Peff., somleiii vuii Subst. ^'cliildet wio ijcicill (s. d.).
erb: anständig, von Kleidern, welche sicli ihrer
dunkeln Farbe nach zu Halbtrauer eignen (iiiD. Das
iat recht erbs Zug zum Ustritre.
Aus eiber, crhcnl, don synk. Formell l'i'ir Cump. ii. Sini.
vnii erlntf, erber, abstratiicrt ; vgl. in-ttrben aus Urbar.
erber, crbe.st s. er-har. Erbet s. Arbeit.
Erhis Arbis GuS., Ärbes FJ., Ärbis GuGlar., ObS.,
Ärpse (iKTsehapp., Ärps Aa; BM.; Gl; GBli.; Z,
E'rpae ThHw.. Ares A? — ni. Nuw, son.st f.: 1. Erbse,
idsum, die Pflanze und die Frucht. In ZZoll. diejenige
•Sorte von [dsuni sativum, von welcher im Gegs. zu
den Clmfcn nur die Samen, und zwar gedörrt, ver-
speist werden. — 2. Bohne, phaseolus GRh. S. auch
die Zssen. — Die Form des Sg. oft in coU.-plur. S.
AA;Ar; BM.; GlH.; S. ,In Schuhen, vollgestopft mit
Erbs.' PosTnEiRi. ,3 mütt erws.' 1331, Rheinau. ,Rot
und wiss örbis.' G Küchenordn. 1405. ,Erbs, bonen.
linse' als Bestandteile des Grossen Zehntens aufgezählt.
Aiisen. 1525. ,Die erbs also unzeuget [ungeschmalzt].'
Vo(;elb. 1557. ,Erbis, bonen, kicheren.' Tierb. 1563.
,Habern, erbiss, bonen, linsen, beiden.- (iulek lijlil. ,Le-
gunien, erbs, bonen.' Fris. ,Es sei Wein, Werch, Bonen,
Ärbs auf dem Feld.' 1585, Ap Ldb. ,Erbs'. 1G15, Egli
Act. ,Von seinem körn, haber, ärbs, bonen.' 1651,
ScHiMi'FH. , Erbiss oder kiefern.' GHeid. 173'2. Die ein-
zelne E. wird etwa durch das Dim. bezeichnet: Ärcsli
Ar. Er ist de" Büren i d' Erbse (ffcdJe, macht sich
verhasst. SuteRm. 's ycit i 's Heeren [des Pfarrers] Erb.<:,
wenn ein Schütze die Scheibe verfehlt, ebd. Von einem
Blatternarbigen heisst es: de Tiifel hed Erbs uf 'etil
'Iröschet L, oder er ist i" d' Erbse ij' falle Z. Aus der
Stinniie der Wildtaube glaubt man zu vernehmen, dass
sie (nach Soloturn) auf den Markt will yo Erbs chaufe".
Si'iiiLn. Wie man sich durch Erbsen, welche in den
Augenhöhlen einer Eidechse gelegen haben, das Glück
beim Kegeln sichern kann, s. ebd. 3, 159. — Bildl. dient
die Erbse ihrer Kleinheit, tw. auch ihrer runden Form
wegen zur Bezeichnung geringer Grösse oder Menge.
I ha numinen eren E. grö.is g'nö B. Chll tcie E.
AABb. .Einer ärbiss gross zucker.' Vooelb. 1557.
.Einer erbss gross.' XVII., B Arzn.-B. Scherzweise
auf kleine Kinder angewandt: du chlini E. du, channsch
sclnrige! B; vgl. Bon. Syn. Eiset . ErbsenJiOnen. S.
auch Stupfen, stechen.
Mhd. areireiz, crwciz, erhiz, ahd. araircU. ,ErweSSC!l'.
1:5:36/1446, ZChr. 1399, Lehenbr. OCilatt. ,Erwssen'. 1:354,
B Insclsp. ,Erws'. 1331, Ehcinau. — /) für »> eine Ver-
bärtung, welche bes. gern nach l oder /■ eintritt; vgl. murli,
liurb, ilb Sji. 187. In Ärcs ist ir ausgefallen. Die synk.
Form kämiift z. B. bei Heuslin noch mit der zweisilbigen,
liic Abi. auf -eiz (vgl. Amcim, Ämeiza Sp. 217) in einzelneu
M.V.V., allerdings in geschwäclitcr Form mit /, das un-
ochteu Umlaut bewirkte (vgl. Arbel nnx jirbil für .Irbrii],
bis heute crlialten.
Ess-: Früh-E., Zucker-E., pisum sativum Gl; (i
üT., We. — Hie so bezeichnctcu Sorten können grün ge-
gessen werden und werden nicht gedörrt.
Allsessc"d Ares: dass. Ar. — So benannt, weil
aucli die, Schoten davon verspeist werden. Vgl. Altaifueinhj.
Vogel- versch. Arten der Gattung vicia, Wicke.
1. vicia cracca, Vogelwicke U. — 2. v. sativa. angebanlc
Wicke LE. — 3. v. sepium, Heckenwicke LE.; G oRh.,
T. — Man füttert mit den Vinjelerbsli Tauben.
Feld-: 1. Acker-E., ji. arvense B. — 2. die Saat-E.,
p. sat. Bs. — 3. Heckenwicke GWyl.
Pisel-: E. mit essbaren Hülsen wie die Eiset,
[diaseolus BSi. Syn. Ess-E.
Früeh-: frühe Sorten, die mit den Hülsen vor der
Reife der Samen gegessen werden (Jk; L; GRh.; Z.
Fress- = JSss-, ÜIiifel-E. (UAL; L; GG., 0.
Guet-: Sorte mit essbaren Hülsen Z. fiyu. Chdfcii.
AUsguet-: „die Kichererbsen, p. sat., weil daran
Alles gut zu essen ist LtJ." In AaF. tragen frühe
Zucker-E. diesen Namen.
Hodel-: pisum sat. GG., S.
Hock- Hoy^- GWe., Hoctcer- GkHc: kriechende.
Zwergbohne, phaseol. nanus. Syn. llocl;cn'u. IIört;erti,
Boden-E., Crrüper.
St Johanns-Erbsli BBe. — Von der Zeit ihrer
Keife Vienannt.
Choch-Erbs: mit den Hülsen als tiemüse ge-
kochte E. LE.; GWc.
Chifel-: pis. sat. GlH.; Uw. ~ E.. deren i'hij.l.
Hülsen, gegessen werden.
Kapuziner-: rotblühende Windenbohne, phas.
vulg., mit grossem Samenkern aSenw.
Chrönli-: Sorte von pis. sat. AABb.
Maien-: Zucker-E., pis. sat. ZEunn. - Von der
Zeit ihrer Keife oder Verwendbarkeit her benannt,
Monet-: Sorte, welche in 3 Monaten reif ist Z.
Grossmuctor-: Feuerbohne, phas. multitlorns Z.
Boden-: Zwergbohne GW.
Plump-: die Saubohne, vicia faba GBuchs. —
Ihrer dicken Hfilsea wegen so benaruit.
Brockcl-: Stangen-, Windenbohne, phas. vulg.
Bs; L; Z.
Ringel-: die eigentliche E., pis. sat., im (igs. zu
E. schlechthin (s. o.) BSigr. — Den Namen liabi^i ihr
die Ranken zugezogen.
Rorschacher-: Sorte von pis. sat. (iRh.
Boss- ^ Grossiniieter-E. G olth.
Die Zss. bedeutet eine geringere, gröliere, unechte Art
{vgl. z. B. Jiomcliümun). die für Pferde, nicht für den Men-
schen, taugt.
Rüti-: Platt-E., lathyrus .sativus BSi.; LE.; Uw.
So genannt, weil sie meistens auf Il'xihmn (frisch ge-
reuteten lirundstüeken) gesät wurde.
Schleck-: Zuckererbse, pis. .sat. tillli.
Seh waben-Erbsli: getrocknete Erbsen, von hau-
sierenden Schwaben zu uns gebracht Bs; Z.
Spock-Erbs: pis. sat. GSa. Syn. Spectc-Chifil.
— So bci\annt, weil sie als Gemüse zinn Speck zu dienen
luiben.
Stiegel- -Ai'K.; GuoHe., Sticl-ct- GkUc; G(,)..
Rh., Stieltet- S: 1. phas. vulg., an Stangen fSticgetc,
Stieltet) gezogene Bohnen, im Ggs. zu Boden-E. Syn.
Sticl;etli<me. ~ 2. eine bes. Art E. mit essbarer Hülse
S. .Stichel-Erws' (gebraucht zur Bewirtung dos Zin-
sers |. Olfn. Brocns.
Hräj- J)räi-, Treij- HöO.: Windenliohne. phas.
vulg. — Von den sich um die Stange windenden, .drohenden'
Stougi-ln brnannt.
431
Arlj, erb, irb. iifb. iirl
432
Wäl.sfli-lOrb.s: iStuii.yX'iibulme , plias. Yulg. Ap;
Glih., T. .ri.suiii, lu-1js, wiil.SL-lierb.s; Tragus teutscht
es Kiflieicii. SiiiiUix luntfiisis. wülscbcrbs, wiilscli-
boiien.' Fkis.
AViiid-: Staiiguiiböhue, phas. vulg. Vürte; Gl;
Gi;l'l'.; (i; Z. Syn. Stickd-U. — Vun irlndmi, RUikou.
Wis.s-: pis. sat. GIUi. In coUekt. S. : .Darnach
aiii wiisurbs, abgL'suttcn visch [etc.].' G Küchcnardn.
1 l!ir>. Syn. lias-li. ~ Vdu ilor woisscu FailJü dor Bliiti-ii
l.rnaiiiit.
Ziukor-: 1. pis. sat. A.\ ; GiieuT.; Z. .Zucker-
erwis.s', Äiifel, Kirschen usw. zur Bowirthung vor-
nehmer Gäste. 15s XIV. — 2. Confekt aus Mehl und
Zucker in Gestalt und Grösse wie Krbsen Z. ,l)er
Magen hat sein gewüsses Mass, darüber ihm nüt wei-
ters einzubringen und sollten es gleich sein lauter
Zuckercrbsli und liimenzeltcn.' 1638, JBrkit.
Züri' ''-!•; rbsli: pis. sat. ScnwMa.
Ziser-Krbs. ,Hat kernlin, wie die eisererbiss
dick.' 'riKIlIi. 1503. - Von liit. 'im:
(M-bsen: Erbsen pflanzen. ,L)en 0. .\pril hat mim
auch gccrbset.' Maai; 1787.
erbslen: ein Kinderspiel, bei welchem Krbsen
nach einem tiriibchen, als Ziel, hingekugelt werden GA.
Krbsere f.: Stück Land, wo Erbsen angepflanzt
■ sind 1! i)0.; „EE." — St. sclireilit in der I. .Villi. ErUrh:
f'li.T ilii; .\ljU'ituni;sL'i»lini^' -w- s. Dial. i'iO. '221.
Icrb s. Jiiiii.
Orblig s. Urhutti. Orbe s. Urhc".
Urbail Urhc(U) Es; 8cii; HciiwE., Urbi E: 1. l'er-
sonenn. — 2. Name und Tag (2-5. Mai) des Heiligen.
iSlUrban, sagt Agrieola, setzten unsere Alten an die
Stelle des Bacchus zum Efieger des Weins. StU. ist
der Nuss- und der W'Vtay FMu. .Pankraz und U.
ohne Eegen, folgt ein grosser Weinsegen' 8Gr. {hrhiyed
(jern Wvseije. Sul«.). SlU. ut du''' en Wlheld. Sul«.
Wenn 's a StU. schön isch, su i/it 's vil Wi". Schild
18ij3. Die Ehre, bes. Weinheiliger zu sein, teilt StU.
mit den Heiligen Nikolaus, Medardus, Barnabas, Vitus,
100(1(1 Kitter und Johannes, deren Gedenktage alle in
den Brachmonat fallen, d. h. in die wichtige Zeit der
Traubeiiblüfe. Als VV einheiliger ist StU. auch der
Schutzpatron der Winzer. Aber auch zum Getrcide-
und Heusegen wird er in Beziehung gebracht, wenn
auch z. T. nur in ncg. Bed. L7 StU. ist d' Frucht
('s ühorn) -weder ff rote no''' verdürbe, d. h. man kann
über den Ausfall der Getreideernte dannzunial noch
nichts Entschiedenes sagen. Ineichen; Si'li;. ,Danket
StU. dem Herrn, denn er gibt der Frucht den Kern.'
ZUliw. Wie 's Wetter um StU, so im Heuet. Ineicii.
.Was l'ankraz und Servaz (12. u. 13. Mai) übrig liis.st,
dem gibt Urbanus gar den ficst.' Sul«. Unanständig
abef trelfend sagt man: der Urbe het hit d' Nase
rj'rumpft und het in die eigne Ilose 'brunzt, d. i. hat
sich durch Itcgen an seinem Festtage selber um den
Herbstsegen gebracht Bs. — 3. als Ausruf der Un-
gläubigkeit bei Übertreibung: o ürhc! Seil.
Wenn im Sar^'unscrbiml das lüld des li. U. am 2.5. Mai
In den Brunnen gctiiiiclit wird, so gcsoliali es urspr., wie
aiKilogc (iidjriinche bei Kriihlingsfestcn au a. 0., um cluen
Kegeiizauber zu bewirken. In Bs wurde It Schwclzerb. 1819
diu Urbaiisbild.'iHule auf einem der Sladtbrunueu festlich ge-
kleidet, mit ülunicn gesebmückt, und ilir In jede Hand ein
Ulas roten untl wulsseu Weines gegeben; am Festmahle
Abends wurde dem Helligen das Waclistuui für das laufende
Jahr emiifuhlen. In Nürnberg wurde der StUrbanstäig uueh
Im XVII. durch einen Umzug gefeiert, In welchem Stü. als
Betrunkener die Uaujitpersou spielte. Fromm. VI, 8 f. Keguetu
es an eiuem Tage des Umzugs, so wurde der Reiiräscntant
des Heiligen in eiueii Wassertrog geworfen. ,8tU.'s Plag' be-
deutete: Trunkenheit, durch übermässiges Trinken erzeugtes
Podagra, und ein hitziges Kleber. Daher dann auch die Ver-
wünschung bei GvKaisersberg: ,dass dich HtUrbaus Plag!'
Manche Spureu deuten auf einen alten (lott des Weins und
der Früclite, wohl Wuotiin. Andere hiefür sprechende Ge-
bräuche bei Wolf, Beitr. II, HO f.
U'rkir, Urber, über, Urbe" L{m.); Nnw, Urbe"
m. ZZoll., Urbüri n. Scnw: 1. amtliches Verzeich-
niss von Gütern und Gebäuden der betr. Schuldner
und Beschreibung der zins]iflichtigen Liegenschaften,
des Jahresertrages an Naturalien oder Geld. Auch
die Aufzeichnung über andere herrschaftliche Eeohte.
Im erstem S. noch in Kanzleisiir. .Die buossen, wie
die da je ertailt werdent und das urbarbuoch zuogibt.'
l-JOd, Utfn. ÜHEiNAr. Ein i;echts}iruch des selben
Klosters 1490 wird ,in das klein urberli (in einer an-
dern Abschrift ,ubcrli') geschriben.' ,Die kilchengüeter
und järlich gefäll in ein urber zuosammen vcr.scliriben.'
1528. Z Mand. .Sine [des Abts] urbar und rüdel.' 1529,
Stkickl. ,I)ie Früchtzins, so in den Urberii begriffen
sint.' 1530, Z. ,Der Urber der kilchen Hünwyl.' 1530.
.Der alte LTrbar.' 1002, Mey. Wetz.; vgl. ebd. 1533: , einen
permentin Urbar.' ,.\uch soll man zwen urber han.'
XVl./XVII., Bossii.-GoLDSc'UM. ,In den Urben unserer
gn. Herren verzeichnet' 1700, GBuchs. .Einen wol
gformirten nüwen Urben, und ist dieses nüw gemachten
urbers bestätigung.' ebd. -- 2. jirivatc Aufzeich-
nungen des Gläubigers, in welchen der Kaiiitalwcrt
eines Grund.stückes, das haftende Gut, die ,Vorstände'
(frühere Hypotheken), Datum usw. enthalten sind;
solchen wird vor Gericht Beweiskraft zugeschrieben
Nuw. — 3. amtliches Verzeichniss, Register üb h.
z.B. d' Chilkn-Örbc", Verzeichniss der l'lätze in der
Kirche ZZoU.
Mild, urliur f. 11. 11.. suwulil das eiiieu Ertrag .erbäreiule'
(irundstück, als dieser Ertrag; von hrmii, tragen. Der Ton
Hegt wie bei allen Nomlnalzuss. mit ur- (und wie noch im
nhd. Adj. ,urbar', fruchtbar) auf dem Prüf., und zwar so
stark, dass In Fidge davon die 8tinninsilbe Ihren vollen Voc.
verlur: UrOrr, woraus dann Uibr werden konnte: vgl. crh
Sp. 42U. Uiljuri aber ist aus der latinisierten Form ui-
Iniriinii verkürzt.
Gegen-: Copio eines Urbars zum Behufe der Con-
trolierung der Verwaltungsbeamten. ,ltem dass euch
gegenurber gemacht werdint alles inkommens, damit
man von eim Schaffner gewisse rechnung haben möge.'
1529, Aiiscu.
Schlaf-: vormals in B ein U., welches im Archiv
der Zünfte deponiert blieb, während ein gleichlautendes
Düppel dem Seckelmeister zum Gebrauch diente. Lt
Absch. V. J. 1532 sollte auf der Jahrrechnung zu Baden
das Urbar gegen dem Schl.-U. verlesen werden. Vgl.
das Folg.
Das deponierte Urbar wird als ein ruhig liegendes, schla-
fendes bezeichnut. Dazu die sonderbare Glosse vou JUGrimm
1786: ,Urbar bedeutet ein Schlafbuch.'
Schlief-. ,Schlüff-Urbar' heisst ein U. der Stifts-
kainmerei L v. J. 1050. — Von nchlic/fn, Hchlüfcn, sicli
verbergen, oder eher nur Sclirilbfi'lih-r für jSchlaf-'.
c«
Alb urb. Albs — iirbs. Arcli— iii'cli
434
iii-urben: einveiloibcn. festwurzeln lassen. Gottu.
,Maii bat Zeit, eins naeh ileni aiiilern dem Hause
eiiizumiieii.' .AVo der Glaube eiiifjeurbet ist, dass die
Zeit ij-ewoiineii sei.' ,Den Leiebtsinii konnte sie niebt
lassen, der war einfjeurbet, die Liebe aber neu.'
Doch wohl vom oIj. l'rtic, Urbar, .ilso oijj. Etw. als fnstc
Orilming aufuchnicu, es gleichsam in ein Urbar eintragen.
Urblet, Urblat, Urblig s. Urlaub.
Erbs, erbsen s. Erbin Sp. 429.
Erhsele" Aa; G. c'rhs.Jr „Ar; VOrtk; S;" B; Ndw;
Z. .<•- Aa; UwE.; Zu, .c- Bs; aScnw, Arhschele Aa,
i7).ve/c Aa, ÖrbseleLHa,., Öb.sele Z, Ürbscle SciiSt.
f'erbsele THTiig., Ibsele VOrte, Ibachele LE., W.;
Ouw; U; übige Formen auch dim. gewendet -/ und
mit -Bir(i) zsgs., auch mit Sur-; , Erbsich': Sauer-
dorn, berberis vulg.. eine wegen der säuerlichen Blätter
und Früchte bei Kindern und Ziegen beliebte l'Hanze.
deren Holz zu Ivcchenzähnen und Schuhzwecken dient.
Er macht es G'sicht, wie icenn-er Ürbsehberi (/'esse
hau ZWald. ,Somen von erbselenkörnern.' Vorelb.
1557. ,Die Erbselen, Erbselcnstaud, oxyacantha.' Mal.
.Saurach oder Erbsich.' Tierb. 1563. ,Disen dorn-
standen mit seinen Beerlein nennet man Versing.
Erbsal und Saurach. seines Essiggesclinmcks halben.'
Bock l.i84. .Berberis. erbselenstaud; erbseien.' Denzl.
Ii377; 1716. .Erbselen, berberis. Erbselenstaud, oxya-
cantha.' Nov. Vestib. 169'2. ,Wer nur Schlechen, Erb-
sclen und Hecken-Beeren isset.' SLitrz 173'2. ,Wie
sauer die E.- Herzbrech. Fred. 1759. Als Abt Kuno.
von den Appenzellern 1407 bezwungen, von seinem
Zutlucbtsorte nach StGallen heimkehrte, spottete das
Volk: er habe in Wyl nur Erbselentrank getrunken:
nun werde man ihm in G Most oder Wein geben.
Obige Formen entstellt aus dem lat. berberis, tw. nn't
.\ub4innng an Erbm und Ürbni Ibsele (mit ansgefalleneni r]
ist, cig. ^ Ü(ribnle. Die Endnug -ich in .Erbsich' ist dii
lici l'flanzen so häufige .\bl.
Sür-Erbseler. -Obselcr: saurer Wein Z.
Spöttisch nach den .Krbselunbcereii' beiuiiuit, ans welchen
Essig gezogen wird. A'gl. Sür-rebimir.
Ürb seien n. Erbselen. Frbsi, Urbseli, Irbsi
s. Gürbsi.
Al'Cll f.: 1. ..die Vorbri'icke sainmt dem Joch der-
selben LE." St.''. Brückenjoch. Aus Bs XIV.
wissen wir, dass Buden und eine Ka]jelle auf den
Archen der Kheinbrücke standen. - 2. Befestigung
der Ufer durch Wehren. ,Uiid vahet der twing an
by den Archen zuo dem ester.' 1363, ütt'n. Biu.mensd.
,So beschwert gmein höf [im Khointal] grösslich der
fachen und ärchen, ouch wuerungen im Rin, also dass
etlich herren im Bin ärch, fach und wuerungen ma-
chen.' Stuicki,. 1529. Unter Archen versteht man It
Verkominniss über den Bau der L Wcdhauserbrückc
von 1576 .Steinkrätten' zur Befestigung der Wehren.
— 3. das Schiff Noä. Vo"-der Arch Noe her. Eine
(Öppis) us-der A. N., alt; altfränkisch; Syn. u.'i-em A. T.
tjber dieses W. s. Are Sp. :)SS. Viell. ist dassellio in
der Beschwerde der Kheiiitaler nicht syn. mit '2, scnidcrn
licdentet wie im Bair. Kinwandungon zum Fischfang.
Arclielei s. Arhell.
Scliweiif. Idiotikon. I. 3.
Al'flli.atcr: erster Stadtarzt, welcher mit seinem
Adjunkten, dem Volialer, im Spital die innerliche Be-
handlung aller, auch der chirurgischen. Kranken zu
besorgen hatte, während dem ,Stailtschnittarzt' und
dem , Spitalarzt' das rein Chirurgische oblag und zwar
bis zum iibergang des Kantonsspitals an die Fro-
fessoren der inzwischen gegründeten Hochschule Z.
Archier s. Arschier.
Archiv n.: kleine Nische in der Wand unter dem
Stubenofen, in welcher eine Truhe mit Wertsachen,
namentlich Wertschriften, aufbewahrt wird BS. — Der
Ausdruck auf rrivatverhältnisse angewendet wie Vrhc. Urbar
Sp. 4:?'2.
irclliii: aus feinem Weissleder bestehend. ,l)as
kain frowenbild kainen wissen nach irchin Überschlag
über den rilien [Fussrücken] an den schuochen tragen
soll.' Kessl. .Diss pflaster uf ein yrclii leder gestrichen.'
Ruee 1554.
Zu dem Subst. Irdi, mhd. iVc7i, en-h, ahd. inih ; dies
von lat. Itimu, Bock.
Orch s. Uelerich Sp. 183.
Hi'chen 1) urche" Aa (»-); BsStdt; Scuw; Z (».'• t. ",
t. -); (?'- ScH, MC- G; Th, 0- ZO. 2) itrchi BsLd; Scn
Stdt; ScHwE., M)'(C/( j TnTägerw. 3) urchiej BsLd; B;
Gl; GT., Ta.; Scuw; S (Schild); Tu; Z«; Z, o- ZO.
4) ürig Gk, m^- S, ne- S nJ., ti-- und urr- Bs, ürech
oBs, urch Spreng — Comp, ürchner, Superl. ilrchst
(scherzh.y) Z: 1. rein, unvermischt, unverfälscht;
von Stoffen, bes. Wasser, Wein, Milch, doch auch von
festen, wie Getreide und Mehl, Heu, Metall Aa; Bs;
BBrisl. ; Gr; Seh; STh.; Z. Syn. lötit/, pur. Uriej
Wasser trinke Bs. 's Kofi urche trinl;c, ohne Milch
oder Zucker Z. Orche Zucker. Stutz. Nei, eusre Beck
macht doch efaiii/e Brod: es ist ml Sei fast o. Gerstc-
iitel! ebd. 3Ie" clia" de juny Chle nid urche hirte [den
Kühen als Futter geben, weil er bläht], !•'• trinke
lieber urchni Milch oder d' Milch lieber urche. Urchne
Wi, wehes Wasser Z. Die urche Milch, die 3Iileh
ist urche, auch urchif/i Milch Z. En urieje Wald, u-u
d' Sunn- nit zuechunnt [also dicht, von keinen lichten
Stellen unterbrochen]. LFDokn 1843. ,Und sol das brot
nit von urichem roggen sin; es sol von bederlei körn
sin.' Riieixau. Fisch. 1259. ,Ein urich gülden crüz',
von lautcrem Gidd. 1357, KoNKiSPEi.n. Kirchenschatz.
.Vinum submerum, schier urche wein, darin wenig
Wasser ist. Columna solida, urche oder lauter guldiii.
Crater auro solidus, urcliin guldin.' Fris.; Mal. ,Rein
und urche.' JJBkeit. 1639. .Eitel, lauter, urche. ganz,
pur, rein, merus, sincerus, purus, putus.' Red. 166'2.
.\uch von geistigen Dingen: .Damit der bystand iles
Herren in unserem herzen sich erzeige fyn urche; was
wir tuend, dass es der Herr getan habe fyn selbs..'.
dass Er uns trybc zu allem gueten mit urchenem hei-
ligem trib.' JJBuEiT. 1620. ,Die urchene und bare
Wahrheit.' Ulu. 1727. ,Si redend weder urche Tütsdi
noch luter Keltisch.' 1656, Reu. ,Wenn die iiualit.
Bed. ,rein' in die i|uantit. von .lauter, bloss, aus-
schliesslich, gänzlich' übergeht, so wird das W. oft
adv. (un(lektiert) gebraucht i. S. von .Nichts als . . .,
nur'. Neljcn (das ist) urchne Wl (dieser Wein ist
rein) gilt daher, wenig verschieden, doch nicht ganz
gleichbed.. das i.it urche (Adv.) Wi. dieser Stoif ist
Niclifs als W.; neben urrhui .^filch : urehe ijueli Milch
435
Aldi, orcli, iicli, urcli, iircll. — Ard. erd, iid.
Ulli
436
Z. Di}'' Wi ist ton vrche röte Trübe Z. Urip Hots.
lauter blaue Trauben; urii) Buche, lauter niännlicho
Nacbkoinmeiisehaft Bs. Urclie Bire, Birnen ohne Zu-
satz von Äpfeln, zum Mosten. Vom Produkt kann
gesagt werden: Da 'mt urclie Biremost, nichts An-
deres als Birneiiinost. während urclme oder urchige
B. bedeuten würde: unverfälschter B. Der Unter-
schied tritt noch heller ins Licht in Fällen wie:
iirchc We(ßuc(je [Cichorien] zum Kafi nc" Z, wo nicht
die Qualität der Cichorien {urchni oder iirchiyi). son-
dern die Ausschliesslichkeit ihrer Verwendung gegen-
über andern Kafteesurrogaten bezeichnet werden soll;
oder vollends: Er lUit-mi''' mit urche Feuflibere [Fünf-
livretaler] 'zalt, wo nicht das Vollgewicht des Silbers,
sondern die Art des Geldes gegenüber andern Münz-
sorten betont wird. So wird dann auch, sogar mit
adj. Form, nicht bloss gesagt: iirclügs Bluet, Nichts
als Bl., sondern auch urchige Sehmutz, wo Eeinheit
im gewöhnlichen Sinne ausgeschlossen ist. Da' Holz
ist urche Ghä [Kien] SriiNk. Urige l'hatest, reiner
Spass. Hebel. Unbestimmt ist der Ausdruck: es ist
nid urig Gold, ivas glitzeret [nicht Alles, nicht lauter,
oder: lauteres V]. Auch die ä. Sjw. kennt die abstraktere
Verwendung des W. ,Sie läge in ihrem weichen Bett,
als auf urchenen dornen.' 1733,4, Ulr. Und von nicht
kiJrperlichen Dingen: .Borufsgeschäfte, die sein Leben
zu einer ununderbrochenen Ketten urchener Arbeiten
und Arbeiten gemachet haben.' 17'22, Mise. Tig. ,Mengk-
lich [Jedermann] ist by uns ledig von allen wüssent-
haften [erkennbaren] urchenen menschensatzungen.'
Z Mand. 1639. ,So ich alle Wollüste versuchet und
mein ganzes Leben gleichsam eine urchene Badenfart
[Lustbarkeit] gewesen.' 17334, Ulr. — 2. echt, ur-
sprünglich, urwüchsig, urkräftig, ausbündig,
kernhaft, eigentümlich, von menschlichem Charak'er
Aa; Bs; (j; Tii. Eine ro dene urcliigv Manue, iro-me
[vor denen man] de Huet hält solle" obzich". Schild.
Vom urchige Mueterort usrisse". ebd. Vrchigi Husg'rät,
von urspr. Einfachheit, ebd. ,Ein urcher Schweizer.'
Si'KENG. In ti diente das W. eine Zeit lang zur Be-
zeichnung politischer Parteifarbe, z. ß. eii urchige
(liölstrumpf) [Ultramontaner]. En urige Hund! als
Schimpfw.: ein liundsgemeiner Kerl BsLd. Seb ist e
chll" en Urchne! jener Mensch ist etw. seltsam, selb-
ständig; er besitzt mehr natürlichen Verstand als Bil-
dung ZO. — 3. lauter, sauber, sicher, meist mit
Neg., vom Wetter (zuverlässig), von Geisterspuk od.
anderer Gefahr (geheuer, traulich), von physischem
und psyclrischem Befinden (wohl), von ökonomischem
Stand und Ruf (fest), vom Charakter (ehrlich) Bs.
's Wetter ist nüd urche, zweifelhaft Z. 's ist nie ganz
urig im Summer, icenn der Blaue [ein Berg] e Chappc
het [bewölkt ist] Bs. Da isch es nüd urclie, nicht
.geheuer BsStdt; Scii; S; Z; syn. uny'hiir. Es ist-mcr
nüd u., unheimlich, ich bekomme eine Anwandlung
voll Furcht Z. 's lingg Or het-em welle litte, u-o-n-er
das g'hürt, und 's isc/i-e/H. nit recht urig rorcho. BWyss.
Es ist nit Alls urig, sauber S. 's isch nit ganz urig
mil-em, i glaube, er leird chrarik Bs. ,Ein wenig frische
Luft schöpfen, es sei ihm nicht recht urchen uf-em
Herz.' Stutz, 's isch nid ganz urche mit (bl-nj-em,
er ist nicht in den besten Verhältnissen ZO. Bi dene"
Litte" isch es no'''' u., man fühlt sich bei ihnen wohl,
heimelig. Dd hat 's tw'' u. Ig'richt, er ist wohlhabend
ZWetz. Da ist nüd u., unzuverlässig, nicht ehrlicli
Si'H; Z. Das ist kein Urchige! er sieht unheimlich,
verdächtig aus ZWetz. Das ist nüd u., verdächtig
ScH; Z. E liehe Fründ, so urchig guet as eine [irgend
einer]. Henheler.
Das W. fehlt nihil., gehurt aber ohne Zweifel zu ahd.
erchan, ereilen, echt, ausgezeichnet (auch als erster Teil von
Personenn.), got. airl-ni-», rein, heilig, ags. eorcamtän, altn.
iaiknastein, Edelstein; vgl. irchin> Doch kann das c (ge-
brochen eo, ia) nicht unmittelbar unserm u gleichgesetzt,
sondern es muss ein sfcukus Vb. der «-Classe angenommen
werden, das im Prät. PI. den Ablaut u ergeben konnte. Vgl.
ic'ui-lien (irurehjan): werk. Das Yerliältniss des nominalen
betonten Prüf, yr- zu dem ihm z. T. entsprechenden verbalen
unbetonten er-, ahd. ar-, ir- (s. o. Sp. -t'iO und 401) ist
naturlich ein anderes, weil in erchan das c betont ist. Mög-
lirh ist aber, dass das Prüf, ur- mitwirkte, weil es iu einigen
Cijiupos. einen vwdten Begriff ausdrückt. In Schwaben gilt
syn. erziij (von dem Piäf. erz- aus arcki-). Aus den mangel-
haften Angaben unserer Quellen betr. Quant, und Qual, des u
scheint sich zu ergeben, dass u zwar vorlierrschend lang,
aber trübe (ü-), also die Kürze das Ursprünglichere ist; die
Dehnung leicht erklärlich durch Eintluss des r, resp. eines
vor oder hinter demselben aufsteigenden Nebenvoc. (u'r'uj,
ur^eh). Seil w' muss auf einer ungehörigen Anlehnung be-
ruhen. Die Schreibung ue (neben ü) beabsichtigt tw. viell.
uur, den einfachen Voc. als trüben, keinen wirklichen Diph-
thong zu bezeichnen. 0 ist nur unbedeutende Tonerhühung
von u^. — Zu der Grundform urchen lauten die flektierten
Formen urehne, urchni, das Neutr. aber nur urches (für
urchene; vgl. eine, -i, eis). Urchi mag auf A'erdünnung des
c" zu t beruhen wie in Ableitungs- und Flexionsendungen,
viell. unter Mitwirkung des -i der Eudung -in (nhd. -en) von
Stüffadj., denen unser W. insofern nahe kommt, als es zwar
nicht selbst einen bestimmten Stoff, aber Reinheit stofflicher
Beschaffenheit anzeigt. Da indessen die Erinnerung an eine
adj. Bildungssilbe nie ganz erloscheu war, so konnte statt
-en, dessen n flexiv oller euphonisch scheinen konnte, das
festere und allbeliebte -i<j eintreten, angebahnt durch nrehi.
— Die Ausstossung des ch in der Form «<■/</ hatte ihren
Grund walirsch. in der lialb gutturalen Beschaffenheit des r
(bes. in Bs), viell. auch in Aulehnung an das Präf. ur-; s. o.
Uerch s. Uelerich Sp. 183.
Ard, nach-arden s. Art.
Ärdje: Borstengras, rauhes Waldgras, iiardus stricta
(in. — Von dum lat. bzw. eliurvv. Namen nacli Ahstussuug
des anlautenden n abgeleitet.
irder s. erferj Sp. 399.
Erde" <•-- und ^- nach den gewöhnlichen Grenzen
dieser Laute, E^d GEh., Arte BsLd — f.: 1. Erde
als Weltkörper, im CJegs. zu Himmel, und als
Wohnort der Menschen, allg. Die Berghäuslibesitzer
zu LNottw. haben 1749 das Recht, zur Winterszeit,
.wenn 's zwischen Himmel und Erden durchgeht',
über die N.-Weid in den Wald zu fahren, d. h. wenn
der Boden mit Schnee bedeckt ist, Fuss und Fuhr-
werk also die Erde so wenig als den Himmel berühren.
Uf Erde, in der Menschen weit Aa. D' Erde rerzert,
was si ernert. Sdlg. — 2. Erdreich, als Stoff, bes.
als Element der Pflanzen, doch auch der Menschen
nach bibl. Vorstellung (= Staub). Gueti E.; i" dr E.,
udgl. Aa; vgl. Erdlösi, aufgelöste Erde, Schlamm.
Das chost' Geld wie E. — wie Stei", so viel (nhd. ,wie
Heu') ZBauma. Vgl. 4. ,Hauswuscheten [Kehricht].
Gassenkat, unrechte Erden.' 1738, JCNio. Erde bist
du, ro'^-dcr E. lebst du, E. wirst du. Ineiciien. —
3. Grundstück, -besitz. ,Han geben und vcrkoft
437
Ard. erd, ird, ord, uid
438
min erda und min gfliot.' 1305, Interlakes. — 4. ver-
stärkend Adj. und Subst. vorgesetzt, oft noch mit
einem andern vorgesetzten Verstärkungsw. ähnlicher
Art verbunden; qualitativ vergleichend viell. nur in
hraiiderdeschwarz; erdemiied viell. so, dass man zur
Erde sinken möchte; erde-fil, -(/'«Mei/ viell. auch noch
concr. von der Masse des Elementes oder der Vielheit
seiner Bestandteile (vgl. oben Gehl wie E.) ; sonst rein
abstr. quantit., so dass die Vorstellung von der Grösse
der Erde als Weltkörper zu (irundc liegt, oder dass
auf der (ganzen) Erde nichts Ähnliches zu finden .sei;
Syn. hivimel-. So z. B. erde-gross, -häliüch, -schön, -hös,
-schhrht, -ühcl L; Z. Es chostct gar crdc-vil De Salat
ist eide-sui: Sihiiid-erde-mager. In L kann erde- vom
Adj. auch getrennt werden, z. B, gar erdc-n-e teüeste
statt gar en erdewüeste; oder das Adj. resp. Adv. weg-
gelassen, z. B. er hed gar erde 'iö, er hat sich sehr
leidenschaftlich geberdet, statt erdeirilest, -wild, -hös.
Seltener vor Subst., z. B. es Erdcchalb, grob = ein
kreuzdummer Mensch; en Erdespitzbueb, ein ausge-
machter, durchtriebener, vollendeter: Syn, Erz-. Eini
alli Ärtelaster säge, ihn mit allen erdenklichen Schimpf-
wörtern überhäufen BsLd.
Das "VV. ist bei uns verhältnissmässig selten, rcclit ein-
gebürgert nur in Bcd. 4; in Bed. 1 (u, 3) wird es meistens
durcb Welt, in Bedeutung 2 u. 3 nebst den entspruehondcn
Zss. und Ableitungen meistens durcb lind vertreten, welchem
binwiedcr die obigen Bedd. 1 und 4 fremd sind. Zum ganzen
Art. vgl. durchaus Iferd mit dessen Zss. und Abi.
Ambeissi-Erde: „schwarze, mürbe Erde, d. h.
ein Gemisch von verfaulten Vogetabilien, Sand, oft
auch von etwas Ton; so genannt, weil die Ameisen-
haufen aus solcher Erde bestehen B; L."
Huper- s. Hubert.
Hasel- s. -Grund.
Brand-: Erde von gebranntem Rasen (Gras-
miitten), auch verk. Brand L.
Schwaben-: ein Giftstoff.
Wurm-: die Erde, welche vom Regenwurm über
die Oberfläche empor gestossen wird. Trockene W.
trifft der Mäher in der Matte BSi. ,Was es ist durch
W. mähen, kennst du nicht' Gotth. Sie gilt als Heil-
mittel gegen Insektenstich Z.
erdelen, erdelig s. lierdelen.
erden: (den Samen) mit Erde bedecken, säen. In
allitt. Formel verbunden mit erneu, ernten. ,Wcr euch
acher oder weiden het in den vorgenanten höf, wil er
die niessen, so sol ers zünen, wegen und stegen un-
schedlich ze erden und ze ernen.' XIV., L Adligcnswyl.
Hofr. ,Item ein veweg ze e. und ze e., den sol icder-
man farn uf dem sinen, so er unschedlichest mag.' ebd.
,Item ein weg ze e. und ze e. am wyezbücl, dafürhin
sol iederman farn uff das sin.' ebd.
In einem eisiiss. Weist, finden sich formelbaft vcibimden
,crrcn und erden'. — Ygl. noch hcrclni.
erdin: irden Bs; L; Z. Erdis G'schir Z. Erdeni
Häfen L. ,Ärte G'schirr.' Si-keng. ,Ein erdencs Mariä-
bild.' Eins. Chr. 175'2. — Vgl. herdin.
irdisch: Bezug habend auf die Erde, das Land
im Ggs. zum Wasser. ,Der Meeradler den irdischen
Adleren [die ihre Nahrung auf dem Lande suchen]
nit ungleich.' Vogelb. 1557. ,Grosse würm, etliche
haben sie für irdisch Ci'ocodylen geachtet zum under-
scheid deren, so ihre wohnung im wasser habent.'
RCvs, IGOO. — Das W. in seiner geistlichen Bed. der
Volksspr. wenig vertraut; dafür ircItUcJi.
Er die s. Erle.
Ordele", ordelen s. Orgele.
„Ord m.: Dreck, Strassenkot. ordrig: dreckig BO.''
Aus frz. ord, it. ordo, scinuutzig, lat. liorriduf, (v. Solimutz)
starrend. In ordi-uj wird das zweite r nach Analogie zahl-
reicher deutscher Adj. .auf -erig zu erklären sein, welche
von intensiven mit -er gebildeten Vbn abgeleitet sind, wie:
.bulperig, lücbcrig', oder vun Subst., die eiu ableitendes -er
haben wie .Wasser : wässerig'. Ein zugesetztes )• bat auch
unser momdrUj, bei welchem viell. das -er der Comparativ-
endung mitgewirkt h,at.
Ol'de" m. : Stand und Beruf, urspr. heiliger, dann
allg. auch v. weltlichem. War Holzschiten en Orde,
se wärid nid so Vil Manch worde. Sulg. .Den Orden
der h. E hat Gott selber ufgesetzet.' XIV., Kloster
Sarnen. .Die erste, der in der nüwen stift [Kloster]
der orden angelcit ward.' G Hdschr. XV. .Ich bin
ungstaltig worden, dass ir nit kennend minen orden,
min form und gstalt, euch min person.' 1550, Euef.
Ein Lied vom Vogelgesang schliosst: ,Min frouw ist
meister worden; das lan ich syn, so [da] ich nit bin
allein in disem orden.' — Mhd. orden, aus lat. ordo, ordin-.
Bueben-: liederliches Leben. ,So ist iez nun
der jungen bracht: täglich bim win und ouch bin
wiben und uf der gass vil muetwills triben, füeren
also den buebenorden.' 1516, Gengexbach.
Bettel-. ,Bim B. ist Hänge [Mancher] en Herr
worde. Sülger,
Zatel-: Cisterzienser? 1388.
Für ,Zitel', von frz. CUds, Citcaux? Eher Zntcl ^= Zol hl,
vom zottigen Stoff des Ordensgowandcs, oder von einer daran
herabhangenden Zottel, Quaste?
ordenlich ordentlich W, ördetli^'', örditli'''' Ndw,
ördelich B oSi., -lech B; TnHw., örteli BsLd, örflig ^
BsLd; S, ördelig Ar; B; L, ördeli Ap; Bs; BHa.;
GlH.; GT.; Sch; üw (-ilv'-); Zg; Z, ördlig Aa; Bs;
S(Hofst.), ördli AAtW.; L; Obw; GG.; SL.; aScHiV;
Uw (-■■'', Engelb. -»); Z — Comp.-Formen: ördliger,
ördligst B; S, ördlicher usw. Z: 1, Adj. a) artig im
Betragen, sittsam, bescheiden, anständig, brav Ap;
B; Ndw; S; Th; Z. — b) gutartig, -mutig, freund-
lich, umgänglich, gefällig Aa; Bs; B; S; UwE. ,Isch
gar ne ordlige, fründlige Ma'.' JHofst. 1865. —
c) artig von Aussehen. Was chll ist, ist o. Aa.
Hübsch (Haus. Weg. Vieh) L. Schön: en o. Chind
AABb.; S. Hübsch oud fl" ond o. h'hüet-mer Gott ml
Babali ! Ap. Prächtig, stattlich, von einem Baum Bs.
Zierlich z, B. von den Fingerchen eines Säuglings Ap;
nett Zg; niedlich: das o. Chilchli Bs; reinlich ZO.
Kleidsam, bequem Obw\ i>yn. gähig. — d) ängstlicJi
genau bis zur Wunderlichkeit W, iiyn.eigtlich,el)enlich.
^ e) z i e m 1 i c h gross, gut. En o. Burdi ZU. Bedeutend,
beträchtlich: en o. Rechnig S. En ordlech Stncl; Land
Th oder subst. es eiges Hüsli und na^'' ordlich Land
derzue. MWai.den. En o. Bröclli, ziemliche Strecke
Weges Ap. — f) mittohnässig bis gering. Spreng.
— g) angemessen, hinreichend. .Wie disen durch
ordenliclie Mittel gehulfen [werde], damit sie nicht
erligen,' lOUiJ, Hott. — h) rechtmässig, förmlich.
.Glich wie die jüdischen priester ordenlich brnefft
sigind, also sigind zum dienst der kilchen ordenlich
brüefft auch wir.' Hiunr. Itll I. .Minderjährige Kiuiler
439
Aril. crd. Ird, or(l, urd
440
mögen mit Hund und Gwalt ihres ordeiiliclien Vogts
ihren eignen Müeteren den 20sten Teil ihres Guots
verordnen.' L Stadtr. 17oG;G5. ,Zu ihrem ordenlichen
Pfarrer berufen.' 1711, Tadfb. Heiden. ,Der ordent-
liche Rat in S \var die Versammlung der Alt- und
Jungräte, die sich gegenseitig erwählten.' 1845, Kruttek.
— 2. Adv. (in Ar ordeluja d. h. ordeiüichen). a) den
adj. Bedd. entsprechend: Er het (V Sach o. rf macht;
ci- hct-si''' o. f/'halte; er chiinnt o. äalür, anständig
gekleidet B. Das Meilli tuet gar n. S. Das (fhenl
|hiUt] ineno. (stark) Nnw. En o. grosse Born [Baum]
'i'n. 's ist o. chah UwE. Er hed 's ordeliga, er be-
findet sich wohl Ap; CS geit-mer ies o. (physisch oder
ökonomisch) B; er ist i.it n. (von einem Kranken) 8<mi.
Eine (). zuerichlc (ironisch), arg niisshandeln. Spreno.
Orleli, Antwort auf die Frage: irie gut 's? BsLd. ,Si
redt so ortlig.' ÜAiiRAcrA 18(52. ,Es GläsH über 's G'sats
[über das gewöhnliche Mass] hct im o. 's Herz und
d'Ztmge g'löst.' Scniui. ,Los [höre] -wer frt o. zuc!'
ebd. ,Uli hatte nun in der Kasse o. über 150 Kronen
[Taler].' GoTin. Es licd o. Hiirdepfel g'gc Gl; Ndw.
/ ha 0. Gelt 'brficht. Er hät-ne [ihnen] o. ustellt B.
Er häd o. g'nueg, ziemlich oder gerade [getrunken
oder zu tragen] ZO. 0. «'(7 Aa; Ap. ,'s icerd-eren
ordcU [ziemlich i. S. von .wirklich' oder .geradezu']
hang.' üsteri. — b) ausschliesslich und eigentümlich
■ adverbial, a) von Grad oder Art und Weise: gerade,
genau, übergehend in die Bed. sicher, gewiss,
richtig (d.h. genau entsprechend einem Sachverhalt
oder einer Erwartung), 's ist o. glich, ganz gleich-
giltig. Stutz. 0. ase, gerade und ganz so ZO. Dass
's iez au o. das hat müese gc"! ebd. ,'s ist halt ganz
0. wie die Biche hcnd ivelle.' Bauresgespr. XVIII. ,Jä
[Einwendung erhebend], mir gönd [wir gehen] liiiggs.'
„Ich ordli [eben] an"''." Stutz. ,r>as Crocodil hat
grosse lange zän o. wie ein sträl [Kamm].' Tieub. lö(Jo.
Das chann ich nüd ordli [präcis] säge" Z. I''' rvei.is
' iez nüd ordeli, wie-n-er 's macht Z. Ei' chunnt o. nüd,
sicherlich nicht Z. Du fällst o. no'-''! Z. Ja, ordeli!
ganz richtig GT. I hän o. [richtig] 'denU, es chämm
eso! Zu. oder das Adv. aus dem Satz herausgehoben:
0., i hä" g'uniss 'd. usw. Ordeli, eben e de Weg [so]!
tcie wetti 's änderst chönne" sl"? ebd. Jcz hat er 's
0. müese säge! er hat es also wirklich nicht verschwei-
gen können! ebd. — ß) von der Zeit: eben damals,
so eben. Er ist o. tod im Hus g'lcgc Scuw. ,Es hed
0. Zirölfi g'schlage, ivo-n i''' de" erst Tritt 'tu" ha".'
Baurenhespr. XVm.
MhJ. nnleiilicJi und so dunliwcg ,aucli in uusorcr ä. I^it.
— Die Formcu mit -i- sind mein- modern und dem Biidlicr-
deutscli entlelnit und dienen darum nur der cig. Bed. d. AV.
nn- nnordcli: unsäuberlich BHa.; Z. Syn. an-
eigeniich.
Orden lieh Ordeli n.: Liebkosung, zärtliches An-
schmiegen, bes. von Kindern AAZei. Syn. A, Ali.
Von dem iu der Weise einer Interj. angewendeten Adv.
i. S. V. freundlich, lieli, nett, od. im gewühnl. S. (mach '« <•..').
Gar- Garofrjdeli m.: Mensch, der Alles gar ordent-
licli liabcn will, iron. aufs Gegenteil bezogen ScnwE.
ordenlichen ordlige: ordentlicher, artig werden
B; Uw. Von Menschen: gesitteter w., Hyu. wätUchen ;
von Sachen: in bessere Ordnung kommen; es het ril
g'ordliget um dl Hüs ume, die Umgebung deines Hauses
bat ein viel besseres Aussehen Ijckommcn,
Orden 1 ich i Ördligi f.: sittsames, freundliches
Wesen B.
ördelen Sch; Z, örnele" Ar: in niedliche Ord-
nung bringen, mit dem Nebenbegriff einiger Gemäch-
lichkeit, aber erhöhter Sorgfalt im Kleinen. — Or-
deler m.: der diese Tätigkeit übt Z. Syn. Bäschelcr.
ordnen onie Ap; BsLd; B, urnen 8cm': 1. in
Ordnung bringen oder stellen, besorgen (Personen
oder Sachen); wie nhd. (allg.). ,Und do si den .strit
ganz geordnoten'. geschlichtet hatten. 1336/1440, ZOhr.
Rohe Seide, in die Färb [zur Ablieferung in die Fär-
berei] 0. oder ,rüsten', indem man den Stotf in ein-
zelne Stränge teilt, diese abzählt und bezeichnet Z.
Auch absol. Ordnung machen Sciiw. — 2. mit Dat. P. :
, Einem Etw. verschaffen; z.B. eine Frau Vw; Zn."
Verordnen, verschreiben, vom Arzt B. — 3. an-
ordnen, verfügen, beschliessen, festsetzen, bestnnmen.
Von Gott: .Was gornet ist von gott dem Herren, kan
niemand hinderen noch wehren.' Com. Beati. Mit Dat.
P. : zuteilen z.B. ein schweres Schicksal. Leiden: Das
isch mer halt rom l. Gott so g'ornet B. Mit Acc. P.
.Fluch [fliehe] von mir hin in die selb statt, dahin
dich gott geornet hat.- Com. Beati. Von Menschen:
,Was er verschuof [befahl] und orndnete.' Vad. .Wie
bestimbt und geornet wirf Sarg. Landr. 1C74. In
der ä. Rechtsspr. insbes. a) zur Leitung weiterer Ver-
handlungen oder zur nähern Untersuchung einer Streit-
sache besondere Beamte bestellen, die Sache einer
Commission überweisen. .Dass alle Sachen mit Recht
usgesprochen [sofort abgeurteilt] und ohne not nit
(da es keine Erdurung wytlaufiger Schriften betrifft,
zuo keinen Sachen) geordnet werden, und so man je
ordnen muss. wie die Verordnung beschehen und was
für Belohnung sy zuo nemen befuogt syn sollen.' 1068,
Z Stadtger. Syn. verordnen, vgl. nhd. abordnen. .Ein
gesetzter und geor(d)neter Richter.' Archiv Jenatz 1512.
— b) testamentarisch vermachen. ,Für uns kam N. N.,
ordnet und machte da vor uns [dem Rat] 110 guldin
siner elichen wirtin ze lipding.' 1389 Z. .Ordnet,
macht und schafft sinen döchtren 50 gülden.- 1420 Z.
.Einander farendes guot vergaben, ordnen und machen.'
Bs Rq. 1431. ,Sin leisten willen, gmechnussen [Ver-
mächtnisse] oder Vergabungen ze setzen, ze ordnen.-
ebd. 1539. ,Ir hab und guot zuo vermachen, zu o.
oder zuo vertestieren.' ebd. 1507. ,Sömliche [solche]
geraecht [Vermächtnisse] tuen u. o.' L XV. — 4. o r-
dinieren, zum geistlichen Amt weihen. ,Er Hess
sich 0., wie domals der bruch was, von dem bisehoff.'
HBfll. 1572.
Die erleiditerte Form :inini, welche schon fviili auf'tauclit
|s. Mhd. WB.), dürfte auch .als die allg. volkstüralielie hei
uns .angesehen werden, welche erst allmählich von der kor-
rekten Form wieder verdriiugt wird; s. auch die Zss. und
()rdni"g. — Vad. n. Kessl. (,orndnen, ondnen') kssen durch-
gängig, t. mit, t. ohne das r, n aus der Endung auch in die
Hauptsilhe Torschliigen.
Y er- = ordnen 3. ,Der hoptman, der in zuo vcr-
hüeten [bewachen] verondt was.' Vad. ,Hand mich
gen Baden verorndt', abgeordnet. Kessl. ,Verornete
Ratsbotten.' Absch. 1598 (W). ,Die fürgesetzten und
verorneten der Gmeind.' Taufb. Zoll. 1612. ,Das
mengklich. es sy man oder frow, das siii mag ver-
schaft'en, verordnen, vermachen und vergaben, war und
wem er wil.' 1480, L. — Gelds-Vorordneter. Die
Gesellschaft von .Kanflenten- in Bern übt sflmn im
441
Ar.1
irJ, Ol'd, urd
442
XVI. die Besorgung; der Geldstage [Konkurse] ihrer
Angehörigen durch .Geldsverordnete' aus. B Taschenb.
vor-: zum Voraus verfügen. ,I)z uns onc sinen
willen und Verordnung gar nüt widerfaren mag.' 15.59,
Ordni"g, meist ohne d, Omiy Sci\, Ornu d P si\v.,
Oniy Zü.f: 1. Ordnung, a) im Hause, in Privat-
geschäften. Dim. ÖrniyJi, niedliche 0. Ap; Z. ,Anes
xchim i-dcr 0. ha'.' Stütz. D' 0. ha, die Hausgeachäfte
besorgen UI. D' (). ist 's Best in edle" Dinge". Sdlo.
/ d' <). wache, ins Keine bringen Tu; Z. , Einem die
(>. machen', den Meister zeigen. ,Der Frühling macht
dem Schnee 0.', schafft ihn weg Ai'. Kritisieren und
J'jim (/' (). iiiaclie ^velle", zeigen wie es .sein sollte L.
(). schisse, unbefugt und ungeschickt 0. machen wollen
Ap; Z. 7'y jvüesli 0. mache, einen Ort verunreinigen,
z.B. cuiihem. von tierischen Excrementen Z. Oft hat
ilas W. auch ohne Attribut ironische Bed. Es ist en
()., es gab zwo drus! Z. Es ist hei 0. i 's Hanse
G'nieind (sprw.). Es ist do ne 0. wie z' Wange i-dr
Chefi [Gefängniss] S. E sül)cri 0.! Stutz. Auch von
natürlichen Dingen, die ihren regelmässigen Verlauf
haben. 1 lia" ml 0., Katamenien SchwE. J3' 5Vicä
liät 0., 's Mensch [die Geliebte] hat g'lachet, sprw.,
wenn Aussicht auf guten Erfolg (eig. der Werbung
um ein Mädchen) vorhanden ist G uKh. — b) in der
Schule. ,0. heisst insbes. der Zug der Schüler, wenn
sie nach geendigter Lehre eine Strecke aus der Schule
geführt werden: Er ist iis der 0. me-n-cme Dienst ko.'
SpRKNii. — c) im Militär: Aufstellung. ,Si schussend
ob der 0. hin', über die Köpfe weg. Copie-B. Wyl.
,Wir haben unser tiend mit gefärlicher 0. angegriffen.-
Gesi'hichtsf. Ges. Man sei ,im Schachen in der o.
gestanden'. 1531, Strickl. — d) im Staate. ,Wider
iren cid und ornig.' L Sondersiech. 1(514. — e) in der
Welt. ,Die 0. Gottes' P. — 2. Anordnung, Befehl.
„Ordnig gen, Befehl geben, allg." ,Gang, Canzler, du
gen ornig gen, dass unsere statt werd angezündt.'
Co.M. Beati. ,Us [auf] Ordnung unser gn. Herren.'
C'vs. — 3. Vermächtniss. ,Ist dass er vor sinem
vatter abstirbt, so sol dise o. und geraecht gänzlich
ab sin.' 1389, Z. ,Wie einer old eine ein gemecht
und 0. tuen mögen, dass es kraft hat.' 1480, L. ,Sölich
gemecht, o. old vergabung.' ebd. ,Wer ein o. machen
wil. das sol beschechen mit der nächsten fründen und
erben wüssen.' BHa. 1534. ,Wer Ordnungen machen
und testieren mag [dazu befugt sei].' 1572, Aa. —
4. „Verhältniss. Der 0. na''e, nach Yerhältniss,
verhältnissmässig Z." — 5. billiger Preis. Eppis
in-ere 0. g'e, lä, billig verkaufen. In ere 0. cho, zu
stehen kommen Ndw. — 6. Art, Geschlecht, Ver-
wandtschaft. Er g'seht i 's N.'s 0., er hat das Fa-
miliengepräge des N. ZLunn. — 7. Ordination,
Priesterweihe. XV., G Hdschr., Regel Benedicti.
Für-: die gesammte Fcuercinrichtung in einem
Hause, Ofen, Kochherd und die Raucluibzügo Z.
Guntel-: Unordnung, (iepoltor BKi. - HuntUu.
sdilüifim, poltern.
Hudcl-: schlechte, liederliche 0. BO.; S. - Ihnhl,
linmpen. Dah. syn. andorw. Lviiijhii-O.
Heils-: die göttl. Ratschlüsse zur Erlösung der
Menschen, in kirchl. Lehrbüchern (Katechismus) dar-
gestellt. .[Neben dem Katechismus| wird zuweilen aucli
ilie H. .inswondig gelernt.' ScHi'i.iiKniriu' Heiden ISdil.
Kilchen-: Liturgie. Sammlung der kirchl. Ver-
ordnungen betr. den Gottesdienst Z.
Kleider-: obrigkeitliche Vorschriften betr. die
Kleidung resp. gegen Luxus in derselben, vom XVI.
bis XVlil. häufig, aber fruchtlos, erlassen, und darum
eher Gegenstand des Spottes als der Achtung. Das
ist gegen (dli Chi.! nicht schicklich od. erlaubt (sprw.)
SCH It KiRCHH.
Bann-: Kirchendisciplin zur Bestrafung von l'ppig-
keit und gegebenem Ärgerniss Bs; im XVI..- XVll.
Ausschliessung von Ehrenämtern und besondere Kir-
chenstrafen verfügend; s. Bs Rq. - \k\. Unniilun-eii,
Kirelienvo]-stchcr.
Ge-schau- ,Gsehau-': Verordnung betr. Unter-
suchung (,Geschau') armer Kranker vor ihrer Auf-
nahme in den Spital. Z Ges. 17ti9/79.
Gc-scheids-: Vorschriften betr. Sehlichtung von
Grenzstreitigkeiten BsStdt bis 1875.
Be-schnitz-: Steuergesetz GrI>. — Schulz, Steuer:
beschnitzen, mit St. belogen.
Still-stands-: Vorschriften betr. die durch den
.Stillstand', Kirchenvorstand einer Gemeinde, auszu-
übende Kirchenzucht Z.
Strich-: Flankenmarsch. 1575, Brief aus Frankr.
— Sti-icheii, in die Länge zielin.
Wurf-: Alpordnung, sofern sie durch das Losen
mit Würfeln bedingt ist; Verlosung der Alpen Oinv.
,Laut Wurfordnung mag ein jeder auf eine Kuh Schad-
alp wieder eine lehnen, weil man die W. in Kräften
verbleiben last.' 1820, Obw.
Wasser-: obrigkeitliche Verordnung, wie es in
Wassernöten gehalten werden soll Bs 1531. 1()8G.
ordningen örnige: ordnen UwE. — ver-: ver-
ordnen, befehlen, ebd. — ver-un- rerüniirke: aus
der Ordnung, in Unordnung bringen U.
Ordieiiz: Audienz S.
oi'diiiiiri, ordeiui-ri: 1. Adj. und Adv. gewöhnlich
Bs; Z. Früher -äri: .Welches damals mein Ordinari-
Text war.' lööl, JMüll. ,Wann man ordinari an den
Sonntagen nach dem Rosenkranz in den Dörferen der
Tanzlauben zueilet.' 1695, ClSchob. ,Ich hab ordinari
dazu berufen beide Landschreiber.' JCEscn. 1723. —
2. Neutr. als Subst. [Ordinari Bs): a) Gewohnheit
ubh. Bs. — b) die Katamenien Bs. — c) bestimm-
tes Mass an Speise, alltägliche Kost Bs. Bi .sini (>.
Mibe" Scu; Z. Syn. Pfciiiiiiet. — d) die bestimmte
Mundportion der Soldaten Aa; Bs; Z. Das Mittag-
essen wohlhabender Bauersleute. Viehhändler u. Fuhr-
leute im Wirtshaus, an Markttagen oder auf Geschäfts-
reisen; table d'höte Bs; B; L; S. Die ricliere Bure
(1(1 [gehen) sogar i die er.ile Gasthof a 's Ordinari.
.IHoFST. .Ein 0. besteht aus Supjie, Rindfleisch und
Speck mit Gemüse, Braten und Salat, Nachtiscli.'
■VHaktmann. — e) das gevvöhnliclie Mass Eutter in
(iasthöfen eingestellter Pferde, allg., wobei ,das grosse
0. V-j Mass Hafer statt '/* beträgt.' Gottii. - Vom
IVz. iirdiuatre,
ordiiilcreu: 1. verordnen, anordnen, veranstalten
l'ttl';. (aucli (■(')•-). . l'Js l/idlli Chris (einen Korb voll
Tanureis) .'»»( -/'Vir (). BO. Medizinen verschreiben S.
.\bsol. Befehle geben, .Xrlieiten leiten S. ,/ J)/a.''s die
Mälleri, trenn der Ma"" iif der Iteis g.ii i.tch. Stande
443
Ard, erd, ird, ord, urd. — Arf, eri, Irf, orf, nrf
444
lanii (fordhiiert het und (/'schaffet.' BWyss 1803. —
2. beauftragen, mit einem Auftrage aussenden.
jWolto er seine Jünger o. und ausscliicken, so betete
er.' 1753, Ktii. = ,befclchnen'. Zurch. Ausg. 1760. —
3. ordnen. ,Z' rinyclwm Alls ordiniert.' 1859, Ineich.
Beil. 1 und 2 benihen auf frz. ordonncr ; m Bed. 3 hat
das W. nur die fremde Endung angenommen statt des cin-
faclicn onlmn.
Ordonnanz Ordincmz, Ordelanz. ,In dem Staat
und Ordonnanz für dises Jar', in dem festgestellten
Jahresbüdgct. Absch. 1528. , Sollend die mexger scliwe-
ron, die ordelanz [Gewerbeordnung] zue halten.' Ldb.
Nnw 1505. — Kriegs-. ,Er schreib dem liouptmann
zuo, er solle in von nüwcni die la-ieg-sordinanz lassen
scliweeren.' LLav. 1581.
orderen. .Alles das, was da verhandlet, geordert,
verordnet, besclilossen und beschechen.' RCvs.
Abi. .auf eigene Faust von frz. ordre, Befehl, mit Umhxut
nach Analogie anderer AhleitungenV oder ungeschickte Schrei-
bung-für [erjürtert?
Ördliger s. Nördli'Ujer.
Arf — urf resj]. arv usw.
Arfel 1) Arfd in. allg. [arfoll ZLunn.. Arful Gk
■Chur, -U Ai'K.; GKh., arfu' BM.) — PI. Ärfel Ap;
B; GA.; Z, Arfle ThHw. — Dim. Ärfeli. 2) Arfle f.
Bs (neben 1); Gl; Gr (neben 1); ZO. (neben 1): ein
Arm voll von irgend einer Masse, so viel man mit
dem einen kvm in den gebogenen andern legen oder
auch mit beiden umfassen und umfasst halten und
tragen kann, z. B. Holzscheiter, Reisig, Heu, Stroh;
dann auch von Menschen, bes. Kindern ; frz. hrnssce.
/,' Ärfel mache, das Heu zusammen fassen zum Auf-
laden GA. Heu nrfehrls laden, auf das Heuseil legen,
indem man es zsrecht und mit Eechen und Arm auf-
nimmt BHk. Laut einem Urbar von Affoltern (BE.)
gehciren zu einem Birlig (s. d.) 12 geschlagene währ-
schafte Ärfel, was ein Mann mit dem Rechen und
.\rm erar/lcn und tragen mag. Arfkivi.'i fürt traye",
einen Arm voll um den andern Bs. Ebenso arfels-
Aa ; UwE.. (irfel- BHk., Jirfclis-wls" = A. vm A. Bs,
Syn. ar/liije". An e" A. ni;, zsraffen, aufpacken B;
Ndw. Es ijäb en ganze A. KdMey. 1844, von Etw.,
das sich in verhältnissmässig grosser Masse vorfindet,
's isch bes.'ier en A. Missgitnst, as es Hämpfeli [kleine
Hatul voll] MitUde S. Für de Wiieste [Husten] ist
am beste es Arfeli Brustthe (iron.) Aa. Von einem
kleinen Kind, das verhältnis-smässig gross und schwer
ist, sagt man: es ist en ganse A. Z. Das China isch
wol drann, es ist grad en A. BEi. ,Gebar einen Buben.
.Ja das war einer g'rad wie ein Prinz, ein ganzer A.,
hatte Baggen wie Rosen und eine Stimme wie ein
Husar.' Stutz. An en A. (es Ärfeli mit Bez. auf kleine
Personen) ne, umarmen aus Liebe B; LG.; S; Zg.
Chind, •chimmid g'rad eis [kommt einmal her], sii
chann-uch [euch] an es Arfelli ncn, jer slt-mer serel
loubi [ihr seid mir gar so lieb], sagen etwa zärtliche
Eltern zu ihren Kindern BRi. D' Frau an e" A. ni;
B. Selten in e A. .Und nahm der [den] Jungchnab
in .\rfcl Sprung mit-em i" Bodesee.' Volksl.
« ist meist lang; / meist /'; /- nur für Gl bezeugt, wo
die Vcrdiipplung des / sich .lus Assimilation des vorher-
grhciidcM m crlilärt. - Di.- l'liir.-K.n-ni Arjlr (Tli) g.'li.ht
Wi^hrsch. zu dem weibl. Sing. (2). Die weibl. Form selbst
erklärt sich aus Analogie zu Humpfle, Hand voll, Oauße (mhd.
ij'infe), wie auch neben Mumpßl (Mund voll) Miimpße f. vor-
kommt. Die Kutstehung der Verkürzung liegt in ArfQl noch
deutlich vor, während das syn. Armvolk Gr noch nicht als
wirkliches Comij., sondern noch als syntakt. Construction
(mit starker Endung des prädikativen Adj.) zu betrachten
ist. Mhd. iirmrol m. heisst eine umarmte PiTson (geliebte
Frau). Armfi:J (mit beibeh.ilt<ineni rn] kennt die Iiennebergische
MA. u. a., s. Fromm. 7, 138. Beispiele der Verkürzung
eines stammhafteu, tieftonig gewordenen o im zweiten Teil
einer Zss. sind wohl selten, aber sie erklärt sich wie die-
jenige anderer Voc. durch die Umgestaltung einer Zss. in
ein einfaches W. von der Art einer .\bl.; vgl. nhd. , Eimer*
aus rin-har; scliwz. Stinntig = Sonntag; Naehtirr aus mild.
nacli(f/cjhar(c), nhd. ,N.ichbar' (neben ,Nahbauer', Geschl.-N.).
— Die bcrn. KA. «i'''' z«« (ze 'mc, zu einem) A. eehlä", sich
zum Winterschlafe legen, wahrsch. aus z' Mar/rl (s. d.) um-
gedeutet, weil anlautendes tu beweglich ist, hier also als
Verkürzung eines vorliergehenden änn erscheinen konnte,
und weil die von manchen Tieren und Menschen zum Schlaf
angenommene Lage einer Selbstumarmung gleicht. Die RA.
wird aber gerade auf den Menschen nur uneigentlich, scher-
zend angewendet. — In der RA. an en Ä. ne"** steht an nach
ält. Weise statt in; s. an Sp. 249. — Syn. Ärßing, Arßele,
Arinele, TifJiupjten.
arflcn ararallon P silv.. ärflen S: 1. einen
Arm voll nehmen; mit einem oder beiden Armen
umfassen, z. B. Heu, Stroh B; UwE. E grosse Ma
mag me g'arjle, weder [als] e so e chline Chnüdcr
[Knirps] Scnw. Das gedörrte Gras so zurecht legen,
dass man einen Haufen davon mit dem Rechen auf-
nehmen u. zur Hauptladung tragen kann Ar; Z. Auch:
umarmen und küssen P silv. — 2. sich einer Sache
annehmen, sie an die Hand nehmen, zur .\usführung
übernehmen, bes. von verwickelten schwierigen Ge-
schäften, zuweilen mit dem Nebenbegritt" von Unbe-
scheidenheit B. Daher auch: Etwas an sich ziehen,
sich zueignen, anmassen BRi. — Bed.. 2 hat anch
das frz. emhramier, welches viell. auf den B Sprachgebrauch
eingewirkt hat. — um-: umarmen, umspannen Aa (-o-
u. -«-); Bs; UwE. Eine Person „-umarmen". — er-,
dim. -ärfelen: (mit den Armen) umfassen, umspannen
Aa. .Heu erarflen' s. u. Arfel. „Umarmen", umfassen
und an sich ziehen BSi. Eine Sache bewältigen, ihr
gewachsen sein. ,1 chann 's nid alls e.' Ebel.
ärfelen: 1. so viel Heu zsrechen, als auf 1 Mal
mit den Armen umfasst werden kann Scnw. Kleine
Büschel machen UwE. — 2. liebkosend, zärtlich um-
armen.
Arflete f. = .4;V<7. En Ar)hda Holz W.
Arfli"g In. B, Arßig A.\. =: Arfel. Arjligems =^
arfelwls UwE.
arflig: was sich mit den Armen umfassen h'isst
.\aZu. En arflige Baum UwE. Dim. „(irfelig". —
Dazu als Adv. „arfligen, ä-: mit vollen Armen".
,Ärflige, per cumulos, haufenweise.' Id. B. Sj'n. arfels-
li'is usw. — Vgl. mhd. annviUlcc, v. e. Kind, Speer.
gc-ärßig ^= arßig. E g'ärflige Baum L (Ineich.).
Arve", Orve", Arvle" s. Arbe" Sp. 421.
Urferl BG., NurferV, UrfelBs;B;L; S, Turfel
B — ra. — PI. Urfere BG.: verschnittenes männliches
Schaf, Hammel Bs; BE., M., S., Sigrisw.; F; L; S,
nach einer L Angabe auch: verschnittenes Mutterschaf
(auch Urfelscliaf). ,Es sollend khein urvar [dafür
von viel siiätrer Hand .Bock'] nm-li Stier, so über ein
■Ii:
Alf. i'rf, iif. Hif, Lirf. — Arg, erg. irt;-, or^. urj
44ß
jar alt siml, uf die Alliueiult triben wordoii.- Stadtsiat/,.
Thi'n 15o!I. .Der haiiiol, scheps, iirfur, widov, vervex,
castnitus aries, mas ovium.' 16ti2, Red. — urferin:
von Haiimielfleisch. In der Küchenrechnung der Pfl-
sternzunft B 1576: ,10 Pfd urferis Fleisch zu 1 ß.'
,Urfris', subst. Neutr. (wie Schwliiis, Schweinefleisch).
Ansh. — urflen: „einen Schafbock verschneiden B;
L;" S.
Ahd. ur/rii; spado, Versclmittenor, mit dorn Vb. arfüijun,
-ßut-an, i-rfiimn, castrare, nahe vwdt ar/urjKtn, purgare ; s.
f'urbm. Das ahd. für könnte dem lat. jmi'-u» entsprochen,
da die Boirriffü ,rein' und ,f?auz' ineinander ülicrgehon; ur-
«äre privativ, also gleichsam ,ent-gänzen', d. h. der reinen
vollen Männlichkeit berauben; oder dem gr. Ttöp: des Feuers
berauben V vgl. entmannen. Im Mhd. ist das W. nicht l)e-
zeugt, denn in dem ohneliin zweifelhaften urful scheint /
ursprünglich, das vorhergehende w kurz, und die Bed. ,un-
verschnittener Eber' widerspricht dem wesentlichen Begriff
unsers \V., denn nur für Tur/el lautot die Angabe einfach
,Schafbock, Widder'. Aus urjur wurde durch fortschreitende
Abschwäclunig des zweiten Voc. Urjh; wie aus nach('je)hiu-
Xachhir, während dem « in der Thuner Quelle das von
,Nachbar' entspricht. In X^urfer ist ii aus vorangehendem
ein, iu Tur/el t aus vorangehendem verkürztem die (Plur.)
angewachsen. In der Endung wechselt r mit /, letzteres im
\'b. (ur/len) ausschliesslicli bezeugt. Wahrsch. gehört darum
hiehor auch der Ortsn. i-dr Orfie, früher Orjhioeid ZFischent.
— t';;/«- scheint jedenfalls sehr altertümlich! — Syn. Ätac/ceii,
Fi-isehi'*<J.
Urfer 11: kleine Münze, neben Pfd und ß crwälint,
B Strätl. 1411.
Dies W. gehört wahrsch. nicht zum vorigen, da die zürch.
Münze Boeh- =^10 Schilling im Geldwert zu weit absteht.
Viell. bedeutete es urspr. die kleine Münze, die mau als
FährgeUl bezahlen niusste und gehört zu mhd. urfnr, Über-
fahrt, Fähre.
arg, erg Obw — Comp, erger (e' u. e'), Superl. ergd,
,ergist'. Bull. 1530, ,ergerest, ergerst'. Fischu. 1563.
In TiiHw. kommt der Positiv nicht vor. 1. schlimm,
stark in schlimmem Sinn. Er wt c>i lenyers i [je
länger je sc. mehr] en ergra Süfer BO. Er ist dr
ärger, der schlimmere (von Zweien) Z. Br letst Bi-
trug ist erger as der erst Gl. — 2. schlecht, gering.
^ ,Der ergern win danne unsern lantwin under andern
■win mischet, der ist des velsches schuldig.' Z Richtcbr.
Zu der i. J. 1580 angeordneten Melilprobe nahm man
.Kernen bim besten, mittlisten und ergisten.' HBull.
1572. ,Dise flsch haben das ergerost fleisch.' Fische.
1563. — 3. übel, bös, subst. Neutr. ,Dass solichs
uss vergesslichkeit und uss deheinem argen [in keiner
bösen Absicht] sye beschöchen.' Aiiscu. 1521. ,Ze
argen uf ze nemen. Zu keinem argen wellind ge-
denken.' UMey. Chr. ,In argem vermerken.' AKlingl.
1691. — 4. schlau, pfiffig, listig GlH.; Ouw; GA.,
Sa.; ScHW. De settitt nw'' erger si" (du solltest noch
schlauer sein), ich habe deine List durchschaut Oiiw.
Du liest wider en arge Streich- g'iiiaclit! GlH. Er ist
tut der ärgst Sciiw. ,Er ist wol arg [schlau] genug.'
Eliata 1762. Auch ironisch s. v. a. dunmi. Dd.s' ist
au en Arge, ein Sclilaukopf = Dummkopf GlII. In
bessern! Sinn: fein, geschickt, gewandt, aufgeweckt
GA., Sa.; Sciiw. Ell args Cliiiul GlH. — 5. Adv.
sehr. Arg .schlecht ZDiibd. Das ist [heisst] Einen arg
hindergange! Z. Er ist arg druff, sehr darauf erpiclit
Aa (HuNz.).
Mhd. are, eitjer. Über die Berührung mit fiii<j s. Sp. 387.
Der Positiv ist nur in der abgeleiteten Bed. 4 recht volks-
tümlich, die Anwendungen unter 5 daher wolii selir modern.
S. auch ä/-f/»f/w7(,
ver-argen: 1. verringern, schmälei'u. .Will
dardurch dem wolgeachteten herreu R. syn ruom nit v.'
1538/60, ÄgTsohcdi. — 2. anklagen, beschuldigen,
verdächtigen. ,Darum er auch verargt [wurde, er]
wäre Lutherisch.' 1574? Mise. T. ,Da die Stadt ihren
alten edlen Burger und Schultheissen umb verargter
Miet willen [wegen Verdachts von Bestechung] uss-
stiess.' Ansh.
Ävgi f.: Argheit, Schlauheit, Verschmitztheit VOnrE
(e'J; Z rc^.
ärgeren: 1. versch linimern. .Man sol das hus
besseren und nicht ergeren [verfallen lassen].' ZZoll.
1315. Dass die Feste von den Feinden .gewüest [ver-
wüstet] und geergrot' werde. Kkiess. 1420. — 2. (refl.)
sich beschädigen ß oSi. Syn. icirsen von wirs,
schlimmer.
ah-ergere: (refl.) sich zu Tode ä. Gr. — Vgl. nbd.
.sich abhärmen' u. ä.
ver-ärgeren: 1. verschlechtern, verderben.
,Wann jemands freie Strassen mit Wasserleitenen,
Wasserwühren, Gräben verärgerte und verderbte.'
1659, BE. Von Pers. : beschädigen, verletzen. .Den
Nächsten beschädigen oder v.' JMey. 1694. .Einen
etwarin [in irgend etwas] verergeren oder verletzen,
in aliquo aliquem oft'endcre.' Mal. Auch in subj. S. :
Ein Klagepunkt gegen die Rädelsführer des Aufstandes
am Z See 1646 war .Verergerung der Oberkeit'. —
2. enzweien, verfeinden (Zwei gegen einander).
AiiScu. 15'24. — 3. ärgern, Ärgerniss geben in
bibl. Sinn, d. h. das moralische Gefühl eines Andern
verletzen, sein Urteil über sittliche Dinge irre leiten,
ihn durch schlechtes Beispiel verführen. .Damit hie-
durch niemand verärgert werde.' 1523, Strickl. .Die
widerwertigen [Andersgläubigen] verärgeren [durch
unanständige Aulführung].' JMüll. 1673. .Nit allein
für sich selbs ihrer Oberkeit sich unghorsam erzeigt,
sonder auch vill andere mit ihrem bösen exempel
hoch vorergeret.' Z 1646. .Durch böse Exempel ver-
ärgert und verführet werden.' 1733/4, Ulk. .Ich ver-
erger mit myner Musicam niemand.' Grou Chr. .Die
rumörische [autfallcndo] Kleidung der Prädikanten
gebihrt nicht wenig Verärgerung.' Hess, Samml.
ärgerlich: Ärgerniss gebend. .Indem wir ge-
fallen wollend einem ärgerlichen Brucder.' 1637, Breit.
.Das die frowen ain erbern [ehrbaren], züchtigen nn.l
unergerlichen wandcl füerind.' Seil 1541.
Ärgernuss. .Zue vermidung [von] ergernus.' Srii
1540. — S. auch Sp. 130. 11 (Ägcrte).
..ärgernüssisch: voll Ärgerniss." St.''
argeliercn, argidieren s. arguieren.
A r g e m o n i , - m ö n 1 i , - m ü n d e 1 . - m ü n d 1 i . -w ö n 1 i
s. Agermiiidi Sp. 127.
tArKt'li'uil Ae. Argi- Aa. Argidaiit liöO.. Arh-dant
Gr m.: Adjutant. Gehülfe des Majors od. Oliorsicn
eines Bataillons. Zunächst 'MW Aditant, wie das Fremd-
wort in mundartliclier Ausspr. lauten nuisste. durch
Einsehiehuiig von r und Übertritt aus dein Znngcn-
iu das Gaumeiiorgan [d in g).
Argiste" s. AgeMerc" Sp. 125.
447
Ar;;', erg. irfj, org. ury. — Argg. crgg. irj;«-, urijs;.
448
Ar^'K'" s. (rdi-iile". arijlig s. artlich.
iirgiiieren my/fjc- ZZoll., aryid- ZKn. : rechten,
mit Grüiick'ii streiten. Jisi)utieren, räsonnieren Z. ,lc!i
will nit arguieren, sunder gehorsam sin.' Zwinoli.
.Der lantsfriden hat disputieren und a. hindan gsetzt
[verboten].' \k\>. ,Sie wollen nichts darin [in dem
b'pan] a., sondern begehren einzig, dass [Zürich eben-
falls zum Bundesrechte angehalten werde].' Abscu.
lüijO B. .Brunimlen und a.' 1.555, Gualth. ,Was die
hussen belanget, lasst maus bi ufgerichten briefen und
siglcn verblyben, one witers a.' 1603, Obw. .Argeliert.'
M.\DLENi 171'2. ,Wir sollend und wellind sy [bei ihrem
Glauben] ungearguwirt lassen', unangefochten. Bossn.-
Goldsl'hm. .Einen ungearguiert und ungedisputiert
lassen.' Hott. 1(3G6. Auch: um Stimmen werben zu
einer Wahl. ,Das praticieren und a. umb das Amman-
ambt [i.st streng verboten].' 1588, Uusern.
Zu der Entwicklnnfi: eiucs J aus w (u) wirkte walirsoli.
.\nalogie von .rogulieruii' od. ä. mit. Zwischen l nml d ist
rein lautlicher Übergang luüglicli, doch könnte anjid. zunäclist
uut" Uit. anjutdiT Ijcruhen.
Argel s. Eryi/el. Argent s. Af/crlc Sp. 13o,
Arge (r) st s. Agelstere Sp. 1'25. Ärgete s. Aficiic
Sp. 129.
us-ärglen -»c-.- ausklügelTi, schlau ausdenken, syn.
ussjnntiniercn UwE.
Von iiriif s. Sp. 387; Ahlciluiig von unj ausgcschhissen
durch di'U Laut «e stiitt c'.
erg s. arg. ergelen. crgen, irgelen s. cry-
gelen, ergyen.
Erg, Irg, lerg s. Georg.
Irgel s. ErggeL
,icrglicll': irgendwie. — Von mini. /. ../.h durch V(U-
i|uickung mit dem adj. injUrh.
Organ n.; speziell das (ieliörorgan. Am 0. Vidi",
libelhörig sein Zliümlg.
Orgele" vorw. (Bs öHek), Dini. Örgcll (Aa ()-).
Gorgeli (dimin.) BsL. (Öpuen«), Orärh-, Dim. Ordeli
GkV.; LG.. Orla BG. — f.: 1. Orgel, Instrument
für Kirchenmusik. (I)') 0. schluli [schlagen], spielen
Aa; BsL. Örgeli (Dim.), Drehorgel, Leierkasten.
£■ Stimm irie-n-es Ö., eine feine, hohe, helle Sch; Z.
iS'i.s 0. ist am Uslüte", es geht mit ihm zu Ende.
SuTERM. — 2. Bütte, Örgeli: Zuber. Kübel BsL.
,Situla, schöpfgsehirr, eimer, kübel, örgeli.' Fris. ; Mal.
— S. Handhabe an Gefässen, z. B. an einem Wasser-
züber, an einem Milchhafen, einer Kaffeekanne AAFri. ;
BsL. Die zwei nach oben verlängerten, einander gegen-
überstehenden, mit einem Loch zum Einfügen eines
Deckels versehenen Dauben einer ,Bütt^;ne' XkF. Vgl.
Handorgele. — 4. Örgeli: (scherzh.) Buckel Bs, Kropf
Aa. — 5. Mädchen BsWiesent. Als Miirgrcfler Ergeli
hänseln die Basler die Bewohnerinnen der benachbarten
(alten) Markgrafschatt Bailen.
Mhd. itrtjrji^. und onjmic aus lat. PI. onjana. Viel!, dari
KCysats Schreibung ,Orgalcn' noch als ein Rost der Grund-
form botraclitet worden; vgl. auch On/tiUiil. Zu der Form
mit vorgesetztem i/, welclies aus dem Prüf, des Ptc. g'öri/elei
mag zum Stamme gezogen worden sein, vgl. den umgekehrteu
Vorgang in Arr/lf. Es scheint mit jener Form zu Siireug'r.
Zeit in BsL. IJissiniilation angestrebt worden zu sein: (i. =
Musikinstrument, Ö. = (iefäss und H.andhabe. Ordih: beruht
auf Vertauschung dos Organs; von da aus ergibt sich Orlr,
indem die weiche Dentale (d) vor der vwdten Liquida (I) leicht
untergeht. — Beil. 2 erklärt sich viell. aus der .Vhulichkeit
der verhaltnissmässig schmalen und hohen, sauber in der
Reihe stehenden Dauben mit Orgelpfeifen, od. aus der kasten-
artigen Gestalt namentlich der altern (Wasser-)Orgel. Bed. 3
ergibt sich aus 2 als pars pro toto; aber es mag das W.
Ori (Sp. 418) mitgewirkt haben; anch muss ei innert werden
au Lire, welcher Ausdruck von dem mit Kurbel verseheneu
Leierkasten auf den Begriff Kurbel Ubh. und von diesem
auf den des Rührfasses übertragen wurde; so lässt sich
fragen, oli nicht unser 2 sich vielmehr aus 3 entwickelt
habe, -t erinnert an Leierkasten udgl. Musikinstrumente,
welche man angeschnallt trägt. Wenn 5 sich bloss auf die
Markgrärterinncn beschränkt, so bezieht es sich wohl auf
eigentümliche Tracht, also auf den auiRilligen Kopfschmuck
oder möglicherweise auf die Röcke mit dichten, den Orgel-
pfeifen vergleichbaren Falten, vorausgesetzt, dass solche unter
ihnen länger im Schwang waren, als unter den Bs Laud-
mädchen. Sonst müsste etwa daran erinnert werden, dass
weibliche Personen nicht selten mit musikalischen Instru-
menten verglichen werden, auf oder mit denen man feiner
oder handgreiflicher , spielt', d. h. kost, scherzt.
Hand-: 1. HanJharmonika B; ThHw.; Z. — 2. eiser-
ner Bogen, an welchem ein Kübel, Emier getragen wird
BsL. Syn. Hiene.
Mül-: Maultroimnel, Mundharmonika GlH.; Gr;
Sc'HW; Uw f-orgilij. Syn. Trümmi, Trampe, MCägige.
— mül-orgele": auf einer Mundharmonika spielen
GrL.
örgelen, bzw. ordelen Aa; Bs; B; Ndw; S,
örgle G; Z; 1. Orgel spielen BHk.; G; S; Z. So
hing men orglet, ist d' Chirche nanig [noch nicht] Os
(sprw.) G. In Bs auch: die Handorgel spielen. —
2. heulen, vom Wind. De Wind orgelet eis i de
G'wcttenc [im Balkenwerk des Hauses]. Jauchzen Ndw;
weinen, namentlich stossweise 6r; Uw. — 3. sich er-
brechen AAZei. — Bed. 3 bezieht sich auf die tiefen,
dumpfen Töne einer 0., wenn nicht etwa vom Partie. Perf.
aus eine Vermischung mit .Gurgel, gurglen' stattgefunden
hat. — ÜS-: zu Ende spielen. Bildl. übh. zu Ende
bringen. Es ist fisg'orgelet, es ist aus, vorüber UwE.
örgelen ((/örr/c/c» B,sL. Spreng) ; auf einer kleinen
Orgel, bes. Drehorgel si)ielen Z. Es got wie g'örgelet,
leicht und nett von Statten GG. .Man wird derselben
[der Erbtante] zwar stets höbein. die allerliebsten
Sachen orgeln', bildl., allerlei Schönes, Schmeichel-
haftes vorschwatzen. HSulz. 1830, f.
Orgel er m.: Orgelspieler BHk.
Orgelist BRi.; L; Z, Orgalist GrV.: dass. ,l)es
Orgenlists Pfruendhus in der Neustadt Zürich.' Z 1573.
,Dem Orgalisten.' B 1500.
Erggel Gi.K.; Z ('e-J, .«■)■/.? GnPr., ierlsl Tu. irH
ZSt., „ÄrgeP «c- Aa; Bs; BS., Irgl ScnSt.. Nergl
BEohrb. (-«c-); Zu. ,.\rgger'. Diessenh. um 1400 — m. :
1. Erker. Vorbau. Vorsprung an einem altertümlichen
Haus, Schloss, Turm, Tor, zur Ausschau oder Ver-
teidigung, oft verziert Aa; B; ScnSt. ; Tr; Zg; Z.
.Der ergel uf dem dor ze Baden.' 1884, Stadtr. Baden.
.Im andern erggel uf dem schloss Tübelstein.' 1489,
Waldm. Inv. , Podium, meniana, solarium, ein ärkel
oder lauben vornen am haus. Projecta, erkel oder
fürtächle [Vordäehlein] an heuseren. gemach so für-
auss gond. Specula», ä. dardurch man luogt. wer
komme.' Fris.; Mai,. ..\rcera, erkel an einem haus.'
Denzl. liJ77. 1710. Vgl. Uberschutz. — 2. später
■lUt
Aigg— urgg. Ärgst —uigst. Ark -uik. Arl url
450
angebauter Teil eines Hauses BKohrb. — 3. Haus,
ilas in Rieg gebaut ist. ebd. Syn. Niiryl. —
1. !-'eit.en\vand, Widerlager einer Brücke ÜKPr.
Syn. Ansireh, Letie. — 5. scherzh. vergleichend : (stark
vorspringende, grosse) Nase Z. Syn. Chämi, Kamin.
Mlul. iirker, aus lat. ai-ca, kasteufönniger Vorbau an der
Kiugniauur, zuiiiiclist von den Byzautiucru den Arabern nach-
gcalimt. Mittb. d. Ant. Ges. Z XI. Die Aiisspracbe mit </,
welche siob scbon 138.5 im Z Rat- und Ricliteb. findet, ist
eine spätere Erweichung oder ungenaue Bezeichnung des
Lautes; vgl. fryyen. Der ä-Laut steigt allmählich zu e' und i
auf; der Anlaut n ist aus vorhergeheudeiu fin angewachsen.
erggen I: 1. ekeln. .Fastidire, erken. niassleidig
sein. Facere nauseani, Unwillen, kotzen, erken, sich
erbrechen.' Fris. ; M.\l. , Erken: ein Unwillen und
abscheuhen ab eimding haben; im [sich] lassen erken.'
Mal. ,Erkten [1. -len?], erken: görbsen, kopen, uf-
stossen, eructare, exgurgitare.' Red. 1656. , Erken,
orkelen, ekelen, Unwillen: fastidire, nauseare.' ebd.
1662. — 2. Wiederkauen. ,Wenn ein Ochs sich ver-
fangen (verstrickt) hat, so erket, kühlet oder ruminiert
er nicht.' Chdr. Kai. 1712.
erggelen e-rhj:; GlK.; Scn, ecr/j/j LG.: dass. in
dini. Form. 1. ekeln. ,Es erkelt irer seel vor aller
speis.' 1520/30, Psalm. — 2. verdriessen, m. Acc. P.
L; ScH. Vgl. iglen. — ge- „gerglen: ekeln; es ger-
gelet im B."
ge-erggelig g'e'rggelig BE., „gergelig: ekelhaft,
ckelig B; Gr." Syn. gängerlig. Wer leicht Ekel hat.
vor etwas Fremdartigem in Speisen zurückscheut BE.
Err/gfii usw. mhd. nicht bezeugt, auch im ä. Nhd. selten,
da schon im XVI. die Form .ekeln' auftommt, ohne Zweifel
aus rrkcht eutstaudeu. Das engl, irk kauu wenigstens für
enjijrim l' in Anschlag gebracht werden, obwohl dem /„• iu
uuserem Dialekt ein c/t entsprechen sollte. Erggen i» könnte
aus iriigin (vgl. u. irggekii) entstanden, dies aus mhd. ilnickcn,
ahd. itanu-hjan, itruchen, wiederkäuen, verk., und damit eine
Ktyuiologie für das sonst einsame W. gewonnen sein. Es
spräche dafür bes. auch die obige .Angabe vou Redingor, da
ruclure, gr. ipeü^ü), auch lautlich dem alul. (/(«-; ruchjan
entspricht. Indessen kann Bed. 2 eher aus 1 erklart werden
als umgekehrt und jedenfalls ist Vwdtsch., wenn nicht Iden-
tität, mit crggdi II anzunehmen.
erggpn H: grimmen, stechen, schauern, d. h. ein
unangenehmes Gefühl haben oder verursachen. 1. beim
Knirschen und Bürsten der Ziihne, beim Beissen in
wollenes Tuch, beim Hören des Ritzens mit einem
Messer auf Glas, beim Scliarren oder Feilen mit Eisen
auf Eisen, beim Kehren mit abgestumpftem Besen
udgl. W. - 2. zuckenden Schmerz verursachen bei
Eiterung z. B. in einem Finger. Es crgget-mi W. Syn.
zochen. — 3. cjuälen, vexieren B oS. — un-: (unpers.)
vor Kälte steife Finger und prickelnden Schmerz ilariri
luxben W. Syn. imiglcn Sp. 151.
Neben crggu W in der Bed. 2 soll auch cggu gelten,
widches wahrsch. mit dem Ap rggrlc (s. unlglen) und dem
dort übergangenen Comp, i-tggtli ApK. zsgehört. Das Letztere,
unpers. rell., bedeutet die unangenehme Empfindung, welche
man h.at, wenn man .Imden etwas Saures essen sieht, aber
aucli, wenn num mit deu Zähneu knirschen hört, trifft also
mit dem folgenden tn/gchm iu der Bed. zusammen, so dass
nur die P'rage bleibt, ob egg- hier aus <■/■.'/;/- entstanden sei
oder ob es dorthin gehöre. Ob 3 hielier gehört, ist frag-
lich. Es könnte auch eine Abi. aus arg sein. — Das Prüf.
im- wie in unigtcn zu erklären.
erggelen, irggelen: „vom Beissen unreifen Kern-
obstes Sehmerz in den Zähnei
Schweiz. Idiotikon I. 4.
liiibeii, unpers. m. Dat.
Tit." Stumpfwerden der Zähne von Säure oder kirren-
dem Ton, z. B. eines Rades; Syn. es göt Eim dur
d' Zä" diirc SciiSt. ; ZBenk. ,t)ie zän der kiudern
erkelend.' 1531/48, Jerem. (= , werden stumpf-. 1667).
,Lach nit mit im [deinem verzärtelten Sohn], dass du
nit auch mit im weinen mücssest, und das dir am
letsten deine zän erkelind.' 1581/48, Sir. (= , kirren'.
1667). .Fructus acerbus: ein grüene unzeitige frucht,
die einem die zän macht erggelen.' Fris. Vgl. Erggeli-
Zan(d).
erggelig, irggelig Scn Sulger; TuSteckb.. erg-,
irg- AaZcI. ; Tu, g'irgeVg ZUhw. : stumpf, fieberhaft,
von den Zähnen in Folge von Genuss unreifen Obstes.
Auffallend stimmt in der Bed. zu irggden das spät mhd.
und ä. nhd. .ilgern', stumpf werden, von den Zähnen, welches
ohne Zweifel auf ahd. ilki, fames vel Stridor dentium, zurück-
geht, aber allerdings auch vou der Empfindung des Ge-
lüstens nach sauren Speisen gebraucht wurde, und die
einfache Form ilgen neben sich hat, daneben wieder mit -er
das Adj. ,elger', stumpf, von den Zähnen. Aus ,ilgern'
könnte durch Umstellung irgeln entstanden sein. Da aber
in Laut u. Bed. unserm Vf. einfaches erggen (II) zu Grunde
liegt, welches, weil ihm l fehlt, nicht mehr mit ,ilgern' zu
vermitteln ist, so muss die Möglichkeit ursprünglicher Ver-
schiedenheit, viell. nur zufälliger späterer Berührung beider
WW. und Zugehörigkeit von erggelen, irggelen zu erggen I
offen gelassen werden. Die Bedeutungen wären hier nicht
unvereinbar, denn Gefühls- und Geschmacksempfindung gehen
leicht in einander über, und insbesondere kann sich das
Gefühl des Stumpfwerdens der Zähne eben so gut mit einer
Anwandlung von Ekel wie von Gelüsten verbinden ; das Ap
i-eggele (s. Anui. zu erggen II) ist auch nicht zu trennen von
eggele = uniggle usw., welches wie unerggen (s. u. erggen II)
den stechenden Schmerz der Kälte in den E.xtreniitäten be-
zeichnet. Lautlichen Zshang mit igten durch ilgen, ilgern,
sowie weitere mögliche Vwdtschafteu lassen wir bei Seite.
ver-uu-ui-ggen s. rer-uii-oräiihujen Sp. 442.
äl'gstlicll i'rgilli ZcStdt, ergilig ZcÄg. : unartig,
hiisslich, ungeschliffen. — A'om Sn]i. ärgHt!
Arkedant .s. Ärgedant.
Arkeli Ärcheleif Zschokke 1707 f.: Artillerie, Ar-
tilleriekunst. .General über die Arkeley.' JKLav. 161 1.
— Von lat. areulmÜHta. Wurfuuischine.
Arkord s. Akkord Sp. 131.
Erker n.: Ertrag der Buchen für Schweinefutter.
,Wann die Aeheleu [Eicheln] und das E. wohl grat
[gerät].' Stockau 1521.
Mit Einschiebung von r aus bd. ,Ei'ker(u|' entlehnt.
Vgl. Ailtrien. Sji. 70, bes. iu der .'Vnm.. wo die Formen mit
-'■/,- für d;is nördliche Grenzgebiet nachgewiesen sind.
Arlf, Arele, auch Buchs- Bii.i- f.: Alpen-, Berg-.
Leg-, Zwergfiilire; Krumm-, Knieholz; Zwerg-, Alpen-
kiefer, pinus montana, pumilio, luimilis. muglius Gn.
Syn. Ckäelaiirie, -hob; Ferc; Tiilc. Nach Sr. nebst
Tross das letzte Gehölz auf denjenigen .\lpen, wo
nicht die Arve (pinus cembra) wächst.
Name und PHanze auch in Tirol und Vonirlborg. Das
W. scheint mit Arve (s. Arhe Sp. -121) zszuhangeu, für das
auch Ar/lc vorkommt; der Lippenlaut konnte vor dem zu-
getretenen dimin. / ausfallen und dafür <i verläugi'rt werden.
.Ici'c S hezoichuel. wirklich das Selbe was Arie, und wie die
29
451
Arl, crl. irl, orl, url.
Ann, eriii, inii.
452
Ijoidcu Govviklisu goograpliiscli, so scheiucu die Namen ein-
audur vcrtrctiBH zu köHunn. Fcruer wird für Arve S das
selbe Syn. angegelRU wiu für Aile. — Kambert setzt fi-/.
tn-ulU^ = Arve.
arl ort s. alert Sp. 172.
Erle e'- Ostschw., Eierle Tu (Pupik.)- J'cric
VAUi.; Oiiw, l'Jrdle BLautcrbr., Edle BSi. f.: alniis.
und /.war hier a. glutiuosa Tu, wofür irenaner scliicani
E. gilt, dort Weisscrle, a. iucaua liSi.; Syn. Tröste.
ChlJni oder Fehen-E., niedriger Wegdorn, rhanmus
[lumilus. Wildi E., Alpenerle, betula a. viridis W;
Syn. Trosle. Der PI. d' Erle", als Orts- oder Fluni,
z. B. Korporat.ionsgüter in Scnwlbach; uf E., ein
Quartier des alten Gl. Vgl. das Erli, Erlach. — Erlen-
äste an einem Freitag früh zu Pflanzen gesteckt ver-
treiben den Mehltau. Rothenbäch.
Alid. rrila und dira. Ei- für c' vor r beliebt in den
u.-ü. MAA,, vgl. u. n-eii Sj). 404.
Brand-: alnus incana AABb.
Euess-: Alpenrosenstaude SchwMuo. — Entstellt
aus Ihucs-, dessen d als Art. uiifgcfasst wurde. Vgl. Syn.
1) nics-nätfcli t Hü^ner-drodi .
Schwarz-: 1. alnus glutinosa (s. o.) Z. — 2. Faul-
baum, rhanmus fraiigula G oT. — Letzterer aueli im lt.
ttlnu itcro genannt.
Drues-: alnus viridis LE.; SonwMa. Syn. 'I'ro.ss,
' Truess, Trosle.
Erli n.: Erlengebüsch, -wald; Flurn. Aa; Z. ,Uie
sat in dem crly.' 1485, S Woch. Als fingierter Ortsn.
und Wortspiel mit erli, ehrlich, i. S. v. Ort, wo ehr-
liche Leute wohnen, z.B.: Im E. Ität 's iiüd eil Lüt,
es ist schier üsg'sturhe, d' Lüt yönd lieber yo Erlose Z.
Wahrseli. = ,Erlaeb', liOrtsn., eig. appullativ, nibd. cylarh
(abd. crluhi), Erlengebiisch.
erlin eierle" GAndwil, sonst e'rliy, erli": orleii, aus
Erlenholz Aa; B; Scii; S; Z. Erlis ist nid Bncchis.
Siii.GEit, mit verstecktem S. ; vgl. Erli. Ebenso: Nimm
crlifji Bletter, drück se-n-üs %ind wasch di" Lih dermit.
SoiiiLD. Erlis ist 's best Höh, teil 's am Länyste wärt
Z. Er ist nid rom erliije Holz (fmacht, nicht ehrlich
Aa. Erlis IIols im eig. Sinn gilt als das dauerhafteste
zu Wasserbauten.
El'li GEh., Irli Sch: m. Taufn., nach G Angabe
= Ulrich, nach Kikcuu. = Georg.
Erstere Bcd. berulit auf willkürlicher Übertragung, da
namentlich der Voc. der wirklichen Abi. aus UdrU-h im
Wege stellt. Dagegen kouutcu diese Formen loicbt aus JiJrli,
Georg (s.d.) entstehen, indem das cons. J im nachfolgenden
Voc. nntergieng.
Erlig, Erli" m. s. Järlv'y.
El'libaclicr m. : 1. Name einer Pferderace. —
2. blaue, sehr grosse und säuerliche Traubonsorte,
welche zur Erfriscluing anderer Weine sehr beliebt i.st Z.
I von dem durch seine Pferdezucht und seinen Pferde-
nuirkt bekannten Orte Erlcnbach BSi., 2 (verstehe -'frühe m.)
von einer Ortschaft am ZS.
erlibacheren: zechen mit dem Nebenbegritf der
Behagliclikeit und Fröhlichkeit Z.
üya./älhiiilcrru. Beide Ausdrücke schieben den genannten
Hang aus nachbarlicher Neckerei den Bewohnern der betr.
Z Gemeinden zu.
Orleauder m. = Aliander (Sp. 173) GT., W.
orlc": einen .schrillen, pfeifenden Ton durch die
Nase ausstossen, wie die Ziegen und (iemsen tun G oT.
Hyn. pßiuchsen. — Walirsch. aus /imWc« (s.d.) durcli Auf-
geben des h verderbt.
Orle" s. Or/jele" Sp. 447.
Orli, Orlei n.: ühr; das Uhrwerk. Das .lalirzcitlj.
des TiiKlosters Tänikou verzeichnet .ain orlai' als
Geschenk. ,Als du das Urlei witt richten und das
gewege uf ziehen' [usw.]. 1385, Instruktion zu der in
L von einem Basler erstellten Turmuhr. ,Orlimacher'.
1455, Bs. ,Das Orley zu unserer Zügklocken [Zit-
glocke d. i. Schlaguhr].' Wükstis. 1779.
Mhd. or(v)hi, urlei aus spätlat. Itordoijium, welches W.
in dem obigen L Eintrage neben der umgedcutschteu Form
in lat. Texte vorkommt. S. auch Bs Taschenh. 1852, 244.
Hieher gebort viell. auch (falls nicht vielmehr zu lesen ist
,Örti' s. Ürlt) St. 's Angabe aus UUrs. ,Örli f., Zeche"; zu-
näi4ist = Zeit, Stunde, welche den (Abend-)Trunk beendigt,
oder das der Geselligkeit gewidmete , Stündchen'.
Örlig(6r) s. Nördli"ger.
Urlet, Urlib s. Ur-laub.
Urli s. Uelerich Sp. 183. Urlig s. Ilurlig.
Urlig, -ieg, -ug, Ürl-, Üerlig s. Ur-lny.
Ann, Ar,} GiiEh.; W, Arme" Gl — l'l. Arm. Bs;
Z (.C-), Arme" Gl; Sch — m. : 1. Arm am mensch-
lichen Körper; im BO. Ärmli auch ohne dim. Bed.,
z. B. lieber e Vers Därmll as e müeds Armli; auch der
stärkste Mann spricht von seinen Ärmlenen. ■ ,Jactare
brachia, die ärm(e) zerwerfen', lebhaft gestikulieren.
Denzl. 1Ö77 ; 171G. Bruch dr Arm und säg: 's walt
Gott! Ineicuen. Wortspiel: er tuet den Arme Gtiets,
schont faul seiner Arme, die er in einander verschlun-
gen hält Sch ; Z. Si" Sach oben i" A. tribe" und syn.
Öppis o. i" A. mache; o. i" A. dri" fare"; o. i" A.
n/'iir" s. oben Sp. 50, M. ; sämmtlich beruhend auf der
KA. 0. i" A. fStci") ^cerfc", v/uchtig werfen, eig. mit
erhobenem, wie unyrr [unten] i" A., mit gesenktem
Oberarm SL.; s. Oberarm. ,Ich hab mich gerüst,
einem ein arm abzehowen' [Drohung]. 1525, Eon Act.
Bildl.; Crfosse iZcre [Herren] hcnd lanye Arm. Screng.
Einem en Are'" uberhan, ihn scliUtzen W. Z' rechter
Zit d' Hand am A. ha", eingreifen. Hofsiätter. ,lch
habe Fleisch für meinen Arm gehalten', menschliche
Hülfe gesucht. ATestam. 1001. — 2. am tierischen
Körper: Vorderbein, Oberschenkel. ,Die Alten haben
arm wie der Mensch.' Tiekii. 1563. ,Der gekochte
arm von dem widder.' 1531/1067, IV. Mos. — 3. Teil
von Geräten und Werkzeugen. Ein Paar A. hat
das Spinnrad Oisw; die Säge, allg. ; die Webei'lade (die
beiden Schienen, an welchen sie hängt), s. Lad; die
vordem und hintern Pfosten des Webstuhls halten in
je zwei ,Arnien' die beiden Webebäume; die ähnlich
den Armen eines Gewässers verlaufendou Gänge für
den Eauch in den Mauerwänden. ,l)ie Eeinigkeit der
Camniine und der darinn laufenden Armen.' Z Polizei-
ordn. 1770. Auch der einzelne Hebel, mit welchem
eine Schleuse regiert wird. .Die Schwelli zeniache|n|
ndt einem a., das mau sy künn ufzüchen, dass das
wasser sin gang mög hau.' 1570, Mev. Wintcrtli. Chr.
S. noch die Compp.
Abd. aram mit eingeschobenem Nebonvoc. zw. r und m,
welch letzteres in den Geliirgsmundarten sich zu ii verdünnen
kann und daim abfallen muss (wie in Ilore", Hörn n. a. ; vgl.
auch JUidr" neben dim. Ilüdanti w. a.). — PI. ,!irni' auch bei
.IHott. l(i()(); LLav. KJTO (.ilrmo'; dag. .arm' in den Ausgg.
153
Arm, eriii, irin, onii, unii
45-1
des XVI.); Goliath 1741 und übh. vorw. in ä. Litt. — Im
BO. Gebrauch bezoicliiiet die dim. Form nur den eigenen
Körper als lieb : vgl. das homer. cpiXa füXa usw. — 2 ent-
spricht dem lat. armus. Vorderbug. — Abi. Arcd Sp. 443.
Ober-: 1. Subst. Mit dem 0. (einen Stein) wer-
fen, mit grösstmöglicher Kral'tanstvenguiig S, vgl. oben
i" Arm. ,I)er Tochtermann machte .sich zuerst sehr
aufbegehrisch und wollte den Joliannes von oben
herab traktieren und ihn einschüchtern, mit 0. drein
reden. Aber Johannes kannte als Wirt diese Sorte
von Leuten auch und redete noch mehr o. drein.'
GoTTH. — 2. adv. (auch dherarms) a) stark; stolz.
0. ilrl scMö", mit grösster Kraftan.strengung S. 0-s
zum G-rinil treffe", auf den Kopf schlagen BEi. 0. dri"
rede", s. o. 1. ,l)a fluchte er, schlug den Best der
wenigen Batzen auf den Tisch und sagte Oberarm
drein [mit Entschiedenheit, Nachdruck], er gebe keinen
Kreuzer mehr." Gonu. ,Er wollte Eisi [Elisen] so
recht o. wüst sagen', sie tüchtig ausschelten, ebd.
(>. ine [hinein] tue", grosstun. ebd. - b) leichtfertig,
unvorsichtig. '*• Geld o. it^ie [hinein] i-ersclileii f/t/e [ver-
schleudern]. GoiTH. 0-s i d' Schulden inlii [hinein]
waten BKi. — c) o. ine ni", . eine l'crson, ihr den
Arm über die Schulter legen, liebkosend, halb um-
armend B.
Die Bedd. von ohcrarmfsi entsprechen z. T. den(Mi vtin wit
(I. und oben i" Ann, und es ist nur die Frage, ob alle drei
.^usdrncksweisen aus der selben (Triindanschauung selbständig
neben einander entsprungen seien, oder der .idv. Gebrauch aus
den subst. t'onstruktionen, oder diese aus jenem, gleichsam als
erklärende Auflösungen des nicht mehr recht verstandcuen
aljn-arm. Vgl. , überhaupt*, welclies W. in der ä. Spr. ähnliche
Bed. wie uhTnrm hatte; , Oberhand': .überhand (nehmen)';
fc^rner nlcr für ohcn ,Sp. 52 0. Die Anwendung c dagegen
beruht auf Verwechslung von ubir, ülrr mit ohfr oder des
Adv. uUn in der sonst gebräiK'lilichen RA. Jmdn ohcn i. n.
mit dem in anderen Verbindungen beliebten ohcmrm.
über-arms: ein Arm über den andern gelegt.
Arm in Arm. mit verschlungenen Armen (Gebei'de
vertrauter Freundschaft) S; s. Sp. 56.
Griitten-arnie (PI.): an dem Gestell des Vorder-
wagens die zwei gebogenen Hölzer, welche hinten
zwischen Achse und Schemel hineingeschoben, vorn
die Deichsel am dickern Ende umsehliessen SNdramt.
Vgl. das Folg. Anderwärts bedeutet f/rütle die entspre-
chende Vorrichtung am Hiuterwagen.
Hon-arm SBb., -n'rc B, Hö- k&F.; BsL. ; S: dass.
Syn. Ilön, Höclili; Dicchden-arm, -hncjije; Seher-arm.
Im ersten Teil kann nicht ,hüh, hoch' stecken, da dieses
sein c/i nie verliert, und auch die Bcd. nicht passen würde,
sondern es wird an eine Abi. von hahn, h.angen, zu denken
sein. S. Hon; HuUhni Sp. 46 und Uyli.
Chämi-: Seitenzug des Kamins Z.
Schinen-: eingeschienter od. künstlicher Arm Z.
Scher- -c'- =^ Ilonanii TuHw. -- Anderwärts bcissen
die Arme am Hinterwagen ..Sclicere'.
Stump-: verstümmelter Ai'm, Armstumpf Gk.
Diechscl- SBb., Diechsk"- AaP.; SSchwa. =
Uonarm.
Turn-: die drehbare Vorrichtung zum .Vuflu'ingen
des Kessels in Sennhütten Gurr. — Von uimm, drelun,
wenden, frz. tonrm-t\ Vgl. Tm-nm;
ge-armet: nn't Armen versehen. .Lysistrati di-
vitias habes, du bist lang gearmet aber kurz gereichet',
du hast lange .\rme. vermagst aber wenig zu errciclien.
Dexzl. 1077; 171(_). — Direkte von .4i-m, nicht von «niien,
gebildet.
armen: mit den Armen auslangen, lebhafte Ge-
berden machen BO.; Z IS. Dem isch Erist [Ernst]
z' rede ! er armet imel [einmal, wenigstens] grüxelicli
BSi. Armen u fechte mit de Hände' BBe. „ Usi arme,
z. B. in heftiger Rede, im Wahnsinn BHk." — ,cr- I:
(mit den Armen) erarbeiten, multo sudore ac labore
comparare, mit Übelzeit erlangen.' Dexzl. 1677; 1716.
— Hat sich tw. mit er-amm vermischt; s. d. und s. auch
cmrmcn unter arm. — US-, ushin-: mit den Armen aus-
recken, heftig gestikulieren B.
um-ärmlen: zärtlich umarmen, von Kindern ZWl.
Armetc" f.: so viel als man auf ein Mal mit den
Armen zu fassen und zu tragen vermag Gr. Syn.
Armrull.
arm: 1. (von Personen) a) an Besitz. Riclis
und Arms, Jedermann Gr. A. wie Lazarus L ; SiaiSt. ;
S; Z. wie Iliob ScnSt., ivie e Chilfchjemri.'i [Kirchen-
maus] L; ScnSt. ; S; Z. Er ist dem Herrijott en arme
Ma" scliuldig und muess-e" selber zale", wenn er im
Niemcr stelle" cha", von Einem, der .so lebt, dass er
notwendig mit den .Tahren in Not und Elend geraten
muss. Ineichex ; Sülgeu. Sprww. : Gott hilft den. Arme
(die Elche helfe" sich .selber). Ineichen. Arm .si" ist
ke" Sclmnd frich st" ke" Er), ebd. Die Arme händ
die me.<ite Chind. ebd. A. Liit händ l;eni Verwandte
(Friind). ebd. Es ist l:c Mueter so arm, st r/id dem
Chindli warm. Ineiohex; Sulger. Den Arme" (fhiht
's Himmelrich (de" Eiche" 's Erdrich). Inehiiex. En
arme Ma" ist irol (jibcrre, hed er d' Tuged nid verlöre.
Sulger. Dem Arme" stät iedes Chleid a". Der Arm
mues allethalbe" dihinne" stä". Si'lger. Armi Liit
träf/ed armi Chrüz. ebd. Der Arm mues i'n Sack
oder mues Hör lö [Haare lassen], ebd. Der Arm lebt
(lern, Mir wie fern [voriges .Jahr], ebd. Der Tiifel
isch nit geng [hnraev] a" der Tür ro" de" Arme". ,In
eins armen maus seckel lit vil witz verborgen.' UMev.
Chron. — b) an Körperkraft, Gesundheit: schwach,
gebrechlich, krank AaZ.; BO., Si. Schwächlich,
unansehnlich BRi. Es ist mir a. uf-em Herz, ich
fühle Schmerzen auf der Brust BHa. — c) an Glück:
elend, beklagenswert, unglücklich. En arme
Tropf Aa; Z (auch von körperliclier Gebrechlichkeit).
Du, Arme z' Nacht! armer Teufel Bs; ThHw.; Z. —
d) an geistiger Eeistungstähigkeit: sclnvacli. erbärm-
lich, schlecht. En arme Prediger BHk. ,Pie Ab-
geschiedene sei Weintrinkens halb eine arme Haus-
hälterin gsin.' 1.580, JMCu.. — '2. (von Sachen)
armselig, kläglich, traurig, schlecht. Das isch en
armi G'schicht (Sach); en arms WiJlfer; es isch en
armi Not mit-em ; es isch doch en arme Zug mit deiu"
Litt'" Gr. Es ist en armi Sach, wenyi-me" Niid g'sehd
Z. En armi Patsehig, ein unwürdiger Vergleich in
einem Rcchtshandel GkT>. Es arms Xitg'reis, schlechte
Uhr W. ,Aber arms wetter und der berg jGotthard]
verschütt ist gewesen.' 1.5;?], Stkioki.. .Poch ist es
ein a. ding, dann sy niendert [nirgends] gelt band.'
ebd. .Rem miscram! adverbium dolentis: ein arme
sach, arbeitselig und crbermklich ding.' Euis. .Tatend
diso arme Geschieht [die Mordnacht zu Brugg] den
Eidgnossen ze wüssen.' Tseiirnt. .Neiswas armen übel-
gerymten Bettellieds.' ebd. — ;!. in stehcncler Ver-
liiudung mit gewissen Subst., meist von Personen, in
455
Arm, erni, inn, orm, urni
456
allen 3 Bedd. von 1. a) arnii Kind: unheilbar Kranke,
bes. Geistesschwache, Blödsinnige, welche im Spital
nntergebracht, ,verpfrüiidet' wurden; Syn. Hrnil;ind.
.Pfleger der armen kinden im Spital.' UMey. Chron.
— b) ,a. Lüt': Untertanen in den Vogteien. ,Wär
euch saeh, das ein Her der vogty [Eggen] zu Costanz
ligen wurde, so sol er die a. 1. bitten lassen umb holz
in siner herberg ze brennende, und sol man das holz
howen in der von Mun.sterlingen [einem Dorfe der
Vogtei] holz, das man nenijjt das i'ronholz.' Üftn. Bögen
Anf. XV. ,Soll die Jahrrechnung Statt finden, was
der Vogt den a. 1. auch verkünden soll.' 15'22, Absch.
Die rebellischen Untertanen von Lüpfen forderten die
,a. 1. und hintersässen' des Grafen von Sulz auf, ihnen
Beistand zu leisten. 1524, ebd. ,Wann ein Abt etwas
nüwer anfordrung zuo einem Gottshusman ald Hinder-
sässen vermeint ze haben, dess aber der a. man nit
geständig . . .' 1525, ebd. Doch auch in allg. S. von
Armen, die es er.st durch Schicksale werden. A. Lüt
tnache", z. B. durch Krieg, allg. ,Den[en d. i. den
kriegführenden Mächten] was so not über einanderen,
dass sy arm lüt machtend und das Kristenblut ver-
darbtend.' 1523,Stock.\r. — c) ,a. Mann-. UMev. Chr.;
,a. Mensch'. Vi^iNTERXH. Stdtb.; Kyburp,. Malefizordn.
1634; Obw Staatspr. XVL— XVIL, ,a. Person.' Nnw
Landb. 1540, ,der a. Übeltäter (Sünder)', und schlecht-
hin .der A.' B hiess der angeklagte und zum Tod
verurteilte Verbrecher. — ,A. Mann' übertragen auf
Sachen : Brodschnitten, syn. .arme Ritter'. ,Ein
armen man gegilbt' [mit Butter od. Honig bestrichen?].
G Stiftsarch. Art)ii Manne heissen zu Bs lange Schnit-
ten von Weissbrot, in rotem Weine eingeweicht, in
Butter gebacken, in Zucker und Zinnnt umgekehrt
und mit einer Brühe von rotem Wein, Zucker, Zwie-
beln und Korinthen begossen.' Spreng; vgl. ChivsjicU.
Dahin geliijrt vielleicht auch: .armeritter, malus ar-
meniaca, eine Art Äpfel', in einem Würzb. Kochb.
des XIV. — d) .A. Burger' im Ggs. zu ,riche B.' im
alten L bezeichnet wol nur den Unterschied zwischen
rats- und regimentsfähigen Kittergeschlechtern gegen-
über den Handwerkern. — e) a. Seele: nach kathol.
Sjirachgebr. die Seele des sündhaft verstorbenen und
noch nicht aus dem Fegfeuer befreiten Menschen, für
deren Erlösung daher die Überlebenden Gebete und
Opfer darbringen. A. Seelen erscheinen im Volks-
glauben u. A. als Irrwische; im W heissen Armencle-
G'itchichle Geistergeschichten. Bei den Reformierten
wird der Ausdruck nur von lebenden Menschen ge-
braucht, aber die ältere Vorstellung liegt doch noch
zu Grunde in V\.kk. wie: Tue das (gih-em das), dass
die a. S. Bue häd! wobei uvspr. an den unruhigen
Zustand der Seele eines Todten gedacht wurde; und
in der (bei beiden Konfessionen üblichen) Beteurungs-
formel: Cuf) mi" armi Sil usw., welche urspr. den
Sinn hatte: so wahr icli wünsche, dass meine a. S.
nach dem Tode erlöst werde BsL. In B kann iif
weggelassen werden z. B. mi' a. S. isch es war! oder
es wird Si-l weggelassen, aber dafür türi, teure, zu-
gesetzt: ,Uf mi armi türi, es wäre schlechts von ihm.'
GoTTH. ,Aber ich darf 's uf die armi türi nit säge.'
ebd. Oder man begnügt sich mit: uf mi armi! ,Ds
Augewasser ist ihm gekommen, uf my Arme wie itc
Hüsbrunnc.' Gottu. — f) a. Tage = Armut, bes. in
der Verbindung: z' arme Tage cho", in Armut ge-
raten, verarmen L; ScHwMuo. L'r wird sfüiie {untätig
bleiben], Ijis er z' a. T. iis chtinnt. Stütz. Dann auch :
s' a. T. üs Chleider chaufc müese, sich arm kaufen Z;
und zuletzt abstr. nur zur Bezeichnung hohen Grades:
si'''' z' a. T. arbeite, sich müde arbeiten ; »■■'' ha müese
z' a. T. Strnnqif iDiie mache [flicken] B. In eig. Bed.
schon im XVII. .Dardurch sie [die von Alchymi.sten
verführten Leute] sich selbs und ihre Hushaltungen
zu a. t. bringend.' 1628 B. ,Wo ihre Grossmütteren
zu a. T. käment' 1637, Erbr. Badex.
Tage ist hier iu abstr. Bed. gebraucht wie in den Comi).
Lebtafi, SitchUiij u. a. = Zustand, schon in der ä. Spr., und
oft in schwacher Form. Gr. Gr. 2,'' 490.
hüs-arm: wer arm ist, aber weder betteln geht
noch öffentliche Unterstützung in Anspruch nehmen
lässt, also seine Armut verbergen will und sich mit
Arbeit durchzuschlagen sucht, so dass die Wohltätig-
keit ihn zu Hause aufsuchen muss Gr; Ndw; S; Z.
.Das sie nit sigen recht bettler, sunder von Unglück
kumm 's in [ihnen] har. Etlich heischen eim hus-
armen man [d. i. unter diesem Titel] . . . Also sig er
in armuot kon.' Gengenb. Bettl. ,Si weltind das erlöst
gelt husarmen lüten, da es am basten angeleit war,
erschiessen [angedeihen] lassen.' 15'23, Egli, Act.
.Dann sy es einem haüsarmen menschen geben wol-
len.' SHorHH. 1591/1693. Vgl. stiU-. Es husarms
Mannli, Familienvater, der mit Not und Künimerniss
zu kämpfen hat S.
Mild, hmanii, wer Ivein Haus nder (lltdacli liat. und so
vlull. nocli in obigen Stellen aus der ü. I.it. Auch Maler
erklärt ,herberglos' und , dürftig' iilib.
bluet-: 1. sehr arm (arm bis aufs Blut) Z; so
auch bei Mal. u. 1092 Mey. Hort. ,Von dem demü-
tigen und blutarmen Apostel Petrus." Si uobingeh 1695.
— 2. arm an Blut Z.
In der ersten Bed. wird der Ton meistens vorwiegend
auf das zweite W. gelogt, weil eben nicht eine Art, sondern
i'in Iinlier Grad der Armut bezeichnet werden soll. Vgl.
Ulli-. NMan. sagt: .bluctlichcn arm', mit verstärkendem Adv.
still-: wer Armut still erträgt. Stutz. S. hüs-.
tud-: ganz arm. Völlig t. UwE.
Illeichsam: a. zum Sterben, so dass man Hungers sterben
kann oder muss, dann aber nur mit allg. verstärkender Bed.
des ersten W. wie in tudmwd u. a.
armen: 1. intr. a) arm, ärmer werden, ver-
armen B; L; UwE., Al)-cm Bettle armed-mii" [man]
nüd, aber es Bitzli W'werden [unwerter werden sc. tut
man; d. h. man wird von Andern als Last betrachtet]
BO. We"" ds Bürli armet, su schlechtet 's BSi. ,Wan
zwei Ehementsch bey einander gearm(e)t wärend.'
Sarg. Landr. 1674. — b) , schwach werden, an
Leibeskräften abnehmen BO." — 2. trans. arm ma-
chen. Almose' gi}' armet nid. Ineichen; Sulger. ,Das
Kirchenbauen armet nicht.' Schweizerbote. .Kirchen-
gehen säumet [versäumt] nicht und Almosen geben
armet nicht, haben die Alten gesprochen.' Ulr. 1727.
er- 11: 1. intr.. (ganz) arm werden BBe.; Gr;
Denzl. 1677; 1716. ,Durch krieg und andere unfäl
erarraet.' SHochh. 1591/1693. — 2. trans. a) arm
machen. ,Gott hat sie solcher gestalten erarmet und
gestraft, dass sie in höchstem Elend gestorben ist.'
AKi.iNGL. 1688. — b) sauer (durch Darben) erwerben.
Das Güetli het er erarmet GrAv. — Letzteres lässt sii-b
freilich auch als Verderbniss aus emmn erklären oder auf
Ann Idun-li Hiindearbcit urwiTbeii) deuten; s. o.
157
Ann, orm, irm, onn, urm
458
ver-armen = armen 2. ,Wie Allmusen geben
nicht verarmet, also tut Kirchen gehen nicht ver-
säumen.' lÜGl, JMl'LL.
armen: arm machen. Nach Dial. veraltet. ,Minn
[liebe] ich aincn menschen, der ermet mich ; niinn ich
got, der riebet mich.' G Hdschr. — ent-: dass. Die
Chrankheite hend-is ganz etermd Ndw. Ehi- plooDast.
gedacht i. S. von .entkräften'. — er-: dass. Fris. ; M.1L.
,Dann Triphon hette das land übel erermbt und be-
raubet- 1531/48, I. Macc. (,arm gemachet'. 1667).
„ärmeren: dass." — Vom Coniii. gebildet.
Ärmi e'- Bs; B; Gr; Uw, e-- Z - f.: Armut.
D' E. ist JEim kei Schund. Id. B. In Gr ist die An-
wendung des W. beschränkt auf Verbindungen wie:
der E. z' lieb, ran E. wege, E. halbe, aus A.
armklich: ärmlich, armselig (Adv.) Sch. ,T)o wart
der selb küng ellenklich [elendiglich] und a. [aul
klägliche Weise] überwunden und erslagen.' Herk.
d. Sehw. ,Der herzog Hess die gefangenen ermklichen
ertrinken.' Edlib. .Male vivere, armklich.' Fris. .Einer
so alleinig und a. haus hielt.' Schimpfk. 1651. — Mhil.
armcclü'h.
Armuet, Armmuet Gr und dort an einigen Orten
n., sonst Armuet, Arnhi f. : wie nhd. Im A. steche
[stecken] Gr. Sprichvvw.: ,A. ist ein böser Gast in
einem alten Haus [Leib]. A. ist en Luchs, fangt en
Fuchs, 's filered ril Strasse i" d' A. ,A. wehe tut.'
A. ist zu rile Dinge guet. A. ist nicht für all Un-
glück gut.' SüLu. ,A. selten recht tut, paupertas ini-
niica bonis.' Denzl. 1716. ,A. ratet nichts guts, pro-
divis sceleri egestas.' ebd. 1677; 1716. — Dini. Ar-
müetli", concr. 1. kleiner Besitz an Fahrhabe
oder Grundstücken, ärmliches Gütchen Senf; Spreng.
.Hise armen fronen mit irem a. in spital neraen.'
1530 Z. Die Frauen von Gnadental hatten ,ir a.' nach
Meilingen geflüchtet. 1531, Absch. ,Es war ihnen so
gach [eilig], dass sie den armen .Sondersiechen [Aus-
sätzigen] nicht der Weil [Zeit] Hessen, ihr Armüetlein
von dannen zue flüchten.' DZwint.er 156'2. .Sie wollen
des N. sei. zwei Knaben in den Si/ital ufnchmen. doch
dass ihr Armuetli bescbriben [verzeichnet] werde.'
1637, Si'H Katspr. ,Was antrifft min zitlich Guet und
min armniuetli, das ist in gneter Ordnung. Und min
liebi Husfrouw zue dem arnnnuetli so wol gchnlfen
als ich, und ihren von Gott und aller billigkeit gehiirt
so wol als mir.' 1646, Z Staatsarch. ,Aeh wie mancher
armer Mensch ist bei seinem Armüetlein lOüO mal
vergnügter als der reicheste Crösus?' 1733, Ulr. —
'2. Schamteile, bes. eines kleinen Knaben BO.; LE.
Deck-di''', Büebli! me sieht dir dl ganz Armuetli!
Spreng. Syn. Sächli.
Armueti „Bs"; GTa., -ei Z, auch Arm<;tei Bs;
Sch. -rdei AaZ.; „Bs"; S — f.: grosse Armut, „elendes
hungriges Wesen ,\aZ.; Bs."
„armueten: in Armut leben." — armüctelen:
1. von Menschen ; karg leben B. — 2. von Sachen:
ärmlich aussehen. Es armiietcUt gruselt'''' hi-n-em B.
arraüetig, armvi- Gr: arm, ärmlich, armselig,
elend Bs; B; Gr; LG. ,Im Stübdien sah es nicht a.
aus.'^ (ioTTH. ,Diser armüedig (.\rme] hat sich ver-
grirt'en in etwas diclisteleii.' XVll., Oiiw. Ein a. Kind,
krank, schwacli (in.Vv. ,Ein a.. wüstes, stuinichtes
Land.- Git 17 lü.
Golrth. schreibt tw. ,armm-'. Die Schreibung mit d be-
ruht viell. auf Uiiideiitung, da mhd. müede, miicding auch
, Elender' bedeutet.
„armüetlich: ärmlich, Armut verratend."
arrauetselig armet- B; TnSteckb.; ZKn.: arm.
ärmlich, armselig. ,Vse misero mihi: o wee mir annet-
seligen.' Fris.; Mal. ,Sie wollend der amiutseligen
Frauwon wuchentlich 4 Brot [verab-] folgen lassen.'
1637, Sch Ratspr. — Armetseligi f.: Elend, grosse
Not und Dürftigkeit. J"* weiss cor A. nid tvie mi'''
chUre" B.
Gebildet wie arheiudig und zunäciist nach dem einfachem
armacUtj, welches ebenfalls hiehcr geiiort, da es nicht mit
sdig zsgs., sondern von Armnal = Armuet (vgl. .mühselig'
von , Mühsal') abgeleitet ist und darum freilich auf e keinen
so starken Tiefton haben sollte.
Ai'iiiilde f.: Heer. ,Alle Musquetierer einer Ar-
maden sollen einerlei lot schiessen.' JKLav. 1644.
— Schiff-: Flotte. ,Facere classem, eine schittarmada
zuerüsten.' Denzl. 1716. — Die span.-it. Gnindf. zu dem
frz. arnUc.
Zundel-Arme: Spottname einer von einem ge-
wissen Ignaz Hunziker, beigenannt Zundel-Nazi, be-
fehligten Schaar von jungen Leuten, welche sich i. J.
1799 gegen das .Direktorium- auflehnten uml wähnten,
die tranzösischo Besatzung ans Unterwaiden vertreiben
zu können.
Armei'ie", Armerge", Armeri: f. = Ahnäre
Sp. 189. ,Ein gluet ist under die Armerien g.sprun-
gen.' UMev. Chr. Bei Denzl. 1677; 1716 im deutsch-
lat. Teil: , Armerei, Ärmere'; vgL o. Sp. 189.
Letztere Form mit dem Ton auf der 2. Silbe zu ver-
stehen, also die volkstümliche, während ,.\rmerci' mit Be-
tonung der Endung- auf einem gelehrten aber verkehrten
Versiiciie beruht.
Armeiiiger: Armagnak s. Müll. Schw. -Gesch. 3,
590 f. 4, 98. .Die im A. -Krieg zu Basel übergebliebne
Eidgnosson wollen lieber sterben als leben.' 17U-2.
.ICWkissenh.
Al'mn«se.ii: Ahnosen Srnf.
G Hdschr. Vgl. Sp. 19-2.
Erni s. Em m.
,Das armucscn.- 1)70.
Eniiel l <•'- m.: Ärmel. I. der ilcu Arm bcileckende
Teil des Hemdes oder Kleides. ,Der Ermel. braclüalo.
Ermel an einem kleid, manica. Ein rock mit ermlen.
nuiuicata tunica. Rock mit langen ermlen biss auf
die finger. chiridota.' Mal. '« isch Alles guet W-d'r,
nw icas zu den Ermlen us biegt nit, du hast lange
Finger, Dieb.sgelüste. Was machst du? E Xacht-
chappe und E. d'ra" Z. .Hüte dich vor den Gesellen
mit den roten Aruujln!- sprichw. Bezeichnung eines
gefährlichen oder verdächtigen Menschen, urspr. von
der Mordnacht in Luzern. Sulger. .Einem den E.
zerreissen. nötigen zu bleiben, penulam scindere.'
Mev. Hort. 1692. Der E. wegen seiner Weite früher
oft als Behälter. Tasche gebraucht, um Etw. schnell
einzustecken und auch ebenso schnell wieder hervor-
zunehmen. .Welcher aber gefarlich |iu schlinnner Ab-
sicht] in seck neme und in kratten oder zeiuen | kleine
und grosse Körbe] oder in E. neme.' Landb. d. Mau( ii.
Me chii" d' Saclt nid us-em E. use schütte (scliiitllc),
sogleich herheiscbatl'en. l'bcrtr. auf geistigen Besitz:
\m E. ]\\\\\cn. in prom)itu liabcre. ,1'r hat etwas im e.'
159
Ann, erill, in», oriil, urm.
Arn, erii, irii, orn, um
■ICO
vir felici est iiigenio.' Hospin. ,Er hat Nichts im E..
rudis est atque inrloctus.' Mey., Hort. ,Ein sophist,
der alle fallacias im e. hat.' AKlinul., G. B. 1688.
Daher noch jetzt: er cha'" 's iis-em E. (füre) schütte
(i; L; ScH. ,Von einer Sache den Schmutz auf dem
Ji. haben', die Übeln Folgen davon tragen müssen.
,Bis zuche a" |bis beinahe ans Ende], klagte .sie, lasse
man sie machen, zuletzt solle es nicht gut sein, und
sie alleine den Schmutz auf dem A. haben.' Gottu.
Auf Verschmelzung von zwei verschiedenen Anschau-
ungen beruht es, dass man (Sulger) die R.\. clafsj
(fit Schmutz uf dr E. auch deutet: das bringt Vorteil,
und spec. auf einen Kuss. der mundet. — 2. PL leichtes
kurzes Oberkleid mit (vormals sehr weiten) Ermein.
.Tacke, bes. der Frauen auf dem Lande, haupt.^äohlich
nur zur Bedeckung der Arme, doch auch von Brust
und Rücken, je nach liedürfniss (gegen Kälte oder
zur Vervollständigung dos .Anzuges) leicht anzuziehen
und (bei zunehmender Wärme oder zu freierer Be-
wegung) auch wieder abzustreifen Ndw; ZW. In
'/, OGlatt schwarz, aus Wolle oder Baumwolle, vorn
nur knapp schliessend, mit weiten Ärmeln. Nach
ÖTiiTü ehenuils, von der Stadt aus eingeführt, ein
braunes Mieder, die Ärmel, vorn mit , Katzenköpfen'
und .Wägesscnermeln', von anderem Stoff als die mit
Fiscdibeinen gesteifte ,Gestalt'. Und macht üs hah'
(V Frau Sttmie warm, se cliumme' d' Mcidli zuen üs
rüs, »i hcnl-e d' E. uf den Arm. . . . Felker 1803. ,5 l'ar
sidiner Ermly.' 1469, Z Invcnt. Im Kt. B'M"änn(n--
jarke, während das entsprechende Stück der weibliilien
Tracht Kutte heisst: G' schau! one E. cha" iez scho"
Jlans z' (Jhilt zu-n-üser Jumpfrau cho", Im Monsch.yn
Olli z' (jstahe |vor Kälte steif zu werden]; im'' üser
junrje Meitlcni erlidc" 's nne Chiittleni vom Morije scho
Itix z' Abc. G.IKuHN 1819. Kiiiderjacko: Lei/rj 'cm C'liiud
d' A. a", es frürt GlH. Ermcli, Kinderschlüttli .\a.
Es scheint nach dem Chronisten Linoener, dass bei
Ehversprochen der Braut neben einer Geldgabe .Ermel
und Unigurt' als Pfand (.Wortzeichen') gegeben wurden.
Ermel in B auch Familienn.
Achslen-Ermel: Ärmel, die nur den (ihersti'U
Teil des Armes bedecken oder auf der Aclisel eine auf-
gebauschte Erhöhung trugen? .Gleichwie es lächerlich
wäre, den H. Augustinum mahlen wollen mit einem
dicken Kragen und einem Herrenroek [Predigerrock]
und seine Mutter in einem Tächlitüehlein mit Achsel-
ermeln.- 1122, Mise. Tin. S. auch u. Eichle Sp. 73.
Flauder-: bauschige Ä. BS. — Fhudm-en, flattern,
lliugcn, weit sein. Vgl. Flaudcr-hmcn und S'fhlottn-.
Glogg-: glockenförmig weite Ä. der Frauen BEi.
Hemdlins- Hemlis- Aa; B; S. Aufgestreifte
blendend weisse Hemdä. sind ein Hauptbestandteil
der weibl. B Laudestracht. — hemd-ermclig hcmp-
erinlifj, auch mit adv. Form (i'hempermli(;e": in blossen
Hemdä., ohne Ruck oder Jacke Z. Vgl. Bar-.
Katzenkopf-: Ä. mit kugligen Ausbauschungen.
,In G'staltröcken mit Katzenkopfärmeln [usw.] werden
die [durch das grosse Loos reicli gewordenen] Jungfern
ein respektableres Aussehen kriegen, als jetzt in iliren
Jüppen.' Stutz.
„Nacht-: Nachtjacke für Männer Bs."
Puff-: bauschiger Ä. Bs; Z. Solche Ä. waren in
den Dreissigcr-Jahren weih!. Mode. — l'uffm, nnflilason.
Vgl. JhllllJ}-. I'/UK-.
Beiz-. .Dass Luters sach uf beizermein stüende
und fast noch [ganz nahe] wäre irem fall.' Salat (wol:
auf weichem, schwachem oder künstlichem Grund V).
Pump-: weiter Ä., bes. an altmodischen Frauen-
kleidern Gr. Vgl. Puff-.
Bär-: Hemdärmel ohne weitere Bedeckung G.
Vgl. hemdermeluj.
Pfüs-: kurze, nur den Oberarm bedeckende, in
der Mitte aufgebauschte Ä., dgl. vor einigen Jahr-
zehndon die Weiber an den Oberröcken trugen 7,0.
— Pfusen, Ijl.iseu.
Plag-: scherzende Schelte einer Mutter auf das
Kiud, das ihr keine Ruhe lässt, eig. das sich zudring-
lich au ihren Ä. hängt B.
Scheint iniiicriitiviscli vcm playm geljilili^t, fiili;r vcm I'lnrj
St. 1, 178. Syn. Ptan-tjeUt.
Schöpen-: weiter Ä. wie an einer .Tacke. En
SchlucJc wie en Seh., also: viel fassend.
Schlottcr-: Rockärmel mit unverhältnissmässig
weiter Öffnung vornen SThierst. Vgl. Flauder-.
Stoss-: Vorderä., die über die Hemdä. ange.stossen
wurden = SlÖsiffK), AnstossK (St. 2, 402). , Weisse und
gefärbte Ärmel, auch weite und St.-Ä. mit Fältlein
sollen weder unter den Müedern noch sonsten getragen
werden von Frauen aus dem gemeinen Stand . . . Alles
guten Sannnats, Atlas, Taffets, Damasts, es seie zu
Hauben, Blätzen, Stoss-Ärmel, Kappen, Halstücher,
Schoossen u. a.' G Kleiderordn. 1727.
Stutz-: kurzer Ä. Ndw.
Streif-: eine Art leinener Stulpen. XVII.V G
Waschrod.
Strupf-: kurze, liausclilge A. an l'rauenklcidern
ZKn.
Wegossen-f: Ä.. die in ihrem Zuschnitt eini'
Ähnlichkeit mit einer Pflugschar fWe/iessc) hatten?
crmlen: „(ein Kleid, eine Weste) mit Ä. ver-
sehen.- Ä. in ein Hemd einsetzen B.
Ermel II m.: Schrank in der Stube, Kleiderkasten F.
Das Selbe W. wie Almmv Sp. 189. nur dass hier das
zweite r der lat. (irnndf. (armaviuui) an l vertauscht ist
und die zweite Silbe den Nelienton verloren hat, so dass sie
das Ansehen blosser Ableitungssilbe erhielt.
Ermli s. Hermll. Ermose s. Ameise Sp. 21ii.
Oniiasin: ein feiner seidener Kleiderstott". .Sy [die
Weiber] wend han Syden, darzuo Schanilot, Ormasin,
Damast.' Aai, 1519. ,An Ormasyn von allerlei Farwen
254 Elen.' 1571, Z Invent.
Vom it. onumino, «r/n(;«öio, ermi^iun (frz. nnnoitini), ndat.
urmusinus, dies wahrsch. von der Stadt Ormus am persischen
Meerbusen.
anicn: ernten BsL. (Sprekg); s. ernen.
Ahd. ariKin, metere, amen, mereri (ags. enrnjan, engl.
to mm), nihd. amm, ernten; verdienen; entgelten, büsseu
(vgl. rjc-anim und nhd. .ernten' auch in bildl. Sinn), von
ahd. (im, Ernte (s. Em). Viell. gehört hiezu der hiiufige
Ortsn. Am und (Diniin:) Ami, Erni, doch vgl. Anni. zu
Em I Sp. ■16'2.
er-, „auch erärnen" Gr: mühsam (aber ehrlich)
erwerben, verdienen, z. B. von Wildheuern. Es erarnets
TFe.se», eine mühsame Errungenschaft; es erarnets Lönli.
„Was der Vater erarnet, vertuet der Sohn." , Alles
muss erarnet werden.' Sui.oer. In der ä. Spr. häuliger.
KU
Al'U, eril, im. iini, um
402
.Ks wirt ze dem ersten sur erarnet und wird aber ie
licliter und ie liehter.' Markus vLinuah, XIV. ,I)er
mich so hat erarnot mit siner bittren niarter." G Hdschr.
M7Ü. ,Man müeht gedenken, das solichos lyden uns
liitlig zu banden gang und [wir es] nit on ursach
muosten e.' Bs Chron. 152'2;3;l ,Zuo verlierung unser
sur erarnoten frigheiten.' Aiiscu. 1529. ,üass ein jeder
gloubiger arbeiten und sein gwonne und erarnte na-
rung niessen solle.' Vad. ,Hert müend wir unsers
sunst e.' KüEP 1550. ,Mit ernstlicher bitt, wellest mit
mir als einem armen zaler gednlt haben, die schuld
yezmalen halb nemmen und mir des übrigen teils,
biss er oucli erarnet, günstigklich borgen [schonen,
zuwarten].' JWolf 15ö1. .Exantlare, erschwingen, e.,
mit Übelzeit und grosser arbeit vollbringen.' Fuis. ;
Mal. ,Von unsern lieben frommen Altvordern so sur
erarnete oberlandsherrlikeit." 16-10, Sonw LB.
Mhd. aariwu^ auch i. S. v. Strafe vcrdieneu, oder auch
unverdienter Weise entgelten. — Statt erarnen erscheint
niehrfacli gleichbed. erarm^n: iras dr Chopf tuet wrijmHii,
mieasun [müssen] rf' Fkss [Flisso] cran«>^6 [einbringen] W,
ebenso GrAv. und schon in der ä. Spr. : »erarbeiten, erarmen.'
Hosp. ,Gar säur band wir's erarmet, zwen Sieg am selben
Tag.' Tellenlied 1673, im Keime auf ,gewarnet.' Wahrsch.
wurde diese Form untergeschoben, weil (er)ctnicn schon
ziemlich friih in Abnahme geriet und nicht mehr verstanden
wurde. Umdentinig i. S. von ,mit den Armen, mit Arbeit
erwerben' (eher als: in Armut, mit Entbehrung) lag nahe;
auch lautlicher Übergang von 71 in m ist zwar selten, doch
nicht ohne Beispiel; vgl. A'rm aus Eni I.
umher-(er-) imii^'erärnr: mühsam erwerben. Ach
Gott, ir Arme», Armen, wie müesst-er u. und umer-
crliilc und umerratitje [euch mühsam herumschleppen]
(lU.Ant. — Ume(r), umher, oft zur Verstärkung Verben vor-
gesetzt, welche ein mühsames Treiben bezeichnen.
ge-arnen: entgelten, büssen. ,Die höf müe.stend
es garuen und widerum an Zürich kumeu.' Fkünd, von
ATscuuDi durch ,6r-arnen' ersetzt. ,Garnen' auch bei
Edlib. — Mhd. gcanicn, (janicn, ernten, vcrdieneu, büssen.
— ver-garnen: büssen BKi. — Vn- wurde erst vor-
gesetzt, nacluleui g bereits festgewachseu war. Vgl. er- 5, b
Sp. 403.
Arnet m. ; mäunl. Taul'n., Arnold. Auch als Fa-
milienn. U.
Arnika f.: liergwolilvcrlei, arnica niont. LK.
Al'ni, Erni 111,; mäniil. Taufu., Arnold 1! wH. J^nii
Familienn. L; Z.
Em I l)iVn ZObf. 2) Krr" l.; Sn.l.; G; aScuw.
•civ ÄAMuri. ;i) Ernd Hüüul 1S84. 4) J£rm Scn.
c'- Aa; BsL.; Z, t'-- ZMünclialt. 5) JErmel AaHoIz.
— m. Z, „n. BsL.": 1. Hausflur, -gang, Vorhaus;
iler zunächst hinter dem Eingang von Bauernhäusern
zw. Haus- und Stubentür liegende freie Kaum (bzw.
die Küche Senw), aus welchem man in die Stube
kommt; der Raum innerhalb der Haupthaustüre, Vor-
stubo Aa; Bs; L; Scn ; Z. Der nacli 2 Seiten mit
Hingängen versehene Flur eines Hauses mit , Stock'
Aa. ,lni Erm draussen, wolier ich in der Küche jedes
Wort gut verstehen konnte.' Sturz. M'ilsvh au.'''
iV Stiilic recht, der Krm und d' Kitclii. ebd. ,Sol man
das kol [die ans dem Backofen gezogenen K(dilen|
bisclicn ciiinitten an den [dem] ern.' Diessknii. Stadtr.
K. \l\ . l.'EDiNiiKU 1002 erklärt: ,ner erm, cm, eer;
hiiilein: ari'a, atriiiiii', lOriU; .lediger [ilatz, iirca.' Syn.
Gnny, Lanhe, Stiiiniierhüii. — 2. ein neben oder
liinter dem Hansgang befindlicher Kaum zur Auf-
bewahrung von landwirtschaftlichen Geräten, Geschirr-
üd. l'unipelkanimer Aa; üsIj., = Ermehammer. Gantj
due selb [jenen] Charst iiumme [nur] i 'n Erm hindere
ßsL. Speisekammer, = Spicher Sc;hwMuo. — 3. der
durch das vorspringende Dach geschützte Kaum vor
der Scheune. Rochh., laut welchem das W. auch
Dreschtenne bedeutet. — A'gl. Schiff-a-i Sp. 106.
Hüs-cre GA. (e-J; S nj. — f. GA.; Spkexg; ,an
einigen Orten -er, n.' ders., -erm GT., -e'rm Aa; Z
~ m. Aa; Z, Hns.m GT. (W.): 1. = Ern 1 G; S; Z.
,Wandelplatz eines Hauses vor den Zimmern.' Spreng.
,Es ist en grosse, grosse Huserm g'si", en ganz für-
zimdetröte Sode drin.' Stutz. (Der Raum ist oft mit
roten Ziegelsteinen gepflastert.) — 2. der ganze Um-
faugdesWohnhauses, mit der nächsten Umgebung.
,Wer den andern usser siner husere [aus dem Friedens-
bezirk seines Hauses heraus] frgfentlich fordert.' Otfn.
WiEDiK. E. XV. ,Die tempel sind verordnet, das der
glöubig mensch da möge etwas rüewiger betten, dann
etwan daheim under syner unrüewigen huseer.' Bull.
1531. ,Es sind wenig rechter grosser Huseeren noch
Höfen mer bi einanderen.' 1566 Z. ,Die hausär des
wilsteins [Wohnhauses] sol der jüngste son besitzen.'
Landr. Mölinb. 1594. Kinder erster Ehe sollen ,die
hausär und wilstein' besitzen, ebd. Kinder zweiter
Ehe sollen Vater oder Mutter ,nit an der husärbesitzung
oder wilstein vertriben' dürfen, ebd. ,Ein jede hns-
eere gibt järlich einem Lütpriester 1 Fassnaclithuon.'
1596 L. (Hier überspielend in den Begriff von Hau.s-
lialtung, doch mit Bez. auf den von ihr allein be-
wohnten Raum und verschieden von Uüs-er, nhd.
,Hausehre', s. d.)
Ahd. arm, erin n., mild, ercii (einmal auch ercn im Reim
auf te-cn), ern m. : Fussboden, Tenne, n. : Erdboden, Grund.
(Ägs. are, Tenne, ist unsicher; äni, eni bezeichnet das ganze
Haus, als zweiter Teil von Compp. ; in der Bed. .Behälter,
Gefäss' ist es viell. blosse Ableitungssilbe). Xsl. arin, am,
Hausherd; altu. Sal, crni, atrium; däu. artic, Herdstjltte,
Heimat. Das W. findet sich noch in andern deutscheu MAA.
Vwdt ist ohne Zweifel lat. arm, frz. airc. In unseren Formen
entspricht 5 nicht dem ahd. i, sondern ist aus dem Stimm-
laut des r neu hercingekonnncn. Zu Anfang dieses Jhdt-s
scheint in Schw in der Stannnsilbe noch kurzer Yoc. ge-
sprochen worden zu sein, vgl. „Erren" bei St., in dessen
i. Aull. diese Schreibung aber aufgegeben ist. Die Nbf.
Erm uuiss noch zu einer Zeit eutstiiuden sein, wu auslau-
tendes n in unseren MAA. noch fest war; der umgekehrt«
Übergang von m in 11 ist sonst allerdings weit häuliger, doch
vgl. erarmcii aus -iirncii und nhd. ,Pilgrim' aus ^M;r.f/rinH«.
Hüsem hat nach einem in den n.-ü. MAA. beliebten Vorgang
das )■ und danach die Selbstitndigkeit des 2. W. aufgegeben,
das man zu blosser Ableitungssilbo herunter sinken Hess.
Viell. steckt das W. noch in den Ortsn. (im) Erni und (oliiie
Und.) Ami Gfr. '20, '254, doch s. auch die Anm. zu anuu
Sp. 460. — Das Geschlecht scheint schon früh gesehwankt
iiud zum A'orherrschen des m. das syn. (Iiukj (,Flur' ist nicht
Schweiz.) beigetragen zu haben. In /im*- ist in Fidge der
Verkürzung auch weibl. Geschlecht aufgckomnien, mit der
Bed. ,WidiTdiaus'. während Bed. "2 und :! des eiurachen W.
dem ('oniii. Iclileu.
Em U f. - .c-Aa; Bs; B; VOhte; S, t--Tu; Z:
Ernte und Zeit derselben; auch das mit ihr verbun-
dene Alirenlesen armer Leute, allg. ,Es git all Ji>r
eil Eriii'hlig und en E.' Stutz. ,lr nidorländsclien
Iicrren. ir zicnd ins oberlaiid. in nberländscher erne
463
Am, ern, iin, orn, um. - Ariid, criid, iind
urnd
4 Öl
iniicLt lieh will wco bescliechen.' Halbsoter. ,Uii[1 kam
;ille Werk uf aiii Hufen [gleichzeitig], das Eebwerk
und der Hcuwct und die E.' Stockar. ,Ern' auch in
üossn. u. Miiv. Wint. Chr. u. A. Zur Alter.sbestininmng:
,iS'(' ixt erst zuulnzyi [20 Jahre alt] i" dr E.' Stutz. Zeit-
bestinnnung: .Dienstag vor Uns. Frauweu dult [Fe.st]
zu den Ernen.' Wint. Urk. 1301. (Maria Himmelfahrt
15. Aug.?) Vgl. «r(^»-c; Sp. 400 und Srnd ,Disiu reise
[Kriegszug] besehach in der ern.' Z Chr. 1336/1446.
Gut i" d' E. und schnldt ntul gern, aus einem Spott-
liede Z ; sonst i" d' E. yä" auch : sich mit Ährenlesen
ernähren. Anncli Znmvridi, chumm mer icend i" d' E.,
Anfang eines Beiinspruches. .Wenn man in der E.
die Oijfel mit dem Rechenstil kann zälen, so soll man
d' Hürden [die Obstgestelle] z'weg stellen.' Die Arbeit
und Feier der B. ist noch mit allerlei alten Bräuchen
verbunden. Die Schnitter, etwa ein lustiger Junge
mit einem losen Mädchen an der Hand, halten, Sichel
und Ahrenbüschel vorwei-send, die Vorübergehenden
an um ein Trinkgeld oder binden sie in die Halme,
bis sie sich loskaufen. Das Gebundenwerden droht
auch der lässigen Antragerin. ,Lueg dei, wie -n- er
d' Bäbe so listig i d' Garbe wott binde^; Ist de Schnittere
Bruch, und h'sundcrs bi 'n ledige Lüte.' KdMey. 184 1.
Im Übrigen vgl. Fiil-aeher Sp. 67, Äcker Sp. 69, Falsch,
Glüclsgiirh, Halm, Glückshalm, -hämpfeli, -körn, laden,
J\Iiicli('l, Biinl-nagel, rn-nemen, binden, Bankert, Sich-
lete, iSdiinnhie, Sichlen-schU, schnellen, Ge-schnitt, an-
tragen, M'etzer. Eine Zsstellung Z Gebräuche von
SuTEiiM. in Sknn Char. 1 103/13; und eine anmutige,
lebendige Schilderung eines S Erntetages gibt Joachim
1881, S. 1/89. Notarbeit an Feiertagen war bes. in
der Getreide- und Heuernte immer gestattet, .liass
niomans an lirtagen werche, noch sine dienst zun wer-
chen zwinge, es syg dann in der ern, höwet und im
herbst.' ir)'2G, Eöli Act. Auch mussten zu denselben
Zeiten die nötigen Wege über die Flurgrenzen ge-
öffnet werden. ,Üch sol man wissen, däz die dorf-
meier gewalt band, alle zeigen ze bannen und öch
uszelassen und öch alle hölzer und zuo den ernen
weg ze geben und zuo dem höwot.' E. XIV., Aa Weist.
Sprichwörtlich und bildlieh: Die Em ist no'''' im tcUe
Feld. Wer i" dr E. nit will schnlde, muess im Winter
Hunger llde. Wenn i' dr E. Nüd abfallt, so fücrt-
men aa''' Nüd ine. Ineichen. J/e muess schnlde", wil
[während] 's Ä. isch, die Gelegenheit benutzen S. Er
lief en gueti E. g'ha, hat grossen Gewinn gemacht Aa.
-'.s' gäd i" d' E. fi" d' Halm), zur Entschuldigung von
Mutwillen (c^s wird eing-erechnet in die Festfreude und
-freiheit jener Zeit; ebenso i 'n Wiimmet, Herbst, in
die Weinlese). Vgl. noch Ernd. — Mbd. mio f., alul.
Haber-ern: Haferernte. Da dieselbe den Schluss
der ganzen Erntezeit ausmacht, also lange nicht kommt,
so gelten die R.\A.: ,eine H. währen', eine Ewigkeit
ZSt.; es wärt kei H. ScnSt. Es ist gnct (Me" cha")
helse [Patengoschenke machen] bis zur H., d. i. auch
verspätete Geschenke werden noch angenommen SimSt.;
Z, dann übli. vom Zuspätkommen gesagt. Sutek.m.
Kirsi- Chriesi-: Kirsclienernte AAFri.
Schwaben-. Es war Sitte, dass Arbeiter aus der
Schweiz in der Ernte der schwäbischen Nachbaren
Dienst suchten. Vgl. Scliwaben-Geschnitt. .Diewyl des
Kinds Vatter nicnen im Land sonder in der Schwäben-
Ernd was.' Taufli. Zoi.i.iu. Iiiu3.
Zwischen- Zwüschet-: die Zeit zwischen zwei
Ernten z.B. zw. der Korn- und der Weizen-e. ZAndelf.
ernen: ernten Aa; Bs; B; „VOrte; S; Z." —
über-: bei der Ernte durch Überschreitung der Grenze
schädigen. ,Zu strafen die, so einen Übersäyen, über-
mayen, überzünen, überernen.' Kirchenrecht Schöpfen
1.534. — ver-: die Ernte vollenden Aa. — Zu der
Bcd. s. ver-, z. B. venttelchen.
Ernet, Ernt, Ern m.: Ernte L.
Diese neben dem häufigem Ern f. geltrauchte Foriii aus
alul. arnot m., inimorhin mit Aulehnuug an Eni, dessen Voc.
sie annalun, gehört zu den in unserer Spr. zahlreichen irulniil.
Namen von Jahreszeitarheiten, z. B. Heuet, JIräehct, Krieaet;
vgl. auch Erndei. In Ern m. ist die Anlehnung bis aufs
Äusserste vollzogen. S. auch Ernd.
erne° s. (über-Jenen Sp. '266.
Erni: Ochs mit weissem Stern auf der Stirn AaFtI.
— Für Sterni (s. d.) an den Mannsn. (s. Ami Sp. 4(jl) ver-
tiuisi-ht.
Ernist s. Er'nst.
Orn: jetzt (ohne Art.) Name eines Weilers ZHinw.,
aber urspr. wohl eins mit Ahorn (s. Sp. 161).
ornen. Urnen; Orni°g s. ordnen Sp. 440.
Ul'ner I PI.: blaue Traubensorte ZS. .Uv«, Urner
dicta;.' Oenol. — Über Uri aus Ifcilien importiert.
Urner II m. : als Kalb verschnittener einjähriger
(Gl) oder zweijähriger (BO.; F) Stier. ,Es sollend
kein urnar noch stier, so über ein jar alt sind, uf die
almend triben werden.' 1.53.5, Handveste Thun. Syn.
Oclis, (MilchheilerJ, Rampun.
u r n e 11 : kastrieren W.
Wriin das W. vom Landnamen l'ri gebildet sein soll,
so luuss CS ü' haben, was aus BSi. bezeugt ist; es wäre
dann ein zuerst nach Urnerischer Art behandelter Stier.
Das Vb. ohne Zweifel statt urneren, indem man das -er dem-
jenigen in Porsoucnn. gleich setzte, die umgekehrt von Verben
gebildet sind, z. B. ,Srhneider' von .schneiden'.
Ürni s. u. ur Sp. 420.
Arnd, Arend. Erend s. d. folg. Art. u. B Anz.
1881, 377.
Ernd, Ernt Aa; L; Z — f.: = Ern II und mit
diesem wechselnd. I mues g'rueje [ausruhen] uf d' E.
hi", sagt der Faule Aa; Sch; Z. I dr Ernt sind
d' Hüener feiss [übermütig]. Suloer. I dr E. chunnt
de Bür nW mit cim Fuess i 's Bett. ebd. D' Trfdie
söttid I sollten] mit de" Schnitteren i« d' Ernd gO [zur
Erntezeit Beeren ansetzen], ebd. ,Die vastetend mit
dem küng die ärnd', hielten die Erntefasten (eine der
I Frohnfasten). Vad. ,Fritag nach unserer frowen
dult [Fest] ze der Ärnde.' ZWint. 1321. (Maria Himmel-
fahrt 1.5. Aug.? s. Ern.)
Mild, irnde statt des gowöhnl. ernr und viell. bloss mit
nach n ein- oder augescliohonem d wie häufig in spät. Zeit.
Auch unsere Form Ernd, welche sich u. A. auch 1401) in
der Ott'n. Adorf, bei Fris. u. Mal., bei JMiill. 1005, .Jllott.
1000 findet, kann so erklärt werden, während die mit -(
(auch in Meyers Wiut. Chron.), falls die Schreibung urgiert
werden darf, auf Annäherung an das uhd. , Ernte' beruhen
mag, welches auf ahd. arnot zurückgeht, .aber Knduug und
Geschlecht von mbd. ernc annahm. S. auch noch Ernet
Sp. 404, Erndet u. — In den alten Zeitangaben ,Unser
Frauen Tag der cren' usw. scheint Vermischung zwischen
I(j5
Anul — unid. Anist unist. Arnt uviit. Ai'p
Ars— Urs
466
ene (Sp. 100). Ernr uiul Enmi (Arndt eingetreten zu sein;
in ,I1onncrstag nach U. Fr. erndo' (Urk. ZTöss 1284) kann ,e.'
niclit wühl etw.as Anilcrus sein als nihil. e/-e;if/ = ahd. änmt,
Botschaft (Maria Verkiiniligini!;-, 25. März). S. B Anz. 1881,
S. 376 ff.
eriiiU'ii: ernten, Ernte halten Zu. — Erndet m. :
Ernte L. — .Eriidete f.: Erntefeier.''
Ernst t'--, rf>- Bs; Gl'.; Z, Ernist Gl (c'-J; GG.-
^nst A.ALenzb.. Stauf., ^ernsch BStilt, .ersch BU'
(bäiir.), Jirst BG„ U.; FMu.; „LE.", ^rist ßO.; Gr
(e- Churw., uVatz); „LE."; SchwE.; U, ^rest AxLenzh.;
W, neriscb, presch BU.. ^Frutt." — m.: 1. Ernst im
Gegs. ivl Scherz; ernsthafte Stimmung, ernstliche Ab-
sicht. Massregel, wie nhd. Allg. Ist d'r [dir] Erst?
Es wird dir öpjie [hoffentlich] nit E. si"! Gotth. I'^'
rnues dr Erist hrüchen BHk. Me miies einal Erst
zeif/e FMu. Wo eine mit E. ane will, do tuet 's Glück
d' Tür II f. SrLGER. Va" E., für E.: im Ernst, z' Gül-
iii/cm. für immer, für überall BO.. aber auch i. S. v.
.eigentlich, streng genommen', z.B. hie glt [geht] von
E. le [kein] Wet) BHk. D' Such im E. m", gravidam
esse W; syn. nit G'spass rerstän. übergetr. auf das
Wetter: es isch im nit recht Erist z' ret)ne, das "Wetter
will sich nicht entschieden zu Kegon wenden B. Mit
unbest. Art.: amen Erist, im Ernst GrD. ,In einem
ernst, on spott, serio; ernst in sehhnpf keren, vertere
seria ludo.' Mal. .Agelastus, der nit lachet, ernsthaft,
Bruoder Ernst.' Fris. und ihm nach Denzl. 1677;
17 Ui. .Trico. häderig. müeyst-lig, dem man kein lachen
mag angwünnen, Bruoderernst.' Fris.; Mal. ,Animum,
fronten! remitiere, den Bruoder E. von im [sich] tuon.
nebend sich [bei Seite] setzen, sich ergetzen und er-
fröuwen.' ebd. ,Ein ernsthafter mensch, ein bruoder-
ernst, homo severus, gravis.' Hosp. (.Bruder' personi-
fizierend im Sin7i von , steter Begleiter'; vgl. auch
.Bruder Liederlich' u. ä.) ,In ernst aufnehmen.' Hosv.
kann Dat. des Subst. ohne Art. oder Aec. des Adj.
Neutr. sein; vgl. in ühel, verguet. — '2. Fleiss, Eifer,
Emsigkeit bei der Arbeit, allg. E. ha, fleissig arbeiten,
sich anstrengen Aa; Bs; G; Z. E. ha irie en Häftli-
macher Z (sonst: Acht ge). Heb nüd z' E., sei nicht
gar zu eifrig. Stütz, {ze = allzusehr, -viel.) Heb E.
mit Schribe"! GG. .Man sei die halbe Zeit nicht beim
Spinnen, und wenn man schon dabei sei, so habe man
keinen E.' Gotth. Hilt is [ist es] mii [ihm] Erest,
heute arbeitet er fleissig W. Es ist dr bar Erest,
lauter Emsigkeit, offenbare Bemühung W. Er het lein
Erist drbl BSi. Es ist in im dr heilig Erest, er wird
von heil. Eifer getrieben W. ,Fliss und ärenst.' U
ly'iti (Absch.). ,Lass dir e. sein.' Ho.sp. .Sie bsinnt
sich lang, lasst ihro gar e. .syn.' Sciiimpfr. 1651. —
Rechts-: strenges Rechtsverfahren. .[Der ungetreue
Vogt] erschwerte den Geschwängerten den K. gegen
den Schwängerer.' HPest. 1790.
.\hd. fniiist, crnrat, nihil, rnttst, enixt. - liie Ansstossiinp;
lies n ist beim Zstreffen von 4 Uonsonanteu begreillich; gegen
(las Zahlw. c^i-st hebt sich diese vcrstäininolte Form dnreli
die Vocalverschiedenheit ab. Es kann sich dazu mich Ab-
stossnug des t gesollen, welche bei der allg. herrschenden
Ausspr. von »( = it auch sonst hänfig ist, z. B. iich, ist,
A«>cA, hast.
ernst, ^erst: Adj.. echt volkstüiulich nur in der
adv. A'erwendung dos subst. Neutr. mit ,;(•. zu. welche
Scliweiz.^Idiutikon. I 4.
in B beliebt ist: z' Ernstem, ernstlich, im Ernst, z.B.
z' E. gloube. Soll 's z' Ernstem gelte? (Spiel um Geld).
,z' Erstem'. Gotth. Vgl. z' vollem, völlig, £' g'rechtem,
recht. Ohne ,zu' [V]: ,Wenn es die Auszehrig sei, so
müess-me" drhinger [dagegen einschreiten] und zwar
Erstem.' Gütth. — Das Adj. ist auch der ä. Spr. (amhd.)
noch fremd.
ernsten: Ernst machen, zeigen. ,Du hast glych
als die purenknaben erst angehept e., so die sach schon
ufgehept ward.' Gyrr. 15'23.
ernstig acrstig AABb.; BM.. wO.; FMu.; LE.;
SBb., -enstig BBe.: 1. emsig, eifrig, fleissig z. B.
werchen [arbeiten] AABb.; BSi.; FMu.; „LE." Ir slt
e.! SU nid z' e.! Gruss an Arbeitende B. Mls Liseli
sitzt e. da, ds Näichüssi [Nähkissen] iif dr Schöss,
und sticht-ecli [euch] da enandernw'' [unablässig] gar
tünersbrav druf los. Kuhn. , Warum bist du hierauf
so e.'?' erpicht, versessen? B. - 2. schnell, eilig B;
„LE."; SBb. z.B. „laufen so viel man kann." ühumm
(•.! Syn. enandernah, g'schmnd, g'leitig, schidig. —
3. ernsthaft BBe.; streng, hart; dringend. .Unser
ernstig und geflissen begi?re[n].' S 15'25, Strickl
,Unser trungenlich und ernstigs begeren.' 1525 Z, ebd.
, Sollend sy das erst mal vor Bat darumb ern.stig be-
scholten werden.' B Mand. 1628. ,Zu ernstiger ab-
strafung.' ebd. — Ernstigi eerstigi f.: Emsigkeit.
D' E. ellei" tuet 's nid, mi [man] mues o"'' no''' der
Verstand derbl brücke B. — „Ernstikeit tcrst-: Ernst
B; LE."
ernstlich: 1. ernsthaft, gefährlich, 's het en
ernsfli Wetter [Gewitter] g'ha. Si'liier. — 2. ange-
legen. Es isch 'em Atti ernstlig drum. Walchner.
—"3. schnell, flink W.
Ernt s. Ernet Sp. 4G4 und Ernd Sp. 161.
E r p e 1 e s . Erdberi.
Erpfi rf-: Kartoffel (Kdrspr.) Ndw; vgl. Erd-epfel
Sp. 879.
Ars, Arsch ari z. T. ä- und t. «', t. «- — PL An
— m.: der Hintere von Tieren; von Menschen nur in
gemeiner, roher oder derber Spr. Allg. RA. Uf den
A. betatschen, Schläge auf den A. geben Gr. E Tritt
i 'n A. gii" Bs. Von einem vergesslichen oder unge-
schickten Menschen: er verlor der A., icenn er-em nid
Wg'irachse war. Ineichen. DafsJ chast-dr [kannst dir]
am A. abfingerle! derb statt: an den Fingern abzählen.
SuLGER. Von ganz Unpassendem: es rlmt-si''' wie A.
und Fridrich. ebd.; das passet wie en A. in e Schöss
tiiiPr. l)u miKist-iiui [ilini| nit ebu Alls in A. blasw.
nicht Alles tun, was er will W. Blas-, li-cic-mer im
A.' oder: du chast-mer (df cha"-mer) i 'n A. blase",
im A. lrck(", Ausdruck gänzlicher Verachtung, derber
Abfertigung. Noch gesteigert: Li'ck-mer im A. ist
gc.iter g'si" und bläs-iiier im Eüdli ist hilt Z. ,Ich
hör wol an diner red, dz dir noch der l'edren eine
vom pfawensehwanz im ars stecket', d. h. dass du 's
mit Zürich-Österreich hältst. Edlih. .Fünf guldin
ärss.' I."i31, L Sam. 6, 4. .Podex, der hinder, der arss.'
Fkis. ; Mal. ,Dem Spitalhof von Z soll werden das
zechend Geiisli. das soll er oinoni abnihnen. wenn es
;!o
467
Ars, ers, irs, urs, iirs
468
Gras abniiifet und nit an den arss fallt.' Offn. Würenlos.
,f-'ii bist du allzit glich verzagt und wilt zum ars in
grad ertrinken, So bald 's ein wenig anfacht hinken.'
Com. Beati. ,l)er flnger wolt lehren den ar.ss schy.ssen.'
Lind. Wint. Chr. .[Der Schnee] ist also düf g'sin,
das [es] eim ist bis in ars ufhin gangen.' IVIey., Wint.
Chr. — Mild. (i)-s, Plur. eise.
Hüener-^recÄ; Wurm, cul de poule, farcin, eine
Krankheit der Pferde. Gk Samml. 1779.
Lam- Aa; GiiSplüg.; GStdt; Z (Jäm-), Lamasch
Bs; GO., Lämäschi Scii: fauler od. langsamer Mensch;
auch von Tieren, welche zur Arbeit verwendet werden.
— lamarschen: träge sein, langsam arbeiten, fau-
lenzen Gr; Siii. — lama(r)schig: langsam, träge
Bs. Das cjöt !..' Aa.
Das Comp, ist in possessivem S. geliildet wie .Langbein,
Krauskopf ii. a. — In der Z Form hat sich die urspr. Kürze
des Adj. erhalten. — In Lamasch ist das derbe zweite W.
entstellt, ebenso das Ganze in der frz. Form La Marche als
Geschlechtsn. B; vgl. den Namen SckiUt-den-A. S. auch
LaviälHeli.
Schütt-den-Ars: als Zuname. Urk. 1331.
Imperativisch gebildet wie ,Hassen-pflug', Schind-den-
HciujHt u. a. und gleichsam als Zuruf an einen LamarKch.
Trog-Arsch: der hinterste, nicht au.sgehöhlte
Teil eines Brunnenbettes W.
Ärsch-ling .ojK;/ GkD., Pr., Trimm., Ar st- Gr
Val.: das hinterste, dem Strunk zunächst liegende, also
dickste Stück eines gefallenen oder gefällten Baum-
stammes; die untere Hiebfläche eines solchen.
ärschli{n)gen: Adv., rücklings, -wärts. .Der
Weg in das Dorf soll als wyt syn, das man mög ein
buechen howen und die ärsslingen den weg herab-
füeren, und als wyt die äst begryffend, als wyt [breit]
soll der weg syn.' üfpn. Dictikon; ^,hindersich'. Offn.
des angrenzenden Dorfes Spreitenb. Z' ärachliye, auf
dem Hintern sitzend Aa. — Mhd. ars-, ertUmjen.
ärschen: gehen (roh) Gr oHe.
fuess-: Fusstritte in den Hintern geben W.
gig- ! und l, s und seh B, gtgartsche BE., .,;/ig-
arzen BL.", gigärscn BEi., giggärse WGräch.: einen
drehbaren Gegenstand, z. B. einen (alten) Stuhl oder
einen Drehsitz bewegen und dadurch knarrende oder
, kreischende Töne verursachen; mit stumpfem Messer
feilen; bei regelmässig wiederkehrender Bewegung
widrig tönen B; schaukeln BE.; WGräch.; „sich un-
ruhig und klagend hin und lier bewegen BL."
Die Nbfoniieu mit «, tach und z machen zweifelhaft, ob
dies W. libh. hieher gehöre, da das Subst. in Jer lebenden
MA. sonst allenthalben sc/i hat; jedenfalls müsste die Etym.
früh verdunkelt und im Zshang damit jene Consonanten-
änderungen eingetreten sein. Zu der reduplikativen Bildung
hat offenbar das z. T. syn. yiyamjifeii, mitgewirkt, denn auch
die Schaukel erzeugt jene girrenden Töne; nur ist dort die
Keduplikation (gi-) eine wirkliche, hier bloss eine scheinbare,
da vielmehr abzuteilen ist gig- (von mhd. gigen = gagen,
letzteres = Schweiz, giigen, schaukeln). Die Grundbed. könnte
gewesen sein: mit dem Hintern auf einem Stuhl herum-
rutsöheud girrende Töne des Letztern verursachen.
Ersi s. Er I, 1 (Sp. 389).
Urs: Personn. 1. männlich, auch Burs Bs; S,
,Turs' L It Sai.at, Dü'ss S, dim. DursU, Dürsli,
Urs US. So heisst z. B. der eine der beiden Lokal-
heiligen von S und nach ihm (und VilUerdurs nach
den beiden. Viktor und U.) viele Mannspersonen dieses
Kts. — '2. weiblich, verkürzt aus Urse, Ursula Sch.
Zu 1. Das vorgesetzte </ wahrsch. aus t des dem Namen
des Heiligen vorgesetzten Sani.
Ursele 1. Ursde AABb., Ursle Seil, Ursel ßoafit.;
Z (Ü-), ,Urssel'. Edlib., dim. Urseli „allg.", UrseU L,
Ursi „L"; W, Ürsi L; W, Urschle Gl; GrD., Pr..
rrec/i/e/; GoT.; ScuwE.;Z, Ür.tch ZO., dim. Ur.^icheK
„allg." i-i'- Tn; Z), Urschi SchwE.; U, Ürsclii Gl,
Ursle, dim. Urzili ScHSchl., Uschi Gr, Nuschi,
Nuscheli GuHe., Ehw., Uli, Tutti, Ii- Gr: der weibl.
Taufn. Ursula, auch Name einer Heiligen. An Ursel
('21. Oct.] sammlet-me" 's Chrüt l", sunst schneit Simon
und Judä [28. Oct.] dri". Sulger. StUrsele risst
d' Haben üs und StLiikas treit 's Holz zum Hüs
AABb. Urseletvi" — süre Wi" ZUhw. ; so anderwärts
GaUi-Win; vgl. dagegen Micheli-Win. , St Ursula
Wind im 0.st und Nord, deutet auf heitere, trockne
Fasnacht, in Süd und West, auf Regen und nassen
Winter.' Ineiou. - '2. Urseli AAStauf ;' Bs; BU.; FMu.;
L (s"); Zg, Urseli ßs; L; S, Ör.seli Aa; L, Örseli L,
Örscheli Aa, „Ur.ü B; LE.", Niirtschli BO., Si. —
n.: kleines Geschwür am Augenlid, Gerstenkorn.
Syn. Gretli; Tochterli; DreclMtössel (Gersten-, Hagel-
kornj.
Die Yergroberung von s zu srh wie in Arsch; wirst-heii,
nhd. .unwirsch' aus mhd. tcirs, schlimmer; , herrschen, feil-
scheu' aus mhd. hcrsen, fedsen. Sowohl s als sch kounnen in
einfacher und geschärfter Ausspr. vor ; das geschärfte « konnte
bis zu z aufsteigen. Uschi usw. mit Ausstossung von r; Uli,
Iluti (falls sie nicht aus einem ganz andern Namen ent-
sprungen sind) wahrsch. aus Kindermund. Die Vorsetzung
eines t (d) erklärt sich leicht aus dem Art.. schwerer die
von H, da in der betr. MA. das Ntr. des unbest. Art. cS
lautet. Der Voc, urspr. kurz, scheint durch Einfluss des r
schon früh und wohl allg. gedehnt worden zu sein. —
Die einsilbigen Formen, sowie die auf -cl können in grobem
Tone auch als Msc. behandelt werden. — Ob 2 wirklich
hieher gehört, bleibt fraglich. Es spricht dafür die Analogie
von Gretli, Tochterli, wenn diese nicht selbst erst auf Nach-
ahmung des aus dem Personn, gedeuteten VrscU beruhen.
Übrigens ist die Auffassung eines kleinen Auswuchses an
diesem Körperteil als eines , Töchterchens' um so weniger
auffallend, da im Auge selbst , Pupille' auch schon das Selbe
und .Auge' auch .Pflanzenkeim. Knospe" bedeutet. Aber diese
ganze Auffassung wird doch erschüttert durch die ausdrück-
liche und unmittelbar verständliche Benennung des selben
Dinges als .Gerstenkorn' im Auge verbunden mit ifcil. orzo,
frz. orgc, Gerste, orgc(o)let, Gerstenkorn im Auge. Wahrsch.
ist diese Etym. nur auf den Eigenn. umgedeutet worden,
weil dieser lautlich nahe lag. während das romanische Ap-
pellativ eben undurchsichtig war. — S. Schild III 17+, 189.
— Appellativ verwendet ist der Name in den folgenden Zssen ;
vgl. 0. O'ret u. viele a.
Kuns-Urscheli: ungeschickte Weibsperson tiWa.
— Syn. Hans-Juggel.
Schmutz- t'cse?, -Ursclidi: unreinliehe Weibs-
person Z.
Strumpf-CfreZe; Person, welche die Strümpfe her-
unterhangen lässt ScH (KiRCHH.).
urser s. usser.
Ursi BRi. (-«--), „Si.; LE."; W. Urse (PI.) Gr,
„Urschi BSi.; U"; UwE. (m-'-), Urze (PL) Gr —
PI. -i, -ini W, -en BO.; „U" — n.: 1. Speisereste.
„Was Tiere aus Instinkt, Mensclien aus Ekel oder
Leckerhaftigkeit, zuweilen aus Übersättigung von
Speise übrig lassen BSi." Heuüberbleibsel, ebd.; Gr.
Das Futter, das das Vieh in der Krippe liegen lässt
4C9
-UPS. Ai'scli urscli. Arst— nist
4?ö
BSi. ; Gr. und das man ihm dann streut UwE. Hilr
[dies Jahr], wo (h Heu no fürs iat, muus ds Veh üf-
f rissen, mW veniiaij iiüd Ursi z' machen BRi. „Sib-
[Sau-] Urscha, Sehweinel'utter U" (Dial.). „PI. Über-
reste. Abhub einer Mahlzeit BO.; U." Er ist hi-n-er
Herrschaft im Dienst, aber er ülierchöm NAd wann
[als] epjiis Urssen z' essen BEi. In \V heissen Ursini
Überreste von Fleisch, 3gl. u. A. an der Fasnaeht für
die Armen aufgehoben werden, während die von Brod
Grummele, Gr um miete, Bitzlete heissen. — Syn. Ab-
züg, Abwerd, Abycnt, Süuzüg, Soderich, Schüenete,
Briisclige. liümete. — "2. .Kerngehäuse des Obstes
^X'■ (meist als unessbar weggeworfen). — 3. „etwas
Verwerfliches, Schlechtes UwE." Auswurf, Aus-
schuss. geringe Waare. Dim. Urscheli. ebd.
„Ursen: 1. mit Futter nicht wirtschaftlich um-
gehen BO. — 2. foppen, zum Besten haben LE."
ürzelen: necken Th.
Der Wechsel zwischen dcu Lauten s, «*, seh und z hier
ähnlich wie bei Urieh\ aber »s resp. z hier ursprünglicher
als s, denn die Grundf. des W. ist höchst wahrsch. ein (aus
den lebenden Dialekten zu erschliessendes) ahd. * ur-az oder
'ur-azi, mhd. 'uraeze, unser Ur-äss (s. d.), aus welchem durch
fortschreitende .Ibschwächuug des Voc. der tieftouigen zweiten
Silbe unsu und zuletzt ur»s werden konnte. Die Bed. jenes
W. musste sein: Aus-essen i. S. von Ende, Aufhören des
Essens, was in den Begriff von Überdruss an demselben und
von Überresten desselben leicht übergehen konnte. Die
Formen des W. in den germ. Dial. s. bei Schm. I^ 134 — .5;
Fromm. III 338 f. Von Schriftspr. hat nur die engl, (in
ort, orts) das W. erhalten. Den Übergang des «« in seh
zeigen auch andere Dialekte, z. B. schles. ursclien, im Futter
herumwühlen, es ungenutzt zerstreuen. Aus dieser Vor-
stellung des Herumzerrens, verächtlicher Behandlung wird'
auch die 2. Bed. unsers ursen, diiu. ürzelen (wenn dieses
wirklich liielier gehört) zu erklären sein.
ArSCh-urSCh. Vgl. auch die Gruppen Ars usw., Arst usw.
„Al'Scli m.: Scheune BoSi.''
Schwerlich mit bair. die As, Ass, Scheunenraum, vwdt.
Aber auch dass die Scheune als , Hinterteil' des Hauses be-
zeichnet sei, trifft für die Landesverhältnisse nicht zu.
.Arscliier', Harsch ier B; UBragger 1787, Har-
schierer L ; S ; Uw, Hartschierer BsÖtdt f, Hatschier
ScnStdt; Z, Haschier Aa 1815; L; Bragger 1787,
Haschierer Aa 181.5; Hebel; Uw — m.: 1. Bogen-
schütze. Im Schwabenkrieg (1499) schickte der
König von Frankreich den Schweizern .acht schöner
büchsen in ir land, darzue artschirren wolgeniuet, ouch
vier büch.senmeister guet.' JLenz. Die selbe Macht
versprach, dass die .Gardeknechte' in Zukunft pen-
sioniert werden sollten wie .die Schotten und Archier'.
15'21, Absch. NManüel zählt neben den mit ,Glenen'
bewaffneten ,500 Kürissern' auf: ,1000 crtschier wol
beritten. Alles uf Burgunsch und Naplitaner sitten.'
,An der sclilacht zuoni Öpicher haftend die von Appen-
zell 100 (200) hartschor uf ain siten verorndt, die den
angritt' tuen soltend, sam der huf [als ob die Haupt-
macht der Appenzeller] daselbs läge.' Vad. — 2. Tra-
bant, Diener eines Berittenen. .Laudknecht, Heisigc
sambt ihren Artschieren, liechto l'ferd und Schützen.'
ECys. — 3. Polizeisoldat in kantonalem Dienst B;
L; ScH; S; Uw. Es chömni-cm fi'wässhei Haisrlticrcr
nummc [nur] ra" Mltem i:h<i" dra" scIniiiHke". BWvss
1803. Isch 's der Landrogt oder en Harschierer? ebd.
,Den Wächtern und Harschirercn.' Bs Mand. 1794.
Das Z Gesetz von 1787/93 unterscheidet als ,Land-
Harschirs' diejenigen, welche nicht in der Hauptstadt
stationiert sind. Der Ausdruck ist übrigens im Kück-
gange begriffen, an einigen Orten längst ausgestorben
und durch andere ersetzt; in Z zuletzt noch spec. von
den die Sträflinge begleitenden Wächtern gebraucht.
,An die Stelle der bisherigen Harschiers sollen 7 Land-
jäger treten.' Gl LB. 1807. .Die Harschiere oder Land-
jäger.' Gr 1814. Selten bedeutet das W. einen bloss
conununalen Angestellten, Büttel, wie in LG. sogar
einen bloss für die Erntezeit zur Beaufsichtigung der
Ährenleser bestellten Feldhüter.
Mhd. harschier, (h)artschierer von it. arciero, frz. areher,
Bogenschütze; Satellit; ulid. , Hatschier'. Das vorgesetzte h
hat hier viell. seinen besondern Gruud in einer Anlehnung
au , Harsch', Kriegshaufe.
Ärsch, Ersch s. Ernst Sp. 405.
Orschlig, Urschlech(t) s. Unschlicht Sp. 348.
Ür sehn er s. Ostner.
Urschlacht s. Ur-schlacht.
Arst — urst. Vgl. die Gruppen Arsch usw. bezw. Ars usw.
Ärst. Erst s. Ernst Sp. 465.
erst: Zahlw. 1. Adj. a) wie nhd., zunächst von
räuml. und zeit). Eeihenfolge, dann mit Übergang in
den Begriff des Wertes. Der E. i"-der Midi malt
z'erst. SrLGER. Der E. bi-der Suppe richt't a" G. De
E. debl steckt d' Nase drl" Z. Dr Erst, defr) Best
L; Z. Der E. de Best (de Letst de Fülst) Z. Dr
E. de Best hockt i 's Nest. Sulger. S. noch ander 1.
(Sp. 302). Erst g'icunne — de Bach ab g'schmimme,
erster Gewinn zerrinnt leicht. ,Erst Gewinner gibt
ein armer Stüdenklimmer.' Kirchh. Der e. Mensch,
von Einem, der Alles erstaunt oder verblüfft anschaut
ScHwE. Das ist mis E., das höre ich jetzt zum ersten
Mal Z. Da' ist-mer 's erst 1) [sc. Wort] ebenso.
2) es ist mir wichtiger als alles Andere Z. ,Erster
dingen die Lidlöhn', in erster Linie. Ap LB. 1585/1828.
Erst, vorzüglich P silv. Ds e. Chleid = das filrnemst,
schönste. .Erst, vorderest oder fürnemst, primarius.'
Mal. Vielfach wirft sich der Aberglaube auf das zuerst
zur Erscheinung Kommende, ihm besondere Kräfte
zuschreibend, z. B. : Wer am Weihnachtmorgen der
Erste ist. sein Vieh beim Brunnen zu tränken, wird
das ganze folgende Jahr Glück im Stalle luiben ZO.,
Zoll. Wenn man barfuss in den erstgefallenen Schnee
hinaus geht und die Füsse mit demselben reibt, so
bekommt man den Winter hindurch keine Frostbeulen
an den Füssen ZO. — b) adv. Verbindungen.
Z' ersten Bot 's [auf das erste Gebot, Aufgebot hin],
vorerst, vor der Hand; zuerst ZB., 0. Z' erst Werch
[oder eher d's e. W. als adv. Acc.?], zunächst, zuvor,
von Anfang an GrD. Adv. Genetiv: ersts, zuerst.
.Erwutscliten stab und stangen, was si er.sts ergriffen.'
TiEKii. 1503. ,Diss kraut ist ersts von einem verdorb-
lichen buchen erfunden worden.' ebd. Adv. Dativ:
ersten noch, danuils noch. ,Und .sassen die Schwe-
stern [die Dominikanerinnen zu Töss] ersten noch by
der bürg in einem kleinen lliisli', eig. zuerst, von
Anfang iui imcli. (i Hdsclir. Auf. XV. Mit Präpos.:
471
Arst, erst, irst, orst, urst
47-2
.Am er.steii. anfonklich, primo.' M.4L. „Urnen ersten,
in der Ersti, im Anfang Vw; Zg." ,So der wolf zuo
ersten den menschen ersieht, so erstaunet der mensch
davon; so aber der ni. den w. zuo ersten ersieht, so
erstaunet der w.' Tierb. 1563. Vmi erst, zuerst; an-
iixngs B; PMu. ,Das die Gallier in obgedachter reis
Tarfjuinij z\ten v. e. die weg über die Alpen funden.'
ÄcTsciiüDi l.")o8. ■ ,Etlich~nieinend. Hannibalem v. e.
ufgebrochen haben.' ebd. ,üis Mittelbuech t. e. ze ma-
chen.' ebd. 15(J5. ,Wic [die Schweizer] v. e. ihre Häuser
und Wohnung gemacht.' Grimm 1780. Vo" e. a", von
Anfang" an G; Z. _ ,Mandatis rebus prKVorti volo, ich
wil von ersten an tuon, das mir befolchen ist.' Fris.
,Von erst uf', von Anfang an. 1523, Strickl. —
2. Adv. ersch Aa tw.; U. 1) temporal, e.) ehestens,
baldigst. So erst, so bald als. ,So si e. gesturben',
sobald sie gestorben waren. Z Chr. 13-36/1440. ,So e.
das gesin mag', quam primum, bald möglichst. Urk.
ObGlatt; Ahscii. 15'23. ,So e. ir mögent', sobald ihr
könnt. Anselm. — b) eben jetzt = vor Kurzem, un-
längst GWa. ; Z. iV.sf no'''', vor Kurzem noch; er isl
e. na da g'sl" und iez ist-er fürt Z. Sid e., ganz
neulich. AugCorrodi. JE. bin i ime DörfU y'sl", 0
cliihitit-i hüt aW'' Kider hl'^ ! Stütz. ,I hungere träger
[wahrlich]!- ,,I hä-der doch e. Birestücl'li [Birnon-
sclmitze] (/(ß"." ebd. Er hat, higost! es Hüs, 's ist wie-
■n-es Scliloss, und hat erst no kein eigne SehilHg g'ha".
ebd. ,E. erborn'. vor Kurzem erst geboren. Zwincli.
,E.. gloych, modo, demum, nunc' Mal. ,l)a diesem
e. noch die Erde so klein wäre.' Tür. sep. — c) erst
jetzt (auch .damals' od. ,dannzumal'). Wo's a"g' fange"
het heitere", so g'sehn i^'' ersch, dass [usw.]. A(jysi.
.Erst yetz, als ob einer sprach: fast [sehr] spat, nunc
demum.' Mal. .Das ist e. ein grosser Wollust, ea
derauni magna voluptas.' ebd. — 2) modal, Gegen-
satz (a) oder Grad (b, c) anzeigend; immer betont,
a) mit nachfolgender Negation : erst recht nicht, trotz-
dem, doch nicht, nur um so weniger. .Ich habe ihn
gebeten: jetzt tut er es cr.st nicht. Wenn du trotzest,
so bekonnnst du es e. n.' Es ist erst nüd u-är g'si!
Stutz. Mer müend ireder hüt no morn ge" heusche
[betteln], und denn [wenn es sein müsste] gieng ih
erst nüd ror si" Tür. Stdtz. Seltener positiv = den-
noch. Es ist e. eso! Iez mach i"'' 's e. f= z' leid] eso.
— b) gar, vollends. ,l)er Unflat, soll er auch erst
[am Ende gar] meinen [meiner] spotten?' Mal. ,Damno
auctus, erst [sogar noch] weyter geschediget.' Fris.
— c) in obligater Verbindung mit folgendem .iioclr.
a) noch obendrein. Er (.si erst noch duiiiiii [zur
Schlechtigkeit hinzu]. Er rüemt-sich denn erst nuch!
Gl. Si muend Stüre zale und törfed [dürfen] denn
erst nuch keis Mül üftue". ebd. — ß) sogar im Gegen-
teil, vielmehr. .Die Lebenskraft liegt nicht in den
Knochen und Muskeln : Man sagt erst noch, wer lange
kränkle, werde alt.' Scheitlin. — y) Ausdruck von
Überraschung oder lebhafter Zustimmung: fürwahr!
ganz richtig! es sei! recht gern! Zg. Du hast e. no"''
Recht! Z. Der Toni cha" ersch nu''' güet mi^lchi"!
über Erwartung gut U. Wem-mer [wollen wir] e Spil
mache? Jo, erst no! Sch. Mit vorgesetztem ,aber':
aber erst no! ja freilich! Aa.
In von crut ist wie in zut.rsl {s. ii.) der .ibsohitu lulv.
Acc. crnt nach Analof^io der dativischen präpos. Verbindungen
noeli ploonastiscli und mechanisch mit einer Präp. verbunden.
Hie Kcirni umi« rrHiaii kann, wenn sie übh. auf rieliti^'er
Angabc beruht, wohl nur auf einer Vermischung von nm-,
cm-ertit (s. u.) mit am, von, zu a-Hten beruhen oder, wegen der
Bed., auf einer Ellipse von , Anfang' (um den ersteu A.). —
Der Übergang von der (auch schriftd.) temporalen Bed. des
Adv. erst zu der (unserem Dialekt eigenen) modalen beruht
naturlich auf Mitwirkung temporaler Vorstellungen, z. B. bei
'2) a) waltet die Grundvorstellung: erst jetzt (resp. dann)
beginnen die Verneinung, der Widersfcmd recht in Wirk-
samkeit zu treten ; bei b) : erst jetzt kömmt die Bosheit, der
Schaden ganz zum Vorschein nsw. Auch noch c) ist so zu
erklären; bei f) waltet in verkürztem Ausdruck die Vor-
stellung: erst jetzt sehe ich die Richtigkeit, Annehmbarkeit
nsw. ein.
aller-erst, .allrest": I.Verstärkung von cref .2, i&.
„Er ist allrest gekommen, jetzt eben, vor wenigen
Augenblicken." — 2. „zuerst". — 3. Verstärkung von
erst 2, 1 a. ,Zum allerersten als es ienen [irgend]
möglich ist, primo quoque tempore.' Mal. — Mhd.
altf-r-emt, alrr(r}nl.
em-, um-: so eben, vor Kurzem; vorhin B öO.
I han-e" doch no"'' emerst g'sehn g'Iia". G'rad e. —
em-erstig merstig: der, die, das so eben da Ge-
wesene. Wele" Psalm u-'em-mer [wollen wir] singe"?
G'rad dr m., den so eben gesungenen BHk. Wer
chunnt dert? G'rad dr m., der so eben da war oder
vorubergieng. ,Das merstig Kind ist schon wieder
hier.' ,Das m. Spiel', das so eben gespielt wurde B öO.
S. am-, cm- III Sp. 211 u. '221, welches Präfix zuweilen
mit abgeblasster oder ohne alle ersichtliche Bed. vorgesetzt
erscheint. Einen guten Siun ergäbe es, wenn num im vor-
liegenden Falle vm aus vhm herleiten dürfte, allein solche
bautwaudlung ist unserem Dial. ungewoJiut.
Uli-: nicht am ersten oder ehesten, am wonigsten
'leicht, zuletzt von Allem. Dr u., am unliebsten. —
— Dr für (Jen i. S. von ,am'.
er-: Ver.stärkung von erst 3, 1 b, vor Kurzem.
,Da man dann [nach einer Nachtmahlzeit zu Ehren
neugewählter Zunftvorsteher] e. einen neuen Prass
I Schmaus] angerichtet.' Bs Katserk. 1542. , Burger-
meister und Räte haben von [vorV] ungeraumer Zeit,
bevorab e. bei wenig Jahren hero verspüren müssen'
usw. ebd. 1697.
ze- z'erst. allg., z'ersch S, z'erste" Z, z'erster Aa;
L, z' erstist, -isch B: 1. zuerst. Wer z'erst ist, nimmt
ds Best. Gotth. 's wott Jedes z'erste .ü". KdMey. 1844.
Gib-is [uns] nu'' z'erste [vorher] Brod. Stutz. ,Dass
man 's z'ersten recht sollt lassen ankommen [in Brand
geraten], so säch man auch, wo man löschen solte.'
SriiiMPFR. 1651. — 2. z'er.tt wenn (dass): sobald als ...
ZBenk. — Z'erster, z'erstist pleonast. Steigerungsformen wie
echter, -st; andernt; , selber, selbst'.
Erstele" f., Enteli I (Aim.): Kuh, die zum ersten
Mal (Aa; BHk.; LE.; SG.) oder erst vor kurzer Zelt
(BO.; LE.) gekalbt hat.
Erstell n n.: 1. die erste Frucht einer Kuh,
Schafmutter, Ziege Bs (Spreno); B; LRigi. ~ 2. die
Kuh oder Schafmutter, welche zum ersten Mal ge-
worfen hat Aa; Spreng; BHk. Scherzhaft: keusche
Jungfrau, in der E.\. da(s) isch au''' kei Ersteh me!
Bs. Wenn Jemand etwas Ungewohntes tut, sagt man:
das ist es Erstell! Aa.
Ersti f.: erste Zeit, Anfang; nur in der Formel:
i" dr E. Gl; Gr; Z. Syn. umen ersten; z'erste Bots.
,In der Ersten.' Ulrich, Bcrgprcd. 1727, kann schwerlieh
als Adj. mit Ergänzung von ,Zeit' erklart werden, eher als
schwaclic Flexion des hoclid. , Erste' (= Emii). Vgl. Lcinti.
473
Arst, erst, irst, orst, lirst. — Art. ert, irt, ort, urt
474
erstlich: Adv. zum ersten Mal; vorlaufig. .Ein-
tunken, in ein färb stossen, er.'itli befeuchten.' M.*.l.
Erstens, für 's Er.ste: .erstlich — Ictstlich.' Tiit. sep.
Erstling n. ,Das erstling von den ersten fruchten
deins ackers.' 15.31/48, Exod. (= ,T)ie erstlinge." 1667).
erstig s. erustig Sp. 466.
Urstlig s. Unschlicht Sp. 348.
Art Aa; Bs; B; Gr; L; G; S; W, Ärd, PI. Arde
Ap; Sch; Th; U; Z — f.: 1. Pflügung und ge-
pflügtes Land; bes. frische Ptlügung; doch auch
)ieiti und alti A. A.-iZei. „Das Gepflügte Th", frisch
gepflügtes Land BsLd; ThHw. ; Z, Erdreich Sch, die
Furchen zusammen Aa, die beim Ackern aufgeworfene
Erde ZEümlg, die Furchengräte des gepflügten Ackers.
Lauf uf dr A. ! L. Übci- d' A. laufe" BsLd. Es git
e schöni A. Z. Der Säemann streut in die A. Die
3. Pflügung. auf welche dann das Ansäen folgt, heisst
z' A. eiere Tu, wohl verwechselt mit z' Sät ei., denn
A. ist jede Pflügung, daher z. B. ,die erste Art tun.'
Spreng (= streichen). Li die A. hinein säen Z. Das
eben gepflügte Feld hat entw. eine schöne oder eine
ungleiclie A. Du hasch ne schöni A. g'mncht Aa.
Wenn Eine 's Manne [ilie Führung der Zugtiere] nüd
rerstöt, se cha" de I'flucghaJter he [keine] schoni A.
mache" Z. Brücht-me" e höheni oder en Iseni Egge
zu deren A.? [für dieses Erdreich] Sch. Bildl.: Wenn
Zwei [Ehehuite] am ghclie" Seil zieh [den selben
Fehler haben], .so ist d' Sacli [das Hauswesen] bald
ah A. [aus dem Geleise, verdorben, verloren]. Schild.
— '2. bebautos oder baufähiges Land nach seiner
Beschaft'enheit; Gegend, Landschaft nach ihrer geo-
graphischen Lage. ,So verneraen ouch wir, das zu
Jenf und in derselben art und besunders zwüschen
Lyon und Jenf [usw.]. LTnd nit dester minder an
unser art [unseres Orts] sölicher mass handien.' B
Missiven 1474. .Holland, Brabant und andere Land,
an der .\rt darrüerend.' ebd. 1473. .I>ie Herschatt't
Ganis so ouch am Khin lit in einer guoten ard.' Türst
lidöjlhi^O. .Die Habsburg ist ein uandiaftig Schloss
an einer lustigen art.' ebd. ,l)ie Nortmenner sassend
in den inseln und an der ard, so man iezmal Norwegen
und Seeland nennet.' Vad. — 3. angeborne Natur
von Menschen und Tieren ; besondere Beschaffenheit
der letztern. Er icär von A. no nit so bös B. ,Von
A. ein böser Mensch.' Güler. A. lad [lässt] nid von
A., drum hed das Böckli e" Bart. Ineicuen. I die A.
schlä, diese Natur annehmen, ebd. I s'rbem [jenem]
Hüs hän-i''' vo" diir Art Hüener 's erst Möl g'seh".
Stutz (nicht buch.stäblich zu verstehen). Tier vo"
allne Arde Th. Insbes. gute Beschatt'enheit, auch von
Dingen. Es isch nid von A. fand nid rn Ooldau —
Wortspiel mit Ortsn.). Ineich. .Adhibere artcni. kunst
brauchen, eim ding ein art geben.' Fris. Der Musketier
soll beim .A.nschlag die Muskete .zierligkeit halben'
hart auf die Brust setzen, nicht wider die Schultern
usw., .sonsten wirf es keine art haben'. VFriokr.
1619. .Also die schmeichlerard [das Schmcicblerge-
lichter] die Herzensaugon blcndt.' JWSimi.er liJ.5'2. -
4. Art und Weise des Tuns und lienelimcns. bes.
gute, oft verbunden mit Gatti"g. Das tiäil l:ci .i.
(und liei Gültig), es ist ganz ungehörig, wider allen
Anstand, um^tatthaft, ganz fehlerhaft beschaffen, alles
Mass überschreitend Ar; Bs; Gr; G; Th; Z. 's het
ekei A., tcas er macht, er liefert schlechte Arbeit Bs.
Das schickt -si''' — ja, das hat en A. Stütz. Es
O'stürm [stürmisches Wesen] oni A. B. En A. het
en A. ! Recht ist Recht Ap ; Bs. Es isch ekei A. vo-me
so-nem Ma"! ein für einen solchen Mann ganz un-
passendes Benehmen Bs. 's isch kei A. und kei Gattig,
eso z' due, ein solches Benehmen ist unerhört Bs.
!''• hä" kei Art g'hähel, habe mich unartig benommen
W: syn. ung'schlacht sin (machen). ,Dass es eine A.
hat', teils von Güte, teils (öfter) von hohem Grad,
Stärke: tüchtig (nach Noten), allg. z.B. singe" as 's
en A. het, ausgezeichnet Bs. ,Ürauf los singen und
tanzen, dass es nur so eine A. hatte!' Sch Kai. 1881.
,Er würde drauf los schustern, dass es eine A. hätte.'
Stütz. Ohne Prägnanz (irgend welche Beschaft'enheit
einer Sache oder Weise des Handelns). Chumm-mer
nümme vo deren A.! begegne mir, betrage dich nicht
mehr so Z. Es ist e Weltströf [schwere Not] uf die
Ard. Stütz. !''• darf Nut erzälen — uf kei Ard und
Wls. ebd. ,Uf einwelli [irgend welche] A.' GrPt. —
•5. Betrachtungsweise; Hinsicht, Mass, Teil. Uf
en A., in einer Hinsicht, gewissermassen, zum Teil Bs;
GRRh. ; GRh. Er het uf en A. Becht g'ha". D' Emeri
sind uf en A. wie die tcälsche Chriesi [Kirschen] Gr.
I bin uf en A. frö Z. Das ist en A. en Lineal, ebd.
En A. es Uchrüt, eine Art Unkraut. Stütz. Er .sei
en A. schicermiietig. ebd. Das ist en A. g'stole, fast
so viel als Diebstalil Z. Er hät-si''' en A. schcniert.
ebd. Er häd en A. nüd welle, nicht recht wollen,
ebd. Mer sind-eren en A. z' wenig, wir sind ihr ge-
wissermassen zu gering, ebd. I ha 's en A. nüd gern,
eigentlich, streng genommen 6T. Es ist en A. wör,
z. T. wahr Ar. Of e A. wol, aber of e A. nüd, z. T.
richtig, aber nicht ganz. ebd. En A. wie vericret,
fast wie, gleichsam verrückt, ebd. Er ist tif en A.
e G'Urte, ein halber Gelehrter U. — 6. bestimmte Art
von Kleidung und Verkleidung. Man habe er-
fahren, ,wie dass etlich arden söllint vorhanden sin
und iez dise dry fassnachten [an diesen 3 F. -Tagen]
wollen umbgün. Darum wir gebieten, niemes solle
in arden umbgon. so Bäpstlich Heligkeit, KaiserL
Majestät, die Cardinal, unser Eidgenossen, die lands-
knecht, münch, jd'att'en, klosterfrowen, noch ander
fürsten, herren, gmcin noch sonder personen, frömbd
noch heimsch, geistlich noch weltlich, mügent be-
rüeren. bedüten, schmähen, reizen' usw. Z Mand.
15'23/4. .Gesellenspil und arden machen oder oll'en-
liclien spilen unil kurzweilen sich einmengen.' Vad.
.Meniglich sol sicli unsrer gewonlichen arden. formen
und gattungen der bekleidungen gebrauchen.' G Mand.
VAX.
.MIiJ, urt 111. uiul r. (iiilaiitiMul luicli urd-), Ackfilwu und
ilossuii Eltrag:; Ackerlaiui; Herkunft; Natur; BeschaffiMiIioit;
ahd. firt, Pflügniig; nlts. unl, Wdhnnng; ags. mnl, Heimat;
Natur; mnd. Gebiet, Stdiuiulivml; von ann, iifliigen (s. Sp. ;)85).
Der Übergang von dorn Grunilbegiiff .l'Hügung' zu iloni von
,Naturanlago' unil dem noch abstrakteren von ,.\i't und Weise'
erklärt sieb aus der centralen Red. des Ackerbaus als llrund-
lage .liier Kultur, und findet eine Parallele in dorn mbd.
I'jlunii, welebes aucli ganz allg. ,Oewerbc, Beruf, Oeseliäl't,
Li'bensuntei'biilt' bedeuten kiiiui (viell. an .pllegon' angelehnt),
lue Bed. (i findet eine Parallele an dem frz. voniumr aus lat.
iimsur.ivdi}. Gewobubeif (dies letztere zu ,wobnen'). Auch
das lat. liiiltiius, lliiltung, Besehivfrenhoit. Befinden (neben
475
Art, ert, irt, ort, nrt
47t)
huhitarc, wolinun) hat sich im frz. luihit (habilhr, kleideu) auf
Kleidung eingoseliränkt; uud d^guiser, verkleiden, stammt von
rjuiK = ahd. Wim, Weise. Üljrigeus ist Bed. G eig. nur eine
besondere Anwendung von 4 und dieses könnte auch direkt
von 1 allgeleitet werden, da dort der Begriff ,Art des Ptlü-
gens' deutlich vorkommt; es wäre dann der Begriff .Art'
von der wichtigsten Tätigkeit, dem Pflügen, auf alle andern
übergetragen, und Bed. 2 und 3 hätten sich, in sachlicher
Richtung, ebenso aus dem Grundbegriff , Ackerland' entwickelt.
Laiides-art: 1. Landesteil, Gegend. Zw Art 2.
.Dann wo wir dise landsart Terlassen, wurden sy dar-
durch luft empfachen.' 1.531, Strickl. ,Ein armer
arbeiter, allenthalben dieser landsart wol erkannt
[bekannt].' KCvs. .Fielen in diser Lands Art. nämlich
in Helvetien und Brysgow strenge Kriegsläuf yn.' ebd.
.Dörfer und Hööf diser Landsart herumb gelegen.'
1000 L; gemeint ist L und Umgegend. .Die bei der
Jugend in diser Landesart üblichen Kurzweilen.'
JHAmm. 1657. — 2. Natur und Sitten eines Lan-
des. ,So ist auch das ausssprechen selbst, allein von
wegen bcrgächter landsart, viel sterker, männlicher
und reuher worden.' JGüler 1616. ,Unangesehen der
rauhen, steinächten und bergischen landsart.' ebd.
,Die landsart des ganzen hochgerichts [Bergün] be-
treuende ist .selbige etwas wildlecht.' NSererh. 1749.
Bös-. Bös-, Bösch-art, -ard Gr — 1. f.: Bosheit,
oft aber nur Neigung zu necken und scherzen; Un-
tugonil: aucli ein einzelner boshafter Streich und dann
auch im PI. — "2.111.: boshafter Mensch. Du bist
en rechte B.! ~ bös-arten 6(5se7j«j'rfeM; Spott treiben,
zu verkleinern, zu schaden suchen GrL. Syn. bösijen.
Strüch-: ein zum ersten Mal gepflügtes Feld.
.Den 18. säyte ich in das Hanfland Räbsanien, darzu
in die Strauchart; es gab noch schön Raben.' Tage.
ZZoll. 1747. — S. KlrücJim.
vier-: gründlich, vollendet, ausgemacht V ,Dass
du ein rechter vierarter luterischer ketzer bist.' 1531,
Abscu. ,Dass du ein vierarter von einem luterischen
buren bist.' 1531, Striokl.
Im zweiten Fall ist das W. Subst. ; vgl. Glar-, Buckmuy
u. ä., welche ebenfalls zwischen subst. und adj. (resp. pos-
sessiver) und zwischen sächl. und persönl. Bed. schwanken.
Viell. dachte man an die 4 Elemente oder au das lat. qua-
dratus; vgl. viereii;/el Sp. 159.
.bluotes-: vol bluot, sanguinous.' Mal.
Vgl. nhd. .vollblütig', welches eig. auch nur adj. Er-
wciteruug eines urspr. adj. uud dann subst. .Vollblut' ist.
ge-artet: nach einer Art beschaffen. ,Clöster,
die mer weltlich dan geistlich geardet warend.' Vau.
,Wie ist diser Nabal geardet gsyn'?- LLav. 1584. ,Also
sind wir geardet in geistlichen Sachen, dass wir mehr
sorgfeltig sind für andere leut, als aber für uns selbs.'
JMüLL. 1665. — Nicht Partie, von arten, sondern direkt
von ^l)-( gebildet.
arten: in die Art schlagen Schw. — ab-: aus der
Art schlagen Schw. — nach- nö-arta G, nachhin-
iröpti-arde ZoTö. ; nachschlagen, im Wesen und Tun
gleiche Art zeigen. .Wir sollen den Tieren nacharten
in denen Stucken, welche uns die H. Schrift zur Nach-
folg fürstellt.' 1661, JMüll. ,Weil den ersten men-
schen nacharden all ire natürliche nachkommende.'
ebd. 1666. ,Wie die söhn den väteren nacharden, so
[usw.].' AKlinkl., Gn. ^ „nach-ärtclen: Dini. hiezu
Z." ,]mitari, nachmachen, nachärtlen.' Fris., ,nach-
ärtelen.' Mai,.
ärtelen: ein wenig nacharten, die Art von Etwas
oder Jmdera annelimen. ,Midas halt auch etwas ge-
ärtelet mit disen Geissmännlinen, das spurt [spürte]
man an seinen oren.' Tierb. 1563.
artig ä- Aa; BHk., Si.; Gl; Scnw; S; W; Z vorw.,
ardir/ Obw; ZW., artig Bs; BHa.; Gr (neben a-); L;
Ni)W; G; ScuwMuo. (neben a-); WLötsch. — Comp.
e'rtiyer Gl, .artiger V'Orte, e^- Z : 1. v. Boden : mürbe,
leicht zu pflügen; wohl bearbeitet BsLd; ärtigs
Land; en artige Baum, fruchtbar. Übertr. V von Zug-
tieren: lenksam, fügsam, ebd. Zn Art 1. — '2. nied-
lich, zierlich, schön anzusehen Aa; G 1790; Z. ChlX"
ist a. L; Z. Vene" ist d' Ernd e Zu, mer [man]
cha's nüd glaube zcie a.! JKMey. 1844 (angenehm, er-
wünscht?). — 3. sittsam, anständig, höflich; seltener
und nicht recht volkstümlich, ausgenommen in der
RA. 's artig Händli ge' (von Kindern): das rechte
-■^a; Gr; UwE.; W; Z; syn. ordlig; schön. ,Wie er 's
gemacht so artig und frei' (iron.; viell. i. S. v. listig,
schlau, s. 5, d.). Erzähler 1856. .Dise warend edler
und artiger dann [als] die zuo Thessalonich.' Apostel«.
1548 (= ,adelicher'. 1667; der Sinn ist: von besserer
krt, Anlage des Geistes). — 4. ziemlich, recht.
Alleinstehend oder als Adv. Adjectiven positiven Be-
grift's vorgesetzt: a. vil grösser Z. Scho' a. lang, seit
geraumer Zeit. ebd. 's hat a. [nämlich j'/7] Lüt g'ha".
ebd. (anders adj.: artigi, wofür aber auch unflektiert
gesagt werden kann: artig). E(s) ganz es (en) artigs
Piöcldi, ein ziemlich schwerer Block, ebd. Das chost't
a. [viel Geld] Z. Er hat a. z' tue" Z. Es lied hoir
[heuer, dies Jahr] nw'' a. Heu g'ge" [ordentlich viel]
UwE. Gross U. Das ist schon en ärtege Buch, ein
ziemlich grosser Ndw. Es hed-is [uns] artig Herd-
epfei g'ge", viele (oder grosse), ebd. De hed ä. z' träge".
ebd. De best 's ä. chenne, du hast deine Arbeit ziem-
lich gut gemacht oder deine Aufgabe gewusst. ebd.
A. (^ frx) ril GRVals. „Es ist mir artig = ziemlich
wohl L." Mer [wir] sind g'rad a. hei'" cho", e 's
(fregnet häd [nocli eben zu rechter Zeit] Z. Bald
sind s' a. diheime [vor dem Regen]. JKMey. 1844.
Mer ehönnted iez so a. g'si, leidlich gut ökonomisch
bestehen. Stutz. Selten vor Adj. negativen Begriffes:
a. hässigs Wetter, recht widriges U. — 5. a) eigen-
tümlich, sonderbar, seltsam, wunderlich; syn. eigen-
flichj, g's2Mssig; l'urlif/, I^urios; arig, artlig BO. ; Gl;
Gr; L;' P; GA., G., UBragger 1780; ScHW; SBb.; T;
Th; Uw; W. Es artigs Wesen isch-es dert [Uhrwerk
am Zeitglockenturm in Bern]; es geit usi u inhi,
dass-mu [man] ßn g'rad nimma iceiss, wa Eim d'r
Grind [Kopf] .^teit BGr. Das het-mi''' eso artigs 'diecht
[dünkte mich seltsam], ebd. Er tru^t slnen Örne
bloss, so artig isch-me [ihm] Alls färclw" BHk. Die
Ologge hed eso ne artige Ton L. ,Die Entlibucher
wurden wegen ihrem sonderbaren artigen Aufzuge mit
Verwundei'ung betrachtet.' JXSchnyd. 1781. En artige
Gä, ein unangenehmer Geschmack GlH. Das war a.!
GrHc. -D; Wiegst ardig dri, hast etw. .\ussergewöhn-
liclies in deinem Aussehen Obw. Das ist nemce en
Ardege, es ist ihm nicht recht zu trauen, ebd. Das
ist mer a., kommt mir sonderbar vor GG. Das ist
doch en artegi G'reisig, kuriose Einrichtung ScnwMuo.
,.\n den sandechten Gestaden machen sie [die Lachse]
Gruoben a. und wunderbarlich in die Stad herein.'
JLCys. 1661. — b) seltsam zu Mute; unwolil. übel.
Vgl. 4 am SchUiss. Es ist-mer ganz ii. vorde HBe.
•177
Art, ort, irt, ort, urt
478
Eim a. im Chnpf irerde U. Und icie 's Eim a. ircrdi.
und irie. 's Eim [Einen] ohsi [aufwärts] zieh. Ander-
I.INTH, nachher von Jer .irleichen Sache dem Reime
zu lieb verhochdeutscht: doch u-enn si lüte" g'höred,
es trerd-ne niinderbar. Es ist-mer a., etwas uuwohl
Ndw. Mol [einmal] stünet si und sait de"" ntir: ,Mir
isch se-n-a.; wie isch dir?' Schw. — c) „launisch.
Bis nit soll [so] artiga! BO." — d) „tückisch,
schlau, listig; von Sachen: unbegreiflich, schlecht,
böslich L."
Mhd. ertfc (artig) nur i. S. Ton ,etlel'; Tgl. 3. Unsere
Form äi-titj scheint an keine besondere Bed. gebunden (doch
Tgl. Äa tjuctärtitj neben artüj); ob sie älter oder jünger (resj).
mehr oder weniger richtig) als artig, hängt davon ab, ob diu
Gründe, ahd. 'artag oder 'artig war; die mhd. deutet auf
Letzteres, weil sonst ihr Umlaut nicht erklärt wäre. —
Betr. die Bedd. vgl. arig (aus artig) und artUch, welche sich
z. T. mit artig decken. Man kann die 3 Hanptunterschiede
aufstellen: I gnte, II besondere, III schlimme Art. Zu I
kann 1, 2, 3 gerechnet werden; 1 geht mehr auf Quantität
als auf Qualität. Dem II entspricht 5 a. welches aber leicht
in b — d und damit in III übergeht; 5 d lässt sich aber auch
aus dem Begriff ,fein' entwickeln, der in 2 und 3 enthalten
ist, in , artlich' |ä. Spr.) hervortritt, und dem nhd. ,artig'
noch im vorigen Jhdt zukam. 5 c erklärt sich leicht aus a.
2 und 3 sind am wenigsten volkstümlich und mehr aus der
modernen Schriftspr. entlehnt; gleichwohl erklärt sich die
Auwenduug auf das Zugvieh ungezwungener aus 3 als aus 1.
— Syu. neben den Zsscn mit -artig gehen solche mit -(f)ocktig,
-(l)achtig, -iUechtig.
vin- artig Z, -artig Aa; Bs; GRPr. ; Schw; Uw:
I. vom Boden a) unangebaut, unwirtlich, unfreund-
lich. ,Ein ungestaltes. kaitos, rauches und unartiges
land.' TscHrDi Gallia nach Tacitus: .informeni terris,
asperam cado, tristem cultu adspectuque.' — b) schwer
zu pflügen, zu bearbeiten Aa; BsLd. ,Berg und
Tal ganz rauch, steinig und unartig.- DEcklin 157-5
(.unartig'. Hoti). — 2. (von Personen) wie nhd. Z.
Ungesittet, roh. , Seite es dann ein wunder sein,
wenn heutigs tags vil sind der unartigen, ungeratnen
und boshaften leuten.' Gwerb 16-ltj. Schwer zu leiten,
widerspenstig, störrisch, mürrisch Aa; BsL. ; SchwE.;
Syn. alwar, urig, unmär; weinerlich (von Kindern)
UwE.; nit lt., versöhnlich GrPf. ,So fallend wir nit
ab und werdent nit unartig oder ungeschlacht.' 1531,
II. Cor. Ungebildet: ,Kein unärtigers und unkönnen-
ders Volk.' DEcklin 1575 (,unäehtigers.' 1730). —
3. unwohl AAEhrendgn. Vgl. artig i. — 4. un-
kräftig. ,EnerTata oratio, die kein kraft oder nach-
truck hat, unartig. Versus inertes, unartig, die nit
frei daher laufend.' Fris. — Mhd. tmartic, -crtir, unedel,
ausgeartet, büsartig.
in\-ärtig: von fauler Art, etwas faul, dies i. S. v.
,träge' UwE. oder in moralischem S. .schlimm': listig,
schlau, verschlagen, schalkhaft Bs; BO.; L. De ful-
ärtiy Dursli, de schlimm Burst [Bursche]. Breitenst.
— Syu. fal-lmht, -ig.
frost-artig. .Frostartige Weinberge', durch iliro
Lage Frösten ausgesetzt. Steinm. 1804. — Zu Art ;'.
guet-ärtig: 1. vom Boden: fruchtbar Aa. — '2. von
Menschen, bes. Kindern: gutmütig, wohlgezogen Bs.
,Ein gutartiges kind achtet auf seines vatters wort.'
FWyss 1653. .Bona indolis puer, gutartig (-artig),
knab guter art.' Denzl, 1710.
grob-. , Alles, so nit in ihren grobärtigon Kruni
dienet, ladlon.' Haen. liidii.
lieh -artig, -artig: von sanften Sitten und Cha-
rakter; liebenswürdig, liebreich. Auch von Tieren:
sanft, fromm. Gegs. un- Gr.
nett-: nett und artig Z.
bös-, bös-, bösch-ärtig: boshaft, neckisch, laster-
haft, verschlagen, heimtückisch Gr. .Bösartig, von
einer bösen art oder würzen, ubelgeraten, malitiosus.'
Mal. .Bösartig, degener.' Denzl. 1677; 1716. — Bös-
ärtigi, Bös-, Bosch- f.: Bosheit, oft nur Neigung zu
necken und scherzen Gr.
Ttc\\ -artig: von rauher Art (Land). ,An einem
so grobsteinigen, rauchärtigen Ort.' Guler. Roh
(Menschen) Gr.
besunder-flr^/i;; eigentümlich GMels.
Der Unterschied zwischen artig und artig ist auch in
den Comp, schwankend und nur zufallig. Übr. ist nur ttn-
mit dem selbständigen artig (artig) zsges., die andern alle
.aus dem betr. Adj. verbunden mit dem Subst. Art durch
das Suffix -ig neu gebildet resp. zsges. mit dem unselbstän-
digen -artig, welches nur den unbestimmten Begriff irgend
einer Beschaffenheit enthält. Nettartig ist eig. gar kein
Comp, und viell. auch Uehartig nicht.
artlich „L"; GT., ärtlig Aa; ApSchöngrd; FMu.;
GO., T., Rh.. ärtU L, ärdlig Ap (Comp, e'rdliger);
FS.; L; GoT., ärdlich kvn., ärdli GT., ärdle^ch G,
ädlech GTa. (Comp, adliger), adlig ApGais, adlig GRh.,
ärglig ApL, nardlich GAndw.: 1. artig, sittsam
Aa; Ineichen. — 2. schön, zierlich Aa; Inerhen. En
ädlechs Tötli [Schächtelchen] G. — 3. ziemlich viel.
Es gid artli Obs. Iseichen. — 4. wohl, gesund. Es
ist-mer artUh. — 5. a) seltsam, sonderbar, wunder-
lich Ap; FS.; Gl; GAndw., Rh., Sevel., Ta., oT. Bas
chond-mer ardlig ror Ap. Dit bist en ardliga Lür
[Schelm], ebd. Eh ädlega Heilega GTa. En artliga
Mensch. Sonderling GT. En adligs Tue" [Gebaren]
GRh. En adlige G'ruch. ebd. Man scheut sogar nicht
die Verbindung uf en artligi Art Ap. Schön. ,Die
kleidung ganz und so artlich an iren leib gemacht,
dass dieselbig kein ofl'nung hat.' Tierb. 1563. ,Und
hab sich darbei ein artlicher Boss zugetragen, dessen
sie alle zu lachen gehabt.' Heut. 1668. , Wundersame
Steingewächs, artlich abgesetzte bergmuschelen.' Hott.
1666. ,Den Berufenen führt Gott seine diener [Seelen-
hirten] so artlich und oft so wunderlich zu steg und
weg, dass kein mensch hette daran gedenken können.'
AKlingl. Gn. ,Es haben die Fischer eine artliche und
seltsame Manier, Fische zu fangen.' JEEscuek 1692.
,Es gibt deren, die härine Kleiilor tragen und sich
mit artlich gemachten Mönchs-Kappen bedecken.' Cl
.Schob. 1695. — b) launenhaft, weinerlich; en äd-
lechs .seZi.srs Chind G, Unmanierlich .Xi'Gais. Unzu-
gänglich, schwer zu beliandeln FJIu. Unheimlich,
unzuverlässig, heimtückisch; er isch en Atllechtt, iniin
weiss nicht wie man mit ihm dran ist GTa. — 6. fein,
sinnreich, kunstreich, geschickt. ,Der alle ding so
kluoglich, so artlich geordnet hat.' Zwixüli 1526, lat.
,qui tanta solertia cuncta disposuit." .Sein verlangen
stat auf mancherlei artlicher dingen, und sein herz
trachtet, wie er artliche bild entwerle.' 1531/18, Sikacii.
,Die kunst, die artlich und geschicktlich reden leert
(lehret).' Bin. 156(196. .Musik ist die kunst artlich
ze singen.' Kessl. .Flachwerk ganz sdion vergult
|vergiddot| und ärtlich gemalet.' ebd. .Ein iiüwe und
gar artliclio besclireibung.' Lehmann 15:!1 liil.'!. .Nun
■171)
Art, ert. irt. ort, uit
480
gar artliclien ist er worden mit der pfyifen und
truninieteii.' 1,">,50, Euep. .Acutum opus, ein kunst-
reich, sinnrcicli oder artlich werk. Subtiliter connexa'
res, artlich zuusamengefüegt. Affabre, fast artlich,
wesenlich, kunstlich, werklich. Ingenio prajstare, vil
vcrstendiger und artlicher sein. Astus callidi, ein
gschwinder artlicher list. Argutus. suhtyl. gschwind.
siiitzfuudig, listig, artlich. Mechanicus. ein artlicher
und kunstli(dier handwerksmann.' Fris. .Khioger
mensch, artlich, zierlich, hurtig in allen dingen, ele-
gans honio.' Mal. ,Er könnt alle Ceremonien dabei
also artlich und gesohicklich.' Wurstis. .Hüser, so
künstlich, artlich, auch so köstlich, zierlich und wohl
erbuwen.' Cys. .Also uf den 21. Tag Hornung mit
artlichem Anschlag brachent harus ob 300 Mann.'
Ansii. .| Eine künstliche Figur] wendet den Kopf art-
lich hin und wider.' 1666, Hafn. .üise Kirch hat
ein schönen hochen Chor gar artlich gewölbt.' ebd.
.Welcher mit seinen Füssen da's Glas a. [hat] nenimen.
darauss trinken können.' ebd. .Anjetzo aber mit einer
artlichen CaiJcU umbgeben.' ebd. .Sich der kaiser-
lichen Unad a. gebrauchen.' Guler. .Sich a. in possen
stellen.' ebd. .Die wolredenheit Basilii, die so a, als
Nanzianzeni, so fliessend als Lactantii, so schi'iftmässig
als Hicronymi.' AKlinhl. G. B. .Ein artliches Vorbild.-
1733, Ui.R. ,lninncum lepide exballistare, a. den feind
betriegen. Ingeniöse, sinnreichlich, a.' Denzl, 1677;
1716. .Mit denen Orten auch, die nächst am See
gelegen, sehr a. er beschreibt.' JEEscher 1692.
Mhii. fehlt (las W. (uur vncrilich, widerlich, schlecht),
dasregeu ist es im ii. Nlul. häufig, entsprechend unserer ä. Spr.
iu Bed. 6. — Hie Krweicliung des ( zu d wie bei Art, artig;
daran scliliisst sich leiclit Ausstossung des r. Bei argliij
mag neben dem nidit seltenen Übergang von d in ;; teilweise
Umdeutnug oder Aiilelniung an arr/ mitwirken. Das n in
fiardUch ans vorhergehendem .ein' herübergezogen. — Die
meisten Heda, hat arttich mit artig gemein, .5 auch mit arig.
un-artlieh: unordentlich. .U. durch und über
einander liegen.' Goliath 1741. — Mhd. vncrilirh s. ci.
Artlichi Ertliiji ApSchöngrd, Erdlitjc GT. f :
Seltsamkeit. Jcz u-ird 's - mer doch en Erdlkje [so
seltsam zu Mute; adv. Acc. in der Bed. von arliij 5 b];
's ist (i'irüss 's Hemveh [Heimweh]! JJRütl.
Al'tefTfiAA; Z, -fh'fi B — m.: I.Schwarzwurz,
scorzonera hispanica B; „S"; Z. ,Es gibt Stadtniädchen,
denen man Meerrettig für Artefüti und Sillery für
Muskatnuss verkaufen könnte.' Gotth. — 2. Endivie.
Cichorium endivia BSi.
Viell. für Aiidiß (s. Sp. :il'2l. mit Yertaoscliung von n
:iti r lind .\nlelinung an ein anderes W.
Artelleri. ArtdUeri Zf — f : Artillerie, früher z.T.
noch mit weniger enger Bed. ,Darzuo notwendig ge-
schütz sanijit aller zuogehörd und artellary, euch pro-
vand.' Aiisou. 1529. ,Doch möcht derselben [der Lu-
zerner] rüstung dero von Bern artellari nienan ver-
glychen [keineswegs gleich kommen].' Vad. .Einen
Vorteil hatten die alten Helvetier auch: sie mussten
auf keine Artollerie, Kraut und Lot [Pulver und Blei]
warten, dann man kriegete danialen nur mit ein paar
I'feileii und einem Spiess.' Krieösrecht 1704.
Artikel -/i/- m.: I.Abschnitt einer Reihe, Para-
graph einer Verordnung, eines Vertrages, einzelnes
Gesetz, einzelne Vertragsbestimmung. So schon i. XV..
XVI. und noch allg. J)ns' me" zu 'n Chindc" hier/i
[schaue], ist en wichtigen Ä. Prägn. : das ist en A.,
eine wichtige Sache. Syn. Item. .Die mailandisch
botschaft seit [sagte] beden iiartyen, sy weiten a. [zu
einem Friedensvertrag] stellen und sy lassen hören.
Uf sömlichs [darauf] Hess die m. b. brief [sc. machen]
und darin die a. eigenlichen setzen ein nach dem
andren.' Edlib. — 2. Abteilung, einzelne Art von
Waaren. auch von Obliegenheiten, allg. ',•* Schiieh-
werch ist afe" [allbereits] en türen A. für en Hüs-
rater. — 3. Titel. .Behalte du [als Sohn] nur die
gewönlichen A. von Ir und Euch bei, so wie du inmier
mit uns redtest.' Z 1811.
„Al'tische", Aiiitsche B (Freudenb.), Artifschocit Z
— f, : Artischock-Cardon, Cynara cardunculus. .Cactos.
Cinara, artischock (artistock). wältsche (garten-) disteh'
Fris.; Mal. .Cinara. strobilus, ein Artischau.' Ehaq.
— Erd-Artischo: knollige Sonnenblume, helianthus
tuberosum var. B. — Die B Form ans frz. ariidaud, die
Z aus it. articiocco.
Art je f. : langes Waldgras, zu Streue verwendet Gr.
Viell. aus roni. nardn verderbt, welches ein Gras bedeutet,
das ebenfalls, wenn man es reif werden lässt, nur zu Streue
dient. •
ert- s. er-ent- Sp. 3,53. Erti s. Eid-Beri.
Irtig. Irtung s. Irrtag Sp. 411.
Ort — P 1. ebenso und (in bes. Bed.) Örter — n. :
1. in allg. S. : irgend ein Punkt oder grösserer Teil
des Baumes. ,Je höher 0., je grösser Fall.' Sulger,
Am oheren 0. sin, hoch oben auf Bergen, z. B. die
Alp ist am o. 0. BEi. An ds ober 0., bergan, auf-
wärts, z. B. eine Last an ds o. 0. zu tragen ist noch
schwerer als sonst B oSi. 2Ie [man] y'spürt, dass 's a"
ds 0. 0. geil BKand. A^ ds under 0. gä", abwärts gehn
BO., Sa. Bildl. am stärchercn 0. sin, stärker sein als
ein Anderer GrD. Eppcs [Etwas] an en 0. tue", auf-
bewahren Ap. Ein Schuldpfand ,in ein unparteiisches
sichres 0. verwahren.' 171.^. Z Stadtger. En 0. ha"
für Ojijiis, wissen, wo man die Sache aufbewahren
kann TnHw. .Wiewol die [Figuren] an einem ort
bliljond [fest auf ihrem Platze standen], jedoch mit
dem obren teil schwanktend sy hin und wider.' Huldr.
Cami'ELL 1572. Mit unterdrückter Präp. .an': Allen
Orten, allenthalben S. Di:"" mitesch allenorte wüsche,
darnach musst du allenthalben [wo es notwendig ist]
kehren. Joach. Si hei" a. 0. [in mehreren Wirt.s-
häusern] 'tanzet. Hofst. Mit unterdrücktem Art. (s. ab
u. vgl. über Ort 3 d) : ab Ort, von der Stelle gerückt,
vorwärts gegangen. Ein gefallenes Tier ab 0. tuen,
beseitigen, verscharren B. ,Noch immer war die Sache
nicht ab 0, [von einer schweren Entbindung].' Mit
adv. -s: .Etwas ab Orts, einsam sein.' Dennler. .Der
hals ist binden und vornen schwarz, an orten [stellen-
weise] rot.' VoGELB. 1557. .Der Delphin hat ein flei-
schechte Zungen, zuo orten herumb zeysert [gefaseret].'
Fisi'Hu. 1563. ,Wirdt ein fülle bereitet, der dann damit
besclioben, zuo orten ver.strickt.' Tierb. 1563. Ver-
bunden mit syn. End (vgl. nhd. .Ort und Stelle', ,Art
und Weise-). Es blöstet [es geht Wind und fällt
liegen] a" 0. und Ende", da und dort in der Ferne;
fi" O. u. E. hat 's nu''' Sehne ZO. Auch bloss: ««
[gewissen, einigen] Orte Z. .An o. und e. angrytt'en.'
ZWäd. 1646. S.Sp. 314; s. aber auch unten 4. Örtli":
De Profit ist amene [an einem] chline Ö., macht wenig
aus Z. Sin Verstand ist a. chl. Ö., reicht nicht weit.
481
Art, ei't, ii't, ort, iirt
482
ebd. SJs SachU [Voniuif?en| het öppen a. chl. Ö. Plat:
B. H'rts mtfsch [warum willst du] '>« G'mcinf/ikiU
rerriijife? Mach s'i-rst 's 0. z'ireg! sorge zuerst für
das Nötige, elie du Geld für Unnützes ausgibst. Schild.
Fs vhost't ja nw es Ö.! scherzh. Antw. auf Einladung
zum Sitzen, Wortspiel mit Bed. 7. — 2. in eng. S.
1) concret. a) Stuhl, Sitz in der Kirche als Privat-
eigentum einer bestimmten Person oder Familie ü;
Sch; Z. ,Druf [nach der wandelnden Coimnunion] gat
ein iedes widerura in sein c' 1637, Dien. OGlatt.
,Daher bleiben aus Mangel an Orten Viele zu Haus.'
ZTalw. 1687. Vgl. Kihhen-, Hannen-, Wiber-. —
b) verschämte Benennung des Abtrittes, meist Örtli
und mit dem unbest. Art. I mues an es Ö. Bs; B; Z.
— c) Platz eines Schulers, für bestimmte Zeit
angewiesen. In Ap meist Örtli. D' Probe" gönd [gehen]
(»n 's 0.. nach den österlichen Probeschriften wird der
Rang bestimmt. — d) übh. bestimmter persönlicher
Platz. Jedes Familienglied hat am Tische ,sein be-
sonderes 0.' und bei gemeinschaftlichen Feldarbeiten
jede Person ,ihr bestimmtes 0.' mit der entsprechen-
den Aufgabe. BUb a dim 0.! wärst [du wirst] doch
nid öppe u-ellen en Dreclcstossel [s. d.] sl"! ThHw.
Er [der Mann] het 's Wort [hat zu befehlen] und Si
[die Frau] het 's 0., hat sich dahin zu verfügen, wohin
sie vom Mann beordert wird. Schild. Hock am 0.!
bleib an deinem Platz sitzen. Stütz. Ich a" mim 0.,
ich meinerseits. Örtli sueche", ein Spiel Ap ^ Vögeli
flüg üs! — e) daher auch von Sachen 0. mit dem
best. Art. oder Pron. poss. s. v. a. der gehörige,
rechte, passende. Öppis a's 0. tue" ThHw., z. B,
gebrauchte Werkzeuge icider «" (djs 0. t. B; Z; in
Ndw: zum Aufbewahren hinlegen, versch. v. a" sts Ö.
Si häd de Brief halt u-ider a 's Ort 'treit. Usteri.
D' Gass afnjs 0. stellen, die Kegel hübsch gerade in
die gehörigen Linien stellen SDorn. Am 0. si", pas-
send, ratsam sein ; sich geziemen, schicken B. Gleich-
bedeutend es ist nid ab 0. ebd. .Selb [jenes, das]
wäre ihm nicht am Orte', gelegen. Gotth. ,Den Glau-
bensstreit stellt an sein 0. [setzt ihn bei Seite oder
lasst davon ab], Unib Glaub tut man nicht kriegen.'
Eine. Dam; vgl. ,an ein 0.' 4. .An ihr o. gehen', von
den Gottlosen : in die Hölle, Verdammniss kommen.
Klingl. 1691. — f) Stelle in Schriften. ,In den
gschriften der heil. Vätteren findst auch von den ge-
spensten etliche ort hin und bar.' Lav. 1.'j69. ,Das
erstanzogen o. des wysen Salomons',. d. h. die erst-
angezogene Stelle in den Sprüchen, ebd. (1670: ,den
obenangezogenen Spruch'.) .Nach geschechnem Ge-
bett verlist der Diener [Geistliche] ein o. uss Altem
oder Neüwem Testament.' Z Kirchenordn. 160.3. .Das
eine und andere o. auss unseren Theologis.' Hott.
1666. — g) Platz, Spielraum. De'' erst im Bett hat
's unter O., mehr Raum, bildl. = wer bei einer Sache
zuerst i.st, hat den Vorteil ZO. , [Laban] machet ort
dreier tagreis weit, zwüschend im und .Jacob.' 1531/60,
Gen. — h) Wohnort, Ortschaft. Ati anderen Orten
ist au guet Brod esse. Sulheu. .Sedem mutare, ab
einem o. an das ander ziehen.' Fris. ,Das 0. Ren-
burg.' 16.58, Heut. ,Das 0. ist ganz ungebauen ge-
wesen', nie bepflanzt. Carolina 173L In der Bed.
.Ortschaft' ist das W. nach Zyuo auch m.. aber seltener,
und dieser Gebrauch scheint weniger volkstümlich,
moderner. — 2) abstrakt, a) Gesicht spun kt. Da
Orts, an dieser Stelle, in dieser Hinsicht, was dies
Schweiz. -Idiotikou. I. 4.
betrifft, z. B. da Orts icüsst i''' Nut z' säge" B Ztro.
Vgl. daörtig. {Orts kann auch partit. Gen., abhängig
von da sein, vgl. ubi terrarum ; doch, ist es wahrsch.
nur stellvertretend für des, absol. Gen.) ,Aber die
Mädchen wussten die kurzen Wörtchen an 's rechte 0.
zu tun' [richtig zu deuten]. Sch Pilger; vgl. heim
insen; h. tuen. ,Si feien an dem 0.'. in dem Punkt.
Manuel. ,Wess wir uns des orts entschlossen.' 152.5,
Absch. ,Der fröinbden halber soll man luegen [schauen],
wie sy des orts die unseren by innen haltend.' XVII. ,
U. ,Auch diss orts rede ich auss erfahrenheit.' Hott.
1666. — b) Zielpunkt, Zweck, gegenüber Wort,
Vorwand. A 'n 3Iart [Markt] ge cliaufe ist er [ihr]
's Wort, aber mit dem. Liebste z'sämmechö ist er 's 0.
g'se [gewesen] Ap. ,Der angebliche Nebenbuhler sei
[das] W., dass er eine Summe unterschreiben sollte,
sei das 0.' Z Eglis. Prozessakt. 1878. Eine andere
Anwendung oder Deutung dieser RA. s. Sp. 205, c und
hier unter 5. — 3. äusserster Punkt oder Teil eines
Raumes, Körpers: a) Ecke, Ende, Rand, Saum.
Das 0. (auch Ortstück) eines Weckens [spitzigen
Brotes] Bs. ,Es glaub, das ander 0. [der Cigarre]
schick sich besser ins Mul.' Gotth. 's scharpf 0., die
Schneide; Eim'ssch. 0. äneha" [hinhalten], schneidig
begegnen, die Spitze bieten Aa. Orter, Schusterahlen
S. Vgl. Fünf-, Mül-, Spann-. Am 0. ligge", am Rand
der Bettstatt Sch; Z. Am 0. usse" sitze", am Ende
einer Bank ScnSt. ; ZFehr. Am 0. (Bort) usse, zu
äusserst übh. ZZoU. Am 0., dem Rand entlang GrPt.,
z. B. eines Waldes Z. Gönd, hocked an-en ().! [in
einen Winkel] ruft die Mutter strafend ungeberdigen
Kindern zu. Stutz. .Dann si [die zu ScnSt.] am o.
und am anstoss lägind.' 1521, Euli. ,Und leinet sich
uf das ander o. [des Speeres].' Ziely 1521. ,Es sollen
in des fleckens vier orten allwegen [immer] ein grosse
leiter und ein fürhagk daby mit seilern gerüst't han-
gen.' Elgs Herrschaftsr. 1535. ,Die stein [Bausteine]
sollen an keinem o. oder egken abgebrochen noch ge-
schleipft, sonders völlig syn.' 1539, B. ,[Die Päbste
haben] mit sölichen [Kunst] griffen die Obrigkeiten
auf ein o. gehalten', in den Winkel gedrückt. Vad.
,Ich hueb an zue laufen bald. Ob ich möcht kommen
aus dem wald; Ich könnt nit finden des waldes o.'
HWiRRi 1556. ,An beiden orten des Schnabels.' Vogelb.
1557. ,Leg die eier aufrecht darein, also, dass die
spitzeren ort ob sich sehind.' ebd. ,Wenn er auf
ein eck oder o. des nestes stüend, wurd er leichter
hinabgestürzt.' ebd. .Plena jam margine libri, das
buoch umb die örter umbhin voll.' Fkis. ,Das end
oder äusserst o. eines dings. das bort.' ebd. .Das o.
oder end eines yetlichen dings, es seie was es wolle,
das äusserest, es seie davornen oder binden oder
nebendsich.' Mal. ,Das man sie an ein 0. [in einen
Winkel] setzen und wol usnüchteren lassen wird.' G
Mand. 1657. .Leinwattuch, so auf den Orten ein 20er
und in der Mitte ein 18er.' Trogen Ratsprot. 1781.
Örtli: Ende eines .Steges' im Weinberg Z rS. Der
rechte oder linke untere Zipfel des Segels; 's Ö. a"
n'e", an sich ziehen (näher an das Hinterteil des
Schiffes), lugg [locker] lö", minder straff anziehen, Ci"
lü", loslassen, so dass es keinen Wind mehr fasst
BonENsEK. S. noch in den Zssen. Über Cubcr) 6.
oder als Adv. Überort: 1) „über eine Ecke, Kante
hinaus, auf die, auf der Seite, z. B. ». 0. nse falle*
oder .Iindn ü. O. iisr g'hcie" := über Bord 1!." .Die
483
Art, ert, irt. ort, urt
484
Kachelbank fiel ü. 0.' B Kai. 1844. ,Die Neumonde und
Vollmonde schaffe- ü. 0. in deinem Aderlasshoricht'.
Aufforderung an den Kalendermacher, ebd. 1826. Üher
0. sJn, vorbei sein BBe. — 2) auf zwei, beiden Seiten.
Einem Lasttiere «. uflade" Nüw. — 3) quer, schief,
in eig. u. uneig. S. BU.; U; Z. Syn. überegys. Er ist
ü. g' gange. Sütekm. (irreV) Aus dem Geleise (geraten,
stürzen) B Zvro. ,Das Ställi hanget in der Luft und
hat keinen Boden mehr und das Hüsli ist ü. 0. [nach
einem "^olkenbruche].' Gotth. Er ist über 'en 0.
g'lade, berauscht ScuSchl. ,Wenn ein Bär unterhalb
gefangen würde, .so gehörte das Haupt nach Neuen-
burg; wäre er oberhalb gefangen, so gehörte es nach
Burgund, und würde er ü. 0. gegen Savoj'en gefangen,
so gehörte er dorthin.' 1.521, Absch. .Spreche er: ä,
wiss und blaw ü. o. inhin [das schräg abgeteilte
Wappenschild des Standes Zürich] ist noch das oberst
Ort [der Eidgenossenschaft].' 1530, Strickl. ,Wiss
und blaw ü. o. nit veracht!' Manuel. ,Von rechter
Üppigkeit schlief er [der Ziegenbock] ü.' Tierb. 1.5(j3.
,Die wilden Ochsen weiden mit gekrümptem gnick ü.,
von wegen der gstalt irer hörnen.' ebd. ,I)er Wolf
hat scharpfe äugen, .sieht schelb ü.' ebd. ,Die Krebs
sehen alle schlim über ein 0. hinaus.' Cvs. 1661.
Bildl.: ,Das bringe uns ü. 0.', um Hab und Gut. Gotth.
Ü. 0. lupfen [heben], ein Bein unterschlagen, betrügen,
.ebd. Es ist-em [ihm] ü. g' gange, schlinnn (und zwar
mit Unrecht) LE. (St.''). ,Die Niederkunft traf nicht
so ganz ü. ein [ungelegen].' Gotth. Es isch zuüischen
üs nie starch ü. y'gange, wir sind immer leidlich mit
einander ausgekommen, unser Verkehr hat nie eine be-
deutende Störung erlitten BRi. Vgl. einürtig. — b) bei
Ortsbestimmungen, Grenzangaben, daher auch
selbständiger Ortsname. (AmJ Ort (auch ani Ortli)
heissen vorspringende Stellen am VwSee, bes. eine
unterhalb Morschaeh, wo Schiffe landen können. ,(Am)
Ort', Weiler am Endo des Dorfes ZWädensw. .Inneres
0.', Weichbild der Stadt AAKaiserstuhl. Örtli, eine
schön gelegene Gegend am Thunersee (zwischen Ober-
hof^n und Gunten). Ein Haus ,am 0.' war ein Eck-
haus im alten Zürich. ,Unz an den Ort', bis an das
Eckhaus einer Strasse B; S. , Mitten durch den grat
von eim orte unz an das ander uss.' Z KBr. 1304.
,Ein efaden gat in Schwarzen o. und von demselben
0. in des Marschalks o.' ebd. ,I>er efrid [Grenzzaun]
gät an der [des?] landtvogets o.' Offn. Buchbg.
,Ein kilchweg zwüschen des Peters acker und des
Bülers an dem o.' ebd. ,Von Uolr. Benzen obcrn o.
gen des Wanners hus, von Clausen und Walthers
örtern gen dem Rino.' Diessenhofen St.-E. E. XIV.
.Eines Abts Hof sol gan von des kilchoves o. an das
0. der frowen chloster.' XV., Hofrod. E.\geui. ,An das
kilchof-o. bi dem obren gasthus.' ebd. — c) Teil,
Stück, oft durch Adj. näher bestimmt in sprichw.
KAA. „Etw. am leichten (schweren) 0. nehmen, d.i.
leicht (schwer) aufnehmen, allg." D' Such am liechtren
0. nen, sich darüber wegsetzen B öO. ,Sie sollten
von der Bürde das schwerere 0. auf ihre Achseln
nehmen.' Gotth. Dass d' Bure nit nuinme iif's Feld
use cliümme'' cho" kumidiere', nei", mit de" Dienste'
[Dienstboten] schaffe" und d' Sach ender no''' am
schwerere 0. nähme". Hofstatter. Am gröberen 0. ab-
g'sagete [abgesägt] sin, ein grober Mensch sein BRi.
De" Stecke" am dreckigefrjn 0. (miiesse") a"grife" (>ic"),
ein unangenehmes, schwieriges Geschäft an die Hand
nehmen; den Kürzeren ziehen, Schaden nehmen B.
Du verstösch [verstehst] den Dreck am dicken 0. S
Ndramt. Umgekehrt: de" Bengel am tickere 0. ha" (in
einem Geschäft oder Wettstreit), den Vorteil haben Z.
Er chu [kann] -si''' iez hebe [halten] am tünnere 0.,
hat den Vorteil verscherzt Gl. (Die RA. scheint ent-
lehnt von dem wirklichen Wettkampf des Ziehens
zweier Gegner an einem Stock.) ,Das Isen am heissen
0. angreifen.' Denzl. 1710 (viell. noch von den alten
Feuerproben her). Ohne bildliche Bed.: ,Ein Stück
Holz, am dünnen 0. 9" breit.' Z Gerichtsakt. 1872. —
4. Ende in zeitlichem S. (doch mit räumlichem
Grundbegriff'). Am O. si", zu Ende, erledigt, abgetan
sein B; Z. Ist es no"'' nüd am O. (■=amaBort)? Ap.
Wenn es es fry eso recht g'icüsst hätt, d' Sach icär
längst am 0. Gotth. .Darzu muss man das mäss nit
nemen bei der Vernunft, dann da wären wir bald
am 0., sondern bei der kraft Gottes.' Wtss 1650. ,Die
sach ist an ein 0. [sc. gebracht, gekommen], salva,
composita, decisa est res.' Hosfin. Mit-ere [einer]
Sach an en 0. chu, an ein E. kommen, sie fertig, ins
Reine bringen. Sulger. Er chunnt a" kes [kein] ().,
richtet Nichts aus Aa. ,Kummst allem wollust an
ein 0.' Salat. ,Dz man doch etwan zu eim o. kam.'
ZwiNGLi. ,Myn herr würt schlechts nit z'friden syn,
Biss er der sach kumpt an ein o.' 1535, Birk. ,Damit
wir komment an ein o. Und unsere Sachen machen
fort.' Com. Beati. ,Mit einer Sach an einen 0. kom-
men, ad exitum pervenire.' Mey. Hort. 1092. ,Noch
hat 's mit in [ihnen] kein o.' Lied aus dem XVI.
, Firnemiich mechte ich hiezwischende die sach an ein
0. machen.' Platt. 1581. ,Das Haubtgesehäft an ein
0. machen.' ZuRiiiL«. 1050. , Seite er sich des Reichs
Geschäften nichts beladen, bis seine Sach verhöret
und an einen 0. gemacht wurde.' Wdrstis. 1705.
,Mach deine Sache an ein 0., sonst rede ich änderst
mit dir.' Nacutl. 1790. ,Si söllind die spännigen Ar-
tikel der Leer mit der Geschrift, nit mit dem Schwert
an ein 0. bringen.- LLav. 1576. Nahe vwdt, aber zu
unterscheiden ist: ,an ein 0. setzen, stellen'; s. 5.
Als Gegs. zu End ist es natürlich = Anfang. ,Also
erzalt die jungkfrow iren handel von o. zu e.' 1521,
Ziely. Über 0. u. E. in amplificierendem S. s. oben 1.
— 5. Seite (vgl. überort 2). Am letzen 0. gletten,
ein Stück Wäsche auf der verkehrten Seite plätten B.
,Jede schib ist vom zweck [Mittelpunkt] uf alle o.
dritthalben werkschuech wyt.' Z Schiessplan 1504. ,An
yedem o. des bachs.' 15'24, Schw LB. , [Münzen] an
ainem o. mit sinem angesicht, an dem andern o. mit
dem adler [Avers und Revers].' V.iD. ,An beiden
orten', auf beiden Seiten. Vogelb. 1557. ,Dise gestalt
[gemeint sind 2 Abbildungen] zeigt das letz und recht"
0., d. i. dz ober und under o. [eines Kuttelfisches].'
Fische. 1503. ,Nam mich an ein o.', auf die Seite,
zu einer geheimen, vertraulichen Mitteilung. Platt.
1572. ,Und auf ein o. die wag zu sehr tut neigen,
d"un coste fait pancher la balance.' PTBR.-Stettlcr 1642.
.Hierorts', unsrerseits B Zvro (Kanzleispr.). Mich zum
Wurt und d' Sach an en 0. Sulger mit der Erläu-
terung: ,er tut, als sorgte er für mich, denkt aber an
sich, weiss die Sache für sich beiseite zu bringen';
doch s. auch o. Sp. 480 u. 48'2. Sonst ,an ein 0. setzen'
oder ,stellen', bei Seite setzen, nicht achten, fahren
lassen, dahin gestellt sein lassen. ,Das ich 's schier
als [Alles] setz uf ein o.. und lass die leut schwetzen
485
Art. ert. irt, ort, urt
486
und sage«.' Gengenb. GM. ,Häy lieber, b'sich ba.ss
dine wort Und setz din zorn hie uf ain o.' Birk 1535.
Der Zins sei denen von B nicht verabfolgt, sondern
damals ,an ein ort gestellt worden'. 1541, Abscii.
,Wenn es gl.vch die yenigen lesen werdend, so unser
religion nit sind, so sy die anfechtung [den Confessions-
hass] ein wenig an ein o. stellend, werdind sy be-
kennen müssen, dass ich ire gründ trüwlich dargeton
habe.' LLav. 1569/1070. ,Avertere animum ab assiduo
moerore, alles trauren hindan setzen, trauren oder
kumber an ein o. stellen.' Fris. ,[I>u] achtist uns für
grobe lüt [usw.], das wir nun an ein o. wend stellen
[auf sich beruhen, unerörtcrt lassen].' Antvv. betr.
Hirsbreifahrt 15TG. ,Uf ein o. setzen', missachten.
Manuel. ,Uf o. stellen', übergehen. ,Da wurden ge-
brucht vil wort, die ich ufs kürzist stell uf o.' Lenz,
Schwabenkr. ,Uf ein o. stän', bei Seite treten. ,Den
bitt ich, dass er uns well lan ungeirrt und uf ein o.
stan.' ebd. ,Wie 's hie [auf Erden] gang, gilt mir
gleich, Nimpt bald ein o., Allein dyn wort, Herr Gott,
blybt fest.' Gdalth. 1542. ,Die oströmischen Kaiser
wurden von den Päbsten verachtet und uf ein 0. ge-
halten', ihr Ansehen bei Seite gesetzt, missachtet, ebd.
— 6. Himmelsgegend. Von Jemandem, der gerne
zu Hause sitzt, z. B. von einer übereifrigen Hauswirtin
oder einem ängstlichen Menschen, sagt, man, er gehe
nicht aus, es sei denn glänz [hell, heiterer Himmel]
an allen vier OHcn Z. 's wäit [der Wind weht] van
0. [Nord] (Schifferspr.). Sülger. ,An dem recliten o.
gegen abend.' HuldrCampell 1572. ,Und den richten
in die vier Ort.' Th 174'2. — 7. Bestandteil der alten
Eidgenossenschaft, sj'n. mit .Stand' und dem spätem
(urspr. ebenfalls ,Ecke', vgl. , Kante', bedeutenden)
Namen , Kanton'. .Zugewandte Orte', die nur in wei-
terem Verband mit der Eidgenossenschaft stehenden
Städte oder Länder. .Appenzell lasst sich nicht pochen
ob es gleich das letzte 0.' Z Ofeninschr. Bülach 1085.
,Das eint oder andere Eidgnossische 0.' B Mand. 1700.
— 8. vierter Teil, a) Münze (z. T. nur imaginär),
meist Ortli, seit dem neuen Münzsystem (1S50) ver-
altet. Meistens der 4. Teil eines alten Z Guldens, =
15 Kreuzer Ap; Gl; Ndw; G; Schw; Z. Syn. Boch.
,Vierbätzler oder Zehnschillingstücke, früher Orts-
gulden, jetzt Örtli genannt, Hess der ZRat im J. 1656,
um die im Felde stehenden Truppen damit zu be-
solden, zum ersten Male prägen. Die letzten sind von
1811.' Gem. Z 1844. Nach einer Angabe aus L =
10 Kr. ScLGER hat neben einander die RA.: ,Mcrk,
Marx, drei Batzen ist ein Ort' und die Erklärung:
,0., eine Silbermünze von vier Batzen.' ,Zwen Gulden
und ein 0.' Lied v. Bauernstand 1806. Eine wort-
spielende KA. s. u. 1. ,So wil ih zwenzig Schillinge,
des enläze ih niht ein o.' Anf. XIII. AaMuiI. ,Zwen
guldin und drü ort ains guldin.' G Stiftsarchiv. ,40
rinsch guldin minder eins orts.' 1486, Jhrztb. Willisaü.
Eine Convention der VII Orte vom J. 1487 wertete
,2 Freiburger ort mit dem f = 5 Häller.' ,672 ghln
und 2 ort.' Edlib. Die Bs Ausg. von Luthers Bibel
1523 erklärt ,Scherflin' durch ,örtlin, halber heller'.
,Biss du das aller letst örtlin bezalest' 1531/48, Lucas
(= .scherflein'. 1667). ,Ein ort eins guldins, das ist
15 krüzer Costenzer werung.' 1530, Absch. .Denarius.
ein halb ort, acht creüzer.' Fris. ,Ein o. wirt auch
für den vierten teil eins dings genommen, als so man
spricht ein o. eins guldins.' Mal. ,Eino [Mecrkatz]
umb vier Cassis, welche münz ein ort eins Ducaten
tuot, also das umb yeden Ducaten ein meerkatzen
kouft wirt.' TiERB. 1563. ,15 crüzer oder ein ort des
guldins.' Z Mand. 1622. ,Wann er mir einen Eimer
wyn zu kaufen gebe um ein ort und einlif guldi.'
JJBreit. 1614. S. Elchs-, Ulfen-, Schaffhüser-ort;
Halb-örtltr. — b) Viertel bei Procenten GoT. —
c) ein Mass Salz. ,Dass die Salzlüte, die salz veil
liant, messen sont ein halbes o. in drin [3] griffen,
ein ganzes o. in sechs gr. und ein ganz viertal in
zwelf gr.' XIV., Sch Stdtb. ,Swer salz verköffet, der
git von ietlichem o. 2 ß an die statt.' Diessenh. Stadtr.
ca 1400. — 9. Örtli, Geschlechtsn. Ap; Gl.
Mhd. ort n. und IB., PI. ort, -e, örter. Die Grundbed.
war .Spitze, Ecke'. Im ä. Engl, findet sich noch ords and
aida, d,ineben (in nord. Form ; vgl. altn. odd-r, Spitze, Schwert)
das Ädj. odd, uugrad, ungleich ; Suhst. odds, Ungleichheit,
Übermass usw., entsprechend unserm über Ort. Die Bed.
.Viertel' leht auch im Holläad. und mit bes. Anwendung auf
Münzen (urspr. viereckige oder wenigstens vierteilige, s. ort-
acht) noch in niederd. MAA. (s. auch Jiichs-). Das Geschlecht
war urspr. m., dann geteilt zwischen m. und n., worauf im
Nhd. das m., in unserer Spr. das n. den Sieg davon trug,
auch schon in unserer ä. Lit. ,Die Bresche ist das 0.,
welches . . .' JKLav. 1644. ,Das Ort, dahin er hegert.' Heut.
1658. ,In der Tiefe der Erden oder wo das 0. der Höllen
seie.' JMüll. 1661. ,An dem 0., das noch heutigstags die
Engelburg genennet wird.' ebd. 1673. ,Die täler sind hin-
under gestigen .an das 0., das du ihnen gegründet hast.'
KdMey. 1G"4. .Zeigte es [den Fund] andern Leuten, worauf
sie an das 0. kamen [sich verfügten].' Memor. 1742. Sonder-
barer Weise wechselt bei Mey. Hort. 1692: ,Etw. an ein
0. machen' und ,niit einer Sache an einen 0. kommen.'
LLav. 1670 in mehr nhd. Weise .dieser 0. heiliger Schrift',
aber 1578 dafür noch ,das o.' Als m. kenneu wir das W.
nur etwa in der Bed. .Ortschaft' und ,Yiertelsgulden', beidemal
nicht sicher bezeugt. Die PI. -Form Örter ist bezeugt für die
Bedd. ,Raud des Buches' (Fris.), und einmal in allg. Sinn:
,dass die Element wiederum ihrer iirteren, da sie Gott ge-
ordnet, begeren.' Ziegl. 1647. Heute kommt sie noch von
Kirchenstühlen, von Ahlen und etwa i. S. v. Aufbewahrungsort,
Versteck vor.
Ab-ort „m.": 1. abgelegener Ort (fern von der
Heerstrasse) B Zyro; L (St.''). .Es sollend fürthin
nicht mehr Spysen, noch Wyn us den Wirts- und sun-
deren Hüseren. da die hochzytlichen Mähler gehalten,
in andere sunderbarc und Abort geschickt werden.' B
Mand. 1628. ,Die Pfersichbäum sollen an sonderbare
Abort in Beben oder Gärten gepflanzet werden.' 1639,
Rhau. .Daruinb die Statt ein herrlichs Ansehen, auch
nit mehr als ein einziges hölzin Häuslein an einem
A. hat.' 1666, Hafn. — 2. „unsauberer Ort" [Ab-
tritt?]. St.»-
Us- m. u. n.: 1. (auch jSfeben-iis- B) abgelegener
Ort, auch mit dem Nebenbegrill" eines die Öffent-
lichkeit scheuenden Treibens; abgelegene Gegend Gr;
G; W. ICe""-»!')- scho" a-niene Xebe">isort icone.
GoTTH. — 2. magerer Grasboden, ungedüngtes
Wieseiiland GkD. Usörter, magere Hcubczirke am
Talabhang GuRh. - 3. Hauptort eines ,Zehnden'
[Bezirkes] W. — Bed. 2 liiesst aus 1, als bes. Auwemluug,
da solche Wiesen wol immer weiter vom Wohnh.ius abliegen
als bessere Grundstücke. lu 3 scheint us- Auswahl und
Auszeii'hnung zu bedeuten. — usörtig: auf der Weide
sich absondernd von der Herde GkI).
Fünf-: 1. Fünfeck, Pentagramm. — 2. Fünf-OrtH
als Sehn, äliw ort der Zürcher gegen die Katholiken
487
Alt. ert, irt,~'ort, iirt
488
1522. — 1 von der Grundbed. von Ort 3 a u. Anm. ; vgl.
Vicrort-tiseh und vkrUrtiij. Über seine allg. germanisclie Be-
deutung als zaubei kräftiges Zeichen und Hausmarke s. Roelili.
Gl. 2, 154. — 2 ivalirsch. Wortspiel mit der üblichen Be-
nennung der alten .5 kathol. Kantone: ,die fünf Orte', aber
viell. zugleich mit Bez. auf Hausmarken oder Kleidungs-
merkmalc; vgl. Bürmfünfi? — fünf-örtiy: ZU den mit
dem Namen der V Orte bezeichneten Kantonen gehörig.
Vor-ort n.: 1. bevorzugter Platz in der Kirche.
Dem Umbau der Kirche zu Z Talw. waren Einige ab-
geneigt, .weil sie die Vororte haben.' 1687. — 2. in
der Verfassung der Eidgenossenschaft 1815—48
abwechselnd einer der 3 Kantone Z; B; L. In den
Hauptstädten dieser Kantone versammelte sich alle
2 Jahre die , Tagsatzung'; die Gesandten des betr.
Kant, führten den Vorsitz und die Regierung, auch in
der Zwischenzeit die laufenden Geschäfte des Bundes.
In der neueren Kauzleispr. schrieb man in Bed. 2 ,dcr
V.'. aber JKdFäsi 176.5/8 hat noch ,das'.
Kilchen- Chillen-, Chirchen- n. (m.): fester eigener
oder gemieteter Platz in der Kirche Ai»; Gl; L; G;
Seil; Z. .Ferndrigs jahrs an disem tag hat mancher
noch sein kirchenort besessen, der jetz nit mehr vor-
handen ist.' Wyss 1650. Vgl. Mannen-, Wiber-.
Krampf-: Geschlechtsn. W.
Urspr. als imperat. Bildung Einer, (kr einen Ort i. S.
von 3 a oder c fest ergreift und festhält; mhd. krimpfm,
krampfhaft zsziehen.
Länder-; einer derjenigen Kantone der alten Eid-
genossenschaft, welche nicht eine Stadt als Ursprung
und Mittelpunkt haben; sonst meist einfach .die Länder'
gegenüber den .Städten' genannt, bes. die 3 Urkaiitone.
,Es ist ein starker Pass über diesen Berg in die eid-
gnössische Länder-Orte.' Mem. 1742.
Malefiz-. .Weil die X Orte in diesen Besitzungen
nur das Blutgericht auszuüben hatten, nannte man
sie der Kürze wegen Malefizorte.' XVI., Pupik.
J\l\i\-örtli : Maulwinkel, -ecke Schw; Zg.- — Zu
(>)•( 3 «.
Mannen-o/'^- Kirchenstuhl einer Mannsperson Z.
Vgl. W\her-, Kilchen-.
BolJer-ör(/t; angeblich Zürich-Örtli, welche von
einem Falschmünzer am ZSee aus voUgewichtigeni
Silber angefertigt wurden; vgl. EJfen-0.
Eichs-ori; vierter Teil eines Eeichsguldens? .Alle
und jede Reichs-Münz, es seyen Kreuzer, Halbbätzler,
Groschen, Doppel-Groschen, Drey-Gutbätzler, Eeichs-
Ort oder ander Eeichs-Sorten.' Mand. Z 1706; 1710.
Hiien-örtli: alt-zürch. Silbermünze, It einer Sage
so geheissen nach dem Eyffentobel (Gemeinde Stalli-
kon), indem daselbst ein Mann gewesen sei, der sie
von vollgewichtigem Silber gepräg-t habe, bis er als
Falschmünzer in Zürich enthauptet worden sei. Er
behauptete, eine Silberader zu kennen und versprach,
eine silberne Kette um die ganze Stadt herum zu
legen, wenn man ihn freilasse.
Schid-ort; in der ä. Bundesverfassung ein Kanton,
der im Streit zwischen andern zur Entscheidung resp.
Vermittlung angerufen wurde.
Schaf fhuser-. ,Die Schaffliuser-Ortli oder Vier-
bätzler sind zu ringhältig.- Z Jland. 1658.
Spann-örter, das grosse und das kleine: zwei
spitzige Berge zwischen U und Uw.
Viell. weil diese Kantone einst über den Besitz der dor-
tigen Alpen Streit (.Spann') hatten?
Wiber-o)-?: Kirchen.stuhl einer weibl. Person Z.
Won-: Wohnung, Haus. ,Die Wonort der Herren
des Kleinen Eats.' Z Wochenbl. 1807.
örteren: 1. Dinge (Geräte) an ihren Ort resp.
ihre .Orter' stellen BO. ; „GRh." Ir müesst f/äni/ AUze
örtren BSi. — 2. ins Reine bringen BSi., Zvro. —
er-: erklären. ,Das er alles, so er list oder hört, wol
verston und erörtern möge.' Tierb. 1563. Eig. die
einzelnen Gesichtspunkte, Seiten, Teile hervorheben.
Vgl. Ort 2, 2 a; 3 c; 5. — us-. ,Metari. ausszilen,
aussmessen, angeben als ein bauw, aussörteren.' Fris. ;
Mal. Syn. üseggen.
örtlen: nach den Ortschaften berechnen, auf die-
selben verteilen BO. — "Viell. urspr. aus Ort S i. S. v.
Alass', also = aus-, ahmessen.
Örtler: Bewohner der ,V Orte. Länder'. Wi
(V Zürer den Örtlere 's nasepanncr erxeiitscht [haben].
Madleni 1712.
Halb-: eine Münze, Achtelsguldenstück? .Ob
gleich 1000 riiben umb 1000 halbörtler erkauft sind.'
1581/48, Jesaj. (= ,silberlinge'. 1667). — Statt Il.-ünU
nach Analogie von Vierbäizhr udgl. gebildet.
ortacht: eckig, viereckig, z. B. v. Münzen. .Ouch
mugen wir unser ]]fening ortdacht oder sinwel [rund]
machen.' Münzkonv. 1387.
ein-örtig: auf eine Seite sich neigend, schief,
verschoben, unsymmetrisch, schief gewachsen, geladen.
Bs Henili [Hemd] e. an han. En e-e Rügg. Das
Flieder ist e. g'lades, i fürchte, es chönni no''' welpe
[umschlagen]. Der Tisch steit e. Man liegt e. im Bett,
wenn e. gebettet ist B öO. Vgl. überort (Ort 3 a u. 5).
vier-: viereckig. Als Abgabe beim Tode eines
Hofmanns konnte in Ermanglung eines .Besthauptes'
auch das Beste von dem was 4 Zöpfe und 4 Zipfel
hat oder was vierörtig oder vierbeinig ist, verlangt
werden. Bitrkhard, Dinghöfe.
da-: diesen Punkt, Fall betreffend B Kanzleispr.
Syn. desfallsig. Vgl. Sp. 482 o.
fünf-örtisch: den ,V Orten' politisch gleichge-
sinnt, ihrer Partei zugeneigt. .Der [französ.] General
ist nit sunders guot fünförtisch.' 1530, AiiS<'H.
örtlich: aus den ,V Orten' Schw. Vgl. fUnf-ürtig,
-örtisch.
Urtel, urtlen s. UrteiL
Urtille ScHwE., .Turtille'. aVoLKSLiED — f.:
Taufn., Ottilie.
Einschiebuug wie Ausmerzung von r ist den MAA. ge-
läufig. In , Turtille' ist das d' (spr. () des Art. angeschoben.
Ürtc'-M^rti AAZei.; Bs; B; ScH, Örti LG.; S; ZO.,
Irti Uw; U, Ürtr ApK.; Bs («-); B; „Gr"; G; ScuSchl.;
ScHwE.; Z, Üer'tr Sulger; TnTäg., Orte ApH., L, M.;
ZO. — PI. Ürte", in Nnw auch Irtene, bes. in Bed. 5
— f.: 1. Anteil, Beitrag einzelner Mitglieder zu
einer gemeinschaftlichen Kasse und Ausgabe, bes. für
Essen und Trinken. ,Gratis (conviva recumbis), on
ürten geben.' Fris. ,Symbolum dedit, er hat sein ürten
oder zech geben oder sein schütz [Beitrag].' ebd.;
M.\L.; vgl. .zuosamenschutz in einer ürten, collecta.'
4S9
Art, ert, irt, ort, nrt
490
ebd. .Collectam a conviTis exigere, die ürton forderen
und aufuenmien.' ebd. ,I>ie ürte, ürten, irche [1. .irtlie'].
orten, zech, .synibolum, collecta, collatio.- lOO'i, Eeo.
— 2. (auch Dim. Urleli Gl) Rechnung, bes. die an
einen Wirt zu bezalilende Zeche, auch von ein-
zelnen Gasten als solchen, allg. Macheä d' Ürte,
Frau Wirti"! .Wirt, mach mir d' Urti, ich muoss
gän.' RManüel. Scherzh. höflich beim Abschied aus
einem gastfreundlichen Privathause: Er [ihr] chünned-
mer iez d' U. m., und ivenn der Hausherr dies ab-
lehnt: so chümmed 's bald cho-gen l''eieh' [um einen
Gegenbesuch zu machen]! Z. .Plötzlich mitten im
Lärm schrie er nach seiner U. und wollte fort.' Gotth.
E grossi 0. rertue, viel verzehren Ap. D' U. usmache",
mit Karten- oder Würfelspiel Ap; Z. Es gilt en Ürti !
Bs. , Ürten üfschlaheii', aufschreiben lassen GStdtf.
TscHUDi sagt von Waldmann: .er war in der Jugend
gar arm. liederlich und unhuslich, dass ihn die wirf
nit gern haftend von wegen Ufschlahens der Ürten.'
TsciiUDi, Chr. Us dr Ü. laufe", das Wirtshaus verlassen,
ohne bezahlt zu haben Aä; Ap; BsLd; Z; auchbildl. :
sich einer Strafe entziehen. /''' icill scho" helfe" triuke",
aber d' Ürte g'end ir. Baurengespr. XVUI. D», Kappc-
wirt, iez los e chlg", Was möeht wol eitsi Ürti sij"?
Mir ivei-si [wir wollen sie] gl;/''' bizale! BWvss 1865.
's ist en elende Wärt, u-o [der] nid en Ürte borge cha"".
SüLGER. ,Er ist ein armer wirte, der nit gebeiten
mag einem ein einig irte bis uf einen tag.' Lied 1443.
Gutt cha"" wol en Ü. borge". Sülger. le schöner
d' Würti", ie schlimmer d' Ü. ebd. ,Ins Wirtshaus
habe er sie nicht mögen kommen lassen, es gebe gleich
eine Ü., die er wieder bezahlen raiisste.' Gotth. ,Die
wirte söllent leiden [von Polizeivergehen Anzeige
machen] in iro hus und husmatten und wo man ir
win zuo ü. trinkt.' 1409/1-544. ^■cHW LB. Der Gerichts-
frieden soll gelten ,darzue in allen gewj'chten kilch-
höfen und ouch wo man wyn ze ü. trinket.' ebd. .Umb
mal, ürten, fuoter und stallmiet.' G Stiftsarch. .Vor-
behalten das Schach und Brettspiel um ein schlechte
[einfache] Ürten.' Z Mand. 1485. ,Und ward dhein
Ürti gemacht und von Niemas nützit genommen' im
Waldmannschen Auflauf. ThFrickart. In L wurde
1504 verboten, ,dass dheiner Min Herrn des Rats by
dheiuer Partei essen soll, er gebe dann ein Ürten.'
.Herzog von Lutringen: „Mues ich gen wie in diso
ürten, So mag ich bald nüumien wirten." Herzog von
Satl'oy: ,Man hat mir ein ürten g'uiacht, Das ich sin
nüt han g'lacht." Polit. Kaktensp. ca 1514. ,Um kein
mal, noch um kein urten, noch sunst dings spilen.'
1518/1544, Sfiiw LB. Vgl. gästlen. Die Soldaten
mussten schwören, im FreundeslanJ ,umb essen und
trinken zimlichc [geziemende, billige] ürten erberlich
[in ehrenhafter Weise] ze bezalen.' 1521, Absch. ,Der
würt von üch kein gelt soll nen; Wir wellen d'ürtcn
für üch gen.' HBull. 15.33. ,Es ist die ürthen umb
das niol.' ebd. [So wird die Bestechung, welche die
königlichen Legaten an der Mahlzeit ihrem Gastfreunde
gaben, bemäntelt]. ,Diewyl die frouw in abwesen irs
mans uf den [Trink-] stuben etwa die ürten mache.'
Z Gerichtssatz. XVL .Der Vogt hat für die [zu tiast
geladenen Beamten] und sich 34 Gld. Orti bezahlt.'
1565, MEsTERM. ,Item so soll kein Wirt keinem (iast
keiner ürten, uf was wys und mass die beschehen,
warten.' Z Mand. 1568. ,Ich solle im den sechscr
liehen, er weite mit der frowen z'naclit essen und
manglete im an der irti.' Platt. 157"2. ,Wiewoll sy
[die Wirtsleute] (betrunken waren), konden sy am
morgen die irtin woll machen, das wir alls miessten
zalen.' ebd. .Müeterlin, ir müessend mir d'ürtin gen;
Ich wolt jez gähn hin zuo dem wein.' Schertweg
1579. ,Die ürten an d' wand kleiben.' ebd. Lt LB.
Ap 1585/1828 müssen die Wirte bekennen. ,ob sie
haben lassen um orten spilen'. ,Uf den nüwjarstag
17 pfd 12 ß 6 hlr an der Morgensuppen. Imbis, Abid,
dann niemants kein ürt geben [weil Niemand Etwas
bezahlte].' Z Schnegg. 1595. , Allwegen abends umb
fünfe soll [in den Wirtshäusern] die ürten gemacht
und gerueft und kein wein weiter geholet noch auf-
gestellet werden.' G Mand. 1611. Die Mahlzeiten an
Hochzeiten , sollen angohn unib 10 uhren und sich
enden umb die zwei, und sobald es 2 geschlagen, sei
der Wirt die ürten rüeffen.' G Mand. 1611. ,Die ürten
rüeö'en', die Zeche verkündigen (Polizeistunde!), dem
Trinken ein Ende machen. Z Ratserk. v. 1627. ,Dess-
glychen lassen wir zu als ein Manns- und Lybsübung
das Kuglenwerfen, Ballen- und Kuglensehlagen auch
Blattenschiessen und das Brettspil. doch allein von
kurzwyl wegen oder nit höcher dann zum tag umb
ein einzige Urti und das keiner mit wyterem Spilen
die verlorne Urti uf einen Andern tryben möge.' B
Mand. 16'28. ,Die Ordnung, schlag und tax der Ur-
ten en soll in ein Tafelen geschriben und in jedem
Wirtshus ufgehenkt werden.' ebd. ,Und so einer syn
Hochzyt ussert synem hus haltet, soll er nit gaaben
lassen, sonder mänigklicher syn ürten, wie wir diesclb
den Wirten taxieren werdend und sy darumb mit spys
und trank ehrlich tractieren sollend, zu bezahlen
schuldig syn: da dann über das kein Bräutigam dem
Wirt uf jetzt bestimbte ürten usserthalb drü pfunden
in die Kuchi weder wenig noch vil us synem seckel
bezahlen mögen.' Z Mand. 1650. ,Als Einer bei einer
Mahlzeit d' Ürten suchte, schütt't er 's Geld auss 'm
Seckel utf 'n Tisch [usw.].' Schimpfr. 1651. ,Es soll
in Wirt- und Schenk-Häuseren mehr nit als um ein
Urti geborget werden.' L Stadtr. 1706;'65. Bildlich:
Blachsch-dr d' Ü. und isch-dr 's Lebe verleidet? Hebel.
Emm d' 0. mache, Einen hart bestrafen Ap. Eium e
türi [teure] Ö. mache, schröpfen, ausbeuten, ebd. Er
«Iiunnd e süberi U. iihcr, sein Verfahren wird üble
Folgen nach sich ziehen Z. I tiitl-em d' Ü. scho"
mache! er soll mir dafür büssen. ebd. ,Bi dem him-
lischen nachtmal lebt man wol und gibt nieman nüts,
die üi'ten hat er [Christus] selbs bezalt am krüz.'
NMan. ,Was band wir armen lüt mit dir zuo Rom
zuo schatten y Orias brief wurd [zu Teil] dem. der
mit dir gan Rom lief. Ich sitzen nit so tür in die
ürten', gebe nicht so viel Geld dafür aus. ebd. .Das
Volk muoss uns die ürten gen.' HBull. 1533. ,Beit
mit der irten, frag auch den wirf, mach die Rech-
nung [hier biklL] nicht ohne den Wirt. Salat. ,A1so
hat Brandifer die yrte gmacht on den wyrt.' Zielv
1521. ,Ich macht' mein ürt Zu Rapperschweyl ohu
Würt', hatte mich verrechnet. Vilm. Lied 1653. ,Er
hat die Ürten hinder [ohne] dem Wirt gemacht.' Hosr.
.Wann mit der Mass wir wollten messen. Wie du uns
gmessen, müsst dein Leben Die Zech und rechte Ürten
geben.' 1702, JCWeissenb. — 3. Trinkgesellschaft,
-gelegenheit, -gelage in einem Wirtshaus; Essen und
'l'rinken daselbst; „Gasterei, Gastmahl Gr". Er het
en IJ. ifitiiii. an einem Gelage Teil genommen, tüchtig
491
Art, ert, irt, ort, ni't
492
gezecht BSi. Die gemeinsam zechenden Personen
(Pärchen): ,Benz stojifete [gieng] in der Gaststube
herum und fiuchte vor jeder Ü. über das Schelnien-
haus.' B Kai. 1843. ,Das entweder teil [der beiden
Eigentümer] in der vesti nit win schenken soll by der
mass, noch kein zech und urten darin nit haben, denn
mit iren knechten, es beschech denn mit ir beider
willen.' G Schiedspruch 1419. Ein der Teilnahme an
einem Mord verdächtiger und flüchtig gewordener
Mann durfte nach seiner Rückkehr mit den Freunden
des Erschlagenen ,an keine Ürti sitzen oder [es sei
denn] sie ruefen im, aber auch, wenn sie kommen,
nicht aus der Ü.' Zg Hünenb. 1420. ,Kein geistlicher
darf auf keine zunft in keine ürten gan, ausgenommen
au offenen schenkinen.' Z Mand. 148.5. ,An ainem
firtag zum wyn gän, aber nit mer dann ain ürten
tuen.' G Stiftsarch. ,Dass er in einer ürten sich siner
laster rüemt.' Ansh. ,Uf den jarziten, kilchwyhineu
und ander urtinen.' GBrünner 1522. ,Uf den gassen
und by den ürten.' Z Ratsver. 1523. , Sollt ich nit in
myner fryen ürten [in offenem Wirtshaus] guoter
dingen syn?' 1625, Absch. ,In gemeiner öffentlicher
ürte.' Z Regensd. Geistl. 1525. ,Die döchteren hand
iri sonntäglichen ürten mit knaben vermischt, dess die
ättinen [Väter] kein acht band.' 1529, Ecli Act. ,l)er
nun in einer ürti in bys3'n des kilchherren daselbs
•unverholen harusgeredt.' 1531, Strickl. ,In welcher
ürten harpfen und lauten und wein sind.' 1531/48,
Jesaj. (= ,in deren zechen.' 1GÖ7). ,Sy werdend wie
die dorn, die in einander geflochten sind, und wie die,
die in einer ürten bei einandern sitzend und trinkend,
wie das strouw verzeert werden.' 1531,48, N.\hum
(= ,Zech'. 1(J57). ,Der stubeuknecht [der Trinkstube
auf dem Rathaus] sei ouch zue den ürten wyn tragen,
und wenn er ob 30 mannen in der ürten hat, soll im
der weibel oder wachter helfen tragen undynschenkeu;
darumb gend [geben] sy kein ürten.' Elgg. Herrschftsr.
1535. ,N. N. ist gestraft und soll in kein urten mer
gan weder tag noch nacht, sondern solle ime die ge-
sellschaften und all urten verboten sin.' 8ch Ratsprot.
1535. ,An sontagen und gobanneten firtagen mag er
wol mittag urtenen tuon, doch sind im die Schlaftrunk
und das kartenspil allerding verbotten.' ebd. 1530.
,Es sol sich ein eerenwyb hinder und one iren eemann
nienan in kein gsellschaften, ürten oder schlaaftrünk
ynlassen.' HBull. 1540. , Welche almuossen innem-
inend, der sol in kain urten gon, och kain .spil tuon.'
Kessl. ,Abt Eglülf was ain gesellig man, der sich
mermals bei den burgern in gemeinen ürten und mal-
zeitungen finden liess.' Vad. ,In ürtinen bym wyn.'
HBoLL. 1572. ,lnter vina, beim wein, in der ürten
oder ziich.' Fris. ,Ein lange urten oder zech tuon,
pocula ducere.' Mal. ,Von solicher werten wegen sol
er hinfür in dhein [keine] urten gan bis uf myner
herren gnad.' Z Stdtsatz. XVI. ,Mänklicher soll es by
einer ürten belyben und sich derselben settigen lassen.'
Z Ratserk. 1572. ,Hinfüro soll man disere Ordnung
halten, dass man by einem Abendtrunk ald ürten, es
syge an einem Sonntag oder in der Wuchen nit lenger
by einanderen blyben solle, dann Abends biss umb die
sechse, da alwegcn umb fünfe die ürten gemacht und
gerüeö't werden.' Z Mand. I(jl0. ,Wann sich aber un-
nütze liederliche Gest über [ohne, gegen] des Wirts
Willen in die Urti lassen [in die Wirtsstube eintreten]
wurdend.' B Mand. 1628. Es soll .Tedem, der öffent-
liche Unterstützung in Anspruch nimmt, ,verbotten
seyn, äussert seiner Herberg, oder wohin er auss
christlichem Mitleiden zu Gast geladen wird, keine
Urten und Zechen nirgends zutun.' Klingl. 1693. ,So
wollen unser gn. Herrn, wann der Malzeit ürten auss
[sind], dass dann alsbald das Tischtuch aufgebebt
werden solle, damit die Gest, das die ürten ihr end-
schaft erlangt, wissen mögen.' [Später Genossenes
solle der Wirt ,speciflce', was es kostet, vorrechnen.]
Bs Chr. 1779. ,Uf das höw mögend die Dorfmeyger
ein gmein ürten tuon.' Offn. Weningen. Auch Ort
des Zechens: ,Alle die so in offne ürten und trink-
stuben gand.' Z Ratserk. 1564. Das mit einem Trink-
gelage verbundene Aufgebot, die Verhandlungen des
Handwerks scheinen gemeint zu sein, wenn das Statut
von B Ndrgerbern M. XV. denjenigen mit Busse be-
droht, welcher ,in die Ürte redet', ohne dazu Auftrag
zu haben — ein Ausdruck, welcher an dieser Stelle
gewiss noch buchstäblich zu verstehen ist, obwohl in
neuerer MA. (z. B. der Lausitz) , Einem in die Orte
fallen' zur blossen RA. i. S. von , unhöflicherweise ins
Wort fallen' abgeblasst ist. — 4. Hochzeitgeschenk.
a) welches Hochzeitgäste von (nicht anwesenden oder
auch anwesenden) Verwandten oder Freunden be-
kommen ScH; Z. Solche Geschenke werden zum
Hochzeitsmahl gegeben (i' d' Ü. ge' Z), geschickt
{i", a" SüLGER, d' Ü. schicke" Sch; Z), oder (etwa von
verkleideten Kindern, welche dabei eine gereimte
Widmung sprechen) getragen (t" d' Ü. träge' Z).
,Als dann die zyt bar under dem jungen volk diser
missbrauch fürgeloffen [vorgekommen], dass sy ein-
anderen nit allein spöttliche, sonder auch ärgerliche
Sachen zur ürten geschickt, so tuend wir hiemit so-
liches ürtenschicken als ein unnötig ding gänzlich
verbieten; wofehr aber jemands dem anderen umb
ehren und fründschaft [Verwandtschaft] willen die
ürten an einer hoehzyt verehren wollte, soll dasselbe
vor ald nach der mahlzyt in aller stille beschehen.'
Z Ratsver. 1650. In Z werden die Überbringer solcher
Geschenke, Ürtenträger, an einem eigenen Tische be-
wirtet. ,Den Wirten wirt durch das Ürtenschicken
bei Hochzeiten an Speis und Trank gar vil verzogen
und verschleikt [verschleppt].' Z Mand. XVII. Für
das Empfangen gilt die RA. i" d' Ü. überchö" Z. —
b) welches dem Brautpaar von den Gästen darge-
bracht wird: *" d' Ü. gi" ZO. — 5. Civilgemeinde,
jetzt nur Allmendgenossenschaft, früher auch politi-
scher Wahlkreis. Nnw ist bei 6 Pfarreien in 13
(früher 11), Engelbg in 4 .Ürtenen' (das übrige Oiiw
nur in , Kirchgänge') geteilt. ,Und soll kein Usserer
[Auswärtiger], der nit mit Für und Liecht in der Irti
gesessen ist, in das Ried nit [nämlich sein Vieh] try-
ben.' 1389. Archiv Stans. ,Wa first u. soll [Schwelle]
geleit wird und man zimmret in unser ürte.' Offn.
Buochs 1433. ,Wer in ira ürti ein zeit haushäblich
[gewesen] und da gestorben syg.' 1496, Uw.
Grundf. ürtin ('Urtlii), alui. 'urli, mild, urte, iiric; in
unserer ä. Lit. noch häufig (durch Eiufluss der vollen Plural-
form -i'iien) mit heibuhaltenem n. S. hierüber Gr. Gr. 1*
6'28 f. 2'' 163, hes. aber Hauffs Ztschr. 19, 425 ff. Der
Stammvoc. erscheint jetzt durch Einfluss des r gedehnt, auch
einmal diijhthongiert (Üa-Iej; ir, ö^ t* sind nur lokale V.v
riauten. Betr. die zu der Grundf. stimmeude Pluralform auf
-inen, -enen s. Dial. S. 206 f. Die vorherrschende Form Ürte
weist darauf, dass die urspr. Bildung auf -i (-ja) schon früh
in die a-Reihe übertrat. Das W. ist regelrecht gebildet vnn
493
Art, ert, irt, ort, nrt
494
,Ort', ila in allen solchen Stämmen u statt o eintritt, sobald
die Eiuiiing ein i enthält; vgl. ä. nhtl. ,gülJeu' von ,Gold',
nhd. .hübsch' d. i. hüi-isch neben , höfisch'. — Die Bedd.
dürften sich von ,Ort' in dessen Bed. .Bruchteil' ungefähr
entsprechend unserer Anordnung entwickelt haben. Treffende
Parallele zu den Übergängen zwischen '2 — 5 bietet das W.
, Zeche', welches aus dem Grundbegriff .Reihenfolge, reihen-
weise Verrichtung und Anordnung' im Mhd. die Bedd. , Ge-
sellschaft, Genossenschaft, Zunft, Verein, Gemeinde; Ort der
Zusammenkunft; Geldbeitrag zu gemeinsamer Zehrung, Ver-
einskasse; Gelage, Schmaus; Wirtsrcchnung' entwickelt hat.
Teilw. stimmt auch zu Ürte und , Zeche' das Verhältniss von
.Börse' zu ,Bursch', Purst f., welches auch bei uns noch die
Genossenschaft der ,Burschen' bedeutet. Vrte 5 entspricht
der Bed. von Ort (Örtli) als Bruchteil einer Münze; daran
mag sich denn auch das u. folgende Irtumj knüpfen. Mit
dieser Bed. mag unser W. .auch ins Churw. aufgenommen
worden sein, da der älteste der 3 Teile der Gr Gemeinde
Lugnez orta heisst. — Zu 4. Ob das Verbot des Ürten-
schickens im Gl Laudb. ISO? und 183.5 und in den Z Ge-
setzen XVII. XVIII. (s. Sp. 15 El) sich auf a od. b beziehe,
ist unklar. Das Verhältniss dieser Ürten betreffend ist be-
achtenswert, dass noch heute in AaBb. ,Ürtenhochzeit' eine
solche heisst, an der die Gäste anf eigene Kosten zechen,
und dass auch in Th noch bald die Gäste, bald der Bräu-
tigam die Kosten des Hochzeitmahles tragen. Das Gegenteil,
,ein unverdingtes Hochzeit" zu veranstalten, war nach dem
G Mand. 1611 au den Besitz von 3000 Gulden Heiratsgut
geknüiift. Danach ergibt sich als mutmassliche Entwicklung
der Sitte Folgendes. 1) Urspr. hatte (wenigstens in den
mittleren und unteren Ständen) bei Hochzeiten jeder Gast
seinen Anteil au der gemeinsamen Zeche (Ürte 1} zu tragen,
resp. an den Wirt zu entrichten. ,Der Hochzeiter kommt
mit dem Koch und Kellerjueistcr überein, dass ein Mann
zahle 6 Batzen, eine Frauensperson 14 Schilling.' JKeller
1661. Das nannte man auch ,das Hochzyt (mit) dem Wirt
verdingen.' In Ap war im XVII. die Zeche an Hochzeit-
liiahlen per Kopf obrigkeitlich festgestellt. ,Die Ürte wird,
n.ach altem, löblichem Bruch und Gewonheit, von etlichen
guten Landleuten gerechnet und überschlagen, und kommt
ein Mann- und Wybsperson um II batzen. ein Jungfrau um
4 bat/en. Die Eheleute nehmen aber einem Jeden ab seiner
Ürten 2 batzen'; am Schluss ladet der Wirt die, welche
etwa noch nicht ganz satt wären, ein ,zu bleiben und zu
harren, so will er einem Jeden umb synen Pfennig lassen
worden, so wyt der allmächtig Gott Gnad gibt'. Werb.-B.
1670. Beides, das Zechen hinterher und die Bezahlung der
Zeche durch das Brautpaar, wurde anderwärts von der Obrig-
keit verboten. ,Wann die ürten gerüeft worden, so soll
dieselbig von einem .jeden hochzeitgast also bar eingezogen
werden, und ein jeder hochzeitgast für sich selbs also bar
bezahlen, und der bräutigam noch braut, noch jemands von
ihro wegen, nit gewalt haben, für jemand zu bezahlen oder
gastfrei zu halten.' G Mand. 161 1. Auch die obige Z Eats-
verordn. 1650 drückt sich noch so aus (.die ürten verehren'),
dass V. als die Zeche des Gastes erscheint. Oder der Ein-
zelne konnte (und dies war wohl der primitivere Brauch)
einen Beitrag an Speise und Trank in natura mitbringen.
2) Später kam die Sitte auf, dass der Bräutigam die Ge-
sammtkosten trug, aber dafür durch Gaben der Gäste teil-
weise entschädigt wurde. 3| Wo der ä. Brauch fortbestand,
wurden die Gäste für ihre Beiträge entschädigt durch Ge-
schenke ihrer Verwandten und Freunde, welche sie an der
Rochzeit mit zu verlreten hatten. Vgl. (luclana. 4) Dieser
Brauch dauerte dann (ohne Sinn und Zweck) fort, auch
nachdem (besonders in den hohem Ständen) 2 herrschend ge-
worden war. Die altern dem Bräutigam nach 2 geleisteten
Beiträge der Gäste konnten z. T. mit den Geschenken zu-
sammenfallen, die num dem Brautpaar aus Anlass sidner Ver-
bindi^g ohnehin machen wollte, aber diese let^itern werden
sonst nicht Ürten, sondern (lalmi oder (/Dusstiir genannt,
und in den Städten (Bs; Z) nicht am Hochzeitst.'Vgc, sondern
vor oder n.ich demselben dargebrai'ht; so dass b nur auf
einer Ungenauigkeit des Ausdruckes und Verwechslung mit a
beruhen dürfte.
Abeiid-ürten: Besuch des Wirtshauses uml Trunk
daselbst am Abend. Syn. Ahendsech. ,Da gabind min
heren den schützen zur abindürtcn wyn zu trinken.'
Edlib. ,Um abendürtenzyt.' Salat. .Vergangner tagen
syge er zuo Zug an einem hochzit gesyn und [zwar]
in der abendürti.' Z Verhöracten 1522. ,Das.s mer
dann ein abentürti ouch mer dann ein Schlaftrunk
ze tuon ¥erbotten.' 15'29, Egli, Act. ,Kein wirt soll
des tags niemants mer dann ein abentürten und ein
Schlaftrunk geben, ouch keiner mer dann ein a. und
ein schl. tuon.' Absch. 1530. ,Es soll in einer abent-
ürten nit meer wyns dann uf dryg personen ein köpf
geholet und ufgetragon werden.' Z Ratserk. 1572. ,An
den Sonntagen solle meniglichen (aussgenommen die
stockleut [Almosengenössigen]) ein abendürten, es seye
bym wein oder most, zetun nicht abgestrickt sein.' G
Mand. 1011; an Werktagen war nur die ,Tagürte',
d. i. zw. 2 — 6 U., gestattet; nur .Eeginientspersonen,
die von geschäften wegen bei einandern sind, ist
underweilcn ein abendürten zu tun nit abgestrickt.'
Nach-: nachträgliches Zechen, nach Schluss der
eigentlichen Wirtschaft, über das Bedürfnis.s und die
Zeit hinaus. Vgl. Schupf-. ,Ich wil nit, dass die
wirt jemants zuo nachürtinen oder schlaftrunken wyn
in ander hüser ze tragen understanden.' Th Mand.
1530. Bei Hochzeiten pHegte in ApA. der Pfarrer um
9—10 Uhr Abends in der Gaststube die .Abd;inkung'
zu halten. Hierauf wurde die Hochzeitgabe einge-
nommen und die Nacliürte nahm den Anfang, wobei
Ledige und Verheiratete sich zu Paaren zusammentaten.
Nacht-; Nachtmahlzeit zu Ehren eines Braut-
paars am Hochzeitstag von den ledigen Altersgenossen
gehalten, und wozu der Bräutigam Geld oder Wein
und Brot liefern muss ZW. In ZWeiningen u. Urd.
halten auch die Mädchen mit, nachdem sie mit den
Burschen das Brautpaar zur Kirche und wieder nach
Haus begleitet haben. Im Wirtshaus haben sie Essen,
Tanz und Trunk bis am Morgen und am folgenden
Nachmittag nochmals bis in die Nacht. Früher galt
statt dieser Nachfeier am 2. Tag das .Eiereinziehen'
(s. Sp. 14). In Urdorf heisst Nacht-Ü. sowohl das
vom Bräutigam den Burschen seines Heimat- und
Wohnortes verabfolgte Geldgeschenk als der daraus
veranstaltete Trunk und Tanz. Auch die Hochzeit-
musik wird daraus bestellt und bestritten, und an
dem Tanz nimmt auch das Brautpaar mit den Gästen
Teil. Wenn ein Bräutigam nur wenig gibt, so lässt
man die Nacht-U. von mehreren Hochzeiten zusammen-
kommen. Vgl. Hanss.
Schupf-: nachträgliche Fortsetzung eines Zech-
gelages. Vgl. Nach-. .Dann unser Herren | von '/. \
dises unmässigs zeeren, de.sglycheu die scliabcton,
loubröckin, spicketen, sclileglen, byrielin oder schupf-
ürtcn und schmätzmässli. wie die bisshar gebruclit,
gänzlich hiemit abgestellt und verboten.' 'I'n Maiul.
1530, nach dem gleichzeitigen Z Mand. .Längst so
die glogg abents viere schlaf [soll man mit Zechen
enden] und kein wytere schupf- ald nach-ürten machen.'
Z Katserk. 1572. — Schuj>f vwdt mit .schiebe«', gleichs.
.Nachschub'.
Tag-: 1. Wirtshausbesuch oder Wirtschaft
während des Tages und das d:iboi geschehende
495
Art iirt. Ai'fscll— urtscli. Arw— urw. Al'X- nix. Arz-
496
Essen und Trinken im Unterschied von Abend- und
Nachtürte. Syn. Tagtrurik. ,Weil man dem junjfen
ledigen Volk zulasst, den ersten Sonntag in einem jeden
Monat ein Ta^-Urton in einem öffentlichen Wirtshaus
mit einanderen zu tun.' ApA. Eheger.- Ordn. .Wir
liessend si [die Gesandten] bitten, dass si disen tag
hie bliben und die tagürten mit uns tuen und darnach
das nachtraal mit uns halten weitend.' VAn. ,Wann
sie [die Wirte] in offner tagürten, schupfürten, schlaf-
trunken oder anderen zechen wein holen.' Offn. ZSth.
1562. ,Perpotatio, das yemerwärend trinken und zuo
dem wein gon, tagürten.' Fris. ; Mal. ,Üas die kilchen-
und schueliliener zue keinen tagürten oder schlaf-
trunken uf die trinkstuben gangind.' Z Mand. 1581.
,Und so solle bei disen tagürten zu dem trunk anders
nichts aufgestellt werden als brot, käs, ziger, schmalz,
nuss und andere obsfrücht. keinerlei gekochte speisen.'
G Mand. 1611. Bei den Appenzellem ist !t Verordnung
von 1612 alle 4 Wochen, am Fasnacht-Sonntag und
-Dienstag und am Ostermontag eine Tagürte erlaubt;
das ledige Volk muss aber Abends um 4 Uhr in aller
Stille heimziehen und kein Wirt darf einem Paar
etwas Anders als Brot und Wein geben, noch mehr
denn 10 Kreuzer Urte machen. — '2. Hauptmahl-
zeit oder die Mittagszeit. ,Hand den tanz ghalten
an 2 Orten, nämlich am Fischmark{t) zum ersten vor
.der tagürten [Vormittag], nach der tagürten vor der
Oberstuben.' UMey. Chron. — 3. Unterhalt an Speise
und Trank während des Tages ausserhalb des
Wirtshauses. .Die [Gesellschaft] empfieng man erlich
[ehrenvoll] und warend zwen tag hie; schankt inen die
.stat die tagürten.' Vad. — 4. Taggeld zur Verkösti-
gung von Beamten. ,Und hed ein amptman die tagürti
und soll sonst nit wyter uf myne Herren zeren.' 1552,
Ni)W LB.
Berchtoldstags-ürte : Zeche untergeordneter
Beamter am Berchtoldstag (2. Jan.) aus der Gemeinde-
kasse bestritten. ZNdrgl. 1789.
Win-: Gastmahl. ,Wie der Karfunkelstein in gold
eingefasst leuchtet, also ist das Musicspil in der wein-
ürten [Weinurten].' 15.31/1707, Sirach.
Zech- übersetzt TscHi-Di, Gallia, das lat. convivia
bei Tacit. Germ. 22.
ürtnen: zechen. ,Der portner sol in der port
kain gesellschaft noch gebrächt [Lärm] haben noch
ü., och nit spilen noch karten [mit Karten spielen]
lassen onerlobt [ohne Erlaubniss].' Wvler Copie-B.
Es mag Einer, wenn ein guter Freund ihn besucht,
niit ihm wohl ,ü. und trinken.' Kriess. 1419.
Urtner m.: Mitglied. Teilhaber, Bürger einer Ürtc
(Bed. 5), bes. i. S. v. Alpgenossenschaft Ndw. Syn.
Kilcher, Teiler, Genoss. , Erklagend sich, dass ihnen
die Urtner enet dem mos ir rieter geetzt; daruf machten
die Urtner kundlich, dass sy das riet järlich etzen
sollen.' Ndw 1389. ,Im Namen der Ürtnern ab Stans-
stad.' ebd. 1496. ,Zu der Ürtnern band.' ebd. .Ge-
meine U. hend erkennt, dass ein geborner Ü., so ussert
der Urti huset und begerte, dass seine Kinder Ü. sein
sohlt, sich bei dem Urtivogt anmelde, dass ers in das
l'rtibuoch schreibe.' ebd. XVII.
l'rtung ,Irtung' f.: Wertung einer Münze. ,1486
bott man ein Tfund Anken um 20 haller; dz macht
die i. der obgenannten münz.' Edlib.
Artsch a. Adam Sp. 85. Artschier s. Arsclücr
Sp. 469.
arwen s. arbcn Sp. 421. Arwolte s. Ar-uoltc.
in-äl'wen. ,Es sol ein ieklich keller sich selben
des ersten inerwen, darnach myner frowen lüte ze
Elvingen.' Offn. Elflngen ca 1322. Rochh. erklärt:
.durch Kauf sich einbürgern als Erbgenosse', allein
es fällt schwer, sich das sachliche Verhältniss darauf
hin klar zu machen. S. auch ärhen Sp. 421.
Arxle" s. Ärzele".
Arzet m. : Arzt. So noch in dem Comp. Stadarzet,
s. d. Auch SuLGER hat noch das Comp. Arzetliunte
[Conto, Rechnung]. Sonst scheint das W. fast allg.
durch .Doktor' [Tul-ter, s. d.) ersetzt, während das Vb.
arznen im Munde des Volkes fortlebt. — Im XVUI.
trugen die Ärzte (in Städten) noch allg. rote Mäntel
als Amtstracht. — ,Gott macht genesen, der A. holt
die Spesen.' WVisp.
Mhd. iirzät, arzet, aus gr.-Iat. archialer (s. Sp. 4:34). ,Dann
ich bin aar Herr dein a.' Exod. 1531/1667. .Hippocrates
der verrüemptest a.' Fischb. 1.563. ,Des Arzets'. Schimpfr.
16.51. , Arzet', Pliir. LLav. 1569 u. 1670. ,Animas nostras
negotiantur niedici, die arzet treibend k.aufmanDschatz mit
unserem leben.' Fris. ,Defectu medicorum, durch niangel
der arzet.' ebd. ,Gute arzet'. 1666, Hott. .Nach aller arzten
meinung.' ebd. ,Gott fragt nicht nach den leiblichen arzeten.'
•JMiill. 1673. .Verstendige Arzet.' 1645, Hofmstr. ,Dass
sie beid Arzncy Doctores, Gleicher Künsten Professores, Bold
Stadt-Arzet [usw.].' Tur. Sep.
Kalber-: Tierarzt, der auch Menschen behandelt;
Quacksalber. ,Dise kalberarzet und leutbscheisser.'
TiERB. 1563; vorher .Landfarer' genannt. , Besonder
etlich Burenknebel, welche etwan solchen Kälber-
arzend gedient, die nemment es [das Quacksalbern]
dann auch zu Händen.' RCvs. .Eine höchst verdamm-
liche Gewohnheit der Kalberarzet, welche, wann die
Patienten verderbt, damit .sie derselben mit Ehren ab-
kommen, in ein Bad zu schicken pflegen.' Hott. 1702.
Müli-: Mühlenmacher Zof (Mtll-J; Z Müllerbrief
1767.
Stadt-Schnitt-: der erste Wundarzt am städ-
tischen Spital Z (bis 1830). Ihm lagen der Bruchschnitt,
Steinschnitt und die Staaroperationen ob, während dem
2. Wundarzt. Spittelarzet, die Behandlung der Wun-
den,* Knochenbrüche, Verrenkungen, Amputationen,
Trepanationen usw. übertragen waren. Vgl. Archiater
Sp. 4.34.
Stadt- Städ-: der erste Arzt. bes. für innere
Krankheiten Z bis 1S30.
Arzetin f.: Arztin. ,Frau Dor. v. Mentlen. .\r-
zetin.- U XVL .Frau Barb. v. Roll. Arzetin.' S XVI.
— Mhd. nrzdfhinc.
arznen: 1. Intr. a) den ärztlichen Beruf aus-
üben, Arzneien geben Ndw. 's Toktcrs Sil" hat iez
au äg'fa [angefangen] arzne" Z. QuacksaLbcrn
GrD. (B.) — b) einen Arzt gebrauchen, Arzneien
nehmen Gr (nach TscH.f); Ndw; U. I ha" scho" c
Jär //'arzvet und lii'il-mci Ntit (fhidfe 7,. — c) heilen.
497
Arz, orz, irz, orz. nrz. — As, es, is. os, us
498
Sprw. ,Eiu fröhlicli Herz arznet wohl [leicht].' Kirch-
HOFFR; ScLOER, froher Mut trügt zur Heilung hei. —
2. (trans.) iirztlich hehandeln, kurieren; Jlensehen
Nnw, mehr nur Tiere UkD. ,Die g-eschwornen Marker
Süllen den frömbden sehnüdknecht besuchen, ob er
recht gearznet syg oder nit. Und sol niaister N. den
sehniidknecht wol a.' SciiEatsprotok. 153.'i. ,Allwo
alle arme Personen von dem Statt- und Spitalarzet aus
oberkeitliehera Kosten gearznet werden.' JEEscuer
lt!92. ,Das Boss, so er gearznet.' ZGrün. 1668. Wein
künstlich verbessern, resp. fälschen L [Ikeich.]. Diese
Kunst wurde schon früh geübt: ,die gearzneten Weine.'
Bs XIV. — 3. refl. ,Also müesst er sich lang a.'
1519, Stulz.
Mhd. et-zejien (erzen, arzen) von dem eutsprechenden Subst.,
.iber mit Anlehnung der Ableitungsform an älteres (syn.)
hihhinon. Die weiter gebenden Verkürzungen erscheinen bei
uns nnr in den folgenden Ableitungen.
Arzner Ndw, Arzer P silv. m.: Arzt P. .Mit
libs krankhaiten so tödtenklichen behaft, das die
arzner kainen trost ferner haben wellen zuosagen.'
Kessl. Einer der nicht eigentlicher Arzt ist, aber
doch mit Krankheitsheilungen sich abgibt Ndw.
Arznet m.: ärztliche Behandlung. ,Wer den an-
griff getan hat, sol dem andren [dem Verwundeten]
würt [Wirt] und a. abtragen.' BSi. 1627. — Gebildet
nach Dial. S. 2 U/5.
Arz{n)i''g f.: 1. ärztliche Behandlung. ,Er
sol unsern Knecht umb die Arzung und turnlösi us-
richten [bezalilen].' Sch Batsprot. 1537. — 2. Aus-
besserung, Eeparatur. ,Für arznung der karren.'
G Stiftsarch. Vgl. MüU-arzct.
Arzni. -eH (Gr tw. A'rzni) f.: 1. Arznei (selten).
,Den todten arznci geben ist zu spat, medicina mor-
tuorum sera est.' Denzl. 1677; 1716. Syn. Mixtur,
Eiisting, War. — 2. Arzneiwisssenschaft. ,In der
arzny studieren.' Platt. 1572.
Mhd. arzenie, Heilkunst, -mittel. Dieser Form mit rom.
Endung steht diejenige mit zurückgezogenem Accent als eine
Bildung nach Analogie der deutschen Feniin. auf -i gegenüber.
Ärzele", selten Ärxele", meist dim. Ärzeli: ein
kleiner Fisch in der Beuss und im See bei Luzern,
,cyprinus alburnus", nach Hartmasn Bisling, Spier-
ling, eine Karpfenart, cyprinus aphya, nach neueren
Mitteilungen telestes Agasizzi oder alburnus bipunc-
tatus. Vgl. Älzele, Äher Sp. 212, welches lautlich
mit unserem W. eins sein kann; dass verschiedene
Arten von der Spr. vermengt werden, kann bei so
kleinen, unruhigen Fischchen nicht befremden. — Bei
St. ^Arzelen" (in 2. Ausg. übergangen) mit der An-
gabe „m.", also wohl als PL mit einer Sg.-Form Arzel
verstanden. ,Das Älzele'. JLCts. 1661.
ärzen s. äzen.
erz-: verstärkend vor Subst. u. Adj. (resp. Adv.)
gesetzt, wie nhd. Vgl. Fromm. 5, 9. Z. B. en Erzkerli,
der tollsten oder schlimmsten Streiche fähig Z. Erz-
grob U. a. Vgl. entig. — Aus gr.-lat. archi-, arri- ; Tgl.
Ärcliiäter.
aller-erzest: allerärgst. ,Als ein allererzesten
gottlosen erzketzer.' Tschcdi's Cappelerkrieg.
er zisch. E. vil, sehr viel LG.
In diesen beiden Verbindungen ist erz-, ähnlich wie enlig,
als selbständiges Adj. behandelt.
Erz <!ers S. Ärz und gewöhnlicher JErrz, Ercz,
mehr nur individ. Elez Gr — m. GrS., sonst n.: wie
nhd., neben dem gemeineren Er (s. Sp. 399). Auf
einem Tage 1522 wird beraten, wie man es ,der ärz
[Bergwerke] halb' im Oberland halten wolle, Absch.
,Aus Erzt gegossen.' Tcr. sep. — Das männl. Geschlecht
erscheint in ausländischen Urkunden. — erz in: ehern. ,Ein
erzen hafen.' Güler.
irzen s. die Anm. zu iren I (Sp. 408).
Urzen s. Ursi Sp. 468. urzelen s. ursen
(Sp. 469). Urzle s. Ursele Sp. 468.
Arzt s. Arzet Sp. 496.
As, es, is, OS, us bzw. ass usw.
äs s. ein I Sp. 269.
As n.: Aas, doch selten und nur als Schimpfn.:
schlechtes Weibsbild GnEh. Stinkig Ös! BsL.
Ahd. mhd. äs. Für den Begriff Aas im cig. S. sind
Keih, Kog, SchaJm, Sclicbn gebräuchlich, welche wie auch
Lucdcr, Köder, ebenfalls als Schimpfn. verwendet werden.
— S. auch Am.
Reiben-: todter Körper, Leichnam. ,Die stinken-
den Kaiben- und Todtenäscr.' Ui,r. 1727. , Krank-
heiten, die einen Mensclien bei lebendigem Leib zum
stinkenden Koiben-Aas machen.' ebd. 1733. ,Der Eabe
weidet sich an den stinkendsten K. -Äsern.' ebd. 1727.
— Eine tautologische Zss,
Ass I (sachl.) Äs (Os) II. (ni. BöO.): 1. Essen.
Mahlzeit. E guete As tne", eine gute Malilzeit ein-
nehmen, sich 's wohl schmecken lassen BO., multum
cibi sumere. Id. B. S. Astrog; Äser; äzen. ,Diss ass
vor anderer speis zu essen.' Vogelr. 1557. ,Ein ass
auss den bonen niacli also.' ebd. — 2. Kutter, spec.
Schweiz^ •idiotikoll I. 4.
I der zu Futter verwendete Abgang in der Mühle. ,Em
' muller sol nit mer haben denn ein ross, das mag er
etzen us der müli von dem asz und sprüwer.' Aar.
Müllerordn., XV. '2. Hlfte. .Die muller sollend hinfür
kein nachkorn us der wannen in die fuoterstanden mer
schwingen; sy sollen das nachkorn zuo den kleinen
sprüwern wannen und von deniselbigen äss von einem
malter ein immi nemen.' ebd. Vgl. die Atz. - - 3. Kode r.
,Do er Sache, das sy [seine Ptarrkinder] nit bald anbissen
Wolfen, macht er an [ein] sollich äss', Hess er näm-
lich verbreiten, er wolle wegziehen. Kessl. Sabb. ,Das
aass, anbiss, das den vöglen oder fischen gemacht wirt,
csca, fallaces cibi.' Mal. ; vgl. Gangnürnach. — 4. das
womit man die im Ofen gebackenen grossen Kuchen
(l)ihincn, Wajen; s. d.) belegt, um sie schmackhafter
zu machen ZKn. — 5. Fleischseite des Leders Z.
Ggs. Närb. — 6. Speiseröhre im tierischen Leib?
,l>ie oren. ass und ander lenipen [dos Rindviehs dient]
zuo dem lym.' Tikrb. 1563. — 7. Unordnung. Durch-
einander oBs. Da 'seh e .ichön.^ Os in der Stube.
3-2
499
As, es, is, OS, US
500
MIhI. äz, Sjit'ise für Monscbeu und Tiere, zu i-znn, essen.
Betr. unsere Ausspr. dos W. («') ist zu bemerlven, dass die
MA. liüufig ursjir. s^ (mhd. z) erweicht; s. Sp. 500 u. 7 er-
lilärt sich aus dem Mischmasch eines für Haustiere und Ge-
flügel zubereiteten Futters, Hesse sich aber auch mit As ver-
einigen, welches eben in BsL. vorkommt.
.TTrasse: unreifes Obst, das vor der Zeit ausfällt'
Gl? AaZ.? (Schüler.)
Ist wahrsch. als PI. mit Beziehung auf die einzelnen
Stücke zu verstehen. Betr. die Etym. s. Ursi Sp. 469.
Hund-äss: Hundefutter. .Den hunden hundä.ss.'
G Stiftsarch. ,r)a sol man den hunden hundeäss und
dem herren und den knechten e.ssen und trinken gnuog
gen.' Offn. Sommeri 1451.
Mhd. liuntaz. — Die Lieferung von //. gehöi-te im Mittel-
alter zu den Lasten der Leibeigenen.
Herren-: vornehme Sjwise. Dem Domprobst und
seinem Gefolge soll man ,naeli zinilichen eeren ein
mal essen und trinken [für die Leute], fuoter und mal
[für die Pferde], dem federspil ein herren- und den
hunden ein hund-ass' geben. XVI., Ofpn. Pfyn.
Lock-: Lockspeise. ,Melaneholei ist des Teufels
Lock-Aass.' Klingl. 1691. — Gebort viell. zu -4».
Schwin-: Schweinefutter. ,Die sprüwer, stob
[Staubmehl] und sehwine-äss.' G Stiftsarch. — Mhd.
su-lnüz.
Wäjen- s. Äss 4.
Vor-äss s. Vor-essen ü.
Gc-äss heim W, /ms Uw; W — u.: L Essen,
Nahrung; die Speisen, die man auftischet GO.; W;
in geringschätzigem S. Uw. — 2. Lockspeise. , Sobald
die Krebse das Geässe verspüren.' Gr Sanmil. 1780.
— Aus ahd. 'gc-azi, ii. coli.
Gisel-4-f.- 1. ,,n." Beitrag zum Hochzeitmahle,
nach anderer Angabe Geschenke, dgl. am Abend der
Hochzeit unter den Gästen ausgeteilt wurden, meist
aus komischen, neckischen Gegenständen bestehend
BHa.f; Hochzeitgeschenk BBr. .und zwar für die
Braut BO." — 2. m. Luxusgegenstand, z.B. ein
für die ökonomischen Vorhältnisse des Eigentümers
zu grossartiges Haus; eine schöne aber nicht einträg-
liche Kuh BRi. Zwei Ourjen sm niimmen [nur] en
Giseläss, hingegen eis hed-mw bhiotsübel [höchst] nötig.
Zyro's Schreibungen O'tsd-IäKs und G.-i'ss, -i'st dürfen uns
nicht irren; einzig die mit ( fortgebildete Form mag auf
wirklicher Ausspr. beruhen. Auch St.'s .Ciseto. -et" neben
„(JiKdUui"' wird, da die Abi. mit -c( nicht zum sächl. Ge-
schlechte stimmt, in G.-ämt verbessert werden müssen. —
Urspr. syn. mit Guehncd {Verköstiguug des ins Wirtshans
gebannten Schuldners, dann übertr. und fast ins Gegenteil
des urspr. Terhältnisses verkehrt: Schmauserei; s. d. W. u.
niscUi-liaft), mag unser W. die selbe Bcgriifswandluug mit-
gemacht und von der spec. Bed. ,Hochzeitschmans' aus dann
die obigen weitereu Kntwickelungen erfahren haben, tw.
entsprechend denjenigen von Vrte Sp. 488.
Küe-, Küen-, Kien -äss s. Kue-Ensen.
Ass U 111. nur in der Zusammensetzung Bröni-
äss: 1. Blaumeise, parus coeruleus, cinciarella Ai"
(JGSchläpfer). — 2. „Brom-äs m. Ap (L Ausg.), Brum-
ane f. G (2. Ausg.): Blutfink, Gimpel, loiia pirrhula, so
genannt, weil er im Winter und Frühjahr häufig die
Brämen, Blütenzweige, Knospen, zernagt Ap (1. Ausg),
G (2. Ausg)." Hyu.Brümhinser. — 3. „Bromäsm.: Kern-
beisser, Kirschfink, loxia coccotliraustes Ap" lt2. Ausg.
.4«« hat sich als Ntr. und als Msc. mit sachlicher und
mit persönlicher Bed. gestaltet wie das syn. ,Frass'. Die
von St. angegebenen Formen werden wohl (wie der Art. ,die')
Plurale sein, also auf Ungeschicklichkeit des Einsenders und
auf Missverständniss beruhen.
ässen, äsen, ässen, äsen: J.s.s verzehren. Nur
in dem Comp, ge-äsen: essen, sich nähren. ,Diewyl
sy [die Eheleute] doch einmal müessend byeinandren
wonen, geäsen und stijrben.' HBüll. 1540.
ässen: (tr.) ,Pascere, weiden, ässen.' Fris. — Vgl.
die Nbf. äzen.
ässig cS «S d- Ap; BS.; Gl; Gr; G; S; Th; Z,
äsig e^-, e'-, .«- Aa; Bs; B öO. ; VOrte; GRChur, Obs.,
Valz. ; W: 1. im obj. S. a) essbar, zur Nahrung
dienend, allg. A-i War (Bustig, Mittel), Esswaare,
Lebensmittel, Nahrungsmittel. I'* hnn hüt no'''' l;ein
ä-c Brosine (l;ei ä-s BingeliJ im Mul g'liäben BRi.
Es ä-s Brüsi [Brosame], Etw. zum Essen BHk. .Ich
erhielt viele Präsente, ässigs Zug und Husrat.' Gotth.
So ässigs Zug: Chäs, Brot, Öpfel. BWyss 18C3. J/m"
lang nüt Ä-s im Hits g'lia" B. ,Swer dekein [irgendein]
floss mit holze ald dekein essich guot hinnan füeret.'
XIV., Z Ratserk. ,Es sye gewand, och dienstlon, essige
dinge.' Bs Gerichtsordn. 1457. ,Wäre der artikel [betr.
freien Kauf] nüt wyter ze verstand [verstehen], denn
um ässig ding.' Edlib. ,Türe [Teurung] an allen
ässigen dingen.' 1501, Ansh. ,Essig, guot zuo essen,
escalis, edilia; essige tier, esculenta animalia.' Fris.;
Mal. .Nichts ässigs.' Wurstis. 1580 {.Essiges.' 1765).
Als Subst. n. Asigs: Speise, Lebensmittel B; VOrte ;
Gr; W. Schi heind d's Asig [das Erbe soweit es in
Nahrungsmitteln bestand] giteilt W. Gewisserniassen
die Negation verstärkend: Kein ä-i Närig GuPr.
Ebenso pleonast. : ,Esigy spis, es sig körn oder ander
esig ding.' ScHW XV. ,Syn Husblunder [Hausrat],
äsinge spys oder ander ding.' Scnw Steuerges. 1503.
,Win, körn und ander essige spis.' 1522, Strickl.
,Profiand und essige spys.' 1531, ebd. .Heissend einen
essige spys in mund nemmen, darnach dieselbig uss-
hin spouzen.' LLav. 1569. ,Die alten Griechen hatten
anfangs ihre handlungen [Handel] nur um essige
speisen und notwendige lebensmittel angesehen [ein-
gerichtet].- Hott. 1666. — b) schmackhaft, appetit-
lich, den Appetit reizend, allg. Ässigs Brod. Das ist
gad en ä-i Suppe, man isst diese S. ziemlich gern Gl.
E järigi Sit hed es ä-s Fleischli SchwMuo. ,Ein
Stücklein Käse gienge gut zum Brod und mache es
äsiger.' Gotth. '.s ist äsiger, tcenn Alls [.\lle] i 's Beclci
[Schüssel] greift, die Esslust wird mehr geweckt in
Gesellschaft, als wenn man allein isst LTwE. Syn.
günig. — 2. im subj. S., esslustig, Appetit habend
Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr; L; Uw. ,Er ist nit fast
äsig, parum cibi consumit.' Id. B. En äsigs Chind
Uw. Nes ä-s Mül Aa. D' Chtie ist «., hat Fresslust
Ar; GRÜhur. Hüt bin-i"'' gar nüd ä. GlH. We'"'-Wr''
streng icerchet, s^-n-ist-ni'^" grad fri äsig, so hat man
ziemlich guten Appetit SchwMuo. ,A1so wirf der vogel
dester ässiger behalten und töuwet [verdauet] destcr
bass.' VoGELB. 1557. ,Dis Bad macht ässig Leut.'
JWSiMML. 1688. Mit Negation = wählerisch, Syn.
eigenlich (Sp. 147) Gr. — Syn. geäss(ig), gefräss,
schwittig. — Assigi f.: Essbarkeit; Esslust.
Mhd. mzcc, gut zum Essen. Nach langem Voc. trat wie
bei Am tw. Erweichung des s* ein, wie z. B. in Meisd. Der
Umlaut wurde tw. zu e' gesteigert, wofür geriide vor s be-
sondere Neigung geherrscht zu haben scheint. — Vgl. noch
(/stiy ; und zu den folg. Zsscn vgl. diejenigen mit -fi-ämiu/.
r.di
As, CS, is, OS, US
502
iin-, 6-ussiij Ar: 1, unschmackhaft, nicht wohl
esshav Bs; Gii; Uw. ,Dadurch das höw niilergetruckt,
vorwüest und ganz unässig wirt.' G- Stiftsarch. ,Es
seie Essigs oder Unessigs.' NSg. 1738. — 2. wenig
Appetit habend; wählerisch in den Speisen Av;
Gr ; Uw. ,Das bocküeisch machet einen wasserächten
niagcn und macht u.' Vogeld. 1.5.57. Mit emphatischem
Pleonasmus: das ist en unässige chöge Choge GrD.
Syn. s. die folgenden Compp. und eigmiUcli, ahvär,
exakt, skif. — Mhd. unaezec, iiiigeniessbar.
ge- ke'ssig Z, -e'- TnHw., käsig Aa; BO.; ZKii.f,
gcäss l-e'ss, -e'- AaKL; G; Z: 1. schmackhaft Aa;
Th; Z. — 2. esslustig, nicht wählerisch im Essen
Aa; GStdt, W.; Z. JEr ist eimmcl u [auch] g'gäsege,
es ist im Alls guet, wie 's dahar cliunnd BRi. Syn.
gefräss.
un-, utjl-e'ss ZPi., öyl-ässig GRÜhur: nicht ess-
lustig, lecker, heikel im Essen AaKI.; GuChur; GEh.;
Z. Syn. migefräss, seltsen.
gviiuh-fgre^ib-Jdsig: 1. wählerisch im Essen
VOrte. De bist doch es [so] gräubcisege we-n-e Geiss im
Summer, wie eine Ziege im S., wann sie volle Auswahl
hat ScHwMuo. — 2. ekelhaft, unsauber B. ,Eine
Wirtin brauche keine Unschlittgräubi für Erdäpfelrösti,
sie dulde überhaupt nichts Gräubäsiges im Hause!'
Neu. B Kai. 1841. Doch viell. in übertr. S. (sittlich
unlauter) gemeint wie: .öjjjji's gr-s, occulti flagitii alqd.'
In. B.
Von Griiuhi, Speckstücklein, die mit Speisen gekocht
werden, um sie leckerer zu machen. Unser Adj. i. S. von 1
wird Tom Volke verstanden als ,die Gräubi d. i. das Beste
vorweg nehmend'. Doch sind die Begriffe ,Ekel erregend'
und ,E. empfindend' correlat., die Gräubi können auch als
Uusauberkeit in den Speisen aufgefasst werden. Die Er-
mahnung an die Wirtin sucht, falls der Ausdruck bildlich
Tcrstiuden sein will, ein etymologisierendes Wortspiel.
,Judässig pfinnig fiaisch.' Scn Eichtebr.
Die .Juden galten als unreinliche Leute, die auch mit
geringer, schlechter Nahrung vorlieh nehmen, wenn sie nur
wohlfeil zu h.aben war.
kog-rtSS „Ap"; Gr; G; Z, -s' „Aa"; ScH; Th; Z
Auss., ge-kog- Ic/oO' SciiStdt; ZSth.: wählerisch,
wunderlich, zunächst im Essen, leckerhaft. E Geiss
ist doch e chogäs Tier, da' frisst lang nid Alles Sch.
Dann auch: wählerisch, wunderlich, launenhaft im
moralischen S. 's g'schicht der Jumpfere gang recht,
das si sitze" 'blibe" ist, icorum iscli-si so cliogäs g'si"
Si'n. ,Es gebe doch milliünisch [über die Massen]
iognsse Leute auf der Welt.' Sc» Kai. 1881.
Von dem unumgelauteten Stamm des Adj. /.wy, wählerisch.
Vgl. schwarzw. kow-.
mader-, „matter-ä.sj^/": wurmstichig, bes. vom
Obst LE. Syn. murw-, tvurm-ässig.
Die Hinweisimg auf , Made' passt wenigstens lautlicli nicht,
Wohl aber ist mader-, zu St.'s Zeit noch die weniger ge-
läufige Ausspr., als abgeschwächte Form anzunehmen, matler-
abor wird das selbe sein wie in malter-U'Ui;/, altersschwach,
krank, vwdt mit , matt' und Malten, Klanenseuche; vgl. Schwab.
mattarhtiij, halb faul, von Holz.
murw-: ebenso B öO. — A'ei'kcbi-tcs trurm-aaiii/. Murw,
mlirbe, wird mitgewirkt haben; vgl. nocli bunii-ässit/.
nach- nä- Gl; GWe., nö-ciss GG., W., nö"-es GMs.:
1. Nichts zurück lassend, beim Essen oder Weiden.
Er het f'ri nädss g'etzt, hat das Gras sehr nalie [am
Bodcnl abweiden lassen Gl; GWe. — 2. übh. scharf.
genau auf seinen Vorteil sehend, kleinlich,
eigennützig, so bei Abrechnungen; geizig „Gl"; GG.,
W. Syn. exaht, fnach-Jsüechig. — 3. wählerisch im
Essen GMs. — Nach i. S. v. naixe, genau. — Vgl. näch-wmicj.
d ü r r b i r e n -ässig : mager ausgestattet. , Chorherren-
massige und türbiren-essige Pfrüenden.' Z Pfründenb.
1740."
Dem sprichw. Überfluss der Chorherren [in Zürich] werden
hier solche Pfarrpfründeu gegenüber gestellt, deren luhaber
sich stiitt der Fleischnahrung mit gedörrten Birnen behelfen
rauss. Letztere gelten auch .als Mittel gegen Fettleibigkeit.
burm- s. wurm-ä.
schab-: von den Schaben, Motten, zerfressen.
,Obwolen in der Nota stehet: diser [Teppich] vast
neu, soll er ganz schabässig und übel verderbt sein.'
Inv. Altenklingen 1675.
schmäder- B; LE.; ZS., „schmader-ässig B; L" :
wählerisch, heikel im Essen. ,Wylen die Bärenmueter
schmädrässig und nit von dem Brod us irem gewon-
lichen Mel gebachen fressen will.' B Venner-Man. 1657
(It Howald).
Vgl. Hehmaderen, in Flüssigem herumsndcln, oder echiiiä-
deren, ohne Appetit fressen, oder da d und ( oft wechseln,
Gesehmutter, Durcheinander; Grünes in der Suppe; u. vgl.
hiezn gräubCissitj.
wurm- Aa; Bs; Ndw; GG., Ta.; S; Z, -e'ssig ZP.,
-e^sig Bs, -massig ß; „Gr; L; Sch"; Th; „Z", -bäsig
Th; Z oS., -iväsig Th (Püpik.], bttrmässig LEeiden:
1. wurmstichig, vom Obste, allg.; seltener vom
Holze Z. ,Nux vitiosa, prösthaftig, wurmässig, nichts
sollend.' Fris. , Sollend die öpfel nit faulen noch
wurmässig werden.- Tierb. 1563. — 2. von krankem
Vieh, viell. in allg. (übertr.) S. oder wie mhd. wiirm-
bizic spec. ,mit der Wurmkrankheit behaftet.' ,Wurra-
essig unsuber vich von anderm vidi zuo tuend, das
dhein [kein] vich schaden darvon empfache.' Ofpn.
Neer. 1442/1538. ,Wär euch, das jemands wurraessig
und unsuber vich oder us orten und enden, da der
vichtod ist, hette.' Wädensw. Herrschaftsr. — 3. fig.
und scherzhaft: a) von Militärdienstfreien, also mit
Gebrechen Behafteten Th ; Z. Auch von Gebrechlichen
überh. — b) verdorben, falsch, von Menschen: Mer
hdnd me as ein Wurmässige in öuser G'sellschaft AaB.
Vgl. wurmstichig. ,Er hoffe [= glaube] nicht, dass
Meine Herren [die Obrigkeit] durch die Werber etw.
würden innen werden, dann ein wnrmässigs nest da
[in Worb] wäre.' Thür.Frickart.
Mild, wurmaeze, -aezic. Der Umlaut ii im ersten Teil
(so auch bei Mal.) deutet auf Zss. mit der Pluralform. —
Das W. hat bedeutende Umgestaltungen durch frcn\de An-
lehnungen erfahren, an -mUsHtg (vgl. z. B. ku/cr-mii.ii>iij), an
Wurmb((iile, -waele, Ameise; s. auch murw-liasig. Zu BeJ. 1
vgl. md. ,wolfässig', vom Wolf angefressen.
Ass III, ässen s. anchsen Sp. 300.
S.S zsgez. aus an das.
as- s. CS: as, ass s. 1. als Sp. 107. 2. dass.
asvilas, asvilis s. (alsj tH.
asig, -lig. -ligs, -te, -tig, -tlig s. bei ase.
ass, äs in der Verbindung ass iind ass ZKn., «s äs
ZPehr., äs und äs Z, asvdäs L; Scuw; Zg, -ig Zo,
(isji/jrf'i« Z(i: 1. beinahe, so ziemlich L; Scnw; Zr,; Z.
Uf ihe" Matte" wachst es Gras — es g'lustct Mänge
a.tedas. IIilhehhanh. Er hat äs und äs umg'rüert [mit
SiOS
As, es,
504
dem Wagen umgeworfen], 's GiltterU [Pläschchen] ist
asäs voll — 2. alhnälilich ZW.
Die Länge des Voc. ist bloss sekundär, durcli die Be-
tonung hervorgerufen, das W. selber aus ab 1. ^ so (vgl.
,so so' = ziemlicli) vork. Äseda«iy ist mit adj. Enduug er-
weitert wie ohiy Sp. 54 u. a. ; asigedm berulit auf Umstellung
oder auf Vcrtauscliung der irrtümlich aufgefassten Silben «»<
mit der Kbf. des Adv. cue. Wegen ed s. e 6 Sp. 12.
asig I: beinahe GRXuf. — Aus dem einfachen «»
erweitert wie amdasi'j aus dem mit sich selbst zsgesetzteu.
as, ass, es: eben das, eben so, eine Aussage zur
Bekräftigung wiederholend ApWalz. (e's) It T. 418 a.
Sehr beliebt in der mundartliehen Lit. zu Anf. XVIIL
Der Trüfft Beiz hed das Blumii y'noo [Apollonia ge-
heiratet], as hederä, jetzt isch [ist es] de" Nare iinder
fj'niu-e [gereut]. Aufnem. Helvetia 1702, richtiger in
der Ausg. von 1701 : ashederdä d. i. ,das hat er denn
[=: wirklich]'. Si hülfind ger", ass tätind 's. Göldt
1712, der sich daneben auch der Form das bedient.
Er liett mii" Bantli könne" iifladen und heim füehre",
es hett-er. Bantli 1712. St hend [haben] öppe 31änge
[da-] mit erschrücht, es hend s' de"", ebd. Si händ mym
Chnecht Boss und Wage g'nö und-e" noh darzue cr-
u-ürgt, äs hend s' de" de"". Madleni 1712. i*. noch T.
a. a. 0. Der Gebrauch dehnte sich sogar auf Be-
dingungssätze aus: Wenn si leider icöttind Chrieg ha",
as wöttind s'. Göldi 1712. Wenn-si''' die dinne [in
der !-tadt] nie g'wehrt hetted, es hetted s'. Bantli 1712.
Vgl. das in gleicher Anwendung und seil) tcenn. Nach
verneinenden Sätzen wird der Sinn zweideutig, was
der Komik gerade passen mochte: Si u-äred nid g' flöhe,
es u-äred s'. Bantli.
Das W. lässt sich lautlich nnd begrifflich eben so wohl
zurückführen auf denioustr. «/» = so (vgl. ma ist er e Ma"",
as-ist-er. Bantli 1712), wie auf das Pron. du» (schwäb. dfs):
s. diese WW. Vgl. noch S(j (so); seib.
as, es, is s. ah Sp. 198, S b u. Anm.
Ass allg., ,Ess' — n. — PL Ass u. Asser: 1. die
Eins beim Würfelspiel, canis. Fris.; Mal. — 2. die
Eins im Kartenspiel, allg., doch nur in feineren Kreisen,
zunächst bei Spielen mit französischen Karten, für das
volkstümliche Sä, Sou. ,König, Königinnen und Äser.'
GoiTH. Ässer umschlah", ein Hasardspiel, bei welchem
die verdeckten Karten eine um die andere an die
Spielenden ausgeteilt werden und ein Ass je einen
Teil des Kassarestes gewinnt. Vgl. ässlen. — 3. klein-
stes Gewicht, 1 Gran. ,Daricus, hält zwo sonnen-
kronen und siben ess oder gränli.' Fris.
Die Form Ans haben wir vom frz. as entlehnt, JCes ist
die verdeutschte Form des lat. tw, ahd. csso, mhd. esse, ä. nhd.
Es, As, Esse. Vgl. noch Esel. — Zu 3 vgl. ,nit um ein äss
frummer.' Frank.
Franzosen-: Schimpfwort. Du verflaechte Fr.!
Wolf, Eelig. Bauerngespr.
Viell. drückt sich in dieser Zss. die Reaktion bäurischer
Sprache und Sitte gegen das in feineren Kreisen importierte
Spiel und Wort aus. Doch bleibt fraglich, ob nicht zu lesen
sei As(s) i. S. von ,Aas von Franzose'. Das ungewohnte
Genus lässt sich für beide Bedd. ertragen, doch dürfte man
wohl auch die Hdschr. korrigieren mit verfluechis.
ässlen: ein in Z Sittenmandaten des XVI. er-
wähntes Hasardspiel; viell. ^würfeln. ,Umb ein baller
geöuglet ald geesslet |udgl.] under dem sehyn, als ob
mans nit für gespilt achten wollte.' Z Mand. 1545.
,L>a ein zwyfel worden, ob sölichs eesslen und kurz-
wylen wie andere rechte spil, so man umb gelt tuet,
under unserem verbott vergriifen syn sollte.' ebd. —
Vgl. ässcr umscldahn. Aurj 10.
äse s. also Sp. 200.
asig n A.aF.; Ap; Gr; Sch; aScHW; Z(;; Z, assig
.-Vi'M. It T., asig Ap; GlK. — äsriich Arf; Gf, äslig
Ar; GT.; Scuw, äslig G oT. — asste ApL. M., äsedig
„Tu", asstig ApL, M.; G, ässtig ApSchöngr. — asstlig,
ässtlig ApK., M. : 1. Adj. solch, und zwar von jener
Beschaifenheit, im Untersch. von derig, serig, sonig,
sötig, sölich, welche sich auf Näheres, Gegenwärtiges
beziehen Aa; Ap; G; Sch; Schw; Th; Zg; Z. De^
Her g'seht derigs nüd, das ist vil z' fin für asig Lüt.
Stütz. Wer Liehi weiss z' verdiene" — Mer wend
[wir wollen] nur aslig [solche Leute] hä". Hengel.
En asligs Werchli [Hanf] War doeh es suhers Spinne"
g'sy". ebd. En derigen Epfel will-i"'' nüd, alter en
asstige, nicht einen von diesen, sondern von jenen Ap.
Auch wie .solch' dem Art. vorgesetzt: asig en udgl.
— 2. „Adv., so Th. 3Iach 's asedig wie-n-i'''-d'r
g'saiä ha".'
Der Umlaut (ä) konute eintreten, indem das Grundw.
iise als ein einfaches angesehen wurde. Auf die Schreibung
assiy und auf die mit a, welche als Übergangsstufe, in der
die Assimilation des l von also an » noch deutlich erschiene,
allerdings willkommen wären, dürfen wir t. wegen Unzuver-
lilssigkeit der Quellen, t. wegen entgegenstehender Angaben
kein Gewicht legen. Die 3. und 4. Gruppe sind nicht wie
die 2. wirkliche Abll., sondern urspr. Zss. mit dem Prtc.
iije)tan i. S. V. .beschaffen"; 'as(e)tan wurde in Folge der
kräftigen Accentuierung des Bestimmungsw. zu wtste, und
unter Vertausehung der scheinbaren Endung an eine be-
liebtere, as'^diu, asstifj wie sotig., solch, aus (ä. nhd.) so(ge)tän.
— Betr. die Begriffsbestimmung vgl. den Gegs. von ose zu
(r)sö. — S. auch (Csletce'f/.
iissc: genug, als Interj. W. — Aus dem Franz. (usscz)
cntlehut.
Asen f.: hölzernes Gestell über dem Ofen oder
dem Herde zum Trocknen von Brennholz udgL ,Swa
[wo] ein asen ist ob dem kachelofen, da sol aiu slät
[Sclilot] eutzwüschent sin.' Ötadtr. Diessenh.
Mhd. ase swf. und noch in deutschen MAA. die Asen,
Äsern, As, Ossc, Vasen, Ess, Esen, Däse.n, Deise, welche
Formen sammt den hierunten folgenden (auch nicht ausge-
schlossen die Weiterbildungen Ait(el}, Est, Test, Eist, Uarst)
sich sämmtlich leicht nach den in Fromm. Zeitschr. VII, 19.
33. 333 erörterten Lautvorgäugen vereinigen lassen, wenu
man sie von ahd. ans, ense, Balken, ableitet.
Asne BEL, ,-i BO.; LE.", Asme BoSi.; Gr
(TscH.); Obw. Hasme GrV., Asle ZPfäff., Glatt.,
Bauma, Asli LG.; ZBopp., Hasle ZWei., Mönch.,
„Hasli m. Scuw", Basle AAWiggert.; Gl; G oT.,
BasU ScuwMuo., Bassle Gr; ZO., Bäsi L vE., G.,
H. (z. T. in.), Bassler m. GRh. — f.: 1. horizontales
Balkenwerk über dem Herde in den Küchen
der noch hie und da vorkommenden schornsteinlosen
Bauernhäuser, benützt um an quer darüber gelegten
Stäben (Asmilatten, -stangen, Fleischstecl;enJ Fleisch
zum Dörren aufzuhängen (BO.; LE.; Z), ehemals wohl
auch, wie noch in den Alphütten (GT.; LE.; Schw)
zum Trocknen und Dörren von Holz, Zieger u.a.; in den
Sennhütten von G oT. eine oberhalb der Feuerstätte
über Mannshöhe horizontal angebrachte Steinplatte zu
den gleichen Zwecken. ,Es was ein altvater in einem
walde, der hat einen jünger, den hies er zuo einem
505
As, es, is, OS, üs
506
malo schiter ab einer asnu werfen.' XIV., Sarner
Predifj:ten. ,Der sattlerin tucliter hat klagt, N. heig
ir (h holz ab der asne gestollen.' L Bussenrodel 1466.
,Und obglych einer, so es umb süwhirtenlon ze tuon
ist, die .sUw gemetzget hette, so mag es ein hirt uss-
tragen [so darf der nicht bezahlte Hirt das Fleisch
wegnehmen], er linde es im salz ald under der asslin,
so lang unz [bis] er bezalt ist.' Andelf. Herrschaftsr.
15S4. Ein Elsass. Weist, ermächtigt den Bannwart,
dem Holzfrevel nachzugehen und ihn zu rügen, wo
immer er ihn findet, ,dem zimpermann under der axe,
dem deeker ufl' dem fache oder uft" der asenen.' ,Die
asel, rauchstecken, baculi in fumario, assarium.' Red.
1662. — 2. ein aus zwei runden Latten bestehendes
Gestell in der Sennhütte, auf welchem die Milch-
gesehirre zum Trocknen aufgestellt werden Gr. —
S.Gerüst an der äussern Stall wand, auf welchem
a) die Heinzeii aufbewahrt werden od. welches b) Korn
bis zum völligen Ausreifen zu tragen hat GrV.; vgl.
Histe. — 4. Bassle, eine Art Gestell, metallene oder
gläserne Stäbchen, auf welche man bei Mahlzeiten
die angebrauchten Messer und Gabeln stützt, damit
das Tischtuch nicht beschmutzt werde Z Stdt f. —
5. der entweder mehr oder weniger geschlossene und
verschalte oder oft'ene Baum oberhalb der Feuer-
stätte der Küche, in welchem sich die unter 1 ge-
nannte Einrichtung meistenteils angebracht findet, und
welcher anstatt des Schorn.steins dient, wo auch Holz
und Fleisch gedörrt werden Gl; L; GT.; aScHW; Z.
Ob der Hurt (s. Hiird) ist d' Rasi L. Man geht i t' A.
ue-e, um Speck abzuschneiden, 's Holz, 's Ruess i"
der EasU übe" ist äeho^ [in Brand geraten]. Diener,
Gesch. V. OGlatt erzählt, dass Einer durch die , sogen.
Asien' in die Küche herunterfiel. In diesen Raum
hieng man t. als Präservativ gegen Seuchen, t. zu
Arzneizwecken Pferdeköpfe und lebende Kröten. —
6. in Gl und Z findet sich das W. auch beibehalten
für modernere Einrichtung: Kamin schooss. —
7. „Der Rassli, Fallklappe auf dem Dache eines
schornsteinlosen Hauses Sohw." — 8. Eh elendi Rassle,
verächtliche Bezeichnung eines Hauses mit primitiver
Einrichtung, eine Hütte ohne Schornstein Z. —
9. Der Rassler, Gefängniss GRh., eigentlich wohl der
dunkle Dachraum. Syn. Kiche. Vgl. Speclicämmerli.
Abbilduugen unil techuische Erläuterung der uuter 1. 4 — 6
tescbriebenen Einrichtungen s. bei Grafenried et Stnrler.
Arcli. Suisse pl. II. XVII; EGladbach, Schweiz. Holzstil,
Tat. H, V 2. Fig. II. III. V. und S. 13 b, Fig. 3,5; S. 16 b.
S. '23 b. Es läge nahe, Asne, die ältest bezeugte unter den
obigen Formen, uuuiittelbar aus ans herzuleiten durch An-
nahme einer Umstellung des n; aber solche MeüUhesis wird
durch unseren Dialekt nicht unterstützt; man muss also wohl
unser rt vielni. als Äbleitungscons. betrachten, tur welchen
bald m, bald l siiieleud nach Analogie zahlreicher anderer
Fälle eintreten; vgl. Lusmcr von losen; Bueliijc, das Dorf
.Bnsnang'. Unsere Schweiz. Formen scheiden sich von mhd.
und allg.-deutschem ö»e, äsel usw. durch die Kürze des Voc,
welche Jenseits des Rheins die seltneren Fälle bildet. Es
nniss wohl in Folge der Ableitung Verkürzung der Stamm-
silbe eingetreten sein oder es müssen unsere Formen anf das
deui W. am viell. zu Grunde liegende ahd. asün, stützen,
zurückzuführen sein; vgl. die unter sich identischen Nbff.
Ans-, Asin-, Aanihaum. Von den beiden konkurrierenden
weiblichen Endungen -c und -t erlitt die letztere mehrfach
Verwechselung mit der gleichlautenden niänulichon Endung;
daher z. T. das männliche Geschlecht. Der Vorschlag II-
nuig Anspielung auf Ilaselzweige bezwecken, kann aber auch
ganz nuissig sein. R- (auch bair. Hasen) rührt von dem
.irt. (der. Dat.) her, löste übrigens das W. von seinem etymol.
Zshang ab, so dass die Neubildung Uasi und die Anlehnungen
an den durch das sachliche Verhältniss nahe gelegten Begriff
, rasseln' entstanden.
Vor-Asne": über den Ofen vorragendes oder vor
dem Einfeuerungsloch angebrachtes Tröckengestell?
,Allo die bachöfen sun [sollen] blatten ald ysen fenster
[einen steinernen oder eisernen Verschluss für das
Feuerloch] hau und nit vor asnan.' Z Richtebr. 1305.
Allerdings liegt nicht eben eine absolute Nötigung vor,
die beiden WW. zu einem Comp, zu vereinigen, da ,vor'
auch als selbständiges Adv. vorn (vor der Einfeuerung) be-
deuten kann.
Fleisch- A sie" = Asne 1 4. ,Carnarium, ein
fleischkammer oder ein ort, da man fleisch aufhenkt
und deert oder digen macht, fleischasslen, fleisch-
gaden.' Fris. ; Mal. ,Die töufer [Wiedertäufer] ma-
chend der einfaltigen lüten fleischasslen unsichtbar
[=leer].' HBdll. 1531.
Asnet ,.4snit'. Id. B — m. : 1. = Asne 1. ,Suspen-
siva, Gratis super ignem, laquear supra focum.' aaO.
— 2. ,die im Rauche aufgehängten Speisen.' ebd.
Aslete", (Fleisch-JAsmete Gr — f.: l.=:Asnel.4.
.Wenn der zwing besetzt ist, sond die geschwornen
des dorfs unibgon, die fürstetten, ässleten, rauchlöcher,
Stuben- und bachöfen flissigbeschouwen.' Dorfr. Bött-
stein 1585. ,Wenn Untervogt oder Förster es inne
werden, haben si ihn [den Holzfrevler] zu pfänden,
auch wenn die Scheiter schon unter der Asleten liegen.'
1662, Aa Weist. Hölzernes, entw. im Kamine oder in
einem luftigen Lokale angebrachtes Gerüst, um Fleisch
daran aufzuhängen und zu trocknen Gr. — 2. die zu
dem Zwecke des Trocknens oder Dörrens aufgehängte
Partie Fleisch selbst, ebd. Vgl. Asnet 2. Schi
hei-mer en ganzi Asmete Fleisch g'stole'-. Syn. Hang,
Henki, Hist. Vgl. Steckete. — 3. Menge, Haufen
ubh., z. B. von Menschen, Tieren, Obst, Steinen usw.
GRKlosters.
asennsc: Nbf. zu ä- Sp. 4 (ä V). — Lässt sich
auch zerlegen in ase (also = wohlan) nun so.
Äser (ÖserJ Ap; Bs; B; L; G; Sch; S; Th; Uw;
W; Z, Höser Aa oEnd. u. Lengn. (neben Ö-), Zein.,
Nöser G oT., Röser (neben Ö-) S (Schild) — m.:
1. Anhängetasche für Mundvorrat Jon Jägern, Wan-
derern, Arbeitern auf dem Felde; Speise-, Brottasche,
Schnapp-, Weidsack Ap; Bs (Spreng); Th; Uw. , Aaser,
darin man etwas ässigs gehalt [aufbewahrt], lineus
fiscus.' Mal. .Fiscus lineus, aaser darein man brot und
dgl. tut.' Denzl. 1677; 1716. .Schnyder mugent us
rowem lyniiu tuoch und zwilchen hempter, äser, juppen
und gewand schnyden.' 1431, Z Stdtbuch. , Hette ein
weher ein wyp, die row lyni hempter oder äser könnte
machen.' ebd. ,Ich [fahrender Schuler auf der Wan-
derung] zoch myn testament us mym äserlin.' ThPlatt.
.Nach dem gmeinen Sprichwort, es sye dem nit fast
nutzlich, der die inüs in seinem aser oder täschen
erhaltet oder orziecht.' RCvsat. (Leinene) l'roviant-
tascht! für den Soldaten. ,2 dotzen Aser, so in das
Züghus ghörend, mit dem Bären ze zeichnen.' 1570,
B Staatsrechn. Ebensolcher für Schüler ZKn. 1832.
.ICSciiwEiz. 1820. Bettelsack, zunächst zum Kinsam-
meln von Brot. .Hettelsak, oser, tasche, niantica. jiera.'
Keu. 1662. ,Ein l'hantast kommt zum .\bt zu StG..
507
As, es, is, OS, US
508
bitt ihn. süll ihm ein Oser voll Korn schenken; als
er ihn gheissen den 0. bringen, macht er einen ganzen
Laubsack zum 0.' Schimpfr. 1651. ,Cum sacco adire,
den unverschämten aaser anhenken, unverschämt heu-
schen.' Denzl. 1077; 171G. (Bäurische, leinene) Reise-
tasche übh.; Marktsäcklcin S. Der Atti chunnt vom
Märet hei'", Jiet 's Oscrli am Sleclee". FJSohild. Kleiner
Sack zu unbestimmtem Gebrauch. ,Ligt in einem äser
allerlei silber.' G Stiftsarch. ,Ein ledrin aser.' XVI.,
L Vijgtkinderrechn. — 2. Tasche, in oder unter dem
Kleid, zunächst ein unter dem mit einem entspre-
chenden Schlitze versehenen Oberkleide der Frauen
umgebundenes Säcklein Vw (aus Leder) ; Z f ; dann
das W. beibehalten für die in modernerer Weise fest-
genähte Tasche und auch ubertr. auf die männliche
Kleidung, Rock-, Westen-, Hosentasche Ai>; GoT.; S;
Uw; W; „Z bäur." Syn. Purnjicr. — .3. Sack für
Schulbetlurfnisse ÄAEndgn, Lengn., Zein.; Ap; Bs
(auch Ofierli n.); GRh.; TnSee. Und iez gönt [gehet]
in t' Schnei, dort hcnirjt der 0. am Simse. Hebel.
S. Schuel-üser. — 4. Mundvorrat für ein Mahl im
Freien bes. der Jäger oder bei Landpartieen. Mer
müend-is [wir müssen uns] zu üsem [unserem] Usfluy
mit-rmr rechte" Oser versehe" Sch. .Indessen gebühret
dem Magen auch was: Man setzet sich nieder ins
kühlende Gras. Willkommener [als nach der Berg-
besteigung] könnte der Milchtopf nicht sein ; Da fliegen
' die Brocken recht lustig hinein. Im Augenblick wurde
die Schüssel geleert Und ebenso hurtig der Aser ver-
zehrt' Z Neuj. Mus.
Von allen, d.i. A», Ags verzehren: vgl. Äset. Mlul. vor-
wiegend mit Uiiil., eser, neuer. Mit 4 ist der Name dos Be-
hälters auf dessen Inhalt ühertr. Zu 2 vgl. die im Mittel-
alter von beiden Geschleclitern auswendig getragenen Taschen.
Lüg- Lug-öser Scn; SchwE.: 1. Lügen sack in
sachlichem S. Maler r>. Sitt. 1746 gibt aus dem Ktn
By den Brauch an, ,dass einem Menschen, der in den
Ruf eines Windmachers und Aufschneiders gekommen,
der Lügenaser, wie es in der Landesspr. hcisst, d. i.
der Lügenbeutel gebracht wird, welches mit feierlichen
und komischen Ceremonien geschieht. Man .sagt, dass
durch diese schimpfreichen Aufzüge mancher rumori-
scher Mann gebessert worden sei.' — 2. Lügner
Scu; ScHwE., am erstem Ort mit den Abll. LAgöseri",
Lügnerin, lügösig, lügnerisch.
Der Bed. 1 lag wohl urspr. die Yorstellung eines mit
Lügen statt mit Speise gefüllten Sackes vor ; vgl. nhd. .Liigen-
sack, Windbeutel'. Dass das W. ,Aser' au die Stelle trat,
bezieht sich auf den Leumund der Jägerzunft, welche oft
den Mangel an wirklicher Beute in der Weidtasche durch
Aufschueidoreien gut macht, an denen gleichsam diese un-
erschöpflich ist. — 2. Die Übertragung auf die Person wie
in ,Fräss' und in den obgenanntcn nhd. WW., in westph.
lürjrnbiU, scbwz. Wisheii^hündcl udgl. — Die Movierung zu
einem Fem. beruht auf der irrtümlichen Auffassung, als ob
L.-Akt ein Nomen agentis m. wäre.
Bettel-: Bettelsack. ,Bettelasser.' ApL Urk. 1584.
,Den Bettelaaser anhenken, ad saccum ire.' Dexzl.
1677; 1716, 2, dafür im 1. Teil: ,bettelsack'.
Schuel-, Schueler-, -äser Gl u. GWes. : Schul-
tasche aus Zwilch, quadratisch, mit zwei eingenähten
Stäbchen am Saume der Ött'nung; mit schwarzen Fi-
guren, für die Knaben namentlich einem Hirsch und
einigen Schweinen (Wildschweinen?) bemalt; von den
Knaben an einer Schnur über die Achsel, von den
Mädchen an einer Schlaufe am Arm getragen Ap; Gl;
L; G; ScH; Th; Z. Die beschriebene primitive Form
und auch das W. in starkem Rückgang begriffen.
,1 Schuolasser uf der oberen Louben.' Z Staatsarch.
1571. ,Mein Grossvatter hat mir einen Schuloser von
der Kirchen [von seinem Kirchenbesuch] heimgebracht,
darob ich als ein kind übel erschrocken.' MRohn. 1629.
Fig. En Schueloser ist bald g'lert, das in der Schule
erworbene Wissen reicht nicht weit, wenn man ins
praktische Leben tritt. Sulg. .Junge Burger habend
Selbsten gestudiert, nicht bloss, dass man sagen könne,
sy habind einen halben schuelaaser geessen, sondern
solide.' JJBreit. 1633; vgl. ,die Weisheit mit Löifeln
geessen haben.'
Abbildungen z. B. im Z Kai. 1508 (Neuj. d. Stdtbibl. Z
1868) und von beiden Arten in KdMey., Zeitspiegel 1675.
Die oben erwähnten Verzierungen gestatten die Behauptung,
dass der .Jägersmann es war, welcher den ,Aser' aufbrachte ;
vgl. dazu den ,Weid-Asor' (folg. Art.) als Hirtentasche.
Die Kürze des rt in Gl rührt davon her, dass das 2. W. in
Zss. immer in Gefahr ist, als blosses Ableitungselement be-
handelt zu werden.
Waid-: Jägertasche. ,Verbirg es [das erbeutete
Rebhuhn] in den w.' Vögele. 1557. In allgemeinerem
S. : .Darumb auch die hirten ire weidäser oder brot-
säcklin mit demselbigen [einem Dachsbalg] überziehen.'
TiERB. 156-3. ,Dz bütgelt den bütmeistern in einem
werdäser [1. weid-V] ungezalt geantwurtt [ungezählt
überantwortet].' S Staatsman. 1476.
Der A'erf. der Heiitelia scheint unser W. mit dessen
Verhochdeutschung kombiniert zu haben, da er in sonder-
barer Weise schrieb: ,Brot aus der Weidt- Aschen'.
äseren, ö-; 1. im Freien den mitgenommenen
Mundvorrat verzehren, zunächst vom Frühstück
oder vom Mittagessen der Jäger, dann übh. im Freien
Mahlzeit halten, z. B. bei Feldarbeit, Weinlese, Land-
partieen Aa; Bs; Scn; Z. ,Der Forst ist eines Jägers
Wonne, Die schönste Freud die Aser-Stund.' HSülzer,
Beichtstuhl. — 2. mit gemütlicher Langsamkeit essen,
es sich schmecken lassen THSteckb. — ab-: den
Nachtisch einnehmen Z. — O-ierete f.: Rast im Freien
mit Mahlzeit verbunden Scn.
.asert: zuweilen, hin und wieder AaF."
Von alh s l (Sp. 170; vgl. ö« Sp. 502 und ose ^ also
Sp. 200) ahgeleitet nach Analogie anderer Advv. der Zeit
wie sidert, cisiUrt.
assessieren assess-, asseess- Z, assisiere S, gewöhn-
licher ver-: (refl.) sich associieren, in Gesehäftsgemein-
schaft treten.
Äset n. : Name der an der Muota gelegenen All-
meind der Leute von Schwyz. ,Die strass uf dem
Aaset. Vom oisteg hinus über das Aaset.' Schw Ldb.
— Eig. = Weideplatz, von 'ätsen, 'äsen, weiden; vgl. das
tr. ässen.
asi s. sich (an-sich).
asiaiiiseli: asiatisch. Ansh.
Wurm-Asle s. Ameise Sp. 216.
Assle, Kassel f.: Tausendfuss. ,Von der Nassel,
welche ein grosse menge der füessen hat.' Fischb. 1563.
.Centipeda, nassel, kellerwuruL' Denzl. 1677; 1716.
Aus lat. ascllus, vgl. Keller-escl. Prothet. n wie in Sibsclic
Sp. 48, Xikeihtland Sp. 84, Nüuderis Sp. 91 u. a.
Asinodäns: der Geist der Eifersucht. ,Wir haben
gelobt ausszuspeicn den alten gast, der ncid und hass
500
As, es, is. OS, US
510
heisset, den Aiuademii, den Eheteufol.' AKlingl. 1688.
.Asniodi ihm sein Herz betört.' WHi-ber 1787. .Auch
plagt sie [die Leibeigenen, die nicht nach eigener
Wahl lieiraten dürfen] der böse Asmodäus eben nicht
gewaltig.' ebd.
Im Bucli Tob. 3, 8. ist A. der böse Geist, der die
7 Mauiicr der S.ar.a getüdtet. Bei Kliugl. scheint sich (wcun
niclit eiu blosser Druckfehler vorliegt) der biblische X,ame
verwechselt zu haben.
äs s. als Sj). 197. Noli-Äseli s. Näch-Wiseli.
äslen, er- s. eslen (Esel).
ais s. me'' Sp. 265.
Ansin. : Kot; etw. Ekelhaftes, ^»s; »««c/je", cacare
AaF., Fri. (Kdrspr.) — Nbf. zu A-uyiji, Auyge Sp. 155
und Autselii,
e s lokale Ausspr. für eis d. i. eins (Sp. 269).
es: Fron. 3. P. n. Allein stehend oder im Satz
betont rfS, e^s (nur v. Personen, Kom. u. Acc), sonst
jiroklitisch im Nom. ^s, %s, 's, enklitisch im Acc. fast
ausschliesslich 's ('«Gntw. ; W, doch auch mit repe-
tierender Form 'äjs, 'siis BSi. ; W), v. Personen in(ejs.
— Gen. sine" neben es, enklit. «j« BO.; 6r, «jji Gr;
W. — Dat. betont im, enklit. em, viu. — 1. von wirk-
lich sächlichen Wesen, a) als Nominativ a) des
Subjektes in unpers. KAA. von Vorgängen und Zu-
ständen in der Natur und im Menschen, wie nhd.
Dazu noch Fälle wie: ,Zu Schlanders starb es heftig
an der Bestalenz', es herrschte dort ein Sterben.
Stockar. Und sogar mit Tb. im Flur.: .Saitend uns,
das es in unser landen fast [zahlreich] stürbin um
Zürich.' ebd. Mit Acc. F. z. B. von Krankheiten, die
den Menschen ergreifen. Es hää-en a"g'yriff'e, eine
Krankheit hat ihn ergriffen. Es häd-en (am Bei"),
er ist gefangen, verloren. Es häd-e" möge", er ist
überwältigt, unterlegen. Es icird-em um de" Cliopf
iime clw, er wird sein Tun büssen. Pleonastisch vor-
geschoben oder durch eine nachfolgende Apposition
ergänzt. -, Wenn es in dem Ehestand alles recht her-
gehen würde.' JMüLL. 1661. Es füert (treit) li, in
den Bächen, Flüssen treibt Eis, ein Zeichen starken
Frostes W. — ß) als Nomin. des Prädikates bei
,sein' und .werden'. SU er 's? seid ihr bereit? W.
Mit Dat.: Er ist-mu 's, ihm gewachsen W. Er ist-
mer 's, mir gewogen GG., F. Bei Kinderspielen meint
CS sin dasjenige Kind, welches in einem Spiel vorzugs-
weise tätig oder leidend sein, in Spielen um Geld die
Person, welche bezahlen muss. Er meint, er seif; 's,
sei eine wichtige Person, der erste in der Gesellschaft
Z. Und 's meint en iedp-r, er seig's, wer neh-i-r^ [der
liübschen Jungfrau] stö" darf. HBfJHL 1834. Er mues-es
verde, er soll (das Spiel) verlieren, vgl. muess Schnuler
w.; daneben mit Acc, "z. B. er ist e Ealhi irorde".
schuldig, eine halbe Flasche zu bezahlen. — b) als
Accus, des Obj., aber ohne bestimmte Beziehung, bei
einzelnen Verben von allg. Bed. Mc irird 's denn
g'sch' [die Folgen eines Tuns]. / mag 's fast nümme
erllde", kann den Schmerz, die Ungeduld nicht wehr
ertragen. De"" cha"" 's! ver.steht das Spiel, seinen
Beruf, leistet Tüchtiges. Er cha 's giiet ge, weiss
sich geschickt auszudrücken. Ir hiind 's giiet ! seid
gut gestellt; habt gut reden. Von Leibesübeln, ganz
entsprechend dem ,es' als Subj. bei a a: er hat 's im
Itugge", im Hals, i-me Bei", es fehlt ihm in jenen
Körperteilen, er hat dort Schmerzen, Beächwerden.
Es abessen, sich übersättigen, s. unter abessen. ,Er
hat 's [den Ekel] am Brot abgeessen.' .Woran wir 's
[unsere Verschuldung] geessen betten'; s. u. essen.
Es Eim a^'tne', ihn bezaubern, verhexen, wie nhd.
Er trlbt 's mit-em [sich] selber (Onanie). Verbunden
mit unpers. Subj. ,es'. Es git 's, gibt es; es mag 's
O'gii", die Sache gelingt. Es hat 's, es ist fertig,
richtig, genügend. .Im Namen des Gesetzes: so, iez
hat 's-es!' Parodie der Formel der Civiltrauung. Mit
Dat. P. : er chann-em 's (treffen, b' reichen), seinen Ge-
schmack befriedigen. Das cha-mer 's, passt, behagt
mir. Es Eim bringe", zutrinken; zeige", den Meister z..
strafen; säge", den Text lesen; mache", ihn behandeln,
z. B. irüest m., ungerecht. Es Einer mache", obsc.
Es mit Eim verschütte, Jmds Gunst verscherzen. Als
Ohj. vorgeschoben, entsprechend dem als Subj.
vorgeschobenen ,es'. (Hb 's mier, icas mir g'hört. Er
hät-ne 's 'teilt ds Giiot BGt. — 2. von Personen und
zwar nicht bloss Kindern und erwachsenen Mädchen,
sondern auch von Frauen; früher wohl allg. und selbst
in städtischen Ki-eisen, übereinstimmend mit der be-
liebten dimin. Gestaltung der Taufnamen; vgL auch
,das Mensch' und er, sl. Und icie-n-i'''' über lueg,
So g'sehn-i''' in de schönen Auge Träne; Ganz still
isch 's g'sl" . . ., Bis dass Es [die Frau] sait: lis iciter.
JJBfrkh. 185.3. Jetzt noch die Frau (im Munde des
Mannes) in VOrten. Er und es. Mann und Frau, s.
Sp. 100 u. In SB. kann es die Frau oder die Tochter
(das Meitschi) bezeichnen. In GnSchanf. hat solches
es eine verächtliche Nebenbed. In W soll es (im
Munde der Frau) sogar auch den Mann bezeichnen.
Zu diesem es als Nomin. gehört dann der Acc. inrß
Gl, ins Bs; L; Z. bes. in betonter Stellung, s. Sp. 20-");
in BsStdt früher auch als Nomin. Vereinzelt von einer
Sache und unbetont: ,Ich hasse dises Laster, ich de-
testiere ihns in den Abgrund der Höllen.' Ulr. 1727.
— 3. der Genetiv in seiner urspr. Form es (versch.
von dem alten Nom. u. Acc. es) ist in der lebenden
Spr. ausgestorben und durch se(n), enklit. abgeschwächt
aus sin, ersetzt. Dies nicht bloss in pai-tit. Bed., son-
dern wie das ältere sin, verk. sl, auch in obj. und
causaler, in allen 3 Bed. entsprechend fz. en. I ha'-se"
g'nueg BHk. Rest du Ches [Käse]? Ja, i h,a"-se" B oSi.
Wenn er-sen wollet [si vous en voulez avoir] BO.
Wenn de Gaffe [Katfee] u'f [aufgebraucht] ist, so
tttet-me"-sen umhi" reichen [wieder holen] BO. ilfer
si-sen g'icanet, wir sind dessen gewohnt BHa. Sitz
nider un häb-sen! ruft man unwillig Kindern, die Etw.
verlangen, was man ihnen erst nicht geben wollte
BRi. Acht-sen tve"" d' mid HudellüteH [Gesindel] z'
ttion liest! gib Acht darauf, ebd. Wenn-i'''-sen achten,
SIC ubergiben-i-mi nüd hal'' [verzähle ich mich nicht
leicht], ebd. 3fer sind-schen eins, darüber einig GisPr,
I iceiss-dr-schen kein Dach, weiss dir dafür keinen
Dank. ebd. Er isch-si [damit] z'fride. SeniLn. .Las
mich den münch schlahen; du kanst sin nit', verstehst
dich nicht darauf. StMkixrad 1161. ,Sol mit dheinem
vich da hüeten, man gunne [erlaube] ihm sy dann.'
Okkx. Aadorf M60. ,Und ist ain fvn salz: ich han
sy öch mit mir herus bracht in disin land.' Stockak
1510. .Wir kämen sin [dadurch] an bettelstab.' NMan.
.Wie .sy dz werk einem, der sy wirdig sye. zuoeignen
wöllind.' ZwiXRi.i 1526. ,lch bin .sy wol zefriden.-
HBi'LL. 1531. ,Los zue, so wir.stu sy nuch hericht
I davon unterrichtet].' ebd. .Heb si kain acht; bis
511
As, es, is, 0.S, US
512
[sei] ruewig.' 1533, Kriessern. ,Er hat syii [dazu] kein
befelch ghan.' Salat. ,Hat sicli ain todtlich krankhait
in im erwogt und ist sy [daran] ge.storben.' Kessler.
Sabb. , Quill attinet? Was darf es sy [bedarf es dessen],
was ist es von nöten? Nee abnuitur ita fuisse, man
ist sy gichtig [geständig], man kan .sy nit abred sein.
Fors viderit, walt sy das glück. Excidit memoria
hujus rei, man gedenkt sy nit mer, man hat sy kein
gedächtnuss mer. Ipsius jus atque arbitrium est, es
stät an im, er hat sy [darüber, dazu] macht und gwalt.
Age, ich bin sy wol zefriden. Levior pluma est gratia,
er weisst dir sy [dafür] gar kein dank.' Fris. ,Das
feber [Fieber] ist im abgangen, er ist sy abkommen.'
Ich besorg mich sy, ir werdiuds nit bim besten auf-
nemmen.' Mal. , [Christus] muost doch leiden jämmer-
lich, Und war sy gar nit schuldig gsein.' Com. Beati.
,Tuo nur dein best, du wirst sy gniessen [Frucht
davon haben].' ebd. ,Das man sy im gebe, als [so]
vil er sy nottürftig syge.' Mey., Wint. Chr. — 4. der
Dativ steht oft fast pleonastisch, indem ein Sein oder
Tun auf etwas Erwähntes oder Bekanntes bezogen
wird; M» = mit Beziehung darauf. ,Tuen im wie-de
witt! fac pro tuo arbitrio. Wie sott-i'''-n-ivi tue"?
quid suades?' Id. B. (Aber: es tued-em Nüd, die Sache
leidet keinen Schaden Z). Tüend-fm au"'' >sö.' Er-
wiederung eines Grusses, der eigentlich besehen einen
Wunsch, eine Aufforderung enthält, z. B. blibed (fsvnät
chömmed me zue-n-is [uns], ,Also ist im recht', so
ist 's r. ZwiNGLL ,Wie im sy z' tuon mit disem punkt.'
HBuLL. 15Ö3. ,Myn Sun, nun schwyg, wie man im
tuot.' ebd. ,Über ein stund leg einen andern darüber
und tuo im also den ganzen tag' [setze dies Verfahren
fort]. VofiELB. 1557. ,Wie wend ier im denn tuon,
wenn so vil Doctores werdend wider üch stän?' Tn
Platt. ,Becte non credis, du thuost im recht, dass du
nit glaub.st.' Fris. ,Hettend im die alten also geton.'
LLav. 1578, = ,wann die alten ein gleiches getan.'
1670. Mit Beziehung auf einen folgenden Satz: .Wie
ist ihme zu tun?' Hott. 1666. ,Wie du ihm tetest,
■wann einer . . .' Mey. 1694. ,Wie ist im [wie geht es
zu, was ist der Grund], das ier nit frölich sind wie
vormal?' ThPlatt. ,Si ita est, wenn im also ist.'
Fris. ,Ist im also? Ist es war?' Mal., wienhd.: ,Ist
dem so?' ,Sige dem, wie im well.' Mey., Wint. Chr.
,Oder ist ihm nicht also?' Müll., Bussuhr 1665. Vor-
mals auch im S. des Zweckes = dazu, zu diesem
Ende. ,Du bist im zuo fül, dass ich dir eins rechten
werde', zu schlecht, als dass ich mit dir vor Gericht
gehe. 15'22, B(3li, Act. ,Da ir meinend, mine herren
söltind mich abgestellt haben, sag ich, dass sy im ze
fromm sind.' Zwingli 1526. ,Du bist im ze jung [um
dein Leben im Kloster zu verbringen].' HBcll. 1527.
,Ir sind imm wys gnuog.' ebd. 1533. Der Dativ steht
ferner in EAA. wie: Es ist-em nüd Ernst s' regne",
wo em genau der Dat. zu dem es in ,es regnet ist.
Es chunnd-em, die Sache fängt an sich zu machen. Es
ruckt (nächet) -rm, das Ziel der Reise, das Ende der
Arbeit ist bald erreicht, da; syn. i'''' han 's (mer liänd 's)
hold. Mer jceud-em scho" def'ur tue ! wir wollen dem Ding
(Übol.stand) wohl abhelfen! Z. Dann in Verbindungen
wie: ,Ich habe es dir hundertmal gesagt, aber du
fragtest ihm [meinen Worten] Nichts nach.' HPest.
1790. Endlich, wie im als Dat. von er, auch reflexiv.
Allg. Es clmnnt nüd inm-rm selber, die Sache kommt
nicht von selbst Gl. ,'s wird schon von ihm selber
gehen.' HPest. 1785. Auch versteinert, so dass das
Genus des Subj. ohne Einfluss ist: die Tür gät vor-^vi
selber vf Z. Sogar: ,Diewyl aber die sacli üwer und
unserthalb je lenger je mer sorg uf im tregt.' 1527,
Absch. ,Vil mer kosten druf gangen, dann die schuld
an im selbs ist.' Mey., Wint. Chr.
Über die dem tahd. ez, got. ita entsprechende, von den
Gebirgsmiindarten noch festgehaltene Ausspr. vgl. i'r Sp. 400.
401, dessen Analogie unser W. zu dem Laute c^ mit hinüber-
gezogen hat. Aus ,ist es', is 's wird in Gr und W is^, aus
,hat es uns' in Gr -hetsiii. Sonst kann is' auch zsgerückt
sein aus i'^'' es, i" es oder ü [euch] es. Zuweilen verwenden
die Bergdialckte die unverkürzte Form: sust gab i's Nüd (für
gew. gäh 's) und Fofstätter (S) setzt in der Anwendung auf
Personen (Mädchen) ein etw. stärkeres is: ,Vnd d' Frau die
2xtcH is wü: ne Drack.' ,Mänge Buresun het sys Aug uf is
g'richtet g'ha".' Es steht gewissermassen in der Mitte zw.
es, 's und ins (welche Form auch für es in prädlkat.
Stellung gilt, z. B. wenn ich ins war). Diese merkwürdige
Form (die allerdings auch in der Wettcrau vorkommt, aber
dort auch für den Nomin. und sogar von männlichen Fers. ;
Gr. WB. 3, 1104/5) ist bei uns ohne Zweifel eine Com-
bination des Acc. m. in [ihn] mit dem s des Neutr., welches
Letztere ja ubh. in der Flexion dem Masc. nahe steht. Zu
der iterat. Form 'ses vgl. 'tis, uns, Sp. 347. Der Genet.
wird, wenn von Sachen die Rede ist, von der Mehrzahl
unserer MAA. umschrieben. Beim l)at. taucht in Gr der
sonderbare Fall auf, dass die Flexion, viell. um einen Ab-
stand gegen das Msc. zu gewinnen, unterbleibt: luo^-ma' mid
es! = le voilä. — Der Gebrauch des i's für Frauen mag
t. aus dem für Mädchen, t. aus dem zu Grund liegenden
\ind mitgedachten Neutralbegriff ,Weib', t. aus der häufigen
Diminutivform weiblicher Eigenn. zu erklären sein, welche
vom Mädchen- auch auf den verheir.ateten Stand übergiengen.
Wenn gelegentlich sogar eine Mannsperson mit ,m' bezeichnet
wird, so ist zu erinnern an die Vorliebe der Bergleute für
dimin. Ausdrücke. — Es gibt Fälle, wo es sich fragt, ob
wirklich unser W. vorliegt oder ein anderes Pron. und wenn
,es', welcher Casus desselben anzunehmen sei; auch kommen
Fälle vor, wo ein ,es' noch mit einem andern Pron. pleo-
nastisch verbunden ist. Ton dieser letzten Art ist die Stelle:
.Dann ichs sy gar wohl möchte glachen [ich möchte darüber
lachen] Wann uns der pur ein schimpf wurd machen.' Com.
Beati, wo ,'s' od. ,sy' (sin) genügen würde und ,sy' wahrsch.
nur zugesetzt ist, weil der gleichbedeutende alte Genet. ,es'
als solcher nicht mehr verstanden wurde. Ähnlich könnte
pleonastisches ,sy(n)' neben ,des' zn verstehen sein: ,Sy haben
uns hilf und rat zuogesagt, wo wir sy des bedürfend.' 1529,
Absch., denn ,sy' für verk. ,sich' zu nehmen widerspricht
dem damaligen Schriftgebrauch, wenn auch der Gebrauch
des Reflex, bei der 1. Fers, nicht unerhört und die RA. es
hediirf-si"'' oder c» h-ücht-si''' desse nüd noch heute üblich ist.
In Fällen wie: ,Zuo Schwyz ist er 's gesessen.' XIV. od. XT.
Volkslied. ,Es spiltens drei Gesellen Auf einem schmalen
Brett ... Er gieng und klopft es an.' BO. Volkslied, kann
das » als es nach Analogie des prädikativen (oben laß und
Gr. WB. 3, 111.5/6) erklärt werden. Als umgestelltes Schein-
subjekt statt des sonst vorgeschobenen ist es zu nehmen in
Fällen aus der lebenden Spr. wie die folgenden: Ziceitüsig
stön CS parat. Lied von 1830 = es stehen usw. Si/ 's Sorge
cho, so han-i d' P/i/fe g'stopß (Hofstättcr). conditinnaler Satz
mit Herübernahme des ,es' aus der kategorischen Form : ,es
sind S. gekommen.' Lue^, scho" bade 's Chiiider. ebd. = siehe,
es baden usw. Vor Jöre isch-es dort es 0"ghick passiert; du
sin-es [damals sind] 4 Persone" um 's Lebe cho" B. In Fällen
wie: Wenn 's vil Gast da sind L (conditiun.ale Form von: Es
sind vü G. da) kann eine Vermischung mit der syn. Formel:
,cs hat' mitgespielt haben. Anderer Art ist: / gib-es nid mtche
[nicht nach] Schw, wo es entw. noch ein Rest des alten
Genet. ist, i. S. von: ich lasse davon nicht ab, gebe darin
Nichts nach, oder zu erklären als Acc. durch Mitwirkung der
Cnnstruktion : Ich lasse es nicht fahren. Auch in: J chumvie
513
As, es, is, OS, US
514
's nüiiime ah, werde es nicht mehr los, hat sich der alte Geilet,
für das Sprachgefühl in deu Acc. verwandelt, wie in allen
entsprechenden nhd. Konstruktionen mit ,os' ; s. Gr. WB. 3,
1127 ff. So auch: ,Der Herr kann 's lustig sein', sich
damit (mit vorgesetztem Essen und Trinken im Wirtshaus)
vergnügen. XVII., Volkslied. — Zur Erlwrtung unserer Er-
klärung des ,si' m.ig auch die bei Fris. sich findende Va-
riante dienen: .Faciemus, alia cura, hab sy kein sorg', neben:
,non curat, er hat sein kein sorg, er fragt nichts darnach.'
Immerhin kann man in einzelnen Fällen zw. ,sin' und ,sich'
schwanken; so z. B. ,Guet sorg man han sol zu dem vych,
dass mag sy geniessen arm nnd rych.' Beromnnster, Wächter-
ordu. 15S1. Wenn der BHaslitaler auch sagt: i"'' lil'-il
(jicami [gewohnt], so liegt darin kein Beweis für die Kichtigkeit
der von uns im Texte gegebenen Auffassung, da in der dor-
tigen MA. »i das Fron. refl. auch bei 1. u. 2. P. sein kann.
Auch haben gewisse Verhochdeutschungen aus alter und neuer
Zeit das »t der lebenden Spr. anders verstanden als wir.
So: ,Wer sich wellt bevogten lassen, das [zn entscheiden]
soll stiin an einem undervogt, ob er sich uottürftig syge
oder nit.' 152T, AaWst. ,Der Sohn sei sich gar nicht zu-
frieden.' Gotth. S. darum auch u. sich. — Über die RA.
CS iai-ai dr Wert s. u. letzterem W. ; dass die KA. hieher
gehört, erhellt aus Wendungen wie: t'"'' hln-ai nüvinic u-ert,
dy" Sun z hciase' BSigr. ,Wer sy wert seie, dass man im
guots beweise.' Fris. Fraglich bleibt endlich auch noch,
ob in der RA. es int-mer-si, es kommt mir vor, als ob...;
ich glaube mich zu erinnern, dass .... das »i aus ,sich" od.
aus ,sin' verkürzt sei. — Die am Schluss von 1 b ange-
nommene Vorschiebung eines obj. es bestätigt sich durch
den selben Gebrauch beim Nomin. und Dat. nicht bloss in
der selben MA., sondern in der Umgangsspr. übh., ■/.. B. :
Wil er aber chon ist — din Biiob, weil aber dein Sohn ge-
kommen ist BGt. Und hat im sin Tä} [Teil] j/'i/e" — ^em
jüngste So^ Th.
es s. aZsSp. 197 (es-gar 198, 3a. ja-u-es 198,3b).
es, ^s s. enes Sp. 265.
es-, a.s- GRtw. : Präf. vor dem Adv. ie (Sp. 21)
und vor Frageww. resp. indefin. Pron., dort zur Be-
schränkung, hier (s. auch et-, etes-ica, -toie usw.) zur
Verallgemeinerung des Begriftes. Gebirgs-IVIAA. —
Verk. aus ahd., mhd. u. Schweiz, etea-, der altern Nbf. von
ete-, unserm et-,
Ess I ncs^, e-s- — m. bzw. n.: 1. der Buchstabe S.
allg. - 2. Gegenstand, welcher melir oder weniger die
Gestalt der lat. Majuskel S darbietet, z. B. a) eisernes
Gerät zur Verkleinerung von Futter für Feder- und
Rindvieh, b) zwei in stumpfem Winkel gegen ein-
ander gerichtete Furchen, welche zur Ablenkung
des Regenwassers quer über die Strasse gezogen wer-
den Z. Syn. Mos. — Wegen des Genus s. A Sp. 1.
Ess 11 f. in der RA. : en E. mit Etw. han, machen,
es tüchtig bearbeiten, grosse JVIühe daran wenden BSi.
Vgl. nhd. ,Etw. in Esse bringen, in vollem Esse erhalten',
auch als Fem., aus dem lat. Inf. esse, sein; vgl. , Wesen'.
Allerdings setzt diese Erklärung voraus, dass das e' der
'2. Silbe (in ungewohnter Weise) vorerst zu <■ abgeblasst sei.
,Esse' = Schmiede ist unserer MA. durchaus fremd.
Es.s m f. s. Esch IL
Ess IV n. s. Ass.
Ge-i.'ss, es sacht s. bei 'essen.
Esail. En rüche E.: Wildfang; Menscli von raulien
Sitten ZKn.
Lehnt sich an 1. Mos. 25, 2.5 mit Übertragung des Be-
griffes von der kürperlicheu Rauhheit (, rauch wie ein fid')
auf die Gemütsart.
Esauit. jEure Professores in MiiMcliscluir und
Esauiten verwandelt.' Ki.ini:l. 1(J88.
Schweif Idiotikon. I 4.
Iron. an ,Esan' angelehnt für Esuwiter, d. i. Jesuiten,
wie schon Discourse 1721, 12. Stück, es erklären.
esegist, eser, esigst s. e I (Sp. 10).
Esel, EscheJ GrAv.; PPo., Ei,.l W, Esel GRHe.,
sonst iVf/ allg. — m. — PI. Esel und Esle": 1. das
bekannte Haustier; in BO. schimpf weise auch von
einem Pferde. Auf stärkere Verbreitung und Vor-
wendung des Tieres auch in der nördliclien Schweiz
in frülierer Zeit deuten, von historischen Nachrichten
abgesehen, zahlreiche Namen von Lokalitäten, z. B.
Eselgass, -stall, -brtinnen, -fürt, ferner Ptianzennanien
udgl., und wenigstens Vertrautheit mit seiner Natur
erhellt aus den folgenden Anwendungen des W. —
RAA. betr. a) das Reit-, Last- und Zugtier. Er suecht
dr E. und rlt't druff] hat, was er sucht, bei der Hand.
Me" muess nit eisder uff'-em gliche E. z' 3färet rite' S.
,Das ist ein so bekannter E. [Steckenpferd], auf dem
sie [die Herrenleute] reiten, und musste ich mich
daran verfehlen!' HPest. 1790. ,Deni frechen, gewalt-
samen und ungeduldigen Tröler [prozesslustigen IVIen-
schen] war Arners Steifigkeit kein Heu für seinen E.'
ebd. 1787. Wcr-si"'' zum E. macht, muess Sack träge".
SüLG. .Den E. übergürten' s. u. letzterem W. -Der
E. hindcfür [verkehrt] abspanne" S. Den E. bim
Hingere säume". Gldr 1835. b) Geduld, Dienstwillig-
keit, Anspruchslosigkeit. ,Wann sich Einer zum E.
machet, will ihn Jedermann reiten.' JMey. 1692. ,Ich
muss als der E. sein, omnes mihi molestise devorandae.'
ebd. Eim d'r E. machen, Jmdm um schlechten Lohn
dienen, sich einfältig-gutmütig ausnützen lassen Gr;
vgl. Kuc, Hund. De E. inuess Hahcr träge" und Sprür
fresse" SoH ; Z. Brav ist en E. (wenn er vackcr zücht
Gßh.); hrav — wie-n-en E. (allg.), womit ,brav' zu
einem zweideutigen Lobe gestempelt wird. Uflade"
ivie-n-en [statt rmeti, einem] E., schwer beladen. ,Der
Merishauser hat gesagt, wenn es bergab gienge wie
bergauf, so wollte er den besten E. vorsetzen.' Kirchh.
(In ScHlVIer. waren Eselzüehtereien.) c) die Farbe.
Der E. grauet schu" im Mueterllb Scn; S. Der E.
chunnt use, wenn Jmd ergraut, allg. Daher bezeichnet
man mit einem grilenen E. eine grosse Seltenheit AaF. _
d) hässliches Aussehen und plumpen Gang. Der E.
Icennt-men a" den Ore" und a" de" Worte die Tore".
Ineichkn. Es G'fräs [Gesicht, Miene] mache" uie-n-en
E. S. Wenn-ma" nid scharf b'schlagen ist, se ist-ma"
icie der E. uf-em Is GuPr. e) die Stimme und daraus
erschlossenen Mangel von musikalisclieiu Gehör: Wenn
ei" E. a"fuhd schreien, so stimme" die anderen l".
Ineiou. Das Geschrei selbst heisst ///i;n ,'/<■«, gigalzgcn;
(scherzh.) sagenfilen. Es passt, wie für en E. e Sack-
pflfe. Ineic'iien. ,Vom gückel zum e. sjiringen [beide
Tiere singen gleich schlecht], ut Galli ilicunt, d. i.
von eim fürnemnien oder von eim Unglück in das
ander fallen, de calcaria in carbonariani.' Fris.; Mai..
,Urteil du nit höher, dann dicli verstandist, dass dir
nit gange wie dem e., der urteilet, der gugger sunge
bass weder ■ [als] die nachtgall.' Zwinuli. f) den
Übermut. Der E. verlürt d' Hör, tro-n-er g'legen ist
Aa. B'o-s»''' der E. walet [wälzt], da rcrlürt-er au'''
d' Här Seil; Sciiw, das Verbrechen wird an dem Orte
bestraft, wo es begangen wurde. Wenn 's dem E.
z' uol ist, so scharrct-er Uw, so göt-er uf 's Is und
tanzet, bis-er 's Bei" bricht. Inekuen; Silokr. g) den
störrisclicii Sinn. .Iiic K. wollen gcsclilagen sein.'
33
515
As, es, is, OS, US
516
JMey. 169"2. Er het 's wie 's Änkema'"'s [Butterhändlers]
E.: 100 Streich tu'"' 's nümme, das [alte] Tier gibt
Nichts mehr um Schläge. Er macht-si''' stcttig [stör-
risch] ii-ie 's Ä-s E. SoTERM. Stettig ine 's Popsts
(iriene E. Bs. Daher E. auch geradezu = die unfreund-
liche, schmollende Laune selbst; dr Eiulhä", schmollen
W. Und diese Begriffswendung kombiniert mit der
Vorstellung vom Reittiere: (gli, hold) uf-em E. si",
(leicht, schnell) ins Schmollen, in Zorn geraten, stör-
risch sein Aa; Bs; BS.; S; Z; syn. uf-em GriitzU,
us-em Rüsli, oben use sin; hiipeii, Schalken, müschen,
mutschen, poffen, den Satz han. ,Er ist bald auf dem
e., proclivis est ad iram.' Hospin. 168.3. ,Leiehtlich
erzürnt werden, bald auf dem e. sitzen.' Fris. ; JMev.
1G92; Denzl. 1677; 171G. ,Wenn er [der zornmütige
Kaiser] ufsitzt und dem e. d'muoter ryt't, Denn tuot
myn [des Hofnarren] gyg in [ihn] wider hurtig machen.
Bis er hat verwuetct.' JWAr.N. 1581. Trans, gewendet:
Jmdn uf dr E. setze", erzürnen Aa; Bs. De'' ist glv'' uf
der E. g'setzt! .Uli facile fit quod doleat, es ist im gleich
geschehen, das er hön oder erzürnt wirf, er ist bald
auf den e. gesetzt.' Fris.; Mal.; ähnlich bei JMey.
1692. In BHk., Ri. iif-''en E. lade''. Vgl. übr. noch
u. -1. Mit Ausdruck der Wechselbeziehung: Einen
uf-em E. han, ihn ganz im Unwillen, in der Wider-
.spenstigkeit gegen sich haben BHa. h) die Dummheit.
G'rueje" [ausruhen] icie -n-en E., d.i. beladen, mit
sammt der Last. Sulger. Er het Forcht u-ie en E.,
u-enn er d' Burdi abg'heit [abwirft], fürchtet Strafe und
kann sich darum der Erleichterung nicht freuen Aa.
,Wann zwecn E. einander unterrichten, wird keiner
kein Doctor.' JMey. 1692. Rede" wie-n-en E., dumm.
Er hat 's, nöä z'sämmeg' rechnet [sit venia verbo], icie
en E. GBern. Einen für-cn E. ha", zum Besten halten,
allg. En E. wurd 's bigrife". Der E. .stöd am Berg
= nhd. der Ochse. Ineichen. E. ist E. und bl'M E.
ebd. Es cha"" 's en E. merke", wenn der Gharre das
Boss zieht, ebd. Der E. weiss erst, was der Schwanz
wert ist, wenn er-e" rerhne hed. ebd. S. auch u. 3.
i) den geringen Wert. ,Vom Pferd auf den E. kommen,
in einen schlimmeren Stand [und umgekehrt].' JMey'.
169'2. ,Was hast du vom Junker und was geht dich
der Narr an? Sie werden ihn gewiss noch auf den
E. setzen, wie 's recht ist [ihn herunterstimmen, seine
Utopien zu Schanden machen].' HPest. 1790; s. auch 3.
,Es ist Vilen ein frömder E. vil lieber als ein gut
teutsches Pferd, servitia peregrina placent.' JMey.
1692. Us-emen E. wird nie kei" Bitross. Ineichen. En
E. schick, wohi" d' tcitt, 's würd kei Hengst drüs. Sdlg.
Wenn Einer sitzend mit den Füssen baumelt, so sagt
man, er läute dem E. z' Grab. Sülg. ; vgl. Hund. —
2. a) eine Gestalt, welche den Esel des StNiklaus
vorstellen soll und den gabenspendenden Bischof auf
seinen Hausbesuchen am 6. Dezember oder in den
Tagen des Jahreswechsels begleitet (daher auch Klaus-
esel genannt ZWl.), angeblich entw. von seinem Herren
selber geritten oder mit dem .Klausbaum' und den
übrigen Gaben beladen. Die Kinder in Schw u. ZO.
legen ihm an dem Abend, da sie ihn erwarten, Heu
auf das vor den Fenstern aufgeschichtete Brennholz
bereit. Auch in denjenigen Gegenden, wo der alte
Nikiaus dem Wiehnachtskindli weichen musste, blieb
tw. die Vorstellung von dem mitgehenden Saumtiere
fortbestehen. Dasselbe heisst je nach der Zeit seines
Umgehens auch Wiehnachts-, Altjär-, Neujär-E. ,Der
Neujahresel hat den Kindern Klausbäumli, Platten
und Zainen voll Zeug und Sachen gebracht.' Stütz.
Wo er in Yvirklicher Gestalt auftritt, wird er von
einem oder zwei (ZWl.) mit einem Laken verdeckten
Burschen vorgestellt, von denen der vordere am einen
.\rm einen a-us Holz geschnitzten klappernden (vgl.
Klapperbock) und nach der Geldgabe, auch nach den
Leuten schnappenden Eselskopf emporhält (ZG.); oder
auf den beiden Burschen, welche mit Holzscheitern
auf dem Boden herumtrampeln und von denen der
vordere ein Ziegenfell (vgl. V Haber-, Schnabel g ei ss)
über Kopf und Nacken trägt, reitet ein dritter (Th
Affeltr.f). oder Einer, der einen Reitenden vorstellt,
trägt nach Art des engl. ,hobby-horse' die geschnitzte
Figur eines Esels unter sich. Die Volksphantasie er-
nüchtert sich gewissermassen, wenn in WObcrwld der-
jenige unter der an den Abenden vor dem Festtage
herumstürmenden Knabenschaar, welcher als E. ver-
kleidet ist, angeblich dem StNiklaus begegnen möchte,
um sich ihm zur Ablösung für sein eigenes, von der
Reise ermüdetes Saumtier anzubieten. Aber der Glaube
an den heil. Bischof ist hier noch lebendig und das
Auftreten desselben noch dramatisch gedacht, während
in andern katholischen Kantonen StNiklaus ohne das
Tier erscheint, bei den Reformierten aber zwar die
Namen und Gestalten, \velche die katholische Kirche
der hl. Geschichte (der Esel der hl. Familie) und der
Heiligenlegende entnahm, geblieben, die ursprüng-
lichere, heidnische Vorstellung aber wieder durchge-
brochen ist. Den kirchlichen Gestalten gieng nämlich
die Wilde Jagd, d. i. Wuotan auf seinem Schimmel
mit seinem Gefolge, wie er zur Zeit der Wintersonnen-
wende seinen Umzug auf Erden hält (s. Wuetis Her),
voraus. In reformierten Gegenden spielt der ,Esel'
die Rolle des Knechtes Rupprecht, der die Kinder
mehr erschreckt als der Nikiaus sie erfreut. Nament-
lich die bewegliche dritte der oben skizzierten Ge-
stalten ist es. welche sich hiezu eignet. Wart, der
E. (de Gurri) nimmt-di! ist in ZO. eine Drohung für
unartige Kinder. Der B Kai. 1825 rügt, dass es Eltern
gebe, welche die jungen Bursche ermuntern, den Wieh-
nachtsesel recht furchtbar zu gestalten. Wo-mer so
[gemütlich] z'sämmesitze", stürmt ds Müdcli [die Dienst-
magd] ine [herein] wie der Neujäresel u hrüelt [schreit
usw.] B It Postheiri. B'hüet-is Gott, %vie stöst dudö!
pnmkt wie en Neujäresel! Wottst [willst du] ge' chlause
[maskiert umgehen]? lässt Stutz einen Mann zu seiner
Frau sagen, welche sich beim Ankleiden vorwickelt
hat und phantastisch aus dem Kockschlitz herauslugt.
So wurde der E. leicht zum Mittelpunkt besonderer
Aufführungen, bei welchen die .Klause' zur Folie
herabsinken, und bildeten sich dafür die Benennungen
eslen, eine Esh-tr Z. In ZStäfa pflegte solche Wilde
Jagd schon vor dem eigentlichen Festabend (Silvester)
einmal in volLständigera Aufzuge herumzuschwärmen,
angeblich um den E. am Dorfbrunnen zu tränken.
Dass Hebel 's Wiehnechtchindlis E. auf ein Sternbild
ileutet. ist wohl seine poetische Erfindung. — Vgl.
Schnabelgeiss u. s. bes. u. Klaus. — b) Esch. ein Spiel-
zeug, das die Kinder sich aus einer Röhre von Löwen-
zahn und einem mit seinem langen Stiele hindurch-
gesteckten Gänseblümchen erstellen. Die nickende
Bewegung, w'elche die geknickte Röhre mit dem
Blümehenkopfe macht, erinnert an das Schnappen
des Ncujahresels ZO.; s. eslen. Syn. Hex. -— 3. ein
517
As, es, is, OS, US
518
ursprünglich in Gestalt eines Esels konstruierter ehren-
rühriger Strafsitz für Erwachsene auf ötl'entlichen
Plätzen, für Soldaten und (am längsten erhalten) für
Schüler. In Gr oHe. wurden strafbare Schüler noch
in den ersten Dezennien unseres Jhdts auf einen drei-
kantigen Block unter diesem Namen gesetzt. ,Im
vierten [nämlich Bank] gebt 's der Krebse Gang und
weiterhin [in den folgenden Bänken] ist 's Nichts!
Den E. reiten lebenslang nur träge Taugenichts.' Z
Ncuj. Mus. Auch nachdem die Tiergestalt einer Bank
im Winkel des Schulzimmers Platz gemacht hatte,
dauerte der alte Name noch bis in unser Jhdt fort Z.
Syn. Eselstuel, Schandbank. In höheren Schulen des
XVI. wurde dafür ein Symbol eingeführt, welches ein
fehlbarer Schüler dem andern abnehmen musste. .Damit
sy dester flyssiger zuom latinreden gehalten werden,
sol ein jede letzgen [Klasse] ihren eigenen asinum han
und welicher den zuoletzt us der schuol tragt, sol
gestraft werden.' Alte Schulordn. Brügg. Nach der
Z Schulordn. 1576 sollen die Schüler ,den as. ein-
anderen verkaufen, und jeder professor zuo syner
stund solle fragen, wer den as. habe.' Diejenige von
1559 beruft sich darauf als auf einen alten Brauch.
Als Strafmittel für die Garnison stand im XVI.
zu Bern vor der Wachtstube ein hölzerner Esel mit
scharfer Rückenkante, und ein gleiches Instrument
mit der gleichen Bestimmung ist abgebildet in dem
Z Neuj. d. Pförtn. 1748. , Jener satyrische Geist, der
diese Mode [der hohen Frauenzimmer-Coiffuren] vor
mehr als einem Halbdutzend Jahren auf eine so possier-
liche Weise öffentlich prostituieret hat, indem er den
hölzernen E., der in währendem letzten Schweizer-
krieg nächst bei der Hauptwacht auf der undern
Brücken gestanden hat, mit einer solchen Kappe aus-
staffieret hat, auf welcher ein '2 Schuhe langer ge-
maleter Pusch von Papeir gepflanzet war.' Discourse
1722, 196. In Bern dauerte die Einrichtung fort
unter verändertem Namen : ,Die Saumseligen [zur Be-
ziehung der Wache] sollen mit dem hölzernen Pferd
oder Pfahl gestraft werden.' Artic. Brief 1711. Auf
diese Gebräuche wird die EA. Einen uf der E. setze"
im S. von Einen foppen, zum Besten halten, speziell
Einem durch unwahre Angaben Furcht einflössen Gr;
Z zurückgehen; doch s. auch o. 1 g; i. — 4. eine
Figur in dem Spiel [Auf den] Eseljucka", wobei Einer
mit verbundenen Augen sich bückt und den Namen
desjenigen erraten soll, welcher ihm auf den Rücken
springt Ap. Eseli rite" oder Eseliträgis, eine Be-
lustigung der Knaben, von denen je einer sich von
einem andern Huckepack tragen lässt, z. B. zum Kriegs-
spiel ZO. Fig., Esel Jaden, eine Art Brettspiel, bei wel-
chem dem Verlierenden die noch übrigen Steine als
, Eselsohren' angerechnet und gleichsam aufgeladen
werden B. — 5. übertr. a) andre Tiere wegen
Ähnlichkeit der Farbe, a) Name für Ziegen BO.
ß) graivn Eija: eine Art der Bremsen W. y) Kellerassel.
,Oniscus, ein e. oder holzvventel; ist ein tierle mit vil
füessen, graw und eselfarb.' Fris. .Asellus. e., holz-
wentel.' Denzl. 1677; 1716. Syn. Keller-, Mülleresel,
Kellerschinn. — b) Dummkopf als Schimpfn. allg.
,0 was grosse schand ist es, wann einer ein grober und
unwüssender e. heim kommt!' HBui.l. 1558. ,Das „Ich
weiss es nicht" seie die Antwort der Eseln.' Discoi'ksk
1721. Indem grosse und kleine Kinder an die Mauern
schreiben: ,Wer das liest, ist ein E.', glauben sie einen
Witz zu verüben; ebenso mit der Vexierrede an die
Unverständigen: GeU, v''' hin en rechte'' Bist-en-Esel?
Mehr od. w. versteckt und verblümt ist der Sinn in
folgenden RAA.: Wie grösser der E., wie grösser 's
Glück. Ineiohen. E. hiind me Glück weder g'lert Ltlt.
ebd. Es laiifid nid all E. t(f rier Beine", ebd. Es
(jid eil E., wo nit Sack träge"d. ebd. Und als Gegen-
stück hiezu : der E. treid (es tr. en E.J, er tceiss 's nid,
spottet man hinter demjenigen her, welcher nicht
merkt, dass ihm etwas Ungehöriges anklebt oder an-
gehängt worden ist; so am ,Bündelitag' (s. d.) in Z,
in der Weinlese, da die Mädchen den .Trägern' Puppen
hinten an die Bütten heften Gr. Der Brief, welchen
man dem Aprilnarren mitgibt, enthält die Aufforderung,
den ,E.' weiter zu schicken Gr. Und der E. vorn"
fügt man spottweise dazwischen, wenn Einer in der
Aufzählung von Personen sich selber zuerst nennt.
Auch viele der unter 1 aufgeführten Aussprüche sind
nicht so harmlos, wie der Wortlaut es an und für
sich bedingt, sondern das W. E. soll sich nach dem
Sinne des Sprechenden auf die betr. Person beziehen
nrit spöttischem Nebenbegriff. Ebenso wird es gemeint
sein, wenn die Einwohner gewisser Ortschaften den
Übernamen E. tragen. Hinwieder lässt der Humor
den E. die Stelle des Menschen einnehmen : De Herr-
gott häd allerlei für Lüt, häd de seb g'seid, tco-n-en
E. zum Feister iis g'lueget häd Z. — Syn. Eselskopf.
S. auch Ib. — c) die Eins auf Würfeln BE., öO.
Die Eslen, die Ein-All im Tricktraek BHk. Vgl. Alle;
eslen. — d) Eiterbeule BM. Syn. Eiss. — e) ge-
wisse Gerätschaften und Vorrichtungen, die na-
mentlich als Träger und Unterlagen zu dienen haben,
a) Träger unter einer Bank BHk. — ß) Querholz, auf
welchem das Ende des wagrecht liegenden Kelter-
baumes zwischen zwei Pfeilern ruht Z. Syn. Bue-rigel.
— Y) zwei kreuzweise in die Erde gerammte Pfähle
oder Stecken im Weinberg, auf welchen den Winter
über die ausgehobenen Rebpfähle bündelweise mit dem
einen Ende ruhen Aa. Syn. Bock; vgl. üfeslen. Auch
je ein Bündel der in dieser Weise aufgeschichteten
Rebstecken selbst, ebd. Syn. Boss. — 8) beim Web-
stuhl ein gezahnter Stab, der an dem .Geschirr, Blatt'
angehängt wird und vermittelst einer Schnur mit der
.Trete' in Verbindung steht BHa. — e) Stab, an wel-
chem das Ende des Zettels befestigt wird und welcher
selber durch Stricke mit dem Zettelbaum zusammen-
hängt, angewendet, um auch das letzte Ende des Zettels
ausweben zu können Aä. Syn. Schnüerschit, Nach-
träger. — 5) eine Art Bank, auf welche Küfer, Wagner
u. A. sich rittlings setzen, um das namentlich mit dem
Zug-, Ziehmesser oder dem Schnctzer, Schnitzniesser,
zu bearbeitende Holz vermittelst einer mit dem Fusse
lenkbaren kopfähnlichen Klappe festzuklemmen „F";
L; ScHwMa., Schnldesel Gr; G, B'schnid- Gr; LG.;
ZWald, Schnetz- Gl; aSciiw; Uw; U; Zg, Zug- FS.
Syn. Beschnld-, Eselsluel; Huttenesel. Er häd en
eigne" Chopf, wic-n-en B.-E., ist eigensinnig, hochmütig
Z. - G. ein Faden, der sich nicht auf alle Arme des
Haspels glatt aufgewunden hat, sondern stellenweise
herunter hängt BHk. Syn. Häsjili"g. — 7. Eigenn.
a) eines Belagerungswerkzeuges, einer Wurfmaschine;
so der Berncr vor Wimmis 1303; s. auch Wuitsris.
Chr. 148. b) ,Zum E.' hiess 1506 das Rathaus S.
c) die höchste Spitze des Pilatusberges; Hügel bei
BHuttwyl; verschiedene Höfe in G.
519
As, es, is. OS, US
520
1. B. von Pferden gebrauclit wie umgek. der Gurri vom
(Nenjahrs-)Ese]; vgl. dazu die Gurre, Mähre. — 1 c. Walirscli.
eine Erinnerung an Gellerts Fabel vom ,grünen E.' — 1 e. Die
den Franzosen abgehörte RA. ist wohl die vom coq-a l'äne
(ungereimte Rede). Es wird ihr schwerlich ein Märchen
ähnlich demjenigen ,von den Bremer Stadtmusikanten' zu
Grunde liegen, obwohl die eine der Fries'schen Übersetzungen
darauf deutet. Viell. hat sie auch keinen Bezug auf die
Stimme. — 1 i. Eine Angabe aus ZWettschw. : nf-em E.
*i", in ökonomischer Verlegenheit, muss wegen ihrer Ver-
einzelung wohl eher als eine Ver(|uickung der gleichlautenden
RA. (s. oben g) mit der bekannten vom ,Hund' angesehen
werden. Vgl. aber 3, — 3. Eine auf den Kopf gestülpte
Mütze mit Eselsohren, wie solche auf französischen Bildern
zu sehen ist, kann in der Z Schulordnung nicht gemeint
sein, da eine solche .ja hätte von selbst in die Augen fallen
müssen. Die Abbildung aus Z zeigt zwar einen öffentlichen
Platz und sehr begangenen Durchpass, der E. gilt aber doch
der dortigen Garnison, da für das civile Publikum durch
das in der Nähe angebrachte Halseisen gesorgt war. Zu
der ehrenrührigen Strafe erinnere man sich auch an Bür-
gers .Kaiser und Abt'. — 5 b. Zum Bistenesel vgl. Ihidum
Sp. 48. Wenn die ital. Strassenjugend in der Fastenzeit
den Vorübergehenden ein in Papier ausgeschnittenes Esels-
köpfehen anheftet, spricht dieses für sich selbst: gleichwohl
schreien sie Reime dazu, welche unserm deutschen Spruche
ähnlich sind; s. Usener in Rhein. Mus. N. F. 30. — 5 c. Vgl.
lat. canis, Hund, ebenfalls für die Würfel-Eins. Beide Aus-
drücke scheinen auf den geringen Wert hinzudeuten, womit
die Darstellung bei Fris. stimmt: .facies uua talorum, qu*
unum dumta.xat punctum continebat, ideo damnosa [nachteilig].'
Man dürfte freilich auch au Umdeutnng ans £«» Sp. 513
denken. — 5 d. Viell. dachte man sich die Kellerassel
(s. 5 a Y) als Ursache des Übels, wie den Wurm, das bön
Tier (s. d.) als diejenige des panaricium, wie Grillen, Mwjijcn
(s. d.) als die eines launenhaften Sinnes. Oder die Anschwel-
lung wurde dem beladenen Saumtiere verglichen. — 5 e. Vgl.
frz. chevaiet. — 5 e ß. ,Säue' heissen andere Teile der alten
Kelter. — 5 e f. Schon gr. Svoj, dvla>t0J, lat. asellus, Esel-
(chen) genannt. — 5 e 5. Viell. hat speziell an den störrigen
E. erinnert, dass der Schneidstuhl sieh so steif, mit aus-
gespreizten Beinen postiert. An das störrische Wesen gemahnt
jedenfalls Bed. 6. — 7. Vgl. Eizel, Bergn., eig. Väterchen 'y
Halb-Esel: Halbnarr. ,Und war der billig für
einen Lützenburger (habe wollen sagen für einen
halb-e.) zu halten, welcher sagte, dass Fiusternuss in
der Sonne sei.' Klostergit.gu 1G87. [Lützenburger
hiess der, gegen welchen die Polemik gerichtet ist.]
Hütten- = Esel 5 e Z, BHk. — Hütte = Rücken-
korb, dessen Gestell und Boden auf der Schneidebank ver-
fertigt werden. Syn. Huttenijenten.
Altjär-, Nüjär- s. Esel 3. — Ältjar, der letzte
Tag des Jahres.
Keller- = £'«7 .', a ß.
Kinden-: Kindernarr Gr.
Küp-: ein SchniuUendor S. — Von hupen, schnudkn:
vgl. Esel I y. Syn. Kupkupf.
Klaus- s. Esel 2.
Krotten-: einfältiger Mensch. Sprichw. 1869. —
Krott wird in wegwerfendem Tone zur Verstärkung des
Schimpfes verwendet.
„Krüz-: Steinesel LE."
Er mag wie das Männchen des gemeinen Esels ein
schwarzes Kreuz über Rücken und Schultern haben. Viell.
ist es eben nur der (vorzugsweise .als Lasttier verwendete)
männliche E.
Mül-: 1. Maulesel; Maultier. .So mag ye das
gold, das wir an des babsts in. |die Kirche, die den
Ablass empfängt] henkend, für unser sünd nit gnuog
ton.' ZwiNfiLi. — 2. Schimpfn., als Wortspiel, auf
schwatzhafte Leute, die reden, was ihnen gerade ,ins
Maul' kommt.
Müller- Bs, Miili- Gr: 1. wie nhd., bes. aber
scherzhaft und spöttisch von Personen, welche sich
zu schweren und undankbaren Dienstleistungen miss-
brauchen lassen. Eim der M. mache" müe)<se". Spottn.
für einen dumm gutmütigen Menschen übh. GrHc. —
2. (auch dim.) Kellerassel Bs. Vgl. Esel .5 a y.
Mumm-: Maulesel. ,Uf die Zyt kuff [kaufte] ich
ein Mumesel.' Stock.\r.
Hängt, wenn man übh. auf die Schreibung des sonder-
baren Kauzes eingehen darf, mit Muminel, Mund, mummlen,
(undeutlich) reden, zs.
StMartins-: ein Spiel, wobei Jeder einen Tier-
nanien führt und Alle im Ringe um Denjenigen, welcher
StMartii Eiel vorstellt, tanzen, bis sie alle der Reihe
nach von diesem bei ihren Tiernaraen in die Mitte
abgerufen sind W. Wenn an Martinstag (11. Nov.)
die Sonne scheint, woraus man auf einen Nachsommer
schliesst, sagt man in S: der Marti will slm Esel
heue". Schild.
Auf den h. Martin sind auch Züge von Wuotan über-
gegangen, so hier mit Beziehung auf das Wetter.
Wich-Nacht- s. Esel 2.
Baier-. Pfuckt [vor Zorn schnaubend] irie vc B.
B. — Eine Übertragung, auf die Derbheit des Baierstammes
anspielend.
Palm-: der am Palmsonntag herumgeführte höl-
zerne Esel, auf welchem ein Darsteller Christi oder
eine entsprechende Holzfigur sass; vgl. Matth. 21,
1 — 9; JoH. 12, 12 — 15. ,Uf sontag den palmtag 15'28
wie der pfarrer zuo Someri im Turgöw nach altem
bruch den esel ziechen und zuo im das volk mit
palmen schiessen Hess' usw. Väd. Das satyrische
■,Testament' von NManuel vermacht .dem balmesel das
heidnisch werk [Stickerei] im tuoch vor'm altar zuo
einem mantel, dass er nit erfriere.' ,Am palmtag gät
man uf die hofmatten mit herrlicher pression [Proces-
sion] mit crüz und fanen und dem p. voranhin.' Schw
1588. Die Synode von ApA. klagt i. J. 1609, vil jung
Volk laufe am Palmsonntag ins Kloster zu StGallen,
daselbst den Esel zu sehen. In Z, wo die Procession
das Lied ,In Gottes Namen faren wir. syner Hilf be-
gören wir [usw.]' zu singen pflegte, erhielten sich Er-
innerungen an den P. und Nachwirkungen desselben
noch bis spät in die reformierte Zeit herein: nicht
bloss wissen die Chronisten des XVIIl. zu berichten,
dass vormals der Pfarrer zu StPeter am Aschermitt-
wocli der Metzgerzunft eine Schüssel mit lOl .Fasnacht-
küechli' zu verehren hatte, .wie man vorgibt aus der
Ursach, weil die Metzger, da es noch im Pabstuni wäre,
ihme den Palmesel auf den Palratag in die Caijellon auf
den Hof gezogen haben. Dissmahl gibt der Pfarrer
jährlich das gelt darfür' (Moos 1774), sondern noch zu
Ende des vorigen Jhdts begründete man den Brauch,
auf Palmtag den Kindern neue Kleider anzuziehen
(vgl. Osterkalb) mit der RA. ,damit sie nicht von dem
Esel gestossen würden'. In AaB. ist der Kopf eines
Palmesels noch heute zu sehen, vielleicht des selben,
welcher unter dem Titel ,der E. zu Baden' eine literar.
Berülimtheit wurde, indem in der Zeit der Refornuition
521
As, es. is, OS, US
522
bei Anlass clor Anfertigung eines neuen P. mit Cliristus-
biUl .ain lustig lieil a" 1535 uf den Palmentag vom
Esel und Christo zuo Baden' und andere von Zürich
aus giengcn, die dann einer Antwort ,an den Esel in Z'
riefen. Wer in einer Familie am Palmsonntag zuletzt
aufsteht, heisst der Pabnesel L ; vgl. Oxterchalb, Kar-
fniagsrasuler; auch PflexjeJ-e. .Ein recliter P.-E., ein
grober, ungeschickter Mensch." Mey. Hort. 1692. Brüele"
irie-)>-e>i P.-E. Sulg.
Die RA. vom Gebrüll geht auf eiae Zeit uud Orte zurück,
da man sich leben Jer Esel bediente; die Tiere mügen sich
im Gedräugc unbehaglich gefühlt und daher gestört haben.
Vgl. übrigens auch Kilchwih-, Schloaiihund.
Bast-, J5((«(/- LH. : ein Lastesel, auchbildl.: Jrads
B. sein B. .Uli [war] ein hübscher Knecht, ein guter
B., der die Arbeit verstund.' Gotth. .Weil in den
Köpfen der jungen Leute etwas Anderes steckt als
Freude an der Arbeit, so gibt es zuletzt aus ihnen
entweder missvergnügte, stättige B. oder Schweine,
die in jedem Kote sich wälzen.' ebd. — lin««, Saumsattel.
Pflegel-: wer beim Dreschen den letzten Schlag
tut, nachher die Andern zechfrei halten niuss oder in
Stroh eingewickelt als Vogelscheuche an einen Baum
gebunden wird ZO. — Der Esel gilt als träge und laugsam.
Syn. Vnaclur-Mui'hd.
Brügi-: der unter dem Getreideboden oberhalb
der Tenne sich quer hinziehende und denselben tra-
gende Balken ZO.f Vgl. Exel 5 e a u. ß. — Moderner
Brügi-Tfäijei'.
Riet-: Esel aus Rieti im alten Sabinerland. ,Ein
Springer in grossem werd [Wort] geachtet worden bei
den alten, vorab so es ein R., wie wir sprechen, aus
Reate [war].' Tiere. 156.3.
,Im Ducat Spulet zuo Riete, sunst Reat.a geheissen, da
sind der esel allwegen [ehemals] vil gefallen [geworfen wor-
deu] und hat man sy hoch geschetzt.' obd.
Schüch-: scheuer, furchtsamer Mensch Tu; ZO.
— Der Esel gilt als furchtsam.
Schnid-, Beschnid-, Schnetz- s. Esel 5 e t,.
Stabi-: ein steifer, unbeholfener Mensch GlH. --
— Verstärkende tautol. Zss.
Stei"-: eig. eine Art kleiner und dauerhafter,
bes. in der Mühle verwendeter E. Daher noch: müed
loie-n-en St. Z. ,Alt werden, wie die Steineseln.'
Gotth. Tue" tcie-n-en St., ungeherdig wild sein ZF.
Abgelijst von seiner eig. Bed. und bloss als Steigerung
des fig. Begriffes von Esel gefühlt: e" gottlose St.,
schrecklich dumm U. Huere wie en St. Ap; ZWI.
Der Esel ist seit Altem ein Typus der Geilheit. Die RA.
vom Alter beruht viell. bloss auf dem Ausdrucke , steinalt".
,Wald- oder wilder esel, onager. Ein junger w.,
lalisio.' Mal.
Zug- s. Esel 5 e X,-
eselecht: grob. ,Asini homines, eslächt, düppol,
grob, unverstendig.' Fris.
esele: 1. nach dem E. riechen. Dial. S. 105. —
2. die Grannen an der Gerste abdreschcn ZRafz.
Die Granneu mit dem Haar des Esels verglichen, welcher
dasselbe leicht verliert; s. d. Sprw. Sp. 5H, f.
eslen, escliju W: 1. intr., tun nach Art des
Esels, a) streng arbeiten BÜ., E. — b) dunnu han-
deln, z.B. einen nachteiligen Kauf abschliesscn L;.
Uw. — c) übler Laune sein und daher den Andern
kein Wort gönnen mögen, schmollen W. S. o. der
Eiiil ha". Syn. bei E. lg. — d) den , Klausesel"
(s E. 2) spielen ZO. Davon Eslete. — e) die u. E. 2 b
erwähnte Belustigung treiben; auch Eselis mnche" ZO.
— f) ein Brettspiel, bei welchem nur die Einer auf
den Würfeln gelten; s. o. E. 5 e. — g) beim Karten-
spiel keinen Stich machen L; „VOrte". Syn. Schnider
icerdcii. — 2. tr. , Einen zum E. machen, a) zum
Besten halten AAFri. ; BE., 0. — b) Esel schelten
Gr. Vgl. diehen usw. ,Die frommen müessen allwegen
geeslet sein.' Tierb. 1563. — c) ärgern AAFri. —
d) Einen gleichsam auf den E. (s. E. 3) setzen, indem
man ihm unversehens einen Stecken zwischen die
Füsse streckt, worauf Einer hinten, Einer vorn ihn
empor heben und rütteln, ein Scherz, der bes. beim
Dreschen dem ungeschickten Anfänger mit dem Flegel-
stiele gespielt wird Z.
üf-: die Rebpfähle sammeln und auf den sog. E.
(s. 5 e y) legen Aa.
er-: durch harte Arbeit erwerben, .iraprobo labore
vincere.' Id. B; „L". .\uch refl. : .sich abarbeiten,
udings schaffe und sich eroscln.' Spreng. .Weil das
[Maul-]tier ze somen [säumen] so stark, ist ein sprüch-
wort entstanden von arbeitsamen leuten, da man sagt.
Er mag alles ereslen.' Tierb. 1563.
ver-: Etw. durch Unverstand oder Dummheit ver-
derben, vereiteln Uw.
Eslete f.: Gesellschaft von .Klausen', welche
,eslet% d. i. einen ,Esel' (s. E. 2) herumführt und be-
gleitet. Sie lässt sich durch einen vorausgeschickten
.Herold' in solchen Häusern, wo sie eine Geldgabo er-
warten kann, als auf der Durchreise aus Ägypten (!)
ankündigen. Der Reiter trägt einen geschnittenen Hut
und einen langen Mantel; ein Harlequin führt den
Esel am Zaume und lässt sich von ihm etwa die Mütze
wegschnappen. Die Gruppe wird von einer Anzahl
von schellenbehangenen .Klausen' mit transparenten
Infein (s. Sp. 327) auf dem Kopfe umschwärmt Z rS.
esselächtig, esselen, esselig s. bei Essig.
essen (Imp. is'; Ind. Präs. Sg. is'e, is'ist; Cond.
äs' Aa; Z tw., sonst .s--; Ptc. l-esse, in W Ißssid): essen,
wie nhd.; von Tieren PSal. und prüde auch anderw.;
sobald der Löffel gebraucht wird, werden auch Milch,
Molken und Kaffee ,gegessen' Gl; Gr. .Wer hirtet
das vych und isset von der milch nitV [verschmäht
die Frucht seiner Arbeit zu geniessen].' HBull. 1531.
Nach der Tageszeit unterscheidet man : z' Morge",
z' Nüni, z' Zvchni, z' Mittag, z' AhcfdJ, z' 2<aclit e.:
s. d. WW. u. die folgenden Zss. — 1\\\. und Sprww. :
Mi" isst, %ve""-me" 's het [entschuldigt tapferes Zu-
greifen] B. Me chann üsse', ivenn-mcn Op])is hed, aber
muess nid rede", wenn-men Oppis tcciss. Ineichen. Es
ist bes.ter Alles e., als Ä. säge" Z. Umgekehrt: Es ist
von Allem z' redid, aber ni'id ron A. z' i}ssid Ap. Me"
chüinit ab 'cm [Fuss-] Bode" esse" bezeichnet das
grösste Lob der Reinlichkeit eines Hauses. Iss, was
d' liest und dcid,', iras d' iritl. Ineiciien. Essed, iras-fr
[ilir| fmded und denLed, was-ij- uriid, begnügt euch
mit dem, was ihr habt; Zuruf an unerwartete Gäste,
die num nicht besser bedienen kann. Si'L(iER. Me"
muess g'esse" ha" und [wenn auch] söttid all Böm
[Bäume] Gälge sij". ebd. 's E. wird niUl vergesse,
523
As, es, is, OS, US
524
Ineu'hen. Selber esse" niaeht feiss. Mg. Es rdrd Nüd
so heiss g'esse", dass [als] 's a";/' richtet (g'kochetj worden
ist, mancher hastig betriebene Plan stockt, wo es
an die Ausführung gehen soll. Ineichen; s. u. z' heiss
essen. Esse' und trinlie" halt' Lih und Sei z'sänie
Z. 's Esse" erhalt' t d' Lüt Z. Dt"' Tod isst us-evi use,
von rasch abzehrenden Schwindsüchtigen gesagt Aa.
Wo sechs essed, g'spürt-me" de sibet nid. Sulger. Es
tvird Alls g'schaffet und Alls g'esse", aber nid Alls 'zalt.
Ineichen ; s. u. , essen und vergessen 2'. Wer nit chunnt
zur rechte" ZU, der muess esse' (ha"), ivas übrig blibt,
oft mit dem spottenden Zusätze: more [morgen] isst-
ma" wider Gr. Vgl. die alte Kegel: ,Es steht ge-
schrieben, dass 6 oder 7 nicht sollen harren auf einen
Narren. Sie sollen essen und sein vergessen.' Iss,
trink und hüs [spare], mit dem Tod i^ch 's üs. Ineich.
Von einem Zänker heisst es: Wenn er nit Strlt het,
so het-er nit g'isse B. 's göt-em vor-em E., er vergisst
das E. darüber, allg. Esse u-ie-n-en Tröscher, ide-n-e
Wöschcri, tapfer zulangen; Ggs. wie-n-es Vügeli. allg.
,Er ist kein Esser, isset nur wie ein Kätzlein.' Mey.
Hort. Essen und Arbeiten gegenübergestellt: Ig
isse mis Brot, du hesch-mer Nüd z' bifele" B, der
Arbeiter kann seinen Lohn beliebig verbrauchen.
,Wes Brod ich iss, des Lied ich sing.' Wer nüd zum
E. g'rüst't ist, ist aw'' nüd zum Werche g'r. Ap. Wer
Nut z. E. ist, ist au^'' N. z. W. allg. Wer nid ZU
hat zum E., hat au'* nid ZU zum Aibeite". Sulger.
Wie-m^^n isst, se schatf't-m.ji au''', ebd. Was si''' nid
cha'" schicke" zum E., cha" si''' au''' nid schicke' zum
Schaffe". Ineichen. Hurtig zum E. und langsam zur
Arbet ist halhi Fülket [Faulheit], ebd. Essen und
Vergessen: 1) Iss und rergiss! Me' muess e. und i:,
man niuss versöhnlich sein, über dem E. vorher ge-
habten Groll vergessen, allg. Ineichen fügt noch hinzu:
Und nid spinne' und dra" sinne'. 2) zu zahlen ver-
gessen, was man gegessen hat, sog. Essschulden aus-
stehen lassen, sich nicht mehr an empfangene Ge-
schenke erinnern. 3Ier heind 's g'üsse" und cergesse'
GkSchiers. G'esses ist bald Vergesses BRi.; vgl. ror-
g'esse', e-g'esse". Zu heiss essen: bildl., sich über-
eilen; auch mit Dat., Einem zu nahe treten. Er het
im z' heiss g'esse, Etw. zu viel geredet, etw. Leides
zugefügt Gl. Was hän ich dir z' h. g.? Z. ,Weil
des Hofrats Grossmanuua ihm was zu h. gegessen, so
habe er seit dem einen Groll im Herzen.' Gol. 1741.
Vgl. Sp. 522/3. Zu gut essen. Betr. einen von seiner
Wahlbehördo beseitigten Beamten wundert man, was
er ihnen wol z' guet g'esse' habe Z. IC s essen: sich
durch Essen einen Schaden zuziehen, a) eig. .Warend
vil Bilger krank, und die es gesen haftend in Ziperen
[die in der dortigen Kahrung sich den Tod angegessen
hatten].' Stock.^r. ,Die Puren wurdent jehen [be-
gannen auszusagen], es [1. er] het 's an Fischen gessen.'
Ap Krieg 1405. b) bildl. ,[Sie] dröwtind, dass wir 's
wol hören wurden, als got man spricht, waran wir 's
geessen heften [= womit wir es verschuldet hätten].'
1529, Strickl. ; vgl. zu heiss e. und [die Täufer mei-
den das Abendmahl] .mancher könnte sich dabei ein
urteil e.' EEgli 1878. (Vgl. Cor. XI 27. 29.) Mit
Einem essen: sich bei ihm einquartieren? ihn brand-
schatzen? .Die .\ppenzeller wurdent [tiengen an] mit
in [ihnen] e. und nainent in, was si heften.' Ap Krieg
1405. ,Si wolltend mit im e.' ebd. — Das Ptc. Imperf.
a) akt. in der Rechtsformel: , essendes Pfand' im Ggs.
zu ,todten' oder .farenden' Pfändern, bes. vom Vieh.
,Und sind es essende pfender, so sol der ineyer dem
vich ze e. geben.' Offn. Birm. 1347. ,[Dcr Schuldner]
sol den zinsherren geben essende pfand, und ob nit
ij. pf. da sind, süss farend guot.' Bremg.\rtn. Urb.
1490. ,Es syend farende oder liggende oder essende
pfand.' ca 1500, Z. ,Und die essenden pfand sol der
knecht in die statt füeren u. verkoufen.' ebd. b) pass.
oder Gerund, in der stehenden Verbindung: „Essedi
War, Esswaare Gl." ,Anno 1359 erschiene wegen
langwährender Kälte grosser Mangel an essender Speis.'
Hafn. 16G6. AllfsJ essed s. bei Erbis Sp. 429. — Das
Ptc. Perf. mit der Verneinungspart, un- («psse
ScHSt. ; Z, u-, ün-, ükessen Gr, ö- Ap) in akt. S. : wer
nicht gegessen hat, ohne gegessen zu haben. Es
Chiiid ug'i-sse i 's Bett schicke". Ug'esse vum Tisch
gö°. , Trinken ungessen ist zwischen zwei Stühlen
abg'sessen, Essen untrunken ist vom Stuhl g'sunken.'
Inschrift. ,Ungessen schlafen gan.' Gengenb. Bettl.
,Die kleinen buoben ungeessen im rossstall lagen.' Th
Platt. , Sasse der Rät von Morgen an biss umb 5 uhr
n. M. ungeessen.' Wdrstis. 17tj5. ,Giengend heim un-
geessen und ungetrunken.' Bossh.-Goldsch. ,Ungeessen,
nüchter, sobrius.' Red. 1602. Sogar die Zss. ö"z'nacht-
(f'esse Ap. Zor Straf mos der Gof [Kind] ö. i 's Bett.
Die Ausspr. «^ wird ausgegangen sein von dem Conj.-
Prät. äs, da die Erweichung eigentlich nur nach langen Voc.
(z. B. A», ü«) und in Partikeln (das, was) häufiger vorkommt.
— Ob dem Ptc. Perf. die Form , gegessen', mit unorgaüischer
Verdoppelung des Piäf., zu Grunde liege, lässt sich nicht
entscheiden, da die Synk. auch eines einfachen ije- schon die
harte Ausspr. Z- bewirkt; doch ist es nicht wahrscheinlich,
da uns aus keiner der Gebirgs-MAÄ., welche die Synk. von
sich abweisen, jene unorganische Bildung entgegentritt; auch
nicht aus unserer Lit., aus welcher uns einzig .geesseu' be-
kannt ist. — üntjir'zzeii schon mhd., neben umjaz; s. übr.
un- 1 (Sp. 297).
e-g'esse": Ptc, früher, zum Voraus, vor der Be-
zahlung geessen Ap. s u. vor-essen.
ab-essen: 1. wie nhd. ,Inzünen vor dem vBch
[Vieh], das es nüt abesse.' Mev., Wint. Chron. —
'2. (Einem Etw.) a) essen, was einend Andern gehört,
ihm wegnehmen OrHc. ,Ich konnte essen, wenn ich
mochte, aber viel ass ich ihnen nicht ab.' Gottu.
.Einem das seinig a., bona alicujus attonderc.' Hosp. —
b) e. was von einem Andern lierrührt, was ein Anderer
gibt, aus dessen Hand annehmen; aus dessen Mund, was
er angebissen hat Aa; ScnSt. ; Z. Dem chönnt-i''' NM
a., 's grüset-mi-r. Syn. nachhin e. — 3. verzehren.
,. abessende war [Vieh], darauf täglich Unkosten cr-
giengen.' LB Klosters. ,Dass um abessende pfand auf
ersten tag soll gericht[et] werden.' ebd.; vgl. , essendes
Pfand' (u. essen), , fressender Schaden'. -- 4. es a. :
sich an Etw. bis zum Ekel satt essen. ,Er hat 's am
brot abgeessen, panis edendi tfediuni cepit euin.' I>enzl.
1677. — 5. durch Sattessen an einer bestimmten Speise,
nach welc'ner ein Kranker ein Gelüste trägt, das Übel
verlieren, z. B. das Fieber an geronnener Milch.
Sdlg., das kalte Fieber mittelst Speisen übh., nach denen
man gelüstet L. Ein (krankhaftes) Gelüste befriedigen:
Der G'lust nä Fleisch ah-e. Gr, d's Magewe an (mid)
schwarze Chriesi GrD. ,Er hat am brot abgeessen das
kaltweh, panis satietate febre liberatus est.' Denzl.
1710. Der Aberglaube hält dafür, eine höhere Macht
zeige auf übernatürliche Weise im Gelüsten das an-
zuwendende Heilmittel. — 0. (refl.) ,Mit der zyt aber
525
As, es, is, OS, US
526
ässend sich die misshell ah und sturhend ab, etwan
wurdend sy verricht[et] und vertragen [friedlich aus-
getragen].' HBi:li.. 1561, d. i. die Misshelligkeiten
zehrten sich in sich selbst auf, oder der refl. Ausdruck
rnischreibu:
iss'; vgr 1
vergass'; vgr^ wie" cha'"'-si''' u-ider a" dem Brod cjnet
esse", Ko me'-si''' bös g'esse" häd.
über-: (refl.) wie nhd. U. auf den Zunl'tstnben
wird im XVI. bestraft.
an-: sich ein Übel oder eine Krankheit durch eine
gewisse Speise zuziehen Gr; Z. Gegs. ah-essen 5.
in-: mit der Nahrung etwas Ungesundes. Schäd-
liches verschlucken und sich dadurch Krankheiten
oder andern Schaden zuziehen Gr. V Chint essen
aUerJei i". I ha' etsches Giftigs i"g'esse.
ÜS-: eig., eine Schüssel leeren; bildl. a) (trans.)
büssen für Etwas, den Sehaden davon haben. Die
Grosse" richted d' Suppe-n a" und die Chllnc" müend-si
II. SrLGER. b) (intr.) seine Hülfsmittel erschöpfen Z;
brodlos werden. Da hett-i''' bald üsg'üsse, ich käme
aufs Trockne.
vor-, für-: entlehnte oder auf Kredit gekaufte
Speise essen Gr. Allg. als Ptc. Perf. : vorg'esses Srod,
oder subst. Vor-, Fürg'esses, Brot oder Nahrungsmittel
übh., die man bezieht und verzehrt auf den erwarteten
Erwerb hin. T'. Br. ha"; er häd eisder [immer] V.
Vorg'esse Brod macht türi Arbet. Ineich. ,Gar selten
wirt verdient der lön, der vor verzert ist und verton;
das werk gar langsam näher [von Statten] gät, das
man macht uf vergessen bröt.' M.iNCEL nach SBrant.
Vgl. e-g'esse.
ge-: mit Essen zu Ende kommen, also in Perf.-Bed.
,Und da sy gasend, huob an der techen [Dekan] zuo
reden.' 1529, Absch. , Sobald ich giss [gegessen habe],
so wil ich gän.' JMurer, Naboth, c. 1556. Im L alt.
Eatsb. steht ,gisset' nur für ,isst'. — Über die temporale
Bed. des Präf. ge- auch am Vb. finit. s. d.
mit-: wie nhd. MiUsse"? Nei? sagt man in GA.
scherzend, wenn man von einem guten Bekannten
beim Mahle überrascht wird, indem man die zu erwar-
tende Ablehnung dem Eintretenden vorwegnimmt und
die Einladung ironisiert.
nachhin- nähe-: (m. Dat. P.) aus der gleichen
Schüssel, welche ein Anderer gebrauchte, essen B.
Vgl. ab-essen 1 b.
Essen n.: {subst. Inf.) wie nhd. 1. die Tätigkeit
des Essens. Das E. wird nid vergesse. Ineichen. —
2. Mahlzeit, 's ivirt Nut y'redt über [während] 's
Esse. allg. 's E. ist recht, die Kost ist befriedigend,
allg. Esses ZU. allg. Noch ''em E. sell-me" 's Pfi/Ii
nid vergesse". Ineichen. ,Das sol sin geniainlich also
über Jar [täglich] drü e.' G Küchenordn. 1495. —
3. Tracht, aufgetragene Schüssel. G'irärmti E.
g'schmikl'ed nid icol, im eig. und bildl. S. = man lässt
sich nicht gern den alten Kohl wieder aufwärmen.
SüLGER. E reideclit Esse, Sache, von der man nicht
weiss, wie sie gemeint ist. ebd. Als Mass mit Angabe
des Stoffes: ,ein E. Kalbamilehen' ist eine der Bade-
schenken, welche 1605 Bürgernistr W. erhält.
Aben(d)-, Ähig-, Zaben(d)-: 1. Vesperbrot
bzw. Nachtessen; s. Abend 1 (Sp. 35). — 2. Mahlzeit
um die Mittagsstunde, s. ebd. 2; so auch in TB.
Syn. Imhiss-e.; Morgen-e. S. Aliend Anm.
Imbiss-: Mittagessen, s. Imbiss (Sp. 236).
Vor-: 1. ein Gericht, das an grössern Mahlzeiten,
wie Tauf- und Leichenmahlen, den Hauptgerichten
vorausgeht, gleich nach der Suppe aufgetragen wird
und aus zerschnittenem (meist Schaf-) Fleisch, Lunge,
Leber usw. an einer gewürzhaften Brühe besteht. .Ain
v., was das sig.' 6 Küchenordn. 1495. ,Das gewicht
[geweihte] salz, öl, ostertouf, gesegnet fürkerzen und
palmen, die orenbicht, 4 fronfasten und andere zit
der bäpstlichen hungergeboten sol min kuchenmeister
[Küchenmeister] wol hacken, sampt allen jüdischen
ceremonien und ein v. uf min begrebt darus machen.'
M.ix. .Aus dem krös der kelbern und gitzinen ge-
sotten und gewürz wirt bei uns gemacht ein v.' Tierb.
1563. — 2. ein selbständig aufgetischtes, mit
Zwiebeln oder Gewürz bereitetes, bei den Landleuten
beliebtes Gericht von Fleischstücken mit den Knochen
(oder aus Schafgedärm F) an einer Brühe; Ragout,
Fricassee Aa; Ap; B; F (Vor-iiss); Z. Es gibt grobs
und reins [aus kleineren Stücken bestehendes] V. Syn.
verdämpfts Fleisch; Büchsenfleisch.
Hof-: Anteil von einer Festmahlzeit, den man
einem am persönlichen Erscheinen verhinderten Mit-
gliede von der Tafel nach Hause schickte ZStdt f.
.De mensa mittere, ein essen ab tisch schicken, ein
h. schicken.' Fris. ; Mal. Wenn Bürgermstr W. 1665
unter den erhaltenen Badschenken verzeichnet: .ein
schönes H., nämlich 1 Kapaun, 1 Quart von einem
indischen Hahn, 1 Hase. 1 Rebhuen, Brigniolen, 1 Stück
von einer Mandeltorte, 1 Stück von einer Zwetschgen-
torte und 1 überzuckerte Zitrone', so hat das W. viell.
einen allgemeinem Sinn angenommen.
Der Ausdruck nach Analogie der Versorgung der keine
eigene Haushaltung führenden Dienerschaft aus der Hofküche.
— Vgl. Be«cheid-E.
Herren-: ein delikates E.
Junker en-: Fleisch. Brot und Eier zusammen
gekocht Z.
Kue-, Chile-, „in GrA. Chan-'', -i'ssei aScHW; U,
-Essets Ap; U, Chienäss U: 1. „Portion Heu, die eine
Kuh in einem Jahr braucht GrA." ,Der Kuhessens
ist die für eine Kuh während einer bestimmten Frist,
bzw. der Sommerszeit, auf der Gemeinweide erforder-
liche Nahrung, die bei Festsetzung der Viehtriebrechte
als Grundeinheit dient.' FlLusser v. U. Die Alpweide
für eine Kuh auf der Allmeinde. Zum Behuf der Aus-
markung dieses Rechtes muss nach der Schw Allmeind-
verordnung 1849 der Winterungsertrag des Heimwesens
eines AUmeindgenossen in Kuhessen ausgedrückt wer-
den; so viel K. Winterung das Heimwesen hat. für so
viele Kühe kann Sommerung auf der AUmeinde an-
gesprochen werden Schw; Obw; U. — 2. je 1 Kuh
oder ihre gleichwertigen Stellvertreter mit Beziehung
auf die Benutzung der Gemcinaliien und Allmeindeii.
aaO. , Jeder Landmann darf auf joden Küehesset zwei
Spaltlatten hauen.' 1516, SciiwMa. .Dass niemandt
der Landtlüten mehr dan 40 Küöhesendts wintern
solle.' 15'24 ff., Schw LB. ,Dass man das schwäntgelt
[Beitrag an die Kosten des Reutens] soll einziechen,
iiamblich von jeder kuoh csscnts 1 krüzer und von
jeder hausliaab 5 kr.' 1576, U. , Keiner sol iner uf
die almeilt tuen dann 4 küe essens.' 1596, UwE. ,Von
jeder kuo essens 1 krüzer.' 1607. U. .Welcher sich
in die giucineii Alpen will einschreiben lassen, der
527
As, es, is. OS, US
528
soll Yon jeder Kuh Essends geben 2 Kreuzer.' Ar
AlpB. 1008. .Der vierte pfeniiig solle dem Gottshus
[Engelberg] erfolgen, so ein oder der andere in not-
fällen die almeinden abetzte, welcher von einer kuo
essetz für ein tag und nacht '/a batzen zuo bezahlen
schuldig sein wurde. Item wegen Besetzung der al-
meinden ist uf und angenommen worden, dass ein jeder
hausshaltender Talman eine kuo-essetz auftreiben, das
Gottshus aber ein Pferd daruf haben möge.' 1691, UwE.
— 3. ideelles Mass, die Einheit, aufweiche die ver-
schiedenen Vieharten betr. die Benutzung der Allnieind
bezogen werden. Je nach Ort und Zeit wechselnd
werden oder wurden z, B. ein jähriges Eind für '/s^
ein Kalb für '/s oder '/<, eine Mastkuh, ein Werkochs
für l'/a, ein Schaf für '/s — Vm eine Ziege für '/? — 'In,
ein Pferd für 2 — 6 K. gerechnet, — 4. ungefähres
Landmass, so viel Alpland, als je nach der Be-
sehatt'enheit desselben zum Unterhalt einer Kuh er-
forderlich ist, durchschnittlich 5 Juchart. Vgl. o, 1.
ScHW Allnieindvcrordn.
Syn. Kuc- (Cliüii-) Äss, -Sclitcm, -Teil, -Weid; Stöm;
Rinderen; Gmn. Über das Sachliche s. Blum., KG. II I,
362. 366. 370. — Im 2. Teil des Comp, tritt neben der
Inf.- auch die Gerundiumsform auf, für welche im ä. Nhd.
und noch in A]i; G MA., auch in der nhd. partic. Bildung
,zu essend' aus nn sich nd entwiclielte; und da die MA.
sich in der unbetonten Nachsilbe des n vor d (t) entledigt,
so lag Verwechselung mit der (m.) Substantivbildung auf -el
dem Sprachgefühle nahe; daher dann das Schwanken zw. ni.
u, sächl. Geschlechte. Nur scheinbar ist das w. Geschlecht,
denn in dem Ausdrucke ,von einer K. Esse(n)ts' ist die Zss.
zerstört und der Art. nach dem 1. W. konstruiert, ,E.' als
partit. Gen. abhängig von ,Kuh' statt umgekehrt , Essen einer
K.' (Gen. poss.) . — Kiin- ist wie in dem syn. Kän- (auch
Kiin-) Heu eine Ausweichung von Klicn- (U Chien-), dessen n
entw. ein bloss euphonischer Behelf (vgl. wie-n «■; i" de"
Schuenc", in den Schuhen) oder der einigen MAA, eigentüm-
lichen schwachen Pluralform des W, Kue entnommen ist.
Morgen-Essen Aa;Ap; Bs; B; F; VOrte; PP.;
W; Z, Murged- Gl; Gr: 1. Frühstück Gl; GrD.;
,ScH; Vw"; Z. Sprw. : etwas Schwieriges vor dem M.
(s3-n, ase niiechter) zu Stande bringen = mit Leichtigkeit.
Der ist verchauft mr em M., übertölpelt, ehe er sich 's
versieht Gl. — 2. Mittagessen. Hauptmahlzeit zw.
10—12 Uhr B (städtisch); F; „Gl; L'-; Obw; PP.;
„S"; W; „Zti." Dial. gibt aus F in der Parabel vom
verlornen Sohn dem Mahle, das der Vater anstellen
lässt, den Namen .is Z' morgenesse, und aus Schw be-
klagt sich der zu Hause gebliebene Sohn, dass er nie
mit seinen Freunden rs Z'morgedesseli hätte halten
können, .Nachdem erloubt ein Bürgermeister von Z
3-edermann an syn herberg zue gon zue morgen zue
essen, dann es was nachent mittentag.' Zwixgli.
S. die Anm. zu Al,cnd Sp. 36; Imliiss Sp, 238, Das
Mittagsmahl wurde ehemals und wird im Gebirge tw. noch
schon um 11 Uhr und früher eingenommen (vgl, das Läuten
um 11 Uhr), fallt also noch auf den , Morgen', Vgl. für-
niicchti-r.
Nach-: Abendbrod. Die Schneider sollen nach
der Gesindeordn. Muri aus XVll. , sommers auch nach
dem n. arbeiten.'
Mit Bez. auf die vorausgegangene Hauptmahlzeit so be-
nannt, wenn es anders nicht ein Sehreibfehler ist.
(Z)Nacht-: wie nhd.; s. auch u. Nacht.
(Z)Nüni-: die Zwischenmahlzeit am Vormittag,
Syn. Imhiss S (Sp, 237). Und eb 's am Cliikhturn
zeclini isi-h. tieil 's Z». n". Si nii.n 1860,
Berteli-: Jahresfestessen der Gesellschaft, vor-
mals Zunft zu Safran L, am Sonntag nach Dreikönigen,
offiziell das .Safran-' oder ,Fritschi-E.' genannt, — S,
BerehteU.
Brnsca-: Nachschmaus. Die (seit 1840 aufgeho-
benen) Churer Zünfte hatten Tags nach dem Crispini-
Schneckenessen noch ein Br. — Von churw. bruKm,
Überbleibsel einer Mahlzeit.
Sür-: Fleisch mit saurer Brühe, bei grösseren
z, B. Taufe-Mahlzeiten zur Einleitung aufgestellt Bs.
(Ge-)Schau-: Essen bloss für 's Auge aufgestellt,
plat de parade. ,Ein hochmütiger reicher Herr hat
einist von seinen Räten begehrt, jeder solle ihm ein
bsonder Schauwessen ufstellen.' Schimpfr. 1651, ,Nit
ein geringe anzal schöner schawessen ufgestellt.' 1779,
WüRSTIS,
Bescheid-: 1. (auch dim. -Esseli) Essen, das Fest-
feiernde, bes, Hochzeitsleute, nahen Verwandten oder
den zum Mitgenuss Berechtigten schicken, die
an dem Mahle nicht Teil nehmen können Gf; Sch.
,Man truog inen bescheidessen für von seinem tisch,'
I, Mos, 1531/60 [= ,trachten', 1667], ,Es soll einem
Glied, welches an der Musikmahlzeit ausbleiben müsste,
ein B, zugesandt werden von jeder Art Fleischspeisen,
so bei dem Nachtessen aufgestellt worden.' 1751,Musik-
coll. WiNTERTH, Vgl, Hof-E. — 2. die Gabe der
Hochzeitgäste an das Brautpaar, eine Art Gegen-
gabe für die genossene Gasterei TuSteckb. — Von
, bescheiden', einen Anteil zuweisen.
Schneggen-: festliche Mahlzeit, bei welcher ge-
backene Schnecken verspeist werden. Ein solches
(auch Crispini-E. genannt) vereinigte vormals z. B.
die Churer Zünfte je am 25. Okt. a. St. nach Beendi-
gung der obrigkeitlichen Wahlen; s. Brusca-E.
Tag-: eine Portion Essen, die für den Unterhalt
während eines Tages ausreicht? oder je 1 Mahlzeit
auf 1 Tag? ,Ist ietlichem [Experten] ein t. und trinken
und darzue 2 ß zue lohn schuldig,' Offn. Eppish, 1447.
Wuer-: jährliche Mahlzeit der über die Wasser-
bauten [WuereJ gesetzten Commission BsStdt.
Ge-ess Giiss, l-^Hs^ Z: 1. das Essen, die aufgetra-
gene Mahlzeit, spez. das Mittagessen W. — 2. die Art
zu essen, in tadelndem S. Das ist mir au es G.! Z,
essacht: zum Essen tauglich. E-i War, Ess-
waare ZWint.
üssele": Dim. zu essen (Kdspr.). SchatzeU, muesch
au e. Bs.
Esser: mit gutem Appetit Begabter, bes. in der
RA.: Er ist ken (grossen) E. Z.
Engesten g-: Geizhals, Knauser GRh.
Von en;i~ächs, ,ängstlich in Sachen der Ökonomie' (Sp. 75),
ausgegangen, mit Anlehnung an .Esser' und Verstärkung des
Begriffes durch Vorsetzung des Sup. von ,eng'; oder auch
geradezu Einer, der sich das Essen nicht gönnt, sich im
E. einengt.
Gisel-: Geldeiuzieher. in verächtlichem S. Bei
Aal 1549 spricht der .Gyselesser: Wir schindent und
schabent den gmeinen man.' 1592 erlässt der L Rat
eine Ordnung für die ,Gyselesser' oder .Geldinzücher'.
Syn. Glsel-Frlswr, -Triba-, Die Form ,Güsel-E.' bei NMan.
(.Die kerzenstangen h.ab ich verlassen [vermacht] des bischofs
g,, wenn er den zins inzücht') wird wohl absichtliche Ent-
stellung des W. Giad, Pfand, in Gmd, Abfall beim Säubern
des Getreides, sein.
529
As, es, is, OS, US
530
Mit-: 1. wie nhd. — 2. der Hunds- od. Kühiiunger
Gr; Syn. JSttiken. ,Den Kindern, wann sie den Ettig
haben, wie wir es nennen, oder den Mitesser.' Sererh.
1719. — 3. (PI.) .Würmer' [verliärtete Talgdrüsen] in
der Haut, die nacli altem Aberglauben durch Elbe
(die ihren Sitz etwa in den Kranken nehmen) in die
Haut gezaubert werden, und ihm seine Kraft und
Nahrung rauben, so dass er schnell abmagert. ,Die
kleinen Hautwürmlein oder Mitesser bei denen Kin-
dern, so nicht zuonemmen können; sie langen zur
Haut aus wie kurze schwarze Haar und werden auch
Zehrwürmer geheissen.' JMuralt.
Brot-: Haus- und Tischgenossen, die von ihrem
Brodherrn persönlich abhängig und ihm verpflichtet
sind, in seinem Lohn und Dienst stehen. ,Für uns,
unser wib und kinder, brotesser, dochtermannen, iro
wiber und kindr, unser erben.' 1489, Juden in ScuSt.
,So geben wir im und synen brotessern guot, sicher
frid und gelait' G Stiftsarch.
Vgl. ,Brötling, gebrütet'; engl, lord, eig. der .Brotlierr'.
In der citierten Urfehde der Juden scheint das W. ein in-
timeres, Twdtschaftlicbes Verhiältniss zu bezeichnen.
Suppen-: Schmarotzer, Schmeichler. ,Es hat och
B. über den Apt, dess amptlüt etwas wort etlicher
brucht, und die s. under inen bim Apt inkerend, red-
lich antastet.' 1532, Striokl. ,Der fürsten und herren
ard und gwonhait ist, vil zuo gebieten und wenig ze
halten, besonder wo die s. sagen gdörend [dürfen] an
[ein] fürst sei über das gsatz, das er mach.' V.\d.
esser s. un-äscher.
Essete f.: 1. die zu einer Mahlzeit erforderliche
Portion, z.B. en E. Fisch ScnSt. — 2. Gasterei
ScnSt. ; SchwMuo. (auch Esset m.). Ein Z Mand. von
1576 verweist den Zünften, dass sie ,Esseten und
Schlaftrunk anrichtind.' — Vgl. Kue-eseet Sp. 526.
Weggli-Esset m.: Wettkampf, bei welchem es
darauf ankommt, die meisten Wecken zu essen, ohne
sie mit den Händen zu berühren und ohne zu trinken
B; S.
„Essi m. : Vielesser. " — Syn. Fräni.
essig, g'essig: essbar ZO. ,lch bin in grosser
Not, ich habe müssen Schulden machen für essige
Waar.' Stütz. , Essiger spysen für- und ufkauf.' Z
Mand. 1650. — esnig, vom Verbalstamm isa- aus gebildet,
unterscheidet sich auch der Bed. nach von hsaii/, ge-äsa(ig).
Essi"g f.: 1. das Essen als Handlung; Appetit.
Ibi' nid recht g'sund; d' E. ist es wie Nüd, ich esse so
viel als Nichts GRHe. — 2. festliche Mahlzeit, ebd.
eser, esigist s. e I (Sp. 10). esserlen s.
essiglen. esie, asie, esienig s. es-ie Sp. 21.
Essich SonStdt, Essrch AAtw.; Bs; Ndw; Scbw;
Tu; Z, Essiich AALenzb., Essi Ap — m. : Es.sig. Wo 's
e bösi Frau im Hüs ist, händ si 's ganz Jör scharpfe
E. Aa. Scharfer E. gibt daher Gelegenheit zu Necke-
reien gegen die Hausfrau. fSür) drlhiege", ivie wemmer
[wenn man] E. (/'schluckt hätt Z. Mit-enir Tropfe'
Hung [Honig] richtet-mi^ me üs as «lit-jrj Mass Essach
L (Ineichen). ,Wer ist aber so frisch gewesen bissher,
der im [dem Papst] hab bedürfen [dürfen] reden dryn,
[hat müssen] des Bischofs dri-ck aus essich essen', ist
der unangenehmsten, entwürdigendsten Plackerei ver-
fallen. NManuel. Um gut zu werden, niuss der E. am
Charfreitag von der Mutter abgezogen werden; denn
dieser Tag ist für den E. durch Jesus am Kreuze
Schweiz. Idiutikuu. I. i.
geheiligt; s. Matth. 27; oder er muss übh. an einem
Freitag angesetzt werden.
Alid. mild, czzich; die nhd. Form auf -uj, die auch bei
uns Uliorhaud nimmt, ist fehlerhafte Analogiebildung nach
, Honig' udgl. Schon Mal. hat ,Essig' neben ,-ich'; das Vogelb.
nur , Essich'. Die Form Asei P silv. (Clement) lehnt sich
dir. an lat. acetum an, während in Esmch eine Umstellung
(aus Echis, s. Sp. 71) Statt gefunden hat: aber Am ist nicht
deutsch, sondern von der Spr. der rom. Umwohner (uschait,
aschiexi) entlehnt.
Putz- Butz- : geringer E., der rein oder mit einem
Pulver vermengt zum Scheuern des Kupfergeschirres
gebraucht wird.
essiglen, essj jr/t Gr tw. ; Uw (c-), essrlr Aa; Ap;
Bs; B; Sch; Z, esserle Gntw. : nach Essig schmecken
oder riechen. ,Coacescit vetustate vinum, wirf zu
essich oder esselet.' Pris.; Mal. ,Peracescere, ess-'
ächtig seyn, esselen.' ebd. ,Aceo, säur seyn, esselen.'
Denzl. 1716.
Die Abi. -Form essehn hat zur Erleichterung der Ausspr.
den Kehllaut vor dem l ganz fallen lassen, esacrien hat ihn
durch ein eingeschobenes i- ersetzt; Letzteres in Nachahmung
organischer Bildungen wie nochherjen, measerlen, jtläuderlen usw.
esselig: nach Essig riechend od. schmeckend, allg.
essich-löchtig „(esselächtig) essiglochtig'- : an
Geschmack dem Essig ähnlich, etw. säuerlich. ,Saur,
saurlächt, esselächtig, acidus.' Mal.
Die Nbf. ,essächtig' (Fris.) bietet die ursprünglichere
Form der Endung, hat aber aus euphonischen Gründen das
Hauptw. verlfürzt.
Esis esls, Sis: m. Tanfn., Esajas Gl.
Eslwiter: Jesuit S. — Vgl. Emuitet-.
Essle s. Nessle. Wurm-Essle s. Ameise
Sp. 210. esö s. also Sp. 200.
Estragon: artemisia dracunculus, Salat-Beifuss B;
Sch. In Gärten, ihres aromatisch-scharfen Geschmacks
wegen, etwa als Gewürz gezogen. — Ein frz. W., dies
aus lat. dracuiictdua, Draclienwurz. Syn. Dmchant.
eis s. ein Sp. 269; eins I u. II Sp. 284; einer
Sp. 285. uneis, uneisen s. iineins, wtieinsen
Sp. 284.
Eiss e-w-' m. AaZ.; BSi.; Gr vorw. ; Sch, n. Z selten,
f. BU. ; GRÜbs. ; S ; Z tw., Eisse in. Aa uAare ; Ap fäs%
^s'a); „B"; GRValz. (s'J; Lvorw.; GEh. (tw. s' und
tw. oassa), T.; Sch St.; Schw; S; Th (tw. «-, PL «-);
Uw; .Zg"; Z. f. AauFH.; Bs; Gl; GRÜhur («'). He.;
U; ZWL, m. u. f. BHk.; GrV., Splüg. — Pim. Eischi
GRFan., Valz. — PL Eisse", Asse": Eiterbeule, Abscess,
KarfunkeL allg. .Ulcus, suppuratum, geschwär, der
eiss.' Fris.; Mal. ,Der äisen, eissen, geschwär, ulcus,
furunculus.' Red. 1662. En Chopfha nie n'en zitigan
Ässa, einen heftigen, klopfenden Schmerz im Kopfe
haben Ap. ,Heilend alle eissen und offne schaden.'
Vogelb. 1557. ,Rescindere summum os ulceris, -ein
gschwär aufhauwen, einen eissen ausslassen.' Fris.
,I)o hatt ich ein eiss an eiin hein.' ThPlat. Volksgl.
Man darf an Weihnachten oder Ostern kein .grünes'
Kernobst essen, sonst bekommt man E. B (Hothen-
bach). Segensspruch dagegen mit Beziehung auf den
Ursprung von Krankheiten aus unniittelbarer Wirkung
Gottes: Do han-r'' en Eisse, Gott hcd-mcr-e' (si) rer-
heissc. Und göd-cr (si) nid üs, So wird er (si) wie
lies Häs L, und mit dem Zusatz; Gät er nid rweg,
So wird er so gross wie de Ldgrrchcrg ZW. Auf eine
531
As, es, is, OS, US
532
Besegnung deutet auch NMan. S. 128. S. noch Eissen-
mannli. Sprw. Es yöt kei Eiss üf, oder [es sei
denn] si si(j rif S. Bildl. RAA. , Einem sein Bissen
ausslassen, d. i. seine laster und anfechtungon herfür
ziehen, uleus tangere.' Mal. Einem de" Eissen (üf-)
dritclce" füfsteclte"), einen verstockten Sünder zum Ge-
ständniss bringen Sch. ,I)en Klatschweibern ward
[vom Prediger] der Eissen wacker gedrückt.' UBrIgg.
1787. Eim der Eissen wrüere", ihm (an der empfind-
lichsten Stelle) weh tun Sch. .Die grossen hansen,
Bäpst, Bischoff, München und Prälaten haben sölichs
anrüeren der eissen nit lyden mögen.' Zwingli. ,Martin
Luter grift dir und dinen verwanten üweri pestilen-
zische eyssen und gschwer zuo ruch an, das ir's nit
wol lyden mögent.' Gyrenrbpfen. ,Disen aisen dorst
, [wagte, durfte] man nit trucken und muosst man hof-
lich überfaren.' Väd. ,Eim sein geschwär oder eissen
berüeren, d. i., eim etwas fürhalten und sagen das in
verdreüsst und nit gern hört, tangere ulcus.' Mal.
.Man lasset ihm [sich] den Eissen nicht gern anrühren.'
JMey. 1692. ,Den eissen anrühren: einem seine laster
undersagen, das er aber nicht gern hört.' Denzl. 1716.
,Vile leidige Tröster, welche den Eissen verbinden
wollten, bevor er aufgeschnitten war' [mit Bez. auf
einen unbussfertigen Sünder]. Sch Pilg.-Kal. S. noch
Sünderieiss.
Alid. mhJ. der clz; lautlich entsprecheuJ gr. o!8o;, Ge-
schwulst; (jOeclipus'); aufs Nächste, auch hegrift'lich, vwdt luit
ahd. eit, Feuer, eitar, Eiter. Erweichung von »« zu « ist bes.
nach Vocalläugc häufig; vgl. fis.-ds«; ich. ise, esse. Übergang
von « in s vor und nach hellen Voc. ist den MAA. von Gr
und W eigen. Auch Geiler schreibt: ,eiu liiud, das einen
eischeu oder geschwer hat, bittet die muoter, dass sy im
das geschwer nit auslass.' Ygl. Is, Eis. — Das w. Geschlecht
und die zweisilbige Form sind wohl der Pluralform ent-
sprungen; in der ä. Lit. gilt noch durchweg das Masc. —
.Syn. Esel; Sudri'ck. S. auch Kollitn, Eiterhein; cntbürzen. —
In der Besegnung hat christliche Resignation Gott an die
Stelle der büsen Geister gesetzt.
,Jar eisen: geschwär, so ein ganz jar wäret, und
nit heilet, bis er verjaret.' Mal.
Kät- ChödässJi (dimin.): oberflächlich liegender
kleiner Abscess, kleiner als der Muchel- od. Bluet-E.
ApK. — Syn. Kätbläterli.
Müchel-Eiss: Furunkel, eine örtliche, äussere
Krankheit. Syn. Müchler, Ap (T.). „Geschwür an den
Händen vor und nach der Krätze Ap; GRh."
Vgl. nihd. die müche, bair. Manche, ndrd.-nhd. , Mauke',
eine Ausschlagkrankheit bei Pferden und Rindvieh; etwa
von lat. viücxm, Rotz, Schleim, mucor, Schiunnel ; krankhafter
Fluss des Weinstockes V Eher von müchen, verborgen han-
tieren, also = verborgener Schaden.
Mörder-Eisse = Eiss ZLunn. — Nach den .mörder-
lichen' Schmerzen benannt.
Bluet-Eiss: Beule, in deren Eiter Blut aus den
feinen Gefässen durchsickert Ap; Bs; BHk.; Th; Z.
,Qui tumores si ex calido et humido sanguine gene-
rantur, Latinis inflammationes, Germanis Bluoteissen
oder Bluotgschwür ai^pellantur.' Kuefp 1556. ,Furun-
culus, bluteissen (-eisen).' Denzl. 1677; 1716. ,In disem
jar ward mir ein grosser blutassen.' HsStockar 1523.
Sünden-: ein unter altern Theologen noch fort-
lebender Ausdruck der ä. asketischen Lit. ,Es ist
uns so wenig als euch lieb, dem süuder seinen sünden-
eissen ausszutrucken.' Mcller, Bussuhr 1665. ,So kann
num ctwan zuletzt aucli den sünden-eissen so hart
trucken, dass er durch gnädige würkung Gottes auss-
gehen und geheilet werden könnte.- ebd. 1673. ,'Wer
dir die Wahrheit sagt, dir deine Sünden-Eissen recht-
schaffen trucket, der tauget bei dir nicht.' JUlu. 1733.
Spitz-: eine Art kleiner, spitziger ,Eissen', in denen
sich weniger Eiter bildet, die aber gerade deshalb
schmerzhafter sind als gewöhnliche , Eissen' Gr.
vereisset: mit .Eissen' bedeckt. ,Das eselsehmalz
heilet das vereisste od. erschworne [Glied].' Tierb. 1563.
Eisa, Eise, dim. Eisi e'i-: w. Taufn., Elisa(bet)
BBe., E., M., S.; F; SBb.; ZLunn. In B zuweilen
fast appellativ wie andere Frauennanien. Hosch-o,
Eid, lä-iiii^'' Ine! GJKdhn, Kilterlied.
Entw. aus , Elisa' mit einfacher Unterdrückung der Liciuida
zwischen Voc, oder aus ,Elsa' s. Sp. 202 und dann ein fast
einzig dastehendes Beispiel von Vocalisierung des l; s. Fromm.
Ztschr. VII 385.
Eisel e'i- s. Insle Sp. 346.
Eisele e-isrlr, allg.. Eisigle e'- Ap: Einsiedeln,
Kloster u. Flocken im Kt. Schw, Wallfahrtsort. Wäret
der Bredi(j hat a Buch d' Chappazinerchricsi tvellen
inspiziere; aber der ist Tags [noch bei Tage] g^ji Eisele
c/«<" = die Strafe Hess nicht auf sich warten. Dir.
Aliireoht v. GSa.
Verstümmelt, indem die scharfe Betonung der 1. Silbe
den zweiten Teil der Zss. aller eigenen Geltung beraubte.
Un-, U-, Wurm-Eise", -Bisse", -Eisle" s.
Ameise'. eise", eisse» s. ein Sp. 269; einer
Sp. 285.
eissen, Eissen er s. Jemen, Jemener.
Eiser ni. = Einser Sp. 285. — Dim. Eiserli: eine
Art kleiner Bohnen Bs; Z. — Abgeleitet mit Verkürzung
aus der syn. Benennung Hundcrt-und-eis (s. u. hundert), oder
davon benannt, dass eine einzige Bohne genügt, um einen
Stock zu erzengen.
eisser, eissert, eissig s. eisster.
eisster, eisstig, eissig 1. a) eisster AABb., F.,
Seet. ; BsLd (schon bei Spreng); BHa., S.; Gl; Gr;
L; PP.; GA.; ScfiSt.; ScHwMa.; S; Uw; U; W; ZKn.,
0. t, S., Wl., Stdtf. b) einster GRValz. c) eiiter
AAErlisb. d) eisser LE., eissert Aa (H. ; neben eisster).
e) eis-tert Bs (Spreng; auch eisdret); LG.; Sch fäs-
terd, -t); Z. f) eis-terig ScHwMa. 2. eis-tig AaF.;
Gl; LG.; GA., G.; ZKn., S., 0., eis-ti AABb.; LG.
3. eissig Sch (ä-); ZB., S., Wl., eisig TnBerg; ZO.
(nicht -SS-, wie Stittz oft schreibt): Adv., in Einem
fort, ohne Unterlass, immer, allg.; zuw. auch nur
hyperb. f. oft, öfter GRNuf.; W. .Ein gutes Wort
findt eisder seinen Mann.' Kirchh. ,Weit g'grift'cn,
eisder b'schissen.' ebd. ^= wer in der Ferne (z. B. eine
Frau) sucht, wird leicht getäuscht. 0 chönnt-i'''' fläge"
so tvie Si [die Zugvögel]! Denn eisder soll's, Jör üs
Jör i" Dort wie bi eus [uns] im Früelig si" Bs. So
ziehnd sie eisder, Hand in Hand, am gliche Seil.
Hengeler. Und eisder e Bitzeli lustig sl", Anfang
eines Reimspruchs Z. Eisder bin-i lustig g'si"; und
eisder bi de" Lüte", ebs. Ineichen. Me" chann nitd
eissig lustig si' ZB. „De bist ei. de glich." Es göt
nid eisder ei" Wind L. 's cha"" nid eisdert Cliilhi
[Kirchweih] sl". Häffl. 1801. En rechte Herdöpfel-
esser isset eissig drei Herdöjifel mit enand: eine" hät-er
im- Mal, eine" i" der Hand und eine" im Aug ZB.
Das ist eisder eso g'sl GA. 's giil eisder dergll. die
533
is, es, IS. OS. US
534
Welt ijeht immer den gleichen Gang BsLd (Spreng).
l'iiz'l'ridctü Chostgäiiiier fnvtyid eisder und schmälid ei.
UwE. IJisder chrache" löd nid, das Zerbrechliche
hält länger als man meint; kränkliche Leute werden
oft alt LG. Eisder loie eisder! immer gleich; Antw.
auf die Frage: Wie geht 's? syn. ffänff wie (jäng.
Eisder u-ie besser, je länger desto b. S. Eisder wie
iiächer, immer näher, ebd. Die Wöschere [Wasch-
frauen] sprechend flissig V und treffcd 's eisder zum
Kaffi. MUsTERi, und auf der selben Seite: Wenn si
zue-n-ere chunnd, so weisst si eisdert en guete Grund.
Tileg-me", was-me" well, se mues eisig au en Orsach
d^zue SI". HSexx 1804. Nei, nei, ämig au''' eüig, eisig
j.s'o ellei"! schreit der Kater, ebd.
Das W. lässt sich aus ä. Lit. nur spärlich belegen. ,Der
esel wirJ sich einsdar speren, bis dass il' narren last von
dir bschwercn.' Rllanuel. .Alzcits, stetig, immer, eisster:
semper, continuo.' Ked. 1662. ,Äistcru: immer, giing; aeterno,
scmper.' ebd. 1656. (Der Zusatz -n nach Analogie von ,gestern,
morgen*). Wie-n-er t/'jlolie", se sei-em eissdarig de hinderst Fuess
der u'irertfsl g'sy". Madleni 1712. Den MAA. Deutschlands
scheint es fremd zu sein. Das Festhalten an der reinen
Ausspr. des «, welche im Laufe der Zeit nur in eiuem sehr
eugen Bezirke der Verbindung mit I erlegen ist (eiiter), zeigt,
dass eine Zss. Torliegt, deren erstes Glied nichts anderes
sein kann als der Gen. (wovon .einst') oder eher der Acc.
des Zahhv. ,ein', worauf auch die Schreibung ,eins-dar' bei
Manuel weist. Der adv. Gebrauch des Acc, zwar im Mhd.
nicht bezeugt, konnte nach Analogie von allez, unserm aW»
[immer, jeweilen]. leicht üblich werden, da ,ein' und ,all'
vielfach parallel gehen (s. diese WW,). ,Eins' (mhd. einez)
hätte also schon für sich allein hedeutet: ,in' od. ,an Einem
fort', aber es wurde ihm für diese Funktion noch ein an-
deres Adv. enklitisch angehängt und dieses -der kann nichts
Anderes sein als das (nur lautlich abgeschwächte) ,dar', das
in Manuels .einsdar' geschrieben steht und das seit dem XVI.
an ,imnler' angehängt wird, ebenf pleonastisch verstärkend,
so dass unser ei»(/er formell und begrifflich durchaus dem
nhd. .immerdar' entspricht, das auch Maler als syn. mit
,allweg' bezeugt. In eisderdar (lasier-) BSi., welchem eiader-ie
(Sp. 22) parallel läuft, ist das selbe Wörtchen doppelt, zuerst
in der abgeschwächten und dann noch einmal in der vollen
Gestalt, angehängt. Die Abschwächung des ,dar' zeigt auch
das abermals zugleich synonyme umiueder Sp. 232. Die
Schreibung eisdari des S Wochenbl. 1811 (es ist eisdari so
fj'sij")' ist, wie der dortige Zshang verrät, eine etymologi-
sierende und nicht in der lebenden Spr. begründet. Betr.
den Begriff ist noch zu erinnern, dass auch mhd. eineclichai
die Bedd. , einzig' und ,in Einem fort' vereinigt, und ebenso
unser eiijet, gemäss der Begritfsvwdtsch. von ,eiu' mit , eigen'
wie mit ,aU'. — Als die Verbindung eis-dcr festgewordeu
und ihr Ursprung vergessen war, so dass man eissl-er abteilte
und dieses -er dann etwa mit dem von , achter, echter, halter'
u. a. als Adverbialbildung auffasste, konnte man es ebenso
wohl auch ablosen und durch die noch beliebtere Adverbial-
bilduug -irj ersetzen, ähnlich wie aus %inz dar (bis dahin],
üst^r ein üs-tirj, üssl-iy gebildet wurde (vgl. Sp. 360). So
entstand die zweite Hauptform: eisst-ig, zu welcher das mit
der selben Endung erweiterte einst-er-ig den Übergang macheu
konnte. Aus eisstiy konnte durch Assimilation oder auch
nur undeutliche Ausspr. des t nach s eissitj entstehen (wie
aus dem obigen usstig : üssig und so auch eisser aus eisster),
nnd aus diesem mit Schwächung des «-Lautes (vgl. Eissc : Eise)
eisig. Die Formeu eisder-t, lisser-t erklären sich nach .\nal.
von eehtert, und Abvcrbialbildungen mit nach s angehängtem (
(.einst, sonst, nebst, Jetzt, selbst'). Eine ganz andere uud
einfachere etymologische Erklärung würde sich anbieten,
wenn bloss die Formen eissig, eisig vorlägen. Nach dim btd
Fromm. VII 31. SSS. 386 dargestellten Lauterscheinungon
könnten sie durch Vocalisierung des Nasals aus .emsig" ent-
standen sein, welches in der ä. Spr., bi's. als Adv., ivuch die
Bed. ,beständig, fortwährend, häufig' hatte; aber eisstig Hesse
sich aus eissig weniger leicht erklären als umgekehrt, und
noch schwieriger eisster aus eisstig statt umgekehrt, da die
Adv. -Endung -er weniger geläufig war als -ig. Dass aber
neben eissig aus .emsig' ein eisder aus , eines dar' bestanden
und nur ganz zufällig in Laut und Begriff mit jenem zsge-
truft'en sei, ist höchst unwahrscheinlich. — Syn. (statt oder
neben ei. gebräuchlich) ade, eiget, all, allsf-furt), iemerst,
ummeder, gäng, alliwd.
eus, euse' s. Uns Sp. 346;7.
Is, Isch Aa ohne Bb. u. Fri.; BsL.; B; F; GrD.,
Pr.; L (neben Is); GT.; aScnw; S; Uw; U; W — n.;
doch ra. und n. Ndw; SchwMuo., m. U — PL ,Iier':
Eis. '.s hct I. g'regnet S; Z. Wenn 's vor Martini
g'frürt, ''ass 's Isch e Gans treit, so isch dr Winter
verfrore", gibt es einen kurzen oder milden Winter.
Schild. Mathis, brich 's Is; hesch l;eis, .?o mach eis!
AAZei. (findt er k., se macht-er eis Z). ,Yscher [Eis-
stücke, -klotze, -schollen?] brechen und houwen' als
Arbeit an Gebirgs.strassen. U Urk. 14'29. ,Dicke läger
von ysch und gletschern.' Cts. 's Is breche, bildl.,
eine nötige Vorarbeit machen, eine Sache in Gang
bringen; eine schweigsame Person zum Eeden bringen
B. Me mues z'erst 's Is breche. Es ist gicet schiffe",
wenn 's Is 'brachen ist. Ineichen. ,Das Eis brechen
müssen', die schwerste Arbeit verrichten. Sulger.
,Gesnerus habe die Ehr, dass er der erste under den
newen Authoribus das Eis brechen.' Hkut. 1658. Under
ds Isch schlöufe" [schlüpfen] ((/«" Bs; B, laufe" B),
verloren, zu Grunde gehen BEL B' Sach unger 's
Isch bringe", (sein Vermögen) durchbringen, zu Grunde
richten. Schild. ,Dass keiner [der anvertrauten .Briefe'
d. i. Urkunden] hinderschlagen würJ und under das
ys gwüscht.' Mev.. Wint. Chr. Jmdn iif 's Isch füere",
ihm eine Falle legen S; syn. uf d' Schilfere f. Sülger.
's isch nit guet z' gö", wo 's Isch glatt isch, man soll
sich nicht in Gefahr wagen. Schild. S. Esel 1.
Der Übergang von auslautendem » in s findet sich auch
in Miesch neben Mies, Moos; in W (z. T. ^uch Gr) ist er
vor und nach e, i u. r regelmässig. — Das m. Geschlecht
ist viell. durch das syn. Gletscher an unser W. gekommen,
kommt übrigens auch in andern germ. Diab (anord.) vor.
Frauen-. ,Äphroselenus (lapis lunaris), Spiessglas
(phengites, Glasstein), unser Fraueneis.' Denzl. 1677;
1716. .Phengites, der glanzstein, unser fraueneis.'
Vestib. 1Ö92. ,Der mit Fraueneis und Crystall be-
schwängerte Kamor.' Wildkirchl. 1786.
Wer mit .unserer Frau' zunächst gemeint sei, erhellt
aus der lat. Übersetzung ,glacies Mariie'; im Hintergrunde
aber steht die Weltmutter unserer Altvordern, Frowa (Hulda,
Borchta), welcher auch der Schnee zugeschrieben wurde. Vgl.
.Maria zum Schnee'. Es ist ein zarter Sinn, welcher der
,1. Frau' statt des gemeinen Eises unser kostbareres Natur-
gebilde beigelegt hat.
Glar- Glär- G; ThHw.; Z. GUtr- \\; Bs; G; S;
Z, Chlor-, ChUir- ZHörnli: helles, durchsichtiges
Eis, Glatteis, welches entsteht, wenn der Schnee teil-
weise schmilzt und die geschmolzene blasse wieder ge-
friert, oder wenn Regenwasser an Bäumen und Boden
gefriert Aa; Bs; G; S; Th; Z. — glarisen, unpers.:
tilatteis bilden ZKn. .Den 30. Christmonat 1784 regnete
CS und glarcisste, man könnte fast nicht waiullen.'
ZZolL 1784.
Von mhd. glarren, glänzen. Vgl. Glar-Aug. In GT., W.
sagt man auch glnrig (glan-Ig) /«; "» gl. Is glänzt. Tw. Olar-,
weil a vor rr in unseren MAA. meist gedclint wird (z. B.
535
Äs, CS, IS, OS, US
536
Nur, Chan); (las sckiindäre ä konnte sogar ö werden ZO.
Damit lag die Umdentung in ,klar' nahe, zumal da anlantendes
k (ch) aucli in y Uljorgeht. UBrägger schreibt; ,Klahreyss'.
Die Vwdtsch. von r/lai- mit ,U]as' erhellt ans der Form
,Glasseiss' in einer Strassb. Chron.
Grund-Is: Grundeis, Treibeis. Bei grosser Kälte
sagt man : 's Gnoiyisch yöt S NA. In W u. Z heisst
Gr. auch älteres, mit Schnee nur schwach bedecktes
Eis auf Strassen. ,Der Hintere geht ihm mit Grundeis',
von einem sehr Erschrockenen. Spreng. — grund-
isen: 1. „unpers. Grundeis mit sich führen, von
Flüssen L; Zg." Bis auf den Grund gefrieren, von
Bächen. Wenn 's im Merze grundlset, se chost 's Bebe"
[die "Weinreben empfinden solchen Prost oder gehen
daran zu Grunde] ZZoll. — 2. ,bei einer kalten Winter-
nacht das Eis zerschlagen, damit z.B. die Mühle-
räder nicht einfrieren. Der Müller hat grundisen
müssen Vw; Zg; Z."
Klär- s. Glar-.
Zib- BM., „Zibel- S-', Ziber- BSchw.; S: Eis-
bahn. ,Ich erhielt von ihm einen Mupf [Stoss], dass
ich weit hinfuhr, wie auf einem Zybereis.' N. B Kai.
1842. — Ziben, zihclcn, auf dem Eise gleiten: Zthrr, Einer,
der sich damit belustigt.
Isli n.: Schmeerwurz, grosse Fetthenne, sedum
telephium ZMonch.
Sj'n. Is-Krüt; beide Kamen mit Beziehung darauf, dass
die Blätter sich sehr kalt anfühlen.
Isele Ischrli;-. Klumpen Eis, Eiszapfen BHa.
(In. B.)
ise" ScH; ScHwE.; Th; Z, Ische Bs; Gr; L; S.
e'iie UwE., H-e B (Zvro): 1. Eis ansetzen, zu Eis
werden; mit Eis belegt sein UwE.; meist unpers.
Es iscliet, es setzt sieh Bis am Boden an STh., auf
dem See L, auf der Strasse B, der Bach führt Eis B.
's Wasser hed g'ischet Gr. — 2. Eis brechen, auf-
hacken, sei es nur um wegzuräumen, Bahn zu machen,
oder zu sammeln, auf Mühlebächen. Flüssen, Seen
Bs; Gr; L; Sch; SchwE.; Th; Zo; Z. Vgl. isnen;
iseren. Insbes. auch: die Bildung von Eis verhindern,
Bahn olfen halten L {go" lsche"J.
über-: von Eis , Überschossen' werden, (sich) mit
einer dünnen Eiskruste überziehen Ap; L.
Ise" Ische „BO."; Ndw (i^J, e'iie UwE. — f., in
Ndw auch m. : 1. Eis. !''• bi« iif dr Eische elschUpft
[ausgeglitten] UwE. ,Man sol das wasser uss der
strass richten, damit menlicher gewandlen [möge] und
[es] ouch nit ysche gi>n möge.' ca ItiOO, Obw. —
2. „Klumpen Eis, bes. in Kegelgestalt, dgl. sich von
herabtriefendem Wasser an Felsen bilden und bei
Tauwetter herabfallen BD." Syn. Is-Zapfen.
1 scheint speziell Eisfläche zu bedeuten, 2 ein einzelnes
Stück, beide also concretere Gestalten des neutralen Stoffes.
— Das ni. findet sich in Ndw auch beim Grundw. Vgl.
hl u. leeh. — Die Verdopiiluug des i mag auf Assimilation
eines y (ahd. ableitenden "i»/«) beruhen, welches sonst spurlos
ausgefallen ist; vgl. , Weizen', dessen z ausjs-|-y erklärt
werden kann, denn mundartl. Weisse; vgl. uen.
Iser m.: Gerät (Korb), das dazu dient, das Eis
aus einem Wasserbehälter zu schöpfen Ap.
Gebildet mit der Silbe -er, die auch zur Bildung von
Gerätnamen aus Vbn dient z. B. .Schöpfer, Klopfer'.
Iseren ischi^rr'^, ent-: am Eis arbeiten, Eis auf-
Iiacken Gr. Syn. iseit 3, enUchlän.
Isere Ischere S, .Isnere' XIV., jetzt Islere Z f.:
Ortsn.
Urspr. ein Ort, wo Eis gehäuft liegt, lange nicht schmilzt'i'
Vgl. Dial. S. '2'21. Der Z Ortsn. Isler dagegen rührt eher
vom gleichlautendeu Geschlechtsn. (des ursprünglichen Be-
sitzers) her.
Isi Ischi: Eiszapfen BHa. (In. B.) — Wohl als n.
zu verstehen, also eig. Diminutivbildung.
isig I tschig B, isehnig Obw, g'ischig STh.,
g'lschnig Obw: 1. mit Eis belegt, z.B. ein Brunnen-
trog B, ein Weg Obw. — 2. eiskalt B (Zvro).
Ge- oft vor Ad.]., welche Stoff oder äussere Beschaffenheit
bezeichnen. N vor -iy von starken Partie, die adj. gebraucht
wurden; vgl. ,lebend-ig' vom Part. Präs.
isnen iinc: das Eis abschöpfen, z. B. n'cmme [wenn
man] hat will [das Vieh] tränke", se muess-me z'erst
Ischne ScuwMuo.
is: en- oder proklit. Partikel oder Verschmelzung
zweier Partikeln. 1. uns. allg. Zunächst aus der
Zwischenform tis; s. uns Sp. 347. — 2. als, Con-
junktion, angehängt an e-n, hö-n, jä-n, nein, icol;
s. als 3 h (Sp. 198). — 3. ist es; s. es Sp. 512 Anm.
— 4. ich es; s. ich Sp. 74. — 5. euch es; s. ü
Sp. '24. — 6. in es, in dasselbe (in den MAA., wo
die Präp. auf« reduciert wird). — 7. in das (in den-
jenigen MAA., in denen der Art. auf s reduciert ist).
Isach, Hirn, -achli u. -ächli: m. Taufn., Isak Aa; Z.
Isazecher s. Epfel Sp. 368. Isel s. Insel
Sp. 346.
Isele r I s. Bisling.
Iseler II m. : Ackerehrenpreis, veronica agrestis
u. polita ScHwSchönenb. — Syn. Isen-Krut, -Blücmli,
•Schlegel.
Isen Isn ßsr) — Dat. P 1. Isnen BRi. — n. : Eisen.
1. das Metall als Stoff. E G'sundheit von Ise B
(Zyko). Findst I. SU gross une-n-e Lüs [ein noch so
kleines Stück], so trüg 's (bring 'sj hei'" (od. dem HerreJ
i'sHüs Bs; Ineichen; Sulger; S. Not bricht I., das
chönne" mini alte Schueh bitcise". Ineicben. Blei und
I. tnues de" Chupferschmid .sjnse", auf den Zutaten
aus Blei und Eisen, welche als Kupfer bezahlt werden,
muss er seinen Gewinn herausschlagen. Splger. Chalts
I. Schmiele, etwas Unfruchtbares, Mühsames tun. Er
lät Nut ligge" weder 3Iülistei" und fürigs L, von
einem Diebe gesagt Z. Er g'hört fno nid) linder 's
alt L, ist nicht mehr (ist noch) leistungsfähig, lebens-
kräftig B; G; S; SuLGEP.; Z. Öppis under 's a. I.
g'heie", zum a. I. tue", als unbrauchbar wegwerfen
B; GW.; Z. Z'sämme schlä" (haue") wie 's a. I. Bs;
Ineichen; Sulger. Eina" viyrschlän wie ds ehalt I.,
tüchtig durchbläuen GrD. In Isen hangen, zuverlässig
sein (in eisernen Angeln befestigt), z. B. es hanget nüd
Alis in L, tcas er verspricht BRi. Uf I. laufen, kost-
spielig sein, viel Aufwand erfordern, z. B. von Ein-
richtung und Betrieb eines Geschäftes, ebd. (eig. wohl
von vollkommnerem Mechanismus gegenüber einer
blossen Holzkonstruktion). Wenn der Hobel zu wenig
Eisen hat [zu wenig tief ins Holz eingreift], so muss
man ,ihm Eisen geben' Aa, die Schneide weiter nach-
schieben; syn. dem H. me Spä" ge". Dem H. wol vil,
z' vil I. gc", etwas Unglaubliches, Übertriebenes sagen
(aufschneiden); zu viel Aufwand, Ansprüche machen;
zu viel vornehmen und sich zutrauen Gr; auch: den H.
537
As, es, is, OS, US
538
wol T«e» lü". ebd.; s. Isen. Bildl. Led. J. auch ,Geld'
Z (Spillm.) (viell. aus der Gaiinerspr.); vgl. Blech,
3Iös, Schif'ere und andere scherzhafte Umschreibungen
für Geld. Wer beim Hacken im Acker auf Eisen
stösst, bes. wenn er es mit dem Streiche trifft, an den
denkt sein Schatz AABb. — 2. einzelnes bearbeitetes
Stück; auch in dini. Form und mit PI. a) das in
der Esse, auf dem Aniboss in Arbeit befindliche. ,Das
eisen am heissen ort angreiffen' s. Ort Sp. 484. Eint
's I. ha', ihm das Gleichgewicht halten; Widerstand
leisten Gr; syn. 's Bögli hebe". Einen in E(ji han. —
b) als Stänglein, z. B. Messstab. Mit ,Isenli' wurden
die Kannen gemessen. Bs XIV. — c) als Blech, z. B.
Schieber oder Türchen am Ofen Z. — d) Sense oder
Sichel, bes. bei den Wildheuern, Iseli Schw. Überh.
schneidendes Werkzeug. Ei" I. leetzt 's ander.
SuLGER. — e) Fusseisen zum Gehen auf Eis Gl;
Gr; Schw; Z, auch IseU. Syn. GräppU; Issporren.
Er ist [so schnell] g'loff'e": de'' Tüfel mitsammt den
I. hätt-en nid encitscht U scheint auf der Vorstellung
zu beruhen, dass der T. auch mit Fusseisen über Eis
gehe. Daraus die Fluchformel: de'' T. mits. den I.!
— f) das eiserne Beschlag der Schlittenkufen; das
Eisen am Schlittschuh. — g) Hufeisen; s. Rosslsen.
,Ja wenn er sitzt bim küelen win Und hoflich redt
von Sachen, So muoss syn rössli in dem stal Sinr
halben ysen lachen', er tut in der Wirtsstube gross,
während sein Pferd nicht einmal recht beschlagen
ist? Der Klosterhauptmann zu StGallen soll stehen
,iii des gottshus kosten, fuoter und mal, nagel und
isen und darzuo ainen järlichen sold' empfangen. 1479,
Vad. KAA., z. T. dir. auf Menschen übertr. Er frisst
es Ross sammt den I., ist ein Prahlhans GrD. (Bühler).
Viell. missverständlich umgedeutet auf grossen Appetit:
I möcht e Ross früsse" mitsammt den I. GTa. Alles
üfesse" bis uf d' I. Z. ,Du frässest ein Ross biss an
die Eisen, etiam bictylum devorares.' Denzl. D' I.
abriten, sehr schnell reiten? (durch schnelles Reiten
stark abnutzen oder ganz abfallen machen?) Er het
kei Zu, es Z irische fweter z' g'e", teil er denl'e" mttes,
der Belzibueb [Teufel] chönnt nohe cho [nachkommen]
lind d' I. abrlte. Schild. Ein I. abrennen Aä, «6-
sprengen S, verlieren GW., bildlich, einen Fehler be-
gehen, der dem guten Rufe schadet, von Personen
beider Geschlechter; d' I. abr. auch bloss den Übermut
der Jugend austoben Bs; meist im Perfekt, 's wird
Keine Landjäger [Polizoisoldat], oder er lieig [er habe
denn] nif'' scho' es I. abg'rennt Aa. Er het es I. ab-
g'sprengt, er hat ein unehliches Kind. Schild. Er het
scho" en I. rerlore", seine Unschuld verwirkt GW.
,Die in irer Jugend in offnen schänden gelebt haben,
hernach in irem alter, wann sy dem teufel alle eisen
abgerennt [alle Üppigkeit ausgekostet haben].' SHoru-
HOLz 1591. Bes. aber von Jungfrauen: die weibliche
Ehre einbüssen Aa; Bs (schon bei Spreng); Sulger.
Die dumpfere hed es I. verlöre. Ineichen. Ohne con-
cretes Vb. es I. ab hä", einen grossen (Gl), einen ge-
heimen (GTa.) Fehler an sich haben; vgl. ah. Er het
es I. ab, es hängt ihm ein Makel an Ar; Gr; (i oT.
Die het es I. ab, sie hat ein unehliches Kind B. Einem
die Eisen abbrechen, über ihn absprechen. ,Sie
brachen ihm die Eisen ab, rechneten aus, wie bald
er geldstagen [Bankerott machen] müsse.' Gotth. Eim
d' I. abzere 1) rohe Bezeichnung des Begrabens. ent-
lehnt vom Pferde, dem man die Hufeisen abreisst.
bevor man es verscharrt. Me" wird-em bald d' I. a.,
er wird bald sterben L. 2) Einem das Letzte von
Wert vom Leibe nehmen, ebd. Uf de leisten I. gö",
dem Ruin nahe sein, ebd.; vgl. ,auf dem letzten Loch
pfeifen'. „Einem uf den I. sl" B, »/' d' I. gä" Bs;
L; ScH; Z, ihn verfolgen, ihm keine Ruhe lassen, eig.
so nahe sein , dass die Hufeisen des verfolgenden
Pferdes in die des fliehenden schlagen." Ein scharfes
Auge auf Jmdn haben ScnSt., ihn überwachen Bs; ihm
nachspüren L; ZLunn.; ihn in strenger Zucht halten,
immer tadeln BRi.; zu nahe treten Gr. ,Ceberg gieng
dem Stadler stark auf d' Eisen, Wollte gern auf ihn
erweisen, Dass er wider Gott und das Land getan.'
Erzähler 1856. Uf d' I. chö", hinter seine Schliche
kommen. lez ist-men-em einist uf d' I. chö", Si hend-e"
wie Butter a" der Sunne lö stö". Häfl. 1801. Be Bise
chunnt-is niid uf d' L, erreicht uns nicht. Stütz. Uf
d' I. luege, aufpassen, streng halten B; S; vgl. nhd.
,auf die Finger sehen'. ,Under den einfalten sind
[die Wiedertäufer] redrycher dann die schwalmen im
summer, dann niemants luogt inen uff die ysen.' HBull.
1581. ,,Der nachlässige Pfarrer zu B. soll in die Stadt
ziehen, , damit man im uf die ysen luoge.' 1533, Egli,
Act. Etwas anders: Me" mues de" g' schenkte' Bosse"
nid uf d' I. luege" ZWint. (sonst: i 's Mül).
Kürzung des Voc. lieben einige MAA. vor weichen Den-
talen. Die in BO. vorkommende Form Isnen hat die Endung
des Stammes niclit, wie es in andern MAA. und im Nlid. der
Fall ist, als genügend angesehen, um auch die Flexion des
Dat. zu vertreten. — 2 a. Eim 's 1. han könnte auch wie
BütjU auf den Steigbligel gedeutet werden, doch verlangt das
Zuschlagen auf dem Amboss einen festen Widerstand von
Seite des Haltenden. — g. , Fuoter, nagel und i.' bilden die
Erfordernisse zum Unterhalt eines Pferdes; doch liesse sich das
Eisen auch auf einen weitern oder andern Bedarf (z. B. die
Rüstung) beziehen. — In der weitverbreiteten M. vom Ver-
Jioreu eines Eisens im S. von ,Ehre' ist der Lebenswandel
eines Menschen mit dem Gang eines Pferdes verglichen,
welcher mangelhaft wird, wenn ein Hufeisen abgegangen ist.
.Dem Teufel alle Eisen abrennen' aber ist eine unorganische
Verbindung und ,dem T." in die Konstruktion verflochten
uur um eine Steigerung des Ausdruckes zu gewinnen. Vgl.
übrigens auch dem T'üfcl es Or abrenne Sp. 41*2. , Einem
auf den Eisen sein [usw.]' ist wahrscheinlicher ebenfalls vom
Bilde des Nachreitens abgenommen, als dass Eisen hier den
eisernen Beschlag von Schuhen bedeute, der in der Tat bei
Bauersleuten zuweilen einem Hufeisen gleicht. Vgl. ,Jmdm
auf den Fersen sein', was al)er engere Bed. hat. Die G r
Angabe ,zu nahe treten' beruht zwar auf einer nahe ver-
wandten Anschauung, aber hier viell. .auf Missverst,indniss
oder ungeschicktem Ausdruck. Gewiss bezieht sich ,auf die
Eisen biegen' urspr. auf das Pferd, dessen Beschlag ja der
sorgföltigsten Aufmerksamkeit bedarf.
Oblaten-, Offleten-: eisernes Modell, zum Druck
von Figuren (Wappen) oder Schrift auf Watt'eln Z
(s. O. 1). ,Oblatenysen'. 157G, Z Invent.
Ofen-: Ofentüre Z (Spillm.); blecherner Schieber
zum Schliessen des Ofens Gr. Syn. Ofenblech.
Aug-. L Vogtkinderrecbn. XV., also wohl ein
Hausgerät. Vgl. .^ Glarisen.
Arm-: 1. angeblich ebenso. aaO. — 2. Armfessel.
.Ein Wagen [voll] armbeisen.' Zurgilg. 1ü5G. — Auch
im Urbar Waidenburg XV. Jhdt.
Erz-: eisenhaltiges Erz. Guler.
Esel-: kleines Hufeisen für Esel. Auch die aus
der Erde gegrabenen kleinen Gerniancn-lluf'cisen ohne
539
As, es, is, OS, US
540
Griff und Aufznj; an den Stollenenden. Eouhh. (der
sie in Argov. 18(il, 56 wohl ohne Not auf den Esel
des h. Nikiaus bezieht).
Is-Isen iscli- : Puss-, Schuheisen, zum Gehen auf
Eis B (Ztro).
Fei- s. Felis.
Pill-. ,Das Pöul- oder Stüri.seh [steyrisch] Isen.'
Z Mand. 10-10 und so noch in den Z Zollordn. von
1711/-i)7. S. auch Land-.
„Furch-: ein sehr einfacher Pflug, der anstatt
der Schar ein spitziges Eisen hat und zum ersten
Aufreissen des Bodens dient GRPr."
Fuess-: 1. Vorrichtung zum Gehen auf Eis, meist
an den Absatz des Schuhs geschnallte Eisenplatte mit
Spitzen, Eissporen Ar; Bs; Gr. Sjni. Gräiipli; Träp-
peli; Schär; Griff'-, Euch-, Kleäer-, Schueli-, Steg-Isen.
— 2. s. Läiit-Isen.
Gol- s. GoUsen.
Glar- Glör-: Brille P (Schott). — Vhu ißann, glän-
zen, starr schauen. Vgl. Glar-is; Autf-isen.
Glett-: Plätteisen, zum Glätten, Plätten, des ge-
waschenen, getrockneten und gestärkten Leinzeugs od.
anderer Kleider Aa; B; Gr; U\v; Z. Vgl. Bügel-.
Griff- PI.: Fusseison mit 3 langen Zacken, welche
auf die Absätze der Bergschuhe aufgenagelt werden
ScHwMuo. Syn. Griff'.
■ Gropp(en)-: Gerät zum Fischfang, insbes. eine Art
Gabel zum Fang der Groppen Bodensee ; Z. ,Fischer-
geeren, gabel, gropeisen, tridens, vari.' 1602, Eed.
,Vil Groppen werden mit den Groppeisen gestochen.'
JEEscHEK 1692. .Dass das Groppeneisen, wie auf
denen Landfcsteuen, also auch auf denen Wöschstegen,
gebraucht werden mag.' Z Fischerordn. 17.57/79.
Heu- Haiwlse: Werkzeug zum Abschroten von
Heu am ,Stock' Ndw. Syn. Meiss-Isen; Heu-, Schrot-
Messer.
Heb-: 1. starke, als Hebel gebrauchte Eisen-
stange B; Sch; Z. — 2. eigensinniger Mensch Ap.
2. Vgl. hehihen, behaupten, behanen; oder nur wegen
der Starrheit der Stange.
Hobel-: die Schneide des Hobels und dieser
selbst Z.
Huef-: I.Hufeisen (doch nicht recht volkstüm-
lich); Syn. Ro-is-, Tschägg-. Wer eines oder einen
Nagel davon findet, hat Glück. Ineichen; Eochh. in
Arg. 1861, 56, der beifügt, dass man es schweigend
aufnehmen und ob der Stubentüre annageln müsse
zum Schutz gegen böse Geister. Lehenzinse von
Klöstern oder an Klöster werden im Mittelalter oft in
Form von Hufeisen entrichtet; s. Eochh. aaO. S. 54 ff.;
IjÜtolf S. 336; z. B. das Nonnenkloster StJoseph in
ScHwMuo. erhält 1322 seine Lehensbestätigung ,um
ein rossisen einest in dem jar'. — 2. Gebäck, ßröd-
chen mit Kümmel und Salz, urspr. wohl in Gestalt
eines Hufeisens, nach Eochh. aaO. in Form eines ge-
hörnten Tierschädels an der Sch Kirchweib gebacken.
Sowohl der Glaube, dass ein gefundenes H. Glück bringe,
als die Sitte, an gewissen Festtagen Gcbäcke in jener Form
zu bereiten, beruht auf der Verehrung des meistens zu Pferde
erscheinenden heidnischen Gottes Wuotan, dem alle guten
Gaben zugeschrieben wurden und an dessen Stelle später
gelegentlich auch berittene Heilige der Kirche traten. Auch
der Rechtsbraueh, Lehenzinse in jener Form zu entrichten.
kann darauf zurückgeführt werden, dass Gott (resp. der alte
heidnische) auch als oberster Lehensherr gedacht wurde.
Doch konnte das H. zunächst auch nur Symbol des irdischen
Lehensherrn sein, der zu Pferde kam, seine Güter zu be-
suchen und seine Zinse einzuziehen.
Hagel-, nur in der Schwurformel: potz U.! G; Z.
— Viel!, eig. nicht ein Comp.; vgl. p. Hagel ini^l Hagel
Aaraul Sp. 385.
Hack-: breites Eisen mit Holzgriff, um Fleisch,
Ampfer udgh zu hacken Gr.
Hol-: halbrunder oder hohler Stechbeutel AAFri.
Syn. Solmeissel.
Halm-: Schlosserwerkzeug, eine Form, welche
beim Schmieden dazu dient, das Ohr an Äxten, Karsten
udgl. für den Stiel, Halm, zu machen Z.
Hals-: eiserne, an einer Kette befestigte Cravatte,
auch der damit versehene Schandplahl. bes. als Strafe
für Diebstahl und Unzucht, z. T. verbunden mit Aus-
peitschung, bis 1830 in B; Z; in Zg noch 1870 vor-
handen und noch um 1860 für einen Pferdedieb an-
gewendet; auch bei Spreng. In Z trug der Ort, wo
ein solcher Pfahl stand (resp. die von dort ansteigende
Strasse), noch bis auf die neueste Zeit den Namen,
um 1742 noch als das .kleine H.' (dem Chorherrenstift
zustehend) von demjenigen der Obrigkeit unterschieden.
Eim 's H. aHue", ihn in Zucht nehmen. Schild. ,Sein
Urteil ist an das H., wegen seiner Krankheit aber
nicht abgepeitscht, 4 Jare an Karren und hernach in
seine Heimat bannisiert.' Z 1810. ,An das Halseisen
oder brangen gestellt, numellis publicis insertus.' Mal.
,M^ard ins h. gestelt.' Gexgenb. Bettl. ,So hab ich ge-
schworen uf nächstkominenden Sambstag in das h. ze
Thun ze stan und semliche profocy vor allermenk-
lichem zu widerrufen.' ürk. 150'2. ,Niemands in das
h. stellen one eines vogts wissen.' 1526, Striokl.
,0b dieben sollen in den diebenturn gefüert'oder an
das h. gestellt werden.' 1607, U. ,Welcher aber zum
anderen mal eidbrüchig erfunden wirf, der soll glyche
straf usszestahn gehalten und darzuo angentz [sofort]
an das H. gestellt werden.' B Ger.-Satz. 1015. Den
fahrenden Dirnen soll ,ein offene schmaach mit dem
H. oder schwemmen angetan werden.' Z Mand. 1650.
,Numella, das halseisen (pranger).' Vestie. 1092. Vgl.
Hals-atuä. Eine Abbildung im Ap Kai. 1878.
Hang--: eiserner Haken, ein Hausgerät XV., z.B.
in L; G Stiftsarch., in Verbindung mit ,häl', Kette
über dem Feuerherd.
Hupen-: Zange mit scheibenartigen Löffeln, zwi-
schen denen der Teig der Hupen, Waffeln, zu einem
dünnen Fladen gepresst wii'd Ap; Zg; Z. Altere solche
Eisen tragen die Wappen und Namen der Herrschaft
und etwa einen Sinnspruch, die auf dem Teige aus-
geprägt werden. Vgl. Oblaten-.
Küe- Cime-: Hufeisen für Kühe, welche als Zug-
vieh verwendet werden Zg.
Kel- Chel-: Kehleisen. 1. gebogenes, unter dem
Halse durchgehendes Eisenstück, durch welches das
Joch des Eindviehs festgehalten wird Aa; Th; Zg; Z.
— 2. ein Schusterwerkzeug zum Glätten des Keils
am Schuhe S. — Verderbt aus , Keileisen' V
Kolen-: Plätteisen, das mit Kohlen gefüllt und
heiss gemacht werden kann.
Känel- Aa, Chäijel- Z: ein Zimmermannswerkzeug
zur Aushöhlung von Rinnhölzern.
541
As, es, is, OS, US
542
Kessel-: dünnes, langes Stangeneisen, welches in
Piif:chlc", Bunden, in den Handel kommt. — A'ou L-cssh-n,
klirreu.
Klimm- Chlümmisi-li : Fusseisen, welche man an-
schnallt, um besser klettern (chlimmen) zu können
ZSt. — Vgl. KUt-, Kletter-.
Klüiifel-: Werkzeug der Steinhauer (zum Klopfen)
S. ,Scalpruui fabrile, kl. wie die Steinmetz brauchend.'
Fuis.; Mal.
Klett- VhL-ett-, auch -IueK = Klimm- LE.; Zg.
Kletter- Cldteäer- = 1. dem vor. L; Z. — 2. Puss-
eisen, unter die Schuhsohlen geschnallt, wenn es gilt
beeiste steile Abhäuge hinan zu klimmen ZO.
Krüs-: Gerät zum Kräuseln der Haare. ,Cala-
mistrum, haareisen, krauseisen.' Denzl. 1677; 1716.
Kratz- Chr.: Reibeisen P silv.
Kratz- ehret Z-: Stange mit eisernem Bolzen am
unteren Ende, welche am hintern Teile eines Fuhr-
werkes angebracht ist, um das Rückwärtsrutschen
desselben zu verhüten Z. — Syn. Krätzer.
Loch-: dicke Eisenstange mit keulenartiger, doch
am Ende sich zuspitzender Verdickung, um zum Ein-
stecken von Heinzen, Heugestellen, vorzubohren GrD.
Lad-: Ladstock in Schiessgewehren. .Welcher
euch dem andren sin pulver, klotze, ladbüchsen oder
1. neme one syn wissen und willen.' Wükstis.
Leg-: 1. Eisenstab unter der Spindel eines grossen
Wagens bis gegen die Mitte der Achse durchgehend,
um der letztern mehr Festigkeit zu geben AaF.; S; Z.
— 2. Fussangel? ,Brech-, Heb- und Legeysen' unter
den zu verladenden Kriegsrequisiten aufgezählt von
HCLav. 1644. — 2. Es ist freilich zu bemerken, dass Lav.
als Syn. zu Fussangel sich sonst immer der Ausdrücke ,Fiiss-,
Lähmeisen' bedient.
Läm-: eine Art Fussangel, welche im Kriege dazu
diente, gewisse damit belegte Passagen ungangbar
zu machen (die Füsse zu ,lähmen'). ,Es hat auch der
Hauptmann etlich fussisen oder lähmisen, so man
kegel nempt in den graben, da die find stürment,
heimlich geleit, darmit die find geletzt und verwüest
wurdent.' AgTschudi. ,Die Fussangel oder Lämeisen
machet man mit 4 spitzen, 3 ligen auf dem boden,
und stehet allzeit einer in die höhe, geh wie [wie
immer] man sie wirft.' HCLav. 1644.
Land-: Eisen von einheimischem Ursprung? Die
Z Zollordn. 1725 legt auf .das Foul- oder Stürisch
Eisen, item das Loufenburger und Landoisen. so auf
die Zahl gemacht wird', einen geringern Zoll als auf
die übrigen Arten. ,Lantisen, tüchelisen und stahel.'
G Chron. XV.
Läss-: Lanzette zum Aderlassen. ,Phlebotomon,
ein fliedmen oder lasseisen.' Fris. ; Mal.; Denzl. 1677.
,Lasseison, -eisele, scalprum chirurgicuni, (scalpellus),
phlebotomon.' Mal. , Scalprum chirurgicuni, ein lass-
eisen wie es die Franzosen brauchend, ein länzle i. e.
lanceola.' Fiiis. ,Die blättern soll man mit einem 1.
öffnen.' BMiss. 1529. — mii. laz-ucn, Schröpfkopf (Loxer).
Lott-: ein keilförmiges Eisenstück, hinten mit
einem Loch, in Gebirgsgegenden von den Holzfuhr-
louten gebraucht, um in den Kopf eines Holzblockes
getrieben zu werden. Durch das Loch des ,Lottisens'
wird dann eine Kette oder ein Strick gezogen und
(liT Block damit an den Hinterwagen gebunden, si>
dass der am Boden hinrutschende Block den Wagen
beim Bergabfahren bremst BS.; S. — Wuhrsch. von loie,
Baiuiistauim. Vgl. Giintdisrn.
M.il-: Münzstempel Bs XIV. Vgl. Münz-.
Müli-: in der alten Mühle die eiserne Achse des
Kolbens (s. d.), die auf dem Eisensteg (s. d.) aufrecht
steht und durch den Buchs (s. d.) des Bodensteins
hindurchgehend mit ihrem Dorn (s. d.) in das Anträgli
(s. d.) des Läufersteines passt und diesen somit zu be-
wegen vermag, allg. ,Die müli-ysen sun [sollen] euch
guot syn und fertig der müli.' Z Urk. 1301. ,Für
Bütelgschirr, Dilliuägel, 2 Müllieisen 2 fl. 8 btz.'
Schloss RcED 1748.
Muelt-: das eiserne Gerät, mit welchem der
Bäcker die Mulde auskratzt LG. ,Das Muolteisen,
radula.' Mal.
Münz-: Münzstempel. B 1554. Vgl. Mal-.
Meiss-: Messer z. Schroten des Heus GrD., L. Vgl.
Heu-. — Mhd. meizen, schneiden, hauen. Vgl. nhd. .Meissel'.
Meissel-: chirurgische Sonde. .Meisseleisen der
Wundärzten, specium, specillum, scalprum chirurgicum.'
Mal. — Von meiW<;i, mit Charpie verbinden.
Nagel-: ein Eisen mit Löchern, durch welche
Nägel gesteckt und so geformt werden.
Bügel-, vorw. Bögel-: Bügeleisen, allg.; bes. od.
ausschliesslich das der Schneider, während dasjenige
für die Wäsche Glättlsen heisst Bs; Gr; „Sch; Vw"; Z.
Piggier-: Werkzeug der Schu.ster S. — Von frz.
pifjner, stechen.
Bai-: eine Art Meissel ohne hölzernen Stiel.
Lneichex. Flaches Dreheisen, dem Stechbeutel ähn-
lich, jedoch mit Gerspitz Aa. , [Statt] Byellen, als mit
welchen es manchen schädlichen Streich gibt, Bai-
eisen, wie die Schreiner haben; mit diesen kann man
Ast also säuberlich abhawen, als wann sie mit einem
Hobel abgestossen.' Rhagor. — Meissel, der sich im
Unterschied zu anderen mit den blossen Ballen der Hand
regieren lässt? Vgl. frz. laitle. Schränkeisen':'
Pass-pol- b-b-; Schusterwerkzeug S. Zum An-
setzen von Borten oder Streifen, frz. passepoil. Vgl.
Bordur-.
„Balg-: Person, die in Einem fort balgt [zankt]."
— Gebildet nach Rih-, Zank-; s. dd.
Bolz-: Spitze eines Bolzes, .spiculum'. Denzl.
1677; 1716.
Bind-: eiserner Stab, an welchen in der (Ilashütte
ein Glasfaden genommen wird, um die Walze zu
schneiden S.
Bordur-: Schusterwerkzeug. Vgl. l'ass-pol-.
Pflueg- s. Wegcivs.
Pflanz-: eine Art Messer oder Sjiaten. mit wel-
chem junge Bäume zum Zwecke des Versetzens mit
sammt ihrem Erdreich ausgehoben werden, einen nicht
völlig geschlossenen Cylinder bildend, der luil einem
Spatensticle verschen ist.
Blatt-: kleines, meisselartig geformtes Messer mit
breitem Rücken und stark abfallender Schneide. .Der
Vogt tat dergleichen, als ob er über mich zucken [den
Degen zücken] wollte; nun hatt icli Nüt dann ein
welsch kurz Blatysli.' GStXheli 1559.
Breni-. .Postomis, maulkorb, bremeisen, so man
den pferdcn an die nasen legt.' Dkn/l. 1677; 1716. —
\'oll mild. I>r!'iinn. knirscbi'U; vtri. I>ri'mt<i; /irrmi^ni.
543
i.s, es, IS, OS, US
544
Brenn-Isen: Eisen zum Aufbrennen eines Zei-
chens. .Das br. uif der Chorherrnstuben.' Z 1572. —
iVIliil. hirnnutn, cauteriuiii, ignimen. Syn. Brand u. das folg.
Brand-: eine zum Aufbrennen von Hauszeiehen
dienende Patrize OnPr.
Brust-: ehemals ein Artikel der Eisenhandlung. —
Mild, hiess bniit-imm = hrusl-lh-ch, logiiim, und ähnlich nhd.
Bretzlen-, Br'etzel-: I.Modell zum Backen von
Bretzeln. B Kochb. 1756. Vgl. Hupen-. — 2. finsteres
Gesicht mit gerümpfter Stirne BBe. — Die Ähnlichkeit
von 2 mit 1 beruht in den verschlungrenen Zügen.
Bäb-, Mab- ÄAZei-: 1. Rübenhechel Schw. ~
2. Weib, böse Alte; uneriuüdlich arbeitsame Weibs-
person von männlich .strengem Charakter; aber auch
übertrieben arbeitsame, geizige Alte A.\; „B; VOrte;"
L; „S"; Frauensperson mit schlagfertiger, scharfer
Zunge L.
Bed. i leicht aus 1 abzuleiten (vgl. JUh-). lilth, Rah
= weisse Rübe. Diese Frucht wird mit einem raffel- oder
hobelähnlichen Messer anch eingeschnitten und als Vorrat
für den Winter eingesalzen. Hier kommt bloss die Schärfe
des Messcis in Betracht. Wo das W. aber wie tw. in Aa
mit kurzem Voc. gesprochen wird, gehört es eher mit einem
der folg. zusammen. Die Quantität und Qualität der Voc,
und dann auch die Begriffe, scheinen z. T. ineinander ge-
flossen zu sein.
Ri-'b-: Haken, den der Weingiirtner an den Fuss
schnallt, um damit die Pfähle in die Erde zu stossen LG.
Et; bei-: sehr geschäftiges und herrschsüchtiges
Weib UwE. — Von ri'bkn, mühsam arbeiten.
Kib-: 1. eine aus Weissblech verfertigte, mit
durchlöcherten Buckeln versehene Raffel zum Rei-
ben von Zucker, Muskatnüssen, Meerrettig usw. Ap;
Bs; B. Nach Stockar 1519 musste ein Pilger jener
Zeit auf die Meerreise u. A. auch ein ,Ribiseliu' mit
sich nehmen. — 2. böses, zänkisches, tadelsüchtiges
Weib; strenge Hausfrau Bs (schon b. Spre.ng); B;
G; ScH; S; Z. Alt Jiimpfere" — bösi B. Silher.
,Er ist e guete Herr t/'s;/", aber si/" Frau es rerfhiechts
R.' GoTTH. ,Wenn er gewusst hätte, was sie für ein
wüstes Reibeisen, eine hässige Krot sei.' ebd. — ,Da
ich nahm das alte Riffeleisen . . . Ach Herr, lass sterben das
.ilteWeib!' Altes Volkslied. Vgl. i?äi-, Muffel-, Raps-.
Ruch-: Fusseisen (Eisen mit ,rauher' Oberfläche)
L. — Vgl. Rürhchetti; rüchin.
Raffel-: geiziges Weib S. — Vgl. Rih-iscn; Raffd-
hiui». typischer Name für einen allzu sparsamen Mann.
Ruck-: kurzes Hebeisen für Maurer und Zimmer-
leute Z. — Zum , Rücken' von Lasten.
Renn-: die eiserne Ausflussrinne an der Kelter
ZWäd.
Ring-: liufeisenartiges Beschlag an Schuhen BSi.
Raps-: Geizhals Bs. — Syn. Rapfi ni. : von rapnen,
zsraffen, -scharren. Vgl. Rih-, Sclinb-ixrn.
ßoss-: 1. Hufeisen, auch (meist dimin.) für
Ochsen usw. Aa; Bs; Gr; Z. Es B. verlieren L s.
Isen 2 g. Es het en Blinde es R. g'fimde: a) ein
dummer Mensch hat einen guten Einfall gehabt S.
b) die Sache ist unwahrscheinlich, unglaubwürdig. Si'LG.
T'' hätt chönne" R. ablaufe" [mich aufs Äusserste an-
strengen, beeilen], es hätt doch Nut g'hulfc". — 2. ein
(hufeisenförmiges) (iebäck Bs (-IseÜ); Gr; Sch (Kirch-
wcibbretzon. Syu. Kätiibe. Vgl. Huef-Isen. — 3. ein
am Kaufhaus in Bs angeschriebener Reim nennt das
lat. Zahlzeichen C [100] so.
Rosen-: Modell zu sog. ,Rosenküchlein'; Syn.
Stern-. B Kochb. 1756; 1796.
Reist-: 1. eiserne Stange zum Heruuterschleifen,
reisten, v. gefälltem Holz W. Syn. Sperr-. — 2. Feuer-
haken B. ,Und hettent das warttürmli ouch gern umb-
geworfen; da hatt man weder pickel. hämmer, r. noch
andern züg.' Früxd 1446.
Söch-: das Eisen der Pflugschar (Sech). ,Ein
sächysen, so am pfluog vornen das erdtrich utfschnydt.'
UCampell 1572.
Säg-: Umdeutung aus Segisse, Sense, s. Segense.
Vgl. Gol-, Toll-, Weg-.
Salis-: Schusterwerkzeug S. — Wahrsch. aus Jus
AUn, s. Alesne.
Schab-: Geizhals Aa. „Karge Haushälterin L;
Zg." Vgl. Rajis-.
„(T)schägg-: Hufeisen für Rindvieh, zu besserer
Befestigung vorn über die Wölbung des Fusses um-
gebogen ScHW; W; Zg." — Tachägij. Kindshuf.
Schueh-: 1. Gerät zum Anziehen der Schuhe
Gr. Syn. Schueh-Löffel, -Bein, Schüel-er. — 2. (dim.)
Fusseisen Tu (Pcpik.). — .3. eiserne Klinge, vor
den Häusern angebracht für die Eintretenden zur
Reinigung der Fussbekleidung von Erde. Syn. Scharr-.
Schin-: Schien-, Reifeisen Z 1371.
Schindel-: Werkzeug zum Spalten des Holzes
für Bachschindeln.
Scharr-: Eisen vor der Haustüre zum Abputzen
der Schuhe S. Das iscli es nobels Wirishus, es sy
zweii Sch. vor der Tür, und wer d' Schueh nit dra"
abputzt, a' dem blybt gern Oppis hange". BWvss 1863.
Vgl. Schon-- 1.
Scher-: ein Hausgerät. L 1438. Wahrsch. ähnlich
der Scheere oder diese selbst.
Schorr-: 1. = Scharr- Bs (ö); San. , Stimulus
cuspidatus rulla, ein gespitzter gart, der ein schor-
eisen hat [zum Reinigen der Pflugschar]'. Fris. —
2. ,Schoreisen, schorschaufel, scalprum.' Mal. — Mhd.
schor f., Schaufel, Hacke; schüren, zsscharren, kehren.
Schür- („iS'c/iMr-" 2. Aufl.): „Feuerhaken Sch; Z."
Eisernes Gerät zum Schüren des Feuers im Herd.
.Hölzernes Sch.', bildl. = ein unmögliches Ding, ein
offenbarer Widerspruch, contradictio in adjecto. ,lr
hütend uns das hülzin schüryselin und sprechend:
Man isset in wesenlich lyplich. doch geistlich.' Zwixgli
1527. ,Als wenig du weist, was ein hülzin schüryselin
sye, wiewol du die zsämengesetzten wort [die Bestand-
teile des Comp.] verstäst, noch ist es holz, kanns ye
nit ysin syn.' ebd. ,C'hrysostomi opera in duas partes
ligentur, Erasmica in cartaceos asseres (hültzi Schur-
iseli).' ebd. 1519 [das Buch soll in ,Bretter von Papp-
deckel' gebunden werden]. Vgl. das folg.
Schürg-: 1. = dem vor. ,Ein hölzis Sch.' Museum
1793 und so noch heute in Z. — 2. ein die Leute
hinter einander hetzendes (das Feuer des Streites
schürendes) Weib Sch. Vgl. Rib-. — Von siMinjen,
Si'liüren.
Schorn-: ein Stück der Bewatt'nung. .Liessent
die vigeud ligen schilten, armbrosten und ir schorn-
vsen und werineu.' L Urk. 1425.
545
As, es, is, OS, US
546
Schurpf-: Werkzeug zum Schürfen, zur ersten
Bearbeitung von Kohstoli'cn, Holz, Erde usw. z. B. das
Eisen im Hobel Z.
Schiess-, <Sc/t«ss-, „/Sc7m(ss-" St.'': Schiessgewehr.
Flinte ApI. ,Schcussys<ä und Karrebüxe', Flinten und
Kanonen. Maiilexi 1712.
Sehlif-: Schlittschuh Bs ("-ise^i;,- Uw. — schlif-
iselen: Schlittschuhlaufen Bs.
Schrot- „Aa"; BO.; Gr; „W", -Ö- Aa; S; ZAtf.:
1. spatenartiges Gerät zum Schroten von Heu Gr.
Syn. Heu-. — 2. grösserer Holz- (oder Stein-) M eissei
Aa; BO.; S; „W"; Z. Syn. Meiss-. ,Etliche ysine
Schrodtysen.' Z ca 1600. ,Excisorius scalper, schröt-
eisen.' Denzl. 171Ö.
Schwingen- oder -Nfu/el halten die Schwinyen,
Hebel, des Seidenwebstuhles an ihren Drehpunkten
fest Z.
Spuel-: 1. Eisen zum Festhalten der vollen
Spulen beim Haspeln Gr. - 2. das ganze Spul- oder
Spinnrad. , Rhombus, garn winde, spuolrad, spuol-
eisen, spinnrad.' Fris. ; Mal.
Sperr- = Beist- 1 W.
Spitz-: Werkzeug der Steinmetze zur ersten, ober-
flächlichen Bearbeitung des Steines Z.
Stab- s. Stabise.
Stech-: breiter Meissel zum Ausstemmen (der
Breitseite) von Löchern Z.
Steg-: „Fusseisen B."
Stig-: 1. der zum Einsteigen in eine Kutsche die-
nende Tritt ZBül. Vgl. Stlglscnlüser. — 2. = Klett- 1 Z.
Steck- -ae- B; Ndw; S; U; ZKn.: 1. Eisenstange
zum Bohren von Löchern für Reben-, Bohnen-.
Baumpfähle Bs; B; „L"; S; Z. Vgl. Ste'clhols. —
2. eiserne Hebelstange Ndw; Schw; ü. ,Wann
Stadler im Hals hätt ein Steckeisen, So müsse er doch
ins Gras beissen [enthauptet werden].- Erzähler 1856.
You Stecken, Stab, vgl. uhd. ,Stjickeu'. Übrigens kommt
für 1 auch die Ausspr. mit e' vor, welche Anlehnung au
das trans. Vb. , stecken' bedeutet.
Stick- Aa; Bs; S, Sticket- ZS.: ein von den
Winzern an den Fuss geschnalltes Gerät zum Ein-
stecken der Rebpfähle Aa; BsLd; S. Syn. Stöss-,
Tret- 3. — Die erstere Form von sticken, die Pfäble eintreten.
Stemm- -«e- Aa; Z: Meissel, Stechbeutel zum Ab-
stossen oder Aushöhlen von Holz (auch Stein) Aa;
Bs; Z.
Stampf-: Gerät zum Zerstampfen weisser Rüben
udgl. Z.
Stern- = Rosen-Isen. B Kochb. 1756; 1796.
Stöss-: 1. Gerät zum Einstossen von Rcbpfählen
Ai>K.; „Gr; GRh."; Scu; Tu. Syn. Stick-, Tret-. —
2. Gerät der Kaminfeger zum Lösen dos Techs Z
(Sl'ILLM.).
Strich-: zwei Eisen unterhalb der beiden Mahl-
steine der Obstmühle angebracht, um die Treber von
diesen abzustreifen Z IS.
Streck-: Geschlechtsn. in Bs. — Eig. ein Gerät der
Weissgerber.
Dechs- Te^x-: Gerät zum Durchklopfen des ge-
schwungenen Hanfes oder Flachses Ae. — Mhd. delucn,
Flachs schwingen.
Schweiz. Idiotikuu I. 4.
Dacht-. .Dachtoiselin der ampeln, mergulus, das
scheiblin mler rörlin, darin der dachte stecket.' Dasyp.
1537.
Teller-: Falle zum Fang von Fischottern L.
Toll- s. GoUsse.
Dümel- t-: Daumenschraube für Verbrecher auf
dem Transport Z. Als Folterwerkzeug: .des Geizers
maitli mit dem D. brüchen.' Scn Ratsprot. 1547.
tüiiden, die Daumenschraube anlegen. Das syn. Dum-,
nhd. , Daumenschraube' noch als Geschlechtsn. ,Thumeiscn',
gespr. tum-.
Teugel-: der Stock (Amboss) zum Dengeln der
Sense Z. Syn. Tangel.
Doppel-: das Hobeleisen, wenn es aus zwei
Stücken besteht.
Stube ntür-: das Schloss der Stubentüre. Ein
Kinderspiel beginnt mit der Anrede an das Türschloss:
StuhiCtir-hU, Mir liehet [ist bange], der rot Hund
hiss-mi"'' W.
Tribulier-, Tribilier- Gr: Sporn GbD. - tribu-
iicren sonst : quälen, plagen, hier angelehnt an (rticn, antreiben.
Tret- -,x-: 1. auch Trettnagel, Bestandteil des
Wehstuhls, runder, dünner Eisenstab, der, durch das
,Tretenböckli' und die dazwischen liegenden durch-
bohrten .Treten' gestossen, diese festhält, ohne ihre
Bewegung zu hindern Z. — 2. breites, scharfes Eisen
in Gestalt einer Schaufel, um das Heu von dem Stock
zum Futtern abzuschneiden; oder, weil es an seinem
Stiel ein rechtwinklicht herausstehendes Eisen hat,
abzutreten ZAffolt. Syn. Heu-, Schrot-. „Auch zum
Verschneiden der festen Masse ausgepresster Trauben
auf dem Trottbette in viereckige Stücke gebraucht Z."
— 8. Gerät zum Eintreten der Rebpfähle Z. Syn. Stick-.
Weg- s. Wegen.'ie.
Weif-: Fuchs- oder Wolfsfalle. ,Uf Dieben soll
es erloubt sein, zue hauwen, zue schlagen, W. zue legen
und alle Mittel zue gebrauchen.' ca 1690, Engelbg. —
Mhd. weif, junges wildes Tier.
Wind-: 1. Werkzeug des Drechslers zum üm-
treibeu des Gewindkolbens, mit dem er das Gewind der
Mutterschraube ausbohrt Aa. — 2. drehbarer Riegel
zum Befestigen des Fensterladens; Syn. Vorrlber Z.
,Ein fenster mit schyben, hornafi'en, haften, w., bhenk.'
1582, B Staatsrechn.
Winkel-: 1. Gerät der Maurer und Zimmerleute
zum Abmessen rechter Winkel Aa; Z. Syn. Winkcl-
mess, (-häijgen). — 2. eiserner Winkel zum Stützen
eines liegenden oder Festhalten eines aufgerichteten
Gegenstandes, allg. — 3. Schieneneisen, dessen
eine Längskante rechtwinklig umgebogen ist. allg.
Wurst-: urspr. wohl ein Gerät zur Bereitung von
Würsten. Geschlechtsn. in Bs.
Zein-: Eisen in Stabform. — Mhd. zcin, Stab; vgl.
Zcinc.
Zank- Zduri;/- : 1. ein Spielzeug, aus zwei Eisen-
stäbchen mit Ringen, welche von dem einen gelöst
und an das andere gebracht werden sollton. allg. —
2. ein Backwerk bei Festschmäusen AAZein. — 3. Gegen-
stand des Zankes. ,Das |dass] menschlicher Vernunft
zuosätz, nss dem fridlicheu Nachtnuil Christi ein zangg-
yscn gemacht.' HBull. ,1'onuim Eridis, ein Z., matori
zu Zweitracht.' Dexzl. 1677; 1716. — 4. zänkische
547
As, CS, is, OS, US
54S
Person Ar; l!s; L; Uw; U; Z. ,VV'eil discr Pater ein
rechtes Z. ist.' Schob. 1695. — 1 so gc-nanut, weil es
eiu Ycxiersi)iel ist; vgl. 3. — 2 wahrscli. nach iler Gestalt
von 1. — Zu 4 vgl. liib- usw.
Zwack-Isen: dient in der Glashütte dazu, einen
Glasfaden anzulassen und um die Walze zu schlingen
STh. — , Zwacken', fein uud schucll berühren.
Zwing- JTscZi: Scheltname für ein Kind, welches
mit Weinen Etwas erzwingen will Th. Vgl. Eib-,
Zank- 4.
ison: mit dem Eisen eingreifen, nur in der schon
u. Iscn angeführten, aber viell. auf Missverständniss
berulienden Verbindung: den Hobel l. län Gr. Müsste
für isnen stehen.
isnen: bügeln, phätten (mit dem Glettisen, s.d.) FJ.
isin, iseii^, -i, isis, mit dem best. Art. {u. prädik.)
isi, PI. ispif ScHwE.; Z, (sende, -i, -ends OnVals,
tsiff B; ScHwE. (neben isi"); S: eisern. En ^sic/e
Vater, e schmutzigi Mueter, es iculligs [wollenes] Ching
[Kind] mit t^ne fürige Gring [Kopf], Volksrätsel (bren-
nende Unschlittkerze auf eisernem Stock). Schild.
Wenn d' en Nur n-itt [wenn du einen Narren willst],
se cliauf en isige; er hebet | hält] länger GA. = ich lass
mich von dir nicht zum Narren halten. Bildl., stark
an Gesundheit, fest an Willenskraft B.
A'erk. aus mhü. laenin, weil Verdopplung der Endung
(subst. -|- adj.) vermieden werden wollte. Eig. würde inai
beil.: von Eis, nicht: von Eisen. In jenem Sinn gilt laitj,
welches aber auch ,von Eisen' bedeutet, da die Endung -i;/
auch in andern Stoffadj. statt -in, -cn eintritt^ und überh.
beliebt ist. Die Form ,ysig' auch schon in einem Brief von
1574 ZWint. ; sonst gilt in der ä. Lit. , eisin, eisen'. ,Ferreus,
cysin.' Fris. , Eisin.' Klingl. 1691. ,Busswerk, als da sind
Wahlfabrten geben, ein härines oder eisenes Cilicien [Buss-
kleid] auf dem blossen Leib tragen.' Schob. 169.5. l)io voll-
ständige iirspr. Form nur in der ä. ZChron.: ,in ein Isnin
plannen.'
Iser ni., auch dim. „Iserli' : I.Äsche, salmo thy-
mallus. im zweiten Lebensjahre Bodensee; Vw; Z.
Nach einem Schiedsspruch von 1564, wiederliolt 1603.
müssen die Keussfischcr dem Kloster Muri liefern
,30 Isler und '20 Aschen'; viell. die selben, welche
bei der Inventarisation von 1596 erselieinen: ,an Issern-
fischen 30, an Aschenlischen 20.' ,Thymallus, umbra,
umbella, ascia, ein Asch, Escher, sin minor adhuc sit,
ein Eschling, Iser.' Wagn. 1680. Syn. Knab, Knühli;
vgl. Kressling; Aschling, Mittler; Asch. — 2. (auch
Ischer) a) Ukelei, cyprinus alburnus, im zweiten
Jahre BS. S. Agone Sp. 129. — b) Alantbleke,
cyprinus bipunctatus „B". S. Bambeli. — 3. Ischer,
Gesclilechtsn. B; vgl.? Escher.
Vgl. Isder, Uling nnter Rislihij, ein kleiner Flussfisch.
Dieser heisst in Deutschland , Spierimg', die Franzosen aber
nennen spirlin den cypr. bip. ; beide Fische werden etwa
4 Zoll lang; her 1 ist 7 Zoll lang und so lang kann auch
cypr. alb. werden; dieser ist aber ein Seefisch. Welcher
bei FrHafn. 1C60: ,cin Mass gemischt Fisch als Gruudeln,
Gruppen, Butzli, Yscherig oder dergleichen under einanderen
3 Batzen', gemeint sei, ist ungewiss.
Ises s. Jesus.
issiparissi: Ausruf der Überraschung, wenn man
unerwartet einen Bekannten erblickt; bes. bei jungen
Burschen beliebt, welche sich damit ein Air geben
ZWyla. — Frz. ki pur ivi. hier, hier her.
Isler s. Iser.
Blatt-Ise, -Isli s. Flattise. Isli'^g s. lilsli'g.
Isop s. Hisop.
Israeler: Israelit. ,Die Moabiter von den Israelern
geschlagen.' LLav. 1569 (,Israeliten.' 1670).
leses iest:S s. Je^iis.
Os in der Verbindung: ns Os! I!uf auf der Schlitt-
bahn = macht Platz SB., NA. — Vgl. y die syn. Rufe
höe! und unser Ass! aus der Gass'r'
Ösen — nach St." m., nach St.' f.: Fleiss, Eifer,
Achtsamkeit; „einen Ösen haben, Fleiss anwenden,
sich befleissen. Hob 0.! gib Achtung!" sei fleissig.'
B öO. En 0. hän, Etw. mit Sorgfalt und Eifer be-
treiben. Wemmii g'sehd [wenn man sieht], dass d' Lüt
en O. hein, su ist-tuu z'friden BEi.
Ob das Geschlecht ui. oder f. sei, lässt sich aus dem
vorgesetzten ™ (kern) der BO. MA. nicht erkennen. Be-
merkenswert ist, dass das W., ausgenommen in der imperat.
RA., mit dem unbest. Art. verbunden ist. Die aus BBe.
stammende Angabe eines Yerbu ms öseit, Fleiss haben, scheint
auf Missdeutung zu beruhen. — Das W. steht durchaus ver-
einzelt und rätselhaft da. Ist es eines von den nur dem
BO., sonst etwa noch dem W und Gr eigenen WW., welche
altburgundisch sein mögen*:* Au Ywdtsch. mit ahd. asön,
bair. aiiiscn, sich anstrengen, kann unseres Voc. (o) wegen
nicht gedacht werden. Auch Entlehnung aus dem Juden-
deutsch der Gaunerspr. ist nicht eben wahrscheinlich; sonst
böte sich allerdings das hehr. öhch. Ohr, dar, nur müsste
dann die Grundbed. unseres W. Aufmerksamkeit des Gehörs
gewesen sein.
Ösen — Ptc. g'oset: 1. hassen; ungünstig sein. Er
oset-mi''< GrS. Eltern osen das eine oder andere ihrer
Kinder [setzen es zurück] GRVal. „Uer Markt hat micli
g'oset [ist mir ungünstiggewesen] GaKh." — 2. Schmerz
spüren, schmerzlicli empfinden. Er öset 's, z. B. er em-
pfindet Berührung einer Wunde schmerzlich, zuckt
GRHe. — 3. , ahnen, befürchten GnPr.," Schanf.
Die 3 Bedd. gehen auf einen Grundbegriff zurück, wie
bei anden I n. II (s. d.). 1 u. 2 insbes. haben den von
.nicht leiden mögen' mit einander gemein ; aber auch die
Furcht enthält das Moment der Abwehr von etwas Unzu-
träglichem, Widrigem. Da das W. ausschliesslich in Gr vor-
kommt und sich keine Vwdtsch. mit deutschen WW. dar-
bietet, so wird man auf romanischen Ursprung schliessen
dürfen und müssen. Obwohl eiu rätoroni. Vb. osar nicht lie-
zeugt ist, kann es bestanden haben und zwar als Abi. vom
lat. Adj. oHun, verhasst, eig. Partie, v. odissc.
ösi(ch), OS ig s. ob-sich.
Ossi n.: Papierdüte F.
Diminutivform aus Um (Untsche) Sp. 3.57. 359. Die
lautliche Umwandlung nach Fromm. VIT. 31. 196/7. 386,
wozu noch zu bemerkeu, dass iu F MÄ. durch die Vocali-
sierung des ?i das u getrübt wird his zur Verwechselung
mit o; vgl. Fofe aus , Funke'.
Osli Zg. Öschli GO. — m.: m. Taufn., Oswald.
,Ein Zegeiner, den man nur den Seidenössli nenne.'
Monatl.'^ Nachr. 1754.
Eig. Diminutivform zu der Verkürzung ' Os. Auch als
Flurn. ,im Osli' nach einem frühem Besitzer Z. — Syn. Üsd.
Osöri n : Beinhaus U. — Vom lat. oasorium.
Ösel m. : m. Taufn., Oswald (im Knabenalter) (ji..
- Vgl. Osli.
Ösen: leeren, ausschöpfen. .Ich liab das Schiff
geösst, gezogen hart.' Todtenschiffl. 1575, It Splgek.
,Leren, ledigen, össen, vacuare.' Red. 1662. (Einem
sein Gut) aufzehren. ,Und ist er des ungehorsam, so
549
As, es, is, OS, US
550
sol in der Probst in dem hus besitzun, und sol im
alls syn guot tilggon und ösun.' Wittnau 1344.
Mlul. ocsiii, nlul. öKJan, leer niacheu, erscböpfeu, verwüsten,
vwjt mit oeile. Hailloub braucht es auch i. S. v. ,frei machen,
lösen'; mit dem letztem W. wird es anch in reimhafter
Formel verbunden.
er-: 1. entleeren, erschöpfen, einen Vorrat, die
Kräfte; mit an, von oder mit Gen. S. (berauben) Bs
It Spreng. .[Wir sind des Wubrholzes] allenklich
erözt und entblösst.' Winterth. Stdtb. ,So wurde die
Lindmag an fischen ganz eröst.' Urb. Baden 1490.
, Dadurch das wasser an fischen eröst wirt und die
fisch zuo ganzem abgang werden kommen.' 15'24, Absch.
und so wieder 1652. Vom Gewässer auf seinen Inhalt
übertr. : ,Die Fische e. und verderben.' Aäraü. Stdtb.
15'26. ,Sy sprach: die kindbett hat mich ganz eröst.'
NMan. ,Ja dass er damit synen nutz schatFete und
wir mit disen cren erschöpft und erösst wurdend.'
Vad. ,Do erfand sich, dass die statt an spiss und
trank ger [gar, ganz] erös.st was.' ebd. ,Exhaurire
ajrarium, den gemeinen seekel leren, den gemeinen
nutz e.' Fris.; Mal. ,lnfestatur ager quibusdara se-
minibus, er [der Acker] wird erösst und alle kraft
darauss zogen.' Fris. .Das Holz [der Wald] ist gar
eröst und zue grund gangen.' Bertiscuwyl 1577. ,Dar-
durch sy dann derniassen geschunden und erösst wer-
dend, dz sy ir feld nit mer hauwen.' SHoouholz. 1591.
,Zu der nachkommenden schaden werdend die hölzer
[Wälder] eröset und entblösst.' Mand. Z 16G3. ,Wylen
diser zeit fast aller orten die hölzer erösst und in
abgang kommen.' Winterth. Stdtb. ,Der Milchsack
dehnt sich auss, der allererst eröset und eingestrupfet
ward.' (Von Lösung des Milchzaubers der Hexen.)
EGwERB 1G46. .Sich täglich ein mal oder zwei in die
Darm erösst.' JZiegl. 1647. ,Ler, ledig, eitel, erösset,
öd, vacuus, inanis.' Red. 1662. ,Wer Bäche abschlagt
[auf die Seite leitet] und eröset (erschöpft)', wird
gebüsst. 166'2, Aa Weist. ,Wird die kirchen Gottes
erösst durch grassierende seuchten und krankheiten.'
Klingl. 1688. ,Von allen guten Qualitäten eröset und
entblösset.' Ulr. 1727. ,Andre urteilen, dass die aus-
gebrauchte Erde [der Acker nach mehreren Ernten]
an wässericht- und irdischen zähen Teilen eröst werden
kann.' JScheuchz. 1746. — 2. erschöpfen in gutem
Sinn: einen Vorrat vollständig einsammeln. Mcr
hei [wir haben] so vü Obs, mer chimne 's nit e. BsL.
— 3. ausrotten, vertilgen. ,Mit solchem kriechen
und fladern nimmt dieses Gewächs ein grossen Platz
ein, dass es schwerlich zu e. ist.' Zwinger 1696. —
4. verwüsten, zerstören, eine Stadt oder ein Land.
,So ist dieselb kilch niderfellig und hat si das wasser
eröset und schwerlich geschediget.' Bs Urk. v. 1420.
,Opes frangere inimicorum, zerstören, e.' Fris. ,Vastare,
verwüesten, zerstören, e.' Fuis. ; Mal. ,Wyl ward
erösst und verbrennt.' Vad. ,Agros vastare et ex-
inanire, das Land vcrwüe.sten und e.' Denzl. 1677;
1716. ,Wüst, öd, erösset, vastus, desolatus, desertus.'
1662, Eed. — 5. befreien Bs (POciis).
er-ösigen = erÖsen 4. ,Expopulari, e., verwüesten,
verbergen, zerschleizen, öd machen, geschenden, es
seie leut oder vych.' Fris. ; Mal. — Weiterbildung von
erÖsen wie nhd. , peinigen' aus dem einfachen mhd. jtlnen u. a.
Öserli n.: Hohlmass, der 10. Teil des Viertels
AAZof. Syn. Immi. — DiuiiHutivform. Eigcntl. .Scluiiif-
gefiiss', welche Bed. das Schwab. <inc wirklich hat.
US I Präp., it-s(osAp) vorwiegend, mssBU. ; FS.;
GlH., M.: aus. 1. räumlich, mit tw. Übergang auf
innere Verhältnisse. Us Weg gä", its Weg! ohne Art.,
wie ab in einigen Verbindungen; vgl. us Os! Dagegen
es war nid us-ein W., nicht unzweckmässig. !"'ulger;
auch mit beigefügtem j/.si- ZO. Us-em Platz zieh", eine
Dienststelle verlassen B. Wo-iner ussenander [ge-
gangen] sind, als wir uns trennten Gl. Us enand(er)
chü", sich entzweien Bs; Z. Us enand si", uneinsAp;
Z. f/s-fWig Biiech lese" Gr (sonst ,in' und früher ,an').
Si wöred au^'' müessen us-^m Wasser choche^, werden
sich behelfen müssen, wie sie können. Sdlger. ,Man
ass simlen uss malfensiger', in Malvasier getunkte
Semmeln. Edlib. 3Iit dem Veh [Vieh] us-em Berg
fare", von der Alp herunter (weil man auch sagt: im
B. = auf der A.) U. Wie lustig göt 's us-em Heu!
auf der Heimkehr von der Heuernte Schw. Scherz-
haft, hyperbolisch prägnant: Du frässist Ein'n nW''
us-em Land! du wärest im Stande, als Gast so viel
zu essen, dass man verarmen und das Land verlassen
müsste. Vgl. z' arme" Tagen üs cho" Sp. 455/6. Ver-
bunden mit dem (meist nachgesetzten) Adv. use [us-hin,
-her = hin-, her-aus]; vgl.rtw— a>ie, uf—ufeusw. Us-em
Ermel usr schütte" s. Ermel Sp. 458. Es ist us-^m use,
(aus der Sache heraus), der Vorrat ist erschöpft. lez
isch 's us-em use mit de" Güetsrn^, unser Confekt ist alle
ZStdt; vgL es i (Sp. 511). Us Allem usk sin, 1) jeg-
lichen Zshang (Übung, Gewohnheit) verloren, 2) Alles,
alle Geschäfte im Stiche gelassen haben Z. Si schribed
innen use (us Amerika), aus dem Innern von A. heraus
oder bloss ,aus A.' übh. Z. 1 bin uss de" Chöste", der
Kosten ledig, nicht daran beteiligt Aa; Bs. I hin uss
der Sacli, ich habe damit Nichts weiter zu tun. bin
auch frei von Verdacht von Mitschuld Z ; Syn. drüs
si" s. dar-us. Es ist mer lis em Schimpf, ich nehme
es nicht mehr als Spass. Us-em. Zu-lfel sl", von Zweifel
befreit Bs. Us-em Wunder si", nicht mehr wundern,
indem die Neugier befriedigt worden ist Z. Er ist
US der Wuche chö", hat sich in den Wochentagen
geirrt, z. B. Donnerstag für Freitag genommen (gleich-
sam aus dem Geleise) W. Uss-em Kalender (Mänet)
chon (sin), die Zeitrechnung verlieren (verloren haben)
Gr. Er isch us d'r Gnad Gottes [ausgeschlossen oder
gefallen], kann nicht recht tun L; syn. d' Gnad nüd
han, recht z' tuen. ,Er hett [hatte] uss der Christen-
heit g'wibet', Sodomie getrieben. UMet. thron. Us
em Winlcel sl", aus dein rechten Winkel verschoben Z.
.Excidunt ossa, [die Knochen] verrenkend sich oder
gond [gehen] auss glid.' Fris. Us-em Hilsli si", ver-
rückt Bs (ebenso nordd. ,aus dem Häuschen', von
Sinnen); Syn. zum. Hüs üs. ,Dcn wiger [Fischteich]
besetzen mit Setzlingen [jungen Fischen], die uss der
band gewachsen syend' [so gross geworden, dass man
sie nicht mehr in der Hand halten kann?]. XVI.. G
Stiftsarch. Me° chunnt nüd us-em, man wird nicht
klug aus ihm, kommt mit ihm nicht ins Klare G; Z.
Us dr Such (= dere Musig, eig. dieser Musik) chü",
die Sache durchschauen, begreifen Bs; Z; vgl. drus.
,Man lernet den vogel kennen auss den federen.' Hott.
1666. ,Wie mandie wurden erschrecken, wann sie
auss ihrem Gewissen antworten sollten, ob . . .', aus
gewissenhafter, aufrichtiger Selbstprül'ung. .1 Mi'll.
1661. Us-em Verstand üfsäge. in der .Kinderlchro'
[Keligionsunterricht] Fragen des Katechismus frei be-
antworten, im Unterschiede von blossem .\ufsagon von
551
As, es, is, OS, US
552
auswendig Gelerntem Z, syn. üsleygen. Us im selber,
aus sieh selbst, aus eigenem Vermögen oder Antrieb
Bs. Das Cliiiul häd us sich 'danket Z. Es gut us
im (use), auf seine Kosten Z. En Bueb w$ rnir kleiden
und schneie, aus meinem Vermögen oder Verdienst Z.
,Das [damit] nit dise unbesehnittne treibind einen
sjjott auss mir.' 1531/48, 1. Sah. {.mit m.' 1667); yiell,
eine Verquickung der Ausdrücke: .sein Gespött (Spiel-
zeug) aus Einem machen- und .das Spiel mit Einem
treiben' ; doch vgl. auch .sich lustig machen auf
Kosten Eines', so dass die Mittel aus ihm kommen.
— 2. causal = zufolge, gemäss. Us Allem usr, aus
all'Sm Gesagten folgernd. ,Frö\vt uns, dass wir uss
üwenn heissen [auf euern Befehl] söllent heinikommen.'
Strickl. .Uss befelch und gwalt unser[er] Herren.'
1529, Absch. ,Wo .sy das us pitt nüt abstaltind', falls
sie den fremden Fürstendienst nicht freiwillig ab-
stellten [so werde man mit Gewalt einschreiten], ebd.
,.\uss Regierung der Fürsehung Gottes.' JMüll. 1661.
,Winterthur ward wider uss des richs verschriben [auf
schriftlichen Befehl des Kaisers] dem herzogen ghor-
sara.' BossH.-GoLDSCHM. ,Den stattknechten [werden
am Hohendonnerstag Semmeln ausgeteilt] und das nit
uss schuld [sondern freiwillig].' L 1604. .Aus Befehl
[der französischen Regierung].' Brief 1810. Us dr
Bise regne, hübsche, regnen, sich aufhellen durch Ein-
wirkung, unter Einfluss des Nordwinds BBe.; Syn.
roll, in Folge von.
■ Die Präpos. Us, uilid. flz, in unseren ä. Quellen noch
,iiss, auss' geschrieben, verhält sich zum Adv. m« und jus
genau wie Uf zu «/ und vff, vgl. auch an : an : arme, in :
in : inn; s. dd. Der scharfe «-Laut hat sich stehend nur
in dem Adv. uss erhalten, in der Präp. (wie/- hei «/) nur
tw., hes. vor Consonanten; vor Voc. in Fällen wie usa-cm
Wald AaFri. ; Gl ; S — kann »s aus s u. rf des Art. ('cm für
dem] erklärt werden. Der Yoc. ist in der Präp. verk. in
Folge ihrer Tonlosigkeit und bleibt so, auch wenn der Satzton
wieder auf dasselbe tallt, z. B. i hin Uss der Sneh; dm ist-mcr
va-em SrJii/trpf; inimerliin haben einige Gr MAA. die Länge
bewahrt, .andere MAA. wenigstens reines u'. Begriffliche
Unterscheidung hat auch das Adv. in uss und rta gespalten,
s. d. In den letzten Fällen von 1 geht die räumlich innere
Bed. leicht in die causale ('2) über.
üs II Adv. ».SS Gr. ii's GW., uss GrAv., üss U,
ü's PP.: aus; hinaus; in der letztern Bed. allein-
stehend in Gr (im Ggs. zu üsser, heraus); PP.; W,
sonst nur in gewissen Verbindungen. w"ährend meist
use (us-hin) eintritt; vgl. ab III, über II Ib, üf IIB 1.
Gang üs! geh hinaus GrL. Wv üs? wohin (aus) geht
dein Weg? A.4; Bs. En Wiig fis gä" L; Z. He, er
isch nit daheime g'si", er sig neue üs g'lüffe, irgend-
wohin gegangen BM. {üs näher zu Weg, neue, als zu
gä", laufe», jedenfalls mit den Letztern nicht zsgs.).
Bist neue üs g'si" [ausgegangen gewesen]? Gotth.
's Dorf üs, de Weg üs Aa ; Bs. Er well uff en angere
Meister üs, einen andern M. suchen. Schild. 7«'' gä'
dick [oft] ge" Chur üss und ab Gr. Uis und i turn",
immerfort zur Tür hinaus gehn und wieder herein
kommen GW. Zur Tür üs. Derziie üs, daraus her-
oder hinaus, z. B. es stinkt derzue üs, aus dieser Öff-
nung dringt Gestank Z; es git en Bläst d. üs, aus
diesem Nebel wird sich ein Ungewitter entwickeln,
ebd. D' Amsle" singed dur'''' all Stüde üs, aus allen
Büschen hervor. Stutz. Dag. d' Stüden üs [in die
Büsche hinaus, die Büsche absuchen], ga" Bändli
haue', Vexierbescheid auf die Frage .wohin' Z. Zum
Häs üs sl", ausser sich sein, die Besinnung verloren
haben BE.; vgl. us-em Hüsli. Über de" Chopf üs Bs;
ohne ,über': Chopf-üs bürzle" = überbärzle", Purzel-
baum sehlagen, ebd. Zur Stobnn üs Av. Zum Mül
üs lö", zum Rüs üs jage", ebd. Vgl. noch die Zss.
dur-üs usw. Über enand üs cho", uneinig werden L;
Z; vgl. Sp. 306 und ms enand. Es göd über-e" üs,
das Gerede der Leute beschäftigt sich mit ihm L.
Es gad über in üs, er muss die Folgen tragen, her-
halten B; Z. Es geit über 's Brod üs, es wird auf-
gebraucht. Id. B. ,Es tut mir wehe für euch auss.'
1707, RrTU (1860: ,es ist mir bitterer ergangen als
euch'). Er het 's über ''e" Tüfcl üs ha" welle", durchaus
haben wollen Aa(H.). Über all Böden üs, über alles
Mass hinaus Z. Mit Acc. der Zeit, i. S. v. ,bis zu
Ende eines Zeitraums'; vgl. uhd. ,Jahr aus (Jahr ein)'.
De Monet üs, diesen Monat hindurch Aa. Der Tag
üs, den Tag über Obw; S; ZK. D'r läng Tag üs.
JoACH. 1881. Der Aben üs, den Abend hindurch Uw.
Die ganz Bredig üs geine, während der g. Predigt
gähnen. Spreng. ,Er wachet durch, wacht ganze nacht
auss, porvigilat noctes totas.' Mal. Etwas anders:
.Er mag dann die pfand nach den vierzehen tagen ver-
koufi'en zuo dry tagen uss'. Offx. GTa. 1471 [wahrsch.
,bis nach Verfluss von 3 T.']. Die ZU üs, die Zeit
her Aa. Bei andern Massbestimmungen: Etw. nicht
bim Zoll üs [auf den Zoll hinaus] wissen, d. i. nicht
so ganz genau Z. .Das fragstückli und den Catechismi
ohne anstoss auss können.' Schulordx. Heiden ll'^i.
Verdoppelt: üs und üs, bis ganz zu Ende. ,Er habe
von Anfang bis zu Ende (uss und uss) keine Mühe
gespart' 1532, Absch. ,Per eos dies, die selbigen tag
auss und auss.' Fris. ; Mal.; s. allradüs. In räum-
licher Bed. formelhaft verbunden mit drüs und andern
Adv. : üs und drüs, auf und davon, z. B. von einem
durchgehenden Pferde GTa. Er isch üs und dr. Gr.
Der Imb gut üs und dr., sucht das Weite; auch üf
und drüs s. drüs. „ Üs imd a", Ende und Anfang
beim Kegelschieben oder Scheibenschiessen, wenn man
mit dem selbcMi Wurf oder Schuss eine Partie endigt
und eine andere anfängt" Ap; BO.; Z. So: üs ond
ä" tue" Av. Es gilt-mer üs und-ä" B; Z. Etw. anders
vom Ende des Tanzes: ,Aus und an und Nichts mehr
dran, Geiger leg den Schöpen [Jacke] an.' Kirchh. ;
vgl. üs ist üs, häd de Giger g'giget Z. , Weder aus
noch an wissen', ratlos sein Bs; Z. , Krank an rät,
der weder auss noch an weisst.' Fris. ,Der arme
Landmann weisst weder aus noch an.' UBrXog. 1788.
,Ich wusste oft [weder] Weg auss noch an.' ebd. 1777.
Doch aucli positiv: Er tceisst wol üs und ä" z' cho",
weiss sich zu helfen ZFisch. Üs und dnlich glich,
vollkommen gleich Bs; Syn. üf und ä.; auch üs und
dünne LSemp. Üs (und) amen, ganz zu Ende, vorbei,
fertig Bs; B; L; Z; Syn. ms und übere [vorüber] Z;
üs und rerbl [vorbei] Bs. Doch dies auch i. S. von
,ausgcmacht, festbeschlossen'. ,Er will Husar werden,
da ist's aus und vorbei.' Stutz; und ,klar, einleuch-
tend': Do isch 's US und vorbi, de'' chunnt halt uegem
Chind. ebd. Ebenso üs und rergebe", von einer aus-
gemachten Wahrheit, gegen die jeder Widerspruch
vergeblich ist. fDJass d' Sunne steit und d' Erde geit,
isch üs und v. Schild. Fertig, üs und dünne! ZG.;
s. noch drüs. Verbunden mit abstr. Verben in präg-
nanter Bed. der Letztern: üs sl" 1) von Personen
a) ausgegangen, abwesend sein; vgl. o. ,Also seind
553
As, es, is, OS, ns!
554
sye US g'sin', abwesend, nämlich auf der Reise nach
Jerusalem. Cys. b) z' Lumpe" ns sl", bankrott Z.
c) an Öppisem fi$ $1", einen ^'orrat aufgebraucht haben
z.B. von Geld Z. d) verrückt sein ÜRChur; Syn. «s
e)ii Hiidi, zum Hüii i'is. 2) von Sachen a) bekannt,
ruchbar, entdeckt, z. B. von einem Betrug. Das ist
bald im Dorf iimme üs g'si". Was me als Eine'' weiss,
ist gll üs S. b) zu Ende; s. o. Z7s ist fis — häd de''
Giyer gUßget. lez ist Alles üs und ömen und vorbi.
Stütz. Ond ies isch üs ond d' Chatz hed d' Müs Ar.
Ond üs ist mit mir. ebd. Auch: ausgegossen, aus-
getrunken, ebd. ,Was auss ist, das schmirzt nicht.'
Mey. Hort. 1692. ,Es ist mir Alles auss', mein Zorn
ist ganz versehwunden. Hospik. Ausgemacht, von
einer Ansicht oder Willensbestimmung GrI).; Z. Es
ist üs, ist üs, ist Nüts [Nichts] me dra", d' Frau
ist her [Meister] ond nüd der Sla"" Ap. c) aus dem
Sinn geschwunden sein. ,Lass dir das auss sein-, las.s
das bleiben, fahren, schlag es aus dem Sinn. Hospin.
3) unpers. 3Iir ist üs, weh und ach Ap. üs hän:
1) ausgetrunken haben Bs. 2) aus der Schule ent-
lassen sein, ebd.; Z. 3) ausgetragen haben, von einer
trächtigen Kuh (auch iri ZU üs ha) Z. 4) verrenkt
haben, ein Glied. Gelenk Z; verloren haben, einen
Zahn B. Ein Glied üs machen, verrenken B; Z. Üs
mögen: zu vollenden vermögen. Us miiesen: aus-
getrunken werden müssen. Die [Flasche] mness emmel
no''' US, seh! treichit [trinket]! Gotth. Üs wollen: ,Der
Herzog sähe bald, wie die Sach auss wollt.' Gr.\sser
1Ö25. Auch mit einigen concreten Vben verbunden
(nicht eig. zsgs.) und selbst in concret räumlicher
Bed. steht üs prägnant: «.s- bringen, ausser Gefahr
bringen, ans Land, von einem Schirt'er. ,Desglychen
die Schill" nit überlade gefährlicher wys, in kein wetter
noch wind fahren, dass er biderbs lüt nit wusste uss
zue bringen.' Fischerordn. Schw/Zg 1479/1689. üs
sitzen: fern von der Kirche, abgelegen wohnen. Us
ligen : die Nacht unter freiem Himmel zubringen ; aber
auch: offen, brach liegen, von Fluren (Zeigen). Us
bieten, mit Dat. P.: verbannen; aber auch: lieraus-
fordern Ap; B. Üs schweren: schwören, die Heimat
zu verlassen; vgl. .Einen eyd uss üwer gemeiner Eyd-
gnoschaft land und gebiet ze gande [zu gehen] und
niemer mer darin ze komen . . . also uss üwer gnaden
landschaft ze schweren.' 151C, DHess. In zeitlicher
Bed. üs üeben: Streitsachen erledigen, beilegen. Us
bringen, machen: zu Ende, fertig. — In wirklicher
Zusammensetzung zeigt (7s- folgende Bedd. 1) rein
räumliche, vor Vben wie in der Schriftspr., aber
auch vor Subst., i. S. v. aussen, auswärts, wofür
sonst die Form uss, usse'' gilt. Üs-frau, eine Frau,
die oft nicht zu Hause ist, Wortspiel mit Hüs-frau;
Üs-geländ, anstossendes Land; Üs-ort, abgelegener;
Üs-burger, auswärts wohnender Bürger; Üs-pfrüender,
der seine Pfründe auswärts verzehrt; üs-zlt, die
Sommerzeit, die man draussen (im Freien) zubringt;
dagegen Üs-tag (entstellt Hüs-tage, Frühjahr), Ter-
min; Us-w'eb, Ende eines Webstückes, von üs-treben.
2) auf Grundlage der räumlichen Bed. entwickeln sich
abstraktere Bedd. von üs- vor Vben. a) durch fort-
gesetzte Tätigkeit etwas herausbringen, gewinnen; aber
auch: zu Grunde richten, abnutzen: üs-iirglen, -fixen,
ausklügeln; -guggcn, ausspähen; -gemeinden, durch
fortgesetzte Abstimmung erwählen; -mfrcn, durch
Stimmenmehrheit entscheiden; -glüren, die Augen.
durch scharfes Sehen überanstrengen; -geicerchct, durch
.\rbeit abgenutzt {üs-werchen sonst: einen Acker von
Unkraut säubern), b) vor Vben, welche für Zss. mit
üs- erst von Subst. neu gebildet sind, bezeichnet üs-
a) mit dem betr. Gegenstand vollständig versehen,
besonders besetzen: üs-pfälen, mit Pfählen eingren-
zen. Ahnlich üs-lächelen, -steinen, -zilen, abmarken.
Etwas anders: üs-riglen, Eiegelwerk mit Mauerwerk
ausfüllen; üs-al'ten, -tolen, mit Abzugsgräben durch-
ziehen, entwässern, ß) von dem Gegenstand los-
machen: üs-gunten, von der Kette; -wirblen, ver-
renken; -chiflen, aus den Schoten nehmen, y) den
Gegenstand entfernen oder verlieren: üs-walden,
den Wald durch Holzschlag ausrotten; -schwirren,
Pflöcke herausziehen, Bauinwurzeln ausgraben; -asten,
einen Baumstamm entästen; -fädelen, aus gewobenem
Zeug den Eintrag herausziehen; -hangen, des Honigs
berauben, ausbeuten; -eggen, Schwierigkeiten bereini-
gen, ausgleichen. Intrans. : üs-geisten, den Geist
aufgeben; -secklen, Gold ausgeben; -rorlen, ausfliessen.
c) aus der zeitlichen Bed. des Endes entwickelt sich
der Begriff der Vollendung, ausdauernder oder sonst
gründlicher Vollziehung der Tätigkeit (zu Ende brin-
gen), a) bei Transitiven: üs-verkünden, eine Ver-
lobung zum letzten Male promulgieren; -läten, das
Jahr, das Ende desselben durch Geläut verkündigen;
-trösten, einem Verbrecher den letzten Trost spenden,
ihn zur Richtstätte begleiten ; -zünden (mit Dat.),
einem Sterbenden gei.stliche Hülfe leisten; -gaumen,
ihn bis zu Ende pflegen ; -beten, für seine Seligkeit
beten; -grifen, greifend durchsuchen; -kennen, gründ-
lich kennen; -schnäuggen, vorwitzig durchwühlen;
-wunderen, neugierig ausfragen. Hieher gehören auch
viele Verba von den Bedd. ,durchprügeln' und ,aus-
schelten', z. B. ü,s-schwarten, -hauen, -icalken; -schän-
den, -gänterlen, -keiben. Participien: iis-gebünt, voll-
gestopft; üs-'tenkt [-gedacht], auf Alles bedacht,
wohl unterrichtet. Von Adj.: üs-gräderen, vollends
grad machen; -rächen, voll, rauh machen, ß) bei In-
trans. auch der des Aufhörens (zu Ende gehen)
oder völligen Eintretens eines Zustandes: üs-alj>cn,
-senlmen, aufhören, Alpenwirtschaft zutreiben; -hüsen,
das Vermögen verlieren; -amten, ein Amt niederlegen
oder verlieren; -firen, Trauerkleidung bis zu dem üb-
lichen Termin tragen; -trüren, die Trauer ablegen;
-warten, bis zu Ende warten; -käsen, übh. eine Arbeit
zu Ende bringen, zu einem Entschluss konnnen;
-hröten, den Teig formen und in den Ofen schieben;
-wiiben, ein Stück zu Ende; üs-schtcachen, -luygen, vor
Schwäche sterben; -litten, ein Ende nehmen; -yinggen,
(die letzten Zuckungen machen), sterben; -plampen,
schaukelnd ausschwingen; -zellen, der Rede ein Ende
machen; -zanen, alle Zähne bekommen; -schnüfcn,
zu Atem kommen; -göygen, aufhören, närrisch zu tun;
-chüpen, aufhören zu schmollen; -stechen, -schwingen,
in Wettspielen den letzten Entscheid suchen; -iuklere,
vollends heilen, aber auch: als unheilbar aufgeben .\p;
-g'kdchet haben, die Gunst verloren haben; -'tanket
ha", nicht zu danken brauchen; es ist üs-'bctet bi im,
er ist unerbittlich B; -tigenen, ganz dürr, trocken
werden; -Oberen, völlig schneefrei werden. .So er
aussgespaciert hat, walet er sich im staub.' Vogelb.
l").")?. Us-lfackcle, Trunk zum Sehluss der Holzhauer-
arbeit; -Schicsscn, letzte Schiessübung im Herbst.
3) üs- wechselt in einigen Fällen mit use- (us-hin,
As, es, is, OS, ns
55G
-her, hin-, her-aus), oJer entspricht diesem: üs- oder
tise-stechen, ühertreifen; üs- und usen-cmken, ein Ende
nelimen; sich üs- oder use-tuen, sich rühmen; üs-
fonlcren, herausfordern. Sonst aber sind beide ver-
schieden von einander und von üss-, z. B. üs-län,
(Butter oder Blei) schmelzen : use-län, Tiere aus dem
i<tall entlassen: üss-län, bei Seite lassen, übergehen;
üs-fj'spitzt, fein: use-g' spitzt, knapp; üs-meren, mit
Stimmenmehrheit erwählen: use-meren, durch St. be-
seitigen (einen Beamten). 4) üs- steht zuweilen pleo-
nastisch, allein oder mit andern Präfixen combiniert:
üs-üsseren, eine Aussage machen; -entUnen, aus-(ver-)
leihen; -erscheidenJich, ausdrücklich. 5) es entspricht
oft andern Präpos. oder Präfixen: üs-fallcn, ent-
fallen (aus dem Gedächtniss) ; -trennen, entrinnen Gr;
-wüschen, entwischen; sich üs-zichen, entziehen, ent-
fernen; -gibig, ergiebig; -klagen, verklagen; -ganten,
versteigern ; -geisten s. o., auch ü f- ; -Idaff'en, aufgähnen ;
-brisen, aufschnüren; -icägen, aufwägen; -faren, los-
falircn; -teilen, einteilen (im Haushalt); -schonen, be-
schönigen B; Us-geivicltt, Bei-, Zulage von Knochen
zum Fleisch. 6) vom Nhd. abweichende Bedd.
haben u. a. üs-haiien, castrieren; -legen, aufbieten
(Truppen); -leeren, sich zornig geberden, zanken; -bre-
chen, geschwollen, ruchbar werden; -richten, durch-
hecheln; -leren, mit einem Fahrzeug umwerfen. 7) wie
in der Schriftspr. haben manche Comp, mehrfache
Bed.: üs-gän, -geben, -kommen, -län, -machen, -nenicn,
-schlän, -stellen, -tragen, -tuen, -ziehen.
Mhd. M2, von der Präpos. nicht verschieden; s. o. m» /.
Von uss unterscheidet es sich begriiflich so, dass üs wesent-
lich ,hinaus* bedeutet, also Richtung einer Bewegung auf dit
Frage ,wohinV', wähj'cud uss = ,ausseK, ausserhalb* Auf-
enthalt, Ruhe, auf die Frage ,wo?'
oben-üs. ,Ü. aus' logt man das Schönste, Beste;
wachsen die schönsten Früchte; setzt sich auch der
Eahm an. ,Das gebe einen Jurist o.', einen hervor-
ragenden, ausgezeichneten. Scn Pilger 1881. 0. schwin-
gen (machen), beim Wettkampf des .Schwingens' um
den höchsten Preis ringen, alle Gegner besiegen; dann
auch übertr. auf andere Kämpfe : die Oberhand haben
B. ,Mit Geld und Kraft mag den Keiner [sc. über-
treffen], der schwingt oben aus im Schweizerland.'
GoTTH. ,Für den Augenblick schwang wider die Liebe
obenaus [hatte die Oberhand].' B (Gotth. ?). ,Er wollte,
dass ein Ausfall gemacht werde ; es gienge wie oben-
aus, im Nu wären die Franzosen [verjagt].' Gotth.
Bis 0. (voll), ganz voll; auch: bis auf den höchsten
Grad, mit aller Entschiedenheit z. B. Etwas behaupten.
0. und nienen a", übermütig lustig B, prahlerisch,
hochmütig L; Sülger; W; adj. od. subst. (en od. der
O.-u.-N.) mit ,sein': hoch .streben und Nichts aus-
richten. Si'LG.; zornmütig, auf bi'ausend. KiR<'nH. Auch
obcnuse. Vgl. oben Sp. 258.
über-. U. laufen, fallen, über den Rand (des
Weges, Berges) hinaus B; L. Auch etwa adj. en über-
ftses Ding Z. Auch überuse.
embr-: aus dem Seitental ins Haupttal hinaus BO.
— Einbr- s. aber Sp. 41.
c-nen-: jenseits hinaus. Öfter -iise s. d. Vgl.
ohen-üs.
under-: unten hinaus. ,Ein Würzligraber, der
die Schichten durchstöbert hat bis z'nächst ungerus
[ganz nahe an das untere Ende].' Gottu. — Vnder fUr
«»(/<'/( s. Sp. 32(J.
vor-: 1. voran, z.B. v. gä". Der Esel v. und
d' Cime hinderdri", wenn ein Grobian Einem vortritt.
V. si" mit Dat. P., einen Vorsprung vor JmJm haben,
ihn übertreffen (an Talent, Vermögen) UwE. — 2. be-
sonders, zumal Bs; S. 's Muetterli briegget und v.
hriegget der Manzi.' BWyss 1803. ,Jewelten bar und
V. zuo diser zyt.' 1529, Absoh. Im XVII. ,füraus':
,Fürauss stiendend diejenigen in Gefahr.' JJBreit.
XVII a. ,Fürus aber gott dem herren.' 1635, BSpyri.
— 3. substantivisch. Der V., erbrechtlicher Vorzug
(Voranteil) der Söhne in der väterlichen, der Töchter
in der mütterlichen Verlassenschaft Z. .Keiner soll
syn dochter usstüren; doch ob einer sün hätte, der mag
inen woll in zimlikeit ein fürus old schenki tuen, doch
alwegen p'scheidenlich farren [verfahren].' 1545, Ndw.
Ausnahmsweise 1) voni'ss, draussen W ^voi-tiss, -en; und
2) ,voruss führen', ausser Landes, exportieren, für voruse.
,So es im Land Niemand kaufen will, mag es dann Einer
wohl V. f.' LB. ApI. 1585/1828.
darfür-: über eine angegebene Summe hinaus,
obendrein. ,Von Gültbriefen soll ein Schryber folgende
Belohnung nenimen . . . und darfüruss im ufstygen von
jedem hundert pfund zehen Schilling.' B 1628.
Gar- m. : wie nhd., Ende, Verderben, Untergang.
,Dann es dissmal uns der gar us ist diss handeis halb.'
1528, Absoh. ,Der garauss kumpt.' 1531, Ezech. (.das
ausreuten.' 1667). ,Ad extrema ventum foret, ni . . .
er were an die lotst not gangen, der garauss were da
gewesen.' Fris. ,Den garauss sehen, ultima cernere.'
Mal. ,Gleichwol aber noch immerdar, an statt des
gar-auses, uns mit seinen woltaten reichlich über-
schüttet.' JMüLL. 1073.
hin-: hindurch, durch einen Zeitraum, bis zu
dessen Ende, wie das einfache ms s. d. ,Durch's Jahr
hinaus.' Mmii XVII. — Sonst umgestellt ,ushin', «»e in
räumlicher Bod.
dahin- fallen, ohnmächtig liinfallen BBe.
binden- allg.. hinder- B: 1. Vo' z' vorderist bis
hingerus. Gotth. , Meinst, wir seien schon hingerus
[zu Ende]'?' ebd. Usfare bis hingerus, drauf los und
fortfahren bis zu Ende. ebd. H. schlän, v. Pferden,
dann übertr. auf Menschen: sich störrisch geberden,
ungehorsam sein. ,Die Jungen schlagen hindenaus
[tuend nöd recht] und das macht Verdruss.' UBragg.
1785. — 2. zeitlich: hinterher, nachher. ,Pressieren
könnte gut sein, hintenaus könnte es fehlen.' Gotth.
— 3. subst., ein Mensch ohne Wert. ,Die kommt
gewüss einem Hiudenauss an'" Hals, die sich vorge-
setzt hat, einen Vorauss zu wählen.' UBragg. 1780.
— Vgl. under-ÜH = undcn-.
här- (hör-) Aa; L; SohwMuo.; S, hör- ScuwE.:
Haar aus (raufen), Herausforderungsruf, bes. der nacht-
schwärmenden Bursche (Nachtbueben) verschiedener
Ortschaften gegen einander, zu einer Rauferei oder
zum Kampfe übh. Aa; L; SchwE., Muo.; S. Syn.
Bletzabl Hörüs rüefe AaHI., brüele [brüllen] S,-büte
[bieten] Z, zum Kampf herausfordern. Einzelne For-
men des Rufes sind etwa: Härüs und Gummeli g'nueg!
ScHw. Härüs! ir verflucclite Chnüdere [Knirpse]! H.
Alle" sämme"! Kampf ist euch Allen zusammen an-
geboten. Es ist i Alle mitenand H.! SchwMuo. Vgl.
He! chumm, wenn d' meinst, dr; mögist en Här rupf
verllde"! Z. Mer sind i" die Wälsche g'fare tcie der
Hagel in es Haufland. Härüs! (Schlacht bei Giornico.)
557
As, es, is, OS, HS
558
Sciiw Fasn. 1865. ,Iii einem lüiegsrat macht der
Führer der Bauern den Vorschlag zu einer Besetzung
von Japan und fordert die Bauern auf, Beschluss zu
fassen. Diese antworten: Haarus!' ebd. 18ö3. ,Be-
nebelt ist da keiner trag Mit Schimpfen, Pochen,
Schelten; Man ruft da gleich: Hellauf! Häraus!
Pletzab! und fordert sich heraus.' Dietsch 18-14.
Einiire Angaben deuton anf Ansspr. Jiär-, was dann nur
^ ,her' sein könnte und dem Sinn des Rufes auch entspreclien
würde. Auch findet sich (in den Satzungen der Zg Herrsch.
Buonas) die positive Angabe, dass der Ruf: ,bist du ein
Bidermann, so iiomm herus!' als Herausforderung und Frie-
densbruch bestraft wurde. Er konnte auch neben dem andern
bestellen; nnr ist sonst (wenigstens später) her- (hur-) its in
,usher*, use, umgestellt, und keinenfalls konnte jenes kurze
hfir zu När verlängert, eher umgekehrt ä in der Heftigkeit
des Rufes Tcrklirzt werden: auch spricht für die Ursprüng-
lichkeit des Ilär die handgreifliche Anschaulichkeit und die
Parallele Bletzab!
Kopf- (hürzle) s. u. «s.
Ker-: 1. ein alter Tanz, SMdh Müttelreie genannt
ScnSt. Vgl. Läng-üs. — 2. Abchiedsschmaus. En
Ch. hä' Ndw. Sjn. ÜsJccrete, Ut<J;erintj. — 3. de Cherüs
mache, Dienstboten den Abschied geben; bei einer
Schlägerei aufräumen. SnuiER.
Lang-, Läng-: 1. alter Tanz = Ker-? S6., L. —
Vom Weitauslangen mit den Beineu. — 2. Langiis mache,
das Schaukeln oder ein ähnliches Spiel auf die Spitze
treiben Tu.
neben-. Einen n. neu, i ds Stühli, zu einem ge-
heimen Gespräch bei Seite führen B. iV. gä", von
einem Ehemann, vertrauten Umgang mit einer fremden
Weibsperson haben Bs; S.
papp-. Es ist Alles ^k! oder: F., fertig isch's!
der Brei ist aufgegessen; der Vorrat, die Sache ist
zu Ende! Th.
putz-. P. mache", eig. ein Koch- oder Essgefäss
bis auf die Beste der Speise ausschöpfen (aufkratzen,
auslecken, üsputzen), bildl. = völligen Schluss machen
GRChur.
Brüel- m.: Person, die herausbrüllt, laut schreit.
,Es tue, als ob es das Herz aus dem Leibe sprengen
wolle . . , e sellige BrüUus.' Gotth.
allrad- und üs: Alles und Jedes UwE. — l!ud
verk. aus dem folg. y'rad-f
gerad- allg., gradiisi(j ScuwE.: 1. gr. wie-n-e Sichle!
absichtlicher Widerspruch, scherzh. ZGlattf. — 2. gr.
hrüelen, laut aufsclireien. Gotth. — 3. subst. ra. sich
aufsträubender Haarbüschel Tu. — Die Erweiterung
i/radusiy wie Unit/.
Riss-. ,Man bleibt zu Hauss, [oder] num spielt
gern das Reiss auss, man tut sich der Eliren bedanken.'
Hott. 1702 [von einem unangenehmen Vorfall].
staub-. St. mache" mit Jmdm, ihn ausschcltcn.
(eig. ausklopfen wie ein Kleid) S.
dar- drüs; drüss Gk ObS., dröss Ar: daraus, t.
mit bestimmter, t. mit unbestimmter Beziehung, Letz-
teres bes. in der Bed. räumlicher Entfernung = fort.
Z'letst im SacJc, z'erst dr. L. Er will drits, sterben;
ist dr. ScHwMa. / möcht em 's gönne", dass er dr.
[sterben] chünnt. Gotth. Dr. si", aus einer Verbin-
dung getreten sein Ar, bei einer Sache unbeteiligt
sein Bs; Syn. ms der Sach. Dr. laufen, eine Stelle
vertragswidrig verlassen Bs. Dr. stellen, davon laufen
B. Si''' dr. mache", Reissaus nehmen Bs; Z. Dr.
chö" 1) den Zshang verlieren, z. B. in einer Rede
stecken bleiben Bs; Gr; L. 2) den Verstand ver-
lieren; Etwas nicht verstehen GnVals. 3) eine ver-
wickelte Sache durchschauen, sich zurecht finden,
klug daraus werden Bs; Z. Ler dr. schlüfen, ohne
Schaden oder Strafe davon kommen. Id. B. Eppis
dr. bringen, bei einer Arbeit Etwas gewinnen BRi.
Dr. lä" gä", von einem verlangten Kaufpreis Etwas
nachlassen oder ihn ohne Markten bezahlen. Id. B; in
einem Streit dem Gegner Etwas zugestehen, ebd.
Eim Nüd drüs gö" lö", durchaus Recht haben wollen
GTa. ,Ich Hess Nichts daraus gehen', ich nutzte die
Gelegenheit aus. Gotth. ,Nichts drauss gehen lassen,
explodere, rejicere alqd.' Hospin. , Obgleich sich Jere-
mias wegen seiner Jugend entschuldigt, so hat ihm
dannoch Gott nichts darauss gehen lassen [hat ihm
Nichts nachgelassen].' AKlingl. G. B. 1688. Drüs rede",
darüber reden Ap; aScuw. Hannes, du chast abtrete",
mer [wir, die Richter] icend dross rede". Ap Volksbl.
1832. Dross ond dre [drein], ohne Ordnung, z. B.
Einen dr. o. dre b'höre [abhören] Ar. Er ist üf und
dr. [syn. derro] g'gange", hat sich aus dem Staub ge-
macht G. Dr. und fürt, auf und davon, bes. schnell
und heimlich verschwunden Z; vgl. fis. Dr. und
dnnne, aus einer verwickelten Sache, schwierigen Lage
entronnen. Gotth. Dr. und dänne verchaufe, ohne
irgend welche Garantie Aa.
In Ap MA. hat sich druaa (s. ms»), welches eig. der Frage
wo? entspricht, an die Stelle von drüs gedrängt, da jenes
durch (/«»»((■«) überflüssig gemacht war.
durch- dur- {der- G); dür- B: 1. räumlich: in
der Richtung oder auf dem Wege hinaus; vorwärts;
ins offene Feld Bs; Z. Durüs und üs, immer weiter.
Aus dem Gebirg ins offnere Land z. B. ist dem oToggen-
burger durüs = ins Rheintal. .Unz durus', bis an das
Ende einer Reihe. .Stirbet da der eltste bruoder, den
sol das gottshus falln [den Erbfall von ihm beziehen]
und darnach den eltston unz dur us.' Ofpn. Birraensd.
1347. — 2. zeitlich: beständig BHk. ,lst g'sj-n ein
trochner Merz, wann er ist g'syn ganz schön mit
Sonnenschyn durch uss.' UMey. Chr. — 3. graduell:
in jeder Beziehung, vollständig, gänzlich, wie nhd.
Bs; B; syn. dürl". Er ist d. e g' rechte Ma"" Schw.
Er ist nid d. just [ehrlich]. Spreng. — dardurch-
drdur- [-dür- B): durch ein Ganzes hindurch. In. B.
D. sin, das Vaterland verlassen haben, ebd. Dcrdürü.s
und derdürl", ganz und gar, von Grund aus, durch
und durch. 3Ier u-ei [wir v.-oUen] dir dürüs »'"' der
dürl" Alli bran Schwlzer sl". GJKuhn 1806. D. gä"
1) entfliehen, bes. Schulden halber. 2) gradaus vor-
wärts gehen. Id. B. Nit d. witzig sl", nicht ganz bei
Sinnen sein. ebd. — des durch- de.'<dürüs: von hier
n(b>r dort weiter hinaus, vorwärts BSi.
des-: von einer bestimmten (dieser) Stelle grad,
platt hinaus. J). falle", auf den Boden hinaus, vor
Schreck, Ohnmacht H. Es liet im [dem Mädclien]
welle" g'scliiiiueclit |ohninächtig| werde"; wie ni'r liei'"
st", fallt es d. i" d'r Chuchi BM. ,Manchnuil kriege
CS einen so stürmen Kopf, dass es ins ducche | ihm
voi-koiiiiiii>|, es müsse desaus rallen.- Got™.
witscli- uiilseliHs. II'. c/i» | konMnen|. entwisdien
Seil (Kiisrnn.).
550
As, es, is, OS, US
5öO
Zil-üs: ein Hasardspiel. ,Uli' den trink.stuben
mag nian wol das vorgenannt zil us im brett spilen.'
Z Rat 1421.
Zwischen- n. : Nebengewinn. ,Es wäre im Vieli-
stand ein ordentliches Zwischenaus zumachen.' Gotth.
— Künnte viell. auch: ,Ordentli(;Iies zwischen-' vcrstaudeu
und guschriühen werden.
üsig: 1. ausgegangen, herausgetreten. Er ist
itsic/e Gr. Die BlüeniU werded lang nüd usiy, gehen
nicht auf, aus den Knospen hervor ZNerach. — '1. voll-
endet, ganz. Den usige Tay. In. B.
Vgl. ohifjy (iliea befindlich, Sp. 54, mir dass dieses von
ohcn mit Verkürzung gebildet ist. Zu 2 vgl. das syn. aber
deutlichere uucndifj Sp. 3iy.
üsnig: fertig, zu Ende gebracht. En lisiiigs Sclirdi-
heft, vollgeschrieben AaL.
Mit eingesciiobenem n nach Analogie von Bildungen auf
-j'i/ von adj. starken Participieu.
u s s vss (oss Ap) : Adv. aussen, z. T. = usse" und
mit diesem wechselnd, aber daneben auch nhd. aus
entsprechend und von üs nur darin verschieden, dass
es auf die Frage Wo? stehend ruhiges Sein ausser-
halb eines Raumes, nicht Bewegung hinaus bezeichnet,
also sich zu ils verhält wie uff : iif Sp. 118 (s. Anni.
zu US I u. II). 1. aussen, draussen ß; L; S; ZNA.
(neben usse"). Vor dr Chilkn, im Huf uss L. I"-me
Dürfti iiss SL. I"-dr Ghuchi iiss; im Feld uss S.
Uss nme, aussen herum B. Vss si", in Spielen 1) aus-
geschlossen sein, eine Partie nicht mitmachen. 2) durch
das Anzählen (z. B. piff, paff, puff' und du bist uss.')
frei werden Z. Uss! Ruf, Auftorderung, die (Schlitt-)
Bahn frei zu machen B; FS. Ausserhalb des Hauses
oder unmittelbaren Besitzes: Geld uss fdusse") ha",
ausgeliehen, ausstehend, einzuziehen haben Z. Ausser-
halb dos Landes, im Feld, Krieg. .Indem diser zug
uss was, kam ein geschreig [Gerücht sc. es gehe übel].'
Edlib. ,Dass niemand uff diese knecht diewyl sy also
in gehorsami [im Kriegsdien.st] uss sind [procedieren
dürfe].' ca 1507. Bs Rq. Uss hin, auslassen, aus der
Reihe, überspringen, omittere; verschieden von üs- und
useldii, emittere. — 2. aus einer Umfassung heraus, in
der Etwas sein sollte, aufgeknöpft, offen. Es ist es
Hiiftli uss, an einem Kleid Z. De Bück ist uss, nicht
eingeknöpft. .Halb auss halb inn' s. inn Sp. 291.
I)ass uns aus ««sc" verkürzt sei, ist nicht anzunehmen,
weil die letztern Formen z. T. neben der erstem in ver-
schiedener Bed. bestehen. Wohl aber kann es .aus nihd. iize
erklärt werden, wie es denn in der Verhochdeutschung immer
den Diphth. (au) erhält. Sonst schliesst es sich lautlich
näher au die Präp. u8, welche ja auch zuweilen noch uss
lautet. Unter den Zss. sind allerdings einzelne Formen mit
-uss und -ussc^ gleichbedeutend, weshalb wir sie unter dem
Letztern zsfassen. — Als erstes Glied von Zss. erscheint es
in uss-trendüj und in w*«-?ö" s. o. In Äp in Zss. oss- für
osser- und oss«"-; usshrnu, auswendig 1.; Ossdorßr, Bewohner
des äussern Bezirks von Herisau; (issroda, Ausserroden (hier
viell. zsgezogen). — Zu 1. Der Warnruf meint: bleibet
aussen, ausserhalb der Bahn !
ussen Hs.ve» [ossa Ar; GaL.): 1. räumlieh: aussen,
auswendig, auf der Aussenseite. U. fix [hübsch] und
inne" nix. Vor em Hus u.'ise; vgl. vor-ussen. Ussen
am Tor, ausserhalb des Tores, draussen vor dem T.
Z. S. noch usscn-für, -durchhin, -umhin usw. Z' usserst
usse, am äussersten Rand; z' ti. u. hä", (ein Wort) auf
der Zunge haben Bs; z' u. u. .st", auch von ökononu-
scher Notlage, dem Ruin nahe Ai'; Z; und von gefälir-
licher Krankheit, dem Tode nahe; ebenso wit usse, am
Rand des Grabes, auch: nahe an Erschöpfung eines
Vorrats Z. Bi de" Lütnn ossa, unter den Menschen,
im Weltverkehr, Ggs. ,zu Haus' Ap. — 2. zeitlich:
am Ende oder gegen das Ende eines Zeitraums. Im
Summer usse, wenn der Sommer angefangen hat oder
vorgerückt ist (vom Standpunkt im Frühling aus) Z.
„Im Tag, in der Nacht us.'ien", gegen Ende des T.,
der N. — 3. geistig: auswendig, im Gedächtniss,
par ceeur. U. chönne [wissen], Ure [lernen], säge
[hersagen]. ,Si lertend der münchen predigen ussen.'
HBULL.
Mhd. üzfu, ahd. ffz((iii(. In Ap usshni'i für ossa-. , Aussen
lassen, emittere.' Denzl. (nur im deutsch-lat. T. so), fehler-
haft verhochdeutscht für .ausslün', hinaus, wenn nicht zu
lesen ist ,omittere'. Vsse sta", für ß»-, ausstehen v. Zinsen.
oben -uss; vor der Stadt oben B.
über-ussen: 1. draussen vor der Tür. im Haus-
gang oder vor dem Hause Sch; Z. — 2. auf der
Aussenseite, von aussen. Mängs Hüs ist ü. schilli'''
[hässlich] a"s'luege" und üherinne" isch es mf'' recht
artig Z.
vor- i^car-, vur- Z,' für- kk) ussen (in LG. auch
-uss): eig. vorn aussen, aber meistens nur ^ draussen,
vor der Tür (im Flur) od. vor dem Hause, im Freien
Aa; Ap; Bs; Gl; LSemp.; UwE.; Z. I" dr Stube und v.
Stutz. 'sHüs [welchem ihr nachfraget] stätv., scherzh.
Wegweisung Z. Vgl. vor-''em Hüs usse. V. isch 's
lustig Ap. Es ist so lästig wie im Himmel v. ebd.;
Gl; Z. Da ist es mit Tanzen und Singen zueg'gange",
als wie im. Himmel v. Gl Volksgespr. In der ä. Lit.
auch: vor dem Tor, vor der Stadt, im Ausland. Der
Markt in Beilenz soll gefreit werden, weil die Eid-
genossen gemeinlieh ihre Lande ,vor ussen' [ausser-
halb der Landesgrenze] haben. 1522, Aiiscii. ,Ire engel
schreiend vor aussen.' 1531/48, Jesa.i. (= , draussen'.
1607). ,Die maur vorussen.' 1531, Ezech. (,von aussen.'
1667). .Extra ostium, voraussen.' Fris. ; Mal. ,Dz
Petrus vorussen (voraussen) stände.' LLav. 1578/69
(= ,vor dem Tore.' 1670). ,Es soll kein wirt Wirt-
schaft brachen, er habe dann den schilt vorussen
hangen.' ca 1630, U. ,Dass sie [die Bäcker] die Brot-
lauben bei Zeiten öfi'nend, dass sie [die Kunden] nit
lang vorussen warten müessind.' Z Ra'sv. 1036. ,Die-
jenigen, welche dem christl. lobgesang nit ausswarten
mögen, sondern ehzeit hinauss eilen, als ob nirgend
besser luft were, als vor aussen.' FWvss 1653. ,Es
sind hie vil lüt krank in der statt und vorussen.'
.■ViiürBlaarer. .Vor aussen auf der Gass' [im Wechsel
mit: .draussen']. Gespr. Zg 1747. ,Voraussen und in
meinem Busen.' UBräuuer. — Vgl. auch vor-us Sp. 558.
hie-, /(«s.s'GRh., husse" B; OrHc.; G 1799: 1. hier
draussen BO.. Id. B; GrHo. (syn. hiu-^sne); G. Im
Inland gegenüber Ausland. ,Zuo diser zyt was ain
legat hussen [in der Schweiz].' Vad. — 2. aussen,
draussen BO. (syn. duss); GRHe. Vur der Tör ist
huss GBern. ,So blib ich wol myn lebtag huss, und
käme an syn predig nüt.' NMan. ,Wenn es husan
[in Europa] Winter ist, so ist es da inen [im h. Land]
Sumer.' Stockar 1519. ,lch bleib hussen [blieb vor
der Ratsstube].' 1525. Strickl. (Bs). — 3. auswendig
BBe. — Mhd. Iiiize. Die Zsziehung wie in nhd. .hüben' aus
,hie-üben'.
binden- liiuucuusse: hinter dem Hause Sch; Z
5(>1
A
s, es, IS, OS, US
562
har-uss: draussen. ,I)o sind etlich in Jen chor
o-Vangcn. aber der grösser liüf h. 'bliben.- 1529, Absch.
neben-, iicbet-ussen: abgelegen (wohnen) L; Z.
da-, dits.f BO.. sonst dusse (tüs'e ZWl.): da oder
dort aussen, draussen. ,Die da ussen in den emptern
und vogtyen |ini(lgs. zur Stadt].' 1480, L. ,Daheiniend
und nit da ussen [ausserhalb seines Hauses].' 1522, EoLi
Akt. (Z). ,Unser Obervögt, die sigend daussen oder
hie in unser Statt gesessen.- 1529, Z. .Sagt ers seinen
beiden brüederen da aussen.' 1531/48, 1. Mos. (,draussen.'
1007). ,üang mir nit in luyn huss, blyb mir dussen.'
ea 1540, Gl. ,Er fand sy daussen bym brunnen allein.'
HBuLL. 1540.
ussen en itssnc Git; W. usna BGr., üsnen u'sva
WV., u'SHana WL. : aussen, draussen. Usna im Bcdeli
(die Gegend von Interlaken, von Grindelwald aus be-
zeichnet). Im W wird damit die (übrige) Schweiz
bezeichnet, wie die Genfer sagen: aller en Suisse.
,Ussna.' 1529, Strickl.
Eine durch z. T. dreimaliifc Wiederholung der Enduug
gebildete Erweiterung von usucn, wie obeiiiin(tn) von oben
Sp. 51, umh-nen Von vnden Sp. 3'24. Vsnrii beruht auf der
VertauscJiuug von usi mit ms.
hie- hi-, je-, äi-itssna, jehussiia : hier aussen,
aussen GrD., Fr. Syn. husse". - Über hi-, je-, ui-
s. bei intKn Sp. 294.
har-: hier draussen. ,So sy [die Nonnen] befindent,
Gott mer harussna [hier im Kheintal] zuo dienen.'
1529, Strickl.
„Ussner= Usserer, Fremder, Auswärtiger, sogar
Einer aus einem andern Dorf od. Bezirk des Kantons.'-
üsser s. us-her.
usser I: 1. Präpos. a) aus. Usser äks! Ruf
auf der Schlittbahn GnSchiers; s. Os. ,Die Eptischin
soll geben u. des klosters kästen den bruodern [so und
so viel].' KüMGSFELD. 1332. ,Das wasser, das u. dem
Paradis rinnet' 1380/1446, Z Chron. ,Soll u. dem
dinkel ein brot machen.' 1400, Kollikon. ,Usserm
Wittenbach', aus dem W. Ap Krieg 1405. ,Die losunge,
so sy u. erbern lüten wyn lösent.' Bs Eq. 1441. ,Das
denn u. synem farenden guot die Schuldner bezalt
sollen werden.' 1483, Stadtr. Bülach. ,I)ie vermelten
u. der grafschaft Kyburg.' 1489, Walum. Spruchbr.
,So die Eidgenossen u. kraft und gnaden des allmäch-
tigen Gottes erobert habend.- 1501, Püi-ik. , Einen so
gelcrten mann u. der eidgnoschaft ze lassen, sonder
bedunkte uns besser ze syn, ime [1. V ,ine', ihn] harin
ze kouft'en.' Bittscur. Baden 1510 (DHess). ,U. denen
[diesen] Ursachen und tröwungen vermeint er daran
nit unrecht getan haben.' 1529, Absch. — b) ausser-
halb. ,Das Beinhaus ausser Muvten.' 1790. — 2. Adv.
ausserhalb S; W. Osser-ä'^, aussen dran, auf der Aussen-
seite Ap. Vgl. Osser-loft, Ostwind Ap. — 3. Conj. aus-
genommen, ausser dass, wenn. ,Der Jüngling ehlichtc
sie nicht, ausser er musste.' HPest. 1790.
ussert I Z, usset GlK., üsset B oHa. = usser.
Adv. und Fräp. m. Dat. oder Gen. 1. ausserhalb;
jenseits B; Z, talauswärts B oHa. Lfsscrt Wa/s filem
Weg), unpassend, überflüssig Z, syn. ah, us Wi-g.
,Es ist nicht äussert dem W., dass wir' u. s. f. JMüll.
1665. Usscii Lands, in die Fremde. ,Garn ussert
Land zu verkaufen.' UBragg. 1788. .Meinen die lüt,
es syge syn magen g'syn, ist aber usset dem Ivb
Schweiz. Idiotikon I, i.
g'haiiget.' UMky. Chr. ,Dass der lyb Christi usset
aller umbzilung allenthalbig gemachet worden.' HBüll.
1571. ,Bei StJost ussert Littaw.' Cys. 1661. ,In und
äussert der Eidgenossschaft.- TcR. sep. — ■ 2. ausser,
ausgenommen, auch als Conj. i. S. v. es sei denn dass.
Sl sind wörschinli g'storbe; ussert si müestid an en
ander Ort hl" 'zöge" sl' Sch. Ma" suecht Niemad hin-
tnr'm Ofm, tissnrt ma" siji selbnrt dinui; [im Üfen-
winkel] g'sln GrD. ,Wir sind meist fertig, ussert
noch einigen Verbesserungen.' UBräkg. 1788. ,Und
fielend die inauren usset [ausgenommen] dem chor
des münsters von sterke wegen der brunst.' Vad. —
3. ohne. ,Ussert einleben [irgend welche] pflichten,
uss luteren gnaden.' Z Rat 1544.
Vtiwrt niclit wesentlicii verschieden von unvo-, und aus
diesem erweitert durch zugesetztes ( nacli Analugie von e'ne;(,
innert, s. dd., wor.anf dann r ausgestossen werden konnte
wie bei jenen beiden. Manche Schriftsteller wechseln ohne
Wahl: ,ausser Gott' und ,anssert Christum'. KdMey. 1674.
.Ausser Lands' und ,aussert L.' 1791 Gl. UMey. Chron.
schreibt neben , usset' einmal ,ussit dem gatter [Gittertor]
pliben', was eine Ausdeutung i. S. v. ,Ausseuseite' zu ver-
raten scheint. Im Z Richtebr. findet sich ,usserunt sin' im
S. V. verbannt sein (aus der Stadt). Diese Form auch in
andern Quellen des spätem Mittelalters, daneben ,uzerent'
und, ebenfalls im Z Richtebr., .usscrnf, mit Eiuschiebung
von n nach Analogie von ,enent, innent' (im Z Richtebr.
.inrunt'); ,ussernt' scheint die ältere Form, in welche ein
Hülfsvoc. zwischen r und n erst eingeschoben wurde-, vgl.
noch ä. nhd. ,jetzund- .aus ,iezuo, iezet, iezeut'.
vor-. ,Die undere Hard, so voraussert StJohann
Tor ligt.' Würstis. 1779. Vgl. vor-tissen.
ussert II s. tis-her.
usser IT, üsser: ausser. 1. auswärts gelegen,
wohnhaft. ,Das äussere Amt-, der zwischen Thur und
Rhein gelegene Teil der alten Grafschaft Kyburg Z.
,Die äussern Pfründen', die vierteljährlichen Unter-
stützungen, welche der ßurgerspital in Bern Personen,
welche für sich wohnen, leistet. ,Sich mit einer äus-
seren [nicht aus der Heimatgemeinde des Bräutigams
stammenden] Weibsperson verehlichen.- B Ratsv. 1751;
daher .sein äusseres Eheweib.' ebd. ,Enhein [kein]
usser man (extraneus)'. Auswärtiger, Ggs. zu .Burger-.
B Handv. Anf. XIV. .Die äusseren und landsfröniden
Bettler.' B 1090. Substantivisch: en Ussere, auch
„ Ussner", ein Auswärtiger (Nicht-Ortsbürger) aus einer
andern Gemeinde oder einem andern Bezirk, auch des
gleichen Kantons AAf; BSi.; SciiwMuo. In W heissen
auch Schweizer aus andern Kantonen so. .Ein inge-
scssner mag ein usseren uinb gichtige schuld pfenden.'
1489, L. ,So ein innerer einem gast oder usseren
Pfänder gelobte.' 1535, Thun. , Keine Güeter einem
ussern ze kouffen gön.' 1566, Zg. .Ein äusserer',
ein nicht in der Gemeinde Wohnender. 1674, Mky.
Wetzik. .Damit die Äussern nit Anlass habend, den
Berg ze behalten und also nach und nach die Inntrrn
um denselben kommind.' 1675, BSigr. .Ein Beisäss
oder Äusserer.- 1731, Obw. .Die Usseren' hiessen
auch die 1336 aus Zürich verbannten Bürger, auch
.Banditen- genannt; vgl. .usserunt- im Z Richtebr.
Daher ,das Usser- auch: Fremde, Verbannung. .Der
kriegsnumn hat das ausser oder ist ausshin gestossen.'
Fuis. ,Das ausser zeigen (haben): vertreiben (ver-
trieben sein).' HospiN. .Der äussere Stand- im alten
Bern, die Gesellschaft der jungen Patrizier, welche
ihre eigom-n Ordnungen, Übungen und einen jährlichen
563
As, es, is, OS, us. — Ascll, esch, isch, osch, usch
564
Umzug hatten. — 2. von Himmelsgegenden je nach
der Ortshige: dr usser Luft [Nordostwind] niaclit chäel
8cHwE. Es dicket [sammelt sich Regen] vom iissren
Wind [West] nahe [her] BRi. — S. fremdartig, un-
freundlich, zurückhaltend Ai-. Vgl. üsseren und
usserlich 1.
Der ,äussere Stand' zu B war eine Nachbildung der Ke-
gierung, gewisserniassen ein .äusseres', nebenaus stehendes
Parlament.
Gemeinds-Üsserer: Einer, der nicht zu der
betr. Gemeinde gehört. ,Nie an einen Gemeindsäussern
verkauft werden dürfe.' 1733, BÖigr.
usserst, üsserst: äusserst. Z' usserst iisse s.
iissen. Z' üsserist use, bis an den äussersten Rand
hinaus B. Z' urserst drä, am äussersten Ende U.
Alles nf 's Usserst liä", im Hause sehr vornehm und
zierlich eingerichtet sein Z. ,Eusseri.st ihres Ver-
mögens', so viel sie nur irgend vermochten. Würstis.
— Ursei-Ht dissini. aus msi;rKt.
näch-üsserist: der zweitäusserste ZW.
usserig. ,Dass wir üch mit unser macht zuo-
ziechen, ist unsers Vermögens nüt, [aus dem Grunde],
dass man uns, sobald wir uns u. machen [unser Gebiet
verlassen], anzegryfen understän [will].' 1531, Absch.
usserlich: 1. fremd im Benehmen. ,Si tatend
gar u. ab der Eidgenossen Boten, schier als ob s}' 's
nichts anhörtind.' ÄuTsi'Hiuu. — 2. äusserlich; welt-
lich. .Des gloubens halb wollen wir nit. dass jemands
darumb gestraft werde; sunst in üsserlichen sachen,
in bezalung [von] zins. renten und anderer üsserlichen
pflichten, soll jederman gehorsam syn.' 1529, Absch.
,Was das mer unter uns wird in üsserlichen sachen,
den glouben nit beruerend.' ebd. ,Das usserlich re-
ginient', die weltliche übrigkeit. ebd. .Mögen sy die
gemeind halten in sachen, so das göttlich wort an-
tretfend, aber ir gemeinden [Gemeindsverhandhing]
soll der weltlichen oberkeit in zytlichen üsserlichen
dingen, was weltlich regiment belangt, unvergriffenlich
sin.' ebd. 1530. .Nit in Ansehung des Stands, der
göttlich [ist], sonder in A. der üsserlichen Ordnung.'
JMüLL. 1661. .Aller ausserlicher Schein.' Hott. 1666.
ussler ^ MÄser IL Die Usslere, die Äussern Th.
— Gebildet nach , mittler'.
Üsseren: 1. trans., fern halten, abwenden (Scha-
den). ,G'meinen Nutz ze fürderen, aber Schaden und
die Widerwärtigen [Gegner] ze ü. und ze hinderen.'
Ansh. M. Acc. P. zurücksetzen, in der Behand-
lung Ap: BRi. (syn. veriisi hau), Si. (syn. i-erässeren),
auch von einem Tiere in der Herde BRi. Vgl. iisser,
usserlich. — 2. refl., sich entfernen, fern halten, ab-
sondern; sich entäussern, entschlagen, enthalten, wei-
gern (absol. oder mit Gen. S. oder mit con, ks). ,Des
herzens sich von im geüsseret band.' Zwingli. ,Ist
unser bitt, dass ir üch nit von uns sündren noch
üssren, sonder zuo uns ston.' 15'24. Absch. ,Der prie-
stern halb, so ussert dem Thurgöw sich an uss-
ländische ort geüssert.' 1530, Absch. ,Zuo dem
gottsdienst gän und sich nit weigern und üsseren.'
ebd. ,Dass einer oder mer sich uss synem land üsserte
und in des anderen land käme.' 1531, Strickl. ,Sy
eüsserend und verbergend sich.' 1531 60, Psalm. .Sich
ü. und hinwegziechen.' 1533, Z. ,Bald darnach aber
huob er [der Abt] sich an unserer statt zuo üsseren
und verharret zuo Wyl.' Vad. .[Falls] einer krank
gewesen, alsdann mag er wol ain zyt lang sich des
rats ü.' 1552, Sch Ratsprot. ,Se removere ab aliquo.
sich von einem eüsseren, mit eim nichts mer handien.-
Fris.; Mal. ,T)er sich von viler todschlegen wegen
der statt geüsseret.' LLav. 1569 (= , statt- und land-
flüchtig worden.' 1670). .Alienus, entfrömhdt oder
geüssert' Fris. ,Muosst sich die Gesellschaft der
Edlen der Statt Basel eüsseren.' Wcrstis. 1580. ,Dass
er sich des Tabernakels üsseren muosst und mit an-
deren glöubigen by den opferen nit erschynen dorft.'
GuALTH. 1581. .Daher es [Kind, das nicht weiss, wann
es in der Kinderlehre aufsagen muss] not halben zur
kilchen kombt mit angst und sorgen, wol auch von
desswegen sich genzlichen üsseret.' JJBreit. 16'26, b.
,Sich der Predig üsseren', sie versäumen. Ltndener;
,von der Pr.' Z Mand. 1650. ,Sich von einem eüsseren,
eines müssig gehen, alienare se ab aliquo.' Hospix. ;
De.nzl. 1677; 1716. ,Da sich sein Ehewyb von ihme
geüsseret.' LAnsechenb. S. flöken.
ent-: refl., sich entfernen, fern halten. ,Der abt
habe sich usser land entüssert.' 1529, Absch. ,Die
Gasterleute gemeindeten zu Schennis; alle (Wesen
entäusserte sich) schwuren.' JvMixl. Schw. Gesch.
ÜS-: pleonast. = äussern, eine Aussage machen Z.
ver-: hintansetzen BSi., Syn. üsseren; z.B. eine
Mutter ,verüssert' die Kinder, wenn sie selbst besser
isst, als sie es ihnen gibt.
uss n, usse in s. iins Sp. 360.
Usagien: gewisse Abgaben. .Wenn dieselben [waadt-
länd. Edelleute] Güter bekämen, welche vormals Usar/ia
und Bruch gegeben, so will man solche vorbehalten
haben.' 1524, Absch.
Aus miat. umfjium, frz. usage. Der eine der o. verbun-
denen Ausdrücke ist die wörtliche Übersetzung des aiulurn.
üse, use, usi s. us-hin.
ussefer(t) s. ussen-für. üs, üser s. uns,
unser Sp. 346/7.
iiss: Lockruf für Schweine ZRnil. — Vgl. häs; sugg.
Üsel Aa (n. u. „m."); BsLd (in.), Rüsel G: .Ab-
fall, zunächst vom Getreide beim Rennein (Gärben,
Entbälgen) und Schwingen, Getreidestaub Aa; Bs;
auch verallgemeinert, Etw. von geringerer Qualität G
(Götz.): vgl. Üsel-Geld.
Nach Form (Geschlecht) und Bed. eine Verquickung aus
uilul. die usele, mele. Funkenasche, mit der, das Güxel, Ge-
treidestaub, s. d. ; viell. auch einfach aus Letzterem ver-
stummelt. — In Jlmel ist das r des Art. angeschweisst wie
II des accusat. Art. in JS'uKfl, Jfösel deutscher MAA.
Asch — usch s. amli die Grii]iipe As — u s.
Aschil GrAv., Rh., Raschil GfiSchiers — ni. —
PI. ebenso: Wagenachse. — Aus churw. mdinß (lat. 'nxi-
ciihm) ni. li- aus dem Art. augeheftet.
Äsch in. B; BoDKNSEE; Gl; S; RCys.. Asche f. I
Bs; Bodensee; S; Z (rti^f); G Hdschr. XIV. XV.; Reu.
1692; Asche, Alpenforelle, salmo thymallus. im aus-
gewachsenen Zustande, IV« — 2 Pfd schwer. ,Von
seiner güete und köstligkeit wegen ist das sprüehwort
kommen: der äsch ist ein Rheingraf.' Fischb. 1563.
,Eschli werden us Hürlingen.' RCvs.
565
Asch, cseii, isch, oscti, uscli
566
Mhd. iixche m., alid. asco, bei uns mit Umlaut durcli
Einfluss des seh, doch Ijedient sich noch Spreng der Form
,Asch'. Zuweilen tritt die Schreibung mit t auf: , Frische
Fisch als ein Esch und Forellen, das Pfd um 15 Kreuzer.'
ca 1700 U. ,Escheulaich.' Z Fischerordn. 1776. — Vgl.
Kre>isUntj ; BoUäuyli ; Knab, lner; Aschlint/, Mittler — Alters-
stufen des selben Fisches.
„Brand- f. = Äse/», grösste Art BThun."
Ascher m. ^ Asch. ,Der Escher.' ECys. ,Ein
asch, äscher, iser, thj'inallu.s, umbra.' Fische. 1563.
,Die äscher seind sehr gesunde Fische.' JBEscher 169'2.
Äschli"g m.: Äsche im '2. Jahre Bodensee.
Äsche" U rfs^j fe^-J — f.: Asche, allg. Wenn men
erlig teilt, so seil me d' Ä. im Ofeloch teile, d. h. Alles,
auch das Geringste. Schild. ,3 böse [schlechte] Fässli,
in eim [= einem derselben sc. befindet sich] Esch.' 1571,
Z Inv. Mit Höh und A. cha""-me" u-äsche" Z, H. u. A.
helfe'd de" ffile' Wrischere [Wäscherinnen] w. AAKais.;
s. u. Ascher. ,Zoch mit im [einem Seifensieder] in die
dörfer gan äschen koufen.' ThPlatt. Es ist z' jyflause"
(z' achere") wie-n-i" der A. Z. Lob eines leichten Erd-
reichs; syn. me-H-im Anlie. Gebäude sind sprichw. ,ein
Viertel Ä.', d.h. ihr Wert ist unsicher (wenn sie nicht
gegen Brand versichert sind). ,Viel Kirchen und Clöster
legten sie in die Eschen.' W^ürstis. ,Dadurch der
erarmet gmeine Mann viel Häuser widerumb in Ehr
leget, welche sonst in der Eschen blieben wären.' ebd.
Z' A. falle", aus einander fallen, zu nichte werden L.
,Hiemit giengen alle anschläg herzog Luitfrieds zu
äschen.' Gdler 1616; auch von Personen: So hübsch
und früsch ist Eine'' [Jener] dert — Der fallt-is no'''
nid z' A. JIneichen 1859. , Ungebrannte A.', bildl. s.
V. a. Holz zu Knütteln, Prügelstrafe. Eine" mit iin-
'brennter A. wasche, mit Prügeln traktieren. Ineichen.
,Uli hatte schon die Geisel [Peitsche] am dünnern
Orte gefasst, um zu versuchen, was ungebrannte Asche
vermöge.' Gotth. ,Es waren büeche [v. Buchenholz]
Knüttel, die man auch Brügel heisst, ein ungebrannte
Eschen, wie man im Schimpf es sait.' Gr Lied 162'2.
,Verspielet ihr oder veräusseret dasselbige, so machet
ihr euch der ungebrannten Aschen fähig.' Kriegsreoht
1704. ,Ir keiner, der ihn sähe gern; tatend die köpf
in d' äschen henken [senken, beugen, verlegen vor
sich hin, zu Boden blicken]. Jeder forcht, ihm etwas
müossen schenken.' Salat. ,Verwirft der Tod mein
hohen Stamm, Schreibt in die Eschen meinen Nam.'
EudMey. 1650. .Der verlobte Jungfraustand ist ins-
gemein mit der stinkenden Äschen von Sodoma und
der Weichligkeit angesteckt.' ClSchob. 1699. Wer nit
geit US der Ä. [vom Herde, Hause weg in die Fremde],
'herchunnt NU [bekommt Nichts] in d' Täschu W.
Er het ke" warmi A. me, von männlicher Impotenz,
aber auch von allgemeiner Vermögenslosigkeit S. Bios
mer (in d'J Ä. Bs; GTa.; Sch; Z. Du chast mer A.
blase G; Sch, Formel der Abfertigung; syn. de Hobel
usbläse, im Füdli blase. Blösed-is [uns] d' Litt Ä.l
die Leute mögen sagen was sie wollen! (wir kümmern
uns darum nicht). Stutz. Bläs-mer A., se chann-i'''
sichte [die Wäsche laugen]! Z. ,Kutz auss der ä.!'
s. liutz. ,Wenn sich die Asche ballt und schwarz wird,
oder wenn es darin kleine runde Löcher gibt, so stirbt
bald Jemand aus dem Hause.' Eotenb.
Mhd. nuchc, PI. -<n, ahd. asiä, imgä, got. mgii (nicht
vwdt mit ask, Esche), ä.nhd. auch ,,\sche, Esche', wie auch
schon mhd. mche. Der Umlaut (mit welchem das W. in
unserer ä. Lit. immer auftritt) entweder aus einer ä. Nbform
mit ableitendem -i Citffhja) oder nur aus Einfluss des fol-
genden svh. — In einer Z Grabschrift 1696 wird auch der
PI. gebraucht: ,Anherr, Grossvatter, Vatter, Sohn Von edler
Luchsen-Escher-Stammen — Vier Aschen halten hier zusam-
men', ein Wortspiel mit dem Geschlechtsn. — In der Ab-
weisungsformel mag .i. das W. Arseh verhüllen.
Felw- s. Felwesch.
Für-, Fir-: Herd, Kamin PAger; T.
Syn. Firplatte; also eig. die Stelle, wo die Herdasche
liegt, nicht diese selbst. Das Comp, bleibt aber seltsam und
viell. ist -(ische hier ein anderes W.
Bei"-: Asche aus Knochen (von Geflügel, Kälbern),
zum Scheuern von Messing verwendet Z.
Reckholder-: bildl., Geld Z (Spillm.).
Der Eeckliolder [Wachholder] dient zu allerlei Segen und
Zauber, u. a. viell. auch zu Eäucherungen bei Schatzgräberei "?
Haupt- Hau})- — in. En H. ha": nach einem
gewissen Zeitraum den Aschermittwoch mit vermehr-
tem Aufwände begehen ZWint.
Verstümmelt aus Haupt- AiicJie"miltwui;he m. ; vgl. den
ebenf. von den Wint. verstümmelten Gruss : rjuete" [sc. Twj] !
S. auch Püache.
Bächt-. .Ein grünlichtes versteinertes Holz mit
Pektiniten [Kammstein, versteinerte Kammmuschel]
vermischt, welches die Bergleute Pechtesche nennen,
befindet sich ebendaselbst [sc. am Aubrig in ScuwW.].'
Grüner 1760.
Jedenf. Umdeutschung ans dem lat. pecten, Kannn ; fraglich
ist nur, ob. das (gewiss in ziemlich willkürlicher Schreibung
überlieferte W. zsgesetzt sei mit ,Pech', also zu lesen ,Pech-
Täsche' oder, was mehr innere "W.ahrscheinlichkeit hat, mit
, Äsche', da dann als erster Teil nur das in jener Nachbar-
schaft noch gebräuchliche Bucht, Kehricht, sich anbietet.
Pot- Bod- Z, Bud- GA. : Potasche, Laugensalz.
Der 1. Teil, eig. das ndrd. pot, Topf, mit der den
Fremdww. zu Teil werdenden Erweichung der Conson. und
Verdunkelung des Voc.
Reb-: Asche von verbrannten Rebschossen. ,Räb-
äschen, cinis armentitius.' Mal.
Tüfels-: Wolfsrauch, lycoperdon bovista, ein
Schwamm G oT.
Syn. Til/eh Tabuksack, T. Mtiauck ; Stuhere, welche alle
auf das in der reifen Kugel reichlich enthaltene Spurenpulver
deuten. Die Beziehung auf den Teufel verdankt die Pfl.iuzc
wohl dem verderblichen Einflüsse auf das Gesicht und auf
den Milchertrag der Ziegen ; eigentl. auch der sanitarischen
Verwendbarkeit bei Rissen in der Haut, bei Blutungen.
Aschele f.: aschfarbige Katze Gr. Vgl. Äscheri.
äschen : mit Asche bestreuen z. B. eine Wiese ZWl.
Ascher I m.: 1. ein grobes Stück Zwilch, das
man über die in einer Bütte befindliche, zum .Sechtcn'
bestimmte Wäsche spannt und mit Asche belegt, die
dann mit aufgegossenem heissen Wasser zur Lauge
wird Gl; W; Z. Wer unbefugter Weise ins Wasch-
haus geht und den Ä. von der Sechtstande hebt, muss
den Wäscherinnen Wein bezahlen. Syn. Ascit entitech,
-blache. — 2. zur Wäsche ausgelaugte Asche, Aschen-
haufc Aa; Bs; GnPr.; L; ScH; Z. Der Ä. abhebe", uf d'
Matte fitere". Spren«. Me" muess dr Ä. silde", wenn-ttie"
sichte" ifill Sch. Dr Ä. i.tt giiet uf d' Wi^e. ebd. ,Wer
dohein [wer irgend einen] escher oder lou [Gerberlohe]
usschüttet in das wasser, von frue unz ze nacht, der
git [Busse].' L ä. Ratsb. ,Es ensol euch nicman weder
escher, noch stein [usw.] über die Rüssbrugg ab
5G7
Aseli, escli. isch, osch, usch
568
schütten.' ebd. — 3. G-rube, in der beim Gerben die
Häute mit Asche bestreut werden Zf. ,Swer [welcher
sc. Gerber] dehein hut u.sser dem escher ziet und si
tages in dem [öft'entlichen] wasser weschet, der git
[Busse].' L ä.Eatsb. — 4. der befeuchtete und an eine
Stange gehängte Lappen, mit dem man vor dem
Backen die Asche aus dem Ofen wischt GSa.
Das "W. in der ä. Spr. nicht, dagegen mhd. einige Zss.
mit asiher- statt aachen-. Vgl. ,Ascher-Mittwocli'. Die Bil-
dung ist aber auffallend. Sollte das W. urspr. der PI. eines
Neutr. 'aach sein, der dann in einen Sg. m. umgeprägt wurde,
wie Sprür, Spreu (ahd. ajjrm-w-:i), in einen Sg. f., oder ist
es verkürzt aus dem syn. Äat.heridi, dessen -er- aber die Frage
erneuert? Wenn es direkt mit der Abi. -er gebildet ist.
welche an Gerätnamen vorkommt, so wird die von nns als 1
angesetzte Bed. allerdings die urspr. sein, so dass man vom
Tuch auf den Inhalt desselben übergieng. Auch die Bed.
3 u. 4 sprechen eher für diese Auffassung als für die um-
gekehrte. Eine letzte Möglichkeit wäre Abi. von dem Vb.
üsfheren, welches mit der sonst für Yerba frequent. dienenden
Silbe -er dir. von Äache gebildet sein müsste. S. Äacherirh.
Ascherech Ap; „VOrte" ; G, -nch B (Zyro), -[ch
Aa; B; FM.; UwE. ; Zo; Z. Äschrich BRi., Äschcriij
Aa; Ar; ß; S; Zg, Ascheri ApK., Ästrich BSi. —
111.: 1. ausgelaugte, ausgesottene Asche, Bodensatz
der Waschlauge beim Waschen, auch beim Sieden des
Garnes Ap; dienlich zur Düngung steiniger Wiesen
Aa; Ap; B; FM.; G; S; Vw; Z. Syn. Äscher 2.
, Weilen das Erdreich ganz zart und wie ein Ascherich.'
Carolina 1734. — 2. ^ Aschertuch, Ascheri „Ap;
Gl;" Zg; Z.
Fehlt der ä. Spr., aber etwa gebildet wie mhd. buien'rh,
hüteric?!, Schlauch, Gefass, im Verhältniss zu botcch^ Bottich.
Doch erklärt sich diis -er- wie bei Ascher am Leichtesten aus
dem Yb. iUeheren (wenn nicht umgek. dieses erst von Aacher
abgeleitet ist). Das -k-h wäre dann das selbe wie in ,Bott-ich'
(zu nhd. ,Bütte'),- , Eppich, Fittich'; ahd. -<ih.
äscheren: mit Asche umgehen, resp. Stoife damit
bestreuen und laugen. ,Es gebrauchen die Asche die
Hausmütter bei dem Garnkoehen und Aschern.' Gr
Samml. 1780.
ver-. ,Swer ze Zürich gorwen wil. sol das leder
nüt verweschen noch vereschern.' Z Richtebr.
Ascheri f. — PI. Ascherne: aschfarbige Katze
GRoHe. Vgl. Aschele und äscherig 2.
äscherig: 1. in der alten Verbindung: .äschrige
Mittwuche' = Aschermittwoch. ,Uft' der äschringen
mitwuchen.' Obw 1519. ,Die äschrigon mitwochen.'
15'21, ÜPPN. Gottlieb. — 2. aschfarbig, von Katzen
GrAv. Vgl. Ascheri.
äschig := äsclierif) 1. Eplib.
Asche ni f.: Asch, oben weiter, unten sich ver-
engender Napf Bs (Spreng) f.
Mhd. lisch m., tiefe Schüssel, urspr. aus dem Holz der
Esche (s. d.). Unser "W. (wenn wir es so nennen dürfen)
ist aus dem PI. von ,Asch' in einen weibl. Sg. umgeprägt,
nur dass der Voc. (a für e) spätere Bildung verrät. Eine
unumgelautete Form des W., ,dascheu' (1. d' aschen), scheint
bei JFunkelin 1550, Y. 220, vorzuliegen; vgl. V. 177, wo
von einem , Geschirr' voll köstlichen Trankes die Rede ist,
V. 198 allerdings auch von einem Krämerkasten.
Wald- Ascher ni. : gemeiner, weisser, unechter
Ahorn, acer pseudoplatanus. (Dcrh.) — Aus dem Ital.
(acero) oder Churw. (aachiero) entlehnt. — Syn. Bcnjahnrn.
(nii-)äscher -•'-.• ungeberdig, z. B. unbescheiden
beim Essen Gr1>.
Die syn. unschliindicj, viäaslcidit/^ deren eigentliche Bed,
ist ,nicht (mehr) essen wollend', legen Zshang unseres YF.
mit , essen' nahe; freilich bieten zu dem Übergang von « in «
in solcher Umgebung die Lautgesetze der betr. MÄ. keine
Unterstützung; vgl. essiij, ässig GrD. Eher ist Verderbniss
aus uii-äspcr (s. u.) anzunehmen. Das Präf. un-, von Bühl,
angegeben, von Anderen in Abrede gestellt, lässt sich recht-
fertigen wie in letzterem W. Die Anderen behaupten auch,
der Ausdruck sei nur im Munde geborner Churwälschen.
Äscher II m. : Wein von Äsch im L Hitzkilchertal,
sprichw. wegen seines Säuregehaltes. Der A. hutzt
i" Süs und Brüs Ei^'m d' Chriesistei' [die Steine ge-
nossener Kirschen] zum Güdel [Bauch] üs. L Hildebk.
Auschlet, Ouschlet, Ouschlig s. Unschlicht
Sp. 348.
Esch I BHa.; Gr; aS.'Hw (H'J: Uw (ebenso); Z
tw. (e'i'J, Ösch AABb., Holderb.; Bs; B (Si. Ö); W;
Z tw. (oi^) — m. (f. Bs), Esche GREh.; Sch, Ösche Aa
It H. (oi^e) u. MüHLB.; S — f. — PL Esch Uw: Esche,
fraxinus excelsior. Inip^n^ [in einem] Garte under-^^ri;
Laube ro" Öschletir Aa (Schwizerd.). , Fraxinus, ein
Eschbauni.' Fris. ; Mal. , Eschbäumen halb zehauwen
oder verderben.' L Ansechenbuch. Die , Esche in Engel-
berg' als Gerichtsstätte vielfach in Ofi'nungen erwähnt:
,Wär dass in disem hof dehein [irgendein] urteil stössig
wurd, die soll man des ersten ziehn gan Buochholz
unter die aft'oltern; wirf si da nüt berichtet, so solls
man ziehn gan Engelberg under die Esch.' Offn.
Buochs.
Amhd. aach m., mhd. auch each(c) f. Es lässt sich fragen,
ob die Angaben über das weibl. Geschlecht des W. bei uns
nicht durch das Bücherdeutsch beeinftusst seien. St. setzt
in Dial. ,m.'', im WB.* sodann ,f.' Der Flurn. ,das Esehi'
z. B. Giswyl 1429 und noch mehrfach im Ktn B mag aus
' Eachavh, Eschengruppe, entstanden sein. , Eschental' ist
wahrsch. nur Umdeutung von Oaautu (Ursula?): vgl. Eschel-
bach = Eschenbach.
Vogel-: Eberesche, wilder Vogelbeerbaum, sorbus
aucuparia (Durh.). — Die Früchte, V<yel-, Krvten-Beri,
dienen den Yögeln zur Nahrung.
Mos-: dass. GEh., We.
Möa = Moor, Sumpfland, hier i. S. v. bloss feuchtem,
schattigem Boden. Diese Benennung muss auffallen, da die
gemeine Esche viel mehr nassen Boden liebt.
Niel-: dass. ScHwGalg. — Aus Wiel-E. angelehnt an
Niele, clematis vit.
„Büehl-Äsch m. : Ulme B." — Büehl, Hügel.
Schwi"-Esch: Eberesche G oT.
Da eine Beziehung der Erzeugnisse dieses Baumes zur
Schweinezucht nicht besteht, so müssen wir wohl Schwiii
auf den heiligen Eber der gernian. Mythologie beziehen; vgl.
Kuhn. Herabk. 201.
Stink-: dass. GWe. — Wegen des scharfen Geruches
der Kinde so benannt.
Wüel- GSa.; Fürs., Wiel- Gl; GSa.; Schw; Uw;
U; Zg, Well- Scnwib.: dass. .Wielesch.' Vogelb.
1557. ,Ornus, ein wieläseh, ein staud, tregt rote beere,
sind nit ze essen; etlich nennend in melbaum.' Fris.;
Mal. — Von wüefen, üppig vegetieren.
Wild-: dass. ScHwSchübelb.
Eher eine Umdeutung aus dem vorhergehenden, als mit
Beziehung auf die zahme Eberesche benannt.
escliin, -ig: von der Esche herrührend. EsrJiis
Laub als Ziegenfutter gesucht. ,Das eschin (äschin)
gert' wird v. Schw LB. 144'2/lö44 durch Bann geschützt.
5g9
Ascli —lisch. Asff -usg. Ask — usk
570
Esch II iV ScnSt.; TiiHw., Äsch Qr, Osch AABh.
— m. Gr, f. AABb.; Seil; Th — PI. Esch (auch Esche"
für m. u. f.?): das gemäss der alten Dreifelderwh-t-
scliaft aus der Sommer- und Winterzeige bestehende,
auch Wiesen umschliessende, eingezäunte, gewöhnlich
vom Weidrecht ausgeschlossene Saatfeld einer Dorf-
gemeinde, Zeige, Flur, meist im Gegs. zu Brach und
Äfierte (s. dd.). ,Ager, ein esch oder bann, die ganz
uniligende [Umgegend], felder, matten, wäld. um ein
statt, dorf oder fleck.' Däsyp.- 1537. ,Acker, Feld,
Esch oder Osch.' Denzl. 1677; 1716. Auch einzelne
Abteilung der Flur: Häher-, Ghorn-E., Ackercomplex,
der mit H., mit Dinkel bepflanzt ist ScnSt. Jetzt an
den meisten Orten veraltet oder ausgestorben und nur
noch erhalten als Orts- und Flurn., auch in den RAA. :
um d' Esch gö", von der feierlichen Procession. mit
welcher die katholische Bevölkerung alljährlich am
1. Mai auf die Kornzeige hinauszieht, um dieselbe vom
Priester -segnen zu lassen; syn, uf d' Chornzelg gö"
ThHw. Etw. ah Osch (aböi') tuen, beseitigen BRi.
TFe"» die Chiie nüd besser ist, loann [als] dass 's iez
d'n Anschin hed, su gän-i"'' denn mid-ra a. (Vgl. ab-
faren). Bis [sei] still, sust di''' rumen-i''' denn a.!
BRi. Syn. s. ab Sp. 25, b a. In 6r noch : Wiese (im
Tal) und: Gras, das nach dem Grummet noch wächst.
Der lebendigere und genauere Begrift" des Wortes er-
gibt sich aus zahlreichen Stellen der alten Dorfrechtc.
,Ain guot, das in allen eschen hat 44 juch akker.' G
Stiftsarch. ,Hat aber jenian frömdes vich, der soll
es weiden in der brach und nicht in dem esche.'
BiRMENSD. 1347. ,Die Müli ze Rieden nid dem dorf
in der ess gelegen.' Z XV. ,Wo die lüt getrett und
traib zesamen haind, da soll man tryben in esch rinder
gegen rindren, und an die brach küe gegen küegen,
und in die hälm soll niemand küe tryben.' Magdenau
XV. ,So band die von Honberg rocht gegen den höfen
von Reckenwiler, in der zeig, es sy in der brach,
esch und egerten, zuo hüeten und triben [usw.].'
Klingenbero 1449. ,Die von Burgou band trett gen
Flawyl uff die zeig, in esch und in die brach.' Borgaü
1469. ,Daz yederniann zun machen soll zwüschent
der brach und dem esch.' Adorf. ,Dz Türli zuo [bei]
der Ess.' Wetzikon 1475. ,Und mag der widmer [Ver-
walter des Kircbengutes] den stier zuo den meyen
[jeden Mai] für die fallentor [zufallende Tore] in die
esch treiben; doch mag einer den stier usser syneni
körn tryben.' Mülheim 1475. .Welicher wisen oder
Waiden in den eschen hat, der soll die zünen, und
bricht im da vich herus und tuet schaden . . .' Tobel
149'2. .Der forster soll schweeren, den esch zuo ver-
sechent.' Güttingen. ,Es soll ouch niemandt kain ross
in die esch schlachen [auf die Weide treiben], anders
dann die ross, so ainer desselben tags vor dem pfluog
brucht hat, ungefarlich.' Kilchberg 1515. .Wenn ein
hirt in der ess bim vich schlaft, und dz vich schaden
tuot.' ZWiedikon ca 1540. .Damit körn- und haber-
äschen, desgleichen auch die brachwisen zue iren go-
bürlichen zelten in guetem schirm liget.' Tnllüttw.
1594. Ab str. gewendet: .Wenn die zeig über lewren
[die Anhöhe] us gebuwen und esch [angebaut. Gegs.
zu ,brach'] ist und man da schnydt, so mag der an
der huob syn hälm usweiden als fer syn ackrou gand
und nit fürbaz.' Obeiu'zwil vor 1436. ,Wenn iro zeig
in esch litt.' Oiierbüren 1481. ,Die wisen im hof zu
Tätuo'w sond [sollen] ze niittem merzen ingeschlagen
[eingezäunt] werden und also, bis das embd darus
kompt, in ess [Bann] ligen.' Töss 1536. ,0b man aber
die embdwisen gemeinlich vor disem tag uf täte, als-
dann sond die ruchen [sc. wisen] och ufgetan, nüt
lenger in ess ligen,' ebd.
Mhd. ezzinch, ezesch, ahd. czz'tsc, got. atisk m. oder n.,
Saatfeld, Flur. Esvh also zsgezogen aus ez(e)»ch. Der Voc.
ist danach cig. das aus « umgelautete e (d. li. c'), welches
aber oft mit dem urspr. e (e-, ä) sich vermischt hat. Beide c
gehen bes. vor Zischlauten leicht iu ü über, vgl. Match,
Messing; traschen, dreschen; nhd. .löschen' aus li/schen. Be-
achtenswert ist, dass z. B. in AaBb. neben Ösch f. für das
Appellativ, (älteres) Äsch n. als Ortsn. besteht. Auch in
deu Ortsn. kommen c, n und ü vor, die beiden erstem kurz,
a iu der einsilbigen Form auch lang. Für die Feststellung
des urspr. Begriffs ist es nicht ganz gleichgültig, ob man
das W. von , essen' oder , ätzen' ableite, denn im letzteren
F.all könnte es urspr. wohl nur .Wiese' (für Viehfutter)
bezeichnet haben, während es im erstem Fall eher auf
menschliche Nahrung (Getreide) zu beziehen wäre. Jeden-
falls ist auch später, wie bes. die Angaben aus Gr zeigen,
die Beziehung auf Graswuchs nicht ausgeschlossen (resp. aus-
gestorben), und gemäss dem allg. Gang der Cultur von Vieh-
zucht zu Ackerbau ist es sogar wahrscheinlich, dass jene Bed.
die älteste war. Im Rätorom. steht asc e pasc, angebautes
(doch z. T. oder zu Zeiten auch zur Viehnahrung dienendes)
Feld, dem ausschliesslichen gemeinen Weideland (Äijeric,
.Vhneind) gegenüber. — Als Ortsu. resp. Flurn. erscheint:
,Esch' ZFi., (,Im Esch', Geschlechtsn. W), ,Äsch' AaBb,;
BsLd; L; G; U; Z, ,Äschi' BO.; Th (ä-) ; Uw, .Öschinen' BO.
(Dat. PI. auf den Wiesen':'). Dazu die Ableitungen ,Ö3chingen'
(KIcttgau, vgl. ,Donau-eschingen'), .Öschgen' (Eschikon. d. h.
Eschinghofen) Aa und die Zss. Üschticher BsLd, Chäteau d'Oex
(Osch) Kt. .Waadt. Der Z Geschlechtsn. Bseher wird eher
hieher als zu Äsche oder Ascher gehören. Übrigens ist in
den Ortsn. Vermischung mit oder geradezu Herkunft von
Esch I möglich. — S. noch Esch-Bann ; Esch-Tur.
Eschel, eschjon s. Esel, eslen. Es eh er
s. Esch- Tor.
esclileil aes'le: die Zischlaute nicht rein, sondern
mit Beimischung eines / sprechen Z. -- Vgl. oc«« Name
des Buchstabens ».
eschplizieren s. e.cpliciereit.
Eusch s. Allst. bi-oschen s. hi-.
Ösch(i) a. Esch I. Höscit. oschig s. l. eschin.
Ji. viöschig, mäusch. Ousch-, Usch-lech, -lig,
-lat s. Unschlicht Sp. 348.
iis('lie(li) (h)in-c(li) Bätz Balz Blitz: Ruf der Ver-
mummten in der Fasnacht, welche um eine Gabe bitten
Z. S. u. Bütz.
Uscheul (""") ni.: niän;il. Taufn., Eugenius W.
Uschi: w. Taufn. 1. = Ursele Sp. 468. — '2. Eugenic
BsStdt.
üsclielen s. nnschlichtclcii Sp. 348.
Uschi 111.: in Taufn.. Eugen üsStdt.
äsgen s. ansgen Sp. 348.
Osgi 111.. dim. Ösgerli: in. Taufn.. Oskar .\a.
asketisch. .Asketische Gesellschaft': Titel oiiios
i. .1. ITiiS anfänglich unter dem Namen .Theologisch-
kasuistisches Kollegium' gegründeten Vereines von
Z Gcistlidien. — Kig. .Übungsgesellschaft'.
r,7l
Asp, esj). isp, osp, usp. — Ast, est, ist, ost, ust
572
Asp(e) -«- allg., Espe ÄASins; G (Sa. <#-); Uw (e'-)
— f. (auch m. TJw, Matthts) — Diiu. Aspli: 1. Espe,
Zitterpajjpel, populus tremula. allg. Im Kinderrätsel
werden die Schenkel des Menschen bezeichnet als zwo
Aspe, .sind bed (/lieh (/'wachse". Das beständige Zit-
tern der Blätter wird zurückgeführt auf den Fluch,
welcher den Baum getroffen habe, weil in der ganzen
Natur er allein beim Sterben Christi unempfindlich
geblieben sei. In W verquickt sich damit der Glaube,
dass das Kreuz des Heilands aus diesem Holz ge-
zimmert gewesen sei. Aspa, du Galguhuls! habe der
Sterbende gerufen, so lang a Baum van dim G'schlicht
stä" ward, soll il'is Laüh zittrii" wie nn" Lib in-''er
drlittinnigu" Todsangst und immer rüschv" und mis
Sifzgii" rerchintu [verkünden]. Holz von der Espe
gehört zu einem Zaubertranke gegen Rippsucht und
Rhaehitis oder unterwachsenen Leib. — 2. Schwarz-
pappel, populus nigra ThHw. , Aspenbaum.' Dplnzl.
1677; 1716. — Amlld. najm, nape.
As]] m., Aspii, Aspi. Kspi n.: häufiger ürts-
und Flurn., eig. Gruppe oder Gehölz von Espen. Die
appell. Bed. noch erhalten in der RA.: ein Gesumme.
Wirrwarr, eine Unruhe wie im-me Espi TnSteckb.
ÄK/ii, das jetzt die Form einer I'imiu, -Bildung trügt,
wird wolil aus dem Collelttiv ' AejMch gekürzt sein.
Aspele U, Asple AäF.; \jR\gi ^ Aspe 1.
Asper e f.: Espenpflanzung, Stelle wo Espen
stehen; nur als Flurn. belegt.
aspig, aspi", allg., äspig S: von der Espe her-
rührend, zur E. gehörend. Zittere" vie-n-en as/ns Laub.
Aspan, Espan s. Eseh-Baiin.
un-asper (iit, -äijier GnPr., -geasper ü^kaiprr
GnPr.: 1. roh, barsch im Benehmen, von Erwach-
senen; wild, ungeberdig, von Kindern; böse, ungestüm,
von Tieren; Syn. rüch, rüchhärig, iinwürscli, untiien-
lich, iingewerlich. unwallig, nnäscher; Gegs. liebärtijj.
— 2. unansehnlich, unerheblich GRChur. ,Es syge
numedi [nur] ei unaspers, magers Mändli [Männchen]
g'sy°.' GöLDi 1712.
Bed. 1 viell. aus dem riitorom. asjwr (it. asjiro, lat. affjjrr).
rauli, lierzuleiten. wobei un- steigernde Bed. liaben miisste,
s. Uli- 4 (Sp. 294); übrigens besitzt das angrenzende Mon-
tafun das einfache W. (äsper) mit der Bed. ,muater'. Das ii
liann nicht Umlaut sein, sondern nur die vor Zischlauten
häufige Trübung wie in JUche u. a. S. auch das syn. un-
iuclier. In Bed. 2 scheint eine Yerniischung mit un-ailillmr
(s. d.) Statt gefunden zu haben, welches die selben zwei
Bedd. zeigt, aber erklärbar aus dem verbalen Grundbegriff.
E speie, Esple f. s. Mesple.
Esper m. : eine Münze. .Also dass ich zu der zeit
•")0 [Pomeranzen] umb ein Esper oder Kreuzer gekauft
hab.' Amm. 1630.
Verderbt (wahrsch. in Folge unrichtigen Hörens) aus
* Etscher d. i. Etsclihrüzir, s. d.
Esparsette «/j£r«f((c f. B; Bs; L; Sohw, Sparsette
(DuRH.), Esper lU eiper m. Aa; Bs (c^-); L; G; Sch;
Th; Z (rf-), Ösper LE.: 1. Esparsette, Schweizer-
klee, onobrychis vulg. (sat.). allg. Wie schmöckt
[duftet] de'' E. und de"- Chle — Es Zucl-erbrütU für
mis Veh! KdMey. 1841. De E. hcnH sls Chüpfli dei.
ebd. ,Der Esper.' Z Naturf. 1761. Gr Samml. 1780.
Syn. EspjerkU. — 2. falschl Sparsette, Espersette:
Vogelwicke, bunte Peitsche, coronilla varia, eine
Giftpflanze (Ddrh.). — S. jcilde'' Esper a) gemeiner
Wundkle,e, Wollblume, anthyllis vulneraria AARain.
— b) Mengelkraut, gemeine Becherblume, poterium
sanguisorba ÄARemig.
Aus frz. cn/xirccttc, dies aus lat. aparganium, Igelsko-lbe,
mit welcher Pflanze die E. der stachlichten Frucht« wegen
verglichen wurde, wie hinwieder die unter 2 u. 3 genannten
Pflanzen mit der E. wegen der Ähnlichkeit der Blüten,
Blätter oder des ganzen Habitus.
e s p e r e " : den Samen obiger Pflanze einsammeln ZB.
Espessc esspe^ssi;: Art; auch adv. = auf eine Art,
gewissermassen B. — Eines der zahlreichen frz. Lehnww.
(cspire) der Bstädtischen MA.
Espi s. Esch-Bann. espliziere"; espress
s. expliziere"; express. Ispe s. Ibi'ieh Sp. 48.
Ast allg., daneben Na st Aa; Ap; Bs (auch bei
Hebel u. Spreng); GTa., T.; S; Sch; Schw; Tu; ZNA..
Dnast ZRafz — PI. (Nje'st allg.. Äst GrD., Klost.
— m. : wie nhd. 1. Kei Vögeli sitzet uf-''em Na.'st.
MiNNicB. Er nimmt es Nestli uf d' Chappc. KdMev.
1844. D' Vögeli luege rerstünt [erstaunt] i^o" de hocke
Näste (hirahe Bs. ,Du bist ein rechter Tannenbaum
Auf deinem Nästlein ruht Die weiss und rote Ritter-
schaft.' ToBL. VL. De Baum llt no''' in'n Este, ist
no''' riüd us den Este = no''' nüd usg'astet, von einem
gefällten Baumstamm Z. De Baum ist i" d' Est
(j'wachse, 's ist Alles [an diesem Baume] a'n Este, auf
Kosten seiner Fruchtbarkeit Z. Er schlot uf d' Stüdcn,
''ass d' Nest zittere", er bringt sein Begehren ohne Um-
schweife vor. Schild. Gang doch a" e" Ast [geh dich
hängen]! i"'' mag-di''' nimme [nicht mehr] a" de" Auge"
lia"! U. Ast als Symbol: Stechpalmen mit Beeren,
auch Tannäste aufgesteckt vor Wirtshäusern, wenn
sonst kein Aushängschild angebracht ist. Er hat en
Ast dusse, er schenkt Wein Z. Syn. Tannhüschli.
Das Zeichen verliert seine Bedeutung nicht, auch
wenn es im Laufe der Zeit verdorrt; vgl. Dürrenast.
.Mein Vater hatt ein spil componiert, darin solt ich
wirf g'.s3-n sein, genannt: der wirt zum tieren ast.'
FPlatt. 1612. Doch lag, nachdem einmal Schilder
eingeführt worden, die Vorstellung der Ärmlichkeit
nahe und der Volkswitz wendet den Ausdruck ethisch:
Da heisst 's ,zum dürren Ast." heiß Gott dem Gast!
in diesem Hause herrscht Kargheit. Hartherzigkeit.
SüLGER. Der Wirt zum dürren Ast bettlet 's Brod
und git 's dem Gast. Sutermstr. Sprichw.: 1) Uf
en zähen Ast g'liört e herti Bisse. Sülger; vgl. ,auf
einen groben Klotz gehört ein grober Keil'. Der Ast
ist hart z' spalte, diese Arbeit ist mühsam. Sulger.
's ist Icein Bom [Baum] so glatt, er hat Äst, unter
gefälligem Aussehen verbergen sich widrige Eigen-
schaften, ebd. 2) Wer si''' z' stark uf d' Äst use
löt [läs.st], muess gumpe [springen], wenn man 's auf 's
Ausserste kommen lässt, muss man sich durch ver-
zweifelte Mittel retten. Ineichen. Bildliche RAA.:
1) Von eim Ast uf en andere" springe", zusammen-
hanglos sprechen B; auch: von eim Ast uf dr ander
cho", von Allerlei reden; Syn. tif den Ästen umefare",
ohne Grundsätze reden und handeln (Ineichen); un-
beständig (Sulger), unzuverlässig sein S. 2) Si"'' uf
d' Äst use lä", sich in Gefahr begeben. Er löt-si'''
573
Ast, est, ist, Ost, ust
574
iii'ul ^' JcU iif d' Eat Kxe, er lässt sich nicht in zweifel-
hafte Unternehmungen ein Gl; Z; auch sclion in einem
Lied V. 1712. Si''' z' osserst of de Natit xse lö", das
Ausserste versuchen, wagen Ap. ,Er lasst sicli zu
weit auf den a. hinaus.' Hosp. Wäid-is [wir wollen
uns] frisch uf d' NestH la". Lied v. 1798. Auch: sich
in Specialitäten einlassen, hinauswagen, in einem Exa-
men B; si uf en Ast use lä, in specialia descendere.
Id. B; vgl. übrigens auch: d' Sach uf es Ästli use
trlbe", aufs Ausserste. Id. B, Zyro ; Ein'n uf d' Est
u. tr., in Verlegenheit setzen Gl, u. u. 3. fZ' usserstj
uf den Äste (ussej, uf den üssersten Ä. si", ökonomisch
bedrängt, ganz nahe dem Bankrott; nahe dem Verlust
eines Amtes Aa; B; L; üw. ,Auf dem Ast sein', auf
dem Aussersten. Sch Pilg. Kai. ,So für Nichts und
wieder Nichts gebe er seine Meitscheni nit weg; so
zu äusserst an den Ästen als D'r-Gottswille-Sühnis-
wyber [aus Mitleid angenommene Schwiegertöchter]
wolle er sie nicht hangen sehen.' Gotth. Si''' a-ine
Estli hebe, an einem Strohhalm halten Ap. 3) Um.
d' Est ume (uf d' Est Aa) schlü", Gedanken, Wünsche,
Absichten in Worten andeuten, aber nicht offen aus-
sprechen Aa; B; .syn. uf d' Stade; nhd. ,auf den Busch
klopfen', Bild vom Jäger, der in einem Gebüsch nach
einem Wilde spürt. 4) „Jmdn unter die Ä. nehmen:
scharf ausforschen, examinieren BO.;" auch: einen
Verweis geben, streng anbefehlen. 5) ,Das [was zur
Kriegführung dient] ist alles da zum allerbesten. Nun
wend wir dran von fryen esten.' NMan. = frisch dran;
vgl. 0. das Lied v. 1798? .ausfliegen frei wie der Vogel
von einem Bauni'? — 2. die harte Spur eines Astes
in dem zu verarbeitenden Holze, allg. .Welcher schütz
[Schuss] gölt oder brölt [bloss spielt oder abprallt]
und nit fry durchgät, in irre dann spän, nagel oder
Ost, der gilt nit.' G Gesellenschiess. 1485; vgL auch
irren 2 (Sp. 409). Bildliche BAA.: In-en (i den,
in'n, i Aa; Ap; L) Ast [i d' Est Uw) (i"-) sage [sägen]:
1) auf Hindernisse stossen. allg. Es tuet i d' Ä. s.,
geht schwer vorwärts Gr; es (jät in d' Est, man stösst
auf Hindernisse GuNuf. 2) etwas Gefährliches unter-
nehmen. Id. B. 3) Anstoss erregen, verletzen; durch
unkluge Handlungsweise sich Schaden zuziehen; Etw.
reden oder tun, das übel angeht, aufgenommen wird ;
durch Reden verletzen; sich verschwatzen; etwas Ge-
wagtes sagen, das zu Widerspruch reizt, allg. I de
Nast s., vor den Kopf stossen Ap; ebenso: in en Ast
haue" ScHwMa.; vgl. ,in ein Wespennest stechen'. Er
het wüest i" A. -u/sagt, arg beleidigt L. ,Sie sah, dass
sie in einen doppelten Ast gesägt [in zweifacher Be-
ziehung Ärgerniss gegeben hatte].' Gotth. ,.\ber da
scheinet es, fange man an in einen Ast zu sogen.' L
Predigt 1695. Est ha'", von Sachen und Menschen:
schwer zu behandeln sein, Schwierigkeiten haben Gr;
SchSI Da" Bing hat Est. Sulger; Syn. Clmöpf; e
Meinig, e Gsicht, e Nase. Do het 's en Ast — hock
dei, seit de Buechstabicri [A-B-C-Schütze]. Sutermstr.
,Die übrigen Orte, die in der Sache .,an einem A.st"
[angekommen sind], darin nicht weiter kommen.' 153(1,
Absch. ,Diss ist ein harter ast [Widerstand], dadurch
man die hoche notwendigkeit der Keformation under-
stehet zweifelhaftig zu machen.' ,Wann die saclieu
[der Bau einer Kirclie] nicht wiederum neue Äste
[Anstösse, Hemmnisse] gewinnen.' Sereuhard 1749. —
B. (übertr.) Abzweigung. Uf all Ä. use gii", einen
Unterrichtsgegenstand nach allen Seiten und bis aut
Einzelheiten verfolgen B. Vgl. auch RAA. 2, 2. Au.s-
läufer eines Gebirgsstockes: ,kns dem Grimsel, wo
ein Ast der Furka ist.' Sererh. 1749.
Die "Versetzung eines aus dem Auslaut des vorborgehondcu
,cia' herübergezogenen n ist bei diesem W. bes. stark be-
zeugt; auch schon bei Euef 1.550, S. 57 neben ,ast'. Bei
der .\usspr. t- oder cc (im PI.) lautet das W. dann = .Nest',
uidus, und kann mit diesem verwechselt werden; aber in
der Formel .Hurst und Nest', Alles zusammen, ist offenbar
eig. .nidus' gemeint: das Gebüsch und das darin steciende
Vogelnest, und es ist Hebels eigene Kombination, wenn er
diese RA. umgestaltet: eingt 's Tierli nit in U. und Xattf
— Der Zweig einer immergrünen Ptl.anze wie das ebenfalls
zur Bezeichnung der Schenke dienende Rad in älterer, der
Reif in jetziger Zeit deuten auf germanische Verehrung der
Sonne, die auch Trank und Speise reift; der blosse Zweig
ist viell. ein Überrest des ganzen Tannenbaumes, welcher
neben das Wirtsh.aus z. T. noch heutiges Tages gepflanzt wird.
Die unter 1, 4 zsgeüissten Bedd. haben den gemeinsamen
Begriff: scharf hernehmen, und können etwa aus der An-
schauung von Ästen abgeleitet werden, die durch Zerhacken
zu Brennstoff hergerichtet werden.
Ab-, nur PI. Abäst: Abfall von Ästen; Syn. Ab-
hoh Aa. S. ab-asten. Vgl. Abkabis.
Fleug-: Zweig mit Laub, der dazu dient, von
einem eingespannten Zugtiere das Ungeziefer wegzu-
scheuchen B. — fleugasten: (im weit. S.) „Jradn
schlagen, prügeln B;" herumtreiben UwE.
Gold-: Goldader in einem Fluss. ,[Bei Rinken-
berg] ist auch ein kleiner Fluss, welcher Goldästlin
führt, und sind zum öftern allda kleine goldkügelein
gefunden worden.' FSprecu. 1772. Auch Geschlechtsn.,
u. A. des bedeutenden Gelehrten von G XVI.
Hexen-: Verknotung eines Astes mit .Auswüchsen
Aa, z. B. verkümmernder Nebenast eines Kirschbaumes
Z. , Erblickte bei einem Schober Tannästen einen sog.
H., ganz und gar zur Keule geformt.' Stutz.
Wahrsch. von dem Glauben, dass Hexen durch ihren
Zauber Bäume so verderben, oder dass sie beim Blicken
durch Löcher eines solchen Astes erkannt werden können.
S. auch Nni-ren-Äat; Hexeiihesen.
Kliäb-: 1. Tannenast, der nicht tief im Stamme,
sondern nur an der Oberfläche sitzt (gleichsam bloss
.klebt') und darum tief herunterhängt Sciiw; Zg. —
2. Ast einer gestutzten Tanne, der 1 — 2' weit vom
Staiume abgeschnitten ist und daher im Sommer Harz
ausschwitzt (also , klebrig' ist) Zg. — 3. Ast, der
mehr od. weniger parallel mit dem Stamme empor-
steigt ZDüb. — Weisstannen mit Klebästeu und eingeris-
senen Kreuzen werden in einem Landnmrchbr. zwischen Schw
iiu'l Zg von 1545/60 erwähnt.
Kris-, Kres-, Gris-: Ast eines Nailelh"lzl]:iniiies,
bes. wenn die grünen Nadeln (das Chris) noch daran
sind, Ast mit Reisern, Tannreisig, allg. / ha>i en
Hals, ivie wenn i''' Chrünest drin hett [so rauh].
Narren-: unfruchtbarer, weder Blüten noch Fnrcht
tragender Ast eines Baumes oder Strauches. 1. wildes
Schoss; Syn. Wasscrscho.is.. - 2. Ast. bes. am Kirsch-
baum, von abnormer Gestalt, in ein krankhaftes,
krojifartiges (jlestrüppe endigend wie ein Besen GG.;
Syn. Heren-. Am Vorabend des Mai pflegten die
jungen Bursche in GO. spröden oder sonst missfälligcn
.Mädchen einen N., das Symbol der Unfruchtbarkeit,
hier des angewünscliten Cölibats, vor das Fenster der
Schlafkannner zu hängen. — A'hit wird ilbh. von üppigen,
leeren, trUgcrischen l'llauzentrieboa gebrauelit.
575
Ast, est, ist, ost, ust
576
Bi-Ast SineslM: kleiner Nebenast AABrugg; Z.
Palm-: am Palmsonntag in der Kirche geweihter
Zweig oder Ast von Stechpalmen, Sahlweiden udgl.
Einmal humoristisch auf Knüttel gewendet, welche
am Palmsonntag gebraucht wurden: .Da habend die
Prettigäwer sich entschlossen, den 12. April 1622 (war
Freitag vor dem Palmtag) sich zu widersetzen; und
weilen sie disarmirt gwesen, haben sie zu grünen
Brüglen gegriffen . . . Am Palmsonntag liaben sie den
Feinden die siegreichen Palmäst um die Ohren ge-
geben also, dass in die 195 todt geblieben.' Gr Handl.
1622. — In ürl)., Pr. wiril dif Salihvfide zu .Palnicu' vlt-
wendet.
Baum-: Ast von einem Obstbaum im Gegs. zum
Kris- Z.
Ber- (Z .«" u. e-). meist dim.: Blüte und Frucht
tragender Ast, Fruchtzweig GT.; Th; Z; bes. von
Kirschbäumen. Vgl. Trith-. Solche Zweige abzubre-
chen gilt für eine .Sünde am Baum' Z.
Mild, heni (nhd. .ge-bären'), tragen, inslies. von Frücliten
der Erde und dur Bänmu.
Brand-: Verzweigung der vena iliaca. .Die Nabel-
pulsadern kommen an Seiten der Blase von beiden
Brandästen des Kindes.- .TMfralt 1697, S. 68.
Rag-: ein stark und weit vom Stanmi lieraus-
tretender, etwas isolierter Ast; nicht gerne gesehen
und möglichst beseitigt ZZoll. Gegs. Kleb-.
, Runn-: grosser Tannast, welcher als Unterlage
dient, um eine Bmine, eine Last Reisig, aus dem
Walde nach Hause zu schleifen GrL.
Tann-. Ein Tannenast war im Beformationskrieg
Symbol der kathol. Partei; vgl. Salats Spruch .der
Tanngrotz [-wiiifel]'. woraus der Neckruf: ,Hie Tann-
ast! die Zürcher fliehen fast!' welcher während der
Reformationsstreitigkeiten viel gebraucht wurde. ,Ha-
bend sy ein nüwe rott ufgericht, die tragend zuo eim
zeichen einen dannast im huot; da hat ein redlicher
gsell uss unserem fryen Ampt, unwissend dass sy ein
sölhe eonspiration und rotturig habend, ein Stechpalmen
estlin ongefärd im huot gen Zug ze merkt tragen; also
sind über in gefallen die mit den tannesten und in
jämmerlich übel geschlagen, und alle, die von der
rott nit gefridet.' Aesch. 1529. Wären auch sie zu
schwach, so soll in Lucern die grosse Glocke gezogen
und überall Sturm geläutet werden, wobei jeder Aus-
ziiger eine Feder mit einem Tannästchen aufstecken
soll, ebd. .Als dann etlich diss zyt dahar dannäst
getragen, daruss dann lychtlich zweitracht und unruew
in ir statt mochte gefolgen, das liinfür niemand, es
.syen heiniseh oder frönibd, kein dannästen uf iren
baretten oder in ander weg solle tragen; dessgelychen
sol keiner dem andern cinich dannast gewaltiger wyse
abzüchen.' S Ratsv. 1582. Daher wohl noch die Be-
teurung: him Taiiiiast! AAStauf. und: Nem-nii der T.,
liol mich der Teufel! Sutkrm. In W auch Familienn.;
vgl. , Goldast, Kienast'.
Dürren-: althergebrachter Name gewisser Wein-
schenken bzw. Weiler B; S. — S. o. Ast j als Symbol.
Trub-Estli: Zweig eines Kirschbaumes mit reifen
Früchten Aa.
Triib gehört, weil « als kurz angegeben wild, ziiuäelist
zu Triipjxii, Häufchen, aber doch auch zu Trühr, Traube,
zumal da 'trühlet voll gerade auch von Kirschbäumen gesagt
wird.
Trauf-: Ast, der von andern überdacht ist und
deren Traufe empfängt. .Die unfruchtbaren Traufäst,
das sind die, so unden an den fürnehmen Asten standen
und undersich hangen.' Rhag, 1639,
Geäst, Genäst n,: Astwerk AABb.; L.
astachtig: voll Aste, Verzweigungen, Knorren.
.Estachtige .stock [Wurzelstöeke, Strünke], die von
krümbe und grobe wegen nit mehr könnend gebrucht
und zerspalten werden.' Z Stifts-Prot. 1619.
asten, auch nunte Af; SnJ.: 1. trans. a) einen
stehenden oder gefällten Baum seiner Aste bzw. eines
Teiles derselben berauben, ihn behauen Ap; B; Gr;
LE.; Schw; S; Th;U;ZO. — b) prügeln BO. ; ,7" ;
im Krieg schlagen (besiegen); hart mitnehmen, züch-
tigen. D' Luzerner lii [haben] d' Freischäre g'astet
BSigr. — 2. intr. a) Aste treiben. ,Der Baum
astet stark', wächst mehr in die Breite als in die
Höhe B. — b) die Aste von einem Baume abhauen,
Aste (zu Ziegenfutter, zum Brennen) sammeln B; Gr;
S; U. — c) streben, trachten nach einem Ort oder
Ziel. ICt'irahin a., irgend wohin zu gehen im Begriff
sein. Wä axtist hin'!' Ich aste obschich [aufwärts].
A. z' h'üräten. Auch ■ von Tieren Gr. ,Das volk [in
der Wüste] astet wider in [nach] Egypten.' 1548, II.
u. IV. Mos. ,Küng Hilfrich astet und eilet nach Paris.'
Vad. ,Die bischof astetend nach land und leuten.'
ebd. jNach ämpter und titlen a. und werben.' ebd.
,Dass ain abt bi sölichem rechten bliben und nit witer
a. weit.' ebd. \g\. nachasteit. — d) zu einer Partei
halten. ,Die edlen astetend zuo den von Zürich,
ein [anderer] teil an die eidgenossen.' Fründ.
Bei 1 b könnte nn ,.\st' als das Werkzeug gedacht sein;
wabischeinlicher liegt der Baum, der eine Behandlung er-
falirt, dem Bilde zu Grunde; vgl. die syn. nh-, ümsUM;
crjätcn ; nhzimmcren iidgl. 2 c, d entspringen aus a: der aus
dem St^mm heraus wachsende .\st strebt, treibt nach einer
Richtung. Zu d vgl. , wachsen an Jmdn". au ihn gelangen
mit einem Gesuch.
ab-, -nasten; 1. die Aste von einem Baum ab-
schneiden, ihn behauen Ap; BS.; Gr. — 2. ab-
prügeln BO.; F.
ab hin- aben-, ähen-, ab her- aper-, über-: an
einer stehenden Tanne die Aste von oben herunter-
hauen Ap; Gr. Uneig. : heruntermachen, abkanzeln Ap.
uf-, -naste: 1. an Bäumen bis zu einer Höhe
von ca 20 Fuss die Äste von unten an abhauen
Aa. Syn. uf stücken.. — 2. die Aste von einem ge-
fällten Baum schneiden SGrindel.
ent-ästen: refl. hässliclier werden, an .' chönheit
abnehmen. Sitdem si cfhürötet ist, hat si sich stark
entästet V.
Von einem Baum, dem man die Aste abgeschnitten, übertr.
auf weibl. Personen. Wohl aber Missdeutung von t-iit-gästen,
verunstalten, wofür bes. auch der Umlaut spricht, der uns
sonst bei den Zss. von , asten' fehlt.
üs-asten. -nasten: 1. einen Baum behauen Gr;
LE.; ScHW; W. — 2. einem Baum alle Äste aushauen,
z. B. einer Eiche, bevor man sie fällt; auch von einem
gefällten Baum AABb.; B; ZW. Vgl. sclineitlen. —
3. flg. a) ausspotten W. — b) ein geschlachtetes
Tier ausweiden ZW.
ver-: 1. verastet heis.st ein Baum, dessen Äste
dicht durch einander gewachsen sind, weil man ver-
säumt hat. ihn zu schneiden B. — 2. abprügeln.
ausklopfen AAFri.
Ast, est, ist, (ist. ust
578
liüs-: im tlausc liennii ^'escliäftig sein B. iSyn.
hitsräteii.
nach-: naclitracliten, -stieben. ,| Mönche. | die. dem
nachastend und nachstellend, das si zuo fliechen ver-
boten [gelobt] habend.' VAn.
ge-a.stet (/'astet Ap; GW.; U, f/'nastet AABh.; Ai'K. :
ästig, d. h. mit Ästen versehen, astreich, -förmig. —
Ab^eleitut vom Siibst.
un- ul'asted BJii.. ui/h- \] : 1. nicht von den Ästen
befreit BKi. — 2. übertr. grob, ungezogen, unfreund-
lich BRi. ; U. — Partie, von asten, also eig. unbehauen,
unkultiviert; vgl. .ungeschliffen'.
Astete f.: Astwerk, Geäste.
astig, ne'stiy Bs: 1. ästig, d.h. mit vielen und
breiten Ästen- Bs. — 2. knotig (vom Holz), von Ästen
durchzogen Gr. Syn. knüderig, ijeknopfet. — ge-
g'astig, g'estig: mit vielen Ästen Uw.
laub-. .Caput foliis evinctus, der ein loubastig
schäppele «der krenzle auf hat.' Fris. — Viell. Druckt',
für .loubachtig'.
ästlen (n)e'stlen: I. kleine Äste abschneiden
AABb. — 2. durchprügeln ■ AABb.; Bs. — üs-:
kleine Äste abschneiden Gr.
asst, asster s. (dasder) dester. aste, astig.
ästig, astlig, ästlig s. asig Sp. 504. Asten z
>i.' Astrem.
Alpen- Astere f.: .^Ipenstcrnblume, aster alpinus
GW.
Wisen-Astere f.: schwarze Flockenblume, cen-
tanrea Jacea AAWett. — Der .Üinlichkeit wegen mit der
Sternblume verwechselt.
W i n t e r - A s t e r : eine Gartenblume, Chrysanthemum
indicum.
„astmen: tief und schwer atmen VOrtk; Gl."
Wohl aus der Sprache der Arzte in die Volksspr. über-
gegangen; vgl. .Asthma', ^Engbrüstigkeit, aus dem Griech.
astrant: halsstarrig GuKlost.
Ein romau. Lehnw. ; viell. von 'aKimn:, mondsüchtig sein;
vgl. it. antrom, von den Gestirnen beherrscht, mondsüchtig,
irrsinnig.
Ästrenze Ästränze BO.; Gu; L; Uw, Ostrenze
GrD.; GO.; Montafun, Abstränze B; Gl (D.); J."
(St.'>); U (D.), Härstränze GWe., Stränze Gl; L
(D.); GG.. 0., oT.; Schw; UwE.; U — f., Astränz Gl;
Gr (auch ()-, Ö-): GW.; U (D.): Imperatoria osthrut.
GrD.; GO. Gilt der Volksmedicin als wirksames Prä-
servativ gegen Erkältungen und gegen böse Ein-
flüsse auf Wunden Gr. Meisterwurz, sowohl die ge-
meine, echte, imperatoria osthrutium (a.strantia alpina
minor), als die falsche, astrantia maj., etwa durch die
Attribute tviss und schwarz (gross) unterschieden. Die
Wurzeln dieser t. auf den Alpen wild wachsenden,
t. in Gärten gezogenen, jetzt ziemlich in Abgang ge-
kommenen Pflanzen spielten einst eine der grössten
Rollen in der Volksmedicin, daher auch der Name
.Meisterwurz'. Noch jetzt wird sie in Gr geschätzt
zur Heilung innerer und äusserer Schäden, und um
den Einfluss der Hexen abzuwehren in der Öt.Toluinnis-
nacht ausgegraben, über der Stalltüre aufbewahrt und
der Wäsche beigemisclit. .Sie ziehet auch Kuglen
und Pfeile auss dem Leili lierauss.' JMi;ualt 1715.
Schweiz. Itnotikon. I 4.
,Abstrenzenwurzeln' von dem B Stadtarzt DKöNiu
1721 gegen die Pest empfohlen. ,Essid Sträiizeii
(schwarzi Ästränze) und BiberneUe, se slerbed-er nid
alle!' soll in der grossen Pest ein Bergmännchen ge-
rufen haben Sciiw; Uw. BiberneUe und Stränze Sind
giiet für Pestitenze! It der Sage in Gl. Die von der
B Obrigkeit für pestartige Epidemien veröffentlichten
Vorsichtsmassregeln wiederholen ebenfalls 1721 aus
der Publikation von 1667 die Empfehlung: .Abstrenzen
werden nicht ohne Nutz im Mund gekeuet,' Es ist
daher nicht zu verwundern, dass von Stockar 1519
unter den Erfordernissen zu einer Meerfahrt ,Strenzen'
namentlich hervorgehoben werden, und wir begreifen
die grosse Ehre, welche Zwingli unserer Pflanze antut,
wo er die Vorzüge seines Heimatlandes ins Licht stellt:
.Ein guüt erdrych — treit es nit zinmiet, imber, so
treit es anken, astrenzen, milch, pferd, schaaf, veh.-
— astränzen stränze: Meisterwurz sammeln.
Ahd. astreiizn, anthd. antriza; frz. W uutrirha. Unsere
MA. hat es zu einem Comp, mit ab- (vgl. Syn. Abfcrut), Mar-
und mit an- (denn das steckt in a-) um^ninodelt; daher dann
auch die einfache Form Str. KaSth. 18'29 hat die Furm
Aiti-änzmeii, gebildet nach Analogie von Enzeiien, gentiana. '
Über sachliche Berührung mit dieser letztern Pflanze s. u.
Sti-i'iizr. ..Astenz, ein kraut oder angelica. petroselium.' Mal.
wird ein Druckfehler sein.
Äst rieh s. Ascherech Sp. 567.
ästimieren, e'sti-, estpniere: wert schätzen, in
Ehren halten Bs; Gl; G; Th; Z. [Leute, welche]
Eecht und Unrecht glich eil estemiercd. Stutz. Es
ist e Ströf, wie das e Chranket [Krankheit] ist, Und
esteviieret 's d' LtU noh nüd ,sv vil. ebd. — Beliebtes
Ijehnw. aus dem Lat. (nistiinun).
Ästemi f.: Hochachtung ZU. lez häd-me" liald
me Estemih ror-''ent Wächter und ''e»t Chämifeger [als
vor mir, dem Gemeindevorsteher], Stutz.
Nach Analogie von .fantasieren : Fantasi' udgl. rnnuiri.
Lehuww.. weibl. Abstracten, gebildet.
Aust, austen; Auster s. Anijst usw.
Anstere" f.: 1. missbräuchliche. wohl erst aus der
Bücherspr. eingedrungene Benennung unserer ein-
heimischen Wassermuscheln, der Entenmies- und
der Malermuschel.
schwarze Meisterwurz,
astrantia maj. Gl. S. Ästrenze. — ,Ostra: ostermuscliel,
öster. l.ininostrea: ein pfi'itz- oder seeostercn.' Fischb. 1563.
Äust Gl, Äusch aScHw («'); Zg — m.: (meist in
dimin. Form) kleiner, hinter dem Viehstall angebauter
Schuppen zur Aufbewahrung der Streue (Jl; kleine
Scheune, Hütte (bes. im Gebirg) zum .\ufspeichern
von Streue und Wildheu aSenw; Z«.
Olli bei Walth. 11. v. Engelberg, XIII. Jhdt, noch i. S. v.
Schafstall. Über die Abi. des W. s. zu Äuijnt Sp. 1 j-f. Kuntrr
I.Dwster.' XVI.) U Geschlechtsn. Wie unser W. in einigen
Ortsn. steckt, zeigen Gatschet 12, Meyer, Z Ortsn. 8.
est: eigensinnig, starrköpfig GrD.. Pr. - Vgl. ahd.
Ii'int, heftig, und it. a-ttln, (Jroll. Neid.
est s. 1) (' / (Sil. 10). 2) einest Sp. 276.
Ester{i) m. s. Estrich: n. s. Esch-Tar.
Esler .c- Z f.: weibl. Taufn., Esther Z f. Appel-
lativ gewendet i. S. v. Liebchen (V) oder init Bez. auf
Ksin. 0. D! als Typus weiblicher (irausamkeit (V). .Du
uubarmlierzigs Esterli, willst innner niclit glauben,
dass ich dir gut sei.' Sirrz.
579
Ast, est, ist, ost, ust
580
Estrich c'- AaBB., Lenzb.; B; Gr; L; «ch; «; Th;
U; W; Z, Estrech Aa; Ai-, Esterech Aa; L; ZO.
(auch -ach), Estrig BsStdt; B; GRt'hur; S, Esterig
BsSt,; Id. B; S, Esteri AaZ., Ester Aa, Estrich
ZO. — in.: 1. Pflasterguss zu Bilden in Haüsgängen,
Tennen und vor dem Hause ZO. Steinboden ijn Ofen,
im Hause; früher auch: Strassenpfiaster L (Ineichen).
.Lithostrotos, ein besetze oder esterieh.' Fris. ,La-
cunar, der estrich zwüschend den tylböumon.' Fris.;
Mal Als Unterhige für Positionsgescliütz .wäre gar
gut, einen esterich machen und grosse quaderstück
darauf tun.' JKLav. 1044. , Korngehalter Yon Mauren,
Pflaster oder Esterich.' JCNägeli 1738. Auch von
den Kömern herrührender Gussboden. Zoller, Mise.
1724. — 2. der oberste Boden eines Hauses zu-
nächst unter dem Dach. Dachboden, auch der Dach-
rauin Aa; BsSt.; B; VOrte; Gr; Sch; Tu; W; ZBär.
8yn. Höheri; Färhünl; Schütti; Schlaff'; Underclach :
Tili, Ober-, Buess-, Schitertili; Winde; Ufzug. ,Pavi-
mentum ex laterculis supra domuin.' In. B. De Holz-
schlegel chulberet-em uf-em Esterig obe [einem Glück-
lichen]. Schild. ,Cheller, Spischammer, Estrig.' S.
,PaTimentum, ein esterich, gepflasterte büne, besetzte
tile.' Fris.; Mal. ,Der von Lunkhofen estrich' hiess
um 1387 in Z ein Gebäude an der Stelle des jetzigen
Zunfthauses zu Zinnnerleuten. Für sich abgeschlossene
einzelne Abteilung des Dachraumes: ,Eine Kammer für
den Grümpel [altes Geräte] nebst einem Estrig.' S
Wochenbl. 1808. t- 3. verwitterter Lehmfels, wasser-
dichte Erde, auch , Leberfelsen' genannt, rot-gelblich
schimmernd; zu 1 und 2 dienend ZO. — 4. Unrat,
Auskehricht, z. B. Trester ArH.
St. schreibt auch: 1-, ebenso eine Angabe ans W. Der
Laut scheint aber vorherrschend e'. Der Übergang von -ich
in -iij wie bei den Adj. a,n f -Ihh in den betr. MAA. Tschiidi
schreibt ,Österrich'. In ZBär. wird das W. für die das.
wahrsch. nur importierte Bed. 2 in Eeirtch umgedeutet und
von der sonstigen Z Form JSsU^rrch (Bed. 3) differenziert. —
.\hd. ast(e)i'ifi, mhd. est{e)rich, udat. aHrvrum, astrirvs, aber
auch, und älter, mtracus, von gr. öatpaxa, Scherben, weil
Fussböden aus Scherben oder Ziegeln gemacht, resp. damit
ausgelegt wurden. Anders Höfer in Gernian. XIV, 21'2 ff.
Da ein solcher Boden aus Lehm oder Mörtel gegen Feuers-
gefahr auch auf dem obersten Stock gelegt wurde (und noch
wird Th; U), so konnte das W. Bezeichnuiig des obersten
Bodens. Dachraumes übh. werden und Ideiben, auch nachdem
jene ältere Construktion. wegeu ihrer Schwere, aufgegeben
und durch einfache Holzdiclen ersetzt war. Spreng teilt mit,
dass ausserhalb Bs der unterste in der angegebenen Weise
gepflasterte oder belegte Boden des Hauses E. heisse. —
Bed. 4 lehnt sich wohl an 1 an oder ist aus Trister ver-
stümmelt.
esteren: den Blind- oder Schiebbodcn mit Tuff-
erde oder Mauerschutt belegen SL.
eister(t), eisterig, eistig s. eisster Sp. 532.
eustelen s. imschlichtelen Sp. 348.
Enstett: Nabelkraut, kletterndes Löwenmaul, linaria
cyinbalaria (Duhh.).
istanti: sogleich BHk. — Aus lat. in ingiKuii. im
Augenblick. Zu der Unterdrückung des n vgl. das folg.
Istermellt Hirrm^nt n.: Instrument, bes. musikali-
sches ScHwE., Ma. Lünd d' Istcniiente stimme'. Heng.
183(j. Früher in allg. S.: ,Uu solt ouch nemen ein
isterment, das sol sin ein isenträt, mit dem soltu in
die wunden gryfen.' XVI.. LiEUENAc'sches Mscr.
Oster Ar; GBodens., Ostner GTa.; Th, Orschner
ZSth. — m. : (Nord-)Ostwind. Der Oster mag Meister
[gewinnt die Oberhand]: es [das Wetter] chimnt giiet
(i. , Oster heisst der winde, Er wehet uss Österrych.'
Lied v. 1443. ,Gegen dem Ostner.' KTürst 1489. ,Der
Ostner.' JörgVögeli 1531. ,Am Iti. tag abrel flel ain
Schnee mit ainer rüchi und ainem gar kalten ostner.'
Vad. — Mhd. mtener, öntner, öHer. In OrHclmrr r nach langem
Voc. eingeschoben wie oft, ( nach s ausgestossen, ebenf.
häufig. — S y n. Bine.
Ostere" I: 1. das Osterfest, die Osterzeit. Der
Ostere, adv. i. S. von ,auf, zu 0.', wahrsch. verkürzt
aus a" der 0. TnHw. D' Ostere muess de" Summer
bringe". Schild. Lang nit ()., lang nit Summer, ebd.
Daher begreift der Ausdruck .von 0. bis Michaelis'
die Sommerszeit. ,Ich wünsche den Herr'n einen
gueten Tag Von 0. bis zum Michelstag' (aus dem
Spruch zum Spiele mit dem glühenden Schwefelhölz-
chen ZW.). Uf d' Faste folget d' 0. bald Und die
erfreut so Jung als Alt. Sdlger. Bildlich: Nä''' der
Charwtiche chunnt d' 0., nach Trauer Freude, ebd.
Es ist-em (oder -mer) wie dem (oder em%) Pfaff z' 0.
i. S. v. Müdigkeit S, i. S. v. Wohlsein Z. Es ist im
nid (sr volj wie-n-em Ff. z' O. Sülger. Es ist-mer
nüd wol und nüd we, wie de Pfaffe z' 0. Z. Die RA.
es ist mer wie de" Tlfle^ [Teufeln] z' 0., d. h. sehr
unwohl, oder ich bin in grosser Verlegenheit Obw,
bezieht sich auf ein altes Osterspiel, in welchem die
Teufel, welche die Kirche besetzt und verrammelt
halten, von der christlichen Gemeinde unter Anführung
der Geistlichkeit belagert und überwunden werden;
so noch in UAlt. und vormals auch in Scbw (s. u. d)
und in Uw, wie aus der Klage bei Lneichen 1859, 51
erhellt: kei Tüfel me a" der Osternacht! — Volks-
glauben: Am Ostertag geht die Sonne hüpfend auf.
Frick; Eoihenbach. (Vgl. u. Üffart.) 0. gehört zu
den bedeutungsvollen Tagen der Volksmedizin, s. Eich
Sp. 72; Eiss Sp. 530, und zu den sog. Lostagen für das
Wetter. Fegen am Ostertag Bringt alle Plag. Sülger.
, Regnet es am O.-Sonntag (Montag), so wird es an allen
Sonntagen bis Pfingsten (an den 7 nächstfolgenden Sonn-
tagen) ebenfalls regnen, ebd. D' Ostereier hinder-em
Ofen i-sse" und d' Fasnechtchüechli o» der Sunne Z.
Trockne Fasten und heitre 0. deuten auf ein gutes
Jahr. Ineichen. Grüeni Wihnächte, iclssi 0. oder tcissi
W., grüeni 0. ZSth. Z' Wihnächte hie de" Wände',
z' O.^tre bie de" Brände", d. i. wenn es um Weihnachten
warm ist, dass man die Kuchen gern ferne vom Feuer
geniesst, so wird man auf 0. dieselben lieber beim
Feuer essen BSi. Liechtmess im Chle, O. im Schi>e.
Sülger. Chömm d' 0., wenn si well, Se chunnt si doch
iii'n Aberell. ebd. Der O.-Sonntag ist einer der Tage,
an welchen den zuletzt Aufstehenden besonderer Spott
trifft; s. O.-Kalb. — Gebräuche: a) Geschenke.
Am Ostertag (resp. Weissen Sonntag) beschenkt die
Schuljugend den Pfarrer mit Eiern, jedes Kind nach
seinem Vermögen S. Nach der alten Schulordnung
von Brugg im XV. gab jeder Schüler dem Schulmeister
zu 0. 10 Eier. In dem selben Zeitalter wurden in L
die Eatsherren mit Ostereiern regaliert. Vgl. noch u. o.
— b) Speisen. Fleisch am Ostersonntag auch bei
armem Leuten. ,Als einist uf Osteren das Fleisch
sehr wert [rar] war und gineinen Leuten nit wol
werden möchte.' Schimpfu. \Ki'1; liauptsiichlich Rind-
581
Ast, est, ist, ost, ust
582
Heisch (der vorher festlich bekränzt hermugeführte
Osterstier), daneben Schaitieiscli (der Braten des Oster-
lamnis) und Schweinefleisch (auf dem Lande) L; Kalb-
fleisch It ScHiMi'KK. 1652, Tgl. auch Ostertcalb. , Kost-
spielig ist die Mästung der Kälber mit Semraelbrot in
der besten Milch erweicht, womit sie zum Schlachten
auf 0. gemästet werden.' GLHartmann, aG Landsch.
1817; Fleisch junger Ziegen in Eiern gebacken Ap;
G; Fladen (bei den Katholiken vorher kirchlich ge-
segnet) Bs; GW.; Uw; (s. Osterfladen); solche mit
einem Gebäck von jungem Kraut belegt, Clirütchueche
B; Eier (s. Oder-Ei Sp. 15 f). .Gesottene Eier werden,
dotier und klar, jedes für sich, klein zerhackt, mit
rotem geräuktem fleisch in eine schüssel gelegt und
nach röm. gebrauch ani hl. Ostertag dem pfatfen zuo
segnen gebracht.' Vogelb. 1557. , Vor Altem wurden [in
Zürich] an dem 0. -Montag hin und wieder Mahlzeiten
gehalten, welche meistens aus Eiern, süssen Fladen
und Kuchen bestunden.' Moos 1775. — c) Spiele,
bes. mit Eiern (s. Sp. 16 und Nach-Osteren). Im Gr
Münstertal erhalten die Knaben, welche am Palm-
sonntag die Palmen in den Häusern au.steilen, am
Ostermontag für jede Palme 2 Eier, welche sie dann
zu dem bekannten Glücksspiele verwenden. .Am Sonn-
tag nach 0. las man hinter dem Wirtshaus Eier auf.'
GoTTH. ; anderwärts am Ostermontag; vgl. Eier-Leset.
An der 0. wurden auch die ersten Frühlings.spazier-
gängo aufs Land gemacht (s. emausen) und zwar bildete
der Brauch gerne feststehende Zielpunkte dafür aus.
In Z, wo die Geistlichkeit strenge über die Heilig-
haltung der Kirchenfeste wachte, war es der Oster-
dienstag, wo im XVUI. gesellige Zusammenkünfte und
Lustpartieen angestellt wurden. Moos 1775. Vgl. u.
osteren, österlen. An 0. muss mau sich der Welt jn
einem neuen Anzüge zeigen — ein Brauch, der wenig-
stens für die Kinder noch gerne innegehalten wird;
vgl. O.-Kälhli; -Küeli, -Muchel. Die jungen Mädchen
paradieren, wenn immer die Witterung es gestattet,
in weissen Kleidern ZS. Am O.-Montag zeigen sich
Neuverlobte zum ersten Male mit einander vor der
Öll'entlichkeit G oT. An dem gleichen Tage beginnt
das .Tätschschiessen' der noch nicht eonfirmierten
männlichen Jugend und wird eine Reihe von Sonn-
tagen fortgesetzt bis am Pfingstmontag. Dann gehen
die Knaben zu guter Letzt im Dorfe in den Häusern
herum und sammeln Gaben ZW. In ZSth. tut sich
die Schuljugend zu kameradschaftlichen Kreisen zu-
sammen, wozu Jedes seinen Beitrag an Wein und
Eiern mitbringt; es wird dann entw. im Freien ge-
sungen und Spiele gemacht oder besonders auf den
für diesen Anlass in den Tennen erstellten Schaukeln
geschwungen. In Ap findet am O.-Montag ein Kinder-
fest Statt. Nachdem die Schulkinder Probeschriften
gemacht haben, ziehen sie an jenem Tage festlich ge-
schmückt, paarweise geordnet, von den Schulmeistern
geführt, in die Kirche zu einer Art Examen mit Auf-
sagen von Sprüchen und Singen von Liedern. Nachher
bekommen sie einen ,0. -Batzen' und ziehen nach Hause,
wo je 2 Gespanen mit einander zu Mittag essen. Am
Nachmittag werden auf einer Wiese Eier aufgeworfen
oder aneinander geschlagen, auch andere Spiele ge-
macht. Auch Erwachsene machen Spiele oder Aus-
flüge. Früher wurden festliche Umzüge mit Trommeln
und Pfeifen gemacht, wie aus einer Verordnung von
161'2 zu ersehen ist. Besonders lebhaft wurde der
O.-Montag in Bern geleiert (z.B. in den 20er Jahren,
s. Hink. Bot. 1820; 18'23). Die Zünfte der Metzger
und Küfer machten Umzüge durch die Stadt und vor
das Regierungsgebäude, wo den Behörden Aufwartung
gemacht und Gesundheiten ausgebracht wui'don. Die
Zünfte übh. versammelten .sich auf ihren Stuben zu
festlicher Mahlzeit. Auf der Schützenraatt fand das
Spiel des Eierlaufens und ein Schwingfest Statt. Aus
benachbarten Dörfern kam die junge Mannschaft co-
stümiert in die Stadt und führte das Tellenspiel auf.
Unter den komischen Figuren durfte der Hanswurst
oder Uri- [Eulen-] xpiegel nicht fehlen. Auch wurden
Tänze unter Blumengewinden aufgeführt und zum
Schluss schwang ein Tänzer einen Reifen mit gefüllten
Gläsern. Der Umzug der Küfer war auch verbunden
mit dem LTmzug des .Äussern Standes' bei der sog. Re-
giments- od. Burgerbesatzung (Neuwahl der Beamten).
Auf dem Lande fand die ,Tannenfuer' statt, s. d. - -
d) kirchliche Feier. ,Am h. Abend [Vorabend]
taflet [1. ,rafflet-V Jedenfalls ist der Ersatz des vom
grünen Donnerstag an unterbrochenen Glockengeläutes
durch ein hölzernes Lärminstrument gemeint] man zur
kilchen, pettend angends die priester die 7 zeit [usw.];
man löscht alle liechter ab in der kilchen. schlacht
ein nüws für uf einem fürstein [jetzt wird das neue
Feuer unter der Vorkirche in einer Pfanne gemacht
und darin die alten Hostien usw. verbrannt] und gabt
mit der pression [Procession] mit unangezündten kerzen
für das gross kilchentor das für zu segnen [s. Osterfiir]
und gat der kilchherr 3 mal umb das für mit krüz
und fan, darnach procediert der pfarrherr mit rauch
und wychwasser, vom nüwen für die kerzen anzünden.
. . . Von stund an lüt't man mit allen gloggen der
fasten auss. In der h. nacht zu Osteren um die 2 uhr
taflet man zur mettin, gat mit krüz, fan und stangen
umb die Kilchen ussen herumb, versperrt man diewyl
alle tür und tor an der kilchen. So man widerum
kompt mit dem heiligen Sacrament für das gross under
kilchentor, so stoss[t] der Herr mit dem fuess an die
beschlossnen türen und sprich[t] also: Attollite portas,
principes, vestras et introibit Rcx gloria;. Der tüfel
Lucifer gibt antwurt in der kilch: Quis est istc rex
glori«'!* Der Herr antwurtet dem tüfel: Dominus vir-
tutum ipse est Rex glori«. Zum dritten mal spricht
er: Tollite portas. So stosst der pastor die tür uf, so
flucht der tüfel hinweg. Darnach gat man in silentio
pressionaliter zum grab, und wann der pfarrer zum
grab kompt und sieht, das er erstanden ist, so spricht
er mit den Engeln: Venite et videte locum ubi positus
erat, Jesum Nazarenum crucifixum quairitis. Non est
hie, surrexit vere sicut prajdixit [usw.]. Am h. tag
zu 0. soll man zu rechter zeit wysi lüten, ein lang
herrlich zeichen, so das volk zenien [zusammen] kompt,
die osterfladen und anders segnen. Demnach soll man
herrlichen umbgan mit allen krüz, tauen, stangen' der
bruoderschaft.' Scnw Kirchenordn. 1588. Aus solchem
Kern entwickelten sich kirchliche Dramen, s. O.-IAcd.
-Spil. Jetzt sind (in Scnw; Z(i) diese kirchlichen
Handlungen zeitlich mehr zusammengedrängt und ent-
behren der dramatischen Darstellung; dagegen gewährt
es ein lebendiges Bild, dass der Flor vom gekreuzigten
Heiland weggenommen und ihm die Siegesfahne in die
Hand gegeben wird. .Mau segnet die Fladen und das
Gehackt und ander ding.' Stock.vr 15'20/'20. S. auch
unter b. '/,\\ der Einsegnung des Feuers s. O.-Fih;
583
Ast, est, ist, ost. iist. At. et. it, ot. ut
584
-Kerz, -Schlt. ~ '2. die den Katlioliken für die O.-Zeit
vorgeschriebene Beichte und'Communion; iV 0.
mache", diese Pflicht erfüllen S; Uw. -- 3. Oster-
geschenke der Paten an ihre Taufkinder Ar; oTh;
von L aus Anf. XVI. bezeugt durch Collinus (Mise.
Tig. I 1 3). D' (). ge" [geben] Ar; oTh. D' 0. Imle"
Ap; 6 ((tLHartmann 1807). I'< d' 0. gä", von den
Kindern, welche die bes. in grossen Eierringen be-
stehenden Geschenke bei den Paten (zu denen sie
eingeladen sind) abiiolen oTh; s. österlen. Syn.
Zimpeltag. .Noch heut zu Tag .speisen die Kinder
ab dem Land und in der Stadt an Ostersonntag und
-Montag bei ihren Taufzeugen oder Grosseltern zu
Mittag.' Moos 177.5. i,'" G'sicht mache", als oh er tvött
[wollte] gö" ge" [gehen zu] d' 0. hola, ein vergnügtes,
aber iron. i. S. des Gegenteils Ar.
Mhd. iiater uoJ ösiern (PI., weil das Fest mehrere Tage
dauerte; vgl. ,Weihuachten, Pfingsten'), bei uns durch-
gehend nur Sing, und mit Art. Dalier: .bis zur Osteren'
schon 1685 (Marktordn. Heiden). In der Zss. schwaukt die
MA. zw. der Sg.- und der PI. -Form. Die E.\istenz einer
alten Göttin des Frühlingslichtcs, 'Ostara, ist zweifelhaft,
aber der in einem Jahrzeitbuch von Engelbg (in Z freilich
erst im XV.) vorkommende weibl. Eigenn. .Osterhild' (später:
.Usterlin') könnte doch auf eine mit dem Namen der Zeit
verbundene mytholog. Vorstellung zurückgehen. — Das Spiel
mit und das Verspeisen von Eiern hat ursprünglicli eiüen
mythologischen Grund, s. Sp. 16/17, doch mag das Verbot
derselben während der Fastenzeit mit zu einem Faktor ge-
worden sein; ähnlich beim Fleisch und Schlachten. — Die
■Weissen Kleider der Mädchen sollen viell. die ,neue' Be-
kleidung ersetzen, sind aber wohl eher eine k.atholische Tra-
dition von der Sitte des Weissen Sonntags, der sich auch
sonst mit Ostern berührt, indem z. B. in Sehw das Spielen
mit gefärbten Eiern und die Bewirtung der Kinder von Paten
und Verwandten, in BM. der Eierleset, auf ihn verlegt sind.
— Von der 0. tragen viele Blumen und Kräuter, auch
manche Gerichte ihre Namen. — Über Berührung mit dem
andern Frühlingsfeste, der Pfingsten, s. das letztere W.
S. noch u. Kar-Wuche.
Maien-Osteren, -Östru W: Ostern, die in den
Monat Mai fallen würden, also eine Zeit, die niemals
eintreten kann; daher bei iron. Vertröstungen auf eine
ferne Zukunft: z' M.-O., sprichw. für niemals Gr;
GW.; W; in L noch mit dem Zusatz: nrnn d' Ägerste
chalbere'd. .Nicht kommen, nicht zahlen bis M.-O.'
KiRCHHOFKR.
Nach-: der Sonntag nach 0., gefeiert mit Tanz
im Wirtshaus. Die Mädchen beschenken die jungen
Bursche mit farbigen, mit Sprüchen versehenen Eiern
BsBuckten. Vgl. Nach-Uff'art. Syn. u-lss Sunntag.
Obiger Brauch hängt wohl noch damit zusammen, dass
bis zum Schlüsse des vorigen Jhdts der Landvogt je im
Frühjahr die jungen Leute nach Bückten berief und vor ver-
sammelter Landsgemeinde die Paare zur Ehe auswählte.
österen: Ostern feiern mit Lustbarkeiten. In
LG. veranstalten Frauen und Mädchen Zusammen-
künfte, bei welchen Most (das Landesgetränke) und
Eierkuchen geschmaust werden. Auch ziehen die
Leute in Gesellschaft in den Wald, kochen daselbst
und machen Spiele; dabei gilt es wie in anderen Fest-
weiten als Spass, einer andern Partie Speisen in.sgeheim
zu entwenden. Lt Absc-h. v. 1.535 hatten die Unter-
waldner die Fasnachtlustbarkeiten, weil ein Überfall
von den Bernern drohte, abgestellt und auf Ostern
verschoben, auch wollten sie den zum Gesandten ins
Ausland bezeichneten Weissenbach unter solchen Um-
ständen nicht entbehren, da die Berner gewiss bald
mit ihnen .ostren' werden [iron.]. ,Wie [obgleich] H.
:nyner herren land sott (sollte] mj'den, kam er am
o.stermentag gen Hochreyn, wott [wollte] da ostern.-
Salat. — ver-: an O.stern verprassen. Die L Ohm-
geldbücher enthalten einzelne Posten, wie viel die
Herren auf dem Luginsland oder sonstwo ,verosteret'
'laben. Liebenau.
österlen: (Dim. des vorigen) 1. „zur Osterzeit sich
4'ütlich tun Vw; Zg." ,Es sind verboten die nächt-
lichen Zusammenkünfte von Manns- und Weibsper-
sonen, als da sind: das 0.sterlen, die Kunkelstuben
[usw.].' IG'27, Bs Rq. ,Da bin ich [von meinem Posten]
heim gegangen und will an einem Ort ö.; da kommen
zwei Knaben [mit dem Auftrag], ich soll geschwind
kommen; da bin ich geschwind von dem Essen ge-
loffeu.' 1G53, Mohr Arch. 2. ein paar Tage Oster-
ferien halten UwE. — 3. von Burschen: das Mädchen
an 0. ins W^irtshaus führen Gr. — 4. von Kin-
dern: aus geschenkten Eiern zu Hause oder im Walde
einen geselligen Schmaus bereiten ScnwMuo. f
Ifl AABb. führten nach Ostern die Schulmeister ihre
Jugend in den davon genannten Osterliwald, wo sie
sich mit Speise, Trank und Spiel belustigte. Schulordn.
1699. S. auch Osterei Sp. l(i o. — 5. .Arn Osterdienstag
pflegen Alte und Junge in und ausser der Stadt Zu-
sammenkünfte und Lustparteien anzustellen, um
sich mit essen, trinken, spielen usw. unter einander
zu ergötzen, welches man österlen heisst.' Moos 1775.
— (i. das Spiel des Eierlaufens BsLd, weil es am
O.-Montag stattfindet. — Betr. die Bildung des W. vgl.
iicujärhit, hf'chtcJeii, ähcndlcu.
,(>sterricher m.': eine österreichische Münze, Sechs-
kreuzerstück, Sechser. .Herzog Sigmund satzt sich an
der Etsch und schluog die guoten Österreicher, zechen
für ein guldin, denen man noch vast hold ist.' Vad.
Oustlig, Ustlig, -let s. UHschUcht Sp. 348.
Ustig s. Üs-Tag.
At, et, it, ot, ut bzw. att usw.
Att „F"; B ;•> u. wO., Atta FSs., Atto „F; W";
PP.t; Tf, Atter „BSa.". Ätti {^ u. e-) Aa (Bb.f,
Z.t); Ai'M. (Kinderspr.); Bs (auch Hebel); BS., U.,
Schw. (neben Att). G.; GlH. (Kinderspr.); Gr; LG.;
«; Uw; USchäch.f; W; Zof; ZB., 0., Ktte k\ Israel,
Tatte. -«. 7Vf7/c, -/ GrD., He.. Gast. (Kinderspr.).
Bätti Aa; .\p; Bs; GlH. (Kinderspr.). Traft B (ZvRO);
FJ., Tratto, Trätti FJ., Brütti Aa; BE.; L, ,Nätti.'
JCWeissenb. 1702: 1. Vater. Nur in der ländlichen
Bevölkerung und auch hier abnehmend, früher aber
so herrschend, dass es z. B. in ZStallik. als .gottloser
Hochmut' ausgelegt wurde, als in einer Bauernlamilio
585
At, et, it, üt. ut
586
die Kiiuler den ,Atti' mit .Vattei" titulieren mussten,
,'U'ie "v Hfre [des Pfarrers] Chindc'. In Gr gilt an
einzelnen Orten (z. B. Vals) nur ,Vater'. An vielen
anderen Orten ist das W. auf die Kinderspr. beschränkt.
Hintjer-em Hüa und rnr-em Hüs hati-i'''' köre [gehört]
rumple", dr Atti mit dr Ofegable, d' Miietter mit dr
Chmikle, vom Hausstreit S. In B ist es naeli Id. B
ehrende Anrede an alte Männer übh., in W Atti
Bischof solche an den Bischof. Der Atti liet 's V'hrocket
und der Sitn cha"" 's üsfriisse" GrRIi. (hildl.) Er hei
's Attis Schueh wy'leit [angezogen], ist Vater geworden
k.\. Wie der Acher, so d' Bliebe", Wie der Atti, so
d' Buebe". Ineichen. /■"'' gö" nid hei'" bis 's Morgen
ist, bis das Trfiti z' Morgen isst; und isst-er Alles iis,
so gon-i nid i 's Hüs Aa(H.). .Vertluecht sygist du,
aller ketzer ätti, Zwinglü- Salat. ,Und kumpst aber
mit dynen ättinen [Kirchenvätern] und Concilien und
sind vil fröschen im bach.- Gyrr. 1523. ,Hiess den-
nocht der heilig Atti, Küng Ludwig von Frankrych.'
Ansh. ,Das er mich zum gspött einen Meister schrybt,
der doch mich selb mit gheinem andren tittel, dann
Uly Zwinglin dem ätty nach, gekronet hab.' Zwingli
1527. .Yatter, ätte.' Fris. ; JIal. ,Deni ätty Baccho
ergeben.' Wi:rstis. Mehrfach erscheint das W. in
Volksrätseln bildl. von Teilen eines Gerätes, z. B. :
Drei isigi [eiserne] Brileder und en hölzige Atti, d. i.
Heugabel. A chrunnuftn Atti und a holi Muetor und
dri spitzi Chind, d. i. HandgriH', Hidihuig und Füsse
eines Kessels GrD. Khdli [glatte, schlüpfrige] Mueter,
en dürren Atti, es feisses Chind: seil [das] säg-nier
g'schicind! d. i. Butterfass, Stössel, Butter. — 2. Vetter
GrD. (Amstein). — 3. Schwiegervater. ,Ätty B.'
1587, FlSpreoher (allerdings in einem Briefe an seine
Frau, eine geborne B.). — 4. „Ätti, Etti: Rad an
einem Wagen, Karren ScHwIngenb."
Mhd, alte, ahd. ntio, got. atut, ein durch alle Sprachcu
gehender (daher auch in deu benachb.irten roni. Dial. [churw.,
tessin.] vorkommender | Naturlaut aus Kindermund, darum
auch ohne Verschiebung des (-Lautes (ausgenommen in der
Koseform Etztl, got. aiiilu, Väterchen); vgl. Fris. und Mal.:
,pappare, ätte machen, seim ätte od. vatter rüeffen, wie die
kind, so noch nut reden könnend.' Weit verbreitet ist auch
diu Vorsetzung eines d oder t (Dalli), wenn nicht umgekehrt
von dieser redupl. Grundform das <1 oder ( abgestreift ist
(vgl. DU-dä). Unzweifelhaft vorgesetzt und dann versteinert
festgewachsen ist der Art. in Tmll, Drätii (aus d'r All, d'r
Ätli), so dass dann in BE. z.B. auch gesagt wird: zw mim
Jlrrüiti und diese Form in B auch als Voc. gilt. Die sonst
(in BGadm. ; FSs.| übliche Vocat.-Form Atlo (welche It StjilJ.
Iiial. in F auch als Noniin. und Hat. neben Au vorkommt)
und (verdunkelt) Atlu Böu. wO. ; F, Alte BGu. hat ein
interjectionales -ü! -e! (s. d.), abgeblasst -i B angehängt.
Aus der amhd. zweisilbigen Grundform ist Alt regelrecht
verk., Ätti (mit unorganischem Umlaut oder mit kiudlichem
(i st. a) ans dem ahd. Gas. obl. ntiin (dessen auslautendes n
abfallen musste) gebildet wie viele persönliche Appellativa
(bes. auch Übernamen) auf -i aus alten schwachen, von
Vben abgeleiteten Masc, -Formen. iVätti (wenn es jemals für
sich allein so lautete; denn die betr. Stelle ,ussä [1. fl«c",
unser] Nätti' kann ungeschickte Schreibung statt iWn A. sein)
erklärt sich aus vorangehendem den oder ein. Aller beruht
wahrsch. auf Einfluss des vwdten Eilei: — Der PI. soll
(nacti Tsch.) in Gr nicht vorkommen, anderswo lautet er
mit (urspr. verdoppeltem) ii Äitnic" von Ätti"; die von St.
(wahrsch. aus BO.) bezeugte Form Allitjc" beruht auf einer
dort üblichen Vermischung der Formen auf -i mit Ableitungen
auf -i";/. — Das W. kann im Nouiin. auch ohne Art. ge-
braucht werden wie ein Eigenn. B. • - Bed. 2 und !! sind
schwach bezeugt, aber die letztere leicht zu begreifen, da
der Schwiegervater ja immer der leibliche Vater des
einen Gatten ist. — Wenn 4 zu dem vorliegenden W. ge-
hört, so mag das Bild am einrädrigen Karren seinen Ur-
sprung haben.
Kit- Atti GnFläsch, -Atto P silv.: Grossvater.
„Ani-Att: des Grossvaters Vater F." — Syn. .inl,
Ur-; s. d.
Gegen- heissen die Väter der Ehegatten gegen
einander B; F. — Syn. (Jajenachicährr.
Gross- BO.; F, -Ätti Bs; BU.; Nüw: Grossvater.
Uf Grossättis Bänlli uha [hinauf] luege, scherzh. =
schielen BJägist. ,Der grossätte, grossvätter: pappus,
avus.' Mal. — Syn. Alt-Att; Äni, Alt-; Gronti.
Hüs-jif?/; Hausvater BsLd. .Paterfaniilias, ein
haussvatter, ein haussätti.' Fris.; Mal.
Kilchen-: Pfarrer L.
Iji\ii\-Att: der Stock, mit dem bei dem Knaben-
spiel .Nöpperlen' das Stäbchen (Nöpperli) geschlagen
wird BsLd.
Läfß = Läffli, Dim. von Laß'r, .Schulterblatt der Tiere.
Vgl. das Folg. und Ätti In Rätseln als Name eines Gerätes.
Sü-it<(i.' das Kind, welches bei dem Spiel ,d'-Sü
i 's Chessi trlbe"- verliert Ap. Vgl. Tatsch-.
Schwäher-: Schwiegervater B (Gotth.).
Spittel-: Spitalverwalter B Hink. Bote 1791. —
Vgl. , Waisenvater'.
Stief-^« S. Stüf-Ätti Gr; Sulrer, Steif- L (In-
eichen), Stau f- GrD.: Stiefvater. Stüfi'itti — Wett
[ich wollte], dass de'' Tiifel hätti. Suloer. Steifmuetter
lind Steifätti, Wett, 'hiss-si der T. h. Ineichen. .Stiett-
iitte. StielTvatter, vitricus.' Mal.
Stink-iiMi^ Stink- Ani (s. d.) Z.
Tatsch-! ruft man schadenfroh dem zu. welcher
einen Schlag bekommen hat Aa. — Nach Analugie von
.Su-.4Mi; gleichsam der Schläge zu tragen hat.
Gross-Ätteler: eine Art Äpfel S; s. Sp. 368. • —
Urspr. wohl Äpfel, die ein Grossätti gepflanzt hatte oder
besonders liebte.
Ätter „BSa."; F; „W^ Etter Gr ObS., Attrn
Psilv., Ettro W, E-e GrV., Ättere, E- GrV.; PP.
(e*-): 1. Oheim FJ. ; GiiV. ; P. , Keine nähere freund
als etter und bäsinen.' ApI. LB. 158.5/1828. Mit der
genauem Angabe: 0. von väterlicher Seite ,F"; P;
W. — 2. Vetter „BSa." In der ä. Spr. auch i. weit.
S. = Gevatter, Freund in vertrauliclicr .\nrede an
Standesgenossen. So bei Manuel. Funkelin und in
.llJiiEFS , Etter Heini' betiteltem Schauspiel.
In der ä. Spr. nicht bezeugt. Von Alt, -o, Atti mit Ein-
schaltung von -er gobildet nach Analogie von , Vetter : Vater',
nur dass dort e' herrscht, hier v^, »c. Aus dieser Paralhde
folgt dann auch, dass die schwachen, auf -<■" ausgehenden
Formen die altern sind, aus denen die auf -r ausgehenden
durch Abwerfimg des -c" entstanden wie nhd. , Vetter' aus
mhd. ixUm; ahd. fatumt (ßtlarjo). Endlich fidgt aus dieser
Etymologie, dass das W. urspr. einen Verwandten des Vaters
bezeichnet und zwar, wie , Vetter' In der &. Spr., den Bruder
desselben (lut. jKitruuH Im Unterschiede von tii^Hucidun, dem
mütterlicben Obeim, dem unser Orlii entspricht), erst später
den Sohn des Vatersbruders. Auch Völler hat bei uns
neben dieser letztern Bed. noch jene erstere, dann freilich
auch die allgemeinere eines entfernten Verwandten. Bei
NMan. nennen Bauern einander bald , Etter', bald .Vetter'.
Auch das Apl. I,B. 1.">8.")/1S2S, die Kaufbriefe betr. ZgHihi.
587
At, et, it. ot. ut
&88
Tou 1414 und von 1416 wechseln mit beiden Ausdrücken
ab. Bei KudMan. sagt ein Kriegskueuht zum andern: ,Ett
Gsell !' Elt verk. aus Etter, entsprechend Att, wofür in BSa.
auch Atter, offenbar aus Ettei- construiert wie , Vater : Vetter'.
Attach s. Ab-Dach.
Atalleri, Atilleri = Artillerie Bs.
Atem, Otein Ap; Gr; Sch; Z, ^Ite» GRKlost., Ate,
Ote Aa; B; Gl; Gr; Ndw; Schw; S; W (ÄtoJ; ZO.,
Nöte Bs; STh. — V\. Ate" Ndw — Dim. NÖteli Bs,
Ötemli Sch — ra. : 1. Atem lebender Wesen, Menschen
und Tiere. De Mensch het (mer hend Älli, wir Alle
haben) der 0. i" der Nase, ist (sind) sterblieh Sch; Z.
Er ist nüd wert, dass-em eiise Herrgott en Otem g'ge
hed. Bäükkngesi'r. XVIU. Eti churze, en lange A. Z.
En enge, en schwere, en ringen (J. Ar (Syn. Cliich).
Di engen Ate blagid vili Mensche Ndw. Kei" A. ha",
nicht genug Luft schöi)fen können. Vull A., schwer
atmend, z. B. bei schnellem Gehen W; Z. Voll A.
werde", schweren A. bekommen Z. I''' In" so roll Ate,
dass »'■'' meine, i^'' müess ersticke", oder dass i''' gar
nid rede" cha"" B. Es verhebt [hemmt] -mer der 0.
Gr. Es hät-mi vn" A. g'iiu [genommen], ausser A.
gebracht GRMalans. I überchumme der A. nid, ich
kann nicht A. schöpfen Aa; Ndw; der A. fast nütnme
äbercho" 7i. Der 0. hllbt-em dfhindr [zurück, stecken]
Aa. Es hät-em schier der 0. i-ersteckt [erstickt] Z.
,Es war, wie wenn Jakobli den Aten verlieren wollte."
HPest. 1790. Si''' fast uff-e" (). springe, sich ausser
A. laufen. Schild. (Vgl. roll A., und sich uf'sMül
sitzen.) Er schnüft, cha"" chüm der A. zieh". Kuhn.
Der A. zieh", verenden, v. geschlachtetem Vieh ZZoU.
Kei Ote (Oteli) vo" Eppis zieh Bs, verzieh ZÜ., etwas
Geheimes z. B. einen Kummer gar nicht laut werden
lassen. I''' ha 's scho" Munet und Jör lang bl-mer
h'halte" und Niem Nät g'chlagt und kei Nöteli 'zöge.
Breit. 1803. Er het 's im Stille veriverchet und kei
Nöteli zöge derco" nnd 's kei" Möntsch lo" vermerke".
ebd. 1864. ,Er hat mir von Allem keinen A. gezogen.'
JSenn. Eim für (vor) ''en A. chö, (auch unpers.) den
A. beklemmen; den A. abschneiden bis zu wirklichem
Ersticken B; Schw; Z. Er häd miiesse" sterbe", ivil-em
e Bon vor der Ö. cho" ist. Bildl. : unbequem werden.
Me" seit, 's chömm Mängem vor en Ate, we"" d' Erau
im Hus d's Szepter füert B. ,Es wollte der Bäurin
fast vor den A. kommen, wenn der Johannes die zweite
Lampe anzündete, damit ein Knecht im Kalender lesen
könnte." Gotth. .Drumb spartend ir wol den aten- und
sungend Sanct Jacobs lied." NMan. ,Wic er solchen
fürtrag, da er wol hett mögen den atem sparen, ge-
stellt habe." 1537, Absch. .Ich war schier im feld
nider gesunken, ich hatt schier weder Vernunft noch
aten.' NMan. .[Beim Komma müsse] ein wenig still
gehalten oder aaten gereicht [geholt] werden." Salat.
,I)o Pacollet dise wort geredt hat, do bracht er zuo
wegen mit synem aten, das im der Soldan ganz syner
Worten gelopt.' 1521, Zielv. ,Er hett 's geredt und
wollt 's geredt haben, diewyl im der adt gieng." 152"2,
Strrkl. Einem ,den Atem lassen', ihm freies Spiel,
ihn gewähren lassen. 1529, Absch. ,Anhelatio, das
keichen oder schwerer aten.' Fris. ; Mal. ,So lang
du atem halten kannst, lasse mit deinem gebett nicht
ab." AKlincl. G. B. .Bis an den letsten Atem', bis
zum letzten Atemzug. Lindener. — 2. (bewegte) Luft
in liohlen Körpern, Röhren, bes. Weinhahnen,
'l'abakiifeifen. Die Pfife het ekel" A., ist verstopft
B ; Nnw ; Z ; het falsche" A., hat irgendwo eine Neben-
öft'nung B (ZvRo). .Seine Pfeife, an der er trotz ihres
schweren Atems so wohl lebte.' Gotth. Das Rörli
hed kei Aten GRKlost. Die Butelle [Flasche] hed Ate,
ist nicht fest verkorkt Ndw. Viell. hat auch das
.Atenmoos' bei ZGräslikon den Namen von aufsteigen-
den Gasen. — 3. das Organ des Atems, Luftröhre,
Hals. Di'n A. steche", ein Tier beim Schlachten in
die Luftröhre statt in die Ader, wodurch der Tod ver-
zögert wird B; bildl. 1) empKndlich beleidigen, ebd.
2) für: in die Nase, in die Augen stechen; locken,
reizen, gefallen S (Hofst.). In einem Volksrätsel wird
dem Mohn (wegen seines langgestreckten Halses d. i.
Stengels) ein .langer 0.' zugeschrieben. — 4. bildl. f.
Geruch, Leumund. , Damit ich dester baas ettwan
ein widerwilligen aaten [stinkenden A.] erstecken und
temmen rnög und myn abzug eerlich von inen han.'
Salat.
Ahd. ätaiii, ätum, mlid. ätem, äten. Das auslautende >»
liat sich da und dort gehalten; Mal. sehreibt mehr schriftd.
tw. ,Ateni', Fris. der Volksspr. folgend ,Aten'; wenn es zu
71 geworden war (wie in nhd. , Boden, Faden, Besen', woneben
wir inlautend noch Bodmer, in/ädmcit , besmen haben), so
musste es in den meisten MAA. abfallen. — N vorgesetzt
wie in Jfiut usw. In Zss. mit -los ist r statt 71 eingetreten,
wie .Ascher-' neben .Aschen-'; vgl. auch encri aus enent. —
S. noch u. entludten; verhau; gestdn.
„eng-ätig, -ätig: engbrüstig, einen kurzen A.
habend VUrte." Das neblige Wetter ist tngutig, er-
schwert das Atmen AABb.
kurz- churz-ätig, -ötig: engbrüstig AAFri.; BsLd.
Sür-Atler: eine Art Birnen (mit säuerlichem
Beigeschmack? den Atem des Essenden versäuerndV)
(Däniker).
atmen ötme GRSeew., Ziz. ; ZBauma, ödme GSa.
(Henne), nötme STh., ätne, ötne Schw; ZO. Stand
still! [ich] mag nümme z' otne g'kö", zu A. konnuen.
Stütz. .Atmen zue dem afteren' [Winde lassen, far-
zenV] als unanständig in der Eatsstube verboten. B
Nidau 1485.
.Eiuatnuug.' Muralt 1G97. — Der wirklichen Ausspr.
des t vor m würde besser die Schreibung öpme entsprecheu.
er-. ,So dise tier [die Schiltkröten] oben auf dem
wasser sich belustigend und eratniend.' Tierb. 1563.
atmeten Ötnele: sehwach atmen, von einem kranken
Kinde Z.
Atenasi C^^'): Athanasius ThHw.
Atere, Otere AABb.; Ap; Gl; Gr; GA., Eh.; Th
Hw.; Z, Ottere GStdt — Dim. Äterli GA., Ö- GSa. —
f.: Natter, Eingelnattor, coluber natrix. Das gut (so
g'schicind G; Kirchh., ah g'nöt Ap) icie fs, e) Otere
töde". SüLGER; ZSth. Sl häd e Zilngli wie-n-en 0.,
eine geläufige, eine spitze Z. Sulrer. Auch Schlange
übh. GA.; Z; s. auch Heck-, Schiess-. Volksglaube:
die N. kann nur mit einer Haselgerte getödtet werden,
von dieser aber genügt ein leichter Schlag; immerhin
wird sie wieder lebendig, sobald die Sonne unterge-
gangen ist.
Mhd. natere oder nät-, got. nadris), lat. natrix. Durch
Alistreifuiig des Anlauts (wie in engl. bull, adder) und Ver-
dunklung des Voc. ist aus .Natter' nhd. , Otter' entstanden
(entspr. unserui Otere, nur mit verkürztem Voc.). Die Ver-
dunklung von n in o spricht dafür, dass u urspr. lang ge-
wesen oder es schon früh geworden war; unser Dialekt
589
At, et, it, ot, ut.
590
boliaiidelt OS als echto Lauge, wogegen liie U Verkürzimg: Nichts
bowcist. Eiiiü Entlcliuuug aus deutsch ,(Krouz-)Ottov' scheint
iu der sprw. KA. minki" wie neu (Sau)-Olter ScliSt. ; Z vor-
zuliegen, da die Natter es ist, welche t. wenn sie geängstigt
wird, t. iu der Begattungszeit einen äusserst widerlichen und
scharfen Geruch verbreitet. Zu der Abwerfung des n kann
das W. Aden beigetragen liaben, weil die Adern kleinen
Schlaugen gleichen. Ilarum wird wohl auch in Z Rieht.
ÄÜereziinfjli st. Atere- gesagt.
,Heck-Nater': dass. ,Die Scorpionen, die Heck-
nateren.' 1531/1707, Sirach. ,Sein gall guot für gift
der scorpionen, sclilangen, auch gro.ssen Hecknateren."
VoGELB. 1557. ,Vipera, nater, liecknater.' Fris. ; Mal.
jNatrix torquata G., Nater, Hecknater.' Wägn. 1080.
Der Name [liecktm = giftig stechen], so wie die lat. Über-
setzung bei Fris.; Mal. und das Comp. Schine- (s. u.) beruhen
auf irrtümlichen Ansichten und Vermengungen mit giftigen
Schlangen, zunächst wohl der Kreuzotter.
,Hus-': dass., da die Ringelnatter sich gerne die
tierische Wärme in Ställen und sogar in Betten zu
Nutze macht, auch sich zähmen lässt. .Der frommen
tütschen nation den sclilangen [die Schlange] zeigen
in dem gras und den hussnater ryssen uss dem loch.'
Gyrr. 1523.
Das männl. Geschlecht viell. durch ein Schreibversehen
aus dem vorangegangenen .schlang', welchem jenes allerdings
gebührte, auf unser W. übertr.
Schiess- Sclmss-7i, Schüs-OtereTH: Viper, Kreuz-
otter. Wenn sie baden will, legt sie ihr Gift auf
einen Stein; wird es ihr unterdessen gestohlen, so
schiesst sie in der Verzweiflung hoch in die Lüfte
empor, so dass sie beim Herunterfallen zerschmettert
wird, sofern sie nicht auf den Dieb trifft Th.
Der Name bezieht sich darauf, dass das gew. spiralförmig
aufgewickelte Tier, wenn es fliehen oder beissen will, sich
mit dem halben Leibe vorwärts wirft.
Schnell- = Schiess- Z.
Wasser- heisst die Ringelnatter, weil sie oft im
Wasser oder in dessen Nähe sich aufhält Th; Z.
Attich, Attig s. Akten IV (Sp. 166). Atore
s. An-Dorn.
At e"i; Unkraut GSevelen. — Aus Jai, Gejäte, mit
Dehnung des Voc.
Attecher s. Ettike". unätig s. unndig Sp. 90.
äter ä- BBe., Hk., 'e- BoSi.: 1. munter, lebhaft;
wohlauf, gesund, heiter, hellauf blickend, bes. von
Kindern BO., Si. Syn. biischof, fiflit/. — 2. „behende,
hurtig, geschickt BO."
Dass das W. durch Alifall von h sich au» , heiter' dif-
ferenziert habe, etwa wie ariij aus urtii;, ist uuwahrsch., weil
die Bed. 2 sich aus 1 weniger leicht erklärt als umgekehrt.
Für den .Abfall von k und Verengung von ci in e wäre aller-
dings das (ir ent (Sp. 578) zu vergleichen. Für urspr. Kürze
des Voc. spricht aber das in der Bed. (bes. '2) genau eut-
sprechende ahd. atar, accr, sagax, celer, nur ist dann der
Übergang von a iu ä, e schwer zu erklären.
Kilcher-Äti s. K.-EUer.
atltt'ntisch Bs faud-J; Gr; Uw, liaupt- Ba; UM.
(GoTTH.). haut- L, haiid- Bs; L; S, haiiptendisch Z,
haiitendisch Aa, haudotdisch S: zuverlässig. .Verboten
über den See zu gehen, bis es von tlbrigkeit, wenn
einmal das Eis authentisch (stark genug) ist, erlaubt
werden wird.' 1750, GrI). LB. Übh. tüchtig, vorzüg-
lich, wacker, und bes. als Adv. zur allg. Verstärkung
des betr. Begriffes. En autentesche Mechner, Bredeger
Nuw; e hautentischi Chöchi" S. Das ist tw'' e hait-
dentischi Burefran, die ihrem Hauswesen nach allen
Richtungen gut vorsteht L. ,Er hatte einen haupttän-
tisehen Staatsblick trotz einem Sekretari.' N. B Kai..
1845. ,lch möchte einen Meisterknecht, aber recht
einen hauptäntischen (vorzüglichen), der Alles wohl
verstünde und dem ich trauen dürfte.' Gotth. So ne
r'iche haiidendische Chnab [Jüngling], ne g'scJiaff'rigc,
hiisUge Kerli. Joaoh. 1881. ledi Buref'rcm hct-mr bim
Bache ne rechte hauclentische Wegge g'macht. BWyss
1863; Syn. u-ärschha/'t. B' Gärtnerei trtbe' haudentisch.
ebd. D' Muetter het d' Hush<Ati"g mim ältere Schivesferli
ilherlö" und das het-is haudentisch in der Ornig g'ha".
ebd. Einen autentisch straffe" Bs. I han-em haud.
üseg'ge, habe ihm tüchtig die Meinung gesagt L.
Hautentisch arbeite" L. Es chrüselet-ene hauptendisch
überinne, kitzelt ihre Erwartung sehr stark. JSenn
1864. Hauptendisch gueti Iliisti"g, sehr wirksame
Arznei ZZoll. Es hauptmdisch bravs Fraueli. Gotth.
Aus lat./gr. authenticus, rechtskräftig, mit der, für einen
Verstärkung bezweckenden Ausdruck, nahe liegenden An-
lehnung au , Haupt', mundartlich vorwiegend Haut gespr.,
wie iu dem Folg.; z. T. mit noch weiterer Anlehnung an
.Ende' (Endzweck od. Vollendung), vgl. .endlich' ^ gänzlich.
Autor Hauptd'r m. : der Vornehmste, Hervor-
ragende ZB. Euere Hans ist bim. G'sang eisster de'' H.
D' Vre [Verena] macht mit irem Läff alleioü de" H.,
dominiert immer mit ihrem Maul. — Vgl. ,Hauptmann'.
Das -iir mag sich ans frz. autew erklären.
autoritätisch: würdevoll Uw. Aütoritetisch der-
her gä".
et-lich B ö u. wÜ.; GrL.; G; W, etlfch, n. etlis U,
eilig, etlich, etigG, etl^'W. etslich GrD.: 1. irgend
ein. Uf etliche Wig, auf die eine oder andere Weise
BHk. Z' etlicher ZU, einmal, bei gelegener Zeit. ebd.
Gangid ier nummen vorab [gehet ihr nur voraus], mier
chommen z' etlicher Z. näha [nach] BBi. Etlichen
muess er alhit üfsitzu", es gibt Leute, denen er nicht
anders als aufsätzig sein kann W. ,In etlich weg,
aliquo modo.' Mal. — 2. manch, einig, etwelch.
a) Sing. Das het mier scho" Etleche'' (fem.: Etlichi,
ntr. : Etlis) g'seit U. An etilem Ort W. Etlichs Ma""s
Chrankheit cliuniid du nalui [davon her] BRi. Etlifchjs
Jär BBe., Si., manches Jahr. Etlis Mal, mehrere Male
GrL. ,lren etlicher', mancher, der eine und andere
von ihnen. 1529, Absch. .Etlich gelt', etwas, einiges.
RCys. Zur Bezeichnung einer unbestimmten kleinen
Zahl, ein paar BHk. — b) Flur, ellech(i) U. etlegi,
etegi G, etslichi GrD., etli W, etler 7. bäur. Etlich
und etlich, eine grosse Anzahl G oT. ,ln etlich weg',
auf manche Weise. 1531, Absch.
Mhd. ei-, i'ic-, rtmlkii, irgend ein; PI. einige, nmnche.
-lieh wird in manchen MAA. -heh und -liij (-/«/),■ iu etaji
ist gar eine Vertauschung mit der Ableitungseiulung -iij oin-
getreten. — Betr. eller als Nom. PI. s. das o. Sp. '27:5/1 zur
Flexion von ein Bemerkte; hier kommt dazu, dass die Silbo
-iett dabei ausgestosseu ist. Die .\bleit,ung von der Form
eteH- findet sich schon früh in synk. und unreiner Gestalt.
z.B. ,ezlichu' (PI. n.). Copialb. Kiiuigsf. 13:)'2; .etschlich
guad und fryheit.' 1Ü77, Z; u. noch spät: .etzliche Monate'.
Discourso 17'21; jetzt ausserhalb Gi- nur etwa scherzhiift.
— S. noch iellieh; il-ieeleli.
etwa 1. ette (eti,;) ApL, K.. M.; GlH.; Gr UVatz,
ältn Gk tw., üHte GlK. 2. äpp^^ (^-, e--) Gr tw. ; PI". ; T
(äppn); W, öppe (öpp-i, e'ppe) Aa ; Ai'; Bs; B; F; VGktf;
Sit!
At, et, it, ot, ut
592
GlM., U.; Gntw.; L; G; 8i:H; S; Th; Z, (IjJJie, Cipp'i
GrS.; W, oppr, oppaBv/0.; GlH.; W, op2)BG., oppmc
ScH, üppme (vil) ZBenk., öppene F. 3. etscha ApI. ;
„Gl"; GRUVatz; GO., Rh., ötscha G oRh. 4. öpsch
(■iywc/f^ Hebel (neben öpjj«), Walchner: 1. räumlich:
irgendwo B; Ndw; W. Öppe mues-me" sl" Aa. Du
wimt ö. g'sl" si". Gotth. Es mues emmel [einmal,
doch] 0. [zu finden] si" Z.- Und sehntet öhsch e truiikne
Ma dur'' d' Nacht. Hebel. (Häufiger neisswo udgl.)
Verbunden mit nachfolgenden Ortsadv.: öppe-hi".
irgendwohin Aa; B; G; SBb.; Uw; Z; verblümt =
auf den Abtritt (allg.), und so auch als Subst. m.
und n. B. F.s öppe (ettej hi" bringe'', durch Fleiss zu
Etwas (.ansehen, Vermögen) kommen Gl; Z; ö.-her,
irgendwoher B; ö.-dttre, hindurch; öppen-a", -ane, wo-
hin; -ihe, hinein; -ume, herum Aa; Z; ö. ume si",
irgendwo in der Nähe zu finden sein Uw; Z; ö.-filr,
wofür, für Etw. B. In solchen Verbindungen steht.
bes. vor Voc, auch epper-, öpper- (s. etwar). Vgl.
auch etivo und etu-ann. — 2. zeitlich: zuweilen,
manchmal, hie und da, dann und wann; betont auch
i. y. von ziemlich oft Aa; Bs; GRÜb§. ; S^ulger; Tu:
W; Z. Si händ ö. g'lost, horchten von Zeit zu Zeit
auf Aa(H.). .Es git 's ö., ereignet sich etwa Z. Wenn
's eppen ist, vielleicht ein ander Mal. Sprenu. Syn.
esie Sp. 21. 513; üpped-ie Sp. 21; öjqngen 3. , Vor-
mals' (von dauernden Zuständen) : .etschwa.' CTürsi
1489. Syn. ahven (Sp. 209). S. übrigens auch etiranii.
— 3. modal, a) = nhd. etwa, vielleicht, wohl.
Isch 's ö. das? B. Meinst ö.? Z. Merksch 's u.? allg.
Trink e ScMüekli Brenz, er chuelt-der öppe di" JasI
ab. Hebel. Du /if(.<c7t ö. nid recht y'luegt, nicht genau
nachgesehen B. Er meint 's eppa nit so bös. Spreng.
Das ist er öppe gar nit, gar nicht etwa S. Öppe gar,
wohl gar. Gotth. Öppe [wohl, wahrscheinlich] noch
nie. ebd. ,Bist du allein öpen die Nacht?' JCWeissenb.
1701. l)ie Volksspr. scheut sich nicht vor Wieder-
holungen wie: irend-er [wollet ihr] ette ette-hi"? Gl.
Wo si im öbbedie Öbbis g'schickt het. Breitenst. Sonst
bietet der Stamm iieiss- (s. d.) Abwechselung; aber
beliebt ist die Zusammenkuppelung der manigfachen
Zssen des et- scherzweise und zum Sprechspiele: hät-
der öppen Upper Öppis 'tä" (g'gi'", g'seit)? oder hei
eppen Epper Eppem Eppes 'lö"? — • b) = nhd. etwa
i. S. von ungefähr. Wie fiel )««■" 's ö. si"? welche
Stunde des Tages? B. Vor Zahlangaben, allg. Er
hätti 's Zimmere bigost [bei Gott] o''' g'lcrt [gelernt],
trenn er opp o''' d'rzue cho" tri'' [wenn er nur irgend
Gelegenheit dazu gefunden hätte] BG. - c) etwa,
vor ein. Etschen eina GSa. .Öppen Eine, aliquis.
Öppen Eise, alicujus.' Id. B. Vor Adj.. besonders
der Quant. : wohl, ziemlich. Öppe mänge, wohl man-
dier, unbestimmt viele Z. Er häd vpä dick [oft]
under euser Sahlate use g' schösse". Madleni 1712.
Eppidick s. eticie. Öpme ril, etwelche, einige ZBenk.
.Etwa menig statt.' 1336/144t), Z Chr. ,Das üwer etwa
menger den lött'el wirt fallen lan.' Sempacii. Lied. ,ln
etzwe mengem stuck', in verschiedenen Punkten. 1402.
B. ,Ettwe manig Jare.' 1451/1544, Schw LB. ,Etwe
niänger unser lantlüten.' ebd. ,l)er selben etwa menger
ist', ihrer sind ziemlich viele. 15'23, Absch. ,A1s sich
dann biss har ettwe vil zytes [oft] gefüegt hat.'
1451/1544, Schw LB. ,Der[en] ich etwe vil hinus ge-
.scliickt.' 1531, Steuckl. ,A1s der turn angfangen und
etwa hoch [auf eine gewisse Höhe] gf'üert was, buwt
man in in alle höche.' . Vad. ,In etwo vil höche', in
ziemliche Höhe. ebd. ,Etwa lang nahen', in kürzerer
oder längerer Frist. Voüelb. 1557. ,[Notker hat das
Leben des h. Gallus] angefangen und etwa ferr voll-
streckt', bis auf einen gewissen Punkt vollendet. Vad.
Gerade, eben: Nid üppe grüsli eil. Schild. Du hast
di ö. icacker g'halte. ebd. Das ist ö. hüt Witzigs von
euch [nicht eben verständig]. Gotth. — d) wohl,
doch, gewiss, hoffentlich; zuversichtliche Be-
jahung oder Verneinung (resp. Verwunderung,
starker Zweifel); Erwartung od. Behauptung, wobei
man meist Anwesende gleichsam als Zeugen zur Be-
stätigung der Behauptung anruft, also mit dem hinein-
gelegten Sinn: ,Ihr müsst es gewiss selbst sagen und
bejahen;' meist betont und in S mit Dehnung des
Voc. Öbbe hringsch-mer doch no''' Freud und heiteri
iSY«nr?e. Hebel. Öy);>e «'y/.' hoä'entlich doch! Z. Ö.ja!
Th. WoJ ö.! freilich wohl! BHk. Wol ö. nid, doch
wohl nicht, kaum BBe. ,.\. : Oppen nicht [das wird
wohl nicht so sicher sein]! B. : Oppen wohl [doch]!'
HPest. Ö. nit, hoffentlich nicht Bs. (Es icird) ö.
nid (sl")! Aa; B. ,Das sei öppe noch nie erhört
worden, dass so Etwas einem Kinde in den Sinn ge-
kommen wäre.' Gotth. ledere Nar g'seht ö. [usw.],
sieht doch. Stutz. Allein stehend, stark betont: öppe!
gewiss! B; S. Betont und verstärkt durch nachfolgen-
des ,auch': öppen-au! Aa; Bs; Th; Z. — Es uiird
[wird] ütta bald schnla", rechn-i, ich vermute, dass
es bald schneien wird GrD. I ha ml" Such ö.
g' macht! doch gewiss wacker gearbeitet Bs. 0. häm-
mer [haben wir] Schöchli [Heuhäufchen] g'macht!
Hebel. Si chömme [sie kommen]! si holderen ö., man
hört sie ja deutlich genug lärmen Bs. Er wird eppa
kö! Spreng, 's isch e. g'nueg, ich dächte, es wäre g.
Bs; B; S; Z. / han-em 's e. g'seit, ich glaube ihm
die Wahrheit deutlich genug gesagt zu haben. Spreng.
Er hät-en [ihn] ö'. g'rüemt ! Sulg. Er hat ö'. y'sporet,
sich lang genug oder freilich stark gesträubt S. Es
het in ö'. g'heit, freilich sehr geärgert. 0'. isch 's mer
übel g' gange! freilich! das will ich meinen ! B. Es ist
ö'. f/uet g' gange", gut genug, über Erwarten Aa; Bs. "
Ö'. mäng Mol, oft genug Aa; Bs; versch. von dem
unbetonten ö. m. M. Ö'. mängist, nur zu oft Aa. —
Hilf-is öppen aW' e chll [uns doch ein wenig]! Stutz.
.\us ahä, eihleswar, mhi]. ete(s)wä, WOZU ,etwo' (Vadian)
nur spätere (nhd.) Nbf. ist mit dem Unterschied, dass au
ihr die ausschliesslich räumliche Bed. haften geblieben ist.
Aber neben obiger Ableitung kommt diejenige von i-twann in
Betracht, da schwor zu entscheiden ist, üb das n der vor Voc.
eintretenden Form etten, i-'pjjen nur eiu euphonischer Zusatz
oder stamnihaft sei ; in letzterem Falle wäre die oben unter '2
augesetzte Bed. die ursprüngliche. — Unsere Formen zer-
fallen in 3 Hauptgruppen: in der ersten ist iw zu tt assi-
miliert, in der zweiten zunächst zu jiw (vergröbert in (ijfmc,
auch in Öpmcr, etwer, erhalten) und dies zu pp, indem hier
der Lippenlaut siegte, aber auf die dem ( entsprechende
Stufe erhoben wurde. Kbenso verhalten sich die Formen
'jijjipel und i/ollcl aus (iult ihU. 3 (und 4) beruht auf der
altern Form iie»- (s. bei etlich), deren » nach Elision des
Voc. zu sfh verdickt wurde, wie aus mr auch im Anlaut
»i-Aw, aus (» oder In im Inlaut lach geworden ist. Der Untei-
schied zw. der dentalen und labialen Bildung (1 u. 2) bleibt
auch in diesen Nbfen ausgeprägt: die erstere ist aber auf
den Osten beschränkt und auch dort nicht allein herrschend.
Das alte etcn- hat sich daneben verkürzt in es- erhalten;
vgl. en-ie Sp. 21 und die hier folg. Zssen; .etzwa.' ThPlatt.
Der aulauteiule Voc. war urspr. e (gespr. *■- od. ri). woraus
593
At. pt, it. ot, ut
594
sich die Schreibuug ü erklärt imd der Übergang iu a, der
übrigens auch durch den Laut der 2. Silbe befördert wird,
wie deutlich aus der W Form Apixis, Etwas, neben dem syn.
Ejijiin und neben Epper, Jemand, erhellt. Er ist aber, wie
im uhd. ,etw-', an vielen Orten in e' iibergegangeu, denn
der Übergang in ö, der zwar wesentlich durch die folgende
labiale Lautverbindung begüustigt ist, scheint ein e' voraus-
zusetzen, wie in nhd. .Löffel, schöpfeu' usw. In öite konnte
ö aus iipir eindringen, weil beide Assimilationsformen in GIK.
einander begegnen. Die Nbfen eppcr-, etter- liesseu sich allen-
falls durch Vertauschung von n mit r wie iu aterlos (s. o.
Sp. 58S), über, uiijer für vU-il, unden udgl. erklären, werden
aber einfacher unter elwur, üppcne F unter etwann angebracht,
es sei denn, dass man letzteres als eine Bildung mit repe-
tierter End\ing wie obmenen (Sp. öl) udgl. .auffassen wolle.
— Zwischen den 3 Bedd. ist die Grenze sehr unsicher uud
bestehen Übergänge; d.as Zeitliche ist immer auch räumlich
und aus beiden Anschauungen entspringt die Abstraktion (3).
deren einzelne Arten wieder nicht streng von einander, ge-
schieden werden können, da meistens nur der Zshang und
die Betonung die feinern Unterschiede anzeigt. Es ist sogar
fraglich, ob mit Fug die BeJ. 2 aufgestellt sei, da wohl-
gemerkt der modale Begritf in allen Fällen mitspielt, wenn
nicht vorherrscht und die zeitliche Erscheinung immer an
Bedingungen geknüpft gedacht wird. — Ett-vil usw. auch
mhd., ahd. eiesvilo, aliiiuantispcr; -milihll, aliquantus, nio-
dicns; -mmmrje, aliiiuanti. Eppidick kann aus cpjie- oder aus
eticie- erklärt werden; es findet sich aber in diesen Ver-
bindungen auch etwann, s. d. — Unser W. ist z. T. syn.
mit neue, Heime (s. iiei^swe), welches aber in Fragen nicht
gebraucht wird.
etwa-igen öppigeti (e-): 1. vor Zeiten, früher,
sonst, ehedem B. Ö. si/"'' d' Schtvi/ser Manne män-
gisch fründlig z'sämme cho". B Musikfreunde 1824.
Alb-ö. BM. s. alwen Sp. 2U8. — Adject. : en öppige
Mage", ein gesunder, wie ihn frühere Generationen
hatten B (Ztro). — 2. zuweilen, jedoch nur mit
nachfolgendem eins, einist B. ,So könne ja keiner
o"* öppige einist einen Buchstaben machen.' Gotth.
Auch: ö. teilen einisch B (Zyro). Also =^ etica 3.
Mit der beliebten Silbe -ir/ gebildet als adv. Casus eines
Adj., entsprechend den mhd. Adv. auf -liehen von Adj. auf
-lieh oder (viell. noch eher) nach Analogie des gleichbed.
idbig aus alweg, -en s. Sp. 208/210.
et-wie öp)petcie Schw, e^swie GRChur, D., Landq.,
etschwie Gr Landq. ; GW., Sa.: irgendwie. Es isch
äppnn ijswie g'gang<i, es gieng, wie es mochte GnChur.
Eppidicl;, ziemlich häufig BGr. Aswieril, nsw/'eiv/«,
ein Quantum, ein wenig GrD., Pr. .[Einen Lohn
geben] als etteswie dick g'gen ist', wie ziemlieh oft
gegeben wurde, wie zu geben der Brauch ist. 1311,
Gfr. (vgl. u. etwann). .Verbrunnen etwie vil hüsern.'
XIV., Bs Ratsb. .Etzwievil Volkes.' Z Urk. 1416.
,Etwie vil zytes', eine Zeit lang. 1424, Gfr. ,Sy
hatten aber die matten ettwi lang har für etzweide
ingehau.' 1437, Obw. ,A1s sich die sach also etwilang
verzogen hat.' G Stifts-A., wofür ÄoTsiiHJUi ,etwa
lang'. ,Etwiemänger.' Diessenh. Stadtr.
Vgl. elicu :i e und eiirann. Betr. ep/ii- Vgl. die Anni. zu
etmi. Ein ganz verschiedenes emcie s. Sp. lyj, 4 a.
e t- etsch- w o Gr UVatz ; GO., We., •fiwa, eswö Gid».,
UVatz : 1. irgendwo. Etschivo hi" gö". ,Nüt so sch;id-
licli, das nit ctwo nütze.' Ansh. — 2. = etica 2 resp.
etwann. ,Ich bin auch etwo ze herberg gewesen beim
Gabelo.' 1581/48, Tonus, wofür , etwann'. lüOT. Wecli-
selnd mit etwann: ,Etwo sind der abgestorbnen lych-
nam ganz erschinen, etwan allein wie ein schatten.'
LLav. 1569, dag. 1578 ausschliessl. .otwau'. — S.etwa.
Schweiz. Idiotikon. I. 4.
etwann 1. etschwenn Qu UVatz; GWa., t^swenn
GrD., UVatz: irgend wann, einmal; zuweilen. ,Ich
mag mich denken, dass ich etwen im schnee bestecket
[stecken blieb].' Platt. 1572. ,Wie den" etzwen be-
schicht.' ebd. ,Die kommt etwen einest, etzwen nüt.'
ebd. — '2. einst, ehedem. .Sol man von dem sigrist-
ampte gen garben, als etesswen gt-n wart jerlich.'
1324. Gfrd. ,l)ie dann etwend ouch da gesessen sind
gesyn.' 1484, Offn. Suhr. .Item ist des Bapst Palast
noch do, darin etwan die Päb.st residieret.' Platt.
1012. — 3. (öppene F) etwa. .Als wir Brisach er-
sehen, sind wir sorgfeltig gewesen, ob uns nüt ötwen
die selbigen stierlüt [Steuerleute] wurdint sumen.'
GeKell. 1576. ,0b es von etwan eim gehört hette.'
TiERB. 1563. ,Das nit etwan, ne quando. So etwan, si
quando.' Mal. — 4. ziemlich, vor Massbestimmungen.
.Etwan lang, vil.' Mal. .Wenn [die Wolke] aber zwen
tag oder einen monat oder etwan lang auf der wonung
bleyb.' 1531/48. IV. Mos.; dafür .eine Zeitlang.' 1667.
.Ward uns geschenkt epschen fil brot.' Stulz 1519.
.Üb ir [ihrer] joch [auch] etwann menge sind.' Lied
V. Novara. Vor Zahlen: ungefähr. .Ettwen vier oder
fünf.' 1610. Rat Willisau. — 5. irgendwo. .Etwan
her, hin.' Mal. ,Viam facere, etwanhin waudlen.'
Eris. ,So einer das ei nimpt und etwan hin streicht.'
VOGELB. 1557.
Der zeitliche Grundbegriif ist stufenweise abgeschwächt
und verflüchtigt, wie der räumliche bei eiim, mit dessen
Bed. 3 a — c hier 3 u. -t zstreffen, uud zwar su genau, dass
Verniengung der Formen durch Schriftsteller, welche die
MA. zu korrigieren glaubten, muss angenommen werden.
Zwar lässt sich die Bed. 5 auch aus der Form .etwann en'
herleiten unter der Annahme, dass die Verbindung mit ,her'
auf die mit ,hin' übertr. worden sei. Die Bedd. .ehmals'
und , vielleicht' hat auch ehwenne im spätem Mhd.; ebenso
findet sich schon dort die Verbindung mit Massangaben, in
welcher .etwann' offenbar , etwie' vertritt; für die Bed. .eh-
mals' vgl. auch öppiijen 1 ; ,ctwan' = ,etwa' auch nhd. bis
auf neuere Zeit.
etwanig: vormalig. .Und wurdend gfangen Graf
Hans V. Hapsburg und Uulr. v. Bonstetten, etwaneger
des grafen diener.' Vad.
etwar: 1. selbständig: irgend wohin W (auch:
eswar). — 2. öjiper (e-J. nur vor andern Ortsadv.:
irgend wo, zur Umschreibung von: irgend Etwas:
e.-oh, an (über) irgend Etw.; e.-näch, -üf, -mit W;
ü.-iim, und sogar mit .wegen' kombiniert, weg öppenim,
wegen Etw. L; e.-zue tiow ; ü.-ab, -hl, -für, -üs; auch
ö.-dtirtwille, von wegen Etw. Aa; ö.-dür, durch Etw.;
ö.-gege, ö.-hinder, ö.-i", -in, -üf Z (Spillm.); O.-mit.
Ii). B. Eim öpypcr-in, -mit diene"; Etwas ö.-iif stelle',
auf etw. Anderes; ö.-a' denke'; er het si'''' ö.-ab ver-
sündiget; %''• möclit di'' ö.-für 'bete" ha"; er isch ö.-
hinder, mit Etw. beschäftigt; er wird irol ö.-ziie guet
sl" B. So auch schon in der ä. Spr. ,Wer sich setzet
etwarauf, darauf [ein Unreiner] gesessen ist.' 1.548,
Levit. .[Wer einen Heiligen] etwarmit eret, welches
allein gott zue gehört.' Zwixuli. .Etwaran gefallen
haben.' Fius. .Einen fründ etwarmit beschmeissen.'
JJBreit. 1638.
1 ist icÄr, wohin, im l'iifcrschiede vuu icu(r), wo. 2 ist
das nhd. ,war-, wer-', in welchen sich das alte i- wenigstens
vor Voc. erhalten hat. Zu der Anwendung vgl. mv. Über
die Berührung mit eiim s. d. 12 c u. Auiu.
Etwer 1. Etter GlH., Ö»<m-GlK. (neben Upper).
2. ÄpperTisühii.; GuP., Epper Av; BHa.. Si.; GlH.,
38
595
At, et, it. ot, ut
590
Opper (E-) A\; Bs; BU.; F; VOrtb; Gl; Gr tw.; GA.;
S; Th; W; Z, Öpmer ScnHa., Opper Soh, Äpjjer W
Nat. 3. Etxchicer GO., Wa., Weisst.. Etschmer GWa.,
Etscher „Ap; Gl; Gr; GSax", Sa., Wa.. Esrri-r, nswer
Gr. 4. Öppert Gl; GTa. (auch Öpperte), Stdt; Tu;
Z, Eppert Ap; Gr tw. (auchX); GStdt 1799, Öpperter
GWa.; Z, Etschert „Ap; GL;GR;GSax", i^Hert „GRh.":
Jemand; Syn. Neim er, Näher usw., s. Neisswer. De
Herr Öppert, Jemand, des.sen Namen man niclit an-
geben kann oder will Z (vgl. Bing, Dingelcr). Öpjier
wott [möchte] diir 's Täli gä", Öpper Opper chüsnc'':
Oät das Opper Öppis a", BnlcJit das Öpper z' irüssc"'^
AfgCorkodi.
,Etwer' in der Lit. des XV., XVI. (.öthwer'. Mcy. Wirjt.
Chr.). daneben ,etwar', z.B. Zwingli; Salat; Vad.; Seh Kats-
liiot. 1.546. 1553; Vogrelb. 1557; Fabri 1557; HBiiU. 1572;
.l.JBi-eit. 1638; JMüll. 1661. ,Dass etwar etwas finde.'
Schinipfr. 1651 zeigt uns viell. den Weg, auf welchem das o
in das niännl. Pron. gelangte. Auch in Api<:r neben K. (W)
muss n aus ujijm, Ap/in». wo es durch Angleichung entstehen
konnte, erst heriibergenommen sein. E vor den Lippen-
lanten bedarf keiner besondern Beachtung bei denjenigen
MAA., welche übh. immer ö durch e ersetzen; es sind darum
oben zn E^iper nur diejenigen Bezirke angegeben, bei welchen
diese Erklärung nicht ausreicht. In Etschmer, Üjimcr ist "■
zu m vergröbert, in Eticlur ganz ausgefallen wie in Encr.
Im Übrigen s. die Formen und ihre Erläuterungen bei etim.
In Öppert, Etuvhirt ist ( angehängt nach Analogie des Gegen-
teils Niemert, Niemand (s. u. Nieman], Die Nominativform
Öpperter (GTa. Ojipertn) hat die Nbbed. des Wichtig-, des
Geheinituns und enthält nach dem angehängten i nochmals
das selbe -er wie das einfache Öpiper. — Die Flexion voll-
zieht sich entweder so, dass der zweite Teil des W. noch
in seiner ursprünglichen Bed. gefühlt wird: Dat. Elichircm,
Acc. Btsdiiri", Eieche" GS.a. ; oder so, dass das W. als ein
einfaches gefasst wird: Gen. Eppm, Dat. Epperc BSi., sonst
Dat. Öpperem B; Bs; L; Z, Öppertem Seh (»i händ-ni''' Ö.
"";;'»m", haben sich .Imdes angenommen); ThHw., Acc. Öjiperr
(irinn er nur Ö. ij'iiärjiii, sähe). Gotth. Ja sogar bei deutlich
erhaltenem ,wcr (war)': ,One sterkerung [Unterstützung]
etwars.' Salat. ,So si etwarn syn brot verderben.' Seh Rats-
prot. 1553. .Wenn yeman etvverm so guets gau [giinnte].'
1537/44, Schw LB., W{ifüi in der officiellen Ausg. ,etwan eini
so g. gont.' ,0b er etwaru wüsse, der uns gelt geben hab.'
1526, Abscb. Die durch Assimilation umgestalteten Formen
werden aber häufig auch als Indeclinabilia angesehen und es
unterbleibt namentlich für den Acc. alle Flexion. Auch diese
Erscheinung schon früh. ,So ihr etwer treffen au.' Com.
Beati. ,Ich wil ettwar zu» uns reichen [Jniden holen).' Mey.,
Wint. Chr.; und sogar der Dat.: ,Ein gift, etwar damit ze
schaden.' Vogelb. 1557.
Etwas 1. Ättns GnChur. D., Seh., Ettes (-is) Gl
Grosst; Gr; „GRh.", Öttis GlK. '2. Opinis Si-nHa. ;
ZRfz, Wl., Äppas (-is) GRChur, D., Vals, Val.. Eppes
(-is) Ap (e'); BBe., Si.; GlH.; GrD.. Mal.; GG., T.,
Öppis (E-) A.4; Bs; BM., S., U.; F; VOrte; Gl; Gr
Chur; GA., G., Stdt, T.; S; Th; W; Z. Oppis ScnBarg..
Appas/^hiiUch. 'i. EtesicasGW., Etschwas Gi^a...
W., Ötschwes GBuchs, Grabs, Etschus „Ap; Gl"; Gr
Chur, UVatz, Valz.; ,GSax", 0., Ötschis GBuchs, We.
■l.Esiväs, As- Gr; P; T; W: Etwas; Syn. Neiwes,
Neu(m)is, Nähis usw. (s. Neisswas). Mit der schon bo-
siiroehenen Häufung: Wenn ÖpperOpperem Öppisa"rer-
traut, so isch er h'schisse" [betrogen] B (Zyro). Ö. ron
Eiere, eine Eiersiioi.se Bs. Ö. tumms eso! Abfertigung
einer geäusserten Ansicht. Gotth. So Ö..' Ausruf der
Befriedigung Bs (Spreng). Ö. mache, Notdurft verrich-
ten, bes. v. Kindern Bs; B; ScH; Z. Prägn. Ö.sl", zu
bedeuten liaben, etwas Rechtes sein; ein Amt bekleiden
L; Z. Chiimm, wenn d' Ö. bist! Herausforderung G; Z.
Ja, Stilb ist Ö. g'sl", schrecklich, verwunderlich. ,So
lass einer das auch etwas sein.' Tierb. 1563. 's isch
im Eppis worde, er hat Gift bekommen. Spreng, ,0b
in [ihnen] mit werten Etwas [ein Unrecht] beschicht.'
ScBACHZABEL. Betont: Ö. hed-em (/hört, eine kleine
Strafe hat er verdient S. Ö. ist hesser als Niit! etwas
Weniges besser als gar Nichts Z. Isch 's nid ril,
se-n-isch 's doch Ö. J-'ülger. Es ist nllethalben, an
allen Orten, zentumc, überall Ö., irgend ein Mangel Z,
etwa noch mit dem Zusatz: iintl niene [nirgends] nilil
Vulllummes GlK., oder mit der humoristischen Um-
deutung: nw i" mim Cluichihäfeli (i miner Almäri)
imtt" ist Nüd Z. Es ist alliird Ö., allezeit ein Hinder-
niss Z. Zur Bezeichnung eines unbestimmten Quan-
tums: ,Hat etwas geweint' GRTschiertschen. Öpj)is
und 301'', Ö. in'n 30"" inne stö", zwischen 30 und 40
Jahren alt sein Z. ,Ein Jahr oder Etwas.' BSchwarzin
(ScH XVII.). Mit partit. Genet. a) mit Subst. Ö.
G' schüft, Öpfel Bs. Vor Ö. Wuclie", Tage" Z. Eswas
Spruch Gr. Er het Ö. Eids 'tä", etwas beschworen
B (Zyro). Ö. Chnebels, etwas Knebelartiges Aa. Ö.
Hagels, Tunners, irgend etwas Verwünschtes Aa; Z.
Ö. Drecks von Eiere,' eine Eierspeise von irgend wel-
cher Form (und gleiche sie auch der Farbe nach dem
Dr.) Z. Schu" cor Ö. Zlts. schon vor geraumer Zeit
Gl. Es vergilnd [vergehen] etis Tage", ebd. So bes.
in derä. Spr. : .[Zusendung von] etwas briefen.' 1531,
Stru'kl. ,Lass doch die magdt etwas tagen, zum
minsten zehen, bei uns bleiben.' 1531/48, I. Mos. ,E.
gelts zins.' ECys. .Richtend ihre Badenfart [Besuch
eines Bades] uss anderen Bäderen, die auch etwas
Namens [einigen Ruf] und gute Wasser habent.' ebd.
,Vor etwas Jahren.' JJBreit. .Etwas Tucks verrich-
ten', irgend eine Tücke, ebd. ,Darnach zugen wir bei
etwz Behausungen [einigen Wohnungen] hin.' Amm.
1630. .Wann gleich die warheit etwas zeit getruekt
wird, so wirdt sie doch nit gar undergetruckt.' 1645,
HoFMSTR. .Versähe etwas Zelts die alten Herren
Pfarrer.' Tur. sep. Mit weggelassener Flexion, also
appositioneil gedacht: ,Daran wir etwas beduren ge-
hebt.' 15'28, Absch. b) mit Adj. Ebenfalls urspr.
partitiv, jetzt appositioneil aufgefasst: Es het g'chlepft
ö. Elends! es gab einen schrecklichen Knall Gl. Es
het ö. Schröcldichs g'macht! ein schreckliches Gewitter
hat stattgefunden B. ,[Ge-] trunken sei worden ö.
schröckligs.' Gotth. Ohne Genet. aber partitiv ge-
dacht: ein Teil, z. B. der Leute. Es hää Ö. [z. B.
Ä])fel] fül d'runder. Es ist kei" Schlacht so gross, es
chunnt aif'' 0. d^rvo" (mit dem Leben). Auch mit
Priid. im Plur. GT.; Z. Disjunctiv: Öppis — Öppis,
die Einen — die Andern aScnw ; Z ; vgl. Sum — Siim.
Die Haupt- und Nebenformen zu erklären wie bei etwa,
riircr. .Ötmass'. 1525, Egii Act. (vgl. öpme, etwa). Schon
früh mit durchgedrungener Assimilation: ,öpes.' XV., Offu.
ZgHün. ,Ö]}es z lachen.' JCWeissenb. 1702. .Eteswaz.' äZ
Chr. .Etswas.' 1372, L. .Etzwas.' ThPlatt. .Etschwas.'
CTürst USi). ,Eppsches.' Stulz 1519. — Der Dat. (wo er
flektiert wird) lautet Öppi«(ii)eni («i''' mit Ö. verteile"), der
Gen. Öpiiieae" Tb: Z.
Ettächsli n.: Eidechse ZSth. — Vgl. Sp. 91.
ette s. etwa; ettro; ctiiann. etter s. etwar
(auch in der Anm.).
Etter I s. Sp. 5<S6. Etter II. Kttert s. Ettcer.
Etter III s. Letter.
597
At, »^t, it, ot, iit
598
Etter IV (rf- bzw. e'-), ,Nätter.' Id. B — m.
(in Aa auch ii.): 1. Geflecht von Gerten oben an
einem Zaun; die Tannzweige, welche zur Befestigung
der Zaunlatten in Form von Ringen oder Kränzen
um die Pfähle geschlungen oder aber der Länge nach
30 — 10 cm breit um die Zaunstecken geflochten werden
Gr. Ein solcher Zaun heisst Etter-zün; vgl. Etter-
ruete. .Hette jeman da gens, findet die jeman an
synem schaden, der sol inen das haupt stossen durch
den etter des zunes synenthalb und ihr den ars über
den zun werfen und si lassen hangen.' Üffn. Jonen.
,Der äter, flechtung des setzhages, flexio sudium.'
Red. 1602. , Einen Etter machen', dem Zaun eine
Krone von geflochtenen Gerten aufsetzen LG. Bildl.:
„Jmden in einen E. werchen, in die Enge treiben, in
grosse Angst bringen BO.; LE.;" vgl. Etterich. Us-em
A. cho", aus der Ordnung kommen, in die Brüche
gehen AäL., Kulm; us-em A. sl" 1) nicht mehr ordent-
lich zshangen. 2) verrückt sein AaZ. Der gefloch-
tene Zaun selbst BsLd; „B; GRChur"; L; „Z"; Syn.
Freihag. Sonst besteht zwischen E. und Hag der
Unterschied, dass der letztere meist aus lebendigem
Holz besteht (als Grünhag, Hecke), der E. eben aus
gehauenem Holz (Pfählen, Stecken, Latten) mit ein-
geflochtenen Ruten oder Tannzweigen. ,Nättcr, sepes
ex spinis intortis.' Id. B. Den zum Hofe gehörenden
Brühl muss der Meier jederzeit in einem ,E.' halten.
um ihn vor dem Eindringen des Viehs zu schützen.
1350, ÄÄKlingn. ,Die wynreben zu Wülflingen sollend
also in guotem frid sein und ligen als ein guot in
nun ettern.' Offn. Wülfl. Auch diente der Hag we-
sentlich zur Abgrenzung von Privatgütern, während
Zäune von jener Art ursprünglich zur Umhegung des
gesammten Culturlandes (der Zeigen) einer Dorfge-
meinde, gegenüber dem unangebauten und nicht aus-
geteilten, zu gemeinsamer Benutzung von Holz und
Weide bestimmten Gemeindeland (AUmend) und zur
Abgrenzung gegen andere Gemeinden; daher: 2. Ge-
meindebezirkj Dorfmark, -bann, d. h. nicht nur
der Zaun selbst, sondern das innerhalb desselben
liegende, von demselben umschlossene od. eingefasste,
angebaute Dorfgebiet L (Inkicuen); Sch (Kirchu.); „Z."
Vgl. Darfetter. ,E.' hiess ein mit Kreuzen bezeichneter
Bezirk um die Stadt Basel, das Weichbild derselben;
in BsLd ,der äussere E.' die Allrnend. ,I)ie Geding
sol man haben in dem Fronhof oder inwendig Etters
wa es ist.' Offn. Bubend. ,Hienach folget der ätter
und efaden zu Hege mit allen anstössen, und des
ersten die zeig uff Grützen genampt.' Offn. Hege.
,Alle frevel, buessen und gebott in des dorfs e., zwing
und benn.' Off.n. OWinterth. ,Alle die hie ze buwen
[Ackerbau treiben] hend, die mögen ross haben, sovil
inen zue dem buw in etter gelegen notturftig ist.' ebd.
jSprechent die hotjünger, das sy habind das recht,
dass nieman sol husen usserthalb etters.' Offn. Fäl-
landen. ,Das niemant zue weid genoss syn sol, so usser
ätter sitzet.' Offn. Wetzik. 1472. ,l)er so über ätter
hinin wirbt, soll soUichs tuen mit gewettneni veech
und mit verbundnem sack.' ebd. 1175. .Romiuisliorn
inn und usserthalb dem B.' 1501, Piumk. .Wellichor
güeter ererbt oder kouft, die nit innert etters sind,
und er ein ehehofstatt innert etters wüsste, so soll
man in Ulf die ehehofstatt lassen husen und bauwen.
Wellicher ein hus will buwen ussert etters, der soll
weder holzhouw nucli wiiiiii und weid zun iindcren
lüten han. Wellicher ussert etters güeter hetti, dem
soll man das zünholz nit abschlon, und wann er wollt
ein schür buwen uf die güeter, so soll man im euch
holz gen." 1527, Amtsr. Meienberg. ,Alle gericht ze
Giebenach in des steins Rinfelden oberkeit, wie dann
der etter oder zirk daselbs luter und eigenlich under-
steinet ist.' Kaufbrief v. 1531. ,Güeter die nit innert
ädters sind und ein ehhofstatt innert ädters.' 1526,
.K.K. ,So und aber dieselbigen wider in des dorffs eter
ziechen.' Offn. Niederstetten 1559. ,So ein dorffnian
ein dochter usserhalb dess dorS's etter neme.' ebd.
.Es sollen jetzt und k-önftig innert dem Etter ulder
Dorfgränze und auf die freie Zeigen keine neuwen
Häuser erbauwet werden.' Spruchbrief Schneisingen
1562. , Äussert dem E., doch in keinem Hohwald,
ward es dem Burger erlaubt, einen Haasen und eine
Ente zu schiessen.' Würstis. 1799. Bildlich aus-
gedehnt auf den Begriff a) der Landes- (zunächst
Kantons-) grenze. ,Das amt hat inen [den Aposteln]
Christus zum ersten, do er sy allein im Jüdischen
land herum schickt ze predgen, also empfolen: Gond
nit uf den weg der Heiden. Zum andern hat inen
Christus eben das selb empfelch g'geben, aber das
ätter wyter gemacht, do er zu inen sprach: Predgend
das evangelium aller geschöpfde [Welt].' Zwinöli.
Zürich vermerkte 1524 übel, dass die katholischen
Eidgenossen Rat und Hülfe , ussert ätters', nämlich
bei Osterreich suchten. 1524, Absch. ,Weliche ussert-
halb ätters und flüchtig [werden].' 1530, ebd. ,Die
gerichtsherren mügent gar nüt ussert ätters flöchnen.'
ebd. b) Schranke der Begierden. , Wo sie [die Mönche]
bei der leere irer väter und bei der schnuor irer
reglen inderhalb dem etter onmässiger begierden sich
enthalten bettend.' Vad. ,Der oben dargestellte Be-
griff des W., im Allgemeinen ausgestorben, lebt nur
noch gleichsam in Trümmern oder verschleiert fort.
In Z Bauma bezeiclinet E. das Quellgebiet der
Brunnen des Dorfes; in ZStäfa das Gebiet, innerhalb
dessen Häuser gebaut werden durften. Auch auf die
Einzäunung einzelner kleinerer Grundstücke von Pri-
vaten übertragen: eingezäunte Flur, Rebberg „Scn";
Tu. — 3. Torgatter, etwa aus Flechtwerk, an ein-
gehegtem Land Aa (m. u. n.); „BGerzensee" ; L. Syn.
Esch-Tor. — 4. Flechtwerk zum Schutze des Erd-
bodens z.B. an Ufern „B"; L, an Halden zur Verhin-
derung von Rutschungeu TuHvv.f (n.). — 5. Schichte
oder Lage von (2x12) Garben (in Zß. auch von
Reisigbündeln) auf einem Leiterwagen und zwar über
den .Leitern' [Seitenwänden], nachdem das Gestell
gefüllt ist, quer mit den Köpfen gegen einander gelegt
Aa; BsLd; ScnSchl. ; ZB., W., Kn. Man sagt also: ein
Flieder mit 3, 3, 4, 5 Alteren. In BsLd werden ge-
wöhnlich 2',.> Ä. geladen, 2 — ß Äter AAFri. ; Z. Man
unterscheidet ganze und halbe, d. h. zwei- und ein-
seitige ^1., und fragt etwa: Wie mänge A. htüich':'
Ein sibenütterig Fiicdcr Garhen AaZ. Eh E. sclinide",
so viel als für eine Schicht erforderlich ist ZB. Syn.
Legi. — 6. Saum am Kleide, der die Fältelung zu-
sammenhält Aa; Bs. De ii'ocA' liet iis-ciii .1. g'lö.
Alul. nur, inlul. i-ti:r m., ags. rmhi; altu. iuilar. lu Matter,
,Netter' (ür. Wst.) » vorgoschoben wio iu iV-a«( u. n. — Pas
(ioschk'clit nur luisimhmswoise his ii. vorirrt. — Die üniiul-
bcduutiiri},' ,Kicclit\vc'rk' liegt, olnvolil vcriluiikolt, aiicli iKt
(srlion nilul.) liud. (1 zu Gniiiilo. Nach ciuer (nicht weiter
liiwährton) .^iigalio würde das W. aucli Klcchtnerk zwischen
599
At. et, it, ot. ut
600
Jeu StänJern der Hauswiinde bezeielmen (oder bezeiehiiet
haben?), vgl. Eiifrlctimi". Die ». 1 angefülirteu bildlichen
RAA. würden sieh auch leiclit aus Bed. 5 oder ans 6 er-
klären lassen. Der n. (1) aufgestellten Unterscheidung zw.
E. und (Grtien-)Hiig scheint die Erinnerung alter Leute in
Z zu widersprechen, doch diese mag Ungleiches vermengen,
da Beides längst verschwunden ist. In einer Ndw Rq. von
1-180 scheint ,Hag' das Abstr., ,E.' das Konkrete zu be-
deuten: ,Wer in synen güeteren hagen wil, der sol gegen
den Strassen den h.ag machen, also dz einer das c. uff das
syn keren [das Zaunwerk auf seinem eigenen Grund und
Boden anbringen) und nit au die strass und soll ein jeglicher
in synen güeteren in synen hegen das e. uff das syn keren
als fer [so weit] syn hag gat.'
Hag-Etter. ,Si gierigen uf den hagetür ob
hergi.swyle nidern." 1308, Segess. EG.
ii weist auf Deutung aus ,Tür', die Bed. wird also die
von Euer 3 sein; doch kommt ii (und andere Buchstaben)
in gleichzeitigen Urkunden der Vw nicht selten für das un-
betonte c vor.
Dorf- = JJ/iec 2; „Dorfniark. -bezirk Z'; IxEim.
Etterech ni.: l.^EtUrl. Bildl. „Jniden im
Atterech liaben (in die Enge getrieben); im Ä. sein,
in der Klemme BO. ; LE." — 2. , eine mit Ruten ein-
geflochtene u. ausgekleibte Decke LE." Vgl. Esterich.
— Das W. scheint gebildet wie Asrhemh (Sp. .j6T) vou
Aschtr.
etteren: 1. „Gerten für das Geflecht einer Ver-
zinnung zurüsten, indem man dieselben ein wenig
anbrennt, um sie biegsamer zu nuxchen LG." —
2. „zäunen, flechten LG." Zaungeflecht machen L
(Ineichen); ThHw. .Und .sidlen die zun [um die Reb-
berge] mit zweien ättern gciittert syn.' 1475, Opfn.
Müllheini (d. i. wohl mit doppeltem Geflecht, oben u.
unten). — 3. Flussufer od. Berghalden durch Etter (4)
befestigen. Kaupbrief von 1534 bei Brückner. —
Mhd. i'iertn, umzäunen.
in- i-eHtere: Etw. mit einem Flechtwerk umgeben
ThHw.
Ter-. ScuwEizERR. 1813 berichtet von ,veräteten'
|so] Kaminen (Kaminschössen) im Th und deren Ge-
fährlichkeit. Vgl. Etterkämi". ,Veretterung kleinerer
Schlijife [Rutschhalden].' Schatzmann.
E tt e r i c h n s. Ettiken. Ettes, Ettis s. Etivas.
etesienig s. es-ie-n-U/ Sp. '21. etes-lich; -wa;
-wie; -WO; -wann; -war; -wer; -was s. et-.
Etti, Ettich(en), -er. Ettig s. das folg.
Ettike" 1. Ettike" Sch {-a Kirchii., e- Sulger),
Ettikum Spreng, ,Retikon.' ZHorg. Msc. 2. Ettik
ßs (Spreng), Ettig Aa (rf-); ApM. (c'-); Gr (<■'-), Etticli
ApH., Ettech GTa., Etti ApK. {e'-); GRMaionf.; Th
SMarg. 3. Ettiker AaZ. (««-); Gl; Sch; SchwE.; Z
Lunn., Ediker ZO., Bettiker ZGlattf., Etticher ZKn.,
Ättecher Bs, Ett iger GhUoll.; G, Bettiger 'LH. 4. Et-
terich GSa.; aScHW; U (««-) — m.: Schwind.sucht,
Lungenfieber, febris hectica (Spreng); Krankheit, die
sich durch unnatürlichen Appetit äussert, Fresssucht;
Atrophie; Darrsucht. ,Retikon (Magensäure).' ZHorg.
Msc. Bes. als Kinderkrankheit beobachtet; Diarrhtce
der kleinen Kinder (a. Z Arzneibuch). Du insist wie
wenn d' der E. hettist Gl. Diese unnatürliche Ess-
lust der Kinder, bei schwacher Verdauung, wird einer
Geschwulst bei der Herzgrube (Gr), einer Geschwulst
des Schwertknorpels (Ettig-G'nägeli), weil dieser bei
Abmagerung hervortritt (Ä.p), zugeschrieben. .Müessen
sieh hüeten, dz si nüt in ettig fall. Dir were guot,
möchtest du dich vor ettig hüeten.' Predigt, in Sarnen.
,Vün der krankheit Ptisis oder ethica.' SMünster 154U.
.Phthisis . . . Hectica.' ebd. 16'28. ,Soll den abserbenden
leib widerbringen oder die lungensüchtigen, den ettiken
heilen.' Tierb. 1563. ,Den ausszerenden febren hectica
genannt, den etdicken.' Fiscbb. 15t>3. .Tabes, caehexia,
der schwynend siechtag oder die schwynend sucht, der
ettik. Extabescere, verschwynen, aussserben, den
schwynenden ettiken haben.' Fris. ; Mal. (auch , Ettig').
.Hectica, ein fieber oder hitz mit abnemmen des leibs,
der ettiken.' Fris. ,Etik, etichen: swynsucht, darbe an
kindern, hectica, tabes.' Red. 165G. ,Hectica, ettich,
herzfieber mit abnemmen des leibs. Caehexia, unge-
sundheit, ettich.' Denzl. 1077; 1710. , Die Mutter soll
sich vor starkem Wein hüten, so lang sie schwanger,
dann sie ziehen denen Kindern den Ettiken an den
Hals.' MtTRALT, Heb.-B. 1097. Die Z Gesetze 1779
warnen auch davor, dass man Säuglingen Branntwein
in den Brei mische, weil dadurch u. a. Gebrechen ,die
Eippsucht oder Rhetiken- erzeugt werde. Bildlich:
,den fressenden Ethiken, wie wir reden, der Welt-
sucht.' 1733, Ulr. Die Vorstellung gesteigert bis zum
Begrift' eines gespenstischen persönlichen Etwas (Ät-
techer Bs, de fressig Etti Th SMargr.). s. u. Anderseits
abgeblasst zu demjenigen von Heisshunger, krankhafter
Esslust übh., welche bes. nach langem Hungerleiden.
z. B. in Teurungszeiten beobachtet wird oder wurde
ZO.f. ,Von einem grossen Frass sagt man : er hat
den fressenden Etiken.- Schimpfr. 1051. Man unter-
scheidet den hungrigen und den durstigen E.;
der letztere wird durch Zehrfleber angezeigt Gr; der
esscd, fressender — der tiirstcd, Durster-Ettiker ZKn.
Das W. erscheint überh. gerne mit verstärkendem
Attribut: de uessed Ettig Ap; de frUssig (Sch; Th),
fresscd (Z) E. ,Der fressid Ettikum, Hunds- .od. Küh-
hunger.' Spreng. Vgl. EssferJ-, FressferJ-, Hunger-E.
Syn. Mit-Esser; der fresse'd, hungrig Serbe"; Derr-
sucht. Kinder, die diese Krimkheit auf die Welt
bringen, lege man am Morgen vor Sonnenaufgang in
die Krippe [weil das Jesuskind in einer solchen lag]
und spreche einen Segen über sie. In Th SMargr.
legt man, um die Krankheit zu heilen, gewisse Kräuter
vom Felde unter besondern zauberischen Maniiuila-
tionen auf den Magen des Heisshungrigen. Sind die
Kräuter verdorrt, so heisst 's, der Etti habe sie ge-
fressen, es sei bloss die Haut davon geblieben. Nach
einem alten von Rochh. aus AABrugg mitgeteilten
Kecept füllt man 2 Nussschalen mit ungesalzenem
Mehlbrei und bindet sie vor Sonnenaufgang dem
Kranken auf das .Bluttmuseli' [die blosse Herzgrube],
auf der des Kindes .Musueli' [Geiferläppchen] hängt.;
oder man schatt't einen Kreuzvogel an und lässt das
Kind aus dem Geschirr desselben trinken. In der
Kapelle der Insel Werd bei Stein aRh. befindet sich
ein sog. Etikengräblein. worein Mütter ihre kleinen
Kinder legten, davon die Heilung der Auszehrung
hotfend. In Schw legt man auf den Bauch des Kindes
gewisse Fische (Bammeli), welche vorher ganz zernagt
werden. ,Dise fischlein [die Bammeln] sind sehr gut
den Kindern, wenn sie den ettig haben, wie wir es
nennen, oder den mitesser, morgens in aller frühe
lebendig auf das herzgrüblein zu binden.' Sererh. 1749.
Als Helfer wird in ScnwE. besonders .der h. Bischof
601
At, et. it, ot, ut
602
ohne Namen' in Cham bei Zug angerufen. .Für den
ottich werdenil die lerchen zur speis gelobt.' Vogelb.
1557. ,I.st bei einem grossen teil der Weibern kein
gebräuchlicherer .Segen, als der Segen für den Edtiken
(ist ein aussdeerende oder serwende krankheit an den
Kindern). Wenn eine Mutter ein Kind hat, das den
E. hat oder sonst ein Serwlig ist und nicht drüehen
[gedeihen] will, da muss des kinds Mutter ihr Kind
3 Sonntag nach einandren und an jedem Sonntag drümai
äussert das Haus tragen under den freien Himmel,
wenn der tag anbricht und die Sonn aufgehen will,
und alsdann gewüsse abgöttische wort sprechen: Komm
du heiliger Sonntag (usw.).' KGwerb 1646. Bildl. -
scherzhaft: De" esurtl; Ettig und de süfi/hr Gänls
hä', viel essen und trinken mögen Ai».
Mild. t7iVn f., etil:c m., bei Keisersberg ,Etkuin' = Eifer,
-sucht. Duich Assimilation von A( in tl aus lat.-gr. (h)ectica,
ital. fthhre itica, frz. Jierre etiquc, Schwindsucht, Zchrfieber.
Das Fremdw. aus dorn Kreise der Arzte ins Volk gedrungen,
aber hier allerdings mit der bemerkenswerten Umdeutung
und Umgestaltung (-er und -riclü in ein Masc, weil man sich
Kr.inkheiteü übh. als in den Körper eingedrungene Tiere
(bes. Würmer) oder böse Geister dachte. Die Bed. von
,Etknm' macht keine Schwierigkeit, da Eifer und Eifersucht
eben auch am Körper ,2ehren' wie die Schwindsucht, und
auch Gram, Reue, Sorge .am Herzen , nagen' wie Würmer.
Vgl. das syn. .Geizwnrm' in Süddeutschi. Die lat. Endung
-lim, griech. -on, bei uns nur schwach bezeugt (iler freme"d
Etiikon Bs It Fechter), konnte aus einer lat. -griech. neutralen
Xbf. hecticum in die Yolksspr. übergehen, wie z. B. in Ami-
ttum Sp. 219 aus amylum. Eine Spur weibl. Geschlechts
findet sich nur für .Ettig' in einer Sarn. Hdschr. des XIV.
Etterich kann nach Anal, von .Wegerich, Wüterich, Äscherich'
erklärt werden, oder als Umstellung aus Eiliker, -icher. Die
Endungen -ich und -iy wechseln wie bei dem ebf. aus dem
Lat. entlehnten üieig und bei den Adj. auf -lieh. Das ;•-
in Beltlker angeschweisst aus vorhergehendem ,der' oder aus
der Endung des oft vorgesetzten ,(Fr)esser', welche Ver-
bindung ihrerseits viell. zunächst nur eine lautliche Um-
wandlung von (/r)cs8ed war, weil das Ptc. Präs. überh. in
unserer Spr. nicht fest ausgeprägt ist, daher auch oft in die
Form eines Adj. auf -ig übergeht: freasirj, nach Analogie von
, hungrig' und , durstig', welche umgek. wieder nach Analogie
von .Fresser' die uuorganischcn Formen ßrseedcr, durtter an-
uehnieu konnten. Diese Verbindungen schwanken zwischen
attrib. Construktion und Compositiou; doch spricht der meist
auf dem zweiten W. liegende Accent gegen die letztere Auf-
fassung; s. die Comp. Zu der Form Etliker mögen auch
die von den häufigen Ortsn. auf -ikmi abgeleiteten Personenn.
auf -iker beigetragen haben.
tlas-Edicher, -edier 7,0.. Esser-Ettiger ZHöngg,
Essertrediker ZB. : dass.
Fress(er)- Ettiker AaZ. («e-); Gl. (e-); Th (am
See -Etticher); Z {z.T. -Ediker, in Glattf. -Kettiker):
1. = dem vorigen. — 2. ein viel essender Mensch,
Vielfrass Z.
Unnger-Ettiger Gl, -Ettiker ZFlurl., -Ettig GRPr.:
1. unnatürlicher Appetit, Heisshunger Gl; Gr; Z.
,Den H. ersinnet haben', so essen wie noch kein Mensch
ZFlurl. — 2. gefrässiger Mensch, Nimmersatt Gl.
nn-etlen, -etjen = tmiggleii Sp. 151. — Mit Ver-
tauschung der gutturalen Tennis au die dent;ile.
ettlcr s. etUcli Sp. 590.
Etoff: seidener Kleiderstoft". .Im Fall aber ein
Bürger aus gefärbter Floret Ktott'en, Strümpfe usw.
fabriziert.' ZZoll-(.). 1711/57. - Aus frz. liuffe.
Etzi^tera: und so weiter, allg. Als Subst. m. ein
Schimpfw. WLötsch. — Eig. Etwas, das man nicht mit
Namen aussprechen will.
Eiter n. L ; Sch ; SchwE. : 1. wie nhd., doch dafür
volkstümlicher Materi. — 2. Augenbutter GRh. —
Als n. auch Tierb. 1563.
eiter: disjunctiv, „ei. — ei.", entweder — oder BSa.
Synk. aus eitioeder (s. eindeweder). Vgl. oder — oder.
Eutachs s. Eidechs Sp. 94.
it: nicht ÄAFri.; BsL. tw.; GRh. tw.
Es ist die Frage, ob diese aus der deutschen und Osterr.
Nachbarschaft zu uns hereinragende Form, wie das bei dem
im Binnenland vorkommenden dd angenommen werden muss,
bloss durch Aphäresis von n aus nit verstümmelt oder ob sie
dir. aus altem (w)iht, eig. irgend Etw. ; Nichts, verdünnt sei.
In letzterem Sinne in alten Urkunden von der Nordgrenze
z. B. ,mit allem, ganz it [gar Nichts) usgeschlossen.' 14.51,
Kadelburg.
Ita, /te: Juditha Th; Zf. nach anderer Annahme
Guta Z(i. Ein Kindergebet beginnt: O heiiigi StJte,
Weck mi'''' morn bi Zite"!
Die Gräfin Ida, Idda, Jte, v. Toggenburg, deren Legende
auch zu einem Volksspiel gestaltet worden ist und wohl urspr.
auf den Mythus von der verkannten uud verfolgten Göttin
zurückgeht; viell. klingt ahd. iiia, die göttliche Frau, nach.
ita he! Eingang zu öffentlichen Ausrufen. Itahe,
was han-i"'' g'seh", Anfang eines Liedchens L.
„Ital, Itel: m. Taufn., Eleutherius." .Eytel Ke-
ding von Schweiz.' Grasser 16'25.
Itäli: Italien. Gl Volksgespr. 1834.
itel: 1. töricht Ap. Du itle Mensch! Gl. Du
bist i., wenn d' das nüd tuest GTa. ; Sulger. Das
tunM-mi"'' i. vim-em [sc. gehandelt] Z. .Daran tätest
du eitel.' JSenn. E Hlrot [Heirat] mit im vär »it l.
Bs. — 2. lauter, gänzlich. ,[Es werden] itel Männli
[Spiegelfechtereien angestellt].' 1529, Absch. .Das
garnferben hat guoten nutz und i. baargelt geben
[eingetragen].' ARyff. .By iteler [dunkler] nacht.'
FPlatt. .Itel: in allen teilen ganz, leer, ledig. Die
Heldfeter [Helveter] redend meist i. Geltisch [keltisch].'
Red. 1656. — 3. eitel, eingebildet. En Uh Fratz Z.
Mhd. llel, leer, ledig: eitel; ganz, rein. Unsere Bed. 1
ist aus dem Grundbegriff .leer' (nichtig) entsprungen, 2 ans
dem Mittelbegriff ,leer von fremder Zutat, ausschliesslich'.
itel-Iich, itelig ^ itel 3. ,Genger und guoter
ytelliger haller.' 1395. G Urk. (.italiger'. 1397). ,Das
die stat ittenlich roch was [eitel Rauch war].' GDacher,
Konst. Chr. XV. ,Dass der se ganz rotfarw ward von
itligem bluot.' Edlib. .Herzog L. fuort mit im [sich]
ettlich karren mit ytelichen stricken.' Etterlin 1507.
Auch mhd. iicl von Münzen: echt. — Betr. die Form
vgl. nhd. .adelich, adelig' aus ,adel-lieh'.
ver-itlen: moralisch eitel machen, mit Eitelkeit
anstecken. .Seine jungen Söhne und Töchteren zu
einer wcltfih'migen Conversation angewähnen. wor-
durch meistens junge (iemüter vereitelet, alle Tugend
in ihnen erstecket wird.' 1733. Ulr. ,Auch wurde man-
cher Vereitlung der Beisassen und Dienstboten da-
durch gesteurt, dass sie sich nicht über ihren Stand
hinaus kleiden durften.' JJSchalcu 1836.
item: 1. Adv. gleichviel, kurz, wenn man eine
längere Rede über einen Gegenstand als unnötig ab-
bricht Aa; Hs; Z. Item, er cliu)i)it ic: halt nie iiüd!
603
At, et, it. üt. ut
604
er kommt nun einmal nicht, was auch der Grund
.seines Ausbleibens sein oder so unangenehm es uns
sein mag. — 2. Subst. a) m. wichtiger aber meist
widriger Gesichtspunkt an einer Sache, Gegenstand
des Streites oder der Frage; Umstand, Unterschied.
Hinderniss. Das ist halt en I., eine schwierige Sache,
ein Haken Z. Eine unheilbare Krankheit ist en lösen
I. ebd. Das ist en (jrossniächtige' L, ein gewaltiger
Unterschied, ebd. Das ist der I., das wird das Hinder-
niss, der Weigerung.sgrund sein. ebd. Selb ist en ander
I. (hier mit sächlichem Geschlecht), eine andere Frage,
ein anderer Punkt, etw. ganz Anderes Bs. Es macht
en I., es macht Etw. aus, einen Unterschied, ebd.
— b) Posten in der Buchhaltung. , Jesus hat durch
den ungeheuren I. eurer Schulden mit seinem Blute
einen Strich geniachet.' JUlk. 1738. ,Es ist durch
diesen Items-Item ein Strich gemacht', d. h. die Schul-
den sind bezahlt, ebd. 1727; vgl. Sünden-. — c) n., die
einzelnen zinspflichtigen Grundstücke, die in den
amtlichen ,Berainen' [Verzeichnissen] mit Angabe ihrer
Grösse, Culturart und ihres Zinsbetrages verzeichnet
waren. .Bei Vornemmung einer Bereinigung sollen
alle Träger und Einzinser die Güter mit ihren An-
stössen getreulich angeben; auch wann es zur gericht-
lichen Fertigung kommet. Alsdann sollen die Zins
allda ein I. nach dem anderen langsam abgelesen
werden.' Bs Landesordn. 1757. ,Wann ein solches [in
den Registern verloren gegangene] I. wieder gefunden
wurde, soll selbiges, ohngeacht aller eingewendeten
Verjälirung, wieder in das Berain gehören.' ebd. Daher
noch jetzt: ein I. = ein Stück Land.
Lat. item, ebenso. Der subst. Gebrauch eutstaud daraus,
dass seit dem XIV. in Rechtsurl;., amtliclien Verzeichnissen
und Gesetzen die einzelnen Artiliel, Titel des Inhaltes solcher
Schriftstücke mit der Formel ,item' hinter einander aufge-
zählt wurden. .Capitulatini, durch capitel und uuderscheid,
durch i. oder artikel.' Fris. ; Mal. In Bs scheint dies iuslies.
von den sog. .Berainen', Verzeichnissen der zinsiiflichtigeu
Grundstücke (etwa den älteren ,Urharen', den moderneu ,Ca-
tasteru' entsprechend) üblich geblieben zu sein.
Sünden-Item: vom juristischen (wie .Sündeneiss'
vom medizinischen) auf das theologische Gebiet über-
getr., der Punkt oder Schuldbetrag der Süuden. .Die
roll der verdammten, darin alle gottlosen mit nanien
genennet, ihre sündeniteni nach rechter form registriert
und was sie den tag ihres lebens verschuldet, in ge-
wüsse rubriken und titul verfasset.' AKlingl., G. B.
.Jesus machet durch ihren ganzen S.-I. einen roten
Strich.' JUlr. 17'27.
Itrnek Ap (e'tro^ck); „W", Ertrocl; Arl., Druck
Ap, Nietruck ApK. — ra.: das Wiederkauen des
Piindviehs. D' Cime hed grad den Etrock, ist eben
am Wiederkauen Ap. 3Ia mos [man muss] der Cime
gc [.\rznei geben] für den E. [damit sie gehörig
wiederkaue], ebd. Daher auch aufgefasst als fehler-
haftes Wiederkauen „Ap; GRh." .Ehrdruck. Krank-
heit der Kuh. wenn sie nicht natürlich wiederkaut.'
Stkinm. 1804. Vgl. noch Druck. — itrucken ertrockn,
Dim. freq. Irlröckla .\vl., inträcke GaGlar. : wieder-
käuen. Syn. mäuen, erggen X' (Sp. 449, nebst Anm.).
Mhd. it(e) rücken, idruckcn, uuiged. indrucken; iterochc f..
unigod. indntck, Schlund; ahd. üaruchjan, itrucken, itdruJcken;
ags. eodorcan; hell, ej^ricken; bair. itrucken (auch itkauen);
kämt, iterachen; östr. irdrucken, ilric\'en: hess. niedcrreckm.
Aus dem veralteten Präfix ite-, wieder (vgl. lat. it-em, iterumf).
lind der im Griccli. i-pi''>fuy, lat. riiri,in\ aufstossen. erbrechen.
enthaltenen Wz. ru.j. Das uralte W. ist frühe entstellt und
dann umgedeutet worden, indem man an , rucken, rückeu'
dachte, oder, den Dental des Präf. zum Stamm ziehend, an
iii-drucken, eindrücken (Ap Etrock ist Indruck), und Ähn-
liches. Eine andere Anlehnung oder Umdeutuug konnte statt-
finden, indem man das ;• des Stammes auch in das Präf.
einschob und das so entstandene ert- mit dem ans der Ver-
bindung er-ent- (s. Sp. 353) entstandenen combinierte od. ver-
mengte, was der sinnlosen Umdeutung in Erdruck muss
vorangegangen sein. In der Nbf. Niet- scheint n aus voran-
gehendem den angescbweisst. Das syn. enjijen ISp. 449) ist
viell. aus ertmcken zsgez.
ietigC: jeder Gl; GSa. — Aus altem ,iutlich' durch
Vertauschung der Ableitungsendung.
ietlich s. iedlich Sp. 95. ietweder s. ie-de-
u-eder.
Ottava O'ttova, -uva GrD. (Bühl.); W, ÄHtaran,
Otti-ran GrL. — f. (auch n.): 1. die Zeit zum Melken
am Abend, 3 Uhr W, 4 Uhr GrL. (aber nur, wenn
die Kühe am milchreiehsten sind, da sonst erst später
gemolken wird), 5 Uhr GrD. (Bühl.). — 2. die Zeit,
wo man das Vieh nach dem (ersten) Abendmelken auf
die Weide treibt; in GrL. von 4 Uhr an. in GrD.
It B. Abends 8 — 9 (d. h. wohl in gewöhnlicher Zeit,
wo Abends nur 1 Mal und erst später gemolken wird).
Auch die hiezu benützte, in der Nähe der Ställe lie-
gende Weide selbst GrD., L.; Syn. Ottaraweid. —
3. die Frist von einer Melkzeit zur andern W. —
4. (n.) die Zeit am Abend 4 — 5 Uhr übh. Z' O. mäjen,
am Nachmittag m. GnArosa. Insbes. das Vesper-
brod, die Nachmittagsniahlzeit, Spätmarend, für die
Menschen, 's, ds, z' 0. essen, 4 Uhr GnL., Seh.
Von lat. octäm, ital. ottava, achte sc. Stunde des Tages.
Auf ronian. Boden, zu dem Gr urspr. ganz gehörte und dem
auch W nahe genug steht, galt die Zählung von Morgens
6 Uhr an; es würde also die 0. auf 2 Uhr fiillen. Aber
mau darf diese Zahl, wie bei ,Nöne' 9, nicht so genau nehmen;
Beide bezeichnen eine NacUmittagsstunde übh., wobei prak-
tische Rücksichten und lokale Besondt-rheitun die Zählung
modifizieren. Wesentlich scheint, dass 0. eine ausnahmsweise
Melkzeit am früheren Abend bedeutete, ungefiihr um die selbe
Zeit, wo für die Menschen die Nebemnahlzeit zwischen Mittag-
und Nachtessen f;illt, also etwa um 4 Uhr, was die Mitte
zwischen den obigen Angaben hält. Vgl. Abend-, Imhinn-
Emen. Bed. 3 erklärt sich aus jenen lokalen Schwankungen
des Gebrauches, deutet aber bestimmt auf (zeitweise) doppeltes
Melken am Abend. — Die nach germanischem Prinzip ein-
getretene Verschiebung des Accentes auf die Stammsilbe hat
Verkürzung des Voc. der Ableitungssilbe zur Folge. Auf die
Schreibung Ottoffa bei B. wird kein Gewicht zu legen sein.
„Ote f.: Splitter eines vom Bast abgezogenen
Flachsstengels W." - Von frz. oter!
Ottenherger : der zu Ottenberg bei TuWeinfelden
gezogene Wein It W.\gs. 1080, der ihn .saluberrhuum'
nennt.
Üttenbacher s. -Epfel Sp. 386.
Otter L; Z, Utter Id. B — m. B; L; Z, f. (Ottere)
GrD.; GWe. : Otter, Fischotter, lutra, mustela lutreola,
fcetorius lutr. Schlöfe" wie-n-en 0., fest ZG.; Syn.
icie en Batz [Hatte]. Feiss [fett] vie en O. Stütz.
Mit Eim de U. jage, Jmdn zum Narren halten. Id. B.
Name des einen der Z Kriegsschiffe. JEEscher 1692
(vgl. Biber). — Fisch-: auch bildl. von Menschen,
die Fische stehlen Aa. VgL ,Püst-, Briefmarder'.
Ahd. otiar, mhd. otler, nur m., nhd. auch f. ,Der Otter.'
.lEEscher 1692. Mit dem Dimin. Otterli, glaubt FrTschudi
1807, 123, sei eine besondere Art am Bricnzersce geuu-irit;
H05
M, et, it, ot, iit
G06
(loch siud Diiniuutivforuicn im BO. übli. beliebt. — Betr.
die R.\. vom Gestauk s. .\um. zu Atm Sp. SiSfl. Das Tierb.
1.'>G3: .Pauuether es in ein sprüchwort Ivommen in ein übel-
riecheuJen menschen: Du stinl(st wie ein 0.' meint, sie von
den faulenden Fisrhvorräten des Tieres herleiten zu können.
Zu dem Spiel U. Jaf/en v^l. EUgrirsli.
Üteriiiäiinig s. Odermännig Sp. 97.
Ottiker: 1. früeh (>., Apfelsorte Tn. — 2. s. Erd-
epfel Sp. 380.
Ottilia s. Appelone Sp. 362.
Olli 111.: iiiännl. Taufn., Otiiiar ZLuiiii. ,Ottli.'
1529. Aar.au. viell. = Otto.
Otmar: 1. Oper „LG."; G, Diin. Öperli G, Otli
ZLuiin., Öyvsc/i (gering.schätzig)GLH.: in. Personenn.
Von den Trägern desselben aus älterer Zeit ist in
der Ostschweiz besonders bekannt der später h. ge-
sprochene Abt des Klosters StGallen, gestorben 759.
Er kam mit den Gaugrafen von Alcniannien in Streit
wegen Güterbesitz, wurde wegen angeblicher Ver-
brechen vor ihr Gericht geladen, und als er sich nicht
stellen wollte, eingekerkert, daher später als Märtyrer
gefeiert und von der Sage mit Wundern umgeben. Als
10 Jahre nach seinem Tode seine Leiche von der Insel
bei Stein a/R. nach StGallen übergeführt wurde und auf
dem Bodensee ein Sturm losbrach, der die Ruderer er-
müdete, fanden sie in einem mitgenommenen Fläschchen
Wein reichliche Erquickung, welche der Wunderkraft
des Todten zugeschrieben wurde. Seither wurde jenes
unerschöpfliche Fläschchen (ähnlich dem Ölkrüglein
der Wittwe in der Bibel) unter dem Namen ,Otniars
Lägelin' sprich w. ,Cornu copi», ein überfluss alles
guten: Ohtmars Lögelen.' Denzl. 1677; 1716. Das Volk
der a. Landsch. G versetzte 0. (ähnlich wie anderswo
mit dem h. Ulrich geschah, s. d.) unter die Weinheiligen
und feiert seinen Tag, s. otmärleii. Otmar kann in
dieser Bed. an die Stelle eines alten Stainnigottes oder
geradezu Wuotans getreten sein. — 2. Opmer ApH.,
(V)-ApK., M.; „Gl"; G, PI. Ö-m.: (wollenes) Kleid.
Leibrock, welcher vom weibl. Geschlecht im Winter
unmittelbar über dem Hemd getragen wird ,Gi."; G
1790 mit der Bemerkung .ehedem v. Scharlach-, und
so auch in Ap bis E. des vorigen Jhdts, mit einem
Brusttuch verschlossen. Vgl. WuUhemmli.
Oper aus Otmer entstanden wie Ejinr tÖjxr) aus Etwir,
indem die Lippenlaute m und w den Zahnlaut sich assimiliert
haben und dann in demselben aufgefangen sind. In den
Koseformen wird der '2. Teil des Namens meist weggeworfen
und in roherer Weise statt dim. l ein dim. »ch (eig. identisdi
mit dem Koseformen bildenden -z) angehängt; vgl. Jlüeisch
statt Ruedi, Rudolf, Brinch, Peter. — 2. Dass Kleidungs-
stücke nach Personen benannt wurden, ist nicht unerhört;
doch ist ein sachlicher historischer Grund, diese Bezeichnung
auf den h. Othniar zurückzuführen, nicht bekannt. Aber os
darf kaum an A'erkürzung eines lat., von ojimre, decken,
abgeleiteten W. gedacht werden.
otinärlen öpmerle, öjicrle G: den Otmar.stag (l<i.
Nov.) feiern und zwar hauptsächlich so, dass man die
Keller besucht und den neuen Most anza])ft und vor-
kostet, auch von allen vorhandenen Sorten Wein trinkt
(Hart.m. 1S17), womit am .\bend ein geselliger Schmaus
verbunden wird. Hut [heute] mucs an alle Fässere
g'chlogyet ki" [geklopft werden]: es ist Öjierlistag! GTa.
Am O.-Tag mit Nüssen spielen GWa.
Der Umlaut der ersten Silbe aus der dim. Form des
Namens. — Vgl. fe-ifc/t« zu .Berchtuhl'.
öttc; Otter; Ottes, Ottis s. etiva, eltcann;
Etwer; Etwas.
Ötfi: männl. Taufn., Otto AaL. - Vgl. Nutt.
hirs-nlt: Ruf, mit dem die am Hirsmontag Ver-
mummten bei den Häusern die .Aufmerksamkeit der
Bewohner zu erregen und Gaben zu erhalten suchen
F ; auch von anderen Besuchern gebraucht (Schwetzer-
BOTE 1818, 123). — Hirsutter m.: Vermummter am
Hirsmontag F. AaO. geschildert als .mit geschwärzten
Gesichtern, ein weisses Hemd über die Kleider ange-
zogen, einen Tragkorb am Rücken'; letztern wohl zum
Einsammeln von Gaben. — Zu dem 1. Teil des W. vgl.
Hirsmantag; der 2. ist viell. aus ü tä, üte zsgez.
utä, ute s. M Sp. 24. uttan s. ungetan (tuen).
Ute s. Ursek 1 (Sp. 468). Utel s. Üedel Sp. 98.
Utor (allg.), Süter ZZoH.f — n.: Euter der Kuh.
im TiERB. 1563 ,ein auter' auch von der Eselin; in
grober Rede auch von grosser Brust einer Frauens-
person Ap. Es rierschröts U., ein mit gleichmässigen.
nicht zu langen Zitzen versehenes Gr. Es ist der
Cliue in 's U. chö", sie ist krank am E. ebd. Bim
U. blihe", fortwährend Milch geben. Schild. U. (es
grosses U.J maehe' Gr, es brars U. z'w'eg m. Z, volleres
E. bekommen, vor dem Werfen; Syn. entlän, keren;
bildl.: guten Gewinn eintragen, aber meist mit Ne-
gation: nüd es gr. U. m. BRi. Bs U. werfen, dass.,
gegen die Mitte der Trächtigkeit und sicheres Zeichen
der letztern BSi. S. noch /«(inrf/e». Bildl. : rfec ffrmti
im U. Hilde" ha", den Kopf hangen lassen, ein ge-
schlagener Mensch sein; eig. von Kälbern, die eine
abnorme Lage hatten und darum nicht gedeihen Schw.
Am Stdtsüter sügunt rili Chalher, es gibt viele schlechte
Staatsbeamte; Alli wellunt am St. melchw, alle Bürger
wollen sich auf Kosten des Staates bereichern W.
Als Dim. auch das als Speise gebratene Fleisch des E.
Bs. ,Kuttlen, ütterli und derglichen.- G Küchenordn.
1495. Der Schultheiss zu Walenstatt tut 1525 im
Wirtshaus bei einem ,gebratenen Uterlin' gegen die
Schwyzer eine schimpfliche Äusserung. Absch. ,Üer
gniein mann ist merklichen beschwert der zungen und
üterlinen halb.' 1528, Eon, Act. .Unser H. wellent,
dass die metzger dhein zungen türer verkoufint dann
umb 2 batzen und ein üterli uinb 1 batzen.' ebd.
, Bring 's ütterli von einer feissten kue. stell uns ein
suren senff darzue. So wi'nd wir by dir wonen.' B Lied.
Ahd. üiar, mhd. uier, iuter (daher nhd. .Euter' neben ä.
, Auter'). In Süter ist « aus voraugeheiidiuu .Jas- od. ,e|ine|s'
augewachsen.
Fleisch-: ein E,, das auch nach dem Melken
ziemlich gross bleibt, dag. Milch-: ein soIcIh's, das
durcli ilas Melken klein winl .\v.
Küe-: Herbstzeitlose. Colchicum autunniale .\a1!1i.;
I!; Z. Die Zwiebel wird im Sacke oder als .\mulet
getragen gegen Pest, (.ileichsucht, Podagra, Zalm-
schmerzen (Pflanzenk. 1771). gegen Pocken (TTobl.
1844), gegen Ruhr (i.
Der Name bezieht sirli auf die (iestjilt der Frucht wie
die 8,vn. Kiiej)iijijw ; Munni-, Jiumlfthtutm : IhiHiln; Mitiini-,
Stirn'tt-, KiietNclii-, Sflid/nech-tl : K(ill>rr-, Itiii'trrurhtHxe ; Skitzleit:
vgl. auch liiiiderlituem : Kiif(n)tsefii.
Schlamp-: grosses, tief herunter liangeinles E..
an besonders milchreichen oder alti-n Kühen Z.
607
At- iit. Ats— uts. Afsch ntsch. Aw -uw
608
ütere": anschwellendes Euter bekommen, natur-
gemäss ungefähr von der dritten Woche vor dem
Werfen an Ap; BSi. ; Uw. Syn. Uter machen (werfen).
ge-üteret: „mit vollem Euter; auch: mit voller
Brust." Es (j'üterets Meitschi W.
uterig: mit viel Euter Uw.
Uterne f.: Hartriegel, cornus sanguinea Gr. —
Eiiuuert an d.as syu. abd. tirn-jioiim.
UtiliUit f.: Gefäll an die Obrigkeit. Im J. 17.81
legte die Z Gem. Hirzel bei der Regierung die Bitte
ein. dass der Bergvogt aus den in seinem Bezirk ver-
fallenden .Utilitäten' mit etwelcher Besoldung bedacht
werden möchte. — Vom lat. viilitai-, Nutzeu.
üt: irgend Etw., auch adv. : irgendwie, und mit
(etwa bloss hinzu gedachter) Negation: Nichts. .Er
habe harnesch verlihen ald üt anders getan.' Z Richtebr.
(neben ,icht'). ,Wer üt nenie von eim inren (si acce-
lierit aliquid de burgluti).' B Handfeste. ,Wer mit
steinen oder mit üty anders frevenlich wirft.' 1384/1544,
ScHw LB. (neben ,ütte'). ,Hett myn her ütt ze klagen.'
14"27, ScHw. ,Wer üt wildes fienge.' XV., ebd. ,Da
was yederman enweg, wer ütt [irgendwie] mocht.'
1499, S. ,0 reden [redet] fry, wir sind nit lüt. Vor
denen solches schade üt.' HBull. 1533. ,Nit drumb,
das ich den eid üt schelt.' ebd. ,Üt irer dingen.' Äg
TscHüDi 1538; ,eut.' ebd. 15t!0. ,0b ütt von nöten
were ze schryben.' Kessl. ,Üdt', Nichts. Bossh.\rd,
Wint. Chr.
Nbf. zu kht Sp. 83, entstanden untcjr Vorwiegen des in
der Gruudf. enthaltenen w-Lautes, daher der Voc. ii, der
wenigstens iirspr. und in betonter Stellung als Länge anzu-
setzen ist. Vgl. ^Vm(. Bemerkenswert ist, dass in den selben
Quellen, denen das substant. ,Üf ohne das n auch für den
negat. .Sinn genügt, die abstrahierte Negationspart, liereits
nicht anders als mit n- (d. i. ne) erscheint. ,Ilarin üt buwen
in dehein (keinen] weg.' 1340, Bs Rq., neben: ,die man nüt
machen s(dl.' ,Er wUsse nit, dz er inen ütt zueg'redt
habi.' 1541, Uw Urk. ,Er dörf Widerreden ut. Wenn *s
schon von herzen im g'fallt nüt.' .\al 1549. Wo die Ne-
gierung als Gegensatz hervorzuheben ist, tritt « selbstver-
ständlich auch dem Fron. vor. ,llenii stet es an uns, was
wir geben. Ut oder nüt.' h Zollordn. 1426. ,0b man eim
des ütt oder nütt lasse.' 1470, Obw. Vgl. U Sp. 602.
Üttlingen. Zwiische Üttlige u Wole si", sicli zwi-
schen zwei streitenden Parteien befinden BS. — C.
eine Nebeugemeinde des B Vl'arrdorl'es Wohlen.
lietriscli: die Stadt Utrecht betreifend. Ansh.
Ueterich s. Wüctericli.
Ats — uts s. As CAtzJ -uz.
ätscll W. ätsch ß; L: ])fui (Kdsjir.). - Atschi,
Atschi n.: Menschenkot, übh. etwas Ekelhaftes, ebd.
Durch Wechsel des Organs aus ägcjach (Sp. 160) ent-
standene, auch in Deutschland verbreitete Nbf. — Atachi
Dini. -Bildung.
atschi, atschi, ätschu s. (ätmj ätsi.
autschi, äutschi B; LG.; „S" = öfsc/t, auch als
Subst. — Betr. den Voc. vgl. die Syn. Äuytji Sp. 155,
Urjyi Sp. 160, Auai Sp. 509.
Autschi. Autschli. Äutschli s. ^m I (Sp. 5).
Etsch ni.y n.V in der R.\. iif-'jin E. sin, die Frau
im Wochenbett haben. Strohwittwer sein GrD. (Buhl.).
Falls gedehnt gesprochen könnte es Nbf. zu obigem aiicli
sein und einen Schimpf ausdrücken.
etsche, etscha; Etseher(t)I; Etsch es s. eHca,
ettvann; Etwer; Etwas Sp. 595.
Etsclier H e'- (GlK. «*■-) — m.: saure Schotte oder
Molke, Milchsäure, Sehottenessig, dazu dienend, nach
der Käsbereitung die Käsmilch durch Zusatz von Säure
nochmals zu scheiden zur Bereitung von ,Ziger' Gl;
GRPr., Sav.; GA. Syn. Acliis, Echis (Sp. 71); Sür n.
Der Etscher wird in E.-Tansen aufbewahrt.
Eine Ableitung v. lat. acta {acidus, sauer), vgl. Gletiich(er) :
frz. ijhu-u-r; also nahe vwdt mit Echt», Emiij aus lat. aretum,
ebenfalls von ot-erc, sauer sein.
Etscher III s. Eschtor.
Etschländer heissen in GT. die Grabser u. Buchser,
weil sie sagen etsche statt öjjpe (etwa). — Vgl. AlUijer
Sp. 210.
Etschmer, Etschwer s. Etwer Sp. 594.
itsch: i. .' l.! Ausruf, mit welchem man kleine
Kinder auf etwas Glänzendes. Schönes aufmerksam
macht BRi. — Weiterbildung vjn i Sp. 19; vgl. i-t und
I-eneh Sp. 20, ilivh Sp. 179.
Otsehi s. Os. ötsche s. ettca; etwami.
iitsch: Ausruf der Überraschung, wenn ein Glas
bis zum LTberlaufen voll geschenkt wird; dann geradezu
üisch mache": das Glas zum Überlaufen voll giessen.
Will Jemand seinen Becher recht voll haben, so sagt
er zum Schenken: mach mir ütsch! Bs It Spreng.
Vgl.':* ,Hui, hem, adverscs eos quibus irascimur: Spott-
wort, hä, utsch.' Fris. ; Mal.
Aw, ew, iw, o>v, uw.
S. auch die Gruppen A: .\ch: Ah; AJ.
A\vaiij;se" äimys-r Z, Awanze Bs: (PL) Schritte,
die man zum Entgegenkonnnen von sich aus zuerst
tut. So ein ttels Ding sei so siie.ss und zärtli, mach
Acanees zum Ekel. MUsteri. — Vormals in städtischen
Kreisen aus dem Französischen {amncea) geborgt, jetüt wieder
anfgegeben.
awäiiti: vorwärts, zumeist als Treiberuf Aa; U.
Aus dem It,al. zunächst an der Gntthardroute eingebürgert
und von hier aus gelegentlich weiter liin.aus getragen.
A weisse, Uweisse s. Ameise Sp. '21ti.
awertieren an-ärtiere Bs, awätiere S: 1. = frz.
aeertir, benachrichtigen Bs. — '2. drohend anzeigen,
befehlen. I han-em 's scharf g'awätiert S.
Awis s. Auwis. Awerch s. Werch.
ewen: dauerhaft machen (das Andenken durcli
Schrift). ,Elich getät | Rechtshandlungen] und all
redlich sachen ewent wis lüte mit briefes handvesti.'
Eingang einer Winterth. Urk. v. 1304. — Syu. n/'iV/./i.
609
Aw,
CW, IW. I>W. uw
1)10
ver-: verchlichcii. ,Vereheii, anheften, niaiitiue.'
Das. 1537. ,So man sich vereet, vil minder eebruchs
wurde.' ZwiNiiLI. — Mhd. eiceji. Bei uns jetzt fEer;Aträ(ere.
ewig Ap vor«-.; BRi.; Gr; SchwMuo. ; S tw. ; Uw,
()äi(j öim-ig BM., ebig Aa; ßs; Gl; L; G; Sch; SG.;
Tu; Z: 1. wie nhd., ohne (Anfang und) Ende, immer
oder wenigstens sehr lange dauernd. .Da geht es zu
wie im ewigen Leben-, lustig, z. B. auf dem Tanzboden.
S VVochenbl. 18-15; in diesem Sinn des .lenseits auch
substant. : u'ie-n im Ebige" denicbet, theologisch um-
gedeutet = in gottvergessender Ausgelassenheit, wo
man nicht an die Ewigkeit denkt; auch von luxuriösem
Haushalt ScnSt. ; ThScc; Syn. ivie-n im Himmel cor-
itsse (Sp. 506). Er hat e. [für immer] verschnüfet,
sein Leben ausgehaucht. Sutermstr. Du ebeg^ all-
mächtege Gott ! Ausruf des Erstaunens oder Schreckens
Gl. Potz ewige! Z. Fechte [eilen] irie-n en ewige
Brand, wie das unauslöschliche Feuer der Hölle Z.
,Die ewige Ewigkeit, das ewige Wehe und e. Ach,
mit welchem Gassert begehrt mich zu erschrecken.'
ClScbob. 1699. Der e. (laufund W) Jud ist auch in
der Schweiz. Sage bekannt und soll mehrere Orte,
besonders auch das Hochgebirg des Aare- und Rhone-
gebietes zu verschiedenen Zeiten besucht haben; der
Grimselsee ist aus seinen Tränen entstanden; seine
angebliehen Schuhe wurden auf der Bibliothek zu
Bern gezeigt; s. Lütolf S. 58; Rochh. 1856, '2, 306;
W Saren S. 95. Er ist (het 's) wie der e. ./., hat nir-
gends weder Rast noch Ruhe. allg. De'' e. Jeger, der
Wilde Jäger Sch. Der e. Hund, das (ewig keine Ruhe
findende) Dorfgespenst in LEscholzni. Der e. Umgang,
endlose Schraube B. Sl" oder es ha" wie der e. U.,
tadelnd, von einer Schraube mit ausgelaufenem Ge-
winde, auch (übertr.) von Jemand oder Etw. Ruhe-
losem Z. 's e. Werch, Perpetuum mobile. I bi" g'si'
wie am (oder im) ebige' W., stark angebunden an der
Arbeit Z, eig. angestrengt wie mit dem Probleme des
P. ni. Ewige Ghle, medicago sat., weil seine Wurzel
8— 10 Jahre treibt, während der gemeine Klee bloss
1 -'2 Jahre. Immerunde. Aa. Sprw. Lang ist nid i.
T.. Tag und Nacht wärt euig, man findet zu Allem
Zeit B. EntJi''' hlibt nid c. üs (oder uss), wenn nach
langem Warten Etw. oder Jmd eintrifft Z. E. wärt
am Längste Gr. Wortspiel zu .ehrlich w. a. L.' In
ernsthaftem und strengem Sinn bes. in der Sprache
des Rechtes, auch hier natürlich menschlich gemessen:
zeitlich unbegränzt gültig, unveräusserlich, unauf- od.
unablöslich. Das ist e. [für immer gültig] g'macht,
abgemacht! Formel der Zusicherung und Behaftung Z.
,Die ewigen Bünde sollen dauern, so lange Grund und
Gi-at stehen.' Urk. .Graf Rudolf hat den Armbrost-
schätzen auf ein eewiges ein Ochsen vergäbet, der
noch jährlichen mit dem bogen verschossen wird.'
GiiLER 1616. ,Zue oflfem Urkunde und ganzer ewiger
stätigkeit.- Moor, Urk. ,H. W. hett gesetzt [gestiftet]
den bifang an ein e. mess.' E. XV.. Gfr. ,Für sich
und seine ewige Nachkommen.' RCvs.. d. i. so lange
er solche haben wird. .Eines ewigen koufs gekouft.'
1387, L. .Zuo einem ewigen erblehen.' .Alpen oder
ewige stuck darf keiner einem Iremden verkaufen.'
ca 1470, Gl. ,Das von dishin nieman nie enkein
ewigen gülden gelts noch enkein ewig pfunt geltes
kouffen soll.' 1389. Seiiw. .Wer dekeinen [einen | ewigen
guldin gelts uf synen guetern hat, das der soll für
jeclichen guldin geben 24 pfunt pfeningen.' 1389/1544.
Schweiz. Idiotiliün I. G.
ebd. .Einen ewigen mütten kernen gelts'. d. i. innner-
fort und unautTiündbar den Wert eines Müttes K. W..
1. H., Gfrd. Häufig finden sich ,ewig' und ,ablösig
Zins' einander gegenüber gestellt, z. B. in Offn. Wildh.
,1 Mltr Korn ewig gült.' RCvs., das Selbe, was im
XVII. ebenfalls in L .ewiger Brief' genannt wurde.
, Ewige Zinsgülten, so benamset, weilen der Ansprecher
zu keinen Zeiten den Schuldner zum Ablösen des
Hauptguots halten und treiben mag.' L Stadtr. 1706/65.
Im Sinne einer unauflöslichen Verordnung wurde i. J.
1326 zu Beroniünster bestimmt, die Stiftswaldungen
sollen auf die Pfründen verteilt ,und ieklicher pfruond
ir teil mit ewigem knöpf [unveränderlich, festgeknüpft]
zugeordnet werden.' Seit 1418 hatte die W Gemeinde
Blitzingen gegen Ulrichen einen sog. ewigen Dienst
(perpctuum servitium) zu entrichten, der in Korn-
lieferung bestand. .Wann Einer bei dem Verkauf oder
Vertauschung eines Hauss oder Guots für sich und
seine Nachkommen den ewigen Zug [nie erlöschendes
Zugsrecht] vorbehaltet.' L Stadtr. 1706/65. Nichts
.anderes wird gemeint sein mit dem im Rheint. er-
wähnten .ewigen Verspruch'. .Verzeichniss der Güter,
die von dem ewigeii V. teils befreit, teils demselben
unterworfen sind.' 1738, Steinm. 1804, 302; s. auch u.
Ewigkeit. ,Die ewigen Einsassen' in AAFri. hatten
Hoimatrecht, aber keinen Anteil am Genieindegut. In
Bern (u. ähnlich in den Städten des von B beherrsch-
ten Aa) waren seit 1643 u. bis 1798 .ewige Einwohner'
eine zwischen den eigentlichen .Burgern' und den In-
sassen stehende Klasse, welche alle bürgerlichen Frei-
heiten und Rechte, au.sgenommen die des Weingewerbes,
genossen, aber nicht regimentsfähig waren; sie waren
entweder die Nachkommen von urspr. Fremden, welche
lange in der Stadt gewohnt, oder von Ausbürgern,
welche ihr Bürgerrecht verloren hatten. In Z , be-
dingte Burger' geheissen. Noch i. J. 1872 kamen die
Schweiz. Räte in den Fall, die Einbürgerung von
, ewigen Einwohnern' von W StMoritz und Port ab-
zuweisen. .N. von L Hess sich als ewiger Bewohner
in einer Wildniss nieder.' W. Der Stadtrat von Sch
beriet in neuerer Zeit, ob nicht das Kübelsystem auch
in Privathäusern eingeführt werden solle, wo sog.
, ewige Cisternen' bestehen (Syn. Egraben). ,Was an
Kornfeldern in der Nähe des Dorfes [GRSeew.] liegt,
wird meistens mit Gerste bepfianzt. und zwar fast
ohne irgend eine Abwechslung; diese Äcker heissen
ewiges Bauland.' Gr Samml. 1805. — Son.st sehr häufig
nur hyperbolisch. E. und e. um'fride". Das tuet
er e. nie, wird er nie und nimmer tun. ,Wir lassen
uns e. nicht aus dem Geleise bringen.' Stütz B. 1852.
Das wärt doch e. lang oder en e.-i Längi (Zit)'. Er
ist das Geld schon en e.-i ZU schuldig. Die e. g'fcget
Laube. ACorrodi. En Blctz ab, wie wenn er en scharfe"
Pfnilsel [Schnuiifen] hett und 's com ebige" Schnüze"
chäm. ebd. Der c. Student, Jmd, der seinen Be'ruf
nicht ausgelernt Init BStdt. - 2. immer, d. h. oft
wiederkehrend, wiederholt, uiul dadurch lästig. Die
ebige" Zitigc"! Z. Es euigs (f'lir und G'f're,'is B. En
eilige Branzi, der immerfort murrt od. streitet. Gorni.
En euigs G'slnrm und Gjasl. ebd. D((s i.it doch en
cwegi Grannete, Trinschete, Tircte [Klagen und Be-
gehren |! Gr. En i'bigs Tärle" [Türe öttnen und
schliesseii |. — 3. ohne zeitlichen Nebenbegrifi' bloss
verstärkend und zwar so, dass die ganze Skala von
Eiiipfindungen. vom Innigen, Herzlichen bis t. zum
3'J
Gll
Aw, (iw. iw. o\v, uw
(n2
Sarkasiims, t. zum Ärger, Zorn, Abscheu, darein ge-
legt werden kann, erstaunlich; vollendet, ausgemacht,
erz-; euphemistisch für einen derbem Ausdruck, ver-
dammt. Eh e.-e'' Tätschi kann noch ein unermüdlicher
Schwätzer sein, en e.-s Ghalh, ein Dummkoj>f sein Leben
lang, von jeher und unverbesserlich .so. i. 8. v. 1; auch
wenn der ungeduldig werdende Besteller herauspoltert:
.Ich wollt, dass die ewige" Eier bald g'kocht wärind.'
GöLin 1712, bewegt sich der Begriff' an der Grenze zw.
concr. u. übertr. Bed.; ebenso in dem Trostspruch am
Sarge: es ist im iez c. wol oder es ist im e. w. (/'scheh';
aber en e.-e'' Kerli ist ein gefährlicher, dem man Alles
zutrauen kann; und so drückt auch in den folg. Ver-
bindungen das Adj. nur den Affekt aus: en e.-e'' Ldli,
ein erzdummer Mensch; en e.-e'' Ltuj, eine unverschämte
Lüge; es ist doch en ebuß Straf, ein unerträglicher
Übel.stand Z; du ehige Hagel, Schelte und Verwün-
schung Aa; Z; d'e'' e. dis- und jene' .' Stutz B. [mit
Unterdrückung des Schimpf w.]; en ebegc meineide''
Siech Gl; GA.; him ebige" Strom, Tunner, Hammer
[Strahl, Donner, Hagel]! Stutz; die ebige" Ströms-
hammere". ebd.; bim (oder potz) e.-e" Wetter! laufe'
wie-n-en e.-e'' Wetter [msc. persönl.]; oft elliptisch potz
i.-C ! du e.-e!'' ! Letzteres etwa mit fingierter Apostrophe
zum blossen Ausdruck der Verwunderung. Si händ
en ebigi Sach mit dem Bnebli, eine unendliche Freude
und viel Aufhebens Z. Häufig adv. verstärkend an-
deren Adj. vorgesetzt. Noch concr. in e. lang (vgl. 1),
viell. auch in <■. tumni, unendlicli d., und Da han-i'''
Chrätte", sind. e. starch, unzerbrüchlich. Abstr. : e. guet,
schön, gern, flissig udgl. ; e. eige", höchst merkwürdig,
sonderbar, wunderlich, öjjpis e. Eigcs, G'sj)ässigs.
Mit auffälligen Erscheinungen vor den unbestimmten
Zahlw. mänge'', rj/, wo gerne Umstellung und damit
Wechsel der Wortart eintritt, nämlich e. adj. (flektiert)
nachgesetzt wird: ril ewig Möl Gr, (77 ebigi Jär. Stutz.
,Als bisshar vil ewige jar brucht worden [der Brauch
war].' Z Mand. 1539; und subst. Vilebigs GStdt 1799;
vil ebesger, ungemein viele GTa., mängs ebezga'' Mala",
sehr oft. ebd., ril ebigeri Chriesi Ar; r. cbigerlei, von
unzähligen Arten Z ; auch mit gehäufter Flexion e chlfs
i'bigs Bitzeli Tn, langes ebiges Zu nie ZO., und neuer-
dings umgestellt: teie ebiger ril Lüt. Stutz. Danach
in cumulierenden Zssen in die Mitte genommen: wun-
dcr-ewig(s)-schön L; Zg; i'ü)er-e.-s-lut; filr-e.-rot; bluet-
e.-nackdig. Bei ums muss e. ohne anders sich adj. an
das Subst. anschliessen: .Ein einzig Fisch auf ein
einzig Mahl — was ewigen Rogens gibt er von sich!'
JBkeit. 162.5 = .wie ewig vil'.
h aus 10 verhärtet wie iu ruehen, ruhen, grab, grau, lab,
lau, nhd. ,albern, gerben. Milbe, Farbe, Schwalbe.' In euig
ist ir hinwieder vocalisiert wie in ,grau, lau', vcue (aus *neifc,
dies aus nc-wcisK-irie); in öuirüj nach w noehmais zugetreten
od. 11 vor w entwickelt; vgl. mhd. iuw aus iw, otuo aus ow. —
Eigentümlich ist die durch Emphase bedingte Auffrischung
alter, voller Flexion langes ebig^a anstatt der in landläufiger
Weise synkopierten. Die flektierte Form ebiger, ebezger ist
ein halb erstarrter alter Gen. PI., abhängig von dem subst.
Neutr. .viel'. Die Flexion ist also vom Subst., weil an diesem
die Flexiou sieh nicht vollziehen lässt, oder von vil, dem
sie eigentlich gebührte, auf cicig übertragen, wie auch die
Stellung umgekehrt ist. Nachgerade .aber versteinerte sich
die bloss syntaktische Form zu einer neuen Wortbildung,
welche ihrerseits weiter adj. flektiert werden konnte, und
zwar zunächst in Fällen wie: Ma" wor mena [wurde meinen],
wuf etcigernch en war. Er menl, min ehigcrscU er rhcmn Ap.
Daraus adv. vilewigerxch, selir viel, sehr oft. Ein Gewirre
von syntaktischen und lautlichen Vorgängen steckt in dem
G Ausdrucke vilebezgermöl ; er wurde nur möglich durch fort-
gesetzte Yerkuö*'herung der Flexionsform en-igs, an welcher
nochmals jene Weiterbildung mit -er vollzogen wurde; nun-
mehr stellte sich Metathesis ein (ehezger), ähnlich wie in
gatzgen, blitzgen, Letzge für gaxen, biLeen (blichzen) , L^kze (lectio).
— Zwischen Bed. 1 — 2, 2 — 3 ist stetiger Übergang möglich;
doch kann 3 auch direkt t. aus dem Grundbegriff .ewiger
Bestimmung', also ursprünglicher eingewurzelter Natur, ab-
geleitet werden, t. aus dem abstr. Begriff des Hohen, All-
mächtigen, Allgemeineu; vgl. Fromm. ¥ 183. '246. II '29
(das judendeutsche ulem, hebr. öIüw, Ewigkeit, i. S. v. .sehr
viel' abstr. verstärkend).
Ewigkeit, Euil'xeit B (Gotth.), Ef- A.\. Eb-
7i: 1. wie nhd., die Zeitlosigkeit des himmlischen
(oder höllischen) Daseins. Wenn man Etw. unerträg-
lich lang findet, sagt man : das ist [heisst] der E. es
End [Endstück] a"g','ietzt oder wie trenn d' E. [ein
Stück oder sicli] wg'setzt hält Z. Tue" wie wenn-me"
i" d' E. iehe [hinein] 'dünge" hält, als ob man seines
Lebens, seiner Gesundheit kein Ende zu gewärtigen
hätte Z. Das Jenseits; die .untere E.- = die Hölle.
,Über ihn wird kommen Gerechtigkeit, Die ihn stürzt
in die u. E.' ca 1708, Schweiz. Erzähl. 1856. —
2. lange Zeit, bes. unerträglich lange. En E. (oder
e halbi E.) teure"; en E. nümme cito", lange ausbleiben,
= ewig lang. allg. Syn. Haber-Ern Sp. 463. —
3. rechtliche Gültigkeit für alle Zeit. .[Zins] in E.
oder auf ablösung.' XV., Z. .[Güter kaufen] in c. oder
[aber] auf ablösung.' 1576, Absch. .[Ein Abkommen]
in die e. machen.' Ansh. ,Wo Güeter feil sind in dem
Land, wend sie [die Klöster] dieselb erlaufen; Das
ist gwiss der Baursame leid. Lauft wider Badischen
Abscheid, An d' E. z' erkaufen.' Eidg. Dam. .Der
kaurt" an die e.' bildete im 1. Vilmergerkrieg einen Be-
schwerdepunkt der Züricher. Der Begriff' auch per-
sönlich gefasst: G bittet 1582 um Erläuterung eines
dunkeln Artikels im Vertrag von 1551 über das Zug-
recht und den .ewigen Verspruch' der Güter, welche
von Gotteshäusern, Spitälern und anderen , Ewigkeiten'
[geistlichen Stiftungen] angekauft werden. Absch. .An
die Frömbde oder an eine E. und in todtne Hand soll
Niemand einig ligende Güeter verkaufen.' L Stadtr.
1706/05. — A. Name eines Gütchens bei LMeggen.
e w igl ic h (en) , e wenklich(en). ,Das Gott
ewenklich wenden welle.' 1531. Strickl. und häufig.
— Ewenclich mit eingeschobenem >i auch schon mhd.; vgl.
innenkltch .
ewigen: dauerhaft machen (das Andenken durch
Schrift), = ewen, , verewigen'.
Iwe°, Ifjje YOkte; Gl, E'i(,jje Aa; Bs; BM., U.;
LG.; G; S; UwE.; ZoBaar; Z, I B; L; U, E'i B; Z,
E'ile Aa (Mühlb.), Ib(e_) AABb., Leer.; Gr; L; GS.,
We. ; ScnSt; Th — f. — Ito m. „Gr; L; Seil", Ei
Btw. — Dim. I-eli, IU (II) Schw, E'i(e)li Z: 1. Eibe,
taxus baccata L. allg. .Taxus, smilax, ein eiben, ein
ybenbaum.' Fris. ; Mal. .So die hüener die frücht von
dem ybenbaum in Italia essend, werdend sy scliwarz
darvon.' Vogelb. 1557. .In ihrem gepirg haben sye
[die Solothurner] trelfenlich vil ybenböüm, daruss man
die flitschbögen macht in kriegen zu bruchen.' KCvs.
, Taxus, ein Eibe.' Wagn. 1680. Das Holz von den
Schnitzlern gesucht auch wegen seines Farbensiiiels.
— 2. Armbrust mit Bogen aus Eibenholz ScuSt.;
Th. ,Die ybe. yf, eibe, eje, 1. taxus, smilax, 2. arm-
brust, arcus arcuballista.' Eed, 1662,
til:«
Aw, ew, iw, ow, inv
614
Ahd. um, mliil. im: — In lior Ausspr. verHiiclitigto sich
(las ursprüngliche w zuuächst in eineu blossen Hauch, der
sich aber eben so wenig zu halten vermochte: s. auch Icjiv
Sp. 74, lye Sp. l-i'J. e'i für i ist Consequenz der offenen
Silbe, h Vergröbening des «•, vgl. ewiy. Eile aber beruht
auf der abgeleiteten Form 'Iwi-le. — Für 1 ist die pleoua-
stische Zss. mit .Baum' beliebt. Nach der gescbätzteu Pflanze
finden sich zahlreiche Örtlichkeiten benannt. — Zu 2 vgl.
BiitjU als Antonym. In dem Bs Ratsbeschluss von 1531:
,dass, wann die von Liestal ein Schiessen halten mit stäh-
leruen Bogen oder Armbrusten von Hörn, so solle ihnen
jährlich ein Schürletz [Stuck Tuch] zu verschiessen gegeben
werden. Und dieweil sie diesen Sommer mit Yben allein
geschüssi>n, so solle ihnen ein Barchettuch gegeben, und die
Jugend, so unter 18 Jahren ist, mit Bögen und Ybenholz
zu schiessen verursacht werden', darf Jbe nicht geradezu mit
Armbrust identificiert werden. Vgl. auch frz. nrhalmte» d'i/f.
Hag-Eie Ax {Mviilb.) = Itve 1. — So genannt, weil
sie hin und wieder in Hecken gepflanzt und verflochten
wurde.
Bölleli-Eies: dass., ebd. — i?ö(W( bezieht sich auf
die Früchte: zu eies, d.i. Hein», ergänze Holz.
iwin, iwig, i-i" Ndw; Schw, ei-i" UwE.; Z, l-ig
VOrte, ei-ig Bs: aus Eibenholz verfertigt oder be-
stehend. , Sollen kein iis zue verkolen hauen.' 1571,
Gl Bergwerksconc.
owa ("*): Ausruf der Verneinung B oSi. - Aus der
frz. Nachbarschaft, wo o mi im gleichen S. Vgl. o irätsch.
U weisse s. Ameise Sp. 216.
Üwel 1. Ü-el GA., Öüel ZTurb., Nöüel L. Aüel,
Aiil Th. 2. Hüwel Uiuel Ndw; U, Hiiwel Obw [Höücl
Engelb.), Hü-el I Schw; UwE. (neben *Hü-cl); Zg,
Höüel Aa; Bs (auch HaijeJ d. i. *Häiiel); LG.; Sch;
S; Th; Z — in., Öüle Scu, Öüele ZRfz, Höüle BsPratt.
— f.: 1. Eule übh. Aa; Bs; G; Th; Z. ,Noctua,
hüwel.' CoLLiN. Sobald der Wächter z' Lache riieft,
Der Hiiel üfhürt chlaye", Se-n ist der [Kuckuck] sclto"
so guet Und riieft: Gugu! 's loill tage'. Heni;eler.
,Man niüsste oft auss anderen Zünften anstatt der
Falken mit Eulen beizen [d. i. sich mit geringeren
Capacitäten begnügen].' Hedt. 16.58. ,E.s dunkt einen
Jeden seine Eni einen Falk sein.' JMey. 169'2, aber
,es heckt keine E. kein Zeisslein aus.' ebd. ,Wo die
Eulen und Katzen einandern gut Nacht sagen, ubi
cervi cornua deponunt.' ebd. An die Stelle der Füchse
und Hasen treten hier die zwei Geschöpfe, welche uns
wegen der vielen äusseren und inneren Berührungs-
punkte wie die Übersetzung vom einen Tiergeschlecht
ins andere anmuten, und welche sich ebenfalls auf un-
gesehenen Wegen besuchen. De' H. (wie en H.) under
de" Vögle" sl", sich durch absonderlichen, dem der-
zeitigen Geschmack zuwiderlaufenden Aufputz oder
durch vernachlässigte Kleidung in der Gesellschaft
auffällig machen; die Zielscheibe der Neckereien sein
Z. ,Ein Eul unter den Krähen, ein Ungelehrter unter
den Gelehrten, asinus inter simias.' JMev. lOffi, wofür
bei Denzl. 1716: .ein einfaltiger unter den weltkindern.'
Liecht wie es Hetteli (HtveliJ L; U (wo das W. sonst
nicht verstanden wird) bezieht sich auf die im Ver-
hältniss zu dem scheinbaren Volumen ungemeine
Leichtigkeit des Vogels. Jir ist dril Pfund Ucchter
as en Heuel AABb.; vgl. hüwel-, Indichen-llcht. ,I1ass
du eim Euwel gleich darvon Bei Nacht der straaf
entkommen.' An RfiRfifi l(J7(i. Auf die gespenstische
Niitur di's Vogels wird im Volksliedchen gedeutet:
I"'' han emöl e ScliiUzell g'ha", Der Heuel hät-mer 's
g'no", wo andere Varianten den ebenfalls dämonischen
Kuckuck zum Entführer machen AAFri. 's hült trurig
Öbhen e Heuel dur''- de" Regen und Wind, as war 's
ung'hilrig im Höh inn. Breitesst. 1864. Man schwört
auch bim Heuel L. Die Eulen, welche vor die Fenster
kommen, sind Hexen GO.; s. auch Totenrogel, Weklag,
Huri, Wiggle. Über einen Hmcel als verwunschenen
Menschen s. Lütolf S. 1'23. Eine Eule an die Pappel
gehängt oder an Scheune und Haus ausgespannt schützt
gegen den Blitz L. Spezieller bezeichnet unser W.
den Uhu, strix bubo und .strix otus und zwar als das
Männchen zu der Wiggle, Üle udgl. gedacht. .Der
Eul jolet überlaut, des Eulen frauwe ihr „wiggen,
wigge" heult.' RGwerb 1(346. Übrigens viel häutiger
die Zss. Nacht-. — 2. Person, bes. weibliche, mit
verworrenen Haaren Aa; Bs; LG.; S; Th; Uw; Z.
Als Nusshaumer Hüel werden die Weiber von TuN-n
von den Nachbaren tituliert. Den Übergang zu dieser
Übertragung veranschaulicht MUsteri: Und chäm-i^''
tcie-n-en H, 's Mileterli tuet schmäle [tadeln]: ,Das
Bilste" und das Strüle" [Kämmen], es tcärt de" ganze"
Tag." Syn. Här-, ScJmder-; Här-Tschül; Kuz; Hotzle-
babe; Sirubli. Vgl. rerikvlen. Rauhe Weibsperson,
welche Mannesarbeit tut Sch. — 3. das .verkauzte',
struppige, ungekämmte Haupthaar selbst; das Haar
der Frauen in aufgelöstem Zu.stand Aa; Bs; LG. (in
diesem S. mit der Nbf. Nmlel); S; Th; Uw; Zg; Z.
En H. ha". Einem in'n H. fare, in die Haare ge-
raten. Hesch [hast du] di" Hör no''' mit i" d' Ornig
g'macht, de chunnsch emmel aw'' mit dlm Heuel, ass
■wenn d' hintertsi'^'' dur'''-c" Hag wärscli, sagt die Mutter
zur saumseligen Tochter, 's fliegt im [dem Wasch-
weib] tcild sl" H. um 's G'sicht. Breitenst. 1864. En
alte Chruter mit-ime graue Heuel. ebd. 1863. Syn.
Tschüp, Pudel, Tschü-el. Vgl. Himel-Gret u. d. Abi.
hüwelen, hüwelig. — 4. alte Tanne mit vielen weit-
ausgebreiteten Ästen, die auf den Erdboden herunter-
reichen und somit den Stanmi verbergen wie die Haare
das Antlitz ,B0.: LE." Syn. Huwlere. \g\. Huwele;
Küzenforch. — 5. kleiner, mit Gras bewaclisener Erd-
haufen, Ameisenhaufen Schw; mit Heidelbeeren.
Farrenkraut, Haidekraut bewachsener Erdliöcker auf
schlechten Weiden „Schw; Zg". Syn. Üwel-, Ho-.
Hui-hüfen. Vgl. das Huri Uli'
Diese Maskulinbildung fehlt den älteren german. Dialekten
wie der nhd. Schriftspr., nur das Mhd. besitzt sie, aber nicht
ohne den gehauchten Vorschlag (hiiim-l), durch welche er-
weiterte Form das echtere Ümd bei uns fast ganz verdrängt
wurde wie f'"' (Sp. 23) durch Hu", /.. T. (vgl. Üudliliß"
neben Hmirl, noctua ZTurb.) nur in Zss. und verdunkelter
Bed. noch sich erhaltend. Ein .Üwelberg' in der (iegend
von Rheinau findet sich um l.'ilS erwähnt. Die Schriftsteller
dos XVI. und spätere bedienen sich in der Regel der Form
ohne den Hauchlaut und zwar wohlverstanden als masc. .V'wel'.
Ruef 1.t3S. ,Den Eul, so D. Gessncr gesehen.' Vogclb. 1.").")".
,Der nachteul schreiet.' Mal. ,Die Euel mausen lieber zu
Nacht als under Tagen.' ClSchob. IfiiK'). ,0b ein Euel oder
was sonst im Haus ist.' Schwz. Museum 17i13. Da aber hin
und wieder auch die Form ,H-' mitunterläuft, so ist ein
sicherer Schluss auf die gleichzeitige Vulksspr. nicht ge-
stjvttet und werden wir in den FornuMi ohne A eher eine
Concession an das Schriftd. erhlickcu müssen, dessen weibl.
,Eule' von allem Anfang an (s. bei l'li: Sp. 183) ausser bei
uuserm Laudsuuijin Notker den Hauchlaut ablehnte. (Unser
fem. Iliulr Bs schliesst sich au das ennet-riicin. ,Eule', kom-
biniert aber damit das //- der masc. Form, mit welchi'r die
Olf
Aw. L'w. iw, IIW. iiw
Uld
fem. auf Bs Bodcu zsstösst.) Den Schritt, welchen die Bibel
von 1596 halb tut (.die euvvel werdend wigglen [schreien].'
Jcsaj. — masc), tut diejenige von 1683 ganz (.die Eulen'
- fem.); Mal. aber setzt männl. und weibl. Form neben
einander: ,die eulen, der eul', ja sogar (wicderholtj: ,das
cul oder euwel", weil ihm, während er hochdeutsch schrieb,
ein landläufiges Dini. {KiizH. Gwif/fjli, Huri usw.) vorschwebte.
Zu (lern Anlaut X- vgl. Nait bei Ast. (H)Utrel ist nicht wie
,Eule', utrila, dir. von (H)U'*' abzuleiten, als ob es etwa den
kleinern Uhu bedeutete, L'"' und Üirel sind vielmehr syn.
und lösen einander zeitlich ab. Das letztere muss aus dem
Bedürfnisse hervorgegangen sein, der als Weibchen gedachten
Eule, Wirj(/h usw. gegenüber für das allmählich fast gänzlich
ausser Cnrs gekommene Masculin V, 'um, eine neue Be-
zeichnung des Männchens, wie man sich vorstellt«, zu schaffen,
welche dann auch die Gattung übh. zu vertreten hatte und
nachgerade die weibliche Form, .ins welcher sie in Folge
einer begrifflichen Abstraction gewonnen worden war, ver-
drängte. S. U 1 Sp. '23 f., Üle Sp. 1S3, und vgl. die Gegen-
überstellung bei Ruef 1550: ,Uwel und kutz du g'heissen
bist, der wigglen glj'ch so grob du singst', und (verkehrt)
in der Magiologia 1674: ,die Nachteul und der Wick.'
Die umlautslosen Formen Huird (auch mhd.), ,Uwel' hei Ruef,
.von dem Ul oder nachteul.' A'ogell). (wenn letztere nicht auf
blossen Mängeln der damaligen Typographie beruhen) nähern
sich dem Maskul. (U)ü. — Die Diphthongierung (welche
regelrecht ö'ii für ii setzt) konnte nur statt finden, nachdem
ir gänzlich erstorben war, ii also in den Auslaut zu stehen
kam. Euh', abweichend von Üle nur möglich, wenn ihm die
nicht synk. Form Eiidt: vurangieng. Der Diphthong äu ist
als .\usweichung von Hu zu taxieren, welche erklärlich wird,
wenn Här-iiiiel in Ifar-riwd umgedeutet wurde, s. d. — Syn.
(ausser den o. genannten) //wi-, Fii i-V'i;iel. fülenz. Fmnk.
Moi'ds-, yioti-GelHh. (jctftsUr. Urhuulj. Hui. Nttnri. Jliintf.
Jfutv(el)er. Jojn. Küz. tjeiHgbef/eHer, -hläf/yer. Puro. St-huhu.
Scliiwik: Tvchul. Tschaueile. Tschaiciyye. Wichser. Vt'iyweg.
Wiyyer. Herzog. Seiüti Stimme heilst gwigt/en ; holen; john;
juchzen; l'lep/en ; hrüelen; rüefen; schuchlen: schrien; triggen;
tcigglen. — Die Verwendung des W. im Schwur könnte auch
als blosse Verhüllung des ähnlich lautenden gemeinen Hagel:
aufgefasst werden. Sonst liegt die Beziehung des Vogels mit
dem blitzenden Auge (YJ.auy.ffimj) und dem rötlichen, ge-
flammten Gefieder zu dem Schleuderer der Donnerkeile nahe;
vgl. auch die hit. Ableitung striga, Hexe, von strij:, Eule. —
Für die Bedd. 2 — 5 darf nicht an Umdeutung aus dem
Namen der Göttin Holle, welche den faulen Sijinnerinnen die
Haare zerzaust, gedacht werden, obwohl die deutschen Aus-
drücke .Hollerkojif, verhollert' eben das besagen, was unser
2 und 3, und ,'Wichtelzopf an Wiggle (Eule) gemahnt, ja
sogar, obwol unser W. mit den Bedd. 2 und 3 au manchen
Orten üblich ist, wo man den Vogel anders benennt: die
Aleujanuen kennen Frau Holle gar nicht; auch ist die den
genannten Bildern zu Grunde liegende Anschauung so natur-
wahr, der buschige Kopf so charakteristisch für das Eulen-
geschlecht; vgl. überdies tri. Weih, mit der selben Über-
tragung. Dass das Bild 5 mit Recht zu unserm W. gestellt
ist, beweisen die Schweiz. Syn. Durch das ndrsächs. Syn.
hVdle, gras-huU und dessen latein. Übersetzung, welche mit
colliculus anhebt, Hessen frühere Lexikographen sich auf
falsche Fährte leiten, ohne sich daran zu stossen, dass Hü-el
unmöglich aus dem, zudem nicht einmal Schweiz.. .Hügel'
werden konnte. Das ndrs. ist das selbe wie schrftd. , Hülle',
bedeutet aber eine Pelzmütze, welche eben so gut wie der
Kopf der Eule zur Vergleichung mit dem üppig bewachsenen
oder struppigen Wiesenhügelchen dienen konnte.
Ave-Uwel. Bim Ärelieuel! Beteurung L It Si'term.
Vgl. Üwel 7. Das Ganze eine Verkleidung des Schwures
hei [V] ,Ave Maria' oder ,Avc (Maria)' im S. der Zeit der
Dämmerung genommen.
Ameisen- Auijiei.'ifii-ltnel = Hüwel .i SciiwMuo.
Ür-Heuel: mittlere Ohreule, strix otus Luz. —
Syn. (>r-hft, -fnlz.
Här- (Hör-) Heitd Aa; Bs (-HeielJ; B, Üel Gl.
-Oiiel Bs (Höre'iel, auch b. Spreng); Z, -Aüel (Maüel)
BsfHöraielJ; TfiTäg.; Z (Äräuel) — m.. -Üle, Ulf.
GRtw.; GW.: 1.= Ün-el 3 Ax; Bs; B; Gl; Gr;
GWa.; Z. — 2. = Üu'el 3 Bs; Gl; Th; Z. Mach dln
H. e chli" z'w'eg. Wie chunnst an"'' imene H.! —
3. Harheujeli n.: türkischer Schwarzkümmel, ni-
gella damascena Bs.
Das h sprang in der tonlos gewordenen Worthälfte leicht
ab, während das begrifflich hieher gehörende Vb. ihüwelen,
heulen), weil die Silbe betont ist, nie ohne h erscheint. Das
Umkippen des Diphthongs od in nji und die uns vorliegenden
Schreibungen verraten, dass die A^olksetymologie aus dem
Geleise geraten ist und neue Anlehnungen sucht; es hat eine
solche nicht ungeschickt gefunden in Jiäuel, Kater (s. das
bei Uirel 1 Bemerkte uud Kalzen-Ütcel); klingt ja auch sprach-
lich Küz^ Eule, an , Katze' an; vgl. chutz, .Scheucheruf an
die Katze. — Auch die Syn. zu 3, sowohl Spinn als Jhui
im Grüene", Gretli im Struss, .Jungfer in Haaren', it. dami-
gelUl (vgl. auch frz. cheveux de Venus; barbe-de-capucin)
malen die in verworrenem, haarähnlichem Blätterwerk sitzende
Blume; beachtenswert ist ihr ital. Name strega; vgl. .Srhuder-
hetirli.
Kilch-Ul: Schleiereule, strix flammea B. .Schleier-
eul. kircheul, ulula flammeata.' Mal. — Nach ihrem Auf-
enthaltsorte benannt.
Katzen-; die Eule als katzeniihnliches Geschöpf.
,Die KatzenüUchens Weiber!' schimpft Brägger 1780.
Doch sind die beiden WW. viell. zu trennen und jedes
für sich auf .Weiber' zu beziehen.
'^acht-Heiiel Aa; Bs; Gl; L; S; Z, -Ü-el GA.,
-Öüel ZO., -Üle GrD.: 1. die gemeine Nachteule,
strix aluco Gl (so im Winter, im Sommer dagegen
Wiggisser, Wichser); L. — 2. Nachteule übh., die
gemeinste Bezeichnung des ganzen Geschlechtes, be-
liebter als das einfache W. Es G'sicht mache" u-ie-
n-en jV. = to look like an owl in an ivy-bush. ,Hie-
ronymus hat die Capuzinerische Nachteuel mit den
verstellten Angesichteren, artlich [wunderlich] ge-
machten Kappen, langen Geissbärten gar zu lebhaft
beschriben.' ClSchob. 1699. .Das Wyb wird zu eim
Nachteul: zerkretzt dem Mann 's Gsicht.' Schimpfr.
1651. ,Dass under uns derjenigen Leuten gefunden wer-
den, welche fcstiglich glauben, wo herum der Nacht-Eul
und der Wikerlin schreien, da werde bald ein Mensch
sterben.' Zauberei 1704. Kindern, die Abends spät
noch sich herumtummeln, droht man, der Nachtheuel
u'erde sie nehmen. Das frisch geworfene Kälbchen,
gibt man den forschenden Kindern an, hat der N. ge-
bracht ZO. — 3. auch etwa Finsterling. Es hilset
ehrt es Mändli [v. Wessenberg], das l;eim K. g' fallt.
Häfl. 1813. ,Aus der Höllen schwarz Nachtheuel ha-
ben aufgsetzt diss Gebott.' Lied y. Toggenburgerkrieg.
Betr. die Formen und speziell das Verhalten der ä. Schrif-
steller s. die Anni. zu Vicel. ,Die [Krähe] und der Nachteul
sind feind.' Vogelb. 1557. .Nachtüwcl oder huw, der en-
twerch flUgt, devia avis.' Mal. .Nachteul oder huw, bubo.'
Fris. JLCys. 1661 (.Nachteilen') muss speziell süddeutsche
Vorlage gehabt oder sich an die MA. des benachbarten Uw
gehalten haben. Beachtenswert ist, wie die Bibelübersetzung,
anfangs der ennetrhein. Bücherspr. folgend, in späteren, selb-
ständigeren Überarbeitungen wieder die Nationalsprache ge-
währen Hess: .die nachteul.' 1596; .der nachtheuel.' 1683;
,den nachtheul.' 1707. — Zu dem Storch als dem Bringer
der kleinen Kinder ist die Eule das Gegenbild im Viehstalle:
vgl. 0. die Eule als Menschen raubendes Gespenst. — Syn.
Xaeht-Hü. -Hniiri. -l/iirl, -A'iis.
617
Ä\v, cw. iw, ow, nw. — Ax, ex, ix. ox, ux
618
8ehuder- Aä; Bs, Schüder- Sch; ThHw.; Z,
Gschiider-ZO.,h., rschuder- THHoinb.; ZS. (-»-),
Schur- ZRfz (neben Schüder-) -Heiiel Bs; Z, -i/weZ Z,
-EwJe ZRfz, -£«^6 Sch: 1. Nachteule, Uhu BsL. ;
ScuSt. ; Th; Z. Gra»5 hei'", sust nimmt-di''' de'' Sch.
zum Kinde, das sieh spät auf der Ga.sse herum treibt.
— 2. vermeintlich das Eulen man nchen, entsprechend
dem Gwi(j(jli A.\Z. — 3. ^ Uicel 2. ,Sic sieht aus wie
eine Schudereule.' Kirchhofer. Auch als Neckname
zw. benachbarten Dörfern angeblich wegen des un-
ordentlichen Aussehens der Weiber und des tinstern
Blickes der Männer Z. -.- •!.= JJwel 3. En Gschuder-
eiiel ha". Sträl diu G.l Z. — 5. SchudereuiU: Kar-
thäusernelke, dianthus C'arthus. ScnSt.
Der Name hebt das striijipige Aussehen des Vogels hervor;
s. der (Gtschuder, Tschuder, Tschudi, Svhudel, Schudd/coj}/,
('lengschüder. Welchen Ausdrücken allen die Vorstellung des
Zusammengeballten, Struppigen zu Grunde liegt; vgl. noch
iSV/i-, Tschuderi-Uü; Tfchiiirel. Tech entwickelt sich gerne aus
Kh, und k-ich ist hinwieder in der betr. Gegend ein beliebter
Stellvertreter für das erstere. — Kuel auch hier nicht als
erhaltene ältere Form zu achten, sondern vielmehr aus der
aspirierten Form zur Erleichterung der Ausspr. entstanden.
— Die Blume mag den Titel den auftallig begrannten Kelch-
sclmppen oder dem faserreicheu Wurzelstocke oder dem ge-
häuften Blumenbüschel verdanken; vgl. o. Härheueli.
Schnarch „fSchnächJ-UIe: Schleiereule, strix
flammea Ap" (St.''). ~ So benannt, weil sie dem Men-
schen ähnlich schnarcht; daher auch holl. ranmlle.
Stock-. ,Stocküwlen und Kränch.' 1531/48, Ze-
PHÄNU. Heusslin 1557 weist diesen Namen f. ,ulula,
Nachteul,' nach Deutschland.
Stein-: Uhuohreule, bubo raax. Ap; Gr, nach
NAlpknpost 1, 401 aber in Gl, die gemeine Waldeule,
strix aluco. — Der Name bezieht sich auf den .Aufenthalt
in Felsen.
üwlen: rufen wie die Eule. ,Noctua cucubat, der
nachtcül schreiet oder euwlet.' Fris. ; M.\l.
Der Verdacht einer tendenziösen Wortbildung, einer mo-
mentanen Schöpfung ad hoc erhält einen Stoss durch das
tiitsächliühe syn. huwlen, welches auf Huwel, die Nf. von
Cirrl, zurückgeht. Üwhn zeigt uns das nhd. , heulen* in
seiner ältesten nachweisbaren Gestalt.
Uwlich ni. .So ist dire [dieser] adler gelich worden
der uwlich' neben: ,Dire uwlen ogen.' XV., G Er-
bauungsbuch.
Viell. nachgebildet anderen Vogelnamen auf -irh, z. B.
, Habich, Sittich', und denen auf -rieh, welche freilich .alle
Masc. sind.
Uwe" I Uwe fnrej, w-e VOrte, öüive „Aa; Ltw.";
W (e'iwpj, „etce W", euje, üije Aa; Bs, öüe Sch; Z,
„öirere, üvesse B": euer. Genct. des persönl. Pron.
2. PI. (selten).
Statt mbd. iuicer mit schwacher Flexion wie in den
übrigen Personen; ümre setzt dieselbe an die bereits flektierte,
aber als Stamm genommene Form (euwer) ; ebenso ist öw^nsfi
doppelt flektiert, vgl. ein^tse Sp. '273, Anm. Über die Diph-
thongierung s. zu a Sp. '24.
üwere" I öäfjjere", -i, -s Bs; Z, -s Aa; Ap (-i),
Uw u. U (iwers), üwe" II vice", -i Uw; U, öüwa, -i,
üäfu'Js GrD., üüje, -i Aa; Bs; S: euer, Pron. poss.
2. PI. Auch subst. wie unsere" Sp. 347 (s. d.). Gräezed-
mer Euer, grüsset mir euere Leute! ~ Betr. die Fle.vion
und die substant. Anwendung s. ümm" Sp. :J47.
üvvere" II öüjere: (unveränderl. Adj.) von euerer
Art; zu euerem Besitztum gehörend Aa. — Nie mit
dem best. Art. verbunden. \g]. mlneye", ipel''^'e>'f" usw.
Ax, ex, ix, ox, ux.
Ax, Achs 1. ^.jAaZ.; ApK.; Bstw.; GoT.; Sch;
ÖThierst.; ThHw.; ZÜ. (Dim. ÄchsU), Dättl., BüL,
Agsch (-hi) GrI>., hPr., Churw., ObS., Splüg., V., Val.;
W, Ä.e kr; GnThus. bis Mai. [E.r UVatz); G oRh.;
U, Ägsch {-kij GRAros., Nuf, ObS., S., Tschapp., V.
2. Achs ax's- Aa; Bs; B; L; SNdramt; UwE.; Z, Ächs
Gl; GA. — Pl.A.>e ThHw., i.c Ap; Bstw., iae Gr
tw., Agsche Gr hPr., Achse Aä; Bstw. — Dim. ÄjlU
Ap; Bs (Spreng); Gr tw., Ä.rtU SSchwa., Agschi GrPp.;
W, Agschli GrAv., Rh., Tschapp., Achsli Aa, ÄchsU
Aa; Bs, [Sächsli BsL.; BBrisL; S] — f.: 1. Axt.
Nach einzelnen Angaben = ,Beil' GSev., oder Beides
Bs. ,Securis, ein ax oder achs, biel.' Fris.; Mal.
,Securis, Axt, Beyel.' Denzl. 1716; s. noch Blei. .\ber
meistens wird unterschieden: die Axt hat längern
Halm, aber schnuilere Schneide und dient besonders
auch zum Schlagen mit dem Rücken, beim Hauen mehr
zu erstmaliger Bearbeitung. Abschneiden; doch vgl.
Breita.r. Es ist weder A. nn [noch] Biel ZFlaach
(vgl. .weder Fisch noch Vogel'). Bildl. RAA.: ,Die
achs, die ist schon gschliffen wol.- Aal, nach Matthä.
3, 1((. ,Wann Gott will, so krähet auch ein axt
under dem Bank.' Denzl. 1677; 1716; vgl. Ähnliches
n. halberen. .Die axt stracks hinwerfen, desperare.'
ebd.; vgl. ,die Flinte ins Korn werfen.' ISIi [man]
mues mit dr Achs drhindr, es ist grosse Gewaltanstren-
gung ni'itig B. De'' Fuster [Förster] het-ene d'A. g'nu
[genommen], sie haben ihre Freiheit inissbraucht und
darum verloren; von mutwilligen Holzfrevlern übertr.
auf Personen, Haushaltungen und Gemeinwesen, die
Übermut durch Verlust ihrer Rechte büssten Sch
(KiRCHH.; Sulger). A" d' A.e ge [geben], zur Strafe
überliefern, preisgeben, anklagen, verraten. ,Mach.
was du willst; aber gib mich dann zuletzt nicht an
die Axt, ich will nicht schuld sein.' Gotth. ,Leute,
bei welchen man nicht sehe, dass Gott sie apart strafe,
und welche jedenfalls zuerst an die Axt müssten, wenn
Gott sövli ein scharfer [ein so strenger Richter] wäre.'
ebd. iSi''' (seiher) a" d' A. ge", sich schuldig erklären,
(sich selber) verraten B; S; Z. ,Sich an die Axt geben:
prodere semetipsum.' Denzl. ,[Die Reformierten] ga-
ben sich domit selbs an die axt, das der lutheri.s'ch
gloub war ein ungloub.' Bs Chron. 1522/32. .Weil
wir uns selbs nicht an die axt geben und bekennen,
weil uns die [Mitschuldigen] auch nicht verraten.'
JMtiLL. 1673. ,Besorgende, er wurde zu geistlichen
Ämtern untüchtig geachtet weiden, weil er Einen an
die Axt gegeben.' Wurstis. 1765. — 2. das ArhsU Bs
Birs., Ä.illi SSchwa., Sächsli BsL.; BBrisl.; S: ein
nur mit einer Hand geführtes, etwas gekrümmtes
Schneidewerkzeug; grosses Messer, welches bes. zur
Zubereitung von Reisigbündeln dient, Syn, (Irrlil.
(il9
Ax, ex, ix, ox, ux
62ii
Mbd. iic/.e», o/,», ax, später mit angehängtem t (wie in
ulid. , Habicht, jetzt., einst'); PI. akceeii, exe; ahd. alcn«, m:hus:
got. a<iizi. Die Fiirm Achs (aus ahil. achiia) trifft lautlich,
z. T. in ein und der selben MA., zusammen mit Ach», Achse
des Wagens, S|). 74. j- (/.■«/ bezw. W gilt im Gebirg übh,
für c/i« der äussern Schwz; im vorliegenden W. aber zeigt
es sich (z. T. neben c/i») auch dem ganzen Laufe des Rheins
entlang; deutscher EinHussV Ä aus dem PI. in den Sg. ge-
drungen oder aus Einfluss des lat. aicia. Die Form mit
augehängtem ( ist nicht volkstümlich; sie tritt zwar schon
in den Bibeln 1530; 159(5 usw. neben ,ax', bei Deuzl. 1677;
1716 auf, aber Mey. Wint. Chr. schreibt; ,das ys zerschlagen
mit den axen', und HBull. 1572 folgt vollends der MA. mit
,achseu'. Der schwache PL .a.Kten' z. B. 1596, Psalm 74
und zugleich mit dem Umlaut der starken Flexion ,äxten'
1707, allerdings neben ,axten.' 5. Mos. 20. — Nicht A. im
8. von Beil, sondern die Wagenachse im S. von Rad niuss in
folgender Stelle gemeint sein ; ,Dem schulthelss von B. wart
das houpt abgeslagen ; wiewol er zur ax verurteilt und erkant
wart, bewisen im doch mine herren gnadt und namen das
houpt von im.' 1585, Bs Chr. Auch bei der RA. ,an die
A. geben' ist nicht an Sit' Axt als Werkzeug der Hinrichtung,
sondern an Streit- oder Mordaxt in Schlachten oder an das
Werkzeug der Schlächter zu denken ; im letzteren Falle wäre
die RA. vom Schlachtvieh auf Menschen übertragen; vgl.
Mord-, Scidag-Ax. — Wahrsch. ist Siiclisli = Gertel nicht
Dim. von Achs mit vorn (aus vorangehendem Artikel) an-
geschweisstem *, sondern es ist nihd. schstlin, das Dini. des
alten sachs, Messer, z. B. ein akcs und ein sehmlin; mittel-
rhein. .SV«;, Rebmesser. Ächdi, Äxtii im S. von Gertel be-
weist nur spätere Vermischnng der dim. Formen von Avhii
und Snih>i.
A.st- Nast-A.c: A. mit kantiger, breiter Ose S
Thier.st.
Füll- ydJ-: die vom Ziiniiierniann zur ersten
Arbeit (abfallen s. d.) ifcbraucbte A. Aa; (ju; Z. Syn.
Han-; Zw'cr-.
Feig-: A. zur Bearbeitung der Felgen von Kadern.
,Felgax oder wagnerax, ascia.' Mal.
Flöz er-. .Alldorten laden sie [die Flozer] aus.
zerstueken ihr flüzerholz. verkaufen und kommen
wieder mit ihren fliizeraxten an den ach.slen heim.'
Skr. 1749.
Gunt-^4.c, ll untel-^'l.c Gk: .schwere A. mit .stäh-
lerner Ose zum Spalten gröberen Holzes und ,An-
guntlen' [befe.stigen] von Blöcken zum Schleifen Gr
Trimm., Valz., Jen.; Syn. Hüben-, Spalt-. .Guntäxt
und Schlegel." Alt. Haüsratbrief Vw.
Grab-; halbmondförmiges, rechtwinklig an einen
langen Stiel befestigtes Messer zur Anlegung von
Wassergräben, einer Hacke ähnlich L.
Syn. Friea-Axt (Elsass, Schwarzwald); Wincn-Bicl. An-
lehnung an unser W. ist GmheUivhs B, welches in der Spiel-
formel r//i6« gnihs ijraieahs für letztere Form (eine sinnlose
l.autsteigerung) eintritt.
li:i\\- = Fäll- Aä. Vgl. Hau-Biel
Hüben-^.i-, -Ayfich = Guntel- Gr. — Nach der Öse
(Hübe) benannt, weil sie an dieser A. stählern ist.
Holz-.^.)-; A. des Holzfällers Z. Wlt und breit
uf First und Halde hör i"'' kei H. Hebel.
Hand-Äf, -Agsch, auch dim. -Agschi: Beil Gr. —
So benannt, weil mit einer Hand zu führen. Vgl. Iland-Bid.
'K-Y-amh-Ax: A. mit schiefgestellter Schneide zum
Aushöhlen von Dachrinnen udgl. Z.
Krüz-: eine mit einer RiUliaue verbundene A.
zum Ausreuteii von üaunistrünki'ii 7,V\\w.
Mord-: Streitaxt der alten Eidgenossen, z. B. in
der Schlacht bei Dornach (1499). Eine .Mordachs'
noch erwähnt Z 1571, .Mordax' als Zubehör einer
Canonikatswühnung L 1637. Auch dim. .Mordächsli'.
zum Kampf im Handgemenge.
Vgl. Schinzcr-, ,Slril-A. ; Mordüußi Sp. 108 (wo viell.
unser W. zu lesen ist); ,ein Wehr und Äxle dran.' 1675, G.
Nuet-Ü.c: A. mit 2 ungefähr l'/2 Zoll breiten
Schneiden zum Ausbauen von .Nüeten' [Fugen] (in
Castiel.
Büffel-A''.- „plumpe A. mit stumpfer Schneide
zum Eintreiben von Keilen beim Holzspalten LG.""
Nach neuerer Angabe selbst als Keil gebraucht. —
Syn. Sddetjd- oder Scheid-,
Bund- Aa, Bunt- SThier.st., Vunt- ZBättl; Zim-
mermannswerkzeug, A. ohne Halm, aber doch mit Öse
zum Anfassen, mehr zum Stossen gebraucht wie vom
Schreiner der Steebbeutel, daher syn. Stöss-A. Aa; S;
Z. ~ So benannt, weil die Bundseite des Holzes damit glatt
gestochen wird.
Breit-: A. mit breiter Schneide (und nur unge-
fähr l'/a' langem Stiel) zum .Abflachen' [glatt hauen]
des schon einmal behauenen Balkenholzes. Mit der
B. chö" oder dri" haue", bildl., grob dreinfahren, mit
Wort oder Tat Gl. ,Er fluchet ihme, fahret mit der
Breitaxt über ihne aus mit Worten.' Ulrich 17'27.
Vgl. Schiinzer-A. ; Breit-Blel. -- breitaxen. -aclisen:
1. „mit der Breitaxt behauen B; F; L" (St.''). —
2. nur von Geistlichen im Spott gebraucht: vom
schmalen Heilswege der Orthodoxie abweichen Gr.
(Offenbar niissdeutet.)
Schit-: A. zum Holzscheiten. ,So soll nie" da
finden ein schitachs, ein houmesser [usw.]' 1301, Z Urk.
Schlag-: „Schlacht-, Schlächterbeil LE." — Vgl.
If<:n<l-Bu:l. Syn. ScMucht-Bid.
Schlegel-: 1. schwere A. mit starker Ose, womit
man die Keile ins Holz treibt Aa; Bs; S; Z, od. auch
direkt zum Spalten AaF. Syn. Mürsel. — 2. Schlacht-
beil der Fleischer B.
Schwizer-: eig. wohl Hallebarte oder Streitaxt.
Er haut d' Sach mit der ScIi. abenand, fährt groli
drein. Si;tkrm. (mit Anspielung auf nationale Derbheit).
Vgl. Breit-.
Spalt-: \. =: Guntel-, Hüben- GrKI. — 2. die ge-
widinliche A., z. B. zur Zubereitung von Brennholz
Aa; SThierst. Syn. Spalt-Blei.
Stüss-: zum Ausputzen von gestennnten Löchern
Z. Syn. Bund-.
Strit-. 1489, Waliim. Invent. Vgl. Mord-.
.Decbselax, breitax. zinimerax. biel: ascia.' Fris. ;
Mal. ,Dechselaxt, dolabra.' Denzl. 1716. -■ Eine ziem-
lich tautol. Zss., da Dechsel an uiul für sich schon ein Beil
bedeutet.
Twiir- Aa, Zwer- BsL.; Gr; S; ZDättl.: Queraxt,
Werkzeug der Zimmerleute. 1. zum Aushauen von
Zajifenlöchern. Die beiden äussern Hauseiten stehen
verkehrt zu einander; die eine durchschneidet die
Längenfaser und ist daher breiter al.s die andere,
welche quer durchhaut Aa. — 2. = Fäll- Gr. So be-
nannt, weil mit ihr Einschnitte quer über den Baum-
stamm gemacht werden. .Also zerschlahend sy alles
geschnitzt werk des heiligtuonis mit zweraxten und
mit grossen harten.' I."i31;48, Psalm.
(i21
Ax. ex, ix.
622
Zi in 111 er- = Tirer-, Fäll- ük.
ab-axen: mit der A. abhauen, wie ein Ziinmer-
iiiann tut Uw. — ver-: mit Hauen ein Holzstück ver-
derben, ebd. — vor-: mit der A. die grobe Vorarbeit
machen Ndw.
A \ II s. Achs öp. 74.
äx X x! e'.i' Ar: Ruf zur Anreizuiig für einen Stier
Ar; Gr.
Scheint nichts .\mleres zu sein als der .allgemein übliche
Hetzlaut x mit voc. Vorschlage; vgl. UrrUx Mp. :388. Syn.
jmu-. Vgl. ux und bair. oix als Lockrufe.
(>x = äggs (Sp. 160) in der Ausspr. von Gk.
äggsen e.ve(n): necken, reizen und tauschen, zum
Besten halten Gr. Ex-di"'' ruft man dem Gefoppten
zu. Auch unpers. das ext-mi''', ärgert micli.
Aus der Interj. aygs abgeleitet wie fingen, eggni (eben-
falls Gr) aus dem syn. ägij Sp. l.j.5, der Begriff ausgehend
von dem in den genannten Interj. steckenden Begriff des
Spottes übh. £x dich lässt sich als Imp. auffassen, wohl
richtiger aber als Ellipse des Fron. ,ich'.
(•xakt: 1. genau, pünktlich {.^dj. u. Adv.). E. wie
en Ur Bs; G; Z. — 2. charakterfest, von strengen
Sitten, auch streng und kurz gegen Andere Ap; BHk.
Üsen Ätntsma"" ist en e.-e Herr. — 3. pedantisch
genau, wunderlich Gr; W; Z. ,Die einen [Leute in
der Stadt] deuchten mich entsetzlich roh und rasch,
die andern so überaus zimperlich und e.' Stutz. —
-t. wählerisch, schwer zu befriedigen BO. ; Z.
D' Chatze" xind gar e. im Fresse". Die Jutiipfer ist
halt z' e. g'sl".
Aus dem frz. exactc. Betonung schwankend, doch scheint
p.valct die volkstümlichere zu sein. Syn. 3. 4. dindick (Sp. 45).
cüjcnJu-h (Sp. 146), f:bf'nfff:'hi>i/iin.
Exakter: in den Klassen der Z Lateinschulen ein
mit dem Klassendienst beehrter Schüler, der dem
Lehrer die Türe zu öffnen, in den Pausen Aufsieht
zu führen, die für den Unterricht erforderlichen Gegen-
stände zur Stelle zu schaffen und auch die Bussen
einzuziehen hatte. So bis etwa 1840. — Aus lat. ciiu-ior,
Steuereinzüger ; Aufseher.
Exiime" -«- ZO.. Sth., sonst fast durchweg mit
gedehntem a. m. Bs; BU.; Z, f. BU., n. Bs; B; Z,
Exämi f. Z tw., n. GRVal.: öffentliche Schulprü-
fung, in Gr auch Prüfung bei Anlass eines Besuches
des Schulinspektors, auch dieser Besuch an und für
sich. — 2. kirchliche Prüfung der Konfirmanden
Gr. ,Bis 1788 war jeden Montag Morgens eine kurze
Predigt und Unterweisung, die man das E. der Alten
nannte, indem erwachsene Leute dem Pfarrer antworten
nnissten.' Glur 1835.
Aus lat. exämen, daher unser <f auflallig. Das weibliche
(ieschl. (selten) ist wohl vom deutschen Syn. , Prüfung' bewirkt.
Bückli-: die öffentliche Prüfung der Arbeits-
schule G f.
So benannt, weil die Schülerinnen ihre Probearbeiten den
Vorsteherinnen mit einer Verbeugung darzubringen hatten.
Examinator. Das Kollegium der Examinatoren,
bestehend zu Zwingiis Zeit aus den drei Stadtpfarrern
und drei Ratsgliedern, von l.'iyS bis E. X\'III. aus
zwei Ratsgliedern, zwei Stadtpfarrern und ileii beiden
Professoren der Theologie, hatte die für eine Pfründe
sich Anmeldenden zu prüfen und dem Kate oder an-
dern Kollatoren Wahlvorschläge zu machen Z.
üs-examinieren: ausforschen Ndw. - exami-
nier ig: gern ausforschend Ndw.
E x e h 0 m o s. Eccehomo Sp. 63.
•'xeli-nt: vorzüglich in seiner Art, zumeist mit Be-
ziehung auf Genüsse des Gaumens G; Z. Als Subst.
(männl.): bösartiger, lasterhafter Mensch BBrienzersee
(Freudenbg.).
Aus frz. cxccUeiii. Die letztere Übertragung durch Ironie
oder einseitige Beziehung auf Böses, gleichsam ein Meister,
Muster in diesem Fach.
Exelenzm.: Titel für Arzte. Herr E.'.V. Früher
allgemeiner; so hörte der Züricher JJLeü es i. .1. 170(i
zu Bs. ,Ihro Excellenz Hr. Docteur L. Zellweger;'
1765, Waisenhausstift« Trogen. Anderwärts (Ndw)
nur noch scherzweise oder spöttisch zum .\usdruck
affektierten Respektes gegen irgend Jradn.
Exempel eex^empel VOrte; Z — n.: 1. Beispiel,
allg. Mit dem deutschen Ausdrucke etwa verknüpft:
.Obgleich man viele Beispiele von Exempeln der Art
hätte.' Gotth. Für den adv. Ausdruck zum E. kann
das frz. Vorbild noch weiter kopiert werden : pdr
Ixempel Z und in Folge missverständlicher Auffassung
dieser Wortverbindung gesagt werden: zum Barex. Gl;
S. — 2. Erzählung, Geschichtchen Uw; U.
Aus frz. exnnple, Während <« für frz. e' eine Art Uni-
deutsohung vorstellt, will par'irrmpel der fremden Spr. gerecht
werden, wie auch bar das W. als Fremdw. charakterisiert. —
Bed. 2 meint eig. die beispielsweise Erzählung und gibt, also
den amhd. S. des deutschen W.
Exemplar n.: das Originalmanuscript einer zum
Druck bestimmten Schrift. 1523. Aesih. — Entsprechend
der Bed. des W. im Lat.: Muster, Vorbild.
exerzieren exeziera Ap, exi- Bs; Zg; Z, cxU- BHk.;
ScHw: 1. wie nhd. ; auch übertr. auf Verhältnisse,
welche den militärischen bloss ähnlich sind: Im neue
■für, da u'cm-mer [wollen wir] denn scho" wider e.,
sagt der Lehrer zu den Schülern. Im Für e., ernst-
liche Arbeit tun, im Gegs. zu bloss vorbereitender,
probeweise zu leistender, leichterer. — 2. (im Für)
e. mit Einem: ihn ins Gebet nehmen, auszanken
Tii; Uw; Z. — ab- (subst.): Manöver, Scheinkampf
zum Schlüsse militärischer Übungen Z f. — i (fxli-)
im Wechsel mit r.
i'Xgiisi ee.xgüsi^: Formel der Entschuldigung zum
Voraus Bs; Z. Kinderreim: e. sechs Biisi ^ gciid dril
Pdr Chntze'. Auch subst.: Etw. zum F. hd", zum
Vorwand. Die Weiber nehmen zum F. ein Körbchen
an den Arm, als ob sie ausserhalb des Hauses Etw.
zu besorgen hätten.
Aus frz. excuKiz, entschuldiget! mit der den Lehnww.
eigenen Konsonantenerweichung (;/) und Zuspitzung von r' zu i.
vor-exgüsiere" Bs; Seil; Z. -j/us- Xv: entscliul-
digen. — Mit pluonastischem vn-.
i'xisfiei'en: wie nhd. (stark verbreitet). - Aus frz.
<:ritl'i:
e X 1 i z i e r e II s. exerzieren.
expedll SriiwE., -petit AAZein.: aufgeweckt, auf-
merksam, ]iünkt!icli. ordnungsliebend. ,— Aus lat. <j-
Expcns: Auslage. .Merklich E. gehept,' I.MO.
Absch. - Von lat. r-rpenmim bzw. dessen I'l. -o, wovon auch
.die Spesü*.
(323
Ax — ux. Axt — uxt. Az -uz
ß24
explizieren, vulkstümliolier cyipliz., eipUz.: er-
klären, auseinamlersetzen. Dazu das Subst. KipH-
kaziön. — ver-: dass. Da häitd-er die ganz Ver-
explizierig. AcgCorrodi.
express B; G; Z, eg's- B, c.sc/j- EG.: (Adv.) 1. aus-
drücklich; mit besonderer Absicht, bes. zum Trotz.
— 2. momentan notwendig. I seit 's e. hä, sollte
es jetzt notwendig haben ZO. — Aus lat. e,epreme. —
Accent scliwankend.
Exspekfant: ordinierter Kandidat der Theologie
Z, bis zu den Dreissigerjahren unseres Jhdts. Wie die
übrige Geistlichkeit des Kantons in (geographische)
.Kapitel' abgeteilt war, so bildeten die Exspektanten
ein solches, dem ein Präses und ein Dekan gesetzt
waren; sie mussten t. Hülfsdienste leisten, t. regel-
mässige Übungspredigten halten. Die Sittenmandate
des XVII. hatten Anlass. ihnen besondere Aufmerk-
samkeit zu widmen. Früher (XVI.) in ähnlichem S.
in den Tagsatzungsverhandlungen über Tessin. — Von
dum )at. Ptc. crtpnlant-, erwartend.
Exspektanz f.: Anwartschaft, specicll diejenige
auf geistliche Pfründen. XVI., Absch.. betr. Tessin.
Im J. 15.i8 wird auf den Handel mit Exspektanzen auf
Chorherrenpfründen Strafe gesetzt. Syn. Spektatioii ;
Wart.
IX : .\usruf des Spottes gegen kleine Kinder, ver-
bunden mit gabelförmiger Ausstreckung zweier Finger
BsStdt. — Wohl voll t (Sp. 19) weitergebildet wie das syn.
tij- (Sp. fi"21) von ä I (Sp. I!). Vgl. aber auch </u. (Androhung
des Stechens).
Oxikrozi(um) . Oxegrozium a. <). -Pflaster.
Oxwentiniil: Vexierwort, scheinbar Name eines
Stoffes, den der Aprilnarr in der .\potheke verlangen
soll ZS. — Lautlich = Ochs wend di'''' um. Dem Namen des
el>en genannten Pflasters nachgebildet. Vgl. Ibidum Sp. 48.
ux: Interj. der Verachtung für Dummheit. Ux,
da Stier! W.
Axt s. A.r.
exteren extra Gr Schanf , ei/itere Nuf. : plagen.
1. durch eindringliche Strafrede; strafen Nuf. —
2. mit Ei"'« e., ihm beständig in den Ohren liegen,
um ihn zu überreden Schanf. Schi heind lang mit
anander g'extrad, unterhandelten lange mit einander.
Das W. auch ia manchen deutschen MAA. und in der
ndrrhein. Form «ro-n als Nbf. zu dem syn. , espern' («/) im
Wechsel mit »k, ks) und weiterhin zu .eschern' hegreiflich.
extra Bs; Gr; L; Sch; S; Zg; Z, extrrn .Kv; (ii.
(egiterej; GrNuC. fexterr); Nnw (ocriitere); G; ThHw.
(ext<^^, hegitre B: I. ,\dv. 1. ausschliesslich,
eigens, besonders, absichtlich, express Bs; L. Bist e.
liege dem clw'^ Th. Er i.'st e. clio", einzig deswegen
Gr; Ndw. = apposta. I han em 's na''' e. g'seid, noch
ausdrücklich eingeprägt, anempfohlen, einbedungen Z.
— 2. absichtlich, express, einem Andern zu Leid,
einem Verbot zum Trotz Ndw\ Er het 's gad [gerade]
e. 'tue [getan] Th. — 3. besonders. Etwas e. ha,
a) für sich allein, als Auszeichnung, Vorzug; b) ge-
trennt halten Ap; „Gr; L; Zg" (St,"). E. gä' =
nehenüs g. (Sp. .557) Sch. — 4. vor Adj. verstärkend:
besonders, ausgezeichnet Ap; Gl; G; Z. — II. Adject.
ausgezeichnet, vorzijglich; besonder, 1. unflektiert.
a) prädik. Da' ist nid e. Th. Das Tuech ist e. Nuw.
b) attrib. Da" ist ka' e. Wl' Th. En e. Gang, ein
expresser Besuch Ap. Me" mues en e. Hüs mache" für
dich Th. 2. flektiert, bes. im Ntr. Öj)pis Extras,
etwas Besonderes .\p; Bs; Z. En e.ctras Wlnli, ein
vortrefflicher, köstlicher Wein Z; hier (selten) auch
für die übrigen Geschlechter, z. B. en extrane Wl; in
ThHw. nur im Fem.: da' ist nid en Exteri, eine Frau,
die keiner besondern Achtung geniesst. — 3. mit an-
gehängter adj. Bildungssilbe -ig: tcgitirigs Tuech New.
Ml extranigi Fraid, besondere Freude, Liebhaberei
Bs. — III. substant. n. 1. Trunk auf eigene Rech-
nung, gegenüber dem Mittagessen auf Gesellschafts-
kosten, bei Schlittenpartien GrD. — 2. Portion Milch
über das regelmässige abonnierte Mass hinaus, das
der Milchmann ins Haus bringt GrD. — 3. Zugabe
zu einem fixen Pfrundeinkommen Sch (Kirchh.). —
4. Extrait d'Absynthe SBb.
Lat. extra, ausserhalb, angewandt auf Etw., was über die
Grenzen des Gewöhnlichen oder Selbstverständlichen hinaus-
geht. Vgl. ujmrt (Sp. :361), welches ebenf. adj. gebraucht
wird. Das in e.rtrra eingeschobene c ist nur der vor )• sich
oft entwickelnde Halbvoc. Der «-Bestandteil von x bleibt
in der Ausspr. nicht allerorten von t getrennt. Der Unter-
schied zw. adv. u. adj. Gebrauch lässt sich formell und be-
grifflich nicht streng festhalten; bei II 1 könnte auch Ellipse
eines .\dj. und vor Subst. Zssetzung angenommen werden.
In der adj. Form extrane für t^tra-en ist n urspr., wie in
en grä-n-e, frm-n-e, ein grauer, früher, Endung des Acc, die
auch für den Nom. gilt, und den Voc. nebst euphonischem
(resp. flexivcm) n nochmals nach sich zieht. Das so ent-
standene exträn kann dann nochmals durch zugesetztes -iy
deutlicher als Adj. ausgeprägt werden. — Das Subst. wird
von Bühl, als fem. angegeben (V). III 4 beruht auf An-
lehnung des frz. W.
.\z, e/, i/, 0/, uz.
.\tz ni.V: 1. Speise. Futter für Tiere, aus dem
Abfall in der Mühle, ,Die Müller sollen jedem, der
das begert, sein Krüsch [Kleie] und Atz geben.' Bs
Müll.-Ördn. 1471. .Krüsch und Atze.' ebd. , Krüsch.
Asse und Spreuer.' Bs i. XVI. — 2. Nahrung eines
Gefangenen, Kosten seines Unterhaltes. .Hette ein
solich persone nit so vil, dass si atz, vachgelt noch
turnlöse geben möchte.' 1417, Bs Rq. ,Daz der atze,
so mit den gefangenen ufgcgangen ist. von solcher
schatzunge zu voruss bezalt werden solle.' 1441, Absch.
Syn. Atzing.
Mild. alz. atze v\.. Speise. Futter: Bewirtung. .Viif sog.
Riickumlaut beruhende Substantivform zu eizm. Vgl. .\lz-
fueter, -geld, -iceid.
Stall- s. Stallaz.
atzen (.atzte'; g'atzt) s. etzen.
Atzi f. PI. Atzine- = d. folg. ApK.
Atzi(n)g f.: 1. Nahrung. Lebensunterhalt
■ von Menschen. Speise und Trank Zg; ZBenk. Ins-
bes. der Unterhalt von Leuten, die in Untersuchungs-
verhaft liegen L. .So sollend sölliche gefangne be-
1 zalen. jederman für sich selbs. den costen, so über
Ö25
Az, ez. iz,
626
im gaiijfoii ist von clor atzuiit; woiieii in der iielUiigcn-
schat't.' ll-t.'!, Aiiscii. .Dio T()ij>:fciibui'j,'er scillcu die
Atzuiigskosteii der (ietaiiijenen bezalileii.' 1534, Aisscii.
Audi i. S. V. ,Atz{:feld'; in den Absch. des XV. ist oft
die Kode davon, einen (iefangenen ohne Lösegeld gegen
billige ,A.' frei zu lassen. — 2. Weide und Futter
für das Vieh. resp. der Ertrag eines Grundstücks daran
L, Benutzung desselben zum Abweiden Gr; Syn. Ätzi.
Die Matte hed dl A., Gras L. Ein Grundstück tuet
[bietet] e grossi (od. chllni) A. BSi. E schlerliti A. ha',
nicht viel Gras z. Weiden Ap. Man unterscheidet Früh-
lings- u. Herbstatzung Uw. .Niemand soll die weiden,
austagen- und herbstgras od. -atzig den fremden lassen.'
1676, UwE. Die Benützung eines Stückes Land zum
Abweiden: ,l)as (jrüenwaldgüetli. Mattland und Wald
und Atzig im Grossbüelwald.' L Kantonsblatt 18.50.
Auf den Bericht des Landvogts, dass Einige ihre Güter
über die Marchsteine hinaus nutzen, wird ihm be-
fohlen, alle diese Stücke und deren Ertrag verzeichnen
zu lassen, damit die dorthin kommenden Boten die
Fehlbaren bestrafen und ihnen verbieten, die Atzung
und Nutzung der betr. Stücke sich anzueignen. l.'JOT,
Absch. Früher auch: der durch Weide von fremdem
Vieh verursachte Schaden. SchwLB. — 3. zu Weide
gebrauchtes Stück Land GrD. Ds Ve cliann uf dr
A. gän rcä 's will. ebd. Atziga: Alpwiesen, Berg-
weiden, ebd. Es gibt Gemeinde-, Gemein- Gr und
Privatatzungen. Manche Gegenden werden nur als A.
benutzt; einzelne Wiesen nur im Frühling vor und
im Herbst nach der Alpfahrt, in der Zwischenzeit ein
Mal gemäht. Das Atzungsrecht ist durch die neuere
Landwirtschaft und Gesetzgebung eingeschränkt wor-
den Gr. .Kein frömbdes Vieh solle in unserem Land
in den Atzigen gegraset, noch in den Weiden gesum-
mert werden.' 1756, Schw Rq. ,Dass je eine Atzung
mit der andern nächst angränzenden schuldig sei, [ihr
Vieh] einzuzellon, um zu verhüten, dass keine der-
selben über.stellt werde.' 1747 (1770), GrD. LB. —
4. Streit. ,Alle fyndschaft und alte a., so jemand
zu dem andern hett.' Wvi. C. B. ,Das an kilwihenen
und an tanzen nieman dhainen uflouf mache, noch
deliain zerwürfnusz noch dehain alte a. nit äfre.' Offn.
Gebhardsw. 1466. ,Das kainer kain alte a. fürher
suoche zerächen.' Offn. Sulgen 1472. .Verbietten das
nieman dehain alt atzunge fürrer sueche noch dehain
nüwe mache[n] täte.' Hofr. Oberbüren 1481.
illul. ntzumjc, Speise, Futter (— alz, -e) ; Streit; von atzen,
Nbf. zu etzen (s. ä.). Die letztere Bed. berulit wahrscli. auf
der von Schädigung, welclie durcli Weiden von Vieli über
die Grenze eines Gebietes hinaus dem Nachbar geschieht und
leicht Ursache von Streit wird (s. etzen i> e, überetzen), oder
geradezu auf dem Begriff von gewaltsamer Verkfistigung von
Kriegsleuten in Feindesland. Ao 1294 wurde K. G. ver-
urteilt, ,für die Atzung und die frefii, die er Mbn getan
bat' ein Mark Silber'^ zu leisten, also als Schiidenersatz.
Azingge s. A-Zingge".
AtzlC f.: 1. Elster A.\ (seit.). ,Azel (Atzel), pica.'
Vo(iKLii. 1557; Fris.; Mal. ,Pica, eine Ägcrsten, Atzel,
Elster.' Denzl. 1677; 1716. ,Der atzlen wurden wenig
federn blyben, sonders [sie würde] blutt und bloss
bestan [wenn von dem Betreflenden das Geraubte
zurückerstattet würde].' 1537, Ausen. ,Die da haben
äugen der sperberen. zungen der atzlen, stinnn der
schlangen, zän der katzen. klauen der raubvöglen und
bossheit der fuchsen.' Klini;i,. 1688, -— 2. „Hatzle,
Schweiz. Idiotilion. l 5.
Häher, corvus glandularius B." Üonxt Hätzle (s.d.).
— 3. Hutzle, Porrüke Si-ii (Kirchh.), „niei.st nur
scherzh." — 1. Feuerlilie, lilium hulbiferum GG.
Mbd. atzel. Abi. llätzle. — Zu der tjbertr.igung in :3
vgl. die von J/iin-el iHruel) auf wirre Koplliiuxre (Sp. 613).
Viel!, sind auch die zerstreut stehenden Blätter der Feuer-
lilie mit solchen Haaren verglichen.
A'tziim in der Verbindung ,A. auf Etwas geben':
darauf eingehen ZStdt (seit.).
Missverständliche .Anwendung des lat. Sätzebens ndium,
ich bin dabei, stehe zu, nach .Analogie von Vorbindungen wie
.Spatzif) (Sjjtitiuvt) geben' ndgl.
Äz n.: Köder. Bodensef.. , Fischen mit Kugelin
und Geeczt.' 1526, SeuNELL Eq.
Subst. zum folgenden Yb. Nbf. Ge-äss Sp. 499. ,Geäzt'
die beliebte Weiterbildung mit t; doch kann in der obigen
Stelle auch das Ptc. von ,äzen' als adv. Bestimmung zu dem
Yb. , fischen' gemeint sein.
äzen (ärze GTa.): I. tr. 1. mit .\cc. P. a) zu
essen geben. Syn. hirtcit. a) Menschen, bes.
Kindern, Speise zum Mund führen oder hinein.stecken
GRt'hur, oHe. .Lieber lass mein Schwester kommen,
das sy mich ätze und mache vor mir ein essen, das
ich zuosehe, und von irer band esse.' 1531/48, IL Sah.
— ß) Tieren; sie sorgfältig füttern, bes. von jungen
Vögeln, denen ihre Alten Nahrung ins Nest tragen
und in den Schnabel stecken AAKlingn.; Ap; B; GTa.;
ScH; ZSt. Nach St.'' auch von Vieh. VgL noch ge-
etzen. — b) Fische durch Köder locken GkD., He.
,Inescare: verleckeren, reizen, betriegen, ätzen, an
sich ziehen, nahin nemmen.' Fris.; Mal. S. an-; vgl.
Azi. — 2. m. kcc. S.: abweiden, aufzehren. Gras
oder Heu. Mit dem Ve'' e. BHk. — IL intr. : weiden
Gr; USiL; essen B. Die von P. bitten, man möchte
sie bei der Äzung uiul Waide in den Wäldern der
Herrschaft, ,wan daran gebresten des Achrams er-
schint', bleiben lassen. 1563, Absch. Nbf. ge-dasen
Sp. 500. — ab-: fertig weiden U. ,Wo man noch
das Gras auf den Wiesen im Tal abäzt.' Steinm. 18ii4.
— an- = dzen I h Gr; nach anderer Angabe: den
Köder an die Angel stecken, ebd. — ver-: überab [V]
weiden GnChur. ,Alles Heu und Emd, das auf dem
Pfrundgut gewachsen, darf nicht davon veräussert,
sondern muss dem Nachfahr um einen billigen Ver-
äzungspreis zum Kauf angeboten werden. Können
sie des Handels nicht einig werden, so darf der Vor-
fahr einen anderen Veräzer suchen.' B Pfrundkaufs-
regL 1791.
Mhd. aezen, f-zen, auch aenen, eneu, speisen, ätzeu; vgl.
unsere Nbf. omni Sp. 500. Von az n.. Speise für Menschen
und Tiere (s. .4«» Sp. 497), und von ätzen, etzen zu unter-
scheiden, obwohl in der Bed. '2 mit demselben zusamnien-
tretfend und gelegentlich vermischt, weil man früher anch
nach langem Voc. tz schrieb. Für die Bed. 1, lies, von
Vögeln, scheint bei uns die Form Sz- allein herrschend und
wesentlich. Bed. I 2 ist schwach bezeugt. Vgl. iiizen, e/zeu.
Azi f.: Lockspeise. ,Abt Uolriclien [da man ihm
die Kardinalswürde antrug] wollt gedunken: man wellt
im ein ätzi legen.' Vad. — Von Uzen und verschieden
von Ätzi (von ätzen, etzen); doch zu VorRzi vgl. Afurnfnltzl.
Vor-: gleichs. Vorspeisung, das Zwischennuihl
(Trunk mit Brod) der Tagelöhner um 10 Uhr Vorm.
.'\l'. — Syn. ]'aniiill, Vetrlat/iran ; z' Xe'elini, z' .\uitt.
Sü- Söü-: der (iang, der bei den Schweinställen
vorbeiführt (resji. hei den dortigen Futtertrögen), wo
man also den Sclnveinon ilir Fressen liineinschütti't SBb,
40
027
Az, ez, iz, oz, uz
ö28
Äzeli = Iiit/erli (Sp. 330), Fi.sclichüii in der Reuss
L. — Walirsclieiulicli eius mit Ärak Sp. 498, vidi, mit
Anlehnung an Szen, ködern.
ätzi («e-) GG.; Z, ätxchi ZRüniL, ütücliu L, atsclii
ScH (KiRCHH.), hätzi, hätscM Zg ('->J; ZBül., hätschü
aScuw. hatschu Uw: Naturlaut, mit welchem das Niesen
luichgemacht und z. B. einem kleinen Kinde der starke
Geruch einer Blume veran.schaulicht wird G; Schw;
Z«; '/.. A. mache", niesen Z; substant. '»• Hatschi
Im", wiederholt niesen müssen ZB'iil. Auch als Gruss
an den Niesenden = zur Gesundheit! lielf dir Gott!
h; ScH; Uw; Z. — Grundf. zu äjtsi Sp. oS4. Zu den mit li
anlautenden Formen vgl. '« Hitziji (htm).
Ätzi n. s. Gätsi.
efZPll c'-: 1. speisen, ernähren. ..Jmdn e., ihm
den Unterhalt geben Th;" vgl. ;(»(-. Ein Kind auf-
erziehen. .Eintönige [eigensinnige] Kinder lassent
sich kum on d' Euoten ä.' Ansh. .Des andern find nit
enthalten [beherbergen], ald denen deheins under-
schubs oder hilf gestatten oiler sy husen, hofen, ä.
oder trenken.' 1409, Absch. u. ähnlich 1518, Z. .Be-
herbergt, gectzt, getrenkt worden.' Wurstis. 1779. —
"2. eine Wiese abweiden lassen oder ihr Gras grün
einfüttern B. Man etzt auch die Weiden. E Weid
(mit-em VehJ e. Gr. D' Bergn si hür scho' friiei (fetzt,
abgeweidet BSi. ,Die Alpen werden mit Schaf, Geiss
oder Rindvieh geetzt.' Steinmüll. ,Man soll euch vor
Sant Michels mess 14 tagen darutf [sc. auf die ,Ge-
meinmerkty. AUmeinde] faren, wer es gerne tuot, und
die gmeinnierkty e.' 1339/1544, Schw LB. ,Wer syne
güeter e. will, der soll si e. dem andren unschädlich.'
1427, Schw. ,So mag er 's einem andern verbieten,
so im syne pfand e. wellte.' 1572, SchwE. ,Wer dem
andern das synige, es wäre körn, heu oder gras, fre-
ventlich atzt;.' LB. Ai'I. 158.5;18'28. ,Die undere All-
mend soll in dem Frühjahr mit galtem Vidi ohne
grosse Not nit geetzet werden.' 1713, Oew. Durch
Übertragung heisst der Heuraub, der auf Land nach-
wächst, wo das erste Gras frühzeitig abgeweidet wurde,
g'atzts Heu oder ds G'atzte BHk., Ki. Sonst ist nach
einfachem Sprachgebrauch (BE.) eine solche Wiese
selbst, von welcher das Gras, sei es an Ort und Stelle
oder grün im Stalle verfüttert wird, eine geetzte.
Auch das Gras kann als das Obj. aufgefasst werden;
wer etzt ds Gras i" der Wisen imde? Gl. Absolut:
Wie lang Mt-er [habet ihr] ohna [auf der Alp] z' etze" ?
BSi. ,Wo man an einem Ort etzt, am andern aber
höuwet, soll der da etzt, auch die Zäune machen.'
1()50, S.\NEX. .Es sint 8 höf um Adelgaschwyl, die
söllent ligen in stecken [Einfriedigung] und sönd
weder treten [mit dem Zugvieh strecken beim Pflügen]
noch e. in disem hof [sc. Adelgaschw.].' Hofr. L Ad-
ligenschw. Es kommt hier die Benutzung der Brache
und der von Fruchtzeigen eingeschlossenen Wiesen
als Triften in der ehemaligen Dreifelderwirtschaft ins
Spiel und damit ist auch der Nebenbegrifl:' des Ab-
nutzens, Beschädigens gegeben. ,Wo einer das [ver-
lifändete] guot e. und schleipfen wellte, das er [der
(Jläuhiger] im besorgen müesste, so mag er das an-
gryfen, das den bluomen isset [also das Vieh].' LB
Gkhsau 1605. — 3. einen Nachbar schädigen durch
Weidenlassen des Viehs, sei es über die gesetzliche
(irenze hinaus oder durch Anmassung des freien Trieb-
rechtes. ,Ks sind ouch sunder iiove, die uns weder.
treten noch e. süUcii. wann dz si süllen nocli inrent
ir stecken bliben.' Hofr. Malters XIV., 1. H. ; ähnlich
Hofr. SiuwKüsn. 1501. ,Und ob dweder teil den an-
deren frevenlich ätzti und der, so da geetzt wurdi, das
nit verkiosen möchti.' 1474, Si-rdchb. UEngelb. ,Wer
den andern etzet, so mag der so geetzet ist selb vech
so er in dem seinen findet, intuon.' L Rotenb. Aratsr.
1490. ,So Einer den Anderen durch sin Haag atzti.'
LB. Gersau 1605. .Wo aber Einer den Andern atzte
Winterszyt.' ebd. — 4. verfüttern, als Futter ver-
brauchen BO.; GlK. ; Gh. Ds Heu mit dem Vech e.
BSi. .Höw und strow nüt verkoufen, in sunder uf
dem hof bruchen und e.' Lehnbr. Gnadental 1509.
,0b einer so gfarlich höuw wolte e., damit er syn
acher sparen und dem andern uf dem synen schaden
tuen niöcht.' 1535. Gl. In Gr spec. den Heuertrag
eines Gutes an Ort und Stelle verfüttern, indem man
mit dem Vieh auf dasselbe aufzieht. .War ouch dass
die von Dannusen dehein heustatt deheines jares kouf-
tind, das send [mögen sc. sie] mayen. höwen und e.,
der [den] nachburen von Jenatz an ir weiden un-
schädlich.' 1515, Aroh. Jenatz. .Mit welcherlei vech
der Valentin das höw am winter atzti zuo Jenatz an
den zweien höfen, der selberlei vech sollt er lönen
[für solches Vieh sein Betreffniss an den Hirtenlohn
bezahlen].' 1538, ebd. ,Es mag einer, so Heuw [an
Zahlungsstatt] enipfacht, dasselbig züchen, wohin er
will; so aber einer [der Schuldner] nit uf seinen
[eignen] Güetern Heuw [als Bezahlung zu geben]
hette, sondern uf einer Löschung [Pachtgut] oder
andcrstwo, so muoss man solches an Statt e.' LB.
Dävos 1646/95.
Mhd. etzen, speisen; abweiden, Causativ von , essen', also
eig. , essen (fressen) machen, lassen'. Hiezu die Subst. Atz.
Atzinij. Die Formen atzti (Coudit.) und <j'iii::t bernheu auf
dem sog. Kückuml., da das (mhd.) Vb. »tz.n bei uns nicht
belegt werden kann. — Bed. -t in ihrer Gr Anwendung kehrt
zurück zu Bed. 2. Die aus F; 6r; S; Uw; U; W angegebene
Erklärung .grasen; weiden' ist undeutlii-h. — Etzmtttt, häu-
figer Flurn. in Bs.
ab-: abweiden GSa. ; W; von weidendem Vieh ab-
fressen lassen. Er het N.'s [sc. Wiese] ahg'etzt kr.
,Wann jemand im Frühling in einem ungefreiten Gut
a. wollte, mag selbiges beschechen, jedoch dass einer
Steg und Weg auf sein Gut habe.' 1666. BSa. ,Dass
ihr die guote weid abetzet.' HBüll. 1597. Ahg'etzts
als Subst. : das Gras, welches wächst, wo im Frühling
eine Wiese .abgeetzt' w'urde; er hed A. z' hma, Heu
von solchem Gras zu machen Ap = G'atzts, s. o. ,Der
Boden einer nicht ganz besetzt gewesenen Alp wird
durch das nicht abgeätzte Gras für das nächste Jahr
gleichsam gedüngt.' Steinm.
über-: 1. (eine Wiese oder ihr Gras): das Vieh
eine Zeit lang darauf weiden lassen GT. (gleichs. nur
üüchtig, oberflächlich darüber hin treiben und ab-
fressen lassen). — 2. (mit Acc. P.): durch Etzen
über die Grenzen übervorteilen, schädigen; = etzen 3.
Vgl. über-eren, -mäjen, -zünen udgl.
ü f - : eine Wiese : fertig abweiden ; 's Veh hed Alls
üfg'ätzt L; autfressen lassen Ap. ,0b so vil ackrat
(s. Sp. 70) wäre, dz die waidgenosseu das nit möch-
tind u. mit irem vich.' Rheixaiier Fischerrechtung ca
1415. ,Die wyl das winterhö ufgeetzet.- Kessl. Das
in Kuh- und Rinderweiden gesammelte Heu soll man
dem vich. so allda gesommert wird, aufzuätzen geben
(;'2f>
Az, ez, iz, oz, uz
030
und uicht iib iler alp f'crken.' Gl LB. In hänüschem
Sinn auch von Menschen : ,Da dann dise Brüder die
zubereiteten Speisen mit grosser Begird aufätzen ; im
Fressen schwitzen sie, sie frieren im Arbeiten.' Cl
SCHOBINGER 1699.
um- ScH; Tu; ZSth., umhin- nme- ZO.: der Reihe
nach speisen, unterhalten, z. B. Waisenkinder bei Ver-
wandten oder Wohltätern, so dass z. B. von Vieren
ein jeder ein Kind für 3 Monate übernimmt; ebenso
Eltern und Grosseltern bei Kindern und Enkeln Tu;
so bis in dieses Jhdt herein auch die Schulmeister
Th; Z. Arme, meist zugleich arbeitsunfähige Leute
werden auf Beschluss der Gemeinde tag- oder wochen-
weise bei den Haushaltungen unKj'ätst oder unuj'hä
[gehalten] Sch (.umgeazt.- Amtsbl. 1879); ZSth. Syn.
im Umgang han.
ü s- = «/"-: 1. eine Matte, auf welcher das Gras kurz
abgefressen wird L. — 2. das Heu als Futter im Stall
aufbrauchen Gl {u$e-J; GuObS. — Übertr.: [Eine
Kriegsschaar hat sich eine Provision von Mehl u. a.
Nahrungsmitteln angelegt] ,da nun das Land den
Strassen nach üsgeetzt seie.' 1515, Absch.
ver-: 1. a) als Viehfutter verbrauchen B.
,Sie [die Engadiner] verätzon das stroh mit ihrem
viech.' Sererh. 1749. — b) abweiden, auizehren.
jVeretzet pfand.' Lied v. 1480. ,13 immen genommen,
ferner bei 15 schalen veretzt, ohne selbe zu bezahlen.'
1500, Absch. Ubertr. : , Einen Curtisanen, der das
verezt (Var. , verzehrt') Eieggensperg mit Römschen
Permenten und Bly, wider alle Bitt [der Berner] be-
ständig anfacht [und wirklich Prior daselbst ward].'
Ansh. — 2. im Krieg beschädigen, zerstören. ,I>ass
kein party der andren ersetzen solle das, so in dem-
selben krieg veratzt worden.' 1532, Strh'kl. — Vgl.
fretzen.
g e - g'etze" = äzen, von Vögeln Bs.
Etzi, Ätzi f.: 1. Weide, insbes. als Massbe-
zeichnung ein Stück Weide, das in einem Tag ab-
geätzt werden kann W. Grasfütterung B. G'nueg E.
ha" W. — 2. Unterhalt, Beköstigung von Arbeitern.
,Für ätzi.' 1793, Hop Kriess. — Mhd. eine f., Weidoplatü.
Manns-: Unterhalt eines Manns (Arbeiters) bei
Gemeindewerken, resp. Geldentschädigung dafür. ,Wä-
rend der Mannsätze.' 1789, Hof Kriess.
etzlen (ätzelen. Si'RENo): im Herbst Nachlese
halten an Weinreben und Obstbäumen, auch etwa
auf Kartoffelfeldern, und nachträgliche Viehweide auf
fremdem Land, Kindern und armen Leuten zeitweise
erlaubt oder verboten BsL. ,Wie man nach voll-
brachtem Herpst zu etzlen pfleget.' Wurstis. 1580.
Der Form nach Uim. zu etzen, von der Viehweide auf
audere Nutzungen übertragen. Syn. si'mvUen.
üs-etznen: ausnutzen; = üsetsen. ,Ist erkennt,
das die metzger mit Iren schalen nit die wcid uss-
ctznet.' Scn Ratsprot. 1537. — ütziwn badisclie Nif. zu
etzlen .
et z lieh s. et} ich Sp. 590.
iez 1. iez Ap; Gl; GA.; ScnSt. ; TnHw. (allein-
stehend oder betont); Z, jits B (Zvro), iz GMarb..
ez Scn; ThHw. (enklit). 2. iei:: P, jetze L (Seit
Ineichen), iezii Ai>; GTa., jüze B (Zvro), jezeii Bs
(Si'RENii). 3. iezrä SrnSt.; Z (bei MUstrhi .jetzed').
iezet Ar; Z. I. irzi(/ Z, jetzig L (IIaki.kikk): Z (Stiitz).
jitzigB {7i\Ko). rt. iezunder S f : jetzt. 1. rein zeit-
lich, wie nhd.: im gegenwärtigen od. nächstfolgenden
Zeitpunkt (resp. -räum). Iez isch 's üs und d' Chatz
hed d' Müs Ar. Ich hän im 's gad [gerade] i" ds
G' sieht ina [hinein] g'sait: iez chann er dra" schmOgge
[riechen] Gl. Best egoppil iz grea''', (du) bist hoffent-
lich jetzt fertig GMarb. Iezet chönnt 's ander Wetter
ge". Stütz. I glaube 's jetzig nah. ebd. ,In disen ietz
geschribnen [vorbenannten] Jarzalen.' 1451/1544. Schw
LB. ,I)ie hat er uns zuogesagt ze bezalen uf jetz
[nächstkünftige] Liechtmess.' (Schreiben v. Dezember.)
1521, Strickl. Disjunctiv = bald — bald: ,Örbis
[Erbsen], jetz durchgeschlagen, jetz ganz.' G Küchen-
ordn. 1495. ,Jetz da, bald dort.' JHAmm. 1657. Mit
nachfolgendem dann: iez (iezet) denn: nun bald, näch-
stens GTa.; Z. I säg der 's [dir es] iez dann, ich
werde dir die Neuigkeit oder das Geheimniss näch-
stens mitteilen; aber auch: ich werde bald in anderm
Tone mit dir reden, dir ,die Meinung sagen' GA. ; Z.
,Jez dann', nun bald. Ruef 1550. Mit da: Hör iez
do! hör doch bald einmal auf! GA.; iezde Gl. Mit
vorausgehenden Advv. : gad iez, gerade jetzt, in
diesem Augenblick Gl; Syn. immersiez. ebd. Aniezo,
vom heutigen Tag an P; sonst nur im Kanzleistil. —
2. abstrakt, a) in Ausdrücken des Erstaunens,
der Verwunderung gleichsam über eine neu (erst jetzt)
gewonnene Erkenntniss; Syn. alier, nhd. , einmal'. Du
bist iez staich! (wie ich dir es bisher gar nicht zu-
getraut habe) Z. Der Blieb cho [kann] iez springa"!
G. Ja, das ist iez rvär! ironisch: das lass ich mir
nicht aufbinden GTa. — b) einschränkend: einmal,
wenigstens. Iez ich glaub 's nit [ich für meinen Teil]
oder das glaub i"'' iez n. — c) Bejahung verstär-
kend: jetz icol! allerdings, freilich! GA. — d) mit
nachfolgendem da Frage verstärkend. Hast iezdo au
g'schribe? hast du aber auch wirklich geschrieben? GA.
Mild, ir-zuo (immer zu, fort, eig. also: vom gcgenwärtigeu
Ztitpunlit all fortdauernd, vgl. ie-nur, immer, aus tc mer) und
aligesclivviicht ieze (ze als Präp. entsprechend dem Adv. zuo),
dies unser iez, iz, ez. Unser ieze Icouute durch das euphonische
liewegliche vi oder durch zugesetztes uud dann abgescliwächtes
an (vgl. unigek. nn-iez und mlid. alhz an, au einem fort) zu
iczen erweitert werden f jetzen', den Schreibern des XVI. sehr
geläufig; ,ietzen'. Gyrr. 152:3; Com. Beati), au dessen n dann,
wie oft, ein d oder ( sich anfügte: ,yetzint.' XIV., .Stadtb.
.Sch, und das e vor « zu m gesteigert, so dass eine scheiuliare
Zss. mit ,und' entstand, welche durch den relat. Gebraiicli des
,und' (vgl. Jir mlrund, so lange als, wiUireud) eiuigennassen
befordert werden mochte: .yetzund'. IIHull. 1540; Gualther
1559, ,jetzund'. JHott. 1666 und noch lange so in Kauzleispr.
Dies seinerseits weiter gebildet (weun wir uicht lieber Zss.
zweier Adv. annehmen wollen) teils iu ,iezuiidan (yetz-)'.
JEuef um 1540; HBull. 1583 (vgl. iVs-mi und an-iezo. ,au-
.jetzt'); t. in ,jezunder'. Landr. MUlinbacb 1594; AKlingl.
1691; Pfrundaufsatz Heiden 1766 (entw. Comparativform od.
undir als Nbf. zn rinden, wobei mau vicll. au die Präp. in
zeitlichem S. dachte, s. tinder Sp. 325) und endlicli mit 'adv.
genct. s (wie in immeraiez), ,yotz-SHnders, nun fürhiu, .jaur.
Fris. ; Mal. In der MA. fiel das n von iezent aus (wie in
enet aus ftitni). Aus -et, -cd wurde dann -iij wie in Abii/
aus Abe(H)d, hfjcfitiff aus Iluehzit. Es ist aber möglich, dass
mau bei iezet zugleich uu eine Verkürzung aus iV-;i( dachte
(vgl. ..jetzterzeif. Wurstis. 1779), uud dass -ly nicht rein
lautlich entstand, sundern als'adj. lülduugssilbe antrat. — iV
ist urspr. und mich meistens der Hiphthiuig, also i' rciu
vocalisch; die Schreibung u. z. T. auch .Vusspr. mit y, wobei
dann e doutliihes e' wird, und vollends die Form jetzt'
(1( u.CMey, 1U.")0; .izt.' MiM.s 1775) ist aus der Schriftspi.
631
Az — HZ.
B-. C-. eil-. D-. Fa-Fu
632
eii]g(.Hlrinigeu. Div Form ,jützouil' uiich Analogie Tou , mor-
gend* als Particiiiialforni aiifgefasst und adj. vorwendet: ,al)
dem jetzonden nächsten fcig", von der jetzt bevorstehenden
Tagsatzung. 1-521, Alisch. Ebenso einmal auch die Form
.jetzt' mit adj. Flexion: .jetzterzeit'. zur jetzigen, gegenwär-
tigen Zeit. Wurstis. 1779. (Vgl. oben unflektiert: ,uf jetz
Liechtniess.')
Mhd. ielcalicli (aus ie ites-
iezliclier: jeder. Ansh.
Well}. Vgl. S\). '.)."..
Oz I ni. : „Mensch oder Tier von schlechtem Aus-
sehen W." Dini. Ozji: Kälblcin oder Schätiein. das
nicht gedeihen will, klein bleibt, Krüjiiiel W.
Ozi (>t.schi ni.: Maskierter \V. Syii. Butzi; Fiidi;
Bfi-Jöfjy.
„öz: ungesund, siech W."
„ver-özen: verkümmern, hinschwinden, bes. von
Menschen und Tieren, die, lange schlecht genährt,
nachher auch bessere Nahrung nicht mehr ertragen.
Ein rerozetes Geschöpf W."
Viell. wie onai mit ,öde', ahd. ndi, vwdt od. sogar davon
abgeleitet, wenn nzeii. aus ' uihcn, ahd, 'ödiscn, gebildet war
niul tlavon erst il;is Nomen abstraliiert wurde. iMe liegriftV
jVerlirüppelt' und ,niasliiert' sind leicht zu vermitteln, da .ja
die meisten Masken Entstellungen einer natürlichen Gestalt
sind; vgl. auch , Larve', Maske u. unreife Tiergestalt, Puppe.
Oz II m.: ein roter Farbstoff? .Welcher roten
wyn hat und der selb nit ein guot farw hat, mag
einer dem wol ein farw geben, doch mit söllichem Oz,
der nieniants, so den drinkt, keine krankheit zuefüegen
mag,' 149'2, Sch Ratsprotok,
ÖZ (indecL): leibhaft GnD. ItBüHL. — Möglicherweise
adv. Genit. v. uedt iii der Bed. : leer, eitel = rein, ganz,
(izen BSa.. uzen Aa; A"; GStdt; Scn; TnDiessenh.:
fo]]pen, necken, plagen, verspotten, zum Besten halten,
sein Spiel treiben mit...., durch Stichelreden reizen;
mit sächl. Subj.: ärgern. Dd.s häd mi g'uzt Z (Spillm.).
— Wahrsch. aus dem .ludendeutsch (iiebr. w2, drängen).
ütz, ützit, ützig s. ichfs Sp, 83. Die .seltenere
Form , ützig' auch Vu2. SchwE. Waldstattb. u. 1600, L.
Uez: m. Taufn.. Ulrich. .Uoz.' 1-119. Ausch. Vgl.
Uelrich Sp. 183.
nzx, i<.-(ß: Hetzruf für (Schäfer-)Hundc (in.
III. Abteilung'.
Wörter, ihren Hauptsilbe ((Misoiiantisch anlautet.
B- s. P-.
C- s. (jr iiacli der Anss|ir.| t. K-, t. Z-
<Jk- .s. K-,
1>- .'i. T-,
F- re.sp. V-, PIi-.
Fa (Va, Pha), Fe, Fi. Fo, Fii.
Vgl. audi die (irniipeu Fach, Fag, Fah, Faj, Fan, Faw.
F sp n. (m.): hoher Grad. Seine Sache us-em F
verstau. Schläge, eine Ohrfeige us-em F. Das ijät
us-em (oder i" 's) F, geht scharf her. .Auch verdoppelt
FF cpep. allg. ,Dass die Leute Preise stellten aus
dem FF,' Gotth, Auf Personen gewendet: Eine'' us-em
F, der seine Sache vorzüglich versteht, Pfiffikus,
Hergenommen von den musikalischen Zeiclien /, ß' für
, forte, fortissinio', siark, selir stark.
Fä s. Farn. va s, von. fa s. tui-fniKjiiKj.
fä s. fall, fiihii.
Buchstabens ,v, - Betr. das Ge-
eli s. Viole II.
: herum- und ausscliweifende
Van: Name d
schlecht s. bei A.
Ve s. Vieh. V
Fei fai f. - PI.
Weibsperson Ap.
Schwerlich mhd. fii, feie, Fee, da dies romanische W.
in der deutschen Schweiz nie heimisch gewesen ist und der
Begriff zu tief gesunken sein nuisste; eher zu ftieii.
fei s. flu. Feiel s. Fijel.
feien faia, ßje, feije BSi. : 1. siiielen. im Scherz
mit einander kämpfen, bes. von jungen Hunden und
Katzen Gu; Üyn. f/öleii, f)öpen, t/aiigglen, galfeii; docli
auch von Lämmern (OkD.) und von Kindern (GfiPr.).
633
Fa, fe, fi. fo. fu
684
D' Chat:: fajet mit dr Müs Gr. Von erwacliscnen
Menschen: mit Kindern, auch mit Tieren spielen GWa.
— 2. die Hände zerwerfen, sieh lebhaft geberden
ÜRPr. — 3. herumschwärmen. Urne f. BRi. ,Hin
und wider feyen, ultra citrave pervolare.' M.\l. —
4. ohne Zweck be springen, wie die Kühe eine
andere Kuh, welche brünstig ist BSi.
Lässt sich nicht auf mhJ./e/iCTi, befeinden, ziiiückfiihron,
obwohl dieses einmal (hei JLenz) in der Schruiliung ,fcyen'
vorkommt. Die schwäb. Form unseres W., faiijf-n, Iterechtigt
uns aueli nicht, auf ahd. /«(/i/iön, sich (innerlich) freuen, zu
greifen, zumal ;/ blosse Vergröberung aus y sein kanu. Lant-
lich und begrifflich empfiehlt sich am besten, unser W. für
eine Form von fähen, fäje", fe--e", d. i. fangen, zu nehmen i
vgl. n-hwe'ie", schwe^-e, echwäji'", ein Tuch schwingen. + cha-
rakterisiert sich als zweckloses Spiel. — Abi. V l'ii im
Sinne von 3.
Ge-fei G'f'ei, TJmhag'fei n. : Hinundherlaufen,
Herumschwärnien BEi.; z.B. wenn man eine wider-
spenstige Kuh treiben soll, die immer ausreissen will,
so dass man ihr nachlaufen muss. Das liet es G'fei
abg'setzt! Vgl. aber auch Ge-fcch.
Feier Faier m.: ein Wilder Mann. Dr F. lät
cV Fuchs üs! droht man Kindern, welche nach dem
Betglockengeliiut Abends spät sich noch im Freien
herumtreiben Gl. F. (PI.): Waldgeister, Erdmänn-
chen Gr; vgl. Fänggen.
F. wird in der Gl RA. der Wilde Mann sein, der nach
altem Glauben eine Herde von Tieren des Waldes hütet wie
der Hirt zahme Tiere: sjtäter mag er, wie viele andere Ge-
stalten, iu Zshang mit dem Wilden Heer gebracht worden
sein. Aber an Abi. von Fee, lat. yiito, ist nicht zu denken,
da auf räto-rom. Boden lat. -ttta nicht wie im Franz. zu »'c,
resp. e» geworden ist.
Veiel, Veieli, Veietli, Veienönli, Vi-eli,
Vi-elette s. Viöle II.
veiolen iime-veiöle: herumfahren BsStdt.
Wenn die Angabe t^i zuverlässig ist, von Vinti I mit
Bez. auf wandernde Musikanten. Doch s. auch fagUhn und
oben feien.
fi s. flu. fi s. pfi. vi s. vil.
Fiangse: Fayence Bs. — fiangsig: da.s entspre-
chende Adj.
vi-elen, vijelen s. bei Viöle IL Fi-end,
fientsch s. Find. Viöhili s. Viöle II.
Viole I f.: Musikinstrument, Altgeige. ,Dass Mstr
Jörg, der tischmacher [in Bern] üch [Zwingli] 4 fiolen
od. gross gygen, zuosanmien gcstinipt, wellte machen.'
1528, Er.Li Act. ,Uie krünmie der hörnen sind also
gestaltet, als ob die weite zwüschend den hörnen mit
einer violen niöcht aus.sgefüllt werden.' Tierb. l.'JGS
(mit entsprechender Abbildung). ,lteni violen, eiteren,
so domolen erst ufgiengen.' FPlatt. I(il2. — Aus dem
Ital. (iHula). Vgl. veiolen.
Viöle n f. — 1. a) FiöZeA.iSins; GoRh.; JC'Näi;.
1738, Fjo?« Ap tw.; G Vocab. 1799. mit Diminutivform
ViöK Ai-; G; Sei! (ö*), Viökli GSa., We., Wsst. ("'").
b) Viöhili GSa. c) Viöne L, Viöndli Aa; Bs; B;
Gl (Viü^ndli); VOrte (LRigi Viöndrli; U Vi-entli); Z.
d) Vihnndli GT.; ZU., Vi.joiili SThierst. e) Vinöli
GRh., Vinondli AaKI. ,Viniönlin.' Mkv., Wint. Chr.,
Vineiiöndli ZNer., Mi/enöiidli ZW., Vinehö)idli ZBiil..
Dättl., re'(™,;«/i Z Wyl b. Rafz. f) Visenöndti Xa
Fis.; ZHiint.. ]'ixeirti(iiidti '/AXast g) l'ü/o/e (i oKh.,
Viadeli GSa. — 2. a) VieJi, Vy^U B ö.n.viO.; F;
Gl; VOrte (Ndw 'Vijili, Engelb. Ve'ijeli); Gr; GG.;
S; W; ZKn. b) Ve'iel üv«. VeHAi Aa; Bs; BM.,
U.; GRHe.; G; Sch; S; Zstw.; Z, Ve.fi GSa.; USpir.
c) Vile W. d) Vigeli \i; VeHgeli G; Sch. e) Ve'ietli,
Ve'iedli Bs, Vientli U: I.Veilchen, viola, zunächst
a) das wohlriechende, v. odorata [Viole AaSIus;
GoRh., Viöle A?, Viöflijli Av; G; Sch(-ö^-); SchwE.,
Viönli Aa; Bs; Gl; L; G; Schw; Uw; U; Z, Vinönli
Aa, Vinehönli Zßül., Dättl., Vi,,cnünh ZW., Vidnle G
oRh., Vieli, Veieli, Vile, Vicntli Aa; Ap; Bs; B; Gl; G;
ScHwE.; S; üw; U; Zo); etwa mit dem Zusatz zams L
od. g'schtiiöckets LE.; Schw; U. Blüwi Aügu" ivie Vile
W. Über 's Jar, über 's Jar, iirnn-me" Veigeli zupft,
komm-i'''' tnderum zue dir. Volkslied. .Ich han ein
flniönlin in niinen henden g'hept.' Mkv., Wint. Chr.
,Das geringste Viönlein.' JUlr. 1727. Man gibt den
Kindern zur Erleichterung des Zahnens eine Veilchen-
wurzel, bzw. ein Bündelchen mit solchen in den Mund.
— b) Vieli: Bergveilchen, v. alpestris GrD. —
c) Viönli Schw, u-ilds Vieli ScnwKüsn.: Ackerveil-
chen. V. arvens. (auct.). — d) gel^s, tvilds Viönli: v.
biflora et granditlora BO.; LE. (Durh.). — e) Viöhili
GSa., fg'Jstinknigs (u-ilds) Veieftjli Aa; Bs, g'stinlcigs
Viönli S, uilds Vi('njöli G, Visenönli AaFIs. : v. ca-
nina. — f) ung'schmöckets LE.; Schw, g'stinkets U,
ii-ilds Viönli Z: haariges V., v. hirta. — g) Veieli
ZNer., Viadeli GSa., iceisches Viönli GT.: Stief-
mütterchen. V. tricolor. .Freissamkraut, so man
denkenblüemle nennet oder andere viönle.' Tiekb.
1.5(53. — 2. Goldlack, cheiranthus Cheiri {Vione L,
Viönli B; Gr, Vigeli Ap, Veieli GO. u. oRh.). etwa mit
dem Attribut gel"', briin, auch als Zss. Gelceieli Bs. —
3. Levkoje, matthiola ( Ftü«7i Aa ; Bs; B; Gl; GSa.,
Viöhili S, Vieli, Veielfi) AxAsli:; BE.; Gl; GU.; Sch).
— 4. Veiel: Nachtviolo, hesperis matronalis Sch.
Ans lat. viola, sowohl Veilchen als Levkoje. Auf der
rechtmässigen Betonung, aber mit Dehnung bzw. Diphthon-
gierung des Stammvoc. i beruhen mhd. viole nebst einer
Masculinform viul und die Gruppe 2 unserer Formen sowie
das nhd. .A'eilchen'; in Vile sind '2 Silben in 1 zsgez., während
umgekehrt durch ein aus i entwickeltes j, bzw. dessen Ver-
gröberung (/, der Fortbestand derselbsu geschiitxt ist. Das
Dim. gab in seiner vereinfachten Form Vieli f. Vtel-li Ver-
anlassung, dass bloss l'i als der Stiimin angesehen wurde;
dies ermöglichte die Bildung Vei-et-. Gru|ipe 1 setzt Ver-
schiebung des Tones auf die 2. Silbe unter gleichzeitiger
Dehnung ihres Voc. nach ital. Weise (viölu) voraus: gleich-
wohl kehrte der Tou. nachdem die Form gebildet war, tw.
wieder auf die 1. Silbe zurück, was, wie die wunderlichen
Ausgestaltungen der genannten Silbe, auf der Aufflxssung dos
W. als einer Zss. beruht; s. nocli Avifinli usw. (Sp. lO.')),
Ädeli Sp. 85 (aus Viadeli, dies aus Viitole, Viöle); Fröleli.
Gruppe 1 ist schon im XVI. vertreten: ,F5'ünli(n).' 1531/GO,
Psalm. , Viönle, viidbliiom: viola. Violgart: violarium.' Fris. ;
Mal. .Veiel, veilgen, viönlein, viol: viola, benoolens lloscuhis
veris.' Red. IGG'J. In Viüle ist der Umlaut durch die Di<u.-
Form eingedrungen. — Die männl. Form ist aus dem Mlul.
noch (auf engem Gebiete) erhalten in t'iiel, auf weiterem iu
der Zss.; sonst herrscht das weibl. Geschlecht vor: die
Formen auf (/)i' siiul dim. — Die unter 2, 3, 4 aufgezählten
Blumen haben mit dem Veilchen den Geruch gemein.
A c li e r - , A c k e r - Vieli Zu,- Veieli, -Viönli ( D r r n . ) :
.\ckerveilchcn, v. arvensis.
Ottere"-l'ic/t.' Hundsveilchen, v. caniiia GG. —
Vgl. das Syn. ij'slinl.-ein ViOnli uml die RA. »Huhn irie en U.
(Sp. .-,8!!).
IJ35
Pa -fu. Pal) Fub
636
H u Ulis- IViWJ.' Huiidsveilehcii, v. ciiidna, silv.
Aa; tiT.
.Merzen -Vi ölen. Viönle: nigra; violse.' Fris.
(1. i. V. odorata.
Biine°-F(eH Ap, -Veieli Av; G: 1. üoldlack,
clieirantlius Clieiri Ar. — 2. bunte Feigbohne, lu-
pinus varius (i.
Für 1 rührt der Name ilavnn her, ilass Jie Pflanze Schoten
bildet; bei 2 hat Umstollung und Umdeiituujf des mbd. rtc-
'flH ''ö"'' Statt gefunden.
Berg-„Fwfe Bü.; LE.", -Vidi B ö. u. wO., -Viiinli
(DuRH.): V. alpestris BSi. und nach der Farbe unter-
schieden, gcl"'i B., V. grandiflora „BO.; LE.", brüni B.,
V. calcarata, coenisia „BO."
P fingst- Fej'eK: I.Levkoje, matthiola GWyl. —
2. Naehtviole, hesperis GWe.
Samme t- FjeZ(, -Veieli: Stiefmütterchen, v. tri-
color GG.; Zg. Man unterscheidet icihli und zami.
— Syn. Samiint-Adeli, -Biüciiili.
Toten- Dote"-VeieIi: Immergrün, viuca minor Bs
Birseck.
Teils wegen einiger Alinlichkeit der Blüte mit dem Veil-
chen, t. weil Immergrün auf den Gräbern gepflanzt wird, so
benannt. Syn. Tutcublikmli.
,Wunder-Viole: flos Mexicanu.s, Jalapa.' JCStlz.
1772, d. i. gemeine, zweifarbige Wunderblume, la mer-
veille de Perou.
veielett: violet Bs. — Aus frz. inolct.
„Vijelette" BO.", Vieläte« BEL = Viole 11 1 a.
— Aus dem Frz. (moletii). .Violetens.' Fris.
viönlen viendle U, ve'iele Aa: 1. Veilchen sam-
meln U. — 2. stinken .^xStauf. — 2 iron. ; vgl. fijel.
F i"i s. Füll. vo, vu s. rmi. Fö, Fü s. Fön.
f u s. jifii-
Fab (val)), feb, flb, fob, fub.
Fal)i, Fabscli m.. dim. Fabeli: m. 'i'aufn., Fabian
Gl. — Fabacli in verächtlichem S. — ^Fi'lie, I\Me F" wird
als Fäbi verstanden werden müssen.
,Fabian, Meerkatz, cercopithecus.' Denzl. 1677;
1716. — Umgestellt aus .Pavian', Das Tierb. 1563 an-
erkennt nur diese Form (.pavyon').
Karfritag-Pabilla f.: hölzernes Instrument, wel-
ches in der Zeit, wo in der katholischen Kirche von
allem Glockengeläute Umgang genommen wird, die
Klingel bei der h. Messe ersetzt; es besteht aus einem
mit doppelarmigem Schlägel versehenen Brettchen, das
hin und her geschwungen wird W.
Syn. Klefele; liuffle; Hutn-he. Viell. nach dem ßuhiMiim
(lat.), Wedel, benannt.
fablen fäWe GrL., fapple „B"; GrS.: 1. Unnützes
oder unnütz reden, a) leere Versprechungen ma-
chen B. — b) Schnurren vorbringen. Spässe er-
zählen „LE."; GA., T.; Z; du chast NM ireder spotten
und f. ZG. , Zoten, foppen, fahlen.' UBkägger 1788.
— ■ c) sinnlos, ungeordnet seh watzen, unverständ-
lich sprechen, wie z. B. ein kleines Kind, ein Träu-
mender, eilfertig und ver,ständnisslos lesen Gr; Uw;
Z, unniitig reden: Fs lirücht .<(■"'' da Nüd z' fidile,
.sagte der Präsident. iji»\d use, /■'' lii"-i)ii'''' nüd ifwont.
e Ding ziveimal z' säge.' XVIIL, Baurengespr. — l.iime
f.: mit den Gedanken umherschweifen, flatterhaft,
zerstreut sein BO.; „LE."
we-: wimmern, klagen, jammern GF. ; Th (mit dem
Nebenbegriff der Übertreibung oder Ver.stellung). —
Syn. tveH'den.
Fahler, Fabli m.: 1. Schwätzer GWa.; ZO.
— 2. Spassmacher. lustiger Erzähler GA.; Z. —
3. flatterhafter Mensch BHk.
Fablete Fappleti f.: das Vorbringen. Lesen von
unnützem oder unverständlichem Zeug GrV.
fabelhaft „LE.". fablig ..B; LE.", g'fablig Uw:
1. gern und viel .fabelnd' „LE."; Uw. — 2. flatter-
haft „B; LE."
fabulieren: Lügen erzählen. Schimpfr. 1651.
Fabrik, Fabrigge Bs; BStdt, Faheriggr Gl, sonst
Fahfejrik/ — f.: 1. (abstr.) a) Erstellung eines Ge-
bäudes, spec. der der Erstellung und der Unter-
haltung eines kirchlichen Gebäudes dienende Fond.
.Die fabrik und die jifruonden betreffend.' Vad. 1II.5'21.
.Dise strafen [Bussen] konnnend der stift [des Chor-
herrenstiftes] fabric und buwampt zuo guotem.' 1573,
Z Staatsarch. — b) textile Fabrikation. Zu aller-
hand fabriijuen geordnete stuben und gemache.' 1656,
JSpyri 1871. ,Wylen die F. im Waisenhaus der meiste
Teil US dem Weben bestände.' 1662, Waisenh. Z. —
2. (concr.) a) Produkt der Fabrikation, Fabrikat.
.In Welschland führ ich hin die Waareu diser Statt,
die F. unsers Volks von Seiden und Borat.' JEEscii.
1692. — b) Machwerk, in verächtlichem S. Uw. —
c) Gebäude, in welchem viele Hände und Maschinen
zur Erstellung von Industrieprodukten im Grossen ver-
wendet werden, bes. Baumwollspinnerei (Syn. Ma-
schine); Cotonnedruckerei.
Für B erklärt sich die .\usspr. mit t nur durch moderne
Entlehnung aus dem Frz. (Jidßriquc). — Bed. 1 a gilt ancli
im Frz.
Fabrikant. Fahrik/<int LG., Fabli- Aa — m.:
Einer, der im Grossen Baumwoll- oder Seidentücher
weben lässt; doch werden ausser den Weber- (Ap)
auch Stiel;-, Züiidhijlzli- und sogar .S'cÄüey;c)j[Schin-
A.a\\\\-Fabril;aHten genannt.
Fabrikler m., Fabrikleri". -ere f.: Fabrik-
arbeiter(in) Aa; Ap; L; Z.
fabrizieren, /aferittej-e T, fablisiere Aa;2iO.: wie
nhd., doch bes. mit Bez. auf die Textilindustrie.
Die (auch in Tirol übliche) Form mit ( geht auf Fabrli,
die auf Wechsel des Organs beruhende Nbf. zu Fabrik, zurück.
Peber Bs, sonst Fieber n. : wie nhd. En Rüsch ist
besser [erwünschter] nieder [als] es F. Z. Dim. Feberli
mit Beziehung auf ein Kind, abgesehen vom Grade Bs
(auch Spreng). Das Meideli liet Fieberli g'lia" und
leidigi Gichter. Hebel. D's hitzig F. B. ,Das viertägig
feber.' Vogelb. 1557. BildL: Rausch Z.
Mhd. fiehcr, Seiten ßiier aus lat. fehris. Die Form mit
dem unveränderten Voc. des Lat. einst bei uns allg., so
z. B. 1527, Absch.; 1.531/48, Matthä. (1548 in V. Mos. unser
W. ersetzt durch .brennende sucht'); ,kam mich ein feber
.an'. FPlatter; ,kalt und warm, als ob er das feber hett.'
Vogelb. 1557; .das feber oder das kaltwee.' Fris. ^ ,den
frörer'. Mal., welchen Redinger noch ,ritt' als Syn. beifügt;
,niit einem hitzigen feber entzündt.' RGualth. 1584; .JZiegl.
1C4T; ClScIiub. Ifilti). Völlig an die gelehrte Spr. sehliess»
sich (JKdlili. : .krank vui febris.'
637
Fab— füll. Fiicll— fuch
638
Kill-: I. F leckt yiihus, eine schwerere Form
des Tyiihus, f. — 2. bil.ll. scherzhaft = Faulheit Z.
\'gl. Schuel-, Stan(ie)i-.
I durch Übersetzung: des niljit. Ausilruckus /fhi-tH jiiiln'iln,
welcher sich auf die {gewöhnlich erlVdgende lilutziTsetzun;^
liczieht.
Glider- Gled-: rheumatisches F. Ar.
Kalber-: 1. Fieber, welches die Kühe nach dem
Kalbern etwa bekommen Z. — 2. „Ochsenfieber, das
Frösteln nach dem Mittagessen Z." Syn. Kaiher froxt.
Knüsel- Cluiinel-: Flussfieber, Katarrh BHa. —
Kn'il^el, Schuupfen.
Brust-: jede entzündliche, mit Fieber verbundene.
acute Brustkrankheit GTa.
Kisel-: Friesel, miliaria, rubeola AABb.; Ap;
GSev. ; U; Z. — Aus , Friesel' umgedeutet, mit KUcksicht
auf die Knötchen, welche auf der Haut erzeugt werden.
Sucht-. ,In dem Ao 1771 icrassierte unter den
Menschen die Ruhr und S., so dass viele Mensehen
daran haben sterben müssen.' Schumi 1869.
Schnei-: bildl., scherzli., Abneigung eines Kindes
gegen den Schulbesuch Z.
Schlich-, Seh lim-: ein leichterer Grad von
Typhus Z.
Schwülen-: Schwielen erzeugendes F., Nessel-
fieber, Urticaria Z.
Stich-: Aufregung, in welche ein Schütze gerät,
wenn er die Schüsse in die , Stichscheibe' tun soll.
Stangen-: scherzh. bildl., Erektion; syn. üfstiycdi
Gidanke" Ar; Z.
Zer-: Schleichfieber, Typhus Z.
fieberen: phantasieren, irre reden Bs; Z.
fieberig: wie nhd. .Glich einem febrigen men-
schen.' 1527, Absch.
Fab seh s. Fahi.
Fach (vach), fecli, fich, focli, t'uoli.
Vgl. auch die Gruppe Fah usw.
Fach f.: Fang. ,Der abt ist lantrünüg | landes-
flüchtig] worden und ist in aller fach [mag von Jeder-
mann gefangen werden], ist brys.' Zwinuli 1529.
Streifzug. ,Am donnstag morgen, da die fachen an-
gestellt wurden.' G Stiftsarch.
Mhd. vädi. Zu fähcH. — Im Fischh. 1563 (,dass auss
dem häring faach 2000 menschen sich erhalten habind') als
Masc. oder Ntr. ; entw. jenes nach Analogie des auf der
nämlichen Buchseite verwendeten Syn. ,häriugfang', oder
dieses durch Vermenguug mit Ftii'h, im genannten Buche
(es ist die Rede eben von der Häringfischerei) eben!'. , faach'
geschrieben.
fach, fach s. fühcn.
Fach (Facht), z.T. Fach — Fl. Fach (Facht),
s&\ttiWir Fächer — n.: I.Teil von verschiedenen
körperlichen Gegenständen, a) Fach Aa; W.
Facht und dim. Fdchtli Aa; Ar; Bs; (jl; L (auch
Fächteli): Z. Fachtli Sch (Kiru'nn.), G'fächtli Z: Be-
standteil eines zsgedrehten Fadens, eines Stranges
von Garn, einer Schnur, eines Seiles, Syn. Trom.
„Mit einem, zwei Fach lisnien: mit ein- oder zwei-
fachem Faden stricken." .Ein Fächtli ist gebrochen':
einer von zsgenommencn Fäden. 2 Fächtli, 2 zsge-
nomniene Fäden Gl. Ist 's Garn rein y'spunne", so
mucfis-mer [man] htm Zwirn ei's bis su-ei Fach me
Hc'^ Aa. Eine Bäuerin verschloss ihren Faden in die
Tischschublade und Hess für den Schneider nur ein
Stück heraushangen; da Hess dieser das ,Fach' hinein-
wischen und gieng spazieren. Fadensträhne Z; Syn.
Triimli. Eine einfache Schnur Sch. Insbes. ein Fach
(iarn (bzw. ein kleiner Knäuel, zu welchem aufgewickelt
ein solches beim Krämer zu haben ist), beim Stricken
zum gewöhnlichen Mass hinzugenoramen, um einzelne
Teile des Strumpfes, bes. die Ferse, fester zu machen
Bs; Ij; Z, in Aa Köll. iV«-c- [Nachhin-] 7'V(c7i??f. —
As Fach Betiichorlini, eine Reihe Körner an einem
Rosenkranz (B'etli) \V. Ein Fach od. Fächtli Chrälleli,
(zum Verkauf) aufgereihte kleine Glaskorallen Ae; Bs;
„B; F; ScH; Vw; Zg;" Z. , Zu verkaufen : eine drei-
fache güldene Kette, ganz oder fachtweis.' 1732. Bs.
— b) Falte eines Schleiers oder aus Falten be-
.stehender Schleier. „Fächtli: Trauerschleier, den die
Frauen bei Begräbnissen tragen GT." f. .Wo jenian
kein [irgend einen] sleier vaehet, dass er von jedem
vach [Falte] zwen Schilling geben soll und soll man
den sleier in sine rechten vach legen.' Z Ratserk. 134'2.
— c) Fach am Mühlrad, pinna. Sulger. — d) ,Ex-
cipulus, ein fach oder feimer, gutteren [Flasche],
darein das roswasser oder dergleichen empfangen wirt,
wenn man distilliert.' Fris. ; Mal. — e) Facht G, in
Aa auch G' facht, dim. Fächli und Fächtli Bs: Teil
eines Kastens, Schrankes. Gestells, einer Schublade;
Syn. Tat, TÖtli. 's Brieggeli und 's Lächeli [die weiner-
liche und die lachende Miene] sind heidi in eim Fächeli
(Var. Chächeli) BBe. Vum cMlnste Fach ist Alles rolle
bis a" 's Tach. KMev. — f) Teil eines Hauses. ,Wenn
es seinen Schopf [Schuppen] in ein sogenanntes Fach
[eine Wohnung] einrichtet.' Z Gerichtsakt. .Übernehme
auch Reparaturen jeder Art in Dach und Fach.' Senw.
's Hus under Dach und Fach bringe AAEhrend. ,Den
Chor [der Kirche] in vach und gemach halten, so dick
es die notdurft erfordert.' L 1531. — g) Zwischen-
raum zwischen den Balkon eines Rigbaues AABb.;
L. .Dieselbige Wand bis an das F.' LE. — h) mar-
kierter Teil eines Grundstückes von Kulturland,
eines Weinberges, Gemüsegartens. As Fach liiehleni
[Rübchen] in einem Garten W. Ein F. Reben ist ein
zshangendes, abgegrenztes Besitztum ohne Beziehung
auf die Grösse; vgl. dag. Kammer. ,R(.'ben genannt
das alt fach.' Urk. ZZoll. 1416. .Reben genempt das
Langvachh zu Küssnach.' Jahrzkitiuicm Rajipersw.
— 2. Fach, Fach. Facht : Vorrichtung zum Fisch-
fang, wesentlich bestehend aus Flechtwork. Hürde,
ein Verschlag, Gehege in Seen und Flüsse (selten
auch in Bäche) hinaus gebaut, im fliessenden Wasser
einfache Wände zur Herstellung von ruhigem Hinter-
wasser, in den Seen im seichten Wasser je 2 Wände,
aus halbmondtörinig in den Boden gesteckten Tann-
ästen einen sieh verengenden tiang bildend, dessen
Schlund durch eine Reuse, einen Hären (Sacknetz)
abgeschlossen wird. allg. .Fach, machina ad capicmlos
pisces parata.' Id. II .Fache' aus Gerten geflochten,
an der Halde gegen die Tiefe des Rheines aufgestellt,
so dass die Wände nach oben sich nähern Tu. bes.
znr Winterlisclierei. Fachen, aus Weiden und Ästen
getlochtcM, Syn. Kric:e 'An. .Hie Anwobiier des h'hcines
639
Fach, fecli. tich. focli, fuch
640
uuil lU'i- Jll stellen, sobald die (iruiidt'iu-elle den Bo-
donsee im Frühling verlässt, von beiden Ufern her
gegen die Mitte des Flusses ihre .Fachten' aus. J. i.
0 — 7' hohe Wände von Weidengeflecht, die durch ein-
gerammte Pfähle befestigt werden und in der Mitte
zum Dui'chzug des Wassers eine wenige Fuss breite
(iflnung lassen, vor welche die .Bären' gesetzt werden.'
Härtm. l.S'27. Ähnlich in GrD. (B. II 48). ,r)ie Fächer
alle Jahr uf StJakobs Tag und nit darvor machen,
.sy auch auf StMartins T. widrumb schlyssen und
rumen, damit Niemand Schaden bescheche ; die F. aber
im Seewasser mögen uf St.'^ndreas T. geschlissen
werden.' LB. Davos. .Riser. Fache od. G'wellstetten':
die mit Reisern ausgefüllten Verpfählungen von 250
bis .300 Quadratfuss im Umfange, in welchen bei stür-
mischer Witterung die Fische eine Ruhestätte suchen
Th. Die Z Fischenzenpächter werden von Zeit zu Zeit
aufgefordert, die ihnen gemäss der Fischerordnung zur
Herstellung obliegenden ,Ferri und Faach' bis zur
nächsten Bannzeit vollständig auszurüsten und sich
zu diesem Ende mit Tannroisern zu versehen. Ein
.Fach', ein ganzes System sackförmig in Spitzen aus-
laufendes Flechtwerkes befindet sich z. B. neben der
Eapperswyler Brücke im ZSee. Bas Kloster Inter-
laken hatte im .Fächlein', einem kleinen steinernen
Gebäude oberhalb des Städtleins, wo ein grossartiger
Reusenbau in der Aare angelegt war, seinen eigenen
wohlljestellten Fischfang. JR Wyss 1816. Die ä. Rcchts-
qaellen sind reich an Bestimmungen über Fache, bes.
auch weil durch dieselben oft die Schitffahrt auf
Flüssen gehemmt wurde; vgl. überfachen. .Piscatura
in Lindemaco [Lininiat] qua dicitur vach.' Z ca 1'210.
,Swer [wer immer] dehein nawen [grosses Schiff] ma-
chet, der sol den n. henken [befestigen] in die Stat
ans vach ald an die swiren [Pfälile].' lo'23, Z Ratserk.
.Die Gottlieber vächer.' 13o.j, Constaxz. Lehenbr. .Die
Lindmag sol och an dheinen enden mit fachen über-
schlagen werden.' XV., Z. .Was brest sich begipt von
fachung wegen, so den schifi'weg irren möcht.' ebd.
.Gerten, darmit sy die fach bessren mugent.' Offn.
Gottlieb. 1521. Auf dem Tag zu Baden 1522 klagt
Einer, dass der Genuss seiner Fischenzen im Rhein
durch Zerbrechung seiner .Fach' geschmälert werde.
.Dass die flscher ihnen mit den vesern [1. .vechern']
grossen schaden zuefüegen.' 1532, Strickl. .Im fruh-
ling und herbst ein klafter lang vom land in das
Wasser [den Rhein bei Felsberg] fach zue machen
und reuschen am eingange drei tinger weit zue legen.'
Urk. 153'2. .Das nieman in unserm land in kein
Wasser, noch zue keinem wasser kein fach schlachen
noch machen soll, ouch nit schwiren.' 1542. Srnw LB.
.Die Häring werdend von den fischeren zuo dem faach
gereizt.' Fische. 1563. .Ehe die bruggen hinüber ge-
macht, sind an diser dünne vil bürden und fach ge-
sein zum fischen gerüst.' HBull.. Tigur. ,Die fach,
ilarinnen die reuschen gesetzt und die lachsfiseh ge-
längen werden.' Alu;. Fischerordn. 1652. ,Deren haben
wir ein Menge fangen sehen in den Rechen oder Fachen
bei dem Auslauf des Flusses.' JLCvs. 1661. Einzelne
Arten solcher .Fache' s. Comp.; s. auch fachferjen.
Vgl. FischeraiKj Sp. 136; Areli Sp. 433. Bisweilen ein
den Fachen der Fischer ähnlicher, aus Faschinen ge-
bildeter Querriegel, den man zur Brechung der Strö-
mung, also zum Schutz eines Ufers gegen Abschwcm-
iiiung in den Fhiss iiinaus baut. - 3. zugeteilter
oder selbstcrwählter Beruf. Handwerk .^AElirend.;
Lebensweise. Gewohnheit. WirUhisle | Besuch des
Wirtshauses] ist sunt nid sis F. Ndw. Das ist mis,
(Vis f., geht mich, dich an. Ischers F., unsere Pflicht
W. Abstrakter: i dem F., in dieser Hinsicht, Be-
ziehung Z.
Mhd. viirh n. GrundbeJ. ist Umfassung. Abteiliiug (ags.
fäc, Zeitraum: Ms. Jii'.-Jnl,-, Zaun), und es besteht kein un-
mittelbarer Zsh.ing imi fällen, fangeu, denn der Voc. ist kurz
(nur in Folge der Einsilbigkeit z. T. verlängert) und t/i ist
/', verschoben aus got.-sächs. Ic. Das W. berührt sich lautlich
und begrifflich mit dem aus mhd. jjhuhi entstandeuen Farhi
(s. d.), indem man den Anlaut pf aus d"' Farht deutete. S(t
erscheint für das Dini. in Bed. 1 nur die Form mit -(, welche
dagegen für '2 nur einmal bezeugt ist; sie findet sich auch
beim Adj. einfach-t usw. (s. dd.); vgl. (Ge-Ißchf, Tieh, und
die nhd. Neutra auf ,-icht' aus ,-ich, -ech'. — Zu 1 b (/V<</i
= Falte) vgl. das adj. -fach = -falt(ig). 1 d hat mit e den
Begriff .Behälter' gemein. In der Stelle: .Warumb ist umb
deinentwillen ein fach zerrissen?' 1531, I. Mos. 138, '29 (^ ,W.
hast du dir ein lucken (einen solchen riss) aussgebrochen ':*'
1548/1667) [Worte, mit welchen die Hebamme den kleinen
Esau empfiingt] scheint df'e mhd. Übertragung des W. im S.
von .Behälter' oder von .Falte' auf den Mutterschoss sich
fortvererbt zu haben; vgl. auch bei Schm. 1 685: ,ein Gefach
des mütterlichen Leibes zerrissen.' Aber eine andere .Vn-
schauung muss bei I. Chron. 13, 11: .Do ward David uii-
muotig, das der Herr ein fach (,riss'. 1548) gerissen hatt
an [dem Wagenlenker] Usa.' zu Grunde liegen; vgl. d.azu
cap. 15. 13.
Herbst-Fach: im Herbst für den Winter ange-
legtes F. .Antreffend die netzen und herpstfach in
der Lint. da man bishar in der Lint gsetzt.' 1570, Gl.
Krnt-. Die Z Fischerordn. 1710/57 gebietet, dass
.alle Rohr-, Land-, Kraut- und Staub-Faach' aus dem
Wasser getan werden sollen.
Land-: ein hart am Lande zur Laichzeit ange-
legtes F. zum Fang der Hechte (von kufs).
Rör-: ein im Schilfe, .Röhricht', angelegtes F.
Ln ZSee sollen alle .Färinen. Fach und Schwirren'
bis spätestens Martini, alle .Rorfächer' binnen 8 Tagen
beseitigt werden. Stadtb. Z 1436.
Ris-: ein aus Reisig geflochtenes F.V s. Riser als
Syn. zu Fach 2. .Das nieman kein reissfach (.ryss-
fach.' 1507) schlahen noch machen soll unz uf die
gwellstatt' [ausser wenn das Wasser so steigt, dass
die Allmeind davon bedeckt wird].' Offx. Triboltingen
1417.
Schieb-. In der Conferenz der Stände Z. Zc. L
wegen der Reusswuhrung bei Maschwanden 1662 er-
klären die Merischwander das Fach der Maschwander
als ein verbotenes .Schubfach', während diese es nur
als Streichwuhr bezeichnet wissen wollen. Z Staatsarch.
Schnell('en)-. .Daz die vier Mülinen daz snellen
vach gcmeinelich machen süllent. wenn es notdürftig
ist.' 1361. Z Ratsb. Wahrsch. Fach bei einer Strom-
schnelle.
Staub-: F. zum Fang der ganz jungen Fischchen
(Hürling, NÖdeli, Staiib-EijliJ, mit einem feinen Stauh-
Bären statt der gewöhnlichen Reuse abgeschlossen ZS.
(von RUFs).
ein -fach ei fach (eifacht Bs Sprenc;; Z tw.): 1. von
Beschaft'enheit von Körpern, z. B. nur aus einem Faden
bestehend. Ein Dach eifiwh decken, d.i. mit Ziegeln
uml untergelegten Schimieln im (igs. zu in 'n Drittel
d., ohne Schindeln S. .Einfache Zeilel' heissen in Ar
(541
Fach, l'i'cli, lii'li, l'oili. luch
042
ffnindveisiclierte Schiililsohi'iiie, deieii Kapitalsuiniiit'
nicht griisser ist als der BoJeiiwert der betrett'endcn
1/iegenscliaft, die (iebäulichkeiteii niolit eingerechnet.
.Diso Muschel hat einfachte strich.- Fischb. 1563. - -
2. abstrakt: mm einmal, geradezu, ohne weiteres
Bedenken, trotz Schwierigkeiten. Geh 's-es [gelinge
es] oder ijeh 's-es nüd, 's mues ies halt eifach probiert
si* ZO.
Die Auhängung uiues -( erklärt sich zunächst aus der
Dopjielform des Subst. FmIi und Facht, «ahrsch. aber auch
aus Aulebuung an die adj. Bildungssilbe -ndit, -wht, -l-echt
= nhd. ,-icht, (l)ich|t)'.
dri- drl- Z. Drif'ach 'zwirnet. Topplet und dri-
f'ach, in hohem Grade. .Drifach.' ZMand. 1650. ,Trey-
i'aeht.' GKöNUi 1698. ,Wie man gemeinlich sagt: Alles
dreifache ist vollkommen.' Müll. 1673.
zwei- Ap (zicü-, zwä-fach, -facht) ; S (ziceu facht) ;
Z, zwi-fach, -f Aa; Z: 1. eig. z. B. von doppelt ge-
nommenem Faden. E zwäfachts Hüs, zwei aneinander-
gebaute Häuser unter einem Dach Ar; syn. e topplets.
Die Verfassung der Landsgemeinde -Kantone kennt
einen .zweifachen' (auch .dreifachen) Landrat', d. 1.
eine bei bedeutenderen und folgereicheren Angelegen-
heiten die Landsgemeinde selbst vertretende Erwei-
terung des (einfachen) Rates zu einem zwei- oder
dreifachen, entw. von dem Volke oder von den Eäten
gewählt; s.JJBlumer 1850. '286 ff. 1858, 169 ff. .Zwei-
fache Zedel' heissen grundversicherte Schuldscheine,
deren Kapitahsummen die Hälfte des Bodenwertes (den
der Gebäude nicht mitgerechnet) nicht übersteigen.
.Duplicare, zweifach oder zwürig machen. Duplicato,
zwürig, zweifaltigklich.' Fris. ; Mal. ,Die doppleten
oder zwyfache mäler (wie man es zu nennen pflegt,
d. i. wo so vil trachten fürgetragen werden, dass ilirer
noch 2 oder 3 mal so vil iJersonen darmit ersettiget
werden könnten) sind verbntten.' G Mand. 1611. ,Die
Urtel mag Einer von einem einfachen Gericht für ein
zweifaches, oder neuw und alt Gricht zieclieu.' L Stadtr.
1706/65. — 2. bildl. : a) (schier) zu\ (jä", sehr gebückt
gehen (vor Alter) Aa; Ar (anagö, einhergehen); ,L;
Si'H" ; S; W; Z; syn. 'tage". — b) zw. in der Welt
lierum laufen: verehelicht sein (vgl. nhd. ,die an-
dere Hälfte' := die Ehefrau) „Sch; Vw; Zu"; Z. —
c) doppelzüngig, falsch. ,Waruinb er sich Hesse
die zwyfachen Savoyer, die Herzogin und den von
Roraond, vorfüeren?' Ansh. — i) = selbander.
faclien: l. fachte", rer-, mehrere Fächer (Facti la)
von Garn zsdrelieii ZHed. — 2. Kleidungsstoffe be-
arbeiten, falten. ,Wo jenian kein [irgend einen] sleier
vachet, [anders] denn er von recht haben solt, dass
er von jedem vach zwen Schilling geben sol, und sei
man den sleier in syn rechten vach legen.' 134'2, Z.
Zu Fach Ib. — 3. „einen Fluss eindämmen oder
den Damm ausbessern Z. , Fächer' (s. Fach 3) anlegen
GkD. ,Es solle weder im Landwasser [Flusse] noch
Seewasser Niemand über mittes Wasser hinein f.' LB.
Davos. ,Was hrest sich hegipt von fachung wegen,
so den schifl'weg irren möcht.' XV., Z. ,Niemen soll
in unseren rünnenden wasseren vachen noch setzen.'
Obw ca 1500. .Fischen und fachen im See.' 150'2,
Absch. ,ln der Küss soll niemand f. noch euch schwir-
ren schlachen bei verlierung des fischerzügs.' 1607, U.
— über-: ein fliessendes Wasser mit Fachen be-
setzen, aber mit dem Nebenbegriff von tibermass und
Schweiz. Idiotikon I. 5.
Schaden (an benachbarten Gütern oder an der Schiff-
fahrt), daher verboten. ,Dem Meyer ist befohlen, den
Bach nicht zu ü., damit die Leute nicht an ihren Gü-
tern geschädigt werden.' 1521, Absch. .Soll nieman
in unserm land kein wasser ü. me, dann den dritten
teil.' 1542, ScHW LB. ,0b einer giessen [Bäche] in
synem eigen hette, die er ynhaget, da mag er ein
dritt teil inschlachen oder ü. und soll zwen teil ott'en
stan lassen.' 1607, U. — in-: einzäunen, umhegen.
.Bald hat er des clausters becirc widerumh i. und ver-
muren lassen.' Kessl. , Wollte jeman in brachzeigen
ichzit [Etwas] buwen oder säyen, der soll doch nit
mer i. dann das, so er gesäyt hett.' Offn. Tättw. 1456.
.Wer unser alment ynvacht, der soll buess gen.' 1480,
L. .Liessend M. H. 1582 einen sonderbaren platz zu
einem künftigen eichwald y.' RCy.s. — ver-: l. = über-.
,Wie die von Bremgarten und Mellingen das wasser
und Rüss V., nit ane unser feren und niderwä,sseru
[Fährleute und Flussschiffleute] merkliche beschwerd.'
1532, Strickl. Der R. habe das Flussbett dermassen
.verfachet' und mit Steinen verlegt, dass er [der
Kläger] Schiffbruch gelitten und seine Fische ver-
loren habe. 1475, Absch. .Durch solche wüerung oder
verfachung des wassers [im Rhein] den armen lüten
grosser nachteil entspringen möcht.' 1529, Strii'kl. —
2. = In-, aber bildlich. ,Den bund band ir verlachet,
gar hert darin verfachet den küng von Frankenrych.'
LiEi) um 1490. .Seine Güter so viel möglich vor
Schaden verzäunen und verfachen.' Ufkn. AARotcnscIiw.
1691. — nach-. Kein Weidmann soll weder ob noch
unter 9 Klafter weit n., damit Niemand gestört werde.
Fisi'HERORDN. der Städte F. B. S 154(i, d. i. soll sich
von schon errichteten Fachen 9 Kl. weit sowohl ober-
als unterhalb fern halten.
fächeren: Fache zum Fischfang aufstellen Tu.
ein -fächig äfächtir/: einfädig Th.
fächlen: 1. tr. (das Haar) käinnien FJ. Zu Fach la.
— 2. intr. „splittern, auseinanderfallen BU." — zer-
fäclielen : Holz in Splitter spalten BKi.
um-facllig. .Ein u. tuecli', im Testament eines
geistlichen Herrn in B, XIV., einer Magd vermacht.
— Es käme für dio Etynudiigie und die Erklärung darauf
an, ob !>/'' oder a/' zu lesen sei.
Fächle" S; Uw; ZO. (x'J, Fäxhh ßöü.; Gk,
Fackele Faf/yele Bs — f. — Dim. Fächeli ZO.:
Fackel, bestehend aus zsgebundenen langen u. dünnen
Holzstäben, dünngespaltenem Tannenholz, vormals auf
nächtlichen Gängen z. B. von Wildheuern gebraucht
a. a. 0. Syn. Buchele. Büschel Stauden Gu^pl. .Schei-
nende äugen als ein fachlen.' Vogelb. 1557. .Tortschen
und Fachlen' (syn.). Salat. - Für- Fir-F. l'w. Syn.
Tschiifjffc.
Mhd. nfMi, I. alid. ßuclmhi. aus lat. finiiln' Tuscr rli,
cntsprccbcnd dem /■ der gut. -säclis. Stufe (jigs. /(«<-*•/(), wtist
vii^ll. auf eine andere Ab]., viell. ;iuf favh als Zsgcbundenes*:*
ltder zu , Fächer, fächeln', welion':' immerhin so. dass das
Lat. eingewirkt hätte. ~ Es gibt aucli Hiiir.-F. l'w.
fachlen, fackle": 1. „fackle: Fackeln liiii u. her
tragen od. schwingen VOrte." — 2. fächle: flackernd
liin und her fahren L; S; fackle (fai)(/lc): niit einem
Licht unvorsichtig hin und her laufen Bs; Sin St.
Syn. fachten, fiichtlen, schnnzeii, zihisloi. Und husch,
du fächle" JAechtli nf dr ]\'cid [bei der Ersclieinuiig
eines unseligen Geistes]. Scun.n. — 3. fackle Im. .sein'):
I I
643
!'';icli. fccli. Hill, fiirh. fiu-h
1344
lieruriisclileniliTii . Iirnniisrliwäniieii Aa; „L (iiuch
fcifkek]- . — I. flaiiiiiieii L. Jlätt '.s dir'' es BitzK
y'facldH, '.< iiiir doch nit c/to" ^itm Brand. Häfligeh.
.Seine Wagen facklen wie Feuer.' 1707, Nahum; dafür
1530; IfifK!: ..sein reisiger zeug ist als die feurtacklen.'
— Fiicfiltn mit Bod. '2. " kann iiucli als Ali), zu Jm-kin
j^enoHiniün weiden.
fächelen: mit einem Gegen-stand. z. B. einem
Messer, in der Luft hin und her fuchteln BG. —
fä eklen: Hackern S. Vgl. ßcl:kn.
fcdi: 1. (Adj.) bunt. Der 'l'oggenburger zieht an
Festtagen ftchs G'liäs [Gewand] an. .Uf ainem plan,
den man die fechen wisen haisst.' Vad. — 2. (Subst.)
Dim. FccltU: a) ,eine gewisse schöne graue Pelzart
VÜRTK." .Väch nennen die Schweizer seltenes Pelz-
werk.' JvMiLLER. — b) ein Tier, von dem solches
Pelzwerk bes. gewonnen wurde, nach Oken's Dafür-
halten das gemeine Ziesel, arctomys citillus. .Das
Veeh, mus Ponticus sive Venctus, ist ein tier an aller
.gstalt dem aichorn gleich, und wirt sein balg für ein
köstlich fuoter gehalten ; werden gmeinlich den wei-
beren ire beiz darmit verbriünbt; die Chorherren
machen und tragen kurkappen daraus«. In Poln.
Preussen, in Denmiärkischem wald wird der häuf di.ser
tier gefangen; die Polacken nennen es Popielitza.'
TiERü. 1563. .Gewild und gfüll [Pelzwerk], als vech.
marder. füchs.' Z Mand. 1621.
. Mlul. !■<;<:// 1) bunt, bes. von Pelzwerk := gr. noi)i(iXo5);
vgl. auch lierrli/cick. 2) Inintes l'elzHerk. Bei Aiish. ist es
vielleicht tjiiitolugisch, wo er vuu einer .veciien belzkappeu'
sliriclit. — ;; )i: die BezieluLiifr auf ein bestimmtes Tier fmdet
sicli lubd. noch niclit und scheint auf späterem Missverständ-
iiiss zu beruhen, da unigek. Namen von Tieren aneli für ihriMi
I'elz gebraucht werden. Denzl. sehreibt 1677 ein Mal .viehe".
sonst 1G7 7 und 1710 .veh(e)'.
Ruck-, Scliin-Fech. ,Das gefül vcrbreuit mit
guotem r. und seh.' Edleu.
1!. wird (wenn ,ruek' nicht etwa ans ni-li, rauh. vgl.
nbd, .Kauchwerk', verderbt ist) I'elz v. Kücken dc;s Tieres
bezeichnen; Srh. entw. ghinzendes. oder künstliches, unechtes
Pelzwerk.
fechin: 1. von buntem Pelzwerk gemacht. ,üie
vehinen Futter probiert man mit einem schwarzen
Tuch, ob sie mit Kryden besprengt seind oder nicht.'
JLCvs. 1661. Hieher wohl: ,Kürsin [Pelzrock], feichy.'
1385. Z Eatsb. Betr. ei a. hcniifeich. — '2. bildlich:
berauscht. .Vehen sein: den Wein emiiHnden. be-
rauscht sein, ganz lind und weich wie vom Weine,
wie Vieh.' Si'reng.
Spreng's Angabe lautet unklar und verrät eine falsche
Nebenbeziehung auf Yfli = Vieh {.viehisch' betrunken). Die
Vergleichung der Trunkenheit mit Pelzwerk kann sieh auf
Buntheit (der Vorstellungen) oder Weichheit (des Willens)
beziehen. Wir haben aber .auch die RA.: Er hH en Pilz
'Ininlx'^ (ann-i^iii de Swr nid ij'frYirii. Sutermstr. Viel], meint
Spreng (als zweite Bed.l .mit Bez. auf den Widn: kahmig'.
Ge-filcll (r'fdchh; UwE.; 7. (hfe^/'j. G'färchrt)
ZP.. G'fdchf AABb.; B; Gk übS., V.; aSenw; Z: 1. ge-
räuschvolle Bewegung, Hinundhertreiben, bes. der
Kinder, z. B. wenn sie sich im Zimmer herum haschen;
I,ärni, lautes, wild ausgelassenes Betra.gen. (Kn) ti'fädi
mache", ha"; ^yu. Leblari E; Uw; Z. Bliebe Kind still
and händ kei eso e G'f., er wecl:ed-mer siist 's Chindli!
ZO. Unruhige Geschäftigkeit ZO. <jeräuschvolle un-
ruhige Bewegung aucli in der leldosen Natur: das
G' facht [des Windes] mit Birebäiiiii"' and Tanne"
SiHW. Heftiges , Verwerfen' der Arme (in. Ein Bauer,
der gefangen werden soll, sagt: .Was darfs des gfäehts':"
HBuLL. 1533. ,Was für ein GTäuf draussen ist, ein
Gefach hin und her.' Museum 1793. — 2. ,Eile. Hast,
Emsigkeit bei einer Arbeit"; Drängen, Eilen, sich
überstürzendes, hastiges Hinundherfahren Z. 7?s yid
esn e G'fäch, es wird eine Überstürzung daraus ZRüml.
Herumsuchen und Betreiben einer Sache B (Zvuo).
,Omni festinatione, mit grossen gfächt und eil.' Fkis.
— 3. grosse Liebe zu.... Mühe mit Jemand oder
Etwas; leidenschaftliche schmerzliche od. freudige Auf-
regung; viel Wesens, Aufhebens; Wiehtigtun, Prahlen.
D' Maeler hat e G'f. mit irem Chindli ZO. Heb an'''
kei" eso c G'f. w'ege" dem Chind, es wird wol icidcr
hei'" cho". ebd. Chinde, händ kei eso e G'fäch wegen
eso eine chline Hündti! Die händ cJiönne" es G'farch
ha" mit enand [in Freundlichkeit oder Streit, Syn.
Ärhet] ZF. Du bist en Gügel [Narr], dass d' eso e G.
hast n-Hgen-ere Werre [kleinen Geschwürs] Z. Du
hast es G'färch: es war [würde] Eine'' meine", icas
das war! ZF. Niid eil G'färchs mache", nicht viele
Umstände ZF, '*' mag-si'''' doch au''' rerträge [lohnt
sich nicht], derwege" so-nes G'fäch z' mache" {derber:
es G'schlss z' ha") L. Da tiieat doch rd (r' facht mache",
du prahlst Scuw.
Bed. '2 rührt am nächsten an .fechten' in der Bed. .eilen'
und .jedenfalls hat dieses W. eingewirkt; vgl. (Ivß'chi, Gefichi
in syu. S. Allein der direkten Abi. von demselben steht vor
Allem entgegen, dass der Voc. unseres W. nicht (, Ja, sondern
lang iin't der Qual, c^ und (seltener) c' ist, rf nur in den-
.jenigen MA.\., welche <•* übh. nicht besitzen. Auch zu Ferk,
(ivfrrhd, Fehde, stimmen Bed. und Ausspr. nicht wohl. —
In H'Jürcli ist I- eingeschoben wie oft nach langen A'uc. Ilie
Beisp. vom Treiben des Windes und von der Gestikulation
köiniteu eben so gut zu Ge/ci-ht gehören.
fachen s. fachten (bei Facht).
feclien, fehen: hassen, verfolgen (auch gericht-
lich), befeinden. Meist in formelhafter Vorbindung
mit Syn. und im Ptc. oft mit dem negat. Präfix. , Unser
forster unbekümbert lassen und ungeveehet.' 1335, Z
Ratsb. Wollte ein Frevler verbürgen, dem Recht ge-
nug zu tun. so .soll man in nit vehen.' W^eggis. Offn.
1414. .Wollt er [ein bevogteter Ehemann] darund)
syn wyb vechen und hassen oder mit unfrüntlichen
Worten dester herter han.' 1465, Gl. .Nit vehen und
hassen, auch unfreuntlich nichts ücben. L'ngefächt.
ungehasset und gäirzlich unbekümbert.' Urk. v. 149U.
.Oder iemand darund) fäciiti. hassti oder schmächti.'
Gl Blutger.-Ordn. .Und band och Rüden Roner von
Marpaeh so vil gevecht. das er ir lantinann och werden
mu.st.' 1428, 6 Urk. ,Yeraants ze durächten noch vehen
um des gloubens willen.' Z Kriegsprokl. 1528/9. .Sy
habend biderb lüt durächtet, gefechd und von huss
und heim 'triben.' 1531, Absch. .Die 5 Ort sollend
das alt und nüw testament in iren landen ungfeclit
utnl ungestraft lesen lassen.' ebd. ,|Dass ir] die bi-
derben lüt by ufgerichtem friden ungefecht und un-
getrcngt blyben lassind.' 1532, ebd. .Ungefecht und
unbezwungen.' ebd. .Desshalb sy in hoti'nung. ir vetter
hab sovil g!im]if und recht, das er dieser sach nütze
[Nichts] entgelten, sunders ungefecht zue wyb und
kinden widerum gelassen werde,' 1547 (Schinbein
Ta,geb.). MEstermann. Rick. .Dass die von Au ge-
dachten abt hinluro unbekümbert, unsrefecht und
(i45
Faeli, fecli, lu-li, foch, fuch
646
unselaiilijjot sulteml lassen.' Vad. ,Aiie suiulcrn trutz
und vechung.' Salat. .Wolle er nieniants vons ty-
rannischen anhangs wegen uslassen, ustriben, fchen
noch strafen.' Axsh. .Feluing, Schelkung, so einer den
anderen anklagt oder veracht und im vast übel zuo-
redt, insectatio.' Mal. ,\Var och, daz einer gefeclit
war, daz er gern bald über war [an der Fähre].' Offn.
ScHw Wangen. Auch mit sächlichem Übj.: .Die
V Ort habend Zwingiis 1er und gloubcn für ketzerisch
usgeschruwen, verbrennt und gevecht.' 152ti, Z Missiv.
,l)ass sy iren glauben weder vehen noch strafen sol-
lend.' Kessl.
Mild, rcluii. Diu VerJiulitmig des h zu <.7j (/') wurdf
befördert durch das Ptc. (.gefechf). In letzterem spielt
übrigens das ayn. fehden, /tfhdm herein; s. die Schreibungen
.gefechd.' 1531; .gevehd' neben , gevecht.' Kessler. — Im
L Rotenburg. Anitsr. 1+90 ist (mit irrtümlicher Anlehnung?)
geschrieben: .gefcckht'; doch s. auch /ct7.v;i.
Fech, Fechd: Hass, Feindschaft, Streit. ,Darus
die von Ure ein krieglich vecht und uszug wider Mai-
land tatend.' 1495, Ansh. ,Mit uns zu offen vecht old
krieg old vindschaft kämen.' 1.501, Absch. ,Sy sind
zue fechd und fyndschaft angenommen.' Z Verantwortg
15'25. ,Und hat da.s closter kein urlung (wie man es
nannt) das ist fecht oder kriegsche embörung nit g'han.'
Vad. ,Abschlahung der proviand wol ein fecht uff ir
[auf sich] treit.' HBull. 157'2. — Mhd. 1) wfc, 2) reAcrfe,'
nhd. ,Fehde'. ,Väch.' HBull. 1572.
Ur-Fech, auch -Fechi, -Fechd — f. u. n.: Ver-
zicht auf Rache für erlittene Feindschaft, auch durch
Eid bekräftigtes Gelübde übh., bes. in der Verbindung:
,U. schwören.' .[Sie] söUtint ihme ze lohn syn Ur-
fecht harüs geben.' Ansh. ,Samt einer urfecht, solches
nimmer me ze tuen.' Zwingli 15'29. ,Wenn sy ir
irrtumb widerrüefend, denn will ich sy mit einer ur-
fäch, sölichen secten müessig ze gond, der gefangen-
schaft ledig lassen.' 1530, Absch. ,Er hat 10 krönen
von dem dieben genommen und im die urfeehe wider
ushin 'geben.' 15.31, Strickl. ,Ein urphödi schweren,
dass er der gfangenschaft nit äferen, allen kosten, so
in der gfangenschaft drutt' gloft'cn. innert monatsfrist
zahlen, zum anderen ein jähr lang seiner ehren ent-
setzt und niemand weder schad noch guet sein, soll
auch innert dem jähr nit umb ehr und waffen bitten.'
1541, Ai'I. LB. ,Verschriben urfcchon über sich geben
und urfechen schweren lassen nach gmainem bruch.'
Vad. ,Nach etwalanger gefenknuss Hess er in uss uf
urfech mit wissen der orten, die sich in die urfech
stellen liessend.' ebd. ,Hand im [ihm] das urfech us
dem dorf 'gen.' XVI., MEsterm. .Supplicatz, ein ur-
fecht in geschrift.' Fris. ,Da.s alles hat er in die
Urvech genommen, war und stät zu halten.' 1Ö07,
Ap Jahrb. ,Auf den Brangen [Pranger] gestellt, her-
nach die urphedi angelegt.' 1690, Ai'I. LB. .Welcher
denen, welche bannisiert werden, das Urphed gibt.'
JCEsOH. 1723. — Mhd. 1) urvehe, 2) urveheik, nhd. ,Ur-
fehde'. , Urfech.' Frlind 144(); Kessl. (,urfäch' neben .nr-
fechi'); 1552, LB. Ndw (neben .urfechf). .Urfeclie.' Vad.
,Das urfö.' UMey. 15-40/73. .Urfecht.' 1353, Argov. 3, 167.
147G, S Katsman.; 1531, Strickl.; 1531) B; FPlatter 1612.
,Das Urphed.' 1725. Schw (iericlitspi-ot. — Lands- m.:
die landesübliche oder die dem ganzen Lande gebotene
Urfehde V das (ielübde, eine Zeit lang das Land meiden
zu wolleny .Ks s(dK'n alle gefangen|en| nit wytor
haft syen, ilcn giMiiciiicii laiidsiulVrhl i'rlragcn |iis\\.|,'
15()1, AiiscH. ; es handelt sich um eine Gencralamnestie
für die von den deutschen und den schweizerischen
Grcnznachbaren einander zugefügten Schädigungen.
ur-fech(d): frei von Feindschaft, unangefochten.
,Swaz [was immer] man dien [denjenigen] täte, die do
geschadiget hättin, darumb soll man von uns urfe und
gänzlich fry und lidig syn und soll enkein klagde
nachgän [erfolgen].' 134S. Absch. K. v. Erlach über-
nahm den Oberbefehl im Laupenkrieg unter der Be-
dingung, ,ob er deheinen ungehorsamen slüege. darumb
sollt er urfech syn von der statt.' XV., Just. .Wenn
der. so sich [bei Notwehr] hat müessen erweren, ledig
und urfecht ze sind erkennt würt, so soll der ander
für in leisten.' 1539. B. ,So sol er [der Angegriffene]
im [dem Angreifer] nützit besseren [keinen Ersatz
leisten], sonders von mengliehem ledig und urfech
syn.' ebd.
ver-ur-fecht: wer L^rfech geschv.-oren liat. ,Her-
nacher gebietet der Grossweibel allen denjenigen Per-
sonen auss der Vcrsamblung zuo trotten: ... 5. Wer
verurfecht ist.' Hafn. 1666. — Von einem Vb. ,sich *ver-
urfechen', mhd. Ntcli renu-vehnflen = U. schwören. Vgl. die
.\nm. zu /rcliiii.
Ge-fechd = Fech. ,Wäre. daz zwen geväht gen
enander hettind.' oa 1400, Diessenh. Stadtr. ,Dass
dehain burger vigentschaft oder geveht hat gen ainen
ussmann.' ebd. ,Item und ob sich in einer sach oder
in einem gfeeht begeh, das sich die buessen steigerten.'
Bussenrodel Wollerau 1524. ,So wir jemands von
redlicher ursach krieg und gefecht ansagen wurden.'
1.532, Absch. — Tod-: Todfeindschaft, Blutrache.
,0b zwene burger mit den andern kriegent äne umhe
totgevehte, das die der Rat scheiden soll.' Z Eichtebr.
,| Während des Kriegszuges] soll keiner dem andren
kein alt todtvecht noch viendschaft ufheben ncjch
rächen.' 1540, Absch. — gefechdet. ..Einem gcfehdct
iL i. aufsätzig, gehässig sein Gr."
fechden = feclien. ,Und ob jemants uss inen ge-
fechtet, vergwaltiget oder überzogen wurdi umb des
Wort gottes willen.' 1529, Ausch.; ,angegriffen, bo-
vechtet oder überzogen.' ebd.; ,dem angegriffnen oder
befechten.' ebd. ,Nit gesinnet sind, üch darob zu
vechden.' 1531, Stkukl. ,üie Chorherren zu zwingen
noch fechten.' HBüll. 1572. ,ües anderen glouben
vechtcn noch strafen.' ebd.; wiederholt von Hott. 1666.
,Die Meister von Kaufleuten sollen alle, die sich un-
gerechter, falscher eilen bedienen würden, vcechten.
pfänden, strafen.' B Ratsordn. 1575. .Dieselben sollent
auch wyter nit gestraft noch gevechdet werden.' Bossn.
Wint. Chr. ,Wüssend in kraft diss bricfs, wir ob-
hemeldten gebrüeder gefehdet und gelobt, üch ze
haiton.' StB. Wint.; = gcurf.? — Mhd. vilmkn. Die
beiden Formen ,fechen' und , fechden' wechseln bei ein und
dem selben Schriftsteller; so bei Kessl. ,vehen : vehden^.
fechtlich: feindlich. .Unsere nachburen. die bis-
har zuo uns hoch vertruwens getragen, also fechtlich
ze Überziechen.' 1525. Strickl. .Keiner soll in diser
fechtlichen lumdlung kein alt lüt. frouwen oder kind
mit gwaiVneter band nit stechen.' 1540, Anscn.
Fecli. Fe ich s. Fench.
Horrli-KiMch m.: Einer, der vornehmer tut, als
n;u'li seinen ökcMKiniischen Milteln zu erwarten ist,
iianienllicli sicli si-liiin kb'idel ZO. — Ft-'ivli wahrsoh.
(S47
Fach, fech, fleh, vidi, fofli. fuch
648
eife'. Ailj. und blosse Nbf. zu fleh, da f' Iciclit in i^'-'i über-
geht; vgl. .feichy"' (ficliin) Sp. 643.
Vieh Vlx' AaRucJ. ; Bs (so als Schelte); U Gösch.
Alp, V^ch (bzw. e') ApH., K.; Th; ZAuss., Walt, V^ch
(bzw. e'J Aa (als Schelte); Äpl., M.; GA., Rh. u. T.;
Sch; Stw.; ZO., B.. WL. Rafz, Ve Aa; Bs; B; VOrte;
Gl; Gr; PP.; GO.; Sch ('e'J; S; THTäg. CeV; Z (Sth. e')
— Diin. VechH Ap; G; Th; Z (ZB. auch F.«c7teZi),
TW Uw; ZSth. — PI. Vidier Bs (ij; Vecher Aa ('e');
Th (e^J — n.: Vieh. 1. die unvernünftige Kreatur,
(loch niei.st nur von den (vicrlüssigen) Säugetieren.
Siehe 1. Mos. 1, wo die .tiere- nach Ausscheidung des
.gevügels' und der .fische' speciticiert werden in ,ge-
würm, das auf erden kreuchet' und ,vych'. ,Wie grossen
schaden tun zun zelten die wasser den menschen und
dem veihe zufügen V' JMüll. 166.5. , Hirschen, Bären
und allerhand Veich.' Carolina 1734. Vorzugsweise
aber das Nutzvieh, Stallvieh. ,Von dem fihe sol man
geben [etc.] = de peeoribus.' Anf. XIV., B Handv. ,Mit
wes [wessen] vich derselben dri dieren [Beschäler,
Stier und Eber] deheis [eines] ieman[dem] ze hus
kommt, der soll si denn empflegen [= pflegen].' 1400,
HoFK. UwBuochs. ,So er [der Waclitposten der Murmel-
tiere] ein menschen, ein vech oder ander gewild er-
sieht.' TiKHii. ir>63. .Wegen dem wortlin Vich ist ein
crleuterung beschechen. also dass furohiu under dem
wiirtlin Vich rinder, pfert, schaf, geiss, kalber udgl., wie
man es nennen kann, begritfen sein solle.' 1664, EiN-
siEUL. Hofr. .Die Hochwälder werden vor dem Rind-,
Weid-, Acker- auch anderem Viehe beschlossen und be-
schirmt bleiben.' Bs Waldordii. 16;t7. ,I)er selb schnee
uff dem gebirg ist so gross g'syn, dass die sennen mit
dem fech und küeen hand müesscn wider ab den alpen
faren.' Mev., Wint. Chr. Vorherrschend aber mit noch
engerer Beschränkung: das Rindvieh. Kei" Veh, nw
e pär Geisse" Z. Me" cha"" mit dem Veh rede", we^'-me"
Menscheverstand hed. ,Swer [= wer] dekcin vich von
rintfleisch feil hat.' 13.39. Z Ratscrk. ,Bis Martini gieng
's vech noh in [die] matten.' Salat. Oft bleibt un-
bestimmt, wie enge die Begrirtsumgrenzung gezogen
sei. ,Wellicher einem schaden täti mit sinem vech.'
1527, Aa Wst. ,l)as täglich uns die nutzung gyt an
heüw, g'wächst, vech, käs, ziger, anken.' Ruep 1538.
,Wie sy um das väeh und um alles, das sy gehebt.
kuTiimen .syend.' HBvll. 1572. .Den walt inzünen vor
dem fach.' Mey., Wint. Chr. .Wie einfaltige leut mehr
sorg tragen für ihr vich, als für ihre seelen.' JHott.
1666. ,Atzungsrecht mit seinem Viech in den Wäl-
deren.' 1756, ScnwMa. LB. Gewöhnlich mit coli. S.;
das einzelne Tier (Rind) wird bezeichnet mit Haiipft),
Häupftjli, mit und ohne den Zusatz V. ,Die tausent
haupt viehe.' HBüll. 1597; doch gilt von einem jungen
Rinde auch das Dim., Vechfeßi, womit aber auch in
geringschätzigem Sinn Jemandes gesanimte Viehhabe
gemeint sein kann GT. Sonst wird das einfache W.
(mit entsprechendem PI.) auf Individuen nur in jiiehr
oder weniger übertr. S. angewendet. — '2. (scherzh.):
Ungeziefer UUrs.; Z. — 3. übertr. auf Menschen,
vergleichend oder scheltend, mit Plur., z. T. diniin.
Zu lärmenden Kindern: Ir tuend grad wie 's W'ver-
tiDuftiii Veh k\, u-ie Vidier. SrLiiER. Rohe Menschen:
AV tued ipie-n-cs Veh UwE.; Z. I>unmie BsStdt. Er
sind es Veh! sagte Lavater einmal zu einer Magd,
welche ihm das Uintenfass über die l'n-digt ausgoss.
's Vich mache, sich läppisch benehmen, faire la bete
Bs (vgl. Kue). Wie 's Veh sin, abgehärtet GrPf. Es
Veldi, ein grober, roher, widersetzlicher, hartnäckiger
Mensch W. Die Wiedertäufer , unchristliches Vich'
genannt. 1530, Absch. Ein Krüppel .unnützes V.' ge-
scholten. AALenzb. 1548. .Unverständiger als das
veihe.' JMüll. 1673.
Mhd. vihe, vi'he (viech, vech, ve) ; abd. ßhu, feho usw.;
lat. jiecu. Verlängerung des Voc. trat erst in Folge der
entstandenen Einsilbigkeit ein und auch dann nicht durch-
weg. Die Voc. i und e streiten sich früh und lange um
den Vorrang: .vich' z. B. 1339 Z Ratserk. ; U.jy, Offn. Fhiut.
(,viche'); JGul. 16 IG: Schinipfr. 1651; Eiusiedl. Hofr. 1C64;
ECys.; Z Stadtgerichtssatz. 1715; FSprecb. 1772. Dag. ,/cch'
bei Zwingli; Bossh. Wint. Chr. ISib: Vadian: Tierb. 1563:
1548, Absch. : HBuIl.; 1611, BsRq. Auch konnuen Schwan-
kungen vor, z. B. ,ve' neben dem Gen. ,Tichs'. XIV., Hofr.
L Adlig. Der Diphth. ci aber beruht nur auf unrichtiger
Verhochdeutschung. Die Qualität des Voc. e war urs])r. t-
(resp. >*), gieng dann aber im Zshang mit dem Schwinden
des -ch z. T. in e' über. Das Zstreffeu dieser vorherrschenden
Form (Ve) mit der altn. ist auffallend, um so mehr, da aucli
der lautlich ganz gleich stehenden Form y'nch, sehen, udgl.,
aus mhd. (ijc-Jaehcn, altn. ck »e entspricht; s. noch Xii'hmh
neben zccchc, zehn u. a. — Stald. erinnert noch an piemont.
u. bürg. /ci, Schaf. — Sya. zu 1: //«/.,■ War; Lfbicäi:
Un-: Ungeziefer. .Man muoss das umfleh stöiben.
So blybt das essen rein.' Lied v. 1443.
Feder-: Spottn. auf die in Kanzleien oder Comp-
toiren angestellten Schreiber Z. .Schlechte Schreiber,
sehreibsüchtige Schmalgelehrte.' Spreng.
Fei-: fehlerhaftes, mit .Mängeln' behaftetes Vieh.
.Rindervich, so hirnmüetig, soll wie flnnig und fehl-
vich wider hinder sich genommen werden.' 1645, Zu.
Fasel-: I.Zuchtvieh im Ggs. zu Mast-? ,Pecus
gcnerans.' Schulze. — 2. junges Vieh und Sehmal-
vieh UwE. ,I>ass die Wältschen by den Stälen [kein]
geniest [gemästetes] oder Paselvych (,-vech.' 1568)
kaufen; docli mögend die unseren, Metzger, Burger
ald Landlüt. Mast- und Fasclvych by den Stälen zu
ihrer notdurtt kaufen.' Z Mand. 165(». — 3. mageres
^■ ieh Gl.
Ge- s. Ge- rieht.
Galf- = Galt-, durch Assimil.
Galt-: V., das keine Milch gibt, z. B. Kälber,
Ochsen, oder das nur zeitweise nicht gemolken wird,
z.B. trächtige Kühe Gl; Gr; GRh.; UwE. Auf Galt-
vehweiden werden auch Pferde getrieben, wenn sie
keine besonderen Weiden haben. .Zue mitten Aprellen
mit dem khue und galtveeeh, darnach zue usgendem
Mayen mit Rossen uf dise Allment fahren.' 1598. Z
übGlatt. ,In die 30 Kühe ohne [nicht gezählt] die
Pferde, [jungen] Rinder und anderes Galfvieh.' JEEsi-h.
1692. ,Bei dem Gälteviech und solchem, das weit um-
herstreift.' Gr Samml. 1779. — V.ui ;/n/(, unfruchtbar. —
Syn. GuHt-.
Geiss- Geisscveh im Ggs. zu Chüe-Veh, Rindvieh
ZO. Sonst gehören die Ziegen nicht zum Begriff von
V. .Und ist die Satzung umb Rindervecli und Ross;
aber umb Geissveech und Schaf soll der Schad an
klag abti'agen werden.' 1605, ScHwG. LB.
Gust- Aa; B; L, Gusch- («-") Z, Gusti- Uw:
1. = (t«?^, z. B. jüngeres Rindvieh Aa; BsL.; L. ,.\uf
die Braehzelg trieb man Schafe und G.' MEstermann.
Halb sclierzhafte Schelte an mutwillige Kinder: du
Gi(s('lii-eh! ZZi>ll. t — Uiiui ~ yali.
64f»
Fach, fccli. ticli. vidi, foch, fucl
650
Halb-: 1. nicht ganz eigenes, sondern bei einem
andern Besitzer unter gewissen Bedingungen zeitweise
eingestelltes. Einstellung ,zu Halbvieh' = Eisernvieh-
vertrag. Z Privatr. § 1547. 1553. Blümeu. St. u. RG. I'
470 f. , Hinnenhin soll kein landtmann von keim us-
seren keins halbve nenien und was halbvechs in unsreni
grieht ist, liz soll man zue dem neehsten SMichelstag
sich teilen und vom land tuen.' 1474, Ndw. .Welicher
halbvech bei einem hette, es seige ochsen, küeh, kälber
oder ross.' XVI., Z. ,Es beschwert sy, dass man die
fäll wider Inhalt irs briefs von inen neme: wo einer
halbvich hab und sust [= daneben] eigens, wann dann
das h. besser ist, so neme man dasselb onangosechen
des gmeinders teil.' 15'25, Absch. ,Vile burger von
Schaft'hausen besitzen da höfe und halbvich.' 15'25.
Strickl. (Wäre es sach, dass einer by dem andern
halb vey hätte, es sygend rinder oder küe und wann
dann der, so das vey ist, teilen will.. .' 1556/02, Ofpn.
ZDielsd. ,Es soll Keiner kein halb Eeech uf Eigen
noch uf der Almi han one Erloubtnuss der Kilch-
genossen.' 1605, LB. ScnwG. Syn. Gemeind-. S. auch
Diny-: halb, verhalben, Halber. — 2. halbgewach-
sene Rinder. ,Die huober habend angehalten, diewyl
inen verndriges jar vil veech abgangen und hardurch
grossen schaden lyden müessen. man wellte inen ver-
gunnen, das luilbveech, damit söliches desto besser
möge erzogen, aufkummon. ingespannen und zum acher-
bouw befürderet werden, in den verndrigen winter-
houw ze schlagen und allda etzen ze lassen.' 1644,
Hotz, Urk.
Heim-: Vieh, das daheim bleibt, nicht mit dem
übrigen auf die AIjj geht. Gk Samml. 1780. Vgl.
Ileiiii-Kuc.
Hörn- Hörnri': nur als Schelte auf einen rulien
Menschen Gl.
Kue- Chile-: Kindvieh im Ggs. zum Schmalvieh.
allg. .Ein stadel. darin das küefech gestanden ist.'
G Stiftsarchiv. ,Daz man allweg kuevich gegen kue-
vich tryben soll ungefarlich.' Gfkn. Kilchberg. ,We-
licher kain kuefech hat. der mag ain gaiss han.' Sch
Ratsprot. 1533. iHiuercchli: älteres Kulikalb, so lange
es noch keine Mildi gibt Tn. Syn. (ialteren.
Leb-: V. das man aufzieht, um es leben zu lassen.
im Gegs. zu Schlachtv. GuPr. ; UwE.
Mäd-: Vieh, das man der Milch wegen in die z. T.
Wochen und Monate lang andauernde und fern von
der Winterwohnung abliegende Heuernte (in die'',Mä-
der') mit sich fuhrt; vgl. MiiäijeUs. ,I)ann sy wurdent
jetz von inen überladen mit allem, das sy bettend,
mit oxen, mit msidvech. mit kalber und mit geissen.'
1544, Arch. Jenatz. Vgl. Heunvich.
Mül- ,Mula-, Muli-, Mulen-, Mülli-, Umla-Vich,
-Ve, -Fee, -Vech, -Vihe': 1. verlaufenes Vieh, das
auf fremdem Boden weidet und wenn es innerhalb
einer bestimmten Frist von seinem Eigentümer nicht
reklamiert und ausgeliist wird, dem Grundherrn an-
heimfällt. ,Ein vich, das 0 wuchen und 3 tag umb-
gieng unansprechig, das sollt dann heisson uiul syn
ein mulefe; dasselb sölt einem lantgraven geantwurt
werden.' Offn. Tättw. 1456. ,War [wo] der von Baden
wuecher [-Stier] gienge und wie lang, so sölt kein
mulefe daruss werden.' ebd. ,l)er Vogt habe ein Boss
verkouft, wäre ein Mulafee.' 1447, Tschudi. ,l>as
niulveh ist verfallen vech, so einer herrschaft ver-
fallt, so das 6 wuchen und etlich tag in der herrschaft
sich weidet, darinnen syn herr oder meister nit sitzet
oder zue demselbigen weidgang nit ghört.' Solches
Vieh soll der Herrschaft verfallen sein, weil anzu..
nehmen sei. der Eigentümer würde es nicht so lange
ungesucht lassen, wenn er nicht die .strafbare eigen-
nutzige Absicht hätte, es auf anderer Leute Weide zu
sommern. TuFrhkh. Vor dem Rat zu Bern wurde
i. J. 1470 geklagt, .der fryweibel habe uf dem mos ein
jung ross genommen, so niulve sollte syn, da man
zuvor erfaren sollen, ob es mulguet und demnach der
herrschaft verfallen wäre.' ebd. Herr Johann v. Man-
dach emptieng 1326 von Herzog Leopold das sog.
,Mulafe- und Veihirrgangsrecht' zu Lehen. ,Wo ein
mulafe oder irgang in ir gericht käme, das sol gon
und blyben 6 wochen und 3 tag, dann mag es ein
vogt beheben jar und tag, und kunnt jeman in dem
zyt, der recht darzuo hat, so soll dem selben ein vogt
das mulafe wider geben, doch dass man im synen
kosten ablege.' E. XV., Rechtung Dübendf. ,Wie ein
anner Gesell ein Stierle in eine Scheune eingestellt,
bei seiner Wiederkehr es nicht mehr gefunden und
zuletzt vernommen habe, dass der Landvogt es als
Mulvech geschlachtet habe.' 1534, Absch. Nach Spreng
auch das Vieh, das von Jmdem, der ohne Erben stirbt,
hinterlassen und dem Herrn des Orts zugeeignet wird,
ebd. — 2. herrenlos gewordenes Gut übh., ein
solches Grundstück, auch Fund stück, mit demselben
Rechte des Heimfalls wie bei 1. ,Als nun diss Gotts-
haus all herrlichkeit hat, [u. A.] niüUifiich, lebendig,
todt, abständiges, auf dem erdrych. auf dem wasser,
verrunnen, schwebend oder versunken, auch das, das
leben nie gehabt, aufzeheben und als eigen guot, wie
dann ein landherr das pflegt ze tuen, ze fassen.' XV.,
GvWvss, Abtei Z. Dazu die Erläuterung in der selben
Urk.: ,Mullj-väch, wird genannt väch klein oder gross,
gehörnts oder ungehörnts, holz oder anders auf dem
erdrych oder in wasser, das von manigklichen 3 tag
und 6 wuchen ohnansprecbig gewesen ist.' ,Anno 1543
geiicle ein acker auf dem geheid bei Ölten zu Mulefe.'
Hafneh 1666, dazu die ,Nota: Mulefe, oder mulfe und
Mulafe ist ein altes Wort und Recht, dass wann ein
stuck Viche, Wein etc. ein lange Zeit unangesprochen
bleibt, oder ein unbeweglich ding, aber in 6 oder mehr
Jahren von dem rechtmässigen besitzer nicht nach-
geiragt wird, so fallet dasselb einem Aniptmann eigen-
tumblich zu.' , Mulafe: die entdeckten Schätze und
das bei Dieben gefundene Gut, verlassenes Land.'
JvArx 1819. ,ln einer schür 53 gl. verborgen fundcn
und für Mulen Veli achten wollen.' L Ansechen-B. —
3. nach Spreng auch: ein Reit- oder Streitpferd,
welches chnuils ein Dienstmann auf eigene Kosten
seinem Herrn zu einem Feldzug stellen mnsste. —
I. liiUilicli mit Umdeutung: Ereitiscli, Leckerei.
Syn. .gefundenes Fressen', ,1'arasitus, tellersohleckcr,
schmorotzer, der gern mulefe macht ob eines anderen
tisch, der eim in allen dingen redit gibt, allein dz er
niulanf mache und zefressen habe.' Fris. .Sdili'ck
und guot mulfec.' Kuef 1550.
M!»d. mulajifh, muh/e, mulvUic, miilvf usw. Mas W. scium
frilli vordiuikolt, ilaliur die inaiii^'l'altigi'ii UnigcstaltunfiMi und
riiHl«utiui(i;oii. ,.\lle iniilanV'.' I:i(i7, Sisitau It Oilis; ,iiiula-'
und ,uuilon-rce' 1417 It Tscliudi iu'l)on einander; ,niulenfe.'
1448, Absch.; ,-vili.' l.-.'.'il. ilul. ; ,-racli.' 1544, tdid.; .mulife.'
(i51
Pacli, fech, licli. vidi, fooli, fucli
652
1451, ül)J.; ,mulvcch.' 1533, ebd.; sogar ,Umlateh.' Offu.
B Seit, (iinigestellt aus Mula-, mit Deutung auf um. u. lä",
her um schweifen lassen?). Inilcsseu scheint der 2. Teil des
W., wenn er auch iiispr. viell. nicht = VU-h war, doch sclion
früh auf diesen Begriff gedeutet worden zu sein ; die Ausspr.
<ler Silbe Je in ,mulfe' =/«, Vieh, ist durch den Reim bei
Euef gesichert und gerade die Verdopplung .Miilefevich.'
Vertr. zw. Z u. Bremg. 1527, beweist wenigstens, dass man
selbst bei dem verdunlielten ,-efc-' docli wieder zuerst oder
immer noch an Vieh dachte. Die Sclireibuug ,Mulafe' Ivonnte
mit verändertem Acceute auf , Maulaffe' umgedeutet werden,
aber der RA. .Maulaffen feil haben' liönnte noch eine dunkle
Erinnerung .an Feilbieten herrenbisen Viehes zu Grunde
liegen; die vvirl<liche Etyin. v. .Maulaffe' s. Sp. 101. {Viell.
hat si'h auch .Laffe' eingeu\lsclit.) Bemerl;enswert ist noch
die Notiz, dass .mulve' in ä. Scliriften aucli = Lurind vor-
liomnie, denn dies bed. urspr. ein im Vfald verirrtes und
dariim laut brüllendes Rind. — Noch weniger sicher ist, ob
der erste Teil des W. Mnl, uhd. Maul, sei; er müsste jeden-
falls prägnant erklärt werden: Vieh, das nur sein Maul hat
d. h. nur frisst und dadurch schadet (vgl. .fressender Schaden'),
nicht (seinem rechtmässigen Eigentümer) zum Melken und
Ziehen dient; es könnte, immerhin in der selben Bed., mit
Spreng auch an das Vb. .mullen', kauen, gedacht werden.
Bed. + ist zweifelhaft und beruht viell. auf Missverständniss.
5 konnte nur in einer Zeit aufkommen, wo die ä. Bed. fast
erloschen war und allerlei Uuuleutuugen versucht werden
durfton.
Mulefe-fech = Mulfech, s. o. — Pleonast. auf-
gefrischte Zss.
Mijlch-Vi eil: Milelivieh, Külie uiul Ziegen UwE.
MiMin-: Zugvieh Z. — Minnen, treiben.
Meinscli-. Das Klo.ster Ittingen hatte \h'M in
.seinem Viehbestand u. a. ,3 houpt inein.schvecli.' —
, Meinscli' = Mäuse, weibl. Kalb vnri 1 — '2 .lahrcu.
(x ein ein d- ^= Halb-.
Mast-: Mastvieh. .Mestvich.' l."):n;fs. I. UEr..
Syn. dem folg.
Metzg-: Schlachtvieh UwE. .[Ernstlicli zu ver-
ordnen, dass während der Fasten liein] Metzgtvech
[au.s dem Land getrieben werde].' 1-548, Auscn. ,Des
Metzgveechs halber, im faal es l'ul funden wurde, soll
CS der verkiiufer wider nenien.' XVII., U. Syn. ScMer/-.
Nutze"- Z, Nutz- Seuw: Milchertrag lieferndes
Vieh, im Gegs. zu Galt-.
Bruch-: Zugvieh, im Gegs. zu .müessiggängig
vieh.' Offn. Kadelb. 1671.
Binder-: 1. aus Rindern (d.i. jungen Kühen)
bestehendes Vieh Uw. — 'J. Rindvieh. .An den
rossen, rindervych und anderem zamen und heimschen.'
(iuALTH. 1584. .Geld oder Pfand. Rindorvech vorab.'
1605, LB. ScHwG.
Rcss-: aus Pferden bestellendes Vieh. .Kiie oder
Rossvich.' 1756, Scnw Rq.
Geschänder-: auf der Weide Schaden tuendes
Vieh. l>im. scherzhaft v. Ungeziefer, das die Pflanzen
zernagt Scnw (Hkn(3F,ler). ~ Von g' icimndim = schädigen.
Schind-: Viell. das abgetan werden nuiss. .Der
hirt sol kein scliiiidve ut die weide tryben.' XV., Offn.
Flunt.
Schleg-: Mastvieh Gu D. Syn. Met:/)-. Vgl.
iSchleg-Ochf!.
Schmal-: Kleinvieli; Schare, /iegcn. Kälber Gl;
UwE.; U. ..Vlies unsaubere [angestecktej geiss- oder
schinalvich soll jedermann ausmusteren.' 1645, Enöelh.
.Weder gross noch kleines schmalticht.' Gcrin. Statut
1747.
Schnabel- nennt GHeidegcjer 173"2 die Vögel.
Noch jetzt in scherzhafter Drohung gegen Kinder,
wenn sie ihre Beinchen entblössen: wart, 's Schnaliel-
reh ninniit-dl''', die Hühner werden dich picken ZU.
Schnider-: Ziegen. .Schwindsüchtigen ist die
Milch von den Kameelen tüchtig und vom Schneider-
vieh.' GHeidegger 17.3'2.
Strich-: Melkvieh, Milchkühe, allg. .Solle alles
Strichvieh (Milchkühe) äussert unser Land zu fertigen
verboten sein; einzig ausgenommen solle auf '20 Haupt-
vieh eine Melchkuh denen Welschländern zu Erhal-
tung ihrer Knechte mitzunehmen, erlaubt sein.' 1787,
Gl (Steinm.). — StrXch = Zitze.
Ding-: Lehenvieh, das einem Küher gegen Zins
für die Zeit, die er auf der Alp zubringt, zur Be-
nutzung übergeben wird BRi. Vgl. Halb-, Gemeind-.
Trib-: Vieh, das auf die italienischen Märkte ge-
trieben wird Gr; Nnw. Syn. Trib-Hah.
Zug-: 1. zum Ziehen geeignetes u. verwendetes
V. allg. — 2. Zuchtvieh. Katholische Orte erneuer-
ten 1526 das Verbot, während der Fastenzeit Schlach.t-
vieh zu kaufen. ,Doch wer Zugvech koufen [wollte],
so man ziehen und nit metzgen wellt, der mag das
tuen.' Absch.
Zit-: ein zum er,sten Mal trächtiges Rind Scii.
V e c h 1 e n ve^chla ApH., L, M., rPhela ApK. : 1. p e r s.
a) Vieh halten. ~ b) den Hirten spielen od. verraten,
in Geruch, Kleidung, Sprache, Benehmen. — 2. un-
jiers. a) nach Viehwirtschaft aussehen od. riechen.
— b) roh zugehen. — ver-: durch Halten von Vieh
verbrauchen Ap. Vgl. rer-rösslen.
Vechler m.: Kuhhirte, bes. wer nur wenige Külie
hat od. sich mit Besorgung v. Kühen gern abgibt Ap.
vechlich: viehisch, tierisch, sinnlich. ,Si lebend
vichlich.' Kessl.
über-vechnen -eine: (refl.) zu viel Vieh halten
ZZoll. Mer imnd-is [wir_ wollen uns] di" [diesen]
Winter nüd ü.
Ficlli -/-- m. : Schelte für ein Kind, das viel lacht
ZZoll. — Von dem Namen eines viel lachenden Mannes
übertr.
,*Föclieiize'. Z 1831; 1463; 1.533, ,vockenze.' L
1418. ,*vogkeze.' Z 1537; HBull. 1.57'2, Fogenze
,*Voggenze/ Fris.; Mal.; Z XVL, XVH.; Denzl. 1716.
*Fr>yeze „GG." ; SchwE., Ma. ; ZS.. Stdt, Wint. u. XVIII.,
*Fö(ii-sse, *Fögisse übr. Z — f., jetzt nur in der Zss.
mit -Brod, -Brötli, oder als Diin. Fotiessli ZB. : 1. Brot.
das man sich aus eigenem Gut vom Bäcker backen
lässt ZStdtf- — 2. Brotlaib, den man beim Bäcker
kauft, von weisserem Mehl als das Hüshrod oder
Buch- und Mittellirod ZB.; übh. Weissbrot Z rS.;
als etwas Leckeres betrachtet: i''' wett [wollte] nid
um es F. ,Es F. macht-mi y'sund' heisst es in der
Parodie eines Kirchenliedes. Es liäd e Maitli z' Mur
im Dorf, me" said-em [heisst es] nw 's VroneygU: es
isst (dl Tag .? Fogessebrud und z' Obig wo"'' e Weggii.
lii der Regel kleiner, nur halb so schwer als das ge-
wöhnliche (4 — 5pfündige) Brot. Daher halbes Br.
iibh.. dgl. zur oftiziellen Armenspende verwendet wurde
ZBül.; 2 '/a pfundiges Br. ..GG.;'' SiiiwMa.. wo es weder
«53
Fach, tV
tich. focll. fucli
Ö54
in iler Gestalt noch in iloi- Qualität vom gros.sen
Laibe verseliieileii ist. Magst es F.-Bröili 'träge''
(oder g'lnpfC'Yi fragt man ein Kind, indem man es
(in grobem und gefährlichem Scherze) bei den Ohren
zspresst und in die Höhe hebt. In der Regel von
.aufgesetzter' Form. d. h. mit einem .Kopf' verseben,
z. T. im Unterschiede zu dem mehr platt gedrückten
oder ganz scheibenförmigen Haus- oder Schwarzbrot;
doch hiess z. B. in ZGlattf. auch das walzenförmige
Hr., das man aus der Stadt bezog, so; auch in SciiwMa.
hat es zufällig die letztere Form. Übrigens ist der
Name allerorten im Aussterben begritfen.
Vou der Yolksetymologio auf iluu ,Vogt, ileiii, wenn lt
zum Gericht kam, Weissbrod vorgesetzt werden iiiusstc', ge-
deutet, daher viell. die schon alte Schreibiiug ,Vogcntzer' und
auch die Vertauschung des richtigen -</A- an -g (;/;/)-. Ilenn
das W. lautet mhd. i-ovkmzi-. alid. Judianza und mit rh auch
iu siimmtlichcn nljd. MAA., richtig entsprechend dem mlat.
vucontiii, dies mit eingescliel)enein n aus fucauia (it. fuciwcia,
frz. J'ouace, churw. yii<y(ist/l«, funtirlin ; s. FiujnHvhi-l'iUi: und
vgl. /ofuj/f, Hcrdsüvttzins, iu den Oft'uuugen der frz. Schweiz,
und ,fockatzen', Bezeichnung von Häusern in L 1.501: ,syn
guot genannt die f., so zwischen der [C'hor-]Hcrreu im Hof
beder f. gelegen'), eig. auf dem Herd, Jmus, (in der Asche,
ohne Hefe) Gelmckenes. Also das Hausbrot im Gegs. zum
gekauften, hei uns in städtischen Vorhältnissen (L; Z), so
weit unsere Kenntnisse zurückgehen, zuerst das durch
eine besondere Klasse von Bäckern verarbeitete
Hausgut der Bürger. ,Swele pfister [welcher Bäcker]
feiles bachet, der sol einen tisch han in der hrotlauhen;
sweler aber vuchenzius hachct, die salin niemau cnkein brot
geben, wann [ausser sc. Demjenigen] der in [ihnen] ki'rncn
vorhin gif Z Eatserk. 1'331. ,Die pfister, die v. bachent,
sulln sweron, dass si mengliclicni, der in ze bachenne git,
dem soll man syn körn an brot wider geben by dem eido.'
ebd. ,Welher pf. vockenzeu bachet, der soll anders kein
wyssbrot noch ki5rne"s nit bachen noch feil hau.' \, Ratserk.
1418. Es konnte solche BestelUmg auch von Korporationen
und Anstalten ausgehen; ,Dass man am Berchteltage uss dem
gnieindsscckcl nUt me verzereu solle denn ein mütt vouhcnzer
brot und ein f'eissten ziger.' 1.533, ZWied. ,Beranach wollen
wir uns mit sollichem gebächt [nämlich für den Spital usw.]
gar gern ein höcher gewicht, weder aber [als] das voggentzer
brot, von nrchen kernen gehaehen, hat, nach unserer Gn.
Herren gfalleu uffsetzen [vorschreiben] lassen.' Suppl. d. Z
Fogenzer \hH. ,Zuo den predigcrn ordnet man zwen grosse
häfen, darinn man muoss kochet, und darnach alle tag den
armen ein grosse kellen voll sampt einem fierteil vocketzer
brots nssteilt.' HBull. 1.57'2. Es war nämlich von diesen
Bäckern der Gebraurh eingeschmuggelt worden, das Brot iu
verschiedenen Qualitäten herzustellen. Schon 1.537 konnten
sie sich daraufstemmen, ,dass man von yewelten her zweierlei
büttel [Beutel am Mehlkasten, demnach zweierlei Sorten
Mehl], dessglychen ein wenigli bonen zum vogketzer brot
nach zinimligkeit, damit der toig dest gerner byeiuander
belybe', verwendet habe, und der Rat erteilte ihnen damals
die Erlaubniss, so fortzufahren, ,dicwyl von altcnihar zweierlei
brot, ein wyssers und ein rüchers, für den gemeinen armen
mann, by den vogketzcren 'bachen und darznn allweg ein
kleineli [wenig] boucn im vogketzer teig (als man dennacht
inen pfiigt allerlei korns, das etwa nit zum besten, ynzo-
schüttcTi) 'brückt worden.' Allein nach der Ratserkeuntniss
von 15il3 sollen sie .einem wie dem andern glyches brot
geben und also wyssers und rüchers brot von einerlei miil
zebachen inen abgeschlagen syu.' Has F.-Br. solltu von
Rechtes wegen die Mitte halten zwisclieii dem Gebäcke der
Feiler (aus Semmelmehl) und dem lincliln-ud. Damit stiinnuMi
die Angaben von Fris., Mal., Denzl. 15.5(i— ITHi: ,I'anis
secuud(ari)ns, civilis, autopyros [!| : B\irgcrbrot. haussliv..
Voggentzerbrot by uns genannt, das nächst nach dem wciss-
brot.' In einer Erwägung des Rates von 1.57'2 wird aus-
drücklich gesagt, dass ,der mentsch mit dem voggentzerbrot
vil bass und satter dann mit dem leilerbrot gespyst werden
mag.' Auf der andern Seite sehen wir dem Spitelmeister
i. J. 1.504 die Vollmacht erteilt, da Spital und Almosenamt
das Bereiten ihres Bedarfes, der natürlich im Allgemeinen
in KniMimd bestivnd, selber an Hand nehmen, den öffent-
lichen l'fistern .Kernen zu wyssem voggentzerbrot. etwann
krankenen lüten ald snst zebruchcu, uss dem almuosenamt
ynzuoscliütten.' Ein .Jhdt später (l(id9). da Teuerungen die
Bürger veranlasst hatten, wieder im eigenen Hause Brot von
gröberer Qualität zu bereiten, vernehmen wir die Behauptung,
dass ..ledermännigklich Reiche und Arme das Voggenzerbr..
ob es auch gleich in höcherem Preis, dem anderen vorgezogen,
und also lieber mit einem kleineren und guten, als aber
grösserem und räucherem Stuck Brot sich vergnUcgen wollen.'
Den genauem Nachweis über die Bestandteile des Foggenzer-
brotes erhalten wir durch die Pfisterordnung von 1417 (re-
petiert 1448); .Dass dieselben Vockentzer söllent gerecht
guot brot bachen von gnotem kernen [Dinkel], als dass sy
darundor weder roggen noch gersten mischen. Item dass
die egenannten von den lüten, so sy dann bachcnd, je unter
4ü niutt kernen einen mntt bonen für einen mütt kernen
nemmen söllent.' Nur für W't;/»/''" (halbe Laibe?) durfte zu
gleichen Teilen Roggen unter den Dinkel gemischt werden.
Um die Abrechnung zwischen Bäcker und Kunden zu ermög-
lichen, musste auch das Gewicht der Laibe normiert sein.
Nach der Z Verordnung von 1417 .soll derselben broten
jetlichs wägen 2 kleine pfund und 4 lot.' Dies betrifft das
Zwänzgi-Ilr., d. i. je 20 Laibe aus 1 Viertel (des MUttes)
Dinkel. Es durften aber auch ZiJlini-, />/■»«;/('- und Vkrz;ii-
Laibe ausgewirkt werden. Später (1693. 1700. 17.57) wurden
(auf obrigkeitliche Backproben hin) sorgfältigere Unterschei-
dungen gemacht und k(uistatiert. dass .von K Viertel des
besten Kerneumehls [entsprechend einem Mütt d. i. 1 Vierteln
Kernen] 50, von 5 V2 Viertel des mittehuässigen Mehls 47
und von 5 Viertel 1 Vieriig des geringeren Mehls 44 Vogezer-
brot. jedes 2 Pfund 1 Vieriig schwer, gcliachcn worden.'
Ans der Herrschaft Eglisau wird 1698 das Gewicht eines
.Voggentzerbrotes' zu '2 Pfd angegeben. Als ein Brotlaib
von bestimmter Grösse wird das F.-Br. auch in der bis
1829 gültigen Z Waisenbausordn. von 1771 erwähnt: .ein
Fogenzer Brod [je] Mittag. Abend und Nachts wird vor die
Dienste in 8. vor die Kinder in 12 Stück verschnitten.' —
Das Aufhören der Naturalgültzinse war auch dasjenige der
.Fochenzer'; der Bäcker war nur noch , Feiler' und die ,Fü-
chenze' war fortan feiles Brot, der Name dehnte sich nun
auch auf die Landschaft aus und zwar indem die anfänglich
bloss sekundären Vorstellungen einer bestimmten Qualität,
Gestallt oder Schwere die alleinigen geworden sind. So ward
in Winterthur ,ao 1630 das Vogenzcrbrod, ein neu Gebäck
(leichter als das andre Br., aber von feinerem Mehle I. an-
gefangen', und dasselbe erscheint noch 1751 iu den Satzungen
des Musikcollegiums, indem an der froufastlichen Musik-
mahlzeit den abwesenden Mitgliedern u. A. je ein halbes
,V.-Br.' ins Haus geschickt werden soll. In ZStdt selbst
aber lauten am Ende des XVIIl. die Andentungen über die
Qualität ober geringschätzig (s. JHWas.. Geld S. 48 f ; Mu-
seum 1789 S. 469). Noch in den ersten .lahrzebuden unseres
.Units liess m.an in ZStdt F.-Br. aus eigenem Kerin-n backen,
welches derber war als das gekaufte .llrrieubrod'. — S.
übrigens Das Brot 1868 S. 123 130.
*F(ichenzer; 1. Ibicker. web-bcr das von seinen
Kunden ihm .eingeschüttete' Korn malilen liess und
davon eine bestimmte Anzahl gesetzlicli normierter
Hrotlaibc für dieselljen buk, auch etwa das Mehl als
solches oder zu blossem 'l'eig verarbeitet zurück-
erstatten musste Z XIV.- XVII. l>ie F. durften auch
den Auftrag, das Korn für ilen Bürger zu kaufen, an-
nehmen, in beschränktem Masse Korn vorstrecken und
in Zeiten der Teurung Hri>t vcrUaufen. Sie buken t.
.linde' aus lauter Kinkel zn ■_' l'bl 1 1-ot. I. ^Vl•ggen
655
Fiuli- fiicli. Faclis fiiclis
65H
aus lliiikel uiit Roggen zu 2 Pl'd 8 Lot. Sie waren
schuldig. ,von einem niütt kernen 90 pfund zegeben
[die Feiler nur 80] und das überig, so am mutt über
die 90 pfund turschusst, [sollte] dem v. für syn arbeit,
holz, salz, für und belonung belyben, doch inen ir
alter lohn, als von einem mutt 1 Schilling zuosambt
dem grüsch [Kleie], hiemit nit benommen syn.' Z
Ptisterordn. 1530; 1593. Vgl. Feiler, Klhihäck (anton.)
und Hüsfürer, Hüsbäck. — 2. Bäcker, welcher Weiss-
brot (.Kochenzen') und zwar auf den Verkauf backt
ZWint. 1630 bis Anf. XIX. .-Antonym Hüshnck. -
3. .Brotlaib von halbem Normalgewicht GG."
Mhd. fochinzer. Die fiuheiniischcn Foniien des W. s. ii.
Fuoheme.'— Vgl. Das Brot S. l:iO~U7.
fochenzin: so wie es durch den ,Fochenzer' be-
reitet wird. ,Üass die vochentzer vochentzis brot
bachen sollent.' Z Ptisterordn. 1463. ,Vochenzis' subst.
Ntr. = Fochenzer Brot. S. u. Fochenze.
Focher m.: Fächer A.\Eued. — "UM. jocher aus lat.
fwAtrutx^ Instrmiioiit zum Aufachoii des Feuers. Syii. Wäjer.
Flicllle f: nichtsnutzige Weibsperson LG. — Vgl.
Fllrhth.
Fcclid, Ur-, Ge-
;hden s. Fecli.
Fachs fuchs.
Vgl. auch die iTrujipi! Fn.i
Fachs Fa.r ni., Faxe" (PI.) BU.; Gk; Uw; U; W:
1. glattes, kurzes, borstenartiges Gras, nie recht
grün, das an Abhängen, etwa auch aus Felsenritzen
hervor büschelweise und um Sennhütten wächst; bes.
Borstengras, nardus stricta, oder Knäuelgras, dactylis
glomerata B; Gk; U; W. — 2. Heugras, bes. dürre
Liesche. phleum GnNuf ; Berg- und Wildheu, das spät
zeitig wird und seiner schlechten Qualität wegen auch
etwa bloss zur Streue dient UUrs., daher hier von
einem alten .Junggesellen spottend gesagt wird, er
könne jetzt auf die F. gehen, d. h. er habe keine Aus-
sicht mehr auf Verehelichung. Me bcrehunnt [be-
konnut] äa chkm F., so viel wie kein Heu W. .Vuch
etwa Farnkraut, das zu Streue verwendet wird BBe.
— 3. als PI.: die Rasenbänder an felsigen Halden,
wo das (immerhin keinen geschlossenen Rasen bildende)
Gras gemäht wird GrV., Spl.; in de" F. miljeH.
Mhd. mchs in. und u., Haar, hes. Haarschoiif. — Syu.
zu 1 und 2 : Anni (Sp. 264), Bm-Ht, Fufjij, Gnn-^r, Is* lujrn^,
Hunihhdr, Nätxch, Sojijjc, Wulf.
Gemsch-: Borstengras, nardus W.
fachsen faxen: 1. Flachs od. das von den Fachsen
gewonnene Wildheu fressen, in Fachs weiden, wie
die Schweine tun GrV., Paui. — 2. „den Fachs schnei-
den und zur Streue des Viehes einsammeln BO. ; U; W."
fechsen: eine Manijiulation mit dem Flachs und
Hanf. Nach der F'raucnf Stadtordn. v. 1331 wird ge-
biisst, wer gerösteten Flachs oder Hanf in ein Haus
legt und da zurüstet, ,schwingt, bleuelt oder tichset.'
Es könnte das Hecheln gemeint sein, wobei die zerteilten
Fasern , die sich allerdings einem Haarbnsch vergleichen
lassen, geschlichtet werden. Allein wahrscheinlicher ist obige
Lesung zu verbessern in ,dichset' von drthneii.
Fuchs, Fax — PI. Fügsch Gr — Dim. Fügschi
Gr: 1. das Raubtier. Auf seine rote Farbe spielt
die L R.\. vom ,F., der durch dieKüche gelaufen sei'
(wenn eine Speise angebrannt ist) an. Ähnlich in
AAEhr., wo man, wenn das Sauerkraut od. die weissen
Rüben während des Kochens rot geworden, singt: de
F. ist drüber g' gange". Und eine Z Kochregel lautet:
de F. mues de" Schwans dur"'' d' Hübe" 'zöge" ha",
d.h. die weissen Rüben sind erst dann gut, wenn sie
ein bischen angebrannt (rötlich) sind. Vgl. 2. 3 und
das Spiel mit dem glinmienden Hölzchen, auch die
mythol. Beziehung des Tieres. Auch andere äusser-
lichen Eigenschaften des Tieres spiegeln sich in der
Volksspr. : ,So viel Tag im Jahr, so viel der F. am
Schwanz hat Haar' ZWl. (Schnellsprechübung). F., F.,
de h('(ttst e" guete" Scliucster g'gi"', de liäst de" Borst
im Mfd (Aa Kinderlied). Luege" icie-n-e" F., mit
kleinen, schlauen Augen lauernd beobachten S. Er
wird zum Wetterpropheten, indem er vor dem Eintritt
kalter Witterung billt. J''' liän en F. g'höre" belle":
es wird nn''''mol räch ZO. Billt er im Dez. oder Jan.,
so tritt, sagen die Jäger, grosse Kälte ein. PrTschudi,
Tierl. Man hält ihn darum für eniptindlich und lässt
ihn sagen: .Wenn die Sonne im Winter 7 Mal auf-
stände, müsste ich 7 Mal erfrieren' [indem es beim
Sonnenaufgang am kältesten ist] ZKn. Vor .\llem
aber ist er der Typus der Schlauheit, daher man einen
hinterlistigen Schlaukopf ¥. nennt. Und diese Eigen-
schaft ist unzertrennbar mit ihm verbunden: ,der F'.
lasst wol seine Haar, aber nicht seine Art.' JMev. 1692.
Wen)i de F. prediget, so muess-me" d' Gans i"tue"
[einsperren]. Sulger. Man fürchtet den schleichenden
Räuber, wie sonst seinen Vetter, den reissenden Wolf:
Wxm-mc" vom F. redt, so ist er noch [nahe] oder wit
[iron.] AABb. In der Tiersage übertölpelt er den
Hasen, der durch Einfalt sein Gegenbild abgibt. Noch
das Tierb. 1563 erzählt: ,den hasen betriegt er mit
schimpf, mit im ze gopen [mit Spass, indem er mit
ihm spielt].' Daher noch die Gl RA.: F., biss-mi'''
nüd, ich bi" e" Has [eig. = ich furchte mich, aber
jetzt in übertr. S.: mach mir Nichts weis]. ,Ha, F.,
byss mich nicht!' lässt UBrXgg. (1780) ein Mädchen
zu einer neckenden Kameradin sagen. Auf den ver-
schiedenen Charakter der beiden Tiere bezieht sich
auch: ,Du musst F. und H. sein, dich in alle Sättel
richten und schicken.' JMev. 1692. .Du kannst nicht
F. und H. zugleich sein, auf beid Seiten hinken.' ebd.
Man sucht dem diebischen Tiere mit Fallen und mit
Hunden beizukommen. .Ratsherr zu werden fehle ihm
nicht und auch seinem Bruder nicht, sie hätten aber
aucli datür getan [die erforderlichen Mittel angewendet]
und ilem Fuchse gerichtet.' Gotth. Aber Fuchs muess-
me" mit Füchse' fange" [d. i. List wider List anwen-
den]. Sulger; ursprünglich wörtlich geraeint; so bei
Boner: ,Swer [wer] fuchs mit fuchse fahen sol, der
bedarf guoter listen woL' Vgl. Gr., WB. IV 1 a 333.
Die Hunde wagen sich nicht gerne an ihn, weil er
äusserst heftig um sich beisst (vgl. fuchswild, -taub).
Daher wird in dem Spiele ,F. us-em Loch (od. us-der
HöUY dem F. neckisch zugerufen F., F., biss-mi'''
nit! RocHH. 1857, 29 u. S. 95. .Dann si ouch den ¥.
nit band wollen byssen [weil es ihnen auch nicht so
Ernst war, anzugreifen].' 1521. Ansrir. .Aber er [Herr
von Neuenburg] wollte den f. nicht bissen, sonder
wiche widerumb zurück.' Wurstis. 1580. .Die da Feur
speuwen sollen, wollen den f. nicht bissen.' ebd. Man
freue sich seines warmen Pelzes nicht, bis das Tier
wirklich todt ist. Im Spiele mit dem glimmenden
657
Faclis. t'i'i'lis, Ullis, fii
fuchs
658
Simii ((Jk.. Wli. IV 1 a .">;il/.')) lioisst es ilalier: Stirbt
der F., so ijilt der Bohj, J.eht er lang, so tvird er alt,
Lebt er, *o lelil er. Stirbt er, so st. er, Ist er tod, so
sei er t.. Denn isst er weder Chüs na Brod ZW. Das
Tier sucht den Schutz vor den Menschen in weiter
Abgelegenheit. Wo (d') Fuchs und (d'J Hasen en-
(iiid(ere') (juct Nacht sägcfnjd (oder n'end kv It T.)
bedeutet wie 3 (SO) Stund hiuder Gotterharm eine
gleichsam vnn (iott und Menschen verlassene Einöde,
l'er F. ist auch sorgfältig und klug in der Wahl und
Einrichtung seines Baues. .Lange überlegte und stu-
dierte er [wie machen]; endlich hatte er dem F. ein
Nest gefunden.' Schweiz. Volksfr. 18-18. De'' F. treisst
me als ei" Loch [Ausweg]. Sulcer. Und aus seiner
l!urg liisst er sich nicht leicht heraus locken noch
schrecken; aber de'' Hunger tr'd>t [sogar] de" F. ns-em
Loch. ebd. .\llein obwohl .alte Fuchs bös [schwer] be-
triegen sind." JMev. 1092, heisst es doch wieder die
alte" Fuchs sind no''' all y'fanye" cho" [worden] BS.,
und .wenn der F. zytig wird, so freit [trägt] er syn balg
selb hinzue.' Bossh. Wint. Chr. — Dämonisches Wesen
des F. und viell. Beziehung auf Donar (der Farbe
wegen?) tritt mannigfach hervor. Ungern hat man es,
wenn Einem Morgens zuerst ein F. über den Weg
läuft, denn in ihm. bes. wenn er dreibeinig erscheint,
steckt der verkappte Teufel ; s. Lrr. Sag. 186 und
ebd. 350 die Erzählung vom Fuchse, der nicht ge-
schossen werden kann. Von verzauberten Füchsen
erzählt man eine Sage in GRPr. ; obschon geschossen,
laufen sie dem Jäger, der sie heim trägt, vor seinem
Hause davon und rufen ihm höhnend seine ihm ge-
läufige Verwünschung: .dass dich die Hexen ritten'
zu. Ali'eni'. Nach Roohh. jagt ein dreibeiniger F. im
Gefolge des Türst an Stelle des Hundes. Über den
feuerschnaubemlen, do]ipelten F. s. ebd. 1856, 2, 333
und ebd. S. 393. Dem Glarner heissen, It Rochu., auch
die Alpengeister Füchse; als feldhütende Grenzgeister
dienen sie dem Ackergotte Donar oder sie tragen.
wenn ,F'.' so viel als ,der Haarige' heisst. ihren Namen
direkt darum. — 2. {Fuj<t GnVr.): rotes oder braun-
rotes Pferd, allg. ; auch eine solche Kuh, Schaf,
Ziege; und zwar als Gattungs- wie als Eigenn. Aa ; BO. ;
Gr; L; W. ,Im vierten wagen stuondend schümniel
und füchs.' 1531/48. Zachar. .Equus rufus, Fuchs.'
Denzi,. 1677; 1716. Kothaariger Mensch, der dann als
verschmitzt gilt Aa ; BO. ; Gr ; L ; S ; Z. Syn. Flachs.
Vgl. noch Mür-f. — 3. Name der Feuerglocke
BsLie. — 4. Gewinn durch List, heimlich auf die
Seite Geschafftes S. If Chnechte mit ire Chornchäste-
fiichse. JScHiLD. Mit Cliorn, Eiere, Anken oder dürre'
Schnitze" Fiichsli mache", ebd. ,Es sagt keine [der
Sj)inncrweiber] dem Mann, was sie wirklich verdiene,
alle sagen ihm einige Batzen minder und heissen dann
das hinter dem Mann also Ersparte ihren F., mit dem
sich jede Etwas zu gute tat; jetzt fürchteten sie, das
liatzensparen der Kinder möchte ihnen ihren F. aus-
bringen und kleiner machen.' HPest. 1790. - 5. Die
letzte Garbe, in welcher eine schützenile uiul seg-
nende Kraft verborgen i.st; Etwas davon in die Krippe
gelegt fördert das Gedeihen des Viehs, welches bes.
milchreich wird, wenn es am Weihnachtsabend während
des Einlaufens mit den Ähren der letzten (iarbe ge-
füttert wird. Diese wird oder wurde auch gemeinsam
mit der ersten unter dem Vordach der Scheune be-
festigt, den Vögeln zur Speise. Syn. Mälschrof/el.
Schweiz. Idiotikon. I. rt.
QHygel, Gliicksijarh, Glitckshäiiijifeti, Ifns, Grossmüe-
terli. — 6. Fii.f, Fügschi: der Brotanschnitt Gr.
Syn. Ög.ichi (Sp. 132, 8), Huhel. Scherh. Anhan. —
7. Lederige F. in der RA. zänne" ivie-n-e l. F., vor
Schmerz oder Zorn das Gesicht verzerren S nj. —
8. Name eines Kriegsschiffes der Urner im XIV.
Vgl. Gans; Bär.
Hie zweisilbige Form lioi '2 ist angelehnt an IIiuik''. —
[•ic Vurweudung im S. von 3 wnhl mit Beziehiuig auf das
.rotu' Feuer. •") ist als tieigestiiltiger Vegetatious-Hämon aiif-
gcfasst, der wälirend des Sehneidens sieh endlieh in die letzte
Garbe fliichtct. li scheint den (iegs. zu ö zu bilden; doch
vgl. auch Ausdrucke wie .S'dW.cn/ui/i». der Erste io der
Stube: auch könnte die Benennuug von der Farbe herge-
uiimmen sein. T : der Ausdruck .lederner F.' kommt in dem
.Fuchslied' der Studenten vor: ,So wird der lederue F. ein
Burscli.' Das Verzerren des üesichts erinnert an die (Quä-
lereien, denen die .Füchse', .iungeu Studenten, bes. bei der
Aufnahme ausgesetzt waren. — S. noch Fuhe.
Edel-. ,Tn verschiedenen Gegenden der Schweiz
hat man für F. nach ihrer unterschiedenen I"ärbung
eine Anzahl eigentümlicher Namen, so: Brand-, Gelb-,
Edel-, Sonnen-, Bisam-, Kreuzf., die als mehr nur zu-
fällige Spielarten zu betrachten sind.' FTschi'di, Tierl.
Ofen-: wer am Sylvester zuerst an den Ofen geht
Z. Syn. Ofen/htder, Ofenkatz; vgl. Kuchi- u. Stuhenf.
Gel"- Gel-: 1. eine Spielart des Fuchses, s. Edelf.
— 2. das Spiel F. zum Loch B.
Geld-. Raiipe"-: ein (betrüglich) auf Erwerb
Bedachter G. !''• sig eii G. di'ir'''' und di'ir'''', en Chnorzi.
Peurek 1881.
Kuchi-: wer am Neujahrstag zuerst die Küche
betritt Aa.
Krüz-. .Werdend in unseren landen nit gefunden,
sonder aus fröniden nationen gebracht, siml seer kost-
lich an der gstalt; habend überzwerch einen strymen
wie ein kreuz durch beide vorderen füess.' Tierb. 1563.
Dagegen behauptet Wacn, 1680. dass sie in der Schweiz
zuweilen sich finden und beschreibt diese .vulpis cruci-
gera" als mit einer vom Kopf über den Kücken bis
zur Schwanzspitze laufenden schwarzen Linie, welche
durch eine zweite über die Vorderfüsse laufende ge-
kreuzt werde, ausgezeichnet.
Lämmer-: grösserer Brandfuchs, weil den jungen
Schafen sehr aufsätzig. JXSchnvd. 1782.
Mür-: Schwingelgrasfalter, pararge megiera,
ein Schmetterling von braunroter Farbe, der u. A.
gern an Mauern sitzt Z.
Blau-. ,Der Füchsen befindt man dreierlei ge-
schlecht, nämlich Brandfuchs, Kreuzfüchs und Blauw-
füchs.' Tierb. 1563.
„Bluem-: mit weissen Haaren gefleckter F."
Säug-: eig. die Füchsin in der Zeit, da sie .lunge
hat; übertr. eine zänkische Frauensperson. Spriciiw.
1869. ,Die Köchin ist wie ein S.; wenn man unter
der Türe steht, riskiert man. dass sie Einem in die
Beine schiesst.' Gotth.
Schnei-: Schüler, der von seinen Kameraden .\llcs
ausspäht, um es den Lehrern zu hinterbringen Z.
Stuben-: wer am Sylvestermorgen zuerst die
Stube betritt Ar; Scii; Scinv; Zr,; Z. Wer z^ erste' -
hotts |zuerst| i" 's Schuelhüs .schlicht, kriegt Stubefuchs
:iim Titel '/..
559
Fachs— fuchs. Facht — fiicht
6t)0
Mau kiiiiut.u ilun Si.- luml Jeu (>/■«-! f'. vuui Hfgriff Jos
huiiulii'lieu Sclileicliors aus ei-kläreu, wie der uliigc Vers es
iitlenliar aucli mciut; allein der .Pflugstfuclis' ist .der Letzte
au I'Hugsteu' u. F. j die letzte (jarljc.
Katzoii-Gefux n.: ]»urclieinander Bs.
fuchsen (-.(-): I. intr. 1. dem F. Fallen legen,
Füchse fangen oder scniesscn B; Z. — 2. wie
ein .Scliulfuchs' durch Angeberei, freiwillige Ar-
beiten, devotes Benehmen das Wohlwollen der Lehrer
zu erlangen suchen Z. — 3. fii.re: „den Mädchen
nachjagen" und Unzucht treiben Si-h; W. —
4. „angebrannt riechen LG." Vgl. Fuchs 1. —
5. um die Wette nähen oder stricken, so dass
z. B. eine gewisse Zahl Maschen, Stiche, Nadeln als
Ziel gesetzt werden Th. Syn. Hästi Jane"; fechten.
— II. tr. 1. mit Sach-Obj.: „Kleinigkeiten, wie
z. B. Naschwerk listig entwenden LU." Etw. eireg f.
G. - 2. persönlich, a) fiixe' : necken, reizen,
zum Besten halten, überlisten, betrügen; plagen, ijuä-
len, durch Spott, Nergeleien. allerlei Zumutungen,
Schelten Aa; Bs (./■ auch BsLd); B (r); Gr; L; G; Scn;
SciiwE.; S; Th; Uw ; W; Zg; Z. !'■>■ due" d' Buehe"
iierii e Bitzeli f. dermit Bs. En Hund f. Zu. Kineni
in der Schule, an einer Prüfung mit Fragen zusetzen
GSt. In Versuchung bringen GnVal. Auch unpers.:
CS- fuxt (fiuet ScnNnk.) »«»'''', es ärgert mich, ich
schäme mich Aa; Bs; Sch; S; Uw; Z. — b) (durch
Quälereien) herumtreiben, verjagen. .Mit tröwung,
sy in kurzem uss dem klosterMury zue fuchsen.' HBull.
1-572. ,Als der Grav an die Letze zogen was, ward er
unsuber von dem Landvolk dannen gefuchset.' ebd.
Bod. I 3 erklärt sich aus der Hitze, mit welcher die
uiüuulielR'U Füchse die Weibchen verfi>lgen, so dass sie sich
darüber sogar fangen lassen. 5 ist der Jagd entnommen.
Zu II 1 vgl. Fncits 4. 2 a wird zwar fast durchweg mit .r
gesprochen, auch wo sonst die Lautverbindung /s gäug und
gäbe ist: diese Ausspr. führt von der Abi. von Fuchn ab.
doch in UwE. hört man fnjse und die Begriffe lassen sich
w(dil auf den F. zurückführen, der unmenschlichen (Quälereien
viui Weite der Jäger ausgesetzt ist. Ilie Bed. des Betruges
entwickelt sich aus derjenigen des Vexierens, kann aber auch
selbständig auf der Vorstellung vom listigen Raubtiere be-
ruhen. St. 's Angabe _das Geschäft eines Pädagogen treiben
(Burschenspr.) Aa; B" wird, weil er dieselbe unter die trans.
Bedd. setzt, heisseu: die Schüler mit übertriebener Strenge
behandeln. Jedenfalls bezieht sich die Bed. 2 b auf den F.
und seinen Bau. — S. noch ftu-eti.
ab-: obstuprare L (Ineichen). Vgl. fuchsen I ,3.
u s - in dem Ptc. iisrf fuchset, usg'fiixt, von einer
gemeinen Dirne „Ap; L;" W.
Fuchser (-./-) m. : 1. „Jagdhund für Füchse
A'ÜKTE." — 2. „Mädchenjäger Ai'; L."
Knollen-: ilicker. runder Töliiel L. — ('//«..//(hat
die gleiche Bed.
Burrli-: schlecliter Wein Z rS.
Her Wein als (Quäler des Uaumens. und Magens; linnli
dient zur Verstärkung des Begriffs, vgl. bnrrU-nmnler. Per
.\usdruck ist aber eig. nach dem syn. I'tn-rJi- (Türli-) (lUfer
gebildet.
Pfennig-, Ra])pe"-Fuxer: Geizhals G; Th; W.
Vom \\}. fuchaen in der Bed. II 2 a abgeleitet. Einer, der
sclum um eines Pfennigs willen Andre quält, od. der Pfennige
zsrafft, wie der F. überflüssig(! Beute, welche er irgendwo
verscharrt. Vgl. /'«./i« 4,
Geselle"-: der grijsste .Nuthobel' Aa.
Als unbequemes Werkzeug, das die Arbeiter .fii.xt', iiideiu
es leicht aus der Kinne springt oder an einem .Vst aust^issl
und stecken bleibt, auch mühsam zu handhaben ist, indem
es i — 6 Hände erfordert.
ge-fuchset {-x-): fuchslärben. riJtlich GWe.; U.
fuchsig: 1. schlau Uw. — 2. „auf den F. er-
picht; von .Jagdhunden, welche lieber den Füchsen
als den Hasen nachgehen." — o. „angebrannt, von
Gemüse LG." — 4. ärgerlich, verdriesslich (obj.)
Bs. — Zu :i vgl. F. 1. 4 vom Vb. (112 a| abgeleitet.
füchselen: nach dem F. riechen. Dial. 195.
füchsin: vom F. herrührend, von Fuchsjielz ge-
macht. ,Ein f. teckli [Decke]. F. füeterli [Futter].'
XIV., L Vogtrechn.
Facht I s. Fach Sp. 637. An-Facht s. b. an-
fechten.
Facht II Ai"H., M.; GStdt, T.; Th; Z. l'f^cht
ApK. tw.; „B"; Gl; Gr; GA., 0., Wa., Fach Sch; Z
— f.; ,n.": I.Vertrag, Satzung. So diejenigen von
Alpgenossenschaften, die im XIII. dem Klo.ster Muri
zinsptlichtig waren. Argov. II 38. — 2. die amtliclic
Kontrolierung von Mass und Gewicht; das
konkrete gesetzliche Mass selbst Ap; „Gr"; GStdt
(nur mit Bez. auf das Brotgewicht). .Gemeinden,
welche eigene F. haben.' ApA. Verfass. 1854. .Die
Jahrzahl der vorgenommenen F.' ebd. .Sowohl für
die trockene als nasse F.', d. i. für feste Stotl'e und für
Flüssigkeiten, ebd. .Khyntaler mt'ss und vacht(e|.'
1463. .\btei G. .Sollen die vacht und omen in kupfer
machen.' Rhkint. Rebiirief 1471. Syn. s. Icli Sp. 73/4.
Fäclitli n. auch das Eichzeichen Ap. — 3. das
rechte, gehörige Mass. a) (subj.) „die Fertigkeit
richtig abzumessen. Von einer Köchin, welche bald zu
viel, bald zu wenig nimmt od. gibt, sagt man, sie habe
keine Pfacht Gr." IJh käst aa"'' gär kei Pf., bist ein
Nimmensatt, hast kein Mass im Genüsse Gr UVatz.
Es hat kei Pf, hat kein Mass GO. Syn. Fecht. —
b) der zugemessene Anteil an Speise und Getränk
Ap; „B;" GA., T., W. Er trinkt sl F. nüd G. Gerne
in dimin. Form. Er hed (j'rad asa 's Fächtli möf/a, ver-
mochte knapp die ihm zugeteilte Portion zu bewältigen
Ap. .Demensuni. porz oder pfrüendle oder bestinipt
mgss, so man yedeni knecht für sein narung all monat
gab, die vacht (vaacht).' Lasvp. 1537; Fris. ; Mal. und
darnach Denzl. 1677. — c) (auch P'ach Sch; ZStdt
neben Dim. Fächtli) das zugeteilte Pensum, Tage-
werk, auch selbst bestimmtes Ap; „B; L;" G (f. u. n.);
Sch; Th; Z (f. u. n.). P'' han es F. z' mache" G. / miiess
mache [mich sputen], * ha" e grössi F. oder i ha" d' F'.
TuTäg. P'' han iez ml" F. (d' F.) Z. Nüd mc tue"
as 's Fächtli, als Einem obliegt; aber auch: als seine
Kräfte erlauben Ap. Es nachtet under de" Bänke",
Die Bliebe" müend gu" tränke", Und u-enn die Meilli
's P\ich nüd händ. Sc mOend-s' a" d' Biie.te denke".
,.\bsolvere pensum, die vacht spinnen.' Dasvp. 1537.
.Die facht, werkstuck, lern.stuck: pensum, pra?scriptum.
So du nu)rn dein facht nicht kannst, si cras pensum
tuum nescis.' Reh. 166'2. .Vacht. t;igwerk. pensum.'
Denzl. 1716. .Gebet ihm von Tag zu Tag grössere
Fache auf und gewöhnet es so, nacli und nach sicli
661
Facht, fecht, ficht, focht, fuclit
662
anzustrengen.' Hiktendkiefe 1777. .Syn. Acht Sp. 80;
Haxt; Tagnun. — 4. das in bestimmten Fristen Wie-
ilerkehrenJe; die Katamenien. , Einer wirt gfraget,
wann sein Frauw gstorben sei; der antwortet: eben
umb die Zeit, da die vveiber d' f. ghan band.' Schimpfr.
1652 (Vexierbescheid). — h. Abwägung von zwei
einander entgegenstehenden Möglichkeiten. Es hed
d' F., ged 's [ob e.s gebe] morn guet Wetter; dass der
Zug e Brosttüechli geil, zu einem (iilet hinreiche Ar.
Vgl. fachten. Syn. es miiess irellen. Vgl. .auf der
Wage stehen', fraglich, zweifelliaft sein ; .einander die
Wage halten', an Kräften gleich stehen.
Mhd. pliiilii f. (i"-li ^^1"'- i'Ik'IiIii f., Gesetz; Vertrag;
Zins, nhd. .Pacht', aus pacta, liem PI. des \&t. jMcItim. F für
und neben pf wie in Flümc, Femchi (Pfirsich), oder aus
Deutung von P/acht als d' F. und aus Aulehnuug an Fach.
Das sächl. Geschlecht, welches mitunter gehraucht wird, ist
dem Facht I resp. Fach abgeborgt. — Für die Bed. .Zins'
bildet Redinger die Verbindung zw. AMhd. und Nhd. mit:
,die pfocht, facht, gülte, pensum, demensum, tributum.'
— Vgl. auch noch Ficht; Ficht; Fncl: — Syn. mit 3 h, c
ist Pfcmmvt.
Ge- Gfacht = Facht 3 h u. c GStdt. F. Alli Tag
si"s Gfächtli trinke".
Mueter-: Originalmass. .Nach den in den Ar-
chiven liegenden Mutterfachten reguliert werden.' ApA.
Verfass. 1854. — Nach nhd. .Muttermass' gebildet.
ßrod- f.: Kontrolierung des zum Verkauf kom-
menden Brotes nach Gewicht und Güte. ArA. LB. 1837;
Verfass. 1854.
.Facht, F6cht', Ficht f., Pflicht n.: 1. gesetz-
liches Mass GlH.; G Ratssatz. 1504/3'2. .Ficht und
Gewicht', obrigkeitliche Bestimmung von Mass und
Gewicht S 18t)8. ,Die soiid den zechenden [zur Mes-
sung] in des kellers hus füeren und mit verbunden!
sack dannen farn und was veclit und wannen lät
[durch- oder zurücklassen], das ist eins kellers.' Hofe.
Lunkofen. — 2. a) obj. der einer Person rechtmässig
zukommende Anteil. Hest dls Pf? Bis [sei] z'fride,
du he.'it dls Pf. Gl. — b) subj. die Fähigkeit, Mass
zu halten. Du hest au''' gar keis Pf, kannst nie
Mass halten Gl. Eine Köchin, die mit Butter usw.
geudet, hat keis Pf. ebd.
Abgeleitet vom folgenden Vb. Über die Form Ficht s.
ebd. ,Das vicht und gewicht besichtigen.' Sulz c. Zurzach
11)70. BrauchB. Kadelb. 1671. — Syn. Facht.
Ge-fächt n.: 1. ,üas Aichen oder „Rechtfertigen"
der Masse' Bs (Sprenh). 's Gfecht ist richtig. Hebel.
Das gesetzlich festgesetzte Gewicht für das Brod Gl.
,Dem Pauli Goldschmid sollen die waagen und das
gfecht überantwurt werden, so er werschaft macht.'
S(.:h Ratsprot. 1536. ,Verkoufte jemands salz anders
dann mit dem rechten mess und gevechte.' Stadtsatz.
Thun 1539. — 2. rechtes Mass im persönlichen Ge-
brauch. P'' ha" mls Gfächt, genug, z. B. getrunken
Gl. Syn. Pfemmet.
fachte" Aa; Ap;Bs; Sch; S; „Th;!!;" 7,, pf ächte»
ApK. tw.; „B;" GlH.; Gr, fichte- ApK. tw.; Gl; G; S
— Ptc. g' facht, pfächt Ap, pfächtet Gr; GA., y'ficM
Ap; S, g' föchte« Aa; Bs; B; Soh; Z — 3. P. Sg.' /Vic/((
Ap: 1. Getässe mit den obrigkeitlichen Massen in tlber-
einstimmung bringen, bezw. sie danach bezeichnen
GlH.; G; S; und zwar insbes. mit Bez. auf a) Trocken-
mass und Gewicht Aa; Ap; Bs; (Jk; ,.Srii; 'i'n; Z."
.Vom Kiclitcn der Masse und Gewichte.' ApA. Verfass.
185 1 ; ,gehclitet.' ebd. neben .fachten'. ,Das Reglieren
und Fechten der trockenen Maasse.' Z Gesetze 1806.
Syn. eichen, ichten. — b) nasses Mass Aä; Gr; Sch;
,U.' Syn. .ahmen', sinnen, heilen. In Ap pfächten von
kleinen Gläsern, dag. von hölzernen Trankgefässen
meist Ichten; in Bs fachte nach Seiler: Weinfässer
ausmessen und bezeichnen (nach Spreng dafür sinne,
f. dag. nur von Trockenmass, z. B. auch von der Elle).
.Die Zunft zu Weinleuten focht das Sinngeschirr
des Rats.' POchs. .Das Fechten der trockenen Masse.'
Z 1806. .Die Fruclit- und Weinniasse zu eichen, zu
sinnen, zu fechten.' Hebel. .Die wynmes sollen ge-
füehtet werden.' Umgcldtarif Z 1376. .Die selben
mess, so dann einer brucht. alle jar zwei mal zu
fachten by des lands mess.' 1501/44. Si:hw LB. ,Es
soll kain wynschenk kainen wyn schenken dann mit
aineni becher, der in jars frist gefacht sy.' Offn. Gott-
lieben 1521. .Yseno stein [Gewichte], so bi uns ge-
fechtet und verzeichnet, bruchen.' 1530. Egli, Act.
.Wer hat die wasser mit seiner gouffen gfochtenV'
1531. Jesa.7. = .m. s. holen bände gemessen.' 1667.
.Sein sinn oder fächung soll nach dem Homer sein.'
1531/48, Ezech. = .sein mgss.' 1667. .Die viertel, vier-
ling und müsslin und das wyngeschier fechten.' Sch
Ratsprot. 1547. ,Von jeder ungevechten mass od. ge-
wicht.' 1548, B. , Eichen, sinnen, fechten: mensurare.'
Red. 1662. .Gefächtete (ao 1530. .gefoehtene.' 1583)
und geschworne Wagen.' Z Pfisterzunft. En g'foch-
teiie Schoppe, voll gemessener Z. E" Trinker i.H niid
g'fochte" AaZ. Ung'fochte", icie ne Pfaffcsack, unge-
raessen, unersättlich Bs; vgl. u. 2?o(fe». — 2. „prüfen,
vergleichend untersuchen, phys. und moral.; Comp, er-
fechten Sch; Th; Z." .Ist die Milch auf diese Weise
gefacht, d. h. gewogen.' Steinm. 1804. — 3. den Unter-
gebenen (Dienstleuten. Kindern) ihre Speise und
Trank zumessen „B". Ich hi" p) facht, ich bin satt
GA. Vgl. Facht. — 4. das rechte Mass treffen, bei
Speisen. I ha'sgrad chönne f. Ap. — 5. reciprok:
im Wettstreit einander die Wage halten. Si fächtid
grail denand [einander] Ap. — 6. unpers. refl. Es
facht si"'' = es hed d' Facht, steht auf der Wage, ist
die Frage, zweifelhaft, z. B. öh er wider chumid Ap.
Dazu das Ptc. g' fecht adv. = kaum (knapp gemessen)
.\p; 'fiyn. g'scIiniDiiC; h'sclmtitten. — 7. bildl. sprich w.
Anwendung viell. von /'. = obrigkeitlich messen ist die
RA.: nm das ist nit (vil) g' föchte = das wird nicht so
genau genommen, darauf soll es nicht ankommen, es
liegt nicht viel daran ß; FMu.; S. 's isch um-enes
Schnüerli nid gfochte, es liegt Nichts dran, ob man es
ganz behalten kann oder aber zerschneiden muss B.
Um es par Krone" ist 's de"" nit g'fnchte, ve""-me"-se
het. GoTTH. .Um 's Hüsli und die paar Bohnenstauden
ist nicht viel gfochte.' ebd.
Mhd. pfrchtcn, prüfen, messen, eichen, und jifachtcn, ge-
setzlich bestimmen, ermessen; beide Vba aligel. von jißtcht.
Unsere Nbf, //cA^n l)erubt auf Vcrweclislimg des umgelauteten
Järhtrn mit dem starken ./i't/idii, daher auch das starke Partie,
.gefochten', gemessen, häufiger als das riclitigere ,gefäehtef'
(.gefiehtef). S. noch Ficht und Facht. Neben fachten gilt
aiudi das daraus gebildete fcchn (s. d.). , Fachen' aber ent-
stand aus unriebtiger Auflösung des sync. Ptc. .gofilcht',
d. i. .gefächt't'. - Bed. .') u. T berühren sich mit ß-chlen,
kilinpfen. und diese Nummern gehüren viell. dorthin.
ge-: das Gefacht bestimmen od. vollziehen. .Beim
Gefäcliten und Sinnen der Fässer und Maasses.' Gl
LB. 183,5.
Ö(i3
Kaclit, IVclit, ticlit, fui-ht. fiu-lit
ÖGI
Fiichter Ar; „Seil; Tu;- /.. Fühler (>i. in.:
iler voll der Obrigkeit zur Prüfung und Zeiclinung von
Mass (bes. Trocken-) und Gewicht bestellte Beamte.
.Pächter oder Eichmeister.- ApA. Verfass. 1854. In Z
gibt es neben dem Slnner für das nasse einen jP. für
das Trockenmass, auch einen .F. der Holzkloben.' Für
den Wein hatte das Kloster (j einen .Iclitcr oder
Fachter.' Vad. .Der Fechter oder Sibmacher soll die
Korniness erdauren [])rüfen| und mit dem Stadtzeichen
liezeichnen.' Mem. Tig. 1742. .In den stetten haltet
man gewicht- und mass- und elnstabschouwer und
fiichter.' Vau. (jeschlechtsn. in Bs wie , Sinner' in B.
Viertel-: der das Trockenmass (eig. ,das Viertel'
usw.) zu bestimmen hatte Z XVIII.
Landes-: der von der Landesobrigkeit für das
ganze Land bestellte F. ApA.
„Fächti f.: Eiclimass Sch; Th; Z." Syn. Fecii.
fächtlen: eine erhaltene Aufgabe ausfüliren (beim
Stricken) TnSteckb.
An-Facht. Spiegel-Facht s. aii-fi'clitcH, spieijel-
fechten.
ein -facht udgh; fachten s. -fach; fachen.
fachten: mit einem Licht unvorsichtig hin und
her fahren Bs (Seil.). Syn. fuchtlen; faclkii.
Gefacht s. Gefach, ein-fächtig usw. s. -fiichkj
(Fach).
' techteil (hebten) — 3. P. Sg. meist ficht (et), doch
fechtet W - Ptc. meist g'fochte' (s. .\nm.): 1. sich
ängstlich bemühen; eifrig arbeiten; sich beeilen
Etwas fertig zu bringen, zu erreichen B; Ndw; Z.
..Er flehtet früeh und spat, ist ohne Fnterlass den
ganzen Tag geschäftig." ,Du fichtes fruo und spate',
sagt die Fliege zur Ameise. Boner. !''• han iez afe
[bereits] lany dran tf föchte" BSi. /;• xoerded s' fechte"
ha', tcenn-er fertig werde" iriH [wollt], ebd. Mer
muend [müssen] fechte", ice""-mer ',« Heu wenä [wollen]
r(n--em Regen le [hinein, unter Dach] bringe" Z. iler
hiirid g'fochte", so ril-mer händ möge", ebd. Du fichtist
aiv'' mit Lese", du liesest eilig Z. Und si lismet druf
his und ficht, als hätt .« 's verdünge". MUsteri. .Einmal
kam der Nachbar zu mir mit der Bitte. Nachts nicht
so lange zu f., sein Güggel [Hahn] möge es nicht er-
leiden.' GoTTH.; gemeint war eifriges Geigenspielen.
.Mancher hat mich wollen und grausam [gar sehr]
gefochteu mit Zärtlichkeit.' ebd. ,Wenn Abends die
Knechte schon lange im Nest sind, so fichten-i''' noch
in der Küche und wasche ab oder helfe der Mutter
■/.' Morgen rüsten.' ebd. ,Do ich in disem vehtende
was', mich damit abmühte. Niol. v. Bas. ,Manibus
tendit vellere nodos, er zerrt, ficht, arbeitet sich.'
Fris. Von den unwillkürlichen, zuckenden Bewe-
gungen Sterbender: .Focht er schon mit erstorbenen
Gliedern.' UBräoger. Lebhaft gestikulieren beim Pre-
digen oder Selbstgespräch W. D' Hä>idli fechtid öni
liue. UsTERi. Mit Etwas f.: sich berufsmässig oder
sonst eifrig mit Etwas abgeben, zu tun machen oder
haben; eine Arbeit, ein Gewerbe betreiben B; FMu.;
SciiiLU. iV hül mit Tubak g'fochte FMu. D'r Vetter
liel lig-n-is [bei uns] g'n-oiit: er het mit der Midi
g'fochte", d. i. unsere Mühle verwaltet B (MWalden).
1''' ha" noni [noch nicht] eil mit-em Sjiiegel gfochte",
mich mit ihm abgegeben B. .Die Wirtin suiiiiete eben
ibre Betten und focht | b:uili.Tte| mit Schlichti.' N.
B Kai. 1840. .Im Garten Hess man es mit dem Maien-
zeug f. [die Blumen warten] und zur Not Kraut säen;
aber auf 's Feld wollte man es nicht nehmen.' Gotth.
,Mit diesen [Schulkindern] Hess mich der Schulmeister
f.' ebd. , Lisch focht ganz ungeniert mit ihres Mannes
Geld.' ebd. Auch: Medizinen _oder chirurgische In-
strumente anwenden. ,Anne Bäbi focht mit Melisse-
thee, so streng es mochte, aber es half Nichts.- Gotth.
(Mit einem Instrument in einem erblindeten Auge)
Ojijiis fechte, irgend eine Operation versuchen. Etw.
vornehmen. Schild. Zuweilen statt .mit' ein Adv.
Ussefert [auswendig] chönn-me" nit helfe", mi" müess
innefert fechte". Gotth. .Eltern vermeinen, es sei wol
gefochten, wann sie nur vil in sie [die Kinder] schoppen
[stopfen] und stossen mögen.' F'Wyss. Weyhn. 16."jO.
Miteinander f.: um die Wette arbeiten, bes. v.
Mädchen beim Stricken, Strohflechten u.a. Arbeiten Sch;
Th; Z. .Und ilt ainer nach dem andern dar und vächten,
dass si zue dem tod kämind.' Z Chr. Formelhaft ver-
stärkend verbunden mit der Form flehten: „Man kommt
mit dem Fichten und Fechten nicht weit, d. i. mit
übermässiger Eile." Er flehtet und fechtet, bemüht
und beeilt sich aufs eifrigste. Schild. Eefl. absolut:
sich anstrengen. Tue-di''' nüd n.s.i f. Ap. — '2. sich
lebhaft bewegen; mit Ortsbestimmung: wohin eilen;
mit Angabe eines Gegenstandes: nach Etwas streben.
.Die fachten nach keinem andren end, dann dass sy
üwer verderbung verfolgen [= erlangen].' IhST, Aesch.
.Wir fechtend und zahlend umb das zytlich.' Giialth.
1555. .Tendere: reisen, gestrackts etwanhin fechten
oder eilen.' Fris. .Ficht an das selbig ort, so fast
[schnell] du magst.- Vogelb. 1557. .Darein [in die
Kürbis] wirt ein grosser käfer geworfen, welcher, die-
weil er stäts herauss ficht, ein wild getön haben wirt.-
ebd. .Interdictis aquis imminet ajger: das im verbotten
ist, darnach ficht er.- Fris. ,Dyn fleischlich herz ir
[einem wyb] nach fic'nt.' UtzEckst. ,Und dieweil etliche
nach solchen Pfründen sehr fechteten.' Wurstis. .Hatt
ain ersarae oberkait zuo Zürich nach sprachenrychen
raänner[n] gefochten.' Kessler. ,Und sich oft kümer-
lich [kaum] lassen durch Leybs Schwachheiten von
denselbigen [den Predigten] abhalten; ja sie haben auch
im Todbet in die selbigen gefochten.' RSchwarzexe.
1607. , Fechten, eilen, fretten, strütten: festinare. pro-
perare.- Red. 1662. .Er fichtet und sahnet sich nach
solchen Anläsen.' Ulr. 1727. Auch mit Abblassen des
Begriffs der Eilfertigkeit, übh. Richtung auf einen
Punkt hin nehmen ZO. Von Naturkräften: ,Sy fech-
tend obsich wie das für-, streben immer weiter. HBi-ll.
1533. ,So bald die Element äussert ihrem natürlichen
ort sind, fechten sie wiederumb an ihre örter.' JZiegl.
1647. ,Die Höll mag ihren Schlund noch so auf-
spehren; das Feuer derselben noch so gegen ihm
gleichsam hinauf fechten.' Ulr. 1783. ,Die Flamme
flehtet aus einem Gemach in das andere.' ebd. ,Die
Flammen haben denen Stegen zugefochten.' Monatl.
Nachr. 1755. Unpers. obsi''' f., v. Atembeschwerden;
Es het-em lestig oh.^i g' fechtet U (Syn. Es ist im starcli
uf 's Herz cho"). — 3. streiten, zanken. Si fechtid
e chli" gegen enandere Ndw. Ringen GRObS.; Syn.
.stechen. Disputieren: .V^iele Katholiken dürfen sich
auch zum F. [mit Protestanten] frisch präsentieren.-
J.IBreit. Z' fechte" cho", vorwärts kommen, im Kampf
ums Dasein, in der Concurrenz: Syn. z' Schlag oder
e' faren cho". eig. zum Schlagen an die Reihe koinnii-ii.
(!(;.-,
Faclit, feclit, fidit. i\<M. hu-
666
einen Vorteil erreichen Aa. Unters.: Kt /iclitcf mit
im, er kämpft mit sich, ist unentschieden 1! (auch
Id. B). jBs fechtet ml''' [es ficht micli an, ich hin
versucht], i'* well-d'r Ei\^ ge" [dir einen Schlag zu
versetzen] Ndw; häufiger anfechten, s.d. — -1. betteln
AaF.; Gr; Z. Ach du yiil» Gott in slnem BicJi, Wie
(/'seht das Fechte" dem Bettle' .so yllch! sagte hinterher
das Bettelweib, welches der Handwerksbursche bei
8eite geschoben hatte mit den Worten: .Oeh sie weg,
Bettelweib, ich will 1'.!' Von einem .walzenden' Ge-
sellen sagt man scherzweise: die hallii Z'd ficht er
und die midri duet er bettle AAZein. ,l)ie handwerks-
bursch haben sich des fechtens zu enthalten.' B Mand.
1701). .Die Handwerksgesellen, abgedankte Soldaten
[usw.] soll man anhalten, dass sie des zudringlichen
und unverschämten Fechtens sich müssigen.' Z Mand.
17S7.
Mhd. vPlilen, in beständiger eifriger Btiwcguug nach einem
Ziele sein, streben, ringen. — Zu der (klingcndeul Verbindung
ßfliten und J'tchten Tgl. uhd. .mit Sing und Sang' u. ä., mhd.
«■igen und icayrn, hin und her schwanken. Das schwache
Ptc. ij'ßcktet Gr Val. in der Bed. .gebettelt'. Diese letztere
Bed. ist urspr. von herumziehenden Soldaten |bes. nach dem
SOjährigeu Kriege) ausgegangen, welche ilire Fechtkunst um
field sehen Hessen : dann auf die ihnen nahe stehenden wan-
dernden Handwerksbursche übertr. Die Bed. ,mit Waffen
fechten' Ist sonst nicht volkstümlich. Vgl. noch FiThtis:
Ftnhthruedef, -schuel. Vgl. auch fachten Sp. 6G1 und ferhden
Sp. 64G, mit denen es sich in Formen und Bedd. berührt.
ah-: (refl.) sich bis zur Ernmdung anstrengen,
abmühen Ai- (Ebel). ,Daz sy über statt an den berg
yltend und sich abfachtend. insonders die nit wol zuo
l'uoss und mit harnesch beschwaret warend.' HBull.
1572. Auch bei ÄgTschudi.
über-: (reÜ.) sich vermessen Ar. Sieh übereii'ern:
.So voll flannnender Begicrd zu predigen, dass er sieh
überfieht, überstrudelt.' UBrXhher 178'2.
an-: 1. mit pers. Subj. a) mit pers. Obj., an-
greifen, kriegerisch. .So facht der Kaiser das Küng-
rych Ungeren an.' Ansh. Angehen, mit Bitten. .Durch
bitt ward ich gefochten an.' Genüenu. GM. ,Conflictare:
anfechten, plagen.' Denzl. 1077; 1716. .Also soll ein
chri.stlieher eeman syn wyb ouch nit fuossen, südlen
und nienerfür haben [geringschätzen], darumb das sy
ctwan unberieht oder sust angefochten und verjäraeret
ist.' HBüLL. 1540. — b) mit sachl. Obj.: einen An-
spruch auf Etw. machen. ,Wir wellind niemer-me a.,
das wir die pfruonden, so wir besitzen, unseren kinden
übergebind.' Zwingli. — 2. mit sachl. Subj. resp.
unbest. es: a) Einen gelü.sten; in Versuchung bringen,
i'.s ficht mi''' a", dies od. jenes zu tun: ich spüre Lust,
Reiz; es juckt mich Aa; „B; Vütre; S; Z." Das
flehtet mi"'' nit a" W. Die Chriesi [Kirschen] liänd-
iiii''' a" ff fechtet, ebd. Es facht {fach Aa) -mi"' {Hecht,
leicht) a", t gäh-dr en Örßg, ich hätte nicht übel
Lust, konnte leicht zu dem Entschlüsse kommen, dir
eine Ohrfeige zu geben ZHirzel, Kn. ,Es mag ouch
ein jotlicher waldtman gremplen [Handel treiben], wor-
mit er will, welichen solichs anhebt und er 's vermag.'
1572, SenwK. Waldstattbuch. Syn. vergännen. — b) an-
gehen, berühren, botretfen. Das ficht-mi nüd a", lässt
mich gleieligültig, mir ist daran Nichts gelegen GF.
Syn. figgeii. angefochten: eifrig, ]]arteiisch. ,So
ist Gott ouch nit vorteilig und angel'ocliten. wie wir
arnicM iiicnschen. das er uiilirilarlitcr wvs uss gunst
oder Ungunst handle.' Gualtu. 1550. ,Syne reden
wareiul nit ein ordenlicbs disputieren, sonder ein an-
gefochtes schryen.' Grob 1599. — Angefochtni f.:
Eifer. ,Vor Nyd, Hass, j^ngefochtne und anderen
Lastern.' LLav. 1576. .Es redind die prediger us an-
gefochtne mer, dann Gott inen befolhen habe.' Gualth.
15S4. -- An-Facht .■{/'. f.: Anfechtung, heftiges Ge-
lüsten. Das Jagen, Spielen ist eine A. B öO. — Be-
wahrt dem uhd. Prät. .focht gegenüber den richtigem Voc.
— a"fechtig: 1. neckisch, händelsüchtig, wie junge
Leute es oft sind Aa. ,Mit anfechtigem Maul begabt.'
GoTTH. — 2. unternehmend, tätig, arbeit.sam B;
ZKn. ,Ein klein, aber anfechtig Bürschchen.' Gotth.
Syn. angriffig. — 3. unzufrieden, den leicht Etw.
anficht, dem innner Etw. mangelt Z. — Anfechtung:
1. sinnliclie Begierde. .Das sy nit nach dem wort des
Herren sich vereelichetend, sunder iro anfechtungen
folgtend: dann die anfechtung und nit Gott hatt .sy
zuo.sammengefüegt.' HBull. 1540. .Dass sie aus eitler
a. eigens geniesses den habenden clöstern nit wenig
übertrangs antuon [angetan] habend.' Vau. ,Ubi libido
veniet nausea;: wenn in [ihn] ein a. zeerbrechen an-
kumpt.' Fris. Anderweitiger innerer Antrieb. .Weder
fründschaft. gunst, noch andere sondere anfechtungen.'
1571, S Woch. ,Nit us eigner a. oder us ime selber.'
GüALTH. 1584. — 2. Parteileidenschaft. .Damit
niemand vermeine, ich schrybe us a.' LLav. 1500,
= ,Verbunst und Religionshass.' 1670.
er-: 1. Etwas durch .Fichten und Fechten' früher
vollenden, als sonst geschehen wäre Z. — 2. erobern.
,Die stat Jericho gruntlichen e. und zerstören.' XIV.,
Marcus von Lindau. (Übersetzung von expugnare.) —
3. erbetteln, von Soldaten. ,Die SoMaten hatten
ihr Tractament nicht, einige von ihnen hatten den
Hrn. Hauptmann umb Erlaubnuss gebetten, auf die
nächsten Baurenhöf zu gehen, umb ein Stuck Brot
zu e.' Kriegsrecht 1704. — unerfochten. .Bis [sei]
im wie ein unerfochtner spiegel und wüss, das er nit
bis ins end rosten wirf 1531/48. Sirach. — un-
erfoehtlich. ,Ineluctabilis: unerfochtlich. unüber-
windtlich.' Fris. 1568/74. — Bei Mal. .uuertorcbtlich'.
ÜS-: 1. mit .\cc. S., einen Handel «., zu Ende
führen und die Folgen tragen B. — 2. mit Acc. P.,
enand u., mit einander in der Arbeit wetteifern Ai-
Schöngr. Di''' will-i''' usepfächte" [beim Rätselaufgeben
überwinden]. EFeurer 1881. — 3. (intr.) heraus drin-
gen, streben. .Geschieht gern, dass was eingeht zum
einen ohr, al.sbald widernmb aussticht zum amleren.'
F Wvss. Neujahrspred. 1650. IJisefechte, vom .\uf-
stossen aus dem Magen Ndw. — 4. ,Aussgefochtne
jar, alter da einer nit mer werken mag, cmeriti anni.'
Mal. — In 2 spielt Berührung mit färhim herein.
feder-: kunstgerecht fechten. , Der Zweck ist nit,
jemanden mit hartem oder unzimmendem F. zu be-
schweren.' Hott. 1660. ,Ihre Waaffen waren weder
wagen noch reuter, sondern zweier oder dreier per-
sonen ausgepressetes und gleichsam abgezwungenes,
jedoch ernsthaftes F.' ebd. S. Federfechter.
vor-: vorgreifen. .Wir wollend niemand vorge-
lochten hau.' ZwiNGi,!. ~ Urspr. wohl Im Zweikampf los-
schlagen, bevor die Krlaubuiss dazu gogcbon worden ist.
S p i e g e 1 - F e c h t e n , -Gefecht, ., - F a c b t L"
n., -Fechtung f.: scheinbar ernsthaftes Fechten.
1. Scheinangritf. Wurstis. — 2. (übertr.l unwahres,
6ü7
Faclit. fecht. ficht, focht, fiiclit
668
prahlerisches, scheinheiliges Gebaren. .Habend allein
ein spiegelfechten geniachet.' LLav. 1569. ,Dass sy
nur vor den leuten ein Spiegelgefecht (,-fechten.' 1693)
machen können, und sich von menigklichem sehen
lassen, wie barmherzig sy gegen den arrnen seien.'
SHocHHOLZ. 1591. — „.Sji.-Faclit" liei St.'' war wohl als
fem. anzusetzL'U; vgl. An-Faeht.
wider-: 1. (absol.) Widerstand. Gegenwehr lei-
sten. ,Dass ihn auch die, die ihm hilf schuldig, nit
nur verlassint, sonder auch mit widerfechtung schwe-
chint und hinderint.' Ansh. .Das syge w^t [fern] von
uns, dass wir dem h. evangelio ungehorsame oder mit
dem niinsten buoehstaben wollten w.' 15'29, Bs Cartäus.
.Wir lydend kein, der widerfecht." Aal 1549. ,Con-
travenire; widerstreben, widerfechten.' Fris. ; Mal. —
2. (mit Acc.) angreifen, bestreiten. ,Gerüst[et], alle
ze w.' ZwiNfiLi. ,Ich bin nit kuninien, evangelische
oder apostolische leeren ze w.' ebd. .Hiemit werdend
zwei gsclilecht der men.schen widerfochten.' Gualth.
1559. .Welches exompel der h. Tertullianus anzücht
und dise irrig meinung widerfichtet.' LLav. 1569. =
.und diser Wahn den armen Heiden widervviesen wird.'
1670. ,Den Artikel von der Allenthalbigkeit. welchen
vil [Viele] in Sachsen selbs widerfachtend.' LLav.
157(i. .Sy wurdend sy und Ire junger widerfechten.'
Kessl. ,Die, so diesen Rat widerfechteten.' Wiirstis.
1580. — .Widerfächung und ableiming etlicher reden.' 1576
(Segcss., Pfvifcr), viell. mit Anlehnuug an/ec-7ie7i, befehden. --
Wider -Fechter: Widersacher. ,Weil unter diesen
Widerfechtern keine Ruhe mehr wäre.' 1529, A von
Mülinkn. .Wider unsere Widerfechter.' Wurstis. 1580.
zue-: dem Herzen z., zustreben, angreifen. .An-
dere aber, als der Kräuteren und Tieren Gift, liaben
ein Art zum Herzen zuzufechten von wegen der an-
mut. so sie zum herzen liaben.' JZiegl. 1647. .Seelen-
krankheiten, welche dem herzen z.' Hott. 1666.
Blinden-ge-fecht: Scheingefecht. .Hinder rugks
und bi'm Unverstand [vor den Unkundigen] füerend
die blinden schryer ein blinden gfecht. gend 's ein-
ander [gegen die von ihnen Verläumdeten] gwonnen.'
Salat.
Fechter: 1. Landstreicher, eig. herumziehender
F., der seine Künste auf Jahrmärkten sehen lässt.
Die Gesandten sollen 1535 vorstellen, wie gewisse
Banditen einen Priester auf offener Strasse entmannt,
und daher die Orte bitten, sich der Eidgenossenschaft
wegen solcher .Vechter' zu entschlagen. Absch. .Daher
kommt, wann etwan ein neuer niarktschreier, gankler
oder spiler angelanget, dass man den mit grossem Zulauf
zu sehen und zu hören sucht: insonderheit lauft die
menge zusammen, wann neue zweikämpfer und fechter
ankommen, um zu sehen, wie dieselben auf einanderen
loss gehen, einanderen parieren, hieb, stich und schlag
versetzen.' AKlingl.. G. B. 1688. Vgl. F.-Possm. —
2. lebhaft gestikulierender Redner. Das ist e scharpfe
Fechter bim Predigw W.
F e c h t i s. Fichtis Fechtis mache" : die beim Fechten
üblichen Bewegungen machen, tun als ob man föchte
SchH. — Aus .Fechtens'. Gen. des subst. Infiu. wie Fuhw
iimrh^", Kangens spielen.
t echtbar: zum Fechten geschickt; wehrhaft.
kam]iffäliig. .Vil unnützer bürlinen. die nüt 1. sind.'
Kju.tb.
Ficlit f.. lichten s. Facht, fachten Sp. 601.
Ge-viclit kf- n.: 1. Vieh überh.. ohne Unter-
schied (doch vorzugsweise Rindvieh BRi.); Viehstand.
Viehbesitz; die gesammte Habe, so weit sie in Vieh
besteht BO. Beim Aufzug auf die Alpen heisst es
etwa: Ganyet afe [geht vorläufig] mit dem G., wir
u'i [wollen] Wirt dem Züijel [Hausrat] nahi" chon BSi.
.Mit keinerlei Geticht dasselbig abetzen.' 1598. Sanen.
.Selbiges Geticht, es seie Ross oder Rind.' 1650, ebd.
.Aber übrig Pficht als galts Veich, Geiss. Schaf und
Ross.' ebd. — 2. mit Nebenbegriffen, a) ver-
hältnissmässig kleine Herde. Er het so für nes
gäbigs G'riclitli Siimiiierig und Winterig [Nahrung für
Sommer und Winter] g'niieg BSi. — b) Schmal v ich
(Schafe, Ziegen, Kälber) BSi.; W, auch Schmalg' eicht,
Syn. Geschmeiss, Triiecht, Gefisel. — c) alle Haus-
tiere, also auch inbegrifien Geflügel, Federvieh BBe.;
auch von diesem allein BU. — d) übertr. auf Men-
schen, aber etw. verächtlich; v. Kindern, die Einem
im Wege stehen oder von Jüngern Leuten geringen
Standes B. Jungs Gficht ist nid vil da g'sl", aber
dest me ro' dene"^ alte" Bürgere". Postheiri 1865. —
3. G'vichtli, kleiner Grundbesitz, kleines Gut (auf
welchem nur wenig Rindvieh oder nur Schmalvieh
ernährt werden kann) BRi.. Si. ; einmal auch verächt-
licli von Kartoffelpflanzungen (gegenüber Wiesen oder
Getreidelandy). Gotth. — Collectivbilduug zu Vu-h mit
angehängtem t.
Fieehte, in L Füechte f.: Fichte, aber nicht im
S. von Rottanne, pinus abies. sondern von Föhre.
pinus silvestris Bs; S nJ. Wtrstis. erwähnt Fussböden
und Getäfer aus .Fiechtenholz'. Sonst nur noch in
Eigenn. erhalten: i" der Fieehte n. Fiechfeberg BHuttvv..
Ficchtehif BBrisl., i" der Füechte LButt. u. Luth.
Mild, vichte, ahd. ßuhtn. Unsere Form mit ut ist An-
lehnung an ß'wclil, feucht, oder pflanzt die älteste deutsche
Form fort, doch mit der durch th hervorgerufenen Diph-
thongierung des ü. Den Fris. u. Mal. bedeutete die ,filechten'
die .Weisstanne, abies' ; ebenso .Fichten-, Flechten-. Feuchten-
baum, Fliehten' bei Denzl. 1677; 1716, aber auch .pinus'.
*Tann- zu erschliessen aus dem Adj. ,tann-
füeehtin'. .Tannfuchtine köpfli [Trinkgefässe].' 149'2.
Z Invent.
Becher aus .Fichtenholz', d. i. wohl dem H. der harzigen
Riittaune, waren im Mittelalter beliebt: doch deutete die
obige Zss., sowie die Angaben der Z Lexikographen (unter
Fieehte) eher auf die Weisstanne.
Fi echt m.? n.?: Fichtengehölz = mhd. riehtach;
nur in L Ortsn. ,im F.', .auf dem F.' überliefert. —
Vgl. .der Tann'. T.annenwald. udgl.
ge-fochten s. 1) fechten, 2) fachten.
Fucht f.: 1. hastige oder wilde Bewegung in
ernstlichem oder scherzhaftem Streit z. B. in Knaben-
spielen oder im Kampfe mit widerspänstigen Tieren
B; S. Eh, iva-s hei" mir für e F. g'ha' mit dene"
Hüener! Er het e rechti F. g'ha". Mühe. Umtriebe.
— '2. PI. Fücht: Bewegungen, Benehmen, bes. Listen.
Ausflüchte. I''' kenna dini F. scho"! Dan Mal hen-em
[haben ihm] slni F. Nüt g'hulfn"! Gr.
fuchten: zanken, schelten, derb zurechtweisen W.
Mueter hat mit de" Chindru" .streng g'fuchtot. Oft
verbunden: /'. und murren. Syn. muelen.
669
Facht -flicht. Fad fn.l
670
Fuchtete f.: 1. Zank, Wortwechsel VV. - 2. c F.
mit Jeiiianil liaben, viel Wesens machen U. Syn.
G'jiiiik. (fe/aclt.
Fuchti f. = F achtete 1 W.
„Gefücht II. = Gefecht. Gefleht: VAU bei einer
Arbeit."
Fuchtle" f.: 1. Hieb, Streich, Ohrfeige Aa; L.
— 2. tatkräftige, entschlossene Weibsiierson von
miinnlichem Geist GuChur.
fuchtlen = fachten, facklen, mit einem Licht un-
vorsichtig hin und her laufen BsLd.
Fuckt von /echten iu der Gnindbed. ,hiii und lier fahreu"
(Tgl. bes. auch Ocßicht ^ Gefecht); Dhd. findet es sich nur
in der Bed. .Fächer'. Fuchten bezieht sich wohl urspr. auf
Geberden od. Schlage, welche das Zanken begleiten. .Fuchtel'
i.st auch nhd., doch bezeichnet es dort einen Schlag nicht
mit der Hand, sondern mit einer Klinge, in Baiern ein leicht-
fertiges, herumschweifendes Weib. Zu fuchtlen vgl. kämt.
Fachtet, Fackel.
an-fnchten: (unjiers.) zum Lachen reizen. Eshet-
mv'' lestig a'g'fiichtet z' lache' U. — Aus dem Ptc. an-
iffuchten (s. an-fechten Sp. 665), an p/uchea angelehnt.
fücht ScH, sonst füecht ffiechtj: 1. feucht. Füchti
Hand bidüt't Liebt. Sulger. No'^ f. hinder den Ore"
s. Ör Sp. 413 m. — 2. bildl. a) bezecht Bs (Sprenr).
Den Wein liebend. .Die Hebammen sollen ein nüch-
ternes, ehrbares und gottsförchtiges Leben führen und
nicht schnatteren oder eine feuchte Scliwester sein.'
JMuRALT 1697. — b) si''' f. mache", sieh wichtig ma-
chen, gross tun, prahlen Z. .Du [Christus] haltst
dich selber mer dann flecht! Lfnd gibst dir selbs so
grosse nammen. Als ob du syest glych alls samen.
Nempst dich das liecht der ganzen weit.' Aal 1.549.
Basel hielt sich fücht für und für. trutzlichs han-
delns.' Salat.
Mbä.viuhte; demnach ist fi die richtige .\usspr., die auch
in der ä. Litt, noch vorwiegend überliefert scheint, z. B.
Fischb. 1563; Fris. ; Mal.: Vad. : aber vor ch haben bei uns
schon in alter Zeit einfache lange Voc. sich diphthongiert,
vgl. liecht aus liht, leicht, Wie'''necht aus mh-iiacht. Die
bildl. Bed. = vornehm, stolz, auch im ä. Nhd. bezeugt, kann
aus dem vornehmen (iebrauch von Pomade erklärt werden;
aber viell. eher aus bildl. Bed. von .feucht' = saftig, voll-
kräftig, vgl. .üppig' von Wachstum und Gharakter.
■Win-: berauscht. .Wynfüechte, toubschellige [cho-
lerische] Personen.' 1584/1626, Scinv LB. - Win-
füechti: Zustand der Berauschtheit, Trunkenheit
ZWl. ,Hat sich in aller füUi [Völlerei] und wyn-
füechti in ein kalt wasser geworfen.' 1559, Mise. T.
,Wie sich oft findt, dass einer in einer wynfüechte
(= , füllerei.' 1670) wyber und töchtern anstrengt
(= ,unverschamt anredet.' 1670), welches er nit dörfte
in sinn nemmen, wenn er nüechter und 1er wäre.'
LLav. 1569. ..\ls seine Frau wegen argen Schwerens
in einer Weinfüechte in Korschach hätte sollen das
Kruzifix küssen.' Ar Jahrb. z.J. 1627. .Wann einer
des Nachts in der Weinfeuchte eine Pistolen abschiessen
wurde.' AKi.iNin,. 1702. .Indem so vil herrliche Psalmen
mit vollem Magen und in der Weinfeuchte gesungen
werden.' JCNaheli 1738.
füechten; 1. feucht machen, begiessen oAa,
Syn. heschiUteii. Neltcl und Wiilke /iechlc" '»• Land.
Bkeitenst. — 2. feucht werden, Feuchtigkeit ziehen
G; Z. — in-: besprengen. Wäsche zum Glätten li;
Gr. %yr\. inspriitsen, inbeüen. — er-; feucht werden
Gu. Bildl.; trunken werden. ,Mein schwert wirt im
lünnnel erfuechten.' 1531, Jesa.i.; dafür 1667: ,ist
trunken worden.'
Füechti (Fiechti), in GiiSchud.. Tschiertsch.
Fuechti — f.: 1. Feuchtigkeit, a) abstr.. feuchte
Beschafl'enheit z.B. eines Hauses G; Z. — b) concr.,
ein geringes Quantum, ein Tro)ifen eines Nasses, Saftes
Gr; U (als n. Gesch.-Alp). Syn. Nässeli n. Die Chue
gid bloss e F., kaum etwas Milch. Bildl. Der hat e
F.! ziemlich getrunken UUrs. — '2. bildl. Rausch Bs
(Spreng). .Übschon solichs in einer hitz oder fachte
geschehen wäre.' Vad.
Die Ausscheidung des concr. Begriffes aus ileni abstr. ist
vollzogen, wo die Form F-i als Ntr., also als Dini.-RilduuK
aufgefasst wird.
Wider-; Feuchtigkeit des Bodens, die nach einem
im Zeichen des Widders erfolgten Regen stattfindet.
D' Bärsette [Esparsette] sell-men i d' W. tue [säen].
Schild.
füechtig = /7tecfi/ Bs. — füeehtelig; ein wenig
feucht, ebd.
füechtigen: befeuchten. .Besprengt und ge-
fuochtiget.' Kessl. - be-; befeuchten. ,Das ghürn,
das im wein lang befeuchtiget ist.' Tierb. 1563.
Winter-füechti"g f.: vom Winter her rührende
Nässe des Bodens? Siggt. Chr. 1795.
Fad (Vad), fed, fld, fod, fiid.
Vgl. auch die Gruppe Fat usw.
Fad I Fatt, Fad BO., Fftd GlK.; PP., Fed GA.,
l'fad BL., Fade (PI. Fäde) Gl ~ PI. Fäder Gl,
Vf.xder BL., Fäd Gl, F.td (neben dem Ortsn. i» de"
Fe'de obe) GlK. — iii. BO. ; W, n. Gl; GA.; (schwie-
riger, schwindliger) Fusspfad Gl; PP. G'scidusses F.
heisst eine Stelle auf dem Gl Wiggis, wo selbst ein
Jäger nicht mehr weiter gelangen kann. Speciell
1. Rasonstreifen am schmalen Absatz eines steilen
Felsens hinlaufend, nur Ziegen und Wildheuern zu-
gänglich BO.; Gl; W. Syn. Gelegni, Band. In den
Pfäderen ohne, an den Felswänden BL. Das ist e
(ffärliche Fad W. Mämjs Gemschi [manche Gemse]
hat in dischen [diesen] schuchlichen Fäden schis [sein]
Leben Inn miessen [müssen], ebd. — 2. Rasenplatz,
der schwer und nur von einer Seite zugänglich, sonst
von Felsen , Wasser oder auch durch Zäune ver-
schlossen ist, bes. für Schaf- und Ziegenweide oder
für Bergheu benutzt BO.; Gl (c g'schhsses F.): GA.;
U. — Milch-Fäde" (PL): die nur Ziegen und Gem-
sen zugänglichen, mit tretl'lichen Milchkräutern be-
wachsenen obersten , Bänder' an den Bergstöcken Gl.
Wohl eins mit ndul. nhd. ,Pfad', aber t\v. vermengt mit
.Faden', filum (vgl. das syn. Jliniil) und mit prägnanter Ein-
schränkung des Begriffs auf gewisse schwierige Wege, da
das W. , l'fad' sonst bei uns wenig und nur in engcrem S.
g(dirilachlich ist. Schon in der i1. Spr. erscheinen die Fonueu
iiiit /;/■-, ;>-; auch der harte Auslaut, der in einigen Angaben
aufljiucht, mag ein Kest dos mhd. Gesetzes sein. Kbensn
klimmt auch beim alten ,pl'ad' das sflchl. Gesehleclit neben
dem männlichen vor. Nehmen wir übrigens Ftiil als die
urspr. Form an. so wilrde unser W. regelrecht verschoben
dem gr. IxdTO? entsprechen, während die nlnl. Forn> (:= ud.
jniii) wie ein blosses I.ehnw. aussieht. D. r Umlaut ist.
671
Fad. feil, tili. tVul. lud
67-2
KU IM- im S(;. iuiltritt. aus ilciii l'l. iMU};i-ilnni!.'.'ii. - ll;is
W. tritt lji;s. iu Lnk.iluaiiicji) auf: .Fadaljs -honr l'Mac. ;
.Fall- (Pfad- Bü.. Si.) fliieh' Bü., und (z. T. Plur. mit coli.
S.) diu .Macugiiagafade', der alte Sauniweg viiiii W Saastal
iiai'li Mae,: .Stellitäd', Wildluniidatz bei (il Hätzingen ; der
.Teilenfad' (1767 .Taletad') am Pilatus; das .Stoeksfed' GA.;
.BiirfTidteu', Viiral]! liei der Bärngg im Üadniental; .Steigelfat-
Balm' an derKigi: .Seliine-' und .Blauggcfad' am Glärniseh,
.Hc.lifacp rwNiederliauen, ringslier ziigänglieh, aller duieliaus
.uMialdig'.
Kall II. Falle" r, uiiil III, 1*1, ,Faileir neben
,Fatteii': (ircnzzaun zw. (uuiulsfüekeii, vun Zeit zu
Zeit auitlich besichtigt, .llass man hu [ihm] hulz
ijeben sollte ze syneii vailen, s.i er syu bedürfte.' Z
!t!ohied.spr. 1332. ,L*io züno, die man nenipt vaden,
die man macht die sät ze verhueteud.' Offn. Höngg
1338. ,Unz an das e.stertürli zer vad,' Aa Wst. .XV.
,Dass er die faden niena zünen wollt.' Okkn, Bors.
1412. ,E.s soll deheiner dehein glegen giiot nit kou-
fen. er erfar dann, ob das guot fatten hab.' Offn,
Güttingen. .Zcunschowor, die die zeun und phaten
schawcn.' Offn. Tribolt. 1417. .Die gebursame sönd
ir vaden gemacht und ir körn ingezünet han.' Offn.
Bosw. 1421. ,l>z die faden frid sond han vom Meyen
abent unz an sant Michels [29. 8ept.] abent' Offn.
SrnwPfätf. 1427. , Welche faden nit fridbar sind, die
soll man niedertreten.' ebd. ,Uie vaden soll man
zwürent [zweimal] in dem jar gebieten.' Offn. Plunt.
148(1, ,Wer mit der vade verleidet [verklagt] wird.'
ebd. .Rollen die sommerfaden griich |= bereit] sein
an StWalpurgen abend und die herbstfaden an StMar-
tinus abend, und welche fad nit gräch ist , , .' Offn.
Schwamend. 1.53:!. ,Uf der Fad ushin.' L ISS."). , Weller
die faden und friden uf StMartins tag nit genuichct
hätte.' Offn. Kloten 1(J09. Seltener auch von der
(ürcnze eines Stadtgebietes: .[In der Stadt und davor,
soweit ihr] Faden [gieng],' 1.522, Absiu, .letzt nur
noch in Flurn. erhalten z. B. .Fadacker' Zliob.
Mild, null- f.. got. fatha f. Die Schrolbuug mit II be-
zeichnet wohl nur die Kürze des A'oc, ; daher z, B. iu der
Offn. Komishorn 1469 beide Formen abwechselnd. Da der
PI. des urspr. Fem. auf -en ausgieng, so war Vermischung
mit .Faden' m. u, tw, Übergang in m. unvermeidlich. ,Dass
Tornauw fad soll han vor einem jetlichen vech und soll
man auch den fad beschauwen, ob er guet seig,' Oifn. Kl,
Fahr 1749 bzw. E, XV. Dazu konnte von sachlicher Seite
beitragen, dass gebannte Grundstücke mit Seidenfaden um-
hegt wurden; s. Grimm, RA. S. 183. Auch sind beide WW.
wahrsch. von der gleichen VVz, mit der Grundbed, .umfassen'
gebildet, vgl, nhd. ,Faden' als Mass ^ Klafter.
,E-Fad Z", -Fade" AAKais.; Stald., ,-Fat',
-Pfad Aa (H.); ,Z", ,-Falden' — f. (m. Aa; „Z"):
die von der Dorfordnung gesetzlieh (s. E) vorgeschrie-
bene Umzäunung zw. den Zeigen der Dreifelderwirt-
schaft ,Serva prsdia, eefaden, sind die zäun, welche
die zeigen von einanderen scheidend, als die kornzeig
von der haberzeig und die haberzeig von der braach
(sie sollend suninier und winter beschlossen syn, ,si
gangind durch wisen oder äcker); damit der zölg, die
gesäyet ist. kein schaden geschehe.' Fris. ; Mal, Zäune
und Abgrenzungen von Herrschaftswäldern. LMf.y.
182(3. ,Es soll euch ein efaden syn umb des pfalfen
bunt [Hausacker].' Offn, Rüedl. 1433, welche wegen
der darin vorkommenden Unterscheidung zw. .Efaden',
.Feldzün' und .Hurd' nachseheuswert ist (s. Unot S. IG,
Art. 2(1). ,Von . . , soll ein e, stön unz an , , ,' ebd.
,W elller ein efrid oder efatt ze zyten oder über jar
wtiest |verheert|,' Offn, Oebhardsw. 14Hlj, ,Es soll
ain amptmann jerlich zuo zyten, so das billich ist,
gcpieten, Efrid und Efaten zuo machen.' Offn. Burgau
1472. , Welcher einem ein Ehfade ushauet oder otl'en
marche u,shauet oder usgräbt.' Offn. Weinf. 1474,
.Weliche zeig körn hat, da soll StMartins tag der efad
vermacht [geschlossen] syn, und da [wo] der liaber
gestaut [steht], da soll der e, ze Ostern v. s.' Offn,
Flaach, .Sidtmalen diss riedt ein offne allinent, so
mit dheinen graben, sonder mit rechten Eefalden und
underschidlichen utt'nen marcheii von [den] der i'ndeii
[^ da herum] liggcnden güetern abgesondert und uss-
zilet [ist],' Vm. ObGlatt, ,Welicher die Efaden nit
verhaget,' 1004, .Aa Wst. .Dem Hag oder Ehfad nach
in die Reuss.' löüti. ebd. , Ehefaden. • lt)71. Hot/, Urk.
Grenzgraben Aa It H, Umzäunung einer Gemeinde
(eines Hofes); Genieindsbann AAlvais. f .Von genann-
tem niarchstein [geht ,die eefad'] gegen zweien eichen,
under welichen die ober ussert die e. in [den] zehnden
dienet, die under aber innert die e.' Markiie.si;iiu,
Ottenb. 1585. ,Die Ehfad, so diese Gemeinwerk unter-
schlagt, soll von beiden Gemeinden gemacht werden.'
1(566. Aa Wst. .Innert seinen Gemeindsmarken d. i.
in allen in dem sog. Ehefaden seiner Gemeinde ge-
legenen Gütern.' DWyss 179(5. — Gemeind-. ,Den
schlechten Hag, welchen der Dorfmeier an den Ge-
meindefaden findet,' 1662, A\ Wst, — efaden: die
Grenzen und Marken des Gemeindebanns jährlich be-
reisen und besichtigen AAKais, — Efädin (Offn, Suhr
1484) f. — PI. .eefädinen- (ebd.) = Efad in coli. S.
,Dass N. N. den underen zun machen und iu eren
haben soll, desglychen die von Meilingen die eefädi.'
Mellingen 15oü.
.Epfad' ist Umdeutiing, erklärlich aus dorn Umstand, dass
die F'eldwege urspr. zw. Zäunen liefen oder umgek, mit der
Setzung und Begehung eines Grenzzauns von selbst auch ein
Fussweg gebahnt wurde. .Efad' noch fem. z. B. in .\a Offn.
Staretswyl; Wettingen; Oberwyl 1606; so auch .Kfaldeu';
.Efaden' msc, z, B, in Offn. Rüedl. (u. danach auch .Efad,'
Offn. Flaach), und sogar utr. Hofr. I.unkh. (Argov. 1861,
134, 14), Syn, Ehatj; Efridcn.
Haber-: die zum Schutz der Hafersaat dienende
Umzäunung, sonst .Sunimerf,' genannt. .Die herpst-
faden sond frid han uf StMichels tag [29. Sept.] und
habesfaden [so!] uf SanJörgen tag [23. .April].' Offn.
ScHwPfälF. 1427. Vgl. u. ,E-Faden' die Offn. Flaach.
Herbst-: die zum Schutz des Kornes hergestellte
Umzäunung, , Sollen die summerfaden gräch sein an
dem meyenabend und die h. an StMartinsabend.' 1671,
Hotz, Urk. Vgl. Fuä, Ott'n. Flunt., Schwamend. ; E-Fad,
Fris. /Mal.; Oftn, Flaach,
faden: umzäunen, ,So er bedarf holzes dz guot
ze vadenne.' 1332, ä. Urb. Z Grossra. Davon:
Fädi f.: Umzäunung, .Ackergrenze. .Und sollend
die usseren acker den weg tragen und die inneren
acker die tädi machen,' Offn. Spreitenb, ,Es sollen
die Fädinen winter und sonimer ganz sein um die
Matten,' 1420/1749, Aa.
fad, fatt: fade i. S. von ungesalzen Gn. — Dafür
sonst öil, h«, hUkl.
Fadem (iu noch tw. neben Faden und Fade, letz-
tere Form allg. (P u. W Fadn, Fadu) - m. — PI.
Fädevi, Fäden Hr tw., sonst Fäde (W Fädij) — Dini,
673
Fad. fed, fiil, fod, fud
674
Fädenili Aa f. Födeniji Gr, Fädi (PI. Fädi)ti) W.
sonst Fädeli: 1. Bestandteil von Gespinnst und Ge-
webe, Zwirn; nach 8i'ren« nur: hänfenes oder fläch-
senes Garn, hege F., Eisendrat P silv. An Hm F.
laufe", gut zu verarbeiten sein (nicht verwickelt), von
Seide Z. Als Kechtssy mbol: ,Wär, das ain gotts-
husniensch von tods wegen abgieng und keinen ge-
boren fründ hinder im verliess. so soll und mag man
aincn faden binden an des abgegangen menschen her-
bcrg türnagel und den strecken an des nesten [nächsten]
gottshusmenschen hus, der .selb gottshusmensch soll
und mag dieselben gottshu.sgiieter erben.' Offn. Petersh.
RAA. Kei" trovhne F. an im (am L\b) ha", ganz
durchnässt, von Kegen od. Schweiss. allg. Kein guete"
F. an Fim !ä", gar nichts Gutes an Einem gelten
lassen, ihn ganz herunter machen, ausschimpfen, ver-
leumden Aa; Bs; Z. Fs ist kein guete F. me o" viir,
ich bin ganz sündhaft. Stdtz. E laiige F. spinne",
von der Katze: anhaltend schnurren Bs. F. zieh":
1) ruhig hörbar atmen Bs. 2) vom Wein, wenn er
schal wird Bs; Z; syn. fäden. Z' F. sieh", vor Gericht
ziehen Bs. .Einem etwas zu Faden ziehen, actiones
alicujus ad calculos vocare.' Mey. Hort. 1092; vgl.
.zur Rechenschaft ziehen'. Wenn d' Sach recht s' F.
zöge' wird, su chunnt 's guet. Gotth. Es ist am-ene
Fädeli glianget, der Entscheid hieng von einem ge-
ringen Umstand ab. es fehlte wenig S; vgl. bi-me Här.
Sls Ixhe hanget am-ene Fade. Suloer. 's Herz hangt
am-e Fädeli, von einem Ohnmacht ähnlichen Schwäche-
zustand .\i\ Am Fädeli ha", in der Ordnung, in der
Hand, Gewalt haben (eig. vom Gcspinnst) B. ,Wenn
einem Schulmeister, der Alles am Fädeli zu haben
glaubt, am Examen nur eine Floh über den Weg
springt.' Gotth. Er cha"" nu [braucht nur] am Fädeli
zieh", er beherrscht Leute oder Dinge vollständig (wie
der Marionettenspieler seine Puppen) Z. Z' Fade
schlä" : a) eine Näharbeit vorläufig mit weiten Stichen
heften, um sie nachher sorgfältig auszuführen Bs; B;
GlK.; L; Z; Z.B. bei Anfertigung eines neuen Kleides,
oder auch beim Ausbessern mit Flicklappen BRi.; W.
b) übertr. auf Bauten : ein Haus aufführen ohne die
innere Einrichtung Gl; eine Strasse abstecken und
die ersten Einschnitte machen W. c) allg. irgend eine
Arbeit anfangen, entwerfen; ein Geschäft einleiten,
vorbereiten Ap; Bs; B; Gl; L; Sulger; S; W; Z;
vgl. in-fädmen, -fädlen. Z' F. schrote', vorläufig zu-
reclit schneiden L. Er ist des Fades (iw" dem F.),
von der selben Art, meist in schlimmem S., verächt-
lich L (Ineichen); vgl. Har Schm. I'^ 1146. Sprichw.:
Wie länger Tag, wie chürzer der F. Ineichen. Nur
dem F. noh, so chunnd-me" zum Chlungeli [Knäuel],
ebd. Me" cha"" d' Lüt am-eiie Fädeli füere", aber nid
am-ene Seil. ebd. — 2. Staubfaden der Blumen.
,Pastillicantibus barbulis; mit kleinen kurzen fädein-
linen, innerthalb der bluomen. die überzwerche gipfele
habend, glychwie ein hammer oder hauwen, pastinum
genannt.' Fris. — '^. überaus dünnes Hlättchen. das
sich bei ungeschicktem Schleifen der Werkzeuge an
der Schneide bildet und durch das .Abziehen' wegge-
nommen werden muss Bs; L; Uw; Z. En F. .scWi/c",
beim Schleifen einen solchen hervorbringen; de" F.
abtcetze". Darauf bezieht sich wohl ,Eim der F. ne",
arrogantiani alicujus repriniere.' Id. B. — 4. in schlecht
gobackenem Brod der dichte graue Niedersatz über
der untern Kruste L. — 5. das Zungenbändchen Aa.
Schweiz. Idiotikon. I 5.
— 6. raiie F., gebranntes Wasser L. Mit rotem
F. näje, Wein trinken B (Ott). — 7. Fädemli S; Z,
Fädungeli S — n., Fädumel S: ein kleines Sing-
vögelchen, Girlitz, fringilla serinus. ,Das fedemlin
syn stimm darleit.' Lenz.
Ahd. _/o(/<im, -um; nihd. ntfleiii^ -en. vathiie. Der urspr.
kurze Stiiiimvoc. in einigen MAA. verlängert. Das m lassen
grewisse MAA., io denen es im Auslaute sich nicht halten
kann, in abgeleiteten Formen wieder eintreten. — Bei der
KA. ,zu F. ziehen* ist wohl nicht darau zu denkeu, dass
die Schranken des Gerichtes im Mittelalter durch einen ge-
spannten Faden abgesteckt wurden (das Gericht hegen), son-
dern der Sinn wird nur sein : Etwas genau untersuchen,
zerlegen, ermessen. — Verstärkend erscheint das W. in der
Zss. mit den Adj. -</rad, -imckig, -nü. — 7. , Fädemli' auch
von Mal.; Vogelb. 1557; JEEscher 1692 erwähnt, hat diesen
Namen viell. von seiner Kleinheit.
Oni-Fäde" A-F.: eine Art Bohnen Z. Syn.
Schmalz-, Welsch-, Wildböneti. — Eig. adj. mit Er-
gänzung des Subst. , Bohnen'; s. an/ädi<j.
rräuli"-Fade°: sog. Dorkasfaden aus englischer
Fabrik Z.
Nach der auf der Fabrikmarke angebrachten Figur einer
nähenden Frau (der wohltätigen .Itorkas' der Apostelgesch.)
beuanut.
Glücks-Fäde" (PI.): Spinngewebe an Hecken Aa.
— Solchen scheint gute Vorbedeutung zugeschrieben worden
zu sein.
Harz-Fade": ein durch Harz gezogener Faden,
an welchem die Schlaufen des , Webergeschirrs' be-
festigt sind Z.
Klüngeli- B, Krüngeli- Z; auf Knäuelchen
gewickelter Faden, im Unterschiede von Schüblig-,
Spüeli-, Strängli-F.
Lebens-: 1. die Linie, welche quer über die
innere Fläche der Hand nahe an der Wurzel derselben
läuft und von der man annimmt, wenn sie bis zum
Rande der Hand auswachse, müsse der Mensch sterben
Z. — 2. (bildl.) Lebenskraft, -länge. De L. ab-
schnide".
Harlauf- Härleft-: die am Ende des Gewebe-
stuckes noch im .Haarlauf' steckenden kurzen Fäden,
die abgeschnitten werden Uw.
Längsi-: der Länge nach (um eine Erdkugel)
gespannter F., Gegs. zu Drumsi- (s. d.). FJSchild. —
-Kl umgestellt aus der genet. Endung -i«; vgl. Zwüri»-, s. d.
Re-: Uindeutung des it. re/fi", Zwirn. Helvet. Ver-
ordn. 1801 für den Ktn Lugano.
Rost-: in den Z ZoUordn. 1640—1757 unter den
Mercerieartikeln aufgezählt. Vgl. Bostgurn.
Siden-. Einen Seidenfaden bindet man um den
blossen Arm, um in dem Spiel dräjen (s. d.) Glück
zu haben UwHergisw. .Sidef'ädeli' hoisst ein Lajid-
liaus bei Zürich, viell. früher einmal mit S, umhegt,
nach altem Rechtsbrauch.
Setz-: in der Weberei 1. ein Stück F., das an-
gesetzt wird, um einiMi zerrissenen zu ergänzen Ar.
- 2. der kurze Faden im Wcberblatt, an welchen
der Zettel angedrelit wird; Einsetztaden Nnw; Syn.
Triimm.
Schau-: der äussere Kand eines Gegenstandes,
der zur Schau (resp. zum Kauf) ausgelegt und darum
besonders verziert wird; aucli von Äckern, deren Rand
43
675
Fad, feil, fid, tnd. fud
676
bes. leiclilicli ^'cdüngt wird, iliuiiit dir doi-t eiits|)ro-
clieiul reiclili(di stellende Fniolit einen Kanfer anlocke
Bs {8eitKN(i). Vgl. Schau-Fall
Geselürr- G' seh i'r- Faden: leinener ungebleichter
F. zu dem sog. Webergeschirr, der wegen seiner Stärke
auch zum Nälien beliebt ist 'A. Das ist goppd mit
G.-F. z'siiiiniic (/'iiiaclit, von Etwas, das fest an eiti-
andi'r liält.
Sehne-: Spinnweben, die sich in Winkeln bilden,
aber gewöhnlich erst bemerkt werden, wenn sich etwas
Staub daran .setzt AAlJb.; Z. Man iirophezeit aus
ihrem Vorhandensein Schnee und Fortdauer winter-
licher Witterung.
Strangli-: F., der niclit aufgewickelt ist, sondern
einen Strang bildet Z.
Toiss-: ein Teil der Forellensclinin-. .l>ie Fo-
rellenschnur lassen wir erlaubt bleiben, doch dass der
Schnarch [die eigentliche .Angelschnur | sei 1 '/a Klle
und der T. 1 Klle.' Z Fischerordn. 1710/79. - Vun
dorn frz. f^jit,-, rin biiiifeiniiiiss. Wohl sachlich (ins Selbe was
Tötzli-: Sclmüre. durch welche die Schwhnmer
(l'iHzli) mit der wagrecht liegenden Forellenschnur
verbunden sind /.
Trunisi-: (^uerfaden; a. Laitf/si-]''. Tnausi, Nlil'.
Vfill frumiH.
'I'riitscli- Tröl seil- : mit Wolle au.sgepolsterter
Strang, welcher in der alten F Tracht mit den Ilaaren
ei'ngcHochten wurde. — TriUsL-he, Ha.irHcclitc.
Zeichner-: F. (weisser oder roter), mit dem auf
Zeugen Zeichen, Namen eingestickt werden S.
Anzieh-: der lose, in grossen Stichen ein- und
zsgezogene F., mit welchem die Falten eines neuen
Hemdes gebildet werden, bevor man sie festnäht Z.
Zwüris- HIfi., Zwirnis- Ndw: Zwirn. — Zinir
= zwii; 2 Miil.
fädelen; 1. den Faden durch das Nadelöhr ziehen
W. Syn. nadelen. — 2. Etw. fein wie Faden machen
Ni>w. Da tuet -nie" nit Slde f.! es gilt hier derb
dreinzufahren. Addricu 1877. — In-: eine Sache fein
einleiten Bs. Dim. zu itifädmcn. — üs-: aus einem
Stück Zeug den Einschlag Fädchen um Fädchen
licrauszichen Aa.
fädemen fii dm e (reaf. fäbiiw) Aa; B; Gr; S; Uw;
W; Z. fVidiieh; GO., oRh.; ScnNnk.. /V»,'/f(e SciiStdt :
1. den Faden durch das Nadelöhr ziehen B; W; .syn.
fiidelcn. nadelen. Mit Aec: 1) d' Nadle f. Son ; Uw.
.Ein nadlen fädmen (fädemen. Denzl. 1677; 1716).'
;\Ial. .'Vis Spiel: Nadle fädme: ein mit verschränkten
Beinen auf einem liegenden Krug sitzendes Mädchen
(in Aa ein Knabe, in B ein solcher in einem ge-
schaukelten Korbe sitzend) soll den Faden durch die
Nadel ziclien ZUhwiesen. 2) Beinchen, die man durch
ein Nadelöhr fädmen könnte.' Gotth. — 2. die Fäden
durch das ,Geschirr' ziehen, beim Weben GnObS.,
V. — .3. die überflüssigen od. nicht gut eingewobenen
Fäden am Gewebe aussclineiden GrI)., Pr. — 4. die
Fäden von Bohnen und Erbsen abziehen (iRPr. —
5. Fäden ziehn. von schalem Wein. Geifern, von
zahnemlen Kindern L; Syn. fädlcn. — 6. eine Strasse
anlegen W; \g\. z' Fatle schlan. — 7. fein anrichten,
anstellen BO. \Vi ici-mer [wie wollen wir] das acht f.?
Syn. irifiidmcn. hrittlen, küechlen. — Mhd. vcdemcn, an-
reilicT], cintViiIiiin. V|^'I. fiitkn.
iih -f'ädtne Gr; Z(i. Bohnen «..■ die Schoten von
den Fäden befreien. Syn. ahmacheii. — u f- fädmen.
,l>as gewoben [Gewobene] widerumb aul'fädmen: das
wupp wider auftrennen oder auflösen, retexere.' Fris. ;
Mal.; Dknzl. 1677; 1716. — in- fädme Gk; Uw; Zc;,
-fämme Gi.H.; ZF., -fadne, -fädne GO. u. oRh., und
dimin. -fäiiimele ZF.: 1. Faden in die Nadel fassen
In. B; Gul).; Ninv; W; Z(;; Z. — 2. beim Weben:
in den Kamm einknüpfen (JuPr. — 3. (bildl.) ein
Geschäft einleiten In. B; GaPr. ; Z. M. Acc. P.: Einen
in Etwas hinein ziehen Nnw. — ns- fädmen: 1. die
Fäden aus einem Gewebe herausziehen Git ObS. Syn.
üsfransen. — 2. = üf-. Benzi,. 1677; 1716.
fäden: Fäden ziehen, vom Wein Aa; ZKn. —
ab-: Fäden abziehen, von den Bohnen. Bauen ahf.
ThHw. ; ZG. — Yerk. Aws ßUh-n-iii.
fädig (Aa auch fädnig): 1. mit Faden behaftet,
von Bohnenhülsen Aa. — 2. gerad wie ein gespannter
Faden, auch fädiy (jrad, z.B. vom Wuchs eines Bau-
mes, Von der Körperhaltung Gl. Syn. fadengerad. —
3. adv., auch fädiijs (adv. Gen.): a) senkrecht steil
(jl. Wo Fciseicänd {/anz fädigs ahestlged. Anderlinth.
— b) zeitlich: sclmell, eilig, ohne Aufenthalt Gl; vgl.
nhd. ,jäh': ,steil' und , plötzlich'. — Für fäilcnig, fiuletniy ,-
s. (jrob-,
an- ä-, u'-: 1. ohne Fäden, von Bohnen ZKn. —
2. von Hülsenfrüchten, deren F. sich leicht ablösen
lassen ZThalw. — gv oh- fädmig: aus grobem Faden,
von Garn, Tuch GrD. — lang- länfi-fädif/: 1. was
lange F. hat BBe. — 2. langwierig, umstämllich;
von Personen: wer im Reden weit ausholt, Umschweife
macht B (ZvRo). Von Sachen: c lämjfädigs I'hrisen
[Einnesteln I BBe. Fs gcit I., z. B. mit iler Beförderung
von Briefen B,
fädin. -en: Adj. aus Faden bestehend. .Fedin
gewand.' L 143.5 u. noch 1777. In Z Mandaten des
XVIII. werden ,fädene Spitzen' den seidenen gegen-
übergestellt. — Verk. für fädenui.
fädlen: 1. „Faden ziehen, vom Wein; geifern,
von zahnenden Kindern L." — 2. = in fädmen, in eig.
u. bildl. S. Aa; L; S. — in- = Infädmen 1 (Aa; G;
Sch; Z) u. 3 (L; G; ScH; UwE.; Z). Auch mit Acc.
P.: verlocken, hintergehen UwE.
Nädle-Fädler : Spottn. für Schneider Aa (in
einem Volksliedchen).
Fädli"g m.: Abfall von einem Nähfaden Z. —
Vcrk. aus Fädrmli"ij.
Fadüne s. Fortune.
failuscll(gel) ''^': brach, unbenutzt öGr. Eine
Wiese, einen Rasenplatz /'. lä', auf das Abmähen der-
selben verziehten, was z. B. bei mageren Bergwiesen
je das andere Jahr oder auch während 2 von 3 Jahren
vorkommt; dafür auch das einf. Vb. : vier [wir] /«-
duschen's. Auch subst. eine solche Wiese; Gras, das
seit 2 (3) Jahren steht. Fadnschft) han, solches Gras
stehen haben. F. gan Cgfi-) 1) ungemäht bleiben.
2) verloren gehen. Syn. Bock.
Jedunf. churw. Ursprunjics; .vgl. vnrlruilcft, verkümmertes
Täniichcu; viell. vwdt mit ,fade' (engl, /ar/y, welk, holl. rnd^e,
träge), mit einem dem it. -tict-to eiitsprechcnilcn .Suff".
a"-fädig s. an- fangig. Fädli s. Ferlin (Fer-
chelinj. Fädummel, F^ädungel s. Fädemli (Fa-
dem) Sp. 672.
677
Fad, feil, fid, fod. fud
678
Ped s. 1) Fad I Sp. 070. 2) FecM Sp. (jl.').
ge- feil et s. (je-fechdet Sp. C46.
Federe" (e z.T. gedehnt) f.: 1. Bestandteil der
Hautbekleidung und der Flugorgane der Vögel. Eine
F. auf dem Hut zu tragen war nocli im vorigen Jhdt
Kaufbolden von aussergewühnlicher Körperstärke ge-
boten, damit Jedermann sich vor ihnen hüten könne
Gl; Z; vgl. Hu-F. Davon viell. die RA. 's Federli
ha, den Vorrang haben; von Etw. das Beste besitzen;
der Beste sein Gl (Schuler). RAA. Ei muess öni
F. /läge, eine Arbeit unternehmen ohne die nötigen
Mittel, aus der Not eine Tugend machen ZElsau.
.Du musst F. haben, ehe du fliegen kannst.' Mev. Hort.
1692. ,Mit frömden F. ttiegen.' ebd.; vgl. ,sich mit
f. F. schmücken.' l\[e" nieht 's 'em Narr ait'n F. a".
Sblger. ,So man in zuo den F. kummen [zu Kräften,
eig. zu den Schwingen kommen, erstarken] lassen.'
HBuLL. 1572. ,üie federen fahend an mir widerumb
wachsen, ich heb widerumb an mein ansehen ge-
wünnen, penns renascuntur.' Mal. Me" strupft [rupft].
wo F. sind, nimmt, wo man findet. Ineichen. Usse,
Federli! het der Tafel g'seit, ivo-n-er e" MUlistei"
g'schnüzt het (zur Selbstermunterung gesprochen, wenn
man eine schwere Last zu bewältigen hat) L. ,Giebt
er ihn nicht gern, so kann er mir F. blasen.' Gotth.
= ich lasse ihn gehen, kümmere mich nicht um sein
Tun. Bhs-mer F. BHk. Syn. hlas-mer i" d' Schnell.
,Gib ihm ein kurzen bscheid und heiss ihn bald ein
F. blosen [abreisen].' PGenoenb., von der alten Sitte,
dass man in Unschlüssigkeit, welchen Weg man ein-
schlagen sollte, ein Federchen (etwa vom Reisehut)
aufblies und der Richtung folgte, in welcher der Wind
die F. trieb (Rest eines Vogelorakels). .Ich will ein
Federlein aufblasen, dem will ich folgen.' Mev. Hort.
1692. In dem von Rochh. angeführten Kinderspiel:
F., füg hoch! scheint F. s. v. a. Vogel zu bedeuten;
vgl. Gr. WB. .3, 1395, 31. Viell. gehört hieher auch:
Jmdm d' F. lüpfen, als der moralische Urheber hinter
Einem stehen, ihn zu Etwas antreiben, urspr. von
einem Vogel, den man zum Fluge reizen will. D' F.
us-''em G'sicht hlase", die Verstellung ablegen S. .Fe-
dern lecken', zsgesetzt , federlecken'. Mey. Hort. 1692,
schmeicheln; Syn. ,F. lesen', s. lecken. — 2. Bett-
feder, PI. = Federbett. Vil Federli machen es Bett.
Ineichen. Federli zu F. gid z'letst es Dechli. ebd. £■.■-■
Meitli soll no-n-cre [nach einer] F. über !> Zun (3 Hi'iyJ
springe", ebd.; Sulc:. Ufde" F. .s;", eig. weich gebettet.
,Allc Abend ward der [wieder hergestellte Haus-] Friede
inniger und es hat uns Allen geschienen, wir seien
auf den F.' Gottii. Einen ms de" F. Jage", aus dem
Bett. Uf de" lange F. ligge", auf dem Stroh. —
3. Schreibfeder. ,An die F. reden', diktieren, zu
Protokoll geben. ,Begerte, ir rede dem schryber an
die federn ze reden.' Bs Rq. 1520. ,Wo ir selbs hie by
mir wärind, möcht ich etwas underreden, das nit in
die federn ghort.' 1.518, Absch. ,Die [ungehorsamen]
Schryber sollen ihrer diensten und der Federen still
gestellt [ihnen das Schreiben verboten] werden.' B
Ref. Satz. 16'28. .Seine f. dem Teufel in Lugenen dar-
leihen.' JMüLL. 1665. Wer nid will lere [lernen | mit
der F. schrihe" , viuess mit der Mistgahle" högge".
Ineichex. Fr hrücht ireder F. no'''' Mal, tut gar Nichts
für die Sache. FJScniLn. Gnet uf dr F. si», gewandt
im Schreiben Z. t. Sanienluuire an rflaiizcn.
.Bocksbart ist ein krut, das lange f. hat.' XVIL. B
Arzn.-B. — ü. Federli: gemeine Siegwurz, gladiolus
communis; ^^\. Federich, Fideri, nhd. , Federgras'. —
II. Rippen- od. Schwanzstück des Fleisches von vier-
füssigen Tieren Z. Syn. Fil'derenstuclc. Vgl. Sciuranz-.
— 7. Spannholz auf der Mauer, über welches die
Balken gelegt werden, allg. Vgl. Mür-. — 8. der
mit dem Hobel erstellte Grat an der Längsseite von
Brettern, welcher je in die Nut eines angefügten
andern Brettes passt. allg.
lllul./f(/frefe). Beil. 6 beruht wolil auf der Vergleichung
des Ruckgrates sammt den von ihm seitlich auslaufenden
Kippen mit dem Kiel und den Fasern eiuer F. .\hulieh wird
Bed. 7 zu erklären sein. Vgl. noch ähnliche technische Bedd.
des W. iu MAA. hei Gr. WB. 3, 1393, a und 1397. 7.
Äcke"-: die F. des Nackens. Do isch-cm d' Galle
g'stige, xvie ime tauhe" [einem zornigen] Gilggcl d' A.
BWvss 1863.
Fech-: Pelze. S. Beitr. d. ant. V. Sch 11, 8 f.
.Feller' früher auch von Haarbekleiduug der Tiere und
iiishes. von Pelzen gebraucht. Gr. WB. 3, 1392, 1) a.
Vogel-. ,Wann ein Krankner auf Vogeltederen
lige, könne er nicht sterben.' Zauberei 1704.
Fisch-: Flosse. Mal. Vgl. Gr. WB. 3, 1393, 1) b.
In der Tat entsprechen die Flossen anatomisch genau den
Flügeln und lat. /<j>i>ia ist uächstvwdt mit penna.
Flug-: fliegende F. , Einem flugföilerlein, weliches
vom wind verwäet wird.' Hofmstr 1645. — Vgl. .Feder
aufhiaseu'.
Gauch-: I.Flaum. Mal. — 2. Narren feder, F.
als Zeichen der Narrheit. Gent.enb. GM.
Mhd. ijourh, Kukuk; auch: junger Vogel übh. (d.iher
Bed. 1); Narr. Gr. WB. 4, 1, l.-)34 oheu.
Güggel- = J/awcw-. Zwinrli 1527.
Hu-: (weisse) Feder auf. dem Hut als Zeichen der
Herausforderung. Hu Federli! cntsprecheniler Ruf.
XVIL — Bui! .Aufruf zu rascluMii Handeln: .luih .\usruf
des Widerspruchs. Syn. Ihmen-.
Hüben-: Löwenzahn, taraxacum id'tic. W. —
Wegen des mit Samenhaarm dicht besetzten Frurlitbculiiis.
Hanen- = Hu-. .Es soll ouch niemand kein dann-
ast, hanenledern, paternoster in hosen oder sun.st kein
andere tratzliche zeichen nit tragen.- 151(1. .\bscii.
S. Gr. WB. 3, 1395, 4.
Hart-. .Pinna: ein hartteder. das gross getider
eines vogels.' Fris. ; Mal.
Mür-: 1. der grosse unterste Balken, die Sdiwelle
auf Hausmauern, als Unterlage für die Köpfe des wag-
rechten Balkenlagers eines Stockwerkes Uw; U; '/..
,Deni N. N. zwei aiche Stumpen zu Jlaurtedern durcli
die holzherren wei'den lassen.' l(i:!7. Siii Katsprot.
'2. Wurm farn , cystopteris fragilis ScuwGalg. Wegen
der fieilersi'luiittigen Blätter und des VurktuuuifUs au Maueiii.
Pflüm-: Flaum-. XVIL. B Arzn.
Ramscli-: 1. Kerl)el \V und zwar 11 St. cIkith-
pliylluni silv., nach direkter Angabe anthriscus silv.
- 2. Löwenzahn, tarax. off.
liami, Jiäm*"'h<:{i: bedeuten sonst Bärenlauch, nllium ur-
siuiiiu, aber die Blütenst,inde dieser Pflanzen haben etwelelie
.\liulii'hkeit, auch ist die {lii.\ierende) Wirkung dieser Pflanze
und des Kerbels auf das Vieli allen gemeiusaiu. .Federe' wegru
iliT z. T. doppidt gehinderten, z. T. gezahnten Blätter.
Hajipen-; Raben- zum Einpinseln von Augen-
Hecken 1-. r. Ar/n. .WH.
679
Fad, fed, fld, fod, fiul
680
Sü-FeJere". Der Handel stöt uf Sauf., d. i.
schlecht Aa. ,Sein Sach stehet auf Säufederen, flcul-
neis utitur rationibus.' Mev. Hort. 1692.
Spreng u. H. erklären .S'. = Strnli; vgl. o. hiiuji- F. Sonst
könnten .S'. auch Borsten bedeuten (s. Gr. WB. 3, 1393, a)
und dieses könnte bildl. Gegs. zu , glatt' bezeichnen, welches
auch , leicht, glücklich' bed.
Schwane"-: gebogene, stählerne F., z. B. an
Kutschen. Sulger.
Schwanz-: 1. Schwanzwurzel. Steissbein der Kuh
Ap; Gr; GA. H'art, v'' inach-di''' d' Sehw. lupfe! =
den Hintern GRÜhur. — 2. Stück Rindfleisch über
dem Schwanz „Gl"; Sch; „Z". Syn. Federe (i.
Ge-fSder n.: 1. Gefieder. Vogel«. 1557, 126, b.
— 2. eine Art Netz. .Gratius beschreibt ein gattung
eines netzes, so man Gteder nennt, darumb dass man
federen darein fliehtet.' Vogelb. 1557.
ge-feder: 1. gefiedert, mit Federn bedeckt.
von Vögeln. ,Die bein warend ganz g.' Vogelb. 1557.
neben: ,mit getederten füessen'. ,Die zung an den
enten bedunkt einen an beiden orten geföder sein.'
ebd. ,Die jungen schwalmen, dieweil sy noch blutt
und ungefijder sind.' ebd. .Ungfeder, unflugbar, in-
Vülucris.' Fris.; Mal. — 2. bildl. in der ä. Eechtsspr.
von flüchtigen Verbrechern, welche ,also g.' ausge-
liefert werden sollen, il. h. gerade so, wie man sie auf
der Flucht, im Flug, frisch ertappt hat, ohne Weiteres.
,yfer dheinen schädlichen mann vachet, der soll in
[ihn] einem landgrafen antworten als g. und in all
wi.s und mäss, als er in gefangen hett.' Eechtdng d.
Freiamts Art'oltern. .Und soll im also den als gevijder
antwurten.' Ofkn. Albisrieden. — Der Verbrecher als
Raubvogel gedacht (vgl. .loser Vogel, Galgenvogel, vogelfrei' I.
Vgl. Gr. WB. 4, 1, 1, 2135.
„ge-fSderet: ohne Hinderniss, wie im Fluge,
ohne den Boden zu berühren B; LG."
füderen: 1. (intr.) sich in Schwingungen be-
wegen wie eine Feder Nnw. - 2. (refl.) sich biegen,
elastisch sein, z.B. Holz Gl; Z. — 3. (tr.) eig. mit
Federn, Schwingen versehen, bildl. geschickt machen.
.[Schwierigere Dogmen] nit herfür bringen, bis das
Volk in minderen artiklen underricht und gefederet.
darnach niocht zuo hocheren dingen uffliegen.' Kessl.
Federete Federta f.: Einfassung der Bettfedern,
Bettzieche. We" mit" d' Federte" nit h'struht, so hc
si Federe gä" F.
Scheinbar vom Xh./i'iknn mit der Endung -iii gebildet
und so gedeutet, aber wahrsch. mit Verk. aus dem Plur. von
Fe'derit, Ffihricht, Fethrich in., Leinwand zu Bettziechen.
Schm. 1^ 691; Gr. WB. 3, UOl; s. llepiUr.
Federich m. : Wegerich, plantago, und zwar
iceiVe"' = media ScHwKüsn.; spitze'' F. oder Spitz-F.
= lanceolata AABühl; ScnKl. ; breite'' Spitz-F. ^ major
AAKadelb.
Mit Anlehnung an .Wegerich' (das auch Umdeutung in
Wi/dm, Wäyelitiocl: erfahren hat) gebildet und entw. nach
den gerippten mit einem Fittich vergleichbaren Blättern od.
nach den Blütcheu so benannt.
sporr-füd(e)rig: lustig, munter, vom Vieh, über-
tragen auch von Menschen W. — Von ijtönn, mit den
Füssen ausschlagen.
fi;derlen: die Federn od. Flügel leicht bewegen.
Und 's FinIcK ßderlet, als icett's i" d' Mite. JKMeyer
1844. — ver-: schrittlicli abfassen, festsetzen.
Fi?derli m.: Name des Teufels in Hexenakten ; vgl.
Federli-Tüfel. — Von der Hahnenfeder, die der T.trägf^ (Gr.
WB. 4, '2, 166 u.) Doch s. auch WWackern. Kl. Sehr. III 233.
Ge-fider n.: 1. Federvieh, eine Anzahl Hühner
Ap. — 2. Federbett, Bettstück Ap; Gl. Nachtlager
übh. (seherzh.); »>'' reott i" 's G. Z; sogar mit Bez.
auf schlafende Hühner Ap. ,Des gottshus g. und bett-
gwand süberen und in cren han.' 145'2, Mev. Wetz.
,l)ie Brautbettstatt mit aller zugehörd, es seie g.
[usw.].' G Mand. 1611. .Schadlos, von zerschlagneni
Tisch, warf er [der Blitzschlag, welcher i. J. 1652 zu
Zürich eine Pulverexplosion verursachte] Einen ins G.'
JWSimler 1652. — 3. übertr. auf Etw., das dem Ge-
fieder eines Vogels vergleichbar ist. .Schutt das Gflder
der Kunkel!' d. i. spinne fleissig. HBdll., Niklaus-
sjjruch 1549. — Mhd. ijevidere n. — Un- Uc/fider n.:
roher Mensch Gl. ~ S. unyeßdeict. — Bett- = Ge-
fider Ji. .Ein geringer husrat von französischem B. und
Kuchigeschir.' 1667, Z. ,Der Badwirt sei mit weissem
Plunder, B. usw. be.sterniassen versehen.' 1668, ZHinw.
ge-fider = gefeder. ,. allerlei gfiders gefügel.'
1.531/1.548, Genes. = ,gefidertes Gevögel.' 1667. ,G.
werden = federen gewünnen als wenn die jungen vögel
anfahend federen haben, plumare. plumeseere.' Mal.
R6t-Fider: Name eines Fisches mit roten Flossen,
Rotforelle ZW. Syn. Böteli.
Fidere" f.: Federbart am Bolzen ScnSt. ; ZKn.;
auch Stück einer Feder am Pfeil SenSt.
fideren: 1. trans. a) mit einer Feder versehen
z. B. einen Bolz. — b) in einander fügen z. B. Bretter,
Nut und Kamm an denselben anbringen BO.; Gl; Gr
(s. Federe S Sp. 678). — c) .Die Schuhmacher sollen
die Hinderstöss nicht mit kälberigem oder schäflnem
Leder f.' Stadtb. ZWint. — d) entwenden ZKn. —
e) Etwas erdichten; bes. von Kindern Z. Eine Er-
dichtung glaubwürdig machen. .Wer lügen will, soll's
nicht krumm drehen, damit er's auch f. kann.' Kirihh.
.Superdicere = mer .sagen, mer darzuo tuon dann ge-
redt ist, ein ding wol f.' Fris.: Mal. — f) Jmdn zum
Besten haben ZStdtf; «"-, anlügen B. 2. intr.
(haben) a) von Bolzen: durch die Luft schwirren;
auch: im Fluge zstrett'en. einander streifen. Sulger.
— b) in der Rede: durch Verschweigen oder Hinzu-
dichten einen Sachverhalt, Tatbestand verändern, mei-
stens: aufstutzen, ausschmücken, aufschneiden, über-
treiben, oft geradezu, nur etwas milder: lügen Aa;
BU.; G; Sch; Z. De [du] würst im doch iiit glaube"!
dH'' fideret am Taglö" [als ob das sein Beruf wäre] Sch.
„Fiderete f.: Erdichtung B; L; Sch; Z." Fideri m.:
der es mit der Wahrheit nicht genau nimmt Z. .Der
hat sich gewänt bei Zeiten zum Liegen, Fideret, dass
sich die Baken [1. Balken] biegen.- Wahrsager 1675.
,Ich sage nur, wie [der] Kapuziner fldere, indem er
schreibt [usw.].' FXsi 1696.
Mhd. vidertn, mit Federn versehen; erdichten, lügen.
Bed. 1 e bzw. 2 b lässt sich leicht aus der allg. ,(mit Federn)
ausstaffieren' ableiten, so dass wir nicht auf das , fliegende
Mähre' des Mittelalters und die geltngelte Fama des Alter-
tums zurückzugehen brauchen, obwohl die Vorstellung von
,zum Fluge, resp. zur Verbreitung, geschickt machen' an jene
halb mythische streifen würde. 1 f wird auf dem Begriff
,anlügen' beruhen. Zu 1 d vgl. frz. volir 1) fliegen, 2) stehlen
(im Fluge erhaschen';'!.
ab-: 1. (intr.) in Fasern gehen, z.B. von einem
Leintuch Aa. \'gL fiseren. — 2. (trans.) züchtigen
681
Fa.!, teil, fld, fod. fnd
682
GMels. — Vgl. , Feder-, Flederwisch', Kehrbesen, iiueli ^
Prügel ; Tgl. aber auch nUiilereti.
Bolz-FiJerer: bo.shafter, streitsuchtig-er Gegner.
,Also hat Zwiiigli geredt und diser bolzfldrer [der
Generalvicar Faber] verkert es also.' Gyrr. 1523.
ge-fideret. Gefiederte Kugeln zu schiessen wird
in G und Z Keglementen von E. XV. als eine Über-
vorteilung verboten. — un-: missgestaltet, unförm-
lich, unsjiiimetrisch Gl; GoT.; flg.: roh Gl. Vgl.
Ungefider.
fiderig: faserig. Man schnitzt z.B. die Kanten
eines Scheites /'., damit es leichter Feuer fange GRPr.
Vgl. Yoyfl lä, ,Fider, Feder' : Fher ^ ,Fadeu : Faser'.
Also sind auch , Faden' und , Feder' vwdt.
fiderlen: fein regnen GlK.
Syn. ßserlen ; vgl. ah/iilenii 1 lind ßdfr'uj; aber i für l
lässt sich nur durch Anlehnung an fi. fein, erklären.
Fide: weibl. Taufn., Fides Srn.
fidehi: Interj. Fidehi und detcegg [■^eg\. Ruf beim
ßarrenfülzi-Spiol, wenn der Ball im Loche angelangt
ist und es gilt sich zu flüchten Bs.
tidelen: eine Art Kartenspiel Z.
Fidelett aScHw, Fideletes Ndw, Fideli n. :
Fadennudel Ap; Gl; Gr; G; Z. — Aus it. fitklini; die
Formen mit -el viell. aus einer it. Dim.-Form auf -ttio.
Fideli m.: männl. Taufn., Fidelis. Gel, trenn 's
nur dem JF. Nüd tuet — vorwurfsvoller Spott gegen
den Selbstsüchtigen L. — Letztere RA. wohl mit An-
spielung auf die eig. Bed. des W. im Lat., weil Jeder zuletzt
au sich selbst am ,treusten' hängt?
Fidelität f.: Gelübde gegen die übrigkeit oder die
Lehensherrschaft. .Kommen die aufgerufenen Re-
bellen zurück und tun „hdelitat". so wird man ihnen
ihr Gut lassen.' 1417, Absuh. ,Um Huldigung und
„fidelität" zu Gun.sten der Herren v. Ch. angesprochen.'
1581, ebd. — Aus der roni. Schweiz; lat. fidelitas feudalis.
Fideri n.: eine Art Stauden mit feinen, zerteilten
Ästchen; Gestrüpp, wie die Cornicularien und Cladonia
rangiferina Gl. Ds Mutteri in der Höchi ohe vcrtüret
[verdorrt] und es het F. drüs g'ge" Gl. M. werd F.!
hiess es in der Verwünschung der Blüemlisalii. Vgl.
Feder 4.
Fidei'itseh m. BSa.; GnChur, Fiderst SouwMa.,
Fiderste aScHW, Fidertsche f. BO.; „LE.":
1. weisser Hahnenfuss, ranunculus aconitifolius.
aaO. — 2. Alpenhahnen fuss, ran. platanifolius
BSi. — 3. Bocksbart, tragopogon pratens. BSa.
1 u. 2 wahrseh. nach den gefiederten Blättern beuaruit.
Die Nbft'. durch Umstellung entstanden; vgl. diejenigen zu
Ayetatere Sp. 1'25. Zu 3 vgl. Frtlt:i-i: 4.
Fiderix, Fidirix und Fidira.v, Fiderunggung-
gänscli: sinnlose Füllwörter in scherzh. Liedern L.
Pidi s. 1) Fido. 2) Fridi.
FTdö L; Z, Fidi B m.: Name für kleinere Hunde.
— Aus it. ßdo, treu.
Vidole s. Viok II (Sp. (i33).
Fidi'iz f. (auch m. Z): Lu.st, Eifer. Mut zu Etwas
Aa; G; Z. ~ Aus l&t. fiducm, Zutrauen.
Fiduzi: Name für Hunde L. — Vgl. Fida.
Fod, gefödsch s. Fud. voder s. rnrder.
foderen s. forderen. födelen, Födeli s.
fädele)!.
Föd Ap; Gl (?««); GRh.; W; Z (auch Pftid)^,
Föd ApL, M., St., Futt BSi. — f.: 1. vulva BSL;
ZKn. f S. auch Absch. IV 1 a 359. ,Vox obsctena in
alpibus Helvetiae.' Bonstettf.n II 131. — 2. unartiges,
verwünschtes Mädchenod. Weib, oft als Schimpfn.
kv (tüsiijiF.J; ,GRh.;" W (rerhe.veti F.). — 3. Feig-
ling, Memme Ap; Sj'n. Fadi m. — 4. das abge-
rundete hintere Ende einer Gans Z (Spillm.).
Mild, fut, fud, Vulva. Das o der Ap Form entspricht
dem in nhd. .Hundsfott'; der Voc. ist nur durch die Ein-
silbigkeit verlängert. In Bed. 1 gilt sonst die Form mit -z;
die in 4 hervortretende Bed. erscheint auch in der Abi.
Füdli und im Breg. Wald bed. fud: äuus. St.' gibt aus Ap;
GRh. für Bed. 3 das nmunl. Geschl. an. — Vgl. itfud.
Hunds-Fud Ar; Gl; W; Z, -FuttGR; L: 1. (m.
u. f.) boshafter Bube, bosh. Mädchen \V. Feigling,
der Beschimpfungen hinnimmt, Mensch ohne Ehr-
gefühl, allg. ^ 2. (f.) -Fud, -Fod, -Fiide ZO., -Fud.j
GG.: Herbstzeitlose. Colchicum autumnale, bes. zu der
Zeit, wo die Samenkapseln gereift sind. — Für "2 sonst
allgemeiner Hunds- Hode oder -Seckel (auch Murmi-, Schuf-
Seckd, Haye-MoUt) genannt. — Die urspr. Bedeutung blickt
noch durch in der RA. .kein Hundsfut wert.' um 1708,
Schwz. Erz. 1856. Wird andern WW. vorgesetzt., um sie z»
WW. des Schimpfes zu stempeln, z. B. Huudi/udn-, Hundajhl«-
Kerli, -Ketztr. -Züij. — hundsfudcu: 1. Hundsfud
schelten, übh. gemein ausschelten Ap; L; Zg. —
2. Name eines Kartenspiels, bei dem der seine
Karten zuletzt anbringende Spieler Hundsfud ge-
nanntwird Ap; Z f . — ver-: verderben (UBräoger).
Vgl. verpfuden. — hundsfüdelen hondsfödela: einem
Hundsfott gleich sein od. tun Ap. — hund sfüdisch:
ehrlos Z.
Harz-: der Teil (gleichsam der unappetitliche
Hintere) des Pfirsichs, welcher eine Art Gummi aus-
schwitzt. D' Pfersi'-'' hiiml Harz fnd ZZoU. Vgl.
H.-Fudi.
Kue-: F. einer Kuh. ,Es wäre wäger, er prediget!
einer kuofud.' 1522, EcLi Act.
Mären-: F. einer Stute. .Wer nit daran glouben
well, der gloube an ein merchenfud.' 15"29, Strickl.
Matz-: feiger, niederträchtiger Mensch AaZ.
Durch eigene Schuld in Not geratener Mensch. Dö
stö" wie-n-e M.-F. co» Träse" ZGossau f-
,Matz' Koseform von , Matthäus' oder von ,Mechthild' iu
appell. S. Syn. ,Matz-Fntz', wie es auch in obiger RA., die
an eine Auekdote von dem Baumeister M. Votzius in Dresden
erinnert, heisseii seilte, während sie so an das Feiiiiii. Fud
angelehnt ist.
Plipp-Futt: imaginäres Gewächs am Gesicht,
welches demjenigen angedroht wird, welcher jilipjiet,
d. i. ein Geheimniss ausschwatzt BSi.
„luden: ohne Eifer, nur spielend arbeiten 'F.
Syu. fiidelen.'' — fudelen: geschäftig sein und doch
Nichts ausrichten, nur von Weibspersonen Bs (Spkknh).
„Futtere. Hunds-F.: schlechte Dirne Aa; B; L."
fudercn 1: schnell, aber nicht gut arbeiten HK.
Fudi I Aa; G, Fütti Si'iiw — ni.: 1. Memme,
Weichling GT.; SruwE. — 2. schlechter Arbeiter AaZ.
1 gleichs. die niasc. Fiirm zu dem syn. Fem. Fudv. —
'1 Von Fud i. S. v. anus; vgl. jud<l(H und Krhumrii i. S. v.
schlechte, verächtliche Arbeit niaclieii. (Hier von obigem /ti'/eii.
083
Fad. fed. fid, fod, fnd
684
Fudi (■'") U, Füdi n.: 1. der Hintere, bes. in. der
Kinder.sjir. und als Milderung des Ausdrucks Füdli
Bs; Gl; S; Z. Daher auch adv. fii'li, (ifiyi fidJi Bs,
füdi Aa = iifui; schmutzig, und wieder subst. gewendet
'.V Äygifiidi, der Hintere Bs. — 2. „(f.) cunnus." —
:!. Vermummter W.
1. Ilie Fürni ftidi auch ni. Zu dem Adv. vgl. auch
p/ndi, ji/ihfi. — :■!. eig. allgeniciue Bezeichnung von etwas
Hässlicheni ; vgl. die Syu. Bvtzi : Jimjtj, St. schreibt übrigens
h'udi: (/an, maskiert unilierlaufeu, und scheint daraus das
alistr. Fem. riiJr, Veriiiuuimung, erschlossen zu haben.
Harz-: schrundartige, Harz ausschwitzende Ein-
kerbung an Tannen (NSenn). Sj-n. H.-Täsche.
Fudle (*") f.: 1. grosser, breiter, fetter Hinterer
7t. — '2. fette, watschelnde Weibsperson, mit dem
Nebenbegriff der Trägheit und Ilnordentlichkeit ZU.
— Aus dem als I)ini. verstandenen /'(((//(' erschli>ssen.
gefüdisch {ifotsch: feig, furchtsam Ar. — Vgl.
Fi(d :i.
Füdle, Füdli n.. füdlen. füdelen a. Fud-Loch.
Pride (»') 1 ni, (,f.'): Gussstein, Gosse G oT. ,Das
sudelwasser usser [aus] mynem hüs und fuilen [abzu-
leiten] den nächsten [Weg] usser g'nannt myner fuden
by der iiiür herab.' 1.5?..''i, Z Ifrk. .Vermeldte f., tlichel.
ror oder kännel widerumb danne ztuund.' ebd.
Fiide H f.:
Fiidi
(Sp. 683).
füilfr: ein Fluch. Fuder hlö! Scuw. Fotz inin-
derdi fiiderdi! oder sakerdi n. f.! Z.
Aus fiauz. Kriegsdienste heimgebracht; /l/wr/zv, Hlitzstrahl;
htm, blau; fuudie de Dieu, Gottes Bl.
fudere" (*""') II: polternd fluchen FS.; Z.
Für beide WW. l<ouinieu .aber auch J'ulter, fultemi in
Betracht, zu denen sie eine blosse Senkung der Ausspr. sein
knnnten.
fudi s. /'Htii.
„Fiidli, Futli m. : heimtückischer Mensch LE."
Vgl. ,futteln', betriegeu, od. .aber Fud, der Hintere (dazu
hcHchiHHen^ betrügen).
l'ürti fudi: Losungswort an Eidesstatt bei einem
Tauschhandel, der nicht n.ehr rückgängig gemacht
werden kann TnTäg. f — Aus \üt. fidcin), Treue?
Paeder n. — Dim. Fiiadarli GRMaienf., Füederli
Ap; Z. — PI. Füederer Ap, sonst = Sg.: 1. Wagen-
ladung. Chnimmi F. gerid gross HetistöcJc. Sulcer.
Das hed 's F. 'bonda", hat der Sache noch den Aus-
sehlag gegeben Ap. Als bestimmtes Mass mit Be-
ziehung auf Wein = 10 Zürcher Eimer, l.'jol, Absch.
,(,'arros, fodras (Fuder) ipsi appellant, unaquicque
autem Kl cados (Eyraer) continet.' Wahn. ItiSO. Mass
und Wert von Wiesen wird nach Fudern, d. h. nach
dem Ertrag bestimmt Gr. Eine ,Beige' [von Schindeln]
ist 1 F., wenn sie 24 , Kreuze' [= 48 Schichten] ent-
hält Gk. Als Längenmass: ,4 F. lang.- Offn. ScHwPfätf.
1427. Name einer Waldparzelle und der betr. Cor-
poration, welche durch einen Fuederroijt zur Arbeit
aufgeboten wird, und aus dem Erlös verkauften Holzes
einen Fuedertrmd; hält ZSth. — 2. (bildl.) Rausch
Bs; L; Dim. Z; vgl. laden. ,Er hat das F. umgeworfen',
ist in Folge seines Rausches zu Boden gefallen, übw
1608. — Mhd. minder, wahrscb. vwdt mit .Faden', welches
ebenfalls ein Mass bed. kann.
Er-. ,Dem Schultheissen die Ehrfuder Holz jedes
Jahr auszurichten.' B Thuu. Handf. — Er wabrsch. im
S. V. Ert'uju-au, Frobndienst.
Lumpen-: schlechte Ladung. Es L. mache" : mit
dem beladenen Wagen oder Schlitten umstürzen Z.
Not-. ,Im Winter soll es einem Jeden zugelassen
sein, mit einem N. über des anderen Gut zu fahren,
jedoch mit Abtrag des Schadens.' 1747, BSi.
Büren-. ,Den puren [zu A.] hörend fueder, so
man p.-f. nempt, und sol jedes p.-f. syn 2 klafter holz,
und sollen zechen ochsen an einem jeden zue ziecheii
haben.' Hotz, Urk. v. XVL/XVU.
Brut-: „die Mitgift, welche, meist auf einem
Wagen hübsch aufgerüstet, aus dem elterlichen Hause
der Braut in ihr neues Heim zugeführt wird; auch übh.
Mitgift Gl; L; Sch; Zg; Z. Syn. Brüt-Fuer, -Wiujen."
,Dass von keinem Kind das empfangene Brautfüeder
niemahl verzinset werden solle.' 1078, LB. ApI. Sie
besteht hauptsächlich und durchschnittlich in einem
(zweischläfigen) Bett. Kinderbett (vormals einer Wiege),
Tischchen, 2 Sesseln, 1 Schemel, einem mit Kleidern
gefüllten (früher auch wie das Dach des Bettes mit
den Namen und mit Figuren bemalten) Kasten und
zu hinterst auf dem Wagen einer mit Rei.ste wohl-
versehenen Kunkel am Spinnrad. Dieselbe wird am
Donnerstag nach der (letzten) , Verkündung' der Ehe
auf einen festlich bespannten Wagen geladen, der vom
Bräutigam bestellt ist, aber nur von dem Schreiner
begleitet wird. Der Fuhrmann trägt auf dem Hut ein
von der Braut angeheftetes neues Nastuch mit einem
Sträusschen, ebenso der Schreiner auf der linken Seite
des Rockes. Vor der Abfahrt muss der Bräutigam den
herbeigeströmten Kindern und armem Leuten des
Ortes kleine Geldgeschenke machen. Dann geht er,
begleitet von einer Schwester od. Freundin der Braut,
auf einem nähern Wege seiner Heimat zu, wo er die
Einfahrt des Wagens durch abermalige Geldspenden
an die dortige Dorfjugend, welche den Weg mit Stan-
gen versperrt, erkaufen nmss ZPfäfl'. In Münchaltorf
fährt der Bräutigam, hinten auf dem F. stehend, mit
und wirft von dort Geld aus. Anderswo in Z geht
die Schwester des Bräutigams od. der Braut, in einem
Korbe Lebensmittel oder Geschirr tragend, hinter dem
Wagen her. Der Brauch, dem B.-F. die Abfahrt in
ein fremdes Dorf zu versperren, herrschte auch in der
Landsch. G. In Aa wird auf dem Wagen, der auch
Brüt-trossel heisst, die Braut selbst mitgeführt. ,Das
B.-F. führen' : spöttische Nachahmung, welche statt-
findet, wenn der Bräutigam den Burschen des Dorfes
keinen sog. Hauss (Einkauf oder Loskauf) gegeben
hat, und darin besteht, dass sie an der Brautnacht
vor dem Hause der Braut und des Bräutigams ein
Charivari aufführen ZO. S. Stutz 1850, iTl.
Die Sitte, dass der Brautwagen von der Jugend des
Dorfes aufgehalten wird und vom Bräutigam losgekauft werden
muss, beruht ohne Zweifel auf dem alten Bestreben, die Ehe
auf die Gemeinschaft des Dorfes einzuschränken. Das Chari-
vari entspricht einzelnen Fällen des bair. .Haberfeldtreibens'.
— Dass urspr. die Braut selbst auf dem Wagen mitgefübrt
wurde, entspräche auch der vermutlichcu Etyujologie des W.
, Braut' selbst: skr. jn-a-udfia, die davon geführte. S. noch
HaUHH ; Jluchzit.
Spachen-. ,Ein spacbenfuoder prepositure dant
bona subscripta. Item ein siiachfuoder recipit celle-
rarius.' Z Stiftsurb. l.'!50. — Mbd. xjMuhi; dürres Reisliolz.
685
Fad— fnd. Faf-fnf. Fag-fug
686
Stein-Fueder s. Stein-Fueter.
Den-. Jjigna: reciiiit inepositus 1 fuodei, vocatur
Derretuoder. Recipit cellerarius, vocatur Terrefuodev.'
Z Stiftsurb. o. 1350. — Vuu lahd. ,fo«, T,iÄli)hn; vgl. E,-
J'ueder, woraus es mit aiigeschweissteiu Art. und Aiilehiiuiii,'
an denen, dörren, entstanden sein Ivönnte.
Drossel-: l.^Briitfueder B; S. Syn. Drosael, Dr.-
Fiter. — '/. Charivari. bes. bei ungleichen Ehen S.
Zieh-: Wagen voll Hausrat, bei Wohnungs-
iinderung (Ziehen) Z. .Syn. Ziußete.
fuederen: 1. einen Wagen (stark) beladen Ndw;
ZWäd. ; in Fudern führen Ndw. lüldl., stark essen,
ebd. G'fuedera möga, zu ertragen, verdauen (eig. ein
F. fortzuschaften) vermögen Ap. — um-: mit einem
F. umwerfen SchwE.
fuederig: was ein F. ausmacht, z. 1>. eine Tanne,
Steine B. .Von jetlichem Stumiien [Stück eines Baum-
stammes], der fuederig ist. 1 Pf. Stumpenliisen geben.'
ÜKFN. Schwameiidingen 1533.
Faf (vaf, favj, fef, fif, fof, fuf.
Bzw. faff usw.
FätVl m.: Gegenstand des Gespöttes BG.
Viell. vun mhd. /ta'tYf f., Fabel, also eig. wer im Muude
der Leute ist. Oder assimiliert aus Äo/e/, Auswurf.
Veve f. — Dim. Vici, Veceli: weibl. Taufn., Geno-
veva VOrte.
fif, feuf, föf, füf, fiferen s. fünf.
Viva: Begrüssung des Niesenden Gk. — Aus dem
lt. oder Churw. ■'
Fifaltere, Fifolter, Fifolder, Fifhultere
s. Fi-F alter.
fifene" (.haben' und .sein') : hastig dreinfahren,
voll Geschäftigkeit sein ohne entsprechenden Erfolg.
Ume-f. (,sein'): geschäftig liin und her eilen Uw.
Arte-Fifi, -Füfi s. Sp. 479.
Vivis m. : 1. Vorrat, bes. geheimer, v. Esswaaren.
Me miies alliw'il 0. im V. ha" (h'halte") t'cn; Süterm.
— 2. Aussicht. Was hast im V., dass d' so lustig
bist? Z.
Verk. aus frz. vivrrs, Lebensmittel, mit der bei Namen
von Speisen häufigen Endung -in; vgl. Jiitrhit, etwas Ge-
backenes; aber auch MmjijU, geheimer Speisevorrat. Bed. 2
beruht auf Vermengung mit Vui (s. d.).
Flfle f.. Dim. Flfli: Feifei, Darmgieht der Pferde
,ß; LE.; Z." .Der von dem fuoter essen wird, der
überkunipt den tifel.' UEckst. 15'2<j.
Mhd. ßvel f., ans mlat. riruluc, it. vivölc. ,l)ie fyfel od.
feibel.' Tierb. 1563. Bei Steinm. 180 t ,das Feivel'.
F o f e s. Funhc.
föferle": mit spitzigen Worten necken Ap. — Viell.
vi>n7Ti/'.\p = fiinf, also eig. Sputtfteberde mit den fünf FingernV
füfzg s. fimf(zifj).
Fag (vag), tVg, lig, IV.g, fug.
Vgl. auch die (iru|ipe Fcigg usw.
Fagällülgel = (rfinf/i/el ZWint. — Scheinbar uiin; /ss.
]iiit letzterem W.. in der Tot aber abstrahiert aus dem Folg.
— S. auch //rt;/((((77<'/.
Fagäugge", Fagügge", Fagöse", Fagüne":
(PI.) komische Geberden, Possen Z. — Vgl. Fadune
(unter Forlune).
vagöle": zwecklos herumschwärmen „AaF."
Scheint aus .vagieren' und .golen', gaffen, zsgeschweiss(
zu sein. Vgl. das vorhergehende W. n. vciolejt Sp. 63-3.
FagUiigger m.: verächtliche Schelte auf einen
erbärmlichen Menschen B. — Nbf. zu Fofjäugyil, aber
an das syn. Hiiiyfjrl, -er angelehnt. — fagüngglerisch :
liederlich S.
fägnen s. fädmen Sp. 075.
legen: 1. reiben, scheuern; mit Sand oder anderer
körniger Masse (auch Tuff) und Wasser, mit Lappen,
Bürste oder Besen den Fussboden, Wände, Gefässe
reinigen, allg. Blitzen und f. gid kes Bnid i 's Htis.
Ineichen. Syn. mit Wüschen und Wäsche häd-me"
nüd g'esse. — 2. ausräumen, plündern. ,Das Feg-
feur, damit sie einfaltige leute vexieren und ihnen
ihre geltseckel dapfer f.' JMüli.. 1(366. — 3. an-
streichen, beschmieren, das Gesicht mit Russ L
(Zyro). — 4. tüchtig an Etwas arbeiten Ni>w. -
5. rumoren, geräuschvoll hin und her fahren Gr
Landq. — 6. mit enand f.: zanken, streiten (sich an
einander reiben) Ap; BRi. (auch im Handgemenge); Zu.
.Zanken und f.' JJSchläpfer, Pred. 1805. Syn. f'ecken.
— 7. heimsuchen, strafen, von Gott. Wenn Gott es
Land will f., so wird er ivol Bi'se' finde". Inekhen.
Von einem mensclilichen Herrn: .Er liess die Bauren
für sich kommen und sagte da in einer Summen, wie
er sie erst recht f. wollt.' CmrMurer, Scliwzrgesch.
1580. — 8. „(refl.) sich aus dem Staub machen, eilig
wegbewegen." — Mhd. veijen (nach Gr. WB. 111, 1413
mit e'), reibend reinigen; sich rasch bewegen. — Bed. 2
i. S. des vormals landläufigen .\usdruckes .kistenfegen'. —
ab-: 1. abreiben, abnutzen. Abg'fegcti Ermel. Syn.
cerripset, verschurret. — '2. (Schulden) durch all-
mähliche Abzahlung tilgen LG. — 3. einen Gegner
im Gespräch zum Schweigen bringen S. — abe-:
(m. D. P.) Verweise geben Aa; Sch. Syn. abebiitzen.
— üf-: (den Boden) gründlich reinigen Z. — ume-,
umenand-: sich unruhig verhalten, z.B. v. Kindern
auf einer Bank hin und her rutschen; herum.streichen
.\p; Uw; U; Z. Umefeger, -i: unruhige Person, ebd.
Ume und ane f., verlegen hin und her rutschen Bs.
Vgl. Fegnest. — er-: mit Aufbietung aller Kräfte be-
kämpfen BRi. — use-: den Leib von schädliclien,
krankhaften Stollen befreien, durch medizinische Mittel.
D' Dökter rlwnned Ein scho" u. Z. — ver-: durch
Scheuern verderben Ap, — NOt-: notgodrungene Ab-
wehr, EntscliuldigungV ,Sömliche red [die Predigt
Zwingiis zu Pfingsten 1531 nach Abschlag des Pro-
viantes an die VOrtej achtetend ettlich ufrüerig und ein
anhetzen syn zum krieg, die andern ein nodträgen [so]
syn.' HBuLL. 1572. ,Sömliche predig [M. Franz Kolbs
nach der Schlacht am Gubel im reformierten Lager]
verdross vil in dem läger gar übel. Dorum wäre des
predicanten red ein nodtvägcn.' ebd. — toller-: ein
Spiel, wobei 2 Mädchen sidi bei den Händen fassen
und herumdrehen, bis sie scliwindlig werden Bs. Ein
anderes in ZG., wobei man sich ein kleines Kind auf
die Kniee setzt und mit seinen Händchen maniiiuliert,
als ob man Geschirr zu fegen liättc; die (ieberden
begleitet man mit den Keimen: T. fege", (r'.ichir ah-
triischc", l)ey Guggel hm-ket iif der Stege' ; Nietiierem
687
Tag, feg, flg, fog, fug
688
Nüd säge; G'schincasser üs-, üs-, üslere"! und hiebei
beugt man das Kind über die Kniee rückwärts hin-
unter.
Feger ni. : 1. i)ersiiiil. a) tüchtiger Kämiifer,
Schläger, Raufbold; starlcer Mann B; Gk; Z. Ubertr.
auf Tiere: starker Stier, Hengst, ebd. — b) (auch
diniin.) Kerl, Bursche, Mann, der sich in irgend einer
Richtung durcli Leistungsfähigkeit auszeichnet BRi.;
Gr; ob im Guten oder Schlimmen, wird im einzelnen
Fall meist durch vorgesetzte Adj. bezeichnet, allg.
Zu en riche F. vgl. Fuger. Synon. Füllworter sind:
Vogel, Fink. Zeisig, ÄeWi, Götti. — 2. sachl. a) Gerät
zum Fegen, Wischlappen BHk., Ri. Der F. i dr
Hand hch no''' nüd 's G'umnd BHk. Vgl. die Sprw.
zu fegen 1. — b) Rausch Aa; Bs; Ndw; Schw; Z.
2 b beruht wohl auf 2 a. Vgl. ,Hieb, Stich, San-as' u. ä..
auch i. S. V. ,Rausch*.
Kamin- Chümi-: 1. Essenkehrer, a) in eig. Bed.
Den Kindern ist er Gegenstand der Lust und Furcht
zugleich; sie rufen ihm Reime nach wie: Ch., schmirze
Ma, hnd e schwarzes (grüsigs) Hempli n"; alli Wöschere"
TU" Barts chönned 's niinniie wasrhe" viss oder nimmt
de Besen und de Luwpe (mit-deiii B., wit-dcm L. oder
Stumpe oder einlach Ch., Chiicliilumjie), macht die alte
Wlher z' gutiipe" (Letzteres wohl urspr. mit Bezug auf
Hexen, welche aus dem Schornstein ausfahren) Z. De
Ch. chunnt! Schreckruf aScnw. ,L)ie K. meinten, ihre
Arbeit wäre nicht fertig, wenn sie nicht das liied oben
zürn Dach hinaus sängen.' HPest. 1788. Es ist dies
ein eigentümlicher, langatmiger Jodler, der übrigens
nicht bloss aus persönlicher Lust hervorgeht, sondern
urspr. der Controlierung wegen geboten gewesen zu
sein scheint. ,Er muss sich in jedem Kaminhut mit ver-
nehmlicher Stimme hören lassen.' Ar Trog. Feuerordn.
1818. Der K.-F. erscheint auch in RMev. Todtentanz
1650. — b) bildl. 1) ,ein Gewissen wie ein K.', d.i.
ein unsauberes, schwarzes. Gl Jahrb. 2) Beichtväter
und Missionsprediger, sofern sie den Leuten die Hölle
heiss machen, aber auch den Brand löschen W. Vgl.
Siind-F. 8) de Ch. ha" a) in der Nase grübeln (welche
oft einem Kamin verglichen wird) Z. ß) Abführmittel
nehmen, laxieren Ar; ScHwMa.; Z. — '2. im XVII.,
XVIII. eine Art Krämer, welche ihre Waaren (Ju-
welen) feil trugen. ,Die K. betreffend, welche ihre
Waaren in Trucken [Truhen] und Laden tragend und
mit denselben in Wirtshüser inkehrend.' B 16'28. ,Von
den Waaren, so unsere Burger von den Jubiliereren.
Käniifegeren und anderen frömbden Krämeren abkau-
fent, es sygen guldin Kettenen, Ring, Kleinodien etc.'
Z Mand. 1640 und noch 1757. — 3. Silhouette Z.
— 4. Unke SenSt. — 5. Chämifegerli : a) frühe
Segge, carex prsecox (Durh.). — b) Bachnelken-
wurz, geum rivale Z.
1. Syn. Kaiin"jmtzcr. ~ 2 Itezieht sich auf die aus di^n
Tälern am Südabhang der Alpen liuiuuu'nden Hausierer und
Handwerker, viel!, indem man tcituni pro parte alle «\anderudeü
Italiener schlechtweg Kaminfeger nannte (s. .VgTschudi 1.t88
0 IV b u. ASchott 1842, 92 ff.(. — 5b wegen des schwärz-
lichen Ährenkolbens.
Panzer-Fegerin: Bezeichnung eines bösen Wei-
bes. Gwerb 1646. Vgl. fegen (> und Eilj-isen.
Sünd-Feger .Sundväger, -in': eine Art gauneri-
scher Bettler; die Männer gaben vor, sie müssen Geld
haben, um einen Mord zu sühnen; die Weiber, sie
seien in grossen Sünden gelegen und wollen nun ein
besseres Leben anfangen. Gengenb. Bettl. Vgl. Kamin-
feger 1 b.
Pegeri": Putzfrau Ap.
Feget m.: Fegezeit, Zeit des Laubsammeins Uw.
Fegete f: 1. das Geschäft des Fegens Ap; auch:
Ausfegsei Bs (Spreng). — 2. Reibung, Zank Ap.
Figi-Fegi n.: 1. die Mitte des Brettes auf der
Schaukel, Punkt des Gleichgewichts. Syn. Wigi-M^ägi.
Fr ist uf-em F., unschlüssig Gr. — 2. freier Spiel-
raum beim Neunesteinspiel (JRPani. Syn. Figgi. —
3. unruhige Person Gr. Syn. Fegnest. — Bed. I viell.
aus dem syn. Wigi-Wägi entstellt oder daran angelehnt.
feig: 1. dehnbar. ,Aes ductile, bügig, feyg.' Fris.
— 2. faul i. S. V. unsittlich. ,Als nu ein feiger sit
[Sitte] u.sgät.' ScuAcHZAB. — 3. mutwillig, frech;
von Knaben. ,Wie die feigen knaben, die mit benglcn
in die böum wertind.' Vad.
Die obigen Bedd. entwirlieln sich jius der ursprünglichen
von .faul, morsch'. Der lebenden Volksspr. ist das W. nicht
geläufig, weslialb auch der Diphthong als rU gelesen und
demgeniäss bei mundartlicher Verwendung in i umgesetzt
wird. Auffallender Weise schreibt aber schon Mey. in seiner
Wint. Chr. ,figheit' und zwar in der nhd. Bed.
Feigel m.: Rausch GRh.
Veigeli, Vigeli n. s. Viole II Sp. 633.
Flg(e) f.: 1. die Frucht des Feigenbaumes, allg.
Hut ist Hung [Honig] und Fige, uf 's Jär Chrüz und
Lide Z. , Zwetschgen sind nicht Feigen.' HPest. 1781
i. S. V. ,man soll Nichts überschätzen'. — 2. Auswuchs
am Hals des Rindviehs Gr. „Feige, Feigge: Verhär-
tung einer Drüse, besonders an den Schenkeln der
Pferde B; L; Uw." Feigwarze. — 3. .stercus. Er nimmt
's ro" Hand [mit blosser H.], wie de' Pnr d' Fige",
greift derb zu, macht keine Umstände ZW. ,Muesste
dem Esel eine Feigen aus dem Hindern ziehen.' Hafn.
1666, 1, 201. — 4. , Einem die Feigen zeigen, medium
digitum porrigere alicui.' Mev., Hort. 1692. Geberde
der Verhöhnung, des Trotzes. Hafn. a. a. gibt einen
Ursprung des .Sprüchw.: [ich] zeig die F.' an.
Mhd., änhd. datt fuj (ßvh. feiy. /eich). Blut^eschwär im
Darm, am After. St.'s Schreibung beweist Nichts für ein
anderes W. od. eine andere Lautstufe unseres W. — 3 auch
mhd., änhd. Vgl. lions- und Figd. — 4. Im Mittelalter aus
dem itel. far /«• ßche ins Deutsche übergegangen. In dem
von Hafn. erzählten Vorfalle (s. aaO.) scheinen die Deutschen
von 1150 das ital. W. nicht in seiner eig. Bed. erfasst,
sondern in (ebenfalls derbes, aber unverfänglicheres) Deutsch
übersetzt zu haben. S. noch Fiffijf:.
Or-: wie nhd. Am-cnen erliche Ma" tuet Nünt
so we wie-n-en 0. Sülger. 'em Dri'c]; en O. ge', ver-
kehrt handeln, allg. DU'' Handel hat im en 0. g'ge",
Schaden gebracht. Sülger. Wer en O. iiberchunnt und
weiss nit, rw wem, de'' mues.s-.si b'halte'. ebd. Eine 0.
wurde nach alt deutschem Brauch bei Grenzunigängen
einem Knaben gegeben als innenionisches Hulfsinittel.
Umged. aus ndri. veeg, Schlag; vgl. ,Kopfnuss', wo ,Nuss',
verschieden von der Frucht, ebenf. eig. ,Schlag' bedeutet.
Fasten-. ,Carica: dürr feigen oder fastenfeigen.'
Fris.; Mal. — Wohl einst als Fastenspeise üblich.
L(!tt-: Scheltwort: Tropf, Memme. ,Wann wir
da sollten stillschweigen als recht zaghafte lättfcigen.'
Passionsspiel 1757.
So noch in Schwaben, Baiern. Ostreich. Lett; weiche
Erde, Leim, Kot. , Feige' hier wahrsch. = Excrement.
Ross-: Pferdekot Gr. Syn. Boss-Äpfel.
(iSil
Pag, feg, fig, vig. f(t,ic. vog, fug
690
I
FisiiU'ii. ,Figalrii, das ist blumiiwL'rk, wie es die
tisehiiKn-lier auf tatleii zur zierd iiiacheiid, umgewelzt
schier wie Jacobsinusehelen : voluta.' Fris. ; Mal. —
Für , Fiale' mit 7 als Vergröbenuig eines aus 1 entwickelten y.
FigalÖ'ri, Figelö'ri ra.: Duminlcopf aScHW. —
Vgl. /'('(/(/ und Galüri.
Kigelm.: 1. .harter zusammengeballter Kot, z.B.
von Ziegen, Miiusen L." — 2. unbedeutende Sache,
Kleinigkeit, uns Chiml hriegriet [weint] jcä/e" ieäem
F. L. — 3. schwächlich gebautos Kind, von Erwach-
senen nur im Scherz 'La.
Walirsch. zn Fuj in der Bed. 3, denn aucli das syn.
.Dreck' wird verächtlich von Kleinigkeiten und kleinen Per-
sonen gebraucht. Der Voc., für dessen ehemalige Länge die
bei St. nebenher gehende Schreibung sprechen dürfte, kann
in Folge der Zvveisilbigkcit und der Anlehnung an das auch
begrifflich nahe liegende ,Igel' verk. worden sein. — Die
Begriffe 1 u. 3 vereinigt auch das VV. Kei/el.
Vigele'gi f.: lustiges Treiben. Das ist e V. g'sl
Llteid. — Eine Koiiibinierung aus dem Stamm ri<j- (s. z. B.
viflihint) und halUi/i^rfn.
Vigelet: Yeilchen.syrup. Zu den Requisiten des
Pilgers für die Meerfahrt gehörte ,ain büchsen mit
tigelott.' Stockar 1519. — Von rit>/f // abgeleitet; vgl.
mhd. fiulät, veikhenfarbiger Stoff.
tigele": (vom Hahn) die Henne treten ScnSt. —
Entw. für riii/cfcii, riiijeltii oder für /i'f/yrffji von/o/yt«, reiben.
Figend, tigenden, figentlich a. Find.
Piger: Hundename IT. — .\us , Figaro'.
vigilälit riiirhmt Sch; Z, rigiiJant ZKn., r/'oig. ZO.,
pflegehint ZGlattf. : lebhaft, gewandt. — Aus lat. ri,jihtiii-.
wachsam.
vigiliere": wachen, Acht geben BsStdt.
Vigilg f.: Gottesdicn.st am Vorabend eines Festes;
Todtenamt. NManuel. — Aus lat. viijiKue (frz. veiUes),
indem das i vor Voc. konsonantisch gesprochen wurde.
figle": luitzen. reinigen GlH. , Alles [Jedermann]
putzt und strigelt blank wie neu getigelt.' Scuw Fasn.
1809. — Von .fegen' oder für älteres /ö//'^» von Vvjli:, Feile,
also eig. feilen. A'gl. auch ßijchn : ßfj'jf^i.
Figler I (FügUr ^in\).,V\\) m.: 1. Schweinstall
BHa. ; W, insbes. auf den Alpen tii.. ,Ununi sed restat
prif cunctis schönere Zimmer; K.st, ubi porcorum grex
grunit, nomine Vigler (Schweinstall).' Uw Älplergedicht
XVIU. S. noch die Comp. — '2. das Schlafgemach
der Hirten in einem Teil des obern Kaunies unter
dem Dach der Sennhütten SciiwMa., W. Syn. Nistere;
Dril; Gastere; Bastere; Deiclile. — ;!. Schutzhütt-
chen für die Schaf- und Ziegenhirten auf hohen, ab-
gelegenen .\lpen, nur aus einer Steinplatte oder rohen
Steinen, seltener aus Holz erstellt (ii.; GuD., Pr. —
-I. ürtsn., ■/.. B. ein Wildlieuplatz bei lihHiity..; eine
FiglerfUich bei Morgarten.
St. 's Schreibung r/ij BO. soll wolil nur diu Kürze des
Voc. aiirtcuten. Has \V. ist wahrsch. auf lat. rir/ilia, Wache,
(vgl. das Folgeuilel zurückzufüliren. mit zurückgezogenem
Accent.
Ein-: V\^achthütte auf den Alpen. — Wahrsch. so
benannt, weil sie nur einem Hirten Obdacii gewährt (oder
ganz einsam steht?).
Schweiz. Idiotikon I. ö.
Süw- W, Siw- B oHa., Söii- B, Schwin- W
kleiner Stall, wenigstens Zufluchtsstätte, für die
Schweine auf den Alpen. Syn. Schwin-Gädi, -Stije.
Figler II: schlechter Musikant Gl. — Für .Fidler'.
Vigliotäte": Ausflüchte, Ziererei; Faxen, Scherze
GW. — Mag von ,Velleität' ausgegangen sein.
Vigoli: Ruf zum Stillhalten bei einem Ballspiel,
resp. Name des letztern Aa (Rochh.).
ab-figiiren: abbilden, abkonterfeien Sch; Z.
Vögel m. — PI. Vogh Btw. ; W, sonst Vogel —
Dim. Voyelti GrD.; W, Vagi, Vogetsli Kdrspr., sonst
VügeU: 1. mit der allg. Bed. Ein Kind, das gefragt
wird: tcesse' bist? antwortet etwa: Dem Ätti und der
Miier [Mutter] und 's Vögelis uf-em 3Iist ZStall. V.
als leckeres tiericht: AUeneinist Vögeli und allen-
eiiüst Fisch [usw.] L Liedchen. Auf die neugierige
Frage: vms häm-mer z' Mittag? wird geantwortet:
Chlini Fisch und Vögel. Brötnig [gebratene] Vögel L.
Me" tuet-em Vögel uf-em Buggel hröte' [von Einem,
der sich Alles gefallen lässt] S. Daher als Gegen-
stand der Nachstellung: .meinen, Vögeli (es V. L,
's V. Bs) gefangen zu haben', d. i. einen bedeutenden
Gewinn gemacht zu haben, immer iron. (allg.) ,Ich
hab vermeint, ich hab Vöglein [,ein Vögelein.' Denzl.
1716] gefangen.' Mev., Hort. 1(392. Kit Vögel fah"
clumne'', nicht sehr gescheid sein Aa. Er hat den V.
US der Ha)td g'lö". Sulc.er. Den Kindern rät man,
dem V. Salz auf den Schwanz zu streuen, so werde
er sich leicht fangen lassen. Der V. im Schlag ha",
Jmdn in der Gewalt haben BHk. D' Chats hat de"
Vugil, das Geheiinniss ist verraten GBerneck. P'' hä"
g'sch, ji'o de' V. ist, syn. tvu d' Chatz im Heu llt Z.
Mit dem [damit] tuet-me' keini Vögel schiisse" = die
Sache braucht nicht so exakt gemacht, behandelt zu
werden Z. Me scltüsst da ke Vögel, ebd. Aber auch
persönlich gewendet: Mit dem chann-me" keini Vö.
seil. = er ist nicht der Gescheideste. ebd. Zwe Vögel
in cim Scliuss = zwei Fliegen auf einen Schlag S.
F., friss oder stirb frerdirb)! -Bezeichnung eines ver-
zweifelten Wagnisses oder einer harten Alternative.
,Da heisst es nicht: Iss, Vögelein, iss! sondern da
[gegenüber so schlimmen Gesellen] mag es wolil
heissen: Friss. Vogel! Apokal. 2, 17.' Goliath 1741,
217. Der V. in der Freiheit: ein Leben führen
(lustig) icie d' Vögel im Haufsäme S; Z, im Hirs.
GoTTH.; vgl. rögeliii'ol. .Jeder Lustbarkeit nachfahren,
wie die Vögel dem Hirs.' Gotth. 's (guetj Vögeli la"
sorge", sorglos dahin lebeTi (nach Matth. Ü, 26). Loss
fd'J Vögili sorge", si hend dilnni (oder chlini) Beinli.
Si'LGER; Inkichen. ,Nun lassend vogel s. ! 1470, Tobl.
VL. ,0n ang.st und sorg sein, (das) vögele lassen
sorgen.' Fris.: Mal. ,lch kann es wol underwegen
und also das gut V. s. 1.' JMüller 1661. .In den
Tag hineinleben und. wie num im Sprüchwort sagt,
gute (auch .gut') V. s. 1.' Ulrich, Bergpred. 11. 7S1.
1727. S. noch Wuldv. De" Vögle" si", von einem
in den Bergen 'rodtgefallenen, der voraussichtlich
von den Vögeln wird aufgezehrt werden; auch über-
tragen auf unwicderhringlicli verlorene Gegenstände,
z.B. einen vom Winde fortgetragenen Hut Vw. D'n
Vöglen in d'r Luft crlouht sin, jedem Mutwillen, jeder
Bosheit ausgesetzt sein HUi. Klicnials ein Rechts-
ausdruck = für vogelfrei erklärt. .Wo iiit, so söUent
4 4
691
Fag, feg. fig. fog, vog, fug
692
s' syn erlaubt dem v. im luft und 's lebeus b'raubt.' Com.
Beati. .Verbaiidisicrung Zweyers, ja die sogar dem V.
im L. Erlaubuiig.' ZukGilg. 1656. ,Der ist hiemit dem
V. im L. erlaubt, dass, welcher solchen entleibet, hat
wol getan.' Schw Kastenordn. 1664/71. Die Behendig-
keit des V.: .geschwind wie ein V., Lada pernicior.'
Mey., Hort. 1692. V. über Dach: a) schnell. Das
(jää nihl V. ü. Tach, nicht so schnell ZWald. Syn.
Sclikjjel a" Wef/ye. b) oberflächlich, flüchtig, ohne
Nachdenken Ar; ZO. Mach 's im- V. ü. T. Der Buch
i"-dr Schnei ist all [immer] wie V. ü. D. GBerneck.
V. ü. T. schivätsa'^, kopflos Ar. 3Iir mached nid V.
ü. D., entschliessen uns nicht leichtfertig B. c) im
Kaufen: en bloc, in Bausch und Bogen; ohne Garantie.
V. ü. T. chau.f'a" Ap. Er macht V. it. D., schliesst
einen Handel ohne Vorbehalt und Nachwähr L; Th;
vgl. halfterlang. Mir mached V. ü. (ds) D. (ine), wir
machen nur einen allgemeinen Überschlag, ohne Detail-
berechnung Gl. Gesang: D' Vögel 2't'fe" dert an-
gersch, dort sind die Verhältnisse anders, besonders iu
ungünstigem S. FMu. Von einem talentvollen , Spott-
vogel' sagt man, er könne den V. auf dem Dach ver-
spotten. ,Das war so ein lustiger Nachtbub, der, wie
man zu sagen pflegt, den V. in der Luft v. konnte.'
Stutz. Get [gebet] dem Vögcli aw'' es Wiirmli! B, wenn
man einen Pfeifenden zum Schweigen bringen will.
Kleinheit, Zartheit: So wenig esse" wie-n-cs Vögcli.
So chlini Bröckli wie für es V. Er hat 's toie 's Heiri
Näfe Vögeli: scb ist s' mitts i' der Eni rerfrnre" Z.
Vom Weibchen i.st das Bild entlehnt Vögeli stä'.
niederkauern, bes. bei Kinderspielen GA.; auch mit
Dat. P.: (in solcher Stellung GA., oder übh. Ndw)
Einem ( Werfenden, Angreifer) stille halten, trotzen.
In alliter. Verbindung mit fi'il zur Bildung von Ver-
stärkungsadvv. vorgesetzt: f.-i\-b'sesse", z. B. lamen-
tieren aScHW. — Sprichww.: .Böse Vögel fliegen mit
einanderen und ist das Nest nicht besser als die V.,
die man darin speiset.' .IMey. 1694. D's Ärgern" ist
ijs zams Vogolti, blosse äusserliche Reue nützt Nichts,
indem man bald wieder in den nämlichen Fehler ver-
fallen wird W. Das ist e" subere V., wo i" sis eige"
Nest hofiert L. Die Vögel, wo me" mit der A.rt tod
schlaf, b'schüssen am beste" [geben die reichste Beute].
Der Vogel g' fallt, aber 's Nest nild, heisst es etwa,
wenn iTian auf's Freien ausgeht. Iner-hen. En füln
V., e fuls G'sang. Tobl. Eh seltsrin V., e siiltses Nest.
ebd. = wiinderligi V. hei [haben] «•. Nester B. Einerlei
Vögel hocken uf einerlei Ästli Aa; L, Ne'.'it [Äste] S.
Glichig Vögel strlchid gern mitcnand. Sutekm. Hed
der Tafel der V., so nem er au'''' 's Chäfi. Ineichen.
Chlmi Vögeli chönne" d' Schnäbeli o''' wit üftue" B.
Mit böse Vögle fj'floge", mit b. V. g' fange" Seil. Wenn-
me" mit b. V. fhlgt, icird-me" mit [ihnen] g'f. Z. Wer
mit füla" V. jl., wird mit füla" g'f. Av. No''' dem
da" de- Ma"" ist, so bröt't-men im de" V. Sch. Was
de" Vögle" g'hört, chiinnt nid ufde" Gottesacker. Sdlger,
chömmid d' Fi.sch nid über. Ineichex. Wrnn-mii" will
Vogla" fah", muess-mn" nit mit dum Stecko" an d' Stada"
Scilla" W. Wenn-me" nvmmen l [nur einen] V. g'hört,
g'hört-me" nummen Is G'sang, nur einseitigen Bericht
BHk. Zarti Vögeli händ zarti Schnäbel. Süterm. —
Spiele: aj Vögeli, Vögeli, flüg üs, flüg in en anders
Hüs! Auch: Vö. ab-em Baum.' Plätze [an Bäumen]
wechseln Ai«; Z. Syn. Bänmli tuschen. Mit Über-
tragung auf Sitzplätze: 17»., riid: de" Sind! L; S;
RocHH. Nr. — 73. b) Vögeli. raten S, auch V. kaufen
oder verkaufen, usjagen. RocHn. Nr. 72. Die Kinder
nehmen die Namen von Vögeln an, bis auf 2, von
denen eines den Verkäufer (oder die Mutter), das
andere einen Käufei vorstellt. Dieser kommt, fragt
nach der vorhandenen Auswahl und nennt den Namen
einer Art. Der betreffende V. fliegt aus und der
Käufer sucht ihn zu erhaschen. Zwischen den er-
haschten und den frei gebliebenen entsteht am Ende
ein Kamjif ähnlich dem unter .Engel' S]i. 333 be-
schriebenen. — Glauben, a) Warnende Schicksals-
stimmen nehmen die Gestalt eines Vogels an. 's Sprüch-
wort seit: Es chunnt gli nes Vögeli und jifift no''' lüter!
HoFSTÄTTER. Die Zu ist schlecht: ich aber hän es Vö.
g'hört pßfe", und wenn das war ist, so müend-mer frö
sl", wenn 's nu deweg blibt [nicht noch schlimmer wird].
Stutz. Gewisse Vögel sind Todesboten; s. , Leichen-',
Toten-V. Als Antistes JJBreitinger am Abend vor
einem Unglücksfall durch Ertrinken mit dem betr.
Knaben sich im Garten befand, kam ein unbekannter
V., machte sonderbare Bewegungen und erhob ein
seltsames Geschrei, und der erleuchtete Mann erkannte
nachher die Vorbedeutung an. Fremd Vögel, fremdi
Völker! SuLG., d. i. das Erscheinen ungewohnter Vögel
kündigt an, dass fremde Kriegsschaaren über das Land
kommen werden; vgl. Kriegs-; Imb. — b| , Auf Vogel-
federn ligen könne ein Kranker nit sterben.' Gwerr
1616. - 2. Raubvogel insbes. Syn. (Hüenli-) Wei,
-Dieb und viele der u. (olg. Zss. In der Aufzählung
von Abgaben bei Mev., Wint. Chr.: ,eier, hüener, gül
[Hähne], fogel, gens und enten' wird ,f.' den Jagd-
falken bed. — 3. geflügeltes Insekt, bes. Schmetter-
ling (s. die u. folgenden Zssen) und Biene. .Und
hernach widerumb ein Wurm oder V.' JZiegl. 1647.
Von einem Bienenschwarm oder -Stock sagt man: der
Imb häd vil (oder wenig) Vögel; zuweilen heisst aber
auch der ganze Schwärm der V. (Menzel). Scherzhaft
zur Bezeichnung iler Einfalt: er kennt kei Vögel weder
d' ührotte" Z. Ebenfalls nur in Vexierrede Vögel =
Läuse. Hast Vö.':" zu einem Kind, wenn es in den
Haaren kratzt. — 4. Vogel aus Papier, als Spiel-
zeug über der Wiege eines Kindes schwebend Ar, in
der katholischen Schweiz heiliger Geist (s. d.) genannt.
— 5. Kuhname B. — 6. schlauer Mensch, loser
Schalk, allg. Vgl. u. die Zssen. Als im J. 1529 das
Gerücht gieng. es seien Kaiserliche in den 4 Stätten
am Rhein eingezogen, verlangte Bern, man solle .die
schädlichen bösen vögel nit im land sitzen lassen.'
Vgl. dazu die .fremden Vögel' oben 1 (Glaube). Vogel;
Vögeli": Geschlechtsn. Schw; Z. — 7. der Hahnen-
fleck. .Das weiss im dutter, daraus die jungen güggele
geboren werdend, mas vicellus.' Mal. — 8. ein Stück
aus dem Kessel genommenen gebrühten Käsestoffes
BHk., Ri. Syn. Käs-; Gans, Gugger, Wigger. —
9. Vögeli: Semmel aus feinerm Teig in Gestalt eines
Vögelchens mit Augen aus Rockholderbeeren G; ZO. ;
ein ähnliches Gebäck an Kirchweih AaZ.; solche Bröt-
chen, die der Bäcker aus dem Rest des Brotteiges für
die Kinder seiner Kunden anfertigt L. — 10. ein
Fleischgericht, kleine Stücke von Kalbfleisch un-
gefähr in der Gestalt eines Vogelleibes, ühälberni
Vögeli Aa; s. Kalber-, Fleisch-. — 11. gel"'i Vögel:
Goldstücke Bs. ,Gelwi Vögeli.' Salat. — 1"-'. (PI.)
Späne rings um ein Scheit, gefiederähnlich hervor-
stehend (JR. — 13. zsgeballte Federn in Bett-
693
Fag, feg, flg, fog. vas;. fug
694
kissen Z. — 14. kleiner Sitz hinten am sog. Wurst-
sclilitten wie ein Liiffelstielende (Vogelschwanz?)
liervorragend. für einen Knaben oiler Diener (Vorjel-
hueh) GkD. — 15. Brett mit zwei auf den Schultern
getragenen Armen, auf welchem der Handlanger dem
Maurer den Mörtel zuträgt Z; hölzernes Gefäss zum
selben Dienst Ap; Sjn. Pflaster-. Ähnliche Vorrich-
tung der Sennen in BSi. u. FJ., aber das (runde)
Brett, auf welches der Käse zu liegen kommt, über
dem Kopf des Trägers durch 4 Stützen auf den Trag-
armen ruhend; s. Laden-. — 16. eine Vorrichtung am
Webstuhl: ausgehöhltes Holzstück oder Brettchen
mit einer ledernen Schhiufe, je eines an jedem Ende
der Schnelllade, dazu dienend, das Schiffchen aufzu-
fangen und wieder zurück zu schnellen Aä; Ap; Bs; Z.
Zu 1 (Glaubea) s. ! JMüIler. Biissspiegel 1673, S. 158.
— 2 vgl. das Tier ^ eiu R.iiibtier. — Die Ausdeutung von 8
s. u. (Suijgir. — 1,5. Die beiden .\rme mit den Flügeln od. dem
gegabelten Schwänze eines Vogels verglichen. — 16. bezieht
sich auf die flugähnliche Bewegung.
Ülen-Vogel: Eule. Wer mit Eulerikjla" fingt,
vird mit JStda" g'f'anga" Ar.
,0n-: Meergans, Kropfgans, onocrotalus.' Mal.;
Wagner. — Wahrsch. ans dem lat. W. abstrahiert. Das
W. auch von Meisn. u. Seh. ISlö noch wiederholt für den
Pelikan, pel. onocr.
-Ant-, Ent- Fris.; Mal.: Ente. ,Antvögel ze
fohen nimm setzangel und steck lungenstüklein dran.'
XIV., Medio. Hdschr. ,Dass der Zürichsee ganz über-
froren und die .\nt- auch andere Vögel zu Schaaren
weis in die Statt kamen.' Hapx. 1066. Auch bei
WuRSTis. 1580. Vgl. Ent Sp. 354.
Are- = Ar W. — Wegen der Form s. Sp. .385.
Is-, Iscli-: Eisvogel, alcedo ispida B; VÜrte.
Syn. Isengart.
Fatz-: Spassmacher, Spötter Gl; G 1799; Si'h.
Vgl. Spei-, ISpott-, Spats-. — Von , fetzen', spotten.
Fleisch-: gebratenes Kalbfleisch mit Speckfüllung,
um die es gerollt ist Aa; Z. Vgl. Kaiher- u. Vogel 10.
„Gäbeli-: Gabelweihe, falco milvus Ap." — Von
der Gabelgcstalt der Flügel.
Gade"-: Alpenhachstelzc, raotacilla alpina oder
Alpenflühlerche, accentor alpinus Gl. — Vom Nisten an
Gaden? Vgl, Gaden-Räleli.
Gold-Vögeli: 1. gelber Schmetterling B. --
2. reiche Tochter (im heiratsfähigen Alter). —
3. Goldstück.
Galgen-Vogel: I.Rabe, weil er die Eichtstätten
hesucht. SciiiNz; auch übh. ein schwarzer Vogel aus
dem Krähengeschlecht. Tschudi. — 2. Scheltw. für
einen Menschen, der für seine Bosheit den Galgen
verdiente (hyperb.). allg. Auch in Anzählsprüchcn
als Schluss: Das fule Galgevögeli isch duss. Si'uiLn.
Geren-: Häher, corvus gland. Gl. — Syn. Gertidic.
Wahrsch. verwechselt mit Hemi- (s. d.).
Gersten-: Goldammer, emberiza citrinella Aa;
Ap; L; ZO. Syn. Gelammer, Gersteiif're.'iser, Gilber.
Muetergottes-Vogelti: Tagschmetterling W.
Syn. -Henni.
Glücks-Vogel: vom (ilücke Ijcgünstigter Menscli
L; Z.
Hui-: Uhu Gl.
Reckholder-: Wachliolderdrossel, Krametsvogel,
turdus pilaris Gr; Sch (St.*"); Z. Äuge wie-n-en B.,
kleine aber lebhafte Ap. Vorsichtig wie-n-en E. Siilg.
Studiere wie en H. G. Es G'u-üsse ha" wie en li.
Ap; Z. ,[1478 war es sehr teuer;] ein frischen reck-
holtervogel galt gern 2 ß.' Edlib. .Pilaris, trichada,
bei uns ein Reckoltervogel, Wachholtervogel, Wach-
olterziemer, anderschwo aber ein Krametvogel genennt,
von den beerinen her, deren er gelebt.' Vogelb. 1557.
.Trutilare, schreien wie ein R.' Denzl. 1716.
Holz-: Schwarzspecht ZW.
Hennen-: Hühnerweih, Busar, falco huteo Ap;
Turmfalke, Wannenweher, falco tinunculus W. —
Syn. s. Vogel 2.
Hüener-, Hüender-: 1. Hühnerhabiclit. -geier
B; Z. — 2. Huhn U.
Har-: Rohrdommel, von ihrem Rufe: liär! Sulger.
Here"- GG., Rh.; U; Zg; Z, Herre- BSi.; F;
ScHW; Uw; GoTTH.; VoGELB. 1557; Mal.: Eichelhäher,
corvus glandar., cornix glandaria BSi.; Nussknacker
GG. Syn. Gägscli, Hlregägger, Her, Hutzle, Hätzler,
Herehätzler, bei St. auch -hexle. Der Vogel wird bes.
wegen seiner lauten und unangenehmen Stimme oft
genannt. Singe vie-n-en .junge H. Stutz. Weil er
immer hüpft, gibt man seinen Namen auch lebhaften,
unruhigen Kindei'n ZO. ,Der glarige Herrenvogel.'
GoTTu., wegen seines bunten Gefieders. Weil Herr
resp. Her bes. den geistlichen Herrn bedeutet, so
helssen Hererögel scherzhaft aucli die Geistlichen Z;
dag. in allg. Sinn: die Sapperments Herecögel, die ver-
dammten Herrenleute. Stutz.
11er ist zsgez. aus , Heber', mhd. heher, so dass -Toj/t-?
eig. eiir pleonastischer Zusatz. Nachdem aber die Ausspr.
von c* auf e' geraten war, fiel die zsges. Form mit dem
gleichlautenden Stammwort Bir = Herr zusammen, und da
//("/■ und Herr selbst schwanken, so konnte auch im Comp,
die Form .Herren-' eintreten.
Herd-Vögeli: 1. eine Bachstelzenart, wahrsch.
motacilla sulphurea, deren Weibchen eine rötliche
Kehle hat BO.; Senw; Uw. Nach Tschudi 1860 der
Wasserpieper, anthus aquaticus Schw. - 2. kleine
Heckcnbraunelle, Prunellgrasmücke, sylvia (accentor)
modularis.
Nach dein Herd, d. i. Erde benannt, 1. weil es in Ufer-
lüchern nistet; St. nennt es zwar .Rotkehlchen' aber i. S.
von „motacilla modularis rnbetta'; '2, wegen des t. schiefer-
blauen, t. rostfarbenen und braunen Gefieders.
Kahis- L, Köl-Vogel Schweizerb. 1817: Kolil-
weissling, weisser Schmetterling, dessen Raupen bes.
auf dem Kohl leben. Vgl. noch Krfit-.
K a 1 b e r - ^ Fleisch-.
Kandli- S; Uw, Karnä'ri- Z. Karinrdjc-. G
(Götz.), Kardinal- Ap; G; Schw; Zg, Kardinälirögeli
ScHwBrunn., Kardinari(e')- Z: Canarienvogel.
Korn- Chore-: Goldammer Gu.
Käs- = Vogel H BO. Syn. Käsmues, Britschen.
Kriegs-: der Seidcnsdiwanz, bombycilla (ainpelis)
garrula, sonst aucli J'esl-, Böhmer roi/el, Jiolniierli ge-
nannt. Da er nur in langen Zwischenräumen und
unerwartet, auch in grossen Schaaren bei uns ersclicint,
glaulite num von ilim, or verkünde Krieg, Pest unil Tod,
6Ö5
Pag, feg, flg. fog, VOR, fug
69Ö
Kramiiiets-Vogel Chrammi.'i- Aa. Grammis- Bs,
, Krauet-' Fris., ,Kraiiat-' Mal.: \. = Iied;holder-. —
2. (PI.) unleserliche Buchstaben Bs.
Ans mlul. hruneivit, Wachholder. In der MA. gloiclisam
luu- als Lehnwort, daher die lautlichen Verderbnisse.
Krüt-Vögeli: Braunkehlchen, saxicola rubotra B.
— Weil es sich gerne auf Dnldcnpflanzeu und Disteln setzt;
daher auch (jrasrU;irjU.
Krüz-Vogel: Kreuz.schnabel, loxia curvirostra S;
Z ; und .so auch bei Mal. u. Denzl. Scherzh. spöttisch
übertr. auf Chorherren Aa.
Laub-: grosser Weidenzeisig, sylvia fiths. JIeisn.
U. SCHINZ 1815.
Laden-: Traggestell für Bretter u. A., auf die
Acliseln gesetzt BL. S. Voyel 15.
Lueder-: Raubvogel, ä. Zg Mand. — So genannt,
weil er sicli von Aas nährt nder damit als Ijockspeise ge-
fangen wird.
Lulle-: Panulionn. XIV., B.
Miil-: ein Nachtfalter GEh. - Wegen der dicht
bestaubten Flügel. Vgl. Mfl-Stäulcr.
Martis-Vögeli: Marienkäfer, coccinella septem-
liunctata. Die Kinder rufen ihm zu: Marti-, Mnrti-
\'n(lfli. jliKj über ds Tiibili, säg, Voter und IMucier
xiilleiid (jud Wetter .■icliiclw! GSa.
Muse-: Zaunkönig, sylvia regulus f>. - Klein wie
eine Maus?
Nacht-Vogel: 1. Fledermaus OnPr. Kindern,
die am spätem Abend noch im Freien bleiben wollen,
wird gedroht: de N. nimmt -dv'', wobei an ein un-
bestimmtes mythisches Wesen gedacht wird Zu. —
2. Nachtfalter L. — .3. nachtschwärmender Bursche
GRPr. ; Z. ,Wie manche süud wird in der finsteren
nacht begangen! Ach, dass solche gottlose Nachtvögel
betrachten wurden die Wort Davids.' .TMüll. Ititiö.
,Der Nachtwächter soll alle böse unnütz Nachtvögel
angeben und verklagen.' 167(i. Glcu.
Nachtigals- = Nacht- 3. ,Alle Nachtigalsvögel,
so die Strassen unsicher machen und berauben und
darneben keinen Herren haben, sollt du henken lassen.'
JKLav. 1644.
Nüsse"- Vogelti: Zauiischlüpfer, sylvia troglo-
dytes W.
Haselnuss-Vogel Hase-: Nusshähor ÜKOby.
„Pü- BO.; LE.", Bü- S, Vui- L: grosse ühreule,
strix bubo. — Von seinem Ruf so genannt.
Bibi-: Huhn, in der Kinderspr. Z.
Bären-: ein Schmetterling, chelonia caja Gl, wo
es der gemeinste Spinner ist.
,Purper-: ein frömbder vogel mit rotem schnabel
und roten füessen und hlauwen federen, jinrpliy rio.' Mal.
Pest- s. Kriegs-.
Pilaster-= Vogel lö Aa; Z. — /;//.,»(<■, = Mörtel.
Bli-: Vogel von Blei, nur in der hildl. RA.
schicimma" leia an Wetzstein oder a)i Bl.. hllarna
Voyal GrD. (Bühl.).
Plag-: der Rabe Uw. All wie de MürU-Blag-V.
OBwGiswil. — Play, Aas. Vgl. I.uHla-. Alter Volksglaube
schrieb den Raben hohes Alter zu.
Bluerad-, Blüenid-: Alpeu-Bach.stelze, niotacilla
alpina, oder Alpenflühvogel. accentor alpinus BSi.
Syn. Bluem-, Bliiei>iU-Ti(rli"g, -Tiitteli. -Trittli.
Brach-: grosse Sichelschnepfe, numenius arcuata.
HScHiNZ 1842. Auch bei Fris.; Mal.
Reb-: Rot- oder Weindrossel, turdus iliacus.
HScHiNz 1842. ,12 Rebvögel' (neben ,6:3 Rebhühnern')
als Badgeschenk. Z 166-5.
Regen-: 1. „eine Art Schnepfe, welche Regen
verkündigt. Syn. Immenfresser." St.''. — 2. Beye-
VöyeJi: Stelle am Leib, z. B. am Kreuz, an welcher
man bei nahendem Regenwetter Gichtschmerzen em-
pfindet Z (KMey.). Vgl. Wmer-.
Ratsch-: 1. „Wachtelkönig, rallus crex BE.;
VOhte. Syn. Grasrätsch." — 2. Holzblock, auf
welchem die Hanfabfälle geschlichtet werden. Rochii.
— 3. der Haufe von Hanfahnen, der nach be-
endigtem Brechen verbrannt wird Aa (Rochh.). —
4. die letzte Garbe oder der letzte Ährenbüschel, an
welchen sich bes. Vorstellungen und Bräuche knüpfen.
5. d. Syn. Fachs, Güyyel, GUicUshiimpfeU , Has, Gross-
miieterli.
1. von ratschen i. S. v. .schnarrend schreien' (daher auch
Knarrer und crex genannt). '2. V(Ui r. im eig. S. ,Hanf
brechen'.
Rauz-; Schelte für einen barschen Menschen S.
— Von rnnz*m, rauh siirechcn.
Sunmier-: 1. Schmettorling Aa ; Bs; FU. ; Gl;
Gr; L; G; ScH; ScHwMa.. H.. Küsn.; S; Uw; Z. Er
lueyet, wo d' Summerrögel ane flüyed, sein Blick ist
zerstreut ZO. .Zweifalter, Soramervogel. papilio.' Rsd.
1662. ,Butter- oder Somracrvogel.' .USchevchz. 1699.
,Die Soramervogel, so von Anderen Fletterschen oder
Pfitfholteren genannt werden.' Lucian 1702. .Gleich
den Kinderen den gefarbeten Sonunervögelein nach-
lauffen.' Ulr. 1733. — 2. sommerlich und bunt ge-
kleidete Person Z. — .'!. wandernder Arbeiter aus
Italien U.
„Satz-: ein vom Vogelfänger zur Lockung auf den
,Herd' gesetzter Vogel; auch einfach Hatz L; Zn."
Schabe"-Vögeli: Kleiderimitte Z. Üyn. Scladieii.-
Mügyli.
Seil in- Vogel: Lockvogel. Vorwand. ,I>er Türken-
zug was bim kaiscr [nur] der seh., etwas bi einer Eid-
gnoschaft zuo erwerben.' Vad.
Schatten-: kleiner Nachtschraetterling. der um
das Liclit flattert ZWasterk. Syn. Liechtsteler.
Schmach-: Lästerer. .Es sind solche unver-
schämte Schmach- und Lästerwort eben das alte Teu-
felsleid [1. -lied], mit welchem dergleichen Schmach-
vögel die Lehr der Wahrheit beschmutzen.' ClSoiiob.
1699. Vgl. Siiott:
Sehne-: 1. -Vöyeli: Citronenfink. fringilla citri-
nella BO.; Gr (Tscniroi 1860). So genannt, weil er
sich erst zu Anfang des Winters ins Tal herablässt.
— '2. Schnee fink. fringilla nivalis Gl. — 3. Stein-
schmätzer (eine Art niotacilla) GuObS. — 4. Schnee-
huhn, weisses Rebhuhn. .Der Vogel lagopus wirf von
unseren bergleuten ein Schneehuon, Schneevogel, weiss
Eebhuon [usw.] geuennt.' Vouelb. 1557.
Spei-: Spassvogel. Spötter „Gr" ; Z, .Calophanta,
irrisor, facetus, scurra: speiv., spottv., fatzmann.' Fris.;
Mal.; Denzl. .Ein vexierer und sp.' 16'29, Hotz. —
Von nihd. änlui. speien, besjieien. spotten. Vgl. SjKiierreli.
Spott-: Spötter GG.; Z. .Der s|i. hat den nit
lieb, der in straft.' 1531/48, Prov, .Uml in dem xtuol
rift:
FafT, feg. fii,'. U)^. vng. fug'
698
I
der spottvöglen iiit sitzt.' 1548, Psalm. — spott-
vogle": (tr. u. intr.) Jindn zum Besten halten, blossen
Spass treiben ZO. 8pottvogli ni.: Einer, der dies
zu tun liebt, ebd.
Spatz-: Spassvogol. Stutz. — Mit AnlelinuDg ;iii
"ilor Umdeutung auf Sjitiiz, Sperling.
Stech- = Vogel 3 BBe.; „L." ,Die schädliche
Stech- und Eaubvögel.' 1785, Mand. Grfsch. Baden.
— Von ,stecht'n* = ,stossen', auf tue Beute herunterfaliren.
Sturm-: Seesclnvalbe, sterna hirundo. HSchinz
1842.
St6ss-= Vogel 3 AfK. Unfolgsamen Kindern wird
gedroht: Wart! de'' St. nimmt-di''' '. L. I'^ u-ött, duss
de" St. de" g'no" hätt. Stütz.
Strau-: Goldammer Gr ObS. — Wegeu der Farbe.
Strich-: Vogel, der im Sommer auf den Alpen
lebt, im Winter im Tale L.
Tube"-, D-: Taubenhabicht, falco palunibarias
Aa; Ap; S.
Ustag-: 1. Ustiij- Vegel : die Lawinen, welche das
Kommen des Frühlings anzeigen BGt. — 2. Hüstage-
Vögeli: kleine Vögel, die sich im Frühlini^- zuerst
regen, wie Finken.
Distel- Ap; Gr; Fris.; Mal.; Vocklb. 1557; Tikkb.
15G3; ÜENZL. 1677; 17Ui, Biste^, Tiste- Z, Dider- kk
Holdb.: Di.stelfink. Er gilt als klug, daher die RA.:
tem D. [nicht sehr gescheid] s%" Z. Wenn r'' .se/io"
'kein T. bi", hiti-i'''' doch kein Sjnitz ; wenn i''' aclio"
kein Bernermeitli ha", han-i"'' doch en Schatz.
Toten-: 1. Zwergeule, „strix passerina Ap." Kleine
Ühreule, strix scops Gr, so genannt wegen ihres Rufes
töd! tfid ! oder kiu-tod-tod-tod! oder wegen sonstiger
Beziehung seines Rufes auf bevorstehende Todesfälle.
Sjn. Wigurg. Die mittlere ühreule GuD. (B.) Bei
Spreng ^= Wigyerli, also der gemeine Waldkauz, strix
aluco, ,ein Nachtvögelchen, welches etwa vor einem
Fenster einen wilden Gesang zwitschert, der beileuten
soll, dass nächstens .Jemand aus dem Hause sterben
werde.' Für ein T.-Vögeli resp. einen Seuchenbuten
hielt man auch den Seidenschwanz, ampelis garrula
Aa; s. Meisn. u. Sch. 1815 S. Oti ti'. ! und oben Kriegs-
rögeli. — 2. Töte-Vügeli: Fliegenschnäpper, musci-
capa atricapilhi (luctuosa) B. .Muscipeta [also Schnapp-
liäbnchenj. Es wirt etwa ein kleins vögelin umb unsere
.statt gefangen : unsere weidleut heissend diss ein todten-
vögelin, villicht darunib, dass es zu zeit der pestilenz
nach bei der statt gesehen wirt.' Vo«elb. 1557.
2 erselieint allerdings sehr uuregeluiiissig bei uns; doch
scheint ihm obiger Name wie auch .Traiiervngel, Mohren-,
Todtenköpfchen', ulat. todus, eher wegen des seliwarzen und
weissen Gefieders gegeben zu sein.
, Treib-': eine Art wilder lOnten im Hddensec.
VofiELB. 1557, 42. Syn. Kälzli.
Wald-. .Denn wendt wier prassen bis am Mor-
gen, guot WalJvögeli lassen sorgen.' (,'om. Beati. Vgl.
Vogel 1. Auch als (jeschlechtsn. Scu.
Wült-: weltliebender Menscli Ap.
Wandel- = nlid. , Wander-'. Fris.; Mal.
Wind-: leichtfertiger Mensch. ,Truet nit denen
wiiidvöglen.' 1!vff 15!I4. - Vgl. I.u/i-.
Wetter-: 1. krankes (ilicil (mit einer alten Wunde
oder mit einem Leichdorn, Hülmerauge. Gicht be-
haftet), welches bevorstehende Wetteränderung durch
Sehmerzen ankündigt Ap; Bs; „Gl"; L; „Zg"; Z;
Sülg. , Einen W. am Fuss usw. haben.' VgL liegen- 2.
,Ich habe vor 9 Jahren ein Bein gebrochen — noch
itzt, puh! sitzt der W. drin.' UBrägger. .Niemals
hatte er von den Wunden die geringste Nachweh,
selbst nicht einmal einen sogen. W.' Scheitlix. —
2. Barometer L. Sonst Wetterglas. — .3. Wetter-
prophet Ndw; insbes. ein Mensch, der einen W. im
S. von 1 hat W. -- 1 mit Bez. darauf, dass unversehens
ers'-heinendeu Vögeln prophetische Bed. zugeschrieben wurde.
'2 Übertragung v. 1. Im nämlichen S. Wenerluint Breg.-Wald.
Schönwetter-: Buclifink ZWl. Bibibi, Schön-
u-ettervögili!
gevogel: (von Eiern) befruchtet. ,[Die Störche]
legend den stein lychniten in ir nest, damit die eier
gvogel seiend.' Vogelb. 1557. .[Die Eier von Tauben
ohne Kuter] sind ganz ungevogel und unnütz.' ebd.
— Syn. rj'ijüyrjhi.
Gevögel. Gevügel n.: Geflügel. .Allerlei ge-
fügel als gens, rappen, kräyen, hüener, enten.' Mal.
iWassergefügel und krebs.' Vogelb. 1557. ,Tier und
gfögel' neben .gfügel', .geflügel'. I(i07, U. Bildl. .Das
man sich der münchen, des unseligen gcfügels, nüt
sollte beladen.' HBull., Tigur.
Mhd. ijettUjel und so fast durchweg in unsttrer Lit. I)ie
Form mit « ist die ältere Bilduugsweise.
vögelen: 1. heruraschweifen; im Land iiuie r.;
umenand v. Aa. — 2. coire Ndw. Bei Fris. .fügelen'.
gevögelet: mit eingewobenen Vogelflguren ge-
ziert. ,Ein g— er schürlitz.' L 1422.
Vögi: 1. ni. a) schlauer Mensch Z. VgL Vogel (1.
b) Hurer Z. ~ 2. n. a) Dim. zu .Vogel' Z (Kdrspr.).
b) Spottn. für eine liederliche Weibsperson L. c) penis
eines Knäbleins.
voglen: 1. Vögeln nachstellen Ndw; PPo.; T;
ZO.f .Das v. ist in [den Bauern] allen erloubt.' 1525,
Auscn. .V. und jagen.' Kessl. .Aves fallere visco,
fügleii.' Collin. ,V., den vöglen richten, aucupari.'
Fris.; Mal.; Denzl. 1677; 1716. .Pirsen. v. und
krepsen.' L Ansechenb. Der Henker durfte It L Mand.
15SS , weder .jagen, v., birsen, noch tischen.' ..\n den
Sonntagen sich alles jagens, voglens, birsens. fischens
udgl. enthalten.' Z Mand. 1650. .Wann man v. will,
muss man nicht mit benglen darein werfen.' Hosp.
168o. Bildl. vom Stehlen aus dem Opferstock: .Hat
einer im .stock mit lym gevoglet.' 1459, Willisau.
Vgl. gi'ld-. — 2. Streifzüge maclien. .Den feinden
in das land fallen, auf die feind laufen, hin und wider
v.' Fris.; Mal. .Decnrsionos equitum: das scliarmütz-
len, oder schnell umbhin v. der reisigen mit ringen
[leichten, hurtigen] ])ferden auf der feiend bodeii.'
Fris. — ü. (auch mit ö, Hkuslin 1557 ,vü-' und .fü-'.
letzteres auch bei Fris.) coire; obstnprare (allg.); zu-
näch.st (bei Hkuslin, Fris.) von den Vögeln. — HcJ. "2
entw. viui der liugartigen Schnelligkeit, der unruhigen Be-
weglichkeit oder von der Absieht auf Heute. — Ü f - : auf-
fangen (wie einen Vogel), aufbeben. .Feind waren
vorhanden, die eydgnossische Bottsdiaft aulzuvoglen.'
WiiRsTis. (Beute) aufbringen. .Die Kriegsknedite
vogidten auf. was in der Stadt verborgen big.' DZwiN-
GKR 1586. -- geld-: Geld in habgieriger Weise zu
gewinnen suchen. Mit Bez. auf den .Ablasskram bei
H Bull.. Ref.-G. I 14. Vgl. voglen I. — gassen-:
sich auf den (iassen heriiintreibcn. gleichsam ein
699
Fag, feg. fig. fog
vog. fng
700
.Gassenvogel' sein. .Das nächtliche unibsehweifen und
g. uf unser Landschaft.' Z Mand. 1G58. — nacht-
voglen: Nachts heninischweifcn. .Obamhulatio noc-
turna: das n., das gassatum gehen.' Denzl. — Von
Vogler m.: 1. Vogelsteller ZO. f .Fischer und v.'
ZwiNGLi. .Unsere Seele ist entrunnen wie ein Fogel
dem Strick der Fogleren.' 1707. Psalm. .Die vog-
lerei, weidvverk: aucupiura.' Mal. Auch Geschlechtsn.
Tu. — 2. der Vogelberg. Adula. RCys.
ungovoglet= un-gevorjel. Vocelb. 1.557.
Fogez, Fogisse s. Fochenz. V o g i t i v u s
s. Vol-atic.
Fogi: (Fl.) Feuerstätten. Haushaltungen T.
Aus dem it. fuorhi [\a,t. fuci). Die Erweichung der Tenuis
schon in den oberit. Di.alekten eingetreten. Vgl. das folg. W.
„Poglere f.: Vertiefung in der Erde für das
Feuer unter dem Käsekessel. Feuerherd in der Senn-
hütte BO." — Von it. Joriihm, dessen Kndung an eine
deutsehe vertausclit wurde.
Fngel rn.: 1. der Schellenkaiser in dem .Kaiser-'
oder .Karnüft'elspiel' genannten deutschen Kartenspiel,
wo jene Karte der geringste der 4 .Kaiser' ist. Daher:
mit dem F. .steche", bildl. = alte Schulden mit neuen
bezahlen; mit geringem .\ufwand viel gewinnen wollen.
Wo dr F. i.sch, i.sch d' Sach (der Inhaber jener Karte
ist Gegenstand des Spottes) L. — 2. liederlicher,
leichtfertiger Spieler L. — 3. unbedeutender
Mensch. Er ist nur e F. L. — 4. Schalk, Possen-
macher L; daher füglen: Spass machen, nichts-
nutziges Zeug treiben. Er füf/let numine" [nur] L.
.Zwingli und synen verdanipten fuglenten jn'edikanten.'
Salat.
PiiKC" (PI.): „Sprünge, Querstreiche, Eänke Aa;
B; VÜHTE; S,- 1. Spässe, Possen. Ungezogenheiten.
F. im dhöpfli (im Griwj) ha"; F. mache" Aa; Bs; B.
Grillen Aa. Syn. Mug(ie". — 2. Witz. Scharfsinn;
kleine Bosheit; Hintergedanken B; S. .Freilich ent-
faltet sich [dem beobachtenden Seelsorger] hie und
da ein Fug. den man verbergen wollte.' 1795, Dien.
1863, 360. — 3. in Wind Gesprochenes SchwE.
Wahrsch. ein importiertes W. ; vgl. frz. fimguc, Auf-
wallung, oder den hekannteu musikalischen Ausdruck (ital.
fiiijit). so dass das Künstliche der Hauptbegriff wäre; oder
nlui. .Fuck' m., schnelle Bewegung, Fertigkeit, List.
Füger, en rlche F.: Einer, der grossen Reichtum
besitzt L.
Auderswo en r. Feycr. Der vorliegenden Form liegt wohl
die Erinnerung an das Augsburger Kaufmannsgeschlecht der
.Fugger' zu Grunde {vgl. Mötu-Ji), nur wurde sie lautlich au
ein zu Filmen, Ränke, passendes Vb. angelehnt.
Fügel Flyel m. : griisserer Hautausschlag U. -
Vgl. das syn. obd. Voyf.
Fneg m. (f.): 1. glückliche Fügung, erwünschte
Gelegenheit. Es ist-em en F. y'se" [gewesen]. I cha""
's denn mit F. [gelegentlich] richte" Ap. .Aber ich in
einer andren f. den mynen wol ein andres sag.' Eckst.
1535. .[Der Landvogt] suchte Fug. wo und wie er
könnte den Schaden rächen.' Mise. Tig. LI, 16. ^
2. Befugniss, Recht zu Etw., ni. G. S. ,Dass sülich
beger i. und gestalt haben', rechtlich wohl begründet
seien. 15'2'2, Aiiscn. ,Sam [als ob] sy irer durchechtung
guoten f. und glimpf liaben.' Kessl. .Dass vogt und
gericht ein fall abgesprochen, des si nit f. gehept. der I
hohen oberkeit zuogehörig.' Sch Ratsprot. 155.S. .Gott
hat f. und macht, die Kinder um der Eltern willen
zu strafen.' AKlingl.. G. B. .Dir Spieler könnt mit
guten Fugen unter die Dieben gerechnet werden.'
JMey. 1694. Rechtmässiges Eigentum. Untertan.
.Du wirst Frau Venus F.', Untertan, Diener. Gengenu.
GM. Mass, im Essen. Z' Morget mit F., s' Mittag
recht g'nueg, s' Nacht gar Nüt, das macht hübsch Lüt
GrD. (BtiiLER). — 3. Gegenstand, der passt, ge-
fällt, behagt, beliebt, mit Gen. der betr. Person oder
mit Pron. poss. ,l)ie statt [deren Tore offen standen]
wird wol dyn f.'. bietet dir gelegenes LTnterkommen.
.JLenz. ,Wie es ein elend leben ist. wo zwei nit wol
mit einandern ziehend, wo nicht jedes allzeit sein f.
findt.' HBi'LL. .Diser leutpriester sei ir f. nit'. nicht
nach ihrem Sinn. 15'-!9. AnscH. .Jedermanns f.. nie-
mants zewider' = Allen angenehm. Fris. .Euer ge-
sellschaft ist min f.'. behagt mir. Salat. ,Der gast ist
unser f.' ebd. .Werchlüt. die inyner herren f. nit
werint. dieselbigen soll der buwmaister urloben.' Scii
Ratsprot. 1544. ,Der niemants f., ist stolz und kluog.
Lied um 1560. Von rechtlich freistehenden Hand-
lungen: ,Ein jeklich lantniann oder lantfrow mag uss
dem land züchen. wenn es ir f. ist.' 1427, ScnwMa.
LB. .Das einer alls syn guot von im geben mag, oder
er mag es einem hund an schwänz binden, ob es sin
f. ist.' ebd. — 4. Art. Gestalt, Beschaffenheit, urspr.
anständige, gebührende, passende i. S. v. 1 u. 2, dann
übh.. auch im Gen. und mit Pron. poss. Si ist nit des
Fiiegs g'si", nicht von dieser (leichtfertigen) Art Bs.
.Der ist nicht unsers fugs'. nicht von unserer Partei.
KiRCHH. .Christus und Belial sind nit eines f-s, lassen
sich nit vergleichen.' FWvss 1653. .Ratschlagen, mit
was fuogen das zum allerfridlichsten gschehen luög.'
Zwingli. Mit adj. Beifügungen: In den Absch. von
1530 wird eine Reihe von Spielen mit Namen an-
geführt, und dann hinzugefügt ,und andre fuogen'.
,So g'wunn die sach ein bessern f.', eine bessere Ge-
stalt, es würden bessere Zustände hergestellt. Salat.
.Zuo anderen gelegenern zyten und fuogen.' HBill.
1572. ,Wie der bettel mit koiumlichen mittlen und
guoten fuogen möge abgestellt werden.' SHocnn. 1591.
— 5. „.anstand, Artigkeit; Geschicklichkeit, Kunst
L." St.''. — 6. „Flieg = Giigelftteg B; L; Schw."
Mhd. fuotj m.. fuotji: f. Dass aber St.* für die Bed. 6
.fem." ansetzt, beruht auf Verwechslung oder Vermischung
mit Fuer, die Bed. selbst zugleich auf der von , Unfug'.
Un- m.. Unfuege f.: Unrecht, unrechtmässige
Handlung. Schädigung. ,Den, der die unfuoge hat
getan.' Z Richtebr. ; gewöhnlich verbunden mit .die
vri-veli', z.B. .einem burger vr. und u. tuon'; daneben
die Formen: .vrevel ald unfuog.' ,Dem anderen teil
zun.' WuRSTis. 1.580. — Meist deutlich als fem. — un-
fuegen: Ausschreitungen begehen. .Sy hofften, das
syg unschädlich, da sy nach gestalt der löufen ge-
unfuoget hätten.' 1489, JHFüssLi 1780.
Gegen-. .Proportio: gebürliche niaass zweier din-
gen gegen einanderen, Gegenfuog, ein vergleichung.'
Fris.; Mal.
Gugel- m. u. f.: .,= Giigelfart, lustiger, lächer-
licher Aufzug zu Wagen Aa; B; VOrte; S; Z." Übh.
lustiges, unordentliches, lärmendes Treiben od. Spiel,
bes. junger Leute Aa; B; L; S. .Die Buben treiben
allerlei G.'. Unfug L. .Lachen und G. treiben.' Gotth.
701
Fa.S, feg, tif,'. fojLC, filg
702
.0. unter einander haben.' ebd. Syn. (Guyel-) Fiter.
Fiteri.
flnijel = mhd. ;/";/(/, ausgelassener Selierz; vgl. Schweiz.
yöt/len, närrisch spielen, gaukeln. Mhd. ijuiiilriMye, Possen,
bestärkt die Vermutung, dass unser Fiiey in dieser Bed. aus
fiur entstellt oder umgedeutet sei.
Klein- s. Khinfüaji.
,Bein-Fuogen (PL), als an der liauiitschüdlen
[SchädelJ, einer naat gleich, sutiira\' Mal. — ,Bein'
i. S. von Knochen.
un-fueg: ungeziemend. ,N. und N. .sind unil.i das
[darum das.s] sie mit A. (). unfuoge wort an offnem
iisclimarkt geiirucht, buosswürdig erkennt.' 1585, Sch
Ratsprot.
ge-füeg: klein. .Gefüegc Jucliarten' im Gegs.
zu .gueten' in den Urbarien von Beroniünster, XIV.
,6 gefüege clyn tischlachen über sehyben [Tische].'
Z Staatsarch. ,In einem gefuegeu Glutgeschirrlein.'
L Ordn. 1594/1611.
So schon mhd. gcfüeije. Umgek. bed. mhd. kUine urspr.
zierlich, niedlich; s. engl, ciain. Vgl. auch das Folgende.
klein-: gering an Ansehen, Bedeutung B It Id. B.
Dafi ist im s' chleifüeii. Vormals sowohl von Gestalt
und Umfang, als auf das Intellektuelle und Ethische
übertr. ,I)cr alhniichtig gott durch mich kleinfüegcn.'
ZwiNGi.i. ,ln gar vil miudren u. kleiniuegeren sachen.'
Z Staatsarch. .Unser vordren die [Ostreicher] nit mit
kleinfüegem darstrecken irs bluots und guots us dem
land vertriben.' 1529, Absch. ,A1s Gott zuo zyten die
Wahrheit den klainfuogen nit verhalt.' Vad. ,Wir
wellend die, den es gebürt, urteilen lassen; dann wir
disen sachen zuo kleinfuog sind.' ebd. ,Es ist nüt
so ring und so kleinfüeg, das er versume.' 1559.
GuALTii. .Ich bin im zc kleinfüeg.' Bin. 1500. = ,zu
gering.' 1667. ,Plebejus. kleinfüeg, nidertrachtig, un-
achtbar.' Fris.; Mal. .Klein, kleinfüeg. ran, dünn.'
Mal. ,Dass die Ptister das Brot ze gering und klein-
füeg rüstind.' Z Eatserkenntn. 1577. ,Um ein klein-
füeg gelt' als Gegs. zu: .um ein gross guet.' Bossn.,
Wint. Chr. Auch ,kleinfüegsam': , Gewalt haben umb
kl. Sachen.' 1525, Abscu. ; und .kleinfuegend.' Würstis.
1779. Als Adv.: ,Uns bewegt nit kleinfüeg darzuo
der gross schad.' 1525, Stutckl. Dazu das Subst. die
Klein fiiegi: Kleinheit, Kleinigkeit. ,Dass ich von
wegen meiner Kleinfüoge einer sölichen sachen zu ge-
ring gehalten werden müssen.' Hochh. 1591. .Mit einer
kleinfüegcn des abenttrunks', mit der Kleinigkeit eines
A. RCvs. ,Disere Vogtci ward um ihrer kleinl'üge wegen
zu der Vogtei Morgen geordnet.' JKEsiher 1692.
Klein tu eg m.: ebenso. ,8o wird aucli der Eid
fast für Nichts gerechnet, an einigen Orten nur gar
nicht mehr gegeben [auferlegt], oder sonst Kleinfug
dazu getan [wenig daraus gemacht |.' Hess, Samml. -
Doch könnte ,kl.' auch das Adv. und der Sinn sein: gering-
schätzig dabei zu Werke gegangen. — verklein fliegen:
vei'kleinern (moral.). San Pilger 1883. — Mhd. hltiimmj,:.
Vgl. nhd. ,geringfugig'.
ring-, gering- ffrinr/fuef) BO.: geringfügig, un-
bedeutend. ,Umb r. summen.' 1530. Ansi^L ,Umb r.
und klein fixier strafen.' 1548, H. , Nicht geringfüge
Adelsjiersonen.' Würstis. 158(1. Schlicht, einfach. ,Von
den Altvorderen hargebrachter Künsten und ringfüger
[Heil-J Mittlen.' KCvs. Dazu das Subst.: ,Von ring-
füege wiegen.' 1578. Z Staatsarch.
wider-: unfügsani, widerspenstig, streitsüchtig.
,Eiii gar heftiger, w-er Biipstler.' Bull. .Etliche wyber
sind also w., das wenn der mann frölich ist, so trurend
sy.' ebd. ,Mit w-en, strytigen reden.- ebd. mit den
Syn. ,letzköpflg, widerwärtig, unwysig.'
füegen: 1. (trans.) a) mit Sachobj. Bretter od.
Dauben aneinanderpassen; das Holz nach der Schnur
hobeln, allg. ; vgl. Fücyhaum, -hobel. — b) verfügen,
scheinbar mit pers. Obj., beordern. ,Es fügten auch
die von Schweiz die fürnehmsten, so sie ausreifen
wollten, dass sie dahin zuo kirchen kämen.' GStahel.
c. 1560. -r- c) ein Testament machen. ,Soll solcher,
so f., ordnen und machen [vermachen] will, ohne
stecken, führen old tragen von ihme selbst für die
tachtrauilcn gehen.' L Neud. Probsteibuch. — d) mit
Infin.: ,ze wissen, ze vernemen f.', Nachricht von
Etw. geben. Beliebt als Eingangsformel von Briefen
im XVI. u. Anf. XVII. ,Uwer schryben han ich ver-
standen und füegen üch daruf ze wüssen, dass [etc.].'
1529, Strickl. ,Und füeg e. w. [Eurer Weisheit] ich
sölichs im besten zuo verntjnien.' 1531, ebd. Vgl. ,ze
wissen schicken.' — 2. (intr.) passen, genehm, ge-
legen sein. Es füegt mir [das zu tun] GT. ,Mag
ieglicher verkoufen als im das fueget.' 1457, Wetting.
,Sidmal mir nit f. welle gen B. kummen.' Zwingli.
,Es füegt nit für iedermann.' NMan. Auch persönl. :
,Er soll einen käufer geben, der dem gottshus füegt
und eben ist.' ca 1515, Fischerrecht Rheinau. .Dir
füegt ein schüsselblt?tz.' Gengenh. GM. .Er füegt wol
in [den] bettlerorden.' ebd. .Sind sy wild worden
und schüch. desshalb füegt inen die einöde.' 1531/48,
Hosea; dafür .gefallet.' 1667. ,Diser [generöse] edel-
mann füegt uns [Prassern] gar eben.' Salat 1537.
,Dorum han ich üch die [Heraden] geschickt, das ich
mein, die füegen üch weger [besser].' XVI., Bs Briefe.
,Der Wein füget des Menschen Leben [Dat.] wohl.'
1707, Sir. = .füget sich für [usw.]' in späteren Ausg.
— 3. (refl.) sich an einen Ort begeben. .Bitten
wir, üch zu uns zuo solichem schiessen guotlich ze-
fuegen.' (Z Einladungsschreiben 1472. .Diewyl dem
also, so ist unser will und meinung. dass ir den
handel lassen also anstän und üch harheim füegen.'
1.5:21, Absch. .Sich dahin fügen.' Aa Katsm. 1603. —
ab-: absenden. .Damit si ir botschaft zuo uns ab-
füegen raijgend.' 1529, Absch. — ent-: scheiden (Ehe-
gatten). ,Vatter und mueter muesste entfücgt werden.'
ZwiNiiLi. ,Was gott zsemmen füegt, soll ghein mensch
e.' ebd. - ge-: refl. 1. (sächlich) sich zutragen.
,0b (wenn) sich gefüegte (gefuogti), dass . . .' Schw
Rq. XV. — 2. (pers.) sich verfügen, begeben. ,Als
[so] lang ungelütet belyb, das sich einer usser sinen
güetern g. muge und zue dem gericht kommen.' Offn.
Neftenb. — be-: {reH.) = fiefiieifen 2. ,Woruf ich mich
in unser Gartenhüsli befugt.' Z 1662. - be füegt:
1. (porsönl.) befugt. .IMüll. 1661; Hott. 1666. —
2. (sächlich) a) erlaubt. .Keinem meister soll in
einer Wochen mehr dann 4 St. bratis zu inetzgen be-
fuogt syn.' Stadtb. Winterthur. — b) rechtmässig,
rechtlich begründet. 1586, Absch. .Dessen sye auch
kein befügte ursacli ghept.' RCvs. — zue-: 1. (mit
Acc. S. u. Dat. P.) zukommen lassen, zustellen, zu-
teilen, ohne Übeln Nebenbegritf. .Gott liat es üch
zuogefüegt.' ZwiN(iLi. .Die aufgefangenen Briefe sollen
dem Beraubten wieder znegefüegt w.' 1522. Aiiscii.
.Dass nieman jenen syne güeter weder nmb pfrüenden
703
Fas; -fiiK. Fiia-t - fugt
704
iiuch uiiib lybdiiig zuefüegeii noch vorschrybeii soll.'
1523, ebd. ,Aber ime einich hilf mit der tat zuoze-
füejj'en [Kriegsmannschaft zu schicken], will uns ganz
und gar nit gelegen syn.' 1530. Strh'KL. — 2. (mit
Acc. P.) wozu bestimmen, bewegen, veranlassen.
,Darunib wir bewegt und zuegfüegt und verursachet
sind, mit inen in .solich burgrecht ze gan.' 1473, Absch.
Lim-füeger m.: eine Art langer Hobel Ai'.
ge-füeglet. Ml"- oder fi"-fiYüeglet : von einem
fein gebauten Kinde Gl.
füeglich: 1. (v. Personen) wohlgefällig, ange-
nehm. ,Sy wollten keinen zum tedingsniann [Unter-
handler] lieber haben und war inen auch keiner füeg-
licher.' 1499, Kätia 18ö9. 85. Ähnlich nennt HBuli,.
1597 Christus als Mittler für Gott und Menschen f.,
weil er beide Naturen an sich hatte. ,So [Christus]
allein Gott gewesen wäre, wäre er dem menschen er-
schrecklich und unfüeglich gewesen.' ebd. ,Dann sy
suocht die, die iro fuoglich (fuogklich 1548, füglich
1667) sind.' 1531. Weish. ,Die Frommen sind Gott f.'
1707, ebd. Subst.: angenehme Person, bei Werbung
Ap; G = engl. Mr. Right. De'' Herr FUegli (bzw.
'*■ Füeglis l'öchter) chmmt spat, der geeignete, pas-
sende Freier (oder die Braut) kommt spät zum Vor-
schein G. Vgl. aber auch Füefjlinij. — 2. (v. Sachen)
passend, angemessen; hübsch. Von einem Schlosse
heisst es 15'24, es sei für die umliegende Landschaft
ganz und gar nicht f. Absih. ,Begegne dann ihm
fiiegliche Antwurt, solle er fründlich abziechen.' Ansh.
Für den Fall, dass alles Vermitteln Nichts helfe, ver-
sehe man sich. ,dass man einem unfüegklichen ynfall
begegnen könnte.' 1529, Aksch. .Doch mag Einer .syn
legen rucken, da er [1. es] in fuoklich tunkt', d. h.
ohne dass er hicniit den Frieden verletzt haben sidl.
1540. LB. Ndw. ,Der vogel habe einen gansfuoss, der
im füegklich ze schwümmen.' Vogelb. 1557. ,Eine
fügliche Wohnung.' 1707, Weish. Nach E'ris. u. Mal.
.füegklicli' sowohl ,commodus' als .concinnus, fein,
hübsch, mit guoten lidmässen'. — 3. .\dv. gehörig.
.Wie man die sach fuogklich angryfen möchte.' LLav.
15Ö9 {=: ,am besten.' 167(1). .Wann man f. in die
Höhe kommen will.' Schulordn. Heihen 1737.
Füegling Füer/litj: Personihkation günstiger Ge-
legenheit. Warte", bis dr F. chiinnt Ac.
Be-fuegsami f.: rechtliche Befugniss. , Der Statt
Winterthur Befuegsame in Ehe.sachen.' Z Mand. 1750.
Der Mann hat .die befuegsame', Häuser und (iüter
seiner Frau zu verkaufen. Stdtb. Wintertu.
Vogt - Gen. Vugs 'L; PI. Vogt — m.: Vertreter;
Verwalter. Beamter. 1. Vormund Ar; ßs; B; GrI).,
Pr. ; L; ScH; Uw ; Z. Einem einen V. , setzen' Bs. Nehes
[Etwas] cogtsicis tue", in der Eigenschaft als V. Ai'.
In B; Gr; Z wird mit versuchter Anlehnung an das
röm. Kecht der F., tutor, unterschieden vom Blstand,
curator, indem der V. mehr Gewalt hat als der B..
d. li. er hat zu , verfügen' und zu .erlauben', nicht
bloss zu , beraten' und zu .beschirmen'. Häufig am-
pliticiorend verbunden en V. und B. Z. Dagegen It
St.'' V. auch der Berater von Wittwen „Aa; Gl; Gr;
L; Zo" — als Abschwächung der vormaligen Ge-
schlechtsvormundschaft über alle volljährigen unver-
chlichten Frauenspersonen. Massencurator, Vertreter
der Gläubiger bei Concursen. ,Uf wen ein uffahl
[Concurs] kommen, dass dann ein Herr v. Kyburg das
guot durch ein komniliche person bevogten lassen und
dass die schuld forderen auch einen v. nemmen [dür-
fen], weliche dann die sach mit recht verfertigen.'
1573, Urbar Kyb.; vgl. 'Teil-. — 2. Gerichts- und
Verw altungsbeamter für einen kleinern od. gros-
sem Bezirk. So gab es in der Grafschaft Kyburg für
jedes der 6 Amter je einen Untervogt und unter diesem
wieder Unterbeamte, Weibel (an einigen ürten Vogt,
Untervogt) genannt, welche vom Landvogt gesetzt,
hauptsächlich den Eechtstrieb zu besorgen und nie-
deren Gerichten vorzustehen hatten. In der Grafschaft
Baden hiessen ,V.' oder , Untervogt' (auch .Amtmann')
die Vorsteher eines , Amtes', d. h. eines kleinern Kreises
von Gemeinden; über ihnen allen stand der Landvogt
zu Baden. In GnPr. hatte im XVI. der Vogt v. Castels
für die ö.streichischen Fürsten den Lehenzins einzu-
cassieren ; auch hatte er (mit Beisitzern) das Blut-
gericht zu verwalten und konnte begnadigen; Bussen
und Conflscationen fielen ihm zu (B. 1, 199). Vgl.
Ober-, Undcr-, Land-. — Gemeindevorsteher Gr
Pr. ; jetzt an den meisten Orten , Gemeindspräsident'
oder ,Amniann' genannt, = , Schulze' in Deutschland.
In älterer Zeit auch in Z in der Formel: .Pfarrer,
V. und Seckelmeister', die 3 höchsten Personen einer
Gemeinde; z. B. er hat die ganz G'meind hischimpft,
l'f., V. u. S. In SchKI. hiess bis 1850 V. der von
der Regierung gewählte Präsident des Genieinderats
(dann auch der Vorsitzende des sog. , Eossbuben-
gerichts', s. d.). Unter der alten Verfassung von B
hiess ,V.' oder .Untervogt' der erste Gemeiiulsbeamte
als direkter erster Subaltern des Landvogts. — 3. Ver-
walter einzelner Zweige des Gemeindehaushalts.
So hiessen in (iSev. seit alter Zeit V. die Pfleger von
Fonds. Aufseher über Gemeiudewerke und bes. über
das Alpwesen, Vorsteher von Corporationen; ebenso
in GrD. u. anderswo. Jedoch gelten dafür mei.stens
die Compos., s. dd., in denen -Vogt z. T. mit -Meister,
-Flieger, -Verwalter wechselt. — 4. Vogtgerichts-
herr, Inhaber der niedern Vogtgerichtsbarkeit zu
eigenem Recht; so bis XVI., später ,Gerichtsherr' ge-
heissen. Vgl. vogtbar ä. — 5. RAA., meist i. S. v. 2.
I)e" V. lä" geifere", geufere [sich ereifern, bemühen]
= sich um eine Sache nicht kümmern Aa. Ijass du
nw de" V. la" g.l Sfterm. Lond [lasst] de" V. g.:
er geuferet für die ganz G'meind (für Alli). .Ein
Redhaus [Mund] wie 's dem V. bescheert i.st.' Scn
Pilger 1882. d. h. grosse Beredsamkeit; s. Landrogt.
We"" d' Chue drüf [draufgegangen, crepiert] ist, so
ge [geben] si dr Seili [dem Strick] e» V. BBe. (Sorg-
falt konmit oft zu spät). Du bist iez au en böse V.
[Aufseher. Wächter]! zu einem bissigen Hunde ge-
sagt Z. /"'' bi" numen en imschuldige V., bei der
Sache nicht persönlich beteiligt Bs.
Mhd. vof/ft, ro(jl, vuu lat. (ad-)vorntm. Bell. 4 walir-
sclieinlicli aus Belehniing von Vasallen der (irafen und auch
aus Uiiterkirchcnviigtei entstanden.
Ober-: 1. Gemeindeaufseher über Bevormun-
dete Ap. — 2. einer der von der Landsgemeinde ge-
wählten Beamten, vormals Präsident des Waisenamtes,
jetzt Aufseher über die Liquidation und alle gericht-
lichen Verkäufe Ndw. — 3. Vorsteher einer .Mp-
genossenschaft Ndw. — 4. ein von den Kantonen
in die Gemeine Herrschaft Thnrgau zur Aufsicht über
Fagt, feg:t. flgt, fogt. vii^t. fugt
706
die Verwaltung der Kloster gesetzter Beamter.
1531, AüsrH. Syn. Klosterrtigt, s.d. — 5. Statthalter
der Regierung in einer Vogtei. So im Ktn Z bis 1831
die Dberbeamten der 18 .inneren Vogteien', entspre-
chend den .Landvögten' der .äusseren Vogteien'. Vgl.
(Inder- u. Landvogt. , Unifressen wie des ü-s Geiss:
von einem Tisch zum andern schmarotzen gehen, als
ob man das Recht dazu hätte.' Spreng. Der Vogt
hatte das Recht, sein Vieh auf den Gütern, welche
vormals Allmeine gewesen waren, weiden zu lassen.
Egg-: ßannwart, welcher die Horgeregg ver-
waltete Z.
Alp-: Aufseher über eine Alp (nach Schatzmann
nur Privatalp einer Genossenschaft, nach Tsch. auch
ött'entliche) Gr; Obw; GSev. (Syn. Alpmeister); W.
,Ein Jeder soll wcrchen in der Alp, wo ihne der A.
heisset.' 1709, Obw (hier schon Anf XVll. erwähnt).
Vgl. Ürti-, Berg-, Sei-, S2>end- 3.
Under-: 1. der unter einem Land- oder Obervogt
stehende Unterbeamte eines Bezirks oder einer Ge-
meinde; der höchste Beamte einer Gemeinde, oft auch
einfach ,Vogt' genannt; s. d. 2. ,Der untervogt ist
Steuer- und tauengeld- und des futterhabers frei und
bezieht von jeder haushaltung eine korngarbe und hat
neben sich zween geschworne.' Bruckn. Im J. 1531
wurde den reformierten Freien Ämtern das Recht ent-
zogen, ihre Untervögte selbst zu wählen, welche nun
von den Landvögten gesetzt wurden.
cherzh.
entstellt: der Unterrock der weiblichen Kleidung.
wenn er unter dem Saum des Oberrocks hervorguckt
ZNerach. S. noch Gerichts-.
Ürti-: Aufseher über das Land einer Urte (All-
mendgenossenschaft); auch über die Waldvögtc und
Frevler. Er hat aucli die Auflage für das .auffahrende'
Vieh unter die Genossen einer Alp zu verteilen Nnw.
Syn. Teilenrogt.
Vieh- s. Allmender Sp. 192 und A!lmend-^'.
Fueder- s. Ftieder.
Vogel-: Aufseher über die Vogeljagd, Schutz-
massregeln gegen EaubvögelV In GSev. gab es V.-
Vögte, von der Gemeinde angestellt und besoldet.
Furchen-: Aufseher über das Ackerfeld? oder
über eine Weide dieses Namens? ,Item wellicher ein
rytross oder sonst etwas veechs uf die füren über-
nacht tat, der soll den Ion, was ime ein furenvogt
ufleit, geben.' 1572, SchwE. Waldstattbuch.
Gugger-: ein scherzhaftes Ehrenamt an dorÄlpIer-
kirchweih in UwBeckenried. Er trägt auf einem Stocke
einen Gugger [Kukuk] herum und stellt diejenigen
Alpler vor. welche Giigiicr, d. i. schlechten Käse, be-
reiten.
Gelte"- Uw, , Gülten-', Gölta- Ar: Verwalter
einer Concursmasse, Stellvertreter der Gläubiger Ap;
Uw; im Plur. die grössten Gläubiger eines Concursiten.
welche, ehe es dafür eine besondere Behörde gab, die
Masse verteilten Uw. .Die gült, so den geltenvögten
ist yngesetzt worden, wird verplyben, wann nit in ge-
bürender zyt <lie gült gelöst wird.' 10(19, E.ngei.h. —
fii'ltc = (iläiil)i^cr.
Gassen-: Aufseher über die Gassen und Wege (?).
,Welcher ein ross uf die alment tuet, nachdem man
uf die gemeinen al|ien ist gefaren. sol einer darfür
Schweiz. Idiotikon. I. 5.
dry tagwen tuen uf der almendt oder wo in's der g.
heisst.' ca 1590, ENciKLB.
Geiss-: das Haupt der Ziegenbesitzer, welcher
einen Hirten zu bestellen und zu beaufsichtigen hat,
meistens auch beherberg-t GSev.
Gästling-: Aufseher über ,Gäste-, d. h. arme
Fremde, fahrende Leute, Pilger? ,Ein Gestling- und
ein Spitalvogt.' SchwE. 1572.
Glatt-: Aufseher über den Fluss Glatt, Ktn Z
XVIII. Es gab 2 Glattvögte, Glieder des Kleinen
Rates.
Graf Schafts-: Statthalter des Landvogts im Aa
Amt (früher Grafschaft) Lenzburg, XVllI.
Helgen-: Beamter einer Schützenbruderschaft,
bes. zur Besorgung der kirchlichen Angelegenheiten
derselben, z. B. der Leichenbegängnisse. Bei Umzügen
hat er das Bild des Schutzpatrons der Gesellschaft,
des h. Sebastian, voranzutragen. — Hi-Ige = Heiliger;
Heiligenhild. Vgl. Kcrzm-.
Hard-: Forstaufseher, Holzbannwart, der das .An-
schlagbeil führt Bs (Spreng). — ,Hard', Name eines
stÄdtischen Waldes.
Hirten-: Aufseher über den Hirten (wohl der
Ziegen) Schw. Vgl. Geiss-.
Käfer-: Aufseher über das von der Obrigkeit an-
geordnete Sammeln von Maikäfern Ndw; Schw. Vgl.
Scliäreii-.
Kallen-: Aufseher über die Glocken. L 1711. —
KaU'ii, Glockenschwengel.
Küchen-: 1. Verwalter des Kirchengutes Gl;
GrD.. l'r.; LE.; Schw; Z. Syn. Kilchineier, Kilchen-
pjleger. Auch Aufseher über Kirche und Pfarrhaus
GrD. — 2. Vorsteher der Kirchgemeinde Obw.
Kaiipelen- Chappele-: Aufseher über eine Ka-
pelle Ndw; Schw; U. ,Wir habend geordnet der
panner ein ewig liecht an Jagmatt und soll der cap-
pellvogt das fertigen.' ca 1020, U.
Kerzen-: Amt bei den Sennenbruderschatten
aScHw u. Muo., bes. zur Besorgung der Kerzen an
der , Kilbe' der Gesellschaft. Vgl. Helgen-.
Kast(en)-: 1. Schirmherr und A^erwalter der
Strafgerichtsbarkeit eines Klosters oder geistlichen
Stiftes, ein Amt, welches im Mittelalter gewöhnlich
hohen Adelichen oder sogar Fürsten zustand. ,Wann
dann von Alter hero ein Gottshaus Einsidlen den Ab-
gesandten unsers Lands Schwyz als des Gottshauses
natürlichen Schirmherrn und Castonvögten ihres Haus-
haltens ein durohüss speziticierte vollkommne rech-
nung erscheint und vorgewisen.' 1040, Schw LB. In
Ndw Verwalter des Frauenklosters S. Clara. Vgl.
lüoster-. — 2. Steuereinnehmer Zg. Syn. Seckel-
meister. — Der Naiue in Bcd. 1 wohl liergciKiimiieii von
dem Schutz für das kirchliche Gut.
Kloster- = Obervogt 4. ,I)ass sy [die Eidgenossen]
einen einzigen oberisten vogt oder pfleger (so der kl.
genempt werden soll) ins Thurgöw setzen, der uf die
klöster ufsechen haben und sich derselben Verwaltung
beladen soll.' 1530, Abscii.
Knaben-: der über die armbrustschiessenden
Knaben gesetzte Aufseher Nnw.
Land-: Verwaltungs- und Geriehtsbeaniter einer
kantonalen Regierung in einem Untertanengebiet, un-
gefähr = dein heutigen Statthalter u. Gerichtspräsidenten
45
707
Fao-t, fegt, figt, fogt. Vogt, fugt
708
eines Bezirke.-;. Vgl. Obermgt; Voyt X'. In B war
.Junker L.' = Oberamtmann. Im Volk-sleumund
genos.sen die Landvögte teils des Kredites geistiger
Überlegenheit (.rechnen könne er wie ein L.' Stütz.
.Bueli.staben, die kein L. könn lesen.' ebd.; grosse
Beredtheit bezeichnet man mit : rede" chönne" wie e L.
.Sprww. IS'24). teils aber desjenigen des Eigennutzes,
der (Gewalttätigkeit, des Wohllebens usw., nicht ohne
tirund mit Beziehung auf die .Gemeinen Herrschaften':
.Die Landvögte haben der Schweiz die Freiheit ge-
bracht und werden sie wieder darum bringen.' Sprww.
18'24. Lünd ir de' L. geufere'' 'L (vgl. Voiß i). E
(jrossi Gloggl si hrnmmlet jo uie-n-en alte L. Stütz.
Kr hrücht en Platz irie en L. Sprww. 18'24. ,Mach
Mist, dieweil du L. bist', benutze die günstige Gelegen-
heit, dich zu bereichern, ebd. .Tue pfad d. i. gemach,
vorsichtig [y], der L. kommt!' = lass nicht sehen, dass
du Vermögen hast, sonst bringt dich der L. darum
Th (Sprww. 1824). Ach Gott! war i"'- Landmgt! Wie
wen i''' d' Lüt strafe ZWjla, .wie wollt ich die Bauern
strafen!' Sprww. 18'24; oder Chönnt i''' d' Lüt zicinge",
Dass si-mer miiesstid Gelt bringe" ZWl. Ach myn
Gott! !''• weit, i''' tdir Landcorjt, So chönnt r'' d' Bure"
strafe", Und bi de" Jumpfere" (W'ihere") schlafe" [das
vermeintliche jus prima; noctis], oder Bis si niimme
chöiinted schlafe". ,Er lügt wie ein L.' Sprww. 1824.
S. noch Ufritt. — landvögtelen : den Landvogt
spielen, despöteln (von Beamten) B.
Allmend-Vogt: Aufseher über die Benutzung
der A. BSi. Rechtung L558, = Vichr.
G e ni e i n d s - : ein Vogt genannter Gemeindebeamter
GRPr.
Massa-Vögte: von den Gläubigern im Falle eines
Goncurses aus ihrer Mitte bestellte Curatoren zur Li-
quidation und Verteilung der Concursmasse Gl: s. Gl
LB. 1807 § 154. Vgl. GeUenv.
Meitli-Vogt: Verwalter, welcher von der Knaben-
schaft in ScHwBr. der Zunft der alten Jungfern zur
Verwaltung ihres fingierten Gesellschaftsfonds im
Scherze, aber förmlich gesetzt wurde, und welcher
jeweilen an der Alten Fasnacht auf öffentlichem Platze
seine komische Kechnungsablage zum Besten gab f.
Genossen-: Vorsteher und Verwalter irgend einer
Genossenschaft (G'nosssamiJ, z. B. = Urtivogt Ndw.
Bach-: Aufseher über die Bäche Ndw.
Bann-: Aufseher über den gebannten Wald. .Die
gebannten wäld in schirm und huot zuo halten sind
gestimbt und gesetzt worden zwOn bau- old waldvögt.'
1645, UwE.
Büren-: ein Landvogt, der es (ausnahmsweise!)
mit den Bauern statt mit der Regierung hält. 1528.
EEoLi 1878.
Berg-: 1. Aufseher über die Benutzung der ge-
meinen Alpen. ,Ein Landmann soll den Bergvögten
getrüwlich angeben, was er für Hab [= Vieh] auf die
Berg treiben wolle.' 1075, BEschi. Vgl. Alp-, Sei-.
— 2. Aufseher über das ab- und in der Höhe ge-
legene Gebiet einer Gemeinde. So hiess z. B. der
im sog. ,Berg' waltende Stellvertreter des Vogtes in
Horgen seit Ende XVI.
Bettel-: 1. Aufseher über herumschweifendes Ge-
sindel ScHW, scljon 1572 (dal'ür moderner: Wacht-
meister) ; Uw (BHtlerv. neben Harschier) ; Polizeidiener,
der bes. die Bettler zu überwachen hat. Aa ItilO. —
2. Seckelmeister der armbrustschiessenden Knaben,
der von Vorübergehenden Gaben erbitten muss ZRüml.
— 3. B.-Vögtli (scherzh.), begehrliches Kind Z.
Batzen-: Verwalter des Ertrages einer besondern
Einkaufsgebühr. HoROEN-Vorderberg seit 1685.
Pfruend-: Verwalter der Pfrundeinkünfte Gr
Seewis; Ndw; Schw.
Brunnen-: Aufseher über die (öffentlichen) Brun-
nen einer Gemeinde G; Z. Syn. Brunnenmeister.
Richs-: der Kaiser und Reich vertretende Beamte
in einer von den gewöhnlichen Gerichten eximierten
Reichsvogtei; später in Z Bezeichnung des von dem
Rate (an den die Reichsvogtei übergegangen war) mit
dem Blutbann belehnten Vorsitzers im Blutgericht;
noch später des die Exekution der Todesurteile lei-
tenden Ratsgliedes. .Latrunculator, pra;tor : reichs-
vogt. der übers bluot richtet, oberster richter über
das malefitz.' Fris. ; Mal. Er wohnte zu Pferde, be-
gleitet vom in den Standesfarben gekleideten Weibel.
den Hinrichtungen bei Ap; üw; Z. In G hiess so der
dritte Bürgermeister; in ApI. das letzte der 11 Mit-
glieder der Regierung, welches zugleich als öffent-
licher Ankläger fungiert.
Gerichts-V., Unterv.- hiess' unter der alten
Verfassung im Aa der erste Gemeindsbeanite als Pi'ä-
sident des geistlichen und weltlichen Gerichts.
Regel-, jBägul-' hiess der Verwalter des Stifts
Grossmünster in Z, zu dessen Schutzheiligen S. Regula
gehörte.
Se-: Aufseher über einen See, bes. den Fischfang
und regelmässige Schifffahrt auf demselben. In Z
hatten 2 Glieder des Rates als Seevögte die Gerichts-
barkeit über den See. ,SuIlent die von Surse einem
8., den die von Luzern dar setzent, gehorsam syn.'
1380, Absch. ,So sind jetz zu Wesen erweit seevögt.'
1532, ebd. ,Der Schultheiss von Murten berichtet,
dass Leute im Murtnersee während des Laiciis fischen
und nicht betreten werden können, weil sie, sobald
sie seine oder der Seevögte Ankunft merken, sich
aufs Land zurückziehen.' 1581, ebd.
Sei-: wohl ziemlich ^ Alji-. Gotth. — Vou »t/.«,
eine Alp schätzen und verteilen.
Siechen-: Verwalter im , Sondersiechen- u. Blat-
ternhaus' bei Bern, XVUI.
Selen-: Verwalter der für Seelenmessen gestifteten
Vermächtnisse. .Alldieweilen zue Zeiten gewüsse Ge-
schlechter ihre Gestifter und Jahrzeitscapitalia in den
Händen behalten und selbige nit, wie gebräuchlich, in
den Seelensack hinder den jeweiligen Hrn S. legen.'
1701, Schw LB.
Schnei-: 1. Verwalter eines Schulfonds resp. auch
Einzieher von Schulgeldern Gr; Ndw; vormals auch
Ap; Gl; Z z. B. in Horgen schon 1710 ein solcher,
da sonst die Schule unter der Kirche stand. Syn.
Schuelcerw alter, — 2. im Jahr 1882 nannte man spöt-
tisch Seh. den in einem neuen Bundesgesetz vorge-
sehenen, aber in der Volksabstimmung verworfenen
Sekretär für Bundesaufsicht über das Primarschul-
wesen, wobei der Seh. als eine neue Aurtage der alten
Landvögte aufgefasst wurde.
Scheren-: ein zur Vertilgung Aer Scheren, Maul-
würfe, bestellter l>orfbeamter. .Damit dem schädlichen
700
Fagt, fegt, figt, fogt, vogt, fugt
710
Uiizifer, Mäusen und Scheren desto besser nachgesetzt
und das l.and geseübert werde, so süUe auf jeder Bür-
sanie der Landschaft Äsclii ein 8ch. gesetzt sein, der
dann von einer ICüewinterung '/« Batzen und von
einer Küeweid ein Kreuzer jarlich züchen soll.' 1(575.
\g\. Käfer-.
Schirm-: von der Gemeinde bestellter Aufseher
über die Verwaltung der Vormundschaft. ,Wo kind
vorhanden sj-gen, so weder vater noch rauoter band,
oder witfrowen, die nit wol husent. und zu besorgen,
dass die fründ nit notwendig ynsehen tüegind. dass
sie, die Schirniviigt, dieselben personen beschielten,
rechnung von ihnen erfordern, der kinden hab und
guot uf der Stadt schirnibuch beschryben lassen und
also getrüwe und väterliche fürsorg für witwen und
Waisen haben.' Z 1549. Vgl. Schutz-. — Schirm-
Vogti: das Amt und Lokal eines Schirmvogts Z,
schon 1513 erwähnt.
Schatz-: Verwalter eines Kirchenschatzes '? oder
des Staatsschatzes? ScHwGers. 17(51.
Schutz-: Schirmvogt (einer Wittwe) GWallenst.
Sehmalz-. In GrI). bestanden noch bis 1806 zwei
Schm.-Vögte, welche den .Hausarmen' ihren Butter-
bedarf zu ermässigtem Preise durch eine Abgabe der
Wohlhabenden verschafften.
Sp icher-: Gemeindsbeamter in B Anisoldingen.
Wahrsch. Verwalter eines von der Gemeinde gehal-
tenen Magazins von Lebensmitteln.
Spend-, Spenn- Gl, Spetj- Schw: 1. Verwalter
des Armengutes einer Gemeinde Gl; Gr; Schw. Syn.
Armenpileyer. Auch aus Gk .Tenaz 1540, übw l(j'29
erwähnt. ,ltem 4 elln graws landtuoch soll alle jar
ein sp.-v. den hüsarmen usteilen.' BSigr. 15(i0. —
'2. ein dem Alpvogt zur Seite stehender, mit ihm
alljährlich wechselnder Beamter, der das für das Alp-
vieh angekaufte und vom Pfarrer gesegnete Salz in
die Alp trägt und dem Pfarrer für die Alpsegnung
2 Stöcke Zieger zu überbringen hat W.
Spittel-: Aufseher über das Armenhaus der Ge-
meinde, B. Spitalverwalter ('?) Schw.
Täufer-: Verwalter der confiscierten Güter der
Wiedertäufer. Z XVI.— XVllI.
Tal-: 1. ein von den Schirmorten des Klosters
Engelberg über das Tal gesetzter Beamter. XVI..
Absch. — 2. ^ Oberrogt 2 Obw, auch Waiden- genannt.
— 3. der von Grafenort her in jenes Tal einziehende
Nebeh
Teile"-, Friteile"-: 1. Verwalter (der Anteile)
eines Corporationsgutes, Seckelmeister der Bürger-
corporation, Obw. — 2. Tal-: ein zu Erbteilungen
amtlich bestellter Aufseher Ar.
Dorf-: Vorsteher der Bürgergemeinde Scnw; Ndw.
Weg-: Strassenaufseher GrI).; ZHorgen f.
Wölbi-: scherzhafte Benennung der Zuchtrute,
welche in den Bauernstuben in dem Tragebalken der
Stuhenwelhl [Decke] steckt, so dass die Kliuler sie
allezeit vor Augen haben können W.
Wald-: Waldaufseher Ndw. — Bannwald-. ,Es
sollen immer 2 Bannwaldvegte sein, die sind ver-
pflichtet, für die Bann- und Howälde zu sorgen.' 1821,
ÜBwLung.
Tagwan- Tagnic-: Vorsteher des Tttjjme, d. i. der
Gemeinde Gl; GG.
Werl- = Wasser- Senw.
Wuer-: Aufseher über Eheindämme GSev.
Werch-: Aufseher über die Prohnarbeiten für
Strassen? ,Die zuo Werkvögten gebraucht werden,
sollent Fleiss ankehren, dass die Straassen erhalten
werdent.' Landr. Avers 1022.
Wasser-: Aufseher über Wasserbauten, besonders
Schutzwehren gegen wilde Wasser GrD.; Uw. Ein
solcher heisst dort speziell Aawasservogt und wird
von der Landsgemeinde erwählt. ,Die tallüt [von
Engelberg] sönd ein mann und w. dargen, der soll bi
dem cid verbunden syn, [dem Aawasser] zu wehren
old werchen.' 1514, Obw.
Waisen-: 1. Direktor des Armenhauses in BThun.
— 2. Vorsteher des Waisenamtes Scnw; Uw. ,Der
Vater soll synen Kinderen ir müeterlich Gut vor den
Weisenvögten zeigen und in das Woisenbueh yn-
schryben lassen.' 1(523, Aa.
Zun-: Aufseher über Zäune am Goffersberg Aa
Lenzb. f
Järzit-: Verwalter von Stiftungen für Seelen-
messen Scnw.
vogten: 1. (trans.) unter Vormundschaft stellen
(Waisen oder verschwenderische Erwachsene) Ai'; S;
üw; Z. Wenn de'' Tüf'el (fragtet icär, so chäm er um
d' Höll Aa; Schild; Stutz. Me" sett [sollte] -mi''' (bzw.
di''') -('., sagt man im Hinblick auf eine unüberlegte,
unvorsichtige Handlung. — 2. (intr.) das Amt eines
Vogtes verwalten. ,Ein jeder vogt soll alle jar rech-
nung geben: hat er gevogtet, dass erenleut dunkt,
dass den eren gemäss seie, so lasst man den vogt
wyter blyben.' 15(53, BSi.
ent-: der Vormundschaft entlassen. ,I)ass nieman
anders denn ein Abt v, Pf. wittwen und waison, die
des gottshus sind, bevogten und e. soll.' Opfn. He-
dingen, Anf. XV.
ver-: (refl.) einen Vogt nehmen. ,Wann zwei ehe-
leut der ehe halb einandern rechtfertigen [vor (jericht
ziehen], so sollen sie sich irer vogtei [vögtlichen Ge-
walt über einander] gegen einandern verzeichen [ent-
schlagen], die frauw aber sich gleich anderwärt wider-
umb vervögten und soll nit zuogelassen werden, dass
ein frauw für sich selbs ohne einen vogt am eliegericht
handle.' 1533, Bs Rq.
miss-: das Amt eines Vogtes schlecht verwalten.
,Vögt sollent blyben, es fundi sich dann, das einer
missvogtet bette.' ca 1480, Ndw.
be-: 1. (m. Acc. P.) Jmdn bevormunden Ar; Gr.
.I'fogte, tutorem dare.' Id. B. Jmdm Vogt sein. LB.
Ndw 1545. — 2. (m. Acc, S.) a) unter Aufsicht stellen;
überwachen. .Seewasser und Landwasser sollen mit
zweien Ehrenmannen bevogtet werden, welche ein
fiyssig ufsechen haben sollen.' LB. Davos. ,Alle 4 Kir-
chen sollend bevogtet werden, jede mit 2 Ehrenmannen,
die verschaffen sollen, dass die Gebüw in subern Ehrn
erhalten werdend.' ebd. ,Eine Landschaft bevogten.'
1529, Absch. — b) in Schutz, Verwahrung nehmen,
mit Beschlag belegen. .Als uf genannten H. ein
uffahl konnncn, sygen etliche -syner seliuldforderen
ihm nachgeloffen und gepötten, das guot ze b. und
ihnen umh ihre sachen bott [gericlitliche Beschlag-
nalimel ze erlauben.' 1573, Uriiak Kyburg.
711
Tagt— fugt.. Fagg-fugg
712
Vogti, -ei: 1. Voriuundschaft, Amt eines Vogtes
i. S. V. 1 Ap; Bs; UwE. ,Wcr notturftig ist zuu be-
vogteii, den soll man bevogten und soll kainer mcer
dann vier vogtyen haben.' Ländr. Henneb.-Peterz.
1065. — 2. Herrschaftsbezirk. Zu Vogt 3. —
Geissen-Vogtei: Spottn. für die bis z. helvetischen
Umwälzung als solche bestehende winzige Landvogtei
Uilgenberg. — Burg-: Hof ehemals der Markgrafen
von Baden in Basel, jetzt eine grosse Bierwirtschaft.
— Bolen-. Die S Vogtei Flumontal wurde auch die
D. genannt, weil zahlreiche Dohlen die Löcher und
Ritzen der dortigen Balmfluh bewohnen.
Vögtin: Frau eines Vogtes (als Blutrichters).
.Dass kein v. nit meer keinen Übeltäter dem nach-
richter ab der band schnyden solle.' 1541, Absch.
Das angedeutete Vorrecht vornehmer Frauen wurde durch
die zu jeuer Zeit sieli ausl)reiteude .Carolina' immer mehr
heschränkt.
Vögtli"g. in B auch VöijtJi: Pflegbefohlener,
Mündel B; Z.
VötjtU könnte elier Yerk. des diui. .Vügtlin' sein, welches
reiiproken Bejiriff haben kann wie ,Pate'. .Vügtlin: Un-
iiiUndiger.' Zschokke 1797. VüijiH auch Familienn.
vogtbar, -ig. -lieh: 1. (v. Personen) a) eines
Vogtes i. S. von 1 bedürftig, ihm unterworfen, un-
niiin.lig. .Kleinen kinden, die vogtber sind.' Z Rats-
ordn. 1434. ,Wer vogtber i.st und ein vogt hat, es
sy frouw oder mann.' 14t>5, Gl. ,Wer vogtberig ist,
es syend kinden, die under tagen sind, frouwen oder
ander lüt.' ca 1500, Obw. .Sölichen vogtberingen
lüten.' ebd. .Mit vogtbärigen lüten, die bevogtet .sind.'
ebd. ca 1500. .Vogtbare und eigne lüte.' Edlid. ,Wie
man vogtbarlich bevogten soll.' 1545, Absch. ,Bis
herzog C. auss seinen vogtbaren jaren kam.' Wurstis.
— b) keines Vogtes mehr bedürftig, mündig. ,Der
vogtbar und zue synen tagen kommen wäre.' 1457,
Bs Rii. — 2. (von Personen und Sachen, Gütern)
einem Vogt i. S. von 2 oder 4 unterworfen, steuer-
pflichtig, mit Lasten zu Gunsten des V. beschwert.
Der Boden in den freien Dörfern war , vogtbar'. In
einer Seil Urk. 1350 heisst es von einem verkauften
Gute, es sei .vervogtbär'. .Welcher ein guot kouft
in dem hof ze Steten, vogtbär guot, der soll es em-
pfaclien von einem vogt, er sy inder alder usser,
in jars frist umb dry Schilling haller; tuot er das
nit, so mag ein vogt das guot ziechen zuo synon
banden umb die dry Schilling.' Offn. Stäfa. ,Es soll
och die frygen vogtbarlichen güeter nieman verkoufen,
er Solls vor ofl:nem jargricht under der Thürlinden
feil bieten sechs Wochen dry tag und ein jar.' Offn.
Thürlinden. ,Die gnossen, die in den twingen . . .
Rüssegg sitzen und darin vogtbarig sind.' 1423, Aa
Wst. ,Wöller ain hus hat uf aim vogtbar guot.' Offn.
G Zuozwil 1488. ,Dass der Amtmann des Abts um
vogtbares Eigen nicht zu richten habe.' 1548, Absch.
A'^gl. Vogtmann.
Mild, votfetfxtere, -har, hcr'uj auch Schon = mündig. Diese
Bi-il. Iii-niht auf Verwechslung mit: eines Vogtes ,baar', ledig.
Fag-g (tw, fegg, ^^^, fogg, fngg.
Vgl. auch die Grupiicn F — g; F — k.
Pägg nur im Dim. Fäggeli n. : schlecht geklei-
detes Mädchen B (Gotth.); Suterm. Auch ein Mäd-
chen, das Alles mit sich machen lässt. Gotth.
Fäiiy für /'Vo-;/;/, mhd. canh, Schwein (wovon nlid. .Ferkel'),
lat. purcus; vgl. J'^ätjy. Mhd. vtiW m.. Schwein, wahrsch. das
seihe W., tirol. Favk. S. noch unten fach.
Fagg ni.. faggen = 2- 'acÄs, fachsen (Sp. 655) Gr
Pr., Tschiertsch.
fllggeii: leise herumtappen, im Finstern tasten;
wiederholt über einen Gegenstand hin oder daran
herumstreichen BE. Kleider verschieben, in Unord-
nung bringen. .Vestimenta modo indecenti complicare.'
Id. B. Fägg nid a» inine'' ühlelderen ume mit dme"
scliiHiit.:ige' Hände"! B; vgl. Gefägg. Unruhig, in
Andere belästigender Weise, hin und her gehen, ohne
Etwas auszurichten. Waa fäggist geng umenandere?
bist nit gli''' fertig? B. Uive függe, herum fahren,
streichen B.
Scheint vwdt \W\i jietj<jni = fit/ijcii, reihen. Der lauge Voc.
malt die laugsam au einer Fläche gleitende Bewegung; Be-
rührung mit Ftt'/y (Schwein, unordentliche Person) also nur
zufällig.
Ge-fägg n. : unordentlicher Anzug B. ,G'f"!h
inconcinna vestinientorum complicatio.' Id. B. Vgl.
Ge/ogg.
Faggefe f.: Tasche in den Kleidern, Rock- oder
Hosentasche BG. ; FSens. Giigg, i^'' ha"-dr Epins i"
dr F. sc. mitgebracht BG. — Ablautend vwdt mit Fiijrje,
Tasche.
Faggune f.: leichtes Feldgeschütz. BMan. ; 1532,
G Ratsatz. , Starke faggunen und halbschlangen.' 1548,
Absch. ,2 halbe schlangen und 2 faggünli.' 1535. ebd.
.Fagunen oder halbschlangen.' 1531,Strickl. .Fakunen
(vagkunen).' RManukl; 1524, Absch.; 1528, Strickl.;
Hafner 1000. .Fakonen.' Vad. .Fackünli.' 1531, Bs(_'hr.
,Fackunli.' Kessl.
Aus it. falajne, Falke. Schon gegen Ende des Mittel-
alters kommt vitlke, wie andere Vogeluameu, als Beueunuug
von (Jeschützen vor, indem der schwirrende Flug der Kugel
mit dem eines A'ogels verglichen wurde. Ebenso fiz. faurwi, -et.
Fagg m. „Ap"; Gl;Gr;GA.; „W"
Dim. Fäggli
„Ap"; Gl; „W", Fdggi GrS&y.; .,'W " , Fägg,scld GRÜav.,
Vals: 1. Ferkel Ap; Gl; Gr; G; W. Verschnittenes
einjähriges Schwein Gl. Auch Schwein übh. Gl; GA.
Feisst ivie ne F. (Syn. speck feiss); fräee" [fett werden]
wie ne F. Gl. — 2. schmutziges Kind Ap; Gl; Gr
Pan., ObS. ; W; auch: unordentliches Gl. Mi [man]
mues nw ds Trögli g'schaue', we""-»!«" xdll !c/t.ssc",
wie ds Fäggli ist Gl. Unreinlicher Mensch Gl; G.\.;
auch: der unzüchtige Reden führt GA.
Aus Färijy, s. Anm. zu Fany. Der Umlaut ist aus dem
Dim. auch in das Stammw. gedrungen. S. auch Fäiii (Ferli).
Lanzig- m.: junges Schwein, das im vergangenen
Frühling geworfen wurde GA. — Lanziy = ,Lenz'.
Maien-: 1. -Fäggli, ein im Mai geworfenes Ferkel.
M., Löffelstil, i''' c/ja"" di"'' für en Narr ha", wenn i'''
will, Kiuderspruch GA. — 2. M.-Fäggeli: Unke TiiM.
Pigge I, in Bed. 1 u. 2 auch l''iggi — f.: 1. in
dem unter dem Namen Nünistein oder NüMtziehn
bekannten und besonders aucli bei der ländlichen
713
Fagg, fegg-, figg, fogg, fugg
714
Beviilkening sehr beliebten Brettspiel diejenige Stel-
lung der .Steine', vermöge welcher zwei .Mühlen' (je 3
neben einander liegende Steine) so verbunden sind,
dass mit .Auftun' der einen die andere geschlossen
wird, wodurch der Gegner beständig bedroht und
geschlagen (aufgeriehen) werden kann, also eine
sehr vorteilhafte Stellung; Zwickmühle (änhd. .Fick-
niühle'). allg. Noch vorteilhafter wird die Stellung,
wenn neben der F. noch eine Mühle besteht, weil
dann der Gegner, der nicht zugleich an beide Orte
einspringen kann, rettungslos verloren ist. Daher die
RA. (e) F. und (c) Midi ha«, allg.. F. und Falle BBe.,
oft bildlich i. S. v. doppelten Vorteil, zwei Wege zu
sicherer Erlangung eines Zieles, gewonnenes Spiel
haben, z. B. zwei Bräute zur Auswahl oder für den
Notfall; aber auch von polygamistischem Verhältnisse
eines Mannes; Alles aufs Beste eingerichtet haben;
auch Raum zum Ausweichen haben; mit 4 Händen
gewinnen; 2 Paten zu einem Kind haben; 2 Geschäfte
zugleich betreiben. Mit umgek. Stellung: .Er hat ein
mühle und ein figgen.' Hosimn. Hieher gehört auch
der Spruch: Berligge beflagge, berlagge herligge: tued
d' Midi nild male, so malet-mer d' F., wobei man mit
2 gestreckten Fingern in abwechselnder Stellung auf
dem Tisch an einem Messerrücken vorbei tupft Z. —
2. Vorteil, Glück in Unternehmungen, unvermutetes
grosses Glück, freie Stellung, die der Schlaue auszu-
nutzen weiss AaZci.; BO. (Zyro); TuTäg. Das ist c
F. für in. Spreng. .[Er möge wählen, bei welchem
Haus er bleiben Tvolle, da man ihm diese [Figge] nicht
zu lassen gedenke].' 1531, Absch. „Fein ausgedachte
List. Kniff. Schlinge, einen Andern zu fangen B; L." —
3. schwankendes Verhalten. Hinundhertreiben.
Aufundabsteigen des Nebels. Im Hetzig ohe" isch 's
iez, mein-i"'', ehalt, der Nefel ist det ordli''' i der Figgi
aScuw. — 4. „Streich, Schlag. Einem eine Figge
geben L.*- Vgl. Nacht-. — 5. Tasche Sch. ,Mar-
supium [Geldbeutel].' Id. B. Schubsack. Sulg. .Hatte
keinen Heller in der Fiegge.' UBrägger. Bildl. : zwei
Figgen führen = 2 Titel, Namen, und daraus Vorteil
ziehen. ,Fuort also zwo figgen [als römischer König
und Herzog von Ostreich].' Frünp.
Das W. ist der ä. Spr. fremd; nhd. uur in den Bedd.
4 u. 5 bezeugt, 5 auch niederd.. dän. u. schwed. Dieser
Bed. mag ein besonderes W. zu Grunde liegen (mlat. /eoci'um,
vgl. ital. ßcciivc, liineiusteckea, einheften, einstossen. Diez,
Wtb. 1^ 180), aber sie lässt sich doch auch auf den Begriff
.reiben' (fiijijm) zurückführen wie 1 u. (davon abgeleitet) '2,
weil beim Einstecken und HcrausuLdimen die Öffnung .ge-
rieben' wird. Die Fiiirie im Mühlesiiud ist ganz eig. ein
Hinundherreiben auf einer Stelle, zugleich ein Aufreiben des
Gegners. 4 ist streifende Bewegung. Die bei 1 u. 2 wech-
selnden Formen auf -<■ u. -i unterscheiden sich grammatisch
so. dass die letztere die regelmässige Endung von weibl.
Verbalbildungen ist i. S. einer Vorrichtung zur Ausübung der
betr. Tätigkeit. Sie kam an das vcirliegeude W. wohl aus
der Verbindung desselben mit MüU.
Nacht-Figgi n.: der letzte Schlag, den Kinder
einander Abends am Schluss des Spielens im Freien
geben ZLunn. Sonst 's Letst, Nachtstücldi. Ziggi, und
wahrsch. als n. diesem letztern nachgebildet.
figge": 1. reiben. Etwas oder sieh an Etwas,
meisten.s von einem Teil des Leibes gegenüber einem
äussern Körper, uiul zwar, im Gegs. von rihen, meist
unwillkürlich, allg. .Fricare, kratzen, ryben. jucken,
ficken.' Fris.; Mal.; Reu. 1662; Denzl. 1677; 1716.
.An etwas reiben oder ficken. atfricare.' Mal. Von
Kühen, welche den Hals an Bäufnen reiben. .Zuiualen
das Vieh auch dadurch schadet, dass es mit F. die
Rinde verletzt.' Anl., Z 1773. Von Kleidungsstücken
oder Schuhen, welche zu eng anliegen, mit und ohne
Acc. P. .Schmier wirt gelobt [empfohlen] zuo den
orten, so gefigget sind.' Tierh. 1563. ,Wo einen die
schuoch geficket.' ebd. .Neue Schuhe ficken Blotern.'
Keisersbg. Es figget-mi Oppis Z. Wenn 's di''' btsst,
so figg! kratze! Schnupfen und f. Tued 's Herz er-
quicke" L. Aber auch : Wenn 's di"'' figget {figgt Bs)
[juckt], so chratz! Es bisst-mi''' e Flöh, es figget-mi'''
zu-o, es steched-mi'''' drei: röt [rate], trie i-il das sei!
ScH. Am G'u-and umha, f., Kleidungs.stücke durch
Reiben beschädigen Gk; W. An Etw. herunuirbeiten,
um es los zu machen GrV. Obsc. (trans. u. intr.)
Ai>; Bs. Auch von Reibung todter Körper aneinander.
Biiecher fest z'sämebinde", dass si nild figged Z. Feilen :
,[Der Gefangene machte sich] ein loch in die bodentile
und figget und filet so lang, bis er das loch zu wegen
bracht.' Vad. F. und grigge", mühselig, mit schlech-
tem Werkzeug eine Arbeit verrichten ZO. — 2. un-
ruhig sein, hin und her rutschen Bs; U; bes. auf
einem Sitz, doch auch mit den Armen, bes. v. Kindern
UwE.; meist verbunden mit ume (umer, iimenandj Gr.
Uf em Baich [Bank] ume f. W. In U auch: hin und
her ziehen, den Wohnsitz öfter ändern. Her Nabel
figget ume Uw. VgL Figgi. Daher auch: Anstellung
häufig wechseln. Es ist für e Bur besser, underm
Jör [im Lauf des Jahres] mit de Lüte [Dienstleuten]
nid z' f. L. — 3. „schlecht fidein U." Vgl. A'Crttee«.
-- 4. (moralisch) angehen, berühren, anfechten Aa
Stauf.; Bs; Gl; G; Sch; S; UwE. Was figget dich
das? Figget 's-di'''? geht es dich Etwas an? Das
figget-mi"'' nild fnild räss öl). Was figget 's mich?
Mira"! Hafl. 1813. Was überen [vergangen] ist, das
figget-mi"'' nid L. Doppelsinnig: i"'' glaub, es figget-
di"'' ; tcart, i''' will -der chratzen! Sch [gemeint ist:
Prügel geben]. Gelüsten: Der Wl" feggct-mi"'' nild
Ap. Es figget-mi"'', juckt mir (Etwas zu tun) Uw.
Verdriessen, ärgern, kränken: Das het-mi"'' g' figget.
Si hein-e [haben ihn] g' figget S. Refl. : A" dem u-ird-
si"'' wol Niemer f. Heng. 1836.
Das W. fehlt der ä. Spr., ist aber wahrsch. als Intens,
von .fegen' gebildet, wenn diesem ein älteres starkes fi'tjeti
zu Grunde liegt. 2u unterscheiden ist es von ßti'jen, der
lokalen Nbf. v. ßeken (s. d.}. Vgl. a,\K\\ ßer/yen ; Ab\. /ilsehen.
ab-: 1. abreiben, -stossen. -nutzen Ap; Bs; Gl;
GrD.; G; LT; Z; z.B. Kleider durch Reiben abnutzen,
verderben Bs. I"'' han en Blätz abg'figget. .Dcfricare.'
Dexzl. 1677; 1716. — 2. (refl.) durch häufigen Coitus
sich ruinieren Bs. - iif-: 1. (iewebc durch Kratzen
wollig machen. .Refricare, wider aufkratzen, auf-
ficken, wider erfrischen.' Fris.; Mal. — 2. wund
reiben, ,verseeren.' Fris.; Mal. .Die verseerung, .so
einen die schuoch aufgeficket.' Tierb. 1563. - ent-
et-: schadlos halten, entschädigen B oHa. (Zvro). —
Eig. Verwundung abwehren oder heilen. — ver- (zer-
Gr tw.; W): durch Reiben verderben, abnutzen, zer-
reiben; z.B. Bücher, Kleider, Seil, Kette Ar; Bs; Gl;
Sch; UwE.; W; Z. .Confricare.' Mal. .Wu- niiwcii
schuo z. einem die füess.' Keisershi;.
Figg f.: Lustdirne Ap.
(i'figg n. Bs, Figgete (. Uw: das liciben. Kratzen,
h'utschen.
715
Fagg — fugg. Fah — fuh
716
fii:';;'eleii : 1. ^ figyen im gew. S. Aa; B; S; Viv;
Z(i; 'A. — 2. die Henne treten Obw.
Figger,
der hin und her rutscht;
wer niclit lang auf dem gleiclien Posten bleibt Gl;
Uw; U. tsere Kaplan well scho' toider fort; er iscli
nur [geradezu] e Fiffr/i U. Eit Fifir/i und en Griggi
ZO., s. figgen 1.
figglen: zänkeln GWe. — Dim. zu/i/ara in Bed. 4;
vgl. .Keibimg, sich reilieii' i. S. v. Streit, streiten.
Figge 11 in der RA.: FAiii (d'jFigga hüten.: die
Feige weisen, Trotz bieten, drohen, herausfordern Gr.
Auch Figga! allein als Zuruf zw. Kindern i. S. v. es
gilt die Wette! versuch es, wenn du den Mut hast!
wir wollen's darauf ankommen lassen! z.B. F.! darfst
du? soll ich kommen'? Antw. F.! ja komm, wenn du
es wagst BSi. F.! beziehst mi'''? lass sehen, ob du
mich einholen kannst! GkD. So ruft auch die Katze
dem sie verfolgenden Hunde vom Baum herunter zu:
F.! !ii;ziich »«/<■'' [beziehe, d. h. hole mich]! F.! tuon's!
ebd. Daher auch spottend: F.! du hüst-nii'''' nit [nicht
erwischt] Gr. Wenn zwei Rotten nachtschwärniende
Burschen zstrett'en, so ruft die eine: Holla Püssi.
[heraus mit <ler Katze]! die andere entgegnet: Figga
Püssi! und es folgt dann wohl noch der Kampfruf:
Truts dir, Figga! B.\delb. Im W wird der ausbie-
tende Zuruf Figga! mit der Geberde des Finger-
schnellens od. -schnalzens verbunden. Dem einfachen
F. wird zur Verstärkung, mit oder ohne ,bieten', noch
das adj. Ptc. üsg'hUi oder g'hitigi, üsl;ränzleti vorge-
setzt GRPr., Seh., Schud., Tschiertsch., z. B. (!''' bilta
drj üsg'hiti F.! Zuweilen auch nur im S. einer Be-
teurung, ohne feindliclie Heraustorderung. z. B. Sdiü-
niii" tuot 's-mer mit Melchfi", Figga! ich kann melken
(dabei Schaum erzeugen) so gut als irgend Einer,
.trotz Kinem!' GuMastrils.
Aus it. ßca (s. 0. Fig 4) mit luspr. obscöuer Bed. (auf
die sich auch der verstärkende Zusatz (üa-) yehu und viell.
auch Mgji' trUnzlH liezieht) und entsprechender Handgeberde.
Auf ronian. Ursprung weist aucli die auf den Süd, Südost
unsers Landes eingeschränkte Verbreitung des W. in dieser
Bed. ; nach BSi. konnte es aus W kommen.
Figge 111: Flügel, Fittig B (Ztro). — Aus ,Fittig'
zsgez. durch Assimilation des ( an y, während in der gewöhn-
lichem Nbf. Ftd,-e die Assimilation eine Affrikata (/,;f) ergeben
bat. — g'figget: beschwingt, ebd.
Figge IV f. — Dim. Figgi: weibl. Tauin., Sophie B.
Figgeli, Figgi 11 in Anzählsprüchen. Figgeli,
Fäggeli Deminus, der ist drl" und der ist drüs! Gl.
Ani, mäni, Figgi, Fäggi [usw.] Z.
Vgl. äubd. .Fickfack', Rutcnschlag; ,fickfackeu', hin und
her falirrn, und unser ßgijfn.
A'iggi 111 m. — Dim. Viggeli: männl. Taufn.
1. Viktor „B"; Gr; S; vgl. Viel. — 2. Theophil
BsStdt. — Für i liegt bloss die verstümmelte Silbe jihi zu
liruude, indem ijiji sich in der dortigen MA. zu einer Art
Miminutivsulfix für Personenn. ausgeprägt hat, viell. entlehnt
aus dem ndrd. Sufti.x -km. — L üs-: Schelte für einen un-
reinlichen Menschen S. — Wohl mit Anlehnung an /ij/^en.
fieggen: reiben, sich reiben B, z.B. mit den Händen
an einem Körper; (im Finstern) tappen; mit dem Glätt-
eisen auf einem Stück Zeug herum fahren; mit dem
Nebenbegritf schlechter, energieloser, langsamer Ar-
beit; schlecht geigen (vgl. jiggcn 3)\ Walzer tanzen
(verächtlich); doch auch unverfänglich: plätten. Gotth.
Sträle f.. Kämme fabrizieren B iJU. Mit Reiben oder
Rutschen die Kleider verderben, bes. v. Kindern; mit
dem Hintern auf einer Bank rutschen.
Fieggen, von St. ohne weitere Unterscheidung mit /i;/'/«n
verbunden, ist eine besondere Nbf. des letztem, nur in B
vi>rkummend und mit dem breiten Voc. lautlich ein breites,
langsames oder mühsames Reiben, Streichen, Rutscheu noch
deutlicher darstellend (vgl. acltienggen, tschienggen, mit den
Füssen schieftreten), gegenüber einem rascheren, aber mehr
nur streifenden Hinundherfahren, welches durch den kurzen
und dünnen Voc. von figgen bezeichnet werden mag.
umhin- ume- : herumreiben, -rutschen, sich herum-
treiben B, am Boden; uf eme Hemli, schlecht glätten.
ver-, zer-: durch Reiben, Rutschen verderben;
zerreiben B.
Ge-fiegg n.: unruhiges Verhalten, Herumrutschen;
das durch Fieggen verursachte Geräusch; ermüdendes
Geschwätz B.
Fiegge f.: eine unruhige Person BM.
Fieggel m.: Kammmacher (etw. verächtlich) B öO.
Fieggi m.: wer stets hin und her rutscht, zu-
nächst auf einem Stuhl, dann allg., wer sich keinen
Augenblick ruhig verhalten kann (v. Kindern); wer
häufig seinen Wohnsitz wechselt B. Vgl. Figgi.
Fall (vah), feli, fih, foh, fuli.
Vgl. die ((iiii4M'n Fa usw., Fach usw.
fallen 1) ^ahen BO.; Z", fö-h,;, f>%,; Ap; Gr;
GSa.. T.. Stdt, fü^je GLf, Joche Ar; GRh.", fä(n)
bzw. fö. f,V Aa; Bs; B; VOrtE; Gl; Gr; GA., Ms;
S; W; ZStdt. 2) fäha Ael. (rf), H. {e'), fe'ie, ZF. f,
fe^-e ZO., fe^ AaZbI.; BsRotenfl.; GG., T.; SchwW.;
ZS. 3) faye (neuer). — Präs. Ind. Sg. fän (fön);
fast; fää (fät) Aa; PPo.; GSa.; Uw; W; Z tw., fän,
fast BR.; Z neben fä' ffanej — PI. fand Uw, fe^nfdj
PPo.; W; Z, fä-efnjd W; Z, fand Aa; Z, föu B; L.
— Präs. Conj. fe-Ji, fäi:ji BR. ; PPo., ß'--i Z tw.,
föj Aa; fä WLö., fa,j('ij B; GT.; Uw; Z, fög Z, fach
GlK. — Imp. fä Uw; W, fä Z, fach Xh; Gl; PPo.;
Uw; ZStdt t, fang G; W; Z. — Cond. fie,j Cfäti) —
Ptc. meist (ffayf; in Ae g'fn^ha, fo'/'a: I. trans.
1. fangen, a) Tiere, auch auf der Weide schweifende
Haustiere, z. B. Scliafe, Ziegen (zstreiben) SchwW. —
b) V. Menschen: in Kinderspielen (s. Fahens); auch
iibsol. : Fangens spielen Gr ObS.; mit enand fä-e Z
Hedingen; Buli fah BG. (wohl aus frz. poulet, indem
die Kinder Hühner vorstellen, die vom Fuchs gefangen
werden ? vgl. Hüenli-Brüe). Chette fäh, Fangens spie-
len, bis alle Kinder an einer Kette sind G. Bildl.
Eine n-o-me [mit welchem man] die Andere^ mit fangt
(fähdj, Schlaukopf; übertr. auf Überlegenheit übh.,
z. B. Körperstärke, doch auch iron.: Dunmikopf Z.
Überlisten, daran kriegen Bs; B. IVie der Mei.-iter
der Dursli suecht z' foh und der D. der M. Breit. ,Tr
wellind mich nit verschmähen noch in mynen werten
fahen [bei verfänglichen Worten fassen].' NMan. .Ehr-
geizige menschen fehet man mit solchen diensten,'
Bull. 1567. Ehemals ein Gerichtsausdruck: gefangen
nehmen. .Faclien (fahen)' erklärt im Text mit: .ge-
fänglichen ynzüchen.' Gk1>. LB. .Söllent vollen gvvalt
717
Pah. feh, tih. foli. fnh
718
hall, wen sy argwenig habont, zu fragen, zu giehtcn
[verhören] oder zu vaahon.- 1110/1544, Schw LB.
,Item wäre, das jenian verschuldte, das man in vachen
sollte, den soll der Probst rächen und behalten.'
Offn. Fluntern ca 1459, ,Dass man niemas [Nieman-
den] fachen noch turnen solle, der trostung [Bürg-
schaft] ze geben hab.' 1525, Er.Li, Act. ,üann er sie
mit fahen, arrestieren [usw.] unlydenlich beschwart.'
KCys. — 2. bekommen, in übler Bed. 2C Spifs
(e Schine) f., einen Splitter in die Haut Gr. Syn. neu.
— II. (intr.) gerinnen, von der Milch, welche in
der Sennerei durch Käselab zur Scheidung gebracht
wird Ap; W, D' Milcli hat y' fange, ist geronnen, ge-
schieden. Auch unpers, : es hat g'f. Steinm. 1802.
S. noch tjefanyen und Fangele.
Mhd. raluH, vän. Unsere Formen haben eines Teils statt
des verdünnten h (, fahen.' Z Fischerordn. ITTH) ein silbcu-
treunendes J eingeschoben, resp. dasselbe vocalisiert (vgl.
iimgek. inäjen, nhd. .niähun'); oder dasselbe zu cA vergröbert
(in der Lit. des XVI. vorwiegend so; .faacht." 1531, Matthä.),
andern Teils alle Spur eines Cons. verwischt und schliess-
lich Einsilbigkeit und damit Anschluss an die untheniatischen
Verba (s. /öjt. in 1. P. Präs.) erreicht. Der Umlaut (.vächeu'
schon im Einsiedl. Hofr.) hat aus der '2. 3. P. Präs. od. dem
Conj. tw. um sich gegriffen. -- Auffallend ist die sehwache
Flexion .vathiut' (Cond.) im Waldmann. Spruchbr. H89. —
Die intr. Bed. beruht auf trans., entw.: die Milch hat den
Einfluss des Labs empfangen, in sich aufgenommen, oder:
die Teilchen derselben haben einander augezogen.
ge-fangen: Part, als Adj. 1. von Vieh, das am
Stricke geführt wird, nicht frei läuft; es gibt Weg-
rechte, bei denen ausbedungen ist, dass man mit
keinem andern als ,gefangnem' Vieh durchpassieren
dürfe B. ,Mit gefangnem und ungefangnem vieh.' L
1098. , Eigenweide ist erlaubt mit gefangener Waar.'
Glür 1835. — 2. von jungem Wein: verkorkt. ,Aig-
leuces, semper mustura, verschlagener, gefangener,
süsser Wein.' Denzl. 1677; 1716. — 3. von der Milch:
geronnen, .geschieden'; s. fahen II. Ist cV Milch
g'fangtü? BO. Auch subst. G'fanges n. Ap; Syn.
Schluck, Pfangile ; churw. cugliada [coagulata]. —
4. von der Luft in geschlossenen Wohnräumen, oder
auch von diesen selbst: dumpf B; Z. Auch von Men-
schen, die solche Räume bewohnen, von frischer Luft
abgeschlossen sind Z. — (Ge-) Fangeuschaft f.
1. der Zustand des Gefangenen als Strafe. .Bei der
fangeuschaft oder andern strafen.' G Mand. 1611. —
2. (coli.) Gesannntheit der Gefangenen. ,Sie ver-
samlen die g. wie das sand.' 1707, Habak. — 3. Ge-
fängniss, als Gebäude Z. - Die Vorsilbe jfc- fehlt auch
in dem syn. alten ,Fanknuss' ^^ Gefangniss, s. Fmuj.
über-fahen, -fangen: fremden Grund und Bo-
den durch Einzäunung sich aneignen. .Wann ainer
freye landstrassen im selb eignete, die veränderte oder
überfienge.' 1555, Landger. Th.
um-: 1. annehmen, anhangen. ,Die evangelisch
leer u.' Zwingli. Übersetzung von .amplecti', vgl. frz.
emhrasser un parti. — 2. (refl.) sich mit Etwas be-
fassen, beschäftigen? anfangen, Vorbereitung treft'enV
.Haben die würm | Drachen] sich umfangen zur ussfart
rüsten.' RC'vs. Vgl. auch anfallend. — 3, Ptc. Perf.
adj. ,Unumfangen' = unbefangen. ,Gleich ein jeder
unumfangener Leser gestehen wird.' Mise. T. 1722.
an-: 1. anfangen, a) absolut. ,Wohl anfangen
ist nicht genug, sondern wohl ausmachen.' Sulgkr.
Wal ag' fangen ist halb g'u-erchet. ebd. Aföh ist scho"
recht, aber äfhöre" ho''' hesser. Ineichen. Wer gross
afaht. hOrt chli" iif S. — b) mit Subst.-Obj. ,Buehe',
Buche", lieht B., fand doch aw'' kei Händel n».'' Z.
— c) mit Inf., wobei das Ptc. des Perfects sich dem
folgenden Inf. gerne assimiliert und selber Infinitiv-
form annimmt: er het aföh lache'; .von Urseren [an]
haben wir anfangen die bäum zu verlieren.' GKönig
1693/7, und von hier aus etwa wieder halbwegs zur
Participialform zurück kehrt: er häd a'g'fäh l. '/,;
doch auch regelrecht: er het a"g'fohe haue Ap. Mei-
stens ohne ,zu': We"" d' Amschli [Amseln] af'e singe",
chunnt dr Ustag [Frühling] FJ. ,I)er Geistlichen
Sachen habend anfahen hinken.' Lav. 1569. ,Es facht
mir erst an z' herzen gän.' 1579, Bigaxdus. Häufig
mit pleonastisch vorgesetztem Inf. a'fäh selbst (aber
nur nach dem Präs. Imp.). Es faht a-fah blüete'.
D' Böse" fand afah blüeje". Ahorne föh" scho" afe
grüene" S (Schild). Mit Verkürzung und blosser An-
deutung des Inf. : Es fangt Cfohd) a" a" bessere" Ap
(auch f. an a 6.); L. Der focht mi a" r foppe" Ap
(Mkrz). — 2. fangen, empfangen. ,Ignem concipere
[bildl. V. Liebe]: hold werden.' Fris. Von weiblicher
Empfängniss: .anfallen oder empfahen.' ebd. .Anfahen,
für empfahen, concipere.' Mal. — 3. Etw. als Eigen-
tum ansprechen. G Hdschr. — 4. .das Recht anf.':
Recht suchen (vor Gericht) ScnwMa. 1538.
Die landschaftlichen Formen des einfachen Vb. wieder-
holen sich in dem Comp, mit .\usnahnie der zweisilbigen
falle, fäe; wohl bei HBull. 1Ö67: ,fehet an'. Bei Bigandus
1-5T9 wechselt ,ich fah an' mit .es facht an.' Das seltene
Ptc. a'y'/äk schon bei Zwingli: ,angefehne gespräch.' Die
in 1 c vorliegende Wiederholung findet Parallelen bei lan,
lassen, und bei gän, gehen, nur dass bei diesen der Inf.
den Voc. verkürzt; eine Spur davon zeigt auch das S afe
statt aföh. Daher spielt dieser Gebranch auch in den des
adverbialen ä/i(n) (s. anfahendn) ül)er. So erklärt sich viell.
auch: Mer si aföh ejiriiige S (BWy.ss 1863|, wir haben an-
gefangen (zu) springen; vgl. mer hi df^ [anfallend] ij\pyungfj.
Bed. 2 beruht viclI. auf Analogie mit anijän, in Brand ge-
raten. Auch umgekehrt findet sich .empfahn' für .anfahn'.
Bed. 3 stimmt mit mhd. am^ahen, als rechtliches Eigentum
ansprechen, nicht mit mhd. anrantjni, -rciiyen. gestohlenes
Gut in Beschlag nehmen.
Fahvilan: Einer, der wohl Vielerlei anfängt,
aber nicht zu Ende führt. .Fahe-vil-an bachet wenig.'
Mev. Hort. 1692. — Eine imperat. Substantivliildung.
anfahend(s), anfangig 1) mit dem Ton auf
der 1. Silbe amfa P sylv., af-ni, afe» BöO. ; Gk,
afa, afe, affa Aa; BsStdt; BM., Si., Id. B; Gr; L;
PP.; GO., W.; Sch; S; Th; Uw; U; W, .<■/? ZF.,
Gossau, ^frs Aa Bez. Z.; äfed, äfet Gl; GA.. (J.; Uw,
äfert ZStdtf, äfets Z f, „af^dig" ; üfig(s) Aa; B;
L; Schw; S; Uw; U; Zg. — 2) mit dem Ton auf der
'2. Silbe, a) a fanget, rfanged Ap; ZBül., rfündtH
Erm.; ZTurb., nfönden St,'', nfentig, efiinlig'/jW'mf.f.
afädig, afettig .\a selten, b) efangig ZO., •J'atinig,
'J'e'nnig, i-fe-nnig, rfönnig B; GF.; Z, afenni ZLunn.,
fönnig 7j, n fenn igs iiV. ; ZF. c)af(ihe. rfohe. afähe,
afncha, rfah, rfiih, rfäh Av; BU, ; Gr; ScnSt. ; G
iMarb.; Zf)., S., Wl., aföcha (Jr, afange, 'Jangc Aa
Fri. u. städt. ; Ap; Bs (auch Hebel); BM., öO., Id. K;
Gr; GRh., Ta.. Stdt; Seil städt.; S: Tu; ZWl., afenge
.\i': Z(l.. S., afenne Ap; G oT„ fange, fcnne G oT,,
l'ii Z(». d) afang .\aZ.; Sch, efäng .\\'A. e) efangis
ZlUil.. efiuigs .\.\Kri.; Ap; Z, efängs AaEpI.; Z. fanges
rift
Fall. feil. tili. tnh. fuh
720
(Lenggenbag. 1830), fangs, fä- Z, fänsif) Th, efengse
AaZ.: 1. für den Anfang, für einmal, vorerst, vor-
läiifio;. zunächst, einstweilen, allg. Nimm afe das:
(hl iiherchunml de"' no''< me. F'' vill afange gö"
(Andern voraus), i''' chomni af. (ebenso, aber auch:
eudlicli. Andern nach: s. 3). Ebenso zweideutig: Du
chumidi.st [konntest] iezt efange gö". — Bdx ist ufa
H'ldga" lind 's Ander isch nid wiir B. Emmel afan, i
I ich einmal] hin nid drhi g'si". ebd. Auch im Gleich-
klang verbunden: wer wind afig af'oh". Es icett-mer
afe üfoh" z' erleide". — 2. bi.s jetzt, bisher; bei
Zahlangaben sowohl i. S. v. ,erst' als , schon', allg.
/ liaii a. dril Clünd. 's ist erst ef. ein [einer] äö.
Er ist of'ed sechsi [(i Jahr alt]. Wie -wit hist afed?
Gi.H. Afädig es Chrättli voll Aa. — 3. bereits,
.schon, seit einiger Zeit; nachgerade, bald. allg. Wo
's afe ril ist, treit der Tu fei no'''' me derzue S. M^ie
alt bist afed? Affen alt (scherzhaft gedeutet) Bsl>d;
UwE. Er altet afe ati''' afang B (jileonast.). Er
chiinnt fange dö sV. I''' hi-mech a' das f. g'tvonet.
's war iezt a. gll (/'niiei/! Oft weniger zeitlich als mit
dem Nebenbegrift' von Ungeduld, Unmut, Verwunde-
rung, Drohung: denn doch, aber einmal! 's ist e Meinig
[ernstliche Besorgniss erweckend] wie 's ef. göt [in der
Welt hergeht]! Sirrz. Das wär-mer ef. lustig! das
werd ich mir verbitten, zu verhindern wissen AABrugg.
Seilig Lüt cliann i'''' afe hasse". Gotth. Aber dass es
sich grad so het müsse h'reiche [eintreffen], das duecht-
i)ii'''' afe! ebd. Das will efangcd Öppis heisse". JKMev.
18(50. — 4. (doch) endlich (einmal), allg. Chunnst
afange'? M^enn nu dr Ätti aW''fachäm! Stutz. Hei
z'letzt afe welle" 'zalt si". BWyss 1863. Afa chunnd
er, oder jetz chunnd er äfen GaLangw. Vgl. aber 1.
Zu dem adv. und absei. Gebrauch des Gen. eines Ptc.
Vj;l. luiijrnds [angehendes], sogleich, nhd. .eilends' udgl. .S' und
(l konnten succcssiv abfallen, sowie vorn das an (u) in ein-
zelnen Formen apok. wurde. Durch jenen Abfall entstand
die scheinbare Form eines Inf., die denn auch in der ä.
Sc-liriftspr. deutlich bezeugt ist, aber nicht ursprünglich sein
kann, da der Inf. solchen adv. Gebrauches unfähig ist. Immer-,
hin bleibt das Vorherrschen dieser Form (afan, afc*^, afaniji\
r/amje) etwas auffallend. Die bei der 2. Hauptgruppe der
Formen vorkommende Verschiebung des Accentes von der
Vorsilbe auf die Stammsilbe, womit auch Verkürzung des a
in a (dann f) verbunden war, kann nur darin ihren Grund
haben, dass gerade die auf die Form des Inf. reduzierte Ge-
stillt des W. nicht mehr verstanden und danu die verbale
Composition in eine nominale Construktion umgedeutet wurde
nach Analogie substantiver Verbindungen mit an. Als das
(als Präp. natürlich unbetonte) a auf diesem Wege zu e ver-
dünnt war. stellte man <■./««;/<• usw. mit ähnl. Bildungen zs.,
deren vorschlagendes e verschiedenen Ursprung hat (s. Sp. 12).
Zu der Nbf. -iV/ vgl. Ahitj aus Ähcd udgl. und erwäge die
Abneigung der Volksspr. gegen das Ptc. Imp., welches, auch
wo es adject. verwendet wird, fast durchweg in ein schein-
bares Adj. auf -i(f übergegangen ist {glite-ü/. glühend). Das-
jenige -iij aber, welches noch hinter einer Form auf -d an-
gehängti ist, ist wie in mhd. i/liienrJ!;/, nhd. , lebendig' die bei
Adj. u. Adv. so beliebte Weiterbildung; vgl. adiy Sp. 8.5.
iederii/ Sp. 9,5, dijniij Sp. 146, almiy Sp. 208 ff., cissii/ Sp. 533.
Betr. den Umlaut s. das einfache Vb. Efiiiyic scheint eine
Zwitterbildung aus afanijH und f/anije; efci aus e/cngse ver-
kürzt oder von efä genetivisch gebildet. In ufert ist r ein-
geschoben wie in i'mTi, innert (s. dd.); viull. der Analogie
von ciHHitcrt (Sp. 5:i3) nach gebildet. — Vom einfachen ge-
wöhnlichen .schon' unterscheidet sich das z. T. syu. afarnji-
so. dass jenes mehr eine unerwartete Frühzeitigkeit, ein
plötzliches Eintreten, dieses ein nach längerer Fortdauer einer
Tätigkeit erwartetes, allmähliches F.intretcn eines Erfolges
bezeichnet. Vgl. es Ut m-hv Tay, wenn der Tagesanbruch uns
überrascht: es ist a. T., wenn die Zeit in langsamem Verfluss
so weit vorgerückt ist; mer sind seho df" halhe** Wey (gegangen],
d.h. weiter oder schneller, als wir meinten; mer sind «/'
d. h. W. = erst so weit, so dass die zweite Hälfte noch in
ihrer ganzen Länge vor uns liegt. Doch ist in einzelnen
Fällen der Unterschied fliessend (s. bei 2 den Satz aus .S) und
es können auch beide WW. verbunden werden: scluinfanyi,
z. B. d' Berg sind scha e. grüfu. Da auch das Ende wieder
seinen besondern .Anfang' hat (vgl. sprichw. ,der Anfang
vom Ende'), so kann die ursprüngliche Bed. zuletzt sogar in
ihr scheinbares Gegenteil übergehen; vgl. einest Sp. 276/8.
Vom Vb. fin. ,anfangen' unterscheidet sich die Anwendung
des Adv. (auch abgesehen von der teilweisen Accentverschie-
bung des letztern) im Sinn merklich. A'gl. es fangt a" regne"
mit: es regnet afdnge ; Letzteres bezeichnet nicht die einfädle
Tatsache, dass Regen eintritt, sondern vielmehr, dass Ein-
tritt schlechten Wetters erwartet war, und dass dasselbe
wahrsch. noch zunehmen werde. / wdJ iifnngen esse" (schon
lautlieh verschieden von; / will iifangen ;■'.) bedeutet aller-
dings faktisch auch: Ich will anfangen (zu) essen, aber mit
dem Nebensinn, dass weiteres Tun bereits vorschwebt, oder
dass noch andere Esser kommen sollen usw. Einen Pleonas-
mus ergibt die (bei 1 u. 'i häufige) Verbindung des Adv. mit
dem Vb. fin. .anfangen' selbst (z. B. me" chiinnt efangen äfäh]
noch nicht, sondern erst die Verbindung verschiedener For-
men des Adv. mit einander, z. B. «■ altet afa au''' afang (wenn
man hier nicht auch verschiedene Bed., etwa: , bereits' und
, endlich', annehmen will). Der ä. Sprache ist der ganze (ie-
brauch fremd, und er scheint auch auf den .alemannischen
Dialekt (mit Einschluss des schwäbischen) beschr.änkt; in
A'orarlberg äfäli, afanga entsprechend dem schwz. Adv. —
Beisp. aus schwz. Lit. : ,Dass ich 's gern anderen übergibcn,
dann ich mich äffen g'nietet han [es satt bin]', ('oin. Beati.
,Wann sich die Blätter anfangen sehen lassen.' Rbagor. 1639.
,Er ist anfangen der alten Welt, gehöret unter das alt Eisen.'
Mey. Hort. 1677. .Wann einer afen 20 jähr einerlei fleisch
geessen.' Schimpfr. 1652. ,Also kann dir anfangen Hoffnung
gemacht werdeu.' .JMey. 1694. ,Wann 3 oder mehr Kinder
einen Mutwillen begangen und der Vater nimmet anfangen
das erste und andere under die Ruten, so ahnet dem dritten
nichts Gutes.' Ulr. 1733. ,Es will unter den Gelehrten an-
fangen ein jeder grösser sein als der ander.' Gespräch zw.
Landm. u. Schiffm. Z 1769.
in-fahen: einhegen, umzäunen. .Ein Gut ein-
fangen, circumcludere prsedium sepe.' Denzl. 1677;
1716. Als im XIV. die Klosterfrauen im Ötenbacli
vor dem Z Eate angeklagt wurden, dass sie .ein all-
meinde yngevangen' hätten, bedrohte dieser mit Strafe,
,swer das iemer wider yngevahe." ,Holz und feld, das
gebannen, yngevangen und geschirmet ist.' XV., Z.
,Sy sollent auch dise Hofstatt nit fürer wyteren, dann
wie sy jetz yngefangen ist.' ECys. Syn. Inschldn.
Gegs. üslän, -tuen. Vgl. Infang.
under-: unternehmen, mit dem Xbbegritf iles Ver-
botenen, Frechen. .Welche underfahend, lüt und vidi
zuo segnen.' Z Mand. 16-50. ,Ein oft underfangener und
endtlich verrichteter Kindsmord.' LB. Arl. 1.585/1828.
Vgl. nhd. .sich unterstehen'.
ent-, emp- empfän BEi.; GRf'alfr., p^j/'ö B. ejifoha
GaValz.; GSa. (auch epffi-), empfö Bs; S. empfange
Bs; BSi.; G: 1. von körperlichen Einwirkungen,
a) trächtig werden GSa. Vgl. Enipfänijniss. — b) (von
Stoffen) z.B. Feuer fangen. De Schirumin [Zünd-
schwamm] iroUt nit c., Feuer fangen BHa. .Dürrholz,
dass das feür bald empfacht.' Fius. 1-568. ,Uf ein
reine subere tai'el kann man so ein klein stüpflin
[Stoss] nit tuen : sy empfaacht [ohne dass sie eine Spur
davon zeigt].' HBi'li.. 1-510. — 2. von innerlichen
"•21
Fall. IVli. fih, tob. fuh
722
Em])finduneren als Misstalleii. Verwuiulein und Be-
dauern; Leiden, Strafe, .Schaden. ,Vor dem strenj^en
Gericht Christi empfohen, wie er gehandlet hab im
Ljbe [in dieser Welt].- BsCartäus. .Es wurt uns an-
zöisrt, das ir ein raisfallen enphonon.' ebd. ,In söliehcr
lyblicber gefenknüss muossten wir uns lyden, wa wir
nit inwendig in unser conscienz vil ein schwerere
enphönen betten.- ebd. ,Wir haben ab sölichem für-
nemen verwundern und beduren empfangen.' 1530,
Absch. ,Dem geschädigoten um syu empfangnen scha-
den billichen abtrag tuon.' 1.531/1.544, Schw LB. —
3. annehmen. I u-UVs für epfange (W-)n'e" (ha" oder
halte") B; Gr (auch ellipt. ,füre.!'); Z, Formel dan-
kender Ablehnung. ,Sy bi'achtend im ein hostia, die
wollt er nit empfahen.' LLav. 1.569. Einnehmen:
,Empfahenbuch', C'ontrolbuch über die Staatseinnah-
men. Bs XVII. (Einen Eid) schwören müssen (eig.
vorgesprochen bekommen). ,Und der Vogt wird von
dem Gbervogt den Eid erapfachen und schwören.' L
Ansehenbuch. — 4. mieten, in Pacht nehmen, ein
Stück Land, Vieh, eine Wohnung, ein Zimmer Bs (auch
schon bei Platt. 1572); BU. (auch ah-epfah); Gr; G;
S. .Empfahen. ün demande a louer', stehende Über-
schrift im B Inseratenblatt. .Wählet ihr ein Heim-
wesen ZU7I1 Kaufen oder. Empfangen.' Gotth. Syn.
dingen. Auch mit Dat. einer Person, für die man
Etw. mietet. .Er hatte für mich gesorgt, diess Stüb-
chen hatte er mir empfangen.' Gotth. Früher auch:
kaufweise übernehmen. ,Der soll die reben von einem
lütpriester enpfahen und soll im ze erschaz [Hand-
änderungsgebühr] geben zwen köpf lantwyns.' Urk.
ZZüll. 131.5. ,Dry sh. pf.. die gibt die empfahend
band [Person].' Offn. Tablat 1471. .Samstag E.'s hus
empfangen, Mentag angfangen schuol halten.' Salat.
Der Vogt von Neuenburg berichtet, die von Neuen-
burg möchten das Kaufhaus daselbst .empfachen';
man soll sich beraten, ob man es ihnen leihen wolle.
1530, Absch. ,Die Amptlüt sollend sich überheben, uf
die Zeenden, so in offnen ruof kommend und verliehen
werdend, zu bieten und derselben einen zu empfahen.'
B Mand. IG'28. Dazu auch noch: ,in Empfang nehmen',
eine Miete antreten. Z 1787. ,Die Güter werden ge-
schwiret [eingehegt], wenn die Erben die Lehen
nicht binnen 8 Tagen empfangen.' 1530, Absch. —
5. in Empfang nehmen: (die Hebamme) ein neu-
gebornes Kind BHa. ; Z; hohe Personen bei Besuchen.
,Do dann herr burgermeister kais. majestät empfunge.'
Bs Chron. — 6. auffangen: einen Ball, einen ins
Wasser gefallenen Gegenstand B öO., das Blut eines
geschlachteten Tieres BHa. .Zerfellt uns der aller-
beste kübel, darob wir der rychen und armen säckel
gemetzget und das bluot empfangen habend.' Zwingli.
— 7. anfangen: Krieg. ,Als nun der frankrychisch
Küng den burgundschen Krieg hatt empfangen.' Ansu.
Bcd. 7 (auch nihil.) zeigt lUe schon unter an/ahen lio-
uierktu Bcrühruug dieser 2 Comp. ; indessen könnte bei dem
Ohj. .Krieg' urspr, die Anuahnie einer empfangenen Heraus-
forderung gemeint sein. — Ein Lied des XVII. zeigt die
apokop. Form .pfieng'. Abi. cnißüHim.
cr-ent- (erpfä): empfangen Nnw. -- a.h-eri>fiingcu.:
in Pacht nehmen GSennwald. — ver-ent - fahen:
empfangen. Het mich der Seim mit Freud verpfangc".
J.TRüTL. — Über die l'räfi.\e s. Sp. :35:i'l.
üs-fith: das Fangspiel machen Gl. iVbl. l's-
fuhetsi s. Fahens.
Schweiz. Idiotikon. I 5.
ver-fahen: 1. a) mit Sach-Subj. helfen, nützen,
frucliten. V Bliebe hetnnd [beten], (/».s nit rcrfaht W.
,Das erbieten, so wir bisher allweg getan, will nützit
erschiessen noch verfachen.' 1531, Absch. .Wysheit
und Stärk« verfahent nüt on einander.' Ansh. ,Darumb
hettind ire reden wenig mögen verfachen.' LLav. 1584.
.Dass gleichwol alles so gar nichts verfahen will.' Hott.
ItiCti. Mit -Acc. P. : .Das verfät in nüt (nihil ei pro-
derit).' XIV.. B Handveste. ,Es mocht sy klein ver-
fahen.'Lied v. Granson 1(300. — b) (mit Pers.-Subj.)
Etw. ausrichten, gewinnen. .Nihil promoves. du ver-
fachst nüt, es gät wenig von statt, du gast aber nit
für dich.' Fris. 1568. — 2. a) (das Eecht) anrufen
(dazu greifen). .Vergangener Tagen seien vor dem
Richter ins Eecht gewachsen der Abt als Kläger und
J. B. als Antworter, und darin so weit gekommen,
dass beide das Recht verfangen, und jeder auf die
.Artikel des andern Antwort geben sollte.' 1524, Absch.
Vgl. 3 c. — b) (eine Streitsache) der Entscheidung
eines Richters anheim stellen. ,Dz ir spen ver-
fangen werden sollend ufbischofH.' Edlib. — c) durch
schriftliche Fassung sicher stellen. .[Bischof R.
habe eine Stiftung] mit ewigen rechten verfangen.'
Vad. VgL verfangen, Adj. 2. — 3. refl. a) sich ver-
stricken, von einem Ochsen. Chur. Kai. 1712. —
b) erbrechtlich zukommen. ,Den kinden gemeinlich
verfahend sich alle guter.' Stadtr. Badf.n. .Gewinnend
si lyberben, den[en] soll sich die eigenschaft [das
Eigentumsrecht] an den güetern verfahen ob ir de-
tweders [eines von den Eltern] vor dem andern abgät.'
ebd. .Sind aber da eliche kindskind. die sond [sollen]
oucli belyben by dem [sich] verfahen der eigenschaft.'
ebd. — c) sich ,des Rechton' [Rechtes] v.: gericht-
licher Entscheidung anheim geben. ,Ir wellen in daran
wysen, unser urteil, so er sich doch des rechten ver-
fangen gehept hat, nachzekoramende.' S 1457. Vgl. 2 a.
— d) (sich mit Jmdm einer Sache v.) sich verpflichten
oder verständigen, verabreden. .Ehe ihre Antwort
kam, da hatten wir uns eines Tags [= einer gemeinsamen
Beratung] verfangen mit den ehrbaren Leuten ob und
nider dem See, denselben Tag wollten wir geleisten und
schickten also gen Feldkirch unsere Boten.' Z Instrukt.
1437. — Partie. -Adj.: verlangen: 1. rechtlich be-
haftet, zum Voraus für gewisse Fälle einer Person zu-
kommend, bes. Kindern vorläufig zugesichert zum
Besitz nach dem Tode der Eltern (jedoch zunäch.st
noch in der Nutzniessung der letztern), also ander-
weitiger Verfügung entzogen, Syn. verhaftet, ver-
fallen. ,Es soll das guot den ersten kinderen, ob das
überbliebene ehegeniächt [Gatte] auss nachgehender
ehe auch kind überkommen, ein verfangen guot hcissen
und sein.' 1.54'2, Tu Erbr. ,Hat ein frouw by irem ab-
gestorbnen mann eeliche kind, so soll man iro die
morgengab setzen und davon zins geben, das ist dar-
umb das die morgengab derselben kinder verfangen
guot ist.' Z Gerichtsb. 1553. ,Nit allein das ver-
fangene vertun, sondern auch gar vil auf künftige
Erbteil.' LB. Ai'l. 1585/1828. ,Dass die Eiteren in den
Heuratsabredungcn den Kinderen ihr Gut künftig nicht
mehr v. setzen sollen, weilen allein bei der Gberkeit
stehet, ein Gut v. und verhalt zu machen.' 1721, liErbr.
,Uncheliclien Kindern ist zu testieren nicht erlaubt,
massen solcher Leuten Gut der h. Obrigkeit ein v.
Gut sein solle.' Bs Landesordn. 1757. .Mit verfan-
genem Gut, d. h. mit solchem, wovon das Eigentum
723
h'ali— fuh. Faj-^fuj. Fak— Fuk
724
Jeniaiiilfii zwar wirklich angefallen, die Nntzniessung
aber zur Zeit noch einem Andern zusteht; Ggs. freies,
lediges.' 179.3, Z (jes. Doch auch: Vennögcn, welches
zur Tilgung der Schulden haften nuiss, nicht als
Waisengut angesehen wird. Suloer. — 2; sicher,
zuverlässig? ,Die art Hebräischer spraach ist ein su
notwendig ding, das man on die nüt verfanges ge-
scliatfen mag.' Zwingli. Vg\. verfallen 2 c. — 3. kurz
gefasst, eingeschränkt. , [Wolle sich der Verfasser]
de.ster kurzer und verfangener halten.' Kessl. — Ver-
fangen Schaft f.: 1. der Begritf und Inbegriff , ver-
fangenen Gutes'. ,Übglich einer umb syn Anteil [an
einem Erbe] und v. verkäme.' Bs Rq. 1529. ,In all-
weg ist den Kindern zu den ligenden Gülten und
Gütern eine rechte V. vorbehalten, dass der Vater
solche Güter weder versetzen noch verkaufen mag.'
Erbr. iJiEssENH. 1(517. — 2. Zusammengehörigkeit,
solidarische Gemeinschaft von Personen. ,Die wir in
einem glouben und cristenlicher v. mit einander ver-
fasst sind.' 1530, Absiih.
Pahens Fahis (FuhinJ XvK.; Git; GStdt, Wa.,
Fä-is ZLunn., Fähis, Fe--is üT.; Z, Fc^s ZS., Fälis
B, Fö-n-is AAOFlachs, Fanrjis Aa-, Ap; Gl; GTa.,
-s- ZO., Fangisse ZRafz, Fäwjlis, Fänyerlis Bs, Fn-
lietis GSa., fUs-) Fü'^hetsi Gl, Faiigetsi, Fanyezc
i'jrHSt., Fe-melis ZTalw.: das Fangespiel der Kinder;
meistens nur in der Verbindung: /''. mache" {tu" AvK.).
Syn. Tschigolis, Ziyiji, bischen.
Zu Cinintle liegt der Geu. des luf., bzw. Gerundiums,
iiihd. rahniin)es, abhängig von dem Begriff , spielen'; vgl.
uhd. ,Ver.-iteckenS stielen'. Durch Zsziehung (-i«i gewann die
Enduug- Gleichförmigkeit mit dem Ntr. der Stoff-Ad.j. auf
-in, -In; vgl. Bratiss, Gebratenes, Schinnis, Schweinefleisch.
Au die Stelle des meistens verstummten inlautenden h ist
euijlionisclies und zugleich Silben trennendes n, bzw. m (Fa-
mrli}^i getreten; doch wird Letzteres eher aus dem Ruf /ä/i-
nft'"''.' ahzuleiten sein. FUnißis, Falin sindDini. (aus "/'aAt-'/c?«),
Fiimiciiia mit frequentativem -ir. Die Formen mit -(- könnten
aus der 2. PI. Imp. mit -in =^ ,uns' erklärt werden. Die
Endung -»i statt -in könnte aber auch (wie in länfjni, trnmsi'/)
das Pron. .sich' sein, welches auch für die 1. n. 2. P. ein-
treten kann, oder in reciprokem Sinn ^= , einander' genommen
werden könnte.
Isen- Isefähis: diejenige Form des Fangespiels,
bei der die Kinder durch Berührung des ersten besten
Stückes Eisen vor Verfolgung geschützt sind Z. Syn.
henziycji. Rochh. 1857, 405.
Ein merkwürdiges Zeugniss für die Schätzung jenes Me-
talls, W'ohei aber nicht an göttliche Zauberkraft, sondern nur
au symbolisches Surrogat von Wehr und Waffen gedaclit zu
werden l)raucbt. Vgl. Uuf-Jsen.
Helfer-, Helfe"- Z, HiÜf- G: Fangespiel, wobei
jedes neu gefangene Kind, den bereits gefangenen die
Hand bietend, die noch übrigen fangen hilft Z; in G
etwas anders, paarweise.
Holz-: entsprechend dem /sew-, nur dass hier die
Berührung von Holz die selbe Wirkung tut Z.
Hüren-: wobei man sich durch Niederkauern
(huren) vor dem Gefangenwerden schützen kann Z.
Audi Hürige-, Hürede-F.
Wegli"-: das Spiel findet in Gartenwegen Statt
und besteht darin, dass wer dem Fangenden auf einem
solchen Wege entgegen kommt (statt in gleicher Rich-
tung mit ihm zu gehen) gefangen ist Z. Syn. Be-
gegncrlis.
Fähi f.: Fassungskraft. ,C'aptus, vähe (fähe)
oder vermügenheit des Verstands.' Fris. ; Mal.
fähig, ffix'ig Nuw; S: 1. von Gefässen: fassend.
,Becherle, eines schlucks fähig, cyathus.' Mal. —
2. fähig einer Leistung. ,Des rychs vächig', von einem
jungen König, der Aufgabe der Regierung gewachsen.
Vad. ,Einsi [Jmdes] freundschaft fähig oder beglrig,
capax amicitiiE.' Mal. — 3. wahlfähig. ,I)ass wann
ein Brueder zuo der Ratsstell befürderct ist, seine
übrige Bruederen der Ratsstell nit fächig werden, ge-
stalten [= da] nit zwen Bruederen zuosamenhaft in Rat
gebraucht werden sollen.' Iö74, Scuw LB. Berechtigt
zu einem Erbe: ,Die [Caplaneipfründe] gestiftet wor-
den mit der Bedingung, dass die Nachkommen bis ins
4. Geschlecht derselben vechig sein sollten.' 1530,
.■Vbsch. — 4. (passiv) zum Gefängniss bestimmt, von
einem Schuldner: ,Wenn einer von schulden wegen
so wyt, dass er fähig worden, erobert [sye], dass dann
ein vogt denselbigen fahen soll.' 1525, Absch. Fang-
bar: ,Nimn-,t er 's nit in demselben ougenblick, vergät
es. als die fischer und vogler gewont sind: dann die
fisch und vogel haben ir gewüsse zyt und sind nit
alle zyt väliig.' Zwinuli.
bn''-. ,Ein acker, alle jar bauw(buw-)fähig, der
alle jar ein bauw und saat erleiden mag, den man
alle jar säiet, restibilis.' Mal.
hart-. ,Der bartfähig, mannbar, dem der hart
anfacht wachsen oder fürhinstechen, vesticeps.' Mal.
Spiegel-. ,Sein Privilegium ohne spiegelfähigen
Ceremonien zu gebrauchen.' Wuhstis. 1779. — Ver-
wechselt mit -/fchtiij.
Fahi"g f.: Gefangennehniung. ,Uass man ihnen
für des Möhren [Lod. Moro] Fachung ein Monatsold
sollt usrichten.' Urk. 1500. ,Mit fachung gemelter
eerenlüten begangen.' 1531, Stkukl.
Föh: Fuchs Aa Bez. Brugg. — Mhd. n,ln f.. Fuchs,
Füchsin.
Fiij (vaj), fej, flj, foj, fiij.
S. die linippen Fa usw., Fah usw.
Fak (vak), fek, fik, fok, fiik bzw. fack usw.
Vgl, auch die (irnpiicn Fach usw., Fagg usw.
„Fack 1 L: leichtsinnige Dirne, Fahrum G.' — Zu
fiifhcn «der ßiclcen, herumschweifen. Viell. aber = Fa<j(j.
Vgl. auch Fek II.
Fack n m.: 1. Kampf, Probe, zunächst vom Wett-
karapf im Nationalspiel des Schwingens, dann auf
ernsthaften Streit übertragen. Die Schwinger kein
aber fin e" F. z'sämen g'häben BRi. En F. mit Ei'"m
ha"; Syn. vsgeschirren B. Dr Meister hed mit dm
Lerjung e F. g'häben BRi. ,Da müsse noch ein F.
gehen [geschehen], ehe sie sich ganz untere tun
[unterwerfen] Hessen.' Gottu. — 2. Lustbarkeit
mit Schwank B (Zyro).
Bed. 1 weist auf Zshaug mit ffxktn, messen, erproben,
das sich teilweise mit/ec/i(i';; vermischt hat (s. fachten) und
dann viell., als starkes Vb. gedacht, einen .Ablaut« erzengen
konnte, der an Fueh und Faelit, Mass, eine Stütze fand. —
725
Fak, fek. fik, fok, fuk
?26
Bed. 2 ist etwas maiiguUiaft bezeugt, liisst sicli aber wulil
denken, wenn 1 nielir in scheizliaftem 8. gfenonimen wurde,
wie denn /rrhcii auch ,Tiee,ken' bedeutet.
lacken: 1. „uunützer Weise hin und her lauien
VOrte. Daher JVicA' und fackehn." — '2. flackern,
vom Licht L.
Wahrseh. eine Ablautbilduug zu /ecken II |s. d.) mit An-
bahnung an facMe7i, faehlen, Sji. 642 unten, welelies auch
die Bed. von /ackern S liat. Vgl. auch das gleichbedeuteude
fiuhtlen Sp. Cß9.
Lander-Fackete s. L.-Flackete.
Fakiiier. .Bajulus, tragbar oder fackiner, karron-
zieher." Fris. — Aus ital. /aeehiiw, Lastträger.
V ä c k e r e s. Vättere.
Pauk Bs; ScHW; Z, Fäuk Z. Pfäuk Pföik S m.:
1. auflodernde Flamme, in Feuer aufgehendes Häuf-
chen Schies-spulver, das Pulver auf der Zündpfanne,
wenn es verflackert ohne die Ladung zu entzünden,
leichter Schuss ohne Knall Scnw; Z. (Bildlich zur
Vorstärkung der Negat.) nichtige, wirkungslose Er-
scheinung: das nützt ken Fauk Z. Vgl. pfeggen. —
2. Wind aus dem After S; Z. — 3. Pßukli n. :
kleines Quantum zunächst von Unrat, aber auch von
Schnee udgl. SchwE. — 4. nichtiger, windiger Mensch,
Geck Bs. — S. auch Flauk.
Zu .fauchen', schnauben, blasen, mit /,■ statt eh als In-
tensivbildung spee. zur Bezeichnung des Momentanen der Ex-
plosion gegenüber der dem Spirant. Laut ich) entsprechenden
Dauer. — Der Umlaut im viell. aus dem yh. fauken, viell.
aber nur direkte symbolisch für den hohem Ton des betr.
Geräusches.
Für- Scuw; Z, Für- Z = Fauk 1.
Bölle^-Fäuk: verächtliche Schelte auf einen
ohnmächtigen Menschen Z. — Eig. ein durch Genuss
von Bällen, Zwiebeln, verursachter F. i. S. v. 2.
fauk si": vernichtet sein, von Sachen und von
Pers., in physischem und in moralischem S. ; auch
bloss ermattet sein; f. gä', zu Grunde gehen (auch
ökonomisch: fallieren). Li allitter. Formel f. mid
fertig: aus, zu Ende, todt Z. Syn. futsch, futti.
Gefäuk n.: ein Treiben und Jagen, viel Wesens,
Lärms von Etw. Der Assonanz zu lieb tautologisch
verbunden es G'jäiik und es G'fäuk Z.
fauke", pfauke", fäuke', pfäuke": 1. intr.
a) fauke, Ptc. g'fauket, flackern, lodern SchwMuo.
— b) fäuke, fehlen, wie ein unglücklicher Schütze.
Shrenh (wahrsch. unpers. mit Dat. P.); vom Schiess-
gewehre selbst: versagen, wenn bloss das Pulver auf
der Pfanne abbrennt Z; faulce": übh. fehlschlagen,
niissglücken. ,Der Streich hat g'faukt.' BsLd It Spreng.
— c) fäuke AaZ.; Z, pfätike Aa; Bs CpfaiggeJ; S
(pföike): heimlichen Wind streichen lassen. Syn.
pfüsen. — d) p/Sm^-« AAFri. ; Bs; SciiwE.; S: cacare,
doch mehr nur von kleinen Kindern und von Insekten.
— e) „fäuke, rotbraun glänzen, glühen AaF." —
2. trans. a) fauke Z, fäuke Th: verjagen. Er ist
g'fäukt wordc. Meist mit Ortsangabe: sunt Hüs üs
g'faukt. Fauk au''' 's Hüenli use! Warted, i''' loill-i
|euch] iez denn det [dort] eweg f.! Dass s' aw'' nüd
die Hund zur Stadt üs feukid! Bauehnoesi'r. XVIll.
— h) pfauke AAFri.; Bs; S, fäuke „iÄ\." ; Onw, pfüike
S, listig entwenden (Sachen von niclit bedeutendem
Werte). ,Batzen fauken.' UHKÄ(i«KR 17.S9. — S. auch
flauken.
Fauken kann durch Umlaut (nach Analogie älterer Bil-
dungen mit -i) aus Fauk gebildet sein; doch s. die Anni.
zum Subst. — Bed. 2 a beruht auf der das Verjagen, 2 b
auf der das Weghaschen begleitenden Luftbewegung; vgl.
frz. vuler, Hiegeu und stehlen. — Übrigens ist die Frage,
ob wir nicht wenigstens für einen Teil der obigen WW. und
Bedd. von der Abi. von , fauchen' ab und auf diejenige von
nihd. ranke, vunke, Funke, gewiesen seien, da auch aus diesem
Begriff diejenigen der schnellen Bewegung und von imlnre,
(, funken' in deutschen MAA.) sich entwickeln lassen und aueli
aus unk im Aleuiaun. regelrecht entsteht. Vgl. noch p/uken.
Hunds-Fauker: Hundefänger, niedrig geachteter
Beamter, der die Polizei über herrenlose oder wut-
verdächtige Hunde übt Z. De'' hett hi eus nüd emäl
U. g'ge, wäre bei uns n. e. H. geworden. ,Lieber H.
sein als ein Schuster.' Stctz.
faukisch: geckenhaft BsStdt.
„Fäuk (Feik) f.: schlechte Dirne L; U." — Vgl.
Fauk == Geck, oi./auken = herumtreiben ; viell. Vermischung
mit Feutsch, Hündin. Vgl. noch die Syn. Fagg; Faek.
Fek I, Fekel, Feggel m.: männh Taufn., Felix Z;
gilt jetzt nur noch in bäurischer oder in grober Rede.
Der Name muss früher in Z häufig gewesen sein, da
der Zürcher sogar sprichw. Züri-Fekel heisst und in
einem Spottlied (nach 1784) die Z Truppen mit ,Uf,
uf, ir Fekels Chetzere!' angerufen werden.
Zunächst von dem Schutzpatron der Stadt, dem Märtyrer
Felix. — Mit -el werden Verkleinerungsformen gebildet; vgl.
Vechel Sp. 74.
Fek II f.: 1. (Dim.) Fekli: weibl. Taufn., ver-
kürzt aus Veronika, Ludovika? L. — 2. verdächtige,
liederliche Weibsperson L; Z. Auch: Diebin L.
— Zu 2, wenn nicht der appellat. gewendete Eigeun., vgl.
die Syn. Fack, Fäuk und das A'b. /eken.
Fckle f.: 1. = Fek II ZWettsw. — 2. breit-
spurig einher gehende Weibsperson Z (Schneeheu).
feken ~ Ptc. g'fekt: 1. (Kleinigkeiten) heinilicli
entwenden Aa; L; UwE. — 2. (m. Acc. P.) einem
Fälscher seine Waare abnehmen B. — 3. herum-
streichen U. — ab-: Einem listig Etw. abzwacken,
ablocken UwE. — Viell. blosse Nbf zu firkcn, herum-
schweifen (vgl. nhd. ,Beet' aus ,Bett').
G'fek n.: hastige Geschäftigkeit LT. — Vgl. aber
auch GeJach Sp. 643.
Fek er: kleiner Schelm L.
fcklen: kleine Dinge stehlen L; heinilicb ein-
stecken, verschleppen UwE. — ume-: hernm-
schweifon L.
fccken I -e'- BBe.; Uw, -rf- AaF.; '/.. pf ecken
pfcken GhD., L.. Pr. -- Ptc. g'feckt: 1. die Masse
obrigkeitlich prüfen, bestimmen u. bezeichnen, eichen
= fachten Sp. üül mit Bez. aut Hohl-, Längenniass
und Gewicht Uw. Von Trockcnmass BSi. (doch meist:
sinnen), Trinkgeschirr GrD., Mass und Gewicht Aa;
L; Ndw; W; 1579, Absch. — 2. übh. prüfen, ver-
suchen (die Eigenschaften von Personen u. Sachen
im Privatleben), a) m. Acc. S. BBe., Interl., Langn.;
Uw. „Feck 's nume! versuch es nur!'' !"'• will f..
öh j'"'' 's eha'" BoSi.; F. Fcck du! versuche du es!
BGut. /'■'' ha" lang g'feckt z' schrdie", das Schreibon zu
lernen, ebd. llmt endlich di'nift mit muntre Ih'hide"
Alls AHs, und feckt sg" liuclielist; niä)igs Fierschäli
chrachel, beim Glücksspiel mit den Gstereicrn BStdt
(liWvss). Fcck, magst du ilas [sc. tragen |'? BSi. Fs
727
fak, lek, tik, fok, fuk
728
lach <i'rad [nur] um nes [ein] F. z' tue", es handelt
sich um, hraucht nur einen Versuch BHk. Probieren
(von Geräten): ,Alle Teilnehmer (an dem Hurnussen)
mussten sich rüsten, Schaufeln probiren. Stecken
focken,' Gotth. Musikalische Instrumente (stimmen);
,Wenn nicht in ihre Ohren das F. und Prüfen der
Geigen und Klarinetten gedrungen wäre.' Gotth. .Einer
[Weibsperson] das Gesieht [den wahren Charakter] f.
und füre" mache" [ans Licht ziehen].' ebd. ,In der
Ernte wird die Tüchtigkeit des Landniannes gefeckt.'
ebd. — b) ni. Acc, P. Einen Menschen auf seine
Kräfte und seine Gesinnung: .Werdet mich bloss f.
wollen, was ich dazu sage.' Gotth. , Versprich meinem
Knecht einen Neuentaler, wenn er mache, dass du
das Korn um den und den Preis kaufen könnest. . . ,
Darauf erzählte er, wie er ihn habe f, sollen, und
wie Uli es aufgenommen und den Meister erraten.-
ebd. ,Und der Karrer trat zu Uli: Wei m'r [wollen
wir] (ippc Eis mit enaiiyere mache", iue'"'-iV darfst?
Es kochte Uli in den Adern und er sah, dass das ein
angelegtes Spiel sei, dem er sich nicht wohl eiitziehen
könne. Früher oder später, das wus.ste er wohl, niusste
er ihnen stehen und sich f. lassen.' ebd. ,T)a redeten
die Bursche mit einander ab, den Schulmeister zu f.,
wie weit sie es wohl treiben können mit ihm.' ebd. ,Es
niuss Einer erst so recht gefeckt und gewogen sein.'
ebd. ,Er soll selbst kommen und versprechen, dass er
dich künftig mit Beizen [Locken] und F. ruhig lassen
will.' ebd. Wo Albrecht Züri hed g'feckt [mit Be-
lagerung heimgesucht u. erprobt]. Ineich. 1859. 's häd
nur d' Vatriote g'fcckt, die Not der Zeit hat nur die
wahren Burger, die Vaterlandsliebe auf die Probe ge-
stellt. Häfl. 181.S. Reeiprok: einander f., mit ein-
ander wetteifern BHk.; F. Anstrengen. z.B. wie ein
Meister seine Dienstboten; erproben, heimsuchen, wie
eine Krankheit, ein Schicksal es tun, von Tieren mit
Bez. auf Zug- oder Tragkraft BGut. Zuweilen nur:
necken B; S. Urne [nur] für si ;' /'. Joachim. Fuppen
L (aucli fechte»). Einem einen Streich versetzen AaZ.
181.'). Mit Einem f., zanken Z. Auch ohne Obj.: ,Dass
die Zürcher sich immer noch darüber zanken, immer
aufs Neue f.' N. B Kai. 1844. Flöget und nechet und
schtiülf'let und fecket ! S. — 3. sich anstrengen,
seine Kräfte aufbieten BöO. ; VOrte; S. 3Ier müösse
f., his-mer enander cerstä" [verstehen], von mühsamem
Gespräch mit einer alten Frau FJ. Hieher viell. auch
u-enu-ech 's wett der Blasbalg f., den Atem benehmen.
.ICOtt. Ohne Sachobj.. mit Gesellschaft angebendem
.mit', in friedlicher Beziehung: mit einander f., zu-
sammen ein Geschäft betreiben W. Aber auch : mit
einander tanzend oder kosend sich belustigen, von
Liebenden W. Sich ungeberdig stellen B oHa. Refl. :
.««•"'' /'. mit Öjyiis. suchen Etwas durchzusetzen BG..
Ha. Si''' f. [sich Gewalt antun] z' lache« BHk. „Sich
gegen Jmdn feindlich stellen, verteidigend oder an-
greifend. ,Er hat sich gegen mir gefeckt', mich derb
angegrift'en BO." — 4. unpersönl. a) mit Acc. P.,
gelüsten W, — b) es feckt si"'; es fragt sicli, z. B. oh
er chönn cho" GT. — c) es trifft sich (schlecht), z. B.
das feckt sr'' eimel g'rad! wenn man Leute, die man
besuchen wollte, nicht antrifft B oHa. Vgl. .3. — er-:
(genau) untersuchen. ,Sie sollen die Pinten und Masse
e. und verschaffen, dass sie gezeichnet werden.' 15'27,
Absch. ,| Briefe], so wir üwer wysheit gezougt und
zuo e. geben haben.' \h'M), ebd. .Nacli erfeckung
beider partyen rechtsame.' 153.5, ebd. .[Die Gefan-
genen] mit p3'nlicher gichtung e.' 1532, Strickl. ,[Die
von F werden die Briefe beider Teile wohl] erfeggen.'
Absch. (F). .[Wenn sie dahin kommen, den Zins zu|
erfeggen.' ebd. ,Wir wend den keiben [d. i. den ver-
wünschten Ablasskrämer] strecken [auf die Folter
spannen] und mit dem seil syn g'werb e.' NManuel.
,Ir müessend schritt und kuntschaft zeigen; damit wird
man all ding e.' ebd. ,Erfeckung der gewicht und
mass.' 1548, B. — üs-: ausforschen UwE.
Bell. 1, 2 trifft zs. mit fäuldtti 1, i> u. 5; Bed. 4 c mit
fachten 6 ; sodauu /ecA-e/i, zanken, mit ftvhUn 3 ; /ecken 3 mit
feeJtten J. Auch die Bed. , wetteifern |iin Kampfe)' rührt au
fechten i. S. V. ,um die Wette arl)eiten' ; feckeii 4 a = an-
fccliten 2. Feel:en ist ^orndezu aus den beiden fjenannten
Vben entstanden durcli Metathesis, für welche zunächst das
Siibst. Feclc I Flügel] durch Assimilation aus Feit(c)cli, nhd.
.Fittig' und das davon abgel. Vb. fecken JI als Anhalt diente.
Dazu noch Metatheson wie Milz;/ aus Blickz (nhd. , Blitz'),
plnlzfjcn aus plackzcn (^) u. ä., s. ZU ehezij Sp. Gr2 oh. — Die
Ausspr. ee weist das W. in der Bed. , zanken' viell. nach
fecken JI, — Vermengnng von/efÄen, fechden {Öp. 644, 64(11
zeigt das L R4)tenb. Amtsb. 1490: ,Darnnib soll er [der eiueu
Kindringling in sein Eherecht ums Leben bringt] nit gefeckht
werden.'
Feckerl „Aa;B-; F;. VOrte; S", PfeckerGR:
Siichnieister, = lüichter. ,Sind die recliten F. und
Prüfer, wie es mit dem Frieden stehe.' Gotth. —
Fass-: Fassmesser BS. — Milch-: Milchschauer in
Sennhütten B. — Müss-: Aufselier übor die Masse.
,l)ie Pünten-, Mass-, M(.'ss-, Gewicht- und Waagfecker.'
Haf.n. lOtiiJ.
Fecki f.: obrigkeitliche Prüfung der Masse, =
Fächti „Aa; B; VOrte; S" ; W. ,Es soll auch ein
kilchherr ye am 5, jar ein fecki haben, und soll alle
mäss tacken, mit unser G. H. von Lucern f. oder mess.'
Kilchenrecht LSchüpfen 1584.
Fecke", F eckte", Fettchen -^- bzw,-e-- \)Fettge
Gr. 2) Fek/c bzw. Fehe Aa; Ap; Bs (Hebel); B; P;
VOrte; Gl; ' GRChur tw.; GG., T.; S; W; Z, Fe'cke
Si'HwMuo. 3) Feckt GrL., Pr., Feckte bzw. Fe%-tc
AaZcI.; BsLd. Spreng; B; GRChur, Sav.; Sch; SThierst.,
BWyss; U; ZAusseramt, Sth., MUsteri, Fe'kte TiiHw.,
Feckete Sch (im eig. S.); ZB. u. 0. — m.: 1. Fittig,
Flügel, von Vögeln (und Engeln), allg. Bei Forer
1503 auch: Flosse (vgl. Federe Sp. G77). Wo hest die
schwarze Fegge" g'no"? [vom Storch]. Hebel. Die
Vögeli händ schö» F. De"' Vogel hat en läme' F.
Katrlnli, wenn du flüge witt, Gang nüd i 's Paradisli,
Wo die Engeli Fecke" händ As icie die Fiedermüsli.
Ineichen. Bildl. .Es schien mir fast, als hätte ich P.
bekommen, so leicht ward mir.' Ctotth. F. ha", flüchtig,
vergänglich sein. G'stolniys [gestohlenes] und crspilts
[im Spiel gewonnenes] Gehl hat F. ScHiLn. .Das Buch
hatte F.', wurde gestohlen Aa; ^jn. Bei" überkon. F.
übercho", gestohlen werden Aa; Bs. D' F. lampe [han-
gen] lä", in demütiger Geberde dastelien [.animo frangi.'
Id. B] VOrte; Z. ,Er wirdt d' Fäcken lossen hangen
nider.' GGotth. 1019. D' F. lö" hange, mutlos sein,
nicht mehr gross tun, ermatten Aa; Bs; Si'lger, aber
auch: nachlässig gekleidet sein S (viell. zu 2). ,Iro
fliegender geist die fäcken verloren hat.' HBull. 1530.
Fr wott [möchte] flüge', ob er F. hat LG. Me" muess
nit welle" flüge", eh d' F. ghvachse" si" S. Fi"m d' F.
schrote" {.b'schröte, potentiam atterere.' Id. B), die Frei-
lieit nehmen S. — 2. Flügel, Schooss des Kleides,
1-29
Fak, fek, fik, fok, fuk
7äo
bes. des Männerrockes, oder der Jacke, des Frackes.
bes. spitz zuifesclinittene, sog. .Schwalbenschwänze"
(s. die Comi).). zuweilen auch nur Zipfel, allg. l^or
alte" Zite' häiid d' Rock ih'uj langi F. ij'ha" Scn. Eine"
bim y. ni'" Gr; U; Z, hi de" F. packe' U auch im S.
von festhalten übh. Heb-en am F. od. Frack! halt ihn
fest! Z. D' Frau hat de" Ma"' a" de" F. us-em Wirts-
hüs 'zöge" Uvu. D' F. schlingge" [fliegen lassen], .stolz
einhergehen, wichtig tun BG. ; vgl. fecken II. Auch
von weibliehen Gewiindern : ,T)ass sy inen läpplin
(zütteli. 1.548) machind an den iattichen (geeren. 1.548;
flüglen. lüöT) irer kleidern.' IV. Mos. 15. — 3. der
ganze Rock von Mannspersonen F (Eicuhorn). —
4. die in den Seitenlappeu des Rockes oder Wamses
befindliche Tasche, auch Feckli „Vw"; W. Vgl.
Faggete. — 5. Klappe zur Bedeckung solcher Seiten-
taschen Uw. — ü. Flatterndes an der Kleidung,
z.B. Bänder an Frauenkleidern Aa; B. Ao 1S;>'2 lässt
Stutz sein Landmädchen bei der Beschreibung städti-
scher Damenkleidung sagen : si händ wie Fäckete g'hn
bi'n Achsie". Herabhangender Fetzen, Lappen am
Kleid G oT.; Ndw; S. D' Feckc hange" (an) alien
Orte" ahe" Zu. Stück Tuch übh. AAZei. Ken [kein]
F. G'u-and. Es Feddi G'icand Z. Aufs Ethische
übertr. : en F. von Ei"m ha", eine Spur (wie einen
anhangenden Lappen) eines erblichen Übels od. Fehlers.
— 7. irgend ein Stück oder Teil, z. B. ein grosses
Stück Brod AaZcI.; LG. En schöne F. Land lid. En
F. mm Tach ist nbe [heruntergefallen] ZKn. 's hat e"
F. glo" [gelassen, nachgegeben, ist gebrochen], es ist
etwas vorwärts gegangen Aa. — 8. Schneeflocken
ÄAEhr. 's git F. S. — 9. paarweise vorhandener Teil
von Gebäuden. Fensterflügel Ndw. Vgl. Dach-F.
,ValviB, tor mit zweien fäcken, oder das zuo beiden
seifen aufgät.' Fms. — 10. Flügel eines Heeres. Im
XVI. wurde es üblich, den Schlachthaufen aus Büchsen-
schützen gebildete Flügel, sog. .Fecken', anzuhängen.
Elgher Kriegskunst. — 11. Fickte f. (?) , Riester,
Streichbrett am Pfluge Gr ObS.
Die beiden Foriimn (k u. /.() besteheu seit ä. Zeit neben
einauder, doch scheint die mit blossem /,■ etwas stärker ver-
breitet und sie kommt auch der Grundform ahd. ßddali,
mhd. vettech (.Fättich, Fettich' in Bib. XVI., bei Wurstis.
und Denzl. 1677; 171(); bei Fris. eiumal ,fätek', bei Forcr
,fetk', Bib. XVI., Mal. und Fris., Tierb. 1.568 ,fetclien, fät-
clieu, fiitkeu'), nhd. ,Fittig' näher, indem sie unmittelbar
durch Assimilation von ( an k aus jener entstanden ist,
während die mit kt durch Umstellung (s. Anm. zu fecken II
und Akte IV .Sp. 166). Diese letztere ist von Feckeie zu
unterscheiden, welches wohl der Bed. nach nur eine Nbf.
von Feckte m. ist, der Form nach aber zu den weibl. Verbal-
subst. auf -ete gehört, indem es bei der Umstellung aus
, Fettech' das c der Bildungssilbe beibehielt und dann auch
ein flexives hinzunahui ; immerhin behielt es wenigstens tw.
das niännl. Geschlecht bei. , Fäcken' bei Fris.; Ruef; HBull. ;
JLCys. 1661; ,Fäkte' bei Fris.; Fischb. 1563 (auch das
Dim. .faktlin'); Vogelb. 1557; Denzl. 1677; bei Mal. einmal
die seltsame Häufung ,Iatchteu'. Auch in der neu. Volksspr.
finden sich z. T. beide Formen am selben Ort neben einander.
Bei feckte" kann man das c der Endung aus der Umstellung
erklären, bei Fecke" muss es aus dem Plur. in den Sing,
gedrungen sein. Das a der Form ,Fake' bei Red. 166'J
(neben , Fakte, Fitich, Flügel') kann nicht echt sein, erinnert
aber au Fuek (das wir mit /ecken I u. // vwdt gefumlen
haben) und Fayrjelc, dessen Bed. .Tasche' wir auch bei Ferkr"
finden. Bei der Bed. , Stuck' z. H. Tucli, wird nicht an das
gleichbed. Fhck zu denken sein; auffallender, aber docli widil
auch nur zufällig, ist die HeriUnung von Fecken mit Fiuhn
(nhd. , Flocke'), als ob ein ablautendes starkes Vb. '/ecken,
fack, ije/ucken, entsprechend ,fechten', zu Grunde läge. Endlich
rührt F. in der Bed. , Fetzen' auch nahe an dieses W., so
wie neben /ecken, mit Einem streiten, gleichbed. auch /etzeii
vorkommt, beide = nhd. .hadern', von mhd. hiuler, Lumpen,
Lappen; vgl. auch nhd. ,ficken', mit der Rute streichen =
Schweiz, fitzen. In der Lit. des XVI. beginnt unser W.
immer mehr dem , allgemeiner verständlichen .Flügel' zu
weichen; s. d.
Fisch-: Flos'se. ,Disem fisch streckt sich sein
flüssföder oder fischfäcktcn biss auf den schwänz.'
Pisciiii. 1503. — Häneli-: Fliigelstück eines gebi'a-
tenen Hähnchens. ,Ein H. war das Gemeinste, an dem
sie schleckete.' Gotth. — Kittel- S, Kutten- B,
Rock- Aa; gg.; U; W; Z; Rockschooss. Als d' ■Jude"
kante" mit Knüttel und Stecke Und wollte" de Heiland
foh", Envütscht Eine'' de" Peter bim Kittelßcke, Die
Andere laufe" devo". S-i'unENTENLiEi). ,Ich wischte die
Kacholi mit meiner Kuttenfecke aus.' Gotth. Er
g'waret hinden am Bockßcke" Öppis Itübschli'''' zopfe"
L. — Sack-: der die Tasche enthaltende Flügel des
Rockes oder geradezu unigek. ^ Feckensack, Rock-
tasche L. Es Mttischli [Semmel] us-em S. stibitze".
— (T)sch6pe-: 1. Flügel der Jacke, des Wamses
Uw; W; Z. - 2. einfältig guter Mensch Nnw. —
Geschirr-: Flügel des .Webergeschirrs', je aus einem
,Geschirr.stecken' mit den daran befestigten Zwirnfäden
bestehend, und durch das Treten mit dem Zettelfaden
auf und ab bewegt Aa; Z. — Dach-Feckt: die eine
Hälfte des Daches GnPr.
Wr- We'i- Aa; BsLd; S. Wcie- Bs; S, Weii- S,
Weier- S, HaiveifeJ- BS., Biji- SStarrkirch, Beie-
L, -Fecke Aa; BsLd; B; L; S, -Fückte Bs — meist
PI.: 1. die Blätter der vielnamigen. zu allerlei Spielen
und als Heilmittel gebrauchten Pflanze Leontodon
tarax., Löwenzahn, so benannt wegen der Ähnlichkeit
der gezackten Blätter mit den Flügeln des Weihs.
Die Blüte wird zu Orakeln gebraucht, der Stengel zu
allerlei Spielzeug, das Kraut zu üsterkuchen. Vgl.
RocHH. 18.57, 174/75. — '2.' spitzwinkliger Balken-
schnitt Z. — Bei-, Äi/i- mit Übergang von anlautendem »•
in h unter Anlehnung an Beii, Biji, Biene. Syn. W.-,^chwma.
Zieh- Feck(t)e". 1. herumschweifende Person,
bes. Mädchen; auch mit dem Nebenbegritt" des Zuges
zum andern Geschlecht; scherzhaft wohl auch von
einem Knaben: kleiner Landstreicher Bs. Syn. Umc-
zug; Biesch. Wenn 's-em dfjiaim z' langtf'ilig tcordeii
isch, so isch de'' Ziehfeggde in der Nochhcrschaft tim-
enander rolliert goge dampc" [um zu plaudern]. —
2. träge, schwerfällig einhergeheuder, langsamer, un-
behülflichor Mensch, gleichsam mit lalimen Flü-
geln (Spreng), oder „den man gleichsam ziehen muss"
Aä; Bs; B; L; „S; Vürte." Syn. Züttel, Züggi,
Schlampt. ,Er müsste wohl viel Zeit versäumen,
wenn er jedem Z. abwarten wolle, bis es ihm sk-li
schicke.' Gotth.
Das erste W. wird nicht iuiperativisch aufzufassen sein,
weil dann meist der Ariikel stellt; die Bed. bei 1 = herum-
ziehen i. S. V. , herumschweifen' oder (beim Nebenbegriff)
traus. .herunizcrren', bei 2 i. S. v. , schleppen' oder .nacli-
holfeu'. 1 könnte auch geradezu = , Zugvogel' sein.
Gefeck n.: Ilügelartiges, loses Kleidungsstück
.\AliUed. Von einem weibl. Unterrock. .\(ivsi.
fi'Cken II -,.c- Si'HW; Uw; Z, fecknoi liRi.. fivkic"
(in. fechte" (inS|düg. I'tc. g'ßckct: 1. <lie Flügel
731
Fak, fck, lik, fok. fuk
732
bewegen, mit den Flügeln schlagen, flattern BEi.; Gr;
Uw. — 2. fccläcn, die Flügel abreissen z.B. ein Huhn
rupfen GrD. — 3. eilfertig laufen, gleichs. so, dass
lue Kockfecken fliegen VOrte; herumgehen, wobei die
Flügel der Kleider sich schwingen GRPani; Kdw.
Z' f. cho, in eiligem Gange dalicr kommen. Näcseli
1S42. — 4. unruhig herumfahren (gleichsam hcrum-
fiattern), unstät müssig herumstreifen Aa; Gr;
Scinv; UwE. (auch : -/ecA'(e); Z. (Trans.) herumzerren
ZKussik. — 5. heimlich entwenden, bes. Kleinig-
keiten B; A^Orte. Syn. fid-en. — ver-, zer-: zer-
zausen W; Z. AU verfeclcet Hose". Stutz.
Die Abi. von Fi/dccn, Füi-kten sollte ni^. fid;lt)n<:n lauten,
aber das eine n wurde gespart wie iu ahcn II (Sp. 34),
faden (Sp. 676) udgl. — Syn. zu 1, 3, 4 ist /ccHcn, s. d.
— Bed. 5 erklärt sich aus der dabei stattfindenden raschen
Bewegung, gleichs. im Flug erhaschen; vgl. fz. voler 1) fliegen,
2) stehlen, und Fei-I.-ete" iihercho" ^ gestohlen werden. Für
Bed. 3 und 5 besteht die Nbf. /efc" (s. i.) so wie fikle" =
ume-fccklen ^ fechm 4. Für die Conipos. ist luch eine trans.
Bed. (zausen) des eiuf. "W. anzunehmen, welche ebenf. auf
das Subst. Fecke zurückzuführen ist, sei es in der Bed. Flügel
von Vögeln, die einander kämpfend die Federn ausreissen,
oder in der von abgerissenen Fetzen der Kleider. Übrigens
kann verjevhet auch direkt (nicht erst als Ptc. v. wrßchcn)
vom Sehst. Ftcl-e^ gebildet sein.
g'fgcket Z, (ffecknet B: 1. zerlumpt Z. Ke'i"
f/amea Hemp — AlU (fßlzct, (j'fecket und rerschnurpft.
Stutz. — 2. geflügelt, z. B. von Ameisen BEi. —
Yom Subst. gebildet und zwar die letztere Form mit Eiu-
Verleihung des n.
fecklen faCk/h: 1. flattern, die Flügel schwingen
oline noch fliegen zu können, von jungen Vögeln Bs;
B. Bei GoTTH. auch bildl. (flatterhaft sein?). — 2. mit
flatternden Eockflügeln einhergehen A.i. „stolz ein-
hergehen L; Zg" (St.''), laufen als wenn man Flügel
hätte B. .Daher fücklen.' Gotth. — urae-: sich ge-
schäftig hin und her bewegen. Wie sij" die Chur-
lierre" um de" ila"" ume g'fäcldet'. Schild. Herum-
vagieren L. — Dim. zu ßd-en II ; — -V, mit dem es auch
diese Bedd. gemein hat.
Herre"-Feckler: Stutzer (der mit Herren und
selbst wie ein Herr gekleidet einherstolziert). Was
stclJt-is d' Sdiuel für Litt i" d' Welt? Su Donners H.,
Sil Tintescldecher, füles Zäg und g'höriy Höijyesteclcler.
Schild.
ge-fccknen: etwas Scliwieriges auf kluge Art zu
Stande bringen, die zweckniässigsteu Mittel ergreifen
BO. Oppis z' g. irüsse", sich von Befriedigung einer
Lust zu enthalten vermögen, sich ruhig, still ver-
halten BEi. Zu der Bed. vgl. fideren, fertig bringen,
aber in der angef. Bed. haujitsächlich auf Selbstüber-
windung angewandt. Vgl. auch fecken I 3.
Feckerllm. : Gauner, Landstreicher; früher eine
eigene Zunft mit Jahresversammlung in Gersau ; s.
J' 'ecl:cr- Kilch w ih.
Der Name ist von /cW.iii // 4 (vgl. Zielißda") od. auch .3
gebildet, da diu Landstreicher sich auch von Diebstahl er-
nähre».
feikell in der U.\. iii<" so fcik 's! Ausruf der Ver-
wunderung GrL. — Syn. nu so si 's f-isch, una); nu
sl 's gehlüggt.
Vick in.: inännl. Taufn. 1. Viktor S. Vgl. Viggi.
- 2. Ludwig SrnwE. 3. (auch Fickel) Felix ZF.
— 2 beiulit oltenbar auf der (durch das Kloster iu Umlauf
gcbrachteu) lat. Form LudomcuH.
Vikäi'i m. : Viear, Stellvertreter. 1. den Pfarrer
vertretender, ilnn zur Hülfe beigegebener Gei.stlieher.
— 2. oberster Kriminalrichter im Veltlin, Gr zur
Zeit seiner dortigen Herrschaft (Sprecher). — 3. Un-
terrichter in den gemeinen Herrschaften im Tessin.
,Dass der Eichter vormals schuldig gewesen sei, einen
studierten Vicarius oder Unterrichter in seinen Kosten
zu iialten.' 1513, Abscu.
Vlke f.. dim. Viki, Vikli n.: weibl. Personeiin.
1. Viktoria L. — 2. Ludovika L; Sciisv.
ticken: Kleinigkeiten entwenden Gr; Scn; Tii; Z.
,Den Eltern über ihre Kisten und Kästen bei Nacht
und Nebel brechen, da ficken, mausen, hinaustragen.-
AKlinol. 1702.
Die Abi. von ,Ficke' (s. oben Figyt) i. .S. v. ,in die Tasche
stecken' würde begrifflich gut stimmen, dagegen macht die
Verschiedenheit des Gutturals (k : k) Schwierigkeit. Vwdtsch.
mit unserem /ii</(/«-cn (s. d.), nhd. ,fuckeln', betrügen u. ähnl.
mundartl. WW. ist wahrsch.; da übrigens a,uch fecken II ö
die Bed. .entwenden' zeigt, so werden wir wieder auf die
schon mehrfach berührte Verbindung der Begriffe .fliegen'
und ,stehlen' (im Fluge erhaschen) geführt. Vgl. noch alt-
eug].ßkde, flattern, ueuengl. /icWc, flatterhaft, mundartl. /77,c,
sieh unstät bewegen, müssig herumgehen; begrifl'lich ent-
sprechend unserm fecken II 4, ume-feckkn.
Vokiinz f.: Schulferien G. Sonst Vakanz, doch
allgemeiner Ferie" (Urlaub).
Vökativus BsStdt, Vogitivus ZStdt, Vuhßv ZGlattf.
— ra. : schlimmer Bursche. Er isch alliwtl e V. und
e" fvle'' Kuz g'sl" Bs; Z. Zu liebkosender Neckerei
für kleine Knaben ZGlattf.
Aus der Grammatik horgeuommen, da man vormals dekli-
nierte , Nomin. : Hans; Vokativ: oduH. !' und diese Fi. rmel
auch zu vorwurfsvoller Anrede verwendet wird.
Pocke" m., PL -u-: Flocke, Büschel, Bündel, Häuf-
chen und Haufen, z. B. von Haaren, Wolle, Baumwolle,
Papier, Heu. Schnee Gl; G; Z. Insbes. geringere
Sorte FlacUsreLste SchwE.; gekratzte und zsgerollto
Fasern von Leinwand und Wolle Z. „Föckli: länglich
z.sgerolltes Stückchen Baumwolle zum Spinnen am
Rade zubereitet Aä. Syn. Löckli." In Gl bes. en
Fogge Heu, ein grosserer Bündel Heu, so viel ein
Mann in einem Tuch zsgepaekt tragen kann und deren
3 die Ladung eines zweirädrigen Karrens ausmachen;
Syn. Sdiochen ; dann auch: ziemlich grosser Haufe
Von andern Dingen, z. B. Geldstücken, Schlüsseln, so
viel man mit einer Hand fassen kann: e" ganze F.
Geld, Taler. Es git hür Függe Herdopfel. Es sdmlt
ganz Fögge; und von Menschen: e F. Lüt.
Das W. fehlt der ä. Spr. uud ist wahrsch. erst durch
Ausstossung von I aus dem unserer Volksspr. sonst abhanden
gekommeuen , Flocke' entstellt; altn. /focf, auch , Haufe', eugl.
ßock, aucli Herde, Sehaar, Trupp. ,Flocke' selbst aber entw.
aus dem Lat. (ßuccus) entlehnt oder Abi. von .fliegen' ; / wird
wie r nach Cons. bald ausgestossen, bald eingeschoben. Vgl.
Fecke".
Här-: Locke Zr. — Bauwel-Föckli: Flöckchcn
Baumwolle. Das Chind ist so Ucht wie e B. Tu.
— Schne-Focke". Chaiserlidi [Ostreich. Soldaten]
diömmed Sj vil as Sdmeföcke. Stutz.
focko": stark (in grossen Flocken) schneien Gl;
ZO. — er-, ver-: tüchtig zausen Z. Syn. erhdreti,
erhiirsten.
fueknen: Heuhaufen niacheiiGLNäf. Syn. sdiOchlai.
783
Fak- fiik. Fakt-Fukt. Fiil— ful
734
lükrii: 1. .steliK'ii, iMitweiulen. verschlepiieu L. -
■J. /.imi licsteii habun, narren BlJe.
In BihI. I, «nfür aiii-h /rfcu vorkmiiiiit (s. il.), ist, das
VV. wahrsch, uns /fül.rti, Habe tiücliteu, eiitsiullt; vj;l. l-'ncf:r
aus ,Klocki.!'. Zu Beil. 2 vfl. .t'ncki;!!', ruiipuii (Gr. VVB. 8,
IStiJ) uud uuser /mWcii; diu Ciuaiit. wiiidc sicli verhallon
wie zwischen uuserm feckm und felccn.
Fiik f.: herumschweifende, aucli diebisclie Wuilis-
person L = ]<'ch\
Flick m. (l'l. I'uck) „Ar;" G(i. (Fmjg); Z, Fuckc
Fii;it/e f. G: 1. junge Henne, „die zum ersten Mal
Eier legt." Fückli, Kiu-hlein. — 2. (Dim.) Für/ui,
Kosewort GlK. — Walnscii. zu Jucken', schlüpfen,
hellend sein; Gr. WB. 4, 1, 302.
Fncker 1 m.: grosse Scheere, die scharf schlies.st
LBerom. — Ein ebd. voikommender Zuname (Wulli/urker'sl
deutet darauf, dass F. cig. den Wollscherer bedeutet habe.
fuckereii „Gl fftikcrej" ; L, furkere L {BRAtiosr.)-.
„geringe Diebcsgritte versuchen, heimlich entwenden
GL"t; handeln, tauschen, mit dem Nebenbegrift" un-
redlichen Gewinnsuchens L. — Vgl. ftckcn II ; Fuijur.
Fucker Fiigrjer II ni.: Dieb im Kleinen Gl f.
fucklen, fuekelcn: auslachen, verspotten LReid.
Scheint zu f&ken 2 und dem dort angeführten ,focken'
ZH gehören, aber auch zu Juch-ren, da , spotten' mit , stehlen
betrügen' das Merkmal der Heimlichkeit gemein haben kann.
Pückeler m.: 1. Mensch von kleiner Statur mit
innner lächelnder Miene L. — '2. einfältig gutmütiger
Mensch L.
Püket s. Fül-ket.
fueklich, flieklich s. füctßich.
Faktiuil f.: Klcidcrschnitt, frz. fd^im. .Mit kost-
baren Kleidern und ausländischen Factionen und for-
men.' Abt G Mand. 1657.
Faktor m.: 1. amtlich bestellter Spediteur. p]inen
solchen gab es noch bis Mitte d. Jhdts zu Wallenstad,
wo die aus Italien kommenden oder dorthin gehenden
Kaufmannsgüter von der Achse auf das Schiff und
umgek. verladen wurden. ,Es solle von Zürich aus
kein Kaufmannsgut änderst als in der oberkeitl. Sust
[in Horgen] ausgeladen und durch keinen andern als
durch den oberkeitl. geordneten P. weiter gefertiget
werden.' Übereinkunft zw. Schw, Zg u. Z 1774. ,üperfe:
factoren od. lägerherren, Verwalter, die den kaufleuten
ire göeter fergkend.' Fris. ; Mal. — 2. beauftragter
Unterhändler, Stellvertreter eines auswärtigen Ge-
schäftes. ,Wäre , dass Fremde oder ihre Factoren
Waaren allhier erkauften oder verkauften. . .' Z Zoll-
ordn. 1711. ,Diejenigen unsere Einwohner, so fac-
torieren, d. i. für fremde Personen um gebührende Be-
soldung und Provision sich iinternclniien, ihre Waaren
zu verhandeln und dagegen um das erliiste Geld andere
Waaren einzukaufen und also mit frcmdeiii Gut um-
gehen.' ebd.
F eckte" s. Flicke* .
Vikter L, Viktöri Srnw: 1. in. — mäiinl. Taufn.,
Viktor. — 2. f. — Vikter, dim. -li . weibl. Taufn.,
Viktoria „U-.
Vikti'il'i f.: Sieg; Siegesehre; Siegeslärm. ,l»ass
die er, lob und victory, so die unsern yngeleit, sich
endern und wider durch unser fyend gescbwechert
werden.' 1512, Absch. .Wenn aber die sache sich zuo
V. und glück schicke,' 1522, Stkickl, ,Victori schreien.'
15S7, Aüseu.
Fiil (viil), fei, fil, fol, ful res}), fall usw.
Fal m.: Fehler. ,\Viewol ouch ein fal in disem
ist, dass sie den tod [Ottos I.] in das jar 977 stellend.'
Vau. — Zu mhd. valen neben vcuhn, fehlen.
fal s. fahr.
Fall, mcistenorts Fal — m.: 1. sinnlich, a) wie
nhd. das Fallen. ,Faal, lapsio ; faal des tauws,
roratio.' Fris.; Mal. ,Wenn grosse ding beschöhon
sollend, so hört man merteils vorhin fäl und andere
selzame ding.' Lav. 1578 = , nachdenkliche Wunder
und Vorbotten, man höret geschwinde Fälle, Knallen
udgl.' 1670. ,l)z man fäl hört, nit änderst, ilann es falle
etwas schwer«.' ebd. — b) CJc fälle eines (fliessenden)
Gewässers. Dem Wasser (dem Channel) me F. ge", das
es chann ahlatife" Z. Absturz, Querwand in einem
, Graben' BO. — c) Leitung des Wassers auf ein (ober-
schlächtiges) Mühlrad, Rinne dazu. ,Wenn er je noch
einen Pal und Rad zuo syner Müli buwen und rüsten
lassen welle,' ZNerach 1611. ,I)iewyl syn Müli von
alterhar zuo drygen Pälen und Räderen Gerechtigkeit
habe.' ebd. — 2. bildl. a) Sturz, Niedergang, Ver-
fall. ,Nach dem was gottes will und b'ger, dass er
ir'n [der gestürzten Engel] faal ersetzen wett, und
schuof den menschen.' Rukk 1550. ,Zu allem tahl
seiner Sachen', zu seinem sonstigen Unglück. Vad.
.In Fahl geraten.' Wurstis. 1580. — b) Anfall eines
Erbes. ,Wenn es gott geacht hat, das sölicher lyb-
dinggüeter Inhaber von zyt scheiden würden und sem-
lich guot widerum an die rechten erben zuo val
kompt.' 1431 ,'1544, Schw LB. — c) möglicher Weise
eintretendes Ereigniss, besonderer Umstand, Zufall.
,Weil die Pähl geschwind sind', d. i. die Zufälle, welche
die Anwesenheit eines Seelsorgers erfordern,' JMüll.
1661. In formelhaften Verbindungen, wie: ,zu F.
kommen.' ,Sy ermanen, dass sy, so es zuo fal käme
[wenn der Fall einträte], einander retten.- 1530, .\hscii.
,So will ich, wo es zum fal kompt, gnuogsame zügnus
syn.' Grob 1599. .Also wann es zum Fahl kombt.'
L Stadtr. 1765. ,Was bei fahlszeiten ze tun seic.'
Hott. 1666. ,Bei Pallszeiten.' Schuldbr. Z Adlikon
1813. ,Ira fahl es je gesein mag.' .IKLav. 1614. Oft
mit syntaxwidriger Verschiebung des Ausdruckes aus
dem Haupt- in Jen Nebensatz: wenn im F. = im F.
dass . . . /'■'' bi' nit im' F., oft als höfliche Ablehnung.
G'setzt de" F., den F. gesetzt. G'setzt de' F., es iriir
rsö und der F. g'heiti %mi, wird einem stockenden Er-
zähler zugerufen Z. Ml's Falls, was mich betrW't
Nnw. ,In disen verbottenen fehlen und graden-, mit
Bez. auf Khe-Licenz, 1533, Bs Rq. Was ein vor-
liegender Fall, die Sachlage verlangt; daher die RAA.
„F. und Recht a"tue L", F. und Mal tue ( rerschaff'e
Üiiw) BSi., das Nötige, bes. an Lebensmitteln, ver-
abfolgen, Menschen und Vieli zukonniien lassen, sie
besorgen, pflegen, ihnen Hülfe und Heistand leisten.
Kr soll dem Kinde ocler dem Kranken für l-\ und li.
hiege"; es ist F. und li. g'nueg Üuw. Lt Ehtagsrodel
liSigrisw. XVI. sollen sich die Heirafcndcn verptliditen,
735
Pal, fei, fil, tnl, ful
736
den abtreteiiflen Eltern ,F. und B. ze tuon an spys
und trank, und was sie zuo notturft nianglen.' Die
Frau .soll das (neugeborne) Kind ,mit F. und R. ver-
seben.- l.')77, Aa. „f. u. E. W'^chuffc, d. i. Lebens-
mittel." (St.''). ,A1s der herzii,g den"" von Bern bilf
ange.seit, do liat er besorget [dafür gesorgt], dass die
von B. [auf ibrem Durcbzuge durcb sein Gebiet] gross
gemach, v. und rat haben sollten.' Justingeh. Sjiez.:
a) Krankheitsfall. Er het e böse" F. g'ha' Aa. —
ß) Glücksfall, Glück Ap; OrPt. 8yü. Gefäll; G.g.s. Un-
fall. Er het r/ueten F. zur Milch, er melkt viel GRPr.
,Utf niorendes ist das schie.ssen angan,gen, habend die
unseren guoten f. .gehebt, das best gewunnen.' Kessl.
.Küng Hainrich hat grossen fal zuo [in] der weit.'
Vad. .Damit gibt Gott zuo verstan, dass fal und unfal
in S3'ner band stände.' LLav. 1.509, = .Glück und Un-
glück.' 1G70. In pleon. Verbindung mit , Glück' und
, Segen': ,In aller weit ist ach und we. kein glück
noch fiil an keinem ort.' Ruef 1538. .Nit vil fals noch
glucks.' Vau. .Bist du gottsförchtig, wirst erfahren
guot Glück und Fahl.' HBüll. l.'JSS. .Sprw.: wo glück
und guoter faal ist, da ist noch nie zuofals, by dem
Unglück aber ist aller abfal.' HBüll. 1572. , Fromm-
sein bringt ins haus glück, fahl und segen.' FWyss
165(1. — t) ^ Unfall i. S. von Konkurs, Bankerott.
De F. ist em g'yangc" Z. ,Wann ein frauw zu irem
mann guet zuebriugt und der f. kundt und was sy
mit der Wahrheit ma,g an tag bringen, das soll iren
Vorab widerumb werden.' XV., Gesetzb. Zo Hünenberg.
— d) das dem Grund- oder Halsherrn von der fah-
renden Habe des erwachsenen Hörigen oder Leib-
ci.genen zufallende Stück. Es wurde das beste Stück
Vieh oder das beste Stück der Kleidung oder des
Bettes (auch das beste Bett) entrichtet. , Stirbt ein
gottshüsmann, so soll er zuo fal geben das best hopt,
so er hat ; hat er aber keins, so git er keins. Item er
soll geben kleider, als er an den dryen hochzyten zuo
kirchen gät, und lät er nit ainen knaben, so soll ein
herre yederlei waffen eins nemen. Item stirbt ain frow,
so soll si zu fal geben ir best gewand.' Offn. Petersh.
,Wann ein frauw in witwenstat abgabt, so gefallt einem
herrn ein gewandfahl und ir hoste pet und alles ir ge-
spunen garn und alles ir unerschroten tuch, was nit
gehoptlachet ist.' Ofpn. Mülh. ,Und das ist der fahl:
das beste haubt ohne eines mit einem ,gespaltnen fuss,
ob aber einer khein veech hette, so ist dann der fahl
das beste kleid. darinnen er zuo kilchen gangen ist.'
Offn. Höngg 1640; .oder .synen hämisch oder wäfen
und syne beste kleider.' Offn. Tuggen. ,Wenn ouch
ain frouw von tod abgat, so soll ainem bischof ze val
werden das best bett, das si denn tod lät, an die obern
ziech, und ainem keller das best obergewand und
undergewand, als si an hochzytlichen tagen ze kilchen
gät, und das best houpttuoch, das si denn nach tod
lät; darzuo wirt ainem forster von ainer frowen ze
val '2 schuoch, 1 hüll [Haube], und die gurtel und
das gurtelgwand, als si es denn getragen hat, uss-
genommen die Schlüssel.' Offn. Laufen. ,Wenn och
ein mensch, der gottshusguot het, erstirbet. so soll er
das be.«te hobt ze vall geben, dz er het, dem Probst
und soll dz antwurten dem keiner, so er ab dem grabe
gät; wie er aber dz beste verseit, so het er dz erre
[frühere] verloren und muoss aber [nochmals] dz beste
geben ze valle.' Hopr. Malters XIV., 1. ,Wer syn erb
verkouft, dass er nit nie gottshusguot in dem hof het.
der Süll ein vall geben ze ,gelycher wys, als ob er tod
wäre.' Hofk. Weggis. ,Da der elte.st [Sohn] stirbet,
so soll dem gottshus das best lioubt ze valle werden ;
stirbt aber der jün.ger, so wirt dem gottshus enhein
v., ist dass si nüt von enander geteilt baut.' Offn.
Engelberg, Auf. XV. , Dieselben feil die .stand ouch
also, ist's das ein mann vech hett, das soll man my-
nem herren oder synen amptlüten fürschlachen, die
sond ungevarlich nemen, unbegrifet, nach den ougen,
weders sy wellent, das best oder das schwechst, und
was er benamset zo nemen, das soll er nemen, und
soll nit hinder sich gryfen, ob [falls] er ein bessers
sech. War aber, das sy ütz verseitind oder hinder
sich hüebend, so ist die nachfrag mynes herrn. War
aber, dass niyn herr üt erfragete, das ist mynes herrn
one gnad.' Offn. Brütten. Ursprünglich beanspruchte
der Herr, da der Hörige kein wirkliches Eigentums-
recht besass, die ganze fahrende Habe oder einen
grossen Teil derselben und der F. war demnach ein
Loskauf des Erblassers von dieser VerpHicbtung; vgl.
fallen II. Der F. war ein Zeichen der persönlichen
Abhängigkeit vom Grundherrn, wie der Er.'^chatz das-
jenige der dinglichen. ,Die [Hörigen] sind schuldig
ze geben unserm closter die rechte der eigenschaft
und dienstes, genannt ein vall, d. i. das aller peste
von synem vichc Offn. Tuggen. ,Och ist mynes
herren recht, ob ein mann sturbi, der ein gottshüs-
mann gewesen war und nutzit hinder im Hesse von
farendem guot. so ist doch derselb verfallen den
rechten schuoch zuo einem val, so er nichts anders
hett zum Wortzeichen und urkund, dz er ein gotts-
hüsmann gewesen sye.' Offn. Reichenburg 1464. Es
kam aber auch vor, dass die Fallpflicht auf dem
Gute lastete und der Besitzer desselben kein Eigen-
mann war. ,In dem hüse, das iiiyn erblehen ist
unib ein järlichen zins, 1 pfunt zinses gewonlicher
münze und 1 pf. valles der münz, so in Ure geng
und geh ist.' 133.8, Gfrd. 20, 310. Der F. konnte
später mit Geld entrichtet od. abgelöst werden. ,W^enn
der abgestorbnen erben mit dem landvogt überkumpt
[1. , -kommen', übereinkommen] um den fall, so mäng
pfund haller denn dieselben erben einem 1. für den
f. gebent, dass sy dann eim undervogt so mängen
Schilling geben sollend.' Urb. Grafsch. Baden 1512.
Zwar lässt HiFL. 1813 den Toggenburger .jauchzen,
vil er hei Fol me zalt, aber noch 1831 war die Aa
Staatsverf. veranlasst zu erklären: .der Fall [usw.]
sind für immer abgeschalft.' Vgl. Laus; Erschatz;
Besthaiqit.
'2 d auch ntr. (1501, Vertrag zw. G u. X Orten), was
sich durch den Gedanken an , Besthaupt' od. .fällbares Stück'
erkliirt.
E-Fall: Gebühr an den Herrn bei Ehen unter
Ungonossen. 1525, .Absch.
Ab-: 1. (auch PI.) Abfallstoff z.B. von zuge-
rüsteteni Gemüse. ,Aus dem A. der Fabriken Tut der
Bürger Häuser flicken.' HBkandenb. Du cha'"'st iez
mit-cm A. z'fride si", icorum bist nüd zur rechte' ZU
chö" Z. Syn. Abgang. — 2. die Losung (Excremente)
der (Weide-) Tiere. Lt Rothenbach muss nach dem
Tode als hrön^iigs Mannli umgehen, wer den A. von
einer Viehweide we.gnimnit. — 3. Verfall, Abnahme.
,Dass wo ir üch sölichs nit lassend leid syn. ir müesent
zuo merklichem nachteil und abfal koininen und für
nütsöUent lüt gezollt werden.' 1521. Strickl. ,Es
r37
Fal. fei, fil, fol, ful
738
hat sich in allen sj-eistlicheu abtallen [beim Verfall
der Geistlichkeit] alle geilheit sechen lassen.- Vad.
,Da das Land in unerhörten A. gekommen.' 1525.
Absch. — 4. die Reformation, von katholischem
.Standpunkt ans. Wo d'r [ihr] bijm A. de Selzechere,
tro-n-aw'' hei" welle" ref'ermiert werden und ame [an
einem] Frltig Fleisch {i'kuchet hei", der Chessel tcey-
(fno" heit. Schild 187(). .Sydt dem leidigen Abfahl und
Religionszertrennung un.sers geliebten Vatterlands.'
RCvs. .Die Schaftuser un.l Diesenhoffer streitcten nnib
diss closter im abfahl.' GlCoNi« 1715. .Stadelniatt war
nach Maschwanden pfarrig bis 'zum Abfall.' Staomn.
Über-: 1. Obst, das über die Grenze fallt B.
Syn. Herd-F., Anris; vgl. Landgarbe. .Welcher Bäum
hat. die an der March stehen und dann das Obs im
Herbst geschüttet wird, so soll der Überfal in gleiche
Teil geteilt werden und dem Anstösser ein Teil zu-
kommen.' 1747, BSi. Mhd. überml. — 2. durch ein
Wehr in einem Flusse künstlich erzeugte Erhöhung
desselben, um das Wasser zu fassen und auf ein
Wa.sserrad zu leiten Z. — 3. Vorrichtung in der .Nuss'
eines mit Stecher versehenen Gewehres, um zu ver-
hüten, dass die Stange beim Losschlagen des Stechers
wieder in die erste Rast eintreten konnte Z. Syn.
Kegel. — 4. der Einfall der Franzosen in Ndw i. J.
1798. Vgl. Übergang. — 5. C'oncurs, Bankerott.
.Wann ein üf- oder überval uf einen, der in der statt
gesessen wäre, viele.' lötiti, Zr.. Syn. Üf-. — 6. Zu-
drang. ,I)ie merklich vile und grosser ü. (^überlast.
1693) der bettleren.' SHochh. 1591. ,Von vpegen des
grossen überfals mit gastung.' Cys.
Uf-: 1. Unfall. ,Dass dir der wyn nicht seiger
werd, leg ein kisstein uf den punten, so bewart es
den wyn für allerhand uft'al.' Arzneiboch ZZoll. 171ft.
— 2. gerichtlicher Concurs Ap; VOrte; Lf; G; Sch;
Th; Z. In U. cho". Der U. üt über-en g'gaiige Z.
,0b ein u. uf eines nianns guot by synem leben be-
schicht.' Z Verordnung 1498. .Begab sich, dass ein
u. beschäche und die gelten [Gläubiger] uf die gueter
tringen.' 1545, Absch. ,Gott hat uns alle rechte an-
getan, er hat uns gleichsam biss auf den auffahl ge-
triben.' Müll. 1673. ,Der auffahl ist ihm gegangen,
publice ejus bona proscripta sunt.' Hospin. 1683. ,Wann
eines Schuldners Übels Haushalten erforderte den Uf-
fahl über seine Mittel ergehen zu lassen.' Z Mand.
1694. Bildl. u. iron. Dem BohnepardH [Bonaparte]
werd' der U. goh. Stutz. Üyn. Fall. — verüf fallen;
1. (v. Personen) Jnjden bankerott erklären; verüffalet
icerde", bankerott erklärt werden VOkte; Sch; Z. ,Viler
husshaltungen, die veruffahlet werden, gänzlicher
undergang.' Z Mand. 1663. ,I)ie Falliten und Ver-
auftähleten.' Z 1669. .Dass er kein Burger zu Ober-
glatt seie, weilen sein Vater verauffahlet worden.'
1747, Diener OGlatt. — 2. {von Gütern) in den
Concurs ziehen, eventuell gerichtlich verkaufen. .We-
gen des kaufs derjenigen güeteren zu Schw., weliche
verauffalet werden sollen.' 1694, Hotz, Urk.
Bei Uß'itll 1 ist frajilich, ob wir es nicht mit ungescliicktpr
Schreibung für mundartl. V/al zu tun haben; sonst liesse
sich an abfallen als correlaten Bej^riff erinnern. — 2 entw.
als Drüberherfiillen von Seite der (iläubiger gedacht (vgl.
.Concurs' u. o. das Belege v. 154."), auch Z (ierichtsb. lo.'iS:
,wann einer hinweg gienge und die gelter ynfielend, bezalt
wUlltind syn') oder als ein .Auffallen' des Gutes ,auf (an)
die Gläubiger; vgl. ein Lehen .auflassen', d. i. abtreten.
Schweiz. Idiotikon I. 5.
An-: 1. Obst, das auf des Nachbarn Boden fällt
und ihm nach altem Recht ganz oder tw. zu Teil
wurde. Syn. Über-, Herd-F.; Anris. ,Wo nussbäurae
sind, da jemand sanfel oder anfall hätte, und solche
geschüttelt werden, dem mag er [der bannwart] sagen,
dass er seinen anfall hole.' 1426, Twann. — 2. der
Pfahl oder Pfosten, an welchen der zurückfallende
Weidgatter beim Schliessen aufprallt. ,An Koufmanns
weg soll ein türli hangen, das selb t. soll der Blaiter
guot machen und henken und soll des Widerkers guot
die stud |s. d.] machen und soll des Gigers guot den a.
machen.' Offn. Spreitenbach. — 3. Erde, welche beim
Ziehen der ersten Furche, beim Bearbeiten des Bodens
mit der Hacke, durch Rutschung oder Schwemmen am
einen Ende eines ansteigenden Grundstücks sich ansam-
melt, und welche gewöhnlich wieder zur Ausgleichung
an den andern Saum desselben geschafft werden muss
(A. träge"); auch der Ort am Rande des Grundstücks,
wo sich diese Erde ansammelt AaB.; ApK. ; Z. Syn.
Vor fein, Herdträgi. Vgl. Schlag. — 4. Zapfenlager
für den Wendelbaum einer Mühle GnSculms; auch PI.
Syn. Anris. — 5. Erbe, Erbteil ,Dic usgerichten kind
sond fürbas ankein ansprach zuo ir vatterguot haben
unz an ein rechten a.' Schw, XV. ,Die Mönche pre-
digen, dass Gott inen so glücklichen a. in diser zeit
versprochen, weil si alles von seinen wiegen verlassen
habind.' Vad. .[Judas] hatt überkommen den a. (= das
los. 1667) dises (apostel-)ami)ts.' 1531/48, Act. ,Du
wirst weder teil noch a. {= los. 1667) haben an disem
ort.' ebd. Der , ledige A.' war das Recht ursprünglich
des Grundherrn, später der Genossen oder der nächsten
Nachbaren, das Gut eines ohne Leibeserben Abgestor-
benen an sich zu ziehen. .[Mit dieser Summe sei K.
für seinen Anteil gelöst.] der lidig anfal und das zugs-
recht [bei allfälligem Verkauf vorbehalten].' 1556, L.
.Was zwei eementschen von iren geschwüstergiten
erarbtend oder sonst durch ledige anfäl antielend.'
Landr. Henneberg 1565. .Hienebent solle es ouch by
allen natürlichen frygen ledigen anfälen nach gmeinen
röchten blyben.' RGüalth. 1566.
Aus der Nbf. Sanfel (zu der Verkümmerung des '2. Teiles
der Zss. vgl. Elsis Sp. 20'2, alzet Sp. '21'2) muss geschlossen
werden, dass unser W. früher einmal als Ntr. gebraucht
worden sei ('s Anfel).
In-: 1. Einsturz. Wortspiel: Er het Ifäl wie-n-en
alt Äi7s = dumme Einfälle Tu. — 2. Eintritt eines
Ereignisses, des Alters, bes. unerwarteter schädlicher
Vorfälle; Widerwärtigkeit, ,0b uns deheinerlei ynfäll
oder Unlust herin zuogezogen wurde.' 1425, Absch.
.Bedunkt uns, solich unser ufenthalt [Verzögerung]
bring uns grossen y., kuraber und abgang, darurab
uns zuo gefallen wäre, gestracks an den herzogen zuo
ziechen.' B an Bs 1476. ,Uf allen lächenen [Grenzen]
markstoin setzen für künftig ynfälle.' L Spruchbr.
14'24. ,Dise ynfäll und Sachen lassen wir uns ztio
herzen gän.' 1527. Absch. ,Für all krieg, landsprijsten,
für acht, bann auch für all ander gepresten und ynfäl.'
1530, Absch. ,Zuoletzt und am y. seines alters ist er
verdrossen worden.' Vad. .Hagel, wind, ryffen. niiss-
gewgchs, nach [noch] cinichen anderen y.' ZStäfa 1555.
,0b dann bescheche, das ynfäl kommen vvnrd[en]. es
wäre stürm, brunst, tod, ald anders.' Landh. Henneb.
1565. — 3. Eingriff in Jnids Rechte. ,Dass sem-
lichor y. umb kouf heryu ze füerenne [solcher Ein-
griff, welcher darauf ausgeht, den Markt mit Uniffehunc
47
739
Fal, fei, til, lol, ful
740
der stüJtiscliuii Kräuicr zu Ijeliihreii] an ileii rat ge-
forderet Wirt, davon iiiissehellunge kommen, möchte.'
Beitr. Lauf. Z 133(3. ,By der vorgeschribnen urteil
schirmen und handhaben, also daz nieman fürbass
dhein y. daran beschech.' 1403, Argovia. ,lJen köu-
fern kein schaden, irrsal noch ynfäll bringen.' 14.5ti,
Kind, Urk.
Un-Fall: Unglück. .Ingerissne Unfelil. es svgen
Fehljahr, Veechsterbent' etc. 7, OGlatt 1040.
Erb-: 1. Anfall einer Erbschaft, auch diese selbst;
Erbrecht. ,Erhfal, teilung.' ca 1.520, Bs Rq. ,0b aber
ir eins abstürbe, ee die mechnis [testamentarische
Übereinkunft] ernüwert worden war, alsdann fallt der
e. an die rechten erben.' ebd. ,Dass enkle in den
erbfälen, so von iren grossvatter und grossmueteren
fellig werden, zuo erb kommen sollen.' 152'2, ebd.
,0b yeman dem andern etwas von dem synen anders,
dann der recht natürlich e. zuolasst, [Ver-] machen
wellt.' 1537/44, Schw LB. .Eatserkanntnusse wegen
der erbfällen und teilung der erbschaft, allerhand
irrung künftig zu verhüten.' 1631, Bs Rq. .Freier E.-,
ein solcher nach Erbrecht. ,I)emnach [falls] des nach-
richters guot nit mit frygem e., sonder durch male-
üzische verwürkung zuo faal kommen, der oberkeit
zuoerkannt sye.' 1.541, Bs Rq. ,So auch sonst ein E.
ledig bescheche, dass nit Kind sondern Geschwisterte
od. nächste Verwandte vor Augen sind.' Erbr. Diessenh.
1617. Vgl. ,lediger Anfall'. - 2. Erbschaftsta.xe.
,In Sachen erbväl, frid und frevel betreffend, darinn
sich lantsbrüch und stattrecht am höchsten teilen.-
1534, Bs Rq. _ 3. = Fall 2 d, doch mit Ausdehnung
des Begriffes auf Erblehen. .Dz man semlich e. for-
dern und ziehen soll nach der statt recht und fryheit.
da derselb erbteil denn gefallen ist.' 1406, Absch.
Bern beantragt, ,dem Prädicanten zu N. den E. zu
erlassen, jeiloch dem Leben in anderer Beziehung un-
schädlich.' 1.539, ebd. ,Dass sie den Hof 40 Jahre
besessen und dafür den E. entrichtet habe, in der
Meinung, dass er ein Erblehen sei.' 1544, ebd. ~
4. Krankheit od. Gebrechen, welche ererbt sind Z.
Vieh-: 1. Erkrankung des Viehes, so dass es rasch
verendet oder abgeschlaclitet werden muss. ,Der an
etlichen orten erfolgete vichfahl.' AKlingl. Gn. Vgl.
FiiU/kUch. — 2. = Fall ä d, in Vieh entrichtet. ,Wie
man den Vichfaal währen gleisten] solle: man soll
den Fahl geben von dem Halbvich, desglychen von
dem tragenten Vieh.' 160(l, L.
Vor-, Für-: Spielraum, den der Besitzer des
Anthauptackers (Sp. 67) den Besitzern der Stossäcker
(^p. 68) beim Pflügen gewähren musste. .Yedermann
dem andern furval geben soll zuo dem brächet zwürent
und zuo dem bahret ainest; welcher aber das nit tat.
so mag einer si?lber f. nemen und soll dann nit ge-
frefelt haben.' Meierrodel Rüdl. 1433. Vgl. FürfälU.
Gegen-: der entgegengesetzte Fall ,[Uri soll an
Luzern eine Erklärung abgeben,] ob die iren [von
Luzern], so ansprachen zuo Ury [haben], allso ire
Sachen vor den gemeinden erörtern müessent oder nit,
damit sy sich im g. gegen iren [denen von Uri] ouch
ze halten wüssen mögen.' 1582, Absch.
Güeter-: Fall, der als Reallast auf dem Gute
haftete. ,I)ie husgenossen und besitzer der pfruond-
lehen sollen, wenn sy die verändern [veräussern]
wellen, [dieselben] an der chorherrn liand ufgeben
und darzuo den g. bczalen.' 1538, Rathueb. Urk Vel
Hoffall ' '
Glück-: glücklicher Zufall. ,llass dises alles an
gelegenheit und gl. (= Zeit und Zufal. 1667) stät '
1531/48, Pred. Sal.
Grund-: Verfall. Untergang. ,Der Grundfahl der
Stadt Äugst.' TsciUiDI, Gallia. - Vgl. .zu Grunde Rchcn'.
Hof-: Fall, der als Reallast auf dem Gute lag.
,Wenn ainer mit lyb abstirbt, so muoss ainer dem
abt ain todfall gen, das best houpt vech on den h '
15'29, Strickl.
Der Charakter der .\l)gal)f hatte sich mit der Zeit su
verändert, dass sie von den fiuteru statt von der Person
eriioben wurde und dadurch mit dem .Ehrschatz' sich inisclite
(s. d.). Vgl. GüeterjaU und s. Segess. RG. I 159.
Holz-: durch Sturmwind gefälltes Holz, Holzbruch.
.Damit sie bei diesem h. auch einen nutzen hätten.'
1739. Hotz. Urk. %yr\. Selb-, Wind-Fall: Wiml-Gefält-
Wuidfcitl-Hoh.
Hin-: Hinfälligkeit. .Des Lebens Hinfahl.- Witrstis
Hinder-: Rückfall eines Erbes aus unbeerbter
Familie an die rechten Erben, nachdem es von dem
überlebenden Ehegatten leibdingsweise bis zu seinem
Absterben besessen worden; das so zurückfallende
Gut selbst. Syn. Wider-. Vgl. hinder-fällig. .Boten
erschienen vor den Räten wegen des H-s. Fast alle
Gemeinden meinten, es solle der Erbfall wie früher
fallen, nämlich so: wenn von zwei Ehegatten der eine
stirbt, ohne eheliche Kinder zu hinterlassen, so soll
der überlebende Teil des andern liegendes und fahren-
des Gut gänzlich erben, so dass Nichts an die rechten
Erben falle.' 1537, Absch. ,Die von Arbon wollen
Erbschaften und Hinterfälle in die Stadt ziehen und
Nichts hinaus erben [an die ausserlialb wohnenden
Erben verabfolgen].- 1540, ebd.
(Best)Haupt- = Fall 2 d, spec. bald mit Rück-
sicht auf den Ausdruck Haupt = Stück Grossvieh die
aus dem Viehstall geholte Abgabe im Gegs. zu Ge-
wand-F.; bald wo mehrere .Fälle' neben einander
entrichtet werden mussten, der bedeutendere, aus
Wertvollerem bestehende und dem Grundherrn zu-
kommende gegenüber dem geringeren, den niedrigeren
Beamten, z.B. Keller. Porster, Weibel, zustehenden;
bald auch mit Bez. auf das ,Haupt' der Familie!
a) .Derselben zyt hat der abt mit denen von R. ain
span von des gwandfals und geläss wegen, das si zc
geben gar unwillig warend. Und huoben si sich an,
ouch des hoptvalls ze sperren. Braehtend den abt
dahin, dass er sich bewilget, den gwandfal und das
gläss nachzelassen, doch dass si sich verschribend,
den hoptval on widerred ze bezalen.' 1441, V'ad. ,We-
liche in der statt Kl. sitzend, gebend weder vall noch
gläss, dann einen houbtvall und ungenossamy.' Urb.
Baden 1490. .Ein hoptfal und ain gewandfal.' Recii-
TüX(.i Rheinau ca 1515; Absch. v. J. 1.568; 1578. ,Die
houptfäll, als die so nämlich unz bis ufs kind in der
wiegen gangep sind.' (Sie wurden sonst nur von Er-
wachsenen bezogen). 1529, Absch. ,Der Abt hatte von
einem verstorbenen Leibeigenen den ganzen Hauptfall,
nämlich das beste Stück Vieh bezogen.' 1570, ebd.
,Und soll ein äptissin ein schlechten [einfachen] hoptval
da nemnien und soll auch fürbass da nichts ze bieten
haben, sonders das best lebend huupt ze val iiemmen
741
Fal, tVl. fil, f..l, fnl
742
und nit mehr.' Hofrodkl ZWaM 1.585. — b) .Under-
.stäiul .sich [übernähiiio| ain aigeiiiiiann desselben gotts-
hus sruot, so sollt unserni gnädigen herrn der best-
ho}ittal werden vor desselben abgegangenen [frühern]
hal.sherrn.' Ofpn. Zuzwyl 1488. .Wenn ein hofjünger
von todeswegen stirbt und abgeht, das da einem herrn
von Auw von ihm werden soll das best haubt vieh,
das er hat, zu haubtfal; und soll einem keller werden
das best kleid, als er am sonntag hat.' Offn. Well-
hausen. ,Dass jeder hinziehen könne, woliin er wolle.
dem H. des Landesherrn unbestdiadet.' 1510, Absch.
Vgl. auch Gr., Wst, I 10(5. 2ü2. — e) .Wenn ouch des
vorgenannten husos eigen lüt von todes wegen abgend,
dass denn dem vorgenannten hus Buebikon von je dem
eltisten mann ein houptfal und syn kleid das best
werden soll, und von einer frowen, so die eltist in
dem hus, das best bett und ir festgewand.' Hausbrief
Bubikon 1483.
Herd- 1. „Hcerdfel BBrienz" = Überf. od. Auf. 1.
,Der halbige Teil dessen, was dem, des die Bäum nit
sind, auf sein Herd [Erdreich] fallt, soll für den Herd-
fahl geboren.' 1G50, BSa. — 2. Verwundung, welche
bewirkt, dass der Getrotfene zur Erde fällt; Todt-
schlag; vgl. herdfällig. Der .H.' gehörte als .schwerer
Frevel' vor die hoho Gerichtsbarkeit. .Piepstal, stein-
üswerfen. schuldung der Oren, slachen, wundat, hert-
vall. fridhruch und dgl. Sachen.' 1469, Bs Rq. ,.1H,
soll selb dritt ein h. abtragen, bringt syn teil IX pfd.'
1558, MEsTERM. 1882. ,So aber ein h. oder Scheltwort
und zuoredungen [Schmähungen] zwischen Frauwen
verlutfend. das soll ein vogt ze strafen haben.' Offn.
Marthalen 1580. ,So zween mit einanderen hauwen
oder schlachen und darus ein h. folget, solle der h.
dem vogt zuo K. alleinig zuo büessen zuostahn.' ebd.
— 8. Knie fall a) als Ausdruck des Dankes. Im J.
Iii5;'. nach dem Bauernaufstand erschienen vor dem
8tiftskapitel Beromünster zwei durch dessen Fürbitte
gerettete Rädelsführer und taten einen ,H,' (MEsterm.
1875.) — b) kniefällige Abbitte vor der versammelten
Gemeinde, eine auf Lästerungen u, a. Vergehen ge-
setzte Kirchenbusse (bes. im XVI. — XVIII.) B. ,Die
aber, so die vermahnung nit achten, sonders darüber
mit schnödem bscheid begegnen wurdend, zum härdfal
vermahnen.' B Mand. 1628. Syn. Herdkuss. — 4. Erd-
rutsch. ,Von einem Erdfall. Ao 1678 ist ein Teil
des stotzachtigen Gebirgs abgerissen ; gleichwohl sind
von diesem Bergfall weder Menschen noch Vieh be-
schädiget worden.' Mem. Tig. 1742. — Mlui. ert-vul.
Harnisch-: = Fall 2 d, sofern die Abgabe mit
dem Harnisch oder Waft'en übh, entrichtet wurde,
,Ao 1397 was ein span zwüschend dem closter Aller
Heiligen und Hallow von wegen des harneschfals.'
JJRüEGER. Vgl. ,0b es aber wäre, das er kain liech
oder tier hette, der ist schuldig ze geben synen har-
nisch oder wafen, und syne peste klaider.' Ofpn. Tuggen,
Häss-("): in Kleidern entrichteter Fall. Syn. Ge-
icand-F. ,Es syge dann sach, dass sy [eine abge-
storbene Frau] hett unberatcn [unverheiratete] döch-
tcrn, den sollt nit mer genommen werden [als] der
h. oder lybfal und nicht das bett.' Hausbr. Bnbikon
1483. ,Wo der waibel den liessfal ninipt. so scdl er
nünts nemen, dann das gwer und die gürtelgwand als
er [der Pflichtige] zue kilchen und hangarten gät.'
Offn. Sulgen. Vgl. ,Sind aber die lyborben tochtran,
so nimmt der ammann zue dem val des abgangnen
häss, als er ze kilchen und haingarten gangen ist.'
Offn. Appenzell 1379?
Kinder-: Fall, der sogar aus der Hinterlassen-
schaft von Kindern, welche fälliges Hofgut un zerteilt
in Gemeinschaft (der sog. Zusammenteilung) besassen,
erhoben wurde und zwar beim Tode eines Jeden der-
selben. 1574/1607, L. Seh. RG. I 158/60.
Lib-: 1. = Fall 3 d. ,So soll man vorab davon
usrichten und bezalen bodenzins, huszinse und lyb-
felle.' 1457, Bs Rq. Vgl. ,So m<ig der herr den vall
von synes eignen mannes lyb nemen, wie der gevallen
ist.' Urbar Baden 1490. ,Sy habend sich dann vor
und ee irer eigenschaft mit abtrag des lybfals mit
einem herren zuo StBlasien vertragen und irer ledigung
gloubwürdigen schyn erlangt.' 1548, Bs Rq, ,0b man
den Priestern den Leib- oder Todfall erlassen wolle.'
1584. Absch. — 2. Begräbniss; Begräbnissmahl. ,Uf
lybfäll, sibend, dryssigst und jarzyt, Do was mir nocii
nie kein myl wegs zuo wyt', lässt NManuel die Begine
sagen, welche gerne guten Mahlzeiten nachzieht. ,Bei
seinem Leibfall erschiene das ganze königliche Frauen-
zimmer [weibliche Hofgesinde].' Wurstis. 1765.
1. Der Fall wurde vom , Leibe' tles Hörige» erhoben,
war ein Zeichen der personlichen Abhängigkeit vom Hals-
licrrn. — Z« 2 vgl. Gr. WB. VI .598 b.
Land-: die abschüssige Lage des Bodens. Mc
muess d' Messlatte im Blei a"ha", nüd nah-em L. ZWäd.
Mülli-: Abgabe, welche dem Grundherrn für die
Benützung einer Wasserkraft zu Mühlenbetrieb ent-
richtet werden musste. ,l)ie mulli-fel zu entpfangen,
haben M. G. H. für das künftig nachgelassen und auf-
gehept; iedoch mit vorbehält, dass ihnen solcher nach-
lass an ihren habenten röchten der wässern, oder
wasser-fällen kein nachteil [sein] solle.' Vorschi-ar zu
Ruswyl 1653.
Miss-: 1. „Unglück durch Zufall L; Sciiw." -
2. das Missfallen, sehr häufig in der altern Lit.
.Werdend einen m. ab euch selbs haben.' 1531/48,
EzECH. = ,ein missfallen.' 1667. — JIhd. mugeml.
Nach-: nach vollzogener Ausrichtung später noch
zu erwartender Erbteil. ,Niemands soll Gewalt haben,
sein N. oder andere Erbschaft, so er zu erwarten
hätte, zu versetzen,' 1666, BSa.
Not-: Unglück, s. d. Comp. N.-Stube. — KM.nst-rai.
Pen-: 1. Straffälligkeit. ,In sorgen stön, dass er
gegen k. majestet in ungnad und peenfal kommen
möchte.' Vad. — 2. Busse; Strafgeld. .Uf den ebruch
sind härte straf und penfäl gesetzt.' 1526, Ec.li, Act.
— Abi. penfälUg (s. d.).
Bett- = Fall 2 d, sofern er mit einem Bette be-
zogen wurde, was häufig bei verstorbenen Frauen
vorkam. .Da die Hiltin eine Gotteshausfrau ist luid
keine unberatene Tochter hinterlässt, so soll der Abt
beide Fälle, den Bett- und Gewandfall nehmen.' 1494,
Absch. Vgl. Ofi'n. Laufen bei Fall 3 d.
Rü"-: 1. „Reue über einen geschlossenen Ver-
trag, Kauf. — 2. Busse, Entschädigung wegen nicht
gehaltenen Vertrages VOrie." — Syn. Bü'^-KaHf.
Rück-: rechtlicher Termin, bis zu welchem ein
Kauf rückgängig gemacht werden kann. .Zu Verhütung
gegenseitiger Benachteilungen wird der R. od. das so
betitelte Zihl und Tag ferners beibehalten.' S 1807.
743
Fal, fei. til, f..l, ful
744
Selb-Fall: durch Wind verursachter Fall des
Holzes; solches Holz selbst. Syn. Holz-F.. Wind-
Bnich. ,Es sond ouch alle Windbruch und selbval
in den hölzren eines vogtes syn.' Hofr. T;unkhofen.
Schau-: 1. der äussere Rand eines Gegenstandes,
bes. eines Stückes Tuch Bs; Gl; Z, eines Ackers ZBenk.,
eines Getreidehaufens ZSth., der den Vorübergehenden
oder Prüfenden in die Augen füllt und sie zur Be-
sichtigung oder zum Kaufe lockt, indem er, auch etwa
in betrügerischer Absicht, schöner ausgestatt.et ist;
Schau-Ende. ,Aller jammeren obertilinen am schau-
fäl schürpfen oder riich behoblen.' 15-54, Hotz, Urk.
.Specimen, seh., ein prob, probstuck.' Denzl. 1G77;
1716. Syn. Schaufaden. — 2. das äussere Ansehen,
der Schein. ,Das Tuch ist auf den Seh. gemacht.'
SuLGER. ,Etwas an den Seh. stellen.' ebd. ,Uppige
kleider tragen, stäts uf den schowfaal ufzieren.' Bull.
1540. ,Das ein hübschen schauwfal hat, das köuflich
ist.' Pris. ; Mal. .Componi ostentationi, zum seh. ge-
ordnet werden.' ebd. .Gelegenheit zu einer trefflichen
Stadt mit schönem Aussehen und Schaufahl.' Tschcdi.
Gallia. — 3. augenfälliger Platz. ,In jedermanns
schawfahl und zuvorderst im spil sich erzeigen.' FWvss
1(15(1. — 4. Besichtigung der Wohnung und der Be-
sitzungen des Freiers von Seiten der Geliebten, wenn
sie den Heiratsantrag erhalten hat Zg. Syn. Geschaui.
Tod-: 1. = Fall 2 d. ,Sollend alle todfäll nach-
glassen syn.' 15'25, Absch. — 2. Todesfall. Es gid
Todfäl, es kommt zum Blutvergiessen S.
Wider-: 1. Piückfall des abhängigen Gutes an
den Grundherrn. ,r)och soll der artikel des wider-
fals halb, dass man die güeter nit erben soll denn
unz in das ander glid. hin und ab syn, also dass sy
yc einer von dem andern erben und die güeter von
eim an den andern fallen sollen wie ander güeter.'
1538, Eathgeb, Urk. — 2. der meist nur teilweise
Rückfall des von dem absterbenden Ehegatten in die
Ehe gebrachten Gutes an die rechten Erben des-
selben, unter Ausschluss des überlebenden Gatten.
.Wann ein erber guot fallen wurd in frönibd bände
und uss der linien, da das guot bar kommen ist. da
soll dann der w. an einer herrschaft und biderben
lüten stän [in ihre Entscheidung gelegt werden].-
1507, B. ,Wo zwei eliche gemächlten an elich lyb-
erben absterben, dann soll es w. gen und sonst nit.'
1529. B. .Wenn durch sömlich teilung das guot in
frömbd liänd fiele, da soll der dritteil angends wider-
fallen des toten nächsten erben und sünst kein wider-
fal.' ebd. .Mächnussen [= Vermächtnisse] beschuhen
uf ein w.' 15.39, Bs Rq., also auf blosse Nutzniessung.
— 3. was der Frau in Ansehung ihres Brautschatzes
und zu dessen Sicherstellung von dem Manne aus-
gesetzt wird; Gegenverraächtniss B; Syn. Widerlag.
Dann auch das von den Ehegatten auf Ableben hin
einander gegenseitig ausgesetzte Erbgut; Vermächt-
niss, wodurch der Rückfall des Erbes an die rechten
Erben verhindert wurde. .Zwei ehemöntschen mögen
einanderen die widerfähl mehren, besseren, ordnen
und all ir guet geben und vermachen.' 1541, B. —
4. (Jlücksumschlag. .Der Abt [hätte gerne nach
König Albrechts Tod Eroberungen gemacht, allein er]
entsa.ss [fürchtete] den w.' Vad. — Vgl. wider/uUcn.
Gewand-: 1. der Fall (2 d), sofern er in Kleidern
(auch im besten Bett oder in Kleinvieh) entrichtet
wurde, ,0b ain gottshusmann lyberben verliess, das
nit knaben wärind, und der erbfal an frowen fiel
oder an töchteren, so ist der gwandfal des waibels.'
ÜFFN. Sulgen. Syn. Hässfall. Vgl, : ,Hat er aber nit
vichs,. so soll er geben das best gewand, als er am
sunnentag ze kilchen gät.' Üffn. Schwamendingen XV.
— 2. der neben dem .Hauptfall', welcher dem
Landvogt zufiel, dem Untervogt oder anderen Unter-
beamten zukommende , Todfall' an der genannten min-
derwertigen Habe. .Desshalb die unsren sich driiffen-
lich klagt, wie sy von den undervögten des gwandfalls
halb fast beschwert werden der raäss, dass sich zum
dickern mal begeh, dass sy eim undervogt mer geben
müessend, denn unserm landvogt worden war [= sei].'
Baden 1512. ,Hat es hinfür die nieinung, dass die
Thurgöwer für den houptfal nit meer dann ein guldin
in münz und für den gewandfal ein ort eins guldins
und nit wyter noch ferer und das allein zuo einer
bekanritniss schuldig syn und also mit diem fal das
geläss ouch bezalt syn soll. Es möchte aber einer
des gewandfalls halb so gar arm syn, weisst sich ein
jeder gerichtsherr denn im selben wol zuo halten.'
1.530, Absch.
Wind-: vom Winde umgeworfener oder schief
gedrückter Baum, abgewehtes Holz Bs; B; L. Wie
früher dasselbe auch Nichteigentümern etwa zur Nutz-
niessung überlassen wurde, so darf noch heule da und
dort der Pfarrer aus dem Pfrundholz ungefragt davon
nehmen. ,Sy sollind selber umb laden luogcn, in-
sonderheit dieweil sy das holz vom w. und winterhouw
anderswohin verkauft und hinweg geben habend.' 1562,
Hotz, Urk. ,Dcra, dess der bäum an der march nit
ist, soll, was auf sein ertreich fallt, als der w., wie
von alter har werden.' 1563, BSi. .Die Ziegler sollen
sich hinfort der Windfahls-Dölderen [Wipfel] und ge-
meiner Afterschlägen behelfen.' 1607, Bs Waldordn.
(Die Ziegler hatten an den Holznutzungen der Ge-
meindswaldungen nur bedingten Anteil.) .Der Wind-
fahl, so zu nichts Anders als zu Brennholz taugend-
lich.' 1747, BSi. Syn. Windgefäll. — Mhd. n-iniml.
Wasser-: das Gefälle des Wassers. S. bei. il/üK-i^.
Zue-: 1. Zufälliges, bes. ein Ereigniss von nach-
teiligen Folgen, wie Krankheitsanfälle u. ä. En Z.
überchö' oder g'ha' hn" Z. Es Zuefäli, euphem. bes.
Schlagfluss, es Schlegli Z. ,Ee Adam in d' sünd gfallen,
ist er in alle weg vollkommen und aller gepresten
oder zuefälen ledig gsyn.' Güaltu. 1555. ,Dass üwer
macht zuo allen unsern zuofällen [bei Allem, was uns
zustossen sollte] .schnell bereit syn werden.' 1521,
Absch. — 2. was Einem zu Teil wird, a) erbreeht-
licher Vermögenszuwachs = Fall 3 b. .Als ob-
vermeldte Satzung [von den Pflichten eines Falliten]
keinen erblichen zuofal begryft [ins Auge gefasst
hat].' 1597, Z Erbr, — b) zufällige Einnahmen,
Accidentien, Sportein. ,Das in semlichem wesen [da
der Stadt durch den Vogt Hagenbuch alle Märkte
und Gewerbe abgeschlagen worden] alle und ietliche
nutzungen und zuefäli der Statt [Mülilliausen] also
abgangen, das sy zu nüt worden sind.' 1474, Absch.
.Habend wir doch wenig ingends noch zuofalls, es
syge an wuchenmärkt noch jarmärkt, dann dass wir
uns uss dem erdrych nerend.' 1525, ebd. ,Dass der
nüw vogt der wittwe des alten gelangen solle lassen
den jarlon bis Wychenachten, doch die zuofäll dem
745
Pal, fei. til, ful. ful
746
jetzigen vogte vorbehalten, so er liinfür verdienen
würt' 1528, Strickl. — 3. Einfall. ,Mir ist ein
guoter z. kommen; das mittel würt helfen!' lässt
NMan. den Arzt am Krankenlager sagen. — 4. Zu-
strömen einer Menge. ,In disem Dorf ist ain grosser
Z. von Wagen und Karren.- Stockar 1519. ,.\ls grosser
Z. war zu unser Frouwen gan Büren.' Ansb. ,Affluens
studiis locus, ein ort. in welchem wol ze lernen ist
und darvon ein grossen z. hat.' Fris. — 5. Beitritt;
Zustimmung. Beifall. ,Wa ist aber meer zuofals zuo
Christlichem glouben, meer ufwachses Christenlicher
Unschuld gewesen?' Zwisgli. ,Der z. des gemeinen
mannes ist unser.' 1529. Absch. ,Von der frucht seiner
predig und z. der glöubigen.' 1531, Apostelg. Vgl.
zuefallen. — '2 b eutspricht wörtlich dem aus dem Lat.
abgeleiteten ,Accideuz'.
allen -falls aUrfäls : wie nhd. ; auch .beispiels-
weise'. ,Gott dankend ass sie mit ihrer Haushaltung,
was der Tisch nutbracht, allefalls Erdäptel und Ge-
müss, das sie selbst gepflanzt hatte.' Merkw. d. XVIU.
glich-: 1. ebenso. Als Antwort bei Glückwün-
schen, bes. auch beim Abschiede gebräuchlich. A: Gott
b'hüet-i''; scMofed imV. B: GUchfäh fir au"')! Z. —
— 2. gleichviel ob, als Conj.; vgl. umgestellt , ob-
gleich'. , Weiss woU, dass ich kein ruow nit hab. Es
syge glychfals nacht old tag.' Com. Beati.
fall- bar: von Gütern, mit der Pflicht des Falles
behaftet. ,Ouch soll man wisun, dass die schupposcn
vallber sint, also wer die seh. inne hat, gät der ab
von todes wegen, also mang seh. er inne hat, ist dem
gottshus von jeklicher seh. ein höpt gevallen.' Offn.
Tettingen. Svn. fall-Jos.
,Fäsch-Fäll -F^l: mit ,Fäsehgras' bewachsene
Trift oder Bergweide BE.; LE." — S. Gtfün i .-. d.
Gefäll kfe'U. ifäj (kßl): 1. concr. a) Abfälle,
z. B. diejenigen Teile des Schlachtviehes, welche man
nicht auswägen, sondern nur als Zugabe vorwenden
darf Aa. I"' ivünsch-ech am Wurstmäl 's Allerbest : im
därmige Säckli 'bräglet [gebratene] 8 EU von alle" Sorte'
und settigem [solchem] G'füU, leie zum Exempel no'''
Schnörrli [= Schnauze, eine Delikatesse] druff jiehe
[= hinauf], mit andrem .G'rümpel [= Durcheinander].
Wurstlied ÄAStauf. — b) G'fell, steiler, steiniger Ab-
hang, Trümmerhalde W. — c) G'fdl, Abteilung der
Alpwcide, welche gedüngt, eventuell gemäht und darum
eingezäunt wird, bes. der zunächst um die Sennhütte
gelegene ebene Platz, der seine Itüngung von selbst
durch das dort zum Melken und zur Nachtruhe sich
lagernde Vieh empfängt BE., öÜ.; LE. Ggs. Magere;
Syn. Läger, Heuplatz; vgl. gefallen. .Sonst bleibt's
[das Vieh] in dem Getield (Gefähl), das gleichet einer
Matten.' Lied v. den Handlungen des Hirten. Daher
„g'fäle", Dünger auf ein , Gefäll' streuen". — d) G'fäi,
Weideplatz mit Sennhütte. Der Senn zieht mit vor-
rückender Jahreszeit aus den ,Vorsässen', Vorweiden,
zuerst auf das untere, dann auf das obere G. BHa.
Syn. Bochfäl; Stäfel. Vgl. fälen. — c) im G'fe'll BO.
u.U.; LHergisw. (auch -ö-); Z, G'fdl BTrueb, als
Eigcnn. von Örtliehkeiten. — f) G'fdl, Vieh BHk.
— g) PI., Einkünfte, Abgaben (Kanzleis]ir.). .Dem
Weibel von Kilchlerauw [als Sold für] die (ifällenen all-
dorten einzuziehen.' 1742. Schloss h'i'En. — 2. abstr.
a) G'fe'll, Neigung einer Strasse, einer Wasserleitung.
Syn. Fall. - b) G'fe'll Aa; Ar (f"); Bs; BE.; Gr; L;
G; S; Th; W; ZO., WL; G'fel B (Id. B; Zyro); L;
ScHwMuo.; S; Uw; Z(i, G'feH ZS., G'f.il BRi.. Si..
G'fol LH., äusseres Glück durch Zufall, sowohl ein-
zelner Glücksfall als fortdauerndes Geschick, a) mit
dem best. Art. 's G. ha", vom Glück begünstigt sein
L; Z. Wortspiel: Wenn Eine'' 's ganz Sterneberg hett,
SU hett er 's G. [so heisst nämlich auch ein Weiler
der sonst als arm geltenden ZGemeinde St.] J/e mos
[man muss sc. zum Wollen und Fleiss hinzu] «w* 's
G. ha' Ar. ,Ist das blinde Glück, der Zufall, das
sog. G. schuld daran y Die Leute sagen immer: ich
habe das G. nicht, es ist heut zu Tage Nichts mehr
zu machen.' Gotth. ,Es kam auf das G. ab; es gab
Tage, wo Einer von uns Nichts erhielt, ein Anderer
viel.' ebd. Es hanget ril [= sehr] vom G. ah. Dem
G. underworfe". Je b'schissner [betrügerischer] d' Lüt,
um so grösser 's G. Schild, ß) ohne den best. Art.
Juhe, u-er G. hed g'ha' mit Finde" [von Ostereiern].
RWyss. Mer G. ha" als Veistand S. Mer hin [wir
haben] ditz Jär vil G. g'han, z. B. u. bes. in der Vieh-
zucht BSi. Guets (es grosses, es b'snndersj G. Es ist
es G. [blosser Glückszufall], trenn Eine d' Schibe trifft.
Mhd. ijeielle, Fall; Abgrund; Abgabe; Glück. Die Schwan-
kungen des Vüc. erklären sich daraus, dass die Ableitung
von .Fall' mehr oder weniger deutlich gefühlt, dazu der Um-
laut in älterer (e') oder neuerer Färbung (oe) angeschlagen
wurde, Beides verbunden mit dem Umstände, dass ,F,ill' mit
langem Voc. gesprochen wird, danebeu , fallen' und , gefällig'
mit kurzejn. Die Färbung e^ mag sich von .Ungefall' aus,
das sich begrifflich mit ,fe'hlen' berührt, auf .Gefall' über-
getragen habeu. — Zu 1 b vgl. die syn. G'hi und Hin von
i/ehijen, riven, fallen. — 1 c mag sich auf die Lage der Senn-
hütten beziehen, indem dieselben meistens in einer Einsenkuug
errichtet werden, gegen welche die Umgebung abfällt, od.
auf den Mist, den das Vieh dort fallen lässt, wozu das
Präf. mit coli. Sinn gut passen würde; vgl. indess auch Fei
bei FM, welcher Zshang jedenfalls dem Verf. des oben auge-
führten Hirteuliedes bei seiner versuchten Verhochdeutschuug
vorschwebte, c u. d dürften wohl unter einen Begriff zsgefasst
werden. — Zu e lassen sich verschiedene Grundanschauuugen
denken, indem die Deutung als haldige Ürtlichkeit nicht auf
alle passt; mit Bez. auf andere ist der Ausdruck viell. syn.
nüt Jiüti, Schwand (durch Fällen des Waldes urbar und
wohnlich gemachter Boden). — g. , Gefällinen' setzt einen
weibl. Sg. .Gefälli' voraus. — Abi. gefallen; ge/älliij.
Un- Uv, U'-, 0 Dim. Olfelleli Ar: Miss-
geschick, Unfall, das Gegenteil von Gefäll 2; Unglück.
Er ist iez au recht i" 's U. i-e [= hinein] cho". 's Un-
g'fell ritet-e [ihn] aw'' recht! S. IJng'feler [wieder-
lioltes Missgeschick] im Stall mit-em Veh Z. Wer 's
U. het, bricht uf-em ebne Boden e Bei'. Suloer. Es
ist lieis Vg'fäl, wan es ist nah es G'fäl derbl BRi.
Das ist mi/s IL g'si", war mein Unglück. .Das war
aber unser ungfell.' Sciiüri-k 1497. .Krieg, türe, stör-
bend, hagel, ryf, missgevvechs und ander derglych
ungefelL' Bs Rq. .Gross ungefal was dazuoinal uf
der V. Zürich teil.' Edlib. ,So kommen wir aus un-
gefall.' RiiEF 1545. .Arm das grössest ungefehl.' Rud.
Mev. 1051). ,In vielgedachts Erdbidems ungefell un-
wonhaft worden.' Wurstis. Spec. Ansteckung mit
Krankheit GrD.; U; in Gr werden zum Schutz da-
gegen Halsschnüre von den Frücliten des Spindel-
bauiiies getragen. Eu|iheni. und verhüllend z. H. für
Todschlag (vgl. .kam zu schaden und nngefidl, dass
er ein burger ersclilng.' BWai.dis IV Fab. 07). .Damit
biiser ungefell und unrat verliüct werden.' 153tl, Aiisch.
ist eine versteckte Kricgsandndinng.
747
Fal. fei. fil, toi, ful
748
Mhd. vnijfvflli- ^ ungmil m.. n. In iinserer Volksspr.
hat es den Ausdruck .Unglück' heinahe ganz verdrängt. —
PI. auch ohne Endung: .die künftigen iingefell.' I,j31, Lucas.
Miss-Gefäl): da.-fselbe, Bs.
Sü"- Soll-: unerhörtes, unverdientes Glück L.
Welt-: Glück in der Welt. Vil W. ha" BSi. —
Ali!, inii.iißmqi.
Bucli-Fäl n.: „der Bezirk der Alpweide zunächst
um die Sennhütte und zwar der gedüngte, fetteste
Fleck derselben, wo man das Vieh gewöhnlich zum
Melken lagern lässt Ap." Syn. Gefäll 1 c. ä; Ferrig.
gefäll: fällig, verfallen. .Wegen vers(."ssenen und
gevclnen zins.' Ukk. 14ü5 (Arh.).
Falle" f. — Bim. Fälleli: 1. Türklinke Aa; Ap;
Bs; B; VOrte; Gl; G; S; Z. D' Tür ist uf d'r F.,
nur angelehnt, nicht im Schloss Z. ,T)ie Türe [einer
Frei.statt] in der F, stehen lassen', nicht schliesseri.
Bsiiie., XVII. Syn. Gimchet; Klinge. — 2. F'all-
türe, Klappe Gr; „Vürte" ; Z. Liegende Türe,
welche die Öffnung eines Bodens .schliesst Ap. Syn.
(Fäll-jBalche", -Lade'. Der Laden oder die Öffnung,
durch welche man auf einer Treppe in einen untern
Raum hinabsteigen kann Scn. Vorrichtung, den Keller
zu schlie.sseu, indem man von der Stube aus einen
an der Kellerdecke befestigten Sparren an einem Seil
etwas hinunterlässt BSi. Falltüre, welche in den
Keller, auf den Estrich führt GrD. Falltüre an einem
Gefängniss; der Deckel der Chlche, des Gefängnisses,
im Rathaus GrD. , Einen auf die F. legen', um ihn
dort hinunterzusenken. ,Der ward uf der f. gehalten'
[im Gefängniss]. Bossh.-Goldschm. Klappe GRPr., an
einem Ofen Gl; Z. Wasserschleuse (iL (z. B. an
einem Kanal); GrD. Ventil SG., NA. S. noch die
Compp. — 3. beweglicher Teil verschiedener Ge-
rätschaften, a) der Haken, der in das Zahnrad an
dem vordem .Baum' des Webstuhls eingreift Z. —
b) an einer Uhr. .W^ie wenn einer das Fällelein lupft
an einer Uhr und sie fängt an zu schnattern, bis das
(iewicht am Buden ist, so war es, wenn man bei Bäbi
das F. lujifte [= ihr Anlass bot. über einen ihr sehr
angelegenen Gegenstand sich auszusprechen] : da
schnatterten auch alle Rädlein ihres Gemüts und der
Mund klapperte, dass er nicht wieder aufhören konnte.'
Breitenst. 1860. '.s Schnüerh 'söge, 's F. g'lüpft, De''
und de'' iscli ttsepfüpft [entwischt], Anzählspruch bei
Kinderspielen Aa; Bs. Er het 's F. g'lüpft, einen
Wind gelassen Bs; Z. — c) ,die welsche Falle', das
Fallbeil. XVI., L (der Vorläufer der Guillotine). —
Messerartiges, zwischen zwei schweren Klötzen, welche
eine auf- und nieder.steigende Bewegung haben, be-
festigtes Eisen der Ratiere (s. Ratzenfalle) eines Web-
stuhles, durch welche nach bestimmter Reihenfolge
die Geschirifiügel an ihren Haken in die Höhe ge-
zogen werden Z. — 4. automatische Vorrichtung
zum Fange von Tieren, allg. Eim e F. lege" BSi.
{richte" Aa), auch in bildl. S. Teil eines Fischernetzes
(Bären): wenn der in den B. gegangene Fisch eine
am einen Ende eines Balkens (Wag) befestigte Schnur
streift, so zieht diese eine am andern Ende befindliche
Falle, wodurch der B. über das Wasser geschnellt wird
Rhein. Figgen und F. BBe. = Figgen und Müli, s.
Figge". — 5. unvollkommene Ähre, wenn durch Frost
udgl. einzelne Körner zu Grunde gegangen sind ZRafz.
— 0. betrübtes Gesicht. E F. mache" Bs.
Mhd. rnth' f., Falle; Klinke. — Bed. 5 viell. vom Ah-
oder Ausfallen der Körner. 6 von schief gezogenen Mienen
i'h Mfü Innkeii): vgl. .'^yn. MüHfaUeitijpnicht. — Ahl. fitUni I :
/allncn.
Ofen -Falle: Klappe zum Offnen u. Schliessen des
Zuges im Ofen Z. — Hurd- = Falle 4 aus Flechtwerk.
Die G Landsatzgn des XV./XVI. verbieten .hürdfallen.
schupfreitel u. derglych. damit dheiner dem andern
syn hund oder katzen fahe.' — Kichen- fi. Falle 2.
.Sollend alle, so die Buoss nit zuo gilben habend [ver-
mögen], auf der Kirehenfallen [so!] gelegt und alldnrten
bei 8 Tagen mit Wasser und Brot erhalten werden.'
GrD. LB. — Keller- CMler- fast allg., GMrn- ZRfz:
die Falltüre, durch die man in den Keller („Neben-
keller." St.'') hinabsteigt Ap; Sch; Z. — Kämin-
Che-mi-: Kaminklappe, d. h. Klappe zur Öffnung und
Schliessung des Rauchfangs, Schorn.steins Ap. Syn.
Rassli (s. Äsne 7 Sp. .505); Kämivdeckel. — Kajiu-
ziner-: hölzerne Klinke, wie z.B. die aus der Wohn-
stube in die Nebenstube führende Türe eine hat.
RocHH. 1867, 1. 12'2. — Klotz-: Falle für Mäuse und
Ratten, bestehend aus einem schmalen Brettchen, wel-
ches über den Rand eines mit verdecktem Wasser ge-
füllten Kübels oder Topfes hineinragt und auf dessen
innerer Hälfte ein Klotz ruht, der, wenn die Schwere
des vorwärts spazierenden Tieres dazu kommt, das
Brettehen mit Allem zum Sturz ins Wasser bringt ZO.
— Lös-: eine Art Schleuse an einem Schwellenwerk
(zum .Loslassen' des Wassers), — Lüs-: (scherzh.)
Kamm ZStdt. — Lotter-: 1. ein von Kindern ge-
machtes und verdecktes Loch im Boden, in welches
ein damit unbekanntes Kind beim Sjuelen hineinfallen
soll L; trügerischer, unfester Boden, der den unvor-
sichtigen Betreter leicht zu Fall bringt B (Zvro);
vgl. Falle 4. — 2. baufälliges Gebäude, altes Haus,
schlecht gebaute Hütte Bs; Gr; L; S; ZKn. Syn.
KlüUere, Gelütter, Gehitter. Altes verlottertes Gerät
Bs. Lockere Türklinke Bs (vgl. Falle 1). — Mus-.
MAs- {Mise- Nnw); 1. Mausfalle. Bildlich „eine M.
machen: beim Grüssen den Hut nur ein wenig heben
Gr; L; Z." — 2. eine Art unterirdischer Abzugs-
graben für Wasser. .Alle mäuställen oder wo das
Wasser under und ob dem ertrych heimlich eingeführt
wirf, sollen hinweg getan und vermacht werden.' Stütb.
Wint. .Das Wasser in der Eulach ist mit vilen grossen
Nebendgräben und heimliehen Ausgängen oder Müs-
fallen verschweineret [vermindert].' ebd. — Schär-
müs-: eine bes. Art unterirdischer, zangenartiger
Maulwurfsfallen Z. — Niggeli-: Mausfalle, bei wel-
cher das Tier durch ein Brett erschlagen wird, dessen
Stütze weicht, sobald jenes an einem gewissen Holz-
klötzchen (Niggeli) rüttelt Gl. — Bären-: Name
einiger Häuser in BHk. (wo viell. früher Bären ge-
fangen wurden). — Ratzen-: Vorrichtung zu künst-
licheren Seidengeweben (Atlas oder Satin), oben auf
dem Webstuhl, zum .aufhängen des ,Geschirre5' und
zum Ersatz der , Trieften', frz. ratiere (aus dem es
umgedeutet ist), die Vorläuferin der Jacquardmaschine
Z. — Schütti-: Falltüre oder -laden, die auf den
Estrich führt Z. — Stuben-: Klinke der vStubentüre.
— Stell-: eine Art Schleuse an einem Wässerungs-
graben, welche sich mit blosser Hand richten lässt Bs.
— Dach- = ÄS/M m-7''. ZWyla. Durch dieselbe wird
namentlich das Tageslicht in die sonst dunkle Küche
eingelassen. - Tür-: Klinke G; ScH; Z; RsniNMiER.
749
Fal. fei. til. fol. ful
750
Wenn >''• ij'wügst hett, dass du chämist-, w) hett-i''' ä' T.
(fßyet! sagt man solierzh. zu einem werten Gast GF.
Allerhand ist c T. (\Vortspiel) Z. Syn. ScMi-nijiic. --
Tatsch-: Klappt'alle liir Mäuse GrD. Syn. Niggeli-F.
— Wasser-: 1. „bewegliches Fallbrett über dem
Wasser L; Z." — 2. Wasser ventil. .Unten in
jedem Stiefel [der Pumpe] ist eine W., welche Ventill
genennt wird.' Feveksi'r. 1790. — 3. Stelle, wo ein
Wasser von einem Berge fällt. So heisst eine Stelle
an der Limmat im AABb., eine am Schimberg L, ein
Bergrücken zw. Bs und S. Wehr: .Drei auf einander
folgende Wasserfallen, ca 7 — 8 Schuh hoch, sind im
Brühltobel angelegt, können geschlossen und zu Auf-
schwellung des Wassers gebi'aucht werden.' Hekisäu.
Avisbl. 1813.
fallen I, dim. fällelen: wiederholt an der Tür-
klinke drücken, mit derselben spielen Bü.; VOkte; Z.
S. noch fallnen.
ab-fallen I: (trans. u. schwach) Tiere in Fallen
fangen. ,Das Murmeltier wird in Saas nicht abge-
schossen, sondern abgefallt. Auch die Gemse ward in
der Vorzeit abgefallt, zu dessen Begründung man noch
heutigen Tages hoch in den Gebirgen deutliche Spuren
grossartiger Pallwerke bemerkt." PJRui'I'en, Saas.
falle" U (/"eHe Sch; ZBenk.): 1. von Naturgegen-
ständen und Sachen. ,Die Sterne, die freilich oft auch
fallen, nach der Sprachweise des Volkes.' XHerzog
1862. 's isch en grosse Sehne (/falle". ,Es fielend zwen
gross rytfen.' Bossh.-Golüschm. 's Gras, d' Friieht [das
Getreide] ist g'falle, hat sich gelegt (von Wind und
Regen) AABb.; Z. ,0b bei ihnen das Korn auch schon
gefallen wäre, ihres [das ihrige] hätte der erste Luft
gestossen.' Gotth. Vo" d'r g'falhie" Frucht wird eken
[kein] Pur en Lump [weil der Schaden dos Fallens
durch die .Schwere' der Frucht ausgeglichen wird] Z.
,Man wählt sich [um Kleesamen zu bekommen] den
wenigst fetten Boden aus, weil, wenn der Klee von
[wegen] der Fette fallt, er ein Beträchtliches weniger
an Samen abwirft.' Z Ges., 1798. .Der fallende Bach'
heisst ein Wasserfall in GrS.; daher viell. auch der
Familienn.: .Berchta von Vallenden wäg [Flut].' Jahr-
ZEiTB. Sins, XV.; s. auch Brunnen. Sonst indem der
Grundbegriff der vertikalen Bewegung mehr zurück-
tritt, auch von der blossen Richtung übh., welche das
Wasser einschlägt. .Wann die wasser von iren alten
yngängen fallend und ander ronsen [Rinnsale] gwön-
nend.' Vad. ,Gott geh an welcher selten die töss
immer rünne ald falle.' Stdtb. Winterth. Und danach
in allgemeinerem Sinn: ,Von erbinen wegen, so von
landt vallend, wie man die ussern darin halten soll.'
153'2/44, Scuiv LB. ,So aber einicher erbfal von und
uss unsern landgerichten und gebieten viele.' ebd.
.Minder sich f.' zurück gehen. ,Was jedes dem andern
[in die Ehe] zuegebracht hätte, dieselben güoter f.
wiederum hinder sich auf ihr jedes nächste erben,
daher solche güeter kommen sind.' 1617, Erdr. Diessenh.
(vgl. Hinterfall); einfallen, zssinken und so abnehmen:
,Die geschwulst fallt, residet tumor.' HosfiN. 1683.
Von Tieren: zu Grunde gehen, crepieren „Gr; L;
Zii" (St.''); Z. Was fallt, ist dem Schinder GHh.
Aber auch: geworfen werden. , Der Esel ist nit gross,
fallt auch nit gross, von wegen der kelto der lands-
orten, da sy gmeinlich fallen.' Tier«. lf)()3. .[Ein-
sidlens] Land ist rcicli au aussbündigem Weidgang,
dahero lällent bei ihnen die schönsten und besten Pferd,
so in der Eidgnossschaft mögen gefunden werden.'
JLCvs. 1661. ,Ein Uchs, so an dem Wädenschweiler
Berg gefallen.' JEEscher 1692. Von Produkten
menschlicher Gewerbstätigkeit: erzeugt werden. ,Wz
in der eignoschaft gefallen und gemacht, es sye leder,
fei, anken, ziger, käs, ross und anders, dass denn die-
selb koufmauschatz zollsfryg gan Mailand gäu solL'
Edlib. ,Von dem sonderbaren Zoll etlicher Waaren,
so im Lande f.. wachsen u. zubereitet werden.' Z Ges., '
1757. Vom Ertrag einer Steuer: Es sind 10 Frkn
g'falle bi der Stür Z, eig. viell. ,in die Büchse hinein-
geworfen worden'; vgl. aber auch , fallen' von Würfeln
und Loosen. Vom Fallen des Looses: Ein Mädchen,
um seine Hand gefragt, antwortete dem Bewerber:
Wie 's fallt! je nachdem die Nachfrage nach ihm aus-
falle Z(Spillm.). Von zustossenden Krankheitsanfällen:
,Es ist dem N. ein Schlag [Schlagfluss] gefallen.- Ndw
Kai. 1868. Von einem Kinde, das plötzlich stirbt: es
ist im es Fliissli [SteckÜiiss] (/falle BHk. ,Es ist mir
abgeflossen, ist mir ein Fluss gefallen, humorura de-
stillatione laboro.' Hospin. 1683. Zur Last fallen, ge-
legt werden: Die Boten von Zürich entschuldigten
sich .der Rede halb, so uf sie gefallen'. 1533, Absch.
.Welches hier auszuführen, gar zu weitläufig fiele.'
JMey. 1694; vgl. nhd. , schwer fallen'. Bildlich
a) in stehender Verbindung mit Subst. .Der Baum-
wollengewerb fiel fast gänzlich ins Kot.' BrXgger.
S. auch (in den) Brunnen, b) mit Um: 1) preisgeben,
aufgeben, darauf verzichten: dr Chaufschilliy la" f.,
dahinten lassen aScnw. E" Wingert (en Acker) f. lön,
aus einem Weinberg einen Acker (aus einem A. Wiese)
machen Gr. 2) ein Erbe hinterlassen : ,des Ver-
storbnen, der das Erb hat f. lassen.' LB. Ndw; vgL 3.
— 2. von Menschen. F. ist liechter, ids üfstö":
Ineichen. Von einem Mädchen ; zu Falle kommen, die
Unschuld verlieren Uw. Us de" Chleidere" (Uw), ms
'em Hds (Gr), us 'em G'icand (W; Z), rum Fleisch
(BHk.), .1" d' Chleider (AABb.) f.: abmagern. A"
d' Stange f., bekennen, frei heraussagen BHk. (eig.
sich herbeilassen, ergeben; vgl. .bei der Stange blei-
ben', im Gespräch nicht abschweifen, ursprünglich
von angespannten Zugtieren). I" d' Zug f., die letzten
Atemzüge tun (vom Todesröcheln) BHk. .Wollt die
[1. .wöllti'?] jeman darüber f. [= diese Verordnung
übertreten] und das nit halten.' Offn. Gottl. In Ver-
bindung mit enzwei u. Aec: .Oft geht einer seines
wegs, entschlipft und fallt seinen hals, g'nick, arm, bein
entzwei.' Klingl. Gn. 1688. In Etwas f.. darüber
herfallen, wie im Sturme Etwas anfangen, ergreifen.
■i. B. i (V Chriesi [Kirschen] /'.. sie alle aufkaufen
wollen; sie gierig essen Nnw. .Dass die mttller und die
pfister in die merkt fallint, vil ufkoulint.' Z Ratserk.
1573. ,Eim in kauf f., prasmercari.' Fris., ,intercedere
emtioni.' Hospin. 1683. ,Es soll ouch dheiner d(?m
andern in keinen kouf weder heimlich noch otl'enlich
f., damit der, dem der kouf erstlich angebracht [an-
getragen wurde], dardurch nit beschwert, sondern nn-
gcirrt und fryg koufen lassen.' 1545, Absch. Vgl. nhd.
.Einem ins Wort f.' Ei'm i" Wi;g f., in den Weg
treten BHk.; rechtlich Etwas ansprechen: .Wann der
Mann vor syner Frawen abstirbt, so hat diese die
Wahl, das Ihrige mit sammt der Morgengab ze nemcn
oder in den dritten Teil alles fahrenden Hab und
Guts zu f.' Gesetze Gr Ob. Bund. .Alle sollen fortan
751
Fal, fei, fil. fol, ful
752
gefreiet sein, dass niemaii an diieineii liarnesch f.
soll, es seien Klöster, Herren oder der Eido-enossen
Vögte.' Baden 1422. ,Wer dem andern an syn aigen
oder an syn lehen fallt und anspricht.' Offn. Gottl.
1521. Einen feindlichen Angriff, Einfall machen:
, Welcher auch in zewürfnussen oder sonst dem anderen
in hart fallt, er raupfe ihn denn glych us.s oder nit.'
L .\nsehenb. ,Von .sömlichs Schadens wegen fiel die
landschaft Zürych für die Statt durch ein merklichen
uflouf.' HBuLL. 1572; rasch hinziehen: .Zugend un-
sere fygend über Ryn [auf Garns] und fielend da wider
über Ryn [zurück].' Edlib. Von einer Partei abfallen
oder zu einer andern übergehen: ,Die gottshuslüt
waren von dem abt geftillen.' Edlib. Syn. ,sich ab-
werfen.' ,Es war dann sach, dass zwo glych urtel
wurden, dass der houptman [Vorsitzer des Gerichtes],
welche in göttliclier dunk, erkenn zuo dem einen teil
f. [Stichentscheid |.' 15'29, Absch. ,Der obnian fiel zuo
denen von SGallen.' Vad. ,Dass es uns erlich [ehren-
haft] syge, also von einem herren zuo dem andern
zuo f.' 1522, Strickl. .Zu dem feind über f.- Hospin.
KiSo. Auf Etwas verfallen, geraten, dazu übergehen,
darauf zu sprechen kommen: .Jetzund so wir
fällend in betrachtung diser unser wunderbarlichen
zyt.' Kessl. — 3. in der Rechts spräche, a) mit
pers. Subj., schuldig werden, einer Busse. Strafe.
,Wann ein Burger einen Frevel begienge und dem
Landvogt in die Buss fiele.' 1712, Vertrag B/Z. .Ge-
fallen syn', schuldig, verfallen sein. ,Wer swüere
unwönliche bi gott oder syner muoter sagt, der ist an
gnade gef. der kilchen an den bu ein phunt pfennige.'
BSigr. Jahrzeitb. ,Wer darüber [gegen das Verbot]
täte, der ist der Statt gef. den zehenden pfenning.' L
1399. .[Wenn ein Wirt in seinem Hause spielen Hesse],
so wäri er gef. des vorgenannten einunges.' Stadtr.
Diessenh., um 1400. — b) mit Sach subj.. fällig
werden, von Busse, Zins, Erbschaft (mit Dat. P., erb-
rechtlich zufallen, zu Teil werden), is I<Jib ist-mn
(-:m Z) g' falle» Gr; Z. .Darumbe der statt besserunge
[Busse] f. soll.' 1411. BsEq. .Besserungen, die fallent
und darrüerent von . . .' ebd. .Da der zins zu StMartis
tag fiel und aber erst zu StMichels tag sich ynzoch.'
1521/1544, ScHw LB. ,Ir mulken, das sie koufent od.
inen von zinse gevallet in dem lande ze Ure.' 133ö.
Gfr. ,Gienge da die frouw ab, so wäre dem man ge-
fallen, was sy farendts guot hetti.' Ofpn. ScnwPfäff.
1427. .Puegti es sich, das der mann ersclilagen wurd,
so war der frowen ir erbrecht als gefallen.' LB. Schw
Ma. 1427. Das Ptc. adjectivisch gefasst: ,in den Erb-
fälJen, so von grossvätteren oder grossmüeteren gef.
werden.' 1611/31, Bs Rq.. wofür .fellig w.' 1522. S. noch
fdllend Tor. — 4. Infin. subst., ds Falle': Fallsucht,
Epilepsie W. Syn. Hin fallen; das Wi-, u. s. hier-
unten 6 u. Valentin. — 5. Ptc. Perf. adj. a) tj'falleti
ffl'fallcs) Ob.^, von den Bäumen vor der Ernte ab-
gefallenes ScH; Z. — b) erblich zugefallen; (/'fallni
Mittel = gearhtea Gut Ar; GWa. .Wann ein solcher
profess würklich gefalles guot hat vor der profession.'
LB. ApL 1585/18'28. - ö. Ptc. Imp. adj. (subst.):
fdM falkfnjd {fallig F. g' fallet GA.) We Ap; BSi.; S;
W, der falled Siech W. ds Fallende Gr = das Fallen.
.Fallende Sucht, Wehtätigkeit. Epilepsie.' Tu Gesetz
üb. Viehhauptmängel 1811. Jmdm dieses schreckliche
Übel anzuwünschen, war in den alten Rechtsbüchern
argen Beschimpfungen gleichgestellt: ,Wer einem das |
fallend übel wünst, der sollte es büessen.' 1427, Schw.
.Derdeheinen swuortuot, dazuo er gottnempt [=nennt]
oder das fallent übel fluecht.' L 1430. .Gott geh dem
leben 's fallent Übel!' Aal. ,Ich wellt, dz dich das
fallend übel angieng!' LB. Ai> 1409. ,Dis sind die
frefnen Wort: des ersten, das einer den andern heisst
liegen, oder er hab's erlogen, oder einem das f. Ü.
wünscht, oder er syg ein schelm oder ein keib.' A. LB.
ScHwMa. .Der vallend und frölich [s. d.] siechtag
werd dir ouch!' NMan.
Die Seh Form (ä), welche auch der StGaller Kessl. (s. o. •>)
1 Mal bietet, findet viell. eine Stütze an der Stelle der alten
G Rhetorik, wo es von dem verwundeten Eber heisst: «u
Imid ellin [seine grosse Kraft] ue lazet in rellii,. was von
Haupt als .fallen', nicht ,fällen' erklärt und durch die in
der Reimchrouik des Ap Krieges vorkommende Form .misse-
vellen' bestätigt wird; s. M.-Sch. Denkm. zu der Stelle.
Dass der Umlaut aus dem Präs. Sg. in den Infin. gedrungen
sei, ist darum nicht wahrsch.. weil er sonst in unseren MAA.
gerade bei dieser Coujug. gar nicht eintritt. Eher ist zu
erinnern, dass auch nhd. .hängen' missbräuchlich intr. neben
.hangen' vorkommt, wahrscli. weil dieses auch trans. vor-
kommt. - Die Formen fallend, falled ( /alhl BSi.). /alli.j
zeigen die drei Endungen, welche iibh. das Ptc. in unseren
MAA. annimmt. — Der Ausdruck .fallend Weh' steht für
.Weh des Falleus' und gehört zu .anderen Fällen von Ver-
schiebung attributiver Bestimmungen. — Über das Verhältniss
zu dem Syn. •jehijen s. d.
ab-fallen U: 1. vom Wetter: .sich ändern, uni-
.schlagen. schlecht werden Ap; Gl; Übw; GA.; aScnw;
Zg. ~ 2. vom Wein: abstehen, schal werden. Syn.
um-, .Es mögent aber disere wyn über das jar nit
wohl behalten werden, geschieht ihnen auch bald von
Tonder. Sommerhitz oder der glychen, das syc ab-
fallent und brfechent.' RCvs. .Fällt einem Wirte der
Wein ab, so ist geboten, ihn zuzuschlagen bis zur
neuen Abschätzung.' 1002, Aa Wst. — 3. an körper-
lichem Wohlsein. Corpulenz. sichtlich abnehmen,
von Menschen und Tieren B; L. .Es ist ewig Schade
um die Kuh; bei einem armen Mann wird sie a.; sie
wird mager und hässlich werden.' HPest. 1781; 1790.
Von Kühen auch = ergalten, am Milchertrag abnehmen
BSi. .A.. gemächlich abni-mmen und hinsinken, nach
und nach hinfallen und zum fal kommen, sublabi.
contabescere. decidere; decrescere. Schweinen als die
waldwasser.' Mal. — 4. einem Glauben, d. i. einer
Confession. untreu werden L; en Aby'fallne, Apostat
Ap. — .5. (scheinbar trans.. prägnant) durch einen
Fall ein Glied brechen, sich verwunden, auch:
eine geistige Fähigkeit verlieren. Fall-mer nif Icen
Blelz ab, mach nur, dass du nicht fällst und dir ein
Stück Haut abschürfst Z. Das arm Kind hat si'*
d' Med abg'fulla Gr. ironisch, wenn es aus Blödigkeit
keine Antwort gibt; Syn. 's Muli CundcriregsJ verlöre"
oder diheime" g'lä". .Da es sich oft begibt, dass ein
solcher darob den hals abfallet.' RGualth. 1584. Es
hat Einer .ein arm abgfallen'. Mev.. Wint, Chr. Mit
Hülfsvb. .sein': .Ich bin ein bein abgfallen.' Schimpfk
1651.
abhin- alh-: hinunterfallen. .Die trällern fallend
abbin.' Fris. .Abliin f.-. deruere. ruerc. delabi. deci-
dere.' Mal.
über-: 1. intr. niit Ton auf über, über die Grenze
f., von Obst B. Überfliessen B; Gl. V Milch ist
üherg'faUe [beim Sieden] B. — 2. trans. mit Ton
auf dem Vb. a) von einem Bergsturz. .Der Flt?cken
753
Fal. fL'l lil. IV:
fnl
754
Plurs von einem "Bevg ü.' JMüller 1G65. Ubertr.
von Verdunklung: tiberfnlle Adj., schattig Gl. —
b) überladen. .Ein armer gsell, mit vil kleinen
kinden ü.' 1523. Assen. — c) feindlich angreifen.
,Graf Hans wollt Zürich ü. hau.- Z Chr. 133(3. —
d) ein Kleidungsstück überfalten, umkrämpen. ,In
Scena 10 kommen die junge Helvetier in 2 mal über-
fallnen Hosen, Wames verhauen.' JCWeissexb. 1701.
üf-: 1. zur Last fallen, als Aufgabe zufallen.
'*• isch-mir e fchiccri BiinJi üfiffalle B. ,Es war fast
sinnlos, nahm an Nichts Teil; daher alle dessen Ge-
schäfte Meyeli auffielen.' Gotth. .Eine Sünde, welche
namentlich den Juristen auffällt.' ebd. .Deren viel
mit Weib und Kinden den Gemeinden auffallend.' B
Bettler-Ordn. 1600. .Indem mancher sich an Bettel-
stab bringt und dann folgends den Gemeinden zu
höchster Beschwerd auffallt.' ebd. — 2. eintreten,
sich ereignen, vorkommen. ,Wäre aber, dass solich
missehell uffiele.' 1348, Absch.
um-: 1. umschlagen, abstehen, trüb, schal, kahnig
werden, vom Wein, Essig ScuSt. Syn. ah-f., dusel
werden. — 2. absterben, von Tieren. , Fische f.
alsbald umb und sterben.' JLCvs. 1661. — 3. nieder-
kommen, von Frauen Z (Spillm.). Ebenso bremisch.
an-: 1. an einen andern, festen Körper hin fallen.
Von Falltoren: ,W'o türlin sind gegen Fehleren, die
soll man machen, dass sie gern zuogangint, anfallint
und wärschaft sygint.' 1527, A.i Wst. Vgl. Anfall.
Mit Acc. F.: in die Arme fallen. Der verlorne Sohn
, fallt [bei seiner Rückkehr] den Vater an'. Sal.\t. —
2. eintreten (von Unwetter). .Und was semlichs un-
gewitter [schlechtes Wetter] angefallen am donrstag.'
Wyler Copieb. ,Es ist ein grosse Kälte angefallen
oder eingefallen.' Hospin. 1683. — 3. (mit Acc. P.)
zufallen, zu Teil werden, als Gewinn, bes. durch Erbe,
oder Last. ,Er alt swen [oder wen immer] die reben
anvallent.' 1315, Urk. Z Zoll. ,Swele ze Z müline
haut, die sun enhein müli furo [darüber hinaus] han.
si Valien si danne an von erbe ald von geniechde
[Vermächtniss].' Z Eichtebr. ,Hett einer kind, die
über 7 Jar wären, die soll und mag Dorfrecht niemer
angefallen, weder von Vatter noch von Mutter, old
sy koufen's von den Dorflüten.' Doufh. UwBuochs
1433. , Ererbt oder angefallen guet.' 1566, Erbr.
Frauenf. .Das Eigen, das er geerbt hat von synem
Vater oder welichen weg es in angefallen ist' 1531, Z.
.Gloria te manet, es wirt dich ein eer a.' Fris. ; Mal.
,Sanipt allem, so sy inkünftigen erbswyse ald sonst
mag a.' 1566, Mise. Tig. ,Als mich anfiengen Kinder a.'
Fru-kart 1470. ,Der unglöubig furcht, in fallind kind
an, vertrüwet Gott nit.' HBull. 1540. Mit Dat. P.
'sisch im es Erb (es Heimat) aif falle B. — 4. trans. mit
pers. Subj. a) mit Sachobj., rechtlich ansprechen.
,Wie die Cortisanen für und für in Üebung syen, die
pirüenden anzuofallen und denen, so die lihung zuostät,
ir gerechtigkeit [= Recht] abzuobrechen.' 1521, Absch.
,Er understät, ein alte schuoppis hofstatt anzefallen.
welche aber irer huob wider zuogetan, dass sy ganz
syge: dess er gar kein fuog hat. diewyl er das ver-
kouft [hat. Er] woll die von Schwamendingen drum a.'
1593, Hotz, Urk. ,So ainer ein pfruond mit kainem
rechten mocht a. nach [= noch] besitzen.' Kessl. .Er
war in des Papsts Gwardi gsyn, darin er die Pfruond an-
gefallen hat.' (iSxÄiiKLi 1559. Verbunden mit Dat. P.
Schweiz. Idiotikon. I. 5.
(streitig machen): ,ür. Ludw. fiel dem von Sunnenberg
das bistum an, doch beliuob das bistura der v. S.'
Edlib. ,15'24 fiel N. N. den frowen zuo StCatrinen
ainen wyngarten an.' Vad. — b) mit Pers. -Obj., vor
Gericht ziehen; verhaften. .[Die Beamten] söllent die,
so die todsieg getan band, a., vahen, beheben.' 1420,
Bs Rq. ,Von behebung wegen, so einer den andern
umb ggltschulden mit recht [= gerichtlich] anfallet.'
1457, ebd. .Welicher euch den andern mit dem stabe
[vor dem Richter] anfallet oder behept, es sye umb
geltschuld oder umb frefel.' ca 1520, ebd. ,Dass
ein statt StGallen keines ächters [Flüchtlings, der
dort Zuflucht suchte] entgelten sollte, der bi inen
funden wurd, doch dass den anfallenden rechtens ge-
stattet würd.' Vad. — 5. angreifen, von Krankheit;
anfahren, mit Worten. ,Es hat ihn ein Krankheit
angefallen. Mit Worten Einen anfallen = anfahren.'
HospiN. 1683. — 6. unternehmen. .Sind so ring-
sinnig und frefen, dass sie Sachen dörfen a., under-
stehen, denen sie nit gewachsen.' FWyss 1650.
in-: 1. einsinken, zsschrumpfen, z. B. vom
menschlichen Leib, i'g' falle', mager geworden G; Z;
vom Ofen, s. d. W. (Sp. 110 u.). — 2. eintreten,
von Wetter und Ereignissen in der Menschenwelt.
Syn. an-f. .Die nacht fallet ein.' Hospix. 1683. Es
wird bald wider schlecht Wetter icellen ?. Z. Schne-
chrideu-iss, wiederlngfallu Sehne W, frisch gefallener'?
,Wann unter währender Zeit äbern Boden wäre und
einfiele [so darf man fremde Privatgüter nicht mehr
als Winterweg benützen].' 1702, ScHwReichenb. Hofr.
,So am morgen ein grosser wind einfiel.' ValTschüdi,
Chron. ,Wo [=: wenn] ir den krieg liessend y.' 1531,
Absi'h. .Wann Vehesterben y., es trett'e Rinder- oder
Ross-Vech an.' L Ansehenbuch. .Was ynfallt, lass
mich allweg wissen.' 1538. Bs Briefe. .König Heinrich
blieb am Bodensee, damit, was inviel, dass er an der
nächi syn möcht.' Vad. ,Es fallen gefahren ein, dirum
fatum imminet.' Hospin. 1683. — 3. a) feindlichen
Einfall machen. ,Dä wollt der graf yngefallen syn.'
Z Chr. 1386il44G. — b) unberechtigt, eigenmächtig
eindringen. ,Es soll Niemand für sich selbst und
eigenen Gewalts in das [sc. sein eigenes] Feld mit
Schneiden einzufallen befügt sein.' Z Mand. wider
frühzeit. Ernten 1757. .\uf dem Markt überbieten;
vorzeitig den Markt benützen; vorkaufen, fallen 2 (,m
den Markt, Kauf'). ,Wer auch uf dem Merkt dem
anderen ynfallt und mer hütet.' L .\nsehenb. ,Dass
die unsern vor jedermann den vorkouf haben und kein
frömder vor inen y., markten, feilsen, vorkouf oder
geding machen solle.' 1529, Egli, Act. ,Wenn nach
9 Uhr die Ankengrempler | Butterhändler] einfallen
und ein Burger sich verspätet habe, so sei ein .\nken-
käufer nur dann gehalten, von seinem Anken einen
halben Rüben zu verkaufen, wie er ihn gekauft, wenn
derselbe noch nicht eingeschlagen [eingewickelt] sei.'
1515. Absch. — c) rechtliche .\nsi)rüche geltend
machen. ,Wenn Einer abstürbe und die Gelter [Gläu-
biger] ynfielend, bezalt wöUtind syn.' Z Gerichtsb.1553.
— 4. (unpers. mit Dat. P.) sich als pjinfall (Gedanken)
darbieten. Mit Wortspiel: Dem fallt au''''s (janz Jar
Niid l", als öppen e rerlecheti Gelte [ein vertrocknetes
Gelass] Z; vgl. In fall.
ent-: 1. abfallen, resp. abgesehlagen werden.
Probst und Capitel legen für N. N. Fürbitte ein, ,sonst
48
r55
Fal, fei, til. toi, ful
75ü
war im alsbald der köpfe MEsterm. 1875. Vgl. 4. ~
2. (mit Dat. S.) aus einem Gemütszustände heraus
versetzt werden. .Wann aber die Partei ihrer ge-
fas.sten guten Hoffnung entfallt.' 1618, Z Gei.stlichkt.
— 3. verleiden, nicht mehr gefallen Gl; Sohw;
Nnw. ,Iu Zeit von 8 Tagen entfiel der Person ihr
Geliebter so sehr.. .' Inderbitzi 1826. — 4. schuldig
werden. Syn. vei-faUen. ,So sullen der selb her B.
und syn erben enphallen und gebunden syn umbe
liU niarch ze gebenne.' 1301, B Urk. .Der ist enphallen
umb drü phunt: condempnabitur in [etc.].' B Handfeste.
Anf. XIV. .Welcher schuldig wäre g'lihen gelt, em-
ptallet oder g'sprochen gelt [Bussen] oder lidlohn.'
LB. ApI. 1585/1828.
er-fallen: 1. todt fallen Ar ; Gl; GA.; Uw; W. ,0b
das Vieh nicht Gefahr läuft, in der Alp zu e.' Steinm.
1804. .Erfallenes oder unter Sehneelauinen gekom-
menes Vieh darf genutzt werden, wenn selbes noch
ganz frisch ist.' LB. Gl 1885. .Beinbrüchig und er-
fallen Vieh.' 1470, L Metzgerordn. Syn. ertrölen. —
2. einfallen, abmagern. ,Weliches vech darab [von
dem schlechten Futter] nicht starb, erfiel doch übel.'
HBuLL., Tigur. Auch refl. und von Menschen: ,Söll-
tend sy für und für also schlöchtlich loben, so wurdend
sy sich häftig e.' HBull. 1540.
ÜS-: 1. aus dem Gedächtuiss entschwinden BHa.
.Mir wäre beinahend ausgefallen, so doch gedenk-
würdig, dass . . .' JLCvs. 1661. Sy" Nama ist mir «.«s-
g'faUu. GöLiii 1712. — 2. aus einem Zu.stand heraus
geraten: ,Bis [= sei] eingedenk, worvon du auss-
gel'allen [= .gefallen' in den frühem Ausgg.] bist und
tue buss und tue die ersten werke." Apocal. 2, 5. ,Der
Gnad, Liebe und Huld Gottes aussfallen.' AKlinrl.
1691. .abfallen (vom wahren Glauben). , Wendest du
aber dein herz und fällst auss {= , fallest ab.' 1667),
dass du andere Götter anbettest.' 15ol/48, V. Mos.
herüs-, usher- (use-J: 1. einen Ausfall machen.
,Daruf der Kaiser für Florenz gezogen, die aber h.
gefallen und im 300 Spanier erwürgt.' 15'29, Aesch.
Mit Worten heftige Angrifte machen. ,Es muoss der
Prediger darumb nit uf 's erschrockenlichist heruss f,'
GuÄLTH. 1584. — 2. aus der Wahl fallen B.
ver-: 1. einsinken. .Verfielen uns die Eoss [im
Schnee].' Stockar 1519. Stürzen, durch Sturz um-
kommen, todt fallen, von Tieren und Menschen. ,Es
verfiel etwa vil liutes dar inne.' Z Chr. 1336/1446.
,Wann ein Kuo verunglücket, verfiele und unnutz
gieng.' 1769, ScHwKüsn. LB. ,üiser Berg Eige ist
ganz ohne gfarliche Abschlüpf, da Lüt oder Vych v.
möchten.' ECvs. ,Zween Wildschützen, deren der eine,
dem Gwild nachsteigende, v. ist.' JLCvs. 1661. ,Wenn
Tiere durch einen äussern Zufall, wie z. B. durch
Sturz od. V. zu Grunde gegangen sind.' G Wasenordn.
1849. Durch Einsturz einer Wohnung verschüttet
werden. ,Piel zuo Basel die herberg yn, darinn zwen
mann verfuolen.' Eyff, Chr. — 2. verloren gehen.
,Der [ein gewisser Zeddel] ist zwar nit mer zu finden
und villicht v.' ECvs. — 3. abfallen vom wahren
Glauben. ,Wie gar vil sind gestorben, welche verfallend
vom Schöpfer zum Gschopf.' JBreit. 1623. — 4. sich
vergehen, mit einer Person. .Mit ir ze vervallent.'
XIII./XIV., Marc. v. Lindau. .Weiher mann oder frowe
mit anander vervielin.' 1391, Scn Eichtebr. — 5. in der
Rechtsspr. a) t. mit Acc, t. mit .von', den .\ns]iruoh
auf Etw. verwirken. ,Ir band im üwer pfruond wider
gen, die er [als Todschläger] v. hat.' 1517, Z Criminal-
akt. ,Dass. wenn dieser 3 Jahre den Zins nicht be-
zahlte, er dann von dem Gut v. gewesen.' 1557. Absch.
Mit Sach-Subj.: Geltung verlieren. .Soll der totenfall
V. sein.' 1525. Mev. Wetzik. — b) in Kraft treten,
gültig werden. Wenn der Schuldner der Citation vor
Gericht nicht Folge leistet, ,so soll dem kleger syn
ansprach gen synem Schuldner v. syn.' Gl Landessatzg
1387. — c) mit Acc. S., schuldig werden. .Wann
ein burger ein buess gegen ein gast [Auswärtigen]
verfallt.' 1480, L. ,Der gross oinung wird v. an allen
Kilchwinen und Landsgemeinden.' 1560, Gl. ,Was
buossen angeschlagen sygend und wie die ein jetlicher
V. und verschult hab.' 1530, Aa Wst. ,Bedunkt's aber
die Vier, das einer minder geh, dann er v. heig.' ebd.
,Ein bettler hat v. ein friden [prägu. = Busse für Frie-
densbruch] mit der band.' ME.sterm. 1875. ,So habe
B. M. ein Friden gegen den G. gebrochen und v.'
1520, MEsTERM.. EicK. Partie, adj.: Verfallniys, ver-
fallene Gelder. Gotth. Syn. gefallen.
für-: 1. vorfallen, vorkommen. .Was not sein wirt
zum haus deins Gottes, das dir für fall(e)t auszegeben,
das lass geben aus der kammer desKünigs.' 1531/1667.
EsRA. — 2. in Gedanken vorkommen, dünken: ,Für
das dritte, so fallt uns das auch schwer und hoch-
bedenklich für.' ScH Gutachten 1618. .Dahero dann
nit unbillich zu bedenken fürgefallen, wie den wais-
linon ze helfen [sei].' 1635, Bittschr. der Z Geistl.
,Wann einich sachen zuofallen, die ein ersamer rat
an dem stattgericht zuo berechtigen fürfallt.' 1513,
Bs Eq. (porsönl., trans. = für gut finden? od. Wechsel
der Con.struction?)
g e - {(/feile Sch) : 1. = fallen i. S. v. Ergebniss.
Ertrag von Steuern. Bussen und andern Einkünften
einer Gemeinde, einer Herrschaft. .Von dem Allmosen,
so wuchentenlich in das Seckli [^ Kirchenbeutel] g.
tut.' 1656, Z Waisenhausordn. .Wenn ein opfer ge-
fiele.' 1403, S])ruch d. Abtei Eins. .Was darüber von
zehenden, zinsen und gülten gfallt, soll den dürftigen
zuo hilf reichen.' Z Mand. 1523. .Was [von den
Bussen] gefeilt, soll alles zuo der Kilchen Buw ge-
wendt werden.' Ansh. .Was oueh buossen gevallet.'
1420, Probsteirod. Berom. Vom Erfolg einer Frage:
.Was allda für antwurt gefällt.' 1525. Absch. — 2. auf
einen Termin eintreten, trotten, auch: an einem Orte
regelmässig stattfinden, bes. von Märkten. ,Es vallent
jarmercht zuo kilchgass [Schwyz] der erst am nientag
vor unser frowen tag. Iteni zwen schafmerkt gefallent
in muotochtal.' 1501/1544, ScHw LB. .Gefallt dise
kirchweih uf sunntag zuo mitterfasten.' Edlib. .Basan
ist ain hübschin Statt und gefallend gross Merk da.'
Stockar 1519. ,Gross jarmärkt zuo Wyl g'fallend und
vil durchgangs alda ist.' Vad. ,Die Immensch wärme,
welche vor Johanni g.. sind die besten.' Bauernregel
aus dem Kai. — 8. regelmässig zufallen, zu Teil
werden, bes. von Erbschaften und Einkünften. .So
gefeilt dem mann das ligend guot halb dar ze niessen.'
HoFR. Mönchalt. .Wann ein Person sich selbs entlybt.
gfallt ihr Guot der Oberkait.' 1555, T» Landgerichts-
ordn. .Auch gefiel inen der zehend ze Stadel.' Bossh..
Wint. Chr. .Seelämter und jarzyt. so eins gefiel [je
nachdem eines eintraf].' ebd. — 4. fällig werden,
von Zinsen. ,So der zins zuo StMartis tag gfallt, mag
7b1
H\. fei, til, fül. lul
758
einer den angends ynziechcn.' 1521/1544, Schvv LB.
— 5. gefallen im nlul. ISinn. Wer AUe" will g'falJe,
muess früeh üfstö". Ineichen. G-'f'allst-mer? (scherzh.)
= gefalle ich dir? Z. — 6. sich gefallen lassen, sich
unterzieh6n(V) ,Mit früntlicher vermanung, ir wel-
lind üch dem gottswort und den biderwen lüten, bi
denen ir wonen müessend, g. und meren.' 1529, Absch.
— 7. gutdünken, beschlossen werden. ,Do geviel
[ihnen] mit gesanirater urteil, dass . . .' 1.370, ül Urk.
— 8. es g'fallt-mer derfür (BRi.), dözue Ap, es kommt
mir wahrscheinlich vor. dünkt mich. Auch bei Un-
angenehmem: Jss (j.-mer d., dass 's Midli d' Us::eri"(j
hed Ai". I"'' seiti ijern [ich glaube], es slg more umlü"
[wieder] /läfocfe, mir (/'fallt 's drf'iir BKi. — 9. nicht
g. ^ bedenklich vorkommen, bes. vom Zustand eines
Kranken Z. — Die umgelautete Foini ,gefellen' auch 1707,
Sirach 1.5, 17.
Gefallen n. B; L, iil. Z: 1. Gefallen, Gefälligkeit.
— 2. Wohlgefallen.
Wolgefallerin Waulg'f allere f.: Narne einer
Kuh Ap.
heim-fallen: 1. zu Teil werden. Hosi'in. 1öS3;
als Pfand einem Glaubiger Aa. — 2. ,heimbfallender
siechtag.' Katsprot. Sch 1673, entstellt aus .hinfallen-
der- (s. d.).
hin-: 1. .hinfallender Siechtag.' Z Spitalact. z.B.
1562 = fallendes We (s. fallen 6). ,Der h. s., dz bös
we, StVältins plag, sonticus morbus, morbus cadueus.'
Mal. Subst. (Inf.): ds H. BSi., (Ptc.) ds Hinfalled
GKh. — 2. vom christl. Glauben abfallen. Klingl.
1691. — 8. sich zu einer Ansicht neigen, dafür
entscheiden ; beschliessen. ,Wo dann der mehrteil
hinfallt, soll der minder folgen.- Gr Gesetze d. Ob.
Bundes. .Valien wir hin, ain ander closter zu buwen.'
G Hdschr. V^gl. mhd. an einen rat Italien.
nider-: einstürzen. .Kam diu gröz erdbidem. daz
vil stett niderfielent.' Z Chr. 1336,1446.
bi-: beipflichten. Glauben schenken. .Ich falle
dem Olao gern bei. was betreft'en tut die schwarzen
Sterken.' JLCvs. 1661, vgl. .Beifall'. .Darum halten
sich die Evangelischen nicht verbunden, solchen schrift-
losen Offenbarungen beizufallen.' ClSchob. 1699.
zesammen- (zäme-J : 1. zsbrechen. von einer
Baute; vom menschlichen Leibe und seinen Kräften.
Übertr., von der Milch, gerinnen Z. — 2. zshalten.
sich verbünden. .Die 5 Ort sind herren der Eid-
gnoschaft mit irem zemenfallen und zenienrunen. da-
heim und in friimden Sachen.' 1531. Absch.
zue-: 1. zueilen (zu Hülfe): .Dass je die zunächst
wohnenden den bedrohten Plätzen und Pässen zuo-
fallen und dieselben besetzen sollen.' 1530. Absch. —
2. unerwartet kommen (von Personen); sich er-
eignen. .Das einem [Wirte] gest käment und zuo-
fielent. der mag wol ein oder zwen köpf wyn schenken,
bis im der wyn von eins herren amnian ufgetan wirf.'
ScHwE. Hofr. .Wo schwere händel zuotielen.' Kessl.
.Das was [wurde] ains tags zuofallender dingen [= zu-
fällig] an die rät bracht.' Vad. .Dass jede Nacht in
jedem Stall wenigstens ein Knecht liege, damit, so
dem Vieh Etw. zuüele. er vorhanden [zur Stelle] sei.'
XVII.. Gesindeordn. Mi'Ri. Euphemist. : .Icli förcht,
CS seie ihm etwas zugefallen, vereor ne ijuid huniani
ei acciderit.' Hosimn. 1683. - 3. zu-, beistimmen.
.StAugustin fallt denen zun, die darl'iir lialli-nd, dz
[usw.].' LLav. 1569 = , stimmet bei.' 1670. .Andei'e
wollen [behaupten], denen ich zufall, dass . . .' GKonk;
1715. — 4. einfallen, in den Sinn kommen. .Mir
ist zugefallen, ein .spil zu halten.' Funkelin 1550.
zer-: aus einander fallen, sich parteien; nicht
einig werden im Urteil, von Mitgliedern eines Schieds-
gerichtes. .Nachdem die 4 verordneten in ir urteil ge-
lychlich z.. deshalb sy ungeschatt'et verryten müessen.'
1531. Absch. .Wo sie [die Schiedleute] in irem spruch
zerfielen, einen obmann erwelen.' ebd. .Damit si dester
minder z. möchten, noch einen zuo den 6 mannen
ze nemen, damit in der handhuig ein obmann syn
möcht.' ebd.
fallen lII (sw.) fäle ScHf, gefallen: 1. den
.Fall' entrichten, a) intr. .Wo lüt ungeteilt sind,
da vallet ye der eltst. teilent aber sy, so fallet yet-
licher für sieh selb.' 1427, Schw. .Jeklicher [von
mehreren Brüdern] sollt disen fal geben, bis sy alle
gefalletind.' 1449, Schw. .Wir sin och also herkommen,
das nieman dem gottshus v. soll, won der des gottshus
eigen ist. und vallent von dem lybe. und nicht von
dem guote.' Offn. Neuheim. .Ob jemand einen be-
trogenen fall fürtriben. sich aber folgends kundlich
erfunde. daz er nit recht gefallet bette, ist der erst
hin und verloren.' Offn. Bünzen 1568. — b) trans.
a) mit sachl. Obj. .Stirbet ein frow. so soll sy f. ir
best gewand.' Offn. Thayngen 1444. .Gottshuslüt
sollen [dem Kloster] f. disen obgenannten fal.' 1449.
Schw. — ß) mit Acc. der Person, für welche man den
F. entrichtet. Mir dörid [dürfen] de todt Ma"" nit
icegträi/e", bis er (ffalet sei Soh f (APletscher). —
'2. mit Acc. P., von .Tmdm den .Fall' beziehen.
.Die lüte in dem ampte soll kein ir herre weder v.
noch erben.' Amtsr. Eigen, vor 1313. .Wer [welches
Gotte.shaus] den andern behüset oder behovet. der soll
in euch v.' Offn. Elflngen, um 1322. ,Man soll kein
frowen vaalen.' Offn. Pfyn 150'2/72. .Kein herr soll
synen mann f.. es wäre dann, dass derselb mann keinen
erben bette gelassen.' 1531 (u. früher), Z. .Ein herr
zu Kyburg vallet und erbet die lüte. so von eigen-
schaft wegen zue dem hus K. gehürent.' Kyb. Herrsch.-R.
S. noch fällen. — Falling f. ^ FaU 2 d. Do clmnnd-i
[könnte ich euch] d' Fälinij rar d' Fiiess g'lteie [wer-
fen], aher i mag nit, i erchenne da' Eecht nit a" Scii
(APletscher).
Alil. von Fall, daher sw. u. z. T. mit dem gedehnten Toc.
des Subst. — Bed. 1 u. 2 begegnen einander in der Offn.
Erlenbach: .Spricht m. A. v. Eins., das er dz recht hab. was
l<naben uf dem zinsland geboren wirt. dz er den fallen soll;
da spreclient die hofjünger, bette ein man sün, so vallet
enkeiner dann der vatter.'
ver-: 1. ^fallen 1 b a. ,Dass man kein tragend
Vieh, wann es schon das beste verfallen Haubt wäre,
V. solle.' 1600. L. .Damit sy das beste Haubt nit v.
müssten.' ebd. — 2. = fallen / 6 ß. ,Wann ein felliger
Mann in Kriegen umkäme, dass man dann solche Per-
sonen zu verfaalen nit schuldig sein solle.' 1600. L. —
3. (ein Grundstück) den Fall davon entrichten;
vgl. Güster-, Hof-Fall. .Wird eine fällige Schuposse
geteilt, so soll si der elti.st. der der schuposs gewalt
hat, V.' 1379. Stiftsarch. Münster.
fällen 1 fe'lle: 1. zu Falle bringen, fallen
machen in sinnlicher Bed. a) mit Sachobj., z. B,
Holz, Bäume usw. ZO. Auch ohne .\ngabe eines Obj.
= llulzliau vurneluMcn /,\V1,, Zoll, lliit Vurmitlag
7r,9
Fal. fei, fil, fol, ful
760
vem-mer f., mer chönnd denn am Nahmittag nfmache' Z.
ry Furri f.. die Furche aufpflügen und die Erde auf
das nebenan liegende Erdreich umlegen AABb.; Syn.
d' Vorfälli machen. .Ich will im das schwört aus
seiner hand feilen.' 1531/1667. Ezech. .Arhorem eruere.
ein bäum abhauwen oder f.' Fris. ; Mal. ,In den ge-
bannten wiilden .solle niemand was f.- 1645, UwE.
•Der Baum ja ligt. wie ich ihn feil.' RiidMey. 1650.
,]r Amt ist, im Notfal die Sehutzporten hinabzuf.'
Krieijsbüihl. 1644. .War der Mantel an der Gezelt
also zugerichtet, dass man ihn zucken [ziehen] und
hinunder f. konnte.' Würstis. Über das Spiel Chrüzll
(Spissli, Ti'itzli) f. s. u. diesem W. Auch fallen
lassen Ap; Ndw; Z, u. hier sogar mit pleonastischem
.lassen' verbunden: Du, häsch-es lo° f., das-es verheit
ist Z. — b) mit Pers.-Obj., z.B. beim Eingen und
Schwingen zu Boden werfen BRi. ; Gr. Er hcd mir
ds Schwingen an'böte u mi yrad yschtcind wellen feilen,
aber dem han-i '.s sauft mögen glian. .Die gottlosen
heimlich strick mir stellen mit listigkeit durch tiick;
darunib lass sie in's fewr eyn feilen!' Guliun 1630.
,Sein Pferd feilte ihn [= warf ihn ab]; das erschoss
er.' ScBiJiPFR. 1652. Ubertr. : Bas hät-e" g' feilt, gab
vor Gericht den Ausschlag, um ihn zu überführen und
zu verurteilen Z. Heiden errichtet i. J. 1685 eignen
Markt, weil .die liorschacher begehrt, die Unsrigen in
Unkosten zu f.. wann, wie und wo sie hätten mögen.'
— 2. tödten, umbringen, von Gewild und Menschen.
,Niemand soll in disem hof kein tier f. noch kein hörn
erschellen [Jagdhorn blasen], denn ein yngesessener
genoss.' Opfn. Weggis 1414. ,Wann sy beren oder
wilde schwyn vachen oder vollen.' WALDiiAXN'scher
Spruch 1489. .Der König wird sein herz erheben und
vil 10.000 f.' 1707, Dax. — 3. (Pferde oder Stiere)
kastrieren B; VOrte; W; „Z", eig. (binden und) zu
Boden werfen, was der Operation vorangeht. Syn.
Urnen ; heilen; brennen; piggen. .Zwischen dem ersten
und zweiten Jahr werden die Pferde gefällt.' Steinm.
1804. — 4. einen Ertrag sinken machen, verringern.
Beri feile Milch, wenn das A'ieh Beeren frisst, so gibt
es weniger M. GRSpl. — 5. schriftlich niederlegen,
eine schriftliche Urkunde ausfertigen. .Einen
Schein f. zu lassen zur Aufnahme von Geld tut man
sonst nicht gern.' Gotth. Wo d'r [ihr] de' Schln heit
[habet] lä f. ebd. .Eine Urkunde govellt.' 1538, Absch.
,Was die Urkunde betreffe, glauben die von S,, dass
sie eben so wohl als der Freiweibel eine solche v.
mögen.' ebd. — 6, einen richterlichen Entscheid fällen,
verurteilen. .So einer umb ein Buoss gleit wird.'
ApI. LB. 1.585/18'28. — 7. (mit Acc. P.) den .Fall'
von Einem beziehen. .Er soll auch den [ältesten
Bruder] fahlen also, er soll nemen das best hopt.'
Opfn. Eugwyl. ,Die amtlüt sond nemen. weders sy
vvellent. und des armen mannes erben damit gefellet
han.' Offn, Brütten. Syn. fallen III. — 8. ent-
scheiden; bestimmen. Ds Mer f., bei Stimmen-
gleichheit den Ausschlag geben „B"; VOrte. D'r
Vdllniu" feilt d' O.itere [nach der Regel über die Oster-
berechnung] Gl,. .Der Bartholomä fällt den Hünen-
berger Markt.' Z<; Kai. 1883. Abi. fKilbi-jFäller. -^
9. herabwürdigen, entehren. .Ich hott mich nit
zu reden gstellt. Wann ich nit sah, das all tag gfellt
Wurd unser seel, lyb, er und guot.' HBull. 1553. —
10. zu moralischem Falle bringen; s. ver-. ,Ein
wyb ist von natur bliid und begirig nuwer und hüpscher
dingen, Zierden, kleidren; und so irn denn sölichs vor-
gespieglet oder geboten wird, meinstu nit, sy wirf zum
minsten etw. bewegt, ob joch nit gar gefeilt':" Zwingh.
— Vgl. noch ßllen II.
ab-fällcn: 1. mit der .Fällaxt' (Sp. 619) durch
Querschnitte in den Stamm das eig. Behauen einleiten
Gr; Z. — 2. entscheiden. .Des Leutpriesters halb
ist mit Mehrheit abgefällt, dass er Urlaub haben soll.'
1529, Absch. — Vgl. noch (abjfelkn II.
über-: 1. ein Geschirr zum Überfliessen bringen,
indem man es schief hält oder überfüllt Nuw. —
2. (Garn) zwirnen L. — 1. vgl. überfallen. — 2. gleichsam
den einen Faden über (um) den andern werfen.
um-: zu Falle bringen, zu Boden stürzen. ,Der
specht g'lebt der [lebt von] holzwürmen, welchen er
also nachhalt, dz er die böum aussgehölt umbfelt.'
VoRELB. 1557. .[Die Huber sollen] in dem wegführen
[ihres Holzes] kein jung holz damit u. und mitzühen.'
1671, Hotz. Urk.
in-. Ig'fellti Eier: eingeschlagene GO. Syn. Eier
in Anke, Sp. 13; Stieren- Auge", Sp. 138.
er-: 1. zu Falle bringen od. kommen lassen, z. B.
Vieh an gefährlichen Stellen Gr. I han mis Glück uf
d' Stega g'stellt, da cliunnd a Müs und hed 's erfeilt
Gr (B.). — 2. durch fallende Bäume Einen tödten
Ndw. — Mhd. sich errellen, durch einen Fall umkommen.
ÜS-: einen Richterspruch erteilen. ,Der 4 catho-
lischen orten ihres usgefelten sentenzes zuo verteilen',
wegen des getanen Richterspruchs für schuldig zu
erklären. ZcrGilg. 1656.
ver-«I: 1. (Holz) auf die unrechte Seite fällen
ScHwE. — 2. durch Fallenlassen verlieren; so fallen
lassen, dass man es kaum mehr findet. verschlei>pen.
vertragen GnPr. Vgl. verfallen u. verwerfen; aber auch
Verfällen IL — 3. durch Fallenlassen ruinieren. De'
(Jliopf V., sich im Fallen den Kojjf arg beschädigen Z;
durch Untergraben usw. zum (Auseinander-) Fallen.
Zusammenbruch bringen, zerstören. .Die Eidgnossen
haftend dz schloss undergraben und verfalltend das.'
EnLiB. — 4. in sittl. Bez. zu Fall bringen, verführen,
entehren; stärker als fällen 10. .Sy habend eebrochen.
jungfrowen verfeit.' Zwinsli. ,Wenn einer wöll wyben,
hab er eini beschissen [betrogen] oder verfeit, der soll
dieselb haben und kein anderi nemen.' 1527. Huttwvl.
.Eapere pudorem puells. ein meitle verfeilen, (be)-
schwechen. entmägten, den bluemen nemmcn, um das
kränzte bringen.' Fris.; Mal. .Ob glych Gott alle
ding müglich. so kann er doch nit verschaffen, dass
eine, die verfeilt ist, eine reine tochter seie.' LLav.
1569. ,Die verteilte.' 1747, Bs Eq. — 5. mit Erde,
Schnee und anderen herabfallenden Gegenständen ver-
schütten. .An disem berg verderben vil menschen, die
Von dem schnee verfeilt werden.' SMünster 1546; 1628.
.Man solle auch alle hohe Turn und sonderlich die
Camin abheben, dann durch das stäte schiessen die
Weg und Platz verteilet werden.' Kiuegsbüchl. 1644;
durch gefällte Bäume (einen W^eg) versperren; Ver-
haue anlegen, durch Verhaue schützen. Me' het der
Grabe-Weg mit Tanne" verfällt. S<'hili) 1873. .Darumb
nu die von Swyz all Strassen zwüschent R. und Grüe-
■ningen vervalltend und verletzetend [mit Letzenen,
Schutzwehren, befestigten].' Fründ 1446. .Sy haben
den wald darzwüschen verteilt, dass wir besorgen, es
werde mit not zuogön.' 1531, Strickl. .Kein graben
761
Fal, fei. «1, fol. ful
762
liand si nie ufgew orten, kein nmnition [Öehutzwehre]
verfellen oder verselilahen nie gehept.' HBull. 1532.
.Tatend den angriff durch ein liolz, das doch die
Züricher nie gedacht haltend, sonst hettend sy es
verfelt.' 1574, JJuD. ,Es ist verbotten, Wege, Schleif
u. HolzläsM zu V.. bei 5 Batzen Buss von jedem Baum.'
1820, Obw. — ü. abstellen, hemmen. D' Milch r.,
die M. der Wöchnerin, welche das Kind nicht selbst
stillt, abführen Gl. Vgl. fällen 4. — 7. (das Recht)
unterdrucken. Lied v. 1712. — 8. verurteilen, a) mit
pers. Obj. En'n i" St.rof ond Buess v. Ap. Wie's-mer
schint, Sit dir [ihr] im Feier und muess-ech r. Schild
1876. , Erscheint nach gesetzlicher Verkündung eine
Partei nicht vor Gericht, so tritt Verfällung ein, d. h.
wenn der Beklagte ausbleibt, so wird dem Kläger un-
bedingt entsprochen; bleibt dagegen der Kläger aus,
so wii'd er mit seiner Klage abgewiesen.' Gl Prozess-
ordn. 1837. — b) mit Sachobj., verhängen. , Feuer,
ich beschwöre dich, du legest deine Glut! Feuer, das
sei dir um ein Buss [bei Busse] verteilt.' Feuersegen
bei Schild.
für-: vorn herunterlassen zum Schutze vor Etw.
.Habend 200 pferd yngelassen, demnach [darauf] die
schutzgätter fürgefällt, die übrigen duss beschlossen
[ausgeschlossen].' 15'28, Absoh.
ge-: Glück haben. ,Das böchisch und muotwillig
stellen, das macht nie kein mannschaft gfellen.' Ruek
1538, — Von Ge/äll. Glück.
dar-: fällen und an einen bestimmten Platz hin-
legen, z. B. Bäume als Wehr gegen den Austritt des
Wassers Ndw.
zue-: zuteilen, durchs Loos. ,Sü11 die gmeind,
wann es eiehlen hat, der herrschaft darvon ihren anteil
nach gebühr auch erteilen, den holzhauw aber ihro
durch das loos z.' Stadtb. ZWint.
Faller m. : Familienn. Aa, eig. wie Falhimtin
(s. d.), Zinsbauer, von dem der ,Fall' bezogen wird.
So in elsäss. Wstt.
Kilbi-F aller m.: der Heilige, bzw. der Festtag,
von dessen ])atum die Zeit der Abhaltung der Kirch-
weih bestimmt wird Gl. — Zu fuUen s.
Pallere f.: Name eines Waldes S. — Wegen der
Ableitungsendung s. Erlmrc Sp. 4:!1.
Fälli" Fe'lli f.: 1. das Fallen. Es hed W"s
[einmal] f'in en F. g'(ßn [wenn etwa Mehrere zugleich
gefallen sind]. Die durch Sturmwind oder andere
Naturgewalt herbeigeführte Verheerung im Walde;
auch concr. die so umgestürzten Waldbäume selbst
Blli. Vgl. Hoh-Fall. — 2. gefährliche Stelle auf
den Alpen, wo das Vieh leicht fällt GA. .Soll man
nit vergessen, die Fcelilinen zu zäunen, damit der
Haab [^Vieh] kein Schaden widerfahre.' GW. -Mpordn.
1649. ,Fellinen' (PI.). Flurn. U. Vgl. crffUlen.
Vor- Aa; S, ,Für-', Für- AAEhr.; Baden Wies.,
, Grund-': 1. = Anfall 3, Vorfall (Sp. 739), jetzt nur
bezogen auf das ge])tlügte Ackerland: die durch die
erste Furche aufgeworfene Erde, welche von geizigen
Bauern dem eigenen Felde zugewendet wird, indem
sie zur ersten Furche ,obsich' pflügen, obwohl dies
für die Zugtiere schworer i.st. D' V. mache" S. .Das
Schädliche der Nachriese oder Fürfälle: Dieses alte
Übel findet liesoiulcrs in den Kiddcrn, die bergan liegen,
statt; nach dem Zclgrecht ist l'liung, dass Einer vom
Andern beim l'lUigrn mit „Anlüliren" des idiiTU Ai'kcrs
mehrmals zum Überfluss sich zueignet; so werden die
weiter hinauf liegenden Acker vom Grunde entblösst.'
SrHWEizERBOTE 1824 (BsL.). Un'' tuet derniih Furfälli
trage", daas-mc" der Kehberg nit am End gar alte in 's
Tal schafft. Allemannia 1843. .Sprach, wie dz die
obgenannten furfelli oder gruntfelli von rechts wegen
zuo synem acker gehöre.' 1420, Aarauer Urk. ,Es soll
ouch ein yeder in ackern und reben die vorfeile recht
fallen län.' Opfn. Riehen 1548. ,Die forfälli in den
Schlossreben zu tragen.' Schlossrechn. Rued 1732. —
2. Raum zwischen 2 Äckern, auf welchen ungehindert
die erste Furche je der 2 benachbarten Acker aufge-
worfen werden konnte. .Anstössere söllent ire acker
einandern nach eren und nit einandern furfelli geben.'
Gffx. Knonau 1534/1001. ,Wo ackeren aneandern
ligend, da soll och ye ainer dem andern anwandt und
radwende und fürfellig geben, welicher aber dem an-
dern nit fürfellig git. der [sc. der Andere] mag dasselb
nemen.' Offn. Kilchberg 1515. ,[Es] klegt die priorin
uf in, wie dz er [sie] hindreti an ira gruntfelli, so
gelegen wäre oben an irem rebacker.' 1420, Aakaüer
Urk. ,[Er] sprach, wie dz die furfelli oder gruntfelli
von rechts wegen zuo synem acker gehöre.' ebd.
.Damit die Acker ohne Hinderniss bepflüget werden
können, so sollen die Besitzere jenigen, deren Acker
von vornon oder binden her an ihre Einschläge stössen,
zu einem .^nthauirt 20 Schuhe, jenen aber, so unten
daran liegen, statt der Fürfälle eine Radbreite von
5 Schuhen äussert dem Graben liegen lassen.' 1764,
Bs Rq. ,Dass ihme der untere Besitzer statt der in
der Ordnung bestimmten 5 Schuhe 15 Schuhe für
Furfälle und Radbreite liegen lassen solle.' 1783, ebd.
,'Vor- (für-)' lässt sich leicht auf das Fallen ,vor' die
Grenzlinie bezielien; /ur ersclieiut in Zssen als Nbf. zu ,für'.
Doch dürfte diese Form auf Ableitung von oder wenigstens
Anlehnung an Für (Furre, Furri), Furche, deuten, da die
obeugen. Tätigkeit auch heisst d' Furri ßile" (AaEhr.) ; in
diesem S. würde sich Fur-F. decken mit ,6rund-F.' (Grund
= Erde).
Rüti-: beim Ruten, Ausroden, gefälltes, kreuz und
quer durch einander liegendes Holz. E Tschupple
\= Schaar] Bergstujer sind uf-em Heu chrüswis und
etwerist über enandere g'Uge wie ne B. Gr UVatz.
fallig: müde zum Umfallen. ,Und warend die
kneclit ganz f, lass, müed und hungrig.' Kessl.
fällig fe'llig allg., -ä- Ai>, -d- ApH.: 1. was leicht
lallt, umkippt L, steil, abschüssig, gefährlicli, von
Stellen, bes. im Gebirge Gr; L; GW. F. gd", an
solchen Stellen' gehen Gr. A felligi Alp, wo Vieh
leicht stürzt Gr. Ggs. zäm. ,Wir stosscnd an an den
velligen orten gleich wie die todnähigen.' 1531, Jesa.i.
FälHgi f., fallgefährliche Stelle Gr. Syn. Fälli.
— 2. (Adv.) plötzlich; auch fäliga" Zugs, i'sfdiigs
(eines Falles, auf ein Mal) Ap; vgl, nhd. ,jäh' = , steil'
und , plötzlich'. — 3. verfallen zur Zahlung, allg.
Scherzh. von einem Mädchen: heiratsfähig, alt genug
zum Heiraten L. — 4. a) einer Busse oder Strafe
verfallen. .Wäre, das yennm um disen ciuung beklagt
und V. wurd.' 1409/1541, Srnw I,B. .Der soll für sein
belonung von des fclligen und gestraften güeteren be-
lonet werden.' 1531/48, LH, Maccau., dafür ,fehlliaren.'
1(167. .Wenn einer ein mit der fust schlacht, wird er
f um 3 Pfd,' 1533, li. — b) schuldig den .Fall' zu
entrichten. Syn. falliiflichtig. Ebkl. .Wer guot hat,
das in ili'ii biif biirt, der ist v.. und so der stirbt, der
763
Fal. lul, ül, M. ful
764
soll dein trucbsessen gefallen syn ze vall das best
houjjt.' HoFR. AAHolderb. 1424. ,Pählig.' 1525, Mev..
Wetzik. — c) von Gütern, die beim Tod ihres Be-
sitzers (id. bei anderweitiger Handänderung dem Grund-
berrn neu verzin.st werden müssen; vgl. un-f. ,Wer
schu]iiioss hat, die f. sind, der git das best houpt ze
tale.' 1%Ü/1538, Z. Oft verbunden mit ,erschätzig'.
,Von. auf und ab meinem Heimwesen, ist fählig und
ersehätzig der probstey.' 1089, L Gültbr.
ab-fällig: 1. „was abfallt, z.B. Laub." ,Abfellig,
deciduus, das schier fallen will.' Mal. — 2. „an einem
Abhang, schief gelegen, von Grundstücken;" auf der
einen Seite niedriger werdend ZW. Vgl. siinnen-. —
?i. „an Leibesfülle und Kraft abnehmend, schwächlich."
— 4. vom Glauben oder Gehorsam abfallend, resp. ab-
gefallen. ,I)as wir nit rechte kinder Gottes, sunder
widerspännige und abfeilige buoben sind.' Gualth.
L559. .Darob nit zag und kleinmüetig oder a. wer-
dind.' BiB. 15t30. ,Abfellig(er), trausfuga, dcfector,
apostata.' Mal. — über-: plötzlich überfallend, un-
vorgesehen. ,Von unversechner und überfälliger straaf
der gottlosen.' Bib. 1548. — äugen-: was in die
Augen fällt; angenehm B. — in-: viele Einfalle
liabend, launig, gedankenreich Gl. - un-: l. nicht
fallpflichtig; vgl. fällig i c. ,Wer der obgenannten
[fall]iHichtigen] güeter hat und aber uf einer un-
fälligen hofstat stirbt.' Dorfr. Aa Bosw. 1421. —
2. unglücklich. ,8ylla rüefet die Götter an, dass
[sie] söliche stimm im nichts böses noch unfelligs
deuten lassen wollten.' Tierb. 1563. ,Bichtung des
unfelligen Kriegs in der Eidgnossschaft.' Wurstis. Von
.Unfell'. Sonst iDH/efällig. - für-: geneigt zu Etw..
voreilig. , Er was gar hitziger reden und mit schmutzen
oder Schalken fürfellig.' Vao.
S'^'('jf^^^'ü) '■ 1- vorwärts gebeugt. Er rjcit g. U.
Syn. getogen. — 2. schuldig. ,Swelcher des einungs
g. wird.' 1473, Schw LB. — 3. angemessen. ,Ein
g. er, congruus honor.' XV., G Hdschr. — 4. wohl-
gefällig. .Man redt gmeinlichen: was do den lüten
gefeilig ist in den ougen. das ist halb verkouft.' Zielv.
,Wann uns aber solich misshell und zweitracht leid
und nit lieb noch g. gewesen ist.' Bs Eq. — 5. dienst-
beflissen. — ü. {g'fOlUg LH.) glücklich, vom Zufall
begünstigt Aa; Ap; B; VOrte; Gr; 6; S; Z. Du
bist doch g. g'sl", ''ass d' so ne riche Ma"" übereho"
hesch S. Keni ühing [keine Kinder] u"' sövli rieh!
e g'felligere Uimg [Kerl] weder dir [als ihr] git 's nid
g'rad BE. Von Gefall. ~- un-g. : 1. unzutreffend,
unangemessen. ,An den ungfelligen stunden, horis
iiiconipetontibus.' XV., G Hdschr. — 2. undienstfertig.
~- 3. unglücklich, vom Missgeschick verfolgt, wer
Unfall hat z. B. fung'f. im Stall) mit dem Vieh, das
ihm zu Grunde geht Aa; .Ap; Bs; B; Gr; VOrte; Z.
U. werde", sich körperlich schwer verletzen; um-
kommen. Uf-dr ungfellige Site sl, ein Pechvogel
sein L. ,Er was ganz siglos und u.' G Hdschr. ,Pa-
rum felis, nit gefeilig. wenig glückhaftig. ungfällig.'
Fris. Euphem., von Mädchen, die ein uneheliches
Kind bekommen Bs; B; Z. U. i" d'r Warheit sl',
niclit genau bei der Wahrheit bleiben GStdt. Auch
von Sachen, Unglück bringend. .Der ungefällige Bat
Kistlcrs.' Frickart 1470. ,An ungefelliger schlacht
ganz unglückhaft umbkommen.' Kessl. ,Ein unge-
felliger = verworfener Tag.' Fri.s. .Durch ungefellig
feur onzündet.' BHuttw. Chron. — weit- g'felUi/,
-fellig: wer in der Welt Glück hat L; sehr glucklich
Ndw.
hueb-: von einer Hube zins]jtlichtig. .Diewyl si
alle uf des gstifts güeteren sitzind und des gstifts
zinslüt und ouch darzue h. sygind.' Hotz, Urk. —
heim-: an einen frühern Besitzer zurück oder übh. an
einen Erben fallend ScuSt. S. Heimfall. — hinder-:
von in die Ehe zugebrachten Gütern, für welche nach
dem Tode der beiden Gatten der Hinderfnll (s. d.,
Sp. 740. und hinder sich fallen, Sp. 749) in Anwendung
kommt. .Auf ihr jedes nächste Erben, daher solche
Güeter kommen sind, sollen die zuegebrachten hinder-
fällige Güeter ordentlich aufgeschrieben werden.' 1617,
Erbr. Diessenh. — herd- (,erd-.' Offn. Tabl. 1471):
zur Erde fallend 1. in Folge eines empfangenen
Schlages. Syn. ,boden-f.' U. mache": zu Boden schla-
gen oder werfen BGerzensee; Sülger. Syn. bodigen;
frz. terrasser, engl, to floor. In den alten Rechtsb.,
wo auch der passive Ausdruck .h. werden' (und einmal
.h. syn') vorkommt, häufig mit Strafe gleich blutiger
Verwundung bedroht. .Machet aber einer den andern
hertfellig, da ist der einung ein pfunt. ob er nit bluot-
runs wird.' Stadtb. Baden 1348. , Weiher den andern
härtfallig macht zornlich und frevenlich mit stechen
Oller schlachen.' Offn. GZuozw. 1488. ,So eine' die
ander roufti oder schlüegi und do h. wurd, sind sy
dheiu buoss verfallen, es wäre dann, das sy einandern
mit messeren ald sunst waffen latzten, stächen oder
schluogend und h. machtend.' 1572. ScuwE. ,Ain freüi,
die h. ist', gleichsam transitiv (als ob von , fällen').
Offn. Wengi 1475. — 2. zur Strafe des Erdkusses (z. B.
für verbotenes Schwören). Z Statut 1628 It Schuhe.
Vgl. Herd-Fall. — Herdfälligi f.: ,Von bluotruns
und herdfal. Es sagend die alten undervögt, dass by
Iren zyten ein bluotrunse und herdfellige, nämlich so
einer den andern bluotruns oder herdfellig machte,
syge mit 9 pfunden gebüesst worden.' Offn. Knon. 1534.
nider-fällig: baufällig. Vgl. das folg. ,So ist
dieselb ir kilch n. und hat sl das wasser eröset und
schwerlich geschediget.' 1422. BsLd Urk. - bü"'-:
1. wie nhd., baufällig, von Gebäuden. — 2. übertr.
auf den Leib: gebrechlich, kränklich, schwächlich W.
,Daniit und aber Bullinger, der gar alt und buwfellig
was, verschont und im ein arbeit abgenommen wurde.'
LLav. 1576. .Ein bauwfelliger, blöder leib, caducum
et inflrmum corpus.' Mal. — 3. baufähig, von einem
Acker. .Acker zuo allen jaren b. = der alle jar ein
bauw und saat erleiden mag.' Mal. — boden- =
herd- 1. ,N. hat den H. b. und blutruns geschlagen.'
1682/3, ZKüsn. Prot. — pen-: strafbar, busspflichtig.
Vgl. , Pen-Fall' und buessfälUg. ,Welicher umb einung
gefertiget und peenfellig wirf.' 1539, B. ,Er wirf straf-
wirdig oder p. erkennt.' HBull. 1561. — buess-:
einer Geldstrafe verfallen Ap. .Dass alle die, so raesser
tragent, b. syn söllent.' Schw LB. — rü"-: „reuig
über einen geschlossenen Kauf oder Vertrag VOrte."
,0b einer des kaufs rewfellig und wendschatz geben.'
HoFR. Einsied. 1699. — ring-: 1. dem es leicht von
Statten geht (nicht schwer .fällt') Schw; U. — 2. von
Land: leicht zu bewirtschaften AaF. — „sunnen-:
gegen die Sonne, gegen Mittag geneigt, von einem
Landgute." VgL db-f. — schlag-: z. Schlagen reif,
von Holz Ap. — weit-: 1. irdisch gesinnt, eitel G;
W; ZO. — 2. wer sich in alle Umstände zu schicken
765
Fal. val, tel. Hl. fol, fnl
766
weiss W; „ZOttenb.- ^ S. mit äussern Oilüeksgütern
gesegnet Aa. Dem Alles nach Wunsch geht, höchst
glucklieh Gl. Syn. icclt(iefWi;/. - wind-: vom Wind
gefallen, von Waldbäumen. ,W. tannen.' 1559, Ratuüeh
Urk. — zue-: 1. leiblichen Zufällen unterworfen.
,Honio suin, ich bin ein mensch, das ist presthaft, z.'
Fris. .Blöder leib, der z. ist, affectum corpus.' Mal.
— 2. a) stark besucht, von Märkten. .Die statt
[ÖtGallen] hat euch gar zuofällig grosse wochenmärkt
und vil zuokers allerlei nachpurschaft.' Vad. — b) ge-
sprächig. ,Vil gesprächer und beredter und zuofälliger
durchs lesen in einer kunst werden.' Fris.; Mal.
Wahrsch. von ziiefaUen i. S. v. einfallen, in den Sinn
kommen. — 3. von Dingen: zustossend, widerfahrend.
.In synen glücklichen und guoten zuofälligen dingen.-
15'21, Absch. — Vgl. Ziiefall, ziiefaUen. — zins-: zins-
pflichtig. 1351, Aa Wst. (KocHH. 41). Vgl. fällkj 4 h c.
fallne": an der Türklinke drücken G. Syn. fallen!.
Faläder in der RA. F. )ie" , ausgelassen lustig
sein GrSpI.
Wenn sich nicht ein romau. W. daruutor birgt, ist es
woh! nichts Andres als eine Variation der bekannten RA.
,Ton Leder ziehen'.
Falander s. Laf ander.
Valant m.: Teufel, teufel- oder riesenähnliches
Wesen, Untier. Ir Saker-Valentsch-Buebe"! AAFri.
,Als die Risen den Göttern den himmel ablaufen
wollen, do seien Vulcanus, Liber etc. auf eslen daher
geritten, [do] seien die esel ab den vollanden er-
schrocken.' Tiere. 15ö3. ,Pythagoras hatt ein gar
grausame bärin im land umblaufen sehen, die grossen
schaden tat. Er beruoft den volland [die Bärin] zuo
im. machet sye mit sjieis satt, beschwuor sy hernach,
dass sy in wähl gon sollte.' ebd.
Mhd. vähtnt, Ptc., der Betrügende. Zu dt-r Aa Schimiif-
rede vgl. ü- hoesen valenden man! im mhd. Virgil.
Falleis: Valentin? Edlib. 198.
Wenn das dortige Datum auf den 7. Jan. darf gedeutet
werden, so steckt StA'alentin, Bischof zu Passau, in obiger
Bezeichnung, welche genetivisch (mit Ergänzung von ,Tag')'
also = ,StValent's' zu fassen wäre, dessen en(t)H nach dem
in Fromm. VII 3:33 ff. dargelegten Gesetze zu ein werden
konnte, sobald das s nicht mehr als flexiv. empfunden wnrde.
Valentin, FöZcdi GStdt (neben Valdi); SchwE.;
Z, VaMi Kr; L, „Fe/ti Gr", Väli ZO. (als Zuname,
's Väli's), Väleli (Dim.) G oT. : 1. männl. Eigenn.
's Väledme Maryret. Stutz. Und 's Fridli's Hans im
Mätteli Hat gester Haiiptme y'ge", Und ich bi" nw de
Väledll Stütz. — '2. StV.-s Krankheit = Epilepsie;
s. fallen II 4. 6. ,Er fluochote dem priester und Seite,
er wellte, dass in Sant Valentins siechtag ankäme.'
15'2'2, EuLi, Act. ,Epilepsia, sonticus (caducus oder
comitialis) morbus ; ijuidam S. Joannis et S. Lupi vocant,
der (hin-)fallend sieehtag, StV'alentins krankheit, St-
Vältis (.Veltins.' Denzl. 1G77; 1710) plag, das bös
wee.' Fris.; Mal. Auch der blosse Name in Ver-
wünschungen: ,Wett den pfälty, quiB, malum! est ista
tanta audacia'?' Mscr. Ende XVII. — ■ 3. Popanz, der
am Aschermittwoch als Väledi vergraben wird GA.
Der verstärkte Anlaut in Pßilti durch das ( des gewöhnlich
vorgesetzten Sunt bewirkt; vgl. Tathc^ = StAllHm Bs. In 2
liegt eine verdeutschende .\nlehnung an fnllmd vor, vgl.
Uli Ulli (jmzi, Pankratius; ßuhncfiizi, Bonifacius. Zu 3 vgl.
Fftnnachtverfjralicn. Die vergrabenen Puppen sind ReprSson-
tanten des Winters, der verwünscht wird; also Zshang mit '2.
Valei'l'in: Baldrian. Valeriana oflic. (iWe.
Valet, -li (ValettH UwE.) n.: 1. Abschied. ,Was
ich Euch zu einem Valete, zu einer Letze-Predigt
hinderlassen wollte.' JMüller 1G7J5. ,Valet-Predigt,
'Valet-Kinderlehr.' ebd. — 2. Eim es Valetli spile,
mache, Einem einen Streich spielen, Etw. in den Weg
legen, ihn zum Besten halten Ndw; Scuw; Z«; Z.
Zum V. miiend s' das [sc. eine Zwinglifeier] ha', die
Catholische. XVIII., Bauerngesi'r. / han y'meint, me
chonn de Catholische jetzt au''' es V. spile". ebd. ,Doch
allweg [so], dass die altglöubigen kein fallet dadurch
annemen, sondei's wie bisher irem glouben an schaden
gehandelt werd.' 1533, Absch. — 3. Schein, Ausrede
ZKn.. S. D' Naehheri" hed zum V. e chli" Sah g'holt,
dass si g'sech, was i''' z' Imhig chochi ZS.
Ans lat. valete, lebet wohl. — 2 urspr. in der engern
Bed. ,zum Abschied, zur Letze einen Streich spielen, einen
Schaden antun', da solches Tun am liebsten auf .ienen Mo-
ment verlegt wird, wie auch Kinder Abends zum neckischen
Abschied einander einen Schl.ig (Zigiji; '« Lctst) geben. Ans
der Bed. , Streich' scheint sich dann die von ,Schcin' (3)
entwickelt zu haben.
Valleti: Begehren. .In allen zimlichen, billichen
und rechtmässigen Valleteyen guot und gnuog ze
tuond.' XVI., G Stiftsarch. — Von frz. rolonlef
Falletsche (-^-) Gr; Z, .,-tschye Z", .Faleschge' Z
It Schweizerb. 1819, .Vellentschen.' üffn. ZBors. U12
— f., Fallätsch m. ZHörnli: Nair.e von Kutschhalden,
zerklüfteten Abstürzen, so am Z Albis (Leimbach),
welchem sich bei dem jenseits gelegenen Äugst ,Oisten
vellentschen.' 1412 gegenüber stellt; am Z Hörnli; im
Hintergrund von GfiSa.
Möglicherweise gehört auch der Ortsn. Faltarhr Aa: HO.
dazu. S. Arg. I 98; Gatschet I '243'4. Der Ableitung von
a\\A. /dllazaii, fällizaii, einer Intensivbildung von .fallen' {vgl.
das syn. Jt'isl, von risen, fallen), steht die Accentuierung (mit
dem Ton auf der 2. Silbe) entgegen. Diese würde wohl zu
churw. vaUdtseh etc. stimmen, aber dieses bedeutet bloss
, Seitentälchen', auch ist schwer nachzuweisen, dass churw.
Sprache sich jemals so weit nach Westen erstreckt habe.
Falliment n.: 1. Bankerott, allg. — 2. Fall, Sturz
(scherzh.) Ae: Z. Wenn ein Kind fällt, sagt man:
Hed 's es F. g'ge"? — It. faUimenio, Bankerott. — 2 ist
.an .fallen' angelehnt.
fallieren; Bankerott machen, allg. — '2. miss-
raten, schlecht ausfallen. Das G'schäft heil (mir)
g' falliert UwE. Bald nach-em Hochsig hed si falliert,
angefangen sieh übel zu betragen Z (Simllm.). De''
Biir.'it [Bursche] het ganz falliert ZLunn. FalUerig,
leicht fehlend Ndw. — 3. zeitweise aufhören. De'
Bill: [Puls] falliert kv; Syn. underzirhen.
It. jaUire, fehlen, misslingen; bankerott werden. Bedd.
2 u. 3 erinnern an , fehlen', mit welchem fniliircn in letzter
Linie auf lat. /allere zurückgeht.
fallit: zahlungsunfähig, bankerott. F. sni, gäii,
machen. Auch als männl. Subst. In L ist das Gesetz,
dass Bankerottierer an Markttagen auf einem .Mtane
am Kornhausplatzo iiifentlich ausgestellt und mit Trom-
petensehall als ehrlos verrufen wurden, in neuerer
Zeit abgeschafft worden. - „ver-faUiten: zum Ban-
kerott bringen VOrte; Z."
Füllandor: ein schlechter, gemeiner Tanz, scherzw.
Z. — fällandere: beim Trinken öfters anstos.sen ;
767
Pal, fcl, lil, toi, ful
768
behaglich u. viel triTiken Z. Syn. erlihacheren (Sp. 451),
bröselen. — Von düin Z Dorfe Fällanden, bes. hei den Nacli-
bareu aiifgekoninieu uud dann weiter verbreitet.
Viiledi, Viileli s. Valentiii.
füllen II ( f<'llen I) fah BE.; Oßw, fälle B ö u.wO»
— Ptc. iff-ci: 1. mit enandere oder z'säme f., ringend
die Kräfte an einander messen, einander hin und her
.stossen, bes. mit den Ellbogen, sich herumbalgen nach
Art junger Tiere, nur scherzweise und von dem ernst-
haften S()iel des , Schwingens' auch dadurch verschieden,
dass dabei ."Yngrittspunkte und Art des zu Boden Wer-
fens (auf den Kücken) durch keine Regeln bestimmt
sind BE., öO., Si. ,8o an einer rechten Küherin hiitte
er Freude, die müsste ihn z" g'rechteni lehren schwin-
gen, er W(]llte sie dann b'richten. wie mau fahle.' Gotth.
8yn. rützcH, jielyt/en, laVberett, ranzen, narren, Palpen,
(jalfeii, (jolen, gürten. Davon übertr. auf das hin und
her Markten zw. Käufer und Verkäufer: tceirjga" und
fühl" B. — 2. (intr.) mit Kraitanstrengung eine .\rbeit
verrichten BBe. Auch von geistiger Arbeit, z.B.
beim Lesen eines Buches sich abmühen, von Kindern
BE. ,Insudare ojjeri.' Id. B. — 3. (trans.) einen schweren
Körper mit viel Kraftanstrengung bewegen, reissen,
schleppen BO,; „Obw, ume-. ebd." Syn. weiggen fzäg-
gen). — ab-„/'«/e": (refl.) sich sehr ermüden durch
strenges Arbeiten, Laufen BÜ. AV ist ahg'fäUete, abge-
mattet BHk. v er- fälle II: verschleppen, vertragen.
/)■ Itit-mcr (iliir niist dan rerfellet! das habet ihr mir
wieder einmal v., — schilt die Mutter BSi. -- Ge-
fall II G'fdl n.: Hin- und Herrutschen auf einer
Bank; rautwilliges Ringen von Knaben B.
Zwar si'heint Bed. 1 auf Identität mit .fällen I' zu deuten,
aber derselben stehen die Ausspr. (-=e-) und die tw. vor-
kommende Dehnuug des Voc., sowie die Form des Ptc. ent-
gegen. Wahrsch. haben wir es hier mit einer Abi. von
,FeU' (vorwiegend F^l gespr.) zutun; vgl. das syn. , balgen'.
pfffjc/c, von ,Balg', Inm Fi'll tii'u. Bedd. 2 u. 3 beruhen jeden-
falls auf Übertragung.
fäleii: weiden. B' Bos, Giss und Schuf darf-mo"
nit i" de" Höher la f. F. Ubertr., umhi fi-le BHk.,
fäliere BM.. sich wild herumtummeln, ungebunden
herumsclnvcifen, bes. von Kindern. — Zu tie/all 1 i iL
ge-fälen s. bei Gefall I 1 c.
Fäulr Git; GSa., Föle GW., We. — f : 1. die beim
Buttersieden zurück bleibende Hefe. Syn. Grübe, Ge-
lüre, Griinse, Gesig, Trues(m)e, Trünzig. — '2. Eisen-
schlacke L, Peilenstaub, Peilspäne. ,Stricturie, fou-
len, das sind die gneist, die vom glüeyenden eisen
springend, wenn man auf dem amboss schmidet.' Fris. ;
M.AL. (Denzl. 1677; 1710 .schüepen oder gneist' usw.)
.üass nieman soll föllan brennen in unser stadt.' Scu
Richtebr. .Da man noch gmür under der erden soll
finden, wie auch foulen an den wegen, in den wisen,
anzeigungen, dass allda fiJulen- oder ysenschmitteii
gewesen.' Rüegeii 1606. ,Feulen. feilenstaub, limatura.'
Denzl. 1677; 1716. — „Für-: glühende Eisenschlacken,
Sinter LE." — ,Schlosser-F ölen': Feilenstaub aus
Schlosserwerkstätten ; werden als Präservativmittel
gegen Viehkrankheiten genannt. Imthurn, Meni.
Aus lat. /f(ü(7/<( mit versetzter Betonung und Vocalisieruug
des V vor /, nachdem das unibuit- wirkende i ausgefallen.
Denzl. denkt wohl an , Feile'.
Fe-1 Z (F^l Nnw), m.: 1. Fehler, Schuld. .Keins
fäls mag in niemand beschuldigen.' Bibel 1531. ,Das
heisst mir aber alles „Beel", Das eben hat den selben
fäl.' BiRK 1535. ,Noxia, ein fäl oder Verletzung. Cul-
pam contrahere, einen f tuon.' Fris.; Mal. ,Man soll
uf den span gän [den Streit untersuchen] und mäss
und unmäss gegen einanderen bsichtigen, wo der feil
syge.' 1570, Mev., Wint. Chr. , Habend die Rät ihme
seinen fehlen noch nit Verzügen [verziehen].' FrHafner
1666. — '2. Irrtum; Mangel. Oni F. Nnw. F. mache,
unterschlagen, in Kassageschäften, einen Manco, ein
Deficit verursachen ZO. ,Menda, ein fäl, irrtumb.
Memoriter, auswendig, on allen f' Fris.; Mal.
Mhd. nie/, -c, f. Vgl. auch Fat Sp. 734. welche Form
auch in dem Lied von den Guglern 1:575 vorkommt: ,Da3S
Bern sy der beiden sal und ein spiegel uberal, der sich
bildet äne val.'
fe'^l: 1. irrig. Baser umchere" als f. gö". Sülger.
,Desshalben ist es wyt fäL' Zwingli. ~ 2. feli Jär,
Fehljahre ZDüb.
fe'1-haft: fehlbar, wer sich gegen ein Gebot ver-
fehlt hat. B Mand. 16'2H.
un-fe^l-lich: unfehlbar. ,Wir haben hie un-
fälich und unpartysch richter.' Zwingli.
fe^l-bar, \\\s\st f.elbrr : 1. kränklich (dem oft oder
seit längerer Zeit .Etwas fehlt'), unpässlich; gebrech-
lich B; FS. D' Base ist geng felberi und muss doktern
ds Jahr aus und ds Jahr ein. (Jotth. — 2. von Boden-
erzeugnissen, die häufig missraten BRi. Von ein-
zelnen Jahren des Misswachses: ,Von wegen der kleinen
herb.sten und feibaren jaren- [muss eine frühere Lnst-
l)arkeit eingestellt werden, welche .in den grossen
herbsten' gestattet war], 1577. Hotz. Urk.
feien ((•-, .<): 1. mit Sachsubj. resp. unpers. es.
a) mangeln, wie nhd. z.B. es fult-em am Geld, Ver-
sland G; Z. — b) von körperlichem Übelbefinden wie
nhd. Was felt-d'r? Wo fclt's-d'r? ebd. Mit Angabe
des leidenden Kör[)erteils: ,Es fleug Lise an im Kopfe
zu fehlen', gefstig, am Verstand. Gotth. Ohne ,es':
.Essen mochte er nicht. Da fragte ihn der Vater:
Fehlt d'r'j .Apparti nicht', sagte Jakobli.' ebd. —
c) von Mangel an Genauigkeit einer .\ngabe.
Richtigkeit einer Ansicht; auch vom Ausbleiben eines
Erf)lges; aber immer mit Negation oder ,wenig' ver-
bunden: SU vder 81, es u-ird nüd starch f. Z. Ohne
.es': feit fnjud! ja freilich; allerdings! ganz richtig!
GTa. ; Th. Da' feit iez scho" nüd, die Sache verhält
sich gewiss so. XVIII., Baürengespr. ,Er komme darin
so stadisch | sei d. so stattlich gekleidet], nit viel gfehlt
[beinahe] wie der Landvogt.' Gotth. ,Und wenig feit,
er wäre durchgefallen.' Vad. ReÜ. : ,Es fehlte sich
nicht [= es konnte nicht anders kommen], er wurde
trübselig.' Stütz. '.-.• i.'tt-e' [= er ist es] — 's felt-si
nüd! ebd. Es »»»es-.s; nüd f.! es soll nicht ausbleiben,
von etwas Versprochenem Z. ,Fs fält si nüd: non
dubium est.' Id. B. Auch bei Hebel. ,Es wui'd sich
nicht f ' WüRSTis, Bei Mass- und Zahlangaben formel-
haft adverbial: znm F., wenigstens .\a; Bs; Z (sogar
wenn es zum Fehlen, übel gehen sollte; den schlimm-
sten Fall in Rechnung gezogen). ,Die Ochsen werden
mir zum F. 50 Taler gelten.' Ar Volksbl. 1883. Man
zeigt mit Fingern ,uf es Buremeitschi, das am Herbst-
märet vo keim Chnab zum F. zu 3 Tänze ig'lade wird.'
Schild. I" zwenzg Minute zum F. MUsteri. Vgl.
.Vom Wirt muss jetzt gewonnen sein, wenn 's fehlt,
die Hälfte von dem Wein.' HSi-lzer 1830. Doch auch:
769
Fal, fei, lil, t'ol, t'ul
770
für den Nnttall (wlmiii es .felilcir sollte, i. .S. v. d).
Ks ist doch yäni) f/iiet, wenn nit:" iiim J<\ no''' Oppia
int Vorrut het wie anno 17. Fi!.JSliiilii. Oni (ö; cij
F. s. (inc. — d) a) missraten. von Erzeugnissen des
Laiidbaiies, der Vielizucht, der Koch- und Schneider-
kunst udgl. Bs; Z. Es hat (ist) (f feit ÜR. .Die Rosse
[Flachsröste] fehlte.- Gorrn. .Die Ernd hat gefelilt [i.st
nicht ergiebig gewesen]. Der Wein hat gefehlt [ist
missraten].' HosriN. und so noch heute. Woin er zico
Chile im Stail het, so feit im eini [hat er Missgeschick
mit einer derselben]. Wenn si [die Kuchen] /'., iss i;/
si selber noche [nachher]. JJoäcii. 1881. / hä" scltn'
mänys Dlol, wemmer Oppis (j'felt g'ha hat im Choche,
[dasselbe] ntC hurtig i iV Säusttinden abe (j'heit. Stütz.
Er hat 's an"'', wie 's heisst: es (frät nüd ril und feit
schier Alls [er macht selten etwas Rechtes] Z. —
ß) niisslingen. Es hat r/ feit, ein Anschlag. Versuch
ist niisslungen. hat fehlgeschlagen. Die beste Streich
hdiid (ff. G. Auch mit Dat. 1'. Es het-dr (ff., deine
Hoffnungen sind zu Wasser geworden. Gotth. .Sollte
die schanze [= frz. cluince] dort f., so wäre grosser
schaden zu befürchten.' 1.531. Strickl. .Der mordt-
liche Anschlag fehlet ihm.' Wurstis. .In selbigem
Jahr hat meinem Herrn Vater das Seckelmeisteramt
gefehlet [er wurde bei der Wahl übergangen, also:
seine Bewei'bung schlug fehl].' JCEscuer um 1710.
Un|iers.: ,Es will fehlen: inclinata res est.' Hoscin.
Es hätt-ä'r chöitiie' f.! bei einem Wagniss. Von einem
lebensgefährlichen Unfall oder Krankheitsanfall, auch
mit Dat. 1', ; oft eupbem. für den Tod. .Hanse's Frau
ward von einem heftigen Fieber ergriffen. Es werde
f. wollen, sagte Hans.' Gorni. ,Über Nacht kann es
mir ja f.' ebd. ,Es will mit im fäle, res ejus ruinara
niinitant' Id. B, wie noch heute. — '2. mit persönl.
Subj. a) einen Fehler begeiien, wie nhd. Wer nie
(ffelt, hed mj'''' nid (fleht. 1neiciik,\. Ein Ziel verfehlen:
l)e'' Schills het (ffelt G; mit Gen.: d'r Schdje f. Uw.
,Ich will aber dabj der meinung nit fälen [sondern
sie richtig treffen].' Zwinrli. — b) Mit Dat. P. den
Dienst versagen ; ein Versprechen nicht halten ; Jmdu
im Stiche lassen. .Ach nit. mein herr, du mann
Gottes, fäl deiner niagd nit' 1548, H. Reo. .Pfui dich,
du schantliche böse w'elt! Wie hast du mir so gar
gefällt (gefeit).' Salat 1537, 1135. 22?A. .Wenn lüt.
zuu denen wir uns vil guots versehend, uns fälend.
wenn sy uns unser bitt abschlahend.' LLav. 1584.
.Seinem freund fälen und im nit zewillen werden, eines
freünds begür nit genuog tuon, deesse voluntati amici.-
Mal. ,Sein kunst habe ihm noch nie gefehlet.' RGwekb
1646. ,Er hat mir gefehlt', sein Versprochen nicht ge-
halten. HosriN. 1683. Ptc. Per f. adj.: verfehlt, miss-
raten. Es (ffelts Tuech od. e (ffelti Hut, ein Lump S.
En (f feite Pfarer. Adv.. auf fehlerhafte, boshafte
Weise: , So recht gfehlt und mutwillig kitzern.' Stutz.
In einzelnen Fällen berühren sich das Adj. und das
wirkliche Ptc. (passiv i. S. v. .verfehlt'). Tez isch 's
(ffelt: Bs; Gr; Z. Die Boten von Bern eröffnen, in
dem Abschied von Zürich sei in Betr. ihres neuge-
wonnenen Landes Etw. .gefehlt'. 1.548. .\bsch.
Feier m.: 1. = Fei 1, Fehler des Charakters.
D' F. vun Finde soll me" kenne, aber nild nenne.
Siij.cjFK. Es hed Jeden en F. und ich ha" gxve".
I.NEicHEN. Wer ke F. macht, lul iif-em Chilchhof ebd.
— 2. Fehler des Verla lirens. 's i.sch ka |kein] 7''..
Schweiz. Idiotikon. I li.
es i.st ganz am Platz GTa. — 3. oni F., unfehlbar.
,Bäbi erklärte, dass morgen es müsse gegangen sein,
ohne F.' Gotth.
Malefiz-: .Wegen diebstälilcn und anderen ma-
lefizfehlern in oborkeitliche Ungnad gefallen.' 1738
ScHW LB.
G'schau-: in die Augen springender F., -für wel-
chen man darum (beim Viehhandel) keine Nachwähr-
schaft leisten niuss wie für die verborgenen F. Z.
Trett-: F. bei mehrtretigen Bildgeweben, welcher
dadurch entsteht, dass man eine unrechte Trete in
Bewegung setzt Z.
Feli f.: Wendung zum t'beln S. Hct-mer [man]
stf Freud amene Boss — (jhcitss chunnt 's i d' Fälüi.
.Joachim 1883.
fclig: mangelhaft. Ebel; irrig; trügerisch. ,Da.s-
selb hast du von mir nit ghört, drumb ist es fälig,
dass du werdist gwärt.' UtzEckstein. ,Wie alles das
so ungwüss und fälig ist, das die weit hoch und für
schetzet.' Gualth. 1551., ,Ain feiiger und irrender
weg.' Kessl. .Fälig guot, das nit so vil fruclit bringt,
als es aber erzeigt hat, fundus mendax. Ein fälige
sach haben, periclitari causa.' Mal.
Fei s. 1. Feld. 2. Felwe.
Fell EM GLStdt, F^l fFe'lJ Aa; Xv- Bs; Gr; G;
Tu; Uw; Z, Fe'l, Fe'l GlH. u. K. — Dim. Fäli Ai-
Z, Fdlti Uw — PI. -er Av; Z (neben Fdl) — n. :
1. Fell von Tieren, z.B. von Schafen und Ziegen,
allg.; auch von Mäusen Gr. .Der Fürkauf in Häuten,
Fählern [usw.].' 17.34, ApI. .Ein som [= Saum] velli.'
L Schift'meisterlibell, Anf. XV. .Braun wie die fäl
[Teppiche] Salonions.' 1548/60, Cantic. .Ein guetes
Fell ziehen-, gute Beute machen. Haut v. Menschen:
.Das fei hieng [den Leuten] am ffaisch, 1er, los, ge-
runzlet über die blossen bain [vor grossem Hunger].'
Kessl. Sonst nur in bildl. RAA.: Eine" bim F. ne",
packen Z. Eim 's F. gerbe, durchprügeln UwE. Ds
F. Wäsche, prügeln und in den Brunnen tauchen
(Lauscher und Nebenbuhler beim Kiltgang) B. Gell
[gelt], 's hät-di''' am F.! schadenfroher Spott Z. Es
dicks F. ha", unempfindlich sein, körperlich u. gei.stig
UwE.; Syn. Hut. — 2. Schimpf n. eines Menschen.
Du bist nes schlechts F. Aa; Syn. Tuech, Hut. En
unnützes F., ein Taugenichts GlH., bes. ein rohes,
unsittliches Weib Aa; Z. Die is-« es F., si brüglet ire
Ma"" (dl Tag Gl. Es g'färigs F., böses Weib W.
Vgl. Leder und nhd. .Haut' (dieses aber auch in gutem
Sinn); hit. scart um, Hure, zu coi'i»)», Haut. Vgl. auch
Matzen-F. ~- 3. Schmutzfleck an den Kleidern.
"De hasch nes sclmw F. corabe [vorn hinunter] Aa. - -
4. Hautwunde, Stelle, wo ein Stück Haut abgerissen
ist oder dieses selbst; e F. ab ha" ArL; Gl; Th. Syn.
m Blctz ab. Wortspiel: A. Was hüpfst [= hinkst]
iisö? B. Ha, i ha a Fäal. A. Gang toa 's i d' Girbi
GBern. .Die Lungen von dem Wider warm aufgelegt
heilt ilie fäl. so die schuoch abgetruckt habend.' Tierb.
1563. .Intertrigo, der wolf, d. i. ein abgeriben fäl oder
aufgeriben haut im gesäss oder sunst, als wenn einer
an füessen ein f. abstosst.' Fris. 1568. .Die Zahl der
Schlägen, Fahlen. Wunden, wie sie Christus . . .' Ion.
V. Uheinf. - .5. Hautausschlag. Geschwür, bes.
chronisches. C^uaddeln. an Mund und Gesicht L; GG.,
Rh.; Z. Er hat es F. am G'sicht 'A. D' FeUiT.. l'fe-l
Tu: Pocken; Syn. l'rscMachl. lilätercn. Masern GT.
4!l
771
Fiil, fcl, til, lol, ful
„Wisse F., Kimlerpocken ; irüde F., wilde Pocken;
röte F., Flotsucht, Masern (tT.- Vgl. noch Biipßi-F.
und feilen. — (j. Schorf oder Kruste auf heilenden
Wunden, Geschwüren, Hautausschlägen Ar; (iL; L; Z.
Syn. Huf, Bif, ilo.'ic. In Ar unter.scheidet sich F.
von Bdfa nur dadurcli. dass das letztere niedriger und
Hacher ist und von ekelhaften Ausschlägen wie vom
Kopfgrind gilt; zuweilen beide pleonast, verbunden:
roll Feier ond Biifa. — 7. eine Krankheit der
Augen, auf denen sich eine Haut zu bilden scheint.
Vgl. Angen-F.; Stern-F. ,Loss den selben rouch in
die uugen gon, so entschclen sich die fei bald.' Bs
Arznoib., XIV. 2. .Die gall des tiers .soll die flecken,
feien oder starren der äugen vertreiben.' Tierb. 15tiS.
,l-)en Sternen oder das fäl im aug vertreib dise äsch.'
ebd. ,Das pulfer der gebrannten Schnecken verzeert
die fäler der äugen.' FiscHii. 1568. .Gebrechen der
Augen, Fahl, Dunkle, Nagel.' RC'vs. — 8. Rausch L.
Mhd. Tel, Haut vüu Tieren uml Menstlieu; Staar; dünue
Eiskruste. — Bed. 8 mag sich aus 7 entwickelt hallen als
Ijeiieblunsr der Augen. — Abi. //7/.n, G'c/ill. — Vgl. auch
/,ill,,i IL
Augen-Fell, .'l'unica' oculoruni. augenfäl oder
augenschelfen, so das aug zuosamen haltend.' Fris. ;
Mal. .Aranei tela. Spinnweb, Augenfell.' Denzl. ltI77;
1711). Vgl. .Finstere und schwäre der äugen, so einem
als ein spinwup vor den äugen schwebt.' Tierb.
Für- Für- (Fü-r-, För-, Fir-J Ae; Gl; Th; Uw;
W; Z, Fn-r- ZO., rS., Tor- Ar: Schurzfell, lederne
Arbeitsschürze, von Handwerkern über den Vorderleib
getragen zum Schutz der Kleider „Vw; Zs; Z." Syn.
Sclmrz-F.; Fürlcder; Lcdersdwss. 's Arbeitcrvolch in
(jrosse Städte sät: u-enuj Arbeit sstonde, de Tag dore
[durch] 's Förfell drülle" ond z' Obed en grosse IaY
Tn. ii/e" muess nüd am F. chlopfe", we/iin-me" will
Vögel fange" Z. Die .sterbende Messe' vermacht dem
Dr. Han.s ,Sohmid' von Constanz ,myn leder, damit der
Altar bedeckt ist, zuo einem fürfeil in syn Schmitten.'
NMän. .Leite ich an ein fürfäl, trüege ein zimmer-
achs: war ich darum ein Zimmermann?' JJBreit. IGUi.
.Bekleidet nach form der Bergknappen, in einem leinen
zusammen gebundenen Hock, samt einem ledernen
Fürfell um ihre Lenden.' LLav. 1670. .Die sich ihres
Fürfäls, ihres Schurzes, ihres Ziehmessers beschämen.'
Ulr. 17'27. .Leute, die sonst die Sonntagskleider an-
zogen, wenn sie an die Gemeind giengen, kamen jetzt
in Werktag.shosen und Fürfällen.' HPest. 1783.
Haber-: (PI.) Haferspreuer. als Füllsel für Kissen
verwendet S. — /'. ^ Hülle, Hülse.
Hirn-: die das Hirn umgebende Haut, resp. Häute.
, Welcher wunden er aus Verletzung der Hirnfehlen
verschiede.' Wurstis. - Vgl. .Fehle', (ir. WB. IV, M22.
Hirzen-: Hirschhaut. .Nebrides. ein hirzenfäl
oder gemsenfäl.' Fris.; Mal.
Kalb(s)-: Kalbshaut. Fs si'"' nie üh. in der
Gerbi vm" [= als] Chüehüti, es sterben mehr junge
als alte Leute BBe. (De" lange" Weg) uf 's ühalbfsjfiil
nse" g'lieie", als Tor (,Kalb') zum Vorschein kommen,
bei einem Unternelimen zu Schanden werden, Schimpf
und Schaden davon tragen, statt vermeinter Schlauheit
eine Dummheit begehen, eig. (der ganzen Länge nach)
ungeschickterweisc zu Falle kommen Z.
Lamm-: ,1 lybrock mit wyssen lambielen.- 1189,
Waliok luv.
Lösch- wie Fliesspapier verwendet':' .1'2 ß um ein
liischfel zum rätsbuoch.' 152.3, L Umgeldsb.
„Milch-: MilclLschorf Z."
Busel-: flockiges Fell. Pelz, z.B. das einer Katze Z.
R u p f 1 i - : Nosselausschlag GT. — S. llu/c unter Frll 5.
Ratzen-: Rattenfell; als Schimidwort, s. Fell 2.
Du alts Batzef., du alti Hex! XVIII., Baurengesi-r.
Schurz- = Für- F. B; Ndw.
Schwänzel-: Tierfell sammt Schwanz'? .r)ie Kür-
siner, weliche den Gästen allerhand Wildwaar. item
Romanisch- oder Schwenzelfähl verkaufeut.' Z Mand.
1639; 1640; 169'2.
Sti fei-: Tierhaut zu Stiefeln (Pelzstiefeln)? .Stifel-
fäll. 28 Stuck.' 1571, Wegmann, Inv.
Stern- = Fell 7. .Wider die tunklen äugen, stern-
fäl und grawe flecken der selbigen.' Vohelb. 1557.
.Augenwee und zuovor das sternfäl vertreibt Bären-
gall.' Tierb. 1563. .Stärnfäl. das starren der äugen,
suffusio.' Mal.; Denzl. 1677; 1716.
Stern- scheint entstellt aus staren, stieren uud ilanu uui-
gedeutet auf den .Stern' des Auges seihst.
Dachs- am Kummet der Pferde, des Handgauls,
wenn der Bauer zur Stadt fährt.
Der Gebrauch ist weit verbreitet und scheint auf Aber-
glauben zu beruhen : in Italien tragen die Ochsen, die nmn
auf den Markt bringt. Streifen von D. um die Hörner. an-
geblich zum Schutz gegeu bösen Blick und Hexenwerk. Auch
werden aus Dachshaaren zierliche Amulete für den Hals
kleiner Kinder verfertigt. Mit Dachsfelleu wird der Hintere
von Pferden und Mauleseln auch in Südfrankreieh belegt.
Web-: Stück Leder, welches der Weber sich vor
den Leib bindet Ar.
Wamm(s)-: weisse, weite Schürze, welche die
Männer am Sonntag zur Verrichtung der Hausgeschäfte
tragen, um die Sonntagskleider zu schonen ScHNnk.f
Zund-: Zündschwamm. ,Dass ainer an [eine] ge-
ladne handbuchs an syn brüst satz, und wie er das
zundfal darhept, will ablassen [usw.].' Kessl.
feilen: 1. fi-h; ■ .\usschlag, Pocken bekommen
GG.; s. Fell ö. — 2. ..Tuch mit einem Glattglase
weich und glatt machen G." — Vgl. noch fillen.
Emp-. Ent-Fcl. Be-Fel. ent-felen s. -Felch.
Fellach s. Felwe.
Fellenberger: Zwetsche der griissten Art BsStdt.
Der Name geht wahrsch. auf den gnissen Landökonomen
und Erzieher Fellenberg zurück.
Vi'Illss m.: Schultornister ZNer. Fellise n. allg. :
Felleisen. .Mit ihren Vällis. Geräten, Kleinotern und
andern ihren Gütern (Vallisiis, arnesiis et jocalibus
rebus).' Wi-rstis. .Der Gubernator der Statt besich-
tiget aller unsere Fellis.- TuPlatt. 159.'i. — Aus frz.
cfitise,
Felix, Feiig (inVi-., Fix Z: Taufn.. bes. in Z be-
liebt gewesen, weil Name eines der Stadtheiligen,
denen zu Ehren 879 die Abteikirche (Prauinünster)
geweiht wurde. S. Fek Sp. 726; Amsle Sp. 211.
feil (feH, fäl): käuflich. ,Feil und zuo denj kauf
gerü.st. venalis. Lassen f. aussrüefen, sub pnecone
subijcere.' Mal. Feiles Brod (.Feilbrod'), solches,
welches der Bäcker aus seinem eigenen Mehl auf Vei--
kauf buk, im Gegs. zum Hüsbrod und zu dem aus
.Ingeschütt-etem' für fremde Rechnung gebackenen;
s. Fochenze (Sp. 652 ff.) und Feiler. ,Die pfister, die
773
Fal, fei. fil. vil. M. ful
774
t'eileiis baehend.' ir>77, Z Ratsovk. Es war das feinere,
weissere, etwa auf Festtage liiii gebacken. .AU sanips-
tag nml firabend [Tage vor Kircbenfeston] und so oft
.\v teils brot baehend.' 1535, Elchek Herrschaftsrecht.
.Brot f. füeren.' 1413, B Stadtsatz.; vgl. Brotfüerer.
Einst spielte eine grosse Rolle in der .Autonomie von
.städtischen Genieindewesen und der Kantone in ihren
Beziehungen zu den Nachbaren der feile Kauf
(Markt), d.i. der freie Verkehr zumal mit Lebens-
mitteln. ,So wurd man uns feilen kauf abschlahen und
nüt lassen zuogön', den Markt verschliessen, verbieten.
1524, Absch. ,Das auf Karen und Wägen zu feilem
Markte gebrachte BroJ.' Wurstis. 1779. Auch in conor.
S. : ,An die von Solotren. dass si daran syen [sich
bereit halten sollten], den lüten feilen kouf nach ze
füeren.- 147li, B Ratsman. ,Dass sie die Proviant und
den feilen K. frei ergehen lassen sollten.' MStkttler
U)"27. — Das W. findet sich mit folgenden Vben ver-
bunden: a) sin; oft fig. gewendet. .Wenn er noch
nicht genug habe, so sei noch mehr [v. der Züchtigung]
feil.' Breit. 1860, als Drohung, 's ist-mer f. = ent-
leidet Bs; Z. Auf die Anfrage des Freiers ziemt sich,
dass der Vater des Mädchens vorerst bemerke: si ist
null fül GTa, Syn, vor, fürig. Den, welchen man
l)eim Weine frei halten will, ermuntert man mit der
Erklärung: du bist-mer null f. iim-eue Schoppe TKj"
GA. b) han, f. bieten, z. B. Millaffe" f. ha; auch abs.
den Krämer, die Höckerin machen. Übertr. : sich zur
Schau ausstellen, z. B. von Mädchen, welche ohne Be-
gleitung eines bestimmten Burschen auf den Tanz-
platz gehen G fsi''' f. ha); Z. 's Hanse Frau het zu
ire' Tüchterle" (/'seit : l;eis ron-ech sull-si"'' nie erfreche",
l)i iJem Schlenyijel [Schlingel] stunäelaiiij ijo f. z' ha".
BWvss 18(33. Er ist im Wirtshüs i/o" f. ha, sitzt
unter dem Vorwand von Geschäften im W. ZLinim.
Das hat nebet -enand f.. Beides ist neben einander
möglich, sohliesst einander nicht aus; ist gleichberech-
tigt Z. Von Mannspersonen: die Hosenklappe oft'en
haben Ar (Nebes fäl ha); IT. Von Weibspersonen (auch
mit dem Zusatz Fleisch): die Brust stark entblösst
tragen Z. c) triben. Mer heind [wir haben] 's Veh
Niemertem f. 'tribe", zum Verkauf vor 's Haus gebracht
U. d) gen: preisgeben, hingeben U.
Mhd. veile, ahd. frilL Unsere Formen mit a, ä, c lie-
ruhen anf lokalen Laiitgebimgen unii haben dnrch.Hus keinen
Bezug auf ags. fiüe, ahd. fali, fdi. — Bud. d aucli schon
lulul. — Abi. fciheii.
Übel-: in nüsslicher Lage steckend, übel daran,
ratlos; spec, mit einem unheilbaren physischen oder
geistigen Gebrechen behaftet. En übelfeile Tropf
VÜRTE; „Z". ,Den Urnern tat sie [die von einem
Gespenst heimgesuchte Alp] eben .so wenig gut und
sie waren ü. daran wie die früheren Besitzer.' Lütolf.
Sagen. ,[ln der Hölle,] tvo sust 's ganz Jör ke' ühilbitaij
und Alles übelf. [ist].' Ineichen 1859. ,Nun sind wir
aber ü.f., kein anschlag mer uns g'raten will.' Ruef 1538.
Kig. der tiegs. zu wnlfril, also von knappen Lebensver-
hältnissen; dann auf die Person, welche unter solchen zu
leiden hat, bezogen. Vgl, wirs-f.
bass- bds-: 1. wohlfeil LRigi; Zi:; im t'onip.
(bassfeiler) Schw; U; altes LB. GrD. - '2. wohlfeiler
• ilS. — Zsgs. mit mhd, Imz, das an und für sich (ohne -n-)
Uoniparativ war. — Vgl. wirs-f.
wol- meist u-ülfrl — Comp. ini/fi-Irr Aa; li.\l.;
L; S. iriil/lcrlh (wrlller); G; Z, viilfiivr Ztw.: 1. wie
nhd. D' Ischiine" niached, dass 's nie me rv. icird,
keine wohlfeile Zeit melir kommt. J"* gab 's nit «',,
es ist mir wert. 7 gab 's doch w., es ist mir sehr
entleidet Z. Er git 's w., ist nicht schwierig, lässt
mit sich reden Aä. Sprw. W. derzue, w.dervu", wie
gewonnen, so zerronnen. — 2. bescheiden, den
eignen Wert nicht hoch anschlagend. ,Buben, seit
doch nicht so w.; werft den Bengel nur ein Bisschen
hoch; er fällt von selbst wieder tief; in diesem Punkt
[wo es an Werbung und Heirat geht] darf sich Einer
alleweil was Rechts einbilden.- UBrägger. ,Sei doch
nicht so w.; du kömmst noch alleweil früh genug zum
Schick [Glück].' ebd. — stei"-erde"-, spott-: Stei-
gerungen zu Bed. 1. — wo Heilen B; Uw; Z. u-öl-
flera" kr: wohlfeiler werden, meist unpers. ,[Wie
früher die Zohntfrüchte nach dem Gefallen des Abts
verkauft worden seien, was die Märkte] bewohlfeilet
habe.' 1544, Absch. — Wolfeili. meist Wülfli,
Wölfeli f.: Wohlfeilheit; wohlfeile Zeit, Ggs. zu Türi.
allg. Er chauft 's der W. nä''', je das Wohlfeilste.
,Da wir in höchster wohlfeile, in friden und wolstand
wohnen.' JMüll. 1665. ,Ein merkliche w. mensch-
licher narung ist diser zyt gewesen.' Wurstis. 1580.
.Hat euch nieman kein soliche fassdüre [hohen Preis
der Fässer] erlebt und ouch kein mensch soliche
schnelle wynwölfle.' Bs Chr. Sprw. E Türig im Herbst
bringt im Früehlig c Wölfeli. Schild. .Gedenkend an
die gmeinen sprüchwörter: Gott kann bim lären casten
machen ein wolfeile, und hingegen bim vollen casten
ein türung.' .TBreit. 1641. Wortspiel: En Arme
hätt-mi"'' gern und wünscht mi''' alli Jör; und vilr
i''' gross, i''' frdss-en üf mit Hut und Hör Sc». —
wolfeilig tcülflig ^ vfohUeil Bs.
Die in Folge von Absorbicrnug des Tones des zweiten
Teiles durch den erstem eintretende Syuc. zeigt sich schon
früh. ,Ouch fleisch was [war] in wolfleni gi-lt.' Kyff, Bs
Chr.; ,wölfler.' ebd. ,Das wölflist bclzwerk.' Tierb. l.'>G:i.
.Das bringt dir kein wölfle in dyn iand.' HsRManuel.
wirs- wirsch-: Steigerung zu übel-feil UwE. Vgl.
bass-f.
Feiler m. : Bäcker, welcher Brot aus seinem
eigenen Mehl zum Verkauf buk und solches an einem
vom Magi.strate angewiesenen ölientlichen Lokale feil
bot Z, wo das W. von 1331-1770 belegt i.st (s. das
Brot, S. 123. 1.30 ü". 160 ff. ,Ein feiler, der brot feil
hat und simmelring u. dgl., crustularius.' Mai.. Syn.
Feil-, lüeinbecli, Kleinbrötler. ^'gl. auch Fuchensei.
Buech-: hausierender Buchhändler: a. durchaftcr
Sp. 125. Syn. Buechfiierer.
Veilette s. Vijelette bei Violc II (Sp. 633/4).
vtl (tw. cF?, inFi'iW): viel. 1. adj. a) «ieulid..
aber im Sg. durchweg und meist aucli im PI. un-
flektiert. Vil Miiet; vil Lüt (Manne", Franc", Chind"');
um vil Geld, mit vil Müe. Der süess Must ged gad [gibt
eben] vil Buch Ar. S, vil-zlt. — b) substant. ver-
wendet, a) Sg. Ntr. , in rechter Volksspr. ebenfalls
immer ohne Flexion. Es chann ime Jär r. an Eine ge
od. cho [Einem zustosson] Z. Wo vil ist, chunnd vil
(vgl. unter anfalioid). Ineichen. Z'r. ist uiig'sund und
war 's [wäre es auch] g'nueg. ebd. G'nncg ist bcs.'ier
weder z' r. Sui.ger. ,Vil und z' wenig verderbt das
.'pil.- .TCWeissenh. 1701/2 (vgl. u. lüt-cl). ,Des Dings
geschali täglicli mehr dann viel.' IvnWmz 1653. Es hat
na-'' ('., »■() das (de'' sc. Wein) ifsi" ist, Einladung an
Fal. fei, lil. vil. fol. tili
(70
den Gast, sicli die Bewirtuiiff unbedenklich sfliniecken
zu lassen Z. Es ist vil ron-em, das' er selber cho" ist,
ist als ein Opfer von ihm zu schätzen Z; in dieser
Anwendung auch mit Art.: das ist e vils vorne so e
junrje" l'iirst [Burschen] = ein Grosses, eine hedeutende
Leistung \a. I''' weit [wollte] nüd um vil, dass er
mi''' i/'siich. Mit eil chann e Soii hüse" [die Haus-
haltung führen], Hät-ine" ril, sc hrücld-me' v. Vil
icilsse" macht Chopfive. Silokh, Wer z' vil will, dem
wird z' weniy. Vil en Drück, iron. = Nichts Z, ,Uni so
vil desto mehr,' JHott. 1666, jetzt dess (desto) nie, nhd.
,um so mehr'. Einem v. si" möye" s. stn Vb. ,Han ich
dir ze v. tan, so verklag mich,' 15Al.it ^ Unrecht getan,
zu nahe getreten. Das ist v. rfsäid, das heisst v, ge-
sagt = ist eine Behauptung, welche schwerlich mit
der Wirklichkeit übereinstimmt Z. Ellipt, ^ so v. als,
Iss und trink v. d' maf/st ZO. — ß) Plur, Msc, Viele
(Leute). Es sind nüd Vil, reo das scho" ij'seh" händ.
Vil wend ha". Viele behaupten . . . ,Vil reiten [sc. ein
.Steckenpferd |, wann sie gehn zu fuss.' JHAmm. 1657.
Im Dat. mit Flexion; ivie 's sehn" (i) Vile" (Vilne")
y'yanfjen ist. — 2. adv. a) zur Steigerung eines adj.
(adv.) Begriffs, a) sehr. ,Vil dankbar.' Scnw LB.
15'24. S. auch ril-näch. ß) nach ze (zue) = allzu.
Z' r. ffuet ist büs. Tneichkn. .Zevil frei.' Fkis. ,Ze v.
streng.' Ansh. .Der in [ihn] zuo vil rüch und streng
hielte.' PiGu.^lth. 1584. y) vor Comparativbegriffen
=: weitaus. Er ist r. de'' schlechter. S. auch ril-e
Sp. 10 (2 a). .Der grösser hüf und v. der merteil.'
1529, Abscii. .Vil ein andere zyt.' EGrALxn. 1553 =
eine ganz andere. .Viel ein andere Beschaffenheit.'
RiiAGOR. 16.39. — b) oft. allg. ,Vil hat man nachts
gebort geist'''" sünfzen.' LLav. 1569; dafür , oftmal.'
liiTn. ,Ich wird vil bei dir sein oder oft und dick,'
M.1L. .Quotiescunque: als v, und dick, so oft und v.'
FRts. Die selbe Häufung von Syn, noch jetzt üblich,
— 3. (Steigerungsformen.) Am Fi/.s(e, am Meisten
B. ,Nur 3 Batzen auf ds Vielst.' Gotth. ,Wer aller
vilost darum git.' Offn. Oberutzw. 1436. ,Ufs vilist.'
HBii.L. 1572. .Ein Ducaten uf das aller vilst.' B
Mand. 16'i8.
Vit i.st iii unserer Vnlksspr. ^'tiiiaii geuomiiieü uie atlj.
verwendet; aucli in den Fällen von 1 a ist es eig. snijst.
und da.s dabei steheude Sul)st. als Gen. zu verstehen, der
sich nur allmählich, wohl weil die Form des (ien, der MA.
nahezu abdorrte, dem regierenden Worte als Apposition aecüm-
uiodierte. Die Bed. 2 a (auch mit .vielleicht' ins Nhd. her-
üliergenummen) galt namentlich im Mhd., z. B. ril dirke, sehr
oft, aus welcher Verbindung (zunächst aus der copulativen
Wendung v. jiml d.) sich eben unser 2 h mag heraus ge-
schält haben; doch da r. auch prädik. i. S. v. .zahlreich'
vorkommt, was sich mit der Bed, ,oft' berührt (.das rebhuon
ist vil in der insel Gallinaria,' Vogelb, 1557), so ist auch
Entwicklung durch diesen letztern Begrüf hindurch möglich.
^ 3. Als Steigerung wird allgemeiner mist, meint verwendet.
Über die absol. Steigerung eieiy r. und die formalen Wand-
lungen derselben s. cieiti Sp. C11/I2. — S.noch riz.
als- vil, as fU, rsfil, affd, affrl. äf'rl,'if,J; 1. (ab-
sol.) so viel. A. het 's (fhisl't. Ddr hät-si''' met de
Chlauen um avel fest i" d' Felseblatten im i/chlammeret
Ai', d. i. sehr fest. — 2. (verbunden mit folgendem
relat. als (as, isj oder das') eben so v. als. Es mag
enn [ein] Sticl.rr mif-;m^n iinziye Stidi.^tuel as vilg'sticken
as 100 llamlsiickere. Tue" asvilas, tun wie wenn
der gleichen tun. Er tuet asvilas ob er si möchti Gk.
Dem Anschein nach, gcwissormassen. Er hat asvilas
für'''ti(j [ausnehmend] früntli tue [getan], ebd. Es
hat a.-v.-a. extra schö" sl" .sülla". ebd. Er iviU as (so)
t. as rieh si", den Eeichcn spielen Ap; Ndw. Er mät
asrilis mächtif/, aber doch mät-er nid ine as es Wibs-
bild GrD. Es ist nW s' vil as . . . GlS., wo diese
Formel auch absolute und also ellipt. dem Satze im
S. V. ,es ist nur scheinbar, vorgeblich, i" der 3Ieini"g',
angehängt werden kann. Syn. Gott-mer-sprich. Zur
Hervorhebung eines Ausdruckes: 1 han seile" a.-v.-a.
chdse" W. ,[st er einsmahls als vil als widerumb
lebendig worden.' LLäv. 1576. Auch bejahende Be-
scheidenheitsphrase, indem man z. B. eine Ehre an sich
kommen lässt. .\. Sid ier der G'schirornai' ü. Asvilis
wbl GrD.
S. 0. Sp. 197 u. Hill „/« / «; ;' u. Anm. A/'el ist Ab-
schwächung aus affil, wobei das syn. sovet m.ag mitgewirkt
haben: nß'il aber ist durch Assimilation des s an v (ß ent-
standen. Ursprünglicli wurde die Verbindung um a. wolil
nur bei ausdrücklicher Vergleicbnng, viell. sogar vor einem
Comp, gebraucht, erst später dann auch absolut. Im Unter-
schiede zu dem sonst gleichbed. soni (entsprechend engl, n«
much : UV iinich) ist n. ursprünglich vergleicheuil, «. einfacli
hinweisend.
mords- Z. bode"- W. hegelsding- BBe.. welts-
Z : Steigerungen des Begriffes ,viel'. Es wird doch
mords vil G'schirr verheit [zerbrochen]. Stutz.
**o- 1) ('•JsoVil Ap; BLaut.; Z, (i;)sövel (sevel) Xk\
BöO.; FMu.; Gh; L; GA.; S; Uw; U; W; Zii; Z,
(jsö'vliy (sevlig) W; Zg, (i^Jsövlet Gl.; Zg, (r).süvli (sevlij
BM,, ü,; FMu,; S; WLü,; ZHinw. 2) söli SniBarg.,
sbli Bst, Hebel; PPo.; GRh.; Sch; ZO., u Töss, Sth.,
scli AABb., F., Zm-z. 1815; BLaut.; Sohw; ZAuss., B.,
Limm., 0.. Wl., c.wZj.s ScnwMuo. — dim. süceli, sevili :
1. so viel (quantitativ), allg. Süfel. Id. B. Es heiy
[habe] nach en anders Wiisen [ausser Gott] aW'' sövlet
z' regiere". Becker 1876. Sevlig [Obst, Getreide udgl.]
(/it 's h'ir nit wie feru" [letztes Jahr] W. Du magst
nit halb esövli wie-n ih. Gotth. Dim. blö.'is söreli,
söveli, ein klein wenig GA. 's isch nesuvel! RA., mit
welcher der Unzufrieilene zur Ruhe gewiesen wird =
es ist immerhin so viel und nicht zu verachten AaF,
Es ist iez esovel — häd der A)d;e"ma"" [Butterhäudler]
g'sait .' = daran lasst euch genügen; dabei bleibt es.
Deiktisch: er hat nid esovel g'ye" = blutwenig, gar
Nichts. Auch bei PI.; sövel Chind. Selber als Subst.
aufgefasst; e" ledrc gid [gibt] es Sövel dran BKi.; es
Sevili 31ilch, Lit [Leute] Ndw. - - 2. so sehr und (ohne
Hinweisung) sehr übh.; so oft. allg. a) beim Vb.:
Das ivird öjtpe nüd sövli pressiere. Gotth. E'' hau dessen
.sein y'achtet nid BLaut. Es ist kür nit sölli y'räte".
Er het sollt 'tue [sich arg geberdet], ivie [als] sin Vater
y'storben ist ScnSt. Es wundret-mi"'' yar sölli. Stutz.
J"'' verstä-mi"'' eserel nit of die niwi Schrift U. Wie
häm-mer-is selli vergaffet!' KdMf.v. 1860. Z' Neisele
bin-i dick und vil und sövel z' Wertistei". Ineichen
1859. — b) vor Adj. (Adv.) Esevel fin oder (dem
Begriffe angemessen) dimin.; söveli es fins z. B. Fräuli
GrD. Er hät-mer doch selli guet y'viii.fse". Es j.st
öppe nit sövel wit. Sovel yuet tanze". Inkichen 1859.
Gar .sölli tur ist Alles y'si". Si sin'' vom Schaffe" her
und hi" gar sölli müed und schlöfriy y'si". Heuel.
, Sövli bös dran sei er noch nicht.' Gotth. ,l>er Bnr
soll syn einfältig, trurig und bekünmiert, doch nit so
vil ungschickt und jiürisch.' HBull. 1533. Die Stelle
des unbest. Art. schwankt; er ist en sölli yuete'' Ma""
Fal, fei, lil. vil, lul. ful
778
'/A\\. .Ein sövli witziges Kind.' (iriTTii. iieljeii: Sörli
Cliiiiij und sürli juni) und söfU e lüf'fiye Miieler. Siifcl
€)> chli's iüch es BBe. Säy-mer's: du hisch xerK eii
h'xinnte [(1er viel weiss] BGydistl. Derselbe pleonastisch
an beiden Stellen gesetzt: Ax aiicU es schkcMs bin
ili nit. GoTTH. Pleonastisch werden auch die Be-
standteile des W. s. selber, weil die Zss, nicht mehr
gefühlt wird, beigefügt: so selU übel AABb.; sopel
[ (sovli, selK) vil B. — c) absol. und scheinbar prädik. :
es ist nid sülli, nicht besonders geraten ZSth. Es ist-
nier nüd s., nicht recht wohl üRh. A. Git 's-es guet?
B. Nid so sölli ZWl.
Die volle, nicht zsgezogeue Form koiiimt ebenfalls zur
Verwendung, aber nur im eig. S.. weuu "n auf ein folgeuües
iih oder ifi> weist. — Zss. svHis-<lhti/. — Über den Vorsclilag
(- und über e der Stammsilbe im Wechsel mit ü s. Sp. 12 u.
bei m. Siivluj ist adj. Weiterbildung, solltet eine Spielart
dazu (vg]. Ahcd : Äliii/ ; Aiitht : AiitHg : L'rlct : Vrbliij, Urlaub;
animnl : nmmiij Sp. 209 u. 220) oder UmstelluDg einer mit (
erweiterten Form 'simlt. ,Si)li mag r eliminiert oder dem /
assimiliert haben; wahrscheinlicher ist Vermengung mit den
Nbff. von so-tk-h, solch. Esohn ist gen. Adv.-Form wie aV>eii
usw. Sp. 209, immern 222.
wie-, iciev^l Z, icövrl Sch; Schw, irecij Schw;
Niiw, wövlrt Gl: wie nhd. — Ö nach Analogie von sunl.
— Als Ordinalzahl wievrlt, wev^lt Gl. — Abi. wiivleti.
eswie-vil s. ettvie Sp. 593.
vile" rilrt: Adv., beinahe Gr; GO. V. nit. Ver-
.stärkt: vile vile; v. schier: r. gär; r. gottsgär; v. potz-
gär. Er hat rilla gär ei" Nama g'ha. wie min Atti.
(jöLDi 1712. Viliin aw'', hoffentlich. Du liäst v.-au
(fnucg. — Wahrsch. ist vitc Sp. 1 1 nicht vü-c, sondern vUt^
zu lesen und gebort in diesem Falle hieher. Eigentl. *m7-a;i.'
vilen: 1. (intr.) viel werden, sich vermehren. ,I)o
aber die eynwoner der erden antiengend v. und grosse
Völker wurdend.' 1581;48, IV. Esra, = .mehren.' KiöT.
— 2. (tr.) vermehren. .Dieweil Gott dem Abrahamen
verheisst, sein geschlecht ze v. und ze mecren.' Bibel
1531. .Durch Weisheit wird dir dein leben gelängeret
und die jar mit gesundheit gevilet.' 1531/60, Prov. —
Mhd. villi intr.
er-. .Wann [da] sich die genossen einhilliglich er-
vilet, versinnt und ervaren band, dass der hof dieselben
rechtung je dahar gehebt hab und euch hinnethin
haben soll.' 1424, Hofr. Holderbank. — Syn. ermtren?
he- iiflle" (-V-}: 1. unpers. . (zu) viel dünken;
verdriessen AiFri.; Bs; BO. Es pfUt {pfikt Ak;BO.)
mich, ärgert micli. dünkt mich unbillig; ich tue es
ungern, kann mich kaum dazu entschliessen. Wenn's-
di''' pfilet z gö", sr blib äö! ,Ab keiner fröud tuet
mich bevilcn.' Salat 1537. Auch (z. T. im Wechsel
mit dem Acc.) mit Dat. P. Bs. Da bevilt's den Benc",
auf diesem (steilen) Wege werden die Beine stark in
Anspruch genommen, wird es ihnen ,zu viel' BBe. —
2. (pers. und reti.) An.stand nehmen, sich sträuben.
Dl- pfilsch-dv'' ab Allem, icas-dr mache" sottsch | solltest]
BsStdt. — i)filig: abgeneigt, träge Bs.
Mhd. hi^viliL pers. u. unpers. In unserer ä. Lit. stark
belegt. Zu der Synk. vgl. j;/oijif Sp. 710. In BU. scheint
das W. mit i' an l'/il gelehnt zu sein. — Vgl. nocli licßlrhcn.
Vili, auch etwa Vilni, f.: 1. ab st r., Viellieit.
allg. Es sijgc' d' Vili g'si", es seien Leute die Menge
(in M.) da gewesen. Gotth. Es hat hir [= dieses
Jahr] d' V. Obs gig'i", Übst in Menge W; mit Ver-
stärkung dos Begrill's: ds Tiifels V. BK. lY V. gät
für (/' (jüvli. 1)' r. iiiachl '.v )iiid lis, !■> kninnil niclit
auf die Menge an. V V. gid (macht) de" (r'n-ünn —
meinte der Bote von Zug, da er die in Zürich zu 1
dortigen Schilling gekauften Sennnein daheim zu einem
(geringern) Zuger Schilling wieder verkaufte. ,Vil ge-
bieten und die Gebot nit halten, stärkt die Vile der
Lastren.' Ansh. ,Es erzellet auch Moses nach der vile
und lenge.' HBüll. 1597. ,Der erlegende zedel [= die
zur Auslösung des Unterpfandes angebotene Schuld-
verschreibung] muss dem ins Falanient gekommenen
an der v. gleichen.' LB. Ai-I. 1585/1828. ,Er möge
nit wüssen, wie vil im entwendt worden, mutniässe
zwähren die v., wyl es lang müsse gewert haben.'
Z Stadtger. 16ti7. .Proportion der Viele oder der
Wenigkeit unserer schüler.' ScuüLORnN. Heiden 1737.
,Da die Milch einen herrlichen Nidel [Rahui] in grosser
vile von sich gibet.' JJScheuchz. 1746. ,Die Viele
muss in kleinen Dingen wie Hürling [=junge Fisch-
chen] sind, den Nutzen bringen.' Bs Ausrufb. ,In die
vile' hiess ein gewisses Hazardspiel im XVI. (Egli,
Act. 866). — 2. concr. , (grosse) Menge, Masse. Da
ist ies e Vili! ,Die barschaft teilen nach fille der
lüten und nüt nach den lendren.' Edlib. .So der
richter die vile, die da zankt, umbringen wollt, so
wurdend in einer unzalbaren vile gar wenig heil.'
1531,'1667. Esra. ,Die v. der büecheren verwirrt einen
Studenten.' HBull. 1553. ,Confertum agmen, ein dicke
vile, in einanderen gesteckt.' Fris. ,Habe die ganz
vile der geisteren als vil als mit einer stimm ge-
schrüwen.' LLav. 1569. = ,die ganze menge.' 1670.
,Im j. 1570 hat man diser vöglen eine v. gefangen.'
JMüLL. 1673. .Eine grosse Viele der Kriesenen [Kir-
schen] aufgekauft.' Z Mand. 1689. ,Biss dann von
viele ganz umringt, Dannoch sie han durchschlagen.'
Lied vom Toggenb. Krieg. ,Üb aber ein Wirt mit V.
des Volks überfallen wurde.' Z Metzgordn. 1770.
viloohtig= ril Adv., oft BHa.
(ie-fill. Gefüll n.: Pelzwerk, Unterfutter. .Was
wildes gefilles hinnan gät, da git iedz pfd 4.' Z Uin-
geldtarif 137G. ,1 arrissis schäppli mit wyssem gfüll.'
Z Invent. 1557. ,Die Geissfel gilbend guot beiz und
gefüll.' TiERB. 1563. ,Es soll weder burger noch bur-
gerin kein märderin ruggfueter, noch sonst kein ander
höher gefüll oder fueter tragen.' (J Mand. 1611. ,Als
dann etliche Fremde unsern Bürgern ctwann Gewild
und Gefüll an die Schulden abnehmen.' Z Zollordn.
1711/57. — Pelz-. ,Eine merkliche Vile Sehaaf, dar-
von sie vil Beiz -Gefüll zu Bekleidungen machen.'
TscHUDi, Gallia.
Mhd. ymiUe, Coli, zu Fall, ile/'ull an , füllen' angelehnt,
da die Pelze bes. zu Unterfntter verwendet wurden; .aber
zuniobst aus MAA., die i und ii iibh. verwechseln.
Filadi (Filladi); Scidengespinnst. Z Znlh.rdn.
1725. — Ans itjil. /Unif, dem PI. von lilnin.
Vile s. Viöle II (Sp. 633).
„Fille f.: Beule F." - Vgl. Fm s, «.'
lillen: mit Ruten, mit der Peitsche schlagen. ,Der
da kestigot (= züchtigt] die er minnot [= lieb hat]
und villet ein iegelich kint, dz er enplahen will."
1314/21, Statut, d. Lazaritcr. — Mhd. rillm: vgl. Kineni
,das Fell gerben'.
Ohne n- F il 1er : der im liehiMi dii' Kniee nach-
lässig an einander schlägt und dabei glcichs;ini die
Haut (das Fell) an jenen Stellen wuml roilil Ar.
'1' w ;■■ r - !•' 11 i ( - F ii I i ) s. 1 1 ■(■n'-7''i(/i.
179
Fal, li-l, fll. phil, fnl, vol, ful
780
Plnli 111.: 'I'aufn., Tlieopbil Bs.
Filialist m. : (leistlichei", welcher eine Nebenkircho,
Filiale, zu besürsien hat. So hie.s.seii bi.s Ende XVIII.
in Zürich die Pfarrer am Sijital, am /uchthau.s und
in den Ausgemeinden.
Piligräzie: Wurmsamen, ein Medikament BsStdt.
— Alls iU;m lat. /aenum Oratciac
Pliilipp ni. : 1. der Taufn., nelteii, Zwilch u. l'Ii.!
Kuf des Sperlings während der Brütezeit A.AEhr. —
'i. eine ideelle Münze, 2 Gulden 20 Schillinge wert
U bis in die Neuzeit.
■2. Kigentl. ciue spauische Münze, die von Mailand aus,
da Uli mit zum Burroiuäisclien Bunde gehiirte, sicli diesseits
des liiittluird (.-iultürgerte.
Pliilistei'ill : Weib in verächtlichem S. ,Ein Muster
solchen Weibs ist die Ph., genennt Lausknisterin.'
CMev. 1057. — Die Anekdote s. Gr., WB. s. v. ,Laus-
knieker'.
Pliilo m.: Hundename L.
Nil lit von dum gr. PtTSonuiiii. I'lu'h-ii, sondern eine Coni-
binatiou ans den Ilnndenaiiieu l'h^his und FUht.
Fiele fast allg., File Ar; GitPr. — f.: Feile.
Alid. fihttJa, fiht, nilid. vlU, fvid, -ottjd. Ob unser /''i/r,
das vielorts als individuelle Ausspr. neben Fidc vorkoniiut.
an die entsiireclieiide altd. Form sich ansehliesse odur bloss
auf EiiiHuss der Büclierspr. berube, lässt sieb kaum ent-
scbeiden. Zu der spec. alemauu. Form vgl. Bid, Beil.
Einer-, Hand-: gewöhnliche, raittelgrosse F. Z.
— Arm-: die grosse F. der Schlosser Z. — Nid-
liarts-: Ungeziefer? ,Dato im stinkenden leger zuo
Caiiel. das mit Nythartsfielen wol besetzt ist.' 1529,
Strickl. — Leder-, Strau-: scherzhaft ersonnene
Werkzeuge. Vrüf mit der L.! Far zue mit der Str.!
Aufforderungen, Anfeuerungsrufe. denen die Herbigkeit
durch den luuiioristischen Beisatz benommen wird.
Vermutlich wird nach diesen Instrumenten auch am
1. April geschickt. — Rüm-: kleine Feile der Schlosser
zum Verputzen, Üsrümen. — Sage"-: P\ zum Schärfen
der Sägen. — Schlicht-, Halbschlicht-: Feilen
von verschiedenen Graden der Feinheit.
fielen: feilen. Übertr. : Sage" f., vom Geschrei
des Esels. Geringschätzige Bezeichnung übel aus-
geführter Tätigkeiten, bei denen die Hand sich hin
und her zu bewegen hat, z. B. schlecht auf der Geige
spielen; plätten mit einem kaltgewordenen Eisen Z;
auch obsc. Die Landstürmer machten Strohsensen be-
reit; mit dene" chänn-me" recht /'..' den Feind kratzen.
BWyss 1803. — Vgl. figyen. — Fielete", Ab- f.;
(coU.) Feilspäne, allg. ,Scobs, sagspän, abfeileten od.
feilstaub, sägniel.' Fris.; Mal. ,A. von eisen.' Vorelb.
1557. ,Eisenf.' ebd. ,Man feilet dise klawen und die
a. gibt man den presthaften in wein zuo trinken.'
TiERB. 1503. .Silber- und bleifeileten.' ebd.
Vieler s. Vierler. Vieläte. Vielette, Vieli,
Viele s, Vi-o!e II (Sp. 033).
voll, flekt. m. voUne, f. rollni Gl; U; Z. n. volls —
Comp. löUer Bs; S, vüUner Aa (neben cülUr, voller);
Z : 1. angefüllt (mit Bez. auf das Gefäss), vollständig,
vollzählig (mit Bez. auf den füllenden Inhalt). Me"
rerbindt mimije" Sack, er ist nüd r., zur Beschwich-
tigung des Ungesättigten gesagt. ,Vor der predig, so
das Volk V. versammlet ist.' B Mand. 1548. E völleri
Hand liftue, freigebiger sein S (Schild). Alls roll,
in eig. S. und abs. = eine Menge; allsroll Würzen
a" der Hand ha". De'' Babel häd e Stimm, es (ji''d
nüd a. r. .so, eine Stimme wie es wenige gibt. Sti'tz.'
,p;in brut und ein brütigam. umb weliche alles voll
lauft, narren, butzen [usw.].' HBull., Tigur. (Vgl.
die Zss. AUsguet.) Mit scheinbarem Mass gemessen
ist en l-hige (oder ganze) Hagel r. Z. Dick r., dicht
gedrängt Bs; Z. S. die folgenden Couipp. — 2. ge-
rundet. Es rolls G'sicht; rollni Bagge" Aä.; Z. Vgl.
.Vollmond'. Syn. rollkommen. — 3. (über und über)
beschmutzt Bs; Z. Lueg, du machst -di^'' ganz r.
[die Hände, die Kleider voll Unrat, Farbe, Blut, Kuss
usw.], I''' bin ganz r. worde". — 4. von Zeitmass
B 50. 1 ha" 70 (Jar) r., habe 70 J. zurückgelegt.
Volli Jar ha", volljährig sein. Syn. ob Sp. 49/50. —
5. satt von Speise und Getränke bis zur Überfülle.
lez bin-i v. bis a" 's Halszäpfli ufe (oder bis z' obrist
ufe; dass i 's macht mit-eme Finger erlange"), ver-
mag nicht weiter zu essen Z. Die Cime ist z' voll,
hat das Aufblähen Sch; vgl. VöUi. Betrunken, allg.
und so schon mhd. E" Volle, ein Betrunkener Bs.
Syn. liüsdimann; Vollzapf. Der Trunkenbold rühmt
sich, dass er alle Tage ,voll' sei, während dies beim
Monde nur je ein Mal in vier Wochen eintrete. Am-
cne rolle Ma"" muess en Wage mit Heu ustoiche". Sulg.
.Drei volle Brüeder', Hausn. in ZStdt 1796/1859. Ad-
verbial: voller Wis SenSt. ,Noch euch yemands die
kiiuf in V. w. oder in den schlaftrunken, sonders zuo
rijchter zyt fürhand nemme.' Z Mand. 1586. ,In einer
vollen wys.' LLav. 1569 = ,in der trunkenheit.' 1670.
, Einer lugete etlichen Pauren zu, wie sie v. w. immer-
dar ganz halbmössig Meiel [Gläser] in sich sehluck-
tend.' ScHiMPFR. 1651. Mit Steigerung des Begriffes:
V. und toll. allg. ,Der du alle tag v. und t. bist.'
JMüll. 1065. jSich alle Tage v. u. t. saufen,' HPest.
1790. V. wie nes Pürehüs BU. Vgl. Völli; füllen;
zuedeckoi. Ubertr. = überdrüssig. ,Ich bin sy [dessen]
V., dista-det.' Fris.; von Arger, Zorn erfüllt Z. —
0. gravida, von Menschen und Vieh Gr. , Eine volle
bräckin, fceta canis.' P'ris. ; Mal. — 7. incolurais, Va-
lens, substant. : en Volle, Hengst GrD. Vgl. ganz;
Voller; doch wahrscheinlicher zu Folen. Anton.
Milnch. — 8. zahlreich. Die Moser [Familienn.] sl im
Jo [Jaun] am Vollste FJ. — 9. Flektierte Formen.
a) in jirädik. Stellung. We"" d' Müs volli ist, su ist
ds Ma bitters (Sprw.) BRi. E Stoba volli F. D' Stube
volle Chind (und kei Brod für s'J haben die Pfarrer
und die Armen Z. Es ist volls Straff'le, wimmelt von
Heuschrecken W. .Er sy voller tüflen.- NMan. De
('heller rolle guete Wl". allg. Bis de Chanel rolle
lauft. HjiFL. 1813. Diese letztere Form, auch als Acc.
= vollen, und verknöchert ohne Rücksicht auf Ge-
schlecht, Zahl und Casus. E Chiste rolle Büecher; es
Glas rolle; bed Seck [beide Hosentaschen] rolle Geld;
alli Städli volle Bluest; so schon früh. .Das unsere
jugent sich vollen suft.' HBull. 1540. ,Der immerdar
will müessiggängig und doch vollen syn.' ebd. 1561.
.H. : Doch lueg, dass z' ersten werdist voll. K.: Ob
ich dann schon wurd vollen wyn . . .' Rüef 1550.
,Uwere hend sind vollen bluot.' Güalth. 1559 (,bluots.'
1555). ,In diser weit, die so vollen irrtumbs i.st.'
LLav. 1509/78. ,Dass sy ire hüser vollen huslüten
setzind.' 1573, Hotz, Urk. , Vollen äderlinen,' Fris.
.Die Küh vollen äglen worden.' 1734, Dien. OGlatt.
— b) adv. a) mit Genetivform, rolls, vollends. ,Den
781
Fal. fei. fil fol. vol. ful
782
liaiidol V. zuo end lüoren.' 1529, Aiisi'ii. — ß) mit
l'riip. s' rallem A-\ Staut'. ; B öü.. U. ; L; >S, z' rollme
HHk., Si., z' voUmifi BHk.; L; ZO.. z' röllmiij BE..
z' coUnig AaL.; L (Häfl.), z' mlliy Gk; W; Z (auch
etwa z' völlig), z' rollmir/s AASeet.. z' völlmis S, s' voll-
mist LG., „rollmendig". .prorsus, penitus, inaxime.'
Id. B., vollends, völlig. 3Iach 's no''' z' r. fertig. Z' v.
z' vil , allzuviel BHk. Und die Wuche ist z' völlig
ccrstriche". MUsteri. Mer wend das na [noch] z' v.
mache", beendigen Z. Ires Imgge Bei" het nit z' vollem
mögen a" Baden ahe g'länge". BWyss 1863. Es iscli
im z' r. Eicht g'scheh; er chW" jiz gränne" vie-n-er
will BM. Du bist fi" s' V. e nüträtsige [nichtsriutzer]
Btirst! BHk. ,Du bist mir ein Guter gewesen und
jetzt z' V. gut.' GoTTH. Villgcht cha"" de"" d'r Ätti
z' volmig liehe [hinauf], ebd. So ne z' vollem fromme''
Ma"". Alpenrosen 1811. .Was Lucifer uns heisst und
gebüt't, darfyr hilft eben z' vollem nit [Nichts]: so
niiend mier's tuo".- Com. Beati. — c) den vollen, im
vollen, s. d. Subst.
Die Steigerungsfonii mit Unihiut {.völler') auch bei Ma-
nuel; .fölleste.' HEEscher 1692. Das in den Flexionsfurmeu
aufsteigende »i (schon hei Edlib. ,niit irein folnen gwalt.')
nach Analogie der Ptc. Adj., welche -eii, -in schon in der
Grundform besitzen, in diesem Falle vielleicht gefördert durch
den unter 9 a erwähnten Sprachgebrauch, bei welchem cuUen
als eine blosse Nbf. von vuU verstanden werden kann, wie
imch und truchen udgl. neben einander bestehen. — An der
oben angedeuteten, von Schm. -Fromm. 1^, 838 ausführlicher
nachgewiesenen Entstehung dieses Sprachgebrauchs lässt sich
kaum zweifeln; das Zsfallen von Nom. und Acc. in der
Mundart (daher die Unsicherheit unserer Schriftsteller: ,Ci-
cut)i hat ein stengel voller gleich wie Fenchel.' Tierb. 1563)
und das Vorhandensein eines Adv. vuUtni im Miid. mögen ihm
iuiuierhin Vorschub geleistet, auch das Sprachgefühl eine
Zeit lang die F'le.fiou auf d,%s folgende Subst. im Gen. be-
zogeu haben (wie auch Manuels .voller türten' sich fassen
lässt). — 9 b ß. Z' voUme Umstellung aus der richtigen
l>ativform; die überflüssige Bildungssilbe -itj ein beliebtes
.\nhängsel, das in rifllmendii/ mit einem andern, der Parti-
cipialbildung, kombiniert ist. Statt z' vollem wurde im Mhd.
der Dat. PI. des Adj. oder des Subst. (s. u.) gebraucht und
auch in unserer ä. Lit. herrscht ,z' vollen' noch vor, z. B.
1.5'29. Egli, Act.; HBull. 1531 (nebeu ,ze voll.' 15-10); 1531,
Strickl.; LLav. 1569; Gualth. 1581; 1605, Z Ratsver. ;
JJßroit. 1640; Schimpfr. 1651; ,zu vollem' erst Wurstis.
1580; VFrider. 1619. — Abi. Ar/d; Mump/d; füllen. Vgl.
Vitlle" m. — Bei den folgenden zsges. Adjj., welche sämmt-
lich (ausgen. hand-) Steigerung des Begriffes bedeuten, ist die
Häufung der Zss. meist copulativ zu verstehen.
platt-ei-: eig. v. wie ein Ei Uw; U. — (platt-,
topf-) ebe"-: flach v. bis zum Rand Gr; Z. —
plattig-erde"- Z. .Erde', versch. von Herd (s. hier u.),
dient ohne bestimmten Begriff zur A'erstärkung überhaupt
(s. Sp. 437). Wegen j,lani;j s. hier u. — g'graplet-:
dicht (eig. krabbelnd) v., z. B. von Ungeziefer aScHW.
— graslet- ». gelra.slet-. — gehütet-, g'hüfnet- Gr,
(üf-J g'hüfedig- Bs, g'hüfftjig- Bs; S; Z: gehäuft v.
's Mes g. ge", voll messen. — blitz-hagel- (Spkeno),
chatz-hagel- L. blind-storn(e")-h.- L; Sni; U:
arg besoffen.
hand-: die fassende Hand füllend. Z' h.-v. mel-
dten, mit natürlicher Haltung der Hand, indem der
haumen wie die übrigen Pinger sich um die Zitze
legt GRPr., anton. tilmli"geii, wobei man njit einge-
knicktem lUvumen die Zitze drückt. ,L>as land gab
[ertrugl ganz hand voll.' ir):il/()0, I. Mos. ,Manii)ula-
tini, handfollweise.' N^estiii. I(i9'2. li and vollen:
(tr.) Einen durchprügeln (eig, packen mit vollem Griffe)
GRPr. — Abi. hiiud-viillig (s. hier u.); Hampfle.
herd- W, hart- GaObvS. : eig. v. wie Erde (vgl.
.steinreich'). Es ist herdrolls Straffle" [Heuschrecken].
Hüft kann auf lokaler Ausspr. beruhen ; sonst müsste
es von dem Wall. Ausdrucke getrennt und als ,hart-v.' auf-
gefasst werden. Vgl. erden-v.
kanone"-: betrunken Ap; Z. — chatz-: ebenso
B. Vgl. ('?) /oÄe-v. — ehnüpisch-: von einem Baume,
der mit ganzen Chnüpe, Klumpen, von Früchten be-
deckt ist. — chrugel-: betrunken BBe. (eig. v. wie
eine Kugel oder mit Bez. auf die .runden' Füsse des
Betrunkenen). — g'kraslet- Gl, g'kroslet- SrnSt.,
g'graslet- ScnwE. : dicht voll, von Obstbäumen,
Reben (eig. so, dass es Einem vor den .4ugen wimmelt).
— löse"-: betrunken ZWl. — Wortspiel, da die frucht-
bare Lns, das Mutt«rschweiu, in anderm S. ,voll' wird. —
g'niglet-: dicht besetzt mit Beeren, Früchten. Nar-
ben udgl. AABb.; Gr; L; L%E. Eig. so wie der Nigel,
Igel, voll Stacheln ist.
bi- W, be'ie- Z, 'piet- ZZoll., platt-'p.- aScHW,
'pielet- Gl, 'pilet- ScHwMa.; ZF.: zunäch.st von
Gefässen mit nassem (Schw; Z), dann auch von sol-
chen mit trockenem Inhalt Gl (z.B. Korb voll Nüsse);
auch von Fülle der Früchte oder Blüten Z.
Das erstere konnte Zss. mit dem .\dv. sein i. S. v. ,Iiis
nahe an den Rand', doch steckt in den übrigen Formen ent-
schieden die Beziehung auf die Biene, Bi, ßeie, Biji, JBidi,
und zwar entw. wie bei bijeten (s. d.) Bez. auf die Menge
und das Gewimmel, den dichten Klumpen des ansitzenden
Schwarmes oder auf die Snbtilität und Kleinheit; um die
überstarke Belastung eines Schiffes, dessen Räuder last auf
das Niveau des Wasserspiegels herab gedrückt sind, zu be-
zeichnen, sagt man am ZS. : es ehonnt n Beili (auf dem Rande
stehend) trinke".
bunte"- (p-): zunächst nur von Fässern, v. bis
an den Spund G; Z.
geberet-, a,uch 'ßi.sset-'pcret- : vollgestopft Gl; Z.
— Von beren, kneten, drücken.
„bort-" St.*, „bor-" St.': v. bis an das Burt,
ilen Rand, oder übervoll, von bor-, empor ..Ap".
borzet 'jj- AABb.; Ap; Bs (auch hovzetig-. Spreni;) ;
GlH.; GW.; ScnSt.; Z {borze- It JCScuweiz. 18'20),
i'-biirzet- ZLunn.: gestopft voll. En Sack 'porzet-v.
Herdöpfel. In weiterer Anwendung: 's lit Alles b.-v.
Niiss. SüHiER; auch von Fülle von Früchten, lilüteu
Z. Von borzen, hervorragen.
ge bisset- jii.s.set- BRi. ; Gh; Sch; Uw; Z, 'pissnet-
GRChurw., 'pissmet^ GRChur, i"2nsse- Gr Spl.. cbe"-
pisseßj- Z: dicht gedrängt v.
Von biHii(n)en, verkeilen (so dicht, wie wenn der Keil
gänzlich eingetrieben ist und mit der überflächu des zu
spaltenden Holzes eine Ebne bildet), aber tw. mit Anlehnung
an ,beisseu'.
bitt- s. 2>litt-v. — plumniig- Z oTö., plonig-
Z uTö., blonct- SciiSt.: ,gebläht' v., geschwollen v..
z.B. vom Bauch, dann übh. strotzend v.; auch von
hohem Grad der Trunkenheit.
pläpplet-: zum Überfliessen v. Gl. — \ ou pläjijiUn,
stosswcise überfliessen.
platt- „F; L; Zg" ItST.''; SiHwMa.; Z, plattig-
Z. plattet- Bü.; LG.: zunächst v. bis zum Über-
fliessen, doch auch (Z) de'' llaitm hanget ijI.-v.; vgl.
platz-v. .Wie der doctor kam. sach er. dass er fdcr.Vbt|
blatvnl was wie er denn ein grosser trinker ist.'
783
Fal. fei, til, fol. vol. ful
784
Vad. ,Aheinim undaiis, kcssel. der überlauft, oder blatt
vol.' Fkis. ,Das bittere trinligsclurr. das ibiu Gott
eiiig-eschenkt hat und zwahr blatvoll.' FWyss 1ö50.
Da das Adj. ,iilatf imsercn MAA. sonst mangelt, so ist
iliis Torliegenile Coniji. wolil als Entlehnuns,' zu betrachten,
die diircli die Bildunfr niit -üj der MA. mehr acconiniodiert
wurde. A'gl. aiieli /llutir", Schüssel.
lilitt-voll BS., bitt- W: zum ÜberHies.sen v. —
Her durch Aljlaut erweiterten Formel *plitt-iiUttt-i\ entnommen.
platsch- Aa (auch platschet-); ß; L; „Vürte;
tili; ScH", blutschedig- BsStdt, platz- Ar; Gl; Gr,
jihUzend- GRSpl., platzet- GiiChur; GW.: ebenso, aber
auch (Gl) von gerütteltem Masse ; auch von einem Be-
trunkenen. — Von jjiitsiheii (platzen), breit und klatschend
auffallen.
bri- GÖtdt, pre''-Ai'; GStdtf. pre-m(e)-Ar: v.
von Flüssigkeit bis an den liand; in Ap auch gehäuft v.
liri- scheint Ausweichung ViUi tji- (s. o.) zu sein, deiui
für Bri, Brei, passt weder i für üStdt, noch e^ für Aji.
|iräglet- GnCluir; GKh., Stdt, prigelet- G 17'.l9:
über und über besetzt mit Etw., z. B. mit Pockennarben.
Von jirmjlcii, in grosser Menge fallen, l'rUijd, Haufe;
Peekengesiclit. Vgl. auch ijcrafjlct-, (ja-iijtct-.
gebrisen- (iinsc-J: gehäuft voll, z. B. ein Gesehirr
mit Erbsen SciiSt. Eig. v. wie wenn es zsgeschnüvt
wäre. — gebrutzi't- (jinitzct-J: eig. geschwollen v.
GW. ~ Von /»'coli, dicker Körper. — g'rödet-: dicht
V.. eig. so wie die Körner usw. durch das Sieb ge-
fallen konnnen SruwE. — g'raglet- L; .S; Z rS.,
ifraijVuj- Aa; ßs; Z (n), g'riglet- Gl, (frigeluj- k,\
Leugg. ; ZTu.: dicht v., von Menschenmenge, aber
bes. von reichlich mit Obst behangonen Bäumen; bei
SruKNo aucli übertr. auf Trunkenheit. Mit Ablaut-
s|iiel: fi'riijh'l -iiiul-i)'yi((ilrt - r. LG. Eig. =; wimmelnd.
— Sil- (soii-J: stark betrunken Ar; Srii St. Vgl.
luacn-v. — sigel-: sjjnndvoU (so dass man das Fass
versiegeln konnte) Gr. — sü- (söü-J sack-: über-
mässig betrunken (i; Öen; Z. , Sackvoll sein, sich
l)läien. turgere.' Mal. — g'sackt-: so viel als Platz
hat Bs. Von »«('/.-eil, das Gefäss rütteln. — g'schlage"-:
mit Früchten reichlich behangen .\ABb.; Sch; Z. Eig.
so dicht, wie es durch Sehlagen zuwege gebracht wird.
— g'schwenkt-: zum Überlaufen v. S<'HSt. — ge-
spickt- (kipiket-): dicht y. GG. Eig. voll besteckt.
— spunte"-: spundvoll ßs; Gl; Z. — g'stuhet-
P, g'ste'ck(e)t- Aa; Z, (fsteckedig-, (/'stecktig- Bs,
g'stacket- Aa (auch (fstackig-) B; LG., g'sticket-
GrV., g'stücket- Bs; B; Ndw: gedrängt v., namentl.
von Leuten ; hartgefüllt. D' Amtschrlberei si;; rjeng
g'atucket mll Lid n's'i'. Gottb. ,Meine stett werdend
noch g.steckt vollen glucks sein.' Zachar. 1531 ;I8.
.Turgere, gesteckt v. oder getrungen v. sein, vor volle
sich bläjen.' Fnis. .Das Münster war gesteckt v. Leu-
ten.' WuRSTIS. — Die Formen mit /, «, o scheinen blosse
Spielarten nach Art der Alilautsformen zu sein.
stock-; ganz betrunken BG.
g'stumpetig-: von einem Sacke, einer Tasche
gesagt AAZein. — Kig. so voll, dass es steht, wie der
Siiniijuii, Mehlsacli. oder übh. ein kurzer, dicker Korper.
g'stopfetig-: vollgestopft AAZein. — (blitz-)
Stern-; arg betrunken Aa; Af; L; „Gr; Sch; Vw''.
— g'.storzet-: gedrängt v. Ndw; „L; Zg" (St.''). Eig.
V. bis zur Starrheit. — g'stösse"-: ebenso Z, —
g'striche"-: von Trockenniass Gn; Scn; Z. H. Strich-
holz. — 'triblet- .\aZ.. 'troblet-, 'trüblet-, 'trub-
let- Ndw, 'trüb(e)let- Vürtk, 'trupjilet-: diclit
behangen mit Obst- oder ßlütenbüscheln. — Angelehnt,
an triblcn, Brei stampfen; tiMcii, polternd und in Menge
fallen; Trülie, Trüljel, Traube; Trwpple, Schaar.
'tschochnet-: gehäuft v. GA. — Viui T^r/,,,,!,,,,,
Heuhäufchen. — zapf-: berauscht BLf. Vgl. Vollzajif.
A'olle" hl: Fülle, Überfluss. Wer rfe" liogne"
undcrstäuht [in staubige Erde säetj, d' Gerste uiidcr-
chleiht [in nasse E. s.], de" M^eize säet i'n Scholle",
de'' het Alles im Volle. Bauernr. It Sutermstk.
Mhd. Jn; rfiV volle. ,Wirt! si (d. i. die Gäste) füll so,
dass si vollen hau.' Hadl. ,Sy bnttcn denen von Swyz recht
für ein römschen kUnge; meinten also den vollen gchotten
haben.' Fründ 1-t-lG. .Damit ich fleh tue den vollen', es
euch vidlends antue. Funkel 1.551. — Oben viell. d.as Adj.
vollen: voll w-erden. allg. — er-: 1. tr., voll
machen, erfüllen. .Den schaden e., widerkeren, uf-
richten und abtuen.- Archiv GRüti 1392. ,Inen [d. i.
den Richtern] einen zuosatz geben, dass das gericlit
wider erfollet werd und besetzt.' üff.n. Burgau 117'J.
.Süllen doch die schützen nit me geben, sunder wellen
wir von Zürich das e.' Z Aussehreiben 1504. ,| Damit
ihnen ihr Wille auch hierin] erfollet [werde].' 153(1,
.Vbscu. — '^. intr. , voll werden, in bildl. S. a) tüchtig
werden, sich ausbilden, z. B. von einem Arzte Z; doch
häufiger nach der Übeln Seite hin : j" der Fülket [Faul-
lieit], im Trinke" [udgl.] errollet. Me" mucss niid
v:arte", bis er ganz errollet ist, sust richt't-mc" iVfki
me an-em üs Z. ,In solcher frechheit ist der geist
erstarket und ervollct.' FWvss 1Ö53. ,Aber nunmehr
sind wir ervollet und wirket die Stimme Gottes fast
nichts mehr an uns.' .UUlrich 1733. — b) .sich woran
gewöhnen Z. Er ist i" sire Sach errollet. I" dem
Lärmen errollet, desselben so gewohnt, dass man sich
nicht mehr durch ihn stören lässt. ,Ein sömlicher
Prediger erkaltet im eignen herzen, er ervollet syner
eignen Lehr.' 1033, JJBreit. ,Gott der Herr, mit
seinen gerichten und strafen, deren wir erfollet, in
denen wir erstarret.' JMi-ll. 166(3. — Ervolling f.:
Erfüllung, Genüge. ,Dem wellend wir, so wyt lyb
und leben langet, statt und erfollung tuoir' 1531,
Strickl. — .iuch mhd. ervultni sowohl tr. als inti-.
V ollen (d), colletst: vollends L. ,Tribend alle
pfaft'heit [die Geistlichen] zuo der Statt hinüss, bet-
tend sy lieber zuo vollet zuo todt geschlagen.' HBull.,
Tigur. .Der Rhein wurde dir deine Schand nicht
tollend abwaschen.' JMey. 1694. .Hätte der Teufel
ihn nur vollends genommen, und der Junker ihn zu
vollends gehenkt.' HPest. 1790.
Ans mhd. Adv. vollen, z. T. mit der nach n besonders
beliebten Anhängung von d (I), vor welchem n verschwinden
kann, worauf sich dann noch eine superlat. Form entwickelt.
Vgl. auch mll » 6 ß; rJilliij.
Voller m. = roll 7 als Subst. GRh.
Die Flexionsendung zur Bildungsendung umgedeutet wie
in der .Jumjer n. ä. Doch walirscheinlicher von Fokn abgol.
Vollung: Erfüllung, Genüge. .Getrüwt, sy hab
im bishar ,gnuog und den v. getan', glaubt, sie habe
alles Obliegende geleistet. L Urk. 1 17(1. ,I)ass uns
um allen kosten und schaden v. und genueg beschehen
ist.' 1569, Z Staatsarch.
Mhd. voUunij f., doch wie das Genus in der L, Urk. zeigt,
vermengt mit dem Masc. rollen. Vgl. Eimuuj m.
785
Fal, fei, til. fol, vol. fiil
786
Völli f.: 1. Vullni, das Vollsein Z. — 2. Fülle,
L'berfluss. allg. il/c" (fsehd wul, dass do alU V. ist:
es häd ml- Fleisch und Wärst i" der Säustande inne,
a's mämje Pur im Chämi häd. Stütz. Alli V. ha".
iSprw. : Wo alli V. ist, chann e Soit huse" [haushalten].
.Das lueer soll wüeten und sein volle', in der Pa-
rallele: , und alles, was darin ist.' 1531/1683, 1. Chron.
,.\n speis sich keiner g'niegen tuot, Es muoss g'rad
alle Völle syn.' Com. SBeati. .Habend bishar keinen
niangel gehebt und sind in aller vöUy gewesen.' HBull.
1510. , Hunger und volle.' Wurstis. 1580. , Fleisches
Lust und alle Völle Stürzen manchen in die Hölle.'
KuMey. 1674. ,Von fölli wyns wegen.' Mey., Wint.
Chr. ,I>a man ihnen am ersten die volle gegeben, und
letstlich an der Proviant abbrechen wollte.' Kriegsb.
1644. , Brots die Völle.' JUlricu 1733. — 3. Zustand
gänzlicher Trunkenheit, allg. Etwas tun {"der V.,
US V. ,Von wegen der fölli nümmen künnen und
mögen gän.' Mey., Wint. Chr. — 4. FüJli AiF.; Bs;
LE., H., sonst Tölli, Krankheit des Rindviehs, das
Blähen, Auflaufen, Trommelsucht, verursacht durch
übermässigen Genuss von jungem Gras oder Erkältung,
allg. Ich ha" nüd chönne schlafe, ich ha" mi"'' miiesse
unietrüle ivie-n-es Haupt Veh, u-enn 's d' V. hed. XVIII.,
Bacerngesi'r. !'■'' gib-ne" Haberstrau iez undrem Chle;
Xild orche ge"; chönnt d' V. überchö. Stütz. Von der
.stillen' oder , ehalten V.' als chroni|cher Verdauungs-
störung nut Appetitlosigkeit, unterscheidet man die
Wind-V. von akutem Charakter. Kolik. — „Brand-:
eine langandauernde Unverdaulichkeit beim Rindvieh,
wobei der erste Magen (Wanst, rumen) periodisch von
entwickelter Luft aufgetrieben wird, und das Futter
im Fettdarm (omasum) gewöhnlich mehr oder weniger
vertrocknet GRh.; Z." — röZ/Hi stimmt zu der Flexious-
form vfilliu. — S. auch Fülli f.
völlig: 1. voll. ,Was diser zuvor mit fölligem
Hals gerühmet hat.' ClSchob. 1695. ,Die, so stark.
V. und blutreich sind, sollend eine Aderen offnen
lassen.' DKönig 17'21. — 2. weit, Gegs. zu enge,
knapp. Ein Kleid, eine Axt können z' v. sein B öO.
' 3. (auch (frellig U; W) vollständig, vollkommen,
allg. En rüllige Torebueb, zum wirklichen Narren ge-
worden. Häufiger als-Adv. Es tued v. sümmerle", ist
schon wie Sommer. Me" so'tt v. wider V'heize", weil
es wieder so kalt geworden ist. Der Vater hed uf
de" Schuele fri c. Nüd g'ha". Scnw Fasnachtspiel 1883.
Es het-m'r r. g'grüset d'rab BE. V. voll g'sufj'tie, ganz
betrunken Uw. In genetiv. Form oder als prädik.
Adj. auf sächliches Subj. bezogen: es is 's [ist es]
rölligs, ist gutgemessen (gutgewogen) die fragliche
Zahl GrD. Zu blosser Steigerungs- (B öO.) oder Be-
jahungs- (Z) Partikel abgeblasst: riillig eil. V. ainu
0"}^, ihn eindringlich bitten. Isch-es erlaubt, da
abz'sitze"? Antw. Völlig []a wohl]. — Yg\. voll 10 b ^.
— itel-. ,i-'att, eitelvöllig, solidus.' Mal. — Ilazu d,as
Adv. .fiilklichen' = vülliglich. Edlili.
band-: die Hand ausfüllend, faustgross Gi.; GO.
, Wirft er in mit einem handvölligen stein, mit dem
jemants mag getödet werden.' 1548/1707, IV. Mos.
,Handvonige stein, saxa manualia.' Fris. ; Mal. neben
, Gross, handföllig piren.' — Gclit zuniiclist auf l/nntli-otl
zurück. S. Unch hämpjUij,
völlmig, volhnis, voUmist s. voll 10 h ß.
Fiilfii 1. 111. -ö- GnPani, Föle Gl; GSa., W.: Be-
schäler. ,Gkauft ein follen, der nie geritten was; das
Schweiz. Idiotikon I. 6.
erst ysen warf er ei"m an stirnen. Uf die zyt hat
der fulen mich übel geschlagen.' 1525. HsStockar. —
2. „f.: Stute; Alpen-, Stute auf den Alpen Gl."
Wahrsch. dem dortigen LB. 1807 entnommen: ,[Bei
der amtlichen AIpzälilung] soll alles Vieh in die Zäh-
lung kommen, äussert die Alpfohlen und die Senten-
pfarren [Herdestiere] nicht', wo das W. aber eher als
Msc. i. S. V. 1 zu verstehen ist.
Vgl. das von B. wahrsch. unrichtig angesetzte voll 7 und
Volhr. Mhd. vol. alid. ftlo. Füllen. Da für letztern Begriff
Fidli sieh festgesetzt hat, so konnte FuJen, in ni. u. f. ge-
spalten, für das erwachsene Tier (mit Bez. auf das Geschlechts-
leben) verwendet werden.
„fölen: ein Junges werfen (von der Stute) Gl."
Syn. fiillenen. — fölig: brünstig; kirre, lüstern
übh. Gl. Grob scherzh.: heiratslüstern.
be-folen s. beßlchen.
Volle" I m. : das gemähte Gras, bevor es aus-
gebreitet ist. Dl" Heugras ist noch a Volla. En
grosse V. Wenn die Worberinnen den Mädern nicht
nachkommen, sagt man: Schi hend Volle GrV. Syn.
Mäd; Schwaden.
Der letzte Satz könnte von dem Adj. voll aus erklärt
werden. Sonst dürfte das vorliegende Subst. churwelschen
Ursprungs sein. Vgl, füllen.
Folie" II f. : trichterartiges (hölzernes) Gefäss,
durch welches die frischgemolkene Milch geseiht wird,
zu welchem Ende die untere Öffnung mit grünen Tann-
reisern ndgl. (F.-SchübelJ verstopft wird B; FJ. ; Gr;
LE.; S; Uw; ü; W. ,Ihr richtet selbige [die Milch]
durch ein Vollen, darinn sauber Tannkriss, in ein
Gepsen [Milchgelte].' SLutz 1732. S. noch F.-Heber.
Auch wie eine Art Sprachrohr verwendet, z. B. zum
Abendsegen auf der Alp; zum Jodeln; s. WSenn 1871.
Syn. Milchrichter ; Signapf; Siene; (Trachter); Lere.
— „Flueh-, Wald-: Oflnung in einem Felsen, Zu-
gang in einen Wald, die am Anfange sich weit
auftun, allmählich aber sich verengern, auch ganz
schliessen LE." — volle": die Milch durch eine F.
seihen GrD.
Aus dem Syn. Lere scheint hervorzugehen, dass die Volks-
etymologie unser W. mit ,voll' in Beziehung bringt. Grimm
stellt es zu niundartl. .Folge', Gelte, Eimer. Viell. ist es
wie andere Ausdrücke der Alpwirtschaft rom. oder celt. Ur-
sprungs ; vgl. mlat. folUs, /oliuni, fuUu, eine Art Gefäss ; ein
gewisses Weinmass.
Vollez: „Schnellkugel, womit die Kinderspielen F."
St. schreibt zwar „Folletz, V-", gleichwohl legt sich die
Frage nahe, ob nicht in seiner Vorlage llollci/ (s. o. 17) ge-
standen habe.
Folio n.: eig. grösstes Format für Papicrbogon;
übertr. auf den höchsten Grad einer Eigenschaft.
Dubak com F. [beste Sorte]. Ineichen 1859. Er ist
es Chalb (e Chue, e Soxi) im F. (und wer 's nüd glaubt
ist aW'' esö) Z. In alls F., vollständig, durchau's,
gänzlich, z.B. Etwas verpfuschen BRi.
Folilim n.: dünnes Blatt von Metall. Folie. ,Das
F., so man in ein ring legt under das cdelgestein, das
man einfasset, bractcola.' Mal. — Der Sg. zu dem Plural,
welcher der üblichem Form , Folie' zu Grunde liegt.
fiil — Comp, filier: 1. in chemischer Bed.. wie
nhd.: in (fauler) Gährung, Auflösung. Verwesung be-
griffen, zunächst von organischen Stollen, allg. Von
Ziger, den man in einem Gefäss gähren (fülen) Hess
50
787
Fal, fei, «1, fül, ful
788
Bs. ,l)u [Lazarus] stinkest wie ein fauler Mist, Der
sieben Jalir gelegen ist.' Tobl., Volksl. Jetzt wird
/. me M. als Wortspiel gebraucht {f. in moralischem
Sinn) S; Z; vgl. aber u. 5. ßildl. Sürs und Ffils,
Vorteil und Nachteil. Mier hein 's O'schäft z'sämmen
II S. !( F. tilöm-mer brüederlich teilen BRi. Einen
Handel schliessen für S. ii F., dehin u etcegg, ohne
Nacliwährschaft liHk. ; Syn. halfterlang; {sür, saftig,
grün, von Holz). S. auch Ei 6 (Sp. 18); Fisch; Käs.
Von unorgan. Stoffen, Gestein, Felsen: verwittert,
meist von weichem Tonschiefer, der an der Luft bis
in die dünnsten Blätter sieh spaltet und endlich in
Tonerde zerfällt; Syn. Flisch. Vgl. ,feig' (Sp. 688)
urspr. von morschem Gestein. Daher die Bergnamen
Fidhorn BÜ.; der Fule oder Miseltstoek Gl (dagegen
Fidense BO., urspr. ein stagnierender See, See ohne
sichtbaren Abfluss). Fidi Brugg s. u. 4. — 2. von
Metall, Münzen nur bildl. i. S. v. schlecht, gering,
wertlos, verrufen; vgl. 6 b. Nit e füle Rappe nie ha"
B. ,Böse, füle. unwertschafte münze.' 15-39, Abscii.
,Predicanten sind verrüeft wie das f. gelt, ob sie gleich
ein guets präg habend.' ,Nit ein faulen haller umb
dich geben.' Schimpfr. 1052. — 3. von krankhafter
oder übh. mangelhafter Beschaffenheit einzelner Teile
des tierischen und menschlichen Körpers; einer der
sog. Hauptmängel an Pferden und Rindvieh S, oft
verbunden oder syn. mit finnig. ,Faul ist eine Mast-
kuh, wenn sie beim Metzgen finnig erfunden wird.'
Au". ISOG. ,Wer ein hauptmürdig, büchstössig, spätig
oder ful ross verkauft, soll es widerumb zuo synen
banden nemmen.' B Gsatz. 1615. ,Die Haubtmängel
aber des Rindervichs seind er.stlich faul, zweitens
finnig und drittens hirnmüetig.' 1769, ScuwKüsn. LB.
,l)ass dises Pferdt mit folgenden mänglen behaftet
seie, als: erstlich stettig; 2. bauchstössig od. dämpfig;
3. räzig; 4. haubtmördig; 5. raänig, oder 6. ganz faul.'
ebd. Mit Lungentuberkulose (Füli) behaftet; syn.
dämpfig; verschimrt, von Tieren und (roh) auch von
Menschen GrD. Die f. Uszerig, Auszehrung in hö-
heren Graden GTa. — 4. wer in Spielen die Partie
z. T. oder ganz verloren, seine Spielrechte verwirkt
hat. Vgl. tot. Eis f. si", (im Ballspiel) einen Punkt
abzählen müssen, verloren haben ZRafz. Ein Spieler
der einen Partei ruft einem von der andern zu, ihn
mit dem Ball zu treffen, mit dem Stichwort : fül ver-
rücrt [der Verlierende verwirft]! der Andere erwiedei't:
Stand-m'r f. r.! stehe unbeweglich, halte still! Bs. F.
(oder füls Ei) heisst aber auch ein Fehlschlag oder
-wurf mit dem Ball; vgl. Fülball. (Rochh. 1857, 1,
390. 395. 399. 400. 401.) Wenn die Kinder einander
Rätsel aufgeben, so sagen die, welche die Lösung nicht
finden: .Wir wollen f. sein [verloren haben, verzich-
ten].' N. ScHw. Kal. 1877. Wend-er f. sl? wollt ihr
bekennen, dass ihr es nicht erraten könnt? Bs. Urspr.
zu 1 oder 2 gehörig ist die Bed. in dem Spiel, wo
zwei Kinder mit gehobenen Armen eine Art gewölbte
Brücke darstellen und heimlich ausmachen, welche der
beiden Seiten ,die goldene oder die faule Brücke' (die
gute oder schlechte Seite) sein solle, wenn die übrigen
Kinder unten durchziehen und der Reihe nach der einen
oder andern Seite zugeteilt werden; s. Rochh. 1857, 1
S. 373. Vgl. Fülzi. — 5. träge, wie nhd., auch subst.:
de Fül ha, gleichsam faul gelaunt sein, nicht arbeiten
mögen A.^F. Der (jrosso Rat bestehe aus .faulen Bäu-
chen', proklamierten die A.\ Revolutionsmänner der
30er Jahre. I n-ott ekei füls Fleisch träge oder i mag
ekei fillers Fl. tr., a's i selber bi", sagt, wer nicht
dulden will, dass ein Andrer sich auf ihn stütze Gl;
Z. Fül n-ie Mist oder irie d' Hund Bs. Uf dr fiile
Hut umc rutsche", sich träge herumtreiben S. En
füle Hund, Schelte für einen faulen Menschen G; Z,
ebenso en füle Beiz, e füli Su" W. Er nüd f. und
git em 's ume, gibt ihm einen empfangenen Schlag
rasch, ohne Weiteres zurück G. Ich nüd f. und
tnit-em uf de Biigge, ich benutze die Gelegenheit und
werfe ihn auf den Rücken Gl. Ebenso in ßs; Z; ins
Komische verdreht: und ich nüd f. und V haut-m'r
Ei's Z. Zuweilen auch nur: müde, schläfrig Bs;
B; Z. Bildl. der f. Mänot, das letzte Mondsviertel
W; Syn. abgend. — 6. schlecht, schlimm, arg.
a) von Personen. E füle Schelm L. le nöcher bi Rom,
ie füler der Christ L. 's göd Fülem nie übel L. le
führ d' Lüt, desto besser Glöck Ar. Der Ei' ist de''
füler und dr Ander de'' schlimmer, Beide sind gleich
schlecht GA. 's ist Eine .se f. as dr Ander ZO. Er
ist alliwll der fülst Bs. I will e füli He.x: sl, Be-
teurung in weiblichem Munde ZWl. Er [der Föhn]
sig im Grund e füle Heid V. ,Dise Zügen sind merteil
f. tropfen', elende Kerle, deren Zeugniss ohne Wert
ist. 1629, Hotz, Urk. ,Wo einer also [um Amter]
praticierte, den soll man strafen als ein meineiden,
fülen und heilosen mann.' 1607, U Rq. Im Brauch-
buch von Kadelb. (1671) werden verboten: .alle und
jede unbeharrliche scheltungen, darunder alle zue-
namen, darby das Wort faul gedacht wird, oder auch
hunds etc. verstanden werden.' ,Andere, welche ebenso
faul und bös als ich.' JMey. 1694. Ao 1712 wurde
N. N. überführt, geredt zu haben: ,Es sei bei Gott!
kein füler Städtli als Winterthur.' untauglich.
GoTTH. unnütz. ,Blinde oder faule Rotte nennt man
eine eingebildete Rotte gewisser Stadtwachten, welche
nur bezahlt aber nicht versehen werden.' Spreng. ,Ein
fuler, forchtsamer und verzagter kriegsmann sieht des
fyendts heerzug für sterker an dann er ist.' LLav.
1569/1670. Listig, schalkhaft, schlau, verschmitzt,
verschlagen. En füle Kerli, Purst [Bursche], Schelm,
Chetzer, es füls Meitli Aa; Ap; Bs; B; G; Uw; Z.
Auch etwa von Tieren: füli Tube", die nicht im Schlag
bleiben B. Sprw. : Wer mit füle Vögle flügt, wird
mit füle g' fange Ap. En füle Vogel — es füls G'sang.
ebd. S. noch 7. — ■ b) von Sachen Uw; U. Das ist
f. g'nueg! Gl. Öppis Fülers chönnt 's nüd g'e"! ZO.
De Schade ist hie am Fülste Bs. Es ist-em f. g'gange.
ebd. Füli Liedli, Zoteniieder Ap. En füle Lug Uw.
Die fülste Sottise. Schild. Alli füli erdenkti Schand.
E füls Mül, Lästermaul, Widerrede Gl; ZO. Ei'm ds
f. Mül a'henia, Jradm Widerreden, mit bösen Worten,
Beschimpfungen, Vorwürfen begegnen Gl ; GG. Und
hesch [hast] der Mneter sogar im Chib [Zorn, Zank]
ds f. M. ay'hcnl't U. Potz füle Wetter! Stctz. ,Der
rechten redlifüerern einer, der vil lugen und fuler
pratikcn under die üwern gesäit het.' 1531, Strickl.
Schwierig, verdriesslich, widerwärtig. En füle
Handel, e füli G'schicht Bs. ,Rauch [rauhe] und faule
weg.' TiERB. 1563. Unbrauchbar, untauglich, z.B.
von einer Waage Bs. En füle Spuel, eine unordent-
lich übersponnene Spule GT. Die fülen use, su händ's
die guete! (Selbst-)Aufforderung, die geringen Karten
zuerst auszugeben, um die bes.sern zu sparen L.
Wenn 's am Morga in da Tau ri-gnat, git 's an füli
789
Fal, fei, fil, fol, fiil
790
Zetti, so wird man nur wenig Heu an diesem Tage
einheimsen können GrD. (B.) Unsicher, von zweifel-
haftem Wert, von SehuldforJerungen, die schwer ein-
zutreiben sind BKi. ; GT. ,An faule schulden soll man
[sogar] haberstroh nemraen.' Hospin. 1083. .[Einen
solchen Schuldbrief] soll er schuldig sein zu behalten,
oder er war so f., dass etwan das Underpfand ge-
schleizt [verringert] wurde.' 1652, SchwE. Hofr. Ffds
Gehl, schon halb verlorenes; vgl. 2. 's guet Geld
zum füla legga, etwas Törichtes unternehmen; eine
schlechte Spekulation machen; um Verlornes zu retten
neue Opfer bringen Ap. 's guel G. dem füle iiahe-
riieie, mit Gefahr neuen Verlustes verlornes Geld
wieder zu gewinnen suchen Z. Füle Fride, unzuver-
lässig, zweideutig, nicht dauerhaft. Falsch. F. tue"
(mache'), beim Spiel betrügen GT. F. mache", einen
argen Streich spielen, ebd. An Öpperem 1000 /!. f.
mache, durch Betrug ihn um so viel verkürzen Z.
F. und falxch Gl; L; Z, bes. von groben Lügen.
,üenn faul und falsch war es [das Gerücht] geben
aus.' vEuw 1708. — 7. stark in Etwas, geschickt,
tüchtig. Der Doktor [Zauberarzt] het g'säit, er u-öll
wol öppe ds rechte [die schuldige Person] mache z' che;
er ist de"" süst füle dm f. B Hist. Kai. 1775. Das git
na [noch] de fülst Mehmen ab Z (doppelsinnig, daher
oft scherzhaft gesagt). Kräftig, gesund (vgl. toll in
der selben Bed.) oder übermütig? Das Chind, das
hat e 3Iaidschi g'ge, Me" hat kei fülers chönne g'seh.
Herdop felchost, tut Zuckerbrod Macht jiingi Bagge
rund u. rot. Rochh. 1857. Adv. verstärkend. F. alt,
eitrig am Alten hangend, stark conservativ Ap. In
Beteurungen auch von Sachen: e fül-melneidi Angst
Gl. Heize uf 's Fülst AARued. — 8. sonderbar;
lustig B. Das dankt mi''' neume f. L. Was? i chömm
Nüt über [ich sollte Nichts bekommen, leer ausgehen] V
das ivär-mer f.! Bs. Es düecht-mi (es) Füls, dünkt
mich ein naiver, witziger Einfall B.
Zu Bed. 4 Tgl. mhd. /eii/e, zum Tode reif. Zu 6 vgl.
unser ftit/ = faul i. S. v. uusittlich, nuitwillig. Bed. 7 kann
aus 6 a mit Alistreifimg der schlimmen Beziehung, also =
, durchtrieben' in lobendem S. erklärt werden (vgl. arg in
abstrakt verstärkendem S., adv. auch vor Ad.j. guter Bed.;
u. hüH\, viell. aber direkt aus der Bed. von ,faul' mit Ver-
gleichung von ita.). fmciJo (faul) inamorulo, sterblich verliebt,
]&t. perdite amare. Zu den Begriffsübergängen .schlimm, mut-
willig, kerngesund' vgl. got. ijnmuid, gebrechlich, ahd. kameil,
vergeblich, eitel, töricht, übermütig, mhd. gemp.it, lebensfroh,
freudig, stattlich, tüchtig. Bei 8 ergibt sich die Bed. , son-
derbar' aus der von ,arg', , lustig' aus der von , sonderbar',
, witzig' aus , lustig' oder aus .schlimm, schalkhaft, neckisch'.
Vgl, arig und 'trüg.
„äglen-ful: mit der Egelkrankheit (s.Agle Sp. 131)
in hohem Grade behaftet." — Knochen-: scherzh.
Name des Pferdes in einem Spruch vom Hausstand ;
s. ToBL. Volksl. S. 152.
mül-: zu träge zum Reden Bs; Gl. — Wahrsch.
mit scherzh. Anspielung oder Anlehnung an die Krankheit
Mal/üU.
mist-: f. wie Mist; durch um! durch f.; in hohem
Grade tuberkulös. M. wie en alte Tiichel [Wasser-
leitungsröhre] GrD. — matsch-: durch Fäulniss
weich geworden, z. B. von einem Apfel Gr. Mainvli,
breiartige Masse. Vgl. pluder-f. — butzen-. ,Mit einer
Erbsucht od. ansteckenden Krankheit behaftet; übertr.
auf das Moralische: schelmiscli durcli und durch.'
Spreng. Butz'", das Korngohäuso des Obstes. — pluder-.
blöder- GKorsch.; Scn: durch und durch faul, in
weiche Masse aufgelöst, von Obst, Spargeln udgl.,
dann auch von Menschen. — Pluder, Blöder, weiche
Masse. Vgl. matsch-/.
brand-: ganz faul, z.B. von Äpfeln Bs. Br. bis
uf d' Hut. Breitenst. Vgl. ,brand- schwarz'.
stock-: von Bäumen, die auf dem Stock und bis
auf die Wurzeln, also von Grund aus, angefault sind
Aa; Z. Ggs. zu Fäulniss geschlagenen Holzes.
dreck-: stinkend f. ZO.
Fulät, -d m.: fauler Mensch, Faulpelz Z. F.!
magst nüd ufstä"? irottst verfüle? pfeift die Schwalbe.
V^ahrsch. dem nicht mehr verstandenen und meist nur
als Schelte f\ir einen moralisch verabscheuenswerten Mensclien
gebrauchten Uflat (Un-tlat) nachgebildet. Vgl. ßät, -ig.
fulächt(ig) Bs; UwE., fulocht(ig) BSi.i etwas
faul, angefault, in Fäulniss übergehend (von Obst)
aaO.; von moralisch schlechter Art UwE., schalkhaft
BsStdt. Syn. ful-ärtig (Sp. 477). — Mhd. ful-Uch.
fülen: 1. intr. a) i. S. v. füll, faul werden, mo-
dern, verwesen AaF.; Gl; S; Uw; W; Z, eitern W.
— h) i. S. T. ftil 5: träge sein, der Ruhe püegen.
SuLGER, vor Trägheit gähnen GT., träge werden UwE.
,Wo er [der Ichneumon] den Crocodyl besieht an der
Sonn faulen, luogt er in schelb an [von der Seite],
bis er in vermerkt entschlaafen sein.' Tierb. 1563.
,Ein wenig schlaafen, ein wenig faulen.' 1548/60, Prov.
,I)ie Wächter ligen, faulen und schlafen.' 1707, .Jesa.j.
— c) schlechter werden, v. Menschen und Dingen,
z. B. d' Zelte föulid äister me UwE. — 2. (trans.) aus-
lachen OsTSCHW. Ursp. = faul (i. S. v. 5) schelten?
um-: abfaulen und in Folge davon umfallen. Von
einem Galgen. 1531, Abscb. — ume-: träge herum-
liegen oder sich herumtreiben Ap; GT., langsam an
Etwas herum machen Gl. — er-: 1. (ganz) faul wer-
den i. S. V. /'. 1. Das Holz erfulet kcinist, wird nie
gänzlich faul Bße. ; vermodern OnPr. Wenn 's nid hört
[aufhört] regne, se erfule"d die Schöche [Heuhaufen]
ScHW. ,Der das selbe holz nit usvertiget [hinaus be-
fördert] ald es lat e.' Z Bichtebr. ,[Ein Söldner], der
nun langest in Meiland umbkommen und erfulet wäre.'
1529, Absch. ,Dass das alt hölzin käppeli erfult und
unnütz worden war.' Edlib. ,Ist och das hö [Heu]
erfulet.' Kessl. ,A1s etliche uss fürwitz mer gesammlet
habind, sj'e das selbig mornderigs erfulet und voller
vvürmen g'syn.' Gualth. 1559. ,Exputresco, erfulen.'
Fris. .Man soll das holz nit uss den hegen tragen,
sonders in den hegen e. lassen.' ca 1630. U Rq. —
2. träge werden B; (iL. Fr erfulet ganz, mi" mues-nc
zur Arbeit ha [anhalten]. .Damit sie nicht mit müessig-
gang erfauleten und feig wurden.' Tscuiini, Gallia. —
her US- : (rcH. prägn.) langsam und mühsam sich vom
Lager erheben. , Viele, wann sie des Morgens ein
tiefes Loch in den Tag hineingeschlafen und sich
endlich ohne Gebet aus den Federen herausgefaulet.'
JUlu. 1733. — ver-: 1. (intr.) wie nhd. Er ist sclio'
verffilte, verwest W. — 2. (trans.) in Faulheit hin-
bringen (die Zeit) ArSchönengr.
Fülen z, in W Fületsch m.: 1. = Fülenzer 1,
Müssiggänger. allg. Der F. lied eisdcr Firtig. Ineicu.
Der F. frürt bi der Arbet und .•ichicitzt bim E.ise.
ebd. ,l)ich zu einem solchen faullentzen gemachet
hat.' Klingl. 1693. Adj.: ,Persegnis, sehr trag, fau-
lentz.' Denzl. 1677; 1716. - 2. Uhu GWe. Vgl. f"
791
Ful, fei, fil, fol, fiil
792
Sp. 23. — fülenzen (fitletsche W) : 1 . ^ fühlen. Spreng.
— 2. massig gehen. — Pülenzer m.: 1. Müssig-
günger. allg. — 2. a) eine Art Ruhebett, aber ohne
Federn G Buchs, We. Syn. Gütsche. b) Schlum-
merrolle Z (modern), c) linüertes Blatt, das der
Schreibende seinem (durchscheinenden) Papier unter-
legt, E.selsbrücke L. d) Buch, Tabelle, welche uns
Berechnungen von Zinsen, Preisen, Münzverhältnissen,
Flächen- oder Korperinhalt udgl. mühelos angeben.
Schon die teilweise Schreibung mit II zeigt, dass m-in
sich das W. nicht als Ableitung von dem einfachen Vb.
fultnzen, eig. fanl riechen, dann: faule Art annehmen, son-
dern, mit Tiefton auf der zweiten Silbe, als Zss. aus/o( und
dem (appellativ gebrauchten) Namen Lcm dachte, daher auch
mit aufgelöster Form , fauler Lenz, faule Lenzen' gesagt wurde.
— Der Vogel, schon bei dem Römer Ovidius ,bubo u/navus'
genannt, trägt jenen Namen entweder von seinem langsamen
Flug oder (eher) von seinem Verhalten während des Tages.
Nach SteinmUller 1821 heisst er: , Faulaus' (Imperat. von
Tufulcn, lang ausschlafen V), was nach Rochh. AS. H, 166 in
BsLd Name der Eule ist. — Die Form fühtacheu beruht auf
Ausstossung des ri und Vertauschung von (s und ti.
Füler m. : Faulenzer, Schlaraffe Ap; GT. Jang^
Füler. alti Bettler. — Füleri" f.: 1. Faulenzerin!
faules Mädchen, ebd. — 2. Name einer Kuh, die sich
gern legt Ap. - ume-fiilere°: faulenzend umher-
gehen GF.
fülertschig: faul B.
Eine Zwitterbildung aus/üiart/;/ (Sp. 477) und /alttuclieii,
«ahrsch. aber auch mit Anlehnung an das syn. himärxrjiiif
Sp. 467.
Fulkeit Frdkrt Aä; Ap; Bs; G; Schw; Th; Uw;
Z, Füket ZLunn.: Faulheit, meist i. S. v. Trägheit,
früher auch von moral. Schlechtigkeit. Es ist ka
[keine] F. spät üfstö, aber spät i 's Bett GTa. Arhet
brinijt Brod, F. brinijl Nod. Iner'hen. De magst doch
g'wüss kein Werchstreich tue", vor F. g'heist schier um.
Stutz. Fr [der Städter] schiwpft-is immer d' Ftdgget
üs, Salt: trenn der Bür nit miiess [usw.]. Allemaxnia
1843. ,Nüd bösers i.st, denn fulkeit, ald trägi, wie
man 's nenjmen [nennen] will.' Ruep 15.38. .Durch
trunkne und fulkait und spilen.' Kessl. ,Acedia, faul-
keit, hinlässigkeit, tragheit.' Fris.; Mal. ,Nequitia,
buoberei, f. eines menschen, der allem wollust ergeben
ist.' ebd. Diese Form in ä. Lit. stark belegt; noch 1708
bei DToMANN. — fülken: faulenzen S. — Yer-fulce:
sich dem Müssiggang ergeben S. — fulklich = fw/-
lecht, fulärtig, i. S. von träge, nachlässig, langsam.
,Darzuo man sich als fulklich bereift, darvon ent-
springt die fulkeit.' UtzEckst. 1525. .Languide, ge-
machsamlich. faulklich.' Fris.; Mal. ,Der Esel gat
stäts faulgklich und trag einher.' Tierb. 1563. ,Tuon
so faulklich ir arbeit.' SHochh. 1591; 1693.
Die Abschwächung dos Voc. der Endung wie in Wäret,
Wahrheit; ähnlich Armet, Armut; Hoffa-t, Hoffait u. a.
K statt ijh, indem eine Form ' FüJUi-heit (mhd. •fiilechtit),
'fuUylkh (mhd. '/üledick) vorausgesetzt wurde. Vgl. nlid.
, Junker' aus , Jungherr'.
fülelen: nach Fäulniss riechen oder schmecken
Aa; Ap; Bs; L; G; Schw; Uw; Z. Was fälclet, stinkt
Schw. .Sentit carieni, es fülelet, hebt an ze faulen.'
Fris.; Mal. — fulelig: (ein wenig) faul riechend
oder schmeckend, ebd.
fülen: 1. (intr.) = /»/cn i, laul werden Bs. ,Ur-
saeh des füllens an den trüblen [Trauben].' BsCartäus.
— 2. (trans.) faul machen, auflösen. D' Näs.si fület
's Holz GP. Der Bege fiilt de Sehne und der nü Sehne
frisst den alte Gr (Tsch.). Von Geschwulsten: weich,
reif machen. Flachsmuos fült guot. ebd. ,Fculen,
faul machen, verwüesten und verderben, putrefacere.'
Mal. ,Die Dachtropfen fallen auf den Schlagbauni
und feulen und verderbend ihn.' 1639, Scn Ratsprot.
.Ein Schenkel von einer Sau, welcher im Rauche ge-
fäulet worden.' Discurse 1721. - in-: in Folge von
faul (morsch) werden in sich zusammenbrechen. Es
wird verordnet, an der Stelle der .yngefülten' Heu-
häuschen ein anderes zu erbauen. 1592, Absch. —
er-: (ganz) faul machen Gr. — ver-: = dem vorigen.
Pc Mist rerfidt 's Holz [auf dem er liegt] Z. ,4 Kries-
bäum, von welchen die über die Tachung hangenden
Ä.st selbiges sehr verfaulen.' 17Ü8, Z Staatsarch.
Fülerich, -ech m. : fauler, schläfriger Mensch
Aa; L; Zg; Z. Der Fiüereeh und der Liederli, Sind
hedi z'sämme Brüederli L.
Von dem intens, oder freq. Vb. falirai nach Analogie
vnn .Wüterich' (zu ahd. wtiutanii).
Füli f.: 1. Fäulniss Uw. Eiter in Beulen oder
beim Knochenfrass W. Vereiterung der Lunge oder
Leber des Viehs, Tuberkulose; PI. fFülanaj Geschwüre
GrD. ,Feüle. Feülung. putredo, caries, marcor.' Mal.
,Die Füle oder sonst der 4 Anlasteren der Rossen
eins.' 1623, Aa Rq. — 2. Trägheit, Schläfrigkeit
B; Gl; W; Z. .Desidia. träge und feüle.' Fris. —
3. Schlechtigkeit. ,Succedunt summis optima saepe
nuilis: es wird oft nach aller faule gut.' Sylloge B.
1676. Meist in Verbindung mit all und dann in concr.
Bed. : alle möglichen oder allerlei schlechte Dinge
(Streiche, Kniffe, Worte). Alli F. tribe", alle mög-
lichen schlimmen Streiche spielen Gl; Z. ty a,. F.,
mit aller List, Anwendung aller Mittel, hartnäckig
(einen Zweck zu erreichen suchen) Bs; B. Eim a. F.
säge, Jmdn mit den ärgsten Schmähungen überhäufen
Ap; Bs; W (auch a. F. und Gottlosi); Z (Syn. alli
Schand und Laster). Er ist a. F., ganz schlecht in
seinem Betragen Z. Nur abstr., vom höchsten Grade,
aufs Ausserste z. B. heizen Aa. Mit Sturm nnd aller
F. [Unwetter, Unheil]. Hengeler.
Un-: Steigerung von FiiU Gr.
Über das Präfix uii- vor Wörtern ungünstigen Begriffs
mit verstärkender -Bedeutung s. Sp. 2i)8.
Ur-: Mundfäule der kleinen Kinder.
Nach Sp. 420 könnte diese Bildung dem verbalen erfuhn
entsprechen; vielleicht ist sie aber nur durch Analogie mit
Urscidacht (Ausschlag, Pocken) entstanden, neben welchem
lJur(rh)scMucht besteht, wie üurfüli neben Ur/uli, oder die
letztere Form ist geradezu aus der ersteren, durch Deutung
des d als Art. entstanden.
Grüen- Orüe-, Grue-: eine Krankheit, welche
die Weintrauben befällt, wenn es in der Zeit, wo sie
reifen sollten, häufig regnet, indem sie dann in un-
reifem (grünem) Zustand zu faulen anfangen. Vgl.
Bau-, Sür-F.
Heu-. Wenn 's am Maitag regnet, so git's Heu-
türi oder e Heufidi &. — ,Holz feüle: caries.' Mal. —
Lungen-, Lungge-: Lungenschwindsucht, als Krank-
heit des Rindviehs und der Schweine L 1706; Z. —
Mül- B; S; Uw, Mund- Bs; GSa.; Z: Krankheitim
Munde (Kiefer) von Kindern und auch beim Vieh,
Skorbut, Bildung von Schwämmchen (aphthai) Bs; B
G; S; UwE. (nur beim Vieh). Vgl. Durch- 1. —
703
Fal, fei. fll. fol. fiil
794
Xabel-: , Krankheit bei den Ochsen, da der Harn
einen Niederschlag bildet, und sich dadurch selbst den
Abfluss versperrt Ap; GKh.; Z." — Eau"- ÄABb.,
Sür- ZS.: Sauerwurm. Krankheit des Weinstockes,
•welche eintritt, wenn die Trauben ausgewachsen, aber
noch unreit sind und zu faulen anfangen ; häufig ver-
bunden mit dem .Brenner- des Laubes. Syn. Gruen-
filli: Bräter. — Stamm-: Fäulniss des Stammes vom
Marke aus; entsteht bei Tannen auf morastigem Grund.
1762, Z Staatsarch.
Sträl-: Strahlgeschwür, Krankheit der Sohlen des
Pferdes. — ,Strahl' (mhd. »trale f., Pfeil) heisst auch der
einer Pfeilspitze ähnliche mittlere Teil des Pferdcluifes.
Durch- Biir-: 1. Krankheit im Munde = MüJ-,
skorbutartige Entzündung im Munde. Bildung von
Bläschen (Schwänimchen), Scharbock; bei Erwach-
senen stomacare, bei Kindern aphth« Bs; L; Scii; Z.
Sjn. HampeisseK s. Ameixe 3 (Sil ■217). ,Für die
dürchfüle des munds.' Vorelb. 1557. ,Die füle des
munds, durchfulc, soll man inen [den Rindern] wa-
schen mit essich und hepfen.' Tierb. 1563. ,Aphthse.
Mundsversehrung, insonderheit der jungen Kinderen,
r>urchfäule.' Denzl. 1677; 1716. Gegen die I). zieht
man dem Kinde eine ungerade Zahl Aterechndstengel
durch den Mund und hängt sie dann ins Kamin, da
dann mit ihrem Verdorren auch die D. weicht ZZoU.
— 2. a) Wundwerden der Haut zwischen den Zehen
der Kinder, bes. in Folge von Barfussgehen derselben
bei nassem Wetter, Unreinlichkeit, Fussschweiss L;
ZFehr. — b) Klauenseuche, Fäulniss zwischen den
Klauen des Rindviehs Aa; S; ZZoU. Faulen der
Hufe ZKn. ,Für die Durfüli an Rossen und Fich
nimm Holderniuess und Beiliträst und Essig und Lor-
mel [etc.].' Arzneib. Zollik. 1710. — 3. (bildl.) Faul-
heit, Arbeitsscheu. .Die starken müssig gehenden
Bettler, die die Durchfäule in Händen und im Ruggen
haben, nicht arbeiten mögen [etc.].' AKli.vgl. 1702. —
S. Ur-füH.
Trochen-: von vermodertem Holz BHa., von Kar-
toffeln Z. — Vgl. Gr'uen-, limi'"-, und erhrodcn. AntOU. :
,nass-f.'
Füligi f.: Faulheit B (Zyro).
fnlebiiiul: Steigerungsadv., sehr, ausserordentlich
LEttisw. — Aus .furibund', \a.t. furibundu», rasend; vgl.
die gleich angewendeten ,Tasend'; w'mtig.
füllen: das in die Scheune eingebrachte Heu mit
den Füssen feststampfen, damit es seinen guten Ge-
schmack behalte B; das Heu auf der Heubühne mit
der Gabel zerlegen BRi. ~ Füller m.: der, welcher
dieses Geschält besorgt.
Aus frz. J'uuhr (iiilat. fvlarc, fullare) oder dem gleich-
wertigen hoU. voUcn, walken, stampfen. Vgl. Vo/fen /(Sp. 786).
Ge-füll s. Gefdl Sp. 778.
füllen I: im Allg. wie nhd.; hervorhehenswert sind
folgende Anwendungen: 1. polstern. , Sessel mit ge-
füllten Kucken.' Z I)onnstagsbl. 1787. — 2. füllen mit
Ersetzung od. Erhöhung der natürlichen Fülle durch
eine gekünstelte. G'füllti Eier, ein Gericht aus
hartgesottenen (halben od. auch ganzen) Eiern, deren
Dotter mit Gewürzen präpariert wurde, und einer Sauce.
XV., BiRLiNCiER, Kochb.; B Kochb. (Ausgg. des XVlIl.
u. XIX.); s. auch Ei 2 (Sp. 13). — 3. auf Blumen
bezogen hat Scuw die differenziierte Fonn g' füllt. Von
einem Trinker sagt man verblümt: er liebe am meisten
die (/'füllte GläsU [Hj'acinthen]. — 4. Jmdn betrunken
machen, refi.: sich betrinken Bs; B; L; Z. Vgl.
rnll 5. .Die so sich vor der predig füllend und in
die wynhüser sitzend.' Z Mand. 1530. ,Die so mit im
z' nacht gössen, haftend im 's bracht [zugetrunken],
g'füllt und [er] war z' nacht ab dem bett [zu Tod]
g'fallen.' Salat. Scheinbar intr. in reflex. S. : ,Die
mönche bruchen [brauchen auf] den 'zenden mit f.'
1526, Egli, Act. ,Me sterbent mit f. dann vom schwert.'
Salat, V. S. ,Man begieng den tag mit hoffart und f.'
BossH., Wint. Chr. — 5. füttern. ,Ein kleid mit sol-
chen feien gefüllt.' Tierb. 1563. ,Gab im ainen ge-
fulten rock umb.' Kessl. ,Muosst man inen filz, beiz,
kürschinen und was man gfülts mocht han, den söld-
neren in die schiff liehen.' Vad. Vgl. Gefill. —
6. d' Eerdöpfel f.: die Erde an die Stauden heran-
ziehen, so dass Furchen entstehen FS. Syn. hüfelen.
er-: 1. trans., im Allg. wie nhd. Besondere An-
wendungen: a) einen Zeitabschnitt durchleben B
ö u. wO. D's Jar e., ein Jahr zurücklegen. J''' han
ml Töfitag erfüllt, wieder einen Jahrestag meiner Taufe
erlebt. — b) eine Summe, eine Zahl voll machen,
ersetzen, ergänzen. , Solle das, so ime abzogen und
zuo verlieren gestanden, mit barem gelt ersetzt und
erfüllet werden.' L 1578. ,Dass wir die fendlin er-
frischend und wider erfüllend [wieder auf den ur-
sprünglichen Bestand bringen].' 1587, S Feldbericht.
,Wäre ouch guot. dass wir ein Regiment widerum e.
möchten.' 1591, L Hauptleute in Frankr. — c. sät-
tigen. ,Er ist nicht zu e. z.B. mit speiss, gelt, do-
liura est inexplebile.' Hosi'iN. 1683. Bildl.: ,Dem König
die äugen e. [so dass er blind wird für Anderes, ihn
täuschen].' Wurstis. 1580. — 2. (intr.) ,Man lasst
auch bald das wasser stark hinein [in das Bad] laufen,
also dass dieses wieder erfüllet.' HPantal. 1578. —
ÜS-: ausfüllen; überschwemmen. ,Da die wysspfenning
schlecht sind und aber das land u. wellen.- 1483, Absch.
— ver-: 1. eine Höhlung, eine Lücke (auch im bildl.
S.) ausfüllen, allg. ,Alle tiefen Karrengeleisen und
andere Tiefenen in Strassen sollen mit kleinen stein-
linen verfüllt und verebnet werden.' Z Mand. 1646.
,In disem g'welb soll man etliche vögel haben, welche
der aussgenommnen statt verfüllind.' Voi;elb. 1557.
— 2. durch Füllen (Völlerei) vertun. Gexcexb. 1221.
— sprütz enge füllt. Spritseg'fillts: Backwerk aus
Pfannkuchenteig, der in eine Spritze gefüllt und durch
diese in die gewünschte Grösse und Form gebracht
wird BsStdt, Vgl. S2)riitz-Bir. — zue- füllen: voll-
ends f., z. B. ein Fass, eine Flasche, und davon übertr.
auf den Menschen: betrunken machen Z; Syn. sue-
decken.
Füller ni.: Säufer, Fresser. ,Wann nun der gö'tz
ein f. war. So war er gwüss der tugent 1er.' Birk
1535. .Der landvogt .sye ein f.. spiler, huorcr.' HBull.
1572. — Fass-: Biriisorte Tu. — Füllcri f.: Völ-
lerei. .Öffentlich an dem kanzel ein wehe verlesen
über die lüllerei by rychen und armen.' B Mand. 1567.
.Dehein gasterei, füllerei weder mit trinken noch essen.'
XVU., Mi'Ri. — Füllericli m.: Prasser, Trunken-
bold. SeuENO. .Der füllerych [.frässig.' 1667] hat einen
schweren schlaaf, bauchwee und krymmen.' 1531/48,
SiRAcn.
795
Pal, fei, fil, fol, ful
796
F Ulli I f.: 1. Fülle in abstr. S., Vollsein, a) Uber-
fluss. ,Diewyl da syn wirt fülle gnuog.' Kessl. Jetzt
nur in der reinihaften Verbindung Hülli und F., z. B.
da ist H. u. F.; Geld i" H. u. F. allg. — b) Trun-
kenheit; s. voll Sp. 780. ,In aller Fülle und Wein-
feuchte hat er sieh in ein kalt \Va.sser geworfen.'
1.559, Mise. Tiu. ,Wie mancher ist in einer Wein-
Fülle unglücklich gestürzet und dahin gestorben.'
JJUlr. 1733. — c)= VolUi. — 2. (concr.) a) Füllsel
bei der Kuchen- und Confektbäckerei. allg. , Fülle,
wurst, fartura, farcimcn, artocreas.' Mal. — b) Schutt.
,Svver deheinr slacht f. in den burggraben schüttet.'
alt. L Ratsb.
Das W. in den Bedd. 1 von ,to1I', in den Bedd. 2 von
.füllen' abgel. — Über den urspr. concr. Begriil von //.
«. F. s. Gr. WB. 4, 1 a 492 f.; ebenda 484 über das Yer-
hältniss zw. I\ und Volli.
PÜlli 11, -«-- Bs; Giitw.; GW.; S, -ö- F — 11. :
1. Füllen, Fohlen, das Junge des Pferdes, Esels, „Ka-
meeles". allg. De'' Kerll cha'" süfe wie-n-e F. Sch.
Ufhaue [mit den Füssen ausschlagen, springen] teie-
n-es F. ZO. Er het wie ne Fühli so lustiq möge ijitmpe
und sprinije. Bkeite.nst. 18G4. Sprichw. KAA.: Dem
F. nahlaufe und d' Miira lä z' Grund yä", ob dem
Kleinen das Grössere fahren lassen B. Die cldine
Kossli hUhe(d) lang F., Menschen von kleiner Statur
scheinen lange jung B; Sulger. , Weilen ich des Fuss-
gehens und auf meiner Mutter Füllin zu reiten zimb-
•lich gelernet.' Heutelia; vgl. Schuehmachers Rapp.
Wenn d' bim erste Lug es F. g'ge' hättist, so wärist
scho" en alts Boss. Sdterm.; oder: Wenn en icdere
Lug von im es F. g'ge" hätt, so liätt er vil Boss Z. —
2. (scherzh.) Benennung eines rautwilligen, über-
mütigen, ungezogenen, unbesonnenen jungen Men-
schen Aa (von Mädchen); B; Tu. Vgl. Hälli. ,Er
sei halt ein V. und tue kalberochtig.' Gotth. Mädi
sei d'r ung' feil ig ist Hang g'si, dass es so-n-es F. [zum
Manne] iibercho hcig. N. B Kai. 1843. Du bist doch e
rechts F., we [wie] t^l tumm tuest Th. — .3. junges
Schwein. ,Ein Schwein mit jungen Fühli.' 16t)9.
B Dok.-B. — 4. erbrochene Speise oder Getränk
Zg. Vgl. füllenen 2.
I in der .\usspr. nicht gemin. ; die (unreine) Dehnung
des Voc. nur zufällig, durch allgemeinen Zug der betr. MA.
bedingt. Mhä. ßjl(el, ßil(e) m., M. jjullus (junges Tier übh.).
gr. tcmXos (aus noFXoi). Die Endung -i aus der ahd. Dekl.
schwacher Mask. t-in); dann wurde aber -U mit der Dim.-
Endung (-W) vermischt; vgl. die 3 Formen des Verb, für
,F. werfen' unten. S. noch Fütch. — Bed. 3 schliesst sich
an die allgemeinere Gruudbed. des lat. Wortes. 4 wahrsch.
aus der Vorstellung ,werfen' zu erklären: Geworfenes ^
Auswurf (':*).
Maie"-: 1. (F., das sich im Mai fröhlich heruni-
tummclt) in der bildl. RA. umegumpe [uniherhüpfcii]
icie-n-es M. L. — '2. wer am 1. Mai zuletzt aufsteht
LBottal.
Hängt viell. noch mit dem alten und weitverbreiteten
Frühlingsfestbrauche des Mairitts zusammen. — Wer um
Pfingsten zu spät aufsteht, heisst ,PfingstlHmniel'; Lümmrl
= F'üli 2. Vgl. Merzen-.
Mäns-: F. von 1—2 Jahren. ,So ein waldmann
[Bürger von EinsiedelnJ veech uf der waldlüt almeind
het, der soll geben: von einem ross 15 angster, von
einem meisfüli 8 angster [usw.].- SchwE. 1572. Der
Valteuscheralpbrlef setzte hinsichtlich der Bestossung
fest: ,für 1 Mässfüllen 5 Stöss.'
Mä}is (Meix)^ weibl. Kalb von 1 — 2 Jahren, übertr. auf
die entsprechende Altersstufe von Pferden.
Merzen-: 1. (ein F. im März) in der R.\.: So
starch wie-n-es M., von einem gesunden Menschen
ZWint. — 2. der Grün- oder Schwarzspecht, picus
viridis, in GT. der Eichelhabicht, Häher, so genannt
wegen ihrer dem Wiehern ähnlichen und im März
zum ersten Mal und am Häufigsten hörbaren Laute
Ap; Gl; Gr; ZO. 's M. lacht Ap Volkslied, 's M. hed
Sehne im Födlech [Hintern] Ap, wann diese Vögel sich
wieder hören lassen, muss man doch noch immer
einen Bückfall in den Winter befürchten. Den Sommer
über zeigt ihr Geschrei stürmisches Wetter an. —
3. dummer Mensch BBe.
Bed. 1 syn. mit Maien- 1, auch 3 ähnlich Maien- S : in
Montafun werden am 1. März geäffte Personen ,M.' genannt.
— Bed. 2 mag später auf .die angegebene Weise verstanden
worden sein, beruht aber viell. auf dem lat. ^n'ci« il/nrt;u«,
da der Specht dem Gotte Mars (der allerdings auch Gott des
Frühlings war) heilig galt. Dass Vögel oder getlügelte In-
sekten nach Haustieren benannt wurden (vgl. .Habergeiss,
Donnerziege' = Schnepfe), wird auch nicht bloss auf .\hn-
licbkeit der Stimme, sondern auch anderer Eigenschaften
(vgl. IlerryottechüeU ^ Marienkäfer, , Heupferd' = Heuschrecke
und Libelle: WerrfuU) und viell. noch auf älterer mytho-
logischer Anschauung beruhen. Wenn nun Stutz von eilig
laufenden Leuten sagt: Die haued uf n-ie M. und Lohrind,
so hat er offenbar keine Ahnung mehr davon, dass L. die
Rohrdommel ist, und er stellt sich unter beiden WW. Vier-
füsser vor; der nämliche Irrtum liegt viell. unserem M. 1
zu Grunde, das mit Übertr.igung von der Stärke des Ge-
schreies auf kräftige Lebensäusserungen überh. eine blosse
Fiktion sein dürfte.
Süg-: saugendes F. GrD. Syn. Suger.
Dutten-: 1. ,Pupus, ein tüttcfüle oder junges
kind.' Mal. (Fris. hat nur ,tütti'). — 2. ,Ditt-, ver-
zärteltes Kind, das immer an der Mutter hängt (wie
ein F. an der Stute).' Spreng. Syn. Mneter-Ditti. —
Mhd. tülie, ahd. tuiti, Mutterbrust.
Werr- TF^rr/MK Gl ; N. Eins. Kai. 1880, „Werri-
fiili ScHwMa.", l\p^rfüli Gl; GG., -Fili GA.: Maul-
wurfsgrille. Syn. Bossmörder; Kornßrli.
Die Dehnung des ü und die Nbf. Werfiir(i) (s. d.) machen
zweifelhaft, ob das W. hieher gehört: jedenfalls ist es sachlich
= dem einfachen Werre.
füllen II Aa; Gl; L; G; S, füllenen BG., SL;
GrÜ.; SchwMuü.; UwE., füll eleu Bs; Gr; GW.;
ScH; SchwE.; Th; Obw; Zg; K: 1. ein Füllen werfen,
allg. — 2. sich erbrechen Gr; Schw; Zg; vgl.
Fülli 4. — 3. (bildl. Anwendung von 1) vor Ungeduld
(auch vor Zorn Z) vergehen, ausser sich geraten
SchwE.; UwE.; Z. Du wirst emmel iez no''' nid fiilene!
sagt man zu einem ungeduldig Drängenden. Syn.
(ver)gitzlcn, rergiblen, eig. (tote) Zicklein werfen ; ver-
strupfen. — ver-füllelen: ein totes Füllen zur Welt
bringen, missgebären GSa.
Fülen statt fülnten, von der Form Fült gebildet, wie
dieses von Fülen. Vgl./äf?t/i Hüsfad^nen, ahen neben äbenidjen.
fiiele": fühlen. - G'füel: Gefühl Aa; Bs; B; Soii.
Mit richtiger Bewahrung des Diphthongs, denn rahd.
vilehn, ahd. fuolan. In anderen Kantonen hat die bücherd.
Form für das selten gebrauchte W. Platz gegriffen.
797
Falb fiilb. Palch-fulch
798
Falb-fulb.
Vgl. aucli die Gniiipc Fiilii
Falbel jn.: Eiiilepsie. — Synk. aus ,Fallüt)i.'l- (Ukr).
Fölb f.: Hülse, in welcher das Getreidekorn sitzt;
Felbe (PI.) : Spreu BG., U. ,üie wyber band rot
backen wie ein felb Und sechend u.ss den stücben
[gelbgefärbten Koiiftüchern] wie Ein stuck fleisch uss
einer gelwen brye.' ützEckst., Conc. 1525. Bildlich
für Wertloses: ,[Der Mensch] nützt vil minder denn
ein felb.' ebd. 1525.
Eine aus ,Fell' (s. Haler-Fell Sp. 771) und mhd. hilice
(ahd. helawa), Spreu, verquickte Form mit der iihd. Ver-
gröberung des w zu b (vgi. in der Folge die WW. auf -Iw,
-rir). S. noch Gefilm. — Zur Verstärkung der Negation
dienten mhd. die syn. Ausdrücke nicht ein sjwiu, ndrd. n.
ein CO/' (engl, chaff, Sjireu).
Fulbe s. Pfulu-e''.
Falch — fulch. — Vgl. auch die Gruppe Fnlk usw.
falch: falb LG.; S. Falchi EiiheJiIwse' gehörten
zur alten Bauerntracht It Schild 1, 141. Bes. heisst
das hellbraune Rindvieh f.
Seheint aus einer Vermischung des mhd. .\d.j. falle mit
dem folgenden Subst. hervorgegangen, von weleli letzterem
auch eine Participialform abgeleitet ist: ,Ein gfalchete s. v.
Kuh.' 1796, Pfandb. ZZoll.
Falch {Fal'ch AaF.; L; ThHw.) m. — PI. Falche
Z (in Bed. 2 auch Falch) — Dim. Falchli u. Fälchli Z :
1. Falke Z (KdMey. 1844). Sprw. s. Üwel Sp. 613.
— 2. Kuh oder Pferd von fahler, weissgrauer oder
hellbrauner, gelblicher Farbe Aa; Bs; L; S; Sch; Zg;
Z. Gelbrotes Pferd, Isabelle Sch. Tier mit Flecken
und Streifen L. — 3. Schimpfn. für einen dummen
Menschen mit Haaren von jener Farbe AaF. — 4. u n -
ehliches Kind LG.
Bed. 1 nur schwach belegt; scheint längst ausgestorben
zu sein, und mit Bez. auf das Wirtshausschild wird es durch
die Ausspr. mit k/ als Lehnw. charakterisiert. Vgl. jedoch
FaUhenßueh B. — 2. , Falke' im heroischen Zeitalter als
Eigenn. für Pferde beruht auf der beliebten Übertraguug
von Vogelnamen auf Haustiere; die oben angeführte Über-
tragung geht spociell von der Färbung des Vogels aus und
dürfte auch das Ad.j. i/alchl erzeugt haben. — S. Zu der
Beziehung zw. Farbe und Charakter vgl. den Volksglauben
betr. die Rothaarigen. — 4. beruht auf Übertragung der
Mischfarbe auf gemischte Herkunft, unreine Abstammung.
— S. noch Falk.
Roger-: Höcker-F. ,Disen nennend wir ein Hoger-
falken von kürze wegen seines halses: dann vor den
flügelbogen kann man im das haupt kaum sehen.'
VOGELB. 1557.
Kol-: Taubenhabiclit. ,Falco carbonarius, niger
falcü, accipiter palumbarius.' Mal.; Vogklb. 1557. —
Wegen der vorwiegend schwarzen und schwärzlichen Färbung
so genannt.
,Berg- (Birg-) Falk, falco montanus.' Vogklii.
1557. Wander-F.
Reiger-: kaum eine besondere Art von F.. sondern
F., der eigens zur Reiherjagd abgerichtet ist, ,I)ic
Palken, so von unseren Reigelfalken genennt werdend,
fahend Rei,gel und Kränch.' Vogelb. ir).")7.
,Saker-', auch .Kuppel, Sacker, Stockahr.' ebd.:
Würg-F., falco laniarius oder sacer, aus welch letz-
terer (lat.) Benennung das VoGf:LB. das W. geholt hat.
Falclie" m. (übrigens meist PI.) : fahle dürre
Gräser, bes. an Waldrainen ZO. Vgl. Falchengras.
Häsch-mi"'' welle" ahhaiie", du Chetzer! sagt der F.,
wenn er beim Mähen hinter der Sense wieder auf-
steht. SüTERM. — Subst. Gebrauch des Adj. (wie bei Falch').
Falcheren: Ortsn. in BO. — Über die Endung s.
Dial. ■2'20/l.
Felcbli» n.: kleine runde Ört'nung in der Mitte der
Stalltüren ZGÄgeri.
Viell. ein Überrest der Grundbed. von nhi./elahan (nhd.
,be-, empfehlen' s. d. folg. u. Anm. zu falijen, Fehj).
Ent-felch Empf- m., f., n.: 1. Auftrag, BefehL
,Er hat von mir im Empfel gehan zu handeln.' 15'26,
Stockah. ,Hie sehend wir, dass die apostel das gemein
e. gehebt habend, dass [etc.].' Zwingli. ,Nach gött-
licher e.' 1529, Strickl. ,So ir wandlend in mynen
geboten und beschirmend myn e. und tuond die.' Salat.
.Du hast geboten, dass man deine e. halte.' 1548/60,
Psalm. = ,gebotte.' 1531. ,Nuii- los du wietrich, was
ich in enpfel hon dir zuo sagen.' Zielt 1521. In-
struktion von Gesandten: ,Sind wir [die Gesandten
von Bern] gan Murten zuo geritten, da uns uf der
strass unser' mitburger von Fryburg begegnet, und
allda gan Murten komen, daselbs si uns ir e. erscheint
[gezeigt], wölichs wir ouch geton.' 1530, Absch. ,Uff
das habe er wyter e. nit von synen herren und obren.'
1531, Strickl. — 2. Empfehlung in Schutz, Obhut.
.[N. bittet, seine Kinder] in gnädiger entpfelch ze
haben.' 1522, Egli, Act. ,Zuo üwerein bruoder, der
üch mir in entpfel geben hat.' Ziely 1521. — Alt. nhd.
,Empfehl' m., .Empfehle' f. = Empfehlung.
Be-felch Bi-, Beßlch, moderner Bife'll, BifA —
ra. (älter auch f.) : I.Befehl, allg. ,Dass ich uss sondrer
befelch des Vogts zuo gericht gesessen bin', sagt der
LTntervogt von Grüningen 1488. ,Jussus, geheiss, be-
felch.' Fris. — 2. Auftrag, Botschaft. , Gott tuet b.'
Zwingli. ,Mit der b.' 1524, Strickl. ,Dry ratsfründ
von Bern mit geschriftlicher b.' 1528, Absch. Ein
Kitter, der als Bote zum Papst kommt, beginnt: ,Vor
anfang myner b. du das wüssen sott', d. h. bevor ich
meinen Auftrag ausrichte. NMan. ,Si betten in b., ein
nialzeit zuzuristen.' RCys. ,Ohne sonderbaren B.- Heut.
1658. ,Nachdem sie [eine Magd] den B. abgelegt.'
1662, Z. — 3. obrigkeitliches schriftliches Mandat.
,üie Puncten sollen in einen Befelch verfasst und in
ilie Stadtschreiberei Liechstal zu könftigein Verhalt
geschickt werden.' 1668, Bs Rq. ,Der HH. XIII Rat-
schlag ist in Form eines Befehls in alle Ämbter ab-
gefasst worden.' 1692, ebd. — 4. Amt. ,Und sollen
si bei Antretung ires befelchs schwören.' 1627, Bs Eq.
.Kein Befehl solle ausser ihrem billigen Kehr in die
Burgschaft Leuk kommen.' 1732, W. — 5. die Obrig-
keit selbst. .Die h. Standes-Betehl soll alle 2 Jahre
verändert werden.' 1732, Leck. — 6. Obhut, Füt-
sorge. ,So bitten wir üch, ir wellend uns betrachten
und in befelch haben; dann wir band fast uszert.'
1531, Strickl. — Mhd. hefeleh ni. u. f.. Verwaltung; Obsorge.
ent-fl'lchcn empf-, jetzt meist empßle (cmpfc'le
Z), in Ndw erpf^e: 1. = nlid. empfehlen (selten).
Einem, der zur Kirche geht, sagt man: l''' empfil mi'''
au^''! (zur Fürbitte] aScHW. — 2. auftragen, be-
fehlen. ,Do cntpfal der künig, dass man Olwier sötte
Heren zuo synem öbresten ritter.' Zielv 1521. .Setzend
aber, das glych also empfolht wäre cim engel zc reden..
799
Falch, felcll, lilth, t'ukh, fulch
800
ZwiNRLi. ,\Vytcr so haiul sie anbracht, wie inen der
herzig enpfolet hah . . .' 1531, Absch. ,A1s Gallus zucht
ze lernen enipfolchet.' Kessl. ,Ic1i han dem vogt
enpfult in namen myner herren, dass [etc.].' 152.5.
Strickl. — 3. übergeben, zur Verwahrung; über-
tragen (zur Verwaltung). ,I)ie pfand verkoufen und
die pfennig empfelhen und tuon an die statt, dahin
dass der bischoff und die statt zuo tuend enipfelhent,
oder sust des iren gewiss sTent.' 1297, Kind. Urk. ,Es
soll ein vogt selb ze gericht sitzen, oder [ein anderer],
dem er es enpfllchet.' Hofr. Lunkofen. ,Denen der
gwalt der christlichen kilchengschäft empfolet ist.'
ZwiNGLi. ,Als ob dir nüt von der sach empfolcht
sye.' Gyrexr. 1523. .Unser herren band enpfolet.'
1530, Strickl.
Das Ptc. ,empfol(ch)et' ist eine Mischung aus starker
und schwacher Form. Erpfülcn aus er-ent- oder direkt mit
(T- statt ent-; s. Sp. 353. 403.
be-felohen, jetzt gewöhnlich hife'le — Imper.
hifilch, Cond. bifulch Ai; Ptc. bifölche-f, bißle: 1. em-
pfehlen; jetzt nur vom Schutz Gottes, in der ver-
alteten Abschiedsgrussformel: Gott bifolfchje Aa; Z.
.Sich Gott befelchen: Gott begrüssen.' Mal.; früher
auch von menschlicher Gunst und Obsorge. ,Ward
verrüeinbt und befolhen.' Vad. ,Dann die ere eines
cristliches nainen ist uns vil bäss befollen und lieber,
dann das wir uns also Übersechen wollten.' Byff, Chr.
, Alsdann wollt ich's bim leben län. Und si furbass
befohlen han.' Co.m. Beati. ,Vom Herzog B. ist eine
Stadt Bern dem Sant Vinzenzen als Patron bevolchen
worden.' Ansh. ,Commendator, befeler, der einen eim
anderen befolet.' Fris.; dafür .Befelcher, befilcht' bei
Mal. ,Die weisli, die uns gott in synem wort so
trüwlich bevolchen [hat].' Iü35, Z Synode. — 2. be-
fehlen, anordnen, auftragen. Im Wirt.shaus: be-
stellen; daher mit Wortspiel die Abweisungsforinel :
I''' ha" dir en Drecl; [gar Nichts] z' b. und du mir
en Eiertätsch [Kuchen]! Aa. ,Zuo tragen befolchet.'
Kessl. ,Eim etwas befolhen oder im befelch geben,
demandare.' Mal. — 3. (mit Acc. P.) befehligen, be-
ordern, beauftragen. ,l)erowegen ihr von uns bevelcht
sygen.' Z Mand. 1541. ,0b seie [sie] befelchet gewest.'
ZurGilg. 1Ü5G. ,Befelcht werden.' Z Exercier-Ordn.
1706. .Welche [Punkte] ihr bei Vermeidung von
straf zu halten befelcht werdet' 1723, Kadelbifrg. —
4. übergeben; der Feder b. = in Schrift fassen.
,Der hott hat uns inuntlich etwas angezeigt, welichs
dermassen uf im haben, dass es der federn nit zuo
befelchen .sy.' 1531, Absch. — 5. (befolen sin, mit
Dat. S.) zu bedeuten haben, Etwas heissen wollen
BRi. Es ist Epjiis Obses g'waxen, aber doch ist im
wenig b. — Er hed-m'r afen Eppis g'gen, aber mw
cha"" sägen, dem slg- Nüd b. — 6. (mit Sachs ubj.)
erfordern. Bas befiU Öppis, erfordert viele Kosten
(S);.das will Etwas heissen, ist eine schwere .Auf-
gabe (BRi). Das befild, so ener grossen Hüslialtig
vorz'stän BEi. Da befild 's de Beine, werden die B,
müde gemacht, ebd.
Mhd. befelchen, übergehen, überlassen, anempfehlen, an-
vertrauen. Vgl. noch nhd. ,dcr Erde b.', begraben. — Die
eigcntUml. Bed. ."> beruht jedenfalls zunächst auf Übertragung
von Person auf Hache, im S. von ,einen Auftrag übergeben',
woraus sich der vun , Bedeutung, Gewicht beilegen' ergab.
Merkwürdiger Weise entstand bei 6 die selbe Bed. aus der
Bed. .befehlen, veilangen, erheischen'. — Die Laute und
Formen des W. sind schon im XVI. u. XVII. in Schwankung
begriffen. Dasyp. gibt die regelmässigen Formen: .befelhen',
Imper. .befilhe', Ind. .ich hefelhe. bevilch', Ptc. .bevolhen'.
Auch Mal. hat das regelmässige .befilcht', Fris. aber neben
.befelhen' das seltsame .befolen', wo o aus dem Ptc. in das
Präs. gedrungen zu sein scheint, wie schon mhd. bei komen
(ahd. tjufinaii), und schon früher erscheint ,bevolhet' ^ be-
fiehlt. Herrschaftsr. Elgg 1535. Später: ,Dass ein Studiosus
th. seiner Theologia nachzugehen hefelcht worden.' JHHott.
lGß6. Neben dem regelmässigen Ptc. , befelchen.' 1517, Bitt-
schrift d. Frauen v. Baden, die schwache Form: .das so er
befeit hat.' 1529, Strickl., und so noch im XVll. und bis
ins XVIII. Vgl. empfelchen.
an-be-: zur Obhut übergeben. ,So die knecht
nit recht mit dem vidi, so einem jedlichen anbefohlen,
umbgahent.' XVIIL, Muri. — für-be-: anempfehlen
(für weitere Zeit?). ,Uns den h. Glouben und Kilche
fürbofolhen haben wellint.' Ansh.
, Befehler': Vorsteher auf einer Zunft. XVII.,
Chur. Mohr, Archiv.
befelchig befelig: zum Befehlen geneigt Gr.
befe lehnen bif^lcline Ndw: befehligen. „De
Vater bißlehnet smi Chnechte. ,Die Bettelviigt sollen
befelchnet werden, Aufsicht ze haben.' B Mand. 1690.
.So wurden auf selbige Synodos zwei ehrliche Miinner
aus den Gemeinden zu erscheinen befelchnet.' Mise.
TiG. 1722. .Und soll die Canzley hochoberkeitlich
befelchnet sein, fürohin keine Schuldbrief weniger als
5 pro cento auszufertigen.' 1750, VIIIOrte zu Frauenf.
.Eine Feuerspritze oder zwei werden jedesmal be-
felchnet werden, noch einige Zeit bei der Brandstätte
zu verbleiben.' Fei'erspritze 1790.
Weiterbildung von befelchen mit n, viell. nach dem mhd.
Subst. befeIhnüKie. Bed. u. Construktion wie bei befcichen ,1.
Felcll, -e" m.: ein zur Familie der Lachse gehöriger
Fisch, nach den widersprechenden Behauptungen der
Xaturforscher salnio lavaretus oder s. Wartmanni oder
s. mara;na. im ausgewachsenen Alter. Bodexsee. ,[In
Ermanglung von F. sollen die tributpflichtigen Fischer]
ie für ainen felchcn geben vij gangfisch.' XIV.. Offn.
Ermat. , Feiken (V-)!' Offn. Gottl.; FrHafner 1666.
,.\lbula caerulea: Felchen. Baichen, Blauling.' Wagn.
1680. .Die Felchen enderen ihre Namen nach dem
Land, nach dem Alter [usw.]; allerlei kleine Albulen
werden zu Zürich Migling genannt, zu Thun im Bern-
biet Buochtisch, bei den Pündtneren Stuben, im Lu-
zerner See Icichen die Baichen oder Blewling umb
StCatharina Tag. Zu Costanz umb den Bodensee nennt
man sie im ersten Jahr Seelen (auch Hürlig, Meidet.
Hartm. 1827), zu Lindaw Midelfisch, im andern Jahr
Stuben, im dritten Jahr Baien, ßalchen oder Gang-
hsch. Watfisch, im vierten Renchen, zu Lindaw im
fünften Halbfisch {.Halbfelch, Springer, im 6. Dreier.'
Hartm.), zuletst ganze Felchen oder Blewling.' JLCys.
1661. Über die volkswirtschaftliche Bed. des Fisches
s. Hartm. 1827, 143 ff., 158 ff. In GStdt wurde aus-
gerufen: Wend-er Felche? ein Fremder verstand:
iVeiid-cr i d' Chilche? und pries darum die Frömmig-
keit der StGaller.
Mhit. velcho, bair. Ferch; vgl. auch Bnlah. Etwa von
Fuleh abgeleitet, wie auch andere Namen zugleich Vogel und
Fisch bedeuten':' Vgl. das Syn. Miet-Adler.
Adel-, Wiss-: grosse Maräne, salmo mara-na
(Hartm. 1827), albula nobilis (Oken). Bodensee. Syn.
Baichen; Adelfisch. .Sand-Gangfisch, die man Adel-
SOI
Falch, fcicli, filch, folcll. volcll, fukh
802
felchen nennet.' JLCys. 1661. Die Abscb. von 1544
verbieten .im Adelweichenlaich' vor Vesperzeit Netze
zu setzen. — Halb-: Blaufelch im halbausgewachsenen
Alter (5. Jahr). Bodensee. Syn. ,Halbflsch'.
Kropf-: Küchen, salmo marsna media. Bodensee.
Lt Hartm. 1827.
So gcnauut wegen seines grossen, hangenden Bauches,
Jiirch welchen er sich von seinen Gattungsgenossen merklich
unterscheidet. Vgl. Kropf- Alheh.
Blau-: salmo Wartinaiini im ausgewachsenen Zu-
stande (Hartm.); lileine Maräne, coregonus manenula
(Schinz 184'2), cor. cseruleus (Oken). Bodensee. Vgl.
Albele.
Den Namen hat er von der schönen hlauglänzenden Farhe.
womit er grösstenteils bemalt ist, und in welcher ihn keiner
seiner Gattungsgenossen erreicht.
Sand-; eine Art der grossen Mariine, welche im
Unterschiede zum Miesadler an den Halden und auf
kiesigem Grunde laicht (Hartm.). Bodensee.
Der Nanu) wegen der eben genannten Eigentiinilichkeit
oder im Unterschied zum ,BUui-F.' und zum blassgrüneu
.Miesadltr" wegen seines dunkelgraucn Rückens.
Tief- Tüf-: eine Art F. von breiter Gestalt und
die bis 2 kg schwer wird Tn.
Volcll n. — PI. Völcher, Dini. Völclüi {Volchji W):
1. die Gesammtheit der stammverwandten und staat-
lich organisierten Einwohner eines Landes, wie nhd.,
mehr aus der Bücherspr. — 2. die an der Eegierung
nicht unmittelbar beteiligte, aber in letzter Instanz
entscheidende Mehrzahl der Bürger, unter der altern
aristokratischen Verfassung die .Untertanen' gegenüber
der ,Oberkeit'. ,Wyl die land volklos, entblösst und
das Volk ihrem fürsten zugezogen.' RCys. In sozialer
Hinsicht die untere und mittlere Klasse der Bürger
gegenüber den vornehmern und reichern, ,der gemeine
Mann' im coli. S., 's gmei' V. — 3. gemischte Menge
von Leuten, meistens der untern und mittlem Stände;
vgl. Volchn-erch und Getiikh. Es ist (vilj V. im Wirts-
hüs, uf-em Märt. Hut ffit 's V. [strömen Leute zu-
sammen], alH Eggli voll! Stütz. Das tarf-mc säge,
tvo 's V. am ticksten ist [vor aller Welt]! Z. Es ist
emmel na V. i der Stadt! L. Es V. het 's yka, nie"
liätt käiine' iif de Chöpfe gu" Gl. Da TU/ybi"*' und da
Manni's, c grosses V. hat 's g'gi" [gegeben]. BBecker
187(i. .Nit bin ich daran, dass man dem Jüngling ver-
hüte zimliche fröud, als da ein volk, wyb und mann
gemeinlich gewon ist zuosamen ze kumnien.' Zwingli
1526. ,Und war das Völkli [die Leute in Weiningen]
fro, dass sie das Wort Gottes erlangt hatten.' GStäiieli
1559. S. bei Vili Sp. 778. — 4. Leute verschiedener
Art, meist durch Adj. qualitativ bestimmt. Hieher
die meisten Compp. (s. dd.). G'ßlt Liit, e grusam
lätzes V. Stutz. Böses V. = Nachtvolh (s. d.) W.
.Frömbdem Volk fröfner wys herberig und under-
schlauf güben.' Z Mand. 1641. ,Dem frönden volk
I Hochzeitgästen] z" gfallcn.' Si'himi'FR. 1651. ,Dass nie-
mand an syn Hochzyt laden solle von jungem Volk
mehrers nit als 10 Knaben und 10 Töchtcrcn.' Z Mand.
1650. — 5. Kriegsvolk, bewaffnete Mannschaft.
Militär, allg. Früher auch Dim.; s. Envss-, Jioss-. Es
7nues V. fürt, es werden Truppen aufgcljoten. Es ist
vil V. i" dr Stadt. Es chunnt g'viss V. z'.^dnie.
Fründs V., fremde Armeen. ,l)ie Winterturer haben
ein wolgerüst und gehorsam fülchli.' 1528, Aiisen.
Schweiz. Idiotikon. I. 6.
,Wo man das völkli [die Mannschaft eines Dorfes]
an einen guoten platz legen könnte.' 1531, Strickl.
,[Der Herzog habe verboten] Volk zuo machen [zu
werben].' 1531, Absch. ,Mitlor zyt warend die Aid-
gnossen ankommen mit ainem grossen volk.' Vad.
,Die allharo erforderten Völker und Compagneien.'
1646, WÄDisonwYLER Handel. — 6. Dienstleute, Ge-
sinde (vgl. Werch-), oft mit Inbegriff der engern Fa-
milie die gesaranite Hausgenossenschaft (s. Hits-V.),
auch jene allein, allg. ,Sie ass mit ihrem Volk Erd-
äpfelstöcke.' GoTTU. Grüeset-mer 's V. daheimet! Gr.
Zu dem do stelleH s' u-äger Niemed a", Das chünntet
s' g'wache" mit-em eigne V. Stutz, 's Völclüi. 's jung
Volcll. die jungen Glieder der Haushaltung BsLd; Z.
Eigentümlich, übrigens viell. zu 5 gehörend, ist ein
Spiel, wobei ein Kind, mit dem Rufe: Christo chunnt,
hett gern es V.! andere zu fangen sucht und die ge-
fangenen der Reihe nach die übrigen müssen fangen
helfen ZRatz f. ,Er und syn volk gät daryn.' HsSchürpf
1497. .Grüezend mir myn schwöster und das folk alls.'
XVI., AReohburoerin. , Etliche versäch dem volk die
better, dass die nit geschendt [verderbt] wurdind.'
BossH.-GoLuscHM. ,An [ohne] myn willen, uf anrichten
mynes volks.' Salat. ,So er'.s mit sym volk in synem
hiis brüche.' UMey. 1540/73. ,Dorab [worüber] das
volk, by denen ich dienet, übel erschrocken.' Platter
1572. ,Als er in synem hüs by synem völkli gsessen.'
1532, EiiLi, Act. ,So ein mann von Ew. Gn. statt mit
synem Völklein wollte baden.' 1540, Baden an Zur.
,Ein jeder burger oder hindersess mit synem hüsgsindli
ald volk.' Z Ratserk. 1575. ,Es sei ihme selbiges oder
seinem volk gesagt.' Aid. LB. 1.585; 18'28. ,Er [der
Probst] hat auch sein eigne behusung, volk und gsind.'
RCys. ,Wenn ein Tabuann droht, mit seinem Volk
aus dem Tal zu ziehen.' Statut. Pommat. .Ein jeder,
der mit Volk versehen [ist], wird ein mehrers an Korn
haben müssen, als wann er mit Obs versehen.' Rhagor.
1639. Nach der Z Waisenh.-Ordn. von 1656 bildete
das ganze ,Volch' des Waisenhauses eine Haushaltung.
,Der Bruoder hinter dem Tischli sass und mit sym
Völkli z' Morgen ass.' Volksl. aus LE. .Vilmahlen
kann ein Völkli [Haushaltung] des Almosens am wür-
digsten sein, damit es sein herbergle und Kühli be-
halte.' 1626, JJBreit. ,Sing mit deinem völkle einen
psalmen nach dem essen.' .IRHofmstr. 1645. — 7. ein
Färli V., ein Ehepaar, Brautpaar, s. E-V. Er [ihr]
tcösset am Beste, wie 's om das Färli Volk stöt Ai'
Volksbl. 1832. In der W Sage kehrt der von den
wohlhabenden Leuten abgewiesene Bettler (od. Zwerg)
zuletzt bei einem armen Volchji, Ehepaar, ein. —
8. einzelne Person: nur in den Zss. Mannen-,
Wiber-, s. dd.
Mhd. volc auch: Kriegsvolk, Heer; Dienerschaft, Haiis-
genossenschaft; ein jiar vulkc», Ehepaar. — Bed. 5 beruht
auf der altgcrman. Anschauung des Volkes als der waffeli-
fabigen und meist (auch in der Volksversammlung, unserer
liandsgcmcinde, zu der die Bürger in Ap noch mit Seiten-
gewehr erscheinen) bewaffneten Jlannscbaft. Diese Wohr-
verfassuug hat sich, verbunden mit der republikanischen
Staatsforui. in der Schweiz erhalten, bevor monarchische
Staaten zur allgemeinen ■\Veliiiillicbt und Volksbewaffnung
zurückkehrten. — Das unter II auget'übrte mei-kwihdige Spiel
(das doch wahrscb. erst in der Keformationszeit aufgekomnien
ist) beruht auf der Vorstellung von der Gemeinschaft der
Gläubigen entw. als einer Kamilio oder Dienerschaft Christi
oder als eines Heeres desselben. IMc kriegerische Auffassung.
öl
803
Falch, felch, filch, folcli. volch, fulcli
801
schon im Alten Testament (.Herr der Heerschaaren', freilich
dort der himmlischen) und im Neuen (Eph. VI, 11 ff.) be-
gründet, erscheint in Schweiz, volkstümlichen Liedern aus
der Reformationszeit, wo Christus als Kriegshauptmann die
Schaar der Gläubigen anwirbt. Auch das got. ilmvhnn, ahd.
iiuhtin, Herr, Gott, ist urspr. das Haupt der kriegerischen
Gefolgschaft. Eben darum bezeichnet .Dienst' bei uns vor-
zugsweise auch Kriegsdienst (got. ciriugan, Kriegsdienst tun).
— Im Übrigen ist in der gesammten Entwicklung der Bedd.
des W. die stufenweise Verengerung des Begriffs zu beachten,
von der weitesten Gemeinschaft einer Kation durch einzelne
Stände hindurch bis zu den elementaren Grundlagen des
Staates, der Gemeinschaft des Hauses und der Ehe, zuletzt
bis zur einzelnen Persönlichkeit (Schmell. 1^ 840 belegt ,Volc'
auch als zweites Glied von Pers. -Namen). Der Übergang des
collekt. Begriffes in persönlichen hat bekannte Parallelen
(Bursche. Kamerad, Frauenzimmer), behält aber immer etwas
Merkwürdiges und lässt f.ich nur mit dem Übergang von
Pluralformen in Sing.-Bed. vergleichen (s. LTobler in Ztschr.
f. Völkerpsych. XIV., Heft i). In den Compp. hat das W.
meist den mittleren Begriff einer unbestimmteu Menge oder
Gesellschaft von (meist übel gearteten) Leuten (auch geister-
haft menschlichen Wesen: Litten-, Töten-, Hexen-). Halb pleo-
nastisch sind die Bildungen : Lüten-, Pöbel-, Natioruü-.
E-Volch: Ehei)aar; Brautpaar; s. Volch 7. En
E-völkli z'säme ge, copulieren. Spreng. ,Wann ein
Ehvolk mit einander hauset.' ApI. LB. 1585/18'28.
.Hatten herberg by eiui alten par ovolk.' Platter
157'2. ,Ein paar Ehevolk zu Wolhusen gewöhnet.'
RCvs. ,Von den Ehevölkeni Kirchgang', d. i. dem den
Neuvermählten vorgeschriebenen Besuch des öifent-
lichen Gottesdienstes. Statut. OVatz. ,Dises ehvölkli
[ein Paar aus dem Augstal] hau ich aus erlaubung
Herrn Burgermeisters H. eingesegnet.' 1615, Taüfb.
ZoUik. — Fuess-: wie nhd. .Fuoss- und rossvolk.'
15.30, Absch. ,61eichfalls haben unsere Fussvölker
sambt den Dragonern tapfer auf den Feind Feuer ge-
geben.' ViLMERGER Schlacht 1650. Aber auch indivi-
duell (wie Mannen- V.): ,100 Fussvölker und 100 Dra-
goner.' ebd.
Hu,del-: Gesindel Bs; Uw. ,Die Sektischen hat-
tend by den VOrten vil elends Hudelvolk gefunden,
die ihnen lostend [auf sie hörten].' S.vlat. ,Märk
Sittich habe unnützes hudelvolks, so im zuogeloufen,
nit über 1'200 mann ufbracht.' 15.31, Strh'kl. ,Das
wir nit also früsch und warm dem hudelvolk so lang
band gwert.' HBull. 1533. — Hudd, Lumpen; vgl. .Lum-
penpack'.
Hof-: Hofgesinde. .Per Keiser und syn hoffolk.'
BOSSH.-GOLUSCUM.
Hagel-: „Lumpengesindel L." Syn. Janhagel.
Eig. wol: wild zsgetrieben wie Hagel, oder schädliches
V., da mhd. hagel auch .Schaden' bedeutet.
Herren-: vornehme Leute, aus der Stadt, im Ggs.
zum Land. Wir sl' nit Herecolch. W Lesebüchl. —
Hüs-: Familie Gr. ,Ein yeder [soll das gekaufte
Korn] allein mit synem husvolk bruchen und nit wider
uff meerschatz us dem land fertigen.' Z Mand. 1519.
.Die nicht -wehrhafte Bevölkerung eines Schlosses.'
152'2. Absch. ,A1s der hoptman von Luzern mit sym
husvolk bar kam.' C'opie-B. Wyl. ,Mit bitte, üch rayn
husvolkli allzyt befolhen lassen syn.' 1542, L Brief
,Das ganz hausvolk (des pauren).' Schimpfr. 1561. —
Hexen-: ein Zug schädlicher Geister, der in gewissen
Berggegenden wie eine Todtenprozession vorüberzieht
W. Syn. das böse V. Vgl. Nacht-, Toten- V., welche
aber unschädlich sind.
Juheien-. ,.^lles junge Juheienvolk.' HPest. 1783.
— Juheien, sich lauter Lustbarkeit ergeben.
Kessel- Bs, Chessler- G; Sch; Uw; W; Z:
1. herumziehende Kesselflicker W. — 2. Landstrei-
cher, Vagabunden, Gesindel übh. Bs; W. — 3. Haus-
haltung, welche nach dem Sprw. ,Pack schlägt sich,
P. verträgt sich' mit einander lebt; übh. Leute von
unstätem, unzuverlässigem Charakter G; Uw; Z. —
Chrüz-: die Leute, die (mit Kreuz und Fahnen) eine
Prozession, einen Bittgang machen Ndw. — Leid-:
die Trauer tragenden Verwandten eines Verstorbenen
beim Leichenbegängniss. allg.
Lüte"-: Volk von Zwergen GSa. I.sch nit e Lüte-
volch? nw huset 's hoch in de Pirge.
Die Zwerge heissen da und dort auch in Deutschland
einfach: Leute, Leutchen. Anihd. ^im(, Volk. Vgl. ,Wild-leute'.
Mannen-: 1. die Gesammtheit der (erwachsenen)
männlichen Personen, a) als Teil der menschlichen
Gattung, allg. 's M. ist rücher als 's Wlhervolch. Es
git keis nütnützigers Volch (kei schlimmer Lilt) als 's
31. und 's W. — b) als Teil einer kleinern Gemein-
schaft, z. B. einer Hausgenossenschaft GrL., Pr. Alls
het gnue', wie 's M. au''''s W. FJSchild. — 2. Mann-
schaft BSi. — 3. einzelne Mannsperson, allg. Si
ist mit-eme M. (f gange. Zwei Manne rülcher. Es Manne-
völchli, ein kleiner Mann ZO. — mannen-volchig:
niannsüchtig. den Mannspersonen nachhängend, ver-
buhlt B; LE. Syn. mannig. Vgl. Mannenhein.
Nacht-: geisterhaftes Volk, das nach der Sage
Nachts sich regt und rumort und allerlei unheimlichen
Spuk treibt, das namentlich durch seine nächtlichen
Leichenzüge zum Friedhof einen nahen Todesfall im
Tale ankündigt, dessen Erscheinen vor einem Hause
des Tales als Vorzeichen eines nahen Sterbefalles in
diesem Hause angesehen wird BHk.; Gr; GA., Rh.,
wo der Glaube dazu kommt, dass die lebendige letzte
Person, die man im Zuge sehe (und zwar genau in
der Kleidung, die sie in Wirklichkeit trägt), bald
sterbe. Nach Henne ist es eine betende Prozession
aller im Orte Verstorbenen. Nach einer Angabe aus
GLNäfels bekommen neugierige Zuschauer geschwol-
lene Köpfe. Syn. Töten-V.; s. auch Töten-Tanz;
Volch-Gang; Grat-Zug; Simphontj; Synagog. Aus-
führlich beschreibt u. erklärt die Erscheinung Vonbün,
ßeitr. S. 2—15. Von der vwdten Erscheinung des
Wilden Heers oder Wuotisheers (s. d.) unterscheidet
sie sich durch sanfteren Charakter und engere Bed.
— National-. ,Die N.-Völker oder Landskinder.'
B Mand. 1700, als Gegs. zu .frembde Soldaten und
nicht Landskinder.' — Pöbel-: gemeines, schlechtes
V. .Die halsstarrigen Juden namend zuo inen etlich
boshaftig menner büfel- (böfel- 1518) Volks und mach-
tend ein rott.' 1531, Apostelc,., = ,aus dem gemeinen
pöifel.' 1667. ,Das pubel- (pübel-. 1548) v. under inen.'
1531, IV. Mos. = ,das gemein v.' 1667. ,Es sind etlich
trunken süw und bütfelvolk by zwölfen nachts ge-
fallen in die pfarrkilchen.' 1532, Strickl. ,Turba.
ignobile vulgus, das schlecht büffel-v., das unachtbar
und gemein volk.' Fris. ,Fiex civitatis, das schant-
lich hudelvolk oder büffelv.. leichtfertig und unnütz
leüt.' Fris.; Mal. — Bueben-: Rotte frecher Ge-
sellen, wilder Soldaten. Lt Absch. von 1530 besorgt
der Landvogt, dass .etwas ungehorsamen Bubenvolks',
wenn er allein gienge, ihm Ungemach zufügen könnte.
805
Palch -fnlch. PaM-fukl
806
.Bei dem andern Bubenvulch wusste man kein eigent-
liche Zal.' WuRSTis.
Bafel-: schlechtes V. ,Dass Egg allerlei bafel-
volks annehme'. 1531, Strickl. — Bafi}: Auswurf,
schlochte Waare.
Büffel- s. Pöbel- V.
Koss-: Reiterei. .Büchsenschützen, fuoss- und
ross-v.' 1530, Absch. — Schand-: schändliches Y.
jl/e" sott dere [dergleichen] Schnndvolch a d' Schandsül
stelle". MUsTERi 1827. — „Strolch-: Lumpengesindel."
— Toten-: wesentlich = Nacht-, d. h. nächtlicher
Geisterzug. der nahen Todesfall verkündet; der Letzte
im Zug ist ein noch lebender, der nächstens sterben
niuss Gr. Auch: Töten- Prozession, -Schar.
Wiber-, TF*e-BHa.;FJ.;GRRhw., W^ftw-WVisp:
1. das weibliche Geschlecht in concret coli. Sinn, ent-
sprechend Mannen- 1; auch im engern Sinn, als Be-
standteil der Haushaltung, allg. 's W. chunnt u-yt
ume leie alt Chile A.\WürenIos. Besser en Hdlhi g'so/f'c
und vom W. eu-eg g'luß'e ! .\AStaufen. Ond 's W. luegt-
si"'' cherhähig ond chromm, loenn öjipemal s^iät t''* vom
Berg abi choinm Ap. .Weil er an seiner Frau Weiber-
volk genug im Hanse hatte.' Gotth. Ds Witter ist
länischus old gimtischus [neidisch] icie ds W. (Sprw.)
W. Emal im Tag g'seht-mw alhit, dass ds W. Geis
sind [den Ziegen ähnlich]. Ds W. sV mmdrigi tcie
d' Geis. ebd. Er mag ds W. nid [leiden] Uw. 's W.
glwrt dem Manneroich und 's Gras de Cliilene Z.
.Sonderlich die alten [Leute] und dz wybervolk [hiel-
ten« für wahr].' ECts. , Wybervolk.' LLav. 1578,
dafür , Weiber.' 1670. .Landtstrycher, so wybervolk
mit inen [sich] führend.- Z Mand. 1616. ,Wic übel
der Türk hause, die kinder als junge hünd zu tod
schlahe, die alten als gäns niderseble, die junge mann-
scliaft aber sambt dem weibervolk gefangen nemme.'
JMüLL. 1665. .Ohne Weibervolk und Kinder.' Einsidl.
Clir. nb'2. — 2. einzelne weibliche Person, Weibs-
bild, allg. Es hat en ieders W. en List Z. We"'-mer
[man] a"me Morge' z' erst ame W. etchunnt [begegnet],
se göt 's Ei"»! de' seb [an jenem] Tag nild giiet (Aber-
glaube) ZO. 's ist so e sübers, bravs, bravs W. Stütz.
Ir Wiberrülcher ! Anrede an zwei Mädchen. Dim.,
eine kleine Weibsperson oder in schmeichelnder oder
in geringschätziger Rede. Das ist e grusam holdseligs
Wihervölchli. HSenn 1864. Es nachpürlichs Wiber-
rölcldi, eine dienstfertige Nachbarin BBe. — wibe(r)-
volchig: weibersüchtig, verliebt BSi.; W. — wiber-
völchin: (scherzh.) aus dem weiblichen Geschlecht.
E Wiherrölcheni, eine Frau. — Lotüteres gebildet nach
Analogie der Stoffadj., wülclie oft substant. gebrauclit werden.
Werch-: Arbeitsleute, Taglöhner. ,I)ie tauner
und ander werkvolk.' XVII., Muri, Klosterordn. Auch
die eigene Familie, sofern sie an erwachsenen Kindern
Arbeitskräfte ohne Lohn besitzt GrD.
Zudel-: (meist dim.) eine arme, verlotterte, ver-
nachlässigte Familie W. — Zudd ivolil = mhd. zmM,
Mangel, oder aus rf» Iludii-!
Piilcli: 1. junges Pferd, das zum Geschlechtsleben
reif ist, älter als FüUi (s. d.) und zwar je nach dem
Geschlecht m. (GSa.) od. f. (Gl). — '2. Mntterpferd
mit einem Jungen GWc. Syn. Eülligiirre. — Mhd.
vüMi m.. viillvlir, i-ii//<. f. .Fulhin.' TU-rh. 15G3.
Fald(vald) — fuld. Vgl. auch die Gruppe Fatt usw.
Valdi s. Valentin Sp. 765.
Feld {Fei BU.; FU.; STh., Dim. Felli) — PI.
Felder, auch Feld, Fei — n.: 1. zu Ackerbau be-
stimmtes Land, einzelnes Stück oder coli., im Unter-
schied oder Ggs. von Wiesen oder Weinbergen. Vgl.
.Dreifelderwirtschaft' u. die folgenden Compp. Drü
schöne Felli [Zeigen] umge" 's Dörfli tif drei Site
im'' uf der Site gcg-en Morge si de"" d' Matta B. —
2. Wiesen- oder Weideland. Vgl. Aclier 2. Z' F.
fare", das Vieh im Herbst auf die Weide führen; er
ist z' F., mit dem Vieh auf der Weide ScaNnk. Im
W noch als Eigenn. von mattenreichen Ebenen und
Talmulden, so z.B. das Arner F.; das Ochsen-F. bei
Binn, nach der Sage eine verschüttete Alp; Imfeid.
ebd.; vgl. den Geschlechtsn. Imfeld(erJ. .Dann der
Stettenberg einer statt Beuren zuostuond, mit holz,
veld und achrem.' 1508, Spruchbr. — 3. in allg. S. :
Niederung, Ebene. So als Orts- und Flurn. ,Im
Feld' Z. Vgl. Filderen und in Zss. auf -Felden. —
4. im Gegs. zu Haus oder Ortschaft die weite freie
Umgebung einer Wohnstätte. Im F. sl, vom Bett
aufgestaiulen sein; über F., ausgegangen Z. Ober F.
tceba, zur Webstätte über Feld gehen müssen, d. h.
an einen andern Ort als wo man wohnt Ap. So auch
in sprichw. RAA. .Gedenk, dass dir, als myner Herren
Ambtmann, nit zuostat zu antworten, wie ins F. [in
den Wald] geruoft wird.' 1558. HBull. ,Das weite F.'
= die unbestimmte Zukunft, wie nhd. Das ist no'''
uf untern F., sehr ungewiss GF. = im w. F. Z (wit
betont). jDns stöt no im w. F., Syn. bis denn wird
no mängi Müs in en ander Loch schlafe' Sca; Z [vil
Wasser d' Aare' ab fliesse B) u. ä. Eine' i 's w. F.
sprenge, betören, zum Besten halten ('?) Z. ,Es ist
noch im weiten F.' Mey. Hort. 1692. .Auf eigne Schanz
will ich jetzt schauen, Aufs weite F. nicht Häuale
bauen. Hab ich genug, was ligt mir dran. Was An-
derer bekommen kann?' JCWeissenb. 1702. — 4. das
freie F. als Schauplatz des Krieges, auch geradezu
= Krieg, wie nhd. En 3Ia" i 's F., tüchtig (eig.
zum Krieg) Scnw; Z. Mit Wortspiel: Er ist en Ma
i 's F., wenn der Acher hi)iderem Ofe lit Z. Bildl.:
Si"'' für Einen i 's F. lä', seine Partei ergreifen und
verfechten Z. Mit Jmdm z' F. ligge': im Streite mit
ihm liegen ZW. Eim 's F. a'ha", gegen ihn das F.
behaupten GT. Eine' iis em F. sprenge, aus dem F.
schlagen, besiegen, überwinden Z. ,Syend die von
Zug uf dem f.' [es ist von einem Kriegszug über den
Gotthard die Rede]. 1419, Arch. f. schwz. G. ,Uf die
schlechten [blossen] wort unser f. zuo bri^ehen [aus
dem Feld nach Hause zurückzukehren], des willens
syen wir nit.' 1503, Anscn. .Sie könnint ouch wol
erkennen, dass mengerlei ungeschickligkeiten mit reden
und in ander weg by inen türgangen und etwo iren
dry old vier dise ding zuo f. [zur Sprache, aufs Tapet]
gebracht und also grossen Unwillen gemachet.' 15'24.
Anscn. .Welcher in an kostung der mess halben
muossen [ihn zu Busse zwingen] wollt, den wollt er
bston ze wytcm f. [eig. auf ott'eneni F. den Kampf mit
ihm aufnehmen].' 1532, Absch.
Mhd. plil auch schon i. S. v. Koldzug, -lager: zc nhlt
hriniim, zu .Stande. — FclO) durch Assimilation von W. Der
Pliir. Fehl uocli nach der ült. Kegel, wio bei Walil. .In
ili'U ranhi'U WiibU'U. liiTgi'ii und FiddiMi,' Heut. lCi.")8.
807
PalJ— fuld. Palf-fiilf. Falsr-fulg
808
E - F e 1 d : ein Ackerfeld , das dem Zelgenreeht
nicht unterworfen war, so dass die Zäune desselben
auch zu den Braehzeiten geschlossen bleiben durften,
es also vom gemeinen Weidgang befreit war. ,Im
Walde ein byfang ob XI jncharten und ist ein eefeld,
hoc est, das er das mag inhaben in der brachzite.'
MEsTERM. Rick. 1882. — Acher- = Acker Ai'K. Vgl.
Bx-F.
Erech- e'i-rch-: eine der drei Abteilungen, welche
der Grund und Boden von ZBülach umfas.st.
Erech scheint eine Abi. von «vn, pflügen (Sp. 4041, ilas
Comp, also = Ackerzeige in der Dreifelderwirtschaft.
Fes-: wahrsch. mit Spelt bepflanztes P. ,Ein vier-
liiig hanfveld. ein vierling vessveld.' 1692, Waster-
KINGEN.
Gersten-. ,Er ist im G.-F., ganz verirret, präsens
absens, quo terrarum raperis?' Mey. Hort. 1692. —
Vgl. ,in den Bohnen sein' = zerstreut sein.
Karren- Chare-: von tiefen Furchen durchzogener,
vegetationsloser Pelsboden auf den Alpen Gl. ,Dass
er in einer erstaunliehen Höhe Kalchfelsen, die wie
Schermesser senkelrecht lagen, und mit dem schnei-
denden Teile der Klinge empor stunden, ein ganzes
Feld erfüllet gesehen hat.' AvHaller, der den Namen
dieser Gebilde nicht kennt. Syn. Schrattenfeld, Stein-
wahen.
Die Vertiefungen sind t. durch ehemalige Gletscherbäche
ausgehöhlt, t. Folge von Terwitterung, gleichen aber den
Geleisen von Wagen. Dennoch ist wahrsch. nicht an .Karren'
oder .karren', mit K. fahren, zu denken, sondern an das kelt.
caiT, Stein, Klippe, welches im Gl Karre f., Fels, fortleben
mag; vgl. Uipix (Stein), Name für Karrenfeld in frz. Schweiz.
.Karrenalp' zw. Gl u. Sehw. Nähere Beschreibung bei Rticlili.
18ÖC, I, 358.
Liebi-. Er isch uf ds L., zur Liebsten gegangen
B (ZvRo). Wortspiel mit dem Namen einer Ortschaft
bei Bern, bezw. einer dortigen Wirtschaft.
Maien-. Das Gr Städtchen dieses Namens soll
von den dort einst im Mai gehaltenen Gerichtsver-
sammlungen benannt sein.
Vgl. .Marsfeld', Gericht und Heerschau im März, vuui
alten Rom nach Frankreicli übertragen.
Melch-: Melkplatz. .Der einem syn veech ab der
allmend tribe, usgenoramen us einem ferrich oder us
dem m.. der ist ze buoss verfallen.' 1607, U. — Bu-.
.Ackerfeld, worauf man Korn und Peldfrüchte pflanzt,
heisst Baufeld oder Brach.' Ap It Steinm. 1804. .Zeigen
und Baufeld.' 1807, G Urk. — P unten-: zu besondern
Zwecken eingehegtes Pflanzland Th. — „ Brüel-: Ort
mit treiflichen Wiesen."
Eigel-: Pachwerk an einem mit ,Rigeln' gebauten
Hause Ap. G'rigelfeldet, so gebaut, ebd., Syn. y'rigld.
— .Feld' auch := Fläche an Bauwerken und Geräten.
Stadt-: das zur Stadt gehörige Feld BUnterseen.
— Dorf-: Acker als Privateigentum im Ggs. zu All-
meinde GRh. It Stein,m. 1804.
Wit-: uneiugezäunter Raum, ,0b einer das syn
wellte ynschlachen und ein anderer das syn wellte
w. blyben lassen, der soll nit schuldig syn halben
hag zc geben.' 1607, U.
felden: 1. Ackerbau treiben, das F. bestellen,
ackern, pflügen Ar (auch bü- felden); GF., Ta. ; oTh
(s. Feld 1). — 2. weiden, grasen, von den Kühen.
Ggs. zur Stallfütterung BSi. ; P (s. Feld ä). — 3. Lein-
wand zum Bleichen aufs Feld legen. , Wie mit den
blaicher ghandlet der walchen wögen, des büchens [in
der Lauge waschen], veldens und anderer sachen;
dann . . . lang im veld ligen und nit netzen fült die
lynwat.' Vad.
Peldi I n.: Name für eine Kuh mit weissem
Rücken W.
Wahrsch. von .Feld' i. S. v. Teil eines Schildes, da auch
.Schild' = .Fleck' von Tieren gebraucht wird. Vgl. das folg.
Feldi"g f.: Einteilung eines Wappenschildes in
Felder und ein einzelnes von diesen. .Aufgesetzt durch
den Mahler mit einer schönen Peldung und Lysten.' L
Ratserk. 1431. ,Der [Schild] was übersilbret die vel-
dung und mit blower färb durchzogen.' Ziely 1.521. .In
der wyssen feldung zwo roter gefillter rosen.' Ryff,
Autob. .Brüekenjoch mit Feldung und Dach weg-
geschwemmt.' OlH., Aar. Chron. — Mhd. feldunye f.,
abgeteilte Fläche auf Wänden, Säulen, Wappen.
Feldierung f.: Einteilung eine.s Wappenschildes
in , Felder'. ,In schwarz und geler Feldierung.' JJud
1574.
Feld rieh m. n.? .Peldriche heissen die kleinen
eingefriedeten Landstücke in der Nähe der Alphütten,
auf denen die Pächter der Alpen bisweilen Korn. Kar-
totteln oder Gartenkräuter für den Bedarf der Haus-
haltung während der Sommerzeit pflanzen.' Kastii.
1828. — Viell. gebildet nach Anal, von .Wegerich'.
Fildere": Flurn. ,In der F.' L; Zn; ZBirm.
Feldi 11 m. : Name für Jagdhunde. — Abgek. aus
.Feldmann' mit Anlehnung an die Masc. auf -i.
Vi eider s. Vier-ler.
„Fulf f.: Schimiifn. für eine Weibsperson L." f-
.\us l:it, riih-n.
Falg I m.: Feuchte. Wenn das Erdreich durch
den Winter stark angefeuchtet i.st, so sagt man: es
hat F.. und diese Feuchte selbst heisst Winterfalg
W. — falgig. g'falgig, g'falget: feucht, i. S. des
Subst. W. — Das W. gehört wahrsch. mit falyen i. S. v.
,das Erdreich auflockern' zusammen.
Falg n f.: das zweite Aufhacken und Umgraben
im Weinberg; s. folgen 1 b. ,Ein ieclich huob soll
tuon in den wyngarten zwen ertagwan zuo der brach
und zwen zuo der falg.' Ofpn. Klingenberg 1449. —
Bair. Fnlg auch = Brachland.
falge" (falke Bs It Becker; Gr It Kil.), fiilgc TuM..
feige AaZ.; BsLd: Kulturland zum zweiten Mal im
Laufe des Jahres bearbeiten, und zwar nur die Ober-
fläche auflockernd (um der Luft und dem Regen Zutritt
zu verschallen und Unkraut zu beseitigen), kleinere
Pflanzungen und Weinberge mit der Hacke. .Ackerland
mit dem Pflug. Insbes. 1. Erdreich aufhacken a) bes.
Kartoffel- u. Maispflanzungen GfiMaienf.; G oRh.,
Sa.; solches Land zum ersten Mal (vgl. hü/len) um-
arbeiten GRUVatz; kleine Pflanzen behäufeln GWe.
In G uRli. wird der Boden um die Pflanzen im Laufe
des Sommers 3 — 4 Mal .gefalgt', d. h. mit der Hacke
gelockert (Steinm.). — b) in Weinbergen. Nachdem
der Boden im Frühjahr mit dem Karst aufgebrochen
worden, ihn zum zweiten Mal. mit der Hacke [.Haue'].
^!09
Palg, feig, fllg, folg, Mg
81Ö
auflockern Gr (Mal.). Den Boden der Reben im Spät-
sommer leicht behacken, zur Entfernung des Un-
krautes, das seit der ersten Bearbeitung (.Hacken')
entstanden ist Tu; mit der Zinkenhacke (,Kretze') die
Reben zum zweiten Mal hacken TuTiig. ; ZRafz, Sth.;
in Z Dättl. mit der .Breithaue', etwa im Juni; in Z
Benken im Frühling mit dem Karst, nachdem die
Reben .erbrochen, geläublet und verzwickt', d. h. von
den üppigen Schossen befreit sind. Im Frühling das
Gras mit der Hacke ausreuten Sch; Th. Doch auch:
Z'erst tuet-me' d' Bebe hacke und spöter f. Th. Im
Maie" sött-me" d' Hebe" f., wenn-me" müesst e Wanne
über si''' dure ne [selbst wenn man sich mit einer W.
decken müsste (vor Unwetter)]. Sulger. In Gr ge-
schieht die Arbeit gewöhnlich 3 Mal im Jahr !und
heisst auch rüeren und schurpen. In G oRh. wird das
Rebland ungefähr Ende Mai mit der Spitzhaue ,ge-
falget'. (Steinm.) Vgl. hauen; scliorpen. .Der Ion in
die reben: ainem knecht des tags von schnyden, hagken,
valgen, gruoben 2 ß.' ScH Ratsprot. 1483. ,Ein hof
soll zwen tag eren und zwen tag graben in dem wyn-
garten und zwen tag falgen; und war sach, dass nach
disen diensten uns überblieb ze brachen und ze falgen
in dem wyngarten [usw.].- Offx. Klingenb. 1449. ,Ich
hatt myn wyngarten gefalget, erbrochen und geheft.'
BossB.-GoLDscHM. — 2. mit dem Pflug zum zweiten Mal,
aber nur leicht, über das Brachfeld fahren AaZ.;
ScH; ThHw., Tag., über den Acker nach der Ernte
TuM. ; den Acker im Sommer für die Wintersaat zum
zweiten Mal pflügen BsL. Vgl. «-e« Sp. 404; brachen;
sät-eren (Sp. 40.5) ; drei faren ; u. s. JohMey. 1880, 33.
Daneben, doch nur selten, falgen für das erste Pflügen
des Brachfeldes ZElgg, 0., tw. neben sfrüchen für das
zweite. Mit , falgen' als zweiter Pflügung verbindet
sich zuweilen die Bed. gleichzeitiger Düngung ZB.,
und auch in Tu bed. f. Mist untergraben, nachdem man
.das Brach geeiert' hat. .F., iterare campum, subarare,
den Acker stürzen, stoppeln, leicht pflügen.' Spren«.
,Agrum novare (iterare), f., d. i. zum anderen mal
brachen (widerumb eeren).' Fris. ; Mal.; Denzl. ,F.,
gegenpflügen, ott'ringere, iterare arationem.' Red. 1662.
.Auf Solches (Umackeren und Egen) kann man in
Brachmonat, wann [wenn] der Grund feucht ist, die
Acker f. lassen ; wann aber das Feld mager und dürr
ist, muss man erst im Herbstmonat f.' JCNio. 1738.
Mhd. falgen, fdgen, umackern, umgraben; engl. faUon-,
braclien. stürzen. Wahrsch. abgel. von dem alten filhnn
(s. /eichen), das auch .begraben' bedeutete. Die Grundbed.
scheint aber .umwenden', woraus sich auch , Felge (des Rades)'
erklärt; vgl. ,Felg'. der Aufschwung am Reck beim Turnen.
Ahd. folga bed. auch eine Art Egge oder vielmehr Walze.
Schmeller hat: .den Mist einfalgen'. — 2. Die Ausdrücke
für das Pflügen scheinen z. T. verschoben und falgen in Ab-
gang geraten, seitdem die alte Dreifelderwirtschaft, resp.
reine Brachäcker, aus dem Gebrauch gekommen, ßraehen
\mA folgen haben gemein den Begriff weniger tiefer Pflüguug
gegenüber sattren. Die Angabc von St.*": ^folgen = tief
pflügen, wobei man wo möglich die Furchen bergan legt",
wird also wohl tw. irrig sein.
F alger m.: der die Arbeit des Palgens 1 b ver-
richtet; Arbeiter im Weinberg. ,Ein Valgcr hat 2 ß
Ion.' ScH Ratsprot. 1.506.
Falget m.: die Verrichtung des Falgens Ib. die
auf den Hacket oder Grabet folgende und dem Schurjiet
vorausgehende Bearbeitung des Bodens in den Wein-
bergen; Verkleinerung der Schollen und Ausrottung
des Unkrauts, auch die Zeit dieser Verrichtung: im
F., lim de F. ume. Der Weinberg oder die Rebe
sagt : De magst-mi''' hacke, wie de witt, Nw verglss-
mi'''' im F. nit! Sulger.
Falgiines: Erdbeeren GnSeew.
Überrest aus der ehemaligen (churw.) Spr. der dortigen
Gegend fragüns, it. fragola.
Falgetz s. Flagetz.
Felg(e") f. (m. GuVal.) : 1. wie nhd. eines der
krummen Holzstücke des Radkreises. ,Die Felgen an
ein rad oder der bogen, apsis, curvatura rota.' Mal.
Vgl. Fehj-Ax Sp. 619. — 2. Leiste, z.B. an der
Tür BSi. — 3. Ausschnitt; ausgebrochene Lücke
in Messern, Sensen GrL. ; Quereinschnitt in einen
Baumstamm mit der Tu-eräx (s. Sp. 620) Gr; (ein-
geschnittenes) Zeichen in den Ohren der Schafe und
Ziegen GfiMastr. — Wiegen-: geschweiftes Holz,
auf dgl. einem Paare die Wiege schaukelt Uw.
Mhd. feige, vom Rad, aber auch Name eines zum Wursten
dienenden Gerätes (Wiege); ahd. auch eine Art Egge oder
Walze, s. falgen.
feigen: 1. ein Rad mit Felgen versehen ThHw.;
Z. — '2. sich herumbalgen BSi.
felglen: Falten machen, in geordnete Falten
legen; umwenden L (Ineuhen). Syn. fäldlen.
Wegen des Begriffsüberganges s. Anni. zu falgen. Es liegt
aber auch die Möglichkeit nahe, dass felglen mit dem bes.
nach / (und n) häufigen Übergang von d in g aus fäldlen
entstellt, also von .falten' abgeleitet sei.
G'filg, seltener G'felg Z — n.: die Gesammtheit
der Felgen am Rade Aa; Z. Im , G'filg' des Spulrades
befindet sich die Kerbe, Rinne, in welcher die Saite
läuft. — Gebildet wie nhd. ,Geflld' von ,Feld'.
überfilgen, -feigen: ein Rad (teilw.) mit neuen
Felgen versehen Z (Si-illm.).
Folg f., früher zuw. m.: 1. Leichengeleit Bs XIV.
,Er warf Ire ceremonien und ander kilchenbruch um,
desglich volge, jarzit, selgret; er verwarf alle bruoder-
schaften, volge, sibend, drisgist und jorzyt [usw.].'
Ryff, Bs Chr. — 2. Folgsamkeit, Gehorsam, Zu-
stimmung. Bereitwilligkeit. ,Und wo ir nit folg und
willen funden.' 1523, Absch. ,Dass wir an beiden
partyen folg erfunden.' ebd. = worin uns beide P.
Folge geleistet haben. Nachdem die Boten der Eid-
genossen bei keiner der .streitenden Parteien so viel
Nachgiebigkeit (,Volg') gefunden, dass die Sache hätte
zu Ende gebracht werden mögen, ebd. 1533. ,So der
Frommen loblich [Taten] zu Dank und F., der Bösen
schmechlich zu Warnung und Flucht.' Axsh. ,So hat
er doch die selbigen [die rechten Mittel] von wggen
der vile widerwertiger mcinungen, mit keiner f. er-
halten mögen.' SHoinn. 1591. Objektiv: Ansehen,
Autorität, Geltung einer Person oder Sache, in Ge-
horsam, Beistimmung der Untergebenen usw. sidi
äussernd. ,Vor alten zyten, da fronnngheit und eer
vil mc f. gehebt hat denn zuo unseren zyten.' Zwinoli.
.Ein ansechlicher Mann, der guoten F. habe.' 1646,
LB. GrD. -- 3. bes. die Zustimmung zur Jleinung
eines Andern bei gerichtlichen Verhandlungen
Zg 1432; daher auch die dabei stattfindende Umfrage;
die geäusserte Meinung selbst. .War euch, das under
den raten dheiner dehcin urtel sprech. züg oder war-
tend war, die [Urteil] mag er wol zühen und warten
und soll damit syn stimm an der volge nit verloren
811
Palg. felfj. filg, folg, fulg
812
han.' Städte. Baden 1384. ,Daruf' er [der Obmann]
denn syn (,synen.' 1504) volg oder erkanntnuss in der
saeh tuon soll.' 150Ü, Ahsch. ,L)yn Tolg und rat', dein
Votum in der Umfrage. Rhef 1538. — 4. das bei der
Abstimmung sich ergebende Verhältniss der Stim-
men oder Parteien, Mehrheit und Minderheit, ,mere
und minre F.' ,Und wer da die meren Volge under
inen gewünnet.' Offn. Flunt. 1489. ,Swa dehein urteilde
gezogen wirt für die mengi von der minren volge.'
L alt. Katsb. Der Weise gegenüber dem, der eine
grosse Verwandtschaft hat, vermag durch seine Eede
sich doch ,kein volg noch mer zuo machen.' Euef 1538.
Mli(i. fiAtje f., Leicliengeleit, Beistimmuiig, Alistimmung,
Stimmenverhältiiiss. An die bei der Umfrage stattfindende
Reihenfolge ist bei 3 u. 4 nicht zu denken. — Das männl.
Geschlecht wie bei .Einung' u. a. ; vgl. ,das Urteil' aus dem
altern ,die'.
Erfolg m. : das Eintreten, Geschehen (aber nicht
die Wirkung). ,Bis zum Erfolg des Urteils.' 15'21, Absch.
folgen: 1. (mit D. P. u. absol.) gehorchen, folgsam
sein. i>' Chirid müend [müssen] /'. .Er rühmte, wie
gut ich es bei ihm haben werde, wenn ich folgen
wolle.' GoTTH. , Folget er, so soll im gnad geschehen;
wo er aber widerspännig syn wurd . . .' 153CI, Absch.
— 2. beistimmen, dem Urteil eines andern Richters
oder Eatsmitgliedes. ,Und sond [sollen] dann [wenn
ein Richter persönlich beteiligt scheint] die rät einen
andern an syn statt setzen, der entweder urtel ge-
folget hat.' Stadtb. Baden 1384, = der noch keiner
Ansicht beigepflichtet hat. ,Es soll nieman dawider
ertailen [urteilen] noch volgen, und wer dawider
ertailt oder urtail volget . . .' Stadtk. Diessenh. ,Es
syge [sei], dass er [der Obmg,nn] den zuosätzen in
iren urteilen volge oder sie ihm.' 15 0, Absch. ,0b ein
richter in einer umfrag bedunken wellt, dass an
einem gricht mit ufheben [der Hände] oder f. etwas
gefär [Unredlichkeit] fürgun wollte.' 1545, Absch.
,Wann man an dein Gericht die Urteil scheidet, da
soll niemand t. noch sein Hand aufheben, er seie dann
gefragt.' L Stadtr. 170ü;(j5. So noch bis auf neuere
Zeit die Formel: Ich folge [stimme bei], absol. oder
mit D. P. Zu 181.5. — 3. (mit Sach.subj.) rechtlich
zukommen, zu Teil werden. ,Soll im [= dem Vater
des Täuflings] f. und werden alles, was dem kind yn-
gebunden [=bei der Taufe geschenkt] wird.' 1478/1544,
ScHW LB. .Von jetlichen [gestorbeneu Hausvater] soll
einem heren einen fal f. und werden.' XV., SchwE.
Hofrodel. Oft verbunden mit , lassen': ,Den zins lassen
harvolgen', entrichten, verabfolgen (lassen). Bs Carth.
1532. ,üoch ohne ynkommen, dann die Berner ihme
nüt f. lassen.' RCvs. — Mhd. /o/jc» auch: gehorchen; bei-
stimmeu; rechtlich zu Teil werden.
folgends: (adv. Gen. des Ptc.) hernach. .Erstlich
in euwercr Schuol zuo Cappel; f. bin ich geförderet
wox'den in M. Gn. Hrn Collegium zuo dem Frauwen-
Münster.' BLkemann 1531/1613. ,An 3 Schilling ge-
pieten und ouch volgunts die buossen ynzüchen.' Offn.
Thalw. 157'2. .Nicht allein in seinem irdischen Vatter-
land lieb gehalten, sonder auch f. in das himmelisch
Vatterland aufgenommen werde.' JHHott. 1666.
fo-folgend: zweit-folgend. Die vo-folged Wuche
Z. — Ni'.'ht eigtl. Ecdupl., sondern wahrsch. dem Gegenteil
vo(r}vori(/ nachgebildet.
ab-folgen: zu Teil werden = /b?(/en 5. Vgl. nhd.
, verabfolgen lassen.' Kanzleispr. ,Dises solle ihme
ohne einleben Aufzug oder Verweigerung also bahr
und flüssig a." Z Mand. 1694.
er-: 1. intr. a) wirklich werden, sich bewähren,
erwären. ,Muoss auch das gemeine Sprichwort e.'
HPantal. 1578. — b) rechtl. zukommen = folgen 3
und ab-f. ,Das guot soll in 2 teil geteilt werden und
der halb teil dem mann gelangen und e.' 1541, Assch.
— 2. trans. a) befolgen. ,Du aber hast erfolget mein
leer.' 1531/48, IL Tim., dafür , erreichet.' 1667, ,bist
mir nachgefolgt in der Lehre.' 1860. — b) erstreben,
erlangen, erreichen, bes. auf dem Gebiet und Wege
des Rechtes. ,üie berge ze hoch sind ze ervolgene.'
XIV./XV., Mark. v. Lindau. .Begirig ze e. [= ,assequi']
die vollkomraenhait.' KSailer 1460. ,Wie sy ervolget
hett die arzeny irs siechtages.' ebd. ,Willt du voll-
kommelich erfulgen, das du vor dich ha,st genommen.'
FCöLN. ,Die das lob und ehre von dem allmächtigen
Gott und der weit erfolgt haben.' 1451, Absch. , Lassen
uns e. die ding, die sich zuo friden zühend.' Zwingli.
.Die herschaften durch krieg oder ander mittel wider-
umb ze e.' 1532, Absch. .Fechten nach keinem andern
end, denn dass sie üwer gänzliche verhergung e.' 1537,
ebd. ,[Der Schultheiss soll] dem kläger völlige pfand
syner erfolgten [mit Erfolg rechtlich anhängig ge-
machten] Sache heissen geben.' löOO, BsRq. ,Die wein-
saufer und prasser ervolgend zuoletzt armuot, zerrissne
kleider und schlafen.' 1531/48, Prov. Unerfolgt des
Rechtes, absol. Ptc: ohne den Weg des Rechtes be-
treten zu haben, auf gewaltsame Weise. ,Haben sie
im genommen syn husrat und synen plunder unervolgt
des rechten' = ,über [gegen] alles Recht.' 1419, Absch.
,Tet sich jemand mit selbs gwalt on erfolgt rechtens
ynsetzen.' Um 1520, Bs Rq. — Erfolgi"g: rechtliche
Erlangung oder Vollziehung. .Damit dem. so die urtel
erlangt hat, ervolgung und execucion möge erstattet
werden.' 1516, Bs Rq. ,Diewyl wir gegen den unsern
nichts dann e. unsers Stifts herkommen und gerechtig-
keit suochen.' 1521, Absch. ,Dass sie mir zuo e. des
rechten verhelfen wellend.' 1537, Absch.
Mhd. erfuUjm, durch richterlichen Ausspruch zu Teil
werden: trans., rechtlich erlangen. — Die Schreibung ,on e.'
beruht auf der nahe liegenden Vermischung von ,un-' mit
.ohne' und ,on erfolgd' z. B. lö'2-t, Absch. zugleich auf Um-
deutung des Ptc. in ein Subst. .Erfolgd' = Erfolgung; vgl.
Klegd, Klage; Gnll, Begräbniss.
ver-: 1. trans. a) übergeben, verabfolgen. .Dass
jeder frevel derjenigen Obrigkeit, bei welcher derselbe
geschehen ist, verfolgt werden möge.' 1545, Absch.
,Soll das gras, so uf dem kilchhof wachset, eim jeden
todtengreber verfolgt syn und werden.' Staiitr. Diessen-
hofen ca 1400. — b) leisten. .Wiewol gemein eid-
gnossen die obere herschaft habent, so wöllent sy [die
von Bremgarten] doch dheiner gerechtigkeit bekannt
syn den eidgnossen zuo v., dann mit reisen dienstlich
.syn.' XV., Urb. Baden. ,Das sie mir ouch gegonnen
und verfolgt band.' 1449, Gfd. — 2. intr. a) rechtl.
zukommen, zu Teil werden; oft verbunden mit .lassen'.
.Dieselben zins sollen inen v., gelangen und werden.'
1527, Absch. ,Sie wider zuo gnaden annemen und
inen den merkt v. lassen [olienen Markt erlauben].'
1531, ebd. — b) beistimmen = /o?(/e« 5. ,Dass ich
einer urteil, die mich die besser bedunket syn, v. soll
und mag.' 1450, Absch. — Verfolgung: Betreibung
einer Sache, BestrebungV ,Mich by myner v. äne
entgeltnisse lassen.' 1450, Absch. — Mhd. m-fuhjen ebso.
S18
Falg— fulg. Falgg-^fulgg- Falk— fulk. Falm— fnlm. Fals-fuls
814
i,'i-: 1. folgen, einem Eate. ,Weil d' mei'm rat
so gscluvind gfolgest.' Com. Boati. — 2. zu Teil
worden, rechtlich zukommen. ,Ist myn will und
meinung. dass dem Dr. Eck gefolge das öl in den
ampelen.' NManuel. ,Dass sy obgemeldten personen
irn teil g. zelassen und usszemarchen.' 1545, B Rats-
beschl. .Wem dieselben [Bussen] heimbdienen und
g.. da ist beschlossen, das soll den Gerichtsherren
zucgehören.' 159d, Z Gerichtsordn. ,Als dann ilime
g. solle, was recht ist.' XVI., Muri. Klosterordn. ,Dass
ein priester sülle uf denselben crüzgang ein predigt
ordentlich tuen, davon soll im g. VIII seh., und so
die predig unterlassen, süllen die VUI seh. den armen
g.' 1580, MEsTERji., Eickenb. ,Es soll dem Schult-
heissen zur Belohnung jährlich g. und werden.' 1715,
Z Stadtger. — Mhd. ebenso.
nach-: nachahmen. ,Die amslen geleert des men-
schen stimm n.' Vogelb. 1557. ,Xachfolgende' [1. ,-ends'],
Adv. ±= hernach. ,Doch so wäre soliche wal n. be-
stätigt.' 15'29, AiiscH. — Nachfolger: Angehöriger,
.letweders teils undertanen. anhänger, n. und mitteiler.'
14'2tj, Absch.
Folger: Anhänger einer Ansicht; Teilnehmer,
Mithelfer. ,Die v. und mitanträger [der Werber].'
14U9, S Eatsbeschl. ,0b aber zwo oder mer urtelen
um ein sach erteilt wurden und eine wurd das mer,
und einer, so der andern urtelen eine, so nit das mer
worden war, bette nun ein oder nie volgeren, alldann
so mag der, der die urtel verlorn hat, die sach ziechen
gan Scliwyz.' Bi'ssenr. Wollerau 1524. ,Er ist ein
F., pedarius Senator.' Mey. Hort. 1692, d. h. der nicht
selbst votieren, sondern nur andern beipflichten darf.
,Wo der Obrist Eichter zwar die Feder hinder dem
Ohr. aber wenig Witz darhinder stecken hat, die
Eichter aber lauter F. sind.' Schweiz. Kriegsr. 1704.
— Mhd. J'olger ebenso.
Folgen' f.: Consequenz. .Zur verhüetung viler
geschehen könnenden volgereien.' LB. ApI. 158.51828.
folgig BSL, (j'folgig Bs, fölgig BE.; FMu.,
rfß^giy Ap; B; ScH ; Z: folgsam. ,Dem sollend alle
Christen gefölgig .syn.' Zwingli. ,Wo ir der stimm
des Herrn nit gfölgig sind.' 1531/48, Barcch. ,Wir
haben üch üwer ungehorsamen undertän geholfen ge-
wärtig und gefölgig machen.' 15.31, Absch. ,Wo eins
oder mer [ihrer Kinder] ir rauoter übersächend, nit
gfölgig und gehorsam syn woUtend, dann soll es stän
an iren und der ganzen früntschaft.' ca 1.544, Arcii.
Hertenst. .Sequax, völgig, das Icichtlich volgt, zügig,
gehorsam.' Fris. ; Mal., neben ,gefölgig (gefolgig)'.
,Den Bäb.sten als Gottes statthalteren gehorsam und
den geistlich genempten gefelgig und geneigt.' Ansh.
,Zuo allem disem seinen Amt soll ihm [dem Ober-
pfister] ein Underplister allzeit behilflich, gefolgig und
gehorsamb sein.' XVI., MiRi, Klosterordn. , Seinen ge-
botten und verbotten bis [sei] gfölgig.' FWvss l(j50.
.Dass Gott euch ein gefölgig Herz gebe!' J.IUlricii
17'27. ,Treu und gefölgig.- JKHokmstr 1744. - un-
iifii}(ii<i FMu., ii(n)(jf. B; Scii; Z: ungehorsam.
folglich: in Folge davon? od. nur: nachher? ,I)ie
Schul widerum in Stand stellen, in welcher f. vieler
Bürgers Söhn daselbst aufgeiiohmen.' Leu, Scliw. Lex.
folgsam: (Adv.) folglich. ,l)er von seinem vatter
Noe verflucht worden und f. von Gott gestraft.' (TEOK<i
KiixiG 1715. ,l)ie zu dem rcfonii. Glauben sich be-
kennen, f. hiesiger Kirche sich ottentlich einverleiben.'
1759/79, Z Gesetz. .Weil die Anzahl der Armen durch
die betrübte Zeiten täglich vermehrt, folgsam das
Armleut-Säckelmeisteramt die anhäufende Ausgaben
nicht mehr zu bestreiten im Stande ist' 1801, G Alpb.
Faigg— fulgg. Vgl. anch die Gruppen F(i}(i usw., Falk usw.
Felgij: m. Taufn., Felix (für Knaben) GlH. — -ijy
eine Art Dini. -Bildung; vgl. Fiijije IV; (AnijrjelO-
Falk— fulk. Vgl. auch die Gruppe FaU-h usw.
Falkez, Falggez s. Fluggez.
Falkoiiierer m.: Falkner, der die Jagdfalken zu
besorgen hat. .Falconierer, der mit den vöglen umgät,
aviarius.' Mal. — Aus dz. fauconier (/ah.) mit deutscher
Endung.
„felken: Trockenmass aichen. Felker: der betr.
Beamte U." — Kasfenken I (Sp. T26) verderbt, wenn nicht
verschrieben.
völklich s. röllitj-lich in Anm. zu rülHy. ver-
fülken. Fülket, fülklich s. bei ffd-
Feime s. Fehce. Gefilm s. Gefdw.
volme, volmig, völmig, volni endig s.vull9h^.
„Volnie f.: ein ungefähres Längenmass, so viel
man mit der Faust und dem ausgestreckten Daumen
zu erfassen vermag; z.B. das Kindlein ist 5 V. hoch
W." Spanne? — Ahd. folma f., lat. ;«/mn, HandHächc.
Vgl. (li^miinil.
Volmer m. : geringer Arbeiter, der die zwischen
den Häuserreihen liegenden Kloaken zu reinigen hat.
,Die V., eegrabenraumer, fornicarii.' Mal.
f alniiniere" : (mit Jmdm, über Jmdn) heftig schelten,
tobend zanken B; ScnSt.
Aus ]a.t. /utinitmre, blitzen, donnern, Jnidu uicdürdomicrn ;
vgl. , wettern' : jiutz Ifui.ner Jlayel!
Felse" f. AABb.; B; Sc»; UwE.; U; ZWäd.. Benk.?
— m. AAtw.; Z tw.: Fels. I" dr F. iihe' B. E gäcin
J?"., jäher, schrofter Felsabhang U. ,Zur Felsen'. Wirts-
haus in SrnwE. Nach Hunziker gilt das m. für einen
einzelnen Block, das f für anstehende Masse. In den
Alpen ist das W. fast ganz verdrängt durch Ausdrücke,
welche Gestalt oder Beschaffenheit bezeichnen. ,UI
einer harten Felsen.' ECvs.
Mhd./iV« und/ete ni., ahd. /c/i» ni. nehnn feiiiti f. Es ist
bemerkenswert, dass dieses alt. Geschlecht bei uns vorwiegend
geblieben ist.
Leber-: Mergelsandstein Ar; Z.
Wnhrsch. von Ähnlichkeit dos (verhilltuissnuissig weichen,
zühen) Gesteins mit der lieber; Li'hn heisst auch Mergel.
Vgl. , Leber-Berg'.
Leder-, Lade-: harte Erde, weiclies Gestein Z
(Si'iLLM.). — Wahrsch. aus dem selben Grund wie das vorige,
wenn nicht aus diesem entstellt, wie Arir/t jedenf. aus ttiU-r.
Nagel-: Nagelfluh ZO.; Wagn. Ui80, 319. .Ein
statt zuo StGallen liess ein steinin wassergang in den
ii.-felsen honwen.' Vau.; Z 1781. — Neben-: gelehrt
815
Fals— fuls. Falsch— fuls
816 •■
sein wollende Deutunjj des wahrscli. rhätischen Gl
Ortsn. ,Näfels-, iVrf/'c/s, bei den Schriftstellern des
XVII. — Natur- = Leder-F.
Bönen-Felse": Nagelfluh GEh. — Vou dur äussern
Gestalt des Gesteins, wie das syn. Nngel-F.
Stein-. .Unsere Herzen wären härter als ein St.'
AKlingl. 1702.
Das (iu Z jet^t noch als Geschlechtsn. vnrkomniendo)
Comp, scheint anzudeuten, dnss ,rels' urspr. Ton ,Stein' ver-
schieden, wohl nur Bezeichnung von harter Erde oder etwa
Sandstein war. Die alt. Spr. braucht .stein' auch für das
Ubh. seltene ,fels'.
Tatsch-: Stelle eines Wasserfalls. Jetzt nur als
Ortsn. ZTlln. — Vgl. .Tätschbach'. Von tätuchen, breit
aufschlagen.
Fels er. ,Den er Petrum, d. i. den F. oder Steiner
genennt hat.' Gualth. 15.55.
feilsen Gr; NDw(i''BG., e^BStdt, e' Aa; L; SchwE.;
S, eu resp. e' BU.): 1. feilschen, markten, um Etwas
handeln BG., Jegenst.; L; Ndw; SchwE. — 2. zu
kaufen begehren, beschauen und nach dem Preise
fragen BE. ; S. Si hei" es Stück Matte (j'ha", das er-ne"
scho" mänffisch (ffehel (fha het; nie hein-em 's die weih
feil biete" [den Kaufjueis dafür angeben].' JHofst.
,Dass einer den Stein [einen Diamanten] gefeilset hab.'
1481, Absch. .Praemercari, ein ding kaufen, ee es ein
anderer felse.' Fris. = ,dieweil es ein andrer felset.'
■ Mal. ,Liceri, auf ein ding, das feil ist. bieten, etwas
feilsen.' ebd. u. Denzl. (.felsen' u. .feilsen', tr. u. abs.).
— 3. feil bieten. Er hel-mer ds Boss nit icelle f. B.
— Mhd. feilsen, um etwas handeln.
ab-: (Einem Etw.) ihn zum Verkauf davon zu be-
reden suchen Aa; BHk., es ihm unter dem gehörigen
Preis abnötigen Gl.
an- äfeilse Gr, äfelse SchwE., äfeiUtJsche Gr
Chuv, Jen.. n/'äZsc/jft GrD., afeilzeU, afeizeGul,..
Luz.: 1. auf Etwas bieten, nach dem Preise davon
fragen Gr; SchwE.; z. B. eine Kuh n. - 2. feil
bieten Gr.
falsch fcdti (Ap tw. -/(■-) — Comp, fe'ltschfnjer :
1) von Personen, a) treulos, wie nhd., z. B. in Liebe
und Freundschaft. En f. Hund, von einem Menschen
als Schimpf. Verstärkungen: /. wie Gahje'hulz Bs; S;
Z, wie G'xgeliarz S. — b) unrichtig. F. im Schritt,
nicht gleichen Takt mit den Andern haltend Z. —
c) böse i. S. v. aufgebracht, zornig AAFri.; Ap; Bs;
B; L; GTa.; Sch; U; W; Z; syn. tauh. F. über Einen
oder Etw. Mach-mi''' nüd f.! lez wird-i''' denn f.
- 2. von Sachen, a) unrichtig, verfehlt, z.B. von
einer Fiechnung, wie nhd. F-i Chindbetti, Fehlgeburt,
Übersetzung von frz. fausse-couche Bs. — b) un-
regelmässig. Fältsches Wasser, gesund aussehender
Urin eines Kranken Apf (könnte auch .täuschend' bed.).
,Eine Jagdhündin mit einem falschen Fleck an der
einten Seite vornen am Kopf [der, weil einseitig, die
Regelmässigkeit der Zeichnung stört].' 1787. Z Inser.
— c) versteckt; von Luft (Ate") in Saugapparaten.
Blasinstrumenten. Tabakpfeifen, die durch eine un-
gehörige Öffnung eintreten od. entweichen kann BRi.;
Z. — d) verstellt, von der Stimme. F. reden, mit
verstellter Stinmie ZKn. Syn. d' Red verl-eren. —
e) scheinbar. .F. Balken' im Bauwesen. Balken-
köpfe ohne wirkliche Fortsetzung Z. — Verstär-
kungen: gigen-f. in Bed. 2 a (weil falsche Töne auf
der Geige bes. empfindlich sind) Z. — grund-erde-f.
in Bed. 2 a ZO. Die Verstärkungsww. nur in abstrakt
beteurendem Sinn; vgl. -voll. — hunds-f. in Bed. la,
von einem au.sgemachten Heuchler AABb. ,Hund-' in
vergleichender oder nur abstrakt beteurender Bed.
Die Bed. 1 c entspringt daraus, dass der durch Beleidi-
gung zu Zorn Gereizte leicht auch die Treue vergisst. Vgl.
ScliaUi (urspr. Knecht) und hö». — ä in dem veralteten Ap
Gebrauch ein aus dem Subst. .Fälsche' od. dem Vb. .fälschen'
eingedrungener Umlaut.
Falsch m. : Falschheit in Gesinnung od. Handlungs-
weise, Betrug; auch Fälschung von Waaren, Massen
und Münzen. ,Swa si [wage, eine und gelöte] unrehte
stant, dast der vals; unde sol der munzemeister den
vals anegrifen, an allen stetten, da ern vint.' Wack.,
D. R. 1260. ,Swer an dem felsche begriifen wird, es
sig an gewege, an messe oder an swes felsches, das
felsch heisset, der git dem rate 1 pfd.' Stadtr. Aa
Rheinf. 1290. ,Wird yeman gefangen umb ein f.'
Strafr. AABaden 1.384. ,Das ist ein offner f.' L 1417.
.Als etlich houptlüt am herzogen den valtsch begangen
und ir etlicher in umb 500 gl. in einer mustri be-
trogen [mit Angabe einer grössern Zahl von Soldaten
als vorhanden war, um mehr Sold zu beziehen].' 1501,
Absch. ,Mit des göttlichen Wortes kraft mag aller
falsch ires gwalts und missbruchs umgestossen wer-
den.' 1524, ebd. ,Umb den f. und umb den schyn,
den wir im tempel gfüert hond fyn [sagen die , Götzen'
in ihrer .Klagrede'].' Manuel. ,Es ist ein f. und be-
trug, ja lötige buobentäding.' HBüll. 1531. .Welcher
eorenmann könnte es zuo guotem ufnemmen, wenn du
dynen ofl'entlichen f. und betrug under syneni nammen
verbergen wölltist?' Gualth. 1559. ,Redliche [Redlich-
keit] füeret die frommen, untrüw aber und f. [Falsch-
heit] ist ein verderbnuss der schälken.' 1560. Prov.
.Der gefelscht bisem erzeigt an dem gschmack, farw
und andern! seinen f.' Tiere. 1563. .Die bösen gei.ster
bruchind disen f.. dass sy sich für die abgestorbnen
us.sgebind.' Lav. 1569. .Impostura. ein betrug, falsch,
beschiss.' Fris.; Mal. .Sine fuco. on allen f.' ebd.
.Accusare tabulas. anklagen eins falschs.' Fris. ,Mit
vil betrüglichen Erdichtungen. Verhcissungen und
Schmeichlereien. das doch alles ein F. war.' RCys.
.Welicher einicherlei faltsch bruchte. der uf freien
Schiesseten verbotten ist.' Z Mand. 1601. ,Behüet uns
vor allem f. und untrüw.' Z Kirchengebet 1603. ,Der
F., so etwa mit diesen [Mark-] steinen getriben wurde.'
1627, BsBirseck. — Mhd. fuhch, fat« m., betrügerisches
Wesen, Betrug; Falschmünzerei.
falschen: 1. „falsch werden". — 2. fälschen,
falsch deuten. .Diss ist der Inhalt der predig, die
mir von etlichen widerspännigen böslich usgerupft,
verkert und gefalschet ist worden.' 1534, Absch. —
Mhd. fahchen, falsch sein.
Falschheit: Wenn d' F. hrennti wie-n-e Fnr,
So war 's Holz nid halb so für! Suloek.
f eis eben: für falsch erklären, Lügen .strafen.
.Swer dem andern an syn ere sprichet. oder dass er
im an synen eid sprichet und im den velschet.' Stadtr.
Frauenf. 1331. Die Klagen über den Statthalter
scheinen auf Verleumdung zu beruhen, denn sie gehen
auf N. N. zurück, der mit seiner Kundschaft sich selbst
.fälschet.' 1547. Absch. — Mhd. /<7»(A<n, ebenso.
81(
Falsrli— fulsili. Fall lull
818
Felsehc , Fälsche f. St-inv", Vcrfelsclii"ji' f.
Nwv: ein Stück Zeug von geringerem Stoff oder un-
anselmlicherer Arbeit, welches an Stellen, die den
Blicken entzogen sind, zwischen den bessern Zeug
eingesetzt ist, z.B. die untere Hälfte des Überzuges
einer Bettdecke; an den Röcken der Weiber der von
der Schürze bedeckte Teil.
Felsch(n)i f.: 1. Falschheit. — 2. zornige Stim-
mung. Das hat mi''' aw'' e F. g'macht! mich doch
sehr zornig gemacht. !''• hin au''' e F. u-orde! Z.
Zu fahcll 1 c. — Mild, fihehc, Falschheit. Das Subst. iui
.\cc. adv. gebraucht von einem hohen Grad von Zorn.
felschlen,-elen, />-; betrügen, bes. beim Karten-
spiel, Kniffe brauchen VÜrte; Gl; Z. — Fei sc hier
m.: der beim Spiele betrügt Gl; Uw. — Felschleri,
Fclschlete f.: Betrügerei Uw.
Fälsclie f.: eine Art Beil, Hippe zum Abhauen der
Äste W. — Von lat. fah-eiiii), Sichel,
felschen s. an-feilsen.
Falt Aa ; LE. ; Z NA., Fa hl BU. ; SchwE. ; ZO. (Dim.
FäUli), Füld, -t Ndw - PI. Fült, Fäld — m. (n. i. S.
V. o Aä, i. S, t. 4 Z): 1. Falte in einem Kleid. ,Ein
jüpplin on feld' = ohne Falten. Platter 1.572. ,RugK
vestium, die fält oder falt an kleideren.- Fris.; Mal.
.Wann d' fält [vom Kleide] fry von einanderen tuest.'
Com. Beati. 'Zoijni Fäldli, beim Nähen durch blosses
An- und Zuziehen gebildet. (fJeiti, einzeln zurecht ge-
legte Z. Falte der Haut: .Die Elephanten zerstreckend
die haut, ergreifends [die Fliegen] in ire fält und brin-
gend also die fliegen um ir leben.' Tierb. 1563. Von
Muscheln: ,Die grät oder fält sind weiss.' Fische.
1.503. Daher auch: ,ronde und gefaltete Schnecken.'
eljd. Vertiefung an einem Kijrper übh., verborgene
Stelle. Bildl. Wenn aW' d'r G'schidist ehünnti bis
i '.s- hinderst Fählli g'seh. Ochsn, v. Eins. — 2. das
untere, nicht geflochtene Ende der Peitschenschnur
(.Schlinge'), woran der .Zwick' befestigt ist ZDüb. Vgl.
Zui-F. — 3. Bestandteil von Schnüren u. Seilen, ein-
zelner Anlegteil, Faser Aa (ntr.; PI. gleich). Vgl.
Faeh 1 a. — 4. Scheidewand, Verschlag zw. den
Teilen eines Hauses; die durch solchen gewonnene Ab-
teilung. Vgl. Fach 1 f, (j und dn-füUitj. 's Uüs hat
4 Falt = ist 3 mal undcrschlaye, d. i. hat Stube, Kam-
mer, Stall und Scheune ZN. ,N. N. ist berechtigt, aus
dem obern Schopfanbau für sich ein F. Haushöhe auf-
zubauen.' ZW. Prozessakten.
Mhd./<i/(. V\.J'clt(,m. mv\ fulti-. fnJdi- t. Falte (auch der
Haut), Faltenwurf; Klcidcrlade; Ver.schluss, Versteck. - IM.
,trilt.' JKLav. 1(U4; .Falte.' ttoli. 1741.
ein- Hfalt (fem. i-felti und -«- BSi.): 1. Adj.
1. einfach; schlicht von Menschen (und Tieren), auch
i. S. V. .unschuldig, harmlos, unbefangen; ungebildet'.
,Dö sprach das einvalt schadolin.' Boner. .Ein einfalter
Kock.' 1 I.SO, Waldm. Inv. ,Und wiewol diser fürtrag
mit einfalten Worten beschechcn, syo doch einer statt
Kotwyl vil daran gelegen.' 1547, Anscii. .Vor 80 jaren
ist in der Eidgnoschatt gewesen ein schlecht einfalt
fromm volk.' HBdll. 1572. .Kurze, einfalte und wahr-
hafte Erzellung.' LLav.. der sich selber 156'J unter-
zeichnet als .einfalter dicner der Kilchen Zürich'. ,Der
einfalt LBser. der sich ab solchem schryben derGleerten
stosst.' ebd. .Kurzer underricht für die jungen und cin-
Schweiz. Idiotikon. I U.
falten.' BLeemann 160ü. ,Mit seinem g'werb der paur
einfalt Vast alle stand der weit erhalt.' Emblemata Z
lt)22. ,Die ynbindpfenning sollend in luterm einfaltem
papyr überantwortet werden.' Z Mand. 1027. ,üie ein-
falten glatten kräglin habend wir erlaubt.' ebd. 1650.
,Ich bin ein einfalt mensch, kann weder schreiben noch
lesen.' FWvss 1653. .Bisweilen erforderen die fragen
eine einfalte antwort.' AKlingl. 1688. .Einfalte Schaaf
merken es,' JHFäsi 1696. Adv.: ohne Weiteres, ge-
radezu, bloss, nur. ,Dass auch wir ei. by der heiligen
geschrift belybind.' LLav. 1569. ,Uf dise klag gebend
wir ei. dise antwort' HBull. 1571. ,Eund und ei.
verholten.' SHochh. 1591. — 2. einfältig, töricht
B; FS. Du ei falte Tropf. Gotth. Grüsam e sehüclie
[ein ausserordentlich schüchterner] « für e Hüshrüch
en eifalte [in praktischen Dingen unbehülflicher]. ebd.
,Er solle nichts Einfaltes machen.' ebd. .Dann ein-
falt, forchtsam und abergläubig lüt beredind sich
selbs.' LLav. 1569 = ,einfaltig.' 1670. ,Ach einfalter
Prinz!' JJUlr. 1733. Als Subst. m.: einfältiger
Mensch. Dummkopf, Tor Bs; F; Z. — Einfalti f.:
Einfachheit. .Ich habe mich der Einfalte und Wahr-
heit beflissen.' XVI. XVII.. Mise. Tig. — einfältelen:
etwas Einfältigem gleichsehen Sch. — ei"fältig, allg.,
^efaltig L" : I. Adj. 1. einfach. Eifältigs Tuech,
schlecht gewobenes L. ,Der einfaltig [Branntwein]
ist gebrannt von schlechtem [einfachem] wyn und der
zweifaltig von gesottenem wyn und mit gewürz ge-
beizet.' XV., L Hdschr. .Indigesta ligni simplicitas,
ein glatt, einfaltig und schlecht [schlichtes] holz.'
Fris. .Doch nur kurz und einfaltig beschreiben.'
.JJEüEUER. , Einfeitiger Todtschläger' im Gegs. zu
.Mörder'. 1613, Absch. ,Die einfaltigen Schlagbuessen.'
1656, ScHW Rq. ,Weit einfältiger [als die Wasser-
fälle], aber nicht weniger verwunderlich sind die vielen
Brünnen, die man an den Bergen siebet.' JJScheuchz.
1706. Auch i. S. v. unbedeutend, geringfügig: Nit emöl
[einmal] e ä fältig Gdssböckli Sch. Wege" dem eifalte
Ding! einfach, geringfügig im Verhältniss zu dem
Wesen, das man davon macht Z (Spillm.). — 2. ein-
fältig, a) i. S. v. unbefangen, unschuldig, schlicht.
,So kompt der gute alte L. wie ein alter einfeltiger
Eidgnoss daher, wattet mit Stifel und Sporren durch
das Bad und beutet dem [badenden] Fürsten die Hand.'
HPantal. 1578. ,Wo der einfaltigest und gelehrtest
gleiche wüssenschaft haben werden.' JMlill. 1665.
,.\ndre urteilen einfältiger und der Wahrheit ähn-
licher.' .J.IScHEUCHz. 1749. — b) nachlässig, ober-
flächlich L. ,üass die Dorfwachten nit nur einfaltig
mit den Halbarten uf der Achslen umbhin gangind.'
Z Mand. 1641. — c) töricht, allg. Fif. ist nü'fältig
(wie eine Zwiebel), Wortspiel mit Bed. 1. Ufen eifeltigi
Ard um 's Lehe (es Aug udgl.) <7io», durch blosse (eigene
oder fremde) Torheit. Eif. lache". Substant. sagt man
von Einem, der unbändig und ohne Grund lacht, dir
EifnUig plage ihn (als ob ein neckischer Geist ihn
dazu triebe, wie man von Launen sagt: Er hnd de
Guet, de Bös). — IL Adv. 1. kurzweg, schlechthin,
ohne Weiteres, nach St. i. S. v. „nun einmal L" ; syn.
m. einfart. .Turncrus nennt den [vielnaniigen Vogel]
einfaltig ein Mcrchen.' Voc.elh. 1557. .Dass es ein-
fältig by der Urtel verblyben seile.' 1621, Oiiw Staatserk.
.Sie warcnd ihres begehrens einfaltig abgewisen.' 1663,
Z Weggenzunft. ,Sonst hätte man es einfaltig bei der
gemeinen Catcchisation lassen verbleiben.' .LIHott.
819
PiiK. It-'lt, lilt,. tolt, lult
820
löGU. ,M;iu liat ihm [einem Bestraften bei der Be-
erdigung] einfaltig abgedankt.' ITOO, Todtenb. ZGlattf.,
d. i. bloss die betr. Liturgie abgelesen ohne die übliche
Leichenrede. — 2. wenig. lez bräiselet [brennt] 's-es
nit elf.', bezeichnet hohen Wärmegrad U. — ver-
einfaltigen: durch Dummheit verscherzen, verderben
BSi. — Mhd. cin/ah, eiufach, arglus, einfältig, uur; tiiißtltec.
-fcitie, einfach, scliliclit, arglos, leichtgläubig.
Eng-Palt. nur als V\. -Fält = ManigfaU Ti(. -
Ker- CherfäklU: aneinander gelegte kleine Falten
eines Kleidungsstoflfes oder -Stückes, Bohren bildend,
deren Langseite abwechselnd nach der einen und der
andern Seite often ist Z. — lA3,gen- = Manigfalt
Ap It Steinm. 1804.
Manig- Aa; Bs; ScuSt.; „Th; Z", Mänuj- ZZoll.,
M.äng- Ming-GSa,., Manglet- GT., Mäng-, Mangel-
FflZf (Pl.V) Ap, „Manigfal LE." — m. GSa.; SciiSt..
n. Aa; Bs; Z: 1. der dritte Magen oder der Psalter,
Blätter-, Kuttelmagen des Rindviehs, wegen seiner
vielen Falten Aa; Ap; Bs; L; G; Scn.St.; Z. Bildet
den geringeren Teil der Kaidaunen, gewöhnlich Hun-
den und Katzen zukommend. Spreng. .Die Hoden des
Hirzen [Hirsches] oder sein mänigfalt.' Tiekb. 1563.
Syn. Mängfäsi, Lä.ssi. — 2. runzlichte Vettel. Spreng.
Mild, (alemanu. I muntv/ait m., Blättermageu des Viehs.
— Das Msc. wird auf hiüzugedachtera , Magen' beruhen, das
Ntr. auf dem Begriff einer uubestiuunten, verwickelten Menge
(vgl. das Syn. '* Tii/ch A'ameiibiinhli); übrigens schwankt ja
,auch das (ienus des einfachen W.
..Mangel- m.: Fieber von Kühen, denen man
bald nach dem Kalben zu viel oder zu kaltes Wasser
zu trinken gegeben hat, wodurch sie wild werden Ap."
Der Name scheint auf Umdeutung von Maiiii/ßtll, resp.
i'bertraguug von jenem Körperteil auf einen krankhaften
Zustand dessellten zu beruhen.
Schau"- ni.: der äussere Schein, Augenfälligkeit.
.Der pracht und sohowfalt sj'ner [des Abts] cercmonien.'
Kessl. ,Syn ard zuo reden war unfalsch, pur und nit
nf den seh. zuogebutzt' ebd. Big. die zum Beschauen
(zur Lockung für Käufer) ausgelegte Falte eines Stückes
Tuch, die schöne Aussenseite. Vgl. Sehaufall.
zi- BRi., zwi- „Gl (-1- K.); LE.", zwei- su-ö-
BBe., swü- BHk.: zweifach, doppelt. Gegs. einleit.
Zir. gä", gekrünnnt Gl; Syn. zwifach. Mit zw. [über-
gelegter] Zunge rede", undeutlich sprechen, lallen, vom
Zungenschlag Kranker und Betrunkener GlK. ; „zwei-
deutig, wer anders redet, als er denkt LE." ,Dass der
probst und das capitel ir yngesigel henken an disen
brief zwivalten.' 131.5. Urk. Zoll. ,Zwyfalte Mailänder
batzen', Zweibätzner. 1533, Absch. ,Winterthur . . .
mit guoten zwifalten gemürten hüseren', d. h. wohl
doppelten, aus Vorder- und Hinterhaus bestehenden.
Bossh.-Goldschm.; Ygl.FaltS. ,Mit zweifaltigera Herze.'
1707. Sirach. — Zwi- m.: Teil der Geisel unmittelbar
vor der Sehwippe, weil aus zwei Faserteilen gedreht.
Vgl. Fah :i. — zwifaltigen: ein Aktenstück in zwei
Exemplaren ausfertigen. ,Und ist euch dirre brief ge-
zwivaltiget.' Uhk. v. 1137.
E-Falde f.: Umdeutung von E-Fad i. S. v. Fall 4.
„Lach-Falte f.; Miene, die sich zum Lachen
verzieht." — Zwi- f.; Falte, die den betr. Gegenstand
gleichsam zu einem doppelten macht, z. B. eine Spalte
in einer Sense Nuw.
falten fälde GrS., fälde Gl; GhI).. Pr., falte
GBSchud., Tschiertsch.: Falten machen, in F. legen.
— in-. , Einfalten = einfiechten. interplicare, in-
flectere.' Mal.
Fi-F_alter(e) in. (f.) 1) Fifolter BHk. ß); Gr;
,L", FffauterB, Fifalterc i^imwE.; UwE., Fifoltere
BBe., Fifiihler A>'H., Her.. Pfipfnlder ApGais,
Pfiffolter BU.; GuD., Pr., Eh., -e BG., Ei. (i), Si.;
GlS. (f), l'ifoltere (wo?), IfoUerli GRVaL, Llb-,
Trib-Folterli GrV., Pflffolder ApM. 2) Pflfhalter,
-Hoher „W", Pßfholtre GLStdt; Gr; W, -Holder ApH.
(PI. -Holder); GRÜhurw., D., Sa., -Holdere GrAv., Flf-
holtere BBe., Feighohlcre U. 3) Pijiolter .B"; Gr
Mal., „L", Bibolter Ap, Pipolder GRLandq.; GQuint.,
Pipnlper GlK. {i>); GSev., We. (auch BibiilperU); W:
Schmetterling. Syn. Summer rogel, Muetergottesrogel,
-Henni; frz. Patois: roladze (volage). ,[ Wohlhabende
Weiber,] welche glitzerten wie Pfyfolter.' Gotth. ,Zur
Pfifholter', Name eines Hauses in TuDiessenh.; Wirts-
hausschild in BG. Wem-))ian im Friielig z' ersta Botts
[zum er.sten Mal] cn gela [gelben] Pfifolder siet, so
hed man im sUba [jenen] Jör wlsses Brod Ap. Eint
wie en Pfifholder, ein stattlich geputztes Mädchen Gr
Churw. Bildlich geradezu: Mädchen, welches bunte
Kleider und Flitter trägt Ap; BSi.; vgl. u. allemandren
Sp. 171. ,10. dag Merzen die ersten fygelin [Veilchen]
funden und die ersten Pfitt'holtaren.' 1520, Stockar.
,.Anno 1543 sind im Ängsten vil pfiffholteren gflogen;
dieselben vögeli band gel [gelbe] ding geschissen,
darus sind dann worden würm. die band das krut ge-
fressen.' UMev. 1540/73. .Flügel wie bei uns die
pfeifholter.' Vogelb. 1557. ,I>er Wannenwähcr gelebt
der pleyholteren, mausen, wespinen.' ebd. .Hepiolus:
ein licchtniuck. pfeiffolter. Papilio: ein pfeiff'holter,
zweifälter.' Dasyp. 1537. , Papilio: ein pfyfi'holter oder
Summervogel.' |Pris. ; Mal. ,Die pfeifholter, papilio.'
Mal. .Die Mucken, Pfeifholtern, Fröschen.' JZiegl.
1047. ,PHffholtercn.' Stanser Urk. 1063. ,Chrysalis:
Goldkäfer, Pfeif holder. Papilio: Sommervogel, Pfeif-
holder (-holter), Molkendieb.' Denzl. 1677; 1716. ,1724
war der Jonner so warm, dass zu Appenzell und zu
Hundwyl junge Vögeli und Eierli waren von Pfif-
holder.' Ap Chron. bei T. — Ärmeselw - Pfif-
holterli W, nach der alten raythol. Beziehung zw.
Schmetterlingen und Seelen (resp. Eiben).
Ahd. ßfaUm f., ßßiltir m. u. f., änhd. .Feifaltcr' ni. u. f.
Das W. geht mit Nbformen wie die unsern durch alle german.
Sprachen und MAA. und entspricht der redupl. Bildungsform
nach doni lat.-roman. papilio, nur dass hier die Vorsilbe, im
German. die Stammsilbe vollen Vocal hat. Die Bed. der
letztern ist offenbar ,faltei.', von der Bewegung der Flügel;
später in Folge der Verdunklung des n in u selbst verdunkelt,
dann mannigfach umgeformt und umgedeut^'t. Vgl. noch die
Entstellungen: Zicißaiter ; Flickßuiukr ; Pßfcn-, Flie<jcii-Ti'-rli;
Fiß:ntriiijpr. Die Entstellung wurde walusch. dadurcli be-
günstigt, dass die Vorsilbe, sei es nur zur Verstärkung, sei
es in Felge Anschweissung des Art., pß statt / angenommen
hatte. Da aber doppeltes pß das W. zu schwer belastete,
so wurde es an beiden Stellen auf ^ reduziert; potttr konnte
dann durch Assimilation oder nochmalige Redupl. in polpter
übergehen. Der Voc. der Vorsilbe scheint urspr. lang ge-
wesen und es auch bei uns meist geblieben zu sein. Un-
sicher sind die Angaben über die Form auf -ere, mit welcher
auch der Flur, gemeint sein könnte.
Ge-falter. .Zuo zelten .sagend die liirten, das
vych sei in ein böseu wind oder g. konnnen, in ein
bösen anwaat; solchem helfend sy mit der astrenzen-
wurzen.' Tierb. 1563.
8-21
Falt— fult. Pahv fulw
822
Has sonst nirgends bezeugte W. kann wohl nur daraus
einige Aufklärung gewinnen, dass Winde mythologisch als
getlüKelte Wesen vorgestellt wurden. Dass nun ein Name
für solche von .falten' gebildet werdeu konnte, zeigen Fi-
i:iliei- und Zicijalter, wobei noch zu erinnern ist, dass im
Volksglauben die Schmetterlinge wirklich zu den Vögeln ge-
zählt, daher .Somniervtigel' genannt werden. Auch im Mär-
c-hcu vom Zaunkönig halten die geflügelten Insekten mit den
Vögeln.
Zwi-Falter m. „ScnwE.''t; U, -FaUere t aScinv,
-Foltere Vy/I^.: Schmetterling. ,Der pepel, zweifalter:
papiliü, Tolatilis eruca.' Redinser 1662. , Zweifalter
oder SoiuraerTOgel.' Monatl. Nachr. 1755. - Schon
mhd. diese naheliegende Umdeutiing von Fi/alter.
.'iiben-faltigen: vorsiebenfachen. ,Ich will myn
straaf wider üch s.' Z Mand. 1571.
sorg-fältig: ängstlich besorgt oder (v. Sachen)
Besorgniss erweckend. Syn. sorglich, hesorysam; eng-
geächst (Sp. 75). ,Für die ich allweg sorgyeltig bin.'
ZwiNGLi 1524. ,In Anbetracht der schweren und sorg-
feltigen Läufe und Zeitungen.' 1534, Absch. ,So unsere
leichnam gleich auf einmal sterben, sollen wir doch
nicht s. sein, denn die glaubigen werden dorumb be-
graben, dass sie mit Christo wider auferstehen.' Bull.
1597. ,Als der Küng dry Zil Bezahlung Übersechen,
wurdent sie s., dass sie bezahlt würdint.' Ansh. ,An-
xius, angsthaft, sorgfeltig.' Fris.; Mal. .Solicitudo ex
te afficit nie, ich bin s. von deinetwi^gen, ich trag sorg
für dich.' ebd. ,Es wurdent ouch ire fründ s. für sy,
dass sy nit etwan gfangen und getödt wurdind.' Kessl.
.Bekümmerte, sorgfeltige, angsthaftige Herzen.' 1633,
JBreit. - Sorgfältigkeit: ängstliche Sorge um
Etwas. jDarus aber ein statt Bern und die Iren in
merkliche s. gesatzt sind.' 1521, Strickl. , Christus
verhütet angst und sorgfaltigkeit der zeitlichen und
lyblichen dingen.' 1531/48, Matth. , Wider s. aller
notturft leibs und seel.' Bibel 1548/1607. .Desshalben
wir dise bitt wider unsers fleisehs s. bruchen sollend.'
GüALTH. 1559.
dri-. F dräfeltigs Hüs: ein Haus mit 3 Stuben,
d.i. Wohnungen ZW. S. Fult .3. — Dr i-faltigkeit:
1. die Dreieinigkeit der göttlichen Personen, ,0b wir
mit unserra Volk sagen: Dreifaltigkeit, oder mit den
Theolügen: Dreieinigkeit.' Ev. Wocuenbl. 1882. —
2. Name einer Pflanze, auch: Drifaltiglceitsblaem.
.Dryfaltigkeit oder Wellkraut.' XVII., B Arzn.
fältle" Bs, fäldle L; Z: in kleine Falten legen.
.Weite gefäldlete Casaquen.' Z Mand. 1703. S. auch
felglen.
Vältin: m. Taufn., Valentin. NManuel. Wie Va-
lentin 2 in Verwünschungen. ,Botz marter Küri [Qui-
rinus] Veltü' ebd. ,Hab frischen muot und bis [sei]
guot mann ! Lass lunggen und leber sant Veitin
han!' HsRManüel. , Welcher Kurri, Velti, Tomis räch
schwuor, sollt gstraft werden.' Vad. .Schweeren by
Clement und sacranient, by S. Välti und Küry.' HBull.
1561. — S. noch Yalentvn.
Volte f.: 1. Vorraum vor dem Keller, Kellerhals,
auch Cheller-V. Gr. — 2. d' V. schlü", betrügerisclier
Kunstgriff beim Abheben der Karten B. - Ans rnui;iu.
rnftti (frz. rultr, rofiff], Wendiuig: Gewrilbe.
I-. Lib-. Trib -Folter s. Fi- Falt er.
Faiw fulw. Vgl. auch die Gruppe /■'«//. usw.
liilw falb BO.; F. (Comp, fälber). fal"b W, fäl
BHa.; L (Ineichen): 1. blond, von Haar BÜ.; F; W.
blassgelb, verblichen L. ,Bis des Abends falber Schein
durch die Espenwipfel dringet.' Salis. — 2. .Falw, so
für [mehr als] andere Pfgrd glatt und schön, von
danncn das sprüchw. kompt, den falben hengst strei-
chen.' TiERB. 1563. ,Geschickt zum flattieren, der den
falben ganl wol reiten kann, eruditus ad assentationem.'
Mal. .Den f. H. reiten: heuchlen, schmeichlen.' JMey..
Hort. 1692; Denzl. 1677; 1716.
Mhd./ii'("'), bleich, entfärbt, verwelkt; gelb, blond. .\hd.
/ulii (fuhiw)j vgl. /oM. — Die Deutung 2, welche das Tierb.
gibt, ist nur dem Versuche entsprungen, die betr. R.\. zu
erklären.
falwen falbe" BSi.; W: fahl oder falb werden.
Es falbet, wenn das Grün matt wird BSi. Alls fät
an s' falbu, die Farbe des Herb.stes anzunehmen W.
Er fät scho' a» z' f., graue Haare zu bekommen, ebd.
— Mhd. falwen, falb werden, sich entfärben.
„felwen falben: falb machen."
Mhd. felwen. ,So felwent si [die Vorboten des Winters]
dem sumer syne schoene far [Farbe].' Hadloub.
Fehve Felbe GRh., We.; Suloer (auch l'felbe),
Fe-lme ScnSt.; ThHw.; ZBenk., Felach (m.) W —
f. (m. ThHw.): 1. Weide, Weidenstock, Salix alba
GRh.. We.; SuLGER; ThHw. .Bäume und Felben-;
.Eichen und Felben.' Steinm. 1So4 (GRh.). .Soll die
stock, felwen und unnützen böuni und ouch nämlich
die kriesböum genzlich abhouwen.- 14'29, Hotz, Urk.
,Die werdend wachsen wie die felwen bei den wasser-
tychon.' 1531,48, Jesaj. = .weiden.' 1667. .Wer dem
andern syn brennholz oder felwen stumpf und ab-
liout.' 1552, Opfn. Wagenh. ,Es syge holz oder velben
mit abhouwen noch mit banden [Flechtruten ab-
nehmen] schädigen.' G Stiftsarch. ,Die widfelwen und
stock zu synen zyten crhouwen [erdünnern].' ebd.
.Ein fi^lwenstuck ist im in das [Auge] gangen und in
gar verblendt.' Grob 1599. — '2. Pappel GMarb.
Mhd. fehi'e m. a. f., Weide, Weidenbauni, ahd. feluint,
wahrsch. zu falw, also von der Farbe. Auch in Ortsu., s.
Gfrd, Reg. 2, 338. ,Agrnm dictum zum Velwe (zum velwen
bäum).' 1327 und 1330, S. ,Feldbach' Z aus ,Felb-bach':
vidi, auch im Falmis Z aus ,Felw-mos'. ,In Felben' ZZoll.
, Felben.' GKiiti, Arch. ; Dorf in Tb. Verk. steckt das W.
in dem Compos. ,Fel-, Fälbaum.' Fdarh wahrsch. urspr.
Weidengebüsch: ahd. 'felwahl.
Felber m. : 1. Weidenbaum Ar. .Die böura, so
gern an wassern wachsen, als lelber, weiden, sar-
weiden, erlen, auch aspen.' Tierb. 1563. ,Die felbe,
felber, weide, salix.' Red. 1662. — 2. Geschlechtsn. S.
Mhd. felirer m. ^/rlwe. Vgl. noch .Felbinger'. Felber-
gerten. -standen, -stocke kommen im Aherghvuben mehrfach
vor, besonders werden Kränkelten in Felberstöcke gebohrt
uud vernagelt ZZoll.
felwin: (Adj.) aus Weidonliolz. Kine .fchvine
stiid' als Marke. 1521. Krikss.
Felwcscll: heisse Asche. .Wan [man] soll enheiu
velwesch schütten wand [ausser] an die Strasse, unt
ouch dar nüt schütten, want so er wol erlocschen ist.
mit ouch nüt wan tages.' L ä. Ratsb.
Kill uraltes, merkwürdiges W.I Mhd. fulwifehe, /clwe^elu;
ahd. ftilawiska, walirscli. abgeleitet von /»tw, spiiter uinged.
in eine Zss. mit .Asche', zu welchem Subst. ,fahl' noch jetzt
i4ii stehendes Beiwort ist. Bair. .Falwisch' m. I.oderasoho.
8-23
Palw— fulw. Killz fulz. Killll rinn
824
die vvoUichtc Russflockc, die aus der Flamme auffliegt; siebcn-
bürg.-säclis. ,FaImasclien', die schwarze Stroliasc-he. Die Er-
klärung des alul. W. aus ital. ,falavesca', umgest. aus ,faTa-
lesca', von lat. ,ravilla', Asche (s. Fäule), ist unwahrsch. und
eher uniziLkehrcn; denn auch das altn. ,fölskvi', Asche, wird
zu .f(il-r', fahl, gehiiren und uicht aus dem Süden stammen.
Uofiliii 11.: stauljartigor Abfall z. B. beim riuiiiigeii
Tun Hanfsamen und Korn BKi.
Wahrseh. aus (jt-Jilw (wie Svku'alm, Schwalbe, aus siro/frc)
und dieses mit Feih (Sp. 797) zn ,Felwesch' und fahr. Staub
und Asche sind in Farbe und übriger Beschaffenheit nahe
verwandt; auch Oiifiel vereinigt beide ßedd.
Falz in. (n. Gk ObS.): 1. eine Art Fuge, Einschnitt
zum Einlegen eines Brette.s, Einpassen einer 'J'üre,
eines Fensters Aa (Hürb.); Z. Eingehefteter Papier-
streifen, auf welchen ein Blatt aufgeklebt werden
kann. — 2. vorstehender Kamin au einem Brette zur
Zsfügung 6r; Syn. Chambe. — 3. Fälzli, horizontale
Leiste gleich unter dem Fenster auf der innern Seite;
auch an Geräten, z. B. Büffet Ndw. — 4. Wandung
einer Tenne GfiTschiertsch. — Mhd. ynfe, Fuge, Rinne
falzen: 1. einen Falz machen; ein Brett mit einem
/''. 1 (Aa fähe). Bretter oder Balken mit einem F. ä
(Gr; Z) vorsehen; dazu die Compp. ah-, In-, üs--f. —
2. Chöre f., Korn an den F. 4 schlagen, damit die
Körner hi^rausfallen ÜKTsehiertsch. — 3. tadeln,
beleidigeny .Ungetüme Worte, dadurch Gott im Him-
mel wegen seinen guten Früchten gcfalzct wird.' 1631.
Lknzd. Ehcger.. von unclirerbietiger Rede über Gaben
(iottes. -- Mhd. fnhfii, krümmen, biegen. — Zn :• vgl.
Iil.~.,}i, luit dem vieJI. eine A'erwechslung Statt gefunden hat.
fei Iz eil s. feilsen.
Pilzni.: 1. verdichtete Wolle, wie nhd. Im Mittel-
alter wurde F. auch als Zins entrichtet. 2. kurzes,
diclit verwachsenes Gras auf Bergwiesen LE.; Z; Öyu.
]'\'iscli. Si I Spinnmaschinen] n-achsed ivie F. zum Bu-
den US. Stutz (wohl mit ,1'ilz' verwechselt). — 3. „V o r-
weis, Strafrede, allg." Kim en F. ge Bs. Im XVI.
u. XVII. häutig. .Und sind sy beid mit einem guten
Filz ermahnet wurden.' Z Ratserk. 159.5. .Einen statt-
lichen filzen geben.' XVI., Obw Staatsprot. ,Morndess
verklagten sie den C, darüber ihm ein filz ward.'
Platt. 1G12. ,Mit werten hat der Herr denen, die ihn
gefangen, den ernst gezeiget, indem er ihnen einen
filz gegeben.' FWvss 1650. .Die Herren Seevögte
strafen denselbigen neben einem guten Filz mit höch-
stem Ernst ab.' JEEscher 1692. ,Jede Partei neben
einem guten Filzen um 1 Pfd gebüsst.' 1696, Eocr.w.
(Glur.) — ■). grober Mensch; Geizhals Aa. ,Grober
f., knörtschi, düppel, stipes, fungus.' Mal. ,I)u bist
doch auch der filzen einer Und anderer narrenbader
g'meinder.' Bir.ANUus 1579. .Schlecht in mit dem kol-
ben, spricht: Filz, heb das, hast du's jetz?' ebd. ,Du
bist ein Filz, grob Laur und karg.' Wahrs. 1675. —
Mhd. Jih auch: grober oder geiziger Mensch, weil der F.
grober und zäher Stoff ist. — Bed. 3 aus filzen 3.
filzen: 1. die Haut oder das Fell eines Tieres
abziehen „L;" Scii; W; „Zg." — 2. Hut oder Mütze
abziehen, als Zeichen der Ehrerbietung Bs; UwE.; Z.
■ — 3. „derb ausschelten, allg.;" beschimpfen, ver-
leumden W. , [Viele gehen trotz des Verbotes zur
evangelischen Predigt.,] dorumb .sy etwan beschickt
und gi'ülzi't wcrileii.' (iRou 1599. ,l)ass diso eeren-
frouw den mann gebalget, mit verbissnen Worten an
in gstanden und in gefilzet habe.' LLav. 1584. ,Re-
prehendo, schelten, strafen, filzen, au.sfllzen, tadlen.'
Denzl. 1677; 1716.
Mhd./i7ze>i, Etwas aus oder zu Filz machen. Bed. 1 aus
,Filz' = Fell : Bed. '2 ans der Studentenspr., F. i. S. v. .Filz-
hut'; '.i von der derben Behandlung, welche die Wulli' udgl,
bei der Umwandlung in Filz erleidet.
er-: ausschelten. ,üer Landvogt ist kommen, sy
[die im Wirtshaus Lärmenden] zu stauben und hat
die vollen Zapfen erfilzet.' 1649, Z Staatsarch. ,Si
erfilzet und palget ihren mann.' Schimpfr. 165'2. —
u S-: 1. = filzen 1 W. — 2. ausschelten, -schimpfen,
arg schmähen BHk.; Sulger; UwE. Er hät-nu [ihn]
wüest üsg'filzet W. ,Ich wil im under d' nasen stän
und in flaf., dass er wett, dass er 's vermiten [ver-
mieden] g'lassen hett.' HsPiManuel. .Dass er die hotten
Davids anfart und sy usülzet' LLav. 1584.
vilz s. vis.
Piilzi n.: ein BallspieL an dem sich mehrere Kna-
ben beteiligen, und das verschiedene Arten mit be-
sondern Namen hat (s. d. Compp.). Das einfache W.
gilt auch = LöchU- und Bären-F. Bs.
Das Spiel ist wahrsch. benannt von dem dabei vorkom-
nicndcn Stichwort ful (s. d. 4). Die Endung si wohl zu
erklären nach Aual. von Fahet-si, s. Sp. 723, wenn man nicht
ein von ful abgel. Vb. 'fuhen ansetzen will.
Egge"-: ungefähr = Baren-. Die Spielenden be-
setzen gewisse Punkte (.Eggen'), z.B. 4 Bäume. Nä-
here Beschreibung s. Seil. S. 96''. — Kappen-. Dabei
wirft Einer den Ball in die Kappe eines .\ndern. —
Loch-. Löchli-. Ein ausserhalb oder gegenüber
der Reihe der Spieler stehender Knabe rollt seinen
Ball in eines der Löchlein, welche vor den Füssen
Jener in den Boden gegraben sind. Der, in dessen
Loch der Ball kommt, wirft ihn dann auf einen der
Fortfliehenden BsStdt. (Nach Seil. 193" springt der
Getroffene mit dem Ball zu seinem Löchli und wirft.)
Syn. Löchli; Zied. — Bare"-. Barren (Schranke)
heisst bei Spielen das .Asyl, wo man nicht darf ge-
fangen oder getroffen -werden. Das Ballspiel wird
,cin-' oder ,zweibärig' gespielt. Man teilt sich im
letztern Fall in 2 Parteien; die eine stellt sich an
.der Bare' in eine Reihe, die andere in einiger Ent-
fernung vor .sie hin. Einer von der erstem Partei
schlägt den Ball; ein zunächst stehender von der
andern sucht ihn aufzufangen und den Schläger zu
treffen, bevor dieser fliehend ,die Bare- erreicht hat
BsLd; s. Seil. S. 21 u. 22. — Rössli-: Reiterballspiel.
Je ein Knabe sitzt dabei auf den Achseln eines andern.
Wenn der geworfene Ball nicht aufgefangen wurde,
springen alle Reiter ab und eines der ,Rüssli' wirft
nach einem der Fliehenden BsStdt. — Schlegel- =
Bären-F., wenn der Ball nicht mit der flachen Hand,
sondern mit einem Brettchen (,Ballenschlegcl') ge-
schlagen wird.
Ptam (vam), fem, Arn, foiii, fniii, resp. famm usw.
Fäni , Föm s. Flant.
Famili f. (n. LG.) — PI. Fanulene NOkif.; (iL; Z:
Familie. — (ilaser-: zunftartig geschlossene Ge-
nossenscliaft der Glasbläser, welche nur ihre eigenen
825
Faul. fViii. lim. lom. lum
826
(niännlicheu) Nachkommen zum Gewerbe zulässt STh.
-- Die roman. Eud\ing des Fremdw. wui-iic an deutsclu'
Endiingcn (t. weibl., t. säclil.) vcrtausclit.
in-familene": (refi.) .sich in eine Familie ein-
lieiraten; eine Hau.shaltung gründen Nnw.
Fänielis s. Fahens (Sp. 723).
Fäinnie, Femiuc Gl, „Feineva Sc-hw; Zo": weiljl.
Taufn., Eupheniia.
fämmen ^ fiidmcn (Sp. 075 f.) Z.
Fem s. Feim. Femmel. feramelen s. Fim-
mel usw.
ver-femeii: (refl.) die Zuneigung der Leute ver-
lieren, .sich mit aller Welt verfeinden. Er liät-si''' ver-
femt ZB. f ~ Mild, wi/t-men. verurteilen. ' S. noch /ci'mt;« /7.
Feim B (F, e Sa., Si.), I<Y(((»i aScHW, Fein BHa.
— m.: dünner, z. T. mit Unreinigkeiten gemischter
Schaum, der sich beim Sieden von Flüs.sigkeiten, bes.
Milch (B ö. u. wO.; aScuw; W) oder Butter (BHk.), auf
der Oberfläche bildet; auch die Haut, welche beim
Erkalten auf Milch, Fleischbrühe udgl. obenauf ent-
steht SoHw; U. ,Spuma: Schaum, jast, feim.' Denzl.
1677; 1716. .Traume sind Fäume.' Si'rww. 1824;
.TRWvss 181.5. — Anken- [Oicli- BHa.): die beim
Schmelzen, Sieden frischer Butter erst obenaufschwim-
mende und dann sich niederschlagende Unreinigkeit
BHk., Ki. Syn. Äiilen-Rftme, -Riifene, -Schrim,-Tri(ese;
Liire; Süderech. — „Ziger-: Schaum, der auf dem
/iif/er [resp. der Käsemilch] im Alpkessel hervorge-
bracht wird W."
Mild. /eimm.: engl. /«im, Schaum, im eine vor Lipiieii-
lauten in mehreren MA.\. eintretende Verdunklung viui ri;
im Sprw. hervorgeloekt durch den Reim. Vgl. Flum.
fcimen I -äu- Gr vorw. ; GA.; Z: 1. von einer
Flüssigkeit das Oberste, Feste oder den Schaum weg-
nehmen BKi.; Gr; Uw; Z; den zurückgebliebenen
Käsestotf im Kessel zsnebmen Gr; abschäumen GrI).
Er hed ds hinderst [letzte] Tröplli Nidle ab der Milch
(ffeimt BO. , Etliche gedachtend, in disem rumor iren
fändet [Gewinn] zu f.' HBull. 1.572. .Feimen, obenher
abnemen, schäumen, despumare.' Red. 1062. — 2. aus
einer flüssigen Masse Etwas herausfangen, z.B.
Brocken aus einer Brühe, Fische aus einem Behälter;
Holz aus dem Wasser ziehen G; Z. ,Wir verbieten
das Fischfeimen.' Z Mand. 1757. Bildl. ,Lyb, guot
zuo inen [sich] feiment s' gar.' XVI., unter einem
Bilde, auf welchem Mönche die Netze nach Menschen
auswerfen. Auch intr., mit einem sog. , Bären' [Schöpf-
netz an einer Stange] fischen Uw; U. ,Niemand soll
in der Eüss fischen, vorbehalten mit dem zugangel und
feimen.' 1607, U. — 3. ? (unpers.) Schaum machen
Z (Sl'ILLM.).
ab-: den Feim abheben Gr; Schw; Uw; Z. ,l)ass
die Äbte und der Gonvent die besten Pfründen ihrem
Tische incorporiert und den Kahm ab der Milch ab-
gefeimet, den Pfarrern kaum die blaue Milch ge-
lassen haben.' 1530, Strickl. ,Wird die feisste. so
auf schwümpt, abgefeimpt.' Tieuh. 1563. — Ptc. adj.
(alig' fäumt üruw; Z): wie nhd. B; ScH; Schw; UwE.;
Z. Üyt). ahfje!<cliümt,iif:(ietit^l. - Abfeimetef. ,Scoria.
schäum oder abfeimcten des mctalls.' Fris. - ,Ab-
feimling: abgefeimeter, schaiultlicher leckcrsbuob.
iie(iuam.' Mal.
uinbin- iDiie-: herumstreifen GO.
Feimer I {-du- AASeeng.; ZS.) m.: 1. „Gefäss od.
anderes Gerät, womit man Etwas auffängt, bes. ein
kleines Netz, mit einfassendem Bügel und Stiel, womit
Fische aus dem Behälter herausgenommen werden."
Trichterförmiges Sacknetz, oben mit eisernem Ring ge-
fasst, an welchem ein hölzerner Stiel befestigt ist, ge-
braucht, um Fische, Krebse und Köder sei es aus dem
Behälter od. aus dem offenen Wasser herauszunehmen
Aa; Gl; Vw; ZS. Auch dim. FäumerK ZS. .Die Fo-
relle, der Äsch usw. werden teils mit dem Angel, teils
mit Reuschen und Fäumern gefangen.' Steinm. 1802.
.üass sy [die Brachsmen] mit einem feimer gefangen
werdend.' Fische. 1563. ,Funda, ein zuggarn oder
feimer.' Fris.; Mal. .Feimer, kescher. excipulus. funda.'
Red. 166'2. ,Eine solche Menge Stichling wurden an
das Land getrieben, dass man derselben mit den Hän-
den, Feimeren, Zeinen [Körben] etc. über die drei
Centner gefangen hat' HsEEsch. 1692. — 2. Häscher.
,Vor dem wier kament gan Venedig, wurdent wier
noch zwirent [zweimal] angerent von den feimeren
und rechtfertigeten uns und hattent wier unser guoten
gelitsbrief von der herrschaft, sust hett man uns alles
genummen.' Stülz 1519.
Spät mhd. feimer, kleines Fischernetz. Die Benennung
rührt nicht daher, dass es Schaum erregt (Gr. WB.), son-
dern das W. ist gebildet vom Vh. feimen, üben abschöpfen,
herausfischen. Bed. '2 beruht auf der Vorstellung .fangen'.
Mucken-: ein Garn zum Fang von Mücken.
.Muggenfeimer, culeus muscarius.' Mai.
Feimete" -äu- f.: der zähflüssige Schaum, der
sich beim Käsen zuerst bildet; der Kästeig in der
Schotte; nach einer Angabe die Milch, bevor der fer-
tige Käse aus dem Kessel herausgenommen wird GrT.
Syn. Fürbriich, Schluek.
feimen II: fehmen, hinrichten V .Und wellten sy vom
land schlahen, henken und feimen.' Frijno 1446. —
Feimer II m.: Fehmer i. S.v. Wissender des Fehm-
gerichts. 1427, L Ratsprot. - ■ i l'iir <• vor N.isalen beliebt
im XV., XVII. Vgl. verfemen.
Fimmel I (-e- BSi., -c-"- ZRlz) m. AAZein.; Bs
(SruENc); GRPr.; LHabsb.; GKh.; S; ZB., Dättl., Rfz,
Fimmele (-e- GrHc.) f. BG.. Ha.; FS.; Gr; LE., In-
EICHEN; P; GSa.; ScHW; SG., NA.; Uw ; U; W (Fimula)
— Plur. = Sing.: 1. männlicher Hanf, der nach
der Blüte zuerst ausgezogen wird, während der weib-
liche (Sämenhanf; Hausset; Mäseh; Tregel) nocli zum
Ausreifen stehen bleibt, fast allg. ^ 2. weiblicher
Hanf BsSchönenbuch (S.): LHabsb. (Schei'rm.); GSa.
(Henne); Ndw (Mattys). Sprw. 's ist böse Hanf, u-enn
dr F. drfis ist. Scheurm. .Der Fimel, cannabis femina.'
Red. 1662. — 3. Rispe von Hafer und Hanf SG.. NA.
— 4. die männlichen Stöcke von Spinat Aa (Mi'iiLii.);
Z. 's ist IUI' Fimmel! — 5. (Fimmel) das aus männ-
lichem Hanf bereitete Garn OnPr. 6. ..(Fimele)
lange, hagere Person L; Uw."
WciA. fimmel f., wcibl. Hanf (nur aus einer späten ynelle).
Das W. ist aus lat. femeUn gebildet wie das Gegenteil Muiichel
aus mdneidus. Die Verkehrung der sachlichen Bed. erklärt
sich daraus, dass man die männliehen Stengel, weil sie kilrzer
und zarter sind, für die weiblichen ansah, und umgek. —
Bed. 2. Diese Angabe rührt z. T. von des Lateins kuudigou
Männern. S. aber auch /immelen. — Bed. 0 erklärt, sich
leicht aus der Ähulichkeit der Gestalt einer solchen Person
uiit einem llanfstengel ; aueh .Stange' wird scherzli. so ge-
lirauclit.
827
Farn — fnm. Faiiip finii]). Famscli — fnmscli. Faii— Fun
828
fimmelen BU., Si.; Gr; Ndw; ZBüL. fimmie A\;
Es (SPRENCi); ,B; L"; OWe.; Z, fummele FS.; UwE.:
1. die mäiinliclieu Hanfstengel (s. Fimmel) ausziehen
ßs; B; GrPi-.. Sav., Seulnis (Hanf übh.); „L;" Z (auch
weiter damit verfahren, zum Dörren ausbreiten). Auch
übertr. auf den Wahl, phintern, i. S. v. das Jungholz
von Gesträuch und öclilingpflanzen reinigen, den ersten
Reinigungshieb tun AAZein. — 2. den Samen vom
Hanf allstreifen GVVe. De' Hausset mues g'fimmelet
sl" BHerz. Syn. lüchen. ~ 3. (intr.) in weibl. Hanf-
stengel auswachse n Nnw; auch u's-f. — 4. bildl.
a) „mit vieler Mühe herausklauben, ausfindig ma-
chen, erlesen B." Ds Broä us der Siqjpe use-f.
ScHwMuo. -- b) durchprügeln. Syn. flachsen, doch
milder als dies BU. ; auch ab-f. Der N. N. icürd dirh
de"" scho" eis f.! G'hdcht tcürst [gehenkt wirst du].
Berna 1803. - c) kleine Dieberei begehen UwE.;
syn. fischen. Vgl. fummlen. — d) hin und her
fahren. Im Hausset ume f. BU. .Wann ein frömbder
dienstbott in die Landschaft kombt, und nur hin und
wider von einem bauren zu dem andern vimmlete und
die gedingete zeit nit ausdiente.' 1769, SchwKüsu.
Bcd. i a 11. c erklären sich leicht aus 1, viell. aucli d;
li uns der Ähnlichkeit von Hanf mit .Flachs', auch in der
Hehnndlung. Indessen scheint sich au einigen ^iaWuü fummUu,
lici 4 a ßimm, eingeniisclit zu hahen. Die Bed. .pläutcrir
beruht auf ünideutuu;,' ans nhd. .fehineln'.
Fimiiiclcr m.: der langsam und wälilcrisch isst
Srnwlluo.
Fimmel 11. Heu- F. s. Finnel.
Fiiniliele II f.: Schelle beim katholischen Gottes-
dienst aSciiW.
Wahrsch. aus dem Iiei uns nur nueli in bildl. Bed. er-
luiltciii'U Sin,/,'!,' uiiised. (viell. an jimimhu 4 d angelelint).
Vgl. aliei- .iiifli .liliiuiieln'.
VOllie", vume": 1. auch rumetic. von einem (unbe.st.
Art.). — 2. in der Verbindung r. selber, von (ihm d. i.
sich) selbst; .syn. ror-em s.
1 zsgez. aus vnn-rmtjiu^} ; s. ein Sp. 27'2. — 2 entweder
ebenso (man hört auch von cnn ».) oder umgestellt aus von-
rtll (imi «.
Finiiinel in. - PI. ii Z; 1. wie nhd.. Werkzeug
aus Buchsbaumliolz, womit die Schuster die Bänder
der Sidilen glatt reiben. — 2. f. (auch Fummle) kleine
weibl. l-'ers<in. mit spöttischem, verächtlichem Neben-
sinn BRi.
fummle": 1. wie nhd., mit dem Glättholz reiben;
übh. tüchtig abreiben, reinigen, putzen, polieren .Aa ;
BsStdt. Er fummlet e chlei" mit sim Lumpe" über
d' Schueriiiriye [Schnallen]. BWvss 1863. ,Die Har-
nische sauber gefummelt und poliert.' Postheiui; auch:
waschen BHa. — 2. körperlich züchtigen, schlagen.
mit der Rute strafen; misshandeln, bewältigen B;
ScHwE. — 3. betrügen, überlisten, -fordern, -vor-
teilen AAFri. Mit .sachl. Obj.: fwegjf.. auf feine Weise
bei Seite schaffen, entwenden L; vgl. fimmlcn 4 c.
umhin (uHie) -funimelen = -fuchtlen, mit einem
Gerät hin und her fahren Bs. Vgl. ßmmuhn 4 d.
„fiiilipeleii: unterdrückt weinen GRAnt."
Ob nicht von St. verlesen für «-/ Dies dann von ,siiin-
men* oder von ^mulirn'it. dumpf tönen V
fiimscli: ohne Fresslust, ungefrässig Gr ObS.
Zsgez. aus ,famisch' (vgl. hümiili, /./•/«/«c/i udgl.) und dies
eine deutsehe Abi. von lat. .fames', Hiiiigei-, mit. Bi'grifTs-
verdrehung wie in andern Leliuwiv.
Fall (vau), fen, fiii, foii, fiiii.
fän, fän s. fahen. Fan s. Farn.
Fäilflule, Pf- f.: Stangenbohne, phaseolus vulg. F.T.
Aus welsch fai-imda, auf .Fahne' gedeutet.
Kane" meist ä (« Gl), Fä ZStdtf -- PI- « (« W)
- Dim. Fändli - - m.: 1. Fahne im Krieg, als Mittel-
liuiikt des Heeres od. einer Abteilung desselben. Nach
JJBlumer 1858, 191 unterschied man .Landesfane- vom
.Landespanner' in der Weise, dass jener zu kriegeri-
schen Auszügen, dieses bei der Verteidigung des eigenen
Landes gebraucht wurde. Nach altem Brauch tauchte
bei drohender Kriegsgefahr die ausziehende Mannschaft
ihre F. ins Wasser und schwur, nicht zurückzukehren,
bis der Feind geschlagen oder die F. an der Luft ge-
trocknet wäre (Glctz-Blotzh.). Dr F. über Öppis
schwinge. Frieden schliessen. zugefügte Unbilden ver-
zeihen und vergessen UwE. ,I)ie Fänli lupfen', noch
jetzt: in die Bürgerversammlung gehen GrD., weil
man urspr. (wie zur Landsgemeinde in Ap) bewatfnet
und kriegerisch geordnet gieng. Vgh Volch. Denen
von Baden ist erlaubt, ihr Fähnlein von Coblenz heim-
zunehmen ,und ein gemein venly, rot mit eim wyssen
crüz, daselbs hinzutuen.- 1499, Adsch. Man soll .die
fendli ussher henken', damit die Bündner in Schreck
gejagt werden. 1607. Absch. Bildl.: .Ich hette wol ver-
dient des bettelordens fahnen.' R. u. CMey. 1G50. ,Wenn
Pharao noch lebte, könnten wir nicht grösstenteils uns
under seinen fahnen aufschreiben lassen'?- JMüll. 1665.
.Sammle dir redlich Bauren under den Freien Fahn.'
Neuer Tell 1712. — 2. kleinere Heeresabteilung
selbst; Compagnie. „Hauptmann über einen F. (W)."
„Ein Trupp Leute Sch." .Das Fähnlein der 7 Aufrechten'
(an einem Schützenfest). GKeller. Vgl. Gaurn-, Us-
sug-F. In der ä. Zeit unterschied man genau Auszüge
mit dem .Panner', mit ganzer Heeresmacht, von Aus
Zügen mit dem .Fenlin', kleineren Contingenten oder
Freischaaren. (Vgl. Frl-F.) ,Die Appenzeller sollen
sich mit ihrem Landespanner rüsten, um uns im Not-
fall zuzuziehen. Wenn sie dies nicht täten und wider
mit dem Venly kämen, so würden wir es von ihnen
nicht zu Dank aufnehmen; denn wir werden auch mit
den Pannern ziehen.' 1476, Absch. Als i. J. 1477 zu
einem gemeinsamen Auszuge von Stadt und .Äusserem
Amte' Zr, die Äussern ihr ,Venlin' mit einem der
Ihrigen besetzt hatten, behaupteten die Städter, was
tür das Panner gelte, welches nach alter Ordnung
einem Stadtbürger zukam, gelte auch für das V., weil
alle V. ihren Ursprung im P. hätten. ,Wir haben zuo
einem vendlin dyner Verwaltung unser herrschafte
Donierk ufgelegt H"' mann; fürnehend ouch, wofern
829
Fan. fi'ii. tili, fiin, fiiii
830
es Jarzno kaiiio, dass man mit lieiu veiiillin anzieclieii
müesste, werden ouch wir die übrigen luuiertanen zuo
dem panner nennnen, ütuianen und dem vendlin nach-
vlen.- 1572, S Missiv. ,33 fendli tuet 11,000 mann.'
1582, MuHK, Areh. .Unsere Keginient werden gemein-
lich zu 3000 Mann geordnet, zu 10 Fänlinen (oder
Companeien).' VFkider. 1ö19. — 3. Fahne hei kirch-
lichen Processionen und Volksfesten. Ein
Fahnenschwingen fand am Jahresfest der Metzger in
Freiburg und findet noch heute an den Sennenkirch-
weihen in Uw; ein Fänlizug in Basel beim Amtsantritt
eines neuen Oberstschützenmeisters fStatt. Daher von
solchen Anlässen vlell. die RA.: ,Er lasst das Fähn-
lein fliegen, macht sich lustig.- JMev. Hort. 1092, und
die Ausrufe der Verwunderung oder jles Schreckens:
Pdt: heitere F.! p. irüeste F.! Z. Vgl. Heiden-, Jvrüz-,
3Iihi-F. — 4. Stück Zeug, von Betten od. Kleidern
(verächtlich). .Zwei Fänlein von Leintüchern' Bs.
Bes. : schlechtes, abgenutztes oder unordentlich flat-
terndes Kleidungsstück, z. B. ein Halstuch Z. ,Gute,
haltbare Kleider und nicht lurapichte Fähnchen.' Gotth.
— 5. (auch dini. Uw; W) Wetterfahne. Daher bildl.
Fänli als Bezeichnung einer wankehnütigen. flatter-
haften Weibsperson W. S. Wetter-F. — 0. Pflanzen-
nanie. .Fan, herba ajstiva in agris secali consitis.
culore luteo.' Gessser, Hort. Vgl. Sied-, Rain-, Tür-
ken-F. .Wann von dem selbigen vych eins hinder
den würzen bhangete, hinder den vhanen [Schilf-
rohren? Farnkräutern?] verfiele, in mösern besteckete.'
El««, Herrschaftsr. 1535. Daher viell. auch .Fanen'
als Name eines Wildheuplatzes bei Hätzingen Gl. —
7. Rausch (in verschiedenen Graden) Ap; Bs; B; Gl;
G; ScHW; Uw; Z. Vgl. Heiden-F. Oft wortspielend
mit Bed. 3, z. B. von einem Fest einen F. nach Hause
bringen. Den Leberbergern wird nachgeredet, dass
sie ehemals am Maitag mit Kreuz nach Solothurn ge-
kommen und mit Fahnen wieder heim gegangen seien.
.Bei Einweihung von Eisenbahnen Will .Jeder haben
seinen Fahnen: Drum. Amtler! kehrt beim Hausheer
ein. Da soll er Euch bescheeret sein.' 1801. Z Fest-
inschrift.
Mhd. /«ne m. uur in Bed. 1, aber ahd. yaiio, got. Jana
auch in Bed. 4; vgl. das cutsprechonde lat. pannua und
}htnd-l\; frz. draju-au, Wnidel. Bed. 6 wahrsch. von der
faliuuuartigen Gestalt; nhd. , Fahne' bed. auch das oberste
Blatt der Schmetterlingsbluine uud die Fasern zu beiden
Seiten dos Federkiels; s. auch Fani ; doch könnte ,Fan' =
,Faru' auch entstellt sein ans diesem. Bed. 7 von der schwan-
kenden Bewegung der Tuch- oder Wetterfahnen oder als
einer der syn. Ausdrücke, welche eig. ein Anhängsel be-
deuten, wie Sahel, Zoj:/ udgl. — Das niännl. Geschlecht durch-
gängig auch in der altern Litt. Der Plur. .Fahnen' auch in
der Bs Chronik 1779.
Alper-: Fahne der Alpgenossenschaft in Nnw, jnit
dem Bilde des h. Wendelin. — Vor-Fänlin. ,Die
Zunft mit ihren vorfenlincn [sollen auf das Sturm-
läuten sich versammeln].' Bs XVI.
Fri-: (meist iliin.j eig. die Fahne einer Freiscliaar.
meistens aber diese selbst, im Unterschied von dem
regelmässigen Bundescontingent. Im März 1499 wur-
den Freifahnen streng verboten. (.JvMüllek.) .Die
von Rottwyl richtend ouch ain frygfendlin uf hie in
diser Statt, zugen zum Franzosen.' 1523. HsStockau.
.t'f zjnstag zoch ,Iocab Meyger mit 2(1(1 knechten mit
eim frygen lenly.' IIvkf, Bs Chr. ..\lso täten sicli
etlich burger von Basel ouch zuosamen in meinung.
denen im Loufental zuozuoziechen, Hessen ouch also
hinder ruck myner herren ein fry fenly machen, des-
glych houptlüt und fenrich on myner herren wissen
und willen.' ebd. A. 1582 fragten die Berner, welche
Hülfe, es sei an einer Anzahl Knechte [besoldeter
Kriegsleute] oder an Freifähnchen sie zu erwarten
hätten. Absch. .Diejenigen, so unter die 4 Freifahnen
verordnet sind, sollen mit erforderlichem Krüt und
Lot versehen sein.' Z Mand. 1067. .Freifahnen hiessen
im Verteidigungskriege der Waldstätte gegen die Fran-
zosen a. 1798 solche Banner, unter denen sich allerlei
Volks, so für die gleiche Sache kämpfen wollte, sam-
melte; diese Fahnen waren meistens mit Heiligen-
bildern geziert und mit Inschriften, die den kathol.
Landniann zum Kriege anfeuerten. z.B.: Wer unter
dieser Fahne streitet, hat vollkommene Absolution.-
ZscHOKKE. Wer damals mit der Freifahne von Schwyz
zog. erwarb laut Beschluss der Landsgemeinde das
Bürgerrecht. — Freifänler: die um Neujahr frisch
eingereihten Rekruten. Sie tragen Sträusschen (Frei-
fähnlersträusschen) auf den Hüten Sch.
Gaum-Fänli: Fähnchen, durch welches den .Gäu-
mern', den zum Polizeidienste beorderten Bürgern, die
Reihenfolge angekündigt und sie aufgeboten wurden,
indem wahrscheinlich dgl. den Betrefltenden ins Haus
geschickt wurden, wie noch jetzt in W der Nacht-
wächterspiess; s. auch Tessle. — Ger-: keilförmiges.
.in'n Geren' geschnittenes Fähnlein. ,Zwei rechte bur-
gunsch syden panner und 2gerfenlin.' 1474, Bsan Kidn.
So hiessen in Bs im XIV. — 5V1. die Kriegsfahnen der
Zünfte.
Heide" - Fane" : 1. gewaltiger Rausch Z. —
2. Fluchformel: Potz H.! Du H..> Z. Vgl. Fane 3
und Kriiz-F. — .Heiden-' oft nur abstr. verstärkend.
Hand-: Handtuch; auch ein Teil der Priester-
kleidung. .Zwo stolen. dri hantvann. viervärwig ge-
würket und undenan ein wenig mit berlen.- 1357.
IxvENT. Königsf. .Vornen an der Alb [Chorhemd]
legten si [die Priester] köstlich Ermel an für Hand-
fanen und bunden's mit seidenen Schnüren.' ÄGTscnini.
— Mhd. huntfanc, ahd. hanlfano, mantile. niappa.
Krüz-: nur in der Fluchfonnel: Potz ühriitz fane!
auch: Chrüzfanesticke! Ax. In 's Chriizfanix Kante!
Zu. Potz Chrüzifane und Chriesititei", d' Buche fitere
d' Meitsehi hei'"! Si'term.
Chrüzifane wahrsch. aus ,Chr. uud F.', vgl. e für .und*
Sp. 12. 6. also eigentlich von einer Prozession mit K. u. F.
Übrigens wird auch .Kreuz' vor andern WW. abstrakt ver-
stärkend gebraucht.
Lib-: Hauptfahne, s. (in.. WB. .l>er Leibfahne
wurde au.sgestreckt und von Seiten des Feindes eine
Capitulation verlangt.' Monatl. Nachr. 1753. — Land-:
ebso. .Den Landfahnen abgeforderet.' Wurstis. HvO-.
Verschieden vom .Landesiiannor', daher (übertr. auf
die Mannschaft) ,Lands-Fabne (-Fähi\li)- = der erste
.\uszug.
Milde-: ein Fluch S. Vgl. Heiden-, Krilz-F. —
Heni aus dem Frz. entlehnten milliUtlir (niillo de Dieu)! nach-
gebildet.
Milzi-: Beteurung S; Z. Vgl. das vorhergchciidi-
nnil andere Compp. ^.l//7.ri'-//(()i(/. -Keib). Markt-:
F.. durch ileren .Vufstecken nnm den Beginn des Marktes
anzeigte. 1085. MKoiiN., Heiden.
831
Filii. feil, liii, fiiii. I'nn
832
Itieil-Fäiil i": breitblättriges Wollgras, eriopho-
rmii latifol. Oiiw. In Kietern (Sümpfen) waclisend.
mit wollciihnliclieii Bürsten an den schwebenden Ähr-
chen: daher auch die Syn. Bied- (oder 3Iös-, Federe-)
Basel; Biinseli; Flimli ; ChntzU; BaiieK (-Gras) ; Bä-
seUr/ras; Riedchüz.
Rain-Fane f.: Kainfarn. am Kain wach.sende
Stengelpflanze GRVal.
Mild, rfhijanc, -/tir(nj, ahd. reiui/aun, tauacetiiin, iirspi-.
als Grenzzcichen angesehen. Die .Üinlichkeit der Blätter mit
denen des Farnkrautes veranlasste die Umdeutun^ von /Vni
in Fftni.
Ilenn-Fanli: Fahne der VorhutV SeuM. '2^ 111.
.Sandten die von Zürich 200 Mann auf die Strasse gen
Feldkirch mit der Stadt .Rennfendlin'. 1417. Aiiscn.
.Fünf grosse panner und 22 rennfenli' erbeuten die
SGaller bei Granson. Vad.
Selen-Fanen: Trauerfahne L. .Die Scelenfalmen
der Leiche vorzutragen' ist fakultativ gelassen in der
Begräbnissordnung für die Stadt Luzern 181S.
1 ) u n n e r s -. ,Die christenlichen Sohlaten under dem
sogenenneten Donnersfahnen (Donner- und Blitz-F.).'
JMüLL. 1666; 1673.
Auf das Gebet der Christen im römischen Heere unter
Marcus Autoninus fiel auf dieses ein erquickender Regen, auf
die Feinde aber Donner und Blitz; von da an trug die Fabiie
der cbristlichL'n Abteilung obigen Namen.
Türken- Türijijefiinießi: die männlichen Rispen
am blühenden Türytien, d. i. Mais. S. Fane (>. —
Wetter-: wie nlid." allg. Bildlieh: es WelterfUndU.
Mensch von unstäteni Charakter W ; s. Fiiiie .j. —
Uszug-: ehemals die (2) Infanteriekompagnien der
Stadt SGall. Miliz, zum Unterschiede von der Grena-
dierkompagnie. — Z ehcnden-Fändli": Fähnchen
eines Zehendens (Bezirks) in W.
fanen ume-fäne: müssig herumgehen, etwa mit
der Absicht, sich sehen zu lassen Ndw. — fänlen
fändle L; Scuw; Ndw, fände Gl: 1. die Fahne, ein
Fähnchen schwingen Gl; Schw; Ndm\ Mid-eme Fnzze-
netU f., ein Nastuch schwingen Schw; Syn. schireien.
— 2. = f(iiien L; UwE. Das Stadtrolcli fändlet dick
[häutig] CO Hüs. Ineichen 1859. Da mach es nieders
Tschiidi [jede Dirne] d' Flangye ti'"' fänii destime
[herum] wie e Narr. Gotth. Syn. time-fänderen. Über-
tragen: unstät sein; den Mantel nach dem Winde
drehen, die politische Partei wechseln L. — fänline":
die Fähnrichstelle besetzen W. - Vgl, die Plnralfurm
ili's Dimin. FüitUiü.
Fani n.: Ackenmdui, Korn-. Klatschrose, papaver
Rliuias BHa, — Die inirpurrote Blume auf hohem Stengul
mitten aus der einfarbigen Saat wie eine Fahne sich erhebend.
Fänner .Venner' Bf, Fänder (I) W, Fänrrrch
ZKn.. Fiiiiderech Tn, Fändfejri kv; Gl; Uw. F.vnderi
Scuw; '/, — m.: 1. Fähn(d)rich, Fahnenträger, allg.
,l)es Fendrychs Kid: der Fenner soll dem Fendli,
so im befolhen ist, warten, euch das in gefechten
offenbar und ufrecht halten.' Z Kriegsordin. 1531.
Frsle, zweite Fändri, die beiden obersten Würden-
träger bei der Obw Älplergenossenschaft, von denen
der erstere den Fe.stprediger an der Älplerkirchweih
mit einem Käse zu beschenken hat. — 2. .Venner',
in B seit 1'295 das militärische Haupt eines der vier
Stadli|na,rtiere der lliin]it,stadt: im XVI. auch Beirat
der Regierung in militärischen Angelegenheiten. .Über
die Sachen der Mannschaft, über Steuer, Vormund-
schaften und Erbrechte wurde nachmals ein V. ver-
ordnet.' JvMi'LL. ,So einer wandelbar guet uf die
almend tribe und ime das von den venneren wurd
geboten, darab zu tryben . . .' 1535, Thun. .Welcher
Ijegert, in der herschaft Mülenen landmann zu werden,
der soll das bringen an den tschachtlanen, den v. und
die landlüt.' 1469. B. ,Der als V. der Obrigkeit Rechte
wider die Herrschaftsherren zu verteidigen über sich
genommen hatte.' L.\upfer, Schweizergesch. — 3. in
W der (militärische) Vorsteher eines Zehntens (Be-
zirks). — 4. Venner, Name einer Kuh (die den andern
vorangehtV) ß. — 5. Fänder, Gehülfe des Kuhhirten
auf der Alp GnFr. Syn. Statter.
Mhd. fcnre. Jener, aus ahd. y«;i«j-i. Fänid)fich hievon ab-
geleitet, entw. nach Anal, der Name» auf -rieh {?,. B. Friderich,
.Enterich'), also für ' Fäti(d)cr-ric1i, oder mit -ich (vgl. .Gänser-
ich"), das aber jedenfalls von der Gelehrtheit des XVI. XVII.
■als ,Fänd-rich' verstanden (s. o. HBull. u. .Fendreich.' JJHott.
1CG6); jenes -icA später durch Abschleifnng mit der Endung
-i der Nomina ageutis vermengt. Kürze des A'oc. ist tw.
bewahrt neben und trotz der Ausspr. Fane, FäiulU. — .Fän-
derich.' VFrider. 1619. .Fendrich.' HsKdLav. 1644. — Durch
zwischengesehobenes d erleichtert die Vcdksspr. sich den tiber-
gang von II zu den (homorganen) Liquiden (vgl. flnrf/i, ähnlich).
— 5. vergleicht das Verhältniss des Gehülfen zum Ober-
hirten mit demjenigen des Fähnrichs zum Befehlshaber. (Oder
soll man für 5 ein eigenes W. aunclimen, eine Ableitung
von fand. Ptc. zu ,fahen', also /•'. der, welclier die Kühe
zum Melken usw. herbeiholt'^)
Vor-: Adjutant des eig. Fähnrichs. Ar XVII. .Das
Amt des Vorfendrichs ist. dem Fendrich das Fendlein
im marchieren nachzutragen, doch nicht für [vor] den
Feind; er soll auch die Gefreiten commandieren, die
Kranken besorgen, [die Gestorbenen] bestatten lassen.-
HsKiiLav. 1644. - Vgl. A-cbend-F.
Fetze"-Fänder: der zerlumpt einhergeht BHa.
— fetze^-fänderisch: zerlumpt ZBül.
Herunterhangende Lappen werden mit F'ahnen verglichen,
so z. B. der Zipfel des Hemdes, welcher kleinen Knaben aus
dem hintern Hosenschlitz etwa hervorguckt.
Lands-Fänd(e)ri Ap; Gl; Uw, .-Venner' in
ä. Spr. : urspr. der Träger der Landesfahne in Feld-
zügen, verschieden von Panner-Herr, -Meister (s. d.
u. Landfane); im Laufe des XVI. mehr oder weniger
in ein politisches Amt übergehend. So in BSa. .Land-
venner' im XVIL, XVIII. der Vorsteher der Land-
schaft, der Archiv und Siegel verwahrt, die Oberauf-
sicht über den oft'entlichen Sehatz führt, der erste
Urteilsprecher. — Nebe"t- Fänder. Einen solchen
neben dem eig. ,Sennen-F.' gibt es in der Sennen-
bruderschaft Schwyz. — , Drittel- Fcnder' : der
Fähnrich eines .Drittels', d. i. der Unterabteilung eines
Zehntens W XVIH. — Zch(e)nden-: der F. eines
der 7 Zehnten des Kt. W. XVII 1., nicht so hohen
Ranges als der .Pannerherr'.
fänd(e)re": 1. die Stelle eines Fähnrichs neu be-
setzen W; daselbst auch als Kinderspiel. — 2. (auch
ume-f. und in dim. Abi. fänderle Aa; Bs; B) herum-
streifen, vagieren; bloss zum Vergnügen reisen B
ö. u. wO.; Gl; gg. Die Ziegen fähndern im Herb.st.
— „Fänderli m.: Mensch, welcher umherreist, an-
statt bei seiner Arbeit zu bleiben."
Da der .Fänder' im Kinderspiele der Fangende ist, so
scheint das Vb. in dieser Auwi'uduug zu Fihuhr II zu geboren.
883
Fan. IVii. vmi. tiii, ton, fuii
834
l-"aiiil s. Fcnillc. Faiiis. Fuiiis s. Fahens
Öp. T-23.
Faiiiing f.: Fang. Das SciiwKüsii. LB. 17(39 ver-
bietet, eine gewisse Art von Netz anzuwenden ,in
Fahnung der kleinen Fischen'. — Unrichtig von der
Infiuitivforni ,fan' statt von dem Stamme ,fah' gebildet.
fä n li e s. an- fallend Sp. 718. F ä n i s c h s. Fennich.
Penn I. .Fänn: luindin. breckin. hundsbraut.' Fris.;
Mal. — Mist-: eig. auf dem Jlisthaufen gelagerte
Hündin, viell. mit dem Übeln Nebenbegriff, zu welchem
die Zss. mit ,Mist' Yeranlas.sung gibt. ,Du tuest glych
wie die bösen mistfennen, die bellend alle menschen,
euch die fründ an. mcigend inen doch nüts angewünnen.'
ZwiNGLI 1.527. — Viell. aus dem lat. ,(canis) femiim' ; linch
s. Gr., WB. 3, 1.518.
Fenn II (F^ne m. u. f. Gl) : Sumpfland Gl (Schind-
ler). ,Ven, venne, weid: palustre pascuum, palus.'
Red. 1662.
Wahrsch. nur noch als Eigenu. erhalten, so ,im G'fänn'
ZDüb. = .in venne.' 1287; .Gefend.' Jahrzcith. E^'lisau.
irfänrj n.. sumpfiger Wald in ZZoll., Füniuwi« ebd. Mhd.
mint n., ahd. /eiiiin, /eniii f., Sumpf. — Der Z Geschlechtsu.
.Fenner' eher hieher gehörig als zu ,Venner' (Fähnrich).
Venedig in seinem alten Glänze schimmert noch
immer in der Phantasie des Volkes nach, 's isch uf-
drait [aufgetragen] u-urde so hriiihtuj, wie z' V. im
roten Oxe. LSieber. Hätt er de" Zoll am Bhiß Und
trär V. si/", 's müesst Alls rerhrmpet si/". Sülger.
Vom Stolzen sagt man: Es icur'' Ein'n meine", er irär
z' V. am Gatter (fsy [der blosse Blick durch das Tor
zu V. genügt, ihn aufzublähen], ebd. ,Zurn V.' Name
eines Hauses in Basel, ,'s Venedigli' Z, Name eines von
einem i. J. 1740 gestifteten Vereine junger Zürcher,
die sich in Italien, namentlich in der venezianischen
Stadt Brescia, aufgehalten hatten, erbauten und rings
mit Wassergräben umzogenen Klubhauses vor der
Stadt.
Venediger: Venetianer. 1. eine venetianische
Münze. A. 1487 wurde 1 V., der sonst .5 Schilling
galt, zu 26 Angster gewertet. Absch. ,Die nüwen
topjiel V., so bissher 10 ß gölten band, haben an der
march an fynem silber 15 lot und 4 gran.' Münz-
probe von 1-503, Absch. — 2. Volkssagen, welche bis
nach Süd- und Mitteldeutschland reichen, erzählen
von sog. V. (in Deutschland auch , Walchen' oder
, Walen', Welsche, in Ostreich , Venesleute' genannt)
als Bergleuten, Schatzgräbern, Metallarbeitern, die
in geheimnissvoller Weise das Gebirge nach Gold
durchsuchen und dann wieder verschwinden, nachdem
sie Einheimische als Führer benutzt und reichlich
belohnt haben. Auch Zauberkünste, Heil- u. Wetter-
kunde und Weissagung werden ihnen gelegentlich zu-
geschrieben. Schweizer, welche später zufällig einmal
nach Venedig kommen, finden dort ihre alten Bekann-
ten als reiche Goblschinie^le od. Juweliere uml werden
von ihnen durch einen Zauberschlag in ihre Heimat
zurückversetzt. Ö. Lütolp, Sagen 68. 5uS 11.; Osexbk..
N. kulturhi.st. Bilder 2, 12 f. In ihrem Wesen haben
sie, abgesehen von der Gestalt. Manches mit den Zwer-
gen (Erdmännchen) gemein und es scheint, dass sich
Erinnerungen an tatsäcliliche Reisen venetianischer
Gescliäftsleute in die Alpen und an Reisen schwei-
zerischer Pilger (nach dem li. Lande) \ind Söldner nach
Schweiz. Iiliutikou I. 0.
Venedig mit Zwergensagen vermischt haben. In G.\'
heissen V. Tausendkünstler, dgl. als fahrende Quack-
salber, Kräuterhändler, Kleinkrämer aus Italien ka-
men und noch jetzt mit scheuer Ehrfurcht genannt
werden ; vgl. Venezianer. Näheres u. Weiteres s. .111.
Schweiz' 1873, 182—184; 192—196; '283—284. Vad. I
224 erwähnt die V. als südliche Nachbarn der slavi-
schen Winden (Veneti) im Gebirge von Forviuli (Friaul)
und um Laibach (Krain).
venedisch: 1. venetianisch. ,V. Supplic soll Gift
bedeuten. AHaffner, Chron. (suppliciumV nicht suppli-
catio?) .Wiewol der Herzog um Absolution gebeten,
soll er jedoch [nicht?] ohne ein venedische S. hin-
gelassen syn, auch jez in schwerer Krankheit liggen.'
1572. WiNT. Chr. — 2. venerisch (wohl absichtlich
euphemistisch aus diesem entstellt) Ostschweiz.
venen s. rechnen Sp. 652. Venner s. Fänner
Sp. 831. '
Venezianer m. : I.Krämer aus dem Friaul u. d. E.,
welche mit Spezereien hausierten, die sie in hohen
hölzernen Kasten auf dem Kücken trugen. So noch
in den Dreissigerjahren Z f. Syn. Venediger; Ma-
terialist. — 2. Apfelsorte Th.
Veni(e) f.: Geberde inbrünstigen Gebetes, Kniefall.
,Sy fiel an ir strak veni.' Anf. XV., Ita-Leg. Ausge-
spannte Arme: ,Mit schwebender Venien.' Grosses
Bett 1511. — Mhd. »«yV, fussfalliges Gebet; aus lat. crasn,
Gnade. — S. noch ttalvaveui.
Fennicli AABb., Pfennech ebd., Fench Aa; B;
GW., Pfench (Dürh.), Ferch ZW., Fech AAEhr.,
Feich f>j; .AaSIus; LRigi; Schw; Z. — 2) Fönisch
ScHwMa., Fensch LE. — m.: 1. Hühnerhirse, pani-
cum crus galli L; ScHwMa. ,Ain muoss von ryss,
fenk oder sust [ohne solche Zutaten] von milch ge-
kochet.' G Stiftsarch. ,Lynsat, hirs, fenk, linsi.' ebd.
..^.m müesli von fench oder hirs.' G Küchenordn. 1495.
,Liess ime das straw, hirs, fenck und räben [weisse
Rüben] an syn arbeit [zum Lohne].' L 16'23. ,5 jurten
an hirs, fenchen. bonen [etc.].' L 1627. Vormals, vor
der Verbreitung des Kaffees, neben der gemeinen
Hirse als Nahrungsmittel in Breiform viel verwendet;
s. F.-Stampf. ,Veich' im Jährl. Hausrat 1767 unter
den allgemeinen Produkten der Grafschaft Kyburg auf-
gezählt. Nach ihm sind viele (Jrtlichkeitcn benannt,
z.B. FeichrUti Z, ,Fenichlanda', jetzt Fällande" Z;
Feichriede" Aa, d' Fenchere B Kappelen (eig. Land-
strich, wo P. gepflanzt wird). Jetzt liefert unsere
Pflanze nur noch Vogelfutter. — 2. gemeine Hirse,
panicuin miliaceum AAEhr.; GW. S. Ferch - Pappe.
— 3. gemeiner Fenchel, ficniculum off. Aa It H. —
4. tcilde F., wilde Hirse, panic. viride (DuRU.).
Mhd. phenich, ven(i)ch, regelrecht verschoben aus dem
lat. W. ; in deu Formen "2) ist die lat. Endung (-tc-) durch
die entsprechen Je deiitschu (-i«7i) ersetzt; bei Tabcrn. 1661
im Te.xtc ,Fench, l'euich [soll', im Kcgister , Fensch.' Wegen
Feieh s. Fromm. Zeitschr. VIT :3:i."). — IHe Widersprüche in
den .\ngabon von Namensformen und Bedeutung betreffend
ein« fast nur noch im Gedäthtuiss alter Leute lebende Pflanze
und Kultur sind begreiflich, aber um so weniger beachtenswort.
.Auch schon Dasyp.. Fris., Mal. vermengen pauicuni. das sie
mit .fench, heidel. butzweisse" »hersetzen, mit pidygiinum
fagopyrum. — S. auch Fütarh.
Misti-Feich: eine Art von /•'. 1, welclier die
Nähe der Düngerliaufen liebt Schw.
53
835
Fun. fpii. (in. f"
fm
83Ö
FenigrPk Finif/re Z: ein Arziieiuiittel. die Erbsen
des Bockshoniklees. trigonella fenum sra'cum. .Et-
liche gebend inen [den Fasanen] 5 oder 6 tag fenigreck.
damit sy die purgierend.' Vogelb. 1557. .Erbs, f. und
körn.' ebd. als Taubenfutter erwähnt. .Silieia, herba;
man nennt es teutsch F(enogrecum.' Fris. — Aus dem
],at. entlehnt.
B'enille GRHe., Vfenllc (Pr.), „Fanille", Fa-
niiUa (Chur). PfaniUa (Mal.), Pfnilla ÜO., oEh.
— f.. Fmül w. GrD., Pfnill m. GSax: 1. der neben
dem Stalle (zwischen diesem und der Tenne oder in
besonderm Anbau) befindlicdie. gewöhnlich vertiefte
Raum für das Heu. das zunächst zur Verfutterung
kommt, oder für Streue (in. .Dieses Heu muss wohl
getrocknet und auf einem luftigen Heuboden, nicht
aber in Fanüllen (Fönillen) aufbewahrt werden.' Gr
Samml. 1779. In GO. ein an die Scheune angelehnter
Bretterverschlag z. Aushülfe. — 2. übertr. a) Pfnilla,
verächtliche Bezeichnung eines ärmlichen und bau-
fälligen Gebäudes GG.. Rh. — b) korpulenter, derb
gebauter Mensch, Pfnill vom männl.. Pftiilhi vom
weibl. Geschlechte GO., W.
Alis churw. yJiiiiVi m./u., ilies aus lat. /owti'fe u. S. auch
Find; Pfnelhr ii. d. folg. Vgl. auch Legi. — Bcd. 2 1) beruht
auf der Vergluicliuug der vorragenden Körperteile mit dem
.Sclieuuenanbau. — Vgl. der ober und der under Fön, Namen
für die beiden symmetrisch gebauten und placierten, ge-
mauerten Ökononiiegebäude am Fnsse des Kbisterhügels zu
Muri, vicll. aligeli. aus bat. /wiiiV. , wenn nii-ht /o,in/m, Heu.
selbst.
Fenissa f. = Feiiillc l Gr (Klotz).
Auch -Fein s. Äiiken-Feim.
ge-feint. ,Ein Paar gfeint Ring, die man braucht,
wenn man Pfyl [Pfähle] schlägt zum Stegen [Brücken-
bau].' ca 1650, Invent. Glattk.
Bucherdeutsch gewendete Form für .g'fynt'. fein genuicbty
Eher von ".feinen' = feien, also = durch Zauber fester gemacht.
fln fi\\'; BsStdt; Gl; (iA., oRh., sonst fm (fc'in
GRSchanf.; UwE.) - neutr. /"f.s (Ju Schud. ; W:
I. Adj. (resp. Adv.) 1. dünn, von Faden. Garn; syn.
rein-, vgl. auch flii-her und das Adv. Auch von
einem Baum oder Menschen BG. Von der Stimme:
hoch. E fiiie Ton BG. F. »inge, die obere, erste
Stimme, bei mehrstinnuigem Gesang (Sopran oder
Tenor) GA.; doch auch: mit gebildeter Stimme, im
Gegs. zu naturwüchsigem Volksgesang; '.s- xl» Städter
da, die singe f. F. Vgl. 5. — 2. lauter, von reinem
Metallgehalt der Münzen. .Verzeichnung ihres Halts
an Fin', von Münzen in ilen welschen Vogteien. 1587,
Absch. Bezüglich der Kreuzer wird Nichts abgeändert,
, weder Eingerung am Fin der Mark noch Mehrung der
Stucken an derselben.' 1590, ebd. ,Die mark dicken
[hat] einlif lot am fyn und 3(3 stuck an der ufzal.' Z
Hand. 162'2. ^ 3. trefflich. ,Wylen die Gemeind
ein fyne Nutzung von dem Mooss [Allmend] hat.'
1647, B. Scharf, genau, vom Schiessen: .Und was
[war] das finnist schiessen zuo den, die die leiter uff
stigend in turn.' Edlib. — 4. schön, von Natur-
erscheinungen und menschlicher Gestalt, 's ist Alles
süfer, fin u rar B (Lieohti), von dem landschaftlichen
Charakter der Gegend. Vom Wetter: freundlich, an-
genehm GrD. Vgl. noch fin-her. Auch i. S. v. gross,
ganz: e flne Wusch .lehnien BKander. Gesund, ge-
nesen. Er ist irider alle fme, ganz wolil BHa. —
5. gebildet, sittsam, artig im Benehmen; Syn.
frein. Ds Land lern ron Städtere 's Fine! F. En
hübschi, fini Meitja GrD. Er ist nit dr feinst, un-
gezogen, ohne Zartgefühl S. TFe»» d' nit fina bist,
so hecliiinnst Chläpf [Schläge] GRPr. Kinder, trenn
der [ihr] fi sV, so kemmen-er Ejjpis über [bekommt
ihr Etwas] Bs. Auch: wacker, rechtschaffen. E fme
Ma"' FS. — 6. leutselig, umgänglich, freundlich,
liebenswürdig, gutmütig B; FS.; Gr; Syn. herz-fm,
frein, gemein. E grusig [überaus] fine Her GrD. —
7. gewogen. Er ist 'ra [ihr] /w. Si-mer fis! W.
Vgl. .Minne, wei-de mir noch fin.' Hadl. — 8. still,
zufrieden. Bis fi! sei fromm, halte dich wohl, gib
dich zufrieden Bs (Spreng). — 9. fromm, aber meist
i. S. V. frömmlerisch. Die Fine' heissen Pietisten.
.Stündler' Gr; GRh.; Syn. geßnt. — 10. klug, ge-
scheid, listig, durchtrieben Gr; Z. Es ist Keine so f.,
er findt no e Finere. Ineicren. — IL Adv. in abstr.
S. mit verstärkender Bed., vor Adj. und Verben; oft
aber nur. um der ganzen Rede oder einem Teil der-
selben einen leisen Nachdruck zu geben; kaum durch
ein einzelnes anderes W. zu übersetzen, etwa i. S. v.
recht, sehr, ziemlich, wohl, fast, geradezu, ganz, gar,
wirklich; zuweilen mit einem von diesen verbunden;
auch i. S. V. ,doch' zum Ausdruck der Verwunderung;
Syn. fri, gad, naitice, nadisch, geuilss. Besonders be-
liebt in BO., selten auch in Ap u. W; und zwar vor-
wiegend apokop. (/?, in BU. ländl. fe'i) ausser vor dem
unbest. Art., z. T. auch mit ?. S. noch fiz. a) vor
Adj. (Adv.). Fl ril, selUin udgl. Ap. Chüm dass si fi
n-ol [so recht] entschlafe sind W. Er i.si f. erstig [emsig]
g'gange BM. Fei trurig BE. Fin e chli. ziemlich viel
BO. Fi ordeli, ebenso BBe. Fl chli Öppis, ebenso B.
Fi Niit, ganz und gar Nichts B. Du sollt fi z' tüsig
Male Dank ha! B. Druf g' schaut der Her en a" fg
streng BHk. U"' hed-ne fg wiest [stark] 'packt bim
Chragen u g'schrüen fg as tcie ne Leu. SLiecbti.
.Damit er fein gnug für uns leide und sein leiden
gnug sei uns zu erlösen.' FWvss 1650. ,Doch stund
man noch in grossen Schmerzen, betrachts, mein Christ,
fein recht von Herzen.' Vilm. Schlachtlied 1656. .Den
Katechismus mit Fragen und Antworten fyn verständig
machen.' JJBreit. ,Rys [Reisig] darzetten fyn dick
wie strau.' Arzneib. Zollik. 1710. Vor .ein': fei (fln
BSi.) es grosses Hüs B. Vor ,dcr' beim Superl. : er
ist nid fi der g'schldst B. Vor .ein' allein i. S. v.
Sp. 271: du bist fi Ine! ein Wunderlicher BSi. Auch
vor Subst.. welche einen adj. Begriff' (gross, schön,
wunderbar) mit enthalten od. hinzugedacht verlangen.
F. en Ornig, eine saubere Ordnung! (iron.) BRi. Fin
e Schutz (BHa.), es Cherli (BBe.), es Eastli (BHk.),
eine ziemliche Weile. Ein es Dingeli, e Bletz, e Bits,
ein ziemliches (.schönes') Stück BBe., Hk. Das ist f.
e Ma'"! ein ausserordentlicher, nicht zu beschreiben
BSi. El- hat fi a Tross [eine schwere Last] z' trägu'
W. Ja, gege die [im Vergleich mit diesen] ist üse
Benz fei umme [nur] so-n-e Tscholi [einfältig] B. Das
si' fin Tütschega [Prachtexemplare von Kartoffeln]
BRi. — b) absol. , bei Verben. Du hä.9f fi [ganz]
Becht B (ZvRo). Du machst-mer fei Angst B. Tsch
es nit fei e Schang'r' eine rechte oder geradezu eine
Schande BE. Murh /i irie d' v-itt [du willst] B. Er
ist umg'falla und het es Loch i Chopf g'.-ichlaga, dass
ds Bluet fei so ist cho z' zuhala [heraus ((uellen] SBelpb.
Die Ouge' hei' Eim fei eso a'blitzei . MWalhen. 's het
I
837
Fan, feil. liii. rmi. fiui
838
Eim fei (furiiset. SLiechti. Mi" ist fy iciäcr z'wiiij
worde". ebd. 3Ie sott fei ylouhe, man möchte fast
meinen B. Dräit-si''' fy z' rinysedum. G,TKuhn ISUO.
Die Frucht [Getreide] fallt ja fei um. B Laiulw.
Wuehenbl. 1817. Mit Negation: Daxs viii fyn y'rad
tiimma iveisu, u-a Eim dr Grind sieit BGr. Jl/e" cha""-se
[sie] fei nit vie la yä". JRWvss j. Das ist schön y'sl,
iiie" cha"' t> "i't säye icie BSi. Pleonast. : Seiti er 's
im fi doch yrad use! B.
Mild, jin, nur i. S. v. fein, schön. Uic Diiilithongienuig
des streng-al.imann. i ist ia dem .fein' der nürdl, MAA. nur
gelegentlich und dann der Emphase, mit welcher das W.
gesprochen wird, und der Aulelnuiug .in die Biicherspr. hei-
znmessen; in /<•/ (B) dagegen ist der A'oc. irrtümlich (wohl
durch die Analogie von fri :frci veranlasst) als .\uslant he-
handelt. Es fr;igt sich ja überh., ob nicht das abstr. Adv.
aus dem syn. fri resp. frei entstanden oder wenigstens mit
ihm tw. zsgeflossen sei. Übrigens kommt dieser Gebrauch
von .fein', nur nicht so ausgedehnt und vielseitig wie in BO.,
auch in andern deutschen MAA. vor. — Bei /. nnye ist /.
adj. aufzufassen, vgl. frz. .parier bas, chanter fan.x.' - 7. Die
Form fia erklärt sich aus der grossen Vorliebe der W MA.
für das sächl. Geschlecht.
herz-: gut, liebenswürdig GnChur.
tinelen: ein wenig fein sein oder werden; Fein-
heit att'elvtieren ßs; s. Fmeii (Flnerli). — finelig:
zart, fein, z. B. v. Zeug Bs. Vgl. fmzeliy. — Finelle f.:
verzärteltes, eitles Mädchen; auch: Feinschmeckerin;
„Finelleli n., zuekersüsses, feines Mädchen- S. Üs
y' falle" die Finelle und Trthliüsji/ldnzli i dr Stadt nit.
J Hopst. 1805. Finelle und Wespiy'stalte". ebd. —
finen: fein werden, allg. Das Ptc. als Adj. ,Die
gfynten und die den naraen haben wollen, sy sygind
nur fromm.' 1G33, JBreit. Vgl. fin !).
Finerli, Fineli n.: „Geschöpfchen v. schmäch-
tigem Körperbau Vw; Zg." Fein tuendes Mädchen
Aa. De Ma"" ist au"' heis Fineli Z. — Von einem Freq.
II. Dim. finn-lcn neben dem einfachen Dim. fliieJen, s. d.
Finesse f.: Tücke, List, Verschlagenheit; Ränke
Aa; GW.; Eigenheiten ZKn. (auch Finisse). — fines-
sisch AAZei., finessig Bs: tückisch, listig. In Bs
auch Finess m. : listiger, pfiffiger Mensch^ Fino. —
Finetti, -ettli: beliebter Name für kleine Hunde
L; S; Z. - Aus dem Ital. — Fini I f.: Feinheit Bs;
Gr; Z. — Fino m. : 1. Hundenaine S; Z. — 2. Schlau-
kopf Bs; S; Z. — Zunächst in Bed. 1 ans dem Ital.. dann
i. S. des deutschen fin umgedeutet.
Finale, Final n.: Schaugefecht, mit welchem je im
Anfange des Herbstes die militärischen Übungen der
Z .Pförtner' (s. d.) für das betr. .Jahr abgeschlossen
wurden. Will.
Finanz f.: (meist PI.) Li.st, Kunstgrift", Kniff, Be-
trug, bes. zum Zweck von Geldgewinn. ,Die Eiteren
stecktend voll falscher finaiizen wider Susannah.' 1531,
Susanna, = falschen betrugs.' 1007. ,Mit fynanz und
argem list.' Birk 1535. ,Es [schlauer (jewinn] ist die
vinanz uf uiiscrm orden', sagt eine feile Dirne, also:
Mittel zu Geldgewinn. Salat 1537. , Diese Äusserungen
haben ihm den Verdacht erweckt, es sei auf eine F.
abgesehen.' 1531, Stkicki,. , Liste und finanzeii der
wuocherer.' HBull. 1597. ,Was gwalt nit vermocht,
bracht der venanz zuo wijgeii.' Kessi,. ,Pfäfers sei
durch arglistig vinanz und pratik von StGallen im
[dem Bistum Ohur] entzogen worden.' Vad. .Solertia.
gcscheidigkeit oder f' Fius. .l>iilus malus, böse f.
ein avglister betrug.' Fnis. ; Mal. ,1'nbilliche Pacten.
List und Finanzen.' lOOU, L. ,Wir haben alles Spilen.
es sye mit Karten, Würflen, Keiglen und ander der-
glychon finanzen verbotten.' B Mand. IG'28. .Da man
im auszahlen allerlei gsüch, finanzen u. vörtel braucht.'
FWyss 1051.1.
Mhd. finaiaie, finanze, f., unredliches Geldgeschäft, mlat.
Jinniitiit, ital. fiuama, frz. finance. urspr. = Zahlung.
Finanzeri f.: Gelderpressung, wesentlich ^ .Fi-
nanz.- .Was für grosse F., Boschiss und Trug' mit
diesem Geld geübt werde. 1015, Absch. .Hienebend
vil Fiuanzerei, Geltwechsel, Wuocher, Schinderei!'
Denzl. Zeichen 1031. ,Sich vor vorteiligen Gesuchen,
Griffen und Finanzereien hüten.' Z Mand. 1050. .Wider
den Zwang, Financery. Und auch des Adels Tyranny.'
Weissen!!. 1701. — finanzieren: , Finanzen- anwen-
den, die Wahrheit verdrehen. .Diesem zuwider habe
Hr. v. D. lang remarkiert oder, wie er [sein Gegner |
s.agte. financiert.' Frickart 1470.
tinäglen fimrijh; fuw'ijlc: (tr.) Einen mit feiner List
betrügen ZStdt f.
Die Unsicherheit der Erinnerung au die Ausspr. macht
es schwierig, sich über die Abi., ob von eghm (Sp. 151 ff.
und vgl. uneyhn, kuoneylen. hornitjhn, welche ebenf. doppelt
zerlegt werden können] oder von .Nagel' (also eigentlich mit
Nägeln fein oder mit feinen Nägeln beschlagen) oder oli von
frz. .vinaigre', Essig (mit Beziehung auf das behutsame Be-
giessen des Salates) usw., zu entscheiden.
Vinehönli, Vinenönli s. Viole II (Sp. 033).
Finel BFruttigtal m. (n.. Adelb. It ZyRo). Fimel
BSi.; FJ. (i) m., ,^Fimele f. BGast.": 1. kleiner, leicht
gebauter Schoppen auf den entlegenen Bergen oder
auf Mooren, dort zur Versorgung des Heues, hier zur
Aufbewahrung der Streue BwO.; FJ. ,Von der Vor-
schrift, alle Gebäude mit Ziegeln einzudecken, sind
ausgenommen alle Senn- und Melkhütten. Käsespeicher
und (Jaden auf den Allnieiideu. Bergen und Vorweiden,
so wie auch die kleinen Moos- und Bergscheuerlein
(Finel).' B Verordn. 18'28. .Eine Weide mit St-äffelein
und Heufihnel.' B Amtsbl. 188'2. — 2. „einzeln ste-
hende Alphütte auf Vorweiden B (seltener]." St.''
Syn. Weidyemach. ..Fimele, Ziegenhütte BGast."
Aus dem gleichbed. /eni?« des angrenzenden Waadtlandes
(.Vingelz', Name des B Dorfes am Bielersee. der Heimat des
Minnesängers Rud. v. Neuenbürg, genannt ,der Fenis') und
dieses = nfrz. fenil (lat. foeinJc) mit auf die Stammsilbe
zurückgezogenem Accente, wogegen die Gr bezw. G Formen
(s. II. Fcnillr Sp, 835) die nun. Bet(Uiung beibehalten haben,
womit die ungleiche Behandlung der Voc. nach Qualität und
Qu.antität zshängt und sich leicht erklärt. I>as Gesrhl.. wo
es weibl. gewendet ist, richtet sich nach dem Oberbegriff
, Hütte' oder ,,Schür (Scheune)'.
Finne" Pfinne f.: 1. Finne, Pustel auf der Haut.
S. Bluet-F. .So derselben [Sau] eine pünneii uff der
Zungen wirt, soll dem säugeschauvver dieselbe heilii-
fallen.' Winterth. Stdtb. - 2. Würmchen hu PMeisch
in (iestalt runder, weisser Körnchen. .Finnen oder
Pf- |P1.]. eine nicht seltene Krankheit der Kühe
Stkinm. 1802 (Gl!h.). Die Perlsucht beim Uindvieh
GrD. ,Und ist die Zeit, dass Einer währ stahn |gut
stehen I muss, was die Pfiiien antrirt't, 1 .lalir und
3 Tag.' LB. Gr VDörf. ,So ein Kind inwendig Füliiia
I faule Stellen | hätte, es wäre au der Lunkcii oder
Lebreu oder anderstwo. und darum das IJind nnigc-
talli'ii I krepiert I wäre und doch iiil die lauter |nielit
839
Fan, feil, liii, l'oii. von. lim
840
geradezu] Pfiiina erfunden wurden, sü sull ein Vcr;,'leich
geschehen.' LB. GRKlo.st. Auch im Fisch: ,Hart [liaum]
ein egli gefunden wird, welches [dessen] leber nit
etliche pfynle hab.' Fisrnii. 1563. .Nach dem Leich
werden die Treuschen schädlich geachtet, dann et-
lichen ihre Leberen voller Ptiimen wachsend.' HsEEscn.
1692. — Bluet-. .Die Bluttinnen oder die Blutge-
schwär, so man Carfunkel nämbt.' Arzneib. Zollik.
1710. — Mlui plinne, vinm 1) Nagel, Pflock, 2) Fäulniss.
finnig Aa; Gl; L; S; Z, pf- Ap; Gr: 1. mit der
Finnenkrankheit behaftet A.\; Ai>; Gl; Gr; L; S; Z.
.Das man pinniges [so!] fleiscli nit soll under das bergin
[Schweinefleiscli] henken.' L ä. Ratsb. ,Die metzger
sollen kein unsuber finnig oder sunst presthaftigs
voech verkoufen, allein finnigs schweinfleisch vor-
behalten, das mag man uf dem flnbank vor der metzg
verkaufen.' 1643. B (It Rfbix). ,Es werdend die seuwen
pf., so ein gattung ist des aussatzes.' Tiere. 1563.
,Wann darnach das s. h. Haupt Vieh pf. fiele, so soll
es der Käufer an ihme Selbsten haben. Wann aber
ein Stuck Vieh böser dann pf. wäre oder gar faul
fiele, so muoss es der Verkäufer an ihme selb.sten
haben.' LB. Ai'I. 1585/18'28. ,So die Schwyn f. ge-
fallend.' L ä. Stadtr. Die Redaktion von 1705/85 unter-
scheidet bei den sog. Hauptmängeln des Rindviehes
.finig' von .faul'. .Wurde das Schwein auf der Zungen
sauber und in dem Fleisch darnach pfinig erfunden . . .'
.ebd. Übh. (von Naturerzeugnissen) fehlerhaft, krank-
haft, faul, giftig, stinkend L. Das Kinderlied: Hinder
iiiifner Schwiijeri" Hüs schhit c fiiimi/e Nia^sbüiim üs; eb
(u-ennj de'' N. Birli Iniit, trüji-ech am niij Scliiriyeri Leid
(RoiHH.) kann den innerlich faulen Stamm, von dem
eben so wenig ein Ausschlagen als von einem Nuss-
baum übh. Birnen zu erwarten sind, oder sein mit
krankhaften Rcstflecken angestecktes Laub meinen. —
2. übertr. , vom Charakter, verdächtig, perfid, be-
trügerisch Gl; L; Z. Wenn die Halbe von üserer
Party f. sind, so häm-mer 's denn frlli i-erspilt. Gl
Volksgespr. 1824. — fül-]jfinnig: an der Lunge mit
Fäulniss angesteckt (v. Rindvieh) Ai> It Steinm. 1804.
— Pfinnigung: Finnenkrankheit. .Was hineinwärts
über die Bergen verkauft wurde, das solle kein Ver-
käufer der Pfinnigung halber zu währen schuldig sein.'
Ges. Gr OBund lS'i7.
Finester m.: spanische Wicke, lathyrus udor. .\i-K.
Aus .Fimster' wegen liesseu lautlicher Unbeiiueiulichkcit
erleichtert uuj dieses, welches eig. Jen Erdrauch, fuiiiaria
offie., bedeutet, wegeu der Ähnlichkeit der Bliitcn auf obige
Vtlauze übertragen.
Finett(l)i s. u. fin.
Fini II n.: weibl. Taufn., Josephine, in dim. .'^. Bs.
Viniönli. Vinü(n)li .s. Viole II (Sp. 633).
Rose°-rinirk s. Jericho. Fino s. u. pii.
von fiin BHa.; GnChur (wenn betont): Bad. 0.
rvtm obe), fn-'- GlK.; GS.; ScHSt, Stdt; S; ZStdtf
u. n.-ö., fein BGr., Sa., Si.; PSilv.; WLö., fä" BG.;
F; Gr; PP.; Ztw., sonst Z'ö».' 1. a) räumh Ent-
fernung, Trennung; in einzelnen Fällen (betont) adv.
oder adj. prägnant i. S. v. entfernt von, getrennt von . . .
Es Chälbschi tarn Hälsiy [Stricke] lassen BSi.; vgl.
ab ä a (Sp. 26 f.). Es gät Alles Ojanz) ron-em, er [der
Patient] lässt das Genossene unverdaut von sich Z.
Von Opjips rlui. I'^twas los werden GuS.; ra Lerir/a
cho. aufhören (Eier) zu legen GuPr. Von-enand, aus
einander; gä", klatt'en. z.B. von Sohlen; sich öffnen,
von Blumen ScH; Z; tiie", zerstreuen, ausbreiten Z;
si", verschieden sein. z. B. im Alter; si sind ganz t\,
die Eheleute sind ganz geschieden Ap; BO. .Paulus
lasst ouch nach, das die eelüt (als von bettens wegen,
in grossem anligen oder wenn sunst gfaarliche zyt
sind) wol von einandren betten mögend.' HBi'll. 1540;
s. auch Sp. 307. Von Eim [sich] selber sin, in Ohn-
macht BRi. Tue" wie vom Verstand, sieh unsinnig
geberden. Stütz. Si 'n Lata und vo 'n Lüta ist eine
Wohnung, nahe an einein Dorfe und doch alleinstehend
GTa. (die Präp. betont). ,Das du mir machest ein
wonung von der weit' Anf. XV., Italeue.nde. ,Dass
er da gott diene und v. den lüten sy.' StMeinr. 1464.
.Storken, welche nur in dem Gemöss [dem Sumpfe] v.
den Leuten und nicht auf die Häuser- nisten.' JLCts.
1661. Si war gern ron-em, von ihm [ihrem .Manne]
geschieden. Sprekg. Er isch rorra, der Mann hat sie
[seine Frau] verlassen, ist von ihr geschieden Bü.
,Wo aber die Frau vor ihrem Ehemann abstürbe, der-
weilen sie also v. ihme wäre.' L Stadtr. 1706/65. Gang
com-mer [von mir weg]! BRi. ,Du wollest redlich
studieren, so du v. dem magister [entlassen oder aus-
getreten] sygest.' XVL, BAmerbachin. ,Stond wir von
im [fallen wir von ihm, d. i. Christo, ab], wirf er
unser ouch verleugnen.' Zwingli. Gib 's cun-der!
sprich dich aus! GnChur; Z (co). ,Von iren arbeiten
kommen' s. bei Arbeit 1 (Sp. 422). Vom Ma"' {vön-
demmä Aa, rondermä S, rundnnie AAZein.) si», fare",
d. i. rechts an der Deichsel, reehtshin, da der Fuhr-
mann auf der linken Seite geht oder sitzt. Er chupplet
's Füchsli conderma nibe'" Choli. JSchild; daher: de'
Vundem- (Vonder-) mä, das an der rechten Seite der
Deichsel befindliche Zugtier AAEhr.; S; vgl. auch
rot -händig: eonawärts, rosi''''wärts, auswärts Ap, und
Vonem-Htiss; Ant. zuederma; an der Hand. ,lst
er nun jar v. dem lande gewesen, also das er die
erbe nie angesprochen, der ist v. synen rechten [hat
seine Rechte verloren].' Ofs-k. Birmensd. 1347. ,Ge-
schicht des nicht, so soll er v. synem Burgrechte
[desselben verlustig] syn.' 1316, Z Ratsverordn. ,Von
dem amt kommen, desselben verlurstig werden.' Hospin.
1683. ,Vom Bettlerorden- s. bei ander 4 b (Sp. 304).
.Erhenken oder sunst vom lyb tuon.' 1416/1544, Schw
LB.; ebenso ,vom leben tuon.' 1450, L. ,Der Jesus,
der V. üch [weg] empfangen ist in himmel' = ävaXrj-
cpS-eiS äy' S[i(öv. Zw'i.kuli 1527. .Es ist gar ein strow
vom für, geh man im ein wyb!' = da heisst es recht:
fort mit dem Stroh vom Feuer weg! ebd. ,Da es
gegen der Sonnen und etwas bass vom wind ist [ge-
schützt vor d. W.].' RCys. .Die Redleinführer, die
v. den Steuren ledig ausgicngend.' XVII.. JJ Breit.
.Von der Stür stahn'. von der Steuer abstehn. 1646,
Wadenschw. Handel. Vor gewissen Subst. ohne Art.:
Jetzd'e"' gät 's bald ra Land = zur Alpfahrt. Gl Volks-
gespr. 18'24. Es schnit vii Alp, schneit auf den Alpen,
so dass man mit dem Vieh heimfahren muss Gl, also
prägnant verkürzt. My Ma"" het afah" trinke", het
vo" Hüs g'schlage" u"'' sy" B'ruef v'rsümt. MWalden
(BE.). i'o Hus {Heime" Z) gä BG. Vo ühille gä,
aus der Kirche aScHw. De Vogel löt-si [lässt sich]
ro Sode, fliegt auf. Henc. 1836. .Dem schuolmeister
S. soll der cid v. stadt und land geben werden' = der
Eid auferlegt werden, sich von St. u. L. fern zu halten.
s-n
Fan. t'ou. fiii. f(ni, vnii. fun
842
1017, Sai,at; vgl. ,iii die statt schworen und nit danis',
d. i. sich nicht aus der St. entfernen zu wollen, ebd.
,lst er dann ein Hindersäss, so soll er unsers Land
niyden und v. Land geschickt werden.' 1005, ScuwG.
LB. S. auch bei flüken. — b) von zeitlichem Ab-
stand. Vit Morge bis z' Abid Z. Vu erst a', von
Anfang an. anfangs G. Vo Jctst, jüngst B (Zyro).
.Wir wellend von ersten von der kilchen ze reden an
die band nemnien.- Zwingli. .Von etwas Zeit har',
.TMi'Li,. Ititjö. ,lui jar von Christi geburt 1509.- LLav.
15(19 = .in d. J. Christi.' 1670. — 2. Herkunft.
V Bach chümmid cii 'n Berge her. KdMey. I''' bi vo
Zürv'' ; wenii-i niid vo Z. V'är, so u-är-i dert, Wort-
spiel mit Bed. 1. ,Die Mutter Bärbel, von dem Vater
eine Sonderegger und von der Mutter eine Benziger.'
BBiscHOFB. ca 1695. — 3. Stoff, aus dein Etwas be-
steht. Öpj'is vo Eiere, eine Eierspeise. Vo Gold,
aus G. bestehend oder gemacht, aber wortspielend
(mit Bedeutung 1 und mit Betonung der Präp.) auch:
weit entfernt davon, Gold zu sein, von Gold ver-
schieden , z. B. aus Messing bestehend. Das ist e
Sach g'macht co Nilt, das will gar Nichts heissen
FMu. ,Von edlem gestein und berlin koschlichen
versetzt.' Eulib. .Scaliger hat gesehen von Fröschen
regnen.' JZiegler 1647; vgl. .kpidibus pluere.' —
4. Ursache, Kraft, Mittel. Denn g'hört me' vo
dem G'rassel nW l-eis Vög'li me vornsse singe". Stütz.
Er isch va Chlupf [Schrecken] g'storbun W. Das
ist Nüt als vo Becht, Nichts als recht BGunmi. Vo
Erist, im Ernst, ernstlieh B. Es nimmt-mi vo Gott
[im höchsten Grade] Wunder, wie si das mache" BBe.
,Wenn es [schon] Nichts sei, so hätten sie [die Arzte]
ein Brüll vom Tutel [machten einen höllischen Lärm,
viel Wesens], dass man meinen sollte, was sie wären.'
GoTTH. ,Die Magd will der Frau, der Tochter des
Hauses es gleich tun; das soll glitzern und glänzen
vom Tüfel.' ebd. Ohne Art.: Vo Hand, mit blosser
Hand, ohne Gerät, allg. .Er wird von [in Folge] syner
schulde von dannant Verstössen' = .pro culpa sua.'
Auf. XIV.. B Handv. .Guot, das er behüeten soll v.
synem ampte [von Amts wegen].' 1342, Hotz, Urk.
,Wenn denn die selbe person v. tode abgät.' 1418,
BSi. ,Wir [ver-]mochtend nit faren von dem unge-
stümten Wetter.' Stockar 1519. ,Ich tieng an von
andacht schwitzen.' NMani'el. ,A1s ich aber von klar-
heit dises Hechts nit sach.' 1531/48, Apostels. = ,von
wegen der kl.' 1667. ,Dass er nicht gichtig syge,
solichs V. [aus] im selbs gesagt [zu haben], wol aber
[habe er es von Anderen sagen hören].' 1532, Eiju,
Act. , Diejenigen, die die büecher zu koufen v. armuot
nit habend.' Kessl. .Dann er v. kranchheit nit hett
mögen in das rathüs kummen.' UMev.. Wint. Chr.
,Ün alle leer v. iren selbs gelernet.' Voc.elb. 1557. ,Die
Hund, so sich v. beiwesen [Anwesenheit] ires herren
nit dürfend zuo wer stellen.' Tierb. 1563. .Inflarc
ambas buccas, blasen was einer von Hals vermag.'
Fris. .V. alter.' ebd. (s. bei Aberwits). .Schlug die
hend in einanderen v. fröuden.' LLav. 1569 = .vor.'
1670. ,V. leid-, vor L. 1707. L Makk. ,Frid v. Hand
geben', Jmdui mit Handschlag Frieden geloben^Ar It
Zeli.w. 1747. — 5. Eigenschaft. Vo Tue und La,
im Tun und Lassen BHk.; vo Mül, was den Mund
betrift't. ebd. Wettet Si vo der Güetikeit .si".^ wollten
Sie so freundlieh sein? Z. Oiipis vo der Höchi, drei
Schueh vo)u Bode, iron. = wenig buch ZHafz. 1'»/
Körper [physisch] schivach B. Von-^r^ Tilmmi, un-
säglich dumm G; Z. — 6. Objekt. I will vo dir
hoffe, du chömmist G; '£. Mir hend von-ene g'ha,
wir haben von ihnen gesprochen (jenseit Kaiserstuhl).
Es Gruse v. [vor] Eppes ha' W. Si grüsed nit von
enand Sch; Z; syn. ab. , Stirbt er [der Verwundete],
so soll man von im richten [über den Täter Gericht
halten].' Strafr. Bailen 1384; syn. ab (s. Sp. 27 M.).
.Der 5 orten unkönnende des regierens ist ein ursach,
dass man von [mit] inen teilen muoss [die gemein-
samen Vogteien, weil sie ungleich, z. T. schlecht ver-
waltet wurden].' 1531, Absch. ,Daniit Niemants v.
dem geist zweiflete.' Bossh., Wint. Chr.; vgl. .dubitare
de.' ,Wann wir fasten nur v. der leiblichen nahrung
und nicht vil mehr von der sünd.' JMüll. 1665. .Sich
entsetzen von einem.' AKlingl. 1691. — 7. Teil. Mir
[wir] siiid vo'n Erste' g'sl", unter den E. ,Die F'roweu,
so von ersten [aus der Clausur] hinusgangen warend.'
1525, Bossu.-GoLDScHM. Me" wird-em säge", tcas ro
der Ell ist, ihm sagen, was Trumpf ist, eig. ihm die
Rechnung stellen Z. Er het vo de" mesten übercho,
ist einer von denen, die am Meisten bekommen haben
Aa. Es ist-'re [ihr] nüt vom Beste g'gange" Bs. ,lhr
Befinden ist nicht vom besten.' HDies. 1863. ,Da
wurdend inen von eidgenossen [ihnen, den E.? oder
,v. ei.' mit dem folgenden Zahlwort zu verbinden?]
8 erschossen, dass [während] des grafen lüt'''' nie nütz
[Nichts] beschach.' Edlib. ,40 personen von weih und
mannen.' HPantal. 1578. — 8. Umschreibung des
gewöhnlichen (attributiv posscssiven)Genetivs, wenn
er dem regierenden W. nachfolgt; wie rom. de, engl. of.
ällg. E Bur [vo dem Land BHa. — 9. besondere
Verbindungen, a) mit ,zu'. ,Es warend vil, die
von und zuo giengend.' 1531/1667, Marc. VI; vgl. bei
vonen. Basel ermahnt 1545 die Eidgenossen ernstlich,
,zuo und von zuo geben, damit wir uns vereinbaren.'
Absch. ,Dass durch gassenschrei geschechnen dingen
oftmals von oder zuo gesetzt wii't.' Kessl. .Fragtend
sy, ob si den von Strassburg zuo oder von stundent
[von ihnen abhängig wären oder nicht].' Edlib. .Zuo
und von gehn', Aufsicht üben. KDasyp. 1578. —
b) mit wegen, s. d.
Die Formen nüt a und m stehen unjefiilir gleich weit
von o ab; a für o lässt sich in ZMA. aus uuorj. Dehnung
(vän z. B. als Adv. in Zss. ; vgl. z. B. Tar. das Tor, cAo,
kommen), welche dann in der Präp. wieder Reduciening erfuhr,
erklären; in den Gebirgs-MAA. scheint darin die ursprüng-
lichere Form des W. fortzuleben. Über m-m-ene, m-me neben
und für vo-n-eme, von einem, vun-ere, von einer, s. u. ein;
ebenso wegen vo-n-ere, oo-re, von ihr, unter iV. — Bed. 4,
wie auch 1 u. 2, ist z. T. syn. mit ah, nach welchem eben-
falls einzelne Suhst. ohne den best. Art. steheu können. Die
.Zuwendung 4 bei Stutz wird eher aus nachlässiger Ausspr.
(to" für vor) zu erklären sein. Sonst wechselt ro« allerdings
syn. mit vor, wie mit anderen uhd. Präp.: ,iu' (5), ,aii' (7),
,zu' (1 h), ,mit' (4), ,übcr' (0); aber umgekelirt tritt irr-
tümlich aucli vor für von ein. Da von ilherh. dt-n Genetiv
ersetzen kauu, so entsjiriclit auch der (iebraucli .'> dem lat.
Gonet. qualitatis. der mit dum .\b!. wechselt. Kigentlhulicll
und vereinzult (dem Rhythmus und Reime zu lieb) stellt ,von'
für .davon'; ,So lang man nicht gewusst, dass er der Author
von.' Acerra 1708.
niener-: von Nichts; syn. nienen-a>i. .Und wissend
die von Underwaldcn niener von nünts.' Kessl. .Ob sy
niener v. nichts wüsstind.' LLav. 1569. Häufig in Absch.
dannen-: davon. Gang dannuran! W. Wir si"
<t. ;'i?«? clio, darauf zu sprechen gekomnicn. lOid.
848
Fan, feil, fiii, foii, von. tun
844
dar- von dni-ü Bs; B; L. ilnea Gk ObS., dervu G,
d^vr, B; Z, d:;vn^ nwZ: 1. i. S. v. ron 1. Es ist guel
dezue und devo c/to", leicht dazu zu gelangen, be-
queme Zu- und Abfuhr, z. B. von einem Acker Z.
D. chö, ohne Sehaden davon kommen Bs; am Leben
bleiben [chuntist dem':' scherzhafte Frage an Einen,
den man bei gutem Essen und Trinken trifft) Z; auch
von Pflanzen, die den Winter überstehen Z; um Etw.
kommen, es verlieren BBe. ,.S'j''' derto ha, se amo-
vere.' Id. B. D. sl, davon geheilt sein B. Näclier de'
Sihczye' ireder d., den 70er Jahren eher nahe als von
denselben entfernt Z. Dehin und d., Alles in einem
Abschluss, Pauschalabfiudung Gl. Nüd d. und Nüd
derzue, die Sache gerade .so geben, wie sie ist, ohne
Schminke und ohne Tadel L. Hing [leicht] derzue,
ring derco! wie gewonnen, so zerronnen Z. ,Enuiag er
nicht [vermag er n.] ze sweren [seine Unschuld durch
Eid zu erhärten], so git er buosse; ist aber, dass er
sweret, so ist er davon [freigesprochen].' 1313, Lauf.,
Beitr. ,Es ist des gnuog; woluf, darvan! Die ding
wend nit lang beitends han [leiden nicht langen Auf-
schub].' HBuLL. 1533. ,Als syn tochtermann under-
standen die ganz huob, so syn schwäher sei. besessen,
zuo synen banden ze bringen und syne niitcrben davon
zo koufen . . .' 15l)0, Hotz, Urk. — '2. i. S. v. ron 7.
Weit-der au d.? wollet ihr auch welches? Bs. We""
dr 's zwänge" weil, so zwängit 's, aber ih wott Nüt
d'rrii. GoTiu. Was ist d.? was habe ich für die ge-
■ lieferte Arbeit, Dienstleistung zu bezahlen? Z. —
3. i. S. V. vmi 4. , [Rechttun aus Furcht ein niederer
Grad der Tugend,] Davon man nieman twingen soll.
Das er durch forhte tuege wol.' Schachzab. Vgl. das
folg. — Ni'Iji'ii .van : liiiTi' reimt HBiiM. an amlerfv Stelle:
.von : srun."
wo-: warum? ZG. f Syn. nm ircgc".
voiie" I: hinweg SciiwE. V. stä", sein Kapital
verloren geben, von Anspruch darauf ab.stehen Schw;
Zg. Syn. himvegstän. — Aus einer alul. (irnnilf. r;,i,iiiii.
nach Analogie von <>Iwn, innm nsw.
vonne" II s. vornen.
Fönigs = JWte»?.? (Sp. 7'23) Aa.
Fön Aa; „Gl (ü);" GRPr.; L; S; Uw; U (e); W,
Fö GG.; ScH (Ö'J; zw., Ftl BHk.; Gl (ü'J; Gr.Av.,
Föne BG.; GrS.; W; Z, Pfön GRPr., PfÖ Ap (t. ö',
t. ö-'}; GKh., Ta., T.; ScnSt.; Th, Pfü' GSa. — in.
Aa;Ai'; BHk.; Gl; Gr; G; ScU; Uw;U; W; ZS., W.,
f. BG. ; L vorvv. ; ScnSt. ; ZHörnli, Lunn., W^.: eine
vorzugsweise süd-ö.stl. bis südliche stürmische Wind-
ströraung, welche die Temperatur bedeutend erhöht,
den Druck der Luft vermindert und diese austrocknet;
etwa auch der gewöhnliche Südwest (Äquatorialstrom).
,Die statt Zürich ligt gegen der pfön [gegen Süd] an
einem see.' KuTürst 1489; Gegs. .gegen der bys'.
,Notus, der Sudwind oder Mittag-w., Piggen-w., die Fön
von mittag hör.' Fris. ; Mal. , Welchen die Welschen
Syrocum. wir Deutschen aber den Fönen nennen.-
MLussY 1.590. .Die Fön.' Um, Hiob = .Mittagwiud.'
1530. .Da kam ein starker Wind von Mittag her, den
wir Pfön oder Sudwind nennten.' LTscHirni HiOü.
,Die fön. föh, sndwind, auster.' Reu. 1Uü2. .Australis
ventus, die Fön.' Wagn. 1(580. , Mittagwind, die Föhn
genennet.' HsEEscher 1(592. ,ln den Jahrgängen, die
nass und feucht sind, und in welchen die Föhn herr-
schet.' Z Mand. 1771. Doppelsinnig: Im Ahrcllen (1708)
hend-is [uns, den liberalen Luzernern] d' Sclnoyzer gar
noh d' Fön i" Bliese g'jagt. JHäfl. 1801. Der F. heisst
, Schneefresser'; in U (u. a.) ,der älteste Landsmann'.
/"'' wett, der Pfö näm die ganz G' Schicht! GBerneck.
lu-ött lieher, das-mi''' der Pfö niem, a's . . ., wollte lieber
dahin, wo der Pfeffer wächst! Ap. Es ist, a's öh 's der
Pfö nid [nimmt, nähme] Ap, wenn Etw. rasch abnimmt,
spurlos verschwindet. Wem-mer das alls g'Hssa" hönd,
nemmt-is der Pfö numma, kann uns, weil unser Ge-
wicht zugenommen hat, nicht mehr forttragen GBern.;
vgl. u. Bettgatter. Lose" wie d' Schtvi" dem Fü, er-
staunt aufhorchen Gl. Der lieb Gott und die guldi
Sunn vermöge" Nüd [am Schnee im Frühling], wenn
de Fü nid chunnd Gr. De'' F. vermag i" 2 Tage me,
a's der lieh Gott und d' Sunne i" zechne' U. D' Fön
Macht schön; Wenn si vergöd. Fallt si i 's Chod.
Ineichen. Übe" Fön, macht 's Wetter hön; Marge" F.,
macht 's Wetter schön, ebd. ,Us kraft einer ganzen
landsgemeind ansuchen [Besehluss] durch [wegen] be-
hütung vor fürsnöten und sonderlich, dass der all-
mächtig Gott den schädlichen fönen von uns nemmen
welle, ist solcher krüzgang järlich uf StPolegen [Po-
leien] tag bestimmt.' Jahrztb. UBürglen. Noch bis
zur Zeit der französischen Revolution war im Ktn
Schw folgendes Gebet üblich: Fön! mach-mv'' nid
hön! schad-mi"'' nid a" Fach und G'macJi; du weisst
ja, dass mer 's Niemerl macht. Man unterscheidet
einen warmen und einen kalten F. Ap. Stübe'de Pfö,
ein besonders heftiger F., der das Wasser aufpeitscht
und Tropfen fortträgt Ap. Die flüge'de Pfö, schnelle
Windstösse aus Süd Th. Die unld Pfö, der F., falls
er sich gegen Nord gedreht hat, im Winter mit grosser
Kälte verbunden ScuSt. D' Pfö ist offe". ebd., d' Föne
sännet ZLunn., das Gewölk ist licht gegen Süd, die
Schneeberge hell und anscheinend nahe; der Pfö ist
in 'n Gänge" oder -itösst, F. weht Ar; bricht aha. fällt
von den Höhen herunter, ebd. ; d' Pfö got zue, der
ganze Himmel bedeckt sich (bei Föhnwetter), ein Vor-
zeichen nahen Regens ScaSt. ; ist dus.ie, wenn bei
Föhnwetter ein greller gelber Schein sich über die
ganze Gegend verbreitet, ebd.; der Fü lert us. es
regnet in Folge von Föhnwetter Gl.
Aus a-liüvw. favougit, favotgn, faguijti, fuoffu (schweiz.-frz.
fu(, fueii, tess. fogn) und dies aus lat. favonins, Westwind ;
vgl. 'i* &\\i. fonno m.. fonnaf. — Das weibl. Geschl., welches
in ä. Lit. fast ausschliesslich gilt (auch bei Vad. ; Tierh.
IöG;!; UMey., Wint. Chr.; 1596, Hiob, in den früheren Ausg.
uiasc! 1634, JJBreit.; JJScheuohz. 170S; JTobl. 1797),
scheint in Folge mythologischer Anschauung als von der
Winds-Braut, welche JRWyss in Alpcnr. 18'27, 338 für
BHa. behauptet, eingetreten zu sein. Später wich diese
poetische Auffassung der nüchternen Snbstituierung des Be-
griffes .Wind' und gewann das männl. Geschl. die Oberhand.
Aus .jener altern Periode rührt der Anlaut pf (schon bei
Türst u. Vad.) als die mundgerechte Verschmelzung des Art.
d' mit /. — Syn. Sunderluft. — Unser W. auch als Ge-
schlechtsn. 1400 in SclnvÄrth (.des Vönuen hus').
Hasli-: ein vom Westwind auf das Haslitaler
Hochgebirge zurückgetriebener Föhn. Südostwind L;
Uw. — „Heiter-: der helle Witterung herbeiführende
Nordostwind B; Gu; LE." — Heu-Birli-: F. zur
Zeit, da die Frühbirnen der Reife nahe sind, diesen
sehr verderblich; übertr. scherzh., die übelriechenden
Ausdünstungen von einem Menschen L. — Stei"-:
kalter Wind, der im Winter aus dem an kahlen Fels-
wänden roichen Wägitale weht SciiwMa.. in anderer
SIS
Fan fnii. Kaiicli f\nir
Fand— fiHK
846
.Tiihreszoit ebd. Tal-F. genannt. — Timnier-: Süd-
ostwind, der die Luft trübe (timmer) macht, indem er
gleichzeitig mit dem Regen ins Tal herabfällt Gl; Uw;
U, Ggs. Heiter-F. — West-: Westwind ScHwMa.
föne", fü-ne. pföna — Ptc. g'fünct: 1. (mit dem
dim. fände Gr) vom Föhn wehen, allg. Auch tr. : ,Der
Wind fönt das Schneeli wider fort.' UBkäugek 178.3.
— 2. schnell laufen; iimlia f.. umherstürmen Ar; BRi.
— 3. „Diebsgriffe tun, heimlich entwenden LG."
Zu 3 T^l. bei Fön die Anspielungen auf den liiebisrhen
Wind. Man Tgl. aber auch die Anm. zu ficken Sp. 731, dessen
Bedd. 3 n. 5 sich mit 2 u. 3 des vorliegenden W. decken.
US-: durch Föhn und Pöhnrcgen den Schnee
schmelzen. lez het 's ei's recht tisg' fönet BHk.
fön ig, pf-: zu Föhnwetter geneigt, von solcbem
beherrscht, allg.
Fench s. Fennich Sp. 834.
Fenchel S; Z, Fgnkel F.e,jkX'J A.i. tUeyl-d Gl; U
-- m.: Fenchel. Dill, freniculum offic. .Marathrum,
tänchel. Hippomarathrum, wilder fänkel.' Fkis. ; Mal.
Wird in den Gärten gepflanzt; die Früchte als Gewürz
den .Birnweggen'. dem Branntwein usw. beigemengt,
auch zur Erlangung einer guten Stimme gegessen und
zii Hustonthee benutzt. — Mlid. i-enehel. ahd. ßnniihnl.
Bären-: ehenf. eine Doldenpflanze. .Seseli Massi-
liense ferulse folio; seu siler raontanum offlcinarum.
Bärwurz, Bärenfenchel. Mutterwurzel.' Warn. 1090.
.üaucus Creticus, bärenfenchel, mutterwurz.' Denzl.
1677; 1716.
Der 1. Teil der Zss. nach anderen Compp. mit dem Namen
des Tieres umgedeutet, da urspr. vielmehr Bezug auf die
.Biirmutter' gemeint war, für welche die Pflanzen officinell
verwendet wurden.
Sau-: .Haarstrang, Schwebelwurz. agriophyllum;
pinastellum.' Denzl. 1677; 1716. Vgl. Fris.-Mal. :
.Peucedanum, ein kraut vulgo fmniculum porcinum,
haarstrang.-
„Wasser-: Wasserhahncnfuss, ranunculus aquat.
BO." — Der Name entsprechend dem faiutu d'aigtte der
benachbarten Waadt.
Fand (vand)- fund. Vgl. auch die Gruppe Fiiiit usw.
Vandeli, Vander, Vänderli s. Lavander.
Fandiideli n.; gutmütiges, einfältiges Mädchen B.
Syn. Trüdeli; ToggeJi.
Scheint eine Verquickung aus ital. fuutc f., Dienerin,
(i)der frz. Jantoche m., Marionettenfigur) und Ti-vtddi, Traut-
i'hcn, zu sein.
ver-fänd. mit der Negation verbunden: unver-
mögend, kraftlos, unpässlich, kränklicli. Er ist scho"
lang nit rerfdnde W. — Eig. Ptc. Imiif. zu rir/ahu i.
S. V. 1 b.
Fändel m.: liahm. .(Vhört er [der Eigennützige )
etwan von eim muti [Schatz] sagen, da ist im seel
und leben feil, wie er syn band zum erst drin wasch,
den besten f. zuo im nasch.' Salat. S. noch u. feimeii
Sp. 825. — Von mbd. M»i(, i\. \. f'iml. Nutzen (Fund); vgl.
mhd. venden, einernten.
ver-fänden s. verpfänden. Fänder. F;iiidri
s. Fnnnei- Sp. 831.
ver-fän deren s. rer-pfdiidereii.
Fend m. : Fusssoldat; Bauer im Schachspiel. Bis
heute erhalten als Beiname des Geschlechtes Kopp in
LBcroni. ,Des fendinen [Koppen] matten.' 1486, Jahk-
zEiTB. Neudorf.
Mhd. reni/e. Viell. spielt der Beiname bereits in den
schielenden Begriff über, welchen d.>is nlid. .Fant' bat.
Vendur i s. Venturi.
find. Find fient GRPani f, fiet GrS., SpL f.
find BHk. (V); GrS., Sculms fe'ij, Spl., sonst find:
feind, Feind. En ieders Tierli häd sin F. Eusi Bebe"
händ l-ein F., haben eine vorteilhafte Lage, sind frei
von Wind und Schatten Aa. Fient, Geschlecbtsn. Gr
Pani. .üass niemen synen flgiml spysen sollt als [wie]
synen fründ.' Eplib. ,Uf die zyt kam ich mit Hans
L. in finden und für [vor] gricht.' 1.5'26, HsStockar;
vgl. ,in Fründen.' ,Ich nenn dich nun fürhin ein bös-
haftigen flgend.' ZiELY 15'21, Findio! Ruf über den
Feind; vgl. Sp. 20. .[Die Nachbarn sollten meinen,
das Sturmgeläute] wäre fürjo und nit fyndjo,' Grob
1.599, Adj., mit Steigerung: ,0b du schon deinem
Volk feigend wärest, so soUtestu es mit deiner band
strafen.' 1531, IV, Esra = , feind.' 1548. ,[>a wurden
sy im noch feinder.' Bib. 1560. ,Darumb der Adel
der Stadt Zürich noch vil finder und ufsätziger ward.'
HBüLL., Tigur.
Mhd. vint, vlent, nhi. /laut. Die zweisilbige Form (.Damit
nicht myue fyend sich Erfreuend allzyt über mich.' Birk
1535. ,Vor synen vyend z' todt erschlagen.' BGlett. 1557.
.Macht es den fyeudt z'schanden,' 1558, Tobl., Volksl.l, in
welcher sieb etwa J bezw, ij als Silbentrenner entwickelte
(,vigind.' Ap Krieg 1405. .fygeud.' J Lenz 1500; 1521,
Strickl.: Gualth, 1555 neben , fyend.' 1553. .figent.' Bossh..
Wint. Chr. , flgend.' JJRüeger 1606), uud die (uhd.) Diph-
thongierungaufkam (,feigent.' 1531, IV. Mos., neben .feindt.'
1548. .feiend.' Tierb. 1563; Fris. ; 1619. J.IBreit.). erhielt
sich wenigstens in der Lit. noch lange neben der einsilbigen
(,flend.' Salat, neben ,Tiud: sUnd.' ,feind.' Mal.), deren Voc.
wie derjenige des Ant. Fribul schon frühe vom Diphthong
durch die einfache Länge (i) zur Kürze herunter sank.
Erb- hicss den Eidgenossen bis zur .ewigen Rich-
tung' Österreich, indem die Feindschaft vorher nie
definitiv beseitigt, sondern mit temporären ,Prieden'
von einer Generation auf die andere vorerbt wurde.
spinne"- Gl; Z, spille"- ZWint: feind in ver-
stärktem Grade. ,Der Tüfel seie allen guoten werken
spinnfyend.' LLav. 1569. .Allem guten spinnfeyend,'
1619, JJBreit. Auch substant.: si sind Sp. Gl. .Die
Bauern öfter Spilenfeind, Im Herbst sinil allzeit gut
Freund.' HSulzer 1828.
Eig. = einander grimmig befehdend wie die Spiniun tun.
~ .S'/)i?/p- viell. nicht bloss auf dem zwar nicht seltenen
Wandel zw. n und ( beruhend (vgl. eben .s'/.i7«iii;/;/ für A/n'nn-),
sondern mit Anlehnung an .S/ji7/t, Spimlel. liier i. S. eines
grausamen Mordinstrumentes; vgl. auch die Spindi'l Dorn-
röschens.
finden: anfeinden, verfolgen. ,Sy band all mit
einandren gfündet, darumb werdend s' ouch all gfindet.'
Eckst, 1525. ,Es stdl kein Ort das ander in sachen
den gelouben betreflend tygenden, fechten, nyden.
hassen, schenzlen. schölten.' 15'i9, .Xiiscn.
an- li finde: (tr.) Einen gerichtlicli zu Schaden-
ersatz anhalten .\a. - Docli viell. zu /inilm in gericht-
lichem >S.
f i n d i s c h , ,v y e n t s c li,' Alii. v. Bonstett. : feindlich.
,lhis (indisch ia mördisch gefenknus.' G Handscbr.
847
Faiiil. feiiil, lind. fnii<l, fuml
848
findlich (fintli): 1. feiiiJlich. ,Fygentliche läfzen
[Lippen] und ein böses herz.' 1.531, Prov. = .giftige.'
1.530. ,Wa ein burger swert trüege und dass ein rat
erkannte, dass es vientlich oder argwenlich wäri be-
scheclien.' XIV., Bs Rq. — 2. heftig, schädlich, von
Naturerscheinungen, denen eine bewusste Gehässigkeit
angedichtet wird. .Fienge es an, fintlichen fast regnen.'
Edlib. ,So kumpt ein Blitzg uss dem Luft und an-
gents darüf ein vigentlicher Donderklapf.' ÄgTschudi.
— S. noch ftniUii-h. Zu '2 vgl. nhd. .feindlich' ^= sehr,
aher auch kib(el)ii/.
Findschaft: 1. wie nhd. ,Ist dass dehein burger
vingentschaft oder gevecht hat gen einem ussmann.'
Stadtr. Diessenh. 1400. — '2. Absagebrief. Im J.
1492 wurde von den regierenden Orten im Thurgau
ein Untertan bestraft, weil derselbe einem andern
wegen Schmähung ,eine F.' geschickt hatte. (Absch.)
findselig, ßtsailigScnviE.: unleidig, hektisch, z.B.
von Patienten ScnwE. .Melancholicus, voll schwarz
geblüets, feientselig.' Fris.; Mal. .Molestus, der eim
gar kein ruow nit lasst, müesalig, feientselig.' ebd.
linden (//»cBU.; S) — Cond. fimd ffuyj - Ptc.
fmide" Aa; BU.; Gl; L; S-, Z f, g'fimna» P u. W tw..
g'f'unnot ebd. tw., fiinned PIss. : 1. wie nhd. 's liet
e hlindi Sau en Eichle fimde L. Me" fhidt Öpjns und
bringt Öppis [beim Wechsel der Wohnung, der Herr-
schaft]. Ineichen. Es 'bauets Hus. es g'fundnigs Hus
'S. E g'fundcs Fresse" fFresseli), ein unverhoffter
Zufall, Gewinn. G'fnnde", y'stole", g'hauft! Spruch,
mit welchem man an den Knöpfen des Rockes oder
der Weste des Kameraden, der mit einem neuen Klei-
dungsstücke oder andern Besitztum auftritt, abzählt,
wobei man sich den Anschein gibt, als befrage man'
das Orakel über die Rechtmässigkeit jenes Besitzes.
.Die Münz findt einandern [Gleich und Gleich gesellt
sich].' UBräcg. 1780. Von einem der Trunksuclit oder
einem andern Laster Ergebenen sagt man, wenn dieses
ererbt ist: er hat 's nüd g'fnnde. ,Wäre, dass das
deheiner übergienge. der soll eines aptes hulde ge-
wünen. als er es an im finden [erlangen] mag.' Offn.
Pfäffikon 1427. ,Si schämend sich nit, wie dick si an
luginen funden [ertappt] werden, als verlogen lüt.'
1444, Absc'h. ,So ist funden und ergrundt.' 1498, Bs
Eq. .Diebstal, so er tan hat mit gelt finden, kernen,
habern, garn.' UMev. 1540/73. ,M. ist für diesmal
wegen des Guldens ledig gesprochen, mit dem Bei-
fügen, dass das, was künftig gefunden oder geschlagen
wird, dem Schultheiss überantwortet werden soll.'
1543, Absch. ,Diewyl by keinem aufhöre von Juberis
funden wirf.' ÄciTscnum 1565/72. ,Nit billich zu sein
funden wirt.' 1690, Hotz, Urk. .Leuten, die das An-
sehen von ehrlichen Stadthandwerkern hatten und die
ich nicht zu dem [flott und reich aussehenden] Fuhr-
werk f. [dazu reimen] konnte.' Unsichtb. 1793. .Gefun-
denes und Ungef.', in der ä.Rechtssp. = Bekanntes und
L^nbekanntes. .Dass die von Sigriswyle die vor geschri-
benen güeter mit gebuwenem und ungeb., fundenem
und unf. söllent han.' 1317, Hagenb., Sigr. ,Hand myne
Herren gerechnet mit Meister P. umb alle, die wir
im je schuldig waren, fundes und unf.. nützit us-
genommen.- L Eatsb. 1440. .Ehehaften, gewonheiten.
es seie fundens und unf., benenibts oder unbenembts."
1460, Zellw., Urk. .Ob der Auskauf für gefunden
und ohngcfundcnc schulden ergangen.' Bs Rq. 1757.
- 2. gerichtlich belangen Aa. Ich irill dich scho' f.!
Drohung Z. — 3. f. gän fchonj, besuchen PP. Vgl.
Öpper z' finge sueche fi''' bi" g'gange gn Opper z' f. s.J,
stehender Terminus von verliebten Rendezvous B.
Die Verzichtleistung auf das Präf. im Ptc. rührt aus dem
Änihd. und herrscht auch in unserer ä. I<it. bis ins XVIII.
herein vor; vgl. kommen. ,(Ge)funnet' verschmelzt (wie tm-
pfelchen Sp. 799) starke und schwache Abwandlung, welch
erstere in der Berührung mit den Welschen übh. zu kurz
kommt. — Bed. 1. In Thüringeu heisst der Spruch: .ge-
stohlen, genommen, gekitt. (= vertauscht), gekauft,' — 3. Die
Umschreibung des einfachen Begriffes uach rom. Vorbild.
ent-, emp- eji-: 1. (refl.) sich befinden, a) an den
Tag kommen, sich herausstellen. ,Wäre, dass sich
enpfunde inwendig jaresfrist, dass der selb hof nicht
so vil gult.' 1367, Urk. Dübend. ,Wenne sich das
enpfindet.' 1404, B. Syn. sich erfinden. — b) ,sich
wol empfinden, belle se habere, bene valere.' Denzl.
1677; 1716. — 2. wie nhd., doch nicht recht volks-
tümlich. Wer 's cpfindt, der glaubt 's. Sulger. Si
hat das Mecliholterekaffe grusain guet empfunden uf
der Brust BBe. ,So empfindend sy in irem herzen des
fridens.' 1555. Gdaltu. ,Des hungers empfinden, hun-
ger leiden, famem sentire.' Mal. Häufiger i. S. von
Empfindung im Geniüte : übel nehmen Z. ,Wo man
Gott umbsonst zur buss rufen lasst, das enipfindt er
gar höh.' JMvll. 1665. — v er- ent-. I''' hit" bi zku,
drei Viertelstunda Du schw der Alpeluft ecrpfunda.
.I.IRi'TL. 1824. -- Empfindlichkeit: I.Erforschung,
Wahrnehmung, Erkundung. ,Durch entpfintlichait der
warhait.' G Stiftsarch. — 2. der die Empfindung ver-
mittelnde Sinn. .Eintwöders durch innerlichs nach-
sinnen, oder durch die äusseren fünf empfindtligkeiten.'
.IRHoFFMSTR 1645. ,Das Gehör und andere Empfind-
lichkeiten.' LLav. 1670, = ,empfindnussen.' 1569. —
Empfindung: 1. Erfahrung, .ünderwiset durch
nionger band enpfindung (per niulta experimenta) ze
fechten wider den tüfel: qui jam didicerant.' 1425.
Hertens!., Waldregel. — 2. wie nhd.; spec. das Er-
wachen des Geschlechtstriebes : , Bürschchen oder
Jüngferchen, das nächstens _in die Empfindung geht"
oder bereits darunter steht.' Spreng.
er-: 1. auffinden, entdecken. ,Wo dieselb unge-
horsame schwöster erfunden und ergriffen wurd, so
möchten die hotten zuo ihr gryfen.' 1453, Zellw., Urk.
.Will disen gsellen suochen gscliwind, Bis dass ich
gwisslich ihn erfind.' Com. Beati. .Jetzt sei durch das
Gütteswort so viel erfunden, dass man auf die päpst-
lichen Rechte Nichts mehr halte.' 1525, Absch. ,Dass
in India söliche Atfen erfunden werden.' Tierb. 1563.
.In der nüw erfundnen weit.' LLav. 1569 = ,neu-
gefundnen.' 1670. .I>er herlich schön marmor, durch
ein welschen steinmetz erfunden.' RCvs. Refl., zum
Vorschein kommen, sich erzeigen. ,Es erfint sich ouch
ein alt Landrecht syn.' 1524, Schw LB. .Diejenige
Ort, wo selber glaubt, dass Creditoren oder Debitoren
sich e. möchten.' 1756, Schw Rq. — 2. Recht und
Unrecht durch Richterspruch ergründen; das
Recht .schöpfen'. ,Dass er ein marchstein verrückt,
das soll sich vor den hoflüten und irem gericht er-
finden mit recht.' Bussenr. Wollerau 1524. Mit der
Präp. uf zur Bezeichnung der Person, ,auf' welche
eine Schuld hinauskommt: ,Dass sy alle die, uf
wölich sich sölich ungeschickt reden erfunden, strafen
wollen.' 15:-!1, Abscu. .Von der zvt an. dass der
f<4!>
Piiiid. tViiil, liiiil. fdlld. fllliil
850
Ehebriu-li uf ihne |so!] erfuiulon inul ofl'enbar wird.'
'L Bland. 1(.;50. Zu einem auf Keclitserkenntniss be-
ruhenden Schlusoe kommen. ,Ich kan in mir e. nit,
das man den küni; g'wär syner bitt.' HBull. 1533. —
be-: wahrnehmen, gewahr werden; emptinden. ,I)as
befant der künig Pharao.' XV., MvLiM>.ir. ,Wann
gütt in allen creaturen ist, warum befinde ich syn
denn nitV- XV., FrKijlser. ,Die Enten erschüttlend
die I Flügel] darum, dass sj' der feuchte des lufts be-
findend.' VoGELB. 1557. ,B., innen worden und wüssen,
prae.sentire. Minder ungunsts b. oder gespüren, invidia
minore uti. B. am versuochen, sapere. Befunden, per-
spectus.' Mal. ,So b. und gespüren myn herren täg-
lich, dass irer Ordnung gar nit statt geton werde.' Z
Katserk. 1573. ,Dann lege dises [im Badwasser ge-
tränkte Hemd] an, damit, so der Schweiss verbanden,
der Leib des Bads Art befinde und nicht bald ein
Änderung bekomme.' HPantal. 1578. ,l>ass das Weiber-
volk sich bei hinrichtnngen nit befinden lassen solle.'
Z Mand. 1650. , Die Frau befindet Schmerzen.' JMrRALx
1697. Kefl. = sich finden. .Wie sich dann solches in
nach volgender verzeichniss b. wird.' BCts. ,Liechter
[hervorleuchtende Männer] haben sich befunden.' Z
Ofeninschr. .Diese Vorteile [der Holzzäune] befinden
sich eben so gut bei den Stein-Zäunen.' Z Naturf.
17ö4. Mild, ebenso. — er-be- erj]-: emptinden Ndw.
— befindlich: .Befindtlich = das leichtlich beflndt,
und das man befindt, oder befunden wirf, sensibilis.'
Mal. — Befindlichkeit: Empfindung. .Denn wird
alle befindtlieheit und verstand verborgen und abge-
sündcret in ire gmach.' 1531, 1\'. Esra. .Sensus.' Mal.
findlich: was sich finden lässt, in die Augen
springt, an den Tag kommt. ,One redlich flndelich
ursach.' 1176, B. ,Wer dem andern die synen ver-
kupplet und das vintlich wirf 1480, L. ,Dem ge-
schädigten sein findlichen kosten und schaden ab-
tragen.' 1541, B. ,Wäre dass der hirt in dem raoos
ützit verlure, beschrüwe aber dasselbig denne nit by
der tagzyt, das es tindtlich wurde.' 1581, Berom. ,F.
werden', bewiesen werden. .Welcher den andern über-
grabt und das vintlich und klagt wird.' Amtsr. L
Rotenb.; neben ,wcr den andern ubereret und sich
das flndt und das klagt wird', und ,ob einer, so an-
griffen wird, sich sins libs und leben weren muoss
und sich das mit kuntschaft vindet.' ebd.
In der Stelle: ,Sy essend die fast gern und nemmend
darvon feindtlicb zun.' Vogelb. 1557, lassen wir dahingestellt,
ob wirklich , findlich' gemeint sei i. S. v. ,sehr', oder ob
dem Verf. eine unrichtige Verhochdeutschuug von .findlich'
entwischt sei.
Findung: Erfindung. ,Du hast der verhassten
statt gleich sein wollen in allen Iren werken und fin-
dungen.' 1531/48, IV. Esra = ,erfindungen.' 1667.
Findi: m. Taufn., Vintan. ,Findin scherer', ein
Kheinauer 1496. ,Sant Findis tag.' Rhein. Lehenr. XV.
Fond m. : Kapital, aus dessen Erträgnissen gewisse
öft'entliche Zwecke unterstützt werden. ,Dass in wol-
bestellten Republiiiuen öffentliche Bänke [Banken] und
Fündc möchten angerichtet werden.' .IJUlr. 17'27. —
Aus frz. /und«.
H onoranzen-. Kriegs-: F.. aus welchem im
vorigen Jhdt die Unkosten der freiwilligen Jlilitär-
inanöver bestritten wurden Z.
Schweiz, liliutikou. I. 6.
Der erstere Name bezieht sich auf die Entstehung dos
F. aus den Vergabungen, welche bei Ehreubeförderungeu
(auch bei Entlassung aus dem Militärdienste) in diese Kasse
gemacht wurden.
Krämer-: eine im J. 1788 errichtete, aus den
Patentgebühren der fremden Krämer genährte und zu
Polizeizweeken verwendete Kasse der Stadt Zürich
bis zur Staatsumwälzung. — Krüt-: ehemals in Z
Illnau, Kyb. u. Lindau ein Gemeindefonds, angehäuft
aus den Geldgeschenken, welche seit 1556 als Ersatz
für die Schmauserei des sog. ,Krütmäles' bei der jähr-
lichen Versteigerung des dem Kloster Allerheiligen
zustehenden Zehntens von den Zehntherren verabreicht
wurden. — Patrouillen-: F. zur Bestreitung der
Unkosten für die im J. 1736 errichtete ,Patrouillen-
wacht', d. i. Vagabundenpolizei Z (bis zur Umwälzung).
— Pfruend-: F., aus welchem die Pfarrer besoldet
und die Pfarrhäuser, Pfruendhüser, unterhalten wer-
den Gr. — Brügger-: ein von dem Canon. JBrügger
1548 gestifteter und durch andere Legate vermehrter
F. zur Unterstützung studierender Jünglinge, jetzt
für Lehrknaben und jüngere Gymnasiasten der Stadt
Zürich, — Säckli-: eine aus den Gaben, welche an
den Kirchtüren mit den sog. Säckli gesammelt werden,
angelegte und bis 1781 besonders verwaltete Almosen-
kasse der Stadt Zürich. — Direktorial-, kauf-
männischer F.: Kasse der seit M. XVII. be.stehen-
den freiwilligen Vereinigung der Kaufleute der Stadt
Zürich, verwaltet von dem selbstgewählten .Direk-
torium' und zur Unterstützung öffentlicher Bestre-
bungen, welche auf Handel und Gewerbe Bezug haben,
so s. Z. zur Verbesserung des Postwesens, verwendet.
Fund I m.: 1. wie nhd. (allg.). — 2. Ersonnenes,
Erdichtung, List, Kunstgrift', Ausfluchte AaZ. 1815;
ScnSt. Und was 's ersinnt, sind Verl Fitnd. Sülger.
.Und süllent oueh darüber dakeinen f. suochen noch
finden.' Alt. Copialb. Könihsf. .Wir entziehn uns aller
fünden und uszügen und alle[r] geferden.' 1301, B.
.Mit keinen fünden noch artikeln. die nu" funden sint
oder noch funden mochten werden.' 1393, L. ,Wan
nu ein alt gesprochen wort ist: fund, fand, fündli, ein
list ander list.' Fründ 1446. , Weder mit gericht noch
an gericht, noch mit endheinen andern artikeln, listen,
funden noch geferden, so nu funden und erdacht sind.'
1461, Gpr. ,A1so erdoehten gemein eidgnossen ein f.,
wie sy dise zwen menner möchten hindergon.' Bs
Chron. 1514/85. .Und predigen das Evangelium fry
On alle eigen fünd und all trügery.' NMan. ,Und
verzyehen sich aller fund, so durch menschen möchten
erfunden werden' = bloss erfundener, listig ersonnener
Ansprüche. Bs Oarthäus. 1522/3'2. ,Es soll von beiden
partyen alles stät und fest gehalten werden, all fünd,
gesüech, gefärd und fürzug, so dem zewider syn nioeh-
tend, usbeschlossen.' 1532, Absch. ,Confictio crimini;i,
ein falscher fund, ein laster, das einem fiilschlich und
boshaftigklich aufgetrochen [in die Schuhe geschoben]
wirt.' Fris.; Mal. .Welcher auch G'fahr, List und
Neu-Fund hierin brauchen würde.' 1611, Ap. ,Und
sollen in disen Stucken alle Fündt und List ver-
meindt sein.' 1751, Sciiw G. Artikelb. Juristen-.
,Dass sy aber fürwelbent [vorschützen |, wir gebruchind
uns nüwer juristenfündli.' 1531, Absch.
S)jitz-: listiger Kunstgrift'. .Dolus, ein list, betrug,
spitzfünde.' Fris. ,|)as Hecht durch List und Spitz-
ü-t
851
Fand — fiiiul. Fant- fünf
852
fülid uppriuiieren und truckon.- lüli!, Aa. — Die Furui
bei Fris. ist wahrsch. als Sg. (,spitzfündi', al)str. Fem.) zu
verstellen.
üs-fuud, -fündig: 1. klar in Folge von Unter-
suchung, allg. ,Wer das übert'uer [dawider handelte|
und das von im usfund wurde', an den Tag käme.
Rhein. Fischerrecht 1515. .Damit dann die warheit
usfundig an den tag komme.- Bs Chron. 1514/85. —
2. sich auswärts finden lassend; sich ausser dem
Hause herumtreibend. .Wenn syn wyb unfrüntlich
mit im ist. so wirt er usfünd, gat zuo guoten gsellen.
by denen er fröud und kurzwyl suocht.- LLav. 1584.
.Ward sein Buch austundig [kam ins Publikum].-
WuRSTis. 158U.
fünd(e)len findh U: 1. in kleinlicher Weise er-
forschen, ausspähen, grübeln, .üen [Glauben] wir one
allen zwyfel, grüson noch gründen und füntelen sollend
halten.' Salat. ,Dass sy sich alles nachgrublen und
tundien müssigen.' 1600, L. ,Mit fürwitzigen fündelen
und fräglen umb verborgen ding und geheimnuss uber-
lestig syn.' RCys. — 2. Lotterieloose ziehen U.
-- er-: genau erforschen; ausfragen. .Des erfragoten
und erfündloten die vorgenannten hotten etwievil
stucken [Punkte].' 1404, U. .Mich wundert ser, das
man fromm lüt also uf das gnöust erfündlet und er-
suocht und dass si sollen jo oder nein sagen, nit
bedacht.' 1529, Bs Carthäus. , Lassend uns andächtigk-
lich und fleissig alle ding erkennen, erfüntelen und
'ergründen.' 1531, Bibel. .Herr, du erfüntele.st mich.'
1531/60, Psalm. ,Sölieh urteil [Gottes mit Hiob] wird
mit raangerlei red und widerred erfüntelet.' 1500, Bibel.
.Der Papst hielt circatores [herumreisende Spione], die
clöster zuo erföntelen und zuo examinieren.- Vad. —
durch-: durchforschen. ,Ein weidenlicher stryter
Gottes, der mit grossem ernst die geschrift durch-
fündle.' 1526, Absch.
F'ündel m. SchwE., dimin. .Pündeli'. z.B. Zielv
1521; 1538, Aesch.; SHochh. 1591/1693: Findelkind.
Und eh ich es Fünderli si weit [wollte]. Weit siievhe",
bis {"'• tnl's Müeterli hett. Aa Volksl. In SchwE. nur
noch als Bein, einer gewissen Frau. .Diu fundeli, die
der Spital zühet. Swas kint in den Sp. komment ald
darin geleit werdent, diu der Sp. erzühet, sont des
Sp-s syn als ander syn eigen lüte; darumb dass man
in Sp. dest gerner fundeni kint ynneme.' 1343, Sc«
Ratsordn. .1419 dem fündelin 12 ß umb ein röcklin
und windeln. 1410 geben 10 ß uff das fündelin. 1410
dem fündlinge 22 d. umb 2 schüehlin und umb ein
wegelin.' Bs. ,Der jünger kesslerknab ist ein füudeli
gsyn, ist erzogen Zürich im Spital.' UMev. 1540/73.
,Infansprojecticius, ein fündele oder fündelkind.' Fris.;
Mal. ,Sie wollen das Fündelin, welches uf der Staig
gefunden worden, in den Spital ufnehmen.' Sch Batspr.
1617. Syn. Fündelkind. -- Fundier in f.: eine zur
Pflege von Findelkindern bestellte Frau. Bs im XIV,
Fund 11 s. Pfund.
Fiindeiiiü'nt n.: 1. Grundlage, zu einer Baute.
Bildl. ua-em F., von Grund aus, gründlich, allg.
,Ein Mann, welcher alle landwirtschaftlichen Arbeiten
vom Fundament versteht.- Schw Zeitungsinser. Haupt-
sache, das Vorzüglichste. Schöns Linicjs. das ist's F..'
Die Baiielerustig [BaumwoUenzcug] ist bald tertrennt
Zg (KCKeiser 1846). — 2. vulva mul. Xv. — sdion
ahd. fimdamüitt. .S. noch I'/ulmcnt.
vundeme s. cuii 1.
er- fundiere": durch Nachforschen tinden Ndw. -
nachhin- nache-: nachforschen, ebd.
Eine Yerquicliung von deutschem ßhulelcii (8p. S.51I und
lat. fujidus, Grund.
g'fundiort: geschickt, gewandt S. Lieber e.s ei'-
fnchs, aber g'fundierts und (f schaff erigs Buremeitschi.
JSchild. Es g'schafferigs, g'fiauliertnigs Bürschteli.
ebd. — Von frz. fand i. S. v. geistiger Begabung.
Fundus m.: Grund. Ursache S. Das ist der F.:
hier liegt der Hase im Pfeffer. Joach. 1882.
fünf füf bezw. ßf Ap {o'); BO. (Si. Ö nasal.);
VÜRTE (UwE. oi); FO. (ü); Gl (m^); Gr; G (Stdt ö't);
Sch; S tw.; Th; W, föijf Aa; Bs; BM., U.; LG.; S
tw.; Z, moderner fümf — mit Subst. unflektiert; dag.
absol. ntr. -«', allg., fem. -u FO.: 1. adj. Zahlwort.
B'hüet-mer Gott mini feuf Sinn, Das-mi''' kein böse''
Geist übenvind, aus einem alten Gebet L (LtiioLF).
,Nodum in scirpo quaris: du machest ein ding schwer,
das aber nit ist; suochst 5 füess an einem schaaf, da
eben 4 sind.- Fris.; vgl. ,das fünfte Päd am Wagen.'
,Fünf liden!- 1646 als gotteslästerlicher Fluch bestraft.
EuLi, Act.; gemeint sind (wie in dem elliptischen und
verderbten Fluche: ,Getz [Gottes d. i. Christi] fünf
Herrgott! • 1540. Absch.) die 5 Wunden, welche Christus
am Kreuze empfleng; davon sinnlos übertragen: .fünf
krüz! f. kr. im himmel!' ebd. Mit weggelassenem
Subst.: f-i g'rad si" (gelte" GTo.) lä", es nicht genau
nehmen, zu leicht Glauben schenken und nachgeben,
allg. ,Es ist zwaren uns anerboren, dass wir niemands
gern erzürnend, und ist derjenig gern lieb gehalten,
der fünfe kann grad syn lassen.' 16'24, JBreit. ,Der
Urner Fränzli betet fünf und sibne für einen zum
Schaffet geführten Mitgefangenen.' 1819, Mscr., mit
Bez. auf die in gewissen Gebeten genannten 5 Wunden
Christi und die 7 Schmerzen Maria's ; vgl. 2 b 8. Nit
chönne Füifi zele, dumm sein S; vgl. drü. Z' F-e" ttsge"
üwE., öS mache" L; Z (auch ab-) 1) beim Eanisen,
einem Kartenspiel, die Partie abkürzen, indem jedem
Mitspieler statt 7 oder 10 bloss 5 Striche angekreidet
werden L ; Uw ; Z. 2) ein Geschäft rasch und energisch,
auch oberflächlich abtun L; Uw. Es gät z' f-n üs,
man lässt 5 gerade sein L. Wart, i''' butz-d'r f-i!
Drohung Bs, scheint, da das .Putzen', Wischen, beim
Kartenspiel Gewinnst bedeutet, diesen Terminus hin-
über zu spielen auf die 5 Finger, mit denen eine Ohr-
feige erteilt wird. - 2. Subst. mit Art. a) mask.
,Die Fünf', in Gl ehemals ein Gericht, zuerst 1457
erwähnt, welches wenigstens später bes. über Schuld-
forderungen zu entscheiden hatte; vgl. fünfzehn; nun.
S. Fünfer; fünfen. — b) ntr., F-i 1) die Zitier 5,
die Fünf. A'me' Föfi. zusammengekauert; er hät-en
an es F. [über den Haufen] g'schlage Gl. 2) kleiner,
dreieckiger Riss in einem Kleidungsstück, ähnlich
der röm. Fünf GlH. Syn. Driangel. 3) fünf Uhr.
Guet Nacht am F-i fSechsiJ! Ausruf des Hohnes über
das F^ehlsehlagen eines Versuches Z; wohl von allzu-
frühem Hereinbrechen der Nacht hergenommen. ,Mor-
gen um füfi.' Salat. 4) das (zweite) Vesperbrot
um 5 Uhr; z' F-i 7ie", und subst, d.i Zf-i L; Ndw.
5) Fünfer a) Fünfcentimesstück B. b) Mass f. Flüssig-
keiten, 5 Deciliter haltend .\AStaut. (I) Schelte für
853
Faul' fiiiiC. Kiuijr fuiitr
854
einen sehleoliten (G). hiisslichen (B.vn. bei Kaiserst.),
einfiiltiijcn. bäurischen (Aa; Bs; Gr) Menschen. l)u
scMecUtfi Fiifi! G. Du fürchip Fün/i, fiähist fast e
Sexi, bei Kaiserst. — 7) lebhaftes Kind GkV. —
8) Gebet, das aus 5 Vaterunsern besteht VOrte; S.
i?r.s- F-i um 's atuUr bete". Vsjl. u-o d' LeidliU htm
Grab feufi | sc. Vaterunser] 'betet hei» (Schild) u. o. 1.
Als Zeitmass; es Fiifi {Feufis LG.) hiiiyV, eine kurze
Weile. Kei"s Füf lang — so chunnd-er. Heng. 183U.
tm'ne F.-lang, im J'fiff'; i" minder als im F.-l. ebd.
Keis F.-l. vergöd, .50 bringt si 's scho". ebd. Vgl.
Vaterunser Sp. 347.
Jlbd. rii/i/; ahd. Jun/, desson Voc. iu W MA. und in
weiterem Kreise für die Abi. -ziij erhalten ist. - Ausfall
des Nasals nach Dchunug des Voc. einst allgemein alomann.
(wie ags., alts,, ndrl. ßf): s. auch ßifzij. Zur Flexion vgl.
.die andern fiinfi | der Schiffe].' HsSchürpf 1497. — 2 h 6.
Das .schlechte F.' bezieht sich viell. zunächst auf die schlecht
geratene Ziffer, welche ja zu den schwierigsten gehört (vgl.
.lauge Achte', ,kr«mme Neune', scblcs. Spottnamen), und
der Begriff wurde auf das moralische Gebiet hinüber gespielt;
im Sinne der Tölpelhaftigkeit ist es viell. verk. aus liumi-F.
(s. d.) oder bezieht sich auf die zackige, unförmliche Gestalt
der römischen Ziffer (bes. im Gebrauch der Bauern) oder
auf die Ungeradheit der Zahl selber.
Erde"-r-i n.: 1. erzdummcr Bursche ZStdt. Vgl.
fiinf 3 h 6. — 2. potz (oder du) F.! scherzhafter
Schwur als Ausdruck der Verwunderung Z. — E. nur
in abstr. verstärkender Bed. s. Sp. +36/37.
Buren (Pure)-: 1. die alte, aus der lat. Schrift
herrührende und von den Bauern namentlich für Rech-
nung auf dem Kerbholz oder mit der Kreide bis in
unsere Zeit beibehaltene Form der Ziffer 5 (V, A, Y
oderO) Aa; Ar; BO.; L. , Schreiben und Geschriebenes
lesen konnten sie nicht, auch nicht rechnen; doch
machte der Grossvater wackere Bauernfünfe.' Gotth.
,Er soll gelehrter werden als die Bauern, die sich mit
Bauernfünfe (Römerzahlen) behelfen müssen.' Joachim.
Vssieh [aussehen] ivie e P. Ap. Bas ist so grad tvie-n-e
Burefnfi, das kann dir nicht fehlen. Sdlg.; vgl. linglen.
— '2. auf den menschlichen Körper übertragen,
a) e P. mache', am Boden die Kniee ein wenig ge-
öffnet halten Ap. b) vulva BHk. — 3. Bauer, Bäuerin
mit dem Nbbegritl' des Tölpelhaften, bes. von Weibs-
personen vom Lande, z. B. das zur Städterin gewordene
I^andmädehen Aa; Bs; BM.; L; „Vw;" Zu; Z. Ubh.
einfältiger Mensch Gr.
Da P. i. S. der Ziffer einen zurückgebliebenen Kultur-
zustand bezeichnet, so heftete sich der verächtliche Neben-
begriff leicht an den ersten Teil des Comp., woraus Bed. 3
erwuchs. In Zg u. Z will man den Ausdruck von der am
Kücken des Fraiiennüeders in AaF. n. ZKn. aufgenähten, aus
Bort(.'n bestehenden Figur in der Gestalt V erklären.
Stigele"- = d. vor. 1 Aa. — Weil im Ggs. zur arab.
Ziffer gleichsam aus geraden Stäben, Stiijdc, gebildet.
Stiere"- {Stierfüfi W): 1. Dummkopf, unbeson-
nener Mensch L; W. — 2. hartnäckiger Mensch W.
fünfen: 1. unter den wegen ihrer Kostspieligkeit
verpönten Glücksspielen aufgezählt. 1533, Egli, Act.
Vgl. queiislen. — 2. als .Fünferherr' (s. d. folg. 4)
funktionieren. ,Bass hinfüro nit mce dann 5 an das
fünferamt gesetzt [werden] und f. sollen.' 1500, Bs.
,So dick und vil sy f., soll man inen [den Fünfer-
herren] ihr urtelgelt usrichten.' ebd. — 3. das Urteil
des Fünfergerichtes ansprechen, an dieses ge-
langen. .So jemand mit dem anderen fnnfet. dass
dann derjen''-'''. so die füuferurtcl verlüret, dem ob-
ligenden teil synen kosten abtragen soll.' ebd.
Fünfer Fäfer, Föifer m. : 1. die röm. Fünf, als
Nidsi''''- oder Obsi''''-F. (mit abwärts oder aufwärts
geöffneten Schenkeln) auf Flössholz eingehauen Schw
Muo. — 2. „Krümmung Scnw; Zg." Vgl. fünf 1. —
3. Münze, welche 5 Einheiten wert ist, jetzt ein
Fünfcentimesstück. I gib-d'r en F., icenn d' mit-m'r
chunnst. Fünfliellerstück XV., XVI. Im J. 1488 wurde
beschlossen, da zu viel F. vorhanden seien, dieselben
abzuschätzen und keine mehr zu schlagen. Absch. —
4. Mitglied einer aus Fünfen bestehenden Behörde,
in BsStdt (bis zur Umwälzung) eines Baugerichts, das
schon vor 1500 missbräuchlich mit 7 Mann besetzt
war. — Buren-: spöttische Benennung des Land-
volkes S 1814. - Sack-; Trinkgeld, das der Müller
dem Bäckergesellen für das Abladen der Mchlsäcke
entrichtet. In Z 1881 abgeschafft.
fünferen f ufere (fi-, foi-): Zickzacklinien be-
schreiben, bes. vom Gange des Betrunkenen Schw;
Uw. Vgl. einundswänzg ; Süseich; it. far l'arma Vis-
conti, da diese eine Schlange im Wappen haben. Urne-,
umherstreichen. Er ist no''' hing rerusse ume y'füferet,
ob er i" 's Hüs ine cho* ist. — G'füferet, geschlängelt,
ziekzackförmig Schw.
fünferlen filferle: 1. = d. vor. (G). — 2. sich ver-
geblich um Jmdes Gunst bewerben. Du ];a"''st-m'r
f. flris 's Seclisi scMdd, bis am Morge" um se.ci) Gr; G.
Me' n-ird-d'r f.!
2 meint viell. ,in Schlangeuwindungcn um Einen herum-
gehen' ; oder , beten für ihn' (vgl. ./""/ -' '' 'S), wie die Bettler
tun; oder zur Frühmesse läuten.
Fünfing Foifig f.: Spielkarte, welche 5 zählt,
z. B. d' Schellefoifig UwE.
fünft, -ist: fünft. — Zu der zweifiiclien Sopcrlativ-
bildung vgl. acht.
fünfzig füfzig BHk., fufzfijg BsStdt, fäfzg
Aa; B; VOrte; F \ö); Gl; G; S; Z, fufzg Sch u.
angrenz. Z.
Betr. n und u s. d. Anm. zum einfachen Zahhv. Kürzung
des Voc. hält Schritt mit der Abschwächung des zweiten
Teiles der urspr. Zss. — Flexion wie bei ßinf.
ein-und- einefüfzg: in RAA. 1. Da hast iez de"
Dreck und 's E-i! da hast du das (selbtstverschuldete)
Mis.sgeschick in der ärgsten Gestalt, da hast du nun
die Bescheerung Z. — 2. E-i mache", hinken Z.
1. Drectc, Kot, bed. schon an sich schlimme Bescheerung;
die Zugabe '« E. scheint den Ausdrücken der Gewinn brin-
genden Zahl beim Kartenspiel nachgebildet zu sein; vgl. eii\-
und-drimitj, -zwamiij. Dass die urspr. Bed. nicht inelir l)ewusst
und der Zehner weniger bedeutsam ist als der Kincr, zeigen
die Varianten. — 2. =ßir cinquaiituno in der Sprache von
Neapel und Sizilien, von wo der Ausdruck viell. direkte
(durch Söldner) zu uns kam. Der Ausdruck will wohl nuj-
etwas Ungerades l)ezeichuen.
Fang — fung. Vgl. auch die Gruppen J'uml usw.; Famitj usw.
Fang ni.: 1. Beute. Er hed en guete F. g'machl.
2. der Todcsstoss, urspr. von der Jagd, dann
auch von Menschen. .Den F. geben-, den Garaus
machen: einen empfindlichen Stoss versetzen (i'hys.
und moral.). Sulger. ,Nit nur das ist blutgelt, das
einer nimpt und einem andern ilen f. gibt |d. h. ihn
8B5
Fang, f'ensr. fing-, fimg. fiiiiff
S5(;
umbriugt].' FWyss 1650. Syn. Herz-, JJe-F. — 3. „die
geronnene Milchiiiasse im Alpkessel od. der käsichte
Teil der geronnenen Milch, die sieh oben auf setzt
BO."; L. Syn. Fangele, Fisch, Dickete, Buldere,
Schhickete. Vgl. fahen, gerinnen. — 4. eingefriedigtes
Land B; L. Syn. In-fang, Bl-fang. ,Es .syge in
Matten, Fängen, Weidencn oder Bergen.' 1652, BSa.
Daher häufiger ürtsn. in FO., VOrten. — 5. s' erst
Fangs, zuerst einmal B. -- lu .j bat eine Anlehuiing des
Adv. tmfani/em (Sp. 71'J) an das Subst. Statt gefunden.
Über-Fang: Übergrift' auf fremden Grundbesitz.
,Dass die burger umb unser rechtunge, die wir haben.
Stangen und überveuge, mit uns lieblichen virrichtet
hant.' 1290, Segess. RG. I 81. ,Hat zu richten über
alle frevlen us.sgenommen umb übergriff und über-
fang.' Offn. Mühlehorn. — An- .4-: wie nhd. Aller
A. ist Hecht. Ineichen. Bösen A. hätl selte gvet End.
Wie der A., so das End. ebd. Alles was en A. nimmt,
nimmt aw'' en End. Sclgek. Kei A., keis End, was
keinen A. hat, hat auch kein E. Schild. Gen. adv.
von Raum u. Zeit: Afangs im Wald, Afanys Nacht.
BWvss. ,Anfangs ihres Ehestands.' JMvll. 1661. In
der Rechtssjir. die Veranlassung eines Streites: ,So
zwen mit einander frevlent. welcher dann den a. tan
liat . . .' ÜFFN. Helfersw. .Wo zwen einandren schlue-
gen, so ist es dem angfcnger [,.\nfänger.' 1751] zechen
Schillig Buos.s; und so Einer des Anfangs [.Anschlags.'
1751] wellte lougnen, so niuos er sölchs mit dem Eid
erhalten, das er unschuldig mit dem Angriff.' 160.5/1751,
ScHwG. — In-: 1. Einhegung. Es Heime' in Hm I.,
rings abgeschlossen, in sich zshangend, an einem
Stücke Z. — 2. wolil eingehegtes Stück Land, Wiese,
Weinberg Gr; GW.; Si'HSt. ; zu Sonderbenutzung aus-
geschiedenes Stück Allmend Z. , Einfang, verzäunt
Gut, conseptuni.' Denzl. Früher bes. ein gegen die
Weide eingefriedigtes Stück Land auf dem Brachfeld
oder im Wald. .Ein infang uf der brach.' Offn.
Neftenb. .Das nieman keinen i. noch keinen ruchen
wald mag inne hau.' Hofh. Einsid. .Niemand soll dem
andren in sinen bomgärton und infengen, die einer
selbs unibzünt und befridet, hüeten noch weiden [son-
dern jeder soll das selbst tun].' Elrg. Herrsch.-R.
15.35. Häufig als Fluni. Z z. B. Afloltern (zw. Strasse,
Bach und Fussweg); If'ängi f., Name einer Alp und
eines Landgütchens UwE. Syn. Bann. — 3. Umfang
des Gebietes einer Stadt, eines Klosters. Syn. Bl-F.
.Dass das Gottshus blyben solle by dem y., wie sy das
bishar besessen band.' 1525. Adsi'H. ,[Das Schloss] hat
in seinem Einfang zwo Festungen gehept.' Wurstis.
,Vor y. der Statt gelegen.' RCvs. ,ln dem y. des ge-
dachten Clusters.' ebd. .Der Hinterliof, dessen Ein-
fang an Wiesen und Waldung gegen 40 Jucharten
beträgt.' DHess 1818. ,Den weitläufigen E., der mit
mancherlei Gebäuden und Gärten besetzt ist.' ebd.
Under-, nur dim. -Fängli: ein kleines Gebinde
von Garn, etwa 2 Spulen voll. Sulger.
Von ,underfangen', d. b. in der Mitte (mit dem .Under-
rilttel') unterbinden. Syn. Unikrlmul.
Ent- Epfang. Jn E. ne (ge): 1. ein Grundstück:
zu Lehen, in Pacht nehmen (geben) Ai>; G. Syn.
Bestand. — 2. das Kind von einer Gebärenden, diese
entbinden (von der Hebamme) Ap. -- Vogel-: die
Vogeljagd, resp. das Recht auf dieselbe in einem be-
.stimmton Gebiet. .Wir |das Kloster Wettingen | liaben
auch in diesem Umbkreis V. zu besetzen, entsetzen,
zwingen und pannen.' XV., Opfn, Schlieren.
Für-: Pfand (, Tröstung'), welches der Kläger zu
hinterlegen hatte. Osenbr., Stud.
Mbd. Bescblagnabnie eines gestohlenen Hutes und die
dafür dem Richter zu zahlende (Tcbühr.
Fernen-: Forellenfang und die bestimmte Zeit
desselben. ,Ein vogt in Gryfensee mag zu herbst jär-
lichen im f. 14 tag hären [Netze] in den bach setzen.'
Weist. — Ge-: Umfang. ,Dass alles in den g. bei
5000 schritten halte.' RCys. Yg\. Infang 3. - Gegen-:
eine Gefangennehmung od. gefangene Person, die man
einer von der Gegenpartei entgegenhalten kann zur Aus-
gleichung, zum Austausch. 1524, Absch. — Guggeli-:
(vom Gesetz verpönter) Fischfang mit Anwendung von
Kockelskörnern Uw. — Geld-: Geldgewinn. , Dieses
Geltfangs, als einer begangenen Simonei, soll der
Kaiser grossen Reuen empfangen haben.- Wurstis.
1765. — Hürling-: Fang der .Heuerlinge', jungen
Fische. Derselbe ist in der Z Fischerordn. v. 1757/79
beschränkt. — Herz-: Todesstoss. Syn. Fang 2 und
Te-F. .Gebet denen täglich überhand nehmenden
Gräueln und Lasteren einmal den H. und Todesstich.'
SLupicH. 1728. — Kugele"-: Wall, der beim Probe-
schiessen mit Kanonen die Kugeln auffängt Bs, auch
-Fänger. — Nasen-: der Fang der .Nasen' genannten
Fische. 1535, Absch. An Sonn- und Festtagen war
das Fischen, ausgenommen Lachs- und Xasenfang.
verboten. Fischerordn. am Rhein 1652.
Bi- AaZcL; BsLd; B; L; S, Bi- AALeer.; BE.;
GlK., Bc- G oT., Bcfig Ap, Büfig BG. — PI. Bifäng
S: 1. „Einzäunung. , Ein Bauerngut, Hof in cmh S.',
an einem Stück oTh; Syn. Infang. Bes. die Umzäu-
nung eines auf einem Brachfeld angepflanzten Ackers,
zum Schutze gegen das von Andern auf die Weide
getriebene Vieh." Einschliessung des besten Matt-
landes BsLd. ,Diser acher treit allweg [irmuer] die
hurd [Zaun] und den weg, wann byfang vor dem hard
ist.' 1449, ZWied. — 2. „ein von Furchen oder Zaun
umgebenes, mit Bäumen besetztes, niei.st als Wiese be-
nutztes Stück Land; in die Allmende hineinragender
Acker" AaZcü; BsLd; B; L. ,Disseptum prope do-
mum.' Id. B. Ein von der Geineinweide nach obrig-
keitlicher Erlaubniss abgezäuntes Stück Land (Bs,
Spreng), eingezäunte Wiese in Bergweiden (.-^p). einem
grössern Landgut angeschlossenes Gütchen (BG.), mit
Dünger belegtes Stück Graswuchs, im Ggs. zu .Weid',
eingehegt (während ,Wunn' ein offenes bezeichnet)
Ap; G. Abweichend von der gewöhnlichen Bed.: Das
Bürstli [Bürschchen] chönnt z' Weid fare uf die grosse
u-ite Bifäng. Joach. ,Wer den bifang [den in die All-
mende hereinragenden Acker] inn hat, soll och den
frid [die Umfriedigung desselben] machen.' Offn. Ellik.
.Dieselbigen höf band 3 bifäng.' Offn. Wetting. .Dass
uf dem b. by dem kruz vor unser stadt [Meilingen]
ein jährlicher zins hafte.' 1486. ,Zu verkaufen: ein
1 '/ä Jucharten starker ßeifang mit vielen Nuss- und
andern fruchtbaren Obsbäunicn angefüllt.' BsStdt 1732.
,Ein B. von Reb- und Feldwerk über 2 Jucharten
gross.' ebd. Noch vielfach als Eigenn.: Bifang Aa;
bei Klein-Bs; Gl; eine Matte am Tobelbach ScHW; Z
Niederurdorf; ,im Beifang- [jetzt Bi'fang] GArbon 1589;
Büfig LE.; im Befang, Weiler bei ApTrogen, am Berg
gelegen: Bifig LHergisvv.; Biffiger, Geschlechtsn. W.
S57
Fans^. tVii!?. fiiia:. foiig', Cmva:
858
— .'). Um lang. 8jn. In fang o. .Reben, ackern, mat-
ten, die ligcnt in der gebiete, begriffen, bifengen,
kreisen, geriohten und zuogehörungen des closters.'
1400, Bs Rq. ,Und rust .sich ze buwen das gross
gasthus [zu Rorschach] und den bifang beider muren,
die tor hend und an den see gond.' V'ad. Der B. der
.Johanniter in B.sStdt war ein ummauerter Bezirk.
- 4. üefangennohmung; Gefangenschaft; vgl. bi-
fangen. ,An Geld oder mit Beifang gestraft.' 1548,
Absch. .Was si [die Täufer] in bifangen oder fry
verheissen, habend si nie gehalten.' 15'28, Eüli, Act.
— 5. „Neben zahn Th."
Mlui. bimnv [i betont, alipr kurzV) in Bed. 1, '2. 3. Si-hon
ahd. neben Infawj aiioh bef. und noch Frisch und Henisch
liaben diesen Laut neben i. Das verbale Präfix kann .jenes
/./■- nicht sein, eben weil es betont ist, wohl aber eine ältere
kurzvücalisclie Gestalt der Präp., wie in neben in. Kurzes
betontes i konnte in einzelnen Fällen und MAA. (bes. Apl e
werden, wie unigek. unbetontes c in Endunsen i geworden ist.
Die Verkürzung -firj ist Folge der Betonung des Präf. (vgl. -tu)
aus -taij). In Büfig ii statt i durch Einfluss des folgenden/. —
4. .Bifangen' 15'3S könnte auch Inf. sein. — ö wahrsch. i. S.
V. Btziin. Xebenschoss an der Rebe, und mit diesem vermengt.
bi-fangen (schw. Vb.): 1. a) „einen auf einem
Brachfeld liegenden Acker zum Schutze vor weidendem
Vieh einzäunen AaF.; Z.*- b) das von der Hauptzeig
und dem Zeigenrecht durch Umzäunung abgesonderte
Land mit Sommerfrüchten bepflanzen Z. Von Bi-
fang 1. ,2. — 2. einschränken überh. .Damit das
kloster. abt und münch byfanget, yngenommen und
in abgang gericht werd.' 1529, Absch. ,Wie Gott die
gwaltig macht der statt Rom beifanget und genidert
hat.' Vad. — 3. gefangen nehmen, verhaften. .Ze
fahenne und ze by fangen ne, swele [Alle, welche] buoss-
wirdig sind.' Stadtr. Diessenh. 1400. ,Es sie uf den
gas.sen oder in hüscrn, da sy denn byfanget oder be-
gritt'en mögent werden.' 1420. ßs Rq. .Wäre aber das
ein solicher von unser statt entwiche, dass er nit
bivanget wurde, nach dem soll man stellen.' 1450,
Bs Rq. ,Uf das [nachdem] vil todsiegen bescheen
[geschehen] und die täter ungebyfangt hinkommen
sind.' 1494, ebd. ,So einer angenommen und byfanget
wurd.' 1529, Absch. ,Fengklich angenommen und zum
rechten byfanget werden.' 1530, Absch. ,Und die
frombiien i)ersonen soll man b. und in gewarsamy
nemmen, damit die besserungen [Bussen] bezalt wer-
den.' 1557, Bs Rq. .Der künig Hess ihn b. [.gefangen
setzen.' 1070] und fragen, do bekannt er das mord.'
LLav. 1509. .Eingezogen, gebeifengt und so lang ent-
halten werden, bis er gehorsam würdet.' 159Ö, Bs Rq.
, Beifangen, capere.' Dknzl. 1677; 1710. ,Dass der
Fallit sollte beigefengt und abgestraft werden.' 1789,
Bs Rq. — 4. von Etwas gewalttätig Besitz ergreifen.
,Dass die puren dem vogt das syn, by 300 fi. wert,
im schloss bifangotend.' Vad.
Neben dem schwachen .bifangen' auch starkes ,bifahen',
,[Die Verschwornen waren entschlossen,] so einer |der Ihrigen |
bygefangen wurde, .alsbald zu dem Vogt zu gryfeu.' I(i4ß.
Z Verhürakt. ,Die KedlifUhrer byfahn und gefänglich allhor
bringen.' 1646, Z Ratserk. .Lasterhafte leut beifahen, in
getanknus werfen.' FWyss 1650. — .Bifengen' ist mit regel-
uiässigoni Umlaut chenf. von .Hifaug' gebildet. Zum starken
Vb. vgl. mbd. herähan, umfangen; einfassen.
Streu-Fang: Sumpfstrecke auf den Alpen, welche
erst im Herbst abgemäht wird und die Streue für den
Winter ergibt. Sciiatzmann.
De- BsStdt; „L; Sch; Zir' It St.''; ZLd. Te- ZStdt,
Ti- Z (Oberst Wolf): 1. Gnadenstoss, Todesstoss,
(jaraus, der letzte vernichtende Schlag in phys. und
moral. S. Einem (no''') de' D. ge". ,Die Dernokraten-
führer hätten uns niemals den D. geben können.'
KLocHEK 1869. Das hää-em no de' T. g'ge', ihn voll-
ends ruiniert. Lt Spreng eig. der öeuickfang. welchen
man dem Gewilde versetzt. — 2. Reissaus; de" B.
ne' ZRüml., Zoll.
'2 beruht auf Verniengung mit Deioang (s. Dew-), aus frz.
ilevttnt. Letztere Ableitung würde auch für 1 1. S. v. Stoss
von vorn, mit dem man dem zum Stehen gebrachten Tiere
den Garaus (s. Herzfanrj) macht, im Gogs. zu den dem flie-
lienden Tiere beigebrachten Verwundungen, treulich passen,
allein franz. so wenig als deutsche Jägerspr. bedient sich
dieser Bezeichnung. Vielmehr sind ,abfangen' (vgl. .Hirsch-
fänger'), ,Faug. Genick-F.' die technischen deutschen Aus-
drücke. Der 1. Teil unseres Comp, scheint verderbt oder
bewahrt uraltes Sprachgut. entw. Die, Vieh aus mhd. dicch,
.Schenke! (vgl. , Demut' ans diemuot), oder ahd. tfeican (engl.
die), sterben. Syn. zu 1 Gut; Rest; ToUtich; Bodenuli»!» :
■/Ki/strcirli : Tiitaeli : Treff.
Wild-: 1. Jagd. .Die brief wysent, dass der w.
des gottshus eigen i.st und der apt mag jagen nach
seinem willen.' UwE. 1599. ,Der W. soll, damit der
Fasel [Nachwuchs] erhalten werde, länger nit als von
Bartholomei bis zum neüwen Jahrstag währen.' Z
Mand. 1649. ,üer W., das Jagen und Fangen des
Gewilds und Federwildpräts.' Z 1757. — 2. gefangenes
Wild, Jagdbeute. .Im wald luog umb dich, sorg, hab
acht, ob du ein w. sßhi.st ston, in hölzern, feldern
umbhergon: verstäub es nit!' Ruef 1550, wo in der
Wiederholung des Auftrages statt ,w.' gesagt ist ,reech
[Reh]'. Bes. Falken, Habichte, die in wildem Zu-
.stande gefangen werden. .Habicht, nistling genennt,
und auch die wildfeng magst du also neeren.' Vogklb.
1557. ,lch hab etwa einen w. [von Krummschnabel |
gefangen [der sofort zutraulieh war].' ebd. — 3. wild
gewachsener, .junger Fruchthaum, Wildling, der
dann versetzt und veredelt wird Aa; Bs; B; Z. .Plan-
tarium, une bastardiere. ein ort. da man die Wild-
fäng oder wilden Stämmen zusammensetzet, damit sie
nachwärts gezweiget werden.' Rhag. 1039. , Semina,
Wildfang oder Pfianzstöek, Sauvageaux.' ebd. .Für
4 Dotzen Öpfel- und Birren-wildfäng 1 ti. 11 btz.'
Schloss RuEn 1728. ,Ein Baumgarten, in dem Nichts
als Wildfänge anzutreffen.' JUlr. 1733. — jMlid. n-di-
l'ttnij, .Jagdbezirk, .lagdrccht.
Wind- .Windfandt': Mantel. Gungenb., Bettler-
orden. -- Ein frühes Beispiel von der Verweciislung von
nij und nd.
zit-: zeitig, erwachsen. ,Ein Stier, der zitvang
[zweijährig] ist.' XIIL/XIV., Gfrd. — Mhd. ;irmiiyc.
Kar-Fangel m.: 1. (A/nr/ajiW Zllln.) „Rostim
Getreide .\a; 'A.- — 2. (7v7(c/(i»//(" PI. Bs) Schimmel,
schwarze oder graue Flecken in verlegener Wäsclu'
Bs; Z. Syn. Kastennmuen. - 3. Stellen in der Garn-
strähne, im Fadenknäuel. wo der Faden sieli spi-
ralisch aufgedreht (Z). sich zu Knoten verwickelt hat
(Srn). Syn. Krangeh — g'karfange" k^■, Bs; ZRfz
(neben -el). -fangcch, -fanech ZGlattf.. -fanglig Seil
(neben -let); Z, -fauktig AABb., Kais.: 1. von Getreide
und Schotenfrüchten, krank, indem sie kurz vor der
Heife schwarz werden und verschrumpfen Aa; Bs.
,l>ie Schwarzilornheeken halten Luft, liegen und Tau
85Ö
Kang. feiitf. tinjr. fmis. i'm\ii
860
al), .Uuuiu ist auch die Frucht [Getreide] um solche
Zäune schlecht und meistens cartanglicht (rostig).' Z
Naturf. 1764. — 2. von Zeug, Garn, Holz, Stroh-
halmen, Samen udgl., schiramlicht, mit Moderflecken
behaftet, stockfleckig Aa; Bs; Sch; Z. Syn. angelaufen;
yemäuclmj ; versport; verstickt. — ?>. von Fleisch, von
der Fäulniss angegritten, übelriechend ZN. — kar-
fangle": 1. schimmlicht werden, anlaufen Z. —
2. „sich verwirren, von Garn udgl. ScH; Z."
Da die Bed. 1 des Subst., an welche 2 (auch Bed. 3 des
Adj.) sich leicht anschliesst, sonst auf das W. ,Karfunkel'
fällt (s. Gr. WB. .5, 212), so ist nicht zu zweifeln, dass wir
es hier mit einer blossen Nbf. des letztern zu tun haben,
welche sich auf Schweiz. Boden durch die blosse .\blautsform
KarfinJtd, y'kurfanktiij (dies aus der Particijiialf. g'/.ar/ntd-ei
abgeleitet und syuc. wie imrktiy ans uilid. nm-kci] hindurch
(vgl. rahd. /«/lÄe neben /MiiAc) der .\nlehnung an den Begriff
.fangen' zu lieb herausgebildet hat (s. das Particiiiial-Adj.
g'karfanijen). Bed. 3 des Snbstautivs erklärt sich aus laut-
licher und begrifflicher Borühruug mit dem Worte Kranijd.
— Dem Adj., bzw. Ptc, in Z auf der 1. Silbe, also als wirk-
liches Comp., in Aa; Bs auf 2. Silbe betont (als ob hur
blosses Präf. wäre), gebührt die aus y'c/t oder y'k hervor-
gehende Affrikata, welche von hier aus oder als Merkmal
eines Lehnw. tw. auch im Subst. und Tb. gesprochen wird.
Fangele, Pfangola, Pfangüa f., Fangeli
(dimin.V) = Fang 3 W. fange(s) s. aii-fahend
Sp. TIS. fangen s. fahen.
Fanger: Geschlechtsn. UwE.
Vielleicht verk. aus dem gleichbed. Imfanger, ebd..
welches, wahrsch. von In/amj abgeleitet, den Besitzer eines
solchen Grundstückes bezeichnet.
Hunds-: Hundefänger Z. Syn. -Fauker.
Mond-: Spottn. auf die Einwohner einer gewissen
Z Gemeinde, von denen die bösen Zungen der Nach-
barn, neben andern Proben von Einfalt, erzählen, sie
haben einmal den Mond in Gestalt seines Spiegel-
bildes auf einem Wasserzüber fangen wollen.
In einer andern Gemeinde sprangen die Leute in eine
.lauchegrnbe. weil sie den sich dort spiegelnden Mond für
einen Käse hielten. Tgl. noch JirätUntupfcr.
Schär- Z, Schäreföher GRHe.: Maulvvurfstänger.
An vielen Orten noch ein besoldetes Aint! Syn. Schär-
muser.
langete CF.mache'J ZSth., Fangetse, Fangis,
Fangisse. Fäng(er)lis = Fahens Sp. 723.
an -fangig s. an- fallend Sp. 718.
Sand- F angle f.: eine Art kleines Wuhr, hinter
welchem sich Sand anschwemmt U.
Pangniss, -nuss, -nust f.: Gefangennehmung,
-schalt; Gefängniss. ,Mit brande, mit roube, ald nut
vanknust.' 1291, Gfr. ,Mit vangnüst.' 1.S04, Z EBr.
,Unibe die vangnüst (gevangnust), in der ich ze Roten-
burg was.- 1307, Gfr. ,In fangniss.- 1349, ebd. ,Er
nam mich in vanknuss.' 1428, Arch. Baden. ,Hat mich
US T. gelassen.' ebd. .St Peters tag der vanknuss
[1. August].' 1491, Z Urk. ,Er i.st der fenknus er-
lassen.' 1535, Sch Ratsprot. ,Sölich person in die fenk-
nus ze leggen und die f. liggen [so!], so lang bis dass
.sy ir gelten [Schulden] entrichten.' Z Gerichtsb. 1553.
,Die gfangncn widerum in die venknuss keren.' Vad.
— Ge- Gfängnuss Uw, Gfänknuss. Stütz — f., mo-
derner n.: 1. = dem vor. ,Wäre dass kein angriff
ufstunde von totslegen, von gefangnust, von brande
oder von roube.' 1350, Absch. ,Uss der gefängknuss.'
Bossii.-GüLDSi'HM. - 2. rechtliche Verfangenschaft.
.\ngehörigkeit, Anspruch'? .Ich han es gevertiget und
mich erzigen mines lybdinges, gevangnusse und alles
rechtes, so ich darzuo hatte.' 1305, L Fertigungsbrief
einer Ehefrau. — Mhi. fancnÜHc, -niw«e, -nu«; -iiüst, -nust
(Letztere verk. aus 'fancmusedc) ; yefanc-, gefenc-.
Ent-, Empf-: Empfängniss. ,Ich will deine
schmerzen und empfanknuss vil machen.' 1548/60, Bib.
Kar-Fängel s. Kerbel.
an- fangen (schw.): 1. = an fahen, intr., frans, u.
refl. ,Die Evangelisten sollend wol gelert syn und
nit nüwlich angefengt [nicht Neulinge].' Zwingli. ,Den
augefengten krieg erlich uszuoüeben.' 1527, Absoh. ,Es
ist des Keisers pratik. dass diss spil des ends ange-
fengt werden soll.' 1530, Absch. ,A1s sich die tag-
leistungen zuo Bremgarten angefengt.' 1531. ebd. ,In
anfang hat es vil ein andere gstalt umb die klöster
gehept; dann sy nit der g.stalt angfängt, wurdend, wie
sy yetzund stond.' HBull. 1531. .Will uns bedunken,
dass der kardinal von Sitten sölichs zuo habe wellen
rüsten; denn es was wol angefengt mit dem hotten
von Wallis.' 1521, Strickl. ,Uie wyl aber sollich
treffenlich gross werk angefengt sollt werden.' Kessl.
— 2. in e. S. : ,das Recht anfengen'. eine Sache vor
Gericht bringen, einen Rechtsanspruch erheben. ,Von
angefengtera rechten steen [abstehu].' 1521, Absch.
,An unserm angef. r. verhindern.' ebd. ,Wo aber die
sach rechtlich angefengt und fürgetragen wurd.' 1523,
ebd. ,Das recht a.' 1525, ebd. — .3. äfävggu W,
äpfängge U: (ein Licht) anzünden. Syn. ent- f.
in-: einfassen, eine Stadt mit einer Mauer. ,St Jo-
hans Vorstadt, so damals mit der äussern Mauren und
Graben noch nicht eingefengt war.' Wurtsis. 1580,
= , eingefangen.' 1765.
ent- epfäye, an-epf.: anzünden, ein Feuer, Licht
B öO. E.i Liecht empf. Id. B. ,Wer in die vorge-
nannten zil züchet und er ein füre enphenget, den
soll man schirmen für ein gnossen, welicher herren
er syge.' Offn. LSchwanden 1562; vgl. , eigenen Rauch
führen' und -Für. — Causativ von cmpfahen i. S. v. 1 b
mit Uml. gebildet. — Syn. an-f.
Anfänger m. : 1. pers. a) wie nhd. /''' hin no"''
en A. b) (Angefänger ,Angfenger.' 1605. SchwG.) in
der Rechtsspr.: der Anheber eines Streites; s. bei
Anfang. — 2. sachlich: die unterste, breiteste Stufe
einer Treppe BSi.
Kugelen-Fänger = K.-Fang.
anfängig: wer angefangen hat, z. B. einen Streit.
Zu 1432. — wit-: von grossem Umfang. .Ein w-er
Hof.' L 1574.
fänglich: 1. gefangen; nur in Verbindung mit
Ausdrücken des Ergreifens oder Festhaltens. ,Uf hüt
mittags sind uns dry niissifen fänkUchen von dem
commissari zuo Lowis überantwurt.' 1521, Strickl.
,Zuo citieren oder vänklichen anzuonemnien.' 1522,
B Missiv. .Als wir dann etlich widertöufer by uns
fänklich enthalten [in Gewahrsam halten].' 1528, ebd.
.Etliche, so von bemolten V Orten fänklich behandot
[sind].' 1531, Stkickl. ,Venklich an ein Seil legen.'
B Mand. 1563. .Hat er sy lassen fengklichen hand-
haben.' RCvs. S. auch ge-f. — 2. fähig, zu einem
Amte. .Zu Mei.stern der Zunft sollen die allerfengk-
lichsten gewählt werden.- Bs 1519. S. rer-f.
8H1
Kiilis. ti'iii,'. (iii";. rims'. I'uns,'
862
;iii-: 1. begiiiiiend. .Ant'enklicli von dem Taut'
Joiuiiiis bis auf den tag. do er von uns genoninien
ist.' 1587, Apostelg. Im Anfang. ,Anfengklielien.-
Kplib. — 2. nächstens? Vgl. awjends. ,Mit ge-
dingen, so üch antänklieh sollen angezeigt werden.-
1531, Absch. — 3. neulich, vor Kurzem. .Hast du
die niisstat erst yetz anfengklich (nunc primuni) ge-
hört?' Fris.
ent-. emp-: angenehm, willkommen. ,Dass er im
syn werk lass loblich und enphenklich syn.' G Hdschr.
.Ain statt, die dir enpfeuklich (acceptabilis) syg.' G
Hausheil. 1460. ,I)ass es gott empfengklich, euch uns
erbittlich syg.' XV., Processionsordn. ,Dann wir nit
angenem noch empfänklich sind.' 1521, Absch. — Passiv,
wie lat. acceptus = (jnittis.
ver-: 1. wirksam, nützlich; s. cerfahen. ,Ver-
vanklich.' HFrIjüd. ,So aber das alles nit verfenklich
ist gewesen, begeren ir wyter gschriftlieh antwort.'
15'29. Bs Carthäus. ,Das ir einen rat kiesen von den
burgern, die der statt die nutzlichsten und verfeng-
lichisten dünken sin.' Bs Chron. 151-1/85. .Ein meister,
der einem rat am verfenglichsten syge.' ebd. .Weil
man besorgen muss, mit Schriften nichts Verfängliches
ausrichten zu können.' 1531, Absch. .War alles un-
verfängklich.' Wurstis. 1580. — 2. empfänglich für
Lehre, fähig zu einer Leistung; s. fänglich ä. .Vier
bürgere, die der erre rat kiuset und denne allerver-
vanglichest sint.' 1337, Wack. DK. , Sechs us denen
[Knaben], so sy am geschicktisten und verfänklichesten
zur leer bedunken, erkiesen.' 1530, Absch. .Diejenigen
Personen, welche wir nach unserer Achtung die taug-
lichsten und verfenglichsten zu sein befinden.' Bs 1688.
Zu 1 vgl. uihd. £2 vernähet, es hilft, es nützt; und noch
nhd. = wirksam sein.
ge- ^ fänglich 1. Einen g' fänglich Vzieh", i" g-i
Haft. G'tcäivami iie' Uw. ,Als er gen Kyburg gfenk-
lich geführt worden.' Schimpfr. 1651.
Vingenönli s. Violc II (Sp. 633).
Finger — PI. Fingra F; W — Dim. Fingschi
Gr: 1. das Glied der Hand, nach seiner vielseitigen
Anwemlung und Bedeutsamkeit in zahlreichen Ver-
bindungen und sprichw. RAA. a) der F. als der an-
tastende, anfassende; nehmende: .Und kumpt der
amman und mag das schetf [Schiff] mit zwei f-u herüss
ziehen, ist wol und guot.' 1454, Zellw. Urk. Einem
diebischen Menschen soll man uf d' F. luege" [nid
uf 's Mfd, d. h. sich nicht durch seine Rede betören
lassen). Ineichen ; Öuloer. Langi F. ha", diebisch
sein, allg.; aber gleichbed. auch: churz F. ha" (ab-
genutzt von vielem Stehlen) S. Chrumhi F. ha", dass.
Si'LGER. Daher zur Geberde rechtlicher Besitz-
ergreifung verwendet: de F. druff ha", auf Etwas
zählen, mit Bestimmtheit rechnen. Da häh du num-
men [nur| de F. dr., das mu^-dr gäng [innuer] nihci
Chkider choufi! [iron.] Du brächst niid de F. dr.
z' han, das d' das uberchömmiat BRi. — b) das am
Meisten vorgestreckte (und gefälirdete) Glied, der
zudringlii he. D'" F. zu-iischen ine (iahe) ha", sieh in
ein gefährliches Geschäft einlassen; sich in fremde
Angelegenheiten einmischen B; L; S; Uw. iS'c/ti [sie]
wctlunt in Allum d' F. hä" W. Fr het s'ini F. gäng
z' corderisch, ist voreilig B (Zvro). T)' F. use zieh,
sich von einem gefährlichen Geschäfte losmachen B.
/>' F. drüs tue", sicli von Etw. fernhalten Bs. !>' F.
drusl 's isch e Herenisse' ! ebd. Fr wellt i gern d' F.
wider z'rugg zieh W. D' F. cerbrcnne, unvermutet
bei einer Unternehmung Schaden leiden, allg. De"
F. under-em Fass ha", gebundene Hände haben Z.
Daher zum Lecken und zum Saugen geeignet. I)' F.
na"'' Öppis schlecke", sehr lüstern darnach sein Sch; Z.
Öpjns US de F-e" süge", leicht lernen. Sulger. Da"
het er nild us de" F-e, nicht selbst erfunden, ebd.
Vgl. Tä^ew. Auch zum Auslöschen. Mit-em nasse"
F. derdur''' fare", seine Forderung an Einen streichen,
bezieht sich urspr. auf Kreiderechnung, wie umgekehrt
das syn. i" 's Chämi schribe" auf Dintenschrift. Daher
mit-em n. F. zale", seine Schulden gar nicht bezahlen
A.1; aber auch mit-em n. F. chönne" zale". Gegen-
forderungen machen (Schulden des Andern gegen die
eigenen auswischen, ausgleichen) L. .Ich wollte wol
mit nassem f. gan, da das widerspil probiert wurd
[wenn das Gegenteil bewiesen würde].' 1526. Absch.
/"'' wett di" chönne mit-eme nasse F. erlange", im 's
g'stole het, der Dieb steht in meiner unmittelbarsten
Nähe. SüLGER. — c) Bewegliclikoit, Biegsamkeit.
Kein F. chrümbe", sich nicht die geringste Mühe
geben Sch; Z. .[Sich darüber weniger Bedenken ma-
chen] als einen f. zu verroden.' JMüll. 1665. Daher
zu Geberdenspiel verwendet. Me" bracht im numme
e chrumme F. z' mache, eine leichte Geberde genügt
für ihn W. Noch gilt das Krümmen des Mittelfingers
(wenigstens in der Knabenwelt) als Geberde der Heraus-
forderung (eig. wohl zum .Häkeln') ZF. Hinwieder
,war die F. spitzen noch zu unserer Mütter Zeiten
eine seltsame Gebärdung ehrbarer Weiber und Jung-
frauen, wenn sie sich vor Jemand zierten, indem sie
die Hände vorn in einander schlugen und die Zeig-
finger unter sich, die Daumen über sich zusammen-
spitzten. In Holzwarts Schauspiel ,Saul', welches 1571
in Bs aufgeführt wurde, gibt Sauls Weib ihrer Tochter
bei ihrer Trauung u. a. die Lehre für züchtiges Ver-
halten: Dein hend davorn zusammenleg, beim tisch
sollt du auch züchtig sitzen, bei leib kein f. nit be-
weg, mit Zucht dein zarte f. sp.' Spreng. Auch ist
das Steifen (und Emporstrecken) der Mittelfinger
(s. Schicer-F.) Geberde des Schwures. D' F. ufhebe",
ufha", einen Eid schwören Bs; B. .Wann einer zuo
dem andern über [gegen] den friden spräche, ob er
[der Angeredete] syn gelten [Schulden] mit dry f-n
wollte bezalen, und mit andern glychen werten, so
scbalkbar sind, bricht man den friden.- 1480. L. —
d) wegen seiner stabförmigen Gestalt und mit Bez.
auf seine Dicke zum Messen verwendbar. I bin so
voll [habe mich so voll gegessen], dass i 's mit dem F.
erlange" chönnt Z; Syn. s. Halszäpßi. Nicht einmal
es Fingers z' verbinde" ha", so viel Zeug, als es braucht,
einen F. zu verbinden, also: sehr arm sein. .Stückle
so lang als ein grosser F.' Bs Kochb.; vgl. F. 'J. Me"
chünnt-en um de F. ume irickle", er ist zu .\llem willig
(eig. so geschmeidig, dass er die engsten Wimluugen
eingeht) Bs; Z. Düss und so zum, a.is-inen in um e
F. hält chönne wiggle. Breitenst. 1864. .Demnach
wnrdend sie [die Wiedertäufer] so geschlacht, dass
man sie um einen f. gwunden hotte.' Vad. .Wie er
das Volk wollte so weich und zam machen, dass man
sy möchte umb ein f. winden.' JosSimi,. 172'J. Von
der Zeit: all Finger(s) lang, nach jedem kurzen Zeit-
raum, jeden Augenblick (von Neuem) B; Gr; L. —
e) Empfindlichkeit, Nervosität. öV* i'nF.bisse,
863
Fang, feiii;', iiufj, l»!!«-, luiig-
80-1
seiner Heue über eiue lliiiiiUuiig Ausdruck geben; sich
selbst schälligen. allg. (Anders >iich cV F. ab-b., s. u. f ).
,Es sei ihm in alle F. gekommen', die Empfindung
habe ilm lebhaft aufgeregt. Gotth. Eh häd-mr i"
alk" F-e" if juckt, ich konnte mich kaum enthalten,
Hand anzulegen, bes, eine Ohrfeige zu erteilen Z. —
f) Kostbarkeit, Wert und daherige Schonung, Er
trird-id''' i/'miss schier d' F. abbisse' Z. ,Er klagte
sich last die Finger ab.' Gotth. I'* tcett en F. (auch:
de chli F.) ab dr Hand drum ge, ich gäbe viel darum
Z. ,Wie er einen F. ab der Hand geben wollte, wenn
er Etwas gestudiert [hätte].' Hott. 1660. Si''' lieber
all F. lä" abstemme" [als Etw. tun oder zugeben] Z.
i''' mucht-e [ihn] mit kei"m F. Wrüere"! Ausdruck
der Geringschätzung, des Ekels Sch; Z. ,Si wellend die
selben [Bürden] nit mit einem f. regen.' 1587, Matth.
— g) als Teil der Hand. Mach e Fust, wenn d' ke"'
F. hast! Gl; Z. Dur'' d' F. (durch die Siialten zw.
den Fingern) luefje", nachsichtig sein. allg. Er hritcht
eke« Spiegel [Brille], er tueijt dm-"'* d' F. Ineichen.
Wer cha'"' dur''' d' F. luet)e", bracht ke Brille, ebd.;
SuLGEH. Vgl. u. ,durch die F. lachen.' Si sind wie
ei" F. am andere', so vertraut W; vgl. engl. ,to be
tinger and thuinb.- T)e Wirt und de Landjäger [Po-
lizist] sind tcie sioe F. an einer Rand, der eine zieht
den andern nach sich, vom Wirtshausbesuch als Quelle
von Armut oder Verbrechen. Gotth. , Baselstadt und
■Baselland sind zwei F. an einer Hand', gehören zu-
sammen. Vgl. fünfzinggiij. Nit dr F. biite [geschweige
die ganze Hand], weit zurückstehn GWa.; vgl. ,nicht
(einmaU das Wasser reichen.' Wenn men-em de F. git,
so will er d' Hand. vSulukr. (In den '2 letzten Fällen
steht ,der' = .ein'.) De letz F. verbinde, verbünde ha,
Etwas Verkehrtes unternehmen, sich verrechnen Bs;
B; S; Z. Daher die primitivste Zahlenleiter. DafsJ
cha'"-mena'n Fingere' abzelle Sca; Z, Syn. abfingerlen:
das han i uf de F-e Gr, das ist leicht zu berechnen.
— h) als Vertreter der ganzen Hand, a.) der
fassenden. Eine' i" d' F. ne, hart mitnehmen, züch-
tigen B. ,Die Dienstboten zuweilen in die Finger
nehmen, das war d's best.' Gotth. Enand i" d' F.
ne", einander prügeln B; S. Ei'm^ i'n Fingere" si",
in seiner Gewalt, seiner Misshandlung ausgesetzt sein
B. Was er a' d' F. nömmt [unternininit. anfängt],
g'rät't-em F. 's Hefti i" d' F. ni>, eine Sache energisch
an die Hand nehmen B. .Ich wollte die Sache ganz
anders in die P. nehmen.' Gotth. Eppis guet um d' F.
winden, ein Geschäft gut einricliten, z. B. bei einem
Eechtshandel sich Garantie geben lassen, dass Be-
dingungen erfüllt werden, ehe man einem Abkommen
lieitritt BKi. Da milesst-mr d' Such guet um d' F.
g'irundni sin, ob i mit dem [einem solchen Teilhaber]
Üppis afieng. ebd. (Das Bild hergenommen von einem
Strick, den man um die Hand windet, um einen daran
gebundenen Gegenstand sicherer festzuhalten.) ■ —
g) der züchtigenden. 5 F. Usg'wicht gii". Einem auf
eine unverschämte Forderung die Hand ins Gesicht
schlagen. Gotth.; das Bild hergenommen von dem
Brauche der Metzger, dem Fleische (hier der Backe)
noch Knochen (hier die Knöchel der F.; vgl. Toten-F.)
udgl. beizulegen. — y) der waschenden. ,Die F. in
Etwas wasclien', Etwas mis.sbrauchen, z. B. davon
entwenden. De Vogt [Vormund] häd i" mim Ver-
möge" d' F. g'wäsche Bs. — 8) der bedeckenden
.Durcli die Fing(.'r lachen', liohnliclic Schiuh^nfreudc
empfinden. .Dann [wenn unsere Freiheit verloren
gienge] wurdend die durch d' f. 1., die uns jetz guot
geschirr [freundliche Miene] machen.' HsHMan. ,[Da
Manche über Zürichs Unfall] d. die f. 1.' 1531, Stkickl.
Vgl. oben (g) dur d' F. luegen. — i) besonderer
F. De'' chll" F. hät-mer's g'seit, i'g'ge [eingegeben],
Vexierbescheid auf die Frage, woher man dies und
jenes wisse Sch; Z. Auch: dc chll F. hätt-dr 's seile
säge", der einfachste Verstand hätte es dir eingeben
sollen Z. ,Der Alte hätte am kleinen F. mehr Ver-
stand als der Junge an der ganzen Hand.' Gotth.
— '2. fingerförmiges Gebäck Z. Syn. Schenkeli, Män-
deli. — 3. Fingerli" Gr, Fingerji P: Fingerring.
,Guldine flngerli.' 1385, Z. Mhd. vingerlln. — 4. eine
Pflanze: Ziegenbart. Korallenschwamm, clavaria
botrytis Z.
Der Vorzug des .kleiuen' Fingers als Wissers und An-
gebers (als welcher er auch in dem bekauntiai Kinderspiel
und -Spruch von den 5 Fingern erscheint) lieruht wohl (ab-
gesehen davon, dass man ihn zuweilen ins Ohr steckt) gerade
auf seiner Kleinheit, die ihn befähigt, Manches heimlich zu
beobachten und auszuüben, wie ein kleiner neckischer Haus-
geist (engl, thf Utile hird); denn auch die andern Finger
werden in einzelnen KAA. und Bräuchen als selbständige
beseelte Wesen aufgefasst. Vgl. darüber Kiichh. 1857, S. 99.
Kindersi)rüche zur Bezeichnung der einzelnen Finger uach
solcher Auffassung ebd. S. 109. 5i4. Spiele mit Ausstrecken
der Finger ebd. 434. — 4 entspricht würtlich it. dituhi :
vgl. auch das syn. manctta, eig. Händcht^u.
Oren-Finger. ,Auricularis digitus. der o. oder
klein finger.' Fris.; Mal.
Viell. so genannt, weil er heimlich ins Ohr Hüstuit; oder
auch nur, weil er im Ohre grübelt; s. die ahd. Stelle bei
Eochh. 1857, S. 106.
Arzet-: der Kingfinger. .An dem ohn ein den
leisten Finger, sonst der A. genanipt.' Auzneib. Zollik.
1710. Syn. Lachsner.
Wegen ihm zugeschriebencir Heilkraft hat dieser F. schon
im ,\itertum entsprechende Namen: d'ujitux inedictiM, ags. läw-
finycr. Kochh. 1S57, 105. Vgl. auch Sp. 467, 4.
F^ünf-: Fünffingerkraul, pentaphylluni. E. XV..
L Arzneib. — So genannt wegen seiner 5 Blätter.
Gross-: der Mittelfinger Gr.
Herren-: ein Gebäck von feinem Mehl mit Zucker;
2 Finger breit und 1 Schuh laug S.
Herz-: der Ringfinger. .Digitus annularis, der
Gold-, Herzfinger.' Dknzl. 1677; 1716.
Nach altem Glauben dun'h einen besondern Nerv mit
dem Herzen verbunden.
Knollen-: dicker F. Z. - Knölpli-: breiter,
vorn stumpfer F. Bs. ~ Leck-: der Zeigfinger Gr
Sculms. Vgl. Mues-, ScMeck-F. — Lurtsehi-: der
Finger, an dem kleine Kinder saugen B. Chann-i'''
mi" L. ha", i''' lebe herrewol dura'. FrHall. 1871. --
Mues-: der Zeigfinger GnSchud. Syn. Suppenschlapper,
Leck-F.
Nopperi-: dicker, ungeschickter F'inger S. Vgl.
Knollen-, Knölpli-F. -- Von iiujjjjinn. langsam, ungeschickt
arbeiten.
Schleck-: Zeigefinger GA.; Xnw. 6\n. Schlecker.
Schwer-: die 3 ersten Finger, Daumen bis Mittelf.
der rechten Hand. allg. ,Den Eid sagen wärcnder auf-
hebung seiner 3 schw.' Ael. LB. 1585/1828.
Die Ureizahl wird auf die h. Dreifaltigkeit gedeutet, die
abwärts gebogenen F. auf Leib nnd Seele des Schwörenden,
wi'lclif vordaunnt sein s db'U im Falb- v. llrineid ; s. aaO. S. 8 f.
ytiö
Fall}; — l'iins. Fiiuss — l'iiii^'>. KallK^' ImhSK- Vunk l'iink
^HH
Tiil'els-: Belciiiiiit JniA; Uw; Z. 'I'ühilmi-
s. 2'ümc".
TOten-Fingerli: (gekochte) Schwarzwurzen Bs.
In Märchen kouiuit vor, dass die iu UDgehorsaiii srugou
ilio Mutter erhobene Hand eines Kindes zur Strafe aus dem
Grabe desselben empor ragte. Fingerähnliche Gestalt van
Wurzeln, bes. von so bleicher Farbe, konnte solchen Glauben
veranlassen.
Twer"''- Z, Z werch-Finger G: ein F. quer ge-
messen, die Breite eines Fingers, als Masseinheit. ,Die
rinden nit nier dann dr_y twerflnger über einandereu
lan gan.' 1480, Nuiv. ,Die dicke aber was 4 zwerch-
finger.' 1531/16ti7, Jeeem. , Zweier zwerchfinger tick
ungevarlich.' Z Büchsenschützen 1553. ,Die dicke
Sdwerchttnger.' Tierb. 1563. ,Ab hac regula non licet
digitiim discedere, nit unib einen zwerchfinger.' Fitis.
.Welcher etlich mit ihrer lenge zu 3 twerfingeren
kommen.' JLCys. Itiöl. .Eines twerfingers breit.' Z
Mand. 1643. — Zeig-. Bei Denzl. 1677 .Zeiger-', in
GrV. Zeich-F.
fingeren fingre": in die F. nehmen, mit den F.
betasten, bes. was man nicht sollte, mit dem Neben-
begriff der Verunreinigung oder Schädigung, z. B. von
Knaben, die Alles antasten BRi.. Si. Umha f., in den
Händen lierum ziehen, oft berühren W. — ab-. Das
kusch [kannst du] ja am Arsch a.! das versteht sich
doch von selbst! derbe Steigerung und Verdrehung
der RA.: .an den F. abzählen' Bs.
Finger(e)tc f.: so viel (Flachs) man mit einem
F. umfassen kann. Id. B. Syn. Fingerli'g 3.
fingerlen: 1. die F. schnell bewegen, mit den
F. spielen .\aH.; Gr; S; Z; z.B. zum Spiel auf einem
Musikinstrument Uw. — 2. mit den F. betasten,
daran herum tasten. .Eine Pflaume, welche eine
(irämplerin zum F. zurecht gelegt.' Gotth. Besonders
aber weibl. Personen in unanständiger Weise Ar; Bs;
B; L; ScH;U. Si kU sich f. SuTBRM. , So eine Tugend
ist ein zartes Wesen; sie mag das F. nicht erleiden.'
Gotth. S. Fingerler. — 3. in die F. nehmen zur
Züchtigung BRi. Zu andern Zwecken, z.B. Geld-
stücke aus dem Sparkästchen L. — ab-: an den F.
abzählen, leicht und sicher berechnen; auch nur: zu-
versichtlich sich einbilden Z. Mit Abgehen von der
urspr. Anschauung: ,an der Nase, am Arsch, P^üdle
abf.', nur in Verbindung mit .können' wie bei ab-
fingeren und im selben S. Bs; Sulger. — „Fingerler:
der mit Mädchen unanständig spielt B; L; Sch." —
Finger li m.: der die Unart hat. Alles zu betasten B.
Pingerli"g in.: I.Finger eines Handschuhs, von
Tuch od. Leder, bes. als Überzug über einen (kranken)
Finger Ap; B; Gr; L; GSa.; Zg; ZKn. Syn. Tümli'g.
.Fingerhuüt, tingcrling. flngorheuble. alles das den
tingeren zu schirm gemacht ist, digitalia.' Mai,. —
'2. Ring GrL. Syn. FiiigcrU". Mhd. fingerUnc. —
3. Büschel an den Fingern abgezogenen H a n f e s od.
Werges VOrte. So viel Werg, als man beim Beiteln
au einen F, hängen kann AABb. Syn. Fingerete.
fingerzen = fingerlen, bes. in Bed. i W. Umha
f., in den Händen herumziehen, oft berühren, ebd. —
■i ist Intensivbildung.
Fiinee f.: Spass li It St'', u. Zvro. Vgl. Funk.
Schweiz. Idiutikou. I G.
fangs, fängs s. an/ahcnils Sp. 71fS. Fnngs,
Fungs, Föngsi s. Fiins.
Fingschi s. Finger. Fengster s. Fenster.
Fangg — fungg. Vgl. auch dieGruinieu /'<iw;/ usw., /Villi- usw.
fingge-failgge : mit Ablaut gebildete Form für ,fünf'
im Anzählspruch Einli Beinli usw. Aa; s. Hunz. 85.
fienggen: an Etwas herumreiben, kratzen, fegen;
mühsam plätten AAFr.; BsLd; S; üw; U; mit den
Füssen spielen UwE. — ver-: durch Reiben ver-
derben, z.B. Kleider. — Es ist das ah.ßetjgen (Sp. 715)
mit durch Nasal verstärkter Stammsilbe. — Ab]. ßetaen.
fiengglen: das Dimin. zum vor. S. Albe wo-n-i'''
jung g'sV^ bi", han r* Söili g'hiietet, lian es höhigs
Glgeli g'ha, ha" druff' umme g'ficngglet.
Fnngg, Füngg m. — PI. Füngg : 1. Fusstritt,
Stoss mit Fuss oder Knie BRi., Schw.; F. S. auch
Flungg ; Pfungg. — 2. unordentliche Falte „B";
GrA. — Funggel, Pf- BSi. — m.: dicker und zu-
gleich kurzer Mensch B. S. auch Pfungg, Pfunggis;
P/Iunggel; ? Pfhinfsch. - fungge". füngge":
1. (pfungge BSi.) Etwas stossend in ein Behältniss,
z. B. in die Tasche, einen Sack, fest hinein stopfen,
häufig mit dem Nebenbegriff der Unordentlichkeit B.
.F'arcio: einfunggen, einstossen.' Fris. ^yn. stnnggen.
— 2. (nur -H-) unordentlich zsdrücken, zerknittern,
z.B. Papier, Wäsche B, rer- Gr; W. die zerfunggel
Brattig [Kalender], ebd. .Das Erste, was bei der
Hand lag, fungete, wüschte man den Kindern an und
Hess sie laufen.' Gotth. Pfunggete f : etw. unordent-
lich Zusammengeballtes BSi. — 3. {pfunggc BSi.;
„L") „mit etwas Stumpfem stossen, stechen, wie
z.B. das Rindvieh mit den Hörnern;" mit Faust oder
Ellbogen Rippenstösse (BSi.; „L"), Fusstritte, Knie-
stösse geben B («); F (h). Schttemister, der Christi
fungget-mi gfingl Auch zue F/rm BG. Du biin-i'^''
wvM chn [da kam ich liinauf ] bis zur Türe des Hum-
mels !/"'' hn" afen a Biitzg [ein wenig] d'ra" g'f'iiiigget
[mit den Füssen gepocht] F (HsNydegger). „Ich wart
gestossen und gepfunket, dass ich fiele. Psat.t. Arg."
.Gepfunket' = lat. imjjulsus. GHdschr. — 4. (-»-) ob-
stuprare B. — 5. (-li-) derb iirügeln B. in gemeiner
Rede. — F unggi BS.; S, -ii- B — ni.: kleines Bursch-
chen, Knirps B; pausbackiges, überh. dickes Kind S.
Vgl. amhd, plninc (pfumj), Beutel, Bündel; got. jmi]yi
(1. jinnij), gleichs. Behälter zum Hineinstoi)fen ; das Zsgestopfto ;
daran schliesst sich die Bed. ,dioke kleine Person'; vgl.
Ilündrl, von Kindern. Ywdtes unter dem Anl. Pf- und dem
Aiisl. -MtJHvh, welcher zuweilen die Verbindung ii.7(/ er.setzt;
auch bei Fl-, l'jl-, allcnthalhon sieh berührend mit andern
Wortfamilien. Vgl. auch timujijiii i=funiiytn:i). Znf.n.-i
vgl. obd. /miii'tii, nndl. hnnkrn, prügeln; östr. ^j/«eAcii, stupfen;
und lat. pu-ntji-n ' — .\bl. /uiu-m.
. Fl-.
Fank funk. Vgl. auch di.' Giiippeii /-'"iiy;/ usw., /•'im;/ usw.
Kiir-Faiikol s. h'.-Fiiugcl Sp. S5S.
Flink, Fank i- m., Fiiide m. u. f. - PI. Fiitike':
wilder Mann, wildes Weib, mythische Wesen, in Berg
und Wald sicli aiithultcml. urspr, dem Kiesengeschlecht
ü5
8(>1
Fank, fenk, flnk. funk, funk
868
nahe steheiul, später mehr den Zwergen sieh an-
schliessend Gk; GSa. Auch Berg-, Wald-, Wild -F.
A Frau hat as iin'taufts Kind r/'ha", und da sind
wild Fangga Ixho" und händ-es vervechslet, und das
Kind ist gar nit g'icachse, vil es as Wildfanggekind
g'si" ist. Mehr bei Vonbün 1862, S. 44 — 65; s. auch
Mannhardt, Baumk. 89 ff. 625, b. 644, a. Sie heissen
in einigen Teilen ihres Gebietes auch Vinetier (s. Ve-
nediger), die Weibchen im OnPr. auch Waldtinleter.
Fänkestein heisst ein im Walde versteckter, von Yolks-
sagen umwobener Felsblock in GnPr.
Der Name wird als VerkilrzuDg aus roni. mh-uiiij'j (frz.
Huuwgc aus mlpatinta) erklärt; es ist aber auffallend, dass er
nur in (.jetzt) deutseh redenden Gegenden vorkommt. Jeden-
falls entsprechen diese Wesen den Wiidleuten, später den
ErJniännchen und Hausgeistern des deutscheu Volksglaubens.
Mit Eiben als Lichtwesen haben sie wenig Ywdtsch.; darum
ist auch die Zurückführung des W. auf , Funke, Funke' (tir.
WB. III, 1317/8) schwerlich annehmbar, il'if Funicel, Fän-
kcrt, Teufel, haben unsere Fämjijtn in ihrem Wesen Nichts
gemein, mit den Zwergen dagegen Dienstverhältniss und
Kiuderaustausch mit Menschen, (iemsenzucht mit Käse- und
Ooldbereitung, Wetter- und Heilkunde; ihr Verkehr mit den
Menschen wird durch Mutwille der Letztern gestört.
f ä n k e 1 e n /*(;Je/e : den Zorn auslassen Gl.
Bezieht sich vidi, auf das reizbare, empfindliche Teui-
perameut, welches dem Zwergvolke beigelegt wird.
„Fenk m. : Fenchel L." St.''
Fenkel: 1. Fenchel, IVeniculum B; Gk (yl). —
2. , wilde Hirse, panicuni viride L." St.'' Syn. Fench.
— Süess-: Gartenfcnchel, tcenieulum officin. All. Aa.
Später als , Fenchel' aus dem Lat. (foeni'rulum) entlehnt,
daher die Tennis k nicht verschoben. — Es hat den Anschein,
dass von St.'' die beiden WW. verwechselt worden seien.
(ge-fenklet: mit Fenchel gewürzt.) G'ßnl-lete",
Schnaps Gr Gaunerspr. Vgl. Knmmrl.
Fink 1 {Pßnl- Gl) — ni.: 1. der Vogel fringilla.
Sich um Ojijier so vil chümmere" wie d' Spatzen um
d' F-e", d. i. wenig; der Fink aber ruft ,du Dieb! du
Dieb ! ' und meint den Spatz. So, F., hast du do dl'
Nest? Ausruf bei einer unverhofften Entdeckung G uKh.
— 2. (FunV AAFri.) übertr. auf pfiffige, schlimme,
lustige, auch boshafte Menschen ÄAFri.; Bs; B; G;
S; Uw; Zg; Z. Meist mit Adj.: lustige, f'ule, schöne,
schlimme, sübere udgl. De'' schelmiseh F.! scherzh.
vom Monde. PrJSchild. Bichi F-e-, reiche Leute,
ebd. Spilerf., passionierter oder pfiffiger Spieler, ebd.;
Syn. Spil-Batz. D im. J-MH/i/t, Dirnchen Z. Vgl. , Vogel'
übh. ~ Fjuit verhält sich zu Finl.- wie Srhunl.r" zu .Schin-
ken'; vgl. auch Fink II; Funk .5.
Fürli-: im Rätsel = Schnapskrämer Gr (B. 1, 318).
— Gold-, Goll-: ,Gollfink, Dompfaff, GoU, loxia
pyrrhula.' BsAvisbl. 1732. .Den Güger nennend etlich
Gold-, Lob-, Bluot-Fink. in Niderlanden Goutvink.'
VoGELB. 1557. ,Bluot- oder gold-f., rubrica.' Mal.
— Gel"-: scherzhafte Benennung eines GoMstückes.
FrJSchild. Syn. gel" Vögel. — Grüen- L; Sch; Z.
Gruen- S, Grue- ZoTöss: 1. Buchfink S; Z. ,Gr. F-en'
von HsEEscHER 1692 neben ,Buch-F.' unter den ge-
ringeren Speisevögeln genannt. — 2. Mensch von
blasser Gesichtsfarbe L; Scb; Z. Syn. Zigerbriie;
Milchsuppe; Bleichschnahcl. — Hirs-: kleiner Kern-
beisser. loxia coccothraustes. ,Ossifraga, ein gattung
der adleren; villeicht ein steinbrüchel od. steinbeisser.
kernbeiss nnd li. bei uns genannt.- KdGessn. bei Fris..
Mal. 226. Vielleicht ein Lesefeliler für Kirs-, wie
Mal. 244 schreibt. ,K. F-en' führt HsEEscher 1692
unter den geringeren Speisevögeln auf. — Knoll{e")-:
plump gebauter, zugleich grober und dunjmer Mensch
Bs; L; „G"; W. , Solcher Suppenbäuche, Knolflnken
und Musikstürmer gibt's noch heutigstags, die mehr
der Kuchi als der Musik nachsinnen.' Stiftüngsi'rk.
Musikcoll. Wint. 1629. Von einem .groben Knollf.',
welcher sich auf seinen Klepper setzt und um es diesem
zu erleichtern die Egge an seinen eigenen Hals hängt,
s. ScHiMPFR. 1652. .Ein grober kuoll. knollfink, homo
stolidus, rusticus.' Denzl. 1716 (nicht 1677). Das Bild
vom Vogel ausgemalt: ,I)ass sein Pfeifen bloss aus dem
Hälslein eines idiotischen Knollfinkleins her zische.'
Goliath 1741. A'no//tH = Klumpen, Kloss. — Lob- s. u.
Gold-F. — Lin-: Meerzeisig, fringilla linaria, Syn.
Bluetschössli Z It HSchinz 1842. ein dem Hänfling nahe
verwandter, nur nach längeren Zwischenräumen bei
uns erscheinender Vogel. ,= Hänfling.' Spreng. .Lyn-I'\
oder Schösslin [unterschieden vom Hänfling].' Vogelb.
1557.
Lanzig-: der F. im Frühling ScHwMa. Frö und
flink as tvie-n-e L. Hengel.
Der Ausdruck wird vom Vogelb. 1557 illustriert: .Das
uiänulin singt im anfang des glenzes.'
Mist-: 1. Bergfink, fringilla montifringilla, nur
zeitweise bei uns, wo er seine Nahrung auch auf
Miststätten sucht. Tschudi. — 2. Mensch, der sich
(gerne) mit unsauberer Arbeit abgibt Gr; Sch. Syn.
Mist-Gilggel. — Most- als Scheltw. bei HsKManlel.
— Buech- Bue- Aa; Z, Bü- Aa vorw.. Po'- BBi.;
Gl; Sch: 1. der Vogel, allg. — 2. kleiner Junge
Gl; vgl. F. 3. " Bluet-: Dompfaff Gl. S. Gold-F.
Bletzli-: Spottu. für Schneider Aa.
Weil man ihnen nachredet, dass sie die vom Tuche der
Kunden abfallenden .Blijtz', Lappen, für sich einstecken. Als
Vögeln, nicht ungeschickt erfunden, da das Kleid des Finken
aus bunten Flicken zsgesetzt scheint; vgl. BletzH-Bbijy.
Schild-: Buchfink. HSchinz 1842. — Schmir-
(Bs), Schmutz- (B; Z): unsäuberliche Person. —
l9.ni\- = Mht-F.l. Vogelb. 1557. — Dister-: Distelf.
ZGlattf. Syn. Disteh-ogel Sp. 697 ; Disteli.
iim- = Lln-F. It Vogelb. 1.557, 53^
Wenn nicht ein Druckfehler (fol. ni"" nur ,lyn-f.'), su
muss diese Benennung sich auf die Färbung (Zime, Streifen)
beziehen.
„Zipper-: Mädchen, das köstlich [spröde] tut B."
St.i* — S. Ziprlnli.
finken I: 1. auf Finken- und übh. Vogelfang aus-
gehen „B"; Sch (Kirchh.). — 2. Unzucht treiben „S'-.
finklen: sein Interesse mit Schlauheit verfolgen,
nicht übermässig ehrlich sein B. Finkler: Pfiffikus B.
Fink II, fast durchweg -e", in AaEtL; BsStdt; F so
und Funke — m. : 1. aus bunten Tuchenden (Tuch-
anschrot, daher auch Endi-F.), anderw. aus Ziegen-
oder Pferdehaaren geflochtener, in neuerer Zeit auch
aus Filz, Tuch, Pelz gemachter, mit Wolle, Stroh,
Werg gefütterter Winterhausschuh Aa; Ap; Bs; BU. ;
Gl; GrHb.; L; G; Sch; S; Th; Uw; Z. Syn. Fiitsche;
Gim(t)sch. F-en flechten eine Beschäftigung der
Waldbrüder s. BWvss 1863, 51. Vom Verzärtelten,
der wenig Kälte ertragen mag, heisst es. er leiti
d' F-e" zum Stösse [eine im Frühjahr vorzunehmende
Arbeit im Weinberge] a" Sru. ,Der Gerichtschreiber
809
Faiik, foiik, fink, t'onk, funk
870
sagte, CS friere ihn an die Füsse, er sei an F-en
gewöhnt und möge die Lederschuhe auf d' Länge
nicht erleiden: er hülfe hinein [beantrage, dass man
sich ins Haus verfüge].' Gotth. D' Chajjpen «i» und
d' F-en a'! d. i. den Kopf kühl und die Füsse warm
gehalten! D' F-C hipfe, sich auf die Beine machen L.
D' F-e" chhipfe, den Keissaus nehmen, sich eilfertig
daviin machen Aa; Bs; S; Z. .So hend au''' die ver-
spätete Starre [StaareJ afo d' F-e clil., so dass i" churser
Zu keis Federli me ume und äne g'sl" ist. I" de"
F-e' hei'"yH'', in aller Stille Hochzeit feiern ZLunn.
Hausschuhe übh., Pantoffeln BsTerw.; BE.; GRMai.
Syn. Schlarpe (-Schueh). — 2. „aus Wolle gestrickte
oder aus Leinwand verfertigte Socke, unter dem
Strumpfe getragen." Wollene oder Pelzsocken über
die Strümpfe angezogen BG.; F; L (Inekh.). ,Fünkli,
Socke, Leinschuh.' Spreng. ,Fingge m., ein gestrickter
Schweissschuh, ein Strumpf, der nur den Fuss be-
deckt; auch: geflochtene Überschuh.' Zschokke 1799.
— 3. Über strumpf, Kamasche, guetre Bö. u. wO.;
ScHwMuo.; W. Syn. Ge(r)te; Pafrjtme; Poss; Ra-
tine; Tappi.
Eins mit F. I und nach dem Vogel beuanut wegen der
Buutscheckigkeit? Die fast ausschliessliche Zweisilbigkeit
erklärt sich leicht aus dem fast ausschliesslichen Gebrauch
des W. im Plural. Der Ablantswechsel (i:u) im Stamme
aber stinnnt zu dem bei F. I. Allerdings bleibt aber auch
mlat. fico, eine Art Schuhe für Mönche und Priester, zu
erwägen, da Einschiebnng von )i oft begegnet. — - Folgende
litter. Belege ermangeln der genauem Begriffsbestimmung.
,SüCcns pedibus adimere, die finkle oder söckle ausziehen.'
Fris. ; Mal., welche anderw. ,Sock, Söckle' als , hohes Ge-
schüech wie ein Sack'; leinernen Schuh, Saudale erklären.
,Der Wilde Mann [das Wappen des XGerichten-Bundesl acht't
weder Strumpf noch Finken', d. i. verschmäht jede Fuss-
bedeckung. 1601, Lied. .Finken, 1'2 par.' 160i, L Hausrodel.
Chalbs-: Winterhausschuhe von besonderer So-
lidität ZStdt. — Syn. Chalber Schueh, d. i. von Calw im-
portierte. Die obige Form beruht auf Missverstand.
Schelmen-: Wiuterschuhe mit Filzsohlen UwE.
— So benannt, weil man in denselben so leise auftritt wie
lue Diebe.
Finkel m. = Finken 1 UUrs. Es schnit wie F.,
schneit grosse Flocken; vgl. Bettelbueb.
ab-finken = ,die Finken klopfen' AAZein.
Finkete BG., -nete BSi. — f.: Mass für Schnee-
fall, so tiefer Schnee, dass er das Bein bis oben an
die Überstrümpfe bedeckt.
Vinkeli. ,Uf tinkelly petri-, Petri Kettenfeier,
1. Augstm. XVL, ARedhihirGERIN. — Aus dem lat. »mc«;«.
finken U = ßuken 1 e (Sp. 725) BHk.
Steht im Ablautsverhältniss zu mhd. ranh- und dem syn.
, Funke'; vgl. die Anm. Sp. 726.
Fank, -e-, Föfe F, Funkte ThHw.; ZSth., sonst
Fuijkxe {hiw. Fungge) — m. : 1. Funke; (ilanz. ,üns
zündt [leuchtet] ein nüwer sterne, (iar heiter ist syn
funk.' 1444, Kriegslied. ,Er braucht den list, dass
er allwi^gen den schwcchisten beistand tat, erhielte
[unterhielt] damit den funken und zundcl ihrer krie-
gen.' 1584, Zellw. Urk. Dafür in der Volksspr. Gluiis;
Gneist; Spränge. — 2. Feuer, bes. Freudenfeucr
CFreiide"-, Fasnucht-, Merze'-F.J, welches am ,Funken-
sunntag' (s. d.) oder übh. in der Fasnaclit an weitliin
sichtbaren Stellen noch immer angezündet wird, wie
sehr auch der Realismus der Behörden und mancher
Volksökonomen dagegen eifert Ap; F; G; Th; ZWl.
Abbildung in der Februarvignette des Ap Kai. In
ApL werden gleichzeitig die Kirchenglocken geläutet
und läuft man mit Harzfackeln um das Feuer; in F
spielte etwa die Alusik. ,In den katholischen Gegenden
ertönen mitten hinein geistliche Lieder. z.B.: ,Maria,
du schönste Himmelskönigin', die wiederum von
Schnurren und Jauchzern unterbrochen werden.' G u.
Umg. 1859. ,Die Fastnacht des J. 1571 wurde durch
grosse Funken auf dem hart zugefrornen Bodensee
gefeiert.' JCSchäfer 1813. Davon die Eigennamen
, Funkenplatz' ZBik., , Funkhalde' ZBauma. Syn. Fas-
nacht-, Fasten-, Merzen- (Johannis-, Jakobs-) Für.
S. auch funken; Schiben. — 3. Fackel GRh. —
4. gering geschätztes Mass. Nid es Fünkli dervo'
verstä" B. Ekei' Funke uerd; nid e F. tue' Uw.
Syn. Flüche; Gluns; Klauch. — 5. Lüge, List; Spitz-
findigkeit. ,Der Sünden funk werd nicht nier b'herr-
schen mich.' Zwingli. ,Das hat er erlogen und er-
stunken, sind nur Zeberg's arige Funken.' vEiw 1708.
— 6. =: Fink 1 3. — Vor-: Fastnachtfeuer von klei-
nerem Umfange, welches eine Dorfschaft anzündet,
um die anderen Gesellschaften zum Abbrennen der
ihrigen zu verlocken, so dass sie danach mit ihrem
Hauptfunken das Feld behaupten, d. h. glänzen kann,
nachdem die anderen Feuer bereits erloschen sind Th.
Vgl. Funkhart, Licht; Funkartol, Kachelofen; funkdn,
sieden, braten (Gaunerspr.). — Fofe zunächst aus 'Foche (vgl.
whiifter, Wiftrerh (B), Clilißa (W) aus ,schiichtern, Wichtrach',
Chüchlc, und umgek. nd. cht = hd. ft) und dieses für Füche,
Fü'che; im Übrigen vgl. Fromm. Ztschr. VII, 25, 29. 346.
5. noch Flüche; Klauch. — Zu Bed. 5 Hesse sich allenfalls ^luch
au eine abgeleitete Nbf. zu Finfc I 2 denken, abstr, gewendet
wie Ftiiti u. a. ; Zwingli aber meint viell. , (Feuers-) Gefahr.'
Kar-Funkel m.: 1. roter Edelstein von strahlen-
dem Glänze. ,Carbunculus, karfunkelstein oder ein
rubin.' Fris. Im Volksmunde ein Gebilde der Phan-
tasie. ,Ein grosser K.. dessen Leuchtkraft das Gestein
durchdringt, sitzt im Schinberg des Wägitals. Alte
Leute wollen in später Nacht einen geisterhaften Schein
haben davon ausstrahlen sehen.' Osexbr. 1804. Auch
in Uw wähnt man das Innere von Bergen durch K.
erleuchtet; s. Lütolf, Sagen S. 256. In der von Hebel
mitgeteilten Sage schwatzt der Vitzli Butzli seinem
Opfer einen Fingerring mit K. an: es sin rerborgeni
Chräfte i dem rote Ch. 0 lueg doch, wie-n er Ein'n
a'blitzt! Wenn der Ritig am Finger steckt und wenn-de
in'n Sack Uingsch alli Tag e Mol, so hesch e bairische
Taler; nummen [nur] «»» ke"m Ftrtig ! — So schön
wie-n-e K. under-em (im) O/'eloch |iron., da der Glanz
des Steines in dieser Lage geschmälert istVj SeiiwMa.
— 2. von Fieber begleitete Kntzümlung. Geschwür;
roter .\usschlag, besonders im Gesicht. Pack-di''' vom
Ofen abe! G'lust 's-di irider )uy''-n-em Ch.:' Hebel.'
,Der K.: Giftbeule, jede von Flüssen entstehende Ge-
schwulst oder Entzündung; laufender K. : unstätes
Gesuchte.' Spreng. ,Der Carbunkel wirf damit [mit
Taubenkot] vertriben.' Vogei-ii. 1557. .Carbunkel, an-
thrax.' JvMuKALT 1(192. ,\Vo sich ein Carb. oder
etliche erzeigen (welche die Unsern nennen die Guten),
als nämlich eine kleine Blatteren dabei ist, soll man
den Guten bei Zeiten töden, dass er nicht hernach unib
sich fresse.' DKönig 1721. — 3. .Oarfunkel oder ein
Tag währendes Fieber, febris cpheniora.' JvMvr.u.t
lli'.i'i.
«71
Fank flink. Fiiiis - t'iiiis. Pansch fiiiiscli. Faust — fuiist
872
Aus lat. carliunculus auf ,funkelu' umgedeutet. Wo im
,\nl. i'h gesprochen wird, liat die Verdeutseluing das ganze
W. ergriffen. — S. aucli Kar-Fantjel; Kiu-funl-dwami^r.
funken: ,Funkcn' anzünden. .Die Rorschacher
[liabcn] an obgedachteni Sonntag llnvucavit] gefunket
und ihre Fasnachtkurzweil gehalten." BBischofb. 1(382.
.Verbot gegen da.s Motten. Funken und Reutebrennen
in der Nähe der Waldungen.- G 1808.
Fans — funS. Vgl. auch die Gnipiien t'univh usw.. Fun: usw.
Vanseli n.: Lavendel, lavandula ArK. — Kntstollt
aus Fanddi der benachbarten ü MA.; s. Sp. 84.J.
fänsig s. anfahends Sp. 718. Fens s. Fem.
fin.se rlig s. finzelig.
Finsler, Fe'islerm.: Grübler Z. .Ein frommer Christ
lasse sich durch die seltsamen finsler und spiritöuser
nit in ein subtyle yn füeren.' HBüi-l. 1-561. .Darumb
wir des Schwenkfelds und synes gelychen subtylen
tinslern unartige Spitzfindigkeit weder annünmiend.
noch rueniend.' 11. Helv. Conp. 1566/1718. Noch als
Geschlechtsn. Z.
Vgl. mhd. vinselwtrc, Spieiwcrli, Tand ivinel, Lüge, Aus-
liuclit. Scherz). S. noch Gii/u und /eitlen. Mögliclierweise
durch Einschiebung von n aus fUlen.
FullS Fu^nsi SrnwE.; SOlt.. Funsel A.^Fri., Fiijjsfi)
BsStdt, Füi/di AABrugg, Fiiii,schi ScnwE.. Funz(i),
Funzel VOrte, Fonz W — m., Dini. Foiizji: 1. Taufn..
Alfons. — 2. (dim.) Funseli (o-), Schelte für ein
ungeratenes Söhnciien Ap. — Vgl. noch Funzel IL
Hinsehen: Leinwand zerfasern, zerzupfen; Fän-
schete f.: Charpie GrV.
Von Fiinehe, Ciiarpie, mit Kiuschiebung von //, welche
durcli die Nbf. 'fuichne,! (s. Fi/frhmete) gefördert wurde.
Vgl. Fense-d).
Fensch s. Fench ; Fetiz.
tinsch: von Personen, bliide Gülili. (H.) - Aus
'/'m-inch.' vgl. Jinzehij.
Fun sohl ». Fiins. fienschgeii s. fien.reii.
Fenster 1) e allg., Pf- Gr, Feyster L. 2) Fäi.tter Ap,
Pfemter (nasal.) BSi. ?,) Fester ArK., M.; GStdt. Pf-
(i oT., Fäster Bs. Pf- AxFrl; Bs; GA., J-^wicr (nasal.)
GRUVatz; GW., Pfi-'iiterüG., We. (nasal.); Gl. FeHster
Ai'H., L; BsLd; ScnSchl: Z. Pf- Aa; BE.. 0.; VOrte;
GG.; S; Th (auch ä) — n., Fenstro f. P silv. :
1. Fenster. Eine'', vo seiher nit wiiss, n-o (Iure [wo
liinaus] undfieng [immer] d'F. bi d'r Türe hinger suech.
(ioTTii. I cha"" mi" Brod niid under'm F. rerdiene" G
(s. tmder, Sp. 32.')). Fi'm emäl en Stet" derfür i 's F.
(in'n (fartej riiere, Einem Etw. vergelten Z. D' F. üf!
er fdii'Lmjl clmnnt sust d' Stube rersprenge", od.: Mer
wend-e" zum F. üs lä" Z. ,Nirgends [als in Basel]
ist das Frauenzimmer einer strengern Etiquette unter-
worfen; ('s F. auf! — doch nein) es würde höchst
unanständig sein, wenn ein Mädchen von Stande das
F. öftnen und hinaus sehen wollte.' WHuber 1787.
Smer Chind luege" zue andere^' Lüte" F. use Bs; B;
S; Z. Auf die (zudringliche) Frage: was händ-er
z' Imhig? erfolgt der Ve.vierbcscheid: Tiiidrli |,Brod-
schnitteir. aber auch .Dunkelheit'] oder Hammenix
[anklingend an Hnmmensehnitz , Schinkenschnitten,
aber auch an .Haben -wir -nichts'] oder Chätini [an-
klingend an Chihni-, aber auch an Iceni, keine] Wurst
und. d' Feister zue [anklingend an Fleisch dei-ziie] Z.
Mir händ all Tag drü Mal Suppe und d' F. zue Z.
Bildl. : jHarwiderum [ist] den äbten erst das f. [Tür
und Tor] uftuon worden, durch welichs si iren gyt
[Geiz] zuo ersettigen haftend.' Vad. In den ä. Tag-
satzungsabschieden ist das Gesuch um gemalte oder
.Wappenfenster' stehendes Traktandum. .Die Boten
sollen heimbringen das Gesuch des H. Z. von V., es
möchte ihm jedes Ort ein F. in sein neu gebautes
Haus schenken.' 1.521, Absch. Schon 1-517 war das
Betteln um F. abgestellt worden, ,da daraus grosse
Kosten entstehen ; kein Vogt soll künftighin Gewalt
haben, in unserm [der Orte] Namen und ohne unser
Wissen F. zu geben, und anniit das Fensterbetteln,
ausgenommen für Kirchen. Ratsstuben und Gesell-
schaftshäuser, gänzlich verboten sein.' S. Wappen-F.
Zu BSigr. wurden im XVI. ,\rmen Fenster aus dem
Spendgut angeschalft, um sie die Wohltat der Hellig-
keit auch geniessen zu lassen. Abergl. Wer aus
dem F. steigt, wächst nicht mehr Z. Vgl. Tagloeh:
Beie. — 2. Verschluss einer Öönung am Ofen, des
Ofenlochs. ,Alle die bachöven, die in der statt sint,
suhl blattan ald isen venster hän und nüt vor offen
sin.' ScH u. Z Riohtebr. Vgl. Vor-Asne', Sp. 506.
— 3. scherzhaft für Auge. D' Feisterli siitd z' chli",
wenn Anwesenheit von Kindern eine gewisse Mit-
teilung nicht gestattet ZO. Mues-mer-der [man dir]
F. mache' (i'setze^J, wenn etwas .augenfälliges nicht
gefunden wird ZO. ,Die Prügelei hinterliess blaue
F. und Beulen.- Sch Volksfrd 1850. Vgl. Vor-F. ä.
Mhd. venitcr, aus lat. Jhiestra. Pf., welches auch in der
ä. Litt, sehr häufig (neben F.) erscheint, z.B. Z 1368, iiu
ä. Ratsb. L (.Swer ze der herren im hof pfenstern wirft.'):
Bs 14üi) (.Kein liecht, pf. oder gesiebt usser [aus] der hof-
statt haben.'): Liestal 1497; F 1.^12; B 1.5'2'Z: in den Absch.
lü'2G; Beroni. 1.567 usw., ist aus dem angetretenen c des
Art. entstanden, da das W. und die Sache meist in der
Melirheit gebraucht wurden. Über die Wandlungen der In-
knte s. Fromm. Ztschr. VII 19. 35. 335. 345. 365. 373.
.Pfeister' im Kirchenr. Neudorf 1C78, , fester' bei Ziely 1521.
— Von den papierenen Fensterscheiben der altern Zeiten
gieng man zu den gläsernen über, die man aber für ge-
wöhnlich etwa in einem Trog verwahrte; vgl. Härder, Kaufl.
Vgl. auch Horn-Aff. — S. Dr. HMejer, Glasscheiben.
Über-: die (Innern) Doppelfenster ZO., W. Syn.
Vor-F. — Vor- (Für-, Pfür-J: 1. Doppelfenster, allg.
— 2. scherzhaft für Brille. D' V. »"sc7(7«" Z. —
Flammen-: F. mit Waldglas [aus dem Schwarzwald]
versehen B. XVI. — Glas-: im Ggs. zu Papier- und
Horn-F. ,Man soll nieman kein schilt nach glaspfenster
geben bis zu nieyen, so man ein amnian setzt.' Ndw
1482. — Gnaden-: aus Gefälligkeit [Gnade] gestat-
tetes F. .Ich bekenne durch diesen Verzichtschein,
dass ich dieses sog. Gn. auf Verlangen auf der Stelle
zumauren lassen will.' L 1797.
Chatze"-: F. mit Butzenscheiben LBerom.
Vorgesetztes Katze gibt dem W. einen geringschätzigen
Nebenbegritf. Übrigens mögen diese Scheibchen alter Hänser
auch an und für sich mit Katzengesichtern verglichen werden.
Nebe''d-: (einzelnes) F. auf der Firstseite des
Hauses Ndw; Z. — Bli-: F. mit runden, in Blei ge-
fasston Schoibfii GA. ((ilas-) Ruten-: F. mit
'<n
Fanst — fmist. Pant l'nnt
874
iMUtentonnisren Scheiben. .Den frouwen in Niiwen-
kilch ein ruttenfenstev in ir kuche.' L Fabrikrcchn.
1.J77. — Schiben-: F. mit Scheiben, im ljeg.s. zu
F. ohne solche. .Der chlän bickt stark, alsu dass er
etwan scheibenfenster durehbickt.- Vogel«. Vt-ü. —
Schlitz-: eine so schmale Liehtötlnung in der Mauer,
dass man den Kopf nicht herausstrecken kann. Bs Xl\ .
— StOss-: Schiebfenster ZO. Syn. Guggerli; Läuf-
terli. — Dach-: Giebelfenster ZO. — Wappen- s. o.
,Dem Einzieher Ph. B. werden für seine treuen Dienste
W. verehrt.' 1581. Absch. — Pfaggetezitli-Fen-
sterli: Glas der Taschenuhr F.
fenster(l)en pfeiMere BE., 0.; Obw, feisterle L,
pfeisterle S; Ndw: gern am F. sein; mit demselben
spielen, indem man es auf und zu macht Ndw; bes.
„auf eine kleine Weile unter dem F. mit Jmdm plau-
dern BE., 0.; Uw." Sich Nachts so mit einem Mäd-
chen unterhalten BO.; L; S. Si [die Entlibucher]
ßnsterlid, bis d' Leitere bricht, und schäizid d' Meitschi
noch der G'icicht, noch alter G'wicht L (HsTheiler).
ly Meitschi hei" Freud dra", icenn e Naehtbueb uf dr
Schlterbigi steit und pfeiisterlet S (FrJSchilu). Auch:
bei einem Mädchen Nachts klopfend Einlass begehren
BO. Vgl. kilten. — ver-: mit Fenstern versehen.
,Die kilchen soll man verpfenstern, vorab mit glass,
oder zum wenigisten mit tuoch.' 1567, Gfrd. , An-
suchen von Schultheiss und Bat um Schenkung von
Fenstern mit den Ehrenwappen der Orte in den Herren-
Garten, den sie v. lassen möchten.' 1585, Abscu.
finster fitßter Ai- (neben -w-), ß'ster (nasal.) BSi.,
fUter BM. (neben -ei-); F; GSa.; Sch; ThHw.; Ndw,
feiter Th Bisch., fe'i<ter Aa; BsLd; S; UwE.; Z:
1. dunkel, als Adj. und Adv. Es f-s Liecht. D's
Ampeli brönnt f. B (Zyro). 's macht f., ist trübes
Wetter A.i. Von Dämmerung und Nacht: 's ist ap- f.
's ist so f., me" chöunt Ei"m i" d' Auge i"-e lauge"
AAEhr. Vgl. Kue: Saclc. 's isch-em z' Nacht ehe" so
i/'.s-i", 's s'ig Ei's oder Zwei, u-o 's en g'hert heig f. in 's
Bett gö' Bs (EKkon); Svn. duiikligen,. Von dunkler
Scliattierung einer Farbe, z.B. fistergrüen L; f-e Wi",
dunkelroter W. 7"^. Möu : Neumond BE. E. wache"
oder ge". Schatten werfen Aa; Bs. In Ortsn. dient es
zur Bezeichnung schattiger, düstrer Lokalitäten, z. B.
, Finstersee' Zg; ,i" der Finsterenau' ZF.; , Finsterbach'
ZWald. Die ,flnstern Nächte', die Fronfastennächte,
bes. vor Weihnachten, in welchen die Gespenster
Macht über den Menschen haben, vgl. Lütolf Sag.,
S. 159. Es wird Einem f., ohnmächtig BEi. ; Syn.
schwarz, dunkel. Vom Gemütszustande und Blick: Er
het sur und feister in ei" Loch ine g'luegl. Breitenst.
18G4. Melancholisch Sch. — '2. verborgen. E-er
Stachel, dornige Hauhechel, ononis spinosa, weil die
Stacheln verdeckt unter den Blattstielen sitzen. Vgl.
, blind'. — Über die Wamllungeii dfs Inlautes s. Zeitsehr.
VU, 9, 22. 192. 201.
schüder-: f., um , Schauder' zu erregen Siiiw. —
stich- BHa., sticke"- AiEhr.: so finster, dass man
keinen Stich (Sticken) mehr sieht. ,Nacht und dunkel
und sticht'.' Valentin (um 1800).
Finster f.: Finsterniss, Dunkelheit. ,In der vinster
des Waldes.' G Hdschr.
( in-) finster(l)en: dunkel werden, z.B. beim
Einbrechen von Nacht od. Nebel Aa; GSa.; UwE.; \V.
— ver-: dunkel werden, .Der Mon, welcher, obwohlen
er v., ja gar unsichtbar werden kann, hat er doch
nicht gänzlich aufgehört zu sein.' ClSohob. 1695. —
be-: ,finster und dunkel machen, inobscurare.' Mal.
.Dessen gedächtnuss nit allein kein alter nit usstriben,
dann auch nit b. mag.' 1474, Absch.
Finsteri f.: Finsterniss Aa; Bs; L. ,So die
vinstren des bittren todes niyne ougen verelendent.'
JScHENKL., XIV. ,Die Frau entrann ihm in der Fin-
stere.' GStaheli 1560. — Abend- Äbefistri -~ PI.
-reni: 1. Abenddämmerung BO. — 2. Übername von
Mädchen mit auffallend dunkler Haut u. kohlschwarzen
Haaren BRi. — Tag-: Morgendämmerung. ,Daz die
tagmesse [Frühmesse] gesprochen sy in der tagvinstre,
e daz es volliklichen tag wirde.' S 1370. — , finsterig:
voll finsternuss, dunkel, tenebrosus.' Mal.
finsterlächt(ig) : von dunkelni Teint. Joach.
1883. ,F., subobscurus.' Mal.
finsterli"g fisterlig B, feisterlig S; UwE., -e" Aa;
B; L; S; Z: im Dunkeln. /''■ ha d'r Weg fisteiiige
g'funde, ohne Licht B. .Also f. wirt die stuot ver-
wänt [zu der Meinung gebracht], als ob es |das unter-
geschobene Eselein] ein rossfüllin wäre.' Tierb. 1563.
Syn. dunkli"ge".
Finsternuss f.: oft scherzweise der ä. Bücher.spr.
entnommen Aa; UwE.; Z.
Funst s. Eüst.
Fant — funt. Vgl. .auch die Gruppe Fand usw.
Fant m.: 1. Possenreisscr, Geck Aa. Stecken-:
Landstreicher , Bettler Gl. — '2. Fante' als P 1. :
Possen, mutwillige Grillen, Spässe; F. im Chopf ha"
Aa; L. Was d' Zltig seid [sagt], sind mängist numme"
F. HXfl. 1801. Drum göd-me" zum Esse und g'rueiet
[ruht] e chll" und hed sini F. ebil. 1812. ,S'i7^ hi"
[ans Klavier], spil dini F.! Hen«. 18.'?(;. -- ..fantc":
Possen treiben, Schnurren vorbringen L.-
1 eig. = Bursche iibh., eiues Ursprungs mit aliJ. jemUt,
Fusssolilat, mhd. vend)' (,fent.' Boiiev), Bauer im Sehachsidel.
Für i scheint ein ähnlicher liegritt'swandil Statt gefunden z«
haben wie bei Phmitast und Fanz; vgl. auch Pma, Bursche, und
, Posse'. Doch dürfte auch das syn. Fintt erwogen werden. Bei
Heng. spielt d.as W. .Phantasie' im musikalischen 8. herein.
Pliantasi : 1. etwas Unwirkliches, das unsere Ge-
danken und unser Trachten beschäftigt; Trugbild, z.T.
beängstigend, z. T. uns von unseren realen PHichten
abziehend. ,Darus uns grosse unruowe und mancherlei
fantasy erwuochs.' Bs Carthäus. ,Du wollest alle fan-
tasei üsdriben und redlich studieren.' BAMFRBAi'ntx.
XVI. .Incessit cum cupido. es ist in [ilm] ein begird
und fantisei ankonmien. De eo nulla ratione iielli
potes: man mag dich in kein weg nit von der fantasei
bringen; du magst ganz und gar nit von diser nieinung
abgetriben werden. Quid in ista revolvor: warunib
kunun ich auf dise fantasei oder bctrachtung'r" Fris.
, Fantasei oder gesicht so einem für kompt, tigmentunu'
Mal. — 2. Faschine. ,Man wirft Fantaseien oder Bü-
schelein mit Keis u. französisch Saussysen, in den Gra-
ben, solchen zu füllen.' HsKdLav. 1644. — phan-
tisieren: irre reden, allg. Etwas vorspiegeln: ,Der
erst schlaaft, der zweit trinkt, der dritt singt, der
viert jdiantisiert sonst etwas' [von Jägern, welche ihre
Nachstellung durch simulierte gleichgültige Hand-
lungen zu verdecken suchen |, T[kkii. 1563.
875
Fant— fmit. Fanx -fnnx.
876
Phantast in.: 1. persönl. (Pfdnfast BsStdt,
Fantasch BHk. — PI. -äst BsStdt, -äste" Uw), wer
phantasiert, im Reiche des Unwirklichen sich bewegt.
Unwahres vorbringt, a) Schwärmer. ,Die unverschäm-
ten Sternenseher — dise frefne fantasteu.' Gualth.
1S84. .Seind deshalben alle die [-jenigen] grosse fan-
tasten und eitele menschen, die solches [sc. die Übel
in der Welt] den constellationen und gestirn zuogebeii
dörfen.' HBill. 1-597. — b) ,Philosophus, ein lieb-
haber der Weisheit, ein geleerter f.' Fris. — c) wer
sich verstellt; der Fh. mache", sich verstellen G; Uw ;
Z. Schalksnarr (Schimpfr. 1652); Schalk, boshafter
Mensch Gl; Sonderling Bs; Gl; G; Einfaltspinsel
(ScHiMPFR. 1652). Die ciirioseste Chöpf sind die u-ider-
spänstigste Pf antust. Breitknst. 1863; Witzling, Spass-
macher BHk.; eingebildeter Kranker: 's cha"" mänyi
Hi/pochtinder und Brieggi [der leicht weint] oo" Ph.
CO" Ddkterzily e Plunder [ein grosses Quantum von
Arznei] «"»i-" — dem arme Tropf feit 's glich. PHeng.
18.36. Ph. nennt die Mutter den lebhaft .strappelnden
und sich rührenden Säugling Ap. — 2. abstr. Ver-
stellung Bs; B; GTo.; Vgl. Fant 2. ,Wer gruchse
[stöhne], trib ume [nur] F.' Gotth. Was het er für c
('hraniheit? oder ist 's de"" z'letsch ume [nur] F.? ebd.
Syn. Mä}i>di. Mutwille: Drüf riieft 's-m'r icider hinter
de" Bäume: Bot, ico bin-i iez! — und het sl urige
Phatest. Hebel. Phantastischer Einfall: ,A. Ich mein,
du syest völler narren [Possen], dann der sunimer
niugken. — B. Ich mein, ir syend völler fantasten,
dann ein zottetcr hund flöchen [von Flöhen] im oug-
sten, und unsinniger, dann die süw, die sich im meer
ertranktend.' NManuel. — phantaste" Z, -ästle"
BU.: sich verstellen, namentlich Kranksein simulieren
Z. — phantastisch: bloss vorgespiegelt, unwirklich.
, Christus beutet kein phantastisches, betrugliches, son-
dern sein wahres fleisch und blut an.' FWvss 1653.
.Welche [behaupten] wollten, dass der Leib Christi nur
fantastisch were gewesen.' FrHaffn. 1666. — phan-
tästig, pf- AAZein.; Bs, faitd- BsLd: verstellt, simu-
liert, z.B. mit Bez. auf Krankheit, Verrücktheit Bs;
G; wirklich beherrscht von verrückten Ideen: ,Üieselb
frow was fantästig und mit eim schwindelgeist be-
schwert.' BossH.-GoLDSi'HM. ,üerselbig ein wenig bo-
steibt [betrunken], wie er on das vilmolen fantestig
ward, eröft'nete mir, ich durte in, dass ich sein Schwe-
ster bekam.' FPlatt. 1612. Störrisch, von Menschen
und (Zug-) Tieren ÄAZein.; Bs. .Cerebrosus, hirn-
wüetig, f., eigenrichtig, kybig.' Fris.; Mal. Launisch,
von Stimmungen beherrscht BsTerw. Eingebildet:
Sust sin'' die junge Burst mängmol e wenig phatestig,
meine", si heigen elei" mit Löffle d' Glersemhcit g' fresse.
Hebel. Launig, mutwillig BsLd; BHk.
Phantom: 1. gespenstisches Ungeheuer. Am F
Schönenberg befinden sich die Fantume"löcher, Höhlen,
ehemals von Unfug treibenden Stollenwürmern und
Gespenstern bewohnt. — 2. (dim.) Fantumli: leicht-
sinniges Mädchen F (Kuenl.); eigtl. Püppchen. S. auch
Fant-Dudel.
ver-fänt = ver-fänd.
Pentibert. ,Ein Bing von fentibert 30 Schill.'
Invent. aus L XVIH.
vciitcliere" i'^-: 1. sich selber rühmen, seine Vor-
züge ins Licht setzen Ndw. — 2. neckende Bemer-
kungen in tadelndem Sinn gegen Andere machen.
ebd. — Beide Bedd. von .ventiliereu' (frz. ventiler) i. S. v.
, verhandeln; wiederholt betrachten und besprechen.'
Ventni'{i) ni.: Bonaventura L; S.
Ventuse Ap, Vi- Tu — f.: 1. Schröjifkopf Ap.
,Piss nSst seie als ein vintauss oder schräpfhörnlin
mit einem langen hals gstaltet.' Vogelb. 1557. ,T)ie
Vintuss, darmit man das bluot auszeucht, cucur-
bitula.' Mal. ,Ventosen oder sehräpfhörnle.' Fische.
1563. .Wilt schräpfen? ist Liecht, Vintauss, Lanzett
hierV' Epigramme 1712. ventüse": schröpfen GEh.
- 2. kleines metallenes Gefäss, z. B. ein sog. Balsam-
büchsli, das in der Tasche getragen wird TfiTäg.
Schon mhd. vin-, renf«s<% mlat. ventofta. frz. ventoune,
welches auch Saugeaapf bedeutet, an welche Bed. vielleicht
unser '2 (wegen Ähnlichkeit der Form'i') sich anlehut, wenn
nicht etwa die Riechdose direkten Bezug zum Schrüpfen hattn.
Finte f.: Vorspiegelung. 1. als Fechterausdruck,
Scheinangriff. ,,\lso was er allweg in f. [immer in
Händel verwickelt, eig. kampfbereit].' Kuchimeister.
— 2. (im PI.) a) blosser Vor wand Gr. — b) Ein-
fälle, lose Streiche im Kopf SchwE. — Ans .finctum'
statt ,fictum', Ptc. des lat. ^n^n-e (frz. /cinrfrc), erdichten.
Fontane f.: Quelle, reines Quellwasser, nur als
Eigenn. BHa. ; LE. (-Ö-); auch zur Bezeichnung von
Gegenden LE. (i' der F.); Uw. — .So auch im Rätorom.,
vgl. it. foiitfina, Springbrunueu.
Fontange f.: ein Kopfputz. , Erinnert euch bei
dieser Historie des gleichen Ursprungs der Fontangen,
die in einichen Cantons unserer Eidsgenossenschaft
bei dem Frauenzimmer in eben so grossem Credit
stehen, als bei euch die Püsche . . . , dass schon die
römischen Damen durch eine Art F. ihrer natürlichen
Grosse einen Zusatz gegeben haben.' Discourse 1722.
— Wahrsch. von der Ähnlichkeit mit einem Springbrunnen,
frz. foiitaine (aus 'fontania, 'fonfnnje).
fintscli = ßndisch (Sp. 846) und daraus sync. ,Wol
ist mit inen beschechen ein red, aber niendert [keines-
wegs] für ein vintsch zuo achten.' 1489, Zellw., Urk.
fienxe" Schw; Uw; Zg, fuenxe Ndw (neben ie),
fienschge W: 1. heftig reiben. Man fienxet dem
Vieh mit einem Strick zwischen den Klauen. Rutschen
mit starker Reibung: '.s- G'wand ver-f. In wegwerfen-
dem S. auch vom Feilen, Schleifen (er fien.vet doch
we wild uf dem Schilf stei" ume!) und namentlich auch
vom Geigen; aaO. Und liest emol es 'braches E, so
stimmt kei andri Saite me, du Gigen ist nur g'fienxet.
Hengeler 1836. Fienxer, schlechter Fiedler. In W
sogar Orgele" f. — 2. hastig hin und her eilen, eil-
fertig Geschäfte verrichten Uw. — Intensivabi. von
fiiitfftjnt.
Fuenx m. — PI. Fien.r und Fuen.x-e: kleines, ge-
ringes Kinderschlittchen ohne Eisenbeschläge, daher
mit stärkerer Reibung Ndw. — Viel!, nur entstellt, resp.
missdeutet, aus ^Fietix, da dieses in Ndw ^ ' Fiienx sein
konnte.
fnnxe": mit der Rute züchtigen Uw. — Intensivabl.
viiri fiinyi/ni mit Eiumischung von ,fuxen'.
Fanz— fiinz. Kap— fu|i. Far-fiu-
878
FanZ— funz. Vgl. :iui;li Jie Gruiilif Funn usw.
Fanz m.: 1. mutwilliger, toller Einfall. Der hat
(loch alkirile smi Fänz TWV&g. — 2. P o s s c ii in a c h c r ,
mutwilliger Mensch Ap. .Hiemit liefe das toreclit vnlk
hinauf, die schönen fanzen [die FlagellanteiiJ zuo
sehen.' Wurstis. — Wie mhd. tonz, Betrug; Schalk, aus
Akjanz (Sp. 171) verkürzt; doch vgl. auch Pßtim und für
die Poppelbed. Fant und Phantuit.
Fanzeri» f.: Kuhname, die , Lustigtolle' Ap.
fänzele": foppen GWe. — Vgl. ahd. y-anu-ixnzöii,
cavillari.
fänzig: 1. zierlich, niedlich, wunderlich geputzt,
aber auch bloss als Spielzeug oder zur Augenweide
dienlich, nichtig GrI).. Pr. .Der knab [understät zuo
haben] die üppigen ussgestrichnen fenzigen niätzen.'
HBuLL. 1540. — 2. lustig, neckisch Ap.
Fenz Ap; Gl; GO., T., W., We.; Schw; Uw, F^ns
aScHw, „Fenscli, -tsch'' — m., Feisi n. TJ (Ithen):
1. beliebtes Gericht auf den Alpen, aus reichlich zer-
lassener Butter, geröstetem Mehl, mit nachgegossener
Milch oder Sirte, ohne Salz. F. ijid hert Bügge" und
hert Schwänz [macht die Nerven stark] Scnw. Syn.
G'hiiim {Sp.2'28), Büentm (Sp. 230), Feissmues. Spctsch;
vgl. Stunggemcerni. — 2. ,.Kahmmus, d.i. eine Art
Suppe von Milchrahni und Weissbrot durch einander
Ap." — 3. ein lustiger Schmaus U. — Nidel-:
dass., mit Bahm statt mit Butter bereitet Gl.
Vgl. schles. Fauz- (Fallit-) miiuke, Mehlklösse mit liuttur
bogosseu; vriea.fanzeln, uaschen; ha,ir. Fanzrl, Brei, J'faim!.
weiches, aufgedunsenes Gebäck.
„Fenzel m.: Hader, Fetzen F. Fenze"(Pl.): ge-
zupfte Leinwand zum Verband der Wunden BE."
Vgl. entw. Fivifhr, aus dem die WW. mit einem vur
Dentalen sicli entwickelnden n sich gebildet haben, das
erstere unter Anlehnung an , Fetzen'; oder das syn. FmitHe,
'Frajizf, 'Frenze. — Syn. ScklUHe.
finzelig Bs; LG., -erlig Bs; S, pfinzerlig AAFri.,
finselig Bs: 1. überfein, subtil, dünn, z. B. von Garn-
fäden Bs; L; S; „auch mit dem Nbbegrift' der Un-
ebenheit LG."; von Schriftzügen und Zeichnungen,
kaum sichtbar AAFri.; Bs; von Farn, fein gezackt.
Stecken uf d' Chäppli finzerlig Farechrut wie Federe-
bi'isch. Breitenst. 1864. F-e Arbet mache, z. B. Flüli
an-e Fuerwerlc g'schirre' Bs. Syn. fiserUg, rein; vgl.
finelig. — 2. winzig, äusserst klein AAFri.
Von 'ßncson, 'ßncznn {s. feslen = ' ß n«hii /) unter Einlluss
von Jherlitf abgeleitet, oder von Fcnze.
Vincenz ZämfiJ B; „F"; LG.; Sch, „Zanz(i) B" :
Personenn. und Benennung des 2'2. Jan. ,Vincens hell
und klar bringet ein gut Weinjahr.' Z Kai., XVIII.
Vinzenze Sumieschl' füllt d' Fass mit Wi" SoiiSt.
Fie.nz: Personenn., Faventia. ÄgTschudi 1538.
V i 0 n z e 1 s. ViernzeJ.
HeilZe": strafen AAFri. — Durch Vermlsihung von
ßcnyijae' und ßtzen gebildet.
Fonz(ji), Funz(i), Funzel I s. Fitiis.
Fiiiizel 11 m.: kleines Kind G oT. Vgl. Fiins 3.
Fap, fep, fip, fop, fup, ivs\). fapp usw.
fappleii, Fapplete s. falilen Sp. 63.").
flppe": beständig hin und wieder gehen BLenk.
Vgl. Gr. Wtb. 3, IGTl und Le.tcr, kärnth. Wtb. : .fippern',
beben, zittern; doch könnte es auch von yiy;/cii ausgewichen
sein. — Vgl. Fipp-Ballc
foppen, dim. föpp(e)len: 1. durch schmeichelnde,
spitztindige Reden bei Jmdni nach einem Geheinmiss
spüren B. — 2. (auch üs-) tr. u. intr., in ironischer
Weise zum Besten halten, sticheln, Scherz treiben
auch mit ernsthaften Dingen, allg. Föpple umme
[nur] recht, es loird-d'r tvol no''' um d' Nase ume cho'
kk. Wend-is [wollen uns] frisch uf d' Nestli Uc und-is
nümme foppe" lä". Lied 1798. ,Als wenn der Herr
voppenweis gesprochen: tue das, wann du es kannst.'
Klingl. 1702. Einen ausschimpfen BMadisw. — 3. er-
sinnen, lügen. ,So es gevoppt ist, was si sagen.'
Gengenb. \g\. Fopjienwerch. — 4. (refl.) sich plagen,
a) sich kümmern, sich fruchtlos mühen V sich lächerlich
machen V ,Was willt der rettichV Wie magst dich num-
men also voppen, sie gend die aller sürsten koppen
[Rülpse].' NMas. — b) sich närrisch geberden. ,Ut
ludos facit: sich, wie göucht oder foppet er sich'?' Fris.
Fopper: Bettler, welcher Wahnsinn vorschützend
sich von einem Führer begleiten lässt, der für ihn
bettelt. Gengenb. — Föppler, -in: der (die) Andre
gern auszischt, allg. - Vgl. Gr. WB. 3, 1887. .Einen
locken mit der Absicht, ihn zu betrügen.' Schni. 1, 73G.
Fips s. Pfiffi.
Far (var), fer, (ir, for, für, lesp. hwv lusw.
Par 1, Ge- Gfär. Gför allg., Gefärd Gfnrdi Gr
Schiers — f. (in., n.): 1. (snbj.) listige Nachstellung,
Untreue. Ränke, Betrug, böse Nebenabsicht; G forde
[PI.] tribe" Bs (Geschäftsspr.). .Über die Frage, auf
welche Weise man es einbringen könne, wenn Andere
Gefährden trieben. Es wollte nämlich Niemand eigent-
lich betrügen.' Gotth. .Ist, das die nüne [von 12 Rats-
gliedern] bi dem eide dunket, das die dri ald ir dehcinr
mit vare sich entseit [von den .\ndern losgesagt] ha-
ben, die suu [sollen] die nüne ze buosse setzen [in
Busse verfallen].' Z RBr. 1304. .[Wenn der, welcher
den Zoll entrichten soll] mit geverde (seicnter et
fraudulenter) enweg füere.' B Handv., .\nf. XIV. ,I)ie
wirte, die mit geverden lant [lassen] ir barn [Pferdc-
kripfen] lochrecht.' Schaciizabkl. ,Es sye mit un-
glychem mgss und mit anderer gelahr.' L Ansi'chenb.
.Bescbowen den berg mit gefer [hinterlistiger Absicht,
bei einer Recognoscierung], ob er und wie er zu gwinnen
wer.' JLenz. ,Mit was grosser gfar der abt etlich ze
reden gelöcklet.' 1524, ,\bs< ii. Es beklagt sich Einer,
dass ihm die Urfehde .mit gferdcir abgenötigt worden
sei. ebd. .Alsdann die kornköufler die frucht zuo
märkttagen zuosammcn gescbütt. da wollend wir, dass
sölich gcfar abgestellt syn, sich dcss hinfür keiner
mcr gebrucliCM.' l.">20, Egli, Act. .Es sind die iniren
bös, dass ir böser gfärd nit ist fUrgangen.' 1531, ebd.
.Darinit sy uns mit botrüglichen gefärden vor dem
gemeinen man vcrleident [vcrläunidon|.' 1531. Absch.
,Ir practik und die grosse gfaar.' HBill. 1533. ,0b
879
Far. fer. lir. t'"r. Tiir
SSO
glycli wol Jas [sc. eiiu.' Verwechslung von Arzneien]
nit mit gferden vom apoteker beschehen.' LLav. 1584.
.Vom gottsdienst soll sicli niemand mit einiclierlei
gferd [ersonnenem Vorwand] abzülien.' Z Mand. 16.')0.
.Sollen die Stichscheiben alle Abend durch zwei Herren
des Rats verwahret und versiegelt werden, damit kein
Gefahr möge unterlaufen.' Wintkkth. Schiessplan 1741.
Beliebte Verbindungen sind: .(keine) G. brauchen' und
,äne G.' ,Sy sollen bei ihren Gerechtigkeiten [Rechten]
über die Pischenzen bleiben, doch darin [in der Be-
hauptung ihres Monopols] gnädig verfahren und kein
Gfahr bruchen [nicht etwa die Unberechtigten zum
Freveln verlocken, ihnen eine Falle legen].' 1524,
Absch. .Des roten gwilds sollend .sy sich müessigen,
in keinerlei weg sehiessen. und sollen hierin ganz
kein gfar br.' 1525, ebd. .Gegen den Rinderen soll
der Schulmeister kein Gefahr [Parteilichkeit] brau-
chen, nicht ansehen Liebe. Freundschalt, weder Reich-
tum noch Armut.' 171P, Z Landscliulordn. .Were de-
heine der rihter alse krank ane geverde, das er bi
der klage nit syn möhte.' 1304, Z RBr. ; vgl. die Anm.
,Es sollend an desselben abgangnen statt ander zunft-
maister. die si ongeverde aller nutzest und best be-
dunkend, erwället und gesetzt werden.' Sch Pfisterzunft
1535. Daher in der ä. Spr. als stehende Schlussformel
in Satzungen und Verträgen : ,alles on gefärd', i. S. v.
.ohne hinterlistige Auslegung', sehr häufig, auch nach
den verfänglichsten Verordnungen. Mit Syn. ver-
bunden: trüli nnd oni Gfar ScH; Z. .Trüwlich und
on alle gefärd.' 1531. L Macc. = .treulich und gut-
willig.' 16(37. Andre formelhafte Verbindungen sind:
,Kein gfar oder betrügnuss.' 1533. Bs Rq. .Weder list
noch gefahr gebraucht.' 1(348, ApI. LB. ,Von un-
billichen gfehrden, bösen kaufen und gesuechen ab-
stahn.' Z Mand. 105(1. ,Kein gfahr ald vorteil bruchen.'
ebd. ,Dass zu höcherem Wert des Guots kein Vorteil
und Gefahr seie gebraucht worden.' L Stadtr. 170(3/(35;
vgL ,Ein V. und gefährliehe.s Absehen.' ebd. .Gefahr
und Betrug.' Z Satz. 1715; s. auch lütncl, Mitilung.
Spec. in der ä. Rechtsspr. gilt G. = bewusste, rechts-
widrige Absicht, dolus; Rechtsverletzung. Eine Schä-
digung ,mit geverden' wird mit der doppelten Busse
belogt. Mll. Bs Ri|. .Wer aber hierin gfar bruchte
und dem zuwider handlete.' Ansehemi. .Wer im jar
boumstützen houwt und dieselbigen nit bhaltet über
jar und gfar damit brucht [d. i. sie etwa verkauft],
soll büessen.' 15(39, Hotz, Urk. ,Soll da kein gfar
brucht werden, sonder by dem artikel der otfnung
blyben.' ebd. ,Der missbruch und gefahr. so durch
kostliche Schenkungen fürgangen.' Z Mand. 1650. ,In
etlichen Läden [sind] zu dem täglichen Verkauf mit
scheinbarer Gefahr unter die eine Wagschalen hohe
Stöckloin gemachet. Selbigen [wird] solches für eine
vorsetzliche Gefahr ausgedeutet.' Z Mand. 1699. .Wann
Jemand um Baargolt marktet und das, so er kauft, auf
Gefahr hinweg tragt [gewissermasseu = auf Borg].'
li Stadtr. 1706/65. .Zur G. (,z' gferdt.' Fetscherin,
Proz.) anrechnen', für gravierende Schuld erklären.
.Und irgend eine Verehrung dem Geber und dem
Nehmer zur Gefahr gerechnet werde.' Z 1784. —
2. object, Gefahr, Risiko, allg. As ist a Gnad va
Gott, daas nid mf'' ine U" glücker arririerend, wa di
Gferdi sn augasclitnli ist GuSchiers. Vgl. Wäg. ,Si
zugend hin on alls gefar ein ganze halbe niyle, eb
.si ir [der Feinde] wurdend gewar.' Tohl., Volks!.
.Wo sy |die Bildwerke] hettind die geferd der ab-
göttery mögen gebären.' Zwingli. ,Es ist frid und
liat kein gfard.' 1531/48, L Sah. .Obschon grosse
gfarden eintallend.' 1531/60, Psalm. ,Daz um ein
wenig nit gfar syge [Gefahr durch Hader entstünde].'
1535. Absch. ,Er mag nit alle faar versehen [ab-
wenden]: über in wirf kommen gottes ruot.' Aal 1549.
,Dorumb, wenn [die lüt] uf den bergen benachtend
und dise gfert [des Erfrierens] wissend, sy einander
by den henden nemend.' Platter 1572. Gefahr des
Irrtums, statt des Lebens, in der Formel: 's het
ekei" G'f- ihr dürfet euch darauf verlassen; gewiss
(nicht). les han i g'meint — es hiit kei G'for — de*'
Summer chömm mit Hvt und Hör. .TKdMey. Mehr
dem eig. Sinn des W. nahe, von bloss unangenehmer
Befürchtung: Vergesstt-is nit! Antw.: 's het ekei G.
[dass es geschehe] B; Z. Numme nit z' fllssig! Antw.:
'.■>■ het kei G'för (oder 's ist nit so g'förlig, mein Fleiss
ist nicht besorgnisserregend) Bs. Anders: 's tcird ei
G. si" [ob man sich so oder so entschliesse; = es ist
gleichgültig] G; Z. Dann mit dem unbest. Art. statt
des (bedeutungsvollen) Zahlw.: 's war e G'for [Mög-
lichkeit], mer hetted na''' g'nueg Z. I prdbier-es, 's ist
e G'for [gleichgültig, wenn es auch scheitert, oder =
es lässt sich wagen]. Sti'tz. Chomm se [nimm]! ihaii
an Batze vor [übrig], i geb-nen dir, es ist a G'for
[liegt mir Nichts dran]. AHalder. Daher gelegentlich
in eine Foimel der Betcurung übergebend. Viell. aber
in den letzteren Fällen G. mit ironischer Betonung
zu nehmen s. v. a. , keine ernstliche G.' Ebenso mit
Ironie: 's ist e G'for, eh du das tüegest oder hlibe"
lösest, d. h. es ist bei dir überhaupt Nichts zu er-
warten, oder = man kann es darauf ankommen lassen,
weil nicht viel daran liegt Z.
Mild, var ni., väir, v<terc f., später ijeväre. tjf^vner(cl)f f..
Betrug, Hinterlist. Bed. 1 und 2 sind .\vcrs und Revers
der sellicn (Jnmdlicd. und in mancliem Falle mag die Ent-
scheidung zw. der einen und der andern .\nffassung schwan-
ken, so z. B. ,Ist aher, das der beklaget wirt. vur synes
lybes vorhte gewerlich [sicher] in das riehthns nit kommen
mag, dem soll der rat das geleite geben ane .allen var.' Z
RBr. 1304. Ähnlich berühren sich in dem Ausdruck .auT
G. hin' die Bedd. .zu Betrug' und .für einen möglichen Fall'.
.lUe Grafen sind ausgestorben und ein Kind führt den Titel,
von dem die Rede geht, es sei ein auf Gefährde |auf den
Fall hin, dass der (iraf keinen leiblichen Nachkommen ge-
wänne'^ aufs Geratewohl ':") angenommenes Kind anderer Per-
sonen.' 1519, Absch. ,Soll die zehende Garb zum Zehendun
gestellt und nicht etwann auf G. hin, das was unter dun
Bäumen wachst, dafür entrichtet [werden].' Z Zehenden-Mand.
1717.
äne-(ge)fär 1) änifär Z f. änigfür L (Häfl.); Z
Stall., önegför Ai-, ögför Ar; Th; ZO. (ö-J, a(n)-
gfär(d,t), -e- B; UGesch.; W. 2) ungfär (-Ö-) A\:
Bs; BÜ.; Gr; ZF., ungfürt BG., unijfiirt .\a; Z, ii-gfär
ScH; Z — Accent schwankend: 1. unversehens, zu-
fällig, von Ungefähr, allg. 's nächst doch alles Holz
ungfär [ohne dass man es merkt'? oder von selbst
(eig. ohne Absicht)? oder wie es sich gerade tritftV|
Bs. Von ung'fär — wie d' Meitli suin Tanz nnd
d' Chrämer z' Märt. Sütermstr. ,[Wenn Zug] on gferd
[bei Gelegenheit, eine Botschaft nach Zürich schickt].'
1534, Absch. ,So der hund on gfaar des bibers nest
antriift.' Tierb. 1563. ,Dass nichts ongefärd beschehe.
sonder unser leben, tod. fal und unfal in syner band
Stande.' LLav. 1569. .Die aber, die sunst ungefert
881
Far, tt>r, lir, f'iH-, für
882
|.ciliiit,'el't'lii'.' 1(J70] ilaselbst liin kommen , habimi's
oif,'cMtlich arehört.' ebd. .Einer lallt nnj^'oferd.' Schimpfk.
lt)51. ,Aueh ilie Ding, wek-he sresehehen ungefehrd.'
JMi'LL. Ititil. .Welche ungefehrd in dise Revier kom-
men, aber ihr stäte Wohnung da nicht haben.' Cys.
llHil. .Felssteine, welche ungefehr einbrechen könn-
ten.' JJScuEDCuz. 1707. Verbunden mit .all': ,So kurapt
on aller geferd dahar ein koufmann.- Ziely 15'21. ,So
der fuclis one alle gefärd [ganz von Ungefähr] in ein
]>fad des hasen kouipt.' Tierb. 1563. — 2. bei unbe-
stimmten Angaben, ungefähr, annähernd. Es sind,
(lenk |ichl öjipen, oni Gf'or drü Dotset. Häfl. 1813.
,L)a lieg ich ungefährt 14 Stunde lang.' W Grabschr.
ISli'J. .Bis ungefärd anno 1531.' JJRükoek (neben
.ungfar.'). .Ohne Gefehrd (.ohngefähr.' 181 1) in einer
halben juchart.' 1707, 1. !Sam. .Hier aber siehst du
ungefehrd. wie man beim Kufen sich geberd.' Bs
Ausrufb. [oder zu IV]. — 3. etwa einmal W. Di
BitrW wellunt Heber in-ner Dummheit verriclcu" [zu
(i runde gehen]. oIs (uxjfert in as giiets Lesehiiech hlicku".
(tAiKLERSi'RrcH. Verallgemeinernd: irgend einmal, od.
Wühl: .Ein so keiserlicher fugenden ein keiser, als ohn-
gefährd unter den tutschen je gesyn.' Ansh. I, 39. —
l. obenhin, oberflächlich, ohne Bedacht, in Bausch
und Bügen, im Ganzen genommen. Er nimmt 's ugfär,
wie de Tiif'el d' Bure. Sitlger. Scherzend: Trflli und
iiiii/for, wie die Bure d' Pflume fresse". Si'Reng (vgl.
Gefdr 1). Er het 's angfert anhi gsU [gesagt, hin-
geworfen] BSchw. Ägfärt p' reicht o''\ auch derjenige,
der nur auf Geratewohl Etwas macht, trifft zuweilen
das Rechte BR. ,Sie hülfen [beantragten] afe angfähr
über 's Hausbuch luegen.' Gütth. — 5. beispiels-
weise, (wie) etwa. ,An esiger spj's, ungfar digen
fleisch, kesen und zigern.' Z Invent. ca 1600. — 6. als
Subst.: Busse für einen unbewussten Frevel; s. o.
Gef'är A.'. ,Wemi ein ungevärd verfallet, so gehört
der dritt pfenning myner gnädigen frawen.' Offn.
Nieder-Kord.
Über die urspr. Beil. v^'l. o. Gr/är 1. Den Übergang:
von der eigentlicheu zu der abgeblassten Bed. zeigt eine
Stelle iu Josua: ,Eiu tudschlegor, der ein seel ongerar(d)
l.ohnu gefehrd.' 1607/17071 und unwUssend schlecht |er-
schlägt].' 15;il/-18; eine andere aus I. Sam. (>, 9: .Wir
wUssen, dass seine hande uns nicht geiühret hat [dass es
nicht eine absichtliche Strafe von Gott war], sonder es ist
uns ohne gefehrd widerfahren.' 1707.
gefär. gefär g'fe'r Bs; BBrisl.; S. g'f'i'irt AaZ.;
1. feindlich nachstellend, gefährlich, drohend, zum
Schaden geneigt, wie z. B. die Katze den Mäusen, der
Iltis den Hühnern; mit Bez. auf Menschen: abgeneigt,
nicht gewogen Aa; Bs; B. .Nu höret, wie es mir
gieng so gfar.' Salat. .[Daher werde man das be-
treffende Geschütz, wenn es] ungefährer wys [geführt
werde, ungehindert passieren lassen].' 1545, Absch.
,Üer bär ist dem esel auch gfar und aufsetzig.' Tierb.
1563. .Dem esel ist er [der Bär] feind. dem löuwen
ghass. dem maultier gfaar.' ebd. .Disen böumen sind
die meerkatzen gfaar, verwüsten den einwoneren vil
an disen böumen.' ebd. .In disen elenden gefahren
zyten verband sich Zürich mit ihren benachpurten.'
HBin.i... Tigur. .Doch so möchten die reden als grob
und gefar syn. in wyter zuo strafen an eren oder
guot.' Obw LB. 1570. — 2. erpicht auf Etw.. Lieb-
haber von Etw. Bs; S. G. iif Öppis sl". I bi" dem
sure Chrut g'fdr. Spreng. Vgl. uf Sp. 117 o.; darufj'
Schweiz. Idiutikon. I. 6.
Sp. 110; we. .Weiss hären, die dem honig gar gfaar
sind.' TiKKB. 1563. .Beinebens seint die hiesige Weibs-
bilder mehr dann die männer dem wein gefähr, so bei
den weltschen Weibspersonen für das grösste laster
gehalten wird.' GKönig 1715. — Mhd. gemere, ebenso,
gefären I t/färe fgförej : 1. mit wesentlich pers.
Obj.. gefährden B; VÜrte; Z. Wenn nid wi/s Amtli
gforet tcär, si chünnte' mira" [nieinethalb] schelle" [ich
würde doch nicht zur Kirche gehen]. Lux. u. Hill.
1845. ,Dass es daby blyben solle, von den andern,
so nit dar [zur Verhandlung] kommen sind, ganz un-
geforet und unbekimbret [nicht beanstandet].' 1469,
Gfrd. ,Es soll dhein teil den andern hierin g., bis
sich die löuf widerunib in guote ruow schicken.' 15'27,
Absch. .Wie gefarlich der landvogt die gönner evan-
gelischer warheit gefaaren und undertrucken lasse,
aber die widerwärtigen [Gegner] erabor und inen für-
hebe.' 1531, Strickl. ,Wyl wir in so wichtigen Sachen
niemanden zuo überylen ald zuo gefahren begerend.'
Z Mand. 1639. ,Ich will dir aushelfen, aber gefahre
mich ja nicht' = bringe mich nicht in Schaden, indem
du mich um die Bezahlung prellst. Unsichtb. 1793.
.Fischfangen und Vogelstellen Gefahret alt und jung
Gesellen.' Wappen d. B Pfister. Im Besondern: Einen
beim Worte nehmen, behaften. I"'' lä"-mi''' um 100
Fuess nüd g., falls meine Angabe auch um 100 F.
irrt, verwahre ich mich gegen die Behaftung Z. Eine
Verordnung aufs Jota gegen Einen anwenden, ihn
für die geringste Übertretung verantwortlich machen :
,Das keiner mit einem Rohr schiessen, das .syge dann
4 Werkschuoch lang; doch das einer umb zwen
oder drei Zoll nit geiahret werden.' Z Mand. 1619.
Es wird den Maurern zwar verboten, sich als Stein-
metzen zu geberden, ,glych wol dieselben, wann sy uf
der Landschaft arbeitend, etwas alten Zuges widerumb
zu recht ze machen, nit so gar gnauw angesehen und
gefahret werden sollind.' 1653, Z Ratserk. ,Der ober
Müller ist schuldig, [Wasser] laufen ze lassen bis
.\bend umb 8 Uhren, umb 1 Stund nit gefahret.' 1669,
ZMeilen. Vgl. angefar. Mit hieraus verkümmerter
Konstruktion, refl.: (•"'' g'for-mi''' nüd, lasse mich nicht
verantwortlich machen bei allfälliger Ungenauigkeit
meinerseits Ap (T.). — 2. mit Sach-Obj.. riskieren,
besorgen, befürchten (s. Gefär 3) Bs; B; Gl; G; S; Z.
's isch NiU ^' g. derbi. D' Franzusc" hebe" Geissfiless,
aber me" heig [habe] i" der Schwiz Nüt z' gfore. BWyss
1863. I hau gwiisst, ass m'r under clene" Bäume" Nüt
z' gfore" hei" vom Blitz, aber 's Herz het-m'r doch afo"
chlopfe". ebd. En gwaltige Burckerli slg uf Iri Maje-
stät loskallct [tölpelhaft losgegangen], nie' heb für Irer
Majestät Lebe gforet und de" Ma"" weg gjagt. ebd.
.Nachbarn, ihr spielet gross Spiel. Die Erfahrung
sollte euch lehren, dass ihr zu Vieles gefahret.' HPesx.
1790. — 3. intr., List (,Gefahr') anwenden Aa (H.).
Mhd. lijif)rarcn, racmi, gefährde». — Wegen begrifflicher
Berührung mit faren s. d. — Die KA. .sich nicht g. lassen'
rührt ans dem alten Kechtsicbeu her, in welchem .Gefahr'
im Bosondern sich auf den Fall bezog, da Einer vor Gericht
einen Konni'ehler begiong. den der aufpassende Gegner sich
zu Nutze nmi'hte.
gefivrlich gforli ZO., färlich, gförii(g) vorherr-
schend: 1. in gefährdender, böser .\bsicht, mit ab-
sichtlicher Missachtung bestehender Verordnungen,
dolos, frevelhaft. .Die uns värlich gen im [bei ihm]
verklagt baten.- Z Cliron. 1336/1446. .Und einer möcht
883
Fai", l'er, lir, l'or, für
884
sich hierin so gelarlicli übersehen [sicli darüber hin-
weffsetzen].' Dossh.-Goi.dsciim. ,Was er dem aiiniiann
värlichs zuezogen und gcredt habe, [sei] schantlich
und histerlich [erhjg'en].' Obw Urteil 1534. Jedermann
soll die Dienstagspredigt besuchen und Niemand sich
derselben ,gfaarlieher oder unnotvvendiger wys üsseren.'
Z Ratserk. 1575. Ein Eheversprechen wird nicht an-
erkannt, ,diewyl es beschehen gefarlich und zwungen-
lich.' LiNDENER, Wint. Chr. , Weder überflüssig noch
gefarlich gasteryen halten.' 1586/1626, Schw LB. ,Wo
er gsehe und erfuere einen gefarlich holzen.' Hausoi-dn.
MfRi, XVII. ,Viel aber brachend aus in gefarliche
[drohende] Wort und redten unverholen.' Anf. XVII.,
JJBreit. ,Wann ein Lych fürgät, soll derselben Gegne
Niemand gfahrlicher Wys [in der Absicht, die Ruhe
und gute Sitte zu stören] uf der Gassen, undcr den
Fen*teren noch auch hernach uf dem Kilchhof sich
sehen lassen.' Z Mand. 1650. ,Guet bruchen und ge-
fahrlich vertuen, ohn Notdurft.' Ötadtr. Eglisau 150P.
,Die Gantmeister sollen nicht zu lang machen, danüt
die Leute mit gefährlichem Verweilen nicht verzögeret
werden.' Es Laudesordn. 1757. Bes. durch Betrug oder
Unterschlagung, auf Kosten Anderer, sich ökonomische
Vorteile zu erwerben suchend; betrügerisch. ,Wenn
der schuldener das syn gevarlich verenderte [zum
Nachteil der Kreditoren veräusserte].' 1433, Bs Rq.
,Ganz on alle geverliche vorteile.' 1465, S Woch. ,Und
ob einer meinte, die dry mann im gevarlich geben
oder im ze lützel [wenig] geben wollten.' Offn. Bürgaü
1472. , Welcher gefarlich und unredlich schusse, der
soll ze stund um syn schütz kommen syn.' Z Schiessen
1504. Die Fähren keines Orts sollen am Gestade des
andern ,gefarlich' auf Leute und Gut warten. 1544,
Absch. ,0b sich jomands gegen dem weibel gfarlich
erzeigen, sollen die herren des stift in by synem Ion
schirmen.' 1564, Hotz, Urk. ,In der restanz bis in
die 200 pfd haller gfarlicher wyse uskratzet, des ver-
meinens, so vil weniger in derselben schuldig ze sind.'
1587, WiNTERTH. ,So vil Guot auf einen Schirm, dass
es den Schuldgläubigeren zu Nachteil geschehe, also
gefährlich hinder sich genommen.' L Stadtr. 1706. In
syn. Verbindung: ,Ungewonlich, gevarlich und mit
ufsatz (fürsetzlich).' 1441, Bs Rq. ,Gefarlich und bc-
trugenlich.' 1529, Absi'II. ,1m scheiden [eines Strei',-
handels] gevarlich, parthysch und ungebürlich sich
halten.' 1539, Bs Rq. .Eigennützig, wuecherisch, gfahr-
lich und unehrbar.' ZMand. 1650. Das Adv. oft in
bes. ausgeprägter Form .gefärlichen'. In Anbetracht,
dass der Totschlag nicht ,gefarlichen', sondern in
,scheidenswys' [um Streitende zu scheiden] geschehen,
wird der Schuldige bloss in die Kosten verurteilt.
1523, Absch. ,l)ie Herren mögen Kaufleuto beher-
bergen, und ihnen zu essen und zu trinken geben,
doch nicht gfarlichen wirten, noch sich darauf rüsten.'
1541. ebd. ,Dass Niemand kein Obs und Trüben
nemmen und einer möchte das der Zyt [Nachts] und
so gfahrlichen tun, man wurde es für ein Diebstal
[nicht bloss als Frevel] rechnen.' Z Mand. 1650. —
2. gefährdet ZN. H y'förlis Chind, wegen schwacher
Gesundheit Besorgniss erregend. ,Des Bleikers Frau,
als sie gross schwanger, nehig [der Niederkunft nahe]
und gefahrlich war.' ZZoU. Pfarrprot. 1692. Mit Neg.:
niclit so schlimm, iron., nicht so weit her. 1''' ijluube
nie, dass 'a t>e iffurli sei, stell-der 's au"'' nüd su scliüli
cor. Stutz. Mit dere" Fri'mdschaß .^nilsched mir und
im isch-cs nid su (jur uf. Süh; Z. ,FjS ist mit unsrer
Massigkeit weit nicht so gefährlich.' Herz. 1863. S. o.
Gefär 2. — 3. als Adv. (j'fdrlichs \i(ji., y'/'ärligs FSs. :
wahrscheinlich, ^.s- nachtet schu", er tvird g. nit
me'' chö". Warum chömme" si echt nid'^ Si werde 's
(j. nid tcüssC. — (Ge-)färlichkeit f.: 1. Hinter-
list; böse, unlautere Absicht; Betrug. ,Das menglich
ver.stande, dass hierin dehein gef. gehandelt werden
solle.' Z Schiessen 1504. ,Brot das tenk [fest] und mit
gf. gcpachen were.' Z Ratsordu. 1519. ,l)ass sy sü-
liche tat us unbedachter gferlikeit geton habind.'
ZwiNOLi. Würde aber der Landvogt wahrnehmen,
dass hierin [in der Benutzung des Alprechts] ,Ge-
fahrlichkeit' getrieben würde, so . . . 1544, Absch. —
2. Gefahr. .Grosse färlichkeit und schaden.' Kessl.
, Trübsal, angst, blössi, gfarligkeit.' Eckst. 15'25.
Mild. (y<:)raerhcli, liiuterlistig ; iijcmKrHchkeit, Hintorlist.
Ue/arlü-hi entwickelt sich aus der Bed. des Kisiko, des auf
der Wage Stehens, daher: unsicher, bloss möglich.
un -gefarlich: 1. ohne böse Absicht, Hinterlist,
bes. gern formelhaft, syn. mit ,äne {Ge-)fär', s. o. ,Ge-
treuw und ungefehrlich.- Eid der Z Forster. ,Wer
dem andern mit atzung, (an] säten und fruchten un-
geverlich schaden zuefüeget [zahlt nur die halbe Busse,
als wer ,mit gefärden' handelt].' 1411, Bs Rq. ,4it0 fl.
zue rechtem, ungevärlichem | gesetzlichem] pfandschil-
ling.' 1451, AR(i. , Abends ufhören [mit Schiessen], so
die glogg fünfe schlecht, ungefarlich.' Z Schiessen
1504. — 2. sich n-icht gefährdet glaubend, furchtlos,
ohne Argwohn. Das anerbotene Geleit für die,
welche ,ungefarlicher gestalt' mit ihm kämen, sei ihm
etwas befremdlich. 1524. Absch. - 3. ungefähr Bsf.
,Und soll man da eim ze kofen geben ein stein ankcn
oder ein halben oder ein tierling ungefarlich, so vil
er vergelten mag.' 1427. Si'uwMa. LB. .Syner under-
tanen ungefarlich by sibnen das sacrament |ge-]geben.'
1524, Absch. ,Jeklichs ein ungefarliclien kindsteil,
eins so vil als des anderen [das andere] darvon nemen.'
1542, ebd. , Ungefarlich umb dise Zyt' LLav. 1576/1722.
Mhd. iini/evartich, ohne Hinterlist, ungefähr. Wie hei
(le/ar lässt sich wieder schwanken, ob Bed. '2 oder :i mehr
vorwiege, ■/,. B. ,Dass was er auslehnt, er in zweien ninneten
uugfarlieh wiisse zu banden ze stellen." a.LB. Ndw 1.562.
fären I. fören, ge- U: 1. scharf zielen; es auf
Etw. absehen Gl; Gr; G {(/'f. GG.); Th. Wilhelm
Teil sagt (in einem hdschr. Schau-spiel von G): Wenn
*'■'' mi/" Chind troffa" hält', so hätt' i grad <)''• uf ew''
gfuret ond ywüss u''' guct troffa'. ,Wie man nun zuo
im [auf ihn] schoss, huob er an iren ze spotten und
sait. si solltend synen foren, dass si in in den arsch
treffind.' Vad. .Tendere aliquo arcum, etwarauf [auf
Etw.] foren.' Fris. .CoUimare. zylen oder aut das
schwarz sehen und faaren.' Fris.; Mai.. Intr., behutsam
abwägen, dass man z. B. bei dem Sprung über einen
Abgrund die Richtung nicht verfehle TnTäg., vgl.
mhd. des le'eges cären: bei einer Arbeit tteissig Acht
geben, sorgfältig sein GMarb. — 2. Jiiidm aufpassen,
einen Hinterhalt legen. ,Ich furcht, man well üwer f.'
Ai' Krieg 1405. Mit schwankender Konstruktion (Gen.
u. Dat.): .Catilina tet Sextorii f., euch Ciceroni, dem
wysen mann.' Salat. In : .Werder wäre, der den an-
ileren farete oder lagete [ihm auf der Lauer läge|
und wartet oder nachlouf in holz oder in feld oder
uf dheiner strass in zornigem muet, der ist kommen
um 5 pfd.' ä. LB. Obw, ist gewiss der Dat. gemeint.
88n
Par. Cor. fir. fnr, für
886
— ."). auf Ktw. achten, a) auf Zeit und Gelegenlieit;
lue Zeituuistiinde beriioksichtigen. ,Suti. faar [.gcwahv.'
1(>C)71 derzeit!' l.SSl, Sm. J)er ander seil wygt, dass
er einer fücglichcn zeit fore.' ebd. .Bist du undor
den unweison, so faar der gelcfrenlieit [richte dich
nach den Umständen]: under den weisen aber red
frei.' ebd. .Das aug des eebrechers faaret der finstor-
nuss.' 1531/tiO, Biii. (jetzt: .nimmt der Finsterniss in
Acht.') ,Ein rechter vernünftiger hnsvatter haltet
mass. faaret rechter zyt, lasst nüt ungestraaft. das
strafwirdig ist, hingen.' HBull. 1540. , Entschüttend
euch und faarend kummlichcr zeit, denn es sind böse
tag.' lötlO. Ei'HEs. (jetzt: .erkaufet die gelegene Zeit.')
.Edipus understuond sich eins lists, gefaret der zeit,
erstach sy [die Sidiinx].' Tierb. 15G3. .Obedire tem-
pori. der zeit faren, sich nach der zeit schicken.
Tempus capere, der zeit und komnilichcr gelegcnheit
faren [k. g. nach f.' Mal.] und acht haben. Coni-
pendia temporis sequi: ein ding auf das allei'kürzi.st
machen oder der kürze und der zeit f. Seen« servire,
der zyt f.. sich in den weltlauf schicken. Itane at-
temperate venit hodie in ipsis nuptiis'? Grad eben
recht, als ob er ,sy [dessen] gefaret hette.' Fris.
.David faaret der glegenheit der zyt, dann als er hört,
dass N. syne schaaf beschar, da schickt er syn bott-
.schaft zuo im.' LLav. 1584. ,Als das der unrüewig
Eberwin vernam, gfaret er der zyt und glegenheit
und schlouft sich us synem closter.' JJKceger. , Judas
gefahrete auf ein zeit, da es nacht wäre.' FWyss 1050.
-- b) auf Jnids Willen Kücksicht nehmen und dem-
selben entsprechen ; vgl. nhd. .willfahren' : ,Jacob
faaret ires willens und hat des [dafür] lob.' HBull.
1540. ,Als er synes [des Abts] willen nit faren wollt.'
Vad. .Sich nach einsi willen schicken und gestalten
seinem willen ze faaren.' Fris.; Mal. (neben: ,Wenn
das glück unserem fürnemmen wol will od. willfaret').
,Dio wir uns allersyt gehorsam erzeiget und euers
willens gefaret.' Z Acta Eccl. — c) auf Mass und
Gebühr achten; schonend verfahren: ,Das wellen wir
gern halten, darumb dass nieman gedenk, dass wir
keines [irgendeines] ungelimpfes v. wellin.' 1395, Gl
an Z. ,\Vas glinipfs und fuogs wir all weg gefaret haben.'
1526, Aiisrn. ,Man dürft gar wol euch foren glimpfs
[gegen die Vertriebenen], dass man nit sprach, zuo
vil ist Schimpfs.' HBiill. 1533. ,Uud also hast [siehst]
du auch, das in di.ser ee [Isaks] des glaubens zum
höchsten gefaret [den Geboten des Gl. nachgelebt]
ist.' ebd. 1540. ,Damit in diseni hochwichtigen Ge-
schäft der erheusehenden Gebühr gefahren, dass noch-
mahlen eine Zusanimenkonft angestellt wurde.' IdlS,
Mise. Tifi.
Zuweilen kann die Auffassung schwanken zw. /arm und
flim: ,|I)or städtische Auktionsbeainte soll das Pfand] ver-
knufen untdi »yuum Word, zum türesten, so or uing. iingfarlich
und darin nieinauds vfircu uiit liel> uocli leid.' l.j.'j", Bs Rq.
= auf Nieniauduu Kückiiilit uchmuii, weder um ihm einen
Vorteil, noch einen Xiu-htoil zu/ufüjceu l':'), oder wenn ,Niu-
mands' als unflektierte Knrm und als Dat. aul'gefasst wird,
= fahren (J'tlrcn)/ Berührun(? mit fiinu scluui mild, bei der
RA. filnen n'Htfn (jcvän-n tieljcu wilhnvtim (v^l. o. Fris.) ; so
liosse sich .Glimpfs f.' allenfalls mit .glimiiflieh (verlfaliron'
(d. i. fiimi) vereinigen; hei unzweideutigem llenot.- iider
priiposit. Ohj. und der Ausspr. «i alter ist il n rduiu s y'ii rr/i
auzunclinien.
be-faren. -färcii: I. gclahrdcn. .\. .Kedct. helfet
mir dncli.' 11. .Icli hrfa'ire mich selbst daliri, wenn
ich dir rate.' Unsii'htb. 1793. Rechtlich haftbar, ver-
antwortlich machen: Der Bischof soll mit seinen Unter-
tanen denen von Basel Hülfe leisten, wenn er aber
derselben nicht mächtig wäre, so will er darin ,un-
befärt' sein. 1547, Absch. , Besser, man zeige gleich
zum Voraus an. wessen man sich beschwere, als erst
zur Zeit, wann man begrift'en [mit hinein gezogen]
und bcfert sei.' 1548, ebd.; vgl. erfären. — 2. be-
fürchten, besorgen; riskieren. , Sehet da einen
Mann, den ihr zu b. habet, er führet die Bosheit im
Schilde.' DiscorRSE 17"21. ,Die sorgensvollen Gedanken,
welche unsere Töchtern wegen einer Tracht haben,
deren Verbietung sie b.' ebd. 1722. ,üer Sünder lebt
in den Tag hinein, ist ruhig und fröhlich, als wann
er nichts Böses zu b. hätte.' Ulr. 1733. ,Jede Ellipsis,
bei welcher keine Dunkelheit zu b. ist.' Mahl. d. Sitt.
1740. Refl.: ,Weil die Bündtner verspeureten, dass
man sich des Kriegs zu b. hette, machten sie ein
Bündtniss mit gemeinen Eidgnossen.' Heldenb. 1625.
.Wo man die rechte Zeit in Acht nimmet, hat man
sich keines Schadens zu b.' Ulr. 1733. — Bcßimi c\g.
das Factitivum zu he/arm.
fären fe'ra : (unpers.) auf der Wage stehen,
zweifelhaft sein. Kn tued-em f., öh er . . ., er trägt
Bedenken Ap. — Vgl. ei/en. Mhd. ßurcn, gefährden.
er-: überlisten , überraschen , erwischen , er-
schrecken. ,Was best ist, das soll ich tuen und mich
nit glych erfaren [1. -ä-] Ion.' 1523, Stockar. ,Wenn
sich in solichem die Leute des Bischofs ungehorsam
erzeigen würden, dann sollen wir unsers zusagens
unerfärt syn, und soll die Stadt Basel dem Bischof
die Seinigen helfen gehor.sam machen.' 1542. Absch.;
vgl. befiiren 1.
gefärig: feindselig. .Den gfärigen bösen puren
ist gseit, dass si von ir ufsatz und hass abstandind.'
1531, Egli, Act. — Mhd. vaerec, ebenso.
Fär Für II n.: 1. i'oncr. a) Fähre, Ort, wo man
über einen Pluss (oder See) gefahren wird; das hiezu
dienende Fahrzeug, allg. Auch als Eigenn., z. B. Fär,
F^erli, Kloster an der Limmat. ,Es gat ein weg von
Rüdlingen unz gen Ellikon an das var.' 1433, Offn.
Buchberg. .Wäri aber, das yeman an ein far känii,
so es unzimlich weiter war. mit wind, regen, schnyen
oder nachts, und doch nun faren wellti. unangsijchen
die beschwert, die der schilfman darin hctti, alldann
mag im [sich] der schitt'inan woll ein zimliche besserten
[Aufbesserung des Lohnes] geben lassen.' 1518/44,
ScHW LB. ,Und soll ein vcr [Fährmann] an dem
selben var männlichen [Je lermann] uinb syn Ion über
füeren, was joch [auch] ein mann getan habe. Und
wenne er von land gestosset, käme denne jeman nach-
jagen und nachschryeii. des er nicht achten und soll
fürsich faren an mänlichs strafen und soll aber denne
den nachjagenden oucli reichen | holen] uiul über füeren
umb synen hm. Und kämeiul zweii | Flüchtling und
Verfolger] loufen an das var, denne soll er einen
hinder sich neinen und einen für sich und sy bcd
über füeren umb ir Ion.' Offn. Lunkh. Wegen an-
derer Verptlichtungcn s. u. Naiien (Olln. SrinvWangen).
,Wier rittend zuo <lem f. und fuorend von Wallenstatt
gan Wesen.' Stockar 1519. ,Es sygen im all f. am
see verleit ] versperrt] worden, also hab euch der
schill'niann. der in gefüert. 100 gülden müessen ver-
lrr>strM [verbürgen].' 1529. Absch. .Gi'n Bnoehenass
887
Par. fer, fir, for. für
888
fBuonas] an Jas f. und fuorenJ über gen Zug.' Salat
1529. ,Das die far [,Furt.- 1607] verlegt, die niöser
[Moore] verbrennt syend.' 1531, Jerem. ,Trajeetus,
übcrfart, das faar. Portoriura, ein f. oder zoll.' Fris. ;
Mal. ,Limenarcha, ein fürgesetzter des meers, da die
far sind in frörabde land.' Fris. ,Dass an den Passen,
bei den Brücken und Fahren kein Bettelvolk in das
Land gelassen werde.' 1757, Z Satz. — b) Fahr-
stras.se, resp. Wasserstrasse. .Unser f. und wasser
[die Limmat als Kaufmannsstrasse] zuo bruchen.' 1530,
Absch. — 2. abstr. a) das Recht, Privilegium, Per-
sonen und Waaren überzusetzen Uw. ,Item dictus
Kanderer de arca et de navigio vnlgariter dicto var,
IX sol.' Bs Zehentrod. 1311. .Vermaint ain gemaind,
dass ain herr von Sant Gallen jedermann ufm see mit
dem faren [überführen] nach ains jeden vermögen
farcn und gewännen la.ssen solle on alle beschwerd,
dann by dem schweren zins, damit ain herr den far
beschwert, hat man sich uf andre ort und end ge-
rieht.' 1525, Absch. .Bitten unib das f. des nideren
Wassers [von Schaff'hausen abwärts].' Scu Eatsprot.
1553. ,Dass wenn eine ledige Weibsperson Land,
Häuser oder Fahr an sich kauft, jeder Landmann den
Zug dazu haben soll.' 1788, Obw. Auch die entspre-
chende Pflicht; s. Gefärt. — b) ein einmaliges solches
Überführen Uw. — c) Verkehr zu Wasser. ,Das er
zuo dieser zyt das f. gen Costanz allein versehe.' Sch
Ratsprot. 1552. .Damit dises Fhar [der Waarenzug
von Zürich nach Graubünden] nit in Abgang komme.'
1003, Absch.
Mhd. viir n. (masc. ein Mal in Absch., s. o. 2 a, und
noch bei Wurstisen 1765: ,(Jcn F. im Sprung |Örtlichkeit in
Basel] zu verwahren.') — Vgl. auch Fart.
Die folgeniifn Compp. enthalten z. T. den A'i'ibalbegriff
und sind Ableitungen von den betr. Verben.
.\b-far. ,Ir haus ist ein weg zuo der hellen und
ein a. zuo den gmachen de,s todes.' 1531/00, Prov. —
Über-: Überfahrt. , Sollend sy nit schuldig syn uf
dem Meer zu kriegen für ein Uberfhar.' 1003, Ab.sch.,
ungeschickt übersetzt aus dem it. Texte: ,ne andar
in mare se non per transito.' - An- „n." G oEh., I"-
111. Aa; „L;" Th; Z rS.. f. S, n. L; ZIS.: 1. Zugang
zum Scheunentor Aa; Th; Z, bes. Damm, welcher
ei'möglicht. den Heuwagen in das obere Stockwerk der
Scheune, auf den Heuboden einzuführen L; (.i oEh.; S;
Z IS. Bei GoTTU. verhochdeutscht: .Mächtige Bauern-
häuser mit gewaltigen Einfahrten.' Syn. Teiiiihniijfj;
AnM.reb. — 2. Zufahrt zu einem Grundstücke Th; Z.
— Irr-. f.V: Irrfahrt. .Hand ein gross feler uns tan,
da.ss sy also ungegründt uns in irfaren geschickt band.'
1590, Segessf.r^ Pfytier.
Ur-, n.: Fähre. ,Des Urvars ze Früudnowa [Aa
Freudenau].' 1355, Gfr. ,Das Nol [Dörfchen unter-
halb des Rheinfalls] würt oueh etwan U. d. i. Überfar
genannt.' JEüerkr 1000. - Mhd. ebenso. Vgl. .das Ur-
w.tP bei Schaffh.
Feld-, n. : Zugang zu der Flur, das Recht der
Benützung derselben. ,An irem f., wunn, weide und
einigung unschädlich.' 1534, Bs Kaufbr.
Vor-, m.: 1. Vorgänger im Amte. ,Der Land-
schreiber soll seine und seiner Vorfahren Bücher dem
Nachfahren zustellen.' 1091, Z. — 2. wie nhd. (allg.).
Syn. Vorfarer; Vorder. ~ Hier wie in .V,(,-I,ß,r ist Fn,
aus dt'Tii si.'liw. Msls. Ftut verk.
Fergg-. n.: die den Verkehr mit Luzern ver.
mittelnde Schiftergesellschaft in Alpnach. ,Üas Verg-
var' auf einer von ihr geschenkten Glocke in Sarnen.
Eig. die Fähre, von welcher aus nach L ,geferggut' (ge-
fertiget d. i. spediert) wnrde; die Schifffahrt (nach !■).
Ge-, n.: das Hin- und Herfahren, hauptsächlich
mit dem Nebenbegrift' der Belästigung, allg.
Gans-, n.: nur als Name einer Landungsstelle in
UFlüelen 1487. — ,Gans', eine Art der Schiffe des VwSecs.
Müli-, f.: Fahrt (mit dem Getreide) zur Mühle.
,Dass niemand dem andern kainen konden abstellen,
sonder bi fryer m. belyben [solle].' Vad. — Nach-,
m. : 1. Nachfolger im Amte. (Jotth. , Papst Niclas, dar-
nach sein n. papst .\drian.' Vad. Der Mann, der eine
Wittwe heiratet, Nachfolger des ersten Mannes. 1580,
B. Tronfolger. 1602, Absch. , Brief umb kauf sollen
jedem nachfahren zur nachricht [damit er sich dar-
nach richten könne] überantwortet werden.' Z 1053.
.Zwingiis N.. Herr HBullinger.' JMüll. 1005. ,Der
Blitz, der insgemein zum N. hat einen Knall, welchen
wir heissen den Donner.' Nägeli 1738. Vgl. Vor-F.
— 2. Nachkonmie. allg. — Pilgri-, n.: die Über-
führung der (Einsiedeln-) Pilger den See hinunter
(nach Zürich); das Privilegium hiezu. ,Uns ze be-
lyben lassen by dem bilgry far, wie die von Zürich
mit uns überkommen sind.' 1484, Wollehau. Bussenr.
,Es söllent ouch die hoflüt blyben by dem bilgeryfar,
die bilgery zu füeren.' ebd.
Will-, f.: Gewährung, Erlaubniss, Zustimmung,
Gefallen. ,Uns zuo willfar.' 1530, Absch. ,Liberum
arbitrium, ein freier will oder willfor.' Fris.; Mal.
,Durch günstige W. uns ein Ehre erweisen.' 1001, Sch
Gevatterbr. .Ich bat sy [die Geliebte] by ihren Eltern
um die völlige W. anzuhalten.- 1002, Z Tasch. —
S. färni, auf welche Abi. auch die Form ,willfOr' weist.
Wasser-, n.: der Fahi'dieiist auf dem Wasser;
das Privilegium dazu. ,Die Schill'lüt sowol des obcr-
als under Wasserfahrs.' Z 1039.
.Ober-Wasser' = der See, , Under- (oder ,Nider-') W.' =
die Lininiat. In der Publikation von 1757 unrichtig ge-
wendet: ,so wol des Obern- als untern W.-Fahrs.'
fare" -(7- Gl, sonst fast allg. färe II; Präs. Ind.
färst, fürt; Cond. fuer L, fier Z: 1. im eig. S. a) sich
von einem Ort an einen andern begeben a) mit dem
Nbbegriif grösserer Umständlichkeit od. Distanz, etwa
auch der Gewaltsamkeit. Fortziehen; daher als eine
.\rt Abschiedsformel: .Far. far, strych, pack dich:
valeas! Far hin, gang, du bist ein redlicher mann:
abi, viruiu te judico.' Mal.; vgl. engl, fare well! Steine
[das Dorf] hiiii-mer [wir d. i. der Fluss und sein Be-
sehreiber] liyen und fare" duren [hinüber] in d' Matte.
Hebel. Uf-enand z' Dorf [eig. = auf Besuch | /'., auf
einander los gehen BBe. E.s fart Keine für der Ander
z' Himmel. Ineichen. ,Müsste aber ein vogt von des
vogtkinds wegen ussert unsers land farn, denn soll
im das vogtkind zum tag 4 plaphart für kost und Ion
geben.' 1399/1544, Schw LB. ,Wann einer von land
f. old landflüchtig werden sollt.' 1480, L. Dies son.st
ein technischer Ausdruck der Gerichtsspr., = leisten, in
die Verbannung gehen. ,One verziechen von unserem
land f.' 14'24/1544, SchwLB. .Wer ohne Lattärncn mit
Liechteren an sorgkliche ort gabt, der soll ein Monat
f. von unser Statt.' B Satz. 1015. Ziehen mit Kriegs-
mannschaft iider sonstiger Begleitung: .Die botteii
889
Pai', t'er, tir. for, für
890
wellen die soldner von t'rankenreich nit lienis niancn ;
dann sy haben sy nit heissen hinyn f., sy wellen s_y oucli
nit heissen henis f.' 1481, Absch. .Brutus war willens,
mit synem Iieerzüg us Asia in Europam ze f.' LLav.
1509 = .seinen Heerzeug- in E. hinüber zu bringen.'
1()70. ,Die kräneh [Kraniche] farend beider hinweg.'
VouF.LB. 15.57. ,Es führend etliche Jahr gen Baden
die Herren Bürgermeister, eins Jahr umb das ander,
alle Jahr der ein. gleich als wenn es ein gesetzt Ord-
nung war.' XVII.. JJBreit. ; vgl. Baden-Fart. Mit
dem Verurteilten (zu Fuss) zur Eichtstätte: ,I)er
Schultheiss hat zum Nachrichter gesagt: Jörg, fahr
du fort mit ihm!- GHerm. 1(508. Mit Vieh, z.B. (mit
de' CliüeueJ nf d' 'Weid /'. L. 's Hans Martis Buch
l'art goge" [um zu] Itäete" [weiden]. Stutz. D' Häefer-
liiiebe" fared xcluv hei"', ebd. /" ds WeheMand f.,
Vieh auf die italienischen Märkte führen (vgl. 7<ar-
tchln); i" d' Atzi"g f., sein Vieh in eine Wiese treiben
Uw; i/se" /'., das Vieh ins Freie treiben BHk. (vgl.
in-, ü.sfaren); z' Alp f. Gebirg, Syn. üftnhen; vgl.
Bergfart, Far-Tag, -Schelle, -Trinkle, Farerin; ab
A. f. ebd. (vgl. auch Sp. '25); fürerfsj f. a) mit dem
Vieh auf eine neue Weide ziehen; tcie mengist chennet
ir fUrer [weiter] f.? wie oft könnet ihr die Weide-
plätze wechseln y BSi. b) mit dem Vieh (im Winter)
aus einer 8tallung, deren Heuvorrat aufgezehrt ist, in
eine andere ziehen BHk.; U. ,Uf die gmeinmärkti f.'
s. Sp. 027 unter etsen. In diesem 8. auch ohne alle
näheren Angaben: rvend u-it-er f.? wann wollet ihr
die Alp beziehen? BSi. ,Und soll ouch vor im |dem
GberherrnJ nieman f. [auf die Weiden].' 14'27. Ofpn.
Si:Hwriärt'. Das Vieh als Subject: ,Zuc selber zyt
fuore zuosamen MöUschdorfer vech, Mölligker vech
und Wyssligker vech, das kein hag zwischent inen
wäre.' 1549, Klinox. u. Wislik. Ebenf. absolut: die
Kuh zum Stiere führen Ar; Bs; S. Mit der Hand einen
Zug tun bei gewissen Spielen, z.B. bei den Brett-
spielen, beim Niisslen (wo es das Recht bedeutet, seine
Nüsse der Keihe nach je den Häufchen der Mitspielen-
den beizulegen, um möglicherweise mit der letzten
zu gewinnen) ; s. auch in d' Hell f. — ß) hin und
her gehen, vagiereu. was sonst ume, umenand f.
D' Gls [(ieissen) faren dr ganze Tag BSi. Vgl. Far-
Bnck; Far-iim Sp. '2'27. Einen .Gang' an den Zettel-
rahmen legen Z; mit 40 [usw.] /'., einen Gang von
40 Fäden anlegen; vgl. üs-f. D' Nebel fare", wenn
sie umher ziehen S. .Unbeständige und fahrende
Regen.' 1787. Taheb. v. Ndrglatt. Daher in ä. Spr.
, farend' = unstät, heimatlos umher irrend oder zu
Berufszwecken in der Welt umher ziehend. .Farende
kriegsknecht' 1416 im Aa erwähnt. , Farende arme
lüt, umb Gotts Worts willen vertribne us Frankrych.'
Haoenb., Sigr. 1882. .Die gmeinen fahrenden Dirnen
und offnen Mätzen.' 1050, Z. Von g'f'arete Schiielere"
klingen noch jetzt Erzählungen nach VOrte; ZF.
(s. tieh.). .Farend lüt' im Mittelalter stehender Aus-
druck für heimatloses Gesindel; doch begriff dieser
Titel, in diesem Falle nicht ehrrührig. auch die Spiel-
leute, welche sich von hohen Herrschaften und Obrig-
keiten patronisieren und förmlich belehnen Hessen.
.Des Apts zuo den Einsidlen varend mann.' 1430.
S. OsKNBRiniiiEN ISöI'. lo5 ff'. Vgl. Lavdfarer. —
Y) sich od. einen Gegenstand rasch, heftig bewegen.
1)' W'ulclie j'are"d g'si'Meiiid, woraus man Regenwetter
prophezeit Z. Im llils iimenainl f.. ■/.. !!. von einer
eifrigen Hausfrau. Mit Fi'm über d' Stegen abi f.,
ihn über die Treppe hinunter werfen; auch bildl.. ihn
abfertigen Gr. Sobald 's mit de Franzose emäl hinkt,
fart-me' mit-tie" und mit der niie' Knuterstuziu [Kon-
stitution] wider uf d' Site [beseitigt .sie]. Gl Volks-
gesiiräche 1834. .Wann die Flausen in meinem Hirn
nisten wollten, bin ich wacker mit ihnen über 's Bort
gefahren.' UBrägg. 1780. Auch ohne Ortsbestimmung,
im eig. S. (hinaus, über den Haufen werfen) u. bildl.,
sich Jmdn oder Etwas vom Halse schaffen, aus dem
Feld schlagen, den Garaus machen, einen unver-
schämten Schwätzer zur Ruhe bringen B; Gl; Gr;
sonst ab- f. ,Fare mit-ere Savh, rem tollere, oculis
subducere. dilapidare opes; exjiedire.' Id. B. Fr isch
mit si/'r Sach g'fare", hatte sein Gut bald aufgebraucht.
Dr Fön fart mit dem Sehne, fegt ihn weg. J" den
eitere" /Cite" wär-me" mit suttige [solchen] Bürste'
g'fare". Gl Volksgespr. 1834. Abe [hinunter] /'., tech-
nischer Ausdruck beinr Keltern: den .Trottbauni' durch
Herumdrehen der Spindel dazu bringen, dass er sich
senkt Aa; Z. .Segni fungebantur militia: sy giengend
langsam an die arbeit, sy fuorend faulklich daran.'
Fris. ,Im eins zum Gring [an den Kopf] zu geben,
da.ss es es dünke, es fahre z' ring um d' Welt.' Gotth.
Es [eig. das Blut] ist süttig heiss dur''' mi''' iif g'fare,
Angst (oder Zorn) wallte in mir auf. Es ist en Stern
g'fare. eine Sternschnuppe gefallen B; ZG.; Syn.
schiessen. .Sieht man einen Stern f. und nimmt wäh-
rend der Fahrt schnell einen Stein in die Tasche, so
sieht man in der Kirche die Hexen.' Rotrenbach.
Fig.: Fi'm über 's Mül f.; ns d'r Hut f., wie nhd.
.Die kilch Gottes müsse wychen und zuo grund f. [zu
Grunde gehen].' Gpalth. 1559; vgl. .zur Hölle f.' —
d) tanzen. Eine" [Gang] /'. allg. Vgl. Heim-Fari.
— e) als Gegs. zu .still liegen, fest sein'. Far^di
Hab, bewegliches Gut. Fahrhabe im Ggs. zu Liegen-
schaft Z; ausgedeutet: 1) Er ist halt e f. H., de'' lät-
s'i«'' nild a'binde", zieht immer umher; ist so zu sagen
nirgends zu Hause. 2) Mensch od. Sache ohne grossen
Wert Z. .Fahrendes Gut.' Z Eechtsspr. .Wer in
unsrem land guot versetzen will, es sy ligents oder
verents.' 1397/1544. Schw LB. .Sampt anderen de.s
gottshus güetern, ligender und farender.' 1531. HBull..
Ref.-G. .Farender hausrat, was nit nuet und nagel
begreift, stüel und bänk.' Mal.; auch subst. Fareds
Ar; L. ,Von jeglichem pfund haller in ligendem und
farendem 4 pfennig.' 1389. L. Zum fahrenden Gut
gehört nach alten Dorfrechten auch das (urspr. fahr-
bare) Haus von Holz. Rochh. Hinwieder wird zu-
weilen unterschieden .varendes guot' und .barschaft'.
z. B. 1400, Bs Rq. In W ds Farimdij, Farndn vor-
zugsweise der Viehbesitz (Syn. Gericht, War, Hab).
während sonst dieser als .essendes Pfand' von ,farendem',
gerade unterschieden wurde, s. Sp. 5'24 o. .Farende
Schuld', nicht durch Unterpfand versicherte und kon-
solidierte L. .Der farenden geltschuld, so die abge-
gangene person schuldig bliben.' 1500. Zu Stadtr.
.Wann Einer Einem schuldig ist umb eine gichtig-
und richtige falirende Ansprach, der mag von dem
Anspreclier durch den Richter für Pfand angelangt
werden.' L Stadtr. 1700/05. Syn. .laufen Ic; s. Sp. 357
(Intresse) und dazu die Angabe, dass bei einer solchen
kein Unterpfand, sondern bloss eine Handschrift als
Siclierheit gegeben werde. bl als (iegs. des Zu-
fussgeliens gilt im Allg. ih'r ecliten \'iilksspr. ri?«-«;
891
Par, fcr, flr. for, ht
892
faren nur in beschränktem S.: 1) spazieren fahren Ar.
2) reiten AaZoT. ; B. De"" d' Hüter sprenge" hiist u
hott, it faren uf de Schummle". JRWvss ii. 3) fuhr-
werken; kutschieren, ein Fuhrwerk lenken od. selbst
ziehen Ai»; B; Z. .Ich war noch nie befahren (hatte
noch kein Ross geleitet), fürchtete mich davor und
sprach nicht gerne einen Bauer um Ross und Wägeli
an, aber Mädeli [die Braut des Sprechenden] wäre
gerne geritten.' Gotth. ,F., Fuhrwerk treiben, auri-
gare; jumenta agere.' Hospin. 1ö83. I'n Chle f., auf
den Kleeacker fahren, um Klee zu holen Z. Z' Müh
f., sein Getreide zur Mühle fahren, mahlen lassen Z;
vgl. Midi-Far. Als trans. sich mit , führen' berührend:
,Wir haben niemant gewert, profant durch unser statt
ze faren, sunder jedernian lassen faren und füeren,
das [was] ein jeder getruwe ze verantwurten.' 1531,
Stru'Kl. 4) mit .haben', (z' Acher, z' Acker) f., ackern,
pflügen s. Sp. 66; Syn. den Acker umchiren. laiie"-
machen. Do hei" si g'spatel [mit der Spate gearbeitet],
dürl hei" si z' Acher g' faren im Feld. JBrkitenst.
Hand- er scho" g'farc"? Vom Pflügen viell. entlehnt
das Si)rw.: Utng'kert i'<t aw'' g'fare", mit welchem man
sich oder Andern die Umkehr von einem Irrtume er-
leichtert. Auch tr.: Mier händ scho" Alls g'fare. Es
heisst Öppis, bis nu'' d' Acher g' faren und a"g'säit
sind. ,Also tdird dr Fiats [Stück Acker für Hanf,
Erdä])felJ z'erst g'fare und de"" g'hacket und 'putzt.'
■JoACH. ,Die Acker durch andere um den Lohn f.
lassen.' Bs Landesordn. 1757. Mist widere" /'., durch
Pflügen unter den Boden bringen. Bildl.: .darüber f.'.
über die Bestinnnungen einer Abrede, eines Vertrages,
eines Gesetzes, gleichsam über die gesetzten Grenz-
marken hinaus gehen, dieselben übertreten, ihnen zu-
wider handeln. ,Dass aber die Herdmännlin, wann die
jeger darüber gefaren [mehr Gemsen schössen, als die
Abrede gestattete], sie schwerlich geschediget.' RCvs.
Vgl. überfaren u. unten 2 b. Mit Fi"m. (z' Acher)
f., s. Sp. 66. 5) bei der Schiffahrt technischer
Ausdruck: das am Hinterteil des Schiffes befindliche
und das Schitt hauptsächlich leitende Ruder führen
Bodensee; Z (nähe" f., auch n. uerchen), Gegs. zu
ziehn, werchen; vgl. Farhengst. — 2. in uneig. S.
a) sich an Etw. machen, darauf greifen (Rechtsspr.).
,Vart ieniand uf der [Genannten] güeter mit gerichte
und die verhütet' = nimmt er sie auf gerichtlichem
Wege für sich als Pfand in Anspruch. 1420, Bs Rq.
, Würde euch yeniand dem andern uf syn guet, es
wäre ligends oder varends, umb syn schulde v.' 1457,
ebd. ,Vi^er da ye ze erst heft oder recht darzuo suocht
umb schuld, der fert synem ze erst umb syn schuld,
usgenommen ain vogt des geriohts. fert vor allen
haften und schulden.' 1472, Offn. Burgau. — b) mit
Bez. auf das Durchbrechen einer Schranke, das Ziel
überschreiten; z.B. beim Schreiben und Zeichnen;
beim Errichten von Bauten, allg.; vgl. üf-f. .Jeder soll
seine Landveste [Uferbefestigung] in guetem Stand
erhalten, under keinem Vorwand aber in den Bach f.
[hinein bauen].' 1770, Bs Gescheidsordn. -- c) ent-
wischen, hingehen, in Verbindung mit .lassen'.
,Vatter, lasse in | ihnen] es f., wann sy wissent nit,
was sy tuond.' 1476, G Hdschr. .Das si nieman dehein
Unzucht v. lassen, rät und meister heissent es denne.'
Bs Rq. .Und was mangels da sy noch inn getan [in
dem vorliegenden Schauspiele vorhanden sei], doch
wollend im 's [dem Diciitcr] güetlich i. lan,' Sai.at
1537. — d) verfahren, sich verhalten, handeln, sich
benehmen, auftreten, leben. Sor' clnmnsl iez de"weg
-'/'.? konnnst du so zum Vorschein? Z. Mr fart guet,
macht seine Sache gut. befriedigt die Leute B. ,Lass
uns an jedermann so frombklich, redlich und glück-
lich f., dass niängklicher gespüren möge, unser einige
begird seie . . .' a. Eid der Z Richter. .[Die Wyler
haben] yewelten an eim gottshus wol gevarn.' Wyl.
Copieb. ,I)ie oberherren farend mit gewalt.' 1530.
Matthü. ,Auch haftend ire knaben mit gewalt gefaren
über das volk.' 1531, Nehem. = .herrschetcn mit gewalt
über . . .' 1667. .Stond [stehet, bleibet] im glauben,
iärend mannlich!' 1531, I. Cor. = ,seit mannlich!'
1667. ,Üas sy den Gott lieben, nienen fälschlich an
im f. wöllind.' 1531, Bib. ,Du will kostlicher f. mit
kleidung. essen und trinken, dann dyne g'werb erlyden
mögind.' HBull. 1531. .Wie 0. S. von uns gehalten
[worden sei], du dorglychen an im [HSeeholzer] f.
wellest.' 1532. Stiuckl. .Mit der straf zue f. u. zue
handien, nachdem uns billich sein dunkt.' 1533, Bs R([.
,Ein schenki tuon und doch allwegen bscheidenlich
farren', d. i. es nicht übertreiben. 1545. Ndw LB. ,[Das
soll im Kaufschuldbricf bemerkt werden,] damit der.
so denselben brief koufte. dest gwarsamer [vorsich-
tiger] f. könne.' 1614. Z Engstring. Vgl. 1 a 3. —
e) sich befinden, (gutes oder schlechtes) Glück
haben. Guet f., Erfolg haben, prosperieren; ,niit Etw.',
sich gut dabei befinden, allg. Auch unpcrs.: ,Wie es
um das kind gefaren was [mit ihm ergangen war].'
Anf. XV.. G Hdschr. Prägnant: z' f. clio" AAEhr.; Z.
i/'fare" möge", allg., zurecht kommen, Gelingen haben;
auskommen, sich behelfen (vom Fuhrwerken unter
Schwierigkeiten hergenommen). Du chämi.4 dise" Weg
]auf die andere Weise] besser z' f. NU g'f. möge", in
Schwierigkeiten stecken bleiben. Du magst darmit
nit g'f.. dies ist nicht zweckmässig, dient dir nicht
zur Erreichung deines Zweckes. .Er trieb undjastete
sich fast zu Tode von früh bis spät, aber er fühlte,
er möge nicht g'f. und die Andern täten ihm Alles
zuwider.' Gotth. Chummeren und chlage. me' uerdi
z' arme Tage g'essen und mag nümme g'f. FrJSchild.
Mhd. crfr«. — 1 b 4. Die Conjug. mit ,liaben' ist zu-
nächst in der trans. Construktion .^ufgekonimeu. — S. auch
fämi, mit dem unser 'W. sich berührt. — Abi. Fi-r: .ferig?
Fuer; Fart; Färlt?
ab-faren: 1. intr. mit .sein' a) mit dem Vieh von
der Alp, vom Markte ziehen, allg. — b) sterben
(grob scherzh.) Tu; vgl. .zur Grube fahren'; abreisen.
— c) bildl., beseitigen. A. mit Öppis: z. B. mit
einem Handelsartikel rasch aufräumen, bevor er im
Preise noch weiter sinkt; far ab demit, packe dicli
fort damit (weil es nicht taugt, oder um es unbe-
rufenen Blicken zu entziehen), allg.; bei Steigerungen
einen Verkaufsgegenstand eilfertig einem Bieter zu-
teilen. ,Die Gantmeister sollen an den Ganten niclit
zu geschwind a., aber auch nicht zu lang machen.'
Bs Landesordn. 1757; ein Traktandum abtun: ,Die
Städte haben sich bisher beflissen, so bescheiden ab-
zufahren, damit sie und die Gegenpartei nicht zu viel
bemüht würden; nun werde diese Kürze missdeutet.'
1548, Arsch. Ganz absolut: mit langer Nase abziehn.
allg.; Syn. abstinken. Mit Öpperirm, ihn abfertigen;
überwinden. .A. mit ei(ne)m, dimittere mala gratiä
al(|m,' IlosiMN. 1683; Denzl. 1677; 1716. — 2. tr., mit
.haben-, al liciiii Ackern (Faren) dem anstoasenden
893
Far, ter, lir. for. für
894
Felde ein Stiuk entziehen, resp. sieh zuwenden, znni
eignen Aclver hinzupttügen; vgl. ühcr-f. — b) diireli
F. abnutzen, z. B. die Kufen eines Sehlittcns Gr;
ein Kad vom Wagen verlieren. Ei"'ni en Eijije (FAjtj-
stei") ab-em litis «., dureh ungeschicktes Fahren die
Hausecke beschädigen Z. - c) Etw. umgehen, sei
es, dass man einen Umweg macht oder eine kürzere
Linie einschlägt, allg. ,Als der Fuhrmann ein Lachen
abgefahren uf ein 8_vten.' Schimpfr. 1652. .A. einen
Weg, declinare.' Uen/.l. 1677; 1716. — über-: 1. Jnidn
beeinträclitigen, indem man Tieim PHügen (Faren) übei
die Marken hinaus ptiügt, Erde von seinem Acker dem
eigenen zulegt. , Welcher den andern übereret [,über-
tart' in der Überschrift], buesst von jeglicher füren
[Furche].' L Rotenb. 1490. .Welicher dem andern
gfarlichen über syne markstein inhyn in synen acker
eeret, oder den andern mit gefärden übermäyget [über-
mäht] usw., der soll den, so er überfaren und über-
nosseu hat, vou schaden wysen.' Offn. ZKnon. 1534/1601.
Ebenso, indem man Vieh auf die Weide des Andern
treibt. ,Die parteien erklagen sich ab einander, wie
sie einander mit irem vieh überfueren und grossen
frevel an einander begiengen.- 1398, BSigrisw. .Ob
gross achrat wurde, und darunib ander lüt mit Iren
schwynen zuo inen und uf sy ziehen wollten, oder
dass man sy süss [sonst] übervarn wollt...' Offn.
ZDüb. um 1485. — 2. einen Gegenstand überdecken,
mit einer Schicht von anderem Material überziehen,
z.B. eine Strasse mit Kies; Bleistiftzüge mit Dinte.
allg.; Hülzwerk udgl., ein Gemälde leichthin mit Farbe
überstreichen, allg.. .frisch anstreichen.' Id. B; eine
Wunde mit Salbe. Sulger. ,Digitis extremis attingere,
ein ding nun ein wenig u. und bloss anrüeren.' Fais.
— 3. bildl. a) mit pers. Obj., Einen anfahren, mit
Scheltworten über Einen her fahren. Hosp. 1683. —
b) mit Sachobj., eine Schranke missachten. .Wer
das gebot uberfert . . .' 1491, Sch Katsprot. .Die Zür-
cher haben sölich friden an uns und den unsern über-
farren mit Worten und mit werken.' Edlib. um 1500.
,Und habend sy ir eid, eer und geschworne pündt an
uns gröblich gebrochen und tätlicher findlicher wys ü.'
1531, Strickl. ,Wer das überfüere und nit hielte.'
Offn. ZSchwam. 1533. ,Wo sy sich diser gnädigen
nachlassung [Erlaubniss betr. Holznutzung] nit be-
nüegen, sonders die ü. wurden...' 1541. Bc. Laupen.
,Dass unsere gebott ü. und verbrochen werdend.'
HBuLi. 1572. .Wer dise Zeit [des polizeilich ver-
ordneten Schlusses der Zeche] überfahrt, da solle
jeder gast gestraft werden.' G Hand. 1611. Von Unter-
lassungssünden: .Hat er's (der Landbesitzer die Auf-
forderung zur Säuberung der Flur] Übersechen, so ist
er 3 ß verfallen und soll man im denn bieten an 6 ß
und aber besuchen, und uberfert er's aber [wieder],
so ist er die 6 ß verfallen.' 1488, O^-fn. Zuozwyl. Die
Person, deren Rechte verletzt werden, als Obj. ge-
dacht (vgl. 1): ,Je länger sie gehorsam waren, je
strenger sind sie überfahren [misshandelt worden, von
den Vögten |.' Lied v. 1669. .\uch absolut (mit .sein'
und mit .haben') Recht und Gesetz überschreiten, eine
Missetat begehen, unbillig handeln. .Die ze leiden
I verzeigen |. die der obgenanntcn stucken keines über-
fueren. des berren. under die der überfarer hat gehört
und sessliaft ist; es solt auch ein jegliclier. der also
überfahren hat [10 Pfd verfallen sein).' 1479. S.'iiw-Z(i
Fischerbr, ,Uf wedren dann kuntlich wurde, das er
an dem andern übertan und übervarn habe.' 1431/1544,
ScHW LB. .Welcher dermass übertärt und [dass er]
oin|en] lyblos tuot [entleibt]. ' 1525, Aiiscn. .Do gnad.
junkfrow, ich bin warlich überfaren [habe mich über-
eilt]. Ich hab euch nit gwüsst. dass ir so edel waren.'
NMaxitel. ,Dass sie mit dem guten Mann ü. und mehr
Gewalts dann Recht an ihm geübt haben.' GHerm. 1608.
Das Mass überschreiten, zu weit gehen: .So aber ein
Schuolmeister in der Straf ü. wurde, der soll gestraft
werden.' B Mand. 1628. Zu hohen Preis fordern. Id. B.
,Dieweilen die Meister mit ihrem Lohn ü., sind m.
gn. H. veranlasset worden, denselben zu massigen.'
B Küferordn. 1691. Auch refl., sich verfehlen: ,Hette
sich syn bruoder ü., so soll man ihn strafen.' Vad.
,Dass der von ützingen sich gröblicli an dem gottshus
mit unrecht ü.' RCvs. — uf-: 1. (von einem Fahr-
zeug oder von Schittenden) sich auf dem Grunde fest
fahren, allg. .Aufgefahren', bildlich: verdutzt, ver-
blüfft, erstaunt (eig. übel angekonnnen, angerannt). .Er
fuhr den Knecht an: Höre, Bürsclichen [usw.]. Somit
fuhr er von dannen und hinterliess böse Eindrücke,
namentlich bei dem aufgefahrenen Knechte.' Gotth. —
2. die Alp beziehen B; L; Syn. z' Alp laden. —
3. seinen Posten beziehen; vom Wirte Aa; vormals
bes. von den Landvögten in den Untertanenländern.
Vgl. Ufritt. — 4. eine Baute in die Höhe führen, höher
machen, allg. Nw dem Xachber z' ehe" [gleich hoch] n.
— 5. sich rasch emporrichten, aus der zusammen
gesunkenen Haltung des Schlummers, im Zorn usw.
allg. — um-: 1. beim Fahren einen Umweg machen,
allg. — 2. im Umkreise von Ort zu Ort ziehen.
,Nichts beschliessen, bevor die Schiedleute volls um-
gefaren [in allen Orten gewesen].' 1531, Absch. ,A1s
die von Zürich umbfuoren im Thurgöw, Ryntal [usw.]
und bildeten denen yn. wie wir an inen übel täten.'
ebd. .Die Gemeinde und die Boten haben sich mit
einander verschrieben, Kosten und Sehaden, in den
sie dieses Umfahrens [sie waren ,von Ort zuo Ort ge-
ritten-] wegen kommen, gemeinsam zu tragen.' 1547,
ebd. Abi. Farum (Sp. '227); Um-Fari. — unie-:
1. intr., umher fahren; herumstreifen, allg.; vgl. Furz;
Tüfel. Abi. Ume-Farerin. — 2. tr. , pflügen Sch; Syn.
fiireii. — a"-: 1. intr. a) heran fahren, auf den Plan
gefahren kommen. ,Wer einen Zug stellt [seine Netze
im Wasser anbringt], soll ihn in einer Stunde tun,
wo nicht, mag ein Anderer ungesäumt a.' 1544, Absch.
— b) mit Fahren den Anfang machen, a) der Erste
sein, welcher fährt, bei Brettspielen, den ersten Zug
tun. allg. Syn. anziehn. - ß) das Fahren zum ersten
Mal, aufs Neue vornehmen, z. B. ein Fuhrwerk in
Gang bringen .AAEhr.. .jumenta ex liibernis deducere.'
Id. B. <1. i. wohl, das Vieh nach dem Winter wieder
auf die Weide zu treiben anfangen. ,A., vom land
faren, darvon schiffen, solvere.' Mal. ,A1so fuorenf
wir am frytag an und kament in 4 tagen in ein statt.'
HsSchOrpf 1197. — c) mit dem Fuhrwerk oder Fahr-
zeug anstossen. anprallen, allg.; .curru impingere.'
Id. li. Bildl.: schlecht ankommen, die Rechnung ohne
den Wirt machen, allg.; Syn. <ui-l(iiifeii, ■imt.sclieii.
-retinen. ,(juuni multi sa'pe ofl'enderint: habend unfäl
gebebt, sind übel angefaren.' Fris. ; Mai,. — 2. t r.
a) einen neuen Wagen durch Gebraucli gängig machen
B. — bl in feindlicher .\bsicht an .Imdn lieran t'aliren;
ihn angreifen. .Sy torli'cnt uns alior nit a. u. fuorent
neben uns für.' HsSrnOurw 1497. ..\dpngnare: a.. be-
895
Far. ler, fir, lor, tur
896
streiten, wiiler einen fechten.' Fuis. Bikll., Einem
mit liarter, barscher Kede hegx'gnen. allg. ; Syn. an-
raiicn, -ranzen. Halb im übertragenen, halb im bild-
lichen S. Eine" a. toie iV Sü de" Bettelsack. Öülger.
— i"-faren: 1. intr., das Vieh von der Weide heim
treiben Z. .Wenn der Abendnebel sich leise auf das
Tal hernieder legt und zum Aufbruch mahnt, so ertönt
hundertfaches: Ifare! ifare! Den Schlussrefrain dazu
bildet ein ohrenbetäubendes Peitschenknallen, fest
und sicher im Takt.' Girsb. ,Einfaren : ab der weid
füeren, eintreiben, dispescere.' Fkis. ; Mal. .Einfahren
mit dem vieh, cogere domum pecus.' Denzl. 1677; 1716.
Mit dem Vieh von den Alpen ins Tal herunter ziehn
BÜ.; vgl. iis-f. — 2. tr. a) beim Fahren eindrücken.
z.B. einen Zaun B. — b) ein Zugtier an das Fahren
gewöhnen, dazu abrichten, allg. — dri"-: rücksichtslos
verfahren. ,Ich möchte nicht derjenige sein, der mit
seinem Weib drin führe und drin polterte.' BrXcger
1777. Dri" f. wie d' Sau i" d' Eiclile" oder rvie de
Tüfcl i" <r l'fdffe". — under-: 1. intr., unter ein
Obdach f. nut einer Sache, sie unterbringen. ,Deni
Abt überlassen, ob er Frevelgericht halten lassen od.
die Klagen, damit die Sachen nicht vergessen werden
oder verjähren, an die Muttgerichtc bringen, d. i. mit
den Klagen u. wolle.' 1543, Absch. ; vgl. underhin
nchlie/'en. — 2. tr. a) eine Baute neu untermauern,
ihre Unterlage verbessern Z; Syn. widersetzen. .Als
das hus sich gegen dem berg senkt und die seilen
[GrundschwellenJ im herd [Erde] ligen und von dem
Wetter erfulet sind, das selbig hus sollen sy u. und
mit einem mürli und eichinon seilen wol versechen.'
1511, Hotz, l'rk. ,Als sy die tür ans tischmachers
keller ufrichtend und die selb mur underfuorend.'
153-1, Z Grün, Amtsr. ,Wenn einer ein alte mur gegen
synem nachpuren nüwlich u. oder dryn brechen wellte,
soll er vorhin synem nachpuren das z' wüsscii tuen.'
1539, B. — b) Einen beim Kingkampf packen,
indem man unter seinen Armen durchfährt, um ihn
vom Boden zu heben; einem Gegner mit dem Nacken
zwischen die Schenkel fahren ; Syn. underlaufen. —
underhin andere-: durch Pflügen, Z''«re«, Etw., z.B.
die Kartotl'eln, unter die Ackerkrume bringen B. ,r)er
Wasen [Basen | ist frisch untergefahren.' B Laudw.
Wochenbl. 1847. — cnt-: aus einem Behälter hinaus
f., fortgetragen werden. ,l)as wasser nam im koufhüs
alles hinweg und geschandt [verderbte] merklich vil
guots on das deunest [das welches ohnehin] endfuor.'
KvKK. Chr.
cr-farcn; 1. mit Fahren erreichen, eine Strecke
in einer gewissen Frist zurücklegen; nie" mag 's nit
e. i" zum Stunde" Gr. ,Die schitl' [.'^ccus.] erfarent
sy [die schnell segelnden Seeräuber], es syg gegen
wind oder wieder [wie der'r'] wind.' HsSoui'RrK 1497.
— 2. ein Gebiet durchziehen, um den Stand des-
selben kennen zu lernen Gr. ,Ein nunnenmacher
[Schweinverschneider] soll geloben, den kreis der her-
schaft alle jar zue syner rechten zyt ze ersuochen
und ze e.' Urb. Baden 1490. , Solche, welche Künsten
und Hamlwerken sich widmen und in den Fall kommen
mögen, in die Frenule zu gehen und die weite Welt zu e.'
,TS(;ni;i,Tn. 1817. — 3. abstr. a) Besitz ergreifen,
ein Kecht durch abgegebene Erklärung in Anspruch
nehmen (eig. wohl = durch Falirt vor das Gericht
erlangen). .Welches von den 3 Erbrechten dem über-
lebenden Teil gefällig ist, das soll er e. innert den
2 ersten Monaten; sonst mögen die Erben des Ver-
storbenen das Eherecht auch auswählen und e. Das
Eherecht zu e. soll geschehen bei einem Herrn des
Rats, und dieser lässt es in das Eherechtsbuch ein-
tragen.' Gl LB. 1835; nach demjenigen v. Ende XV.:
,er soll syn ereclit also e. in den nächsten 2 manoten
und soll das tuon vor dem rechten.' Vgl. 1. — b) er-
forschen, nachforschen. ,Unser botschaft soll acht
und erfarung haben, ob andern orten derglych euch
zuokommen wäre,' 1522, Absch. , Haben ouch uf et-
licher sundrigen personen fürtrag erfarung gehebt
[Nachfoi'schung angestellt] und nützit funden.' 1523,
Striokl. ,Erfarend [.bewähret.' 1667] alles und das
guot behaltend.' ) 531/48, I. Thess. ,So11 der Decanus
ouch erfaaren und Bericht geben, wer der Lehenherr
sye.' 1532, Siml., Urk. ,Beruef auch vil zuo dir dyne
Amtslüt; erfar, wie sy handlind.' HBull. 1558. .Vires
hereditatis excutere, e. und erdauren, was das erb
vermöge und ertrage.' Fris. ,Einsi [Eines] haab er-
suochen und e., damit man wüsse, ob einer bezalen
möge,' Mal. S, eigenjich Sp. 147 o. Daher im alten
ßechtsleben, über einen streitigen Punkt sich beim
Gerichte Kats erholen oder denselben feststellen :
,N. N. bat [vor dem Schultheissen ] eins fürsprechen, ze
erfarende mit rechte, ob er wol syner efrowen einen
vogt erlouben möchte.' 133'2, Königsp. Copialb. ,üass
von den alten erfarn [definiert] ist, was ein wundat
[Körperverletzung] ist und syn solL' 1449, Bs Rq.
,Hat lassen an ein [1. .eim'V] urteil e.', hat auf einen
gerichtlichen Ausspruch abgestellt. 1490, S Wochenbl.
,Soll der richter dem anrüefenden teil syn recht mit
erfarungen. verkündungen, citationen ergän lassen und
lenger nit uf halten.- 1532, Bs Eq. In diesem S. auch
abs. : ,[Ura Verwundungen] sollont rate und meister
und nit die unzüchter [Polizeirichter] e.' 1450, ebd.
,Dass man hinfür ze stund, wenn ein todslag beschicht,
darnach e. und one einich Verzug darüber richten soll.'
1484, ebd.; rcfl. ^= sich erkundigen: ,Es syg inen
umb die sach nüt ze wüssen; sie wellend sich gern
darum e.' Edlib. ,Hiernebend sollen sich unsere botten
zuo dem geheimisten es syn mag, e., ob die 9 ort ein-
helling gsyn.' 15'24, Absch. ,Wir band zwen von un-
sern Käten verordnet, die sich der sach eigentlich e.'
1525, Striokl. ,Wir möchten, dass sy sich des zuovor
e, und denn erst, das sy guot dunkt, getan heften.'
1531, Absch.; und so auch in dem oberwähnten spec-
juridischen S. : mit den Schöifen = zu Eate gehen.
.[Wenn der Propst zu Gericht sitzt,] so soll der meier
üfgeben den meierliof in des probstes band [ihm den-
selben wieder anheim stellen]; so soll sich der pr. e.
mit den dorflüten bi geswornen eiden. ob der meier
dem hof mng nütz syn, dass man im in wider lyehe.'
1338, Offn. Höngg. — c) Jnidn ausforschen, prüfen,
, Beschick die Dien>tt[boten] und erfar sy, wie sy hand-
lind.' HBull. 1558; vgl. bei a). .Aber Stoutacher be-
sorget, er [der Freiherr von A.] redte villeicht sölichs
[gegen den Landvogt], dass er ihn [der Freiherr den
St.] e. möchte.' Siml. 1577. , Jedoch mit dem geding,
das man sy grundtlich erfare, wer sy seien.' SHochu.
1591. — d) wahrnehmen, inne werden, ohne eigenes
Dazutun, allg. - Das Ptc. als Adj. wie nhd. ,Dic
Erfahrenen gehen über die Gelehrten.' Breitenst. 1860;
sonst: en Erfarne ist besser als 10 G'lerti. — un-
erfare": 1. unwegsam, ungangbar. ,So die alpen und
weg so grusam, u. und ungemacht gsyn wärend.' 1538,
897
Fiir, i'er, fii-, tVir, für
898
ÄiiTsc'iiüDi. S. erfaren 1. — 2. nicht in Erfahrung
gebracht, unbekannt, ,0b Caspar ein geistliche oder
weltliche person gewesen seie, ist mir u.' JJud 1574.
— 3. wie nhd.; s. ungesalzen. — Erfarenheit: Er-
fahrung. {/;.■ E. rede" ZO. .Diewyl die E. bezeuget.'
HBiLL. 1.553. ,Dass man hie siclit, wie so kunst-
reich er g'west, der Kunst e. vilfältig g'han [bat]." Z
Emblemata 1622. ,Dass es ohne Reuen nicht abgeht.
hat mau aus der E.' JHott. 1666. — Welt-Erfarer:
Einer, der die Erde bereist und erforscht. ,Dass
Euphemus, ein w., zuo etlichen inslen kommen.' Tierb.
1563. — Erfarnuss f.: Nachforschung, Erkundigung.
.Wir wellen deshalb unser flyssig e. haben.' 15'29,
Abscu. — 2. Erfahrung. ,Als die e. geleert hat.'
V06ELB. 1557. ,In täglicher e. acht ze haben, wie
Gott syn Ordnung so styf haltet.' Giialth. 1559. ,Us
mancherlei zügnuss der historien, auch täglicher e.
[.Erfahrung.' 1670] mag bewärt werden, dass gspenst
syend.' LLav. 1569. — erfärlen: .erforschen, er-
fräglen, etwas heimlichs aus einem bringen, expiscari,
elicere arcana.' Fris. ; Mal. Syn. trotten.
In einzclneu Auwendungen von er/ann schwankt die Ent-
scheidung zw. der sinnlichen und der abgeleiteten Bed., ■/,. B.
,'Wie sy uns besichtiget, was ich etwas frevener denn die
andren: ich hatt nier e. denn die andren [war als fahrender
hichüler weiter hernm verschlagen worden?].' ThPlatt. ,Wir
wüllton das Meer, dieweil und wir doch an demselhigen jetz-
under wären, auch unib etwas erkundigen und erfahren [darauf
herum fahren?].' DEclil. 1.575/1667. ,Die so jetzunder in
gfangenschaft ligend oder noch e. [eingeholt?] werden möch-
tend.' 1570, Absch. .Wo die e. werdend [wo man auf solche
st<isst?], zu denen soll man gryfen und sy uns gefängklich
zubringen.' Z Mand. 1650; doch .dieselben sollend, wo die
e. werdend, by den eiden geleidet [angezeigt] werden.' XVI.,
Z Christi. 0. — S. noch erfären.
ÜS-: 1. intr. ,evehi, proficisci, excurrere.' Denzl.
1677; 1716. a) das Vieh auf die Weide treiben Bs;
,jumenta ex hibernis deducere.' Id. B, wohl = mit dem
Vieh die Alp beziehen. Die Alpordnung von BSigrisw.
1650 verbietet, auszufahren vor dem von der Behörde
jeweilen festgestellten Ausfahrtstage. ,Mit den säuwen
ausf., exigere sues pastum.' Denzl. 1677; 1716. —
b) in den Krieg ziehen. ,Swer der ist, der mit den
burgern nicht usfert, so man das zeichen gibt, er hab
synen ganzen harnesch oder nicht . . .' XIV., Z Rats-
ordn.; vgl. üsfüeren. — c) ins Ausland, in die Ver-
bannung ziehen. ,Swer niht swern [huldigen] wollte,
den soll der rat betwingen , üs ze varne von der
statt.' 1286, Bs Rq. — d) mit Wucht zu Boden
stürzen. ,Wenn Eim ein Rad abgienge, so führe man
ja des US, es wüsste kein Mensch wie weit.' Gotth.
Üonsi use- f. — e) spazieren fahren, allg. — f) zu
Ende fahren; beim Zetteln die letzten Gänge am
Rahmen tun, was häufig mit Verminderung der Fäden
geschehen muss, z. B. mit strölfen ü. Z. — g) mit
einer Bewegung weit ausgreifen, z.B. beim Schrei-
ben, Schlittschuhlaufen. — h) ausschlagen, ander
Oberfläche, der Haut sich zeigen, von Unreinigkoiten
im Organismus. Diese Bed. zu erschliessen aus dem
adj. Ptc. iisg' fare" : mit einem Ausschlag behaftet Ar.
— i) bildl., der Unzufriedenheit, dem Ärger in hef-
tigen Worten gegen Einen Ausdruck geben B; v. mit
FA"»!, invehi in alqm. Id. B. Bei Gotth. ein Mal nach
.\nalogie von ,an-f.- tr. : ..\lles fuhr die Bursche aus:
war Etwas zerbrochen, sie hatten es getan.' ,Sich
nicht zu verwundern, wenn er auch crn.stliaft in Worten
Schweiz. Idiutikuu 1. G.
ausfahre.' XVII., Dien. 1863. ,Da er mit so scharfen
Worten wider sie ausgefahren, dass er sie genennt
Kinder des Teufels.' AKlinul. 1691. — 2. tr. a) Etw.
durch F., d. i. Pflügen, aus dem Boden reissen, z. B.
einen Markstein. Erdäpfel Aa; Z. — b) in Erfahrung
bringen, genau erkunden. ,Die reden waren ungewiss;
des sind zuo mir kon guote fründ, band beten, ich soll
das II. und mich hierinnen gar nit sparen, wie es
gruntlich und warhaft gangen; uf das band s' mich
erst gspannen yn, ich sollt 's in tütsche rymen stellen.'
1576, Reise n. Strassb. Vgl. er-f. {er- oft = aus). —
Usfarete f.: 1. „Ausfahrt, Lustfahrt, -reise VOrte."
— 2. Ausschlag bes. mit Pusteln Ar.
ushin usi--: 1. bis ans Ende f. ,0b einer an einem
acker die zechend zal [beim Abzählen der Garben zur
Ermittlung des Zehntens] nit gar erfüllt, [soll man]
alsdenn am andern acker uf die vordrige zal anzelen
[mit dem Zählen sich anschliessen] und für und für
also hinüs f.' 1.530, Abscb. — 2. auf den Boden hinaus
stürzen Bs; Z. — 3. eine Baute, Schriftzüge, eine
Zeichnung über gewisse Grenzen hinausführen,
allg. .Limites transsilire.' Id. B. — 4. handeln, sei-
nem Eigenwillen Ausdruck geben. ,Auf seinem köpf
heraus f., arbitratu suo. ad libidinem facere, ingenio
suo vivere, suis consiliis uti.' Hosr. 1683.
ver-: 1. intr. a) fort ziehn; abreisen. ,Ir band
zuogeseit, ir wellind üch des pfafFen entschlachen und
in v. lassen.' 1523, Egli, Act. ,[Der Gefangene, ein
.ausländer,] begehrt, dass man ihn mit N. N. v. lasse.'
1526, Z Widertäuf. (Füssli. Beitr.). ,Das wir in mit
synem geerbten guot v. lassen an ort u. end, do er
dann euch wonhaft syn mög.' HBüll. 1533. ,Also
Hessen die von Zürich nach disen 3 Tagen ihre Priester,
welche auf diser Disputatz erschinen waren, v. und
heimkehren.' Salat (Füssli, Beitr.). ,Hat sy des nit
wellen gständig syn, haruber [wir] sy güetlich mit
dem iren lassen von statt v.' 1533, Absch. .Dann
jetzinal zuo L. niemand [von den Gesandten] dann vogt
H. und ich sind; die übrigen all v.' 1540, ebd. ,Die
wollend unsere herren mit irem ererbten guot von statt
und land one abzugsbeschwerde fryg erben und v. lan.'
1542, Bs Rq. .Abigael hat irem mann nichts darvon
gsagt; dann er hefte sy nit wellen v. lassen mit der
schenke [David entgegen].' LLav. 1584. Scheinbare Be-
rührung mit der nhd. Bed.: ,Wenn man einen in synem
falschen wohn lasst v.' RGualth. 15tS4. ,Wann auch
fromme lüt sich darmit lassend befridigen, will ich sy
lassen v.' 1616, .IBreit., eig. = mit ihrem guten (Jlauben
dahin ziehen lassen, sich überlassen; abeant! ,Wann
dise 8 Tag verflossen, sollen die Pfiind dem Ansprocher
[Gläubiger] sein und selbiger darmit ohngehiiulert des
Schuldners v.' L Stadtr. 1706/65. — b) aus einander
gehn. zerfallen, zerlaufen. zerspringen, z. B. von Teig,'
Gebäck, allg.; von Geschirr, das der Glühhitze aus-
gesetzt wird .\a. Die Herdöpfel cerfare'd [im Sieden]
wie Chahh. — c)in die Irre fahren L; Z (refl.),
irre gehn. ,In dem kamen in"" die mär, wie Cur yn-
gcnominen war; da wandt man sich gon Cur hin; da
sy alsodar kommen waren, bahl sy vernommen [haben |.
dass sy v. [den Zug vergebens getan hatten].' JLenz
1500. .Kam ich in ein dicke hur.st; Wie ich so
schüzlich bin v. Nun widiinV' Salat. ,Kin kleiner
meertisch, der den waalliscli leitet, darmit er nit ver-
fare
Fnis. .Wann ein Säumer (iüter führet und
899
Far, l'er, fir, ior, für
900
Unglück da wäre, das er verführe [,che vadi fuori
della strada'] und das Gut sich geschäudte oder ver-
löre/ 1700, U. Bildlich: ,Vorus aber soll Gott ge-
betten werden, dass er uns [bei der Wahl des Ehe-
gatten] nit V. lasse, sunder dass er uns zuo rechter ee
verhelfen wolle.' HBull. 1540. — d) unglücklich
fahren, stranden. .Verfuerend an der brugg und er-
tränkend wol bin XXX personen.' Eulib. ,Dass wir
zuo dem [in einem Schiffbruche] verfarnen guot kein
gerechtigkeit [Anrecht, Strandrecht] haben.' 150'2.
Absi.'h. ,Wir fanden 300 dürggen da, die v. warend
und was inen ier schiff zerbrochen.' Stockar 1519. —
e) sterben, die Seele aushauchen VOrte. V. wie es
Liecht, sanft verscheiden. ,Si hette iren mann seligen
in gewär der selben güetern ungesumet funden und si
[er sei] ouch in der selben gewär v., darumb si zuo
den güetern recht bette.' 1386, Bs Rq. .Von lengi des
wegs sind zwo personen unbewart christanlicher Ord-
nung [ohne Sakrament] v.' 1-179, Zellw. ,0b dehein
burger stirbet old verfert und nach inie lat synen sun
ze einem erben.' Geschworn. Brief. .Sollten eliche
kind in wärender diser ehe tods v.' Erbr. AAKais.
— f) das Bewusstsein verlieren; ohnmächtig
werden L. V. si", bes. von Somnambulen im ok.stati-
schen Zustand, im Scheintod Z. ,Es feiet wenig, er
wäre vor angst v.' Tierb. 1503. Von Zerstreutheit der
Gedanken, Geistesstörung Bs; Z. Der Apoplektische
• verfart öppe, verspricht sich etwa, redet verworren.
— g) Einem aus dem Gedächtniss schwinden Bs;
L. — 2. tr. , umgehen. ,Den zoll v.' 153'2, Absch.
Mh(J. vervdru ^ 1 a. c. d. 2. Für die im Nhd. vorherr-
schende Bed. bedient die echte Volksspr. sich des einfachen
Vbs oder anderer Ausdrücke (umyan udgl.). Ob sie, prägnant
.iiigeweadet, in fulgunder Stelle anzunehmen ist':" ,Zuo eeren,
umb Gotts willen [zu wohltätigen Zwecken] und zur notturft
spaaren ist v.' HBuil. 15-10 L 6. — 1 e u. f lassen sich
im Anschluss au syn. Ausdrücke {veireiien udgl.) aus 1 a
ableiten, e aber auch aus dem Begriffe des Verschwiudeus,
der Auflösung, welcher im Mhd. vorherrscht, g auch aus c.
Genis-Verfaron n.: Inquirierung einer Kreissen-
den über Paternität Z Rechtsspr.; Syn. G.-Verhör.
vor-faren: anderen Fuhrwerken od. Fahrzeugen
voran f.; auch sie überholen Z; in übertragenem S.
a) zuvorkommen. ,Mit dem wott [wollte] er das schwort
ab dem hals nemen [von Leder ziehn]; ist im Herr
Hans vorgefaren, in zuo der erden geschlagen.' 15'24.
Strickl. ,Im [ihm] vorgefaren und [ihn] um sein
leben bracht habe.' Vad. — b) den Vortritt haben.
,So sollend unser herren der bischof [usw.] v. und
bezalt werden vor allen hotten [angehobenen Rechts-
betreibungen], darnach die kirch; darnach wer der
erst wäre am hott.' Opfn. ZWen. — c) zeitlich
voran gehen oder gegangen sein; vgl. Vor far. ,Synen
vorfarenden äpten und pflegern.' G Stiftsarch. ,Syn
vorfaren [Ptc. Perf.'?] apt.' Hermann. .Ihre habende
und von vorfahrenden Köm. Keiseren erlangte Fry-
heiten.' RCvs. — Vorfarer: 1. Vorfahr S. Der Vater
predigt dem Sohne, wie-n'r seil Sorg ha, ''ass 'r nit
um (V Sach chümm, wo er und sini V. so siir z'säme
krocht hebe". Joaoh. — 2. Vorgänger. ,Ist auch ein
Schlosser gsyn, des Bastians v.' UMey., Wint. Chr.
für-: 1. vorwärts gehen, im Verfahren fortschreiten.
,Der apostel erfordert, dass sie mit heilgung furtfarind
und verraant alle glöubigen. dass sie nach einer regel
fürfarind.' Vad. .Schnell im bauwen f.. strenue iedi-
ficare.' Mal. ,F., vollstrecken, grassari.' ebd. Fort-
schritte machen: ,Im studieren f., progressus facere.'
Hosp. 1683. Mit etwas Angefangenem fortfahren, es
fortsetzen Bs; B; Gl; Scb; Z. Far nw für! nur weiter
mit der Erzählung! .fjrnstlich ermanen, furzefaren und
sich nit mcr an den papst ze keren.' Kessl. .Mit den
rechten f.', dem angehobenen Prozesse seinen Gang
lassen. 1562, Absch. und oft, wie auch noch heute.
,Nüt desto minder fuor der Herzog nüt dem nüwen
Bund für.' Ansh. .Weliche aber in irer halsstarrige
fürführend [beharrten] und sich nit berichten lassen
wellten.' 1612, Z Mand. ,Gott fahrt mit strafen für.'
R u. CMey. 1650. ,Fahr für (perge), wie du angefangen
hast' Hosi>. 1683. — 2. = vor- f. im eig. S. Bs; Gl. —
ge- im adj. Ptc. g'farend, gfaret s. färenla^. -
hei™-: s. faren 1 a, bildlich, h. f. mit . . . = einheimsen,
in Sicherheit bringen; abziehen mit Etw. Z. Far hei
mit der Eos, denn Schilte" drüf lös! wohl Selbst-
gespräch eines Kartenspielers. HBranuenb. ; vgl. hei"'
tue", ebenfalls v. Karten. — hin-: 1.^ ver-f. la und
mit diesem wechselnd. ,Dass der vogt ihn h. lasse.'
1526, Z Widertäufer. — 2. ^ verf-. 1 e; vgl. Hinfart.
,So louf du schnell zuo Collatin Und sag ihm, wie
die liebst faar hin.' HBüll. 1533.
land-: im Lande umher, durch die Länder ziehn;
spec. eine Pilgerfart tun S. ,0b das L. zum zeitlichen
und ewigen Wohl erspriesslicher sei als andächtiges
Beten in der Pfarrkirche.' Schweizerbote 18'24. —
Landfarer: Fahrender, meist herumziehender Bettler,
Vagant, Landstreicher. .Und so denn uns von wegen
der ougstalcr. gryscheneieren, wälschen parretlis- und
andern frömbden krämern, wämlistrageren und land-
farern vilerlei klegten fürkommen.' 1530, Z Mand.
,Von den starken landfareren, stirnen.stösslen, geng-
ieren, kriegsknechten, so merteils ire dirnen mit ihnen
füerend.' ebd. ,Der gfangnen landfereri wegen.' 1533,
Z Grün. Amtsr. ,Ein 1., welcher söllich tier für ein
schouwspil umbher fuort.' Tierb. 1563. ,Eine arme
1-in.' HBi:ll. 1572. ,Die Portner soUent die Tor be-
schlossen haben, deheine frömbde Krämer, Lantfarer
sambt Weib und Kinden einlassen.' XVII.. Muri, Ge-
sindeordn. .Und sintemahlen auch viel Landfahrer in
das Land sich einzuschleifen understehen dörfen, die
den Leuten nicht allein mit ihrem Müssiggang über-
legen sind, sonder oft ihre Jungen bei sich haben und
mit schandlichen Worten und Geberden, ja unver-
schämter Unzucht männiglicheni, der Jugend sonder-
lich, ärgerlich seind . . .' 1637, Bs Rq. ,Terram terra
mutans.' Denzl. 1677; 1716. .Liederliche L-in.' Gr
Samml. 1779. Ohne üble Nbbed. und i. S. v. ,Pilger'
meint vielleicht NMan. (Bächt. S. 55) den Ausdruck,
da der Betr. von sich sagt: ,Ich bin iez fünfzehen jar
gangen allwegen uf Sant Jakobs strass [nach S. Gia-
como di Compostella].'
miss-: sich ungebührlich aufführen. ,Und sont sie
noch ihre heiter damit in dehain wyse wider uns nicht
getan, niissvarn noch gefrevelt hau.' 1392, GRheineck.
.Überall nichts frevel verschuldend, noch missfarend.'
1395, Zellw., Urk. — mos- s. Mos-Fart. — nach-
nä-,nö-, n a ebb in - wac/ie-, TCOCÄc-, «ö-e-, Mö-e-; 1. auf-
merksam nachgehen, einer Norm. Spur folgen, sich
davon leiten lassen, z. B. beim Buchstabieren, Lesen
mit der Fingerspitze udgl. der Zeile, beim Schreiben.
Zeichnen. Malen einer durchscheinenden Unterlage,
901
Par, for, fir, for, für
902
einer Icicliten Vorzeichnung' folgen. Übertr., ein Bei-
spiel befoltren: .Derhalben icli demselbigen löblichen
Brauch auch nachgefahren und [nämlich] hiebe! ein
Register yngesetzt.' RCys. — 2. den 8puren eines
Vergehens, einer Gesetzesübertretung nachgehen, po-
lizeilich nachspüren. ,Dass der schultheiss der un-
gehorsam}' n. soll.' ca 1520. Bs Rq. — 3. nachahmen,
nacheifern, es gleich tun Z. Dem chann ich nüd nähef.,
er ist en Herr. — -1. nache-f., nachziehn, nachhalten,
z. B. einer Dirne B. — 5. Einem in einer Stelle, einem
Amte folgen. Hosp. 1683. Vgl. vw-f. — zesammen
zümme-: 1. intr., als Äusserung des Schreckens, wie
nhd. — 2. tr. , einen Acker, ihn in der Wei.se pflügen,
dass von beiden Seiten her die Erde der Mitte zu-
gewendet wird Th; s. gräten. — dar-: 1. unver-
sehens dazu kommen; dazwischen fahren. ,l)a kam
der müller dargefaren und Hess den brnnnen ver-
bieten.' 1.501, MEsTERM.. Pfäff. — 2. mit dem Vieh
einen .Stafel' beziehen, sei es, um dort eine Zeit lang
zu weiden, sei es, um es das dort gesammelte Futter
aufzehren zu lassen BHk. — durch-, durchbin-:
,Grad durch f,', von einem Pfarrer, der bei ,Verkün-
dung' eines Paares die übliche Titulatur ,der ehrbare',
,die ehr- und tugendreiche' weglässt, was als schimpf-
lich gilt S (Joachim). -- da(r)durch-: Etw. in einer
gewissen Weise behandeln, abtun, ,0b sy schon etlich
gestraft, sind sy doch so law und ringfüeg [leicht]
dadurchgefaren, dass es bei keiner rechtmässigkeit
gnuogsam geachtet werden mag.' l-'iSl, Absch. ,[Der
Teufel] Von syner reis ihn hinderen wott. Und mit
[damit] ich kürzlich dardurch far, Hat er im nach-
g'stellt immerdar.' Com. Beati.
dri-, dre'i-: einen Acker, welcher den Sommer
hindurch brach gelegen, zum zweiten und dritten Mal
für die Wintersaat pflügen Bs; SThierst. — Zsges. mit
dem Zahlw. ; nicht zu Terwecliseln mit dn", s. o. Syn.fnlyiii.
Trossel- s. trosslen. — weid- s. Weidfart. —
zeweg- ziret)-: eifrig, erbost in die Rede fallen, auf-
fahren, aufbrausen B, ,Mein Landvogt, der anfangs
hören zu wollen schien, fuhr tüchtig z'weg, als das
Weib so redete: Wenn es nicht plötzlich schweige,
so lasse er es acht Tage bei Wasser und Brod an
Schatten tun,' Gottb. Vgl. zetreg = gerüstet, weg-
fertig. — will- 3. Will für und Anm. zu fären. —
zue-: 1. mit dem Fuhrwerk, dem Fahrzeug zum
Hause, ans Land f. allg. Es ist det nit yuet [es lässt
sich dort nicht leicht] z. — 2. rasch zu Werke, rück-
sichtslos aufsein Ziel losgehn, zugreifen, rücksichtslos
nach amtlicher Vorschrift verfahren, allg. ,Wilt du
des nicht, so far ich zuo und nimm die kuo.' Boner.
jAUdann sollen die werimeister zuofarn und ab dem
selben guot, von deswegen man die weristür erfordert
hat, pfänden höw oder ströwi.' 1.523/44, Schw LB.
,Fuorend auch etlich uf dem land zuo und zerwarfend
die fenster. Also fuor die Obrigkeit zuo und hiess
dieselbigen stillston.' Zwingli. ,Uf das, wie es Mötteli
fürkommen [zu Ohren gekommen], ist er zuogfaren
und dem pfister für syn hüs kommen und hat im .syn
hüstüren nfgestossen.' 1539, Absch. — 3. in der an-
gefangenen Weise fortfahren Z. — zer-: aus einander
f. = cer-f. 1 h B. Auch bloss ideell : ,Sind gedachte
huoben etliche von einanderen kommen und in vil
besonderbare güetcr und stuck zerteilt worden, die-
selbigen ouch dermassen z., dass sie nie mehr zu
ganzen huoben wider zusammen gebracht worden.'
ca 1509, Hotz, Urk.
Baden-Farer: der eine ,Badenfart' tut, s, d. —
Wol-: Wallfahrer VOrte. Vgl. Wnlfart.
Fareri" f.: 1. bei der Alpfahrt die Leitkuh, welche
die grosse Schelle trägt Ap. — 2. Färp-^, Weibsperson,
die nicht gerne zu Hause bleibt Ndw.
Krüz-Farete: Kreuzfahrt, kirchlicher Auszug,
Reise mit Kreuz und Fahne. ,An der Creuzfarete
[von U] nach [Schw] Steina.' 1387, Gfrd.
Fari I -n- Gl, sonst meist -«-: L persönl. a) m.,
Einer, der gerne umher zieht Nnw, vgl, Farerin;
Mädchen, das den jungen Burschen nachläuft GRVals,
Syn. Rolli. — b) n., Person, die nirgends Ruhe hat,
gerne umherzieht; schlechte Dirne W. — 2. sachlich.
n. a) Lustfart, lustiger Ausflug, gesellige Lustbarkeit
übh. B; Gl; L; UwE. ,Ein Fahri, eine" Schiitteten,
ein Musikfest oder ein Schiesset.' Gotth. , Andere be-
gnügen sich mit weniger Gästen, Speisen, Flaschen,
Kutschen, aber ein F. muss sein.' B Sonntagsp. Es
F. [eine Spazierfahrt] mache" B. Eine Tour heim
Tanz; mer icend mich es F. ni [nehmen] Gl = no'''
eine' fare". Abstr., Mutwille, Lust. '.« F. ha", das
Vergnügen ungehemmt und unbeschränkt geniessen L.
Dert isch's nit l'aiischer [geheuer]; mänge'' Ma"' het
dert scho oft sls F. g'ha" = gelumpt. B Dorf kai. 1879.
Dann nach Analogie sinnvwdter Ausdrücke: „'ä -F.
ablä", der Lust die Zügel schiessen lassen". — b) un-
versehens daher und vorüber fahrendes Unwetter, ein
Regenschauer, ein Schneegestöber Gl; ein heran-
ziehendes Gewitter, iez chunnd es rechts F. dether!
aScHW. — c) ein ungewöhnlich starker Blutfluss bei
Weibern, auch eine allzu frühe Geburt ScHwMa. —
Um- in.: der Fuhrknecht der Mühle, der bei den
Bauern herumfährt, um das zum Mahlen bestimmte
Getreide abzuholen ZZoll.f Syn. Karrer, Karri. —
„Heim- in.: rascher Tanz, init dem ein Tanzfest
beendigt zu werden pflegt W."- — Buobe"- m.:
Mädchen, das den Knaben nachläuft GRVals.
In dem männl. W. ist -i die Endung, mit welcher No-
mina agentis gebildet werden, wälirend es in dem sächl. nur
als Dimin. -Endung sich deuten lässt.
farig -ä- Gl, -ä- Sch; Uw; U, färig Bs; L:
1. gut zu befahren, z. B. von einem Wege, ,auf wel-
chem man mit Vieh und Saumtieren durchkommen
kann LE."; Ndw. — 2. gerne umherfahrend Ndw;
unruhig, hastig Gl. — 3. färig, fertig, bereit, von
Personen und Sachen BsStdt. - 4. „brün.stig BGr."
— 5. als Ersatz der Participialforni fahrend. Täch-
tere' [Töchter] sind e farigi Hab ScaSt. En farige''
Schiieler U; vgl. gefarend Sp. 900.
Zu :5 vgl. jedoch auch /eriii/ und ß-rrig, da die Vokal-
dchnung in der genannton M.\. eine sekundäre sein kann.
— 4. cig. ^ bereit zum Fahren (i. S. v. füren Ina anf
Schluss), wenn niclit Eins mit f (irrig; s. d.
hin-färig: im Abreisen begriften. .Sy söUtind
uns [ihren Bescheid] gan Stein überantwurten, dann
wir h. wärind gon Zell.' 1525, Absch.
Farniss Ap; Bs, -nuss Z, i"«»«*"« ZHörnli, Fär-
nuss Ap — f. — PI. -a" Ap: Fahrhabe. .Eine Feuers-
brunst verzehrte alle Fahrnuss und Hausrat.' Mem.
Tig. 1742. ,Die Fahrnus, Wein etc., werilen unter die
Söhne und Töchter gleich verteilt.' JCEscher 1723.
Der Uml., dir auch in der (i (iantordn. ITCl belegt ist
(.Kärnus'l, ninss auf die Endung -niis /uri\i'k goflllirt werden.
903
Far, fer, tir, lor, für
904
t'äreii: in einem Nachen überführen. ,l.):is sy uns
umb mittenacht in die gale siilltent vären.' HsSchükpf
1497. — Wahrscli. eins unt/cmi; doch vgl. aiidi got. farjim,
sdiiifen.
Parr Pfarr Gr; ,GG.", Pfär GlH.; GA., oRh., T.,
„Pfarren Gl; ObW — PI. .Pfarren' G oRh. It Steinm.
— m. : 1. Zuchtstier aaO. Er ist mit der Cime stim
Pf. ,Der meiger soll euch haben einen pharren, einen
eher, einen wider und einen bock.' 1351, Aa Wst. ,Soll
ein keller einen pfarren, einen voleu und ein eber-
swyn zuo der lüt vych haben.' 1400, Üffn. AäKöU.
,Welicher ein jifarren hat, diewyl er im driten [JahreV]
i.st, der git kein hirtenlon.' 14'20, Otfn. ZDietl. ,Der
farr oder stier, taurus.' Mal. .Taurus, ein stier, ein
wuucherstier, das wuocher, ein mummelstier, ein hagen,
etlich ein varren oder farr, ander ein bellen.' Tierb.
1503. ,Die Farchen, wann sie Schaden tun.' 1G5U,
BSa. [im Gegs. zu: , Stieren, Galtvieh, Geiss, Schaf
und Eoss.']. ~ 2. Schnecke in eingedeckeltem Zu-
stande GnSeew. — Kib-: eig. der Farre nach seiner
zornigen Gemütsart benannt; vgl. Ktb-Eber; Kiber.
Nur im bildl. S. belegt: ,0b aber über alles [trotz
dem sc. dass ich für meine Streitschrift gute Grunde
liabe] die genannten untrüwen kybpfarren sprechen
werdend: „Dennocht ist es [es ist denn dochj bös,
dass sy [die Evangelischen] wider einander schrybend!"
ZwiNGLi (vorher hat er von ,ufrüerischen gemüeten'
geredet). — Sennte"-: der das Senntum, d. i. die
Alpherde begleitende Ziiclitstier Gl. ,So11 alles Vieh
in die Zählung kommen, ausser die Alpfohlen und
Senntenpfarren nicht.' Gl LB. 1835. — Stig-: der
F. nach seinem Zweck benannt; vgl. , Schellhengst'.
,Ptinnig fleisch und stigpfarren (stigende pf ) niendert
anders denn uf dem pflnnbank verkoufen.' Son Richtebr.
Das Fleisch dieser Tiere wird gering geschätzt.
Ulli, varre, vur, ühA. faiio, far. Der Anlaut /;/', welcher
zunächst im Pliir. durch Verschmelzung des Art. rV mit dem
Subst. entstand, verdankt seine fast ausschliessliche Herr-
schaft viell. einer Parallele zw. Herde im eig. und im geist-
lichen S. — Syn. ausser den oben genannten : Muniil, Mnrrli,
Pfari-, Schen-Slier. Vgl. die Zssen l'fan-Eher, -BoA; -Wkhivr
und Ochs. — Bed. -2 beruht viell. auf Vergleichung phy-
sischer Verschlossenheit mit derjenigen des Sinnes, welche
dem anscheinend in sich gekehrten Stier beigelegt wird;
s. Mumii. — Die Form Faich eine unnütze und verfehlte
Rekonstruktion etwa nach Analogie von Fätii, Ferkel, für
FärcfUi von Farck, Schwein.
Färi 11 u. Färi Glj — m. — Furr. — färrig,
färig: nach dem Farren verlangend, .stierig' Bs
(Spreng). Vgl. färi;/ Sp. 90'2.
Far 111 f. s. i<'((r&. Far IV, Farre" m.. f, n.
s. Farn. fareu 111 s. farnen.
Farinate 1'.: aus Italien eingeführtes Mehl Gr. ~
It. farinata.
Farine f.: Mehl. Nur in der an das Ohurw. an-
gelehnten Formel: tutt ine, Mel oder F.! es ist Alles
eins Gn.
Färre m., Färi n. s. l'ferrich.
Färet, Pfarre", Pfärret — m.: kleiner, schmack-
hafter Fisch. Try sehe! Färet! Alböek! Färet! lässt
Ki'iiN 1819 das Bieler Fischweib ausrufen. Zvro aber,
ebenfalls ein Berner, gibt den Namen als syn. mit
Albock, Blaufelchen, salmo Wartm., während er den
Färiy als junge Äsche, salmo thymallus, einen Fluss-
tisch, angibt. „Pfarren, salmo ferra. ein schmackhafter
Fisch im Genfersee (St.); = Hägling, albula minima
F. (St.'')." Beide fussen wohl auf KdGessner 1558:
.Albulam m. hunc piscem voco, quem nostri [die
Zürcher] Hagele vel Hägling appellant, Friburgi Hel-
vetiorum, ut audio. Plärren, Lucern«, Nachttisch.'
.Pferret.' 1548, Absch. (FMurten). .Pfarrat.' 1549/68,
LStTJrban. In einer Zusamuienstellung der Lebensmittel-
preise, welche der Z Pfarrer Fries i. .1. 1589 in Biel ver-
anstaltete, compariert ,1 Vlg Pferret 10 kr. (1 Pfd Rind-
fleisch 2 kr.).' Die Schreibung .Pfarren (Adelfisch, Bläuling,
Felchen, Gangfisch usw., alba casrulea, albula min., lavaretus,
halecula usw. F' It JLCys. 1661) ist viell. eiu Druckfehler.
Sämmtlichen Formen scheint das miat. f(ra zu Grunde zu
liegen.
Ver I Veri m... Dim. Vereli, verk. aus Xaver L;
ScHW; Uw. Ein beliebtes Lied vom ,Vereli im Exame"'
abgedruckt in .Schwyzerdütsch' I 8, 42.
Per e' Aa; Ap; B; L; Ndw; Zo; Z, Far LH. -
PI. Fere" — m. : Fährmann, und zwar zunächst ein
zur Haltung und Bedienung einer Fähre (s. Far n.)
berechtigter (wird mit hol! od.ilbere! gerufen), dann:
Schift'mann übh. Uw. Syn. Wardmann. Kei" liueder
ij'.iehn-i''' und kei"' lere» L (RM(dir). Z' Chublez
hät's ril Fere, de [die] ij'hi)rt-me" fluechen und schirere".
UocHH. AK. (.\uch am ZSee waren die Schili'leute für
dieselbe Eigenschaft bekannt). .Ein Schill' mit zwei
Fähren.' Uw. ,Enhein wirt [kein Bürger] soll enhein
ferren gegen üren [nach Uri] me ze lone geben denne
.\IIII den.' ä. L Eatsb. , Welcher je ferr an der Thur
ist.' Otfn. Z Rhein. (Zwischen Flaach und Rheinau
befand sich ein bis auf neuere Zeit viel gebrauchtes
.Fahr'.) .Von des fars wegen ze Widen. dz da ein
ferr soll haben ein weidling, der 16 mann müg ge-
tragen; er soll och hau ein nawen; aber soll er han
ein tannen; dieselben drü schiff soll er ze stätti han
über jar. und dannen hin all jarmärkt soll er haben
so vil schiften, dz er lüt und guot wol gefertgen müg
gen Rapiienswil und danneu.' Hofr. ScHwWangen.
Über andere Pflichten und Rechte s. o. Far II 1. .Alle
Zinstag sond 5 lerren mit dem grossen nawen [nach
Luzern] faren.' 14T4. Obw. .Lintrarius. der schillmann
oder feer über das schilt'. Porthmeus. ein feer oder
schilfmann, der die leut über das wasser füert.' Fris. ;
Mal.; Denzl. 1G77; 1710 (.Fähr'). Auf einer Conferenz
zwischen L und U 1575 wurde beschlossen, dass die
Fehren von Flüelen. wenn sie an einem Mittwoch
nach Luzern kommen und ein .Gefährt' mit Personen
oder Waaren antretlen, dasselbe mitnehmen dürfen,
ebenso die Fehreu und Pfisterleute von Luzern an
einem Freitag in Flüelen. .Haben den Feeren oder
Schitfmann daselbs an dem Seegestad us synem Hus
gefordert, sy über Seew ze füeren.' 1007. RCvs. .Es
sollen alle und jede Besitzer des Fahrhofes [an der
Reuss] dem Fehr zu seinem neuerbauenen Fahrhause
jährlich 0 Klafter Brennholz geben.' 1000. Aa Wst.
.Den Fähren muess der Vogt das Fährenhäuslein ma-
chen lassen und erhalten, die Schalten desgleichen.'
1075. Hof Kriess. .Bei denen im Land beflndlichen
Fahren über das Wasser sollen die Herren Amtleut
die Feer vor sich bescheiden.' B Mand. 1754. .Fehr'
Geschlechtsn. in Aa; L; Z; vgl aber auch Ver. Über
das angesehene Geschlecht der F. in Luzern gieng der
Spruch: Mer müend-is were", dass die Herre' Fire"
ils nid Stadt und Land rerehere".
905
Far. fer, ver, fir. for, für
906
MilU. ver, vere, verje, verye; ahU. auch /en-o (aus 'ferjv).
Die Verlängerung des Voc. ist erst später (in Folge der Ein-
silbigkeit des "VV.) eingetreten, das doppelte r iu ,ferr' aber
nieht nur Zeichen der urspr. Vokalkürze, sondern Rest der
ahd. Assimilation.
Fere" f.: Fähre = Far n. ThHw. — Wahrseh. nur
lükalo Ausspr. des nhd. W.
Ferene I f.: Felirin, d.h. Frau des Fährmanns,
die wol auch statt seiner den Dienst tut Ndw. — Ge-
bildet wie Wirtene, Wirtin; nihd. -inne, ahd. -inna.
feren (in SrnSt. auch l"-): 1. rudern, im Gegs.
zu .segeln' und im Unterschied von schalten, dorn
Stossen mit der Stange (vom Ufer oder vom Grund
ab) SchSI ; Th. '*■ chunnt Alles z'sämme'^, 's Schalten
und 's F., sagt man, wenn widrige Geschäfte zu glei-
cher Zeit einer Person zufallen. Sflg. Eim 's Schalte'
und 's Ifere' verhüte', Einem alle Freundschaft auf-
künden, ebd. — 2. (ein Lastschiff) steuern mit dem
langen Ruder. Soloeh. — Vgl. auch Feri III.
Feri I f.: der Raum in einem Schiffe vor dem
Mast, wo die Schiffer rudern Th.
ver- neben .ge-' das häufigste und vielseitigste von
den untrennbaren Prätf. Die Zahl der mit demselben
gebildeten Verbalcomposita (die scheinbar nominalen
sind von verbalen abgeleitet) beträgt über 1000. Die
Häufigkeit und Vielseitigkeit unsers ,vor-' rührt davon
her, dass es mit den Bedd., welche ihm urspr. und auch
in der Schriftspr. zukommen, noch die von andern
Prätf. verbindet, entw. diese vertretend od. neben ihnen
gleichbedeutend. Auch kommen Combinationen von
,ver-' mit andern (bes. mit ,ent-' u. auch mit sich selber)
vor, wobei es immer voransteht. Es ist schwer, die
abstr., auf Raumanschauungen ruhenden Grundbedd.
zu fixieren, aus einander zu halten und die konkreten
spezielleren aus jenen oder aus einander abzuleiten,
auch zu unterscheiden, wie viel von der Gesammtbed.
eines Comp, auf Rechnung des Präf. allein oder vor-
zugsweise falle. Da das Präf. ,ver-' etymologisch am
Nächsten mit den (unter sich selbst vwdten) Präpp.
,für' und ,vor' zshängt, so muss seine Grundbed. in
dieser Richtung gesucht werden. Es ist die bei ,für'
z. T. noch in unserer Volksspr. fortlebende räumliche
Anschauung des .vorwärts' und .vorbei', an welche
sich die von .über Etw. hin' und .hinweg' leicht an-
schliesst. Es entspringen daraus die abstrakteren
Bedd. des Präf.; der Begritt' der Vertretung und Gel-
tung, auf den .für' in der Schriftspr. fast ausschliess-
lich eingeschränkt ist. fliesst eben f. aus der räumlichen
Grundanschauung ,vor Etw. hin', kommt aber bei ,ver-'
wenig zum Vorschein, nur etwa in i'er-sprechen, ver-
teidigen, entschuldigen (vgl. .Fürsprech-); -stellen, einen
Dienst versehen; -.s(äw, vertreten, beschützen; -diesen,
eine Stelle vertreten. Einen ersetzen. Die Anschauung
,uber Etwas hinaus' liegt in rer-bringen, über sich
bringen; -vorteilen = über-; -icinden = überwinden
(einen Schmerz, Verlust). 1. die Grundbed. erscheint
zunächst in Zss.. welche den Begriff räumlicher
Verbreitung und zeitlicher Fortsetzung ent-
halten; z.B. trans.: rer-küssen, mit Küssen bedecken;
-laufen, überziehen; -schlirj/ije)i, verschmieren; -stechen,
mit Stichwundon bedecken; -stellen, refl., sich gespreizt
hin stellen; -strecken, aus einander ziehen; -tuen, aus-
breiten; -tr'ilieii, in Umlauf bringen. Intr.: rer-faren,
fort-; -jUetjen, bekannt werden; -ziehen, zögern. —
'2. Fortsetzung kann zu Vollendung führen, und
diese kann den Begriff' der Verstärkung ergeben: ver-
füllen, auf-, aus-; -rechtfertigen, vor Gericht fertig
verhandeln; -kästen, durchkosten; -kützlen, zu Tode
kitzeln; -bringen, voll-; -richten, beilegen (einen Streit) ;
-setzen, fest-; -strecken, voll-; -tuschen, gänzlich zum
Schweigen bringen. Bei Intransitiven geht der
Begriff' der Vollendung (a) nicht selten in den der
Sättigung, Erschöpfung und des Aufhörens der betr.
Tätigkeit (b) od. des zu Grunde Gehens. Verderbens
durch das Ubermass derselben (c) über (vgl. .5); z.B.
a) ver -nachten, völlig Nacht werden; -sören, ein-
trocknen; -sitzen, sich ganz setzen (von Speisen im
Magen); -schieinen, zsschwinden; -schwarzen, völlig
schwarz werden; -stän, stehen bleiben, zurück-, aus-
bleiben; -ernen, die Ernte vollenden; -heizen, das Heizen
beendigen. — b) rer-gumpen, den Jugendübermut ab-
legen; -jamslen, verzweifeln (aufhören zu jammern);
-jesen, ausgähren ; -klehen, ausser Atem kommen (aber
auch: zu A. kommen, d. h. aufhören stark zu atmen);
-klenken, aufhören zu läuten; -melehen, aufhören Milch
(auch Wasser, Eier) zu geben (aber auch : fertig mel-
ken) ; -rächen, den Geruch verlieren ; -recken, aufhören
die Glieder zu regen; -singen, das Singen beendigen;
-schämen, das Schamgefühl verlieren ; -stähen, auf-
hören zu stieben; -täubelen, aufhören zu schmollen.
— c) ver-läUen, verschmachten ; -bopperen, vor Herz-
klopfen oder Zittern fast sterben; -braten, vor Hitze
vergehen; -zablen, vor Ungeduld vergehen (aber auch:
aufhören zu zappeln). — 3. Vorba mit ver- bezeichnen
als intrans. das Heraustreten aus einem Zustand, resp.
Eintreten oder Geraten in einen andern, als trans.
Versetzung in denselben, Bestimmung für einen
Zweck; das Gemeinsame ist Veränderung der Lage
oder Beschatt'enheit. a) von einfachen Verben ge-
bildet, a) intr.: ver-langen, zu Teil werden (in eine
Hand gelangen) ; -bachen, hart werden ; -schnellen, an-,
auf-. — P) trans. (bezw. reff.): ver-henken, (mit ein-
ander) verbinden (aber auch: ans einander hängen);
-lügen, durch Lügen verleumden ; -brüchen, fortschicken ;
-schaffen, sich, in eine andere Lage versetzen; -stellen,
(Kinder oder Vieh) bei fremden Leuten unterbringen;
-stössen, irgendwo hineinstecken, auch: entwenden,
und: abtreten, übertragen (Schulden); -werfen, auf
eine andere Stelle werfen. — b) von Substantiven.
a) intr.: ver-iglen. strupiiig werden, aus Mangel an
Pflege verkommen; -kröpfen, ersticken; -lüften, an die
freie Luft kommen (trans. -lüften); -maseren, zswachsen
(von Wunden); -nachten, von der Nacht überrascht
werden; -buderen, ein Krüppel werden oder bleiben;
-bocken, hart und saftlos werden, von Übst; -bäumen,
mürbe werden, von liegendem Holz; -plagen, ver-
modern, -faulen; -brösmen, in Brosamen zerfallen;,
-stäuben, sich in Staub auflösen; -tatschen, zu einem
flachen Klumpen werden; -tcuchnen, eine Woche nach
der Begattung träclitig worden; -zipflen, ausser sich
geraton (vor Angst, Ungeduld). — ß) trans. 1) in
den betr. Zustand versetzen, mit dem Betreffenden
verschen, dazu machen: ver-gauken, zum Narren
halten; -gcren, schief zsfügeii; -glimpfen, verhehlen,
beschönigen; -glätten, mit Glasur überziehen; -keiben,
Aas schelten; -kerzen, Unsclilitt zu Kerzen machen;
-käsen, (Milch) zu Käse verwenden; -krapfen, zu Kra-
pfen verbacken; -lochen, verscharren; -letzinen, ver-
schanzen; -mieten, bestechen; -nisten, verlegen; -ndtet.
907
Far, fer. ver. flr, for, für
908
von Nähten ilurclizogen, entstellt; -nilten, zu Nichte
machen; -händlen, mit Bändern versehen, bildl. auch:
bestricken; -sarren, mit Schutt überdecken; -schreHen,
in Verruf bringen; -stuefen, durch Fussstapfen uneben
machen (den Boden); -dieben, Dieb schelten; -törlen,
kindlich unterhalten; -dornen, (eine Wiese) mit Dornen
bestecken ; -wursten, (Fleisch) zu Würsten verbrauchen,
in diese Gestalt verwandeln (dann auch: herumbalgen,
zerdrücken). — 2) das Subst. als dir. Objekt oder
Appos. zu einem solchen oder zum Subj., das Verbum
prägnant in entsprechender Bed.. z.B.: ver-ahgaben,
als Steuer entrichten; -kundschaften, Zeugniss ablegen;
-brauen, refl., (die Brauen bewegen) sich rühren; -in-
satzcn, als Pfand einsetzen; -schämen, den Schaum
oben abnehmen; -erscltatzen, -schnitzen, als Steuer ent-
richten; -bannwarten, (einen Wald) überwachen. —
3) das Subst. auf freiere Weise in adv. Verhältnissen
gedacht, das Verbum in der Bed.: behandeln, bewirken
mit dem betr. Ding, in entsprechende Gestalt bringen
usw., z.B.: ver-iostgelden, an die Kost geben; -//otten,
bei Gott schwören; -wlnkaufen, einen Kauf mit Trunk
bestätigen; -kirnen, in die Luftröhre schlucken; -kirnen,
refi., sich an einem Kern verschlucken; -kostieren, an
die Kost geben; -klafteren, in Klafter abteilen; -krüsp-
len, sich, verwachsen (Knorpel bilden); -kräzen, in
einem Tragkorb vertragen; -Urnen, verdingen; -naglen,
mit einem Nagel verzaubern; -rechten, verurteilen;
-tagen, vorladen; -geltstagen, zum Bankrott bringen;
-trümpelen, in kleinen Portionen ausgeben; -warten,
darlegen; -zedlen, hypothekarisch verschreiben. —
c) von Adjektiven, a) intrans.: rer-galten, keine
Milch mehr geben; -mulben, -mürben, morsch werden;
-rüchen, verwildern; -sc/ie/(>e«, schief werden; -dignen.
durch Verdunstung austrocknen , zsschrumpfen. —
ß) trans.: ver-uneinen, vergiften; -einigen, vereinzeln;
-üsseren, hintansetzen, vernachlässigen ; -Uten, zu Eitel-
keit verführen; -fillen, faul zubringen (Zeit); -gräden,
grad machen ; -honen, verderben ; -klüegen. beschönigen,
verzieren; -leiden, anzeigen (ein Vergehen); -rüchlosen,
verwahrlosen; -gemeinen, verdeutlichen (gemeinver-
ständlich machen); -mutzen, verkürzen, verstümmeln;
-ringeren. erleichtern; -schie(n)ggen. schief treten
(Schuhe); -stdten, befestigen; -tiefen, sich, in etwas
Gefährliches einlassen; -wilden, scheu machen. —
4. rer- ergibt den Begriff der Entfernung, a) rein
räumlich, in die Weite od. auf die Seite, a) intrans.
meist mit dem Begriff des Vorübergehens. Entschwin-
den»; z. B. ver-faren, fortziehen; -stirren, vorüber-
schwirren; -schiessen, aus dem Sinn schwinden; -schlie-
fen, sich verkriechen; -springen, fort eilen, entlaufen,
sich verlaufen; -tlchen, weg schleichen; -trölen, fort
rollen; -wichen, wegrücken, verfliessen (von der Zeit);
-ziehen, weg ziehen. — ß) trans.: ver-ferggen, fort
schatten; -müpfen, Verstössen, zurücksetzen (bes. arme
Kinder); -rüeren, refi., sich von der Stelle bewegen;
-schuggelen, -schupfen = vermüpfen; -schleiken, ver-
schleppen. — b) Entäusserung, Versagung: rer-
gessen, einschlafen, ohnmächtig werden (Besinnung
verlieren); -loben, geloben Etw. nicht zu tun; -reden,
ablehnen ; -schweren, abschwören ; -sprechen, bestreiten,
verweigern; -wegen, sich, verzichten. — c) Verhin-
dern, Verschliessen, Vorbergen: rer-gaumen,
verhüten; -heben, verschliessen, zurückhalten, ver-
scliweigen; -hagen, versperren; -hocken, sitzend Platz
einnehmen; -halten, vorentlialteii ; -kommen, verhindern
(zuvorkommen); -gemeinsamen, ausschliessen (aus der
(iemeinschaft); -büezen, zunähen, flicken; -schlän,yer-
stopfen, verwahren, verbergen, unterschlagen; -schwel-
len, wasserdicht machen (bildl. einweihen); -stechen,
zunähen, flicken; -stellen, abwenden (Schaden); er-
sparen; refl. V. Sachen: sich der Besinnung entziehen,
nicht einfallen wollen; von Ziegen: sich versteigen;
-stein, stehend Platz einnehmen (also Andern weg-);
-strichen, bemänteln; -icerfen, werfend zudecken (ein
Loch). — .5. der Begriff der Entfernung kann, seine
räumliche Grundlage noch mehr verlassend, übergehen
in den 1) der Entstellung und Verkehrung, des
Verfehlen s und Verderbens, zuletzt 2) in den
der Vern|einung, Aufhebung des ursprünglichen.
Die unter '1) genannten Begriffe mögen zwar z. T.
schon in der Bed. des einfachen Vbs enthalten und
durch das Präf. nur deutlicher au.sgedrückt oder ver-
stärkt sein (auf dem Wege von 2); es kann aber auch
aus einem urspr. indifferenten Begriff' ein ungünstiger
entstehen, indem das Präf. Übertreibung, Missbrauch,
Verfehlen von Mass und Ziel bedeutet (vgl. ebenf. 2).
a) von einfachen Verben, a) intrans. u. reflex.:
ver-Ugen, durch zu langes Liegen zu Grunde gehen;
-räblen, -ratzgen, durch Arbeit und Not sich aufreiben;
■rlfen, überreif werden; -sitzen, -stein, durch zu langes
Sitzen usw. zu Grunde gehen; -trunlcen, dem Trünke
ergeben und dadurch herunter gekommen. Hieher
gehören auch spezielle Benennungen der Fehlgeburten
einzelner Hau.stiere und fehlerhafter, nachteiliger Be-
treibung einzelner Geschäfte der Milch-. Haus- und
Landwirtschaft, z.B.: rer-fnren, mit dem Schiff' oder
Wagen anstossen; -gitzlen, ein todtes Zicklein werfen;
-käsen, keinen rechten Käse zu Stande bringen. Refl.:
sich ver-hauen, zu tiet eingreifen (urspr. mit Messer
oder Hacke); -jucken, sich zu hoch versteigen, von
Ziegen; -kaufen, durch Kauf in Schaden kommen;
-biegen, in Staunen versinken ; -schämen, falsche Scham
empflnden oder zeigen; -schiessen, sich übereilen;
-schnäpfen, sich durch übereiltes Reden verraten;
-schwimmen, schwimmend verirren; -teilen, zu viel
verschenken; -tragen, tollkühn wagen. — ß) trans.:
rer-hüzen, durch wildes Leben durchbringen (das Ver-
mögen); -laufen, (Schuhe) abnutzen; -Inmperlen, durch
kleine Ausgaben verbrauchen; -litzen, verschwenden;
-baden, für Bäder verbrauchen; -bölen, durch Würfe
beschädigen; -bletteren. durch Blättern die Lesestelle
verlieren; -sitzen, Wohnungsmiete verlieren; -schlar-
pfen, durch nachlässigen Haushalt zu Grunde richten;
-schnäpiperen.-schnätzlen, falsch zuschneiden; -spannen,
(eine Sense) schief hämmern; -stellen, an einen un-
rechten Ort stellen; -strecken, (ein Glied) lähmen;
-tragen, an einen unrechten Ort tragen; -wlsen, irre
führen. — b) von Substantiven. Das Subst. be-
zeichnet mei.st den Gegenstand oder Zustand, in den
das Subj. oder Obj. des Vbs verwandelt oder versetzt
wird, aber auch das Mittel oder die Art und Weise
der zum Verderben führenden Veränderung; vgl. S b ß.
a) intrans.: rer-geisten, den Geist aufgeben (von
Menschen) oder verlieren (von Getränken); -gütterlen,
fast vergehen (vor Affekten); -kiben, in Zank und
Ärger sich verzehren; -kümmeren, vor Kummer ver-
gehen; -kräglen, zu Grunde gehen (eig. ersticken, von
Kragen rsHals'?); -krüglen, (sich zskrümmen) fast ver-
gehen (vor Affekten); -wuesten, in Unrat zu Grunde
gehen. — ß) trans.: rer-ganden, verschütten, ver-
not)
Far, fer, ver, fir, for, für
910
wüsten (durch Bergstürüe); -(juirglen, vertrinken (durcli
die Gurgel jajjeu); -ijütterlen, verscherzen, verderben
(eig. Flaschen zerbreclieii); -haißen, verderben, zer-
stören; -hüenereii. verderben (wie die Hühner den
Boden durch Scharren V); -küenen, im Kuhhandel ver-
lieren; -Reiben, verderben, zerstören; -kachlen, ver-
scherzen, verderben (eig. Getasse zerbrechen); -Iceylen,
um Etwas kegeln, durch Kegeln verlieren; -kübenen.
auf Kirchweihen vertun; -landskneclUen, nach Art der
Landsknechte durchbringen; -mören, durch Unreinlich-
keit, Unordnung entstellen und verderben; -bürgen,
durch Bürgschaft verlieren; -prächUen, an eitle Pracht
wenden; -rufenen, -runsen, verschütten, verwüsten
(durch Bergstürze); -sauen, durch Unreinlichkeit, Un-
ordnung entstellen und verderben; -solden, durch Sold
verlocken, bestechen, verderben; -sattle7i, -schmiden,
Arbeit des Sattlers usw. zu bezahlen haben; -strähn,
verderben, zerstören; -tukteren, für Arbeit des Arztes
zu bezahlen haben; -timneren, verderben, zerstören.
— 2) ver-gunnen, missgönnen (doch Vergunst auch:
Erlaubniss); -gesten, entstellen, verunstalten {gesten,
schmücken); -güeten, eine heilende (guetendej Wunde
verschlimmern; -heilen, castrieren (von heil, ganz);
-htisen, vergeuden, verlieren (Gegs. hüsen, sparen);
-kiesen, tibersehen, nicht achten, verwerfen; -bücken.
Falten ausglätten (doch auch: eindrücken); -richten,
aus der Richtung bringen, verrücken; -rüsten, zer-
stören (etwas Zubereitetes); -sche'inen (Gaus, zu ver-
schlnen, verschwinden), unscheinbar werden lassen,
vernachlässigen; -schätzen, -Zeilen (eig. nicht mehr
zählen), gering schätzen, für verloren achten. — 6. in
manchen einzelnen Conipp., deren Gesanimtbegriff dem
von 4 und 5 am Nächsten kommt, ist derselbe nicht
sowohl eine durch rer- angedeutete Modifikation des
Grundw., sondern ein neuer, zu dem das Letztere in
prägnanter Bed. eine untergeordnete Angabe des Mittels
oder der Art und Weise beiträgt (vgl. 5, 2 und 4 c);
z. B. : cer- fällen, durch gefälltes Holz versperren;
-schliefen, heimlich umgehen, versäumen (den Besuch
von Kirche oder Schule); -schwappten, zitternd ver-
schütten; -schweren, durch Schwören missbrauchen,
entweihen; -täuben, durch Reizung vertreiben; -tublen,
schmollend verschmähen ; -trinken, mit Trinken feiern,
z. B. Geburt oder Taufe eines Kindes; -zivinken, durch
Winken mit den Augen abmahnen. — 7. schon viele
der bisher angeführten Conipp. zeigen eine vom Nhd.
abweichende Bed., welche freilich nicht inmier nur
auf anderer Anwendung des Präf. beruht. Weitere
Beispiele dieser Erscheinung sind: verfassen, versehen
mit...; -hinderen, sich, zurückbleiben; -hängen, ein-
willigen, zulassen (vgl. nhd. ,mit verhängtem Zügel-);
-kcren, verändern, abwechseln; -lümden, anklagen, auch
mit Grund (cerlümdet, berüchtigt); -lan, hinterlassen;
verabreden; -letzen, eine Brautfuhr aufhalten und an-
betteln; -merken, angeben, verraten (mhd. merker,
Aufpasser); -bannen, (einen Wald) verbieten, (das Ge-
richt) die Schranken desselben abstecken und die Ver-
handlungen feierlich eröffnen; -bergen, mit Sennerei
(Milchwirtschaft auf dem Berg) verlieren; -hiräten,
<lurch Heirat verlieren; -sorgen, (Sachen) an ihren Ort
bringen; -abschiden, an einer Tagsatzung bcschliessen;
-schrlbcn, verfassen; ächten (iiroscribere); -stechen, an-
schwärzen, verleumden, aber auch: stechend verletzen,
flicken; -dingen. Einem Etwas, durch Bedingungen
verwehren; -truren, verschmerzen; -vechslen, den
Milchertrag in die Sennerei abliefern; -weinen, aus-
weinen. Participien adjectiviseh gebraucht: ver-
fänglich, förderlich; -hasst, von Hass erfüllt; -schroben,
verschlagen, schlau; -wendt, verdreht i. S. v. vertrackt,
verzwickt, und abstr. = sehr. Subst. Ver-mueting,
Willkür, Gutdünken. — 8. manche Compp. zeigen
eine bemerkenswerte Mehrheit von Bedd., die dem
Nhd. grösserenteils fremd und durch die vielseitige
Bodeutungskraft des Präf. mit bedingt sind; so z.B.
rer-füeren; -geben; -grifen; -hören; -kommen; -knüpfen;
-legen; -lan; -richten; -reden; -schaffen; -schiessen;
-schlahen; -sprechen; -stellen; -stan; -stossen; -tuen;
-denken; -tragen; -trinken; -ziehen; -zeren. — 9. die
Fruchtbarkeit des Präf offenbart sich auch darin,
dass es sogar aus Partikeln Vba zu bilden vermag.
Von Interjektionen: ver-hiimmen, verstummen, von
hum als Ausdruck des Erstaunens und Bedenkens;
-hotten, in Unordnung bringen, von dem Fuhrmannsruf
hott; -jttheien, in Lustbarkeit durchbringen (vgl. nhd.
.verjubeln'); -pfujen, mit Abscheu vorwerfen; von dem
Adv. hin: ver-hinen, hinschwinden, vergehen (vgl.
,hin sein' = verloren sein). — 10. aus der Vieldeutig-
keit von ver- ergibt sich von selbst, dass es in vielen
angeführten und noch weitern Fällen mit andern
Präf f. und mitPräpp. gleichbedeutend erscheint.
a) mit (ebenfalls untrennbaren) Präff. a) mit zer-,
also mit dem Begriff der Trennung, der sich aus
dem der Entfernung (4) leicht entwickeln konnte. Der
Gebrauch von rer- statt zer- ist auf unserm Sprach-
gebiete fast allgemein (schon 1644: , verrissen.' Lav.);
nur in BU.; Gr und W kommt neben rer- auch zei'-
vor. Übrigens bezeichnet ver- nicht bloss gewaltsame
und zwecklose Trennung wie zer-, sondern es kann
auch den Nebenbegriff zweckmässiger Verwandlung
und Verwendung der getrennten Teile mit sich führen
(vgl. 3). So ist ver-zatteren das dem Zwecke der
Trocknung dienende Zerstreuen des Heus; -schiten
nicht bloss übh. Holz spalten, sondern es in brauch-
bare Form (zum Brennen) verwandeln; -stücken nicht:
in beliebige Stücke zerhauen, sondern : in ordentliche
Stücke zerlegen, wie z. B. der Metzger mit dem Fleische
tut, um es zu verkaufen. Dagegen ver-bätzen, Holz
zerschnitzeln und dadurch für zweckmässige Verwen-
dung unbrauchbar machen, also verderben (vgl. 5).
— ß) mit er-, ebenfalls häutig (bes. in Bs), doch auch
hier mit feinen Unterschieden, z. B. ver-frieren aller-
dings = erfrieren, aber verfrorne Finger niclit wirklich
abgefrorene, sondern nur mit Frostbeulen behaftete.
Beispiele gleichgültiger Vertretung sind: rer-ledigen
(Hafpn. 1066); -liggen, erliegen (Heüei.); -nüueren
(Kessi,.); -raten; -schrecken; -dulden (Kt.ssi..); -tragen;
-Zellen u. v. a. — y) mit bc-, z. B. cer-geiferen ; -grifen;
-hüeten; -kommen, begegnen; -legen, mit Beschlag be-
legen; -mäntclen; -solden; -wachen; -willigen; -ant-
worten; -zeichnen; -zügcn, bezeugen; sich -zügen, sich
berufen auf... (Kessi..); -friindt, befreundet, verwandt;
-nachbart (Z Mand. 16'2(t); -rüemt; Ver-dank, Bedenk-
zeit, Aufschub. — 8) mit ent-, z. B. ver-tmchten,
völlig Nacht werden (aber auch = benachtcn, von der
Naclit überrascht werden); -scldijifcn (auch: zerfallen);
•stellen; -zucken, entziehen. — s) mit ge-, z. B. ver-
bieten, gebieten; aber .versanipt' bei Häkfner 1660
vielleicht nicht = .gesannnt', sondern .versammelt'.
b) mit (trennbaren) l'räpp. u. .\dvv.: nr-nützen. ab-
nutzen; -tri)jifen, tropfenweise abfallen; -zwicken, oben
911
Far, fer, vor. fir, f<ir, für
912
ab-schneidcii (Kebensoliosse), kurz abbrechen (Kede);
-halten, anhalten zu...; -leiten, anleiten zu...; -stossen,
an.sttissen im Sprechen, .stottern; -lullen, aussaugen,
er.schöpt'en; -suchen, einsinken; -winden, einwickeln;
-Üen, übereilen; -blasen, aufgeblasen; -drucken,
unterdrücken; -schlän, eine Zwischenwand machen;
-schmoren, -schnurren, zusammen schrumpfen ; -trüllen,
zsdrehen; -iciflen, zsflicken; -län, hinter-, loslassen;
-heilen, zuheilen; -sehen, Tor(aus)sehen; -grlfen, in-
begreifen. — 11. cer- wird auch mit andern Präff.
conibiniert, doch eig. nur mit ent- (s. Sp. 333) in der
Form ver-t-, wobei bald rer-, bald ent- der vorherr-
schende, für die Bed, massgebende Bestandteil ist;
z. B. rert-hän, verhalten; -wennen, entwöhnen. Bis-
weilen ergibt sich der Begritf eines andern Prüf., z. B.
vcrt-cho, begegnen (= ep-cho, entbekommen); -hielten,
ausziehen (Pflanzen aus dem Boden); -nören, ein-
schlummern; -schütten, erschüttern. Im Grund ist
hier rer- doch meistens nur verstärkend vor ein be-
reits dagewesenes Comp, mit ent- getreten. Dagegen
ist es vor Compp. mit festgewachsenem ge- für die Bed.
meist wesentlich, z.B. cer-g'arnen, büssen; -g'heien,
ver-, zerfallen; -g'leiten, geleiten; -g'näggelen, ver-
derben; -g'räten, missraten; von Adj. gebildet: ver-
g'meinen, verdeutlichen; -g'ringeren, verringern; vor
festgewachsenem be-: eer-b'unnen, missgönnen; -b'rei-
clien, verfehlen; -b'scheiden, Antwort geben, verab-
schieden. — 12. auch allein stehend hat ver- zuweilen
nur abgeschwächte Bed. oder steht geradezu pleo-
nastisch. a) vor deutschen WW., wie auch nhd.
.vermischen, verschwinden, verschliessen, verschonen'
u, a. von den einfachen Vbn wenig verschieden sind.
So in unserer Volks- und ä. Schriftspr. (bes. bei Kessl.).
z. B. cer-ärgeren; -hören; -kosten, gustare; -lupfen, von
der Stelle heben; -lesen; -anleiten = verleiten oder
anleiten; -leiten (auch zum Guten); -meint, besagt
(Absch. 1529); -merken; -namsen, nennen; -roden, be-
wegen; -rennen; -rüeren, bewegen (aber auch: aus-
einander-, wegwerfen); -schaffen, sorgen, dass Etwas
getan werde; -schmähen; -schmäleren; -schnabelieren.
gierig verzehren (vgl. ,fr-essen'); -sehrlben, schriftlich.
bes. amtlich mitteilen; -schwinen, abnehmen; -spen-
dieren; -Stelen (vgl. nhd. , verstohlen-) ; -steinigen;
-icidmen ; sich -wagen ; -zälen. Adj.: ver-giftig. S u b s t. :
,Ver-sühnopfer' (Müller 166.5); .-kuudschafter- (Bib.
1531/4S) neben ,k.'; .-besserung' (Müller 1665); ,-zeug-
nuss' (Bibel 1531/48) = .Zeugnuss' (1667). — b) vor
Fremdww. , wo sich der Zusatz z. T. aus mangel-
haftem Verständniss erklären mag, aber der Pleonasmus
als solcher oft noch störender ist; z. B. ver-arrcstieren,
verhaften; -excüsieren , entschuldigen; -malestieren,
herabwürdigen, verleumden (gemischt aus .molestare'
und ,maledicere'); -ruinieren (auch entstellt -nnieren,
vgl. -uneinen, vergiften); -schameriert, verliebt (aus
seharmiert, frz. charme, welches bereits verzaubert
bedeutet); -tuschieren, verunglimpfen (vgl. Tusch, Be-
schimpfung). Weniger pleonastisch: rer-admodieren.
in bestimmter Weise (ad modum) verkaufen oder ver-
pachten; -strablizieren (aus strapazieren), abnutzen
(aber auch: durch Strapazen vertreiben, ein Leibes-
übel); ,-debauchirt% aus.schweifend (Klingl. 1691). —
c) doppelt steht das Präf in ver-franteren, ver-
spotten (vgl. .fressen' aus ,ver-essen', wovon ebenfalls
,ver-fressen' gebildet werden kann; vgl. noch v'rö-
reinigen, verunreinigen.
Mhd. vfr- abgeschwächt aus ahd. fur-, ßr-, seiteuer fnr-
und für-. Das Letztere leitet zu fnri, für hinüber, welches
mit rer- unzweifelhaft nahe verwandt ist, so dass wir oben
die Grundbed. unsers ,ver-' aus der von ,für' ableiteu konnten.
Für diesen Zsliang sprechen auch Furuien wie fürhi-Hnnen =
verbrennen (Gotth.); .fufüeren [1. fur-, für-)' im Wechsel mit
,verfHeren' (Edlib. 171); , fürrennen, fürlaufen', den Weg,
eig. voraus laufen, aber zugleich im S. von , verrennen, ab-
schneiden'(NMan.); ,lass unverständiges Geschwätz ver Oren
gän', an den Ohren vorbei (für) gehen (Kessl.): ferner die
Tatsache, dass noch heute das Adv. ,für' in Verbindung mit
vor- und nachgesetzten andern Ortsadvv. in der abgeschwächten
Form ftr- erscheint; z. B. fur- und fur-ab, abwärts, tiefer
unten; ßr-(ihi, -uhi, -umbrüf, ab-, aufwärts, weiter hinauf;
-Mi', auswärts BLenk; -hinderschk-h, rückwärts W; unse-fer,
auf der Aussenseite BsLd; vor-fer (vorn für) auf der Vorder-
seite, an derselben hin; ßir-fer, hervor B (Zyro); hiiide-fcr,
auf der Hinterseite u. a. ; s. für. Vgl. rer-bs, vorbei, und
,es Einem verinen' =: zuvortun, ihn ttbertreifen. da auch ,fUr'
und ,vor' sich berühren. Dahin gehört auch die altertüm-
liche und erstarrte Verbindung veri/iut (hfin, netnen), für gut
halten, i. S. v. nicht übel aufnehmen, zufrieden sein (daher
dann veryueten, gestatten, gut sein-, gelten lassen); s. guet.
Ebenso verlieb jie", sich begnügen, auch ,vor-', urspr. aber
,rur-' (s. d.). Zweifelhaft ist, ob in der ebenf alten, daher
später nicht mehr recht verstandenen und z. T. enstellten
R.\. rn-ijnldt-, für O'nid (jaii, untergehen (urspr. von der Sonne),
,ver-' oder , für' das Ursprüngliche sei; s. Gold. Ferner ent-
sprechen einigen Verbalcompp, der ä. Spr. mit ,für' (dieses
allerdings betont und trennbar) solche mit ,ver-'; so ,ver-
kommen', hindern (zuvorkommen), neben gleichbed, ,für-
kommen', und da auch zw. ,für' und ,vor' zahlreiche Über-
gänge stattfinden (s. o.), so kann noch .sich fürsehen' :^
sich vorsehen ^ sich verschen (gefasst machen auf), und
,versetzen', sich fest vornehmen, mit .einen Vorsatz fassen'
zsgestcllt werden. , Einen zu Recht verbieten' = für-bitlfii,
vor Gericht laden. Von den Formen des Subst. Für-, Vor-
und Vernüeihter, erstes Frülistück, Frühtrunk, ist die mittlere
wohl nur der ersten untergeschoben, zwischen dieser und
der dritten kann die UrsprUngiichkeit fraglich, resp. i'er-
nüechter von einem Vb, vernüechtereii, die Nüchternheit ab-
legen, abgel. sein. Für Verzui/, Zögerung, findet sich auch
Fürztuj, so dass ,für-' und ,ver-' sich verhalten würden wie
mhd. ur- : er, ant- : ent-, H-:be- (vgl. Bifmuj), die volltonige
betonte Form als nominale, die abgeschwächte unbetonte
Form als verbale Gestallt des selben Präf
fer(r) P silv,, feh- K.K; ÄP; BO.; ,Gr; L;" U; „Zg;"
ZO., feren BSa.: Adj. und Adv. fern, weit, urspr.
rein räumlich, dann bei Bestimmungen des Grades
und bei Bedingungen. Er ist f. ossa, dem Tode nahe
Ap. Das ist nü(s) ferest Tenka, meine fernste Er-
innerung, das Früheste, worauf ich mich besinnen kann
Ap; ZO. ,Each und Spott sei Euch ewig f.!' Wunsch
an ein Hochzeitpaar. Stütz. ,Drum hilf uns, Herr,
tryb von uns fehr des Krieges arge List!' alt. Kirchen-
lied, bei dems. Er ist f. in e frönds Land 'zöge'
GT. Sonst nur noch in der Verbindung wit und f.
Bi wit e [und] f., bei Weitem Aa; meist mit Neg,:
w. u f. nüd BBe. ; bi wit e f. nid so ril BHk. ; bi u\
und feren nüd, unter keinen Umständen BRi. ; da.^ isch
bi w. e f. nit 's Gliche S (Hofstätter). En Dokter, demu
bi w. u füren fhier i. S. v. weit und breit?] keina süst
hat zuochi mögen [gleichkommen] BSa. Abstr. : Safer,
sofern GMelsf. So f. [so wahr] i leb oder du stö! Be-
teurung A-iZein. „Ase [also] fer, sofern (als), unter
der Bedingung." St.'' Wofern AaF., wofär AAFri..
wenn. — ,Farn nicht verrer von üwrcm hüse, wand
so verre [dass Heimkehr am selben Tag möglich].'
Anf. XIV.. B Handv. .Und ist ouch ze wüssen, dass
913
Fai-, fer. tir, lor, hu
914
ein iiieiger [Meier. Verwalter, Gerichtslierr] iiit ine
sjewalt liat denne als verr, so er mit dem stab sitzet'
= so lantre als. Hol'r. AALunkh. ,VVie ver und war
[wohin].' Frvnd 1446. ,War und wie verrc ebd.
.Kein blyben ist in diser zyt. Wir farend all daliin
l'err und wyt.' NMan. .Machend euch aber nit zuo
vast veer von der statt.' 15.30, Josüa. ,Diss volk nahet
sich zuo mir mit seinem mund, aber ir herz ist verr
von mir.' 1530, Mattha. .Wenn man die sach ver-
stand, wie fier uns die langt [angeht].' Edlib. ,I)avor
wir syn wellend [was wir verhindern wollen], so fier
uns lyb und guot gelangen mag.' ebd. ,Ich wäre alt
und dem spital fer gesessen [weit davon wohnhaft].'
ebd.. da er das Aint eines Spitaliiflegers niederlegte.
,Deni verosten schützen 1 fl.', d. h. demjenigen, der
unter den TreÖ'ern der äusserste vom Zwecke war.
ebd. .Der verr voranhin louft.' 1531, Bib. .Bis uf
ferer unser bestätigung.' 1534, Mey., Wetzik. ,Mit
fererem Inhalt.' LLav. 1576. ,So er einen menschen
von verrem sieht.' Vogelb. 1557. .Söliche färben
sollend sy all haben, so verr müglich.' ebd. , Darnach
w'eich [wich] Abram verrer und zoch aus gegen mittag.'
1560, Bib. ,So ferr dass sölichs mit maass und be-
scheidenheit beschehe.' ebd. ,Ein verren weg.' LLav.
1569, = .weit.' 1670. ,Avius, reniotus: verr, weit. In
orbem diversum: in weiten oder verren landen.' Fris.
,Sy sollend iren schaden wenden, so verr sy ver-
mögend.' LLav. 1584. ,Als fehr [so weit als] ihne
sein gwüssen wyst.' LB. ApI. 158.5;18'28. .Derhalben
ich mit der hilf Gottes so verr kommen, dass es zuo
einer weitliiufigen beschreibung geraten.' SHochholz.
1591. .Dass tiott tu' wundersam bescheren brot den
seinen, so ihn lieben recht, Feer ausbin bis ins tausent
g'schlecht.' Z Emblem. 16'22. ,Ins fehre Land.' 1635,
auf einer Glasscheibe. ,Fehr von der Statt. So f. ist's
[es fehlt so viel, dass]. Das seie f. = behüete Gott!'
Hosp. 1683. ,Pehre Reisen tun.' JHHott. 1666. ,Fehr
bat nicht Ehr: non sunt amici qui procul degunt.'
Mey., Hort. 1692. ,Wann ein Herr verreiten will, es
syge nach oder feer.' ca 1700, Muri. Gesindeordnung.
.Weit und fehr.' JCWeissenb. 1701. ,So fehr ist, dass
welcher einmal angehebet hat zu baden, die Badcuren
notwendig fortsetzen müsse,' Hott. 17ir2. ,So ferr ist
OS, dass es uns Dank sagen könne,' DTomann 1708.
Daneben ,fern' z.T. in den gleichen Quellen: ,Am
fernist abgelegen.' JZiegl. 1647. .Fehrn entlegen.'
JHoTT. 1666. ,Pehrners.' AKlingl. 1691. .Nicht fehrn
von der Limniat gelegen.' Hott. 1702. .Sie so fehrn zu
bringen, dass sie Christum bekennen.' 1720, Mise. Tig.
Mhci. /i'ire, dessen kurzer Voc. sich in unserer ä. Spr.
noch Jeutlich erhalten hat, Die Verlängerung des c und
Vereinfachung des r entstand hier nicht bloss in Folge ein-
getretener Verkürzung auf eine Silbe, sondern noch mehr in
Folge der Neigung unserer MAA., Silben mit kurzem Voc.
vor rr übli. so zu behandeln. I)us Gegenstück dazu ist nhd.
(und schon nilid. het-re) .Herr' aus ti4y(eh-e, Schweiz. Her.
Die im Nbd. herrschende, nie recht volkstümlich gewordene
Form .fern* ist entst.anden ans dem Xdv. ft'rnn, ahd. /errfoin.
von fern (vgl. .von dannen, von hinnen'l. Die Bod. hat
sich von der räumlichen und gradbestininienden in fort-
schreitender Abstraktion zu der couditiunalen entwickelt,
welche durch Verbindung des W. mit dem vorausgehenden
relativen Adv. ,als, so, wo, da' entsteht: s. d. folg. Zss.
eben-: gleich fern. Als Subst. : Parallele. ,Eben-
ferren: geleichstend kreiss oder linien, paralleli.' Mal.
— als-: wie weit, in wie fern. ,Als ver sie gelangen.'
Schweiz. Idiotikon. I 6.
1387, Gfr. — u n - : nicht weit. ,Unfeer von dem
Usslauf des Seews.' RCys. Zeitlich: unlängst, vor
Kurzem ('r'). .Wenn sie beide erstorben sind, so soll
das vorgeschriben lybgeding und was sie lassent, es
sy ligendos oder varend guot. das sie unver geben
haut, an den spital fallen.' 1354, Argov. — so-:
sofern. .Denn ie so fer ir uns nit schirmen wellten,
wurden wir geursachet, uns mit andern Schirmherren
zuo versechen.' 1529, Absch. ,So veer und er aber
nit by der statt ist und zuo der wal nit kommen
mag.' 1535, Sch Pflsterzunft. ,Sofehrne er gesund.'
Hott. 1666. — da-: wofern, wenn. ,Dafern er aber
den geringsten Fehler begehen wurde.' XVIL, Hotz,
Urk. .Dafehrn.' AKlingl. 1691. — wo-: wenn. ,Wo
feer er nur scharpf schiessen wollte, soll er die Kugel
[etc.].' VFriderich 1619. .Wofehr sie gut sind.' Hott.
1066. .Wofeer etwas versaumpt wurde, soll er solches
zu ersetzen verbunden sein,' ca 1700, Muri, Gesinde-
ordnung. .Wafehr aber etwan Personen wären . . .'
WuRSTISEN 1779.
fere''klich: weit gehend. .Doch so gib ich im
nit ferrenklichen glouben.' 1532, Strickl. .Klein ring-
wüchtig Frijfel, die unser Statt Lob, Ehr und Nutz
nit berührend noch z' ferrengklich wider der Statt
Satzung wärend,' 1615. B Satzung. — Aus mhd. verrer,
entfernt, mit eingeschobenem n.
feren II: entfernen; verlängern. .Seine gesellen
verrend sich von ihm.' 1560, Prov, .Wer sich vom
weg des verkerten feeret, bewart syn seel.' HBull.
1561. .[Da] hett er sy gebetten, sy wellind mit im
gan, sy ferind den Weg nit so vil [machen keinen
grossen Umweg].' 1561, Mey., Wint. Chr. — Mhd./i'n™,
in die Ferne schweifen, entfernen, entfremden, entziehen.
ferele" Ap, fern- Ap; Z: von ferne schöner
scheinen als Etw. wirklich (in der Nähe) ist.
Feri II f.: Ferne (auch zeitliche); Weite. Wenn
d' Sunnaschtbu fürhergugyi i' ra [in der] Feri dussna
GrPt. Za discher Zyt, in alU Feri nnd in Ewigkeit!
ebd. .Da uns solches reisen nicht kommlich wäre
von fereri des lands.' 1430. Z Stadtb. .In der veere
i.st guot lügen, es kumpt nit allweg der verlogen dar.'
ZwiNiiLi. .Von unkuraniligkeit und ferre wegen des
wegs.' 1529. Absch. ,Verre oder verrnuss. distantia.
longinquitas. spatium.' Mal. .Feere des wegs halb gar
ungelegen.' JJEiieger 1606. ,In der nehe und fehre.'
1650, Z Mand. .Daheim und an der frömde, in der
nähe und in der fehre.' JMüll. 1673. — Mhd. rirrc,
vcrre.
Fernuss f.: Ferne. Nur in der Verbindung ,von
vernus.' 1460, G Hdscbr. .Von vernis.' Etteri.in, Chr.
.Petrus folget im nacli von veernuss bis in den bot.'
1580, Matthä. ,Von vernuss, eniinus; procul. Voa
V. her kommen, ex longin(|uo venire. Die verrnuss,
longin((uitas.' Fris ; Mal. .Von fehrnus anzudüten.'
.I.IUkkit.. Kilbe 1639. .Fehmuss' noch 1741, Goliath.
för (e"-. ed) s. ffm.
Ferrcn(il): Tribut, Abgabe. .Diss sint die ferreii:
Item Kuonr. v. W. soll Va ferren von dem guot ob
dem hof. Item die von Küssegg l'fj L' ea 1400,
L Prohstei Urbar. .Sunt adhuc certi census cum coriis
liircinis et caprinis. Gitz | Fellen von Bocken und
Zicklein|, cum censibus, que vulgo ferrent nominantur.'
ebd. l■^llll. Aus lut. fvrrivinm. das herbei zu Tragende.
58
915
Far. fer, ver, fir, for. für
916
Verene Vre'tia GoT.; UwE., Vri'ne Gl, Vre'n
Bs (n.); Salat, Vre' L; G; Z, Vre' Sch; TuSteckb.
— Dim. Vre'ni Bs; B; VOrte; S, Vreneli B; VOrte;
GT.; Sch; S; Th, Vri'neli Gl, Vrendli UwE., VreHi
Sch, Vrentschi aScnw (spottend), VrVntschi Gl: weibl.
Taufn., zugleich Name einer Heiligen, deren Tag
(1. Sept.) im Kalender der Bauern manigfaclie (nach-
gerade in Verwirrung geratene und sieh widerspre-
chende) Beziehung auf Wetterprognose und landwirt-
•schaftiiche Arbeiten hat. Ende August soll das Emden
beendigt sein, denn d' Vre dert [dörrt] niimme. Vor
VrenetMj g'emdet, noh Vr. g'emdeJet AABb. D' Bäbe"
[weissen Rüben], u'O z" Vrenetag hackiij sind [welche
dann bereits so weit erstarlit .sind, dass das Feld ge-
hackt werden kann], gend Bäbe", ebd. .Wie [am Tag]
Verena die Witterung ist, so soll sie 4 Wochen blei-
ben.' S. Heiteri Vre Bringt gli [bald] Bife und ril
Sehne. Ineichen. Wenn d' Vrene schön chunnt, so
chunnt der Michel mit Bock ti Uuet, und umgekehrt:
Wenn d' Vr. tvüest eh., so eh. der M. mit-emne gsterktc
Hemli [barermlig, zum Zeichen des milden Wetters]
BBe. Ist St Vrene en heitere Tag, en guete Herbst
folge" mag AABb. Am Vr.-Tag sett-me [sollte man]
chönne" de" Säsack wltenke" ZBaur. Am Vr.-T. settid
all Stil rlf sl" AAEhr.; ZWl. Vr.-T. yilnnt [pflückt]
d' Stil ab iedem Hag. Rochh., Gaugött. Es ist nit guet,
wenn d' Vre brümlet [wenn es an diesem Tag regnet],
ebd. Wenn 's an StVrenatag regnet, so regnet 's
0 Sunntig noch enander S — umgekehrt It Frei in
AAEhr.: so git 's e Tröchni (oder so winteret 's früeh
i" L) und seil der Bur es Stückli Brod in Sack ne"
und z' Säit fare, so weidli as er mag Aa (oder 's Zöbe-
seckli a" 's Chummetschlt henke' und Tag und Nacht
z' Acher fare'. Schild; oder bis z' Abig nümme ab-
sitze" L), d. i. soll seine Herbstarbeiten beschleunigen
und sich kaum Zeit zum Essen gönnen. Doch wieder
aus benachbarter Gegend: Wenn d' Vrene d' Hube
nüd cha'" wasche', cha'" de Galli d' Hose niid tröchne".
's Vreneli hat 's Chrüegli üsg'schütt od. umg'lert, wenn
es am 1. Sept. regnet Z. I)' Vrene muess 's Chrüegli
lere' und wenn 's numme drei Hröpf drin sy' S.
H' Vri: seit Vormittag 's Chrüegli löse" und Nomittag
's Chiiteli tröchne". Ineichen, 's Vreneli seit a" sim
Tag d' Jüppe wasche" und n-ider chönne" tröchne" Z.
Wenn 's Vreneli 's Chrüegli droit, so git 's e nasse
Herbst. Schild, 's Vreneli nimmt 's Zimmischörbli
fürt und 's Mareieli [2.5. Miirz] bringt 's. ebd. ,Vren
am Rain Trägt 's Abendbrod heim', dasselbe wird von
diesem Tag an nicht mehr aufs Feld hinaus getragen.
Rochh., Gaugött. D' Marie löscht üs un d' Verene
zündet 's wider a", d. h. nach Maria Verkünd. pflegt
man Abends kein Licht mehr anzuzünden, dies erst
wieder nach Verenentag, um Abends noch zu arbeiten
BBe. Jakob chunnt mit dem Brentli, ds Vreni mit
dem Tuttel und Michel mit dem Stecke', d. i. um
Jakübstag nimmt der Milchertrag der Bergkühe ein
wenig ab. um Verena noch viel mehr und zu Michaelis-
tag muss abgefahren werden BO. Wenn 's am Vrinetag
heiter ist, so schmt 's ru" Alp, so schneit es, dass man
mit dem Vieh heimfahren muss GlH. Am Verenen-
sonntag flndet auf dem Urnerboden ein Älplerfest Statt.
A7n Vr.-Tag göt der Chabis z' Bot, ob er reell chöpflen
oder nit [eb er seil bltbe'] Häuptli oder Salut AABb.),
darum soll man an diesem Tag die Pflanze unberührt
lassen. Schild. Verena- Her dep fei s. Sp. 380. —
Alljährlich am V.-Tage lassen die Müller im .\ASurbtal
die Mühlsteine schärfen und die Mühlbäche putzen;
denn die Heilige war nach der Legende einst auf einem
Mühlstein die Aare hinunter gefahren; darum ist sie
auch Patronin der Schiffer und Fischer. Die Mühle ist
Symbol der Fruchtbarkeit, zunächst des Ackers; darum
spei.st und tränkt die h. V. .\rme und Kranke mit un-
erschöpflichem Weinkrug und Brodkorb; die ihr ge-
weihten Heibiuellen, z. B. die in Baden, erweisen ihre
Kraft bes. an Frauen; darum ist sie auch Bringerin und
Pflegerin von Kindern und erscheint sie mit Waseh-
kanne und Kamm. Am V.-Tag werden in der alten Graf-
schaft Baden die Kinder festlich frisch gekleidet, ihnen
bes. auch die Köpfe gewaschen und die Haare ge-
kämmt, wobei sie zum Stillhalten ermahnt werden
mit dem Spruch: (Jhind, bis still und fin, oder es chunnt
Frau Vrin, Die het en grosse Strigel und zert di'''
chech am Bigel [Schopf]. Für erwachsene Mädchen
gilt der weitere Spruch: Ach, ml liebi Jumpfere Vre,
g'sehst, i"'' ha' kes Schätzeli me; sträl und wäsch-mi'''
doch au nett, dass mi" Hansli Freud a'-mer het. Die
hl. V., ehemals Kirchenpatronin von ZStäfa, ist mit
Kanne und Kamm in das dortige Genieindewappen
übergegangen. Verenas Sorge um Körperpflege äussert
sich u. A. auch darin, dass sie Warzen vertreibt, indem
man, über dieselben hauchend, dreimal spricht: Vrene,
Vrene, dorr erreg! Rochh., Gaugött. Noch dauert in
ZMdf, der Nachbargemeinde von Stäfa, die Benennung
eines Brunnens als Vrene-Br. und die besondere Wert-
schätzung seines Wassers fort (vgl. das .Fraubrünneli'
in ZHott.). Der Verenatag als Anfang des Herbstes
war im bürgerlichen Leben ein Termin für Allerlei.
Das LB. V. ScHw verbietet, vor demselben Murmeltiere
zu fangen; er eröö'net also die Jagd. In 5 Bezirken
des Aa begann an demselben ein Rechtsstillstand.
Die B Obrigkeit setzte 1595 auf den Verenensonntag
eine Communion; eine Ordnung von Aarau 1688 auf
Verena und Martini die obrigkeitliche Visitation der
Weinkeller. Rochh. aaO. Die ältere heidnische Natur-
grundlage all dieses Glaubens und Brauches verrät
sich schon darin, dass von V., wie von appellativen
Frauennamen (Frau, Jungfrau, Windgelle), Berge be-
nannt sind. .Vreneli', ein zerklüfteter Felsenkopf,
gleich einer verfallenen Ritterburg, oberhalb Isenfluh
BO. Vereina eine Alp am Silvretta mit Höhlen von
wunderbarer Eigenschaft. Rochh. aaO. 145. .Vrenelis
Gärtli' {der Frau Vrene Garte ZO.f) das weithin sicht-
bare viereckige Schneefeld am Glärnisch, über dessen
Entstehung verschiedene Sagen gehen (s. Rochh. aaO.).
Daher die RA.: ,So dumm, als wenn Einer uf Frau
Vrenelis Gärtli hinauf Reben und Rosinli pflanzen
wollte.' Stutz. ,Frau Vrenes Berg', jetzt .Tiergarten'
genannt, ein Hügel zwischen Sargans und Ragatz,
an der alten Römerstrasse, wo die Sage vom Tann-
häuser in einem Liede sich erhalten hat (s. Tobl.,
Volksl. S. 10'2/4). Im .Frau Vrenenberg' sind nach dem
Volk.sglauben noch andere Männer, z. B. Spieler und
fahrende Schüler, eingekehrt. Lüt., Sagen S. 89. Die
RA. : Es göd wie im Frauvrenenberg L, bezieht sich
auf die Lust, welche bei der in einem Berg fort-
lebenden alten Göttin (Vrene = Venus) herrschen soll.
Die andere RA.: Ich bi' nW'' hinterm Vrenelisberg de
heime g'sl", ich war noch lange nicht geboren (GA.),
bezieht sich auf die selbe alte Göttin in ihrer Eigen-
schaft als Mutter alles Lebens, also auch des Kinder-
917
Far, fer, ver, fir, für, für
918
Segens; s. o. In einer B Sage erscheint .Frau Vrena'
als Schwester von ,Frau Fasten'. Wiihrend aber diese
eine eifrige Spinnerin war (gleich der sagenhaften
Frau Bertha), war V. eine leidenschaftliche Tänzerin,
deren Wunsch, ewig tanzen zu dürfen, in Erfüllung
gieng, indem sie in den Felsen des BO. tanzen muss,
wo die von ihr bezauberten Tänzer in Steine ver-
wandelt werden.
nie IJentitJlt der mythologischen Verena mit der römischen
Venus (romanisch Venere) und der altdeutschen Freia ist laut-
lich und sachlich unzweifelhaft; dagegen klingt das (ührigens
sonst gleichbedeutende) rätorom. Vereina viell. nur zufiUlig
an, und das norddeutsche ,Fru Freu' (Kuhn, Nordd. Sagen
S. 414) ist nicht aus ,Verene', sondern aus ,Freke (Frigg)'
zsgezogen. Die Umwandlung der altdeutschen Naturgöttin in
die christliche Heilige ist zwar stark, aber nicht beispiellos
und nicht uubegreiflich, da von der Göttin eben nur ihre
milde, freundliche Seite in Betracht gezogen wurde, während
die schreckhaft wilde (die in der deutscheu ,Holda, Frau
Holle' und , Hertha' teilweise hervortritt) nur in der Sage
von ,Vrenelis Gärtli' (vgl. , Maria zum Schnee' auf der Rigi)
und in der des BO. zum Vorschein kommt, wo die Tänzerin
mit der Herodias des Mittelalters, der stürmischen Winds-
hraut, zstrifft. Das Gefäss, aus dem die Göttin befruchtenden
Regen und Heilquelleu ergoss, konnte leicht in das Krüglein
der christlichen Wohltäteriu umgewandelt werden und er-
innert an das Fläschchen des h. Otmar (s. d.), der Kamm
und die Sorge Verenas für Haarflechten an den stehenden
Zug, dass die , Weissen Frauen' ihre eigenen Haare kämmend
erscheinen und dass die hohe Göttin selbst, wenn sie in
schreckhafter Gestalt erscheint, umgekehrt die Haare von
Menschen und Tieren verwirrt.
Verenacher Vreni-chir L ; Th, Vrenelcer L, Vrenach
B, auch Süess-Vr. : eine Sorte süsser Äpfel.
Vgl. Aeher Sp. 65. — Wahrsch. so benannt, weil sie
um den Verenatag zu reifen anfangen, oder weil ihr süsser
Geschmack dem milden Wesen der V. entsprechend schien.
Yerener hiessen die pjigenleute des Verenastiftes
in AaZ., einem Hauptschauplatz der Legende und des
Cultus der Heiligen. Arg. IV 440; Roohh., Gaugött. 102.
Ferene s. Forene.
Feri III. ,Ein fery, der nagel, daran [, darauf.'
Mal.] man das ruoder welzt, scalmus [,ruderring.' Eed.
16tj'2].' Fris.; Mal.
Obwohl diese Vorrichtung auch Hengst heisst, so darf
man doch das obige W. nicht mit Färri, Stier, zshalten, da
die Vokale nicht stimmen. Eher liegt eine Abi. von feren,
rudern, vor; vgl. Feri Sp. 905.
FS'ri IV f.: unruhige Geschäftigkeit, Wichtig-
tuerei. Du liest doch au''' e F.! ZRfz.
Nicht aus frz. affaire, sondern zw /Aren; s. das syn. Fucr,
Geßirt. Vgl. auch Gefach Sp. 643.
Fe'ri V f.: Ferie Gl; ZO. (e'>).
Anderwärts hat die MA. diesem erst in neuerer Zeit
aufgenommeneu W. (dafUr älter Vakanz, Urlaub) seine Drei-
silbigkeit gelassen. — Wo die Schule auf die Landwirtstdiaft
KUcksicht niunnt, unterscheidet nuin Ifeu-, Emd-, //erileji/el-,
Herhsi-F. usw.
Perri I f. — PI. -ine': im See unterhalb des
Wasserspiegels angebrachte etwa 10 m. hohe Tannen,
zwischen deren Ästen der Laich der Blaulinge vor
den bloss den Boden absuchenden Räubern geschützt
bleibt ZSee. Vgl. Fach Sp. 639. Im Gcgs. zu der
dort erwähnten Vorschrift gebietet das Z Stadtb. 14l:i6
die Wegräumung aller ,Färinen, fach und schwirren',
da der See frei sein und Niemand Eigentum darin
haben solle. ,Die flschenz Izel Zürich zwüscliciit der
obern und der nidern Brugg gelegen mit vachen, mit
värinen, mit gangen, mit dem hüttlin.' Z Fischer-
rechtsbr. 143(3. ,Die Nasen werden zwüschen den
Pallisaden in den Fohrinen (sind von Stauden und
Tannästen gemachete Ein fange, darein sie sich Winters-
zeit verbergen) in grosser Menge gefangen. Ich hab
selbs gesehen eine solche Föhrin mit Garneu um-
stellen und die Fische in Behren [Sacknetzen], so
man darein leget, heraus ziehen.' HsEEsch. 1G92. Die
Z Fischerordnung 1710/76 verbietet das ,Lupfen der
Ferrinen vor StVerenatag, mit dem Anhang, dass
solche mit keinem engen Geschirr [Netz] umsetzet,
auch des Jahrs nicht mehr als einmal gelupft werden',
und gebietet, ,dass alle die Burdenen und Ferrinen,
welche vor mitten Aprillen nicht zusammengelegt sind,
bis zu ausgehendem Maien still und unverruckt ge-
lassen werden sollen.' (Ebenso 1809.) ,E3 soll Nie-
mand durch Faach oder Ferrinen einen Zug ver-
schlagen.' ebd. u. 1809 mit dem Zusatz: ,kein Hegener
dem Andern in seine Fach od. Ferrenen hegenen [eine
Schnur mit vielen Angeln senkrecht ins Wasser lassen].'
Es wird erlaubt, ,zu einer tiefen Ferri 2 Beeren zu
setzen, doch dass solche nicht vor eingehendem Herbst-
monat in den See getan und mit ausgehendem Hornung
wiederum heraus genommen werden.' ebd. Ebenso
1809, aber mit neuer Wendung: .Eine tiefe Ferri solle
. . . getan werden, auch aus nicht mehr als 2 Beeren
bestehen.' , Keiner [der Fischer] soll befügt sein,
einig Faach oder Ferri, vielweniger seine ganze Fi-
schenzen auszulehnen.' ebd. So auch 1809. ,Für ein
Ferri' muss 1757 die obrigkeitliche Bewilligung mit
10 Schill., ,für ein Faach' mit 2 Seh. [mit ti Btzn
bezw. 8 Rp. It Verordn. 1809J bezahlt werden. S. noch
F.-Netz. — AI-: Einrichtung zum Fang der Aale. In
den alt. Z Fischerordnungen mit .Aalstube' genannt.
Vorausgesetzt, dass die Schiffstellen übh. vormals , Fähren'
genannt und, wie noch zu unserer Zeit durch einen aus ein-
gerammten Pfählen gebildeten , Habhaggen', vormals durch
wirkliche Tannen geschützt wurden, so könnte die solchen
Schutzwehren abgesehene Fischereinrichtung von jenen auch
den Namen bekommen haben. Doch erklärt sich unser W.
einfacher aus Ferri, der verstümmelten Nbf. von Firricli
(s. Pferrieh), mit Umdeutung der Endung auf dasjenige -i",
welches Feminina bildet. Mit der Schreibung ,öh' hat Escher
.Anlehnung an , Föhre' gesucht.
Ferri II — PI. -ene»; Hemrakette, welche nötigen-
falls unter den Kufen des Schlittens angebracht wird
Gr UVatz.
Aus churw. fiero, Eisen, wozu namentlich die Nbf. Fierjc
stimmt; od. mit stärkerer Verderhniss aus /crmncc, hemmen '^
„Fcri"g f.: Waarentransport."
Di(i Knappheit von St.'s Angabe lässt ungewiss, ob spec.
Transport zu Wasser gemeint sei, in welchem Falle dieses
Subst. von feren (Sp. 905) abgeleitet wäre. Sonst mUsst»
man etwa an eine irrtümliche, nach Analogie der abstr. Fe-
minina auf -inij (-ung) vollzogene und von 'feriijen, d. i. fer-
tigen, spedieren, ausgehende Bildung mit einmaliger Unter-
drückung der Silbe iij denken.
Ferrich, -ig s. Vf-,
fcrig 1 c' L, t' BöO.; Gl; Gr; Ndw. <•' Bs; Ouw,
i:' BSchw., .5 BSi. : 1. von Sachen: leicht. be(iueni
beschaffen zur Bewegung oder Handhabung, z. B. von
Werkzeugen. Wagen „Aa;" Bs; 150.; „S;" Vw; W;
„Z(j; Z." Auch von einer Strasse: gut fahrbar W;
s. I'ari;/. .Damit ir |dcr Ihiliichte] schwingen dester
919
Par. fer, fir. for. für
020
feriger zum tlug seiend.' Vobelb. 1557. .Meabilis,
gäng, ferig, das leichtlich alles durchstrycbt u. durch-
fart. Via moUis, ein ringer, feriger weg. Erat expeditum,
das was der aller nächst weg und der aller ferigist
ze tuen.' Fris. ,Die ander sträss ist vil ringer und
feriger zuo reisen.' JJRüeger 1G06. — 2. von Per-
sonen: rüstig, hurtig, gelaufig. gewandt, schnell, flink
BSi. ; Gl; Gr; L; Ndw; von alt. Personen, die noch
gut gehen Obw ; Syn. wirig. Chumm (yang), mach f. !
BSi. .Lernend also das handwerk ye lenger ye feriger.'
HBoLL. 1510. .Alter und geschäft verhindrend mich
vil, oueh das zittern rnyner bänden, das ich nit alweg
ferig geschriben.' AgTschudi an Simmler. ,Zwen ha-
bich, der ein zum weidwerk ganz f., der ander aber
fäuler und traager.' Vooelb. 1557. ,Volucer, schnell,
behend, bering, ferig, hurtig. Expeditus. geräcli, ge-
rüst. f., ring. Librum aliquem strictim attingere. ring
dardurch faren, gcstrackt aus, f. durchlesen. Proniptus
ingenio, eines geschwinden und ferigen Verstands.'
Fris.; Mal., daneben aber auch , fertig'. .Schleift den
Spiess mit der linken Hand, welches geschwinder und
feriger geschieht, denn , . .■ ValFriderich 1619. ,Das
niederländische exercitium zu feriger anleitung der
kriegsleuten bequem, dienstlich und erforderlich,' ebd.
,Mit dem geschoss zuo fahlszyten [im Falle der Not]
in allweg feriger und abgerichter syn.' Z Mand. 1638.
.Der eine f , der andere langsam.' FWvss 1650. .Damit
er [der Schulmei.ster] aber desto besser fortkommen
möge, kann er die Fehrigeren auch zum Behören [Ab-
hören] gebrauchen.' 1684/1719, Z Landschulordn. —
■i. vollendet, von Werken; zu Ende gegangen, von
Vorgängen oder Zuständen, z. B. d' Fraiä [Freude]
ixeh f. Bs; erschöpft, von Vorräten, Lebenskraft
oder Vermögen; auch wie nhd. .fertig' activ von Per-
sonen : der vollendet oder erschöpft hat (Verbreitung
wie bei 1). Es ist mit im f. oder er ist f., es geht
oder ist mit ihm zu Ende, vom Tod oder ökonomi-
schem Ruin. Da(s) ist (emal) f., ausgemacht, unbe-
streitbar Bs; Z.
Mhd. ferec (spät und selten), zur Ausfalirt bereit. .So
weit iius die Ausspr. uusers W. l)ezeiigt ist, neigt der Yoc.
melir uach e als nach «, und die Lauge desselben ist erst
spätere Dehnung. Es ist also uiclit aas färiy, vielmehr Beide
iiualihäugig von einander, Letzteres erst später, als das a
des \h. fan-n bereits gedeiint war. /eri(f nocli von der urspr.
Kürze umgelautet, entstanden. Dass ,ferig' aus ,fertig' ent-
stand, wie ,arig' aus ,artig' (s. Sp. 387), durch fortschrei-
tende Erweichung und zuletzt Ausstossung des Dentals, wäre
lautlich nicht unmöglich; allein die Bedd. decken einander
nicht vollständig, und ,ferig' ist zu früh schon als selb-
ständiges W, neben , fertig' bezeugt; gegenseitige Berührung
namentlich auch in den Compp. soll immerhin nicht ge-
läugnet sein.
un-ferig: unbequem zum Fahren oder Tragen,
nicht leicht transportierbar, z. B. von grünem Holze
gegenüber dürrem BRi.
? glich-. .Linggetuss, der beid händ gleich-f,
braucht, ambidexter.' Mal. — Es ist fraglich, ob ,gleich'
nicht als getrenntes Adv. aufzufassen sei.
hob- s. lioch-f artig.
licht- Jiech-ferig, -fertig B; LE.", liecht-ferig
BHk., -fertig W, Uch-fertig Z: 1. leicht beweglich
zum Ziehen, z.B. von Wagen, Schlitten „B; LE.;"
W. — 2. in moral. S., leichtsinnig, unbeständig Z.
'Der apostel weert, dz wir's nit so lyclitverig schätzind.
ein lerer syn.' Zwingli. .Solicher liechtferiger per-
sonen.' 1529, Strickl. ,Die lychtverigen widertöufer.'
HBdll. 1531, neben ,-fertig.' 1533. ,bann er ein lich-
ferig mann und zuo nachtail allem gottshus erboren
was.' Vad., in der mehr schriftd. gehaltenen kleinern
Chronik umschrieben: ,er hielt sich zerhaft und leicht-
sinnig'. , Andere derglychen lychtferigkeiten.' Güalth.
1553. .Funditare, leichtferigs gschwätz treiben. In-
stabilis homo, 1., unbstendig.' Fris. ,Leichtferig,
-fertig, incon.stans.' Mal. ,Wann die bettler das gebet
leichtferig achtend.' SHochholz. 1591.
Hier i.st die Form , ferig' offenbar die ältere und abge-
leitet von , faren' i. S. v. .leben' ; vgl. das neuere .leicht-
lebig'. So wahrsch. auch in dem folgenden Comp.
bös-, bös-ferig. -fertig: bösartig, boshaft.
.Bösfehtige Leut.' Wurstis. 1580. wofür .bosfertige'.
1765. wie auch Mal. .schwankt zw. .bösfätigklich. bos-,
bösfertigklich, tückisch, subdole.' ,Ein wenig bös-
fertig und ungeschickt, improbulus. Bosfertigkeit, im-
probitas, facinus illiberale.' ebd. ,Bosferig.' JJBreit..
Kilbe 1639. ,Die bosferigen und fridhässigen anstifter
dises Unwesens.' Z Mand. 1653. ,Wäre das nicht ein
bosferigor mutwillen ':* ■ JMüll. 1666. .Bosfertige men-
schen.' LLav. 1670, ^= ,niuotwillig und boshaft lüt.'
1569.
(un-) recht- s. rechtfertig.
ring-ferig Bs; „B; Gr; L;" G; „Sch; S;" Uw,
-fertig Gr; Uw: 1. leicht beweglich, V.Geräten, z.B.
Wagen „B; Gr; L; S;" UwE.; von einer Arbeit, die
leicht von Statten geht Uw. .Aphractum, ein ringfertig
schiff.' Frls. ,Ringferigkeit der zungen, linguse volu-
bilitas. Ringferigklich, ordenlich nach einanderen, als
wenn ein red wol fallt, volubiliter.' Mal. ,Es gehören
den Soldaten ringferige Musqueten.' HsKuLav. 1644.
— 2. bequem GrD.; von einer Aussicht: frei, weit,
schön; von einer Wohnung, einer Gegend: hell, luftig,
aussichtsreich GrD.; He. — 3. von Menschen und
Tieren, a) körperlich: schnell, behend, leichtfüssig,
gewandt, leicht Bs (Spreng); „L; Sch;" G; Uw. R. im
Laufe"; er lauft r. ,Ich hab gesehen, dass im lauf
überwinden nit des ringferigen ist.' 1531/60. Pred.
Sal. = ,dass das Laufen nicht immer dem Schnellen
gelinge' (spätere Übersetzung). .Ein ringferig [.-fertig.'
1667 usw.; danach JUlr. 1733] Dromedary, der senft
daher gat.' 1531, Jerem. .Seine reuter ringfertiger
dann die adler.' 1530, ebd. .Ringferig, velox, levis,
celer.' Mal. .Der Musquetier ergreift den Spiess ring-
ferig mit der rechten zu vorderst an seinem End.'
ValFriderich 1619; vgl. u. ferig ä. — b) moralisch:
leichtfertig, unbeständig; „leichtsinnig L; Sch," ,Sö-
lichen ringfertigen, unnützen Worten lychtlich glouben
geben.' 1529, Absch. ,Dem bischof Hatte von seines
ringferigen und feilen gemüets wegen niemand vil
guots verjach.' Vad. ,Das Herz ist noch so neidig,
das Gmüt noch so ringferig.' FWvss 1653. .Durch
ringferiges und unfürsichtiges Handien.' Z Mand. 1669.
— 4. geringfügig. ,Umb kleiner und ringferiger
Ursachen willen in gefengnuss geworfen.' JosSiml. 1577,
Mhd. riiuverte, -vertic. leicht und schnell gehend oder
handelnd. — Zu Bed. '2 (eigtl. wohl = ,wo der Blick be-
quem, ungehemmt schweifen, fahren kann') vgl. das Folg.
(Bed. 1) und das syn. fromüeiig, von Wohnungen.
schwer-.ferig", -fertig B; FS.: „1. = , schwer'
i. S. v. düster, von Wohnungen;" vom Gemüte: .Der
021
Far, fer, flr. vier, for, für
922
sy stet trost [stets tröstete] in irein -wiilermiuit [Un-
mut], wann sy g:anz und gar sehworl'ertig was.' Ziely
iri'Jl. — 2. seh wertällig- (schwer zu ziehen), pluniii,
unhehülflich, (iegs. Ucht-f. B; FS.; „L." Im B Frei-
tasfsbl. 1723 wird das Tanzen emiifuhlen, .weil unsre
Nation bei Fremden um etwas dick UTid schwerfertig
angesehen wird.-
ferig II f-irig s. fern-rig.
Ferli" (e'), mit den Nbft'. FerkeUi W, F,^(Ui BHa.,
Interl., Färtschi BHa.. J'.eJscÄf BSi. ("); LE.; Übw
— n.: 1. junges Schwein, Ferkel AaZcI.; Bs; B; Gr;
l'P.; G; Sch; S; Tu; Uw; W; Z. Syn. Häsi, HaschiU.
In FJ. ausgewachsenes Schwein, während das junge
(fiisel heisst. Trüeje' wie-n-es F. GW. D' F. hent kei
Buch, wenn seh' nit süfe" GrAv. Als Jemand klagte,
dass sein F. nicht trinken wolle, riet ein Anderer:
Mach ass 's [dass es] i'n G'meindrat cliunnt! GA.
Du diost [tust] as wie-n-es F., zu einem unartigen
Kind Obw. I)ii drecMgs F., zu einem unreinlichen PP.
Wer 's F. ha" will, miiess de' Sack üfhebe". Sulger.
,Man muss das F. anschauen, nicht den Trog.' Kirohh.
,Ein schwyn mit siben färlin.' NMan. .Nefrens, ein
entwent [entwöhntes] oder abgesaugts färle.' Fris. ;
M.^L. F. werden als Bestandteil des Kleinen Zehntens
neben Imben. Hühnern und Kälbern erwähnt. — 2. der
Inhalt des Magens, sofern er erbrochen wird; die
Kaidaunen. Der hat e scliönc Hüfo Ferliiii 'hcrchn",
hat viel erbrochen W. Eim d' F. us cm Buch schlan,
scherzh. Drohung gegen einen Dickbauch GrD. Vgl.
ferlfinjen.
Mhd. verlln wie das auf Sp. 712 angeführto Fägy uns
vcrjii'lin, von uart-A, .Schwein; e, c^ in der MA. ist also eine
Ausweichung für e'. Länge des Voc. wohl allg., wie meist
vor r; e- auch iu Z wegen der Verbindung rl; d stiitt r ist
eine nicht seltene Lautaffektion. — S. auch Jmjer; Läufir.
Korn-: 1. Maulwurfsgrille AABb., Fri.; ZW. Syn.
Kornfresser ; Herdkrebs; Werre; Wer r für. — 2. Ham-
ster. ,Von dem hamester. Cricetus, hamester, korn-
färle.' TiERB. 156.3. ,Der hamster, kornferklein, cri-
cerus.' Red. l<iÜ2. — Beide Bedd. wahrsch. von der Eigen-
schaft des Wiihlens.
Meie"-: Unke; ganz junge Kröte Tn. Syn. Gügen-
moli. S. auch M.-Fägg Sp. 712. — • Süg-: junges
Schwein, Milchschweinchen AAZein. Syn. Span- F.
,Lacteus porcus, ein saugfärle.' Fris.; Mal.
Span- Spä- AAStauf.; Ar; GRh.; S; UwE.; Z,
Spä- Ni)w: Spanferkel, Saugschweinchen. ,Umb ein
spannferlin 5 ß 4 d.' Bs 15ö2. ,Porcellus, färle, seuwle;
und so es noch saugt, ein spanfärle.' Tierb. 15Ö3. —
Vom alten Vb. spanen, saugen, locken, ziehen; vgl. nhd. .Ge-
span', Milchgeschwister.
ferlen, in BSi.; GRRh.; W ferlene", ferlinu":
1. ferkeln, junge Schweine werfen, allg. .Die loosen
färlend auf den sommer, dann sy tragend 4 monat.'
Tierb. 15(j3. .Elidunt tVetus sues. färlend oder brin-
gend ire färle.' Fris.; Mal. .Wo g'ferlet [geworfen
worden] syge diso moor.' 1576, SciiwvNniRT u. Schitoler.
— 2. s. erbrechen Gr; W. Vgl. Fidli und füllen
Sp. 795/6. Ferner übertr. auf den Hcubündel. der
nicht gut zsgefasst ist. so dass das Heu beim Tragen
aus dem Seile weicht GRPr.
Diese Form des Vh. (mit r) auch in Gl neben ytiij'j für
das Subst. - Die nieltrsilbige Form dos Vb. geht auf dif
di'ii betr. MAA. ('ig. IMuralfnrm -i'ni, -ini d<'s Subst. zurück.
Über-: refl., zu viel Junge werfen und dadurch
verderben Nuw. — umha-: herum schweifen (wie
Schweinchen) und sich dabei beschmutzen; von Kin-
dern BSi. — ver-: ein todtes Ferkel werfen GSa. —
„neben-für-: gar zu leichtsinnig und dumm handeln;
unsinnige Lustigkeit äussern LE."
Ferliner: der sog. .Kotzergeist', der sich zu kirch-
lichen Festzeiten in der Dunkelheit erbrechend hören
Hess und als Weinprophet galt W.
Feire f.: Weibsperson von anrüchiger Moral UUrs.
— Vgl. Fei.
Fir f.: Feier. — Juge"d-: besonderer Kinder-
gottesdienst am sog. Bettage, am Charfreitag und ein
Mal im Laufe des Sommers GStdt. — Peter- Stuel-:
katholischer Festtag (22. Febr.). zugleich .Loostag'
für Witterung. .So manchen Tag die Störche nach
P.-St.-F. ankommen, so manchen Batzen schlägt der
Sack Korn auf; und so manchen Tag vorher, so man-
chen B. schlägt er ab.' S. .Petri Stuhlfeier kalt —
die Kalt noch länger anhält. Wenn 's friert auf P.
St.-F., friert es noch 14 Mal heuer.' Hebelkal.
fire": feiern. 1. festlich begehen oder ver-
ehren, wie nhd. Mit Acc. der gefeierten Person:
einen Heiligen /'. und fasten, am Tag vor seinem
Feste fasten, was ehemals gebräuchlich war L. Bildl.
von gewöhnlichen Menschen: Fr ist iveder z' f. no'''
z' faste, gar nicht zu befriedigen, wunderlich, übel-
launisch L. ,Der alte Knecht [mit Arbeit überladen]
war nicht mehr zu feiern [äusserst ungehalten].' XHerz.
1863. Mit Dativ. ,Es fyret wenig lüt den heiligen
mer.' Edlib. — 2. einen Verstorbenen f., zu seinem
Gedächtniss Trauerkleidung tragen und in der- Kirche
auf der Trauerbank sitzen; z.B. st hed erem Ma"'
nüd lang g'firet Ap. — 3. schonen, m. Dat. P. Wmn-
me' de" Chi-nde" z' eil firet, so ivöret [werden] si mäster-
losig [ungezogen, unverschämt] Sch. ,Der schelmshals
uns gwüsslich nit fyrt' lässt HsRMan. einen Zecher zum
andern vom Wirt, von dem er die Rechnung verlangt
hat, sagen. ,[Dass] wir durch solich und ander mittel
disen frevelern zuokommen, inen nit fyren, sonder sy
dermass strafen wellent, dass...' 1532, Stru'KL. —
4. ,Fire, deesse alicui.'| Id. B ^ im Stich lassen, Nichts
für Einen tun? — 5. absolut, a) fasten Ai-H. Vgl.
f. und fasten, b) ruhen, säumen, zögern. ,Unser
Widersacher sind gschwinder pratica und fyrent nit
weder tag noch nacht.' 1531, Strickl. ,Ü. g. pittende,
ylends darzuo ze tuond und nit f., dann es nit beit
[Verzug] will haben.' 1531, ebd. ,AIs der gemelt
Göldlin inen zuogeschrihen, dass dhein fyrens me da
wäre, dann dass die Länder sy angryfen wurden.' 1531,
ebd. Mit von: ablassen. ,Vom schreiben feiren, va-
care a scribendo. Der teufel feiret niemal von seinen,
aufeätzen [Anschlägen].' Hosimn. 1683.
Bed. 3 eutspriugt aus dem in , Feier' liogcuden Begriff
, ruhen' und .ruhen lassen'. Bed. 4, wouu richtig angegeben
und erklärt, wäre gleichsam das Negntivo zu 3; iiuf Hiilfc
warten lassen.
ÜS-: die Traucrkleidung ablegen .'Vi'.
Firrc" m.. Firri f. s. Fir)i.
vier: d:is Zahlw. 1. Ailj. /^nr lliishiiltig (/höre"
4 Pfennig: e Zer-, en Fr-, e Wer- und e Xoljiftnnig.
Ineiohen. Der Hnssege heil t Stuck: e gnädige (iott,
e g'sunde Ldi. es frumiiis Wdi und e selige 'Dnl. ebd.
923
Par, fer, fir, vier, for, für
924
Allcinsteliend als PI. n. flektiert rieri. Vieri nid g'raä
sy lo", Alles bestreiten ScuSt. ; vgl. fünf. AUi Vieri :
alle 4 Beine; resp. von Menschen: Arme und Beine,
allg. ,Sei zu bodeii gefallen und habe alle vieri von
ihm gestreckt' 1610, Absch. Z' alle' Viere", ventrc ä
terre, in gestrecktem Galopp, sehr eilig G; ScnSt.
Mit z' alle Viere g'sprengt (von einem Erntewagen,
der eilig nach Hause geführt wird). Hafl. 1813. ,[Mit
einem Schifte] gang 's oft vil gschwinder als z' allen
Vieren.' Schimpfk. 1651 (scherzh.). Mit alle' Viere'
d' Wand uf chlettere", eine Vexieraufgabe bei Pfänder-
spielen, welche damit gelöst wird, dass man einen
Sessel mit allen 4 Beinen die Wand hinaufschiebt. Er
isch fast z' a. V. d' Wand uf. war der Verzweiflung
nahe Sch. Z' a. V. gö', vor Müdigkeit gebückt gehen S.
Von der Tageszeit: am Vieri, um 4 Uhr; z' Vieri, zum
Abendessen, Vesperbrod um 4 Uhr; auch subst. (wie
z' Abed, z' Imhiss udgl.) dieses Essen selbst BSi.; Z
(Syn. z' Vesper); zweites Abendbrot (wenn das Mittag-
essen z' Abend heisst), Arbeitern im Sommer verab-
reicht Obw. — 2. Subst. mit Art. ,die Vier', Dorf-
vorsteher, auch Vierer (s. d. u. Ztschr. f. Schwz. R.
Ta 45). ,Der Twiugherr setzt den Ammann und die
Vier; jährlich sollen zwei neue gesetzt werden. Sie
sollen darauf achten, dass ohne Bewilligung kein
Fremder sich einhause.' 1669, Twingr. BRoggw. und
so bis 1819. Von zufälliger Richterzahl: ,Erfindet
sieh denn vor den fieren und dem fünften [ihrem Ob-
n^anne], dz der hof gan Grüeningen gehört' Edlib.
— Abi. Vierdirntj; Viertel (s. Ykr-Teil); viemteHt (s. Slund);
Vier(n)z€l,
ein-vier: eigensinnig? ,Man findt etwa so stolze
einfiere'köpf.' ÄgTschüdi, Gallia.
Viell. nur verschrieben statt des syn. eimckier oder dann
jedehf. diesem nachgebildet unter Einfluss von .geviert', s. d.
Vierer: 1. Mitglied des Vorstandes städtischer
und ländlicher Gemeinden; vgl. die Vier. Ziemlich
syn. erscheinen ,. Anwalt, ewalt, geschworner'. ,Die v.,
so von aira vogt und den nachpuren erweit und ge-
ordnet sind.' 1495, Ofpn. Rickenb. .Nach erkanntnuss
der geschwornen vierer, die die gemeind alle jähr be-
setzen sollen in beiwesenheit eines amtmanns.' 1506,
ütfn. TnKessw. ,Das Recht, einen Amniann, die Vierer,
den Bannwart, die Wein-, Brot- und Fleischschätzer
zu setzen.' 1669, BRoggw. Auch von Unterbehörden:
,In Bern wurden von der Gemeinde zur direkten Auf-
sicht und Execution betr. die Stadtfelder nach dem
Beispiel beinahe aller Gemeinden, wo Bural-Angelegen-
heiten zu besorgen waren, V. bestellt.' BLMessmer
1830. So bis 1798; der Name Viererhüsi aber ist dem
einen ihrer ehemaligen Sitzungs- und Archivgebäude
bis heute geblieben. ,Uf 16. malen 1536 ward ich
von mynen herren zue der armen lüten stock [Al-
mosenkasse] zu einem fierer verordnet' Kessler. —
2. Scheidemünze im Wert von 4 Hellern od. Pfen-
nigen, Yi Kreuzer, vormals in Aa; B; L. ,4 vierer
für 1 blaphart.' 1383, L Bürgerb. „Ein bernischer
Vierer war (noch in der 2. Hälfte d. XVIII.) der dritte
Teil eines alten B Schillings." E Chrüzer tin e V.
wurde gesagt statt l'/a Chr. BO. In Bs f = 2 Rappen
(4 Heller), aber schon zu Spreng's Zeit nur noch ideell,
im Rechnen gebraucht. Auch allg. i. S. v. geringem
Wert I''' gehti [gäbe] kei V. derfür GkPt. ,Von den
Vierern sollen 293 '/j Stück 1 Mk wiegen und 6 Lot
fein halten.' 1565, Absch. Im J. 1573 wird gerügt,
dass eine Menge Zuger-Kreuzer oder Vierer ausgegeben
werden, die im Reich nicht angenommen werden, was
auf den Grenzverkehr hemmend wirke, ebd. — Mhd.
vierer in beiden Bedd.
Etsch-. ,Quadrans gilt als vil als 1 Basler hälb-
ling, 2 alt angster, 1 quatrin, etschvierer.' Fris.
Über die Benennung s. Österrtcher Sp. 584. Vgl. auch
Esjier Sp. 571; Etach-Krüzer, -Plaphart.
Basel-. ,1 Baslervierer = Sheller.' 1504, Absch.
,= 3 Angster.' 1533, ebd. ,1 Pfund = 10 Kreuzer =
10 Basler-V.' 2. H. XVI., ebd. ,As, ein kleiner Basel-
vierer, Schilling, blappart' Fris. — Pfund-: ,(in
BsStdt) die Gebühr des Stadtkäuflers bei den Ganten,
nämlich ein Vierer von jedem Pfund, den Käufer und
Verkäufer zu bezahlen haben.' Spreng. ,Gebühret ihm
nach der Ordnung der Pf., d. i. vom Pfund 4 \). und
weiter Nichts.' 1740, Bs Rq. — Bettelstuben-: vor-
mals einer der , Vierer' der Z Gmde Sth., Aufseher
über die Bettelstube. .Hans Jagli, Bettelstubenficrer
uff dem gmeindhus zu Oberstammheim. 1630', aut
einer Glasscheibe. — Doppel-. ,Es soll 1 D. 7'/2
Angster gelten.' 1533, Absch. ,5 Doppler oder Doppel-
vierer = 2 gute Batzen.' 2. H. XVI. (ital. Vogt.), ebd.
,Dupondiu.<i. ein doppelvierer.' Fris. .Welcher in dises
bad will, gibt zuo einzug zwen d. oder 1 angster und
3 crüzer.' HPantal. 1578. ,Doppelführer.' Wurstis.
1765, 176. — Dorf-: Dorfvorsteher; s. das einf. W.
In den alten Ofthungen, z. B. von ZFlaach, Töss, auch
,D.-fyrer' geschrieben und mit ,Dorf-meier' wechselnd.
— Dischli"-: 1. vormals ein Beamter der adelichen
Gesellschaft zum Distelzwang in Bern; s. B Taschenb.
1865. - 2. Geldstück, den Kindern in Bern am O.ster-
montag ausgeteilt. — Diachli = Ditteli, Distelfink.
Vieri f.: viereckige Gestalt = Geviert, -i. I' d' V.,
ins Geviert SchwE.
Ge Vieri f.: Vierheit Vierzahl, Viergestalt? ,Des
[Rades] gstalt was aucli nach der gfiere der tieren.'
1531, Ezech. 1, 15.
Vieri n.: 1. die Ziffer 4 (s. o.). — 2. Spielkarte
mit 4 Zeichen. — Rosen-: diese Karte in der .Farbe'
der ,Rosen'; im Kaiserspiel eine der wertlosesten Kar-
ten, daher die RA. fliege' icie 's B. Ineichen 1859.
Stuel-: einfältiger Mensch G.
Wahrsch. gedacht: so dumm wie ein vierbeiniger Stuhl,
d. h. ein Stuck Holz (vgl. .stockdumm'), aber viell. mit An-
lehnung an (Büren-) Fünfi.
Vieri-g f.: 1. die Zahl 4. — 2. die Karte oder
die Nummer 4 Ndw. — 3. viereckige Gestalt .Die
stein [Bausteine] sollen an keinem egken abgebrochen,
sonders völlig syn, dass sy in allweg die vierungen
ergryfen (erlangen) mögent, damit da kein presten
erschyne.' 1539, B.
Vierli''g m.: der vierte Teil eines Massganzen
(z. T. wie .Viertel', nur dass dieses den 4. Teil eines
grössern Ganzen bezeichnet und nur von Hohlmassen
gebraucht wird; s. 5). 1. ein Vierlolhundert, bes. von
Kohlköpfen, welche nach diesem Mass verkauft werden
B; GTa. — 2. der 4. Teil eines Pfundes. ,1 Vierling
haltet 4 Unzen, oder 8 Lote, oder 32 Quintlein, oder
'/4 Pfund.' JBEscHER 1685. — 3. eine Viertel- Elle Z.
Scherzh. : en V. blaue Himmel, wenn nur wenig Blau
am bewölkten Himmel oder nur ein kleines Stück des
925
Far, fer, fir, vier, for, vor, für
926
(blauen) Himmels sichtbar ist; vgl. blaue U. [so viel
als Zeuff erforderlic-h wäre) zti-n-ere Schöss (zumene
Par Hose"). Scherzh. (von einer Pockennarbig-en):
st jciir recht, wenn si nW en V. ändert Hut hätt'. —
4. '/« Juchart Z, z. B. von Weinbergen. ,Ein winzlcr.
der ein ganz lechen hat, mag 1 tag mit 4 personen
lesen, ein flerling mit ainer person.' 151.5, Rheinaii.
Fischerrecht. — 5. der 4. Teil eines Viertels, selbst
wieder in 4 Mässli eingeteilt (Hohlmass f. Trocknes)
Z. So auch bei JBEscher 1685. ,1 ferling öpfel galt
1 ß [Schilling].' Edlib. Das entsprechende Mess-
geschirr: ,Die viertel, vierling und messlin und das
wyngeschier fechten.' 1547, Sch Eatsprot. Syn. Kopf.
— 6. Teil eines geschlachteten Tieres (?). ,[Die
Metzger sollen] dehein fleisch nit waschen, denne so
das ingewaid herüs kunnt und das denn furo nit in
die kübel stössen und waschen an den fierlingen.' ea
1400, Staiitr. Diessenh. ,'Wüss ein schäfenen f. zu
emphahen und leb well drob und (gn)ag in suber ab.'
Anf. XVU., BScHWARziN.
Wuchen-: die (vierwöchentlichen) Katamenien.
Den W. ha" Z. — Verdreht aus 'Vierwuchli''ij.
viernist: 4 Mal Es. — Wie nceu-n-isi, drü-n-wi mit
eingeschobenem n nach Anal, von einiet.
viert: Ordn.-Zahlw. ,Zu Vierten verwandt' ist
man, wenn die Urgrosseltern Geschwister waren GlH.
Anderswo gleichbed. z' vierte" Chinde". ,Da sich nun
aber ergibt, dass sie [die Eheleute] zu den vierten
Kinden sind, so ferne Verwandtschalt bisher zugelassen
worden, so möge man sie ehelich bei einander bleiben
lassen.' 1545, Absch. Ehemals konnte man in Gl in
den Fall kommen, auch ,zu Vierten' zu steuern, d. i.
im vierten Grade der Verwandtschaft zur Unterstützung
von Waisenkindern herangezogen zu werden.
geviert: 1. quadratisch viereckig, z. B. von den
4 Seiten eines behauenen Balkens Z ; vgl. überlang-t.
jGcviert schüsslen', als Requisit für das Heer. G Stifts-
archiv. ,Gevierd teller, quadra.' Däsyp. ,Quadratus,
vierschröt, gfiert.' Fris.; Mal. ,Die erste Proportion
[von viereckichter Schlachtordnung] ist geviert von
Mannschaft, d. i. wann so vil in ein Glid als in einen
Reien gestellt werden. Die andere ist, wann die Sol-
daten ein gevierten Boden, auf welchem sie standen,
machen, welche geviert von Land oder Boden ge-
nennet wird.' VFrider. 1619. ,Fenster von gevierten
Scheiben.' Z 1760, Von Zahlen: a) viermal genom-
men. ,Überantwortet in vier gefierten kriegsknechten.'
1531/48, Apostelgesch. = ,4 mal 4.' 1667. — b) mit
sich selbst multipliziert, mit 2 potenziert: ,Neune ist
ein gevierte zahl, die da entspringt aus drei mahl
dreien.' FWvss 1650. Von Menschen: „vierschrötig,
stark und plump von Gliedern." — 2. geschickt
BHa. ; listig, schlau. ,Er war gefiert und böslistig.'
Zielt 1521. ,So wird das wyb, wie wol 's ist gvierdt,
fry bschissen, trogen und verfüert.' Ruef 1550. .Denn
d' schlang listiger ist und gfierdt uf allem veld denn alle
tier.' ebd. ,Wie dann abtUolrich uf sölichen vcrdackten
anschlegen und pratiken unseglig listig und gfiert was.'
Vad. .Und ist kain abt so gfierd, geschwind, vorteilig
und fürsichtig gsyn.' ebd. .Astutus. gescheid, listig,
gefiert, boshaftig, ausgefitzt. Pejor, böser, gfierter.'
Fris.; Mal. ,Die h. gschrift nennt torechtig lüt, die
glych [zwar] weltwys sind und gfiert, aber in denen
kein gottsforcht ist.' LLav. 1584. Vgl. dag. fr/,. tHe
carree und .vierschrötig'. — 3. Subst. ,(4evierter' =
Vorsteher, einer der .Vier', s. d. ,Ware daraal Seckel-
meister HJH. und Gefiertne T.H. und HJR. [usw.].' 1726,
AAAbtwyl. — ab- = (leviert 3. ,Hab meine Sachen
wol g'studiert Und bin durchüss gar wol abgfiert. Ich
weiss ds geistlich und weltlich recht.' Com. Beati. —
schräg-: nach der Form eines verschobenen Recht-
eckes; auch schräg im (i"'s) G'viert, z.B. schneiden,
machen (Zimmermannsspr.). — G'viert Gvierd Bs n.:
(quadratisch) viereckige Gestalt; Quadrat, Viereck;
.3 Schueh i"s Gv. Grundstock eines Hauses. Bis i 's
Gv. uf'e (d. i. bis da, wo das Viereck sein Ende hat);
roni Gv. ufe bis i 'n Gibel Z ; vgl. das folg. Viereckiges
Gestell eines Webstuhls Bs. — Gevierti f.: 1. der
obere Teil eines Gebäudes, auf dem das Dach ruht L.
— 2. (quadratisch) viereckige Gestalt übh. ,Sie hahen
allda das Läger geschlagen und ihre Hütten die Gvierte
[adv. Acc. = im Quadrate] eingeteilt.' ühimm 1786. —
3. Abstractum zu geviert 2: Listigkeit, Schlauheit. ,Ich
will im [dem Teil] syner gvierte nit vergessen!' sagt
Gessler bei Ruef. ,Astutia, gescheidigkeit, geschwindig-
keit, listigkeit, gefierte, gefltzte, list.' Fris.; Mal.
Mhd. ijevieret, viereckig, fest. — Bed. '2 des Adj. viel),
nach dem lat. iiuadmtus, eig. vierecltig zugeschnitten und
dadurch passend, schicklich; dann: geschickt und dieses nach
der schlimmen Seite ausgedeutet.
halb-viert: 3'/-> Masseinheiten haltendV ,Ein
halbfiert kanne.' 1422, L Urk. Vgl. viert-halb.
vierzig viersg. „Die Vierzig", eine Behörde, Volks-
vertretung. .Schultheiss, Rat und V. und andre ihre
Ämter und Gerichte besetzen.' 1450, Bad. Freih. .Der
Geschwornen sind 38, welche sammt dem Landsweibel
und Landsschreiber die 40 oder Vierziger, auch ge-
meine Vierzger der Landschaft Entlibuch genannt
werden. Sie versammeln sich alle 2 Jahre, um sich
über das geraeine Beste zu beraten.' JXSchnyd. 1782.
— nünundvierzig: He z' Nünevierzgi! Ausruf des
Erstaunens Bs. Vgl. einund fünf zig.
Vierziger: 1. Mann von 40 Jahren (wie nhd.).
— 2. ein im Jahre 40 Geborener. Vgl. Järgänger. —
3. Plur. = ,die Vierzig'. — 4. Laib Hausbrot, deren
40 aus dem Viertel eines Müttes gemacht wurden, so
dass der Laib ';* Kilo, je nach dem Jahrgang mehr
und weniger, wog. XV.— XVIIL, Z; Syn. Vierzgi-,
Vierzger-Brod ; s. auch Drissger-, Zechner-, Zivänzger-
Brod. Um die Zunftschranken zwischen .Feilem' und
,Fochenzern' (s. Sp. 654 u. 774) aufrecht zu halten,
wurde 1463 den Feilern eingeschärft, ,dass sy dehein
vochenzis brot 20, 30, 40 oder 10 vom viertel oder
gottel [in welchem Verhältniss das sei] nit bachen
söllent;' und mussten in der Folge auch die Fochenzer
auf das ,Vierzger-Gebäck' (wohl weil es zu nahe an
das Kleingebäck der Feiler streifte) verzichten; s. ,das.
Brot' isti's, 76 f. 127. 134. 135. 139.
Fiei'je f.: Henimkette unter den Schlittenkufen Gr;
Syn. Verlieb-, Underlcgketti. — Aus cliurwälsch /i'.i;/«.-
vgl. y,rH II (Sp. 918).
vor. in Z far fo'J: 1. Präpos. A. mit Dativ.
I. räumlich, wie nhd., doch in einzelnen Verbindungen
mit besonderm Sinn. V'or-'d» Hus, auf der ttstseite
desselben {hiiider, westlich, ol), nördlich, iinder. süd-
lich; ebenso beim Adv. rör u.se, nach der Gstseite
heraus usw.) G. bei entsprechenden territorialen Ver-
hältnissen. Im Siinic von .\usschliessung: \'i>r der
927
Far, fer, fir, for, v(U'. für
928
Tür ist dtinsc! B (Zyro). ,In allen gerichteii und ge-
bieten derer von Schw}-^ in und vor dem land.' 1545,
Absch. In Verbindung mit andern Eaunibestimniungen :
D'rnoh [darnach] nimmt 'r c Frise und lächelet so
g'keimnissiull vor anem ane [vcr sich hin] S (Joachim).
Vor Eim ane gä", vor Einem her gehen Z. Ich cha'"'
d' Wussergelle nüd vor-m'r ane träge", i''' miies-si uf
de' Chopf ne" Z. iSV ist vor-m'r ane [an mir vorbei
gegangen, sonst für-mi''' «ne] und hät-mi''' nüd emäl
g'grüezt Z. Möge"-mer cor enand(ere) ko? an einander
vorbei kommen (ausweichend, ohne störende Berührung)
Gr, anderwärts vor-en. dure fdurij cho", in Z auch in
bildl. S. = einträchtig sein, ohne Streit mit einander
auskommen. Übergehend auf innere Verhältnisse,
Gegenstände des Bewusstseins und Willens; Etwas
vor si^'' ha", vorhaben, sich vornehmen (zutun) B öO.
Etwas noch zu verrichten haben Scn.St. ; etwas Ver-
gnügliclies oder Beschwerliches in Aussicht haben Z.
,Als dick [so oft] sy vor inen [sich] hatten, die von
Zürich selb zu fragen.' Fkünd 1447. , Damit sie uns
mit betrüglichen gefärden vor dem gemeinen mann
[bei ihm, in seinem Urteil] verleiden [anklagen].' 1531.
Absch. .Landleut, so Geissen haben, sollen dieselben
jederzeit vor dem Hirt [in seinen Augen, unter seiner
Hut] haben oder in Stall tun, damit Bäum und Gärten
nit von ihnen verderbt werdend.' 1675, BEschi. Im
Sinn von Hinderung: Ei'm nüd vor Öppis sV,
es ihm nicht verwehren Z; vgl. ror sV, Adv. ,So
dann nun die Creatur gleichsam keine Ruh nicht hat.
Avann ihro unser Undergang so viel zu schaffen gibt
und uns so gern vor demselben wäre.' JMüli,. 1665.
— 2. zeitlich. D' Ürte cor-em Wirt mache" AaKöII.;
sonst: ,ohne den W.' 3Ie mues de" Lo" vor-em Seckel
sueche, nicht zuerst den Beutel Z. Vor Järe", vor
etlichen (nicht , vielen', wie nhd.). ,Diser handel ist
V. langst [längst vorher, schon lange] offenlich ver-
antwurt.' 1524, Absch. ,I)as3 wir um unsere hotten
noch nit vernommen, dann wie sie von ihm [dem Kö-
nige] V. lengest seind wohl empfangen.' RCvs. —
3. causal, z.T. wechselnd oder vermischt mit von.
Dert grodlet 's v. Lite, dort wimmelt es von Leuten
Bs. FaM verhuggle" c. Lache", sich fast buckelig
lachen G. Vor enandere, einer wegen des andern
Aa (H.). Vor-em selber, von (sich) selbst, aus eigenem
Antrieb, ohne äussere Ursache S; Z (auch von). Wcts
hesch am Finger? (irgend ein Geschwür). He, 's isch
for-em s. ko Bs. Göt 's Gatter [Gittertor] vor-em s.
uf. BWyss 1803. Bin Atto hed g'slagnd [geschlachtet]
das Chalb. ror der Freido, dass er 's [das Söhnchen]
hed g'siehd ffsinds (gesund wieder gesehen] PRini.
.Als das schiff an zweien enden brann. das wir es nit
löschen konnden v. dem schiessen.' HsSchürpf 1497.
,Du weist schier v. alte gar nüt.' NMan. ,Bass der
sehne nit die dächer intrückti v. schweri wegen.'
UMey. 1540/73. ,Das volk, das morgens v. gschäften
zur predig nit kummen mag.' XVI.. Z Ordn. .Under-
wylen plagend der mann und 's wyb einanderen, dass
die nachpauren v. ihnen z' eng habind.' Schimpfe. 1651.
— 4. bei , kennen' i. S. v. .unterscheiden' = von. A"
was tuet-mer [man] d' Hampcrchslüt [Handwerker] i\
emmd kenne';' Zu. Mer kenned d' Hund und d' Chatze
c. enand und 's Silber vor-em. Blei. Stutz. I)ert füll
der Arm und füll de Bgch, Me kennt s' nüd i\ enand.
ebd. — B. mit Accus. 1. vor Etwas hin, wie nhd.
Fi'm r. d' Sunn stä', das Licht verdecken Z. Ein
unartiges Kind v. d' Tür use stelle" usw. Personen,
Gegenstände, Geschäfte ror enand richta", eine Reihen-
folge darin herstellen Gr. Vor enand mache", wett-
eifern, wer mit einer Arbeit früher zu Ende komme,
aber urspr. vom Wettlaufe GG. Im S. v. ,zu': ,Die
Rute vor die Hand genommen.' D Tomann 1708. —
2. statt ,für', in verschiedenen Bedd. dieser Präp.,
vom XVI.— XVm. u. noch in P (s. Schott 293. 294).
,V. immer und ewig.' LLav. 1576. ,So pflegest, was
V. mich [den Tod], dem kranknen einzugeben.' Rüd.
Mey. 1650. .Bist die rechte waar v. mich.' ebd. ,Nicht
V. den rechten angesehen werden.' Hott. 1666. ,Er
arbeitete v. ihn.' Lec, Lex. , Wovor ich bitte.' Acerra
1708. ,V. einfältig passieren.' ebd. ,V. das Waisen-
hus.' 1730, BSpyri 1871. .V. das Könftig.' 1731, Dien.
1863. ,Sie halten die goldene Ketten nicht v. so alt.'
JGSuLz. 1741. ,V. Dienst und auch für Kinder.' 1771,
BSpyri. ,Ein geräumiger Laden v. allerhand Hand-
werker oder Handtierungen.' Z DonnstagsbL 1787.
,Was tat er nicht v. Sünde! Er hat v. das Neu ge-
stritten. Dass er sorgt für sein Intressen.' HGWipp
um 1805. — IL Adv. A. räumlich, concret und in
abstr. Anwendung. 1. vorn B; S; Z. Sjn. cornen.
Im Lade" v. Vor am Wage. NIgeli 1842. Drei Nollc
[Nullen], r. en Strich = 1000. Stütz. Er ist r., vorn
im Zuge (voran, voraus) B (Zyro). Me as zeh Löcher
hän-i r. im Chopf. Stütz. Du g'sehst [siehst] v. gtiet
US, aber hinde nniest B (Zyro). Weder r. no''' hinnen
BRi. Hinnen und r. a" dem G'säg [Gerede] sei keis
Wörtli tcär. Stütz. Hingenevor veder Oppis z' büse
n.o"'' z' g'nage". BWyss 1863. S. noch u. hinden und
rornen. ,Vor', vorn. 1534, Mey.. Wetz. Prägn.; ror
sl", vor Gericht stehen; Audienz haben Z. — 2. vor-
aus, vorgerückt. V. sin, weiter sein als ein An-
derer, z. B. im Spiel oder Marsch B (Zyro). Eim vor
cho", ihn im Lauf überholen Z. Wlt r. .si", im Wachs-
tum, von PÜanzen im Frühling Z. — 3. vorhanden,
gegenwärtig. ,Corrige prateritum, praesens rege,
cerne futurum. Mach besser, was gefeit; was vor ist,
tu recht leiten. Und was zukünftig ist, vorsehe auch
bei Zeiten.' Sylloge 1676. For /jä", verhandeln. ,Wenn
wir auch bei Tische die gleichgültigsten Sachen vor
haben, nie redt er ein Wort dazu.' — 4. übrig, über-
schüssig, -flüssig; bildL beschwerlich, lästig.
Syn. vorig; für, fürig. Subst. : im Vor, noch vollauf
(im Vorrat, Überfluss) GrD. Mit sin: seb [jenes]
Bröckli ist r. Ap (auch för, für). Es sind chum me
drü Möckli [Bröcklein, Bissen] v. Stütz. Er ist v.,
man könnte ihn entbehren ZO. Er ist-m'r v., lästig
GF. Der Wage ist-m'r v., feil GTa. VgL vorig.
V. ha", übrig haben Ap; L; G; Z. /«'■ ha" Nüt v.,
kann Nichts entbehren GG. .Ich hätte kein einziges
[meiner Kinder] v.' Stutz. F'' ha" na [noch] 3 Franke
V. g'ha Z. ,Das Stroh, das er v. hatte.' Z Processakt.
Er meinti sust, er müesst-is Öppis ge und hat jo leider
selber aw'' Kud v. Stütz. Hat es Chind es Mäppli v.,
so muess-'s-es dri [in die Sj)arkasse] tue", ebd. De
liest denn künftig 's Sträle" vor [du brauchst dich
nicht mehr zu kämmen], bist nümme 'ploget mit-em
Hör. EFeurer. D' Milch hat nüd vil f., die Milch
ist auf dem Punkt zu brechen G. Es het nüd vil v.,
es fehlt wenig, ist nahe daran G. Es hat Nüt v.,
man darf nicht pochen, es könnte leicht fehlen ZHörnli.
Es hed vil r.. ist mehr als wahr Ap; GF., Ta.; Syn.
me a's eben. Vgl. .vor |inehr] dann [als] einmal.' Edlib.
929
Far, lur, tir. Inr. vor. für
930
und ,eben vil'. ,Syii barschaft schetzeii und syn gelt-
schuld, was er über jjeltsehuld vorhat.- 1503, Ekzähleh
185,"). Mit bhben: e^ ist vom E/ise" Nüt vor 'blibc Z
Dättl. Ebenso .vorschiessen' in der ä. Sprache. Mit
machen: erübrigen, gewinnen. Er clia"" bi dem G'schäft
Nüt c. mache Z. Ebenso ror lösen, hüseii. er.sparen;
rorgeiid, überflüssig, vorrätig (aber auch: vorher-
gehend); rorstünd, vorrätig (aber auch: bevorstehend).
— 5. hinderlich. ,Vor stan, vor dem Lichte stehn.
visum intercipere.' Id. B. Mit sin und Dat. P. und
z. T, Gen. S., in der ä. Spr. = verwehren, verhüten; vgl.
corgän. .Süllen wir inen des nüt v. syn,' Bundesbr,
1352. .Soll uns das kein herr nit wercn nach [noch]
V. sein.' Offn. ZBinz. 1435. ,[Sie] redten, sy wärend
dem M. rechtes nie v. g'syn', hätten sich nie geweigert,
den Streit mit ihm vor Gericht auszumachen. 1473.
Zellw., Urk, ,0b ir vermeintend etwas ansprach zuo
haben, wellen min herren dem nit v, syn% Nichts da-
gegen haben oder tun, 153U, Absch. , Solchem Betrug
V. zu syn.' 15fJ2, Ndw LB. .Desnahen soll kein Fischer
dem andern vor sein [verwehren], in den Grausen zu
sehen [ob er etwa verbotene Fische darin habe].' 1757,
Z Ges. Auch in der Formel: ,da Gott vor si', was
Gott verhüten möge. .Beschäch ouch, da Gott vor sye,
dass ein hofmann den andren zc tod erschluege.' 1484,
ScHW. ,0b einer ein«'" vom leben zum tod brächte
(das gott vor sy).' 1582, Obw; spätere Eedaktionen:
1) ,das gott lang wende', 2) , davor gott seie.' Mit
,kommen': , Solchem fortan vorzukommen, haben wir's
abgestellt.' 1540, B.\den. Hieran , schliesst sich auch
die Bed. von ,Vorbehalt', mit , haben': ,Wir haben
aber harunder v,, das das vorgenannte antwerk die
brotschal nieman'''^"' fürer verkoufen [soll],' B Stadt-
satz. 1413. Ausnahmsweise erscheint einmal die ent-
gegengesetzte Bed. ,behülflich', mit .sein': ,Dass sie
ihnen v. sein, als oft sie des notwendig seien.' 1352,
Olh, Vgl. Vorgängerin, Gehültin. — 6. aus räum-
licher Bed. übergehend in geistige oder zeitliche: vor-
schwebend als bevorstehend, gleichsam vor dem
(geistigen) Auge, in der unpers. Verbindung: Es ist-
mer V. L; ScnSt.; S; Z, loie v. Av; Bs; Gl; GRh,; Z,
mir ahnt oder ich ahne. ,Vorsi': augurari, pra'sagire.'
Id. B. 's isch-mer g'sl" wie v., er mach öppis Un-
g'schickts Bs. ,Es ist mir so schwer, ich kann nichts
Anderes glauben, als dass ich meinem Unglück ent-
gegenfahre: es ist mir, als wenn es mir v. wäre.'
GoTTii. 's Herz het-m'r doch afo' chlopfe' und d' Glider
zittere' us luter Angst fiir-''e Fridli; 's isch-m'r v. g'si",
es müess öppis Ung'sinnts ge". BWvss 18tj3. ,Es ist
mir wie v., es gebe Etwas.' HPest. Es isch-m'r allweg
wie V., 's Schiclzerland chömm no''' i" G'för. Stütz.
,Es ist raynr schwester g'wesen vor.' Birk 1535. ,Mir
was V.' Salat 1537. ,Alles das mir v, ist g'syn.' Kitef
1538. ,Und wie im vor g'syn was, also gieng es.'
Vad. ,Hos ego tum animo intuebar, die warend mir v„
ich sach sy dozemal künftig sein,' Fris. ,Wanu dem
Geschö|ifteder Jammer, der über die Menschen ergehen
soll, gleichsam v, ist.' JMüll. lüüS. ,Es ist mir v„
animus pra-sagit,' Hosi'iN. Mit Bez. auf Vergangenes
(statt auf Künftiges) von undeutlicher Erinnerung (statt
Vorahnung), 's isch-m'r alls »rie c, i lieb de Name sclio"
emid g'hiirt, ich glaube immer, mich zu erinnern Bs.
Es isch-m'r wie v., es schwebt mir deutlich vor (der
Erinnerung) Z. Etw. cor ha", beabsichtigen, im Schilde
führen Z; vgl. nhd. ,Vorhaben-. — 7. weiter oben
Schweiz. Idiutikou. I. 7.
(geschrieben), vorher (gesagt). .Möchtin sy | Eheleute]
einandren nit heimlicher [vertrauter] werden, denn
vor geschriben stat.' 1427, Offn. ScuwPfätf. — 8. ,vor
und nach.' V. und nä ge", Kechnung tragen, sich
dem Willen od. den Launen eines Andern anbequemen
Gl; GTa. V. und nahe, sein Verfahren od. Verhalten
den Umständen und Verhältnissen anpassen Z. —
B. zeitlich. 1. vorhin, vor Kurzem, so eben Ap; Z.
Trotz allem dem Guete, das er [ihr] ebe voi- vernö händ.
MUsterl Syn. vorhin. — 2. früher, eher. /'''' ha'
nüd chÖHue" v. cho' Ap. — 3. vorher, zuvor. ,Er
zwang vil herren und stett, die v. kainem römschen
künge nie gehorsam wollten syn.' 1336/1446. Z Chr.
,Do giengent sy beider [rascher] won v.' KSailer
1460. ,Der was v. 15 mal by dem beigen grab gesyn,'
HsScBüRPF 1497. ,I>as niemant kein eigen guot an
keinem zuo kofen geben soll, der nüt lantmann ist;
er soll V. koflüt suoclien im land.' alt. LB. ScHwMa.
,Nüt [nicht] mer wie var zuo grab getragen,' Eölib.
.Und bat man nit mer für die statt der cristenheit
wie for,' ebd, ,Das ir for zuo uns kommend, ob ir
rittend in das welsch land.' 1521, Bs Brief. .Er hätte
vor den vordrigen gegloubt, jetz müesste er den jetzigen
glouben,' Zwingll ,Rychlicher dann v.' ebd. ,Es sy
denn v. das gelt in bänden.' NMan. ,Du söUtist wider
umbhin gan und dich aber [wiederum] zwicken lan
wie V.' ebd. ,So bald aber die straf aufhört, ist er
gottlos wie V.' 1531/48, Exod. , Erlab dein herz v.
mit einem bissen brots. darnach sollend ir ziehen.'
RicHT. ; dafür an beiden Stellen , zuvor.' 1667. .Als
ich üch dann v. zweimal und jetz zuo dem dritten
geschriben.' 1531, Striokl. ,Dass kein zins mehr ver-
jaren soll wie v., sunder mag jetz einer uf syn under-
pfand gan.' 1543, ScHwMa. ,So g'sich ich nüt ligen
noch ston: V, raüend wir's suochen, nachhin [nachher]
gon.' Euef 1555. ,Mag yetlicher teil dem andern eiu
fronvasten [ein Vierteljahr] v. abkündeu und wenn
er dann abscheidet, soll er v. schweren vor eim go-
sessnen rat.' alte Schulordn. Brugu. .Widerumb wie v.'
HiLDR. Campell 1572. ,V. war ich Prior, jetz Abt.'
Rud.Mey. 1650. ,Jetz wie v.' GMüll. 1657. , Bricht
aber nur die dünne schnür, dardurch er v. so hohe
fuhr.' JHAmm, 1657. ,Vor mein feder wurd erligen.
Der tag vor wurd neigen sich. Ehe all wurden her
geschriben, die wie beiden g'halten sich,' 1712, Togg.
Lied. ,Die Früchte funkeln da, wo v. die Blüte stand.'
AHall. 173'2. ,V. war ich ganz krank, jetzt aber ge-
nesen,' Lied 1792, — 4, bevorstehend, in Aussicht,
Freued-i''' [euch], Chinde, er händ 's [z.B. ein ver-
schobenes Vergnügen] iez na'''' v.! Z, — 5. voraus.
Vorne, seinen Teil voraus nehmen. Id. B. Subst. :
im Vor, zum Voraus GrD. (vgl. 11 A 4). .Ein frow
mag ir guot v, dannen nemen von des manns erben,;
alt. LB. SeiiwMa. Vor un(d) e: chmals W; vorher,
schon längst B. Vor und nacli: 1) r. und nah,
sonst, immer W. 2) car-e-nah, nach und nach B. —
Ui. Conjunktion: bevor, ehe (früher z. T. mit dem
letztern W. formelhaft verbunden) Ar; Bs; Gr; UwE.:
Z. V. i''' das tat, war [würde] c'' lieber sterbe! V. i'''
gang, will i''' z' Nüni ne'. Da chOnnl-mcn Ei»'" ja
morden und töde', v.-men Ein"' g'hörti um llidf ritefe'.
/'■'' han-en g'seh" yrad vor er clirank worden ist. Mit
nachgesetzter Coiij., wobei vor selbst dann eigentlich
noch Adv. ist. Vgl. auch ob Sp. 53. Vor 'as [dass]
er cho" isl, cho... Git. .Er was for. ch \c\tc\ er
931
Far. fer, fir, for, vor, für
932
ihn schneid, gar hlind.' UMev. 1.569. ,Vor, oh ich dich
vom leben bring, muoss ich dich recht beschouwen.'
1576, Nku.t. Ant. ,Järlich by guter zyt, v. ob man
uffare [zur Alp fahre].' ca 1630, U. V. und e. ,V. und
e er an syn arbeit gang.' Stiftungsurk. OGlatt 148'2.
,V. und 06 das Gottswort vollendet ist.' XVI., Z Ordn.
,V. und ehe er das almuosen ausgibt.' XVU., Gesiude-
ordn. MoRi. ,V. und ehe wir unsere ampelen werden
zugerüst haben.' JMüll. 1665. - IV. als erstes Glied
von Zss. 1. vor Subst. streift vor zuweilen an die
Bedd. a) vorder, z.B. Vor-achs; -schnell; -geschirr.
b) voraus, erst, z.B. For-i'»i6, erster (vorausziehen.
der) Schwärm der Bienen (vgl. nhd. .Vorhut, -trab');
Vorred, erster Vorschlag, Einleitung zu einem Ge-
spräche, c) vorn, z.B. Foc-f»)', Feuer vorn im Back-
ofen. In Vor-cliile, Eniiiorkirche, bedeutet es einen
hervorragenden, vorspringenden Teil. Bemerkenswerte
Zss., in welchen ror z. T. ähnliche prägnante oder
sonst besondere Bedd. hat: Vor-essen, erstes Gericht,
Fleisch an Brühe, .statt Suppe; -felli, Grenzfurche
(s. Vor-fall); -brilggem, Brautführer; -geiss; -gesliitz,
leiterartige Aufstützung vorn am Henwagen; -haupt;
-hi(s; -knab; -lag; -lasn; -lauf; -luft; -l&t; -mal; -nach;
-ort; -helt; -brat; -briich; -brüt; -hurt; -hrugg; -hühel;
-riber; -sass; -sager, Gewährsmann; -sagerin, Wahr-
sagerin; -satz; -stafel; -winteri"g; -urteil, Entscheid
einer gerichtlichen Vorfrage; -zug, Vorhut, -spann. —
'2. vor Verben, in ähnlicher Weise prägnant wie
bei 1; z. B. ror-geisten; -hegetioi (im Fischfang); -klagen
(von Leichenklage); -scharen, in der Schar voranstellen;
-schnüeren, mit der Richtschnur vorzeichnen; -strupfen,
beim Melken die Zitzen vorläufig anziehen; -ziehen,
intr. den Vorzug haben; -reden, andeuten, verraten;
-kommen, zu Ohren kommen; scheu werden, ausreissen,
von Zugtieren, ^ /■«»•-,• -praktizieren, durch ,Praktik'.
Umtriebe, vorweg nehmen. — 3. vor andern Advv.
des Raumes steht es (z. T. syn. mit ver- und für-,
s. dd.) a) betont, in der Bed. vorn; z.B. tor-nahe,
nach vorn hin oder auf der Vorderseite: -dure, vorn
durch; -i-e, zur vordem Haustür herein; -ufe, vorn
hinauf; -wse, vorn hinaus, dagegen b) mit Betonung
des zweiten W.: oor-use, ins Freie, vor das Haus
hinaus, an die Luft; -tisse, draussen; -umie, unten vor
dem Hause; -ane, voran, -aus, -her; auch: auf den\
Herweg; -dure, aussen vorbei; -abe, hinunter, und: im
Heruntergehen; -abe luegc, zur Erde blicken; -ine gä",
gebückt einher gehen (dagegen vor ine gä", vorn ein-
treten, -dringen); -füre (laufen), voran, -aus; -üme
cho (mit Tiefton auf ivr), zu einer andern Ansicht
kommen, eig. vorn angelangt umkehren. Eigentümlich
ist: vor-heim, heimwärts, auf dem Heimwege; vergleiche
vor-füre. Vor-züe ist = vorweg, der Reihe nach, nach
einander; syn. vor-etveg; z. B. rorzue brüchen. Vorhan-
denes, z. B. Geld, immer sogleich verbrauchen, statt
zurückzulegen; doch auch, in Verbindung mit kommen:
im Vorbeigehen einkehren, vorsprechen; roräh ne',
(das Beste) vorweg nehmen. — 4. gleichbed. mit für
oder vielmehr durch Entstellung statt desselben .steht
ror in den Subst.: Vornüechter, er.stes Frühstück,
Frühtrunk; -Sprech, Advokat; -bitt; ferner in vorlieh
vemen. Vor-bündig, ausgezeichnet, scheint eine Uni-
deutung des syn. usbündig. Neben vorkommen im S.
von zuvorkommen, hindern; -halten, versperren, ver-
wehren, verheimlichen; -heben, vorenthalten (aber
auch: vorbehalten), bestehen gleichbed. Compp. mit
ver- ; in rormanen, vermahnen ; -schlicssen, verschliessen,
scheint vor- nur missbräuchlich statt ver- eingetreten
zu sein; s. d.
lu betonter Stellung gedehnt gespruchou, was in gewissen
MAÄ. notwendig die Trübung des Voc. zu o-, « zur Folge
hat; von hier aus teilte sich diese Klangfarbe dem W. Ubh.
mit. Kürze des Voc. unter gewissen Bedingungen ia Z auch
in der Tonsilbe einer Zssetzung bewahrt, z. B. Vänchijiz. —
I A 4 kann auch zu 1 gezogen werden, wenn mau die Vor-
stellung des Unterschiedes mehr räumlich fasst, so dass die
Gegenstände an einander vorbei gerückt werden oder einer
durch den sich vordrängenden andern gleichsam verdeckt
würde. Aber da schon bei 3 nihd. von galt, so wird wohl
auch hier vor aus von entstellt sein, viell. unter Mitwirkung
lautlicher Veruüschuug von n und r; vgl. enert, inert aus
encnt, innsn(i). Rein lautliche Entstellung ist wohl vor für
von in: 2^^' hoj'e" vor dir, iki'itt du usw. GEbn. ; vgl. (^er für
(foi (wenn dabei nicht die prinzipielle Vermischung von Nomiu.
und Acc. mitspielt). Die Setzung von vor statt fi'ir bei I B 2
beruht wohl zunächst darauf, dass umgek. für in der ä. Spr.
z. T. den Begriff des nhd. ,vor' umfasst, weiterhin auf der
ursprünglichen nahen Vwdtschaft beider Präpp. ühh. — Die
bei II A 1 und dann auch bei IV 1 u. 3 a erscheinende Bed.
.vorn' kann nicht aus lautlicher Abstumpfung erklärt werden,
denn .vorn' lautet in unserer .Spr. durchaus vomr". Vielmehr
ist die Bed. ,vorn' (auch in manchen Fällen der SchrKtspr. I
nur eine spezielle schärfere Auffassung des räumlichen ,vor'
selbst, kraft dessen ursprünglicher Bed. Der bei I A 1 und
auch bei IV 3 a vorkommenden speziellen Beziehung der
Vorderseite anf die Ostseite widerspricht der Ap Lokalname
Vordorf, einen südlich gelegeneu Weiler des Dorfes (Heiden)
bezeichnend, nur scheinbar, da jene Lage nur zufällig ist
und daneben der Unterschied von .Vorder-, Hinter-, Ober-'
und ,Unterdürf' besteht, so dass vor dort nur einen Vor-
sprung, nicht die Himmelsgegend bedeutet. — Die bei III
vorkommende Verbindung vor und e ist wahrsch. urspr. kein
blosser Pleonasmus, sondern beruht z. T. auf dem Sp. 32'2
besprochenen relativen fiebrauch von und. Da man sagen
konnte vor und und e und. i. S. v. priusquam, so combiuierte
man daraus mechanisch ein vor und e, welchem dann eig.
erst wieder ein relatives und i. S. v. ,als' oder ,dass' folgen
sollte, das aber wie bei nhd. ,ehe' und ,bevor' wegblieb,
nachdem man angefangen hatte, diese Advv. aus dem Haupt-
satz als Conjunctiouen au die Spitze des Nebensatzes zu
rücken. — Was endlich die Berührung und tw. Vermengung
des vor mit ßir und rur- (IV 3. 4) betrifft, so ist auf diese
zu verweisen, jedoch mit dem Unterschied, dass ver- vor
Raumadvv. mit der Bed. ,vorn' allerdings aus vor- abge-
schwächt sein kann, während gegenüber /«>• diesem die Prio-
rität zukommt. — Abi. vorder; vorncn.
hie-vor: 1. vorhin, weiter oben; in einem Schrift-
stuck. ,Die stuck alle wie sy hiefar geschribcn stand.'
1.521, Z Taschenb. ,Uf des pliarisäers gebot, von wel-
chem wir glych hievor gehört habend.' Gualth. 1559.
— 2. früher, ehemals, bisher. ,So h. gsyn', wie
früher Brauch gewesen ist. Scnw LB. 15'21/44. —
3. Fräp. = cor, in zeitl. Sinn, .fluch die köif, so h.
disem gemächt geschecheu sind.' 1521/44, Scnw LB.
bo-: 1. zuvor. Zg 17.39. — 2. Conj. in der (kanzlei-
mässigen) Verbindung c und bevor A.A. — 3. = cor im
S. von Überscliuss, Vorzug in den verb. Verbindungen :
,b. haben', übrig behalten. ,Hat bin [an die] 30 Gld.
b. gehan.' 1570, MEsterm., Rick. ,Hat wenig b., das
ihm nicht das haupt entpHele', es fehlte wenig, so wäre
er ums Leben gekommen. Wurstis. 1580. ,B. geben':
einen Vorzug einrännien-, nachgeben, nachstehu. .Und
ist das Teutschland mit solcher schönen Gelegenheit
gezieret gewesen, dass es keinem Lande etwas b. geben.'
,B. tun' = nhd. (es einem) zuvor tun = übertreHen.
,Denn die [Katholiken] haben uns das Handwerk
933
Fiir, Cor. lir. f(ir. \uV. fur
934
I Killderlehren zu haltenj nicht allein abgelernet, son-
dern tun es uns eben weit b.' Bhkit. ltio-1. - ent-,
enipl'or= hevor i. S. v. zuvor, (zum) voraus. ,Wird
der Krieg vor l! Monaten beendigt, so hat der Papst
soviel empfor.' 154G, Absch. ,Inen hierin enpfor fry
iisgedingt das letst pott.- Iü06, Uft'n. ÄAÜberw. ,E. be-
haben, behalten': zum Voraus ansbedingen, voi'be-
halten, bei Verträgen; öfter bei Vad., z.B.: ,Dass er
mit dem rönischen küng sich veraint und die aid-
gnossen in solicheni nit empfor bhalten hettc. — In
diseni aid bhieltend inen die puren ir alt landrecht
klarlieh empfor, wie es ouch von denen von Schwiz
und Glaris empfor glialten was.'
da(r)- (Irr-, dr-, dt-: 1. absolut, a) räumlich.
Divor =: dirorne, im vorderen Zimmer Z. Decor ai",
sich ausserhalb des Bettes halten, aufbleiben UwE.
— b) zeitlich = zuvor, vorher. Scho lang d. BHk.
7). isch es nüd so (j'st; der Ahed d. Gl. Bring das
Zein(d)li [Körbchen] urider 'deckt wie d. Stütz. Larve-
g'sichfer legged s' «" und händ doch d. scho" g'ha.
HNiG. 1842. leg u-eiss-i was d. XVIII., BArERNRESPR.
,Wird man nicht meineidig wie darvor?' JMüll. 1665.
S. noch 3 unten. — 2. relativ, d.h. bezüglich auf
einen vorher genannten Gegenstand. D. si", es ver-
hindern, s. cor II A 5. I hä" nümme chörme d. si, es
verhüten oder verweigern Z. I hi (dir) nüd d., will
es (dir) nicht verwehren G; 8cii. Er hätt im chönne
d. sV, sich davor hüten, dagegen verwahren BHk.
's Babeli hätt chmine heirate, aber d'r Vater ist-em d.
g'sei" UwE. Gott h'hiiet is d.! S; Z. ,Darumb so
sind darvor und luogen!' seht ouch vor, gebt Acht!
HsRMan. ,Cavere aliquem facere aliquid, eim weeren
oder darvor sein etwas ze tuon.' Fris. ; Mal. .Der
Teufel kann nicht darvor sein, dass . . .' JMüll. 1661.
Etwas anders: ,Eine' dervor ha', distrahere alqm.'
Id. B, wohl im S. von davon ab-, zurückhalten. —
3. ,davor oder danach': ungefähr, bei Zeitbestim-
mungen, die nicht ganz genau gelten sollen, ,V\'ir
sullent auch je ze zechen jaren, d, o. d. ungevarlich,
sölich eid nüwern.' 14.52, Absch.
zc-, zue-: 1. zuerst, zunächst, zuvörderst, vor
Allem. So im alt. Kanzleistil zur Einleitung von
Briefen in der Formel: ,Unsern Gruss zuvor.' , Jetzt
wünsch ich euch ein gutes Jahr, erstlich dem Herr
Pfarrer zuvar und allen Vorgesetzten.' (Wächterruf)
Z oGlatt. Mit besonderer adv. Bildung ,zuovoren'.
1472, Z Schiessen. — 2. Conj. = bevor. , Zuvor und
ehe letster ufbruch geschehen.' 1585, Absch. , Jeder
Schütz soll, zevor er anfacht schiessen, bei Verlierung
des Schutzes, den Toppel loggen.' Z Mand. 1601.
vore I s. vorn. vore II, vori =^ vorhin, s. d.
u. vgl. vorig II. vorede s. bei vorhin-denn.
vorig 1 ö Ap; Bs; G; Uw, ä Cö^J Z, d BBe.;
U tw. CeJ: 1. übrig, überflüssig, -schüssig, vorrätig,
entbehrlich. Syn. für HAT und in ilieser Bed. wech-
selnd mit /iini/ (Ap; Bsiid; B; VOrte; Gl; Gr; GA.;
S; W). Fürig si", ha" Id. B. Es ist Nüd f., bleibt
Nichts übrig, 's r. E.'ise, was von der Mahlzeit übrig
geblieben ist. Und fraidig schoikt si dem Beppeli
das V. Kaffi in 's Tässli. RHacenhach. llind-cr [habt
ihr] nüt Vorigs? »■''' hau e mächtige Hanger! GSa.
Das han-i /'., kann ich entbehren. I''' hä" kei vorigs
Gehl. En lioldat hei ril f-i iHmopf. Vorigs Holz
[mehr als hinreiclicnd| fnr de" Winter. !■'' ha" keis
Hai [Heu] me v., aber mei" Nachböur hed na'''' rorigs
üwE, .Sollte der himmlische Brotvater nicht jeder-
zeit im V^orrat haben ein fiiriges Stücklein Brots?'
JJUlr. 1727; vgl. .zur Itecke des Leibes irgends
wissen ein übriges Sehöplein [Röcklein].' ebd. Heit-ei-
keim fürigi Schlich? fragt ein Bettler Bs. Fürigs Obs,
vorrätiges. Förigi Milch, die nach Bedienung der
regelmässigen Kunden übrig geblieben ist. Wie me«
de"" ordinäri nit fürig z' esse het. Gottu. Wenn 's
a" Maria Empfängniss regnet, so hei-mer no f. Höii-
welter. Breitenst. Aus dem Begrifl' des unbenutzten
Vorrates entwickelt sich der dos Abgelagerten: ,Ci-
barius panis, widergebachen brot, biscoten genannt
oder fürig brot, grob hausbrot.' Fris. In mehr bild-
lichem S.: Nüt Fürigs tue", kaum seine Pflicht tun.
sich nicht anstrengen Bs (Spreng). Es hed nüd Fü-
rigs, die Ernte ist nicht reichlich BRi. Förigs ha",
in moralischer Bez.: vor der Kritik resp. dem gött-
lichen Gerichte gut bestehen, gleichsam über das ge-
forderte Mass hinaus tugendhaft sein Ap. Nüt Vorigs
ha", eig. keinen Uberfluss an Etw. haben G; aber oft
in positivem und besonderm Sinn: a) keine Zeit zu
verlieren, ,hohe' Zeit haben Z. b) mit Gesundheit
oder Vermögen nicht glänzend bestellt sein, schwäch-
lich, dürftig sein G; Z. c) Er het nünt V. g'ha, er
war fast i'n Hi g' falle, es fehlte wenig, so wäre er . . .
Sclc.er. d) Nüd ril V. ha", z. B. an Nüchternheit
vor einem völlig Betrunkenen nicht viel voraus, ihm
nicht viel vorzuwerfen haben Z. Daher der adv.
Gebraucli: varig schön, guet usw., überflüssig, mehr
als nötig oder genug Z; Syn. guet und me das [als]
guet; mit Negat. : nüd fürigs, nicht eben sehr. Er
ist n. f. g'schickta. D' Suppe ist n. f. g'sahen. 's Hau
ist n. f. zitigs, noch nicht ganz reif zur Ernte BRi.
— Vorigs ha", euphemist. für Ungeziefer auf dem
Kopf Z. Auch geradezu: unbequem, beschwerlich,
lästig, im Wege. Es ist-m'r /"., ich habe es satt B
(St.''); bes. aber von Personen BO.; Gl; G; U; Z.
Er ist-m'r v. Zwei vörigi Stuck [Personen] BBe. Si
hätted d'r Alt [Vater] afig [bald] fin^g^, er ist ihnen
zur La.st U. Sich f. mache", durch Übermut. Du
brüch.'it-di'''' nid aso fürig z' macha ß; Syn. /if st/» nid
so usa z'heuscha. ■ — 2. (z.T. vfirig, in Z -ö-) vorher-
gehend, vergangen Bs; Gl; Gr; G; Z. 's v. Jar;
die r. Wuche, Nacht. Syn. vorder, vordrig. Uf's V.
z'rugg cho" Gl. — e-: drittletzt Aa. — für- för-:
vorletzt Aa. — Von i»w bzw. fm gebildet. Per Umlaut
(v!Jrii/) in BBe. ist aiiffallenil. — Zu Beil. 1 s. vor II A 4.
vorig II ßj, -ä- Z, -ö- Bs: .\dv., vorhin, so eben,
eben erst Aa; Bs; Gl; Gr; G; UwE.; U; Z (auch rw-
hinig) ; Syn. vori, vore (s. vorhin).
Erweitert aus rori, A. h. rortiin, weil -i^ auch zur Bildung:
von Advv., gerade auch von Advv. der Zeit {cieiiij Sp. 532<
lUbitj Sp. iJ08; liiaig, bisher) beliebt ist. Wegen der Zwei-
silbigkeit ist kurzes o beibehalten.
voris (ö): vorwärts Nuw. il/er»M'ie>irf (wir müssen]
ja alli V. yä" und Keine'' wird dehinde" g'ln".
Mit der adv. Kndutig -/« (vgl. iicrria, nilid. in-frlus, quer:
irhfrhiii, schief) aus vor gebildet. Vgl. /iiri«. ß'niyts.
Vöri ö* — m.: vorn weisse, hinten schwarze Ziege,
auch Vo'WMS genannt Ap.
For, Forre f. s. Forch. Foretsch s. Buretsch.
vore II, vori s. vorhin.
furren: stehlen I'. Aus it. /'in-n..;.
93S
Far, fer, fir, for, fiir
93()
Forene" Furne Aa; B (ö); F; L; S; Ni>w; „Z',
,För(h)ine' Ferene ApGais (e^); U, Firme Bodensee
(nach Mörik. Forn, PI. Förn); Z f, .For(h)cn' Fora
BÜ. (Zyio), Före, Für Th; ZWyt., auch bei Stalder,
.Fovhel, Förel', FnrellfeJ modern — f. — "Dim.
Fomeli LStdt, Forndli L, Förndli BU.; „L; Zg" It
St.''; Th, ,Forei\Vm, Fi)-' FcreliV: Forelle. D' Forna
ribe" ein Sand, laichen F. .Unvernünftige Zucht kann
bei den im Tierzcichon dos Fisches Geborenen aus
einem Förnleiu einen argen Hecht machen.' B Hist.
Kai. 18.59. Wortspiel: .Als einer anzeifi^e. wie under
allen ti.schen die förenen [s. forchin] am besten seiend,
antwortet ein anderer: Ja, sie sind sonst ein guts besser
als die rot-dännenen [aus Eottannenholz].' .Schimpfr.
1651.
Der Guttural der anilid. Form forhana, fnrhen, forhe ist,
da die Schreibungen bei Fris.-Mal. Nichts beweisen, nur in
den Aufzeichnungen iforhet, mirchen) zweier G Mönche XIV.
und XV. erhalten. Die im Mhd. angebahnte Verkürzung des
W. ist z. T. regelrecht weiter geschritten bis zur Einsilbigkeit.
,CilTorene', F. aus der Zihl. 1180/90, Bs Statut. ,Fornli.'
.Tustinger. .Fernen.' NMan.; 1.531, Strickl.; 1.5y2, RCys.
Bei Fris. u. Mal. u. im gleichzeitigen Fischb. neben einander:
.forhenen, forhinen, föihinen, förene(n), forhen, ffire(n)', bei
den Erstereu auch , förel', welches auf die richtige, im Fischb.
aber .forell', welches auf die moderne Betonung der mhd.
Dimiu.-Abl. ftlralk sich deuten lässt. , Fürinen.' .JJRüeger
1606. ,Fürencu, Förneu, Forneu.' JLCys. 1G61. .Forelle,
Füren.' Red. IGG'2. ' .Forell, Foren.' SWagn. 1680. .Fö-
renen, Forellen; Forenlin.' HsEEsch. 169'2. ,Fore.' Vestib.
1692. , Förenen.' Wurstisen 176.5. Auffallend ist e für ö
in Ap. — Ein Mal (Fischb. 173 b) das männl. Geschl.: ,ein
gi'lber förenen;' abwechselnd m. u. f. bei Ji,Cys. 1661, 39 ff.
— S. noch Form; Funi; FitrnirkeL
„Alp-Forne: Bachforelle, salmo fario", wie sie
in den Bächen und Seen auf den Alpen vorkommt;
s. Oken 6, .347. — Awasser-: die Grundforelle, salmo
lacustris, sofern sie den Vw-See verlassend um zu
laichen bei Alpnach in die Aa eintritt. — Grund-:
die Lachsforelle Bodensee; Vw. ,Trutta magna vel
lacustris, ein grundförinen, ein seeförinen. In dem
Züriclisee facht man solche gemeinklich, die auf 20
pfund wägend.' Fischb. 1.5t>3. Vgl. Gr.-Förmli. Syn.
SMn-Lank. Eig. neben Schu-eb-F. die eine Art der
Seeforelle. — Niderwässler-: nach Hartmann 18'27
(u. St.) = Bachforelle, salmo fario Z. Der Name deutet
spec. auf die Limmat (und deren Zuflüsse). — .,Bach-
Forne, -Före: Bachforelle, salmo fario." — Rüss-;
Lachs, trutta salar L. — Rot-: Karpfenforelle, .salmo
umbla Vw. Syn. Bot, Hotte. , Grata, rot-förel oder
-förenen.' Fris.; Mal. .Umbla major, rutilus. ein Root-
foreu.' Wagn. 1680. — Schweb-: eine Art der See-
forelle Bodensee. , Trutta magna; in Lacu Podamico alise
in fundo, alia; ad superficiem lacus degunt. et victum
quiHrunt; hinc illa? Grundföhrenen, hs vero Schweb-
vel Springföhrenen vocantur.' Wagn. Der letztere
Name auch bei RCys. — Wiss-: Bachforelle Bodensee.
Vorlander s. Lavander. Vöri s. bei ror.
Fnr(r)e" fi BRi.; Gr; GTa.; U; Zg; Z vorw., ne
ApK., «^ Aa; Bs; B; Gl; L; SG., na.; GWa. ; Ndw;
UUrs.; W; ZKn., ö AASeet.; L, Für GhfüV; Z (bes.
als Eigenn.), Furi AAEhr.; Sch; Th; ZDättl., W., Fori
ApH., M.; Th, Flierl ApH. — Dim. Füreli AkBh.;
GTa.; ThHw., „FiirH" — f.: Furche, Einschnitt in
der Oberfläche des Erdbodens und entsprechende Er-
höliung auf den Seiten. 1. die dunli den Pflug
gezogene, nachher etwa mit der Hacke vervollständigte
Faltung von Pflanzland zum Zwecke der Bebauung.
D' F. falle", s. Sp. 7-59 o. I» der F. nme stachle"
[herumtreten] ZKn. ß' F. pertanze', zertreten ZG.
Herdöpfel i d' F. legge" L. Hü, TrciWt [Ochsenname |!
iner wend no''' e F. zieh" ! De'' Biir, wo si'''' nid bückt,
macht Iceni grade" Füre'. Ineichen. Chrutnm wöred
[werden] (/' Furenen und rerchert, wenn-me" mit Narre"
der Acker ert Sch; vgl. Kirchh. '240. De'' Donners
Schelm het-m'r hüt nider e ganzi Füren ahg'f'are"
[s. übereren^. Gotth. Füre" hacke", dem Pflug nacli-
gehend die aufgeworfenen Schollenreihen mit der Hacke
zerschlagen B (Zyro). ,Das Jauchzen auf den Weiden
lustiger als Fuhren hacken.' GoTm. Lieber F. hacke"
[strengste Arbeit] als das! B. , Wollt einer eren, der
soll je den einen stecken in der füren han.' 1563,
SoHW Rq. ,Item wellicher ein rytross oder sonst etwas
veechs uf die füren [das Brachfeld] Übernacht tat, der
soll den Ion geben.' 157'2, ebd. ,Sata aequant sulcos,
der saamen [Saat] gat bis an die furhen [d. i. bis an
die Kämme derselben]. Ein furhen oder lange gruob,
Weinreben oder bäume ze pflanzen. Delirarc, ein letze
furhen machen, aus der f. faren, wenn einer eeret
oder ackeret und die f. nit behaltet, sunder nöbendtaus
fart über das erdtrych, so zwüschend zweien f. auf-
geworfen ist.' Fris.; Mal. Überh. auch: ein schmaler
Streifen Land BHk. Er liäd eke [keine] F. Land ZW.
.Mängeln, der der güetcrn. daruf der zins stät. gar
nit, ja (wie man spricht) nit einer band breit ald ein
furren hat.' 1566, Z. Mit Übertragung von dem Werke
des Pfluges auf das der Sichel und dann mit Jan sich
berührend: ,Er [der mit Futtermangel kämpfende Bauer]
grasete [mähte Grünfutter] und gieng [mit der Sense]
immer 2 Streiche hinter einander über die gleiche
Fuhre, welche er machte.' Gotth. ,Wer wissentlich
übereret oder überschneidet, büsst von jeder Füren
3 Pf.' 1533, Absch. Bildlich: de» Stier i d' Füre"
z' reise" [lenken] wüsse", Ordnung zu schaffen wissen.
Gewalt haben. Schild. O Grossniiieter, wie hesch du
nit e letzt Meinig g'ha". hesch der Pflueg i 's Attis
Furre" g'fiiert [am alten Glauben gehangen]; d' ZU
isch angersch worde. ebd. Du [dann] isch der Schult-
hess Wengi cho' und liet da^ ganze Zug du wider i
die alti Furi [zum Festhalten am bisherigen Glauben]
'brächt, ebd. ,Ich will mich hier nicht mehr lange
aufhalten, sondern um eine Furche weiter, wie der
Landinann sagt.' Herz. 1863; vgl. um es Hüs witei:
Hieher gehört wahrsch. auch die RA. : es gut e F.,
es geht eine Arbeit oder ein Geschäft einen tüchtigen
Ruck vorwärts; dann auch i. S. v.: es geht lebhaft,
lustig zu Aa; Bs; BO.; L. Es muess e F. gä". Etwas
geschehen, gewagt sein BHk.; L. Hüt mues no'''' e
F. gän, mei' machen eis [einmal] fertig! Hüt ist im
Wirtshiis aber eis [wieder einmal] e F. g' gangen; si
hein g'macht, wie icenn der Tüfel los icän! BRi.
.Wenn du dieses Mal einen Bub hast [gebierst], dann
muss e Fuhre gä"; ist's ein Maitsehi, so machen
wir's nur wohlfeil [am Taufefest].' Gotth. Ahnlich :
e F. ne" F, und die Angabe St.'s: „F.. Versuch, An-
fang. Er hat eine F., ein Fnrrli gemacht B; LE. Es
Fürli, ein Mal;" vgl. Fart, Gang, Ker, Bung u. a.
— 2. insbos. die Furche am untern Ende des Feldes,
welche ausgeschöpft wird, um Anhäufung der Erde
daselbst zu verhindern, und von welcher aus die
Pflügung beginnt Gk. Vgl. 3 und Acker-F., auch
037
Far, fer, fir, t'oi-. Cur
938
anfurieii uiul VorfeUi. — o. in Weinberg'eii und
steilen Äckern der lierab geschwemmte, wieder hinauf
zu tragende Erdwall B (Zyro). Vgl. 2 und üffurren.
— 4. Vertiefung als Grenzscheide zwischen zwei
Ackern AAEhr. ; ScnSt. ; STh. Der Erst, wo chunnt,
au d' Vuri rümt, der zuerst zum Schneiden kommt,
nimmt auch das in der E. gewachsene Korn ganz für
sich. ScLGER. Der Kaum zwischen zwei, verschiedenen
Besitzern gehörenden Stucken Kebland, nicht immer
eine Vertiefung oder zugleich ein Weg, sondern auch
nur eine schmale Linie AABb. Auch von anderm
Pflanzland; vgl. E-F. Der Schaffner des Klosters
Muri soll zusehen, dass im Herbst nach der Aussaat
,die Fussweg durch die Samenzeigen in guter Weite
gemacht werden, zu jeder Seiten ein Furre', mit Sag-
spänen belegt. XVII. ,Die Abteilung eines Kraut-
gartens mit seinen Beten, item Füren, Gengen und
anderm.' Rhag. 1039. ,Da wird durch die Furhenen als
durch breite Wege gegangen.' 1717, Pfarrber. Z üGlatt.
— 5. ausgewaschene Stelle (Runse) am Gebirge
UUrs. — 6. Graben, bes. zur Ableitung des Wassers
GrD.; s. yVasser-F. ,So hat ein jeder gewalt, zuo
dem selben bach einen Spatenstich oder pfluogsfuri
durch syn wisen zuo machen [zum Behufe der Be-
wässerung].' 1581, Ortn. ZSteinm. ,Wenn man dem
Wasser offene Furren macht, fliesst es ohne Schaden
vorbei, wo aber keine F. sind, siget alles in die Erde
und verderbt die Saat.' JCEscher 17'23. Grabenähn-
liche Vertiefung in sonst ebenem Land Uw'E. Hieher
viell. auch die bildl. RA.: er ist i'n der F., berauscht.
SuTERM. F. auch von Mäusen herrührend: ,Meus, so
im f'eld wonend. machend furinen und löcher under dem
wasen.' Tierb. 1503. — 7. „Tiefe mit Höhen zu beiden
Seiten, auch als Eigenn. von Gütern BO. ; LE." Furre,
eine Gasse in LStdt; Litfurre, der obere Teil einer
Schlucht bei Zg (LU, Abhang); Nüfy-en Th aus Nü'^-
furen, novale? und noch andere Conipp. auf -furren
s. Gfr. Andere Ortsn. lauten: ,in, an der F.'; bei
manchen ist zu erwägen, ob sie hieher oder zu 8 ge-
hören. Vgl. Fruit, eig. Einschnitt, auch Ortsn. A b -
hang eines Hügels, Halde, Rain BO.; Gl; Gr; Ndw.
Stelle am Ufer eines Sees, wo der Grund anfängt
abschüssig zu werden Aa; B; Gr; L; Ndw; U; Zg.
An solchen Stellen nisten Aale (L) und werden für
Badende, die nicht schwimmen können, Stangen zur
Warnung aufgerichtet (Zg); die dort beginnende Tiefe;
vgl. Grund-, Se-F.; Halde; Trieehier. ,Was ausser-
lialb der Füren ist, triechterhalb, ist des Gottshauses.'
1401, L Fischerordn. (Segess.) — 8. Erddamm oder
-wall, bes. die Braue eines Plateau BO.; Gl; Gr; Uw,
auch Felswand U; steiler Hügel GRNuf. Vgl. Crn«ri-F.
Ortsn. ,uf der F.' B; Gl; GrD.; Z. — 9. lederner
Schlauch am Geschirr der Zugtiere, durch dgL zwei
die Zugstränge geschleift sind Aa; L; Z (so genannt
von der furchenälinlichen Höhlung; vgl. (i).
Ahd. /»r«/i, \n\\i\. fnrrh (furech, -ich), fnrvh, zu lat. />orcrf
wie fm-ah, farvh | Schwein | zu porcuH, also wahrsch. vom Auf-
wühlen benannt; engl, furrow. Unsere Formen gehen aber
wie die nlid. auf eine zweisilbige, scliwuclie Form /urüclv
und zwar im (ig», zur nhd. mit Ausstossung des inlautenden
ch oder Assimilation desselben an r (wit; in Furt, FOhre,
aus forehe; vgl. auch xcemn, aibeiten, neben Werch). Vor
dem so entstandenen n- konnte auch in JIAA., welche die
Tonsilbe nicht an und für sich dehnen, Verringerung des
Voc. eintreten. Die Nbf. /''lu-» (mit l'l. Fnirne") setzt eine
nihd. Nbf. 'furhin voraus, wie denn i'ibb. Feminina beider
Kennen neben einander liestehen und sich stellenweise ver-
mischen. — Der Unterschied von .Vertiefung' und .Erhöhung'
beruht auf natürlicher RelativitÄt (wie nhd. ,Teich' nur die
Kehrseite des in der Form halb ndrd. .Deich' ist); Ap unter-
scheidet etwa F. für Letzteres und F.-Graba für Ersteres.
— In Elsass und Baiern lässt sich der Ortsn. ,Niifern' auf
Fnr, Überfahrtsstelle, zurückführen; anf unsern Fall passtdies
kaum. Von /'. als Flurn. der Geschlechtsn. ,Furrer' U; W; Z.
E-: 1. (Efurre) rechtsgültige Grenzfurche zw.
Grundstücken; vgl. E-Faden, -Graben. .Sodann wer-
dent zwen viertmann gsetzt, die dann steg, weg, zun,
oegräben, eefuren und fridinen söllent beschowen.'
150'2, MEsTERM., Rick. — 2. (Efiirri) Furche zur Ab-
leitung des Wassers in Rebbergen AAÜött. — Acker-:
1. ,Ackerfurhen: sulcus.' Fris. ; Mal. Vgl. umgekehrt
.Fuhrenacker' bei Gotth. — 2. der steile Rand am
untern Ende des Ackers Gr.
An-Furi: Anfangs-, Grenzfurchc? ,Und gat der
äfuri ein [eine der A.-en] zwüschent den anthöupteren
ushin unz an [usw.].' XV., Ofpn. Spreitenb. — A- nicht
etwa ,Wasser', denn es folgt nachher ,Wasser-F.', sondern an
wie in Anwand, zunächst aber gebildet vom Vb. an/unn.
Gand-Fure: mit Steingeröll bedeckter Abhang,
Moräne BHa. — Grund-: die Stelle, wo sich das
Ufer des Sees plötzlich zur Tiefe senkt B (Zyro). —
Nach- Nö-: die letzte Furche, wenn keine Erde zur
Ausfüllung derselben hinauf getragen wird und sie
also offen bleibt. Bas sind hi'lässiy Biirslüt, si lu'ind
e tüfi Nohfurre" ZO. -- Sc- = Grundf. L; Uw; Z.
Auch das Recht des Fischfangs auf dem betreffenden
Teile des Sees, über welches L mit Uw schon im XV.
Streit hatte. — Spalt-: die Mittelfurche, welche
gleichsam den Acker in 2 Hälften (Spähen) teilt
TnTäg. — Strüch-: die vom oberflächlichen Pflügen
fStrüchen) entstandene F. S. — Wasser-: quer durch
den Acker gezogene F. zur Ableitung angesammelten
Wassers L; Th; Zg. ,Ein wasserfuren, die man machet
mit zweien angeschlagnen riestern zwüschend zweien
ackeren, dass das wasser dardurch ein ausgang oder
auszug habe, sträng.' Fris. In eine andere Wortsippe
hinüber gespielt: ,Man soll haben im Brüel [feuchte
Wiese] wasserfuoren.' XV., Ofpn. Spreitenb.
furren AAEhr.; Gr; Soii; W, f'ören AASeet.:
1. allg. im Acker Furchen ziehen Aa; Gr ObS. ; Uw;
W; zu ,\cker fahren. PjHEL. — 2. die unterste
Furche im Feld ziehen OnPani. — 3. die Erde des
Ackers zur Ausgleichung nach oben hin tragen GrAv..
Sav., Vals. Syn. üf-furren, -lierden. ,Die steile Lage
der Äcker macht das Aufführen der Erde (Äufherden.
hier Fuhren) nötig, eine mühsame Arbeit.' Gk Samml.
1805. — 1. mit der ,Haue' [Hacke] der Mark nach
zw. zwei Äckern eine kleine Furche ziehen AAEhr.;
ScnSchl. (nach der .Furschnuer'); längs der Äcker.
Gräben ziehen GrD. — 5. mit dem Pflug (der dann
zwei Streichbretter hat) in einem .\cker die Wasser-
graben öffnen AaEIw. , Lirare, füren, wasserfuren
machen.' Fris. — ü f - = füren 3 Gr. — a" - : die ersten
Furchen auf einem .'Vcker ziehen, ihn zu pflügen an-
fangen AAÜb.; L; Tnllw.; Z; durch WegsduUl'en einer
Furche die Einleitung zum Pflügen trellcn Aa(H.);
Bs. tiberh. mit einer Arbeit anfangen L (Ineiclien).
— dri-furen: zum dritten Mal pflügen ScnScIil. (f);
das seit dem .Unimachen' gewachsene Unkraut unter-
pflügen W. iSo ril ('hiisle" (fliu' mit dem Acker:
'hrövhet, g'falyet, (/'»lislel. 'drifurel. tun Sömechnru
939
Far, fer, fir, for, für
9in
(l'kduft. AI'lktschek 18S(). ,ln dem Ackerfeld, so vor
dem 12. Mai gebrächet worden ist, war darnach das
Falg'en und das Strnchen oder anstatt stviichen das
Drifurren gut [zweckmässig], wann es schon trocken
war.' 1793, Tageb. Z NGlatt. Vgl. dri-faren.
Fur(r)eze" ScuSt., -ütsc ZAuss.. i-ze Si:n; Th,
Furrezi, PI. -inen Bs (Spreng) - f.: Querfurche durch
den Saatacker zur Ableitung des Wassers Es; Scn;
Th; ZAuss. .Furrezinen und Gräbli nuichon.' Sphenc.
.Furetzy, die; l'uretzinen niaclien, das sind die tiefen
furhinen und grüble, so man machet auf dem feld,
wenn es schon gesiiyt und geegget ist, damit das
Wasser dardurch geleitet und aufgehan werde, lira,
wasserturhen.' Mal. — fur(r)eze", -ä'zen: Wasser-
furchen ziehen ZAuss., Sth. ; Doppelfurchen ziehen:
die Mittel-P. ziehen Th.
Ob das Vb. vom Siibst. oder umgek. abgeleitet sei, wäre
au sich gleichgültig; aber da die Endung -ne hier nicht wie
z. B. in Fotjese auf ein (in diesem Fall nirgends bezeugtes}
-emeii zuriiclizuführea ist, und von urspr. Subst. auf -cse nur
etwa Ilimlizi-, Betthimmel, bei uns vorkommt, so wird wohl
ein Vb. intens., von fur(th)cn gebildet, anzunehmen und das
Subst. von diesem abgeleitet sein. Auffallend bleibt nur die
Schreibung mit «, welches sogar laug und iiochtonig ist. Es
nuiss also eine mit Umdeutuug verbundene Yerschiebung des
Accentes angenommen werden, etwa nach Amil. von .faulenzen',
dessen '2. Silbe urspr. auch nicht betont war.
fiir(r)elen I L; Z IS., furlen AiStauf.; BE.; Z,
förle Aa(H.); L: kleine Furchen ziehen L; Z; Syn.
mädlen. a) zwisclien zwei • angesäeten Ackern eine
ganz kleine F. mit der Hacke AAStauf. — b) im Kar-
tofl'elfeld mit dem PHuge BE. ; die Karte fi'eln furchen-
weise setzen „B;" ZIS. ; syn. ln%f(ejlen.
Lang-Fürler: eine Art Birnen Tu. Vgl. Lang-
furi-Äpfcl. ebd. — Lokal und nach einem zufillligcTi Stand-
orte benannt.
furi s. für-hin.
Furre f.: zornmütiges Weib, weibliches Ungeheuer
GW. — Scheint aus dem fidgendcu W. mit Anlehninig an
J'fuiic, Brummkreisel, gebildet zu sein.
Furi f. I: Wut. Furie, auch bloss Hast, Eile Gh.
Ettes in der F. tue". .Weil die Uneinigkeit in einer
F. u. Weinfeuchto entstanden ist.' 1610, Ausca. ,Er
fangt an. die ev. Kirchen mit grosser F. anzustürmen.'
(IlSchou. 1695. , Niemand grüssen, Niemand einen
Gruss abnemen. sonder als in einer F. hinlaufen.'
Zauberki 1704.
Furi'i f. II: einmalige schwere Not, Drangsal,
AnlUll W. Das ist a härti F. g'si", z.B. von einer
Krankheit. — Syn. Stuß; Stür; Tar. Gehört eher zu Furrt- i
im biUll. S. als zu dem vorhergehenden.
Fnrier(er) m.: in älterer Zeit ein Militürbeamter,
welcher für den Unterhalt (Fourage) und die Unter-
kunft seiner Soldaten zu sorgen hatte. Quartiermeister.
,Dass syn furier nit mcr dann uf 40 mann herberg
bestellt.' 1.531. iVsscn. Bildl.: .Alle wallfisch habend
einen füerer, leiter, zeiger oder furier.' Fischb. 1563.
,Metatores: lagerschlaher unil herberg-besteller. die
so den kriegsleuten ordnend, wie sy lusieren sollend,
furierer.' Pkis. Bildl.: Vorbote. ,Es kommend uns
alle tag nüwe gest, durcli die wir gescliwächt werdend,
dise sind des tods furrierer oder vorbotten.' Gualth.
1584. j.lohannes der Tan fer ist in der Morgenröte
des h. Evangeliums als ein lieblicher Morgenstern und
Furier vor der Sonnen der Gerechtigkeit vorher ge-
gangen.' AKwNGL. 1688. Jetzt ein Kontrolschroiber
bei der Kompagnie, der beim Fassen und Austeilen
der Lebensmittel und des Solde.s für die Kompagnie
betätigt i.st; dem .Qnartiermeister' des Bataillons unter-
geordnet. — Von frz. fourriii-.
furicren: ein(iuai'tieren. Quartier und Traktament
bereiten. ,Dass ieder [Soldat] sich nss den würts-
hüsern in die herberg mache, ja so er nit darin ge-
fuoriert ist.' 1553, Zellw., Urk. ,Aliquem coUocare
apud hospitem: eim herberg bestellen oder furieren.'
Fris.; Mai. ,0b er wollt das rathaus, da man dem
fürsten gefuriert hat [,da der P. traktiert werden
sollte.' 17'22], aufrüsten.' Sua. 1577. — In-: dass..
nur trans. ,Und ward in gemeldte hbf die kais. Maj.
und die übrigen [sein Gefolge] hin und wider by den
bürgeren und in herbergen zum besten eingefuriert.'
Platt. 161 '2.
Fnr (Fir, Foir) — PI. Für, Fürer — n.: Feuer.
1. als wildes Naturelement, a) im Blitz. Der Blitz
hat F. {/'schlage', es hat geblitzt (nicht: der Blitz
hat gezündet) VV; vgl. füren H. (Eig. bereits Über-
tragung vom Feuerschlagen der Menschen mit Stall I
und Stein; s. 3). — b) in Feuersbrünsten. F. im
Tacli. Zorn, Eifer L; S. Es ist F. (Gl), d's F.
ist (Id. B), er kfd 's F. (UwE.) im T. [bildlich für
.Schädel'], er ist in Zorn entbrannt; in GlM. auch: der
Meister treibt eifrig zur Arbeit. Bi-n-im ist grad 's
F. im 1)., er wird leicht zornig. Sülüer. Fr hat
g'scliti'itid d's F. im D. GA. 's F. ist em zum T. u.ie
g' gange ZWindl. Säge-n-i Öppis, isch 's F. im 1).
und er wüetet wie-n-e Leu. Breitenst. ,Wenn wir
von im die lauter Warheit schi'ybend, denn ist das F.
im T.' LLav. 1576. Vgl. 6 c. F. (.zem f.' Bs Peuer-
ordn. XIV.) laufen, laufen, um eine Peuersbrunst
löschen zu helfen (vgl. Z''.-Xn»/'= Löschmannschaft);
also: schnell, daher bildl.: laufen, die Hebamme zu
holen Z; dann auch, mit Verschiebung des Bildes,
Paten suchen Z (vgl. die syn. RA. de' fürig tichöpen,
Kock. n"legge": s. auch 3 b). Nüt im F. ha", Nichts
zu verlieren haben (vielleicht zu 3 c ß). Du hesch
chummlich [bequem, leicht] z' reden, du hesch Nüt
im F. GoTTH. NM us 'em F. bringe", trotz An-
strengung in der Ökonomie nicht vorwärts kommen
GTa. (urspr. keine Habe aus dem F. retten? kann
aber auch nach 3 erklärt werden: etwas fertig bringen,
von Handwerken, die mit Feuer arbeiten). Brand
als Mittel oder Art der Verheerung im Kriege. Mit
F. und Schwert dräue". Sulger. ,Trug F. u. Schw.
in den Gau und auf die Güter.' Wild, Eglis. ,Dass
syn hus zuo rotem f. [in Flammen] nfgieng.' 1522,
Strickl. S. auch fürio Sp. 20. — 2. eine Krankheit.
vergliclien mit einem um sich greifenden, verzehrenden
Feuer oder wegen Böte der Haut, welclie sie mit
sich bringt-. ,Das laufende F., eine gefährliche Ent-
zündungskrjinkheit, namentlich junger Kühe, während
welcher sie Blut misten.' Alp. 1806. .Das fliegende
F., der fliegende Krebs, eine ansteckende Viehkrank-
heit.' ebd. Auch: .das wilde, kalte F.' .Erysipelas.
morbi genus, das heilig F., die rose, überröte.' Denzl.
Vgl. StAntons-, Heid-, Heil-, Wild-F.; Karfunkel;
Angriff; Lendvnliluet; Bot; Biisüch; St Antims- Bauch :
Vierteil. — 3. F. in der Hand des Menschen als
941
Far, t'or, Hr. t'or, Jür
942
Mittel zu Kulturzwecken, a) als Signal in Kriegs-
zeiten. Vgl. Kridni-, Lärm-F. .Welichs tags sy aber
Jen stryt tuon, so wellen sy an demselben ort die
grossen für machen.- B Katsman. 147t). — b) als
Criminalstrafe. Verbrennung. Scheiterhaufen. Vgl.
Ziianij-F. .Jene Frau, welche mit dem F. gerichtet
worden ist.' l.JTd, Absch. Hieran schliesst sich viell.
der bildl. Begritf der Feuertaufe. ,Ein jetlicher mensch
muoss mit für gesalzen syn [getauftV].' 1531, Absch.
(als eine der Bibelstellen angeführt, welche nicht
buchstäblich verstanden werden dürfen). — c) in
Handwerken, a) dem der Bäcker. ,F. intuenS im
Backofen F. machen. ,Ze F. lüten', den Feilbäckern
mit der Glocke das Zeichen dazu geben. ,Swer hie
bachet veilbrot. der soll nit f. yntuen, e dass man ze
f. lüt.' Stadtr. DiESSE.NH. ca 140Ü. — ß) der Schmiede.
Wer '»■ F. Schacht, mtiess nid Schmid teerde". Ineichkn.
— d) im allg. Hausgebrauch, im Herd zum Ko-
chen, im Ofen zum Brodbacken und Heizen, auch
zum Anzünden von Licht. \ g\. filren 1. ,Iias f. lüten',
das Einbrechen der Nacht durch Läuten der Bürger-
schaft anzeigen. ,Die wächter sond zuo sumerszyt
und zuo winterzyt, so man das f. lütet, uf das rathüs
gan und die 4, so an die gassen zuo wachen gehörent.
sollent zuo stund üsgan.' Scu Bichtebr. Ds F. treche",
s. tr. Ob 'em F. ha" s. ob. So u-olt ich für eui Be-
ligion nümme F. schlö, wollte nicht viel darum geben,
wohl mit Bez. auf Tabakrauchen. Klostf.ukräpfleix
1841. .Diser [Magentrunk] lasst sich trinken, wann
schon kein feur im haus ist', d. h. wenn man noch
keine warme Speise im Leibe hat. Schimpfr. 1C51.
Jez isch in-ere assa schuJiye [so schrecklichen] Armuet
■inne, dass 's F. iw noinina [nicht mehr] icarm git
Arl. Tr<'c dem F. am Nöcliste", der u-ärmt - si''' am
Beste. Ineichen. Wer z'erst a's F. chuniit, de'' ivärmt-
si''' ZWl. F. und Eauch formelhaft verbunden zur
Bezeichnung des Haushaltes, bes. mit dem Zusatz
eigen. Eigi F. u. R. hä" Gl. In diesem S. auch F.
allein: ,üie so in der dorfmarch sitzend mit eim f.
[in ungetrennter Haushaltung] und [wenn] us dem
zwei f. wurdend, also dass ein sun oder tochter von
vater und mutter zuge.' 1476, B. (In Ai- auch nur:
ägna" Bauch fiiera"; vgL ,Brot und Eauch.') Vgl.
dagegen F. m. B. in bildl. BeJ. unter 4 e. Ebenso
F. und Liecht A.\; Ap; Schw. F. ond Liechl b'sitsa'
kv. ,Zum Bezug dos Holzteiles sind berechtiget,
welche eigenes Feuer und Licht besitzen.' Sc'hw. ,Ein
jeder, so mit f. und \. in dem gricht [Bezirk] sitzt
[wohnt].' 1470, B. ,I)o ich mit f. u. 1. g'sessen [an-
sässig, wohnhaft] bin.' NM.4N. ,Wer ein Jar lang
allhie in dem Kilchgang [Kirchspiel] F. u. L. gehaii
hat.' IG'29, ÜBW. Aber mit buchstäblichem Sinn im
Nachtwächterrufe: Lüsched F. u. L.! , Unbehutsame
fürer oder liechter tragen.' 1535, ZElgg. Herrsch.-K.
Zwiisclisftj F. u. L., in der Abenddämmerung (zwischen
dem Anzünden des Herdfeuers zum Kochen des Abend-
essens und dem Anzünden des Lichtes in der Wohn-
stube oder wie under JJechten Sp. 3'25 u. Anm. .zwi-
schen dem Tageslichte und dem künstlichen', dem 7''«;')
Ap; Gl; GWa.; TnHw.; Vw; Zc; Z. ZKÜschct F. u.
L. g'si-ht 's Niemer Z OGlatt, scherzh. vcrk. und ent-
stellt: Zw. F. und g'seht 's Niemer Z. — e) als Über-
rest alten Natnrgottesdienstes (F.. Sinnbibl der
Sonne), an .lahreszeit-. Kirchen- und Volksfesten. .In
den Gemeinden des GlH. besteht die uralte Sitte, dass
am StFridolinstag unil den ihm vorangehenden Tagen
überall von der Jugend der Gemeinden auf den Höhen
Feuer angezündet werden.' Z Anz. ISöfi; s. Fridli-F.
Die Sitte solcher F. ist allgemein und einzelne solche
F. haben besondere Namen; s. d. Conipp. — f) das
Schiessen mit Feuergewehren und die technische
Beschatlenheit der letztern. Im F. cvereiere, mili-
tärische Übungen mit Schiessen machen; aber auch
bildh: streng verfahren, ernsthaft Etwas betreiben,
z. B. den Unterricht in der Schule L. WU vom F.
(Syn. G'schütz) git alt Lüt (auch ChriegsliU) Gl; Z.
Wahrsch. gehört hieher auch: J*'. schmücke', Gefahr
wittern; nhd. , Lunte riechen'. Er het-si''' 'packt:
i glaub, er het F. g'schmeckt. Breitenst. 18tj4. .Neues
F.' s. das Comp. Nü-F. — 4. F. rein bildlich.
a) .Anfahen, fhür empfahen, concipere.' Mal., zszu-
halten mit der Redaktion von Fris. : ,Concipere mu-
lieres dicnntur: anfahen oder empfahen.' und .Ignem
concipere: hold [verliebt] werden.' — b) Schamröte.
,Notat ora pudor, das feur gat im vor schäm durch
das angsicht aufher. er wirt ganz rot von seham.'
Fris. — c) Zorn. Vgl. F. (im Dach) 1 b. Es geit-mer
es F. fif, ich werde unwillig, zornig. Es gähs F.
fassen, in jähen Zorn geraten W; Syn. g'fürigs cho,
ergrimmen. Er het 's F. im Chopf (Syn. Dach), ist
zornig UwE. /" 's F. cho", hitzig, zornig werden,
ebd.; Syn. üfbrennen. Yg\. füren (J a. Werden tcie F.
und Biichsepulrer, d.h. von Zorn entbrannt. KSchärer
18Ü4. — d) Streit, Wortwechsel; auch dim. Fürli.
Es ist zwischun isch [uns] as Fir (Firli) üfg'gangti"
W. F. tragen, F. zutragen, aufhetzen. Schild. Es
git F., es entsteht Streit Z. Vgl. füren (ib. — e) ver-
mischte bildl. KAA. Öl i 's F. schütte'. Strau zum
F. träge". Ei"i)i dur''' e F. dure laufe", ganz ergeben
sein. Si'Lii. Ich tvär im [ihm zu Liebe] dur d's F. dure
g'spyrange Gl; Z. Si gienge"-mer dür'' sehe F., wenn
i ivetti B. !''• will d' Hand i d's F. hü", 's isch nid
war (Rest eines F.-Ordals; vgl. Gift) B. 's F. fallt-em
vom Chopf uf d' Füess, er fällt aus einem Unglück
ins andere. Schild. Zwüsche zwei F. cho'. Sulgek.
, Einem F. in die Schuhe legen, in den Schuh machen':
Angst machen, zu Etw. antreiben. Vgl. .einen Floh
ins Ohr setzen; die Hölle heiss machen; die Katze
den Buckel hinauf jagen.' ,Ja, 's mag ihm Feur in'n
Schuh gmacht worden sein [darum hat er sich aus
dem Staub gemacht].' UliRÄu«. 178'2. ,Wart sie nur,
die hagelsüchtige Xantippe, ich will ihr Feur in die
Schuh legen.' ebd. 1777. ,F. in den Schuhen haben',
das Passiv zum vorigen. , Laufst, als wenn du Feur
in den Schuhen habest.' ebd. Ebenso: ,F. im Sack.'
,Er lauft, als wenn er Feur im Sack hätte — wann
er Geld hat.' ebd. 1780. ,F. im Hintern.' Er lauft,
wie wenn er F. im Hindere hält, wie ein Pferd, deni
mutwillige Jungen einen brennenden Zunder unter
den Schwanz gelegt haben. Sri,(iBK. Ähnlich ferner:
Er lauft, wie tcenn-e [ilin] grad 's F., jage wor [würde].
Stutz. Es rennt und springt do Alle^; wie wenn s*
.v'cher 's F. wor jage. ebd. 's F. im Elsiss [Elsass]
(Aa; Bs; B; S(.HW;'S; Zu; Z), i Holland ('/A, z' Basel
(Aa; L), t»i Schwarzwald (Aa? SV Dietsch), z' Bade»
(ZWettscIiw.) g'seh, i. S. v. in Folge eines Schlages
od. Stosses an den Kopf subjektive LichteiiipHndungen
haben; meistens in Form der Angabe des Betroffenen;
/■'' ha' g'meinl. j'* g'sech \i F. usw., oder der Dro-
hung eines .Vnilern. z. H. : Sclurni, mlcr (•'' hau di'''.
943
Far, fer, fir, far, für
944
dass d' 's F. z' Baden unne g' sehst! Oder: Du liriefßt
e Mühchclle (es Chlefi L), dass d' Basel im F. g's'ehst.
Rheinsohnaken. Oder: Gcnd im Ei's, dass er 's F.
im F. Hilde (jscht. Fkeiämter 1841. Auch in anderer
Verbindung: ,Er kriegte einen Schlag auf 's Auge,
und wie liell ihm das Feuer im Elsass dabei zündete,
so konnte er doch nicht erkennen von wem.' Er hed
der Chopf a'g'schlage, dass er d's F. im E. unde g'seh
hed ScHw. ,Mädi hatte noch nicht ausgeredet, so
hatte es Eine im Gesicht, dass es das Feuer brennen
sah im Elsass.' Gotth. Er [der Stier] giislet [stösst]
mi''' mit 'em Hörnli i de Biqipene [Rippen] ume, ass
i 's F. im E. g'seh bis iif Slrushurg abe. Joach. Wenn
i''' o" seJbi Biiete denke, 's isch mir, i g'sehi jetz no'''
's F. im E. BWvss. .Schlägt auf die .\ugen, dass es
sprüht, Dass man das Feur im Schwarzwald sieht.'
.\DiETsi:u 1844. Auch mit Bez. auf die tätige Person
als Subj.: Eim 's F. z' Basel (im Elsass) zeige", mit
Schlägen abstrafen L. Auch zur Schilderung grossen
Schreckens: i''' ha y' meint, i''' g'sech 's F. im E. S.
Mit Veränderung des Sinnes wird wohl auch etwa
gesagt: De'' het 's F. im E. aw'' scho" g'seh! hat auch
schon einige Welterfahrung, z. B. in unsauberen Din-
gen Bs. F. und Rauch sprichw. verbunden und ver-
glichen: De'' hed me B. als F., oder: ril B. aber wenig
F., zur Bezeichnung eines dummstolzen Menschen L.
Frönd F. ist nit so hell wie de B. diheim, man schätzt
das Eigene höher als das Fremde. Si'ujer. .Unsern
Rauch heller dann frömbdes F. achten.' Wurstis. Es
ist kes [kein] Bnnchli öni es Fürli (od. es ist allimäl
aw'' es Fürli derbl), oder umgek. kes F. öni es B.
(derbl), keine Erscheinung ohne Ursache, oder keine
Ursache ohne Wirkung. Wer 's F. will g'nüsse, de"
muess de B. nid vcrdrilsst". Suloer. F. und Wasser.
Wie F. und W. geg enand si" ZO. ,Die VÜrte finden
für gut, das F. mit W. zu dämpfen.' 158.5, Absch.
,[Der Verräter] trug W. in einer, F. aber in der andern
Hand.' Lauf., Beitr. 2, 15'2. F. und W. sind ztce giiet
Chnecht, aber bös Herre". Sulger. F. und Strau sind
g'förligl [gefährliche] Nöchbere. Ineichen. F., Wueste
(Husten] und Bud [Krätze] sind bös [schwer] z' ver-
berge^, ebd. — Aberglauben: Wenn men i 's F.
speazt [spuckt], chniint me" Bifen über [bekonnnt man
Hautausschlag] B; ZWl. Numme der Tüfel speut i 's
F. B. Wenn men i 's F. brünzlet [pisstj, so chunnt
me" Blöteren [Blattern, Hautblasen] über. SiiL(iER.
Wenn das F. knallt oder knistert, so schliesst man
auf Regen oder Wind.
Mbd. /iuirei: UtT l'hir. mit zvigesetzter Emliiu;; -er iiucli
im Elgg. Herrscli.-Keclit 1535 (.flirer'); bei HBuU. 1572
(,Da wurdena wachteu gestellt und vil fluiwrer gemacht.')
u. bei AKlingl. G. B. (,Alle feurer der weit.'). — 3 d. .Für
lüten' bezieht sieb auf die Tageszelt, da man Feuer, d. i.
Licht, anzUudet. — 4 e. Die RA. vom /'. im EUma, in Hol-
land, historisch mit Bez. auf die Kriegsführuug der Fran-
zosen unter Ludwig XIV. in jenen Gegenden zu erklären,
deren Schrecken durch das Gerücht den Rheiu liinauf bis
in die Schweiz gedrungen wäre, ist nicht wahrscheinlich und
auch nicht notwendig (ddch vgl. auch: wu tt« «o angatUg,
brönnt 's iipiie im Ehi».' B); jedeuf. wäre ,ieue Erinnerung
später erloschen, da man sich mit den nähern und damals
nicht betroffenen Orten Basel, Schwarzwald und zuletzt sogar
AaBaden begn«gte. (Vgl. ähnlichen Wechsel z. B. in dem
Kinderliede von den drei Marien usw.) Im Schwarzwald
seihst wird im selben Sinn abwechselnd mit Ehis auch der
benachbarte Heg.au (Hei/il genannt. Ohne Ortsangabe sagt
man gleichbed. t'rz. j'ai cru vuii- :i'> rliaiiddlen ! it. vf:d4;rc le
aiellc, und es ist ja ganz natürlich, dass man in der deutschen
Schweiz zur Bezeichnung der Ferne den einzigen einheimischen
Strom gewählt hat, auf dem man zu Schiffe ins Ausland
gelangen kann. Verwandte RAA. sind: Hast y'seh lüchtt",
läihe" [rauchen], womit man auf eine überraschende Kund-
gebung aufmerksam macht; und er hat mi^^ f/'sishüttht. i'"''
ha" rfiuciiit, i'''' müe>i min Chopf im Ehi*ln unne nuerhc^ Z. —
In dem angeführten Aberglauben erblicken wir einen Rest
der alten Scheu vor dem Elemente als einer heiligen, aber
eben darum auch furchtbaren Macht.
Aglen-Für: Feuer auf dem Felde, in dem Aglen
(s. Ägne Sp. l'27/8) verbrannt werden, bes. im Herbst,
eine Freude der Jugend ZDättl. Vgl. Herdöpfel-F.
— Alp-: am Abend vor der Alpfahrt auf einer weithin
sichtbaren Ecke eines .Maiensässes' an einer aufge-
steckten Tanne entzündetes F. GRPr. — In-: kleines
F. im Ofen, wenn man nur schwach heizen will. Nur
es I. machen BO. — Antonis-: eine verzehrende
Krankheit, gegen welche der h. Antonius (s. Sp. 3.51)
angerufen wurde. ,Eine sehr bedeutende Krankheit
unter den Schweinen auf den Alpen des Gl Grosstals.
N. erklärt diese Krankheit für ein bösartiges Schar-
lachüeber (febris erysipelatosa maligna), auch Rotlauf,
Rose oder das StAntoniusfeuer genannt, welche mit
der sogenannten Plag oder mit dem Milzbrand sehr
nahe verwandt war.' Alp. 1821, 304. .Ignis sacer,
SAntonis feur oder die brennend raaeh. Pusula, ein
böser umbfressender schad mit vil bläterlinen, wilde
und hitzige zittermal; etlich nennend's SAntonis feur
oder plag (raach).' Fris. ; Mal. ,Es sollen Zeugen
verhört werden, welche schwören sollen, dass Gottes
Rache und das h. A.-F. sie verderben möge, wenn sie
falsch zeugen.' 1574, Absch. Vgl. Für 2. — Herd-
Öpfel-: von der .Tugend am Schluss der Kartoffelernte
aus den Stauden der Pflanze entzündet Sch; Z, Vgl.
Aglen-F. — Osler-: eines der vom Volke seit alter
Zeit veranstalteten Jahrzeitfeuer; s.Fär 3 e (also ohne
Beziehung auf das christliehe Fest, ausser so weit
diesem selbst ein um die selbe Zeit geübter heid-
nischer Brauch zu Grunde lag). In AaEIu-. wird am
Ostermorgen zwischen 7—8 Uhr das auf dem Kirchhof
entzündete F. vom Pfarrer gesegnet; jede Familie
lässt dabei etwa ein Scheit anbrennen und bewahrt
es als segenskräftig. Im BAmt Delsb. verbrannte (um
1822) der Pfarrer in dem Ü.-F. ein Neues Testament
(um das F. segenskräftig zu machen V), und sein Scheit
nicht anbrennen zu dürfen, galt als Strafe.
Feg-, Feck- AABb. (.«); LB.; S (rf;). Meinst gang
no [immer noch], dass e Hell und F. .lind? LE. Vor
rile tüsig Jöre ist weder Hell no''' F. g'sl". Schild.
Us ''em F. i'n Himmel kxBh. 's ist e Sei iis ''em F.
erlöst (auch: i"'" Himmel g'lüpft S) worde", wenn eine
alte Jungfer heiratet L (Egli), aber auch (mit Var.
en Schnider), wenn zwei Personen im selben Augen-
blicke den selben Gedanken äussern Sch; Z.
Die Ausspr. mit k weist auf /cctoi entw. i. S. v. , flackern',
sich hin und her bewegen (s. ß'clen II Sp. 731) oder, so
weit es mit c' gesprochen wird, von , prüfen' (s. Sp. 7'26),
da ja das F. ein Läuternngsjjrocess sein soll. S. auch I\x-E.
— Zu der obigen RA. vgl. Stl.
Vor- Bs, Für- ZZoll., Für- Aa: das nach be-
endigtem Heizen des Backofens aus den unter dem
Loch desselben (also vorn, s. ror) zsgcscharrten Kohlen
unterhaltene kleine F., das entfernt wird, sobald das
Brot eingeschoben ist und bevor der Ofen geschlossen
wird. Svn. Bliis- (Bleeh-)F. Vgl. ,das Brot' 28. 's hat
915
Far, ffi-, tir. inr. für
946
lustig e V. g'lället im O/'elocli, 'ass d' Hits nit het
chänne" verfliege". Bkeitfnst. 1804. — Verfassi^gs-:
zur Erinnerung an die Annahme der Verfassung des
Kts B am 31. Juli 1830. Auch Jakobs-F. genannt
(s. d.) und später auch auf die Verfassung vom Jahr
IS-ltj bezogen. Die urspr. zur Feier des Hochsommers
üblichen Feuer (vgl. Johaniiea-F.) wurden um einen
Monat verschoben und auf Termine der politischen
Geschichte gerichtet. Die Kinder in den Dörfern
schaaren sich zu Umzügen mit Papierlaternen udgl.
zusammen. — Mitte-Fasten-: Fastnachtfeuer in
der Mitte statt im Anfang der Fastenzeit. So in Obw.
wo man um eine grosse Tanne herum Schilfrohr band
und es anzündete. Auch in LG. wurden die Fast-
nacht-F. bisweilen erst um Mittefasten abgebrannt.
LüTOLF, 563/64. In Ndw auch einfach Fasten-F. ge-
nannt. Vgl. Öster-, Märzen-, Fasnacht-F.
Fex-: = Feg-F. ,[Dass man für die armen Seelen
Niclits zu tun brauche] dann kein f. nüt wäre, denn
Gott hat uns all mit sym tod erlöst!' Anhang zu
Eui.lB.. Chr. — Dieses Fex- viel], nicht von ,fegen', sondern
ümileutuug von lat. rtxare, vgl. bern. I'ä.c ni., Verweis.
Flöh-: ein neben dem eigentlichen Fastnacht-F.
entzündetes kleineres BsPfefF.
Flack-: Strohfeuer. Nw so es F., das git nüd
heiss Z. — Zu flachern, schnell aufflammen.
Pride U-. jFlamraae pacales, fridenfeur, fröuden-
feur.' Fris.; Mal. — Fridli-: zu Ehren des Landes-
patrons StFridolin am 6. März auf den Höhen ent-
zündet Gl; s. Für 3 e.
Heid-: 1. Feuer auf der Heide, aus verdorrtem
Gras. Rasen ['?] ZLunn. — 2. Rotlauf, wandernde Ent-
zündung Es. Vgl. Für 3. — 3. = Heiden-F. 4.
Da das Fem. .Heide' unserer Sprache sonst fremd ist
(ausgenommen Heidberi, entstellt Ueu-peri, Ifeiii, Heidelbeere),
so beruht 1 viell. auf Irrtum oder Umdeutung, etwa aus
dem folg.
Heide"-, Heid- Zo; UwE. (in Bed. 4 neben Haut-):
1. F., das Heiden anzünden, z. B. Zigeuner. ,Mit den
Zigeunern und Bettlern im Wald bei gestohlenen und
gebettelten Braten und Kuchen um ein H. herum-
tanzen.' HPest. 1787. F., das aus heidnischer Vorzeit
stammt: Fastnachtfeuer Aa (Roehh.); s. Oster-F. —
'2. grosses, gewaltiges F. Z. [Heiden- in abstr.
verstärkender Bed.; vgl. Höllen-.) — 3. eine um sich
fressende Hautkrankheit [V]. Vgl. Für 2. Wenn
mir nw eini [Fabrik] ufchi' lönd, se fresset s' noh
[nach, um sich] wie 's H. Stütz. .Macht doch, dass
die G'rücht nicht weiter um sich fressen wie das H.'
ebd. Doch an beiden Stellen viell. i. S. v. 4. — 4. das
sog. Windfeuer, d. h. die Erscheinung, dass bis-
weilen in dem am Boden und an den Seiten von
Pfannen oder Kesseln, die über dem Feuer stehen,
haftenden Russ zahlreiche kleine Funken entstehen,
die durch einander wimmeln; die Erscheinung wird
meistens als Vorzeichen von Witterungswechsel, Ein-
treten von Wind od. Regen, betrachtet SchwE.; UwE.;
Zg; Z. Vgl. füren 2, heid füren, fürig. 's lii'it Heidef.
g'hii" d" der Pfcuiiie, 's diil't iif Slunii und \Vi>td.
Stutz. In tiStdt sagt man von den wimmclnilcn Glüt-
chen: der Mesmer hisorgct d' Lüili; älmlidi in Z beim
Verglimmen von Papier: d' Lüt giiiid us dr Chile
[Kirche].
Schweiz. Idiotikon I. 7,
Bed. :i kann, wie 4, auf der Ansicht beruhen, dass die
betr. Auffassung des F. eine heidnische Grundlage habe; doch
kann Heiden- bei 3 anch die Bed, von .verflucht, verderblich'
haben wie lat. ,sacer' in der Benennung ,ignis sacer' für
,Antonius-F.' Vgl. auch Heil-F. Die mit i verbundene Vor-
bedeutung stürmischen Wetters mag zunächst darin begründet
sein, dass die Seelen und die ihnen vwdtn el bischen Geister
teils als Lichter, teils als Lufthauche gedacht wurden; es
konnte also die Lichterscheinung auch eine Luftstrfimung zur
Folge h,^ben, ähnlich derjenigen, welche nach dem Volks-
glauben durch einen erhängten Menschen bewirkt wird, dessen
unselige Seele, in das Luftreich zurückkehrend, demselben
ihre stürmische Bewegung mitteilt, und entsprechend der Be-
deutung des Wilden Heeres als Sturmwind und Geisterschaar.
Heil-: Hautausschlag auf der Hand, den man
durch Zaubersprüche vertreiben zu können glaubt BO.
Gemäss der Anm. zu Heiden-F. kann Heil in dieser Ver-
bindung auch .Unheil* bedeuten; aber viell. ist geradezu an
Heilbarkeit zu denken.
Hölle-: grosses F. Z. Vgl. Heiden-F. 3. Ir sölled-
iiier es H. in euerer Chuchi «.s-.se ha", so heiss ist die
Suppe. Es H., wie trenn er wetted e He.v brate' Z.
Hengert-. ,Am Abend zünden die Älpler, wenn
es Nacht wird, mitten in der Hütte das Hengertfeuer
an.' Gk Kai. 1872. — Hmyert (Heimgart) = Abondbesuch,
-gesellschaft.
Hau(p)t- s. Heiden-F. — Rü^tev-Furli": Feuer,
welches die das Vieh hütenden Knaben im Herbst auf
der Weide machen, zum Zeitvertreib oder um sich
dran zu wärmen Th. — Johannes-Für, Santjohanns-
BS., Johanni- W : urspr. zur Feier der Sommersonnen-
wende, in allen deutschen Landen und noch weiter,
seit alter Zeit üblich; im Kt. B mit veränderter Zeit
und Bedeutung in Jalobs- und Verfassungs-F. ver-
wandelt, s. dd. — Jakobs-: im Kt. Bern an die Stelle
der (mehr bei den Katholiken üblichen) Jnhannes-F.
gesetzt und auf das .Andenken der siegreichen Schlacht
bei Vilmergen ('25. Juli 1712), später auch auf die
Annahme der neuen Verfassungen in den Jahren 1831
und 1846 (im letztern Fall nüt halb scherzhafter
Nebenbeziehung auf den dabei hauptsächlich tätig ge-
wesenen Staatsmann Jakob Stämpfli) bezogen; s. Ver-
fassungs-F. — Kuchi"-. ,Bei uns, wo das Feuer
auch, das wir brauchen, nicht elementisch, sonder
nur Kuchifeuer, ein angezündeter Flamme oder Luft
ist, kann es nicht änderst sein, dann dass die bei uns
scheinenden Element einen immerwähreuden Streit
miteinanderen haben.' JZieclf.r 1647. — Kriden-:
Signalfeuer bei Ausbruch von Krieg; s. Für 3 a und
Lärm-F. .Dass die wehrfähige Mannschaft, sobald
das Krydenfür und das Krydengeschütz angegangen,
bewaffnet an die bestimmten Plätze ziehe.' 1543, Abscii.
- Mhd. kmk f., Kriegsgeschrei, Losungswort; zu frz. critr.
Laub- in der R.\.: Es göd umme wie ncs L., ent;
stellt aus dem gleichbed. Lauf-F., mit Umdeutung auf
ein F., das etwa nach .\rt eines Waldbrandes in dürrem
Laub entstehen und um sich greifen könnte. — Lärm-:
Kriegssignal, s. Knden-F. Und wenn de Find t* 's
Land vfallt. Und 's L. uf de Firne wallt. MisN. 1836.
— Baumer-Märt-: F. am Tag vor dem Jahrmarkt,
der in ZBaunia je am ersten Freitag des .\pril Statt
findet. Audi diese Feuer, zunädist eine Fortsetzung
der Fastnadit-K., sind ein Rest der zur Feier des
Frühlings üblichen F. Vgl. Oster-. Märzen -F.
Märzen-: einer der Namen für die Frühlings-F. .Hy
ilni Fassiiadit- und Mi'rzcntürcron wirf vil wuols und
947
Far, fer, Hr. for, für
048
ergcrliclic sachen mit tanzen und in an'lere weg- ge-
triben.' Z Mand. IGOl.
„Mott-, Mutt-Für: Schniauclifeiier in ausge-
stochenem und aufgeschichtetem Rasen." Sj-n. Motf-
Hüfen. — Motten, schwelen; Mulle, ausgestochener Rasen.
Fasnacht-: bis auf heute in den meisten Kan-
tonen (also auch reformierten) üblich (nur an yer-
schiedenen Tagen, docli meist am Abend des ersten
.Sonntags der Fastenzeit, in Ap am sog. Fuiikemonntag.
s. d.) und bes. ein Pest für die Jugend. Mit dem
Abbrennen der Fasnachtfeuer sind d' LiechtU furt-
g'schicJct, d. i. hört die .Arbeit bei Lichte für einmal
wieder auf ZO. Die Knaben haben Holz dazu von
Hause mitgebracht oder vorher herumziehend vor
andern Häusern gebettelt, wohl auch gestohlen. Das-
selbe wird auf einer Anhöhe um eine Stange oder
Tanne herum aufgeschichtet und bei Einbruch der
Nacht angezündet. Die Jugend tanzt unter Jubel-
geschrei um das F.; auch werden glühend gemachte
Scheiben (s. Sclühen] unter Au.sruf von Wünschen in
die Luft geschleudert (ZBachtel. Kegensd.). Sind die
letzten Funken des Feuers verglüht, so kehrt die
Jugend, alte Lieder singend, ins Dorf zurück (ZSth.);
die altern Bursche und Mädchen schwärmen die Nachl
durch (S). In AABb. gilt der Spruch: Wenn'x F. rim
. (hticind zieH, so häd me" 's Jör (Iure vil Oberwind.
Im L(t. war die Jugend beim F. früher z. T. ver-
mummt und mit Kesseln, Peitschen und Schellen ver-
sehen. Auf dem Pfahl oder Baum Tvar eine Stroh-
puppe (,Hexe') angebunden, welche mit verbrannt
wurde. Auch wurden mit Stroh umwickelte alte Räder
angezündet und bergab gerollt und sprang man über die
•zssinkende Flamme des Holzstosses hinweg. In alter
Zeit wurde das Feuer auch in der Stadt entzündet,
auch nachdem in Folge davon im Jahr 1508 eine
Feuersbrunst entstanden war. Im Jahr 1.596 wurden
die mit dem F. verbundenen Missbräuche auf dem
Lande verboten, ebenso wieder 1742 (natürlich ohne
Erfolg!). LüTüLP S. 563. Klagen über Verwüstung von
Wäldern durch Ausbeutung derselben für F. werden
in Z z. B. aus dem J. 1573 laut. Der Weibel wurde
angewiesen, den Knaben für jenen Zweck Etw. ver-
abfolgen zu lassen. Im J. 1569 vergleicht LLav.
schweifende Irrlichter mit den Fackeln, welche Kna-
ben bei den F. hin und lier schwingen, und noch 1670
lieisst es: .Gleichwie die jungen Gesellen zu Anfang
der sog. Fasten mit ihren angezündeten Fackeln bei
ihren F. etwann von allen Seiten her zusammen kom-
men, etwann sich wieder verstreuen, etwann auch
samtlich einen langen Reihen machen' usw. In einem
B Mandat von 1628 werden die F. sammt den Mum-
mereien ,heidnisch' genannt und verboten; 1790 in
AASarm. das nicht immer ehrbar abgelaufene Ver-
gnügen abgestellt. Laut vMoos .liefen unsere Alten.
wie die Kinder, den F. nach'. — Nu-: 1. zunächst
die neue Gestalt der Schiessgewehre, d. h. Percussions-
gewehre (mit Zündkapseln statt der frühern Peuer-
steinschlösser) Z ; s. Für 3 f. — 2. scherzhaft bildl. :
die Hosenschlitze gegenüber den Lätzen der altern
Tracht Z; Syn. Geschwind-F. — Nacht-: F., das in
der Nacht (auf Feuerstätten, in Öfen) brennt, oder F..
das bei Nacht auibrechen könnte, näclitliche Feuers-
gefaiirl^ .Haben IdGnH. angesehen [beschlossen] von
des Nachtfüers w6gen: wann Nachts Wind gand. dass
die Geordneten send üfstan by Iren Eiden und uf die
Gassen gan, bis der Wind gestellt wirf.' 1497, JKdTroll
1843. Ebenso ,und in jeklicheni Hüs die Menschen
wecken und inen bevelchen, jeglichs in syni Hüs zum
Für ze luogen.' 1501, ebd. — Baichen-: das von
den Fischern zum nächtlichen Fang der Baichen an-
gewendete F. L.
Blech -i^((Wj: das F. vorn in grössern Backöfen
zu Beleuchtung derselben beim Einschiessen der Brote
ApK., M. Vgl. auch Vor-F. — Wahrsch. entstellt ans
BVlH- umi uuigedeutet auf den blechernen Ofenloehverschluss.
Bläs-Für: 1. = Blechfürli ZO. Syn. Vorfür.
Nach anderen Angaben soll es das Entweichen der
Hitze während des Einschiessens verhindern. .Feuer
von leichtem Holz, welches man vor einem geschlos-
senen Backofen brennen lässt, um dem Brot eine
schöne Bräune zu geben.' Sprkng; vgl. blasen. —
2. das grosse F. im Backofen ApK. — BUu, Feuerbrand.
Herd-Platten-: Feuer des Herdes, bildl.: ,Aber
ach wie leicht mischet sich ignis foei, fremdes Herd-
blatten-Feur und der kalte Brand eigener Passionen,
under ignem arai, das Feur des göttlichen Heiligtums!'
Mise. T. 1722. — Schön-: Brand, der zur Ausreutung.
Säuberung (Schönen) des Bodens veranstaltet wird
aScHW. — Geschwind- s. Nü-Für. — Trott-: F..
das Nachts bei der Trotte [Kelter] unterlialten wird.
Rheinschnaken. — Wacht-. Im J. 1656 wurden in
dem Rapperswylerkrieg 73 Klafter Holz ,us Bevelch
m. gn. Herren zu den Wachtfüren in disem Wald weg-
genommen.' Hotz, Urk. — Wild-: 1. die unter i^iic ^'
bezeichnete Krankheit. .Das wildfür ze löschen.' XV..
L Hdschr. .[Spatzenkaat] mit schweinschinalz aufge-
strichen benimpt die hauptsucht und bricht das wild-
feur.' VoGELB. 1557. ,Das schmalz des baren ist vast
guot zum wilden feur.' Tierb. 1563. — 2. Windfeuer
(s. Heiden-Für 4) und aus diesem Worte umgedeutet?
Irrwische? ,Er sei wandelbar wie Wildfeuer, von
einem Ort zum andern wie ein Hase.' UBrähg. 1782.
Werr-Ffirn. Z, M^erre-Füri ScaviMa.., Twer-Füri
n. GSa.. Werr-Füli n. (il (neben -Fnri), Tuer-Füli
GG., Twer-Fili GA.: 1. Maulwurfsgrille. Erdkrebs Gl;
G; Z. Syn. Kornferli; Sossmörder. — 2. Engerling
unter der Haut des Rindviehs ZWäd. Syn. Ini/er.
Betr. den ersten Teil des W. s. das gleichbed. einfache
Werre. Dass der zweite Teil das W. .Feuer' sei, ist sehr
zweifelhaft, und die Form mit t viell. nicht Umdeutnng oder
Dissiinilationsforiu, sondern das Ursprüngliche. Das vorge-
setzte ( aus dem Art. angewachsen unter Anlehnung an licet-.
zwerch.
Zwang-: als Zaubermittel im Criminalprocess.
,[Die Pfarrer verboten,] dass man keine zw. (sind
noch in 60 jaren gebraucht worden) anrüsten und
damit die misstäter an das liecht ze bringen under-
ston sollte, wie bei unserer vätter zelten noch vor
banden gweseu, da aberglöubig leut vermeinen wellen,
mau könne über ein hell feur weiss was henken und
darzuo etliche wort sprechen und streich tuen, dar-
ilurch ein mensch etwas ze tuen oder ze lassen ge-
zwungen werde.' Vad.
füre": 1. Feuer machen (anzünden und unter-
halten) im Ofen (heizen, Syn. in-f.) oder Herd (vgl.
an-f.). allg. T)' Stube' ist heifs, er händ [ihr habt]
yuet (f füret Z. Se unt-me' füret und chochet, auf der
ganzen bewohnten Erde. Stutz, lüldl. : Fi'm under 's
Ü49
Par, fei', tir, for, für
950
lAH-h f., ihn von seinem Platz vertreiben AAEhr.
(wahrsch. lierg^enüninien von der Fuchsjagd). - - 2. mit
Keuersrewehr sehiessen Z. Bildl. : Uf Eine" f., mit
Steinen nach Einem werfen; auch: mit Worten schmä-
hen. Id. B. — S.Empfindung des Brennens ver-
ursachen; a) von geistigen Getränken. De'' M'l"
füret im H<ils Z. Der Brandui" firot, ii^C'-mw-nu
(ihn] scliliekt [schluckt] W. 's füret wie-n-en Sibe-
chelser dur d' Hahriire" ab. Stutz. Geist haben Ai' f.
— h) von schmerzenden Körperteilen, jucken, zucken.
Das hat (/'füret ! z. B. bei der Abnahme des ersten
Verbandes einer Wunde „Vw; Zc;" Z. Das Sewpf-
pflaster firot, dass i-sus [es] nimme erlidw mag W.
Da' füret Ki'm! z.B. bei Schlägen auf die Finger-
spitzen. Süi.HER. Es füret doch rerfluecht, sagt Einer,
der mit dem Kopfe gegen einen Andern gestossen.
Stütz. Es fnret-mer i" de" Fingere" Aa. 3ii,ni Filess
füred ganz, teil (•"'' vorher so g'frore ha" dra" Z. Es
füret-mer, ich empfinde Hitze, Entzündung BSi. —
1. (trans.) erhitzen. ,Ein ysen, so es gefüret wird,
brennt.- Zwingli. — 5. glühen, vom Kuss an der
Pfanne, i. S. v. Heiden-Für 4 und heid-füren. Di
l'fanne tuet f., es git schUchts Wetter W. — 6. (un-
pers.) blitzen AAEhr.; W. Es hat die ganz Nacht
(ffilret. Ahnlich von subj. Licbtempfindung i. S. v.
Für 4 e. F'' hä" dr Chopf so ang'schiagn", dass 's-mer
oor den Augu" g'ßrot hat W. — 7. erhitzt sein,
a) „von körperl. Anstrengung, z. B. laufen." Urne f.,
hastig, ungestüm herum laufen G; ScaSt. De'' Letst
chiimit g'schnüfig [atemlos] ine z' f. Z (ESchönenb.).
— b) von Zorn: toben, heftig werden, in Zorn aus-
brechen. DU'' hat g'firet! Uw. Vgl. Für 4 c. d. —
Mild, ßureii, feurig sein, -werden, -machen.
üf-: in Zorn geraten Ap. Vgl. iif -brennen. —
a"-: 1. F. anzünden B; G; Z. S. an Sp. 256, Anni.
— 2. sich antrinken UwE. Er isch a"g'fürt, hat einen
Rausch BBrisl. — .3. zum Zorn reizen L (Ineichen);
UwE.; intr.. Händel stiften L (Ineichen). M'enn's
a'g' füret isch, so brönnt 's. Schild. — i"-: 1. ein-
heizen Ap; Bs; B; G; Uw; Z. Auch trans., z. B. Bü-
scheli [Reisbündel] I. GA. — 2. (unpers.) von herr-
schender Sommerhitze. Es firot in W. — 3. sich durch
Essen und Trinken erwärmen Uw; bes. aber; tüchtig
und zu viel trinken, sich betrinken Bs; „L;" GA.;
ScH. — 4. ei"m l. : a) ernste Vorstellungen, Angst
machen Bs; ZO. Sjn. d' HöUheiss mache; imder-f.ä;
zice-f. 2; zünden. — b) verklagen, Verlegenheiten be-
reiten, indem man ungünstig über ihn bei Andern
spricht GA.; ZWj'la. 'i^yn. z' bös(es)t reden. ~ under-,
undere-: 1. Feuer unter Etwas legen B. — 2. mit
Dat. F., anreizen, antreiben, aus Trägheit aufjagen B.
Durch Verweis abhalten Etw. ferner zu tun B; FMu.
Vgl. in-, zue-f. — er-; erheizen, d.h. durch Heizung
hinlänglich erwärmen, il/n" mag d' Stoba gad fast
ni'id e. Ap. — vor-; den Backofen einige Stunden vor
dem Einschiessen des Brotes halb heizen ZFisch. —
heid- heut-: 1. glühen, Funken sprühen im S. von
füren 2 und Hcid-Für 4. D' Pfanne hed hined [diese
Nacht] g'heutfüret Scuw. — 2. wetterleuchten Si'hw.
Syn. hitz-, wetter-leichen. — hris-: das Gewerbe des
jHusfürers' betreiben; s. d. — mott-; 1. sog. Mott-
haufen verbrennen; s. M.-Hüfen. — 2. übertr. a) in
grossen Zügen rauchen S. b) ein Haus in Hrand
.stecken S. • — zue-; eigtl. ein Feuer unterhalten,
schüren; Syn. zue-srhürgen. tibertr.. m. Dat.. ornsilich
zureden, zu Etw. ermahnen oder von Etw. abmahnen.
Schi heint-ra [haben ihr] tichtig zueg'ßrot, dass scM
nit hlratun sella W. \'g\. in-f. 4 a; ander- f. 2. ,Ignem
ac materiam seditioni subdere, einem aufruor zuo-
schürgen, zuofheuren, fürderen. Parere soinnum alicui
mcro, Eim mit trinken redlich zuof. oder zuoscliürgen,
dass er entschlaft.' Fris. ; Mal.
Fürcr: Geschlechtsn. Gl; GT. — UM. firmiere, der
das Feuer entzündet oder unterhält.
Hüs- nannte man ehedem diejenigen Bäcker in
Bs, welche in der Stadt selbst wohnten und den Bür-
gern ihr Hausbrot zu backen, dabei aber nur schwarzes
Brot zu verkaufen pflegten, im Unterschied von den-
jenigen, welche in den Vorstädten oder in der kleinen
Stadt wohnten u. nur weisses Brot verkauften. Spreng.
Im XIV. erscheinen daselbst und in Liestal die Bäcker
in , Feilbäcker' und .H.' geschieden. .Die brotbecken,
es sygend husfürer oder andere [nämlich] weissbecken.'
1411, Stadtr. Liestal. Im XV. wurden die H., welche
sich angemasst hatten, auch auf Verkauf zu backen,
wiederholt in Bez. auf Quantum und Qualität in ge-
wisse Schranken, i. J. 1.545 aber wieder durchaus auf
ihr ursprüngliches Gewerbe zurückgewiesen. Eine
ähnliche Einrichtung taucht im XVI. wiederholt und
gelegentlich (wegen Teurung) in Z auf, wo inzwischen
die ,Foggenzer' allmählich aufhörten, dem ursprüng-
lich gleichen Zwecke zu dienen; förmlich organisiert
aber und zwar nach dem Basler Muster, tw. mit dem
von dort entlehnten Namen (neben Hüslieel;), wurde
sie 1622/3 und dauerte in dieser Form bis M. XVIII.,
da es den ,Pflstern', d. i. den bislierigen .Feilern'
und ,Foggenzern', gelang, durch freiwilliges , Haus-
feuern' die neuen Zunftgenossen lahm zu legen. ,Die-
weil die gemeine Burgerschaft, rych und arm, sich
bei den Hausbecken die Zyt her nit übel befunden,
da sollend dieselben fürer belyben, also dass menk-
licher den Husfeureren das Brot nach wyters ze bachen
geben möge, von den Mstr Pfisteren unverhindert.
Welicher aber bei den Husfeureren bachen lassen
will, der solle das Mehl daheim knetton und den Teig
zurüsten, und erst alsdann denselben den Husbecken
bringen, da dann hiemit die Hausfeurer dheinen Kun-
den das Mehl wyters, wie etwa vor der Zyt be-
schechen, abnemmen sollen, inniassen ein soliches an
anderen Orten und Stätten auf die Formb auch ge-
brucht wird. Was aber die Würt belanget, was sie
lür Brod ums Gelt verbruchend und den Gästen auf-
stellend, das sollend sie wie von Alter her by den
Ptistern nemmen und kaufen.' Z Katsverordn. IC'23.
.Dievvil besagte beid [2 mit Namen genannte Bäcker]
mit Bachen der Burgerschaft und mit dem Husfüren
(wie inan's nempt) anders Nützit [Nichts] getan dann
was MGnH. inen erlaubt, so sollint ire Schilt in die'
Zunfttafelen widcrunib recht getan werden, auch si
mit wytercm Bachen und Husfüren bis zu Ustrag der
Sach fürfaren und sie beide für ehrliche Meister und
Zünfter gehalten werden.' ebd. 1()25. ,Dass ernannter
tirob sich eines Gebächs allein gebruchen und hiemit
nebent dem gemeinen Bachen und Hausfeuren kein
sonderbar Brod bachen und verkaufen oder aber hin-
gegen des Hausfeurens sich nit gebruchen mögen
solle.' ebd. 1(131. ,l>iewyl doch das Hausfeuren kein
Ilandworch ist. diweil gemeinklichen die Leut den
Winter baclii'ii d;ih('iiiii'n.- Iii:'.!, / Arch. z. Wey-geii.
!>51
Par. fer. fir. for. für
952
Vgl. noch Fochenzcr Sp. 654; Hiisbeck; Ofenmann;
Hüshrod; u. s. , Das Brot' S. 142/9. — ,Wiss-': Weiss-
Ijäcker Bs, .s. den vorigen Art.
Fürete" ScHSt.. l'-F. Ap f.: .so viel Holz, als
man zu einmaliger Heizung brauciit. En I. Holz.
Püri m.: rothaariger Mensch. Id. B.
Püri f.: Brennstoff, Holz für Herd und (»fen B
(Zyro). — A"-: kleines Holz, das man zum Anzünden
des P. braucht. D' Ä. ist rerliideret [verlodert], aber
's Für ist doch nid a'g'yanrje [aufgegangen] BStdt.
fürig: 1. brennend, glühend. F furigs Schlt, ein
Feuerbrand Gl; Z. En f'-c M(V", es f-s Mannli Ap;
Bs; B; üch ( 3IännU) ; Z; en f-e Ma" mit eine g'lam-
)iete [herabhangenden] Huet GMels: Irrlicht, -wisch,
gedacht als die in Peuergestalt umgehende Seele eines
unseligen Menschen, bes. eines Markfrevlers. Syn.
hriiiniger 31.; Für-M.; Zünsler. F-i 3Iännli aber
auch: Glut an der Pfanne Bs; vgl. füren 3, heidfüren,
Heidenfür i (bes. der Mesmer und die kleinen Leut-
chen). Die färigi Frau heisst ein Kinderspiel und
in demselben das in der Mitte des Kreises der übrigen
stehende Kind, über dessen Haupt jene den Saum
seines Kleides mit der Hand enip(irhalten. bis sie ihnen
von einem herumgehenden Kind heruntergeschlagen
wird, worauf zuletzt die f. F. allein steht und die
weggelaufenen andern Kinder suchen gehen muss Aa;
Syn. .Königs Töchterlein'. En f-e' Mn", wo [der]
inuess g'loscht si", heisst ein Ehemann, der für ein
neugebornes Kind Paten suchen muss ZWyla. Vgl.
Für laufen unter Für 1 b. Von einem solchen sagt
man auch: de f. Schöjje" [Jacke] a"ha' G; Z (Stutz),
wlegge" Z, bräche". XVIII., Baüerngespr., im fürige
Schöpe" laufe" Z. — 2. leicht heizbar, von einem Ofen
Ap. Gegs. xm- (ü-) f. — .'?. scharf, brennend auf der
Zunge oder im Hals, von Gewürzen, wie z. B. Pfeffer
Ap; vgl. füren, von gei.stigen Getränken. — 4. rot-
liaarig B. — 5. zornig L (Ineichen). — G. fürigi Liebi,
eine purpurrot blühende Pflanze, a) Gauchheil, Ana-
gallis phwnic. Z; Üyn. Bliietströpfli, roti HennetuiugU.
b) Tag-Lichtnelke, Lychnis chalced. GSa., We.; U;
Syn. Für-Nägeli. — 7. fürige'' Busch, immergrüner
Weissdorn, Crata;gus pyracantha (nach IL Mos. 3, 2).
MhcJ. fiurcc. — Der GLiube, d.ass die Seele Licht- oder
Feuergestalt annehmen köone, ist alt und weit verbreitet:
das Feuer ist aber bei den /. Mannen^ verbunden mit der
unstäten Bewegung, zugleich Element der Qual, statt des
höllischen Feuers. — Der Grund der Benennung die f. Frau
ist nicht sicher zu erkennen. A'iell. ist sie ebenfalls Sinn-
bild einer zu Unseligkeit verdammten Seele. Bei /. Schupen
bezeichnet /. die Eilfertigkeit des Laufens oder die be-
drängte Lage.
ge-fürig g'ßrig U; W: 1. siedend heiss BBr.; U.
— 2. brennend; en g'firige Liechtstocl; W. — 3. leb-
haft. Es g'f-s Meitschi W. — 4. zornig. G'firigs cho,
zornig werden, in jähen Zorn -geraten W. VgL Für 4 c.
- - 5. bösartig. Es g'f-s Fell, böses Weib W.
für in: feurig. ,Mit einem fürlnen schwort.' Hs
ScBi-RPF 1497. .Also do sy lagen geflochten in diser
marter und sy das fürin rad triben und dis gross für
hin und her gewendet ward.' Ende XV., Ant. Z. ,Mit
fürinen zungen oder flämmlinen.' HBill. 1561. ,Die
äugen glänzend, als ob sy feurin wärind.' Tierb. 1563.
.Celestes faces, feurine facklen.' Fris. .Purin mannen',
Irrlichter. LLav. 15G9; 1670 (neben .fürig'). ,Er flani-
rnet wie ein füriiier scliaul).' BossH.-(joi,nsi'HM. .Die
flammen flackon heraus, wie feurene Funken.' 1707,
HlOE. — Mhd. ßuiin.
fürle": kleine Peuer machen, mit solchen sich
vergnügen, wie viehhütende Knaben im Herbste tun B.
für (för Ap, für F; P It Schott): I. Präp. A. mit
.\ccus. 1. räumlich, a) vor Etwas hin. Der Ober-
länder stellt geng [immer] eis Bei" f. d's andere, geht
beim Bergsteigen stetig, abgemessen, ruhig BBe. F''
mag nümme stige, es chunnt mer i" d' Bei" und f. en
Ate aScHw. F'' göne nu f. d' Feister e chli goge güggle
[um ein wenig zu gucken]. Stutz. Eiin der «S'ncfc f.
d' Tür {de" Bese" f. d' Füess. Spreng) g'heie", den
Dienst aufkünden Bs. Kei" Blatt f. 's Mül ne". ebd.
.Will er nicht mehr nach ihrer Pfeifen danzen, so
schnellen sie ihm f. die Nasen.- Goli. 1741. ,F. den
köpf stossen.' Hospin. Ei»i f. 's Liecht stö", im Wege,
hinderlich sein. Sulger. .Deshalben sy uns nit f. das
liecht stun müessent.' 1596, Zellw., Urk. ,Lä mich
sten f dich.' Hadloub. ,D6 stuond der kaiser üf f.
die fürsten.' Z Chr. 1336/1446. Oft noch mit einem
auf das Subst. folgenden Adv. verbunden, welches
genauere Ortsbestimmung angibt. Dö stöt si a.-i.ve [so]
f. in zue. Stutz. F. den Ofen ane stö Ap. De [du]
wirst f. mi''' ane chö"':' im Vorbeigehen bei mir an-
kehren. Stitz. F. 's Hüs abe, vor das Haus hinunter;
-üne, hinaus; -nohe, bis vor das H. ; -u-e, vor das H.
hinauf; -zue, bis dicht vor das H. Aa. F. st'"* ane,
vor sich hin Bs; Z. {Für sich, vorwärts, s. sich.) Du
hä.'it nüd f. dt [vorwärts, geradaus] g'hieget. MUsteri
1827. ,1ns Kat fällst z'lest, drum i. dich lug.' Wahrs.
1675. Aber f. sich biegen: für sich selbst sorgen, s. u.
.So gang f dich und hab wol acht.- Ruef 1555. .Rieht
f dich [fahr fort in deinem Geschäft] und schwig
klaffen!' rief Beding in Greifensee dem Scharfrichter
zu. Edlib. .Swenne si i. die herberge gat, daz die
ti-agen soll ein rotes keppeli.' 1319, Z Katserk. ,Wenn
pfant f. sie [die Schätzer] kämen, das sy die schätzten.'
1469, UwE. .Knüwetend wir bcde f. den brief [Ab-
lassbrief].' NMan. ,Für und in der scheidlüt ampt
gehörend.' 1486, Bs Bq. ,Sy fuortend in f rat.' 1530.
Apostelg. .Doch sollte solicher predikant [bevor er
zum Amte zugelassen wird] f. unsere gelerten ge-
fertiget und allda vor denselben erkennt [geprüft]
werden.' 15'29, Absch. ,A1so namend si i. mich ir ker
[sie zogen an mir vorüber]; fuorend dahin, ich was
vast fro.' Salat. ,Mit dem vech f. iro mülle hin
gfahren.' 1603, Ap Jahrb. ,Wer dem ewigen das zeit-
liche vorziehet, der setzt den wagen für die ross.'
JMüLL. 1666. ,Er sihet. dass diser Ratschlag nichtig
ist und er seine Räte hinderfür angefangen, auch den
Wagen i. die Ross gespannet habe.' JHFasi 1696.
Das Vieh kommt ,i. <ien Hirt-, wenn es zum ersten
Male auf die Weide getrieben wird GrD. ,Im sommer
die sciiwyn hissen gän f den hirten.' 1495, G Küchen-
ordn. .Wann man das vych uslasst und f den hirten
trybt.' Elgg. Herrsch. -R. 1535; ebd. auch gleichbed.
,f d. h. schlän'. ,So wurd täglich [während der Be-
lagerung] dz vech von Zürich uss der statt f. den hirten
uf die ahnend getrieben zuo weiden.' Edlib. ,Zugent
f. die statt und lägent vor der statt.' Z Chr. 1336/1446.
,Sy schluogend meng hoch gezelte f Murten und f.
das schloss.' 1476, Murtenlied. ,Man würdi unsern
herrn f. ir statt fallen.' 1.539, Amtsrechn. Grün. ,Und
geh der Marsch auch noch so fern, Selbst f den Feind.
953
Far, l'er, fir, for, für
954
so tun wii's ^ern.' Lied von 1798. ,F. (die) Hand
neinen': Etwas vornehmen, zur Behandlung, Be-
treibung. ,Er käme auch darunib gen Ernen. die sach
f. h. ze n., die aber daselbs nicht vollendet wurde.'
1419, Absch. .Daselbs sie und ouch er kommen, aber
[abermals] die Sachen f. h. ze n.' ebd. ,So wollend
wir nun mer die selbig [Kegel] f. d. h. n.' Guälth.
1055. .F. d. h. n., capessere aliquid; manum admovere
alicui.' HospiN. ,F. die Hand kommen', begegnen.
.Nun kombt uns aber unser wasserturn widerumb f.
d. h.' ECts. Auch einfach: ,f. sich nemen'; vgl.
nhd. ,sich Etw. vornehmen'. ,Der nam f. sich, von
der weit ze gän.' DScbilling. ,A1s wir aus bitt vil
guetherziger bewegt [bewogen], f. uns genommen
habend, beider testamenten alle bücher zesammen
in zwei teil ze trucken.' Bib. 1531. ,Hett sin ersti
predig hie tan und f. sich gnummen den evangelistcn
Mattheum.' UMey. 1540/73. .Ich will zum ersten die
erschynung Samuels für mich nemmen [d. h. zur
Erörterung vornehmen].' LLav. 1569 [.reden von der
E.' lt!70). — b) an Etw. vorbei, darüber hinaus,
ebenfalls oft mit beigefügtem Adv.; vgl. für-über, -üs.
F. enand(er) ane, an einander vorbei Bs; Z. Bildlich:
F. e. itse cho, sich entzweien, ebd. I bi f. in ane
g'gange Z. F. 's Hus äne, am H. vorbei Aa. Hand
ir de" nüd (/'kennt, wo f. eti"'' dure (f gangen ist? Stütz.
Wenn [du] im Fall [vielleiclit] /'. e Platsg use cho
bisch [um die Stelle gekommen bist], so channsch sue
mir cho. Joach. 1881. F. enänd gä", bei einander
vorbei gehen SchwMuo. ; z, B. die bede Brief sind f.
enand g'gange, haben sich gekreuzt. Wo sind ier f.
enand g'gange? Ebenso f. enand dure gä", sich kreu-
zen Z. F. enand möge", bei einander vorbei mögen;
z. B. die ztcei Fueder hend schier nid f. enand möge';
und bildl. im Frieden fertig werden, auskommen; z.B.
die swc Nachhiire mögid schier nid f. encind (dure)
ScHwMuo. F. enand dure gä", von Handlungsweisen.
Grundsätzen : nicht zusammen trort'en, Gegensatz bilden;
es gät f. e. d., wenn Einer, anstatt dem Verdienste ob-
zuliegen, lumpt und sein Geld vertut; das gät (wltj
f. e. d., macht einen (grossen) Unterschied, ist fast
das Gegenteil; 500 Fr. rerspile" oder giinne [gewinnen]
göt reit f. e. d. ZO. ,Das gehet f. obren, haec prseter-
volant aures.' Hospin. ,Er muoss län red f. obren gän,
der weit g'spott sich nicht [län] fechten an.' Emblem.
16'22. .Wir müssen f. sie [die Todten auf den Kirch-
höfen] anhin', d. h. an ihnen vorbeigehen. JMüll.
1665. Bei geographischen und topographischen An-
gaben: ,Die Aren ab f. Hasli. f. Bern hin.' Bundesbr.
1351. ,In allem Zürichgau üf durch Glarus f. Wallen-
statt üf unz an den grünen Hag.' Z ürk. .Under
Balgach, do man t. den nagelfelsen an die aichprugg
gät.' Vad. ,Der Berg hat f. das Eigental hinauf'gute
Weiden.' Cys. 1661. ,Fisch, die man f. Abläsch hin-
unter fachet, um 18 Kr., und die man f. Abi. hinauf
fachet, um 22.' ca 1700, U. ,[Tell sagte: die Kuder-
knechte sollten recht ziehen,] bis man f. dieselb blatten
käme', d. h. darüber hinaus, daran vorbei gekommen
wäre. TscHUDi; von Schiller missverstanden: ,bis dass
wir vor die Platte kämen.' ,F. das land aus ver-
kaufen.' Ai' LB. 1585. ,F. dasselb gässlin hin [über
. . . hinaus] hat man's [das Gespenst] nit gesehen wyter
ziehen.' RCvs. 1607. ,F. d' eidgnossschaft aus', über
das Gebiet der E. hinaus. Lied v. 1069. Bei Mass-
bcstimnmngcn : .Unsere I'flanzungon stunden ganz
prächtig, so dass wir f. das aus, was Mädeli zu spinnen
glaubte, noch ein Ordentliches zu verkaufen hatten.'
GoTTH. ,Der hocho mastboum gieng wol eins manns
lioch für das wasser uf.' HsSchürpf 1497. ,Item von
einem langen mantel f. daz knü zwifalt', über das
Knie liinunter reichend. XIV., Scu Stadtb. .Ich üch
warnen will, dass ir nit laufend f. das zil', über das
Ziel hinaus schiessen. 1536, Absch. ,Dass enkeiner
f. fünfe oder f. sechse und nicht mer zu einandern ze
Geselleschaft gan suln.' Ladp.. Beitr. Eines f. das
Andere: zur Bezeichnung der Abwechslung und Aus-
gleichung innerhalb eines Bestandes. Es ist Eis f. 's
Ander: Licht- und Schattenseiten gleichen sich aus Z.
D' Böscheli [Reisbündel] sönd eso f. enand, im Ganzen,
im Durchschnitt leidlich G. Es ist an Tag f. den
äne", das Befinden (eines Kranken) ist den einen Tag
so, den andern anders G; vgl. ein Sp. 270. „Einer f.
den Andern: hie und da einer Vw; Zu." — 2. zeitlich:
über einen Zeitpunkt hinaus, nach, seit, von — an.
In der neuern Spr. nur in Verbindung mit ,hin' Aa;
Ap; f. morn hi", von übermorgen an. F. die Wocha
hi, in der Woche, welche auf diese folgt ZZoll. F.
3 Wuche" hi", nach Verfluss von... F. de" Tag hi",
nach Verfluss dieses Tages. ,Ein ingesigel, das wir
f. dishin haben wellen.' 1395, LE. ,Nu oder f. dishin',
jetzt oder in der Folge. 1416, Stadlin. ,F. das hin,
als sy. uns gefangen hatten, band sy uns dhein leid
nit me tän.' HsSrutiRPF 1497. .Treftlich guot wetter
gsyn f. höwet hin.' Salat. .Wer f. disen tag hin von
einichem frömden herren nämi Pensionen, der soll
vom landrecht syn.' 1522, Absch. .Und hat sich die
ader gänzlich gesetzt [aufgehört zu bluten] und f. das
hin [von der Zeit an] also bstanden.' RCys. ,F. das
mal hin bin ich nit mer über den Uruer see gefaren',
seit diesem M. Platt. 1572. ,Dass einer am Mitt-
wuchen darnach, wann er bestetiget wirt, einen Abent-
trunk halten möge, und aber f. disern Mittwuchen hin
keine wytern Malzyten haben solle.' 1627, Z Ratserk.
.So soll desselben Bürgschaft f. das Datum hin des
Zihls und Zeits, so lang sich einer verschriben hat,
nichts mehr gelten.' Stadtr. L 1706. ,F. dieses Jahr
hin in Zukunft auf den 12. Sept. gesetzt.' Wöch. Bei-
trage 1785. In der ä. Spr. häufig auch allein stehend:
,F. den tag als dirre brief geben ist', d. h. später.
1316, Gl Urk. ,Swer dehein stuben heizet v. vesper
zj't, der git iii ß.- alt. L Ratsb. .Und soll nieraan
enheins holz f. ein nacht da län liggen.' ebd.; Kopp
übersetzt: .länger als 1 nacht'; vgl. ebd. .lenger denn
über nacht'. .Sw'er in der statt für complet zyt unz
mornande, das man dien pfistern lütet, smidet.' ebd.
.Swa ouch |zu] Züricli ollende wyn f. das, so er üfgetan
ist, ab gelassen wirf 1342, Z Ratserk. Auch con-
junctionell (vgl. 7 u. oben die Stelle aus Schürpf):
.In einem halben jars frist f. das [nachdem] der kou'f
beschechen.' 1565, Landr. Henneb.-Peterz. ,F. das sie
einmal hinter dem Tisch, da ist kein Aufstahu.' JJBheit.
1631. — 3. i. S. V. Vorrang, Vorzug, Übertreffen.
Vgl. 1 b. ,Sy [die Schweizerbauern] tragend iez die
kröne f. ritter und f. knecht.' liiED v. 1443. ,F. ander
menschen [vor andern aus] Inst hab in schönen gemäld
und stehenden bilden.' Zwinuli. .Kein ort f. das ander
sondern |dem andern vorziehen].' 1530. Absch. ,Ein
jede tuot sich fürhar spitzen, F. andere will sy gsehen
syn.' Aal 1519. ,F. alle gschöpft liebst [gefällst du]
mir.' RuEF 1550. ,Sölichs gab uns allen im schiff ein
055
Par. fer. flr, for. fiir
Ö56
herz, dass ie einer f. den andern iis hagert, dapferlich
ze zühen an den moderen.' GeKeli-kr 1576. ,Daniit
wir kein anlass habind. mit lioffart und pracht uns f.
andere unsere nebendmenschen zuo .spieglen.' (jualth.
1584. , Wiewohl die Chaldeer f. andere Völker aus
den Zaubereikünsten ergeben waren.' JjVIüll. 1061.
.Man soll auf gott f. alles aus sehen.' Hospin. ,l)ass
er von seinen Pra'ceptoribus f. andere aus geliebet
worden.' Mise. T. 17'23. Vgl. fürfts, überaus. — 4. i. S.
V. Stellvertretung: anstatt, 's Uinder f. 's Vorder
= verkehrt Z; vgl. hinderfür. !''• sott dv'' era" f.
diiza' Ai>. ,[Pabst Leo bestätigte Karl den Gr.] f. den
griechischen zu Constantinopel zuo ainem römischen
kaiser.' Kessl. .Mit nienschensatzung und ceremonien
f. Gottes wort ze regieren.' ebd. — 5. i. S. v. Gel-
tung, Schätzung. F. Sjns ond Lö", der Tagelohu,
ohne dass man dem Arbeiter die Kost gibt Ap. Scherzh.
/'. Spis ond Hunger, ebd. Da hast iez f. 's Lache!
da hast du nun den Lohn oder die Folgen deines
Lachens Z. Dos gib r* na [noch] lang nüd f. ver-
löre' (rerspilt) Z. F. 100 Fr. rerhirstig icerde". ebd.
Wenn 's Hecht f. Hecht gut [gilt], .so mucis-es bim
Alte blibe" Gl. ,P. alle Gewalt Etw. haben wollen',
mit aller Gewalt, um jeden Preis. Gotth. Eine' f.
schlecht ha", halten, ansehen Ap. F. ne Narre ha,
zum Besten halten. Gotth. Eine" f. Oppis hü [halten],
hochschätzen, mit Achtung und Rücksicht behandeln
G; vgl. ,wol für han' II A 8. F. das kenn ich-ne
[ihn], das trau ich ihm zu Z. ,I»ass man si iilt f.
ort [als Kantone] darin [in künftigen Bündnissen]
vergryfen [inbegreifen] soll.' 1501, Absch. , Einen f.
einen obmann erkiesen.' ebd. ,F. eigen verfolgen', als
Eigentum zu Teil werden. 15'29, ebd. ,So ist diss
mvner herren antwort; [die] git man inen [den Ge-
sandten] heimzcfüeren und f. süessholz daran ze kuwen
[kauen].' 1531, ebd. ,Wir kennend in vil bass dann
ir, ir band uns aber nit dafür [wollt uns das nicht
zugestehn].' 1536, ebd. ,One allen yntrag und f. alle
recht [unbedingt].' XVI., Hotz, Urk. ,Wann es zu
tun ist, Christum zu verfolgen, da halten sie zusammen
f. einen Mann [wie ein M.].' ClSchob. 1695. Hieher
(oder zu 4V) gehört auch der (allg. nhd.) Gebrauch
des ,für' bei Aufzählungen, wie: .für's erste' {,f. eins.'
153'2, Absch.) und in der Verbindung .allerhand f.,
was f.' (s. d.). Ferner die ebenfalls fast bis zu Zss.
fortgeschrittene Verbindung des ,für' mit einigen Adj.
F. {rer BG.) g'wilss, ganz gewiss Z. Danach gebildet
auch: das iceiss i''' f. grunlli, das weiss ich gewiss
BHa. S3-n., mit Subst. : !"'• cha""-dcr 's f. e Woret
(Wort) säge' Z. ,F. treulichen', fürwahr. 1530, Ap
Urk. i'\ lieb ne', vorlieb nehmen Bs; anderw. zu rer-
ver,stümmelt oder an vor vertauscht (s. dd.). ,F. lieb
nehmen.' Hosp. Nüt f. {ver- W) ungiiet! nehmt Nichts
übel Z. ,Bona venia vestra liceat, habend nit f. übel,
lassend euch's gefallen, oder zürnend nüt.' Fris. ,F.
übel haben, übel aufncmmen. iegre ferro.' Mal. ,Quod
adest, boni consule, hab f. lieb; vel: esset, was da
ist, und denket, was ihr wollt.' Sylloge 1676. -
6. Angemessenheit. Das ist f. mi''', gefällt, passt
mir; ist mir angenehm, wert B; U. Mit Schln isch
sl nit f. di'''? sie scheint nicht nach deinem Geschmack
zu sein B. Er isch nid f. d' Lüt, ist nicht beliebt B.
,Er und ihr Blass [Haushund] hätten es accurat gleich,
wenn es f. sie sei [ihnen schmecke], so nähmen sie
den ganzen Tag.' Gotth. Wo viele Ameisen sind:
iJ'r Bode schint f. si z' sl", die Art Erde scheint ihnen
besonders angenehm B. F. enand sl" , zusammen
passen Ap; Z. Die sind nüd f. enand, sind einander
nicht gewogen Z. A'hängli-'' f. [an] die Bikannte' Z.
.[Er habe bisher einen Schatfner gehabt, müsse aber
finden, dass] sie nit mehr f. einander syn wollen.'
1544, Absch. .Der mag's versuchen, ob es f. in alhie
syn möchte', ob es ihm vorteilhaft sei. 1583, Aarau.
Ratserk. .Das ist ein ort f. dich.' RudMey. 1650.
.Wol f. Jmdn sin': mit ihm befreundet, in freund-
lichem Verhältniss BHk., Ri. Die Jungfrau [Magd]
muos uöl sin f. ire Meisterlüt [Herrschaft]: si hei'-ra
[ihr] es schö's G'schenk g'macht BRi. Nüd recht wol
f. enandere sin, sich nicht wohl mit einander ver-
tragen, in Zwietracht leben, ebd. Öjjpe aparti wöl
f. mi''' isch er nie g'si. Gotth. »Si sl" gar uöl f.
enandra, sie verstehen einander gut, gefallen einander
B; Syn. es giiet z'säme' chönne". .Wäret ihr wohl f.
einander.' Gotth. Doch: Wol f. enand sl", auch: ein-
ander gewachsen sein; z. B. die Zwe sind tcöl f. enand
ScHwMuo.; Syn. «««d an enand z' wage'. — 7. Ab-
sonderung, Bestimmung für einen Zweck. F. si'''
selber sl", eigenen Haushalt führen B; UwE.; auch:
selb.ständig handeln. ,Br ist f. sich selbs, 1) perpau-
coruni hominum homo est. 2) suo sensu fruitur.' Hospin.
Lueg f. dv'' ! gib Acht ScHSt. ; aber auch : sorge f. dich
selbst! Z; vgl. 1. P* ha" so f. mi selber [bei mir
selbst] 'denkt Scu; Z. Er hat Sls [das Seinigo] f. Sis,
lebt still f. sieh. Sutekm.; Syn. er ist uf-em [ihm, sich]
selber. Es het gad Nüt am Handel g'macht Und Sis
f. Sls so g'ha". JJRütl. jP. de' Ofen brücht-me" vil
Holz Ap; Z. f. Dokter fVikari, geistlig) studiere,
Medizin (den geistlichen Stand, das geistliche Amt)
S (wie im Engl.). / wüsst nit f. was, zu welchem
Zweck; f. Nüt, nin Nichts Bs; Z. Zangge' f. Nüt
und aber Nüt Z. F. e [den] Nüechter, als Frühstück,
s. ver- (Anm.) und nüechter. Bes. häufig im S. der
Abwehr, Heilung eines Übels = nhd. .gegen'; vgL
schützen, bewahren, sich hüten, fürchten ,vor'; urspr.
räuml. vom Bilde eines vorgehaltenen Schildes. Fei-
Welpen han, entgegenstemmen, damit der Wagen nicht
umstürze (welpej BRi. Sorg ha" ist f. 's Trüre" guet,
Vorsicht bewalirt vor Schaden BGüm. Nüd ist guet
f. d' Auge'. Wenn das nüd guet f. d' Wäntele*
[Wanzen] ist, was ist denn guet f. d' Flöh';' Z. F. 's
(über 's, zum) Wetter lüten s. lüten. I chumma f. nan
Antivort, um eine Antwort zu holen B. Luege für . . .,
sich nach Etwas umsehen, dafür sorgen B. Zuweilen
plconastisch mit Ürtsbcstimmungen verbunden; vgl.
frz. ^omt; nach, auf die Frage: Wohin V Er hätt fast
Inder verlangt f. fürt und durah der Weg unter
d' Füess g'nö". Breitenst. 1864. I ha" pressiert f.
hei'" [nach Hause]. B Kai. 1840. Ebeuf. pleon. oder
dann mit verkürzter Construction : f. uf Basel, f. die
Reise nach B., um nach B. zu kommen BsLd. .Mittag-
wärts geht der Fussweg f. in die Stadt.' JXSohnyd.
1782. Du hesch kei ZU f. zum Tor use, du hast hohe
Zeit, wenn du noch hinaus willst. Spreng. Bei einer
zeitlichen Zweckbestimmung: f. uf d' Fasnecht, auf
die Fastnacht hin Bs. F. immer, immer LE. Bei
reiner Zweckbestimmung: Wideherd hole" f. zu de
Majestöcke". BWyss 186o. Hieran schliesst sich der
Gebrauch von für zue = um zu, vor Infinitiven
Bs; B; Gl; S; W. Er hätt Muet übercho f. nes Ab-
si-hidslied z' singe. BWyss ]S(iH. Es (l'schirr f. im
I''ar. IVr, lir, Inr, fiir
958
:iiimnicr drin M'asner tif'e" Berg ue z' schleipf'e". ebd.
Wier si'"' nit hie f. über d' Lüt z' arrachu" [zu
scliwatzoii] W. F. eck d' Wäret z' säye, um euch die
Walirheit zu sagen B. Fer iif die G'selleni z' lotzen |uui
zu liiuern] ßSa. Für bi-n-iru z' spinnen, um bei ihr
zu spinnen B oSi. /''■ han em g'schribe" f.-nen i"z'lade
Gl. .f. auf dem Meer gen R. zu faren.' 1572, Geilfus
1871. Wenn der Intin. nicht eine Zweckbestimmung,
sondern ein Objekt angibt, steht ,für' pleon. (wie oben
yor ,zue' bei Subst.). I bün chrankna f/'sM» u (nahij
f. z' sUrbe P. Si hei-si''' gar nit g'wert f. se-n a'z'ne".
Hofstätter. Er sig z'letst frö f. 's z' ge. ebd. Si
hoffed f. wuel üppe desseinte [einig] z' tverde" mit
enander Gl. Statt ,für zuc' mit Infin. bei Zweck-
angaben kann auch ein Nebensatz mit ,tur dass' ein-
treten. F'' ha' Wg'fange" englischi Wörter lere", ver
das »'■'' Oppis z' brichte" [plaudern] tciisst, ivenn i'''
dettne a"ch(im. B Dort'kal. 1883. ,Dass lüt, die gewesen
vermöglich und reich, f. dass sie sich solcher künsten
underwunden, geraten in die äusserste armutei.' Gwerb
1646. Verschieden davon ist ,für' mit weggelassenem
,dass', conjunctional gebraucht, i. S. v. ,da doch', eig.
aber : ,seit', s. 2 und vgl. fürthi" dass = da nun einmal.
F. t"* iez do bi", da ich nun hier bin GWa. F. men
emäl dobe" ist, da, wenn man einmal oben ist GT. Und
denn nimm gad, für-d' nohmöl hei" muest, d' Sackür
««■■'' mit- der. JJRittl. 1824. F. doch d' Welt am
l'i. Ängste nüd het weile lindere [sc. auf jenen Tag des
J. 1872 war der Weltuntergang prophezeit], so sütt-me'
ehe" lebe" GT. Für d" den Ardliga hest [weil du übler
Laune bist], so. . . Ap. Seltener noch zeitlich = .sobald
(als)': Für 's lütet, chumm g" schwind Gl. Vgl. 2 u. dar-
für 2. — B. mit Dativ = cor, fast nur in der ä. Spr.
1. räumlich. Es böckelet [stinkt] für 'em Stall Gr
Klost. Hindarm Tisch und für-em [dem] Tisch GrD.
,Warent etliche f. uns, etliche nebent uns.' HsSchI'rpf
1497. ,Vom krieg f. [vor] Waldshut.' Edlib. ,Dass
die menschen aus gnaden f. Gott gerecht werden.'
Bull. 1597. ,P. einem fürnemmen Herren fürüber
wandlet.' Hofmstr 1645. ,Sihet nicht, was f. den
füessen [ist].' RudMey. 1650. ,Er hält die wach f.
deiner tür.' ebd. ,Eine reis f. sich haben.' Hott.
1666. — 2. zur Angabe eines Objektes; i. S. v. gegen:
,F. für', feuerfest. G Hdschr. .Beschützen f. dem Tod.'
RudMev. 1650. ,F. deren Zorn man bebt wie f. des
Bapstes Bann.' ebd. .Sich f. etwas förchten.' HosriN.
,F. Unheil warnen.' GMOll. 1657. ,Mit deinem (inaden-
schutz behüt auch dieses Haus F. Unfahl und f. Leid,
die Spötter weis hinaus.' 1681, Inschrift. , Rettich
nüchterlingen gössen bewart f. Gift.' Arzneib. Zollik.
1710. — 3. causal. ,Damna compescere cantu, f.
unmuot singen.' Fris. ,Wie zittern deine geister f.
meiner gegenwart'r" RitdMey. 1650. ,Dir billich f. mir
grausst.' ebd. ,P. forcht weiss ich nicht, was ich tue.'
Hospin. — IL Adv., betont und darum mit ge-
dehntem Voc. ü^ (für). Grundbed.: vorn hin. vor
Etw. hin und darüber hinaus. A. allein stehend oder
in mehr und weniger freier Vei'bindung (nicht eig.
Zss.) mit Verben (s. d. für genauere und weitere
Belege). 1. vorwärts, a) räumlich. ,Ich bin für-
kommen.' Sir. 1707. F. tragen, frommen (fördern).
- b) zeitlich; weiter, ferner, fort. F. faren, eine
Tätigkeit fortsetzen. iSV' irlt f. b'sinne, weit rück-
wärts erinnern. Gotth. ,Her Burgermeister, fragend
für Ifahrt fort mit der Umfragel.' HBn.i,. 1533. ,Er
aber hat nicht dester minder [trotz Verbot] f. ge-
prediget.' Kessl. ,Item f. ward bekennt [erkannt, be-
schlossen].' Edlib. , Fürdauernd', fort-, HPantal. 1578.
Vgl. auch /Vir-rtn Sp. 257. Verdoppelt; , Hierum sollend
wir gheins wegs hinder sich [rückwärts] sehen, nüt
dann für für [Nichts als immer vorwärts].' Zwingli.
Für und für: a) räumlich; immer vorwärts, weiter.
.Von dem bildstein f. u. f. unz in die alten landmark
[bei einer Grenzangabe].' 1530, Absch. b) zeitlich,
a) immerfort BHk. ,Bis zur Fasnacht ist f. und f.
ein kelti gewesen.' UMey. 1544. ,Und damit er [der
Schulmeister] mag verneinen der schüloren wol und
übel tun, soll von im f. u. f. ein lupus heimlich ge-
setzt werden.' Schulordn. Brui.;g. ,Für und fürter.'
1523, Absch. ß) nach und nach BHk.; Ndw; Schw.
Es besseret f. n. f. ,Das Euter war warm, bald wurde
das Euter wärmer, f. u. f. wurde das Euter heiss.'
Kyp 1800. ,Es wäre wünschenswert, wenn die reichen
Familien diese Hütten, die mitten auf ihrem Boden
stehen, f. u. f. kaufen würden.' Schweizerbote 1819.
Für und wider: hin und her. F'' gange bi euem
Hüs vil f. u. IC. BHk. Ebenso umgek. w. u. f.: ,So
trib er's den ganzen tag, gieng w. u. f., unz er starb.'
Salat. , Treib sjn vagieren, zoh w. u. f., jez in d' statt,
dann in berg.' ebd. ,W. u. f. loufen ze streipfen und
verwüesten.' 1530, Strickl. ,Bass die Unseren etlich
heimlich setzent. die w. u. f. [da und dort] syen, und
sölich Schwüer, so sie die hören, an unser Amtlüt
bringen.' Ansh. Gleichbed. auch; hin und für. ,Stäts
h. u. f. ryten und posten.' 1532, Strk'kl. Vgl. .für
und hin.' Grimm, WB. IV 1, 653 y- Für und an. ,Du
krätzist stätigs in dym har, zerwirfst die händ auch f.
u. a.' Com. Beati; vgl. Sp. 256 u. Grimm aaO. ß. Für
und na'''': früher oder später'? TFe""-»(C" das öppe
f. u. näh z' gelte" mach. Gotth. Übergehend in den
Begriff eines Quantums oder Grades (vgl. 8): mehr.
Ee für dann hinder, eher mehr als weniger (eher
über das Geforderte hinaus gehend als dahinter zurück
bleibend). ,Wir wellend alles das tuon, so unser
burgrecht wyset, ee f. dann li.' 1530, Absch. Fast
gleichbed. für und nit hinder. reichlich, nicht spär-
lich. ,Er hat inen alles zuosagen by eim wort, f. u.
n. h., gehalten.' 1529, Absch. ,Schwyz glaube, dass
es mit den vorigen Knechten der Vereinung f. u. n. h.
Statt getan [Genüge geleistet] habe.' 1542, ebd. ,Das
ich söllichs f., n. h. üsgeben hab.' LPfyffer 1569. —
2. voran, voraus. F. sl" B; Gr. ,F. gän, ante-
vertere.' Id. B. F. gän, laufen Gl. Gang du f.!
BHk. F. faren. ,F. geschickt.' GKeller 1576. F.
cho", ausreissen, scheu werden, von Zugtieren. —
3. vorüber, vorbei, a) räumlich. F. gän; f.län;
f. schnurre", unfreundlich rasch vorbei gehen. Id. B.
F. mögen, vorbei passieren können U. F. faren ZDättl.
G''ad iez sönd s' /'., soeben sind sie vorbei (gegangen)
Ap. ,An dem fürwandern [Vorbeiweg] vor üwereii
raten erschinen.' 1528. Absch. .Zuo zyten des tags
zuo Baden sind etlich von Glarus am fürryten in unser
statt kommen.' ebd. ,I)ass sy [die .hingen im Nest]
von fürfiiegenden Muggen erhalten werdind.' Vooelb.
1557. ..\ugustus, als er fürgegangen.' ebd. .Die für-
reisonden [.fürüberreisenden.' 1603) anfallen.' SHochh.
1591. .Das Scliift' kommt f.', fährt vorbei. 1707. Wkish.
— b) zeitlich; Syn. übfrc" B; FMu. Fs ist f. Ch<i"
wenn d' Fasnecht f. ist. (si)ricliw.) zu spät kommen.
Gn'ii, I'oggw. J)i" Winter, de'' liegen ist f. Schiiiiilr"
•(f)!»
Far, fev, fir. fur, für
9H0
[ausschelten] tuet riütl ire und Schlaf/ si biild f. ,Es
duech's doch Laxieren minder hart als Wercheu und
noch eines Tages für [vorbei in einem Tage], ilas
Werchen aber komme alle Tage wieder.' Gotth. Ist
ei"-s Unglück f., so ist oft d's andra vor der Tür, selten
kommt ein Unglück allein W. i\ stan = f. sin.
F. (jän, auch von der Zeit selbst, vergehen. ,Wie
ihm jetzt der Nachmittag f. gegangen?' Gotth. ,Ee
dass die '20 jar vergangen und f. sint.' 14r2, Absch.
Von Menschen: sterben. iV ist f. Ap; GTa. Un-
persönlich: Es ist f. mit-em, er stirbt B. Hieher
vielleicht auch: .Es ist früh f., bis er kommt, ce-
leriu.s elephanti pariunt.' Mey., Hort. 1G9'2. — 4. fort,
hinweg. .Pack dich flux f.!' 152-1. Strickl. ,Für
wysen', ausweisen, verbannen. 1529, Absch. ,F. kom-
men', mit dem Leben davon kommen, fortkommen,
gedeihen; auch von Pflanzen und jungen Tieren. Wie
mänge Muluff chunnt f. und lauft g'sund unten und
stöt do wie 's Uchrut, tvu nit verdirbt S (Joachim).
Entsprechend trans. : ,F. bringen, vitam conservare.'
Id. B. — 5. hervor. ,Wenn er für bricht [in Zorn
ausbricht] ist er gar gäch.' Salat. F. gän, hervor-
ragen; s. auch /'. schiessen. .Trag es f.-, setz es auf
den Tisch. Vogelb. 1557. — 6. vor. a) räumlich:
Wer ist hie f.? vor der Türe. Volksi.. F. cho". er-
scheinen (im Schlaf, Traum); vorkommen, dünken.
F. g'c", dem Vieh Futter vorlegen; Kindern Aufgaben
geben; entspr. f. ne", empfangen; Syn. m/'«c". F. ha",
vorhalten, -werfen. ,F. heben, oculis obtendere.' Id. B.
F. .st", vor Gericht stehen; /'. müessc, vor Gericht
erscheinen müssen Z; /'. bieten und /'. tagen, vorladen;
f. forderen, f. nemen, vor Gericht ziehen; vgl. Grimm.
WB. IV, 1. 728. — b) i. S. v. Vorsprung, Vorrang: /'.
treffen, übertreften; f. ge", im Wettkampf einen Vorteil
gewähren. — c) zeitlich: zuvor. ,F. cho", praevertere.'
Id. B. F. liawfen. — d) 1. S. v. Hinderniss, Wider-
stand. F. .sj", verhüten. ,Da Gott f. sye', was Gott
verhüten möge. 1403, Absch. F. stän, entgegen treten,
(Feinden); f. legen, in den Weg; f. han, den Weg ver-
sperren; f. icerfen, einen Einwurf machen; f.Jcommen,
zuvorkommend verhindern. Daher auch vom Ver-
schliessen von Türen durch Riegel oder Schlüssel.
De Rigel ist f., vorgeschoben GrD. So auch f. schiessen,
vorschieben. Xsf de Schlüssel f. 'träitV vor- oder um-
gedreht B. F. machen, tuen, vcrschliessen. — 7. übrig,
überschüssig, -flüssig, vorrätig. Syn. filrig u. vor, -ig.
F. nfc, zu weit hinauf. Id. B. /''. warm, überflüssig
warm BBe. F. g'nueg, übrig genug, plus satis. Id. B.
F. und g'nueg Gl. Es ist na [noch] /'., Vorrat BBe.
F. si", auch: zu viel, überflüssig sein. Du bist f., in
unserer Gesellschaft entbehrlieh od. lästig Bs (Spreng).
ly Knseshumser [Casuisten] sind iez för. Häfliger.
Zu spät kommen, einen Vorteil versäumen. Wenn
nie" scho" meint, me" chörnm näume z' fechte" [man
komme zu irgend einem Vorteil], isch-me doch jelemol
I jedesmal] /'. AaZcI. Was an wirten verzert ist,
gät an den 21 pfd ab. und was da f. ist, das soll
er üssrichten.' L Katsb. 14'28. ,Doch ob harnischs
f. war, nie dann uf die güeter geleit war, denselben
hämisch mögen die erben wol teilen [d. h. wie fahren-
des Gut behandeln, sonst gehörte er zum liegenden].'
1491. Landr. LE. ,Also nach abzug ist f. und blibe
ich schuldig 1 pfd 9 ß 6 hlr.- 1583/7, Hotz. Urk.
.Erst sollen die gelten [Gläubiger] bezalt worden,
darnach der kram und ilaniach, ist etwas f.. des
Manns Erben.' L Stadtr. F. bltben. Isch Nüt f.
'blibe" vom z' Mittag'^ Rest vom Mittagessen Bs. Das
blibt mir f. Inbichen. F. ha", mehr haben, als man
braucht Ap; Bs; L; S. Fr het es neus grosses Hüs
lo" ufrichte, und het doch no vil Holz fürg'ha". HoF-
STiTTER. Mit Nüd schier hed-me" doch no''' f. Häfl.
,Vil Waffen f. haben', im Vorrat. Rüeger 1606. ,Das
trifft 40 für einen Gulden und schiesst vor [,het für']
14 'fe Denari.' 1451. Absch. Es häd dran nit eil f.,
fehlt nicht viel W. Vgl. vor han. .Hat dise sect
Waltshuot gar umkeert; zuo Wormbs hat es nit vil f.'.
fehlte es nicht viel (an eben solcher Wirkung). Bull.
1530. F. hin, übrig lassen B; S. Mer händ vom
E.i.^e Xüt f. g'lo" Aa. Iss nit mit de Biche Chriesi, si
lönd-d'r d' Stil f. L. F. machen, gewinnen, vor-
schlagen; Syn. /'. schlan, -bringen; ersparen; Syn. /'.
hüsen. Auch: vorarbeiten. F'' ha hit [heute] /'. g'macht
[so dass ich morgen desto weniger arbeiten muss].
F. lösen, bei Verkauf Etw. erübrigen. ,Die Pfand uf
dem nöchsten Märcht verkoufen und löst er f. [darüber
hinaus], das soll er im herus geben.' 1432, Zo. ,Löst
er f., so soll er ushin gen.' 1460, L. F. heischen,
Etw. über eine bestimmte Summe heraus, mehr be-
gehren. F. schiessen, übrig bleiben, als Gewinn oder
Rest. F. gellen, mehr als nötig. Id. B; so viel geben,
dass Etwas übrig bleibt (?) Bs (Spreng), vorgeben.
,F. nemen, superfluuni sumere.' Id. B. F. kochen, im
Vorrat Ndw. F. versehen, mit oder auf Vorrat. ,Oder
dass die ptistery mit mel nach notdurft und f. nit
versehen wäre.' XVII., Mitri. — 8. einige vereinzelte
Fälle, a) f. län, im Preise Etw. nachlassen (näher
dem Angebot entgegenkonmien, zu 1? vgl. syn. en
Übrigs tuen). — b) /'. tueti, dergleichen tun (leeren
Schein vormachen?). — c) irol f. han, mit Acc. P. :
hoch achten, rücksichtsvoll behandeln G; Schw. Er
het si''' w. f., hat eine hohe Meinung von sich selbst
GWa. ; Syn. er ist wol g' meint. Der hed sini Gofe
[Mädchen] vil z' wöl f. Schw. ler müend die frönde
Herren e clili bas f. ha. ebd. (Prägnanter Gebrauch
von ,für Etw. halten' s. I, 5). — 9. die alt. Sprache
setzt in vielen Fällen, die neuere nur noch selten,
.für-' vor Verben gleichbed. mit dem später herrschend
gewordenen .vor-' und zwar auch noch in andern Bedd.
dieses Adv. als in den unter 6 angeführten. So : für-
nemen; -halten; -bringen; -tragen; -legen; -kommen;
-schlän; -schriben; -irenden; -geben; -schiessen; -schnx-
den; -sehen; -setzen; -welben, vorschützen; -fressen,
Lohn zum voraus verzehren = rwesseM, s.d.; -schie^sen,
vorstrecken (Geld), aber auch intrans. voreilig sein.
Stütz schreibt auch noch fürtnvlen, vormalen. In Ap
gilt förlese (vorlesen); sonst in vielen Fällen beide
Formen gleichbedeutend; dagegen mit Unterschied:
för-gö, neben Etw. hindurch gehen: vor-gö, vorgehen;
fiyr-lö, vorbeilassen, eor-lö, vorlassen; för-fare, vorbei-,
vor-, voranfahren. Eigentümlich ist f.-äbere", früher
schneefrei werden, und .für-' i. S. v. sehr, überaus, in
der Verbindung: ,furgeliebte!' als Anrede in Predigten
bei Müller 1058/66; Ulrich 1727. Vgl. für I, 3. —
10. ferner setzt die ä. Spr. zuweilen vor Verben .für-'
statt des sonst geltenden .ver-' (s. d.), z. B. , fürschulden.'
1339, LB. Schw; , fürbürgen.' Beitr. z. Lauf. So auidi
noch fürsch wige '. geschweige! Gotth. Vgl. umgekelirt
verlieh, verguet(ne"J, verg'wüss statt für- s. I. — B. vor
Subst. und Adj. in untrennbarer Zss. steht häufig
auch noch in der neuem Spraclie .für-' statt ,vor-'.
961
Far, ter. flr, for, für
meist in der gewöhnlichen Bed. des letztern. doch zu-
weilen auch noch in der dem altern ,für' eigenen.
Subst. : Fürgang, Fortgang: Vorbeigehen; Kand de.s
Kleides; Vorgang; Vorzug; -hang (Lav. 15(iO = ,Vor-'
ItiTO); -zeichen, Vorhalle; -schwelle, Tritt vor oder
unter der Tür; -tiiech, -gürtli, -feil, -achübe, -scho.ss.
alle i. iS. V. Schurz, Schürze ; -fleck, -fuess, VorderstücV
am Strumpf; -bikl: -schuh; -u-and; -spann; -altar;
-fall, Spielraum auf der Ackergrenze ; -kauf; -nüechter
(neben Vor- und Ver-, s. dd.). Frühstück; -kappe, mit
vor.stehenden Spitzen; -leder, Klapjie an den Schuhen ;
auch = -feil; -gestütz, Gestell vorn am Heuwagen, auch
Vor-; -haupt, Ackergrenze; -hängll, Geiferläppchen;
-bug, Brustrionien am Pferdegeschirr; -satz, Geldvor-
schu.ss ; -schcrni, Vordach ; -schöpf, kleines Vordach ;
■schütz, Vorbau; -sparz, Vorrat (auch Vor-); -suech,
Fürkauf; -tili, Vordiele; -n-erk. Landgut; -icitz; -wort.
Vorwand, -behalt; --»«7. Mit Accent auf dem zweiten
W.: Fiir-iis, Voranteil, eig. nur subst. Adv. Adj.
(von Verben oder Subst. abgeleitet): fitrnem, vor-
trefflich, prächtig; -trächtig, vorsichtig; -sctzlich, vor-
sätzlich; -sichtig; -trefflich. Hieran schliessen sich
auch von bereits zsgesetzten Subst. abgeleitete Verba:
/"w/m»»rfeH, Vormundschaft, Fürsprache leisten; ■bilden,
vorbildlich bedeuten. — C. in Verbindung mit andern
.\dvv. 1. voran stehend, aber unbetont, daher z. T.
in der abgeschwächten Form fer- (s. rer-). bezeichnet
für in einer nicht sehr bedeutsamen, doch auch nicht
bedeutungslosen Weise die im zweiten W. enthaltene
Ortsbestimmung als eine mit fortgesetzter, an einem
andern Orte (resp. dem Standpunkt des Sprechenden.
z. B. dem Hause) vorbei gehender Bewegung verbun-
dene. Vgl. iiber- in den selben Verbindungen. Das
Ganze entspricht also urspr. der Frage .Wohin ?• indem
auf die Frage ,Wo'r" das erste Glied ,vor' lautet; jedoch
ist dieser Unterschied, wie überh. der zwischen den
beiden Advv., später meistens verwischt und zwar so.
dass ,vor-' auch statt ,fur-' eintritt; z. B. für-ima.
-uni, auf dem Wege hin- oder herauf; -tisa, -usi.
auf dem Wege dahin (her) -aus; -hindere, auf dem
Wege nach hinten ; -abe (fer-ahi), abwärts, weiter od.
tiefer hinab; -fiire, weiter hervor; aber betont, mit
Abschwächung des zweiten W. (vor): für-fer, hervor;
-nahe, weiter nach, näher hinzu; aber (mit betontem
für-?) auch: vorbei; -use, aus dem Hause hinaus, vor
die Türe hinaus, auch: auf dem Wege hinaus; filr-
und ror-iisse", vor dem Hause draussen ; fiir-anne
cho', vorbei kommen, ankehren; auch -zue, -nahi gä'.
vorbei gehen, auch: in Vergessenheit geraten; s. die
zweiten WW. resp. -her und -hin. Kinzelne Fälle der
Verbindung auch schon in der ä. Spr. .Sollte diser
zng [dies Heer] fürabhin [abwärts], das ander für
hinuf zuhen.' 1531. Strickl. — 2. nachstehend be-
zeichnet -für Fortsetzung od. Verbreitung des Raumes
in der vom ersten W. angegebenen Richtung, aber
immer nur auf die Frage .WoV i. S. v. auf der betr.
Seite oder an derselben hin; s. die folg. Conipp. Auch
hier kommt die Abschwächung -fer vor. welche dann
aber durch angesetztes ( verstärkt werden kann ; z. B.
ror-fer, vorn für. an der Vorderseite, auch in der Ver-
bindung hinger- und rorfer, hinten und vorn.
M1i<1./m/', aliil. /k/i', als Präp. nur mit .\cc.. in den scilion
Bedd. wie bei uns nnd .lucli noch im il. Nhd. (s. tirinim.
WB.). Die verhiUtnissniässig seltene und nur in Ur in die
MA. eingedrungene L'onstruction mit Dativ beruht auf Ver-
Schweiz. Idiotikon. I 7.
niischung von für mit dem vwdten, aber urspr. im Gebranch
strenger geschiedenen vor (s. d.), ahd. /om. Die Vertanschung
der beiden WW. übh. begauu schon im ä. Nhd. und führte
zuletzt zu fast gänzlicher Ersetzung von für in räumlicher
und zunächst davun .ibgeleiteter Bed. durch ror. Das Fest-
halten Tun für mit Acc. in weiterni Unifaug als im Nhd. ist
einer der Vorzüge unserer Sprache, dessen sie sich leider
zu begeben anfängt (s. vor). Der scheinbar conjunctionalc
(iebrauch (I A 2. 7) ist doch eig. ein präpositionaler, denn er
beruht auf erst später ausgelassenem .dass', wie auch nhd.
.seit, ehe, bis, indem, nachdem, weil, damit' nur auf diesem
Wege Conjunctioncn geworden sind; vgl. engl. /.>r, denn, aus
angcls. for timm the, aus dem Grunde, dass ... — Das Adv.
für zeigt im Mhd. die selben Bedd. wie bei uns, ausgen. 8,
welche auf die Vorstellung ,über Etw. hinaus' (I 1 b) zurück-
geführt werden kann. Übrigens durch Missbrauch auch bei
uns z. T. (im Nhd. ganz) auf vor übergegangen ist. Mit der
Bed. .nach vorn' erscheint das Adv. in der Verbindung
hinderfür. nicht eig. Zss., schon weil/iii- Ijetont ist und bei
Fris. noch ,das hinder für kuoreu' neben .hinderfür k.' (beides
= verkehren) vorkommt; s. hindf.r-f. — Die Setzung von
für viir andere Ortsadvv. stimmt merkwürdig mit dem Ge-
brauch des uMnnrA. fijrir, z.B. f. ofni (oben), -mdlmn [uieden],
ülan [aussen] usw. Eigentümlich bleibt dagegen der Ge-
branch nach andern Advv.. wo für dem nhd. .-seits' oder
.-halb' entspricht, z. B. ene-f, jenseits, ohe^f, oberhalb. In
fiir-aii iSp. 2571, meistens, aber auch , fortan' BO. (vgl./iir(iin
= forthin) ist die räuml. Grundbed. von für noch ziemlich
zu erkennen. Mit i-or wechselnd uud gleichbedeutend erscheint
für iu für^iilf, vorweg (Sp. 31); ■über (Sp. 60; aber in der
ä. Lit. auch räumlich u. einmal = .gegenüber'); -u«, überaus,
auch subst. .Voranteil' (Sp. 556); ,-aiissen', draussen (Denzl.;
Sp. 560); -lii, vorbei; -zue, allmälig. .aber in Verbindung mit
.kommen' i. S. v. im Vorbeigehen ankehren. Dagegen ist in
für akh, vorwärts, .für' das einzig richtige und herrschende;
nur ein Mal begegnet auch vor sich. — In den unter II A 10
angeführten Fällen ist /((/•- = ver- unbetont; zweifelhaft da-
gegen die Betonung iu den schon unter m-r- angeführten /lir-
reiimii, -laufen, einen Weg verrennen, versperren, indem man
zuvorkommt, z. B. ,du wärist gern entwichen, denn [nur]
dass man dir den Weg fUrlief;' denn die Grundbed. .voraus
laufen' (nnd d.adurch abschneiden) blickt hier noch deutlich
durch und scheint Betonung des Präf. zu verlangen. Das
Selbe gilt wua für-lmiiimen, zuvor kommend verhindern, neben
ver-kommen und vielleicht auch von Fünrencr, Verwalter, neben
l'e»-. Zu II B ist bei Fürfuem, -fM, -für noch die Nbf. mit
Für- (nnd für übh.) in F u. It Schott iu P zu bemerken.
als Beispiele von ausgebliebenem Umlaut. So auch ,fur-
ordnet' = ,fUr-, ver-.' 1530, Cor. uud Ähnliches bei Edlib.
u. AA. — Von' den folgenden Zss. besteht für diejenigen,
welche läumlicbc Verhältnisse bezeichnen, in Aa; BsLd; B;
„L;" S; „Zg^ auch die .\ussprache -fer, welche das Adv.
zur blossen Ableitungssilbe herabdrnckt und mit .-Viihängung
von ( und -/;/, beliebten Bildungselementen bei Advv.. die
Nbff. -frrlWV., -füritj B oSi. Betr. die Anwenilung eben dieser
l-'ompii. ist zu bemerken, dass sie in Verbindung mit an oder
construi(u't mit Dat. (bzw. Acc.) anch als l'räpp. dienen.
oh^e"-für: oberhalb, auf der obern Seite, am obern
Knde B; F; Scnw; S; Z. D's ][ü,i o., das Nachbar-
haus nach oben B. Der Anke iich obcfer .*o schön
wz'luege" g'sV. BWyss 1863. .Brich im den .schnabel
0., damit das under teil dester bass wachsen möge."
VooKi.ii. IT),')?. — ene"- (-für. -fir) fenet- Onw> —
'e.-fürig als Adj.; jenseits, auf der andern Seite, drüben;
Syn. enc'-dra", iibcr-cne": Ant. hiehur. i'nefür am
/,üri''''sc utiil ufc bis go' Luche", Dert han-i en grosse
Walfisch g'seh', do huu-i miic.'ie' lache*. - irii.v iiliere"
i-ft. ist e. iNKiiiiKN. H'c"" Fine' .stirbt, su sott er geng
selber d' Schuld .11, inncfcrt oder K.v.sc/'crf, n we'" nie''
nit iinefcrt war, si chämte' Fi"ni lur'' ctw" wüest säge",
dass mc g'storbe tvär. Gottu.
öl
963
Far, fer, flr, for. für
inne''-für: 1. innerhalb, inwendig, drinnen; anl
der innern Seite, im Innern, z. B. des Kiirper.s, des
Mundes. Es ist (/'stucket ixM p'sl" innefcrt, u'"' wi'''
eil si" ussefert </si" it hei" f/'irartel. Gotth. Er si
poriisse (j'stande und hei ditv'' die o/feue Türe y'luecjl.
iras innerer corr/cniij. Bkeitenst. 18fil. 3/e mues dr
Strumpfhändcl nild inncfür am Bei" chuüjife" (Volks-
glaube) Z. ,De.s liaselhuons fleisch ist aussenfür schwarz.
innenfür weiss.' Voi^elb. 1557. ,Er werde innenfür von
dem h. Geist erleuchtet.' 11. helv. Conk. 15(;i;itill. -
'2. ins Innere, z. B. des Hauses, herein. ,l>ie Kränierin
enipfieng .sie recht freundlich, liiess sie innefür cIki".
Gotth. — Der Gebnuicli '2 wie ln-i aiideruii Ortsiulvv., wcli-ln
der Frage iWo*;*' und »wohin':'' zugluich entsprechen.
unde"-, unne-: unten, an der untern Seite, am
untern Teile. Undefer HösH, oben e" Schhttti [lose
Jacke] lind z' mit::et e" Gürtel BV. — ussen-: 1. ausser-
halb, an der Äussenseite, draussen Bs; B; Z. Feit 's
inneferl, sii säge" si [die Ärzte], mi" chönn nit iclie
luei/e"; ii feit's ussefert, sii säge" si, ussefert chihm-mc"
nit lielfe". Gotth. .Die ding, die uns von ussenfür
werdend angetoii.' Zwinkli. ,Was ihr us.senfiir dem
kilchspell [.ausserhalb', nicht ,aussen vor dem Kirch-
spiel'] wird, das soll sy mit den siechen teilen.' 150(1.
Ndvv Siechenordn. - 2. aussenher, von aussen Scnw.
,Ussenfiiriii, ab exteriore jiarte' B. — 3. nach aussen.
. ,Es soll ouch ein jeder, der zu zünen hat, die bitten
oder stecken also versorgen, dass das gespalten ussen-
für gekert syc, damit niemanden am vech schad be-
schechc.' 1597, Amtsr. Malters. — vor-: 1. vorn Aa;
Bs; L. llet vorrer st" gross Chittelchmipf ilsto". BWyss
1803. .Die Kappe sei W(dil gross und falle dem Bub
über die Augen herab, aber de Gring [Kopf] wachse
alle Tag, und wenn man sie hingerache [hinten hinab]
stosse, so bessere es vorfer.' Gotth. So ne Gäuggel
[Narr] mit Latsche" [Bandschleifen] hinger für, und
Lutsche mrfer(t). ebd. Von vorn Aa ; Ü\^. Fah wider
r. a" di''' h'sinne". Gotth. — 2. zuvor, nur in Ver-
bindung mit .kommen': 1)' Galle ist im jetzt nsg'runne,
und rillicht schlüt si im in es Bei', oder es cha""
d' Wassersucht g'c", u'e""-men im nit cha"" rnrfür cho".
Gotth. ,Dass so vieler Menschen Vergangenheit nichts
Anders i.st als die Scheidewand zwischen ihnen und
ihrem Glück; dass was sie tun und sagen, immer v.
kommt und sich zwischen sie und ihre Wünsche
stellt.' ebd.
hin-: fortan, in Zukunft. , Allen den, so disen
brief jetz oder h. lesen oder hören lesen.' 1409, B.
.Ir machend h. wol ein suwtrog us im.' 1535, Absch. —
binde"- (hiijc- BsL. tw. ; BU.): 1. auf (von) der hintern
Seite; weiter hinten Aa; Bs; B; Z. Hingefer im Mage.
Gotth, Nehe"zue lit Wgl und h. g'seht me" ro" Lorecli
no''' ne Stück. Breitenst. — '2. statt hinderfür, s. d.
hinder- (hender-, hönder- kr; Gtw., hinger- BU.)
Bs; L; G; Seil; S; Z, 's /».- G, s' h.- B; VOrte; Gl; Z.
z' hindfejra- Gr; W, z' hinnere- BSchw., z' inner-
GBuchs. Wa., z' hindersich fz' hinderschij- GiiPr. — mit
der Nbf. (z)hinde- Aa; Bs; B; L; S: I. Adv. und
Adj. (doch dies meist nur prädik.). 1. rückwärts.
Hinderf. gn" S (Schild). Z' h., in umgekehrter Ord-
nung und Keilienfolge Gl. — '2. von vorn, von Neuem
B; vgl. Uferen. ,VVenn man nur so Eins um's Ander
kaufe, so müsse man innner hingerfür anfangen.' Gotth.
Man musste wieder h. mit dem Versuchen.' ebd.
Warum cha""-me" nit Ii. ne", o, wie angers miech me" 's
doch! ebd. Wechselnd mit der Form hindefUr. Es
rechet so schlecht, dass ine" geng hindefür (noch einmal
rechen] mues. Chuinm doch nid geng h.! wärme die
Sache nicht innner wieder auf B. ,Die Diensten klag-
ten, heute hätten sie Das machen müssen und Jenes
noch und am Ende noch hintenfür müssen, es sei Alles
nicht gut genug gewesen.' Gotth. — 3. verkehrt,
von Sachen, Handlungen Aa; .Kf; Bs; B; VOrte; Gl;
Gr; G; Sch; S; Z; Üyn. z' letze-fär. De hast de" Rock
h. a". Etwas (z') h. u"fah", mache", w'liiege". Er
sjiannt der Esel hindefür a" S. Hinderfür (z' hindefür
I.neichkn) ist aw'' g'fare". Sfrww. 18'24; d's Hindara
für geid aw'' dardür''' Gr; Syn. uiiig'kert (s. faren).
Der Loser \ Horclier] a" der Tor verslöd Alls hönder-
för G. Z' h., fehlerhaft gestellt, gelegt U. /' h. go.
clio 1) Reissaus nehmen, von Pferden U = für chon,
s. für II A ä. 2) sich entzweien W. Einem den Ko[i(
h. .•fetze", zurecht setzen Bs. .Konntind sy die aller-
letziste wys, alle ding widerwertig und h. ze tuon,
erdichten.' Bull. 1501. ,ßetro aliquid agere, ein ding
h. keeren.' Fhis. ; vgl. den Selben in der Anm. zu für.
.Machet Alles h.' KudMey. 1050. ,Erwig in ieder sach
auch selber die gebür, und was erraten ist, das acht
nicht h.' JWSiML. 1052. .Die Person hat getrauet, Alles
h. zu[sagen [zu widerrufen ':'].• JMev. 1094. .Alles ist letz
und h.' Ulk. 1727. ,Das Wesen macht mich halber zu
h.' Nachtl. 1790. — 4. irr-, wahnsinnig, verrückt,
verwirrt, vernarrt, albern, närrisch Aa; Ae; Bs; H;
Gr; G; Z; Syn. verhürschet, stigelsinnig, letz im Chojjf,
z' underobsi'''. II. si», werde". Er ist, tuet [geberdet
sich] wie h. Eine" h. f='s Tüfels, Utz] mache", um den
Verstand bringen Bs. Mi'' hätti 's miusleidcgi [ver-
driesslich] und z' hinderschi für g' machat. Schwyzeku. 19.
Adjectivisch ohne Flexion: h. Lüt Ae. — Mit Flexion:
hinderfüri Gidanke Z. Mit Ableitungssilbe: z'hindcr-
filregi Lüt BKi. E hinderfürigi Brut, die ihre Jung-
frauschaft nicht bewahrt hat. Scn Pilger 1809. —
II. Subst. m. 1. a) halb od. ganz verrückter Mensch,
der Alles verkehrt macht GTa.; Z; Syn. Lelzkojif.
,Er geigte drauf los wie ein Z'h.' Stutz. Als schein-
barer Geschlechtsn. scberzh.: Hans H. Bs; GStdt; Z;
vgl. Hans Dampf u. a. unter Hans. — b) Unordnung
im Kojif und Geschäft, eig. die Laune, Gemütsver-
fassung eines Verrückten. Der IL lui" Sciiw. — 2. vor-
mals eine Art Kopfbedeckung der Frauen aus dicht
an einander gesetzten schwarzen seidenen Bandsclileif-
cheu erstellt, den natürlichen Haarwuchs in vergrosser-
tem Masse darstellend, vom Luxus noch mit Pelz ver-
brämt Sen; Th („n."?); Z. ,Der Kopf der Frauen war
[nach der Reformation] mit einem Schnupftuch, einer
Haube oder einem H. geschützt.' Strickl. Horg. .Des
Pfarrers Wyb sannnt Kinderen sollend niyden die
grossen Kröss, sanunatine H. [usw.].' Z Mand. 102s.
,Die Mägt sollend keine sanimetine H. mit Marter-
oder anderen Bremenen besetzt tragen.' ebd. 1030.
,Den Wyberen und Töchteren [sind untersagt] alle
H. von Zobel und sonsten von kostlichen Breminen.
grossen Büschen [Wülsten], auch von Gold und Silber
und in ander Weg kostlich geziert, sanipt den dar-
under herfür stehenden grossen Spitzen und ko.stlichcn
Kuben.' ebd. 1050. .Die Töchteren, so oft sy zur
Kirchen gahnd, sollen die Stürmli und Spitz an Hüben
gänzlich under die H. tuon.' ebd. .Eine als sie Haupt-
wee hatte, verheisst, wann sie gsund werd. ihr Lebtag
flrtö
Fai-, fer, fir. t'or. für
dee
kein H. mehr zu trafen.' Schtmpfr. 1651. ,1063 wurde
ilii' Frau des Quartierhauptmanus N. verklagt, sie be-
.sitze einen H. von Zobel im Werte von ungefälir
:fO Gulden.- Gem. Z 18l(i. ,Es soll kein [Kürschner-]
(iesell mit keinem H.- oder Kapiienmacher kein ge-
meinschaft haben, auoli keinem Nichts sagen weder
mit Lideren [betr. Lederarbeit] noch anderer Arbeit.-
ItiTJ. Z Kürsii. Art. .Wir verbietend die tragenden
Stirnen der erwachsenen Töehteren under den Hinder-
tühren mit auch gar vilen Ne.stlen.' XVII., Z Mand.
,Uei den Kindhebeten [Taufen] sollen eintweders Haar-
band oder H. von den Töchtern getragen werden.' ebd.
.Die Zuchtinutter | Hausmutter im Waisenhaus] Hess
sich aus unrechtmässigem Erlös Hochhüben und H. zu
U ti. an Wert machen.' 1696, Winieuth. ,H.. mutzen,
mitra.' Dexzl. 1716. Das W. noch spät (1S'21) von
dem Altertiimler Ml'steri aufgefrischt: ,lst gut das
Herz und bieder, sind alle Kleider gut. Drum fort
mit dem Verbote! Tragt Tüll und Caschemir, liergere
und Capotte, Ja selbst den Hinterfür!'
l»if Fnrni hinde- berulit entw. auf Vernienguni^ der zwei
älinlii-'li lautfuduu Coiiipp. oder auf ileiii auch sonst in Eu-
ilungou vorkounneudun Wechsel von r und n (z. B. nienen
.lus niritei-, umgek. tnn-t aus fnent). — Ob das (nur bei Bed.
;} und 4) etwa vorgesetzte z die Präp. s*- oder den verk. Art.
■/■« entlKilte, ist fraglicli. Deutlldi meint Fris. (,das hindert.';
s. .-Vnüi. zu für) und meinen die Ftunien Itinchn-n, hinnere
.das Hintere voran' (vgl. auch uaiEpov Ttpdxspov). 's da-
iri'gen könnte eine blosse Abschwäobuug für z sein, trägt
also Nichts zur Eutscheidung bei. Wohl aber föllt für die
rrä|i. ins liewicht, dass dieVerkürzuug von ,das' in z (ilal
nicht (oder nicht mehr':') auf dem ganzen Gebiete der Form
■~'li.-f. gilt. Es bestand also von Anfang an neben jeuer adj.
Formel mit Art. eine aJv., welcher nach Anal, von z himlent,
z hiHt USW. die Präp. vorgesetzt werden konnte, und mög-
lichtTweise ist dieses der ursprünglichere .\usdruck, aus
welchem der .adj. erst nuigedeutet wurde. Vgl. die in Bil-
dung und Bed. ganz ähnlichen zuiuU:rüf Sp. 121, zunderohcn
Sp. 50, zunihroh-ticli und z'Ulze-ftir. Zu der Annahme einer
Adverbialform 'hinder neben liindifv aber berechtigt u. A.
und^'.y (Sp. 3*2(>) =: undeit. — In der Nbf. h Indernirh-ß'tr ist
fich aus der geläufigen Verbindung JiindcrsU-h, rückwärts,
hereingekommen. — Die Grundbed. u. urspr. Anwendung der
Formel war jedenf. (aucli bei der Erklärung ,das Hintere
vor') .idv.; aber adj. Gebrauch (mit ,sein' statt .machen')
konnte wie bei andern Adv. (z. B. ,wohl') eintreten und aus
dem adj. auch substantivischer entspringen, persönlich und
säclilich. Die Kopfbedeckung war so genannt, weil sie vorn
und hinten ganz gleich war uml daher beliebig aufgesetzt
wtjrdcu konnte.
her-: hervor = ,für-her' (fürr) der lebenden MA.
,Diewyl wir nit wüssend, in was gcstalt sy in dem
pnnd sygend, und uns der zuo hören noch nie Init
mögen h. werden.' 1.^)29, Absch. ,H. kommen': zu
Ansehen gelangen. Hnse. ; vgl. nhd. ,sicli liervortun'.
.Kamen Kriegsliändel h.', /.nni Vorschein oder einfach
= ,vor'. WiLu, Eglis.
z' letze- = z'hinderf., verkehrt, z.B. de" Jfiiet
z' I. nfsetse'; auch: geistig ver.stört, nicht ganz bei
gesundem Verstand L.
/^ =z dn (das), also .das Verkehrte, ilie inueusriic vor":*
Gder bloss äusserliche Nachbildung von z'fiiiider/i'tr '
nebe"-: neben Etw. vorbei, auf die Seite, meist
i. S. v. nicht an den geliörigen Ort. nicht ans Ziel H;
,SrH;" S; „Vw;" W. Bist )l. Iraiiprl | fehl getreten |'r'
• «OTTH. .Es hatte heute nocli Niclits gehabt |zu Essen
bekommen |, es war allentlialben n. cho".' I! Kai. 18415.
RA. N. ist oi [auch] es G'schir! wenn .lemand eine
.Sache nicht an ihren t)rt oder in das für sie bestimmte
Gefäss, sondern daneben wirft oder schüttet Obw; vgl.
der gross Kasten. I)u hasch wider eitiisch schmi n.
ifsciwsse, fehlgeschossen, mit einer Vermutung S
(Scliild). Das ist n. (fgangit W. .Eren halb nit n.
[nicht umhin] konmien können.' IS.'il, Strickl.
niene"- B. niener- B; Uw: für Nichts, zu Nichts B.
1. zu keinem Zwecke dienend. Das ist n.-fir, taugt
zu Nichts, hat keine Art Uw. Das ist n. mi guet. Das
ist n. als Jiine' z' ärgere" B (Zyro). ,Was sy darmit
meinen, semlich fert zuo tuen, es sy n.' 1.5'24, Absph.
.Es war doch n.' NMan. — '2. aus keinerlei Ursache':*
.Den eid soll man von Im neinen [ihn schwören lassen]
und soll man in nienanf. umb die sach wysen.' XIV.,
Arp,. 1861, 1'27. — 3. als .Opposition zu einem Objekt
i. S. V. für 1 5, in Verbindung mit , halten, achten,
rechnen'. .Und [wir] könnend anders nit befinden,
es auch nienarf. änderst acliten, denn dass . . .' 15.S1,
Absch. ,A1so soll ein christlicher eemann syn wyb
ouch nit fuossen [mit Füssen treten], südlen und
nienerf. haben [mit Verachtung behandeln].' HBixi,.
1540. ,N. halten, nüt schätzen, verachten, nihilifacerc,
naucifacere.' Mal.
Menti", nirgends, mhd. niener. Das r der Uw Form wird
aber nicht mehr dieses alte, sondern statt n eingetreten sein :
vgl. zu liuider-f.
da(r)- d-_r-, d^-: 1. räumlich. De für ana, davor
Irin. D. a. cho" = detiebet oder dewider [darwider]
a. cho", einen Zweck verfehlen Ai>. D. use cho", über
die Schnur hinauskommen Aa. ,D. use sl, Judicium
vulgi spernere', über das Urteil der Menge hinaus,
ilarüber erhaben sein, oder sich Niclits daraus machen.
Id. B. ,I)ass iro iekliches ziechen mugent, wa sy wel-
lent, es syg in die statt ze Saut tjallen oder d.', davor,
ausserhalb derselben od. darüber hinaus, weiter? 1401,
Zellw., Urk. .Wir kament aber nit daryn, wir fuorent
d. [daran vorbei].' HsSchürpf 1497. — 2. zeitlich (vgl.
für 13, aber in umgek. Richtung; rückwärts). Di/rfir,
vor Diesem, früher als dies W. Erst grad d. [kurz
vorher?] endli"'' fertig g'tiiacht W. .Dass das gottshus
ze L. von alter har also lang, dass nieman darfür ge-
denket [weiter hinauf, einer frühem Zeit sich erinnert]
also harkonnnen i.st.' ca 1346. Gfr. Doch auch i. S. v.
.nachdem', als t'onjunction: Dofür er AUs rerlue' g'ha
het, nachdem er Alles verschwendet hatte G oT. Vgl.
für I A am Schluss. — 3. i. S. v. für I A G. 7 od. B 2.
Es ist d. und defrjirider. es sprechen Gründe dafür und
dagegen Z. In anderm Sinn: ,lia für und da wider [als
Gegenleistung, Entsdiädigung tür seine .\u.sgaben] soll
im der aht gehen...' G Stiftsarch. Gott h'hiet-isch derßr!
behüte uns davor W. Nüt d. chonne, gegen ein Übel
Niclits vermögen, auch : daran unschuldig sein. /•* cha""
Nüt d. Z. ,Nicht d. können', nicht ändern können,
nicht anders können. l."j:U. Hki.v. D. tue", (aber-
gläubische, zauberisclie HHa.) Mittel gegen Etw. an-
wenden, es abzuwenden oder abzustellen suchen. Mit
Dat. P., Einem Etw. verleiden, ilm von Fortsetzung
oder Wiedcrliolung eines Tuns ablialten Bs. Wart.
i will-der .•ichii' d. lue"! Droliung Z. .Dorfür halten',
einer Meinung sein. ScnniPFR. 16iM. Eine" d. ha",
für Etw. lialteii. iliiii Etw. ziitranen und ihn dem-
gemäss mit Achtung behandeln {ilafür eig. entspre-
chend, angemessen dem, was man von dem Andern
erwartet oder wün.scht). Vgl. uol f. hau (für II S).
De miiest-e" d. hä", de"" irird er t/iiet geije dich si'
Ö67
Par. fer. fir. for, für
068
Ndw. Daher auch: mit Bitten bei Jnulm um Ktwas
anhalten. iV lied-en d. (j'ha", darum «uebeteu Z. Sich
d. ha", sicli ilen Anschein von Etw. geben, oder den
Schein an sich kummen lassen wollen; meist mit Ne-
gation. , Fängt man an. Schulden zu machen, so hält
sich selten ein Mensch d., dass er nicht dings gebe
[borge]; merkt man aber, dass der Schuldner in der
Klenmie sitzt, dann mangelt auf einmal Jeder Geld
und Jeder bestürmt ihn.' Goirn. .Und doch hält sie
sich nicht d.. Jedermann gerade auszufragen.' ebd.
.Daneben denke sie, die andern Kinder täten an ihm
ein Exenipel nehmen und keines sich d. halten, nicht
das Möglichste zu tun, um ihn so viel möglich zu
ersetzen.' ebd. So hart v'' mi'' nit d. g'ha z' brieyye'
[zu weinen]. Walden. Er het-si''' nüt d., er macht
(das u. dasj BBe. Bid l'arteie ujigersclirlbe; der [vom
Augenarzt glücklich operierte | Huxn het-si aber nit d.,
'ans er g'seht und schrlhe" cha""; drum muesu der Sehis
für-en ungerschribe'. Schild. Eh d. lia", Etwas für
empfangen halten, als empf. betrachten, rechnen Z.
— äese-für: diesseits F. — wol-für s. für II 8.
— wor- = wo- Z (Spillm.). ,Hebe [halte sc. dich]
sworfür [wofür immer] du willt, wand [ausser] für
guot!' galt It L geschworn. Brief 1252 als Beschimpfung.
was-für s. für I A ö am Ende. — was-fürig
Ap; Bs; Z (tw. wa-), -fürnig Gl, -fürtig L; Uw; U: wie
beschatten, von welcher Art. Wasfürige" Wl" wend-er
[wollet ihr]V Wasfürigi Litt sl's [sind es]V Eigen-
tümlich ist die Trennung der Bestandteile der Ver-
bindung in: Waa wmd-er fürige Wl^'!' Z. .Leibliches
Creuz, was ihnen auch immer füriges begegnen mag.-
Ulr. 1727, und die Verwendung für den Sg. i. S. v.
,was für ein': Wasfürtige Bock hasch du mache" la"? U.
Die beliebte Verstärkung mit ( hier noch bes. durch die
Analogie des syu. witiy gefördert; n aber ist eingeschoben
nach Analogie des in der Flexion und Wortbildung auf-
taucbeudeu stimmhaften n. Man hört aiicli etwa die pleo-
nastischti Zss. wmf^i/üriij.
türe, füri s. für-hin, -her.
fürelen II: die Grenzen eines Gutes auf Kosten
des Nachbars erweitern AaKI.
Eig. ein wenig, unmerklich vorwärts rücken : von füre,
fiirhin, nach vorn hin; viell. mit beabsichtigtem Wortspiel
(s. /tin-ehn 1 Sp. 93«).
„fürren: die Wohnung verändern, in ein anderes
Haus ziehen B." — Zsguz. aus fiiremt; von rimr; vgl.
dort {\) fureri») z'ütjlen,
füren: .\dv. melir. , Keinem teil f. ilann dem
andren anhangen.' Xh'lü, Gpr.
Entweder entstellt aus fürer (da n und ;• bes. im Auslaut
leicht wechseln) i. S. v. »weiter, mehr', oder aus fürhin,
welches später immer füre' ergibt. Gruudbed. , weiter vor'.
fürene für^na GnSpL, fürendo GnSav.: den-
noch, ohnedies, ohnehin ; z.B.: !'■'' hätt de Weg f.
müesse' mache".
Sclieinon nacsli Analogie von ohcnen, undenen; obnende ge-
bildet zu sein. Der in dem W. liegende Nebenbegriff ja
doch einmal' erinnert an das am Schluss von ßir I A an-
geführte conjunctionale für = da docli. -end könnte auch
durch d.is in den Uebirgs-MAA. leicht nach n aufsteigende (/
erklärt werden.
fürer U; L; VV. fürers Bs; B; FMu.; L; W,
fürersch BHerz.. fürescli HBurgd., fiircs, füris BBe.:
1. räumlich: weiter (nach vorn BSi.) vorwärts; von
der Stelle, an einen andern Ort. Wo kei" Jäger fiirers
cha"", eine unwegsame Stelle. JHWvss. Er ma« nüt
nie f., kann nicht mehr gehen, niuss stets das Bett
hüten BHk. .Nicht f. mögen', nicht von der Stelle
mögen, lang.sam sein. Gotth. I'\ gä", lä", cho". F.
trappele", trippeln, von Kindern liStdt. Eine" f. ge",
in Bewegung bringen, treiben B (Zvro). Eine" f. Iiringe"
BRi. I'\ stelle": a) tr., z. B. eine Leiter, an eine andere
Stelle rücken Bßi. ; LG., auch f. tue" udgl. b) intr..
rasch laufen, ebd. (Vgl. drü.s stellen, davon laufen.)
D's Veh f. stelle", von einem Stall in einen andern,
wenn dort kein Futter mehr ist „BO.; LE.;" \V;
/'. fare", mit dem Vieh auf eine andere Weide, ebd.
F. lege", einen Kranken in ein anderes Bett B (Zyro).
F. züglen, in eine andere Wohnung ziehen B. Arm
Lüt neste" geng f. B. .Sie wolle lieber lebig i" Bode,
als sich von mancher Nachbarin auslachen lassen,
wenn sie alle Morgen mit dem Säckli f. müsst [zum
Freitisch von einem Haus ins andere, ,in die Kehr
gehen'].' Gotth. F. gä". den Dienstplatz wechseln
BBe. ,So soll man in [den Übeltäter] nienent furer
büessen wan ze W.' Amtsr. LWillisau. ,Dass enhein
einiger kein urteild fürer ziehen [an eine höhere In-
stanz appellieren] mag.' L ä. Stadtb. .Streck dich f.!'
mach, dass du fortkommst! Salat. ,Quicquid pro-
gredior, je weiter, f. ich gon.' Fris. ,Sy soUent
auch dise Hofstatt nit f. wyteren, dann wie sy jetz
yngefangen ist.' RCvs. .Kumiu, mir wend noch bass
f. gan.' Com. Beati. , Setze die 6 vor die 5 und das 1
fürer [d.i. lt>5].' VFrider. I(il9. — 2. räumlich-
zeitlich: ferner, sodann, bei Aufzählung der Keihen-
tolge nach. .Och soll man wüssen. dass die dorfmeier
f. gewalt band, dass si holz geben mögen.' XIV., Aa
Wei.st. ,F. sprechent si.' Hofrod. ZMönch. — 3. rein
zeitlieh: von jetzt an, in Zukunft: .Besser sorg
haben wellind. damit f. übel und schaden verhüetet
werden.' 1.5ol, Striukl. ,Da ward man zuo rat. was
im f. zuo tuen war.' Edlib. .Was er f. und wyter
ze machen willens wäre.' 154.5. MEsterm.. Rick. —
l. übergehend von Zeitbestinnnung in Gradangabe,
oder schwankend zw. diesen beiden, wie nhd. .eher';
so bes. in Verbindung mit ,desto'. ,Und doch uch
solichs anzöugen wellen, üch dest f. wüssen ze halten.'
1531, Strickl. .Dardurch zuo zyten vil unfrid ent-
sprungen, ouch des vil unrüewiger lüt sieh vertröst
und dester f. zank und hader angefangen.' 1545, Absch.
, Damit man des klapperns de-ster ee und f. abkomme.'
151)8. Ndw LB. .Dorunib man mich denn ouch dester f.
zuo der schuol tat.' Platt. 1572. .Damit sy dess f.
zucht und lere brächen . . .' alte Schulordn. Bru«g.
Rein zeitlich (aber i. S. v. .später') viell. in: .Damit
unser Bund dester f. [länger? | beharren.' Ans». —
5. Mass bestimmend über eine Grenze hinaus; mehr;
z. T. noch mit zeitlichem Grund- oder NebenbegriÖ'.
.Da derselben dieren deheis [irgend eines] ieman an
synem schaden findet, der soll es ustryben mit synes
rockes ermel und nut furer.' XII.. UwE. Hofr. ,Soll
ze erschaz zwen köpf lantwyns gSben und soll nicht
f. umb erschaz gemüet werden.' 1315, ZZollikon. .Wir
hätten wohl getraut, sie hätten daran ein Begnüegen
gehabt und uns f. nicht ersuocht.- 1437, Lauf. Beitr.
Mit folgender Vergleichungspartikel (/e«« [als]: ,Swer
wider die iclit redet, die den schaff nfhant, das went
die burger f. richten danne amler ding.' L ä. Stadtb.
,[Dass der Zidlner sie mit dem Umgeld] last f. be-
kündjere [belästige], denne vor zyten beschijhen.' 141U.
Ü69
i*'ar, i'pv, flr. for, fiir. für
Ö70
HAiiExii., Sigr. ,Weiin stöss [Stroitigkeitcii] zwisi'hcii
inen erwüchsen, soll sich nicnianil jiartysch machen
einem teil f. zuo helfen, dann dem anderen.' lo-lo.
Absch. .Die darzue in den VersamTnlunfjen f. dann
ander Leut unruhig sind.' Z Mand. Absolut i. S. v.
.ganz besonders': Da.i ist /'. en guete Chiivcht, f-s e
feissti Ohne W.
Mhil. Jnrrr erst spät und fast nur in Schweiz. Quellen.
Das W. ist regelmässige Coinparativfiirm zu für (wie altu.
i'i/rir, welches aber geradezu ^y>/c gebraucht wird; s. .\nni.
zu J'iir); ftirers adv. Geiiet. davon (wie alt. nhd. .weiters,
ferners', vgl. auch .anders'); ßiremh mit der durch ;■ be-
wirktcD A'erdickung des s und davon /iiir^cA mit Ausstossung
des (• uud so wohl auch /'hi-ch, welclies sich allerdings mit
tTtris (s. d.) berührt.
fürig Ä BsLd; liBe., Ki.; du tw., «- (Ö^, VJ Ap;
VOrte; Gl; Gr tw.; GA.: \. = voriyIl. — 2. eigen-
tümlich, sonderbar U. Jede Gemeinde hat firicfi
Werter. Das ist e Firige!
füriges fö-: vorwärts LE. F. gö". Nid f. cho".
Syn. für-sich; f'ärer.
I Adv. (ien. wie /uns, entw. von einer deui vorii/ II aua-
' logen Adverbialbiblung od. von einem vorauszusetzeuden Inf.
'fürii/en (vgl. Fa/iin aus Fahens Sj). 7'2:3|.
füris (Ö^J = fürer 1, vorwärts, von einem Platz
weg L. />' Murgatei* üs und f. tue. F. zieh, die
Wohnung wechseln. F. cho", in einen andern Dienst.
Hüs [spare]! dass d' f. chunnst!
Mit der adv. Endung -i« nach Analogie von twi'ris, mhd.
tweihfv, quer; scherliltt, schief, gebildet uud durch die Länge
des Voc. geschieden vou dem gleichbed. /an'« Sp. 967. Da-
neben lautet eine Angabe aus Ndw vi^rin (imr m'nend [wir
müsseuj ja AUi vorr'tH yö" und Ki-iiie'' icird dehiadc" ff'tä'\i,
welche aber nicht zu obigem W. zu stellen, sondern aus .vor-
wärts' oder aus mr-i» [i« = Uns, uns) zu erklären sein wird.
fürlich: beförderlich, bald. .Unib 5 Schilling ge-
straft, die auch f. von im bezallt werden sollent.'
15R0, Z Ptisterordn.
Fürli"g m.: 1. Vorteil; Voranteil; Profit. Syn.
Fürderling. En ist-d'r ekei" Fiirlig, wenn d'n tuest
BHk. , Stubenmeister und Wirt sollen, wenn man die
Urteil anleit [die Zeche macht], den F. glych in die
Buchs legen.' 1400, Winterth. Herrenstube. .Ein mann
mag synen sünen gen ein bescheiden billichen lüer-
ling.' XV., ScHwKüsn. ,Es sollen Alle in der Stadt
und ausserhalb in gleichen Rechten stehen; Niemand
soll mehr einen F. haben.' 1403, Seuess. KG. ,l>arum
sollend Zürich und Bern hiehar sehen, dass sy inen
den f. derniäss in die händ fassind, dass sy nit müessind
folgen, so die 5 Ort etwas ze meren understandint.'
1531. AiiscH. ,Beder stetten heil und f.' ebd. .Eine
statt soll verhelfen zuo f. und ufwachs der andern.'
ebd. — 2. Vorzug. ,Die Ebreische sprach setz ich
darnmb zum letsten. dass [usw.]. sunst hett ich der
Ebreischen billich den f. g'geben (alioqui Hebniicie
merito primas tribuissemus).' Zwinoli. — 3. „Aus-
bund, das Vornehmste; z.B. dieses Pferd ist der F.
LE." — 4. Überschuss, Überrest; z.B. von Tuch
B; „VOuTE;" S. Der Schulder het de" F. h'hidte".
,1hm seine eigenen Güter oder den F. seiner beiden
Pfründen in Haft zu legen.' 1494, Aiiscu. (od. zu Vi).
— Bed. 1~3 i. S. V. für I A :i ; Bed. 4 i. S. v. /iic // A 7.
furo: fürderhin. von jet'/.t an, in Zukunft. Mit
angehängtem liiii: !''• hi' f. hi" nnmmc der wert, dass
i''' dln Buch ]ieisse, sagt der verlorne Sohn G oT.
.alleinstehend: .F. so wellen wir...' 1485, G (Jesellen-
schicss. .Nichts mer geben, sonder f. warten, was
inen MGH. mit recht angewinn.' 1525, Absch.
Erst in der Kauzleispr. des XV. XVI. aufgekommen,
viell. nach Anal, vou dcro, der; im, ihre; vgl. auch die Zil
/mm; ijnr-o und das auch begrifflich parallele nihd. nu-a,
nur-ä. — In der Kanzleispr. des XVI. begegnen auch die
gleichbed. Couipp. .hinfüro, fürohin' =fiirtfiin, hin/ürt; s. Jiin.
für r Ien s. b. Furre, Sp. 939.
Fner f.: 1. a) Beförderung von Waaren und Per-
sonen auf der Achse od. zu Wasser, Fahrt, Spedition.
.Evectus, ein fuor zuo land oder zuo wasser. Vecturis
vivere, sich der fuor (sich mit fuoren) begön.' Fris.
Die Gr Kaufleute beklagen sich über das Auf- und
.abladen der Waaren; .dann in keinem Land ein sö-
licher Bruch der Fuor halben syge.' Iti(i2, Absch. ,Der
Glarner Ziger mag auch die Fuhr erlyden.' BCvs.
Ouch ist derselb hof am schloss kein fnur ze füeren
(keine Frohnfuhre zu leisten sc. schuldig].' Hofr. Z
Wald 1586. Bildl. : e F. ha" mit Öpperem, sich viel
.Vlühe mit Jmdm geben oder geben müssen, ihm viel
.Vufmerksamkeit erweisen Ap; GBern.; S; Z; vgl. aber
auch 5. — b) Fuhrlohn BSi. — 2. Fracht, die
beförderte Waare, der beladene Wagen Aa; BSi.; Uw;
W; Z. Es lichts Fuerli Nnw. Fuder, als mehr oder
weniger bestimmtes Mass, z. B. e F. Holz ZSth.
Scherzw. : volle Brust GRCliur; vgl. Höh ror-eni Hüs.
— 3. Ross und Wagen, Fuhrwerk. ,Mit ihrer Fuhr
zwei Ehrtagwen [Frohntagwerke] zu leisten.' 1557,
Absch. — 4. Führung. !''• will di'-'' lere" s' F.
fs' g'fuertj ya". will dich lehren, was sich gebührt,
schickt; will dich gehorchen lehren Gl; ScHwMa.;
s. auch u. fiteren S. — 5. Aufführung, bes. lär-
mendes Treiben, Lustbarkeit, Kurzweil, Freude (viell.
eig. vom Schreien und Rufen, welches ehemals von der
Beförderung der Lastwagen unzertrennlich war. Vgl.
auch Flieg 6 Sp. 700) Aa; Ap; Bs; Gl; Sch; Z. Do [im
Wirtshaus] ist e F.! Me" hört si" äge* [eigen] Wmi,
iiiimme" [nicht mehr] Sch. Da ist e F. g'si", wo die
wider z'säme" cho' sind! ebd. Machet-mer iinie" [nur
ja] keini Euere nie esö, ir Chinde! AaZcIh. D' Suebe"
liend ir F. in der Kilche", dass me" der Pfarrer nüt
rcistöt Bs (Spreng). /"■'' ha" mt" F. und Kilbi mit-em
ifha" Bs (Ochs). iSV) het 's mengi Freud und F. 'ge".
Bkeitknst. 1804. Über Öppis d' F. ha", mit Öppis
d' F. trdie", darüber spotten und lachen Bs; Z. iVw
für d' F., nüd für Ernst Z. Si hei" e häli F. g'hä'
mit im, sich über ihn lustig gemacht Bs. Syn.
Gugel-F., Füeri, Gefärt und in verstärktem S. Erz-,
Heide'-F. — 0. a) Unterhalt. Nahrung. Futter für
das Vieh Aa; BSi.; L. Es Haupt Veh i" d' F. ne" L.
.Die rebhücner bei Cirrha habend nit ein ässig flei.sch
von ir fuor wegen.' Vooelb. 1557. .Etliche entdacktcnd
ihre strowdächer und legtend dem vech das strow für
zur f.' HBuLL., Tigur. ,l)er Schatfner soll zu allen
Schüren luogen. dass man rechte Fuore gebe.' XVIL,
Gesindeordn. Miri. b) Nährkraft einer Speise
Blie.; l'w. Das Tirod hed ekei' F. Feitse'' fVia.s- hed
giieti F. UwE. Schlechtes Gras gibt minder Milcli und
minder F. B. — c) Sättigung Ae; G. Xei", danke.
i''' bin i der F.. bin übersatt. - 7. das halbverdaute
Futter im Magen des Rindviehs, welches nmn ihm
bei der .Völli' herausnehmen muss Aa; L. Kot eines
Tieres L; „Zc;;" Z. D' F. gät nüd. gut recht. .Man
habe nienschlichc f. oder töwung golt zuo schniacli in
971
t'ar. fer. fir. fur. i'nl'
Ö72
tlie han^enil aniiiel gelegt.' Zwingli. ,Pas Führlein oder
liechsehwarze Mateii gehet in die Tücher.' .IMtralt
U197. Syn. Gef'üer. — UM. vuore f.. F.ilirt. Fuhre, Lehens-
weise; Futter, Unterhalt.
Ab-Fuer: 1. die Fortschaffung der Alifiille und
Unreinigkeitcn au.s der Stadt mit Karren ZStdt. Bas
polizeiliche Wegführen von Gesindel u.sw. aus einer
(ienicinde. XVI., Hauexb. Sigr. — 2. „Gebühr, die ein
fremder Schiffer oder Fuhrmann an dem Orte ent-
richten mu.ss, der da.s Stapelrecht hat Sch; Th." —
,U f- : Streue u. Futter zur Verhe.sserung des Wiesen-
landes, eigtl. .\lle.s, was von einem Stück Land an
Futter und Streue, ohne demselben den Dünger davon
zu geben, auf anderen Grundstücken verfüttert wird
B; LE." Syn. Ufzug; vgl. %if-füeren; ferggen 3 b a. —
In-: Auffahrt zur Scheune Bs. Vgl. In-far(t).
Un-: 1. Verstoss gegen gute Leben.sart und Sitte,
Unfug, Unordnung, Ungebühr, unrechtmässige Hand-
lung; s. F. 4. ,Von grosser notturft und u. wegen,
so ZUG Chur beschicht.' 14.')3, Kind, Urk. ,Wer den
andern vor gericht beschalkot mit bösen Worten und
semlich u. trib.' 147'2, Offn. Burgau. .Nieman uf der
gassen soll klopfen, schryen und ganz kain u. haben."
1494, SoH Ratsprot. ,Blündertent ouch das dorf und
triben vil u.' Edliu. .Welcher u. und frevel begicng
mit gottslestrungen oder andrer Worten und werken.'
Sthafk. Rheinau. ,Es soll all trummen, pfyfen und
ander unzimlich u. und wesen abgetan syn.' Stadtb.
VVthur. ,Alle u., so nachts beschicht, es syc schryen
oder anders.' G Ratssatz. ir)04/3"2. .FüUtend mir den
knecht und junktrow voll wyn und driben vil grösser
u. in mym hüs bis um mittnacht.' Stockar, Tageb.
I."j2ti. ,Als nuu von beiden partyen vil u., röubery
und Unsicherheit in der Strassen entstanden war.'
Ansh. , Welche fast vil wider enander u. und unwort
brüchten.' ebd. ,Wir sind nie des willens gwesen.
mit jemand krieg und u. anzefachen.' 1.5:>(l, Absch.
Zu leerer Amplitikation mit dem positiven W. ver-
bunden. .Kein unfuor noch fuor [Streit, Hader] stiften.
sonder tultmüetig [geduldig] sich gon lassen.' Vad. —
2. „übertriebene Lustbarkeit, Unniass." — o. Mass-
best.imniung für einen unförmlich grossen, ungeschlach-
ten Gegenstand. E" Unfuer vom-ene Brocke", Huet
udgl. GuChur. — un-fueren: Unfug treiben. .Die
in der statt ze u. und den wirten ufzeschlachen [Zeche
auf Rechnung auflaufen zu lassen] sich understuon-
dend.' Vad. ,N. N. ist gestraft, urnb dass er nachts
uf der gassen geunfueret und nach ilen nünen trunken
hat.' 1.544, Si'H Ratsprot. .Und so dann etlich den
friden mit einanderen uf die gfar abtrinkend, dass .sy
glich angents mit einanderen u. und einanderen sche-
digen.' ISS.*!, ZWültl. Herrschaftsr. -- ver-: durch
• Unfuer" zu Grunde richten. ,l)a habind si ein Un-
wesen mit trinken, gläser ze werfen gehejit; er habe
mit verunfuorung der spys nit ungeschickter wesen
gesechen.' l.''>27, Ecm, Act. — un-fuersani: voll
itis.sgcschick und Verwirrung. .Von Unfuhr.same dis
Jalirs. Als nun dis Jahr mit Ungewitter, Türe [Teu-
rungj, Mord und UIVuhr fast unfuhrsam war." Ansh.
Mhd. vnmim, schlechte I.eheuswcise. Unfug. - lu Beil.
2 und 3 des Sahst, luit un- viel), nicht negative, sondern
verstärkende Bed.
Fron-: Gespanndienst mit Ross und Wagen für
die Grundherrschaft, ang.iria. 17(3.'), Gem. Aa. Gegs.
fjön-F. — Gabel-: leichter, zweirädriger Wagen mit
einer Gabel statt der Deichsel; Gegs. I)iechsel-F.
.Weilen wir gewahren müssen, dass das enge Gleis
und die Gabelfuhren unsern Strassen den grössten
Schaden zufügen, als wollen wir, dass in Zukonft
keine andere als Weitgleiswagen gebraucht, die G-cn
völlig abgekannt und hingegen die Deichsclfnhr ein-
geführt werde.' 1774. Z Mand. — Gegen-: 1. Rück-
fracht. .Gegenfuhren von Kaufmannsgütern aus den
Bünden fehlten diesmal gänzlich [klagen die Schiff-
mei.ster des Oberwasserfahrs].' 1022, Absch. — 2. Er-
wiederung, Gegengrund. .Man muss aber mit G. aus
dem Luthero selbst verfasset [versehen] sein.' Hott.
1666. Vgl. Gegen- flieg Sp. 700.
Gugel- (Gauggel- ZBauma): „Posse L; Zo;
geckisches Betragen L;" Scherz, Spass, Mutwille, Ge-
lächter, Lärm Aa; Ar; Bs; SoH; ScHW; S; U; Zo ; Z.
.S'i"' G. mit Ki'in ha", tnbe", Jmdn hänseln Bs; Z.
Das ist aw'' e G. g'sl' i der G'meind [Genieindsver-
sanimlung]. D' L-ilt händ derhy iri G. 'trihe' und
icüesti Miller g'ha" [der bösen Zunge den Lauf ge-
lassen] Aa (J Keller), 's isch vor, mer hend in der
Jiiged e lustigi ZU g'ha", vietuji G. Bs (Hagenb.).
.Seltsam geschrei und gugenfuor si erhuoben, schaltend
einandren huoren und buoben." Salat. Possenspiel.
z.B. bei der Zskunft junger Leute UwE. ,[B. habe
geredet, wenn die Priester über dem Sakrament die
.•Vrnie ausbreiten, sei dies] ein luter g." l.")23, Absui.
,Zue wettingen habind etliche gesellen der mess be-
gert, dargegen andere gesagt, sy wöUind der gugelfuor
[possenhaften Aufzugs] nüt.' HBcll. 1572. — „gugel-
fuerisch: lächerlich, komisch, überaus spasshaft."
Mhd. ]) go(jel- , (IV (jd vuore , Possen, Ausgelassenheit;
•2) ijitukcl-i\, Zauherwerk. Vereinzelt gil)t Postheiri 186.5 das
Wiirt für B als m. an; vgl. Guijel-ßiei/ S\i. 700, wo auclvdie
ICrklärung des Comp, zu entnehuien ist, welche uns der Not-
wendigkeit üherhebt, an Fasnachtsaufzüge zu Wagen mit
.Gugeln' I Spitz- od. Narrenliütenj zu denken. Rein äusserlich
ist die Berührung in einem Beleg aus dem XVII.: ,Wcil
der Major mit diesem [ij' hoheuj Hut ein G. und Gespött
anzuriciiteu versucht habe." Bs Taschenb. 186'2.
Güsel-: die Abfuhr des Kehrichts aus den Häu-
sern und Gassen der Stadt L. Syn. Kütiragen; auch
ligürl. — „Güeter-: Praclitwagen mit Kaufnianns-
waaren." Vgl. G.-Schiff'. — Holz-: 1. das Zuführen
von Brennholz, spee. als Leistung der Bauern an den
Pfarrer S. — 2. das Gastmahl, das der Pfarrer den
Bauern dafür zum Besten gibt S.
H ä m p f e 1 i - : Ernährung mit, der (jenuss der Sauer-
ampfer (SiirhampfeJe, Hrimpfelisür). IL macht d'Meitli
xOr Z (Kdspr.); das Gegen.stück s. u. Hnhcrniurch. —
Aus Ilumjßfdinir nmgcstitltet für obigen Reim.
Hand-: Fracht auf einem mit der Hand gezogenen
Sclilittcn GkPt. ; Ggs. Üoss-F.
Herc-; Frohnfuhre. Si'LCiKK. — //n = Herr.
Hörn-: durdi übermässiges Trinken verursachter
Durchfall des Rindviehes. Alp. 1806. — So geheissen,
weil beim ,Horu'-Vieh auftretend.
Kue- = Kue-Esset Sp. 526. ,Item [die] N. N. haut
fünft halb k. f. und 1 fuoss.' 1454. UwBuochs It Z Anz.
1S83. 430, wo die Siiecitication zu berichtigen ist: .das
git nidergaden 3 k. f. [1. , fuoss' ?| und das turmattlin
und das hofstätti [verstehe .je'?] 2 k. f. und die liof-
statt. da das steinhus uff [stät] 1 fuoss.' Jteni E. v. U.
973
Far, fer, fir. for. fiiP
974
gid 8 k. f. von syner hofstatt und stad das tuiniattli
3 fuoss.' 150(1, ebd. — / fuiin = der i. Teil eiues ganzen
Anteiles.
Ki'is-: die am Ijcstiimiiten Tage stattHndende Ab-
liet'frung der frischen Kiiso an den Kiiseherrn [Kiise-
händler] durch die rrodiizenten, wobei diese mit
schönem Fuhrwerk jnunken, nachher regaliert wer-
den, so dass sich ein lustiges Gelage entwickelt. Vgl.
(lOTTH.. Vehfr. 230. - Ledi-: der Transport einer
vollen Schiffshidung; vgl. Lcäi-Schiff. .Dass die i^cliitt-
meister statt der bisherigen 10 Batzen für die L. mit
4 Batzen weniger sich begnügen möchten.' I<i5l, .\bsiii.
— Neben-: das unbefngte Füliren von Kaufmanns-
gütern gegenüber den privilegierten Fuhren. ,l>ie
Nebenfuhren, welche zuwider der Sc-bitfsordnnng aul
der Lintli vorgenonnnen werden, wenlen abge.stellt.
Die Scliilfmeister sind befugt, auf die Güter solcher
Nebenf. Arrest zu legen, bis ihnen für erlittene Fin-
gritt'e Ersatz geleistet ist.' lti'22. Absch. — Pilgrim-:
die Beförderung der Pilger nach Einsiedeln; Schiffe
und Wagen mit Pilgern. Die .Bilgerifmdiren' au P^est-
tagen werden von dem Z Mand. 10.50 untersagt. ..\uch
mögen neben den (immer befreiten) Posten die frömde
Land- und Pilgrim-Fuhren am Sonntag nach 12 Uhren
aus der Stadt fahren.' Z Verordn. 1704. — Bettel-:
Frohnfuhre, durch welche des Gehens unfähige Bettler
auf polizeiliebe Kosten von Gemeinde zu Gemeinde
transportiert wurden. Inehuen; Hebel. Bern besehwert
sich im .1. 1743, dass ungeachtet des Mandates von
1739, wodurch alle Bettelfuhren unter gewissen Ke-
strictionen abgestellt worden, dennoch dieselben immer
noch missbraucht würden, so dass sich allerhand frem-
des Gesindel auf Karren und Wagen seiner Bequem-
lichkeit nach von Dorf zu Dorf führen lasse, und
erklärt, dass es dergleichen auf B zugeführtes Ge-
sindel wieder zurückschicken werde. Absch. ,Die Über-
nahme von B-en ist den Grenzgenieinden ernstlich
untersagt.' DWvss 1796. — Brut- s. Brüt-Fiiedcr
Sp. 684. — Rod-: in einer gewissen Reihenfolge
[Rod], wie sie frnbor die Fuhrleute festgesetzt hatten,
wiederkehrende Fuhre. ,Die schweren Lastwagen aus
Schwaben, deren wöchentlich 13 bis 14 ankonnnen
und abgehn, ohne die vielen täglichen Itood- und
andere Fuhren zu rechnen, erschweren die pünkt-
liche Erhaltung des Pflasters.' Churer Beitr. 1792. —
Rum]iel-: elendes (rum|ielndes) Fuhrwerk und die
darauf Fahrenden Z (Sjiillm.). — Eoss-: Fracht auf
Schlitten, welche mit Pferden bespannt sind GrD. ;
^. Hand-F. Hyn. BosS-IiKrdi. - - (jcschirr-: Wagen
herum ziehender Tonwaarcn- und Lumpenhändler Z.
.4m End [/'hörst du zu-n-ere Sciltänzcrbande oder :n-
n-erc G'schirfuer, die chommed eso verhätschet dcihar.
ACoRRODi 1875. -- Spüse-: Mitgift, die am Freitag
nach dem kirchlichen Aufgebot vom Bräutigam und
seinen Freunden auf Wagen, vor welche jeder sein
schönstes Rind mit der grössten Glocke gespannt hat,
unter Begleitung aus dem Haus der Braut abgeholt
wird. Zuerst fährt der Bräutigam mit dem .'l'rog'
(Kott'er) unil ilem Brantbett, den Schluss bildet der
m'ichste Anverwandte der Braut mit dem Spinnrad,
dem Werg usw. Hinter den Wagen folgt die von der
, Brautjungfer' geführte Braut GrScIi. Am e Fril'Kj
f'ahd nie" nid (jern c vnchtiyx Werdi tf; tiiiderst ehe
kväd [gerade] d' Sp. fuerc" Gr (Walkni.). Vgl. noch
Schwyzerdütsch 19, 22 f. und Brut- Flieder Üy. 0.S4.
— Sjjwe, Braut. — Diechsel-: Wagen mit Deichsel;
Ggs. Gabel-F. Z Mand. 1791.
Tannen- (auch -Filcrete): das häufig mit den
Fasnachtslustbarkeiten oder der Autführung von Volks-
schauspielen verbundene Einholen einer stattlichen,
mit Bändern geschmückten Tanne, die auf einem Wa-
gen aus dem Walde geholt und durch das Dorf ge-
zogen wird, U7n nachher, wann sie (von Gemeinden
oder Privaten) geschenkt war, an den Meistbietenden
verkauft zu werden. Der Erlös oder der durch den
Eigentümer bezahlte Fuhrlohn wird am Abend bei
Tanz und liUstbarkeit verjubelt. Dem Zuge gehen
Tänzer mit Tannreisern auf dem Barett und von
einer Hand zur andern sich spannenden Blumenbogen,
die mit Moos und Bändern geschmückt sind, vorauf;
Maskeraden, Bajazzokünste, militärische Begleitung
nnd die herkömmlichen Typen des bernischen Volks-
huniors, wie z. B. der ,Bärenmutz', der , Wunderdoktor',
das ,Kuder-' und ,Mieschmannli' und ein ,Bajasshansli'
dürfen nicht fehlen B. Syn. Taimen- Karrete.
VwJt ist ein Brauch in Z UStli. Bevor bei der Feier des
Berchtoldstflges die ,Kuaben' zum Uenieindetrunk kommen
durften, nuisste.n sie von einer schwer zugänglichen .Stelle
lies Gemeindewaldes einen Tannblock holen, wobei sie ein
Tambour und ein verkleideter Lustigmacher begleitete. Lt
Dennler 1817, S. '27ö, soll der Brauch i;n Kt. B erst im
XVIII. au die Stelle ,der militärischen Kvolutioueu' getreten
sein; doch ist das Einholen des Christbluckes und des Mai-
baumes als des Symbols des Vcgetationsdämous ein alter
Brauch. Vgl. Maunh., Baumk. S. 2:37; Illustr. Schweiz 1865,
,S. 160, und Schweiz 1858, S. 65.
Drossel- s. Drossel- Fueder Sp. C85. — Wider-:
Rückfahrt, Rückfracht. ,Wie si etwas in der w. iu ire
schiff geladen.' 1531, Strickl. ,Wenn die Fähren von
Lucern Leute irach Uri führen und daselbst Leute und
Gut zu W. finden.' 1544, Absch. In bildl. S. F. ii. W.
= Angritf und Widerrede, Hader: ,Wann Moses und
Aaron im Guten nicht recht zusammen setzen, sondern
es zwüschen ihnen etwan nur Fuhr und Widerfuhr
gibt, und sie dieselben nicht mit einanderen abladen.'
JMüLL. 1673. — Win-: Einholen des Weines mit
Ross und Wagen, in stattlichem Aufzug; die Wirte
schenken nach der Rückkehr aus dem Waadtlande
schon im Freien vom Fasse weg, was für ilas Dorf
zur Festlichkeit wird, die im Hause als Gelage sich
fortsetzt. Von Wirten auch etwa als Knitf benutzt,
um Gäste anzulocken BM. — Wasser-: Wasser-
leitung, t. aus an- und ineinander geschobenen Ridiren
oder Känneln, t. als Kanal erstellt, um z.B. Wiesen
zu bewässern .\i'; W; im W oft in schaudernder Höhe
geführt, fast in der Luft schwebend. In diesen lebens-
gefährlichen Orten haust die .Eisjungfrau', auf diu
Männer Jagd machend. Vgl. Ali'ENI'. 1S71, 413 tf. , Die-
selben höf sond uns das wildwasser uffahen zuo dem'
wyer; was Wassers ilahin nit mag kommen, das sond
si zwüschen den höfen hinab füeren mit iren wasser-
fuermen [1. -fuerenen].' 1433, Meierr. Buchb.-Rüdl.
S. auch Wasser-Fiirre. — Zue-: das Zufahren von
anderen Orten her. ,Das StrassenpHastcr muss von
starker Zufulir innner leiden.' Hess 1818. S, noch
Znefiier-Liieh. — Zügel-: 1. „das Wegführen der
Fahrhabe nach der neuen Behausung." '1.^= Drossel-
Flieder B.
f u c reu; 1. Iiiiirwerkcii.
I'ulircn, ilri'srlii'M, mctziren usw.
.\n Festtagen nicht
1638, Absch. Fuhr-
975
Far, fer, fir. for, fner
f»76
od. Gespanndienste in der Frohnde leisten (s. Fiier 3).
,Dann sollen sy zue dem schloss ze fronen und ze f.
schuldig syn.' 1525, Aiiscn. — 2. trans. (Vieh) füttern,
speisen; selten mehr und nur im gemeinen oder iron.
S, von Menschen gebraucht Aa; Ap (St.''); BE., Hk.,
M.; Gl; L; B (s. Fuer 0; vgl. auch Fuer-Tenn). Wenn
er aw'' Land hält und Veh f. müesst Aä. ,D' Sau
g'fuhret.' GoTTH. „ WuJg'fuert, gut genährt, beleibt
B; L." ,Ist es ein essend phand [ein Stück Vieh],
so soll er es f. uf du hut [also verhungern lassen].'
1348, Offn. Berkon. ,Gütt uns us luter gnaden spiset
und fuoret.' Kessl. ,.\lsdann soll man sy [die jungen
Hühner] mit gerstenniel f.' Vogelb. 1557. ,[Ini] Pry-
taneuni wurden enthalten, gespeiset und gefuoret aus
gmeineni seckel, die dem gmeinen nutz guots bewisen
hatten.' Tieuh. IStiii. .Darunib gab er ini's täglich
brot, I'as selbig rauch, ein haberbrei, Damit uuiosst
er gefuoret sein.' Schertw. 1579. ,Umb dass sy das
viich nit f. kennen [mit Gras], auch kein höw darzue
g'han.' KCvs. ,Uass der senn das vich ordentlich
fuore.' XVII., Gesindeordn. Muri. ,Was tuot die Speis
am Menschen';' Sie führet ihn.' FWvss 1653. ,Pue-
teren, fueren, hirten; pabulari, vesci, pascere.' Ked.
1662. , Weilen ein jeder Mann sein Frau schuldig syge
zuo f. und zuo fassen [kleiden].' Schw Ratsb. 1668.
wofür 1769, LB. SrnwK. durch Vermischung .fueren'.
Abs. gebraucht: Um Vieri sott i"'' irider hei'" (/a f.
[das Vieh füttern]. Gotth. .Erst um Fuhrenszeit heim-
kommen.' Glur 1835. .AU er mit 1500 pfenlen gan
V. war kommen, da ze fuhren.' Ans». Mit sachlichem
Obj., verfüttern Aa; Ap; B. I''' ha" InijDpp srluj" der
halb Heiistock ahe [bis zur halben Höhe lierunter]
g'fueret. Mer fueren iez Grau [statt Heu]. — 3. schnell
sättigen, den Magen füllen (und belästigen, ohne
gerade nahrhaft zu sein); nachhaltig sein, etwa mit
dem Nbbegrift' ,Durst erzeugen' Aa; Bs; B (Id. B);
Gl; Gr; L; G; Schw; UwE.; U; W; Zg; Z (s. Fner 6).
Syn. xpisen, zünen, d' M''iiriiilöcher verscJwppen. So
Verl GiimmeU [Erdäpfel] fiierid nid gar icol Schw.
.Die Pastete fuhr' afe', damit wäre man für einmal
gesättigt. Gotth. Das häd iez emäl g'faeret ! .Ein
guots und schleckerhaftigs fleisch habend die gitze,
speisend und fuorend auch nit wenig.' Tierb. 1563.
,F., guote narung geben, eibare fii'niiter, nutrire.' Mal,
,Bonenköch fuoret buss dann erbsen.' Mal.; Denzl.
Bildl. : Und Mängeni h'sehilsst 's nnd fiieret 's nüd,
und regnet 's Glück zun Fistren i' [selbst wenn das
Glück durch die Fenster herein geregnet kommt] GT,
(JKuoni). Gottes Segen allein fueret nnd macht trüejen
[gedeihen]. Siiesse Worte fueren nid Bs (Spreng).
Das mag nüd f., kann nicht helfen Ai-. Weba" mag
Niits geha", spuela" mag nüd fuera" [Nalirung geben],
spinna" mag Nüts bringa' Ai". Iron. : Einen schlagen.
dass es fueret GrI >. Mit Acc. P. : .Probier 's und friss
ein Mutten voll, ich glaub, es wird dich fuhren wohl.'
Ai' Kuhreihen. Abs iron. Wunsch: Fs seil di"'' f. GG.
— 4. fressen. .F., essen, fressen, edere, vesci.' Red.
1656; s. Anm. — 5. cacare, vom Vieh Schw; ZO.
Alles bald uider use f. D' Chue fueret dünn; s. Fuer 7
und diiun-fuerig.
Mhd. vuitreu, .aliJ. /wxr'iH, z. B. hei Notkor, näliri-ii, speisen.
— Die iinsicliero Beil. 4 erliillt viel). Uiiterstützuiii; durcli
felgeiidi' stelle des 'i'ierl). 1 5(1:3: ,So sy [die s|iaiiischen
Wicken | nit zno spiuit gcderrt, so fuoret sy anstatt des heus
das vych gar wo]', wenn ,das vych' als Sulij. zu verstehen ist.
„er-fueren: mit Füttern gewinnen, ein Stück
Vieh durch [reichliches] Futter in höhern Wert setzen
B; LE." Zu Fuer 5.
zeweg-: durch Nahrung. Futter in bessern Stand
und zu Kraft bringen B. .Kaum hätte man sie z'weg-
g'fuhret, so sei ihr Nichts mehr gut genug.' Gotth.
zue-: die geleerten Jauchetröge teilweise wieder
mit Wasser auffüllen. \g\. Fuer-Loch. — Zue-fueri
f.: das zu diesem Zwecke in besondern Gruben ge-
sammelte Wasser ZDättl. Zu Fuer 7.
fuerhaftig: im fig. S., gesalzen. ,Ein vuerhaftigs
verantwurten', Titel einer Murnerschen Streitschrift
(viell. anspielend an .wahrhaftig').
fuerig, ge-: 1. nahrhaft, den Hunger schnell und
für lange Zeit stillend, allg. E dick Habermues ist
e fuerig Esse Sch. .Nutricius, fuorig [.füerig.' Mal.],
das wol .speist und erneert.' Fris. .Cibarius panis,
widergebachen brot, biscoten genannt, oder fuorig
brot. grob hausbrot.' ebd. , Valens cibus, ein starke
fuhrige speis.- Denzl. 1677; 1716. Den Magen be-
lästigend, drückend; schwer zu verdauen Bs; B (Id. B).
Auch figürl. : wirksam, erfolgreich GRh.; erwünscht
AABb., aber ebd. (u. au a. Ü.) e fue.rigi Ärbet, e fuerigs
Fresse", ein schweres Stück Arbeit; und von geistiger
Nahrung: ,Fuerige Worte, schwerverdauliche Spreng.
E fuerigi Predig B. — 2. = fuerisch Bs Riehen. —
un-: wenig sättigend, nicht nahrhaft, allg. — Mhd.
rvnnr, nalirhaft.
dünn-fuerig, „-füor(ig)'' : an Durchfall leidend,
chronische Diarrhöe habend, vom Vieli gebraucht
„Schw; Zg;" Z; s. fueren i.
fuerisch: ergötzlich, komisch Bs. Und esö Das
und Selb het 's Fuerisches g'gc' ufde" Weide". Breitekst.
Zu Fuer 5.
Fuerung Fuerig: 1. = Fuer 1. ,Wenn Steuer-
holz zu fällen gewesen sei bei schlechtem Wetter oder
an wüsten Orten, so hätte er der Erste und Letzte
dabei sein müssen, an die Fuhrungen seien dann seine
Brüder gefahren.' Gotth. ,Bot zu einem neuen Hause
den Boden unentgeltlich, nur sollte man ihm die
Fuhrungen .schenken.' ebd. ,Fuerig, advectio lig-
norum.' Id. B. ,Die, so ir holz ergengt und eröst,
und deshalb bitten, ihnen die iuorungen zu erlassen,
werden abgewiesen.' 1517, Absch. Zuweilen ist die
mit solchen verbundene Lustbarkeit, Trinkgelage,
gemeint: Sy Grossätti heig einist d'r Tüfel selber
g'seh'^, iro-n-er ron-ere Fuerig hei'" cho" sgg. Gotth.
— 2. Fuhrwerk, s. Fuer 3. ,Uf das haben die
frömbden kouflüt in dem dorf f. wollen bestellen, das
hat inen der vogt abgeschlagen und müesseu sy erst
von unser statt f. bestellen, das guot haryn zuo fer-
tigen.' 1526, Absch. -- 3. Umfahrt. Umzug. ,Es
gieng mir fast wie denen, die Fuhrig halten, d. h. wie
denen, die bei Bauten das Holz von Waldbesitzern
von Haus zu Haus sich erbitten.' Gotth. — 4. Füt-
terung ÄAZein. ,l)ie fuorung, narung, speis; nufritus,
victus, alimentum.' Dasvp.; Mal. ,Heu. Embd. Strau.
zuo der F. des Viehs dienende.' XVII., Gesindeordn.
Muri. — Mhd. rui>nin;j<; Nalirung. Speisung.
Ge-füer = J<^Hej' 7 ZLunn. .Dise tier gelobend
der wol geschmacktisten bluonicn. daruinb auch ir g.
eines edlen geruclis ist.' Tiekb. 1563. .Retrinientum,
das g. und kaat oder schlymerächtig ding, das von
im
Far, t'er. lir, lor, für. luer
978
I
iiicnscheii gät.' Kris. ; Mal. — Us-: Ottnung zur Ent-
leerung iler Excreniente. ,Das vorder teil [der Mu-
schel], an welchem ort das maul und ausgetuer ge-
sehen wirt.' FiscHB. 1.503.
d ü n n - f ü e r .s. -f'uerig.
fiiereii: 1. Etwas irgend wohin bewegen, wie nhd.
..\uf dem Grimselweg bis zum iSpital sei die Führunge
[das Recht des Transportes] stets den Wallisern zu-
gestanden.' 1417, Absch. Spec: die Kuh zum Stier,
die Stute zum Hengst Ar; Gr; Z, auch bloss cV Chue f.;
Syn. zuehiti län; auch absol. ziiehe f. BHk. Ebenfalls
abs. : ,Gfüert werden, sagt man von Huren und Ehe-
brechern, welche neben andern Strafen leiden müssen.
da.ss sie vom Ehegerichtsbüttel mit aufgehobenem Stabe
durch gewisse Strassen und sonderlich auf die Khein-
brücke bis zur Kapelle, über deren Türe ehemals ein
schändliches Hurenwapen eingehauen gewesen, zu
öffentlichem Gespötte herumgeführt werden. Diese
Strafe nennt nian kurzweg füere.' Bs (Spreng); vgl.
iis-f. In der Rspr.. im Wechsel mit .stellen' = vor-
führen: ,I)as solle nicht von denen Zeugen, die Einer
selbst gestellt, verstanden werden, dann dem Pro-
ducenten seiner selbst geführten Zeugen Person an-
zufechten billich nicht zugelassen wird.' 1719, Bs Eq.
— 2. den Weg zeigen, allg. Auch abs.: als Führer
dienen, von Beruf Fremdenführer sein LE. Eine
Versammlung und ihr Tun (Verhandlungen) leiten.
D' G'mend f., der Landesgemeindc präsidieren Ar.
.üozemal swuoren der von W. by vierzigen, gemeine
gericht zue f.' 1419, Absch. .Scheidlüt schweren, dem
scheid gehorsam ze sind und den [Entscheid] recht
helfen f.- 1503, Bs Kip .[Haller lud Zwingli dringend
ein.] damit er den Tanz [die Disputation] führe.' 1.5'27.
MEsTERM., Pfäff. .Das Gesang f. [als Vorsänger].' 1737,
MKoHK. S. die Compp. u. Abll. u. Stab. - 3. einen
Menschen (Kind, Greis, Blinden) an der Hand, ein
Tier am Stricke. Halsband usw. führen; leiten, len-
ken; daher das adj. Ptc. g'fuert, lenksam, ruhig und
regelmässig gehend Nnw. Z' g. gä', vom Rindvieh
gebraucht, welches an einem Strick um die Hörner
geführt wird, damit man es besser in der Gewalt habe
und es sich nicht ungeberdig benehmen könne; dere
sprützege Binderli clUinnit schier nid z'g. gä" ScHwMuo. ;
auf Menschen übertragen: gehorchen, recht tun; die
Buche da n-ett-i''' scho' lere" z' g. gä". ebd. Auch ein-
fach füere" = zurechtweisen, bemeistern. ebd. Du
füerst Uli''' de"" «h [noch] nid! Di'''' irill-i'''' scho" f.!
Keciprok, enand f., einander die Hand geben, nut ver-
schlungenen Armen oder Händen gehen. Vgl. Fiter 4.
— 4. tragen, ertragen; eig. eine Last fahren Ai'; Z.
Kr mag Öjijii.'i g' füere", d. h. kann ziemlich viel trin-
ken, ohne berauscht zu werden Z. Er häd au"'' me''
'trmike" (g'lade"), tceder er mag g'f. ZS. E" Huchmuet
hat er, er luag-e" nüd g'filere", so grossen, dass er
kaum damit zu fahren vermag GA. ,Wa ein burger
harnesch trüege oder fuorti ane eines rates urloub.'
Bs Einungbr. — 5. ein Betragen zeigen, eine Tätig-
keit ausüben. ,Wie er sonst mitten in der Nacht ein
Geschrei geführt.' 111. Schweiz 18ti'2. Sonst ver-f.
.Wellicher Nachts uf der gassen oder in wirtshüsern
juchzete. schruwe, und ein unrüwig wesen fuerte, es
wcre mit gschänden, Worten oder werken.' 157'2, Scnw
Rq. ,Es haben die landleut ein guoten niuot, führen
mancherlei gesang.' lU'.VNr.M,. lö7S. .Wie ihro ge-
Schweiz. Idiotikon. I. 7.
wogen g'syn sygen die gmüeter aller, die von ihro
und ihrem geführten wesen hören reden.' Auf. XVII.,
Mise. TiG. ,Soll ein grewlich Unwesen geführt worden
sein.' 1660, Z Synodalbericht. ,Nun jauchze, o du
Tochter Zion. führe ein Freudengeschrei!' 17(17, Zeph.
,In einem spyl [Schauspiel] nennest den einen Saul.
den anderen Samuel, den dritten David, die ir person
[Rolle] allein füerend.' LLav. I.jti9 [1670: .weil sie
derselbigen Personen vertreten']. Refl.: sich betragen,
sich aufführen GrD. Dia vor Ahg'schmäckti nid wüs-
sand, wia schi schi''' füara" weiland. Bühl. Daher
Füeri"g, Betragen.
S. auch fueren. — (l'fttert bemerkenswert wegen des
altertümlichen Rückumlautes. Ze iu z' g'fuert tjä" nur wegen
des adv. Charakters der RA. zugesetzt; vgl. 2' F-mr yän.
ab-: 1. Steine aus dem Acker entfernen (mit weg-
gelassenem Obj.) S. (Heu) vom Stocke weg verkaufen,
anstatt es seinem Vieh verfüttern. Einen andern Fall
von Abführen s. u. üf-f. — 2. im Fahren Etwas be-
schädigen oder wegreissen. verlieren; z.B. es Stuck
Mür, es Rad am Wage" Z. Syn. abfaren, abkarren.
~ 3. bezahlen, entrichten BHk. .Die Aufforderung,
dass die Schuldner ihre Schuldigkeiten an ihn ab-
führen möchten.' L Intelligenzbl. 1835. .Damit der
gebührende Zoll richtig abgeführt werde.' 1755, Z Ges.
,Die gewohnte Sterbkösten solleu allezeit aus dem ge-
meinen Erb des Manns abgefüert und abgerechnet
werden.' 1756, Schw Rq. ,Dem Müller ist ein Vier-
ling vom Mütt zu nemmen bewilliget; daraus er dann
das Mülli-Umgeld abzuführen verbunden sein solle
1770, Z MüUerordn. ,Bernang soll aus seinem Ge-
meindsteil die bisherige Belohnung des Bannwarten
alleinig a.' GBh. Verordn. 1771. Syn. abherrschen,
-stossen. — 4. mit treffender Antwort abfertigen Gr
Chur. ,Als Eisi mit dem Ansinnen kam, dass er
kaufen solle, führte er es ganz trocken ab.' Gotth.
Vgl. abfären Sp. 89'2, aber auch hier unten 6. —
5. Ptc. „abgeführt: erfahren, abgefeimt, doch nicht
immer im bösen Sinn. Eine abgeführte Person ist,
die schon viel in der Welt erfahren hat, in mancherlei
Lagen war, ohne dass man ihr durch diese Benennung
gerade Böses nachreden will Gr; L." En abg'fuerti
Chatze, eine listige Gr. — 6. a) trans. (Unreinig-
keiten) aus dem Leibe schaffen; häufiger mit pers.
Obj.. purgieren. Als Subst. das A., Diarrhöe; Syn.
Buch-, Durchlauf. Daher dann: .Jmdn empfindlich
mitnehmen VOrte"; doch vgl, auch 4. — b) neutr.
ein purgierendes Mittel nehmen. — Ahfüeri"g f.:
Purgiermittel Z.
Zu 3 vgl. ,einf Schuld abtragen'. — Zu .5 vgl. frz.
nmtier: 1) wegkundigor Meusi-h, '21 alter Praktikus: rmilinc,
Mache; auch vgl. , durchtrieben' | von lUirchtreibeu = durch-
streifen]; doch auch aljytrkn Sp. Uiti und gmicrt ;'.
über- I (""""): 1. eine Fläche mit eineyi her-
geführten Materiale bedecken, bes. Kulturboden mit
Schutt bei einer Über.schwemmung BO. Syn. In-be-
sinderen, rer-.saren; vgl. übcr-faren. — 2. übervor-
teilen, betrügen. Syn. über-langen. .Wenn du vil
gewünnst und damit dynen nächsten nit überfuerst,
hast du es für einen scgen Gottes.' Bull. 1531.
.Den andern hetriegen, schädigen und ü.' 15.'?9, B.
,Emi)torem inducerc hiantem: einen, der eins dings fast
köufig ist. überfüeren und im eins über das aug geben.'
Fris. ; vgl. Aug g. Sp. 134. - 3. bestechen, verleiten,
verführen; vgl. ithcr-fureu Sp. 893. .Welicher dem
ü'2
079
Far. fer, fir. for, für. fi'ier
980
aiidcrn die syiien betrügt und ein junkfrowen über-
l'üert und verfeilt.' 1489, L. ,Ist doch von wggen
der gefärden der unver.schanipten töchteren [Dirnen]
manigem bidermann syn sun wider synen willen über-
füert und ungehor,sam worden.' 1.539. Z Eesatz. ,Ex-
pugnare pudicitiara puellse, ein meitle mit gaben über-
füeren und denn verfellen oder beselieissen.' Fris.
Big. mit Geschenken überdecken (vgl. Einen [mit
Wein] zuedeckeii, u. nhd. ,Jmdn [mit Schuldbeweisen]
überführen'). — II. (^''-") den eine.s Todschlages Ver-
dächtigen zum Reinigungseid über den (auf einer
Bahre ,im Gerichte' liegenden) Leichnam des Ge-
tödteten führen, das sog. Bahrrecht an ihm ausüben.
,Es kam in rechtfertigung, dass man sy überfüert iinder
der linden all dry, aber es fand sich kein zeichen [die
Wunde fieng nicht an zu bluten].' Sai.at. ,Der ward
überg'füert; hie im hof schwuor er, aber es kam kein
zeichen.' ebd. — uf-: 1. „Streue oder grobes Heu zur
Verbesserung der Wiesen herbeischaffen. Uffuerig f.:
solche Streue LE." — 2. „Jmdn feierlich in ein neues
Amt einführen, z. B. einen Pfarrer B; L; Sch." ,Wer
einen vogt uf- ald abfüeren soll. So der vogt mit
syner hüshab und varendem guet ufziehen wellte,
söUtend inen die von Egg mit iren rossen und karren
den vogt uf- und abzefüeren schuldig syn.' 1520, Z
Arch. ,Die Botten der new aufführenden [aufzu-
führenden] Landvögten.' 16.54, Absch. — 3. bei der
Weberei die Kette a) auf die Drille bringen, b) auf
den Zettelbaum aufwinden Aa. Syn. üf-, an-wimlen.
— 4. aufziehen, gewöhnen. ,LTnd sie also zu gar
vielem Essen aufgeführt und gewendt [gewöhnt] wer-
den.' Iö89, BSpvri IHTl. - 5. Jmdn aus.spotten L;
vgl. nf-ziehn.
umme"-füeren: Jmdn plagen, ihm viel Arbeit
verursachen. Das lied-en iimmen g'füert. Hafl. 1813.
an-: 1. einen Gegenstand im ,Führeu' beschädigen,
bes. vom Rande eines anstossendeu Ackers mit dem
Pfluge etwas Erde mit in den eigenen Acker herüber
ziehen, s. Sp. 701; vgl. u. 4. — 2. die Geschäfte einer
Versammlung führen; d' Laiidsy'meind a., präsidieren
Ap; Syn. füeren. — 3. anleiten, unterweisen, in ein
Amt, einen Dienst einführen, z.B. Dienstboten; vgl.
füeren 4. ,Im glauben recht ang'füert.' Aal 1543.
.Die militärische Anführung der Mannschaft.' Strickl..
Horg. Auch von Tieren: .Wann sie junge stieren an-
füeren', d. h. zum ersten Mal in den Pflug spannen,
XVII., Muri, Gesindeordn. — 4. (eine Sache) zu brau-
chen anfangen, bes. neues oder frisch gewaschenes
Gewand zum Gebrauch nehnieu, so dass es nicht mehr
als intakt gelten kann Z. Syn. anbrüchen; -schlurzen,
-sülchen. Vgl. anfaren 1 b (Sp. 894). — h. hinter-
gehen, zum Besten halten, betrügen, z. B. eine Jung-
frau njit dem Eheversprechen; missleiten Bs; L; G;
S; UwE.; Z. ,Die Menschen durch Betrug angeführt.'
WuRSTis. .Ein knab. der von bösen leuten übel an-
geführt worden.' Hosi-IN. — Mlul. an/Urmi, (uiii Klnid)
tragen.
In-: 1. Vorräte in die Scheune bringen. Id. B.
,Wäre, dass jemand uf den wisen höw infuorte, e
dass 10 fuoder dürres höw daruf were.' Offn. Wä-
ningen. — 2. prägn. hastig essen Aa. Vgl. .frequenti
potu se ingurgitare [übermässig trinken].' Id. B. —
3. einwenden, geltend machen; anführen, citieren, auf-
zählen, eigtl. , redend' einführen. .Alles mit meer
beweglichen, verhas.sten infüerungen [Behauptungen |.
als ob sy von nie keim fygend so vil übertrangs er-
litten.' 1531, Absch. ,Ein person in einem gespräch
einfüeren oder anziehen, inducere loquentem.' Mal.
,Mit diser ob ingefüerten meinung.' RCvs. .Dass die
Päbstlichen die konstantinische Schenkung hoch ruo-
mond und infuorend.' Kessl. ,Und des Dings könnten
wir einführen noch viel.' JMüll. 1005. , Selbige hierin
mit mehreren! ynzeführen und zu erzellen ohnnot-
wendig.' 1076, Z Processe. ,Exempel einführen.' Klingl.
1091. — 4. Jmdn in die Falle locken, verführen; an-
führen, zu Schaden bringen GrD. ; L; UwE. Syn.
über-f. .Wöliche kuppler einem bidermann syn tochter
verkupplet, ufenthalten [ihr bei sich Aufenthalt ge-
geben], yngefüert oder gewölbt [zu Falle gebracht]
haben.' 1526, Egli, Act. .Die einfaltigen werden durch
syn süesse. aber schädliche wort yngefüert, syner
meinung naehzefolgen.' Zwingli. ,l)er Abt wurde ge-
warnt, dass er sieh sein^helfer [vermeintliche Freunde]
nit zuo ferr einfüeren lassen wellte [sich von ihnen
nicht zu weit verleiten lasse].' Vap. ,[Die Rheintaler
versprechen dem katholischen Landvogte,] sich nit
mer y. zu lassen, wie inen vor von Zürich beschechen.'
Z Ref.-Arch. ,Consuadere, rateu, einen hüpschlich
[sachte] einfüeren, übertörlen. Stimulos alicui condere
in pectore, einen anreizen, ermanen oder einhinfüeren.'
Fris. .Mit schmeichlen und liebkosen einfüeren und
hindergon, allectare.' Mal. ,T)ie Underhändler. so von
Geniesscs wegen des Wynkaufs die Partyen geholfen
y.. sollen gebüesst werden.' B Gsatz. 1615. ,Wer hat
dich eingeführt'?' fragt bei Hf.rmann 1755 der Vater
seinen von einem Wahne befangenen Sohn. ,tfüere,
intricare.' Id. B. Syn. in-ziehen.
In den Z Eesatz. von 1.539 usw. |,Oucli sull ein jeder
pfarrherr sölich personen [Brautleute] all ufzeichncn und
keiner dem anderen syne nndertoneu y. on syn gunst und
öffentlichen kundtlichen willen'] bleibt nngewiss, ob ,ynf.'
i. S. T. 4 (verlocken, abwendig machen), unter ,dem anderen'
der Vater bezw. Vormund, von denen verlier die Bede ist,
oder der Leibherr zu verstehen, oder ob die geistliche , Ein-
führung' in die Ehe gemeint sei, da dann der ,andere' den
.^mtsbruder, in dessen Kegister die betr. Eintragung gehört
hätte, bedeuten dürfte: vgl.: ,Welc.he oueh einanderen über
das, dass sie wüssen, dass sie verwandt weren, nennnen [zur
Ehe| und derselben Bericht ireni Pfarrherren und ehe die
Einfüerung heschicht und die Hochzeit gehalten wirf, nit
anzeigten, wollen wir strafen.' 1638, Absch.. wo aber die
,Einf.' auch in weltlichem S. als diejenige der Braut ins
Haus des Bräutigams verstanden werden kann.
ent-: 1. wegführen, spec. ausserhalb den Bann
eines Gerichtes führen. , Wider recht ausser gericht
abverwandelte, veräusserte, entwerte oder entfüerte
pfand sind zu ersetzen.' 1551. Hofrod. Buonas. —
2. der Entrichtung einer schuldigen Abgabe auswei-
chen, bes. den Zoll verschlagen, defraudieren. ,Wo
iemaud sähe mynen herren iren zoll zuo entfüorend,
das sollend sy wenden.- 1411, Bs Rq. ,Des büchsen-
meisters halb, so das bulver in offner vecht gefnert
by nacht und nebel, geleit [Geleitgeld] und zoll ent-
füert.' 1529, Absch. Syn. rer-füeren.
ÜS-: 1. Etwas aus dem Hause, der Scheune, von
einem Orte weg führen; spec. Dünger auf Feld und
Wiesen bringen Aa; Bs; Z. Syn. iisbestössen , üsträgen.
Bes. heimlich wegschaffen, entwenden Aa; Bs;UwE.;
Z. Mit Acc. P., begleiten. ,Es sei, wenn es seine
Frau ansgctührt des Abends, mit der Laterne nicht
1)81
Far, fer, flr, f'or. für. fiiei"
982
lieimgegangen.' N. B Kal. 1840; spec. aus der Stadt
zur Exekution: ,Stiess Jerselbig Böswiclit in Aus-
führung zur Kichtstatt L. [den geistliehen Begleiter]
über einen Stein.' Tun. Skp. 1778/80. Daher Usfüeri,
.-füerung- f.: Leidensbihl Jesu Christi, wie er zur
Kichtstätte geführt wird. .Die üliliechter, die da brin-
nen, eins vor der usfüeri . . . Das lieeht vor der us-
füerung.' Jahrzeitb. LWillisau. Eeü. i. S. v. sich ent-
fernen, abkommen von (bildl.). ,Deerrare, sich selbs
im reden ausfüeren, ab der matery kommen.' Fris. ;
Mal. Abi. Usßerf. — 2. ausspütteln, bekritteln, her-
unter setzen, lächerlich machen, verleumden, mit Spott
und Schande überschütten B; S. , Steffen rühmte seine
Sache, führte die andern aus.' Gotth. ,Eisi hörte für
sein Leben gerne andere Weiber ausführen.' ebd. ,0b
denn die Kirche da sei, auszuführen, oder wo das
Gesetz sei, dass man anehocke und selber hören müsse,
wie man da ausgeführt und heruntergemacht werde,
als man in keinem Schuh gut sei.' ebd. .Er führte ihm
Alles aus. vernütigte Alles und rühmte dagegen, was
er hatte.' ebd. Wie me süst die neue Hilser usfüert
u de Bi/che verijönnt. N. B Kal. 1841. B's Pfarrers
Tochter sijg im de"" zu ne üsfüerischi [spottfertige].'
Gotth. — 3. in der Eechtsspr. durchführen, voll-
ziehen, bes. eine Schuldbetreibung, Exekution; den
dazu erforderlichen Rechtstitel nachweisen. .Betrifft
es aber Bodenzins an, alsdann sollen die Kecht uf die
Güeter, darvon sie gangind. usgefüert werden.' 1611,
Bs Eq. .Dass derselbige solliches innert zwei .Tahren
nach des Schuldners Ablyben desselben Erben an-
melden und forderen, und da soliche Anspraach strytig
wurde, rechtlich nssfuchren [solle].' 1670, Z Mand.
,Es sollen bezahlt werden die, so ihre ausgeführte
Bott über liquidierte Schulden haben, mit welchem
dann Lidlöhne auch eiiistahn, weil sie auch ein aus-
geführt Kecht habend.' a. Auffallsordn. Th. .Der, so
die Eecht .bis zur Execution ausgeführt hat.' 1704,
Bs Eq. Die Frist als Obj. gedacht: .Die Commission
erachtete, dass ein Creditor, so den dritten Eechtstag
ausgeführt und solcher ihme zuerkannt worden, ein
Vorrecht vor den übrigen Handschulden haben solle.'
1751, ebd. Der Schuldner als Obj.: ,Dass welicher
eine laufende Schuld uf jemand zuo forderen haben
vermeinte und dem Schuldner innert [l(t Jahren] nichts
geforderet, noch er [der Schuldner] mit Recht darumb
ersuocht oder angelanget, und innert der Zyt nicht
rechtlich u.sgefüert wurde, dass dann dem Ansprecher
der Schuldner nicht mehr schuldig syn [solle].' 1670,
Z Mand. Syn. roll-, rer-füeren. — Mhd. n«viieien, heraus,
weg führen; vgl. ut/ttren <:.
voll-: 1. vollziehen, halten, handhaben. ,Ist der
ewig kouf geton und vollfüert worden.' 1484, Zellw.,
Urk. ,Darzuo unser oberkeiten gericht und rechtsame
unser jedem teil gevolgen, gedychen, volnfüert werden
sollend.' 15.34. Bs Eq. ,Diewyl er syn stattrecht [Hechte
und Pflichten als Stadtbürger] ordenlich vollfüert.' B,
ca lOOO. Häufig wechselnd und syn. gebraucht mit
dem Folg. — 2. durch ,Vollfulu'cn' befriedigen ZO.
Mer händ denn de" G'lust egoppel aw'' [sollte ich
meinen] ehe' recht rollfüert. JSknn 1864. — S. be-
treiben; ygl. /'iwren 5. .Syn handwerch vollf.' UMey.
1540/73. — 4. handeln von Etwas. ,In disem capitel
vollfüert Joannes von der liebe gegen dem nächsten.'
1531/48, I. Jon. Vgl. in-füere». — Mhd. vdnhrrn, zu
Kudc Iiriiij^Gii, ausfuhren; roolitlii'h iiur*"hliilii\'ii, -sotzen.
beweiseu. Die Kurin ruiln- gellt auf diu nihd. .\dv.-Fonn
rollen Zurück.
ver-: Waaren an ihre verschiedenen Bestimmungs-
orte wegführen Gl; Z; ausführen, exportieren. Syn.
rer-ferggen. ,Es soll niemand kein liöw noch ströwy
noch niist verkoufen noch v. zuo verkoufen vom land."
XV., ScHw. ,So mögen die kaufleut sollich fehl [Felle]
kaufen und die v.' 1504/20, Bs Eats-Erk. .Verfüerung
iler fruchten an frömbde.' 1678, Absch. ,üiese Waaren
werden in die nachgelegene Insulen verführet.' Caro-
lina 1734. Im Detail verkaufen, bes. verhausieren
PP. (cerßere). - 2. wegschwemmenV mit Schutt be-
decken := üfter/'. .** ,Es laufen viele Bäche durch ihre
Güter, die ihnen Äcker und Wiesen verführen oder
ertränken.' 1524. Absch. ,A. 1609 verführte und ver-
schwemmte der Wolfbach die Strassen.' JEEsoh. 1692.
— 3. unrichtig, an einen unrechten Ort f. (allg.);
ungeschickt f., eventuell dadurch gefährden oder zu
Grunde richten. ,Die fehren sollen weder schiff' noch
weidling überladen, dan [denn] so jemand leut oder
güeter v. oder ertrenken tete. wurde man das [be-
strafen].' Ff.hrenordn. Kadelb. In übertr. S. : zu Irr-
tum, zu einer falschen Meinung veranlassen; ins Un-
glück f. Das hed-mi''' verfüert Aa; Z. ,üer schreig
[deren schrie] einer den hoptmann an und redt, er
wellte biderb lüt fu'füeren und umbringen. Da sprach
der hoptmann : den tag will ich niemer g'leben, dass
ich ienen kein bidermann verfüeren welle.' Edlib.
,Der lütverfüerer Zwingli.' 1531, Aiiscu. — 4. durch-,
aus-, vollführen; halten, vollstrecken, handhaben; vgl.
fileren ä u. ö. ,Da nun der küng zog wider heim und
die romfart nüt verfüert ward.' Edlib. .Uf dass sy
den krieg gegen den Hispaniern dester bas v. niöchtent.'
1531, Absch. ,Hand sie ein Ehetag ghan und nach
14 Tagen den Kilchgang verführt.' 1580, JMijll. 1867.
.Er hab myner herren stattrecht ordenlich verfüert.'
ca 1600, B; wechselnd mit ,vollfüert.' ,Der Schuld-
forderer mag, so er sich nit erbitten lasst, den dritten
Tag V. [den dritten und letzten Schuldenruf vornehmen
lassen].' 1611, Bs Eq. , Haben in Namen der Statt
Solothurn einen Landtag zu W. verführt u. gehalten.'
Hafn. 1666. ,Die Gerichtesganten werden zu Liechstal
verführet.' 1687, Bs Eq. ,Über das Vermögen des
N. N. i.st die Verführung eines Geld.stags erkennt.' S
Wochenbl. 1810. ,Den Erben des X. N. ist die Ver-
führung eines amtlichen Güterverzeichnisses richter-
lich gestattet und zu Eingabe der Anspraclien Tag
bestimmt worden.' S 1831. Bes. einen Prozess an-
heben und führen, verhandeln ; das Eecht üben und
brauchen. ,üass es an Vollstreckung dessen, so ime
mit recht bekannt [zuerkannt wurde], gcmanglet, und
[er] also auf selbiges [nach der Zuerkennung] minder
dann vor verfüerung rechtens gehept.' 1596, Bs Eq,
,Missbräuch in Verführung des Eechtens.' 1711. Bürdn.
.Soll denen frembden Personen ihre Eeclitshändel mit
ordinari Wochen-Gerichten zu v. ohnbenommen sein.'
1719, Bs Eq. , Selbsten in Person ihrer Vogtsiiersonen
Sachen [Prozesse] v.' 1719, ebd. ,Dass Schuldbetrci-
liungen nur an ordinari Gerichten verführt werden
sollen.' 1795, ebd. -- 5. =: füeren ö. Syn. verferggcn.
En (Heide."-) Lärm, es G'schicät: udgl. r. Bs; Gl; L;
ScH; Sriiw; Zu; Z. Werd vo" de" Trämle" [Drohnen]
G'sclirei rerf'üert. HXfl. 1813. .Manchmal ist's grau-
sam |arg|, wie die Häher ein Toben v.' Scn Pilger 1883.
Kti scldiuiiiic" [Lebens-] Wdinlcl r. ZO. Ks G'schcrl
983
Par, fer, fir, for, für. füpr
ft84
V., viel Aufhebens machen Ndw. — ß. betreiben,
fördern; Tgl. roUfüeren 3. ,Mit was [wa.s für] Hand-
werk sie verführen ihren Nutz.' JosWetter 1642. —
verfuerisch: verfuhrcri.sch ; irre führend. ,Wenn
Gott die ungläubig Welt gar verdampf, sollte er sy
dann nit auch sunst mit gespensten und mancherlei
verfüerischen erschynungen lassen geplaget werden.'
LL.4V. 1569.
Mhd. vervüeren, we^-, eutfiiliren, irre führen, falirend um-
gehen, durch Fahren verderben, vollführen. Zu 3 vgl. lat.
Hfdncrre. 5. Lärm v., ihn gleit-'hsaui wie eiue Waare in alle
Welt hinfuhren, verbreiten; doch vgl. /iifir/i ä.
hin-füeren: wegführen; unrechtmässig auf die
Seite schaffen. ,Als bishar etlich houptlüt knecht in
der herren dienst genommen und hingefüert haben;
dieselben houptlüt, ufwigler und hinfüerer soll man
vom leben zum tod richten.' 1500, AuscH. ,Die fünf-
örtischen vögt sind g.ytig und üppig, rupfend, ver-
schlahend [unterschlagen], füerend hin, gutzlend und
gylend.' 1531, Absch. ,Eine Brücke zu bauen, da das
Wasser gefährlich sei und viele Leute hinführt.' 154'2,
ebd. — hinder-: betrügen, täuschen Scuw; Z. Hexerei,
TüfelsKst um Neumer z' h. Heng. 1836. ,Den, so ine
[ihn] dergestalt hinderfüert und betrogen.' 1566, Z
Zinsordn. .Niemand soll uns mit glatten werten mehr
hinderführen.' Wurstis. — miss-: irre führen. ,Es
niissführet die Stiftherren ihr Hoffnung mit dem von
■ B., dann er das Bistumbe noch mehr schwechet.'
WuKSTis. — nider-: Jmdn zu Bette geleiten, ihm
ein Nachtlager anweisen; vgl. nideryün. ,Als man sy
niderfuert, ich und die andren kleinen bueben im
rossstall lagen.' ThPlatt. 1572. — wider-: zurück-
führen (von einem Irrtum). ,Ü herr gott, widerfüer all
irrenden von irm fall.' Salat 1537. — zue-: 1. (tr. u.
intr.) das h. Abendmahl spenden Ap; L; GTa.; UwE.
(ziiedie-); vgl. zue-gan und lat. admitiere im kirch-
lichen S. Lt T. = einen Sterbenden mit den Sakra-
menten versehen Ap. — 2. die Kuh zum Zuchtstiere
f. Ap = fixeren 1. — 3. Jmdni zusetzen, ihm Ver-
suchungen zuführen. ,Diewyl der böse fyend zur zyt
der krankheiteu uns am meisten zuefüeret.' Güalth.
1584. — zer-: 1. (wie mhd.) zerstreuen, in Unordnung
bringen; verwüsten, verderben BHk.; „L". Der Wind
het das Dach, die Spreiti Werch zerfüert. Gras, Heu
z., es zertreten, darin sich wälzen. ,Wer an einer
gesäiten Zeig ein Ester [Gittertor] zerführte, soll es
ersetzen.' 1669, Twinhu. Roggwyl. — 2. stark pur-
gieren BHk. Vgl. abfüeren 6. 's liüd mi''' leid zerfüert.
Euerer m. : 1. Bergführer, allg. — 2. Gängel-
band SCH.
Ö1-: Feiltrager von Öl (früher eine häufige Er-
scheinung). Syn. .Farbentrager.' ,Was die Mahler
an Kupfer- und Kunststucken den Landkrämeren und
Kunstführeren verkaufent oder was sy von den Farben-
trageren und Ölführeren ynkaufent.' Z Mand. 1639/40.
— Vgl. in der modernen Geschäftsspr. : , einen Artikel führen.'
Alp-, Molchen-: der erste Zuscnn, der mit einer
Ladung Butter usw. wöchentlich ein oder zwei Mal
aus der Alp heimfährt Gr. — Anken-: Butterhändler;
als Beruf genannt bei Edlib. — Fisch-: Fischhändler
Z. ,Wir bestäten die sechs sogen, geschworne Fisch-
führer, sammt dem verordneten Schwebfischf.. in der
Meinung, dass ein jeder unter ihnen trachte, übrigen
Fischern in Haltung des Einungs mit einem guten
Exempel vorzugehen und alle Fehlbaren zu laiden
[verzeigen]. Es soll auch jeglicher Weidmann ver-
bunden sein, fangende Fische auf den Fischmarkt zu
fuhren oder aber den 7 Fischführern, damit sie ohne
Fehl auf den Markt gebracht werden, zu verkaufen.'
Z Fischerordnung 1710/76. — Gläser-: Feiltrager,
Händler mit Glaswaaren. Syn. Glastrager. .Die krä-
mer, buechfüerer. gl. uf die selben tag [Feiertage] ire
laden zuehalten und darin nicht feil haben.' XVI.,
Z Christi. Ordn. — Hueren-: Hurenwirt. Kuiipler.
,Buob, h., hüering. adulter.' Mal. — Kunst-: Kunst-
händler; s. 0. Ölfüerer. — Karren-: Kärrner; ein
Mann, der mit einem Karren Waaren führt. Als Be-
rufsn. wiederholt bei Wurstis. — Molchen- s. o.
Älp-F.
Buech-: Buchhändler, wandernder Bücherver-
käufer, Hausierer mit Büchern, fliegenden Blättern
usw. Syn. B.-Feiler Sp. 774. Noch 1830 von den
.Schweizer. Literaturblättern' auch i. S. v. Verleger
gebraucht. .Um den alten christlichen Glauben zu
schirmen, wird geraten, die Buchdrucker und B. nicht
zu dulden.' 1526, Absch. ,Wenn Zwinglische Schriften
bei einem B. gefunden werden, so ist derselbe schwer
zu bestrafen, und wer solche Schriften dem Krämer
wegnimmt und zerreisst oder in den Kot wirft, soll
damit nicht gefrevelt haben.' 1525, ebd. .Wir haben
von stund an, als uns fürkomnien, wie solich lied
vorhanden, den b., der die feil hett, gestraft und alle
die büechli, so er noch gehept, genommen.' 1538, B.
, Einige von Uw seien am Martini-Jahrmarkt in B ge-
wesen und haben bei den dortigen B.-n ein gedrucktes
Liedlein g'esehen, über das sie Verdruss gehabt haben.'
1538, Absch. ,Biblioj>ola, ein buechfürer, buechver-
kaufer, buechtrager.' Fris.; Mal.; Denzl. ,Den B.-en
soll glychwol die nutzlichen guten Bücher von einer
Zyt zur anderen feil ze haben nit verbotten, die un-
erbuwlichen aber, als auch unnnütze, üppige, erger-
liche Schriften und Gemahl feil ze halten nit gestattet,
sonders ynzepacken befohlen, wo nit, und sy die über
Warnung und verbott usslegten, confisciert werden.'
B Eef.-Satz. 1628. .Teils in hiesigen Buchläden, teils
by frömbden B.-eu und Liedertrageren werdent Büe-
cher und Gemahl funden, die zu Üppigkeit und Mut-
willen Anlaass gebend.' XVII. , Z Mand. ,Wenn ein
berühmter Gelehrter oder ein erfahrner Buchführer
ein Buch kaufet, folgen viele haufenweise nach.' Dis-
course 1722. ,Es soll kein B., Buchbinder usw. einig
Schul- oder Kirchenbuch, die nur allein in hiesiger
Stadt gedruckt werden sollen, an der Fremde verlegen
oder drucken lassen, viel weniger einige Veränderung
in solchen Büchern eigenmächtig vornehmen.' Z Ver-
ordn. 1757. .Buchdrucker, B. und Binder von Buchern
haben den Pfundzoll zu bezahlen.- Z ZoUordn. 1757.
Ballen-: (wie mhd.) Karrer, der die von aussen
her ins Kaufhaus gelangten Waaren in der Stadt
herum an die Adressaten bestellt GStdtf. — Brod-:
Hausierer mit Brod. ,Ein brotfüerer habe ihm mit-
geteilt...' 1529, Strickl. — Brut-: bei sog. geladenen
Hochzeiten derjenige Pestgenossc, welcher die Braut
an ihrem Wohnorte abholt und in einer Ansprache
förmlich abfordert, sie dann in das zum Hochzeits-
raahl bestimmte Wirtshaus, hierauf in die Kirche und
drei Mal um dcu Altar und nach der Copulation ins
Wirtshaus zurück fülirt, wo er sie dem Bräutigam mit
einer Ansprache übergibt. G lt Hartm. 1817. Syn.
985
Vnr. fer. fir, t'or, für, fiiei'
986
Ereiifjesell. — Brütigam-. .Bieutgam-, ein Verwalter
iiini aiileiter. anricliter und anweiser des liochzeits,
auspex.' Mal.
B.ä.d.\i (Redli)- Ap; Z, Bedlis- Gl; Nnw: Rädels-
führer. .Redlyfüerer.' Edlib. ,Die rechten matzen-
nieister, redlingstüerer und anfänger diser unbillicher
-machen [sc. eines Aufstands].' 1528, B (Strickl.). ,Die
rechten redlif. und usteiler der peuzionen.' NManuel
1523. .RedlingstV 1533, Absch. .Die hoptsächer und
rädlifuerer.' Vad. , Alpha penulatorum: der hauptniann
oder rädlifüerer der bettleren.- Fris.; Mal. .Urheber,
anstifter und r. diser unruowen.- 1607, Absch. ,Cory-
phffus, Rädleinführer (redlif.), Urheber.' Denzl. 1677;
1716. ,Die diser Dingen Redleinführer warend.' XVII.,
Breit. .Weilen man so viel Exempel hat, dass die Re-
bellen und insonderheit die Redliführer ein schlechtes
Trinkgelt bekommen.' Z Kai. 17'21. — Eig. = der das
Kädlein (einen Kreis, Reihen) führt; vgl. /ihren g. Über
.Rädleia' als militäriscbeu Ausdruck s. Schm. 2, 50.
Eoss-. 1812 wird beim Feuerlöschpersonal in ß
ein R. angestellt. B Taschenb. 186'2. — Schuel-:
Lehrer, Erzieher. ,Darumb ist das Gesatz unser Seh.
zuo Christo gewesen.' II. helv. Conf. 1566/1644. —
Spüse"-: Brautführer, oft der Vater od. der Schwieger-
vater der Braut GhChurw., D., Pr. Ihm entspricht auf
Seite des Bräutigams der Gesell.
Stab-: 1. Stabhalter, d. i. Vorsitzender beim Ge-
richt. , Sechs richter, so by dem hofmeister als dem
stabf. sitzen.' 1566, Absch. ,Dass die Richter zu Ab-
fassung der Urteil hinaus gehen und der jeweilige St.
nur alsdann dabei seie, wenn die Stimmen inn stehen
[sich die Wage halten], um das Mehr zu machen.'
1746, Bs Rq. ,Dass die dasige Untervögt als St. von
den eingegangenen Gerichtsgeldern den halben Teil
sich zugeeignet.' 1749, ebd. ,Von einer Gerichtsgant
dein Gericht, St., Fürsprechen, Schreiber in allem
mehr nicht als 1 Pfd 5 ß.' Bs Landesordn. 1757. —
2. der Präsident des Rates in Zug; so 16U8/1798.
Der Kichtur führt vou Amts wegen einen Stab, s. d. W.
Der Rat der StjiJt Zug besass Gerichtsbarkeit, wobei der
AmtmaDU ursprunglicli vom Hause Ostreich als Richter be-
stimmt worden war. — Svu. StahhaUer.
Gewalt-: Bevollmächtigter zu Verhandlungen.
Häufig in den ä. eidg. Absch. ,Die vorgen. gwaltf.
und hotten aller lüten und manne der gen. gemeinden,
Steffen, tälern und lendern.' 1426, Absch.
Wetter-: Tonangeber, Hetzer, Aufwiegler. ,[Dio
Täufer] behüsend und behofend all, die in der töufer-
sect die w. sind on underlass.' 1528, Egli, Act. ,Die
obresten houptsächer, usteiler und w. der pensionen.'
1529, Absch. ,Doch die w. und predicanten und ander,
an denen etwas gelegen syn möchte, wol vergoumen
und behalten.' 1531, Strickl. .Damit der gemein mann
in ländern wider die w. zue raach gerichtet werden
möchte.' 1531, Strickl.
Vgl. e» iit ander Wetter, eine schlechte Stimmnug; ,W.-F.'
also gewissermassen ,der Stimmuugmacber'.
Kue-Füeret m.: die Ausfuhr von Rindvieh, spec.
diejenige nach Tessin und Oberitalicn. ,Dass bei dem
deutschen Kühführet [der Ausfuhr durch Inländer]
derjenige zuerst abfahren solle, welcher am Gestade
zuerst anlange.' 1772, Absch. .Der wälsche K. [der
Viehaufkauf im Lande durch nniiländische Händler]
benachteilige die Eidgenossen in Nichts.' 1771, ebd.
,Zug und Zürich verlangen von Schwyz in Beziehung
auf den .Nachtrieb' des Viehs auf den Lauisermarkt
oder den sog. wälschen K. und die Abfuhr zu Brunnen
eine Erklärung.' 1775, ebd.
Mist- m.: scherzw. fiir Jahr, da der Mist im Jahre
je nur ein Mal auf die Äcker und Wiesen gebracht
wird. Es pär M. älter ZStall. Vgl. Lauhrisi udgl.
in der nämlichen Bed.
Heiin-Füerete f.: das Heimbegleiten. Im Jahr
1745 schenkte N. N. von Frauenfeld bei seiner Auf-
nahme in das Winterthurer Musikkolleginm für die
sog. H. [unter Musikbegleitung] 4 fl.' Troll.
Fueri f.: 1. einmalige Fahrt BHk., Ha. Ausflug,
mehr in iron. S., mit ungeschicktem Verlauf und Aus-
gang für die Teilnehmer. — 2. Fuder GRÜnterv. (ver-
;ichtlich); Mannsbürde BHa. %yn. Fert. Übertr., eine
Überlast von geistigem Getränke, Rausch GaMaienf.;
vgl. laden. — 3. Wiederholung, Mal. Zivo Fiereni
tue", 2 Mal z. B. hingehen, 2 Mal an die Reihe kommen.
Die erder Fieri, das vorige Mal BGu. Syn. Fart,
Gang. — 4. obschwebende Arbeit, Plan. Uf der F.
hä°, im Schilde führen, mit Etwas eben beschäftigt
sein, vorhaben. Er hed nie'' tcann [als] Ei's uf der
Fieri BGu., oHa. Syn. Fart. — 5. Tätigkeit übh.,
Brauch. Uf der F. sin, von Sachen : zum Gebrauch
aus einer Hand in die andere gehen, gebraucht werden ;
von Personen: anhaltend tätig sein. Wie-m-mu [man]
O'hiird, ist d'r N. en yuete" DoUer; er ist tjeng uf
d'r F., in seinem Beruf innner in Anspruch genonmien.
Mer milessen d'm Chind Bokterzüg [.\rznei] gen und
desstn-egen heim-mer die ganzi Nacht milessen uf d'r
F. sin BSi. Syn. Fart. — 6. Aufführung; besonderer
Anlass mit lärmenden Auftritten; Unwesen, Lärm.
I''' ha' no''' ei"s e (leidij F. mit-me g'hähen, habe
einmal einen Strauss mit ihm gehabt, ihm eine derbe
Zurechtweisung werden lassen BGu., Hk. 7» d's Nach-
bers Hüs sl" si o''' niid geng einig inid enandren, es
setzt da mengist fi" [geradezu] Fiiereni ab BSi. Syn.
Üskerete. B' Nachtbuehe hein aber e F. g'häben BHk.
Launenhafte Aufführung, Laune. Er hed aber ei's
[wieder einmal] s^" Fieri! BHa. — Sehne-: die Zeit,
wo man durch winterlichen Rückfall der Witterung
genötigt ist, sich mit dem Vieh von der Alp nach ge-
schützteren Lagen zurückzuziehen BHa. — Wider-:
Rückfracht. Ein junger Mann aus BHasleberg, der
bei der Rekrutenprüfung als untauglicli erklärt wurde,
trug zum Spott ein Heubündel im Gewicht von 2 Ztr
30 Pfd und als W. einen solchen von 160 Pfd einen
2 Stunden langen, holprigen, von Schnee bedeckten
Bergweg.
ge-füerig: zum Fülircn geeignet, leicht zu trans-
portieren. Schwyz begehrt, man möchte ihm von den
Büchsen zu Baden 4 Schlangen, so ,g'füerig werend'i
geben. 15o3, Ab.S('H. — wider-: verkehrt, zu Wider-
spruch und Streit reizend; vgl. Fuer 4; Widerfuer.
.Zwytrachten, widerfüerige ding leeren, anhäng machen
und besondere kilchen samiulen.' Bull. 1531.
Füerling m.: Fuhrfass, höchstens 5 Saum lial-
tend, kleiner als ein Sttlckti Bs. .Ein Vierling von
3 Säumen.' Bs Avis.-Bl. 1732. .Einige gut erhaltene
Führlinge. ca 100 JVlaass haltend.' Bs .Vnnonce. — Kig.
eine , Zuglast', so vir! mau auf lirinial führen kaiiu.
987
Pari), l'erb, firb, forb, furb
ft88
Färb— furb.
Färb, in Gr tw. Farj>, in TJw; U Fartv, in U
auch Für — f.: S'arbe. 1. im gew. S. F-e" üsteile"
{a"(/e", angeben, verchaufe" Z), ein Kinderspiel, bei
welchem abwechselnd ein Engel und ein Teufel durch
Erraten der heimlich ausgeteilten oder gewählten Far-
ben (in Th Vogelnamen, in Aa z. T. Klosternameu)
die Kinder unter sich verteilen oder (L) ein Krämer
durch Erraten in einer bestinimten Zahl von Malen
so viele Kinder als möglich zu Engeln erlöst, worauf
dann gewöhnlich ein Ziehkamijf zwischen Engeln und
Teufeln -entscheidet, welche Partei i^piessruteu laufen
müsse VOrtk; Th; W; Z. Speziell die gesunde Ge-
sichtsfarbe: et;ei(-f) Färhliha", bleicli sein, tvie's Chälsli
am Bilchli ScH; Z. D' F. äiulere", erblassen B. Mit
Bez. auf Eindvieh: das landesübliche Grau LG. —
"2. bestimmte Kleider färbe, Uniform, Livree, Landes-
farbe. I" (Vr F. x}" od. chu": d' F. »"ha", vom Staats-
diener (Läufer, Weibel), den Amts-Kock od. -Mantel
tragen bei hoher Funktion, z. B. ehemals im Dienste
der Tagsatzungsherren, oder wo sonst die Standes-
häupter oder die Vertreter der Regierung feierlich
aufzutreten hatten; im Dienste des Gerichtes, zu Bot-
schaften, Verhaftungen usw. allg. ,Schankt man dem
urenmacher 7 ein löntsch tuoch der Statt farw und
dem knecht 2 lib. zuo trinkgelt.' 1531, Z Anz. .Haupt-
mann S., meines vatters fründ, Hess mich kleiden mit
geteilten hosen und wammist, die eine seifen weiss,
die andre rot und blaw, wie sein f. was.' FPlatt.
161'2. .Der N. N. war hauptniann. hatt by 100 burger,
alle seiner f. angeton, under seinem fänlin.' ebd. Ge-
legentlich concr., der betr. Mantel selbst: ,Wann der
Landvogt den VVeibeln ein Patent gegeben, müssen
sie solches von dem Rate bestätigen lassen, ehe sie
die Farbe überkommen.' JCEscher 1723. Wahrsch.
figürlich zu verstehen: ,Dass Anschläge von den Gross-
sprechern als Herr N. N., die sich alle in eine F.
kleiden [gemeinsame Sache machen V], gegen die Städte
gemacht werden.' 1530, Absch. — 3. eine der vier
Arten der Spielkarten. F. a'^ge" oder bikenne', die
der ausgespielten Farbe entsprechende nachspielen,
eine Regel, deren Verletzung als ein Hauptkniff un-
redlicher Spieler verpönt ist. Bildl., offen zu seiner
Partei stehen, seine wirkliche Ansicht bekennen Aa;
ScH; Z. ,lch wollte seinem Herrn einmal unter die
Nase treten und von der Farbe reden [frisch die
Wahrheit ins Gesicht sagen].' ScH (APletsch. 188(1).
,0 edels pluot von Österrych, halt farw den aidge-
nossen.' RiidMontic.el 1474. — 4. die F. als deckende,
unwahrer Schein. ,Desshalb solch fürwort [Ent-
schuldigung] nun [nur] ein farw ist,' Zwingli. ,Das
doch nütz [Nichts] dann ein f. der erdichten Worten
ist.' ebd. ,So denn im die Christen ein andre gstalt
machend und ein andre, falsche, erlogne färb an-
strychend.' ebd. ,Was ist es auch anders dann ein
gesuochte f. zu irer vermeinten Verglimpfung [Be-
schönigung].' BossH., Wint. Chr. .Verstand [dis] von
uns on alle färb und betrug.' 1532, Strickl. ,Es syge,
mit welchen färben, fünden, listen oder geferden [sie]
erdacht werden mögend.' 1,545, Z Mand. ,Speciem in
dicendo adhibere, circumvestire dictis, der red ein
gestalt geben oder ein f. anstreichen.' Pris. ; Mal.
,Du hast ein schönes färblin angestrichen so einer
abscheuchlichen Übeltat.' Tikrb. 1503. ,Der rede, sach
eine f. anstreichen, einen [schönen] schein geben.' Hosp.
1G83. ,üder wie man deme änderst ein F. und Vor-
wand geben wollte.' L Stadtr. 1706/65. — 5. Färberei,
.\nstalt, Ort, wo gefärbt wird Aa; B; L; S; Uw; Z.
Syn. Färbt. ,Das Ferggen in die Farben und Bleiken.'
1775, Mev., Wetzik. — Mhi. varwe, ahd. /«ruidi. ,Kaiwe.'
LLav. 1569, dagegen , Farbe.' 16T0.
Eier-: rote Farbe zum Färben der Ostereier Gr.
— Endi-: Indigofarbe, zu dem einheimischen Gewebe
und der Landestracht verwendet Gr. — Fade"-: dass.
mit Bez. auf das Garn. ebd. Syn. Faden-Bläui. —
Hose"-: Campeche- oder Blauholz, mit Vitriol ver-
mischt, zur Färberei Ap. — Land-Ap, Lands- Uw:
die Wappenfarbe eines Landes. — Mö^li-: Farbe (od.
auch nur Scheidwasser), mit welcher zum Behuf der
Controle .'Vnfang und Ende des Zettels bezeichnet wer-
den Z. Syn. Mvli. — Miss-: unbestimmte F.; F.,
welche eine Mittelstufe bildet Z; verfehlte Färbung
Scu. Auch adj., bes. von ungesunder Farbe, blass.
bleichgrüu, z. B. an Lippen, Zahnfleisch, ebd. —
Milch-Mues-: blasse F.. vom Teint. Abg'strabliziert
y'siehst üa und liest a M.-F. bis in ds Mid y' Gr
(Schwyzord.). Vgl. Milchsuppengesicht. — Bäggeli-:
F. der Schafwolle. Vgl. B.-Züy; von Bäggeli, Schaf,
Kdrspr. — Berg-: „helle, braune F. VOrte." Nach
Alp. 1806 aber spez. die Färbung des Entlibucher
Viehes, nämlich schwärzlich braun mit weis.sgrauem
Strich über den Rücken, eben solchen Ohren, Nase
und Innern Seite der Schenkel.
Perli- Bi'rli-: blassblaue F., z.B. zu Zimmer-
anstrich beliebt Z. — Wahrsch. nach deu Eiern der Perl-
hühner.
Bresillen-: Brasilein, roter Färbestoff aus Bra-
silienholz, u. A. zu den Ostereiern beliebt Z. ,Mit
bluot oder br.-f. dem Salvatori gsicht und band ze
besprützen.' RBrandst. 1884. — Von frz. Ii-<<«i7, Bra-
silieuholz.
Brüsch-: die Farbe des Juchtenleders (Brüsch)
ZB. — Sehne-: falber Frühschein (an Stelle des
Morgenrots), der im Winter Witterungsumschlag be-
deutet (wie das Morgenrot im Sommer) ZF. — Stadt-:
die heraldische F. eines städtischen Gemeinwesens.
,Die Bettelvögte sollen nicht mehr in einem weiss und
roten Rock in der Stadt herum gehen; der zweite
Bettelvogt solle sogleich den Rock mit der St. ablegen
und in einem andern ordinäri Rock herum gehen, weil
die erstere Kleidung die Bettelvögte allzu kenntlich
mache.' 1783, JKdTroll 1843. — Wolfs-: ,Ravus
color, schwarzgel oder wolfsfarb. himmelfarb.' Fris. ;
Mal.
-färb in adj. Zssen, in welcher Weise auch die meisteu
der unter dem Subst. aufgeführten Compp. vorkomnieu können
(wie auch umgekehrt); übrigens (bes. in flektierter Stellung)
von der lebenden Spr. immer mehr gegen das breitere -/ärhij/
aufgegeben.
äsch-: aschgrau Z. — viol-: veilchenblau. ,Die
Hügel sind grün, aber der inner teil derselbigeu zickt
purperfarb mit v.-f. vermengt.' Vogelb. 1557. ,Violfarb
oder viülbraun rock, amethystina.' Mal. — vogel-:
von der Farbe des Falken, Habichts. Weihes (s. Vogel::!).
,Für die kirclie sollend die schuoler erbere rocke tra-
gen, aber us gmeinem tuoch, der farw halb ysengrow
oder vogelfarw, nit schwarz wie die predicanten.' 1578,
Z Schulprot. — ge-: Nbf zu dem einf. -färb u. weiter
989
Farli, ferb, fiib, forb, für
990
zsges. : wul-ij., voll -siliöiier Farbe (Teint). , Macht den
lyb woll gfarb und gesund.' T. 219a. — gauch-:
von der Farbe (und dem Charakter) des Kuckucks.
,Dass er nit ein gougler, als er mich nennet, sunder
ein gouchfarwer Strüss ist.' Zwingli c. Struss 15'27.
— bar-: fiachsfarbig. ,Ein harvarwes sidin mess-
gewand.' XIV., Argov.
hirze"- Z, hirzli- BsStdt: hellbraun. — Von
Hii-z, Hirsch.
lib-: leibfarben. Die Z Hirsbreifahrer von 1.576
.waren lybfarb bekleid't, alls glycher art.'
Mhd. IJjivai; bezw. Hprarioe. — Übri},'eus legt die betr.
Situation die Frage nahe, ob das W. hier nicht bereits in dem
später auftauchenden S. von .Livree, Uniform" zu verstehen
sei. Die Wämser waren schwarz, nur die Hosen (carmoisin)rüt.
niüs-: blond LG. ,Blonde oder mäusfärbige Kinder,
wie man ihnen auf dem Land zu sagen pflegt.' XHerz.
186'2. Von der (helleren) Farbe der Feld-Mäuse.
— metzger-: hellbraun, elh (s. Sp. 211). wie das Tuch
von ungefärbter Wolle, welches die Metzger tragen.
.Metzgerfarbige Hosen.' 1875, Z Signalem. — berg-:
die sog. Bergfarbe (s. o.) besitzend. .Nur bergfärbiges
Vieh wird als eigentliche Kaufmannswaare über den
Gotthard verhandelt.- Alp. IBOti.
bleich-. .Und hett die sonn nit gar hell geschinen,
ist minder ald mer pleichfarb gsyn.' Mev.. Wint. Chr.
— bluetes-far: mit Blut gefärbt. Lied v. d. Schlacht
bei Laupen, ItiOO. — rosin-farb. .Wenn du die
schnuor dises roseinfarben seils in das fenster knüpfest,
damit du uns herab gelassen hast.' 1530/1707, 11. Josita.
— tier-: von der Farbe des Rotwildes, der Gemse.
,Vil kameud dann guot weltlich bkleidt: ir habit was
wyss, schwarz, etlich blaw, brün, rouclifarw, tierfarw,
eselgraw.' Salat 1532. — wiechs-: rotbraun? vom
Rindvieh ZWl. .Eine Kuh sog. wichsfarbig.' 1870,
Z Amtsbl. Vgl. das Folg.
wissel-. ,Zuo under-st furfarb oder wisselfarb.'
Kessl., in der Beschreibung einer feurigen Lufterschei-
nung. — Von Wund, der schon mhd. Nbf. zu Wu-hwl, Weichsel-
kirsche. Der alem. M.4. besser entsprechend wäre aber -ie- ;
vgl. wiechi/firbiff.
farbacht farwiichd: ein wenig farbig Ndw.
färbe": 1. Farhe gewinnen Aa; S; Dial. 193. —
2. Farbe halten, in übertr. S. = treu bleiben. Beim
Kartenspiel , Farbe bekennen' (s. Färb 3); davon in
übertr. S. = seine Gesinnung an den Tag geben,
damit herausrücken Aa (s. H. 321).
g' färb et Ap; VOrte; GTa.; Z, (/'farwet Uw,
g'farbt Bs: 1. farbig, allg. Gf'arheti Side". E (jfarht
Hemmli [Hemd]. Für toas chuniint du schwarz':' warum
trägst du Trauer? Vexierbescheid: für 's Gfarbet, in
Ermanglung farbiger Kleider, aber mit scherzh. Wort-
spiel scheinbar ,u m die f. Kl.'; vgl. für die ferndrig
Freud (bei Kaiserstuhl). Gfarbets loebe", bunt weben.
Gegs. zu weissem oder schwarzem Gewebe. — 2. rot-
wangig Ap; GTa.; Uw. — 3. die Farbe v.tx.i' ^.ofic
(F. l) besitzend, vom Rindvieh VOrte; (iegs. iin-pf..
d. i. rot- oder weissfarbig.
-farbin = -färb, i. B. niörli-: braun B. ,.\n
Werktagen waren [selbst] die Vornehmsten in graues
wollenes Landtuch gekleidet, an Festtagen trugen sie
Kleider von miihrlifarbenem und von schwarzem Tuch.'
Anna 1847. — natur-: ungefärbt. .Der Emmentaler
in seiner Bauerntracht von naturfarbner Wolle fiel
dem Consul auf.- DHess 1818. S. elw 8p. 211.
färbele": nach (frischer) Farbe riechen, allg.
färbe" {fünve P; Uw) : 1. im gew. S.; auch den
Färberberuf treiben. F'' ha" 's F. g'lert. allg. ,Es
wäre dann, dass einer den gewerb koufte, so mag er
ouch wohl alles gefärbt gewand schnyden.' 1535, Sch
Zunftbr. ; Ggs. zu Linnen; vgl. Gefarbets. — 2. malen.
als Handwerk und als Kunst B. — ,3. Spielkarten von
einer sog. Farbe in solche von einer andern verwan-
deln, eine Kunst, welche vom Aberglauben einzelnen
Spielern zugeschrieben wird Zu. — 4. (auch a\>-f.) die
Farbe lassen, nicht halten, bes. von künstlicher Fär-
bung B; Z. — 5. einer Sache einen falschen Schein
geben, sie fälschen; s. Farh i u. vgl. .Schönfärber'.
,Mit list einer erdachten und geferwten underricht
beschlossen.' 1507, Absch. .Denn er mit ytel geferwten
luginen umbgat.' Gyrenr. 1523. .Worüber man den
Boten viel Gefärbtes gesagt.' 1523, Absch. ,Es nienar-
für änderst achten, dann dass es ganz laws, kalts und
gefärbts ding, on allen grund erdichtet syge.' 1531,
ebd. ,Umb dispensation mit etwas gefärbtem schyn
werben.' RCys. — (i. .Ungefärbts', ein Gewürz. ,Mus-
katnuss, Nägelein, Pfefter. U.' Stüpanus, Kochb. 1790.
,Zuo dem ungeferwcten bulfer soll man nemen ein
halb pfund wyssen ingber. 8 lod zyraent. 2 1. negelin,
2 1. muschadnuss, 2 1. negelin pariskornlin.' 1413/1514,
Zunftb. Bs Krämer.
an-: bemalen GÜ. Fr hat an Hochmuet tcie an
agfärbta NachtstueJ ; das Gesicht mit Euss B. — e"t-:
(refl.) seine Farbe wechseln; stehender Ausdruck von
den Weintrauben, wenn sie anfangen blau zu werden
Z. ,Die Trauben waren im Juli ausgewachsen und
entfärbten sich.' JRDenzl. 1858. ,Die Traub fängt
an sich zu e., Das Bäu'rli fängt schon an zu pochen.'
HSdlz. 1828. — ver-: den rechtlichen Bestand ver-
ändern (verringern, verletzen); Gut veräussern; bes.
mit Bez. auf das in die Ehe eingebrachte oder ererbte
Gut, dasselbe der einen Linie der Erben entfremden.
Syn. veränderen 3 (Sp. 310). .Gezierde [Kirchenornat]
weder versetzen, noch verkoufen, noch ververwen.'
13'24, KöNiGSP. Copialb. .Das wir mohtin kein ding
wider disen kouf getuon, damit er ververwet oder ge-
krenket [geschwächt] mohti werden.' ebd.. XIV. .Dass
in«" ir kind vorsperrent die güeter ze verkoufene, die
mit Geinechde [Verinächtniss| verferwet sint.' 1333,
Z Ratserk. ,Die güeter, diu ir von dem manne ze
lypdinge verferwet und gemachet [vermacht] sint.' Z
Richtcbr. Der Verkäufer eines Hofes verzichtet ur-
kundlich auf alle Ansprüche, damit dieser ,in de-
heinem wege verwerwet oder geirret inöhte werden.'
1343, Arg. 5, 87. .Wenn derselb, der [das von seinei'
Mutter ihm zugekommene Erbe] also meinet ze ver-
ferwen [nämlich ausschliesslich seinen Verwandten
von mütterlicher Seite zu vermachen], vor dem rat
Zürich das geinecht getan hat, als vor bescheiden
ist [nämlich ohne Beeinträchtigung von Leibeserben
und Gläubigern], und der Statt brief und sigel darüber
geben werdent. damit soll es guot kraft haben.' 138li.
Z Ratsver. ,Daz ir beider guot. so sy zu einander
bracht haut, ligeii solle in cstür wyso unverferwct,
ouch wie dick es verferwet, widerkouft und andrest
angeleit wirt...' 1401, Bs. — bc-: cig. mit Farbe
bemalen; übertr.: betrügen. Gengknii.; Syn. bestrichen,
991
Fäi-1) fiii-li. Fari'h fiircli
992
beremen, lirsefeln. KcH.: Farbe gewinnen. .Finj^e der
Leicliiiam an sich wieder zu b. und zu leben.' Kinsidl.
Chron. 1752.
Färbcre f.: geschwärzte Akelei, aijuilegia atrata
GWe.
Blau (fOieu die Farbe dieser Pllanze) ist dem Landvolke
die Kunstfarbe xax' Igox^iv, indem es das Selbst-Gesponnene
und -Gewobene nur lilau zu färben pflegt und versteht; vgl.
BuyyuHfier-Hemtij Eudi-, Fatltii^, Homn-Fayh; .zur blauen
Fahne schwöien' = Färber werden.
Färbi Aa; Sch; S, Färvvi Uw — f. : = Farh ö.
,Die ferwe by dem Holderbrunnen ist gebauwen wor-
den.' Mey., Wint. Chr. ,Taberna tinctoria, die färbe.'
Fris. ; Mal. .Baphia, Färbe, Färbehaus.' Denzl. 1677;
1710. ,Ain Sonntag Tuch in die Färbenen und Blei-
kenen tragen.' 1703, Z JVIand.
Färwi n.: Maler, sowohl als Handwerker (auch
Vergolder), wie als Künstler W.
Die Bildung des W. erklärt sich aus der Vorliebe der
Gebirgs-MAA. für diniin. Ausdruck.
-färbig, immer mehr das ältere -färb verdrängend;
von dem Vb. (färben) abgel. und nur schriftlich mit
,-farbig', welches Anlehnung au ,-farben' sucht, wech-
selnd. — un-: nicht die rechte (beliebte) Farbe tra-
gend, von Rindvieh (s. o. I\trb 1; Berr/farb; gefarbet 3).
,Mit dem Beding, dass die Stieren nicht rot oder sonsten
unfärbig seien.' 1749, Alpr. Engstlen. — falsch-:
nicht solid gefärbt, so dass die Farbe nicht hält Z.
— guet-: in der Wolle gefärbt, die Farbe nicht ab-
gebend Z.
Verba PL: Spässe, Schwanke Ai'. — Aus dem Lat.,
wo i'urha auch leere Worte, Possen, bed.
fül'beil förbii: 1. mit Besen und Kehrwisch säu-
bern, kehren Ap; G aL., Rh., T. Syn. icüschen. Vor
siner [der eigenen] Tör f. Mit dem Besä [d. i. nicht
bloss mit Wischlappen oil. Kehrwisch] f., Meister sein
Ap. Die Feister yicäsche, d'Stoba f/förbt. Lenggenhag.
18.30. Neiii Bese förbid wol, die alte icössid d' Witilel
wol. P' säg nöd, as [dass] er g'stola hei, aber jro-n-cr
g'förbt hat, isch 's suber W(>r''a" GRh.; vgl. nf-eme"
ung'vilschie" Bank finde". ,Es süllent die husgenossen
an sant Regien abende jeglicher mit einer bürde gras
in den umbegang kommen und den umbegang fürwen
und wüschen, darumb soll man inen geben 4 ß.' XV.,
ÜFFN. Fluntern. ,Dise reformatores haben den römi-
schen hof mit fuchsschwenzen gefürbt und 'keret.'
Kessl. Allmählich auf den Nbbegritf des Kehrens mit
derberem Werkzeug (dem Besen) sich vor wüsclic
(mit dem Borstenwisch) zurückziehend TuSteckb.; auch
spec. vom Kehren der Eisbahn ScuSt. — 2. „weissein;
beim Gipsen die letzte Hand anlegen Th.-* — ab-:
durch Abwischen reinigen .Ap; GRh. — z'säme-: zu-
sammenkehren Ap. il/rt" cha"' 's o/' der Ga^f mit-dem
Besä z., die Spatzen auf dem Dach pfeifen davon. -
Mhd. vürhen, viirwcn, ,ahd. furhjan, ßirlu'n ; daher auch frz.
fourhir, it. forhiff.
F ü r b e r m. : 1 . Kehrwisch aus Borsten A p ; TuSteckb.
Syn. Härbesen; Wiischer. — 2. .Barbier (mittelländische
Schweiz).' Spreng. — Gassen-: Gassenkehrer Ap. -
Chämi-: Kaminfeger ApM.
(Stoba-) Fürbete f.: Keliriclit (aus der Stube)
Ap; aG. — Ahd. /llrhitln.
Farch furch. Vgl. auch die Grujipe Fo,/.- usw.
Pai'Ch s. Farr 1 (Sp. Ol 13).
Gefärch s. Gefach Sp. ()43. Ferch I, Ge-F.,
ab-, m-ferchen s. I'ferrich. Ferch II s. Fennich
Sp. 834.
„Ferch III n.: Eichenholz GSax."
AM. ferelia und vgl. nhd. ,Ver-Eiche' (Gr.. WB. 3, 1.527).
Das von St. angegebene Genus dürfte auf Missverständniss
beruhen.
Erst-Fercher m.: Stier, der zum ersten Male zur
Züchtung verwendet wird? ,Stieroehsen, die zwei-
järig sind oder elter, euch ochsen, die erst vercher
sind oder elter.' 1607, U. — Vgl. 1) &«(,:fe Sp. 472; mt-
melch, von Kühen; 2) obiges Fanh od. ahd.ym/i, Lebenskraft':'
Ge-Firch s. b. Pferrich.
Forcll Aa tw., Fo^re .Aa; Ap; Gr; P silv. (Fnrro);
G; Soh; Schw ; Tu ; Z, Füre ScHwtw. ; S; U, Fu-rr
AAEhr. (ö); Z. Forle Sch — PI. -e» - Dim. Fö^rrK
Z, Forchli (zu Fore) AaH.. Furli S — f. allg., ni.
GRPani (Foren): Föhre, Kiefer, pinus silv. (allg.).
Syn. Fiechte (Sp. 668), Forch-, Kien- Tanne; Tnle.
Gelegentlich die Zwergföhre, pinus pumilio Schw
Morsch. Syn. Fure-Chris; Druese. Die Fruchtzapfen
heissen F.- Igel (Sp. 150), -Güggel, -Bibel, -Bickel,
-Manch, -Zäpfli.
Mhd. !io)-Ae, ahd. forhu. Unsere verschiedeneu Formen
lassen sich weit zurück verfolgen; .Die forhan.' 1442/1544,
Schw Kij. .Fuhren.' 1497, Offn. ZSchwani. .Handbogeii us
for gemacht.' HsSchürpf 1-197. ,Forhenbaum.' KdGessner
1.542 neben ,förinen'. .Die forhen, daraus man kien macht,
teda.' Mal. .Foren, pinaster, pinus silv. montana tertia.'
Wagn. 1680. .Die Forle oder Kiefer.' Gr Samml. 1783.
Die letztere Form scheint aus dem Dim. abgeleitet zu sein,
viell. unter Einfluss von ,Arlc, Erle' udgl. , Forren' nicht
selten als Fluru. und solchen vorgesetzt. ,Im Forren', Wald
bei ZEuibr., Sg. aus einem PI. abstrahiert, im kollektiven
S. V. , Forach', welches in Z ,ForchrUti' steckt.
Chüze"-Förrli n.: verkümmertes, kleines und
buschiges Exemplar von Föhre AAEhr. - Zu dem
Bilde Vgl. Üirel 4 (Sp. 61-t).
Leg-Fore: Bergkiefer, pinus montana, p. pu-
milio BO.
forchig forig L, forchin; förri^Z: von einer
Föhre stammend. Foregi Agle", Nadeln von Föhren.
,Es sye tannin, forin, kriesboumin. eichin und mel-
boumin holz.' 1605/26, Schw LB.
,Es soll niemand kein lortannen | Lerchen] noch förene
|sc. Tannen 'i"] hinaus verkaufen.' 1585/1828, Ap LB.; vgl.
Furch-Tanne; doch lässt sich auch eine allerdings nicht direkt
belegte Substantivbildung ,Förin' f. annehmen.
Forche 1 s. Forene Sp. 935.
Lilien-Fnrcli: wildes Geissblatt. Specklilie, loni-
cera periclym. (Durh.).
Wenn die Angabe richtig ist, so bietet sie wahrscheinlich
die Grundform [Furrh f. Furcln-, zweizinkige Gabel] zu dem
sinnlosen nhd. .Lilien fr u cht', indem sie die Pflanze nach der
Farbe und (wie viell. die mit .Geiss-' zsgcs. Benennungen)
nach der zinki-n (hiimchon-) artigen Stellung der Blüten be-
nennt.
Furche I s. Furre" Sp. 935. Furche II;
Fnrcher; Furo hie s. Furlce.
Fiirch, -e" (ä-j f.: Furcht. /•'' ha- Ice"' F. Von
dem Begleiter eines Zaghaften heisst es, er müsse
i)iW
Faich, (eitli, lircli. Imcli, furch
994
mitgehen, um ihm iV F. i' rerhehe", den Ausbruch Jer
Furcht zurückzuhalten ZW. — Abgeleitet vou jnrrlun.
fiircliteu; in der ADweiidung verseliiedea von Fuiclii.
fürchen; furchig s. fürchten usw.
Ge-färcht s. Ge-fäch Sp. 643.
Furcht (-0-, -rt- Aa; Ai-; Gl; S; ZStdtt, W., N.,
und in der Lit. des XVII.) — f. (m. ZO.): 1. abstr.,
wie nhd. De'' F. und d' Hoffnig ist hall hl dir z' gross.
Stütz. — 2. concret: ein Furcht erregender Gegen-
stand, z.B. ein schrecklicher Anblick; doch nur in
der KA.: es ist e F. Er tuet, dass 's e F. ist, ge-
berdet sich schrecklich ZO.; vgl. furchten.
Mhd. /oilite f., nnJ (selten) faiht als m. wie das syn.
ani)est; so auch ein Mal im XIV. It Aleni. 2, 32. Auf den
bei nns vereinzelten Gebrauch des ZO. mfigen die Syn.
Schriclx' oder Grus eingewirkt haben.
fürchten 1) fürchte (resp. -!-) BO.; VOrtk; Gl;
GKtw.;G; Scb; W, förchte Ai; Bs; BU.; FS. (Ö); S.
2) fürte(n) Gr vorw., /ör(e Bs (-e-). 3) furche {ü-)
Scu; Z, furche Ar; G; Hebel — Fte. g'forchtc ZLinini.,
g'furchte" ZKn., sonst g'fürcht(et), g'fürt't, g'fürcht
usw. — Condit. furli Gr: 1. persöul. a) absolut,
neutral: Furcht empfinden. Wenn i''' nit Chraft hässti
[hiesse], ylauhl-v'' a" Hexerei; dro chiem-mer no"'' 's
Furche" Suh (APletscher 1880). Wol, hält g'meint!
furche! ach warum nicht gar sich fürchten! Z. Sonst
mehr nur in der RA.: üsg'seh zum F., schrecklich,
auch bloss garstig, aussehen Z; en Ornig zum F., eine
schreckliche Unordnung (vgl. Furcht 2), und in der
Verbindung Fin" z' f. mache", Einem Schrecken ein-
jagen Bs; B; Z. Einmal intr. mit Gen. F.: ,ich förchten
dynen [für dich].' ThPlatt. 1572. — b) trans. mit
Acc. P. od. S. Drum hass i'"'' Niit wie 's Chartespil;
i''' furche 's wie-n-es Schwert. Bkänuenberuer. .[Ich]
furcht ihn [den ütecken] wirs dann ein scharpfes
Schwert.' Com. Beati. Förchtisch (fürchcd-crj de('rj
Wolf niit? bei dem Kinderspiel. Wer alU Wetter
fürchtet, chunnt nie z' Scherme B oSi. Nut z' förchte"
ha". GoiTH. Fs [ein Mädchen] ist g'sund und bös und
[doch] furcht 's Niemert, Vexierbescheid Z. ,In dem
andern holz dörfcn sie dürrs und ligends holz nemen
und fürchtend ihn [den Förster] nüts darum; doch
wenn sie grüens holz daselbs hüwen, da raüessend
sie in fürchten.' 1475, Mev., Wetzik. Zuweilen nur
i. S. V. .scheuen, besorgen.' Si furched nw d' Chind,
von Leuten, welche aus Geiz nicht heiraten. Den
Vergleich mit Jmdm scheuen: .Wegen 'm Vermögen
hätte es öppe nicht Manche zu f. im Kanton', lässt
GoTTH. die Kupplerin von ihrer Klientin rühmen.
Oder im S. von Ehrfurcht (vor Gott), Respekt (vor
Menschen) BÜ. ,l)as ir euweren Gott förchtind alle
zeit.' 1587, JosuA. ,Und forchtend in, wie sy Mose
forchtond.' ebd. — c) refl. und meist ohne äusseres
Obj., insofern = 1, sonst zuweilen mit ,vor, um;
dass.' a) das Refl. als Dat. Ar; Bs; B; L; G; Z.
Wer-em [ihm, sich] färcht, ist nena secher GBerneck.
,Wer ihm fürchtet, ist nirgend sicher.' Hosimn. 1(J83.
U Muclter, teer wird-em denn furche'. Hebel. ,Si
vorclite ir sere.' Hadloub. ,Der im fürcliten will.'
ScHAciizAB. ,Ich forclit mir.' 153(1, I. Mos. = , förchte
mich.' 1()()7. .Forclit dir nit!' 1531/87, 1. Könihe =
.förchte ilich nicht!' 1507. ,Sy forchtend inen vor
dem Volk.' 1531/00, Mattii. ,Wenn er im lörclit, so
flucht er.' VooBLB. 1557. .IVi kam ein wind, das im
Schweiz. Idiotikon I. 7.
Heinrich übel forcht.' TuPlatt. 157'2. ,Metum con-
cipere, im fürchten.' Fris. ,Sy solle iren nit fürchten.'
LLav. 1678. ,Bis nicht stolz, sondern fürchte dir.'
JMi'LL. 1605. — ß) das Refl. als Acc. AABad.; BO.
J/h" muess-si''' nit grad firchte, seit der Brienzer. Mit
einem eigentümlichen Gen. S. verbunden: r'' tät-mi"''
der Sünde drum furche, ich wollte das für mein Leben
nicht tun, ich würde mich schämen, das getan zu
haben SouNnk.; eig. wohl: ich würde mich davor als
vor grossen Sunden, ebenso wie vor Begehung grosser
Sünden fürchten. ,Förcht dich nit vor ihnen.' 1587,
JosüA. , Entlieh aber hat er sich vor dem Hausvolk
nit mehr geforchten.' JLCvs. 1661. — 2. unpersön-
lich: Es fürcht(et)-mer Gl; Schw; W; Z. Furcht
m'r mit, so g'schieht-m'r Nünt [Nichts] Ap = furcht
dir nüd, so g'schehd dir Nüd B; L. Wem Nilnt
g'förcht't, dem g'schicht Nünt G. ,Es furche im und
dorfe nit allein im hüs ligen.' UMev., Chr. Etwa
auch mit Acc. statt Dat., es furcht -en Z vereinzelt.
Die neben der Grundform mit ü, mhd. /ürlUen (aus ahd.
fur(u)litjnn), fast noch verbreitetere Form mit a findet sich
nicht bloss in MAA., wo o regelmässiger Vertreter von ü
ist, sondern auch in andern (bes. westlichen) und geht auf
das schon in der alten Spr. neben fürliten vorkommende
fnrhtm, resj). auf das Subst. forht(e) zurück, deren o dann
aber nach nhd. Weise in ö, statt ii, umlautet. Dieses o
haben unsere Quellen des XTI. und XVII. oft, nur Fris.
hat meist ii. Das Prät. lautet (mit Rückumlaut) , förchte'.
Zu dem Condit. /m-te (für 'furicle) vgl. .wenn einer furchte'.
LLav. 1569. Das Ptc. bei C'ys. bald ,geförcht', bald .ge-
forchten' (was schon mhd. vorkommt). Im Cond. und im
Ptc. kann nach altem Brauch das ( des Stammes zugleich
das der schwachen Conjugation vertreten. Schon alt ist auch
der Ausfall von cji, dagegen nicht der von (, welchen auch
MAA. Deutschlands kennen; s. Gr. WB. IV 1, 695. Älteste
Belege desselben bei uns finden sich 1529. Z, und LLav.
1584. — Dass beim refl. Gebrauch der Dativ des Prou.
alter als der Acc. und urspr. einzig richtig ist (da er ja
auch nicht ein eig. Objekt, sondern nur Innerlichkeit des
Vorgangs zu bezeichnen hat), erhellt aus nnsern Belegen.
Zweifelhaft konnte scheinen, ob in dem Spruch: Furcht dir
nüd, SU ij'sclicht dir A'iil wirklich unpersönliche Construktion
anzunehmen sei. da f'ürcht auch Imper. sein könnte und es in
ZO. ebenf, persönlich lautet: fürchst-d'r niid, so f/'sckfhd-d'r
-Vfif; aber das entsprechende f'ürchi mir und die syn. Wen-
dung wem nüd ij'ßirvht (mit bemerkenswertem ,gc-*, s. d.)
sprechen für die erstere Auffassung.
furcht ölig förcheUg: schauerlich Ai'. Vgl. ge-
fürchtig.
fürchterlich förchterli: oft nur zur Verstärkung
vor andern Adj. u. Adv., auch nut gunstigem Begritf.
i. S. V. .selir'. z. B. /'. schön BBe. Fs war dem Buch
f. a"g'hulfcn [höchst erwünsclit] Fppis z' Urcn BRi.
Ebenso fürchtig und syn. schrecklich, scitühlich, grn-
saiii u. V. a.
Fürchti (-()-) B; L. Fürclitli"g i<'ö)'c/iyZiV; Ar',
Förchlig G - m. : rnn-jitsamer lIcMsch. Syn. Fürch-
Gret.
fürclitig bzw. -(- N'OiiTE; (iiiChur; tiVV.; SinStdt;
Th. förchtig AAFri.; Ai>; Bs; FS.; S; Z. fürtigOnV.;
Z verein-/.. (-Ö-). furchig ScnSchl. : 1. furchtbar,
fürchterlich, schrecklich .\AFri.; Ar; L; SciiSchl. Fn
f-e Wind Z. Fn f-e Lärme. Süfzge' und Jämcrc",
dass 's f. g'si" ist. Fs hed-em f. g'gruset. Da isch
cigeli au furchig. BArEii.NisKsru. XVlll. F. hinder
CHund cho" [in Streit geraten]. .Ein Mann mit grossen
uiiil förclitigcn .\ugcn.' 1700. Z Jland. - 2. übergehend
63
995
Farch-fiirch. Pard-furd
990
in den allgemeinen aljstr. Begriff hohen Grades =
überaus, sehr, vor Adj. und Verben von guter und
schlimmer Bed. Bs; B; VOrte; Gr; G; Sch (auch in
der Form f'ürchiff); Th; Z. Vgl. fürchterlich. —
3. furchtsam FMu.; Ndw (furchtig). — Mhd. vorhtec,
furchtsam (furchtbar).
ge-fürchtig -u- U, g' fü^rchig Z: I.Schrecken
einüössend, z.B. von Geistererscheinungen, Masken U;
Z. E g'f-ti Tier. Es ist g'f. [schwindlig] do abe z' biege.
- 2. furchtsam, ebd. Es uird-mei- ganz g'f- 7'. Was
tuest au eso g'f.? ebd.
furchtsam, ,forcbtsam': Furchterregend, furcht-
bar, gefährlich, z. B. von einer ansteckenden Krank-
heit Z. ,Forchtsam als ein gewaffnet hör [Heer].'
1476, G Hdschr. ,F. kometen.' Salat. ,Wie f. ist diese
statt!' 1531/60, Z Bibel = , erschrecklich.' 1667. ,Gott
ist erschrocklich und f. über alle, die umb in sind.'
15-18, Psalm. ,[Solothurn ist] iren vijenden jederzyt
erschrecklich und forchtsamb gewesen.' AHäffner
1577. ,Pii)in machet Frankrjch dem feiud f. und er-
schrockenlich.' Rüeger 1606. - Mini, vwliimm, furcht-
sam uud furchtbar.
Fard— furd. Vgl. auch die Gruppe Furt usw.
Fardel I -ä- GrV., Val., -ö- GrAv.. -e- GrS. — m.:
einjähriges Rind, R. vom 2. Halbjahr bis zum 2. Alters-
jahr, an einigen Orten ausschliesslich das weibliche
Tier. Syn. Järli'g ; Einderli. Vgl. auch F.-Kue,
-Mänse, -Stier; F.-Heu. — Churw. • cadd, mdl, P!. nt-
iMh, lat. vitcllus, Kalb.
Fardel IT ii.: Waarenballen, -Bündel. ,Es soll
ouch enhein unser talniann keinem koufmann enhein
gelt anfordren, wann als das fardel wäg.' U Säumerbr.
1363. ,Es soll ouch keina dem andern syn v. ver-
wechslan.' ebd. ,Ein v. mit spezry oder mit tuech,
das von Lamparten usgät.' 1386. Busing. 1811. ,Der
treip koufmannschaft bi sym lebende und gap v. und
ander koufmannschaft uf briefe und Sicherheit' 1388,
L Arch. ,Die Lamparter süllent ze koufen geben mit
ganzen tuochen und nicht by der eile und schürlitzv.
[Ballen mit rotem Barchent] ouch mit ganzen vardeln
und nicht bi tuochen [nicht stückweise] verkoufen.'
1409, Z. .Värdech mit büteltuoch.' G Hdschr., wofür
1490 im Urbar Baden: .färdenli mit b.' ,Die kleinen
linfärdenlin [Leinwandpäcke] als man si von Costanz,
von Eavenspurg oder Sant Gallen füert.' 1490, Urbar
Baden. ,A1s die seil an den ballen und vardlen ver-
brunnen.' HsSchürpf 1497. ,Ein f. briefen.' 1521,
Absch. In Bs im XIV. auch Geschlechtsn. — Mhd.
vnrdd, von it. Jardello. Färdtch ciuc Collectivbildung.
Ge-färd(i), an-gefärd s. Ge-far Sp. 878.
Färdech s. Fardel II. L a n d - g e f ä r d , - g e v e r d
s. Land-ge-wer. Ferdel s. Fardel I.
Verden, in Schwurformeln : .V. bluosts [Bluts]
willen!' NMan. ,Botz V. willen!' Aal 1.549. — Viel),
entstellt aus Veiten Sp. S21, Valentin Sp. 76.5.
f er der ig s. femig.
Ferdi Sch; Z, „Fe'di Bs": 1. männl. Eigenii., Fer-
dinand. Vgl. Nanti. — 2. starker Rausch G.\.
In Bed. 2 entstellt aus Ft-rt, Ladung, und bloss angelehnt
an nbigi'n Personoim. (ihIit an Venleii^),
vierd s. vier.
Viei'deling. Vierdung, -ing Vierdi(g) Ae. .Vier-
tig.' UBrägg. 1770 — m. : vierter Teil eines Viertels
als Getreide- und Mchlmass Ap'; GT. -j-; ehemals auch
mit Bez. auf andere Masseinheiten und Zahlen. ,Swaz
holzes du Sile [ein Fluss] nider treit, das soll man
gilben 100 umb 12 ß, ein halb hundert und ein vier-
deling [Viertelhundert] in dem selben koufe [Preise],
als e.s gezühet [trifft] nach dem hunderte [jedes nach
Verhältniss].' Z RBr. 1304. Huber, Klingn., erwähnt
vom J. 1811 die jährliche Leistung des vierten Teils
, eines vierdungs wachses.' ,Zweinzig und dry march
und einen v. silbers.' 1328, L. .Soll nieman enkein
ander syden koufen under einem v.' 1336, Z Ratserk.
,Man soll ouch dem gottshus ierlich geben von 20
schuopessen, so da heissent der vierdling schuopessen,
von ieklicher 1 mütt kernen.' 1351, Hofr. Ernlispach.
, Welches werk [geprägter Münzen] ringer [leichter]
funden wirf, denne die 10 ß [eine Münze] am v. [Viertel-
pfunde] zwene pfenn., das pfunt [eine Münze] am v.
viere pfenn., soll man wider ynsetzen und brennen.'
1377, Absch. .Die cramer sont han an ir gewege [Ge-
wichten] der burger zeichen, an halben vierdungen
und an allem irm gewege, das hoher wigt, denne ain
halbe v.' Städte. Diessenh. ,3 fierding roggen.' 1412,
Arg. .Fesviertal ain ganz, ain halbes, ain vierdling,
ain halb v.' Sch Stadtb.
Mhd. vierdung, -(elUnc in der selben Bed.; etwas anders
Schni. I 845 f. Die End. -ine in MUnznamen findet sich
ancb in Pfenning, Schilling. D nach r wird auch sonst ein-
geschoben; hier mag aber auch das Ordnungszahlw. .viert'
(bezw. .Viertel') eingewirkt haben.
vorder, vorder ZStdt, i^öder (vorder, vaderj Aa;
Ar; Z vorw.: Adj. u. Adv. 1. räumlich, vornan, vor
den Augen stehend. Die vorder Welle" [Baum am
Webstuhl] ; Syn. TuechKelle'. In Zg bedeutet der
.vordere' (auch ,der grosse) Schnorz' das Hinterteil
des Fischerkahns, was anderw. umgekehrt .hinderer
Gransen' heisst. Er fingt [findet] Öpjns, wenn er
mit de v-e Beine [den Händen] d'ruf g'heit = er
stiehlt. Schild, 's Hinderst z' vorderst tue', Etwas
verkehrt hinlegen, machen. Sulgeh; vgl. hinderfür.
Vofrjdei- sl", von keimenden Pflanzen: aus dem Boden
gucken, bald aufspriessen, hervorbrechen Ap; auch
übertragen: 's Blera [Weinen] ist v. [nahe] Ap =
z' rordrist fvornej S; Z. De Huesten ist allnril z' rur-
derst bl-n-em, kann alle Augenblicke ausbrechen Z.
Uf de" vorderste" i^)(«.<.se" st", sogleich bereit sein ZW.
Zum Böse" bist alleiril uf de' r. F. Er ist vordra
g'sl", hat als Brautführer, Vorknab, den Zug eröffnet
SThierst. 's Geld ist tiüd vader, es ist Ebbe in der Kasse
Ap. Hervortretend: ,Ein kleines Weiblein mit grossen
fordern Augen.' Z Nachrichten 17.54. — '2. Rang,
Reihenfiilge bezeichnend, als Übergang zum temporalen
Gebrauch. Bern wird in einem Streit mit Preibnrg
als ,das vordere Ort', d. h. als diesem in der offiziellen
Reihenfolge der Bundesglieder vorangehend, ersucht,
die Malstatt zu bestimmen. 10'23, Absch. Als Sup.
daher ,das vorderste Ort' = der Vorort der Eidge-
nossenschaft. 1630, Absch. .Dem vordersten [obersten]
Ufseher.' Z Mand. 1650. ,V-er Pfleger am Almosen-
amt.' XVII.. XVIII., Z. .V-er (Jesandter.- ebd. ,V-er
Pfahrer.' Mise. T. 1722. was später .obrister Pfarrer'.
jetzt .Antistes- Z. .Die Apotheker oder ihr v-er Gesell.'
Z Mand. 1777. , Vorderste Schulhorren' im XVIII, in
997
Fard, ferd, fini ford, vord, furd
998
Z die oberste Erzieliungsbehorde. Spee.: vorgesetzt. So
nennen die Kapperswyler die 4 Sohirniorte ,unsre Vor-
dem.' 1544, Absch. Aber auch unigek. = die geringste,
letzte Stelle einnehmend: ,Uuter den Sibneren waren
fünf stehende Sibner ad vitani gewählt, zwei der jähr-
lichen Erneuerung unterworfen ; diese Letzteren hiessen
die vordersten Sibner.' Erinn. 1878. Hauptsächlich,
als Adv. : vor Allem aus. ,Der die vorderst Ursach
ist.' GMüLL. lt>57. .Liecht und Klarheit im Verstand
nebet rechtem Amtsberuef soll ein Pfarrer v. haben.'
ebd. ,Die voderste [grösste] Liebe zum Menschen-
geschlechte.' JToBL. 1781 als Übersetzung von engl,
.chief'. Als Einführung von Aufzählungen: vor-
nehmlich; zuvor, erstens. .Und hiemit vorderist die Ehr
des hohen und türen Namens Gottes.' 1650, Z Mand.
.Zu Abstellung des yngerissenen Missbruchs ist an-
gesehen, dass zum vorderisten Niemand keine Knaben,
dessglychen auch keine ganze Gesellschaften zu Ge-
fätteren nemmen [solle].' ebd. ,Zum vorderisten . . .
und volgends . . .' 1676, Z Spruchbr. In der Wert-
schätzung voranstehend, lieb. Jradm voder si. Si
ist-mei' ene ro" de" vodere", eine Person, die ich
sehr schätze. Andern vorziehe Ap. — 3. rein zeit-
lich: vorig, früher, vergangen, vorhergehend, jüngst-
vergangen; 's V. Mal B; S. Am v-e" Tag, am Tag
vorher GrL. Im v-e" Märt TB. Die r-e' Tag, letzt-
hin L. ,Am vordem Tag ist's herau.sgekommen. wo
die Strasse durch kömmt,' Gotth. .So band die an-
walten dise stuck us iren vordren briefen gezogen.'
HoFR. Bosw. 14'21. ,Dio eidgenossen rüstend einen
andern schirm zue und zugend den ouch an des vordren
statt [Stelle].' Eni.iE. ,I)er vorder fundenen [vorher,
oben erwähnten] kinden eins.' Salat. .Dass der
eemann mit dem lob der vorigen frowen nit hab für-
nemlich die vorder frowen loben, sunder die yezig
schelten gewöllen.' HBull. 1540. Und wieder der Sup.
als Adv. = zuerst: ,Wofehr aber einem Undertonen
das Weib vorderst Tods abgienge.' Bs Rq. 1603; vgl.
ebd.: ,Do aber ein U. vor dem Weib Tods abgienge.'
,Vorderst im Schuldienst, hernach zum Kirchendienst.'
JMüLL. 1673. Als Subst., im PL: die Vorfahren,
Vorgänger, Voreltern. ,\h unser vordem, die land-
lüte ze Swyz, vor alten zyten in friden geleit band.'
1457/1544, SrHW LB. Die Sigriswyler erinnerten sich,
,wie die vorderne mit grossen kosten vil geschwendt
[gereutet].' 1533, Hagenb. ,Der felsen, von welichem
alle unsere forderen getrunken habend." IL Helv. Conf.
1566/1644; und so noch 1757, Z. Syn. , Altvordern'.
Daher auch , unsere Reginientsvordern' = Vorgänger
in der Regierung. 1653; 1756, Absch. In Bezug aber
auf das Heute ist die v. Witchc, die r. Nacht, der
V. Tag bestimmt je die (der) vorletzte im Unter-
schied von gester, nacht usw. Aa; BBe., Stdt; Gr; Z.
Syn. vor-gester, -nacht.
Mhd. vorder, ebenf. als Adj. u. als .Siibst. ; gebildet mit
Comparativ-Suff. (ahd. -rfcra), dessen r das der Stamiiisilbo
gefiihrdeu konnte ; vgl. fwUre.n, fordern.
alt-, als Adj. selten; als Subst. häufig neben
,Vordern'. ,Nach briieh unsern a-n Eidgnossen.' Salat.
Vor-vordere" (PL): Ahnen Z f.
ge-vorder: ganz vorn, am äussersten Kande GSa.
Du näist [nähst] ri! z' g'r., das fiserlel-der gif'' [bald]
üs. Bildl.: Si hat d's Briegge" ganz g'r. g'hä"; vgl.
vorder 1.
be-vorderist: (Adv.) in erster Linie, hauptsäch-
lich. ,Bevordrist soll ein jeder alle Zyt vor Augen
haben . . .' B Christ. Mand. 1628.
vord(e)rig, vortrig'Bs, rnderig Z = vorder 3 Aa;
Bs; B; UwE.; ZO. ,Und verschmachten die pin als
die vordrigen [Märtyrer].' Z Chr. 1336/1446. ,Und ir
hindersten [letzten] zyt die bösem sygent denn die
v-en.' KdSailer 1460. .Die selb Insel heisst Zarigo,
die V. [früher erwähnte] aber, als wir lagen, heisset
Roguso.' HsScHüRPF 1497. ,Das im Gott den v-en
trost wider gebe.' 1531/48, Ps. ,Auf dem v-en [letzt-
vergangenen] Tag der .Tahrrechnung.' 1540, Abscii.
,Syni beden sün von der v-en frauw.' 1564, Taufb.
ZZoll. ,Mein v. Gedanken.' Platt. 1612. - Mhd. vor-
r/free, vorig.
Porder f.: Forderung, häufig in der ä. Kanzleispr.
,Dass wir die v. unsers Herren Abbets han also ge-
scheiden.' 1277, Gfr. ,Hein uns enzigen alles rechts,
und darzue aller der vordere und der anspräche, die
wir haben ald gewinnen möchten.' 1345, ebd. — Mhd.
vorder f., dass.
Schuld-
KVBCRG.
111. — PL -en: Gläubiger. 1573. Urb.
forderen (f ödere Ap; GRh.; W; Z): wie nhd.
Eine'^ für de' Schade" f., belangen Z. Wie Hl hast
du z' f. an-em. was für eine Schuldforderung geltend
zu machen gegen ihn? Z. Das ist e Forderi'g, (mit
Nachdruck) eine starke Zumutung Z. ,Ungefordert'
als Ptc. adj. ,Wie lang alte Schuldbriefe u. [ohne
dass an die Abzahlung gemahnt werde] gelten sollen.'
1573, Absch. ,Uf welches Pridbieten auch von Stund
an die, denen der Prid geboten und u. ist. Ruw und
Frid haben sollen.' 1627, Bs Rq.
Mhd. vordem. Die Form ohne r häufig im XVIIl. ?.. B.
bei AvHiiUer, Pestalozzi, vMoos.
ab-: zurückrufen, bes. Truppen aus dem Felde. .
,Alle die, so enweg in krieg züchen wollen, sollen
abgefordert werden.' 1537, Sch Ratsprot. ,Dass sie
mit der Wiederabforderung des Volks nicht fürfahren.'
1617, Absch. — unabfordorlich : gegen Rückruf
sicher gestellt. .So sollten ihm die Eidgenossen Hilf
verwilligen un. so lang syn Heiligkeit deren bedarf.'
Ansu.
an-: (mit Acc. P.) Einen (zu Etwas) auffordern,
ihn darum angehen. ,Die alten haftend die gnad von
dem Herrn, dass sy sich nichts liessind irren, wiewol
sy darumb angeforderet wurdend, häutend für und
für.' 1531/1667, 111. Esra. ,Span mit der Bursarae,
umb dass sye uns anvorderten, den Chor zu bauwen.'
RCvs. — Vgl. .fordern an Kinen' (auch , Einem').
er-: 1. fordern, auffordern, ersuchen; das Sachobj.
häufig mit ,umb'. ,Ervordert werden umb libfäll, ge-
läss und ungenossame.' 1490, Urb. Baden. , Welcher
umb frid erfordret würt, der soll den unverzogenlicli
geben.' 1497, Obw. ,Dass er in us synem hus an die
gassen erfordert.' 15'24, Strickl. ,So werden unsre
herren die zuogsatztcn e., den obmann zuo erwelen.'
1525, Absch. ,Der Vogt habe einen Landrat berufen
und zwei dazu von W. erfordert [zu erscheinen auf-
gefordert].' 1526, ebd. .Harumb wir üch bitten, e.
und ermanen.' 1529, ebd. .Demnach wurdend oueli
ze lijsen | Kanzelvorträge zu halten] ervorderet N. X.
und N. N.'' Kessl. ,Wie es ibnen dienet zu grossen
999
Fai'il, ferd, finl. ford. füril
1000
Ehren, dass ihre Gelehrten erforderet werden in so ferne
Land zu den allerwiclitigsten Geschäften.' Dordrac.
1618. ,Die redliführer zu e. [gerichtlieh vorzuladen]
und über sy das standrecht ze halten.' lülü, Z Arch.
Zurück fordern; heiniberufen. ,Der küng erfordert
ie syn lüt und ouch darzuo syn land [den eroberten
Aargau].' Lied 1443. ,Darnf wir sy [die Aufständi-
schen] angends la.ssen e., aber dieselben habint sich
entschlossen, über die Thur für F. zuo ziechen.' 15'24,
Assen. Uner fordert: aus freien Stücken. ,Er habe
glych unerforderet zuo den sachen geredt.' Gualth.
1559. — 2. Etw. beanspruchen, bes. unter Wah-
rung der Formen um Etw. höhern Orts einkommen,
gerichtlich oder rechtlich ansprechen. ,Und also ward
der Kaiser um [wegen] erfordrung syner grechtsame
unschuldig verbannt.' Ansk. ,Wo sölich ussländische
lüte solich erb und guot mit recht nicht erfordernt,
noch dem nit nachjagten.' 1451/1544, Sciiw LB. ,Ee
sy [Eigenleute] von irem herren angefochten und von
einem vogt der herrsehaft erfordert werden.' 1490,
Urb. Baden. ,Weliche person von einem herren oder
gottshus eigen syn [als Eigentum] erfordert [wird]
und der der eigenschaft nit bekannt [geständig] ist.'
ebd. ,N. N. habe ohne E. [ohne bei der Tag.satzung
darum einzukonimen] Knechte geworben.' 1521, Absch.
Spec: ,das recht e.', Kechtsansprüche wahren. 1457;
1557, Bs E(|. Daher die häutige, formelhafte Ver-
knüpfung: ,unerfordert des (mit dem) rechten' in act.
S. : ohne Geltendmachung rechtlicher Ansprachen; oder
in pass. S. : ohne durch solche streitig gemacht zu
werden. ,Wer gelegen guet inu hat onerfordert des
rechten.' 1475, Erbr. GAltstätten; syn. .onansprechig
mit dem rechten.' ,Dass erber lüte angesprochen
worden sind um sölich guot und erbschaft, so sy dann
etwe manig jare unerfordert mit dem rechten inne
gehept band und also darinne kein eigenschaft der
jarzalen und jaresfrist die erbi zuo e.' 1451/1544,
St'HW LB. ,\Ver der ist, der solich ansprach zu haben
vermeint, und unerfordert des rechten lasst anstän
nun jar und zechen loubrisete [Herbste].' 1501/1544,
ebd. — 3. gerichtlich vornehmen, untersuchen, er-
örtern. , Dieselben sjjän sollen erforderet und ent-
schlossen werden durch glyche zuosätz [Schieds-
richter].' 1532, Stkk'KL. — Mbd. ervonlcm, fordern, laden,
gerichtlich verfolgen.
US- forderen: herausfordern. , Wider die Brüder
T. des begangenen Frevels halber mit Ausforderung
des Ritters 0. den Prozess aufzurichten.' 1637, Absoh.
,Auf einen Zweikampf ausgeforderet.' Tur. sep.
ge-: fordern. Die Ehefrau des Verkäufers einer
Liegenschaft verzichtet auf die ihr daran zustehende
Nutzniessung und verspricht, .dz si 's niemer wider
[zurück] gevorder.' 1323, Z Urk.
heim-: nach Hause rufen. Der Z IJat verlangte
1664 von demjenigen von Winterlhur, dass er einige
dortige Bürger, welche sich dem Verbot zuwider in
die Bäder von Baden begeben hatten, heimfordere
und bestrafe.
Be-vordre f.: die Spendung der Sterbesakramente
zur ,Beförderung' ins andere Leben? oder das , Hervor-
segnen' einer Wöchnerin bei ihrem ersten KirchgangV
Lt Z Urk. von 1477 i.st der Kajjelle Kyburg die Be-
fugniss zu Beichte. B. und Kindtaufe erteilt.
fürder, meist fibierfsj: (.\d,v.) von einem gewissen
Punkte an vorwärts; fürderhin, weiterhin, ferner. ,F.
als bishar.' 15'24, Strickl. ,[Der Teufel an einem
Sterbebette das Sündenregister anfertigend] weckt den
Schwachen auf, förters herzusagen.' AKlingl. 1691.
, Warum deine Buss aufschieben und dir fürters einen
Schatz des Zorns sammeln?' Ulr. 1727. — hin-:
fürderhin. 1550, Sch Ratsprot. — Mhd. ßu-der, ßuier;
ahd. furdir, dass. Die Form mit ( schliesst sich näher an
.fort' au.
fürderen, tr.: beschleunigen; vorwärts schaffen,
befördern, „allg." („L; Zu" lt St.'>). ,So es [das Uhr-
werk] zu balde [rasch] gat, so henke die blyklötzU
hinüs an das redelin und so es ze trege gat, so henke
si hinin an das redelin, hiemite macht [magst] du es
hindern und fürdern, wie du witt.' 1385, Gfr. Zu
Stellen u. Amtern befördern. , Einer zu Z. war gern uf
ein Ampt gfürderet worden.' 1651, Scuimpfr. , Mancher
ehrlicher Mann, der unib das Vatterland wohl verdient,
vilniahlen ungefürdert bleibt.' 1658, Absch. Spec: in
Arbeit nehmen, anstellen. ,Diewyl in dem ganzen
Rych kein Gsind [Gesellen und Lehrknaben], so by
Witfrouwen [von Handwerkern] arbeite, von anderen
Meisteren und Gsellen ires Handwerchs nit gefürderct
werde.' 1603, Z Ratsentscheid. ,Ohne diese [die zur
Aufnahme unter die zünftigen Meister erforderlichen]
Eigenschaften haben keine Gesellen das Recht, Gesind
zu fördern, sondern mögen unter einem zünftigen
Meister arbeiten.' 1805, Z Ordn. der Zimmerlente. ,Es
ist jeder Meister berechtigt, zu seiner Arbeit Gesind
so viel zu f., als er bedarf.' ebd. ,rörderung der Ge-
sellen betreuend; Beförderung der Lehrjungen betr.'
ebd. ,Ein fallierter Meister mag wohl für seine Person
arbeiten, darf aber so lange keine Gesellen und Lehr-
knaben f.. bis er wieder rehabilitiert ist.' 1828, Z Ordn.
der Tischler. In abstr. S. ,Iren schaden warnen und
wenden und iren nutz zu f.' ScuwE. Hofr. ,Sust
[sonst] müessten wir unsern schaden mit dem unsern
[unserm Gute] f.' 1530, Absch. Refl. : sich beeilen,
vorwäi'ts, an einen gewissen Ort zu kommen, „allg."
.Ein jeder soll sich an die predigen f.' 1530, Absch.
,Dass sy sich zu rechter Zeit heimbf.' L Ansehenb. —
Mhd. vürdern, dass.; Ggs. hindern und wie dieses gebildet.
be-: 1. fördern. ,Die Gerechtigkeit wird befür-
deret.' 1708, Jesa.i. — 2. refl.: sich beeilen. ,Der
Landvogt möge den katholischen Pfarrherrn ernstlich
untersagen, dass sie sich mit ihrem Gottesdienst be-
fördern und dann denen von der andern Religion
Platz geben.' 1630, Absch.
fürderlich: (Adv.) 1. rasch, hurtig, z.B. f. gä"
BBe. ; Syn. f/leitifi; treiillich. Beförderlich, ohne Ver-
zug, alsbald, eilends. ,Und sollend och wir beide
stette gegen einandern also f., so deweder statt von
der andern gemant wirt, ze tagen kommen.' 1406,
Absch. ,F. und zur stund bezahlen.' 14'24, Gem. Aa.
.Dass sy die zum fürderlichosten hinweg schickent.'
1518,44, ScHw LB. ,Das Werk gieng f. und glücklich.'
1707, in. Esra. ,Fürderlichen anzeigen.' Muri, Ge-
sindeordn. — '2. vorzugsweise, mit Vorliebe. ,Wur-
dend dis ordenslüt f-er an der fürsten hofen g'brücht,
dann niemand anders, diewyl man geschickter nit han
mocht.' Vad. — Mhd. viirdcrlicli, -tvi, Ailj. und Adv., be-
l'iii-dcrlich, alsobald.
lixn
Pard— fiird. Parf - fiu'f. Pai'g — (nrg. Pargg— fm-gg
1(M)2
Fürderli"g ni.: 1. Vorteil, Vorsprung, Vorschub
Aa; Gr: L; Uw; U. .Ein Züricher muoss allweg den
hinderling nnd ein Schwab den f. haben.' 1528, Egli,
Act. .Welcher ein handwerk kann, wie es ghört, der
hat allweg ein f.; der sudler blybt allweg dahinden
ston.' HBiiLL. 15-10. ,Doch wirt diss dem habichen
einen grossen f. bringen, wenn er ab einem hohen
ort auf den raub gelassen wirt.' Vogelb. 1557. ,Plus
ad miseram vitam affert monienti, hilft nier oder bringt
ein grösseren f. zue eilendem leben.' Fris. ; Mal. —
2. bestimmter Voranteil an dem Erbe; Syn. Für-
dermifl 1. ,Ist denen Söhnen heimbgestellt, von der
väterlichen Verlassenschaft je von Zechen Eines zum
P. nenmien zu mögen.' 1756, Schw Eq. ,l)er Sohn
aber, der solche von seinem Vater erkauft, solle denne
von der Verlassenschaft des Vaters den P. nicht mehr
zu beziehen das Recht haben, sondern der P. solle
dann allein an seine noch übrige Brüder fallen.' 1769,
ebd. Syn. Vor-Teil. — 3. Überschuss, Vermögens-
vermehrung. Der Hinderlig hed de" F., trotz aller
Anstrengung übersteigen die Ausgaben die Einnahmen
GrD. — 4. Vorliebe; vgl. fürderUch 2. ,Welicher
Nation Volk wir, als Beschirmer der Kilchen, mit be-
sonderem F. und Liebe unifachend.' 1546, Mise. T. 172'2.
Pürdernuss, -niss f.: Empfehlungsschreiben,
Fürsprache. Syn. Fürderung. .Ihiss üwer wysheit
unser bruoderschaft. wellind f. geben an die üwern.'
1502, Z Anz. 1884. .Unser Eidg. von L habend dem
Murner ein schriftlich f. gan Fryburg geben.' 1529,
Absch. ,H. B. soll ein f. an graf N. gegeben werden,
dass gemelt graf inen gnedig syn welle.' 1535, Sch
Ratsprot. — Mhd. viirdernime, Förderung, Beihilfe, Em-
pfehlung.
fürdcrsam: beförderlichst. ,Uf wölche Neigung
wir uns uf die Fürdersame [Beschleunigung] gcricht,
dises löbliche Werk so wyt möglich abzereden.' 1034,
Absch. ,Man hat die Markung uf hüt fürdersamist
undernonimen.' 1737, Arch. Wyl.
Fürderung f.: 1. = FürderUng 2. ,Den un-
erzogenen Söhnen soll ein zinilicher, billicher Vorteil
oder F. aus des Vaters Verlassonschaft geschöpft
werden, damit dieselbig bes.ser erzogen werden mögen.'
ca 1700, U. — 2. Empfehlung. ,Man soll daran syn,
dass man ihm geleit und darzue f. an [den] fürsten
gebe umb geleit [dass er von diesem einen Geleits-
brief erhalte].' 1477, Absch. ,Er hat uns an üwer
lieb umb furdrung angerücft [um E. an euch gebeten].'
1503. Z Anz. 1S7S. Syn. Fürdeniixs (-Brief); Für-
schrift.
Farf— furf.
Farfantm.: Missetäter. , Murner habe die Züriclier
und Berner Schelmen. Lecker, Buoben. Furfantcn ge-
scholten.' 1529, Absuu. — Von ital. /..//»/•<-, üiisstun; vgl.
frz. /urfait.
Farg- — furg. Vgl. aucli die (iruiiiif F'irriii usw.
Pargetz m.: Klössegericht aus feinem i\lelil be-
reitet, indem man den Teig durch einen durchlöcherten
Kochlötl'el oder einen Trichter ins Wasser fallen lässt
und die gesottenen Klösse mit geriebenem Brot od. Käse
überbrennt Gr1>. Churw. fliitscheds. Vgl. Bazoggel.
Ferg = Fer Sp. 904. .Zürich hat tüchtige Schiif-
leute und P-en auf die Lintmagt verordnet und em-
pfiehlt diese Wasserstrasse den Kaufleuten.' 1530.
Absch.
Fergünm.: Gepäckwagen der Post, Eilfuhre UUrs.
— Vgl. frz. fvui-tjon. Pack-, Munitiouswagen.
Virgeli n. : 1. Tüpfchen auf dem i. Strichelchen G.
— 2. etwas Unbedeutendes. .Auf 's V.', bis auf das
Genaueste, bis auf die unmerklichste Kleinigkeit G.
— Lat. virguhi, kleine Linie; Streifc'hun ; Koiuiua.
Fargg — furgg. Vgl. auch die Gruppen Fury usw.. Furk usw.
Ge-Fergg „Fergg, G'fergg Ak;Bs; B; VOrte; S",
aus der jetzigen MA. nur die letztere Form nach-
weisbar und zwar t. mit e', t. mit e', e', auch G'ferg
— n.: 1. Fuhrwerk für Personen, Wägelchen oder
Chaise, Kutsche. Reisewagen; auch Dim. G'fergfgJU
Schw; UwE. Syn. G'firt; Bltuägeli. Es offnigs
[offenes] Gf. Gottu. Mi''' ime Fueruerch i 's BliUtiir-
spital uf Genf ie fitere" . . . und händ-mv'' im glichlige
G'ferg ividcr retur g'schicM Aa (AGysi). .Offiziere
fuhren in ganz commoden Geferggen vor oder hinten
drein.' ADennl. — 2. das Geführte selbst, Wagen-
ladung Ndw. — 3. das hin und her Schalten (.Perggen')
von Dingen; mühsames Tragen oder Schleppen B. —
ge-ferggen g'ferge: ausfahren, spazierenfahren S.
Von fenjijin^ fortschaffen, transportieren, ijij ^ /-,• die
Schreibung mit einfachem tj z. T. vidi, nur ungenaue Be-
zeichnung des selben Lautes; a wohl durch Vermischnng mit
dem syn. G'firt.
Fe^'rggel (Firggel GWa.) m.: 1. Rinnstein in
Küche und Waschhaus Ar; Gl; Gr; G; vgl. Verfäll-
Loch. „Rinne vor den Häusern, welche das Spülicht,
z. B. aus der Küche, aufnimmt; Kanal zur Wegschwem-
mung des Unrats Gl; Gr; GRh.; Tn." Abtrittrohr
GA. Vorrichtung, den Mi.st aus dem Stall zu schaffen
GrL. Syn. Fergger 2; Kiinel; Schütt-Loch. .Ist er-
kennt, dass die. so f. haben, dieselben machint, damit
das spüelwasser dardurch gewarsamlicli [sicher] laufe.'
1547, Sch; vgl. Baie. — 2. Arch, Wandkasten Gr
Chur (?).
yon fergt/rii, fortschaffen, mit spec. Anwendung auf Spül-
wasser und Unrat; vgl. fenji/en ? u. .9 b (Fris.). Pas syn.
Fenjtjer hat nur mehr persönliche Endung, wie viele Namen
von Geräten. Bed. '2 scheint unsicher, ist aber mit 1 zur
Not vereinbar durch den Mittolbegriff von Behälter, da auch
die Kinne kasteuähnliche Gestalt hat; vgl. Anh ? (Sp. 433)
nnd Are (.Sp. 389); im Schwarzw. F. = Küchenkasten.
ferggen ferge AAZein.; Bs; S (tw. neben fergge),
fe'rke GT., fertga, fiertga Ar; sonst fe'rle', in ä. Lit.
auch .fertigen': von einem Ort an einen andern
schaffen, tragend oder führend; daher: 1. tragen
B; L. Hundart Mann mid Isana Stanga biingand 's
nid apar [das Ei von dem Estrich herunter |; «,•>■ älts
Wih ferggat 's uf dr Hand Gr (Kätsel). Öppis,
was me" chumndig cha"" f., in der Tasche mitnelimen
BStdt. Das ist-iner s' schurr, i mag 's nid g'f. UwE.
Also oft mit dem Nehenbegritt' von Jlühseligkcit,
Anstrengung, schleppen Bs; BSi.; so von Kii\dern
oder scliwaclien Leuten, sei es, dass diese selbst die
Tätigkeit ausüben oder Gegenstand derselben sind
BSi. Di'' ferggel g'nueg a" dein Bueh, wenn er ilm
1003
Fargg, ferjSfg, flrgg, forgg. furgg
1004
tragen rauss Ndw. ,Sie ferggete mich überall mit
sich herum.' Gottii. Tanne" düi"'' es Tohel [Wald-
schlucht] /'., schleifen üuSchiers. — 2. führen, Per-
sonen an der Hand, am Arm. 's dhinä, die blind
Mueter, enandru f., am Arm. beim Spazieren W.
,Swer dekeinen dürftigen fertiget und leit ze der
wasserkilchen.' Z 1843. Von Tieren: die Kuh zum
Stier, mu" muess die Chue ferggu"; Vieh auf den
Markt; Weinfässer zum Wagen W; s. noch 3 b a.
J. S. V. handhaben: Geräte BRi. ,Pecten manualis:
ein sichlen udgl., so man mit einer band fertiget.'
Fris. Bildlich: d' Spi.i g'f. möge, bewältigen. Id. B.
„Ein wollüstiges Leben f. Gr; W." Leiten, Wasser
auf Wiesen W. Die Gradier tient im Sumvier fer
z' wässeru" 4 Wasser (od. Wasserleite") ferggu". ,Man
soll das Wasser leiten über die sträss und danne en-
niitten uf dz veld; da söllent es denn die obern acker
fertgon bis in den grund [Talsohle].' 1363, Aa Wst.
,I)en bach fertigen,' ab. weiter leiten. 143C, Offn. Z
Mettmcnh. ,[Den] bacli, so den berg nider kumpt und
das dorf aben louft, soll N.^ und N.* nemen [auf-
fangen] by dem grossen stein und in fergen us dem
weg in irem costen unz zuo des N.' hof, dannenthin
so soll des N.' hof inen den abneraen [usw.], damit
und der bach gefergent werde in die gassen.' 1556,
Offn. /Dielsd. .Den krummbach soll ein gnieind gra-
ben und fergen unz zuo des meiers wisli usw.; dann
soll in ein gmoind zuo maien fergen in das Riet.' ebd.
,Es sollen auch 2 Mann allwegen, so oft Brunst ufgät,
zum Rettenbach Acht haben, damit das Wasser in die
Stadt geferget werde.' 1501, JKdTroll 1843. In Be-
wegung setzen, von Schiffen: ,Actuaria! naves, ruoder-
sclüff, die man mit moderen und nit allein mit seglen
fergket, ringe schiff, galeen.' Fris. ,Ein Schiff nüttel-
mässiger Grösse und ring zu fergen.' Rphsbeschrve. 1676.
— 3. mit bestimmterer Bez. auf die Orts Verände-
rung: a) herbei schaffen, bringen, holen Bs; BSa.;
GrD., Pr. ; P (wo die eben genannten Ausdrücke nicht
volkstümlich). Fergged-mer noch eine" [Schopjien]! —
Eeit >wch, ech ferggan-der otn [einen] Bits Win us-ani
Cheller. — ■ Fergged es feists Chalb! — Schi heind de
Nutze g'fergat, sie haben die Alperzeugnisse nach
Hause gebracht. Dr Alt hei g'freget, warum 'r nid
me g'fergget hei; dua hei dr Buah g'seid, wil 'r nid
me tragen hei mögen. - Er het 's [eine Ladung Fleisch]
dem Dokter mit Ross u Schlitten vmessen zum llus f.
— Hut hed er wider en rechti Tasche [Rausch] heim
g'fergget. Zueche f., herbei schatten, schleppen. ,Das
gschütz mocht nit nach notturft gefertiget [zur Stelle
gebracht] werden.' HBüll. 1532. ,Materiari, holz zuo-
hin fergken, holzen. Convehere, zuofüeren. füercn,
ferken, es sei auf der ax oder zuo wasser.' Fris.;
Mal. (Kinder) zur Welt bringen, gebären Gr. Ebenda
auch übertr. : D' Prattig [der Kalender] hed en Us-
zug darcon g'fergat, gebracht, geliefert. — b) fort
schaffen, expedieren, verschicken, senden, a) von
Sachen, Waaren, zu Wagen oder Schiffe Bs; B; L;
G; UwE.; W. Auch Äste von einem Baum abe f.
SBuchsg. ,So ensoll enhein mülner gebunden syn,
dien pfistern ir mel ze tragenne ald ze fertigonne
iendert hin, wände [ausser] so verre, so sie wen
[wollen].' Z RBr. 1304. ,Swer in den ussern graben
vor der statt hert [Erde] gefüert, dass in der wider
fis fertigen soU.' 1327, Z. ,[Der Weinhändler, der
ohne die Erlaubniss der Behörde Wein einkellert.]
soll den wyn wider uss dem keller fertegen.' XIV., Z.
,Unz dass si das mnlken von dem lande gefertgen
mugen.' 1338, U. , Söllent die tallüt die stein koufen
und fertigen [auch ,ferggen'] unz an Stansstade.' 1413,
Gfr. ,Welicheni dann das schitfrecht geliehen wirt. die
söllent dien lüten das iro fertigen zum trüwlichosten
und fürderlich.' 1518/44, SchwLB. ,Und darnach vil
schiff darkommend und das erst fiergat man zum
ersten.' Stockah 1519. Als Beweis der Gerichtsherr-
lichkeit des Stiftes Berom. wird im J. 1520 u. A. be-
zeugt, dass die betr. Untertanen den Leichnam eines
Selbstmörders haben ,an die Aaren fertigen' müssen
[um ihn dem Flusse zu übergeben]. MEsterm., Rick.
,Wo einer [geraubte] kleider oder kleinoter wurde
sehen fertigen, füeren oder tragen.' 1521, Absch. ,Da
werdend sy [euere Leute] zwei schitt' linden; die wel-
lend [ihr] schnell zuo denen gen Lunkhofcn ferggen.'
1531, Strickl. ,Güeter von Nüerenberg giengend in
das Sovoy, dieselben gen Leion zuo ferggen.' Vad.
,Dannenher die belg [des Fuchses] von kaufleuten
aufgekauft und in andere land gefergket werdend.'
TiERB. 1563. , Behilft sich ein grosser teil der land-
lüten des souniens und fertigung allerhand kaufmann-
schatz und waaren zu ruck, uf rossen über das gepirg
hin und her zu fertigen.' BCvs. ,Ime das buoch wider
hinab bis gen Zürich ze ferken.' ÄgTschudi 1565/72.
,Ein crüz wurde man im sacramenthüslin finden, das
sollte man gen Rom fertigen.' LLav. 1569; dafür:
.geschickt werden.' 1670. .Dann wie wir in unserem
land boumöl in schlüchen fertigend, also habend sy
gmeinklich wyn, wasser und anders darin gefüert.'
LLav. 1584. ,Merces convehere ex Hispauia, die
waaren führen oder fergken [fertigen. 1716] aus Hi-
spanien.' Denzl. 1677. ,I)as in Weiden gesammelte
Heu soll man dem Vieh, so allda gesommert wird, auf-
zuetzen geben und nicht ab der Alp ferken.' 1694/1854,
Gl LB.; s. ah-f.; üffuer (Sp. 971). ,Ihre3 die Aaren
hinab ferggenden Weins.' 1739, B Mand. .Nahrungs-
mittel auf die Wochenmärkte f. und tragen.' 1757, Z.
.Kein Schiff soll gefertiget werden, es habe dann seine
gute Decke und Ladzedul [Frachtbrief] bei sich.'
Republikaner 1801. — ß) von Personen: weiter
befördern, spedieren; bes. (Boten) abfertigen, aus-
senden. .Das die von Buobikon inen muossten wägen
darstellen und sie nach notdurft fertgen.' 1441, Schaüb.
Ri^. ,Vergtend die hotten also zuo dem röm. küng.'
Edlib. ,Er soll unser knecht [Söldner] uf dem land
und erdrych und nit af das mer bruchen und f.' 1521,
Absoh. .Die Eidgnossen, so uf der strass sind, hie
zuo empfachen und si uns nachzuoferggen.' 1524,
Strickl. ,Hat man uns glycli uf die schiff gesetzt
und also darnider gefertiget bis uf Affyam.' UHard.
1524/25. .AU frömd Husiorer. Landstrycher u. Bettler
US ihren Gebieten zu fergen.' Ansh. ,Und soll man
auch die Botten mit vollem Gwalt uf denselben Tag
fertigen.' ebd. Auch Jmdm zur Flucht behülflich
sein, ihm forthelfen, z. B. „einer Schwangeren, damit
sie in der Verborgenheit eines fremden Ortes das
Wochenbett durchmachen kann, allg." ,Die welche
sülich Missetäter annehmen oder fertigen.' Ansh. .De-
portare in solas terras, ins eilend fergken, verschicken.
Alqm tollere, einen ab der weit f. und tödten. Domum
conjicere ahim, einen heim f. oder in sein haus treiben.'
Fris.; Mal. ,Mag der amtmanu dannethin den sü-
niigen in die gefengnus fertigen.' L Ansehenb. —
1005
Fai-ffg-, fersK, tii'jsrff, forgrs. <'"i's:ff
1006
■1. unfreundlich abwoiseii; vom Halxe schaffen, den
Laufzedel geben Aa; Ap; Bs; Z; bildlieh: Einen be-
meistern G oT. /■■'' lia)i-e [ihn] g'fcrget (zur Stnhen
US g'f-J, er chunnt-mer allwey nümiiie. ,Abei" er ferget
sy [die bittenden Frauen] hin', hiess sie wieder nach
Hause gehen. JJud 1574. .Die Stadtdokters sind gar
grässlich teuer; der [mein] Mann würde mich ferken
[wenn ich einen solchen beizöge].' B Hink. Bot 1791.
— 5. befriedigen, bedienen. Personen, die ein
geschäftliches Anliegen haben, 'so dass sie dann wieder
sich entfernen können; besonders Kunden von Ärzten
Audienz erteilen und sie mit den nötigen Anweisungen
resp. Arzneien versehen; Kunden von Handwerkern
und Krämern die gewünschte resp. bestellte Waare.
Arbeitern von Fabrikanten neue Arbeit geben Aa;
Ap: Bs; BU. (nicht Si.); L; Sch; S; Vw; Zg; Z. Syn.
spedieren. .Die Rapperswyler bruehtend [während der
Belagerung] ain zugmüli und ain rossmüli, mit welchen
man die weit erberlich tergget.' Vad. .Bis mengklich,
so zuo schaffen [Gerichtsgeschäfte] hat, gefertiget
werde.' Z Ratsbeschluss 1550. ,Myn läufer ist bi
14 tag bi Augsburg still gelegen, ee man in geferkt
hat.' ÄgTschudi. ,Die burger vor den fremden ferggen.'
Wild, Eglis. .Das Werchvolch [Gesinde] alle Morgen
bei rechter früer Zeit mit dem Brot fertigen [rechtzeitig
versehen und dann wieder an die Arbeit schicken].'
Gesindeordn. Muri XVll. .Auf den Dorfschaften kann
einer ald höchstens zwei Meister [Bäcker] Alles ferggen
[den ganzen Bedarf befriedigen].' 1098. Urbar Weggen-
zunft Z. .Dass sie den Landvogt nit mit Weitläufig-
keiten aufhalten, weil sie wissen, dass er Andere auch
muss fertigen.' JCEscher 172.3. .Kann er gar ring
[leicht] alle Audienzen f.' ebd. Kranke pflegen [ihnen
die nötigen Dienste lei.sten]. Gotth. Von männlichen
Zuchttieren: mit Erfolg bespringen ZKn. f — 6. mit
Sach-Übjekt: ein Amt versehen; z.B. e Vogti f.,
die Verwaltung von Waisengut führen W. Ein Ge-
schäft besorgen. .Der sehuolmeister soll die letzgen
[Lektionen] der 4. Ordnung [Klasse] ferggen.' 15.3'2.
Egli. Akt. Ein Gewerbe befriedigend betreiben.
,0b er [ein Wirt] verklagt wirt, dass er die täfry
[Taverne, Wirtschaft] nit fergete [mit dem nötigen
Vorrat versehen betriebe].' Üffn. Würenlos. .Seinen
Gewerb liederlich ferggete.' Wild, Eglis. ,0b yeman
ein tuochgwerb fertigote. der selb mag dann an syn
erlösten schulden oder gelt woll nüt dester minder käs
oder ochsen koufen. semlichen tuochgwerb zu fertigen.'
1523/44, SoHw LB. ,Was usserthalb ilem hus ze hand-
ien ist, als hin und har reisen, gwünn und gwerb
fertigen, koufen und verkoufen, und dcrglychen eehafte
stuck, ist des manns arbeit.' HBull. 1540. ,l)ie Seiden-
und Wullengewerben in einer Stadt Zürich soll jeder-
mann helfen äufnen und denen, die sie treiben und
ferggen, darum danken.' AKlincl. 1702. — 7. zu-
bereiten, rüsten, einen Weg oder eine Person, zur
Reise; vgl. nhd. .reisefertig'. ,Uf das so haben wir
uns an dem zystag früeg gefertiget und ufgesessen.'
1521. Strickl. .Der Herr wird deine weg fertigen
und glücken [glückhaft machen. I(i(i7|.' Bin. 15Sl/<i().
.Dem [verheissenen Christo] will ich syn rych fertigen
und den stuol synes kunigrychs fertigen.' Kessl. ; vgl.
,dyn stuol soll ewigklich fertig syn.' ebd. — 8. (be-
stellte) Arbeit in hinreichendem Vorrat, nötiger Be-
schaffenheit und zu rechter Zeit fertig bringen
(verfertigen), liefern 1!; Gr. J)<" Schriller feri/l
Drucke [Truhen, nämlich als .Aussteuer für die Braut |.
JWalkm. ,lch muoss tag und nacht, frytag [FyrtagV]
und Werktag arbeiten; damit und ich es fergen mög
uf die Frankfurter mess.' 1522, ChkFroschaukr. ,Ex-
pedire, einen handel fergken und ausmachen. Defungi,
ausrichten, f., eins dings abkommen.' Fris.; Mal. .Das
sy [die Wittwe eines Steinmetzen] uf dem Steinmetzen-
handwerch Gsellen anstellen, auch kleine Arbeit ma-
chen und ferggen möge.' 1603, Z Ratsentsch. .Orgalen,
durch die Closterfrauwen selbs ohne frömbdes zutun
zierlich und perfect gefertiget.' RCvs. Arbeit be-
schleunigen, ohne Aufschub beendigen. .Ferggen, ne-
gotium accelerare.' Id. B. .Mortem promovere.' ebd.,
wohl = US der W^elt f., s. ob. .Bis dise stallung gänz-
lich gefergget und vollendet wird.' 1530. Absch. .Rem
in pauca conforre. ein ding schnell ab statt fergken.'
Fkis. ; Mal. — 9. insbes. in gewissen Gewerbszweigen,
welche durch Hausarbeit betrieben werden, a) von
den Arbeitern: das von Fabrikanten zugeteilte Stück
Arbeit fertig abliefern Z; vgl. Fergg-Bank, -Stube,
-Tag. Syn. z' Markt gän. — b) von Mittelspersonen,
den sog. Ferggern (s. d.), den Verkehr zw. Fabrikant
und Arbeitern vermitteln, den Letztern Arbeit zuteilen,
abnehmen, untersuchen und bezahlen Ap; „B; Gl;"
ScHW; Z; Vgl. Übrigens 5. — 10. „hausieren, trö-
deln Gr." — 11. gerichtlich erledigen, bes. den
Kauf von Grundstücken in Rechtsform be.stätigen,
in das Grundbuch eintragen. Urspr. geschah die Ver-
äusserung von Grundeigentum vor dem Volksgericht
der Freien, oder vor dem Hofgericht des Grundherren,
unter feierlichen symbolischen Formen; später ver-
flachte sie sich zu Ausfertigung einer Urkunde unter
Zuziehung von Zeugen. Das Gericht (ß). der Ge-
meinderat (Aa; L), oder der Notar (Landschreiber Z)
.fergget' nun auf seiner Kanzlei den Kauf; der Ver-
käufer lässt auf diesem Weg den Besitz des Gutes
dem Käufer zusichern Aa; Bs; B; L; Z. Vgl. Ferggi;
Fergg-Gang ; Fertig-Gericht, -Brief; Fertigungs-Gebür;
Zuefertigungs-Urkund. ,Du wirst meinen, du hockest
am G'richt. sagte die Mutter, und es inüess c" Acker
g'ferget .sy" und kein Pünktli vergessen.' Gotth. .Der
Grossvater hatte den Hof (iOOO Pfd teurer übernommen,
als er geferget wurde vor Gericht.' ebd. /" rierzeh"
Tage' drüf iscli ä'r Chniif g'fergci vnrde. Joach. 1881.
,Dass umb des gottshus eigen und erbe nienian richten
soll noch fertigen, denn ein hofraeister ze küngsfeld.'
1351, Aa Weist. ,Dü selben güeter syen nu anderswa
hin verkouft und mit der statt ynsigel geferget.' 1374,
Z. .Von koifen. von gemachten, von fcrgung oder
geltschuld wegen.' 1383. Z. .Ein mann mag wol syn
guot geben synem kind an fertigen [ohne Fertigung].'
1427, Scnw. ,Wer umb geltschuld köuf ferge, so soll
ein ammann gericht haben.' 1432. Opfn. Fisch. .Das voc
gericht gefertgot und üfgericht werden soll.' 147'2, Opfn.
Burgau. .[Der Crcditor] soll für ein gericht kon und
anrüefen, das im die jitand [des SchuUlners| geferget
und verbriefet werdend, das soll ein richter ciuem
ferggen.' 1 180. L. .Die von Tal haben merkliche jähr
einen animan zuo Tal gehabt, der auch gericht und
gant daselbst mit allem handel, ganten, brieten und
Siegel hab geferget und nicht ein amman zuo Kheineck.
Doch so möchten sie wohl ihre käut unter einander ge-
ferget haben mit briefen und siegeln.' 1 198. GRheineck.
.Fergot uns Heb v. Hümlang vor unserni gericht '/,. das
sloss und dorf Hümlang mit lüten. güetren. gricliten,
1007
Fargff, fergg, firps. for^g, furgg
loiis
zwingen unil bennou.- EuLin. .Wölclier eiui ein liüuf
ferggen will am rechten, der niuoss haben zwei ge-
richt; das erst gericht ze ferggen, soll urtel geben
[usw.].' 1530. Aa Wst. ,Hat gar noch jetzt die Pfruond
[die Einkünfte seiner Pfründe"] gefergget.' 1.533, Z
isynodalcens. ,Und sollen alle köuf und verköuf vor
gricht geschlichen und gefertigt, ouch brief darüber
erkannt, ufgericht und besigelt werden nach lut der
vertragen, damit niemands betrogen werde.' 1534, Bs
Etj. ,So güeter verkouft. aber innert jaresfrist nit
gefergget wurdint, dass .sy dann eim probst zum
Grossmünster heinigefallen syn sollen.' 1543, Hotz.
Urk. ,Wann ein guot vor recht soll gefertiget werden.'
1550; 1550. Bs Kq. ,Es soll niemant dehein guot
länger denn einen nutz ungefertiget inn haben.' Hofrod.
ScHwE. ,Wenn einer nicht genugsam bewysen könnt,
dass ihme die Güter geferket worden.' 16(»3, Bs Mand.
,üem Gericht-Schulthessen anzuzeigen, dass er keine
Verpfründungen mehr fertigen, sondern dergleichen
für E. E. Rat zu weisen.' 1660. Bs Ri|. .Welcher zuo
ziechen begehrt, muoss gleich bei der fergung ge-
schehen; so lang nit geferget, stehet auch das zug-
recht [still].' 1678, Kadelcurs. ,Es soll deheiner
dehein [kein] gelegen guot [Liegenschaft] koufen, der
verkoufer vergge im ilenn das vor oifnem gericht.'
ebd. ,Dannzumahlen die zwischen der Baursauibe ge-
schlossenen Kauf und Verkauf am Stab gefertiget.'
1761, Bs Bq. Früher galt das W. auch von gericht-
licher Übergabe verpfändeter Güter an den Gläu-
biger; so in Zg 143'2 und sehr häutig im alten LB.
Ndw, z. B. .pfänden und forgen (verken); der das
pfand ferget.' — ,Kundschaft f.', Zeugen vorführen
in einem Kechtshandel. .Wenn man eimmderen nit
gichtig ist und darum ein kuntschaft vergget, brucht
allwegen eins gerichts mer dann gichtige.' 1530, Aa
Wst. Übh.: eine Rechtssache erledigen. ,Wer
ein urtel fertigen will, dass er nit mer schaden [Un-
kosten] darüf tryben soll, dann dass hienach geschri-
ben stät: des ersten [jedem Richter] soll man geben
2 plaphart, einem vogt, die urtel ze ferggen, 4 pl., und
einem herrn von jetlicb urtel ze scheiden 5 Schilling.'
1414, Offn. ZKn. ,So einer ein urtel an unser gn.
herren appellieren will, so muss er"s von stund an
tuen und ferggen. eb er von dem fürsprechen stand.'
1533, B. .Sortiri. losen, welche rechtsach man zum
ersten fergge. Man leget vor Zeiten aller namen in
einen hafen oder gschirr. und welche zum ersten
heraus genommen wurdend, die fertiget man.' Fris.
Vgl. übrigens zu letzterer Stelle auch 5. .Uer Amt-
mann soll sich nicht unterstehen, Maletizsachen als
Frevel zu ferggen.' 1751, Absch. Schulden (in subj.
und obj. S.) bereinigen, Schulden abtragen ; Guthaben
geltend machen, einziehen. ,Dass ein Stadt Bern ihren
Ratsbotten in Frankryeh [sandte], ihre Schulden [Gut-
haben an den König] und Pensionen zu ferken.' Ansh.
,Ein Amtmann soll Fiscalbussen am Untergericht fergen
lassen.' 17'29, Absch. (Ausgaben) bestreiten: Ao 1697
wird ein Betrag verwendet .zu Fergung der merk-
lichen Ausgaben an Studierende.' Z Memorial 1801.
— 12.- mit persönl. Obj. a) vor Gericht fordern,
gerichtlich belangen, ,0b Jemand ihn syner Worte
in Jahresfrist wollte fertigen, dem vor mynen Herren
solle zu Recht stahn.' Ansh. ,Nu hett der N.' den
N.- ze recht gfergget vor dem rat.' 1563, Winterth.
Ygl. recht-f. — b) gerichtlich aburteilen. .Ob sölichs
darüber [gegen das Verbot] von jemand beschäch, als-
dann solle derselb durch den vogt darunib gefertiget
und gestraft werden.' 1526. Aar. Stadtb. .Welicher
umb einung [Busse] gefertiget und peenfellig wirf
1539, B. .Den Oberamptlüten, welche dieselben [Über-
treter] rechtlich fertigen und büessen sollend.' 16'28,
B Ref.-Satz.
Zsgez. aus mlid. riTtlgcn (zur Fahrt rüsten; fortschaffen,
eutlassen; gerichtlich übertragen), welches von tir. WB. 3,
1530 richtig als Grundf. erkannt war (während die in 4, 146
versuchte Deutung verfehlt ist), und z. T. gleichbedeutend
(doch lieute wohl nur in Bed. 10) daneben besteht. Mhd.
kommt die verk. Form nicht vor und auch später nur in
südd. Spr., z. B. .ferken' i. S. v. 9 a in der Baar. Die mehr-
fach bezeugte Form , fergen' ist wnhl nicht allenthalben un-
genaue Schreibung, sondern kann neben der mit i/y (1-) be-
stehen wie/t'n'j/ (s. d.) neben fertig. Die unassirailierte, aus
Ap und auch in älteren Quellen bezeugte Form .fertgen'
steht dem Jh-ggen näher als dem .fertigen'.
ab-ferggon: 1. mit Acc. P. a) unfreundlich:
Bittende, Lästige, Zudringliche abweisen Bs; B; Gl;
L ; GRh. ; Uw ; Z. Die Rlchc fergge'd d' Bettler mit-
eme ,Hdf-ech Gott!' ab. Churs, wüest [grob] o. Z;
mit Ruess und Sah abfertigen. Spreng. .Einer wie
der Andere [der Freier] erhielt seine Abfergeten.'
GoTTU. Böse Schüler soll der Schulmeister dem Schnl-
herren anzeigen, dieser der Schulpflege, ,dass der knab
bald abgefertiget [fortgeschickt, au.sgestossen] werde.'
1532. Egli, Act. — b) freundlich, befriedigend:
Arbeitern ihren Lohn ausrichten Bs (Spreng); Z, Söld-
nern den Sold; Erben ihren Anteil; Gläubigern eine
Schuld; Boten, Begleiter mit einem Geschenk ent-
lassen. .Er ferget die Boten ehrlich ab, wann [nämlich]
er löst sie ab der Herherg und schankt dem Burger-
meister Escher 250 Kronen, nit weiss ich, was Andern
ward.' ÄgTsceudi. .Fergk mich ab!' sagt der verlorne
Sohn zum Vater = lass mich mit meinem Anteil ziehen.
Salat. .Abfergken und bezalen die kriegsleut. den
knechten den sold geben. Stipendium persolvere. Die
Schuldner abfertigen, zefriden stellen und bezalen,
creditores dimittere.' Mal. ,Er ferket sy vorhin frünt-
lich ab.' LLav. 1584. .Ich ferget den [Begleiter] ab,
schank[t] im mein mantel.' FPlatt. 161'2. — c) aus-
senden. .Wir [die eidg. Söldner] sygent abgefertiget,
bäpstlicher Hoheit ze dienen.' 1521, Absch. Befördern,
transportieren: ,Ein solcher unnützer Gscll in unser
Statt durch den Profossen abgefertiget werden solle,
allda man ihn so lange aufbehalten wird, bis dass
er recht zu tun anerbieten wird.' 1637, Z. — 2. mit
Acc. S. a) in der Verbindung: Heu a., das Heu von
dem Ort. wo es gewonnen wurde, fortschaften, um es
zu verkaufen od. anderswo als Futter zu verbrauchen,
statt es an Ort und Stelle .aufzuätzen' BRi.; vgl. Uf-
fuer. — b) Schulden, Zins, Steuer bezahlen; auch
absolut. So isset mäiige Bettehna"' besser iveder mir
[als wir], der Nut a. tind Nüt zale" miuvs. Stutz.
Me' miiess zeise" und a. ebd. Bis d' Sturen abg'fergget
sind. ebd. Syn. abherraehen. .Den zechenden abfer-
tigen.' 1552, Z Staatsarch. .Bezalen und a. [Process-
kosten ersetzen], was von der sach wegen daruf ist
gangen.' 1563. Winterth. ,Ich ein Wechsel hab an
dich; denselben ferg mir ab.' R. u. CMev. 1650. —
c) ein Grundstück durch gerichtlichen Spruch in Besitz
eines Andern übertragen lassen L. — ver-ab- =
ab- 2 li. .Ein Amtmann verrechne [seiner Regierung]
für jede Einbindeten [Taufgeschenk] 1 Pfd 2 ß und
1009
Fargg, fergg. tirgg, forgg. furgg
1010
verabferge das übeiig aus dem Seinen.' 1624, Z Staats-
archiv. — an-fertigon: ansprechen, zu Händen neh-
men. ,Was süliehen [verlaufenen] vychs 6 wuchen
und o tag nit redlich angefertigt und kehrt wird, als
recht ist, das mag ein herrschaft für das ihr behalten.'
XIII. — XV., Kleinbukuund. — in-: einregistrieren.
,Das Amt, in dem sie sässhaft oder eingefertiget.-
JXScHNYD. 1782. — ÜS-: 1. ein vom Arbeiter ein-
geliefertes Stück ihm definitiv abnehmen und aus-
bezahlen, was etwa bei fehlerhaften Stücken nicht
geschieht, indem dort der Lohn oder ein Teil desselben
,in'behalten wird, bis der Schaden des Fabrikanten
ermittelt ist Z. — 2. abordnen. ,Wir bitten üch, üwer
schiessgesellen zu solcher kurzwyl güetlich uszefer-
tigen.' 1465, LE,
ver-: 1. transiiortieren, weiter befördern, an einen
andern Ort schaffen, „allg." a) Tiere an einen Ort
hin bringen, von welchem sie den Heimweg nicht
wieder finden sollen; aussetzen Gr; z.B. Katzen in
Körben; Syn. vertragen; junge Ziegen im Frühjahr
ins Gebirg, von wo sie erst im Herbst wieder abgeholt
werden Gk uVatz. NÖsser [junges Vieh] sind lieinr
bi Hns (/'s!", die hed-me' im Langsi [Lenz] verfergget.
ScHWYZERD. — b) Sachen fortliefern, Waaren, z. B.
Fleisch in Körben oder Wagen zu den Kunden brin-
gen Z. .Das mehrere in Stäfa gebachene Brot wird
auf Wuchenmärkt an nächstgelegenc brotmangelhafte
Ort verfertiget.' Z Weggenzunft. .Alle bürgere, so
für sich selbs tüechli allhie machen lassend und an
die frömbde verfertigend.' 1621, Z Mand. ,Wie Paulus
die aufgenohmenen Steuren aus Macedonia in [nach]
Syrien verfertiget.' 1026, .TBreit. ,Viel Fische werden
anderwerts verfertiget.' JEEscber 1692. ,Exercitor,
Exercitator, Factor, so die Waaren verfertiget.' Denzl.
1716. ,Das V. [Exportieren] von Lebensmitteln ausser
Landes wird verboten.' 1740, Z Mand. ,Dass allent-
halben in der Eidgenossenschaft Jeder sein eigen Gut
mit seinem Schiff und Geschirr selber verfertigen
[spedieren] mag.' 1748, Absch. Von Schriftstücken:
verbreiten; auch: in Druck geben. ,Ir habend des
Fabers schandlich gschrift uf den tagen hin und wider
verfergget.' 1526, Absch. ,[Ge]geben [in] Zürich und
in Truck verfergket anno 1532.' ,Dises Mandat ist
in Truck zu verfertigen befohlen.- 1650. Z. Bildl. :
,Lärm, Geschrei, ein Geschäft v.', Mutwillen, Freude,
Wohlsein durch Reden, Lachen und Geberden kund-
geben BO.; Syn. ver f Heren. — c) eine Gesandtschaft
ab-, weiter senden. ,Dass ir üwer botschaft uf StGallen-
tag zuo Seh. habint. und ob not syn wurd, wyter ver-
fertigen gen Dwiel.' 1522, Absch, — '2. Etw. auf die
Seite schaffen, so dass es nicht mehr zu finden
ist, verschleppen od. verstecken BO. — 3. gericht-
lich verhandeln, auch schriftlich ausfertigen. ,Und
so dann diser kouf mit beider Orten wissen und willen
verfergget und zuogangen [ist].' 1530, Absch. ,Das
Süll under dem Namen und Stab eines Zwingherren
verferget und von ihnie beschriben und gesiglet wer-
den." 1670, Ar«. ,Alle und jede kauf und täusch
sollen vor recht [gerichtlich] verfertiget werden.' 1678,
ÄAKadelb. , Unsere Vogt und wer mehr die uffähl zu
verfertigen hat.' 1604, Z Mand. ,Doch sollen solche
Verpfründungen durch die behörigen Schreibereien
verfertiget und von unsern Ober-Amtleuten besieglet
werden.' 1757, Bs Rq. ,So hat doch kein Baur seit
mehr als 20 Jahren ein Kaufbrief verfertigen lassen.'
Schweiz. Idiutikuu. I 7.
1761, ebd. — 4. zur Hand nehmen, bes. Pfänder.
1.566, Zg.
fri-: freisprechen, entlassen. ,Vindicta: erkannt-
nuss zur freiheit oder freiferkung.' Fris.. — hei""-
fertigen: 1. (trans.) nach Hause schicken. ,So muoss
nothalben folgen, dass man die frömbden zuo den iren
h. [heimweisen. 1693] solle.' SHocnn. 1-591. — 2. (refl.)
sich nach Hause begeben. .Wir band angesehen, dass
wir uf nächst Frj-tag zu Appenzell wellen syn und
uns darnach ane Verzug h.' 1524, Absch.
recht-: 1. vor Gericht ziehen und behandeln.
Li) mit Acc. P.: zur Rechenschaft ziehen, zur Rede
stellen; zurechtweisen; verurteilen Bs. ,So si enander
reehtfertegent vor dem gerichte.' 1348, Z Batserk. ,Wo
lüt gefarlich in der vogty giengeu, da soll ein yeg-
licher gwalt haben, ob ain amptmann nit darby wäri,
die selben zu r.' 1472, Offn. Burgau. ,Dass ich
selb dritt uss dem kloster stig und giengen in welt-
lichen kleidern uf die gass, da wir alsbald gerecht-
fertigt wurden von etlichen, und nach ungefüegem
angriff entrann meiner gesellen einer [usw.].' ca 1510,
SiML., Urk. ,Wenn wir .sy [die Sünde] ungehindret,
ungrechtfertiget , unabgeschnitten lassend wüeten.'
ZwiNGLi. ,Wenn das gericht üfstöt und furer nit
richten will, so soll der Schultheiss die amptlüt ieg-
lichen insunders frogen und r. [zur Rede stellen, hier:
zur Äusserung der Meinung veranlassen].' 1520. Bs Rq.
.Etlich Zuger habent einen Züricher des glouhens
halb trutzlich gerechtfertigt.' 1531, Absch. .Sind etlich
ge.syn. die sich im Dorf verschlagen band [aus Furcht
vor dem erwarteten Feinde verkrochen haben], welchi
[Accus.] die wyber im Dorf umher gejagt und ge-
rechtf'ertiget band.' 1531. Strickl. .Herodes Hess die
hüeter r.' 1531/48, Ai'ostelgescu., dafür , ersuchen.'
1667, .verhören.' 1860. ,Als er auf der Hinreise nach
Memmingen gekommen sei, habe der Burgermeister
daselbst ihn gerechtfertigt, wohin er wolle.' 1546,
Absch. ,Ist einer [Lot] kommen und will uns r.' Bib.
1548/60, dafür 1531 : ,Bist du herein kommen als ein
frömdling und wilt nun richter sein.' .Heigi neiwar
[habe Jemand] etwas an in ze s]n'echen, derselbig solle
in r. vor eim Schultheiss und Rat zu Winterthur.'
UMev. 1540/73. ,0b ein Wächter jemand sähe im
rtücken argwoniglich wandeln oder ryten , die soll
er r.' 1581, LBerom. 1610 wurde Einer im Rate
.gerechtfertiget [zur Rode gestellt], dass er nächster
[letzte] Nacht aufm Münsterplatz gejauchzet hätte.'
Bs (Ochs). .Wann sie ihn [die Pharisäer Christum]
seines Berufs halben rechtfertigten, fragende, aus was
Gewalt tust du disesV" ClScuub. 1695. ,So sollen die
Fehlbare von den Oberbeaniten gerechtfertiget wer-
den.' Bs Landesordn. 1757. -- b) mit Acc. S. .Sölich
ungehorsam strafen und dieselben buoss r., vollziehen
und ynziehen.' 1490, Urb. Raden. , Totschlag, mördery
und ander frevel sond gerechtfertiget werden nach
gestalt der tat.' 1529, Absch. ,Was händel zuo K.
gereclitferliget werden.' 1544, AAKad. .Frevel vor
Amtsgericht r.' 1576. Z. — 2. obrigkeitlich, amtlich
untersuchen, ordnen, z.B. die Maasse = eichen.
fechten, sinnen Bs (Spreng). ,Es sond ällu mess [alle
Maasse] ze A. von des gottshus wegen ze StG. [im
Namen desselben] gerechtfertgot werden.' t)fYn. Ap.
.Mass und Gewicht zu besetzen und entsetzen, auch
ze r.' GHdschr. .Versahcnd ire land mit wachten.
1011
Far^— fnrgg. Park— fnrk
1012
rcchtfertigett'iul, wer uss oder yn zog.' HBcll. 1572.
.Rechtg'tertiget etlich giiiein Waaren und Gwcrb.' Ansii.
— Eechtfertigung: gerichtliche Verhandlung, Er-
ledigung. ,Diewyl darinnen mit dem küng rechts-
IVrtigungen angefangen [worden seien].' 1521, Absch.
,Uss besorg[ni,ss], dass die r. langsam zuogan [werde].'
15'23, ebd. ,Da in der E. die 4 Schiedsrichter in ihrem
Urteil zerfallen sind.' 1525, ebd. .Der verfallenen
Zinsen halb, ob es zu r. oder uffälen käme.' 1530, Z.
,.\ls dann sich spän und stöss erhaben, derhalb ich
mit den gmainden in ein r. gewachsen.' 15o9, NSenn,
Taniins. .Späne und r-en, so von den erbfällen, freflen,
bnossen und andern Sachen wegen entstanden.- 1545.
.\Bseii. Gerichtliche Bekräftigung: R-en [von gewissen
Rechtstiteln], die aus Unwissenheit oder hinlässigkeit
underlassen worden sind.' Vad.
Mhd. rrhi/friei/en, rechtmässig machen, z. B. das Gewicht:
berichtigou: ausfertigen; reclitlich übergeben; vor Gericht
verteidigen, vor G. ziehen. Unser .reditfortigen' 1 ist nicht
vom Adj. .rechtfertig' (s. d.) abzuleiten, sondern urspr. =
vor Recht (Gericht) fertigen; wohl aber l<ana 2 auf jenem
Weg erlilärt worden.
ver-rechtfertigen: 1. mit .\cc. P. den Konkurs
gegen einen Falliten durchführen Z. „Die Gläubiger
eines Falliten vermittelst gerichtlicher Untersuchung
aus einander setzen." — 2. mit Acc. S. : gerichtlich
geltend machen; z.B. Pfandrechte; gerichtlich ver-
' handeln, erledigen. .Welicher uf einem guot veech
oder ander farendi hab pfandti umb syn zins und die-
selbigen pfand ab dem guot kämend, vor und ee diser
die pfand verrechtfertiget hat.' 1572, Schw Rq. .So
einer pfändt wird, ist geordnet, dass die pfand vor
dem gericht verrechtfertiget werden sollen.' 1585,
DoKFR. Böttstein. ,Dass alle frevel und buossen vor
dem nidern gericht daselbst haben sollen verrccht^
fertiget werden.' 1595, AAKadelb. ,Wie die unver-
sicherten ussstehnden Kaufschilling von liggenden
Güeteren in Uffählen verrechtfertiget werden sollen.'
1631, Z Mand. ,Die in myner gn. Herren Gerichten
sesshaften Burgere und dero Liggends und Farends
sollen an hiesigem Stattgricht verrechtfertiget wer-
den.' 1682, Z. , Damit er [der Untervogt] dasjenige,
so allda fürkäme, das der Oberkeit ze büssen ald ze
V. zuständig, daselbst hin züchen und bringen möge'
ScHADBG, Beitr. IV. 22o.
ring-, weg- s. riii;/-, wcgfcrtig.
zue-: gericlitlich zusprechen, z. D. Liegenschaften.
1790, Bs Rq.
Fergger (Ffrtger Ap): 1. persimlich a) ein den
Verkehr zwischen Fabrikanten und Hausarbeitern ver-
mittelnder Geschäftsmann, der den Letztern die rohe
Waare einhändigt, die verarbeitete prüft, abnimmt
und bezahlt Ar; Bs; B; Gi,; G; Z. Der Betreifende
ist meist von einem Geschäftshause angestellt, um an
einem entfernten Orte die daselbst wohnenden Ar-
beiter zu besorgen; er kann aber auch, von beliebigen
Fabrikanten nur den Rohstoff übernehmend, auf eigene
Rechnung eine Anzahl Arbeiter beschäftigen Z. Syn.
Faktor; vgl. Träger; Anräster. — h) .\uf scher in
einer Fabrik BsStdt; Spediteur, der die Fabrikwaaren
zum Versenden bereif macht, ebd. Spediteur übh.
UwE. ,ln vil tütschen flecken wirt der Verwalter der
vergger genannt.- 1538. AiiTsciU'Di. — c) , Hausierer.
Trödler Gr." — d) ..einer der Beamten, die bestellt
sind, den Besitz eines Landgutes einem Andern ge-
richtlich zu übergeben L; Zo." — 2. = Fcrggel Ap;
G. ,. Aquarium; ein wasserstein oder schuttstein, ein
fergger.' Fris.; Mai,. — Guet-: 1. ,Exercitor, ein
guotfergker, der kaufmannschatz oder gueter auf was-
sern füert und fergket, ein faktor.' Fris.; Mal. , Faktor,
eines kaufherren Verwalter, institor, ein guotfergker,
exercitor.' Mal. ,Die G.-Fergger klagen von Mailand
aus, dass die Waaren zwischen Beilenz und Altorf
saumselig befördert werden.' 1652, Absch. — 2. (bildl.)
V e r s e h w e n d e r. ,Er ist ein Gutferger, vertut Alles.'
JMey. 1692. — Holz-. .Materiarius: zimbermann oder
holzfergker zuo einem bauw.' Fris.; Mal. — Siden-
s. Fergger la. — Stückli"-: ebso Ar. — Werpfen-
G ebso. — Zins-; Besorger eines gemeinsam von Meh-
reren zu entrichtenden Zinses ZBauma. Syn. Träger.
Ferggeri°: Stickwaarenlieferantin Ap.
Ferggete f.: 1. „Waarentransport", sowohl der
Akt des Ferggens als (auch dim.) die Waare, z. B.
eine Bürde, Traglast oder ein kleines Fuder Heu B.
Syn. Fert. — 2. „gerichtlicher Akt der förmlichen
Übergabe eines Grundstückes an einen Andern L; Zg;"
auch Ferggi f. „ebd." ; Bs. Syn. Fergy-gang ; Fertigung.
Ferggi''g f.; 1. Spedition von Gütern. .Solche
Fertigung gat auch stäts fort, Sommer und Winter.-
RCvs. — 2. gerichtliche Verhandlung, insbes. = Ferg-
gete 2 SThierst., auch der Tag, an welchem dieselbe
geschieht L. ,Wenne der schulthess nidergesitzet ze
richtende, so soll er des ersten fragen umb köife und
vei-tigungen.- XIV., Bs Rq. ,Man soll ouch wissen, dz
die koüf und fuerggung [so!] beschechen ist.' 1369, Z.
,Wenn der richter mit 6 rechtsprechern sitzt, so ist
es gnuog zuo ainer vergung.' 1472, Offn. Burgau.
, Winkauf; von einer F., der Kauf sei hoch oder nider,
hat der Käufer güben 5 ß und 2 Mass Wein, der Ver-
käufer 5 ß.- 1687, Bs Rq. ,Voii Fertigung liegender
Güteren.' 1757, ebd. — 3. Abfertigung, Abweisung
eines Angriti's (V). ,Und ob zur Fertigung solcher In-
fälle Hilf not wäre.' Ansh.
flrgge" = figgm 1 (Sp. 713) GhV.
Furgge, Forgge, Fnrggle, fnrggen s. -rt.
Park — furk Vgl. auch die Gruiipe Faich usw.
Fcrkel(ti) s. Ferli Sp. 921.
ferklicli = .ferenklich' Sp. 914. .Unser Eidgnossen
werdint nit so verklich wider uns handien.- 1521.
Strickl.
Fiirke" (vorw. »-), Furka F, Furche ZO.tw.. Fürte
BÜ., E.; Gl {Dim. Furkeli); Gr; GRh.; Uw; U; ZAuss.,
0., See, W., Wl. — Furkle Aa, J^«rfWcZReg., Furkle
Ap; Gl; GA., T.; Si'H (auch Furgle); Th; ZKn., W.,
WL, Fttrggele GlK., Furtle Th; ZAuss.. WL — f.
— Dim. Fnrggli Gr, Fürgqli Gr; GWe., Fiirggi BO. ;
Uw, Furggeli Gl. FürggeU GA.: Gabel. 1. grosse,
vornehmlich die in Stall und Scheune (zum Abladen)
angewendete (Syn. Lad-, Miat-Gahle) Aa; Ap; Gl; Gr;
G; ScH; Th; Z. doch in Y die (hölzerne, etwa mit
Eisen beschlagene) Ofengabel, in diesem Sinn in Ap
OfaforggJa ; in GrD. in neuerer Zeit auch die hölzerne
Heugabel im Ggs. zn der altern eisernen Gahia; höl-
zerne G. auch in (inV.. Val.. sonst meist umgekehrt
1013
Fark— fui'k. Pari— fui'l. Farm — fiuiii
1014
die G. mit eisernen Zinken und zwar zumeist zwei-
zinkig (im Ggs. zu der dreizinkigen Trien:e Glili.), in
liA. unterschieden Furyyle die grosse Mist-, pünjfieVi
die Heugabel, beide mit '2 eisernen Zinken; dreizinkig
und auch zum Graben verwendet und dann aucli titech-
fiiitle genannt Tu. Zahla" [zappeln] uie e Chrolt an-ere
yuryyla [eine mit der Mistgabel gespiesste Kröte] Ap.
, Furtellen' = Gabeln. 1431, Sch. ,Die furk, mistgabel,
füreilis, furca.' Mal. ,Furgen', zwischen Gabeln und
Messern aufgeführt 1000 in einem Z Inventar. Zu
einer im J. 1041 in Ar angeordneten Wolfsjagd soll
sich Jeder an den Sammelplatz verfugen ,mit seinem
Übergewehr. Feuerrohr. Hellbarten. Daehgabeln und
Furkeln'. ,Die gabel, gatfel, furk(e): gabalus, furca,
tridens.' Red. 1002. .Furckel, mistgabel.' Denzl. 1710.
Daher Garbe- Tb; Heu- Gr; Mist- Gu; GEh.; ZSth.
— 2. gabelförmig auslaufende Stange zum Stützen
der Wäscheleine (Syn. Stogle), ein solcher Pfahl für
Zäune zum Tragen der Querstangen BSchw. — 3. E i n d
mit nach vorn gebogenen Hörnern Gr; GT. Hotze!
hoize! Furg! JJEütl. 1824. — 4. dim. ,Furkelin':
Gabelweih, roter Milan, falco milvus Gr It Alp.
1821. Syn. Furkeligli; Gäheliwi. — 5. dim. FurgyeU
Gl, Fürggli Gr; GWe.: gabelförmiges Eigentunis-
zeichen, spitzer Winkel, an den Ohren der Schafe
und Ziegen eingeschnitten; s. WSenn 1871, 297; in
Gr auch, die ursprüngliche Bed. vergessend, ein ein-
facher, geradliniger Quer- od. Längenschnitt, im Ggs.
zu .Winkel'. — 0. läppisches, dummes Mädchen TiiHw.
— 7. Name vieler grosser und kleiner Pässe, welche
tief eingeschnitten zwischen hohen Bergen liegen B;
Gr; G; Uw; U. Furggle Ae; Gl; GW., A. ,Uf der
Fürgken gegen Wallis' schreibt RCys., der U MA. sich
anbequemend. ,Ein Berg, jetzund Bicornus oder Fur-
ken genennt.' JLCvs. 1001.
Alld. furka, furktlhi (vgl. nordd. Forke, Förk, holl. rork).
Schweiz, regelrecht -nh wie in tlnnli usw.; daneben rk Iriiij),
wie in einigen anderen Buisiiielen die Stiifeu mit einander
wechseln (l'offe, Toche, Tuyye, Puppe; Tulchc, Tulyye, Klecks;
Muri-h, Muiyy, Knochenmark), oder viel!, als Wiedergabe
lat.-ronianischen Lautes bei direkter Entlehnung aus diesen
Sprachen, lat. furca, cburw. furca, fuorcla (furclctta), Gabel,
Haus-, Tierzeiehen, Bergsattel; für Entlelinung aus letzterer
Sprache spricht das Überwiegen der letztem Ausspr. Der
Wechsel -(- mit -k- wie z. B. in leyyit f. leist. — Bed. 6 üliertr.
von dem willenlosen oder dem steifen Werkzeuge; vgl. Sju,
Snye: !<tnylf. Den Namen ,dic Forch' für einen Bergübergang
bei Zürich an das vorliegende W. zu halten, hat einige (laut-
liche) Schwierigkeiten, doch nicht mehr als die Deutung auf
das schwach belegte Forch, Föhre, oder auf ,das Forach',
Föhrengehölz.
furken fitrggc: 1. mit der Heugahel arbeiten ZG.
— 2. das gedroschene Korn mit der Furke aufwerfen,
um die Korner hinaus zu schütteln Gr; Syn. Viren,
schütten, schwingeti. — 3. sticheln, plagen, (luälen
GRVal.
Für eher m. : Derjenige, welcher bei der Ernte
[vgl. Aniräger, Binder] die Garben vermittelst einer
,Furke' auf den Wagen reicht ZB.
Furket f.: Gabel, in welche die Muskete beim
Schiessen gelegt wird. VFrider. lOlit. — Aus it. for-
chettu f.
furkcren s. fuckeren S]). 733.
Farl furl.
Parle s. Farn.
Fiirle. Pfärlc f.: niedriger, mit der Hand ge-
zogener Schlitten, bestehend aus zwei schmalen, vorn
etwas aufgebogenen und mit einer eisernen Stange
verbundenen Schleifbrettchen als Kufen, in welchen
senkrechte Stangen verzapft sind, um die Ladung
(Heu, welches im Winter von den Bergen zu Tal ge-
bracht wird) zusammenzuhalten GrD. Vgl. Heii-Schit,
-Schlitten.
Abi. von Fcrli Sp. 921, das Bild eines Mutterschweines
mit seinen Jungen, da dem beschriebenen Schlitten emc
Reibe von Heubündeln angehängt werden (s. B. 1 30)'/ Oder
von churw. /iaWo, ferla {lat. Jiruhi), Zweig, Sprosse, mit Bez.
auf das leichte, dünne üefuge'/
ferlen(en). Ferli s. Sp. 921.
ftrle": stark reiben; blind drauf los feilen GWc.
— OnomatopöYe.
Firli (Fierli- TuTäg.) -fanz Bs; Schw; Th; Z,
-franz BBurgd., -fanx L — iii. Bs; Scbw; Z, n. L:
1. geckenhafte Aufführung. Lustbarkeit. Was iscli
das für-ne Firlifans und e Fassnachtstanz, was s' da
tuend üffiiere"? Sdiw Fasnachtspiel 1883. — 2. Vor-
spiegelung, Ausrede, täuschender Schein, allg. 7''.
mache" B. .Wohlgefallen haben an einem Lau.sj unker
und seinen Firlifaxen.' UBrägg. 1788. — Firlitan-
xerei: Umstände, Aufwand L.
D.as Subst., das eig. einen Tanz bedeutet (s. Gr., WB.),
hat viell. dem voranstehenden Vb. den Ursprung gegeben. —
Brägger lehnt sich an ein gangbares Simjilex an.
Vierler Vieler und Vieri .\p, Vierlder GT.,
Vielder A? ra. : vierter Teil, Vierling, Viertel als
Hohlmass, Viertelstunde.
Eine liybride Bildung, indem l aus der Ableitung Vicr-
liny mit der Endung -er verbunden wurde; d steigt leicht
zwischen Liquideu (z. B. Hiimdli, frz. ■ehn-d-rai, mou(t)drc)
auf und /• verschwindet oft in der A]' M.\.
Forle s. Forch.
Farm— furm.
fcrill (-o--AABb.; Srn; UwE.; Z): 1. kräftig, fest,
tüchtig, wacker ÄAPri.; Bs; B; Gr; Nnw; Seil; Z,
als Adv. auch sehr. E" f-e Bursch, Stecke' udgl.,
e f-i Orfige. Häb fcrin, halte fest! BSi. Fs gu.mt
(donnrot, hlitzgot, irindot) f. W. Si schliiijen uf
d' Trmiime so ferni, ''as' d' liothris feister erzittre".
ScHwvzERD. Fiii'n f. in d' Kur ne' od. ditre' i>riigh'
Bs. „F. »■" de" Sprache", in den fremden Sprachen
gut bewandert BHk.; L; Sen; Z." Bas ist f.! wacker
gehandelt! Gewandt, entschlossen, herzhaft. F. de"
A"trag verwerfe". MUsteri. „Selbstbewusst. zuver-
sichtlich." — 2. vollkommen, treft'lich, gut, schön Aa;
B; S. Derbg stöt en f-e laufede Brunne". Hofst.
E ferms [stattliches] Ifüs. In-ere f-e B'chleidig.
ScHwvzERi). E f-e Lug, e f-i [ausgemachte] He.r UwE.
Das ]]\'rch ist f. [vollständig] g'hinge. — 3. als Adv.,
zur Verschärfung einer Verneinung: ganz und gar.
Er hed f. Nid g'seid Ndw. Syn. ganz.
Aus iri.fvrmc, fest, stark, staiulhaft, nacbdrüi-klidi i^xtrUr
f. d y.}. Ö viell. durch .Vnlehuuug au y'jiirmt, welche auch
in der Bed. '2 durchseliimmert.
mir,
Farm, ferm, firm, form, fvuin
1016
vennalisch: höllisch, z.B. von Ge.stank Sciiw; zur
Begriffssteigerung übh., z. B. f. vermacht [geschlossen]:
pots f. ! GRHe. — Aus ,(in)ferna!isch' entstellt mit Anlehnung
an olliges /;■« oder an rei-mal, verwünscht (ä. vcrmahdien).
Ferment n.: Weizen, triticum dicoccum GKh.
Churw. Furmenl, allerlei Getreide, vornehmlich Weizen;
vgl. frz. fromf-nl, l.at. fnimmtvm.
firmanägele" : seine Zeit mit Kleinigkeiten ver-
tändeln BStdt.
Nach einer .Firma Nägeli' [.V. = Gewürznelke] benannt;
ilcr GewUrzkränier als Kleinigkeitskrämer ühh. verstanden
oder an eine bestimmte Persönlichkeit erinnernd?
Pirmeli s. Form.
firmen: 1. wie nhd. — 2. ühcrtr. (auch ab-): zur
Strafe prügeln, bes. mit klatschenden Schlägen B; S;
zurechtweisen, in Zucht nehmen. - 3. a) geschäftig
sein, bes. in nichtssagender Weise BH. ,Ura das^Haus
herum firmtc noch die geschäftige Hausfrau.' Gotth.
Herumstöbern, hastig, aber unnötiger Weise Etwas
(durch-) suchen. Hest aber aui [alle] Eiiffeli uKg'firmf^
BM.; S. — b) «nie-, umherstreifen B. .Benz und
seinDiebsgeselle wollten f. gehn im Walde herum.'
N. B Kai. 1843. — 4. geschwind entwenden B.
2 hergenommen von dem bei der Firmung erteilten syni-
bolis"chen Backenstreich; vgl. die ebenfalls von kirchlichen
Handlungen entlehnten Synn. nalbi'n, absolviemi (den Text,
• die Leviten lesen, abk.apiteln). 3 a u. b mögen im Munde
des protestantischen Berners auf hämische Beurteilung der
Firnningsreisen der Bischöfe zurückgehen; indessen berühren
sich die Begriffe .streichen' und ,streifen' auch sonst; s.
fl-chm II, flkm, ßden und Jilzen. i entwickelt sich leicht
aus dem Begriffe des Herumstiiberns.
firniig; gefirmt, erwachsen? zum Kirchsprengel
gehörend? .Welicher eigen wagen hat, der soll einem
kaplan ein fart holz schuldig syn ze bringen und mag
[der Kaplan] einen jetlichen, der f. ist, und sölichs
nit tuen wollt, umb das fürnijmen [zur Rede stellen].'
1510. Z OGlatt.
Form (Funii GbL.) f.; 1. Gestalt; Stück, Gegen-
stand von gegebener Form. ,Ist in das ingesigel er-
graben ein frowenforme [.Weibsbild'], knüwende.' 1329,
Alt«. 1861. .I>a nimpt ein glöubiger mit einer band
ein form des ungehebleten brots [des ungesäuerten
Abendmahlbrods].' 1603, Z Kirchenordn. — '2. Modell
Aa; FürmK, M. für Änisbrötli Bs. — 3. Furmcl m.
Ai'H., Form m. (PI. Form) BRi.; GA.; ZO., Forme f.
ZO., häufig Dim.; Fürmli BsBirs. ('J'ermZi;; Z, Förmeli
\p;S;tiitv(Fe'rmiliJ, Färmcli BsfFirmell); SThierst.;
Scheibchen aus Holz oder Bein, das umsponnen oder
mit Tuch überzogen wird, um daraus einen Kleider-
knopf zu machen; Knopf ohne Öse, aber mit Löchern
zum Annähen; Syn. Wirbeli: Wirtel; vgl. Formen-
hiopf; Kindern auch als Formtrülk" zum Spiel dienend
Ae; Bs; BRi.; GA.; S; Nuw; Z. Als Bezeichnung von
Wertlosem in der verstärkten Verneinung; I''' gab
l:ci"s Formen derfiir, gar Nichts S. — 4. (abstr.)
Muster, Vorschrift. Die Gotteshausleute bitten, dass
eine Verordnung (,ein mäss und f.') getroffen werde,
wie die Halsgerichte zu wirken haben. 1530, Abscu.
— 5. Art und Weise. .Sich uf die [folgende] f. ent-
schuldigen.' ScHiMPFR. 1651. Vgl. Schrot.
Die Umlautung in « ist die ältere; das u in Funu scheint
(unrichtig) aus solchem « des Dim. abstrahiert zu sein. —
Das Masc. erklärt sich aus Anlehnung an .Knopf; sobald
aber Form zum Masc. gestempelt war, schien die Bildung
f\wme für das Fem. geboten. — In einigen der folgenden
Compp. gebt unser W. (wie Färb Sp. 987) ins Adj. über,
berührt sich also mit -Junnig.
TJn-, PI. U'förm ScnwE.: ungeeignete Form, Form-
verletzung, Unschicklichkeit. Unanständigkeit, Ver-
worfenheit. .[Hie alten Spartaner Hessen die Kinder
betrunkene Sklaven sehen,] damit sy ab der unf. ainen
Widerwillen empfangen.' Kessl. ,Dio Päbste haben
ihre unf. und ir verderben nit erkannt.' ebd. ,ün-
angesehen aber diese U. [Unfug im Reden] untersagt
worden, hat doch ein Arminianer folgenden Tags ein
noch vil längere und vil schärfere Red gehalten.'
DORDRAC.
für-: von spitz auslaufender Gestalt wie eine
Feuerflamme. .Feurform, wie ein kegel, pyramis.' Mal.
— glich-: gleichgestaltet. .Proxime morem Roma-
num, dem römischen sitten aller gleichförmest.' Fris.
S. glichförmig.
Leder- = i^ocm 3, aus Leder gemacht S. Wenn
z'letzt Lederförmeli d'rin [in den Geldrollen] wäre",
so war 's de" no''' z' til für so ne Jiid. Schild.
Formel s. Form 3.
Formeler m.: Evangelier, s. Sp. 108. ,Dass man
ieglichem f., das sint die evangelier, die by den zyten
dannocli stuonden in den underen stüelen unsers kores,
göben sollti 3 köpfe rotes wynes." ca 1320/30. Z Stifts-
Url). _ \ Oll forma, /onnulu, Betstätte (sedilia plicatilia), wo
auf dem Chor die Sänger sassen.
formieren: einrichten. ,Das gottshus, darin ge-
formiert sind gewesen 80 zellen zuo geistlichen mannen,
mit kapellen und krüzgängen.' 1489, JvMüll. - Mhd.
formüren, gestalten.
in- firmiere'': sich vorsehen, in Acht nehmen. Er
het-mi"'' nit chennen erlischlen [betrügen], wil ich mich
ha- infermiert g'ka' [gehabt] B oSi. — Aus frz. n'in-
former, sich erkundigen.
ex-formiert: wohlgeregelt, gesittet. ,Zu einem
frommen, wohl exformierten wandel und leben.' RCys.
förraelen: 1. Knöpfe von der unter Form 3 be-
schriebenen Art machen Ndw. — 2. spielen mit
solchen Knöpfen, a) solche (oder Geldstücke) in der
Hand schütteln und dann hinwerfen, um zu sehen,
welche Seite obenauf zu liegen komme GS.; Syn.
höschelen, tötzlen. — b) Knöpfe nach einem durch
ein Stäbchen bezeichneten Ziele werfen. Der dem
Ziele am Nächsten Gekommene darf die geworfenen
Knöpfe schütteln und diejenigen als Eigentum be-
halten, welche auf die Tuchseite fallen, worauf der
zweitnächste sein Glück mit den übrigen versucht usw.
GA. — 3. tändeln S.
formen (-«- Gr); gestalten, bilden, in bestimmte
Form bringen, ein Ansehen geben Gu; Z. .Die flscher
verschlahend das loch mit einem geförmpten nagel,
welche sy bereitet habend.' Fischu. 1563. Rofl.; „Das
formt sich nicht, hat keine (gelungene) Form B."
Den Sachverhalt nach seinem Sinne darstellen, schön-
färben Z. — Als Pte. g' formt (-«- Gl; GW.): von ge-
fälliger Form, wohlgestaltet, wohlgeordnet, schön; als
Adv. auch: in gehöriger Weise Ap; Gl; L; GW.; Z.
Fso g' formt hend s' no''' nie g'icäht [das Wahlgeschäft
betrieben], diiss weniger b'schisse" worden ist Z. Syn.
gattlig; gemodlet. .Keine Kirchen seien in der Lehre
vollkommener, geformter und gestalteter gewesen, als
die ersten apostolischen Kirchen.' 1610, JJ Breit.
1017
Farm t'nrni. Pam lurn
inl«
Fn,(?p/o^M^ unförmlich. — an-förme(le)ii: anzetteln.
Etwas schlau einleiten Th (Pnp.). Syn. an-fiattuieti.
— Zu tj'ßinnt vgl. lat. /ormo»M«, schön gestaltet, von forma.
,alt-förmig: altmodisch, z.B. ein Kleid L." —
glich-: entsprechend, gemäss, gleichbeschaffen, von
gleichem Rang, gleichstehend; als Adv.: in gleicher
Weise. .Sie haben sich mit dem houptmann von Zürich
vereint, [sich] im gelichf. zuo halten.' 1521, Strickl.
,So fer und unser hotten inen gl. syn, wellten sy
unser hotten by inen sitzen lassen und helfen handlon.'
1530, Aiisi'H. ,0b sölich hiindel unsern geschwornen
bünden gemäss und gl. sygen.' ebd.
förmlich: formgerecht, richtig, in aller Form,
nach Brauch und Vorschrift, schicklich. ,Sy handlend
nit geschickt und f.' Zwikgli. .Die Erkanntnisse,
welche der Stadtschreiber erneuert hat, sollen die
Seckelmeister besichtigen und wenn sie dieselben f.
linden, entgegennehmen.' 1545, Absch. Da der ein-
geleitete Prozess nicht hinreichend erseheint, so wird
befohlen, , einen hinlänglichen, förmlichen und ernst-
haften Prozess aufzurichten.' 163(3, ebd.
un- (ufürmlich), un-förmiglich: 1. ungestaltet
Gr; formwidrig, ungeschickt. ,Derglychen unformb-
kliche [die Vorschriften des Mandats verletzende] Ehen
Nützid gelten lassen.' 1650, Z Mand. .Eine bescheiden-
liche Ablehnung, [die] nicht unformklich auf folgende
Weis geschehen kann.' Hott. 1666. Eine unpassende
Titulatur wird 1731 als eine .Unförmlichkeit' gerügt.
Absch. — 2. ungebildet, unverständig, unerzogen,
ungezogen [mit der .Form' noch nicht vertraut]. ,Eure
Arbeit bei der unförmlichen Jugend.' AKlingl. G. B.
Vgl. ungebildet.
Vormel s. Vor-Mäl.
Form: 1. Förmli n., kleine Forelle bis auf l'/s
oder 2 Pfd Bodf.nsee It Ferd. Keller u. Mörikofer. —
2. Form, Föni, Grund fisch, cyprinus (leuciscus)
rutilus; ein Bachfisch, der kaum '/a PM schwer wird
Th. — 3. Form, Plötze, cyprinus erythrophthalmus,
vom 3. Jahr an. Hartsi. 18'27. Syn. Fiirn, Ei(chli"fi,
Rötel. — Grund-: Seeforelle, trutta lacustris = Gcioirf-
Forene' Bodensee It Sulger (von anderer Seite wider-
sprochen). — In BeJ. 1 jeiJcnfalls für Fornli, zu F,i,-r,v
(Sp. 935). Vgl. auch Fum.
form: in Essiggährung übergehend, vom Weine,
der bereits kahnig geworden ist. — fürmelen: in
Essig übergehen ScnSt.
fnerine": den Beruf eines Fuhrmanns betreiben
VOrte; Gl. Ich chännt mit de" MAse' f., wenn-mc-
vter d' Schwänz i" d' Hand gab, Ironie auf Einen, der
sich gescheid dünkt Gl. Syn. fuerwerchen. — Aus
Fiicniic (s. Fuer-Mann) gebildet, wie z. B. Hchloüin-tn .aus
Schimmer udgl.
Farn— furn.
Farn B; L; GT.; Ndw; Zg; zu. (-ä-), FäH AAtw.;
SNAmt, G.; ZO. tw., i^ö ZTagelsw., Ji'rii-e AABb.;
BBe., Ri. (-ä-); VÜrte; Gl; Gr (-ä-); S, Far AaL.,
Ku.; LG.; ZKn., Farnle Färle GlK.; GA.; SchKI.
— vorwiegend iil.; aber ii. AaE., Ku.; „L; Zo;" ZTag.
— PI. ebenso: 1. Farnkraut, verschiedene Spezies,
oft als grobe Streue verwendet, allg. ; s. farnen. Auch
in Fliirn., z. B. FarnenbJanl-en Gl, Farmvang LE.,
Farnegg ZF. .Farnkraut, gross far: filix mas.' Kd
Gessn. 1542. .Allmend-Strcuwy. Der Fahrn kann das
ganze Jahr gesammelt werden, doch sollen dabei keine
Sensen gebraucht werden.' 1836, Obw. Syn. Fasle",
JeuHs-ChriUiis-Wurs. Vgl. Farn-Sanifn. — 2. grobe
Streue mit Stengeln ZKn. — 3. Hirschzunge, scolo-
pendriuni off. Gl; vgl. Re-, Stein-F. — Mhd. larm, mm;
ahd. Jaram, /arm ni.
Federe"-: Schildfarn, aspidium oreopteris LE. —
Xach der federigen Teilung der Wedel benannt.
Fül-: schuppiger Schildfarn, aspidium filix mas U.
— Nach dem fauligen Geruch benannt.
Geiss-: 1. = Fül-F. LRigi; Schw; U; Zg. —
2. beblättertes Läusekraut, pedicularis foliosa U.
1 ist der weichere, .auch kleinere Schildfaru gegenüber
dem harten, oft mannshohen Adlerfarn (s. Kih-F.); doch vgl.
aucli fi eiis-Lciterai. — 2 wegen der Ähnlichkeit der Blätter
mit denen des Farns.
Gross-: Adlerfaru. pteris aquilina ScHwGers. —
Hö'=''- Höffäre U. hoche F.: 1. dass. Schw; U. —
2. beschnittenes Läusekraut, pedicularis recutita U;
vgl. ßeiss-F. 2. — Chüe-: Adlcrfarn ScHwGers.; vgl.
Geiss-F. 1.
Leiterli-: Rippenfarn, blechnum spicant LE.;
Schw; U. Syn. Brüsch-F., Geisü-Leitcre. — Die Fiedern
stehen wie Leitersprossen am Blattstiel.
Baum-: 1. Adlerfarn ZO. — 2. Eichenfarn, poly-
podium dryopteris. .Baumfarb [1. -farn], ein kraut,
dryopteris.' Denzl. 1677; 1716.
1 so genannt seiner baumartigen Verästlung wegen. —
2 nach den alten Botanikern ebenso oder weil er an den
Stümpfen abgehauener Eichbäunie wächst.
Brüsch-: Rippenfarn LE., W.
Brüsch, verschiedene Erica-.\rten, in deren Gesellschaft
Farnkraut häufig vorkommt. " ' ' ' '
Re-: 1. Schildfarn L; Schw (tw. mit dem Znsatz
wilde); U. - 2. Rainfarn, tanacetum vulgare Aa
(H.); L; G oT.; ScHW; Nuw; U. Zu Bädern für Glieder-
süchtige und auch sonst officinell verwendet; vgl.
Wurm-Chrüt, -Samen. — 3. Hirschzunge, scolo-
pendrium off. ScuwMa. — 4. Kreuzkraut, senecio
crucifolius AABb.
Entstellt aus ,Raiu-F.' und dies aus ahd. ri-ine-Jann; vgl.
Sp. 831. Eine Umdeutung auf ,Keh' mochte um so leichter
stattfinden, da 1 und 3 an abgelcgenc'n Orten vorkommen.
Die äussere Ähnlichkeit veranlasste die Vermischung von
1 und 3, sowie der ähnliche Blutenstand die von 3 und 2;
1 und 2 wurden beide als Wurmmittel gebraucht.
Ross-: Schildfarn LVitznau.
Zu Rons in Compp. vgl. lioaK-Knmmi''', -tiön ; ,Ross-
Kastanie' u. a. ; doch ist die vorliegende Gattung nicht durch
Grosso hervorragend.
Stock-: Adlerfarn LE.
Vidi, mit Bez. darauf, dass man ihn an .Stöcke sammelt
und faulen lässt, um ihn als Streue oder als Dünger zu
verwenden.
Stein-: 1. lanzettförmiger Schildfarn, aspidium
lonchitis LE.; Schw; Obw; U. — 2. .Scolopendrium,
asplenum.' Fris. ; Mal. — Nach dem Sfemdorte au Felsen
benannt.
Stengel-: 1. Adlcrfarn LW.; S,nw; Obw; V. —
2. schuppiger Schihlfarn S (Schild I; vgl. Farn-Samen.
- Die Benennung passt besser auf 1, den stengligen Adlerfarn.
1019
Farn, fem, firii, torn, fuin
1020
Strüss-Farn: schupjiiger SchilJtarn ZF.
Kinder tragen einzelne grosse Wedel etwa als Fäciier;
die Stengel stehen in Büscheln am Stocke; vgl. Futwnkrüt.
Wald-: Rippenfarn LE., W.; Schw; Ndw.
Wurm-: Blasenfarn, eystopteris fragilis LE. — Die
.ilten Kräuterblicher empfehlen Farnkraut ühh. gegen Würmer.
farnen, färe, Ptc. g'faret ZWL: 1. Farnkraut
mähen oder schneiden und einsammeln GRPani; L;
Ni)W; Zg; Z. Im ZWl. an einem bestimmten Tatj von
der ganzen Gemeinde vorgenommen, auch anderwärts
eine der letzten Jahresarbeiten im Freien bildend. —
2. Ackerland von auFspriessendem Farn säubern L?
Farner: Familienn. Z. , Farners guot zuo Hergis-
wyl. Henslis Farners wirtin von Ruswyl.' Upr.
In den letztern, aus LHergisw. stjinnnenden Angaben
kaum vom Vb., sondern von dem folgenden Ortsn, abgeleitet.
Farnere" f.: Ort, wo Farnkraut in grösserer
Menge gedeiht UwE. Flurn. B; L (z.B. ein Berg
im E.). ,C'uonrad ab farnera. Uolis an farnera ewirtin.-
XV., LHergisw. Vgl. Erhsere' udgl.
Farni: Flurn. B. ..■Vuf dem Fahrni-Escl.' Gotth.
Audi Geschlechtsn. B. - Entw. = Funien: oder aus «/
Ami verschmolzen wie Fin^hnl aus uf I.
fern Aa; kv; Bs; GRh.; S; Z (e-y, fe-n Ztw..
fe'r,j ZSth., ßre' BO.; VOrtk; Gr (e UVatz) ; GO.;
W, fer FO.; GkL., ßred Gl (t. e, t. e), fe'rnd ZN.,
'fcri(/ G.\., G.; SoHwE. : vor einem Jahre, letztes Jahr,
allg. Ferig der Summer, vor einem Jahr im Sommer
GA. Tanze' tuen-i''' schüli''' gern, Hur wf'' lieher
weder f. S; Z. U'i'r hl [haben] enandre Jure g'er,
schier hur noh 1. u: ßr, u z' Jar [übers Jahr] ßr-
g'u-iiss w'' noh F (Schwizerd.); vgl.: ,Es ferret lihte
[wird leicht fern], est [es ist] hiure ferrer [s. ßr
Sp. 912] danne fort.' Singenberg. De'' Guggü schreit
hür nüd ,wie f.' [sondern eben ,guggii!']. Vexierrede.
.Suochten mich meine Kunden, so mir fern abkauft
hatten.- Bs Chr. 1.514/85.
Mhd. vSnu-, vcrne(n)t, vert. ,Fernd und hür.' 1428, G
Urk.; 1523, Egli, Act. ,Fernd.' 1491, Seh Ratsprot. ; 1522,
Strick!.: 1.527, Absch.; 1536, ebd.; 1611,ZMand. ,Fern.'
Ruef 1538. ,Fehr.' 1707. I. Kon. — Die Form firig mit
der beliebten Adverbialenduug.
e- GrV., vor- (allg.): vor 2 Jahren. — bas-e-
GrV., enen- (teni-) vor- GRÜbS., vor-vor- Bs,
noch-vor- GrD., Pr., bas-vor- GA.: vor 3 Jahren.
,Vorfernd.' 1491, Sch Ratsprot.
fernerig SchwE., ßrndßjrig Aa; Ap; Bs (tw.
ßrntrig und ßnterig); BSa.. Stdt; Gl; L; GSa.; S;
UwE.; Z (tw. feiidrig), ßrdfejrig BSi.; Gr; GA., Sa.;
UwE. (f^rdirig Now), ßrnig Ap; GlH.; GG., Rh.; Z.
ßrig GRCh.; Scuw, ßrdig GrS. : letztjährig, allg.
T>e(r) f. Sehne, Etwas das niclit (mehr) erhältlich ist.
So weist man ein unverständiges Begehren, eine solche
Nachfrage (z. B. nach Speiseresten) mit der Gegenfrage
ab: Wo ist de(r) f. Sehne? B; Z; = frz. oit est la neige
d'un an? So übh. auf eine Frage, auf welche man
keinen Bescheid geben kann od. will Bs. Was suechst?
Antw. De' vor-f. Sehne L. Wenn ein Schüler ver-
gessen hat, so spottet der Lehrer mit obiger Frage
Bs; Z. De' f. Sehne Suech nit nie! Kirchu. Für de'
f. Anke" und für de' hiirig Schmutz und de seigist
[du seiest] en N&dnutz — scherzhafte Ablehnung des
Dankes, wenn dieser mit den Worten: P* ha'-d'r denn
na'''' z'danke', anhebt. Es G'sicht wie vurßrudrige
Holzessig, eine sehr saure Miene S (BWyss). ,Bei
der vorferndrigen Rechnung.' 1539, Absch. ,Ferndrigs
Jahrs [letztes Jahr].' FWvss 165.3. .Fernerige Pfing-
sten.' JMüll. 106.5. ,Üass ir das ft^rnig [alte. 1667]
faren lassend vor neuweui.' 1531/48, Levit.
Es gehen 2 Bildungen des Adj. neben einander her, eine
auf dem Comp., die andere auf dem Positiv des Adv. be-
ruhend. In der erstem steigt il auf ifi-nuleriij), vor welchem
dann n etwa preisgegeben wird (ferdcri;/). Alle MAA. (selbst
Gl: GA., G. u. SchwE. — s. o.) greifen dabei aaf fern als
Grundform zurück; nur die spärlich heiegten /erig u. fmlig
dürften eher zu för und /irtil gehalten werden.
Ferndering, Fernderli'g m.: Jmd oder Etw.,
das, im Ggs. zu Hürfljing, bereits im 2. Jalire seiner
Existenz sieh befindet. 1. von Pflanzensprossen. Bildl.
.Nach der zügnuss Cliristi ist der ain geschriftglerter,
welcher us ainem schätz herfür bringt hüringe und
ferndringe.' Kessl. [nach gewöhnl. Übersetzung: .Neues
und Altes']. — '2. vom gemeinen Barsch Bohensee. Vgl.
Fgli Sp. 144.
fe'rn, fe'rnelen s. ßr Sp. 91'2.
ferniere": einen Gänsekiel [Feder] sehneiden Gl.
Vgl. ,fourniereu', aus frz. foumir, liefern, rüsten. Die
Kntziehung des Haupttones hätte die Schwächung des « zu
<• (<«) erzeugt.
Firn Fire m. BO.; Gl. f. Zg, Firi f. U (Weilenm.),
Firne f. UU. : 1. f^is oder körniger Schnee, der von
vorigen Jahren (seit ßrn) auf den Bergen liegt und
durch Auftauen und Wiedergefrieren nach und nach
in Gletschereis übergeht; dah. geradezu ^= Gletscher.
„allg." ,Der F. gienge wieder weg, und die [ver-
wunschene] Alp wäre wieder gras- und blumenreich.'
KvD 1860. Der Firen ist oben abe" chw [herunter
gerutscht, gestürzt gekommen] Gl. Sini Füess sind
ehalt wie ne Firne UUrs. VgL Gletscher u. s. Gem. U,
S. 24 f. — 2. (lang gestreckter) Haufe, z.B. zu-
sammengewehten Schnees, aufgeschichteter Kanonen-
kugeln; dah. Herd-, Stei'-F., solche von Erde, Steinen
Zg. — 3. Bergrücken. Über d' Firen {Ferne Zs
Walchw.) üs Zg. — 4. altes, über den Winter an der
Wurzel gebliebenes Gras. G' fürige' Schwumm in
en Hampfeie Heu ol Firen t'h'schliesse' BR.
Ahd. virni hat nur die abstr. Bed. .Alter'. Zu 1 vgl.
das syu. bayr. Fet-ner, Firncr, und adj. ferner (ßrtu-r) Sehne.
— 3 mag aus 1 (da Firnschnee oft auf Bergrücken liegt)
oder aus 2 entwickelt sein, konnte aber auch mit Letzterem
auf einer Verwechslung mit dem W. .First' beruhen, welche
Annahme auch durch d.is absonderliche Geschlecht unter-
stützt wird.
firn: letztjährig. .Firnen Wyn. ferndrige Wyn.'
ScHEiicHZER. .Brauch Ingwer. Met und firnen Wein.'
B Kai. 1745. .Und man im Sommer garnahe kein
firnen Wein ankommen [bekommen] mochte.' Wurstis.
— Mhd. virile (virmrin), got. fairneiH, alt«
firnen: Laub und altes Gras im Walde zur Früh-
jahrszeit sammeln, um Streue oder bei Heumangel
auch Futter zu gewinnen BR. Zu Firn 4.
r\inig = finnig (Sp. 839) ÄASt.
Firniess m.: Firniss Z. Was brächt 's de' Für-
niess, wo d' Sach glänzt? Usteri. .Einen ganz andern
Sinn andichten und einen fremden Fürniess angiessen.'
Ulr. 1733. — Mhd. Jiinin, aus mlat. ßmiiium,
firnisiere": einen Firnissanstrich geben, mit
solchem versehen Bs. — Mhd. fimum.
1021
Farn — fnrn. Fars — fürs
1022
Fornelle s. Fmttell. Foriie" s. ForenC
Sp. 935.
vo-rne" Ar; Bs; Gh (-Ö- V.); W; Z (-ä- S., Stdt),
eune Ar; ZF., vöre Aa; L; S: 1. vorn, vornhin; in
einigen MAA. wechselnd mit dem Adv. ror (Sp. 928)
und wie dieses concr. und abstr. AUg. V. weg und
hinde dra", ein Sjiiel, drei Mann hoch Bs. Er ireisst
V. nid, dass er hinne" lebt. Si'lger. Hiiuie' und v.
Nüd ha' furüsse"), gar Nichts G; Z. ,Wenn ir kom-
mend vornen in das wasser des Jordans.' 1587, Josua.
jVornen an den [Namen derj Tugenden' = voran. HPest.
1787. V., zunächst: auf der Hauptseite des Hauses
(abgesehen von der Himmelsgegend), dann spec: auf
dessen Südseite liegend Ai"; „L"; Z. V. use' sl', nach
der Hauptseite des Hauses wohnen U. V. use' ligge',
in einem nach der Hauptseite (gegen Mittag Ap) gehen-
den Zimmer schlafen; s. auch vor Sp. 92Ü. Verstärkt
f vorder(i)st v. -Auf die Zeit ubertr. : V. i" der Wuche",
in den ersten Tagen derselben Ap; Z; s. hinden. —
2. draussen, im Freien W; Syn. vorussen (Sp. 560);
Ggs. d(r)inne'. Vs Veh v. lä", es (bes. bei Nacht)
im Freien lassen. Hut is [ist es] v. nit richtigs, heisst
es, wenn man sich vor Kälte und Wind in die Woh-
nungen zurück zieht. — 3. (mit sin) nach Wert-
schätzung voran stehen, wohl angeschrieben sein
Ap. Er ist-mer tvit c; vgl. vorder 2.
Mhd. vorne, vorn; ahd. /omit«, /orTia. Unsere MAA. habeu.
um zu dem Ggs. hinden eine entsprechende Form zu liaben,
an der Zweisilbigkeit festgehalten, daher auch (das syn.) mir
weiter gebildet zu vnre.
über-: im vordem Gemach, nach der Vorderseite
des Hauses, nach der Haustüre hin Aa; B; ScnSt. ; S.
Selhi Chinder sl" alli l'b' schlösse" tcorde" i 's Uinder-
stiihli, [denn] es sig gar e f'romde ßla"" übercore".
BWyss 1863.
har-: hervorgesprosst. geöffnet (von Blüten). ,Es
war ouch alle bluost harforn.' Vai>.
da- dr- Ap, di- Z, di-r<me ZF., d^-vöre Aa; L:
1. räumlich, a) vorn. Hü dev., so göt 's dehenne
[hinten]! ruft man dem Vordermann scherzend zu Ap
(eig. von einem Fuhrwerk mit Drei- oder Viergespann
hergenommen). ,Syne [des Pelikans] füess sind g's3'n
schwarz, kurz und davornen breit.' UMey. 1540/73. —
b) draussen. , Welcher frid versait, so er under
ougen ist, den soll man zue der landlüt band nemen;
welcher aber davornen um lief und nüt frid wellte
ggn und man in nüt ergryfen möcht, so soll man den
gehorsamen schirmen.' 1409, ApI. LB. Mitsl"; 1) ,nach
dem Nachtessen noch ausser dem Bett im Wohnzimmer
•sein L; Zg" It St.''; Nachtwache halten, bei Unfällen
im Stalle, in Erwartung von Jmds Ankunft L; Syn.
üf sin. 2) von Pflanzen, Knospen, Blüten: hervor-
gesprosst, aufgebrochen sein Bs; ScaSt. ; Z; vgl.
vorder 1. De Söme", 's Bluest ist d. ,I)ie Bohnen
sind all divornen.' 179'2, ZZoU. Tageb. 3) übertr. :
bereit sein (d. ha", in Bereitschaft halten Z). 4) „(refl.)
sich hüten, verwahren L." Aus de'vm' si' in der selben
Bed. ; das Refl. wahrsch. aus den syn. si''' g'iraren,
si"'' in Acht n'en udgl. — 2. zeitlich = da -vor b,
Sp. 933.
Förn s. Form.
Fiirn, PI. Eürn (Tu Beitr. 18G1) m.: Weisstisch,
leuciscus rutilus, vom 3. ,Tahr an. lionKNSKK nach
Siebold. Vgl. Form. .Zuo Lindonw am liodensce
nennend sy die schwalen im ersten jar fornhsch, im
anderen ein gnitt, im dritten ein fnrn.' Fischb. 1563.
.Etliche nennend sy im ersten jar blieck oder rot-
äuglin, im anderen fürnling, demnach furn od. schwaal.'
ebd. — Mhd. rurnt. ,Funi.' 1469, G Hdschr.
Furnickel m. : Plötze, cyprinus erythrophthal-
nuis, in der .Tugend. Haktm. 18'27.
Aus einem dem a^ü. /orn<wtlcU, formt trat i entsprechenden
W. zsgez. mit Anlehnung an yiijtjfl, lileines Ding.
(was-)fürnig s. -fürig Sp. 967. fernd, ferng
s. fern. Fernster s. Fenster.
Viernzel Vienzel i. AAFri., Vierzel m., f., n.: ein
Hohlmass, Getreidemass. ,Vierterteil, viertel, vierzel:
quadrans, modiolus, quarta pars.' Red. 1662; der.
4. Teil eines Malters? Vor der Einführung des neuen
schwz. Masses galt in AAFr. und Bs 1 Vienzel bzw.
Vierzel = 12 alte Viertel od. % Malter od. 2 ,Säcke'
(welch Letztere It H. 16 Vierteln gleich kommen).
■Der Zehntherr Hess bei der Verleihung den Zehnt
aufrufen nach Vierzeln oder Stucken. Der V. hatte
zwei Säcke oder Stucke.' Ztschr. f. Schvv. R. III a 65.
An Gewicht hielt es von ,Korn' 227 Pfd. von Hafer
247 Pfd; It Bs XIV. aber '242 '/j Pfd Dinkel und wurden
80 Wecken daraus gebacken. , Lauft sich die halbe
Vierzel: Mel 4 Seser [1. Sester], Krüsch [Kleie] 3 Küjiflin
[etc.].' 1712, Bs Mand.
Mhd. vierzal, viernz(tl, latinisiert vierdencella {viertrnceU It
vArx 1819), Viertel, modius. ,Viernzal f.' 1:369, Eid der
Bs Müller. , Viernzel.' 1.525, Absch. ,Vierzcl-acher, -matt'
als Eigenn. 1467, Obw. .Vierzel.' Bs Briefe 1538; Platt.
1.572; Wurstis. 1765. — S. auch Virzel.
Fars (vars) — fürs.
Vers fast allg., Versch .\\; GlK. (e-), Vesch Aa:
Strophe, allg. Syn. G'sätzU. ,Wo er nit abstuond
von sym wesen. Den vers wett ich im glatt vorlesen.'
Aal 1549. Vgl. ,den Text lesen'.
Ferse" I Bs; GrS., VaL, V.; SThierst.; Z, Fersch'e"
Ap (PI. Feriina und -sina); GT.; ScnwE.; ZO. (»-)
— m. Bs; Z, f. Ap; GkS., VaL, Fersi n. ZS., Stdt,
Ferschi I Gl (Dat. PI. Fersclu^fii.); GSa., Fersen.; f.
GrV. (Feesene), Ferschene BSi., Schw. (PL Fersche);
FO.; GlH., K.; GrD., Pr.; GRh.; ScHW; Uw, Fersrir f.
Aa (-,«- Aarau); Gr ObS.; L (neben Ferse), Ferschele
GStdt;U; Zg, Fers,-rf{. B; L; SBb., Niederamt. Fer-
schrrne GiiTschiertsch.: 1. Ferse. Me" g'sehd-e" \\\m\
lieber bi de" Fersele" als bi de" Zeche", lieber gelien
als kommen L. ,Die fersinen zeigen, die flucht nemen,
terga dare.' Mal. .Der wirt fersn<'n wider ihn uf han.'
1557, JAltenburger. ,Die fersinen von Camcitieren.'
VoGELB. 1557. , Anstatt der fersinen an vöglen.' ebd:
,Bis an die vörschinen oder antritt des fuoss.' Vad.
- 2. Fersenstück am Strumpfe, allg. D' Ferschene
ist dürhi [zerrissen] BSchw. K dopiihii Ferschele,
ein doppolt gestricktes Fersenstück üStdt. .Die [zer-
fetzten] Ferseren vor den Scliuhcn haben.' Gottu. Vgl.
Fiir-Fuess, HÖH, Käjijdi. 11 Inder-: weit vor-
stehende Ferse Ndw.
Mild. i'i.T«fu f., selten n. ; ahd.yiVwiiui; gut. /airaiin. Die
volle Korui hat sich zunächst im PI. (.Forsenen. Fersinen")
■ ■rbaltrn, welcher glcii'li sehr zu dem urspr. .Fprson(e)' und
zu der (dim.':') Bildung .Fersi"' passt. per scheinbar vulle
Sg. , Forsuno' ist nicht dur alul., simdern aus ilcr l'lur.ilform
1023
Fars— fürs. Fai'sch— fiirscli. Farst—fuist
1024
eutlehut, da sonst das auslautende n der luhd. Form in der
MA. regelrecht fallen musste. Der Wechsel von -ene mit
-eh, -erc erfolgte um so leichter, als alle 3 Ausgänge der
Wortableitung dienen. — « vergröbert sich nach r leicht
zn «, vgl. Hirsch, Hirse; nhd. .herrscheu' für mhd. hcrsen.
— Uas Masc. kann man als Anlehnung an Fucm, Jtist, Zehe
erklären. — S. noch Firsene.
fersen ferschene: herumschweifeii; in tadelndem
Sinne BSi. Syn. fumejschucliiwn, — an-: die Fersen
heben, Turner.spr.; beim Schwingen: mit der Ferse
ansetzen, angreifen. RSchäuer 1864.
Fc'rse II s. Fesen. Fersich s. Pfersich.
(g'-) versiert: wolil erfahren, kundig UwE. —
Lehnw. aus lat. versare (= vermtlus, frz. ver>ii).
Under-Pirsene f.: eiserne Schiene auf der untern
Fläche des Pilughauptes SThierst. — Zu Fi-rse, alsder
Basis des Körpers.
For.sse Bs; Z selten, Forach(e) Ai-; ScHSt. — f.:
Gewalt, Stärke; Talent. Das isch ni hsimderi F.
BreITENST. 18Ö3. — Aus frz. fonc. S. noch inr/oms.
forssen: Kraft anwenden Bs.
Vörseli n.: Geiferlatz der Kinder AaZ. Syn. Mues-
Ueli (Sp. 185); Gäuftr-Mäntdi.
Als W. der Kdsjir. wohl nach Analogie des der selben
Spr. angchörigen W. -XimeU aus vor (vgl. Vui-IIäinjcl) gebildet.
FarSCh — fursch. S. aucli die vorhergehende Gruppe.
Färse he" s. Fäschc.
Förschi s. Pfersich.
forsch: entschieden, kräftig, stramm Bs; B. Do
lauft nehen-'m [dem] Landicirma"" ganz f. und tapfer
st Frau. Bkeite.nst. 1861. ,Er stellte sich vor den
Spiegel, drehte den Schnauz, warf sich forsche Blicke
zu.' GoTTH. ,Er war gewohnt, auch wenn er schlot-
terte, sich f. zu machen.' ebd.
Nach dem frz. force, in RÄÄ. wie: etrc de force a (mit
Inf.), im Stande sein zu; faire foree de nimes, mit aller Macht
rudern; force gens, gewaltig viel Leute.
forschen: mit Acc. P. 1. fragen. ,I)ie in forsche-
tend, wie sy sich halten sölltind.' Zwingli. — 2. auf-
suchen, aufspüren. , Allda ward er gefangen, im zuo
guot, damit er nit von den regenten geforschet und
von niemat wyter ersuocht wurd.' Kessl. — er-: for-
dern. .Habe man die Gegner vor Recht erforschet.'
1535, Absch.
försch(e)len: auf feine Art zu erfahren suchen.
— ÜS-: (mit Acc. P.) Jmdra, ohne dass er es merkt,
ein Geheimniss entlocken Uw; Z.
fürschi, firschi(g) s. für-sich.
Farst— fürst.
First {Fürst AAEhr.; BU.; Sch; ZWl.) m. Ap; Gl:
GuNuf.; GT.; W, auch Sch u. ZWl. in Chollfürst.
Name eines Berges, sonst f.: 1. Itachgiebel, First,
allg.; bes. der altern, mit Stroh oder Schindeln ge-
deckten Häuser mit mehreren Wohnungen AAEhr.
,De culniine summo, ab dem obri.sten first aben.'
CoLLiN. ,I)er First, Gipfel, columen, fastigium.' Eed.
166'2. ,C'ulmen, Gipfel, First [,Fürst.' 1716] eines
Hauses.' Denzl. 1677. Lt Dorfrechteu bestimmte nuui
auf der First stehend durch einen Sichelwurf den
Weidebezirk der Hühner. , Wollte einer das [gepfän-
dete] vich nit lösen und die gnossen entschadgen, so
soll man wasser uf das übertur stellen und höw uf
die f. legen und lassen essen unz uf die hüt.' üffn.
Adligenschw. Aberglaube betr. Mordbrenner: Wenn
der Ferst fallt, fallt d' Sei Ap. Übertr. auf den Grat
von Bergen; scharfer, felsiger Gebirgskamm. „allg.";
bes. in Flurn. — 2. (nur als in.) Giebelbalken, Dach-
träger Ap; GflNuf. ; GT.; W. ,Wcr ein nüw hüs machen
will, dem süllent die herren geben 4 seilen [Schwellen]
und einen tirst.' 1413, Gero. ,Wa first und soll geleit
wird, da man zimmret in unser ürte.' 1433, ebd. Syn.
First-Bauin. — 3. jedes selbständige Gebäude selbst,
bes. bei Zählungen, allg. ,84 fürst wurden verbrennt'
Vad. .Indem durch ein Brunst 5 Firsten oder Häuser
eingeäscheret worden.' Müll. 1665. .Nebst der Kirche
lagen 25 Fürsten in der Asche.' JRWvss 1817.
Mhd. !•!>»« m.; dieses Geuus auch in der Oifu. ZFäll. u. ö.
Das Masc. blieb im Berguauien und in ßed. '2 erhalten aus
Anlehnung an Berij und an Baum. — Bed. 1 u. 'i vereinigen
sich in folgendem Beleg: .Der Landvogt erhält den Auftrag,
die durch den Brand Geschädigten mit 20 Pfd auf jede First
zu unterstützen: wohnen mehrere Haushaltungen unter einer
First [einem Dache], so wird ihm Handolfn.mg zu einer
grössern Steuer gegeben.' 17'21, Absch.
Vogel-: F., über welche eine sog. Vogel-Latte
(s. d.) statt eines First-Baumes läuft; diese primitive
Konstruktion meist nur noch auf Scheunen u. Ställen
GrPt. — Cher-: F. zweier, in einem Cher [Winkel]
an einander gebauten Dächer, so dass die gebrochene
Firstlinie die Schenkel des Winkels bildet Z. Vgl. Ger.
Chur-: die an der Grenze des cliurischen Rhätien
[des Bistums Chur] zw. Wallensee und Toggenburg
neben einander stehenden Berge. — Lange auf die ,7 Kur-
fürsten' gedeutet.
Chruz-: in Kreuzform gebaute First Ap; Z. —
Zue-: Balken, jiarallel mit dem Firstbalken, auf den
Seitenflächen des Daches augebracht und die Dach-
sparren verbindend BU.
firsten: beim Bauen das Gerippe des Dachgiebels
aufrichten Ap. S. First('cr)-Wiu. — ge-firstet: mit
abgeschrägten Giebelseiten, aber doch scharfkantig
sich treffenden Längsseiten konstruiert LE. Vgl. zwei-
schiltig.
„firstig: in eine vorstehende Längskante zu-
sammenlaufend, eine First bildend; schmal-, hreit-
firstig, schmal- oder breitrandig, selbst von der Nase
gesagt Z."
Forst 1 m. (f.): Wald, bes. Bannwald, Fronwald;
nur erhalten in Flurn. B; Z; in Z 1796 ein Haus
zum .Tanzforst' (= , Tannsforst' 1859). ,Er hab das
hüs gebuwen us dem f. oder wannen es im kommen
ist.' XV., Z. ,Ich will auf sein hiJhe und in die
först [, Wälder.' 1683] seiner bauwfüldern.' 1531, Jes.
,Z' forst fahren.' B G.-Satz. 1615. ,Die Scliitf zu samm-
len und sogleich bis an die Forst zu bringen.' Herm.
1755; so heisst nämlich (noch heute) eine Flur bei
Solothurn, deren vormalige Natur sich auch noch in
dem entsprechenden .Eichtor' der Stadt verrät (BWyss).
Mhd. roi(»(, viirsi ra., f.; vgl. Gr. Wtb. 4, 1 a 3. Der
Hausname erinnert au die Zeit der Mandate, wo die Lust-
barkeit sich in den Wald flüchtete. In der Stelle aus den
Schw Rq. S. 47: ,Von dem hof ze Arnnn da soll ouch ein
probst syn vorst hau', scheiut das Wort ,Waldantoil' zu be-
deuten; vgl. indess auch Fust.
1025
Farst -fiirst. Fart- fnit
1026
Forster, Föstcr AaK.; BLaii<rii-; TiiTägerw.; Z
(f^tutz; Usteri; '/. Kai. 1811; Ottn. Rorbas; 17:!2. Hotz,
Urk.) — m.: Förster, Waldhüter; gniiulherrlicher Be-
amter zur Beantsichtigung der Fron- und Bannwälder,
an dessen Walil die Hofgenossen schon frühe einen
gewissen Anteil hatten; vgl. Offn. Höngg. Auch zu
andern Zwecken gebraucht, z. B. : ,So der meyger
jifenden will, so soll der keller und der f. mit im gön
und so im helfen ijfenden.- 1300. Th. S. Wasser-F.
Syn. Bayiiiunrt. ,iMyn frow [die Äbtissin] git jerlich
einem ieklichen f. ze Ion einen grawen rock [usw.].'
XV., Z. Scherzweise wurden nach der Laupenschlacht
die Flüchtlinge, die sich bei Beginn der Schlacht im
Wald geborgen, ,F.' genannt. Als Familienn. B; G; Z.
Feld-: Feldhüter, mit der Aufsicht über die Feld-
früchte ZWthur. Syn. Gaumer.
Holz-: Förster Z Zoll. ,Damit die Hölzer be-
schirmpt, so soll us der Gmeind ein H. genommen
werden, welcher alle Tag in alle der Gmeind Hölzer
gän und zue denselben luegen soll.' 1590, Z. .Von
dem Holzvoster.- 1691, Dorfordn. AiRotenschwyl.
Furchst de' H. nid? fragt man, indem man einem
Andern mit der Hand nahe vor den Augen auf und
ab fährt (um zu sehen, ob er mit denselben furclitsam
zwinkert) ZW. — Der Beamte im letztera Fall als Schreck-
gespenst für Beeren oder Holz Suchende.
Revier-, underirdische B.: scherzh. für den von
der Gemeinde bestellten Maulwnrfsfänger ZSth.
Wasser-: Aufseher über die Brunnenleitung Z
Mönch. Syn. Dorfmeier; Brunnennieixter. Wassor-
aufseher, welcher die Verteilung des zur Bewässerung
dienenden Bachwassers auf die Wiesen der Berech-
tigten anordnet. 175.5, ZGrün.
,Forsf kann nicht nur einen irebarmteu Wald, sondern
Alles, was dem herrschaftlichen Banu unterliegt, also auch
das , Wasser' in sich begreifen; dem entsprechend erweitert
sich auch der Begriff .Forster'. Übrigens kann sich der
Begriff des letztern W. (viell. von dem Comp. H<>Jz-F, aus)
auch verallgemeinert haben zu demjenigen von Aufseher ülih.
umme''-fo(r)steren: (im Bett) sich schhifhjs
wälzen Z. — Wie der streifende Förster keine Ruhe habeu.
z'sämme"-, z'weg-: ohne richtige Kenntniss,
unter Scliwierigkeiten eine Arbeit tun ZW. En Rock
selber z., en obere Stock z. [auf die übrigen Stockwerke
setzen]. Syn. z'.mmtnen-schiiestere». — Vou dcui müh-
samen Schweifen des Fürsters herzuleiten.
Porst 11 Fast GA. m.: 1. gesetzliche Befugniss
eines Grundbesitzers, fremdes Vieh, welches wider-
rechtlicher Weise sein Eigentum betritt, in Gewahr-
sam zu nehmen (in den gesetzlichen Pfandstall als
Pfand zu stellen GA.) und so lange zurückzubehalten,
bis er vom Eigentümer Ersatz erhält; Aufenthaltung
des Viehs im Bannstall, Bannzeit Gl; GA. Vieh o"
[an] Fast tue", Syn. fösten. ,Wer das Vieh gewaltsam
aus dem F. nimmt oder aber den For.stlohn zu be-
zahlen sich weigert, soll bestraft wenlen.' 1835, (ii.LB.
,l)er [durch fremdes weidendes Vieh] Beschädigte soll
die Anzahl Vieh und die Tage, da gectzt worden,
durch Forst oder Zeugen beweisen.' ebd. 2. die
Busse selbst. ,Vom Viehforst. Den F. in den Tagwen-
und Kirchenwäldern zu bestimmen, ist den Gemeinden
überlassen. In allen übrigen Teilen nnsers Landes
ist der F. auf jedes Stück und jeden Tag bestimmt."
1835, Gl,LB. - - Ygl. den solbcu Bpgrifrsn)icr!.'iing in Kininuj.
Schweiz. Idiotikon. I. 7.
forsten fösle: verlaufenes, namentlich auf un-
erlaubtem Gebiete betroffenes Vieh im Pfandstall ver-
wahren, von wo der Eigentümer es mit einer Busse
zu lösen hat Gl. .Wenn ein Schaf auf dem Wildheuet
in fremdem Gebiet ertappt wird, so wird es gepfändet
(geforstet), dann gelöset.' Gl 1860. .Und sont die
vorgenempten hoQünger in demselben uspriet f. und
mügent da niimen, was vichs si da findent. ieklich
houpt für 3 ß, und mügent dasselb vidi gen Wangen
in den hof tryben, es syg denn, dass es ieman von in
lösi.' ScHW Rq.
Die Pfändung des entlaufenen Viehs wurde dem Förster
übertragen (vgl. Offn. Benkeu 1:322: ,Und soll einer äbtissin
vorster und laider alles das vich, das nit gnossami hat, nach
mittom meyen in die höf tryben'l, weil die Waldung wie die
Weide auch zum Gemeinland gehörte, ja selbst dem Yiehtriob
geöffnet war; so ist Forst II ohne Zweifel mit / identisch.
Da eine Auslösung des geptaudeteu Viehs sofort nach der
dem Eigentümer gemachten Anzeige zu geschehen hatte, an-
sonst der Pfänder von der Verantwortlichkeit frei wurde,
auch wenn er dem Vieh gar Nichts zu fressen g.ab (vgl.
.fuorea uf die hat'), so scheint nicht an Zshang mit engl.
to fmter, nähren (zu ahd. fodjun, nhd. .füttern'), gedacht
werden zu können, wenn auch der Pfilnder verpflichtet ist,
so lange, bis er Mitteilung gemacht hatte, ,das Vieh an das
Futter' zu nehmen, od. es so lauge im Bannstall besorgt wird.
Forst III f. : Eingang an einem Zaun, einer Hecke
Zg. S3'n. B'legi; Furt. — Möglicherweise Zwitterbildung
aus .Pfosten' und ,Pforte' od. = Forst I i. S. v. Banngreuze.
Fürst I s. First.
Fiirst n m.: wie nhd. Si''' vertue' wie-n-en F.,
sich breit hin setzen, stellen ZO. Ir törfeä die War
Herren und F-e" zeige": si ist nüd g'stole". ebd. —
.Ein-: Alleinherr, ein eniger herr. der über ein volk
herrschet und gewalt hat, ein landsherr für sich selbs
allein, monarcha.' Mal. — Gross-. ,Der G. Michael'
für: .Der Erzengel M.- 1707, Dan.
Chor-: Kurfürst. Bei Bossh.-Goldschm. öfters.
Das Kurfürstcnkollegium als ein ,Chor von Fürsten', die
den Kaiser umgeben, vorstanden.
Landes-: Landesherr, Regent, im spött. S. ,Was
werden solche Nachtbuben vor Landesfürsten abgeben?
Hungerleider, Lumpen [usw.].' 1790, Nachtl.
fürsten: 1. mit fürstlichem oder herrschaftlichem
Wappenschild versehen (z.B. von Landmarchen). ,Habe
ihme einen grossen klotzten Stein [Marchstein mit
Wappen und Schilt] gezeiget, so gefürstet gsein.' 1761,
Z Arch. — 2. (scherzw.) unter den Pantoffel bringen.
Er ist g'fürstet; wird ics g'hörig g'ßrslct Uw.
fürst = für A 7 (Sp. 957), Conjnnction Gk; G.
F. es so ist, da [eig. seitdem] -es nun einmal so ist.
,So vermeinend sy, f. dass sy allen koston miessend
halben tragen, dass man den hotten, so man uf den
tagen geschickt, den soll num ouch abraten halb und
halb.' 1.^36, Gr. — Mlid. t>iir«(, seitdem.
Fürste, Fürstet s. Für-Statt.
Fart(vart) fürt. S. auch die liruppe /'.Ol/ usw.
Flirt f. (PI. .Fert(e)' ä. Lit.): 1. Fahrt mit Schiff
odiT Wagen. ,Hand sich die feren erbotten. sy widlind
ain jar lang von jeder fart zwen guldin gi'bon. bringt
ain jar '20 fert.' 1517. Seil Katsprot. — 2. (n.1 Fähre.
.Ein WciiUing oder l'arf zahK S Hatzcn Zoll auf dem
1027
Fart, fert. firt, fort, fürt
1028
Rhein.' 1671, Absch. ,Das Fahrt' neben ,Jie Rhein-
fahrt.' 1754, Z Nachrichten. - 3. Laiiung eines
Fuhrwerks (so viel man auf ein Mal .fahren' kann),
bes. Holz; Fuder. Diui. Fiiiili, z. B. Dünger Th.
,Wenn er die lotsten fart darüss füeret.' 14'20, Offn.
ZDietl. ,Der soll einem caplan ein f. holz schuldig
syn ze bringen.' 1482, Stiftungsurk. Z OGl. ,23 fert
huw.' 152.'), Absch. — 4. Fährte, Spur des Wildes.
,Kam der hund uf die f.' G Hdschr. ,Odori canes,
guote leithünd, die dem geschmack nach bald auf das
gewild kommend, die guot auf der faart oder gespor
sind.' Fius. — 5. Zug, Reise; bes. Bittfahrt. Wall-
fahrt. ,Näfelser F.': die jährliche Feier der Schlacht
bei Näfels, bestehend in einem Zug des ganzen Volkes
auf das Schlachtfeld mit Festrede, Gottesdienst und
Gesang daselbst Gl; s. Simmler 1722, 574; BBecker
1876, 131/172. RA.: er gät, we wenn er a (V F. (jienij,
d. h. ganz con amore GlH. ,Hand gross fert ver-
heissen [gelobt].' Gengenh. Bettl. ,Gelübt und fert ze
verwandlen' liegt in der Befugniss des päpstlichen
Legaten. 1517, Absch. ,Vota reddere, sein gelübd voll-
bringen und leisten, sein f. ausrichten. Itinera lon-
ginqua, grosse reisen, lange färt.' Fris. .Ein Kapellin
steht noch da, dahin die von Telschberg järlich in
der Charwochen Ferte tun.' Wurstis. 1765. ,Uie letzte
(jüngste) F.', der Hinschied, Tod; vgl. Hin-i\ ,Iter
supromuni carpere, die lotst reis oder f. tuon, sterben.'
Fris.; Mal. Boteuerungsformel: ,lch reden 's uf myn
iüngste f.', so wahr ich selig zu sterben hotte. NMan.
,Uas sag ich uf m. j. F.' 1793, Mdseum. — 6. Be-
wegung übh. Uf der F. sin: a) in beständiger
Bewegung, unstät; von Personen (nie zu Hause; Syn.
Fiieri) und Sachen, von Letztern bes.: ausgeliehen
sein, b) im Begriff Etw. zu tun. .Instant a me tibi
bona, ich bin auf dem tritt" oder auf der f., dir guots
ze tuon.' Fris. — 7. Mal PP. Vgl. die syn. Gang,
Ker, Bung; auch Fert und Füeri, Fürli (Furre 1,
Sp. 986 unten). Die F. Aa; Gr. De" F. Z f. ,1«
oder zue diser F., dieses Mal BO. ; LG." Noch a F.
Gr Obs. Wir st" nw a F. [ein Mal] g'gangw W;
yg\. ein fart. ,Will man doch mich nit fachen?' Antw.:
.Die f. nit.' 1533, Hof Kriess. .Ob sy [Ziegen] schaden
tätind, da soll man sy leiden [anzeigen] zuo jetlicher
f. umb 3 seh.' 1536, Schw Eq. ,Und diser wolf uf
diss f. dadannen nünt ryssen mooht.' Vad. ,Per vices,
jeder sein f. Vicissim, f. urab f.' Fris. ,Uf der f.',
bei jener Gelegenheit, damals. 1601, Lied v. Laupen.
Daher all F., allfart: immer. ,Du sollt dem slunde
dyn Alle f. nit gefolgig syn.' Schachzab. ,Dass du
stube ze dem sneggen alvart soll beschlossen syn.'
1345, Lauf., Beitr. ,So sollen wir werer [Bürgen]
syn, so dick [oft] des der Toni und Andres notdürftig
sind, alll'ard in unserem eignen schaden [Kosten].'
1547, Arch. Jen. ,Und wellend wir den vorgenannten
köfern dis kofs getrüw weren [Bürgen] syn vor allen
gerichten, wo sy des iemer bedürfend und alle fart
one der köfer schaden [Kosten].' 1555, Senn, Kirch.
— ein F., ein fart, mit verschiedenen Nebenff. und
Bedd. 1) ein Mal oder das eine Mal von zweien,
correl. mit anderf. (s. d.). „Eifart ist er früntli"'',
ander fart wider u'frimtli^'' BO.; LG." Efert all Jar.
jedes Jahr GRpr., afcrt ZStdt f. ,Den Ryn alle Jar
ein f. zu beschowen von unden unz obnen.' Eid der
G Rlieinwuhrbohördc. .Die so wittwen und weislinen
vögt .sind, sollend alle jar ein f. rechnig geben.' 1550,
Gl. .Ein f. oder ein mal.' Fris. Für einmal, einst-
weilen: ,0b sy glycli das holz oinfart zuo den huob-
hüseren füerend, aber dann by nacht heimlich das
selbig überus hin verschleikend.' 1573. Hotz, Urk.
— 2) irgend einmal. ,Er bat mir eifart gesagt.'
Ebel. Wenn 's eifort me [wieder einmal] zum Chriege
chunnt. Ineichen 1859. Afjt GRChur. ,Du [Schweizer-
kuli] hast ain f. dynen schwänz gereckt hinan den
Zürichse.' 1444, Lied der Zürcher. ,Wir müessend s'
ein f. an d' grind schlau.' 1468. Tobl., Volksl. ,In
gelüste nüt bas, dann dass er einfart die götzen über
den altar abhin gehygte [würfe]', sagt ein Bilder-
stürmer. 1523, Egli, Act. ,Man werde bei dem einfart
gegebenen Worte bleiben.' 1528, Strickl. ,Wir warend
a vart in eim land, do dis wesen anfieng.' 1529, Strickl.,
neben ,was ein f. gegeben syge, das soll gegeben syn'.
.Ammann Rychmuot ist ein fart alleinig zuo dem von
Müss gefaren.' 1531, Absch. ..\1s er ein f. zuo holz
wollt gOn.' RuEF 1538. ,Das hatt Gott wollen der
Welt einfaii; zemal in diesem Buch fürstellon.' Bib.
1560. ,Hoft' ich, ir werdend etwa ein f. zuo mir kom-
men.' AgTschudi. .Aliquando tandem, doch ein fart,
etwann, underweilen.' Fris. — 3) nun einmal. ,Es
ist eifart so VOrte; Z." Es ist efort esö (e Wäret,
Wahrheit), es lässt sich dagegen Nichts sagen ZStdt f.
Äfart. Ebel; afurt, afort, halt Z f . ,Wie soll ich
doch d' Sach gryfen anV Hei™ darf ich eifart nimmen
me.' Com. Beati. Bndlich einmal: ,Gotts Wunden!
unser lierrcn sind nüt! Ein landscliaft muoss ein f.
die sach in d' band nemen.' 1532, Strickl. .Ir klagend
wol und hör doch nüt Von üch, das üwer keiner üt
Hie red vom weg, durch den man gieng. Und gharz
I beherzt] die sach einfart anfieng.' HBull. 1533. ,Dass
sy deren alten schulden ein f. ledig werden möchtind.'
1557, Hotz, Urk. ,Nunc jani, nun wolan. nun ein f.'
Fris. Überspielend in die Bed. .gleichwohl, nun doch'.
,Wie wol der kost gross will werden, so werden wir
ein f. den kosten druf muesen gän län.' M. XVI., Z.
,Die lüt bildend inen ein ding yn, das weder gstobon
noch gflogen : noch so muoss es ein f. syn und lassend
sich nit darvon bringen.' LLav. 1569. ,Er müessted 's
eifart lydo".' Madleni 1712. — 4) bald einmal. „Efart
BO." 31ir icend-is [wir wollen uns] eifart dra' wage"
UwE.f Offert, endlich einmal Gl. Vgl. off'ert-hin.
— 5) einmal = wenigstens. „Aff'art so hin ich nit
UUrs." ,Güttliche Ehr einfart nit tüegest an den
Hoil'gen.' Geistl. Lied v. 1619. ,Wartit eifart, bis ich
mit der Antwort wider kumme.' Talhochz. 1781. —
6) immerfort. Afrrt ZWthur. et/jrt BsLd (Spreng).
— 7) sich berührend und vermengt mit einfach, ein-
falt. .Dieweil wir niclits anders begehren dann ein-
fahrt bei unseren freiheiten zu bleiben.' 1598, ApA.
an Z; dazu vgl.: ,Sie begehren einfalt boi ihren frei-
heiten zu bleiben.' 1.599, Ap Landeswirren. Eifart de
seigist i Duckis [ins Grab], wie dy" Ma'". Madleni
1712. — ander F., anderfart, t. correl. mit cin-f.,
t. alleinstehend = ferner, weiterhin, wiederum BHk. ;
W. „Er hed-mit [ihm] es Glas Wi" und der [sie] ander-
fart no''' e grosse Bitz Brod g'ge' BO." In der ä. Spr.
meist: zum zweiten MaL ,Item und der ansprechig
kündet im ander fart ein twing und er kumpt aber
nit.- 1519/44, Schw LB. .Darnach ward der künig
gefüert in ein kammer. das er sich zuorust und sich
a. anleit mit kleidern.' Zielv 1521. .Wenn sich die
[verwittwete] inuetter a. verehcliclien wollte.' 1541, B.
1029
Fart. fei-t, firt. fort, fürt
1030
.Sollen deswi'o-en etwann längere Personen die Küblin
[voll Trauben] in die Brenten schütten, damit man
nacliwärts nicht a. aufzulesen habe.' Rhagor. 1089.
Dafür bei Mal. und bei Kief .ein ander f.'
Mild, wirf, Fahrt, Zug, Reise, Lauf, Weg; Fährte: Ladung :
(wi, uj der v., bei dieser Gelegenheit; uf dim c, dies Mal;
ain \\, ein Mal; ulh u., immer; auch correl. mit mal, und
mit abgeschwächtem Voc. wie unser (iß^rt: ein vert ämal
[Ämd). ztto dein andern hüu (in einem "Weist.). Dem mhd.
Plur. verie entspricht noch das .Fort' unserer ä. Lit. Ab-
weichung vom weibl. Geschlecht fiudot sich nur hei Bed. 2,
wo offenbar das Geschlecht des gleichbed. f'ar (Sp. 886)
eingewirkt hat. und einmal bei de'' F., diesmal (syn. di"
Ftikte^}, und underfitrt (W(;nn dort uicht statt der zu lesen
ist de, dann). Übrigens wäre das Masc, nicht allzu auffalleud,
da in der Formel ein Fart das unflektierte ein mit etn'n
leinen] gleichlantet; auch könnten die syn. Masc. Ganij, Ker
usw. eingewirkt haben. Dass neben ei'/art in Bcd. 3 syn.
ei'fah vorkommt, wird zugleich auf der Lantähnlichkeit be-
ruhen; oder -ßdt könnte sogar nur untergeschoben sein, um
das nicht mehr verstandene -/ni-( zu deuten. Übrigens vgl.
Sp. 818 unten. Eine ähnliche Umdevitung und Unterschiebung
ist ein gleichbedeutend mit ander/ari vorkommendes andencerl
nnd aiidericärtii/; Letzteres ähnlich dem nhd. .anderweitig'
aus .ander Weid-ig', denn auch ireide i. S. v. Tagreise (mit
abendlicher Weiderast) war eines der concreten WW., welche
die ä, Spr. statt des abstr. ,Mal' gebrauchte. — Die Ver-
bindung eiu/art (welche wie ander/art nicht als Zss. zu be-
trachten ist, sondern auf ganz gleicher Linie steht wie die
Verbindungen mit dem Pron. demonstr.) hat verschiedene
Bedd. angenommen, je nachdem ein als Zahlwort genommen
wurde (bei 1 und 6) oder als unbest. Pron. (bei 2 — ö), wo
dann fortschreitende Abstraktion noch weitere Verschiedenheit
erzeugte. 6 ist wohl zu erklären: in einem Zuge, au Einem
fürt (vgl. das syn. eister und ade Sp. 8.5, welches aber auch
.ehmals'. einmal, bed.); d.igegen ist d,as bei 2 nnd 3 vor-
kommende fiirt nur eine lautliche Färbung von Fart; die
noch stärkere Abschwächnng -fert entstand in Folge der
stärkern Befainung des ersten Teils, ähnlich wie emmel aus
,ein Mal' neben e Mal. Übh. gruppieren sich die Nebeuff.
in 2 Reihen, je nachdem der Auffassung des .ein' in der
Grundf. ei'/art entsprechend der erste oder der zweite Teil
den Hauptton hatte, a- in der ersten Silbe, wenn sie betont
ist, konnte nicht direkt aus ei" entstehen, sondern scheint
eine Lautverstärknng von ä, e, um den zurückgeworfenen
Accent zu tragen ; viell. hat auch das z. T. syn. afig, afed
(s. an-fahens Sp. 718) darauf eingewirkt. Dieses a konnte
wieder in o verdunkelt werden, ff, wenn wirklich gesprochen,
kann aus Assimilation von >'-|-/ erklärt werden. Verschieden
von dem so entstandenen oß'ert ist das in offerthin, wahrsch.
aus nu-fort-hin (s. -hin). Doch kann die hier besprochene
Form auf jene eingewirkt oder sich mit ihr gemischt haben,
denn auch die Bedd. .nun einmal' und ,nun forthin' lassen
sich mit einander vermitteln; lässt es sich ja auch fragen,
ob nicht afert in Bed. 6 vielmehr mit ,fort' zsges. sei.
Ab-Fart: Erweiterung eines Fahrweges, damit
Fuhrwerke an einander vorbei kommen BBe. — Von
abfaren i. S. v. ausweichen, vgl. Sp. 893.
Übel-: Ggs. von ,Wol-', also: Unheil. .Der euch
schindt nnd schabt und nach ewer ü. trachtet.' Zwinoli.
Uf-; 1. Ufert Z, Üff^t IM., Vffert TnHw.: die
Himmelfahrt Christi, resp. die kirchliche Feier der-
selben und der betr. Tag; vgl. .Himmel-F.' ,l)er uffart
abint [Vorabend] und der tag wurde_nd ouch sclilecht-
lichen [einfach] begangen mit singen lassen nnd nicss
haben und am tag nach imbiss kein iion [Nachmittags-
gottesdienst, Vesper] gehept und das bild unsers herron
nüt mer ufgezogen. wie von alter har der brnch ge-
wesen ist.' 1.524, Z, Die Feier trägt seit alter Zeit
eine ziemlich weltliche Gestalt (s, bes, Neuj. Z w'ais.
1879, 12) t. in Folge der .Jahreszeit, in die sie fällt,
t. wegen der freudigen Bed. des gefeierten Ereignisses
selbst. Ausflüge waren zu Stadt und Land beliebt,
bes. aber das Besteigen benachbarter Berge, um da-
selb.st die Sonne aufgehen zu sehen, was man in
ZWthur nannte: uf (V U. itfe gä'; so von Z auf den
Ütliberg, von AASchinzn, auf die Gislifluh, aus der
Umgegend von Bern auf den Bantiger, Die Sonne,
sagt man den Zurückgebliebenen oder den Neulingen,
sieht man in 3 .Sätzen' aufsteigen oder 3 Purzelbäume
schlagen. .Wider das laufen an Uffahrtstagen uf den
Hüetliberg und Kolbonhof.' 1627, Z Mand. In Ap ist
der Besuch der Berghöhen auf Pfingsten verschoben
und am Himmelfahrtstage macht man vielmehr Aus-
flüge in die Niederungen, um die Augen am Anblicke
der Blüten und Saaten zu weiden. Festgerichte waren
und sind z. T. noch Butter und Honig, welche auch
den Dienstboten reichlich geboten werden; so in B;
fj; Z; in AAZof. auch Zieger; s. u. Maiete u. Ariken-
brüt. Zum Gottesdienst trugen die Schüler .Kränzlin'
wie am Fronleichnamsfest. Bossh., Wthur, Chr. Der
(nachmittägliche) Jugendgottesdienst war aber in Z
schon 1648 eingestellt. Dennoch wurde iilfentlicher
Tanz (BRoggw. Chr.) bestraft. In L herrscht der
Glaube, an der Auffahrt kehre die seit Ostern gestörte
Ordnung in die Natur zurück, nachdem in der Zwischen-
zeit die kleinen Buben im Himmel regiert haben. Ebda
linden an diesem Tage auch Flurumritte Statt, so der
bes. stattliche in Münster, bei welchem auch die Pferde
Butterbemnien zur Bewahrung vor ansteckenden Krank-
heiten erhalten. An dem genannten und manchen an-
deren Orten lässt man in der Kirche, meist um Mittags
12 Uhr, in Beromünster Abends, während die Procession
in den Flecken einreitet, das Bild des aufer.standenen
Erlösers gen Himmel schweben, , Sobald das Bene-
dicamus gesungen ist, facht der schuolmeister das
Responsorium an und gat man processionaliter zum
bild, so man ufziehen ist [will], und so das E. gar
usgosungen ist, stät der kilchherr zur rechten syten
des regenbogens, der helfer zur linken, fahend an zu
singen: A.scendo ad patrem meum etc. Zum anderen
[Mal] aber also singen und a wenig höcher und hebend
das bild a wenig üf von dem tisch. Zum 3. mal sin-
gend sy mit hocher stimm. Dann ziehend .sy die ge-
bildnus gar hinüf, so gat man dann wider in den chor
liinüf. Und würl't dann nuss und otflaten oben von
dem täfer hervor nach altem bruch.' 1-588, Scnw
Kirchenordn. Letzteres zum Frommen der Kleinen,
denn noch heute führt und trägt man die ein- bis
vierjährigen Kinder (die Mädchen weiss gekleidet) zur
Kirche und lässt von ihnen das Christusbild, das zu
diesem Ende mit Haken versehen ist, mit Kränzen
(s. Herrgotts-Bluem) schmücken. An diesen Akt des
Aufziehens knüpft sich der Glaube, dass von derjenigen
Himmelsgegend, gegen welche das Bild sich kehrt, die
Gewitter des .Tahres kommen werden Seiiw. Eine das
ursprüngliche Verhältniss vergessende Moditik.ation
berichtet ein rationalistischer Augenzeuge 1833 aus
Krciburg: ,Bei den Chorherren zu StNiklaus steigt
nach dreinuiligem Geläute punkt 12 Uhr der Heiland
aus einem Loche im Chor vom Himmel herab, von
Kugeln, Blumen und Kerzen umgeben. Mit Jubel
empfangen ilm <Iie Kapitclherren, singen ihm ein Lcvli-
lied mit Musikbegleitung; dann steigt der Heiland
wieder zum Hiinnicl und verschwindet,' SrHWKizEnii,
^
1031
Part, fert. tirt, fort, fürt
103'>
Der Tag hat auch landwirtschaftliche Bed. Cha""
me" a" der U. drei Roiioenüri zeh, so sind s' i" dbe'
Wuche" i" dr Belle, i" dr U. sett- [sollte] mc- scho^'
eu Ankehalle [die Festspeise!] chönne" im Häuf [iia.ni\
imie- m-herge". A' der U. weisst Niemer, tco Barth
de" Most holt. SuLGER. ,Weini 's an diesem Tage regnet,
so fehlt das Heu.' Ineichen; vgl. Pßngstcn, Drlfaltuj-
leitstaq. — '2. (3.n(,\\ Alp-Uf-F.) der gewöhnlich Ende
Mai oder Anfang Brachmonat Statt findende Zug mit
dem Vieh auf die Alpen, von den Sennen festlich
begangen Sl'HW; S. Syn. AI})-, Berg-F. Just isch's
am FrHig, 's isch e gaete Tag, luo [der] hi der U.
Glück und Seqe hringt. Schild. .Wann wegen zu
früher Besatzung und Auftart sich Streit ereignen
sollte.' 1T47, BSi.
Mhd. üfvwt, Fahrt stromaufwärts; Himmelfahrt. — Das
Besteigen der Höhen an diesem T:vg («ie anderswo schon
am Ostertag) ist Rest heidnischen Katur- resp. Sonnoukultes.
Nach-Uf-Fart: Nachfeier der Uf-F. 1 am fol-
genden Sonntag mit Tanz im Wirtshaus und Gegen-
geschenken der Bursche an die Madchen, welche an
der .Nachostern' ihnen Eier geschenkt hatten BsBukt.
Ein Nacliklang aus der Zeit, da der l.andvogt auf Hom-
burg je im Frülijahr die lieiralsmhigeii Uutertaueii uacli B.
besehied, um vor versammeltor Laudsgomeiiide die l'aare zur
Ehe auszuwählcu; so bis Ende XVIII.
Aktien-: Fahrt an eine Versammlung von Ak-
tionären ZUewis.
^^Ij,.. i — ijf.p, 0. In Ap und GT. gehen im
Zug voran der sonntäglich geschmückte Senn, mit
roter Weste, Alpenblumenstrauss auf dem Hut, und
mit der blank gescheuerten Milchbütte auf dem Bücken,
und die ,Meisterkuh', welche zwischen den Hörnern
den Melk.stuhl aufgebunden trägt. Aus Wirts- oder
Bauernhäusern, an welchen der Zug vorbei kommt,
wird Wein angeboten. In Gii werden die schönsten
und stärksten Kühe bekränzt; die .Herkuh' bekommt
auch die grösste und schönste bekränzte Glocke. In
W wird der Ortsplarrer berufen, das Vieh zu segnen.
,Bass sie nach der A. mit all ihrem Vieh in die Alp
sollen und mögen tryben und fahren.' 1495, Zelw
ürk Es bestehen geschriebene A.-Ürdnungen. Schil-
derungen der A. s. bei Schild 11 61; Tscuitdi, Tierl.
1865, 547. 5.55; WSenn 1871, 206; JKZellw. 186., .59;
Kronfels 1826, 277 ft"., und besonders anschaulich
BüTL. 1824, 123. Es sind auch etwa 4 m lange co-
lorierte, in Holz geschnittene Darstellungen der Alp-
fahrt verbreitet; ähnliche in ausgeschlagenen Messing-
blechen tragen die Ap Sennen auf ihren Gürteln.
— 2. das Recht, mit Genossen eine Alp zu benutzen;
auch eine solche Alp selbst. ,Wer mit jeman, der nit
landmann ist, güeter- ald alpferty-gemeinschaft hat,
soll ze buess Verfallen sin.' 15U4, Ndw. ,Welcher
besitzer in das künftig ein a. abtreten und ligen lassen
wolle, bis auf das neüwe jähr iederzeit darvon stehn
und abtreten solle.' 1524, Schw LB. ,Anno 1611 ha-
bent U. Gn. Herren ein A., der Spital genannt, von
N. N. erkouft und zuo der Landlütcn Ahnend u.sge-
lassen worden.' ebd. — 3. das zu (oder von) Alp
ziehende Senntum. ,Man sollt faren durch die güeter
uf und ab den fuessweg und mit ungebundnem guet
[Vieh] und alpfcrten.' 1483, Obw.
Uf-Alp- = Alp-F., aber in bestimmterem Gegs.
zu Ah-Ah)- oder Von-Alp-F., dem Verlassen der Alp.
Steinmcll. Zur Ab-A.-F. vgl. in sachlicher Bez. Amh.
1879, '228.
TJm-: feierliche Procession, welche alle Jahre um
die ganze Stadt herum gehalten wird und zwar in
Folge eines von 1522 (?) datierenden Gelübdes, .um
dass Gott unser Statt desto fürer von Fürsnot (sinte-
malen unser Statt von hölzinen Hüsern erbuwen) und
andern Unfall behüete.' L. Vgl. Bom-F.: Umgang.
An-: 1. (f.) Brücke über Seitengräben Ap. —
2. Landung. ,Ir sollend an allen Orten im See und
am Rhyn. wo man anfaren oder lenden old überhin
setzen kann, Palisaden ynschlahen und hadurch [sie]
die A. zu verhindern haben.' 1647. Abscu. — 3. (ii.)
Stätte, wo man landen kann. ,Das Anfahrt oder Nol.'
1651, AWild 1883.
In-: 1. = An-Far Sp. 887 B. — 2. Weg in eine
Alp. 1375 wird in Obw eine Alp verkauft .mit steg,
mit weg, mit usfart, mit y. und mit aller der rech-
tung, so darzuo gehöret'.
Is-: Eisgang. UBrIgger 1786.
Us-: 1. Ausgang aus einer Alp, s. In-F. — 2. die
Vorsasse (untern Bergweiden) W. — 3. Hautausschlag,
auch Us-Farete Ar.
Feld-: Fahrweg über Gemeinweide, resp. das
Recht der Benutzung desselben und derselben; im
XVI. oft als Streitpunkt neben Weidgang, Tratt, Wmm
und Weid usw. genannt. ,Wie die vorderne [Altvor-
dern] mit grossen kosten vil geschwändt, dadurch sy
ire gemeine f. verbessert.' 1533, Haoenb. Sigrisw.
.Fehlfarten und Weidgänge.' 1535, Absch. ,Der Abt
behauptet, die F. durch einige Güter gekauft zu haben.'
1539, ebd. .Die von Lugnorre klagen, dass die^ von
Mur ' vermittelst gemachter Einschläge sie an ihrer
Trätete [Tretrechf] und F. verhindern, und bitten,
dieselben anzuweisen, benannte F-en zu öffnen.' 1511,
ebd. .Der ahnend, wunn. weid. f. und andern bürger-
lichen eehafte und nutzuugen genoss syn solle.' 1545.
B Ratserk. .Beider Teilen Untertanen an ihren Wun-
nen, Weiden, althargebrachten F-en und Trättenen
dheinen Schaden, Neuwerungen noch Nachteile ge-
bären.' 1549, BBüren. ,Streithandel wegen Atzweid
und F.' 1558, Abscu. »Gemeinden, die sonsten in dem
Leuzigerwald die gemeine Weid und F. haben.' 1680,
B Schiedspruch.
Von-: fahrbarer Ausgang aus einer Alp (Gegs.
Zue-F. ; vgl. Von-Alp-F.) od. das Verlassen derselben.
.Dieser Alp stehe das Zu- und Vonfahrtsrecht durch
den Mühletalwald zu.' 1854, Schätzmann.
„Gugcl-: mutwilliges Possentreiben, lärmende
Lustbarkeit L; U." Vgl. G.-Fuer.
Gotts-: Wallfahrt. ,Da früher Brauch gewesen
ist, bei Kriegen und Nöten Kreuzgänge und Gottsfärt
und andere Guottät anzuordnen.' 1534, Absch. ,Der
auf die G. des güldenen Jars [Jubiläum] nach Bora
zu reisen vor hat.' 1599, ebd. — Mhd. yote,mri, Kreuzzug.
Hoch-, Hof- mtt\-rt AaBK; Ap; B; ScnSt.; UwE.;
Z. Ifutfert GT., Hör fit GTa.; Z tw. - f.: 1. Hoffart,
bes. Übermass uiid Eitelkeit in der Kleidung, auch
concr. Kleiderpracht, prächtige Kleidung und solche
häusliche Ausstattung. Alls o" d' H. henke, darauf
verwenden. Si'" alli H. a'schaffe«. D' H. mues (.sfV
Me' od. Zwang Me", sprichw. von zu engen Kleidern,
in die man sieh zwängt. H. löscht 's Für i" dr Chuchi,
1033
F'art, fert, Art, fort, t'urt
1034
behält Nichts für Jas Notwendige. Ineiciien. ,Es hat
die ^eiss etwas hoohfarts in iren: ein geissbocli j^ät
vor der geiss anhin [etc.].' Tierb. 15U3. .Superbia.
hüchlart, stolze.' Fris. ; Mal. ,Den Rinderen nit
alle llotl'art und überflüssige Kleider kauten wollte.'
SciiiMi'FR. lijjl. Übermut, ,0b einer ein urlob [Ent-
richtung einer Kaul'gebühr an den Vogt] verseiti von
h. wegen oder von ungehorsami wegen underwegen
Hesse.' 1464, ScHW Eq. Überfluss, Verschwendung,
unnötiger Aufwand. Es ist kei H., u-e""-me" scliu"
heist B. Dim. HöffertU, hoffärtiges Mädchen; Name
einer kleinen, aber fetten Kuh Äp. Mw Schätzeli ist
es H. (aus einem Volkslied). — 2. (vorw. m.) stinkeäi
fstinlete'', g'stinkete'') H. a) Samuietblume, tagetes
patnla, eine schön aussehende, aber übel riechende
(dah. it. p»r^o?a genannte) Gartenblume AABb.; G; Z.
,8ammetblumen, Indianische Nägelein. Africanen (Plos
Africanus, seu Tunetanus), von Etlichen auch .stin-
kende Hoftart genennt.' Sulzer 177'2. — b) Kingel-
blume, Calendula Sch.
Mhil. Jiuchmrt, hövart, Hochsinn: Glanz, Pracht, Aufwand;
Übermut. — Die Assiniilation von ch und /' war um so
leichter, da diese beiden Laute auch sonst zuweilen in ein-
ander übergehen; nachher hat sich wul auch Unideutuug auf
,Hor eingestellt. Die Verkürzung des o war Folge der Doppel-
Cüusouanz, resp. Assimilation.
hoch-farten: Hoffart treiben. , Fressen, sütt'en,
spilen, gyten, nyden, hochfarten, muotwillen.' HBull.
1561. — hoffärtelen: (dim.) dasselbe BSi. — Mhd.
hvchverten.
hoffärtig, -fertig Aa; Bs; BSi.; L; GT.; Sch;
S; Uw (/■'); Z {höf'-^rtiy, auch -/''-), horfürtig Zö;
ZW. (auch harfätig), höfriig BsLd (auch liofrig); S
nJura: 1. stattlich gekleidet, geputzt BU. ; L; GT.;
Uw; Zg; Z. tiyn. köstlich. Daher die RA. h. si" Aa;
Bs; L; Sch; S; ZB., 0., W., h. stä" AABb.: als Pate
ein Kind aus der Taufe heben, wobei besonders die
Patinnen möglichsten Staat entfalten, Jungfrauen einen
besondern Kopfputz (Scliappelj trugen. Syn. hübsch
sin, majestäten. Jes xiärsch üsstaffiert, as wenn -de
liofertig stu' icottsch [wolltest]. Hebel. Hut taufe"-si
i's Länge Rädini. Wiisset-er au''', teer hoffäriig isch'f
JoACH. 1881. ,Am Sonntag (nach dem hier gewohnten,
sehr ungeschickten Ausdruck, den sie, anstatt „ein
Kind zur Taufe heben" brauchen) hotiartig zu sein.'
SiMLER, Schött'listorf. 1703. Nach Spreng nur von
Jungfrauen, aber auch mit Beziehung auf hochzeitliche
Parade. Vgl. hofen, Hochzeit halten; Hoffert-Win.
Stattlich, ansehnlich übh. Ke hoffärtigc Chäufer
[für das verdächtige Pferd] löt-si'''' itiunme zue. Joach.
1883. — 2. sich zierlich, voruehni benehmend; stolz,
eitel Bs; Zg; Z. Syn. öd. Er hat e Guggere uf 's
Dach ue lö mache, horfärtig wie-n-er selber ist. JSenn
1864. E suberi, scharmanti Frau, aber h. und teng-
gelig [geziert], ebd. Nid g'schicätsig elei, hoffärtig,
(fivundrig und diebisch, g'schleckig sind d' Agerste.
SuTERMSTR. , Niderlag der hochfertigen pfatt'heit.' Kessl.
,Das sy nit zart erzogen und ein hochfertig weich tier
was, sunder redlich und dapfer.' 1540, HBüll. ,l)ie
hochfertigen und stolzen.' 1560, Jesa.i., dafür ,hof-
färtigen.' 1683, ,horffärtigcn.' 1707. .Das hiiffärtige
Babylon.' AKlingl. 1688. — 3. schön, vom Wetter
ScH; Z.
Mhd. hi'>fhverti:c, hochgesinnt, übermütig. Die MA. scheint
da und dort Differenzierung der Formen nach den Hcdd.
gesucht zu haben, doch stehen uns keine sicheren Angaben
zu Hubote. Lt Spreng: ,h6tt'ertig' von der Patin, neben ,hof-
nirtig' mit hellem, langem «, s. v. a. stolz; in dem erstem
Falle scheint die urspr. Bed. verdunkelt und darum auch
tlie Form, resp. Laut und Betonung, hus. schwankend ge-
worden zu sein. Die Ausstossung des (, nachdem aller Ton
sich auf die 1. Silbe gewandt, ist übrigens um so weniger
anftallend, da auch einfache WW. dieselbe zeigen; so arig,
z. T. auch feriij. Die Form mit hor~ erklärt sich zunächst
aus dem Gefühl, dass vor dem f urspr. ein anderer Cons.
gestanden hatte: dass dann zum Ersatz desselben r gewählt
wurde, mochte z. T. durch das r des zweiten W. veranlasst
sein, z. T. durch die Neigung, übh. nach Voc. vor folg. Cons.
ein )• einzuschieben. Um so eher kounte dann in harfätUj
das zweite r ausfallen.
Holz-Fart: Fahrt in den Wald und Nutzung
desselben. , Weidgang und H.' 1480, ÄAMell.
Himmel- = Üf-F. 1. — Mariä-H.: grosses Fest
der katholischen Kirche am 15. Aug., lt B Kai. 1740
auch genannt .grosser Frauentag; Wurzweihe.' An
demselben werden Kräuterbüschel und Wurzeln ge-
segnet (Aa), mit denen man sich vor Gespenstern,
Zauber und Blitzstrahl schützt (B Kai. 1740). Die
Witterung des Tages ist vorbedeutend: Maria-H.
Sunneschi", bringt gern vil und guetc Wi' Aa; S.
Hin-: Weggang, Abreise. .[Die Feinde hotten,] dass
wir nach der bezalung zum teil abziechent und uns zuo
unsers lands buw tüegen werdent, dardurch si [den]
durch etlicher h. geschwächerten hüten überwinden
möchtent.' 1522, Strickl. Ein B Offizier erstattet 15'23
aus dem Felde seiner Obrigkeit Bericht ,bis uf die h.'
seines C'ollegen, der bald nachher als Bote auf der
Tagsatzung erscheint. ,Abitus, das hinziehen, h. oder
das scheiden.' Fris. Tod; oft mit dem Zusatz .jüngste,
letzte'; s. Fart 6. ,SolI ich denn die warheit sagen,
so behebe ich es by mynem stürben und j-n h., dass
ich von denen Sachen, so ich denn geschuldiget bin,
nützit weiss.' 1453, BsLd, Urkundenb. ,N.' habe uf
syn 1. h. genommen, es gehören dem N.'- noch 50 Gldn.'
JHFvessli 1780.
Cham-: Fahrt nach ZoCham im Dienst des Klo-
sters Engelberg. Auf grössern Gütern dieses Klosters
haftete die Servitut, Feldfrüchte von auswärtigen Be-
sitzungen desselben, z. B. in Cham, abzuholen, was
später nach Verkauf solcher Besitzungen in eine
Summe Geldes (.Chamschilling') umgewandelt wurde.
,Wer euch ein kanschilling soll, der soll ein fart tuon
gen Kam, der VI kanpfennig soll, der soll ein halb
kanfart tuon, wele aber minder soll, da nuig ein abt
die Pfenning län stän, unz das er ein sch. schuldig
wirt und soll denn ein k.-f. tuon.' UwE. Hofr. ,Mit
den gedingen, dass inen die Herren ze tissen und
trinken giiben söUent, die wyle si die k. tuon, als das
von alter har kommen ist.' 1413, Gkr«. ,Es soll oucR
iedennann, es sy mann oder wyb, die die güeter hand,
darauf die kamzinse ligent, ein k. tuon, und wer es
selber nit tuon mag, der soll einen an syn statt ge-
wünnen, der die k. tue.' ebd. ,Uf etlichen güetern [im
Tai Engelberg] stuendcn kanischilling oder kampfennig,
und welicher ein kamscliilling söUti, der müessti
ushin gan Kam faren und helfen ir [der Kloster-
lierren] guet inhar tuen." .116!>, Ztschh. f. Schwz. R.
.Olini instituebantur Cham-fahrten, sou vasalli nostri
et eorum mulieres ;igros monasterii [Engelberg] in
Argoia et Turgoia sitos debebant meiere.' 1750, ebd.
1035
Fart, fert. firt. fort, fürt
1036
Karren -Fart: Veriifiiehtung- der Herrschaftsleute,
die Naturalien der Herrschaft auf Wagen derselben zu-
zuführen. Brückner, Merkw. Vgl. o. das einfache W.
Krüz-: Wallfahrt mit Kreuz und Fahnen. .In
der kirchen lohlichen hrüchen als fasten, heten, bych-
ten, buesswürkung, singen und lesen, krüzfert. opfren
kein enderung tuen.' 1525. Gfrd. Syn. Krüzgmuj.
Müli-: Eecht des Müllers, in einem gewissen Be-
zirk bei den Häusern Getreide zum Mahlen zu holen
B (vMülinen). Vgl. Kerfartrecht.
Mos-; ein in SchwMuo. in Zwischenräumen von
10 — 15 Jahren an verschiedenen Stätten im Freien
(auf dem ,Mos') zur Aufführung kommendes Fastnacht-
spiel mit stehenden Hauptpersonen und auch ziemlich
gleichniässigem, nur durch Beziehungen auf Zeitereig-
nisse stellenweise modifiziertem Text, in seiner neuern
Gestalt hauptsächlich den Kampf zwischen Weltlust
(Bacchus) und Kirche (Bussprediger) darstellend, aber
wahrsch. aus einer einfachem, rein weltlichen und
auch anderswo üblichen Fastnachtposse der ledigen
Bursche mit den Mädchen entstanden. Vgl. Mos und
bes. G-irizemnos. Der übliche Name des Festes ist
uf's Mns fare"; z.B.: Fared-er hür aw'' uf's Mos?
Eine Beschreibung des Spieles in seiner neuern Ge-
stalt nebst Angabe des Hauptinhaltes s. ,dic Schweiz'
1850, S. 148—154.
nachtfärtig: nachtwandelnd AiKais.
Bü-Fart: ein Frohndienst, bestehend in Zuführen
von Dünger. ,Der fäll, lassen, tagwan und buwfcrten
halb, diewyl der arm gmein mensch damit grosslich
beladen syge.' 1530, Aesch.
Baden-: Reise nach AABaden mit Aufenthalt da-
selbst zur Benutzung der dortigen Heihiuelle. oft aber
auch nur zur Erholung und Belustigung daselbst, seit
dem XV. bes. bei den Zürchern beliebt wegen der
Nähe und Leichtigkeit des Besuches. Auf den Glauben,
dass das dortige Badewasser namentlich die Fruchtbar-
keit der Frauen fördere und die Geburten erleichtere,
bezieht sich die RA. das ist cho" wie e B., von Etw..
das ohne besondere Vorkehrungen, wie von selbst, zu
Stande gekommen ist. Zur Zeit der Reformation, gegen
welche Baden sich feindselig verhielt, drohte Zürich
seinen Verkehr mit dem Kurort abzubrechen. , Zürich
ist Willens, der Stadt Baden den Proviant sammt der
B.-F. abzukünden.' 1531, Absoh. .Das 6. bad [im
Hinterhof] heisset der Königin bad, in welchem mehr-
teil der adel sein b.-f. vollbringet.' 1578. HPantai,.
,Es sollen die Fuohrcn zun Badenfchrten an einem
Sonntag abkennt, jedoch denjenigen, so notwendigklich
am Montag by guoter zyt zu Baden syn muossten.
erlaubt syn, solche Fuohren am Sonntag nach der
Abendpredig zu laden.' 1650, Z Mand. , Weder in
währender B.-F., oder nach Endung derselben.' ebd.
,Gb jemand aus der Statt Soloturn zu einer B. Wein
und Anders, so nit Kaufmannsgut wäre, abführen
wurde, dass darvon Nützit [kein Zoll zu Brugg] geben
werden solle.' 1Ö65, Absch. erinnert daran, dass vor-
mals die Badegäste sich selber beköstigten ; vgl. Baden-
schtnki. ,Die B.-P. ist wol gericht, Mein Vogt hin-
füran Nichts mehr spricht- [sagt Bauragarten, nachdem
er den Vogt in dem Bade erschlagen hat]. JCWeissenb.
1702. ,Unnütze, kostliche Badenfärten, Mahlzeiten,
Lustreisen.' JJUlr. 1727. .So ich alle Wollüste ver-
suchet und mein ganzes Leben gleichsam eine urchene
B. gewesen.' ebd.. 1733/4. .Indem er im Laufe seines
Lebens '24 B-en gehalten.' DHess 1818, wo übh. nach-
zulesen.
Berg- = Alp-F., der Zug mit dem Vieh von den
Vorsässen auf die Alpen, um Mitte Juni BSi. Auch
der Zuchtstier ist dabei mit einem Blumenstrauss.
etwa auch mit einem Spiegel auf der Stirne geschmückt.
Bet-, Bitt-: Wallfahrt. ,Da dienstmann oder
burger umbe eigen, biteferte oder herferte, hileiche
oder rossen [zu Hochzeiten oder um Pferde zu be-
zahlen] Silber choutfent' 1260. Wack., D.-R. .Wen-
dete er sich bittfärtlich zu Maria.' Einsidl. Chr. 1752.
Brut- = Brütfueder Z. De'' Tisdimacher häd e
B. z' mache". Mitgift Z. .Einer jeden Schweizer-
bürgerin, die sich in eine Gemeinde des Kantons zu
verheiraten gedenkt, liegt ob, auch eine anständige
Brautfahrt in die Ehe zu bringen.' Sch Gesetze 1831.
In einem durch die Notariatskanzlei ZMeilen in den
Dreissigerjahren redigierten Testamente wird einem
Ehemanne auferlegt, ,seinen Kindern [es waren Mäd-
chen] eine anständige Brautf. zu verabfolgen.' ,190
Gldn per Brautf. der noch ledigen Schwester.' 1843.
Z Schuldbr. — Hinimelrich-= Maria Himmelfahrt.
.Das fronamt soll begangen werden uf abent unser
frowen h.' M. XIV., MEsterm., Rick.
Rom-: 1. Pilgerfahrt. ,Dass wir bepstlichen ap-
lass und r. in unser Eidgnossschaft ze legen ver-
willgen.' 1501, Absch. — 2. die in der Stadt Luzern
seit dem XIII. jährlieh am Vorabend von Maria Ver-
kündigung übliche Procession der sämnitlichen Ein-
wohner- und Priesterschaft um die Stadt herum. Syn.
Um-F.; Müseyg-Uvigang. Dieselbe war viell. Ersatz
einer urspr. gelobten und veranstalteten Wallfahrt
nach Rom. — Mlid. rommrt mit Bed. 1.
Zesammen-: gemein.samer Weidgang zweier Ge-
meinden. ,Mullwyl war im Weidgang auf seine eige-
nen Güter beschränkt, hatte mit Rickenbach keine Z.'
MEsterm., Rick. — Schiff-: Schiffsladung; syn. Schif-
fete; Ledi. ,Eine gute Sch. Ziegel wohl geladen.'
1546, Absch. — Schlitt-: gi-osse Schlittenpartie der
.ledige" G'sellschaft' einer oder mehrerer Gemeinden
GRD.,Pr. (B. 2, 71). — Schueler-Schlitt-: Kinder-
fest in GrD. Gegenstück zum vorigen, wobei ein Teil
der Knaben, durch's Loos bestimmt oder freiwillig,
als Pferde sich vor die von je einem Pärchen besetzten
Schlitten spannt. Den Schluss der Fahrt macht eine
Mahlzeit mit Rahm (Schneler-Nidle). — Ständli-:
eine Fahrt auf der Limmat in Zürich in einem Ständli
[kleine Kufe], althergebracht und noch vorgenommen
bei den Festen des Limmatklubs.
Tag-: bestimmter Tag, an dem man vor Gericht
zu erscheinen hat „Aa; B;" Z und häufig in ä. Lit.
— Mhd. tatjevait, Tagreise; Gerichtstermin. Syn. T<i<j.
Berchtoldstag-: das Einholen des u. .Tannen-
fuer' Sp. 974 erwähnten, von den Gemeindsbehörden
oder auch von reichen Privaten geschenkten Wald-
baumes durch die Jungmannschaft auf selbstgezogenem
Wagen mit Fuhrmann. Vor '20 Jahren in ZSth. noch
üblich. Nachts fand im Gemeindehaus Gelage und
oft Schauspiel Statt und der Pfarrer CHerJ musste
dazu den sog. Hereiticeggen spenden, dessen Vorent-
haltung i. J. 1840 einen Proeess veranlasste.
1037
Part, fert, firt, fort, fürt
1038
Dank-: Bitt- und Dankt", an Gedenkstätten wie
Tellskapelle, Näfels. Sempach. — Turn-: Gang in den
Turin (Turn) als Get'ängniss. .Hauptmann Belniond.
der brav Mann, Hätte auch sollen eine Turnfahrt hau ;
Ins Haus kamen die Läufer [Gerielitsboten] in der
Eil.- vEuw 170S. — Weid- = Weidgang. Benutzung
der Gemeinweide. , Holzhau sammt der W.' 1571,
Abs(:h. , Einen Teil der Ahnend und des Mooses zu
gemeiner W. ausschlagen [ötfnen].' 158Ö, ebd. Noch
Ititiö in BBüren. ,Das Weidfahren mit Schafherden'
verboten. Z Amtsbl. 1859.
Wider-: 1. Rückkehr; Heimweg. ,Da ich uf der
w. bis uf den Gotthard gesyn bin, da uns die übrigen
boten begegnet.' 1521, Absch. ,Uf der w. von Hieru-
salem.' LLav. 1569. ,Regressus, widerfart, widerkunft,
das widerkeeren.' Fris. ; Mal. — 2. Wiederher-
stellung. .Doch von gotts gnaden, als ich hoff, uf
gnoter w.' ÄgTschudi. .Wir sollend ersuocht [auf
unsern Glauben betr. die Transsubstantiation erforscht]
werden, die doch in der w. des evangelii die ersten
gewesen sind.' 1531, Strickl.
Weg-: Reise. ,Kein täschen zur w.' 1531/60,
Matth. ,Quä itineris: umb die reis und w.' Fris.
Wall- Wull- Gr; L; P; S; Obw, Wöl- Ndw;
früher auch ,Wahl-' (Lied 1712), ,Wol-' — PI. ,-fert.'
LLav. 1569, ,-ferten.' 1548, B Mand.: Wallfahrt. ,Eine
Wolfart ins Wirtshaus versprechen.' Obw (spöttisch).
Si ist icollfartswls da, als Wallfahrerin, auf einer
Wallfahrt Gr UbS. ,Bezüglich der waldferten oder
antheissen [(ielübde].' 1540, Absch. .Peregrinari, wahl-
fahrt [wall-. 1677] tun.' Denzl. 1716. ,Die Prozes-
sionen, die Wolfahrten, der Rosenkranz usw.' ClSohob.
1699. — wallfarten, woU-: eine Wallfahrt machen.
,Wahl-.' JHoTT. 1666. .Welche wolfartend.' 1679,
EsTERM., Neudorf. — • Wol-farter: Wallfahrer Scnw.
Die Umileutung in ,Tv6hl' erklärt sich aus der Ausicht
von der Verdienstlichkeit und Heilsamkeit der Wallfahrten.
Dagegen ist die Schreibung ,Wahl' nur Bezeichnung des
Lautes, den gedehutes o in einzelnen MAA. wirklich annimmt.
Vgl. vor : var. Übrigens vgl. noch Wul-F.
Will-: Willfahrung, Willfährigkeit. S. Sp. 885.
888. ,Mit aller eidgnössischer W. begegnen und ent-
sprechen.' ZiRüiLG. 1656.
Wol-: Heil. .Solcher gruss [ist] uns menschen
ze wollfart und heil beschöchen.' 1586, Absch.
Wald-: Fahrt in den Wald, um Holz zu Imlen
BBür. 1666. Vgl. Weid-F.
Zue-: Visitation, bes. der Besuch des Hofherrn
zur Beiwohnung am Dinghofgericht, bzw. das Recht
auf Verpflegung bei solchem Anlasse. .Aecessionis
tempore quod vulgariter dicitur zuofart.' 1250, Urk.
LMünst. Graf Ludwig von Froburg und der Bischof
von Basel verzichten im J. 1276 gegenseitig auf alle
Anforderungen, der Graf ,sunderlich an der zuoferte
von Frickowe.' .Dass ein Tumprobst von Basel allü
jar zwo zuoferte zuo Hüningen hat, einen [sie] ze
mayeii, die andern ze herbste;' s. Bi'KKH., Dinghöfe,
S. 65.
a" (un)-gefärt, -gefärt s. äncijef'ar Sp. 88(1.
f»rliU. -isch GrV., {.-j- GRMai., .\dj. und Adv.:
fatal, verhängnissvoll, verdriesslich.
Pert 1 m.: Fahrdienst, Bedienung einer Fähre;
berechtigte Ausübung der Schitl'fahrt an einem be-
stimmten Orte (?). .Wer den f. hat an dem süide. der
git 8 Schill.' ca 1340/50, L Cammereirodel. Streit zw.
L und U ,von des fertes wegen ze Fluelen'. 1357,
Absch. .Sprachen, si säs.sen da an eim .stad und
wären [9] feren und hätten 9 f.; der ferten hette Welti
Meiger ein nünden teil.' 1449, UwSarn., Urk. .Den
f. versorgen.' ebd. — Das W. findet sich sonst nirgends
und wird wohl aus Oefert (s. d.) verk. sein.
Fert II, in Gl auch -d; e BG.; Gr; sonst meist e'
— Dim. Fertli BSi.; Gii (auch Fertji). Färtli ThHw.
- PI. Ferte {Ferti BSi.) — f. (und n. Gr UVatz):
1. Fuhre, Fuder, Ladung, Lieferung zu Wagen, als
Mass, bes. von Heu und Holz BHk.; Gr; „Th;" Z.
E Färtli Heu ThHw., kleines Fuder, Ggs. ein Wagen
voll ; Last übh. G. Es chitnnt wider e F., ein Regen-
guss. unter dem Bild einer schwer beladenen Wolke
als Schilf Z; Syn. es Schiff roll. ,Ein dusent fert holz
und dusent f. sand.' Stockar 1519. ,Um 3 f. sand
geben 9 p.' ca 15.50, ZWint. ,Suffaraneus, einer der ins
läger körn und mel füert, doch mit kleinen ferten.' Fris.
— 2. Last, die ein Mann auf einmal auf dem Rücken
tragen BO.; Gr; Schw; Zg; Z (was man fer(j(jen
mag) oder auf einem Handschlitten führen kann Gl,
bes. von Heu, Holz; Syn. Burdi, Seilete, Tregi; auch
was eine Magd auf ein Mal (an Holz) in die Küche trägt
GrÜ.; doch auch von Käse. Firtli, Heubürde, Syn.
BürdeU, aber Fert mehr als Pünyyel [Bündel] BSi.
F traye'di F., eine Bütte voll Z (Spillm.). — 3. ein-
maliges Gehen oder Fahren, um eine Last abzu-
holen, z. B. an einem Tag so und so viele Ferten tun.
Syn. Oang. Mer möged 's nid i" zico F-e" BHk. —
4. Mal. Synn. s. u. Fart. Noch e F. [ein Ruck]!
Ruf der Zimmerleute beim Ziehen eines schweren
Balkens. Mit vorgesetzten Grundzahlen oder mit De-
monstr. Gr. Die F., dies Mal; auch: in diesem Fall.
Allein stehend adv.: Ich bin da nur iioch fert g'si",
ein einziges Mal. Serardi. — 5. eine Weile Gl
(Schuler).
Das W. ist wahrsch. nur eine Scheideform zu Fiu(, indem
die Gestalt, Avelche dieses W. im mhd. Gen. uud Dat. .Sg.
uud im PI. annahm (verlel, verkürzt als neuer Nom. Sg. auf-
gestellt wurde, wie nhd. .Fährte' (s. u. Ferii), ebenso , Stätte'
ueben .Statt' u. a. — Das sächl. Geschlecht ist viell. nach
dem des syn. , Fader' angenommen. Eine woibl. Scheideform
ist ftrti, Last von Heu usw. Z, viel!, nach deui syn. Ilurtti;
verschieden, auch in der Bed., aber ebenfalls aus fari ab-
gespalten, ist Ferte, s. d.
(Je- k-fert n.: 1. (in ZSth. auch G'ferg; G'fergg
HU.) Wagen, Fuhrwerk, aber nur i. S. v. Equipage
(Kutsche oder Chaise) BG. ; Th; Z; s. unt^h Ge-f'crgg.
, Jakob half schnell der Mueter aus dem Gferg.' IUtern-
KAL. 1883. ,Die Gassen sollen weder mit Kntscben,
Wägen noch andern Gefährten überstellt werden.' Z
(jes. 1793. — 2. a) das Recht und der Dienst einer
Fähre od. der Schi ff fahrt übh. an einem bestimmten
Ort. ^yn. Fert I. .Ansi)racbcn |Reclitsansprüche] auf
die Sust und das gefert zuo Zug.' 1399, Absch. .Öff-
neten die feren vor uns mit ir fürsprechen, wie sie
das g. ze Alpnach ingehebt band.' 142t, Sakner ürk.
,Welichen das schitiVecht und g. geliehen wirf, die
söUent des fars und der sdiilVung warten.' 1518/44,
SchW LB. Insbes. eine Kehrordnung oder Ab-
teilung, nach welcher die Scliitflcutc l'a.ssagiere und
(iütcr fahren durften. So in ScnwBrunn., wo die sog.
(leiisirr (s. d.) Passagiere, die zu Fuss angekommen
1039
Fart, fert, firt, fort, fürt
1040
waren, ,iii' Gferd' weiter führten. Uf's ff. tüsse, auf
Gelegenheit oder Kunden die.ser Art lauern, ebd. In
Bs hiess in der 1. Hälfte des XV. ,G.' die Rangordnung
der Schilf leute, welche alle 3 Wochen, abwechselnd
je eine Woche lang, ausschliesslich die Fahrt von Bs
abwärts nach Strassburg unternahmen. Syn. Far (s. d.).
— b) eine Schift'sladiing, Gelegenheit oder Be-
stellung zum Fahren oder ein Fahrzeug selbst.
,Wäre. dass ein g. von Ure har käme und der schiff-
meister hie och ein g. hätte. e.s wäre lut [Leute] oder
guot, so soll der schiffmeister halben Ion nemen, nach
dem und das schiff ist ald er das g. verdinget hat.
und soll das bescheidenlichen teilen dem schiff, den
knechten und ouch im [sich selbst] und soll dann den
andren halb teil Ions und ouch das g. den von Ure
lassen.' Auf. XV., L Sclüffmeistcrlib. ,Was die Fähren
dem Knecht, der das G. bestellt, für Arbeit u. Lader-
lohn geben sollen.' 1544. Anscii. .Die Schiffleute von
L und Flüelen sollen hinsichtlich der Gefährte an
beiden Orten gleich gehalten werden, also dass jeder
Teil ein Gefährt, wo er es antreffen mag, auf der
Kückfahrt mitnehmen darf, auch wenn die Schiftleute
dort es bereits verdungen hätten.' 1575, ebd. ,Es soll
kein Teil der Schift'leute auf dem VwSee auf Gefährte
mehr denn 2 Stunden warten und es ist ihnen ver-
boten, einige Gefehrten über See zu führen, wenn
. dieselben nicht dem Zoller angemeldet worden sind.'
1(127, ebd. — c) speziell die volle Ladung eines
sog. Segners auf dem Bodensee. Hartm. 1808; davon
Gefärtler. Ein ff. (8alz) a) lU Fass Salz, ß) die je
zu 2 od. 3 zur Talfahrt an einander befestigten Weid-
linge, welche diese Ladung führen ZEgli-sau. — 3. un-
ruhiges, geräuschvolles Wesen und Treiben BG.; W.
Syn. Gefach Sp. 643. Er macht nit vü ff. Das ist
doch as hellisches ff..' Er hat as scharpfs ff. mit der
Fersu", tut sehr verliebt. Die lieint doch an Bits
z' ril ff. mit anandre, besuchen einander zu oft W.
Spass, Spott. Si hei" nnme d's ff. mit im BG.
I möchti nit ire ff. si, Gegenstand ihres Spottes,
ihnen zum Sj). dienen, ebd. ,Wie vor etwas jaren
in dem land Wallis sich ein gesellschaft erhuoben,
die nampten sich von dem hund, die villycht etwas be-
sunders geferts angehept wollten haben.' 1410, Absch.
.Wurde ein Zweitracht und gefert [GcfärdeV] under
inen [2 Parteien von Weideansprechenden] also gross,
dass es der schultheiss innen wart.' 1453, B.sL. Ur-
kundenb. .Der Herzog ist ein zyt krank gesyn und
sagt man sich, hab nachts in synem hus ein wild ge-
färt erhept, dass si meinten, der bös geist wollt in
hinfüeren.' 1476, B an Strassb. .Soliche nüw gefärt
und Wesen [die evang. Predigt] syg nüt anders, dann
des tüfels herhorn.' 15'23, Egli, Act. .Damit die pfaften
band ir giert' UzEckst. 1525. .Was darf man des
gfeerts, das du erzelt hast, mit den sprachen, künsten,
historien'?' HBull. 1531. ,Eyss mir'n z'boden, mach
wenig gfeert [keine Umstände]!' Birk 1535. ,Und
ist ein unruowig gefert, wie dann .an kilchwychinen
geschieht.' ÄfiTscHCDi. .Gesticulari, etwas geferts trei-
ben, pössisch sein. Manus arguta, ein geschwinde
band, die vil geferts und hoflerens macht. Circumciso
agere. mit kurzen Worten abbinden, nit vil geferts
machen.' Frks. .Also treib ich ein feines gefehrt'
ScHKRTW. 1570. .Treibt mit dir ein wildes g'fert.' ebd.
.Die Vögel ihr geferd treiben.' RCvs. .Jagen mit
-Hunden, Hornblasen nn<I anderm gfert.' ebd. .Das
gab ein wilds geferte', ein wildes Treiben, Hin- und
Herfahren, Verwirrung. Schlachtlikb 1600. ,Als er
mit schreien und rufen sein gefärd trib, merket der
Vogel, dass es umb seine Vögelin zu tun.' JLCts. 1661.
— 4. Lebensweise, Verhalten; Sachlage, Verlauf.
.Er fragte ihn. was syn geferte wäre, oder was er da
in der wildi täte.' Z Chr. 1336/1446. .Da duht die
rät, wie der [eines Diebstahls verdächtige] kneht und
syn gefert nit rehtfertig war.' 1362/81, G Mitteil.
.Schowetend das g.. wie es stuond.' Fründ 1446. .Der
Bettel ist ein wild g.' Gengenb., Bettl. ,Dyn frömd
bluetsüchtig giert [sc. das Reislaufen]', sagt der alte
Eidgenoss zum jungen. NMan. .Syn wyb blybt uf
irem alten gfärt; si halt sich wie vor im wirtshüs.'
1.530, E(iLi, Act. ,Si füeren ein seltsam gfert.' Salat
1537.
Mild, (jevertc n.. Weg, Falirt, Reise; ErscheiiiuDg, Be-
nehmeu, Lebeasweise; Schicksal, Umstände. Bed. 3 von /aren
i. S. V. sich hin und her hewc-gen; 4 von /(ircn i. S. v. leben,
ergehen, verlaufen.
Wagen-Fert f.: Wagenladung. ,Mit zweien wa-
genfeerten unsers hüsplunders.' JosMaler, Selbstbiogr.
Ferte I f.: F"'ährte, Spur eines Wildes S; Th.
D' F. verlöre" ha"; Ei"m nf der F. sl'. — Nur Scheide-
form V. Fart (s. d. 5 und .\um. zu Fert II).
ferten: ,die Spur des Wildes, bes. der Hasen und
Füchse, verfolgen. Der Hund hat gefärtet." — üs-:
die Fährte aufspüren S; auskundschaften Z (Spillm.).
Ferte II f.: Ausfahrt, Ausflug zum Vergnügen.
Hand ir scho" wider e F. im Viris [Sinn, Plan]? Z.
Hof-Ferte: wahrsch. =: Zue-Fart. ,Es sye syn
meierampt, kelrampt, h., syn vogtye.' 1389, L.
Ferti f. = Fert.
fertig I: was eine Fert bildet GrLuz.
Fertler: spöttische Benennung der Katholiken
als Wallfahrer. Ein Prädikant soll die VOrte u. A.
.Fertler' genannt haben. 15'29, Absch. — Von Fan in
Bed. 6.
Gc-fe rtler: Schiffraann. der mit einem sog. Segner
fährt; s. Gefert 3 c.
vert- s. ver-ent- Sp. 353 f. fert s. 1) fern
Sp. 1019. 2) für Adv. Sp. 961 unten und Schluss
der Anm.
fertig 11: 1. bereit, urspr. zur Fahrt od. zu fahren,
von Personen und von Sachen (immer mehr älteres
t/cräch verdrängend). Zu irgend einem Gebrauche ge-
eignet oder geschickt; geläufig. .Die niüliysen sun
[sollen] guot syn und f. [zum Gebrauch] der müli.'
1301. Z Urk. .Der geist des herrn ward f. über in.'
1531/1667, RicHT. = ,kam über ihn.' 1860. Man hätte
den Johannitern auf Ehodus gern Hülfe gegönnt, ,aber
in söllicho ferre will kein hilf mer f. sein.' Vad. Eine
Gartenspritze |Giesskanne| .giesst erstlich etwas ge-
mach, aber bald darauf f.' Sulzer 177'2. Von Personen:
rüstig, gewandt. .Durch welche [weisen Sprüche] die
jungen kinder f. und geschwind werdend und die jungen
gsellen weis und ratschlegig.' 1531, Prov. .Junge,
f-e Gesellen.' Siml.. Reg. 17'2'2. — 2. vollendet,
erschöpft, zu Ende ; ausgemacht, allg. F. bis a" 's
Wurste". SüLCER. eig. mit Bez. auf das Schweinmetzgen
der Bauern, dann scherzb. auf andere Verrichtungen
angewendet. Ebenso: .F. bis auf das Weisssieden',
eine bekannte RA. der Goldschmiede, wenn sie eine
1041
Fart, fert, firt, viert, fort, fürt
1042
Arbeit beinahe vnllendet haben. In Bs gebraucht
man sie auch von einem verarmten oder verdorbenen
Mann, der wie eine fertige Arbeit nächstens aus dem
Hause soll.' Spreng. Ks ist f., ausgemacht Sch; Z;
HS und f. <= üs und ame'J, eine ausgemachte Sache Z.
Nei', 's ist mV f. : r* miies us de" Fc'dre" ! JSenn. F.,
Geiss, innest (fmetzfiet sl"! heisst es, wenn man end-
lich zu einem Entschlüsse gekommen ist Z. Es ist
f. mit im, aus B.Si. Er ist f., insolvent, fallit Z.
E. gä", zu Grunde, zu Ende gehen; von lebenden
Wesen und von Sachen, z. B. vom Haushalt. Vermögen
Aa; Uw; Z. Sis Hüs und Hei'" ist f. g' gange". E.
mache", (Einen) tödten Bs; Z; Etwas (z.B. ein Klei-
dungsstück) zu Grunde richten Z. Syn. kaputt. Ohne
Objektsangabe: Er hat f. g'macht = iisg'hüset, sein
Vermögen verbraucht G. Es wacht mit im f., er ist
todkrank Zo. Wir hei" mit enand f. g'macht, abge-
rechnet W.
Mild, vericr, -ir nur in Bed. 1. Beide Bedd. hat ancli
j'eri^, s. Sp. 919. Vnn den Zss. sind hier nur noch die-
jouigen anzuführen, in denen -/eftiij wahrsch. die urspr. Form
oder weuigsteus üblicher als -yb-iy i.st.
un-: unrechtmässig. ,Dann durch (umj das bös
unf. guot Vergüsst manch christenmann syn bluot.
Unf. guot, sollt merken recht. Straft Gott bis in das
nünt geschlecht.' Gengenbach 1.51.5. ,l)as unf. guot
nit tcmplen, clöstern etc., sunder den dürftigen geben
soll werden.' Zwincli. ,Syn guot, unf. gewunnen, ver-
tedigen.' Kessl. ,Ich hab unf guot verlassen [hinter-
lassen]', spricht Einer im Fegfeuer, ebd. So auch bei
JRüEF. Gegs. rechtfertig.
Mhd. uiivertic, ehso. , Unfertiges Gut" ist wohl , nicht amt-
lich zugefertigtes'; ihm war als nnrechtuuissigem Gut die
Gangbarkeit, Gültigkeit im Verkehr (Fahrt, fahren) versagt.
heim-: zur Heimreise bereit oder bereits auf der-
selben begritfen. .Nachdem letzerc gestern h. ge-
worden.' 1.548, Absch. — buess-: bussiifiichtig, straf-
fällig. , Verfallen und b.' Ofkn. Wäuingen. — post-:
ganz bereit (f. wie die Post? f. für, auf die P.V vgl.
weg-f.). ,Siud, was er ihneu pfeift, p. nachzudanzen.'
JHAmm. 1(J57.
recht-: 1, „mit Recht, auf rechtem Weg er-
worben." .Nicht aus ßaub, sonder aus rechtfertigeni
Gut.' AKiiNfiL. 1688. — '2. rechtschaffen, gerechtfertigt
vor Gott. ,Die das gsatz tuond, werdend r. sein.'
1531/48, Köm. = .gerecht gesprochen werden.' ItiOT.
— Mhd. rehtvertic, rechtmässig, rechtschaffen.
Rechtfertigkeit: Beweglichkeit, normale Be-
schaifenheit der Glieder. .Verlurent all syn glider
die r.' KdSailer 1460. - Vgl. mhd. rnlic auch: beweglich,
un-recht-fertig, -ferig: 1. unreclitmässig. Syn.
un-fertig. ,Wee dem, der u. bös guot begirlich in
sein haus raspet.' 1531/48, Hab. .Lassend ander lüten
das iren ligen, widerkeerend [erstattet zurück] das
unrechtferig (unrechtfertiges. 107u) guot.' LLav. 1569.
.Dass. so wir etwas unrochtterigen guots bishgr be-
sessen habend, flyssige nachtrachtung habind, wie wir
dasselb denen widerum zunordnind, denen es von
rechts wögen gehiirt.' Gialtii. 1584. ..Mit verbotnen
und unrechtfertigen mittlen ir narung suochen.' SHociin.
1591. ,Unr. Gut zerrünnet bald.' HnsriN. .Sie be-
kennen, dass sie u-es Gut an sidi gezogen.' ClSchob.
1695. — 2. nicht rcchtsciiatt'en. ,0b der kiieht fromm
war oder unrehtfertig.' 1362/81, G Mittli. — Mhd. ««-
rehtvertic ehso.
Schweiz. Idiutikun I. 7.
ring-fertig s. -/Vrtji Sp. 9'20. — „ringfertigen:
angenehm werden, von einem Zimmer, durch bessere
Ordnung oder Ausstattung."
schlecht-feptig: erbärmlich? saumselig? ,Was
die armen Leute [von Eottweil] aus schl-em Hinlass
der Eidgenossen dazu drängte, diesen nachteiligen
Anlass [Frieden] anzunehmen.' 1540. Absch.
weg-: reisefertig. ,Harus in Tütschland w.' 1524,
Absch. ,W. und gerüst syn glych wie der, der sich
g'nestlet und g'ringlet hatt' HBcll. 1531. .Einen
w-en, der einmalen ryten niuoss, under dem schyn der
liebe und früntschaft ufhalten.' Gualth. 1584. .Frömb-
den durchreisenden und w-en leuten.' 1611, G Mand.
.Der Wirt sagte uns, dass er w. nacher Haus seie.'
Hect. 1(358. Mhd. wer/vei-tiij, reisend. — weg fertigen:
(refl.) sich auf den Weg machen. HBull. — Weg-
fertigung: Eeisebercitschaft. Mrßkv aipste el{ xr^v
656v, ir sollend üch uf die w. nützid ufbrechen [kein
Geld mitnehmen].' HBcll. 1531.
will-: bereitwillig. .Promtus ad faciendum: w.'
Denzl. 1677; 1716.
fertigen s. ferggen Sp. 10(l2.
Arten: feiern. ,Mit f und opfer.' Edlib.
Aus .firtagen, firtigen' verstümmelt oder eher selber .ils
Subst. zu verstehen?
viert s. bei i'»er Sp. 925. Viertel s. Vier-Teil.
Vierti"g s. Vierdung Sp. 996.
viertle": 1. (tr.) Etwas (z.B. ein geschlachtetes
Kalb) in vier teilen B. — 2. (neutr.) a) „ein VierteU
(eine Viertelsniass) nach dem andern trinken, lange
beim Weine sitzen." — b) vom Mond, in ein neues
Viertel eintreten Uw. Wenn 's viertled, se gid 's de""
bessers Wetter. — c) von der Uhr, die Viertelstunde
schlagen, allg. Da viertlet 's am ZU. MUsterl Dri-
viertle", die Dreiviertelstunde schlagen Bs. — Von
Viertel. — Zu 2 c vgl. katbei-en.
fort I -o- GlK.; LE.; P silv. ; Uw ; U, sonst -u- (ilas
in Ar o lautet; daneben aber auch ue, s. T. 22a): meist
wie nhd.. bes. auch in der Weglassung des Vbs ,gehen'
bei Verben der Modalität, z. B. : Was brächt si alliwü
[immer] f.? Z. Amplificiert üf und dem" und f.gä".
Prägnant f. hocke", fort bleiben. I loill f. gen esse',
ausser dem Hause Ai". Euphemistisch er igt f., ge-
storben Gl; ScHwMa.; U; Syn. verreist. F. gä", Ab-
gang. Nachfrage finden, von Waaren; verschwinden.
entfernt werden können, von leiblichen Übeln. Id. B.
F. chö", von Sachen: verloren gehen B; Z; es ist m'r
fürt cho, mir abhanden gekommen, gestolilen worden ;
von Personen: gehen können, z. B. von einer Schwan-
geren, die noch innner des Gehens mächtig ist Z.
Nüd f. cho" mit . . ., mit einem Werkzeug oder mit
Jmdm zusanniien eine Arbeit nicht fördern Z. Weit--;y
f. mit'f wollet ihr f damit? Begrüssung des Bauers,
wenn man ihn beim Düngerführen antrifft Bs.
Das u statt o ist rätselhaft; vgl. für für v^jr. Vor r
bildet sich goruo ue aus u (wie ic au.s i'l.
alls- Bs, «Ht- L: immerfort. Syn. alliwil, in Ei"m
fürt, geng, eister und das Folg. — Alias. Sp. 170. Alli
wohl verk. aus iilHij Sp. 20S.
ein- ei fort L, eifert ZStdtf: an Einem (.
Scher-dich- Scher -di-fiirt m.: .\bscbied, uiiil
zwar: 1. letzter Trunk der Wäscherinnen am Ende
der grossen Wäsche; kleines .\bendessen, mit dem die
1043
Fait. fert, firt, fort, vort, fort
1044
Glätterinnen entlassen worden; aueh Wein und Fleiscli.
den Wäscherinnen nach Hause mitgegeben BsStdt. —
2. das letzte Gericht an einer Mahlzeit (besonders
Leichen- oder Taufe-), meist in Schinken bestehend;
für die Gäste ein Zeichen, dass sie nichts Weiteres
zu erwarten haben, also aufbrechen können ZPfäö'.
— 3. Abschiedsgeschenk. Etwas zum Seh. geben.
G 1799. — 4. Jindm Seh. geben, ihn aus dem Dienst
entlassen oder fortjagen Schw.
Imperativische KA. als Sulist. geprägt wie Schabab (Sp. 32)
iimi viele ältere Personennamen; vgl. das aus einem Optativ
gebildete Danhheigist (sagen).
yört II: vorhin, soeben; z.B.: Er ist grad vort
furtij' yanr/C Scn'Nk. — Syn. n,r und aus diesem mit
adv. I gebildet.
Vortel, vortlig, vörtelen s. Vor-Teil.
Fortune" f.: 1. Glück. F. mache, sein Glück
machen ÖcuwE. Jetz mach numme di F. och, probiere
dein Glück auch BSi. — 2. Missgeschick UUrs.
(Weilenm.); in der ä.Spr. insbes. stürmisches Wetter
auf der See, Sturm. ,Die gale [Galeere] hätte mögen
in einer fortun zerbrechen und undergän.' HsSi'hüri'f
1497. ,Von eini grossen fortun, der wol für uns was,
wie wol das Wetter sorgklich kam.' ebd. .Kam ein
fortun und ein ungestüeme. das schlug unser gale und
die andern schitt ganz von einandern.' ebd. .Doch
. heind die Venedyer ein schifflendi vor behept, das ire
schitt' da ein zuoflucht heigent, so die fortun kumpt.'
ebd. .Gross stürm und gross furdunam.' Stockau 1519.
,Uf den abend kam gross stürm und gross fortuna
gegen einanderen.' ebd. ,Hetten wir eine grusamliche
fortun mit regneu und mit mcngerlei wind.' Stulz 1519.
,Es bekannton auch die schiftleut selbs, dz sy der-
gleichen fortun nie erlitten.' Tierb. 15Uo. — 3. (PI.)
Fqrtüne, Futilne, Fatüne, Fatüne, Fadüne mache,
seltsame Geberden , Grimassen machen , Gesichter
schneiden Z. Syn. Fagängye usw. (Sp. 686), Faxe,
Spargimenter.
Ans dem lat., resp. it«l. fmiuna, und zwar 1 in der
gewöhul. Bed., '2 in der erst im Ital. ausgebildeten. Das
einmal aul'taucbeude männl. (Toschl. erthirt sieb aus dem niit-
gedachten Syn. , Sturm'. Ausstossung resp. As.similation des r
ist eben so häufig als Eiuscbiebnng, ebenso Übergang von o
in « gerade in ZM.\.; ü in der zweiten .Silbe erklärt sich
aus der frz. .ausspräche des W. Auch Erweichung von (
zu d ist in einem Fremdw, niclit auffallend. Bed. 3 moclite
etwa aus der Praxis der Wabrsagerei od. Zauberei entstanden
sein, wobei unter Anwendung von allerlei sonderbaren Ge-
berden die Scbicksale von Personen erforscht oder auch ge-
radezu gemacht werden sollten; das Macheu wäre dann von
seinem urspr. Gegenstand oder Zweck auf das Mittel über-
tragen worden zu einer Zeit, wo die an sich schon unklare
Praxis noch dazu in Verfall geraten war.
förtig s. fürchtig.
Furt m. u. f.: 1. fahrbarer Durchgang durch einen
Zaun, bestehend aus 2 Pfosten mit liegenden, ver-
schiebbaren Stangen; Einfahrt, Gatter in einer Latten-
hecke L; ZKn. (f.). Syn. B'legi; Pforte^ Serli. In
ZZoll. heisst P. als Flurn. eine Stelle, wo ehemals
das Vieh zur Weide in die Allmend eintrat. Im Fu-'rt,
Flurn. ZHittnau. Vgl. Forct III. , Welcher durch ein
gehag faren muoss, der soll glych zuo statt [auf der
Stelle] den f. und gatter widerumb zuotuon.' On-s.
TnZilschl. ,Sie sollen die Felder dem gemeinsamen
Weidgang offnen, beide Parteien sollen einander die
Furten nicht vorschliessen.' XVIL, MEstebm., Rick. —
2. wie nhd., Flussübergang. , Funden ain f., den si
ritten.' Z Chr. 1336/1446. .Der soll ouch den f. undcr
der bruggen offen hau, das man dadurch ouch gefarn od.
geryten mög, ob yeman lieber durch das wasser, dann
über die bruggen faren oder ryten wellte.' Schw LB.
,An dem f. der Thur.' Türst 1495/1500. ,Und zoch
an den [die. 1860] f. Jabok.' 1531/48, Genes. ,Und
machtend den [die. 1531] f. über den Jordan.' 1548,
II. Sah. ,Vada cseca, ein heimlicher f., den man nit
sieht.' Fris. ,Der f. eines wassers, dardurch man fart
oder wattet, vaduni.' iVIal. ,Vadum, f., grund und
boden im wasser. Tentare vadum, den f. suchen.'
Denzl. 1677; 1716. — 3. Rinnsal. Betteines Flusses
oder Baches. Vgl. Fiirtel und Bach-Furt. ,So man
ein wasser abgraben will, facht man nit an bi dem
rechten f. und wasser, sunder fer davon und an dem
end, da man das wasser vermeint hinzuobringen.'
Salat. ,Alveus, der runs und f. eines wassers, ein
wasserkennel.' Fris. ,l)en Doribach in eeren ze haben
und im rechten f. und gang zue erhalten.' 1596, Z.
,Dass die schiftenden des furts achten.' RCys. ,Das
Wasser dises Bachs, welches sich damahlen oberhalb
Kriens geteilt und mit halben Runs ein andern F.
gefunden.' JLCys. 1661. ,Der Reuss einen neuen
60 Puss breiten Canal graben und das Streichwuhr
in die Grädi nach dem neuen F. zu richten.' 166'2,
ÄiisoH. ,Dem Grabenbach soll sein F. (,Lauf.' 1835)
gelassen werden.' 1755, S. ,Das Wasser ist von da
wieder in seine alte F. geloffen.' B Hink. Bote 1765.
,Die Ebene zw. dem Berg und der Emmenfurt.' ebd.
.Da die 3 schittreichen Wasser, die Aare, Limmat und
Rüss in einem F. in Rhein fallen.' Wurstis. 1765.
.Niemand darf oberhalb dem Dorf den Bach aus seinem
rechten F. leiten.' 1790/97. Gericutsprotok. Kirchd.
— 4. Wassergraben in Feldern und Wiesen, zu-
nächst zu Ableitung oder Zuleitung von Wasser, dann
wol auch zu Grenzbestimmung. VgL E'-Furt. ,Ein
weg uf dem Bachtal unz harin den f. an dem rechten
eeweg.' XV., Aa. ,Incile, ein känel oder f. oder gräble,
dadurch man das wasser aus einem fluss etwanhin
leitet.' Fris. .Demselben grat nach in die fürten ob
der Richeten.' 1569, Gl LB. ,Die Werkleut, so das
Fundament zu dem Rathaus gegraben, haben under
dem Erdrych ein Vacuum oder holen F. oder Gang
gefunden, aus welchem Schwalben heraus geflogen.'
JLCvs. 1661.
Mhd. fürt m. f., Fnrt, Flussbett; Bann, Weg. Pas m.
viell. durch das Geschlecht der syn. ,Runs. Gang. Weg' be-
stärkt. — ,Furt' i. S. V. 2 auch in zsgs. Ortsn. : ,Eselsf.'
1217 in der Gegend von ZRüti an der Jonen; .Krewelf.'
ZWied.; .Sihlf.' 1332, SchwE. Z' Furt, Name eines Berg-
sturzes in U, viell. aus Fmit verderbt. — Abi. füniii.
E-: Grenzgraben. Syn. E- und Efurt- Graben,
E-Ru)w. ,Für das Offnen und Reinigen der Bäche
und Ehfurten wird den Anstösserii Frist anberaumt.'
1867, ZWl. ,0b einer wässeren wellt, der nit an
einem e. läge und einem andern wollt durch das syn
faren.' 1495, Aa Wst; ähnlich 1595. ,Die Marchen-
beschreibung von 1612 sagt nicht, wo der alte Eefurt
unter Ellikon durchgegangen sei.' 1747, Absch.
Ochsen-: nur in der sprichw. bildL RA.: Er
ist vo" 0., dumm; ungeschickt. Sulger. — Fingierter
l^appoUat.) Ortsn. nach Anal, von .Schweinfnrt' nsw.
An- f.: das Anfahren. Landen; Zufuhr. ,In der
Stadt ScH ist ein namhafte A. und Niederlag [von
1045
Part— fort. Partsch fnrtscli. Faix— fnrx. Farz -furz
inifi
Salz].' lt>54, Z0L1.VKKHANDL. ,Den Feinden die A. ver-
wehren.' Laüff. 17?.li/9. — In-: Einfahrt. ,In- und
Usfürten.' 1580, AWild 1883. .Der einf. in den Alp-
naehersee.' JLCys. ItJül. — Bach-. ,Dass in dem
rechten Bachfort Wasser zu Underhaltung der Fischen
genug verbleihc.' Hect. 1658.
Furtel n.: Rinnsal eines Baches oder Flusses.
Das F. offnen: das Plussbett wiederherstellen, von
Schntt befreien Gl.
fürten: ein Rinnsal graben. De Bach fürtet,
gräbt sich selb.st neue Wege Gl.
Furtle s. Furie Sp. 1012.
furtlicll. ,Der houptman was ein f. man, hätt
gern das allerbest getan.' JLenz.
Die UuzHvevlässigkeit der Quelle in Bttr. von Sprache
und Schreibung erlaubt viell. eine Verderbnis« ans fruetirj
(s. d.) anzuuobuien. Verderbniss aus '/urchilieh , 1. S. v.
Furcht einllösseud, scheint nicht zu dem Zshaug zu passen.
fiirt: Nbf zu für als Adv. ,Hinfürt', fortan, für-
derhin. 1542, Bs Zunftprot. Auch .fürt' allein 'mit
der selben Bed. Ruep 1538. — S. für 11 1 b und betr.
das angeschobene t Sp. 962 Anm. am Schluss.
Fürte s. Für-Tuech. fürten, fürtig s. furcht-.
was-fürtig s. was- fürig Sp. 967.
fiü'tig: zu Fuss durchschreitbar, Furten darbietend.
.Wie der Rhyn durch abschw.ynen [Abnehmen] der
wasseren f. und wandelbar werde.' JJRüeger 1606.
Gefuert s. Fuer 4 (Sp. 97i_i).
Us-FUert f.: .\usfuhr. Einem LNeudorfer wird
1794 von der Victiialienkammer gestattet, eine Anzahl
Kohlköpfe ausznfuliren. doch sollten die Zollner bei
jeder ,Ausführt' und Zurückkunft die Stücke Vieh am
Wagen abzählen. Esterm. 1875.
Fertschi s. Ferli Sp. 921.
Fuerx: Kinderschlitten Ndw.
farzen, fiirzen: pedere, frz. piler: etzt durch
furzeti (s. d.) aus der lebenden Sprache verdrängt.
.Welcher auch auf unserer stuben in offen urten oder
sonsten mit koppen [Rülpsen], f. oder speiserbrijchung
Unzucht begienge, der soll 1 ß zuo buoss geben.' 1508,
Rebleutenordn. Wthuk. ,Wer ein Unzucht begoht, es
s)'e mit färzen, koppen lassen oder anderen groben
Üppigkeiten, dieselbige person soll gestraft werden
urab ein mäss wyn.' 15S2, Badordn. BEngistcin.
Färze: Adlerfarn, pteris GW. Vielleicht mit dem
vorhergehenden Vb. vwdt (vgl. das syn. Wunmviirze)
oder eine Abi. von Farre [Farn Sp. 1017).
Vierzel m. : auffallend dicker Gegenstand, beleibtes
Mädchen AaVHI. — Geisse"-: 1. (meist dim.) Mass-
lieb, Gänseblümchen, bcUis perennis Aa. — 2. (meist
mit dem Zusatz gronse) Johannisblunie, chrj.santhemum
leuc. Aa.
In dem Sinipie.x lässt sich leicht eine Nbf. zu Viernzd
(Sp. 102'2) anuehnien, da man auch u. ,V. einen auffallend
dicken Kopf mit einem .Viertel' vergleicht, und eine kor-
pulente Weibsperson auch Siiniile, Kufe, ginannt wird; vgl.
noch .vierschrötig'. In dem Pll,anzenn. ist das erste W. (wie
in den Syn. Irfin^rnftie usw.) aus .Gänse-' lautlich gesetzniüssig
geworden.
Furz («-) — PI. Fürz — Dim. Färzli — m.: Wind
aus dem Unterleib, bes. der hörbare, doch heisst
es: .Salomo der weise spricht: Laute Fürze stinken
nicht.' allg. En F. (ah)hi' Aa; Z; vgl. Fiirzlassbiind.
Bildl. RAA. Nid en F. [nicht das Geringste] iverf W.
/•■'' wett Heber en F. vs-eme töte Boss! Z (Spillm.).
Dil bist z' churz um en F., um ein Weniges, ebd.
Urne (-)iandj fare" fschiesse", springe") wie-n-en F.
iii-cre Laterne, (in einem verschlossenen Raum) un-
stät, verlegen sich hin und her bewegen Bs; S; Z.
Us-eme F. e>i Doiiiterchlapf (c Donnerwetter) mache",
eine Kleinigkeit übertreiben L. Er meint, smi Fürz
scige [seien] Wiehrauch L. Von einem um seine Ge-
sundheit übertrieben Ängstlichen sagt man : Er geit
zum Dllliter, wenn-em en F. im Füdli b'stecht [stecken
bleibt] BRi., wenn-em en F. nüd recht etrünne [ent-
rinnen] cha"' Z. ,Ich hau ein F. in d' Chilchen [Kirche]
g'lon'. sagt ein Teufel bei Eoef, Adam u. Eva. ,Ich
lachet, das mir ein f. entwuscht.' NMan. ,Sä da, iss
das imberwürzlin, Dass dir vor angst nit entwüsch
ein fürzlin.' Aal. ,F., scheiss, ein pfüse, crepitus.'
Mal. Sprichww.: i^ iJ)-7i>e [Prise Tabak] und en F.
Macht d' Zu churz. Schild. Eigeni Fürz schmecl'en
am Beste L. Dokter F. hilft den Arme" L. En rechte
F. schadt-em Dolter e Mixtur. Sulger. Wer vom
Dräue stirbt, wird mit Fürze begrabe" L. .Und wel-
cher ab tröuwen [von blossen Drohungen] stirbt, dem
wird mit furzen g'lüt [geläutet].' 1499, Lied. Daher:
Me" sütt-e" mit Fürze" higraiic", Ausdi'uck höchster
Verachtung Z. Dim. bildl.: kleiner Schuss aus einem
Gewehr, mit und ohne Schrot BHk. ; winziges Ding,
z. B. eine kleine Baumfrucht, ein Zuckerbrötchen Ndw.
— Mhd. furz. Vgl. farzen. Syn. (auch in übertr. S.) I'atd:
Hennen-. ,Truckne [trockne] Henuenfürze': Eier.
GHeid. 1732. VgL H.-Pfitz. — Juden-: 1. Churz
wie-n-en J. Z. — 2. gem. Püster, lycoperdon gem-
matum, ein Pilz Bs. Vgl. Syn. ,Bo-, Weiber-Fist.'
Knoden-: verwachsener kleiner Bursche AAStauf.
— Kiiuden, Knöchel.
Nunnen-Ap, sonst meist dim. -Fürzli": Leine
Art Gebäck. Confect, meist in Form kleiner Krapfen,
mit Füllsel aus Confitüre, in Nonnenklöstern ver-
fertigt und käuflich, oder von ihnen zu Geschenken
verwendet, allg. „Eine kleine Art Makroneu B."
,Butterbrödcheii.' Screnc;. ,Nunnenfürzle. ein gattung
küechliiien.' Mal. — 2. Stachelbeere TuUntersee. Syn.
Brunnen-, Dunnen-F.
Bed. 1 ist unter dem selben oder .ihulichen Namen weit
verbreitet: Nounon-Brod (Kiienliu, Alpeubl.), -Kräpflein
(Würzburg), Nuuefirzker (Siebenbürg. |, Nunueufurte (nd., iir
Holstein ein Festgebäck um Weihnacht uiul Silvester, eine
Art Apfelkuchen oder Kräpflein), sogar Übersetzt in roni.
Sprachen: frz. jjet de wmiu-, span. jiellizco'i ilc iiioiija (eine
Art Makrone). Der Grund der Benennung ist nicht sicher
zu erki'uncu, klar nur, dass der zweite Teil des Comp, nicht
das W. Furz iu seiner obigen Bod., sondern nur eine Au-
lebnung od. Uuuleutuug sein kann (vgl, iiniuerhin die liildl.
Anwendung von /■'. in Ndw). .Viu Nächsten liegt eine Abi.
\ini \iit. ftrvin- ififtum), stopfen, wiu frz. /ui-c-e. Fülle, wobei
noch zu bedeukeu ist. dass neben ,Fur/.' auch ,Far/' üblicli
war. Das W. wurde also urspr. wohl ' Xunmnfitrzil oi. -frzel
gelautet haben. Doch haben wir es viell. mit der mildernden
l'mdeutiing eines obsciineu ähulieh lanteuden .Ausdruckes in
1047
Parz— fnrz. Fas - fus
1048
tun (vgl. z.B. .Fuchs-Luinmern' bei Weinh., Beitr. 55).
— Bed. 2 mag auf der Ähulichkeit der Beere mit einer
Krapfe berulien, indem Beide zwei Zipfel und in der Mitte
eine Ausohwellung haben.
Brunnen-Fürzli: Stachelbeere ZGlattf. Syn.
Brunnengütterli [-fliiseliclien].
Sü-Furz: Mauer-, Kelleresel, Mauerwunn, frz.
cloporte UwE. — Tüfels- = Juden- F. Bs. Syn.
Tu f eis - Äsche , -Melsaek, -Geldseckel. — Dünne"-,
Dunner- (auch Diiu.): Stachelbeere Scu. \g\. Nun-
tien-, Brunnen-F. ■ — Wolfe"- = Juden-F. Syn.
Wolfs-Fist (lycoperdon), -Hauch; frz. resse-loup.
Sunnen-Furzele f. = Bunnen-Furz TuUnters.
furze": 1. (lauten) Wind von sich geben, allg.;
derber als fäuken, pßf'en, ab-, üslän, dämpfen. ,Pe-
dere, f., ein furz oder scheiss lassen.' Fris. ; Mal.
.Welicher an der Zilstatt und besonders so Wyn und
Brot da ist, vor den Gsellen mit Koppen oder F. ald
anderer Unvernunft Unfuog tribe, der soll die Buoss
verfallen syn, ohn gnad.' 1601, Z Schützenniand. Bildl.
RAA. Ga" F. schmecke" nennt man es spöttisch, wenn
Jmd dem Tanze zusehen geht W; S-yn. Fhili stäuben;
Hotscn dröschen; stücklen. il/e" cha"" nur nid ruehiy
f. [so sehr ist man beschäftigt] L. Im Umnut soll
einst der gelehrte S llatsherr Gl. den Ratssaal ver-
lassen liaben mit den Worten: We"" das heisst regiere,
■sn heisst f. musiziere! Anfg XIX. Sprww.: Die Pro-
phete", wo [welche] f., wüsse" Nüt. Zvro. Wir wol mag
esse' und irul mag f., de'' brücht rke" Dokter L. War
dem Esel 's Loch nüd z' chli", so mächt er gern mit
de" Rosse' f. ScHwMa. Boss und Ma'" städ 's F. a',
Wib und Cliue — heb 's Füdli (d' Löcher) zue! Z.
— 2. auf einer Furze (s. d.) blasen Th; Z. — 3. furz-
ähnliche Töne von sich geben, von Werkzeugen, Gerät-
schaften, z. B. Spindeln, Rädern, durch Reiben Th.
Furze° Aa; Th; Z, Furzere" GTa. — f.: eine
Art Blasinstrumentes, das Kinder aus dem hohlen
Blütenstengel des Löwenzahns, auch aus der Rinde der
Ziegenweide bereiten und in letzterm Fall als Mund-
stück für grössere Instrumente, bes. für die aus Rinde
verfertigten Hörner, gebrauchen; s. Guge, Gugge;
Waldhorn; auch ein selbständiges kleines Instrument,
bestehend aus zwei in einander gepassten Hölzchen,
zwischen welche ein Getreideblatt zu liegen kommt Z.
.Furzen: ein pfuse [Blasrohr].' Mal.
Pech-Furzer: Spottn. des Schusters Z.
F u r z i ni. : Schelte für einen unbedeutenden Men-
schen L.
Spendi-Fürzi s. Splendifözi.
Buebe»-Fürzleri": Mädchen, das den Buben
nachläuft Gr. Syn. Buchen -Miter in, -Sclimeckerin,
-Trat.
vierzg s. Sp. 920. «
Fas, fes, fis, fos, fus, lozw. fass usw.
Pas (ii) f. Aa (Hürbin), Fase" ni. L; Z ~ Dim.
Fäseli: 1. glatt u. einfach abgeschrotete Kante, techn.
Ausdruck der Steinmetzen und Schreiner Aa; L; Z.
,Inwendig in der Kirche die Gesiniser sammt den
Eggen und F. anzustreichen.' 1781, ScHwWoUerau.
— 2. das so bearbeitete Werkstück selbst. .Braucht
es 890 Schuh Fasen oder Sockel, diese sauber ge-
arbeitet.' 1781, Kirchenbau ScHwWollerau.
Vgl. (rz. face, Kaute, facette, geschliffene Seitenfläche:
doch unser W. viell. deutschen Ursprungs, eins mit Faseyt II,
Saum. — Sachlicii vgl. Itif bei .Schneidewerkzeugeu.
Fass I m. (f. GBättl.): 1. Griff, Ort, wo man an-
fasst Gl; Gr; GBättl.; auch beim Ringen und Schwin-
gen GrD. f. ha", a) anfassen können oder angefasst
haben Gr. Syn. Fassi, Hab. b) festen Fuss fassen
GBättl. Syn. Fuess han. — 2. Hundenanie. 1504, Z.
V^gl. ,Packan'. — Vom Vb. , fassen', nach Analogie von
, Griff, Halt'.
Fass n n. — PI. meist noch = dem Sg. — Ditn.
Fassli, Fässli: 1. Gefäss, grosses oder kleines, meist
von Holz, zur AutTjewahruiig fester und flüssiger Stoffe
(vgl. die Compp.). Insbes. a) tonnenförmig. gross, für
Wein, Bier, Wasser. Jauche u. A. (allg.). .Des glychen
jars ist also vil wyns worden, dass man alle alten
fas hat müessen binden.' Mey., Wthur. Chr. ,Die Fass,
darin man ihn [den Wein] fasset.' RCvs. .Hupschlich
trinken oder nit vil über das f. gon, parcere cadis.'
Mal. Fini tcie es F., korpulent U. ,Ein alt weih,
die ein bauch hat wie ein f., doliaris anus.' Mal. Als
bestimmteres Mass, nächster Überbegriff zu Saum
(,1 F. = 4 Sautn.' 1761, Absch.) und zu Sester (,1 F. =
10 Sester.' 1555/86, Absch.). Auch zur Aufbewahrung
od. Versendung trockner Gegenstände dienende Tonne.
,1 f. mit sichlen. Die negel, wievil der'" in fässlinen
ander der stijgen. Itu vorkeller 3 böse [beschädigte]
fässli, in einem [derselben] äschen.' 1571, Z Inveiitare.
Vgl. die Compp. von Legele. In ein F. schlagen,
(den Leichnam eines Selbstmörders) in eine Tonne
stecken (und — damit die entweichende Seele auf
Erden kein Unheil anrichten könne — einem fliessen-
den Wasser übergeben). ,Beschäch ouch. das jeman
im selber den tod antat, den soll man verschlahen in
ein f. und an yetwederen boden ein brief. was er getan
hat, und soll man in lassen uf die Lindmagt [Limmat]
und lassen rünnen.' 1384, Stdtb. AaB. Andere Bei-
spiele aus XV.. XVI. und Erläuterung s. bei Osenbr.
1881,337/45. Sprw. RAA. D' Hand under-em F.
ha", gebundene Hände haben, in gezwungener, be-
drängter Lage sein, z. B. verschuldet Ap. D' Hand
ligg im [liege ihm] under'm F. Schimpfr. 1652. ,Noch
ärger sind die, wenn sy sehen, dass dem artnen die
h. under dem f. ligt.' SHochholz. 1591. .Du Capitalist
hast zehen und mehr per cento von Leuten genommen,
denen die Hand in der oder dieser Not unter detn F.
gelegen.' JJUlr. 1727. Dem F. de' Bode' ü.'istosse'
ScH, — üstrucke" Z, dem F. de' Sinoite" [Spundzapfen]
usse schlä' GWa., das Mass voll tnachen, der Sache
den Ausschlag geben, ein Ende tnachen; den völligen
Untergang herbeiführen, das Unglück voll machen.
TFo .so e [eine solche] Frau ist im-e Hüs, g'heit [fällt]
ghvüss dem F. de Bode' üs. Stütz. ,l)arumb so in
Beschluss des Testamefits [von Benz] erst dem F. der
Bode usgestossen.' HBüll. 1571. , Unser hl. Vatter
wollte den wyn [gern] wider im f han', die Sache
rückgängig machen. 1521, Strkkl. .Hän.schen im Fäss-
chen verschwellen', ein Abendschniaus, den die beider-
seitigen Eltern dem jungen Ehepaar geben, wann die
junge Frau anzeigte, dass sie guter Hoffnung sei.
Troll 1844. ^]'enn■mc'-s' in es F. täti und umrugele.
1049
Pas, fes, fis, fos, (us
1050
chämfd eister AU ohe>iuf = Alle sind gleich schlecht Z.
(Wi"-jFüssli trölc" Bs. trüle" Z, tvale" ZUhwies., ein
Kinderspiel: sich auf dem Boden einen Abhang hin-
unter wälzen. Kätsel: is ist es yässU öiii Bänilli
und iiveiirlei (Ti(mj)ist [C'ompost] drin, das Ei; iiiid
en schn-arze 3la"" drin, der Prediger in der Kanzel;
aber auch: und trinked Cluinig und Fiirstc" d'rüs,
die Mutterbrust; vgl. die Stelle im Simplicissimus:
,Sie könnte wolil glauben, dass dies Hetel [Ziege] viel
Milch gebe; denn sie habe ein schönes Fass [Euter],
wie es die Schweizer nennen.' As F. mit-ama nüwa
Reif liet d' Nasa vil z' teuf, Vexierbescheid auf die
wiederholte Frage ,was?' GrV. Sprww. Me" muess
a" lern [keinem] F. chlopfe", uderme" u-ell drtls trinke",
sagte Einer, dem man an den Hintern kloptte L.
Wenn 's F. voll ist, so seil nit" spare", iif de Tntesen
[Hefe] isch 's s' spot. ebd. — b) kleineres üetass,
Hausgerät, von verschiedener, doch meist rundlicher
Uestalt, z. B. hölzernes Geschirr, in welchem man
Wasser in die Küche trägt W; Syn. Hand-, Wasser-F.
FassU, Nachtgeschirr, meist von Holz BÜ.; Syn.
Nacht-F.; Kidiel; vgl. Gany-Gelte. Korb L und spez.
Bienenkorb L; S; Syn. Imhen-F., Blji-Stoclc, Bicher.
.Ein silbrin f.' KdSailer 14(J0. ,Avcntüren us dem
hafen oder fesslin [Glückstopf der Lotterie] ze ge-
winnen.' G 1485. Bildl. nach bibl. Sprachgebrauch,
wonach der menschliche Leib oder die Person als
Geläss oder Werkzeug der göttlichen Gnade aufgefasst
wird: ,Des heiligen und userweiten fass" S.Pauli.'
1491, UwE. Jahrzeitb. ,Dass ein ietlicher wüsse syn
f. [.geschier.' lUtJ7] zuo behalten in heiligung.- 1531/48,
I. Thessal. — 2. Fässli, Stachelbeere ZWyl. Syn.
Krüeyli, Kruselheri (von Krasle, bauchiger Krug). —
3. Tuchüberzug, worein Etwas ,gefasst' wird, z.B.
Bettstücke. Syn. Fassi; Gefäss. ,34 eil rystis [rei-
stenes] tuodi zuo den lasen.' 1397, L Stift.
Mb. v<iz u., Gefass, Fass, Schrein; auch Bienenkorb und
bildl. in geistlichem Sinn. Die unveränderte Pluralform ist
die alte Regel der Neutra; dag. unregelmässig tlexivisches n
im Gen. Flur. ,der völlige Halt [volle GehaltJ der Fassen.'
1757, Z Ges. Zweifelhaft ist, ob in der .\ngabe: ,Cur nou
ludo hunc alinuantisper? Warumb fatzeu ich den nit etwan
lang'i' Warumb hab ich in nit ein wenig im vass'i'' Fris.
unser W. gemeint ist, oder Fass I, oder ob ,va3s' geradezu
= ,Fat2', Spott, zu nehmen ist. — Als zweiter Teil in Zss.
erleidet das W. (wie Fuen8 in Ham/iH, d. i. Hahnenfuss), vor-
nehmlich in der MA. von GrPr. solchen Entzug des Tones,
dass es den Schein blosser Ableitungssilbe erhält; s. Mtl-,
Bad-, Sah-, Schih]/'-, Schenk-, St*iin-F.
Achis-: Gefäss zur Aufbewahrung von Achis (s.d.)
GuAv. Syn. Achis-Kilhel, Sär-Fässli. — Imben-
Imb- ÄAFri., Inijie- L, Ime- Ap: Bienenkorb. Syn.
Ime-G'fäss; B}ji-i:ltocl-. — Anken-: 1. „Buttertopf ;"
hölzernes Gefäss zur Aufbewahrung geschmolzener
Butter BHk. Syn. A.-Kübel. — 2. Butterfass, in wel-
chem gebuttert wird Bs. ,T)as .\. oder Liren, darin
der eingeschüttete Nidel [Sahne] durch stätiges Uni-
treiben der Handhabe [Kurbel] in Butter verwandelt
wird.' JScHKiicTiz. 1706. Es ist in ß und jetzt auch
anderwärts ein ticfä.ss in Gestalt eines grossen Käses
oder Schleifsteins. — 3. -Fässli, Fässclien, Tonne,
worin die Butter, gewöhnlich centnerweise, versendet
wird UwE. — Essig-. ,In der andern stubeu ein
essichvass.' 1489, Waldmanns Hausrat. ■ — Fueder-
= Fuer-F. ,So wurden die Ituttcrkübel. Käsgestell,
die Fleischhäfen, die Geldseckel der geistlichen Vät-
teren und Müteren, die Weinfässer und grosse Fuder-
fässer in dem Elsass in den Capuzinerklösteren grossen
Schaden leiden.' ClSchob. 1699. — Fuer-: grösseres
Fass zum Transport von Getränke auf Wagen. ,15 ß
gab ich von einem f., sinnzuber, sinngelten und umb
tracliter von Z hinuszefüeren.' 1541. Z Grün. Amts-
rcchn. Auch Tri»- Z (.schon 1492/1504).
Fueter-: hölzernes Gefäss, den Wetzstein zum
Schärfen der Sense in Wasser getaucht enthaltend
Ap; Bs; „Gl;" Gr; L; GRh.; STh.; Th; Z. Syn.
Stein-Fass, -Fueter. 's F. amene liieme und de' um
de" Buch nmme b'bunde". JKMey. 1844. ,Das f., darein
die mäder den Wetzstein behaltend, theca.' Mal. Auch
als Trankgefäss bzw. -Mass für Tiere zum Einschütten
von Arzneien gebraucht. Vgl. Stein- F. ,Von dem
Trank schüttet man einem Stuck Vieh 4 Futerfass
voll ein.' 1779, Z Ges. — Ftwter i. S. v. Futteral. Mhd.
vuoiervuz, taschenartiger Behälter.
Güllen-: langgestrecktes Fass, in welchem die
Jauche aufs Feld geführt wird Z. Syn. Beschütti-F.
Vgl. G.-Kasten. - Gumpist-: Gefäss zur Aufbewah-
rung von ,Compost' (Eingemachtem, Sauerkraut mit
eingelegten Äpfeln). 1428, L. — Giess-: zinnernes
Wassergefäss, ungefähr '/a Mass haltend, jetzt meist
mit flachem Rücken, an der Wand (oft in einer Nische
— s. Giess fass- Käspli) hangend, mit Deckel. 2 , Ohren'
als Handhaben an den Seiten, und unten mit einem
kleinen drehbaren Hahn, aus dem das Wasser in ein
zinnernes od. kupfernes Becken, das Handbecki, fiiesst,
zum Waschen der Hände und des Gesichtes nach der
Arbeit, noch heute eine fast stehende Zierde der Wohn-
stube wohlhabender Bauern. Nach dem Gebrauch wird
das Becken (aus dem das Wasser zuweilen durch eine
verborgene Vorrichtung abgeleitet wird) meist um-
gestülpt. Daneben hängt eine Ilandzu-ächele [Tucli zum
Abtrocknen] Aa; Bs; BM. ; VOrte; Gl; GrD.; Ndw;GA.;
UwE.; Z. Syn. Fichle (s. d.), Handgiess-Fnss, Guss,
Brunnenkesseli, Wasserstlze. In ZZoll. herrscht bei
alten Leuten noch der (wohl aus der katliol. Zeit ge-
bliebene) Brauch, am Morgen gleich nach dem Auf-
stehen am Giessfass die Hände zu netzen, damit den
Tag über Einem nichts Scliädliches begegne. De''
Brunne rünnt g'ad nw wie-n-es G., liefert nur einen
dünnen Wasserfaden GA. ,Antwerklüt, die zinnin
kanten [Kannen] und giessfasse und schüsselen ma-
chen.' ScH Stdtb. ,Ein möschin [messingenes] g.' XV.,
Z Anz. Nach Z Ehrecht 1447 gehören der Wittwe
vom Hausrate ,in der stuben: ein g., ein handbecki,
ein brunnenkessi [u. A.].' ,Ein zinni" g. in der kanimer
neben der stube.' 1530, Z. ,Ein z. g. mit knpferinen
handbecki.' 1571, Z. ,Malluviuni, ein g. oder hand-
becke, daraus, darüber oder darein nuvn die händ
wäscht. Guttus, ein g. oder tropfgschirr.' Fuis. ; Mal'.
,Giessfass. giessbecke.' Red. ltjt)'2. ,Wann sie [die
Gäste] die bände gewaschen über dem handbccke aus
dem g. und abgetrocknet haben mit einer sauberen
liandzweliel.' Vkstib. I(i9'2. — Gnaden-: parodisch-
scherzh. Anwendung der unter 7''ri,s'.s- 1 b angeführten
geistlichen lied. in dir .Aufzälilung: Ober, (Inder, Ass,
Gn.! Z. - Hand-: mit einer Handhabe versehenes od.
mit der Hand leiclit tragbares (iefäss (vgl. Giess-F.);
Dini. //r(m//V(,«/i, hidzerncs Geschirr. 1 — 2 Mass hal-
tend, in welchem man Milch oder Supi)e z. B. Ar-
beitern aufs Feld trägt (Syn. Melchterti, 'I'ruter) W.
1051
Pas, fes. fis, fos, fus
1052
,Das h. mit seinem fuoss.' Bib. 1531 (.Wäschkessi.' 1548).
,Oft das H. springen maclien dienet wohl gesund zu
sein.' üHeid. 1732. — Harnisch-. .Ein harnesehvessli.'
1422. L Urk.. ein Stück Hausrat; Korb aus gefloch-
tenen MetalldrähteuV (vgl. li.-Blets, Scheuerwisch aus
eben solchem StotfV) od. Behälter für den Harnisch?
— Kalb er-: offenes Gefäss mit Röhre, die mau jungen
Kälbern ins Maul steckt, um sie Milch oder Mehltrank
saugen zu lassen Gr. Syn. KaJberkühel ; Tränkfass. —
Käs-: das Gefäss, in das der junge Käse gebracht wird
Gr. Syn. Väliere. — Kät-Fässli: hölzernes Geschirr
zur Sammlung von Kehricht GStdt. Syn. K.-Kühel. —
Löffel-Fass: Loffelbehälter. Früher bewahrte man
Löffel, Gabeln und Messer in einem kleinen .Fässchen'
oder einem .Kratten' [Korb] auf, die au der Wand
des Wohnzimmers hiengen Z (Stutz), 's Löffel fasfi,
's Chnpfliii.sli [hoher offener Schrank mit einem ver-
schlossenen Kästchen oben], 's ZU [die Stubenuhr]
hat äe)ie' Weberstüele' müesse" flieh' [weichen], ebd.
Scherzh. in dem Spottreim: Züri ist e yrossi Stadt,
Mlnterthitr es L., Frauefeld en Lyrechübel [Butter-
fass], Eglisau dC Teckel drüber ZWyla. «' ■'
Läger-Fass: grösseres Fass zur Lagerung von
Wein Bs; S. Ggs. Fuer-, Land-F. .Eichene läger-
vass.' Vad. — ,Leger, Lager' alte Form f. , Lager'.
In leg-: das Fass, die Kufe, in welche das zum
jBrennen' bestimmte Obst zur Gährung gelegt wird
L; Z. — Leck-: Gefäss, aus dem man dem Vieh zu
lecken gibt Aa. — Land-: Fass zum Transport von
Wein Bs; B; S. Ggs. Läger-F. .Ein Bauch wie ein
L.' GoTTH. Lt S Wochenbl. 1807 hält ein grosses
Lägerfass ungefähr 40 Laudfässer, ein kleines 6; und
heissen kleine Landfässer auch Boller. Eine B Ordn.
von 1691 unterscheidet ,L.' von Ri/ffass (s. d.); das
Grössenverhältniss scheint 2: 1 gewesen zu sein. Nach
dem B Zolltarif von 1754 wird ,von einem L. mit
Wein, so nicht den Burgern gehört, 30 Kreuzer Zoll
bezahlt, von einem Ryffass 15.'
Leit-: Transportfass für Wein und trockene
Waaren, Fuhrfass. ,Lieber vogt, bis [sei] daran, dass
die 1. yetz gebunden werden und nit die lägerfass.' G
Stiftsarch. , Sollen die gesellen haben ain wagen mit
4 rossen und uff dem wagen 2 leitfass und gehört in
das ain fass 4 viertel habermel.' ebd. ,Die niuren
warend nit hoch und muosst man \. stellen und die
mit ertrych füllen, darmit man sich darhinder weren
möchte.' Vad. Mit einer Decke versehenes Fass, worin
man im Herb.st die getretenen Trauben zu der Kelter
(,und bei den Brünsten das Wasser.' Spreng) herbei-
zuführen pflegt (,und das zu diesem Gebrauch in der
Mitte mit einem grossen Laden versehen ist.' Spreng)
Bs. ~ Mild, hittxiz, Fulir, Wagenladuug, Transportfass, von
leiten, führen.
Low-: Fass für Gerberlohe. 1422, L Urk. — Mel-
Melf^s GRPani: an die Wand gehängtes Geschirr mit
einem Deckel, zum Aufbewahren von Salz, Mehl.
Kleie udgl. Gr; Z. Weisch, wo der Weg zum M.
isch, zum volle' Fass? Hebel. Bildl., dicker Bauch:
De'' hed e Lende wie-n-en Stier; er g'seht bald nümme
aber sls Melfüssll usse ZWettschw. — Milch-, Melch-:
hölzernes Geschirr, in welches gemolken wird W.
Ubertr. : , Joseph, der stark und in seiner Beste war,
dessen M6lkfasse voll Milch und seine Gebeine voll
Mark waren.' JJUlr. 17'27. — Most-. In einem G
Mand. von 1641 wird geklagt, .dass nach Endung der
Predigten Etliche Wein- und Mostfässer ausrüefen
lassen.' — Mxiss\er- = Spre>ig-F. — Mutteli-: klei-
neres, mehr dickes als langes Fass S. Syn. Boller. —
Nacht-; Nachttopf W.
Buch-: Bottich für die zu reinigende unsaubere
Wäsche Gr. — Büeheii, waschen.
Bad- Bäpfrs: längliche Badewanne für Kinder
GnPr. — Buekler-: Kufe, in welcher Spätkohl unter
dem Namen B. eingemacht wird, der bis Mitte des
Winters als saures Gemüse, von da an als Schweine-
futter verwendet wird aSiuiw. .Der Biedern [der 111-
gauer] soll kein Witzling spotten; Man teilt wie
Freund' in Ernst und Spass: Sie geben uns von ihrer
Schotten, Wir [Muotataler] ihnen aus dem B.' 1831,
Gastgesellsch. Muotatal. — Passanten-: das Fass
im B Burgerspital, dessen Inhalt zur Verpflegung der
almosenbedürftigen Durchreisenden, ,Passanten', be-
stimmt war. 1543/1814; s. Messm. 1831, 14. - Kind-
better-: Fass für guten alten Wein, der für Wöch-
nerinnen bestimmt ist. ,Die Thurgauer haben ge-
droht, das Kloster Kreuzungen zu überfallen, um Wein
und Anderes wogzunehmen, wie denn Etliche schon
Kindbctterfässlin, um den Wein zu fassen, gebunden.'
1529. -Absch. — Bütel- = mhd. hiutelraz, lederner
Sack, der oben zugezogen werden kann? mit Beutel-
tuch überspanntes Sieb? ,1 bütelfass' zwischen Bot-
tichen und Mulden genannt in einem Wthurer Inventar
von 1409. — In beiz- Bs, Beizi- Z: Gährfass beider
Branntweinbrennerei. , Beizefässer mit Träsch [Tre-
stern].' Z. Vgl. Inleyg-F. — Botzen-. ,Salz in seinen
verschiedenen Transportarten als luckschyblin, grosso
schyben, eichene fass, b. und stupich.' 1542, AWild
1883. — Plunder-: Behälter, Tonne für Kleider
oder Bettzeug. ,Von eim PI. oder Reiskasten 6 ß.'
1670, Absch. — Brüe- Bri'iej-: Jauchefass SStarrk.
— Rif-: Fass für ,Rifwin', Wein vom Gestade (rivej
des Genfersees, nach B importiert. Vgl. Land-F. ,Das
Umgelt würde von einem Landfass einen halben Gulden
und von einem B. 5 Batzen betragen.' 1581, Absch. —
Rumpel-: (in einem Volksrätsel) der Bauch, weil es zu
Zeiten darin .rumpelt', kollert. — Rönsehi-:Gefässfür
Bönschi, kleine Zieger GrV. Vgl. Ziger-F. — Rap-
pisser-: starkes Fass, in welchem der noch nicht ge-
gohrene Weinmost (eig. von Rajjpisser, s. d.) luftdicht
verschlossen und bis in den Winter (auf Neujahr) süss
aufbehalten wird. Syn. Zwangfässli. ,Ein sogenanntes
R. sammt eichenen Schalen und Lager.' Z. — Rüer-:
.•Va; GBerneck; TuHw.; ZF., Buer- ZSth.: Gefäss zur
Bereitung von Butter durch .Rühren'. Umdrehen,
Herumwälzen von Sahne. Dim. -Fässli ÄAEhr. ; ThHw.,
von Privaten für kleinere Mengen gebraucht, B.-Fass
in den Sennhütten. Syn. Tröl-F., Lire, Lirum, und
vgl. Büer-, Stöss-Kühel als ältere Einrichtung, welche
hinwieder die primitive ManipuUtion des ,Fitzens'
verdrängt hat.
Reis-: Behälter für Kriegsbedarf, in G Hdschr.
neben , Reistrog' und , Reiswagen' angeführt. Vgl.
Plunder-F. — .Reise' = Feldzug.
Seig-. .Seigfass, Seigtrichter, um Wein in den
Keller herunterzulassen, couloir.' Dk la Cour 1736. —
.Mild. »ei'</e», seukcu.
1053
Fas, fes, fis, fos, fus
1054
Salz- Salfis, -frs OnPr. : Salzfrefiiss Gr; Z; ge-
wöhnlich neben liem Mehlt'ass und diesem in Grösse
und Gestalt entsprechend. .2 S. in der Kuchi.' 1571, Z.
Zu .s'ii{^'« (vgl. Aiim. zu Fass) braucht inim uieht auf
roiuan. ml, Salz, zurückzugelieii, da bei dieser Art vou Wort-
umbildung auch der erste Teil der Zss. in Mitleidensch.ift
gezogen, bzw. verstümmelt wird (vgl. Hostet, Hofstatt; Arjil,
Armvoll, usw.).
Sür-Fässli: Getass, worin das ,Sür' [der Molken-
essig] aufbewahrt wird Ap. Syn. Achis-I .
Schüef- Schüefis, Dim. SchüefrsHi : hölzerner
Schöpfeimer mit langem Stiel, für Wasser, Jauche
usw. A.\Ehr. Syn. Gmi ; Schüefi n.
Aus der letztern, sonst allein gültigen Form gewisscr-
massen weitergebildet mit Anlehnung an das ebf. in AaEhr.
übliche Svliimpfit (s. Schenk-Fase).
Schenk-Fass, Scheich- GrD., ScJi^mpfU ÄAEhr.,
„F. m.", Z.: „grösseres Weingefäss, woraus man klei-
nere füllt." 1. Weingeschirr, aus welchem unmittelbar
in die Gläser (od. zunächst in Flaschen) eingeschenkt
wird, in GrD. ein, einige (10—1.3 AaZ.) Mass halten-
der, von unten nach oben sich erweiternder Trageimer
mit Deckel und Ausgussrohr, der statt der Flaschen
gebraucht wird, wenn eine grössere Gesellschaft zu-
gleich bedient werden soll. Syn. Eimer; Setter; Stize.
■^y^gjcbgj. ^j,]«n schlecht [schlägt] mit einem schenkfass,
sester oder kanten.' 1456, Offn. Z ARegensb. ,Der
sester (schämpfis): obba. futuni, simpo.' Red. 1662. —
2. Fass im Keller, dessen Inhalt vom Wirte zum
Ausschenken in Brauch genommen ist. ,Es sollen keine
andere als gesinnete Schenkfasse gebraucht werden,
dannethin die Beamteten bei dem Füllen der Schenk-
fassen gegenwärtig sein. An den Schenkfassen sollen
nicht nur der Punten [Spund], sondern alle übrige
Beizäpfen versiglet werden, so dass darvon Nichts als
der Hauen oder Zügeli [kleiner Zapfen, durch dessen
Entfernung der Luft Zutritt verschafft wird] offen
bleiben mag.' 1774, Z Uuigeldsordn., wo auch gerügt
wird, dass ,füraus bei kleineren Schenkfassen in An-
sehung der Gratifikation des 5. Teils oftmals erst nach
fünfmaliger Füllung selbe berechnet worden ist.' --
3. radschuhförmiger Schöpfeimer mit Handhabe, der
besonders bei der Kelter in Anwendung kommt AAEhr.
Bcd. 3 eignet eig. eher dem W. Schmjin, scheint aber
der Dissimilation zu lieb (jenes für laudwirtschaftlichen Ge-
brauch, dieses für den Weinl sich des vorliegenden W. be-
mächtigt zu haben.
Schotten-: altes Fass, Tonne, in welcher die zur
Schweinefütterung bestimmte Schotte [Molke] aufbe-
wahrt wird ZU. — Be-schütt- L, B'schütti- L; S:
Jauchefass. Syn. CrüUen-F.
Schieb-: wahrsch. = mhd. shgeras = slegekilbel,
Rührkübel, also syn. Biter-F. ,Von einem seh. 8 Schil-
ling [Zins].' Urbar d. Grafsch. Baden. — V. .schlahen",
schlagen (Butter stossen); vgl. Schleg-Mileh.
Seh Win-: Gefäss für Schweinefuttcr, namentlich
in den Sennhütten ein Fass, in welchem die Schotte
gesannnelt wird W. — Span- (Spo'- Z): mit einer
Lage von Cedern- od. Hobelspänen versehenes Fass.
über welche man die im Keller oder in der Schenk-
stube sich ergebenden Weinre-stcn giesst. um sie zu
klären und wieder ausschenken zu können; jetzt meist
durch das Verfahren des sog. Schönens ersetzt. Mit
diesem geringen Getränke werden nnsidide Zahler od.
unwissende Kunden bedient. ,Er verkaufte ihm den
Wein aus den grossen Spänfässern, in welche die
Weinhändler alle möglichen Restchen werfen.' Gotth.
— Spreng-, Mussier-: besonders starkes kleineres
Fass, dessen Hahn bloss halmdicke Oflnung hatte, zur
Aufbewahrung von Weinniost Z f.
Stege-Fässli. ,Der köstlichste der selbst ge-
pflanzten Weine, für Ehrenanlässe im sogenannten
Stegenfässchen gewissenhaft bewahrt.' Troll 1844.
So geheissen, weil das betr. Fässchen au eiuesii besoudern
Ort, uuter der Kellertreppe, sich befindet.
Stuck-Fass: Weinfass von bestimmter Grösse,
bes. ein solches, in welchem der Rheinwein trans-
portiert wird, 5 — 600 Liter haltend, also etwas kleiner
als das für den Landwein gebrauchte Fiierfass. Vgl.
Piesse. Mir nend im [wir nehmen dem Pfarrer] es
St. guete" Wl'. Feierabend, Bauernkrieg. — Auch das
einfache Stuck bedeutet ein Fass; s. d.
(Wetz-)Stei°-, -f^^s, fis GRPr. = Fiteter-F. B;
Gr; Scnw; üw; U; W; Zg. .Züge der heimkehrenden
Abendschnitter schritten mit der Sense auf dem Rücken,
das W. im Gürtel befestigt, stattlich durch Feld und
Wiese.' B Album 1858. Syn. auch M'etz-Fass, -Kübel.
Auch Name eines Hauses in BHk. Bildl. de' Verstand
im St. Vge", d. h. in grober Weise, mit einem Masse,
das sonst dem unvernünftigen Vieh zukommt (s. o.
bei Fueter-F.), da doch die Menschen die Weisheit
mit , Löffeln' fressen ScHwMa. — Stand-: Kufe BSi.
Syn. Stande. Ggs. zum liegenden F.
Trochen-: eine Abgabe an den Grundherrn,
welche die Bewohner einiger Berge des FO. (Greyerz)
nach dem Alpaufenthalt zu entrichten hatten in Ge-
stalt von Käse oder Geld, nach der Zahl der Kühe;
frz. Uautscierges, Occierges. Kuenl. Dict. 2, 65/6.
,Trockeu' von Waaren im Gegs. zu Flussigkeiteu, hier
also wahrsch. eben auf Käse zu beziehen; vgl. Küa-F.
Tröl-: Butterfass i. S. v. Rüer-F. (s. d.) F. —
Trank- ^ Schotten-, Schwln-F. Uw. .Zunächst bei
der Feuerstatt steht d's schmutzige, russige Tr.' XVIII.,
Alplerijedicht. ,Das Trankfass oder Trankbrunggen,
darin man aufbehaltet das Saurtrank oder Saurschotten
zu völliger Scheidung der Sirpen.' JJScheuchz. 1706.
— Tränk-: hölzernes Geschirr, aus welchem man
Kälber mit Milch tränkt W. Syn. Kalber-F., Saiig-
Kübel. — Wi"-. l-Ci/osA/i trö/c", Kinderspiel = 7^a«s/i
tr. Bs. — Wind-: fingiertes, an die WindmäU (s. d.)
erinnerndes landwirtschaftliches Gerät. Der unge-
schickte Neuling beim Dreschen wird etwa nach dem
W. ausgeschickt Z (WSenn). — Ge-würz-: Gefäss
für Pfeffer, Muskatnuss udgl. Z. — Wasser-: höl-
zernes Geschirr, Kübel, in welchem man Wasser in die
Küche trägt W. \ '^\. Fass 1 b. — Wasch-. ,Wösch-
vessli', kleine Waschbütte. 14'2'2. LUrk. — Wetz- =
Fueter-F. tinSav.. Sculms. - Ziger-. .Vorbehalten
die überlästigen Zigerfass, weliche man an der Anken-
wag Schwere lialben nit gewägen nnig.' 1640, Z Mand.
Vgl. I{(Jii.schi-F. - Zwang- = IiiH)j>isscr-F.
Fasan m.: 1. wie nhd. .Fasan oder Fasant. Ka-
sian. ]ihasianus.' Fris. ; Mai,. .Phasianen u. Pfawen.'
AKliN(;l. 16.^8. — 2. Birkhahn Vw (Tschndi). Syn.
Schild-, Sjiil-Hnti. Ilei vie (ti F., auflallend dicke
Heine Z«; Syn. .Sc/i/cf/cWici», I.irenkiihel. .\nch Jierg-F.
It Meisn. u. Schinz ISl.'i. JIlol. ihs,i,i uud a;i«iiii(.
1055
Pas, fes, fis, fos, fus
1056
Pasandle f.: unzuverlässige, leichtsinnige Person
GStdt. — Auch schwilb.
Fase s. Fasöle.
Fäsel ni. : 1. junges Vieh, junge Zucht, bes. von der
selben Mutter und um sie versammelt, von Schafen,
Ziegen, Schweinen Aa; Bs; BM.; Gl; G; Zg; Z; übh.
ein Haufe, Truj)!), eine Schaar, Herde von jenen Tieren
G, aber auch mit Rücksicht auf die Qualität (Art,
Kasse, Schlag), bes. von Schweinen Aa; BRi.; L, und
auf Bestimmung zur Zucht Gl; L; GA., T., W, ; Zg; Z;
dalier auch: mageres, nicht zur Mästung bestimmtes
Kleinvieh Aa; Z; vgl. Fasel-Mast; Syn. Fasel- Vieh.
F. nalie zieh [aufziehen] Z. ,üer Grossätti zog jungen
F. nach.' UBkäcc. Ein Rind z' F. ha" (fuetcrenj, mit
grobem Futter erhalten, wenn und so lange man es
nicht will ax Ntit:e' hrinf/en, d. h. als Mast- oder
Milchvieh verwerten B; ZO.; man tut das z.B. mit
einer abgemagerten, halbkranken Kuh, damit sie eine
Zeit lang Ruhe habe, sich erhole; auch aus Mangel
an Putter in schlechten Jahrgängen. Die (junge
Schweine] wachse" und man brüclU si nit es fjaiizes
Jär z' Fasel füetere". B Bauernkai. 188o. , Da hilf man
durch die hüser und robat man das, so man dann da
fand, hüener, swvn und sänimlichen f., das hat alles
den hals verloren.' Fründ 1446. ,Es soll keiner kein
Schwein koufen, weder zuo f.- oder nietzig-süw, wann
er's verkoufen wollte; aber wann er's selbs will han
zuo f. old zuo metzgen, .so mag einer wol koufen.'
1530, Aa Wst. ,Bona natio (in pecoribus): grosse
Zucht oder ein guoter f.' Fris.; Mal. ,Die bruet,
zucht, f.: proles, soboles, pullities.' Redinger 1G6'2.
.Diejenige Kälber, welche zum Erzeuhen oder zum
F. bestimmt sind.' XVIU., Gemeindst. Auch eti F.
Henne", ein Volk Hühner Ap. Von Fischen: ,Das
Kräh soll in dem See zu Erhaltung des Laichs und
F-s unbetrübt und ruhig gelassen werden.' 1710, Z
Fischerordn. Die Brut von Bienen. , War aber sach.
dass einer einen imben verkoufte zc f.' Offn. AAWürenl.
,Eine bine, welche einen schwärm ausstosset, d. i.
einen f., zucht oder junge von binen.' DTomann 1708;
s. auch F.-Stock. Von gemeinen Insekten, Unge-
ziefer: ,Pecus, fliegen [usw.], fasel, ungsüber.' Fris.
— 2. übertr., von Menschen. ,Progenies, Geschlecht.
Zucht, F., Kinder, Stamm.' Denzl. 1716; doch meist
mehr od. weniger verächtlich: a) Kinder; junge Leute,
allg. En F. China, Haufe kleiner Kinder Bs; Gl;
(iu; G. Diin. PI. .Ganze Fäseli halbnackter, hülfloser
Kinder.- 1788, UBkägr. Gelegentlich von einem Kind:
,S'(' [die Vagantin] het F. hei'" 'brächt Z. Schaar junger
übermütiger Bursche B (Zyro). JuwjC, lehir/e'' F.,
Haufe junger, lebhafter, mutwilliger Leute Aa; BM.
— b) Menge Leute überh., Gewirr von Menschen
BThun ; Gl. Züri"'', Bern und Basel (ßnd e Tii;)i)ersch
[Teufels] e F., eine grosse Einwohnerzahl GA., früher
aber: ,Z.. B. und Bs., das ist des Teufels F. [Brut]',
mit Bezug auf die Reformation. — c) schlechtes,
gemeines Volk, Gesindel, Pöbel (auch vornehmer)
Ap; BRi.; G; Sch; Ndw. Syn. Fasel-Biistig, -War.
Vo" Bern smid d' Truppa" scho" marschiert, vom Aar-
f/au und ro" Basel sönd s' ojf-em Weg, nüd für vexiert
[nicht zum Spass], die uerid s' [werden sie, die auf-
ständischen Landlcute am Zürichsee] ne", das F. 1804.
Ap Soldatenlied. Vgl. noch die Compp. IJn-, Gemein-,
Beitel-, Bfaff'cn-F. .Des Teufels F.' nennt Eckst.'
(15'26) Mönche und Nonnen. .[Der Prädikant] hat vil
erlitten vom f. z' Costenz. bischof und tuomherren.'
1530, Strickl. .Der aufrührerische böse f. des wider-
toufs.' 1531, Egli, Wiedert. .[Eine Rotte von Zechern]
band oucb niätzen, unnütz fasels vil.' Salat 1537.
,Und müessend aber die grossen göuch vil mit grössern
sorgen den schandlichen f. erziehen.' BHull. 1540.
.Alle mächt des gottlosen vassels [der Geistlichkeit].'
Vad. .Gepreng des pepstlichen fasels.' HBdll. 157'2.
.Überlegne [lästige] unverschämte Schuolmeister und
derglycher fuler F.' 1651, Z Mand. ,Tät nur Ehr sein
allein zu Basel [bei StJakob an der Birs], so wären
wir [die am Leben gebliebenen und darum verbanntun
Eidgenossen] ein schlimmen F.' JCWeisseni«. 17u'2.
,Dem gottlosen Heidengesind oder Ziginereu. den be-
schwerlichen Landstreicheren und dergleichen faulem
F.' 17Ü-2/5. Z Mand. — d) Geschlecht. Der ist vo-
mene sühere F. nache [abstammend] U. Vgl. Wd/er-F.
— 3. junger Nachwuchs von Pflanzen, bes. junger
Wald ZF. (auch Wisel), Zoll. En schone, ticke F.
De" F. stücke", die Äste behauen Z. Die tlberständer
in den Winterhäuen. die zu Grossholz heranzuwachsen
bestimmt sind TuTägerw. .Den wald einzäunen und
in huot halten vor dem vech, damit der jung f. mög
aufwachsen.' 1556, Troll. Junge Schosse, Frühjahrs-
zweige an den Weinreben Gr. il/e" miies d' Bebe"
rso schulde", dns-me" F. überchunnd Z. ,Man lasst
da nur den F. stehen, auf welchen man das nächste
Jahr schneiden will, und was Fruchtschosse sind.'
Chi;rer Beitr. 179'2. Wurzelfasern, junge, zarte
Wurzeln ApK. ; ScnSt. — 4. übertr., von Sachen:
Menge geringfügiger Dinge, unnützes Zeug, geringes
Hausgerät Aa; Bs; Gl (St.""); G; Soh; Ndw. —
5. Zuchttier. ,Des soll ein keller allen f. haben,
einen hengst, einen pfarren und einen ober.' Offn.
AAHelfersw. — 6. Geschlechtsn. F.
Mhd. vtiid Hl.: männliches Zuchttier, u. ; Nachkommen-
schaft. Die erstcre Bed. (in welcher iu einer Hdschr. des
(t Stiftsarch. einmal .vaisel' imd .baisei' vorkommen) ist bei
uns erloschen, dafür Fasd-Henijut, -^tier nsw. Das sächl.
Geschlecht (1 Mal Schweizerb. 1833 aus Ap) konnte sich
einstellen gemäss dem coli. Begriff des W. und nach Anal,
der Syn. .Volk, Gesindel'. Ein PI. steckt vielleicht in dem
Namen .Fäselalp' ül. wenn er eig. eine Alp für Schmalvieh
oder junges Vieh bed. Die Bed. .Wurzelfasern' (Ap) ist
allerdings coUectiv und nicht mit Plur.-Korm verbunden;
auch findet sich: .eine tief gefasslete [.gewachsene', nicht:
.gefaserte'] Wurzel'; aber daneben die Angabe: juuge zarte
Wurzel (Sulger). so dass Vermischung mit FuMm (s. d.).
Faser, nahe liegt, zumal da I'asc! unzweifelhaft geradezu in
diesem Sinn vorkommt (Gr.. WB. 3. l:J37, '2), und auch in
den Bildungen fniUij, (Scfmd, faden beide Stämme und Bedd.
zstreffen. Übrigens ist Faien mit Fand ohne Zweifel ety-
mologisch vwdt. Eben so nahe lag von einer andern Seite
Vermischung mit phnaeolue in der Angabe Denzlers (1677):
;phaselus, Fasel, welsche Bohnen.'
Un-: Unwesen, schlechtes Leben oder Volk. .Da
man mit dem zehenden fule unnütze menschen, item
trunkenheit, fressery, gurrenlöutschen und derlei un-
fasels neert und erzücht.' HBcll. 1531, wo ,g.-l.' entw.
persönlich (faulenzende Dirnen oder Gesellen, die mit
Dirnen sich herumtreiben) oder als Infin. gedeutet wer-
den kann. .Exhaurire sentinam furum ex urbe: allen
Unrat, unfassel der schelmen und buoben zur statt
auswerfen.' Fris.; Mal. — Fisch-: Fischbrut. Die
Fischer am Rhein haben durch Gebrauch enger Netze
.auch den F. verilerbliclieii [auf schädliche Weise]
1057
Fas, fe.s, tis, fos, fus
1058
aufgefangen.' 1052, Fischerordn. Zurz. — „G'inein-:
herumstreifende Menschen aus dem Pöbel Ap; Gl:
L; GKh.'- St." — Bettel-: Bettelvolk. .Krankheiten,
mit denen der b. oftmalen behaftet ist.' SHocnii. 1.^91.
— Pfaffen-: Pfaffenbrut. ,Von dem adel und pf.'
Vad. Auch bei HBull. — „Wiber-: Weibervolk
Ndw." (Dial.)
G'fasel: Geschwätz UwE.
Fas eil f.: einfältiges Geschwätz, Hirngespinnsl
TnTäg.
fasle» I: 1. sich fortpflanzen, vermehren Bt
(Spreng); Z. a) von Tieren: {fäsle, fasele Gl) Jungt
werfen GF., (Ferkel) werfen Gl. Von Menschen auch:
fett werden. Ineichen. Wol, lool, de faslist ividcr!
freudige Begrüssung und Beglückwünschung eines Re-
convalescenten Z. Von Geflügel wohl nur in dem
scherzhaften Kettenspruch: Mini Henne faslet. Wa^
faslet si? Zwe' Güggel und es Hue' usv!. Eefl. : ,Sobo-
lescere, sich fasslen und meeren.' Fris. ; Mal. Von
männlichen Zuchttieren: bespringen, befruchten. Vgl.
Fasler 1. ..Jährlich zwen Stier zue den Küehen in
die Alp tryben, damit das Vieh gefasslet werde.' 1405,
Zellw., Urk. ,Zuolassen, lassen f., admittere marem
fceminse, aut mari fceminam admovere ad initum.' Fris.
.Springen, reiten, f., als wenn der springhengst aul
die stuoten springt, salire dicuntur animalia bruta.'
Fris.; Mal. — b) von Pflanzen: neue Wurzeln.
Fasern treiben, keimen ScHSchl. .Eine tief gefassletc
Wurzel.' JKHoFMSTR 1744. Von Kartoffeln: Frucht-
knoten (gleichsam Junge) anzusetzen beginnen, wach-
sen Z. Refl., Fruchtknospen für das nächste Jahr
bilden. Im Augste fasled-si''' d' Bäum ZW. Trans.:
die fruchtbaren Schösslinge an den Weinreben nach-
ziehen, die unfruchtbaren ausbrechen Z. Syn. brechen:
verswicken. — c) von Sachen. Gütern: gedeihen.
U'recht Guet (da^J faslet nid. Spreng; Ineich. Chirche-
guet f. n. Siilger. ,Kein guot ist. das mehr fasle, kein
gelt ist, das mehr werke, als was gelegt wird in den
Gottskasten.' FWyss, Pass. 1650. .Unrecht Gut das
faselt nicht: de male quasitis non gaudet tertius
hieres.' Svlloge 1076; Denzl. 1677; 1716. .Unrecht
gut fasslet und gedeiet nicht, ungrecht gut hat zwei
dieben.' AKlinol.. Gn. 1688. ,Euer gestolen gut wird
nicht f. noch an den dritten erben kommen. Euer gut
wird gewiss zwei dieben haben, den vatter, der es
zusammen gestolen, und den söhn oder tochtermann,
oder einen ungerechten Vormund der kinderen. der
es wider hinweg stilt; wie gewunnen, also zerrunnen.'
ebd. — '2. ungereimtes Zeug schwatzen UwE.; plau-
dern, scherzen G. Chumm-mer nüd gu^ 'iixl] f.! niacli
mir nicht blauen Dunst vor GF. Viel Getriebe und
Lärm machen; gedankenlos handeln B (Zyro). —
3. straucheln B. — 4. „umher streifen." — an-:
Wurzeln bekommen oder treiben, anwachsen ScnSt.
Spät und seltcu nihJ. fanlen. gedeihen. Beii. 1 a und b
entsprechen denen des Subst. 1 und 2; bei I b crscheinl
die dort in der Anni. besprochene Berührniifr mit Fa»rl =
Faser. Bed. '2 beruht auf dem Bejrriff iip[ii^eii. überflüssigen
Herviirbriugens; 3 wahrsch. auf 1 b wie ..stniuchehi' von
.Straurh' gebildet; also: auf eine Wurzel stossen; 4 viell.
wieder auf 1 b. indem üppige Schosse sieh weit verbreiten,
gleichsam hin und her schweifen.
Fasler: 1. männl. Zuchttier, Eber GWe. .Fassler
oder zuchtstiere.' 1569, Arch. GAltst. — 2. Ferkel-
hüter GWe. — 3. Schwätzer GF.; Possenreisser .\\\
Schweiz. Idiotikon. I. 7.
gefaslet: reich an Nachkommenschaft (Fasel 3).
E (ffasleti Sü, eine Sau, die oft und viele Junge
wirft ScHW. Auch etw. roh: e g'fasleti Familie ZKn.
Me' viuess-si''' nid verwundere", das si wider 6S Chind
hed, .yi ist gar us-ere g'faslete (oder Fasel-) Familli,
aus einer durch gar grosse Fruchtbarkeit sich aus-
zeichnenden ScHW. Vgl. fällig.
Fasli m. : 1. schlechter, oberflächlicher Arbeiter
Aa oEnd. — '2. Mensch mit verwirrtem Kopf, der
allerlei durch einander vorbringt B (Zyro); unruhiger
Bursche, der hastig spricht und handelt G. Syn. Gabli,
Schwafrjhli. — Zu faslen 2.
faslig 1 „faselig" : fruchtbar, zunächst vom Mutter-
schwein Gl; Schw; Uw; U; in Gl auch von frucht-
barer Ehe. e fasligi Art, eine kinderreiche Familie;
an den anderen Orten nur in grobem Scherze auf
Frauen angewendet. Si ist nu' grat [gerade] e fas-
legi U. Von einem Mädchen: .ein ländlichfasliges M.'
Feierabend 1858, wahrsch. = von ländlicher Art.
Mhd./e»i7, fmdlg (dies schon bei Notker). fruchtbar. Der
Umlaut aus einer Grundform jimilii) neben faml (vgl. .edel
adel') oder von einem starken Vb. fnaan.
fäs(e)le" I s. faslen I.
„Fase"" II, Fäi'e Gr m.: „Faden, Nicht einen
trockenen F. an sich haben." Vgl. fasen-nackt. Faser
von Lein, Charpie Gr. Franse: ,Das Fähnlein des
Ratstrompeters in Basel 1388 bestand aus Seiden,
Vasen, Schnüren und Zotten,' Bs XIV. ,Zwei sydin
fasen, hörent an die altartöcher.' XV., Z Anz. ,Es
ist ain fändli g'syn und habend die von Abbencell
die sydinen fasen zuo Costanz machen lassen.' Kessl.
,Fäslein, zäserlein: fibra, capillamentuin.' Reding. 166'2.
Mhd. vnae m. u. f.. Faser. Franse, Saum. Nahe vwdt
mit .Faden', alt. Fadem; vgl. Fcvinu:'^. S. auch Fä-id.
fäse" I Gl (Schuler), -i'- Gr : faserig werden,
ausfasern. Syn. faslen II.
fäsen II: 1. zusammenlesen, -raffen, -suchen, eilig,
um Nichts zu verlieren, dagegen ohne strenge Ach-
tung fremden Eigenturas, also auch: an sich bringen,
reissen, entwenden; z.B.: Er hed Alls g'faset und
ist fort mit Gl. — 2. gefangen nehmen, verhaften
GA. — 3. das Vieh (auf der Alp) zusammen und
heim zur Melkstätte oder zum Schutze gegen Hitze
und Unwetter zu den Schirmdächern und Ställen
treiben GRUVatz; GO., Wa. Vgl. Fisler.
Bed. 1 scheint spec. Gl eigen, hingt aber mit 2 und 3
offenbar zusammen. Die ebenf. auf 61 bezügliche Angabe
,in ein Gefäss einsammeln' (St,'') scheint nur eine einzelne
Anwendung der Grundbcd. hervorzuheben. Wenn das ahd.
fimon, quairerc, investigare, sich in unserni W. erhalten hat,
so mUssto der Voc. verlängert worden sein, wahrsch. mit
Anlehnung au fahen, Jan, fangen, wie in dem nhd.. bes.
nnserra , fasen' 2 nahe kommenden .fahnden' aus ahd, /iiidiM,
(zu finden) suchen; auch die Bed, hätte sich in beiden Fällen
ähnlich modifioicrt. Doch konnte /Vi«cii auch direkt als In-
tensivbildung i'/ahinen) von fahen abgeleitet werden, nur
mit mangelndem Umlaut,
Faser m,: der junge Bursche, der auf der Alji das
Vieh zusammen zu treiben hat GMels. Sa. Syn. Fisler.
fäsig: rapax (?) Gl.
fassen: 1. anfassen, ergreifen, packen. Vgl, Fass-
daltle. Me" fasnet de' Stier bi de' Horue'. de" Ma"
bi de' Worte' und d' Frau bim Hock. Inkuhen. Bari
|Hundonamc|, fass! oder: y>'., iiiiiim! (uirrii, Zsfassen,
1059
Pas, fes, fis, fos, fus
1060
-packen; lieiii) Keltern: das auf den Seiten des Trott-
bettes frei liegende Obst sammeln und in die Mitte
aufschütten; eben so die unter den Pressbrettern
hervor guckenden Trauben, nachdem man sie abge-
schrotet hat Ap. Gefangen nehmen B (Zyro); sonst
ab- f. Dn'n f., Einen beim Worte nehmen Ap; auch
zum Behuf der Anklage vor Gericht Ap; Z: i"'' han-a
[ihn] nüd cliönna" f. In Eecht f., rechtlich be-
langen; vgl. ver-f. .Compotit in cum actio, man mag
ihn in recht f. oder: es begibt sich ein klag wider
ihn.' Fris. ,Dass mich genannter N. in Recht gefasst
hat.' S Wochenbl. 184G. In die Feder f., beschrei-
ben; vgl. ver-f. ,Wann man den Zürichsee in die
Federen fassete.' JEEsi'her 1092. Absolut: Boden ge-
wiunen. ,So der gegenteil mit der zyt gnuegsani gfasset,
habend sich alle [von unserer Partei] eines allgemeinen
bluetbads zue versechen.' JJBreit. 16'29. — 2. in sich
fassen, aufnehmen, empfangen. G' fasset ha", schwan-
ger sein Ap ; Syn. üf-nen. ,Den Atem fast nicht mehr
f. können vor Schmerzen.' alt. Arzneibuch. .Daselbst
[bei Lyon] fasset er [der Fluss Koddan] ein ander
Wasser, die Sona genannt.' ECys. Geistig erfassen,
erlernen (vgl. frz. apprenAre). ,Das Französisch hat
er in Frankrych gefasset.' RCvs. ; vgl. ,die französische
Sprach in Parys ergriffen.' ebd. Sich Etw. vornehmen:
,Ein selbs gefasster kyb [Trotz, im Gegs. zu wahrer
christl. Geduld].' Gualth. 1.553. — 3. messen, a) ein
Mass enthalten. Sis Mass f. Nnw. — b) in ein Mass
fassen, füllen. „Wein, Früchte messen VOrte; S; W."
Ghorn f., in Säcke messen, füllen Bs; L; Z. Z' Muli
f., (ietroide zur Abholung in die Mühle BE. .16 herren-
nial [dem] N. N., myner lierren kornmesser, und die. so
im Imlfend das guet f.' 1537, Amtsrechn. ZGrün. ,We-
licher [unter den Zinspflichtigen] der ist, der under
6 becher [Schmalz] bringt, dem soll man syn geschier
Avider geben; welicher aber ob 6 becher bringt, der soll
das gefasset bringen; dasselb geschier soll man bezalen
und nit wider geben.' SohwE. Hofr. Wein f., in ein
Fass tun AaZ. ,Niemands soll keinerlei wyns an reben,
vor und eemalen er gewümmet [gelesen] und gefasset
worden, ald sonst uf fürkouf uf den ligerlingen [Fass-
lagern] koufen.' 1568, Z Mand. ,An dem F. des Weins
ist viel gelegen.' Eha«. 1639. Ein bestimmtes Mass
von Etwas in Empfang nehmen. So von Soldaten:
Mundvorrat oder Pferdefutter, Munition, Sold für be-
stimmte Zeit (Kation) beziehen; auch absol. allg. An
einer obrigkeitlichen Stelle, öffentlichen Kasse udgl.
Geld erheben. Zvro. — c) De» Bank f., beim Lenken
eines Wagens die Biegung des Weges richtig abmessen
ThHw. , Einen Streich f.', zielen, ausholen (eig. ab-
messen). N. N. wird beschuldigt, mit einem Schlacht-
schwert nach dem Landammann ,ein vollkommnen
streich gefasset' zu haben. 1610, Absch. — 4. ein-
fassen, z. B. etw. Gemaltes mit andersfarbigen oder
Goldlinien Z; Bilder mit Rahmen und Glas versehen;
Statuen, Altäre mit Farben und Gold verzieren Vw;
vgl. Fassmaler; „eine Wand übertünchen VOrte."
Beli [Korallen udgl.] f., zu Rosenkränzen verwenden
UwE. Ein Bett f., Decken und Kissen frisch mit
Federn spicken, ebd., dag. in Z: das .Gefäss' für die
Bettfedern erneuern, wenn das alte durchlassend ge-
worden ist; Tgl. In-f. Geschirr f. (auch als Zss.).
für den Weber zwischen Stäbchen die Fäden spannen,
zwisclien denen er dann den Zettel .einzieht'; s. Geschirr;
Fass- Nadle, -Stange. Mit Kleiihing versehen:
,Der Mann soll sein Weib f. und fueren, das i.st
.Stands- und verraögensgeniäss kleiden und ernähren.'
1769, ScHwKüsn. LB.; s. fueren Sp. 974. Beim Glätten
die glühenden Steine in die Eisen schieben B. Binden,
mit einem Band versehen „B; VOrte; S;" z.B. eine
Bürde Holz oder Heu W. — 5. (refl.) wieder fetter,
stärker, gesunder werden; bes. auch: wieder Haare
bekommen Ndw. Daher: g'fasst, dicht, z. B. von Gras-
wuchs U; „vom Balg eines Fuchses, wenn die Haare
desselben ausgewachsen sind und ihre vollkommene
Schönheit haben; in weiterem S. auch von andern
Tieren, die wohl bei Leibe, von gehöriger Grösse und
Fettigkeit sind BO.; L." — 6. in der ä. Spr. , ge-
fasset': a) absol., in der nötigen ,Verfassung-, Be-
schaffenheit oder Lage zu einer Verrichtung; vgl.
rer-f. ,Er .saeh, dass die Israeler übel g. und gar
und ganz erschrocken warend.' LLav. 1569; dafür
1670: .schlechtlich bewaffnet'. ,Sam [als ob] sie ihrer
Glaubensgenossen sich dapfer zu beladen eintweder
nicht gewillet. oder nicht g. seien.' 1618, Mise. T.
— b) .gefasset mit' = versehen. .Sollten wir vor
guet nemen, er wäre jetz nit wol g. mit gelt.' 1521,
Strickl. .Dozuemal waren die Eidgnossen mit kriegs-
rüstung nit dermässen g.. wie sy auf den heutigen
tag sind.' Sisil. 1576. .Frylich. so etwann ein pfarrer
gf. [ist] mit einem natürlichen trunk und desselben
teilt mit kindbetteren. kranknen. betagten und ehr-
lichen lüt. auch um ein billiches [geziemendes] geld,
wo ist dasselbe noch iemandem verarget worden '? ■
JJBreit. 1626. .Sich g. machen auf Etw.', wie nhd.
Mhd. vuzzen, fassen, erfassen, einfassen, zsfassen; packen,
laden: überziehen (mit Gold. Farbe); kleiden, schmücken.
Das Vf. ist nicht vom Subst. .Fass' abgeleitet, ausgcuommen
viell. in der Yorbiudung .Wein f.', in eia Fass tun; vgl.
Fassi'ij. Diu Bed. ,eine Wand übertünchen' ist viell. von
l'rz. face, Vorderseite, abgel. oder wenigstens an dieses W.
augelehnt; vgi. F(i*i<m, /asenia-en. Bei ,gefasst' von Haar-
wuchs konnte man au Assimilatioa aus .gofaehsct', von mhd.
ftihs, Haar, denken, welches aber nur vom menschlichen
Haupthaar gubraucht wird; uud auch an nhd. .sich fassen',
sich erholen, zur Besinnung kommen, ist nicht zu denken,
obwohl etwa nach Krankheiten auch verlorner Haarwuchs
sich wieder einstellt; w.ahrscheinlicher liegt also die verbale
Bed. 4 zu Grunde, da die Haare die natürliche Einfassung
und Bekleidung, z. T. auch Zierde des tierischen Körpers
sind. , Gefasst' in Bed. 0 berulit auf der ebenfalls in 4 cut-
haltenen Bed. .versehen mit Etw.' Die Stelle des Wthurer
.StB. : .Sind beid teil widrum vor uns gefasset erschinnen'
bezieht sich wabrsch. auf die zu Auftreten vor Gericht
nötige Ausrüstung mit Beweisstücken oder entschlossene Ge-
mütsverfassung.
ab-fassen: 1. verhaften, gefangen nehmen Ap; Z,
auch von Sachen : in Beschlag nehmen. Syn. päcklen.
— 2. = fassen. .Einen Ratschluss a.' Hess 1818. .So
können wir keine Hoffnung der Seligkeit a. von denen
[für die], die an der Gnad verzweifeln.' AKlinol. 1691.
— ver-ab-: abfassen, verfassen (ein Schriftstück)
BStdt. - u f- : empfinden, in übelm S. Er fasset
Alles g'rad eso uf, von der schlimmen Seite, als Ver-
letzung ZF. — an- (das Eecht): das gerichtliche Ver-
fahren anheben. .Wann ein Amniann zuo Gricht ge-
sitzt und das Recht angefasset wird.' 16(i5, LB. Schw(t.
— in-: 1. einfassen. z.B. Edelsteine; ein Bild in
Rahmen (Syn. hinder Kam und Glas tuen); (Bücher)
einbinden B; VOrte ; S; W. — 2. einfüllen (resp. au.s-
füUen); Korn. Mehl (in Säcke) Gr. (Einen Strohsack)
mit Stroh ausstopfen W.
10(51
Fas, fcs, fis, ibs, fus
1062
ver-: 1. a) rerfasst, vorbereitet, „z.B. für einen
Vortrag VOrte;" ausgerüstet, bereit, im Staiule Ktw.
vorzuneliraeu oder zu leisten, mit oder ohne Angabe
des betr. Gegenstandes. Vgl. fansc» (i. ,Wissent wir
jetz kein antwort zuo schicken, denn wir nit verfasset
sind mit unseren amptlüten.' 15'23. iStriokl. .Sobald
ein oder mehrere Orte [unsere Meinung] begehren,
sei man v., sie beförderlich abzugeben.- ir)24, Ausch.
,Die unseren sind gerüst und v., unsern fygend an-
zuogr3'fen.' 1531, Strickl. ,Dass nocl) immer knechte
geworben werden, die 1 — 4 gülden erhalten, je nach-
dem sie V. seien.' 1531, ebd. ,Do hatt sich der Nach-
richter erklagt, er syge iezmal nit v., das er in künd
dis tags richten.' 1559, Wthur. Neujahrsbl. ,r)as ich
darauf rechnen und mich v. machen konnte.' UBrägo.
1787. .Kann mich also riterieren [zurückziehen] oder
mich V. machen.' ebd. Einmal refl. mit Gen. d. S. :
sich zu Etw. bereit, darauf gefasst machen, .üarumb
wir jetzmal uns keiner antwurt vcrfasst band.' 1524.
Absch. — b) versehen mit. ,Mit geschütz, munition
verfasst.' 1531, Strickl. ,Den iren zuo trost hinüber
uf die anstöss [Grenzen] geschickt, bis sy sich mit ir
panner verfassen möchten.' ebd. ,Doch solltu nützit
anfahen, unz du mit gemelten hufen versehen und
verfasset bist.' ebd. ,l)ermässen mit wer und watfen
verfasst, dass si ze retten undernommen bettend.' Vad.
,Die in mit guotem wyn verfasstend.' ebd. ,Wäre er
glych mit gelt wol verfasst gsyn, so hette er nichts
an dem ort fanden zuo kaufen.' LLav. 1584. ,Die
Zünfte sind mit Geld und Behausungen wohl verfasst.'
JJBreit. (Mörik.) ,A1s die Helveter sich mit ihrer
besten Haab verfasst [ilire beste Habe zsgenonimen].'
WüRSTis. 1765. ,Es solle ein jeder Pundsmann mit
gut Under- und Überwehr jedcrweilen verfasset sein,
mit sampt wenigst 24 Schützen Pulver und Blei.' Gu
Ges. 1827. — 2. in Schrift fassen, aufzeichnen. ,In
die federen v.' Bossh.-Goldschm.; vgl. fassen 1. .Man
soll mit den [Kriegs] knechten luter und heiter ab-
rechnen, Sechen und v., was jeder verdient und was
man inen noch schuldig sye.' 1590, L Vertrag. ,Was sie
verschuldet, in gewüsse rubriken und titul verfasset.'
AKlingl., G. B. — 3. ,in (zu) Recht v.', rechtlich
belangen; vgl. fassen 1. ,0b die den lüten schuldig
und zuo r. verfasst wärend.' 1520, Bs Rq. ,Diewyl
wir umb disen handel mit üch in r. verfasset sind.'
1525, Absch. ,Ex sponso agere, agere ex stipulatu.
einen in r. v. und mit eim handien von wegen eines
gschwätzes oder einer zuosag.' Fris. ; M.\L. .Einen in
r. V., formulam alicui intendere.' Mal. Von einem
friedlichen Rechtsverhältniss. ,Das burgrecht, so [in
dem] die beid .stett mit einandern verfasst sind.' 1526,
Abscu. , Verfasst' auch: in einem Tun begriifen, in
eine Sache verwickelt, davon betrolfen. ,Die, so in
discrn niissglouben und handel [Bauernkrieg und Nei-
gung zur Reformation] verfasst [sind].' 15'24, Absch.
Zu einer Strafe verurteilt: ,Um 2000 guldi in ain
trostig [Busse, Bürgschaft] verfasst.' 1537, Zellw.,
Urk. — 4. verfangen, nutzen, helfen, fruchten.
,Söliche üwer argument mögen nüts v.' Zwinoli. --
5. auffassen, aufnehmen. , Welche schmaclivvort, so
die unsern das geredt [hätten], werend [wären) sy im
[der sie gercdet| hoch verfasset [worden]', d. h. sehr
übel genommen, als ein schweres Vergehen ange-
rechnet. 1524, Absch. — ti. in begreifen. Syn. rec-
(jrifen. ,Das Gesuch des Grafen, ihn in die Vereinung
mit Frankreich mit zu v.' 1521, Arscb. ,ln allen Ge-
scliäften, bei denen sie sitzen und raten, sollen .sie
billig eingeschlossen sein; reden sie dazu nichts, so
werde man sie [in die Beschlüsse] nicht v.' 1524,
ebd. .Wir sammt andern eidgenossen, so in disem
handel sonderlich zuosammen verfasst [sind].' ebd. —
Verfassi"g f.: 1. Bereitschaft. I''' hi" nid i' der
V., nicht bereit Aa; Z. Kampfbereitschaft, Gegen-
wehr. .Wider sy sich in Verfassung stellen.' 1646,
Wädenschw. Handel. — 2. Staatsverfassung, wie nhd.
Vgl. V.-Für. — 3. Zustand des Gemütes oder des
Äussern eines Menschen Z.
Mhd. va-Dazain, aufuelimen; rcli. uiit Gen. S. sich auf
Etwas einlassen. ■
vor-: an den untern, nach-: an den obern Teil
des .Flügels' am .Geschirrfassstuel' einfache Schlaufen
anlegen Z.
ge schirr- s. fassen 4.
Fasser: Angestellte an den Kaufliäusern in Sch
und Z, welche bes. die Kornsäcke zu wägen oder
messen hatten. ,Die f. sind bestraft umb das si
schenkinen von den kouflüten annemen.' 1542, Sch
Batsprot. ,Glarus beklagt sich wegen des Messer-
und Schleiker [Schlepper]-Lohns, welcher seinen An-
gehörigen durch die F. und Sackträger zu Züricli
abgefordert wurde.' 1622, Absch.
Holz-: Holzmesser od. -lader, als Zuname. Hotz,
Urk. Ebd. erscheint als Zuname auch einfach N. N.
.der Fasser'. — Kernen- = Fasser. Es waren ihrer
in Z sechs, ,von Rät und Burgeren' erwählt. ,lhre
Pflicht ist auf der Stadt Schüttenen [Kornspeichern]
den Kernen [das Getreide] zu ratsamen, denselben in
Treuen aus- und einzumessen [usw.].' Memoh. Tig.
1742. — Geschirr-: der das .Geschirrfassen' für die
Weber besorgt Z. — Tafeli-: Leute, welche die
kleinen Schiefertafeln (des Plattenberges) in Rahmen
fassen Gl.
Fassete f.: ein Milcligefäss und -mass. Syn.
Schi)]) f. BildL: Der Her git jetz e scliöni F. Milch,
der Geistliche gilt viel, steht in grossem Lob W.
Fassi f. — PL Fasseni, Dira. FassH BSi. : 1. „Ein-
band eines Buches B; VOrte j S." Syn. Gefäss 1,
Fassi'g. — 2. Fassung, innerer Überzug der Bett-
federn aus festem Barchent B; „VOrte;" S. Syn.
Gefäss 2. Eine neue P. wird ,gelickt', eine alte ,be-
strichen' B. ,Sie habe die Fassene aufgetan, um sie
waschen zu lassen.' Gottu. ,Ein Baucrntöchtcrchen
mit 17 Fassene".' ebd. — .3. Collectivbezeichnung für
Fässer ApK.; „Schsv; Zu.'' Syn. Fassi"g. — 4. „weisse
Tünche, Überzug einer Wand VOrte." Fai,'ade. Vor-
derseite eines Hauses BE. (selten). Sclicrzli. übertr.
auf das Antlitz: Si het g'hichet, dass-ere [ihr] die gaiizi
vnrderi F., d's Oberhüs u d's Unterhüs iife luid ahe
(f gange sy", wie amene liachstelzli d's Schwänzli. Gotth.
- 5. fester Griff GuPr. Syn. Fass m.
Stald. gibt als gleiclibod. für 1 — 4 Faiisi'ij. Bcd. 3
schliesst sich näher an ,Kass' n. und ftiKsen in der entspr.
lifii. (in Fässer fassen). Bed. 4 beruht viell. z. T. auf Ver-
iiiiscliuiig mit frz. face, Vorderseite.
Bett- = Fassi 2 Aa (auch -Fnssig); LG.; S. Syn.
(ISett-)Heiti. Über die li. wird die Bettzieche gezogen.
Fassi"g f.: 1. Einfassung, künstliche Verfertig\ing
von Gegenständen i. S. v. fassen 4. allg. „Einband
eines Buches = Fassi 1." — 2. collect, Gefiisse
1063
Pas, fes, fis, fos, fus
1064
Geschirre, Behälter Gl; Gr; L (St.''); meist für
Flüssigkeiten, Wein, Milch U. Fässer für Wein, Most
Ap; Gl; Gr; L; Uw ; Syn. yassi S. Fasslager als
Versteck: Hagel! We heil der g'luegt und g'lust dert
hinder der F. Schwz. Erzähler 18b6. Für trockene
Vorräte, Säcke, Körbe, z. B. für Kartoffeln Ndw (auch
G'fassig). — 3. besonders dichtes Tuch zur Fassung
von Bettfedern = i^fl.sst .2 AaF.; L; Ndw (auch G'fassig).
— 4. Proviant, den z. B. Holzhauer für eine Woche
nütnelimen Gr. Zu fassen 3. — Mhd. mzzunge, F.ass,
Fässer; Bekleidung, Schmuck.
Vasi m. : männl. Taufn., Gevvasius S.
Pasian = Fasan.
Fasle" (PI.): 1. die zarten Saugwurzelu der Pflan-
zen, bes. der Bäume TaTäg. — 2. Farrenkraut, Alices
Gl. — Vgl. Fand H und Auin. dazu; auch Faxen.
faslen II: sich in Fasern auflösen, von Kleidern,
deren Nähte aufgehen Sc-hw; UwE. Vgl. fäsleii II
und foslen, fotslen. — 2. Fasern treiben, keimen Sch
Schi.; wahrsch. = faslen IIb.
ÜS-: 1. ausklopfen, schlagen ZBauma. — 2. = /(is-
Icn 1 UwE.
1 eig. die Fasern des Kleides oder faserähnlichen Staub
auf demselben ausklopfen? Tgl. (us-)fannen ; /mm I.
faslig 11: fadenbrüchig, zerfasert UwE.
Fasme" (PI.), Dim. Fäsemli: 1. Faser GrS. —
2. Kräuter, Gemüse? y!g\. Fasmrs (Fast-Mues). ,Con-
tribuere medicam [die Lüserne] leguminibus, under
fassnien oder gemüess zellen.' Fkis.
Tgl. Anui. zu Fase". Das m einer Grundf. 'Famm =
Faden (Fadem) tritt hier deutlich hervor; vgl. in-fäsmen.
(üs-)fasmen: ausfasern, in Fasern zerfallen oder
zerreissen (?) GrS. — Vgl. (ua-)/aslen und ßuhn.
Wurm- Fasle s. Ameise.
faslen 111 : sammeln GW. — Wahrsch. zu Fuh,!.
Kleinvieh ; doch vgl. auch fa^^en II.
Fasmes, Fasniiss s. Fas-Mues. Fasnet
s. Fas-Nacht.
Pasöle Aa (Drh.), Faschöle, Fä-, Fe-, Fisole, Fi-
schöle Gr, Faso Fase U: Stangenbohne, phaseolus
vulg. — Zunächst wohl aus it. faymoli. Vgl. auch Ftuleii;
Fiael; Pfaffiüle.
Fasön C") Bs; Z, Faso Ap; Th, Fasoij Nnw, Fasüu
U — f.: 1. Form, Schnitt, Faltenwurf, von Kleidungs-
.stücken Ap; Th; U. Os dr F. cho", die (gute) Form
verlieren Ap. — 2. Art, Aussehen, meist in günstigem
Sinn; Form, Art Bs; Ndw; Z; vgl. Art, Gatti"g. Das
macht aic* [doch] gar kei F., sieht gar zu formlos
oder hässlich aus Bs. il/e" g'seht-ene" W, die wüsse'
sj''' wo''" ne F. z' ge". Breitenst. Wenn Eine'' under-
nH" [ihnen] ist vo" seber [jener] Fassong und so settit
s' ne [sollten sie ihn] ericürge". — Aus frz. faron.
gefasönt: geformt. Dass es [ein Buch] e chlei"
g'fassönter use" cho" ist. Schild.
fasonieren fas^iiere: eine Form geben z.B. cn
Huet f. Th.
fasoniert, von Geweben: geblümt, bunt Bs. Ggs.
glatt. — Frz. favunne, mit Figuren, Zeichnungen (dfoaiiis)
gewoben.
Fäs s. Fahens. Fasten-Fäs s. -Fese.
Ge-fäss, Gfe'ss Z — n.: 1. „Einband eines Buches
BO.; LE." — 2. Einfassung der Bettfedern SchwE.;
s. Bett-G. — 3. die Genitalien Ndw (-^-). — 4. Heft,
Griil" eines Werkzeuges. ,Das hafte, griff, gefäss: ea-
jinlus, manubium.' Redinger 1662. — 5. ein Bestandteil
des Webergeschirres, Litze. Vgl. geschirrfassen.
.Das gefess oder haarlaufen hinder dem weberkamb,
licium.' Mal. - 6. ein Teil der Hosen, wohl die Aus-
weitung für die Genitalien. Vgl. Bloder-G. u. Gefässi.
,Ein paar hosen mit einem ledrinen gfäss.' 1585, Lie-
iiENAü 1881. — 7. Fussfossel des gezähmten Raub-
vogels. ,Soll man dem gezamten raubvogel das gefess,
so er zum raub gebraucht wird, abuemmen.' Vogelb.
1557. .Der adler facht auch den habich und einen
jeden raubvogel, so er sy sieht riemen oder ein g.
von selbigen an den füessen tragen.' ebd.
Mhd. iftrvaeze scheint nur selten und im Sinn des ulid.
.Gefäss', Behälter, vorzukommen. Die Bedd. und so weit
^iie sich neben der Anlehnung an nhd. Orthographie kon-
statieren lässt, auch die Aussprache (Ji, i) unsers W. deuteu
nicht auf Ideutität mit dem muhd. Subst., sondern auf Abi.
vun ,Fass' (Bed. 3 'i) und vornehmlich vom Vb. , fassen'.
Bed. 7 erinnert an die bekannte Stelle des sog. Kürenberg,
wo von dem gezähmten Falken einer Dame gesagt wird: ,er
t'uort an synem fuoze sydiue riemen'; vgl. übrigens auch
Feegel und altn. fat, sowohl Gefäss als Fessel.
Bett-g'fe'ss: der Überzug von Barchet, in welchen
die Bettfedern gefasst werden; die innerste Umhüllung
derselben Z. Syn. Bettreiti. — Blöder-: wohl = Ge-
füss 6. Vgl. Pluderhosen. ,1 lidrin [ledernes] bloder-
gefess mit äschfarwem taftet gfuotrot.' XV.? L. ,I)ie
liosen der schuoler sygend glatt, keine bludergefess
mit secken drin und uss gmeinera tuoch.' 1578, Z
Schulprot.
Gefässi, -rf- Ndw, -e'- UwE. — n.: Tragriemen
an einem (Rücken-) Korb, einer Traggabel, einer Bütte
udgl. Ndw. Syn. Fessel; Gereisig, Düssli'g; vgl.
Bretschel; Träg-Band, -Riemen; Wid. Auch (wie Ge-
reisig) die Bütte selbst UwE.
Fasel Fe'sel (Dim. Fteseli) m. = Fase II, Faser.
Faden Gl. ,Lemnisci. fäsal (fässal. Mal.) und bendel
an den kränzen.' Fris. ; Mal.
Ge-fäsel n.: fadenartiges Wesen oder Aussehen.
,Ein gfäsel gleich wie baumwollen oder flachs.' Tiekb.
1563.
fäselen s. faslen.
Fisell-Fäseli, nur in den Verbindgn: 1. .Einem
ein F. vormachen', Etw. weis machen, vorspiegeln S.
- - 2. ,nicht lange F. [Federlesens, Umstände] machen' S.
fäsen: Fäden ausziehen BSi. (neben fisren); U.
— 1"-: einfädeln ZStall. — Nädlen-Fäser: Spottn.
f. Schneider, ebd. Ghunnd en lustige Schmdersg'sell:
,Jungi, Hübschi, wend-er [wollt Ihr] mi'''?' „Net",
0 nei", du N.!" Z.
faseren: (intr.) fasern, wie ungesäumte Stoffe
tun BSi. Ge-fäsert: mit Fransen versehen. ,Ge-
fässerte Kragen mögen von Standspersonen vierfach,
von den gemeinen Leuten aber nur zweifach getragen
werden.' 1671. L. — ab-: aus einem Stück Tuch
Fäden ablösen Z.
ÜS-: dass. W (axiehus-fäserlen); Z. — Us-fäsere"
f. : die einzelnen aus einem Gewebe ausgezupften Fä-
den oder ein Bündel davon, z.B. Charpie Z. — Us-
fäserete" f.: 1. (auch Ab-f.) = Usfäsere Z. — 2. lose
Fäden, die man beim Nähen beseitigt Z. — 3. die
Tätigkeit des Ausfaserns selbst Z.
1065
Fas, fäs, fes, üs, t'os, fus
1066
Fäseri Fäsri f.: Faser Gl.
Fäsete» f.: Streit, Zank, lebhafter Tadel GMarb.
yg\. frUen, zauken; an Kiuoni ;«;./'> n; unil iilid. .liailiTM'
von , Hader', Lumpen.
Fäsi n.: ausgezogener Faden, als PI. = Charpie U.
Mäng- M^,j<j- und it^tjk- n. : 1. der Blättermagen
des Rindviehs Gl = Manigfalt. — 2. was sich in
zerfetztem Zustand befindet Gl. Die Falten des Ma-
gens mit Fasern verglichen.
Päsle° I f.: Franse GA.
(üs-)fäsle° (-e'- Gl, -ss-1 U), fasele n fäsnJu
W: im Allg. = faseren. 1. Fäden auszupfen, an einem
Zeug od. Kleid SchwE.; Kdw; W; Charpie machen U.
— 2. Fasern bekommen, zu Fasern werden Gl; Ndw.
G'fäslet: zerrissen, z. B. von einem Kock; üs-
g'fäslet, ausgefranst GA. — zer-: zerfasern. .Da
inen der wein die zugadern zerfässlet' Tiehb. 1503.
Fäsleten (ss-? U) f.: Ausgezupftes; Charpie Gl
(auch Üs-); U. Syn. SMlsse.
in-fäsmen: einfädeln Z.
Fäsmete" FiUmete f.: Charpie Gr.
Fäse" f.: Herde, bes. von Ziegen SchwW.
Da das W. nicht Zsgehorigkeit durch Abstuminung lie-
zeichuet, kann es nicht mit Fa>fd vwdt sein ; vgl. dagegen
famn Sp. 1058.
Fäslen II (PI.) =: Fasole. , (Gross) faseln, welsch
bonen, phaseolus (phasioli).' KdGessn. 1512. .Faseolus,
ein gemüsgschlecht, fässlen, sinwell und klein, oder
wgltschbonen.' Fris. ; Mal.
Wie Fasiih aus dem lat. W., aber wie es scheint an die
deutsche "Wortfamilie Fäticl usw. angelehnt wegen der Laut-
ähnlichkeit und der Fäden der Schoten; vgl. auch Ftse". Nbf.
Fiah" (s. Finel 1).
fässlen. ,Fesslen, hin und wider fesslen, bewegen,
treiben, agitare.' Mal.
Wenn unser Stichwort richtig angesetzt ist, so mag es
von ,Fass' abgeleitet sein und urspr. bedeuten: kleine Ge-
fässe oder Fässchen hin und her bewegen.
nachhin-. De" Hüsröt nachef., damit herum-
ziehn ScinvMa.
Fans BRi.; ZBauma. Wettschw., Fauz ZVVl. — m.
— Nur in den Verbindungen: Ei''m de' F. reisen
[richten, zubereiten], den Meister zeigen BRi., und:
Ei'm de' F. brenne", Böses nachreden ZBauma; als
scherzhafte Drohung ZWl.: Ich will dir sclw de' F.
hr.! M'r wend-em denn de' F. scho' br. Z Wettschw.
Der Sinn der RA. ist iu beiden Formen deutlich: Einem
einen Schaden, eine Strafe aatun. Die urspr. concreto Vor-
stellung aber ist nicht mit Sicherheit zu erraten. Da der
Stamm /«»« in der ganzen folgenden Wortgruppe den Grund-
begriff , streichen, streifen' zu entlialten scheint, so kiinnte
Faun urspr. etwa .Strich, Streifen, Striemen' bedeutet haben,
und es wäre in der Verbindung mit , brennen' viell. an ein
Brandmal in streifenähnlicher Form zu denken. — « und z
wechseln nicht selten im Auslaut; so heisst ,mit der Rute
streichen" sowohl Jausen als Jauzen. Die Form mit z dürfte
eine spätere, lautnachahmende Verstärkung sein.
Fansel (UBrägg. 1785), Fäusel ZG. m. — Dun.
Fäimli Ol; LM.; GStdt; 8chwE.; ZG., Fauseli L;
GA., F.; Uw (Faasili); ZG.: 1. Büschel von Haaren
oder Fasern, oft Ditn. Syn. Beseli; Büscli; häitseli.
a) Haarbüschel am Schwanzende der Kinder ZHörnli.
— b) Quaste an der Zipfelkappe, welche eben darum
auch Föuselkappe heisst ZG. Mit eine (jrossmächtige
Fäusel a" dr Chappe. JSenn 1864. Han-i"'' nit gar
les) ordeliys Cliäppeli uff' und aw'' gar ordligi (hüsbchi)
Feuseli (und gar es ordligs Fauseli) druff i' L Volks-
lied, wofür Federli. Tobl., Volksl. 1, 157. Quaste
an der Schmitze einer Peitsche ZF. Fauseli, Zucht-
rute für kleine Kinder SchwE. ; vgl. Fausle. Fäden,
die an aufgetrennten Kleidern hangen geblieben sind
GStdt; Fädchen, Fläumchen Gl. — "2. Flöckchen.
a) von Wolle od. Baumwolle GF.; Uw; auch Pfianzen-
teilchen, die von Kindern spielend in die Luft ge-
blasen werden GA.; Syn. Bäuseli; Mauseli. Knöpf-
chen, Unebenheit im Gewebe Ndw. — b) feines
Sehne 6 flöckchen oder Regentröpfchen Schw; Ndw;
leichter Schnee UwE. .Rauhe Winde stöbern Schnee-
fäusel in der Luft herum.' UBRXr.G. 1785; der Sg. in
coli. S. : .Grimmiger Ost mit Schneefausel.' ebd. —
3. persönlich: a) mutwilliger Spassmacher; auch
Schelte für einen verächtlichen Menschen ZG. —
b) Fauseli, geckiges, hoffärtiges Mädchen L. —
c) Schmeicheln, für ein kleines Kind ZG.
Bed. 1 u. 2 lassen sich wieder auf .streichen, streifen'
zurückfuhren; Bed. 3 von der I u. 2 ähnlichen Leichtigkeit,
resp. leichten Beweglichkeit oder Leichtfertigkeit. Übrigens
ist zu a auch das syn. Fäusi i. S. v. Streichetuiacher) zu vgl.
Immerhin bietet sich fast für diese ganze Gruppe auch die
mit Fl- anlautende des Nhd. zur Erwägung an, und auffallend
ist auch eine parallel gehende Reihe mit Jl- in der MA.
Pili- m. : Schelm, Schalk. Du lustige F., du
Bändeliw acher, du Lütenüslacher, du bist m'r nachte
[letzte Nacht] zum Schätzeli g'gange L Volksreim.
Fili- nur onomatopoetische Verstärkung. Fauid in dieser
Verbindung streift am Nächsten an WiherfavHle, fausen 1;
kann aber auch au die allg. Bed. von Fnunen, Streiche, ge-
knüpft werden. Vgl. auch FUi-Fäusi.
fauselen: leicht schneien UwE. Üyn. fäusefrjlen.
— Zu Fäusel 2 b.
fausen: streichen. 1. (intr.) .,umhin-f., herum-
streichen, oft in böser Absicht, bes. um Weibspersonen
herum Sch." Syn. füselen. — 2. (tr.. auch dure-) mit
der Rute streichen AaZcI. ; Bs. Syn. fauzen, fauslen,
fauseren; fitzen. Vgl. Fausle 1. TJf 's Blutt [den
blossen Hintern] f. Es bindt für en Andere Mänge
öppen e schöni Buete, wo selber viuess dermit g'faust
si". Breitexst. Spreng unterscheidet f. ^= rot schlagen,
von haue' = bis aufs Blut schlagen.
Pause" I (PI.): 1. .nichtige und hinderliche Um-
stände oder Wörtereien.' Spreng. — 2. „schlimme oder
schnakische Streiche AaZ.; L"; nach neuerer .\ngabe
aus LM. auch Sg.
Der Bed. nach, bes. 1, übereinstimmend mit .Flausen',
aber doch schwerlich aus diesem entstellt, da es sich (bes.
in Bed. 2) eben so gut direkt aus der Grundbed. .Streich'
ableiten lässt; s. die Anm. zu Faua.
fauseren: (ein Kind) mit der Rute züchtigen Gbw.
Fausi. fau Serien s. Fäiisi, fäuserlen.
Fausle" f.: 1. „Rute, Rutenhieb VOrte." Syn.
Fauze, Fitzi-Fäusi ; Fauseli. ~ 2. Schwätzerin Z;
luch: weibischer, unselbständiger Mann, der kleinliche
unnütze Geschäftigkeit liebt. Topfgucker Z. Syn.
l'\auhäs.
Bed. I direkt aus fuusni ;?; Bed. 2 aus dem Begriff des
Herumstreichens (/miwn I) mit der Absicht zu schwatzen
(oder zu liebeln; vgl. das folg. Comp.).
Wiber-: Weiberfreund. -Jäger (der den Weibs-
personen nachstreicht) Z. Syn. Wibersclimöcker, Meilli-
füseler; vgl. auch Fäusi.
1067
Fas, fans, fes. fis, fos. fus
1068
lausleii: 1. „mit der Eute streichen." Syn. fausen,
fauzen. Vgl. Fausle 1. — 2. (auch üs-) Fasern be-
konimeu, von Tuch, das keinen genähten Saum hat
ZU. Fädchen ausziehen Gl; .syn. üs-fäden. — üf-,
ver-: los werden, sicli ablösen, von Fäden eines Ge-
webes ZO. — umhin- (ume-J: zaudernd, untätig
herumstehen oder -gehen Z. Zu Fanslen 2.
fauHlen 2 schliesst sicli in der Bed. an au die eütspre-
cheuden Bildungen mit fus- und fäa- (auch /»-), lässt siclj
aber auch mit den Bildungen auf fav,»- vereinigen, da das
Fasern auch ein Streifeu ist und dieses in Streichen über-
geht. Vgl. ni)ch Fäuad, Fleckchen, Fädchen.
Gefäus n.: 1. Menge von Menschen bei einander
G; allerlei Volk durch einander Ap. Lärm, Verwirrung
(Pujiik.). — 2. ((x'feinj kleines Gestrüpp, Auswüchse
unten an einem Baumstamm BsTcrw. — Herren-:
Herrenvolk od. (verächtlich) Herrengesindel, vornehme
Leute aus der Stadt im Ggs. zum Landvolk. ,Das H.
habe immer etwas Apartes.- Bueitenst.
Bed. 1 kann auf den Gruudbegiiff ,hin und her streifen,
herumstreichen' (fauften 1) zurückgeführt werden, und 2 auf
das üppige wilde Wachstum. Vgl. aber auch Fasd, Fiud,
Wurzelfasern, da ün durch Einfluss des syn. G'^tilnnän» küunte
eingedrungen sein.
fäuselen AiBb.; L; S; ZO., /(«(*7e Srn; ZO..
fausde Nnw {-ai-): 1. fein regnen A.^Bb. (auch: stark
nebeln); ZO..; Syn. feiseien, /isefrjleri, fäuseiien; fein
.schneien aScHw; ZO. ; Syn. fäuselen. ,Nun hat's ein
Bisschen Schnee hergefeuselt.' UBräug. 1784. ,Du
[Mai] feuselst eiskalte Flöckle herab.' ebd. 1782. Syn.
füselen. — 2. (Baumwolle) zu kleinen Flocken zer-
zupten und diese zswickeln Nnw. Intr. von Geweben:
kleine Unebenheiten, Knöpfchen bekommen, ebd. —
3. langsam an Etwas arbeiten L. — 4. tun wie ein
petit-maitre : „beim Frauenzimmer herumschwänzen,
süss tun, liebeln, spielen" Sch. Syn. fislen, füselen.
— „an-: ein zu Ende gehendes Webstück, wenn es
den Webebaum nicht mehr erreicht, mittelst einer
Vorkehrung von Stricken in Spannung erhalten Schw."
Eig. mit Faden (ein wenig) anheften.
Die Bed. ,fein regnen od. schneien' ist mit , Faden ziehen,
Flocken zupfen' leicht zu vereinigen; ebenso 3 mit der von
, Baumwolle zupfen', da dies eine langsame Arbeit ist. 4 ist
Dini. zu fauceii 1 ; vgl. Fäuai.
Fäuseler = Fäusi 1 b Zg.
fäuserlen Gr; L; U; ZO. (-ÖJ-), -au- GnArosa;
Ndw (-ai-): 1. fein neblig regnen oder schneien Aa;
Bs; Vürte; Gr; GS,; S; Z. Syn. (lüften, fi,ierlen,
fislen, häuelen, fläuijlen, hiiuserlen. — 2. mit leisem
Geräusch rinnen AAHallw., Minnich. — 3. zart singen,
von der Nachtigall. Minnich. — 4. Es het mi"'' welle
f., der Schlaf hat mich befallen wollen Gr (B.).
Bed. '2 und 3 lassen sich, wenn sie nicht auf Lautnach-
ahiuung beruhen, auf die Anschauung von , Faden ziehen'
zurückführen. 4 wahrsch. darauf, dass anhaltendes eintöniges
leises Geräusch leicht zu Schlaf stimmt.
Fäuserli n.: leichte Schneeflocke ZWyla.
Fäusi I „VOrte"; GStdt; ScH, Fausi Bs — m. :
1. a) „Junge, der allerlei, auch schlechte, Streiche
spielt VOrte." — b) Schönherrehen, petit-maitre.
Schwänzler, .Tungfernjäger Sch. Stehende Figur im
Z Witzblatte .Nebelspalter'. Vgl. fWiber-J Fausle, Fil-
seler. — 2. (meist mit vorgesetztem röte'') Spitzn. eines
rothaarigen Menschen Bs; GStdt; ScnSt.
Bed. I gehurt zu fauucn J und Faunen i". Bed. '2, resp.
die Verbindung mit ,ruf, kann nur darauf beruhen, dass
rothaarigen Leuten allerlei Schlimmes zugetraut wird. —
,Feusi', Geschlechtsn. in SchwFeusisberg und .Voisi' im XV.
iu ZUster. ,Füisi' hiess im XVI. auch ein Z Katsknecht,
welcher Verurteilte zu stäupen hatte, dessen Geschäft (fnuain}
aber nur zufällig au seinen Namen anklingt.
Füdi- Aa; BM., Fitze- Z (Dkr), Fitzi- Gr; Zg
(-Fausi), Fitzi-Fäuseli SchwE. — n. Zg: Eute zur
Züchtigung von Kindern, auf den Hintern (Füdi)
appliziert. Syn. Fitze", Fausle" 1.
Fisi- m.: Geck (Suterm.); verzärtelter Knabe Sch.
Vgl. Fäusi 1 b.
Fi*ti- wahrsch. zu beurteilen wie Fili- iu Fdifavsd; doch
liegt in fis- der bestimmtere Begriff des Herumstreichens od.
Scliöntuns.
Fäusi II Foisi{w.'i): ungeduldiges Begehren, Lust.
Es macht im [ihm] F. BHa. Syn. walz.
Der Begriff der Lust kann auf dem eines Hautreizes,
eines prickelnden Gefühles beruhen und insofern mit dem
von Rutenstreichen zshangen, da Gefühle jener Art je nach
dem Grade des Reizes angenehm od. unangenehm sein können.
Vgl. nhd. ,i]geru, eilen', vom Stumpfwerden und Wässern
der Zähne.
„fäusig: geil, wollüstig Scu." — Zu Fuml l h.
Panse" IL .Fousen' nennt Stulz 1519 unter andern
,Werinen', d. h. Waffen oder Rüstzeug.
Fes s. Fahens Sp. 728.
Fes f. ,Die fess, scrophula, ein krankheit.' Mal.
Vgl. die Free, eine Geschwulst der Pferde (Gr. WB.);
der FeHcii, eine Krankheit der Schweine (Schmell.).
Fesach er s. P/ersacher.
Fessel I, Fesel m. : Bursche, Gesell F. „Entolle
[schöner, wackerer] Fesel." , Morgen ist die Tanzkilbe,
da wird es wohl den meisten tollen Fesselen beim
Heissalustig! etc. den Geldbeutel zusammendrücken.'
Schweizerb. 1817.
Das W. ist das selbe wie in den Compp. St-ltand-, Scliind-F.
und aus diesen abstrahiert, indem der allg. Begriff von ,Bube'
iu den günstigeren von , Bursche' übergehen konnte. Im
Zshang mit dieser Umdeutung konnte (vorausgesetzt, dass
St. 's Schreibung zuverlässig sei) auch Fcnspl zu Feitd abge-
schwächt und dies viell. auf Fmd bezogen werden, welches
auch , Gesindel' bedeutet.
Schand-: Schandbube, schlechter Mensch. .Die
schandfässel, so den mannen anreizungen einbilden,
zuo latyn succubi benamset.' Tiere. 1563. — Umgedeutet
aus dem Folgenden.
Schind-: als allg. Scheltwort, verworfener Mensch.
,Muoss er uns syn ein unflat, ein alter gris und schly-
ferscsel, ein lumpenmann und schindfesel.' Ruef 1538.
, Allein die armen Tütschen muessend all versalzen
suppen üsfressen und in allen gfarden aller Christen-
heit die schindfessel syn.' Vad.
Mhd. schiltvezzel. Band zum Umhängen und Tragen des
Schildes; dann: schildtragender Knappe, Trossbube, und zu-
letzt: räuberisch herumziehender Kriegsknecht, als Scheltw.
und darum entstellt in schind-, schimpf- und »chand-v. Vgl.
Schm. 2^ 430.
Fessel II m. (f. GA.): 1. Tragband, -riemen an
ilen auf dem Rücken getragenen Gefässen (dah. Fessel-
tansli) aus Leder oder Tuch, Stricken GA.; ZKn., IS.
Syn. Trafi-F., Fessling; Gefässi. — 2. der untere Teil
des Fusses (zwischen Huf und Gelenk) von Tieren,
besonders Pferden (weil ihnen dort zuweilen Fesseln
lOtiP
Fas, fes, fis. fos, fus
1070
angelegt werden). .Man soll es [das Füllen] an rauhe
ort laufen lassen, da werden inen die hüef und fessel
liert." TiERB. 15(33. .So der huof und der fässel (des
Maulesels] kein schirm hat.' ebd. — 3. Fesslene nennen
Kinder den Löwenzahn, weil sie aus den Stengeln der
Pflanze Ketten [oder Tragbänder] flechten. Rochh,
1857, 175. Syn. Kettemli. — 4. Fessle", Flurn. Gl.
1'««; ID., Tragbaiid; Fessel. Aus der Anm. zu Schind-
t'tuMl ergibt sich, dass Fessel I u. // das seihe \V. sind, also
auch zsgofasst werden konuteu. — Fesdme ist violl. Dat. PI.
des Dini. fesseli. — 4 wahrsch. Dat. PI., der Gruud der
Benennung aber unerkennbar (wenn das W. überh. hieher
gehört).
Trag- od. Trag- = Fessel 1, auch aus Weiden-
ruten oder Holzschienen mit kurzen Kettenstücken Z.
Fessli"g m. = Fessel 1 „Schw;" Zg.
Fese- W, -e'- ThHw.; ZEmbr., -e-- Ar; Gl; G;
Sfu, Ferse A.K7j6m.; BsTerw.; LG.; SG., NA., Fesche
Gr — PI. Feschene Gr — Diiu. Feseli, Fesli — m.
(f.): 1. a) Hülse des Kornes sammt dem Gehalt (2 — 4
Körner), einer der einzelnen Bestandteile, aus denen
die Gesaynntähre zsgesetzt ist, .festuca' (Id. B), oder
umgek., das Korn noch in den Hülsen, allg. Nach
der Trennung heisst der Inhalt Cherne', die Hülse
Spnir AABb.; L; Z. Das Chorn hed 20 F. \ IGfcsir/s
Chdvn L. 3 Viertel F. gend 1 Viertel Cherne Z. Fs
Fesli Chorn macht z'letst es Viertel üs. Stutz. Fr
jämeret, es chimnt e Türi ge", er hei Iceis Fesli vor
[übrig], ebd. 's Volch ivert-si''' nüd bim volle F..
sioider erst hi de Sprüre, in der Not, oder wenn es
fast schon zu spät ist AABb. ,LTnd swenne man in
einer muli melt so vil vesan, das sehs mutt und ein
viertal kernen darus werdent.' XIV., iSou Stdtb. ,In
welcher form (gerellt oder in fesen) diese frucht ver-
sendet werden sollte.' 1531, Stkickl. ,Diss jar liatt
gar ainen lidigen winter und warmen früeling, also
dass man in dem raaien zytige kriesi fand und uf
8.Uolrichs tag uüw f. in den mülinen.' Vad. ,Mutica
spica, ein äher on f.' Fris. Ebenso Denzl. 1677; 1716.
,Da es nicht wüsste, ob man ihm Spreur für F. gäbe.'
JHFasi 1ü96. .Oft schneit es auf die Frucht, ehe sie
zeitig und geschnitten wird, also dass etwan die F.
auf den Helmen wieder auskeimen.' Wurstis. ,üass
ein Ähre '20 F. und ein jeder F. . . Körnlein gehabt.'
JCNaoeli 1738. — b) auch f. — Feschene (PI.) Gr —
die leere Kornhülse, Spreu nach dem Dreschen L; W.
Dem wo schaffet, wachst au"'' 's Esse, für ne Fidjieh
ijid 's kei Frn; Nüd a's Brand [Kornschwamm] loid
leri F. g'rotid i" der Ffdket gern. Häfl. 1813. Wenn
die Hülsen sich üppig auf Kosten des Kerns ent-
wickeln, heisst es, ,die Frucht sei in die F. geschossen'
Z. ,Der f., kornbälglein, gluma, utricula.' Bedinger
1662. — 2. die Getreideart selbst: Dinkel, Spelz.
Korn, triticum spelta Ap; G; Z, sowohl wenn die
Frucht noch auf dem Acker steht (Gr), als wenn sie
ausgedroschen (ZZoll.) und von den Hülsen gereinigt
ist Gr (im letztern Zustand meist Kernen genannt;
s. 1 a). Der Weizen noch in der Spreu GFih. Bart-
weizen GlK. ,Der F. gibt eine vortreffliche Winter-
frucht.' Steinm. In ausdrücklichem Unterschied von
andern Getroidearten: .Für den F. (Winterkorn) wird
der Acker besäet und dann erst gepflügt. beiTii Weizen
hingegen werden vor dem Aussäen die Furchen ge-
zogen.' Steinm. 1804. Unter den Abgaben der Kloster-
güter von AAMuri: ,An väsen 1 uuillei- 2 vierling, an
kernen . . ., an roggen . . .' Arg. 1861. ,I>ie keller band
üuch dz recht, dz jedes hüs inen soll senden einen
Schnitter zuo den f. und ouch zuo dem haber und
sond die keller einem jeklichen gl-ben 1 nachtbrot,
dero drüzechen kummet von einem viertel.' Üffn. Z
Embr. ,Järlich 10 malter f., 4 raalter haber, 5 pfund
lialler höwgeld.' JJEüeger. ,Von des Bechlers huoba
git man 18 mütt habern, 18 viertel f. und 3 viertel
kernen.' 1320/30, Z Stiftsurb., mit dem um 20 Jahre
spätem Zusätze: ,Item 1 mod. avense, I quart speltse
et 3 ymmi tritici.' ,Es suln ouch die Kornmacher
und die Pfragner [Händler], die Pfragen mit Korne
trybent, dekeinen F. koufen.' 1332, Beitr. z. Lauf.
.Wenn der kilchher die zehenden verlycht, so soll er
denen, die den zehenden buwent, ein malter fesan
,'8ben ze vertrinken.' ca 1440, Gprd. .Welcher in den
drygen zeigen rüthölzer hat, der mag die rüten und
dann die zwen nütz in haben, sonder f. und habern.'
1493, Ütin. GKrinau. , Weizen und gersten, bonen und
linsen, hirs und f. [.körn.' 1667.].' 1531/48, Ezecu.
, Haber und F.' bei JBEsi'her, Rechenbüchlein, zu-
sammengefasst gegenüber der , Korn-Rechnung'. ,Nun
weil man den F. dem Haber gleich kaufet.' ebd. —
3. von Hülsenfrüchten: die grüne Schote der
Erbsen, Bohnen Gr; W; Z. \g\. F.-Landg. BildL:
Er list [Buchstaben] wie Bone" us de' F., ganz ge-
läufig W. PI., Stangenbohnen, phaseolus vulg. ü.
, Pelle, hülse, schotte, f., palea, foUiculus.' Red. 1662.
— 4. (PI.) Fasern SchwE. ,Die langen F. an der
WurzeL' JCSulz. 1772. ,Sydin F.' Z Invent. Vgl.
Fase' II. — 5. sprichw. Bezeichnung von etwas ganz
Kleinem, mit Neg. verbunden zur Verstärkung der-
selben. „Keis Fäseli, nicht das Geringste." ,Es half
nit umb ein fesen.' 1536, B Lied.
Ahd, /c«n nur in Bed. 1; spät nihd. wmii (P\.'i) auch in
fJed. '2: der unenthülste Spelt. Aus dem (concreten) PI.
scheint ein Masc. Sg. in der abstr.-colloct. und dann aller-
dings auch wieder coucr. Bed. 2 erwachsen zu sein, dessen
Geschlecht bei uns auch für Bed. 1 geltend wurde, während
uur bei 1 b auch noch das Fem. sich erhalten hat. — Über-
gang oder Schwanken zwischen 1 a und 2 war leicht, weil
Bed. 1 eben nur bei '2 vorkommt, und scheint in einigen der
zu '2 angeführten Belegstellen vorzuliegen. S. noch F.-Koni.
Auch in Korn vereinigen sich Bed. 1 a und 2, in , Spelz'
Bed. 1 b und 2. — Bed. 4 ist wahrsch. nur der umgelaut«te
PI. von fuse' II oder mit diesem vermengt, ür. WB. belegt
Fesen (PI. 'J) = Faser, bei Burkh. Waldis, und ScUmell. hat
Feelein, Feslach, Fäsercheu, Gefaser. — Bed. ö ist wahrsch.
von 1, nicht von 4 abstrahiert, da im MhJ. noch andere
Namen kleiner Fflanzenteile ebenso gebraucht werden. —
Die Ausspr. e' kann nicht ursiirünglich sein, obwohl auch
der Name der von Embrach stjimmeuden Familie ,Fäsi',
welche eine Ährengarbe im Wappen führt, dort so (sonst
aii. c^) ausgesprochen wird, tlbrigens ist dieser Geschlechtsn.
luitiirlich nicht = Fese', sondern von diesem abgeleitet etwa
i. S. V. Fesonpfianzer oder Ährenleser (':').
Fasten-F6s n.: Vorrat v. Hülsenfrüchten (Erbsen,
Bohnen, Gerste) zur Speise während der Fastenzeit.
1/ ä. Stadtr. — Das W. hier einsilbig und als n. wahrsch.
uaili Analogie der sinnvwdten Fiis-, Fast-.Vun.
Brugg-Fgse": ein in einer Naturalabgabe (an
/■ftsi;«) bestehender Brückenzoll. Die Schiffleute im
untern Aargau beschweren sich, dass Baden von ihnen
einen Schillszoll verlange, da sie den sog. B. ent-
richten. 1715, Aiisi'H. Vgl. lirugghaher.
Bis-: Keishülse oder Keis in Hülsen. .Den Zoll
von den Bvssvesen entricliten.' \U\\. .Vnson.
1071
Fas, fes, feis, fis. fos, fus
1072
Stil-Fese": der unterste Teil der Ähre, die
untersten inhaltlosen Hülsen derselben Ba. ,Verun-
cuin. stilfesen. das zwüschend dem halm und iiherii
ist, minder dann ein körn.' Fris. ; Mal.
gefeset: von Korn, in Gestalt von F. i. S. v. 1 a.
also unenthülst, im Gegs. zu Kernen. ,16 malter ge-
vesetes korns und 10 mütt kern, den man nemet
wyssen kern.' 1.387, Z Staatsarch. In einer Urkunde
von 1320 von dem selben Ort steht, wahrscheinlich
gleichbed., ,den zehenden, der drü stucki geveskorne>
giltet.'
fesere": sich rasch hin und her bewegen Aa (H.).
— Vwdt mit ßteren?
fesle": auf langweilige Weise in raürriscliem Tone
Vorwürfe wiederholen; Feslete f., solches Tun; Fesler.
der es tut Ar.
Vieli. aus 'fvnslcn und dies aus '/eiizkn^ Dini. von ahd.
(gi-ana-l/tnzön, necken, spotten (wie ÄpM. fenUr aus F^'nster)':
Oder aus 'fimUn, 'fiulm, von uüid. vieel, Scherz, riniidwerl;.
Tand (wie Ap trcaie aus trinseii) '{
fe'^iss Aa; BstW.; B; VOrte; GT.; S; Z, feisst
Ap (fe'sst H., J.,M., fässt K.); Bs tw.; Gl; Gr; GBern..
Ta. (fässt, foasstj, We.; P silv.: 1. fett im gewöhnl.
eig. Sinn. allg. a) von Menschen und Tieren, zu-
weilen auch nur: wohlgenährt, beleibt GT. Wüest f..
gar zu fett, bis zur HässUchkeit Z. E feisses Meith
[wird] e mayeri Frau. Inkichen. E' ranne [schlanker]
Vatter, e holi Mueter und es feissts Chind, Stössel.
Butterfass und Butter (Rätsel) GrD. Selber esse"
macht f. G; S; Z. Zicei schmali Mali [Mahlzeiten]
mached Niemer f. Z (Spillm.). Dreck macht fässt,
teer 's nüd ivässt [weiss] Ap. ,Unsauber gibt feisst.'
Mev. hört. 169'2. ,Uise Titel machen dich weder f.
noch weiss [weise] und gelehrt.' Schimpfk. 1651. Vgl.
,fett.' Gr. WB. 3, 157'2, 17. E feissi Sou, e feissi Chui'
und e feissi Frau häd Niemer um^sust und ist Nie-
mer'"' z' vergunne" AiBb. Es feissts Schlegchüeli [Mast-
kuh zum Schlachten] GRSchiers. Feisses, subst.. Mast-
vieh. ,Am meisten Galle machten ihm die Metzger:
sobald man öppe einist abhocke, so brüll 's i" d'r
Kuchi usse: heit 'r [habet ihr] nüt Feisses'?' Gotth.
, Steffen musste über Feld, musste F. kaufen.' ebd.
,Ein zager Hund wird nie feisst.' UBräg«. F. wie-ne
MUlichatz, wie-nes Chiigeli Z, u-ie-ne Mungg [Murmel-
tier] ScHW; s. noch die Compp. F. Möcke [Brocken,
Bissen], f. Vögel L. Feissti Henne s. Feisst-Henne.
— b) von tierischen Stoffen, Produkten; Fleisch.
Milch, Käse, Ziger. ,So das feisse [Fett] dariune [im
Hafen] swimme.' Hadloub. ,Feisse braten.' ebd. Dazu
viell. die bildl. RA. er mag 's f. (od. 's F., das Fette V)
erlule' [ertragen], er darf sieh gegen Angriffe auf seine
Ehre nicht wehren, man darf ihm stark oder scharf
zusetzen, er muss Alles leiden; eig. er kann viel Fett
ertragen? (viell. aber/", i. S. v. dick, derb, arg; s. u.)
F. von Festtagen, an welchen man noch reichlich
Fleisch isst, vor der Fastenzeit; s. u. Feiss sauge".
mit Milch die Kälber zum Sehlachten fett machen Z.
P'-c Chäs, Käse aus unabgerahpiter Milch; f. chäse'.
solchen Käse machen. Iron.; Er irird feiss chäse"! bei
seinem Unternehmen mehr Schaden als Vorteil haben.
ScHiLU. Bildlich: /'. rede": 1) schmutzig, obscön reden
Ap; vgl.: Wenn 's i [euch] z' fuasst ist, neammid Brnil
dazue GBern.; Syn. saftig. 2) rühmen S (dick auf-
tragen). F-e'' Ziger: .Man soll alle jar ein feisseii
ziger koufen uss der spend gelt [für die Hau.sarmen].,
1566, BSigr. Voll von Honig, vom Bienenstock:
,Düechte si guot syn, dass man ouch ein mal ab inen
[den Pfaft'en] näm, wie [ab] den feisten imben.' EEgli
1878. — c) von der Erde in Hinsieht auf Pfianzen-
wuchs und Produkte, Gras, Heu. .Grasreiche, feisste
Erde.' JScheüchz. ,raiste Matten' Bs. Weit-er [wollt
ihr] f. mache"? fragt man Bauern, die Dunger aus-
fuhren Bs. Von Wiesen, gedüngte, im Gegs. zu
.mageren', die man nicht zu düngen pflegt Gr. Vgl.
F.-Oras, -Heu. Oft in Flurn.: d' Feissidse' ZÖrl.
(vgl. Pres-gras bei Verrieres); .Feisstenberg' GfiLugn.;
,qnoddam nemus mixtum pratis, Feisstenboden nomi-
natuni in Liuterbrunnon.' 1'253; der selbe Name 1669
in GKries. — d) von Festtagen, übertr. von b (s.o.).
,Der feisste Sonntag: der siebente vor Ostern, quin-
quagesima, auch Herren- oder PfafFenfasnacht.' vMoos.
,Feiss Mändig, der letzte Montag in der Fasnaeht
Obw;" Syn. beschissen 31. Feiss Zistig, Dienstag
(FMu.), f. Donstig, Donnerstag (Aa) vor Aschermitt-
woch; Syn. schmutzig; vgl. frz. mardi, jeudi gras. —
2. vom Schnee, wenn er in grossen Floclien fällt,
feucht, schwer, weich, saftig, leicht zu ballen B;
VOrte; Z; Syn. fett. Feisste Köt, zäher Strassen-
schlamm GRPr. — 3. „weich, lind, wässerig, im Ggs.
von ,fest' VOrte." — 4. angenehm, herrlich (übertr.
von 1 b von fettem Kochfleisch, das den Bauern als
Hochgenuss gilt). Bas ist fässt, dass-m'r de' Namittag
MsrÄctoi [spazieren]! GStdt. R eichlich, einträglich,
von Geldgewinn, Einkünften Z (wie nhd. ,fett'). —
5. arg, ,dick', zum Uberdruss (ebenf übertr. wie 4,
aber im entgegenges. städtischen Geschmack, der das
fette Fleisch nicht liebt). Das chmmt-m'r rfange
wol f.! I"* hätt 's f., satt, genug Bs.
Mhd. veiz(e)t, veiz, von Menschen, Tieren, Erde; auch:
dicht, von Rauch, Dunst. la einem Teil unserer MAA. ist
das auslautende ( abgefallen; in der Lit. des XVI. (XVIII.
ist es noch häufig; Vogelh. 1557 schreibt neben ,feisst' den
Superl. .feissist', dieses wahrsch. nur um die Wiederholung
von st zu vermeiden. Die (niederd.) Form ,fett' ist unserer
Volksspr. weniger geläufig und auch beschränkter in Bez. auf
die Bed. — s wird nicht (wie sonst vor t) ^ i gesprochen,
weil urspr. ein Voc. folgte; doch tw. Feischte, gedüngte
Wiesen Gl. — Der von Spreng angegebene Unterschied, /eint
gelte nur von Tieren, findet keine weitere Bestätigung. Zu
der Bed. .zotenhaft' vgl. schmutzig, welches bei uns auch
.fett gekocht, reichlich geschmelzt' bedeutet; zu /. redfn ^
.rühmen' vgl. ,fett', vom Pinsel (Gr. WB. 3, 1571, 14), und
, fette Lüge' (ebd. 9); fett = feucht (ebd. 6, 7), aber uiclit
von Schnee.
äl-: fett wie ein Aal. z.B. von Mastvieh ZFlaach.
speck-erden-: doppelt gesteigerter Ausdruck,
z. B. von einem Huhn. XVIII.. Bacrengespr. — ,Speck-'
hat eigentliche, , erden-' nur abstrakte Bed.; s. Erde.
halb-: von Käsen, die aus z.T. abgerahmter Milch
bereitet werden B; s. halb-fett. — heimli'^''-: 1. in
eig. S., im Verborgenen fett, von den Ziegen, weil
man ihnen die Fettheit, auch wenn sie dieselbe
besitzen, weniger als andern Tieren ansieht L; Z;
auch von Menschen, welche schwerer und fester sind,
als ihr Körperumfang vermuten lässt Z. Heimlifeiss
heisst mi" Geiss, in einem Hausspruch L; vgl. feissen.
— 2. von Menschen (auch subst., der, ein H.):
a) heimlich reich, wer seinen Reichtum nicht zeigt
Bs; B; Gl; L (auch mit dein unter 1 angeführten
Spruch); Z. — b) verschwiegen, verschlossen von
1073
Fas, fcs, f'cis, üs, l'os, fus
1074
Charakter, meist in übclm Sinn, hfimtückisch, vor-
schlagen, .sthaiientVoh, boshaft. Esö h. iV Hand nhc
Aa; BSi.; Gl; Schw; UwE. Syn. hünchch, vcrxteckt.
Aber auch etwa in gutem Sinn: wer im Verborgenen
arbeitet UwE. — hert-: hart f., tl. h. so, dass Jas
Fett eine dichte, hart anzufühlende Schicht bildet (>k.
Syn. g'schoppet-, -haUe"-, l'iwU-f. — knoll-: knollig f.,
so dass das Fett gleichsam Knollen bildet, z. B. von
Pferden ZTurb. Vgl. er verchneUt [zerplatzt] schier
vor Ticki. — last-: schwer f. BO.; W. — bock-:
iron., mager wie ein (geiler) Bock SchwE. — ballen-:
sehr fett, kugelrund (wie ein Ball) Gr. Vgl. erbauet,
fett geworden.
platz-: zum Platzen fett Gl; GSa.
Auch jtlatach-, aber vielleicht nicht ganz glciclilieil., da
.platschen' sonst bed. breit und schwer auffallen, von weichen
Massen. Vgl. tätach-f.
sü- SrHwMuo., schwi"- Gr: fett wie ein Schwein,
z. B. von einer Frau. , Mastig, schwynfeisst, obesus.
crassus, opimus.' Mal. — g'schoppet-: vollgestopft
f. Gr. — tige"-: gediegen (fest) fett Z.
teigg-: sehr f., z.B. von Kochfleisch Z. - Tritjij
^ nhd. teig, eig. weich, von überreifem Obst.
digge- = heimlich-f. Er ist en D. ZGlattf. —
A'ersch. vou , gediegen' V A'gl. den Z Geschlechtsu. ,Diggel-
niaun' V
tatsch- = platsch-f. LE.; UwE. — Tätach, weiche,
breite Masse.
dotz-; ebso UwE. — Dutz. dicker, runder Klotz.
feiss(t)e'': fett(er) werden, allg. ,Die gcissen
feissend, so sy junge tragend.' Tiere. 1563. ,Wo der
niaulesel mageret und nit feissten will oder sunst
scrbet' ebd. ,Feissteu, feisst und mastig werden, pin-
guescere.' Mal. — er-: dass. .Nachdem sy erfeisstot
und gross worden in zytlichen rychtagen und eeren.'
ZwiNGLI.
Feiss(t)i f.: 1. abstr.. Fettheit. Wohlbcleibtheit
Ap; Bs; Gl; Gr; G; U; Z. Vor F. fast rerspriitze"
Ar; G; Z. Er ist e F.! von einer erstaunlichen Fett-
heit Gl. ,Er veränderet seine federen von der feisste
wegen.' Vogelb. 1557. — 2. concr. a) Fett v. Tieren,
in Küche und Apotheke gebraucht Ap; Bs; VOrte;
Gr; G; Z. .Schmalz.' Spreng. ,Von den erstlingen der
schaaf und von irer feisste.' 1530/1707, 1. Mos. ,So
luan die feisste [der Kraniche] in die oren tröuft.'
VoGELB. 1557. .Tuon ein guot teil feisste von hüe-
neren und rindermark [daran].' Ende XVI., Bs Tasch.
,Adeps, feisste, scbmalz.' Denzl. 1677; 171<i. .Die
Äscher, deren feisste zu der Arznei hoch gepriesen
wird.' HsEEscHEK 169'2. — b) Fett des Bodens. .Das
Wasser ziehe die Feissi aus dem Boden heraus.' B
Woch. 1817. — c) Düngstoff, Dünger, und zwar
fester, im Unterschied von B'schiitti [.lauche] G. —
d) (PI. Feistene Gr, Feiste Gl; Gr) gut gedüngtes
Stück Rasen; fette, gedüngte oder wasserreiche Wiese,
die 2 Mal gemäht und nur kurze Zeit im Spätherbst
abgeweidet wird Gl; Gr; GWa.; coli, das unten am
Berg gelegene Wiesenland. Es het (/'schneit bis in
(VF. Gk. Syn. (/ebües Land; Ggs. il/cr/cri'; vgl. Nach-F.
Oft Flurn.: i" der F. ZBub., Wald (vgl. SpUckivis;
siiesse'' BVclz udgl.). — e) bildlich, das Beste von
allerlei Geniessbareni. .Dass also diese arme Leut
[die Kapuziner] von .\llcm, was auf der Erden wachst
Schweiz. Idiotikon. I. 7.
und lebt, in dem Wasser schwimmet und in der Luft
fleuget, die Feisste geniessen.' ClScuob. Ui90.
Kuttel-: Kaidaunenfett. In den Z Metzgerordn.
des XVn. u. XVllI. neben andern Fettstoffen genannt.
— ,Mast-feisste: uberige feisste, die einer von wol-
leben und nit von natur hat, sagina.' Mal. — Nach-
Näfeissti f.: solches Wiesenland, das nicht zum 2. Mal
gemäht und auch nur schwach gedüngt wird Gr. —
Nieren-Fcissi: Nierenfett Bs. — Brätis-: Braten-
fett Z. — ,Rind-Fcisste oder rinderin unschlit.'
TiERB. 1563. — Suppen-: das von der Suppe ge-
schöpfte Fett Bs. — Schwi"-: Schweinefett B.
feisslächt: zur Fettigkeit geneigt BSa.
.feisslen: feisst werden, crassescere.' Mal.
Peisel, ,Vaisel': männliches Zuchttier. ,Der keller
soll halten einen v. zu den Schweinen.' 6 Stiftsarch.
92, 35. — S. Anm. zu FuwI. Poch lässt sich auch Fisel,
Ochsenziemer, erwägen.
feiseien, feiserlen s. fisefrßen.
Feise" m. ,Wenn ich by dir war, wott ich dich
und dyn feisen dran manen' droht Salat (ed. Bäch-
told S. SO) einer gewissen Wittwe, welche mit einem
Bacchanten zusammen wohnt (S. 82).
Salats Orthogi-aiihie Hesse wohl die Korrektur ,feissen'
zu; besser passen würde aber, wenn wir das W. mit obigem
, Feisei' identificieren dürften, da Salat offenbar den Verdacht
eines unkeuschen Verhältnisses ausspricht (s. S. S3 M.). Vgl.
auch Fänsi.
Ge-fis G'fl-s n.: Neckerei. B's G. mit Ei'm ha"
Gl. Syn. Euer 5, Gefert 3. Vgl. ßsle' 2.
Fisänder GRLuzein (B.), Fisenter GRHe. — m.:
Gehilfe, bes. der im Taglohn vorübergehend angestellte
des Hirten. Eine" zum F. ha'.
Von churw. ßljichsncla, -la (it./«c.<-ii(/«), Geschäft. Vgl. den
Sjielter in städtischen Verhältnissen, von ,.S]ieditor'. S. auch
Fiirnfr, Finlrr.
Fisel I, auch Fistel BO. — m. B; Gl — PI.
gleich (Fislc BSa.; Gl): „Hülsenfrüchte, z. B. Erbsen,
bes. pisum ochrus Bü.; Gr; anderswo (Erbs-)Käfen ;'
pisuni arvense BO.; phaseolus vulg. Gl; Schotenerbsen
FJ. ; GlK. ; diejenigen Erbsen, die als Gemüse sanimt
den Schoten gegessen werden Gl; Windenbohnen BHa. ;
übh. alle Schotenarten BGa. Syn. Erbes; Bingel-,
Dräi-, Wind-Erbs; GrCiperli; Höckerli; Kifel. In
GlK. heisst F. die volle Schote, die leere: Oiäfe,
der einzelne Same Bon.
Die Etymologie schwankt zw. lat. jda"'", woraus _/i>- regel-
mässig vcrscliobeu wäre : oder /«»- in phucolu« (s. o. F(xmh)
mit Anlehnung an deutsches ,fis-, fas-' in FUr, ,F,isor'; in
diesem Fall nahe vwdt oder urspr. identisch mit /'iW //;
vgl. Fäden. — Die Form Fialel muss auf Eutstclluug be-
ruhen, da umgek. auch Fiawl für Finhl vorkommt. — Der
Fl. Fiale" setzt einen gleichlautendon weibl. Sing, voraus. ,
Erbs- BSi.. Ess- od. Frcss-Erbs- Gl: Erbsen
mit essbaren Hülsen. i<yi\.Fiscl-Erlis, Kifel. — Klein-
K r 1) s - ( ■hlcierbscß'ik : ' fasclns BSa. D r ä j - E r b s - :
phaseolus vulg. BO.
Grui>li-: niedrige (kriechende) Bohnen BHa. Syn.
GriiperU; Hockeni, Höckerli. — Von yiii/«,i, kauern,
hocken.
fislen 1: Fisel pllnckcn (Jl.
Fislete f.: coli., eine den Bohnen vwdte. aber
breitere Hülsenfrucht mit süsslicheni Geschmack Gl.
Syn. Fischöle, Kiife.
(IS
1075
Fas, fes, fls, fos, fus
1076
Fisel n in.: 1. Rute, Gerte B (Zyro); Spitze von
Zweigen und Ruten Ap. Vgl. Fiselplatz, Raum für
Brennholz, u. Fiselruete, Zuchtrute aus Birkenreisern.
— 2. Rute, Oeisel des Fuhrmanns Gr; s. Ochsen-,
Hagen-, Mimi-F. — 'i. Rute als männliches Glied,
meist von Tieren, bes. Uchsen oder Stieren, Ziemer;
s. Uclisen-, Muni-F. ß; VOrte; Gr. — 4. junges
Wäldchen ApK. Syn. TrätÜi. — 5. Last (Servitut)
auf einem Grundstück, z.B.: B' Wasserftier [Wasser-
leitung] ist en böse F., eine grosse Last Ap. Auch
der Weg, auf welchem das A'ieh zum Brunnen ge-
trieben wird, insofern derselbe auf dem Grund und
Boden eines Andern liegt ApH.. M. Vgl. Fisel-we;i?
— 6. „kleines, schmächtiges Geschöpf Mensch od.
Tier L; Sch.^ Fiseli, Gewächs, Frucht von verküm-
mertem Wuchs ScHSt. — 7. Knabe, Bube, Kamerad,
in der Spr. der Gauner und der gemeinen Gasseu-
jugend von ßStdt (PI. Fisle). Wenn i''' no"'' e F. wä''
ice va [wie vor] oO Järe! BG. Nach Lütolf gaunerisch
auch , Hurenbube'. Spottn. AaZ. (auch Lagyen-F.). —
8. El''m de F. striche'', schmeicheln. Suterm.
Mhd. viml, penis, ramex; viseln, Fasern, Fransen. Vgl.
Fiserc". Find S könnte lautverschoben zu lat. ptiii» aus
'jtcs-nis gestellt werden, aber die Bedd. 1. 4. 6 weisen zii-
uächst auf Vwdtscli. mit fuset, resp. ein starkes Vb. ßmn,
erzeugen, hervorbringen usw. 1 wahrsch. die Grundbcd.,
aus der 2 und 3 folgen wie bei nhd. ,Rute', wenu nicbt
etwa iu Gr der Ziemer als Fuhrmannsgeisel gebraucht wurde
wie anderwärts als Zlichtigungsmittel. 4 wahrsch. coli, zu 1
uud nahe vwdt mit Fiiwl in der selben Bed. 5 wahrsch.
aus 2 i. S. V. Plage, wie auch Straf i. S. v. ,Not, beschwer-
licher Umstand' gebraucht wird; doch könnte F. i. S. v. Weg
auch einen solchen, der mit Hüten (als Grenzzeichen) besteckt
ist, bedeuten, oder das sog. Trattrecht könnte (von 4 seinen
Ausgaug nehmend) die Bedd. von -i n. 5 vereinigen. 6 aus
Übertragung von 1 auf lebende Wesen, vgl. ,Spross, Spröss-
ling'. 7 wahrsch. aus 3, pars pro toto, wie das entsprechende
weibl. W. auch Mädc;hen bezeichnet; doch vgl. Böni, Spottw.
auf eiueu Knirps (in diesem Falle = Füel 1). 8 entw. aus 3,
vgl. das syn. ,deu Balg streichen', oder = F. in FhMuijen
= Fiedel-, von ßsden, hin und her bewegen.
Ochsen-: l. = Fisel3, Farrenschwanz Bs;Vürte;
„Gr." — 2. = Fisel 2 Gr.
Hagen-: Ochsenziemer ThHw. — Hagen, Hinji.
Zuchtsticr.
Laggen- = Fisel 7.
Liujyen wahrsch. = UKjtjd, grosser, plumper, fauler (jun-
ger) Mensch. Fromm. 3, 306. 5, 461. -n aus -( dissimiliert
wegen des l von Fisel.
Munni-: \. = Oclisen-F. iBa; „B;" VOrte; ,Gl;
S; Z." — 2. kurze dicke Geisel zur Züchtigung LG.
Die ausgetrocknete Rute des W^icherstiers wegen ihrer
Zähigkeit und Elastizität zum Schlagen des unbändigen
Viehs gebraucht Aa. Syn. Karren-, Hagenschtcanz ;
Munni-, Rinder-Zäch, -Zänner, -Zierling.
Nä'^'"-, vorzugsw. Dim. -Fiseli: spät und letzt
geborenes Kind Gl. Syn. -Wiseli. — Vgl. Flwl i>.
Ge-flsel n. : 1. (abstr.) Herumwirbeln mit einer
Rute BM., Si. — 2. (concr.) a) leichter Schnee UwE.;
leichter Regen L. — b) feine, unleserliche Schrift ,B;
Gl; L;" UwE. — c) mit kleinlicher Ziererei überladene
(Stick-) Arbeit B; L; UwE. — d) kleine Wurzeln an
Bäumen und Sträuchern B. Wilde Zweige am Keb-
stock SciiwMa. Kurzes, dünnes Reisig Aa. Zartes
Holz Tu. Eulensi)iegel sagte, ,das Gfisel muss weg'.
als er IMähle in die Reben stellen musste, und hieb
die Reben weg. Syn. Geßser. — e) „die langen Haare
hinten am Kötcngelenk der Pferde B." Syn. Fislen,
Fessel. — f) ausgefranster, zerschlissener Saum eines
Kleides BSi. Los gewordenes Gewebe, herabhangende
Fäden unten an einem Kleid; nasser Rocksaum GRh.
— g) allerlei Kleines durch einander SohwNuoI. Keh-
richt Ndw. Schmalvieh BSi. Kleine Kinder Aa. Vgl.
Un-F.
1 u. 2 a — c zu den Wta. ßsehn, ßsten; vgl. auch fiserbn.
Bei d — f tritt die Bed. .Faser, Faden' hervor, g iu den
2 letzton Angaben erinnert an Fasel wie auch d.
Un-: Ungeziefer. .Fliegen und anders u.' Tierb.
1503. ,Der rauch vertreibt die schlangen und allen
[sie!] u.' ebd.
fisele": 1. mit einem dünnen länglichen Körper,
z. B. einer Gerte, schnell hin und her fahren Ap; mit
einer Rute leicht berühren L. „An Ojjpis /"." Vgl.
fislen. — 2. zu sehr mit kleinlichen Sachen umgehen,
z. B. mit einer Nadel zu feine Zieraten machen Ap
(auch fisla" und fisla"). — 3. fein und undeutlich
schreiben, kritzeln Ap; L; TfiTäg. — 4. (i L, i ZRfz,
e'i ZGlattf, W'ast.) fein, leicht regnen L; Sch. Syn.
fäuselen, fäuserlen; fiserlen.
Bei St. mit fiden zsgefasst und z. T. schwer davon zu
scheiden. Vgl. auch /«sefen. — Die Nebenff. mit gedehutem
Stamuivoc. führen von der Zsstelluiig dieses Vb. mit Fud
usw. ab und verlangen durchaus (Fromm. Ztschr. 7, 21 f.
200 f. 360 f.) eine Grundform 'ßiu-, welche als Abi. von
/in, fein, sich wohl ansetzen lässt ; vgl. bair. fci"adn, fehteln
i. S. V. unserm /. 4 und unser /i?Me?t3 (Sp. 877), dazu /izdiij,
halblaut (,fein') weinend, uud hiezu wieder /csfeii (Sp. 1071).
FiwJni kann sich dann mit einem von Fud abgel. Vb. ver-
mengt od. sein langer Voc. sich verkürzt haben. Die selben
Verhältnisse wiederholen sich bei ßnerlen, finlen.
Fiseler: 1. allzu geschäftiger Mensch, bes. der
Weibspersonen den Hof macht Ap. Vgl. i^nim. „Wer
sich gern einschmeichelt G: Z." — 2. „wer auf einem
Saiteninstrument schlecht spielt B; VOrte." (Bei St. ^
Fisler.) — 3. „wer schlecht (zu fein) schreibt B; Gl;
L." — 4. „wer zu fein verzierte Arbeit macht B; L."
Fiselete f.: Kritzelei; missratene feine Nadel-
arbeit Ap.
Fiseli s. Fäseli.
fiselig: zu fein geschrieben, gekritzelt „B; Gl;
L;" TiiTäg.
Fiser m.: Stelle im Garn, wo es nicht glatt und
fest genug gedreht ist ZO. Dinu Fiserli, Fäserchen Z.
Syn. Fitzer.
Ge-fiscr: l. = Gefisel2d Aa; SenwMa. — 2. Fa-
sern, aufgerissene Fäden an einem Tuch oder Kleid
Bs; B; vgl. Gefisel 2 f. — 3. Getieder eines Pfeiles B.
— 4. = Oefisel 2 e. Bei der grossen Schlacht am Ende
der Welt sollen nach alter Prophezeiung die Pferde
bis ans G. im Blute stehen L. — 5. undeutliche Schrift
UwE. Zu fiseren 2.
Fisere" f — Dini. Fiserli: kleine Faser Aa;
Bs; GA.
fiseren: 1. „auseinanderreissen, (sich) in Fasern
auflösen, von einem Kleid, allg.;" Bs (auch pfiseren).
Vom Holze, wenn es beim Hobeln nachzieht GMels.
Syn. fäsen. (Trans.) ein Tuch am Rand aufreisscn;
ausschleissen, Faden um Faden ausziehen. Charpic
machen Bs; BSi., Id. B. G'fiseret: faserig, fransig
GA. — 2. „unleserlich schreiben." — 3. „an einer
1077
Fas, fes, fis, fos, t'us
1078
Arbeit zu viel kleinliche Zierereien anbringen, allgf."
— 4. fein regnen Gl (auch fiserhn, fäiiserlen). \g\.
täuclen, vertier fen. — üs-: (intr.) sicli abfasern, in
Fäden auflösen Bs (auch -x)fiseren); BStdt; vun einem
abgetragenen Kleid GMels. (Trans.) Fäden au.sziehen
Es; B. Sjn. üsfäseren. Ein BibulU üspfineroi Bs. —
V e r - = vs-f., intr. Bs.
Fiserete f.: faseriges Wesen Id. B; GA.
fiserig: Ton Garn, welches nicht glatt und fest
genug gedreht ist ZWyla; s. Fiser. Von einem Scheit,
dessen Kanten faserig, gefiedert geschnitzt sind GnPr.
Von der Schrift: undeutlich Bs.
fiserlen: 1. {fis- ScuNk.; ZRfz/Wyl, fe'is- ZO.,
Stdt) leicht, fein regnen Bs; Gl; L (neblig); GA.;
ScHwE.; Th (neblig, staubig); TJwE.; Z; fein schneien
GMels; üwE. Syn. fäuserlen, fiderlen; vgl. föselen.
— 2. (zu) fein, undeutlich schreiben LM.; Th; UwE. ;
Zg. Syn. fitseren. — 3. kleinliehe Zierereien (Gefisel)
machen UwE. — Vgl. die Anni. zu fiaden.
fiserlig: 1. faserig Bs. — 2. (auch g'f.) fein,
undeutlich, von der Schrift UwE.; Z.
fisig: 1. artig, nett, von einem Mädchen, Kleid,
geschickter Arbeit; auch vom Benehmen. F. tuen BÜ.
— 2. gescheid B.
Dieses W. lässt sich mit den vorhergehenden und hmcIi
folgenden Bildungen vom Stamme ßi- vereinigeu, wenn man
als Grundlied. ,fein' oder , geschickt', von flinker Bewegung,
annehmen darf; doch vgl. auch vinierlich.
Fiselier s. FiXs-. Visenönli, Viserenönli
s. Viole II (Sp. 63.3). Fisenter s. Fisänder.
Visl Z, Vüsi Th, Visis Gl — n.: 1. Öpjns im
V. ha', Etw. im Auge, heimliche Absicht darauf haben
Z. Im V. b'halte", im Auge behalten Gl. — 2. im
V. ha', im Vorrat Th. Syn. Vivis. I"'' ivett-ene" gern
Öppis nfwarte', aber vi'r lebed eso ei'fach, das m'r
nie Nüd im V. händ Z. — 3. günstige Stinnnung.
D' Meiert ist im V., die Frau Meier ist in Gunst Z
(Sjiillm.). 's ist £Hi nüd im V., er ist diesmal nicht
aufgelegt zu freundlicher Unterhaltung ZO.
1 offenbar aus dem lat. in vim und nur dem Geschlecht
der syn. deutscheu WW. .Gesicht, Auge' zu Liebe als n.
aufgefasst. Aus dieser Bed. lässt sich dann auch 3 ableiten ;
im ersten Beispiel durch den Mittelbegriff ,wohl augesehen,
gern gesehen', im zweiten durch die Vorstellung von , Ge-
sicht' i. S. V. .Miene' od. i. S. v. ,er hat das nicht im Auge,
Sinn, denkt nicht daran, will Nichts davon wissen.' Auch '2
kann das selbe W. sein, wenn man den Begriff der Heim-
lichkeit von Absicht auf Vorrat überträgt; indessen weist
das syn. Vivis (Sp. 685) auf Lebensmittel und Visit kfjnnte
hier durch Verwechslung untergeschoben sein. Füsi scheint
rein lautliche Entstellung zu sein, die bei Fremdww. bes.
leicht eintritt; aber auch die Bed. derselben unterliegt natür-
lich mancher Unsicherheit und seltsamen Übergängen.
PTsi I m.: naseweiser Herr, der sich in die ge-
ringsten Weibergeschäfte mengt; wunderlicher, klein-
licher Mensch. So pflegen unsre Weiber einen Mann
zu nennen, der so viel als eine Küchin oder Spinnerin
verstehet Bs (Spreng).
Vgl. das syn. Fäusi und Fisifiiw^i, wonacli Fisi nur ein
ablautend reduplizierender Vorsatz zu Füusi und aus dieser
Verbindung abstrahiert sein könnte; es kann abcrauch wie
Fiai'f. von dem in Jishn und fiscren steckenden einfachen
yi»«i i. S. V. unstäter kleinlicher Tätigkeit abgel. werden;
vgl. FiseUr, Füsettr^
Fisi II f.: Lärm, Aufsehen, Wesen, Treiben. Me"
brückt iiüd grad '.so e F. und e Metti z' mache' Z.
Das ist iez e scliüni F.! eine saubere Geschichte ZUhw.
— Wahrsch. zu //stn, jish-n, Jismn.
Fisibns m. : Fidibus zum .\nzünden des Tabaks Z
(neben Fid-).
Pi.sidflr m.: Taufn., Isidor TnMamm.
visieren: Hohlmasse obrigkeitlich prüfen BSi. Syn.
(Imen; fecken; sinnen. F'' tvarte dö ganz silf visiert,
in abgemessener, vorgeschriebener Haltung (?) Schw.
— Mhd. visieirn, aus frz. viser, nachsehen.
Visier(i"g) f.: Entwurf, Skizze, Plan, Grundriss,
Zeichnung eines Werkes der bildenden Kunst, bes.
von Ol- und Glasgemälden des XVI. .Dem. so mynen
Herren die V. der Eidgenossenschaft [wohl einer Glas-
scheibe mit den eidg. Wappenschildern] geschenkt hat.
6 Pfd.' B 1.52.5. ,Und David gab seinem sun Salomo
ein visierung des vorschopfs, darzuo visierung alles,
was bei im in seinem gmüet was.' l.'>31/48, I. Chkon.
= ,vorbild.' 1667. ,[Ein Bildwerk] nit nach der visier
des maiers, sonder kostlicher.' Vad. Solothurn legt
die .visicrung' von Ehrenwappen der Orte vor, die
an seinem Rathaus angebracht werden sollen. 1578,
Absch. ,Visierung eines gebeuws und anderer dingen,
forma. V. oder anbildung des antlitz. ductus oris.'
Mal. — Von .visieren' i. S. v. ins Auge fassen, eine vor-
läufige Ansicht gewähren.
visierlich: 1. „delikat, lecker im Essen;" em-
pfindlich W. — 2. „artig, nett, fein VOrte; Z." Auch
ironisch, z.B. das ist v., wie 's dem g' gangen ist!
[Schadenfreude] Z (Spillm.). , Schön und v. anzuo-
sechen.' 1576, Ant. Z. ,V., artlich, concinne, eleganter,
solerter. Visierlicher mensch, poss, bullatus, elegans
homo.' Mal. — 3. „drollig, von Menschen, welche
sonderbare Ideen im Kopf haben Sch; Z;" possierlich.
,Mir ist's hüt am morgen v. gangen.' 1651, Schimpfr.
— 4. verschmitzt. ,Fysierlich: callide, astute.' Mal.
St. fasst Bed. 4 mit 3 zs., was nicht ganz klar und
kaum richtig ist, ausgenommen wenn 4 ironisch genommen
wird, wo es dann eher mit 2 zsfallt. In Bed. 2 — 4 sind
syn. urig und arlig, und diese rühren auch nahe an 1. Bed. 1
beruht auf .visieren' i. S. v. genau .ansehen ; 2 auf .sehens-
wert' oder ,mit feinem Blicke abgemessen'; 3 ist im Grunde
nur ironische Anwendung von 2.
Fisifatent s. Fisimatent.
Pisigänggis, Fisigügg Z, -giigg G oT., W.; S,
-griggesG\199, -gunggi kv, -giigger B{'Ayro); Si'term.,
-giiggi, -gugi Bs, -gngg Sch, -güggi Z, -güggcr B. -gu.r
h; SoHW, -gü.v Gh, Fisigitgg GW., -gugyer Bs. Fidi-
gügger L; Filigux Schw — m.: 1. „superkluger,
subtiler Kopf, Mensch, der Alles erklügeln will. .\lli's
bis aufs Kleinste durchstöbert, seltsame und verwirrte
Vorstellungen hegt. Halbgelelirter." l)r Philosoph
Hegel isch jo ne kei Zürcher g'si'. Die hei' ire' Strüss
und dr Moleschot g'ha'; aber vom-ene Visigugg vo'
Hegel, do het-mc" dort nie Nüt g'hört. HofstXtter.
tiuerko|)f; cn gölige [seltsamer] F. Ae. Eingebildeter
sonderbarer Mensch B; Gl; Scu. Dummer, unge-
schickter, zugleich zudringlicher Mensdi 1.. Vor-
witziger, neugieriger Menscli. der sich in .\lles mischt
GW.; Syn. HiifeU-Gugger, -Schmucker. .'Vusspäher,
Spion, Schlaukopf Bs; GoT.; Syn. l'olizei-SchmOckcr.
1079
Pas, fcs, fis, fos, fns
1080
Der sich um Kleinigkeiten viel Mühe maclit Bs; klein-
licher Plil'fikus Z ; engherziger Mensch. Suterm. Spass-
vügel. I)er da ist e F., macht mit de" Litte" (ßre'
(gern] Jux. SciiwFasn. 1883. Spasshafter Schimpfn. ü.
— 2. Filigux, kleiner Knirps, z. B. von einem Täuf-
ling Scuw.
Die Aiisspr. mit langem i und betonter erster Silbe deutet
■luf das oben behandelte Vi«i, resp. auf das demselben zu
(Jiuude liegende lat. W., welches eben den scharfen, auch
das Kleine erfassenden Blick bed. Da aber eben diese Ausspr.
sciiwächer bezeugt ist als die entgegengesetzte, so könnte sie
aus dieser erst uuiged. sein. Fui- ist ohne Zweifel das selbe
wie das gleich lautende und gleich bedeutende selbständige
W, : s. d., auch viiieAU-h. Für die überwiegende Ausspr.
-tjiitjfj bietet sich keine passende Erklärung: dagegen für -'jüij(j
das Yb. yugijen, neugierig oder heimlich blicken, was mit der
Krklärung von Vihi- zsträfe und gleichsam eine Übersetzung
des Fremd w. wilre; vgl. Jiaiyihjylen ;'. Die Formen -ijux uud
-i/ux situl wahrscli. aus -ijufjtjcn zsgezogen (vgl. Srhtlüiüx, der
Schieleude): -(/uHyy/V würde zu (läw/ijcl, Geck, Narr, gehören
uud passenden Sinn gewähren, ist aber zu schwach bezeugt,
wie -(jvtufiji, welches durch (eingeschobenes*:*) n erweitert,
an das im alt. Nhd. vorkommende ,Visigunk', wunderlicher
Kauz, Phantast, ,Viseguuklen', schwatzhafte Männer (?) rührt.
Die daneben einmal bezeugte Schreibung .Hhysirunkes" im
S. V. .Halbgelehrte' hat wohl in Gr. WB. auf die Erklärung
geführt, dass das seltsame W. eine spöttische Verdrehung
des lat. ,physicus' i, S. v. Naturforscher, Grübler udgj. sei,
uud wir müssen diese Deutung offen lassen, um so mehr,
da auch bei uns ,Fisikus' in ähnlichem Sinn vorkommt; doch
könnte dieselbe auch erst eine Umdeutung sein, und die Um-
gestaltung der Silbe -cuh in -fiunl: oder unser -fj"UU usw.
bleibt uuerklärt, wenn nicht wenigstens eine Anlehnung oder
Unterschiebung eines selbständigen deutschen W. für den
zweiten Teil des W. angenommen wird. Für Fhi- kommt
auch noch Fiaimatente' (s. d.) in Betracht. — Die Bildungs-
silben -cj- und -i in unseren Formen sind gleichbedeutend;
das von St. ebenf. angefühi-te -huiz scheint auf Entstellung
oder Missdeutung zu beruhen.
Moiio-Fi.sigug: spiJttisch verdrehter Name iler
altchristlichen Sekte der Moimphysiten (welche gegen-
iiher der Kirchenlehrc von der gottmenschlichen Doppel-
iiatur Christi eine einheitliche behaupteten, wie die
Monotheleten nur einen Willen desselben). ,Mit der
lehr der Monotheliteren od. Monophysigugen.' 2. helvet.
CoNPESsioN 1500/1(344.
fisigügglen (u) : 1. den l'flfflkus spielen Aa. —
2. (-güfjfflenj gucken, hervorschauen; schlau verstohlen
nach Etwas blicken Z; tr. «s- [fimgngdere Bs, -fidi-
gii.re ZSeuz.), ausspähen. Syn. üslüsteren. Dur''' alU
Schli.'iselhi.-liU han-i''' g'h'isteret fir E}ipi.s üsz' ßsiguggere"
Bs (Schwizerdütsch).
Fliisiker: 1. Stadtarzt Bsf; Syn. l'oHater. ,Stadt-
physici' mit kleinrätlicher Ehre und pfarrherrlicher
Würde unterschieden vom , Stadtarzt' und höher als
dieser, welcher anfänglich der Chirurg, schliesslich
.Spitalarzt gewesen zu sein scheint ZWthur XVII. bis
1S14. — 2. eingebildeter Sehlaukopf, Püftikus, der
besondere Ideen im Kopf hat; der Amlere durch List
übervorteilen zu können meint, während er selbst von
ihnen verspottet wird Z (Spillm.).
1 und 2 viell. nicht das selbe W., oder wenigstens 2
erst auf 1 umgedeutet. 1 entspricht dem engl. ,physician',
Arzt, eig. Naturforscher, -kenner. Bei 2 kann Fiiii- das o.
als selbständiges und unter dem z. T. syn. FiHiijuijij besjiro-
chene W. sein, -iker die von Ortsn. auf ,-ikon', resp. Ge-
schlechtsu. auf -iker abstrahierte und dann auch zur Bildung
von .\piiell,ativen gebruiichle Endung; vgl. Kitiker Sp. GOl.
Immerhin müssen die Fremdww. .Hektiker, Pliysiker' in
weiteren Kreisen irgendwie bekannt, wenn auch nur halb
verstauden gewesen sein, um jene Umdeutungen zu veranlassen.
Fisimatente" S, -fatente ZUhw. (PL): I.Flitter,
Firlefanz an weiblichen Kleidern ZUhw. — 2. Flausen;
Künsteleien, in der Verbindung F. mache", meist imper.-
neg. : mach mer keiiii oder: iiit z' vil F.! z.B. beim
Spiele S.
Flui- ist ohne Zweifel das Selbe wie in dem selbständigeu
Fiti und in Figiijwjij etc. Vgl. Gr. WB. 5, 2661, c: ,Fisi-
matentchen, Fisepatenten' udgl., mhd. fiaimcnt, unverständ-
liche leere Zieraten; vimmctU(e), Physiognomie, Aussehen,
Gestalt, Schöulieit; Visierung, Einteilung und Beschreibung
eines Wappens. Vgl. Vlaieri'tj. Der zweite Teil von Fisi-
inateiit mag aus viianient entstellt resp. erweitert sein, -J'ateni
dem Fisi- als Redupi. uachgebildet. Für die Erklärung des
ersten Teils eoucurriert das lat. vib- mit dem deutschen
Stamm ßn- i. S. v. iiin und her bewegen.
fisin: das den Stoft' (die Getreideart) bezeichnende
Adj. zu Fesen. ,12 garb halb visi und halb liäberin.'
14Ö9, Üffn. THAad.-Dän.
Visis s. Vlsi.
Visitaz Visidäts m. : amtlicher Besuch (eines Mit-
gliedes) der kirchlichen Oberbehörde beim Pfarrer,
zur Untersuchung seiner Amts- und (früher auch)
Buchführung B.
Unser W. männl. viell. in Anlehnung an , Besuch' ; doch
sind die Fremdww. auf -utz Ubii. Mase.
Hüs- f.: Hausuntersuchung (polizeiliche?). Bl
dere schändliche H. MUsteki.
Visite f.: 1. Besuch Bs; B; Z (jetzt meist IF-).
Slt-er z' V. g'si"? BSi. Audi in persönl. Bed.: Fs
ist e V. i" der Stidie Z. Ein Brocken, der zufällig in
die Kaffeetasse fällt, bedeutet V. Syn. Dorf'(Stuhete).
— 2. Mantille Ap; B. — 3. Gemeinalp U. Syn. Hirle.
Bed. 2 auch allg. nhd. (so z. B. in Modezeituugen); wohl
weil man. um Besuche zu macheu, jenes Kleidungsstuck um-
wirft. Bed. :3 vom allgemeinen Besuch einer solchen Alp':"
Viell. anders betont und ein anderes W.
visitiere", Bs und Z auch mit d: untersuchen
Bs; S; Z. — Frz. i-i«iiir, besuchen; uutersuchen.
Fislach, -loch s. Fisle' II. Fislen I s.
Fistel.
fi"sle": 1. mit Etw. unnützer Weise hin und her
fahren Gl. Syw.fiscleti, fislen. — 2. sich herum treiben,
herum flattern fume f.). Mit einem Andern f., sich
neckend herumtreiben, = ds G'fis ha" Gl.
Wahrsch. aus /?««(«*, nasale Verstärkung Yoiißnien; vgl.
auch feden und die Anni. zu Jiselen. Übrigens könnte auch
das syn. hau. Jf.mdn, (ir/mz (Schm. I" 736) zu Grumle liegen;
vgl. I'fi'ater in Gl MA. f. .Fenster'.
Fislerm.: Erdäpfelbranntwein F. - Von/i«/«i=
liitlin i. S. V. kratzen':' kitzeln':" Vgl. Flnlrti^, Sclmapsgelage.
Fisle" n f : 1. die Fasern, der Büschel am Ende
des Schwanzes und der Peitsche Aa. — 2. die langen
Haare hinten an der .Fessel' [Gelenk] des Pferde-
fusses. Syn. Gefisel 2 e, Gefiser 4. — 3. die ,Fessel'
selbst Z (Dkr). ,So ein Boss rüdig ufern Kranz oder
in Fi.slen.' Arzneib. ZZoll. 1710. ,Von Fisslen bis uf
den Fuss.' ebd.
2 scheint verk. aus oder vermischt mit dem gleichbed.
/■V»/m7i ,Aa; h; Z" (St.), welches in alt. Gestalt , Fislach',
mhd. visidoch, vislach lautet. Dieses scheint mit der coli.
Rnd. (ahd.) -uhi, später -uch, geliildet und z. T. mit , Fessel'
vermischt, später auf Fiw}, Faser, und ,Loch' umgedeutet
1081
Pas, fes, lis, fos, fus
1082
zu seiu. Betr. -loch = -U (-li) vgl. t'ihllc (-i) aus fikUocIi.
lu uuseru Offnuugeu, z. B. der von ZWies., erscheint die
BestiiHiiinng-, dass das Pford eiues Herrn, um reichliches
Futter zu bekouiuien, his an ,das fisslach' (iider ,die fiss-
lOcher') in den Haber gestellt werden soll.
fisle": 1. mit einem beweglichen, iliinnoii, liing-
lichen (auch spitzigen) Körper, be.s. mit einer Rute
Oller Peitsche (Fisle) hin und her fahren, spielend oder
schlagend Aä- BS., Si.; „L; Zg." Vgl. 8. ,I)ie Bursche
haben so blutrote Gesichter, als ob sie drüberhiu ge-
tisU't worden wären.- Hklt. 1853. ,Fisle, agitare."
Id. B. An Ei"m ttme f., von einem Arzt, mit einer
Nadel an einem Patienten B; S. Syn. giislen, riglen.
— 2. sich (selbst) schnell hin und her bewegen; umc f.
BE., Si.; unstät oder untätig, z.B. ums Haus lierum.
GoTTH.; bei Weibspersonen sieh ein.fchmeichelnd „kv;
G; Zg;" i>yn. fntisle>i. Andern Personen durch lästige
Nähe hinderlich sein Ap; Z (auch iime füselen). —
3, schnell, eifrig arbeiten BE., Ü.; fide" «'"' spute"
li(i.; aber auch ohne Erfolg. Gotth. Unter dem Schein
von Geschäftigkeit Nichts tun Z. Kurze, schnelle
Schritte machen BO.; äervo' pfisle' BMerl. — 4. „mit
zu grosser Genauigkeit an Etwas arbeiten, zu viel
Zierereien machen B; L;"- ,absolvere, perficere.' Id. B;
Syn. üs-f. Syn. flseren, fiserlen. — 5. „zu fein, un-
deutlich schreiben, kritzeln B; Gl; L; g'fisht, un-
leserlich geschrieben L; Zg." St."" Syn. fheren, fiserlen.
-- (i. „auf einem Saiteninstrument stümperhaft spielen
B; Vw; Zg." \g\. Fiseler ä. — 7. Fasern zupfen „L;"
Ni)W; „Z." Intr., in Fasern sich auflösen, zerfallen
Nnw. — 8. mit der Rute züchtigen L; schlagen und
jagen BO. (Zyro). — 9. „fein (staubig) regnen L; Sch;
Th." Syn. figerfljen, täitelen. — 10. flüstern G. Syn.
fisjieren, llismen. — 11. Nüsse enthülsen und auf-
knacken BO. — 1'2. brunzen, von Hühnern B. -
13. fntuere. Vgl. Fi.'iel II 3. — Vgl. liaclcu, ;</;«//</.
US-: ,Tergere. limare; absolvere, perficere. En
ii.ig'fishti Med, oratio tersa.' Id. B. Syn. ua-fieJen.
Fisler (-ÄS- GO.): \. = Fiseler 2. Auch als Ge-
sclilechtsn. Z. — 2. Gehülfe des Sennen oder Hirten
auf der Alp, meist ein Knabe GO. Syn. Fmier, Fii-^er.
2 könnte davon kommen, dass dieser Gehülfe hauptsäch-
lich das Vieh mit der Rute (Fiale) zu hüten resp. zu treiben
hat. Doch s. Aum. zu Fhiur.
fisligen: (mit ,sein-) sieh beständig unilier be-
wegen BSi. — Scheint von einem Adj. '/iilij, unruhig,
gebildet; dies von Jislen S.
fismen: sich unruhig hin und her bewegen; }(mme
f. BSa. Vgl. fädmen.
Fisner Gr UVatz, Val., -ss- GnSav., Schud., Fi-
schener GaPani, Fischender GsTschiertsch.: Un-
tergehülfe des Sennen od. Hirten, bes. der Hüterknabe
für Schafe und Ziegen Gr. Syn. Fisler. Der Schafhirt
und sein F. erhalten je für 1 Schaf 1 Essen als Lohn.
Die Nbff. von t'itmer sind der Annahme, dass dieses als
Spiehirt aus Flahr umgebildet sei, entgegen, da sie vielmehr
auf Identität mit Fincnder (s. o.) deuten. Finner muss wohl
als (allerdings starke) Verstümmelung des Fremdw. betrachtet
werden, welcher das A'erschieben des .\ccentes nach deutscher
Weis'c auf die erste Silbe Vorschub leistete. Mit Fiulvr ist
das Frenulw. vollends in deutschen Zshang gebracht.
Flslpfe f.: 1. Schnapsgelage in Winkeln und Wäl-
dern BScliw. - 2. s. bei Fisel 1. Zu 1 vgl. /'W.r,
lirauntwein.
Ge-fless n.: lärmendes Getriebe von Kindern Gl.
Syn. Gesclwr. — Von /it-itn, reiben, also eig. starke Be-
wegung hin und her?
fiesen: stark hin und her reiben Schw; „Zg.'-
Viell. aus 'fiien durch Eiulluss der syii. ßedüi/tieii, finufii;
ein solches /i»eii wäre das Stammw. der ganzen vorhergehenden
Sippschaft. S. noch ßeachen,
Vogel-Fieserni.: Eisenhut, aconitum BHk.
Her erste Teil des Comp, bezieht sich viell. auf die
Honiggefasse, welche in G Tübli genannt werden. Zum zweiten
Teil vgl. Pfiser, Pfieeer, Faserbüschel.
Fossm.: Taugenichts, Faulenzer, Lump. , Du hast
bishar genossen, Dass man dir armen fossen Vil mer
hat noch gelän.' UEckstein. - S. Gr. \VB. IV, 1, 1, 42.
Viell. zum .4dj. ,foss', mürbe, welk, faul (ebd. 41); ge/oseii.
Chuchi-Fosel (Suterm.), -FöselB; S: Schelte für
einen Menschen, der sich in der Küche aufhält oder
herum treibt oder an dieselbe gebannt ist. ,Du hast
Nichts in der Stube zu reden, und ds Ganze geit di'''
Nüt a", du Chuchifösel!' Gottu. Vgl. Fö.'^el.
Fosele f.: liederliches Weibsbild. Schulze. -
Vgl. Fosli und Fodt; also eig. die Zerlumpte';'
foselen: 1. possierlich watscheln, wie kleine Kin-
der Ap. Syn. foslen, pföselen (s. d.). — 2. = foslen 3.
Foseli m.: kleiner, unansehnlicher Bursche Ap.
Syn. Foserli; Pfösel. Pfösi, Ffosli.
fosere" G, foserle" Ap, pfosere" G: wacklig
gehen, watscheln. Vgl. foselen, pföserfljeit.
umme-stoll-fosere": zwecklos herum, hin und
her gehen Z. — SiuUe, Fussgestell, plumiier Fuss. Vgl.
Htolflii/sficn.
Foserli m. = Foseli Ap. Vgl. l'föser.
Fosle" f.: Faser, Franse; losgerissen lierabhan-
gender Faden od. Fetzen von einem Kleid; Dim. Foseli
G; Schw. Syn. Fäu.seU, Fotzle. Abi. Fösel usw.
fosle": 1. „sich in Faden oder Fetzen auflösen,
in solcher Gestalt herunter hangen, von alten Klei-
dern G; ScH; UwE. Syn. fotzlen." — 2. „{fo.^ele", pf-
L6.) von Menschen: in solchen Kleidern gehen LG.;
Sch." -- 3. fosle Aa; BMad.; ScHwMa., pfo.-ih Aa (H).;
Bs; BO. u. U. ; L (auch pfosele); Uw — mit ,haben-
BSi.; Uw: plump, mühsam, wackelnd einher gehen
wie kleine Kinder oder wie der Bär B; L; ScuwMa.;
Uw; Syn. pfosen, pfodlen, u-odlen, zotüen, zuiiipleii.
I)a clmnnt e Suedeli daher, er pfoslet wie-ne Berner-
hör. ScHwvzERD. .Jakuboli war ganz still an der
Mutter Hand in die Schule gepfoselt.' Goi-rn. ,Der
Schulkonimissär pfoselte [gieug gemächlich] den glei-
chen Weg.' ebd. Nachlässig, unaditsam drauf los
trapjien. z.B. auf schmutzigem Wege .\a; Bs; B; L.
.Näjere-Schlärpli [leichtfertige Nähterinnen | pfosehi
mit ihren ausgesclinittencn Sanimetsdiühlene in band-'
holiem Kote [Strasscnsclimutzj herum.' Goir». Auch
von Weibspersonen, denen der nass gewordene Kock-
saum hinderlich und unordentlich um die Füsse sehlägt
B. .\ndern unbenuem werden, in den Weg kommen,
indem man idine Zweck nmhertrippelt B. — 4. sich
sclmell. auch ängstlich, hin und her bewegen BoSi.;
auch ftislcH. 5. schnell, aber schlecht arbeiten .\a
oEnding. ; auch faslen. — ns-^fo.slen 1 UwE.
g'foslet: 1. mit Fransen versehen G. — '2. zottig
LG. " ;!. in Lumiien herab liangond LG. — 4. un-
förmlicli ilick. von Personen Seiiw. Syn. ijefotzlet.
1083
Pas. fes, fis, fos. fns
1084
Fosli n. : 1. (-Ö-). Tue' vie-n-es oder wie d' F.
(PI.), sich laut und wild, unartig geberden ZMünch.
— 2. Sclicrzn. für listiges, tückisches junges Mäd-
chen Bs (Spreng). — 3. „(arme) Person in zerrissener
Kleidung Scii;" auch eine überh. arme, von der
Natur vernachlässigte, geistesschwache Person, ebd.
— Huere"-: junges Hürchen; gemeiner Scherzn.,
den Mütter ihren Tiichtern geben Bs (Spreng). —
Vgl. P/mli. — 1 muss nach iler angogebeuen Aussjir. ein
ganz andres W. sein.
ge-foslig: 1. auch pfoslig, lumpig, luftig, leicht
oder nachlässig gekleidet AaHI. — 2. = gefosen ZO.
Pose" f.: Name eines Berghofes bei Krummenau
in (iT. — Aus ahd. /imu, Sanm, da der genannte Hof den
Kaud einer Terrasse bildet?
ge-fösen gföse n. iiföse 7AV.. g'fndio ZO. : faserig,
morsch, schwammig, von Rüben, auch Selleri. die
keinen Saft haben, fast nur aus den Häuten des Zell-
gewebes bestehen W. Syn. möhcli, maser, mäusch,
möt.sch; tveaem, gewesen. — pfoser ächtig. ,Mala
vieta, gerunzlet oder pf. öpfel.' Fris.; Mal. — Zu
,foss, ioKcii'. mürbe, welk, faul.
Füseclili 11.: kleiner Kuchen ohne Käse Ap. —
Lt T. eingeschleppt.
Püsel m. : leiblich und geistig unbedeutender,
schwacher Mensch B. Syn. Fötzeh vgl. PfOsel. ,Was
so eine mutige Wirtin für eine Herrschaft übt; der
Wirt ist immer nur ein F. dagegen.' Gotth. ,Ini
Handel ein rechter F.; jeder Schulbub möge [über-
trett'ej ihn.' ebd. .Wenn er Nichts ist, wenn er ein
F. ist.' ebd. — Zu /V,»/™.
f ÖS eleu: 1. fösde B; Schw, jjf- B; F (pfosele);
L; S; Uw: wackelig, mit kleinen Schritten, langsam
oder mühsam gehen, von Kindern und kleinen Per-
sonen B; Sciiw. Syn. foselen, foslen. Du liest nassi
Füess, du hist wider 'pfoselet [durch's nasse Gras ge-
gangen, ohne die Füsse zu heben] FS. F'' g'seh-di'''
n<r'', du yuete alte Gritti-Manz, a zwe" Stecke" dur"'' 's
Dorf dure" pf. JHofst. 1865. — 2. sich in Fasern
auflösen, von Tuch, etwas schwächer als foslen 1;
fotzlen ScHwMuo. — 3. fein anfangen zu schneien
ScHwE. (verseh. y. fiserlen). Syn. fäiiserlen. — ver-:
zerfasern SchwMuo.
Föseler: 1. schwacher Mensch. ,Wenn man solche
Waschlurapen und F. zu Regenten macht.' Gotth. —
2. Pfüseler, der watschelnd, mühsam einhergeht, von
kleinen Kindern und alten Leuten B.
Fösi m.: armer oder dummer Kerl ScuwB. Vgl.
l'fösi.
Hose"-J'ÖÄi m.: 1. (if.-P/ösi Schw; ZO., -Pfe-rsi,
-Pfü'rsi ZB.. S., Stdt) scherzende und kosende Be-
nennung eines kleinen Knaben, der seine ersten Hosen
trägt. — 2. (-FüsiJ Mensch von kleinlichem, feigem
Charakter Z (ükr).
Wenn wir obige Formen unter ein konstruiertes U.-Fijn
zsfassen dürfen, so zühlcu wir Letzteres unter die Spotttitel,
welche die kleinen Knaben erhalten, mit Bez. darauf, dass
ihnen ein Hemdzipfcd hinten aus den Huschen hervorguckt,
und bringen es zunächst in Zshang mit Fnsh, Fetzen; föschu,
watseheln wie ein Knirps, könnte dann vom .Subst. abgeleitet
sein. Jedenf. ist Fßiifi erst durch Einsehiebung von r an
unsere Benennung des Pfirsichs angelehnt, weniger geschickt
als (nach obiger Zsstellung) Füti entweder an Ffmdcr oder
an p/üsen, einen Wind streichen lassen (vgl. ,Hosenscheisser'
= Memme), angelehnt wäre.
„Fössli n.: feile Buhlerin = Föfzli B; VOrtk;
S.h; Z."
Föse": Akelei, aquilegia (Drh.). Syn. Schlotterhosen.
Fusel Im. — Dira. Füseli: Taschentuch (Kd.spr.)
ThHw. — Vgl. y-useU und ]i/üs^7t.
Püsel n (j7^AAZein.; GW.) m.: 1. etwas Geringes,
Verächtliches; Mist, Kehricht Bs; vgl. Fu.'<el- Arbeit
Sp. 422. — 2. geringer Branntwein, allg. (vgl. Gr.
WB. 4, 1, a, 961 f.). Syn. Sumpxmzele-M^asser. —
3. Schnapsrausch AAZein.
fus(e)le'' (intr.): 1. unordentlich, rasch eine
Arbeit abtun, pfuschen; z.B. einen Gegenstand schlecht
reinigen; Alles durch einander werfen, Unordnung
machen AAZein.; Gr; Fusler m.: Pfuscher Gr. Ge-
schäftig und eifrig sein ohne Erfolg. ,An ein paar
Orten sähe ich Bauersleute elendes Gras, das sie, um
Etwas zu bekonnnen, bei der Wurzel abfeilten und
ihre Sensen an dem Erdreich stumpf hauen mussten,
einsammeln. Eine lächerliche Heuernte! Es schien,
als wenn sich die Leute bei ihrer Fuselei schämten.'
Reise 1790. Umme' f., ohne bestimmten Zweck in
Zimmer und Haus sich zu scharten machen, nicht
wissen, was anfangen, verlegen oder zwecklos hin und
her gehen Bs. Aber er fuselet no'^ im Zimmerli um-
men und ane und göt hin und her und 's will im
niene" hihage". Breitenst. 1864. Syn. /'ude« (Sp. 682);
fislen, foslen, füselen; füllen. — 2. bei der Bereitung
eines Getränks nicht ordentlich und ehrlich ver-
fahren Gl; zu Fusel 2. — 3. beim Spiel unredlich
sein, betrügen Gr; G. Syn. unredlich tuen. —
4. gedankenlos reden, plappern G oT. — Vgl. Gr.
WB. i, 1, a 960 u. 9G3 und Schm. 1, 769.
füsele": 1. eine Arbeit bedächtig, mit kleinlicher
Genauigkeit, aber ohne sichtlichen Erfolg, verrichten.
An Öppis umme' f. ZS., Stdt. Syn. päsclielen. „ Um-
me' f., von Ort zu Ort rücken, überall und nirgends
sein Ap; Z." Syn. ummen fiselen, ya\. fuslen 1. Hei'"
f., gemächlich heim gehen ZRüml. — 2. (mit Dat. P.)
Jmdm schön tun, schmeicheln, bes. bei den Mädchen
sich Wohlgefallen zu erwerben suchen. En glatte
Fiiseler Z, syn. en liäle Schllcher. An Ei're umme' f.,
sich ihr kosend und zutäppisch nahen (auch in obsc.
S.) Z. En Wiherfüseler Z. Syn. füuslen. fiselen. —
Zu Wiber/iisekr vgl. auch W.-Fausk, Meilli-Fützder ; schwäb.
MtülUH-Futteler. -Finder.
Piisel rn.: Geisselung Ndw.
fuse": Jnidn überwältigen, prügeln BE. Vgl.
fuzen.
fusle": geissein Ndw. Syn. guslen. S. auch /««sew,
fauzen, fislen, fitzfljen, futzen.
Betr. die Doppelformen mit s und z vgl. auch foilm und
fotzhn. Vgl. mit ,Ruten streichen',
viisi: von sich Z.
Füseli, im Wundsegen, lt Rochh. 1857, 947: Heile-
hcile-Sege', 's F. uf der Stege', ein unbekanntes, ge-
heimnissvolles Tierchen, das man nicht nennen will,
bezeichnend. Eine Variante setzt: Büseli under der
Stege'. Oder ist an Wuseli, kleines Kind, zu denken?
füsenen s. Fiisis. Füsi I s. Vlsi.
1085
Fas, fes, fis, fos, fns
108G
Pttsi U -ü- Gl; Z tw., -ü- Ai>; Gr; Z tw., Ftssi
GRObS., Pfiisi Ap 1788 — n. (Ap tw. jn.): 1. das
an die Stelle der Muskete und der Hakenbüchse gre-
tretene Kleingewehr, Flinte, früher für die Watte des
Infanteriesoldaten die gangbarste oder ausschliessliche
Benennung, jetzt mehr nur noch in scherzh. oder
spöttischem Sinne; spez. geringes Gewehr mit dünnem
Rohr, Vogelflinte, allg. Vgl. Schilsxe. Wenn i''' aw''
e F. hält, de'' miief!st-mer eidli''' abeg'schosse si". Stutz.
Ziel Mustermatine' mit Füjsene' fFüsiJ. ebd. De Pfmi
her! de Sahel om ! Ai> (Lied). .Vil Spiess und vil
Fusan.' Stockar 1510. ,I)ie gezogene Kohr und fran-
zösische Füse führen, haben das Quartier verwürkt.'
Kriegsb. 1644. ,Carbinner und Füse.' 1710, Scbümi.
,Füsils, Spiesse und Hirschfänger.' Disi'Oürse 17'2'2.
,In den Rechnungen von 1733/41 kommen Ausgaben
vor für das Säubern der Füsi in dem Züghäusli.'
Sti'der. - 2. Schloss am Feuergewehr „BÜ.", eig.
Schloss mit Selbstentzündung im Gegs. zum Lunten-
schloss. 1705 werden in Bern und um die selbe Zeit
auch in Zürich statt der Musketen bei der Miliz die
sog. Füsils eingefülirt, nachdem man kurz vorher sie
als nicht ordonnanzmässig in Zürich bei den Schiessen
tw. verboten hatte. ,Mit lebendigem Feur, nicht aber
mit einigem Fusil oder Feurschloss soll man nach
den oberkeitlichen Gaaben schiessen, jedoch mag man
nach den Freigaben auch die Fusil und Peurrohr ge-
brauchen.' 1Ö9Ö, Z Mand.
Ans dem Frz. (fmil) wie viele andre Waffeun. zu und
seit der Zeit Louis XIV. Das überwiegende Nentr. t. der
Endung, t. der Anlehnung an ,Rohr' wegen. Die Dehnung
des Voc. beruht auf Anlehnung an ji/üscii, sausen, zischen.
r/- ebso oder durch Vorlehnung des Artikels.
Fuselier {Fis- GF.) allg., Füslcr jVa — m.: Linien-
soldat (mit Ausschluss aller Specialwaften) ; in Z nur
bis in die Mitte dieses Jhdts. — Frz. /«»idVi-, Liniensoldat.
Füsler in spöttischer Rede. Vgl. noch Grenadier; Jätjer.
Hosen-Füsi s. -Fusi.
Pusis (-oi- UwE.) f.: 1. Zusatz, verdoppelter Ein-
satz bei Karten UwE. ~ 2. Verlust UwE. Mei"« Geld
ist i" d' F. y'yangc^, ist verspielt. Z' F. oder adv.
f. si", verdorben, zu Grunde gegangen sein L. Syn.
Anders (S}). 91). -- füsene°: den Einsatz verdoppeln
UwE.
Vgl. bair. Vi>iit, Vi>il m., das was ,invisis chartis' zum
Voraus vom Ersten zum Spiele gesetzt wird. Bed. 2, weil
dieser Zusatz für die Meisten — denn es müssen Alle, die
mitspielen wollen, den Zusatz erwiederu - verloren ist;
bair. iiißna [zum Voraus, ohnehin] volorn nein.
Fness (-s' GRPr.; U) m. : 1. Fuss als Körperteil.
Er hat es Bei' am (im) F., Spott auf einen einge-
bildeten Kranken, da sonst es B. im Hals, ein in
den Schlund geratener Knochen, vorkommt Z. Über
einen alten Rechtsbrauch vgl. umr}sse)i. a) als Glied,
das dem Körper zur Stütze, zum Stellen dient. Wer
grossi Füess hed, rersteit vil, Wortspiel, eig. braucht
viel Raum zum Stehen BE.; s. auch ver-stän. Uf
d' Füess clw, aufrecht zu stehen kommen; bildlich
1) zurecht kommen, genesen Ar; L; 2) (wider), (öko-
nomisch) in bessere Umstände kommen Z. Wenn d'r
e F. feit [wenn dir ein Fuss ausgleitet|, so bist d's
Tods. Id. B. De'' F. ist im e^tgange", d' Filess sind-em
linden fts 'gange', er ist gefallen, ebd. Firie" wider
nf d' Fiiess stelle', ihn aufstellen; bildl., ihn heilen,
ebd. ,Wir befindend, die armee volante uf die Füess
zu stellen [aufzubieten], unnotwendig.' 1629, Absch.
Dag.: Fr stöt (göt) nf de' leiste' Füesse', eilt dem
Grabe entgegen L = er hat scho' en F. im Grab.
allg. Uf eigne' Füesse" stä', selbständig sein. Uf
giiete" Füesse' stä', gut situiert sein Scn; ant. uf
.ichwache" F. F. halte" (han), 1) stille stehen, ruhen.
,Wann dein topich [Kreisel] F. haltet, si dormit.'
Red. 1662. Nicht ausgleiten B (Zyro). 2) in feind-
lichem Sinn : Stand halten, nicht weichen, gewachsen
sein, die Spitze bieten B (Zyro); Gr; L; ZO. ,Der
abt was keines andern willens, dann dass er seinen
widerwilligen mit gewaltigem widerstand f. halten
wellte.' Vau. ,Halt mir f. [setz dich zur Wehr]!'
Funk. 1551. ,Warumb wollt ein kriegsmann am sig
verzwyflen, diewyl er dem fyend mag f. halten und
sich noch nit in die flucht bogeben hat?' Gualth. 1559.
,Satis venire duobus, zweien f halten, gnuogsam sein,
zweien wider ze ston.' Fris.; Mai,. ,Collato pedc pne-
liari, eim dapfer f. h., einanderen redlich zum zil ston
[also Mann gegen Mann kämpfen].' Fris. ,Cominus
gladiis rem gerebant, sy warend mit geweerter band
an einanderen, sy hieltend einanderen redlich f.' ebd.
u. Mal. ,Die Appenzeller haben ihnen [ihren Feinden]
dapfer f. [, festen F.' 1722] gehalten.' JosSiml. 1577.
.Nachdem aus dem Mund dessen, der mit mir gredt,
anstatt der Worten harfür kommen ein Kraft, da
konntend die Wort nicht mehr F. halten der Kraft,
noch ein sterblicher Mensch widerstahn dem allmäch-
tigen Gott.' JJBreit. 1641. 3) im S. der Unterstützung,
zu Einem stehen, es mit ihm halten. .Welche dapfer-
lich nach der warheit handletind, dass sy [die Übrig-
keit] die schützind, schirmind, euch inen f. haltind.'
1532, Egli, Act. 4) , Einem' oder ,niit Einem' oder
absolut. Schritt halten „B;" VOrte; Sch; „Z." .Jedem
Bild geben könnt sein G'stalt, Dass nicht bald [leicht]
Einer F. im halt [einen Vergleich mit ihm aushält].'
Emblem. 162"2. .Entspringet der Rodanus, welcher der
nidergehenten Sonnen F. haltet [folgt] bis auf die
berühmte Stadt Lyon.' GKönig 1693. Daher: will-
fährig sein. ,Da muoss die arm brut allen dänzeren
i. halten, niemants mitzuohätschen [schlumpen] ab-
schlahen, er sye glych wie wüest er wolle.' HBüll.
1540. Einer Vorsclirift, Entscheidung nachkommen.
.Exceptio, wenn ein ansprächiger nit will im rechten
i. halten noch auf den hauptartikel sich füeren lassen.'
Fris.; vgl.: , Burgschaft für Gericht leisten, allda dem
Rechten F. zu leisten, Judicium sisti et judicatum
solvi.' Freuler, jur. Voc. 1752. In abstr. Bed., Grund-
lage, Norm (auf der die Art und Weise des Handelns
beruht, wie der Körper auf den Füssen ruht), l''' ha"
niv'' iif-ene' F. g'setzt [mir zum Gesetz gemacht],
Niemerem Bürg z' si'. Id. B; s. auch setzen. Uf dem
F. [unter diesen Bedingungen] hegeren-i''' 's nit. ebd..
!''• mag 's welle' ri'e", uf wellem F. i''' leill [ansehen,
wie, von welcher Seite ich will], ebd. Uf grossem
F. lebe", ebd. /''' kemie-ne itf-eme giiete F., er ist
mir von einer vorteilhaften Seite bekannt, ebd. ,Sie
bringend niicli uf die füess, dass ich fürohin ouch
fast werken müess.- NMan. ,Sy vermeintend, dise
sach bette ein breiten f. [sei weit angelegt].- Grob
1599. Vgl. damit viell. noch in eig. Bed.: .Ein wirt
mit einem breiten f. [wohl: der's lange aushält |. Den
stell ich an und frag im nach', sagt der Liederliche.
1579, BiGANDUs. Da die Vollmacht der Gesandten
ganz variabel befunden wird, lassen die Orte dem
1087
Fas, fes, fis, fos, fns
1088
Abschied inserieren, dass sie keinen , satten [aus-
reichenden] F.' für Friedensvorschläge zu haben glau-
ben. 1712, Absch. S. noch bei hinder. — b) als (un-
entbehrliches) Gangwerkzeug; s. eften (Sp. 43), vorder.
Man geht nicht auf einem F. (Bei"), scherzende Er-
munterung bei Tische, sich zum 2. Male zu bedienen.
Mit bedc FüessC drin ie springe" [blindlings]. Ineiohen.
Dolii" ijö, wo de'' Chaiser z' F. (jül [eupheni.] Aa ; ükD. ;
ScnSt. ; Z. Guet z' F. (oder r/'fuesset) sl', ein guter
Fussgänger. allg. Ken F. mc'' rüeren chönne" [vor
Müdigkeit]. Id. B. Fs (er) liet Füess übercho', von
Sachen: ist gestohlen worden GW.; von Personen: ist
endlich vorwärts gekommen, rührt sich. allg. Daher:
Ei'm Füess mache", ihn zur Eile antreiben, allg.;
übertr. : ,Alle diso Erscheinungen Gottes sollen uns
Füss machen, dass wir mit Jacoben die Füss aufliebon
und mit unserer Buss eilen.' JMüll. 1665. „Jmdn
geneigt machen, Etw. auf sich zu nehmen." .Hurtige
Füsse ersparen viel Geld.' Kirchh. D'« Gras ander
de" Füesse"- la' wachse", seine Geschäfte nachlässig
betreiben B, ,lentum esse.' Id. B. Kei" Gr. (Miesj
u. d. F. w. lö" 1) schnell gehen Uw; Z, 2) sehr
eifrig arbeiten Bs; S. Me lot im kei Gr. u. d. F. w.,
man lässt ihm nicht viel Müsse. Sulger. Uf de"
Füesse" nuche", auf den Fersen folgend B. Fiiess für
F., langsam, gemessen. Id. B. ,Uie anstösser unser
landen, die wir ze überfallen willens, wurden sich
uns, wenn wir hindersich zugent, uf unserm f. nach-
machen.' 1531, Strickl. Er het-eti [z.B. einen Knecht]
bis a" d' Füess [ja, wenn er ihm nicht draus läuft],
SixGER. , (Einen) flüchtigen F. setzen', sich aus dem
Staube machen, ä. Rspr. ,Die, so flüchtigen f. setzend
umb ire schulden.' 1598, Z. ,Br hab zum dritten Mal
den Eid übersecheu und also einen fl. F. gsetzt.' 16«3,
Ar Jahrb. Daher: ,im fl. F.', auf der Flucht. ,Wie
das, .so einer in synem fl. f. synen schuldforderen
gibt, solle behalten möge werden.' 1580, Z Ratsverordn.
Zur Verstärkung einer Neg. : Kei" F. für Öppis lüpfe".
Id. B, verhipfc" Z ; vgl. bei stö.f.'^en. Mit keim F. brinr/t-
me" mi"'' jetz unter dene" Bäume" füre" [hervor]. BWyss
1863. Ei"m d' Füess (Bei"') ablaufe" für Opj'is [Jmdn
durch häuflge, gleichsam die Füsse abnützende Bitt-
gänge belästigen] S; s. ablaufe". Als äusserstes, ge-
fährdetes Glied, auch ohne Rücksicht auf ,Gang'.
Uf d' Füess luege", sich im Gehen vorsehen Gl.
, Einem den F. vorhalten', ihm in den Weg treten,
ihn hindern. Gottu. Es chüm-mer [könne mir] ejjpeti
es Unylück ober de" F. ga" U. Gang-m'r us de"
Füesse", du Wst mer eistig i" de" F. [im Wege] GRh.
Auch übertr.: ,aus den F. kommen', entfernt werden,
von Menschen, die durch ihre Gegenwart belästigt
haben Bs (Spreng); vgl. ex tioSöv, Adv., aus den
Füssen, fort. , Damit alles zerbroclien und ylends us
den füessen getan und us der kilchen gefertiget wurde.'
XVI., SiML., Urk. — c) als empfindliches Glied. Ei"m
Glüet uf d' Füess zieh" [warm nuichen] L. Ei"m a" de"
Füesse" chratze", ihn zu begütigen suchen, ilim augen-
dienerisch nachgehen (JR. Für nen Änuera" de" F.
III Baiih liebe, für einen Andern sich nass machen,
herhalten, namentlicli mit Geld GitFläsch. ,Sy ist
weder die erst noch letst, die mit dem f. in bach ist
treten [einen Fehltritt begangen hat].' NMan. ; vgl.
cn Schueh roll ii.ie ne". Ei"m uf d' Füess trete", ihn
empfindlich verletzen Z; Syn. z' nach kon. ,Uns mag
man leicht auf den F. treten, wir sind im Harnisch
[so fahren wir auf].' FWyss 1650. Mit Etw. sich selber
uf d' Fiess trampe", zu seinem eigenen Scliaden han-
deln S. ,Du niusst auf deine Füsse treten, auf meinen
wirst du nicht reich' scheint wie das Kinderspiel:
,Uerr, i''' trüt-d'r uf di"s FüessW (oder: I tritte'
der Jumpfere" uf 's F. ZO., oder: Herr, tramp-m'r
uf d' F. L). „Warum?" ,Wil i''' en arms Tierli bi".'
„ Was haitisch gern?" usw. auf ein altes Rechtssynibol
zu deuten, durch welches Hilfe. Schutz, Belehnung
gesucht oder zugesagt wurde; vgl. das Setzen des
Fusses von Seiten des Täuflings auf den des Paten
oder umgekehrt von Seiten des Lehnherrn auf den
des Vasallen (Gr. Rechtsalt. S. 85; s. d.); die von
Rochh. A. K. S. 442 unter Eli, Eli, [ich] tnimp dir
uf dmi lichüehli, mitgeteilte Variante des Spieles, da
die Tierchen eher bestraft als in Schutz genommen
werden, ebenso die aus L u. ZO. aufgezeichnete Va-
riante ,e böses Tierli' dürften auf .späterer Miss-
deutung beruhen. Eine alte Gesundheitsregel em-
pfiehlt: D' Brust frei (oder der Chopf chüel und)
d' Füess tcarm, macht de" best Dokter arm L; Z.
D' F. u: und de" Chopf ehalt, macht d'r Möntsch alt
BGümra. — d) als Glied, um symbolisch die Besitz-
nahme, die Herrschaft, aber auch die Verachtung
damit auszudrücken. Eine" nnder d' Füess ne", ihn
verfolgen, unterdrücken, verächtlich macheu B. Eiii'n
under de" Fies.ie" ha", ihn geknechtet halten W. Ist-
mr" [man] de" Lüte" im Mül, so ist men-e [ihnen]
bald under de" Füesse". ,Subjicere pedibus, under die
füess werfen, verachten, zum fuosslauder machen, eins
dings kein rechnung haben.' Fris. ; Mal. ,Etw. under
den F. trucken', es unterdrücken, nicht zur Geltung
kommen lassen, verschweigen. , Welches alles mich
gar nahe von mynem vorhaben abgetriben, dass ich
dasjenige, so ich aus büechern mögen bejagcn [auf-
treiben], under den F. getruckt bette.' Wurstis. ,Die
Patriarchen, die ouch geschmächt worden sind von
undankbaren lüten, aber alles habend under den fuoss
getruckt [sich Nichts daraas gemacht haben].' LLav.
1584. Dagegen ist in der Verbindung , Einem Etwas
unter den F. geben' (es ihm nahe legen, heimlich
anraten, unterschieben, gleichs. unter die Füsse legen,
dass er , darauf kommen' muss BM.) der F. wieder
nur als der ausschreitende gemeint. ,Sie gab daher
Steft'en unterm [sie] F., Eisi sollte doch wäger noch
ein wenig kochen lernen.' Gotth. .Einige Pfiffige in
der Gemeinde kamen öfters zu dem Pfarrer und wussten
das, was sie wollten, ihm so fein unter den F. zu
geben, dass er glaubte, es sei seine eigene Meinung.'
ebd. ,Er hätte unter den reichsten Fabriktöchtern
auslesen können; man hätte ihm manchmal unter den
F. gegeben, man möchte gerne ein Geschäft der Art
mit ihm machen.' ebd. — Sich vor Jmds Füssen hin-
zuwerfen, sie zu küssen, ist das Zeichen der Unter-
würfigkeit; doch sind in dem Ausdrucke ,den Heiligen
die Füsse abbeissen' (hämische Bemerkung von zu
häufigem und ostentativem Besucli von heiligen Orten,
zunächst vom demutsvollen Küssen der Heiligenbilder
VOrte; S) die Füsse nicht in diesem ethischen S. zu
verstehen, sondern bezeichnen nur den untersten, er-
reichbaren Teil des Körpers. Er will alle" Heilige"
d' Füess abbis.fe", spielt den Frommen und Demütigen,
ist ein Kriecher. Es alts Maidli [Betschwester], das
alle Heiige tuet d' Füess abbis.se, überall hin wall-
fahrtet und vor jedem Bild kniet. ,Was vermeint wol
1089
Fas, les, fis, fos, lus
1090
der Herr Tator, was für ein an.selioiiliclie.s BücUeleiii,
so ich liiii und wider in dem Beichtstuhl von Ordens-
leuten gesanunlet, wollt konucii fürlegen, und von
eben solclien Leuten, die sich stellen, als wollten
sie den Heiligen die Füss abbeissen.' ClSchob. 1U95.
,Wilt du denn recht z' tuoii dich beflissen, spricht
man, du wollest d' fiess abbissen unserem herrgott.'
Cum. Beati. Ei"») d' Hand under d' Fiiess kgyC, ihm
Alles zu Liebe tun L; Z = ,tendere manus supplices,
die Hände bittend ausstrecken, demütig bitten.' Id. B.
— e) mit andern Gliedern zusammen, ihnen gegenüber
gestellt. Was de-' Chopf vergisxt, müciul d' F. etgt'lte".
Eidg. N.4T.-KAL.; oder tcas [wer] kei Sinn (oder wer
nid Chopf) häd, häd Fiiess (FiiessJ; oder het me" dr
Sinn nit im Ghopf, so het vien-e i" de" Füesse" B, der
Vergessliche kann nach dem Vergessenen laufen, allg.
Wenn er Öppis im Chopf hat, so hat er 's nüd in
Füesse', Wollen und Vollbringen decken sich nicht
bei ihm Z. Du häsch-es im Chopf und nid i" de" F.
wird von der Mutter dem eigensinnigen Kinde vor-
geworfen B. B'r Fiiess frisst nie as 's Müül, bei
anhaltend nassem Wetter zertritt das weidende Vieh
mehr Gras, als es frisst UwE. Was er macht, hat
Hand und Fiiess, ist ganz, nach allen Richtungen
gelungen L; Z. Me" hät-e" [ihn] mit Hände" nnd
Filesse" zum Hirate' g'stosse" [gedrängt] U. ,Seht!
wir warten euch mit den Füssen [aber nicht mit den
Händen]', rufen scherzend die an der Mahlzeit Sitzen-
den dem zu spät Eintretenden zu L. Syn. .mit der
linken Hand'. Was Ei"m uf d' Nase" falle" muess,
fallt Ei'm nid uf d' Füess. N.iT.-KAL. 1881; s. auch
Nase". — 2. bildl. und scherzhaft, der dritte F. =
Stab als Stütze des Gehenden. ,Weh dem, der seine
Buss aufzeuhet und verschiebt bis auf den dritten F.
des grawen Altertums [Alters].' RüdMey. 1050. Obsc.
= , elfter Finger.' Schimpfr. 1651. — 3. unteres Ende
eines Gegenstandes, a) (auch dim. Fücssli) das spitze,
testgebackene und deshalb beliebte Ende am aufge-
setzten Brote, dem , Kopfe' gegenüber Z; syn. Knü.
— b) (Anfang und) Ende der Kette eines Gewebes
Aa; Z. — c) Mauersockel, als Brückenträger. ,Bei
der Engibruck sollen Alle einander helfen den F.
machen.' 1835, Gl LB.; s. jBrw^iy-i^. — d) Erdgeschoss
und Keller eines Hauses; ant. zu Kopf. 1054, Sch.
Übel- F. icone", zu ebener Erde Bs. -- c) unterer
Teil des Segels Bodensee. So auch gr. noög, lat. .pes'.
— 1. Fuss am Strumpfe, vgl. Fi'a--Fuess. — 5. Name
von Kühen mit 4 weissen Füssen W. - U. Mass-
einheit, wie nhd. — 7. (f »es Ndw) vierter Teil des
Einheitsmasses, nach welchem die Vieharten betr. die
Benutzung der Gemeinalp gerechnet werden, gleichs.
ein Kuhfuss. .i^uf gemeinen alpen soll wegen mangel
des grases, wie zuvor ein kuo für 4 füess. insRünftigte
für 5 f. gelten.' 1078, UwE.; daher •/4 eines Berg- od.
Alprechts, d. h. des Rechts, eine Kuh zur Söniinerung
auf die gemeine Weide zu treiben, oder '/» J*-'« betr.
Weideertrags BÜ.; GrL).; GMs; in Ni>w '/i einer Hin-
dere" (s. d.), so dass es tür eine Kuh 5—0 F. braucht.
Auch als ideeller Landanteil: , Welcher einer halben
kue weid ererbt, den lasst man z' berg und welcher
ein f. ererbt, den lasst man sein weid nutzen, welcher
aber minder hat, dann ein f. weid, das soll im in kein
bergbueeh geschriben werden, sonder die bergteiler
sollen im dasselbig abkaufen.' 1558, BSi. S. Kue-Fucr
und Kue-Essen.
Schweiz. Idiotikon I. 8.
Zu dem PI. ,ze russ und fiies.sen.' Eillih., und ,vicrzich
lüusse wyt.' Bs Dienstniannenr. ; vgl. iiiich Gr. WB. 4, 1, a,
1)94: ,zu Füssen gehn.' — Ob iler Z Familienn. ,Füessli,
pcdiculus oder fusor bcileute, rcsp. aus Ictztorm lat. W. um-
^'edeutet sei, bleibe dahin gestellt; Letzteres möchte wahrsch.
sei», da die Familie von 14'21/183U der Giesserei oblag. —
S. auch noch Bein.
Uber-Püess(li): Gamasche. Rociiu. 1857. Syn.
Finke 3, Überstrunipf — Ofen-Fuess: der Stein,
auf dem der Ofen gebaut ist AAEhr. — Elends-:
Fuss eines Elentiers, wahrsch. als Gefäss verwendet.
,1 beschlagener E.' 1570, Z Invent. — Federe"-:
l. Vogel, besonders Huhn und Taube, mit gefiederten
Füssen Ap; als Eigenn. Gr. ,F., plumiger.' Mal. —
■2. weiblicher Scheltn. Aa. Vgl. Huen als Schelte.
Fülli-: Blatt 1. des Huflattigs, tussilago farfara
GG., Sa., oT.; ScHwE., Ma.; Z. Sust händ-er [habet ihr
sc. im Acker] vil Chatzeschwänz und Tüf eismilch und
FüUifüess. Stütz. Die Blätter werden auf Wunden
gelegt, und von Schwindsüchtigen gebacken gegessen
ScHwLowerz; reibt man das Gesicht mit denselben,
so entstehen Sonnnersprossen G. Syn. JRosshuebe. Die
Blüten heissen Märzenblüemli. — 2. der Pestwurz,
petasites albus (tussilago alba) ScnwMa. Ebenf. auf
Wunden gelegt. — 3. der Seerose, nymphaia alba
GRli. — Fülli-Füessleri f.: eine ausgeartete Rebe,
mit grossen, dunkelgrünen, denen des Huflattig ähn-
lichen Blättern und geringem Ertrag an Beeren ZErl.
Die Blatter von 1, 2 u. 13 zeigen der Grundform u.ach
.(hulichkeit mit dem runden Hnf des Pferdes (Füllens).
Für- Aa; Bs {-l- u. -j-); ER, Schw., U.; VOrte;
Gl; GSa.; S; W, Fü'^r- BSi.; ZNer., 0., rS., Für-
Filessig GlH. ; GRh.; Schw; Ndw — m., Fiir-Filessi
n. GA. ; UwE.: 1. der vordere Teil des Fusses BSchw.
— 2. die Socke, die denselben bedeckt Schw. ,Der
Sock, Fürfuoss, Filzschuech, soccus, pedale, laneus
calceus.' Red. 1002. — 3. der Fussteil des Strumpfes,
Füssling. allg. Er lauft i" de" Für füesse", in den
blossen Strümpfen GSa.; Ggs. harfüessiy. ,Er müsse
daheim Kuder spinnen und dem Muetti strählen [käm-
men] und Fürfüesse platzen [flicken].' Gotth. ,Sie
tragen Halbstrnmpfe, denen die Vorfüsse (Socken)
fehlen.' U It WSenn 1870. ,Die fürfüess von den
hosen [Bedeckung des Untersehenkels] abhauwen und
barfuoss gan.' ca 1510, F. Syn. Füessling. — für-
füesselen, -füessiglen Sohw: den Gestank der
schweissigen Püsslinge von sich geben, nach Fuss-
schweiss riechen BSi.; VOrte ; Gl; GA.. Sa.; S; Z.
Im weit. S.: a) „nach schmutziger Wäsche riechen,
sich unreinlich halten Z." b) „nach altem, ganz fau-
lem Käse riechen L." — für ('/'«r^-fuessen, -üe- Bs;
B; L (Ineichen); W; Z, „-fuessnen L; Schw; Zg",
-fiiessncn HU., -füessgcn U: 1. neue Fussteile an alte
Strümpfe stricken, ,0b es neue Winterstrümpfe kriö-
gcn, oder die alten neu g'fürfüsset werden müs.stenV'
Gotth. — 2. an Schuhen das Vorderledcr machen oder
ersetzen. ,Ein gereister Schuhmacher spricht davon,
wie man in Schenetf [Genf] die Schuhe fürfüsset.'
Gotth. — Für-Füesser m.: armer Schlucker, un-
bedeutender Mensch. Spkw. 1809. F. sind si gegc"
ene". Klosterkuäi'klein 1841.
Über die Fiirui J'iir- vgl. Sp. 962. — l'as Vb. ist t. V"in
IM., t. vom Sg. abgeleitet. - FitrfüviHtiin mag sich ans der
Form l'rirfui-i»!ij erklilren lassen: vgl. aber auch ärhzijen
(Sp. 81).
1091
Fas, fes, fis, fos, fas
1092
Flacli-Fuuss: Plattl'uss; Mensch mit fiacher
Fusssolile. Audi als Schelte: Was will, du jlach-
fücssige Cheib? Bs.
Geiss-: 1. Ziegenfuss. .Die Schnäbel [iler Schuhe]
zwar vornen abgetan, die sich nun hinten unter die
Schuoh und [1. .in'?] Tötzlin [hohe Absätze] oder
gleichsam Geissfuoss verändert haben.' E. XV., Uw.
An demselben erkennt man in der Sage den Teufel,
vgl. T. 214. Die, wo in eusem Dorf Öppis hei" welle"
oerntö", hei" Vhauptet, cV Franzose" hebe" Geissfüess.
BWvss 18()3. — 2. klauentorniig gespaltene eiserne
Werkzeuge, a) als Heb- oder Brechstange, um
Wurzeln aus der Erde oder schwere Lasten zu heben,
bes. von den Steinbrechern verwendet Ap; L. —
b) als Nagelzieher bei Zimnierleuten Z; Reciuisit ins
Feld. KuiEtisu. 1644. — c) als Instrument der ,Zahn-
breeher' Ar. ,Rhizagra oder Geissfuss, darmit die
Wurzel eines abgebrochenen Zahns ausgezogen wird.'
Uenzl. 1G77; 1716. — d) als Instrument der Holz-
arbeiter, um damit die Vertiefungen der Schrauben-
gewinde zu schneiden Aa ; Z ; s. Schnuhüg. — 3. Geiss-
blatt, lonicera caprifolium ZAff.
3 nach den um den Stengel zsge wachseneu, einem ge-
spaltenen Huf vergleichbaren Blattpaaren benannt.
Herrgotts-Püessli: Wundklee, anthyllis vul-
neraria UUrs. Syn. Frauenschueh. — Wegen der kleinen,
zierlichen LipiieublütcH so benannt.
Hei-, Heu-Fuess s. Hanen-F.
Hoch-Füessli: kleines Wein- oder Branntwein-
glas Bs. , Gläserner Spitzkelch.' SriiEN«. — Eig. ein
Glas mit einem hohen Fuss unter dem Kelche.
Hooken-Fuess: einer der vielen Namen, welche
der Böse in den Hexenprozessen des XVI. führt.
Seg. kg.
Hanen- 1) Han^- AaIw.; Bs; B (-«-); GuD.; Scn;
W; ZBenken, Hani- S tw. 2) Hennen- Hene- S,
i/cni- Aa vor w.; Bs; BE.; L; ScuwMa.; Ndw; ZO.,
W., Zoll. 3) Hanflß ScuSt., Hampfis TnHw., Hampißz,
Dim. Hämfcsli Z tw., Häufls SchwE.; Uw {-eH-).
4) Heu-FüeüsK Uw: verschiedene Spezies ranunculus,
deren Blüten Glisserli, Ankenbluem usw. heissen. Bes.
a) scharfer (brennender) H., r. acris AALeugg. ; LE.;
SoHwMa. ; TnÜettighof. ; V-w fgelbs Hei</uessU). Dient
gesotten gegen Räude ScuwTuggen, die Blüten dienen
zum Blasenziehen GWe.; ScnwLowerz; die Kühe be-
kommen, wenn sie darauf liegen, kranke Zitzen LE.
— b) kriechender H., r. repens AAÜberflachs, F., Ki. ;
ScH; Z. Die rutbraunen Flecken sollen auf der Pflanze
nur in der Passionszeit zu finden sein und die Bluts-
tropfen des Heilandes, unter dessen Kreuz sie wuchs,
bedeuten. Die Wurzeln breiten sich hahnenfussartig
aus und r. r. soll daher eig. der spezifische Naniens-
träger sein (Frei); doch s. u. Anm. — c) feigwurzliger
H., r. iicaria NnwEmni. — d) (auch Bölle"-U. LE.;
Uw) knolliger H., r. bulbosus AaKI. Bei KdGessn.
1542 = .gehöslete gleissblüemle, kleiner hanenfuss.'
.Batrachium, gehöslete gleissbluomen.' Fris. ; Mal.
Die Knollen dienen zum Blasen ziehen ZZoU. —
e) eisenhuthlättriger H., r. aconitifolius Uw (wisses
Ueufilessli, weiss blühend). — f ) platanenblättriger H.,
r. platanifolius Obw, weiss blühend. Syn. Fideritsch,
Sp. 681. — g) goldgelber H.. r. auricomis AaKI.; früher
(in den Kräuterbüchern) auch .süsser H.' genannt. —
h) Garten-H., r. asiaticus AABb. (dick Hänifüess). —
i) verderblicher H., r. sceleratus, wobei zu bemerken,
dass in den ä. Belegen z. T. auch einige anderen Arten
von r. mitverstanden werden müssen. ,Glyssbluomen.
rappenfuoss, hanenfuoss: batrachium [eig. .Frosch-
kraut'], ranunculus.' KdGessn. 1542. .Glyssbluom,
hanenfuoss: polyanthemum, batrachium.' ebd. .Gleiss-
bluomen, brennender hanenfuoss: ranunculus, flore
luteo, interdum purpureo; vulgo pes corvi, ulceraria,
scelerata.' ebd. , Batrachium. ein kraut, genannt gleiss-
bluomen oder hanenfuoss, eigentlich der da brennt, als
der bei den wasseren wachst.' Fris.; Mal., welche aber
unter b. auch r. ficaria (.figwerzen-eppich' Sp. 365) und
r. bulbosus (s. o.) verstehen. — 2. Geissfuss, sego-
podium podagraria U. — 3. Hühner fennich, pani-
cum orus galli SonSt. — 4. Geissblatt, lonicera Bs.
— 5. „(Henne fiiessi, -li n.) Keulenpilz, clavaria
coralloides L." — 6. Zeichen, aus drei zslaufenden
geraden Strichen bestehend, und daher einem Hahnen-
fuss ähnlich sehend, das an dem Wagebalken der
Schnellwage früher je bei der 6. Kerbe (von fünf zu
fünf Kerben It B.) zur Erleichterung der Übersicht
angebracht war; daher auch das Mass 6 solcher Ker-
ben auf der Wage und das entsprechende Gewicht Git ;
s. Han, Krinnen.
Die meisten Hahnenfussarten, so wie die unter 2 und S
erwähnten Pflanzen, liaben gespaltene, einem Hühnerfusse
nicht unähnliche Blätter; daher auch die lat. Namen von
'2 und 3. Der Tausch von ,Hahnen-F.' an ,Henneu-F.' musste
crfiilgou, da ,Hahn' uusern MAA. nicht geläufig ist; der
Form nach ist an Henni-Darm zu erinnern. Die Umdeutung
der nach Fromm. Ztschr. 7, 360 synkopierten Form Häi/is
(welche hinwieder auf der in der Anm. zu Fivis erwähnten
Entziehung des Accentos beruht) zu ,Heu-F.' erklärt sich
daraus, dass die Hahnenfussarten im ersten Gras, im Heu-
gras vorkommen. 5 führt auch von seiner Gestalt die Namen
, Bärentatze, Händling' und .Kranfuss' (Östr.).
Hüener-: fingerförmiges Bartgras, andropogon
ischsmum B. — Benannt nach den fingerigeu Ahrchcn,
die den Zehen des HUhnerfusses verglichen werden.
Hase"-: 1. Sauerklee, oxalis acctosella G oT. —
2. wunderlicher, hypochondrischer Mensch, schrullen-
hafter Hagestolz BHk.
1 wegen der .Ähnlichkeit der Blätter mit dem Fuss des
Hasen. 2 wegen des scheuen Wesens; vgl. nhd. .Hasenfuss',
rahd. hanenvuoz.
Kugel-: Klumpfuss. ,Der hinkend vogt am Bron-
nen mit dem kugelfüessli.' Vad. Vgl. Stoll-, Tull-Fucss.
— Chälher-: Herzrauschel, cardium AAAarau.
Kunkel-Püess: Complimente, Umstände GRChur.
Umged. aus -fia, lat. J'üsuh, Spindel, frz. fusn\ fuHtau ;
vgl. die Umdeutung ISl-Fucst aus hi-böz. Vgl. ,Kunkelfusen'
bei Gr. WB., ,K.-Fuss' bei Schm.
Chaste"-Fuess: unterster Satz eines aufrecht
stehenden Kastens, bzw. der innere Raum desselben,
wo etwa wertlose Dinge aufgehäuft werden Zu.; s.
Fuess 2.
Chatze"-: 1. der Absatz des walzenförmigen Auf-
satzes altmodischer Öfen, worauf die Katzen sich zu
legen pflegen Ap. — 2. etwas Nichtiges, zum Ausdruck
starker Verneinung. Boch zag nW nüd, i''' weiss schu"
Bot. — En Gh., tveisst du cn Röt. EFeurer.
2 wohl euphemistisch für das sonst in dieser Anwendung
übliche Katzen-Vrecl,-.
Chräjc"-: 1. gemeine Senehiere, senebicra coro-
nopus Aa. — 2. Hauswurz, sempervivum. .Kreenfuss
oder Huswurz oder Donderblatt.' Arzneib. ZZoll. 1710.
1093
Fas, fes, fis, fos, fas
1094
1 genau das griecli. koroimpm, von den tief fleJcrspaltigen
Blättern. 1 nach dem Standort auf Däelicrn, wo die Blatt-
rosette wie ein Krähonfuss sich fest zu haken scheint.
,Krumb-fuoss, der gewunden, knimb fües.s oilor
schenke! hat, loripes.' M.\l.
Bi-Fues.<i: Wermut, artemisia. .Buckelen, bci-
fuoss. artemisia." KdGessn. 1542. ,Beifuoss, herha
artemusia.' Mal. ,Beifuss.' Arzneib. ZZoll. 1710.
Ahd. i'ij'uz; mhd. bilöz, hlvuoz ; später allg. .Beifuss';
Tgl. Gr. WB.; schon ein Heilmittelhuch von 1400 ahcr lehrt
den weitverbreiteten Aberglauben, Beifuss in den Schnhen
getragen schütze vor Ermüdung.
Pär- (auchSä»'-): Frauenschuh, cypripediuni cal-
ccülus, mit zwei statt einer Blüte an einem Stengel.
ein seltener Fund ZF.
barfuess, härfs'f-s-J: 1. barfuss. allg. B. bis
a' 's Chinni ufe". Wer i. göd, de' drückt kc Schueh.
Ineu'hen. I''' uriU drei Tag b. der Post nö''' npringe'
(Beteuerung) Bs. Einem, der barfuss im Hause herum
lauft, droht man scherzend: Wer b. umme" lauft, wird
y'henkt, worauf derselbe schnell erwiedert: /'''' legg
d' Schueh a" und gang au'^ go luege' Bs (S.). Mit
harfisfn Fiiesse'. BWtss 1863. Als Subst. : .StAntonis
Capell zu Barfussen.' RCys., der an andern Stellen
jBarfüsser' setzt. — 2. von Tieren: nicht beschlagen
ZWäd. — bar-fuesse" GrL., -filessle' GitLuzein:
barfuss herumlaufen. — ,Die Barfuoser-Mönchen.'
ClSchob. 1095. Am Frltig Iienkt-mer [man] d' Bar-
füessler uf S. — Mhd. Adj. Imrvuoz, barviieze; Subst. Ijarvuoze.
Blau-Fuess: 1. eine Falkenart, falco cyanopus.
,Von einem sperwer, blauwfuoss oder falken 4 d. [als
Zoll].' 1539, Stautsatz. Thun. ,Da er Rebhüener mit
dem Bl. und bisweilen auch mit dem Habicht gebeist
[gebeizt] hab.' Hf.iit. 1658. ,Habich, Blawfüss.' Cys.
1061. ,Falco, Falk, Blaufuss.' Denzl. 1677; 1716. —
2. Waldschnepfe, seolopax rusticola Var., mit blauen
Füssen. FrTschudi. — Mhd. Uaouoz = I.
blöss-füess: barfuss TB. — Die Pl.-Form erinnert
an frz. nu-pieds.
Brugg-Fuess = Fuess 2 c. ,Die dasselb guot
besitzend, söllent schuldig syn, den bruggenfuoss uf
derselben syten zuo machen.' Scnw LB. .Der Bach
spülte die Brücke sammt den Brückfüssen mit sich
fort.' Ai> Volksbl. 1831. .Der Bruckfuss auf der Glarner-
seite der P^nnondaner Linthbruck ist vom Tagwcn
Glarus gemacht worden.' 1835, Gl LB.
Breit-: 1. Gans, Ente. Gengenb. Rotwelsch. -
2. ein Gespenst, das sich zu ScnBargen hören lässt.
ScilWYZERÜ. X.
Gewisse mythische, bes. clbische Wesen verraten sich
durch Tierfüsso; vgl. Schrüwli-F. und die Sago von ,Bertha
mit dem grossen Fuss (Berte aus grans plus)'.
Ried-Füessli: Sumpfdotterblume, caltha palustris
OiiwLung. -- Nach dem Standorte an nassen Orten und
nach der pferdeluifilhnlichen Gestalt der Blätter benannt.
Rien-Fuess: 10 Q.-Fuss in einem Streifen, als
Plächenmass. ,üie gevierten Ruten werden geteilt in
10 R., ein R. in 10 gevierte Schuh.' Kkieusu. 1641.
— Hicn fUr Jiiemten), Streifen: vgl. noch liien-Dam.
Rappen-: schlitzbliittriger Wegetritt, plantago
coronoims. ,R., ein salatkraut, milvinus pes, pes
milvi.' Mal. — /^i/>;imi- f Raben- 1 /■'nr«» der Blattfonn wogen,
daher auch Clinijfiifiu-xti (s. d.) genannt.
Schaf-: Hammelskeule. ,Die Freigebigkeit der
Grindelwaldner zeigte sich bei Verlobungsanzeigen,
Kindstaufen etc.; bei solchen Anlässen gab es ge-
räucherte Schinken, Käsleibe etc., von geschlachtetem
Kleinvieh ein Schaffüessli u. A. m.' III. Schweiz 1873.
~ Schueh-: eiserne Form, über welche man den
Schuh schiebt, um die Sohle zu nageln L.
Schrätteli-: Drudenfuss, Pentagramm, wirkt
zauberkräftig, It Rochh. Arg. 4, 182, 185. — Schriuieli,
Alp, Elb.
S\)eTr (Sper)-: Fuss. der sich gegen Etw. sperrt;
bildl., Hinderniss. En Sp. mache", ein H. in den Weg
legen Ac.
Stoll- AAtw.;Ap; ScHSt.; Uw; ZKn., Stüll- Aa
tw. (H.); „B; VOrte; Gl; S" : 1. Klunipfuss; kurzer,
verkrüppelter, einwärts gedrehter Fuss eines Menschen.
.Hat ein Mädchen einen Stüllfuss, oder gar einen
krummen Rücken, ach! da wäre dem guten Kind
besser, dass es nie geboren wäre.' XHerz. 1862. —
2. hölzernes Bein UwE. — 3. Mensch mit einem
Klunipfuss, auch Stollfiessler genannt New.
StoUtii, rund gedrechselter Fuss z. B. eines Bettes, Kastens
usw. ; tituUen, straucheln.
Stelz-: 1. = Stoll-F. — 2. Mensch, der einer
Stelze bedarf, allg. — Tübe"-Füessli: 1. Acker-
schotenklee, lotus arvensis AAMöhntal; vgl. Herr-
gotts-F. — 2. Schmeicheln. , Liebs, artigs Tauben-
füessli.' ScH Pilger 1882.
Toll-Fuess = Stollfucss 1 u. 3 Ar (auch Troll-);
Bs; GSa., Stdt; „Schw; Zo;" Z (auch Tolle"-Fucf:s, resp.
ToH-Füessler). ,Was einer von Bödmen mit dem toU-
fuess.' UMev. 1.540/73. ,Ein Ungestaltcr mit einem
Hoger, Kropf oder Dollfuss.' Ulr. 1727. .Jener krumm-
und toUfüssige Oedipus.' ebd.
Mhd. fhdviioz, v.atrax; tnVefum, XV., Lindau (am Bodensee).
Vgl. Gr. WB. 2, 1'2'28. Tr„U-f. in Anlehnung an Indl, gross,
von plumper Gestalt. Vgl. auch SidU-F. Her (els.'issische)
Familienn. ,Dollfus' viell. eher aus (A)Dolphus oder daraus
umgedeutet.
Tatz-: Hausn. in ZStdt. — Zu Tnizc, Pfote, wahrsch.
von einem Hauszeichen.
Dri- Gl; PP.; TB.; UwE.; W, Drl- Scnw, Tri-
Nuw, Drei- S: 1. ringförmiges Gestell mit 3 Füssen,
über welchem am ott'nen Feuer in einer Pfanne ge-
kocht wird; mit der Einführung der modernen Koch-
herde zurückgedrängt in die Berge (Sennhütten) und
abgelegenen Orte P; Scuw; Uw; W; früher allg. zum
notwendigen Hausrat gehörend und häufig in alten
Inventaren erwähnt; in Z 1558 unter den Gegenständen
genannt, welche die Frau von ihrem Manne erbt.
Abergl.: ,WeBn ein Dr, leer auf dem Feuer bleibt,
müssen die armen Seelen daran brennen W (vgl.
Heidcn/ür 4). ,Er bestehet wie ein halber Dreifuss,
wie Schnee an der Sonnen.' Mkv. Hort. 1692. , Röste
sy über einem linden [gelinden] Kolfür auf einem
Trifuess.' ZZoll. Arzneib. 1710. — 2. Eisen mit Ein-
schnitten, worauf der Glasbläser seine Pfeife legt,
wenn er die Glaskugel im Ofen wärmt SThicr.st. —
•>. überspannter Kopf Gl; einfältiger Jlcnsch W; vgl.
Ih-lfuess-Büß'cl. ^ Mhd. rfci/tioi. ,1 Trüfuess.' 7. MG9.
Bed. I! nacli dem , bockbeinigen' Geräte.
Well-: Klunipfuss Ar. ,N. N. der wellfuess.' IG02,
.\l'.\. Katsiirot. ■ Zu mhd. («/.i-lic./. rund.
1095
Pas, fes, fis, fos, fns
1096
Wiss-Fuess: Eiiid mit weissen Füssen Gl; üA.
Vgl. wissg'fuesset, WissfüessJerin.
Wisel-: Fuss von einem Wiesel. Ein Student
aus AALaufenl)., der 1598 zu L gefangen lag, besass
einen W. Wenn ein Mädchen den berührte, war ilini
der Liebesbann angetan. Lüt. Sag.
Das Tier wurde für giftig gehalten uuil mau traute iliut
auch sonst allerlei geheimnissvolle Kräfte zu.
fuesse" (fliesen GnPr.), ,fuessen', fuessne Gl:
1. (mit ,sein' und tw. mit .haben') zu Fuss gehen,
angestrengt marschieren Aa; Bs; BSi.; Gl; Gr; „L;''
GT.; S; ZB. Bis ig ivider ha" chünne" schaffe'' und
besser fuesse'. BWvss 18(i3. Ha" lanyi ZU d' Hoffnig
g'ha", mis lame Bei" tüei ■eillicht doch notisno [nacli
und nach] so z'iveg cho", ''ass- i'^' wider recht ler f.
JoACH. 1881. lez fart Alls uff-em Ise [sc. der Eisen-
bahn]; das Fuessne" macht de" Lilte" Not Gl. I''
chann au"'' vom Beste" nit f., das Gehen wird mir
schwer ßs. ,Ein gerühriger alter Mann, der noch,
tapfer fusset.' Spreng. ,Habt ihr den ganzen Wey
g'fuesset?' GrAv. Syn. schuehnen. — 2. (mit .haben')
Fuss fassen Gr, daher uf Öppis f., sich auf Etwas.
z.B. ein Versprechen verlassen „B; L;" Z. — 3. mit
Füssen treten. ,l)ie hüls der hochmüetigen hat sy
undcrsich gefuosset,' 1470, G Hdschr. .Ich hab die
feind in meinem zurngetretten und in meinem grimmen
■gfuosset.' 1581, .Iesa.i. = ,zertretten.' 1007. .Fuossen.
mit füessen tretten, pessundare.' Mal. — 4. mit der
Füssen ausschlagen. .Wider den stichel fuossen.' 153(1.
Ai'OSTELfi., dafür 1607: .aufschlagen'. ,Warumb fuossesl
du und widerlegst dich denn wider meine opferV' 1531.
I. Sam. ; dafür l(j(j7: .schlagest auf'. .Wider den Stachel
zu leclien oder wider den Sticher zu fussen.' ClSchoh.
1099.
Fuesse" f.: Kuh, die über den Khiuen weiss is!
Gr. Syn. Tschägge. Auch dim. I<\iessi W. doch in
Gr nur von kleineren Tieren, bes. von Hunden. Vgl.
Füessi.
Bar -Fuesse r s. har-fucss.
ge-fu esset g'fuesset. Guet (sciüccht) g'fuesset si".
gut (schlecht) zu Fusse sein; bildl., festen Boden,
gute Gründe zur Verteidigung seiner Sache haben,
gerüstet, gewappnet, mit solider Stütze versehen sein
Bs; BM. ; UwE. Die eingesandten Titel und Doku-
mente sind , wohlbegründet und wohlgefusset- befunden
worden. 1749, Absch. — wiss-: mit weissen Füssen
verseilen sein, vom Vieli GA., s. Wtss-Fupss.
Fnessete, „Puessnete" f.: Fussende. Fuss-
brett des Bettes Aa; Ap; Bs; B; Gl; 6r; L; Z. ,Und
setzte sich zur Fussete auf meine Bettstelle.' Srnz.
Mc" mucss dem Kranken eppis Warms z' F. lege" Bs.
/<■'' ha' niid chönne" schlöfe", i''' bi' all i" d' F. dbe"
g'rotschet [gerutsclit] Ap. In dem bekannten Kinder-
nachtgebet werden zwei Engel zu Hiiupten, zwei zur
Fussete erbeten. Aus der häufigen Verbindung mit der
Präp. erwächst eine neue Form des Subst. Z' fnessete v.
Nnw (vgl. das Zäben Sp. 34, u. a. m.). Ant. Haupiteten,
Köpfeten. — Kasten-: Kastenfuss ZAndelf.
fuessnen s. fuessen. füesselen s. füesslen.
Füessi m.: Kuhname B It Alp. I 138. — Für-
Füessi, -ig s. Für-Fuess. — Hennen-Füessi s.
Hanen-Fuess 5.
, Hörn füessi, was hürnin schüele [Hufe] hat,
als 1 wie] die geissen, cornipes.' Mal.
vollfüessig: ein Fehler bei Pferden, indem die
Sohle über die Wände des Hufes hervorquillt und das
Tier immer mehr verwundbar wird.
füessle": 1. mit den Füssen stossen, treten, auch
um sich Etwas heimlich zu verstehen zu geben, die
Fusssprache (unter Verliebten) führen Ar; BSi.; Gl;
Sch; W; seinem Vormanne mit den Schuhen an die
Fersen stossen Sch,- Syn. Schueh aiimes.ieu. Die Re-
grute", ico no'''' nit recht marschiere" chöiinet, füesslet
enand. — '2. den Fuss vorhalten, um Jmdn zu Falle
zu bringen, bes. beim Raufen oder Eingen als Kunst-
griff oder Kniff angewendet Gl; GrD., L.; SoHSt.
,Supplantatio, das Füsslen, da Einer dem Andern den
Fuss fürbaltet. dass er falle.' Denzl. 1716. — 3. bar-
fuss gehen GrD., Pr., V. — 4. füessele, einhertripiieln,
bes. wie eine zimpferliche Dame L. — 5. „öfter umber-
gehn, sich viele Geschäfte machen, ohne etw. Rechtes
zu tun ß; L."
Füessler m.: 1. der Fussschwung, wobei der
Angreifer den Fuss des Gegners zu ergreifen sucht,
um diesem den festen Stand zu entziehen. Sciiärer
1804; s. füesslen 3. — 2. wer im Gegs. zu einem
Älpenhür (s. d.) auf den Alpweiden bloss Weidereclit
und zwar weniger als ein ganzes und höchstens 1 — 2
Kuhrechte, also keine Alpwiese und keine Sennerei
besitzt, sondern. in der Regel nur einige Stücke Schnial-
vieb (auch gepachtetes) auf die Weide stellen kann
GrD. Vgl. Fuess 6. — Fülli- s. Fülli-Fuess.
Vier-: Eidechse GWe. (-«'-); -Th."
Wohl im Ggs. zu den als verwaudt betrachteten, fuss-
losen Schlangen. Vgl. syn. Vierrjcbein. Fromm. VI 473. 47.5.
Synn. s. bei Eideehs.
Gel"-: rotbeinige Schnepfe, scolopax calidris.
Hartm. 1808. Syn. Rotbeitili. — Geiss-: ausgeartete
Rebe, die tiefeingeschnittenes Laub hat und wenige,
kleine, saure Trauben trägt ScuSt. — Bar- s. bar-
fuess. — Kot-: Strandschnepfe, scolopax totanus.
Hartm. 1808. ~ StoU- s. StoU-Fuess. — Wiss-:
solche unter den Bewerbern um Grossratsstellen,
welche einer Empfehlung sicher waren, und darum
in weiss seidenen Strümpfen den Wahlherren ihre
Aufwartung machten, während die Andern in schwar-
zen Strümpfen umlier zogen ß (vMülinen).
Wiss-Füessleri" f.: Kuh mit weissen Füssen
GrV.
Füessli"g Gr (Files'- GRArosa, Pr., Fuess- Gr
Chur): L Socke Bs; Gr. — 2. Fussende des Strumpfes
Gr; Z. Nid j Strumpffüesslig volle Schiltituble [Schild-
dublonen] hetten-sche [sie] me z'ruggg'hebt Gr (Schwi-
zerd.). Vgl. Fürfuess.
füessli°ge", Adv.: mit den Füssen voran. F. abe'
falle" ß; Gl; L. — zesammen-f., z'sämme- (g'f.):
mit geschlossenen Füssen Aa; Bs; B; L; anton. ge-
stötzlingen. Übertr., mit Gewalt, kopfüber, rasch, un-
besonnen : Wo
Nacht i" mim Hus b'brünnt het.
wol! da bin i'"'' z. i' d' Hose" g'fare". ,lch möchte
dir z'säniefüesslige ins Gcsiclit springen.' Gotth. ,Das
mahne ihn daran, wie wenn zwei in den Tänzen davon
führen, wie wenn sie Fecken hätten und in die Hölle
fahren wollten z.' ebd. ,Wenn man so z. darein [in die
Ehe] springe, so fehle [missrate] es Eim gar gerne.' ebd.
für-füessnen s. F.-Fuess.
im
Pasoll, fesch, fiscli. fnseli. fusch
1098
Fasch fusch. Vgrl. auch die Gnippen Fim usw., Fant usw.,
Fntsck usw.
Fasclii n. s. Fätschi.
Fascliine" f.: Bündel Reishok. A^\. z.B. in den
Ofen geschoben weiden Gr. Syn. Heizi; Bürdeli.
Buschlen; Wedelen; Wellen. — Aus churw. (it.)yiminn.
Fase hole, Fäsch- s. Fasolen.
Fasch I B; „L", Fätsch Gl; GSax — n.: 1. das
gesaninite Wickelzeug für einen Säugling, als ,Kopf-.
Herz-, Lib- und Gesäss-Windle, Hülli [Mütze], Nabel-
binde, Fuesslunipen, die grosse Windle und das Fäsch-
band' B öO.; LE. St" wie-nes China im F., unbeholfen,
unfähig sein. — 2. „Band von biegsamen Ruten, z. B.
zur Verbindung der Teile eines Flosses L,"
G 'fäsch n.: 1. = Fäsch 1. — 2. „Gespött, Neckerei.
Es G. mit Ei'm ha", ihn (auch wenn er abwesend ist)
bespötteln B."
2 eig. sich viel mit ihm zu schaffen machen, ihn wii
ein kleines Kind behandeln? Eher eine verderbte Nbf. zu
Oc/ach, ,Sp. 643, oder zu Oeßet.
Fäsche» I Aa tw.; Gr tw.; GW. (>'); Uw; W; Zg,
-e-AAtw.; Gntw.; GO., Färsche ScuwE., Fätsche
AAFri. ; GRtw.; Schwarzw., -e- L — f.: Wickelband
für Neugeborne; in neuerer Zeit an den meisten Orten
zur blossen Nabelbinde geworden; Windel Aa; VOrte;
Gr; GO.; W. Wundbinde SchwE.; Zg. Es ist no'''
CS Chind in-ner [in der] F., wird noch in Windeln
eingebunden gehalten W, = no es Füschckind. ,Die
Kinder, denen sie in ihrer Barmherzigkeit die Fäsche
löste und das Leiblein voll Schnatten [Einschnitte]
mit Nydle salbete, weil die baumstarke Mutter siu
zugezogen hatte, dass sie 3 Tage halte, die löste, als
die gute Frau gestorben war, Gott selbst aus dieser
fürchterlichen Fäschi.' N. B Kai. 1840. BläUli so zar:
und chrüs, si winde" sich cMch us der F. Minnicii
IX'Mi. Daher ,zur F.' = dem Täufling zum Angebinde
eig. ins Wickelband. Rochb. A. K. 290.
Mhd. fam-hie), Binde, ahd. fasca aus l.at. /aacw. a vor i
wird in unsrer MA. zu ä; die auffällige Dehnung des Voc.
beruht viell. auf Anlehnung an Fase (Fene) udgl. Tä wechselt
nicht selten mit », zu welchem es eine Art Vergrüberun^
bildet. Vgl. auch FätHch und Fauchen.
fäsch^e- Bs; B; Gr; W, pfäsche GrV., „fät-
schen Gl; GSax": 1. ein Neugebornes einwickeln
was früher mit festem Einschnüren des Leibes mil
sammt den Gliedchen geschah. ,Lise muss das kleine
(iriteli besorgen, es aufnehmen, waschen und f.' Pkst.
1790. ,Fäsehen, fälschen, binden, fasciare, involvere.'
Reoingkr 1G()2. Ein krankes Glied einwickeln Gr. —
2. ein kleines Kind übh. besorgen, waschen usw. BO.
— .3. weichlich erziehen; verhätscheln BD.; „Gr;" W.
— in-fäsch = (!" Aa; Bs; B; GW.; Uw; Zh; Z f.
-fä3chne'',-/'e-G0., -färtsche SvmvMno. — fä.schenJ.
,Gertrud nahm den kleinen Pfausbacken zur Wiege
hinaus, trocknete ihn, fäschete ihn ein.' HPest. 1785.
,Pas jetzt nur beim zähem Landvolk so halb und halb
nodi übliche Einfäschen.' Dennl. 1817. D' ]Iehnmtii
hct dem junge Prinz roti sidiyi Bändel und Latsch
um die unsse Deckene (i'wiyylet, wo si in l'f/'feschl
hcn. Bkeitenst. 18i13. ,Ich fäsclit mich yn gar wol
und sclion. noch [dennoch] könnt ich nit zuo scliwitzen
kon.' Salat. ,Obvolvere, verwicklen, einfätschen. Fas-
ciatus, gebunden, eingefätscht.' Fms. ; Mal. — us-:
ans den Fäsehen wickeln Gr.
Fäschi f. = Fäsch 1, Gefäsch 1 Bs ; B.
F ä s c h II s. Fätsch. F ä s c h e EI s. Fesen Sp. 1 009.
Fäsche III f.: Bündel Holz oder Eeiswelle W;
„zsgebundener Büschel, z.B. Heu. ebd."
Von St. mit Fäache vermengt, was von begrifflicher Seit«
wohl tunlich war, aber durch die Ungleichheit der Quant,
des Voc. abgewiesen wird. F. II ist vielmehr zu Fan-hinc
(s. d.) zu stellen und entspricht it. fuHcio, lat. fasch, nicht
lat.-it. fascia.
fäschu": Zweige von Gesträuchen abschlagen, um
Bündel daraus zu machen W.
Fäsch mete" s. Fäsmeten. Pausche s. Fäutsch.
Vesch s. Vers Sp. 1022. feschenen s. b. Fesen.
Fisch m. = Fang 3 (Sp. 855) Ap. Vgl. ,Vischmilch,
coagulum' in einem VocabuL v. 1482.
Die Angabe T.'s, dass die Masse im Käsekessel in läng-
liche Form gebracht werde, spricht für die Annahme, dass
unser W. nur eine differenzierte Nbf. zu , Fisch" sei, indem
der längliche, weissliche Klumpen mit einem Fische ver-
glichen wurde, wie ein ähnliches Gebilde aus Zieger mit der
(weissen) Gans (s. Ziijrrtjans). T. selber denkt vielmehr an
frz. ßf/vr, gerinnen. Viell. aber ist unser W. durch Ablaut
mit bair. , Falsch", das (geronnene) Blut des Jagdtieres, ver-
bunden.
Fisch {Fische, PI. ebso PKima) m. : 1. wie nlid. im
eig. S. RAA. : , Recht lustig hatte ich es bei den Alten,
wie ich es nur wünschen konnte, und fast Fischeli
z' Morgen und Krebseli z' Nacht.' Gotth. V Fischli
wend sclmümme, zu gebackenen Fischen gehört ein
Trunk. Der F. will drii Mal schtrümmc: im Wasser,
im, Schmalz [bei der Zubereitung], int Wi" [weil or
Durst erweckt]. Ikeichen. Vil chlini Fischli gend aw''
es (grosses) Mal AABb.; UwE. = vil chl. Vögeli gend
aw'' en Brate. So g'sund, icie en F. (Fische sind im
Allg. anscheinend wenig Krankheiten unterworfen; vgl.
Ehin-Egli Sp. 144). Es ist mcr wol, uie-n-em F. im
Wasser (in seinem Element). Es dürsl't-mi'''' sicher
ivie nen F. [der es ohne Wasser nicht aushalten kann].
Stutz. ,Der F. ist ins Wasser gefallen [der Betreuende
ist an den rechten Platz gekommen].' Sulrer. ,Aq'uila
in nubibus. das sind ungefangene F.: ein herrlich
Ding, das aber nicht leichtlich zu langen.' Denzl. 1716.
S. auch Beren. Das ist weder Vogel no'''' F., weder
Halbs no"'' Ganzes (vgl. nhd. ,weder Fisch noch
Fleisch'). Me'' Wasser a's F., Vexierbescheid auf die
Frage: Was isch? Ap. Vor dem faulen (vgl. Fill-
fischkrüt), durch einen bes. widrigen Geruch ausge-
zeichneten Fisch hütet man sicli; daher übertr. 1) von
Personen: loser, verdäclitiger Geselle. ,Von N. N.,
einem sonst faulen F.' 104(3, ZArch.; vgl. ein ,an-
rüchiger' Mensch. ,Vom G'schutz, das mit Kuglen
g'laden lag auf dem Tisch, so g'rü.stet hatten etlich
faule F.' vEiiw 1708. 2) von Sachen: verdächtiger
Plan, eitles Projekt, verwerflicher Gedanke. ,Du gast'
mit fulen fischen um. Wie mich dunk, das muoss dier
sagen. Dann .gar z' vil auf dir selbst tuost haben."
Com. Beati. Noch spielend mit der eig. Bed, des
Wortes: ,[Der savoyische Gesandte hat in seinem Vor-
trag] vil fuler, .stinkender tischen foil 'potten. do eijier
miicht den tod doran fressen.' 1529, .\bsch. Aus-
reden B. In der Kdspr. ist alles im Wasser, in der
Suppe usw. Schwimmende , Fiscli'. Glaube und
Braucli. Es gibt mehrere Seen in der Schweiz, in
welclien die Fisdier bisweilen einen unbekannten, un-
gclieuer grossen Fisch gesellen haben widleii. Hautm.
1099
Fasch, fesch, fiscll. fosch. fusch
1100
1827; vgl. alt Sp. 205. über Unheil verkündende
grosse Fische s. Lüt. Sagen, S. 281 und Cts. 1G59;61,
S. 25. Die Fische sind auch Wetterproplieten. ,Es
ist den Fischern beliannt, dass eine Kälte vor der
Tür, wann die Fische sich in die Tiefe hinunter
lassen.' JJSciieüchz. 170|). Über die Verwendung eines
Fisches bei einem gegen Leberverhärtung angewen-
deten Heilverfahren vgl. Schild III 168; s. aucli oben
Sp. 600 u. — Fische bildeten eine hervorragende Ab-
gabe. So hatten It Kaufbrief von 1461 zwei Steuer-
pflichtige zusammen 500 Fische an eine Caplanpfründe
zu LRusvvyl zu liefern. Die Meier des Klosters Muri
hatten auf Weihnachten zur .Visitatio' den sog. Gross-
fisch im Werte von 5 ß zu Zinsen; s. Arg. 2, 34. S. auch
Anm. zu Albcle und Zinsfisch. — 2. Gegenstand von
Fisch- od. länglicher Form, a) eine auffallend lange
Kuh Ar. — b) hiilzerner, als F. abgedrehter und be-
malter Griffelbehälter für kleine Schüler ThHw. ; ZO.
— c) Gurkenkartoffel; (/'/leclcH Fischli, eine Abart
dieser Sorte Z. Syn. Müsler. ~ d) Fischli, die kä-
sigen Teile in den Molken. — e) im Sturzmodell ge-
formtes Gebäck von der Gestalt einer fingerlangen
(Jrundel, früher eine beliebte Fastenspeise Aakau;
ein Kirchweihgebäck AaZcIu.; ein Weihnachtsgebäck
Si'HW; Zg; ZO. (Fhisch-)Fischli, mit gehacktem Fleisch
gefüllte und aufgewickelte Omelette Th. Vgl. Leh-
kitechenfisch, Brod fisch; Fischt irfjgel u. über ähnliche
Bezeichnungen Eochh. (Arg. 1866, S. 35 f.), der den
Fisch für eine heidnische Festspeise zu Ehren des
Thor hält. Lt Ölhafen, Chron., soll seit 1551 zu
Aarau am Maienfest ein obrigkeitliches Fischessen
Statt gefunden haben; s. Suls-F. und Fischgcld. —
f) Fischli, der Zuckergast, lepisma saccharina, ein in
Büchern, Kramläden, Speisekammern, Kastenfüssen
vorkommendes Insekt. — g) eine Münze (Haller y) mit
dem Gepräge des Fisches (?), im L Münz-Mand. 1766
verrufen. — 3. Sternbild des Fisches, in der scherzh.
Regel: We""-mw im F. d's erst Mal i" d's Wasser
(jeid [geht], .so lert nie' (jiod [gut] schuimme" BBe. —
4. Beschläge an Türen Gr, sonst Fischhand.
4 (auch nhil.) wird zwar gewöhnlieh anttrz.ßehe zurüclc-
gcführt, aber dass solche Beschläge "ehemals wie Fische ge-
staltet und geschuppt waren, beweist wenigsteus, dass das
Fremdw. umgedeutscht wurde. — Das Wort .Fisch' in zahl-
reichen Flurn. enthalten. .Den bach ufwert danue, geneinpt
der fischgrab.' 1606, Aa Weist. FiaclihuKn GG. Fücheyy
ApA. Fiachmatt Zg; ,ze buochs an der f.-m.' 1509, Ndw.
Figclihach (t. Bäche, t. Weiler und Dörfer bezeichnend) Aa;
B; L; Th; Z; ,N. N. aus dem Fisch bach.' 1696, ZZolI. FUch-
hodvn B. FischhatuiujarUn ZStäfa. Fivchrnriet GS. Fvicheiirüti
ZHorgen. Füchental Z. Fischingm Th, aber in vielen muss
ein Persooenn. oder das W. mit anderer Bed. zu Grunde
liegen. Das Kloster ,Fischingen', mlat. ptac'ma, urspr. ,Fi-
schinon', in der MA. Fiichenen, führt zwar zwei Fische im
Wappen, hat aber so wenig wie das benachbarte ZFischental
fischreiche Gewässer. Für Letzteres ist urkundlich .Fiskines-
tal' belegt; nebenher geht ,rischtal' (das heutige Fistel in ZF.l.
Adel-Fisch: Bodenrenke, coregonus fera (Sie-
bold) Bodensee. Nach Hartm. 1827, S. 139 ff., der sie
unter ,grosse Maräne, salmo marana', beschreibt, ein
sehr geschätzter Fisch. ,(Lavaretus) dise art der al-
bulen ist das alleredlest und köstlichest geschli^cht,
aus welcher ursach sy umb den Bodensee adelfisch ge-
nennt werdend: etlich nennend sy weisse blauwling.'
FiscHB. 1563. Vgl. Add-Felch Sp. 800 und Gr. WB.
1, 177. — Edel-: 1. Renke, coregonus Wartnuinni
(Siebold) oder Blaufelchen, salmo Wartmanni (Hartm.
18'27), wenn der Fisch ausgewachsen ist VOrte. ,Ini
Lucerner See leichen die Baichen oiler Blewling umb
StCatharina Tag, derselb Leich erwachst erst im
Hewmonat des folgenden Jahrs eines Fingers lang,
werden dann Nacht-Fisch genannt, dannenhin über
ein Jahr Edelspitzling, weiter EdelHsch, dannoch ein
halben gewachsnen Baichen, zu letst ein Baichen.'
Fische. 1563; JLCys. 1661. — 2. Raubfisch (Salmoneer)
übh., im Gegs, zu allen übrigen, den , Weissfischen'
(Cyprinoiden) Bodensee. I)' Fdelf. händ gtildi Schtvänz,
sind teuer. Sulger.
U n - : grösserer Fisch, wie er zur Zeit des Gang-
fischlaichs in der Segi [einem weitmaschigen Netz]
im Rhein gefangen wurde. ,Iteni dawider so git man
ainem herren alle die fisch, die ob 6 pfenning wert
sint, die man mit dem selben garn facht [fängt] ent-
zwüschen sant martis tag und dem zwölften tag zc
wihennächten, heissent unfisch.' 1521, Offn. Gottlieb.
Kleinere Fische durften die Fischer für sich behalten;
im- (s. Sp. 298) kann hier nur die ungewöhnliche Grösse
ausdrücken; es wird vorzüglich die Eenke verstanden werden
müssen.
Iser(n)- = Iser 1 (Sp. 547). 1596, Urbar Muri.
— Violl. von der , eisengrauen' Farbe.
Aschen- s. Asch Sp. 564 f.; Iser Sp. 547.
Forn- s. Furn. — Fleisch- s. Fisch 2 e.
Gang-. ,Die gangflsch ziecht man auf drei ge-
schlScht, nämlich: 1) sandgangfisch, die man adel-
felchen nennet, 2) grüen gangflsch, aus welchen die
blauwfelchen sind, die dritten weiss gangflsch, welche
iren naramen nit enderen sollend, auch zuo der anderen
grosse nit kommen.' Fiscuii. 1563; JLCys. 1661. —
1. Bodenrenke, coregonus fera (Siebold); grosse Ma-
räne, salmo manena, im 3. Jahr ; zum Unterschied von
andern Gangflschen auch Sandgangflsch, Renken, Fel-
chen genannt Bodensee (Hartm. 1827). ,Albula farra
vel ferra, ein ander art der weissen gangflschen.-
Fisi'HD. 1563. — 2. Renke, coregonus Wartmanni, im
3. Jahr (halbwüchsig), grüner G. Bodensee. Vgl.
Albcle Sp. 185 und Blaufelchen Sp. 802. ,G., .junger
blaufelchen.' XIV., G Hdschr. .Je für ainen felchen
geben 7 g.' XIV., Offn. Ermat. .Gilt järlich 400 g.,
ze mittfasten.' 1373, Th Urk. ,Wir tuen dir hiebei
zue bewegung eines lustigen trunks verehren mit 200
gedigener gangflsch.' 1515, Th Beitr. ,Item des ersten
do hat ain herr von Constenz alli jar ze Gottlieben
13000 g. järlich gelts nf die zil und ab den güetern,
als hernach stät [der Bischof verlangte demnach nach
einer auch jetzt zutreffenden Durchschnittsberechnung
die Hälfte des jährlichen Gangfischfanges].' 1521, Offn.
Gottlieben. ,Item nimpt man 1200 fisch vor dem 12.
tag, so soll man 's grüen gSn, git man 's darnach, so
soll man 's türr gen.' ebd. ,Umb den Bodensee nennet
man sy [<lie Blauling] im dritten jar baalen, halben od.
gangflsch, watflsch, im vierten renchen zuo Lindauw,
im fünften halbflsch, zuletst ganze felchen oder blauw-
ling.' Fische. 1563. ,Albula cserulea, ein gangfisch.'
ebd. S. noch Felchen, Uäglinci, Hilrling, Baichen,
Blciuling, Sele, Stube, alles Bezeichnungen von c. Wart-
manni. — 3. kleine Maräne, salmo marsnula (Hartm.
1827), welche Art aber nach Siebolds Beweis (S. 247)
in Süddeutschland und der Schweiz gar nicht vor-
kommen soll, da Hartm. die erst 8'/aZöllige Renke
1101
Fascli, fe.seh, fisch, l'oscli, fusch
1102
(s. 1 u. 2) als Gaiifrfisch mit der lileinen MarUne ver-
wt'cliselt liat. S. Wt^ii-Gang-y., Watt-1''. — Sand-
Gang- = 0(i>ig-F. 1. ,l)er adelfisch wird, so er jung
ist, zu Costanz ein s. genannt.' Fisc^hb. 15(38; JLCvs.
liiGl. — Wiss-Gang-: Weissfelehen, cor. fera. ,A1-
bula parva, ein albulen, weissgangtisch; dis sind die
wolbekannten albulen, welche den blauwlingon ganz
iinlich sind, also dass etlich vermeint, kein anderer
underscheid sein, dann allein so vil das alter betrifft.
Die alten tischer widersprechend solches.' Fisohb. 1.563.
Ihm folgen Hartm. 1827 u. Oken 1836. S. Gang-F. 3
u. Anm.
Mhd. gancfisch. Zur Laichzelt (Nov., Dez.) ziehen die
Fische in Masse See- und Rheinaufwlrts — daher der Name,
welcher sieh mit .vadipiscis' latinisiert findet — und werden
dann von Neujahr au iu Garuen gefangen. Cys. 1661 meldet,
dass in einem Zuge bisweilen ,20 — 40 Tausend gefangen
werden, die mau auch G. nennet, ist ein weisser Fisch,
kleiner etwas denn ein Häring, seind gut gesalzen und im
Kauch gedörrt." Die Gangfische vom Bodenseo wurden mit
Salz, Essig und Gewürzen eingemacht in Töuucheu versandt.
Hartm. 1827. — Ganz zutreffend und allg. gebräuchlich ist
der Name Gangfisch für 2, welche Art auch die im Handel
gesuchte ist; mit diesem cor. W. wird aber häufig cor.
fera, Weissfelch, verwechselt (da auch cor. W. in der Jugend
oft ganz farblose Flossen hat), obwohl dieser kein Herden-
fisch ist. Bei cor. W. nimmt im Alter die blauschwarze
Pigmeutierung des Rückens zu, weswegen die ausgewachsenen
Kenkeu den Namen Bluu/rhlKii, BluuUmj führen. — Sund-
(ntn<j-F., weil er auf sandigem Grunde laicht; s. Sund-Fdch
Sp. 801.
Ger-: 1. Hornhecht, esox belone. — 2. Nadelfisch,
syngnathus. ,Acus.' Mal.
Mhd. r/cr, Wurfspiess, wurfspiessfürmiger ücgenstaud.
— Unter ,acus mariua, ein hornfisch, ein meernadel, ein
schnackotfisch' sind im Fischb. 1563 verschiedene Arten auf-
gezählt (s. Hwitfiavh).
„Sand -Garn- = Ganyfhch 1 Bodensee ;" vgl.
Saiidyanyfiäch. — Weil mit dem ,Ganr auf dem Saude
gefangen V
Grund-: Grundforelle, trutta lacustris, fortpflan-
zungsfähige Form, während die sterile , Schwebforelle'
heisst Bodensee (Siebold). — Heu-: Entstellung von
.Haitisch'. So toör der Jonas 3 Tag und 3 Nacht im
Buch vom H. ziiehrocht het. Schild 1876.
Halb-: \. s. Halb-Felch Sp. 800 u. Gang- Fisch 3.
— 2. Alantblecke, alburnus bipunctatus, nach JLCvs.
1661. ,üie grösser schüpecht Bainblen vergleicht sich
mehr einer liotteneii, Rutilo, und sagt Gesn. von diser
also; discs ist bei uns Schweizeren nur ein Seefisch,
aber lebhaft genug; er wird in unserem und im Boden-
see überflüssig gefangen ; die Fischer zu Costanz und
ain Bodenseo sagen, er leiche mit den Brachsman,
davon komme der Halbfisch.' ebd.
Gemeint ist jedenfalls ein Fisch, der das halbe Stadium
seines Wachstuuis erreicht oder überschritten hat, aber nocli
nicht völlig ausgewachsen ist; vgl. Gr. Wlj. 4, 2, 200.
Hund-: Hai. ,H., carcharias, mustelus.' Mal.
Stockfische, Hundsfische u. s. f. durfte nur der Gräm-
per verkaufen. XV., POcns.
Übersetzung des alten, für den Hai gebrauchten Arten-
uamens. ,Cauis, ein mcerhund, schund, ein hiindfiscb." Fischb.
156:5. Vgl. engl. Jorj- oder liinunlßsh, eine Haiart. Lt Oken
Süll z. B. der Engelhai vom gemeinen Manne gegessen werden.
Hürling- s. HürJing. - Hoxn (IloreJ-: 1. Fo-
relle im Davosersec, sich auf der Seite des Seehorns
aulhaltend, deren Schnauze mit dem Kücken, wie bei
den Haien, in gerader Linie liegt, während die K(3pfe
der andern etwas abgeschrägt sind GrI). (B.) —
2. Hornhecht, esox belone, mit ]d'riemenfiirinigen Kie-
fern oder hornartig verlängerter Schnauze. ,H., ein
meerfisch, hat ein langen dünnen Schnabel, wie ein
alsen od. lange nadel, belone.' Mal. — Lebkuechen-:
Gebäck; s. Fisch 2 e, vgl. Brodfisch. ,Was für löb-
küechige fisch, lebkuechen und anders mehr uf Muri
[an den Abt] zum guotjahr geschickt.' Arg. 1861. Am
StNikolaustag wird in Stans ein L. von einem kostü-
mierten Burschen in jedes Haus am Wege getragen;
der Hauptperson (StNikolaus) folgt der Lebkuchen-
wagen. KocHH. — Kilch- s. Kilch'". — Chäs-: läng-
liche, schmale Schnitzel neugekochten Käses, die beim
Pressen in der Form (s. Järb) zwischen Reif und Brett
durchgedrückt und dann abgeschnitten und etwa von
Kindern gegessen werden Gl; Sohw; Zg; Z. Syn.
Käs-Mettel, -Riemen, -Schwanz, -Span. Vgl. Zigcr-F.
Köt-Fischli: 1. Elritze, phoxinus l»vis (Siebold).
— '2. „Bitterling, cyprinus amarus B;" Bodensee.
1 hält sich auch in Bächen auf, die über Schlamm und
Müorgrund fliessen; 2 in todten Gewässern.
,Kuttel-Fisch, Dintenfisch, sepia.' Mal. ,Von
den kuttelflschen. One bein, one bluet, wie ein kuttel-
bletz.' Fische. 1.563. — Laubelen- s. Lauben, Lau-
gelen. — Leb-: lebender Fisch. ,Uf dem flschnierkt
soll niemand khein 1. in die wyer koufen.' 1539,
Stadtsatz. Thun. — Laich-: Fisch in der Laichzeit.
.[Den Amtleuten wird geboten] guet ufsechen ze haben,
dass die fischer nit 1. noch ander, die ihr mess nit
band, fachint.' Ansd. ; vgl. ebd. .fisch nit im leich ze
iahen.' — Midel-: Bodenrenke und Eenke, cor. fera
und cor. Wartmanni, im ersten ,Iahre Bodensee (Sie-
bold); vgl. Felchen Sp. 800. Hartm. 1827 bezieht das
W. nur auf c. W. Syn. Buechfisch.
Molli-: Kabeljau (Stockfisch), gadus morrhua.
1808 wird das Pfund .Laperdan od. sog. Mollenfische'
zu S für 5'/2 Btzn verkauft. Lt Bs Mand. 1791 bleibt
die Versendung der , Stock- und Mollifische', der Hä-
ringe und des Käses erlaubt. — Mulli wie frz. munu,
it. muluti aus morrhua.
Mön-: Mondfisch, schwimmender Kopf, orthra-
goriscus mola; soll des Nachts leuchten. Fiscnii. 1563.
— Mandel-: hochzeitliches Gebäck G f. S. Fisch;
Mändeli; Teig-Mandel. Wahrsch. weil mit Mandeln
versetzt.
Mues-. .Einem herren von Co.stenz alle jar uf
die äschrigen mittwocben fisch zu einer schüsslen, die
32 den. wert syent und das heissent muessfisch.' 1521,
Ottn. TnGottl. — Vicll. im Ggs. zu .Bratfisch', weil sie
gekocht wurden':'
Nacht-: Renke, cor. WartnL L (Siebold). Hägling,
.salmo albula. Haktm. 1827. Vgl. Fdcl-F. ,Ao 1602'
band MGH. by XX gl. buoss verbieten lassen, dass
keine nachtfischlin gefangen werden.' L Ansehenb.
.Ilalecula [Hägling] heisst man zu Lucern Nachtfisch,
dass sie zu Nacht gefangen werden.' JLCvs. lOfil.
,N., US den werden edelfisch.' RCvs.
Mhd. nalitriMrh, der bei Nacht mit Fackeln gefangen wird.
Siebold vereinigt Hartnianns salmo a. mit s. Wartnuinni und
s. maruuiula zu einer Spezies.
Buech-: Renke, cor. Wartm., und Bodenrenkc,
cor. fera, im ersten Jahre B'l'liun lt Fisrnn. I."i(i3 und
JLCvs. 1661; s. Fcichcn Sn. Siui. Brod-: 1, ein
1103
Fasch, fcscl), fiscll, foscli, fusch
llü4
PHichteiibrot von besüiulercr Güte und Grösse, das
der Meier auf Weihnachten statt des ursprünglichen
Grossfisches dem Kloster Muri zu entrichten hatte.
_ 2. ein Festgebäck, mit dem man sicli in der Zeit
vom StNikolaus- bis zum Neujahrstag in Gl; Schw; Z
It RocHii. Arg. II, 31, 34 zu beschenken pflegt; auch
,Lachner Brodfische, Schwummfischo' genannt. Vgl.
Fisch 2 d, Lehkiiechen-F.; Fisch-Geld, -Brud, -Tirggeli.
Brnn-Fisch. .Braunfisch, balena.' Mal.; Fischb.
1563.
Die Gattung lialii-im der .\lteii umfasst die Delphine, lies,
dcliihinus phocwna, Meersdiw.-iii, mit schwarzem Oberkörper,
nnd die Wale.
Brät-: Renke, cor. Wartm. GWallen.st.; ZSee.
Syn. BlanUftg. Bei den alten Naturhistorikern Gesn.,
Wagn.. Scheuchz. albula ca-rulea (.Blaufelchen'). ,A1-
bula, Bratfisch.' Denzl. 1677; 1716. ,Die Blauling
werden mehrenteils gebraten und danaheu Bratfische
genennet.' HE Escher 1692. Nach Hartm. 1827 und
ScHiNz 1842 die grosse Maräne, cor. (salmo) maraiiia.
Nach dem Urteil von Kennern möchte für Br. eine
eigene Art oder Spezies müssen angesetzt werden. —
Khin-; Schellfisch, gadus »glefinus. ,Der Kheinfisch
wirt in der Donauw gefangen: bekumpt seinen namen
von dem Rhyn, nit dz er darin gefangen werde, sonder
dass man solche auf dem Rhein an andere ort füere.'
. FiscHB. 1563. — Rüss-: Fisch aus der Reuss. ,Zue
der bürg ze Rotenburg hörent fischenzen in der Rüss,
die geltend jerlich 26 rüssfisch.- XIII., Österr. Urb.
Ebenso erwähnt 1552 in den Rechnungen v. LStUrban.
- Silber-: Raupe des Eichenspinners, gastropacha
quercifolia, mit weissen Binden Zf- — Sulz-: Fisch
en sauce. Am Jugendfest zu Aarau 1551 wurden ,ze
imbis mit den fisch voressen us fischrogen, gebachen
fisch zue dem krüt, gepraten äl und prachsmen, sulz-
fisch' aufgetragen; vgl. über das Fischessen Fisch 3 e.
— Surse-: Renice, coreg. Wartm. LSursee, nach
Wyttenbach 1777, der ihn mit dem Albock und dem
Briemling identificiert, nur dass in der Grösse eine
Verschiedenheit sei. — Sittern-: Bachforelle, trutta
fario, in der Sitter gefangen G. — Setz-: 1. als Köder
an die Setzangel gesteckter F. ,Die Fischotter frisst
die S-e von der Angel.' FrTsohüdi, Tierl. — 2. zur
Bevölkerung eines Gewässers in dieses versetzter FW
Uie Bs Jahrrechn. 1466 verzeichnet eine Einnahme
von den S-en aus dem Weier ob Waidenburg.
Schaub-: der über 2 Jahr alte Barsch, perca
lluviatilis Bükensee. S. FgU, liiiu-Fyd Sp. 144. ,Bei
uns um den Costenzer see [heissen sie, die Barsche]
er.stlich hürling, so er grösser worden kretzer, stich-
ling; im dritten [Jahr] schoubfisch.' Fischb. 1563.
Von der mcssinggelbcn Farbe des Körpers benannt, welche
derjenigen von Scliauh [Roggcnstroh] ähnelt.
Scheid-: Wels, silurus glanis. ,Sylurus, ein
schaidfisch, Salut, Waller, Wäller, Wälline, Wels,
Wils.- Fischb. 1563. JCEscher 1692 fügt hinzu, ,dass
vor etwas Zcits gewüsse Herren von Zürich discr
Gattung Frischen aus dem Schwabenland beschicket
und in disen See getan, welche aber alle widerum
gefangen worden.- Bauern am Berg bei LSempach
hatten It Urkunde an das Kloster Einsiedeln ein ge-
wisses Quantum Seheidfische zu liefern.
Seine Blasi: wnrdi; wie Haiisenblasc zum Ausscheiden
von Unreinigkcilen aus Flüssigkeiten gebrauclit.
Schnider-: I.Laube, Uckelei, alburnus lucidus;
bei den alten Naturhistorikern: alburnus Ausonii,
später cyprinus alburnus. ,Am Bodensee wird er
zwibelfischle, weissfischle, bliegge, schnyderfischle ge-
nennt. Ist ein schlechter fisch, aus Verachtung man
solche umb den Bodensee schneiderfischle nennet.'
Fischb. 1563. Meist nur als Köder gebraucht. —
2. Strömer, telestes Agassizii (Siebold); von Hartm.
1827 irrig cyprinus aphya benannt, auch meist nur
als Köderfisch verwendet. Syn. lüssling. — 3. Rot-
feder, Rotauge, scardinius erythrophthalmus (Siebold).
Der vielen Gräten wegen für nur geringen Preis vom
gemeinen Volke gekauft. Hartm. 1827, der ihn cyprinus
rutilus nennt. — 4. Rotauge, Plötze, leuciscus rutilus
(Siebold) = cyprinus erythrophthalmus (Hartm. 1827)
,im 3. Jahr." Syn. Furn, Schwal
Die Qualität der genannten Arten scheint dem Volke
.gerade für einen Schneider' gut genug geschienen zu haben;
vgl. auch SrhiiideyU. Verwechslungen der Arten 3 u. 4 s. bei
Rotauy. für«. 1 heisst auch in Würzburg nnd Schwaben
.Schneiderfisch': s. Schmid, schwäb. Id., der den Namen
ins der Magerkeit des Fisches erklärt.
Sehn eis- s. Schneisen.
Schnöt- 1469, G Hdschr.; Hasel, squalius leu-
ciscus (Siebold) = cyprinus dobula (Hartm. 1827).
Der Strassbnrger Baldener 1666 nennt den Hasel
.Schnottfisch'.
Letztere Namensform Hesse sich aus der zsgedrückteu,
schmächtigen Gestalt des Haseis erklären; vgl. bncknoitcji,
knapp. Mhd. mwtinsch.
Schweb-: Fische solcher Gattungen, die sich
mehr an der Oberfläche als in der Tiefe des Wassers
aunialten. Hartm. 1808. Vgl. Schn-eh-Förcne Sp. 935.
,Schweeb', nach Hartm. die Oberfläche des hohen,
ott'enen Sees; vgl. Schiveh-Garn, -Netz.
Schwumm- s. Brod-F. — Viell. nach dem leichten,
schwammigen Gebäck benannt.
Spis-: gemeiner, kleinerer Fisch als Futter- oder
Köderfisch. ,Dass ein vogt zue G. in demselben bach
fischen müge, spysflsch in die wyger [Weiher] zu
fachen.' XV., Rechtung Usterbach.
Stad-: Fisch, der nichtdie Tiefe bewohnt, sondern
das Gestade. ,Uer Muraal soll mittler art sein under
[zw.] den stadfischen und denen, so in tiefem meer
wonend, dann sy haltend in die löcher "der steinen
und felscn, so vollen kleiner muschelfischen sind.'
TiERB. 1563. Vgl. ebd.: .Gestadfisch, d. i. der art,
dass sy am gestad, [an] sandechten orten gelebend.'
Stock-: 1. wie nhd. An der Fasnacht geht man
mit der Familie ins Wirtshaus .in die Stockfische'
Th. ,Er will geblewet [geschlagen] sein wie ein Stock-
fische.' Denzl. 1716. — 2. dummer Mensch, allg. ,Der
jünger was ein st. und einfaltig mann, man lart in
das^schriohmacherhandwerk, aber es wett [wollte] nit
in in.' 1574, Mise. T. — 2 nach der Steifheit und Starr-
lieit des gctrockueteu Fisches; vgl. Stock als Schelte.
Twcr-: Stör. .Die von Bs habcnt sich erklagt,
wie U. V. H. wolle von den salinen und laxen [Lachsen]
und twerfischon bei Rheinfelden den zoll haben.' 1523,
AbSCU. — Der Stör gehört den .Quermäulern' an nnd war
früher im Rhein eine häufigere Erscheinung.
Weid-: Bodenrenke (grosse Maräne), cur. fera,
wenn sie der jungen Fischbrut als ihrer Nahrung
nachzieht. Hautm. 1827, S. 141. ,Unsere blauwlig, so
1105
Fascli, fesch, lisch, fo.scli, tusch
llOti
sy den liüiliiigeii O'ler eglineii iiachstreicheiul als der
weid [Nahruiitr] aus dem oberu see in den undern.
werdend davon wcidfiseh genannt.' Fisohb. 1563; JLCys.
ItilU.
Well-: Quappe, Butte, Plusstrüsche, gadus Iota
Bodensee; mustela bei den Altern. .Andere [von der
Species m. fluviatilis] sind auch seetrüschen, schwüm-
mend zuo aller oberst in wassern, welche man well-
fisch pflegt zu nennen.' Fische. 15ö3. ,V1I p d. um
frischen und w.- G Arch. ,Der w., mustela parva.' Mal.
Oken 183(J gibt für den Bodensee auch die Namen
.Moserlein und Gewellfisch'.
Zu .Welle', wie Gesn. anuimmt? Die erwachsene Trlische
wird jedoch meist in der Tiefe gefangen; s. Hartui. 18'27,
S. 56, und vgl. Gevdhiatt. durch Pfahle eingefriedigter Platz
im See. zum Zwecke des Fischfangs. Die Form .Gwellfisch'
erscheint auch XIV., G Hdschr. neben .wcllifisoh'; 1415.
ÄgTschudi (,1 mass g. um 20 pf.') und bei Hafu. I(i66 ohne
nähere Angabe.
Weller- s. Welleren.
Über- Wässer-: Fisch, der im Z8ee, Nider-
Wässer-, der in der Limmat gefangen wird. .Piscis
fluviatilis, fisch in rünnenden wassern, niderwässer-
fisch.' Fris. ; Mal. .[Die N. sollen nicht anders als
bei dem Gewichte verkauft werden.] mässen der er-
höhte Preis der edleren N. [Forellen] an der in dem
Fischmarkt hangenden Fischtafel auch ausgedruckt
ist, übrige N-e aber sollen nach dem Tax der Ober-
wassertischen ausgewogen werden mögen.' 1710, Z
Fischerordn. Über Ober- u. Nider-Wasser s. Sp. 888.
Wiss-: I.Hasel, Häsling, squalius leuciscus (Sie-
bold); bei den Frühern = cyprinus dobula und bei
JLCys. 1(561 = capito minor, squal(i)us fluviatilis. .Syn.
Gänger, Gänger, Hasel. — 2. Bodenrenke, coregon. fera
(Siebold) = ,die grosse Maräne. der Bläblig, Bläuling,
Weissfisch.' Alp. 18'27; vgl. Wiss-Felchen Sp. 800. —
3. „Blaufelchen. Renke, cor. Wartm. ; bei den Frühern
albula Cierulea Vw;" vgl. Gang-Fisch. — 4. die Cy-
prinoiden übh. Bodensee. s. Edel-F.
In der Färbung stimmen Renke und Bodenrenke ziemlich
übcreiu, nur dass sie in der Jugend heller erscheinen, am
Bauche ist c. W. silberweiss. Wie schon unter (laiuj-Fufh
gesehen, umfasst wenigstens Gesners alb. eser. Renke und
Bodenrenke, sowie albula parva (= salnio marcenula der
Spätem): s. d. Folg.
Watt-: Renke, cor. Wartm.; nach Oken u. Hautm.
salmo marscnula, und Ersterer hält ihn für den be-
rühmten Gangfisch. .Baiehen oder Gangfisch, Wat-
fisch.' JLCys. 1661.
Watt- wird aus dem in alten Urkunden Vdrkiiintni'rulen
lat. mdi- (pineeu) hervorgegangen sein, da vadum alid. mit
watt glossiert wird; Anlehnung an rahd. waten, gehen (vgl.
(lanij-FiHch) oder mitr, Zugnetz, lag nahe.
Zibel-: Schleimfisch, blenn(i)us. .Blennus, ein
meergropp, ein z., an der färb ein böUen oder zibel
[Zwiebel]; so bekommend sy den nanimen von dem
zibelen her.' Fischb. 1563. — Ziger-: Schnitzel von
Zieger, welcher wie der Käse in Formen gepresst
wird; s. Küs-F. Z. ond icas guet ist ond Wa.sser ah
der Höre' Ar Spruch. — Zins-: Fisch, als .\bgabo
entrichtet. ,Man soll im Urbar suclien des Sidlers
und des Segonsers wegen um den Z.' 1430, Absch.
,'2 pfd verzarten vogt Blüwler und ich. als wir zue
Rapperschwyl sind gsyn von der z-cn wegen.' 1.^11,
Schweiz. Idiotikon. I. 8.
.\mtsrechn. ZGrün. S. aucli (ifr. 1, S. 3ii7. und Al-
beJcn-Zins.
„Ge-fisch n.: Pflanze, die anstatt einer Haupt-
blunie viele Nebenschosse hat, z. B. Blumenkohl Sch."
— Vgl. unten Fitz nnd Gr. Wß. ,Fitü', verwirrte Fäden;
,Gefitz', verworrener Knäuel.
Fischbächler: schöne, saure Birne von weiss-
gelber Farbe, bes. zur Mostbereitung verwendet Z IS.
fischele°: nach Fischen riechen oder schmecken,
sowohl nach frischen als bes. nach in Fäulniss über-
gegangenen, allg. ,In der speis wiltelet er [der Storch]
und flschelet seer.' Vooelb. 1557. ,Die grundlen fische-
lend nit so stark.' Fischb. 1563. .Das Fleisch diser
Fischen ist lieblich zu essen, indem sie nicht stark f.'
JLCvs. 1661. ,Die Gyritzen [Möven] fressen sehr viel
Fische, werden nicht zur Speise gebraucht, weilen sie
allzu sehr f.' HEEscher 1692. — (g')fischelig:
nach Fischen riechend oder schmeckend, allg.
fische° {fischne SchwE.): 1. wie nhd.; in der
ä. Spr. auch frans., (ein Gewässer) mit Fischfang aus-
beuten: ,Die gmeind ist gestraft [worden], darumb das
sy in der Wueten [Wntach] die giessen und gumpen
[Wasserbecken] onerlopt gefischet haben.' 1549, Sch
Ratsprot. Bildlich: .Wenn 's Nacht ist, soll man die
Kinder [von der Gasse] ins Bett f.' TTobl. 1830. ,Wer
nicht fischt, fängt Nichts' BS. Isch-es nid g' fischet, so-ii-
isch-es doch g'krebset [wenn nicht ein grosser Gewinn,
doch ein kleiner]. Sdlger. Er will fische und chrebset,
statt zu gewinnen verliert er, kommt zu Schaden.
Ineichen. ,Er wollte f. und hat gekrebst', hat seinen
Endzweck nicht erreicht. G 1790. ,Es wird ihnen
gehen wie Jenem ist g'gangen, der f. hat wollen, hat
aber Krebs g'fangen.' Lied. I''' ha" da am legten
Märt e Chue g'choiift, aber r'' gloube, i''' heig niid
g'fischet, keinen gewinnreichen Handel abgeschlossen,
keine gute Wahl getroffen BR. Chiinst fischet ttienen
umsunst. Sulger. ,Die Venedier schwygen noch still;
der Herzog von Ferrär der fischet.' 1523, Absch.
.Winterszeit, wann vil Schnee ligt, Hess sich keiner
[der Bauern] gelüsten, dass er dem Herrn [dem Geist-
lichen] vorflschete, oder zum ersten daryn träte, sonder
er habe die Ehr allein [Pfad zu bahnen].' Schimpfr.
1651. Etwas erlangen, erhaschen Bs. De'' chunnt,
wenn 's neume' [irgendwie] Öjipis tcär s" f., alliwil
hindedri". Breitenst. 1863. Fiin Eppis abfisclie",
sehlau von ihm Etwas erlangen, erreichen Ndw.
Vgl. auch fischlen. Stehlen GrL.; S; UwE. ,Die
Soldaten sollen nicht auf den Strassen in ihre Sack
und Ranzen f.' Schweiz. KuiE(iSR. 1704. — 2. (Jnidn)
überlisten. Der dumm K'erli hent s' doch atf'' nu
rieht g'/i.'ichet U. Zu Etw. listig bewegen, verlocken.
Die Luedcr hetid-e" au''' g'wisst rio» Ummesüfe" a'-
;'fischc" ('a"z' f'esche'J U. Eine Weibsperson zu vcr-
tühren suchen Z.
Fischenz Fisvhens A^. Fi.-<chtcnzeViK, FischesCe)
Z — f. (m.): 1. Ort, wo gefischt wird; Fischteich,
Fischwasser, Fischweide Bs (Spreng). ,Bin [bei] der
fischenz in dem bach zue Ustri.' Schluss des XV..
Oppn. Usferbacli. ,|l'ic .\uf'stiindischen haben] die
hschezen zerstört' 15'28. .\ns(H. .Darnach verehren
die verordneten herren von der statt wegen mit einer
bestimpten anzahl fischen (aus ihren fischezen und
wygeren, deren .sy vil erhalten).' Siml. 1577; Siml.-
Lei- 172'2. .Man idlogf die Rotton in die Fischenzen
Il(i7
Fasch, fesoli, lisch, fosch, fusch
1108
oder Weier zu setzen.' JLCvs. 1061. Vgl. Fischetc.
2. Fischerei-Regal, -Gerechtsame, Recht zu tischen
AAZeiu.; Bs; Z, von der Obrigkeit streckenweise, in
genau umschriebenen Abteilungen, welche selbst Fi-
schenzen heissen, gegen eine Abgabe veriiachtet. Unter
den herrschaftlichen Rechten neben dem Wildbann und
Ilochflug regelmässig aufgezählt. ,Derselb°" fischer
jegkliclier zum jare 7 ß hlr gen Clingnow geben sol-
lend und dannahin von der fischazen wegen von mengk-
lichera unansprechig syn.' 1413, Arg. ,Üb die fischazen
von Kadelb. hinuf unz an die obern trenki gange.'
ebd. .Ein berr und vogt hat auch die fischenzen in
der glatt als wyt syno gericht. zwing und penn ufhin
stössent.' HoFR. OBüren 1481. .Wegen der Fischizen
zuo Windisch.' 10.5'2, Arg. ,Wann einem Herren der
Fi.scbätzen das Wasser benommen wird.' Hevt. 1658.
,Die Fischetzen pro 1738 hat nichts ertragen.- Schloss
RiiEB 1734. .Der Regierungsrat ist befugt, im Interesse
der Fischerordnung und behufs Äufnung der Fischenzen
die Fischereigereehtsame der Korporationen und Pri-
vaten loszukaufen.' Z Ges. 1855. .Behufs der Er-
haltung der F. soll für den ZS. jährlich zwischen
dem 15. April und 15. Brachmonat eine Bannzeit von
mindestens 6 Wochen angeordnet werden.' ebd. —
3. Fischfang, Erlaubniss dazu. ,Der [sie] Fischenz
mit der Angel ist für den Landmann frei.' Gem. Uw
1836. ,Sy habind all jar ein gemein tischezen [Fisch-
fang] und dann mit samt iren wyberen ein guoten
ques [Gasterei] darob gehabt.' Stadtb. Wthur. Vgl.
den ,I5achfischet' von Aarau.
Die silmmtlichcn Formen unserer MA. u. Lit. beruhen
auf mhd. vinchmze, dessen oinBesoholjener Nasal (vgl. alid.
lim/izzi) gesetzmälssig verschwinden muss, ausser wo der Accent
"der Analogie lateinischer Lchnww. folgend sich auf die En-
dung legte. — Im Ndw LB. um I.JIO neben einander .Fischetz'
und .Fistcnz'.
Ror- Fischenz: im LSee ein Fischereibezirk,
welcher sich ,2 Schiff und 2 Netzen lang vom Land iis
in die Schachen [Vertiefungen im Seeboden]' erstreckte
und den sog. Rohrgesellen verpachtet war, bzw. gehörte
(Lechenlibell d. Stift L 1681. Kaufbr. 1835, wo es
heisst ,100 Klafter in den See hinaus'). Ausserhalb
der angegebenen Grenze begann die an einzelne Fischer
verpachtete Schach en-F., wo mit Netzen und grossen
Zuggarnen statt mit Fachen und Bären, wie in der
erstem, gefischt wurde. So bis 1835, wo beide Fi-
schenzen in der Hand einer städtischen Korporation
vereinigt wurden.
Fischer m.: 1. wie nhd. TrochnC Fischer, nasae''
Jäger, wenn im Vorfrühling (der eigentlichen Fischer-
zeit) die atmosphärischen Niederschläge spärlich ein-
treten, so regnet es um so mehr im Vorwinter, der
.Jagdzeit. Iseichen. ,Syner Heligkeit brief, under dem
ring des fischers [StPetri] beschlossen.' 1514, Absch.
Vielfach in Flurn. enthalten: Fischerrjas« ZRheinau.
Fischerhüs GGossau; THMamm., Fischerried BUeten-
dorf, im Fischer ZEgg; und auch als Ueschlechtsn.
Übertr.: ,Die Ruhm-, Ehr-, Postli- und Ämtlifischer,
wie diese bei Wahlangelegenheiten ihre Angel ins
Volksmeer auswerfen.' Stütz. Die Fischerin = Buh-
lerin '? ,Ich weiss mir ein frye frau fischerin. und die
fuer über den Rhyn.' NMan.; vgl. [?] das Studenten-
lied: , Freifrau von Droste-Vischering zum heiigen
Rock nach Triere gieng.- — 2. Flussadler, aquila
haliaetus. .Am Rhein und Bodensee Pischgeier, Fisch-
adler und nach CGesn. ebda Entenstösser, Mosweih
oder Fischer [genannt].' Alp. 18'21. ,Fischcrlin', als
Name eines Vogels. 1695, HUWeber. Vgl. das Folg.
Königs- = Ismgel (Sp. 693) GRChur.
.Burdenen-. ilesgleichen sind viel Fischer, die
den ganzen Sommer über Fische in den Bohren [Sack-
netz] fangen, des Winters aber dem Land nach Bur-
denen und viel Fische, so sich darein verscliliefen,
herausziehen.' HEEscher 1692. -- Burdi, Reisigwelle.
Tracht-. ,Im Sommer, sonderlich wann die T.
nächst bei der Statt ihre Garn auswerfen.' HEEscher
1692. — Tiachttjani, ein grosses Zuggarn.
Wald-: Holz- oder Wilddieb? Wegelagerer im
Walde? .[Der Tod apostrophiert den Landstreicher:]
Du stiller Mausekopf, verschlagener W. und du, eh
man verlcurt, eilfertiger Aufwischer; im schwarzen
Todtenwald sollst finden deinen Sitz.' RudMey. 1650.
Fischere": 1. ein kleinerer Gebirgsbach L. —
2. Flurn. ApUrn.
Fischet m.: Zeit des Fischfangs Aa. — Bach-:
Lustbarkeit der Schuljugend von Aarau zur Zeit der
Reinigung des Stadtbaches (Ende August), wenn der-
selbe abgeleitet und die im Bache sich vorfindenden
Fische von Jedermann gefangen werden dürfen; wenn
der Bach wieder in sein altes Bett geleitet wird, holen
ihn grosse und kleine Kinder Abends mit ausgehöhlten,
beleuchteten Kürbissen, langen, grünen Zweigen oder
Fackeln, unter Tambour- und Musikbegleitung und
unter Absingung eines stets wiederholten Liedes in
dem benachbarten Dorfe Suhr ab. Vgl. Schwyzerd.
3, 39 f. Früher wandelten am B. viele Aarauer Fa-
milien nach Suhr, um dort Fische zu essen, fremden
Wein dazu zu trinken und nachher sich beim Tanze
zu belustigen.
Fischete f.: 1. = Fischenz 1. ,Wirt in den seen
und flscheten oder wyeren gefangen.' Fische. 1563. —
2. = Fischenz 3 Sch. — 3. Fisch zug. im bildl. S. ,Da
es hier von dem unbefangenen Jakobli Nichts heraus-
quetschen konnte, so sprang es auf den vergangenen
Sonntag über. Hier kriegte es eine Fischeteu [von
gewünschten Neuigkeiten].' Gotth. — 4. Gesammtheit
der zum Fischen nötigen Gerätschaften Z. Vgl. Lis-
meten und dgl. Bildungen.
Fischi f. : Flurn., in der Nähe von Treib am VwS.
fischlen. Etw. idsa fischju, durch Nachfragen
eine Neuigkeit, ein Geheimniss herausbringen W.
g'fischlet: mit fischförmigen, dunklern Stellen
besetzt. G'fischlets, ein solches Bildgewebe Z. Vgl.
gemügglet.
fischnen s. fischen.
Fischung i. = Fischenz 3. 15-50, Pfrundbr. LKeid.
Fiscliele I [Fischaln, Fistola W), auch Fistle,
, Fistel BO", Ziger-: hölzerne, selten bleclicrne,
länglich viereckige, ca '/»' ™ Durch.schnitt und 2'/»'
in der Höhe messende Form, die teilweise siebartig
zum Abfluss der Sirte und zur Erleichterung des Luft-
zutritts durchlöchert ist und zur Aufnahme, Pressung
und Formung des Milch ziegers dient, indem man die
geronnene Masse einstamid't und mit einem Block
(s. Zigcrtütschi) beschwert BO.; W.
Aus mlat. fixdlu. ß»all«, Kaseform (lat. /i«cW«, geflochtenes
Gefäss, Korb), mit verschobenem Accent, oder aus dem gleich-
bfidontcnden lat. fUrin« mit Vortausi-liimg dor Li(|iiid;>. Ha
1100
Fasch— fnscll. Fask— fusk. Fasp — Fusp
1110
aber auch Distel (s. li.l für den frleielien Gegenstand ge-
braucht wird, so kommt auch lat, listuln, Röhre, röhren-
tunniger Gegenstiiud, in Krwägung.
Fischele II s. Visel.
Pischelin, Fischel, Fisch"! n.: 1. grosses Gc-
treidemass zu 6 Napf oder 4 Viertel W. ,Duos flche-
linos siliginis.' 1337, Ginoins 1847. ,Fischy.' 1440/57,
W Urk. im L Arch. ,In der Teuning von 1709 kostete
das Fischel Korn eine Krone.' W Monatsschr. 18()4.
— 2. so viel Acker, als mit 1 F. Korn besäet wird W.
— Von einem der hol , Fischele I' erwähnten lat. WW.
Fischen (d) er s. Fisner und FisÜHder.
Fischölen s. Fasulen.
Fisch^'u n.: grosse, wollene, gewobene oder i;e-
striekte Winterhalsbinde, etwas kleiner als die Baja-
dere Z. — Frz. /;./iii, Busen-, Halstuch.
fiesche" BSi., fusche(le)° ,B" : Unzucht treiben.
— Vgl. jUnrhen, fvlKchrn, reiben, und ßetm, S|). IOS'2.
t'u sehen s. pfitschen.
Fiskal m.: Staatsanwalt Bs f. früher daselbst ein
Mitglied des Rates, bestellt und besoldet, um die In-
teressen des Fiskus zu wahren, indem es als ötlent-
licher Ankläger auftrat. ,Dass ein Oberstknecht in
gewissen Fällen die Stelle eines Fiscalen versiebet
od. im Namen des Fisci agieret.' 1779. Bs Eq. Fiskale
setzten die regierenden Orte im Tessin zur Wahrung
des obrigkeitlichen Kammerinteresses; sie hatten bei
Mordtaten ein visum repertuni aufzunehmen und bei
geschehenen Verzeigungen Beschuldigte und Zeugen
zu vernehmen; s. Absch. (Register). Sie bezogen
1 Procent von den Bussen der landvögtlichen Kammer-
rechnung, durften auch zugleich das Amt des Malefiz-
scbreibers versehen, aber nur in beschränkten Fällen
sich in die Orte begeben, um als Fürsprecher auf-
zutreten. ,Zum Civilgerichte Fürstenau gehört der
Seckelmeister oder F., welcher auf Verlangen der
Parteien in ihrem Namen die Klage vorbringen, ihm
bekannt gewordene Vergehungen anzeigen und die
Strafgelder einkassieren muss.' JHLehm. 1790.
Von , Fiskus'. — Auch in Zürich wurde bei Gerichts-
sitzungen des Rates ein (jüngeres) Mitglied aus diesem selbst
zum Ankläger bestimmt. — In der Strassb. Polizeiordn. 1028
lieisst F. der Bettelvogt.
Fasp (vasp) — fusp.
Vesper m. Ar {'!'.). n. BSi.; Gi. : 1. (aui-li Vixperi
L; G) f. {m. kr It T.) Nachmittagsgottesdienst um
2, 3 Uhr; der nachmittägliche Chorgesang der Chor-
herren und Mönche (kathol. Schweiz). Bliebe", mer
wend [wir wollen] Öppis bette" — äci* [sagt] der Senn
— es ist au'''' [ja] Snnntig und im Tal wider der V.
[ist es während der V.. wird eben V. gehalten]. Er-
zähler 185t;. ,Dass er [der Schulmeister] notwendig
auf die Kilbi [Kirchweih] heim müsse; es sei Niemand
da, der die Vesperi schlage [auf der Orgel].' XHkr/.og
1862. Ml" Nachhfir hät-iih;r ns-rvi V. [als wir aus
der V. traten] es Fucder a'''treit. Gi. Volksgespr. 1834.
,Zuo Vesper, complet, prim oder non gon.' Kksbi,. —
2. die Abendzeit, auch das dieselbe anzeigende (ie-
läute (,:' ]'. liile"). Letzteres an vcrschie(b'nen Orten
zu verschiedenen Stunden, in BSi. um 4 Uhr. in Z
tw. im Sommer ebenso, im Winter um 3 Uhr. Am V.,
um 3 Uhr Abends Gl. Es ist V., 3, bzw. 4 Uhr Nni.
,Es soll niemand nach v., so die sonn vergolt gät
[untergeht], in ofen füren zue bachen.' 1491, GnThusis.
.Es soll an einem samstag nach v. keiner dem andern
das Wasser ab synen wisen ngraen. unz der sonntag
iiberen kunnt.' ca 1560, Offn. ZDielsd. Das isch e V.
und e Füröbe, eine gar kurze, eig. gar keine Frist
(da V. und F. das Selbe sagen), Etw. das nur kurzen
Bestand hat S; vgl. twn Elfi, bis Mittag (Sp. 283).
.Halbseiden, halbbauelig, kurz halbbatzig [d. i. was
viel scheinen, aber wenig kosten soll] ist e V. u""* e
Füräbe, dure [verbraucht, zerrissen], ehe man daran
sinnet.' Gotth. — 3. Zwischen imbiss zwischen
Mittag- und Nachtessen Ap; G, um 3 Uhr Nm. Gl;
SoHW; Zg, um 4 Uhr BSi.; Z. Z' V. esse: Z' Y.
trage", den Abendtrunk den Arbeitern zutragen. .I'a
könnte man warten bis zum jüngsten Tag z' V.' Stiitz.
Die Präp. auch verwachsen mit dem Subst. ; vgl.
Zimbis, Zäbend usw. — Abendtrunk in der Schenke
ZWthurf. ,Der Mittelmann und der Handwerker
Geht zu dem Wirte oder Becker, All Tag [im Winter]
zum V.' HSulzer 1828. .Zum V. geh ich dann und
wann, zweimal in jeder Woch etwann; ich kann oft
etwas Neues hören und mich dadurch manchmal be-
lehren.' ebd. 1829. — Freud-. Lob-Vesper(i):
V. mit festlichem Gesänge; Psalmengesänge an Fe.st-
tagen zur Vesperstunde, im Unterschied zu der im
Folgenden genannten V., welche einen düstern Cha-
rakter hat. — Sel(e°)-: V. mit Gebet für die .armen
Seelen', d. i. die Abgeschiedenen. An .Mierheiligen
die der Freud-V. sich unmittelbar anschliessende zur
Vorbereitung auf den folgenden Allerseelentag; zn
derselben erscheint man durchaus schwarz gekleidet U.
.Am abent zuovor [vor Fastenanfang] mit einer Vigil
und Sählvesper, auch über die Gräber der lieben Ab-
gestorbenen solle 3 Zeichen gelytet werden.' ItJOO,
Gfrd.
vespere" (reyjr« W): 1. die Vesper halten, bzw.
-singen, -beten (kath. Schweiz). — 2. eine flüsternde
Unterhaltung mit Jmdni haben. »SV hend cissder Oppis
z'säme z' v. L. — 3. (mit Jmdni) einen Wortwechsel
halten, keifen, zanken; markten A'Orte; lärmen W.
Daher e Vesperete mit Epperem ha" U. — 4. (mit
,sein') unruhig, unstät hin und her fahren „Scn; Zis;"
It St.'' Ap; Gl; Gr. ,Hin und wider v., concursare.'
Mal. — 5. Vesper läuten (trüber als das z' bete" lüte",
s. Schwyzerd. 4 a, 22). Es chtinnt rinöl e ZU, denn
resperet 's litt rf»»'"* Berg ii Tal. „'s ist fis, gmid [gehet |
hei"'!" so rüeft 's ob Berg ii Tal, dass d' Gräber tif-'ni
Chilchhnf springen i< f. AHenne. — 6. Vesperbrot essen
Xv; Gl; G; Sch. — 7. (mit Bez. auf die Genossen,
einer Wässerungseinrichtung) zusammentreten zu Be-
ratung, z.B. zur Festsetzung der Reihenfcdge; daher
Vesperi'g f., eine solclie Versammlung u. Beratung BU,
2 und 3 sind Üliertragungen von dem eifrigen Gemurmel
der in der Vesper halblaut botondon Gemeinde. 4 ist sjn.
mit jisjimn und wahrsch. erst durch .Anlehnung ans diesem
entstanden. 7 hat seine Benennung davon, dass dieses Ge-
schäft auf die Nachniittagsstuuden verlegt wird.
Ge-iis]) n.: mutwilliges Treiben. Gespött BHk.
fis]ie" '/, (Spillm.), sonst fispere" — dim. fisperle:
1. unruhig sein, zajiplig tun. nicht stille sitzen, liastig
tun, z.B. wenn man Ktwas sucht, mit den Armen
1111
Fasp- fiisp. Fast — fust
1112
umher fahren, mit den Häiuien umher tasten, mit den
Fü.ssen umher tappen, unnötige Bewegungen machen,;
spielend an Etw. herum zupfen Aa; Ap; Bs; B; Gr
ÜoRh.; SinSt.; TnTäg.; ZB., Rfz.; (von Kindern)
sich mutwillig umhertreiben (Zyro). Am Bergicerch
fisperlet 's [danBäc^lein] abe. Hebel. .Wispelen, flspe-
ren, fitschen, discurrere, vagari.' Red. 1662. Daher
Fisjiferji m., unruhiger und dadurch lästiger Mensch,
Mensch von quecksilberner Natur, fisper ig Bs; G.
ff' f. ZRfz, lebhaft, zapplig. Von Licht und Schatten ■
unruhig zittern, Mimmern See; Z. Syn. zwisperen ;
/lintereti. — 2. (leises) Geräusch verursachen durch die
oben genannten Bewegungen Gr; G; Z; Syn. wisplen ■
z.B. von Mäusen, wenn sie zwischen Papiere udgl.
geraten; auch von Personen, im Dunkeln umher fahren
und sich durch Geräusch verraten Gr. lez fangt 's
a' süse" u. pfife u. chrosie u. f.: zo alle' Löchlene" l"
schihset Otere'. Schwvzerd. 10, 8. — 3. flüstern Aa;
Ap; B; Gl; Gr; L (häufiger t^esperen); G; Sch; S.
Syn. fislen; flismen; bismen. Daher G'tisper n., Ge-
flüster. Einem Etwas i"-/"., einflüstern, auch zum
Zweck der Überredung.
Ahd. (k)vt'ijHdmi ; schw. vispa ; mhd. iriupdn, zischehi ;
nhd. wispern, wispeln. W zu / vergröbert wie in tß/eu,
tß(j, wtferen.
„Fisperamentli, Fisperc- n.: 1. Ausflüchte,
Possen. Mach-m'r keini ]''.! — 2. kleiner Excess,
Ausschweifung. Kr hiid i' der Jugeil F. (/'macht Si:h."
— Aus h'iniptttutf in oiiijri- Wortfaiiiili«! lioriilierirezogren.
Fast fust. Vj?]. .inrli die Gruiipo Ffutrh usw.
Filst m.: im Wettlauf errungener Anteil an den
Zwischennutzungen des Waldes TuTäg., wo je auf
einen bestimmten Tag von Gemeinde wegen die Kir-
schen, Holzäpfel, Streue, Eicheln als reif und vogel-
frei erklärt werden. Das Stück, wovon jeder der
Waldberechtigten, die auf ein gegebenes Lärnizeichen,
früher Glockengeläute, jetzt Böllerschüsse, durch die
bestimmten Eingänge in den Wald gerannt sind, zuerst
Besitz zu ergreifen vermag, ist sein F. Huhö! häM
en f/iietc F.'f oder Hoho! eil jirächtige F.! sind die
Rufe, welche danach erschallen.
Von fahen wie Funt aus '/u''«« (Wz. puy-), Ulänt von
,l)l!iheu'. — Vgl. Lrieh. Ahnliclie Bräuche anderwärts ohne
diesen Ausdrueli; so vurmals in ZAltst. mit Beziehung auf
den Kirschenertrag auf der Allniend.
fast [fasch B; S): Adv. 1. fest, stark, heftig, eifrig,
schnell B; GrV. ; S; Uw; U; W. ,Wenn man nur
nicht zu f. am Alten hienge.' Gottii. ,[Das Mädchen]
hat grüsli f. an ihm g'hanget.' ebd. 's Heßi z' fasch
i" de" Hände" ha". Schild. Jmdm de" Stecke" vil z' f.
i" d' Hand ge° U. F. laufe". F'' ha" z' f. Hunger
g'ha: Es friert mi''' f. Si tue" grüseli f. danke",
lassen [Euch] gar sehr danken. I la-i [lasse] im f.
z' tü.n« Mala" d. B wO. Du durist mi''' eil z' f. Gotth.
,Das Gerede sei schon zu f. unter die Leute gekommen.'
ebd. ,Fa.st üss, f. üss, du fule merclien!' lässt NMan.
die Bauern zum Bettelmönche sagen. ,Myn hüsfrow
tuet üch f. grüessen.' 1529, Stru-kl. .Versieh du,
das wir habend wyn; schenk f. und bis [sei] nicht
trag!' Badenfart. ,In dem jar starb man f. an der
pestilenz.' Bossn., Wtliurer Chr. .Dannast stand f.!
lo"bast fluch f.!' 1531. Kessl. (Tratzrut der VOrte
gegen Z.) ,F. uss dem rat die fulen lüt!' HBpll. 153.3.
,Ich bitt üch von gotts willen, das ir f. zuo my°r
Schwester gangend." XVI., ARechbi'rgerin. , Wasch
mich f. von myner ungrechtigkeit!' Gdalth. 1569.
.Fugitare, fliehen eins fliehens, f. fliehen.' Fris. ,A1s
solches das landvolk innen worden, haben sy f. ir hab
und guot in die statt hinyn geflüchtet.' 1569, Bs Chr.
,Wer auf undankbar leut f. bauwt.' Emblem. 1622.
.Admodum, f., heftig. Bene doctus, f. gelelirt.' Denzl.
1677; 1716. , Kindskinder trauren f. und klagen über-
raassen.' 1691, zu JCEschers Brgrmstrwahl. .So f. sie
immer sich bemühen.' Goliath 1741. Gradation fester
BO.; Uw. Es rennet hüt f. a's gester Uw. Das het-
mi"'' am Festiste verzännt [gelüsten gemacht] BHk.
,Si wurden ab dem land wider in die stadt fallen und
als fast bymenzelten ijssen als vor, ald vil fester.'
1521, Egli. ,Ye fester der wagen gelaufen.' Fris. —
"2. mit Bez. auf Zeit und Raum, a) häufig, wieder-
holt, gewöhnlich GRRh., S. Syn. fest. ,Den ich im
zig [Verdacht] hatt, das er's mir gestolen hätti, das
ist der B., wann er was f. um myn Drog [Kott'er].'
HsStockar 1519. ,Famagustam ist die best houptstatt
in disem küngrych und ist die herschaft f. da, die im
land wandelet [hat die Regierung ihren Sitz meistens
da].' ebd. ,Es sei f. durch Betrunkene geschehen und
der Ehrbarkeit [den elirbaren Leuten] nie gefällig
gewesen.' 1530, Absch. ,Er kumpt f. zuo Winterszeit
in unsern see.' Vogelb. 1557. ,Wie f. alle wyber
weben können, gand die mann vor dem winter f. in
ßerner piet wullen zuo koufen.' Platt. 1572. Fester,
häufiger; meistenteils BHa. ; der Festist, am Mei-sten U.
— b) nahe B (Zyro). Fester bi 'r Chilcha, näher
bei der Kirche, ,0b boum zuo f. an die sträss stie.s-
send.' 1500, Übw. S. auch fast (anfliin, bisher, und
vgl. span. hasta (aus ahd. fasto), bis. — 3. vor Adj.
sehr, wie engl, fast; vor Compar.: um Vieles ApK.;
Bsf; B; FS.; GrV.; PP.; W, verstärkt hudefast,
z. B. 6. ehalt W. ,F. besser', viel b. 1 157, Bs Rq.
,Dem einfältigen leser f. nütz und dienstlich.' 1531,
BiB. ,F. lutherisch gesinnt.' 1533, Absch. ,Und siehe
da, es was alles f. guot.' 1560, Bib. = ,sehr g.' 1667.
,Vil habend schier zuo allen Worten ire schwüer.
als da sy sagen wollend, das sye f. guot oder bös,
sagend sy, es sye lyden guot und cruz bös.' HBull.
1561. .In einer fast bekannten statt.' RGwere 1646.
Und selbst mit .sehr' (in wechselnder Stellung) ver-
bunden: ,was man ser f. bedauren müsste.' 1525,
Absch. ,S. f. regnen.' Kessl. ,Freueten sich f. sehr.'
1707/1811, LSam. Fester 1) mehr, magis BHa., Ri.;
Uw; U. Fester ob-si"'', mehr aufwärts, /'. rechts udgl.
F'' han f. Turst wa" [als] Hunger. Es ist hiir f. vil
Höw BRi. ,F. wegsam' = wegsamer. 1538, AgTschüdj.
,Siud ettlich brünnen f. versigen weder vor.' 1548,
UMev., Wthur. Chr. 2) eher UwE. F. Das als Enes
[Jenes]. ,Tu magis id diceres, si... Du wurdest das
vil f. sagen, oder mer bestäten, das du sagst, wenn
du . . .' Fris. 3) ziemlich , recht sehr (eig. ,eher
als das Gegenteil') BHa.. Ri. Er ist f. e G'sehänti,
nicht viel anders als ein Dieb. Die [diese] Milch ist
f.'Nidle, fast lauter Rahm. Du bist-m'r f. a louba,
recht lieb. F. ireni^. Der Reeonvalescent ist «o'"'' f.
schvacha''. Syn. härter (ivirsj. Ja f.. Bejahungslorinel.
In letzterm S. aucli ja fast GRChur, und hinwieder
als Ausdruck der Verneinung, keineswegs, nit (so)
1113
Fast, fest, fist, fost. fust
1114
l'iiM B; Gr; U. Git's Chriesi bi-H-ech? gibt's Kirschen
bei euch? Nidf.B. — 4. beinahe, allg. Üyn. schier.
S. auch gar; fast-zuehin. i\ und f. = bl-mene Hdrli.
F. z' säge, so zu sagen Bs. Wahrscheinlich SchwMuo.
Mild. vasHe), ah J. _/a»(o, die adv. Grundform zu dem Adj.
,fest', ahd. funti, wie tw. lany, nanjt, rann, uhd. ,sclioa' als
Advv. zu den entsproclicuden Adjj. lümj, »änft, räas, ,scliün'.
Im Comp, fallen .\dv. und Adj. zusammen, s. deshalb auch
/rat; in ä. Spr. finden sie sich etwa (wohl mit Bedacht) aus
einander gehalten: ,übelt's aber ir Herr vor [nahm er es
vorher Übel], er übelt's da noch faster.' 1360, Segesser, RG. ;
im Mhd. kommt r<i«(<T und realer als Adv. vor. Auch über
die Grenze zw. Bed. 1 und 3 kann gemarktet werden und
— was von grossem) Belang ist — zw. 1 bzw. 3 und 4 :
.Mau habe das ziemlich f. gehalten, wie es die frühere Be-
sitzerin getan." 1,t'25, Absch. .Die klein Stadt was dasmal noch
f. uf dem alten wesen.' 1529, Bs Chron. .Welche [4 Sprachen]
den Wallissern f. nötig sein, wegen der Nachbarschaft mit dem
Bernergebiet, Italien und Genfersee.' JJScheuchz. 1708, wofür
1746 wirklich .beinahe' eingesetzt erscheint, i*"'' A«"/. luixtfi
Uünd, sagt Einer etwa, dessen Hände ganz nass sind Bs
(scherzhaft?). Auffallen ninss, dass Bed. 4 mit 1 (3) sich
in ein und der selben M.\. verträgt. Vgl. noch ärthd. , nicht
so f. [nicht so wohl], als (vielmehr).'
not-: heftig, arg. ,N. wurden die uf den muren
trengt.' Väd. — S. auch n.-fait.
fastlochtig: in (ziemlich) starkem Grade oder
Masse BO. Gegs. hitzelochtig.
Faste" f.; das Fasten, die Fastenzeit, durch Icirch-
liche Gebote eingeführt, welche für die betr. Tage t.
die Mahlzeiten beschränkten, t. Enthaltung von ge-
wissen Speisen verlangten; vgl. Fast-Mues, Fasten-
Spis. 145Ö gestattet der Papst denen von L; Schw
und Zg den hergebrachten Genuss von Butter an
Fasttagen, da bei ihnen keine Oliven wachsen. Absch.
Es entstanden in der Fastenzeit als Ersatz für die
verbotenen Speisen bes. gebräuchliche Gebäcke, s.
Fasten-Brod, -Ring, - Wäjen. Anfang und Ende der
grossen Fasten vor der ernsten Passionszeit bezeich-
neten laute Festlichkeiten, s. Hirsmontag, Fiinkcn-
sonntag, Fasnacht; Ustcre". Vom Sonntag Judica an
werden die Cruciflxbilder in den Kirchen mit Tüchern
verhüllt, s. Fasten-Grat), -Tuech. ,Die beigen frau-
fasten und die helgen f. uss von der alten fasnacht
hin bis zuo ussgenter osterwuchen sind alle spil ver-
bottcn, die den pfennig gewinnen oder verlieren inü-
gent.' ScHwMa. LB. Lt Schweizerbote 1818 pflegten
in F junge Tochter sich sogar die Haare zur Busse
abzuschneiden (allerdings um dann auf Ostern aus
dem Erlös ein neues Ginge-Band zu kaufen — setzt
der Berichterstatter boshaft hinzu). Fr haltet 's, wie
der Hund d' (oder 's) F. Ineichen; Sclgek. Es ist
guet vo" der F. predige", wenn de Buch roll ist.
Ineichen. Ghurzi Fasnecht, lanyi F. ebd. ,lch dar
[darf] nit nie lügen, es ist zuo fer in der f.' XVI.,
ARechbiroerin.
Fron- Frö- AaF., Fri.; ApI., K. {-o'-); Gl; GA.;
ZF., frohi F. Z tw., From- S; Uw; U; Z, Frau-,
Free- AABb., Zein.; ArH., M.; Bs; EM.; Gl; GnPr.;
LG.; GStdt, We.; Sch; SchwE.; Th; Uw; U; Zg; Z:
1. die Quateniberfasten, dreitägige Fasten, welche das
kirchliche Jahr in 4 Jahreszeiten teilen; sie fallen
auf den ersten Mittwoch, Freitag und Samstag, je
nach Aschermittwocli, Pfingsten, Krcuzeserhöliung
(14. Sept.) und Lucia (1:!. Dez.). .Das hinfür ein
yeder probst zuo Wislikon soll liabon ein luuhtlicclit
in der capell zu Böbikon und all fraufasten brennen
lassen.' 1513, JHub. Klingn. Am Vorabend betete man
einen Psalter aScHW. Leicht wurden auch für welt-
liche Verrichtungen, wie terminweise Zahlungen, Rech-
nungsstellungen, Märkte (Fraufastenniarkt in Bs), Ver-
sammlungen usw. die Quatemberfristen gewählt und
nacli ihnen gerechnet, daher heissen die Fronfasten-
tage auch: ,zalte [gezählte, bestimmte] Tage' (s. d.).
Vgl. Fronfasten -Geld. TFe""-«ie" iimme [nur] alli
Fr. Speck heig, es duech [dünke] Fi'm am Beste".
GoTTH. Alli Fr., häufig Bs; S3'n. alli Bott, Begentag.
,Und soll man dise gesetzde otfenen zuo ieclicher fr.
vor aller der gemeinde.' 1337, Wack. D.-R. ,Das alle
fr. mit den raetzgern abgerechnot werde.' 1495, G
Küchenordn. ,Also dass im [dem Gerichtsweibel] syn
belonung uf die fr. erleit und bezalt werden solle.'
1557, Z. jNachdem und ich iez 37 jar und 3 frofasten
schuelmeister gsyn was.' ThPlatt. 157'2. ,Der Schmit
soll alle Fr. Rechnig in die Canzly liefern.' Gesinde-
ORDN. Muri. An den Fr. wurde aus der Stiftung des
HSchwend im Z Fraufaste'hüs (s. d.) seit dem XVI.
Brod unter die Armen verteilt. Im Interesse der
.\rnienverpflegung wird beschlossen, für die Armen
ein Gewisses an Geld od. Getreide auszusetzen und es
.fronfastentlich' auszuspenden. 1715, Absch. Glaube
und Brauch. Fr. guet, später guet Ar. E schöni
Fr. bringt guet Wetter AAEhr. Dinkel soll an Fr.
gesäet werden Aa; Z. Die (spec. aus der December-Fr.)
personificierte ,Frau Fasten' greift, bes. vor Weih-
nachten, gespenstig ins Menschenleben ein; darum
heisst es, dass man an Fr. keine Ziipfe flechten solle,
sonst falle Einem das Haar aus ZNer. (vgl. Krungeli
und .Frau Holle', die in der Weihnachtszeit uniziehen,
dem verspäteten Gespinnste und den Haaren gefähr-
lich; ferner Verena, Sp. 910 o., deren Schwester ,Frau
F.' ist, Sp. 917); und am Vorabend muss aufgesponnen
sein aScHW. Wenn man in der Fronfastenzeit länger
als bis 10 Uhr aufbleibt, so suclit ein Geist, Fr. ge-
nannt. Einem zu schaden. EorENiiAcH. An der Fr.
darf man nicht waschen; denn das .Fronfastenwibli'
geht um. ebd. So ist die Fronfastenzeit eine ernste,
düstere ; vgl. Fr.-Gesicht, - Wetter. Auch andere Geister
(s. Jäger) wählen sie zu ihren gespenstigen Zügen,
z.B. das Fr.-Müeterli, s. d.; doch wem sie hold sind,
dem helfen sie Schätze heben (s. Fr.-Nacht) und den
bevorzugen sie mit besondern Gaben (s. Fr.-Kind).
— '2. der Betrag einer auf Fronfa.sten entrichteten
Quartalzahlung. ,Hrn Predicanten die Fr. zalt 17 fl.
7 btz.' 1724, ScHLOss Rued. — 3. ängstlicher, be-
dächtiger Mensch Z. Vgl. (altij Fasnacht.
Mhd. riön(r)-vaitc, dass., eher zsges. mit dem verhärteten
Gen. PI. vröii, Herren, als mit dem erst daraus abstrahierten
Adj. vmn, herrschaftlich, heilig. An den QuateuibertAgen
wurden nach kirchlichen Anordnungen von 41)4 und 109j
die Priester, die , Diener des Herrn', geweiht und diese er-
schienen dem Volke gegenüber selbst als die .Herren' (s. Her),
denen zu Khren die Kasten gehalten werden mussten. Die
Limdeutungen des unverstandenen Fru" (z. B. ,in der frow-
fasten.' HsSchllrpf 14!)7) lehnen sich an ,froh' und an ,Frau'
(s. 0.); Frvm- dag. beruht nur auf lautlicher .\ssiniilation.
Gold- = Fronfasten. ,Hienach ist zue merken von
den 4 goltfasten. Dy erst goltfast [usw.].' XV./XVl.,
L Gebetb. -- Mhd. ijnlivisir.
Mitte- aiitti- Bs; ZO., Mittcr- Nnw. Mitleli- Bs:
.Mittfasten, der dritte Mittwocli nacli Asclicniiittwocli,
1115
Fast. fest. fist. fost, fust
lllG
als Mitte der grossen Fasten. ,Uf mittfasten 1352.'
Z Chron. 1336/1446. ,Ze niitterfasten.' Edlib. u. so ö.
in der ä. Lit. A' der Mitti-F. stellt me 's Liecliüi in
Clittste" : stellt vier 's denn niid drl', so stellt mer 's
denn doch s' Ostere' drl'', d. li. man hört auf. bei
Nacht zu weben ZO. Vgl. M.-Für Sp. 945. Um Bs
war es Sitte der Kinder, um jene Zeit betteln zu
gehen, unter Her.sagung eines besondern Verses, dessen
Anfang lautete: Mitli-, Mitti-Fasten, mer hei kei Korn
im Kaste, und der Schluss: Wenn dir-is [ihr uns]
Nüt tveit g'e", so nem-mer-ech Hüener und Eier üs.
Mhd. mittinvastc, zuo, ze miUer vtt>itcn (auch als Comp,).
Mittfasteii, Souutag Lätare, der auf den oben genannten Mitt-
vvucli nächstfolgende Sonntag, an wclcliem häufig Feuer an-
gezündet wurden, s. bei Lütnre und bei LicchtU-Sunntaij.
Über Mittfasten-Gebriiucbe, welche d.as Ende des Winters
und die Wiederkehr des Lichtes und des Frühlings feiern,
vgl. Gr. Myth.', 741 f.
Bann -Faste": gebotener, ,gebannter' Fasttag.
,.\m 24. März ist Bannfast' XV./XVL, L Gebetb.
faste": die Fasten begehen. Mit Fastespise"
einsig wird fio''' nit g' fastet. 111. Schweiz. Trans.:
Eppis f., es unterlassen Ndw. — Mhd. vmien. Vgl.
/./v/1 /. 4 (Sp. 922).
Fastete f.: Erfüllung des Fastengebots, Fasten,
.[(jlott] verlieh üeli und wer üch zuogehür, ein lichte f."
-WI., AliECHBURGERIN.
Fastirti, i'rtsiiii«: Anstrengung UUrs. Ei'in Füstidi
mache", Schwierigkeiten bereiten U.
Aus ital. /««(/Wio, Verdruss. Langeweile. Ekel. Über die
Kndung -/« s. .\nm. zu FaJuni.
Fi-st 11.: 1. {G'ßst ZO.f) Fest, Festfreude. Wie
grösser [heiliger] 's F.. wie fiiler [gefährlicher, ge-
schäftiger] der rufel L. Gell [gelt] ati^'; Segel [Re-
gula], well an''' (es) [welch ein] F.! wird in neckender
Nachahmung lallender Sprache Demjenigen zugerufen,
der in blöder Verwunderung Etw. anstarrt Z. ,Was
hilft gross rychtumb und palä.st, desglychen euch vil
pracht und g'fest.' NMan. — 2. es G'ßst ha", bildl.
a) „Lärm, lärmende Bewegung machen B; L." —
b) Aufliebens machen. Er het es G'f. mit sl"m Bueh
Aa. — o) Jmdn höhnisch aufziehen, ihn necken BHk. ;
„L." — 3. (Festli") ein Buch des Frauenklosters im
Bruch L mit den für gewisse hl. Feste bestimmten
Gebeten und Lesungen.
Mhd.yV/tf, aus m\a,i. ßstum . Zu Bed. 2 vgl, Festivli und
Ge/iisch Sp, 1097, (?,;/<>■<■;/ Sp, G43, Schon bei Fischart: ,Vil
gefests von den episteln machen.' Tgl. frz. faire feie a q.,
.Iindin viel Ehre antun; de q. ii rj., in Jmdm eine gute Mei-
nung von .Jmdm erwecken; se donner um f. aux depens de q.,
sich über Jmdn lustig machen.
Alpler-: von den Sennenbruderschaften geleiteter
Festtag der mit ihren Tieren zur Herbstzeit wieder
ins Tal zurückkehrenden Sennen ; in UwEinm. wer-
den acht Tage vorher zwei Fähnriche und der .Vor-
steller' oder Redner gewählt. Am Tage selbst gehen
die Mitglieder der Bruderschaft zuerst in feierlichem
Aufzuge, mit einem ungeheuren Blumenstrausse auf
dem Hute, in die Kirche; aus derselben geht der
Zug, zu dem sich nun auch einige ,Wildniännli' ge-
sellen, unter Musikbegleitung ins Wirtshaus; ein
blumengeschmückter Älpler teilt an die Armen auf
dem Wege von einem gewaltigen Stück Braten und
aus der zinnernen Flasche Spenden aus. Die Haupt-
iierson des Zuges bildet der Fähnrich, der mit seiner
Fahne die schwierigsten Kunststücke auszuführen hat.
Nach dem Mahle stehlen sich zwei Mädchen hinaus
und plötzlich treten die .Wildmännli' ein und melden,
die Fahne sei gestohlen worden. Nach langem, necki-
schem Suchen werden endlich die Diebinnen einge-
bracht und nun über sie, unter Nachahmung der üb-
lichen Formen, ein Alplergericht gehalten, welches
mit der Bezahlung von einigen Mass Wein endigt,
kva folgenden Tage belustigt sich das junge Volk mit
Tanz. In Schw ist in neuerer Zeit eine am Vormittag
abgehaltene Viehschau mit dem Fest verbunden wor-
den; am Nachmittag finden allerlei Kampfspiele Statt,
und wird das Banner der Sennenbruderschaft auf dein
Festplatze aufgepflanzt. An dem i. J. 1865 in Ein-
siedeln abgehaltenen Feste wurden die drei Banner
der Urkantone von Jünglingen in den kantonalen
Farben vorauf getragen. Vgl. Bauernkal. 1806. 145 ff.
Die Alpenhirtenfeste in Unspunnen 1805 und 1808
verdankten ihre Abhaltung der Anregung einiger vor-
nehmen Berner und sollten allgemeine Kampfspiele
für die ganze Schweiz werden; sie vermochten aber
schon im BO. nicht, die Zusammenkünfte der Sennen
(s. Schieingfest ; Dorf; Wald-, Weid-Stubeten; Sennen-
kilchwih) zu ersetzen oder zu verdrängen. S. hierüber
Neujahrsbl. der Z Hülfsges. 1806 und Schwab, die
Schweiz 3, 219. — Schutz-Engel-: ein meist anl
den 1. Sonntag im Juli fallendes Erinnerungs- und
Dankfest für die schützenden Engel. Kathol. Schwz.
Syn. Schutzengel-Bonntag. — Drifaltigkeits- s. Dr't-
faltigl'eits-Snnntag. — Fänli-: mit einem kriegeri-
schen .Aufzug und militärischen Übungen verbundenes
Fest in WUlrichen f. Alle Jahre mussten auf das
um Pfingsten gefeierte Fest Fähnrich und Hauptmann
neu bestellt werden, wozu jeweilen die zwei ältesten
Männer des Dorfes erkoren wurden, welche diese
Würden noch nicht getragen hatten. Am Abend hatte
der Hptm. mit einem Aljikäse und der Fähnr. mit Ge-
tränke die Krieger für die ausgestandenen Strapazen
schadlos zu halten und sich zugleich für die zu Teil
gewordene Ehre dadurch zu bedanken. Amh. 1879. —
Jakobs- s. Jakob.
Josephs-: Narzisse, nareissus poeticus .^AWohlen-
schwyl. — Die Pflanze kann am Josephstag (19. Mär/.) schon
in Blute stehen.
Dri-Königs- s. Drl-Königen. — Kisten-: jähr-
liche Gedäehtnissfeier der Eröffnung der Rettung.s-
anstalt BBächtelen; so genannt, weil der Vorsteher
anfänglich in Ermanglung von Hausgeräte seine ersten
Mahlzeiten auf einer Kiste halten musste. — Klausen-
s. Klaus. — Knöpfli-: Missionsfest, spottw. so ge-
nannt, weil im Missionshause vorzugsweise Mehlkost
(Knödel) genossen wird Bs. — Mai- s. Mai. — Most-:
Festlichkeit zur Zeit der Obsternte, wenn der neue
Most noch süss ist oder gährt. Der Landvogt im
(obstreichen) Th soll auf die Unfugen an den Kircli-
weihen. Mostfesten und an den Sonntagen Acht haben.
1726, Absch. — Narren-: Festlichkeit in TnWeinf.
bis an das Ende des XVllL, hervorgegangen aus dem
Aufzuge der waffenfähigen Mannschaft, die jeweilen
am Aschermittwochtage auf dem Schlosse dem zürcli.
Landvogte die .Aufwartung zu machen pflegte. Die
Jünglinge wählten sicli einen König, der den Zug
leitete, und konstituirten sich als Parlament; nach
dem Zuge wurde vom Wirtsliaiise herab die Geschichte
1117
Fast, fest, tist, fost, fust
1118
der zürch. Mordiiaclit, danach eine Liste aller Lächer-
lichkeiten und Toilieiten, welche das Jahr über in
der Umgegend vorgefallen waren . verlesen. Eine
Mahlzeit, au welche der zürch. Obervogt alle Jalire
■zwei Eimer Wein beitrug, machte den Beschluss. Wer
seine Torheit aus dem Narrenbuclie sich nicht wollte
vorlesen lassen, kaufte sich gerne durch Geschenke an
die Narrenzunft los. Vgl. Narreiirat und über ähn-
liehe parodierende Kechtsgebräuclie Osenbrüggen, Stu-
dien 1881, 407 ft'., und über die N. -Feste in den Kirchen
Wander, Sprww. 3, 937. — Nasen-: Erinnerungsfest
an die Schlacht bei StJakob am 26. Aug. 1444, durch
welche die damalige Kriegsgefahr von Basel abgelenkt
wurde. Die Basler gehen an demselben nach StJakob,
wo sie gebackene Nasen essen, die zu jener Zeit
massenhaft aus dem Rhein in die Birs treten. Vgl.
Schwlserhluet. — Eueten- s. H.-Zmj. — Sennen-
s. Sennen- Kilchtcih.
G'scher- -e- Git, ebenso {-e--, -e'-) und G'serfe'st
ScH, G'sehe'rßfit Th, G'i<ch.erf^-iit AaP., Z., Zer- GTa.
— n. : Wirrwarr, unruhiges Wesen, geräuschvolles
Hin- und Herlaufen, Lärm AaF., Z.; ScnStdt; unruhige
Geschäftigkeit GTa.; SruSldt. Müdes Drängen und
Treiben Th. Viel Wesens unbedeutender Dinge wegeu
GTa.; ScuStdt; ungewöhnliche Aufregung, Freude od.
Verdruss, mit lauter Äusserung derselben Sch (Kirchh.).
Er hat oh dem Bini/ a G. g'ha", ma" hett g'mänt [ge-
meint], was es [Grosses] war. Die Sach hat im eil
G. [Mühe] if macht.
Eine tautol. Zss. aas l/'m-hfr (s. d.). zu ahd. sciron. mut-
willig sein, jauchzeu, uud Fest i. Das imverstandeue erste
Glied des Comp, hat Umdeutungen iiud Aulehnnugeu au zerren
uud Ser erfahren. St. scheint sogar au Zshang mit Mnetimr
[Wuotans Heer] zu denken. Auch der 2. Teil hat Umdcutung
auf das Adj-Adv. ,fost', das ganze Comp, damit eine solche
auf imperative Bildung erfahren.
Bogenschützen-: Pest der Bogenschützengesell-
schaft in Bern am ersten Dienstag im Mai; die Mit-
glieder zogen mit Musik, in LTniform, in festlichem
Umzüge nach der Schützenniatt, wo mit dem Bogen
nach einem hölzernen Papagei auf einer hohen Stange
geseliossen wurde; wer ihn herunter schoss, wurde
für dies Jahr SchiUzenkmig. Das Fest verschwand mit
dem Ende des letzten Jhdts; vgl. Armbritstfchiessen.
— Schwing-: festliche Zusammenkunft aus ver-
schiedenen Gemeinden, Talschaften oder auch aus ver-
schiedenen Kantonen zum Wettkampf im , Schwingen'
(s. d.). Es gilt ländliche Preise, wie kleinere, meist
von den Zuschauern erbettelte Geldgabon, höchstens
etwa ein Schaf, mehr aber die Ehre, als Sieger, bes.
aus dem fisschivini/et (s. d.), hervorzugehen. Ort und
Zeit sind meist herkömmlich festgesetzt. Am Oster-
montag (wann unter dem alten Regiment in Bern die
Ratsglieder wiedergewählt wurden) versammelten sich
die Schwinger aus dem Emmental und dem Oberland
auf der kleinen Schanze; später, als man in dem
Treiben der Hauptstadt den Untergang des .Volks-
festes' befürchten musste, lud man (18(!H) die Schwin-
ger aus HB. u. 0.; LE. u. Obw nach Langnau und
(18()7) nach Unspunnen ein (s. Alpenr. 18li8. S. 174 K.).
Bei dem letztern Anlasse zerfielen die Wettkäiripfe in
den allgemeinen od. VorschwingH (s.d.), in das Stein-
.stossen u. in den entscheidenden od. rssi-hiringet. Ein-
facher und volkstümlicher verläuft der Si-Iiwinijet od.
Dorf, Diirfet auf dem Rasen einer hochgelegenen Alp.
fc'st: 1. festhaltend; unbeweglich, allg. Ei"m
d' Schrifte" f. mache", seine bei der Polizei nieder-
gelegten Ausweisschriften mit Beschlag belegen Z.
Eine Zusage ,f. und stet halten', häutige Formel in
der ä. Lit. , Steif und f. [unerschütterlich] verbleiben.'
ZurGilc. 1Ö56. Das isch ml" f. Gidanlce, meine sichere
Überzeugung. Schild. I''' cha"" 's nid f. säge", i'''
wei$s-es nid f.. I''' bi" festa'', bin meiner Sache sicher
und halte darum meine Aussage aufrecht; i hi festi,
sagt die Geschwächte mit Bez. auf ihre Paternitäts-
klage B. Ich spile f., Erklärung beim Kartenspiel,
dass man das Spiel gegen die übrige Gesellschaft auf-
nehme und zwar mit Verzichtleistung auf das ,Eauben'.
Dazu als Adv. .festenklich.' LLav. 1569, = ,festiglich
glauben.' 167U. — 2. a) solid, kompakt, derb; stark;
robust, gesund, allg. Syn. kech; toll. Vgl. F.-Brod.
Von geronnenem Fett Gr. Syn. g'kalet; bestanden.
E festi G'siindheit. Euse Her [unser Pfarrer] ist nüd
de'' festist. — b) durch Zauber unverwundbar gemacht
.\a. Syn. gefroren (s. d.). ,Zu N. hat Einer einen
Knaben (der aber zum Andern sagen dörfen, er soll
nur schiessen, er könn sich f. machen) geschossen.'
1750, Z Nachrichten. — c) wohlhabend (eig. mit festem
Fundament versehen) Ar. Mi Brügi ist voll Chorn
und Weisse [Weizen], Der Cheller volle guete Wi";
Das muess bim Dunstig Oppis heisse", Das muess cn
feste Buedi sl"! JKMey. 1844. — d) in Titulaturen,
ehrenfest? ,Man sagte noch i. J. 1362: der edle Marg-
graf, der fromme Ritter; nachgehends kam der veste
Ritter und endlich der strenge (strenuus) auf.' POcns.
,Ihr Gn. Streng, Vest, Ehrenvest und Gunsten.' 1779,
WuRSTis. — e) adv., stark, heftig, sehr Bs; U; Z.
Und wenn me" s' öppe b'schelke wett [ausschelten
wollte], rumored s' nW no''' fe.siter. Schwyzerd. Duet
's-d'r ice? Nit so f. Bs. , Sonders noch fester uf sy
geschlagen.' M. XVI., Z Gerichtsakten. ,Der esel lief
under der burdi fester [schneller], dann ich sunst ye
ein esel 1er laufen sehen.' Tierb. 1563. Vgl. fast. ~
f) adv., oft, häufig GrS. Syn. /asf. — un-: schwach,
nicht geschützt, befestigt. ,Die Grafschaft Burgund
sei ein kleines, unvestes Land, das Herzogtum Cham-
pagne aber stark und fest.' 1544, Absch.
band-: 1. h. machen, mitAcc.P.: Jmdn in feste
Hand, festnehmen, gefangen setzen. , Jeder schlug
[prügelte] den Buben ab, wo er ihn h. machen konnte.'
GoTTH. .Wann leichtfertige Leute sich vom Betteln
nicht abhalten [lassen wollten, ist unser ernstlicher
Befehl, dass solche h. gemachet und verwahrlich an
allhiesiges Schellenwerk geschickt werden sollen.' 1693,
Z Mand. Diessenhofen wird gestattet, das Lunipen-
und Strolchcngesindel h. zu machen. 1727, Absch.
2. handgemein Uw. - o. kräftig (eig. fest in der
Hand); von gedrungenem Körperbau Z. Auch mit
Bez. auf Institutionen: .Damit dise Ordnung by hand-
festem weson bestön mög.' Z Mand. 1530; vgl. 4. —
4. standhaft, beharrlich, mannhaft, kernhaft. Syn.
handhaft. ,Mit handfester Gemütsart.' Gotth. ,Uf das
wir in dem burgk- und landrecht in die ewigkeit h.
mugen beharren und blyben.' 1473, Absch. ,Er wäre
merklich unrüewig und h. gsyn [er beharrte darauf],
dass man nit abznge.' 1524, Stricku ,By göttlichem
wort styf und h. blyben.' 1532, Z Mand. .Nit mee,
dann bis [sei] h.'. schreiben seine heimlichen .\nliänger
an Tarciuinius nach Rom. llBuLi.. 1533. .Ir sidlciul
svn h. uud gerecht. Nit ansglien d' frümlschaft noch
1110
Fast, fest, fist, fost, fu.st
11 •JO
geselileclit.' ebd. ,Las.st uns lehenUlt nur h. sein,
unsere herren werden uns müe.ssen an Zinsen nach-
lassen, dann sonst niemand vorhanden, der die güeter
empfangen (kann).' l.'iSS, Z Arch. , Handhaft, h., der
steif auf cim bleibt, firmus accusator.' Mal. ,H. und
unverzagt.' Würstis. Als Adv. .handfestenklichen',
mannhaft: .Unsern statt vor niengklichs angriff h.
schirmen und fristen.' 1480, Bundesbr. — 5. in Titeln
und Anreden ^ , streng, gestreng'. ,H., strenuns; stre-
nuitas, handveste, strenge.' Mal. — 6. emsig, ruhrig.
tätig. .Wenn die burgor nit so h. werind gsyn, so
wer der ganz durn verbrunnen.' UMey. 1.540/73. —
7. gewaltig, verderblich: unbändig. .[Die Oster-
reicher] tribend 's aber z' vil: des ist inen druss er-
wachsen ein sölich h. spil [durch die Schlacht].'
Halbsuter. .Fraenum moniere, widerspennig und' h.
sein.' Fris. ,H., handhaft, nit ze dennnen. indoniitus.'
Mal. — rechts-h.: das Recht fest handhabend. ,R-
V. H., welcher in ein r-e Eidgnossenschaft zog.' Ansb.
kapitel-fest: 1. die Bibelsprüche nach Kapitel
und Vers genau kennend; bibel-, schriftkundig Z. —
'i. übertr., fest übh.; von Sachen, dauerhaft, solid;
von Personen, sicher, zuverlässig, erprobt, im Besitz
der körperlichen und geistigen Kräfte, standhaft Z.
Syn. standfest.
nagel-: fest genagelt, durch Nägel unter und in
■sich genau verbunden, daher formelhaft verbunden
mit ,niet-f.': fest genietet, allg. Was niet- und nagel-
fest ist, gehört zum Hause und bleibt beim Wechsel
des Besitzers in demselben; was nicht, gehört zur
fahrenden Habe. ,Eine senkrechte, nagelfeste Leiter.'
ZAndelf. Proz. -Akten. , Mauer-, nuet-, nagel- oder
schraubenfest verbunden.' 1882, Z Amtsbl. Vgl. nuet-f.
not-: 1. fest in der Not, standhaft und tapfer,
namentlich im Kampfe. ,Es hat sich Julianus in
diesem Streit also n. erwiesen.' Würstis. .Es würde,
glaube mir. hier mancher Tugend bange, die sich wer
weiss wie n. glaubt.' Com. Erzählungen 176.5. —
'2. ((fnotfest Ar) unablässig auf das Selbe dringend,
in lästiger Weise beharrlich; pressant Ap; Z. Vgl.
der Müedi; Nöti, Nuter. N. tue", e notfests Wese"
ha", wie kleine Kinder Alles erzwingen wollen. —
Mliil. iif7>lvt'fite.
nuet-: fest verschlossen, ohne klaffende Fugen,
solid gebaut. Z' Gr. isch einiseh der Fall g'sl, ''ass
nie" dür-e' Winter in-ere' nit gar nuet- und nagel-
feste' Biirestube Schnei g'ha" het. Schild 18(J6. —
Xiut, Bretterfuge.
boden-: grundfest, sehr fest. allg. — Buden- im
vei'stärkcmlen Sinne, wie z. B. iu hudciJinn.
bickel-: vom Erdbuden, so fest (gefroren), dass
er mit dem Bickel [Spitzhacke] aufgehauen werden
muss; steinhart Sru.
Yiell. .jedoch eig. hart wie Stein, vuu JlickeJ |Kiiächel,
steinerne Spielkugel] ; vgl. zc Bickel tjefrorcn.
bumnien-: bombenfest, nicht verrückbar oder
umzustürzen Bs; Z (eig. fest gegen Bombenschüsse).
— regen- sind Strassen und .\ckerland nach heftigem
ßegen, wenn derselbe Schmutz und Unreinigkeit weg-
gewaschen u. den Boden fcstgeschlagen hat Aa; Z. Syn.
radtfäsch. — ge-satz-: die Regeln (das Gesatz) be-
obachtend. Gs. rede*, mit geordnetem Gedankengang Z.
feste", festne" Aa; Gl; ,Gr; L;" SonwE.; Z:
1. befestigen, festmachen, allg. .Mit jifälen bewaren
und vestnen, palare.' Fris. Übertr.: bestätigen, be-
kräftigen, in Rechtskraft stellen. ,Hand wir unser
landrecht ernüwert und gefestiiet.' 1501/44, Schw LB.
,üas dem gottshüs diss landsatzung von artikel zue
artikel in kreften erkennt und gefestnet ist.' 1525,
G Landsatz. .Darby verwirft's [das Wort Gottes] all
fantasy, die uss dem wort nit g'festet sind.' Euef 1538.
,Darumb [hierüber] sollt mir die warheit festen.' Man.
,Zuo den kranken kommen und sy mit dem wort des
Herren vestinen [stärken].' Kessl. .Vestnen, confir-
mare, consolidare.' Mal. — 2. mit Bretterwänden ein-
fassen ScHwE. Vgl. Festi 2. — Mhd. iv^lm, veslentm, ahd.
faKtjun, fuKtinnn, befestigen, verschanzen, als Festung erbauen.
ver-: festmachen, befestigen Aa; „6r; L; Z."
,Welche statt starch verfestnet worden.' ZurGilg.
105(3. — gr'und-: (tr.) das Fundament zu Etw. legen.
,l)a man den Tempel gegrundvestnet hat.' 1707, Haggai.
be-: befestigen, stärken, bekräftigen, rechtskräftig
machen, gültig erklären. ,Onch dis alles, so diser
brief von uns wyset, ie zue zechen jaren mit unsern
eiden befestnen.' 14.54, Absch. .Da bracht der Küng
zuo wijgen, dass der Bericht gefürderet und uf ihn
zuo befestnen gestellt [ihm anheimgestellt] ward.' Ansh.
.Wider alle anfechtungbevestinen.' Kessl. ,Befest(n)en,
stabilire. tirmare, emunire. solidare.' Mal. .Dass ich
mich mit den Verheissungen des h. Evangelii befestne
wider alle Angriffe des Satans.' AKlingl. 1691. ,Be-
festnete Gesundheit.- JMey. 1694. ,Zur Befestnung
der römischen päpstlichen Monarchei.' ClSchob. 1695.
,In der hl. Schrift unbefestnet.' ebd. 1699. ,Weh dem,
der die statt mit Blut bauet und mit Bosheit befestnet.'
1707, Hab. — Mhd. hfvmten, beveulcnen, festmachen, festsetzen.
festeren: fester werden; uneig. von einem Men-
schen, der an Leibesumfang sichtlich zunimmt Ar.
Festi f.: 1. Festung, Burg, befestigter Ort. allg.
,Dass man nieman ze burger hie nemen seil, er swere
dann 10 jar hie oder in ainer ander gemürter f. sess-
haft ze synne.' Ende XIV.. Stadtr. TuDiess. 1415 ver-
setzt der König den Zürchern ,die nidcre [untere] f.
an der brugk zue baden.' Hess 1818. ,Die kinder
Ismaels in Iren höfen und festinen.' Bis. 1560 [dafür
.stetten.' 1531]. Auch in Flurn. in BLiegerz und
Melchnau. — 2. äussere Bretterwand an Gebäuden
ScnwE. Vgl. festfnjen. — 3. Vertragsurkunde (s. Hand-
Festi). ,Disen vertrag findet man in abt Wilhelms
feste.' Vad. — 4. Festigkeit, allg. — Mhd. vmte, sicherer
Ort, Festigkeit, Bekräftigung, Sicherung. Zu 2 vgl. natjelfent.
Halb-. Als man die ,Hochwerinen' am Schloss
Luggarus geschlissen habe, seien einige ,Halbvcstinen'
und starke Mauern übrig geblieben. 1548, Absch.
Hand-: 1. Kernhaftigkeit, Tüchtigkeit (speziell
Kriegstüchtigkeit), Ehrenhaftigkeit. ,Dis ist wunder-
barlich und grüsam zu hören von der Handveste diser
Lüten der Eidgnossen, dann sie zogent die blutigen
Pfeil uss ihrem Leib.' ECvs. 1600. .Weil sich das
Capitel zu diesem N. N. seiner H. wegen des Bistumbs
Ledigung und .\ufgang versehen.' Würstis. ,ln Sachen
aber, die allein uf Muetmassungen standen, in denen
sollen die Richtere die Handfeste, Ersame und Glauben
beeder Teilen, des Klägers und Antwurters, mit Fleiss
bedenken und ermessen.' 1627, Bs Rq. — 2. Macht.
Kraft. .Nicht das Recht suchen, sondern sich auf die
Handveste vertrösten.' 1530, Absch. Bes.: reclitliche
Kraft und Gültigkeit, Bestand, Beständigkeit. ,Dass
1121
Fast, fest, fist, fost, fust
1122
es alles billich nach unsers aiiiptes recht, sitten und
fjewohnheit guet kraft ewig und beliplich handvesti
liaben soll und mag.' 1442, Gkiu>. ,A1s es billich
kraft, macht und guet, ewig h. hett nach lantsrecht,
sitt und gewonhait.' 1451, Arg. ,Zuo meerung und
h. [Stärkung] gemeinen nutzes.' 15'29, Absch. ,Harumb
und zuo noch meerer h. [Bekräftigung] und waarer
bekanntniss aller obgeschribner dingen, so haben wir
unser insigel gehenkt an disen brief.' 1530, ebd. ,Utzid
das uss gottes wort nit grund oder h. hat.' 1532, Z
Mand. ,Wett gott, das er welle ein rychstag setzen
in syneni r3'ch und den«" h. geben, so in synem
glouben wandlen.' 1541/85, Bs Chron. ,Was er also
vermacht, soll kraft und h. han in der besten form.'
1548, MEsTERM., Rick. — 3. Bekräftigung durch
Handschlag oder Unterschrift unter eine Urkunde,
auch diese selbst; verbrieftes Recht, insbesondere die
von den Landesherrn ihren Städten erteilten, urkund-
lich verbrieften Privilegien, welche die Grundlage des
Stadtrechts ausmachten ; Freiheitsbrief. ,Wir ver-
j6hen, dass wir durch die bette der burgre ze sante
Gallen das alte recht der selben statt wider gemachet
han und ir dise h. darübir gegebin han wider den
handvestinon, die ir ze einir brunst verbrunnen wa-
rent, da es von altir ane gesehriben was, und die ir
von kaisern und von kunigen gegeben und gevestent
warent.' 1291, G Freiheitsbr. ,Swanne ein römscher
küng erweit wirt und der danne in unser statt kummt
und den burgern ir hantvestine, ir geriehte und ir
guoten gcwonheit von im bestetet werdent.' Z Richtebr.
,Wir gelobent, dass wir inen [den Baslern] ein burger-
meister und rat geben, wenne si's an uns gefordernt
nach der h., die si von bischof Heinrich gehebt band.'
1837. Wack. DR. ,Wäre dass ienian vor gericht ütz
fordret oder züget an der burger haiitvesti, oder an
die einung, die an der statt buoch gesehriben stand,
oder ieman uf die h. oder uf die einung vor gericht
erteilti [Urteil spräche], das soll man daran zügen.'
ca 1400, St.viitr. Diessenh. ,Die Vorfahren von Bischof
Ph. haben mit der Stadt Basel Freundschaft und Hand-
festyne gehabt, die beiden Teilen von Nutzen gewesen
sind.' 1512, Absch. .Die Verbindung hierüber [über
Errichtung und Befugnisse der Zünfte] ward die
Handveste genannt.' Wpkstis. — 4. die für ein ver-
brieftes Recht zu entrichtende Abgabe; eine
zu Recht bestehende Leistung. .Weil die Mühlen-
anlage vergrössert worden, so hatte N. jährlich 1 Mütt
Kernen als Zins zu entrichten, was ihm als H. [für
das Mühlerecht] dienen sollte.' 1076, Strickl. Horgen.
,Die Handvesten, (irund- und Bodenzinse von ver-
schiedenen in der Stadt befindlichen Gebäuden, Plätzen.
Der Ursprung dieser Zinse rührt daher, dass wenn auf
dem der Stadt zugehörigen Grund und Boden von
Particularen ein kleiner Fleck Landes zu Privateigen-
tum gemacht wurde, solcher Grund und Boden nur
unter der ausdrücklichen Bedingung cediert ward, dass
von dem nunmehrigen Besitzer als Entschädigung für
die Schmälerung des ötl'entlichcn Platzes eine kleine
Geldabgabe in das Stadtseckelamt entrichtet werde.'
Mem. Z 1801. — hand-festcn, -festigen: eine
Urkunde unterfertigen, Urkunden, spez. Vermächtnisse
ausstellen. , Unser herachaft lüt söllent vonhin dis
obgeschribnen rechten und Satzungen alle saniend be-
halten und darby hantvestigen nach ireni vermugen.'
1507, B. Aufrecht halten, sicher stellen. .Nicht um
Schweiz. Idiotikon. I. 8.
Jemand an Leib und Gut zu schädigen, sondern um Eid
und Ehre, so sie hierum getan, zu handfesten.' 1535,
Absch. — Mhd. kuntvnHie, schriftliche Versicherung, Urkunde.
Land-J'esfj, -Festi'g: 1. Vorkehrung zum Schutze
des Landes, sei es als Pfahl-. Flecht-werk, Holzver-
schlag oder Mauer, an einem Bache, Flusse oder See
oder als Stützmauer an einer Strasse oder an einem
Abgrunde, wo man auch etwa Rasen anlegt Z. ,Die
niedere Brück hat der Werkmeister L. H. gewölbt
und beid Landvestenen geschlagen [die der Brücke
als Schutz und Widerlager dienten].' Ansh. ,L. von
der Aare bis an das Zollhaus gebaut und ausgefüllt.'
1559, Aarau. ,An der Seiten gegen der Statt hat das
Wasser die L. und das Haus sehr unterfressen.'
JJScHEucHz. 1707; 1746. , Jedem Burger soll erlaubt
sein, auf der obern und untern Brugg, desgleichen
auch an beiden Landfestenen zu fischen.' 1710; 177G,
Z Fischerordn. — 2. das Land längs eines Baches
oder Flusses. 1770, Z Gescheidsordn.
Mhd. lanivesti, Verschanzuug, Landesverteidigung, festes
Land, im Ggs. zum Wasser.
Not-: starke Festung, Gebäude in bes. sicherer
Lage? Die Absch. v. 1627 beschäftigen sich mit ,der
Notfest [so!] und dem Kloster zu Luggarus', welche
wohl ein und das Selbe bedeuten, nämlich das eben
damals im Baue begriffene Kloster Sta Maria del sasso.
Stand-Festi{gkeit): Standhaftigkeit, Beständig-
keit. ,Wie aber die 5 ort die stantveste deren von
Costenz Sachen [sahen].' Vau. .Ermanet Paulus Ti-
motheuni zuo gedult und Standfestigkeit in leiden.'
1531, Il.TiM. ,Von standveste, küenheit und dapfer-
keit der glöubigen.' Bib. 1548.
Tümen- = Uand-Festi, Richtebrief der Glarner,
weil der bekräftigende Daumen in das rote Siegel-
wachs eingedrückt zu werden pflegte. Sie wird bei
der Näfelserfahrt prozessionsweise mit andern alten
Documenten herum getragen und das Volk glaubt, in
der die alten Schriftstücke bergenden Lade liege der
Daumen des h.Fridolin, d.h. des Landespatrons (Roouii.).
resti"g f.: 1. Befestigung, Bestätigung. Bekräf-
tigung. ,Wir binden uns under des vorgen. N. N.
ingesigel, wann wir nicht eigen ingesigel iezent haben,
z' einer gezügsami und z' einer festunge aller vorge-
schriben dingen.' 1346, Gfr. ,Das er [Zwingiis Gegner
Struss in einer Streitschrift] mcr i. mit syneni buoch
zuotragen, weder [als] unserem genommen hat.' Zwingli.
- - 2. eine im Winter den Viehställen angelehnte
Schutzwand von Stroh, Reisig oder Moos Tu. Vgl.
festen. — Mlid. veHlumje, Befestigung, Clruudfeste.
Land- s. L.-Festi. fest neu s. festen.
Weg-Festni f.: Vorkehrung zum Schutze eines
Weges an einem Gewässer. ,l)as grosse Wuor und
W.' 1763, Z(i. -- t^bci- II vgl. /ri>l(il>'ii.
Fester, Fester s. Fenster Sp. 871. fester
s. finster Sp. 873.
Vester: Silvester. Inkichen.
Fl'Sti'fis f-ei'/i*:^ UwE., Festi'tiss AaF.; VOrte, -dis
Ndw: 1. grosse Vorbereitungen zu Etw. AaF. Ge-
pränge ; F. mache", grosstun mit Etw. Ndw. — 2. Cere-
moniell, Umschweife, (Jomplimente VÜrte. -- Zu Urundo
liegeu lat. /tsfti'UM», Fest, und fcHtioita«. \^\. FaMtitin, Fitiln-i.
feisst, fcisstcn, Feissti s. feiss usw.
Feister s. Fenster. feister s. fin.tter.
1123
Fast, fest, flst, fost, fust
1124
Fist m. : crepitus. ,Bi dem f. (u. H.)- im Sch Stadtb.
1291 unter den verpönten Schwüren aufgezählt. S. noch
pfisten.
Fistel m. = Fhel I (Sp. 1074).
Viell. ist identisch damit ,I'fistüI' bei JCVVeissenb. 1702 :
,Dass ich gepflanzet Distel, Darauf ohug'schmackte Pfistel
Der fremde Gär(t]ner zweit [pfropft].'
Fister s. Fenster. fister s. finster.
flstere": sich mit kleiner Handarbeit eifrig, aber
unfruchtbar beschäftigen Bs. Vgl. jjfisteren.
Fistei'lin n.: Strandläufer, tringa hj'poleucos. ,Von
dem 0. gcschlecht der wasserhüenlinen, fysterlin ge-
nennt.' VoGELB. 1557.
,Fistiri, PI.: Umschweife, viel Wesens (machen)
W." Vgl. Fespivis.
Fistle" f.: 1. verhärtetes, tiefes Geschwür mit
Kanälen. ,Fistula, ein umbfressender schad, genannt
die fisslen.' Fris. ; Mal. Bei JJSchei'Chz. 1700 wird
das Pfäft'erser Wasser gegen ,Raud, Fistion- usw. em-
pfohlen; ebenso das Weissenburger gegen ,fistulierte
Schäden'. — 2. „Gerstenkorn am Augenlide L." ,Die
fissel oder flstel an äugen, jegylops.' Mau — .3. = Fi-
schele I. — 4. Schelte für eine zänkische Frau. UBkaög.
1782. — 5. Windhafer, avena sativa, var. fatua. .Die
fissel oder tistel ist auch ein unkraut, dem haber ge-
leich, aber unfruchtbar, agylops.' Mal.
Mhd. /hsel, Jhiel in Bed. 1, aus \a,t.ßstulu, Röhre, Speise-
röhre, Geschwür, Pfeife. — 2 heisst auch Augenhaber, vgl.
Gr. WB. — 5 ist sonst nicht belegt; die lat. Bezeichnung
für aegyhpa ist ,festuca'.
Fost, Fester, fösteren s. Forst usw.
par-fost s. parforss.
Frist I, ,Funst' - Dim. Füstji BÜ.; Gr; W, sonst
FüstH — f.: die geballte Hand. 1. als Werkzeug
körperlicher Misshandlung: ,Wer den andren mit den
fünsteu- schlecht.' Ofpn. Klingenb. ,[Sie] gab im mit
der funst eins in das angesicht.' Ziely 1521. ,Es solle
die straf [in der Schule] bescheidentlich. mit Vernunft,
mit der rueten und nit mit fünsten, kopfstreichen oder
hin- und herwerfen beschehen.' M. XVI., Z Staatsarch.
,Mit Fäusten abtrocknen' s. letzt. W. ,l)urch die Fäuste
jagen', abprügeln; bildlich: Einen heruntermachen.
,Wenn schon das Publikum dich, trefflicher Mann [La-
vater], d. d. F. jagt.' UBragg. Hieher auch die sprichw.
KA. : , Dienen' oder ,passen' wie ne F. iif es Aug. ,Das
rymet aber sich so fyn. Als sich ein f. rympt uf ein
oug.' Anf. XVII., HsUGrob. - 2. als Bild von Macht
und Gewalt oder gewaltsamen Verfahrens, Erlangens.
Fr cha"" kei F. mache", hat keine Macht AAEndf.
F F. viuche", wenn me" clia"" GWa. Mach e F., wenn
d' kei Finger (kei Hand) hast! allg. B' F. i" de"
Hose" (im Sack) mache" (ha"), ohnmächtig zürnen,
Zorn nicht auslassen dürfen, heimlich drohen; e F.
im. Hosesack, Prahlen oder Schelten ohne Mut. E F.
iiit Sack fürchtet -me" nid GRßh. Mit anderer Lide
Fingeren e F. mache", aus fremdem Geld seineu eigenen
Vorteil fördern ScHwMa. Chlini Chind, wo-n-es Füstli
mache'd, iverde'd gitig oder hös Z, Glaube der Mütter.
,Mit der funst erlangend wir nit allweg und by yeder-
mann alles, das wir gern hättind.' HBull. 154Ü. ,Hat
mit .syner funst noch nieman übergwaltiget.' RGualth.
1584. Uf eigni (die eigij F. (hi") Etw. tun: auf eigne
Kechnung, Verantwortung, ohne Hülfe. ,Auf die F.
liin leihen, verkaufen': auf Kredit, ohne Unterpfand
Ai'; Gl. Uf d' F. ne", auf Borg. Ineichen. ,Br muss
sein seel nit an ein uugewüss ort auf die faust hinaus
geben.' FWvss 1650. — 8. als Bild von Verdeckung:
l" d' F. (i" 's FüstliJ lache" (vor Schadenfreude). Besser
i" d' F. als i"'s G'sicht lache'. Sdlger. — 4. als Mass:
Füstdick g'loge" S. ,übgleich Zacheus kaum einer
Faust gross gewesen, gleich wir zu reden pflegen.'
AKlingl. Itj88. — 5. (Schaf-) Füstli, Schafkeule B;
Syn. Schaf-Stotzen.
Mhd. gleichhiuteud. Obwohl füsl wahrsch. aus '/unlmt
zsgez. ist, ist das ,funst' unserer ä. Quellen nicht etwa ein
Überrest jener Grundform, sondern n ist erst wieder ein-
geschoben, weil in andern Fällen wirklich u erst aus ihi-|-»
zsgez. ist. Vgl. Fromm. 7, 25 f.
.•Vraboss-: ein Teil des A. Z. — Wiber-: die
mit eingeschlagenem Daumen gebildete (also nicht
vollkräftige) L.
füste", in UwE. faste" (-oi-): 1. eine Faust machen ;
bes. als Geberde ernsthafter oder scherzh. Drohung,
heftiger Erregtheit. Mit-''em Füste" magst nüd g'ko".
deine drohenden Geberden reichen nicht aus. EFeurer.
Mit Dat. P., die F. gegen Einen ballen Gl; Z. —
2. mit der Faust schlagen, a) intr. L; W; Z; ume f.,
mit den Fäusten um sich schlagen. ,Da iren zween
mit einanderen fausten.' 1670, Aug. Su hei er g'redt
und g'füstet uf de" Tisch, dass 's g'kesslet [geklirrt] hei
in Gläsre", tvusst nüd wie. Stutz. — b) trans., eine
Person schlagen, prügeln B; W. — 3. mit der F.
packen; mit der ganzen Hand zugreifen Ap; Syn.
hampflen. — 4. f. und chrotte, streng arbeiten B oAa.
— 5. (in Aa pfüste) unbeholfen, ungeschickt an Etw.
arbeiten; sich an einer Handarbeit, die man nicht
gewohnt ist, versuchen. Hu hest eisder Öppis z' f.
Was füstisch? fragt man halb neckisch L. Syn.
baschlen. — 6. = fOstsagen, eine Art des Sägens. —
a n-: recipr., einander drohend die Faust zeigen ZTurb.
- zesammen-: zsdrücken. Er füstet die Chüssi
[Kissen] no''^ ärger z'sämme. MUsteri. — z'weg-: ober-
flächlich und eilend zurüsten UU.'
Füster ni., meist dim. Füsterli: 1. (in S auch
Pfuster, -U) kleines, hölzernes (nach Ebel blechernes),
ovales, mit einem Schlagdeckel versehenes, an der
Hand getragenes, niedlich gearbeitetes Geschirr für
Milch und Rahm B oAa., E.; LE.; S; Uw. Syn. Tuteli.
Nach Ebel brachten die Küher in einem , Füsterli'
Rahm in die Stadt B. ,Brenten, Fausten [1. -er], Anken-
kübel.' JJScHWEiz. 1830. — 2. Füsterli, ein Gericht;
Gemeng von Schlagrahm und zartem Zieger od. frischer
Käsemasse L ; Schw ; Uw ; Zg ; gesottene Milch oder
frischer, kalter, süsser Kahm mit .Käspoldern' aScHW;
eine Delikatesse, den Herrschaften auf den Alpen
serviert UwE. Mis Lieh chunnt zue mir i" d' Hütte,
31is Lieb chunnt zuc mir uf d' Alp; I will es F. rüste",
Wie 's dir und mir ivol g' fallt L. Gebäck aus Teig
und Butter, am Feuer gebraten Aa. ,Vün der Senti-
anstalt in L wurden jährlicli ausgeteilt Küclili, Nidel.
Füsterli (1 Zuber voll den Klosterfrauen im Bruch)
u. A.' XVII./XVIIL, Gfr.
1 wahrsch. s« genannt, weil man es in der Hand trägt,
während grössere Milchgefasse auf dem Rücken. — 2. Das
Gericht viell. von dem Gefäss benannt; wahrscheinlicher aber
war die aus SchwK. angegebene Bed. ,die mit der Hand
(Faust) vorläufig ausgedrückte Käsemasse, welche nachher
unter der Presse vollends vom Käsewasser befreit wird', die
ursprüngliche. Ein ähnliches Gericht ist Stun(fijentcertu, nur
dass bei diesem nocli Mehl zugesetzt wird. — S. auch P/ualtrli.
1125
Fast-fnst. Fat Fut
1126
Tuteli- = Fusfer 1 BE., M. — Zimbis-: ein
ähnliches Gefäss, in welchem dem vom Hause ent-
fernten Arbeiter das Mittagessen gebracht wird, etwa
mit einer Scheidewand im Innern versehen. Die Nase
hält dem Buren a guete Zimmis-Fusler 'ge": er hiitt
an ei'm Ort könne das Dick ha" und am andern Ort
das Dünne. B Nachtspruch.
ge-füstet: 1. geballt zum Kampf. , Gefaustete
hand, compressa in pugnum manus.' Mal. — 2. mit
hinzugemessener Faust. .Man soll die landstrassen
dem land und den tälern nach anderthalb gefustet
wührklafter [Werkkl.] wyt machen.' GrT). LB.
Füsti f.: geballte Hand, im unterschied von an-
dern Gestalten der Hand. EornH. A. K. S. 109.
,füstelen: 1. mit geballter Hand auf den Tisch
schlagen, drohend gestikulieren, als Vorspiel zum
Dreinschlagen. — 2. (recipr.) einander prügeln B;
VOrte; Gr; S." — füstlcn, tnit Ei'm: mit der F.
spielend wettkämpfen (boxen) B (Zyro).
füstig f-oi-J: faustgross, z. B. Kartoffeln UwE.
.Fünstig stein', von Hagel. Rüef 1.538. Syn. hand-
ridlig Sp. 785.
füstli"g: Adv., mit der Faust. F-e" Vielehen, ohne
den Daumen Gr. Syn. gehämpfligen; Gegs. tümling,
geknödligen. .Mortlichen mit ei''m heimlichen bymesser
füsslingen [1. ,füstl.'] erstochen; dass biderb lüt, die
daby gewesen sind, nit anders wüssend, denn er hetti
in nit mor denn trochenlich mit der fust geschlagen.'
1510, Diener, OGl. ,Ihre G'wör über die Achslen
oder fü.stlingen in der Hand getragen.' L Ansehenb.
Füstli"g m.: 1. Faustschlag GrD. — 2. Faust-
handschuh L. — 3. kleine Pistole BG. ; L. .Sich mit
einem sorglosen [unvorsichtigen] schütz [Schuss] uss
dem C. verletzte.' Bs Chron. 1514 85. , Niemand darf
Fäustlinge, kurze oder lange Feuerbüchsen, weder
mit noch ohne Erlaubniss tragen.' 1579, Absch. ,Füst-
ling sammt Hulfter.' L 1585. ,N. N. soll des füst-
linges und dolchens müessig gan und andere wer
bruchen in bescheidenheit, wie hie landbrüchig.' 1020.
Obw Staatspr. ,F. und kleine Dölchli tragen.' 1624,
Absch. ,\Vann er ihme syn Sachen oft'enbare, welle er
ihne mit dem füstlig erschiessen.' 1627, übw Staatspr.
,Radbüchsen und Fünstlinge tragen.' 1633, Absch.
,Soll auf N. ein unter dem Mantel verstecktes F. ab-
geschossen haben.' ebd. ,Wenn Geistliche Fünstling
tragen.' 1635, ebd. .Mit geladenen Musketlinen, Fust-
lingen und Schlüsselbüchsen geschossen' haben die
bernischen Schulknaben 1636. B Taschenb. 1878. ,A"
1544 seind die Pistolen oder Fäustling erfunden wor-
den.' Hafn. 1606. — 4. einhändiger Hammer, der beim
Sprengen gebraucht wird, wenn der Mann mit der
andern Hand das Bohreisen halten muss, im Unter-
schied von dem mit beiden Händen geführten Spreng-
hammer BHa. — JIhd. viualelinc, FaustliaTidschuh.
Fust II f.: eine Art Meerschiffe. , Zwo gross nafen
und zwo gale snpptil. da man mit den riemen zucht.
und 5 fusten.' HsSchirpf 1497. ,Im Pallatz Arscinal
d. i. ein hüss, darin sy ir schiffer machent, sachent
wier ob C galleen und kielen oder nauen on [nicht
gezählt die] fusten.' Stulz 1519. .Oabcnt uns zwo
subtil galleen, welche uns die roubschif abnamen [ab-
hielten], denn wier wol gesachen etlich fusten ein-
andren jagen, aber sy mochtent den nnsren nit an-
gewünnen.' ebd. , Sechs galleen unil zwen gallion,
ouch etlich fusten, mit welichen schiffen sy sich
habend erfrischen mögen mit spys.' 1528, Stricki.
,2(10 galeoten. fusti und bregantini. in sunnna by 500
seglen.' Kessi..
Spätnihd. fuHt f.. kleines Sprihschiff, aus it. funtti, frz.
/'luitr, aus lat. /us/is, Prügel, nilat. Baum, Holz, vgl. it. legno,
auch : Schilf, aus lat. ligtium, Holz.
Hund-Pust: entstellt aus oder verschrieben (ver-
lesen) für ,H.-Futt'. .Welcher dem andern über Friden
rvr [reverenter] H. sagt.' 1645. Zg.
Fusti: ein Gewürz, die Stiele der Blüten des
Nelkenbaumes, zur Verfälschung der Gewürznelken
missbraucht. ,Unter gefärbtes Pulver darf anstatt der
Muskatnüsse gebrochene Musk., Ca(m)pleet und F.
gebraucht werden.' um 1540, Absch. — It. fust!, eig.
Stiele übh.
Fat (vat), fet, fit, fot, fut, vesp. fatt (vatt) usw.
Vgl. auch die Gruppe Fad usw.
Fat f.: List, böswillige Erfindung? ,Lüt, die mit
bösen fünden und fulen faaten umbgond.' HBull. 1531.
Vgl. .Lautere Fauten und Possen.' ClSciiob. 1699.
Mhd. vate, rntte, ahd. futa mit der allg. Bcd. Anlage, Be-
schaffenheit. Vgl. ,fätig', gewandt, listig (Gr., WB. 3, 1363).
fatal: 1. festbestimmt und geboten Ndw. E fatale
Termin ist ein solcher, durch dessen Versäumung
man in Schaden kommt, sich seiner Rechte begibt.
.Alle Creditoren und Debitoren des N. N. werden auf-
gefordert, sich innert der fatalen Frist von 6 Wochen,
3 Tagen anzumelden.' S Kanzleispr. z. B. 1811. ,Der-
jenige, so eine Appellation ergreifet, solle innerhalb
10 Tagen die Appellation einschreiben lassen, und
besagte 10 Tag, so man die Fatalia nennt, keineswegs
vorbeistreichen lassen.' Bs Landesordnung 1757. —
'2. widerwärtig, ärgerlich Bs; Z. E fatal i G'schicht. —
f atalisch, fertalisch: begrift'sverstärkendes Adv.
GrD., S. — S. auch fartal Sp. 1037.
Phatast s. Phantast.
,auss-fättelen: expolire.' Mal. — Dürfte auf gr-
vätterjen, spielend hantieren, zurückgehen.
Väter. Dün. I'»<eWi Aa ; Bs (m.) ; Z, Väti n. GrV.,
Persn. als Kosewort. Vätterli in wirklich verkleinern-
dem Sinn — PI. Vättere' : 1. der leibliche Vater.
Syn. Da, Dada (Kinderspr.), Att, Ätti, der Alt. Herr
V. wird auch der Schwiegervater angeredet Bs. Bildl.
Vater und Miieter tue' Ar, V-is und ^[-is mache" Z:
Kinderspiel, wobei zwei Kinder V. und M. vorstellen.
Syn. ChOdermueter ha"; vgl. gerälterlen. V. u. M. löse,
schlö, küsse, werfe, das weitverbreitete und vielnaniige
Siiiel (s. ,Brot' S. 105/7), flache Steinchen über eine
Wasserfläche werfen, wobei der erste Sprung des Steines
den Vater, der zweite die Mutter, weitere Sprünge Kin-
der vorstellen Ar; Th. Syn. brütlen i\s\r. V.-und-So",
gemeiner Huflattich, tussilago farfara ApK. Su"-ror-
em- F., Her/.kraut, anemono hepatica AAEhr. il/c" git
de" V. nid run Chinde" weg, man verkauft das Bessere
nicht von dem Geringen weg. Suloek. Im Sinne von:
Hrheber, Ursache: Z""* wott zu dem (Viind nid V. sJ",
will nicht Schuld sein oder als Ursache gelten ß.
,Es lasse sich vermuten, dass die Sache einen altern
V. habe.' 1535, Absc». .Da man geglaubt, das Kind
habe einen altern V. [der Ifbelstand rülire ans älterer
1127
Fat, vat, fet, fit, fot, M
1128
Zeit lier]. so sei wan auf reiflichen Rat bedaclit ge-
wesen.' 1541, ebd. — 2. in iiioraliscliem Sinn, als
Ehrenname eines Vorgesetzten, Höherstehenden, in
Oompp. (s. dd.) oft auch nur i. S. v. Aufseher, a) welt-
lichen Standes. Mit ,V.' redet die Magd den ,Meister'
[Hausherrn] an LM. .Herr V.' wird der Vorsteher
des städtischen Waisenhauses [Waisenvater] von den
Kindern angeredet G; Z f . Diejenigen Glieder des
Z Rates, welche Obervogteien verwalteten, erhielten
von den Vogteiangehörigen häufig den Namen ,Herr V.-
,Es freute sie, dass das Kind ihrem Mann den alten
schönen Titel „Junker V." gegeben.' HPest. 1785.
,Es soll ein E. Bruderschaft dem Hm V. [Zunftvur-
steher, Obmann] alle 3 Jahr mit einer Verehrung be-
gegnen; was die Schwöster und Bruder anlangt, soll
man inen alle Jahr 1 Pfd aus der Lad verehren.' Z
Kürsner Art. 1657. Scherzh. wird auch etwa in einer
beliebigen Gesellschaft eine Person, die ein gewisses
Ansehen geniesst oder sich selbst gibt, , Vater N.' ge-
nannt SOlt. — b) geistlichen Standes. .Geistlicher V.'
heisst der bei der Einkleidung einer Nonne oder bei
der ersten Messe eines Priesters die Stelle des V.
vertretende Geistliche AABb.; Ndw; ,weltlicher V.',
ein solcher Laie Ndw. , Unser V.' nennen die Unter-
waldner ihren Landesheiligen Nikiaus v.d. Flüe (1790).
,V.' hiess der Abt eines Klosters. XVI., Absch. ,Ja
frylich, lieber Vater mein!' redet Beatus den Barnabas,
seinen Bekehrer, an. Com. Beati. — 3. in religiösem
Sinn, von Gott. Will's der lieb V..' so Gott will,
h(jffentlich BBe. B'hüet-is Gott und V. (statt Gott
V., Son und h. Geist)] Z.
Die beideu Pflanzeun., von denen der erstere unrichtig
verdeutscht ist aus ,filius ante patrem' älterer Botaniker,
heziehen sich darauf, dass die betr. Blüten vor den Blättern
erscheinen.
Alt-Vater. Altväter werden beim Umzug der
.Fänderbesatznng' Männer genannt, welche in der
Tracht und Rüstung des vorigen Jhdts und mit künst-
lichen Barten geschmückt dem Zuge voranschreiten
W. — Mhd. aUvaier, Greis, Patriarch.
Älter-: Vater des Grossvaters, Urgrossvater. Mal.
— Aber-Elter n-Väter: Urahnen. .Kyburg, von
welcher die abereltren-vätter der Erzherzogen von
Üstarych geboren sind.' KdTürst ca 1489.
Amm- Vater: Nährvater. ,Dann die künig wer-
dend deine ammvätter und ire künginen deine amm-
müetern.' 1531/16G7, Jesa.j. ,Die trewen Ammvätter
unserer Kirchen.' JMOll. 1665. ,Ein Beschützer und
Ä. der Kirchen.' AKlingl. 1088. , Ammvätter. nutri-
tius.' Denzl. 1716. — Gebildet nach Amm-Mutier.
1 m b e n - (Imme-): Bienen-V. Z. Vgl. auch Iiidiler,
Imbmann. I., Hüsratter, der gute Bienenzüchter ist zu-
gleich ein guter Hausvater. — Ani-: Vater des Gross-
vaters oder der Grossmutter Uw. — Ur-an-: Urur-
grossvater. ,Hans Hattner, myn Uran-Vatter.' FrHafn.
1G06. — Stinkäni-: ebenso UwE. — Unser- n.:
das Gebet. Wie-nes U.-V. ttsse g'lert. Stutz. Er ist
(Olli Saß und Chraft) wie ne katolisches U.-V., es
fehlt ihm Kraft Z (weil im kathol. U.-V. der, aller-
dings unechte, Schluss: ,denn dein ist das Reich und
die Kraft' usw. fehlt). Vgl. unser. — Armen-: 1. Vor-
steher des Armenhauses Ai>; Z. — 2. Mitglied der
Armenpflege und als solches Besorger einer Armen-
familie Z. — Erz-: Patriarch, bes. Stammvater des
jüdischen Volkes. ,Erzvatter, der fürnemmest und
das haujjt under den vätteren, patriarcha.' Mal.
Frön-: der Papst. RCvs. — Tgl. frOn-hchnam, -fmlen;
von frön, heilig, herrschaftlich.
Fritschi-: der von der Safranzunft gewählte Ver-
anstalter, Anordner des sog. Fritschiuiiizugcs in L.
Er fährt dabei in einer Kutsche mit oder voran.
Ge-vatter — PI. G'fattere" , früher auch ,Ge-
fätter(e)', z. B. Z Mand. des XVH.: Taufpate (mit Bez.
auf die Eltern des Täuflings; sonst Gölti und Gotte);
frz. compire; auch G'vatter-Ma»" oder Vetter G'vatter,
so wie die Patin G'c.-Frau, Frau G'c, Bas- (Z). Bäs-
(Bs), Bäsi-G'v. (S'-n). Beide zusammen heissen G'vat-
terfsj-lüt Aa; Z; Syn. Göltefrjti. Nachdem die Paten-
schaft angenommen ist, heissen dann auch die Eltern
selbst etwa G'v. und G'vatterin. Andrerseits wird der
Name gelegentlich auf Verwandte ausgedehnt (weil
diese meist zunächst zu Paten genommen werden) und
scherzhaft wohl auch auf weitere gute Bekannte. Oft
wird ein Brautjjaar zu Paten genommen oder junge
Leute, die leicht ein Paar werden können Z. Z' G'vatter
ne" Z; -bitte" UwE.; -gvinne, -gminne Gr; L, zu Gev.
bitten. Ein Z Mand. 1650 verbietet, Unerwachsene
oder ganze Gesellschaften und Gemeinden zu ,Ge-
vätteren' zu nehmen. G'v. günne, Paten suchen AABb.
Z' G'v. stä" Uw; Z, G'v. stö' AABb.. Zei.; B; Syn. es
Chind haben, zueche stän. Das Aufsuchen und An-
sprechen [tschämelen] der Paten durch den Vater
[Kindbettimann] ist z. T. an gewisse Formen und
Formeln gebunden. In ZB. geschah es in der Regel
am Abend des Donnerstags vor dem Taufsonntag. Der
Bittende gebrauchte z.B. die Formel: Wärist nüd so
guet und icurdist am Sunntig irrte schwarze Rock
z' Chille chn'? Die Engelberger bitten den Pi'älaten
ihres Klosters mit den Worten: / viöcht Sei Gnade
ersucche", meirn Chind ziie-nere christliche Sei s' ver-
helfe". Nach der Zusage wurde der Vater bewirtet
BE.; Z. Am Freitag oder Samstag .\bend bringt die
Magd od. Schwester des P. der Wöchnerin eine Flasche
Wein, Weissbrod, Mehl und Katfee; etwa 10 Tage
später noch einmal ein ähnliches Geschenk Ci' d' Chind-
betti ge") ZB. Die genesene Wöchnerin hatte dafür
auch die Paten zu besuchen und ihnen ebenfalls
einen Clündbetterkram zu bringen (Schirm, Kleider-
stoff, Gesangbuch). Im J. 1757 wurde den Gevatter-
leuten .das Einladen der Verwandten und Bekannten
sowohl zum Begleit in die Kirchen als an den Trunk
auf den ."Vbend' verboten. Mehr s. u. Götti, Gotte;
Tauf; Inbund; helsen. Von Einem, der die Kirche
nur an den hohen Festtagen besucht, sagt man: Dc
cha"' d' Kirche' aW'' z' G'v. ne". Sitlher; von einem
noch Schlimmeren: Wer vor der Hüll wont, rnuess de'
Tiifel z' G'v. ne". Sulger. Falsch z' G'c. ne", von
Hausbettlern, welche die angebliche Geburt eines
Kindes nur als Vorwand gebrauchen Z. Aus den mit
der Patenschaft verbundenen Verpflichtungen erklärt
sich der bildl. Gebrauch von z' G'v. stä" i. S. v. in
Geldnot beistehen UwE., auch: Verantwortung für
Etw. übernehmen Z. Z' G'v. ne" übh. um Etw. an-
sprechen, meist etwas Unangenehmes, und oft zudring-
lich, bes. zu Zahlungen anhalten, hart mitnehmen Z.
Scherzh. derb ist die Anwendung: ,mit dem Kübel zu
G. stehn', einem sich Erbrechenden beispringen. —
G'vattere" GO., -/" l'n; '/.: Gevatterin.
1129
Fat, vat, fot. tit, fot, fut
11.10
Gevatteri"g: m.y f.y: Gcvattcr(leute). ,Iias de-
lieiner iner dann 4 gfätterig zuo einem kiiul neninien
solle.' I.")48, Gl. .Das mau nit luer glatterii^ soll .i^'wün-
neu zum kind denn dry personen.- l.iij.ä, Jahrzeitb. LE.
Die Kuduug (-ing für -untf) scheiut mit der Eudiiug -i
vermischt zu sein, welche ebenf. weibliche Abstrakta bildet
iiud eiiiiiml auch geschrieben vorzukommen scheint:- ,I)ie
(ivatery warent...- 1609, LEbik. Taufb., wobei der Plur.
nach dem coli. Sinn des Sing, construiert wäre. Noch wahr-
scheinlicher aber ist -i<j die patronymische Endung -inj =
-iimj (devatteriag = Gevattersmann).
G 'vatterschaft: 1. abstr., der Stand und die
Pflicht von Gevattern, Patenschaft. Wenn 's Chind
tod ist, luit d' G. en End L; Sclger. , Lieber mensch,
lass die gevatt. nit grad aus sein, wann das kind (wie
man spricht) tod ist. Es heisse nit: ab äugen, ab
herz.' FWvss 1650. Dass in früherer Zeit (XVI./XVIII.)
die Eidgenossenschaft nicht selten um Gevatterschalt
bei fremden Fürsten und Herren angegangen wurde und
dieselben annahm, ist auch in den Abschieden bezeugt.
— 2. concr., die beiden Paten zusammen Aa; Bs (auch
mit Inbegriff der übrigen Gäste beim Taufmahl).
Gevatterte (PI.): Paten. G'vätterti g'winna'
GRt'hur (vgl. s' G'vatter gewinnen). De' Feufbätzhr,
^^^ll d' Ching öjjpe vo" de" G'ratterti uherchümiiie' BE.
(Schwyzerd.). ,Uch furgeliebten grossen fründen, eid-
und puntsgenossen und guoten gevätterde.' 1.548, Absch.
,Fürohin soll keiner nier gefäderdin dann 2 [Var. 3]
anstellen zuo eim kint.' ca 1550, Obw. ,Das zuo dem
tüuf eins kinds nit meer, sonder uf das höchst zwo
personen zuo gefätterten genommen werden sollen.'
1580, Jahrzeitbuch LE. ,Wir lassend auch nit ge-
schechen, das zu einem Kind mehr dann dry Gefütterte
genommen werdind.' B Mand. 1628. .Es sei keine Ab-
stufung der Strafe für fleischliche Vergehungen zwi-
schen Blutsverwandten, Verschwägerten, Gevätterten.'
1(k!2. Absch. ,Wir verbieten den Gevätterten beiderlei
Geschlechts, weder dem Vater noch der Mutter des
Kindes während der Kindbette oder hernach einiches
Geschenk zu machen.' 1707, Müller, Lenzburg.
Das W. scheint von .Gevatter' participial gebildet wie
(i'arliifluterti Von Geschwister (nur dass das letztere W. in
der MA. gar nicht vorkommt); vgl. auch (iaiterti. Die
Schreibung mit -i/e Hesse auch an ein concr. gebrauchtes
weibl. Abstraktuiu denken, und die mit -le spräche nicht
dagegen, da in jenen Bildungen bei uns sogar meist ( für d
eintritt. Der Fall wäre dann ähnlich wie nach der einen
Erklärung bei (Jcvutteriy, welches .jedeuf. zu vgl. ist.
G irizen-Vater: der Leiter und Sprecher bei der
.Girizennioosfahrt' LG. Kunim uf's Girizi-VaU-rs M'eid!
Vgl. Fritschi- V.
Gross- {Grds- LM.; ZF.): 1. wie nhd. i»e" Gr.
zeige", mit beiden Händen ein Kind am Kopf auf-
heben Bs. — 2. Ordensgeneral. ,Syn ordentlicher Gr.
von Cytel hielt ihm so heftig an.' Ansh. — Ani-Gr. :
Urgrossvater ZHombr. — Ur-Gr. : Grossvater des
Vaters oder der Mutter Ar; Z. — Pfuch-Gr. : ver-
ächtliche Bezeichnung des höchsten Alters Gl. Vgl.
Vfuch-Äni.
Verkürzung des Voc. trifft das erste W. der Zss. sonst
nur etwa, wenn das zweite verkürzt ist. Die bei der RA.
waltende Anschauung ist wohl ähnlich der bei '« I'ür in
Holland usw. Zu 2 vgl. Valer = Abt.
Himmcl(i)-: der Vater im H., Gott .\i' (Kdrsjir.).;
B; Z. — HÖS-. H., bis |sei] nid fiil, ü(ts Jitr lied
es wlts MhI. Ineii'iikn. Bildl.. Stifter und l'atron einer
Stadtkirche. ,Küng Karolus, unsers [der Züricher]
hüsvaters." Edlib. — Chille-: Kirchenpfleger. StiU-
ständer ZWthur. .anders A'.-.-üd' Sp. .t8G. — Chinds-:
der Erzeuger unehelicher Kinder, im Unterschied von
, Vater' schlechthin Gr1>. — Lands-: Titel des regie-
renden Landammanns Ndw. — Gemeins-: Gemeinde-
vorsteher. GOTTH.
Mit-: Schwäher, resp. Gegenschwäher Gl; GrPp.;
GSev. — Vgl. Mit-Miictcr.
Bicht-. jB nüechiere Musikant und e h'soffne B.
si" ];ei Diifel wert. Schild. — Bad-: Badaufseher, in
den früheren gemeinschaftlichen Bädern in Baden.
RocuH. 1857. — Biji-, Be'ie-: der sachkundige, ge-
schickte, eifrige und sorgsame Bienenzüchter. Syn. Im-
ben-V.; Bienen-Vogt, -Körbler,- Wirt ; Biener ; Meister;
Imbcler. Es wird ihm ein sehr vertrautes Verhältniss
zu den Bienen und grosser Einfluss auf dieselben zu-
geschrieben. Vgl. Sp. 235. — Brod-: der das Brod
schneidet und austeilt. Hau du Brod ab, du bist de'' Br.!
Bis [sei] du de Br.! Z. — Selen-: der den Kirchhof be-
sorgt, die Leichen aus den Häusern abholt, die Gräber
öffnet und schliesst UwE. Syn. S.-Mann. — Sennen-:
das älteste Mitglied der Sennonbruderschaft Uw. —
Schliss-: ein Vater, der sich zur Ruhe gesetzt hat,
um von einem Leibgeding (Schrtss) zu leben. .Jetzt
hat er den Hof an seine Söhne abgegeben, bei denen
er als sog. Schieissvater den Rest seiner Tage be-
schliessen will.' UBergek. — Schwäher- {Schwä/'er-
BE., Schwär- AABb.; W; Z): Schwiegervater; Syn.
SchuK-Ätti. — Stief- {Stuf- AABb.; Z, Steuf- BKopp.;
L; Steif- L tw.). Steuf catter, Steufmueter (und um-
gekehrt)! durch Wiederverlieiratung wird die leibliche
Mutter zu einer Stiefra., ihren Kindern aus erster Ehe
entfremdet B. — Waisen-: Vorsteher eines Waisen-
hauses Z. ,Weislin-.' 1642. - Zucht-: ebso. ZWthurf.
vattere": 1. tun wie ein Vater, den V. spielen
Ndw. — 2. traiis., in väterliche Obhut und Zucht
nehmen. /■■'• will di"'' svho v..' Ndw. — 3. Gott Vater
anrufen. ,Ua stond sy [die Wiedertäufer] dann und
vatterend und geistend [führen den Namen des Vaters
und des h. Geists im Munde].' HBull. l.WL
g'vattere" BSi., g'vättere" Obw: 1. a) Tauf-
zeuge sein Z. — b) „die Paten Gevatter nennen B; L."
— e) sich mit den Paten bei Essen uml Trinken unter-
halten W (auch y'catterlen); vertraulich schwatzen Aa.
— d) mit Acc. P. und ,für': Jmdn um einen Dienst
ansprechen B. Vgl. z' G' catter ni". — 2. a) mit Sjjiel-
zeug kurzweilen, von Kindern BSi.; W. Syn. geval-
terlen, gevätterlen; gaugglen; gölen; hiisen, hüselen;
sich vertwellen ; sich vertörlen; schwäb. ,schimpflen'. —
b) spielend, ohne Ernst und Eifer, auch unnütz, ar-
beiten BSi.; Onw; W. Syn. füselen; yecälterlcn; giig-
gelen; glimelen; nifflen; pä.ichelen.
Mhd. i/tmlmn, nur recipr., einander Gevatter nennen,
als G. behandeln. ül> unsere lied. '2 aus 1 entsprungen sei,
resp. urspr. liedeute: .Gevatter spielen', oder dir. von ,Vator'
al)zuleiten sei; .den \. sjüeien' = viitrrlt:» V {so dass ge- nur
Verstärkung, nicht Gemeinschaft bedeutete), ist schwer zu
entscheiden. S. noch die Anm. zu ijivUtUrhn.
gevätterlen: 1. = (/ecnffece« 7 c W. — 2. Kinder-
spiel treiben, die Erwachsenen nachahmen W ; s. o.
Sp. ll'iO Vater u. M. tue».
vätterle": 1. „dem Vater nacharten, sich betragen
wie ein V. Zis;" dem V. in (iosicht oder Charakter
ähnlich sein, ihm ähnlich tun ScnwK.; handeln wie
1131
Fat, vat, fet, fit, fot, fut
1132
ein guter V, Ebel. ,Patrissare, v., dem vatter nach-
schlahen, tuon wie der vatter.' Fris. ; Mal.; Denzl.
1716. — 2. kindlich tun, zur Freude und Unterhaltung
der Kinder (mit ihnen spielen). Inek.'hen. Syn. ge-iK
g'vätterle": 1. = gevatteren 2 a. allg.; selten
etwa von Erwachsenen, die sich spielend zu Kindern
herablassen und sich mit ihnen abgeben Aa; Bs. Das
Chindli chnnn au'^'' artig gr. Gofa, gönd uf e Dätsck
use, goge gv.! Mädchen, geht auf den freien Platz
hinaus, um zu spielen! Schw. G'vätterlis mache" S.
Spez. die Taufhandlung nachahmen. Id. B (mit Frage-
zeichen). ,Pulchralibus ludere, gvätterlen wie die
kinder.' Denzl. 1G77. — 2. verallgemeinert, a) die
Zeit vertändeln B; (5; S. — b) sich mit einer leichten
Arbeit (z. B. .Stricken) beschäftigen B. ,öie musste
alle Tage hören, das sei etwas Angers [Anderes], als
vor-era Lade hocke" und gv.' Gotth. Tändelnd, lang-
sam arbeiten; Etwas ohne Ernst betreiben; tändeln,
allg. Syn. gevatteren. Das ist nW g'vätterlet, nid
g'schaffet! Z. Das ist nid g'vätterlet! hier gilt es
Ernst Ndw; Z. ,Das heisst man nicht gesoldätlet und
g'vätterlet, sondern anstrengende Arbeit, Vorbereitung
auf ern.ste Zeiten.' Basellandsch. Ztg 1878. 's isch
nur eso e Gv. g'sV Bs. ,Dass sie ihr Mäulchen in
einen feuerspeienden Berg umwandeln können, gegen
welchen der Vesuv nur gfätterlen tut.' N. B Kai. 1844.
,,Nemet iez lürlieb mit den Schlägen; das heisst nur
gvätterlet, ein ander Mal mach ich's besser.' Spreng.
G'vätterler, in Kleinigkeiten sich verlierender pedan-
tischer Mensch B.Si., schlechter Arbeiter Z. — c) mit
Jmdm gv., ihn zu nachsichtig und schwachherzig be-
handeln ScHwMuo. Mit dem Tüfel gv., sich mutwillig
einer Versuchung aussetzen B. Mit Einer gv., mit
einer Weibsperson tändeln, vertrauten Umgang pflegen
Ap; „L; ScH;" Syn. sich vertrahen. ,Coire, de re ve-
nerea: mit einem weib kurzweilen oder gfätterlen.'
Fris. Auch vom weiblichen Teil: Si hat mit- ein
gvätterlet, bis-ere in lätza Schlugg [eig. in den un-
rechten Hals] chu" ist Gü.
Das W. scheint, so wie iji-vUneren, der alem. Sprache
eigen. Bei dem Elsässer Pauli findet sich: ,Da ersehein ir
der Herr .Jesus in eins kindlins gestalt und gefetterlet und
schimpft [spielte] mit ir.' ,Da kam ein hübsches kneblin
geloffen in ireu geren [Schooss] und die fraw gefätteret mit
dem kind.' Bei Geiler v. Kaisersberg: ,Ila die kint ge-
fetterlin mit einander, da machen sie saffron und das ist
gcferbte würz, das ist ymber [usw.] und ist alls zieglmel;
und machen hiisslin und kochen.' Betr. die Ableitung s. die
Aum. zu .gevatteren'. Der eigeutliche Begriff ist der von
Geiler anschaulich gemachte, uäiulich , Haushaltung spielen':
vgl. ,Gevättergeschirrli' und die Synn. ,hüsen (hüselen,
hüslen)'; alem. -Schwab. ,schaffe(r)len' (entweder von ,Schafi"',
Geschirr, oder Dim. zu ,schaffen'); ,g'fräHle' Breisgau. Für
Abi. von .Vater' sprechen die Synn. , Vater und Mueter tue"'
Ap; ,dat vadderspcl' in dem ndrd. Theophilns; für die von
, Gevatter' die bestimmte Angabe namentlich des Id. Bern.,
wohl auch die (Schreib- oder Druckfehler vorbehalten) tr.
Konstruktion bei Pauli : ,Es kamen uf einmal 4 jungfrawen
zuosamm und gefettereten einander und schimpften mit ein-
ander.' Viiu dem engeren Begriffe aus konnte leicht Er-
weiterung Statt finden, so dass (z. B. in Tuttl.) selbst das
Gassenspiel mit diesem W. bezeichnet wird.
vätterlich. .Etwas zu v-en Händen nehmen', in
Verwahrung. ,Gott h,at den Krieg vätterlich abgeliebt'.
fern gehalten, verhindert. JMüll. 1665. E" vätter-
liche Wille, eine Art letzter Verordnung, ohne Form
eines Testamentes. Zvko.
alt-vättisch: altvaterisch U; ZO.
alt-vätlisch. .So altvetlisch ding züchst du in-
har, dass einer gedenken möcht, du heftest ein ganze
grossmueter mit dem krösleton [gefältelten] schleier
fressen.' Gyrenr. 152.3. ,l)er altvetlischen fablen ent-
schlach dich.' 1531/1667, I. Tisi.
P batest s. Phantast Sp. 875.
Vättere" BO.; „LE.;" Ndw; W, FaMfre Gr, Väckcre
BSigr. — auch DiuL Vätterli BBe., Hk. — f.: aus
einem Stück Holz gedrechseltes oder aus Kufen zsge-
sctztes, rundes, flaches, ungefähr einen Suppenteller
grosses, zum Durchlassen der zurückgebliebenen Milch
am Boden (an der Seitenwand Gr) durchlöchertes Ge-
schirr (Napf Zuber), worein der frische, magere, kleine
Haus- oder Winterkäse (Vätterlcäs), auch (Nnw) der
Ziegenkäs und (Gr ObS.) der Zieger, nach anderen
Mitteilungen der Käsestoff' ubh. gedrückt wird, um
seine (erste) Form zu erhalten. Syn. Käsfass; vgl.
auch Järh. — Käs-: durchlöcherte kleine ,Mutte', in
welcher der Käse geformt wird U. Syn. Käsfass. —
Ziger-: hölzernes Geschirr, worein der frische Zieger
zum Austropfen und Formen gelegt wird Gr ObS.
Die Form .Fäckere' deutet .^uf Zshang mit frz. ,vacherin',
bern. VätK-herlu, ein« Art Käse, von lat. ,vacca'; ob sie aber
die ursprüngliche sei, ist fraglich, obgleich eine Etymologie
für die -((-Form sich nicht finden lässt: lautlich ist Über-
gaug zw. k und ( wohl nach beiden Seiten gleich möglich :
vgl. .kontelfeken' neben ,-feteu'. .Fäckere' könnte .an ,fecken',
messen, angelehnt sein.
Vatter er m.: ein in der Vättere geformter Käse?
,0 ihr schönen Tage des romantischen Hirtenlebens
im Simmenthai, wo noch die grossen Käse und die
Vätermutschli auf den Bänken im Keller und im Gaden
sich um den Platz stritten, bis die Hausfrau den weich-
herzigen Vättercr in ein sicheres Winkelchen verbarg.'
Rede einer Ziege. Bern 1841.
Vätterling: Geisskäse. .Dass die, so die Vetter-
ling ze Thun verkoufend, zc Meyen dem Zolner einen
V. geben und dass der Zolner dann sy dasselbig jar
umb sömlich klein ässig ding unbekümbert lasse.'
1413, Handp. Thun.
fett: von Käse, Zieger udgl. FJ. ; Ndw; Schw;
Hagb. Sigr. um 1560; von weichem, schmelzendem
Schnee GlK. ; s. auch halb-f. 's Fett ivill allewil
obenüf schwümme'. Sitlger.
Das W. muss aus Deutschi., resp. aus der nhd. Schriftspr.,
neben einheimisches ,feiss(t)' importiert, aber durch die Laut-
gebung <« tw. nationalisiert sein. Die Z Bibel und auch die
von Bs 1523 setzen ,feisst' an die Stelle von Luthers ,fett'.
halb-: (v. Gestein). ,Die rotgrauen Eisensteine,
die von den Schlittern in magere, fette und halbfette
unterschieden werden.' WSenn 1870.
hunds-pudel-: äusserst fett. Sdlger.
Die vorgesetzten "iVW. mehr abstrakt verstärkend als
vergleichend; vgl. nhd. .pudeldick'; ,hundspudelvoll', ganz
betrunken. Sulger.
sü"-pluder-: übermässig f. Sclger.
Das erste W. eig. vergleichend, das zweite ausmaleud,
i. S. V. ,sclilotterud'.
stock-: ganz f. ,Er habe 10 — 12 Stück Vieh ge-
halten und sie seien ihm st. geblieben.' HPest. 1785.
a°-ft;tte°: 1. mit Fett anstreichen, allg. — 2. an-
fangen fett zu werden Ndw.
1133
Fat, fet, vet, lit, Vit, tot, tut
1134
Fetti f.: 1. Fettigkeit, concr. u. ab.str. Fast ver-
sprütze [platzen] iw F. [Wohlbeleibtlieit] GP. ,Die
überttüssige Fette.' .ICSulzer 1772. Syii. Feissi. —
2. Fadheit Gr8., Tschiertseh.
Bed. 2, wenn richtig, wird wohl auf bestininitu Fftte ein-
geschränkt seil], die zugleich fad schnieckeu.
fettig: 1. „fett, -ig heisst der Käse, wenn er auf
seiner Oberfläche weich ist, in welclieni Fall er ein-
gesalzen wird." — 2. „feucht, schwer und zugleich
weich, wässerig, nicht fest, von grosstiockigeni Schnee
BO." Syn. feiss, s. d.
fettisch „fälsch: fett, von Speisen BO."
Das i der Bildungssilbe unterdrückt wie in aberhümscli,
wmduch u. A.; nhd. .Mensch' aus , männisch'.
Fettche s. Fecken Sp. 728.
Fe'te: aus Ferte (Sp. 1040), Fährte eines Wildes
Z (Spillm.).
Fe*te: Fest. Da si""* im Summer Chinder-f. (j'sl"
B. — Aus frz. ßle.
fe'te°: ein Fest feiern. Z' Ablentsch (s. Sp. 12)
fete"' si hat, 's tJich StJakohstag FJ. Die Katolische'
tue"'' gcng f. FMu.
Vetter (-«e- WTschein.): 1. Oheim von väterlicher
oder von mütterlicher Seite BSchw.; L; Z; in Ar
rechte' V. ,Avunculus, meiner muoter bruoder, mein
V.' Fris.; Mal. — 2. Sohn des Bruders oder der
Schwester des Vaters oder der Mutter, Geschwi.ster-
kind (zunächst ersten, dann wohl auch ferneren Gra-
des), allg. ; in BSchw. rechte'' V., cousin germain. —
3. beim Landvolk jeder männliche Verwandte, auch in
weitern Graden und durch Heirat B; L; Z. V. hin, V.
her! mach vier 's Viertel roll! (weitläufige) Verwandt-
schaft entbindet nicht von den allgemeinen Rochts-
[itiichten. Vgl. Vetterli- Arbeit (Sp. 422). Vetter Götti,
V. und Taufpate zugleich Bs; Z, ebenso umgekehrt
Gotti-V. S (Joach.). V. G'vatter nennen die Eltern die
Paten ihrer Kinder Soh; Z. — 4. V. ram Biretnot [?],
Birnenbrod mit wenig Birnen GkLuz. Syn. Bire-
fbrotsjbrueder.
Mild, vttrr(e), meist nur: Vatershruder : selten auch:
dessen .Sohn. Die Ausdehnung auf weitere Grade der Ver-
wandtschaft, die sich .am Ende gar nicht mehr nachweisen
lässt, und in die Bed. von , guter Bekannter* (vgl. die Comp.
Trühil-, Witz-V.) übergeht, wie , Gevatter', hat auch bei uns
oft einen Übeln Nebenbegriff (von Unzuverlässigkeit solcher
Verwandten in der Not) im Gefolge; u. in der alliterierenden
Verbindung ,Fründ und Vettere"" bezeichnet das erstere W.
nähere \'wdtschaft. Im (rem.) Dialekt von Bergeil soll fetar
,Kerl' bedeuten. Dem F. wird, wie dem Gevatter, oft noch
ein bedeutungsloses ,Mann' angehängt. Vgl. das ontsprecheiuie
weibliche W. ,B;is'. Übrigens vgl. Zss. wie .Saufbruder, Bet-
schwester', ,Frau Bas' = Schwätzerin.
Erb-: für sein Erbteil abgefundener und zur Elie-
losigkeit verbundener Bruder eines Hofbesitzers, also
= Hagestolz in dessen urspr. Bed. BU. ; S; s. die No-
velle von AHartmann: ,Die Erbvettern'.
Ge-vettern: durch Vetterschaft verbundene Ver-
wandte. 1541, Kegesten AAKlingn. und Wislik. -
C'hlßb-: Vetter bloss durch Verschwägerung FO.
Trubel-: ein Bekannter, der alljährlich Trauben als
Geschenk bringt Aa. — Witz-: Witzbold Ai-.
vettere": Juidn Vetter nennen Ap; B; Gr1>.; Sih;
Z. Nw d' Schaffli User, und o''' die nid all, händ-en
[den originellen Kauz] diire" [dürfen] o. ScuwvzEUU.
Auch als V. behandeln ZHombr.
„vetterte": l. ^ vetteren. — 2. (absol.) (in amt-
licher Stellung) nur für seine Verwandten sorgen,
Nepotismus üben Scu." Syn. Vetterli-Arbet machen.
Vgl. Vetterli-Eat.
fetteren: ,Circumvolitare limina potentiorum, umb
der gewaltigen häuseren umbhin tatteren, flotteren
oder laufen, sich allenthalben bei den reichen und
gewaltigen umbtuon.' Fris. ,Fätteren, hin und wider
Biegen, pervolitare.' Mal.
Von einem vorauszusetzenden .Fetter' und dies = Fittich;
vgl. mhd. vezzer, Fessel.
Fettge s. Fecken Sp. 728 u. das Folg.
Fettich Facht m. BwO.; GuNuf., Spl., V. — PI.
= Sg. BSa-., sonst -«e-» — Fechte f. BG.: Fittig, Flügel
eines Vogels od. eines Insekts. ,Blut us einem Duben-
fedich oder Durteldubenflügel in das Aug tropfen
lassen.' Arzneibuch Zoll. 1710. Flügelähnliches An-
hängsel: ,Dass die rüschen [Fischreusen] nit vättich
[Seitenklappen V] haben.' 1540, Absch.
Mhd. retavh(e), vctech, woraus nhd. , Fittich, -ig'; Fedit
durch Umstellung von tch in cht, während das syn. Fecke
(Sp. T'28) durch Assimihition.
un-feftig »"-, a-fcettiy: unangenehm, , unlustig',
vom Wetter W. Syn. itnddig, Sp. 90. — bös-. ,Sub-
dolus, listig, tückisch, boshaftig, bösfätig, betrieger.'
Fris.; Mal.
Diese beiden Zss. gehören ohne Zweifel zusammen und
-fettig wird aus .fertig' assimiliert sein: »unfertiges Wetter'
wäre solches, bei dem man nicht ,faren', reisen kann, oder
, unfertig' ist = bös, von Menschen auf das Wetter fiber-
tragen; s. boaferitj, -fertig Sp. 9'20. In a- steckt das alte
negative Präfix ä- = ohn- ; vgl. änc.
Vettle" f.: altes Weib SchwE.; eine Art Hexe GSev.
,Ein zankend und klappernde vetal.' Kessl. ,Multarum
nuptiaruni mulier vetula, ein alte vettel, die vil mannen
verschlissen hat.' Fris. .Die vettel, ein alt weib, item
ein wöscherin.' Mal.
Aus lat. , vetula', altes Weib. Die Angabe: , fettes Weib'
GWa. kann zwar richtig, aber nur zufällig sein und auf nahe
liegender Anlehnung an ,fett' beruhen.
Vit VOrte; Gr; Sch; S — Genet. Vite Gl: Per-
sonenn. 1. Veit. Da sitze" wie V. im Häfeli (Ineichen)
bezieht sich auf das Martyrium des Heiligen dieses
Namens im Ölhafen. Der Heilige wird angerufen, die
Leute früh zu wecken, viell. bes. die Landleute zum
Heuen, da sein Tag (15. Juni) in die Zeit dieser Arbeit
fällt. Heilige StVi/t, weck-mi"'' zur rechte" Zijt, nit
früeh und nit spot, rveiin d' Gloyge . . . schlöt. Schild.
StV., StV., iveck-mi i" dr Z., nit z' fr. und nit z' S2).,
'as i"'' nit chunini i" d' Not L. S. noch Rociiii. A. K. 189,
331. lin Nachtgebet der Kinder zur Bewahrung vor
dem Bettnässen: nit z' fr. und nit z' sp., iimmcl dass
's i" Cliübel I Nachttopf] göt ! S. Beziehung des Hei-'
ligen auf die Landwirtsdiaft erhellt noch aus mehrern
Bauernsprüchen (Wetterregeln). ]Vcnn 's um Viti
riignct, wird das Land mit Friichte" g' segnet. Ineichen.
Sant Vit bringt de' liege" mit S. Mcgnet es am Bar-
nabas, so schirine'd d' Trübe" bis i' 's Fass; regnet
es am Vitstag, so regnet 's einedrissg Tag. Sulher.
StV. bringt die Fliegen Z. Älter ist die Beziehung
auf den nach dem Heiligen benannten ,Tanz', resj!.
krankhaften Zustand: ..\llo dise tänzer bättend alle
scluimni hinder die oren gscblagen. wäreiid luter all
toub und unsinnig und s|irungcMd Sant Vyts reyen.'
11?,5
Fat. fot, fit, Vit, f(i(. fut
1136
HBiLL. 1540; mifl auf die Landsknechte, dann aucli
Landstreicher: ,Marx Sittich, aller Brüeder Veiten
jirossätti und der Eidgnossen Hiid.' ebd. 1572. — 2. Vi't,
David Bs.
Der Kindcrspruch wendet das allgemeinere Gebet auf
das spec. Bedürfniss des Kindes oder trägt dessen grösste Not
dem .kindlichen Märtyrer' (wie StV. heisst) vor. Die An-
wendung des Namens auf die Landsknechte wird nur darin
ihren Grund haben, dass dieser Personenn. in Deutschland
damals eben so gemein war, wie bei den Schweizern Heinrich
[Heini] und Rudolf [Ruedi] ; vgl. noch heute ,Hans, Hinz,
Kunz, Benz' in appell. Bed. weit verbreitet; s. Wackern.
Sehr. 3, 174. 155. — Der Ausdruck ,die Vyten lesen' i. S. v.
.Einem herunterkapiteln.' 1483, Absch., ist, verk. (od. ver-
schrieben?) für .Leviten'.
fltteren iime-f. G, auch -jifitt- G ; aScHW : hin und her
gehen, bes. zwecklos. Syn. unieschwahkn. — Pfitteri
m. : unstäter od. weichlicher Mensch aScaw; Zg.
Nahe vwdt mit (ume)fitiichen, (hin und her) flattern, -laufen
(vgl. auch ßslen, ßamen), anders(;its aber auch mit .Fittig',
da die Yorstellung einer dem Fliegen ähnlichen Bewegung
mitzuspielen scheint.
fittig: übei'drüssig RLenk. — Tgl. Anm. zu fniiir.
Bi-Fottle] s. Büschoitle. Fotune s. Fortune.
Föt SciiMer.. Föte" (PL) AaF.; GoEh.; ScawE.:
„seltsame Einlalle, sonderbare Launen AaF." Spässe,
Narrenpossen (i oRh. Leere Reden oder Anschläge
'ScHwE. Tücke, Bänke ScnMer. Nei", du hast au"'' F. .'
Gr. WB. 4, 1, 42 gibt ein seltenes älteres ,Fot' m.,
List, was sich mit der Bed. und der Flexion unsers W. wohl
vereinigen Hesse.
Fötel f.: anrüchige Weibsperson. Si'uww. 18(39. Uli.
Ygl. bair. ,Füdel', aach. ,Futel', leichtfertige Dirue;
s. auch ,Füdel' Gr. WB. 4, 363 f.
ge-föttisch s. gefödisch Sp. 683.
fntter: Interj. 1. des Abscheus: pfui! Zu. Ä f.
wie wüest! F. lach gä" ! lass unberührt! Adj.: Das
ist f.; selten auch zsges. fzittericüest. — 2. der Be-
teurung. F. blö! Schw. F. mas hm i''', tvas kann i'''
noch tccrde! Hohn auf einen Eingebildeten GRChur.
VgL auch fiider Sp. 683. — Per-. ,Zum P. gehen',
aus und draus SühwE.
Futw. aus frz. ,foudre', Blitz, als Fluch gebraucht, mit
Schävfung der Laute und bei 1 viell. mit Anlehnung an
,pfui', jjji, pfitt, p/utt; vgl. futteren 2 und bes. pfutter; oder
von dem frz. Schimpfn. ,foutre' (s. Gr. WB. 4, 1 a 1086).
Zu Per-F. vgl. das syn. ,zura Teufel'. Per vidi, das lat.
.per' in ,per-ire', vgl. per t/ä", durchgehu, durchbrennen;
oder aus frz. ,par' (ebenf. aus lat. .per') = ,bei' vor Fluch-
üder Beteuerungsww., z. B. ,iiar Dieu'. ■ .Foutre le camp',
sich aus dem Staube machen, berührt sich wohl nur zufällig.
Blä, frz. .bleu', euphemist. statt ,(de) Dieu'.
futtere" Ai>; Bs; B; Gl; Gr; L; GF., 0.; Schw;
S; Th; Z. fKltre" BSa.; W, pfuttere GG., T.; ZBaunia:
1. Unwillen über eine Person od. Sache derb äussern,
schimpfen, schelten, fluchen, poltern, allg. Syn. uf-
hegeren, räsonieren, staUieren, leid tuen, fiskereH. Zu-
weilen auch nur: brummen, zürnen, halblaut schimpfen,
unwirsch antworten GrD.; L; Uw; Z. Mitten im F.
mues-i''' 's Lache' verhebe" [zurückhalten] Z. Er häd
schier g' futteret, wo-n-er [als ihr] eso lang nid cho"
sind SoiiwMuo. Er häd mit dem CItnecht g'futteret
und 'ta' [gezankt] Z. Will 's Gott ist er an sl"r
liuew! ich immel [einmal] voUt nit uber-nen f. BSa.
(Schwyzerd.) Formelliafte Verbindungen: .Futteren
und mutteren [brummen] kann die Alte meinetwegen.'
ScH Pilger 1884 ; satteren [eig. = sieden] und f., murren
und schimpfen AAZein. — 2. Abscheu äu.ssern. Er
het drab g'f. (pfutteret) GF., G. — Futterete f.:
tadelndes Reden UwE. — Futteri m.: Polterer GSa.;
UwE. — futterig: zum Aufbrausen und Schelten
geneigt GrD.
Zw futteren ä \g]. fuiter 1. Abscheu und Unwillen grenzen
übh. nahe an einander; vgl. die Interj. ä. Nach der vor-
herrschenden Bed. 2 könnte dem W. das frz. .foudroyer',
blitzen und donnern, dann auch; eifern und schelten, zu
Grunde liegen, daher auch mit unverändertem Cons. fudcren,
polternd fluchen, während in futt- der Cons. gemäss der
Bed. verhärtet wäre. Ygl. jedoch Anm. zu fuiter.
futiere": 1. (tr.) Jmdn ehrverletzend beschimpfen
TuTäg. Schelten: !''• la'-mi''' vo" dir nit f. B. -
2. (refl.) sich um Etwas nicht kümmern Bs; BSi. ;
ScHwE.; Z; auch pleonast. verdreht, mit Negation Z.
— ÜS-: ausschimpfen, -schelten. Er hed-ne [ihn] gar
Hunds [arg, wie einen Hund] üsg' futiert B.
Mit der an fremde Verba meist angehängten Endung
-iercn aus frz. , foutre' (lat. ,futuere'), verächtlich behandeln;
dann auch refl. ,se f. de (ich.' ^ 2. Vgl. ge-htjen. Da man
das Fremdw. nicht recht versteht, so konnte ihm die Ne-
gation aus der syn. deutschen Verbindung .sich nicht küm-
mern' zugesetzt werden.
fütü Bs; B; ScHw, futu W, futi AAZein.; UwE..
fudi AAStauf. ; ScuSt. : (nur in Verbindung mit .sein'
und .gehen') verdorben, verloren, , fertig', hin. von
Sachen Aa; BEL; ScnSt.; SohwE.; UwE.; W. Syn.
fauk, futsch, kaput. Auch von Personen AAStauf.
Bs; Si'uSt.
Aus frz. .fiputu', rtc. von .foutre', in der Bed. verderben
(eig. geschlechtlich missbrauchen, vgl. ijvhijr.n). Die Form
fudi verdeutschend angelehnt an das Subst. Fudi, Hinterer,
i. S. V. Veräcbtlichkeit, Wertlosigkeit.
fnete": (unpers. m. Dat. P.) Einem wehe tun, ihn
betrüben, kränken BG.
Falls der Einsender mit ue nur trübes ii bezeichnen
wollte, so mag das W. aus dem bei futieren gunanuteu frz.
.foutre', welches auch in dieser Begriffsentwicklung dem
deutschen i/elnjen parallel läuft, erklärt werden.
Fneter n. — Dim. Füeterli: 1. Nahrung des Viehs
und der Pferde, allg. In eim F., ohne unterwegs
einzukehren (mit Pferden) Z. F. spare" rlchet nid.
Ineicuen. Sis Füeterli [sein weniges F.] ist htdd üf-
g'hirtet Z. ,F. und Mal', formelhafte Bezeichnung des
Unterhaltes von Pferden und Leuten, bei Besuchen
von Beamten, resp. Vergütung der betreffenden Kosten.
.[Zürcher Bürger dürfen fremden Herren dienen,] doch
nüt anders dann umb ein zimmliche besoldung. kleider,
f u. m.' lo'22, Z Pensionen-Ordn. ,Dass dcrjenig. so
ganten lasst. dem Stattschreiber und Gantnieister allein
F. u. M. und nichts weiters zu geben schuldig scie.'
1611. Bs Rip Mit einem weitern Zusatz: .Geligcr
samnit f u. m.' 1531, Schweiz. Archiv. ,F. u. m.. nagel
und ysen geben'. Formel bei der Bestallung von Räten
und Dienern des Abts. G Arch. Bildl. von Menschen:
.Einem das f. weiter legen', ihn strenger halten, zähmen.
Hosi'iN. Syn. .den Brotkorb höher hängen.' — 2. das
innere Belege von Kleidern, doublure. allg. Syn.
Füeteri. — 3. Einfassung von Kleidern, ,0b die
Ärmel [des Hemdes] weit sein sollten oder enge und
wie die Fütterlein müssten geschnitten werden, ob
rund oder eckig, sie musste auch das Mass von der
Weite des Kragens und der Armelfütterlein nehmen.'
ii;i7
Fat, fet. tit. tot, tut
1138
Breitenst. 18(!0. Syn. lirisli. — 4. Polsterung. ,01,
alles Sidelwerk und [leJerneV] Futter zu tränken.-
159.5. B Taschenb. — 5. Futteral. Behälter. Etui.
iYtHiwf tia-evi Chä.stli das y. mit de" silbenic" B'stech'c".
iMUsTEKi. .Ein mit Silber besehlagen Füeterlein, darin
ein Löffel, auch ein Messer und Pfriend.' 1550, Archiv
Kloster Eins. ,Theca: ein f., darein man etwas ge-
halt.' Fris. ; Mal. ..\cerra, ein rauchfass, ein gehalter
oder f. des weirauchs.' Fris. ,Die scheide, f., kocher.
Vagina, theca.' Red. 1662. .[Der Baselstab.] welchen
die Bischolfe zum Zeichen behalten, ist rot, jener
[derjenige der Stadt] aber schwarz, als wann die Bi-
schoöe das Kleinot genommen und der Statt das F.
gelassen.' Wcrstis. Insbes. ein Drechslergerät, eine
3 — 4" lange Eölire, welche an den obern Wendelbaum
angeschraubt und in welche zu lirechselnde walzen-
förmige Gegenstände .eingespitzt' werden Aa; vgl.
PlaiiscMbc, Dreh-, Sjjilzli'Ojjf, Klemmfueter. — Fiie-
terli: Papierliülse zum Ausfüttern der Zapfen beim
Zetteln Z. Vgl. füeteren.
llhd. inioler iu Buii. 1 — 3. 2 aus 1, indem (las F. das
Kleid ausstopft, wie diu Nahrung den Leib. 5 aus '2, nur
dass die Einfassung hiev eine äussere ist.
Über-. .Hölzernes Ü. über eine römische bleierne
Wasserröhre.' DHess 1818. — Ach er-: Futter, wel-
ches auf dem Acker gewachsen ist, z.B. Klee, Wicken,
Luzerne. Esparsette, Runkelrüben usw. — Under-.
Schtcigermtieter, 's Tüfeh U. S. — Ort-: F., das auf
rauhen Bergabhängen gewachsen ist ZO. Syn. Ort-,
Rüchheu. — Atz-: schlechteres, auf feuchtem Boden
gewachsenes F. für Schafe und Pferde BSi. Syn.
Fardel-, Mad-Heu; Caretseh; Lische.
Vieh-. .Zu den Bestandteilen eines vollständigen
Bauernhauses gehört die Scheune mit Vieh-Futter.'
Gem. Aa 1844. — Fenster-: Fensterralimen. .M. M.
hat versprochen, in seinem Kosten das Fenster-Fueter
zu vertäfelen. Paniernieister M. hat das Futter oder
die Raamen in den [Fenster-] Bogen gemacht.' Arch.
Kloster Eins. .Die F. von schönem Eichenholz.' 1773,
Z Staatsarch. \g\.Tür-F. — Für-: Kleiderfutter Gl.
— Gigen-: Futteral einer Geige, 's KätherU isch uf-
donneret g'sl' und g'mutzt [zugeschnitten, zugestutzt]
prezis wie-ne G. Bs (Schwyzerd.).
Kurz-: Hafer, Kleie, Rüben udgl. mit geschnit-
tenem Heu oder Stroh vermischt, Häcksel, z. B. als
Pferdefutter, allg. Syn. Geleck. ,Le ble, les legunies
ou tout autre Kurz-F., comme nos gens appellent.'
1750, SZellw. — kurzfuetere": (tr.) Einen schimpf-
lich behandeln ScH. IJo-vii"'' nit churzfuetere; i stö" uf
Schtclzerbode ! APletsch. 1880.
Klemm-: Drechslergerät, ähnlich wie Fueter 5,
nur dass hier der Gegenstand durch Anziehen einer
Schraube festgeklemmt wird Aa. — G'leck-: aus
verschiedenen Bestandteilen gemischtes F. BSi. Vgl.
Kurz-F. — „Lang-: F. von Heu oder Ämd, Lische
usw.", aus ganzen Halmen bestehend, im Gegs. zu
zerschnittenem, , Kurz-F.' — Nasen-: (scherzli.) 1. Bi
dere" Chälti sö't-men es N. ha". — 2. Schnupftabak Ap;
GRh. — Nest-: Heu, das gesammelt wird, um darauf
zu schlafen BRi. Vgl. Bett-F.
Bocks-: eine Art der Folterung, wobei dem In-
kulpaten die Hände zwischen den Oberschenkehi durch
nach hinten gezogen und festgebunden werden, so dass
er weder zu sitzen noch zu stehen vermag; noch 184ii
gerichtlich, sonst auch im Knabenspiel angewendet .\el,
Schweiz. Idiotikon I. H.
— Bei"-: Stiefel BO. ,Caliga;.' Id.B. — Bett-: Heu für
die Lagerstätten der Älpler. Schatzmaxn. Vgl. Nest-F.
Brut-: .Aussteuer, Mitgift Bs. — Entstelltod. umged.
aus dem syn. Brut-fuvder. Vgl. umgek. Stcin-fuetler aus -fueter.
SÖU-: Schweinefutter. — Stei"- [Fueder ZO.):
Behälter, Futteral des Wetzsteins L; ZO. Syn. Fueter-,
Stein-Fass. Audi als Trankgefäss und -mass für das
Vieh (vgl. Sp. 10.50. 10.54): .Für die Därmwinde [der
Külie] ist gut 4 St. voll Milch eingeben.' Arzneibuch
Zoll. 1750. — Wetzstein-: 1. =d. vor. — 2. dummes
Weib L. Vgl. Stock. Die Sage von einem ,Wetzstein-
fueterraannli'. einem Erdmännchen, das nicht grösser
als ein W., aber riesenstark war, s. Lüt. Sagen S. 487
u. EsTERM. Rick. 188'2, S. 180. — Stande»-: allerlei
Abgang, der in einer , Stande' [Bütte] gesammelt wird
zu Schweinefutter Th. - Tür-: Einfassung der Türe
Gr; Z. Vgl. Fenstcr-F. — 'Awischen (ZrcilschetJ- :
Fütterung zw. Anfang und Ende einer Fahrt, allg.
Essen zwischen den regelmässigen Mahlzeiten Bs.
Fueteräschi n.: Nahrung für Menschen und
Vieh. F Trägete [tragbare Menge] F. 1 (Spillm.).
Dem syn. Furaschi, frz. ,fourrage' nachgebildet, dessen
Stammsilbe aber selbst aus dem deutschen W. (ahd. ,fuotar')
zsgezogeu ist.
fuetere": 1. das Vieh im Stall füttern, ahs. od.
tr. (allg.); in Uw; Z: den Pferden Futter geben, da
vom Vieh hirten gebraucht wird, wie auch in BSi.
Inbegriffen ist in GA. die ganze Pflege des Viehs vor
und nach der Fütterung; also das Schroten des Heus.
das Melken, Misten und Streuen. Uf de" fab-'emj
Buch f., auf Zu- oder Abnahme des Bauchs zielend,
je nach dem Zweck des Verkaufens GrD. — 2. (abs.)
das Viehfutter verwenden, den Vorrat desselben
verbrauchen, nutzen. ,Sie zogen im Jänner nach S.,
um dort auf ihrer Liegenschaft zu f.' LE. — 3. „Futter
für das Vieh einsammeln BO." Furragieren. im
Krieg. ,Uf Laurentii führend durch den fürt ob 300
mannen gen fuoteren.' HBull., Tig.; s. Fueteri. —
4. Menschen, bes. Kindern, zu essen geben, 's Ching
z' hert [zu viel] f. BU. Wenn si isst, so fueteret si
Ziceu, von einer Schwangern L (ganz wie in Göthe's
Faust). — 5. viel essen Gl; Z. — 6. st. füeteren.
E g'fuetercii Schlutte [weite Jacke] Sch (Kirchh.).
Bildl. aufschneiden, der Wahrheit einen Zusatz geben.
Spreno (gleichsam ausstopfen). Vgl. füeteren 4.
Mhd. vuolein, Futter geben, F. holen. — Zu 6. Auch
nilul. wird vuot- z. T. mit viiet- vermischt. Ebso bei Fueteri.
i°-: das Vieh im Stall füttern, statt es auf die
Weide zu treiben Ap. Vgl. Intränken. — er-: 1. satt
füttern, von Vieh Gr; genug zu essen geben, von
Menschen. Me" mag-ne' nid e. {(f fuetere") Gr. ~
2. durch Füttern (Mästen) Etw. gewinnen. /■"* cJioufc
jung Chile, für Öppis z' e. BG. — ü s - : vollends
mästen. Wil dr Tschutt [mit Kuhmilch ernährtes
Schaf] bttUafeisst ist, tätend-nier [wir] besser, na [ihn,
es] z' metzga", a's Ha"no''' unter usz'f. Gr (Schwyzerd.).
— ver-: als Futter verwenden, z.B. ds Heu ufern
Stal mit dem Fe''' c. Gii. Syn. üs-, er- f reizen.
Fuetcrer in.: 1. Futterknecht, der das Vieh
füttert Ar. — '2. Todtengräber. Abdecker? .MHh.
habend sich vereint [entschlossen], dem f. von den
ehegruben ze räumen nit melir ze gi?bcn dann 4 Schil-
ling des tags.' SiAnTii. Wthur.
Mild, rniiimure, der Futter gibt oder sucht oder damit
handilt. In Wtliur war das Kciuigon der Kloaken zwischen
72
1139
Fat fu(. Patscli—futsch
IHO
doli Hiuiscrn viell. eiiieui offcDtliclien Vieh- oJ. l'ferdukiioclit
übertragen; anderwärts lag es freilich den ohgenannteu Ge-
werben ob und der Tudtengräber künnte mit Bez. auf das
auf dem Todtenacker wachsende Futter obigen Namen er-
halten haben.
Fueteri, Füeteri I f.: I.Fütterung, Weide. ,Pro-
pellere in pabulum, auf die füetere treiben.- Fris. —
2. Furragierung, im Kriege. .Eines Tag.s sind unser
Gesellen uf ein Füetrin gangen.- 1444, Gfo. , Etwas
Gesellen sind uf die Füetri gefahren.' ebd. ,Dry tusent
welscher knechten one iren schaden durchzelassen ins
Grieniger ampt uf die füeteri.' 1531, Strickl. ,Das
die landskneeht uf fuotory gangen.' Kessl. ,A1s man
vor Waldshut lag, wurdont die unsren uf ein tag uf
die füetre züchen und wellen füetren zuo ross und
fuoss.' EuLiB. — 3. Futter. ,üie fynd haltend grossen
mangel an der fuoteri, wölkend darunib herüber zie-
hen, fuotery zu reichen [holen].' HBcll. Tigur.
fueterig: leicht zu füttern. 1. von Tieren (Kühen),
die gern fressen Gr; G oRh.; dafür ring-f. Z. — 2. von
der Nahrung, z. B. Heu : nahrhaft, ergiebig Gr.
Fueteri"g f.: 1. das Füttern GrL. — 2. das
Futter, ebd. — 3. ein Mass Futter; 3 ,Ledi' machen
eine F. TuTäg. — 4. Furragierung. ,Er wert den
unisehweifenden Helvetiern das rouben und die fuo-
terung.' JJRüeger. — 5. die Gesamnitheit des Viehs,
. sofern man es zu füttern hat Gr (B.).
G'füeter n.: allerlei Futter, z.B. für die Schweine
Gr. D's G. zerzetten [verstreuen]. B' Schwl" chnat-
schend d's G. z'sämme". Keis p'rüsts G. Imn-i me und
7nuess e Schwisutt niache". Schwyzerd. Schorr das
Gazicht [Ungeziefer] nid Uta V tmder 'm G. ebd.
füetere": 1. (Kleider) füttern, allg. Bildl. iron.:
Einen f.. ihm den Text lesen; ihn beim Schwingen
werfen; bestechen (ihm Etw. in die Tasche stopfen)
BHk., dafür Ei"m d' Hose f. Scmtn. — 2. (einen Ufen)
inwendig auskleiden; (einen Graben) ausmauern. ,Uer
gfüetert grab.' Vad. Zapfen f., die Öffnung derselben
durch eingelegte Papierhülsen enger machen, wenn
sie für die durchzusteckende Spindel zu weit ist (beim
Zetteln) Z. — 3. (Wein mit Wasser) mischen GWa.
— 4. bildl., im Erzählen dick auftragen, hinzudicliten,
doubler Gl; vgl. fueteren 5: auch tr. : ausstaffieren,
ausschmücken, erdichten, übertreiben. ,Pacis imago.
ein gefüetereter oder erdichter frid.' Fris. ,Uass das
Wunderwerk, so der Capuziner angezogen, trefflich
von H. G. gefüteret worden.' Fisi 1696. .Das Exempel
der Quietisten beweist es klar, welches ich nicht ge-
füteret, auch nicht aus der Zürich-Zeitung, sonder
aus sonderbar [eigens] getruckten Bücheren habe.' ebd.
— an-: anfangen zu mästen. .Angefütterte Schweine.'
BsLd.
Füeterer: (PI.) furragierende Kriegsleute. 14G8,
Absch. S. fueteren 3.
Füeteri 11 f.: 1. Kleiderfutter Bs; Gl; Gr; S;
Uw; Z. E Strof [Plage], was das für Hose" sind! Denn
icie-n-i''' scMüf und wie-n-i''' zieh, Se cliumm-i''' nw i"
d' F. ie. Stutz. .Unser Herren wellent, dass ein jeder
syne hosen, so vor zerhowen sind, ganz vormache und
nit me schlechtlich wider uf die f. näyge [nähe].'
1526, Egli, Act. ,4 Ellen grauw Zwilchen zur F.'
1676, Hotz, Urk. — 2. Eingeweide, .das innere Belege
des Leibes' Z (mehr nur scherzh.). T>' F. ist dem
Jioss useclin. der Ihirm ausgetreten. — 3. Einem nit
(od. chiim) d' F. gc" : bei Weitem niclit gleich kommen,
nicht gewachsen sein, nicht genügen B; S; Z. Das
git nid d' F., reicht lange nicht aus Z. ,Uie Ätigen-
kilbi bildet nur das Vorspiel zur Schnottwyler Kilbi
und gäbe ihr chüm F.' Schweiz 1862. Auch mit ,sein':
Er ist-mu [ihm] nit Fietri, Syn. er hat NU z' im W.
— 4. Aussehen. Syn. Gatti'g. E F. mache", ein Aus-
sehen haben; auch: Miene; Syn. Lasche Aa; Bs; S; Z.
Von Jemand, der wegen Krankheit schlecht aussieht:
Herr Jeses, was machst du für e F.! Es macht rke
[keine] gueti F., es sieht schlecht aus. Ke hüsi F.
machen erklärt Suterm. mit .Glück haben'. Wenn
Eine'' si"'' nit freue" cha"", So 7nuess er hösi F. ha'
B; L (viell. mit Bez. auf das Gewissen, das Inwendige
des Menschen; vgl. .unter dem Bru.sttuche').
Hose"-: (bildl.) Geld Bs; S. Festi (od. e gueti) H.
Söttigi, wo [solche, welche] hesseri H. hei', vornehmere,
reichere Leute. Schild.
Füeteri"g f.: 1. Fütterung und Futter v. Tieren
und Kleidern Bs. — 2. = Fueteri, -i'ij, Furragierung.
Eidg. Defens. 1629.
füeterlen: (traulich) den Kühen Futter reichen .Ai'.
füetig: Steigerungsadv., sehr, ungemein ScnSt. —
Wahrsch. aus fiirrhtitj oder aus w'üctUj.
Fatsch - futsch. Vgl. auch die Gruppen Fasch usw.,
Fa><t usw., Fatz usw.
Fatscli BBe., Fatsch I B; Gr; „GG."; Schw {■^-),
„Fäsch B; LE." — m.: 1. das dichte, weiche, fette
Gras um die Hütten der Vorsassweiden, wo gedüngt
wird, im Frühling abgeweidet und Ende August, wenn
man von den Bergen wieder in die ,Vorsässe' zurück
kehrt, gemäht und zu Heu gemacht. Den Hauiit-
bestandteil desselben bilden verschiedene Arten des
Rispengrases, wie poa annua und p. alpina. Das junge,
üppig keimende Gras wird von den Schweinen gerne
gefressen und auch etwa für dieselben geschnitten,
später aber wird es trocken und saftlos BO.; Gr. Syn.
feissts Gras, Spitzgras; Wasem. — 2. ^Fäsch, kurzes,
dichtes, in einander geschlungenes Gras, wie es hie
und da auf hohen Bergen und Triften [Fäschfäi, vgl.
Sp. 745] gibt B; LE." — 3. eine Art schlechtes Berg-
heu, aus Gräsern bestehend, welche in Büscheln od.
dünnen Beständen auf den höchsten Felsenköpfen
wachsen, wo wenig Erde liegt. „Kurzes Riedgras,
carex acutus, das nach dem Abweiden der Alp noch
übrig bleibt und als Streue gesammelt wird, obgleich
es sehr stechend ist L; GG.; ScnwMa." Syn. Nätsch.
— 4. „Bergwiese, die nur je im 2. Jahre gemäht wird
Gr." — 5. Hühnerfennich. panicum crus galli SciiwMa.
Syn. Fensch, Fench, Fänisch. — „falschen", fätsch-
nen: den F. (s. bei 1) einsammeln BSi. — fätschig:
mit F. bewachsen BHk.; „GG.; ScnwMa. ■•
St., der Falsch und FuihcIi angibt, ghaubt, unser W. mit
Fachn, Fax, Sp. 655, vwdt, und allerdings zeigen die Bcdd.
manches Übereinstimmende. 5 hängt aber offenbar zusammen
mit FSmeh, Sp. 8:34; s. Fromm. Ztschr. 7, 378 f.; die gras-
artigen, scharfen Blätter des Fennichs, der die Nähe der
Misthaufen als Standort liebt, lassen die Annahme einer
Verwechslung wohl zu.
falsch Ndw. fät,'!ch BSi.; GrV.. fotsch, fotscheli
üwE.: Lockruf für die Schweine. — Fatschi 1,
1141
Fatscil futsch. Fax -fux
1142
Faseln (Dini. Fa(tjschli) Nnw, Fiitsdii B.Si.; T,E.
— n.: Ferkel.
Krsteros ein Natuilaiit, welcher beim Fressen entstellt,
I.ot/tcres davon abgeleitet? Eher umgekehrt die Interj. vom
Siilxt. Mligel. u. dieses aus Fri-iwlii (s. Firli Sp. i)'21) verderbt.
Katsclii II: Nbf. zu (Bruiler) Fritschi (s. d.). ,Wie
die Hasler den Luzernern den Bruder Fatzschin ent-
führen und diese ihn mit Uri, t5chwyz, Unterwaiden
und Zug wieder holen.' 1508, Ochs (nach den Bs Rats-
büchern). — Eig. ,raschi"g' personificiert, die Form an die
des Namens , Fritschi* angelehnt.
Fätsch II usw. s. Fäsch usw.
Vätscherin s. W-. fätschnen s. fatsclicii.
Fäntsoli Aa; Ap; Gl; G; Sch; SoHwMa.; Z,
Fäutschf I Gr, Fäusche Gr (Camenisch), Fäuze
(-&•-) BSi. — ni. Gl, sonst f.: 1. Hündin, ,Petze' Aa;
Ap; Gl; G; ScnSt; Z. Er ist u-eder Hund no''' F.,
ganz unzuverlässig-, unentschieden, untauglich (eig.
ein Zwitter). Sprw. ,Hündin, bräkin, fiiutsch, zaugg,
titl'e, fenne, zeuk: canis foeniina.' Eed. 1662. Syn.
Lüiitsch; Metz. — 2. gemeine Dirne Ap; BSi.; Gr;
GRh., T.; SoHwMa.; Z ij)im. Fnutschli). Syn. Luenz.
- 3. schlaues, altes Weib, Hexe GnStAntönien. —
4. = Fötsch, s. d. — A'wdt mit ,Fut'. — Zu .Fentschen-
bach' vgl. .Hundsbach'.
unime-fäutsche" (-fäuze" BSI): 1. herumschwei-
fen wie eine Hündin BSi.; Schw'E.; auch von Menschen.
— 2. C-fautsche") gedankenlos sich herumtreiben Gl
(Schindl.).
Fäutsche II s. Fötsche.
Fetscil ni. : (meist mit dem Epitheton ,arni') be-
mitleidenswerter Tropf, z. B. von einem verstümmelten
oder beschränkten Menschen, mit dem Nbegriti' der
(iutmütigkeit Gl u. (ehemals Glarn. Landvogtei) GWe.,
woselbst es auch als Familienn. vorkommt.
Viell. zu bair. ,Feggs', der Blödsinnige; viell. aber ein
appellativ gewendeter Personenn. mit der in Gl beliebten
Form der Geringschätzung (vgl. Frilueh, Fridoliu; Pelmli,
Peter), etwa .Felix'. In ZTöss gibt es einen .Fetschenrain'.
Fletsche f.: Hefe W. — lt. /eccm, ehurw. /(■«.■/i«, aus
lat. ta:x.
fi'tschen. .Concursatio et contentio: das umbhin-
laufen und fachten umb etlicher geschälten willen,
das hin und her fälschen.' Fris. (Mal.)
Vgl. fiuchm, futschen u. Gr. WB. 3, 1363. l.ifii). Viell.
Intensivbildung von /ecken; vgl. das Folg.
ver-fctsclie": zerfasern, zerfetzen Gl.
Wenn Ebels Angabe: ,/'V(«cä, Flügel', begründet ist, so
wäre unser Wort eine Neubildung aus dem syn. ver-fechen
(Sp. 731).
„Fitscli, Dim. -li: Person, die in steter Bewegung
ist; Schmeicheln, kleiner Kinder Z." - Von ßischen.
Ge-fitsch n.: 1. Gehetze, unruhiges Hin- und
Herlaufen, Auffahren von einem Sitze zum andern
BsStdt; Gl. — 2. (concr.) Person, die nirgends Ruhe
hat, wie absichtslos sich immer bewegt, bes. von
Frauenzimmern, ebd. Syn. Fegnest.
(umme-)fitsche" (-fitze' L): 1. ..hin und her
flattern wie ein Schmetterling, hin und her laufen,
bes. viel zur Türe aus und ein springen Gr"; unruhig
auf seinem Platz hin und her rutschen, wie die Kinder,
reiben Gl; Gr. Vil F. git bösi Hose", unruhiges,
wechselvolles Streben od. Umziehen schädigt die (Jko-
nomie. Syn. ummefegen. — 2. müssig herumschlendern,
herumvagieren L; Sch. — S. = pfitzen, pf ätzen.
ver-fitsche" Gl, fitschge" GrHc: durch Rei-
bung abnutzen, z. B. ein Kleid. — Intensivbildnng zu
fiijijen Sp. 714.
Fitsch ersehe s. Flitterschen.
fitscllig: unsicher, zitternd und eng (geschrieben)
GStdt. Syw.fiser(ljig. — Vgl. /ito« tt u./tzcd'i/, auch /«ei-f«.
fotsch s. falsch.
Fötscli: Ferse Zo. Vgl. Fötsche. — Vgl. , Fotsch' als
Beiname. 1.53.5, Sch Ratsprot. und den dortigen Familienn.
fotsclile": (m. D. P.) delicat behandeln. Si f. dem
Chind vil z' vil, sie entsprechen seinem Willen viel
zu sehr BSi. Syn. hatschlen. — ver-: verhätscheln,
verweichlichen, ebd. F verfntsclüets Chind. — Zu
.losch', faul, mürbe. Gr. WB. 4, 1 a, Sp. 41.
g'fötsch s. gefüdisch Sp. 683.
FÖtsclie ScHwE.. Muo. ; S, Fäutsche TuSchlatt.,
Fetsche GSa. — m. Schw, f. G: aus Tuchenden ver-
fertigter, mit Wolle getütterter Winterpantoff'el; etwa
auch alter Pantolfel. Syn. Fink II, Giinsche. Yg]. Fotsch.
futsch (2>f- Ndw): for't, aufgebraucht, unwieder-
bringlich verloren, z. B. Geld. 3 bis 3 Filnfedri/ssgler
[Fünffrankenstücke] sind f. Gotth. Vernichtet, zu
Grunde gerichtet, zerbrochen, gebrochen, verdorben,
unbrauchbar; in phys. u. moral. S.; gemein für .todt'
oder ,dem Tode nahe', von Menschen und Tieren,
allg. Syn. fauTc, futtü, hin, kapores, kaput, rams. Das
Haus ist f., abgebrannt, oder auch bloss unbewohnbar
UwE. D' Böni sind f., wenn sie im Frühling erfrieren
BSi. Häufig formelhaft allitt. verbunden mit .fertig'.
F. gä", werde", bankrottieren, in seinem Handel zu
kurz kommen W. — \g].fitiiii; docli cbor fitudun (fnisclicn).
S. auch Gr. WB.
„Futscheli n.: Füllen, junges Pferd B.' — Wohl
von Füll!, in Anlehnung au Cliucltclieli u. ä.
..futschen" = fit.schen Gl wird für die heutige Gl
M.\. in .\brede gestellt, dafür fitschen (s. d.). Kircuii.
S. 176 u. 360 jedoch hat ebenf. futschen in dem unter
fitschen citierten Sprw. ■ Intensivbildung zu Jucken.
Fiietsche f.: liederliches, unordentliches Mädchen
GRThusis. Syn. Hutsche. Vgl. Fäutsch.
Fax, fex, fix, fox, fux.
Vgl. auch die Gruppen Fm-hx usw., Falz usw.
Bier-Fax m.: Meistergeselle in einer Brauerei.
Überbrauer, Geschäftsführer Aa; Bs. Auch Brauer-
knecht überh. AABb. — Frz. fux.
Spinti-Fax: Possenreisser Aa.
Einer der .Faxen ansspintisiert [auskliigelt|'. Vgl. bair.-
östr. Fex (Fax. Fromm. 2, 341) und Gr. WB. bei Fach»,
Fe.c und Feix.
Faxe" (PI.): 1. Spässe, Possen, Tücke, drollige
Streiche, Neckereien, Vorspiegelungen. Spielereien,
allg. Syn. Gespü.sen. Willt dii-m'r öppe" noch F.
muche', sagt man etwa zum Pferd, das nicht gehorchen
will BSi. .Hielt es für F. und Flausen.' Gottu.
.Krunnne Sprünge und Känke, um Jmdn aufzuziehen
oder zu täuschen.' Spkkxc;. — 2. Grimassen, Ver-
zerrungen, auffallende od. hicherliche Geberden, allg.
1143
Fax— fiix. Fatz-futz
1144
E-n-er allemöl d' Gichter übercliunnt, macht er gar
g'spässigi [sonderbare] F. Sch. Syn. Gabriole".
Bair. Fachsen, dass. ; s. auch Fromm. 2, 341 u. 5, 227,
und vgl. Fatz, faizRii, Fatzikus, Fexen.
Pex(li") 111.: Maiin.sn., Felix. XVIII.. Baukencksi-r.
Vexiitz (Vexar. Spreng) in.: Spass, Scherz Xv.
Sc^nSt.; 'A. Ea ist (nw) us V. g'scheh. Du eicige
Hagel! Was seist [sagst] au''' da! Jetz muest du him
Eid a«<-'' helfe" trinl;e" tcege" dlm V. XVIII., Bauren-
CESPR. ^ nu'' xciigc dem, tcas d-u jetz g'redt hest. ebd.,
1. Redaktion. Heb 's aber nüd ungern, 's ist nW V.
Stutz. , Damit es [an dem Hochzeitabend] nit vil
g'scher [Lärm] und v. gab, verbarg ich mich in meins
vatters kammeren.' FPlatt. 1612. ,Dicere alicjuid jier
jocum, in schimijf, vexat sagen.' Denzl. 1ü77; 1710.
Lat. ,vexatio', Plage, Belästiguug durch Spottredeu.
Neckerei. Wegen des vertauschten Geschlechtes des W. vgl.
VuUlatz, Sentenz u. a. — ,Vexar' ein Schreih- od. Lesefehler?
oder eine aus ,vexieren' ahstrah. Bildung?
vexiere": 1. quälen. ,Du muost mit fasten hart
V. dyn zarten leib.' Com. Beati. — 2. (intr.) spasseii.
scherzen, nur dergleichen tun Bs; B; Schw; S; Zcj; Z.
Ach, de vexierst, es cha"'-der nüd ernst st', i'"'' g'seh,
de lachist hinnen im Mid. Stütz. Formelhaft, auf
ungläubige Fragen oder verwundernde Ausrufe: «"-
g're.riert! B; ZU. I"'' glaube, Si vexiere-d, i''- müesst-
mi''' ja schäme" [d. h. wenn es wahr wäre]. MUsteiu.
S. noch bei Fasel. — 3. (tr., auch üs-r. W) durch
Scherz zum Besten halten, täuschen, aufziehen, sticheln
Bs; L; W; Zo ; Z. Syn. füppelen, fuxen, fötzelen.
Cha""sch mache", wie de icitt, v. lon-i"'' mi"'' nit. EKko.n.
,Die Jungen aber lachten, als sie den Alten seine
Freunde so v. hörten.' Landw. Woohenbl. 1847. Du
Vexier- Sakermenter! als Verwünschung, ebd. Und
d' Frau Vre macht Auge" und meint, me" well-si v.;
g'seht si denn aber, dass 's Ernst ist, so freut si-si--''
über de" Handel. Müsteri. ,So11 darum [wegen der
Messe] nieman den andern verachten, v. noch ver-
spotten.' 1529, Strigkl. ,So tuet die lörch [Lerche]
mit irem g'schwätz die ander [Vögel] all v.- ca Inßo,
WWack. 18G9. ,I)as Bad habe ein eigen Gericht und
Badrecht, gemäss welchem keiner den andern wegen
der Religion v. noch schelten dürfe.' 1567, Absch.
,Dessglyclien mängklich sich des sehr übel anstendigen
glächters und vexierens enthalten soll.' 1035, Z Mand.
.Dieweil ich ihn vexiert, er habe nur ein Hasen mit
so vielen Hunden gefangen.' Heut. 1058. — 4. (tr.)
Jmdn freundlich ausförscheln, zum Geständniss von
Herzensangelegenheiten bringen TuTäg.
Aus lat. ,vexare' (frz. ,vexer'), plagen, ärgern. Vgl. die
Ciinii)p. Vexier-Glan, -SchioHfi, -Werch.
Fexe" f.: Fee. AvHaller, It Rochh.
Vgl. bair. Feckin, Fach«, Fex m. hei Gr. WB., u. Zeitschr.
f. d. Phil. 1871, S. 331 ff.
Fix s. Felix Sp. 772. Wunder-Fix s. -Fitz.
lix Aa; Gl; L; Sch; Z, g'fix G oT., flix Aa, gflix
GF., G.: 1. schnell, hurtig, behende, flink, tätig, allg.
Hellauf SiHwE. ,0b dem Ring soll ein Fläschlein
oder Krüglcin von Öl hangen, den Hauen der Mus-
(lueten darmit gefix [geschmeidig, leicht bewcglicli]
zu machen.' Kriegsb. 1044. — 2. {fix, neben flix Aa)
fertig, mit diesem W. formelhaft verknüpft, wie nhd.
allg. — 3. glänzend, schmuck ausstaffiert. Us.<ie' f.
und inne' Nix. Sprw.
Ableitung aus dem lat. ,fixiis' ist zweifelhaft, da diesem
und den romanischen Abkömmlingen die Bed. .schnell' fehlt.
Sanders hält es mit fickeu zs., aus dem es dann gebildet wäre
nach Analogie von fugn, an welches sich die Form ßU- an-
lehnt, wenn nicht an , flink'.
fixe" I: 1. fertig machen, heraus putzen Ap; L.
Er ist g'fi.ct und g'wi.i:t [gewiclist]. Imperativisch im
Sprw.: Er ist davon gegangen, no''' fi.r-mi''', nff'' lix-
mi'''', ohne ein Wort des Dankes L. — 2. ausklügeln W.
1. Lex (iffenbar dem Anklang zu Liebe aus ,leck' um-
gebildet. Bed. 2 erinnert au ünyejilzt (s. d.); doch vgl. auch
fi>i-/. und -ßaten.
„fixen II, pf- LE."; ÜBw^ pßxeti UwE.: niesen.
Synn. /luxen, jjfachen, pfäggen, pfägsten, pfa.ren,
pjlu.ren, pfitzen, pfätzgen, pfnitzen — alles Schall-
wörter.
„US-: ausspötteln LE."
Viell. zu ßtzen: doch passt es auch zu _/ucn //, da ein
erzwungenes Niesen Hohn bedeutet; Übrigens möchte vexieren
Furm und Bed. beeinfiusst haben.
fixen III s. fitzen.
Fnx m.: verwittertos Heu von rötlicher Missfarbe
GfiPr. — Eig. ,fuchsruf.
fnx. Es ist u-ie f., im Augenblicke verschwunden
WV. — Vgl. fitachen und /mach.
fuxen I, Fuxer, gefuxet s. fuchsen usw.
faxen II: stürmen und schneien, nur verbunden
mit j/i«.icM (s. d.) und nach ihm gebildet BHk., Si. ; Uw.
Er meint, tve"" 's nüd grüseli fuxi und gu.ri, so sei 's
nüd Ji"ii-'etter.
Fatz, fetz, fitz, fotz, fntz.
Vgl. auch die Grujipen Fniach usw., Fii.c usw.
Fafz m.: Spott, Hohn. ,Was wäre das [der Ehe-
bruch] anders dann ein f. und ein spottV ja, ein falsch
und betrug.' Zwingli. ,Vil trybend iren f , gspött und
glächter damit.' HBull. 1540. Abi. fatzen.
vatz s. ivatz.
Pazzelet GRArosa (Fazzolet), S., Tschapp. (e), Val.,
-li GlH. (e), S. Ce); GnChur, Landq., ObS. (e), Churw.
(-edli); W, Fazzenet, meist -li kk (-edli); kv (-edli,
-eth); Bs; B (Si. -c-); VOrte; GfiChur, Pr.; GRh., oT.,
Stdtf; Sch; S (Fazi-); Th; W; Z (tw. -edli). S. (Fazzi-),
Fazzenezli GG., Stdt; Sch (Kirclih., Nnk.); TuTäg.,
Neteli ZBaunia, N'etli, M-dli, Nedeli GuD., Maienf.,
Pr., Nezeli, Nezi „G-; Z — n. — Dim. Fazzeleti
GnVal., Fazzeneteli Z — PI. -er Gr: 1. kleineres Tuch
zu verschiedenem, tw. wechselndem Gebrauch. Im Jahre
1512 werden aus einem begüterten L Hause u. A.
2 Dutzend ,Fazaletli' gestohlen. ,Der [Jerusalein-
fahrcr] soll han 3 henider, 3 fatzalettlin [usw.].' Hs
Stookar 1519. .Fatzalettlin' gehören zu den Kostbar-
keiten eines Haushaltes. Platt. 1572. Der als Parla-
mentär ausgesandte , Trommelschlager soll ein facenet-
lein in die band nemnien und über den köpf schwingen
und das f. umb den huot machen.' KRiE(isBi'rnL. 1644,
,2 abtstäb, darzuo 2 tüechli oder fazenetli in dem
sessel und 1 küssi darauf.' 1550. Invent. Kloster Eins.
.Zoll von seidenen und baumwullenen Fazanetli.' Z
Gesetze 1757. Spez. a) Schweisstuch, Handtuch.
,5 faciletli, damit der pricster die hend trücknet.'
1145
Patz. fetz. fitz. fotz. f'utz
1146
G Stiftsarch. .Da.s fatzenctli oder liandzweliel iieliend
am altar .soll zuogestellt werden dem . . ., das er die
ougen mit trückne.' NMan. .Sndarium. scliweisstüecli-
liii. faceletlin.' Basvp. 1.537 (auch .Fatzeiietlin ....
muccinium.' 1653). .Sudarium. strophiolum, fatzeletle.
{■badlachen).' Fris.; Mal. — b) Taschen-, Nastuch
Aa; Ap; Bs; VOrte; Gl; GflChur (FazzanetH), D.,
Maienf.. ObS., Pr., Val.; G; Sch; S; Th; W; Z —
allenthalben im Aussterben begrift'en. Syn. Fetzen;
Lumpen; Schnupftuech. Hindr 'em Hauptme dri"
trottet denn de Fänderi; an-'re alten Ofestange tuet
sU Fazenetli hange' und uf dem ist aUerha)id, doch
l'ei" Gott u. Vatterland. JIUsteri, Buebeunizug. , Fetze,
fazennätlein. fascia. linteolum, muccinium.' Red. löliJ.
.Ein Schnupftuch oder, wie wir reden, ein Fatzenet-
lein.' AKlingl. 1691 neben .Fatzenetzli'. In einen
Zipfel des F. bindet man Geld ein in Ermanglung
eines Beutels. .Damit warf er die 800 Tlr in einem
Fatzonet in die Gutschen.' S Kai. 1713; vgl. .hielte
das F. für den Mund, [da] er das Zahnweh hatte.' ebd.
S. auch Knopf. Besonders grosse Schneeflocken werden
hj'perbolisch mit Nastüchern verglichen : es schneit F.
Z; s. a.nch Linlachen; Kindsschueh. Bräuche. Schön
gedruckte oder gestickte Taschentücher sind noch
heute wie ehemals geeignete Gegenstände zu Fest-
geschenken, bes. zur Neujahrszeit, an Hochzeiten in
die ,Ürti' (s. d.) usw. ,Am Sylvesterabend hat meine
Frau jedem Kind ein F. verehrt.' Stctz. Z'letst god
Alls hei'" [von der Hochzeit] mit irem Fnzzennetli.
Hafl. 1813. Üie Braut gibt dem Pfarrer für das Auf-
bieten, dem Schuster und Schneider für die Verferti-
gung des Brautkleides das Spousafazzalet GnSch.
Vgl.: ,Der Schuelmeister hat von jedem Brautpaar,
wenn es hier [Fischental] in der Kirche eingesegnet
worden, ein Schnupftuech.' 1794, Z Staatsarch. Die
Hochsigfazzenetli werden von der Braut ausgeteilt üw.
Lt G Sittenmand. 1611 darf die Braut ihrem Bräutigam
neben andern Dingen .Fatzcnetlin verehren'. ,Hoch-
zeiter, welche iliren Verwandten Fozclet, Kragen oder
Hauben schenken, werden mit 10 Pfd gebüsst.' 1672,
L Mand. .Es fröt mich, das ich eim semlichen [solchen]
geistlichen mann sott etwas machen. Ich schick üch
ein fatzenletli. hab ich gemacht, hett ich es können
iiübscher machen, wellt ich es nit gespart haben.'
1514, Bs Brief. ,Du tust vil Fatzennetly machen; des
mögend woll die Knaben lachen, zeigend "s einanderen
bei dem Wein, du meinst, es soll verschwigen sein.'
Wahrsag. 1675. An der Ufrichti (s. d.) flattern an
der auf der First des Hauses aufgestellten Tanne
bedruckte Nastücher, die den Arbeitern zukommen.
Spiele. Kinder, welche mit Etwas, z.B. einer Katze
auf dem Arme, sich tanzend drehen, singen dazu : P''
tanze' mit-em Gretli und ivenn i''' drü Möl omma"
bi", so gid 's a F. Ap. F. (Ap; ZF., Fetzli Ap) leggen,
ein Spiel, bei welchem man einen Kreis bildet, der
vorerst unter Absingen des Reimes Fazze-, Fazzenelli 1.
usw. einige Male die Runde macht, worauf eines der
Kinder austritt und aussen herum geht. Dieses lässt
im Verlaufe sein Taschentuch hinter dem Rücken
eines Mitspielenden auf den Boden fallen. Dieses
niuss seinen Platz verlassen und in entgegengesetzter
Richtung im Wettlauf nach der Eüoke eilen. An dem
Überholten ist es, das F. wieder zu , legen'. Hat aber
das Betroftene Nichts gemerkt, so wird es entweder
vom Spiele ganz ausgeschlossen (Ap) oder es hat ohne
anders das .Legen' zu übernehmen (ZO.). Vgl. auch
StecMi lenen. — c) Halstuch GnChur (Fazzalet),
Churw.. D.. Ldq.. Maienf., Val.; U. — d) Kopftuch
BSi.; ScnNnk. — '2. Fetzen, lumpichter Zeug, der
bloss dem Scheine dient. Gotth. Abgetragenes Klei-
dungsstück S. Syn. Hüdeli. Übertr. : sinnliches, geiles
Weibsbild. Gotth.; weichlicher Mensch (Suterm.); Syn.
Hüdeli, SchlärpU, Täsch, Trüech. — Hals-Fazzoletli
(Serardi), -Netli, -Nedli (ß.): Halstuch Gr. —
Hand-Nezi. ,Deller-Ram und etliche H.' ca 1600,
Z Staatsarch. — Chopf- Netli: Kopftuch GrD. —
Schnüz-Netli, -Nedli: Nastuch GrD., Pr.
^\>&t mhi. falzanet(Un) aas \t. fazzoUtIo, Siick-, Halstuch;
eiigad. fazzaktt; piemont. fassolet. Sache uud Wort in dieser
Form kommen aus Italien. Ältere Belege sind noch : ,Fatzen-
(a)etli.- ca 1600, ZArch.: 1604, L; 1710, G; .Fazeoet.'
1659, Arch. SchwE. Vgl. Doch Gr. WB. 3, 1218. 1226.
136.5; Schm.-Fr. 1, 780. — n für l wohl zunächst im Dini.
aufgekommen dem Wohllaut zu lieh; umgekehrt scheint das
z des 1. Teiles sich das ( des 2. Teiles assimiliert zu haben,
wodurch ein Parallelismus zw. den beiden Bestiuidteilen des
scheinbaren Comp, erreicht wurde ; oder viell. ist eine ab-
geleitete Form ' Setedi (vgl. Biiebesli, Chälbsli) vorauszusetzen.
fatze": 1. (intr.) scherzend lügen, prahlen, auf-
schneiden ..BO." — '2. (tr.) spotten, verspotten, schmä-
hen, durch scherz- und possenhafte Reden ärgern,
zum Besten haben, aufziehen, hölinen, sticheln, necken
Bs; „BoHa.; Z." ,Der herr von V. ist umb syn burg-
recht kommen, darumb dass er myn herren gefatzet
und in kosten gebracht.' 1529, Absch. .Und habend
klag angehebt als die, die von den Heiden gefalzt
und beleidiget muosstend werden.' 1531/48, III. Macc.
.Irrend nit, Gott lässt sich nit f.' 1531/1667. Gal. =
.lässt seiner nicht spotten.' 1707. ,Die am tor sassend,
fatztend mich und die weinsaufer machtend liedly von
mir.' 1,531/60, Psalmen. ,ünd vermeint, das er in
villicht hätte wollen darumb verachten oder f.' ca
1535, SiML. Urk. ,Es wirt hie Christus keinswegs
g'fatzet. noch nit syn wunderzeichen tratzet.' Aal
1549. .Ludere, e-. de-ludere. apologare, cavillari. ludi-
ficare. einen f., verspotten, betriegen, speien, schmutzen,
mit eim schimpfen. Scurrari, ein speivogel sein, spei-
wort mit eim treiben, speien, f., flatieren, federlesen.
Abutendum se permittere. mit im lassen umbgon, wie
man will, sich treiben und f. lassen.' Fnis. ; Mal.;
Denzl. 1077; 1716. Vgl. noch Anni. zu Fas.i, Sp. 1049.
.Wann einer [der Schies.sgesellen] Unzucht [Ungebühr-
lichkeiten] treibte mit koppen [rülpsen], tratzen, L'
1620, Klosterarch. ScnwE. Wortspiel: .Als einer an
der Fassnacht mit seinem Weib ein Fatznacht hatte,
dass sie sich mit einanderen erzankten.' Schimpfr. 1651.
,F., fopen. inludere, irridere.' Red. 1662. ,.Ia, wie tun
wir Gott für einen wahren Gott halten, so wir ihn
bishar mit solchen Busstagen nur gespilt und ge-
fatzet?' JMliLL. 1673. .Ein Knabcn-Fätzerin bist von
Art [hast dich immer mit ihnen zu reiben, sie zu
schelten], der ein ist z' rauch, der ander z' zart, der
dritt nit liübsch und reich genug.' Wahrs. 1675.
(Vgl. Jiing/rauen-Fatzer und fötzlen). .Vcrbigerare,
schwetzen, wörtlen. f.' Den/.l. 1677; 1716. .Carptor,
.\nschneider. Jnngfrauenfatzcr.' ebd. 1677; dafür 1716:
.Anfatzer, Jungfrauenfatzer. Sclicltcr.' .Das heisst
Gott tratzen. mit Gott f. und spilen.' AKliN(jl. 1688.
•Gott fatzende Vermessenheit.' ClScugh. 1699. —
3. hadern. Vorwürfe machen. ,Er kommt nicht im
Zorn, er will nicht mit dir f. in Worten, noch Schulden
1147
Fatz, fetz, fitz, fotz, futz
1148
fordoin.' AKlincl. 1702. — 4. kläglich bittenile Ge-
benlen machen, mit solchen um GnaJe flehen. .Der
Biir [Bern] tut unih Quartier [Gnaile] f.' ca lO.jO. Lied.
— T). .schlagen, prügeln, übh. hernehmen. .Man wirt
s' [ilio das Publikum ausbeutenden Geistlichen] aber
noch wol f., so s' dem pütel am boden kratzen.'
Badenfart. ,[Der Bär] hat gmeint, man soll ihm nur
leis kratzen an seine Tatzen, nicht ausf.' ca 10.56,
Lied; vgl. bei Fischart: .Wie man die Flöh fatz und
kratz.' — fätzle": auf Jmd sticheln. Einen auf-
ziehen, anzügliche Beden führen Bs (Spreng). Zum
Besten halten. Du u-ilU-mi-'' aber Ei's f. B oHa. —
Fätzler m.: wer andere gerne lächerlich macht Bs
(Spreng).
Mlul. mttzen, spotten: vidi, wie alle "WW. der Gruppe
Fatz usw. von einer Verlmlwurzel fiz, faz, fv.% mit der Bed.
,in Fasern gelien oder reissen, zausen.' — Bed. 3 und der
Beleg aus den Schinipfr. scheinen sich an fcXzan anzulehnen,
wie 4 an Faxai und ,'> an fitzen, wobei der Einfluss des
Reims und die sprachliche Freiheit eines Volksliedes mit in
Anschlag zu bringen sind.
Faze't m.: Spassmacher in Gesellschaften Vürte
(nicht volk.stüml.). — Moderne Anlehnung an lat. .facetiiE,
lucetus'. Vgl. FiizihuH.
Fazi L, Fiisi SchwE. — ni.: Personenn., Bonifazius,
Fatzikus BG., 0., Fitzikus FPlaf — m.: Po.ssen-
macher, Hanswurst. — Die Endung u»- des aus .Faxen,
fatzeu' sich erlilärenden W. wie in .Lustikns'.
Fauz I s. Faus Sp. 1065.
Fanz II m. : Leichtfertigkeit, die sich bes. im Singen
von .Fauzenliedern' (s. d.) kund gibt ZO.
Viell. identisch mit fanz Sp. 877: doch hat .ausfaunzen'
im Tir. auch die Nebenbed. ,.ausschelten' und das ,Fauzen-
lied' wäre dann ein Hohn- oder Spottlied auf ehrwürdige
Dinge; doch s. Faufcu Sp. 1066.
Fanz III m. — PI. F-e": P.utenstreich, Schlag S;
Ndw; ZWl. Wenn Eine'' d' Hose" nide" het, ijch e'
F. me'' oder leeniger, wenn Einer recht vom Schicksal
verfolgt wird, kommt es auf ein Unglück mehr oder
weniger nicht an. Schild.
Vgl. Ftnu, mit welchem W. das vorliegende identisch
sein könnte; doch mag auch bair. Fiiuzen, Fauststoss, ver-
glichen werden.
Fauze" (Fausi AaF.) f.: Rute für die Kinder
Aa; B; VOrte; S. Syn. Fanslen Sp. 1060.
fanzo"; 1. mit der Rute streichen, z.B. ein Kind
auf den blossen Hintern AaF., Hl.; VOrte ; S. Syn.
fmmn, hauen. G'fauzt het si's, ''ass m'r hätte" mör/e"
Herr Jesis pfife'. BWvss 1863. Im Abzählreim heisst
es: Ganci i" d' Schnei und ler dl" Sach; chunnsch-mer
hei"' und cha""sch-es nit, nimni-i''' d' jRueten und fanz
(fitzj-di'^'' mit (Var. — cha^^st-mer Nix, kriegst de"
Buf/gel rolle Wir). Wenn-me" nit chann anknc" und
meint, d' Nitlle [Rahm] sig rerhe.ct, so sell-mc" d' Nidle
unger de 3 höchste Name" mit-ere Haselriiete f., de""
chunnt d' Hex nvd bittet ab. — 2. (fänze") fort-
[leitschen, verjagen BSi. B' Nacht fuuzt [den Tag]
üher Grind trnd Grat, win [wie] Triberbnehcn d' Gemschi
trlben. Romanc. 1870. — '2 viell. Intensivbildung ('ßtukezru)
zu f(iuhf:n Sp. 72.5.
Fäuzen, läuzen II s. Fäutsch, fäutschen.
Fäuzi, nii Comp. Splendi- AaZo.; L; „Zk", Sp'endi-
AAStaufen; L; ,Zii", Spenti- (Suterm.), Spenjii- L,
Spanze- LStdt. -Fäuzi AAStaufen, Zo.; L; „Zn",
-Fdzi(s) L; „Zg", -Fözie" (Suterm.). -Fürzi L
(Ineichen): 1. lächerlicher Prunk, Aufwand L; „Zg."
Und d' Freiheit gilt, denh, aw'' nid vil, vo [welche]
Sp. mache" will. Häfi,. 1813. — 2. Umstände, Worte
als Ausreden, Spiegelfechterei AAStaufen, Zo.; L. F''
trauti nid, und gib nur Acht! 's wird do nid Sp.
g'macht. MoHU.
Da .^jitcnditr marhni in Gl prunken bedeutet, so ist unser
W. wohl zsges. aus Splend- (lat. splenderf., glänzen) und einer
zu Fangen, Umstände (Sp. 1066); Fäuni (Sp. 1067) gehörenden
Form. \g].fozen. Im 1. Teil der Zss. hat z. T. it. .spendere',
ausgeben, Aufwand machen, eingewirkt. Betr. den 2. Teil des
"W. ist auch noch an Kunket-Fuem (s. o.) zu erinnern. — Die
Angaben über das Geschlecht schwanken zw. allen dreien.
— Syn. FcHtivin ; Feixen; Gespusen.
Fetz W, sonst Fetze" (auch etwa Pf- B) m. :
1. Stück, mit dem Nbbegriff des .\bgerissenseins und
infolge dessen der unregelmässigen Gestalt; Lumpen,
Lappen; jedes abgerissene, aber noch lose hängende
Stück; Faser an Kleidern; auch en F. Hut, Fleisch,
Brod. allg. De Pflege! ist i" F. verfare" AAEhrend.
Der Spiegel ist umbrig'chlt [heruntergefallen] u z'
chleinW I'etZH" g'gangu" W. Lustig sönd d' Bettellüt,
si tanzid, dass es F. stübt Ap (Lied aus der Zeit der
.Fahrenden'). Bildl.: Gang mir vom Lib! seid der
Lumpjc zum F. [vom dummen Bettlerhochmut]. In-
eichen. ,I>er Lump hat den F. gefunden'. Gleich und
Gleich gesellt sich gern. Mey. Hort. 1692. Der F.
als Rest eines zu Grunde gerichteten Gegenstandes.
Das W. wird daher oft formelhaft verstärkend mit
.Lumpen' u. a. Syn. verbunden. Es ist Nünt a's Lumpe
und F. an-em, seine Kleider sind gänzlich zerrissen
.\p. Ml" Su" ist z' (chllne) Hudle und z' F., meinem
Sohn wurden die Kleider ganz zerrissen Gl. Ml"
Schirm, ist z' Hudle und z' F. ebd. Er holt e" schene",
feisse" Chäs und spienzlet-e" — trell-e" ober iber d' Flueh
uis, doss er z' Hudlen und z' F. verstlbt Uw. Z' F.
ga", bankrott werden W. Syn. z' Lumpen, z' Niiten,
futsch ga". .Mir miend z' Lumpe und z' F. werde"
[gänzlich verarmen].' Talhochz. 1781. Jmdn z' Mues
fz' Hudere, z' Lumpen) und z' F. (ver) sehlä" (oder
verzere", vor Wut) Gl; Gr; Z. Dervor lu-mi°'' z' Hudle
und z' F. machen, eb i''' nachgibe Gl. Z' Hudle
(z' Mutz Z Uhw.) und F. verrisse" (üfbrüche", ver-
rilere"). Bi Bitz und bi Fetz GrD. ,Do verbrann
das closter bi fetzen üs'. bis auf den Grund. Vad.
Mit Neg.: Ken trochne F. am Lib ha", ganz durch-
nässt sein; vgl. /nsennacfet. Gar Nichts: Vom Hanterech
[Handwerk] ekei" F. rerstä" Schw. Ken F. G'schribes
von Ei"m ha", nichts Schriftliches zur Sicherung Z.
Prächtig hed er chiinne" schwätze", aber verstände"
han-i''' ke" F. Schw Fasnachtsp. 1883. Es feit kei"
F., so muess nw'' d' Welt zum Tüfel fare". ebd. Ekei"
F. werd [wert]; ekei" F. tue"; nid e F. nitzt [nützt]
das Ndw. Er het kei" F. Chind [gar keine], kei F.
Trumpf [beim Kartenspiel] Gl. Kai F. Kraft hau
GnChur. Mit dem Nebenbegriff des Grossen, Unförm-
lichen. En F. Brod AAZein.; BsStdt; LE.; SL.; ZStdt.
Ftitza" Crt" Wuar [Damm] hed 's i"g' feilt und d' Steina"
libarament qwcgg putzat (inSchiers. (Schwizerd.) En
F. Land Bs. Syn. Flecke, Flänyge, Flärre, Wampe.
Abstr., zur Massbestimmung übh., indem es vor einem
Subst. attributiv den Begriff .gross' ausdrückt. En F.
Schtol", Stei", Matte", Ma"' Gr. — 2. grosse Flocke
weichen, fetten Schnees Bs. Vgl.: .Wenn es F. hagelte,
nio
Patz, fetz, fitz, fotz, futz
1150
er hu-hte nur dazu.' Schweizerb. 1820. Syu. Focken,
Fotsen. —- 3. Tasclientuch Ar (FetzU, auch Nascn-F.);
GitHe.; GT.; W. F. legf/e" s. Fazenetli. ,Da.s früher
allgemeinere FazeneÜi ist zum FetzU oder gar zum
Fetze degradiert worden.' Heimatk. GKappel. .Wie
N. N. als kleiner Knabe mit ein paar ersparten Batzen
Fetzli zu handeln anfieng.' WSenn 1870. — 4. das
Tuch, worin der Ziger geräuchert wird Ap. Vgl.
Fetzenziger. ~ 5. (im PI.) verächtlich für Kleider B8i.
Vgl. Gefetz 1. — 6. Fetz (PI.), kleine Prozesshändcl;
Streit Gl; vgl. Gefetz. — Mhd. vetze, Fetzen, Lumpen.
Ge-fetz n.: 1. „die an einem zerrissenen Kleide
herabhängenden Fetzen oder auch das, was aus ein-
zelnen Lumpen besteht. Syn. (Us-) Fetzete. allg."
Verächtlich für schlechte Kleider I3Si. ; Obw. Baus
vier 's G'fetz net b'sclnssist [beschmutzest, sonst . . .].
Vgl. Fetzen. — 2. Hader, Zank, Wortwechsel, kleiner
Prozesshandel Gl; Schw; UwE. Vgl. Fetz, fetzen und
Fetzhandel. ,Die Scholastiker habend die einfalt chri-
stenlichc lehr in ein disputation oder gfetz und ghäder
durch vil fragen gebracht' HBi-ll.. Tigur. ,Puxa, turba,
controversia, concertatio, altercatio, zank, hader, getöub,
span, wörtlung, gf.- Fris.; Mal. ,Conflictio causarura,
der underhaspel in den rechtshendlen oder der gspan
oder gf., da es an ein tretfen gat.' ebd. ,In ein hader,
gf. oder zank kommen, incidere in contentionem. con-
tendere adversus aliquem.' ebd. ,Gcb wie [wie sehr]
der Batt ein gross Geschrei hat, ist doch sein G. nur
eitel Geschwätz.' FelWyss 1664.
Hand-Fetzen: 1. Handtuch Ap; GT. AbergL:
Gewisse Leute können fremde Kühe an H. melken
[durch Zauberkunst aus der Ferne] GT. — 2. ver-
ächtlich für Manschetten SchwE. >S. Handfetzenherr.
— • Neujärs-: was über das Neujahr an der Kunkel
bleibt und nicht vorher verarbeitet wird Th. Syn.
Neujär-Fotzlen. — Kutten-: verächtlich für Mönchs-
kutte. .Meinen etwann die Bettehnönche von ihrem
Strickgürtel und K., sie machen selig.' Goll 1741.
Kredit-: spöttisch für Schleier Z. Syn. Kredit-
Schlämpen. — Mit Bez. darauf, dass der Kredit sich oft
durch ein lu.xuriöses Auftreten zu stützen suclit.
Nol-Fetz. ,Herr Barnabas, der alt n.', spottet
Satan über einen Heiligen. Com. Beati.
Null, ^Vo(fi'6j-Mprf(fr^ LoUhard. Unser W. könnte den Büdd.
von ,No!l' gemäss deu in zerfetzten Kleidern einher gehenden
Laienbrnder oder Dumniliopf meinen. Doch gehört AW-, wie
üßil-F. viell. nicht zu unserem .Fetzen'.
Nasen-Fetzen s. Fetzen 3. — Schueh-: ein
alter Tuchlappen, mit dem die Schuhe abgewischt
werden Ap. — Geschirr-: Lappen zum Abwaschen
des Küchengeschirrs Ap; „Gl; Gr;" GBh.; „Z." Syn.
Geschirr-BVetz. — Schüssel-: Lappen zum Waschen
des Tischgeschirrs GId. — Sehne-: Schneeflocke.
,l)en 28. Nov. 1790 hat es wollen Sehn, gijben.' JJMaag.
Syn. Schne-Fotzen. Bildl. : ,Es sind nicht Schneefetz-
lein, juveni [inveniV] non quod pueri in fabis.' Mey.
Hort. 169'2. — Schnuder-: Sacktuch Ap; GT. (auch
-li); U.
Spil-FetzL, -Fetze" \J: leidenschaftlicher Spieler.
Syn. SpÜ-Batz. — S. die Anni. zu XoU-F. Vgl. nocli
Spit-Fotz.
Wider- m.: 1. Widerspruch, Streit, Feindscliaft
GrD. Di Sterbliche sind in {/rüsamem W. zun enan-
dere gsm. ,Repugnare, widerstryten, Widerreden, im
widerstryt und widergfetz ligen.' Fris. ,r>er w., re-
[lugnantia.' Mal. Pers.: der zum Widerspruch jeder-
zeit bereit ist GaChur. Syn. Widersjjruchsgeist. Vgl.
fetzen, Gefetz. — 2. Wiedervergeltung von Bösem mit
Bösem, talio Sch; Z. Auch pers.: Wiedervergelter. ebd.
De'' W. icird au"'' cho" (blibt nid üsj. Sulger. ,Das
diene dir zur lehr, dass du nit leichtlich etwas auf
dein heilen [Kerbholz] nemmest: der w. kompt gern.
Womit man süudet, damit wird man gestraft.' FWyss,
Pass. 1650. ,Der W. kommt schön, talione repereu-
titur; talionem experitur.' Mey., Hort. 1692.
Ufwäsch-Fetzen: Waschlappen Ap.
fetze°: 1. (tr.) „zerfasern Ap; ß; Vw;" bes. altes
Wollentuch zu Fasern machen, um es auf's Neue zu
kardätschen, zu spinnen usw. Ndw. Die Oberfläche
eines Balkens oder Stückes Holz durch Axtschnitte
rauh machen SL. ,Wer in [den Zopyrus] also zer-
hacket und gefetzt hette.' Tierb. 1563. ,F., carpere,
concerpere.' Denzl. 1716. Intr. : in Fasern und Fetzen
sich auflösen, faserig werden, Fetzen bekommen, all-
mälig reissen. allg. 's Werch fetzet, wenn der Bast
sich vom Stengel gelöst hat und reisst Aa. — 2. An
Ei'm umme f., ihn immer plagen Sch; Z; sich in Scherz
und Ernst zanken, sich nicht Ruhe lassen können.
F. und icörtle" Ap; L; GF., Ta.; UwE.; U; Z. Doch
was nützt 's iez nur [mit Worten] z' f. ? Land s' [die
feindlichen Heere] an enandere cho" [Ernst machen].
JBHäfl. 1813. Syn. strüssen. , Schäm dich, mit frömden
orenlüten also zuof.' 1524, Strickl. .Ooncertare verbis,
mit Worten f. und zanken.' Fris.; Mal.; Denzl. 1716.
.Was braucht es vil mit den»" zu f.'?' JCWeissenb.
1701. ,[Der hochmütige Herzog v. Burgund hat] sich
darumben nur beklagt, dass wir nicht edle Curtii,
niclit streitbare Horatii, ja dass ihm leid, dass er muss
f. mit also groben Schweizerlätzen.' ebd. — 3. reich-
lich, in grossen Flocken (s. Fetzen) schneien Gr; U.
Syn. fotzen, hudlen, pletschen. — 4. rotwälsch: aus
Stücken zssetzen. vorfertigen. .Ein windfänd [Wind-
fahne], ist gevetzt von allen stucken.' Gexuenb. Bettl.
Übh. machen, arbeiten. ,Etlich heischen eim [für
einen] husarmen mann, der vor fulkeit niinme f. kann.'
ebd. ,Das ander gschleoht der Bregern, diss sind, die
selten f. gern.' ebd. ,Der'^'' vil sind noch zuo diser
frist, die alle sigel f. [nachmachen] können.' ebd.
Daher ebd. die Berufsnamen: .Fladerfetzer, bader;
glydenf, huorenwirt; klingenfetzerin, lyrerin; claffot-
fetzer, Schneider; bosshartfetzger, metzger; briefel-
fetzer, Schreiber; sehöcherf., wirt; rollt'., müller.' —
5. s. pfetzen. — 6. s. fitzen 1.
Mhd. vetzcn, reissen, zerfistüeu. AnaUigieu zu Bed. '1
bieten rupfen, zercii, nhd. .liadern' und unser f'rkcn, zanken.
ab-: (refl.) sich abarbeiten, abmatten BO. Syn.
abfeilen.
Wenn nicht aus pfetzen zu erklären, niuss es so viel
heissen als .durch Arbeit wie ein stark mitgenunimenes Kleid
sich aufreiben, zu Grunde richten'.
„umme-: von Knaben, welche immer um die
Mädchen herumstreichen und dieselben necken Sch."
Vgl. fetzen 3.
US-: 1. Gewobenes oder Gestricktes fadenweise
zerzausen, zerzupfen UwE.; ein Kleid brauchen, bis
CS reisst W. — 2. {Osfetzle GrIUi.) in Fetzen gelien.
allg. — „Us-fetzete f.: Gcfaser, das Ausgefaserte,
z.B. an einem Kleide."
1151
Fatz, Mx, vetz, litz, vilz. Mz. futz
1152
ver-i'etzen {ser- W): (tr. ii. intr.) vollends zer-
reisseii. allg. D' Hemli sind unde und ohc verfetzt, und'
d' Underhose" ahschüU 'bletzt Zg (Schwvzerd.). Bildl. :
,roncisus ig-nomiiiiis, mit schmähen zei'fetzet.' Fius. ;
Mal.
Fetz er s. fetze». 4.
g' fetz et: zerrissen, allg. Kei" ganzes Hein y, Alh
g'fetzet, g'ßcket nnd verschnür pft. Stctz.
Petzete f.: 1. das in kleine Teile Zerrissene, aus
Lumpen Bestehende ; die an zerrissenen Kleidern
hängenden Fetzen und Fasern, allg. — 2. Gehader,
Gezanke, kleines Scharmützel, allg. — 1 in coli. S. vdn
Fetzen, wie z. B. Astete, Wurzlete u. a. 2 vom Vb. fetzen.
Vfze" (PL): Pocken VOrte; W. Die u-ihle" V.,
Windpocken aScnw. Jmdm d' V. ziehn, impfen Schw
Muo. I''' Uesst dene' Chinde" e cMi" d' V. lä" zieh".
— Alis nciilat. , (Variola) vaccina' mit verschobeueni Acceut
und unäclitem Umlaut.
an-feizen s. -feilsen Sp. 815.
Vitz: m. Personenn., Vitus? SchwE. Klosterarchiv.
vTz: Adv. Ap; G. 1. vor Adj. u. Adv.; zu, zu sehr,
allzusehr Ap; „GT." Nütz [Nichts] se" [sein] ond
Nütz schine'^ {mene'\ meinen), ist gär v. Nütz, ist doch
gar zu wenig. [Die Mädchen] send fast gär v. guet
de' Schätze" Ai' (Lutz). Auch vor Subst. = zu viel(e).
■Es ist v. Hitz; die Stege [Treppe] het v. Tritt [Stufen]
GTa. — 2. stark, sehr. Es regnet v. ; Eine" v. schla" G.
M'^enn d' Liechtmess hell ist, gid 's c. gern ler Stall,
Wetterregel. ,Borvilz [von mhd. boroil, sehr viel]
me denne zwenzig jor alt.' Nicol. v. Bs.
Zsgez. aus ,viel zu'. Ygl. vil Sp. 775. Dass z« auf iliesf
Weise mit vil. zsscliinolzen konnte, liegt au der unsern MAA.
cigentüuilielien Konstruktion, den uubestiuimteu Art. zwisclien
ze und das Adj. zu stellen, z. B. vil z' eii (/rosse, ein viel zu
grosser. Die tiiniual geschaffene und verknöcherte Form wurde
dann auch für die übrigen Fälle verwendet; doch Hesse sie
sich in diesen auch aus Umstellung erklären. — In 2 ist
die Vcrgleichnug aufgegeben und die Steigerung des Begriffs
eine absolute.
Fitz m.: 1. Sclilag mit einer Gerte oder einer
Peitsche Ap; BBe. ; GuS., V.; GF.,G. ; Ndw; Z. Kommen
wie-ne F., jäh wie ein Schlag, z.B. ein Gewitter, Pegen
BBe. Sj'n. Schmutz, Zivick. — 2. der beim Schwingen
der Rute entstehende Ton (jrS., V. — 3. schmerzender
Verweis od. Kachteil (wie vom einschneidenden Schmerz
beim Peitschenhieb) BO. — 4, „Fasern VOrte ; Z."
— 5. „feiner, undeutlicher Schriftstrich VOrte; Z."
Vgl. fiserlig. ~ ym ßlze,,. Vgl. Gr. WB. 3, 161«. 1618
bei yie/c, Fieker. S. auch Fitzer.
Füdli-: Rutenstreich auf den Hintern UwE.
((i')Wunder- (-Fix U; XVllL, Baderngespr.):
1. Neugier, allg. Du isch Ei"m lier W. kö", wer 's
echterst vorstelle" kennt Bs. Du muest dln W. nit in
Alles ine" stecke" Si;h. De'' aber het si" G'wunderfitz
.•ichicr nit chönne" stelle" S (Joach.). Pcrsonif. de'' W.
(aueli bloss \Vander, s. d.) sticht mi''', plagt mich,
allg. .Der W. biss die tuomherren [dass sie das Grab
öffneten].' Würstis. Wenn der W. Ein'" öppe brennt.
Hebel. — 2. der Neugierige, Vorwitzige, allg. Es
u-ird wol menge IF. hierüber 's Midi spitze. Hexg.
183(i. fDcJ W. het (hast) d' Nase g'spitzf, ruft man
dem Neugierigen zu, der zu spät gekommen ist oder
den nun zum Besten gehalten hat. Syn. Wundernase.
Vgl. ^]'Hndcru•itz. — w u nder-fit zen. -fitzigen:
Neugier zeigen, „allg." — wunder-fitzig Aa; Ap;
Bs; G; Sch; Th; Uw; Z, -fixig U, -witzig BsStdt:
neugierig, allg. '*• Töchterli hett aber nöd Eva müesse"
hasse", icenn 's nöd u: g'sl" war und a" der Tür g'loset
hett. ScHWYZERR. ,Die [Weiber] allzyt sind so wunder-
fitzig.' Aal. ,Wunderfitzige Lüg [Lügen].' ÜBrägg.
Syn. wnndergäb, getcünderig.
Die Bed. lässt sich mit derjenigen des obigen Fitz ver-
mitteln, weil die Neugier ,sticht', so dass der Neugierige wie
von einem Fitz getroffen ist.
Fitze", Pf- GRPr., Fitzi SchwE.; Z tw. (m.) — f.:
Zuchtrute, allg. Tue recht, sW'st gib-der d' F. Z. Syn.
Fiidi-, Fitze-Fäusi (Sp. 1058); Fitzer; Euete.
Da die F. aus zsgebundenen Birkenzweigen besteht, so
dürfte als Etymon mhd. vitze, eine beim Haspeln abgeteilte
und für sich verbundene Anzahl Fäden, angesetzt werden;
die Entwicklung des Begriffs wäre: Garngebinde, Gebinde
übh,, dann Rutengebinde. Doch eher ist unser Snbst. vom
folgenden Yb. abgeleitet.
fitze" I: 1. mit einer Fitze, Gerte oder Peitsche
hauen, schlagen, stäupen, zwicken. Wenn man durch
ein Gebüsch geht, so wird man durch die Aste und
Zweige gefitzt BSi. De'' Hege" fitzt a" d' Fenster GF.,
G. ; ZO. Vgl. f. i. ,Dass man s' [die Laster] zuo
stucken schlah und fitz und in'=" keinswegs nit ufgang
la.ss!' Salat. ,Fiken. fizen, schwingen, ferire, virgis
cadere.' Red. 16(32. Bes. Kinder mit der Zuchtrute zur
Strafe schlagen, allg. iiyn. fausen, fauzen; schmelzen.
Auch verstärkend: ab-, dure"-, er-f., zur Genüge,
tüchtig, gehörig abstrafen; üs-, zer-f, so schlagen,
dass so zu sagen nichts Ganzes mehr an Einem bleibt
G. Die wett-i'''' au''' bim G'schuppe [Schopf] n'e" und
haue", zwacke", f. Stutz. , Schlug ich aber und fitzte
[die Schüler], so schien ihnen das unnatürlich von
mir und ungerecht.' Gotth. ; vgl. Buebc"-Fitzer. Von
dem in den Bach gefallenen Finger heisst es: G' fitzt,
g' fitzt mues er si"! Kinderlied. Chönnt i"'' au"'' das
Lumpepack usgerhen und usf.! Stutz. Büebli, folg
[gehorche], su"st überchöi'ist [bekommst] e Fitzete üwE.
Fitzis ge", mit der Rute züchtigen BsStdt. ,Gott
welle ein mal mit syner rueten kummen und uns f.'
UMby. 1540/7.3. Früher galt das Rutenstreichen durch
ilen Scharfrichter als Strafe an Übeltätern, auch üs-f.
Alben [ehemals] hätti d'r Richter settig [solche] Bur-
■iteii anders g'fitzt ira"" [als] iez BRi. ,Dass man den
übertretenden fitzt.' Zwixgli. (Nidel) f., Rahm mit
dem Besen schlagen ZO.; Syn. schicingen. — 2. mit
Worten treffen, bestrafen; tadeln, derbe Vorwürfe
machen Ap; ß; „VOrte; Gl; Z." ,Wenn ein Gauner
ihn durch seine Antworten mutwillig herumzerrte und
fitzte.' Gotth. ,Alle schritt fitzt 's uss [des Ehrgeizigen
Treiben] für [als] 's allerverderblichst gift.' Salat.
5. fitzlen. — 3. mit einer Geldbusse als Strafe be-
legen Bü. — 4. fein und scharf, bei kaltem Winde,
regnen, so dass die Tropfen die Haut empfindlich
treffen GWa. ; ZO. — 5. „sich fasern, von Klei-
dungsstücken, auch von Garn, Faden VOrte; Z." —
6. „(fitschen G) klein und zart, gleichsam mit Haar-
strichen schreiben VOrte; G; Z." Üyn. fislen; fi-'ieren;
fitzeren; vgl. fitschig. — 7. (pfitze AaZcIu. ; Bs, neben f.)
schön aussehen, prangen, glänzen, in die Augen
fallen, augenfälligen Schein haben. Aufsehen machen;
zierlich tun, sich z. benehmen, sich brüsten, den Stutzer
spielen, mit Kleidern Staat machen Aa; Bs; Sch; Z.
Es fitzt nüd, es ziert nicht auffallend. Mei", das Hus
iir.s
Fatz. fetz. litz. vitz, fotz, futz
1154
pßtst! Bs. G' fitzt, auffiestutzt S. ,Er imisste sein
Bisschen Vermögen zusammen halten, flunkern und f.
konnte und wollte er nicht.' Soii Pilger 1884. S. Fitzer.
— 8. = fit sehen.
Es ist fraglich, ob wir es nicht mit mehreren, verschie-
Jeuen W\V. zu tun haben; zu 5 vgl. fi:izcn 6 (ßlzoclit) oder
ita-; zu 6 vgl. fiischen. Doch lassen sich die Bedd. 1 — 7 auch
aus einander ableiten: die Tuchfasern und Fadenenden, sowie
die feinen Schriftzüge (.5. 6) erinnern an die fasernden Zweige
der Zuchtrute; auch in ahfideren treffen die Bedd. ,iu Fasern
gehen' und , züchtigen' zs. ; für 7 ist au 7>/?u'i>if«u und an lat.
.vibrare' zu erinnern, die sowohl ,hiu und her fahren', als
.schimmern' bedeuten. Eine andre Frage ist. ob das W.,
wenigstens für alle Bedd., von dem gleichlautenden Subst.
ausgehe oder das Verhältniss das umgekehrte und dann für
das Vb. eine Inteusivform 'fivkezen [s. fiij<jen S]). 714) voraus-
zusetzen sei. — Vgl. noch mhd. .fitzelieren', bunt machen,
,vitzen', kunstvoll weben, u. Gr. WB. 3, ll>95 f ; für Bcd. 7
auch noch /x- S, Sp. 1U3.
Fitz er m.: 1. Rute f. Kinder Sch. — 2. „= Fitz 1."
— 3. „= Fitz 5." — 4. neckisches Scheltwort für un-
artige Buben, Knirps SchwMuo. — 5. (auch Pfitzer)
Putz, Staat, Aufwand in Kleidern AAZein. Persönl.:
Stutzer, Zierbengel. allg. Syn. Fäusi. De" F. (syn.
Bless) mache, spile, aufgeputzt einher stolzieren, das
feine Herrchen spielen. Denn me" het bi selbe Zite" aw''
scho" gern de" F. g'macht. .TDettwyler. — 6. ^ Fiser
ZU. — i viell. in scherzhafter Weise erinnernd an die den
Buben wohlbekannte Fitze oder der kleinen Gestalt wegen.
Esel- heissen im Volksleumund neckisch die Be-
wohner des Z Dorfes Wiesendangen.
Vgl. das Mährchen von den 3 Brüdern, wo ein Esel
durch Scbl,äge zum Dukatenniesen gebracht werden soll.
Bueben-: verächtlich für Schulmeister. ,Ein Bi-
schof hofttest gwüss zu sein, Ein B. bist dissmal.'
AnRüegg. 1676.
fitzere" I: 1. ,mit der Rute tüchtig hauen." —
2. Etwas zu zart oder fein arbeiten, z. B. den Failen
beim Spinnen; bes. aber die Buchstaben beim Schreiben
ohne Schattenzüge machen SchwE. ; Ndw. Zu Fitser .''>.
— fitzerle": mit hübschen Kleidern flunkern, bes.
von Mädchen S. Eig. (sich) putzen; fein zubereiten.
„Fitzi n. — PI. Fitzeni : feines, leicht reissen-
des, faserndes Stückchen uneben gesponnenen Garnes
BHk.' Vgl. Streipfi. — fitzocht: (von Garn) mit
unebenen, zu dünn gesponnenen Stellen BHk.
fitz(e)le": 1. leicht mit der Rute. Peitsche hauen
GrS.; „L"; Ndw. — 2. „beschädigen, kleine Rache
ausüben." — 3. = fitzen 2 „Gr." — 4. durch Stichel-
reden und Anspielungen ärgern; ausspotten; necken;
aufziehen; beleidigen; mit lachender, freundlich schei-
nender Miene über Jmdn spötteln Gr; Syn. foppen,
fitzen, fützlen, küglen, sclimützen, zwicken. — fitzlig:
zum Bespötteln geneigt, ebd.
Fizcdel: Garten-Grasmücke, Feigenfresser, sylvia
hortensis oder ficedula, bei den Alten als Leckerbissen
gesucht. Von Zwingli 1526 neben .Keckholdervögelc
und Kappuneu' genannt.
fizelig: 1. wunderlich, weinerlich, verdrossen, übel-
launig, wegen jeder Kleinigkeit zum Klagen und Jam-
mern geneigt Zg. Syn. welldig. Vgl. finzelig Sp. 877
u. Anm. zu fiselen Sp. 1076. — 2. s. findselig Sp. 847.
ützelig: verworren, vorwickelt. .Was ain f. span
[Streit] und etlich gar unrüebig.' Vad. — Verworren
wie eine .Fitze', ein Gebinde Garn':'
Schweiz. Idiotikon. I. 8.
Vicenz L; Tu, Vize. UBkägg.; Personenn., Vin-
cenz. V. ist g'hurig und tciinderli^'' au''', Vers zur
Nachahmung des Tones der Bassgeige L. S. Vincenz
Sp. 877.
fitzeren II s. pf-.
fitzig: listig B (vMülinen). — Vgl. ahyfiixt. S. noch
filHrhi.J.
gibeli-: neugierig GRh. Syn. gätterliläufig, mit
dem es gerne verbunden wird.
Von ißhlen, den Verstand verlieren. Vgl. noch «tiijeh-
ftinniij, konfus, verrückt; und vgl. wundei-ßtziy.
Fitzikus s. Fatzikus.
ver-fltzt: verworren, in einander verschlungen,
z. B. von Haaren, Wurzelfasern ZO. Vgl. Fitzer 5
und Pfiitz.
ge-fitzt, US-, wol- {g'fi.vt L; W): von Personen:
durchtrieben, verschlagen, gewandt Bs (Spreng); BM.,
0. ; L ; ScHw ; W. Usg'fi.vti tuend 's de"" scho" cerstö".
Ineichen 1859. .Artifex scelerum, ein meister der
lästeren, auf schandlichen dingen gfitzt und gflert.
Homo in explicandis sententiis solutus, wol g., fertig
und gschwind und durchribcn. Astutus, gescheid,
listig, geliert, boshaftig, ausgefitzt.' Fnis. ; Mal. ,Dass
wir zum Bösen, dasselbige zu erlernen und zu be-
halten, weit gefitzter und begirriger sind, dann aber
was recht und gut ist.' Gwerb 1646. S. noch geviert
Sp. 925 f. — .Gefitzti: gescheidigkeit, list, astutia.'
Fris.; Mal.
Es ist kaum anzunehmen, dass in unserm W. das früh
erloschene ahd. fizua, schlau, in der Weise fortlebte, dass
es sich an das geläufigere ßtzcn, yiU-ra angelehnt hätte; fitzen,
i. S. v. mit Ruten streichen, reicht zur Erklärung aus; der
Durchgepeitschte wird .durchtriebener, verschlagener, ge-
riebener'. Vgl. frz. ,roue', eig. ein Geräderter. Die Form
ijeflxt ist eine Anlehnung an fix (s. d.) und fixen.
Viztnoin m. : hoher, bischöflicher Beamter, dem
zuerst wahrsch. die Verwaltung der bischöflichen Ein-
künfte und iler Kirchengüter übertragen war, der
dann seinen Herren auch als Civilrichter vertrat; in
Bs noch als Familienn. erhalten. In Gr von etwas
allgemeinerer Bed.; so setzte die Gemeinde Stalla dem
Hospiz StPeter einen V. als Verwalter, Schirmer und
Richter der Gotteshausleute. — Mhd. vizitwm, Statthalter,
Verwalter; aus lat. vicedominua.
Potz I s. Futz.
Potz II — PI. Fötz — m.: kleines, bis halbjähriges
Schwein ÜR; junges Mutterschwein GfiPr. Syn. Ferli,
das aber in Gr nur das einige Wochen alte Tier be-
zeichnet. — Vgl. fotnch, Lockruf für Schweine. Es soll
iiffenhar die Kleinheit bezeichnet werden; s. noch Futz III ö.
Fotz(e") III ni.: 1. Troddel, Quaste. z.B. an einer
Tabakspfeife, Mütze Ai' (Chappen-F.). — 2. Abgang
von gehecheltem Flachs oder Hanf, der etwa noch
gesponnen wird Xv; (jF.; ZAuss. ; als coli. PL Fötze"
ZB. Syn. Kader, Büschottle. Auch von Baumwolle
tiF. — 3. Fötzli n. (Dini.), Flöckchen von Fädchen,
Wollfasern am Tnch usw. GrV. Die schwarzen Knöt-
chen in der Baumwolle GA. — 4. Zotte, Haarlorke
(auch Här-F.). Schii.ze. .[Der Vogel] machet einen
boden darein [in das Nest] aus wullen und haarfotzen.'
Vo(iELii. 1557. .[Der atV| ist nit mit fast harten zotten
und langen fotzen bedeckt.' Tierb. 15()3. .Villus. zott.
haarfötz, fötz.' Fnis. = ,fotz, haarfotz." Mal. .Cervice
73
llSi
Fatz. fetz, fitz, fotz, futz
1156
toros (jxcutiens, hals der voll haarfutzon oder zotteii
ist. Albentes villi, weiss haarlucken oder haarfotzen.
Pexa; Testes, gefetzte kleider, die lang zotten oder
fotzen habend.' Fris.; Mal. (Denzl. 1677 ; 1716). ,Lcib-
röck von raiicher Wollen mit langen Fotzen, daraus
sie rauchhärig Tuoch weben.' TscHcm, Gallia. ,Vellera.
Fützli.' CoLLiN. — 5. (Fotz) verächtlich: kleines Mäd-
chen ScuNnk. Fötzli n., Sehimpfn. zerlumpter Leute,
kleiner, unartiger Kinder GSa., We. ; Scn. iSyn. Fötzel.
Schorr-Fotz: ein zu gemeinen und niedrigen
Verrichtungen Angestellter GStdt (Weg.).
Einer, dem das .Schorreu', Scheuem übertragen ii?t; Syn.
Kiivhi-I.umpai. Viell. zu Folz S. Vgl Schwab. ÄarhmßtUe.
Aschenbrödel.
Schnc-Fotze" (P!.): Schneeflocken Ap; ZAuss.:
s. fotzen 3.
Spil-Fotz: leidenschaftlicher Spieler Gf. ,rest
wie ne Maur blieb ich gegen jene Spilföz, jene Ver-
suclier.' UBrXgu. 1783. Bei ebd. auch als Schelte;
,dcr Säufer, der Spilfotz.' Syn. s. Sjnlfetz.
Fotzel (PL Fötzel) S, Fotzel, PL Fötzte BlU..
sonst Fötzel — Dim. Fötzeli — m.: 1. „ein abge-
rissener Faden, der zu klein ist, als dass man ihn
nocli vernähen kann Soh." — 2. Lappen, Fetzen, der
an zerrissenen Kleidern herunter hängt; Hader, aus-
faserndes Stück Tuch; zerlumptes, zerfetztes Klei-
dungsstück Aa; Bs; BM.; L; Z. Syn. Fulzle". ^Fötzeli,
ein kleiner Lumpen oder ein Stück davon Gr." De''
chunnd aw'' dether, d' Fötzel lamped-etn zentumme [an
allen Enden] t(sc" Z. Eh sim-mer halt eso F. und
Schlämjje" fo" de" Heiiijiermle" abe ij'latiipet, da' me"
Uli''' tool hat chönne filr-en Butzima"" aluege. JSknn
186 L Nw zue ((fredtj, d' Fötzeli yend [halten] aw''
warm, ironisch zu einem Schmeichler. Auch Fetzen,
Faser, Flocke übh., vgl. z.B. Fotzel-Witlch, -Schnitte,
-Sammet, -Strumpf u.a. — .3. Zotte, Quaste, Troddel:
vgl. Fotzel-Bär, -Oeiss, -Hund, -Kapjpen u. a. (.'ompp.
— 4. Ziege mit langen, zottigen Haaren S. Syn.
F.-Geiss. — 5. Einer, der in zerrissenen Kleidern
herum läuft; daher: liederlicher, verächtlicher Mensch,
der wie Hadern unbrauchbar, nichtsnutzig ist; Tauge-
nichts, Schlingel, der bloss Mutwillen treibt; Land-
streicher, Vagabund, Lump, den Kleidung und Phy-
siognomie kennzeichnen; auch verstärkt Lüs-, Hexen-,
donnerschiessige F., bes. gegenüber nichtsnutzigen
Jungen gebraucht, allg. Syn. Fodi, Fösel; Lüsbueh.
Fso en F. brächt 's Mul nüd offe" z' ha"! [ImJ Gasthof
uf em Etzel, dert triiikid ei's und ruehid üs eil Fromm
und mänge F. Heng. 1836. ,Er hatte sich schon lange
zum Ratsherrn vollkommen tüchtig gefunden, schimpfte
über Schreiber und Schulmeister, wclclie die Wahlen
machten, bloss Ihresgleichen: Fötzeln und BrüUene.'
GoTTu. Wo muess men echt de Peterli Iw^schoppe"?
Me' darf de' nit a" d' Heiteri lö", süst meint-me", m'r
welle" mit dem F. d'r Gstät [Aufsehen] mache"! BWyss
1863. Was au''' das für en Fötzelornig sig? ebd. Wenn
's regnet, git 's e verflücmeret G'siMämp [von den Klei-
dern], 's göt Alles vonand und si müend si''' schäme"
wie d' Fötzel. Schwvzerd. Als Schelte in bürgerstolzen
Orten gegenüber den Fremden gebraucht. Use [aus
dem Ijandsgemeindering, der Gemeindeversammlung]
mit dem fröiiidc F.! Schw. Eitler, windiger Mensch
ZW. — 6. (Fötzeli^ Sclielto für ein weinendes Kind
Th (Anon.). — 7. „(Fötzeli) feile Dirne B; VÜrte;
ScH; Z." Syn. Fössli, Fäutschli.
Hell-Fützle (PL) Vw, -Fötzier (-e-) Uw: die
verhassten helvetischen Truppen zur Zeit der frz.
Revolution Vw; Syn. Hellender. — Vgl. bair. Höll/etd,
Teufel.
Hexen -Fötzel: verstärktes F. in der Bed. 5.
Vom Landvogt auf Rotzberg heisst es in einem Uw
Gedichte: [dort] hed 's cor alter ZU e bese H. g'ho";
di'' hed die liebe Londeslit gor grisli hert i" d' Chlüipe"
[Klauen] g'nö".
Hochmuets-: Hochmutsnarr Z.
fotz(e)lig, (g')fötzelig, g'fotzet: 1. zerfetzt,
zerfasert, zerrissen, allg. ,Fotzliger Leuenschwanz.
Si isch so fotzlig, dass si in Boden wurzlet.' Spreng.
I" g'fötzlige" Höslene". Joach. 1881. — 2. „zottig, mit
unordentlich herabhangenden und in einander ver-
wickelten Haaren, allg." Zu Fotzen 4. ,Müesend die
verlügneten Kristen zue Jerusalem dregen, das man sy
kenni. rotfotzet hüet.' Stockar 1519. ,Die wasserhund,
ein holdselig tier, sind gar gefotzet. [Eine Kuh soll
haben] harechtige oder gefotzete oren. [Rinder sollen
sein] mit langen gefotzten schwenzen.' Tierb. 1563.
,Pexa tunica, ein rock mit gefotzeter, aufgeribner oder
aufgekeerter wullen. Hirtus agnus, das lange und
rauche wollen tregt, ein gefotzet schaat'.' Fris. ,Ein
rauchfarber, gefotzeter huet.' JosMal., Biogr. — 3. mit
Fransen versehen? 1513 wird aus einem begüterten
L Hause ein ,gefötzet' Hemd entwendet. — 4. spöt-
tisch, höhnisch. S. fotzen 7. Und er chcrt nu" wider
um und macht ase g'fötzelig: 't [gut] Nacht ebi Gott
[gcb Euch G.]. JSenn 1864.
fotze": 1. sich fasern, in Faden oder Fetzen
auflösen, zerrissen sein AaHL; Sch. Syn. foslen 1;
fotslen. — '2. (abe-f.) in grossen Flocken schneien
Ap. S. Schne-Fotzen. Syn. abe-focl;cn. — 3. zerlumpt
und schlecht gekleidet einher gehen Sou. Syn. foslen 2.
— 4. „Etwas sagen, was nicht lautere Wahrheit ist
BAd." Syn. f atzen. — 5. necken, höhnen, zum Besten
haben, lächerlich machen Ap. Syn. fötzelen.
2 könnte Intensivbildung zu fucicen sein, doch werden ja
grosse Schneeflocken auch sonst mit Zotten, zerrissenen
Lappen, verglichen, vgl. Fetzen. — 5 will St. aus 'fopjjczen
ableiten, doch vgl. Fotzen, Fötzel; üshudlen.
ge-fotzeren pfotzeren : einschrumpfen, von Früch-
ten, Kartoft'eln GlK. — g'fotzeret: 1. runzlig, welk,
von alten Früchten GlL. ; Syn. berumpfcn, geschmurelct.
— 2. verlegen. Warum bist aw'' so pf.? werden etwa
Kinder gefragt, ebd.
Fotzle f.: 1. Troddel, Quaste Ap (neben Pfutzle);
GStdt; Fransen Sch, bes. an Vorhängen Ndw; auch
von fetzigen, verwirrten Zotteln, ebd. .Araphitapa.
ein Kleid, so Fotzlen hat.' Denzl-. 1677; 1716. —
2. Faser an schadhaftem Tuch oder Kleidern, Zotte,
faseriger Fetzen; als coli. PL = zerrissene Kleider
AAZein.; Bs; GF.; Sch; Schw; ZW. Die chunnd we-ne
(rechti) Su, si zielid d' F. am Bode nache Schw. Syn.
Fransle. — 3. Tann- oder Kiefernzweig mit Nadel-
busch als Rute gebraucht AAEhr. ; ZRüml. Bes. die
äussersten nadelschweren, aber zartern Zweige des
Tannreisigs zu Streue für das Vieh Z; auch Tann-F.
S. Gehäcli. — 4. Haarbüschel am Schwänze des Rind-
viehs AAEhr. — 5. unordentliches Weib BHk., lieder-
liclic Dirne B (Zyro). - For-: Fiihrenreisig mit den
lir.7
Fatz, fetz, fitz, fotz, futz
lins
Xadeln AaEIh-.; ZXer. ; etwa zu .Üfenbeseir benutzt.
— 'bienjä.v- = Neujärs-Fetzen Z (Sehaubg).
fotzle". in Bs auch -Ö-: 1. (auch fts-) sich aus-
fasern, in Fransen auttösen. bes. am Saume reissen,
so (lass einzelne Fällen herunterhangen, flockig oder
zottig auslaufen, sich abnutzen A\; Bs; Scnw; UwE.;
'AS. Das ittt kei" gitets Tuech, das fotzht ylV'' [babll 7,.
Syn. fasJen, foslen, fotzen, futzfejlen. — 2. in schlechter
Kleidung od. nachlässig gekleidet eiiihergehen .\AZein. ;
Bs: BKi., Si.; L; SBb. Chiimm, du folzUst, komm,
lasse dir deine Kleider ordentlicher anziehen, sie
schleppen nach, sagt die Mutter zum Kinde BSi, —
;l. in grossen Flocken schneien AABrugg, Vgl. fotzen 3.
— ver-: (tr.) zerzausen, in Fetzen reissen Z8. Ver-,
zerfotslet. -fotzht: am Saume zerrissen, zerlumpt, zer-
fetzt Aa; Bs; BRi.; GF.; UwE.; ZS. ,Magere und
verfötzclte Kinder.- Stutz. Verfotzlet deher chn", zer-
rissene Kleider tragen. Von Flachs oder Hanf, deren
Fasern sich vom Stengel gelöst haben AaEIit. Vgl.
verhusJet.
ge-fotzlet: l. = fotzeliij 1. ,.allg." Die chimnt
jo niit-eme" g'fotzlete" Underrock i" d' Chilche ScH. —
2. ^ fotzeUg 3; von Ziegen, Hunden (vgl. Futzelhund),
Katzen (spez. den langhaarigen Angorakatzen FMu.).
,allg." Diu rildigi Critzi und e (ffotzleti Geiss, das
(ßt-mer'vnn .Vater, wenn i"'' e Frau tceiss B (Zyro).
,Villus, haarlock, gefotzlet haar.' Denzl. 1677; 1716.
— 3. mit Fransen oder Troddeln versehen. ,Amphi-
mallum, eine Decke oder Kleid; zu beiden Seiten ge-
fotzlet.' ebd. Syn. Fotzdecki. ,Ist dein Feiertagsrock
und seidenge fotzelte Hosenbänder Ursache, dass du
den Mägdchep so in die Augen scheinest?' Nachtl.
1790. — Von Fotzle, Suljst.
Fotzli m.: 1. dicker, unförmlicher Mensch Simiw.
Syn. gefo.ilet Sp. 1082. — 2. körperlich od. gcLstig un-
bedeutender Mensch. Er ist halt so n'en F., d' G'münd
[Gemeinde] mu-n-en erhalte' Sch, Syn. Fosli 3; Fötzel.
fötz(e)le": 1. (mit .haben') intr., ausfasern, in
Fetzen zerreissen Aa; Bs; VOrte; Z. Seine Kinder
hl" fotzle", in zerlumpten Kleidern gehen lassen L. —
2. wie ein .Fötzel' aussehen oder tun. Das ßtzelet,
sieht liederlich aus Z. Fotzle AaF., Zein., umha f.
.\aP.; BRi.; VOrte (mit ,sein'), vagabundieren; ohne
nützliche Beschäftigung sich liederlich herumtreiben.
— - 3. spärlich schneien Th; vgl. fotzhn. — 4. gcfötzelct,
fest gewachsen, gewurzelt, in der RA. Jmdm i" 's Herz
ie-e [hinein] gf. si", ihm ans Herz gewachsen. —
!>. (tr. und intr., in ersterm Fall auch üs-) necken,
spotten, höhnen, sticheln Aa; Bs; VOrte; S; Z. Si
hei" afo' fötzele"; yli [bald] liet ei" Wort 's ander 'ge"
[entstand Wortwechsel]. Breitenst. 1864. Es fützelet-
si''' do Nitt, Sticheln ist hier nicht am Platz. ,l>a
wäre Heiraten das Beste, sagte der Amtmann [zu dem
in einer grossen Verlegenheit Steckenden]. „Es wäre
ihm lieber, er vexierte nicht und fotzelte sie aus",
sagte Sepp.' Gotth. Syn. i'izen; falzen; fitzlen; fözen.
— Fötzeli, (Üs-jFötz(eJler m.: neckischer Spötter.
Meitli ('il/ä«?»;; -Pfützler, -Pfützler m.: Mäd-
chenjäger; oder Einer, der sich allein unter Mädchen
befindet, welche dann spottend singen: M., Spilletrog,
wer de" Mülle" twhagöd usw. Ap. Syn. Wiberfüseler,
MeiÜifützeler.
Buebe"-Fötzleri". -Pfiitzleri" f.: Mädchen,
welches den .lünglingen in auffallender Weise na<digelil ;
knabensüchtiges Mädchen Ar. Syn. Buehen-Drcit. Vgl.
uiiniiefijtzelen.
vöze: 1. s. vor-zue. — 2. (auch vözet) verderbt
aus .von San''t'. ,Vose Feter, aus StPeters Vorstadt
oder Kirche; rozct Lienert, aus der Predigt oder dem
Quartier von StLeonhart; er isc7t rozet Albe, wohnt
in StAlbans Vorstadt.' Sprenc. ~ Zu '2 vgl. Inzc X für s
wie in Zanierhanfi, StJohannes.
föze" -Ö-: „foppen, necken; hes. im Fangespiel od.
schwarzen Mann gebräuchlich, wo es dann eigentlich
sagen will: sich stellen, als wolle man auf den Nach-
jagenden warten und hernach, wenn er ganz nahe ist,
wieder fliehen, um ihn von den übrigen Spielenden
wegzulocken Aa; B." Syn. (weg)zöken. In verdeckter
Weise aufschneiden, Jmdn aufziehen, zum Besten
halten AAZein. — Etwa von /ö7ien, taugen V Vgl. . aber aiicli
fnzt-ii bei Schni. und vgl. auch Splendi-Füz!.
Splendi-Fözi s. -Fäuzi.
Ftttz — PI. Futze", in Ndw auch Fütz — Dim.
Fiitzi B, Futzli u. -ü- Üw — f.: 1. cunnus. allg. Syn.
Fud; Bützi. — 2. mehr oder weniger ehrenrührige,
rohe Benennung eines weiblichen Wesens Aa; Ap;
Bs; VOrte; G; S; W. Du schlimmi F.! schlimmes
Hexlein! Aa. Si ist e tüsigi F. Ar. JIneichex 18.59
lässt die heiratslu.stige Beterin grollend den StBar-
tholomäus anreden: Hilfst frönde F-e" gäch [rasch].
Du rerbrennti (F.)! roher Ausdruck der Ver- oder
Bewunderung Z. E rerzayti F. häd eka Glück Scn.
.Der koler spricht, er brenn s' [die Kohlen] us jungem
holz, darby wärmt sich manchs fötzli stolz.' 1.536.
Spruch V. Z Bletz (od. zu Fotz III '>?). Vgl. Schm.
1, 782. Namentlich scherzhafte Schelte für kleinere
Mädchen. Selbst von gewissen Tiervveibchen, z. B. der
Katze ScHW. — 3. Feigling GWe.; Uw. — 4. Ziiri^''-F.,
eine Art Mütze Z (Spillm.). Syn. Z.-G~ige.
Mhd. votze. — Auch andere unsenn Zeitalter austüssig
gewordene Benennungen werden oder wurden dem weili-
lichen Geschlechte ehemals in unbefangener Weise gegeben.
Hoch-farts- (Hofferts-): Hochmuts-Närrin U; Z.
— Chnell-: mulier sterilis SchwE.; ZG. — Matsch-:
weibischer Kerl ZStdt. Vgl. Gr. WB. bei .Matz'. —
Wunder-: allzu neugierige Weibsperson Z. - Vgl.
W.-Filz. aus welchem es viell. erst umgebildet ist.
fützele": 1. vulvara olere Ap, übh. übel riechen
„L". — 2. weibisch tun, am Weibischen Gefallen
linden „G."
Fützeler. .Uxorius, dem weib ergeben und under-
fänig, der sich vom wyb gar lasst meisteren und Iren
ze vil vorgibt, ein f.' Fris. ; Mal.
Kinde n- Z, „Meitli- L; Z": = Meitli-Fötzler.
Syn. Kinden-Schmöcker, -Säger.
Kind = Mädchen. t'Uier ähnliche Ausdrileke. .iber auf
anderer Etymologie beruhend, vgl. Kegel, Kulila, S. 'iü-i.
fiizcn: geissein Oiiw. S. fuslen.
Fntzcrli n.: kleinere Münze. .Zu Scn wirt ein
geltli gepräget, das gilt 2 pfennig; wirt gmeinklieh
genennt F.' Schimpfr. 16.51.
G'sprür-Fütze" f.: scherzhafte Entstellung von
.Feuerspritze' Z. — Mit Anlehnung an Oeitprib; Spreuer.
hindcr-fütziK: vor Ärger und Zorn fast ausser
sich Z. Syn. letzkiipfig. — Vgl. yil^rli-, iiuuflrrfiiziij. Vgl.
sieh fniutri-nhiinji, den Verstund verlieren.
(iefitzti s. gefitzt.
1159
Flab-flub. Flach-fluch
1160
Fla, fle, fli, flo, flu.
S. die GrtippHii Fhilt usw., /7c(/( usw., f/nm usw.
Flab— flub.
Plaub m.: 1. im FL, im Flu.s:, in schneller Be-
wegung, aber nur des Verschwindens, im Nu. '.s' Ander
alls vergöt im Fl. Im FL war er fürt SchwE. —
2. kleinster Teil eines Stoftes, fliegendes Stiiubclien,
Flüekchen; nur in der negativen und reimenden Ver-
bindung: treder Staub nW'' FL, nicht der geringste
Überrest, von spurlosem und plötzlichem Verschwinden
von Personen oder Sachen L; Senw; Z; z. B. w. St.
n. FL ist nie i" dr Chammer (fsi' Z. Das ist «•. St.
n. FL, gar Nichts Z. Von den 3 Spielern in LWillis.,
welche die Strafe für ihren Frevel erreicht hatte,
heisst es im Staatsarchiv 1498: .man sah von ihnen
w. St. n. Fl. mehr.' , Sonst wäre langist von den be-
kennern Christi w. st. n. 11. mehr vorhanden.- FWvss
1650.
Das W. ist wahrsch. nur in der Verbindung mit ,St<iub"
erzeugt und diesem nachgebildet, wie auch in andern sulchen
Furnieln das eine Glied (meist das erste) für sich allein
nicht vurkomnit und kaum verständlich ist; vgl. z. B. Jlühi«
und Stühln, faxen und i/uj:en. Immerhin ist wahrsch., dass
urspr. das syn. und einzig richtige Fhituj, von , fliegen' (s. dd.)
gebildet, im Sinne lag, aber dann sogleich des Reimes wegen
sein (/ an /> vertauschte (od. als Ganzes durch ,Laub' ersetzt
wurde), um so mehr, da die Laute b, y, d auch sonst leicht
in einander übergehen. Oder es könnte b aus ic, welches
im Auslaut nie stehen kann, verhärtet sein und 'Flau"' zum
Adj. ,tlau' aus ,liaw*, ahd. ,flawjan', spülen, waschen, geliüren.
Dann würde es urspr. einen kleinen Teil von Flüssigkeit
bezeichnen und einen nicht unpassenden Ggs. zu .Staub' als
Abgang von festen Körpern bedeuten.
Flach-fluch. Vgl. auch die Gruppe f'lnh usw.
flach //'(/' Zf- ^^''<'' "1"1- T>afür übliclicr elieii.
Die durch rh bewirkte Dehnung des Voc. (vgl. fucli,
Bailimann) ist .jetzt durch die Scliule verdrängt und nur in
dem Z Ortsn. konsolidiert.
flache" I: flach werden. St. Dial.
fläche": flach machen, ebnen S.
Fläche" f.: Werkzeug der Steinhauer zum Flaeh-
hauen der Steine, breit und beilartig S; Z.
flächlingen: (Adv.) in wagrechter Lage. ,In
planum rota versari dicitur, wenn des rads ax oder
nah schnuorrichtig obsich sieht, flächlingen umblaufen
und nit der schneiden des rads nach, das da heisst
in cultrum versari.' Fiiis.
Mild, .vlechelingen', mit flacher Hand. Bei Ziely 1.5'21:
,Kr traf in mit synem schwert flechlingen nf das hopt'
scheint etwas Anderes gemeint zu sein als ,mit flacher Klinge'.
flache" II: flackern? Wenn seh' [sie, die Sonne]
«.s ir [ihrem] Chorper Färi/arha üs la" fl. lät (inSchiers
(Schwyzerd.). — Betr. das lautliche Verhältniss von c/j : d;
vgl fachlen .Sp. 64'2.
Plaache" „BGr.", Be. (Flü-ha), Sa. u. Si. (ebenso),
Flü'che", Flü'heGR; U; W — f. (m. W): I.Funke.
Flamme, Flämmchen B aaO.; W. Syn. Gluns; Spränge.
— 2. Schneeflocke BSi.; vgl. Flohe. — 3. kleines Mass
von Etwas, Bisschen, z.B. e Fluche Salz Gr; grad
[bloss] e ]'lii!icU / p'hihi'li) Srlniiah. ebd. Kei" FlühcU
(ebd.. FliiecheV, Flucha W). nicht das Gering.ste. Syn.
Aug coli; Fetze; Floheli; Ghlsse; Häri; Kid; Korn;
Klauch; Krauch; KUspeli; Liehe; Migeli; M'esseli;
Bitz; Schmichte; Sprät; Stupfeli; Dingeli; Missctätli,
Zeichen, Zinggeli. Entöl ist a Kueh ihi" g' falle": ma"
het kei" Fluha me vun-^rt; g'funde" Gr (Schwyzerd.).
Durch Anwendung des bei Fromm. 7, 333 u. 30 er-
örterten Gesetzes auf vorliegenden Fall ergeben sich als
Grundformen für obige WW. Flanki- und Flunke (Beide in
bair. MAA. vorkommend, = Funke; vgl. auch Hebels iinld-
ßänkerU), zwei blosse Ablautsstufen ein und des selben Stammes.
Wenn / ursprünglich ist, so gehören sie nach regelrechter
Ablautsfolge zu .flinken', blinken, glänzen (vgl. , flunkern' und
mhd. ,kupfervlinken') und zu , flink', welches früher auch
.glänzend' bedeutete, da übh. schnelle Bewegung und Licht-
erscheinung vielfach in den Sprachen zusammentreffen (vgl.
flucher J. i*). Da aber auch für .Funke' ablautende Nblt.
,Fink' (mundartl.) und mhd. ,vanke' bestehen und das Vor-
hanJenieiu dieses W. in der MA. nachgewiesen ist (Sp. 8()9/70).
so liegt Einschiebnng des l wenigstens eben so nahe (vgl.
.Flittich' = .Fittich' u. Schm. I" 793). - Bed. 3 erklärt
sich so leicht wie, vom flüssigen Element entnommen, frz.
,ne goutte', ahd. ,drof ni', eig. .nicht ein Tropfen'; sie be-
gegnete uns schon o. bei .Funke' und der nämliche Übergang
wiederholt sich bei Glan^ und bei C/dauche (welches viell.
hlosse Spielart zu Flauche ist). Ob 2 blosse Ausweichung
aus dem W. Fluhdi (s.d.) sei, bleibe dahingestellt. — Abi.':'
ßauL-cn.
flechiien: flehen. .Klagen u. fl.' Vad. Vgl. Hecht.
flöche" I ApM.; G; ZO. fläucha ApK.. flöke Aa;
Bs; B; VOrte; Gr; Soh; W ; Z, flöchne Aa; Bs;
Gr; Z, flöchte A"H.; Bs; Gl; GO.. fUkle Sch;
Z tvv., fläukle TuTäg.. flole ZWint., flöze W: 1. a) tr.
oder abs., bewegliches Gut bei einer Feuersbrunst,
Überschwemmung oder drohender Kriegsgefahr in
Sicherheit bringen; flüchten, allg. Si liänd Alles i"
d' Chille [Kirche] g'flOchnet Z; von Hausrat, Kostbar-
keiten, Vorräten, doch auch von Vieh und früher auch
von Personen. .Was vor [vorher] allez geflüicht (ge-
flöht), daz si [die plünderungslustigen Feinde] niut
fanden vor den stetten.' Z Chr. 1336/144(3. .Flocht
man in die guoten [festen] stett.' ebd. ,Man hab inen
gönnen [bei Annäherung der Burgunder], das ir ze
flocken, war [wohin] si wellen.' 1476, B Ratsman. ,Soll
niemands von synem haus, das von stein gemacht ist,
nützit flöchnen, wo das für am dritten haus von dem-
selben haus ufgienge und nit nächer.' 1501, JKdTroll.
Wthur. ,üie buren fluchend von ainanderen und flüch-
natan her gros guot in disin statt.' 1525, HsStockar.
.Bevor die Früchte ab dem Lande geflöcht werden
könnten.' 1522, Absch. .Habend etwas hüsrats, körn
oder anders hinder uns geflöchnet und zuo g'halten
gen.' 1525, Strickl. .Was in den gefrygten kilchhof
geflöchet ist.' üttn. ZEmbr. .Ein wulkenbruch g'syn.
dass si anfiengend us den hüsern in d' schüren flöcknen.'
Salat. .Und tet man allenthalb grossen schaden; dann
wenig noch geflöchnet was. In denen dingen floch
man und flocht man ab allem Zürichsee in die statt.'
Vad. .Darin man das best und wirdigest der kirchen
flochen möchte.' ebd. .Das vil ir hab und guot uf
hoche berg geflocht.' Kessl. .Kein löschen half nüt,
man könnt auch wenig flöchnen.' HBull., Tigur. .Ein
wiitterscheur. das getreid darunder ze tragen oder ze
flocken.' F'ris. , Jesus wird in [nach] Egypten ge-
flöchnet.' GuALT. 1584. ,Das Landvolk uss Forcht des
vnfallendeu Kriegs mit Haab und Gut sich hin und
HCl
Flach, flocli, flieh, flocli. finch
1162
wider geflökt und geüssert.' RCys. .Bis er seinen
jungen ttidinen und retten können.' RGwerb 164G.
.Wann du eines überjahls gewärtig werist, du wurdest
deine besten sachen in ein Sicherheit ilöchnen. Nun
bist du erwartend des jüngsten tags, da nichts zu fl.
sein wird, als die einig seel. Die flöchne desshalb
auf das feste schloss, das da heisst der nam dos
Herren.' FWyss 1650. ,In locuni tutum removere,
in ein gewahrsame bringen, flöchnen.' Denzl. 1077;
.flöchten.' 1716. .Flöhen, flöchenen, flöken, flüchten:
avehere, asportare, fugare.' Red. 166'2. ,Guot flöken
helfen in Brünsten.' L Stadtr. 1706/65. ,Was nicht
in die Stette und Schlösser geflehnet war.' Wurstis.
neben .geflehet' und .geflöchtet'. ,Sie flöchnen sie
[die Proselyten] nach Amsterdam.' Goliath 1741. ,Per-
sonen. so Eff'etti und überhaubt Flöchnendes tragen.'
Z Sturmordn. 177'2. .Bei der Ankunft der Wasser hat
man in höchster Eil das Vieh in die Sicherheit weg-
geführet und die Leut flöehneten sich auf die obern
Böden.' Z Nachr. 1756. ,Männer. welche [bei Feuers-
gefahr] mit Karren zum Flöchten [des Archivs] herbei-
eilen sollen.' 177'2. Absch. ,Ein jeder, der seine Effecten
flüchtet oder fleuchnet.' Feuerordn. Trogen 1813. Syn.
plünderen. — b) intr.. flüchten B; Gr. — c) refl., sich
flüchten Aa. ,Es hat sich das Weib vor dem grossen
Draken müssen in die Wüste flöchnen.' ClSchob. 1695.
— '2. (tr. u. intr.) .heimlich wegschaffen, bes. nach
einem Todesfall od. bei einem Bankrott, zum Nachteil
der Erben od. Gläubiger-' (Wertsachen für sich selbst
in Sicherheit bringen, also dem rechtmässigen Eigen-
tümer entziehen), dalier auch geradezu: stehlen, doch
dies meist von Kleinigkeiten, z. B. Esswaaren Aä ; „ Ap" ;
B (Id. B .flöken'); L; „GRh.; Sch; Th;" Uw; „Z."
,Sie flökt ihm [dem Hausherrn], wo sie kann', d. h.
trägt Sachen fort und verkauft sie ohne sein Vor-
wissen B. ,Du kannst dir vorstellen, wie das nun
geht bei der Kuppele Leute, die ich haben muss. Da
flockt eines hier aus, das andere dort aus.' Gotth.
,Für den Huldigungstag sorgte jeder Bube, dass er
einen Kreuzer Geld im Sacke habe: er sparte zu-
sammen, bettelte den Eltern, flökte, entlehnte —
kurz, Geld musste sein.' ebd. ,Wer dem andern das
syn hilft by nacht uss der statt flöken und enweg
tragen.' 1480, L. .Machte yemand sackmann und
flöchte das syn synen schultfordern zuo nachteil.' ea
1520, Bs Kq. .Ze verschafl'en, dass sy die kleinöder,
so sy in Burgund geflöket, widerkerind.' 1531, Strickl.
,[Man habe Argwohn gegen den Pfarrer], zumal er
einige Silbergeschirre der Kirche zu seinem Schwäher
geflökt hatte, die man aber wieder erhalten habe.'
1548, Absch. ,Le visiteur des chartreux avait sondc
ses confreres, si l'on ne pourrait pas vendre les vignes
et soustraire le mobilier du monastore (die Fahrhabe
des Klosters wegflöken).' Kuenlin 1832 zum J. 1583.
,0b Jemand sein Guot, damit es der Obrigkeit enzogen
wurde, von Land flökte.' L Stadtr. 1706/65. .Gestolilenc
Sachen, sie haben mögen in der Grafschaft gestohlen
oder nur dahin geflöchnet worden sein.' CKsiiiEit 1723.
— 3. in eine andre Wohnung zielin AAUnterentf.
^yn. plünderen; zäylen. — 4. bei Seite schafl'en, auf-
räumen, unterbringen, z. B. alte Fetzen. Lenhgen-
HAGER 1830. — 5. fliehen machen, verscheuchen.
,Ein ror, oben auf federen daran gebunden, welcher
bewegung dise vögel erschreckt und flöclit.' Vouei.b.
1557. — t>. statt flössen, flözen: netzen? .Erstlich
soll es [das Hirzenhorn] zuo weissem pulver gebrannt
werden und wol in lauterem wasser geflöcht.' Tierb.
1563. .Etliche stückle in essich gekocht, die bilderen
damit geflöcht, dcmmt das zanwee.' ebd.
Mhd. .vloehen, -cn', flüchten, in Sicherheit bringen.
Flüchen ist regelmässig .als Giusativ von .fliehen' gebildet,
Präl. und Ptc. .flöchte, geflöcht'. Fluk-en {Flök-lW' L =
Flöchner-C.) ist davon nicht wesentlich verschieden; vgl. iivikeii,
hieiken neben nhd. .weichen, bleichen', und wie zvken, locken,
von ziechrn, zoch, mit ableitendem / gebildet (ch -\-j = /,■).
Die Form mit ( ist viell. aus dem Ptc. von fluchen mit An-
lehnung an das syn. .flüchten' gebildet. Der üiphth. äu
statt i) beruht auf der Analogie mit den Causativen flämjen,
Jäuken usw. — Flözen ist eine lutensivableitung, vor deren z
der Guttural verschwunden ist. Letzteres findet auch in der
Dim. -Ableitung y/öfc Statt. 6 ist wahrsch. ein andres W. ;
vgl. das in der Anm. zu Flaub erwähnte ahd. .flawjan'; Syn.
razen.
ent- = flachen 1 u. 2. ,Swer [wer] dem andern
syn guot [zur Aufbewahrung] ufgit, dass er damitte
den lüten [seinen Gläubigern] ir gelt und ir guot
enpflöhen welle.' 1313, Z Ratserk. ,So jemand hilft
guot oder gelt ustragen oder entflöeken.' 1480, L.
,Das entflöchnct (cntfüert) guot, irem gottshus zuo-
gehörend.' 15'29. Absch. ,(Joas) wirt entflöchnet, auf-
erzogen.' 1531, IL RE(i. ,Habend sy sich mit wyb und
kind entflocht.' Kessl. ,Es ward euch sölich hüs un-
sern burgern [vom Abte] empflöcht.' Vad. = .entzogen'.
.Das wasser nam alles hinweg, eh man 's endflechten
mocht.' FrRyff, Bs dir. ,Wir sind abweg gangen
oder habend das unser entflöchnet.' HBull. 1561.
.Dass sie kümmerlich ihre reiswägen nnichtent ent-
flöeken.' Ansh. .Asportare, hinweg füeren, entflöhen.
Morti subducere ahim, einen dem tod entflöchnen.'
Fris. .Ein tochter entflöchnen: asportare ex aliquo
loco virginem.' Mal. = entführen. ,Wer jemand hilft,
guet oder gelts ustragen oder entflöken ane der rechten
erben wüssen oder willen, das soll man für ein dieb-
stal haben.' L Stadtr. 1706. — üs-: entwenden, ver-
schleppen B. Syn. verschleiken, -schleipfen. — v e r - :
ebenso Bs; B. .Den Bauern weibern kaufte sie um
einen Spottpreis ab, was sie ihren Männern verflöckt
hatten.' (jotth. — zesammen (^-(Vwe> -flöchne" tun
zwei Personen, indem sie mit Hab und Gut zu ein-
ander ziehen, um zusammen zu wohnen. (S]iillin.)
Flöke f.: ungetreue Haushälterin (V) B.
Flöker L, Flöchner Z m.: wer dem Rettungs-
korps der Feuerwehr zugeteilt ist.
Flökcte f.: das Retten von Gegenständen UwE.;
i. S. v. Entwenden. Id. 15.
flöcho" II s. Höhen.
Flüche", fluchen s. Flauche.
(Incher llu^X'^r BSi., -/'- F: 1. blank, nocli nicht
abgenutzt, von Münzen F. - 2. flink, rüstig, schnell.
Chnrnm oder (jont/ fl.! BSi. — 3. frisch, gesund, auf-
geräumt. Kr ist hüt nit recht fl. ebd. ~ 4. locker,
leicht, rein, von Wolle und Faden, die keine Knoten
haben, ebd.
Wahrsch. '/.sguhörig mit Flurhc. obwohl das u liior kurz
ist. Für die Kntwicklung der Bed. wäre das oben über .flink'
(iesagte zu benutzen, licd. :! scheint nur Krwcitcruug von '2.
4 eine Übertragung von 'J auf leicht bcwi'irlicbi' uiiil /u be-
arbeitende St^)ftV.
fluch, flüclist s. fliehen.
lies
Pladi, flech. flieh, floch, flnch
1164
Flnech m. : 1, (sachlich) iler Akt des Fluchens und
die dabei ausgesprochenen Worte. RAA.: Do möcht-
me" müngiseli uf-cme Fl. (anderw. ■»/' der SotiJ deriw
rite". BWvss 180:!. weil der Fl. rasch ausgestossen
wird und gleichsam mit der selben Geschwindigkeit
davon fliegt? Kes [kein] Flüeclili tue", von sanfter,
sittsamer Gemütsart sein Z. Er ziicht de" Tl. icie-n-e
Hemd üher-si'''' abe, zieht sich den Fl. zu Sch (vgl.
,sich mit Schande bedecken'). Sprww.: E" Fl. macht
kes Loch. Ineichen. Besser e Fl. als e Struck [eine
Unordentlichkeit beim Pflügen], sagt der Ackersrnann.
ebd. Eigentümlich und merkwürdig ist die Formel
i" drei Flüechc" zur Bezeichnung einer kurzen Zeit-
frist, z. B. i" H Fl. hin r'' icider da! L; Z. Wemi
Ihr hrav laufed, sind Ihr i" S Fl. dünne. Stütz. Das
Bedeutsame daran ist nicht die bereits bemerkte
Schnelligkeit des Fluchens übh., sondern die Zahl
Drei, welche sich wahrsch. darauf bezieht, dass beim
Fluchen meistens mehrere Namen und zwar eben in
der altheiligen Zahl, rasch hinter einander ausge-
sprochen werden, nach dem Vorbild der christlichen
Dreieinigkeit oder schon der Dreizahlcn heidnischer
Gottheiten; so auch noch Appellative wie: Kreuz-
Donner-Wctter! Blitz-Stern-Hagel! u.a. — 2. persön-
lich: ein verfluchter, verruchter Mensch, von abscheu-
lichem Charakter, als hartes Scheit- oder Schimpfw.
AaF.; Gl; G; S; W (auch Ah-); Z. Auch im Genetiv
vor andere Schimpfn. gesetzt, z. B. en Fliiechs-Hagel,
-Tunder Z.
Scliüii mild. kt.Miiiiit vrir : ,eiii swimU-r vhioeli', wo jedoch
«ici;;r( , stark' liiuleuteii wird; ,selden vluucli' von einer Person.
Pcirz. yiG, 11. — Snuderl)ar stimmt zu der obigen Formel
nstfries. Etw. in -1 flüijUn nf«mUin, in :! Würfen (Flüchten)
wegscbmeisseu.
Acker- s. Ä.-Fhieh. — Feld- = Feldsiech, ein
Aussätziger Bs. — Gugel- ^= Gmjelfiier und wahrsch.
nur aus diesem entstellt L (Inehhen). - Galge"-:
verstärkende Zss. i. S. v. '2; wie Galtjen- noch andern
Schimpfww. vorgesetzt wird.
Milzi-: wie das vorige Z.
Wabrsch. ist dabei nicht etwa an den empfindlichen Leib-
schmerz des sog. .Milzeschneidens' gedacht, das man dem
Betreffenden auwünscht oder mit dem man den Kindrnck
vergleicht, den ein Verhasster auf uns macht, sondern ein-
fach daran, dass man glaubte, Unwillen und Zorn machen
die Milz anschwellen. Vgl. M.-Keih ndgl.
flueche", fliiehe": 1. Flüche ausstossen. Fl. icie-
n-e Rl"-hueh [Flösser?], od. d' Blbuehe", e Stallchnecht,
e Flözer S, ne Landschnecht. Sulüer. e Metzger-
chnecht GBern.. e Henker, en Schiffme Z, dass dem
Tafel d' Ore" zittere"d GuD., dass es dem Tüfel möcht
yrüse" Z. AUi Zeiche^ fl. S; Z. , Welcher fluochet
oder Schwert bei Gotts wunden, kraft, macht, marter,
leiden, tauf, dement, sacrament. kreuz, er sagete gotts,
botts, getz oder hetz zu den genannten werten, so ist
die buess, das einer niderknien und das ertrich küssen
soll, oder er soll von vogt und gericht gestraft werden.'
Landb. ScnwG. Man glaubt, das Fl. sei gut, um die
Irrlichter zu vertreiben S; Z. Vgl. Imb Sp. 235. —
2. einen Eid vor Gericht schwören, aber nur von
rohen Menschen gebraucht Bs; B. ,Käsjoggi sagte zu
seiner Tochter, es solle luege, dass es chech syg [vor
Gericht keck auf seiner Angabe verharre]; die Alte
sagte dann freilich, falsch fl. solle es nicht.' Gotth.
2 inniierbin begreitlicli, weil auch bei 1 beilige Namen
angerufen werdi-u. daher ain'li bebr. .berech' segiu'u und
Huchen, lat. ,saoer' heilig und verwünscht, .äpä' riebet und
Flucli.
ab-: nur in der prägn. Verbindung (nicht eig. Zss.)
Ei'm d' Bei" falli Bei) a., ihm anwünschen, dass ihm
die Beine abfallen Z. Bern Tüfel es Hörn a. Z, eig.
so stark fl., dass sogar dem T. vor Grausen darob
ein H. abfallen könnte. Vgl. fluechen 1. — in-hin-:
mit Gewalt von Flüchen befestigen. .Trieb einen Stiel
in eine Haue, dass er war wie i''eg'fluechet.' Stctz.
ver - flueche", -flüeche"; -flüeke" BHk.,
Lenk: 1. (trans.) wie nhd., von Personen u. Sachen:
verwünschen. Es besteht der Aberglaube, dass es
Leute gebe, die durch Aussprechen eines Fluches
Andere sofort unglücklich machen können BHk. Si
händ die LumpeuHrtschaft in Grundshoden ie verflilecht.
JSenx 1804. ,Dise verbottnen, verflüechten künst (der
Geomantya, Astrologia).' RGcalth. 1.5.''i3. ,Wir ver-
fluchen die Bosheit.' FWvss lü.50. — 2. (refl.) sich
verschwören, d. h. Etw. beteuern mit Einsetzung des
Heils der eigenen Person, allg. 's Chrämers Frau
hnd-si"'' verflüecht, die Indiäne lass nüd us [verliere
die Farbe nicht], und iez lönd [lassen] alli Blüemli
üs! Stutz. Me" tnue.'is-si''' für Nüt v., weder [ausser]
dass vie" .st'''' d' Nase nüd ahhissi (se lang si Ei"m nüd
i 's Mul ine wachst) Z. Er hät-si bi alle Täfle ver-
fluechet, er gang-di''' gti" verchlaye". Gl Volksgespr.
1834. Si'-'' 's (Tu, z' BHk.) Tüfels r., bei einer Be-
teuerung jener Art den Teufel anrufen (dass er Einen
holen solle, wenn man nicht die Wahrheit sage). Er
kät-si'''' vilmol's T. verflüecht, es sei eso Th («' wahrsch.
= ds, des). ,Da huob er an sich zuo v. und schweren,
das er den menschen nit kennet.' XVI.. G Hdschr.
Verflüecht, -üe- GA. (im uneigentl. S. auch die
Weiterbildung mit dem beliebten -ig : rerfhiecMflJig Z)
Ptc. adj. 1) im eigentl. S., verwünscht, verzaubert,
verhext. Es j.?i doch ä [auch] wie v.! Z (-ue- und
-üe-). Potz verflüecht! ei der tausend! GA. Nei" ver-
flüechter au'''.' Ausruf unangenehmer Überraschung
Z rS. ; Syn. nei" verdamnttlige ! ,Verfluchte Alpen'
heissen solche, die nach dem Volksglauben oder be-
stimmten Sagen, wie bes. der von der Blüemlisalp, zur
Strafe menschlicher Übeltaten aus schönen Weiden in
Gletscher oder Gestein verwandelt worden sind. Das
auf einer solchen Alp in U jetzt wachsende , Milch-
kraut' oder , verfluchte Kraut' soll einst eine gesegnete
Pflanze gewesen sein. .Der v. Platz' heisst eine Stelle
am Eheinufer bei ZWeiach, wo sich Überreste einer
römischen Warte finden, die von Schatzgräbern durch-
wühlt worden sind. 2) abstr. : sehr stark. Er haut-mer
e Verfluechts i'n Bugge, er versetzte mir einen argen
Schlag in den Rücken. Stutz. Wie d' Anne Reg [Re-
gula] verfluechtlig tat [sich geberdete], ivenn ich en
Rasch g'ha" hätt. ebd. Vor Adj. adv. verstärkend =
sehr, überaus, wie verdammt, cermaledlt u.v.a. BSi.;
Gr; G; Z; z.B. verflüecht schö" GA.; verfluecht(ljig
gern. Stutz.
Üc neben dem häufigeren «e lässt sich rechtfertigen,
wenn man es als vom Subst. abgeleitet auffasst. Zuweilen
scheint es aber euphemistisch gebraucht, wie neben verjlwi-lit
zum selben Zweck die stärkern Entstellungen vcrßuent(er)t,
-ßüemet, -ßüechtckt (B) vorkommen, letzteres z. B. in: SU das
rer/llierhlclct Turnt'" i^ij'fitfrt ist. Sch<m in der ä. Spr. kommen
beide Laute vor, doch ist oft die Schreibung nicht klar. —
Mit der Form rxrfli'ieken soll die Stärke des Affektes gemalt
werden. — In dem Ausruf nei" vfißiifchter.' bezieht sich der
r<uup. auf ein liinzuzndenkendes nln vnßuvrht od, rhtinnt Nüt um.
1105
Flach— fiiich. Flachs— Hiuhs Flacht— flucht
1166
Fluecher. De' Fl. lütct dem Tüf'el. Ineichen.
Wett-tluechet m.: Wertkampf im Fluchen (wer
starker fluchen könne) L. — Vgl. nrUnnete, Wettkampf
im (Trirmissenschneideu und jUiuliclio rolio Spiele.
Fluechi m.: der oft und stark flucht 7..
G'flüecli n.: anhaltendes starkes Fluclien /.
Flachs, Fla.r BO.; Gr — m.: 1. die Kulturpflanze.
Sy\t. Har. Wilde'' FL: Flachsdrunt, linaria vulg. Mill.
B; Berglein, linura montanum (Durh.); Syn. Krottcn-,
Berg-Fl. De'' Fl. icachst dur'''-ne Schuehsole dure.
Ineichen. Fl. und Hebe" gend 's nid vergehe" = ver-
langen sorgfältige, mühsame Arbeit, ebd. Wie gröber
de'' Fl., wie stürcher de'' Fade. ebd. — 2. Name einer
gelblichen Kuh GrL. Vgl. Fuchs.
,Krotten-fl., wildflachs, harnkraut, lynkraut,
nabelkraut, schj'sskraut: osyris vel osyrias, vulgo
linaria [d. i. antirrhinum lin.].' KdGessn. 1.5-12.
Betr. die ,Kröto' vgl. das folgende Comp,, welchem im
Lat. ,ranunculus', im Frz. .greuouillette' (von ,iaua' und
.grenouille', Frosch), im Deutschen aber ,Hahuen-Fuss' ent-
sprechen.
M<5s-: Gifthahnenfus.s, ranunculus sceleratus LE.
Auch böse'' 31. Uw.
Matten-: 1. Wollgras, eriophoruni latifolium.
(Durh.) ,Alopecurus, frumentum caudatum aliquibus:
ein graskraut, gleicht an seinem stengel eim fuchs-
schwanz; villicht raattenflachs, oder wiseiiwollen.'
KdGessn. 1542. — 2. Kleinling? ,Centunculus.' Mal.;
Denzl. 1716. — 8. Alpen-Kuhrkraut. ,Gnaphalium
alpinum minus B.' Warn. 1680. — Alle diese PHanzen
entwickeln wollige Borsten.
Borg-: Berglein, linuni montanum BO.
flachse": 1. Flachs pflanzen und bearbeiten BHa.,
Hk., Gr. Vgl. hänfen. We'"'-mu [man] vil Risti tpill
ubercho", so mtiess-mu im Schit.: [im Zeichen des
Schützen] flaxen [Fl. säen] im hoifen BBe. — 2. (auch
ah-, er-) schlagen, peitschen, durchprügeln B (mehr
scherzh.). .Ein österreichischer Corporal. der einen
armen Teufel mit dem Haselstock kaltblütig abflachset.'
GoTTH. — 2 von der Behandlung, welche der ausgezogene
Flachs erföhrt.
Flachsere {-x- BGr.) f.: 1. Flachspflanzung, -beet,
-feld, ,-bünd' B. ,Eine Partie nach dem Bohnonplätz
oder der Fl.' Gotth. ,Bis dahin habe es eine Fl.
haben dürfen.' ebd. — 2. „der darin stehende Flacli.s
selbst B; LE.-
flächsi": aus Flachs bestehend. Flächsi" TucchHvn.
Flacht m. : Hauch, leichter Wind W.
Wahrsch. f/i = /( 1= »r, von einoni ' /ftm-vii = hlunu ii, blähen.
Vgl. , flach' : ,blach' und die Anni. zu Jliirlii'n H.
Plecht f.: Flehen, dringende Bitte. .Welcher
[Schitts-] Patron die mehrern der pilger hat, der suocht
an die andern mit grosser fl., dass sie auch zu ihm
kommen.' 1-160, BvEftinukn. - UM. jlehede, ßcchir..
Plifcht n.: Geflecht. Flechtwerk. ',s ^-7. schncitlc,
an dem Struhgeflecht für die Strohhüte die hervor-
ragenden Halmenden abschneiden ZRafz.
G'flecht n.: Flechten, Hautkranklieit BBe. .Gflecht
im angesicht. Zittermäler und ander geflecht.' XVII.,
Birl., B Arzneib. — In- (Igfl'echt): Teil einer Peitschen-
schlinge ZBenken.
Flechte" f.: 1. Haarzopf BBe. — 2. Fleclitwerk
zum Schutz des Ufers. ,Die pfäl zuo den flechten.'
Stadtb. Wthur. — Wanne"-: Wiesenzittergras, briza
media Aa (Mühlb.).
in- flechten: (refl.) sich einmisclien. in einen
Rechtshandel. .Tete sich iemand y. on recht fuogsam
ursach.' 1520, Bs Kq.
vlicht(er) s. vil-llclit. flöchten s. flöchen.
Flncht f.: 1. das Fliehen, Meiden. S. Folg 2
Sp. 810. — 2. Ausflucht. ,Das ir so arm fluchten
suochend.' Zwingli 1527. — 3. Zuflucht, Hülfsmittel.
.Dieses Bündniss sei die letzte FL, um bei Ehre und
Gut zu verbleiben.' 1529, Absch. — 4. concr. a) gerade
Richtung, Reihe, allg. 's ist (nid) i" der Fl., Aus-
druck der Bauhandwerker. Bäume, Reben udgl. i"
d' Fl. set^e" = i" ZilefteJ", in geraden Linien, Zeilen.
Spreng. I" Fl. stehen die Beine beider Schwinger
aus einander rückwärts Uw. Mit halbem Übergang
zu zeitlichem Begriff: Me" cha"" d' Vorfen^ter in einer
Fl. a"/ie)(A'c», tcenn si 'zeichnet sind ScuSt. — b) Kluft.
Schlucht Ap.
Die letzte Bed. wird eher auf der von .Zufluchtsort' als
auf der von .gerader Richtung' beruhen. Bed. i a beruht
nach Gr. WB. 3, 18:33 auf Abi. des W. von ,fliegen', nicht
von ,flielien', weil lat. ,ala', gr. itxepä ebenso gebraucht
werden. Aber die Anschauung scheint doch nicht ganz die
selbe wie im Deutschen, schon wegen des Plurals und weil
jene WW. schon im Sing, etwas Concretos bezeichnen und
da .Flucht' meistens zunächst ,in gerader Richtung' geschieht,
so liegt die Erklärung von dieser letztern Seite näher; vgl.
den technischen Ausdruck vom perspektivischen Zeichnen:
,die Linien fliehen nach dem Augpunkt'.
Ab- = Flucht 1 (pleonast. wie Us-Fl.). ..\. der
rychen Benedictiner under den stat zuo Rom.' Vau
,In der a. eines abts.' ebd. Vgl. ahflüchtiy.
U s - = Flucht 1 (vgl. Flucht 2 = Ausflucht). ,üie-
wyl. so einer geltschulden halber abtreten müessen,
etliche zuogefaren und glych vor syner ussfl. an ire
schulden [Guthaben] waaren von im empfangen, damit
sy umb das ir bezalt werdint, [sollen in Zukunft solche
Waaren zurückgegeben werden, ausser dass Einer be-
schwören könne,] dass er von syneni vorhabenden
flüchtigen fuoss und abtritt nüt gwüsst habe.' 1580,
Z Gerichtsordn.; vgl. dazu FvWvss 1815, 172.
Hin- = Flucht 1. ,Er hat die besten saclieu mit
im in syner h. mitgenommen.' RüEdER 1606.
Sehne- BHa.; „GsPr.", Zue- Uw: eine tiefer
oder übh. geschützt gelegene Alp oder ein Wald,
wohin man mit dem Vieh flüchtet, wenn die Hochalpen
während der Alpzeit vorübergehend beschneit werden;
in Uw meist ein Stafel mit Wald und Hütten mit
einigem Heuvorrat, wohin das Vieh auch im Anfang
und am Ende der Alpzeit getrieben wird. .So man
inuossabfaren [ab der Alp] oder zuo zyflucht [1. .zilfl.'':*]
faren, so soll ein jeder dem andern an schaden faren.'
ca 1500, Oiiw. .Zueflucht.' 1158, UwKern.s.
fluchtsam: flüclitig, tlüchtend. G Hdschr.; t'opieb.
(iWyl. Fluclitsami L: Flucht, ,\Vu ieirand in
ein kirchen sein llnchtsinni' liin nam.' \ s\k Sh uui-h
spi'it nihil.
k
iiiy
Flacht flucht. Flad -flu.l
1168
flüchte"; 1. (retl.) ,sich geflüchtet haben', ge-
storben sein W. — 2. (tr.) in die Flucht schlagen.
Sjn. /lüchtifien. ,l.iann wie könnt die kleine Zahl
lliren stärkren Feind dissmal Fl., wann nicht Gott die
Schwachen Täte stark und sieghaft machen.' Toggenb.
Krieg. — Ahd. /luhum, fugare.
flüchtig: 1. geradlinig L. Vgl. .Das neue Haus
steht mit dem alten tl.' (in einer Linie). Gr. WB. 3.
1835. 9. — 2. .flüchtiges Guet': Gut von flüchtig ge-
wordenen Leuten? .[Gerichtsgebühren] von kouf-
briefen umb zins, umb ligende oder farende güeter,
erblos, fl., oder als umb varend [unifarend?] güeter.'
l.i.57, Bs Rq. — ab- = fliahtuj in der gew. Bed. Vgl.
Ähfluclit. .Der apt ist hinder uns vom gottshüs' a.
worden.' 1531, Strickl. — ent-: sich durch Flucht
entziehend. .Beschäeh aber, dass der vorgenannt Herr
P. mir und mynen erben enphluchtig wurde.' 1343,
Gfr. - - feld-: im Felde (Kriege) sich dem Kampf
oder der Partei entziehend, subst. : Überläufer, Ver-
räter. ,lr Gileaditer sind [seid] als die veldflüchtigcn
vor Ephraim under Ephraim und Manasse.' 1531,
Rr'ht. .Perfuga: v.. abtrünnig, der zum feind fleucht.'
Fris. ; Mal. — Schou mlid.
recht-: sich dem (zuständigen) Gericht entziehend,
den Gerichtszwang nicht anerkennend. Üyn. ahschuif-
tif); dinfi-fl. ,4 houjitlüt, so äne urloub harheim zogen,
■und etlicli r. worden,' 15'2(j. .\BScn. .Damit .sy nit
r. werdind und einen abtritt nemen mögind.' 1531.
Strickl. Auch im LB. von Uw.
ding-: ebso. ,Swer ouch | zu] Zürich wyn schenket,
wirt der d. ald entwychet von hinnen.' 134'2. Z Ratserk.
,Swer von unser statt d. wirt, dass oueh der niemer-
nier in unser statt kommen soll.' 1348, ebd. .Dass
man nieman. der mit gerichte in ei"ni gerichte be-
griffen wird und derselbe von dem gerichte. da inne er
begritt'en ist, in ein ander gerichte d. wird, dass den
nieman schirmen soll.' 1350, Absch. .Dass nieman den
andern zihen soll, dass er d. ist.' L ä. Ratsb. .Wurde
ouch kein [irgend einer] unser burger von unser statt
d., der unsern burgern gelten [bezalen | sollte. ' 14(i9. '/,.
— Schon iiihd.
flüchtigen: flüchtig maclien. in die Flucht sclila-
gen. .Die fynd wurdend von den Züricheren über-
fallen, gschlagen und geflüchtiget.' HBli.l.. Tigur. .Er
flüchtiget herzog Lüitfriden und paschget [überwäl-
tiget] in.' Ri'KGER li;iO(5. ,Da die uberigen gegen H.
hinab geflüchtiget wurden.' Wurstis. 17ti5.
Flüchtikus: flüchtiger, leichtfertiger Alensch Z'
— ScliiTzli. gcbildot n.ii'li Anal, vnn .Ptirfikus'. V^I. Lii/ti/nis'
Flad flud. Vgl. auoli dio Gruiipc Hii( usw.
Flfide", Pfl- BsStdt ^ PI. -ä- Ar; GlK. — Dim.
Fliidli GrD.; Sch, Flädmeli G T. — m. (f. F):
1. Kuchen, kleineres Festgebäck an Kirchweih. = frz.
.beignet'. Küechli F; sonst grösserer flacher, dünner
Kuchen Ap; Gl; G; Sch; oTh. Syn. Kucche: Wäje;
Zdte. Bes. mit verkochten Erdäpfeln belegt ZO., mit
verkochten Birnen (BircchrüsiJ SciiwE.. mit dürrem
Obst und Zieger Zg. Vgl. noch die Compp. Flädli:
1) dünne Eiei'kuchen Seil. 2) Nudeln ans dünner,
zerschnittener Omelette an einer Sauce GrD. Vgl.
Osler- und Flndensunnliy \\\ wo insbes. Kahm-. Käs-
und Birnenfladen um Weihnacht und Neujahr fa.st in
allen Häusern gebacken und früher bes. als Weih-
nachtsgeschenk an niedrige Angestellte, auch von den
Bäckern an ihre Kunden gegeben wurden. .Wenn
man ze Utzwyl einen hirten setzen will, den soll man
dingen by den fladen ze wienacht.' Offn. G OUzw.
.Welle syn bsunder brot isset [unverheiratet eigenen
Rauch führt], der soll dem weibel ze wienacht ein
wienachtbrot oder ein fl. geben.' E. XIV., Offn. ZBass.
.Libum: fladen und nit küechle. Placenta: ein kuech,
lebkuoch, fl., krapfen.' Fris. Bildl. : , Der sich darzuo
bestellen lassen, ward bald hernach in dem Sabau-
dischen Krieg darniedergelegt, das war der Fl., der
ihm beschehrt war.' 1586, DZwinger. S. noch räss.
— 2. = Kue-FI. Bs; GStdt; Sch; Zg. — 3. wollener
Umschlag um die Windel eines Kindes Ap; GStdt.
(S. auch Kinds-Fl.) Syn. Umtuech. Unterlage im Bett
eines Kindes Ap.
Mild, .flade' m., breiter, düunor Kncheu: Honigscheibe;
Kulikot. — Pf- statt/- im Anlaut häufig, bes. bei Subst..
wo es aus Assimilation des verkürzten best. Art. erklärt
werden kann. Flädimli zunächst für 'Fliidtmli mit unechtem
.Auslaut 711 nach Analogie von Fade'", BmW" ua. — Bed. 3
wahrsch. aus dem Hauptmerkmal der Fläche, Glätte (vgl.
I'-Fl.). Vgl. Blelz, Stück Zeug, auch von gewissen Kuchen
gebraucht. — Der Unterschied von Kucchen ist, wie schon die
.\ngabeu von Fris. zeigen, nicht leicht anzugeben, und kann
höchstens darin liegen, dass Fhtdmt fast durchweg nur dünne
Kuchen sind und dass insbesondere Küechli sehr manigfaltige
Formen haben können, — .\bl. fladelen.
Is-: schwimmende Eisplatte Th. — Ost er-: süsser,
zur Osterzeit gebackener, mit Reis belegter Kuchen
Bs. ,Zu süssen Osterfladen Sind wir nun eingeladen.
Schon ist das Mahl bereit. Da lassen wir uns schmecken
Die Fladen und die Wecken In aller Herrlichkeit :
Vivat die Osterfeier, Die Fladen und die Eier.' KRHa-
GENBAi'H. Mit gedörrten Birnen belegt GStdt. Wa.
Nach dem B Kochb. 175G eine Art Torte ans Ei, Rahm.
Butter mit gebackenen Brotschnittchen belegt.
Kue-: platter Kuhkot Bs; G; Zg. Syn. (Teller):
SunnenKÜje; Teisching. — Käs-: Kuchen mit L^nter-
lage von au.sgewalztem Brotteig und Beleg von Milch.
Mehl. Käse und Gewürz Ap. — Krüter-. .Moretum.
Kräuterfladen. Pfannenkuchen.' Denzl. 1677; 1716. —
Mandel-: Mandeltorte Gl (modern). — Biber-:
Kuchen aus Honigteig Ap; GT. Syn. Biherfelte. —
Bir"e"-: Kuchen mit verkochten gedörrten Birnen,
Speck. Nüssen und Gewürz belegt Ap. — Pfannen-
flad=: artocrea. Vocabul. Engelberg. — Räm-, Rom-,
i?r(-)H- Flade: flacher, runder Kuchen aus dünnem
Brotteig, mit einer Mischung aus Rahm, Mehl und
Gewürz belegt oder kleiner aus Pastetenteig mit ein-
gewirktem Rahm Ap; GStdt. — W ih er - = Bihcr-H.
GT. — Ziger-: Backwerk aus Mehlteig. Zieger. Honig.
Mandeln usw. UwE.
Flader m.: 1. = Kiiefladcn Fi>. fFläderJ: .LE.-.
auch: .massenhafter Strassenkot. halb geschmolzener
Schnee" LE.; S (Pfl-). S. auch VjUiüer: Flälterlig;
Finder; Fintier; Binder; Pflittere; Binder; Pflnderluj.
- 2. in der Gaunerspr. des XV.: Bad (Edlib.). Vgl.
Fladerfetzer, Bader. Gengenb., Bettlerord., und flä-
dercn, mit Wasser spielen. — 3. Flamme. Lohe. En
Fl. Für GT. — 4. Maser, Ader. Blume in Holz und
Gestein L; Hidz von jener Beschaffenheit, bes. Ahorn.
11(!0
Flad. flo.l, Hi.l, Ho.l. «Uli
1170
(las in dünne liliittor zersägt (Fl. sage") als Furnier
von Geräten gebraucht wird SchwMuo. Früher wur-
den hes. Trinkgefässe aus solchem Holz verfertigt;
s. /laderi)). ,F1. : molluseum aceris tuber est, bruseo,
quod intortins et cris[iuni est, multo prajstantius, sim-
plicius, sparsuni.- KdGessn. 1542. .Materia surda (in-
digesta ligni siniplicitas): holz daran nichts hübsches
ist, (ein glatt einfältig und schlecht holz, das weder
bluomt noch reid ist und kein strymen oder öugle),
weder niaser noch fl. hat.' Fris. .Molluscum: stamm-
reit (an Bäumen), fl. sagend etlich (breiter ahorn-
schwamm).' Fris.; M.\l.; Denzl. 1077; 1716.
MliJ. vlmirr m., jicidertes Holz, Maser. In Bed. 1 ist
das W. viuU. aus dem gleichbed. .Fladen' entstellt oder mit
diesem verwechselt; dagegen lassen sieh Bed. 2 u. :? sowohl
mit einander als mit + vereinharen; denn der Maser zeigt
Figuren, welche sowuhl Wellen als Flammen gleichen (vgl.
.wallen' von beiden Elementen), sowie diese beiden Flügel-
schlägen (vgl. ßadei-cn = flattern).
Schiudlen- s. -Flädcr.
fladere": 1. „vom Bindvieh: den Mist fallen
lassen LE." Syn. flädermi; flatteren; pflätteren ; flut-
teren; pflütteren. Zu Flader 1. — 2. Wäsche in reinem
Wasser entlaugen, auswaschen, spülen TnTäg. Zu
Flader 2. Vgl. flädereti ; /lederen ; pfladeren. — 3. „hell
auflodern, eine breite, hohe Flamme werfen, allg." Zu
Flader 3. — 4. mit JMaserholz besetzen Ndw. —
5. wachsen, wuchern. .Die Wurzel kriechet und Ha-
dert hin und her in der Erden, also dass viel Neben-
zinken von einer Wurzel sich ausstrecken.' Zwinc.kr
lö9t.i. In Verbindung mit lä". lassen: Pflanzen, eine
Hecke udgl. frei wuchern lassen, nicht stutzen ; die
Haare ott'en lassen, anstatt sie ordentlich in Zöpfe zu
flechten. Eigetli"'' brückt 's gar eken Zopf; i" der
Stadt inne" lönd d' Chind iez aW' nw Alles fl. Z
(8chwyzerd.). Auch bildl. : d' Such la" fl., die Sache
sich selbst überlassen, seine Angelegenheiten vernach-
lässigen Z. Vgl. Fladerstüde, -wül. — 6. zerfallen,
verwelken, von einer Blume, deren Blätter abfallen
und verfliegen B. — 7. (/)//- Z8th.) schwach fliegen,
flattern; bes. von jungen Vögeln, die noch nicht, oder
von verletzten (auch gestutzten), die nicht mehr, oder
von solchen wie die Hühner, die übh. nicht fliegen
können Z. Syn. fliideren; floderen; /lotsen. De'' Fane
p/laderet schö" ZSth. ,Wann der Mensch seine Ge-
danken fl.; lasst auf der Erden.' FWyss 1650. ,Pla-
deren, fläderen, volitare, vagari.' Eed. 1662. ,Alas
quatere, vibrare: die Flügel schwingen, fl.' Denzl.
1677; 1716. .Sie zeigen viel Freundlichkeit und Hold-
seligkeit, da heimlich in dem Mund und Herzen nichts
anders fladeret als [Schimpfworte wie] faule Ketzer
usw.' ClSchob. 1699; vgl. .geflügelte Worte'. ,ln den
Lüften herum fl.' ,TUi,r. 1733. ,Es scheint, dass man
(lison Marchpunkt wolle herum fl. lassen [nirgends
Hxieren].' 1759, Z. Mit scherzhaftem Pathos (und
daher halb bücherdeutsch) ruft man dem im Unfrieden
Scheidenden oder dem verloren gehenden Besitztume
nach: , fahre hin und fladere!' — S. ^ /loderen 3, flä-
deren 3 Ndw.
Mhd. vUi'Irrrn. flackern: also nur = :!. 7 ist viel!, ali-
zutrennen, da nhd. .flattern' in lietraclit kommt (s. .\nm, zu
Ctlüdcr).
ver-: auseinanderstieben, sicli zerstreuen. z.B.
von vereinzelten Stinnnabgaben bei Wahlen Scu;
.evanescere.' Id. B. .Du niust zur Kinderlehr, sonst
Schweiz. Idiotikon. I. 8.
möchten deine Geilanken v. und du dich (von Gott)
verlaufen.' AKybürz 1753.
fladerächtig: fladerartig. maserähnlich, v. Holz.
.Crispans buxum: fl., blüembt [beblümt].' Fris.; Mal.
,Crispans, fladerecht, erschüttend.' Denzl. 1677; 1716.
— Zu FiuJcr 4. Syu. lludi:ii(j.
flad(e)rig: 1. „kotähnlich LE." 7ja Flader 1. Syn.
/latteriy; p/läiterig ; pfhtderiij ; p/lntscliig. — 2. maserig
L. Zu Flader 4. — 3. „windschief L." (Eig. ver-
wachsen, aus der schlichten Lage und Richtung aus-
weichend, zu /laderen n?) - 4. aufgeschossen, locker,
von Kohl Bs. Syn. flauderig.
fladerin: aus Fladerholz, bes. von Trink^^efässen
häuflg in Inventaren XV./XVIl. L; Z. ,Ein haslin
fladrin cappli [Kapsel oder Deckel?] mit silber be-
schlagen.' 1440, B. ,Ein fladerin schal.' 1470, Bisch.
Johannes v. Basel. ,Ein fl. beschlagen köpflin.' 1497, Z.
.Ein gar grosser, fladerer [1. ,fladeriner'], unbeschlagner
köpf.' 1588, Klosterarch. SchwE. .Pantherin» mensaj:
tisch mit hüpsebeni holz mit runden flecken, wie die
haut von leoparden sind, fl. tisch.' Fris.; Mal. ,12 flä-
deri Löfl'el.' 1675, G.
flädele": schmeicheln, liebkosen Uw. — Eig. .glatt
streichen': zu .Fladen'.
Flader ni. : 1. altes (baufälliges) hölzernes Haus
mit sehr niedrigem, breitem Dach ZB., O. — 2. breites
Ding, auch Weib ZF. Vgl. Syn. Flattere; P/ludere.
'La ßäderen i. S. V. aus einander fallen (vgl. ßaderen B)
oder eher i. S. v. sich breit ausdehnen; vgl. auch .Fladen'.
G'fläder n.: 1. Geflatter, von Vögeln, die hastig
durch einander fliegen Gr ÜbS., V. — 2. flatternder
Putz, bes. Bänder an der weibl. Kleidung, ebd. Syn.
Flattere.
Nacht-: Nachtschmetterling ZNer. — Zu /tddi-mi
i. S. V. flattern: vgl. fluderen 7.
Schindle"-: Haus mit niedrigem Schindeldach
ZO. ; s. Flader 1. ,Ein elender und wüster Seh.'
Stutz. B'hiiel Gott, alte'' Seh..' ebd. F Dorf — es
hat so ehig suher [iron.] ,S'(7(. ebd. ,Schindelnflader'.
1751, Mei., Wetz.
Fladere f.: stehen gebliebener Stumpf eines ge-
fällten Baumes Gl.
fladere": 1. ..den Kot von sich geben, v. Kindvich
LE.; ScHw." Zu Flader 1 u. = /laderen 1. \g\.p/l-. —
2. „Flüssigkeit reichlich und sorgsam herum gicssen
UwE." Sonst aber allg.: Flüssigkeit in unnötiger
Menge und ohne Sorgfalt verbrauchen und verschütten,
so dass die Umgebung besudelt wird. Bes. v. Wasser,
aber auch mit Kot und Fett beschmutzen F. Fr het
's Öl über-e [den] ganze" Bode" g'/läderet SciiwMuo.
Syn. smllen; etwas schwächer als /letzen, so dass die
Flüssigkeit mehr zerstreut, als auf einen Fleck ver-
schüttet wird Ndw. Wäsche im Wasser herum ziehen;
■Syn. /lütteren, /lütteren ; /latschen; /loderen; l;oslen;
lcöze>i; ji/Uideren; vgl. auch /lederen; /lotsehen; Ge-
/Witsch; /l(iderna.<!s. — 3. {jj/l- Si'h; UUrs.) flattern,
allg. Syn. /laderen 7; /loderen; /lotteren; /lotteren;
/lütteren; p/liideren. Bes. schwach und mühsam B;
L; Scn; U; auch von einem Nachtschnietterling, der
sich die Flügel am Licht vorsengt hat ßSi.; von der
Fledermaus Gr; W. Mit den Flügeln schlagen Obw.
Von einem Tuch. Überh. von raschen, heftigen Be-
wegungen. So bes. in Verbindung mit .lassen': eine
74
1171
Flad, tied, flid. Ho.l. flud
1172
Olirfeige //. /. Gorni. Er hel-em Eint hi fl. Zyko.
\g\. Fh'Ulerli"(j. Eh Schutz 1a fl., einen Schuss los-
lassen Aä; aufs Geratewol, ohne genau zu zielen
(Syn. lü fblge) BoSi. ; auch ohne genanntes Obj.: ein
(beschütz lüsbrennen Aa. Schneballe" la fl. B (Zyro).
Uneigtl. : ,Bei uns zu Lande ist es nicht so mit einem
Tauze abgetan, so dass. wenn der Geiger den letzten
Strich tut, man das Mädchen fl. (halb fliegen) lassen
kann, unbekümmert, in welche Ecke oder an welche
Wand es gerät.' Gottii. .Lisi Hess mutwillige Spöt-
tereien fl. in der Stube herum.' ebd. I''' hi' no''' der
letst Sprutz [den hervorspritzenden Eest im Fasse]
i' d' Musyutteren [eine Mass haltende Flasche] ie
lo" fl., Iris ''ass si üherhiffen isch. AGisi. Absol. mit
einem Wagen schnell fahren (so dass ,es geht wie ge-
flogen') Aa; Gr; S; daher uf der Iscban flüderet's;
ebenso auf einem Wagen bergab BE. Mit unbcst.
.es' als übj. oder absol.: viel Geld ausgeben, flott
leben. Etwas drauf gehen lassen Aa; B. ,Wir wollen
zu Markte gehen und es einmal lustig fl. lassen.'
GoTTH. Sich der Lust hingeben B; S; einer Sache
ihren Lauf lassen, ohne sich weiter darum zu küm-
mern B; Gr; S. Syn. fl,adercn, (/an, lopen, Schlitten län.
— 4. dem Boden entlang kriechen, sich verbreiten,
besonders von Pflanzen, aber auch von einem Feuer
ZG.; vgl. fladeren 5. Von Hühnern, sich breit hin-
legen, sei es sich zu Boden ducken, um sich er-
greifen zu lassen, sei es sich in den Sand einbetten,
um der Sonnenwärme zu geniessen (Syn. herdelen).
wobei sie die Flügel ausbreiten ZG.; Syn. sich ver-
tuen. Auch von Menschen z. B. fnl i" 's Bett fl. ebd.
— 5. flackern, flanmien, aufludern BM. ; L = fladeren 3.
.Wenn das Feuer des Himmels auf das Haus des neuen
Grossrates gefallen wäre, Niggi hätte noch ein Klafter
Wedele [Reiswellen] geopfert, damit es recht flädere.'
B (Sonntagsp. 18ti9). — 6. schnell arbeiten B oAa.
Syn. fluderen; juflen. — 7. „plaudern L."
Mhd. ,Tli>dercn'. flattern. Dieses letztere, nlicl. W. koniuit
iu iinseru MAA. (in diesem S.| nicht vor, dagegen ßäUcren
(s. d.) in der entsprechenden und noch anderer Bed. Vgl.
auch die Anni. zu fladeren. — 6 soll viell. heisseu cnfl. Is".
über-flädere": überschütten ScuwMuo. — a"-:
mit Anwerfen von Flüssigkeit beschmutzen, ebd. —
ver-: 1. tr. a) ausgiessen oder durch Verschütten be-
schmutzen, ebd. b) verwehen, zerstreuen. Der Wind
hät-mer Alks verfläderet, z.B. von Laub, Streue Aa;
BM. Die Stimmabgabe auf viele Kandidaten zer-
sidittern Aa; B. — '2. intr. a) verdunsten, von gei-
stigen Flüssigkeiten, ebd. b) zerfallen, platzen. Gut
geratene Kartott'eln v., wenn man sie länger als nötig
über dem Feuer lässt ZO. Zu Fläder, weiche, breite
Masse. Syn. flatteren, s. d.
fläderle": dim. zu fladeren 3, von Schmetter-
lingen Gr.
F läder li"g m.: Ghrfeige. Ei'm en Fl. (je' Z. —
Vgl. la" fläderal 3 Und syn. Flätler(lig) ; Flattere; Flätlachei;
Flädi 1 m.: Taufn., Valentin? Uw. ,Und weint:
0 liebe' Fl., o!' (Aus e. Lied). — Vgl. auch flädelen.
Flädi II m.: 1. körperlich und geistig unbeholfener,
schwerfälliger Mensch Nnw. Gang eweg, dui FL, dui
chaust [kannst] Xtd. ~ 2. Einer, dessen Moral in ge-
schlechtl. Dingen anrüchig ist. ebd. — S. auch Flütli.
Flander m.: 1. etwas Leichtes, Flatterndes ZW.
Syn. Gc-fl. Dünner, leichter Baumwollenstott' .\AFri.
Leichtes, geringes Kleid Zu (-"((-); Z (auch dim.), „eine
Art leichter fliegender Weiberrock, auch Flauderrock
B; L." Vgl. Flauderjtijijie: Fläuzli. — 2. schlechte.
Waare, -Arbeit (FL- Arliet, -War, -Zug); einfältiges
Zeug Bs. — 3. Kohlpflanze, die mehr in Blätter als
in einen festen Kopf auswächst „Aa;" Bs. Syn. Ge-fL
Eine onomatopoet. Bildung; /Zauderen (s. u.), lautliche Ver-
stärkung von fladeren; vgl. flod-, flud-, flaut-.
Flick-: Schmetterling Ap. Syn. Fifalter Sp. 8'20.
Nicht blosse Entstellung von Letzterem oder von einer
der Nebenff. desselben, sondern mit Anlehnung an diese neo-
gebildet.
Ge- n.; leichtes, flatterndes, undauerhaftes Zeug
B. Von leichten Bettdecken gegenüber den landes-
üblichen schweren: Sa unyer-emene G'fl. z'ligge, wo
me" nit leiias, lieig-me" Neuis [Etw.] uf im oder heig-
me" Nüt. GoTTH. Lockere Sachen, z. B. schlechter
Kleiderstoff, aber auch : faseriges Fleisch, z. B. von
Ziegen GRÜhur (-äu-). Die nicht anliegenden, son-
dern abstehenden Blätter von Weisskohl B.
flaudere" B; VOrte; G; Z, -äu- Sch: 1. „mit
leichter Mühe emporschwingen, so dass der Körper
momentan hoch in der Luft schwebt (z. B. beim Schwin-
gen) Aa; B; Vürte; S; Z." — 2. „flattern, z.B. vom
Haupthaar, das unordentlich herabhängt, von Putz,
z. B. Arm- und Halsbändern, die der Wind hin und her
treibt; auch von Schnee, der wirbelnd zur Erde fällt
B; St'H; S; Vw." Vom Geräusch fliegender Vögel oder
flatternder Kleider L (St.""); von Bändern an der Kappe
B; von nachlässig flatternden, zerfetzten Dingen GEh.;
von leichten Flöckchen. Kleidern, auch von Personen,
die flatternde Bänder udgl. tragen New. — 3. „von
unbeständigem Charakter sein. bes. von Jünglingen
in der Liebe, gleichsam wie ein Schmetterling von
einer Blume zur andern flattern L." — Mhd. nur rtou-
deni, flattern.
Plaudere" f : 1. (-äu-) flatterndes Haarband Sch
Nnk. — 2. herumschweifendes leichtfertiges Weib L.
Syn. Flanggine usw. — 3. Eisenstange, welche Ge-
mäuer zshält BsÄugst. Syn. Schludere.
Bed. 1 u. 2 scheinen unvereinbar mit 3; aber Bed. 3 hat
auch nhd. .Schlauder', welches daneben ^ , Schleuder' gilt
(vgl. flauderen 1), also eine fliegende Bewegung bezeichnet.
Mittelbegriff scheint: übergreifen. Vgl. .fliegende' Brücke.
Flauderif. : flatterhafter Sinn, Unbeständigkeit L.
— Zu flauderen S. Vgl. Fläuiltri.
flauderig, „auch-ä«-": 1. aufgeschossen, locker,
von Kohl Bs; Syn. fladerig. G'flauderfl)ig, locker,
nicht dauerhaft Z. Zu Ilauder 3. — 2. weit, bau-
schig, von Kleidern, die nicht anschliessen. sondern
Falten werfen und im Winde flattern B.\arb. (auch
flander) L. Svn. fluderig. — 3. flatterhaft, leichtsinnig
Ar; L; ZO.
flaudi. Das wf /^, eitles Vorgeben, lockere Grunde
Z (Spillm.).
Fläuder: Pflugscharreiniger ScuMerish.
XdD fläniteren i. S. v. hin und her fahren (reibend), welche
Bed. auch ,schlaudern' hat; s. d. Anm. zu Flaiakre.
Fläuderi Fläudri n.: leichtfertiges Mädchen;
auch; leichtsinniger Bube W. Vgl. Flaudere 2.
fläuderle": „Dim. von flauderen in allen (3)
Bedd. L.'- 1. schweben, fallen, von leichten Dingen,
z. B. Schneeflocken Ap. — 2. im Winde flattern, z. B.
von weiblichen Putzsachen, wie Bänder (Flaiderli:üg),
auch von weiten, fliegenden Röcken UwE. — 3. la' fl.
117
Plad, fled, flid, flod, lind
1174
cTchen lassen, den Lauf lassen, z. B. einen Schlitten,
den man (bergab) nicht mehr aufhalten kann; eine
verzweifelte Saclie oder Lage BEi. Vgl. la' fläderen.
— 4. (ein Kind) unter den Armen haltend (also gleichs.
fliegend) davon tragen GTa. — 5. flache Steine über
die tibertiäche des Wassers werfen L; /o. Syn. flit-
dereti und s. Vater und Miieter. — ver-: verfliegen
(davon fliegen) Ar.
(rtlfder Z, Pfl- ZF. — n.: Unordnung durch
verschüttete Flüssigkeit. — \g]. uoch (UjiHikr ; (lijUiur;
(leßatter.
fledere" Z, iifl- ZF.: mit Flüssigkeit unordent-
lich umgehen, so dass der Boden, die Kleider vornässt
werden ; in Nassem hantieren ; von Kindern : mit
Wasser spielen; syn. flotschen; götschcn.
Der Laut e' scheidet diese WW. von den siunvwdten
mit ü («■', rfj und weist auf Abi. von FhiJa-, zu welchem
wenigstens der Beil. nach auch ßäderen I gehört. Der letz-
teren Gruppe kommt, wenn man ßäderen S in seiner obigen
licspllschaft lassen will, die Vorstellung des breit sich aus-
d4'hnenden Fleckens zu; doch könnte man ßäderen 1 u. 2 auch
nur als lautliche Ausweichungen von flederen betrachten.
S. noch ßetzett, ßetsclten.
fleid: geschmückt BO. (Zyro). — Ohne Zweifel vwdt
mit dem syn. ßät oder daraus entstellt.
be-fleiden: schmücken P (Schott). — Vgl. ßäien,
I Kranke) pflegen, bes. sauber halten, u. vg\. ßiye».
Fuder: Flieder, Holunder, syringa vulg. Aa; Z.
Pliedmen s. Fliete.
Floder: 1. „nachlässig gekleideter Mensch L; Scn;
S;Zg. Öyn.P//o(Zi." Yg\.<iuchl'tUider. — 2.=Fluder3.
— Kig. ein Mensch, dessen Kleider schlottern (ßäderen).
Hosen-: der Teil der Hosen, in den man mit den
Beinen schlüpft OnPr.
f lodere" Aa; VOrte, pfl- B; Sch: 1. Hattern.
a) von Vögeln = fhideren 7, z. B. en Amsic ist vor-mer
ziie iif'g'floderet AABd. ; VOrte. Vgl. auch fhideren.
.Fluttern, (loderen, fast hin und her fliegen.' Fris. ;
Mal. — b) von Kleidern, Bändern ; von aufgeputzten
Weibern: .sich mit Geräusch bewegen LTw; von einer
Fahne im Winde L; von einem Papier, Schriftstück:
eine Adresse //. [abgehen] la" Ndw. — 2. „schlottern,
von Kleidern, die nicht anliegen." Syn. fintieren; fhi-
deren. Vgl. Floder-, Pluderhosen und Hosenfloder;
pftuderig. Locker werden AaKöII. (auch flotteren). —
3. in Flüssigkeit scliaukeln; durch Wasser, Kot waten
B. Syn. flotschen. Vgl. find-, flüd-.
Ähnliche Wörter in den meisten Dialekten. Nhd. ,(loderu',
flattern ; flackern. Mhd. ,v]üdern, vluderu', flattern, schwingen.
— Abi. ßiitaehcn, ßolzen.
„zer-: zerflattern L; Zg."
„floderig, pfl-: weit, schlotterig." \g\.pflotterig.
G'flöder n. : spritzendes, sudelndes Umgehen mit
Wasser Gl. Syn. Gefieder Z.
Finder ni.: 1. schlechter, nur halb auswaclisender
Hanf, der nach der Hanfernte mit dem Unkraut auf dem
Felde zurückbleibt Zg; ZB. ; (aus dem guten Hanf)
ausgejätetes Unkraut ZHörnli; lockere Dinge, z. B.
schlechter Kohl BAarb. (auch (r'/Zur/cr n.); Abfall von
Heizmaterial, Reisig ZZoll. — 2. der an einen langen
Stiel gebundene nasse Lappen, mit welchem der Bäcker
den Ofen von zurückgebliebener Asche und Koisig
reinigt. Ofenwisch Ap (auch Flutter); G; THTäg. Syn.
Ofenlumpen, -Euscliner. — 3. Löschwiseh Ap, von der
.■\i'A. Polizeiverordn. 1854 neben .Feuerkübel, Leitern,
Haken' für jedes Haus voi'geschrieben (wohl von ähn-
licher Beschaffenheit wie 2). Syn. Pfluder. — 4. (n.)
weiche Masse, flüssiger, mit Schnee gemiscliter Strassen-
kot GA. Syn. (ße-JFlüder; Pfluder: Pludcr; Flutter.
— 5. ein Wasservogel, Art Taucher, Imber, colymbus
Immer. Hart.m. 1808. Syn. Sefluder; Ganner; Bhin-
üchär. Von LTnkundigen auch für die Tauchergans,
mergus merganser, Syn. Sekatz, -geüs; Aschente; grosse
Isente, gebraucht, ebd. ,Im Bodensee ist ein vogel,
grösser dann ein gans, so fl. genennt wirf, on zweifei
darumb, dass er also uf dem wasser flatteret: dann
er weder recht fliegen noch gon kann.' Vogelb. 1557.
,üer fl. = dünhel [1. .düchel'], pygoscelis maior.' Mal.
— 6. Geschlechtsn. Schw.
Ahd. ,fludar', Floss, ,fluodar', Rinnsal, mhd. ,vl6der.
vlüder', Flut, Floss. stimmen nicht dir. zu unserm W., am
wenigsten zu Bed. 1, aber diese ist auch mit '2— .5 zu ver-
mitteln, indem die ganze Familie ß-d zw. den Bedd. , fliegen'
und .fliessen' (z. T. auch .flackern') schwankt, also verschiedene
Arten (meist mühsamer) Bewegung in Lult od. Wasser, dann
auch lockere, weiche Beschaffenheit von Körpern bezeichnet;
der mit Unkraut gemischte schlechte Hanf ist eben auch
leichter Stoff, insofern dem Fliegen verwandt.
Ofen-: 1. = i*'^. 2. --- 2. (persönlich gewendet)
Spotttitel für den, welcher am Morgen des Silvester-
tages zuerst an den Ofen geht Z (Dan.). Syn. Ofen-
fuchs, -kais.
Se-: 1, der gesprenkelte Taucher, colymbus stel-
latus. Hartiii. 1808. Syn. Ganner. — 2. = Finder ö.
,Im Bodensee wirf diser vogel [Merch, Meerrach, ita-
lienische Ent] oder so diss geschli'chts ist, S. geneinit.'
Vogelb. 1557.
fluder: locker BAarb. Vgl. flauder(ig); fluger;
pfluder.
Fludere" f.: derbe Ohrfeige. Fi"m c Fl. länge
(versetzen] BsBirs. Syn. Fläderli'g.
fludere", -ü- fuij Obw, -o'- Ap: 1. sich in Wasser
oder Luft mit Geräusch bewegen GRh.; von nassem
Gewände: , Seine feine schwarze Kleidung fludcrte [im
Regen] um ihn herum, wie eine Vogelscheuche um
den Hagstecken.' JReith. 1851; von Vögeln, bes.
Wasservögcln: coire, auch trans. und auch von Men-
schen. = roglen Z (Spillm.). Refl., sich schütteln Onw;
Syn. flüderen 5. — 2, mit Geräusch schäumen (von
AlilchV) BsÄugst. Syn. flüderen. -- 3. in Flüssigkeit
spielen, wühlen U. Syn. fläderen; flederen: flüderen.
— 4. (ein Tuch im Wasser) sclnvenkeu, siuilen Ap; Z.
Vgl. flüderen: flotschen. — 5. durcli einander regnen
und schneien Aa (auch pfl-). Syn. flüderen. Vgl.
Fluderwetter ; Fhiderete. — 0. Steinclien über die Ober-
fläche des Wassers springen lassen Schw; Zg. Syn.
s. fläuderlen. — 7. hastig und unordentlich arbeiten,
huileln ZZoll. Syn. fläderen 6'; schluderen. Fl. lä',
zaijpeln, in Verlegenheit ringen lassen Th (wie einen
des Schwimmens Unkuiuligcn'i'). — 8. mit dem Flu-
der (2) den Ofen auswisclien Ap. — 9. Fluder (1) mit
dem Unkraut ausziehen Zu; ZO. ; überschüssige Blätter
(bes. die untersten) am Weinstock ausbrechen ZS. ;
'Ayn. geizen, läuhlen, ernäusen, blatten, hlättlen, zuickcn.
In der ä. Spr. mit kurzem Voc. uicht sicher bezeugt (nur
.iUVleru'. riniuMi, flössen, s. Anm. zu Finder), bei Gr. und
Sehm. .flndcrn' nur: flatturn. Für Bed. 7 kann als Grundbed.
sieh hastig bewegen' angenommen wertlen: urspr. aber wohl
inr,
Plad— find. Flag— Hug
1176
.im Wasser', als» eiue AmvemluDg vou 1. Aus 9 iu An-
wendung auf Jeu Weiustock scheint zu folgen, dass die über-
flüssigen untern Blätter desselben als eine Art Unkraut be-
trachtet werden und viell. auch selbst Finder heissen. S. auch
jifituhrcn ; ßutteren.
us-fludere": 1. durch Herumziehen im Wasser
oheiiliin waschen SrnSt. — 2. von ausgejätetem Un-
kraut die Erde abschütteln ZO. Zu Finder 1.
Pluderete f.: Regenguss B.
fluderig: schlotterig, bauschig, zu wenig an-
liegend, von Kleidern B = flauderig u. floderiy. Syu.
(ßo(j(jig, hicjcj. St. gibt .ßilderiti = flauderig."
„Fludertschi n.: Heidelbeere, vaccinium myr-
tillus ÜR; L." — Viell. zu «u(/«- y i. S. v. Gestrüpp, Un-
kraut. Vgl. abci- UvijeitiMi neben FVudaste: Schneeglöckchen.
F lud er m.: Schlamm, Strassenkot Z. Syn. Ge-
/lüder; Blilder. Weiche Masse, die beim Drücken
zerfiiesst; z. B. zu weich gesottene Erdäpfel Nnw (-i-).
— G'flüder n.: 1. Schlamm, halb geschmolzener
Schnee Gl; LG.; G; Schw; Z. Heb de' Koch fif, '»■
hat dei [dort] G//. Stutz. Lueg nw die sefbe' Fniiiseli-
rorhiing und so e Gfl. rings um 's Hus. ebd. Syn.
Vßitder ni., Ge/liUter m. Vgl. Gflüdertvetter, fliideren.
— 2. unordentliches Umgehen mit Wasser Gl. Syn.
Gefieder. — 3. Staub, den man aus alten Kleidern
schüttelt BSi. Zu jlüderen ö.
Fl mit verk. Fräf. </(•- ergibt häufig durch Assimilation /;//-.
Ebenso erscheint in der Wortfamilie jl-der zuweilen U neben
oder statt d. Vgl. fladrren : uhd. .flattern' ; Fhiiter neben
Flodcr Ap; auch in anderen WW.. wo Litiuidä im Spiele
sind: admäderen, schnattern udgl. Doch hat Gi-flütter noch
andere Bedd. {s. d.). S. auch Pßüder.
Sehne-: lockerer Schnee, Brei aus \Va.sser und
Schnee BSi.
f ludere": 1. aus Unachtsamkeit oder Ungeschick
Flüssigkeit verschütten und damit Etw. besudeln; z. B.
die Suppe unordentlich essen, v. Kindern Zg; unordent-
lich mit Wasser hantieren, stark netzen Gl. Auch un-
Ijers.: Dojind [in der Hölle] Chessi a Chess-i g' stände":
g'säderet 'hed 's und g'flilderet. j/erfekt icie wemi-me"
Schnegge" süd'ti JBEgli 1871. — 2. durch einander
regnen und schneien BM. — 3. in seichtem Wasser
waten AASeet. — 4. (trans.) einen Gegenstand rasch
im Wasser schwenkend reinigen BKi. — 5. schütteln
BSi.; W. Syn. Ilhschen-, fletzen; ergudren; sacken;
schottlcn; stauben. Z.B. einen Lappen, um ihn aus-
zustauben BSi.; auch einen Menschen: beim Schopf
nehmen, um ihn zu züchtigen, ebd. (Keil.) von Tieren,
zunächst Vögeln: mit Flügelschlag baden oder nach
dem Baden das Wasser abschütteln BRi.; von Hühnern:
sich in Erde baden BHk.; syn. fläderen; von einem
nassen Pudel oder von Schafen, die aus dem Regen
kommen BSi.; von Menschen: Staub oder Schnee vor
der Türe abschütteln BHa., Si.; Obw; syn. fluderen.
(Unpers.) es flüderet-mi''', ich werde von Fro.st oder
Fieber geschüttelt BRi. — 6. flattern, von kleinen
Vögeln L (St.''). — 7. zerfallen, von morschen Gegen-
ständen Ndw. — 8. = fluderen 9 ZErl.
Hier tritt noch einmal der ganze Umfang der mit der
Conson.-Gruppe Jt-d verbundenen Bedd. zu Tage. Eigentüm-
lich ist hier nur, dass die Bed. .schütteln' bes. stark hervor-
tritt und zwar auch angewandt auf Trockenes (Staub); daran
schliesst sich auch Bed. 7 (in Staub zerfallen, durch Kr-
sc li ü tte r u ug). — S, auch pßVtdaxn.
flüderig: nass, von Weg oder Witterung, z.B.
nass von schmelzendem Schnee Aa. Syn. g'flütterig,
pfliiderig; s. (Ge-)Fläder. .Flüderig, pluviosus.' Dknzl.
171G.
1 1 ü d e r 1 e " : 1. säuseln, .sanft wehen L. — 2. schmei-
cheln L. 's tuet wer ordli''' //., 's cha""-mer aber chü-
derle [ich aber will Nichts von ihm wissen].
.Säuseln' als Bild für , schmeicheln' leicht verständlich,
daher auch umgek. bei nhd. Dichtern .schmeichelnde Lüfte'
= säuselnde. Auf ähnlicher Anschauung scheint das mit
.schmeicheln' nahe vwdte .heucheln' von ,hauchen' zu beruhen.
Flnderste AaRoW., Pflüderst AASchinzn., Flit-
torsche ZW., Plegerste AaVüI., Pflügerst Aa
Bozen — f.: März-, Schneeglöcklein, leucojum vern.
Flittersche und Ziland sind die erste" Maie" im Land.
Die ersteren Formen, zu deuen -g- nur als lautliche Spiel-
form sich verhielte, scheinen nebst dem syn. Fß'Httur mit
Flüdcr i. S. V. .schmelzende Schneemasse' zszuhangen, da die
betr. Blume beinahe aus solcher heraus sich entwickelt.
FluderUrhi (Sp. 117.5) und Fiderat usw. (Sp. 081) wurden
d.wach nur zufallig an obige Formen anklingen. S. aber
auch Flitiireii.
Flag — tlug. Vgl. auch die Gruppen /'/.i;/// usw.,
Fßitii, l'ßwjij usw.
Plag s. I'lag.
Flagiiiie f.: unstäte. unhäusliche Prau Bodensee. —
VVahrsch. mit eingeschobenem l und lautlicher Anlehnung an
FayOw zu vuijökn, herumschwärmen, Sp. G80. Vgl. Flanygitie.
„Plagone f.: grosse runde Flasche, z.B. um Ehren-
wein einzuschenken BAdelb.'' -- Ans itz.ßueon weiblich
gebildet nach .Flasche'.
Flaug ~ PI. Fläug — m. : 1. Plug. Sprung, Wurf
Gr. En Fl. ne", tue". — 2. Schaar fliegender Vögel
G UVatz. — 8. fliegender Staub, als Bild von Klein-
heit und Nichtigkeit, nur in der Reimformel: weder
Staub nw'' FL, nicht das Geringste Gl, meist als Obj.
von .sehen' i. S. v. .keine Spur (mehr)'. Vam Rudi
[Gemsen] ist w. St. n. Fl. nie s' g's'eh g'sV Gr (Schwy-
zerd.). Wo-n-i''' cho" hi", han-i"'' w. St. n. Fl. me
g'seh^'. Stutz. P* ha" w. St. n. Fl. g'funde" Z. ,Die
vorige Reich sind als vom Wind verstaubet, dass man
von Allem w. St. n. Fl. mehr sihet.' AKlingl. 1688.
Auch i. S. v. .nichtiges, wertloses Zeug', syn. : tceder
gestoben noch, geflogen (s. u. fliegen). Da' sind nW
so Tüfels Pflanz [Possen] und le. St. n. Fl. Stütz.
Mit Präf. ye-: .Ein buoch, darin er unverschampt
setzen gedar [wagt], das weder gestoub noch gefloug
[unbegründet, nichtsnutzig].' HBull. 1572.
Mhd./oiic, Flug (selten). Die Angabe: ,Der Staub, Flaug:
pulvis, atouuis, pappus.' Red. 1G6'2. bezieht sich wohl auch
nur auf die formelhafte Verbindung mit .Staub'. Syn. ist
,S'(. und Flauh (s. d.), wobei das W. der Vidlstäudigkeit des
Reims zu Liebe entstellt ist.
Fläugel m.: 1. hölzerner Pfeil, von Knaben mit
einem einfachen Bogen (aus einer Gerte mit Faden)
in die Luft geschossen ZRafz. — 2. lebhafter Mensch,
ebd. Syn. Gispel. — \onßiiugen. Bed. '2 i. S. v. .schiessen',
intr. = sich schuell, heftig bewegen, losfahren.
tläuge" I, fläugge": 1. fliegen machen, v/eg-
schvvingen, werfen, schleudern Gl; Gr; GSa. £■« [der
Wind] hät-em de" Huet vom Chopf g'fläugt. 's Für
hat glüeigi Schindle" e Viertclstund Vit g'fläugt. F''
hun-en use g'fläugt (aus dem Zimmer). Si fliiugend s',
m
Plag. Heg. lüg. flog. i\\\g
1178
(ISS </<■(• Ilullcr e Hüiigli niimma )>cMo"t, die Bursche
schwinuen die Glocken so heftig, dass der Schwengel
eine Weile nicht mehr zum .\n.schlagen kommt. Ai,-
iiKKc'HT. 'ä ist sch(}' Mä»(/e [Mancher], (/'rad wie Sprür
roiii Wind, fiirli/stohen und eweg g'/Uhigt worde".
.IKkith. 1851. 8. auch u. Schlhe. ,Dass man den houpt-
niann zuo den beyen [Fenstern] uss zuo werfen oder
ze Hiiigen [im Sinne habe].' 15.3((, Absch. — 2. flott
leben, bes. beim Tanz Gl. Vgl. la" jUidere". —
:'. Flitterstaat treiben Gl. — 4. „gross tun, prahlen,
aufschneiden Gl." Vgl. fideren.
Mhil. .vloujen' (uiir zufällig ohue Umliiut), tliegcii jnaclien,
verscheuchen, als regelmässiges t'ausativ von ,Hiegou' gebildet.
Beil. 2 — 4 erklären sich leicht aus bildl. Anwemlung von
.fliegen"; vgl. die Syun.
ver-: verwehen. Der Luft [Wind] i-erjUiugt d'
Bletter GG. — zer-: fliegen lassen, auflösen. ,Disso-
lutis capillis. mit zerflöugtem oder ungezutt'tem haar.'
Fkis.
fläugerle" W. fläugle" GnSculms: (unpers.) In
feinen Flocken schneien. Vgl. fläuderJen.
nie Originalangabeu schreiben tu und dies konnte auch
die Nbf. von ie in .fliegen' sein (s. d.i.
„Fläuger: leichtsinniger, flatterhafter Mensch
Gl.." Vgl. noch Tlieger.
Fläugi ni. : Prahler, Aufschneider Gl. Zu fl('iuyen4.
F legerste s. Flüderste.
Fleug, Gefleug s. Flieg usw.
fligen: putzen, schmücken? Nur in einem Schau-
s)iiel von Jak. Funkelin in Biel (1550), wo Venus zum
Teufel, der die Menschen verführen soll, sagt: .Wenn
du dich fligst, so trügst sie wol.' Tittm., Schausp. des
XVI. I, 179, 185.
Mhd. .vlihen, vllen' = ,vlejen, vielen.' Gr. WB. 3. 1711 o.
.Fligst' könnte in der augeführten Stelle verschrieben (resp.
verdruckt) sein für ,fliss(e)st', befleissest, da dieses W. im
selben Spiel und Zshang (V. 164, vgl. auch ,FIiss' V. 188)
vorkommt, .Hiheu' (resp. .fligen') aber sonst bei uns nicht
bezeugt, übh. nicht hochd., sondern nid. und nd. ist, also
importiert sein müsste. Aber merkwürdiger Weise h.aben
wir auch ßeiil, geputzt, schmuck, neben flät von ,fläjen'. so
dass die beiden WW. ein.ander stützen (vgl. bern. (/eil für
i/fi, ijat, gehtV).
Flieg, -e" Bs; GTa. (neben -«-), Fläug resp. -ai-
Aa; L; Schw, FläiigeB (resp. ü^, in BBe. ö); Gr; L;
Psilv.; GA.; S; Uw ; U; W, Flüg AAEhr.; Gl; Z,
Flitge Ap; BSchw.; GTa. (neben -ie-); Sch — f.: 1. das
Insekt in der allg. Bed. Schaffe" [unermüdlich be-
wegt sein] wie Flüge' und Mugge" ZBauma. Die
Pferde der Bourbaki-Armee fielen rechts und links am
Wege hin ,wie die Fliegen im Herbst'. Härut-m'r
nid, d' Fleuge' sind liüs und d' Breme" aw'' ! LSurs.
ümesitse" wie ne Fl. a" dr Wand, oder: ivie ne FL,
wenn si Gift g'lia" häd AAEhr. Der Unwirsche sagt:
Las-mi"'' gu", ich bi" für mich und der Hassdregg für
d' Flüge und die, wo-n-e" üflise'd Gl. Auf die Be-
merkung des Gastes, dass viele Fliegen in der Stube
herum fliegen, erwidert man etwa scherzh.: Jo, aber
's sind nit mine, 's sind 's Nochhers Chetzere, mine
sind iiffe [auf den] Boden ahe g'tvönt BsLd. Fi"m
e Fl. hinger 's Or stecke". Schild, ihn kitüeln, reizen,
plagen, argwöhnisch machen S; vgl. ,Ploh'. Fi Fl.
macht ke' Summer. Ineichkn. Besser Fleuge" foh", als
müessiij gö". ebd. Die clüine" Fleuge" h'hangc", die
grossf" machen es Jülich ilurc". ebd. Miingc rhu"" kc
Fl. llde" und hed de" Chopf coli Mugge". ebd. All
vier glichlig wie d' Fleuge, rühmt der Schweinehändler
von seiner Waare. um sie mit einander anzubringen.
JoACH. 1883. Fliege oder ähnliches kleines Insekt als
Köder: , Fische by der fliegen kaufen', direkt von der
Angelrute, vom Köder weg, nicht von Vorkäufern.
1419, Ar«. — 2. Nachtfalter S. — 3. bildl. für kleine,
leichte Person Ai'. Als Übername, verächtlich. XVIII.,
Bauerngespr. Liecht wie ne Fl. L; Syn. wie ne Fliege-
schissli, wie es Heueli (s. Uicel). Es Flugii, autfallend
leichtes, kleines Kind Z. Es ist ke Fl. me, aber e
Ligg, Wortspiel nut dem Imper. )lüy! fliege! nach
Ligg, substantivierter Imper. von liggen, liegen, Z. —
— 4. Schneeflocke BHk. — 5. der Butzen, die Blüten-
narbe des Obstes AaF.; BsLd; GTa.; Z. Syn. Aug;
Gäggi; Gürbsi; Gräuhschi; Gräni; Müeggi; Gmügi;
Bätzi. D' Fleugi [PL] ustrage", büssen, entgelten,
was ein Andrer verschuldet hat BHk.; Syn. d' Suppen
usfresse>i u. a. — ü. „Visierkorn an Schiessgewehren
BO." Syn. Mugg; Absehen.
Die zweisilbige (schwache) Form ist die urspr. (mhd.
ßiaje). Der Diphth. it, welcher tw. schon mhd. das ahd. i«
iio) vertritt, hat bei uns dem altern h nur wenig Gebiet
abgewonnen. Sehr sonderbar ist bei diesem und einigen
anderen WW. das Auftauchen einer Xbf. mit eu mit dem
Lautwerte im, durch welche unser Subst. mit dem Causat.
ßäui/en in Berührung kommt. .Fleugen." 1T(JT, Jesaj.
Ge-Fliegn. : Fliegen, Fliegendes. Öpjiis G'fleugs
ist umme. Etwas wie eine Fliege ist in der Nähe BBe.
G'flilg, Insektenplage GMels.
Pest-Fliege: eine Fliege, die nuui als Ursache
der Pest ansah, da man früher übh. die Keime von
Krankheiten sich in Gestalt von Tieren, bes. Insekten
oder Würmern, dachte (wie heute in Gestalt von noch
einfachem Tieren oder Pilzen!). ,Als man die P. in
ein Löchlein sperrte und mit einem Zapfen verstopfte.
verschwand die Pest.' L Aufzeichn. Vgl. Gotth. B.
u. S. 1. 83«'. — Blag-: Aasfliege W.
Boss-: 1. die wilde, grosse Summfliege, der Stu-
benfliege ähnlich, aber wilder, grösser, haariger und
stark summend. — 'i. ,Schmeissfl., niusca [calliphora]
voniitoria.- HSchinz 184'2. D' Rossjlüge surre"d lang
umme und denn falled si uf-en Dreck, sagt man von
verfehlton Parteiwahlen.
So benannt wegen ihrer (iriJsse, welche ,Ross-' auch in
anderen Compp. bezeichnet, z. B. ,Rosskirsche, -pflaume,
-kastauie'.
Surr(i)-, -Fleuge": Schraeisstt. B. Syn. Surre.
,Es schoss herum wie eine gejagte Surrfliege.' Gotth.
— Von dem starken Summen. Vgl. Siluiuri--Fl. Betr. die
Form vgl. .Srhmeizi-Fl.
Schmolz (U), Schmeizi (Nnw) -Fleige: Schmeiss-
fliege. - - X wie in i/nicxvn, hih'^fn, nlul. .heizen, beizen, reizen,
Weizen' u. a. m.
Schnnr t- Fläug = Boss-, Surr-Fl. ScuwMa.
Späuz-, Speize-: Schmeissfliege;, musca vonii-
toria Gr. - Von r/tUuscn, speien, i. S. v. .schmeisscn'. Zur
Nbf. vgl. Stirri-, Sckmcizi-Fl.
Wetter-: Bremse W. — Weil starkes Auftreten dor
Bremsen (bei grosser Hitze) leicht Gewitter vorbedeutun kann.
fliege" B tw., fläuge" II aSeuw; W (.^'ij. sonst
meist i( (bzw. i. ni) — Impf Conj. /lu-'g LM.. /Iilgti
Z: 1. im eigtl. S., aber sprichw.: Es jtügt kei"s \'ügcU
s(i hoch, rs ctiunni wider nbrii idic. 's Flüge gol liecht,
1179
Flag, fleg, flig, flog, fing
1180
aber 's Niih-rxitze" ist (ffirrU"''. Ineiohen. M'e"'-me" fl.
will, wiies-me' Fecke" ha". Zyro. Fl. weih, ror Ei"'m
iV Fecl-f (/wachse" sind UwE. RAA.: Er meint, er
chiinn //., von einem Hochmütigen ZW. Der lert [lernt]
)»)■■'' //., von einem Geschickten US. - 2. uneig. von
den Fäden eines lose gehaltenen Stranges Seide, die
aus einander .streben Z. Von einer Gelegenheit: Stichst
du dies(''h Sau [jenes Ass]'? iclt hett-si Ja fl. [passieren].
HRANDENnERGER. Einen lere* fl.: ein grobes Vexier-
s]iiel. Me" mucht zur Hut üs fl., aus der Haut fahren!
Z. D' Minute verstriched u-ie y'floye". MUsteri. (Da.-i
ist) weder g'stobe" ncf'' g'floge", unwahr, unglaublich,
erlogen ScflSt. ; Z. Sj'n. weder Staub no''' Flauy
(Flaub). ,Wann einer über den anderen etwas redt,
das weder gstoben noch gflogen.' FWvss 1650. Bass
sie Sache" lerid, die weder g'st. n. g'fl. sind. XVIll.,
BAUERNdESPR. Fl. oni F: lügen (alt. ,liegen'). In-
eii'hen; KiRi-HH. Vgl. fläugen 4; fideren. .Er fliegt
gern ohne ein F.' AKlingl. In einem der Lieder aus
dem Zwiilfer Krieg heisst es: ,Sie [die verbündeten
Zürcher und Berner] sagen, wir haben sie zwungen
zum Kriegen, da tun sie bei meiner Treu ohne F fl.'
— 3. fliegend, a) .Fliegendes-: Geflügel als Jagd-
gegenstand. ,Wildban und vischezen mit fliegendem
und schwebendem.' 1450, Kind, Urk. — b) .Das flie-
gende Feuer, der fliegende Krebs, eine ansteckende
Vielikrankheit.' Alpina 18()0. ,Dass unter dem Vieh
der sog. fliegende Krebs oder die t'berzunge grassiere.'
1731, Absch. — c) .fliegender Zedel', Pfandbrief, der
zwar doppeltes Unterpfand hat, aber auf ein entlegenes
>der schlechtes Gut einzeln errichtet ist Ar. — d) ,Per
gemeinen fliegenden I!ede. der Kaiser komme, sei gar
nicht zu vertrauen.' 1530, Absoh. S. noch Fun Sp. 844.
— Über die Laute s. die Anm. zu Fliey.
über-fliegen: fliegend über Etw. hinwegkommen,
OS überwinden, übertreiien. Er mag 's nüd überfliige",
nnd wenn er zeh"mol grösser Fecke" hätt. Stutz.
üf-: 1. von den Hühnern: Abends auf ihren
.Sedel', zur Kühe gehen. ,Sie müess nit so früeh ins
Bett: sie müess z'ersten d' Hennen uffliegen lassen.'
ScHiMPFR. 1(351. — '2. uneig. a) sterben L. Von der
Seele, die sich wie ein Vogel aufschwingt, oder im
S. v. b? ^yn. verreisen, b) erlöschen. Der Strick fliigt
üf, der Docht erlischt Ap. c) aufsclnvellen, -wallen.
Üffläga" wie ne Milecltsoppa, leicht aufwallen, ebd. —
:'. Flüg-uf: subst. Imperativ: junger, leichtfertiger
Menscl'i BAarb.; Z. Vgl. ähnl. Bildungen Sp. 1'21— '2.
— Ufflieger. .Auffleugerli: der Brachpieper; Brach-.
Gereut-, Heide-, Spiess-, Krautlerche, anthus cam-
pestris.' Meisn. u. Schinz 1815, = .Gickerlin.' KuGessn.
an-: unversehens an Jmd kommen, eintreten, bes.
von Krankheitsanfällen. Vgl. Flug ■! und Vnäerflug.
's isch-m'r a Chäfer a'g'flnga" B. 's ist tvi Wg'floge"
Aa. — under- s. Underflug. — üs-: auswachsen,
anfaulen, von Getreide, wenn es überreif stehen bleibt
und anfängt , lebendig' zu werden. Schild; s. lehig. —
dar von dem)-: bildl., gestohlen werden Bs. Syn.
Fekten überclion.
ver-: 1. wegfliegen. Es rüyget es Bübeli uff-em
Bach; si/'s G'.-ipänli isch verflöge'. JSchild. ,Die ge-
meinen Bürger sagten [mit Bez. auf einen Flüchtling,
welchem die Stadt das Bürgerrecht erteilt hatte, der
aber als Wüstling gerichtet wurde], ob man denn eben
zu Züridi alle verflognen Nester ausn<'limen müsse'?'
HBuLL. ; vgl. Verflug i. S. v. Abgang, Gesindel? —
2. zerspringen Aa. — 3. bekannt werden Bs. Syn.
us-chun. Wenn Olihis verflieg, wo [das] -me" lieher fest
l"h'schlo.<ise" hat. BRErrENST. 1863. Vgl. die ,Fäma vo-
lans' der römischen Dichter. Auch: das Gerücht fliegt
über die Lande udgl. s. v. a. verbreitet sicli.
Flieger, FlAger, Fleuger m.: 1. leielite Frauen-
jacke GnPr. (Flöuger). Jez macht-me" dere [solche]
FleugerU, versclmiglet sind si und verschnitte" Gl
(Schwyzerd.). ,Gar zu kostbare Band zu Flügeren
sollen gänzlich verboten sein.' G Kleiderordn. 1727.
— '2. Windhaspel Ap; Gr UVatz.
Fliegi Fleugi: Name für eine Ziege mit fliegen-
ähnlichen Tupfen Bü. (RWyss).
zer-flogen: zerfliegen lassen. ,Item zerhuwend
im küssi und bett und zerflogtend im die vedern über
das schloss uss.' Vad. — O wahrscli. o für ««, J. i. nu,
obige Form also das Prät. zu lerßUuijen.
Flug m.: 1. eine Schaar Vögel, z.B. Gänse Gl.
— 2. Kleie, reines ,Krüsch' von Kopfmehl ZLinim.
— :!. eine Krankheit des Rindviehs und der Schweine.
,Der Milzbrand [des Rindviehes] mit seinen Abarten :
Fl., Plag, Brand, Kot, Kotwerk.' G Rq. ,Fur den
presten, das ist den fliess oder viertelkrosser, per-
ment, wildblut, schwarzwe oder den flug. Das vich
geschwillt underhalb den knien und lauft uf; wenn
man inen vor 8 stunden nit hilft, so müessend .sy
sterben.' Arzneib. ZZoll. 1710. ,Der Fl. (in Gr die
Sucht) ist eine Kranklieit unter den Schweinen, die
sich vorzüglicli unter diesen Tieren in B und Sch
zeigt; in ersterer Gegend heisst sie auch das Schwarze.
Wahrscheinlich ist sie das, was Bechstein das Ver-
fangen nennt, wobei ihnen die Ohren kalt werden und
die Fresslust sich verliert.' Alp. 1827.
Bed. 2 wabisch, von der Leichtigkeit des Stoffes (fliegender
Abfall), vgl. Verßuij. 3 von deui plützliciieu Eintreten, vgl.
aitßiiijiyii und i'iuh^r/hfy. — Abi. ßv.r.
An-: junger Wald. .Wenigstens sollte niemalen
kein Vieh in die Anflüge, die weniger als 10 Jahr alt,
eingelassen werden.' 1762, Z Staatsarch.
Under-: „Mehltau, vergiftete Luft LE.;" eine
gewisse Krankheit am Rindvieh, die sich vorzüglich
durch Geschwulst am Bauclie und böse Euter äussert
und oft tödlich ist. Es ist der Chue vom U., oder :
si ist underfloge" rvorde", gleichsam von bösen Winden
beflogen, weil obige Krankheit vom Aberglauben diesen
zugeschrieben wird BHk.
Auch von Menschen, die eine plötzliche Geschwulst ?.. B.
im Gesicht bekommen, sagt man, sie seien ,in einen bösen
Wind gekommen' n. ä. ; s. Wind.
Vogel-: bildL. schlimmes Vorzeichen, nach dem
alten Glauben an Vogelorakel. .Damit man nicht an
jeden V. [Gerücht. Verdacht] glaubt und gegenseitig
Misstrauen erregt wird, will man eine Zusammenkunft
veranstalten.' 1620. Absch. — Ver-: Abfall oder Ab-
gang beim Mahlen von Getreide. Vgl. Flug ^'. .Dass
von einem Mütt beim Durchmalen für Abgang oder
V. ein Pfund gerechnet werden muss.' Z Müllerordn.
1770. — Hoch-: 1. hochfliegende Vögel und die Jagd
auf sie. .Der Hochfluck und Wildbann ist m. gn.
Herrn der Stadt Bern.' Handfeste Thun. ,Alle wild-
bänn. achrani. hochfluck, federspil, mulenvee gehören
denen von Bern zuo.' 1518, Esterm., Pfätf. .Dass
Bern den Hochflug nicht mehr dem [mit Freiburg]
gevnein.sanien Vogt und Amtmann lassen wolle 1558,
IISI
Flag— tiug. Fhiyg lliigg. Flali— fiuh
1182
Absih. — 2. von den BitMieu: ,H. der Bienen, wenn
die uf und hinweg fliegend, dass denen nit mehr nach-
getVilgt wirt.' Okfx. BSeit.
unflugbar: noch nicht üügge. .Involucris: u..
der noch nit fliegen mag.' Fris. ; Mal.
Hug BGüni. (ü-J, flugg GrD.: 1. flink GkD. -
2. locker, vom Erdboden, wenn der Pflug leicht durch
denselben zu dringen vermag BGümm. ; GrD. S\n.
fluger; flacher.
Vgl. uhd. .flott', von Schifl'eu auf andere Beweguuguu
iibortragen. t'lugy mag landschaftliclie Ausspr. (üv jluch seiu
und wäre also zu den Intensivbikhingen -rk zu versetzen.
fluger ü B. « F: locker, z.B. von Wolle, Flaum-
betten, aufgegangenen Gebacken, vom Boden B, von
Heu F. Vgl. fludei:
„flugere": mager, locker werden F,"
Flugertsclili: Schneeglöckchen BHerzogb, Vgl.
Fliidcrtfich i, Fliiderste.
Flugetz Gl, Flogetz GL.Schw., FloggHs Gr tw.,
„Flugenz Gl", Flagetz, Flaggetz Gr tw., Falg-
getz GfiPr,, Flanggez GaLdq,: eine Mehlspeise
aus Kuchenteig. 1. eine Art Nudeln Gl; Gr tw. —
2. Klösse, meist in Suppe aufgetragen Gr, S, Fargetz.
Flügel: 1. im eigentlichen S. nicht mehr volks-
tümlich, dafür Feclcen usw. (s. Sp. 728). ,Ich will
etvvan einem puren ein fl. abhowen.' 1.525, Egli, Akt.;
Syn. Einen zeichnen, u. s. Arm 1. .Die Fl. über das
nest ausshin strecken, sich prachtlicher stellen, dann
unser haab und guot vermöge, majores pennas nido
e.xtendere.' Mal. — 2. Schaft, d. i. diejenigen Litzen
des Webergeschirres, w'elche sich je in gleicher Weise
zu bewegen haben und durch zwei Holzstäbohen zu
einem Ganzen verbunden sind. — .3. Flügeli, Insekten-
ständer, ophrys muscifera Z,\nd.
Ge-: 1. fliegendes Ungeziefer, bes. Bremsen Gl;
GTa. '*■ G'fl. jihiijet 's Veh. — 2. junges Volk. bes.
Mädchen. Lelichiieche under das jung Gfl., d' Bitehen
lind d' Meitschi, certeile" S (Schwyzerd.). .Junges
Frauenzimmer von mittlerer Bedeutung.' Spreng.
Blind-: solche, die auf die rechten (Altar-)Flügel
aufgeleimt sind. Lt Dingvertrag betr. den Altar zu
Sursee 1580 soll der Künstler ,hinder gemeldte flügel
suber durchsichtige bl. schnyden.' Z Anz. 1884, 2G.
Brust-: die Hälfte eines die Brust bedeckenden
fliegenden Kleides. ,Das Costüm der Ndw Läufer
[Weibcl] ist eine enge gefaltete Jacke mit fliegenden
Ärmeln, am linken Br. mit dem Landessiegel behangen.'
Gem. Uw 1836. — Schwarz-: der grüne Strandläufer,
tringa Ochropus Bohens. (Hartni. 18o8). — Wild-: .zu-
gelaufene Leute, welche Niederlassung suchen.' Mone,
Zeitschr. ,Von wildflügeln, auth annemung der under-
taüen . . ., sie werden in jaresfrist unser eigen.' Bs Rq.
.Ob dhcin hagstolz oder wildtiügling, der nit da burger
war, daselbs von tods wegen abgienge.' G Stiftsarch.
Vgl. Wind-FL; Wihlflügling. sxudi nhd. .Wildtang'. -
Wind-: 1. gefächertes Bad in der Mauer, das früher
den Blusblag ersetzte, od. in Fenstern Z. 2. ^ ,fünd-
ling oder menschen, dero man kein erben noch frünt-
schaft [Verwandtschaft] weisst, sy sygen uss ferren
landen oder ynländisch.' Stadtb. (JWes. 15(M. Vgl.
ll'i7(/-7'7.
flügle": die Flügel bewegen, schlagen GnSculnis.
umh in (»»((')- ; mit einem Goräl, z. 11. ilein l''li'gel-
liaupt, in der Luft hin und her fahren, ohne es recht
zu beherrschen ZUhw. — be-: mit Nötigem versehen.
Vgl. fideren. .Dass die Truppen mit Proviant, Ge-
schütz, Munition etc. also beflügelt werden, dass ihnen
keine Schlappe widerfahre.' 1585, Auscn.
, Flügler = FjV/Zec", Fi'tghr, mit eingeschobenem
zweiten l.
Wild-Flügling = Wihlllügel.
Flueg = Pfliieg.
F lügte s. Flückete.
Flagg (/ai''~ flugg. S. auch die Gru]iiieii Fliiij usw..
FUifk usw.
Fliegge = Fliengge IL F'löggi -ö- s. Fluh.
flüggen = flunggen.
Flah — fluh. S. auch die Gruppe Fhic?i usw.
fliehe" fluche' ApH., M., flühe' ApK. ; GfiSchud. {-ü-) ;
ScH, flie" GRPr.; Z — Präs. 3. P. Sg. flächt GBern.
— Imp. fluch Ap; F; GBern. (Inf. flie-e), flu GW.,
sonst fiie, vor Voc. flien Z — Ptc. g' fluche' LG., Stdt,
sonst meist g'flo-e (F g'flu-e], g'flü-e GlK.: fliehen.
Wenn d' Stere" [Sterne] afänge flüchid Av (Schwyzerd.).
Es flächt HO''' gern, ^cer flühe' cha". Merz 183(5. Was-
men am einte' Ort flächt, fliidt-men am andere" FMu.
Was ig an ei'm Ort g'flohe bi', han ig am andere
wider g'fimde. BWvss 1863. Was Eine flieht, das
wird-em L (Ineichen). ,Wohl geflohen, wohl gefochten.'
Kirchh. Flieh! geh aus dem Wege, weiche, mache
Platz. Flieh! i''' wott da wüsche [kehren]. Bes. als
Warnungsruf beim Schlittenfahren AaZ.; BRi. ; Syn.
ab (s. Sp. 29). Flieh, oder i''' nimm-di^'' [hasche dich],
droht man scherzhaft dem Kinde. Der Imperativ sub-
stantiviert nach .Art von imperat. Personenn. : schnell,
auf die Flucht bedacht Ap. Er ist fluch oder nemm-
di''' fürt, schnell entflohen; es ist gad g'se [gewesen]:
fl. oder ;•■'' n. d., als hätte es der Wind verweht. Fl.
oder ('■'' nimm di"'', heisst 's bi dem Barst, d. h. er ist
ein Dieb L; ScnSt. Er ist erlig; er set [sagt] nW:
fläch oder i''' neam-di''' und denn flächt 's nöd GBern.
Die selbe Formel von Sachen: schnell verbraucht,
ohne Segen; wie gewonnen, so zerronnen (tWa. Flieh-
mi''' de Tüfel! Beteuerung AaSI.; Bs (Hebel); S; Z,
otfenbar euphem. für: Hol-mi''' der T. ,Das podagra
werd' von ihm flühen.' Schimi-kr. 1651. .Der Ge-
schreite [der bei einem Konkurs in Mitleidenschaft
Gezogene] muess zieh' oder fl,ieh".' R.-Sprw. des Z
Stadtr.; in einem Konkurse stellt sich nämlich an
denjenigen Kreditor, welcher den letzten Brief auf
das UnteridanJ hat, die Alteriuitive, ob er in dje
Pflichten und Beeilte des Debitors eintreten, das Unter-
|ifand .zielieii', oder aber jenen Verpflichtungen sich
entziehen (fliehen), damit aber auch seine eigenen An-
si)rüche an das Unterpfand aufgeben wolle. In alten
Kaufverträgen u. Vermächtnissen bezeichnet das .Flie-
hende', im (igs. zu dem .Fliegenden und Fliessenden',
mit welchem zusammen es den ganzen Wildbann aus-
macht, das auf 1 Füssen flicliende Wild, , Wildbann,
fliegents. fliechents und fliessents.' 1363. Gr (Molirl;
1136. Schwz. Arc'H. ; vgl. Sp. 1179, 3 a.
.KliK-liou.' HBull. I52T; reimliaft: , Wer syn gnad tlilclit
ncl.T slli-lit |r. ,suofht'l.' Kdlili.; .imiieu' : .schiihou.' NiMan.
118S
Flah. fleh, flili. floli. flnli
1184
1022; 1525. Egli, Act. ; Prät. .flnhcnd.' 1530, Mattli. Wäh-
rend (las Mlul. das Perf. mit .habfin' bildet, bedienen sich
unsere MAA. dos Hiilfsverbs »m selbst in tr. Konstruktion
(i. S. V. meiden): Er wt-en g'ßokn it^k-n-es Srhirf;rt ; so aueh
bei Yad.: .Christus ist die ding geflochcn.'
Flöh. Dim. Flögiji Gr neben Floli GSa., Flondli Z
— PI. Flö, Dat. PI. FlÖne [Flo GbRIi.) - f. allg.
auch in der ä. Lit.), m. OnPr.: 1. Floh, a) als kleine.s
(kleinstes) Tier. Si hat 's wie-n-e Floh im Chrättli,
si chuHiit an iiUen Orte" (Jure Z. Iron. od. scherzh.:
Mit G'walt may men e Fl. [son.st Geiss, s. d.] hiiulen
ume" n'lüpfe' L. Fr r/'hürt {(/'seht ZWl.) d' Floh
wueste, hört das Gras wachsen, ist superklug Aa; Ö;
Z; spez. von einem Geizhals ZWl.; s. Mtif/g. ,8ur-
genteni auscultat avenani, er hört die Flöhe husten.'
Denül. I(j77; 1711). Zur Bezeichnung kleiner Dinge,
kleinster Mengen oder Teile: Flohs gross, von der
Grösse eines Fl.; idt wie e Fl. GsPr. Zur Verstär-
kung der Verneinung: Ke Fluh givss l'ne" [als Arznei]
Ar. Bes. als Dim. in adverbialer A'erwendung mit der
Bed. : ein wenig, ein Bisschen Gr. Es Flöli Hcii,
Brod, Salz. Syn. Flauche, Floheli; Klauch. — b) als
sehr schnelles, schwer zu fangendes Tierchen, 's isch
hesser eine" Korb roll Flöhe' hüete" als eme" Maitli
|bci Beiden handelt es sich um eine unausführbare
Überwachung] Bs; daher auch wieder vergleichsweise:
(> 11^(1»)«' roll Flöh lt., eine lebhafte lünderschaar be-
aufsichtigen B (Zyro). Von schwierigen Dingen übh.
heisst es: F'' wett lieber en Sack voll Fl. hüete Z.
,Wer wird ein Sieb voll Fl. hüten!' Nägeli 1738. Er
Mietet de Flöhne, macht überflüssige Arbeit. Inkichen;
Syn. Flöh sele" S. Er hanget leie-ne Floh anere Jäppe,
ist ohne festen Halt, ist nahe am Bankrott L; S. —
c) als in Menge vorkommendes. Es sind irer so vil
als Flöh im Ängsten. Kirchii. Er het so vil Schulde",
a's en (rote) Hund Flöh. allg. Hilndscher i" de Schulde"
si" a's d's Bubi i" de" Flöhne" Schw. ,So voller Schul-
den, als ein Hund, wie wir sagen, voller Flöhen.'
Ulr. 17'27; UBräui;. 1788. Das ist verttüechter u-eder
en'Hund voll Flöh Z. Vgl. noch .Flohturm', Hausn.
in St. Gallen. Audi in den Pelz eines Herrenhundes
konnnen die Flöbe Schw. Wer mit Hunde z' Bett
gut |sich in schlechte Gesellschaft begibt], slöd mit
Flöhne" uf L; Z. — d) als angreifendes und schwer
abzuwehrendes. Es hät-en e Fl. 'bisse", er ist übel-
gelaunt Z. Das ist ärger a's e Fl. im Or GBern.
Vgl.: .Einem einen Floh in's Ohr setzen'. Die tü^re
[dürren] Flöh stechid am Fülste [Ärgsten]. Tii-ri Fl.
auch als Neckwort. ,Man mache die Hosen nicht so
eng, dass man sie nicht über das Bein hinaufstossen
könnte, so dass man die Flöhe .wehren könne, wie
man nur wollte.' Gotth. F'' ha de" Buch so voll, me
chönnt Flöh druff döde" Bs. , Einem die Flöhe ab-
streichen', ihm Schläge geben, ihn , klopfen'; vgl.
/lohen, litsen. .Inen ist der gewalt entwichen, Darumb
hat man inen die flöh uf dem berg [bei der Erstür-
mung eines Kastells] abgestrichen.' 1.507. Lied. Flöh
.•ilätijic, spöttisch für das Tanzen der Frauenspersonen
W; s. Hotzcn dreschen. Vgl. furzen. — e) Volks-
glaube. l)ur<'h Pissen in eichene Sägespäne soll
man Flöhe erzeugen können ZWl. Im Neue [Neu-
mond | sett-mer [sollte man] nüd uf wasche [den Boden
scheuern und waschen], oder d.' Better wasche", sust
(ftt 's ril Flöh Z. Wenn d' Flöh bös .nnd, git 's Hegen
Bs; S; ■/.,:■ '/.. Mick bis.'tund d' Fleh; Es git bald
wider es Juhile W (Parodie). — "2. Früchte ver-
schiedener Pflanzen, nach der Form derselben, z. B.
des Haarmooses, polvtrichum GSa., des Zittergrases,
briza media. Vgl. Floh-Gras, -Krüt.
Mhd. vloch, vlo m., f.; mit -c/i noch NMan. ; Stockar
1519; 1531/1G67, 1. «am. ; Vogelb. 1557; Ked. lGfi2 (neben
,1low, Hohe"). S. auch Floheli.
Puls-: dreiteiliger Zweizahn, bidens tripartita
GWe. — Die borstigen FrUcht'-hen hängen sich gleich
Flühen bes. an wollene Kleider.
P ülz-: gemeiner Hohlzahn, galeopsis tetrahit GWe.
Wohl nach der Form der kleinen Früchtchen. Im vorigen
«ie in diesem W. wird der erste Teil lat. pulcj: sein.
Floheli BSi. (neben Flö-heli); Gr — n.: kleines
Mass, Flöckchcn. Es het es Fl. y'schnlt, ganz wenig.
Er ist lies Fl. erstijjrr cho", wenn-i''''-mu schon alliivll
g'schrüwc han [obwohl ich ihm immer zusehrie]. Syn.
Flauclte, Floli (Floh 1 a); Glunse.
Ausgegangen von Flü^htli (s. Flmu'hi). m:\g das W. an
FU,h und Flocke augelehnt worden sein.
floheli''': Adv. 1. „leicht und geschwinde BÜ."
— 2. unbedenklich, ohne Schwierigkeit. Das dörfen-
)iier fl. ivagen. Mit denen sim-mer g'f'aren [sind wir
.abgefahren', haben sie in die Flucht geschlagen] und
das ß. Syn. (flucher); g'kant, ravklich, sanft.
flöhe" Bs (Spreng); Gr; GSa., Stdt; SciiSt., Ihje"
GTa.; W, fhJlie" BsStdt(-e-); Gl (Sehindl.), flöne" A.k;
Ap; Bs (neben flechc"); L; GA.; ScnSt; S; Tu; Zii; Z,
jloneF: Flöhe abfangen und tödten. allg. Flöhend-er,
fragte ein Vorübergehender einen am Wege in seinen
Kleidern Herumsuchenden. Meinend-er, i"* seieHundy
erwiederte dieser beleidigt, )'■"'' läse GSa. MelHger
Erbs [Spottn. nach dem Stadtwappen, einer Kugel]
tuend enandre" fl. [wohnen enge beisammen]. ,Es
flönet do ein Hund em andere, muH mutuo fricant.'
SuLCER. Im Jast [in der Hitze, Eile] sett me" Nüd
tue", a's fl. Ineichen. Übertr. : Was-em ich scho" Flöh
abg'flöne ha" [Fehler aufgedeckt], das ist mit z'ersäge"
[auszusprechen] Z; vgl. lüsen, strälen. Fi"m fl., ihn
züchtigen Z. — Mhd. vUihen.
er-: 1. Einen abprügeln, übel traktieren Ar; GkD.,
Pani, Schud.; Z. Syn. erlüsen. — 2. Einen zur Flucht
bringen GRSchud. ^ Zu 2 \g].ßiichm 4, also vicll. Cau-
sativum zu fliehen.
Floheli s. Floheli. flöhen s. flöchen.
flöhig. ,Flöig. flöhsack, voll flöhen, pulicosus.'
Fris. ; Mal.
Fluhi. Flülieli s. Flüchen.
Fliteli vorw., Fluech ArK.; Zc; (neben Ilue) und
in Flnrn. (s. u.) - PI. Flüe, Fluhe Aa (H.), Dat. PI.
Flüerie" (neben Flüe GRTschiertsch.) - f. (in. Ar):
Pelsabsturz. Felswand, allg., doch nicht mehr allentli.
als Appellativ lebendig. \g\. Fschuggen ; Schopf. U"'
we"" 's Nut drüs gab, so duecht es mi''', i''' möcht über
d' Fl. MS. GoTTH. I" (uf) de Flüehne ist mls Lebe",
un im Tal tuen i"'' ke Guet. GJKuhn. S. noch u.
messen. ,Liesse stein zum fundenment an gross flüy
hinuffüeren.' Edlib. ,Das schloss ligt ob dem stettlin
auf einer hohen fluoh.' Vad. Abschüssige Stelle übh.,
s. Fluehschlcipfi. Fels im Ggs. zu bewachsener Erde:
.Das höchste Joch der Schratten, welches klare Fluch
[1. ,Flnh'] ist.' JXScHNvi). 17S'2. Einzelner grosser,
schroffer, kahler Fels, Pelsblock, Felsbruchstftck B;
Zu; Z. Wo sl aber i" der Mitte vo" der Aar y'.si" sl",
1185
Klah
liieh. Flak Huk
1186
si'-si uf-ene Flue cho", der Weidlig [Kaliii] Itct nmg'hert
und Alle i" d' Aare giert BWang. Mit Flüeluie" mure"
Z Jlaurerspr. ,Wenii sie lur die grossen tiuo yiikoiii-
iiieiit.' 1303, Offn. Obernhausen. ,Ain strass unz an
die tiuo, die in dem graben lit.' Hofr. Küedl.-Buchb.
.Ein Steg mit grossen Staftlen mit grossen Flüen ge-
macht.' 1460. Gfo. ,Was wir [Gelehrte] heissent einen
leisen, tuent sj' [die Unterwaldner] nennen ein tiue."
1485, ebd. ,Im schloss [zu Ärbon] sieht man noch
einen wonderalten turn von starken und grossen flüejen
aufgefüert, wie der Römern brauch gewesen ist.' Vad.
,0 Herr, du bist mein fluo.' 1531/60, Psalm.; dafür
,Fels.' 1683. ,Bauwend die straass und räumend die
flüeh.' 1531/48, Jesaj. = ,raumet die steine auf.' 1667.
,Myn Ross sprang mit mier dur'^'' ain Bus [Runs]
nider uf ain Fluech.' HsStockar 1519. ,Immania saxa,
grausame felsen, treifenliche flüe.' Fris. ,Der erst
marchstein ist gesetzt uf der kleinen fluoch gegen
dem schloss.' 1577. Arch. Wett. ,Ein grosse flue oder
felsen, in welchem man die gestalt des leibs Helle
siehtbarlich eingetruckt siclit.' Lussy 1590. .Und wur-
fendt herus gross flüeh und stein, knüttel, stock,
karrenreder und schwere ysenwerks.' RCvs. ,Diser
Fels würt by den Alten Immenflue g'numset und ist
ein Undermark zwüschen Schaffhuscn und Nellenburg."
JJKüEUEK 1606. Zur Bezeichnung grosser Körperfülle,
fester, starker Statur von Tieren und Menschen, in
Vergleiehungen beliebt Aa; B; Schw; S; U. ,Zwei
oder drei Kühe wie Flühe, aber fast ohne Milch.'
GoTTu. Postlire" itie Flüeh und Gringe [Köpfe] icie
Sonnchhiewe". ebd. Toll [gross und fest gebaut], starch
wie ve Fl. Ne Biirst wie ne Fl. und hübsch dcrzue
und g'flingi/. Joacbim. Syn. Ofen; Burg; Stande.
Mhd. rluu, aM. ßuoch, fluoh. Spreng setzt eia fVühe f.
an (mit liein Zusatz: sonst Flue), viell. dadurch veranlasst,
dass, wie die folgenden Orts- und Flurn. zeigen, der Dat.
den Umlaut haben konnte. Einfach und zsgesetzt ist das
Wort in zahllosen Flurn. erhalten, welche den einst grüs-
sern geographischen Umfang des Appellativs heweiseu, z. B.
Uf (in) iler Fluch B; W (Schloss bei Naters, woher die
Edlen von Supersax ihren Namen hatten); Z. In (vf ihn)
Fliithne' BO. ; ZBachs. Zur (vf der) Flüeh, öfter in B.
Fliieh, Flurn. in B, Ortsn. in LE., Name eines gegen die
Keuss vorspringenden Hügels, mit der Burg der Meier von
Silenen. Flihhtal, das Tal StGeorgen bei StGallen. Fäichmutt,
auf einem Berge mit senkrecht abstürzender Felswand UwE.,
Flurn. iu B. ,Ze Tegerfeld an dem (!) Flüe.' 1373, Regest.
Kliugn. ,Reben in den flüen.' 1653, Arch. Wett. ,Im flüc-
feUi.' ebd. ,Yun der Ostfluo nider.' 1395, üfr. Älr.hcnßueh,
Flurn. BKirchb., s. Solchen. Itenfl., Vayelß. BL. [letztere
ein Aufenthaltsort von Geiern, vgl. ,Gyrenfl.' 1718, Ahsch.J.
Fii/laß. s. Fiijler. Falle7ifl. aSchw. Oempcnß., auch Gem/icn-
xiolhn S. (Hatte Fl., Name einer hohen, pyramidenförmigen
Kclscnplatto S; vgl. ,die Glatzenfluo,' 1694, Arch. Wett.
ir.ßc, d.i. Hohn. ZEgg, wie M ul/k' = ,mmHVi (ZBachs).
//..///. ZHoiubrecht. llunnenß. BÖ. (s. llunn). Fmnachtfl. Z
Weiach, wo die Hebamme die Kinder herholt (vgl. Kinilli-
siein): wahrsch. eig. ein Felsenhügel, auf welchem die B'ast-
uachtfeuer gemacht wurden. Lülzelß., Hof in S. Lüizelllueh,
Ort in BE. Im Bußueh ZErl. [llrm in Flurn. begegnet auch
sonst], lliiliß., schrecklich verwitterter Felsabsturz in LE..
an dem Schrattenberg [zu liuli-, welches etwas Schreck-
Iciftes bezeichnet]. Kununß., Hügel, auf welchem Neu-
Habsburg steht. ,\m ('.) Kutß luh- ZDiin.. Rolßnech Z'loW.;
Itnteßue auch im Aa mehrern von verwittertem Rogenstein ge-
röteten Bergen beigelegt; vgl. im l'atois der frz. Schweiz: ,Sex
rouge. blanc' u. a. Jiolißue, Dorf in Bs. Sdiorzh. iler Jinli"-
ß'ticjer Hott üch wider cho", die Katamenien Bs. Schranncnjl.
Offn. Dietikon u. Spreit. \S<hninii,n, liefe Furchen. Risse].
Schweiz. Idiotikon I. 8.
Schnitten/!. LE. = der zci'chrauct lienj, s. Schrititen. Syn.
Kratzeren. ,Än die Wandß.' 1416, L: Offn. WUrenlos; Name
einer Alp Uw (n.). Wanilß'mchhr, Wein aus einem Kebberg
in ZWäd. Auch in Familienn.: Zciißüih [Ze den Flühen],
Zurßueh, Ziirßüeh, Nikiaus von der Flüh (, Nicolaus de Rupe.'
1636, F.). — Das Masc. in den Flurn. in .\nlebnung an
.Fels' ; die (altertümliche) Form auf ch ist ganz mit dem W.
.der Fluch' verschmolzen worden; das Neutr. lehnt sich an
diift Vorsäns au.
_Ofen-: Topfsteinbruch UUrs." — Aus Topfstein-
platten sind iu U die Öfen erstellt.
Acker- {-Fluech, PI. -Fliiech Ap): roter Acker-
stein, erratischer Block (aus der Eiszeit) Th (Bodens.).
„Alle die grossen, von Bergen niedergestürzten Stein-
blöcke von Granit oder Nageltlueh, die einzeln auf
den Äckern vorkommen Ar." ,l)aruf ist ein gvierter
Stock ufgführt worden, zu unterst mit grossen Acher-
flüonen, so mir [wir] ins Pfulment [Fundament] ver-
graben.' 1595, B Taschenb.
Hagel-: umgedeutet aus Nagel-Fl. Aa; L.
Leber-, Läger-: „Felsen, der in sehr kenn-
baren Schichten bricht und sehichtcnweise auf ein-
ander liegt. Jedes entw. durch seine ursprüngliche
Natur oder durch seine Auswitterung lockere Gestein,
auch öfters nur eine etwas festere Schicht von Ton
od. Mergel L; Schw; S." ,Nid der buechen ein leger-
Huc ze Wortzeichen.' 1423, Segess. BG. , Lapis hepa-
tites, Leberstein. Leberflue, ist eine Gattung marg»
terrena;, Mergel oder Schwefel-Erden.' Hori., Tlierm«
17Ü'2. — Lager- von der schichtweisen Structur des Ge-
steins. Vgl. noch Leherherg S und die Lagere" Aa.
Nagel- (-Fluech GT.; Tu; ZHörnli): wie nhd.
Syn. NiKjelfels, Hagelflueh, Miieterstein ; engl, piidding-
stone. Flurn. in BErl. ,Die sog. NagelÜüchen, welche
aus lauter kleinen, eingekitteten Kieselsteinen be-
stehen.' Gr Sammler 1782. In Nagelttuhfelsen lässt
die Sage die kleinen Kinder holen Aa; Z. Vgl.
3Iiieterstein.
Rigel-, (G')Risel-: „eine der Nageltlueh ähn-
liche Felsart, doch mit dem Unterschiede, dass die
gerollten Steine statt eines stärkern Cements hier nur
in lockerer Erde stecken LE."
Riijel-, weil etwa Material (Sand) zu .Riegelwändeu' lie-
fernd, od. weil in seiner Structur einer solchen ähnlich. Hinel-
] Graupenhagel] von der Gestalt der eingestreuten Rollkiescl.
„Sand-: Sandflötz B; L; Zo."
Seh in (ScheiJ-: (PI.) Felsen von Quarz und Glim-
mer, die im Sonnenlicht glänzen UwE. Vgl. schinigi
Vlatte.
flöj en s. flulien.
Fla(c)k— flu(c)k.
Flack I bzw. Flagg kv (PI. Fläch neben Flocken);
Gl.; Gk; G; Z, FlacÜ GRPr. — m., Flacke" f. GuRh.:
1. sclinell und hoch auflodernde, aber rasch wieder
schwindende Flamme Ai'; Gu; G; Z. '*■ Für het noch
e Fl. 'tue" und diia [dann| ist's verlöscht. F grns.te
Fl. ist ufg'gangc, hat aufgesclilagen. — 2. unzuver-
lässiger Schwätzer Gl. — '/.ußneken. Botr. die Vwdtschaft
vuM I \\. i vgl. nhd. .fackeln'. S. DUicken, Blnckun.
flacke" bzw. flagge Aa; Ar; Gl; Gk; GSa., Ta.;
SiMi; '/,. fliickli" ZO.. lliifigele" ("iBuclis. We.. flachte"
1187
Flak, flek, flik, flok, ttuk
ll«s
GkI'!-.: 1. hell autlüderu; eine breite, hohe Flaiiiiiie
werfen, die sich hin und her bewegt; rasch flackernd
brennen, allg. Syn. fladeren, fläileren. flanken, flatteren,
's Liecht flachet, wenn es mit starker, unruhiger Flamme
brennt, 's Für ist (hat) no"^' Mol ufr/' flachet und ist
denn verlöscht. ,Aus seinem maul gond flammen, die
flackend heraus wie die brünnenden lackier.' 1.531/48,
HiOB. ,Es ist ein Feur aufgangen, inmässen so gar
um sich geflacket und gefressen, das hierdurch in
die 10 Hüser yngeäschert worden.' 1649, Hotz, Urk.
.Flagrare, flammare. Flammen geben, brennen, fl.'
l)f;NZL. 1677; 1716. — '2. in Verbindung mit .lassen',
wie fladeren 3 gebraucht: den Lauf lassen, dem Schick-
sal überlassen, z. B. Kinder, die man nicht zur Ord-
nung weist; einen Baum, dem man seine natürliche
Entfaltung lässt, ohne ihn zurückzuschneiden Ae; GTa.
— 3. unordentlich, flüchtig schreiben (hin und her
fahren) ZStdt, W, Üyn. fladeren 3. - Mlul. (und nlul.)
entspricht iu Beil. 1 , flackern'.
ver-flacke": von loderndem Feuer rasch verzehrt
werden, flackernd verlöschen. Tännigi Pöscheli [Reisig-
bündel] rerflackid ijad [augenblicklich] Ap. ,Herodis
cifer war wie ein fewr im .straw, das in allem aufgehen
verflacket.' FWvss, Pass. 1650. ,Verflacken, cxtingui.'
Denzl. 1677; 1716. ,Das ander Feur erhuob sich in
einer Scheur, welche voll Korns und Stro gelegen,
verflacket gar.' Wurstis. Auch trs. : ,Alle stolzen
frevler werden wie strauw sein und der zukünftig tag
wird sy v.' 1531/48, Malach. = ,anzünden.' 1707.
F lacke le" Flafjfjcle f.: Fackel GBuchs, We.
g'flackig: flackernd, lodernd Z.
flacklen s. flachen.
fläcklen: 1. l)im. zn flachen 1, flammen, flackern
(j oT. — 2. schmeicheln, Lob heucheln Ap; L; G oT,
Syn. flädelen. Fläckler, Schmeichler.
Flack n m.: Name einer gefleckten Kuh L. Syn.
Flech.
Flacke" I f. AAEhr.; SchKI., Ander- Z (auch
■Flachete), Rande"- (üurh. u. Hegetschw.). Lande-
flagge Z (Hürl.); Dünn., Landerflachetc Zl)üb.,
Pflackete ZWetz.: verschiedene (bittere) Ampfer-
arten, insbesondere deren (grosse) Blätter, wie rumex
obtusifolius, r. maximus, r. pratensis Aa; Sch; Z.
Syu. Läiite'blatt, Blackttjen, aus welch Letzterem es durch
den Wechsel vou Fl- u. Bl-, viell. im Gedanken an Flach J II,
da die hohen Blütenähren rötlich sind , entstanden ist.
(L)Andc(r)-, Banden- viell. cutstellt aus Ampfer; die B]<ätter
der Händen, Runkelrüben, haben eine äussere Ähnlichkeit (in
der Grösse der Blattspreite} mit denen des Ampfers, ebenso
wie die des Folg.
Hunds-Flackete: Huflattich, tnssilago farfara Z.
Syn. Fidlifüess, Boss- (Hiiebe-) Blache".
Flacke" 11 Flagge f.: Blase auf der Haut, bes.
Brandblase; oder Pustel infolge eines Insektenstichs
GKChur. — Aus oberit. (churw. '?) //aca, ß<im, welche selbst
erst aus dem Deutschen entlehnt sind.
Flacke" 111 m. : nur in der R.\. .sr'' ziion Fl. iis
|aus dem Staube] mache Ar.
Es diirfto au die KA. .den Fleck räumen' erinnert werden,
wobei ,sich aus dem Staube machen' formell eingewirkt hätte;
vgl. noch TälKh (ah-rm T. gä"_). Oder das W. ist eins mit
Flack I, das Bild also von einer Feuersbrunst entuommen.
fläkli -ä- s. flätiglich.
Fläckliil n. .Man solle den schäum mit einem
roten fl. auffassen, dasselbig in silber verschmuckt
[heimlich] antragen.' Tierb. 1563. — Entweder = bair.
Fliic'.ele, Fläschchen, zu frz. /acon, otler ^ Flerh, Lappen.
Flauk m. = Flach I aScnw. — flanken = flachen 1.
ebd. — Aus Faul-, fanlun (Sp. 72.5), mit der selben Bed.,
angelehnt an Flack.
fläuklen s. fluchen.
Fleck(e") Im.: 1. Flicken, Lappen, Stück. De'
Fl. riebe 's Loch setze'. Ineichen. Es ist he' giiete Fl.
an-em. ebd. Fn Flech [eine Hautschürfung] ah ha"
GMels. ,Niemants flickt ein alt kleid mit einem fleck
vom rauwen tuoch.' 1530, Matth. Syn. Fetzen; Bletz.
Vgl. flechen 1, geflechet. — 2. Tal er (als Münze) Gl;
SchwE. .Pah, auf einen Kronentaler kommt 's nnr
grad nicht an, hat der dicke Müller gesagt, in den
Sack gelangt und dann einen Fleck herausgezogen.'
1857. Prophet. -- 3. (Flech) Ort, Platz, Stelle (eig.
Fleck Landes), allg. Vom, ro" od. ah H. gä", cho',
von der Stelle, vorwärts, von Statten gehen (kommen),
sich rühren, weichen. ,Wir müssen doch einmal ab
Fl.' Stctz. ,Wenn Eines irgend wohin gehen soll,
komme es fast nicht ab Fl.' ebd. ,Die Auswahl [des
Bauplatzes] harzete, wollte nicht vom PI.' Gotth.
Auch als Zuruf: ah FL! aus dem Wege, fort da! Abi.
ahflechen. Syn. Bletz. Wenn 's neu G'sanghuech dür-
hafter ist, so g'hei-mer [werfe man] disers [das andre,
alte] )•()»( Fl., so wei.ts-me", dass 's Nüd u-ert iit.
XVIII.. Bai'erngespr. De" Fl. rüme, von einem Ort,
einer Wohnung wegziehen Z. Am rechte" Fl. d'^pache",
eine Arbeit recht angreifen, recht in d' Hand n'e" Bs.
,Gotte und unsern lieben heiligen ze eren, das si den
flecken [Umkreis] dirre stat behüeten.' 1304, Z RBr. —
i. Ortschaft. Fn Fleche, Dim. Flechli, Weiler bei
einem Dorfe .\r (auch als Eigenn,). ,Grosse, umfang-
reiche Weiler, in der Volkssprache Flecken genannt.'
MRohner 1807. Im Sch Ratsprot. von 1637 wird statt
.Dorf' immer .Flocken' gebraucht, auch für ganz kleine
Dörfer. Sonst im nhd. S.: ,Zwen ß, das der fleck [Elgg]
von unghorsamen ynziehen soll und darin dem gmeinen
nutz und flecken truw aniptlüt syn.' 1535. Herrschaftsr.
ZElgg. — 5. anders gefärbte, unsaubere oder wunde
Stelle. z.B. auf der Haut, im Gesicht Ndw. Mit-
eme" blaue" Fl. devo" cho'. Ineichen. Von krankhaften,
abnormen Erscheinungen bei Menschen und Pflanzen:
a) Fl. (PI.) im G'sicht, Sonmiersprossen, die man da-
durch vertreiben kann, dass man sich im Maientau
wäscht ZO. Syn. s. C'ompp. — b) der Fl. im Aug,
der graue Staar AAEhr.; W; ZO. S. Flechenkrut. —
c) Flech, der ,schwarze Brenner', frz. le noir anthra-
cose, eine durch den Pilz sphaceloma ampeliuum
erzeugte Krankheit der Reben, wobei die Schosse,
Blätter und insbesondere die Beeren vertiefte schwärz-
liche Flecken erhalten ZS. In der Onol. 1707 neben
dem Brenner unter den Rebenkrankheiten aufgeführt;
ebenso: ,Das Mittelfach hatte heur Brenner und Fleck
im Wyssen [Gewächs].' 1727, Herbstrod. ZZoll. .Krank-
heit der Reben, wo die Blätter gelbliclie und rötliche
Flecken bekommen, versch. vom Brenner, geht aber
leicht in jenen über.' Sülger. — d) Brand im Getreide
(Korn) Nnw; Z. — 0. Flech B (Zyro), Fleche" FJ..
das Schwarze in der Mitte der Schiessscheibe. Syn.
Zwech, vgl. Bletz. — 7. Flech, scheckiges Stück Rind-
vieh (z. B, weiss in schwarz oder rot) .Xa; .\v; Bs;
1189
Plak. flek. fiik. fiok. liuk
119Ö
B; Gl; G: S; Z. Dient bei Kühen. Ochsen aiu-li als
Kufn. Man unterscheidet in der Schweiz unter dem
lündvieh Fleckvieh- und Braunviehrace. Statt eines
.Klecks- als Vorspann bietet ein Bauer einem Reb-
mann im Wortsfiicl den .Fleck' in den Reben an, in
denen er eben arbeitet. Freischütz 185o, S. 49. Syn.
Fhifk. Kleb, Schefiy. S. üotflech. — 8. eine gute Sorte
Kartoffeln Ap.
MhJ. vlxck stni. uiul vlecke swm. Zu 4 Tgl. Frisch: ,F1.
Iiii'ss vor diesem ein jeder kleiner Hof, Meierei. DSrflein und
llrt mit seinen .\ckern und Feldern, wann er aber ein Miirkt-
rerlit bekam, so setzte man „Markt-" dazu.'
E- a.Re-N. — Öl-Flecke°: scherzw. ein Loch
In Kleidern oder weissem Zeug, weil es eben so widrig
auffüllt wie Ölflecken auf dem Boden Bs (Spreng). —
Fü'r-Fleck: Schürze? Brusttuch, MiederV ,Die
fürtteck, wie man 's heisst, sollen mit den bieginen
[Besatz], strichen und schnüeren dermässen beziert
werden, dass gegen den übrigen kleiilern ungefähr
ein gleichheit seie.' G Mand. 1611. Zu FlecV 1. Vgl.
]'i>rbletz und Schm.-Fr. 1, 786.
Laub-Flecke": = FL 5 ci, Sommersprossen Aa;
Bs (neben -Fleggte): BBurgd.. Ri.; VOrte; Gl; GrD. ;
Pr.. Rh.; GBuchs, We.; S: ,W; Z." ,Fällt Mai- oder
Augustregen auf ein noch nicht jähriges Kind, so be-
kommt es L.' RoTENBÄCH. .Laubflecken werdend mit
disem schmalz [von einem jungen, in Ol gekochten
Schwan] vertriben.' Vocelb. 1557. , Spatzenmist be-
nimpt die 1. des angsichts.' ebd. ,Lenticulae, 1. oder
rüselen am leib, fürnänilich an henden und angesicht.'
Fris. ; Mal. .Sprossen, 1., lentigo, subrufa macula.'
Rei>. 166'2. .Ephelis, 1., schwärze des angesichts von
der sonnenhit/..' Denzl. 1677; 1716. Syn. Märzen-FL,
-Drecl\ -Spriggelen, -Bluemen. — laub-fleckig, loh-
(/'/lef/get GBuchs, We. : mit Sonnnersprossen behaftet.
.Varius, laubfleckig.' TIenzl. 1677; 1716. .Ein Mann
von dipfelt- oder laubfleckichtem Angesicht.' Z Nach-
richten 1754. Syn. gespregeJt, getüpfelt.
Der erste Teil des obigen Comp, (wie das mhd. hup-
Hn-kd, Muttermal) ist nach Gr. das in unseren MAA. auch
als Simjile.x erhaltene ahJ. '-tairi {lililniri, cicatrix); die Volks-
etymologie aber hielt sich an die Zeit des Erscheinens, ,weun
das Laub zu keimen beginnf*. an die Farbe des (dürren)
Laubes oder an die Rostflecken auf demselben (s. auch die
ff. Compp.l.
LiJber-: (PI.) Sommersprossen Aa.
Lüg-. Mit dem Zuruf: ,du hast einen L. an der
Stirne' sucht man einen der Lüge Verdächtigen ein-
zuschüchtern Z. Vgl. Scha)idfleck.
Lust-: 1. roter Fleck . im Gesicht, vorgeblich
die Wirkung eines Gelüstens (nach Wein) GuV. -
2. Mutternial W. — -2 viell. mit den heftigen Heliisten
der Schwangern in Verbindung gedacht.
Merze"-: Sommersprossen Z. .Geissbluot ver-
treibt ungeschaffne [hässliche] m,' Tierb. 156.'$. —
Nach der Zeit ihres Erscheinens benannt. Vgl. MUrz und
Lauli-fl.
Pelz-Fleck: Pelzstück. .[Mäntel] mit fuch.s-
schwenzen und ander beizflecken durchzogen.' Kessl.
Vgl. Für-FL und Pelz-Bletz.
,Bluet-Flecken, ist eine rote Wurzel.' ('nrnEu
Kal. 171'2. Vgl. Bhietuurz.
Brust-Fleck: Weste „L;" GSa. f ; SchwE. -
Mhd. lirvilrJi'c, Weste bei Männern, Brustlatz bei Weibern.
Vgl. auch Ilyiixi-Illrn 11. Gr. Wli. -2, 418.
Re-Flecken (jB-GlH.): 1. gelbliche oder braune
Flecken an den Fingern und Händen, deren Ent-
stehung oft geheimnissvoll scheint und die eine meist
ungünstige Vorbedeutung haben B; Gl: Sch; Z. Es
git fünrör es Ungtück hüt [am Tage des LTsterbrandes] ;
den» fi''''J hä" am Finger Eeflecke' g'ha", denn git 's
fast allmol Oppis, das mi''' trurig macht. Stutz. Spez.
sollen sie im GlH. den Tod eines Verwandten bedeuten.
S. Toten-Fl. ,Vil, wann sie eines gelben Fingers an
ihrer Hand gewahr werden, schliessen daraus einen
Hader.' Zauberei 1704. Wenn man sie sieht, da sie
noch nass sind, sagen sie nach einigen Angaben Leid
an, bes. wenn sie sich an der linken Hand zeigen;
wenn trocken, können sie sogar Freude bedeuten, bes.
wenn sie an der rechten Hand erscheinen Z. —
2. Flecken im Gesicht Z (Schulth.); braungelbe
Flecken auf der Haut ZLunn. Flecken als Zeichen
der .\nsteckung in Pestzeiten. .So sich dann die Ree-
rtecken erzeigen, es wären gleich die roten [Blut-
sfcreifen], braunen oder schwarzen, wenn das wäre,
auch gleich am .Anfang, soll man dem Kranken nit
zuo Ader lassen, sonder sich mit ihnen verhalten wie
mit denen, die schon den Bresten 24 Stund lang ge-
habt' L Ordn. 1594.
Zu ahd. hreo, got. hraiv, Leiche, also ,Todtentiecken', s. d.
Zu Ji für Jte Tgl. Sp. 7. In dem badischen Jestetten ver-
steht man unter .Rehflecken' das ,N;igelblühea', XnrjelUuegt;
s. d. und Tgl. noch über ähnlichen Volksglauben Toten-mä^,
'hltteten. Anlehnung an ,Reh', mhd. rech, liegt deutlich im
Tierb. 156:3: .Stiergallen vertreibt allerlei flecken, rech-
fli'cken, merzeubluomen udgl.'
Rufen-: vernarbender Ausschlag, schorfige Stelle.
.Das Bad heilt Ruvefl. am Angesicht und der Haut.'
Hafn. 1666. — Risel-: Narbe von dem Ausschlag
beim Riselfieber (Sp. 637) her. ,Die Wysswurz zer-
stossen heilet alle R. und Masen.' Arzneib. ZZoll.
1710. — Rot-Fleck: Stück Rindvieh, das im Ganzen
rot, jedoch mit weissen Flecken versehen ist Z. —
Schwind-: Narben von beulen- od. schwielenartigen
.\nschwellungen. S. u. Mager, Schtcinteii. .Liehen,
Zittermal, Schw. im Angesicht.' Denzl. 1677; 1716.
— Tote°-Flecken: gelbe Flecken an den Fingern;
deuten einen Todesfall an W. S. Re-Fl,
,Weg-Flecklin: ein v<'>gelin zuo Strassburg wird
also gonennt, so von grosse und gstalt dem rötelin
änlich ist. Der teutsch namen ist im vom weg her
gegeben: dann es in wiegen, ackeren stets sitzt; anders
teils von der blauwen masen der brüst.' Vorei.b. 1557.
Nach Nemnich: Bachstelze, motacilla suecica. — Eher
\"nu weffnt, bewegen, vgl. das syn. .Wegesterz', Bachstelze,
Flecke" II f.: Fetzen, in verstärkter Bed. GiiPr.
Vgl. Fleck m. 1 u. Het-iche,
flecke" I: 1. trs., mit Flicken ausbessern, bes.
Kussbekleidung Bs (Spreng); ScnSt. ,Für ßantoflen
zu sollen und fl. 24 ß.' 176:!, Z Haushaltungsb. Syn.
flicken, — 2. intr. a) Flecken bekommen, z. B. Tuch,
Papier Gul'r. — b) (jlccknen BSi.) stellenweise schnee-
frei werden BSi.; Gl; Gr; L; Uw. Es flccked afe
siuinchatli [auf der Sonnenseite], es kommen grüne,
dunkle Flecken zum Vorschein UwE. Uf Berg und
Wisen und im Tal lAt Sehne im »ri.ssc Schimmer,
's fleckt iröl i.fäne, uo mit Chraft Der Sunne.^tral am
Liebste schafft. JJRütl. — '.i, (unpers.) fehl schla-
gen, schiefgehen, missraten, niissglücken .\a; B; F
11<)1
Flak, llek. (lik. flok, Hnk
1192
„Es häd-eni wüest gfleclt B." Dr Dräjer niacht-ne
[die Pfeifcnspitzo] wider ume [zurecht]. Wenn 's öbbe
mit-em jl. soll. JHofst. 1865. Syn. sclüinggcn.
Mild. vli''c/,cn, voiri Flecke schaffen; beflecken ; schlagen,
lied. 3 kann eig. meinen: am gleichen Fleck hleiheu, oder
Flecken d.i. Mängel bekommen; oder liegt Vwdtschaft mit
.flacken', segnescere, languescere (Gr. WB. 3, 1705; Schm.-Fr.
780) vor? Gr. WB. 3, 174-1: stellt die Bed. zu dem Gegs.
,vom Fleck, von Statten geben". S. uoeli T(jbl. in Germ.
1871, -1.
ab-fli?cke". ,Der Handel wollte nicht abfl. und
zog sich in die Länge.' Zu Kai. 1870. — Zu fin-k I .s.
g'flecket; gefleckt. Die Gfl., als Sub.st., Kuh-
nanie. allg. Zu Fleck 7. S. auch FVeck 1.
Wenn ein Mal in Genes. 15:!l/f)0 neben ,geringlet und
gefli'cket' vorkommt ,fli-ckete und gringlete schaaf, so mag
ein Druckfehler vorliegen oder die Formen des Ptc. Imperf.
u. Perf. mit einander verquickt sein.
fleckig: gefleckt Uw.
„Fleckler m.: Einwohner eines Flecken.s."
flecknen s. flecken I.
„Fle-'cke III, Fle'^ko f.: hölzernes, ovales Ge-
schirr mit einem Griff an der Mitte zum Tragen,
zunächst für Fische BK." Vgl. Fläckliii'^
Fle'cke" IV f.: roli zugehauenes, vierkantig ge-
flächtes Stammholz einer Tanne in ihrer ganzen hiezu
verwendbaren Länge, wie es als Bauholz verfrachtet
wird B. ,Die sog. Fl. einer Riesentanne, an welcher
ca .5 Klftr Späne abgezimmert wurden, machte 329
Quadratfuss; der Dolden [Wipfel] mass beim Abschnitt
derselben noch über 3' Durchmesser.' NZZErr. Vgl.
flcckoi II, Flecktanne. „Zwerch- oder Querholz, vor-
züglich solche gezimmerte Bauhiilzer, aus deren Auf-
einanderschichtung die Wände hölzerner Häuser be-
stehen." „Bohle Gr." Syn. Fleckling.
Mhd. vlvL-h- f., Brett. Bohle; vhckhoh. Im Bair. hat das
Masc. Fleck die Bed. ,StUck Holz, Brett' angenommen. —
Da der Voc. c' nur als Umlaut von n sich auffassen lässt,
so haben wir es viell. mit einer Abi. von mhd. i:hi,:h m..
Fläche, zu tun.
fle'cke" II: „Bauholz uberzimmern , degrossir,
e.xasciare Aa; B; L; Th;" f,., auch ahfi., flächen, Holz-
stämme .seitlich behauen Ndw.
g'fle'ckt: 1. Ein Balken wird g. gelegt, indem
man ihn auf beiden Enden mittels zweier Flecklinge
[kleinerer Balkenstücke] fest keilt. Rochh. — 2. mit
Prügeln belegt statt gepflastert. So wird der .gfle'cket
Weg' in ZGoss. vormals gewesen .sein. Syn. Prüf/ehreg.
Fleckli"g (vorw. -e'-), auch Pfl- ZEüml., W, —
m.: 1. vierkantig behauener Baumstamm „Aa;" Bs;
,B;" Gl; „L;" GA. ; „Tu;" UwE. Auch nur auf zwei
oder einer Seite geflächt Ndw. Syn. Fle'cken 1, Büu-
Stumpen. — 2. Bohle, Diele; dickes, aber etwas schmä-
leres und kürzeres Brett, wie 4 verwendet, früher
auch von Schreinern zu Bettladen und Tischplatten
benutzt Bs; Gl; L; ScuSt.; S; Uw; Z, Der Name
beibehalten beim Übergang vom Holz zum Stein ; ,Ein
Schweinestall mit steinernem Trog und dito Fleck-
lingen.' 1877, Z .4mtsbl. ,Er ward beklagt, das er
ein tannen ufgeschytet und nit verzimberet. Seit [er
sagt], er habe flecklingdarus gemacht, und was nitguot
g.syn, verschytct.' 1557, Hotz, Urk. Syn. Flecken IV.
— 3. bloss einseitig geflächtes Holzstück, wie es ent-
steht, wenn ein Rumibolz der Länge nach geteilt wird
Aa; Ni>w; Z. Vgl. Strick. 1. Stücke rohen (Rund-)
oder gezimmerten Holzes, wie sie insbes. zur Be-
deckung der Jauehetröge, zu Brücken und Schweine-
stall-Böden dienen; Sparren ZAuss., W. Syn. Prügel.
Me" mues da e Pär Fl. anelegge", das me" cha'" dur'''e".
Kurzer Balken, Block Zu. Ein auf ca 4' Länge ab-
geschnittenes Stück einer runden Stange ZSth. Pflock
aus Eichenholz, zur Stütze des Gartenzauns ZStdt.
— E. mit dem das W. vereinzelt auftritt, beruht auf Ver-
mengung mit Fleck.
fle'ckli''ge", in der RA.: G'rad fl. um (usej
fidle", jäh und schwer, von Menschen und Tieren ZO.
Eig. so, dass man breit und regungslos da liegt, wie ein
schwerer FkcMimj oder so, dass es platscht wie von einem
umstürzenden oder hingeworfenen Fl. Doch vgl. auchyfnWi'e/i
od. mhd. vh'chelinf/cn, aus welchen es umgedeutet sein könnte.
Flick m.: 1. Lappen, Flicklappen, Flicke BsBirs.;
L. Bes.'ier e Fl. als es Loch. Ineichen. Bildl. No'''
kei" Fl. [Reibereien] mit Jmdm gehabt haben Z (vgl.
, Einem am Zeuge flicken'). Syn. FUck 1. — 2. höl-
zerner Nagel, der in ein nicht zählendes Schussloch
getrieben wird Ap. — 3. eine kleine Ersatzscheibe
(beim Schiessen) Ap (T.). Vgl. Fleck 0. — 4. Weiber-
schürze, meistens von kostbarem Stoff'e Ap; G. .Dienst-
niägt sollen weder schlutten noch fl. tragen, die aus
köstlicliem zeug gemaclit seien.' IGll, G Mand. Vgl.
Fürjkck.
flicke": 1. Lappen einsetzen. Etw. wieder ganz
machen, wie nhd. (allg.). lez chönne"-si go" luege",
wie si 's wider fl. Bheitenst. Auch obsc. : Ei're
's Ziig (am Z.) fl. Z. Zusätze in ein Aktenstück
hineinschieben: ,Es seien noch andere Mittel [Punkte]
daryn [in den Vertrag] geflickt worden, deren man zu
Paris [bei den mündlichen Verhandlungen] nicht ge-
dacht habe.' ItiOO, Absch. Daher als Ptc. = mit ein-
geschobenen Zusätzen versehen. ,Die Schriften der
Vätteren sind vilfaltig verfälscht, eingeflickt und ver-
mehrt worden.' ClSchob. 1699. — 2. „(auch ah-, er-)
prügeln ScHwMa." EiMn Ei°s fl., ihm einen Schlag
versetzen (eig. einen Fleck, Flicken aufheften, auf-
schlagen, beibringen; vgL noch flücken) Z. — 3. in
Etwas hinein ziehen, verwickeln. ,Damit er uns nit
etwa begryfen und ins recht fl. möcht.' 1529, Strickl.
— 4. refl. (meist in-): sich zudrängen, aufdringen,
um Etw. zu erhalten; sich einschleichen, einmischen;
sich einschmeicheln ScnSt. (Sulger); sich einnisten,
mit Jmdm Umgang pflegen, Kameradschaft haben.
Syn. sich Innestlen. ,Und habe N. N. gseit, man wolle
allen, so den ketzerglouben hettind, gelt ushin gen
und im [dem Zeugen] auch. Antwurte der züg und
spreche: e, lieber myn N.. du wurdist dich ouch inhin
fl. und evangelisch syn, damit dir gelt wurde.' 1523,
Egli, Act. ,Anian zeigt uns an, wie sich in alles land
ein widerwärtig volk eingeflickt hette.' 1531/-18; 1706,
EsTHEK; dafür jetzt: ,dass auf dem ganzen Erdboden
ein Volk zerstreut sei.' ,Der sich in einen krieg flickt,
der in nichts angat, der hebt einen hund bei 'n oren.'
1531/48, Prov. ; dafür 1667: ,sich in einen zank fliehtet.'
,Nit gezimen, dass sich ein predicant ynflicke in welt-
liche gwijrb,' HBüLL. 1531. , Damit sich der tüfel nit
ynflicke und sy mit unreinigkeit versuoche.' ebd. 1540.
,Da sich Hildebrand wunderbarlich in der Bäpsten
liebe und gunst ynflikt.' ebd., Tigur. .Könnt sich wol
ynfliken in gsellschaften grosser lüten.' ebd. , Habend
sy sich voreiniget, auf die folgend nacht in dem liaus
119;^
Flak, Hck, llik, (lok, (liik
1194
|;iuf Jas Ungeheuer] zuo warten, auch vil aiulerer
louteu von obenteüv wegen [als Zuschauer] sich mit
inen eingoHickt habend.' Fischu. 15H3. .Insinuare se
in ainicitiani, Hdrepere ad aniicitiam. sich in einsi
IVündschaft einti.- Fris.; Mal. = ,sich bei Einem e.-
Hosi'is. ; Dkszl. .Assectari aliquem. eim nachlaufen
und sich zuohin schlahen oder einii., sein gun.st zuo
erlangen.' Fris. .Obrepere ad magistratum, sich mit
list und tücken in ein oberkeit tl., mit gleichsnerei ins
regiment oder in rat kommen.' Fhis. ; Mal. ,Sich selbs
unerfordert etwan e. und darbieten, ingerere se. Sich
einhinflicken, zuo einer rott tuon, ein andere gesell-
schaft an sich henken, in ein anderen orden treten,
adoptare se alicui ordini.' Mal. ,Der Jochumstaler
han ich vil, damit will ich d' weit spicken, dass nie-
mant wider mich syn will, ich kann mich fry ynfl.'
HsKMan. 1576. ,Sich mit practicieren [Umtrieben] in
die iimter geflicket.' 1585, LB. Arl. ,Es were dann
sach, dass einer by ehrenlüten bim tisch sässe, mag
er auch zalen, glych wie die andern, doch dass kein
gfar harin bracht werde, in solcher gstalt, [sich]
damit ynzeti. zuo solchen ämptern gesinnet were.'
158l);lt)'2tj, SoHw LB. .Habend sich euch ander ordenslüt
allhie yngttickt.' JJRüegeu 1606. .Haben sich wider-
wcrtige herbei [zum Predigtamt] geflickt, nimmt solches
der haubtsach nicht [tut ihr keinen Eintrag].' Hott.
1666. ,Dass solche Bacchanten bei Lhibekannten unter
dem lieblichen Studententitul sich einfl.' ebd. ,Sich
bei dergleichen Leuten e.' ebd. ,Miscere se cum aliquo,
sich zuflicken, sich zu einem halten.' Denzl. 1677;
1716. ,Wir vernehmen, dass ihr [Hebammen] eine der
anderen vor ihrem Glücke stahnd, sich mit Schmähen,
Schmeichlen und betrüglicherweise einfl., dass die, so
allbereit bestellt worden, nicht beruft wird.' JMuralt
1697. ,[Ein Kandidat] dessen Natur nicht ist, durch
Schmeichlen, Flattieren, Fuchsschwänzen, Bestechung,
Laufen, Rennen, Stürmung der Häuseren sich einzufl.'
DToMAN.N 1708. Syn. inflechten. — 5. sich schicken,
lügen zu Etw., sich ihm anlehnen, dazu passen, dessen
Form annehmen (eig. wie der Flicken auf die Grund-
lage sich schicken, passen): ,Die Gallier habend euch
niannesnamen gehebt, die sich uf tütsch flickend.'
15.38, AgTschuiii.
Furre"-Flicker m.: Spottn. der Sattler L (St.'').
— fum' wohl aus frz. fourre, Überzug.
Mensche"-: Spottn. der Ärzte Z. — Pfanne"-
s. Wannen-Fl. — Räder-: unter den wandernden
Gewerben aufgezählt in der Helvet. Verordn. betr.
Hausierpatente 18U1. — ^ Tächli-: Ausbesserer von
Regenschirmen Ap.
Wanne"-, Pfanne"-: Zittergras, briza media Aa
(Mühlb.). Syn. Wannenflechte. — Winl zum Flicken der
GütrcideschwiugHU benutzt. Pfannen- ist eine sinnlose .\us-
weichung.
Z einen-: Korbflicker A".
Flickli"g m.: Flick auf auszubesserndem Schuh-
werk. S. flecken I und Hüeberfli'gJ, Riestere".
ver-flickt: verflucht (in übertr. S.) Bs; SonwE.;
Th. 0 du' Verflicl-ts im Stibli [Stube]! Ausdruck des
Ärgers od. des Erstaunens U. Bes. als Adv.: sehr Ap.
Kupheui. Kntstellung von ver/tvcc/tt wie vrrßnrkl, vrfjhu:m1,
vcrßixt; vidi, in Anlehnung imßUkr-n in der Bed. ilcs Fehler-
haften : vgl. vertmiH, wrzieiAl.
Klicke" s. Fliengge.
Flocke" Im.: 1. Flocke, bes. zur Zeit des Baum-
wollspinnens von Hand der technische Ausdruck für
den zsgedrehten Büschel zum Sjiinnen zubereiteter
Baumwolle. ,Heirli nahm stockblind den Treiber und
den Fl. in die Hand, aber an 3 Fl. so [mit verbun-
denen Augen] wegspinnen hatte er genug.' HPest.
1785. ,Im Augenblick legte der Bub seinen Baum-
wollenfl. auf die Eadbank.' ebd. , Kindern, die nie
eine Nadel, nie einen Fl. und sonst nie eine Arbeit
in den Händen gehabt hatten, war auch das Leichteste
schwer.' ebd. Sonst in der Volksspr. nicht lebendig;
dafür Focheti (Sp. 732). — 2. (PI.) die Blätter der
Pestilenzwurz, petasites off. Aa (Mühlb.). Syn. Blacke".
— 3. Flughafer. ,Avena fatua. Flock, tauber Haber.'
Denzl. 1716. — 4. Flogye« (PI.), Masern oder Schar-
lach Ost-Schwz It T. — Vgl. Anm. zu Fackc". i wohl
das Angewehte, Angeflogene; s. anßieijcn, Fhuj.
flocke": (unp.) in grossen (U), in einzelnen (W)
Flocken schneien. Vgl. focken.
flocklenen fluckjmn: nur in einzelnen, kleinen,
staubartigen Flocken schneien W.
flöckle" = flocklenen „A4"; GkV.
Flocke" II f.: langes, faltiges Oberkleid einiger
Mönchsorden. ,Und die fl. zum ampt und zue der
Vesper all anhaben', Vorschrift für die G C'onventualen.
Mlat. ßocus, frocus, frz. fror. — .Einer ligt uf fedren,
der ander uf strow, ein teil ligend uf fl.' hei Eckst. 1525,
wo er von der Manigfaltigkeit der mönchischen Regeln spricht,
lässt verschiedene Deutungen zu.
Flokez s. Flugetz.'
flüken, flöknen, Flökler s. flächen, Flacher.
Fllick m. : Hundename. Z Taschenb. 18S2. Auch
Familienn. Z. Vgl. Flück.
Flucke" (PI.): Blätter des Huflattichs, tussilago
farfara, Varietät mit kleinern Blättern S sJ.
flucke", flücke" flügge' Gl; GRHe., pflücke" Gr
Mastr.: 1. schwingen (die Flügel, Federn). .Wann
einer rych wirt, so flückt er die fedren in die höhy.'
GvKKNR. 1523. — 2. „einen Vogel fl., ihn anläufern."
Vgl. Flück. — 3. prügeln, züchtigen Gr. JMiera
söllen-sch' iez enandere' fl., i"'' giin nüiiime gcn-ne" ziie-
rede'. Syn. tschuppen. — 4. intr., sich aufschwingen.
,Die sechste gnade ist ein flukkendü oder ein zukkendü
gnade, das der mönsche syn gemüet gcnzlich erhaben
hat und mit dem adler uf flüget.' Sarner Pred.
Mhd. vhichen, vlih-ken, flügge machen. — 3. eig. Einen
auffliegen, die Flügel (s. Flikkclc) schwingen, fliegen, fliehen
machen. Vgl. ßäutjcn; ß-'ckrn 1 1 ; (rrJHchicinf/en.
er- Gl: 1. tr., Jmdn durchprügeln, ihm seine
dbermacht zeigen. — 2. refl., sich durch Bewegung
im Freien erfrischen.
ge-fluckt, -flUckt: 1. flügge Uw. Die Regie-
rung von Oiiw beschränkte i. J. 1525 das Sclmssgcld
.allein für gefluckte Vögel'. — 2. mit flatternden
Zipfeln gesclimückt. ,Was ouch gcflückts Werk ist,
da soll ouch je das Fach zwen ß gen,' Z Katserk. 134'2.
.Dass nieman enkein geiluckt Werk hinnan füeren
soll an lohne] der Statt Zeichen von Zürich.' ebd.
Flackeren Flitggrrr' f.: Weibsperson von flüch-
tigem, leichtem Sinn GWc. - Vgl. ßnii ißuijiji. li:iir.
/7i,.-/,e.
fluckerlich, .\dv.: in , fliegender File'. .Als bald
es inen möglich ist, werden sy hiehinncM verrücken
llflr,
Flak-fliik. Flam fluni
11 fifi
und also für und für nach lut hierüber usgangnen
abseheids li. handien.' 1528, Absch.
verfluckt: verflucht S (Joachim); Ndw. E rer-
flKckle Kerli, ein etwas schlimmer. — .Ms Adv. = sehr,
z. B. V. gross Ndw. S. t^erflicH.
Fliick m.: 1. ..Lockvogel, Vogel, der auf dem Herde
angeläufert ist B." Vgl. Flüch-Hemmh, -Bündti. —
2. „kleiner, muntrer Knabe."
Hoch- s. Hocli-Fhi(j.
flück: 1. flügge. .Alle vögel. so nit fluck sind,
als das rebhuon [etc.].' Vogelb. 15.57. — 2. frühwach,
frühzeitig L. I'''' hin am Marge zitli''' flück. Häfl.
1813. — 3. hellauf, wohlauf, munter (sein) Aa; L.
Doch isch-e^ mängist g'förli'''', uenn Eine z' fl. will
si". Häfl. 1813. 's Belli singt a's tvie-ne Nachtigall,
isch eisder fl. und froh Aa (Schwyzerd.). Syn. hus2ier.
— 4. mannbar (von Mädchen) ,B;" L; „Z«." —
5. scheu, von Pferden, die leicht sich lo.sreissen wollen
Aa; „VOrte." — Mild. rii(''/.y, liefiedert zum Ausflug aus dem
Neste; auch ,ein fluck gaul', ein lebhafter. Vgl. noch//«;/ /.
flücken s. finden.
Flückete Sch. FHichte GlK. (Flügqte); ScnSt.;
ZVelth.. W. — f. (Hl. ZVclth.): Flügel." ,SV hat d' Fl.
lanipc g'lö", ist niedergeschlagen geworden Sch. Als
Coli., die Fittiche SruStdt; Z. — Nach Analogie von
, Fi^ckete gebildet; vgl. Ferl-eii Sp. 728.
ver-flüeken s. rer-fluechen.
Flackt. flackten s. Flacl;, flachen.
Plaktnr f.; Fraktur (-Schrift). Ahschrihe' chann-i''''
wol, DiUscli' und FL, grad irie-me" 's will. Stutz.
Flückte s. Flückete.
flochen.
Flam (bzw. flamm) — fluni.
Flam""' 1. nur als Dini. Fliniili -o-- n. Aa; Bs; Z:
1. leichter Anflug, Decke a) von Rahm auf der Milch.
Die Milch hiit ja ken Nidel, nW eso es Fl. Aa ; Z. —
b) von Eis z. B. an den Fenstern AABrugg. — c) von
Schnee. Mätigist [manchmal] ist nur nes Fl. g'falle'
AAEhr. — d) von VVasserdünsten. Wie d' Sunne 's
O'wiilch verteilt, dass 's in Fetze de Berge nohstricht,
bis mimme no"'' wunsigi Flömli übrig hlgbe". Brkitenst.
1863. — e) von Barthaaren im Gesicht ZGlattf. —
2. kleines Mass; bes. zur Verstärkung der Verneinung.
Ke Fl. g'seh", gar Nichts AAZein. — 3. , Membran»
et vaginae visccrum, die beutle und flemle, darin die
inneren glider des leibs eingfasset sind.' Fris. ; Mal.
Wahrsch. zu Wz. Jla (vgl. die Anm. zu Hamtn). Vgl.
Flam m., Flame f., Anhauch von Schaum, in deutschen MAA.
Das , dünne und zarte Flemliü' bezeichnet in den Schriften
der alten Mediziner (z. B. Ryff 1541) die pia niater, die
weiche Hirnhaut; schwäh. I'kmmle, die krankhafte Trübung
des Auges (vgl. 'leflamt, vom Himmel). — S. Flam:" Fl uud
Flom.
g'flämt: 1. vom Himmel, wenn er allenthalben
mit kleinen, leichten Wülklein bedeckt ist Z. —
2. g'fl. use cho", gut. sauber ausfallen. Es chäm e
clill" g'fldmter ».sr, 7cenn er 's machti, bemerkte ein
Bauer seinem Advokaten, der ihm riet, eine selbst
redigierte Rekursschrift einzureichen Z.
Flame" 11 Gr; W, Flame" GT., Harne' Aa; BSi.;
Gl; GRRh.; L; S; Zu; Z ~-m. Gl; GlU., L., Pr., V.;
GT.; W, f. Aa; GRRh.; S, häufig als PI. L; Zn; Z;
1. Euter trächtiger Kühe, das anfängt zu schwellen,
dessen .^dern sich (wieder) mit Milch füllen, bes. bei
den zum ersten Male trächtigen Rindern (wo die Ent-
wicklung am augenfälligsten ist), die allmählich wieder
aufschwellenden Adern am Kuheuter Gl; Gr; „L;"
GT.; W; Z. Euter Milch gebender Kühe übh. BSi.;
GrIw.; Zö. Du milchst noch e chli" [bekommst noch
ziemlichen Milchertrag], di Chile hi [haben] tolli [statt-
liche] Flammeli BSi. De Fl. abe lö', das sich ent-
wickelnde Euter allmählich senken, tiefer hängen
lassen Gl. S. noch keren, Gemelch. — 2. Eingeweide-.
Nierenfett d. Schweine Aa; S. „Seite Schweineschmalz,
wie man es vom Tiere abzuziehen pflegt Aa."
Vgl. Flamen I, mit welchem obiges W. viell. identisch
ist, iudem die sämmtlichcn Bedd. von 1 u. II sich auf den
Grundbegriff' weicher, flaumiger, zarter (Fett.-) Haut zurück-
führen lassen. II 1 mag urspr. nicht sowohl das Euter an
und für sich, als die durch den Milchzufiuss weicher wer-
dende Haut, 11 2 aber die zarten Häute der Eingeweide mit
dem an denselben sieh biblenden Fette meinen (vgl. Krös). Zu
Lotzterm stellt sich ,Fleuui, Fleunie = Fett' alter Glossarien,
welches auf Vwdtsch. mit , Flaum' zu deuten scheint; s. auch
Gr. WB. s. V. .Flaum; Flaume' einerseits u. , Flamm; Fleme'
anderseits, .Flähme' bei Weigand; u. vgl. ,Rahm' neben mhd.
,iduni'. Doeh lässt sich auch die Wz. y/a- (vgl. flä-t, ßätii/
n. ahd. ßn-w-jan) erwägen. — Die Vermengung mit .Flamme f.'
erklärt sieh durch das geäderte, faltige Aussehen des schwel-
lenden Euters: s. Flamm .V.
Gefläm n. = Flamen 1 in collect. S.
Flamm [Fläm UwE.), Flamme" f. (in der ä.Lit.
m.): 1. Flamme, wie nhd. ,Schittmeister auf dem ZSee
wollen sog. lechzende Flammen [ignes lambentes] an
ihren eignen Leibern bemerkt haben.' JJScheuchz.
1707; 1746. Für Oppis frollj Für und Flamme' ,si".
allg. .Do der flamm auffudr von dem altar, fuor der
engel des Herrn in dem flammen hinauf.' 1531/48,
Rii'HT. ; dafür 1067: .die fl.' ,Nun hatt dis lang ge-
mottet füttr ainen brennenden flammen empfangen.'
Kessl. ,Dass vil seelen im flammen des selbigen
bergs gepyniget werdind.' LLav. 1569. — 2. Fl., auch
Fur-Fh: rotes Muttermal im Gesicht, nach dem Volks-
glauben davon herrührend, dass die Mutter, wenn ihr
beim Einheizen die Flammen aus dem Ofen unerwartet
entgegen schlagen, darüber erschrak Z. — 3. (PL)
andersfarbige, wie Flammen geschweifte Linien in
einem Gewebe L, oder an Blumen; flammenartig ver-
laufende Quarzadern im Gestein, z.B. im Marmor BBe.;
kleine Fetzen Fleisch, welche an der Haut des ge-
schlachteten Tieres zurückgeblieben sind und abge-
schabt werden (vgl. Scherfleisch). Dazu geflammet,
gestreift, z.B. e g'flammets Chleid, Nägeli [Nelke] usw.;
Syn. gestrlmet. — 4. „Krankheit an den Weinreben,
da die Blätter rot werden Z." Vgl. Brenner.
Dehnung des Voc. (UwE.) ist durch die folgende Liquida
bewirkt. — Der gleiche Wechsel des Geschlechts hat zw.
mhd. Imic und nhd. ,Lohe' St.att gefunden. Zu 3 vgl. mhd.
:-Jammc*it€in.
flammatzgere": hohe Flammen werfen BM.
Mehrfache Intensivbildung unter Einwirkung von .flackern'
und .flattern'; vgl. aucli nrhztjr.n.
UüT
Flaiii -fliiiii. Fliiinl) llmnli. Flains — Huiiis
11!)8
flamme": Flaiiiineii soliUigeii BSa.; U\v; Z. '«//(oh-
iiied ^iim Ufe use", ilie Fl. schlägt aus dem Ofen. Die
Ti(rbe [Torfstücke] fhimmed nüd. — ab-: (die F'eder-
chen am gerupften Vogel) verbrennen Ndw. - an-:
anzünden. ,JIit angcüambten Tortscben', brennenden
Fackeln. JCWeissexb. 1702.
Flammete f.: das blosse Abbrennen des Zünd-
imlvers anstatt des Schusses B. S. flammen. Syn. Pfds.
-flaiuänden-, flamändere: poltern, gronder Gl.
Die Flaniänder gelten als bes. derb (s. Uhland, Schriften
1. H). Der wanderlustige Glarner mag als Handelsmann
oder im holländischen Kriegsdienste diesen Charakterzug
kennen gelernt und das W. aus den Niederlanden nach Hause
gebracht haben. Vgl. das auf ganz anderem Wege aufge-
kommene//«»t*fA Sp. 1199.
flailläusele", in Zr, auch flamüsele": liebkosen,
schmeichelnd zureden, z. B. einem weinenden Kinde
Z«; W.
Viell. (da es ein syn. W. mäunelca gibt: vgl. bü^tkn) eine
Zss. ; dann wäre zu deren erstem Teil Flam oder //äm/ic/i zu
vergleichen.
„Flällieli: Beiname einer verweichlichten Person
W." Syn. Flämscheli.
Vgl. ausser Letzterm auch Fhutien I, zu welchem ä (.c;
als Umlaut in W MA. wohl passen würde.
liäiunie" (pfl- Ap; Th): 1. Etw. schnell aufÜannnen
machen, flammen lassen Ndw; fisfl. BHk., „ein frisch-
geputztes Gewehr durch ein Schüssclien trocknen, damit
einen Versuch machen, ob das Pulver sich entzünde .\a:
B; Vürte; S; Z." Syn. üshrenneii. S. Flämmschut.:. —
2. Etwas gelb brennen, beim Kochen heiss machen,
nur leicht rösten B; L; Suh; das Obst, bevor man es
dörrt, brühen Th; (Kirschen) kochen, dann dörren und
das Wasser, worin sie gekocht sind, eindicken lassen
ApH. — 3. Jmdn brandmarken, .zeichnen' Aa (wer
um seinen guten Ruf gekommen, ist für sein ganzes
Leben ffpimmt); ihn anlaufen lassen, mit einem
blauen Auge zurückschicken Bs (Spreng); ..Jnidn be-
trügen, ihm sein gegebenes Wort nicht halten, ihn in
seinen Absichten bindern. Jmdn um Etwas bringen;
.Jmdm eine übertriebene Rechnung machen Bs; B;
VOrte; Sch; Z." Da war i''' (/'flammt, käme ich
schön an Bs. G'hört-men ies de Handel [vernehmen
die Leute diesen H.], bin i''' my Lehtig um. d' Fischeze
(f flammt. UsTEUi. Insbes. Jmdn am Examen oder bei
einer Wahl durchfallen lassen, einen Schüler nicht
]iromovieren, einem Candidaten die Aufnahme ins Mini-
sterium verweigern, übh. Jnuln hintansetzen Gk (Leh-
nuxnn). .In meiner Zerknirschung über die Polizei-
flemmete [Durchfall in der Wahl zur Polizeistelle].'
GOTTH.
Mhd. ci-vlciiimiii. Zu Hed. ;! vgl. .brennen' i. S. v. hraud-
nuirken, tilusclieu, und das Sprw. vom gebrannten Kinde;
ferner engl, jlam, Lüge, und unser ßamhu-.mi .
Fliemc s. Fliete.
Flom: feine Leinwand, Gaze, bei Fenstern ver-
wendet. ,.\ls noch in Menschen Gedächtnuss in Bern
meh Fl. und Tuech denn Glas war gesehen.' Ansii.
.Kleine flömine Fenstorlin.' ebd. — Wahrsch. identisch
mit flam.
Flfim F; Gr, Flu Z. Flömflij Bs. Fluni GkKIi..
l'fliim Gl; Z tw. — m.: 1. F'Iaum. weiche Haare od.
Federn, wie nhd. allg. Bildl. .Die Auserwehlten. der
F'l. und Huri unter allen Mcnsclirn.- l'i.n. 17"27. —
2. leichte Sommerdeeke, Haumdecke, Volet Scnw ;
SNied., B. ~ 3. die feinste Sorte Mehl, Semmelmehl F;
GnSculms, ObS., Val. — L flaumige Ausschwitzung an
Bäumen, erzeugt durch die Stiebe der sog. weissen
Blutlaus ZAndelf. Syn. SchCim. — 5. Flämli, Woll-
gras, eriophorum Scnwiberg, von den wolligen Borsten-
haaren.
Mhd. phlüwe f. aus lat. j,luiii<i. Übergang von m in « im
Tierb. 1563 und im Vogelb. 15.17 (.linden rtun' und ,fluu(s)-
fcderen': neben .fluni'). Abfall des n bei Ulr. 17:3:3 (.auf
dem Fluhbett der Wollüsten'), auch einmal ebd. .von Fluvv'.
,Roto pflaumfederen'. Fischb. 1563. ,üein sanftes Ptlaum-
bett.' AKliugl. 1688. Als PL, beeinflusst durch das neben-
stehende W.: , Federn, Flumen.' 1711, Z Zollordu.
ge-flümt: flügge, eig. mit den unter den Schwung-
federn liegenden Flaumfedern versehen; bildlich,
heiratsfähig; vgl. flücl;. ,Weil sie ihre Kinder in die
Eh verwilliget, da das Meitli nit 13 Jar war. Darum
des Büeblins Vater und des verstrupften, weder gtlümbt
noch gfederet Meitelis Mueter eingesperrt werden.-
1645, JDü.vzER.
Flume" s. Pfliime".
„flüme": 1. cacare, von Rindern; auch von Kindern
BO. Abi. Hosen-Flümer. — 2. pissen B." - Vgl. Gr.
WB. ,flüniig'. impurus. wo an ,Flaum', sordes, erinnert wird.
ver-fliieiii(e)t, -flüem(e)t Aa; Ai«; B; Gl; L; G;
S; Th, -fluemelct Aa, -fluemeret, -flilemeret B; L; G;
ScH; UwE.; Zg; Z, -fluemiget, -fliiemtig Z, -fliiemetig
G 1799, -flumm(er)et ApK.; Sch: euphem. für , ver-
flucht'. Syn. s. verflickt. E verfläemeret Meitli, ein
nichtsnutziges Mädchen GWa. En verfluemeti [schauer-
liche] Chälti. BWvss 18(j3. Ne verfluemetc (jr'sjjass.
ebd. Das verfluemt Mäschelizilg! Hofstatt. Das ist
rcrfliiemeret, schlimm. Auch gesteigert, wie cerfluccht.
Das Verfläemertste. Gotth. Als Adv. steigernd, im
S. V. sehr, im höchsten Grade. E cerfluemet netts
Töchterli Tu (Schwyzerd.). Vcrflüemcret schön. Gorni.
Du bist allu-'eg ein verfläemeret itsdeiikts Menschli.
Stutz. Verfläemeret für en Narre' ha", ebd. Verfliiemt
gern. B Dorfkai. 1883.
Virßuemerct, eine Frequentativ-Fiirui, vgl. den Comp, vcr-
ftiicrhtcr (s. verßuecJum). Vcrfliiemigel von der Ad.j. -Bildung auf
-11/ abzuleiten, wie verßuemtig erst von der l'articipial-Foruj.
lliiinbe (-(-■') Bs, flambis Aa: hin. zu Grunde ge-
gangen. Auch persönlich: de'' isch fl. gange'. — Frz.
Ikimlif, ruiniert, verloren; affnirc ßamlife, fat-ile Geschichte.
flambiere": überlisten, (einen Gegner) aus dem
Feld schlagen. MUsteri. — Frz./««?«-,-, rupfen im Spiele,
eig. versengen. S. auch ßümiiu:it.
.. Flambeise n.: Wams I*'." — Aus afrz. irKiiiliiiis. u[h&.
irnmiui» (nfrz. ;iuinli<Ki,ii) entstellt.
deilise" BHerz., flcmae" BoHa.: I. schlagen, durch-
prügeln. Syn. fliim.icn, fliim.'iackcn. -. bekriegen,
bekämpfen. ^ 3. Einen in eine Busse bringen. Die
Schlägerei hei mi''' iriiest g'flcmst BHerz.
Das VV. könnte Intensivbildung zu ßiimmin sein: vgl.
ülirigens tir. t'Unw, Maulschelle; ßliucii, Kiuen schlagen, bes.
auf den Kopf, wornach es zu mhd. rhim, bair. flnini-tien.
verzogenes Gesicht, gfluiren möchte. Vgl. noch ßiinclifii.
lUMt
Flams-fluins. Fliiinscli flumscli. Pliin-fluii. Fland fiui
1200
„tliltlSB": flüstern Aa; L; Soh." Syn. fiiiwsen,
flitijieretl , fielen. — Scheint Umstellung aus liinnm zu sein.
Illlllise": 1. Einen schütteln, hernehmen GkD..
l!h,, S. Syn. f,üm-, phiiiqjsacken. -- 2. mit einanJer
flüstern. ÜBrXc;«. 1780. — Tir. Flums,-, Maulsehelle,
//iiMsi'», schlagen, bes. auf den Kojif. S. ßnmen und ßimien.
tiiiinscli -B: LE.;'- W (-u-), ftämschiy BHa.. Si.,
,,flic)iisL-lr : 1. fein, weich, vorab von Wolle. Es gibt
ridii und fliemschi(/i [feinwollige] Schafe BHa., Si. Von
weicher, voller Haut W. — 2. zart gebaut. Ä flrimschi
Meklja; nchi ist a flämschi W. — 3. „weichlich, zärt-
lich W;" vgl. Flämeli. — 4. niedergeschlagen, ver-
driesslich BM. .Tage, wo die Seidenherrn ttänische
Gesichter schneiden, die Nachtkappe den ganzen Tag
nicht mehr abziehen.' Gotth. .Beide Männer machten
flämmsche Gesichter; mein Schwiegervater über meine
Schulden, mein Gläubiger über mein Unvermögen, zu
bezahlen.' ebd. — halb-: 1. nicht ganz fein, zum Teil
fein, zum Teil grob, z. B. ein halbflämsches Schaf,
halbflämsche Wolle B; LE." — 2. ,(fig.) zweideutig,
zweizüngig, nicht durchaus aufrichtig, ebd."
Syuk. aus .flämisch'. Das flamändische (hulländisclie) Schaf
zeichnet sich vor dem gemeinen Land- oder schwäbischen
Sch.afe durch längere und feinere Wolle aus. Einzelne Belege
"erinnern an fhJm, von welchem aus die Bedd. 1—3 auch
wohl abgeleitet werden könnten.
Flärasch m. BHa.; 1. feine Wolle. Mir Iicin
schöne Fl. — 2. feiner Mensch, mit dem Nbbegritt,
dass seine Feinheit bloss ein Deckmantel sei. „Fläm-
scheli: verweichlichte Person W." S. FlniiicU.
flemschen s. flcinsen.
Plan (bzw. flann) — flun.
Kliiiielle (-<if!ej Z. Franelle U. Fornelle — f.:
Flanell.
flenne" (-rf-, bzw. -&■-) B; Gr; G; Tu; U; W, pfl-
\\; Al>; Bs; BLauf., Si.; FJ.; L; SoH; S; Th; Uw; Z:
weinen, urspr. mit Bez. auf verzerrte Gesichtszüge,
bes. auf verzogenen Mund, und insofern mit unan-
genehmem Nebenbegrift' (hässlich, veräclitlich Aa; Ap;
ZO., grob BSchw.), dann mehr mit Bez. auf den Grad
der Heftigkeit oder Innigkeit des Weinens und der
dassellje verursachenden Empflndung; daher bald laut
(AAÜb.; Ap; BSchw.; Gßh.; üwE.), bald .still weinen,
schluclizen BSi. ; Gr, laut schluchzen Gr; W, meist
anhaltend, bes. von Kindern (GStdt), doch auch von
Erwachsenen (allg.), mit zahlreichen Synn., welche
je nach örtlichen Gränzeu die verschiedenen Arten
und Grade unterscheiden; vgl. 1) grannen, yrännen;
tjrlnen; latschen; hoytjen; hläggen; plärren; brieggen;
zanncn, sännen, ä) angen; gräggen; hünen; hauren;
hürnen; (Bocl;); jiflaunen; brölen, brüelcn; räggen,
rdggen; schrien; 'weienen. 3) fümpelen; fiirsen; surften;
sürmen. Fr hat pflännet, me" hett chünnen es Ltn-
tnerh iinder-em [ihm] icäsehe" ! S. ,Von allen unsern
Kindern hat keines so gottlos viel 'pflännet.' Stutz.
l)<ts Brieggen und das Flenne" hält uiil e" Stei' er-
barme" kenne" | können | Bs. Sett i öppe [sollte ich
etwa] fl. ui)d tniigge" | schmollen]? gieng 's de"" has
[besser]? Joachim. Wo [aLs] de Vater g'storbe ist,
händ die Finte' g'flennet und die Andere' sännet Z.
.Ich merk wol. was die sach ist: iez guote wort geben
und bitten und bettlen. .\ber lassend üch nit irren
und scherend üch an khein fl.' Zwingli 1.529. ,Der
grusamlich schrygt und flennet vor den einfältigen.'
ebd. ,Ich hab das fridkleid ausszogen, den sack des
flennes hab ich angelegt.' 1531/48, Baruch, = ,trau-
rens.' 1067. .Die kinder, die von meinem leib erboren
sind, muoss ich mit fl. bitten.' 1.531/48, Hiob. ,Lacry-
raas darc, weinen, grynen, pflennen.' Fris. ; Mal. ,F1.,
pfl.. greinen: flere, plorare. Flarren. pflärzen, flarzen,
pflennen: plorare, ejulare, flere.' Ked. 1G6'2.
Mhd. nicht bezeugt, findet sich aber in den meisten MAA.
Deutschlands, in Henneberg auch in der Bed. : Saft aus-
schwitzen uud platzen, von kochenden Früchten, womit die
Angabe Ebels zu verbinden ist, /!. werde auch von offen-
stehenden Wunden gebraucht. Ahd. ßannen heisst: das Ge-
sicht verziehen, von den Geberden der Schauspieler, bei Notk.
Von den angeführten Synu. bezieht sich die erste Gruppe
hauptsächlich auf Verzerrung des Gesichts, die zweite auf
die widrigen Töne des lauten Weinens, die dritte auf halb
unterdrückte Ausserungsweise. Dass die Grundbed. von //.
ist .das Gesicht verziehen', wird dadurch bestätigt, dass
bririjijcn in BU. .weinen', in BSi. .Grimassen schneiden' be-
deutet, wofür hinwieder in BU. yrännen gilt usw. Von
weinenden kleinen Kindern wird in BSi. yrinen gebraucht,
von Grössern //., z. B. aus Zorn oder Verdruss über ver-
meintlich erlittenes Unrecht, ebenso in BsLd. In .\p; GRh.;
Z ist ß. stärker als bthreien. — Von deutschen WW. liegt
am nächsten mhd. ßans. Maul. Dass der einfache Anlaut /?-
älter ist als ]ß-, wird durch die ä. Spr. bestätigt, welche
fast nur den erstem kennt; pf erklärt sich am einfachsten
als lautmalende Verstärkung, kann aber auch bei andern WVV.
(vgl. ßiiiliren) aus dem Ptc. Perf. ins Präs. gedrungen sein,
indem das verkürzte Präf. ye- (k) sich dem folgenden/ assi-
milierte.
Ge-flenn G' flenn n., Flonnete f.: das Weinen.
(P)Flenner (-in f.), (P)Flenni m.: l. Person,
die oft und heftig weint, besonders von Kindern. —
2. Pflänni, Schwächling B.
In BSchw. für 1 mit Bez. auf Erwachsene meist Ptari.
— Zvi '2 vgl. das syn. Pßirz von flirzcn, weinen.
Fleiner: 1. Geschlechtsn. -Aa. — 2. ,kleiner Fl.',
ein saurer Spitzapfcl ZStäfa. Syn. welscher Spitzwisser.
Zu 1 vgl. altn. _/??(«, ags.ßan, Pfeil, Wurfspiess':* ,Fleiner'
hätte einen Verfertiger von Geschossen bedeutet. — 2 auch
schwäbisch. Der Apfel wahrsch. von einem ersten Züchter
desselben, Namens Fl., benanut, od. von seiner spitzen Gestalt.
flonen s. flohen. flonnig s. blon(ig).
Flau der s. Lavander.
Ilandere" : herumschweifen Ap. Dim. fländerle":
niüssig umherschlendern AASeet.; B. — Flandere"I
f.: herumschweifendes Weib Bodexsee; SchwE. Syn.
Flangine.
Ftandei-en ist durch Einschiobuug von ii verstärkte Nlif.
voußaJcren, flattern: vgl. nhd. .Fiander' m., (fliegender) Huss,
f., La])pen, Flitter (Letzteres zu ,flindern' wie .llattern' zu
.Handern'); .Fländerleiu', flatterhaftes Mädchen.
,Fländ(e)rig n.: = Flienggen, d. i. grosses Stück;
kotiger Saum eines Kleides Uw."
\on Jlaiificren, fliegen, also eig. = Flügel, d.ann: flügel-
ähnliches Stück (vgl. /'"afc"); flatternder, nachschleppender
Teil. Vgl. Ftnvgyr".
120 1
Flaiid lliiiia, Fliiiij;- Hiiiiy. Flaues -Hu iigg
1202
Flandere" II u.: der Eijröiin. der niederländischen
Provinz; so z.B. in dem Vollvslied von Dursli und
Baboli: i''' ha" mi''' 'duniieH i" Fl. i" (Tobl. \'olksl. 2,
S. 175); daneben aber appellativ als Wortspiel mit
flanderen i. S v. flatterhaft sein, in dem Reimspruch:
.Er ist von Flandere, gibt Eine um die Andere.'
KiKCHH., oder umgck.: Si ist ro" FL, git Einen um
en Andere". Suterm. Si liet (ist) e Pek [DirueJ vo"
Fl., hüt [heute] de" und morn en Andere'. Sulger.
— Her Keimspruch schon bei HSachs; s. Gr. WB. 3, 1722.
Flailgllie Gr C""); SchwE.; Uw, Flangg- ful-J
(iötdt — f.: schlechtes, herumschweifendes Weib
8cH\vE.; neumodiscli gekleidetes Uw; leichtfertiges,
hotliirtiges u. doch nachlässiges GStdt. Syn. THanyg,
Fliiigge, Flanggüse, Flungg; Flärre 7; Hätsch;
Schlamp.
l.- scheint richtiger als einfaches </,- vgl.ßanyfjUnn. heruni-
schweifen, und Flmujij. Die Endung -nie klingt romanisch,
ist aber wohl als Gegs. zu Flangt/iiK (hinein : hinaus) zu
deuten. S. übrigens auch Fhnjane.
Flangg(e") I, Fliingge" m. u. f.: 1. Flangg, -e' m.
Th; Vw, Flangge" f. Z, Fliingge" m. „LE.;" Ndw; Z:
Ohrfeige, Backenstreich, Maulschelle. Syn. Flanggüse,
Flienggen ; Flärre; Flaute; Flantüsse; Flattere; Husche,;
Singele; Dachtle; M'affle; Watsch. Lass das Händli
lampe" und e/ib dem Mül e Flangge 1. „Flangg m.:
Wurf, Schlag L" (St."). — 2. Flangge" m. Aa (H.),
F/ÖKi/f/e" m. Bs; Ndw; W: Stück, meist grosses. z.B.
Fleisch Bs; auch von Auswurf aus dem Munde: .blutige
Flenke speien.- Sfreng; jetzt: Fetzen. Synu. s. Flaute.
Von Papier, Tuch Nnw; von einem Kleid: Fetzen, Lap-
pen Bs; Syn. Flicl:. Die f'ineri Bildig und alli Flitter
und Fliingge, wo die grosse Welt si''' gar e" ivichtigen
A'strich weiss dermit z' ge". Breitenst. 18(j4. Da
mach es nieders Tschudi [jede Dirne] Flangge u Fänli
desume [darum her] wie e Narr. Gotth. I"'' glaube,
si isch mit ire' sidene" Flenke" uf d' Welt cho", von
einer überaus eiteln. putzsüchtigen Person. Spreng.
.Auch verächtliche Bezeichnung des ganzen Kleides,
bes. wenn es nur von leichtem Stofi' ist Bs; Dim.
Flenggli Bs; BGr. Sonst bes. der Flügel, Zipfel des
Kleides Bs; Z; Syn. Fecke. Eine" am Flengge ne
[packen, um ihn zu strafen]. Gel' iez hät-nw-di''' am
Fl..' Bs; Syn. Fecken; Kragen. Flangg f., weites,
lang herabliäugendes Kleid; daher Flanggjüppe L.
Hangende Woiberbrust. Schi [sie] tuet dem Chind
d' Flcnggu" V'heichu [einhängen, in den Mund stecken]
W; vgl. Ge- flangg. — 3. Flangg GWe.; UwE.. Fflangy
L; Z, Fliingge BSi.. Ffiängge W, f.: nachlässig ge-
kleidete Weibsperson. Syn. s. Flangfgjine. Wenn
so u'icudligi rlchi Flengge", wie Nachhurs Lisi, un-
gsiraft diire [hindurch] schlafe". B Kai. 1838.
Zunächst vermittelt sich 1 mit 2 durch die (in ßlmjii
ers'-heinende) (irundbed. rascher Bewegung. \g\.fUu}ff(fiernn I.
i wäre dann cig. ein zugeworfenes, fliegendes od. ein hin imd
her gewoifenes, schwankendes, hangendes Stück. 3 entw.
Üburtragung von der Kleidung auf die Person oder dir. von
der nachlässigen Bewegung. — Der dritte Ablaut erscheint
in Flum/g und dessen Ableitungen, nhd. ,fluukiTn', sich hin
und her bewegen. - Üstr. Fluni,- m,, l.oui|ii'n und l.nmp;
Schweiz. Idiotikon. 1. 8.
Fliinkel, Flaukel f., lumpig gekleidete und herumschweifende
Person; bair. Fian/ccu, Flanken m., niederliangendes Stück,
Fetzen; Flänkel. Flügel; k.ärnt. Flunkc f., flatternder Lappen;
Vagautin. — S. noch Flaute, Nbf. mit t für k wie bei Flany-
.'/««'■. .fli"'.l'J-
flangge", Z auch pfl-, umc-: untätig, zwecklos
herumstehen, -gehen, -schlendern L; GWe.; Uw (auch
/lunggeit); Z. Vgl. flanggieren .3.
g(e)flanggig, auch pflanggig: sclilampig Z.
flanggiere": 1. schwingen, z.B. mit einer Rute
hin und her fahren BSi.; syn. fislen. — 2. herum-
schweifen AAFri.; Bs; BRi., Si.; Gr (auch mit ein-
fachem g, wie Flangine neben Flangg-); GWe.; syn.
flanieren.
Flanggüse. -üsse, Flant- ZHorg. — f.: 1. Maul-
schelle, Ohrfeige ZReg,, IS. Syn. die rerchert [umge-
kehrte] Hand i" 's 31ül; Flangg. — 2. unordentliche,
nachlässig gekleidete und einhergehende Weibsperson
Z (Spillm., auch mit einf, g). Syn. Flangg 3.
t für i- wie ieißingy, Fliimjye usw. Wenn -ii»<? das Adv.
.hinaus' ist, so wäre bei 2 das Ganze wie viele Spott- und
Scheltnamen eine imperativ. Namcubildung i. S. v. .schwenke
auf die Seite hinaus!' Vgl. als Gegs. Flamjyine. Vgl. aber
auch bes. zu 1 loifnsf Sp. 876.
Ge-flängg n.: Gehäng, z.B. von grossen, leereu
Eutern GrV., ObS. Syn. Hcnkete, Hangele; vgl.
Flangge.
Flangge" s. Flangg.
flänggele": hottartig od. art'cktiert (schlenkernd)
gellen BAarb. Syn. ränggelen.
Flangge" II f.: Flanke, Seite. Uf weV'i Fl. nse
sind-er [seid ihr] g'spaziert? Uf alle" Fl. usse Z.
tlingg, flii) GrYüI., g'f!i,i \.\Vn.. g'flingg Bs; S; Z,
g' fliut Nijw: flink. Iron.: so fl. wie-n-en Stock um-en
Vogel SoH. Mach g'fl! S (Joacli.). G'fl. mit dem Mül
.\AFri. Es Wib mit g'fl. Hände. Schild.
Die Vorsetzung von ge- vor Adj. ist in unseren MAA.
sehr beliebt (s. ge-); hier viell. zunächst nach Anal, von
.geschwind'. In geßini der ziemlich seltene Sprung von k
zu ( (sonst eher umgekehrt d zu j) : doch s. auch Flatigguae.
Flingge" f.: 1. nasser oder beschmutzter Saum
unten und hinten am weiblichen Kleide Gl. Syn.
Fliengge", Flungg; Lentsche; Säri; Schlegel; Gaue;
Fraubas; Stil; Waudi. Wenn es am Verenatag regnet
und schmutzig ist, so sagt man: 's Vri:neli hat scho"
e Fl. g'macht! Auch das (schmutzige) Kleid selbst.
— 2. Weib (verächtlich). E fiili [liederliche] Fl.
Das i''' so früeh e Fl. g'nu [geheiratet] ha" und nüd
lenger ledig 'blibe bi". Gl Volksgespr. 1831.
Zu Bed. 2 vgl. Flangge" :). Dieselbe kann allerdings
a\is 1 entstanden sein (wie Fhmgge :i aus 2), viell. aber in
liesserm Sinn aus dem Begriff .flink', geschäftig, rührig. —
Zu Grunde liegt der ganzen Wortfamilie ein stiirkes Vb.
.flingen', welches im Engl, mit der Bed. .werfen, schleudern'
erhalten ist, Flingge" 1 wäre , Anwarf.
flingge": 1. den Saum des Kleides beschmutzen.
Ebel. Zu Flingge" 1. Dazu der Reim: Berilüt [die
im Walde die Beeren suchen] händ alliigs Brät: unda-
dnra flinggad s' und obadura stinkad s' Gl. Dazu
viell., in bildl. moral. Sinn, die Stelle: .Pu I'nver-
nnnft, du musst mein unschuldiges Kind nicht ludern,
flinken und Hotschen.' UBrXgg. 2. mit dem l>resch-
rtcgcl aufschlagen liWa.. und zwar a.) pfl-, die bereits
durch Drcsciien abgesclilagcncn Ähren neuerdings dre-
sclicn, um sie in ilirc i'inzi'lui'n Spol/cn zu zerteilen
120;!
Flangg— flnngg. Flank— fliink. Flaiis— fluns. Flaut -Hnnt
l-.'ol
(Kobclt); b) ziiMi Schlüsse der Drescliarbeit vui- dem
Ruf zum Festmahl gemeinsam und gleichzeitig noch
■^ kräftige Schläge auf das leere Stroh tun (iWa.
Fliengg(e") I s. BUeg;/.
Fliengge" U m.: 1. „breites, grosses Stück von
fester oder klebriger Masse. z.B. von Fleisch L;"
Hrot AAFri.; , Speichel, Auswurf L; Zc; Kuhfladen
/.«;" Tuch Ndw; Land ÄAFri. ; das iat halt ne Fl.
zum Schaffe", ein grosses Stück, das sich nicht so
schnell bearbeiten lässt. Syn. Flangge" ä. — 2. (Flier/ge
Gl) mit Kot besprengter Saum am Kleid Gl; „Zu."
Syn. Flinyge". — 3. Maulschelle mit der flachen Hand
LG. Syn. Flmigij 1. — Wahrsch. lautmalende Verstärkimg
von Flhiiji/e (vgl. /Ir/gcii : ßcijijen) mit der Gnindbed. ,Wurf".
fliengge": Ktwas zu Flirnggen 1 machen Ndw.
Flilligg(e"): 1. Fliinyg m. Gl; Sciiw; Zg; Z IS.,
Fhoujge f. GA.. Pflnngg A\F. (jn.)i GG., T. (f.): nasser
oder schmutziger unterer Saum eines Kleides. Mer
händ [wir haben] Flilngg übercho" bis a" d' Chnü
iife". Auch Dim. Fliuiggli. Syn. Flhujgen, Bildl. :
Rausch Scuw; Zg. — 2. Flungg m. üMarb.; Schw;
Uw; Zg; „Z", Flunggc f. GWa.. Ffhmgg Ai'; GWa.,
We.; ZNer., 0.: verächtliche Bezeichnung für Weib,
bes. fettes, faules, langsam gehendes; unordentlich
gekleidetes, schmutziges; liederliches, vagierendes.
Syn. s. Flangine. - 3. Flungg: Fusstritt. En Fl.
ge" [versetzen] FS. ..Flioige, I'fl- m.: Stoss mit dem
Knie LG."
Der Kiiuscli aufgefasst als Beschnuitzung wie iu audtrn
KAA., z. B. Ol um Huel. -- Betr. das Verhältuiss von Bed. 2
zu 1 s. Aum. zn Flanyij. Bei 3 steht ß für / wie uiiigek.
,/ für Jl bei Ftmggi. Vgl. uocli Pflungtj, Fjiuimjij.
flungge" ScHW; Uw; Zg, pfl- S(;h; Z: 1. in un-
ordentlichem Anzüge nachlässig gehen; unachtsam
und gleichgültig durch den Strassenkot treten Z. Si
jliDtgget dercu" ScnSt.; Uw; Zg. Syn. flartschen;
liHotschot; tradlen : in blossen Hemdärmeln Z (vgl.
henip-ji/luiiggig); in einem Kleide mit schmutzigem
Saum ScHwE. — 2. „Kniestösso geben LG." S. Anm.
zu Flu »gg.
Flunggi Zg, I'fl- Z — m.: unordentlich geklei-
deter, nachlässiger Mensch. Fimggi n.: unordent-
liches oder unbehilfliches Weib S. Vgl. Pflünggi.
flünggele": unordentlich aussehen, im Gerüche
der Liederlichkeit stehen, von Weibspersonen GMarb.
Du flönggelest über hcregi Lütt [offenbar |.
Flank — flunk. Vgl. auch die Gruppe Fknuj<j i\f<\\\
vcr-Haiikl: eupheni. Verdrehung für ,vcrHuclit'
BHk. Vgl. ca-flkkt Sp. 1103.
Plans — fluns.
Fliilise: Narbe, Wunde. Syn. Flänx; Flüach;
Fleische; Bletz.
Ilänslen ftöisle LG., pfl^eisle SG.: sciimeicheln,
(hites erweisen, pflegen, Si nötiget dr Heireli zum
warmen Ofe" und ireiss nit, wie s' em uftvarte" und
pfläisle" will, ''ttss 'r .si"'' ümmel ivider ebchgm [sich
erhole], Joachim.
.\nli(i. u. liair. .tlenselu", welches It Krumm, Ztschr. 7,:j:i:>
zunächst zu ßoeisle wird; in L MA, hat aber üi auch •<•« zu
vertreten, Letzteres hinwieder wechselt zuweilen mit ^-ei (s,
RBrandst. 1883, 57).
Flinse" FWse f.: anbrechender Erdschlipf, durch
.Abrutschung entstandene, etwa mit Geröll und Schutt
bedeckte Blosse an einer Berghalde Gl, ,Ho1z an
Runsen, Elisen (Fliesen) und Bächen wegzuhauen ist
verboten.' LB. Gl 1807/35. .Bei Elisen, Runsen und
Laninzügen soll zur Befestigung des Bodens die nütz-
lichste Holzart gesäet werden,' ebd.
S. Fromm. Ztsehr. 7, 194. 347 und vgl. auch Fl,-<li.
Flim, mhd. ■= Kiesel, Feuerstein: tir. = feiner Saud; schwäb.
:= Schiefer; der Flinm, ndrd. = Schnitzel, Abfall; , Flinse,
Fliese', nhd. ■= dünne Steinplatte, Splitter; dän., nd. ßiii,
altn. fli«, kämt. Flin r= glimnierige Erde.
Flant fluni.
lis-flan tereu s. us-ceranteren Sp. 349.
Flantuse" s. Flanggusen Sp. 12tl"2.
Flaute f.: 1. grosser Abschnitt, reichliches Stück
von Etwas, z.B. Käse, Brot, Honigwabe S; grosses,
länglichtes Stuck W. Mit-ere Fl. Chäs und eme"
f'erme Bit: Burebrud ratscht er [der saure Wein] glich
übe. JHoFsT, 18t).5. 's Marei het der friiscit Anke su
gern: es chunn-ech ne Fl. e.fse oni Brot. Joach. Syn.
Fecken; Felsen; Fländrig; Flängge; Fliengge; Flc'irre;
Jante; Klotz; Knülfis; Knulpen; Knäupis; Knupe;
Knüss; Kiiüssel; Liengge; Mocken; Murre; Mürggel;
Murpf; Bisse; Petschi; Fletsche; Brocken; Schübel;
Schlampen; Sclünmperling ; Schnurz ; Schtcingge ;
Schtvänie; Spalle; Sx^engge; Dussel; Tschiele; Waff'lig;
Wcgge; Wisch. — 2. Schlag mit iler flachen Hand
.VABb. Synn. s. Flartgg.
..flaute": schmeicheln, mit 1). 1'. — FUiiiti m.:
Schmeichler GT."
Vgl. Flaute", Nbf. zu Fiämjijt; , schmeicheln' lässt sich
leicht auf Streichen (Streicheln) oder sogar auf Wehen (Flat-
tern'0 zurückführen. \g\. JlUuclirlen und altn. ßailra, durch
Schmeichelei täuschen. BegrilTlLch nahe liegt frz. ßatia; aber
die lautliche Vermittlung hätte Schwierigkeiten.
g'flint s. flingg Sp. 1'20'2.
Flinte f. : wie nhd. Sprichw. sagt man : uf d' Fl.
schneie", von unerwartetem Eintreten eines widrigen
Zufalls, der ein Unternehmen hindert, wie beim
Schiessen des Jägers oder Soldaten, wenn ihm das
Pulver auf der Zündpfanno durch Schneefall feucht
geworden ist.
LÜS-: scherzh. für Kamm (das Gewehr, mit dem
man den Läusen zu Leibe geht) B. — Roll-: altes
Schiessgewehr, mit nicht gezogenem Lauf allg.
Fläntschle" f.: Schürf G 1799.
Wahrsch. nasale Erweiterung von Flüttch
ll;iutwundu. Syn. Fliirren.
S. T. Flocken,
1205
Flanz Huii/. \'\:i\\\j liu)jp. Flar— Hur
12r>6
Flanz flunz.
Flanz, Gefliiiiz s. Pfl-.
riäiize" und pt'l- Nnw: Intcnsivbiliiunt; 1. zu
flt'hiiieii. stark woinen. — '2. zu fli'iiiitiicii. Ijn'iuu'ii.
Flapp -flupp.
Plipp: z.sgz. aus .Philipp- Gr ü.
Flippe!" ni.: Nachtschniettcrling Ar; GMarl).. i;ii.
Syn. Melrogel: Nachtschatten.
Zmiärlist wohl iitiii. Falter, denn 'jlip/itn scheint ononi.atop.
Kezeichniing des schnellen Auf- und Ztiklappens der Flügel.
Vsrl. .flips-, flugs (Gr. Wß. 3, 1803).
Flar ibezw. flarrl -flur.
Flaratsck m.: im Anzug' oder in der Arbeit un-
ordentlicher Mensch GrD. (B.) — Nur zerdehnt ans
t'lättiich, s. d.
fläl'e": «einen SchwE. Synn. s. flämien.
Xbf. zu hltircn, plärren, mit Einmischung von ftännrn ; vgl.
.flach : blach'. Doch s. auch ßärren.
Flärre", -d- AAFri.; GnSpl.; G8tdt in Bed. 7 —
f. u. m.; 1. (meist f.) Schlag mit der flachen Hand
auf Backe oder Mund. Ohrfeige, Maulschelle, allg.
(grob, derb), i' Fl. setie' (L), .stecke", ge". Synn.
s. Flängge. — 2. {Pfl- neben Fl- GTa., m. u. f.) ab-
gerissenes od. abgestossenes Stück Haut vom mensch-
lichen Leib; offene Wunde od. Narbe, Wundmal, auch
Striemen, Flecken von einem Schlag B; Gl; Gr: G;
W; Z. , Einem einen Fl. machen' B; Gl, d/wc/i/fi" LG..
nhrüeren [abwerfen], abhauen, abtrlben [abstossen] W.
Ganzi Fl. ab ha"; g. Fl. hangen ahi [herab] GMels.
Schürf in der Rinde eines Baumes GRpr. Synn. >i.Flän.se
Sp. 1203. — 3. breiter Klecks, Flecken v. Schmutz.
Mist, Dinte an Kleidern Aa; Bs; BS., Si. ; Gl; LG.;
Sciiw; Z. Syn. Flärtsch; Mos; zurückgebliebener
Fleck Schnee ßSi. — 4. grosses Stück von irgend
einem Stoft' Aa; Gl; L; GoT.; S; W. Synn. s. b.
Flänte Sp. 1204. Von Brot Aa in grober Rede
(anderw. z.B. Gr eben nicht vom Brot); Käse Gl;
LG.; Speck Aa; Gr; Strassenkot, z. B. der an den
Schuhen hängen blieb und dann in der Stube abfällt
BRi.; Tuch W; Heu (Schicht) Schw; er häd hur au'''
nw'' e Fl. Heu, eine reichliche Heuernte gemacht;
Ra.sen Z, Syn. Pvsche; Erde G; recht Fl. ne, grosse
Furchen', Schollen machen ÄAEhr.; Land AAZei.;
Baumrinde Gr. — 5. „Fladen, Kuchen Aa." —
(i. „grosses, altes, schlecht unterhaltenes Haus oder
Dach Schw." Syn. Fläder. — 7. grosses Weib Soiiw;
unzüchtiges, herumschweifendes ,\p; „unordentlich ge-
kleidete, leichtfertige Dirne G." ,Die Frau war eine
Schinutztrueke [-truhe] und die Töchter waren Fluren'
G. Syn. Flängge.
.Mhd. rlnrre, vkrn: f., breite, unförmliche Wunde. Viele
.MA.\. Deutschlands kennen diis W. auch in den Bedd. I! u. 4
des unsrigen. Der allg. (irundbegriff ist: etwas Breites und
Flaches, meist in verächtlichem Sinn oder mit dem Neben-
begriff von Unordnung, Uureinlichkeit usw. Die Angaben
über das Geschlecht sind z.T. m.angelhaft oder schwankend;
doch scheint für einzelne Bedd. das eine Geschlecht vor-
herrschend. Von den Synn. stehen lautlich am Nächsten
/7(V;ij/(/r. Fliiil'Jtlt ; s. illl.
flärre": beidrrfeigen S. Zu Flärre 1. Hei Gott
danket, wenn »i nng'höret [ohne an den Haaren ge-
zupft zu werden] und nng'fläret drro" chn" si"! .Toach.
— „er-: wacker durchprügeln. -
Mhd. ricrriti. ausbreiten: nhd. auch: den Mund verziehen,
weinen; .flarren'. Kot auswerfen, pissen, vom Vieh.
Fliri m.: ein Triefäugiger SchwE. Syn. Flirzi.
\g].ß<irtsrjien, triefen. Zunächst aber mit /■== b, zu ßlerr,
Nebel vor den Augen, engl. Wem-, dän. plire, schwed. ptim,
blinzeln. Schm. 1- 461.
Flor m. : 1. (coli.) Gartenljlumcn, bes. für den
Summer (Summer-). Mer händ Fl. g'süet ZO. —
2. (abstr.) Zustand der Blüte, von Blumen, dann auch
bildl. von anderen Dingen. ,Zwei Laurus Tyrus schön
im Fl.' Z 1787. ,Der Edle niüesst in bestem Fl. [in
der Blüte des Lebensalters] sterben.' JEEscher 1692.
— 3. Staat, Pracht, -\ufwand (?). Si spilid e" grosse"
Fl. Ndw. Vgl. Florihus. -- 4. feines, lockeres Ge-
webe, Crepe Z, spec. als Kleidungs- oder Putzstück.
a) schwarze feine Halsbinde f (urspr. wohl für Trauer,
.s. Leid-Fl.). PcpiK.; wollene Halsbinde Bs (n.). —
b) Schleier V .Die fremden Fliir, welche die Frauen
beim spazieren tragen." J.Mi ll. 1073. MhA. rlore f..
Blume, Blüte, aus lat. flor-.
Kauli-: Blumenkohl. Kar/ial li i l.'cliiiiiinn ltj'20).
— .\us lat. cititU^. Kohl.
..Leid-: Trauerflor."
.Floramor: amaranthus, ein kraut.' Mal.
.\us lat. floi amoris, Liebesblume, wegen ihrer roten
Farbe. Syn. .Tansendschön'.
V \orihvLS Aä. CFloripusJ; L; Ndw. Florio, -ium
Z. Nur: in (im) Fl. = in Saus und Braus. Do göt ",<
im Florio, da geht es hoch her. Stutz. Und ies lebt
uidcr Alls im Florium. ebd. ,Sie waren bisshero in
Floribus g'sessen, ihr Ubelzeit [Not. Plage] b'stunden
in Trinken und Essen.' Kaltuius 1714.
F.rsteres Dat. PI. des lat. W. jimj Fhri,, nach Anal, des
syn. .in dulci .jubilo'; .aus dem scheinbaren Abi. wurde dann
von Halbgelehrten ein sächl. Nomin. (-um) gebildet. Die
fast unvermeidliche .\ssimilatiun .im" für .in' trug dazu bei,
den Dat. PI. in einen Sing, umzuprägen.
floriert: geblümt; mit Blumen. Arabesken ver-
ziert. ,Ein klein gefloriert bütbuch [aus der Beute
von Granson] ist angeschlagen für 60 gülden.' 1176.
Absch.
flörin -Ü-: Adj., aus Flor (1). .Flörene Fürgürtli
[Schürzchen].' Z Ges. 1793.
Floren m,: Gulden. ,Tetradrachma, ein gattung
einer münz, galt ein halben fl. ongelard.' Fris.
Zweifelhaft, ob , Floren' {Fhir'ni, s. d.) zu losen, oder
.Khirc"', da Gr. WB. 3, 1817 auch ,Flore, Flor' anführt.
Die Münze, urspr. golden (daher nhd. .Gulden'), später silbern,
wurde urspr. in Florenz geschlagen und heisst darum auch
.Florenzer' (s. d.). Aber die kürzern Formen kiinnon nicht
wohl aus dieser (resj). \U\\.ßwino aus fivreittiHu) verk. sein,
sondern gehen unmittclliar auf //or- (fiore), Blume, zurück; eine
Lilie, das Wappen von Fl., bildete das Gepräge. — In einer
L Urk. 143."> findet sich .Florent'. entweder verkürzt ans
.Florentiner' oder mit angehängtem ( aus Flure".
florenzen: Päderastie treiben, m. Acc. 1'. IM).
Auson. 3. 2, 791. ir)19. Skgksskr RG. 4. 2itl. 1.V29,
EuLi Act. S. 670.
Die schreckliche Unsitte scheint also von Florenz aus-
gegangen, wo sie wohl mit der Wiedererweckung des grie-
chischen .Mtertums eingezogen war (od. sich ln'schünigt hatte).
12(p7
Pki- fliu'. Plai'gg—flurg-g-. Flartscli. flarz — flnrtscli. flmz
120«
Ploienzer in.: (julileii. .(jenower, bäpstler. fl.
und kamergulden, rlero jeklicher soll gelten 37 ß.'
1-125. AbSCH. — S. Floren mit Aniii.
Plore't f.: Floretseide. .Gefärbte Floret-Gespunst.
Rauhe FL' Z Ges. 1757.
Flori'n ni.; Gulden. = Floren, s. d. mit Anni. ..Jär-
lich zwenzig tu.send fi. zu verzcren [hat ein Cardinal].'
NMan. ,1 fl. = 12 Gross.- XVI., 2. H., Abscii. ,Wenn
im Reich die Mark Silber zu 10 Fl. 9 Kreuzer an-
gekauft werden kann [usw.]. Auf diese Weise wird
die feine Mark ausgebracht um 10 Fl. 20 Kreuzer
l'/a Haller.' 15G5, ebd.
Flori n.: weibl. Taufn., Flora Scuw.
Finri m., Dim. FlurK: 1. männl. Tauf- und Ge-
schlechtsn. a) Florian Gl; Gr; „G; Vw." b) mit dem
Dim. Flüri, Flüreli, Fbiridus UwE. -- 2. Hundename
B (B Kai. 1815).
fliirgge": langsam, kränklich umhergohen GG.
Vgl. auch FfUirgij.
Flarsch s. d. folg.
Flartsch, flarz flurtsch, flurz.
Plarz, Flartsch -ü- in. -- PI. -(V-: 1. Flarze Ap,
rßäi-tsch \\ (auch -«-); BsStdt (auch J'/'''"'«'''); B (Si-
auch Flartsch); Gl, Fliirlsch B; Z, breiartige, zähe
Masse, z. ß. zerlaufener Teig BsStdt; breitgetretener
Unrat, ebd.; „Strassenkot Ap; Gl; Gr; Z." Breiter
Kot- oder Schmutzfleck Ap; B; Gl; Z; arger Dinten-
klecks Aa; BsStdt; BSi., Syn. Tolgg. Schmutzige od.
wunde Stelle am Leib, breiter Schorf, welcher eine
Wunde deckt Ap. Vgl. Flärren; Schlargy. — 2. Flan
B; Gl; GA.; SchwE. ; Uw, Pjl- AAZein., ^Flartsch
VÜRTE; Z", klebrige Feuchtigkeit, Schleim,
schmutzige, klebrige Nässe GA. ; Uw, Fleck von Eiter,
Harz udgl. ScnwE., spez. die eiterige Feuchtigkeit,
pappiger Pluss krankhafter Augen B; „VOrte;" Gl;
G.\. ; Uw; „Z"; derselbe in vertrocknetem Zustande
.\AZein. Syn. Flir: : Ziger; vgl. Fl.-Aug Sp. 136.
Auch pers.: Mensch mit Triefaugen aScHW, ^yn. Flurz.
Ore"-, Ohrenschmalz GA. — 3. breites, schwer wie-
gendes und schwer bewegliches Stück Erde, Schnee
Eis, grösser als Scholle. Miitte ZO. En (grosse") Fl.
ume-tue", -bringe", beim Hacken mit dem Karst oder
beim Umbrechen ein grosses Stück Erde (mit Käsen)
losbringen und umwälzen. Wenn an Bergabhängen
der Boden unterhöhlt ist. so geschieht es, dass , Flarz'
lierunterstürzen. Syn. Flärre. — 4. Flarz Z, Flartsch
Aa; Z, breit wuchernder, verschlungener Pflanzen-
wuchs; Stelle, wo Pflanzen dicht wachsen; Gebüsch,
Gestrüpp Z. En Fl. Slüüe", Ebbcri [Erdbeeren]. TPb
amig [ehemals] de Garte y'sl" ist, n-ach.'ied iez Eeclc-
holderstxule", Brombcri/lärz und Dorn. Stutz. Ganzi
Flärz Ziklame" ZO. Die Winde, convolvulus arvensis,
bihlet JF*/. Aa; ZW. ,Uffseclien halten, dass das höuw
ohne einiche zerzeisslung. sonders wie es ane flartschen
uf einanderen verjesen. ab den stocken geworfen werde.'
Z Mand. 157.'')/ltil7. - 5. Flartsch, Quecke, triticum
repens ZWl. Rispengras, poa strigo.sa Hullin., eine
filzige Decke bildend AABb. Flarsch, Vogelknöterich,
polygonum aviculare AAGäbist. — (j. Flarz. Fläz Z,
Flartsch (auch Schindlen-Fl.) ?jc, ■= Fläder 1, Flärren li.
Bes. Complex von solchen Häusern; en Fl. Hüser Z. —
7. „Flartsch, breit (zum Weinen) verzogener Mund."
Vgl. Flirze. — 8. Flarz GrV.; GG., Pllärtsch AABrugg;
Bs; ß; GW. (-Ö-- f.); SohKL; ZAuss., Flätsch Z, Pflätsch
Bs — m.. f. u. n. BE., zerlumpter Kerl GkD.; dicke,
träge, unreinliche (Weibs- AABrugg; B; GW.; Z) Person
Bs; GrV. ; GG. Syn. Pfluntsch. Faulenzer; einfältige,
unbrauchbare Person B. ,Jeder Pflartsch meint, er
sei zur Arbeit zu vornehm.' Gotth. .Meine Frau ist
ein Pflartsch.' ebd.
Die geiiiciusame Gruudbed. des obigen und der folgenden
WW., welche auch durch die baute nachgeahmt wird, ist:
breite Masse od. Gestalt; Übertragung auf eine Person (bei 8|
wie bei den syn. Flantjge. Flärre n. a., zn welch Letzterni sieh
unsre Gruppe viel!, als Weiterbildung verhält. Auch hier
gehen die Anlaute Fl, Pfl u. Bl (s. Blartich, Lappen; breiter
Flecken) durch einander. S. auch Pfläieh.
Flarze". Flärze, Flartsche, Pflartsche —
f.: 1. Flartsche Ap. Pflartsche Bs = Flarz 1; z.B.
Kuhfladen. E Pfl. im G'sicht, eine grosse Narbe Bs.
Fleckige Stelle am Leib Ap. — 2. Pflartsche = Flarz 3
Th; übh. grosses, breites Stück. z.B. von Tuch, also
Fetzen, Lappen ScnSt. — S. Flarze Gr; GSa., Flärze
GnUVatz, „Pflartsche L", träge, unordentliche, un-
reinliche, unhaushälterische Weibsperson. En arnii
leidi Fl. Auch Flarzegunde GSa.
flarze", flartsche": 1. flartsche Aa; Ap; ß;
„Gl; Gr;" L; Sch; „Z". in Wasser. Kot. Schlamm
(unachtsam) herumtreten, so dass ein platschender Ton
entsteht. Syun. s. flungyen. In klebrigem Stott', z. B.
Teig, ungeschickt arbeiten. — 2. flarze SchwE.; U; Z.
flartsche, flartsche .VOrte; Z". pflartsche Aa; Gl.
kleben, von Harz. Eiter udgl. Von den Augenlidern
Schleim absondern und sich damit überziehen. „Das
Pflaster flartschet; das Auge flärtschot = trieft von
klebriger Flüssigkeit." G'flarzet, klebrig, bes. von
den Augen GA. Von Personen: schmieren Gl; U;
mit Salben und Pflastern hantieren Aa. Uberflart.sche',
mit einer dicken Flüssigkeit überziehen ZLunn. —
3. flarze ZHombr., pflartsche Z. sich dem Boden nach
ausbreiten, von Unkraut. — 4. „flartsche, hässlich mit
breitem Munde weinen VOrte." Vgl. flännen, flirzen.
— 5. (ume) flarze GG.; ScHwMa. ; ZO., „flartsche".
pflartsche SoH, behaglich breit, trage (auf dem Polster)
liegen oder sitzen, faulenzen, faul sein. Wc'-me"
miled isch, so isch es fte.««;', me' stand e irenge still,
als da"-nie" neimen [irgendwo] ane' pflartschi Sch.
,Unter dem Tisch liegt hie und da ein Fleischbein
und auf den Bänken herum flarzen die lieblichen
Wähen [Ofenkuchen].' Stutz. , Statt fleissig zu arbeiten
müsset ihr faulpelzen, herum flarzen und dubäckle"
oder mit Karten g'vätterle".' ebd. Wenn %''• itn Stall
gräch [mit der Arbeit fertig] bi", so flarz i"'' w/' dr
Ofen ufe. Seiw. — ■ S. auch pßaschen.
ver-: 1. -flarze GA.; UwE., -flartsche, -pflartsche
Bs; Z: (auch refl.) von den kvLgew = flarzen 2. Ver-
flarzet GA.. -flarzt UwE., klebrig, bes. von den Augen.
Von den Haaren: verfilzen. ,Crinis durus sanguine.
verflarzet und zuosamen gebachen. liert in einanderen
gestocket.' Fris.; Mal. — 2. .Verpflartschen. mit gar-
stigem Geschmier schänden. Sein Gesicht i.st von
1'20<)
Plai'tscli. flai'z fliirtsfli, tliii7. Flas-Flus
1210
Mist und Bhit ganz verpüaitscht. Er hat das Buch mit
seinen gelehrten Noten ganz verpflartscht.' Spreng.
Hässlich übermalen Z. — 3. verpflartschet, in die
Breite gewachsen, von Pflanzen; übertr. von einem
Gesicht: mit breiten Zügen. — 4. -flarze Z: (trans.)
durch faules sich Wälzen zerdrücken, verunstalten;
e verflarzets Bett. Syn. verstoiret. — be-. ,Ruf>is kurz
beflarzet, Esopi Fabel-G'sicht.' JCWeissenb. 171)2.
Flarzi m.: 1. Flarzi, Mensch, der an eiternden
Geschwüren oder Ausschlägen leidet U. — 2. Flarzi
Z, Flaiischi L. träge. nachlä.ssig angezogene (Weibs- L)
Person; Faulenzer. Vgl. Flärtscher.
„flarzig. flartschig, pflärtschig: 1. sumpfig,
weich, von Wegen Ap; Gl; Gh Z. — 2. faul, un-
ordentlich, nachlässig im Anzug, bes. von Weibs-
personen, allg."
Flärtsch Sch, -e" G; Tu, — m. G; Sch: 1. „Kuh-
fladen." Zsgebackener Strassenkot Sch. — 2. Haut-
wunde, Streifwunde durch Anstoss an harten Körpern
„G;" TnTäg. — 3. „Schlag mit der flachen Hand auf
den Hintern Sch."
Flärtsche Pfl- f.: Fleck, wo sich Haar mit Harz
oder Eiter zusammen geklebt hat AABb. Syn. Blärtsch.
„Flärtscher m.: 1. Einer, der mit breitgezogenem
Munde weint VÜrtk. Vgl. Fhirtsch 7, flartschen i. —
2. Faulenzer, allg."
Flirz J- m.: 1. „Flecken zäher i^lüssigkeit Vw; Z."
Ausfluss der Augen, Aiigenziger BJeg. Vgl. Flarz 2.
— 2. [FUrze" PI.) „Kinderpocken". — 3. „Pflirz, -i
m., Pßiize f., Schwächling AaF.; LG."
Bei 2 ist der Begrift' vou .Flecken' oder , eiterndes Ge-
schwür' auf diese Krankheit eingescli rankt. ~ 3 ist eig.
die weinerliche Person, s. ßirzeii; den selben Begriffs-
übergang zeigt das syn. Pflännl.
flirze": 1. = „/tar,-e«5 VOrte." — 2. weinen AaF.;
LG. (pfliiiischej; „mit triefenden Augen (VOkte)-.
heulend, hässlich (Sru pfl-). aus Ärger oder übler
Laune (ZU. fle'rze und i>ll\'-), halblaut mit erstickter
Stimme, mit Zurückhaltung weinen, schluchzen (AABb.
pflirtsche, UwE. /lürie). ,So tuond .sy glych als die
verzwyfleten Juden, die Steftanum nit wolltend hören
und flirzend um den lychnara Christi, man well uns
das heil nemen.' Zwingli. Syn. flartschen 4, fliirzen,
flännen. — 3. „pflirze", von schwächlicher Gesundheit
sein, wenig ertragen mögen AaF.; LG."
Flirze" f.: verdriessliche, mürrische Miene G oT.
E Fl. tnache". Syn. Latsch.
Flirzi Hl.: ein Triefäugiger SohwE. Syn. FHri.
Florz, flörzen s. Flnz usw.
Flurz »^ m. : 1. Mensch mit Triefaugen Schw.
Vgl. Flarz 3. — 2. liederliche Weibsperson GrV.
Vgl. Flarz 8, Flarze" 3. — 3. s. Flöz 2.
flurz e": mit erstickter Stimme weinen U. S.
flirzeii.
flürze": 1. s. flirzen 2. — 2. s. flözcn.
Flas (bezw. flass) ~ flus.
Flasade", -er: flockige, wollene Bettdecke. ,Fla-
.saden 8 Stuck.' l.^Tl, Z Invent. .Flas.sader-deki.' L
l(i04. Hausrat rodel. ,3 weiss und 1 gelbe Flasaten.'
lO'JT. TuBürgl. Invent. ,1 rote, 1 weisse Flasaten,
1 Kinder-Flasaten: Bettgewand.' 1675, G. - flasa-
derin: aus solchem Stoff. .Flasaderne Decke, villosa
stragula.' Mal. — Mlat. ßariala, ßnmdlala, afrz. fianmde.
flaserig: maserig, aderig. ,Das flaserigc Gewebe
des Gneises.' Gem. U 1834. — Flmi. ^faiieri,/ (s. d.):
vgl. Faser = Fadeu.
Ilasele": schmeicheln, sich einschmeicheln BLenk.
Syn. fläschlen. - Scheint eine ouoinatup. Bildung,
f 1 ä s e n e " s. flismen.
Flanse (-ss- Ineichen) — PI. unver. — f.: 1. Ohr-
feige AAFri.; Gl; ScnSt. ; TuTäg. Maulschelle Bs
(Spreng). Fl. stecke" [versetzen, geben] Gl. — 2. (PL)
a) Spässe, Possen, lustige Streiche Aa; L; Schw; S;
U; W; ZO. ; was nicht ernstlich gemeint ist Ndw;
kleine Neckerei (auch aus Liebe), ironische Reden
üwE. ,Ihr wollt mit mir nur euere Fl. treiben.'
GoTTH. — b) Umstände, Ausflüchte, nichtssagende Aus-
reden, leeres Geschwätz, unnütze, dumme Bedenklich-
keiten, Vorspiegelungen Bs; GrD.; GF., oT.; Schw;
UwE.; Zg. Bes. in der KA.: Mach-mer keim FL!
Syn. mach-mer de" Schämmel nüd schlich! mach nüd
de" Narre", de" Blaue"; mach Icei Spargimenter u. a.
Das sind numme [nur] Fl. W. Das si"''-mer afe Fl.
GoTTH. — c) Aufschneiderei, Lügen AAFri.; F. —
d) Grillen im Kopf, eitle, seltsame Gedanken W ; ZO. ;
UBhägg. ,Er wolle sich wert machen, hätte Fl. im
Gring [Kopf] und meine, da Bauer zu werden.' Gotth.
lu Bcd. 2 a und b ist syu. Fauac", und der Bed. 1 steht
nahe Fauste, Rutenhieb. Beide Wortfornien sind wol urspr.
verschieden, scheinen aber auf einander eingewirkt zu haben.
Beide Bedd. Hessen sich aus der firundbed. , Streich' ableiten;
indessen ist Fl. 1 viell. auf ,Flans', Maul, zurückzuführen;
2 auf nhd. .Flaus' m., Flocke; s. Gr. WB. 3, 1737.
flause": flunkern Gl. — Aus FJauwn ? '., ..
Flausi m.: Flausenmacher Ndw.
„flausig: leere Ausflüchte. Vorspiegelungen ma-
chend LE." — g'fl-: zum Scherzen geneigt, sehelmiscii
L. — Zu FltntHeii 2 «.
Flausle" f.: weibischer Mann; Schwätzer Z.
Wahrsch. aus dem syn. FnuHjr durch Kinscliiebung lU-s /
im Anlaut entstellt.
fie^ssig (bei St. auch mit -((-): mit ilem Sclinupfen
behaftet Bs; BE.. S., U.; syn. schnüdriy; uüschif/:
flüssig ; heiser.
Der Bed. nach könnte das W. wohl mit , flüssig' zsfallen,
da beim Schnupfen Nase und Augen triefen, aber lautlich
ist es mit diesem nicht zu vermitteln, sondern es muss eine
absichtlieh gebildete Nbf. dazu sein, die zunächst mitßetzen,
netzen, zu verbinden ist; vgl. /fc'i/cini neben ß<i(l-. ßml-,
ftiidvix-u.
fleuslen s. flänslen.
Fliss ni.: 1. in der gewölmlichcn nhd. Bed., d.h.
beharrliche, eifrige, sorgfältige, auf einen (mci.st guten)
Zweck gerichtete Tätigkeit. .Habe Fleiss mit Beten
und Arbeiten!' Gotth. In Sprww: 7-7. bricht Is.
SuLGEH. ,Sorg und Fleiss fallt nicht auf dem Eis.- ebd.
Z' ril Fl: schllpft uf 'cm Js. ebd. )l7c dr Fl., so di Sjüs
W. Fl. bringt Bnid, Fallet Nod. Ineu-hen. .Nach der
zeit, die er mit fleiss erlernet hatt von den weisen.'
1.1311, JIatth. .Brittlet oder mit fleiss angesehen [sorg-
fältig ins Auge gefasst].' Fris. — 2. Absicht, Vor-
satz, aber nur in der lanch änlnl.) Verbitnlung: mit
1211
Flas, fles. flis. flos. Ans
1212
FL, z. B. Ktwiis tun. allg. Der Bongschur lieh mit
Fl. (/klopft mit der Geisle, wo-n-er bi 's Hanse GrUli
anc (/'/rtce" sly [er habe Absichten auf das Mädchen].
BWyss 1S6:1 Wortspiel: Md mit Fl. aber mit U''fll.ss
Uli. Mit Fl. und G'icall. au.s eigner Schuld GW.
.Doch soll man hierin kein Gefahr treiben, dass man
mit Fleiss nur das best und geleitest Holz hauen
wollte.' 1506. Aroh. Kloster Eins. .[Etliche Fälle] die
ich mit fi. überschryten [übergehe].' LL.iv. 15(39. ,Also
fundend sy |die Betröger] den briet nach langem im
sacramenthüsly. dahin sy in vorhin mit fl. [= ,selb.st.'
1U70] gelegt haltend.' ebd. , Ambitiöse tri.stis, mit
fleiss ern.sthaftig. der seines traurens ein ruom haben
will und sich desse fleisst.' Fris. ,Falls einer spürte,
dass der Besitzer des Unterpfands das Gut schleizen
I verderben] und mit Fleiss abgehen liesse. mag er zu
dem Unterpfand lilagen.' 1652, Schw Hofr. ,üenen,
welche sich mit Fleiss aus Fürwitz dahin begeben,
seie Nichts erschienen, die aber, welche ohngefelir in
dieselbige Gegend kommen, haben Alles deutlich ge-
liört.' LLav. 1G70. .Mit Fleiss. consulto. studio, de
industria.' llospiN. 1683. .Es scheint, dass sie die
Tempel mit Fleisse gebauet haben, uns durch die
unnatürliche Extravaganz ein Gelächter zu erwecken.'
DiscoiTRsE 1722. ,Man hat in dieser Zinsrechnung die
Brüche mit Fleiss hinweg gelassen, weil solche olme-
hin nicht bezahlt werden.' Av Kai. 1796.
Im ä. Nlul. kommt ,m. Fl.' auch in der Bed. von 1 vnr,
nus welcher es natürlich auch bei 2 entsiuungon ist.. S. dozn
Ztschr. f. Völkernsych. 1869, 417.
flisse" (retl., absol. oder mit Gen. S. oder ,zu' mit
Inf.); sich befleissen, üeissig sein, sich beeilen, z.B.
si''' hei'" iL, heim zu kommen Ap; Gl; G; Uw; Z.
Syn. Ernst han. ,Sich der warheit fl.' Zwingli. .Wir
wellen uns fl., alles das ze tuond.' 1526, Absch. ,I)ie
platten sollen all tag an die letzgen gän, der gstalt,
dass si sich im anfang zuohin flyssint und bis am
end da plybint.' 1526, Eoli, Act. ,Dieweil er sich
lleiss [befliss], nach Gott ze wandlen, nam in Gott
hinweg." 1531/6(1, I. Mos. ,Dass och vil uss den umb-
ligenden lender sy zuo verhören [anzuhören] geflissen
habend.' Kkssl. ,Da.ss die gemeind dester empsiger
zuo handreichung der armen herzuo flisse.' ebd. .In
diser zyt haftend sieh zuo Zürich etliche eigensinnige
lüt uss letzem [verkehrtem] yfer erhaben und zc-
sammengeflissen.' ebd. ,Hatt er dann uf die weit ge-
sehen und sich, was ires gefallens, fl. wellen V JWolf
1561. .[Wir] flyssend uns hie der kürze.' HBull. 1571.
.Sich begirlidi fleissen, aft'ectare. Sich der fügend
fl., dare operain virtuti.' M.\l. .Die da nüt habend
uf der predig, die nit gern sechend, dass sich zur lehr
flysse ihr wyb, kind und gsind.' 1616, JBkeit. ,We-
licher sich nit fleisst der Massigkeit oder Nüechter-
keit.' JRHoKFMSTR 1645. — Ptc. als Adj. geflissen:
fleissig, gewissenhaft. Bei einer Versammlung g'flisscn
crschhic" Gl. ,Gefl. Zinsen.' 1877, Z Prozessakt. ,N. N.
soll fürderhin geflissner syn: mer hinter den büecheren
und weniger hinter den gläseren im wirtshüs.' 1534,
Z Synodalcens. ,Geflissue hüssuochungen.' 1650, Z
Mand. - ungeflissen: ohne Eifer, Sorgfalt. ,Sich
der arbeit bedauren lassen, ungern oder ungefl. ar-
beiten, labori parcere. Ungefl., incultus.' Mal. —
hochgeflissen : höchst angelegentlich, dringend.
, Bitten und vermanon wir uch ganz hoehgeflissner
gestalt und briiederlicher meinung.' 1532. Strukl. -
g e f 1 i s s e n 1 i c h , Adv. : absiclitlicli. Öjt/iis //'flisseli tue'
l'wE. Syn. mit FHss.
FliHHtn ohne Refl. bei Kessl. scheint die engere Bed.
.herbeieilen' zu haben. ,Sich zu Einem fl.' = sich gesellen,
an ihn halten, so dann natürlich auch: ,sirh zesamen fl.',
eine Tartei bilden.
, flisshaft(ig): fleissig, beflissen."
flissig: 1. Adj. wie nhd.. z. B. im Gruss an Leute,
die man bei der ,\rbeit triftt: Flissig, ßissig? Antw.:
He ja, me" jniiess Öppis tae" i" dr Welt! und beim
Abschied: Sind niid z' fl. (und doch! sc. flis.fig) Z.
Dem Flmige" giigget de'' Hunger wol zum Pfeister t",
darf aber nid i 's Hus. Ineichen. — 2. Adv. {flisig
GRVal., sonst Gr -ss-; GWeisst.): oft. Syn. diel:.
flissigen (refl.) = flissen und von diesem, nicht
von flissifß, gebildet. .Pas ich mich zuo tuon in allweg
fl. will nacli mynem besten vermögen.' Zwinoli.
flisslich: angelegentlich, sorgfältig. ,Dem handel
H. nachdenken.' 15'28, Abs.h. .Fl. erfaren.- V<2X. 7.
Mand.
Fllsc" s. Flim^e^.
flisine" Aa; Ar; B; VOkte; G; Sch; Tu; Z, pfl- ScH
(Kirchh.), jliesme (jr uT., fläsme AAZein.: 1. flüstern,
allg. Syn. flim-sen ; flisperen, fisperen; fislen, bismen :
cliiischehn, löslen. Was händ-er mit enand z' fi.?
D' Dienst | Dienstboten] händ g'jlismet ander enand
Z. Bes. zärtlicli BSi.. heimlich zusammen AAZein.;
hörbar leise lernen, lesen BM. .War er einmal
hineingeflismet [durch flüsterndes, verführerisches Zu-
reden zum Prozessieren überredet], so war seine Frau
ein U"tüfel von Hartnäckigkeit' Gotth. ,Die waar-
sager und die zouberer, die in irem beschweren flis-
mend.' 1553, Jesa,j., dafür 1683/1707: , welche schwätzen
und munimelen.' .Insusurrare, in die oren blasen oder
fl. und runen.' Fris.; Mal. , Abergläubig und gott-
losiglich fl., reden und verhandlen.' E(5werb 1646.
.Mussitare, müderen, heimlich bruminlen, fl.' Denzl.
1677; 1716. .Mönen, fl., mutire, mussare. susurrare.
Raunen, einfiismen. insusurrare.' Ked. 1662. .Der
seinem [Beichtvater] seine Sünden in das Ohr hinein
flismet- ClSchob. 1699. .Die Hebammen zu Stadt und
Land sollen vor ihrer Bestätigung verwarnet werden,
sich allerlei abergläubischen Sachen und Ceremonien
mit Krüzgen (Bekreuzen). Fl., Sprechung sonderbarer
Wörteren, Versegnen udgl. zuo enthalten.' 1628/1743,
B Mand. , Alsdann gibt der Major dem Ersten zu
seiner Rechten das Wort heimlich flismend in das
Ohr.' Kriegse. 1644. .Käme der einte Bärenjäger, dem
die Forcht verschwunden, vom Baum herunter, und
fragte den, wo als todt auf der Erde läge, was ihm
der Bär in's Ohr gefliesinet habe.' JEGrimm 1786. - -
2. schimmern. Das ist es Fl., en Gla.st und en
Schln [von einem ausgeschütteten Sack Gold]. Romang.
Lautmalende Bezeichnung wie die Syn. mit Jlii- (dazu
auch nhd. ,fliistern' aus .flist-'), woraus sich auch ergibt,
Aüss /limKii umgestellt ansfliimeyi, nicht etwa umgekehrt, aus-
gonommen viell. in Bed. 2, vgl. .flimmern', fliese Bed. 2 ist
zwar schwach bezeugt und viell. nur perscinlicher Missbrauch,
doch nicht unmöglich, vgl. ztcitzcren, ztcitschereH, schimmern,
u. a. tjbertragungen zw. Gehörs- und Gesichtserscheinungen.
Flicss n.: 1. Löschpapier B. — 2. s. Flug. —
1 viell. blosse Verstümmelung für Fl.-Hajjir.
f Hesse" resp. fiüsse": 1. schwimmen, nur in der
ä. S]ir.. von Fischen und Flössen. .Swaz fliuget. fliuzet
12 IS
F''la.s. rti's, ilis, (los. Hiis
1214
iiKle gilt. Jaz stat vil gar in Jiiier haut.' alt. deutsili.
Passionssi'iei.. .Mit Gericht, Stock und Galgen. Zwing.
Bann. Schwebend». Fliessends |d. h. wohl Vogeljagil
und Wa.sserrecht mit Fischerei] und Gejägd.' ll'iS.
(iüliags. ,Dass si gar bald [.schneller] Hussend, denn
der Eidgnossen floss.' Edlib. — 2. Flüssigkeit dnrch-
sickern lassen (vgl. rinnen). Von Papier, wie nhd.
.Das Papier fliesst durch.' Hosp. Von Wunden, Ab-
scosscn: Flüssigkeit (Eiter, Blut) ausschwitzen UwE.;
Z. Syn. üsgän. Trans.: (frische Schrift) mit Lösch-
papier (Fliess n.) trocknen Bs. — 3. herrühren, ent-
springen; rechtlich zu eigen werden. ,Die Fälligen
[Zinspflichtigen] zu ihrer Pflicht anhalten, damit die-
selben, wannonher sie geflossen sind, mit dem Abt
kaufsweise abkommen.' 154i.i, Absch. ,Diewyl sollichs
1 Ver.stiminung] uss niisstruwen, selbsfliessender yn-
bildung und eigenen bewegnussen oder villicht an-
wysung anderer harfliesst.' 1586, ebd.
FL vou sich bewegenden flüssigen Massen nicht reclit
volkstümlich; von Bächen und Flüssen gilt lau/tu.
ent-: sich entziehen, entfliehen. .Dem Muotwillen
e.' .AKlinul. 1691. — ver-: hinweggeschwemmt wer-
den [bei einer Überschwemmung]. Lied von 1595.
Moralisch: von Versuchung ergritfen und fortgerissen
werden. .Darumb sollend wir dester mer warnenimen
des, das wir hörend, das i ir nit ctwan verfliessind
[= ,ausgleiten.' 1860].' 15^1/1667, Hkbr. — her-:
herrühren. Vgl. fliessen 3. ,Als dann diser ufruor
durcli ctlich unrüewig personen antriben [angestiftet]
und hargertossen [ist].' 1570, Absch. — zer-; aus
einander gehn, sich verlieren. .Die von Glaris bet-
tend mit der herschaft gern ein täding [Frieden] ge-
trotlen, dann vil volks [auf östreichischor Seite] bi
einandern was; wollt sich der [östr.] adel keins wegs
darein schicken, dann ir sorg was, wann das volk ze-
Hüsse, so wurd das zuosagen euch üss syn.' Vad.
Bach-Fliessi f.: der Lauf, das Bett eines Baches.
Syn. !?««.<. ,Die 3 kelinen sind des gottshuses eigen
und die snesnielzinen und die bachfliessinen.' Hofr.
Breitenb.
Flies nie" s. Fliete".
PlÖSS m.: 1. Flöz Aa; Ai'; Bs; Gl; Gr; L; GSa. ;
Scu; Uw, Flörz Ap; Z (auch FWrz) — PL -ö- (-ü-j
a) wie nhd. Auf dem Brienzer See von etwas eigen-
tümlicher Gestalt: eine Menge Scheiter, von ringsweis
au einander geklammerten Stämmen eingeschlossen,
fortgezogen durch ein vorgespanntes Schill', auf wel-
chem sich ein grosser Haspel befindet, mit einem
Stricke, welcher zunächst eine Iteihe hinter einander
befestigter Balken und dann mittelbar den Ring i\acb
sich zieht. ,ln schiften ald uf ttözern.' Z Katsb.
1'292;1371. ,1 Floss Holz, gross oder klein, zahlt
2 Pfenn.' XIV., Bs. ,Ratis, ein flotz.' Fris. ; Mal.
,Der Bär ein grosser Flotz der Schweizeren; die Gans
und die Ent 2 grosse Flötz deren von Zürich.' .lEEscn.
169'2. Syn. Blochscliiff. ,Der Abgang von dem Vieh,
welcher auf dem Flotz unter dem [über der Linnnat
erbauten] Schlachthaus aufbehalten wird.' Z Polizei-
ordn. 1779. In einer Bs Zullordnung von 1487 wird
unterschieden .schuehiger. spenniger, gemundiger \(!r-
münde, Spanne | Fl.' Einen Fl. erstellen die Kinder
aus an einander befestigten Brettern, um damit auf
Lachen und Teichen herumzufahren (iKSjd. — b) so
viel Holz, als zum Flössen jewcilcn an! ein Mal ins
Wasser geworfen wird GrV. — 2. grosse I'läche,
z. B. ein Stück Land AAFri. Ne" rechte" Iloz ume-
hitchc": vgl. ?'Iarz 3. — 3. Flö; Sch; ZRafz. Florz
ZSidt. reichlich, breit ausgegossenes Wasser, speziell
Piss, v. Kindern. En Fl. mache*, 's Chindli heil sclin'
irider en Fl. Vgl. llösskn ä, Flotz; Eos. — 4. als Ortsn.
feuchter Grund? od. viell. eher: Kanal. ,Im Flös' Z
Wetz. S. auch Flöz. — 5. bildl., uf 'em Flöz (Gr,
Florz Ai') si", von Personen und Sachen, in der Not,
auf der Neige, im Verfall. Vgl. flöss. , Verderben, auf
dem flotz sein, nichts mer haben, cedere foro. Eaum-
auf machen, auf den fl. konnnen. alles verzeei't und
verton haben, redigere ad asseni.' Mal. ,Er ist auf
dem flotz, proterviara fecit, ad incitas est redactus,
ad restim res incidit.' Hosi'. 1683; Mev.. Hort. 169'2.
Eig. zu iinterscheideu jnhd. ßos m., Strömung, und ßon
m. n., Floss, Letzteres vou ßkzen i. S. v. schwimmen. Für
1 a schreibt Edlib. einmal (riacli seiner Weise) ungeschickt:
,Uie Kapperswciler zogen den feiiidlicheu fluss zuo der statt
mit einem anker und Widerhaken." Bei 3 mag F}arz zur
Einschiebuüg des )• eingewirkt liabeu. — Zu 5 vgl. die RA.
de* Bach ah ijän u. ä. i. S. v. zu Grunde, verloren gehn.
floss, auch -s; kahl GnPr. 1. nicht mit Gebüscli
bewachsen. En flöse Bode", auch von einer Stelle im
Wald. — 2. mit wenig Schnee. En flose Herbst,
Winter, wenn es stark gefroren hat und doch kein
Schnee liegt, so dass es dann z. B. gefährlicli ist. mit
dem Vieh von den Alpen zu fahren.
Die Bed. .kahl' scheint auf der bekanntet! und für die
Schweiz. Waldkultur so wichtigen Tatsache zu beruhen, dass
unbewachsene Bergabhänge von KegeugUsseu am Meisten heim-
gesucht und zerst'jrt werden. Solcher kahle Boden ist denn
auch in der kalten Jahreszeit dem Frust am Meisten aus-
gesetzt und daher glatt, schlüpfrig.
Flosse" (PL): Schwimm- oder Flotthölzclien au
Fischernetzen, d. h. die länglichen, aus der Rinde der
Schwarzpappel geschnittenen, einen halben Fuss weit
von einander an dem obern Saum des Netzes (Oberäri
Sp. 388,9, auch Flüssi) befestigten Hölzchen, welche
denselben auf der Oberfläche des Wassers schwimmend
erhalten TaBodensee; ZS. .Zerlege das zuggarn, die
bleiklötzlein gegen dem rand, die flösslein liieher:
e.xplica everriculum. plunibeas massas ad oram lintris
ponendo. suburea huc' Ked. 166'2.
flösse": Leinen Floss machen BThun. — 2. in
einem Bach das Eis los machen, so dass es fort-
geschwemmt wird LG.
Flosse" f.: KiemcV , Der Biber hat kein Flossen,
wie sonsten die Fisch haben, dardurch ihnen das
Wasser wieder ausfliesst, das sie im Speisfang er-
scliinippen und einsaufen.' JLCvs. 1661.
flössen flözenUg., flörzc. -&•- Z: 1. Holz im Wasser
fortschatt'en. allg. , Langholz flörzen.' Z .\mtsbl. 1869.
,Das Holz, so num durch die Muota flözt.' 1518/44'
Sriiw LB. - 2. (weg-) schwemmen, tr. und intr.
(unpers.). Bei starken Regengüssen .flözt' es in den
liehen, d. i. wird die gute Erde furchenweise weg-
gespült SonSt. Das Wasser , flözt' bei einer Über-
scliwemmnng Steine, Land, (Jebände Uw. Inhi» fleze',
cinfliessen. eindringen BGadm. ,Da flosdi das Wasser
(irund uinl Hoden cnwcg.' 15'24. HsStockar. welcher
■'llö.ivhoi für hochd. Iiielt und es nadi Analogie des
Intrans. .lösclien : losch' behandelte. .Die hoft'nung
des gottlosen i.st wie ein reifen, der vom ungewitter
liingeflötzt wirt.' 15:'.l, Wi:isn. .Plötzen, sdiwennnen.'
1215
Flas. ties. flis. ||»s. (Ins
121Ö
Mal. .Flötzeii. alluere. Der platzregen flötzt, nimbus
raiiit, aufert (terram).' Denzl. 1716. , Schwere, zornige
Wetter und Flötzungen.' Imthurn, Mem. — 3. eine
Laclie verursachen durch Ausschütten einer Flüssig-
keit, bes. vom Pissen, Bettnässen der Kinder Aa; Scb.
iiyn. rözen. — 4. schlürfen, inhi' fleze BHa. (Zyro).
ab-flözen: stecken gebliebenes Flössholz wieder
flott machen Ndw. — ver-; 1. durchnässen ScnSt.;
zu fl. 3. — 2. fortschwemmen, in nützlicher oder in
schädlicher Weise; durch Überschwemmung verheeren.
.Ein häufen erd wirt mit dem wasserguss verüözt.'
Z Bib. 1531. ,Es werdend wasser entsiiringen, wer-
dend überlaufen und das land vertlözen [= , über-
schwemmen.' 1667], stett und einwoner.' 1531/48,
Jerem. .Die göttlich Räch hat die ganze Welt er-
tränkt, umbracht, verHötzt.' Euef 1550. , Alles, so
iruui in abgelassne bäch oder brunnen schüft, das es
verüözt werde." Mal. Das L Ansgchenb. verbietet,
Schutt in die Eeuss zu werfen, ,was nit das wasser
verfiözen mag.' ,Aber [wieder] ein solche verflözung
des Krienzbachs [Überschwemmung durch den Kr.].'
157ü, RCvs. ,Zerflözender Regen, der die Früchte
wegsdiwemmt.- 1707, Prov. Auch von Verschüttung
durch Lawinen: ,Der Flecken ist in niässen verflösst
worden, dass da kein Anzeigung eines bewohnten Ge-
bäus mehr anzutretleu.' J.1Scheitchz. 1706.
Flösser J?7Öä'e»- m.: 1. wie nhd. Über ihre Arbeit
s. Steinm. 1802, 224. Flueche" wie en Fl. Nass wie
e Fl. Gr. Erscheint als besondere Berufsart in einem
L Einwohnerverz. 1456 und in dieser Eigenschaft
scheint ihm die Beseitigung krepierter Tiere obgelegen
zu haben: .Beschwert uns hart, dass. so einem armen
mann ain vidi abgät. der landvogt lat verbieten, dass
keiner dar[f] kein andern flözer nemen denn den zuo
Frowenfeld.' 1525, Absch. — 2. wer die Gewohnheit
hat, viel, oft oder am unrechten Orte (im Bette) zu
pissen Aa. Syn. Bozer.
Flössete Flozrlr f.: das Holztiosseii; das Quan-
tum Holz, welches auf ein Mal geflösst wird, auch
dim. -etli Uw.
flösslen: 1. ertränken, oder viell. auch nur
.schwemmen' als Strafe üblich, z. B. für Betrüger,
auch für Dirnen. .Dem fl. er mocht nit entgon.'
Gexgb. -- 2. in der Gaunerspr. = pissen. Vgl. Fhss -3.
Flössling m.: Fisch. Gaunerspr. It Edlib. 1488
{,flosl-'). ,Zu Basel uf dem Kolenberg, do band si
[die am Jakobstag versammelten Gauner] Flössling.
Breitfüess [Gänse] und Gebroten [Braten].' Gengb..
Bettl.-O. Nr. 56.
Flnss m. : 1. Quelle. Vgl. Brunnen-, Wasser-Fl.
Del chunnt C Fl. its-em Bode" iise. Ü"aere Brunne
clmnnl [direkt] us-eme Fl. GlH. (Ausfluss aus einer)
Brunnenröhre. ,Dem N. abkoft [abgekauft] 3 fl. umb
30 guldin. Der N.' hat geben 7 fl. um 25 guldin.'
Kessl. — 2. Flut, Sündflut L. Überschwemmung:
,Güsse machen Flüsse.' Mey., Hort. 1692. Übermäs-
siger Trunk: .Durch überflüssige Flüss, Schluck und
Güsse ersäuft sich der Trunkenbold.' AKlingl. 1691.
— 3. reichlicher Ertrag. <S'i"s Vech, Land (den
Uerd) im Ft. ha", Ersteres so füttern, dass es reichlich
Milch gibt. Letzteres so besorgen, dass sein Ertrag
gross ist L. Zustand der sog. ,Brstmelche' einer Kuh
vor und nacli dem Kalljcii. wo Jas Euter ungefähr
2 Woclien lang ungewöhnlich ausgedehnt ist GrD.,
Pr. Vgl. flüssig. — 4. von verschiedenen krank-
haften Erscheinungen, a) fliessende Wunde Aa;
GuSav., Sculms. — b) Fluss aus den Augen GrS.,
Scuhns; nässender Ausschlag hinter den Ohren und
Fluss aus denselben BSi., verbunden nut Sausen B
(Zyro); rheumatische Att'ection von Kopf od. Lungen,
allg. ; in der ä. Spr. auch von Katarrhen anderer Teile
des Leibes. Vgl. die Compp. Hals-, Haupt-, Lib- usw.
Bei NMan. wird Einem neben einer Menge anderer
Krankheiten auch ,F1.' angewünscht. ,Den fl. des
bauchs stellen, teuere ventrem. Der fl. oder durch-
lauf stellt sich, contrahitur alvus.' Mal. ,Die Völker
zu Statt und Land seind gesunder Natur, allein den
Flüssen mächtig underworfen. also dass von andern
Krankheiten wenig sterben, sonder fast mehrteil von
den Catliarren ersteckt werden.- FrHakn. 1666. ,Bei
der Überschwemmung von 1738 wurde hinter dem
Spital ein Muttergottesbild aufgefunden. Der Grund-
besitzer liess daselbst eine Capelle bauen, welche im
Volksmuml der Fl. hiess, weil durch Fürbitte der
Mutter G. mehrere Personen vom Zahnfluss geheilt
wurden.' Liebenau 1881. ,Hattc einige Zeit wieder
die unsöden Flüss im Kopf und in den Zähnen.-
ÜBkägg. 1783. ,üie Grippe, welche schon in früheren
Zeiten unter dem Nam^' Fluss und Husten, auch
Hühnerweh, grassiert ha en soll.' Gem. Z 1844. —
c) Frühgeburt. .Ein Fl. oder Abg-änglein ist eine
unzeitige Geburt, so vor der Bewegungszeit in den
ersten Monaten von der Frauen geflossen, ein klein
gestaltet Kind, welches in einem linden Ei oder seinen
Häuten beschlossen im Colliquamento oder Fliess-
wasser herumbschwinimt, aber von seiner Nahrungs-
stell abgerissen ist.- JMi'ralt 1697. — d) bösartige
Änderung im Verlauf einer Krankheit, bes. in der RA.
.es ist ihm ein Fl. gefallen-, seine Kranklieit hat eine
schlimme Wendung genommen BSi.; „LE." Bei Kin-
dern Fliissli ebenso gebraucht, von einem Steckfluss,
der plötzlichen Tod zur Folge hat BHk.; nach St. oft
nur RA. ungeschickter Ärzte, um die Erfolglosigkeit
oder Verkehrtheit ihrer Behandlung zu entschuldigen.
— 5. Flussspat. .Dass [ich] zuweilen unter die
Urystallen rechne die Flüsse, welche also genennet
werden vom Fliessen, weilen sie in starkem Feuer
fliessen, auch selbs die Metall durch ilire Untermischung
desto geschwinder in Fluss bringen.- JJScheithz. 1708.
Vgl. ,Glasfl.' — 6. in Kartenspielen eine Reibe
von Karten, die eine bestimmte Geltung hat. So im
Berlangen Spiel 3 Karten, welche die gleiche Farbe
haben und dem Wert nach auf einander folgen, z. B.
.\s», König und Dame in Pique, was zusammen 30
zählt BHk. Ähnlich im Jassen 3 Karten jener Art = 20,
4 ^ 5ii usw. Vgl. Flilss u. fiüssen. — 7. s. Flöss Anm.
Mild, vhiz, Fluss, Guss; auch Rheuma. Zu 6: um das
.J.Ihr 1514: verfasste PGengeubach von Basel oiu Spruch-
geilicht: ,Dei- welsch Fluss', in welchem er die damaligen
Kämpfe der Grussmächte um den Besitz der Lombardei uuter
dem Bilde jenes Kartenspiels darstellte, welches in Frank-
reich erfunden und gerade am Hofe des damaligen Königs
Franz l. sehr üblich war, und dessen Name auch zu Wort-
spielen verwendet wurde.
Über-. Ü. schadt nid. Sulger. .Mv. z' Überfltiss,
überflüssig BHk.
.Hals-: Heisere, braiiches.' Denzl. 1677; 1716. -
Viell. Bronchitis, Entzündung der Luftrührenäste.
l-.'l
tlis. Ilüs. (Ins
1218
Hiiupt- Ihipt- Ai', llaiip- Gl, Haut- L; Zg:
1. liösartiges Geschwür, Geschwulst mit Eiterbildung
(ein .Umlauf' im Grossen) Ar; Gl; L; ScnSt.; Z«;
ZKn. — 2. Katarrh, Schnupfen. ,H.: pfnüsel, rheu-
matismus.' Mal. .Catarrhus, H.. der schnupen. pfnüsel.'
1'knzl. 1677; 1716. ,Hr N. wird durch einen eins-
nialijfen starken H. verhinderet.' Mise. Tig. 172'2. —
.hauptflüssig: rheuniaticus.' Mal.
Hitupt bezeichnet also in 1 nicht den Kürperteil, an dem
(las Geschwür sieh befindet, sondern die Stärlie des letztern.
— Mhd. hotibet-vhtz, rheunia.
Leber-: ironisch fingierter Krankheitsnanie. .Ich
sei an einem L. oder an einem Lungenbruch gestorben.'
GoTTH. — Lib-: ein Geschwür Ap. — Monat-: Ka-
tamenien. ,Wo der m. den weibern von kelten wegen
verstanden [gestockt] oder gehemmt auszefliessen.'
TiKRB. 1563.
Nerven-: EiterausHuss an Fingern Z. — Xciveu
auch := Sehnen und Adcin.
Buch-. .Bauchfluss : die ruor oder durchlauf,
bauchlauf, lienteria, pantices.' Fris. ; Mal. ,Die käss-
rennen von dem rech, mit rj'smuos ein kristier
daraus gemacht, heilt den b. oder roten schaden.'
TiERB. 1563. ,Da stiess in die rot ruor oder buchfl.
an und starb.' Eüeger 1606. — Berg-: 1. „unter-
irdisches Gewässer, das bald fliesst, bald versiegt
VÜRTE." — 2. Erd- oder Bergschweiss; das an einem
Abhang bei nassem Wetter, bes. zur Zeit der Schnee-
schmelze, heraussickernde Wasser, welches sich zu-
weilen in Kellern sammelt B. — Brunnen-: Lauf
einer Quelle oder Ausfluss, Ablauf eines Brunnens.
,So weit die Brunnenttüsse gehen.' 1578, Mey. Wetz.
Vgl. FIhss 1.
Salz-: stark fliessendes chronisches Geschwür Ar.
-- Viell. von salzähnlichcni Niederschlag der Flüssijlieit.
Sund-: Sündflut U. In der geistlichen Lit. des
XVI., XVII. stehender Ausdruck. Vgl. Fltiss 3. ,Der
s., diluvium, cataclysmus.' Mal.
.JJScheuchzer braucht 1TÖ7 .Siiudlluss' und .-flnt', 1746
das letztere an einer Stelle, wo er früher das erstere hatte.
Schiff-: schiffbarer Fluss. ,Den namhaften seh.,
die Byss.' ECvs. — Sehne-: Schneeschmelze, Wasser-
scheide. .Bis an der von Rordorf urhow, als die Sehne-
Aus gät hinab.' Oft'n. AAStaretschwyl. — Stich-:
leichte Lungenentzündung Ndw. — Wind-: ein mit
leichter Entzündung verbundener Schmerz (an den
Zähnen) Nnw. — Wasser-: 1. fliessendes Wasser mit
seiner Triebkraft. 1396, GSa. - 2. die Wassermenge
eines Flusses. .Den ganzen w. aussaufen, den Jordan
versupfen.' 1560, Hiob. — Zue-. .[Die Vorhaut ver-
engt] durch Entzündung, Z. und schlecht curierte
Pranzosengeschwär.' JMuralt 1697. Zu Fluss 4.
flusse": 1. fliessen, triefen, i. S. v. Fluss 4 7A).
— 2. = flüssen, s. d.
Flüss: 1. = Fltiss G. , Semlich spil nempt man
tiüss.' ca 1514. s. Neuj. Stdtb. Z 1879, 2. .Jetzemal so
meld ich tt.. Und mein, ich hab das spil gwüss.' ebd.
— 2. f. Menge L. Der l'rozess, iiuxl'r I'rokerater gwüss
So Lüg adreiht [andreht], e f/anze Fl. JIneichen 1859.
Vgl, die folg. Coniii]!. Da die ersten Spuren dieses Spiels
nacli Fraukreic)i führen, so ist FIühh wahrschoinlicii die erste
verdeutschte Komi des frz. (Juucr itnx) /lux, fluHH aller eine
(zufällig das Kichtige treffende) Unideutschung, und zu Letz-
term wurde dann hinwieder AVii«« wohl als PI. -Form in Be-
ziehung gedacht.
Schweiz. Idiotikon. 1. 8.
C unter-: die mit Flüss bezeichneten Karten in
der Hand des Gegners. Auf die oben angeführte An-
kündigung von Seite des einen Spielers entgegnet ein
zweiter: .So hab ich c. Nun luegend, was ich wüss.'
ca 1514 (Neuj. Stdtb. Z 1879).
S Ü-: wahrsch. das Zusammentreffen mehrerer Ass-
karten in der Hand eines Spielers aScHW. A'gl. Sil-Tanz.
Vgl. ,L'on ne rencontrera point d'as aux rtux.' Rabelais,
und aus der selben Zeit der Spruch : .Trois as ne fönt pas
tant anx flux que fait en France un Karolns [eine Münze].'
Gödeke, Gengb. S. 533.
flüssen, flüssle" L; U: das betr. Kartenspiel
machen. Gemacht liemmer [haben wir] brav Tlieoloi/l
Mit Fliissh' und mit Lande" [ebf. ein Kartenspiel].
Ineichen 1859. .Das Flisslen und Oberlandon. das Rou-
lett und Würfelspiel, sowie andere bietende Spiele
sind verboten.' 1860. U Mand. Unter den verpönten
Hasardspielen (vgl. fünfen Sp. 853) aufgezählt 1533,
Egli, Act. .Mit karten, würflen, Aussen, hassen.' Aal
1549.
Die Dini.-Forni wahrsch. nach Analogie mancher ebenso
gebildeter Verba, welche Spiele und insbes. Kartenspiele
bezeichnen. Auch Gengenbach nennt das Spiel neben .Fluss'
auch ,Flüss!is' : .Flüssiis heiss ich ein nüwes spil' (viell.
der Genet. des Infin. ; vgl. Fähis Sp. 7'23).
Flüssi f.: der obere Teil des Fischgarns, wo die
Flossen (s. d.) angebracht sind ZSee.
flüssig: 1. rtiessend. .Einander klopfen und
kratzen, dass das Blut fl. wird.' Gotth. — 2. mit Be-
ziehung auf die vormalige physiologische Lehre von dem
Zshang der sog. 4 Elemente mit dem tierischen Or-
ganismus, dem Elemente des Wassers unterworfen.
,Der Bär ist ein fast fl., gross, ungstalt tier.' Tiere.
1563. ,Von wegen seiner flüssigen, kalten, schleimigen,
frostigen natur.' ebd. — 3. a) mit ,Fluss' aus den
.\ugen. Ohren od. Ausschlag an der Kopfhaut behaftet,
bes. von Kindern B; „Vw." Flüssii/i Augen, Oven, en
fl-e Chopf, e fl-s Bei" W; Z. Das Clünd ist fl. L; Sch;
Z = es hat alleu-il üppis Off'e"s. Zu Verschwärung und
Vereiterung disponiert Ap. — b) rheumatischen Zu-
fällen unterworfen Soh. ,Braucht einer ung'sunde
Speisen, so kann er erkältet, ung'sund und fl. werden.'
FWvss 1653. — 4. fruchtbar: a) vom Wetter, durch
häuflgen befruchtenden Regen , Vereinigung von
Feuchte und Wärme Aa; BSi. ; ZW. — b) vom Boden:
saftig, z. B. im Wald, wo leicht .Fasel' aufschiesst
ZW. Von einem Grundstück, das reichlich trägt, tief-
gründig und fett ist BSi., „auch ohne Dünger viel
trägt B; Gr; Vw; Z." ,Dass, da diesere Alp eine
flüssige Weid, sehr bedenklich wäre, solche zu ver-
leihen oder zu verkaufen.' 1753, Z Staatsarch.
c) von Kühen, die viel Milch geben B; L. Allge-
meiner: ,Das Vieh ist im flüssigsten Alter, wenn es
im stärksten Wachstum und VoIlblUtigkcit ist' BSigi'.
(.Vlpina 1808). - 5. von Einkünften (Zinsen. Zehn-
ten), welche nicht bestritten, sondern regelmässig be-
zahlt werden AaZ.; „Th, z.B. die Einkünfte dieser
Pfründe sind flüssig." Vgl. .licjuid'. Ggs. un- AäZ.
— Mhd. riüjjtc, messend; rheumatisch.
über-: 1. überflicssend im eig. S.y .Kam ein so
ü. Regenwetter, dass alle Wasser gäch ufgiengen
[plötzlich stiegen].' RCys. ,Ist ein gäbelinger platz-
regen eingefallen also, dass das Wasser häuflg durch
den Mülebach u. der Stadt zugetrungen.' Zg Ratsprot.
17fi3. - 2. ülicrfr. a) in iibclin S.. übermässig.
1-J
Flas— Ulis. Flascli fiuscli
1-220
iUieraus oilci' umiiitig gross, viel. ,Ü-e beladung des
wyns', übermässiges Trinken. 1522, Absch. ,Wir sind
nie des willens gewesen, mit denen von Z keinen
[irgend einen] krieg anzufallen, sofer sy uns nit
merklich darzuo notträngend und ü. ursachend [vor-
anlassen].' 1.524, ebd. (od. = ohne genügenden Grund?).
,l)a inen ufir ü. rechtpott wyter tröuwungen beschehen.'
1.525, ebd. ,So sind sidiche Satzungen nach und nach
geniert, gestrengert und so ü. vil worden.' 1525, Gfr.
.Ein so ü-er und unerhörter windsturm.' ECvs. S. noch
u. undertrihcn. ,Im Ergöw sollend die gefeldeten und
ingestochnen kurzen [Hosen, die ganz ü. an Tuoch
sind, abgestrickt syn.' B Mand. 1628. .Schwere klag-
ten, vornehmlich wegen überflüssigen verschwemmens
[Verschwendung].' FSprechek 1672. Von Personen:
verschwenderisch. ,So die Oberkeiten nicht uberfl.
seind, sich für aller hoflart und uberfluss enthalten.'
HBuLi,. 1597. — b) in gutem S.: überreich, reichlich.
..\ul' das ir ü. seigind in der hoffnung.' 15.30, Rom.
.Icli bin kommen, das sy das leben habind und über-
rtüssiger haben söUind.' 1531/48, Jon.; = , uberfluss.'
1667. ,Ein überflüssige gnuogsame und volle alles
guoten.' 1531/48, I. Mos. ,Uss bewegnuss ü-er grosser
barniherzigkeit ledig gelassen.' 1532, Zellw. Urk. ,Iin
1539. jar ist ein ü-er herbst [Herbsternte] worden.'
Mev. Wint. Chr. ,Er selbs will unser ü-er leerer
syn.' LL.vv. 1569, dafür: .bester und vollkommne.ster.'
1670. ,üass die rouw ungeschlacht erden dem bumann
rychlich und ü. lohnet.' RGüalth. 1584. ,So ist es
doch rych und ü. an schönen und fruchtbaren güe-
toren.' RCvs. ,Dass Gott sich reichlich, vielfaltig und
ü. gegen ihnen gütig erzeigt.' JMüll. 1665. .Gott ist
ü. an Barmherzigkeit.' AKlingl. 1691.
Flüsol s. Vfnüsel.
Flasch flusch.
Fläsch 1. dini. 7-liitichli, -ö- L, Fßäsch Bs; L; Nnw
(l'l. Fflüsclie) 111.: 1. veräclitlich für Brei; un-
ordentliches Gericht; weicher Strassenkot BsO. —
2. faule, dicke Person L; Nnw; auch Pfhischi n. L.
— Dass. was (J'lFläitucli (s. il.), mit unten! riicktem r; vel.
norll I'lulHcli. I'ßuttLh ; jißäsvheil.
Fläscli 11 ZF., Fläsch ZRafz, Fle'sch Z r8. — m..
Flcinehe I -of-hivi. -e'- i. G; ZStdt: ein zum Radieren
verwendetes Stück gurami elasticum. S. Flasclt-Baud.
Eig. eins mit FHüche II, da man dem rollen Gummi die
Gestalt von Ijiruförinigen Flascheii gibt. Der Voc. a in Folge
von Aulelinuug an elasticum (s. GvmmUmcli). Das Aufgeben
des weibl. Genus und die Ausweichung des Voc. zu c' be-
weisen, dass der Urspr. des Ausdruckes vergessen ist.
Flasclieiiett(li) n.: Plageolet Bs.
flasch s. ßüücli. .
Fläselie II f.: 1. Flasche, jedoch mit Ausschluss
der Tischflasche (<TUtlere). allg. S. die Compp. Erst in
der modernern Wirtshausspr. die Flasche mit Wein
od. Bier. bes. die Halbmassttasche (neuerdings ersetzt
durcli den .Liter'); Syn. Halbi; Budelle. Volli Flasche"
mache" leri 'Tasche" und iinlesti Clmpf. Ineichen. .Ein
hölzin (.stürze; zinni; quärtlige) fläschen.' XV., XVI..
Z Jnvent. .Hatten grosse Fläschen, die warent alle voll
wyn.' HsScuüRi.-F 1497. .Gsell [es ist ein Berauschter],
ich mein, dir syg wol mit der fiäsclien.' 1523. Stkuki..
,.Abraham nam brot und ein fläschen mit wasser.'
1531/48. I. Mos. ,Die Flasche, Flasche, Legel, lagena.'
Bei). 1662. .E.x amphitheto bibere, stark trinken, der
fl. (weidlich) auf den riemen tretten.' Denzl. 1677;
Mev., Hort. 1677; 169'2. Als Hausn. 1379. Bs. Als
Flurn. in SciiwMuo. für Alpen, welche sich an Abhängen
lang gestreckt den Berg hinanziehn. — 2. scheiben-
förmiges, liölzernes, mit Füsschen versehenes Trag-
fässchen, einige Mass haltend, in welchem Arbeiter
oder Touristen Getränke mit sicli nehmen „VOkte;"
Grü.; GSa., Wa.; Z. Syn. Sester. — 3. Euter (der
Kühe) Zu; triv. für weibliche Brust W. — 4. ,botz
fläschen!' s. Fleisch 1. — 5. ^ Flusch.
Mhd. vluschi-, vkm-hv. Unächter Uml. vor -»iVi wie in
Asche, Funcke (s. Sp. 1097), Tasche, iriUtchen. — .\ls wesent-
licher Unterschied von Fl. und (Juttcre (BudeUe) Hesse sich
wohl der des Stoffes behaupten, indem von G. (B.) die Vor-
stellung des Glases unzertrennlich ist und darum diese von
der MA. dem Wort FL allmählich entzogen wurde bis in
neuere Zeit, wo der Verkehr mit Deutschland wieder auf die
Restituierung des vollen Begriftes von Fl. wirkt. Die Aus-
drücke Schmih-, Schlegel-Fl. sind modern, Fcld-Fl. entweder
ebenso oder rührt aus einer Zeit, da dieses Geräte noch
nicht aus Glas erstellt wurde. — .Einen auf den (Schuh-)
Riemen treten' bedeutet It Wauder I 1048 sich nicht vun
ihm trennen wollen.
Ö1-: blechernes Gefäss für Ol. unterschieden von
einer gläsernen Öl-Guttere Z. Syn. SUze. - Lad-:
flaschenfönniges Gefäss, in welchem das für die Zünd-
pfanne bestimmte Pulver sich befand. ,Wie er das
Pulfer aus dem Ladfleschlein und nicht aus der Mus-
queten Ladungen auf die Pfannen tun soll.- VFrioer.
1619. Syn. Zünd-ll. Vgl. Ladmäss. — Mäder- =
Fl. 2, zum Gebrauch der Mähder in der Heuernte
GrD. — Milch-: blecherne Fl., in welcher die Milcli
transportiert wird. — Pulver-. ,5 Bulverfläsclien.'
1571, Z Inv. — Bandelier-: Behälter, Hülse für
eine Patrone, dgl. zur Zeit der Musketen eine Reihe
an einem besondern um die Schultern geschlungenen
Bande hieng. .Nimb 's Pantelierfläschli by de" Ore"
[Lederlappen].- (Scherzh.) KRiEcis-ExERCiTiiiM 1712.
Syn. Ladmass. — Schaub-: Strohflasche Z; dafür
üblicher Sch.-Gutteren. — Schlegel-: Weinflasche
mit verhältnissmässig engem Hals und weitem Bauch
aus dickem, grünem Glas Aa; Bs; Z. Syn. Schlegel.
— Trank-: Fl. aus sehr dickem Glas, aus welcher
dem Vieh Trank [Arznei] gereicht wird SThierst.
Vgl. Fueterfass. — Weid-: Feldflasche B; Z. —
Zünd- = Lad-Fl. .[Der Musketier soll] auch ohne
[ausser] die Ladung ein klein Züntfleschlein mit Zünt-
pulver, in die Pfannen ze schütten, bei sich haben.-
VPrider. 1619.
(üf-)fläsch (n)e": Etw. mit einem Flaschenzug
in die Höhe zieiien GrD.. Pr. Syn. päschenxäghn.
fläscllle" --e-: zu Ohren tragen. Syn. fläselen. —
Fläschler: Ohrenbläser ZBauiiia. — Vgl. .Hescheln-.
lächeln (Fromiu. 2, 30) oder aber unser /läUehleii.
flä sehne" s. fläschen.
Plescil ni.: Folterinstrument. .Der Delini|uent sei
in der Wanne [Folterinstrument] mit dem Fl. ge-
martert worden.' 1573. Abscu. ~ Vgl. das Folg.
Flcsche f.: Pfeil. , und hatt ain guoten liandbogeii
und ain lederin sack und darin hatt er syn pfilen und
fleschen.' HsStockar 1519. - Ans frz. ßiche, it. fltccux.
Vgl, iicicli Fliisrhr u. dazu iinhd. .Flisi-h-' neben .Klitz-bogen'.
1221
Flasoli, flesch. fleiscil, flisch, Hosch, fluscli
1222
Fleiscil (-? AABiugg'; ZHoinbr.. 0.) n.: 1. wie nlul.
a.) am Leibe des Menschen. Was i' Fl. und Bhiet
steckt, cha" me" nid use spritze". Ineichkn. Fiih Stuctc
Flei.'ich odei' Fulfleisclifli), Sclielte für ein träges
Weib, ein schlimmes Mädchen Bs; s. ffd Sp. 788 und
vgl. Jungf'rniieii/Ieisch. Alts mid .Jungs Fl. sind nid
yiiet hi-n-enander |von ungleichem Alter in der Ehe].
Sprw. .Wäre sie [eine ausgeschlossene Nonne] länger
ausserhalb des Klosters, so möchte ihr mehr fleisches
als geists wachsen.' 1.541, Absch. .Niemand soll bei
Gottes [Christi] Gliedern, als da sind Haupt. Hirn, Fl..
Bauch. Blut, Kraft. Macht, Wunden, Schweiss udgl.
Wörter, wodurch Gott bestimmt wird, schwören.' XV..
Ochs. ,Botz fleisch [an einer andern Stelle, ebd. : ,Gotts
fläsch' Th], was wär's, wenn schon ein dotzet oder
dry gueter gsellen in die statt Kittend.' 1548, Absch.
Verdeckt in .sanier botz Häschen!' 1520, Lied. Über
Fl. in Schimpfn. s. Fleisch-Schelm, -Büswicht. —
b) Fl. als Speise. Vo' Fl. i' der Wuche ist kei Sprach,
mV öpp>en am Mündig, tcenn was vor ist vom Sunntig.
Stütz. Me" vuies um 's Brod arbeite, gab e [bevor]
me' zum Fl. chunnt. 1884, Nat.-Kal. Fl. macht FL,
ist sehr nahrhaft. Sulger. Es häd doch au e chll"
Fl. im Chrüt, tröstet man sieh etwa, wenn man im
Gemüse eine Schnecke oder Raupe findet Z. Besser
e Lüs im Chr. a's gar kei" Fl. ebd. Wer 's Fl. ver-
suecht hed, neis-em [davon] de" Chust [Geschmack].
Lneichen. WeV'es ist 's best Fl.? [das Flohfl., weil
man darnach die Finger leckt]. Schilh. Er hat 's
u-ie-n-e» Herr, er hat all Tag Suppen und Fleisch ZO.
.Kraut und Itüben haben mich vertrieben, Hätt man
mir Fl. und Knöpfli [Mehlklösse] geben. War ich
länger blieben.' Kirchh. ,Voin Fl. uf d' Suppen [auf
eine geringere Pfründe] kommen.' 1051, Schimpfr.
Suppe zum Fl., rufen die Kinder in einem Spiel, in
welchem alle zslaufen müssen Z Wangen, 's git-em
Fl. i" 's G'mües, er zieht aus Etwas seinen Vorteil.
Schild. Mit ironischer Anspielung: 's Fl. schlöd ab,
d' Chalher sind g'rote. Ineichen. So lang-me" cha"" 's
Fl. chaufe", brücht-me' nit z' metzge" [bez. auf Heirat].
Schild. Kes türers Fl. als Boss- und Wiberfl. Ineichen.
(Mit Zahlw.) Fleischgericht, allg. — 2. Wiesen-
klee, trifolium pratense GWa. Syn. Fleischbluem ;
vgl. auch Fleisch-Maie, -Nägeli, nach der roten Farbe
der Blüten.
-( massig augeschweisst wie in FavhlD Sp. 640. — Betr.
die iu dem Mittehalter gebräuchlichen Fleischsorten und deren
Preise vgl. ■/,. B. Ochs i, 440 (aus den .Jahren I3()3'81) und
vLiebenau, das a. Luzcrn (für 1470).
Augen-: Tränendrüse im inuern Augwinkel.
Volksglaube: Kinder, denen sie fehlt, bleiben nicht
am Leben ZUster.
Letzteres ein rrugschluss ans der Wahrnehmung, dass
diese Drüsen den Leichen schwinden, denn wirklich fehlen
e Niemandem im Leben.
Vechli-: Fl. eines halbgewachsenen, jungen Rin-
des, das den Sommer über auf der Weide gewesen
i.st Z. S. Sp. 647. — Federe"- = Feder '>, Sp. 678.
— Fall (Fäl)-: Fl. von verendetem od. wegen Krank-
heit abgeschlachtetem Vieh Z. Vgl. Vichf'all Sp. 739.
Fül-Fleischli: die Bauchspeicheldrüse, pancreas
Bs (Fleischerw.).
Vorliegendes W. wie die Syun. , Eitel-, Mur-, Toton-FL'
kommen schon in alten Glossarien für Pancreas vor. Damit
wird man :iui-li St. 's unklare .\ui;:ilir aus Bs: .Fleiscli an
deu Gedärmen der Schweine" vereinigen müssen. ,Fül' wie
.eitel' i. S. v. unnütz, wertlos, da die Drüse nicht verwendet
werden kann.
.lungfrauen-Fleisch: scherzw. für Jungfrau.
SuLliEK. - S. o. Fleisch 1 u.
Herrgotts-, Herrgntte- GlM.; GG.. Sa., Üse(r)-
Rar r gotts (Herrgi-ts)- GS.; SchwE.: 1. Wiesenklee,
trifolium prat. Syn. Fleiscli ä, Fleischbluem; Himmels-
brod. — 2. Kuckuckslichtnelke, lychnis flos cuculi GG.,
Sa. Syn. Fleisch- Maie", -Nägeli, -Bluem. — Vgl. Hen-
ijotts-FäeHitU, IlerrijotleiiSuj/jjf^ii u.a. Bei .Gottes Fleisch' Wurde
auch geschworen. — Betr. die Farbensymbolik s. Tüfuh-Fl.
, Heiden-: mumia.' XIV., L medicin. Hdschr.
Huf-. .Cuilibet canonico 5 carnes quse dicitur h.
[von einem Schwein].' 1293, Z Urk. - Viell. zu mhd.
huj, Hüfte, coxa. femur; vgl. Gr.. WB. 4, 2, 1S66 u.
Hamme"-: Schinken ZO. — Häneli-: eig. Fl.
von jungen Hähnen, poulets. In S hiess es zur Zeit, als
noch die Standesunterschiede bestanden: I)' Burgers-
tochter [Patrizier-T. aus der Stadt] isch H., 's Bure-
meiteli Rindfl. — Haupt-: Fl. vom Kopfe des Schlacht-
viehs. ,I)ie Metzger sollend das H. an das fl. ver-
koufen', d.h. nicht mit dem Übrigen auswägen. Stadtb.
Wthur. ~ Kue-: wie nhd.; iron. Am alte' Chuefl.
hat me" lang z' süde". Sulger. — Keiben-.: Aas.
Gott spricht zum Raben: ,Dyn schnöde art brachst
so vermessen, dass d' k. allweg muosst essen.' Euef
1550. ,Aus dem keiben- oder faulen fl. der abgestorbnen
rossen sollend wespen entspringen, als von den rin-
dern heile oder imben.' Tierb. 1563. Syn. Kogen-Fl.
~ Kächeli- fCh-): in einer Kachel [Schüssel] mit
Wein und Gewürz in einer Höhlung im Zimmerofen
(s. Ofenrör) gekochtes Fl. G. — „Kafel-, Kafler-:
FL. woran viele Knochen und Knorpeln sich finden
L; Z" [an denen man das Fl. abzunagen (chafle") hat].
Lt Protest, der Z Gerwer 1707 wurde ,Kafler-Fl.' in
die Stadt zum Verkauf gebracht. Vgl. Scher-ll. —
Koge"- (Ch-): Aas, Fl. von einem gefallenen Tier
Gr. Der Kinderreim in Liechtenstein ruft dem Raben
zu: Bapp, Bapp, K., B'hüet-mi"'' vor-em böse" Geist.
VoNBi'N 1862. Syn. Fall-, Keiben-Fl. - Ka.\h- fCh-J:
wie nhd. Iron.: !''• wott .A'ei» Ch. träge", sagt man
etwa zu Einem, der sich auf uns lehnen will Z.
Kalbfl. Halbfl., Kalbfl. ist wenig geachtet, daher das W.
auch bildlich auf junge, halbfertige Leute angewendet.
.Das Pfund des 2-, 3- oder 4jährigen Rindviehs, Kal-
beli-Fl. genannt, ward um 1 ß geschätzt.' Wcrstis.
Vgl. Vechli-Fl. — Kesseli- wird beim Schlachten
eines Schweins den Gästen am .Wurstmahl' frisch
gekocht und vorgesetzt Bs. Kräjen- Chraie-:
Zwerchfell Ai» (T.), das auch selbst Kräje heisst. —
Krönli-: der vordere Teil des Backenstücks eines
Ochsen Bs (Fleischerw.). — Mückli-: Fleisehabfälle,
welche der Fleischer an arme Leute verkauft Z. Vgl.
Kafel-Fl. — Muniii-: Fl. von einem Zuchtstier L.
M. gid hert Streich, kräftigt zu harter Arbeit. Ineichen.
Mur- (-»■-): Bauchspeicheldrüse, pancreas Z. So
bei Denzl. I(i77, der es auch einmal mit ,callicreas'
übersetzt. — 'lu iinir(tr), mürbe, da die B. ganz schwammig
uiul weich ist.
MÜS-: MuskcKl. .l>ic ciitcn habend oben auf dem
leib zerteilt und von einanderen gesüiideret meusstl.'
Vogel«. 1557. .Dass sy [die Rinder] seiend mit vier-
schröten glidern. mit starkem meussfl.- Tiiuii. 15C3.
1 22?,
Flasfh. rtesch, (leiscll. fliscli. fldsdl. tliiscli
1224
'Der knibben bcin wenieiid bewegt durch weiss inussti.'
Fisi-HB. 1503. .Meussfi., iiiusculus.- Fuis. - Zu .l/i« =
HlUSCllhls,
Büchsen-Fleisch: (auf den Zünften) in einer
ehernen, runden Büchse gekochtes Kalbfl. ScnSt. (Sulg.)
Syn. Fores.se«. — Binden-: mit Tüchern und Binden
umwundenes, an der Luft getrocknetes Fl. Gr. Vgl.
Binde. — Blättli-: in Schüsseln (Blatten) gebratene
kleinere Fleischschnitten Bs. — Brat-, Brate"-:
.Schenkelfi., zum Braten benutzt OnPr. ,Es sollen
die Metzger nit allein am Sambstag. sonder auch was
under der Wochen in anderen Tagen am Brattieisch
gemetzget wird, sehätzen zu lassen schuldig sein.'
Iti47, Auch. Kloster Eins, [wofür ebd. einmal .Bratis'].
Spez. von Schweinen (vgl. Brüten). ,Es söllent metzgen
ircr zweie ein sampstag um den andren, einer an einem
sanipstag rindfl., der ander br.' 160(), Metzgerordn.
LHochd. — „G(e)ragel-: Fl. mit vielen Knochen",
dasselbe was Gragel, eig. hageres Tier. — Kieme"-:
die einzelnen Stücke FL, wie sie eingesalzen, ge-
räuchert und dann für den Gebrauch aufbewahrt wer-
den GRVal. — Rind-: ausgewachsenes Rind. ,Rintfi.
und sollich vich, so an dem herbste gewonlich feil
ist.' 13;!9, Z Ratserk. S. Vich, Sp. 647. — Ross-.
,Ein platten mit gesottenem r., das wir alle lustlich
ässen und fast guet gewesen, das sy ouch sprachen,
es gult inen glych als von einem ochsen.' 1475, Absch
[Bericht aus dem belagerten Neuss, wo 426 Pferde
gegessen wurden]. S. noch l'leisch 1 h. - Sau-,
iS'oM-, Soll-: Schwcinefl. ,Saurt. sollst du nicht ge-
niessen ohne guten Rebensaft.' GHkid. 173'2. Gewöhn-
licher iSchwmi"s. — Säckli- Seckli-: in Säcken mit
Umgehung der polizeilichen Controlle in die Stadt
geschmuggeltes Fl. kranker Tiere Z.
Sing-: die Sehnen im Rindfl., ligamentuni nuch».
So «genannt, weil, wer solche isst, eine gute Siugstiininc
erliält Th. Syn. Ältc-, Stimmioaclin.
Schal-: auf der Fleischbank [.Schal'] verkauftes
Fl. .Das Seh. wird aufschlagen.' 1819, B Hink. Bott
(zum Monat März). — Scher- (-e^-): FL, welches der
Gerber mit dem .Schermesser' von den Tierhäuten
abschabt und zu Schweinefuttcr verkauft Z. ,Die
.\rnien genossen 1817 sogar das Seh. bei den Gerbern.'
Erzähler 1855. — Stür-: FL, das man bei den auf
Gegenseitigkeit gegründeten Viehassekuranzgesell-
schaften It Vertrag von dem Eigentümer eines durch
Unfall verlornen Stückes Vieh gegen Bezahlung ab-
nohnien muss Z. — Tüchel-: Fleisch eines nach
1 — 2jährigem Gebrauch verschnittenen Zuchtstieres
(Tilctiel) AaF.; ZKn.
Tüfels-: 1. kriechender Klee, trifoliura repens
Si'HwE. — 2. Weidenklee, trif. alpicolum. ebd.
Beide mit weissen Blütcnköpfeii ; in Gegs. gestellt zu
olligem Uergutts-FL, trif. prat. (mit roten Bliltenköpfen).
Tigen- s. gedigen.
Dick-. ,Pulpa, d. oder gross niauwen, das ist
fleisch on bein.' Fris. — Diele wol «mgedentet aus Diech,
Oberschenkel.
Tote"-: 1. Bauchspeicheldrüse, pancreas ApK.;
Gl; GRPr. S. Fid-M. — 2. Milz ApH.
Die blutreiche, dunkle Milz hat ."ihulichkeit mit Fleisch,
in welchem das Blut gestockt ist. ,todtem Fl.'
Wiber- s. Fleisch 1 b. — Wildi-: Fleisch von
Wild GL. Die [die welche] iif eleu Alpe" lelie'Ul und
feiste" CliÜH und Milch, am |deni| W. 'nach nirziehnd.
Anderl. 1852. — Wiss-: Ziege, im Kinderlied (L),
da ilir Fl. weisslich ist. — Zigüner-: FL, das bei
Ausflügen im Freien gebraten wird Gr. Syn. Z.-Braten.
.fleischächtig: carnosus; die aller fleischächtigi-
sten [Oliven] gebend aller minst öl.' Fris.; Mal.
fleischele": nach Fleisch riechen od. schmecken,
allg.
fleische": 1. in der Gerberei das Fleisch von
der Haut abschaben. .Die kürssner sollent in der .\r
ir fei waschen, fl. und beizen.' 1539. B. — 2. mit
grosser Anstrengung schleppen od. tragen Schw; „Zo",
viell. eig. schleppen wie an schweren Fleischstucken;
vgl. noch Schm.-Fr. 1, 798.
g'fleischet: wohlbeleibt Bs; BM.
fleischhaft: reich an Fleisch. ,F1. stuck, als
die lunielen [Lenden] und schlauchbräten und die hin-
deren löuf vom wildprett, pulpanientum.' Mal.
fleischig: 1. aus FL bestehend. Öppis Fl-s, ein
Fleischgericht Z. -- 2. g'fl., fleischig, muskulös; auch
von Obst. allg.
fleischin: fleischlich. ,llast du auch fleischine
äugen, oder siehst du auf das, darauf die menschen
sehend.' Z Bib. 1560. ,Die grob und fleischin an-
fechtung.' HBull. 1571. ,Ich bin fleische gestaltet.'
1707, Weish. [dafür jetzt ,zu Fleisch'].
Fleischlichi f.: Fleischlichkeit, ,0b wir euwere
fleischliche erndend.' 1530, 1. Cor. [dafür 1707: ,euer
Fleischliches'].
Pliscll m.: Flyschschiefer, die Gebirgsart, welche
zwischen den Kalkbergen eingeschlossen ist und in
manigfaltigem Wechsel aus Mergelschiefer, Mergel-
kalk und Sandstein besteht BSi. ; ein durch GStuder
für eine Schicht der Eocänformation in die Wissen-
schaft eingeführter terni. techn.
Vgl. über die der Bed. und Form nacii vwdtn WW. die
Anm. zu Flime" ; näher noch berührt sieh bair. Flins, Sand-
steinformation unter dem Kieslager der Gegend um München.
Darf als Grundbed. .Schiefergestein iu schichtenweiser La-
gerung' angesetzt werden, so ergibt sich mögliche Identität
mit Flinae", indem die dort angegebenen schwäb., kärnth. und
nhd. Formen Arten des Schiefergesteius (tw. als Resultat der
Verwitterung) bedeuten. Die verwitterten Schiefergesteine
geben mittelbar oder UTimitteibar Änlass zu Krdrutschungen
(s. Flinn''). .auslautendes s wird nach den spitzen Voc. leicht
zu 9, vgl. /», Eis. Die Bed. .glimmerige Erde' erinnert aller-
dings auch an bair. ,ftinseln, flimmern', blinzeln. S. noch d. f.
flisch: 1. schieferig BSi. — 2. verwittert; s. fnl
Sp. 787.
f losch s. flössen. Geflosch s. Geflntsch.
Fliisch- BRi. (PL -e", -er), Sa., Flosrh BHa. — m.,
Flosche f. BHk. : 1. Cisterne, zur Aufnahme von Regen-
wasser bestimmte Grube, besonders auf den Alpen
zum Tränken des Viehs angebracht BHk., Ri.; „Obw."
,Die Brunnentröge und Flösche auf der Alp sind eine
Servitut der Korporation.' vEuw 1708. — 2. Teich,
kleiner See BSa. — 3. Jauchekasten oder -fass in
der Erde BHa., RL
Auch Schwab.; vgl. 'i* nihd. vioz, Fluss, Strom. Vgl. auch
Flutz und Flüz, mit ähnlicher Bed., ani ßosdi bei Lex. :3, 4l:L
Über Umlaut vor -scti vgl. Fliini-lie; doch kann unser W.
auch auf , flössen' zurückgehn. — Der Bed. nach entspricht
am nächsten tir. //e»», seicht, untief. Auch in Flurnu. : ,iui
Flö.sch' B (üfter)'; Z uSth., .in den Kieschen', Alp in \V,
.Flöschacheren' Bfiugg.
12-jr,
Flasch— fliiscli. Plat— ttiit
1226
tldsch AaF., Fri.; Bs; B (<»; .Scii (i'); ZKafz,
flasch (e-) GMels: 1. schwammiclit. locker, weicli.
von Fiüelitcn (z.B. Ä|it'c'lii, Rülii-n. die inwendig in-
folf^e davon faulen und hohl weiden GMels). vom
Gra.<e (BSi.), bes. aber vom sehattenhalb gewachsenen,
rasch aufgeschossenen, zerbrechlichen, nicht dauer-
liafton Holze, wie auch z.B. von dem der Paii])el Aa;
l!s; B; ZRafz. Syn. </e/b.s'e» (Sp. 1088. s.d.); miischig;
manch. Ggs. hnchsig. — 2. aufgedunsen, fett (von
Menschen), aber doch von schwächlicher Constitution
AAFri.; Bs; ScHNnk. Bis si em [dem Kinde] helfe"
tciU, se-n isch 's sehn" hi" und rilert si'''' nit, — e fltische
Buoh isch's (/'.st". Hebel. - 3. von Gesundheit strotzend,
rotwangig BSchw.
Im Voriirlbergy/usc/i, selnvaniuiig, aufgedunsen; bair. //<«»,
li>se; tir. fio^chet, aufgedunsen, dickleibig. Vgl. noch Flösch,
Flalith u. Twdte; aber auch \t. ßoxeio, comask. //o»», schlaff.
PliiscUe f-i'-J i.: ein auf den Widerlagern ruhender,
von einem Ufer zum andern reichender Brückenbalken
GMels. Vgl. Alisbaum. — Eig. ein scliwankouder. /it-
tornder? zum tVdg. Vb. ?
llüsch'e": 1. trs. a) beim Schopf. Kragen nehmen
und schütteln B.Si.; W. Aliiess ich dich Held noch jL?
droht der Vater dem ungehorsamen Jungen. Unpers..
vor Angst, Kälte, Fieber erzittern machen BSa. —
b) auflockern, z. B. Kleider, die im Wasser liegen od.
zum Trocknen aufgehängt sind; das Federbett B. Syn.
jlüdren, dessen Bed. es verstärkt. — 2. (refl.) sich
schütteln, z. B. von Tieren, welche sich des Staubs
entledigen BHa., Si. — 3. (neutr.) vor Äugst od. Kälte
zittern BSa. — 4. (neutr.) „matt brennen, wie z. B.
faules Holz W.-
Zu vlus, Nbf. des nihd. liies.' — Zu 4. Das matte Feuer
ist das zitternde, da und dort aufflackernde und wieder
erlöschende.
„flispere": flüstern, leise reden Sch.'- Syn. flismen.
- Zu ahd. flintran, liebkosen; nhd. .Hfisteru', .luch iinlid.
.flispenr. Vgl. /7»/»-/-?7(.
Fielst s. Fleisch.
Histere": vor den Augen ilinnuern Sch. Syn.
fhjiercii Sp. IUI; s. flisperen.
Fiat- flul. Vgl. auch die Gruppe Ftmi usw.
Fiat, resp. (G'jFIOt. Flöd kv m. : unreinlicher
Mensch; übcrtr.. in moralischem S., ein sittenloser,
verächtlicher Mensch, häufig als Schimpfn. Ai- (ver-
stärkt Sw/^örf); GnHe., Pr.; G. L'bertr. auf Tiere und
Sachen, lez han-i''' co" dem u-üeste" Flot [schlechtem
Garn] Bloss 70 Rickli f/'spuelt mit Not. EFeurer.
Verk. aus Un-Fl.. indem nuiu dem uii bloss verstärkende
Bed. beimass. Anders Gr. WB. 3, 1728.
U"- (PI. -e" BSi., sonst U'fl<U\ m.: 1. Unrat, Un-
reinigkeit, Kehricht BM. ; L. Wenn 's z' Märit (fang,
da sinn' Niemere a" Mädi, aber wenn e Dreck us-
s'traiipe" slg oder süst ncnis llflat, da sott Mädi
vora". GoTTii. ,l)as es allwegen vermischt ist mit
dem iniHat >ind mit dem wuost der sünilcn.' ZwiNci.i.
jSoUent die metzger nietzgen [nicht] in dem läger.
damit die unrat. buch und u. hinweg komme.' 1553.
Zellw. Urk. .Proluvies, u., ausspüeleten.' Fris. .Lens.
ein niss oder u. auf dem haupt.' Fris.; Mal. Bildl.:
U"llät ä't'ä", Streit erregen. Id. B (vgl. Jl/i'.s'f mache").
[ — 2. unsauberer, schmutziger Gegenstand, auch
Tier oder Mensch; darum häufig zum .\usdruck des
Widerwillens, wenn auch oft nur scherzw. ange-
wendet, allg. De'' Hund hed (/'hület vi-n-en Uflot L
(Schwyzerd.). ,Die Unflate von Schlampihüten.- Gotth.
So? Du bist au''' i d' Bart lernarrt? Eso en U"/!.
verstellt 's G-'sicht. Feurer. Was für eit Chetzers O"/!.
het's i'g' rieht, die Stickstüel'^ ApI. (Schwyzerd.). Sibe
Chile, Gott b'h'uet-si, und sibe Chind, deren Uflöd, ant-
wortete der Entlebucher, als man ihn nach seinem
Hausstande fragte. Ineichen. ,0b es sich begab, dz
einem uf unser allmeind vech verdurb, so soll er "s
angents vergraben ; es soll auch nicmants kein solich
unnütz vecli» und u. oder unrat uf unser almeind tuon.'
1536. ScHW Kq. .Das fleisch der katzen wirt gefressen
in Hispanien, so [die Spanier] sunst unflät in allerlei
speiss sind.' Tierb. 15(j3. Von Pers. in moralischem
Sinn, ein roher, im Reden und Handeln unsittlicher
Mensch; daher als gemeines Schimpfwort gebraucht.
)S'( hat en U. vom-ene Ma"". Fr hat es Mül wie en U.
As ist an üsgmarchata und a bara lötaga Ujlad g'sl"
Ge (Schwyzerd.) .Wir wend keines Junkherren ver-
soffenen Unflaats [zum Pfarrer].' 1569, Tu Beitr. 1572
in den Absch. unter den Schelten aufgeführt, die vor
den niedern Gerichten gestraft werden sollen. .Die
Unflät, die Unkeuschheits-Sünden begehen.' Ulr. 173-1.
Vgl. fliit.
unflätele": nach Unrat riechen oder schmecken ;
unanständig, unsittlich sein, z. B. von einem Bucli ;
garstige Dinge treiben, allg.
Unflate": an .Unflat' erinnern. A. Chönnet-er
nid säge", wie-n-er zum G'sehlecht [welclien Ge-
schlechtsnamen] hed? — B. Nei", »'"'' cha"" 's -nid
b'stimiiit säge", rceder [nur] das weiss-i"'': es uflätet
Öbbis. — A. Ja so. das ist der Söppi Wüest. .IBEcLi
1871.
U"fläter m.: = Unflät 3 Z.
Flatt m.: eine Lage Schnee BSi. (7,yro). Syn. Fhttz.
flatt s. fratt.
Flattere f.: Ohrfeige. Schlag mit der flachen Hund.
Maulschelle Af; GRh.. neben Flätterli"g (s. d.).
flattere": l. a. fladeren. — 2. sehr heftig regnen
G oRh. 's het grail g'flatteret. Syn. flatteren. -- ".er-fl.,
(fr.) Einem eine Tracht Schhlge erteilen Ar. Vgl.
fladeren u. Gr. WB. 3, 1731.
Flatterer m. : flatterhafter Mensch .\i".
llilttiere" {-d- Bs): 1. schmeicheln, liebkosen, allg.
Syn. höf'chii, schancenzlen. .Y.s mögend ouch wol die
menschen einanderen fl. und zenzlen [locken | und ein-
anderen für guote Christen erkennen.- Gualth. 1555.
,Pcrcutere alijm palpo, ad voluntatem alieujus dicero,
eim fl., schmcichlen.' Fkis. ,F1., was einer sagt, im
wol lassen gefallen, schmeichlen. Der im bitten flatiert
und liebkoset, procum blandus.' Mal. ,Er aber flattiert
den Hunden und gab ihnen Brot.' Hei't. 1658. Daher
g(c) flattier ig, flattier(er)isch: schmeichlerisch,
allir. Flatti
;. Schincichlcr, allg.
(^i'inem
1227
Fiat, «et. flit. flnt. flut
1228
Arbeitsstoffe, Werkzeug) Sorge tragen, es sorgfältig,
schonend gebrauchen Z. — 3. (iron.) einen Schlag
versetzen ZWald. Syn. tätschien.
Aus frz. ßatter, afrz. afflalter, streicheln, welche gor-
inanisclioa Ursprungs sind. Vgl. flatteren a. 6r. WB. 3, 1734.
Flattör -Ö- ni.: Schmeichler Aa; S; Z. — Ans
ileni Frz.
flftt ,AaF.;" BO.; „F;^- Uw; U; W. fiM L; ScHW
Muo., ./lef-: 1. als Adj. a) rein, reinlich, .sauber,
geputzt, von Sachen, Menschen und Tieren „j^aF.;"
BO. ; W. In der Stiihu" sind d' Tisch und d' Bäich
[Bänke] (janz //. [rein gescheuert]. Ein flätes Landgut,
ein fiäter Acker sind wohlbestellt. As fh'its Hüsuüh
[Hausfrau] W. Es fläts Chalb BGr.. Gt. We'" die
hiihi Nidelchella fläti ist, ice''"-mu"-scha [sie] ms der
dicke Milch nimmt, so bllht 's hibsches Wetter W. Er
ist nit fläte über d' L'ebra, nicht sauber über's Nieren-
stück, ebd. — b) geschickt, geeignet zu Etwas, z. B.
von einem Werkzeug BHa. — c) in moralischem S.,
von Personen, brav. ebd. — 2. als Adv. a) i. S. v.
1 a, b, c. — b) schnell, flink, ohne lange zu überlegen,
sogleich entschieden, bündig, kurz und gut B; Schw
Muo.; „Z." Uf der Iseban geid's fl. BRi. Wnl, den
han-i'''' vtütjen [überwältigt] und das fl. ebd. ,Seh,
Hueb, bet und nicht so gestottert, sondern fl. fort, dass
du heute nocli fertig wirst.' Gotth. Das miech- [machte]
r'' anders und das fl. ebd. ,Flätt, mox. illico.- Id. B,
Er hed-mer de' Bündel fl. vor d' Türe ij'liid SriiwMuo.
Mit adv. Ä jfläts- BO.. M. Jetz gang-mcr fl. derhinder.
— c) ganz und gar, gänzlich, vollständig, durchaus,
geradezu L; Si'HwMuo.; Uw; U (auch „fläts"); „W."
Er hed Alls fl. eicey g' fresse'. „Da lebt er i' Sii's
und Bru's, bis Alls z'sämme fläts verbutzt ist Ndw."
's ist fl., wie-n-i"'' g'säid ha' UwE. Er loigt [lügt] //.
ebd. Es hed-em d'r Finger i' der Fabrik fl. ewegg
[rein weg] g'nö" L. Öppis flät-ane (fldtig) weghaue'.
Fl. Nid, ganz und gar Nichts; //. nur..., durchaus
nichts Andres als . . . Ndw. Syn. bi Butz und Stil.
— d) an einem fort, beständig UwE. 's Chind hed
fl. g'schröue [geweint]. — un-: unsauber, unrein.
garstig W. — Setzt ein ahd. //ad' voraus; mhä. nur vluetec.
Die selbe Begriffsentwicklung auch bei ijlati, süber (s. d.).
fläte" (-«-): 1. durchseihen, von frisch gemolkener
Jlilch. d. h. sie von Unreinigkeiten säubern, daher (un-)
(/'flutet, (nicht) geseiht W. Syn. richten. — 2. „einen
Kranken pflegen, ihn gleichsam sauber halten LE."
„fläterc" -«-: gäten, einen Acker od. Garten vom
Unkraut reinigen W." — Eig. ßätcr, sauberer, machen.
flätig -ä- {-e- AABb.): 1. = flat 1 Aa; „W". Durch
das Nachrätschen wird das Werch tiätiger. Sit e Bitzeli
[ein wenig] //..' [zu Kindern] AAZein. — 2. rasch,
liurtig, gewandt; emsig; ohne Schwierigkeit Aa;
Bs; B; ZBenken; vgl. flät 2. 's isch fl. (ab Statte')
'gange". [Si] het g' macht, dass si so fl. als viüglich
im US de" Auge" chömm. Walden. Mini Here hen
iillmig «!(''■ g'meint, der Botschriber schrlb gar sollt
fliitig am Brotekoll. Alem. 1843. ,Unsere Correspon-
denz, die einst auf so vielen goldenen Spulen lief und
so fl.' Hebel. ,Wo einer seiner sach fl. nachgät, so
spricht man. er ist als hurtig als ein atf.' Tierb. 1563.
Syn. gleitig, tceidlig. — 3. a) = flät 3 c AABb. Fl.
Nüd, gar Nichts, 's häd-em 's Bei" fl. etregg'schhu/e".
— b) platt. Fl. uf 's G'sicht use falle" Ap. — 4. u n-
relnlich, unsauber, garstig GrHb.. Pr.; ScnwMa.
MhJ. vlaetec, sauber, zierlich, schön, von riai, Sauberkeit.
Bed. 4 dir. von Fiat abgeleitet; vgl. aber auch Gr., WB.
un-: 1. un.sauber, unordentlich, abstossend, wider-
lich, allg. .B'richtete aber so hofl'ärtiges Weibervolch,
was ihm wegmüsste u'"" was nnfl. sei {schal i"'', sagen
die Zürcher), dann tat Eisi wie ein alter Metzgerhund.'
Gotth. — 2. in moralischem S., unkeusch, unsittlich,
z. B. auch von Reden, wild, grob. allg.
flätige": säubern. De" Bodun fl. wie en Dili,
alles Gehölz auf einem Grundstück weghauen W.
flätiglich //fU7i; 1. unbedenklich, kurzweg, ohne
Umstände, einfach, sofoi't Sch; ZSth. Er hät-en fl.
bim Chrübis [Schopf] g'nu [genommen], furtg'jagt
udgl. Er chünnd ja fl. e chlei mit-is chö". Gang fl.:
Du darfst es fl. [mit gutem Gewissen] iö'". Auch mit
der Endung -ling und adv. s; flüMings ScnNnk. Syn.
gerad. — 2. vollständig, völlig(lich), ganz und gar
ScnBargen. Wenn 's no'' au"'' fl. langet, ausreicht.
Fl. Nünt tue". Die [gestörte] Otere gugget uhe, macht
es Schnüfeli [zischt], //. als we"" [ganz, wie wenn] .si
falsch [zornig] war. Schwvzrrd. — Flak-Ii durch Sync.
II. Assiniil.; vgl. etfulcHch Sp. 178.
Flättaeli G (a" 1790); Z, „-acht Ap", -acher G
(Götz.) — 1)1., Flättache, -oche Ap(T.); GrHb.; GRh.
fl'lättoch'e), Stdt. oT. — f. (m. nur GSev.): 1. Flügel
der Vögel und Insekten usw. Ar; Gr; G. D' Fl.
lamjie" lu", den Mut sinken lassen GW. — 2. Ohrfeige
GStdtf. Heb no'' di Lästerschnorre zue, söss [sonst]
get 's a pär Flettache (: Sache). Ap Kai. 1884. Syn.
Flauer (ling); Flädere.
Eine Verbindung der End. von nihd. vi-tach ra., vi'tache f.,
Fittig, mit dem Anlant von flieijai nni jlittiei-n; vgl. noch
Flücl-c für Fiele (ApI. -aehcr der auf Sp. G5 besprochenen
Endung nachgebildet.
„flättache": flattern, die Flügel bewegen Gr."
Flätter ZO., Pfle-tter Sch m.: Schlag mit der
flachen Hand, z. B. auf den Hintern ScnNnk.; ZF., Sth.
Tue recht, sust git 's no''' Fl. — Eig. ,der klatschende
Schlag'; vgl. flattcnm. — Vgl. noch MUrze'-Pfliitter.
Geflatter AAZein.; GT.; ZRfz (-e'-), Sth.. Pfl-
GRh.; Si'H (-e'- ScnSt.) — n.: an ungehörigem Orte
(z. B. beim Waschen von Zeugen) verbreitete Flüssig-
keit, Sudelei AAFri.; GlK.; Sch; GWa., T.; ZRafz;
das in Folge eines Wassergusses sich ansammelnde
Wasser. Wasserlache AAZein.; GWa. Syn. Gefleder,
Geflätsch. Vgl. fläderen, flederen.
Flattere" f.: 1. Schlag auf den Kopf, mit der
flachen Hand GrHc. ; GRh.; Tu. Syn. Flättaclu, Flätter-
ling; Gusche; Husche; Schicättcrhng. — 2. dicke Frau
GWa.; eig. .breites Ding'. Syn. Fluttere. — 3. feines,
flatterndes Zierband aus Papier oder Seide GWe.
flattere": 1. flattern, z.B. von Schindeln; mit
starkem Flügelschlag schwer und unbeholfen nicht
hoch fliegen, wie z.B. junge Vögel. Fledermäuse Ap;
ßSi.;GRS., Sculms; GT.', We.; „W;- ZO. Syn. flotteren.
Lt ImOb. ist flatteren gegenüber fläderen schon ein
etwas sicherer Gebrauch der Flügel. Der ,Fluder'
(s. d.) trägt nach dem Vogelb. 1557 seinen Namen
,on zweifei darumb, dass er also auf dem wasser flat-
teret; dann er weder recht fliegen noch gon kann,
er sperre dann sich mit den füessen und flüglen im
wasser'. — 2. ein Kind mit Schlägen strafen Th;
einem Kind den Hintern crfl. TuM.; beohrfeigen. ebd.;
r.'2!i
Flut. Ilcl. Ilil. Hol. Hut
1230
cerpil., ilurchpiügt'ln SoHStdt, Syn. flatteren. — 3. (pß-
l?s; GRCalfr., UYatz) mit klatschenden Tönen auf-
fallen, z.B. von dickflüssigen Excrementen der Kin-
der, auch von Wasser Bs; Gr; Flüssigkeit spielend
bewegen, dass sie klatscht, sie ausgiessen. plätschern
Bs; cacare (vom Rindvieh) Bs; .sehr stark regnen
GrHc. ; G oT, Syn. pffjletschen: flitzen; pläderen. —
I. zerfahren, (auch i'erfl.). aus einander fallen, wie
weiche Gegenstände, z. B. Gebäcke, faule Apfel Bs;
GSa. E)- hät-a° [ihn] a» d' Wand g'worfe", i''' ha'
if meint, er müess verfl., loe-n-a fide' Opfel. Winn
in-ere Burestube d's Birehung eso übere-n Ofen alte
flatteret. Syn, lätteren. Vgl. fluttern.
g'ilätterig, pfl-: nass, von Schnee, der mit Regen
gemischt ist AaZ.; Bs; kotig Bs.
Flätterli^g m.: 1. Schlag auf den Kopf mit
der flachen Hand, gesalzene Ohrfeige Ai'; G (schon
1790 belegt); Th; ZO. Syn. Fläderling; FlätterfenJ.
— 2. Klecks GTa. — 3. Excremente des Rindviehs,
<laher auch Kue-Fl. L. Syn. Bläder; Kue-l'fUitter.
Vgl. flatteren.
Flaute I Ndw, Flaute I B (bzw. -m--); „LE.;« W
(neben .^Flauti") : hoffärtiges, putzsüchtiges Weib,
l'utznärrin BE. (Zyro); mit dem Nbbegriff: freches,
verbuhltes Weib Ndw; W. „Dische'' ^on, der scMs
[sein] Guet mit din Flautin verfressin hat WLötschent."
Wolil eig. .der flatternde Weiberrock' (s. flauten, FlauÜ
II. vgl. Jiippe = Weib). S. uuch Flän<j<jen (mit der Nbf.
Flaute), Flute; und vgl. tir. Floita, nachlässig gekleidete
Weibsperson. S. aber auch Fl. If.
flaute" U. flaute' BE.; „LE.;" Uw f-ai-): 1. Etw.
im Winde flattern lassen oder machen, z. B. Bänder;
die Luft bewegen, z. B. mit der Hand, mit dem Hute
oder Taschentuch zum Abschiede, mit dem Fächer
BE.; Uw; U, Syn. schwelen. Sei [die Dame] flaited
(jrad e chlei [ein wenig] mid-em Eock, geht affektiert,
so dass sie das Kleid in Schwingungen bringt; vgl.
Fläutirock u. schwänzen. I'^ cha" 's G'.sätsli [Sprüch-
lein] scho" [auswendig], aber i''' cha"' 's nid fl., kann
es nicht mit den dabei nötigen Armbewegungen (Ak-
tionen) begleiten Oew, „Jmdn in die Höhe heben
und dabei schwingen LE.;" vgl. Fläutischwimg. Syn.
flaudern, fläudern. Abi. Fliiuti. — 2. wehen, vom
Wind bewegt werden, flattern, doch langsamer als bei
dem syn. fladercn „LE.;-* Uw; U. D' Här flaited-em,
seine Haare spielen im Winde üwE. Syn. flauderen,
fläuderen. — ver-i verfliegen lassen, im Winde fort-
tragen 1., z. B. ein Taschentuch UwE. De' Wind
häd 's Laub rerflaited.
Flauter, Flauti m.: lose anliegendes Uberkleid.
Joppe Aa (H,).
Flautere f.: fliegendes Band (an Kleidern) ApH.
flautero": lose herundiängen Aa.
flautcrig: lose Aa. Syn. flauderig.
Fläuti (-ei-) m. : wer das Gespräcli mit liet'tigen
Armbewegungen begleitet, übh. ein lebhaftes Wesen
zur Schau trägt Nuw. Zu flauten 1.
Pläote II L; GA.; Schw; UwE. (^-ai-A Flaute 11 V.
sonst Flöte: 1. Flöte. Fliiutli, Piccolo, Querpfeife
Scnw. ,Es brauchend auch etliche sein [des Adlers]
gebein zu fleutcn,' Vogelb. 15.57. .[lies Esels] gebeiii
ist ganz dünn, also das es guote flättenror gibt.' 'l'iKuii.
15ti3. .('anere ad tibiani. zuo i'iner schwiSglen oder
zuo einem zinken oder flöuten singen.' Fris. ; Mal.
.Die fleute. flöte, pfeife, tibia, Hstula.' Re». 166'2. -
2. eine aus der Rinde eines saftigen Baumzweiges ver-
fertigte Pfeife GA. — 3. Mundharmonika Obw, —
4. (FlöteJ = Haute I, unmoralische Dirne L; Z.
Mhd. Holte, flaute; die V Form aber dir. aus dem ital.
Itiutto. — Bed. 4 haftet auch dem nhd. ,Flöt«' an und auch
fn, flute bed. liederliches Leben; es lässt sich daher die für
Flaute I aufgestellte Abi. des Begriffs in Frage ziehn.
flaute", fläuüe", resp. -ö-.- Flöte blasen Bs; GA.;
ScHW; UwE. Die Diminutivform bes. mit Bez. auf die
Querpfeife. .Flöuten, tibiis canere.' Mal. ,FIöuter,
blaaser, auloedus.' ebd.
Flettersclie". ,Die Sommervögel, so von Anderen
Fletterschen oder Pflrtholteren [s. Sp. 820] genannt
werden.' Lucian 1702. — Vgl. Fiekflaiuler. Fludci-et; die
vorliegende Form mit deutlicher Anlehnung an .flattern'.
Füttere f.: 1. J)hi\. Flitterli, Blättchen von Gold-
und Silberschaum, mit denen vormals die Braut den
Rosmarin besprengte, welchen sie an die Hochzeitgäste
austeilte AAEhr.f — 2. ,gem. Zittergras, briza media.'
DuRH. (auch .Flitterchen' d. i. Flitterli). — 3. Mond-
viole, lunaria biennis und 1. rediviva ß It Wagn. 1680.
2 mit Bez. auf die fast immer zitternde Rispe, au welcher
die Früchtehen hangen wie die Flitterblättchen au der Krone
(."^eliäpjielil der Braut; vgl. die .Syn. .Flinkem, Flittergras,
Flinsel.' — 3 mit Bez. .auf die beweglichen Samenschötehen.
flittere": flüstern. Ebel; Syn. flisperen. ~ Mhd.
ebenso.
flitterle": wehend leichte, zitternde Bewegung
erzeugen, leise i'auschen. ,Ein sanftes Lüftchen flit-
terlet durch die Baumblätter.' UBrägg. 1780. Syn.
flotteren. — Vgl. Gr. WB. unter .flattern' und .flitteru'.
Flittersche" s. Flüderste Sp. 1176.
Fliete"GR. Pfliete" B wO.; F, Flicsme" AAFri.;
aScHW; Uw — f. (m. F): (konisches) Instrument zum
Aderlassen beim Vieh. .Etliche äderen ob den äugen,
zuo welchen man besondere kleine fliesnien bereitet
hat.' Tiere. 1563.
Aus dem lat.-gr. ,phlebotomou' zsgez. wie das ältere
.Fliedmcn', ahd. .liiedima'. ,Das ross mit einer spitzen flied-
men überschräpfen.' XV., L. .Phlebotomon (scalpellum): ein
fliedmen oder lasseisen.' Fris.; Mal.; Denzl. 1677; bei Letz-
term auch ,Fliete, Fliessmen'. IGT"; 171(j. ie regelrecht
aus lat. e (vgl. .Spiegel, Fieber' uam.); die Krweichung des
t (U) zu d ist durch die unmittelbare Berührung mit m ver-
ursacht, die Ausweichung zu h viell. durch Anlehnuug an
,fliessen'. Die Verk. zu Flirte mag auf Analogie mit ßode
für ttniiint (amild, hodew) iidgl. beruhen.
Flott n.; Rahm (auf der Milch) W.
Wohl .das Schwimmende' ; Kntlehuung aus dem Nd. |diireh
das Mittel des Nhd.) ist nic'lit von vorneherein anzunehmen;
vgl. Flotte, Flute.
(lott: au.sgozeichnet, hubscli. F flotte Bursch lis.
's iscli fl. '/.st", z.B. im Theater, ebd. Fertig, in voller
Ordnung, 's Meilli [Magd] will am Sam.'itig i" der
j Churhi alles fl. ha" AAÜb. -- Durch das Mittel der
Srlirit'tsiir. aus ilcm Nd.
Flutte I 1.: eine zsgcdrehte. geknotete Strähne
Rohseide Z. - Aus frz. fl'itte. S. noch Fltiiixtuet;.
flotte": die olfenen Strähnen Kolisoiile zsdrehen
und knoten, spec. nachdem die Kette einer Wirpfe
von ilcr /.'ttlcriii vollendet ist. die auf den S|pulon
1231
Fiat. Het. Ilit. (Iiil. flilf
123L'
übrifc f^fbliebene SeiJe zu Strähnen bnnt durch ein-
ander winden und diese gegen das eine Ende zu-
kniijifen, damit sie dem Färber zum Schwarzfärben
übergeben werden können Z.
Kalber-Flofte: (spöttisch) ein grosses Boot, das
ilroi Mal wöchentlich auf der Aare mit Waaren. häufig
auch mit Vieh, von Thun nach Bern fuhr B. — Zu
nlul. ,Kl»ttf'.
„Flotte 11, Flutte 1 f.: Schürf, Schnitt an einer
Tanne, woraus Harz fliesst LG."
.a"-flotte". -flutte": eine Tanne ansdiürfen.
einen Schnitt daran nuichen, um Harz herausHiessen
zu machen LG."
flottere": 1. tiattern. Bändel und Zwähh" hend s'
diintne" [auf allen Seiten], es flatteret wie am eid-
(jinössisehe I'ane Zg (Schwyzerd.). ,Wie er myn
röcklin g'sach tlottren, vermeint er. es wäri ein vogel.'
I'latt. 1572. Bes. vom hörbaren, rauschenden Flügel-
schlag mühsam fliegender, .iunger oder jäh aufge-
scheuchter Vögel Aa; Bs; aScHW; S; Z. D' Hüender
chönnit nit flAge", nw fl. Uf'-fl-, auffliegen; ver-fl,
aus einander fliegen Bs (Spreng). .Subvolare, auf-
fliegen, fl.. d. i. ein wenig fliegen wie das jung gvügel.
Plaudere aus. fl. oder die flügel erschwingen (erschüt-
ten). Auffliegen, fl., in die höhe fliegen, subvolare.
.Hin und wider fl., circumvolitare.' Fkis. ; Mal. Vgl.
fetteren, Sp. 1134. In zitternden Bewegungen durch
Blätter und lose Gegenstände rauschen, sie schütteln.
De Iie(ie"iciiid flotteret, der HegC-Klotteri göt Zu.;
vgl. flitteroi. Übertr. '.s Geld ist fiirtg'flotlered, mit
einem Mal verschwunden, ist unnütz weggegeben wor-
den Bs. Wie fläderen häufig mit lä" verbunden Bs;
auch m. unpers. Obj.: 's fl. lö", verschwenderisch sein
in Essen und Kleidung, ebd. Lässig an einer Arbeit
herumhantieren, sie nicht fest angreifen. Do mues
g'flutteret und y'fl. si", das-mer [man. Unsereiner] hall
meint, mer viücs bim Eid cerstrupfe [vor Ungeduld
vergehn] ZF., eig. wie ein schlecht fliegender Vogel
flattern, sein Ziel nicht erreichen. A^gl. Vflötterliny.
Flottcri m.: Flattergeist, flatterliafter Mensch.
Dokter FL, Quacksalber Scuw.
flotterig: locker Ap (neben floderiy).
flötterle": sterzeu, stcisseln, d. i. rasche Flügel-
schwingungen machen, als Zeichen des Wohlbehagens;
von Bienen, welche vor dem Flugloch auf dem Flug-
brett den Hinterleib nach rückwärts in die Hölie heben
und gerade ausstrecken, indem sieden Kopf senken GT.
Flötterli in der RA.: Fl. und Hötlerli, Alles
ohne Unterschied, Grosses und Kleines, wie man es
von der Wiese einheimst AABb.
Eij;. das fliegende, ffattenide Anliäugsel uud Jas beim
■ Hotterii", Rütteln, des Wagens Abfalleuile.
Flöte, flöten s. Flaute II.
flötötscli: lustig, vergnügt GTa.
Flut f. in derEA.: ,Hanf in die Flut. d.h. in die
Hanfrosen [Sumpflöcher mit fauligem Wasser], legen'
G uKh., It Steinm. 1801.
Vgl. hennebergisch Finte, Pfütze. Man beachte, dass
sehriftd. ,Flut' alemann. I'iuet lauten mUsste.
Flute bzw. Flutte HsStdt (Beck.); HU.. Si.; FMu.:
L, l'fl- Aa; B.sStdt u. IaI; S; Zg: 1. Klösse aus ver-
schiedenem .Mehl (z. B. Griesflute B; FMu.) oder aus
Kartoffeln, wozu der Teig mit Milch od. Eiern zuerst
gekocht und dann löffelweise herausgestochen und
mit Fett (It Spreng und Zyro nur halb, so dass sie
weicher, lockrer sind) gebraten wird; eine früher
beliebte Fastenspeise, etwa entsprechend den bairi-
schen Dampfnudeln Aa; Bs; B; F; L; S; Zg; aucli
blosser Mehlbrei mit Knollen, ein Mittelding zwi-
schen Knödeln und Brei AAEhr. ; B; F. So lang 's
no"'' Pfl. und Chnöpfli [Knödel] git, verrecke (cer-
gange") d' Schwabe fcerderbe" d' Zeininger Chnabe)
nit Aa; Bs. Landolt, Kochb., nennt spez. , Freiburger
Pfüttlein' [so]. Am Freitag hiess es vormals in L
etwa; Hut git 's Fl. und Hör [Haar] dra", d. h. ein
unsauberes, unangenehmes Essen. — 2. dickes, be-
leibtes, träges Weib Aa; Bs; L; S; spez. ein dickes
Kind BU. ; ein schwerfälliges, nachlässig gekleidetes
Frauenzimmer GWe. Syn. Flattere. — 3. (nur Pfl-)
gegen Kälte und Witterung empfindlicher Mensch,
Ofenhocker, Stubensitzer (e verfrorni VfL, vor Frost
blass und zitternd), Person, die immer kränkelt Bs;
verzärteltes, furchtsames Kind, ebd.; daher Schelte
für einen Weichling, ebd. Syn. Flutter 3, Pfüte;
Pflünggel; Pflütter; Pflütz; Tirggeli. Dehaim am Ofe'
bltbe", ir Pfl. ir. JMahlv. Auch als Schelte für einen
eintönigen, langsamen Menschen BsStdt. Vgl. Flutter,
pflütterig.
Das W. in Bed. 1 u. 2 auch elsässiscli (Flutt). Viell.
liegt lat. flutare, fliessen, zu Grunde, da die Knödel beim
Braten auf dem flüssigen Fett scliwinimen; es lässt sicli
cburw. /?M/j7e(( (s. unser fliiyetz) aus lat. jinctufi als Analogie
herbeiziehen. Bed. 2 erklärbar als unbeholfen, schwer be-
weglich wie (Knödel-) Teig.
fluten f-ui-J, mit D. P.: Einen (bes. mit Fäusten)
schlagen Ndw. — Vidi, zum vor.: schlagen, wie man Teig
schlägt, klopft.
ver-pflüte": vor Kälte zusammenschrumpfen,
zerrinnen, beinahe umkommen Bs. — Zu flute .s.
Flutte s. Flotle.
FIntter Ar f-o-j; GRli., Pfl- Gr, Pflütter Bs;
ScH m.: 1. = Flader 1, und zwar Schlamm usw. AaZ.;
Ai'; Bs; (inValz.; GI!h.; ZSth.; s. ufzielie"; dünner
Kot von Menschen und Tieren Bs; Gr; GRh.; daher
EmliveidpfL, weil die Emdweide bewirkt, dass der
Kot des Viehes dünn und grün wird GRValz.; auch
dünner Teig ZSth., dickflüssige Masse übh. GRh. —
2. Pflütter, Diarrhcee Bs. — 3. erschrockener, hason-
herziger Mensch Sih. Syn. Flute 3: Hosenschisser.
— Vgl. Fluder.
Nest-Fl., -Pfl.: 1. Vogel, der zuletzt aus dem
Neste geht G. — 2. das jüngste Kind einer Familie G.
Synn. Nest-Höck(er), -Kegel, -Buz, -Blutter, -Blüttling,
-BliUz, -Pflülterling, -PflützUng.
F lüttere (Pflüttere Gr) f.: 1. fette, unappetit-
liche Weibsperson Gr; GWa. ; fettes Stück Vieh Gr
Calfr., UVatz. — 2. moralisch haltlose Weibsperson
GWa.
fluttere" (-ü- GSa.; SchwE.), pflüttere" Bs:
1. = fläderen 7 G; ScuwE.; Tu. Wenn d' Lerch er-
wacht vo" merm G'schrei, I' d' Höchi fliittret am
grüene" Bei'. S. flodern. Daher Nestflütteri m.
^ Nestflutter GSa. — 2. = fläderen 1; Diarrhree haben,
von Menschen und Tieren (iKh., Sa, — 3. flattere,
lose werden und sich verwirren, von Fäden auf einer
schlecht gewundenen Spule beim Haspeln Sihw; Zg.
1233
Fiat tlilt. Hatscli tliitsch
1234
8yn. (ver-) laueren. — ver-pflutteie" (-ii- Spreng):
zertiiessen, zerfalireii, wie z. B. überreifes, faulendes
Obst. Gebiicke mit dünnem Teig Bs.
rflutterete, -«-f.: dünne, weiche Masse, dünner
Brei GnChur, He.
flatterig Bs. -ä- (-Ö-) AaZ., g'flütterig i>tUU-
teriij AABb., Z.; Bs C-u-J; L: 1. weich, ohne Festig-
keit, wie z.B. überreife oder faule Früchte Bs; L;
von selbst zerfliessend. breiartig, dickflüssig, wie auf-
getauter oder mit Kegen getränkter Schnee, Kot auf
durchweichten Strassen und Wegen AABb., Z.; Bs;
ScH. Auch vom Wetter AABb.; Sch (s. noch PßUter-
Wettei-). — 2. pflHtteruj, an Durchfall leidend Bs
(Spreng). — 3. p/Züfteniy dreinsehn, blass, zusammen-
geschlagen, welk, wie Einer, der Diarrhoe hat Bs
("spreng). — 4. verzärtelt, weichlich, empfindlich gegen
Witterungseinflüsse L; vgl. Flutter 3. Die Töchter,
ICO hei'" US icältsche" Pensione" chömvie", sind z' merst
nur g'flütterige Dämeli.
Der verschärfte Anlaut;/ beruht auf Verschmelzung der
Vursille y' mit dem Anlaut/, oder auf lautmalender Ver-
stärkung iibh.
Flütter m.: Papierdrache BM.
GMlütter n. = Flutter 1 AaZ.; Bs. Syn. Geftiider.
Plütti III. (von Weibspersonen ii. u. f. UwE.):
feiger, furchtsamer, charakterloser Mensch, Memme
AaF. ; L ; UwE. Die Soldate", wo liiehnd, sind FliUtene.
Von einem Ehemann, der sich beherrschen lässt udgl.
FlatSCh flutsch. Vgl. auch die Gruppe Fttttz usw.
Fiat sch s. Flartsch.
Flätsch, Flätsch I, Pflatsch I, Platz m. —
I'l. -«-: 1. Ausguss, so viel von einer Flüssigkeit mit
einem Schwünge ausgeschüttet wird BBe. (PflatschJ,
Hk. (Flätsch), Sa. (Flätsch); aScHw u. Uw (Flatz).
Nass wie ne Flätsch BHk. Syn. Platsch; Gutsch.
Vgl. flätschnass. Auch als (unbestimmtes) Mass : Die
Chile gid c chllne Flatz Milch aScnw. — 2. Flatz,
Regenguss aScnw; Uw. — 3. von Schnee, so viel,
als auf ein Mal vom Himmel oder etwa von einem
Dache fällt ßSa. (Flätsch), Si. und „W" (Flatz). Es
hei e grosse Fl. g'schnlt (g'leit); es ist e tolle Fl. Sehne
g'falle". Auch dim. es Flatzli. Syn. Flarz; Flalt;
Schiatz. — 4. Flätsch BRa,.; Gr, Flätsch Av; L; GT..
Pflatsch Ap; BRi. ; Gr, flüssiger Strassenkot; mit
Wasser vermengter oder zerfliessender Schnee, durch
den man waten uuiss, von Regen oder Schneewasser
durchweichter Weg. Syn. Geflätsch; Flutz; Geflotsch;
Platsch; Geflüder; Geknötsch. — 5. Flatz, Schlag
mit der flachen Hand, Ohrfeige BSi.
Wenn es nicht ein blosses Schalhvort ist, so geliort es
zu ahd. Jlaz, Hach; dann ist die Grundvorstellung die der
Ausdehnung in die Breite. — Vgl. ßoinclun.
G'flatsch BSi., Pflatsch II BBe.; W — n. =
Flätsch 4. S. Geflotsch.
Wellen-Flatz: Erguss der Wellen. ,Der nasse
Gott [Neptun] Stürmt an den Platz mit W.' J,yMKY.
I(i03.
flatsche" BU.; Gr (Tsch.), pfl- BKi.; Giaic.; G,
flatze Uw: 1. einen starken Guss ausschütten Uw ;
Schweiz. Idiotikon I. 8.
mit plätscherndem Geräusch in Nassem herumrühren
GRh. — 2. .platschen', stark regnen Grub. — 3. (vom
Schnee) klatschend herunter fallen Gr. Hut hed 's
grusig ab de' Buohen [Buchen] a''her g'flatschet. Tsch.
— 4. durch Wasser od. Schlannn gehen, darin herum
treten; in ganz durchnässten Schuhen einher gehen B;
„G." .1 >er Bauer leitete emsig Wasser auf und ab [durch
die Matte] und flatschte mit seinen Holzbödenschuhen
keck im Wasser herum, wohin ich ihm mit meinen
Stiefelchen nicht folgen konnte.' Gotth. Bildl. : ,Die
Mädchen rümpften die Nase, weil die Buben den Wein
zu sparen schienen und nicht mehr darin herum-
flatscheten.' ebd., gleichsam darin wateten. — Vgl.
flaueren, fluderen, flüderen.
(g'=)flatschig: (vom Erdboden, von Schnee- oder
Eisdecke) ganz durchweicht, schlammig BO.
Geflätsch Gfl^ti bezw. -e''- B; VOrte; Gl; Gr;
GA., T., Wa.; ZDättl., Pfl- GRUVatz; S, -e'- Bs; Sch;
Zg; Z, Gfle'tz I Gl; L — n.: 1. zerfliessender
Schnee, Wasser od. Kot, welche die Wege ungangbar
machen; im Schmelzen begrift'enes Eis Gl; Gr; G.A,.,
T., Wa.; Z; breit verschüttete od. zerspritzte Flüssig-
keit, Lache B; „VOrte;" GT.; Sch; Zo; Z. E Gfi.
mache". AWit. \eih\inden: c Gfi. u. e Gflilder. , Nasse
Witterung B; L." Klecks S. Syn. s. Gefieder. —
2. „unreinliche Wäsche L." Vgl. flotschen.
Flatsche (-c-) f.: Lache von ausgeschütteter
Flüssigkeit L (Ineiohen).
flatsche" I AAtw.; Ai'; B; Gr; L; Uw; ZSth.,
pfl- Ap; Uw; W, fle'- AAtw.; L; U; „Zg" (St.»); Z,
pfl- Bs; L; Sch, fle'tze Schw; Uw; U: 1. (intr.)
a) Flüssigkeit ausgiessen, sie schaukeln, so dass sie
überfliesst „B;" VOrte; „S;" Z; in Wasser oder
Kot treten, wühlen, hantieren, kneten und sich dabei
besudeln, bespritzen und durchnässen, „allg.", auch
umenandpfl. Sch. Vgl. flfitschuass. Syn. fladeren usw.;
flatschen, flotschen, güdelen: gautschen; .rutschen; Ha-
deren. Spez., im verächtlichen S., mit Wäsche un-
ordentlich oder ungeschickt umgehen, so dass man
sich dabei durchnässt AaF.; L; Zg; Syn. fiotsclien.
— \>) es flätschet, der Weg ist nass, schmutzig BSi.;
es fällt nasser Schnee, Schnee mit Regen vermischt
„B;" Gr; L; es regnet stark „L;" SchwMuo.; Uw; U;
es fietzt doch nw'' der ganz Tag! Es fietzt sueche,
peitscht den Regen an die Fenster. — c) klatschen,
wie es direkt oder indirekt durcli Flüssigkeit ver-
ursacht wird: von ausgeschüttetem, auffallendem, auf-
schlagendem Wasse_i-^'i)w; plätschern BsStdt. ,Unda
inorepuit latus 'carime.jnit grossem getös und Hätschcn
ans Schill' geputscht.' Fuis. Von heftigem Regen Bs
Stdt; „B; L;" W. Es regnet, dans 's grad so flätschet
{fietzt Uw); Syn. i)/efsc7ien. Vom Ton, der beim Gang
in ganz durchnässtem Schuhwerk entsteht Aa; Nd\v.
Syn. knätschen; es fletschet i" de" Schuehne'; „wenn
die ganz durchnässten Kleider am Leibe zsschlagen
B; L;" de< Buch häd recht i- sine Chleidere g'flätscht;
wenn man nasse Wäsche schlägt Sch; Ndw, Syn.
pletschen. - '2. (tr.) fietze a) heftig ausgiessen,
ausschütten, spritzen ,1-;" Schw; Uw; U. Fletz der
Eumcr roru.'<e [vor die Türe] od. us, schütte ihn ans!
Den Stubenboden idicr-. .Imdm Wasser a'-. Auch mit
dem getrotlenen Gegenstand als Acc.-Obj., bcgiessen,
z.B. Eine- fi. — b) „Etwas flüssig machen, auflösen
U." — S. noch Fl'izcr: ßilznt.
1235
Flatscil. fletsch, rtitscli. tiotsch. fiiitsch
1236
G^flätscher n. = Geflätsch, Flatsch 4 GiiL. ^
Nach Analogie des syn. (lefliider udgl. gebildet.
flätscherig GrL., g'flätschet Gk.=geflatschig.
Flätschete B; Vürte; Z, Pfle'- Bs, Fletzete
Uw — f.: mit Ungeschick auf den Boden geschüttetes
Wasser, Sudelei. Syn. Schicetti.
(ge-)flätschig Ap; „B"; VOrte; Gr; Z: „nass,
von Flüssigkeit verunreinigt B; VObte; Z;" mit zer-
tliessendeni Schnee erfüllt Gr; wässerig, ,fett' (Schnee)
ZBenk.
Fletzi f.: nasser Fleck am Boden, Verunreinigung
des Stubenbodens durch Ausschütten von Flüssigkeit,
durch nasse Schuhe, Schirme udgl. Gl.
Fletschli"g m.: .\bzugsrinne im Stall Ap.
G^flatschn.: widerliches Weinen L. — flätsche":
so weinen. - Wohl mit gespartem -■ zu l'larisch.
„Plätscll II, Ketsch, FläiUch: Phxudermaul G.-
Syn. Flätschcr.
flutsche" II Gr; Uw, -c'- U: 1. mit grinsendem
Munde reden, .fletschen', die Zähne weisen Uw. ,Gan;/,
nimm-e" [ihn]!' fiätuchct er. JBEgli 1871. — 2. mit
Iiörbarem Kauen essen U. — 3. schäumen, von Schwei-
nen, wenn sie sich gegen das Durchziehen eines Nasen-
ringes sperren GRPani. — 4. „verklagen, zunächst von
Kindern." — Flätscher, -i": Angeber, Knabe oder
Mädchen, das ein anderes Kind z. B. beim Schullehrer
verklagt; Syn. Sock; auch übh. ein plaudcrhaftes Kind
Aa; GBh.
Mhd. vletm-n, vietacheu (e'j, die Zähne weisen (s. o. bes.
1 u. 3), scheint hier mit ßätaohen I (e, ^) vermengt. Zu 4
vgl, .klatschen' und das syn. tatschen in der eigentlichen und
der bildlichen Bud.
flätsch: (Adv.) kurz, knapp, 's Uär fl. eiceg [nahe
am Kopfe] schwele' L. - Eig. : glatt. Zu ahd. flnz, flacli.
Flätseli ni Th (Pupik.). Fle'tsche I Gl; Gr; Z
— m„ Flätsche, Fletsche A? {-e'-); GRh., T., W.; Th
— f., Flätsehge, -e- GG. (f.); Z, Flätschgete f.
GnObS.: 1. durch Schürfung oder Quetschung von
der Haut, von der Glasur oder der Politur von Ge-
räten, oder von der Baumrinde abgerissener Fleck,
bzw. die dadurch entstandene Wunde Gl; Gr; G; Th;
Z; an Bäumen als Grenzzeichen oder als Bezeichnung
der zum Fällen bestimmten Stämme oder der Grenzen
eines beabsichtigten Haues mit der Axt angebracht
(Syn. Schlärpfe) Th. — 2. grössere Fläche Land als
Arbcitsmass, e Netsche mäje' GfiPr. — 3. Fletschije,
Maulschelle (Schulze). — 4. „Fletsche, Hammer-
schlag, Eisenschlacke BThun"; vgl. Gold-Flitsehe.
Vgl. mhd. rh:t«i-he, breite Klinge, und nhd. .fletschen',
breit schlagen, bair. Flttztn f., Wunde, viell. ebf. zu ahd. /tuz
und ,flach'. Nbf. BlätsL-hy. G schiesst den Verbindungen (»<7j,
tz leicht au. Die beiden Begriffe 1 u. 3 treffen auch in den
Ausdrücken Fläntadih und FUinte, Flärre ua. zs. Zu 4 vgl.
.fletschen', Metall strecken.
flätschen III fle'tsche GT.; ZU., flätsehge"
ZZoU. : schürfen, reo. GT.; mit der Axt einen .Flätsch'
an einem Waldbaume anbringen, um ihn als fällbar
o<ler um eine Grenze zu bezeichnen; vgl. .Malbaum';
Lohtann; daher: einen Baum a"-fl. Z. Letztere Hand-
lung schliesst etwa die Stempelung mit Eötel in sich
ZZoll.
Stein-Pletsclr. Braunkehlchen, saxicohi rubetra.
TscHUDi, Tierl. Syn. Krütvögeli, Sp. 695.
Nistet gerne auf Steinen oder Sträuchern. Fletsch sagt
viell., dass es den Stein zu behauen scheine. Bei Oken
heisst es , Klitschen'. Vgl. noch Fltitschli.
Fletsche II s. Flitsche.
Isen -Fletsche: Stück Roheisen. ,Hammerschrait-
ten, darin die Eisenfletschen geschmelzet werden.'
WURSTIS.
Lässt sich mit Flatsch 11] J nicht vereinigen. Das W.
könnte aus frz. fliehe, Pfeil, entstanden sein, wenn anders die
Keile, in welcher Form das Eisen aus dem Hochofen in den
Handel kam. je so benannt wurden.
Fleitschli BsTerw.. Pfleitschi BsBirs. — n.:
1. Kotkehlchen. sylvia rubecula BsBirs. — 2. Fl.
mache" = flatideren Sp. 1172.
Zw. 1 u. '2 vermittelt sich der Zshang duicli diu Ähn-
lichkeit des Aufhüpfens der Scherbe (vgl. das syn. .Jungfern
d. i. Knixe machen' u. ä.) und den unaufhörlichen Bück-
lingen, welche das Vögelcheu zu machen scheint; vgl. sjtatzeln
= ob. 2 (Bad. Freib.). Zu 2 aber vgl. die synn. ßiiaehern
(Frkf. a'M.), Stuan pfletachen (Lesach). pflinzern (Kocher), um-
gedeutet in ,Steinblitzer machen' (Stuttg.) n.ßitachen, flitzen,
in deutschen MAA. = flattern. Aber auch nuffläutini. i' Flau-
ijetsehi) oder ßau<l(er)en darf hingewiesen werden, da an den
genannten Orten ei auch au vertritt,
Flitsch f.: Frist, Spielraum Ap. So und so viele
Tage. Wochen Flitsch ha". Übcrtr. Flitscha ha', gute
Zeit haben. Gtieti Flitsch (i-ma Hits) ha", wolil ge-
litten, gern gesehen sein.
T. hält es für verderbt aus dem hd. .Frist', das unserer
Volksspr. sonst abhanden gekommen ist; zu den Lautwechseln
wären event. einerseits Schntnz : Sehlanz, anderseits ehn'üstcn :
chnütachen, .Petsch, Jutsch' für ,Pest, Just' (XVI.) zu ver-
gleichen. Doch ist die Annahme solch doppelten Wechsels
bedenklich. Am Nächsten läge die Abi. von .flitschen', wenn
man diesem auch bei uus die Bed. .fliegen, sich leicht be-
wegen' unterschieben dürfte (vgl. Ftitaclic).
Gold-Flitsclie f.: winziges Goldblättchen. .Go-
lems nennet die Lachsforn-; „Auratam-'. dann sie
lasst sich gern finden in den Wasseren, die Goldflitzen
führen.' JLCvs. 1661. .Der Goldflitschen halb, welche
dann und wann in dem Pfefterswasser sind gewahret
[bemerkt] worden.' JJScueüchz. 1706; Syn. .Gold-
Flämmlein oder -Stäublein.' ebd. .Einige waschen
das Goldsand durch ein wullen Tuch, in dem die Gold-
flizschen hangen bleiben.' ebd. 1707; 1746.
.Flitsch. Flintsche, Flinke', sichtiges Erz auf dem Gestein;
von .flinken', schimmern. Vgl. Fliseh Sp. 1224; vgl. auch
Flatsch III 4.
Flitsche f.: Pfeil. ,Er verfluoclit die liebe, die in
hat verwundt mit synem [gemeint ist der Liebesgott]
pfyl und hätte in geschossen mit einer fletschen bis
in syn herz.' Ziely 15'24. .Eins [der Tiere] habe der
bogenschütz verwundet und mit einer flitschen gc-
troil'en.' Tierb. 1563. .Der flitsch, fliz, pfeil. bolz:
sagitta, teluni.' Ked. 1662. .Gott dich beschütze Vor
Schand und Schmitze. Des Todes Flitze.' FrHakfn.
1666. .Die Ungarn schössen mit Flitschen.' Würstis.
Nhd.; aus ndl. ./it(«, Wurfspless. Vgl. o. Sp. 1220 das
zunächst aus dem Frz. entlehnte Fleache. — .Fletsche' lässt
sich als eine in ihrem Stanunvoc. durch Fhsvlic beeinflusste
Nbf. erklären.
..Hitsche": sausen, pfeifen, schwirren wie die rasch
und kräftig geschwungene Gerte. Peitsche, der ab-
geschossene Pfeil; klatschen von der Hute od. Geissei
12S7
Klatsch— flotseli. Flax— flux
1238
auf dem blossen Kücken L; Schw." ,riagarum cie-
pitus, das fl. oder klapf eines Streichs, wenn man einen
geisslet' Fris.; Mal. — Ein Schalhroit; vgi. /hhchrn.
Oder TOB obigem Subst. abgeleitet?
Plotscll „L;- G; S; Uw; Zg (-Ö-- und -S-); »Z-,
Pfl- ÄABb.; Bs; SCH (-Ö-) — m. Sch; S; Zg, f. G; S;
Uw: 1. (gelinde UwE.) Schelte für Weibspersonen,
a) dicke, plumpe, schwerfällige Bs; „L;" Sch. Syn.
Pfluntsch. — b) träge Aa; Sch, unordentliche „L;"
Sch; S; Zg; „Z." De"- alt Flötsch, die alt Lottere
Zg (Schwyzerd.). — c) eines unsittlichen Lebens-
wandels verdächtige GT. Die Fl. ist selber schuld.
UBrägg. 1782. Ha, Grete, du bist schuld, du saperlots
Flötschlel ebd. 1780. — 2. Flütschli, Kldsse von Mehl.
Mais und Kartoffeln AAZein.
Viel), sind hier zwei verschiedene WW. vermengt, das
eine mit langem Voc. (o^, a->) möglicherweise ans Pßartsch
(Sp. 1207) od. durch dessen Vocallänge od. durch die des syn.
Hatach (Huisi'h) beeinflusst; das andere (mit S) könnte zu
fluisclien gehören. — Zu der BegrifTsvwdtsch. zw. dem Teige
und plumper Körpergestalt od. Charakterlosigkeit vgl. P/huuji/
und I'ßiing.jel, Pßüte .3 (Sp. 1232). — S. auch Flolz.
(■"flötsch, „G'flötsch" (PflötschS) n.: 1. concr.,
= Flader 1 B; L; S. Im ärgste" Sehnig f.. müesse"
ume laufe?'. — 2. „abstr., das Waten durch Wasser
oder auf durchweichten Wegen; das Schlagen ins
Wasser B; L; S." S. flotschen.
Milch-Flötschlin.: verächtliche od. scherzhafte
Benennung für Kuh Zg. .Erlaubte seinen Freunden,
während des Sommers ihre M. auf der Walchwyler-
allmeind weiden zu lassen.' Erzähler 1855.
flotsche" -ö- ÄAVorw.; „Ap;" B; Gl; L; G;
ScuSt.; ScHW; S; Uw; Zg; Z, pfl- AABb. tw.; Bs
(auch pflotze); GRh.; Sch (Kirchh.); S tw.; Th; ZUhw.,
auch dim. flötschle": 1. plätschernd in Flüssigkeit
herum-, sie aufrühren, wie z. B. Kinder im Bade, in
einem Bache; auf das Wasser schlagen Aa; B; Gl;
L; ScHW; Z; auch flötschle" in dim. S. , Enten fl. im
Weiher.' Gotth. Der See fiotschet, wenn die Wellen
ans Ufer od. ans Schiti' schlagen Scuw; Z. Kes Schreili
tuest im chältste" Bad; recht z' fl. ist di" Freud und
Lust. Nägeli 1842. F'' g'höre Nüt nie, als 's 17. roiii
Bueder. HSenn 1858. Mit Übertragung auf das trocken-
flüssige Element: Aw'' d' Summer vögel flutschlid im
Bad ro" Bluemedüfte". Heng. 1836. ,Ein grosser mos-
huw [Mooreule] ungestalt ganz ungstüem flotschet us
dem wald.' Schwynh. u. Schueler 1576. ,F1. = fladern
[flattern], alas quatere.' Denzl. 1716. Syn. fluderen 1. 3;
güderen ; götschen. Übertr.: notdürftig schwimmen Th.
— 2. Wäsche wiederholt rasch eintauchen und wieder
herausziehen, mit Geräusch waschen Gl; Uw; Z. Sider
chönim die Jumpfer zue g'icilsse" Zite" cho ge" bluetigi
Windle' wüsche" und druclc s' tüsig Mitl ahc, flotschi
und chnotschi. Stütz. Das Gewaschene schliesslich
spülen, indem man es in fri.schcm Wasser hin und
her schwenkt „Ar;" Z, auch us-; Syn. fladercn 2; flu-
deren 4; schwaderen. Refl., sich waschen. Gadnekspr.
Kleinigkeiten waschen AABb. (in dieser Bed. fl-); Syn.
krotten. Oberflächlich, unsäubcrlicli wascIicTi L. -
3. Flüssigkeit aus Unachtsamkeit und Unordentlichkeit
ausgiessen, verspritzen B; L. Syn. fläderen 2. —
4,^= fluderen 5 L. - 5. (gleichgültig, unachtsam) durch
den Strassenkot, durch Wasser waten AABb. (in
diesem S. jj/J-); Bs; BSi.; Gl; G(j.; S; Sciiw; Z; mit
Wasser in den Schuhen Schw; Z. Syn. floderen 3,
fluderen 3; pflmchen. Si hei" d' Schveh und d' Striimpf
abzöge und st" barfiss im Bach ume" g'flolschet und
hei« Geld g'suecht. BWvss 1863. ,Wie ängstlich flotseh-
ten wir [Dienstboten] in dieser Flut [von einem um-
gestürzten Bottich] herum, dieselbe mit Lapiien und
Kellen auszuschöpfen.' Stutz. .Wenn sie nicht bis an
den Hals in der Milch und im Anken fl. [damit geuden]
können, so meinen sie, es gehe ihnen übel.' Gotth.
,Ach da lag er [im Flusse] flotschend, frierend.' Eeith.
— 6. schlottrig einhergehn, in nassen Kleidern
od. indem man sie nachlässig umhängt AaZcIu.; BEi.;
in weiten Kleidern oder Schuhen (gleichsam darin
schwimmen) Z; plump, schwerfällig einhergehn übh.
L; ScHW; zwecklos umher stolpern Bs (Ochs). Syn.
pfadlen; p floderen.
Könnte lautlich sehr wohl aus mhd. vlokzen, flattern,
entstanden sein; doch weisen die meisten Bedeutungen diese
Wortfamilie eher zu ,fliessen', da dann ßotz- sich als die
ursprünglichere Form erwiese, deren tz eine Verhärtung des
iuhd. z (gcvlozzcn) darstellte; s. Flutz. S. übr. aach ßätsclicn.
g'flotschet (-Ö*- Ap): nachlässig gekleidet Ap; L.
— Die ApAusspr. des Voc. ist wohl durch die Synn. i/clotschci.
rjehutsMij veranlasst.
Flotschi I m.: 1. Einer, der gleichgültig durch
allen Strassenkot stampft S. — 2. nachlässiger, leicht-
sinniger Mensch Z. — 3. armer Tropf Z. — 4. Flötschi,
der (Regen bringende) Südostwind Zg. — Bach- ni.:
Name eines gespenstischen Tiers, das bei Nacht mit
grossem Geräusch durch den Dorfbach auf und nieder
patscht AALeerau. .
Flotschi 11 f.: eine Einrichtung in der Kattun-
fabrik, in welcher die Tücher gewaschen werden Gl.
flotschlg Aa; Bs; B, pfl- Sch: 1. (auf den
Wegen) voll Schlamm oder nassen Schnees B. ,1m
Spätherbst aber, als es strub ward und fl., kam Sophie
weniger.' Gotth. Von Kleidern, ganz nass Bs. -
2. weit, schlottrig AAZein.; „L; Zg; Z." — S. dick,
plump Sch.
Flutsch, geflntschet, flutschig. Geflütsch
s. Flutz usw.
Flätschge s. Flätscli II L
Flax- flux. Vgl. auch die Gruppe FhirliK.
Flax m.: stark aufflackernde, aber kurzwährende
Flamme, Strohfeuer (iTa. Von F/w-l.- mit : («) ab-
geleitet, wie die andre Nbf. FIndt mit, (.
(ge)flix s. fix.
Flixi m.: verächtliche Benennung SrnwE.
ver-flixt: verflucht, als Ausdruck des Ärgers oder
der Überraschung und zur Steigerung eines adj. Bc-
gritt'cs Ai'; Bs; Gr; r. gera" : r. und rerta.rt (ihHc. —
Kuphemistische Bemäntelung des lul. VV. S. o. vei/luckt.
Iliix: 1. .\dv., wie im Fluge, rasdi, sogleich, schnell
B; GRh. Syn. flucher; flingg; ernstig; weidli'^'': glv'' ;
gleitig; einanderen nach. Chumm fl..' Bald: U"' ron
'em alten Brigiboden [Dachboden sc. der baufälligen
Hütte] Da g'xrhd uia" fl. o'''' nimmii ril R (Schwyzerd.).
1239
Plax flux. Platz flntz
1240
Es ist fl. aiihi" fifi, ist liald 5 Uhr BGt. ,Flux (tiiigs),
in einem zuck (ider juck, liehend, von stund an, unver-
zogcnlich: cito; i-a])tim. citatim, actutum.' Fris. : Mal.
- 2. Adj., rasch, fjewandt. .Der Fluxer nimmt's und
der Geschwinder hat's.' UBrXgiv. 1788. — 3. Subst..
j'jH J^'/im: = ^»,r ÜRSpl. — Zu (Ipi- iingeliörigen Verwertung
lii'S Adv. als Adj. imJ Subst. s. (ir,, WB. 3, 184:8/9.
Illixe" u. pfl- AaF.; L, ijflHchse AAFri.: 1. niesen
L. Synn. s. bei fi.ien Sp. 1144. — 2. (pil-) in abge-
brochenen Stii.ssen weinen AaF.; LG.
Für 1 auch jifnuvhnen, wozu pß- ciue blosse Variation
sein kaTin. Vgl. übrigens bair. pßechnen, keuchen.
Ver-(llix( = verflixt SCH; Z. — Vgl. vcr/lucmeret u.a.
Flatz -flutz.
Flatz, flatzcn s. FJars; FlatscU usw. Fliitz
s. Klatsch.
„ Flauz f.: 1. eine zu aller Arbeit träge, in der
Klei<lung nachlässige, unreinliche Person Ap."
2. Dini. Fläusli, ärmliches Röckehen von dünnem
Zeug L. — Vgl. fhtuihr Sp. II 71/2.
G'fle'tz 1. fletzen, Fletzi s. Gcfliitsch usw.
Sp. 1235.
Fle'tz LBerom., G'fletz 11 L; Scn; Th; Z, Pfletz
L; Zf — n.i flacher Boden. 1. Strassenpflaster. .Als
er auf dem Tor in die Hölie steigen wollte, fiel er
liinunder auf das Pfletsch ganz grausam.' 1580, Lauf.
2, 154. — 2. a) Schiff der Kirche im Ggs. zu Chor
und Empore, Lettner ScnSt. ; Z. .Bank in dem gefl.
vor StPeters altar.' 1385, Z. ,1502 ward die Bor-
kilchen zwüschen dem Chor und dem Geii. gestuelet
und täferet.' Mal. ,Daniitten in der kilchen im gfletz
ligcnd zwen grabstein.' KiiEHER 1606. ,Doch hat es
mächtig aben geschütt mit regnen; also dass man in
der Kilchen im Gfletz niuosst [dem Leichengeleite]
danken.- XVIl., Mise. Tic. .Selbiges Pfletz [in der
Pfarrkirche] solle für das gemeine Volk allein voi--
behalten werden.' 1637, Sch Ratsprot. ,Des neuen
Kirchenbanks halben im Gfl.' 1692, ZZoll. ,Gflotz,
navis tenipli.' Dknzl. 1716. .Den Leichen der unmün-
digen Kinder wird im Gfl. parentiert [die Abdankung
gehalten].' GHenau Taufb. 1763 fl'. .Der Rat stellte sich
in die Stühle zur Rechten des Gefletzes.' 1775, Absch.
Man unterscheidet Vorder- und Rinder-, Manne"- und
Wiher-Gfl. und meint damit die durch Gänge ge-
bildeten Abteilungen der Bestuhlung Srn; Th; Z;
a Gfl., ein Coniplei von Sitzen Sch. — b) Vorplatz
der Kirche LBerom., wo er als Gerichtsstätte (s. Röt-
tilrengericht) diente. ,Die ganz gmeind ist zuosammen
kommen in das gfletz, das da ist vor der heiligen
porten destempcls.' 1531, Esdrä. .Das ir mir ja das
gfletz zertrettind.' 1531, Jesa.j. ; dafür ,raeine vorhöfe.'
1667. .In vestibulo Ecclesise nostrs, quod vulgo Ge-
fletz vocatur.' 1638. LBerom. Stifts-Annalen. .Ein
Zertreten des Pfletzes in dem Haus Gottes.' JMüll.
1665. — 3. Revier, Abteilung in Grundstücken und
Gebäuden ScuSt. — 4. Flurn. in SchwE.
Ahd. fluzzi, fletzi, Platz, Master. Vorhof, nihd. rfetec,
Kussbüdeu, Hausflur. — Bed. 2 a u. b treffen in der An-
schauung zusammen, dass das ti. das Vorhaus für die Laien-
gemeinde sei.
Fle'tzer m.: verächtliche Bezeichnung von ge-
ringem Apfelmost aScHw.
Ohne Zweifel zu jietze.n =flätsi;hm Sp. 1234, also blosse
Flüssigkeit als solche, ohne geistige Eigenschaft, gleichsam
.Spüler'.
Gold- Flitz s. G.-Flitsche Sp. 1'236.
„Flitz in den Verbindungen «' Fl. vergän, gänzlicli
zerschmelzen, z' Fl. rerschlän, gleichsam zu einem
weichen Klumpen zerschlagen B; L." ~ Aus dem f. dg.
Vb. gebildet.
(zer-)flitze": 1. neutr. a) zerplatzen, zerspritzen.
zu einem Brei werden, z. B. von einem faulen Apfel
oder einem Ei, wenn sie an etwas Hartes geworfen
werden; von einer Blase udgl. ; von Flüssigkeiten, die
gewaltsam hervorspritzen BSi. ; „L;" Uw. Syn. vei--
flutteren, -pläderen. — b) „sich fasern, von ein-
ander gelui. z.B. von Zwirn, von Zeug L." Syn. s.
fotzen Sp. 1156. Bildl.: .Uns bedunkt. dass der ernst
daby syge und es uns nit usfl. welle.' 1444. B. —
'2. tr., (einen festen Körper) zu einem Brei sehlagen,
zerschmettern, zerschmelzen; (Flüssigkeit) heraus
spritzen machen BO.; „L;" Uw. Es het-ne^' gans zer-
flitzt, von Einem, der von grosser Höhe herunter ge-
stürzt ist.
Vgl. ßütucheii, /fetzen, ßuizeii, oder bair., schles. fiitztn.
/litfchen, fliegen. — Obwohl von a zu b ein Begriffsübergaug
sich denken lässt, so ist doch wahrscheinlicher, dass h eine
Nbf. zn filzen (5) Sp. 1152 sei.
Flöz, flözen 1, Flözer s. Flöss usw. Sp. 1213.
Flütz m.: 1. Flüssigkeit, die wie ein Bächlein
dahin fliesst, z. B. Wasser, das man verschüttet hat ;
Lache, die vom Pissen der Kinder entsteht „Gl;"
ScuSt.; ZSth. EnFl. i" d' Stiihe (i" 's Bett) mache";
Syn. Brumie»; Rözi. — 2. die äussere Kruste am
Weinstein, die bei weitem nicht so viele Kraft hat,
wie der eigentliche Weinstein ScHSt.
Vgl. das syn. Flöz, zu welchem es im Ablautsverhältnisse
steht, wie als Flurn. (GWattw.) zu Flöss (s. Flös 4). -- In i
mag der Begriff des Wässerigen liegen; vgl. Fletzer.
Flöz f.: nasse Stelle im Boden, wo immer Feuchtig-
keit durchsickert Scnwlbg. Vgl. Flöss 4, Flösch.
G'flötz n. = Flotz 1 ScuSt.
Abe"d-Flözi f.: Regenwetter am Abend. Wetter-
regel: Ahedröti MorgedschiJni — Morgedröti Abedfl. Gl.
gflotzen, fladeren mit den Flüglen: plaudere alis.'
Denzl. 1677; 1716. — Aus dem s.vn. ndid. rlnkzen. Vgl.
ßotichen Sp. 1237.
flöze" II s. flachen Sp. 1161.
Flntz BSL; W. Flutsch GW., Pflutz Uw ^ m.
(in Uw auch n.): 1. ein Erguss. z.B. aus einem Ge-
fässe, welches nicht ruhig getragen wird BSi., Syn.
Flatz; Gutz; beim Erbrechen, so viel auf ein Mal
aus dem Munde kommt; es ist-mii [ihm] g'rad a Fl.
Bluot us-''um Mal cho' W. — 2. nasssdimutzige oder
sumpfige Stelle, = Flatsch 4 (Sp. 1233) GW.'; UW.
— 3. zerspritzender oder breiartiger Gegenstand, wie
z. B. morsches Obst, zu junges Kalbfleisch Uw.
Eig. blosse Nbf. zu ,Fluss' wie Fhz, llulz, Schulz zu
.Floss' usw. — Zu 3 Tgl. ßiizen. — Das sächl. Geschlccbt
beruht auf Deutung des P/1- als Ersatz für (iß-, Collektiv,
— Abi. Pßiilz, Pßiitzer {$.' d.).
flutzen pflutze Ndw, flütze BSi., iifliUze bzw.
pflitze L; Uw: }. (von Saelien) .sjiritzen. zeridatzen L;
l-.Ml
Flatz— flntz. Klatzg tiiitzg. Fra— fni
1242
Ni)W. Syii. flitzen. — 2. (persönlich) Flüssigkeit aus
Uiiffeschicklielikeit verschütten B8i. (s. niit.:); doch
auch mit Bedacht ausgiessen. ebd. [Der Senne] flutet
<his Chasleb [Lab] its der Flaschen. Romang 1870.
Anch intr., s[iritzen, ein Gespritze verursachen. Der
durch den Strassenkot Watschelnde pfliitzed recht itf
all Site>i n'ue Ndw. Syn. flatschen, flntsche)i, fintschen.
- ?>. (auch U'S-} glitschen UwE. - FHilzen nrspr. Cansat.
zu .ttiessen'. Betr. (z ; «» (sz) vgl. Ftutz.
geflutzet „g'fiutschet: (vom Getreide) durch liegen
und Sturm gebeugt und in Unordnung gebracht B."
— flutschig = t'otscMg 1 (Sp. 123S) GVVa.
G'flütz „L;" ScHW; „Zg", G'flütsch Srnw n.
= Flatseh i.
flützig pfl- UwE., pflitschig BsLd, ]iflüt-
scherig Sch = flatschig BsLd; Sch; schwierig zu
gehen, indem der Weg schlüpfrig von Schmutz und
Kot ist UwE.
Fliiezer m. : Beiname der auf oder an der ,Huelr
Ansässigen BG.
flatzge": flackern GStdt. — Aus •flachsen, Intensiv-
liililuiijr vini /larken, mit dem an z leicht anschiessenden y.
Flätzge f.: überaus eitle junge Weibsperson ßSi.
— Eig. die flatterhafte oder die sich mit flatterndem Zeuge
schmückt.
flätzge" BSi.: 1. flattern. — 2. = flatschen i
(Sp. 1234). — Weiterbildung von fläit(er)eii, doch 2 liesse
sich noch leichter auf flatschen zurückführen.
Fn- s. Ffn-.
Fra, fre, fri, fro, fru.
Frau, vor Namen od. Titeln unbetont J*")-«.- 1. als
Bezeichnung (resp. Anrede) einer weiblichen Person
von erwachsenem Alter und meist auch ehelichem
Stande, jedoch ohne ausdrückliche Rücksicht auf den
letztern. ,Es soll ouch enhein Frow, weder Efrow,
noch Wittwa, noch Tochter, enheinen [küstlichen]
Gürtel mer tragen.' 1370. ZRatsver. a) von höherem
Stande, z. B. aus städtischen Kreisen BHk., aus rei-
cheren Familien Gr (im Unterschied von Bäuerinnen,
welche Wih oder Fruuli genannt werden). Mit best.
Art. die Pfarrfrau BHk. (vgl. Her, Pfarrherr); die
Hausfrau als Herrin gegenüber den Dienstleuten Aa ;
Psilv.; Sch; Z, so dass z.B. eine Magd sagen kann:
I"'' han e bösi Frau; Syn. sl; d' (Frau) Meisterin.
Dagegen: .nmgi Frouice, Mägde P silv.; vgl. Jungfrau.
.Welcher Herr oder Meister und Prauw frömdc Dienst
als Knecht oder Mägd in unser Land füerten.' 1721,
ScHW LB. S. noch (Frau) Mueter. — b) doch auch
Anrede an irgend eine ferner stehende Person B; Z,
und mit dem I>im. Frauili werden Frauen auf dem
Lande gerufen Sch. Und emäl häd er-si [ein Herr
die Krämerin] g'griiezt und g' fraget: FrauK, icas
händ-er':' MUsteri. — c) , geistliche Frauen': Non-
nen oder Ordensschwestern, allg. ,Enkein eliche Wip
noch Wittwa nodi mit Namen enkein Frow, weder
Begin noch ander Frowen.' 1370, Z Ratsver. —
d) .Unsere (liebe) F^rau': die h. Jungfrau Maria.
Helf-is [uns] Gott und eusi liebe Frau! Spruch zum
Anfang des Gebetes L. .Dann ich bin myns ordens
unser frowen bruoder', d. i. ein Carmeliter, welcher
Orden sich .Brüder der h. Jungfrau von Mont-C'armeP
nannte. NMan. .Unser Frowen Brüeder habend ein
wysse kleidung wie die müllerknecht.' JJRüeger 160().
!'''• ha" Öpjiis im [in-em, einem] Auy; F'' ha" g' meint,
es sig Staub [oder e Burdi Strauß Es isch numme
eu.<fi liebi Frau fhinder-em Baum) S (Zaubersegen).
Wlssi Frau hinder-em Baum Mach mer 's Dingli
us-em Aug.' s. Eochh., AK. 343, der diese ,L Frau' auf
die Sonne bezieht. In Zürich hiess 's wlss Frätdi
eine kleine Statue der hl. Jungfrau aus weissem Mar-
mor und das Haus, an dessen Aussenseite sie bis
unlängst angebracht war. — e) die gel'' Frau: die
(nicht etwa gelb, sondern schwarz gekleidete, aber
reich geschmückte Z) Begleiterin der Braut zur Trau-
ung und auch bei der übrigen Hochzeitfeier Aa; Bs
(Spreng); L; ZGlattf. Syn. Brütjuiiyfrau; Spusen-
rerheberin; FrCgespü; Brütläuferin. ,Sam sy im Dorf
an unser Magt Hochzyt und darby ir (wie man spricht)
gältfrouw wäre.' Mal., welche Form viell. den urspr.
Sinn der Benennung erklärt. Diese Person [die Patin
der Braut Z] ist nicht nur Führerin, sondern auch
Lehrmeisterin der Braut an der Stelle der Mutter und
überhaupt Ceremonienmeisterin des Tages. In einem
Körbchen am Arm trägt sie, hinter der Braut schrei-
tend, die von den Gästen dargereichten Kränze. Nach
der Trauung schneidet sie dem Bräutigam mit einem
Scheerchcn das Kränzlein ab, das er auf dem Kopfe
trägt, gibt ihm eine Ohrfeige und steckt ihm einen
,Maien' auf den Hut. Nach der Rückkehr des Zuges
ins Wirtshaus eilt die G. Fr. in die Küche, wo sie
das geraubte Kränzchen ins Feuer wirft und betet;
denn ob die Flamme das Kränzchen rasch oder lang-
sam verzehrt, ist eine günstige oder ungünstige Vor-
bedeutung. Bei der Tafel bietet die G. Fr. (welche
rechts neben der Braut sitzt und sie bedient Aa f)
den Gästen Schnupftücher als Geschenk und empfängt
ihre Gegengaben. Nachher muss sie zu verhindern
suchen, dass einzelne Gäste die Braut entführen.
Nach der Rückkehr ins Haus schliesst sie noch die
Tür der Brautkammer, die sie am Morgen auch wieder
öffnet L. Im Aa zog sie am Schluss des letzten
Tanzes der Braut den Kranz (das .Schäppeli') vom
Kopfe. — f) ,weisse Frauen' erscheinen da und
dort in der Nähe von Ruinen alter Schlösser; so z. B.
des Schlosses S Balm. Sie besitzen unermessliche
Schätze, deren der Befreier des unseligen Geistes teil-
haft werden soll; aber die Befreiung misslingt immer.
- g) Fräuli (Fraueli Bs): unscheinbare alte, arme,
kleine Weibsperson Bs; Gr; Z (Fräuli, verschieden
von Fraueli, s. 2). Dagegen von unverheirateten Per-
sonen höhern Standes (zunächst der Patrizierfamilien)
schon längst in L; Simiw; S; anderwärts erst in neuerer
Zeit als Titel sich einnistend und da meist durch Bei-
behaltung der nhd. Form (Fräulein) sich als Lehnwort
verratend. Ein Ae S|iruchgedicht macht sich über die
\'erdrängung von Jumpfer durch Fräuli mit Recht
und trefflich lustig, U.A.: Wott iiiiiie Änc [Einer]
ll()ch:it ha" Und (.s7 me Mucss a's Sujipe dra', I'asst
,Jungfrau' liim Vvrchihide" .\chlechl, Ihirh ,Frä\dein',
mvrlsrli. das jiasst gad recht. Frcili heissen .\llc, die
1243
Pia. frau. fie. fii, fro. fru
1244
Jen Keil'rock trag-cn Git ObS. „Das FraitcU machen,
eine weibliehe Verbeugung, Knix W"; üyn. JüngferU.
.Das eJcl friiuvvli Margretb von Flandren.' Ansh. Da-
neben aber .iriiwelin' in ä. Zeit auch: öffentliche Dirne.
Z Ratsb. Xlll./XVI.; vgl. Fniueu-Gass, -Bus, -Wirtin.
— h) Gebäck in Form einer Frau; in G mit feiner
Mandelfüllung, zur Neujahrszeit; an der Kirchweih
ÄAZein.; Früiiwi aus Weizenmehl, Ei u. A. für Kinder
zu Weihnachten W; vgl. Mann als Gebäck. ,Nun
grüess üch Gott, ihr lieben Kind! Ihr drü, die jetzt die
jüngsten sind. Der Felix nehm zum Ersten 's Hörn;
Das Fröwli esse er erst morn! Kein ander Wyb soll
er noch han. Als die er fröhlich essen kann.' HBcll..
Niklausenspruch 1541. — Im alten Recht werden die
Frauen bald bevorzugt, bald geringer geschätzt als die
Männer. ,Allweg [soll Recht gesproclien werden] den
Frowen vor den Mannen.' Offn. GKilchb. ,So ist der
alt Bruch, dass welcherlei einem Mann die Straf ist,
ein Frow den halben Teil verfallt und dry Frowen
für 1 Mann zur Kundschaft.' 1533, B. ,Zwen ehr-
bare Männer oder 4 ehrliche Frauen sind zue voll-
kommener Kundschaft gnueg.' 1659, BE. Auf einem
alten Brauche beruhte, dass begegnende Jungfrauen
und Frauen bei Umzügen in Basel und Bern ins
Wasser geworfen wurden; s. B Taschenb. 1871, 237;
und dass alter Volksglaube dahinter steckt, s. bei
Mannh. Baumk. 331 f.; 411. — 2. die Ehefrau (und
Hausfrau) als solche. D' Frau ist Meister und nit
de Ma"" (aus einem Kinderlied). In vertraulichem
oder zärtlichem Ton oft oder aucli überliaupt (BO.)
in dim. Form: Fruiiweli BHk., Fraiieli Bs; B; Z,
Fräuli Z, Früli Ap. D' Hebamm hat um ZwOlfi no'''
SU, 's Chlme FrciuH miiese. Stutz. Just leit se-si'''
[nämlich d' Frau Sunne] a". Wie hat si en Rocl:
mit pfusige" Armle", guldeni Schitehli, schön baucli
Strumpf: das git an'''' es Fraulil JKdJIev. 1844.
,Wenn schon einer tat schicken Vil krönen synem
wyb Und er dahinden blib [in der Sehlacht umkäme].
So näm doch das fröuwelin ein anderen mann. War
er schon erst uss Wallis kon.' BGlett. 1557, Houptm.
FrauC (ZSth.), Frauelis (B) mache", das Haushal-
tungsspiel der Mädchen; Syn. Fraiibasete; vgl. g'rät-
terlen. KAA. Zltvertrlbheisstml Frau. Haushaltüngs-
SPRüCH. Scho' wider Geld, wo d' F. nid iveisst! Sch; Z.
Das ist nie wert (freut mi'''' nie, weit i''' lieber), als
mänyefmj Ma"" st F. ! Wenn er sl F. fres.se" tat und
Sprung mit 'em bluetige" Mul 's Dorf ab, so hiitt er
glv'' [bald] wider en angeri. Si'hild. Wenn d' mer
de" G'falle" tuest, so muest denn emöl e F. ha" (und
wenn .s; mües.st Ore" ha" icie-n-e BaiersouJ. Suterm.
Sprww. E F. Ulli [ohne] en Ma"" ist e Hebe" üni en
Stecke". Sulger. Fraue" chömed nie z' friieh i" d' Chind-
hetti ; si hürated nw nie friieh g'nueg! ebd. One
Fraue" und one Geld war es triirig i"der Welt. Ineichen.
Oni Fraue" und guete Wi" Joie chönnt-nie" früh''''
Sl"!' Suluer. E f. nimmt ke" alte Ma"" der [durch]
Gottswille. Ineichen. E schöni F. finde" ist Hecht,
aber si schön b'halte" ist schwer, ebd. Wer e hübschi
F. hürötet, hed guet Nacht und bös Tag L. 3Ier
muess e F. bim erste Laid [Laib] Brod sieh" [erziehn]
AiEhr. En Ma"" und en Hund sind z' g'wennen,
aber e F. und e Chats nüd Z. E brari F. und en
warmen Ofe in der Stube sind der best Husrot. Ineichen.
Es isch besser [leichter], e Nodle" [Nadel] i"-me Heu-
stock suechc a's e gueti F. Schild. Ist d' F. bös, so
nützt 's Schloh Nüd; ist si guet, so isch 's gar unnötig.
Ineichen. E rechti F. betet nur ei"s Vateruniier. ebd.
E diivtmi F. b'könnt-men a" der Hübe. ebd. E F.,
wo nid gern spinnt, treid es grobs Hömmli. ebd. E F.,
wo gern wäscht, findt zentume [überall] Wa.'iser. ebd.
E F. ist niene hübscher als deheime. ebd. {deheime am
schönste. Sulger). D' Fraue und d' Chatse g'hören
i" 's Hns. ebd. Wenn d' F. nid hüset. Und d' Chats
nid müset. Und der Hund nid billt. So ist Alls ver-
sjnlt. ebd. E liederligi F. macht e liederlige Ma"".
ebd. E F. cha"" me i" der Schöss furtträge", als
c Ma"" mit-eme Wage suefüere". Sulger. E sorg-
fältigi F. füllt 's Hus bis under 's Dach. Ineicben.
Me" sett ke F. ne", wenn-me" nid zivo chann erhalte".
ebd. E richi F. im Hiis trlbt de" Friden üs. ebd.
Wem d' Fraue" sterbe" und d' Boss fülle" [Fohlen
werfen], dem wachst 's Vermöge, ebd. Inere [einer]
schwangere F. stöd 's Grab offe" L. D' F. ist d's
Ma""s bis uf-e Chilchhof. Ineichen. Ab-em Flicken
[od. Dokteren] tued Nieme" neueste" [hässlicher werden]
ivann [als] d' Frowen BHa. Wenn zwo Frauen i eim
Hus sind, so ist eini s' vil. Wenn me F'rauen im
Hüs a's Öfe, so ist kei Fride drin. Ineichen. E F.
lachet, wenn si cha"", und briegget, wenn si will. ebd.
Mängi F. ist ussen e Pfau und innen e Sou. ebd.
— 3. Bed. 2 übertragen auf das Weibchen von
Tieren. ,Das niännlin, desgleichen das fröuwlin [des
Bären].' Tierb. 1563. — 4. in dem Spiele ,Steckli-
grüeblis, Löchliballen' heisst der erste Stein, den
man zur Busse erhält, ,Frau', die weitereu heissen
.Kinder'. Vgl. Vater und Mueter. Rochh. AK. 398.
— 5. Ortsnamen: ,Frau' heisst der auch ,Blüeralis-
alp' genannte Gebirgsstock im BO., dessen mittlere
Hauptgipfel ,die weisse Frau'; vgl. , Jungfrau' und ent-
sprechende Bergnamen : .Mann, Altmann, Etzel' usw.
.Frau' und .Jungfrau' im BO. sind wahrsch. mit Bez.
auf einander gedacht und auch der äussern Gestalt
einigermassen entsprechend benannt; ob aber diese
Namen, wie auch , Mönch' u. a., alt und im Volk ent-
sprungen, bleibt fraglich. Allerdings lässt der ger-
manische Volksglaube Riesen und Eiesenweiber beim
Aufgang der Sonne versteinert werden. In Zss. er-
scheint ,Frau' in Namen von Ortschaften und Grund-
stücken als: , Frau-Matt' BsLd; B, ,-Brunnen' B, ,-Brün-
neli' ZHott., .-Rüti' BsLd, ,-Wis' ZHombr., .Frauen-
Feld' Th (auch scherzhaft appellativ gebraucht, z. B.
du muest go [nach] Fr. = eine Frau suchen. Stütz.
.Alles Böse kommt von Fr.'), ,-Guet' BSuniisw.; ZSeen,
.-Kai)pel(en)' B; L, .-Kirch' Gr, ,-Krachen [Schlucht]'
BO., .-Mos' ZHed., ,-Brünneli' ZBäretsw., ,-Rüti' ApA.,
.-Tal' ZGCham. Mehrere von diesen Namen beziehen
sich offenbar auf die h. Jungfrau (.unsere liebe Frau',
s. 0.) und kirchliche Stiftungen zu ihren Ehren; in
einigen kann , Frauen' als wirklicher Plural sich auf
Nonnen oder Ordensschwestern beziehen, deren Haus
an dem betr. Orte oder in dessen Nähe stand oder
noch steht, oder deren Kloster den Besitz inne hatte.
So befand sich in der Nähe des ,Fr.-Brünneli' ein
Schwesternhaus (vgl. , Frauen' in diesem S. unter 1),
während , Fraubrunnen' von einer (wahrsch. heilkräf-
tigen) der h. Jungfrau geweihten Quelle benannt ist.
Statt ,Frauenmos' findet sich übrigens urkundlich
1452 .fromos', wahrsch. aus fron-, so dass damit Zu-
gehörigkeit an eine Kirche bezeichnet war, und ebenso
ist viell. .Frauwis' U.A. zu erklären; \sl. Frau-Fasten
1-2 15
VvA. frail, fVe. tVi. fm. fru
1246
(utnl luiigek. BoHstetten aus ,Baunistätten-). .Frauen-'
erscheint auch als erster Teil von PHanzenn., die aber
z. T. allgemein deutsch sind.
Mhd. vruuire. Der Gen. (zur Bezeicliming von Vwdt-
sih.iftsverhältniss) mit schw. Flexion, z. B. der Fmtic" lirmder.
— Zu 1 a vgl. engl, t/ueen, eig. auch nur ,Frau', dann ein-
l gcsclir.^ukt auf die höchste im Lande (vgl. Monskur, Maduim
usw. mit Bez. auf die königliche Familie). - Ob sich in
der ,Frau' im Munde der Dienstboten die uralte Bed. des
Wortes als ,dic Herrin' erhalten habe, oder der Ausdruck
nicht vielmehr der Kede des Gatten entnommen und daraus
fast zum Kigenn. versteinert sei, ist um so fraglicher, als
Letzteres mit anderen Namen (rfe'' Mn"" = Herr, Meister;
d' Mueter i. S. V. .deine M.' u. a.) der Fall ist. — Zu 1 d
vgl. frz. notre dame, Span, nuestra sennora. — 1 e. Das
.Attribut ,gelb' bezieht Spreng auf den .guideneu Schmuck',
iu welchem dieser Hochzeitsgast vor andern pr.angc. — Dass
die .weisse Fr.' mythologische Bed. habe, ist längst erkannt.
Äni-Frau: Mutter der Grossmutter Ndw. —
\\\&(i\ (hei)-: Nonne oder dienende Schwester des
sog. Inselspitals in B; s. Sp. 346.
Ipe"-: Frau, die noch die alte Tracht hat BSchw.
— Jpe = Jüppe, Jacke. Vgl. OöUer-, Hüf*en-Ft\
Eren-: I.Begleiterin der Braut. ,E., ein eerlich
[geehrtes] weih, stolata mulier ; also nempt man auch
die zuonechst bei der braut sitzt.' Mal. — 2. B. d.
Taufpatin. ,Dass inskünftig die zu Taufgezeuginnen
erbettene Weibspersonen des Begleits der sogenannten
Ehrenfrauen sich enthalten sollen.' B Mand. 1728/47.
Us-: im Wortspiel mit Hiis-F. s. Sp. 553. '.s Wib
soll sl' e Hüsfrau und nid en U. Sulger. .Hausehre
deines Hauses zu werden, sei deine hcichste Ehre;
aber dann musst du als Hausfrau nicht Ausfrau sein.'
Troll 1844. — Betr. die Lautform vgl. unigek. Hustwj
fiir Untag.
Neben-us-: eine einsam, abgelegen wohnende.
,So bei einem Nebeusfraueli, wo [welches] Nüt vo"
der Welt wüss.' Gotth. — Vogt-: Wittwe, die einen
.Vogt' (s. Sp. 703) hat. .Das ich urkenn, aus myner
Vogtfrowen ernstlichen Pitt willen in vögtlichor Wys
getan haben.' 1529. Mise. Tic. Die Ottn. TiiWagenh.
1552 verlaugt Jahresrechnungen von denen, .die vogt-
kinder oder vogtfrouwen band.'
Fron-fasten- s. Sp. 1114. Bei einer Wasche iu
der Pronfasten hilft die Fr. mit waschen L.
Auch die entsprechenden deutscheu Frau Huldu (Hollul
und Frau Bertha erscheinen bald freundlich hilfreicli, bald
schreckhaft zerstörend.
Gevatter- s. Gepalter Sp. 1128. Göller-: ein
.Göller' (Art Brust- und Halskleid) tragende Frau.
,leh predige nicht allein für die G-en, ich predige
auch für die Männer.' G. Hier scheint allerdings
nicht eine besondere, sondern die allg. weibliche
Tracht gemeint. Yg]. Ipen-, Hüben-F. — Güetsi-: die
Zuckerwaareu und andres Backwerk feil hält od. feil
trägt Z. " Gnad-: gnädige? od. von Gott begnadete
Frau, Klosterfrau? .Man mües.ste ire wyber [die
»Pfarrerst'rauen] für gnadfrowen han.' Zwinuli. Eine
Mutter sagt zur Tochter, wenn sie ins Kloster gehe:
,Da bist du ein gnadfrow on arbeit und not.' NMan.
Vgl. Gnad-Junr/frau. — Grab-: welche die Leichen-
wache uiul nachher die Ausschmückung der Grabstätte,
an manchen Orten auch den Friedhof übli. besorgt
und bis zum sog. Dreissig-sten am Grab und beim
Gottesdienst gewisse Gebete für den Verstorbenen ver-
richtet L. ,Die bisher von der <ir. besorgten auf
Stocken gewundenen roten Kerzlein sollen von nun des
Gänzlichen verboten sein.' L Ordu. 1818. — Hube"-:
Bauernfrau aus Z Kn.-Amt. welche die dort übliche
tüchene weisse Haube trägt. — Haujit- (Möpt- Ar):
ausgezeichnet tüchtige Hausfrau Ai'; ZO. Vgl. .Haupt-
kerl' u.a. — Hasen-: Scheltn. für weibl. Personen
.Ap; It ßocHH. A. S. 2, 59. 68: Hexe, welche die Gestalt
eines Hasen annehmen kann. — Hüs-: 1. Ehefrau
als Verwalterin des Hauswesens. E flissigi H. ist der
best Sparhafe. Ineichen. .Eine gute H. muss 5 K
können: Kinder. Küche. Kammer, Keller, Kleider.' ebd.
— 2. Hausherrin im Verhältuiss zu Mietsleuten Z.
— 3. (PI.) weibliche Hausbewohner oder Glieder der
Familie. .Allen mynen h-en.' LLangast 1500. Vgl.
Hüsvolk. — Red- hüs-: bei den Klosterfrauen in
Samen diejenige Klosterfrau, welche im Sprechzimmer
die Gäste aufnehmen und bedienen muss.
Jung- Ju,jfroim PP.; T; W. -frou BE., Hk.. U.;
FJ. (-frö), Jumpfrau Aa; BSchw.; F. Juijgfrre U,
Jumpfere Aa; Ap; Bs; B; Gl; Gr; L; S; U; Z (als
Vokativ), Jumpfer AAFri.; BöO.; Z — Dim. Jung-
fräuwji W. Jung- BHk. (in Bed. 2). JumpifräuU BE.,
sonst Jiimpferli allg.: 1. unverheiratete Person a) h ö-
heren Standes Bs; BÜi. f Jumpfere) ; Z. In B nann-
ten sich bis vor Kurzem die vornehmsten Patrizier-
töchter Jumpfere", ebenso in Z Töchter aus den besten
Familien (bis ungefähr um 1850); seither ist der Titel
.Fräulein' aufgekommen und damit J. den unteren
Ständen zugewiesen. Junge ledige Städterin BHk.
(Jungfere), auch städtisch oder stattlich gekleidetes
Landmädchen Z. Es Hüsli toie ues JiimpferU (so
zierlich, sauber) Z. Jümpferli, JiimpferU, nid so
stolz, Eueri Schueh sind nu'' ro" Höh; W(ire"d si
mit Silber b'schlage", Chimnti-men öppis Anders sage'.
Spielreim, gerichtet an die Führerin eines herum-
ziehenden Schwarmes von Kindern. Mit best. Art.:
die Tochter vom Hause Z. Es Jiimpferli mache",
einen Knix Ai'; Gl; ,GRh.; Sch;- Z. (Vgl. Männli
mache", sich aufrichten, von Tieren.) — b) ohne Rück-
sicht auf den Rang, aber mit bes. Rücksicht auf den
ledigen Stand, übh. erwachsenes heiratsfähiges Mäd-
chen Aa; Ap; Bs; Gotth. (Jungfere); Gl; GRRh.; L;
U; Z, Syn. Meitli, Meitschi. Jungfere" hUete" ist
schwere Arbeit. Ineuhen. Jumpfcregunst und Harfe-
chlang tutet icol und wärt nid lang. ebd. Stei" am
lii" hct Jumpfere feil, 's Dotzed um en Chrüzer; hole"
si die Schwaben nit, so nemen si die Sclncizer. Sulger.
D' N.-er Jumpfere" sind stolz und brutal, 's git 3
(7, 12) um. 1 Schilli'g, denn hiit-mc" wf'' d' Wal Z.
E hoffärtigi Jumpfere [wird] c dreckigi Frau U. Alti
Jungfere" sind brechlichi War. Ineichen. Die alten
J. müssen am Müuster reiben (in Frankf. a'M. .den
Kirchturm bonen') oder: die Rheinbrücke .verbändlen'
[mit Bändeln einfassen] Bs; vgl. Giri:en-Mös und
Zeitschr. f. Volkerp.sych. XIV, 68 ff. S. auch alt; be-
rumjifcn. Mit bes. Bez. auf bewalirte Keuschheit.
Jumpfere g'.ii"! rufen Gassenbuben vorübergehenden
Mäilchcu si)ottend nach. n:it Betonung des Ptc. (.ge-
wesen') zur .\iideutung verlorener Jungfernschaft Aa;
.\p. Wenn-me" keini Jumpfere" hat, mucss-me" mit
Hucre" tanze". Sl'lcer. Im Ggs. dazu wird natürlich
vor allen die h. Maria schlechthin .Jungirau' (nie
.Jumpfer') genannt. .Samstag nach der heiligen juuf-
frow ITagl.' l''iiLU\. .Kirclu' der glückseligen Jungfrau
1247
Fva, frau, frc. IVi. i'm. tVu
1-2 IS
zuo Hclierzliiigeii.' Hahenb. 1882. J'aher die RA.:
,(lie Jungfrau kü-ssen (müssen)', zur Bezeichnung einer
Art von Todesstrafe, bei welcher der Verurteilte ,aus
den Armen des zur Busse geküs.sten Muttergottesbildes
durch eine Falltüre in eine Schwertmühle versank.'
Hess 1818. ,'Wenii der Pater R. der Gewüssen-sfreiheit
sich wurde wollen bedienen, so wurde er zweifelsohne
cintweder dem Feuer oder aus grossen Gnaden die
J. zu k. übergeben werden.' ClSobob. 1695. ,J.' =
Klostcrjungfrau oder Nonne. Türst 1495/1510. Vgl.
Kloster-F. — c) mit moralisch ungünstigem Neben-
begritf, tadelnd od. scheltend. 1) Jumpfer, von Mäd-
chen, die sich hochmütig oder leichtsinnig über ihren
Stand erheben (von b nach a) B öO. 2) von Menschen,
(auch männlichen Personen), die sich über ihren Stand
zieren und schonen (grobe Arbeit scheuen). Spreng.
— 2. Dienstmagd (auch verheiratete). „Der Land-
mann nennt seine Tochter Mcitschi, die Magd ./. - So
bes. in B (Juiujfruu, seltener Jumpfere), wo nur in
der Stadt die Magd jetzt auch, wie in der Ostschweiz,
Meitli genannt wird; ferner AAFri., Leer.; F; Lf; PP.;
S nj. ; T; ZcCham (Jumpfrau); in W bes. die Dienst-
niagd des Pfarrers. Kei Jungfrau und ke Chnecht lied
si [die Spinne] ergaffet [um ihr Gewebe wegzukehren].
Haki.. 181.3. Ha' solle" werche" wie-n-e Jumpfere BE.
(Schwyzerd.). So silyen i'''e inisch mV"'m Jumpfräuli.
ebd. .Sollte Jungfrau sein dort.' Gönn. ,Stüdeli sah
etwas schmuslig aus. dass man es eher für eine Jung-
fere angesehen hätte, als für die Sohnsfrau.' ebd.
Hüb nüd Müe, es ist numme d' Jumpfere. ebd. ,In
den Häusern der Angesehensten traf man (in der
2. Hälfte XVUI.) auch Stubenmägde (Jungfer, und
waren es Französinnen. Mamsell genannt).' Gem. Z
IHIU. Auch in Wthur wurden damals die Stuben-
niägde in den Häusern der beiden Schultheisse .Jung-
frauen' genannt. Troll. In der ä. Spr. sehr häufig;
auch .Üienst-J.' ,Ein statt [Stelle, Platz. Stuhl] in
der kilchen, da ein vogt syn junkfrowen [Magd'?)
stellt.' um 1300, Urbar Baden. ,I)z ein ieklicher
dienstknecht oder jungfrow mögen iren lidlon mit
ireni cid behau.' L Stadtr. .Ein J., die inen dienet.'
1354, Bauen. , Dienstknecht oder junkfrowen, so ir
jar US sind.' Stadtr. Baden 1384. ,Desglychen hette
ein Weber ein wyp oder j-en. die row lyni hempter
kiinnde machen.' 1431. Z Stdtb. ,Syn wyb und ire
kind. syn j-en und ander syn gesind.' 1482, GWyl.
.Dem erbern priester Hrn H. v. Hefingen und Annan
von Gretz, syner j-en.' 1432, ZRüml. ,Wäre ouch der
gewundet als krank, dass er knecht ald jungfrouweu
bedörfti, das soll [der Täter] im ablegen [vergüten].'
Zu Stadtr. 1432. ,Myn frow Eptissiu und Ursula, ir j.'
1433, Z Ratb, ,Das er soll mit den armen kinden in
dem hus und ouch mit jongfrowen und knechten
fridlich leben.' 1438, L Senti. Der Frauenwirt zu
Luz. soll Niemand ,syn ehafte oder gedingete j. ab-
ziehn [abspenstig machen].' 1470, Liebenau. .Die kuchi
und alles, so darinn ist, tellcr u. a.. schatten mit der j..
das sie sxiber und wol gewaschen werdint.' G Küchen-
ordn. 1495. .Ouch sollend die kilchgnossen dem priester
geliger [ein Bett] geben; will er dann ein junkfrowen
han, die soll er selber legen,' XV,, Gpkd, ,Elsi v. R..
Ursel H., des von Erlach j-en.' 1504, Z Taschenb.
,Uft Santi Hans dag han ieli angefangen zum ersten
mit knecht und j-en hüs zu han.' 1523, Stookar.
,Es gebrist dir. das ilu nit eidgnossische sprach
kannst; im Swyzerland heisset ein jungfrow ein dicnst-
magt, aber ein tochter oder magt heisset ein un-
verserte meid. By üch heisst ein magt ein(en) dienst,
die nennend wir ein jungfrowen. Ein magt heisst by
uns ein reine unbefleckte, die nennend ir ein jung-
frowen.' Gyrenr. 1523. ,Wer der ist, der in unserm
land dienen will, es syent knecht oder j-en.' 1523/44,
ScHwLB, .A» 1526 gieng M. F. Frey probst zur kil-
chen mit syner j-en.' Beitr. 1741/^3. ,Es solle niemand
dem andern synen knechten oder j-en nütz [Nichts] ab-
koufen ön des rechten meisters wüssen.' 1527, AAWstt.
,Die dienst [-boten] als: knecht und Jungfrauen.' 1555.
Absch. .Die Siecheujungfrau', die das Siechenhaus bei
Stans besorgte. 1560, Gerd. ,Das yederniann, jung und
alt Personen, frowen und mann, dienstknecht und j-en,
sich hüete vor Gotteslesterung.' Z Mand. 1580 (aber
im nämlichen Mandat ist ,J,' abwechselnd mit ,Meitli'
i. S. V. virgo gebraucht, z. B. ,von der J-en schwe-
chung'). ,Ancilla, ministratrix : ein dienstmagt, jungk-
frauw.' Fris.; Mal. .Dienen, knecht oder jungf. sein.'
Mal. ,Wend [wir wollen] knecht und auch j-en dingen
Und wend sy denn arbeiten lan.' Com. Beati. —
3. Name einer schönen Kuh oder Ziege Ap. —
4. ,Jüngferli: der Rallenreiher, Squackoreiher, gel-
ber Krabbenfresser, spanischer Reiger, ardea ralloides.'
Meisner u. Sch. 1815. — 5. die Wasserjungfer, Li-
belle, D' 3Iitgge tanzet, d' Jumpfere schwänzet, morn
wird 's schön ZReg. Vgl. .S'e-, Schwizer-, Wasser-F.
— 6. a) blutti [nackte] Jumpfere a) Herbstzeitlose
Aa. ß) ungedeckte Karte im Spiel. Syn. (mickigi)
Pfarrerslocliter. — b) „Jümpferli, ophrys myodes,
Mückenblume, allg." Syn. Tüfelsäugli, Affe'g'siclitli,
Sammctdeli, -chindli, -schücli. — 7. Jümpferli, Bläschen
am Auge. Gerstenkorn Z. Syn. s. Urscli Sp. 468. —
8. ,Die Jungfrauen, Prismen und Felsennadeln, ver-
schieden an Grösse und Form, anscheinend von Men-
schenhand, am Segnespass,' Theobald. — 9, Jumpfere:
fehlerfreier Abzug eines Druckes.
Mhd. junc/rouwe mit der Nbi". jumpkvromre. junge Herrin,
vornehme Dienerin, Fräulein; keusche Person. — 1. Ober
..Jungfrau' als Name des Berges s. Frau 5. — Bed. 2 wie
.Magd', ursprünglich auch Jungfrau überhaupt, während
,Maid' den edlem Begriff bewahrt hat. — -i viell. wegen
seiner niedlichen Kleinheit und Buntheit; auch andre Reiher-
arten heissen .ardea virgo. a. comata'. — 5 von der leicht
schwebenden, tanzenden Bewegung, ähnlich den Eiben, die
vielfach Gestalt von Insekten annehmen. — 6. Die Blüte
der Herbstzeitlose steigt ohne Blätter, also nackt aus dem
Boden in die Höhe. Ophr. my. heisst so wegen des zier-
lichen BlUtenschmuckes auf dem schlanken, isolierten Stengel.
— Zu 7 vgl. Schwab. -Junker, Hautbläschen iui Gesicht. —
8 von zierlicher Gestalt':' Doch ist der Ausdruck ohne Zweifel
als Eigenn. gemeint, wie z, B. .die Schwestern' im nahen
Vorarlberg u.a. Namen für auffallende Gebirgsforniatiimen:
vgl. Frau ä. - 9 von der Unbeflecktheit,
„ Eren - Jungfrau (-Jumpfer) : Begleiterin der
Braut Bs.'' Vgl. Brut-J. -~ Krüzgang-: unter den
Mädchen der Ortschaft vom Pfarrer auserwählt, das
ganze Jahr unter der Aufsicht von erwachsenen Frauen
(Frau MueterenJ stehend, bei , Kreuzgängen' (Prozes-
sionen) schneeweiss gekleidet mit einem Kranz auf
dem Kopfe FJ, Vgl. Rosenkranz- u. Kränzli-J.
Gnad- ZZoll., GnödsiümpferVi \v: spottende Be-
zeichnung eines sich vornehm >nid gegen Andere stolz
geberdenden Mädchens. Syn. Dam. Vgl. Gnad-Frau.
— Auftauend ist ,Gnad-' und ,Gnads-' statt ,Gn,^den-'.
I2in
Fr;u IViUl. IVc, Iri, Iru. t'rii
1250
Hfireii-: vorneliin, stäiltiscli ausscheiulc junge
Weibsiicrson Z. Syn. Stadt- J. Vgl. Hcrrc'lüt. —
.St.Tohannis- Sa)itih<i)iscn- oder -hansencr-jumpfere:
1. ElireiizeR-lieii der 8tJ(di. -Vorstadt in Bs, rcsp. der
liewoliner derselben; die in altniodiselior weiblicher
Sehweizertraclit gekleidete Figur, welche bei den Um-
zügen der (.Quartiere zur Pastnachtzeit das Wapjien
jenes Quartiers hält. — 2. übh. männlich aussehende
Weibsperson Bs. — Kür- Jungfrau: 1. städtisches
Fräulein, das eine Kur auf dem Lande gebraucht F. —
2. Magd od. Haushälterin in einem Pfarrliofe (Kur) F.
— Kränzli-: auserwähltes ehrbares und sittsames
Mädchen, dgl. bei Prozessionen Fähnlein tragen L.
\'g\.Kiiizgaii(i-J. — K oscnkr'an Z-: (PI.) eine Gesell-
scluift von 15 Jungfrauen, die bei Prozessionen vormals
.Scliäppeli', jetzt Kränze tragen, an einigen (.)rten in
der Hand einen grossen Schild, an dessen Spitze eine
Kerze aufgesteckt, und auf dem eines der 15 Geheim-
nisse des Rosenkranzes gemalt ist AaF. Vgl. das
vorhergeh. — Meister-: Obermagd in einem Bauern-
liause BE. — Priester-: Magd eines Priesters. Im
J. 15S0 wird in Baden beschlossen, eine Visitation
vorzunehmen und die Concubinen und Pr-en aus dem
Lande zu weisen. Absch. Vgl. ScJilaf-J.; Ffaffenfrau.
— Brut-: die beste Freundin und darum nächste
Begleiterin der Braut bei der Hochzeit, vom .Gesell'
in die Kirche geleitet ZGlattf Syn. s. bei gclhc Frau.
— Se-: Wasserjungfer, Libelle GrD. S. Jungfrau 5.
— Scliuel-: Lehrerin an einer Volksschule LSurs.
vor 1786. Syn. Lcr-Gotte, -ScliKester; vgl. auch Ler-
Vrau. — Schlaf-: Concubine. Die katholischen Orte
linden im J. 1580 für nötig, dass die Priester die
,Schlafjungfern' entlassen. Ausrn. — Schlüssel(i)-:
eine der Gestalten, welche in unsern Sagen die .Weissen
Frauen- der benachbarten Länder (z. T. entsprechend
den weisen Frauen des gei-man. .\ltertums oder deren
Herrin und Vorbild, der göttlichen Wolkenfrau) an-
genommen haben. Bes. berühmt ist die Schl.-J. von
Tegerfelden, von Kochh. AS. 1, 221- -248 ausführlich
und meisterhaft behandelt. 2 Schl.-J. erscheinen u. a.
auch an der Strasse zwischen ZRegen.sberg und Stein-
maur, weis.sgekleidet, mit Schlüsselbund und Blumen,
bes. an Samstagen und Sonntagen, oder auch nur ein
Mal im Jahr. Sie bieten begegnenden Männern einen
Schlüssel resp. eine Schlüsselblume an, welche die
Tür zu einer Schatzhöhle öft'net; aber ilie Gewinnung
des Schatzes und die daran geknüjifte Erlösung der
J. misslingt inmier. Vgl. Schlüsseli-Frau.
tichviiier-Jumpfere: eine Art grosser Mücken,
Uferhaft, ephemera vulgata, zahlreich am VwSee.
So genannt von Jen FUigeln, welche im rulicuileu Zu-
siUuul neben uinamlcr aufgestellt gerade su ausselion wie die
im Kt. Schwyz üblich guwoseiieu Flügelhauljen der Frauen.
Dienst- = Jungfrau :3. .Dienstknecht und dienst-
jnngfrowcn soll nieman abkoufen guet, so ir herren
gewesen ist.' 1480,].,. — Wasser-: 1. = Jungfrau 5,
Se-J., bes. die Kalopterygine L; Z. Syn. Tüfels-Nudle,
-Gronmiueter. — 2. kleines Stück Binsenrohr, in dessen
unteres Ende ein Steindien eingesteckt ist, so dass das
Kühr aufrecht im Wasser schwimmt Z. ■ Zcnte-:
eine der vielen Namen für die letzte (larbe bei der Ernte,
liier als Zehentgebuhr Z. Hoch z it- f7/ocfoiV/-;.-
die einem Hoclizeitgast zugeteilte Begleiterin od. nbh.
weiblicher Hochzeitgast Z.
Schweiz. Idiotikou. I. y.
G'jümpf n. : verächtlicli für Jumpfer Z. —
Scheinbar collcctiv, vgl. .Frauenzimmer'.
jümpferlen: 1. aussehen wie eine Jungfer. Si
jiimpfcrJet nomma räss [niclit mehr stark], von einer
verdä( htig aussehenden Ar. — 2. sich wie eine Jungfer,
zimijferlich geberden, von jungen Mädchen und Frauen
Xa; B. Das Chind [Mädchen] jümpferlct Scn.
g'jümpferlig: einer Jungfrau zukommend, ähn-
lich. Gj. iisfi'seh", tue' usw. = zart, zinipferlicli Z.
Chuchi-Frau: Küchenfrau, Köchin. In einem
Kinderspielreini heisst es u. A. : Mi' Vater ist e" Weber,
Ml" Mueter ist e Cll. G; S. — Wohl für das folg., niciil
mehr verstandene W. eingesetzt.
Chnechli-: Kuchenbäckerin, oder wolil eher =
Küediliniueter, Hebannne. In dem selben Spielreim L.
— Chindli-: Hebamme Z (Kdrspr.).
Cher-i<V((i(K: Kellerassel, -wurm Ae. Syn. Ker-Sü.
— Ker aus Keller.
Korn-Frau: Korncinnehmerin. ,Die k., die nam
körn, kernen und haber yn, liess dasselb den imren
messen.' 1525. Bossh., Chr. — Chloster-: I.Nonne,
allg. Vgl. Jungfrau 1 h. Si hcd so fcandscin [sittsam]
chönnc' tue" [sich geberden] wie nes ChlosterfniuU L.
D' Chhsterfrauc und d' Wl'rehe" gend Nüd vergebe".
— 2. ,Von etlichen wirt die weiss W^isserstelz ein
Klosterfrönwle geheissen, von der weiss und schwarz
geteilten Färb.' Vogelb. 1557. Vgl. Jungfrau i. —
3. ein Gebäck, bestehend aus gehacktem Fleisch, wel-
ches krapfenförniig in Omelettenteig gewickelt ist li.
Wahrsch. eig. ein Klostergebäck. Vgl. arme Bitter.
— 4. (PI.) = Heidenfur 4^(Sp. 945) L. Daher mit
einer Verquickung von Bed. 1 u. 4 die Wetterregel:
Wenn d' Chl-e" chüechled [Kuchen backen], gid 's
Wind. — 5. Tintenklecks W. — Krämli (Chrö-liJ-,
Kräpfli (Chrd-pfliJ- = Giiefsi-F. Z.
.Leidfrauwen = leidschwösteren, leidtrageren.
gedingte weiber. einen todten ze beklagen und das
leid zuo tragen, practica;.' Mal.
Vgl. die Klageweiber der alten Römer, welche im roma-
nischen Gr bis anf neuere Zeit fortgelebt zu haben scheinen.
Lurape"-Frau: eine schlechte. liederliche, welche
ein .Lump' ist; Syn. iJimpin. Lümpe"-: Lumpen-
sammlerin Z. — Land-: eingeborne od. eingeheiratete
Bürgerin des Landes, der als solcher auch die betr.
liechte zu.stehen. Vgl. Landmann. .Dass unser laml
als [so] fry sy, dass ein jetlich lantmann oder lant-
frow uss dem land züchen mag, doch ir rechten gelten
I Gläubigern] nnd ir angeleiten stür nnscliädlich.' 1 127.
ScnwMa. LB. .Ein frow in unserm laut, so einen
hindersässen und einen, so nit lantmann ist. zuo der
ee nimpt. soll unser lantrccht verloren hau; sturb er
aber vor ir und sy vorhin [früher] ein lantfrow was,
soll sy alsdann widernni lantrecht haben,' 1501/H,
Sciiw EH.; dafür 1005, SrnwG,: , verloren, bis sy wider
ein Landmann nimmt.' .Lantsfrow, Edelfrau, die das
Landrecht (in Ai') besitzt. 1405, G Urk, — Länder-
Fraueli n.: Hausiererin od. Bettlerin aus den .Län-
dern', d. h. vorteil (bes. LE.), dgl. in der er.sten Hälfte
des Jhdts, als BE. noch reich war, dieses namentlich
zur Winterzeit zahlreich durchzogen und wegen ihres
aufgeweckten Wesens gerne gesehen waren H. -~
Ler-Frau: Lelirerin Nnw. Yg\. Sihuel-Jungfrau. —
Liren-: L<'ierfran. lierumziehende Musikantin. in Vcr-
ordnnngen de^ XVL. WH. neben anderni fahrenden
12ol
Fni, fniH, IVr, IVi, lio, Ir»
12S2
Volk villi zweifolluU'ter iJcsuliaü'euheit oftor genannt,
.ha sy aber zuo den gaiigglercn . . . und IcircnlVauwen
|,T,eii'eiiliuron.' 1093] und amlereni unnützen gesind
^■elds gnuog liabend.' Slluiun. 1501. ,Ks siilleml by
lluchzyten keine Lyrenfrawen, Gyger oder andere
IViinibde Sjiilleut (ussertlialb unseren ynheinib.sclicn
Truinmenselilaheren und Pfyfferen) sich nit finden
lassen.' Z Mand. 1027.
Lu.ster-Frau: weise Frau, Wehniutter. Hebamme,
Vorwärterin BsLd (Spreng).
Kig. LauschorinV wahrscli. weil solche Fr;\ueii auf allerlei
.\iizeiclieu od. Yorbudeutnugen, die u. A. in Waliiuelimuiigen
durch das Gehör sich kundgaben, sorgfaltig zu achten hatten.
Mel-: weiss verkleidete und mit Mehl bestreute,
mit kleinen Sehellen versehene Gestalt, welche in der
Weihnachtzeit vor dem .Klaus' her in die Stube trat
und mit einer Bürste [.Mehlbürste'] Tische, Stühle
und liänke abwischte ZO. ,Der Klaus hat wacker
glärnit unil die M. fleissig gebürstet.' Stutz. Syn.
M.-Krunr/clc.
Vidi, eine ländliche Forui der soust voriiuluueren .weissen
Krau', s. SihlumdjuiKjJ'nm. Doch lag solche Verkleidung und
Hantierung in dieser Festzeit, da in allen Häusern eifrig
gebacken wird und der Mehlsaek in der Stube steht, so nahe,
dass sie sich auch ganz jirosaisch begreifen lassen.
Milch-: eine solche, die Milch ausmisst oder in
einen Laden oder zum Käser trägt Nuw. Vgl. Milch-
Mann, -Buch.
Mer-Fränli n.: 1. mythisches Wesen, Nyni]ihc.
Sirene, halb Jungfrau, halb Fisch, mit Gesang Schiffer
verlnhrend .\i'; Nixe ZG. Vgl. , Lorlei, Melusine'; ahd.
mcr-mimd. .Die [Meerfräuli] will ich fieren in der
gscliwind biss zuo dem schiff, darin wird syn Battli,
|Stl!eat, der verhasste Christ], der leidste myn; Die,
wisst ihr wohl, dass s' mit ihr singen Den menschen
niiigent z' sclüafen bringen; Alsbald denn schlafet
jedennaiin. So gryfent sy das schiff schnell an Und
tnont dasselb zuo boden ziehn.' Com. Beati. — 2. sehr
kleine Weibsperson Ai'K.
Man scheint sich die M. klein, in Kindesgrüsse vorgestellt
zu haben, womit die noch auf Bruunensäulcn u. a. w. er-
haltenen Skiiliituren überciustimmeu.
Markt-Frau : Marktweib, Waarenverkäuferin.
.Es wäre dann, das sy [die Ehefrau] ein merktfrow
g'syn wäre, die wyn, salz oder tuech hab feil g'han.
die soll lielfen bezalen, wo ires manns guet nit ge-
langen mag [ausreicht].' 1480, L.
Miesch-Fraueli": Moosweibchen, Waldnymphe
des alten Volksglaubens S. S. BWyss 1863. 12li.
Nacht-Frau, -Fräuli": 1. ein Nachtgespeiist.
mit dem man Kinder schreckt, die noch spät Abends
sich im Freien herumtreiben Ai'; Sch; Th; Z. Vgl.
lialzi-F. ühonnd Ina, ir Gofa [kommt herein, ihr
Mädchen]! cV N. chunnd! Ap. Von lustigen Bur-
schen, die in der Nacht herumschwänuen, sagt man:
si fürchcd iV N. nüiiime [nicht mehr] SciiSt. .[In
dem durch ein göttliches Strafgericht verwüsteten
Land Edom] wird die ungelieurc N. ruhen und ilire
llerberg liaben.' Jes. [, Kobold' bei Luther]. .Die N.,
in latin lamia genannt.' Kessl. ,Lemures (laiiiia):
nachtfrauw, nachtgeist. gespenst.' Fris. ; Mal. ,Die
Stunipl'nase oder schwarze N. habe sich sehen lassen
[als Schreckgespenst f. Kinder].' LLav. 1.578. ,Mornio,
lamia: N., so den Kinderen aufsetzig; Zauberin.'
Dknzu 1077; 171(1. — '2. Nacht frätdi, Nachtmahr,
Alp Z. U' llcx oder 's N. hiU-iin''' 'Imckl. .Vuch
als wohltätiger Hausgeist; Gesidienke, welche über
Nacht gokominen sind, werden scherzhafterweise ilim
zugeschrieben. — Mhd. imhifniuwe in Bed. 1.
Biber-: eine Art Lebkuclien in Form einer Frau
G. \ g\. Bibermann. — Berg-Fräuli": Hergfee oder
Wildvveibchen. Sie heissen auch -Wibli, mit voran-
geliendem Namen des Ortes, wo sie erscheinen Gl.
— Berner-Frau. Kathri. tue d' Hücner i" Und
lach [lass] de" Güf/f/el hiiife"; i's chunnd cn atti B.
(Bettel-F. Z) Und icill de" G. chaitfe' L.
Butzi-: ein Schreckgespenst, ähnlich der NacM-F.
Gl. D' B. nimmt dv>'.'ZO. - ««(,•: = Kobold.
Pfaffen-: = Priester- Juw/frau. ,Als iez vil pf-cn
und der priestern dirnen von lendern und dörfern, als
si die von inen geslagen [entlassen] haut, harkon sint,
und als wir in der statt oueh haben offen pfeffinen, die
mit den herrn im hof [den Chorherren] ze schaffende
haben oftenlich...' 14'23, L Ratsb. — Pfeffer-Frauen
wurden zur Zeit des Sonderbundskrieges 1847 die
Frauen von Liberalen genannt, denen man zutraute,
sie wollten den Sonderbundstruppen Pfeffer in die
Augen streuen. ,Icli zeichnete eine Pf in kriegerischer
Rü.stung, mit Helm. Fabne und Schwert.' KRCokah-
uiONi 1847. — Brueder-: „Frau eines Vagabunden",
Bettelfrau, Bettlerin L; Th; ZO. ,Und daliin dienet
das alt teutsch wörtlin, da wir die armen nennen ein
bruoderinann, bruoderfraw oder bruoderkind, mit dem
wir erinnert werden, dass sy unsere brücder seien.'
SHoeitii. 1.591/1603. Auch im L Turmbuch IGOl. —
— Ringli-: Hausiererin, welche mit Tragringen und
-Kissen handelt S nj. — Rats-, Ratstag-: bei den
Dominikanerinnen Mitglied des Conventaussehusses,
welcher der Äbtissin (dort .Priorin' genannt) zur Be-
sorgung und Beratung der wichtigeren Angelegenlieiteii
zur Seite steht. .Priorin und r-en von StKatharineiital.'
1.525, Striokl. I 434, wo ,Ra.stag-' hienacb zu korr.
(P. AVogel). — Suns-: Schwiegertochter Sc»; Z. —
Schaff-: eine arbeitsame, tätige, rüstige Z. Syn.
(j'schnffigi, ün(jriffi<ji. — Schuel-: 1. Frau des Schul-
lehrers Bs t, auch Schuehneisterne. Sie hielt wol zu-
weilen auch statt ihres Mannes Schule. Ahe, Bisi
[Kätzchen], d' Sch. kunnt! scherzh. Warnung. Vgl. Lcr-
Fr., Schiiel--I ittujfrau. ,Wann die Sch. will den Winter
mit den Meitli Schul halten, so soll es ihr begünstigt
sein; will sie nicht, so soll sie [die Schule] dem N. N.
zugestellt werden.' 1634, L Sursee. — 2. Schulvor-
steberin (Frau oder Jungfrau) ZWthur. — Schliss-:
Nutzniesserin. Die Herzogin Johanna wird .Gabherzogin
von Longueville und Schi, der Grafscliaft Neuenbürg'
genannt. 1544, Absch. — Schlüsseli-: Schaffneriii.
Boschliesserin. welche nicht sterben kann, also .unigelit'
GuMai. Vgl. Sehliissel-JuwjfraK. — Sehn egge"-:
welche die grossschaligen Weinbergschnecken sucht,
sie in einer umhegten Weide füttert und im Herbst als
Fastenspeise für die Passionszeit verkauft ZO. Vgl.
Schn.-Mann. — Schwefel-Fraueli: Verkäuferin von
Schwefelhülzern. Goxrn. -- Schwumm-: Verkäuferin
von Zündschwamm. .So lang es Kachelträger. Hudi-
lumpeii- und Schw.-Fr. gibt, weiss man öppe gäiig
inanclie Stund herum, wenn man will, was geit [vor-
geht].' Gotth. — Stuben-: Verwalterin und Wirtin
auf einer Zunftstube; Fem. zu Stuben-Knecht. .Ein St.
soll auch bezalen wie ein Wirtin.' 1528, Z. ,Was aber
1253
Fra, fran, fre, freu, fri, tVo, tiu
12r,4
lue Wiirt (Stubenkneeht und Stubenfrowcn) belanget.'
1112:^. Z Eatsver. .Hie Stuboiifrau auf der Chorherren
in Zürich.- JHofmstr 1780. -- Stadt-: Städterin;
aber bes. Bezeichnunjr einer neugierigen und mit
aUeii kleinen Stadtneuigkeiten vertrauten Person. Syn.
St(ui!lieseH. G'nmukriy [neugierig] vie ne St. Du
ifcisaf Alles irie d' St.. sagt man zu Einem, der die
Dinge, bes. Neuigkeiten, am Besten wissen will Tn; Z.
— Rat.s-tag- s. iJ((?s-7^r. — Sunntag-: .sonntäglich
gekleidete. F'' hin elcci Su)intit;frau Z.
Täggeli-: eine übermässig verzärtelte, furcht-
same, für Schmerzen empfindliche ZNer. — Tfitiijrlnt,
liebkosen, verzärtela.
Teil-: Verwalterin, resp. Verteilerin öft'entlicher
Almosen. Ein ,Klingler' sammelte Almosen für die
Feldsiechen. Was er nach StJakob brachte, verteilten
die Teilmeister und die Teilfrau unter die ,annen
Kinder'. XIV., Bs. S. Teil-Meister. — Tuem-: Dom-,
Clior-Frau, Fem. zu Tucmhcrr. .Tuonfrowen.' 1?>21,
KöNiGSF. Copialb.
Tempel-Fräuli: Spottn. für ein bejahrtes, häss-
lichcs Frauenzimmer B (Zschokke 1707).
Kij;. alte Noune';* oder Betschwester, die sicli oft im
.Ti'iiipel', d. i. der Kirche, blicken lässty
Üütti-Frau: Hebamme AASchinzn.
Eig. wob! 'Vitti- (kleines Kind), denn Tiiiti bcd. weibliche
l'.nist: .aber beide Formen nnd Bedd. konnten lolcht in ein-
ander übergeheu.
Wegge"-, Weggli-: die Wecken, Semmeln, feil
hat B; Z. .Im Hausgang [des Schulhauses] hielt mich
noch die Weckenfrau, die sich [am Examentag] da
angesiedelt hatte, um den Kindern das Geld [den
Examenbatzen] abzuläschlen, auf und fragte mich,
ob ich meinem Bübel nicht auch einen Wecken kramen
wollte.' GniTH. — Wickel-: Wartefrau. .Vorgängerin.'
li Hebammen-Ordn. 1800.
Win-: Verwalterin des Weines? .Wollen unsre
gn. H. ein tugenliche Weibsperson aus ihrem Spital
von der Wcinfrauwen im Seelhaus [Fremdenherberge]
die Kunst, pre.sthafte Köpf zu heilen, erlernen lassen.'
lli^'.O, ScH Ratsprot. — Mbd. inn-vmuwi-. Wirtin.
Werch-: Taglöhncrin, Fem, zu Wercli-Mann
SruSchl. — Witt- (Wipp-): Wittwe L; Ndw; Z.
Bin e W. scho" »if a's S Tag: Wele [welcher Mann]
icill-mi? bin eisder parad L. Daher auch das Wort-
spiel: Witt [willst du sc. wieder heiraten] — Frau?
SeniMi'FR. Iti.'il. Wenn Einer unwissend einen Dorn,
der sich an seinem Kleid festgehäkelt hat. nach sich
zieht, so scherzt man, er scldeilct e IF. nöh. Süterm.;
vgl. Wittling. — Zimmer-: scherzhafte oder durch
ilen Beim veranlasste Umstellung von .Frauenzimmer-.
, Kommet her, ihr Z., Wollen [wollet] ihr den Tanz
beschauen.' JCWeissenii. 1701.
trauen (frauwu W^.- 1. (absol.) eine Frau nehmen,
heiraten L; W. Syn. wthen. Wol ij'fruut ist wol
g'frcut. Ineiciie.v. -- 2. (tr.) ein jMädchen entiungfern,
zur Frau machen. Zschokke 1707. - „er-: (Vermögen)
durch Heirat gewinnen." Syn. eru-ibeii.
ge-frauenlich g'frauelig, auch -äu-: wer, bzw.
was das Aussehen einer Frau hat oder gibt, eine
Person als Frau oder Mutter kennzeichnet, von Ge-
stalt und Kleidung, ■/.. li. cn g-e lluct '/..
Frauler s. (iruppi- 7'V-/.
fräuele": 1. aussehen wie eine Frau; schwanger
sein. Si ist e pär Monet i" der E und .wU scliu
[schon] so fr. Sc». — 2. sich weibisch benehmen
ScnSt. — 3. mit Weibern umgehen. , Achtet man, er
[ein Mönch] fröwele daselbs.' 1527, Gschfo. Ges.
Fräueler: persönliche Bezeichnung, z. B. ,Johans
der Fröweler.' 1.325, JJKüEr.Eii, aus welcher o. Zw. der
jetzige ScH Geschlechtsn. ,Freuler' entstanden ist.
Im XIV., wie es scheint, noch halb appellativ, wühl =
der Leibeif^ne eines Altars oder einer Kirche ,Uiisi-er Lieben
Frau', wie diejenige iu ScliNeunk. Vgl. Vcreuci- Sp. 917;
Knjlir. Viell. meint die Bc/teicbnung .(Hiltbr-aud) zur Fraiicu.'
1531, Strick!., ein ähulicbcs Verhaltniss. S. noch Fraulir.
fräuisch. .Fröuwisch = fiemineus. uxorius.' Mal.
fräu-lich : den Frauen zukommend, zu den
Frauen gehörend, weihlich. .Ein fr. Bild': eine Weibs-
person; Ggs. .Mannsbild'. ,Soll man sy darumb rich-
ten, als einen andern todsleger, äne das allein, dass
man dheinem frowlichen bilde ir houpt abslachen soll.'
141(3, L Batsb. .Wir das fröwklich [aus *,fräuwig-
lich-] geschlecht.- 1510. Hess Bad. .Ein arme Haus-
frawen, die hatte ihr fräwlich Krankheit so fast und
lang, das ihro Niemand gehelfen könnt.' JLCvs. 1050.
Vre I, -li: 1.= Verena, s. Sp. 015. — 2. Veronika
ScnwE.
Vre' II: mit ö, olia, gsclw, tschö, nn Zuruf lür
Zugtiere Z.
Viel!. Nauic für Vieh und dann wohl, nligleicli die Quan-
tität des !• schwankt, Eins mit )>« /; vgl. J.iii u. a.. i-Iif.
Pferde- und Kuhnanie.
frei s. frh freisam s. Gruppe Fr-s.
freue", auch i/fr. BGr., U.; PP.: tr. und roll,
wie nhd. Es ist Ei"'s en arme' Ma"", wenn er-si
nümmc fr. eha". Ineiimien. Es soll-mi'''' fr., eine Höf-
liehkeitsformel B; Z. Der ä. Spr. eigen ist passiver
Geljrauch mit Gen. d. S. , durch die man erfreut
wird oder zu deren Gonuss man gelangt: ,Mit ;iller
macht wirf er nach reichtag [-tum] stellen und aber
Iren weder gefröuwt noch niessen.' 1531, Hioii, dafür
1007: ,so wird er doch derselbigen nicht g. werden.'
.Doch ward er under bösem auch guoter sachen g.'
Vad. .Illa-tabilis ora: gegnc deren niemants g. wirf.'
Fris. ,.A.1s ob sy noch lenger leben wöllind und irs
guots g. werden.' EGualtu. 1.581. .So hat er's «loch
mit grossem kumber und leid genossen, und [ist]
dessen nit g. worden, was im Gott geben hat.' SHoeuii.
1501/1003. .Wir werdend unserer Herren [Geistlichen]
nümmen g. ; eintwi-der sitzend .sy by einanderen im
Sus. oder sy laufend liinyn gen Zürich.' 1037, JBkkit.
, Deiner meisterlosen kindern wir.st du nit g. werden.'
FWvss 105(1. ..\iiania und Sajiidiira. die ihres lie-
schisswerks nit lang g. worden.' AKi.inul. 17(12.
gefreut, bzw. g'frait. allg.. g'frnut (inl... Pr.:
Ptc. alsAdj.: 1. erfreulich, erwünscht, liebenswürdig,
angenehm, allg. ^y\\. geliebt; frei; gebig. Von Sachen:
c gfreuts Sluclc, ein Kleid, Stück Hausrat nach
Wunsch. E gfreuti Savh, oft iron. E gfreuts [g freut-
nigs S) Lelie". .Das Leben auf den Alpenwciilen ist
heiter und g.' ,Il!Wvss. Von Tieren: e gfrauls Hind
GrI,.; Pr. l's dem Tierli git 's vie nüd Gfreuts. Von
Menschen: c» g-e J'ur.it [Bursche], Sit", wolgeraten.
,Der Scliulnieister ist gar ein Heissiger, g-er iMaiin.'
1752. ZOliergl. Adv.: Es rhuuut ho'''' g. use. die
I2r,r,
Fra, fre, t'rcu. fl'i. l'ro, fru
125C
Sache wird sich am Ende noch günstig gestalten Ap;
Z. — 2. sich freuend, freudevoll. Mit si"!)! gfreute
Herzli utih-me (/'segnete Tayirerch. Schild.
Die aktive lieJ. des Adj. gewordenen Ptc, i. S. v. ,er-
fronend', so dass es dann meist von Sachen gebraucht wird,
ist lienierkenswert, da die Schriftspr. wohl Fälle von akt.
lit;d. adjektivisclier Ptc. zeigt, z. B. , erfahren, gesonnen, ge-
sidiworen (Keindl, (|idicht-)vergessen, trunken, beritten', aber
alle in ijersiinlicher Bed. verharrend, dagegen Übertr.igung
von Personen auf Sachen bei einigen ursiir. Adjj., z. K.
.traurig', niclit nur = trauernd, sondern auch: was betrauert
wird oder Trauer erregt; und als tTCgeustück zu solchem
liehraui'li wird unser ,gefreut' erklärt werden müssen. —
IHe Form ij'fmut beruht auf dem in den Gehirgs-MA.\. weit
über das Sprivchgesetz hinaus angewendeten Rückumlaute
Ivgl. •,,Ju,ri Sji. 1177).
un-gcfreut: 1. Gegs. v. gefreut, allg.; z.B. von'
oin(Mn Haus: unangenehm, unbequem; vom Wetter:
widrig, .unlustig'; von Menschen: „widrig, ekelhatt".
.l'Mnen g'freuten Hof und eine ung'freuti Frau.' üotth.
— 2. unfreundlich, tinster, verschlossen, mürrisch,
schwermütig L; SciiSt.; Zt). — ?>. v. Kindern: todt-
geboren oder vor der Taufe verstorben. Kathol.
Scliwz ; en u"g' freute Menach L. Es ung'freuts (MeHsch)
ithercho". Sutkhm. liie Ung' freute" , die Seelen solcher
Kinder L. ,Es ist auch diss angehenden Jahrs den
schwangeren Frauwen nit wohl erschossen, dann [es
ist] vilen misslungen; sind auch uf Agatha in selbiger
Nacht 3 ungefriiwte Kinder worden.' RCys. Wie der
J-andvogt im Ilheintal sich zu verhalten habe in Betr.
der Verspätung der Kindertaufe, des Läutens, ,der
ungefröwten Kinder.' 1(312, Absch. — 4. unerfreut.
.Wir niügen liierumb uns nit herzlich ungefreut Ion.'
ir>2l!, Stiucki.. (Übersetzung aus dem Lateinischen),
d. li. wir müssen uns darüber herzlich freuen. Vgl.
(fefrent uvrden (unter freiten).
Bed. '2 entw. aus der allg. Bed. I (unangenehm im Um-
g.angl oder: unerfreut i. S. v. uueuiptanglich für Freude,
oder mit aktiver Bed. wie andre adj. Participien: der sich
nicht freut. In letzterem S., eher als in dem von , unerfreu-
lich', ist wohl auch 3 zu verstehen, da bei den Katholiken
(und auch noch bei vielen Protestanten) der Gkube herrscht,
dass die Seelen dieser Kinder nicht selig werden können,
sondern an einen Ort zwischen Himmel und Hölle (den Mni-
bus) kommen, wo weder Freud noch Leid ist und wo sie
(jmch I, Volksglauben) von .Frau Zälti' oder .Selten' [.SWWe,
(ilückseligkeit, hier Vertreterin der alten mütterlichen Göttin,
wie Frau Holda und Bertha| verpflegt werden. Liit., Sagen
7 7 ff. ; :3(i+: r).jl; immerhin vgl. .erfreut werden'.
er- freuen, nur in der formelhaften RA.: erfreut
werde", durch die Geburt eines Kindes Sch; Z. Der
Vater zeigte die Geburt dem Pfarrer mit den Worten
an : F'' hin e. warde". Vgl. Frcud(cn)meitli, -maien :
Freud (ansageu). — erfreut, l'te. als Adj.: erfreu-
licli Bs; vgl. gefreut.
Entsprechend bedeutete in der ä. Spr. , Mutter-Fronde'
geradezu concret: Kind; ,sich eines Kindes erfreuen': ein
K. gebären. Natürlich bezieht sich der .\usdruck nur auf
lebende K.: s. iiinj</ntit.
be-: meist refl., nur in der ä. und etwa noch
in der Kanzleispr. = freuen. .Damit sie und ihre
nacdikoninien .'?ich [solcher schriftlichen Bestätigung]
b. und getrosten können.' 1523, Absch. ,Damit meng-
licher synes buwens befröwt und ratlich besorget und
vcrsechen wurde.' I.^IS, Z Ratserk. .Ich liabe mich
mehr in ihm [meinem irdischen Schatze | als in dir
|(iott| bcfrencl.' AKunoi.. lii'.)l.
fri, bezw. fre'i, z. T. auch fri(n), frci(n):
I. Adj. (und Adv.) 1. in der gewöhnlichen nhd. Bed..
frei von Einschränkung. Zwang, hemmender Rücksicht,
Last, a) im privaten Verkehr. F'' bi" .tu f.; ireriii
r'' tarf so f. sl', Hötliclikeitsformeln (wohl allg.. aber
wahrsch. aus der allg. deutschen Umgangsspr. auf-
genommen). Mit Gen. ,Dass si micli fri [von] not liat
getan.' Hadl. Mit Übertragung auf eine Sache und
in bildlicher Weise sagt ein Kriegshauptnuinn naili
vollendeter Ausrüstung: ,Nun wend wir dran [in den
Krieg ziehen] von fryen csten!' NMan. ; s. Sp. 57;!;
doch vgl. auch: ,von freien Stücken'. Adv. (vicll.
z. T. eher zu II i. S. v. geradezu usw.). ,Die Weiber
wurden so traut, dass sie frei sagten, was sie wollten.'
HPest. 1785. Und frogt-mi''' frei: ,Haut '.s- ilfo.s«-
guet?' Hebel. ,Se fluctibus committere: sich auf das
nieer lassen und frei wagen.' Fris. — b) in politisclier
üeziehung, doch nicht recht volkstümlich (s. gefrit).
Kn. frle Schtctzer! der etwas unbestimmte Inbegrilf
aller politischen Rechte eines Schweizerbürgers. F»
jedra Bur en frla Ma'". Merz 1836. ,Will nit. dass
ir also fry lebind, als ob ir selbs herren sygind.- Äo.
'l'scnrDi. .Er wusste es auf dem armseligen Dorfc
schon vor 30 Jahren, was jetzt verschuldete Grosse
als neuere Staatsweisheit fürchterlich ausüben; näm-
lich dass kein sicherer[er] Griff in den Geldsäckel des
Volks sei, als ihm in aller Verwilderung seiner Un-
gezogenheit zu sagen: du bist frei.' HPest. 179(i.
Ubertr. auf die Verfassung des Staates selbst: E freini
Verfassig Bs. Der Name einzelner Teile des Volkes
oder Landes hat den stehenden Zusatz ,frci' i. S. v.
Beibehaltung gewisser Vorrechte aus älterer Zeit:
,Das Freie Amt' s. Sp. '248, und .Freie Walser' heissen
die Bewohner einzelner Talschaften oder (jemeindcn
in Gr und GRh. (und im benachbarten Vorarlberg),
welclie im Mittelalter als Kolonisten (viell. aus Ober-
wallis) zunächst nacli Gr gefülirt und von dort z. T.
weiter gewandert, gewisse alte Freiheiten, aber auch
Eigentüniliclikeiten in Sitte und Sprache beibehielten.
L'nter andern hiessen so bis 1798 die Bewohner der Alp
Balfreis, weil sie von einigen .\bgaben an den Landvogt
befreit waren. Steinm. 1804; s. auch T. 43S. — c) mit
Bez. auf engere, z. T. privatrechtliche Verhältnisse.
1) von Personen. Subst. = freier Mann, Vollfreier, im
Ggs. zu Dienstleuten u. Leibeigenen. ,Ein rechter fryg,
der üsbringen [nachweisen] möclit, das er ain fry
wäre von synen vier anen.' Offn. Thurlindcn. ,Ein
kind, hiess Uolricli und was eins ledergerwers sun,
hiess der frig.' Z Chr. 1336/1446. .Fry', Freiherr, dem
Namen nachgesetzt, bei Tschi-di. ,Ein fr-er Amtmann',
.\mtin. eines Freiamtes. Vorsitzender des Gerichtes
über Freie. ,Der Schultheis soll nieman anders dann
durch einen geschwornen amptmann syn sache otl'nen
noch reden lassen; ob aber ieniant frt;velicli dawider
täte, gegen dem soll der Schultheis durcji den fryen
amptmann klagen lassen.' 1457, Bs Rq. = Ältester und
Vorsitzender der Amtleute des Stadtgerichtes mit der
besondern Obliegenheit, Bussen einzuklagen, den R.at
beim Gerichte zu vertreten usw., was jetzt der .Staats-
anwalt' tut. Im Kriegsrecht hiessen ,frie Knechte'
Freiwillige, im Unterschied von aufgebotener oder an-
geworbener Mann.schaft. und eine Vereinigung solcher
Leute ,fric Gesellschaft' (Freicorps). Einen ,Bluot-
liarst od. fryge Gesellschaft ze madien' ist verboten in
.\i' LI!. 1 ln(l; Z Kriegsordn. I-Mii u. a. w. .In welcliein
12.17
Fra, tVo, fri, IVo. l'ru
1258
Zug der fryen Knechten mehr denn der Uszogner
i^sjn.' ÄnTscHUDi. — 2) von Sachen: l>er König von
Frankr. anerbietet, den Erben N.'s als .freie Schenke'
den Restbetrag auszuzahlen. 1541. Arsch. = freiwillig.
.Freie Mittelverwaltung-: freies Verfligungsrecht le-
diger und verwittweter Frauenspersonen, welche sonst
unter Vormundschaft eines Vogtes gestellt werden,
überihre .Mittel', ihr Vermögen. XVUI.. Bs Kij. 1, 11)07.
I()(i9. ,Fr-er Markt': ,Uf den freien Wuchenmiirkten' im
(Jgs. zu Winkelkäufen. Z Mand. 1650. Freie Grund-
stücke im Ggs. zu Lehen, frei von Zinspflicht. .Ein
fry guot', Allodium. XV. Oft mit den formelhaft ver-
.stiirkenden Zusätzen: ,frei. ledig und eigen'. ,Anno
15fi(i habent M. H. dem N. das dorngestüd für fry
eigen geben.' Scbw LB. ,Für fryg lidig eigen unz an
■f Schilling denar zins.' 1470, MEsterji.. Pfäff. (Nach
ä. Sprachgebrauch kann übrigens .eigen' in dieser
Formel subst. = Eigentum aufgefasst werden). Nicht
Privateigentum, sondern ütlentliches ist das , freie Haus'
i. S, V. , Frauenhaus': ,In unserm frygcn Hus.' 1492, Z
Katsprot., und i. 8. v. .Spital' (vgl, Fri-hiis und Frt-
hnf, Asyl) : ,Usia wouet in einem fryen haus aus-
setzig.' 1581/48, U. CuRON. ^ ,abgesonderten.' ISiJO.
Ebenso in: .freie Strasse' = Landstrasse, später aber
eine Strasse der Stadt Basel, welche gewissermassen
die Landstrasse weiter führt zur Rheinbrücke. ,Wille-
hehne an der frien Strasse' zu Basel. 1274. Im Ge-
richtswesen erscheinen die Ausdrücke: ,das frye Ge-
richt', die oberste Gemeindebehörde v. Sigriswil lt)7(t.
Sonst ist .Freigericht' im Mittelalter = Gericht für
die Freien, d. i. die persönlich frei gebliebenen, nicht
vogtbar gewordenen (meist zerstreut wohnenden)
Bauern; so z, B. das ,Fr.-G. unter der Thurlinden';
s. Fr. vWvss, Zeitschr. f. schwz. R. XVIIL; s. auch
WeiheJhueh. .Ein freies Verhör.' XVL. viell. = V. ohne
Zwangsmassregeln. Die Bed. des W. .frei' scheint in
vielen Ortsn, ebenf. auf Rechtsverhältnisse bezüglich,
deren besondere Beschatl'enheit (Sitz freier Bauern,
freier Herren; Asyl usw.) aber in den einzelnen Fällen
nicht sicher zu erkennen ist. So: ,Frien-egg' um l;!lM»
(Egg am Greifensee Z, wo It Habsb. Urb, Freie sassen':') ;
,Freien-feld' ArWalz.; ,Fri-hof' G; Z, ,Freien-hof' Z
Embr.; ,Frei-hirten' Tu; ,-haus' SchwNuoI,; .Freien-
land' Ai'Walz.; ,Frei-mettligen' B; ,Fri-bach' B; G,
,Krien-bach' GoRied.; ScHwHöfe; ,-büel' ArSchöngr.;
,-bergli' ZKlot.; ,Frei-dorf' TuRog-gw.; .Freien-stein-
ZKorb., Pfäff, ; ,Frei-wilen' GWittenb., ,Freien-wil'
AaIW. ; ,Frie-wis' Gr UVatz, In manchen Ortsn. kann
,F.' aber den Geschlechtsn. meinen. — 2. a) von er-
wachsenen Menschen: freundlich, leutselig, fried-
fertig; gut-, sanftmütig, ruhig von Charakter, nicht
zum Zorn geneigt, mild, liebreich, liebenswürdig, ge-
fällig, wohlwollend, allg. (ausser W?); .ingenuus,'
Id, B, mild bis zur Schwachheit BHk. Syn. lichnrti;i,
fin, lauh, f/emein, niderträchtitj. Ant. bös, l'iliin, höch-
gegeistet. E(n) f reine Ma'", Lirer, Meister. Prediger:
Was machid die Väter Gapiziner^ Sind wol, j.sie
rässer, rsie frlner [bald strenger, bald milder], Sciiw
Sennenkilbi 187G. E frcini Frau. E freis, f'ris [freund-
liclies| (i'sifht Gl. De' cha"" fri tue' GG. Er ist su
frei, tuet Niemedem Öppis s' leid. Stütz. Er ist i/ar
en liehe, freine Mensch, ebd. ,üie Wirtin war hold-
selig und frei.' ebd. ^4(7«, Ins [sei] so frei und siiii-mer.
Vit das Dörjli sei. ebd. Er tiieelit s' en Ereine und
en Friinlliche. .ISknn ISdI. Kr ist e friiir iisrlilaclilf
[artiger] Ma"" Schw. Frei ist Ober hiib.^ich, guter
Charakter ist mehr wert als Schönheit Ah. ,Üas wäre
Einer für dich, hübsch, frein war er,' Gotth. ,Eine
kuraschierte Schwieger und ein freiner Mann, das ist
das Böste, wo [welches] nie" ermanne" [mit Heirat
gewinnen] cha"".' ebd. ,Aus den freiesten [friedlich-
sten] Burschen seien halbe TüHc worden.' ebd. 3{it
frei sl" [allzu grosser Gutmütigkeit. Nachgibigkeit.
Freigebigkeit] chunnd-men um d' Such [verliert man
sein Vermögen]. Ineichen, il/e" muess f. si" tind
Chuechen esse" [sein Brod im Frieden geniessen]. ebd.
.Ihr [der im Zeichen des Stiers Geborenen] Zorn i.st
erschröcklich; sonst aber werden sie die freinsten
Menschen.' B Hink. Bot 1859. ,Der Vater war frei
und nicht betrunken. Er war nicht bös und nicht
trunken.' Z (Zeugenaussagen), Wenn .Jemand auf die
Schulter oder den Rücken gesehlagen wird und sein
Rock staubt, so sagt man schmeichelnd zu ihm: Nu
die freine Litt stäubid, si icerdid halt nie iisij'chhipfet
BU, , Unterdessen war Johannes heim gefahren, hatte
Anne Mareili bis zum Hause mitgenommen, und al.s
die Frau zum Wägeli kam und die Geisel abn.ihm,
sagte Johannes: Jetz, Frau, magst recht freini sein,
sonst will Anne Mareili bei mir bleiben. „Da werde
ich anwenden [mich zusammennehmen] müssen", sagte
die Bäuerin freundlich.' Gotth. Ständige Formel,
schmeichelnd einer Bitte angehängt: De bist denn (e)
fr'ine (es frisj. Helfed-mer da e chli" zieh", er sind
de"" fri ScHW. Nw, red aif'' mit-mer, bist denn frei
[ich will dich dann als freundlich rühmen]. Stutz,
G'em-mer drei [gebt mir .S Würste], se sind-er frei.
reimt die Stufenleiter der Zahlen im sog. Wurst-
liede (s, d.). Oft: /. mit i. S. v. ,im Verkehr. Um-
gang mit', allg. Me" cha"" mit dem Manneroich aw''
z' f. si" Ap. Si si)id wider f. nrit enand [versöhnt].
,D' Leute seien frei und freundlich mit allen Men-
schen.' Stutz. Mit blossem Dat.: hold, gewogen.
Nächtig bin i''' bl-n-em [dem Mädchen] //'.si, 's ist-mer
et>e grüsli fri. AEGever 1813. Verstärkt: grundfrin U;
noch z' Tod f. Ai>, ,Der ein frei reichlich gcmüet hat,
der ist ein fründtlich mann,' 15;-!l/48, Prot, ,Wer
fry milt ist, der nimmt zuo, und wer wässeret, der
wirf ouch ^ewässeret.' HBull. 1540. A. ,Wett lieber
grynen.' B. .Gryn oder sing, du bist ein frynen.'
JCWeissenb. 1701. Adv. : .Dass man Uns nienert
wollt lyden, wie fry wir umb herberg baten.' Platt.
1572. ,Ich war nit gewont gescholten zu werden und
bishar mer gelopt und fry gehalten worden.' ebd. I(il2.
— b) V. Kindern, insbes. die nicht leicht weinen, leiclit
zu befriedigen, still, artig, ruhig (bes. auch Nachts),
untereinander verträglich sind .\a; Bs; B; G; Scnw;
Uw; Z. Ggs. mücd: scllsen. Sind fr. mit enand! Bis
[sei] aw'' frei und sclirei nild eisig! sagt die Mutter zu
ihrem laut weinenden Kinde. Sind frei und li'redbrar!
JKMev. 1844. Giieti Biiebli tue" nit grine" : Schw'ig,
du bist de"" gar e fr ine! 0 du söttisch og uf Erde
Freine wie->i-es Lämmtschi werde" ! AKniN 1819. (lileis
Chindli, schlof-mer i", Muesch frein und ordlig si".
Glutz, Alpenlied, — c) von Haustieren, zahm, z. B.
von einem Hund, der nicht beisst, l^as Schäfli, wo
frin inier nache sjiriniit U, Daher Frei als Name
einer Kuh AaF., eines Zugodisen ZO. — d) vom
Wetter: mild. ,Ks sei ein so freiner Nachmittag, dass
es ein rechtes Pläsier sei, ein wenig an der Sunne
iinu' z'träsi'lu'. (ioiTii. .Mit vi! L;'i'W:ilds | Wald | innb-
1250
Pra, fi-e, tri, frn. fVn
1260
geben, hat gar fryen wintor und fast stäten summer.'
RCys. — ;>. angenehm, bequem, angemessen, zweck-
mässig GTa.. T. Ihis int fri'i [gut] G 17fiO. Insbes.
von Wohnung (wulmlic-b), Kleidung, Gerät Ap; B; G.
Syn. (jäbig; gefreut. E freis [heimeliges, anmutiges]
I'lätdi Ai'. ,In lue Vorderstube, wo es auch viel
IVeiner sei von wegen der Sonne, die den ganzen Tag
da hineinscheine.' Goriu. Kr hat 's fri, wohnt bequem
GKl'r. E freu Gahlii, in die Hand passend, bequem
zu handliaben Ap. Mer händ 's recht f. [fein, ange-
nehm I (fhau GiiC^hur, D., Pr. Vom leiblichen Be-
finden: behaglich, wolil. Mir ist frei Th. Es freie"
ha", von köriierlichen Übeln frei sein, sich wohl be-
hnden; cn freie" Tag, ein guter in Bez. auf körper-
liches Befinden Ap. Hut hau-i 's eso oräeli frei, es
gellt mir ordentlich Zl»ättl. „Artig, hübsch, ge-
sclimackvoU, den Regeln gemäss, z. B. ein Kleid,
Geinacli Aa; B; VOute; S;' auch: ergötzlich, lustig.
,Es sei so schön und frein da aussen.' Gotth. Am-ene
schöne" Ahe"d isch es freis z' spaziere". Uf der Eiseban
isch es freis s' fare" UwE. De't am Schatte tvär 'seh
[es] gär frl. EFkurf.r. Ledig sl" ist gar e frei Ding.
Gotth., nach einem Volksl. Frei iisg'si^h, ein hübsches
Ausselieii haben ZW. ,I)ass sy kein fryger schiessen
nie habind gesechen.- Edlib. ,Üer bettelstab stotdir gar
fry.' Gengenb. GM. ,Im ist ein fryer possen b'schehn
[ein lu.stiger Streich passiert].' EMan. .Damit er
■g'rüst't syg artig fry.' Ri-ep 1538. ,Wol künndend s'
I konnten sie] gygen, luten, singen, orglen zuo der
trummen: zuo fryerni volk ich nie bin kumnien.' ebd.
1550. .Sonipes acer: ein muotiger und freier [mun-
terer V] zeltner [Pferd]. Mango: der die eigen leut auf-
kauft und sy auf den kauf frei aufmutzet und zieret.
Concinnator capilloruni: der das haar f. butzen und
zieren kann.' Fris. ,Wie er 's gemacht so artig und
frei.' vEuw 1708 (iron. von einem untreuen Verwalter).
4. zuchtlos, ausgelassen. Er i.it eliar an fria,
er ist etwas ausgel. GrD.; frech, leichtsinnig: ,Wels
[welches = wer] geid woltä" [bedachtsam geht], geid
g'sünds un'' ferr; weis du geid frei, geid bei [bi, nahe,
nicht weit] und en dan Tüed [Tod].' P silv., als Über-
setzung des it. Sprw.: chi va piano, va sano e lontano.
'/,' rix f. bringt Reu. Si'lger. — U. Adv. in eigen-
tiiml. abstr. Bed. 1. (friu'^ USchäch.) vor andern
Adv. oder Adj., unbetont (u. darum oft zu frl, in ZO.
zu fri- verk.), i. S. v. ziemlich, recht, gar (eher, Grü.).
allg. (nur aus Ap und G nicht bezeugt). Syn. artig.
E.ril 1) ziemlicli viel. 2) gar oft L; ZO. In Gl oft
zum Ausdruck von Erstaunen und Missbilligung, z. B.
/. V. trinl-e", fast allzu v.; Syn. u-ul v. ,Die armen
Mannli könnten nicht genug herbeitragen an Essen
und Trinken, dass es Ei"m fry übel grüs.' Gotth.
il/c" muess d' Augeblick fri ordli''' timsse" z' nutze".
IIenc. 18:!G. Eri spät Gr. Frau Sunne, u-ärm das
Plätzli frei Kol! GUehlin (Bs). Er soll doch frei trei-
deli [sclinell] cho", me" mein, si tcell sterbe". Breitenst.
18G4. Säg-mer 's doch fri recht! Gotth. .Sage es fry
recht geradelieraus!' ebd. D' Rosschiimi-Stengel sind
eisig frei stif ZO. Du bist scho" frei alt. Stdtz.
's isch frei lustig g'sl' z' biege". BWyss 1863. lez hau
i g'esse, und das frei satt. Schild. ,Fry schnell.'
HBi'LL. 1533. ,Das soll fry allerdingen abkennt sein.'
15i)!i, Z Ratserk. ,Nimm 's hin und es fry flyssig lis!'
Com. Beati. .Ziech du dich fort und das fry gschwind!'
ebd. .Er nimmt das Maul frei voll.' .TMev. Hort. 1692.
,Frei lang.' Landmann u. Schiffm. Zur. 1769. .Sagt
ihnen, was ilir wollet, und machet 's frei kurz.' HPest.
1785. Der unbest. Art. tritt zwischen Adj. und
Adv.: Er ist f. e guete, ein recht guter (Mensch) Gh;
f. en grosse', (iron.) Nnw. Fri es hiilis Miiidji, ein
recht hübsches Mädchen W. Die Chuo hat fri a zeji
[zähe] Melchi Gr (MKuoni). Zuem Grittibenz [Back-
werk], frei zue-me" grosse". S Kai. 1860. He nu" so dii'".
Giger, so mach denn fry e htstige [einen recht lustigen
Tanz]. Gotth. Ebenso wenn .etwas' statt ,ein' ein-
tritt: Mach is [uns] fri öppis Guets [zu essen]. Gottil
Statt eines Adj. kann auch das Subst. .Stück' folgen,
aber in prägnantem Sinn = ein schönes, gutes, grosses
Stück, z.B.: Es ist f. es Stilck bis in das Dm-f [ein
ziemlich weiter Weg] W. F. e Bitz, ziemlich viel
GrSpI. Das Adv., welches auf f. folgt, kann auch
selber schon zur Ver.stärkung eines Begriffes ver-
wendet sein: frl artig- (Gr), frei artig-, frei ordeli-
(Z) z.B. gross. Fri z' rolle in b'sunderliar, auch gar
zu sonderbar. AKuhn 1819. — 2. alleinstehend,
vor Verben: a) geschwind. C/w"' f.! Gang f.! W.
— b) recht sehr; gänzlich, in der ä. Spr. aber oft
nur verstärkend und unübersetzbar zugesetzt; ge-
radezu, förmlich, wirklich; sogar. Er het f. g'altel
Aa (vgl. 0. fri alt). Es grüset-m'r frl ab-d'r. Gotiii.
,Er wolle fry einen Batzen geben, wenn er den Wein
nicht trinken müsste.' ebd. Es sei fri dür in düre
gange [der Ton sei durch ihn hindurch gegangen,
habe ihn im Innersten ergriffen] und heb im frl
d' Auge" übcrtribe". ebd. Es het fri g'klepft [von dem
Kusse] B. Er Lit frei taub wurde", vor Höni [Zorn]
/'. üfg'gumpet; es icird-mer f. übel Aa. '.s- het nii'''' f.
a"foh" friere". Breitenst. 1864. Mänge'' lirarc Ma"".
wo [welcher] chiinnt zum Bessere wiirke", fürchtet-si'''
f. und schwigt. ebd. 1863. 's göt im fri dur'' Mürg
und Bei' SciiSt. F'' ha" so rüchi Hand, da.ss frei
d' Fäde" rum bhisse" A"rüere" rerrlssed ZStdt. ,Wie
diese Gedanken durch seine Seele flogen, trat er recht
männlicli auf und schien frj gewachsen.' Gotth. /'''
ha" däicht [gedacht], i''* well fri selber cho". ebd. Sls
Bede" het ühopf und Händ, ''ass er-si''' frei selber
muess erstune" drüber. BWvss 1863. ,Damit sie wüsstind
all unser grechtigkeit, frygheit, sitten fryg erfaren und
lernen.' Mey.. Wint. Chr. zum J. 1549. .Schlag. Drunnn-
sclilacher, auch fri druf!' Com. Beati. ,Will iezund
besser [näher] zuo ihm gan Und ihn fri selber reden
an.' ebd. ,So wirt das W3'b, wiewol's ist gfierdt, fry
bschissen, trogen und verfüert.' RrEF 1550. ,Hilf, das
wir alle menschenleer fry verachtend.' NMan. ,Er
soll von seinem fürnemmen fryg abstän.' 1563, Z
Ratserk. .Confringere rem: sein guot vertuen und
frei durchbin [zu Grunde] richten. Licentior epistola:
ein frefner sendbrief. darein einer schreibt frei, was
er will.' Fris. Vor Negationswörtern: Es chunnt-mer
f. ken Si"" dra" ZO. D' Strasse b'setze [pflastern] und
drüber griene" — das täte"-mer [wir] frl nietie" [nir-
gends; keineswegs]. Schw Fasn. 1883. .Die Leute
rühmten, sie hätten fry noch keins so gesehen.' Gotth.
,Die werde den Jakobli aufklepfen, dass es fry keine
Art hätte.' ebd. Verstärkt durch gleichbedeutendes
abstraktes hell (vgl. glatt, süber): f. h. Nut. Gotth.
F. dem ganzen Satze vorangestellt: Es isch eppis
Grisligs [Sdireckliches] g'sl": frei d' Lit [Leute] uf
der Gass sind sto" blibe"! Bs. Frei d' Sunne /lc^.s•r''
füre g'viiicht und luegl die Ileideti a" idiiI liirhl.
1201
Km, Ire, l'ri. flu, iVii
1ÜI12
ÜKKirKXsr. liSiJo. ,Fiy wülltiinl wir wol beiile staininei)
[Staiiime] biiuloii zuesaiiiiiieii.' Ki'ek 1550. — c) zu-
weilen etwa i. >S. v. t'reilieli, wohl, im Ggs. zu einer
Vdrhergelioiuleu Aussage; bei Aufforderungen, Bitten
etwa i. S. v. nur, doch! Er redt sust ijcrn, aber iez
hat er frei clw)ine schirk/e" (weil er etwa fürchtete, sich
zu verraten) ZB. Er ist en ffile Kerli, aber Kenn 's
Öppis z' rerwütsche" git, so chann er-si''' f. rode
[rühren], ebd. .Ich trau-der, ja icli traue dir! Du,
llerrgott, hast frei Lust zu mir!' 8tutz. Das ist f'rl
(l'schih, das ist freilich und zwar in vollem Mass ge-
schehen; auch ironisch: dem isch es fri Ernisch, es
ist ihm ja doch nicht Ernst Gl. Frl tcül, Ausdruck
starker Zustimmung, Bestätigung, z. B. /'. w. e sclmmrei
BBe. Chiiiiim-iiier nit vor mini Tür, Oll i lä der Pudel
its! (leise:l He. so chiniiiii f'ri [freilich doch] z' Abesitz
|zu nachtlicliem Besuch], I)' Leiteren isch a' d' Laube
(j'stützt. B Volksl. .[Abigail hat l>avid] die schenke
nit von stund an überantwortet, sonder erst ein wyl
mit im g'redt; er hette sonst die gab fry [wohl, füg-
licliV] mögen verwerfen.' LLav. 1584. ,Iias hab ich
sclion fi'i z'wijgen bracht.' Com. Beati. .Er kennt
so fri [könnte so gut] ein Junker syn grad just, wie
icli auch einen bin.' ebd. ,.\m bösen Weib das Beste
lieisst. Wann man frei, dass sie bös ist, weisst.' B
Sylloge 167Ö; viell. i. S. v. .gänzlich' oder ,von vorn
herein'? .Frei: quisso.' Id. B. Du channst f'rl gän,
geh nur! Chumm f'rl, komm doch! BSi.
Mhd. vi-i, auch (bes. inlautend) cruj, vergröbert aus vrij.
-i u. -e'i bei unserem W. im .\llg;. gemäss dem Gesetz betr.
ilio Auslautvukale, doch haben BD. u. Th das Adv. 11, dessen
Zsliang mit dem Adj. dem Volksliewusstsein abliandeu ge-
kcimmeu war, nicht an dum Fortsi-hritt zum Diplitb. Teil
nebmen lassen; aus ähnlichem (iruuJc hat ihm Z in solcher
Anwendung wie einem blossen Formw. allen selbständigen
Ton entzogen. Wiebtiger ist der Unterschied der Form mit
und ohne ii. von dem auch die Bed. z. T. betroffen wird,
da bes. für Bed. '2 u. 3 in einigen Gegenden die Form mit n
auch im .\uslaut resp. prädikativen Gebrauch und im flek-
tierten Ntr. fast herrschend geworden ist. Dennoch hätte
das Gr. WB. kein selbständiges fiein ansetzen sollen (was
dann auch zu unrichtiger Etymologie geführt hat), da jene
Form doch nur auf einer, allerdings sehr bemerkenswerten,
Verfestigung des losen euphonischen n beruht. Statt cn/ii-c,
fi-ii-c, an welcher Form einige MAA. (z. B. ApI für alle Bedd.
festhalten, heisst es in anderen en /n-n-e, frei-n-c, wodurch
das H den Schein eines stammbaften annahm, so wie unigek.
stammhaftes n, nachdem es auslautend geworden ist, in ein-
zelnen JIAA. für die prädikative, flexionslose .\nwendung
des Adj. abgestosseu wird, z. B. hü für hm (unwillig), tchö
für »ftoi, /[ (bes. Adv.) für/««. Fri : en frinc (Ntr. t«/rt»)
gellt dann (wie hla, blan : rit bhtnr; J'yoh : fvühiur u. a. m.)
der Ileklinatiun von Aü" ; tit himr, rx hnn udgl. parallel, und
von hier aus gelangen einige MAA., wie gesagt, zu einer
uiiecbten Grundform fnn (Ntr. /rtim). Während die eupho-
nische Kiuscliiebuug z. B. von Bs für alle Bedd. durchgeführt
ist, begegnen wir in anderen MAA. der Liissimilation freii
für Bed. 1 1 ; /reim für Bed. I '2; doch ist es wohl nur eine
zutalligc Ilifl'erenz, entstanden dadurch, dass aus der Bücher-
sprache mit der Bed. (1| aucli gleich die Form entlehnt
wurde. Was die Bed. selbst betrifl't, so ist allerdings auch
das Vcrhältniss von 1 zu 2 nicht unmittelbar einleuchtend;
entweder fliesst "2 aus der Grundbcd. der Wurzel (lieben),
welche in nbd. .freien', sich um eine Frau bewerben, nncb
lebt (vgl. auch unser mit />ei :• syn. ^ik'<). oder es verhält
sich 2 zu 1 etwa wie lat. .liberalis' : ,liber', d. h. Herzens-
güto nsw. ist Ausflnss des Gefühls der Freiheit (i. S. \. frei I).
welches das Herz erweiternd auch Andern 'l'eil an dem Glück
gönnt, das man selbst gcniesst; vgl. als Gegenstück unser
Svhidh, launischer, unverliäglicher .Aleusch, aus der Giuudbed.
.Knecht'. Bed. 'i ist Übertragung von Personen auf Sachen,
4 bezeichnet Cbermass oder Missbrauch V(ui 1. Die Zu-
sammengehörigkeit von 1 — 3 ist in dem volkstümlichen Lied
von ThBornhauser ,das Wortli frei' ausgesprochen. — Beim
Adv. hat sich die Bed. noch weiter und abstrakter ent-
wickelt; doch ist auch hier der Zsbang nicht abgebrochen.
Aus der Bed. 1 des Adj. konnte sich einerseits die von .leicht,
wohl, recht, ziemlich' (die letzte Bed. hat auch holl. mij) :
andrerseits die von .geradezu, ganz, sogar' entfalten. Sehr
bemerkenswert ist überdies für die Bed. des Adj. nnd Adv.
im Ganzen das fast durchgehende Zstreffen mit ßm), so dass
die schon dort (Sp. S37) angedeutete Möglichkeit teilweiser
Vermischung beider WW. hier nochmals zum Vorschein
kommt; sie würde dann auch zur Erklärung der Form frin
noch in Anschlag zu bringen sein. Noch sei bemerkt, dass
die Ausscheidung zw. II 1 u. 2 in gewissen Fällen unsicher
ist. indem in Frage kommt, ob /. unmittelbar mit dem ihm
folgenden Adv. zu verbinden sei, oder sich auf den ganzen
Satz beziehe: ,Der schütz [SchussJ was im fry glatt abgangen.'
Dornacherlied 1499. ,[Es solle ihnen) fryg gar abgestrickt
syn.' 1567. Z Ratserk. .Annumerare pecuniam .ilicui: frei
baar daher Zeilen. Animo luec pnesenti dicas: sag es f.
redlieh ausshin.' Fris. .Wir habend dasselbig fry gänzlich
abgestrickt.' Z Mand. 1598. ,I)ass er dise Lehr frei heiter
vor Männiglichen bekennet hat.' Grasser 1B2Ö. , Seinen
willen frei rund zu verkündigen.' AKlingl. 1688.
u(n)-fri: unbequem, meist mit Negat. Es ist
nüd u., ziemlich bequem Ap. Unangenehm, widerlicli
L (Ineich.); unschön, ungeziemend, unliebenswürdig.
Gegs. zu frei 3. ,Und diser warlich ein unfreier
mensch ist, der nun auf seinen nutz füraus luogt.'
VooELB. 1557. .Versari in sordida arte: ein unfreien
und wüesten gewerb treiben.' Fris. .Inelegans: un-
lieblicli, unfrei. Pedecet, absurdum est: es stät übel,
ist unfrei, es zimt sich nit; es reimt sich nit.' Fms. ;
Mal.
vogel-. vögeli"-; frei wie der Vogel. ,Ase vö.
leben und keine Schulden haben.' Stutz. ,Wir hand
gewont [gepflegt] fri herrlicher tagen, sind all g'syii
vo. und herren.' Salat. .Wenn ir vo. sind, gloubeii
und tuen. mögend, was ir wollend.' HBull. 1501.
hütten-: von der den Milchbauern von den Ak-
tionären einer Käserei (Hiitte) für Benutzung der
Letztern auferlegten Mietsteuer befreit Z.
kost-: 1. wer .\ndere von Kosten frei Iiält oder
ihnen unentgeltlich Kost gewährt, freigebig, gast-
freundlich. .Ein hüpscli, redlich, costfry, früntlidi
mann.' Salat. .Benignus, beneticus; liberalis; treuw,
güetig. freigebig, k., eigentlich der, der den frommen
und dürftigen guots tuot.' Fris.; Mal. ,1'ie Franzosen
seind liberal und k., die Spanier spärrig und Hunger-
leider.' FuHafn. 16()(i. ,Er ist k., wie l'fatf Mangolt:
er ass die Eier und gab die Schalen zu Almosen.'
JMev. Hort. 1(392. — 2. wer selb.st von Kosten (des
Lebcnsunterlialtes) frei ist: .Hospitia ei publica de-
crevere: liabend in geheissen in allen lierbcrgen k.
sein.' Fris. — Kostfreii f.: Freigebigkeit. .Libcrali-
tatis tuic expers factus sum: ich liab dein kostfreii
nit vil empfunden.' Fuis.
lib-: persönlicli frei, im Gogs. zu hbeiijen. \'gl.
Frcihiils. .Leibfrei, frei: libor.' Mal. — milcli-: keine
Jlildi melir zur Nalirung bedürfend oder bekommend
(vom Saugkalb, wenn es gross und stark genug ge-
worden ist) ZN.
seinper-: frei in besonderem Grade. Im Scuwäii.
Unu 1588 i. S. v. fn I;'a: .Per Chu ist [gilt als]
I2(i:
Fr;i, lix', tri. fru, l'ru
12fU
der seiiiperfrei, was er gleich scliiimle oder schrei,
Er ist allwijg' der liebe 8ohn; was er tuot, das ist
\V(il fjetüii.'
BIliil. wiii/urrrn l'iiniluu-), roiclisiinmittolbiu- uinl ilalicr zur
'l't^ilnahino am Keielisbigo («tnO befugt. Dem Vf. soheiut das
W. uliiic sciiioii uig. Siuu bckaunt gewesen zu sein; vidi, sogar
liol ihm der erste Teil mit dem lat. ,semper', immer, zusammen.
schütz- fr i: (durch Zauber) gesichert gegen
Schuss, unverwundbar. S. u. gefroren. — tojuiel-:
wer ohne Einsatz (.Doiipol') an einem Sehiessen teil-
nelinien darf Ar; Ndw. — weit-. ,Es sind vor jaren
tVowen uss unserm closter gangen, 2 in gaist[lichi]
clöster, disi in die weltfrygi clöster [Beginenhäuser?].'
1523, Strickl. — zoll-. ,Cogitationis pienani nemo
patitur: wie man spricht, gedenken ist z.' Fkis. —
zwiiels-, Adv.: ohne Zweifel. AKlincl. 1(J91.
Ge-fri n.: freie Aussicht, Licht. Ganrj-vier ns-em
tr. GWa. Syn. Heiteri.
Vgl. Frihvit i. S. v. freier Platz. Doch bietet sieh neben
dieser Ausdeutung aueh Ableitung vun/ctoi i. S. v. , werben'
dar, wonach die *irundl>ed. urspr. die Betreibung eines Liebes-
verhältnisses wäre, welche durch Nebenbuhler gestört oder
eingeschränkt wird; Syn. Gchc(j; (jäu.
Friel ni. : Name einer freundlichen Kuh Ar
{Frieli, Dim.); GlH. (l)ini. für ein solches IJind). —
Freiele f.: Kuhname Ar.
frie", freie": 1. (trans.) frei machen, befreien,
für frei erklären, absolut od. mit Angabe eines (iegen-
staiidcs, von dem befreit wird. Wie lamj nu^'' da)<
Ztiiujije", wenn wirt-i aw'' g'f'rlt ! sagt der ungeduldige
Verliebte Suiiw. ,llnd uns von aller krankheit freien.-
Si'HAin-: 1, 5. ,Nur dass si sich vor armuot fr.' ebd.
.('liristus hat uns als ein sighafter künig gefryet, von
des tüfels gwalt erlöst.' RGualtu. 1555. .Dises alles
ist so gmein uiider uns menschen, dass nieman darfür
gefryet [ist].' ebd. 1584. Insbes. von bestinnnten Ver-
liältnissen des privaten od. staatlichen Rechtes: obrig-
keitliche Erlaubniss zur Ausübung eines Eechtes
geben, resp. Ansprüche Anderer ausschliessen; Immu-
nität verleihen, exempt erklären; privilegieren. Mit
Acc. P. „Sich von einer Behijrde fr. lassen: die Frei-
heit erwerben, über sein Vermögen nach Gutdünken
testamentarisch zu verfügen" BO. ,So er etlich wider
das gsatzt fryet [von dem Gesetze disjiensiert].' Zwingli.
,l>arzuo schickt er im guldine trinkgschirr und freiet
in, dass er daraus trinken dorft.' 1531/48, I. M.vcr.
= ,erlaubte ihm.' 1CÜ7. .Zürich ist von den königen
gefryet und under des Rychs schirm genommen wor-
den.' HBuLL., Tig. ,l)ass die überigen von diser regel
gefryet [sygind], mer fryheit habind.' RGtalth. 1555.
.Dievveil sie [die Eründer] von etlichen Fürsten und
Übrigkeiten gefreit worden, dass niemand der ihren
solcher kunst gebrauche.' 1557, Absch. ,Und fryet
das Gottshus, dass es solle zollfrei sein.' RCvs. .Wenn
die Sommer- und Herbstfrüchte im Werch. glauben
sich die Leute gefreit [befreit von der Verpflichtung,
ihre Kinder in den Religionsunterricht zu schicken].'
JBreit. (Mörik.) Mit Acc. S. i. S. v. bannen, vom
Gebrauch ausschliessen, als heilig erklären. .Segnet
den sibenden tag und freiet in.' 1530. I. Mos. ,Die
Allmeind ze frj'gen.' 1572, ScawE. So bes. von der
.lagd: .Ein Rotgwild. das verbannet und gefryet ist,
[darf Niemand schiessen oder fangen].' 1560, Gl; vgl.
Fri-berg. .Hochwild einige Zeit freien und bannen.'
1.587, Aiiscii. ,1m .1. 15(i;i ist znm Nutzen des gemeinen
Besten der Freiberg im Gantberg zu freien erkennt.'
txL LB. 1835. Mit Dat. P., Acc. S. = zueignen, zu-
teilen, erlauben. ,Sond Mlihn im das holz bim bach
schirmen und fryen.' 1526/44, Schw Lli. .Habent
unsere Herren dem N. N. ein stuck allmend uf 30 jar
hin für eigen geben und gefryet.' 1630, ebd. ,L)ass
wir ihnen, so solch Bergwerk zu bewerben begehren,
frei und ledig aufgetan, geöffnet und gefreit haben,
freiend auch ihnen den ganzen Berg zu Guppen.' 156!',
Steinm. 1802; vgl. gefrlt; Friiing. — 2. intr. fauch
frlne", freine") a) von Personen: (wieder) freundlich,
besänftigt, zufrieden werden (it; Uw. — b) .artig
werden, bessere Gestalt bekommen, z. B. von einem
Kleid durchneuen Zuschnitt oder Verzierung Aa; B;
VOrtk; 8." — c) unpers.. es friet (freimcl kv Id. 1788;
frieret, freieret, freitieret Ar; Th) mit im, er ist auf
der Besserung. G 1790. Es hat es Bitseli g'frinet, vom
Wetter Gl. — Die Nbf. mit -er- vom Coniparativ. m für n
wie iu Jitidmii:r u.a.m. — Bed. 2 von /7-t -^—4.
g'frit. -freit: adj. Ptc. 1. mit Freiheit begabt,
frei, freigeboren. Zunächst von der angestammten
Freiheit der alten Eidgenossen: .Wir sind ein gefrites
Volk durch Gott und unsern Arm!' schrieen die Ae
Hirten, als ihnen Ebel die Notwendigkeit eines fürst-
lichen Überhauptes beweisen wollte. Ein g-es Land,
ein Freistaat Ap. En g-e Landvie", Staatsbürger.
HocIig'frHi, certruti, liehi Herre' Landlüt: alte Anrede
des Landammanns an die zur Laiidsgemeinde ver-
sannnclten Bürger Gl. ,Iu unserem lieben gefreiten
Vattcrland.' ClSchob. 1699. .Wenn zwei Schwyzer
sich auf der Strasse begegnen, so bleiben sie stehen
im Gefühl ihrer Würde und rufen einander zu: Guten
Tag. gefreiter Mann!' N. deutsch. Merkur 1809. In
weiterm S., von Personen und Sachen: G'frlte, erster
(unterster) Unteroffizier bei der Artillerie Gl. eig. ein
Bevorzugter, vom Wachtdienst Befreiter. Es Hihli
ganz cu" Schulde" gfrit SchwE. (üchsn.). 7» seh" Jure
heig-er 's erlebt, und de"" chiinn er r/frciter lebe", als
»länge Kossbiir. BWvss 1863. G freit: leicht, frei, un-
beengt gekleidet Z IS. — .Die kilch, der kilchhof und
die husre darutt'. als wyt die mur darumb gat, sind
also gefryt [mit dem Asylrecht begabt], ob jenuind
daryn flüchtig wurd. dem soll niemand nachylen.' Üffn.
ZEmbr. ,Wie ser das lügen über mich gefryet [er-
laubt, straflos] syc.' Zw^ingli. .Wiewol die frowen
des gottshus^« Diessenh. für sich selbs ir wesen ge-
hebt und gar hochgefryt sind.' 1530, Absch. ,Dic
von Constanz erbieten gebührliches Recht vor ihrer
ordentlichen Übrigkeit oder dem gefreiten [jirivile-
giertenV vgl. Sp. 1256 u.] Richter, wohin diese Sachen
gehören.' 1542, Absch. ,Und soll an bezalung der
unkost die gefrygten schulden [Schuldforderungen,
welche im Konkurs einen Vorrang vor andern haben]
den verschribnen und verbrieften Zinsen und schul-
ilen vorgan.' 1557, Bs Eq. .Etlich edel burger [von
Strassburg] von gmeinen Eidgnossen als kouflüt und
pilger gefrygt [mit freiem Geleite versehen].' .\nsh.
.Des Zolls und weggelts gefryet.' RCys. .ürdentlichc
gefryete Jahrmarkt als sonderlich allhie in unser
Hauptstatt uf den Pfingst-, StMartins- und Lucien-
Märkten.' B Mand. 1628; vgl. fri Sp. 1257. ,Wann du
eine halbe Compagnie aus einer ganzen in einem
Augenblick haben wilt, so sprich: Ihr Rotten [Glieder]
oder gefreiten Rotten, nuirschieren her aus der Ord-
nung!- KuiEiisiirciii.. 1611. .Gefreite Ämter' L bis ins
12H5
Tra. IVu, l'ri. fni, IVu
1266
XVIII., gewisse Ämter, wekhe der Hat als Privilegium
im Gegs. zu den .Tafoliimtern' für seine Mitglieder
vorbehalten hatte. — wasser-gefrit: wasserarm,
von einer Gegend Ai-.
ah-frien: der Verbindlichkeiten entheben, ent-
lassen. .Darnach wüssen mögen, den geurlaubten
Sennen [dem man nämlich sein Lehen entzogen] abzuo-
Iryen und den neuen ynzuosetzen.' 1553, Z Staatsarch.
ver-frit = /je-, i. S. v. berechtigt, privilegiert.
.In ansechung, dass rajn herren von keisern, küngen
und fürsten verfryet [sind], mit menklichem [Jeder-
mann] pündnus anzenemen.' 152G, Absih.
be-frien. ,Grad nach dem Gottesdienst werden
die Saufhäuaer eröft'net. Spilplatz befreit zum Keglen.'
JKHoFMEiSTER 1T44. — be-frit: berechtigt. , Sonst
würde man im [dem franz. Gesandten] das geleit ab-
künden und sehen, wessen man gegen Ine befryet
wäre.' 1591, L Ratsb. — Befriung: Schutz, Siche-
rung. .Pfryung der Hochwälden.' Ndw äLB. Privileg:
N. N. verlangte 1575 vom Z Rate ,die Befr_vgung,
dass weder Schlosser, Hafner noch Murer ihme dheine
Proben syner Holzersparungskunst nachmachen.'
friere", freiere" s. frlen 3. Prie(r)t s.
Friheit.
Fri-, Freiheit, in concr.Bed. z.T. Friet, Freiet
— f., in pers. Bed. auch iii.: 1. abstr. i. S. v. frei 1,
meist in polit. Bed. .Freiheit und Gleichheit' sind
iV Stege' ah g'heit. Suli;er. Fr. n. Gl. an en Stecke"
'blinde' u. hei'" 'treit [getragen]! Z. Vil [Manche] mei-
ue'd hütigs Tags, d' Friheit h'stand i' dem, dass en ledere
tue" chänn [könne], icas er well. Gl Volksgespr. 1834.
.Freiheiten u. Trinksprüche ausbringen', Toaste auf die
Freiheit des Landes und auf die Gesundheit einzelner
Personen ('?) GRapp. Mit Bez. auf die ä. Zeit hiessen
.Freiheiten' die besondern bei Unterwerfungen oder
Bündnissen meist vorbehaltenen , ausnahmsweisen
Rechte, Vorrechte (Privilegien) einzelner Orte, Stif-
tungen usw., welche auf Verleihungen vom Reich oder
von der kompetenten Herrschaft beruhend, Befreiungen
vom gemeinen Recht enthielten, insbes. die Regalien,
welche die eidg. Orte sich vom jeweiligen Reichs-
oberhaupt bestätigen Hessen; dann spezielle Rechte
von Städten, Gemeinden, Klöstern und Korporationen
(z. B. eigener Rat, Münze, Markt). So z. B. ,des
Gotteshauses Fr. leihen'. Jemanden, der vor fremdes
Gericht geladen wird, mit der Immunität (des Klosters
als) des Grundherrn beschützen. Offn. Kessw. 1506
(vgl. Bed. 2). ,Fryheit und fürsehung' betitelten die
BSigriswyler den Gemeindebeschluss v. 1493, welcher
den Bürgern das Zugrecht bei Verkäufen sicherte.
Die Meister Steinmetzen bitten, ,inen zuo bestäten ir
bruoderschaft und fr., dass die in unser Eidgnoschaft
werde gehalten.' 1517, Absch. ,Mit sonderbarer [be-
sonderer] Fr. [Erlaubniss] eines Herren Frohsten.'
IlCvs. — 2. insbes. Freiheit, Sicherheit vor Ver-
folgung, inmiunitas. und dann meist concret: Frei-
statt, Zufluchtsort, Asyl, bes. für kriminell Verfolgte,
Totschläger, zuweilen auch noch concreter ein Raum,
Bezirk, Hof vor oder in gewissen Gebäuden (nament-
lich Kirchen und Klöstern), dessen Betretung jene
Sicherheit gewährte. Syn. Friung, Fri-hof. ,Ein
artikel des schüchhus [in (tStadt| halben, wie weit
die fr. gehen soll.' 15ii5. .\bscii. .I>eni Poctor N. Ent-
fernung uss der fr. zuo bewilligen, damit und er zu
Schweiz. Idiotikou. I. 9.
ire [der Patientin] kommen möchte.' 1516, Bittschr.
AaB. .Gesellen, die in der Conventstube zuo den
Predigern in der Fr. lagen.' 1522, Egli, Akt. ..\ls
sich derselbig in die fr. der capell, so wir im spital
haben, uf den altar. und do fry ze syn vermeint, ge-
setzt, dann aber gewalteklich ab dem altar uss der
fr. genommen und gfänklich nach Rynf. gefüert.' 15'24,
Absch. .Huw [hieb] man eim kesslerknecht das haupt
ab und nam man in us der fryghat und ist das der dritt,
den man dräs nam.' 1527. HsStockar. .Den Leviten
wird ir teil, auch die freiheiten bestimmt, dahin die
todtschleger fliehen mögind.' 1531/48. IV. Mos. = .frei-
stätte.' 1667. .Damit ein jeder dester bas möge wissen,
wo im söllich widerwärtikeite an die bände stiessen,
gedachte fryheiten ze suoehen und ze finden.' 1534,
S Wochenbl. .Sollen alle die. so in dise Fr. Zuflucht
haben, angendts mit Leut, Gut oder Pfand gute Ver-
sicherung und Tröstung tuon umb Essen und Trinkon
oder Einer soll und mag von Mahl zu Mahl solch
Essen und Trinken, so vil er brauchet, mit baarem
Gelt abbezahlen.' SchwE. Klosterarch. ,N. N. wird
wegen verübten Mutwillens in der Fr. mit der Ge-
fängniss und umb 5 Pfd gestraft.' 1550, ebd. ,Die
StGaller haben vor, diewyl das gottshus mit einer
ringmur ynbeschlossen, ein fr. ze machen, damit
mengklich sich derselbigen gebruchen könne.' 1571,
Absch. .Auf den Bericht, dass D. v. Salis 2 Personen
getödtet habe und gegenwärtig zu Pfäfers in der Fr.
liege, soll angefragt werden, ob man ihn in der Fr.
bleiben lassen wolle.' 1573. ebd. .[Die Stadt Bern]
hat schnell, als ein gemeine fr. [gegen nachjagende
Herren], von den geträngten laudlüten und umbsässen
zuogenonnnen.' Ansh. ..Asylum: ein freiheit. ort der
freiheit, dahin man fleucht' Fris.; Mal. .Darauf dann
bei Allen, denen unser Gottshaus bekannt ist, auch
beim Kind auf der Gassen, ein gmein unwiderredt
Sprüchwort gewesen ist, ein so grosse Fr. habe das
Gottshaus Einsidlen, dass auch ein Dieb und Mörder
in selbigem Fr. habe und sicher seie.' 1590, Eins.
Klosterarch. .Die Dienstleute des Klosters sollen ein-
ander der Fr. verschonen [sich der Klosterfreiung
wegen friedfertig verhalten].' XVIL,Gesindeordn.Mi'Ri.
,In ertretung der fr. [bei Eintritt in das Klosterasyl]
soll jeder wehr und warten von ihm tuen.' ebd. .Weil
wir der Fr. zu lieb etliche Tor ort"en haben müssen,
da man aber sonst vor bösen Leuten beschliessen
könnte und sonst der Freiheitsleuten keinen Nutz.
sonder mehr Schad und Unmuess haben.' 1603. SchwE.
Klosterarch. .Dass wir das Gottshus Bubiken als zu
einer freien Malstatt und Platz der Freiheit angezeigt
und dieses Ort zu einer gemeinen Fr. bkennt haben.'
Amtsr. Grün. 1661. .Flohen in die Fr. gen N.' 1707,
I. Macc. .Fr.: Ort. da man sicher ist, asylum, locus
refugii.' ThSi'Ikser 1716. Vgl. noch Arg. 1861, S. 64'tl'.
70. 211. Nachdem das Asylrecht der freien Stätten
aufgehört hat, bleibt einzelnen der Name in verkürzter
Form. So Freiet f. („m."), der oberh. der Stiftskirche
liegende, von Chorherrenhäusern umgebene Platz in
LBeroni.; nach St. Dial. 215 so auch der Hof des
Klosters G. 3. zollfreier Bezirk. , Ungeachtet
der Knecht sich darauf berufen habe, dass das Pferd
in der Fr. gekauft worden sei, sei der Zoller auf seiner
Forderung bestanden.' 1516, Absch. - 4. Frei-
schaaren w esen im Kriege, auch concr. eine Frei-
schaar. d. h. eine Truppe von Freiwilligen, die niclit
80
12117
Fra, flu, l'ri, l'rci. fi'u
1-J(i8
unter dem Keldzeicheii ihrer Obrigkeit, sondern unter
eigener ,FiX'ilaline' auszug. Syn. Mueticiller ; Frlschar,
■schärlcr. In den alten Z u. B Chroniken u. Ahscliieden
bezeichnet .Frylieit' die angeworbenen fremden Söld-
linge gegenüber den Zünften. Tschudi unterscheidet
.nszogne und frye knechte'. Ähnlich eine B Urk. von
1590: , freiwillige knechte um gebürlichen sold annemen
oder aber nach alter gattung mit einem üszug den
krieg füeren.' , Darnach zoch der fryheit venre uss mit
syneni harst.' Justinger. ,Mit der rosspanner und dem
rossvolke und der fr. harst mit inen.- ebd. ,r>o der
von Zürich fryheit gen Wilberg lüften und die von
Zürich uf ir herster [Harste] uszugen inen ze helf.'
ebd. ,l>as guot und gelt, so gewunnen und nit in die
büt kommen, sunder verschlagen [zerstreut] ist von
fryheiten und andern.' 1476, Abscu. ,Von der fryheit
wegen ist geratschlaget, dass man allen denen, so
under ein panner und fendly old ein houptniann ge-
schworen oder von iren herren dar geben und by der
gedat sint gesyn, die büt geben soll, es sygeu kneclit,
karrer, soumer old fryheiten.- ebd. ,.\Is dann uf disem
tag treffenlich reden gehalten sind von der ungehor-
samkeit wegen der friheitsknechten, ist angesehen,
dass man die fryheit ganz abtuon und inen das nit
meer gestatten welle.' 1499, ebd. ,L)ie frauwen zugen
die hemder ab und satzten ire kind daruf; da lütten
die buoben und freiheiten dar und zuckten das gewand
under den kindern dannen.' Rickenm. Chr. XV./XVII.
,Beim Auszug wurde für die Fr. eine Summe aus-
gesetzt und aut die Orte verteilt. Dabei wurde aber
betrachtet, dass in der Fr. allerlei unnütze Leute ge-
wesen sind und daher beschlossen, dass jedes Ort
dieselben mustern und halten möge, wie es ihm gut
scheint.' 151G, Aissen. ,Frygheiten oder der bluot-
liarsch.' Etterlin; vgl. ,frye gesellschaft' Sp. l'iöö u.
, Sollte forthin kein Freiheit mehr under dem Heer
gelitten werden, sonder ein jedes Teil dieselbigen von
ilini treiben. IConnnen dann darüber [trotzdem] Frei-
heiten zu ihnen, Vorhabens zu plündern, darfür sollte
man Hüter im Feld ordnen, welche wo sie solche
Freiheiten umbrächten, darumb nicht gestraft werden
sollten.' WoKSTis. Der PI. in einigen von diesen
Stellen scheint nicht ,Freischaaren', sondern einzelne
Mitglieder derselben, Freiwillige und insbes. Frei-
beuter, zu bezeichnen. In dieser persönlichen Bed.
war das W. wohl m., was bei der folgenden Bed. klar
vorkommt. — 5. persönlich (ni.), Landstreicher,
falirender Gaukler oder Spielraann. Bettler. , Bettler,
fryheiten, kvauier, wurzler und derglych arkwenig
[verdächtige] lüt.' G Hdschr. .Desglychen will man
1 guldin try üssgeben zu lassen den gesellen und
fryheiten.' Kottwyl. .Schützenfestplan. ,Ich armer fr.!'
Salat. ,Ein lied singt der fryhet', d. i. der Narr des
Spieles. HBull. 1533. ,Friertsbuoben: ventilatores.'
Mal. In BsStdt waren seit dem XV. die Bettler unter
dem Namen ,Fryetten, Freiheiten, Freiheitsknaben' als
eine Art Zunft polizeilich organisiert; vgl. Ochs 5, 71;
Bs Taschenb. 1864; Platt. 187—9; Osenbr. 1869,
396 ff.; Ztschr. f. schw. R. '2, 116—120. Vgl. auch die
Gaunerkilbi in Gersau. ,Zuo Basel haben wir ein
völklin, die nennt man die fryetsknaben, das sind von
statt verordnete secktrager, die die frücht der obrikeit
utt' die kästen tragen.' Rvpf 1597. ,Es spilent ouch
die fryheiten zyt für zyt [zeitweilen] und wellent
nit werken, weder snyden, holz tragen noch ander
arbeit tuen; baut unser herren erkennt, welber zuo
einem fryheit konnnet und den erfordert im arbeit ze
tuonde, die er getuon mag. wideret er sich das ze
tuonde, der mag das eim ratsknecht sagen, der soll ze
stund den heissen in ein kefyen [Gefängniss] legen.'
1417, Bs Rq. ,So soUent der knecht uf dem richthüs
zuo zyten den fryheiten iren Ion und was kosten mit
den schnüeren und kerzen ufloufet bezalen und üs-
ricbten.' 1510, ebd. ,Dorumb diese hurst die freiets-
knaben heissen, do sind sy befreiet, dass sy weder
bieten noch wachen dörfen, wie andere burger oder
hindersässen. So einer [Jrad] frücht utt' ein kästen
tregt, mögen sie den lohn heischen, als ob sie dieselb
tragen hetten.' Rypf aaO. ,Wand [denn] die selben
buoben, die rechten fryheit, die band davon solich
fryheit und gnade, dass man sy halten soll von gelt-
schülde wegen als unser burger und hindersessen,
dass man sy nit ynleit [in Gefangenschaft legt] als
frömde lüte, und band ouch die fryheit, wenn sy ein-
ander slahend mit füsten one messer, dass sy enhein
Unzucht [Busse] gebeut.' 1405, Bs Rq. Sie hatten
auch ihr eigenes Gericht: ,Und soll der vogt das ge-
richte besetzen mit den rechten fryheiten, die da one
hosen und one messer gand.' 1465, ebd. (Schon in
den Capitularien Karls d. Gr. werden die Vaganten
,nudi cum ferro' genannt). S. mehr u. Kulenherij. Ver-
brann im hus ein frygetsknecht, hiess Hans Leber-
wurst.' Kypf 1514/85. .Was Unzuchten die Freiheiten,
Nachrichter, Todtengräber und ihre Knecht verfallen.'
Wdrstis. 1779. Dem Basler ThPlatt. jun. fällt der hei-
mische Name bei, da er in Frankreich einer entspre-
chenden Klasse von Leuten begegnet: ,Sind sonder-
bare [es gibt eigene] Leut, die den Wein anstrotten,
welchen nachmals die (Portefaix) Freietsknaben in
den Fassen auf ihrem Hals in den Keller tragen.' 1605.
Für die pursöuliche Bed. 5 brauclit mau keiueswegs (mit
Gr. WB.) Eutstehuug aus spät mhd. Frihmt, Landstreicher,
auzuuehmeu, welches uach Lexer's .\usicht umgek. luin/ri/htu
entstauden sein soll, aber nicht allen Bedd. des concruten
, Fryheit' entsprechen würde. Es genügt Erinnerung an andere
Fälle, wo ans abstr. collect. Bed. concret personliche ent-
standen ist: .Bursche, Kamerad. Frauenzimmer'; ital. ,pü-
destä, prigioue'; lat. ,opera; (.\rbeiter)'. Bemerkenswert ist
auch die von Schmeller angeführte Form , Freiheiter' = , Frei-
hart', und mhd. vriheit m. i. S. v. Gerichtsdiener, also auch
schon persönlich, nnr in anderem Sinn. — Das männliclie
Geschleclit bei Bed. "2 entw. nach dem Geschlecht der Syun.
,Hof, Platz', oder nach den Verbalsubst. auf -et, auf welche
Freiet (das, wenn es aus Freiheit verkürzt, nicht urspr. mit
jener .Ableitung gebildet ist) gedeutet werden konnte.
Frii, Frini, Preini f.: 1. (Freu) freie Aus-
sicht. I" d' Fr. (/seil, ins Freie B (Zyro). — 2. (Frini,
FreiniJ Freundlichkeit, Güte, Annehmlichkeit. Zu
frei 2. 3. Mit Fr. löd [lässt] er si"'' scho" fixere' UwE.
Es ist doch e Fr. [sehr angenehm], dass 's su ist! A>:
Adv. Acc. Er ist en ebigi Fr. mit-mer g'si' [von
ausserordentlicher Freundlichkeit] Gl. Er hat c Fr.
'tue", i''' han-am nit cliiinna" trutcit" GS.
frilecht: leidlich wohl sich behndend; s. fn
I 3 (Sp. 1259) = wohl. , Meine Frau [ist] freilecht,
doch immer im Bette.' 1776, JCLav.
frili(ch), -ig: 1. Adv. zu fri 1 resp. II, 1. A.^ d
= in freier Weise, freiwillig; ungehindert, gänzlich.
Bes. bei Schenkungen und Käufen zur Bezeichnung
der gänzlichen Übergabe. .Wand |denn] icli die zwen
böte ze N. und ze N. ' dem gottsluise ze Honrein, das
12fi?>
Pra, fre, tri. fro. frn
1270
ander dem gottshuse ze Luzeren frylich gescndt [ge-
schenkt] bau.- 1337, Gkr. ,Das ir ieglichcr fr. iiialn
soll, ze swelcr müli, so er will.' Z Riehtebr. ,So liein
wir dieselljen alpe fr. ufgebeii und geferteget an Hrn
Heinrichs hant.' 1345, ScHwGers.-UwE. ,Und hein uns
darzuo fr. enzigen [verzichtet] alles rechts, das wir
gehept hein.' 1345, Gfr. ,Fr. und lidklich [lediglich]
hingeben han ze eini ewigen kouffe.' 1377, ebd.
.Setzend Jen kouffer und syn nachkommen in recht
nutzlich und rüewig gewer [Besitz], ze nutzen, ze
niessen, ze besetzen und ze entsetzen, als inen das
eben ist, fr., fridlich und rüewig.' 1494, ebd. ,0b
iemau syn burgrecht mit gferden [in böser Absicht]
ufgeben wollte, damit er von frömdcn fürsten und
herren pension. miet und gaben fr. haben und nemen
mochte.' Edlib. ,Da3 verlassen guot nach erbens
recht fr. und rüewiglich bsitzen und bhalten.' 1539,
Ztschr. f. schwz. E. — 2. geradezu. .Doch luegt
jeder für sich selb, es ist fryglichen zuo erbarmen.'
1532, Strickl. — 3. niimlich. ,Friderich, der keiser,
fr. Barbarossa.' HBill., Tigur. — 4. allerdings,
lebhafte Bejahung, Versicherung Bs; Gr; Uw; Z.
Verstärkt durch vorgesetztes ja, jö, der- Ap; GA.,
de- GlK.; GRh., Sa. = ganz gewiss, sicherlich. Eb
si nit hinächt dou chünntend übernachte". ,De-frUi',
seit der Hans, ,winn si verlieb nemmend' GSa. Beide
verbunden: jo-de-frikch G 1799. Worum aW'' nüd!
De frdi''' jo! EFeürf.r. Auch zur Verstärkung von
Verneinung: gar nicht, keineswegs. .Nein freilich.'
JJGessx. 1702. He nei' frili hin-i''' letz b'richtet. Golih
1712 = ich bin keineswegs falsch berichtet. ,Diewyl
.sy sieh mit uns im glouben glychförmig ze machen
erkennt und fr. üch uwers ergerlichen Stands, lebens
und Wesens länger nit gestattnen werdent.' 15'J9, Absch.
Mhd. viilichc, -eil. ungehindert, freimütig, -willig; spät
und selten auch = freilich, allerdings, sicherlich. — Das
vorgesetzte rff- kann aus dn-- verk. und wie in icol de icuel
n. a. hervorgerufen sein durch die Analogie von Ausdrücken
des Affektes, welche entw. mit dem Art. oder mit der durch
Tonlosigkeit veranlassten Verkürzung von dtir'''' verbunden
sind; vgl. dc(r) Timij! derimhnu (für doch uu''''\\ de(r) Gotts
will<:
Friung f.: \. = Friheit 1 in rechtl. u. polit. S.
,Ist im [einem Bildhauer] geschenkt von syner künsten
wiegen und im die fr. geben, das er usserhalb unser
statt nid schuldig wijscn soll mit uns ze reisent [in
Krieg zu ziehen].' 1452, Z Bürgerb. ,Fryburg und
Solothurn, die durcli Bern in freiung, üfnung und
achtung kommen warend.' Stkttler z. J. 1528. ,In
Betreff des Mannes, der zu Guggisbcrg sitzt und aber
gemäss der Briefe dem Spital von Freiburg zugehört,
bitten die von Preiburg, es mögen ihn die von Bern
bei seiner Fr. bleiben lassen.' 1533, Aiiscu. Auch:
urkundlich ausgestellte obrigkeitliche Erlaubniss z. B.
zur Betreibung eines Bergwerks. .Wenn ihnen die
Fr. zugestellt würde.' Gl (Steinm.). — 2. = Fr>heit 2,
Sistierung des öffentlichen Rechtes für einen Ort od.
eine Zeit; Asylrecht, -statte. ,Das sy all Übeltäter.
so zuo beschirmung der selben irer Übeltat bei inen
in einich freiung kunimen, gewalt haben in den selben
freiheiten bei tag und nacht zuo bewaron und zuo
behüeten, doch das sy an ilen selben personen in den
jetz berüerten freiungen nicht frevel band anlegen.'
1 t8S, Bs Rii. .Wer der ist, der in den fronhof oder
clostcr kumpt. der srdl IV. Iiuhcii uiiil -;"11 im der V"gt.
ouch kein burger und niemands in den begriff [Um-
fang] des fronhofs nit nachfolgen, ussgenommen die
Übeltäter, so all fryheit ussschliessen.' Offn. Rheinau
ca 1510. .Ein unredlicher todschleger soll in unser
dryen Pündten kein fr. noch sichernuss haben.' 1524.
.-Vbsi'h. Der Bote von Gl zeigt an. dass die Fr. auf
der Kirchweihe zu Wartau denen von Gl zustehe.
1540, Absch. — Zoll-: Zollfreiheit. 1532, Strickl.
frö'': wie nhd. En frohe Ma"" en brave Ma".
SuLfiER. Ne froche Miiet S (neben fröne). Adv. statt
fri i. S. v. , recht'. Das ist fro e gueti Sach BBe. —
Die Bünde [Bundesbriefe] herauszufordern, will Nie-
mand [von den reformierten Orten] gefallen, da den
Katholischen ,nützit fröers [nichts Erwünschteres]'
geschehen könnte. 1531, Absch.
illid. /)•(/'■. Die Ausspr. froche (Comp. frUcher) ist also
falsche Analogie nach Fällen, w(i nhd. h für älteres ck steht.
z.B. rauh: ruch: höh: hlich. Dagegen kann zwischen r, und
flexives e hier wie in allen ähnlichen Fällen ticxives ii eupho-
nisch eintreten (vgl. Anm. zu /)•»), z. B. : /"'' han e frone''
Sinn. Z Kai. 1818. Comp. frij(n)er; s. anch Frö-i. — Der
adv. Gehrauch statt fn erklärt sich aus der häufigen Ver-
bindung: ,froh und frei' oder umgek.; s. das fulg. Frö-
in Ortsn. wird wohl meistens auf Fro, Herr, zurückgehen,
resp. aus fron verk. sein.
vögeli-: froh wie ein Vögelein Z. Vgl. vogel-frl.
gotte-: (nur präd.) sehr froh Bs; B; Z.
Ilott hier wie in ijoUc - g' nuey abstr. versUirkend, wie
, Himmel-, Erden-', od. zunächst nach Anal, von yotuerhiirmlich
u. ä. Fällen; schwierig zu erklären ist aber der Flcxious-
resp. Bindevoc. Dativendung wie in mhd. (/ote gcnuoc kann
es nicht wohl sein; vg\. gottwUk-he (Gott) willkommen; viell.
also nur nach Anal, von erde"-, hodc"-. Vgl. auch ins folg.
here"-; sehr froh, eig. fr. wie ein Herr ScnSt. :
ScHwE.; Z. — Vgl. /ieic"-"-ö/. Es fragt sich, ob ein geist-
licher Herr, Pfarrherr (der noch häufig insbes. Her heisst)
oder ein weltlicher gemeint ist.
tonn ig-: sehr froh BBe. — Euphcm. für tiinnem-J.
[donncn: donnern).
Frö-i ScBW, Fröni Ap; Z — f.: Prohheit, Froh-
gefühl. Auch adv. z.B.: I''' hin e F. g'si"! ich war
doch äusser.st froh! eig. von einer (ausserordentlichen)
Freude (erfüllt).
frö lieh: 1. wie nhd. — Subst.: de' Früli, appell.
Eigenn. (Übern.) eines allezeit fröhlichen, etwas leiclit-
sinnigen Menschen Bs; Z. Übrigens auch wirklicher
Geschlechtsn., z. B. AABrugg. — In einigen Gegenden
von Aa singt man das bekannte Kirchenlied parodisch:
,0 du herrliche, frörliche Weihnachtszeit!' (mit An-
spielung auf .frieren'). — 2. Adv.: ohne Furcht hegen
zu müssen, ruhig, getrost; z.B.: Tue's nW fr.! GA.
/'■'' tarf nüd fr. tcueste'! nicht husten ohne dabei
Brustschmerzen zu empfinden Z.
Ironisch muss wohl auch gemeint sein: , Der fallend uoil
frülich siechtjig werd dir oucli!' NMan.: vielleicht weil die
Zuckungen uiul das Hinfallen der Epileptischen mit liebordeii
ausgelassener Freude verglichen wurden (vgl. .I'ridilocken', eig.
vor Freudeaufspringeu. .Freuet euch mit Zittern!' Bibel:
,Veitstjinz'). lincli ist aucb daran zu erinnern, dass man es
liebte, gefürchtote Übel mit Sclimeichelnamen zu bedecken;
vgl. livetnchlitif; Unijentiimt ; Töchtrrli ; fort, i^errii'it; ,d{is häu-
fend' od. ,Hulzhansel' (der räuberische Fuchs) und bes. .die
liebe Franzosen [-Seuche].' Simplic.
Prölichkeit: 1. Plurn. ,ln der Fr.- ZBalt. —
2. Vulva ZS. Vgl. h'lniil .7 (Sp. 177).
1271
Frab—frub. Prach— fruch. Pracht— frncllt
1272
FriLiirgprli n.: Apfelsoite Th.
Fr ob Ol s. Sp. 380.
Frach — fruch. S. anrli ilic Gnippo Fi-nh usw.
I'ri'cli: 1. berzhaft, unerscbrockon. mutig, kübn,
keck Gl; L; GSa.; Heiikl; in gutem Sinn, obnc den
Nebonbegr. übertriebenen Mute.s oder Begehrens, ob-
wolil die nhd. Bed. ,tüllkühn, unverschämt' auch vor-
kommt Z. In der Formel, mit der man sich eine
Frage erlaubt od. ein Anerbieten anzunehmen erklärt,
= frei, z. B. : /"' hi' so f. Z. Darf %''• so f. st" und
ech frage'? B. ,F. und freilich.' Hauschronik Mey.v.Kh.
.Der geisshirt soll hurtig, f.. freudig sein und frefen.'
TiERB. 1563. Auch von Tieren: ,Dass [ein Pferd]
stolz, muütig und f. [seie].' ebd. ,Bono sis animo:
förcht dir nit, bis [sei] rnuotig und f.' Fris. .Herzog
Carl aus Burgund. der Frech genannt.' .ICWeissenb.
1701. .Ein freches G'müt zu g'rechten Sachen, Wie
kann es niclit so vil auch machen? [von Teils Schuss
auf den Vogt].' ebd. .Der Freche nur den Sig von-
tragt.' ebd. — 2. frisch, gesund, lebenskräftig, statt-
lich aus.sehend, gross und stark, blühend, wohl ge-
wachsen; fett, stai'k, schön, wolilbeleibt Bs; B; L.
Syn. toll; brav; fruetig; kech. iw frechs Wihervolch
[Weibsperson]. Gottlob, er wird alli Tag frecher'.
Si'RENG. Si isch hübsch u f. u g'sung. GJKuhn 180(5.
i'bertr. auf blühende Gesichtsfarbe als Zeichen von
Gesundheit: ,Wie der Magen ganz goschändt. Sich
die freche Färb gewendt.' JCWeissenü. 1701. Von
Bäumen und Sträuchern: üppig treibend Aa; BE.
.Das Vorurteil, als ob das Abfressen des ober.sten
Gipfels eines jungen Baumes ihm vorteilhaft wäre,
indem er nachher nur desto frecher aufwachse.' Alf.
1807. .Es soll der Baum schöne und freche Schoss
liaben.' RH.\(i. 1030. .Birbäum uf Quittnen gezweiet
werdend vil frecher und gestalter davon.' Arzneib.
Zollik. 17H». Von lebhafter Farbe: .Dass hierdurch
auf dem Schwarzen das Gold desto frecher erwachen
[lebhafter abstechen] könnte.' JCWeisse.nb. ca 1080.
Von Tönen: .Macht ein freches Gsanggetümmel und
ein frölichs Requiem!' Willkumm Pio 1676.
Mhd. vnch, meist im (guten) S. v. 1 ; doch auch von
Haiir: üppig. Bed. 2 ans 1. einer der seltenen Fälle, wo
si(Oi aus geistigem Begriff sinnlicher entwickelt hat, wie bei
Jen oben angeführten Synn. Dasyp. hat /. auch i. S. v.
,geil', Schni. auch in dem von .brünstig'. Früher giilt es
auch von Erdreich; .f. n. feisst' ^ fruchtbar (Frank und
Fischart); ,f. u. grün', v. d. Natur im Frühling (HS.achs);
.trächtig u. f.', von Weinreben (Hohberg). .Ein frecher und
guter Magnet' [stark anziehend] bei Mathesius, füiirt auf die
älteste, im Got. nachweisliche Bed. .gierig'. Der Grundbegriff
muss aber der von grosser Lebenskraft gewesen sein, die
sich unter Anderm darin äussert, dass sie um sich greift,
Nahrung sicli anzueignen sucht.
be-frechen (reft.) : sich erfreclien. Ndw Ri).
1700 usw.
Frechi f.: I.Frechheit. , Deren von Rotwyl hart-
mietigkeit u. freclic.' Ansh. .Temeritatem: die freche.'
Fris. - 2. Wolilbcleibtheit. strotzende Gesundheit.
Kr clmellt 1 platzt] exzirei vor F. Si-ren«.
-f rächt s. -brächt.
frSchte": schlachten, mit Bez. auf Rind, Schaf,
Ziege und im Gegs. zum Stechen des Schweines W.
Preclit(e) f.: eine Abgabe an Getreide, bes. Hafer
(vgl. Frecht-Haber), von Gütern (Hüben) an die Grund-
herrsehaft, bes. geistliche Stifte; It Klosterarch. G v.
J. 865 die normale Gesammtleistung eines Hörigen;
s. Z Anz. 1808. 112. .Avena dicta vrechta.' 1303 unter
den Einkünften des Stiftes Beromünster; ebda noch
in 1. H. XVII.: .Vrechta sive avena subditorum vulgo
fuoter-haber advocato debita.' ,üer keiner git 4 kor-
herren ieglichem 3 malter habern, das die frechte
damit erfüllet werde.' 132O/30, Z Stiftsurb. .[Der Hof]
ist erb von unserm gottshus umb zwölfthalb viertel
kernen au das kammerampt und umb fünfthalb malter
haber (recht der pfruond.' 1455. Z Stift. ,Es sind
ouch ('rechten, das sind haberzins ab huoben zuo N.'
1533, EiJLi. Act. ,Das schuoppisgüetli zinset 7 viertel
frecht.' XVI., Hotz, Urk. Indem das Chorherrenstift
Z seine Gerichtsbarkeit im J. 1524 an die weltliche
Obrigkeit abtritt, behält es sich , Zehenden, zins, rent,
gült, fr-en, widum, lehen- vor. HBull. 157'2.
Mhd. vfcrhte, rrichte, nach Lexer: ein Stüfk .\cker, wozu
auch bei uns die Verwendung als Ortsn. (ZHinw.l allerdings
stimmt; wahrsch. aber urspr. der von einem solchen Stück
(Hube) als Zins schuldige Teil des Ertrages (vgl. vrechlhirn,
Zinsktirn) und noch genauer: Forderung, geforderte Leistung,
indem das W. wahrsch. von Wz. früh, fordern, = lat. prec-,
abgeleitet ist. .Frechter' als Z (Tcschlechtsn. 1471.
Frucht f.: 1. coli., Getreide, d.h. was die Erde
als Hauptnahrung des Menschen hervorbringt (also
mit Ausschluss von Baumfrüchten, Beeren udgl.), im
Ggs. zu Futter des Viehs (ausgenommen Hafer) Ar;
Gl; Gr; L; S; Zg; Z. Wenn d' Fr. hi lere Schüren
abschlöd, so schlöd si hi rollen üf. Ineichen. Und zwar
nicht nur von dem geernteten und au.sgedroschenen
Getreide, sondern auch von dem noch auf dem Felde
stehenden, z. B. d' Fr. stät schön Z. .Gchel den hotten
[die Tagsatzung beschloss], dass man in allen orten
Gott bitten soll, dass uns Gott die fr. behüeten wollt.'
1473, Absch. (einer der ältesten Ansätze zum ,eidg.
Bettage'). Etwas abstrakter: .Was fr. und nutz dar-
von üferstuond mit sommerkorn und Winterkorn.' 1468.
Zellw. Urk. Der PI. ist auffällig, wo von Fr. im
gew. S. die Rede ist: Wenn afig d' Früchten blüijien
tuend, Und 's Korn i" d' Ahri mag. Z Kai. 1802.
Der Plur. i. S. v. Getreidevorräten: .Ein Commissbeck,
welcher umb die Früchten zu schauen hatte.' Schwz.
Krieüsr. 1704. oder von Einkünften (urspr. Naturalien)
z. B. einer Pfründe: ,Den Statthalter und vogt mit be-
husung und gebürlicher besoldung zuo verseclicn.
nämlich einer corherrenpfruonde und allen fruchten
wie ein priester.' 1531, Absch. — 2. abstr. bildlich
i. S. V. Erfolg: .die fr. Schlacht ireu herren', die Folgen
schlechten Handelns fallen strafend auf den Täter
zurück. Aus einem Msc. v. Geilfus.
Mhd. vruht auch von Feldfrucht und aufgespeichertem
Getreide. Für die Baumfrürhte gilt volkstümlich nur Obu.
Almosen-: die zur Gewinnung der Almosen-
brodspenden bestimmte Fr. 1761, Z Staatsarch. —
Haupt-: Haupterzeugniss des Feldes; Getreide, im
Unterschied von Graswuchs und Brachfrucht übh.
.Bleibt solcher Klee [Wechsclklee, abwechselnd gebaut]
länger als 2 Jahre stehen, so wird die Bestellung des
Ackers zur H. behindert.' 1703, Z Gesetze.
1273
Fracht— frnclit. Fratl— iVud
1274
Lägge"-: üppiges Getreide, das daher knickt
und sich auf den Boden legt ZSth. — l.»rj,j, liegend.
Vgl. Läißgen-Kle.
Mischel- {Mü- Scu): gemischtes Getreide; Korn
und Roggen durcli einander Sch; Korn und Hafer.
1779, Bs. Vgl. il/.-Äorn. — Schwabe"-: aus Schwa-
ben eingeführtes Getreide, im Ggs. zu lonibardischem
Gr. — Drittel-: der dritte Teil des Ertrages, bes.
von Weinbergen, der als Abgabe an den Grundherrn
zu entrichten war, aber in Geld umgewandelt werden
konnte. Im J. 1777 stellt Einer das Gesuch, dass man
ihm von Reben, die er in Mattland zu verwandeln
Willens ist, statt der Dr. einen fixen Bodenzins auf-
erlegen möchte. Absch. Vgl. Drittel-Eehen.
fruchten: 1. trans. (als) Frucht hervorbringen.
,Die erd wirt sich auftuon und heil fr.' 1531, Jes.
— 2. (intr., btldl.) wirksam sein, wie nhd. — er-:
eine Frucht zuwege bringen BHk.
klein-früchtig: wenig wirksam. .Was so lang
dahar [bisher] so kl. erschossen [so wenig gefruchtet
hatte].' 1533, Absch. (Es ist von Vermittlungsver-
suchen die Rede.)
fruchtbar: 1. im eigtl. S., vom Boden, auch vom
Wetter u. Jahrgang. — 2. (im Ntr., subst.) jeweiliger
Bodenertrag, Jahresnutzen, der bei Verkauf der Grund-
stücke vom Verkäufer etwa vorbehalten wird (V) LE.f
.Fürsprechen [verspr.] fr-es use ze geben im Ligete
und Farete, zusammen 1800 Gl. [wobei unter .im Fa-
re"te' wohl die bereits unter Dach gebrachten Früchte
zu verstehen sind].' 1777, L Kantonsbl. S. noch Fruclit-
harkeit. — 3. (bildl.) heilsam, wirksam, ratsam. , Wel-
chem schaden ze begegnen uns gar fr. anseche [dünke].'
15'29, Absch. ,Darumb dann guot und fr. ist, dass . . .'
1570/1026, ScHW LB.
fruchtbaren: 1. fruchtbar machen. ,Er werde
syn wort fr.' Zwingli. ,Ein geruch des felds, das der
Herr gfruchtbaret [.gebenedeiet.' 1548] hat.' 1531.
Genes. — 2. refi., sich fortpflanzen, sich mehren.
.Fruchtbarend und merend euch und erfüllend das
wasser.' Bib. 15ti(). .Wachset und fruchtbaret euch
und füllet das Erdrych.' JMüll. 1001. Anscheinend
auch intr. = fruchtbar sein: ,[Den Tauben soll man
geben,] was sy am liebsten essend, dass sy mit lust
bleibind und fruchtbarind.' Vogf.le. 1557. — be-:
befruchten. .Paulus lasst über die christenliche kirch
aus seinem mund schiessen vier vermahnungen, sie
zu befeuchten und zu befr.' AKlingl. 1688.
Fruchtbarkeit: Jahresertrag? ,Versprechen die
Käufer der Verkäuferi" fruclitbares hinusen 1241 Gldn,
von welcher Fruchtbarkeit [hier als kapitalisiert zu
denken] gehet der Zins an uf hl. Lichtmess 1800.' L
Kantonsbl. — Vgl. fruchilar S.
Frad — frud. S. auch nie liniiipe Ffit usw.
Proili m.: Alfred Aa.
I'l'eidig (freudig): mutig, kühn; von Tieren auch:
wiUl. ,l)er von Burgunn, der fr. mann.' 1170, Gkan-
soN; vgl. frech 1 a" 1710. .Also muoss man die
kriegsleut gürten [züclitigen, zähnienj, die also friUdig
welh'n syn, wann sy sitzen liini küidcn wyn [mit
angeblichen Heldentaten jirahlend].' Gengknb. 1510. ,Bis
stark und freidig!' 1531/87, Josua. dafür: .sei dapfer
und (sehr) freudig.' 1007. ,Wie ein freidiger [.freudiger.'
1007] kriegsmann sein gniüet scherpfen.' 1531, Jesa.i.
.Fraidige und herzhafte personen.' Kessl. ,Die Unger
wurdend gar fr. und frech ab sölicher tat.' Vau. .Un-
verzagt und fr. [sind die Falken].' Vocelr. 1557. Im
deutschen Bauernkrieg ,ist der adel ganz fr. gesyn ob
den werlosen lüten [die man erst wehrlos gemacht
und dann niedermetzelte].' Bossh.-Goldscum. = über-
mütig, grausam, indem er seinen ,Mut an ihnen kühlte'.
,Und sy mit freidigeni geist begaben wolle.' Gualth.
1559. ,Alle forcht vertreibt er und machet fr.' Tierb.
1503. ,Equus acer: ein muotig oder fr. pferd.' Fris.
.Meretrix: ein freidige [freche V üppige?] dirn.' ebd.
,Fr. und muotig: alacer et promptus.' Mal. ,Die Bären
im Alpgebürg werden so gross und für andern frewdig,
also dass sie starke Ochsen darnider reissen.- Münster
1028; vgl. .gross, stark, freidig Bären.' Tierb. 1503.
Mild. ereUki:, -iV (neben dem einfachen gleichbed. vreiJe) :
I) treulos, abtrünnig, flüchtig; '2) wild, keck, übermütig,
mutig, kühn (urspr. wahrsch. vereide, eidbrüchig). Die zweite
Bed. kann aus der ersten entstanden sein wie bei .Recke',
urspr. Verbannter, dann Held. Von der zweiten lag nicht
weit ab der Begriff .freudig-, wenn man ihn vorzugsweise
auf Kampfesnmt bezog, und da das VV. .freudig' der alten
Spr. mangelte, die Grundbed. \on fividiij dagegen verdunkelt
war, so trat im XVI. nicht selten diese Korni für jene Bed.
ein. Ein Beleg für jene Unterschiebung erscheint .luf uuserm
(lehiet schon frühe: ,Der schuolmeister im Hof will dii der
fröidigsteu bcstän [mit 3 der mutigsten und stärksten es
aufnehmen|.' 1417, L Ratsb. Das Mscr. einer Stelle von
JJBreit., die im Druck lautet: ,Die im Elend sich erzeigt
liabca frutig, freudig und standhaft', hat statt der zwei ersten
Adjj. .freidig'. — In unserer Volksspr. ist das altertümlich!'
W. nicht haften geblieben, dagegen in der bairisch-iistr.
Freidigi f.: Mut. ,Volvit sub naribus ignem:
das ross zeigt an sein freidige und dapferkeit.' Fris.
~ Mhd. vreide, Treulosigkeit; Kühnheit, Übermut.
Freidigkeit: Mut; Übermut. .Werfend nit von
euch euwere fr. [.freiheit.' 1531. .freiheit zu reden.-
1007], die ein grosse belonung hat.' 1548, Ebr. .Der
Jugend fraidigkeit und des alters erbarkeit.' Kessl.
.Der Schwyzer fryheit, fr. (muotwill) und standhafte
wider die fürsten und herrn erschall wyt under allen
puren.' Vad. , Gregor VI. u. VII. haben ihnen selbs
onerhort fr. tyrannischer taten angcmasst.' ebd.
freidlich: (Adv.) kühnlich. .Grittent uns freit-
lich und kecklich an.' Z Chr. 1330/1446.
Mhd. vreiüiche (neben vreüke-liche), von der altern ein-
fachen Form des Adj.: inTldi-, mit Vevhilrtmig des auslautend
gewordenen d.
Freud: 1. abstr. und allg. wie nhd. Jfiil F., mnrn
Leid. Ineii'hen; Sulger. 1''' ha" Heil iiitd F. ilra"
g'ha', eine rechte (, helle') Fr. Z (Spilhn.). (l)ihm
hätt-i'''J keis Frendli nie! Ai'; Stutz. Dan ist e F.
i" 's Hanse" Hose* ScuSt. ; Z. Ei"m F. schicsse', zu
Ehren desselben Freudenschüssc loslassen B. .Als
bald sy uns vernommen, Schüssen sy tröud mit grossen
stucken.' Berner Strassburgerfahrt 1565. ,F. lüten',
Freude durch Geläute anzeigen (vgl. 7'«)--, Wetlcr-
liltcn). ,liiess ein statt Bern [über einen Friodens-
scliluss] umundum fröd lüten und krüzgang tuou —
half doch nüt.' Ansh. 1- 132. ,F. blasen': .Sobald der
Bär am Hoden lag, wollte Herr N. F. bl.' 1532, Troll
\^\''>. 2. a) insbi's. die F. über die (iebiirt eines
I27r.
Frad. freil, froiul. f'i'id. find, fnid
127f!
Kindes (s. cr-freucn) und fast coner. die Letztore
selbst. Daher die RA. JF". absäge", Verwandten und
liekannten die glückliche Geburt eines Kindes münd-
lieh anzeigen, früher durch eine Extra-Botschaft, in
Seil das sog. F.-MeitU, welches einen Blumenstrauss
(F. -Maie") auf der Brust oder in den Händen trug
Gl; Si'H; 7i. Dann noch concreter auch das Trink-
geld, das der Empfänger einer solchen Botschaft dem
Überbringer gab. .Den 10. Äugst. Freud für mein
(jliitti im Lindengarten 1 fl.' 1703, Z Haushaltungsb.
.Trinkgelt für die F. Hr Vetters ires Meiteli 10 ß.>
1764. ebd. Vielleicht hängt mit jenem engern Begrift'
von F. zusammen, dass (nach Rochh. AK.) .Tuden-
mädchen in der Schweiz häutig den Vorn. Frudelin
(Freudlein) bekommen, wobei die dim. Form geringere
Schätzung der Mädchen bedeuten mag. — b) Kinder-
gesellschaft mit Gasterei, welche Eltern ihren Kin-
dern zu geben gestatten. Zur Fr. iHade"; Fr. ha"-.
eingeladen haben GStdt. — 3. „das in der Mitte des
Leibes vorn herunter hangende Ende des Gürtels,
wie es die Weibspersonen auf dem Lande in ihrem
Trünke tragen. ,lch hab die F. verloren', sagt ein
Mädchen LE." Urspr. wohl ein Zierrat, an dem man
.F.' hat. — 4. Freud(cn)- in Ortsn. : Freudheim, -wil.
Vom Letztern der Gcschlechtsn. Freudimhr, der dann
wieder appellativ gebraucht wird, wenn man in ZStdt
von einem erwünschten Todesfall sagt: Da ist de F.
Viff'' der erst am Leid [der Vorderste unter den Leid-
tragenden].' Freuden-au, -fels, -berg, -tal.
,Frond' Tieib. 15ß3 viell. nur nachlässig (mit weggelas-
senem Umlaut) geschrieben für mhd. froude. — Die Bed. 2 b
iu (iStdt lässt sich viell. an alte Trad. anknüpfen, da Notker
?, .gaudia [Freuden]' aufzählt, welche den StGall. Kloster-
schülern an gewissen Ergötzungstagen gewährt wurden. -
Bcd. 3 wieder einer der seltenen Fälle (vgl. frech), wo sich
ai[s abstr. Bed. ganz coucrete entwickelt hat. Zur Erklärung
dient am besten die Etymologie des W. ,Juwel' aus alrz. J<xl
(nt'rz. /m/«w), Dim. vonJoiV, Freude (lat. •(/a«rfirf(«m); span.-
jiortug. auch ohne Dim. -Form: joi/a, d. i. lat. gaudia. Ahnlich
luvt sich der Begriff entwickelt, wenn das syn. änhd. ,Glimpf
an der Gürtel.' Schm. U" 1476 aus ,G1.' i. S. v. Zubehör
(ags. limji) zu erklären ist, nicht aus einer alt. sinnlichen
Bed., welche in unscrm 67 /m;)/= Schnürnadel, gUmpfig, weich,
glatt, leicht ziehbar, fügsam, fortzuleben scheint. Das ebenf.
syn. Schwab. Schhmji wird unmittelbar von acMamjien, herab-
h.angen, abzuleiten sein.
Ernd-Freud: Erntelreude. .Wann sonderbare
Freud beschreibet Gottes Geist, Heisst's die Erndfreud.
weil man sich dann freut allermeist.' Berglieder. —
Galge"-: boshafte Schadenfreude, allg. Syn. Schin-
ders-F. .Auf den Gesichtern sah man sog. G.' Gotth.
Hudel-: gemeine, liederliche Weltlustbarkeit.
.Elende Hudel-Freuden, die euch die Welt vorstellet.'
J.IUlk. 1733. - Iftidil, Lump(en).
Herze "-Freud eli: Asperula odorata. Drh.
.Waldmeister, waldmännlin; nach Plinii beschreibung.
herzfröud: alyssum.' IuiGkssn. 154'2. — Burger-
Freud: Freude und Behagen, wie die alten Stadt-
bürger sie im Genuss ihrer Vorrechte (bes. Zunft-
einkünfte) empfinden oder vielmehr empfanden. Syn.
Burger-Lust. Ei'"m es B.-Freudli mache' Z.
Schinders- = Galgen-Fr. ,Sami hatte an der
Sache seine Seil.' Gotth.
Schnider-: der breit gemachte Docht der Kerze,
der dann flackert und Ijreit und hell brennt (wie es
dem Sidin. bes. Not tutV). E Sehn, mache" '/,.
Im ersten VV. liegt aber viell. der Begriff des Kleinliehen
und Verächtlichen, zumal da jene Fr. nur von kurzer Daner
ist. Vgl. Sclunder werde", im Spiele zu kurz kommen.
Hochzits-: Festesseumit Tanz GWa.
freudig: 1. wie nhd., z. B. e glückhafts, fr-s
Neujär (wünschen). — 2. s. freidig.
freudsam: erfreulich, angenehm. ,Ein fr., hüpsch.
persönlich [.stattlicher] mann.' Vad. — Vgl. j'rVmilmm.
Pride", seltener Frid — m. : 1. in der gewohnl.
nhd. Bed., Ggs. a) zu Streit im Privatleben: Fr. vnd
es neus Hus sind selte z' tür. Ineichen. Versöhnung.
Verzeihung: ,Ein nachbur, der im [dem verlornen
Sohn] byra vatter frid erworben hatte.' Gualth. 1559.
Ruhe, Stille. Behagen. D' Fleuge händ kei Frid g'ha"
[an einem heissen Tage] GnSchiers (Schwizerd.). ,Umb
frid, ruew und gemachs willen', häufige Formel in
.Sprüchen', z.B. 1489, Arch. Wett. Statt ,Jmd im
Frid' [in Ruhe, ungestört, ungeplagt; syn. a"" Nöt\
lä" GMels gilt auch nach älterer Weise mit Frid L;
Ni)W; U; W. Lach [lass] mi^'' mit Fride! Er cha'"'
Niemcr m. Frid la", ist von zänkischer Natur. , Warum
die Katze doch die jungen Hühnlein mit Fried lasse?'
ADennl. 1817. ,Me nüssum face: lass mich gon, lass
mich mit friden, erlass mich dessen.' Fris. ,Mit dem
herzogen handien, dass er Genf Hess mit frieden.' 1582,
Tobl. Volksl. , Einen nicht mit Fr-en lassen: inquie-
tare, vexare alqm, molestum esse alicui.' ThSpieser
1716. Mit Übertragung auf leblose Gegenstände: Se
gll [sobald] aJs Ice'' Garb uf der Beiti [Scheuneboden]
7neh Ud [liegt], Se lö-vier [lassen wir] de' Pflege! halt
vider mit Frid. Hafl. 1813. .Zufrieden', z'fride",
früher noch adv. getrennt: ,Zuo frid gestellt.' üpfn.
Töss 1536. ,Der bär liess si zu friden', nahm ihre
Unterwerfung an, verlangte Nichts weiter von ihnen.
B Lied 1506. ,Pax sit rebus: sind still oder zefriden,
machend ein friden oder stille.' Fris. — b) Gegs. zu
Krieg im Verhältniss von Staaten gegen einander.
In der ä. Spr. bezeichnet aber Fr. meist nicht einen
umfassenden und dauerhaften (.Richtung'), sondern
nur einen teil- und zeitweisen (Waffenstillstand, , An-
stand'). Daher z. B. der sog. ,böse Fr.' von 1387, der
,böse faule Fr.' von 1443. .Zitlicher friden.' 1445,
Absch. ,Die selben krieg [der Eidg. mit Östr.] sind
nie bericht [geschlichtet] worden, sunder ze mängem
mal in fr. gestellt' 1450, ebd. ,Also ward nichts aus
dem friden, doch machet man einen anstand.- JosSi.ml.
1577. .Als nun der bös verflucht frid angangen was,
da leiten sich herren und stett daryn, ob man Jemen
ein richtung finden möcht.' Edlib. und dazu: , So man
jetz meint, es sollt frid werden, so was es nütz, und
ward also kein richting nüt gemacht.' ebd. — 2. a) in
der ä. Spr. die Rechtsordnung, der normale Rechts-
zustand des Staates oder einer kleineren Gemeinschaft
im Innern Verkehr, daher auch die Rechtshoheit und
selbständige Gerichtsbarkeit für Fälle von Streit und
die den Bürgern dadurch gewährte Sicherheit ihrer
Person und Gewerbstätigkeit. Reste dieses Begrirts
noch heute z. B. von einer Gemeinde, welche eigenen
, Zwing und Bann' hat: Si händ en eigene Fride Aa,
und wahrsch. ist ähnlich, nur bildlich und iron., von
einem einzelnen (, selbstherrlichen', eigensinnigen?)
Mann zu verstehen: Er het halt en eigene Fr.! Suterm.
,In des ryches und des gerichtes fride sein', weder in
der Reichs- noch in der Gerichtsacht sein. Z Richtcbr.
,N. N. soll rechtlos syn. syn guet dem riiditer. den
i-.'t:
Fiad, frud, fritl. ti^
rnul
l--'78
t'iüiuleii den lylj. ist us dem frid in unfrid verrüeft',
Veirut'ung eines Todsclilägers. 1421, L Ratsb. Beim
Anrücken der Eidgenossen im alten Zürichkrieg be-
gehrte das Amt Grüningen .Schutz od. die Erlaubniss,
sich ,in friden zuo setzen [sich neutral zu erklären].'
1444. Absch. ,Were es aber, dass dhein unser burger
ieniand verwundete in der stette friden.' ca 1450, Bs
Kq. ; \g\. Stadt-Fr. .Überlouft ouch hinenthin iemant
den anilern im richthus, im koufhus oder in der metzig,
der soll darumb gestraft werden glycher mass, als ob
er der stett friden verbrochen bette.' 1557, ebd. Auf
dem Lande auch von Tieren: Erlaubniss, Spielraum
zu weiden. ,So fer sond die hüener gon und frid han.'
LE. Landr. 1489. Vgl. übrigens Bed. 4, von Grund-
stücken. — b) neben dem durch Gesetz und Obrigkeit
von selbst verbürgten allgemeinen Fr. (Land-, Stadt-,
Kloster- usw.) konnte ein besonderer ausdrücklich
und fiirmlich für einzelne Fälle (Personen und deren
Verhältnisse), aucli nur für bestimmte Zeit, ausge-
sprochen werden und Verletzung eines solchen Fr.
wurde strenger bestraft. Auf solchen Fr. beziehen
sich zunächst die präpositionalen Verbindungen, resp.
Zeitbestimmungen : ,vor, nach, im Fr.', und die den
Bruch bezeichnende: ,über Fr.', d. h. entgegen, zu-
wider (s. über Sp. 58) od. , während' V ebd. ,Wär och,
dass jeman mit dem andren nach frid übel redti und
schalkhaft! frefni wort eine' mit dem andren tribe.'
ScHwMa. LB. ,Ü. den Fr. hinaus schlagen-, durch
Schlagen den Fr. verletzen Gl. ,Wer ü. Fried ladt,
herausfordert oder droht, soll in Gefangenschaft ge-
setzt werden.' Gl LB. 1835. In Fr. si' Gl. ,Er stände
mit im im friden, er wolle im ü. fr. nüt tuon.' 1539,
Abscu. ,Er soll 's in einem fr. getan haben', es soll
ihm so angerechnet werden, als ob er es usw. Ndw
LB. ,Sie sond ü. den fr. gangen syn und denselbigen
brochen han.' ebd. ,Wann einer zuo syner frowen
older zuo einem andren wybsbild einen friden hat.
dass er den selbigen glych als wol als gegen einen
mann halten soll.' Ap LB. 1409. .Wer auch den An-
dern über das und [ungeachtet] sy mit einanderen im
Fr. stuendend, von dem Leben zum Tod brächte, das
soll für ein Mord berechtet werden.' Kyb. Grafschaftsr.
1075. Noch anschaulicher sind folgende verbale Ver-
bindungen, geordnet nach der zeitlichen Folge des
Verfahrens: Fr. bieten {Fricl('a) hüte Av). gebieten.
Fr. verkünden, befehlen, im Namen des Gesetzes zum
Fr. mahnen ('s Frids ermane" Gl). Wenn zwei oder
mehr Männer in Streit geraten sind und Tätlichkeiten
zwischen ihnen auszubrechen drohen, so hat in Ab-
wesenheit einer obrigkeitlichen Person jeder ehrliche
Bürger das Recht und die Pflicht, zwischen sie zu
treten und mit lauter Stimme zu rufen: Ich biete Frid'.
zum ersten Mal, nötigenfalls zum zweiten und dritten
Mal Ap; Gl. In Nuw lautet die Formel: Ich büt üch
mincr Hcrre" Frid! Stille, stille, i bitte Frid, .schreit
do der Herr [da das erste Menschenpaar in Zank ge-
raten]. Lneicuen 1859. ,Wann man friden gehütet by
einer geltstraf, die sye wie hoch sy welle, oder by
lyb und guot, wer das überfart, soll den fr., wie der
gebotten gsyn, büessen.' 1534, Bs Rq. , Fried anbieten
mit Dräuworten: altera manu caducoum, altera hastam
prad'erre.' ThSpieskr 1710. ,\uch ,Fr. lieischen, be-
geren, forderen', z.B.: ,Als der N. im nie dann 5 malen
friden hiesch und gebott.' 15'24, Strickl. ,Fr. ruefen.'
Gl 1448/1754, ,uf sy' [die Streitenden]. NuwLl). Fr.
(uf)nemen (,viin Jmdni, Jmdn in Fr. n.-) Gl (hi,^J,
sich von Streitenden das Versprechen friedlichen Ver-
haltens geben lassen, sie in l'Hicht nehmen. ,Fr. ufn.
unz an ein recht [bis auf gericlitliche Entscheidung
der Sache].- Schw LB. ,[Dass die Knechte des Klosters]
wo sie Misshellung oder Zerwürfnuss hörend oder
sechend, darzuo laufend und ihr bestes tüegind, die
so die zerwürfnuss berüert. in Friden nemen.' 1429,
Akg. 1801. ,Ir [Untertanen] werdet schweren, ob
einer widerWertigkeit vernehme mit Worten oder wer-
ken, von dem oder denen [die Streit angefangen haben]
friden aufzunemen.' ebd. , Sobald das wyb in an der
stimm kannt, seie sy us dem bett gesprungen und
habe frid genommen.' LLav. 1509 = ,machte frieden
[zwischen den Streitenden].' 1070. ,Wenn mehrere
Personen mit einander handgemeng würden, so soll
Jedermann laufen, Fr. aufnehmen, scheiden und Fr.
geben [s. nachher], wo dann die in Fr. Gesetzten
darin so lange bleiben [usw.].' Gl LB. 1835. Mit
Acc. P.: , Werden 2 oder mehrere, Weib oder Mann,
mit einander in Frieden genommen, die sollen für
sich und ihr Fründ, die sy zu erben und zu rächen
band, den Friden halten und der soll blyben.' 1551,
Hofr. ZiiBuon. Gleichbed.: i" Fr. setze" od. tue" Gl,
.legen.' 1750, Schw Rq. Auch streitende Gemeinden
können bis zur nächsten Landsgemeinde ,in Fr. getan'
und dann dort ,des Frids entlassen' werden. Bei
grossem Versammlungen wurden alle Anwesenden zum
Voraus ,in Fr. getan', um Schlägereien zu verhüten,
z. B. der Hauptort zur Zeit der Landsgemeinde und
des Marktes Gl; s. noch Landesf'riden. Fr. verspre-
chen, geloben (,lobeu' Gl), geben: das Versprechen
geben, sich der Mahnung zum Fr. zu fügen, sicli wei-
terer Tätlichkeiten zu enthalten, auf einen Richter-
spruch abzustellen usw. .Wenn sich gefuogti, dass
dieselben, so einandren frid gegeben band, mit ein-
andren verriebt werdent oder mit einandren frid ab-
trinkend.' Oll'n. ScHwWoll. .Welcher nit frid g. wollte
oder sich verbürge oder entweichte, dass er nit friden
g. müesse, ist buoss verfallen.' U ä.LB. ,Wer auch
Friden gibt, der gibt auch Frid für sich und die
seinen, so ihn zu rächen haben, von der Sach wegen ;
aber für seinen Vater, für seine Brüder und für seine
Kind gibt einer Frid umb alle Sachen.' 15'24, Kloster-
arch. ScHwE. ,Fr. von Hand geben', mit Handbieten
versprechen, Fr. zuhalten. Ai' 1720. Fr. versagen,
abschlagen, verzihen: das Gegenteil, sich dem
Gebot des Friedens nicht unterwerfen, sich weigern,
Fr. zu halten. .Wer frid verseiti oder verzige zum
dritten mal, so der an ihn gefordert wird, der soll ze
buoss verfallen syn.' Oltn. ScnwWoll. 1481. Fr. bre-
chen: nicht übh. und zuerst Streit anheben, sondern
einem versprochenen Fr. zuwider. ,Wer Frid breche,
von des Lyb soll man richten als von einem otleneii
Mörder.' 1387, Gl. .Itcni und seind die Wort, so
Friden brechen mit den Worten, daruf dise Buss ge-
setzt ist: mimblich wann einer zu einem, dem er Frid
geben hätte, nach Friden redte: Mörder, Ketzer,
Meineid [usw.].' 1531, Klosterarch. ScuwE. Auch ,uf-
brechen'. ,Wer dem andern .synen frid Ulbricht und
des nit nottürftig ist.' Oll'n. ZMettmenh. 1430/78. F" r.
trinken, geschlossenen Fr. durch einen gemeinsamen
Trunk bestätigen, resp. das Versprechen von F'r. ,Ist
(in .\i') ein Zweikan\))f vor Zeugen ausgefochten, so
wird im Wirtshaus I''r. getrunken.' Ei-.ki. 1798. Mc"
12V0
FlM
fiL'il. frid. tv
tVuil
1280
hcisst e UalbmäsUje reiche" IlmlenJ und trinkt de'"
de" Fride tvider mit enandcrc. Madleni 1712. Fr.
abtrinken: durch Versöhnung bei genieinsameni
Trunk den besondern .Fr.- aufheben, unnötig machen,
unter das gewöhnliche Recht (den allg. Fr.) zurück-
kehren. ,Fr. abzutr. geben wird von dem gesagt, der
die im Waffenstillstand stehenden Personen zu einem
gemeinschaftlichen Trunk bringt und dadurch gänzlich
Versöhnung stiftet.' Ebkl. .Es soll kein gemachter
Frid vor einem Monat abgetrunken werden.' 1585/1780,
Ai'I. LB. ,Dass nun hinfür der friden. wie der an-
gelegt, bestan, nit meer abgetrunken werden wie bis-
har, und ein landvogt gewalt haben soll, den fr. nach-
zelassen, wo es in guot oder not syn bedüecht.' 1530,
Absch. ,0b man glych den friden abtrunke, so soll
er dannoch noch über dasselbig hin noch 2A stund
wären, Trünke man aber ihne nit ab, so soll er dan-
noch [vom Datum des Urteilspruchs an] ein ganzes
jar wären,' 1597, Amtsr. LMalt. .Friden uf gefahr
abtrunken [um den Andern sicher zu machen und
dadurch besser in die Hände bekommen zu können],
wird daruf gefrefnet, wirt für ein fridbruch geacht"",'
Bussenr. ZGrün. — c) strafbare, bussfällige Hand-
lung. Verletzung des Fr. 2 a oder b; Strafhandel,
Streitsache wegen Verletzung des Fr, Daher oft
formelhaft verbunden: ,Pr. u. Frevel; Fr. u. Sachen.'
.Nemliclien das täglich an den gerichten, ob etlich
friden vorhanden sind, dass die nämlich zwcn und nit
nier yo zue einem gericht fürgetragen und gerecht-
fertiget [werden], dann ander bürgerlich Sachen ouch
iren fürgang halsen [sollen].' 1498, Bs Rq. ,Der vogt
soll schweren, die vogtye recht ze haltende, ouch
keinen triden ligen zuo lossen, alles das gelt, so von
buossen, friden und freveln gefallt, getrüwlich ynze-
ziehen.' 1557, ebd, — d) die durch eine Handlung im
S. V. c verschuldete oder auf die Begehung derselben
gesetzte Busse, Oft von c und auch von b nicht
leicht zu unterscheiden und im selben Satz mit jenen
zsgefasst, ,Sol!ent die ladenherren [Finanzverwalter]
o fr. ze stür daran [an die Kosten des jährlichen Fest-
mahles der Richter] geben. Es sollent ouch sy [die
Richter] keinen fr. nie nebent sich setzen [auf die
Seite legen], vermeinende solich fr. an das selb mol
wellen liaben, sonder die fr. in die büechlin lan
schryben,' 1490, Bs Rq. .Welicher ouch in sachen
frid und frevel nit berüerend ganz nit gestendig syn
und des uberzugt wirt, soll ouch bessern 1 friden.'
1520, ebd. .Einem um einen Fr. verfallen-, gegen
Einen einen Friedbruch begehen und dafür in Busse
verfallen. ,Ein verfallner Fr.', Bussengeld für Über-
tretung des Friedens. ,[Wenn Einem auf der Land-
schaft des Gotteshauses Fr. angelegt wird und er
übertritt denselben im Lande Appenzell mit Worten
oder Werken] so soll der übergangen fr, dem gottshus
StGallen zuogehören, die mindere buoss, die im land
Ai- beschechen, denen von Ar und ein übergangen
fr. abzogen werden.' 1545, Absch, ,N, N. ist erkennt
um ein friden mit der band gegen den N,*, hat in
über friden bluotruns gemacht.' MEsterm. Rick. ; vgl.
Frecen. Schlechter Fr., einfache, kleine Busse.
.Der soll für yeden schwuor zwen, dryg oder vier
schlecht fr. ye nach erkanntnus der richtern ver-
bessern,' 1557, Bs Rq. — 3. Sicherung kultivierter
Grundstücke gegen Schädigung durcli Vieh; Ein-
friedigung, bestehend in Zaun od. Mauer Gi. (Frid).
Syn. E-, Feld-Fr.; (E-)Fad; vgl. bef'riden, fridhar,
nhd. , einfriedigen'. ,Bei Strassenverbreiterungen über-
nimmt das Land die Zurücksetzung des Frieds auf
seine Kosten.' Gl Ges. nach 1835, Fr. geben: einen
Zaun herstellen, resp. auch: Fuss- und Fahrweg längs
oder durch das betr. Grundstück gewähren. ,Auf allen
liegenden Gründen unseres Landes soll Einer dem
.\ndern mit seinem Gut halben Frieden g. [die Ein-
friedigung gemeinsam mit ihm erstellen], so lange das
Vieh auf der Weide geht.' Gl LB. 1835. ,Und soll
man zuo beiden syten der zeig frid uferichten.- Otfn.
ScnBuchb. 1433. .Und weihe die frid als nit uf-
richtind, die sönd den lüten usserthalb der zeig frid
geben.' ebd. ,Dass all die hofstatten sond fr. gen,
jeder usser [je der äussere Nachbar] dem inneren,
[über] den tag; aber so es nacht wird [wird scherzhaft
beigefügt], so mag einer sj-nen fr. zühen in hüs uf
syn asslen; also in gutem fride soll das dorf syn.-
1484, ülih. ZWültt, ,Wärc dass die im Siggontal den
friden in sämlicher [solchei-] mass hätten, dass den
von Würnalingen dhein [irgendein] schad dardureli
beschähe.- Urbar AaB. ,Es sollen auch die von W.
den fr. järlich beschowen; wäre dass die in S. frid-
brüchig vich [das die Zäune durchbricht] hätten und
[das] durch beder tr. brach . . .' ebd. ,Die Reben sönd
ban ein Friden und ein gute Efad.' Offn. AAWett.
,l)ass die faden an dem riet fr. sond han von Mayen
abent unz an Sant Michels abent.' 1427, Offn. Scuw
Pfäff. .Die [G Jucharten] soll der Mann, dess der
.^cher ist. haben in eim guoten Frid ; ob Vech daryn
gieng. soll er uf dem Hag stan und es stauben mit dem
rechten geren.' Offn. AAWür. .Mengklich in unsreni
land soll dem andern mit synem vech frid geben von
niittem merzen unz des h. krüztag zuo herpst oder aber
glychen stoss [Gegonrecht mit Beziehung auf weidendes
Vieh].' 1511, Gl, ,Wo zeigen an einander stossent,
die ersten sönd den letzten frid gen, bis dass si [die
hinten gelegenen] ouch mögent mit irem guot uss
dem fehl kommen.- 1527, Aa Weist. ,Es sollen alle
hofstätten und bunten [Hanfäcker] den andern fr.
geben, es sye winter oder summer.' Otfn. ZNeft.
, Weller uf StMartins tag die faden und friden nit ge-
macht hätte, der soll es büessen.' Offn. ZKI. .Die an
den .\tzberg stossenden Weiden sollend dem Berg
Frid geben und zunen.' 1675. BEschi. ,Fr.' u. .Weg'
einander gegenüber gestellt: .Es ist auch recht, dass
in allen zeigen je der usser acher oder wis dem Innern
fr. geben soll und soll der inner a. od. w. dem ussern
weg g.' Offn. ZNür. 1448. ,In Fr. ligen, syn', ein-
gefriedigt sein: ,Zuo den zyten, so das fehl in frid
sollte syn.' Arch. GrJcu. 1512. ,Wenn das guot uss
friden ist, so mag dann dannen hin ein jeder faren.'
ebd.; vgl. üsfriden. .Die feldwisen sond in frid ligen
wie die zeigen.- Offn. ScuBuchb. Endlich bedeutet
Frid auch das umzäunte und von der Gemeinweide
befreite Stück Wiesenland selbst Gn. Indem der Aus-
druck aber auch abstr. gefasst wird, wendet er sich
zu der Bed. 2 a zurück. ,.\ls unser vordem unser
landwerinen verbannen und in fr, u. schirm geleit
band, dass die nieinan höwen, rüten, brönnen noch
wüesten soll.- 1157/1544. SchwLB. ,Der gmeindwald
soll iederweilen im frid ligen [gebannt sein] und nie-
mand darin holz fällen ohne eins zwingherrn wüssen.'
1G70, Ar«. Fr. und Scherme» formelhaft verbunden
= Schutz und (lljdiich. .So soll einer den zeclienden
1281
Fnul. tViMl, Criil. tV,
fnid
1282
|ilio Zehntpirbe] yiilüei-en, ilt'ii b'halten, da er frid und
sclierman hat.' Kirclienr. L.Schüpfh. — 4. in Ortsn.
,Friden.' GFlunis. ,Fridau, -hüf, -hag, -bach, -berg,
-bürg; Friden-wyler.'
Mhd. CT-irfe, nrspr. stark, Jaun auch sehwach: Friede,
Kiihe, Sicherheit, Scliutz; Busse für Friedenshruch (so wie
auch .Frevel' zugleich Busse für Fr. bedeutete); Einfriedigung,
eingehegter Raum, Bezirl;. Dass die Bcd. ,Zaun' die urspr.
sei, ist unwahrsch.; wir haben vielmehr auch hier wieder den
seltenern Fall anzunehmen, dass sich concrete Bedd. aus abs-
trakter entwickelt haben, wie schon die von Friedensbruch
und Busse; der Zaun ist also die sichtbare Erscheinung und
Äufrechthaltung des Rechtszustandes, angewandt auf die älte-
sten Besitzverhältnisse von Grund und Boden, resp. den
Unterschied von Privateigentum und Gemeindegut. Bed. 3
nähert sich in einzelnen Fällen der abstraktem Bed. 2 a
wieder: Grundstücke, die ,in Fr.', d. h. in Umzäunung liegen,
geniessen eben dadurch auch , Frieden' i. S. v. Rechtsschutz,
oder umgek.: damit sie dies können, müssen sie umzäunt
sein. ,Fr. geben' i. S. v. freien Spielraum zum Fahren mit
Vieh erinnert an Fr. am Schluss von 2 a, von Hühnern, doch
ist das Verhältniss der 2 Bedd. von ,Fr. geben': 1) Zäune
errichten, 2) Spielraum geben, nicht ganz klar, wenn nicht
angenommen werden darf, es seien eben längs solcher Fahrwoge
Zäune erstellt worden. Die Erstellung von Grenzzännen um
das eigene Gut aber lässt sich ebenf. als eine Leistung auf-
fassen, indem solche dem Grundstücke des Anstössers ebenf.
zu gute kommen, oder weil Anstösser oder Vorbeifahrende
dnrch solche vor (unwissentlicher) Schädigung und daraus
erfolgender Straffalligkeit behütet werden. Bemerkenswert
ist neben der Verschiedenheit doch auch die teilweise Ähn-
lichkeit von ,Fr. geben' im Personenrecht (2 b) und Sachen-
recht (3). Die Bed. des W. in Ortsn. ist schwer zu be-
stimmen und scheint zwischen 1 und 3 zu schwanken.
E-Frid(e"): 1. gesetzliche Einhegung von Grund-
stücken gegen einander (und gegen die AllniendV),
insbes. Grenzzaun zwischen den , Zeigen'; Syn. Efad,
Friden 3, Efridi", Fehlfrid. ,Die strass soll zwüschen
dem efriden syn '24 schuoch wyt.' Otfn. ScnBuchb. 143.3.
.Weiher ain efrid oder efatt ze zyten oder über jar us-
howet oder wüest°".' Ort'n. Geeiiardsw. 146ti. ,Es soll
ain aniptiiiann in den gerichten järlich zuo zyten. so
das billich ist, gepieten efrid und efaten zuo machen.'
Üffn. GBurgau 1472. ,Wenn ein zeig gesäit wird, als-
dann soll jedermann im selbs züg und zun und eefrid
machen.' Amtsr. LBerom. 1613. ,Man soll ouch die
efrid mit trüwen un warheit machen.' Hofr. Buochs.
,üa soll er's gebieten gewährlich zu machen [die Feuer-
cinrichtung sicher zu m.] u. inmäss wie man den Efrid
büt't.' Oft'n. TnSulg. 1742. — 2. das eingefriedigte Land
.selbst. .Welicher im efrid äcker und wisen hat, die am
fridhag ligend.' 1469, Offn. TnAad.; s. Schaubg Bq. II
77. 78 (im nämlichen Art. mit Bed. 1 wechselnd). —
Un-: 1. Zwist, Streit im Privatleben. ,Fr. ernährt,
U. — auch', sagen die Advokaten [statt: ,Terzehrt'].
— 2. Stürung der öffentlichen Ordnung und Ruhe
durcli Raufhändel udgl. andere Tätlichkeiten. Bei
Hochzeiten war es früher Sitte, ,den U. zu verrufen',
(1. h. im Namen der übrigkeit Störungen jener Art
zum Voraus zu verpönen. Einen Fall, der zu einem
Rechtsstreite führte, s. bei Lauff. Schw. -Gesch. V, 259.
Vgl. Frid 3 b. — 3. Unsicherheit, Sohutzlosigkeit der
Person. Ggs. zu Friden 3 a. Der geächtete Verbrecher
wurde durch das Gericht ,von Frid in U.' versetzt. —
Feld- = E-Fr. Offn. ScuBuchb. 1433. Syn. Fehlzün.
— Grummet-: die Zeit, da die Emdweide gestattet
ist und nicht mehr gemäht werden darf. .Wer vor
StLorenztag geehmdet hat, mag vor dem er.sten Gr.
Schweiz. Idiotikon I. 9.
noch einmal schaben.' Gr Sannnl. 18U5. Viell. ein
erster Abschnitt jener Zeit, in welcher vorerst der
Eigentümer allein seine Wiesen abweiden lassen (und
zu diesem Zweck da, wo er keine eigene Zufahrt hat,
über fremde Grundstücke zu denselben gelangen) darf,
im Gg.s. zu der erst später beginnenden Gemeinatzung
(PCvPlanta).
Hüs-: Kaffee ÄAStauf. Syn. Wiher-Fr.
Weil zum Genuss des K. die Hausbewohner, namentlich
die Frauen, sich bes. friedlich versammeln, oder der Fr.
unter ihnen durch jenen Genuss am ehesten hergestellt wird.
Land(s)-: 1. i. S. v. Friden 2 a, aber scherzh.
sprichw.: dem L. nit traue", auf eine Zusage sich
nicht verlassen oder übh. sich in irgend einem Ver-
hältniss zu Andern nicht sicher fühlen Aa; Z. Früher
im strengen und ernsthaften S., die für ein ganzes
Land auf bestimmte Zeitdauer gesetzlich verkündete
Suspension des Fehderechts (vgl. Fr. 3 b). Emm
[Einem] de" Landfrida ä"le(jga, im Namen der Obrig-
keit Jmdn beim Eid zum Frieden mahnen, mit An-
drohung harter Strafe Ap. ,Verniag der Fridende
[s. friden] die Schlagenden nicht zu trennen, so ruft
er den Landesfrieden aus und dann sind sie bei ihrer
Bürgerpflicht verbunden, von einander zu lassen, sonst
verfallen sie in die grosse Landesbusse.' Gl LB. L.-Fr.
hiess das Abkommen, welches die katholischen und
die reformierten Stände im J. 15'29 und wieder 1531
und 1712 mit einander trafen, um der gegenseitigen
Befehdung ein Ende zu machen; im engern S. die
Ordnung der konfessionellen Verhältnisse, welclio die
Eidgenossen als Territorialherren in GEh., T. und im
Th aufstellten und von den Landsassen beschwören
Hessen. ,Der Landsfrid von 1531 soll aufgebebt, da-
gegen die dismalige Befriedigung künftig der L. heissen
und Ländvögte und Gerichtsherren zu diesem neuen
L. verpflichtet werden.' 1712, Absch. ,Der alt Glareanus
profitieret [liest] den Horatium jungen München; denen
macht er die besten Bossen, glyehwol guot heiter
teutsch, dass wenn es by uns [in der Schweiz] be-
schähe, man müsste [würde beschuldigt] den L. ge-
brochen haben.' JosMai.. 1593. — 2. der Umkreis,
für welchen ein solcher Friede galt, in engerem Sinn
Th u. GRh., T. .Bei der Wahl von Predigern sollen
solche Geistliche berücksichtigt werden, welche im L.
und anderswo lange bei schlechter Besoldung gedient
haben.' Z Ges. 1757. ,Was für [Geistliche] im L., für-
nehralich im Turgäu [seien].' 1G21, JJBreit. ,Ein
Predicant, so im L. gedienet under den Papisten.'
ScHiMPFR. 1651. ,ln einem strengen L. uft" einem
schlechten [Predig-] Dienst sich bhelfen müssen.' ebd.
.[Das Amt eines Z Antistes] erstreckt sich nicht nur
auf dise sonst gröste und volkreichste Gemeind, sondtr
auf vil 100 zu Stadt und Land im L. schwebende und
seufzende Kirchen.' AKlinül. 1688. Es gab einen von
den Ketormierten zsgelegten ,L.-Fond' zur Unter-
stützung der reformierten Schulmeister in den Land-
vogteien. - widerlandsfridlich: dem .Landfrieden'
zuwider laufend. XVI., Aiiseii.
Zu 2. Da durch die Abkurung die Kii-chcn- und PlVuiul-
güter der paritätischen Gemeinden geteilt wurden, so gab
es (namentlich fUr die ref. Geistlidion) ärmlich besoldete
Stellen; auch fehlte es nicht an unangenehmen Berührungen,
bes. wo beide Konfessionen sich mit der gleichen Kirche
belu'lfen uuissten.
81
1283
Frad, freil, friil. fmd, i'iuil
1284
,,Naclit- Fri(l(u"): WaHciLstillstaiul auf eine
Nacht." — Reb-: umzäunter Weingarten. Yg\.Fridi.
,Rebcn daryn lassen leggen und mit einem fridzun ver-
fangen und ein rebfrid darus genuicht.' ca 1550, Zellw.
Urk. — Anstands-: Waffenstillstand; s. Frid 1 h.
,Uiser A. ist hernach weiter verlengeret worden.' Jos.
SiML. 1577. ,Ward ein A. gemacht 11 Jahr lang.' ebd.
— Stadt- = Lands-Fr. mit Beschränkung auf den
Umfang einer Stadt; Vereinbarung und Verpflichtung
zur Aufrechthaltung der Buhe und zur Bestrafung
der Friedensstörer. So der St. v. Bs, welcher M. XIV.
datiert ist. Vgl. Osenbr. 1860, 56. Syn. Einung. ,Die
so in leistunge [Verbannung] syent von stettfr. oder
totschlegen wegen.' 1472, Bs Kq. ,Es soll und mag
ein yeder burger oder fromder stattfr., trostung oder
stallung erfordren.' 1539, ebd. Yg\. Fr. 1. — Wiber-
s. Hüs-Fr. — Gewer-: gewährleisteter Grundbesitz.
,[Das von der Stadt StGallen den Beginen abgetretene
Ptlaiizland durften dieselben] gwerfridlich besitzen,
darum man es domalen einen gwerfriden hiess.' Vad.
fride": 1. Frieden schliessen oder wenigstens zu
schliessen suchen, a) absolut. Si utrUend oft und
frldcnd oft Giü'r. G'ct [gebt] enandre" d' Hand zum
Zeichu, dass ir cj'frldct heit W. ,Etlich ratent, man
solle mit dem kiing beschliessen und darnach fr., so
legent wir grosse ehr yn.' 1495, Müller. Schwz. -Gesch.
,Wüssend, dass, so uns Gott das glück [den Sieg] gibt,
wir mit unseren fygenden nit so grüselich wollend
uing<än als mit üch [abtrünnigen Untertanen]; sy
[unsre Feinde] wurdent ouch, so es zu einem friden
käme, mit uns bass [leichter] dann ir fr.' 1531, Absoii.
" b) mit Acc. S.: (einen Streit) beilegen. ,Swelcher
zwOn krieg hab, der süll den einen lassen richten
oder fr.' Z Chr. 1336/1446. ,Wo zerwürfnus beschicht,
das not ist frid zuo machen, da soll jeder hofmann
schuldig syn ze büten, damit der stoss gefridet werd.'
1519, Kriess. .Wievvol es gefrident was [Friede be-
stand].' Edlib. — 2. a) absol., Frieden stiften, zu
vermitteln suchen Ndw. Auch mit Bez. auf Vieh .
Da muest yo" fr. ! si chönntend denand tw'' umbrituje".'
JJRüTL. 18-24. Spez. i. S. v. Fride 3b = Fr. bieten,
ruefen usw., bei Eaufhändeln im Namen des Gesetzes
zum Fr. mahnen Gl. Vgl. auch Landfriden. ,Wann
einer zu zweien older mer käme, die uneins wären,
und die nüt gfriden möcht, und wann dann einer frid
ruft, das es ouch gelten soll,' Ap LB. 1409. ,Da vil
gegenwürtiger gewesen [bei Schimpfreden] und doch
keiner geschirmt noch gefridet.' 1529, Absch. ,So
sollend ir twederem teil [keiner von beiden Parteien]
helfen den anderen zuo schedigen, sonders helfen fr.,
scheiden und das best darzuo reden.' 1532, Strickl.
Im J. 1542 wurde Einer gebüs.st, denn er ,was mit
fr. ungeschickt und zum teil partygig g'syn.' Amts-
rechn. ZGrün. ,Pacificator: der unter etlichen fridet.'
Fris. — b) mit Acc. P.: in Friedenszustand versetzen,
versöhnen. , Bei Rauf handeln Uw." ,DwyI ir jetzmal
gefridet und vereinbaret sind.' 1532, Strickl. ,A1so
bracht's der alt Herr dahin, dass ein Rat zu Bern
dem jungen Herrn ihre [bis dahin gegen ihn erbitter-
ten] Burger und Graeinden fridet und ihr Stadt und
Land oft'net.' Ansh. Ptc. adj. gefridet: in Fr. stehend.
,Da haben gmein Eidguossen strenge verpot ussgon
lassen wider die gefrideten on recht nüt ze handien.'
Ansh. .Dass die überniüetigen Franzosen, umendum
gefridet, vermeinten der Eidguossen kein not mer ze
haben.' ebd. .Der Burgunschen landen halb den von
Zeringen g'fridet und g'fründet, understuoud [er] <las
ganz Italisch rych im in g'horsame ze bringen.' ebd.
— 3. a) Zäune machen od. vorhandene in Ordnung
stellen SenwE. ffridigej; trans. umzäunen, einfriedigen
Gl; Gr. .Den Roggenacker soll der Meyer, wenn er
in buwe lyt, fr. und verzünen, sonst aber nicht.' 1358,
JHuB., Klingn. .Dass die unsern einander uf dem
felde, uf iren güetern, nit frident, noch ir vihe be-
hüetent.' 1411, Bs Rq. ,Es soll auch niemands syn
vych uf die güeter, so ungefridet, mit der band tryben.'
1615, B Gerichtssatz. .Sein Gut fr. und einzuuen.'
1645, BSi. S. noch fridbar. — b) eine Alp fr., vom
Vieh ledigen, das Vieh zu Hause füttern, anstatt es
auf die Weide gehen zu lassen, gleich.sam einschliessen,
umzäunen. ,Alle Alpen sollen auf Michaelis Tag ge-
friedet sein.' Gl. Ebenso von Wald (bannen): ,Der
Bezirk gehauener Wald soll 10 Jahr nach dem Hau
gefriedet sein, so dass während dieser Zeit weder
Gaiss, Schaf, Rindvieh, Sicheln noch Segessen geduldet
werden.' Gl LB. 1835.
Mild, rii'len, friedlich beilegcu , versölincn; scluit/eti,
retten; zäunen. Bei 3 b fragt es sich, ob wirklich an Um-
zäunung der Alpen gedacht ist oder an Friden im allg. Sinn
^ Schutz, Bann. Vgl. us-/r.
i°-: einzäunen GWa. ,Rechte Haushofstatten sol-
len sich selbs einfr. Wo aber Matten gegen Matten
liegend, sollen sie einandren helfen ynfr. und zäunen.'
1659, BE. — ÜS-: (das Schmalvieh) von der Atzung
auf den Wiesen ausschliessen u. damit der gewohnten
Frühlingsatzung ein Ende machen GnJenatz.
be-frid(ig)en: 1. zum Frieden bringen. ,Cüm-
primere tumultuni: ein aufruor gestillen und b. oder
vertuschen. Delenire: versüenen und b., dultig und
zara nuichen.' Fris.; Mal. Auch refl.: ,Wann es sich
schon allenthalben gestillet und befridet, so werde es
sich gegen den Fryburgern nit friden.' 1531, Strickl.
,Als die Stedt sich mit den Appenzellem befridet.'
Schlachtliedbr 1600. — 2. beschützen. , Darum, dass
sie das ir möchtend beschirmen und b.' Stdtb. Wint,
— 3. umzäunen. , Zwing und bann ze behüeten und
die nach landsrecht in eren ze halten, befridigen und
beschirmen.' 1447, Bs Rq. ,Es soll och die nider hof-
statt der obren frid gen, doch soll ein krutgart sich
selbs befriden.' Otfn. ZTöss. — Mhd. itwiifcji, beschütze»;
umzäunen; (rett.) Frieden schliessen.
,Befrider (-in): schidman, paciflcator (conciliatrix,
die uf friden stellt).' Mal. — Befridung: ,Versüe-
nung, paciticatio, placatio.' Mal. , Alles so zuo b,
zwüschen inen dienen mag.' 153'2, Strickl.
*Fridi" f.: Einfriedigung = i*'n'Äc»i 5. ,Wäre dass
ein meier in synen fridenen offen löcher hätte, oder
syn frid oder häge unfridbar wären.' 1540, MEsterm.
Pfäff. ,Steg, weg, zun, egräben, efurren und fridinen
beschüwen.' 156'2, ebd. Rick. — t- = Efrid l. ,We-
licher uf StMartinstag die efridiuen nit gezünt habe.'
Offu. AANEndf.
Wahrsch. der Dissimilation zu lieb bildete man i. S. v.
Zaun etwa den PI. .fridenen' wie von einem wcibl. Sg. auf -i".
fridige" s. friden 3 a. be- s. be-fridcn.
fridbar: 1. (von Zäunen) hinreichend stark, um
das Vieh vom Durchbrechen abzuhalten. ,Er solle gute
fr-e Zäune und Häge machen.' Pfau 1863. .Welche
1285
Prad-fnul. Fraf— fruf
1286
faden nit fr. sind, die soll man nidertreten und soll
gfebieten. die fad ze friden.' 1427, Si'HwPfäff'. ,Sind
die efrid und efattenfr. und guot' 1408, Otin. Gkb-
UARDSW. ,Die Maur, die dato in einem Zerfall und
die er so bald möglich wider har und fr. zu .stellen
sich anheischig mache.- 1786, Urk. ZMeil. — 2. (von
einem Grundstück) von genügenden Zäunen umgeben.
,Üer Hof soll fr. syn.' Schaubg Rq. — u n - : 1. Ggs.
zu fr. 1. S. bei Fridin 1540, MEsterm. Pfätl'. .Die
zun beschowen und was sy denn unfridper findend.'
1562, ebd. Rick. — 2. (von Vieh) durch die Einfrie-
digungen brechend. .Mit feur und wassergängen, mit
u. vech und rossen.' Ottn. Schwakzenbach. ,Unfridpar
vech, das unib fridbar heg nützit gebe.' 1596, Zellw.
Urk. — fridbaren: friedbar machen = friden 3.
,Helfen fridberen und verzünen mit stecken und gerten.'
139'2, ScH Stdtb.
Frid II, Fridel s. d. folg.
Frlderich allg., doch selten; Frideri U. Frider,
-li AASigg.; Bs, Frid Bs; ,S", Fridel Aa; ZKn.,
Fridi Aa; Bs; BO.. Fridli Aa; Ap (-e'-ApH.); Bs;
„B; VOrte;" Gr (tw. Fritli); „S;" ZO., Frigg,
Friggschi Gl (grob), Fritz allg.; Fritsch SchwE.
— ni. — Dim. auch Frideli Aa; St.: 1. Taufn., bes.
in B verbreitet. Eine vom Ururgrossvater herab ge-
führte Folge kann (nach S.) heissen: 's Fridli Hanse
Fritz Fridis Fridi. FredH-Schedli! als höhnender
Reim Ap (eig. .friedlich schiedlich'). Sprw. s. Ars
Sp. 466. — 2. Fritz, Pferdenarae. — Für Bern war
wohl das .Verhältnits des dortigen Regiments zu Friedrich
d. Gr. von Einfluss.
Fridler: eine Erdäpfelsorte Gr. — Nach einem
Gesclilechtsu.
Fridli m.: Taufn. \. = Fridericli. — 2. = Fri-
dolin (s. d.). — 3. appell. bzw. adj. im Wortspiel mit
, Friede'. Der Fr. ist e schöne Ma"'. Inkichen.
In der Bed. dieser und der vwdtn Koseformen herrscht
viel Schwanken, selbst in Gl, In älteren Belegen dürfte
durchweg .Fridolin' zu verstehen sein; vgl. z. B. T. 105 b.
Fridolin Fridli Gl; Uw. „Fritschi L^ Frigg,
-schi Gl (grob) — m.: Taufn. Fridli im AAlvinderlied
s. H. 94. Der Heilige dieses Namens, einst .^bt von
Säckingen, welcher durch ein Wunder die Ansprüche
seines Klosters auf das Land Glarus bewies (s. Fri-
dolinssüye). wurde hier Landespatron. ,Dahar sye frye
gottshuslüt genempt worden, führent auch noch hüt
bei tag StFridlins bildnuss in ihrem schilt, panner
und sigel.' RCvs. ,0 helger herr, Saut Fridoli, du
trüwer landesmann, ist dises land dyn eigen, so hilf 's
uns mit eren bhan!' lässt das Schlachtlied 1388 die
Glarner beten und dem Feinde ruft es zu: ,Und dyn
guoter harnist und all dyn yscngwand, das muost du
hüt lue lassen wol in StFridlis land!' Obwohl sjiäter
die Protestanten mit puritanischem Übereifer selbst
den Schein der Verehrung abwiesen (s, .\bsch. 5, 2.
1192 x), ist es bis heute bei der Verlegung der Früh-
lingsfeuer auf den Tag des Heiligen (6. März) ge-
blieben und erbettelt die Schuljugend das Material
dazu für ■'e" StFridli, mit dessen Bilde auch die an
diesem Abend herumgetragenen PapierUiternen geziert
sind. StFr.'s Tag in weiteren Kreisen als Winter-
und Sommerscheide s. u. Liecht.
Prüde" f.: Kuhname BIO. It Alp. \XiM.
Fraf (frav)— fruf, bezw. /raff usw.
frevel BsStdt; BGadm., freve" AAWohl.; B; FMu.;
L; Uiiw; S; „Z": 1. Adj. a) mutig, tapfer, keck, kühn
.\a; B; „Z." E frevene [freier] Blick i" Gottes schöni
Natur S (Hofst.). Bas darf i"' freve' [ohne Furcht.
Scheu] .s(V(/e" od. tue' Obw. .Der [Falke] ganz frefen.
güetig, milt und handsam ist.' Vogelb. 1557. ,Audax
prailiis: frefen ze kempfen.' Pris. .Ein dapfer, mann-
lich, frefen, aufsetzig tier ist der wolf.' Tierb. 1563.
,Was ich etzwas frevener denn die andern; ich hatt
mer erfaren.' ThPlatt. 1572. .Ich was der freifnest;
gab antwurt.' ebd. ,Dann nun [nur] etliche Fändli
freft'ne und frische Knecht disen Angrift' tan haftend,
und nit der recht Gwaltshauf.' JJud 1574. — b) dreist,
verwegen, frech, unbesonnen, unverschämt, übermütig,
gewalttätig ÄAEndf. ; BsStdt; BGadm. Die Chinder
si"' gar frefeni FMu. E frioie Bitrst L. 's isch e
chlei' freve' ro" mer, wenn iy 's usbringe. BWyss 1863.
.Dis sind die treffnen [ehrenrührigen, bes. Einem
Lüge vorwerfenden] wort.' Schw Rq. ,Wäri es sach,
dass jemand fr. wort oder werk mit dem andern tribe,
davon stöss kämen.' ebd. ,Es wurde den frefnen statt
und weg ggeben ze schryen: kätzer, kätzer.' Zwinoli.
.Der frevel und unverschampt ist in seiner red.' 1530,
Sir. ,Das sy stolz und frefen wider sy warend.' 1531,
Nehem. = ,frefel.' 1548; .frefenlich stolz.' 1667. ,We-
lichs offen und frgven gegen den landsfriden gehandlet.'
1531. Absch. .Warum er [der pfatf] so frKvel sye und
so bald wybe.' 1542, Egli, Act. ,Dass si so frevel
und frech syn dörstend.' Vad. ,B. gab sich frevel üs.
dass er fürst aller küngrychen were.' ebd. ,Wo Einer
auf Einen gewaltsam (freven) Hand anlegt, das ist
.4nlass mit Werken.' 1551, Zg Buon. ,Grosser Zulauf
von verruchtem freflen Gesindel, die zu kriegen be-
gertend.' ÄgTschüdi. .Sollend wir nit so frefen syn
und unbesinnt, dass wir das alte Test, verwerfen
wöUind.' Gualth. 1553. ,Temerarius: frefen, unbe-
sinnt, leichtferig. Confidens: unverschampt, fr., ver-
messen.' Fris. ; Mal. , Die weit ist je länger je frelfner.
gottloser.' LLav. 1569 = ,ärger.' 1070. ,Sampson ein
frett'ler raünch.' HBüll. 1572; umgekehrt nannte S.
den Vater B.'s: ,die frefne bestie.' ,Jetzund sind si
so treffen, dass si ganze tannen forderend.' 1625, Hotz,
Schwam. ,Frgfen: verwegen, bös, vafer.' Red. 1656.
,Wir könnten klagen ab den sünden der Jugend, die
je länger je frofner wird.' JMüll. 1673. ,Wenn die
Mutter oder das Kind in grosser Gefahr sind, so sollet
ihr nicht so frevel und vermessen sein und euch des
Handels einzig und allein anni'unnen.' JMtralt 1607.
.In ihrem freveln Gwalt.' Würstis. 1765. , Herzog
Philippsen des Freveln zu Burgund.' ebd.; vgl. ,Karl
der Kühne, Charles le temeraire.' — 2. Adv. frevel:
plötzlich Ap; GT., z.B. sterben.
Mild, vrvvcl, -r, in den selben Bedd., ausgon. '2. Diese
letztere Bed. liisst sich aus der des Adj. i. S. v. b erklären,
weil freche Entschlüsse und ilandlungoii i>ft rasch und \\\M/.-
lieb erfolgen; vgl. auch i/AV/i (nhd. jäh, jach). Die von SI.'
angesetzte Form ,fr!lvet' ist o. Zw, nur Druckfehler, ( für /.
,Fräv' ist sonst nirgends bezeugt uud scheint auf Missdeutung
des bereits aus fri-viM reduzierten fvi'vr zu beruhen, als oli
dies noch einmal reduziert werden könnte, wie die zwei-
silbigen Adj. auf -c (urspr. /) auch im Nhd. ,bös, mUd' usw.,
und allerdings kounnen ja auch Formen wie trm-h (trocken),
o/ (offen) vor. Von den beiden Formen auf -.■/ und -en ist
die iMstcre in diT auilid. Spi-. einzig bezeugt, die letztere eine
1287
Fraf, fref, frif, frof, fnif
1288
Nbf., die bei uns Toiiierrschenil geworden ist; das Selbe
gilt von den folg. Subst.
Frevel, Frijven m. (f.): 1. kühne Tat. ,Ich will
ein frevel bestän-, ruft Winkelried in dem sog. Halli-
suter'schen Lied. — 2. Übermut, Missbrauch. .Man
soll das wort gottes mit fri^vel [durch leichtsinnigen
Gebrauch] nit verhasst machen.' Zwingli. — 3. Ver-
gehen gegen das Gesetz, meist ein kleineres, oft nur
Polizeivergehen, detailliert in Schaubg Rq. 11 82. 87
und 139, 8. ,Für den Schaden und für die Frefen
40U Mark Silbers und für ihr Laster 100 Mark.' 1311,
SoHwE. Klosterarch. ,Der den frefen tuot, soll die
buoss gen.' Ap LB. 1409. ,Der soll ims ablegen und
buozen für ein frefin.' Hofr. ScuwWangen. ,Wo zwen
einen freven begangind, dass man den innert den vier
wänden niög verrichten [schlichten, büssen].' 1525,
Egli, Act. ,X\le Freven in der Stadt begangen, be-
zahlen dem Richter . . .' Hafn. l(iG6. .Schlecht frevel',
einfaches, gewöhnliches, nicht kriminales Vergehen.
1370, L. .Kleine und grosse Frevel.' Ztschr. f. schwz.
Recht XVIII. 171, f. ,Oft formelhaft verbunden mit
,I)ieb (Düb)% Diebstahl, zur Bezeichnung des Inbegriffs
kleinerer Vergehen, resp. der niedern Gerichtsbarkeit,
vor die sie gehören. So noch: Dieb und Frevel L.
.Der vogt richtet tiubde und frevel.' 1260, Wack., D. R.
,Der hat zwing und bann um alle ehafti und notdürftige
ding und alle gerichte an [ausser] tüb und an frefln,
da soll ein vogt um richten.' Offn. ScHwPfäff. 1427.
.Tüp und frefen, twing und bann und alle gericht.'
Offn. ZFlurL 1459. Allein .stehend; „kleiner Dieb-
stahl, bes. in Feld und Wald; daher Feld-, Wald-Fr."
,Tiubs-Fr.' Ztschr. f. schwz. B. aaO. S. f reden; Fr.-
Gericht. — 4. Busse für kleinere Vergehen. Vgl.
Friden 3 d u. Buess, welches umgek. auch = Frevels
vorkommt. ,Zu Fr. [in Busse] verfallen.' ,Zuo frevel
verfallen, yeglicher zuo 9 Hb.' 1475, Sch Ratsprot.
,Was Buossen oder Fr. 1 Pfd und darunter tuend [be-
tragen].' 1520, Bs Rq. , Weder um Geldschulden noch
Schmähungen, oder Frevel, Zinse, Zehnten.' 1525,
Aiiscu. ,Das gelt, so von buossen, friden und freveln
gefallt.' 1557, Bs Rq. ,Item so sy mit iemant zuo
unfriden kommen und ohne messerzucken mit einem
schlahen wurden, sollen sy keinen frevel zuo geben
schuldig syn.' 1559, ebd.
Mhd. vreveje, vrtvel f., m., Mut, Kühnheit; Verwegenheit,
(iewalttjltigkeit, Frechheit; kleineres Vergehen und Geldstrafe
dafür. Das Subst. ist vom Adj. abgeleitet und urspr. f., daher
Uiit dem folg. nahe zusammen treffend.
Freveli, Frev(e)ni f.; 1. ^ Frevel 3. ,Freffne
und übermuot.' Ruef 1538. — 2. Übertretung des Ge-
setzes, Rechtsverletzung, Vergehen = Frevel 3. ,Sweni
du statt verboten wirt, kummt er darüber in die statt,
der git ein pfunt von der freveli." Z Richtebr. .Ist
dass der Zollner dehein geferde old frevenne bette.'
Übers, von; ,aliquam fraudem adhibere.' B Handf. XIV.
,Die schuld und die freveli soll der probst mit klag
verkünden einem vogt.' Offn. ZHöngg. ,Dien so [denen,
die] solich Fretini vor dem Gericht tetind.' 1370, Z
Ratserk. ,Alle frefni, die tags begangen werden, das
sind 3 pfd, won [nur] allein die einem an syn er gand,
da sind 9 pfd.' Rodel v. AaKöII. 1400. .Alle gericht
unz an das hocbgericht und die frefni.- Offn. AABeinw.
,Wenne man richtet umb frefni, so soll der meiger den
stab geben einem vogt.' Hofr. AALunkh. ,Wir band
ouch in demselben unibkreis zuo richten um tüb und
um frefni; denn das dem mann an syn hals gät, das
soll richten ein vogt von Kyburg.' Offn. AAObernd.
— 3. Busse = Frecel 4. ,Von ainem ieklichen hopt
[vihe], das verkoft wirt. soll ain fräveli gefallen syn.'
1368/76, Mohr. .Umb buossen und freflinen.' 1472,
Offn. GBurgau.
Frevelkeit. Frevenheit f.: 1. Mut; Frechheit,
Übermut. „Frevenheit; Dreistigkeit, Verwegenheit."
.Prevelkeit.' 1525, Absch. .Nid. fri^venheit und böser
trutz.' Ruef 1538. ,rreffenheit hat überhand.' Hallers
Vorr. zu Bull. Hausb. 1558. ,Wein, welcher gibt muot
und frefenheit.' Tierb. 1563. .Frefenheit, audacia.'
Mal. ,Aus unverschämter frefenheit.' SHochh. 1591
= .frechheit.' 1693. .Frett'enheit und ungehorsame.'
L Ansijhenb. — 2. Inbegriff'. Gesammtheit von Ver-
gehen gegen das Gesetz i. S. v. Frevel 3. .Haben zu
richten um alle frevenheit und um alle ding an [olme]
allein über das bluot.' 14'24, Gfrd. - Mhd. vin-elheit,
Kühnheit, Verwegenheit. Frevel.
frevel-, freven-lich, frevelich; frevelili; Obw;
Adv. 1. keck, herzhaft, ohne Bedenken, ohne Scheu;
zuversichtlich = frevel 1. Du darfst das fr. due"
Obw. Säg fr., sage geradezu, offen heraus S (Hof.st.).
F'' han im 's nid g'rad eso fr. vur Allne" dürfe" säge'
BBelp. Die nit emäl Schueh vermöge', mit dene' si
frevelig dürfe' iiher d' Gass gä', we" ds Tau no''' a"
de" Steine' hangi. N. B Kai. 1840. ,Der bär fallt in
[den Jäger] frgfenlich an.' Tierb. 1563. ,Confidenter
facere: frfivenlich oder handtlich tuon.' Fris. .Doch
will ich auf diser Meinung nicht freventlich ver-
harren.' JLCvs. 1061. .Wie in allen Sachen, so mensch-
licher Gedächtnuss entfallen, nicht frevenlichs zu
schliessen, also will auch ich einem jeden sein Urteil
freigestellet haben.' Würstis. 1765. — '2. freveli wone',
fröhlich i. S. v. frömüetig, d. h. in einer Wohnung mit
freier Aussicht B (Dkr); vgl. oben en frevne Blick
i" d' Natur. — 3. frevelhaft, gewalttätig, gesetzwidrig.
Über ,frevenlichen' Todtschlag s. Segesser II, 667.
(Allerlei Üppigkeiten, muotwillen und freffliche laster.'
B 1628. — Mhd. vncdlUli, mntig, verwegen, übermütig,
rücksichtslos, gesetzwidrig.
frevelbar: als .Frevel', niedriges Vergehen, straf-
bar, in die Kompetenz des ,Frevelgerichtes' gehörig.
10'27, Bs Rq.
frevlen, -neu: 1. „kleine Diebstähle in Holz
oder Feld begehen;" Vorschriften der Feld- und Wald-
polizei übertreten, bes. sich am Gemeineigentum des
Waldes vergreifen Gl; Z. Das ist nu'' g' frevlet, näd
g'stole" Z. ,Die [-jenigen] strafen, so in semlichem
Wald mit holzhowen freflend.' JJRüecer 1606. Auch
trans. z. B. .ein Sägholz fr.', entwenden. Schild; .eine
[vom Wind umgeworfene] Buche fr.' Wolf, Bauern-
gespr. — 2. übh. eine Rechtsverletzung an Personen
oder Sachen begehen, sich an Jmdm oder Etwas ge-
waltsam vergreifen, Gewalt üben. .War sach, dass
jeinan frefenti vor rat ald vor gricht, mit Worten
ald mit werken.' Ap LB. 1409. ,Der sich syns lybs
und lebens weren muoss gegen dem, der erstlich an
im frefnet.' ebd. ,Wär dass da in denselben stäfeln
[Alpweiden] ieman ütz freventi, oder dem andren
unrecht tat, also dass es buosswirdig war.' Hofr. Schw
Wangen. , Jedermann soll dem andern furfall geben,
sonst mag einer selber nemen und dann nit gefrefelt
haben.' Meierrod. ScuBuchb. 1433. .Welche i)ersonen
1289
Fraf— fruf. Präs;— frufi;
12f)0
in dein gottshus mit gewerter haiid freft'net.' 1557, Arg.
Mit Acc. P. beleidigen, verletzen. ,Ist ouch das ieman
gefrefnet wirt und er es nit klaget.' 1538 (resp. 1350). Z.
.Wer den andern frefeiit under S3nen ruessigen rafen.'
XV., Z. — 3. unpers.: fester gefrieren Bodknsek.
Mild. vri:velen, vi-ivenen, gewalttätig, gcsetzwidria: liaudeln ;
trans., gewalttätig behandeln, sich vergreifen an — . Die
(viell. noch weiterer Bestätigung bedürftige) Bed. 3 beruht
wohl auf der Vurstelhiug .hart werden*, indem auch .freveln'
in der gewöhnlichen Bed. eine .Härte oder Verhärtung' des
Sinnes voraussetzt. Vgl. engl, keen (kühn), auch: scharf,
schneidend, z.B. von Kälte; und frz. hardi, kühn, aas dem
deutschen ,hart'.
yer- = frevlen, sich vergehen. ,Dass man die
übertretter, do sy verfrevlen, strafen möge.' 1529,
Absch. — Mhd. refl. sich vergehen; traus. etwas verwirken.
Schmell. 1* 811.
Frevler, -ner: 1. „der kleine Diebstähle in Feld
oder Wald begeht." Walddieb B. — 2. ,Frgfner,
Frijvler'. der die Bussen für , Frevel' einzuziehen hat.
XVI., ZWint. — 3. Übeltäter. .Übeltäter und frefner
strafen.' 1530, Absch. .Der frevenler soll gestraft
werden.' 1539, B. ,Die frefner und praticierer.' Kessl.
„Holz-Frevler: der verbotener Weise Holz im
Walde haut und nimmt, etwas verschieden von einem
, Holzschelm', der schon gehauenes und aufgerüstetes
wegschleppt."
Frag — frug.
Frag (-Ö-) — Dim. FrÖgli; Fragt B: 1. wie nhd.
's hat d' Fr., es ist die Frage, fraglich, kommt darauf
an Z. Vorwitzige Frager nach dem Mittagessen (od.
nach einem Geheininiss übh.) werden mit dem Vexier-
bescheid: Wunderli (G\cünderU) - Suppe und Frogli
(Ap; GBern., Frägerli Gl; ZO.) drin abgespeist; vgl.
Frägli-Fresser, -Hüs. — 2. peinliche Frage, Verhör,
Tortur. ,Gegen N. N. soll man bei diesen klaren In-
dicien mit scharfer Frage und der Tortur vorgehen.'
1641, Absch. Vgl. fragen. — 3. Fragestück im Kate-
chismus Ai'K.; B; GrD.; ZO. S. Frag-Biiech. D' Frage'
nfsäge" (risse chünne"), die auf die Katechismus-Fragen
gegebenen Antworten auswendig hersagen (können).
,Ich habe allen Respekt für die Fragi, wenn ihr sie
mit Verstand und christlichem Sinn, und nicht nur mit
dem Gedächtniss lernt.' Kasth. 1829. Als PI. auch
= Katechismus übh. ApK. ; BHk. In ApK. wurden
die grosse" Frage" [der grosse Z Katechismus] von den
chline" Fr. (auch Frogli). den Ulrich'schen Fragstück-
lein, unterschieden. Er cha"" d' Frogli ond d' Fröge".
Zu 3 vgl. heuuehergisch ,in die Frage [in den Konfir-
manden-Unterricht] gehen.'
Um-: wie nhd. Wird die gross Omfrög an der
Land.sgemeinde gehalten, so werden alle Mitglieder
dos grossen Kates um ihre Meinung befragt; chli
heisst die O., wenn lediglich die 10 ersten Staats-
beamten zum Worte gerufen werden ApA. Im ä.Recht
die Fr. des Gerichtsvorsitzers an die einzelnen Bei-
sitzer (Urteiler) nach ihrem Urteil. ,Präsident, der
die umbfrag hat: rogator sententiarum. Die u. des
richters, was meinung ein yeder seie: distiuisitio.'
Mal. — Mhd. umht-vräije, dass.
Ur-: in der ä.Rechtsspr. die Anfrage des (ierichts-
vorsitzers an den gesammten , Umstand'. ,l>a begert
der fürsprech eins rats [eine Beratung]; der wart im
nach des richters urfr. erloubt.' 1394, Hofr. ZcBligg.
,Der richter fragt demnach der rechtsprechern etwan
manchen; uff das hebt der richter die urfr. und spricht:
will niemand wyters urteilen V- XV., Gl Blutgerichts-
ordn. In der Stelle aus dem Dorfr. Hasli: ,Ungebühr
und urfrag. Welcher ein fuess uf die .stüel setzt,
da die 12 [Richter] uf sitzend, verfallt 3 ß und ein
u. 3 ß.' (Ztschr. f. schwz. R. X b, 47) scheint das un-
berechtigte Begehren des mit dem Urteil der Schöffen
Unzufriedenen verstanden werden zu müssen, dass der
Richter das Volk anfrage, oder auch das unberechtigte
eigene Stellen einer solchen Anfrage.
Das Subst. , Urfrag' entspricht dem Vb. ,er-fragen' wie
, Urteil' dem Yb. ,erteilen' in dessen älterer Bedeutung.
Na'=''-Fr. : 1. Nachforschung (nach Etw.). .Ohne
n. lybs und guets, eigenschaft oder pfandschilling,
ussgelassen einen hauptfal. ob es ein mann ist.' XV.,
JvMüLL.. Schwz.-Gesch. - 2. wie nhd. In der geziert-
höflichen (modernen) Antwort auf die Frage nach dem
Befinden eines Familiengliedes: I''' danke der (oder
für d') Nä'''-Fr. ZStdt. — Wunder-: neugierige
Frage. ,Uf angezogene Wunderfragen mag Niemand
bass antworten, wann . . .' Ansh.
G'fräg, G'fräg, G'frög — n.: wiederholtes Fragen
Bs; B; Z. 's het natürlig jetz im Säl e g'tcaltige Uf-
stand ge" und e Gfrög und e Gsehrai und e Dur-
enander. Breitenst. 1863.
fraglen s. f ragten.
frage- (-ö-J Aa; Ap; Bs; B; Gl; L; P tw.; GG.,
Ta., T., Mels; ScflSt.; S; Z, frÖge" (-o-'-J AaK.; Ap; GF.,
T.; Z, frage" (-e-) BBe.; GrD., Pr.; P tw. (auch -ie-?);
GA.; aScuw; TB.; W, frigju WUnterbäch. — Conj.
Prät. frieg neben fragti, frogti: 1. wie nhd. Wer
frogt, gid nid gern. Ineichen, 's ist um 's Fr. s' tue",
es handelt sich nur um 's Fr., so erhält man die Aus-
kunft oder übh. das Gewünschte Z. 's Fr. chost't
Nüd und lehrt Mängs. Ineichen. Frog vil, so erfahrst
vil. ebd. Vit Fr. macht witzig, aber u"tcerd [unbe-
liebt]. SuLGER. Wer vil frogt, göt vil ir [irre] Bs.
Besser swei Mol fr. als ei" Mol verirre". Inekiien.
Mit Fr. chunnd-men uf Rom. ebd. Me" cha"" fr.;
es ist Dütsch bis i" 's Welschland i-e. ebd. Wer wit
froged, würd wH g'ieise" (g'schickt Aa). Sulger. Fr.
isch erloubt! sagt man zu seiner Rechtfertigung B; Z.
F'' wntt (icett) au''' no''' fr.! als ob das noch fraglich
wäre Bs; Z. Gfrogt hättist, wenn-d 's (iez) wiisstist
.\a; L; Schw = g' fraget hast (und uf de" B' rieht
cha''"st warte") Z, grobe Antwort auf eine Frage, die
man nicht gerne beantworten will. Das frag! hält
man dem entgegen, der eine überflüssige, einfältige
Frage getan hat W. T'' ha" noch nit gfrigt, meine"
tuen r'' wol PP. I" d' Em fr., sich als Schnitter
anbieten Z. M'r seit [man sagt], es heigc d' Buche
d' Meidli jo a" d' Fasnecht g'frogt, zum Tau:, zum
Wi". Schild 1860. Bi Einer nach Vater und ^[uclcr
fr., coire cum femina Z. Auch konstruiert mit der l'räp.
.an- Aa; Ar; Tn; Z (wie mhd.). Wenn ('•-'' dar [darf]
an-i''' [euch] fr. Merz 1836. A>i Einer (EiniJ fr.,
bei ihr um ilire Hand anhalten Z. Die Konstruktion
geradezu mit Dat. P. (P silv.) ist derjenigen von ,do-
mandare' der ital. Nachbaren abgcsclien. — Der Inip.
als Ausdruck der Verwunderung. Juhi! Wa.-< cham-
»Hcr I kann man I ?)(■»( Wetter [der Tausend!] (tiC'' r/'.sc/i.'
Frog, liin i'''' im Jlimiiiil'f' ,lKiiMi:v. ISII. Der Inip.
1201
Frag — frug. Pragg-
Frah - früh
1292
.Frag- alsHundename 1504. Z Taschenb.; vgl. ,By.ss'.
£ FröqCs mache", viel und weitschweifig, eingehend
fr. Bs. Allittcrierend verbunden: frigjii und frusku
= bitten und beten, mit vielen Worten anhalten W.
U'g'fraget, mit act. Bed. Z. ,Wir giengen ungefragt
liierliin und dorthin.' Stütz. Do darf 's ting'froget
ühönier ne". JKnMEV. 1844. — 2. peinlich ver-
hören, mit der Folter inquirieren. Auch etwa: .mit
dem Seil, mit der Marter fr.' Vgl. Frag 3. ,0b aber
der bös lümt inmässen gross wäre, dass die person
äne fr. nit billichen ze lassen wäre, so soll man die-
selben person an ein seil legen und damit oder in
ander wise so nachfragen, dass es gnuog sie.' 1450, ,\ri;.
Mlul. vrägen und vrlijun (got. fralhnan). Die Uiiilaiitung,
weklie iu unseren MAA. tw. Platz gegriifen hat (uud vor der
starken Beeinflussung durch die Schule wohl Torherrschte),
mag durch mhd. -l- dcu Anstoss empfaugeu hahen, aher sie
geht durchaus von der Furm mit a hzw. 5 aus und S', o-,
.6, e' sind auf provinziellen Lautgesetzen heruhende Nbfen
und etymologisch gleichwertig. Ob dagegen die ä-Formeu,
welche in ä. Litt., z.B. 1457, UwE. Mscr. ; 1495, ß Kuchcu-
ordu. (.an de« mülimeister fragen, ob vil in der uiüli syg');
und bei NMan. begegnen, als Fortsetzung des uihd. tm'r/rn
siillcn betrachtet werdcu, lassen wir dahingestellt und be-
merken nur, dass der heutige Lautstand der betreffenden
MAA. z. T. nicht stiinmt mit diesen liter. Angaben. — Betr.
die Kon.jug. streiten sich starke und schwache .\bwandlung
und im Präs. Ind. und im Ptc. Perf. sync. und volle Form:
.J'mrjiKt und/ra(/»(, (<i)fra<jet und (ij}/mgt. In den sync. Formen,
uud wenn ein Pronomen sich anlehnt, verkürzen gewisse
MAA. den Voc, z. B. früij-mi''' Aa.
über-fragcn: mehr fr., als der Andre beantworten
kann oder darf, zu viel fr. Da hin i''' (da hmt mi'''J
überfraget, darauf weiss ich keinen Bescheid Vüute;
Gl; G; Sch; Z. — Vgl. mhd. üba-vräije, überflüssige, un-
gehörige Frage, Einrede bei Gericht.
u m - : Umfrage halten, allg. In ä. Rechtsspr. auch
tr. : ,Alsü hab ich obgenannter richter die urtelsprecher
umbgefragt uf ir eid.' 1530, Aüsch. -— or-: 1. durch
Fragen herausbringen. Mit Acc. P.: Wohnung und
Aufenthalt von Jmdni erfahren, ihn finden G; Z. I»
dere" grosse' Stadt hän-e [ich] -ne [ihn] schier nüd
erfrage" chiinne' GA. -- 2. befragen, ausfragen, ver-
hören. ,Als man N. N. erfraget, so ketzcry gezigen
wart.' 1540. Amtsrechn. ZGrün. ,Ber Stiftung halb liab
ich die Priorin erfraget.' ECys. .Barthli soll wegen
seines Saufens an Sonntagen erfraget werden, wo und
wie viel er getrunken.' 1731, ArTrog. Eatsprot. —
ÜS-: 1. m. Acc. P., wie nhd. allg. — 2. m. Acc. S., ganz
abfragen, überhören. ,Alle Mittwochen und Samstag
solle der ganze Catechismi, so weit es ein Jeder kann,
ausgefraget werden.' 1737, Schulordn. ArHeiden. —
nachhin ('Mf7-cj-, mit Dat. P.: sich bekümmern um
.Tnnln, sich ilim unterordnen, gehorsam sein Z. Er
fraget sim Vater Nut nahe und wacht, was er will.
Audi mit Dat. S.: Fr fraget (djem Nut d.fnölie, das
i.st ilim alles gleichgültig Z.
G'frägel n. = Gfräg ßs; B. .Wenn die Frau
Nichts brauchen soll und über jeden Kreuzer ein end-
loses Gefr. ist.' GotTH. — Zu fiUylen.
Frägi m.: zudringlicher Frager. Kindern wird
auf die Frage, wer Etwas getan habe, wem Etwas
gehöre, die Antwort: de' (dem) Frogi, zu Teil ZU.
Syn. Frägler, Frägli.
frägle" (-0-, -e-J: listig, behutsam, aber wieder-
lioll 1111(1 iiiiabliissig fragen, forschen, allg. Das irird
es Wungere" [Wundern] ge' iind es Frägle". BWyss
1863. .Der Herr Pfarrer hatte Nichts zu frägeln [im
E.xamen].' Gotth. ,Der vil fröglet, der schwätzt's
gwüsslich aus.' 1531/48, Prov. ,Wer da Lust bette
zu fr., warumb Gott die Sund zugelassen.' JMüll.
1661. ,Qua;ritare, oft suchen (forschen), fräglen.'
Denzl. 1677; 1716; ThSpieser 1716. ,Er dörfte nicht
so vil fräglens und gespöttwerks machen.' ClSchob.
1695. Syn. förschlen. — er-: durch Fragen heraus-
bringen, herausklügeln, allg. ,Eruere, investigando
elicere: erfräglen, mit nachhinsuochen oder -gründen
erfinden.' Fris. ; Mal. .Wir. die wir gern vil fräglen
und wüssen wollen, wir sollen nicht e. und wüssen
wollen solche Ding, die Gott ihm äelbs vorbehalten.'
JMüLL. 1666. S. noch erfärlen Sp. 897. — üs-: aus-
fragen, mit verächtlicher Nebenbed. des Kleinlichen
unil Zudringlichen, allg. Die tusigs Wiber send gär
g'waiidrig, si ivared [würden] -di"'' alli Briiseli usfrögle"
Tu (Schwizerd.). Si"s Wib, die herrli'''' Frau Bas,
hat halt nid Anders z' tue", a's die ganz Wuche vu"
Hüs z' Hiis z' laufe" und d' Lüt usz' frägle". Gl Volks-
gespr. 1834. ,Sie förschelten und frägolten mich aus.'
UBrägg. .Frägelt jeden Floh aus, wie ein Dorfschul-
meister.' HPest. 1781 ^= ,fragelt wie ein D. Alles
selbst aus.' ebd. 1790.
Frägler m.: zudringlicher, hartnäckiger Frager
B; UwE. .Percontator, ein frägler (nachfrägler), der
alle ding erfragen, erfärlen und vernemen will.' Fris.;
Denzl. 1677; 1716. ,Gott liebt nicht die Fr., sondern
die Täter: Dens non amat qua-ristas sed curristas.'
AKlingl., Dek. 1702.
Frägli (-Ö-) m.: lästiger, neugieriger Frager Aa;
Bs; GA.; S; Z. Der Frögli! Scherzbescheid auf die
Frage: ,Wer ist Jener'?' Z.
fr ig s. frl Sp. 1256.
Fragg- frugg. Vl-I. auch die (inipiie Fmr-t usw.
friggassen: rösten. .Unser falschen jiropheten [die
Reformatoren], die doch eins teils, Gott syg lob, ge-
frigasset sind.' Salat. .Frigere, infrigere: rösten, li'i-
gassen, präglen.' Fris.; Mal.
Frz. f ricagier, Fleischstücke, Gemüse etc. zerhaikcu uud
durch einander in einer Brühe schmoren.
Friggassete f.: gehacktes Fleisch Gl. — Vgl.
frz. fn'cansee, gespickter Kalbsbraten.
Frugg s. Friitt.
Frah— früh.
friieh, friiech BE., Stdt; F (frilchj; L; S tw. —
Hectiert friieje, früje (friiije) Aa; Bs; F (friijaj; Gl;
Gr, früeche Aa; Ap; Bs; BE., Stdt; L vorw.; S
früene Aa; L; Z — wozu als Neutr. überall frües
(früi-i) — Compar. mit pleon. Endung fräecherig Ar,
frü'nerig Z tw. — S u p. friiest, früej.^t oder früechst,
früenigst (L tw.) — als Adv. fruo WV., sonst fme,
fricei, früji, friiech: früh, wie nhd. (allg.). De' chimnt
friieh, lässt nicht lange auf sich warten; auch iron. Z.
Bi.f er chunnt, ist friieh hi" [verflossen] und .'<}mt da Z.
■ Amplificierend: Früecher var alte Zite S (Joach.).
Vii" frite (frilenemj uf, von früher Jugend an Aa.
1293
Fi-iili l'riili. Frack- -friR-k. Friil-lVul. Fnim- iViim
1294
Insbes. a) früh am Tage. Mit Bez. auf Frühregeu:
Früechi Gest dure" nie lang, aber chömme" gern
wider iimme [auiiick] S. Wer am Murgu fruoh uf-
steit, friast, was er am Tag zuotreit [verbraucht, was
er sammelt] WV. ; sonst heisstes: Früeli üf wnd spät
nidcr Bringt rerlores Guet wider. Früch, früeh! erhält
der früh au der Arbeit Stehende zum Morgengruss.
Früeh derzue und spot dervö" Z. — b) fr. im Jahre;
vgl. Früeh-Jür, Friieh-Bhiem, Früehling. En friieje
Cime, eine früh trächtige, die daher zwischen Sept. und
Neujahr kalbt Gr. Friieje Wisen, die zwei Mal gemäht
werden können Git; frües Krüt, der (früh spriessende)
Spinat, ebd. Vgl. auch die Flurn. Früehberg Zg, Friieh-
IwfGT. und Früehrai" ZBachs. — c) fr. in Bezug auf
natürliche Reife. Früeh Zänli — fr. G'spänli = ein
Kind, das sich besonders rasch entwickelt, erhält bald
Geschwister Z. Laufen, als ob Eine'' mit-ema z' fritje
[jungen] Stier in-cr Blacha z' 3Iainsäss tvett [auf die
Voralp wollte] GRPr. (Schwizerd.).
MhJ. vrihje Adj., ri-iie, vruo Adv. Ältere Belepre mit ge-
spartem Umlaut zeigt das Adv. z. B. 1405, Ap Krieg; Halb-
suter; Lied ca 1446. — In .morn friieg.' 1531, Strick!.;
.Friiegüf.' Geschlcchtsn. BsLd 1527 und sonst in alter Schrei-
bung ist wie in ,frlg', xig (seitj) u. a. das im Auslaut schwer
sprechbare _/ consolidiert, während es in der gesprochenen
MA. tw. noch (im Auslaut als Voc.) fort besteht. Wo es
ganz aufgegeben ist, trat vor vocalischer Flexion meist n
oder ch dafür ein, Beides aus euphonischen Gründen, aber
bestimmt durch die falsche Analogie der Fälle, wo voca-
lischer Auslaut durch Abstossung von n oder ch entstand.
Wäh rend aber keine ürundform/riifn (wie/i-iii, s./rl Sp. 1'2Ö6)
gewagt wurde, ist dagegen c/t geradezu als stammhaftes an-
genommen worden, daher auch frücch. h im Auslaut hat
keine phonetische Bed., kann also auch nicht ein ch gebären.
Früehär: Apfelsorte s. Sp. 65 u. 368.
früehen /Vi'ej'e" Ndw, früe-e" GO.: früher kommen.
D' Siuine fricjed, steht jeden Tag früher auf. Gegs.
späten. — über-: früher sein als..., Jmdm zuvorkom-
men, es Einem zuvortun. ,Also hattent der eidgnossen
knecht sy [die Zürcher] Überfrucht und gritt'ent s' an,
und ee das die panneren darzue kaniind. do hattent
die gueten gesellen den vyenden die flucht ange-
wunnen.' Fründ.
Mhd. vrüeicen, vrücjcn, refl. sich früh zeigen, aufmachen;
ühcr-, sich sehr früh aufmachen, Kincm zuvorkommen. ,Übor-
frucht' [n statt ue?] zeigt den sog. Rückumlaut und ist ein
alter Beleg für das Eintreten des rh. Tschaclitlan, der das
W. nicht verstanden, liest ,überznckt'.
früeh er ig s. früeh.
Früehi, Früeji, Früechi, Früeni f.: Frühe, allg.
In einer (aller) Fr., sehr früh.
früehlachtig, -lechtig: zicmlicli tVüli am Tage
oder in Bez. auf eine fe.stgcsotzte Frist Bs; ZÜ.
Früehli Früeji n.: ein im Spätjahr geworfenes
Lamm W. Gegs. Spätli. Vgl. früeh b.
Früchli"g ni.: Frühling (nicht reclit volk,stüm-
lich, s. Langsi, üstagen). Früchjör [al.s Kalcnderzcit]
ist nid Fr. [als mildere .Tahres/.eit] L. Über die Feier
des Frühlingsanfangs durch Ausflüge der Jahrgänger-
vereino in St. Gallen ». G u. Umg. 18.59, S. 176. —
früehli"ge''. Es früehi i gel : die Vorboten des Früh-
lings erscheinen ,\r; '/,.
Fraic)k— fru(c)k.
Frack ni. : Kleidungsstück, wie nhd. allg. Er ist
nid siibcr (er hnd Dreck, Öl) am Fr., hat keinen unbe-
scholtenen Euf mehr L; Z. Jmdn bim Fr. ne°, ihn
festnehmen; auch flg., ihn hernehmen mit Strafe,
SchlägenZ ; Syn. Fecken Sp. 729. Es hät-en am Fr.,
er ist getrott'en, erreicht, verraten, verloren (physisch
und moralisch) Z. F'' hä" scho" gmeint, es hei mi'''
am Fr.; Syn. s. ge'; Bändel. Es langet zu-me' Fr. Es
langet no''' nüd zu-m-ene Fr., wenn man zu wenig
Münze hat etc.; iron. zu Einem, dem man Schläge
versetzt Z. Er wur-em [würde ihm] gern en hölzene'
Fr. ablege", sähe ihn gerne todt im Sarge ZKafz.
Frz. frac, J'ra<iue; viell. gleichen Ursprungs mit ,Froc';
s. unser Flocke" II.
ab-fracke°: gemein für sterben A-iZein. Syn.
abkratzen, -reisen, -seglen, -schieben, -dampfen.
Frick Frigg, Koseform Frigysclü: Taufn. Fridolin,
auch F'riedrich Gl.
Fral— frul.
Fraiiler m. : eine Münze, savoyischer Fünfer
.Frowler.' 1422, Geschf. Ges.
So benannt, weil das Bild ,Uusrer Lieben Frau' mit dem
Kinde (od. wie sie später beschrieben wurde, .zweier Kopfe')
darauf stund (vLiebenau). Wie .Fräneler- (s. Sp. 1254) vom
Dim. des Grundw. aljgel.
Vröle" PL: Pocken. Die wilde Fr., Windblattern
GRh., Sa.
Mit verschobenem Accent aus churw. rimln uinl ilii-.-,
wie das frz. mride und das ältere rfml, aus neulat. mriuln.
Synn. Fell S Sp. 770; Fezen Sp. 1151.
Vriileü n.: I.Veilchen GiiFläsch. — 2. »•(/(/»■ Fe,
Hundsveilchen, viola canina GWe.
Vgl. Vivle Sp. 633 ff., aus welchem es wie Viuüti, Vidule
durch Einschiebung (in erster Linie wohl durch Wioder-
holuug des (, ' Vilolc, ' Vlulc, welches dann aus eu]ihouischen
Gründen au r vertauscht wurde) entstanden ist.
fralchen = üec-aic/tew s. Sp. 187.
Fram (framm) - frum (frumm).
frem s. fremd. f reimen s. frien.
Frimiing Frlmig Z IS., Pfr- AaP., l'friemig ,B
Längenberg;'- ZWangen, Frinig AAFrL; ZO. — f.
B' Fr. ve" (mache"), einen rechten Winkel her.stellen,
z. B. indem man (bei Bauten) mittelst einer Messlatto
6' am einen. 8' am andern Schenkel und 10' als Hypo-
tenuse (gröasi Fr.) oder 3' resp. 4' an den Schenkeln
und W als Hypotenuse abmisst (chlini Fr.). Es i.st
(" der Fr., rechtwinklig. So bes. bei Aufstellung eini's
Baugespanns, wobei in den Ecken des zu erstellenden
liebändes je o Pfähle rechtwinklig aufgestellt werden,
d^ Fr. schlb" [schlagen |; daher auch : die Ausmarkung
des Fundamentes durcli Schnüre, welche über die auf
den genannten Pfählen l)efestigten Latten gespannt
werden, um den (irundriss des Gebäudes anzugeben
Aa; „B;" Z. Die normale Kichtung übh. Eine Wand,
die aus den Fugen gegangen, sich tw. verschoben liat,
muss man wieder i" d' Fr. bringen AaF., Fri.
Viell. 'vrr-miiu}i(j zu ahd. >tm, Koilie, Ordnung; ilmen,
zählen; in frz. MAA. enriiii<r, symmetrisch zsstollen. In Betr.
129Ö
FraiM, freiii. tViiii, fl'oin, t'iiiin
129ti
ilur Form wäre nilid. vlieecn für Verliesen zu vgl. Diu Foriucu
mit, pf-, sowiu die Aiisspr. oder Schrcilniug mit ie scheinen
sirli :in Pj'ium .iiiziilellncii ; vgl. ,abstecken'.
Kromin m.-. Vorteil, Gewinn, Nutzen, Wohl, Heil,
fiirnielhaft mit Synn. verbunden. ,Da.ss [der Eidge-
nossenschaft] von irem anlaiig har die heilig kilch
wol erschossen [zu Gute gekommen], fr., nutz und
e!ir gebracht hab.' Ansh. ,Des Gottshauses Fromb
befl'irderen.' XVII., Arg. 1861. — Mhd. vrum(e), vmme
m., dass.
fromm, friimm. Scii; U; ZÜ. : 1. leistungsfähig,
tiiclitig, wacker. ,Uise mannliche täte [in der Schlacht]
haiid die frommen Glarner getan.' 13S8, Näfelser
Scni.ArHTLiED. ,Ir frommen eidgnossen band mengen
redlichen mann.' 1446. Ragatzer Schlaciitlied. ,I)ass
jedes Ort einen frommen Knecht dahin abordnen soll,
um das [SchlossJ hüten und schirmen zu helfen.' 1521,
Aiiscii. S. noch Antlit. Daher als Titel in den Zu-
schriften an die Eidgenossen gefordert. Anrede- des
Gross-Herolds: ,Fr., fest, fürsichtig, ersam herren.'
RuEP 1550. — 2. rechtschaffen, ehrlich, redlich
Aa; ßs; B; GrD.; L; S; U. ,Frunun sind zu Basel
nach der gemeinen RA. nur Dienstboten, wenn sie nur
keine langen Finger haben, auch wenn sie im Übrigen
fluchen u. a. solche Dinge treiben.' Spreng. .Der ist
sonst nit recht fr.', entwendet bei Gelegenheit, was
er kann STierst. ,Man macht kein Schloss für fromme
Leute.' SuLGEK. .Einer wirt seiner Gschicklichkeit
halber grüempt; wyl er aber nit gar fr. dorzue war,
sagt Einer: Ja, was d' Augen sehend, das könnend
d' Hand erwütschen.' Sciiimpfr. 1651. Syn. treu. —
3. im religiösen S., wie nhd. allg. Wer Nüt cha'"
weder fr. si", miiess go" bettle" L (Ineichen). Wer fr.
ist, tue recht und lass Gott walte", ebd. Z' vü fr. ist
scMimm. ebd. Ifalb fr., halb Schalle, macht die beste
Schick, ebd. Vor Altem dumm und frumm und jetzt
(j'lcrt und rerchcrt U. En Friimme, ein Pietist Scii; Z.
— 4. gutmütig, ohne Tücke, harmlos, von Menschen,
bes. von Kindern und Dienstboten Aa; S. B'r Bern
(jdt uf 's Wibe" üs! Hiitt (/meint, de'' war vil s' fr.
und vil z' schüch d'rzue. Joachim 1883. Zahm, ruhig,
treu, von grössern Haustieren Aa; Bs; BM., Si.; L; Z.
i's fromms Iio.<is, das nicht ausreisst. B'hüet Gott-mer
alli mini Fiomme", dass Keines mer fress der Bär BE.
Kuhreihen, neben gleichbed. Lobe". — 5. auf Sachen
angewendet: .fromm Härlein', schlichtes, kurzes, beim
Klimmen nicht widerstrebendes Haar Bs (Spreng). —
Mhd. vrutii, vrom. Comp. ,frnmmer.' 1587, Jerem. — Abi.
J'rijiii in>ifcn .
un-: 1. untreu, unredlich, diebisch, bes. von Dienst-
boten Bs; „B; Vürte; Sch.- ,Ein bös wyb, die weder
hus haben kann nach will, und erst überdas unfr. an
im ist.' LLav. 1584. — 2. gottlos, unehrbar. ,Es würt
ouch alle frowenzucht dess [desto] schwecher und un-
frömmer.' ZwiNGLi. ,Dass kein priester handle wider
die Satzung, in synem hus oder ussenthalb unfronmien
oder anderlei geschlechts zuo erhalten.' 1567, Gerd.
— gold-: treu wie Gold. Spreng.
frommen, frumme (-Ü-): 1. fördern, nützen,
helfen. ,Wenn 's Euch frommt [beliebt]', Höflichkeits-
formel = s'il vous plait WLö. Beatrix von Wolhusen
schliesst ein Geschäft ab: , durch unsers gottshus nutz
und frommung.' 1360, Z Staatsarch. ,Durch nutz, from-
mung und fürderung willen.' 1551, Hofr. ZoBuon. —
2. bewirken, veranlassen, verschart'en. ,[Ich scliwöre,]
dass ich darumbe dien burgern ze L niemer laster
noch leit tuon soll, noch fr. [soll] getan [werden].'
1347, Gfrd. .Aller der, so sieh gegen dem gewalt
der raten gesatzten [auflehnten] ahler gefrumden, wie
derselbe gewalt abgeworfen wurde.- XIV.. Beitr. Lauf.
— 3. frümme", zum Voraus bestellen, machen
lassen, aufgeben Th. ,So jemand einem maister ein
arbeit verdingt oder frömbt (an in gefrömbt hat).'
1504/32, G Ratssatz. ,Ir sölltind wüssen, was früm-
raen wäre, nämlich mit eigentlichem andingen be-
stellen. Also habend die alten geredt, sy habind by
dem Werkmeister das oder das zuo machen gefrümbt.'
HBuLL., Widert. 1561. ,Doch wellichem unter ihnen
[den Feilern] von jemand dergleichen gebächt [Gebäck]
gefrömbd wurde, der mag alsdann dieselbigen wol
bachen.' 1599, Z Ratsordn. .Frimmen etwas zu ma-
chen: imperare aliquid artiflci, conducere aliquid fa-
ciendum.' Denzl. 1716. — 4. opfern, Opfer dar-
bringen, stiften, spez. um Messen lesen zu lassen.
,l)ass enhein mann noch frowe sullen frunien ze dien
bruodern, wan [es sei denn] dass si der bruoderen
botten den pfenning leggen sun [sollen] in den köpf
[Becher] und dannen gan sun.' ä. L Katsbüchl. ,Dass
ich umb myner sei heil gefrumet hau und gestiftet
ein alter in dem krüzgange des gottshuses.' 1303,
Gkrd. Bei Leichenbegängnissen in der Kirche an-
gelangt, wartete man der Seelenmesse und , frommte
und opferte'. Bs XIV. ,Soll ein kirchraajer zu den
drig messen frumen und opfren.' Anniv. v. TiiGachn.
.Wenn ein mensch stirbt, da süIlen die laidlüt nit
me ze frünnnen gan, denn selbvierd.' XIV., Stautr.
Diessenh. ,Das im uf dem altar gefrömbt und ge-
opfrot würt.' G Arch. ,Darumb die mess gefrumet
und gestiftet ist mit des obgenannten N. N. guot. Es
ist ouch ze wüssen. dass N. N. und syn wirtin an dem
selben geriebt die göttlichen gab frumden und gaben
mit allen dien stucken, als hie vor geschriben stat.'
1399, Gfrd. ,Quod plebanu.s presertim illam oblacio-
nem que dicitur in vulgari das frümen ipse recipiat.'
1424, S Stiftsstatut. ,Den erlös gab sie an bild in den
kor und frumt sonderlich das gross cruciflx.' Anf. XV.,
G Hdschr. ,Ouch ist von alter har kon, dass uf h.
wienacht jekliche efrow ein haller frumen und ein
brot opfern und ze Östren jeklich efrow ein h. fr. und
3 eiger opfern [soll].' 1488, Gfrd. ,0b wir schuldig
syent zuo began begrebtnussen, sibent, dryssigost,
jarzit, kerzlibrennen, opfern und messfrömmen.' 15'24,
Strickl. — 5. ehren. , Der burger sollt den edelman
billich frommen.' 1405, Ap Krieg.
Mhd. vrumen, -o-, -ii-, förderlich sein, schaffen, hewirkeu,
bestellen, stiften. , Messen pfrummeu', noch in der M.\. des
Oberelsasses. 5 , ehren durch Darbringuiig der schuldigen
Ehrenbezeugung im Grusse'.
ä." - frü-mme» f-ö-J G; Scu; Th; ZSth., „-fremde"
VOrte, -frümde", -frimde" Sch" : Etwas bei einem
Handwerker bestellen, machen lassen, auch bei einer
Zahlung, einem Vertrag sich ausbedingen (Syn. an-
dingen) „VOrte;" G; Sch; Th; ZSth. ,I)as Siegel sei
viel zu subtil gestochen! Also muss man beim Schlosser
oder Hammerschmied eines anfrömmen?' Gfrd. ,Wenn
Jemand Etw. bei ihm anfremdt und [es] nicht gefällt,
ist man nicht verpflichtet, es zu nehmen.' 1804, L
Inserat. Auch ,im Wirtshaus bestellen' L; Z (St.'').
Anzeigen, ansagen. !•'• hnii-im 's scho" lang a"(jfrinnt
r2M7
Kieuii— rnnii. I'i
fniiiiil
1298
(')• mües mer en Huclc mache" SciiSt. Mit Acc. V.:
.Moin Mann hat sclion ein paai' SInsikanten ange-
frönunt, die müssen am Abend aufmachen [spielen].'
l!S81, Seil Pilger. — 2. eine Sache anfangen Si'ii.
Jn-JrUmhn setxt ein ans dem altcu Subst. frümede, iihd.
fiiimidii, abgeleitetes 'fi-ümdcn voraus, aus welchem es durch
Akküinuitidatiou des labialcu Xasals au deu folgeadeu Dentjil
(wie J'nnd aus fremd) umgestaltet wurde. Anfremden, viell.
äliulich zu erklären oder volksetymologisch au , fremd' an-
gelehnt (bei einem Fremden oder ausser dem Hause statt
in demselben niacheu lassen), stimmt mit seinem Stammvoc. zu
mild, vreinvn (von vnim), während frummen zu vrttin gehört.
Froiiim(ig)keit f.: 1. Bravheit, Geradheit, Recht-
scliatt'eiiheit. ,0b wol bei den frommen einfaltigen
Teutsclien gar kein bossheit, sonder alle frombkeit
vorhanden gewesen.' HPantal. 1578. — 2. Frömmig-
keit Bs (Spreng); HPest. 1787. — Mhd. rruml.eit aus
vrumecheit.
frommiglich(en): 1. tüchtig, tapfer, getreulich.
.Hieltend sich den krieg uss fronimkliclien an eignossen.'
Edlih. — 2. fromm. ,Fromniiglicli leben.' ClSciioii.
1G95.
froninisam = fromm. .Wie sie uns mit fronim-
saiiien Worten solclios zu verwilligen anfochten.' Lauf.
Beitr., nach Vad., bei diesem selber aber ,fründsam'.
frömmlich: fromm. ,Du wirst dich in deinem
übrigen lieben desto fröimnlicher verhalten.' JMev.
1U94.
Frömiiili"g Hl.: Frömmler Z; St., Dial.
Fromeiital : französisch Raigras, hoher Hafer, aveiia
elatior BTrachselvv.
Frz. frvmenUd, dass. und auch , englisches Raigras', luliuui
perunue; zu frz. frument. Vgl. Frumcut.
Alpen-: Knäuelgras, dactylis glomerata BÜ.
Nach einer gewissen .Uinlichkeit mit den Fruchtgräsern,
daher auch it. äeytde lannjula.
frunim s. fromm. Frümen s. Pflumen.
Friiiiient: italienischer Weizen. Lt Gk Samml.
1779, 42 wird Etw. mehr Fr. auf die gleiche Acker-
fläche gesäet, als man vom Winterweizen nehmen
würde; ,da aber die Körner grösser sind, so wird un-
gefähr der gleiche Raum für einzelne Saatkörner
herauskommen.' — Vgl. frz. fromcnt, Weizen.
frümmen s. frommen Sp. 1295.
Ürt-Frümmer m.: Urheber. ,Der Herr v. Saffoy
begriif ein vorstadt mit einem graben und wollt also
Stifter und o. syn der stadt von Bern.' XV., Justinoer.
Mhd. urivrumiierc, Von Ort = Anfang.
Ort- F r ü m m i , - F r ü m d e , - F r ü m m u ii g f. :
1. Vollmacht, Erlaubniss; in der ä. Lit. in formei-
hafter Verknüpfung. .[Frau N. N. gab das Gut auf]
mit ir wirtes [Gemalils] willen und ortfrunide.' 1291.
Alten. Wett. ,So bestäteii wir dise satzunge mit unser
gcwonliclien ortfrüiiiungc und gewalte.' l:jOl, Z RBr.
— 2. Bekräftigung, Bestätigung, Beurkundung, Er-
klärung, Zeugniss. ,l>er statt ynsigel daran über dise
Sache zeiner ewigen ortfrümi und zeiiier gehügede
[Erinnerung] und steti.' 1278, JJRüegkk lüOü. — Das
W. gibt in allen Bedd. das lat. mietoritm wieder.
Ungefrünimi(g)keit f.: Ungunst, z.B. ,U. des
winds I für den Fischfang].' G Hdschr.
Schweiz. Idiotikon. 1. U.
Framd— frumd.
freiiiil AALciign. {-<■€-); BsL. ; BHa.; GkRIi.; GA.,
Wa.; TB. {-e-'-); W, -ö- AaF.; BsStdt; B tw.; GRUhur,
D.; ScnStdt, St.; ZLunn., 0., MUsteri, fraiiF, fre'nd
AAoEhr. (-rf-); GA., Flums; Sch; ZNerach, W. (-rf;-),
fründ (tw. schwankend mit frömd) Aa; Bs; Btw. ;
VOrte (z.T. -e'-); GrL., Pr.; GTa., T. (auch g'fr.);
S; ZG., S., Stdt. frönt Ap; GStdt, frilnd BG., oSi.;
Gl; GSa. ; Z tw.: 1. fremd, ausländisch, unbekannt.
Es frömds Mensch, ein Fremdling Gr. S. übercorn.
Jo eben en Fronde, wie" weisst nüd tvohar. Stutz.
Du frönte Schu-öhetüfel ! Merz 1836. !''• iveiss, warum
■Ich ffiiYid Ech hi", !'■'' bi" drum o"'' scho" dusse'
[in der Fremde] g'si" BG. (Schwizerd.). Frömd
Sprache", frömd Sitte". Sulger. Es chunnd-mer frömd
■vor, ich bin es nicht gewohnt ZLunn. Als , Fremde'
werden in der Grussformel nicht nur völlig Un-
bekannte, sondern auch altbekannte, jedoch seltene
Besucher oder Gäste, Freunde beim Wiedersehen
nach langer Trennung empfangen Aä; Ar; Bs; GT.;
ZO. Ei, das ist en frömde Herr! freundliche Be-
grüssung eines lieben Besuches GT. Sonst lauten
die Begrüssungsformeln: Bist (fad g'frönd GT.; bist
änist ä [doch] frönt. Merz1836; er [ilir] sind fremde,
-i [ein Fremder, eine Fremde] GA. und die Ant-
wort darauf (oder auch auf ein blosses Gottwillche
oder Willkumm): Bi nüd (so) frönd oder ähnlich.
Willkumm zue-n-is! De bist doch e Fröndi! Antw.
Gär nüd frönd; i chumme jo fast all Tag. EFeurer.
,Du redst von frönden inslen.' Gvrenr. 1523. ,Glych
wie der Gottesson in einer frombden, schwachen
gstalt und nit darfur geachten person diser weit er-
schinen.' Kessl. .Naclulem sich Jahre lang meng-
klich, frömbd und hcimsch, ob der unwegsame und
gepresten der Strassen erklagt.' 15ti9, Hagenb. 1882.
,Er seie frömt oder Einheinischer.' 175ü, LB. ScnwMa.
Sonst bestand ungleiches Recht für Fremde [d. h.
jeden Nichtgenossen, wenn er aucli nächster Nachbar,
aber bloss Niedergelassener war] und Bürger, so dass
erstere härter gebüsst und gestraft wurden. ,Wenn
ein frömbder, der nit burger ist, buosswirdig wirf,
die selben sollen zwiefach gebüesst werden.' 1539,
Bs Rq. Doch galt in Schuldsachen der Grundsatz,
dass ,der Frömbd syn Recht [mag] mit ihm bringen.'
1631, Sciiw Rq. Vgl. noch Gast, Ussmann u. s. Osen-
BRÜGO. 1860, S. 70 u. 187. Sich , fremd machen' heisst
daher noch heute in Uw so viel als: sein Heimat- od.
Bürgerrecht aufgeben, um es anderwärts zu erwerben.
Fr., ohne Unterkunft. Anstellung, Arbeit (von Dienst-
boten, Arbeitern, Gesellen) AAFri.; BsL.; Z (Spillin.).
— 2. Ggs. zu , eigen': in fremden Händen liegend.
Andern gehörig. Frömd Guet verzehrt 's eige, wie de''
jung Sehne der alt. Sulger. letz si m'r lang gnuciii
frönde Liite g'si", i" frönde Bette g'scMofc"; 's isch-m'r,
wenn-m'r numme" aw'' nes eiges Heiiiictli hätte". ,IoArii.
1881. E Chue schlecket kei frömd ('halb. Sri.GEn. Si
lueget i frömd Ilä/c [ liebäugelt mit einem andern Mann |.
ebd. In frömda" Biiecher" lesa", Ehebruch treiben
GRChur. Er mues Alls dur''' fröndi Lüt [die nicht
zur eigenen Familie gehören] lo" schaffe" Aa; Bs; Z.
— 3. meiischensclieu. nicht zutraulidi, scliüclitern.
Das Chind tuet fr., flieht die Fremden, allg. (iegs.
heimelig; \i!:\. fremden. - 4. befremdlich, sonderbar,
seltsam, unerhört, wunderbar. Das macht si'^'' fr. ! Bs.
82
1290
Fnini— fniiii. Frams— fnniis. b'raii— tVnn
i:;iiit
,l)eian;u;li sich iiiengerlei trömder siiclicii erhuobciul
mit dum huitvogt.' Eui.111. ,T)arum uns unbilliclieii
iiiini)t und ouch ein frömde sach ist, das.s man den
kauf in die gcscliwornen büntbrief züchen will.' ebd.
Vei-bunden mit .nenien' (.han'), in unpers. Wendung,
i. S. V.: es befremdet, wundert (uns), dünkt (uns)
seltsam, verdriesst, ärgert (uns). Vgl. frz. etrange.
,l)aruf antworten wir, das uns frömd hette, uns also
ze ersuechcn.' 1445, Absch. .Diewyl söllichs nit be-
schcehen ist. das uns doch frömd hat.' 1458, SWochenbl.
,Dos myn Herren fremd nam.' Stockar 1529. ,Nam
mich frorabd und seltsam, etwar syn [dass Jmd sei], der
sollte zwyflen.' Kessl. ,Nimbt uns frömbd Wunder.'
x\AWlirenl. 1ÜÖ4. — ,Sich fremd stellen-, sich befremdet
zeigen. , Anfänglich stellten sich die Herrn Canonici
hierüber gar fr. und machten Miene, unverrichteter
Sache von einander zu gehen.' Z Nachr. 1750.
Mhd. rnmdr, rrUiii(e)dc. Die Form mit homorganom
Nachsehlag b ist häufig in der it. Lit., so noch im XVll.
z.B. im Z Miiud. Kl.'iO 11. bei Hott. 166G. .Frond.' 140Ü,
til Urk. ; 15'27, Aa Weist., u. ,lriiul'. ca 1560, Scluuibg, Kii.
(,cin vrautlcr mann', wo aucli ,dur salbig' = dcrsclbig) zeigen
Assimilation von m an 1/.
fremde" BHk. (auch o'f''-); W, -ö- AaF.; GiiChur.
L)., fre'nde" GA., Fluras, fründe" Aa; Ap (-t-); Bs; Gk
(Tsch.); GTa.; Scii; UwE.; Z(i; Z, fründe" Gl; G.Sa.,
(ffrcnne" P — Dim. fremdelen frmtele Ai-: 1. (refl.)
■sich in die Fremde, ausser Landes, begeben, fremd
werden, ,0b sich in künftigen zyten yeman frömder
mit dem sacrament der heiligen oe haryn zuo uns früm-
dote.' lo9'2, Öen Ötadtb. — 2. menschenscheu sein,
sich bei Anwesenheit fremder Personen eingeschüchtert
zurückziehen oder zu weinen anfangen (s. fremd 3) ;
nur von Kindern, allg. Da' ist au"'' e fri'mdlkh
ühindli, es fröndet l;n BüzeK [nicht im Geringsten]
Seil, lleüex.: Das Cliind frcmdot schick W. Unpers. :
Ks </ fremdet im BHk. Syn. eiyclen. — 3. fremd a n -
muten L; Z. Die ßegC'd hat mi''' y' frömdet Z. ,Eiii
Heimatloser walle ich um die Heimat her; Es frenulet
Haus und Halle, mich kennt der Ort nicht mehr.'
BoRNiiAusKU, Eückerinnerung.
Mild, vrcmdcn, -h-, entfremden, entziehen, fern bleiben:
refl., sich fern halten, fern werden. Gefraun erklärt sich
ans dem in F üblichen frcm [l'remdj.
„an-: 1. sich fremd gegen Jemand betragen. Er
hat mi''' Wfi' fremdet, allg. — '2. fremd scheinen, vor-
kommen, iis fremdet mi''' Alles a". allg. Ggs. an-
heimelen.
ent- fet-, rp-): 1. (reti.) fremd werden GiiObS.;
weg [in die Fremde] ziehen. ,Üass hantwerksgsellen,
vor und e sy durch den grichtschryber gefertiget wer-
dent, sich entfrembdent und hinweg züchent.' 1539, b.
.Berufet dich der Gewaltig, so entfrömde [,entferne'
in den neuen Ausgaben] dich, so wird er dich desto
mehr berufen.' 1707, Sirach. — 2. (refl.) sich fremd,
nicht heimisch fühlen GrD. — 3. „fremd vorkommen.
Das entfremdet mi''' ß; L." — 4. (pers. od. unpers.)
scheu sein, sich fürchten vor fremden Leuten B; GrD.,
li'li., S., Sculnis, V. — 5. (tr.) Tvegschafl'en, entziehen,
abziehen, entwenden. .Der Abt hat syn hab und bar-
schaft über see liinus enttiöchnet und entfrömbdet.'
15'29, Absch. ,l)ie zöU und steur entfrömbden: alienare
vectigalia.' Mal. .Wellicher Einem nach .synen Dien-
sten und Lechen stellt und entfrijmbdet.' 1572, SchwE.
LB. ,Der guetcn frouwen ist ein kunimer, ouch schad
begijguot, ist ir eiitfrompt [durch einen 'l'odtsclilag] der
lychnam [Leib sc. ihres Gatten].' L Landgerichtsordn.
— Mhd. cnivrcmdm, nur in Bod. 5. — Zu 1 — 1 vgl. vni-
Sp. 35'2, 4.
ge-: 1. entziehen, entfremden. ,Das [der Kiiiiig]
dise statt von dem ryche niemer gefriimde mit ver-
setzenne ald mit ihte [irgend Etw.].' 1304, ZRBr. -
2. S. fremden. — Mhd. ijnremdrn, ebs.
be-. ,Mich wundert und befremniet gar sehr.'
1529. BsCarthäus.
Fremdi, -ö-, Frehidi, -ö-, -ü-, Frenni F — f.:
Fremde, Ausland. A" der Fr., in d. Fr. Gl. I" d' Fr.
yä", d' Fr. mache" L, auf die Wanderschaft gehen,
bes. von Handwerksburschen. Es yät niid i" d' Fr.,
ruft man dem Hunde zu, der sich auf die Begleitung
seines im Festtagskleide erscheinenden Herrn freut Z.
Wo bisch y'si':' Z' Däyynau [Teknau. Dorf in BsL.]
■4» der Fr. (spött.) BsStdt. Er ist i" d' Fr. y'yanye"
uf nümme" umme" [zurück] ehü", euphem. für: er ist
gestorben L; Syn. verreist. Auch nur der nächste
Kreis ausserhalb des Wohnortes GnPr. : j" d' Fr. yä",
ausserhalb des Dorfes gehen. Wen man auf dem
Wege aus dem Städtchen betrifft, der wird gegrüsst:
Wend- [wollt] ir i" ä' Fr.? GWesen. Vgl. fremd. —
Mhd. vnmde, ebs.
fremdisch „frendsch", fröntsch, „fränäsch'' : aus-
ländisch, fremdartig; fr. rede", tue", fremde Manieren
iiaben L. — Synk. wicyiiwcA, «fcr/«m»cA, ifm(!ic7i u. A. und
uhd. , Mensch; deutsch'.
Freuidliiiger 111.: ,Ein frümbdliiiger, der uiider
inen ist.' 1531, IH.Mos.; dafür: .frünibdling.' 1548.
Ort-Frümd s. -Friimmi. anfrümden s. au-
friimmeii.
tromklicli
frommiylich.
Framsle s. Franse.
froilimsle": mit scliuldloser Miene IJöses verab-
reden, heucheln Tu. - 'Fioiumlsioui, niil liimiu, -Bildung
auf il(ün). Vgl. bcrütmfihn.
Fran (frann)— frun. Vgl. auch die (irupiie /V.iHif usw.
F ran eile s. Flanelle. Vren(eli) s. Verene
Sp. 915 <^. Vrenach, Vrenecher, Vreiieker
s. Sp. 917. (ge-)frenen s. fremden.
Vrener m.: auf StVerenatag cntriclitetcr Zins?
.N. N. 1 Vr. von syin hus, das ist 1 ß den.' ca 1400,
L Propsteirodel.
Vgl. ebd.: ,Dio matte ze Vokkiugen giltet 6 den. Verene
lauf VerenentagJ.' ,Dise sind die zins zc Alpnach von den
valiigen güetern ze sant verouen mes.'
Vreni s. Verene Sp. 915.
Vreniker AAEhr.= rereH«c7( Sp. 017. — Früeh-:
Obstsorte. 1770, ZW. ,l)ort der magere Baum, das
sind Frühvrenech.' Gottii.
frein, frin; frein(er)en, friiien s. frl usw.
Vri^neli s. Verene Sp. 915 11'. Frinung s. Fri-
muny Sp. 1294.
Pröll(i) f. : Frohnde, Frohndienst, Frohnarbeit,
Frohntag. ,Zwo hueben, der"" giltet jetwedere ein
froni.' 129(1, Olfn. Eschenz. ,Uud machtend inen ir
1301
Pran, freu, t'riii, fron, tVuii
1302
leben säur mit allerlei fronen auf dem feld.' 1531,
II. Mos. ; dafür 1518: .mit allerlei werk oder arbeit'
.Sollen allwesfcn zwen einen wagen füeren; wann aber
die fron nit so gross wurde, dann sollen die undertanen
ie zuo Zeiten ein obervogt auf Varnsj)urg fragen und
ist vom alter her gebräucbig, dass man für ein zug
•/.wen batzen frongelt bezalt hat.' 155G, Bs I\q. ,'\Vann
man in unser gnedigen herren statt Basel oder wegen
des Schlosses Varnspurg ein frönung, so man nempt
die Basolfron, zu tuen anhept, solle es in allen dör-
feren umbgehn und darvor niemand gefreiet sein.'
ebd. — Mlul. vrnne. vrnn. tlass. ,Fröü* als Plur. 17:^1,
Absril. — S. u. Fntiith u. vgrl. FmnlaHtrn Sp. 1 1 1 :^>.
fr n n ; 1. heilig. ,l)o er [Nebukadnezar] hatt b'roubt
den tenipel fron.' Birk 1535. ,0 Gott Beel, lass dir
gefallen Jetzund dises lobgsang fron.' ebd. .Ein zei-
chen des fronen lebendigen lychnams Christi.' ZwiNfii.i.
— i. echt, ehelich ('?). ,\Vie g'schäntst du mich und
mj'n frones kind so grimm fälschlich', sagt die Mutter
bei NMan.
Mild, vi-nn, was den Herrn (geistlichen ojer weltliehcu)
lietrifft, ihm gehört; heilig, herrschaftlich, öffentlich (voran-
gostcUt oder nachgesetzt). Erhalten in zahlreichen Conipp.
und F'lurn. FriM-Achi:r(en) GT. ; ZErl., Uster nnd angelehnt
an ,froh' (s. auch u.) Frohcn-A. und Froli-A. ZTheilingcn;
Fntii-Aljj GlEnnenda, urspr. (It Seckinger Urbar) den Herren
vom Kate gehörig; Fronholz BUetondorf (noch appellativ 1583,
Aliscli.; der der h. Obrigkeit als dem Obereigontümer zuge-
hörige Wald); ,die acher in frön-lö.' 1:325, Riicger; ,ein
halb Mannsniad auf den Frimniäder gelegen.' 1652, Kriess. ;
Fmi-Ifia} ZOtw. (oder zu ,froh'?); Fmn-Bn-y GRorsch.,
Fmhen-Ii. ZEls., Veltli., Froli-B. BKirchb. (vgl. ,Heinr. von
Kronberg.' 1:33:3, Geschf. Gs.); Fronschnaiij, schlossartig um-
mauertes Hans ZEheinau: Fmh-Winn ThSitterdorf; It Z
Stifts-Urb. ca 1350 sind verschiedene Bauern zu Albisrieden
verpflichtet, das ,fronwisen-höiw' für die Propstei zu führen.
,Es soll auch ein for.ster ze Kiedcn die wisen. genannt Fron-
wis, ze rechter zyt alouaien [-uiiilienl.' XV., Ztschr. f. scliw. R.
früne", fröne", frnndc: 1. intr., Prohndlen.ste
leisten, als Hiiriger od. Zinsmann. ,So wollen sie [die
Bauern] mynen gn. herren gar kein tagwen mer tuen
noch fronen, weder mit meigen [mähen], höuwcn,
buwen, schnyden, hagen noch j.agen.' 15'25, Strk'kl.
,Was für Personen nicht selbs ein ganzen Zug haben,
da sollen zwen zusammen spannen, auch allwegcn zu-
vorderst ein Ubervogt, was zu fronen seie, gefragt
werden.' 1611, Bs Rq.; ähnlich 1757. ,Weil die Waldon-
burger durch's ganz Jahr bei und zuem Schloss an Bron-
nen, Steg- und Wegbesserungen vor allen anderen mit
Leib- und Fuhrtauwon fr.' 17'21, ebd. Jetzt nur noch:
als Glied einer Genossenschaft, Gemeinde zum Nutzen
derselben Arbeit unentgeltlich verrichten Ae; G; ZO.
En Tag a" der Ströss fr. Syn. frön-, gemeimcerchen. —
2. als Lehensherr ein Lehen wegen Vernachlässi-
gung, Rückstand in der Bezahlung der Gebühren od.
Pereliction wieder an sich ziehen; insbes. als Gläu-
biger auf Liegenschaften (seltener auffahrende Habe)
aul'gelaufener Schulden halber gerichtlich Beschlag
logen lassen, sie für den Gläubiger pfänden, wovon
am ProhnprotokoU Vormerk gcnonnnen wird (s. an-
schrlhen). Übernimmt kein Verwandter oder Bevoll-
mächtigter des Schuldners provisorisch die Güter sanmit
den darauf haftenden Verpllichtungen und können
Letztere nicht innerhalb G Wochen (und 3 Tagen) be-
stritten oder gelöst werden, so nimmt die .Prönung'
ihren Fortgang, indi-ni die Güter ;uil dem Knukurs-
wege versteigert, d. h. meist der Gläubiger in den
Besitz derselben eingewiesen wird. Vgl. in Haft
h'(j(je)i, vcrheften. ,Dass im das [Wein und Korn] nio-
man hie verbieten, verheften noch frönen soll mit
enkeinen unsern gerichten.' 1340, Z Ratserk. .Ich,
schati'ner des erwirdigen bischof ze Basel, mit gerichte
fronde diso nachgeschriben hüser umb der zins, so im
iegelich hus uf Sant Martins tage geben sollte hau.'
1355, Bs XIV. .Ist dass [der Konkursit] ligende guot
hat, daruf soll man vorab faren und das fr. ; bette er aber
nüt ligendes guots, so mag man syn farende guot fr.'
XIV., Bs Rq. ,Will yemand ligende güeter umb boden-
oder widerkoufig zins frönen, das soll also beschehen:
der fröner soll die fronung tuen zuo zyten, so man
gericht haltet vor dem schultheissen, dem schryber
und amptlüten, die sollen dem schryber die fronung
angeben; denen gehört ze Ion nämlich 1 ß in den
stock, dem schryber 10 den., die fronung ynzesetzen
und dem schultheissen und amptlüten 3 ß under sich
glyclilich ze teilen, und dem amptmann, so die fronung
dem, des das guot ist, zuo verkünden, 4 den.' ca 152it,
ebd. ,I'ie ligenden güeter sollen zu drygen tagen
und sechs wochen gefrönt, offenlich an das riehthus
und an das koufhus angeschlagen, allda mengklichem.
dem sy versetzt, verpfondt oder ze koufen willens
wäre, sich darnach wüssen zuo richten, vcrkündt
werden. Und so also das guot oder pfand in fronung
geleit und euch verkundt worden und der, dem gefront
ist, die fronung vor usgang der 6 wochen und 3 tagen
nit abtragen hat, wann dann der froner wyter anruoft,
dass man im das pfand zuo koufen geben soll, so soll
man der eigen band, so den bodenzins hat, euch allen
andern, denen dasselb guot pfand oder versetzt ist.
und dem besitzer des guots darzuo verkünden, und
so der froner koufen will umb syn üsstend zins, so
soll er bieten 1 pfd 3 ß zins den.' 1520/57, ebd. ,So
mag der, dem das guot gefront ist, in jar und t.ig dem
nechsten nach der beziehung das guot von dem fröner
mit abtrag der sach, darumb gefront ist, zuosanqit
den kosten lösen.' ebd. .Betreuend die freiwilligen
Ganton ligender Güteren soll darmit wie bei gerichtlich
gefrönten Ganten verfahren werden.' 1710. ebd.
Mhd. rroenen, -o-, heiligen, als Abgabe überreichen: in
Besrhlag nehmen, .ans-, abpfanden : Frohndicuste loistcii. t'ber
das Fröhnungsveifahren vgl. weiter Bs Kq. 2, -ITS ff. und
Ztsclir. f. Schweiz. K. 7, 25 ff. ll'J ff. Wenn Lehen nach
.gevründe recht' (a" 1350) empfangen werden, sii bch.-Ut sich
der Lehensherr vor, d.as verliehene Gut täglicli aufkündi'j].
resp. zurückziehen zu können.
Proner, Frön er ni. : 1. Prohnarbeiter. .Der
sBlben fröner einem soll der kellcr ze nacht geben
ein nachtbrot.' 1444, Offn. ScnThayng. — 2. Inhaber
eines Prohnlehens. ,In des goltshus hölzer" hau waid-
recht die froner, diemurlechen [etc.].' ca 1515. Pischer-
rechtnng Zliheinau. — 3. Gläubiger, zu dessen Gun-
sten die Pfändung und Einweisung derelinquierter
oder solcher (iüter stattiindet, die im Konkurs sind
für Forderungen aus dinglichen Schulden, Zinsen,
Zehnten usw. ,Gat aber dem froner jemand vor mit
bodenzins oder widerkoutig zins oder clter versatzung,
die soll er abtragen und vernüegen umb zins und
houptguot.' ca 1520, Bs Rq. ,[l>er abwesende Gläu-
biger] hat gewalt. inwendig der jarsfrist dieselb fro-
nung ze rechtfertigen oder den ersten froner zuo
übcrknufen. doch ilass er demselben undi die sach.
1303
Prall — fruli. Fraiiil- f'rihid
1304
Jarumb gefront ist, und den kosten abtrag tuon soll.'
ebd. — Mlitl. vrmwr, vroener, vrocuder, Fröhiier, Dieuer,
Beamter, Pfänder.
Vronegg Bs; L; SchwE.; Zg; Z, „Vron VOrtk",
Vrnne L, Vrnneli VOrte; SBb.; ZKn.. Vröni VOrte
(It St. gröber als Vron); S; ZKn., ..Neffg, gröber
Neggi, -U, Diin. Neggeli Zr": Personenn. 1. Veronika.
E.1 ist es Maitli etinet dem Se, Me' seit-em nw Vro-
ncygli; i's isst all Wtiche sihe Brocl Und na [noch]
derzue dril Weggli. Bei NManuel ,Vroneck', Kose-
form , Vröni'. — 2. Verena SBb. — 3. scherz w. für
(Ihronik. Oder ich zeichne-der mit mine' zice Brat ze
die ganz [Engelberger] Tal-Fronegg i' dw G'fräs.
1781, Talhochz. Das [nämlich Fluchen] ist der tiigJi'''
Polder-Te.r [Text] us Iser Hous-Fruneijg. ebd.
Fron eile s. Flanelle. Pröni s. Frön.
Frnnnng s. frönen. Fröni s. Fröhi.
früener, Früeiii s. f'riieh, Früehi.
Frand— frund.
freiid, friind s. fremd. Vrendli s. Verene
SiJ. ni.'-..
Prtilldo, Fronde f. ^= Frünung, r. fronen 3. ,nass
man ime die gericlit und frönde möge kunt tuon.'
13lj(j. Bs Kij. — Mliil. r,;„,„ti', frdhiulieiistijmehtigres Land,
Fndiiiarhcit.
friind s. fremd.
Fründ {-ü- GrI)., -ie- P.silv.): 1. wie nhd. F"
Fr. i der Not, F" Fr. im Tod, E" Fr. hinder'm Rngge
Sitid drei starchi Brügge". Inkiohen. Fn alte Fr. ist
besser, als zwe neu. ebd. Alt Fr. und alt Weg mues-
nie" nid Hecht üfge". Stluer. Es sind nid Alli Fr.,
iro-n-is [uns] a"lacliid. ebd. E" Fr. ist liechter ver-
löre", als g'fundc". Ineichen. Fr. ha" ist guet, besser
aber, me" niüe-is-.n nid hrüche". ebd. Fr. i" der Not,
's gond all uf ei"s Lot L, gü-ed [Conjunkt.] füfzg iif
e L. AABb. Vil Fr., aber wenig Nothelfer. Ineichen.
Arm Lüt hdiid keni Fr. ebd. Die rlclie Liit sind
enand all Fr. ZTagelsw. (doppelsinnig; vgl. gefründet).
(Hiimnt Unijlicli und Armuot in 's Hüs, so loifiint
oi''' di Frind dariis W. En Vetter und nid Fr.
ist Niint, Verwandtschaft allein will wenig sagen
SciiSt. Aller-welts-Fr., Allern-elts-Narr. Sulger. Mit
Fründe" verlürt me vil Zit. ebd. J''' han-en hungrige
Fr. uf em Weg, sagt man entschuldigend, wenn man
in Selbstvergessenheit sich zweimal mit Speise be-
dient Z oGlatt. I" Fründe" usenandclio", in Freund-
schaft sich trennen, z. B. nach einem Prozesse Sch.
nach dem frz. ,en arais'; vgl. Find Sp. 846. —
2. Verwandter, allg. Si sind Fründ (z'sämme'J;
wer sind na [nocli] nach [nahe] Fr. mit- (zue-n-J enand.
allg. Nöli der Lieh [zuniichst hinter der Leiche] gönd
d' Fr. allg. 's ist e ehll Höehsig [kleine Hochzeit]
g'sl", me" hat nW die nächste Fr. i"g'lade" ScnSchl.
Vetter Heiri! Fr. uill i''' gern si", aber nie kein Bürg.
Stutz. Er hat kei Fr., der Stät erbt-e". Fr. wie
Hund Bs; L; Kirchh., von falschen, übelwollenden
Verwandten, mit dem Zusatz: Vetter ivie Arschblätter S
(ArschJöcher '/,). und Nachbure" wie Chalber. Ineichen.
Die nächste" ( lieste") Fr., die ärgste" ffülste", grösste")
llünd (F'ind, Ai'K. ; Seil). Me" seid allemal nüd vergebe,
d' Fr. lücid cna>id jihigc" Ijis i" 's Grab, <dicr doch nüd
ganz drl" inne. Wolf, Dreierwahl. Under Vogt und
Frinde" si", unter Geschlechtsvormundschaft stehii
Ni>w; R. Fründschaft. ,Wo ein unser burger abstirbt
und kind hinder im lät, die vogtbar sind, haiid da
die kind fr., vater- oder muoterniägen, die inen ze
vogt nutz sind, die send es ouch syn und blyben.'
1384, AaB. Stadtb. ,Hat er nit ein vater, so erbt das
iBchen S3'n nächster fr. unz an das ander gelid.' ( Xlii.
ZFlunt. ,Hätt die frou eigen oder erbguet zue im
bracht von iren fründen, das soll der mann niessen
bis ze end syner wyle.' Offn. ZBrütten. S. auch
Sp. 673 0. ,.\in vogtherr mag wol lassen verbieten
schweren och tanzen, spilen, karten zuo zyten, so im
ain angeporner fr. abgestorben.' 1472, Otfn. GBurgau.
.VVellicher sich partyet, vor und ee er synen vatter,
brueder oder sunst nach fr. sähe blüeten.' 1540, Aa
Weist. ,Es ist auch zu beden syten allen kosten uf-
ghept, die wyl sy [die Prozessführenden] so nach fr.
sind.' 1570, WiNT. Ratserk. ,Gradu sanguinis propior,
eins glids naher oder vil der näher fr.' Fris. .Einen
ihrer Freunden.' LLav. 1670; dafür , vetteren.' 1560
u. 1578. ,Wie man in raten fründschaft halber aus-
stehen soll. Erstlich, was haab, guot, schulden und
keuf antrifft, die fr. sind zue den andern kinder", d. i.
geschwüsterte, kinder, schwager und nächer, es sei
von wyber her oder bluctsfründtscliaft, sollen aus-
stehen.' 1581, ApI. LB. ,Die Brautfreund hend sich
g'ha fürgnö" [vorgenommen], Sie wollten den Schniid
nit erbe" 10".' 1608, Aa Taschenb. ,Dass auch riebe
Fr. ihr arme Verwandte, soweit sie einanderen zu
erben betten, schuldig sein sollen zu erhalten.' 1645,
JJBlum. ,F^reund vom Geblüt und vom Gemüte.'
JWSimi.er 1652; vgl. Bluets-Fr. ,0b der Todschleger
nit begriffen werden möchte, so wird des todten Men-
schen Fründen, die ihn von Sipjischaft wegen zu
rächen band, der Leib erteilt.' 1675, Gratschaftsr.
KvBi'RG. .Anerborne Freund und Verwandte.' 1706,
L Stadtr.
Mild, rriuiil, gekürzt iii-«;i( (vgl. Find), Freund, A'cv-
waiidter ; ii in GrD. entspricht niiid. in: vgl. ffe/rtind. —
Bed. 1 u. 2 nelien einander: ,Und sint oucli des N. N. selgen
fründe [Verwandte] alle gar und gfinzlii-ii fründe |ausgesülintl
worden aller der. die an dem vorgeii. tutschlag scliuldig wari'ii.'
i:i:,n. Gl Urk.
Gottes-. Der Gesandte von Genf beklagt sich,
dass die von Peney einen Gottsfr. [Evangelischen]
verbrannt haben. 1535, Absch. .Fromme, heilige Men-
schen und G.' ca 1600, RCys. In einem engem S.
war das W. bei den mittelalterlichen Mystikern ge-
bräuchlich. — Häfeli-: Fr. bei Tische und nachher
nicht mehr; unzuverlässiger Fr., der nur seinen Vorteil
sucht ScnSt. Vgl. Brot-, Suppen-Fr. -- Herz-: innig-
geliebter Fr. .Damit fertigung und unwill, die uns
uwerenhalb. als unsern besundern herzfründen. ganz
niissfallen, genüten wurden.' Ansh.
Li"lache"-: scherzend für Blutsverwandter Sch
(Kirchh., St.).
Fr., mit dem man das Leintuch teilen mnss, also Familien-
angehöriger. Vgl. die sprichw. RA.: zwischen zwei Lein-
tüchern mit Einem sein, mit ihm zs. schlafen.
Nach-: naher Verwandter. ,Mit syner nachfrün-
den rat.' 1431, L Stiftsarch. — Niemands (^iV(cjHf/.s>-;
Menschenhasser Bs (Anon. ad St.). Vgl. den Gegs.
,Allerwclts-Fr.' — Bluets-: Blutsverwandter. ,Wcr
des todten menschen vaters ncchster oelicher iiluotsfr.
1 :!().■>
Praiul, frenil. t'riiul. froiiil. t'riinil
vm
ist, der ist rechter erbe. Und wann kein näclierer
pl. von vaterniag dann zum vierten wäre und von
muotermag oueh kein näclierer, so sollend sy mit ein-
andern erben. Ob aber muotermag dennzemal nächer
\<\. wärind. denn zun vierten, so soll das nechst jiluot
dannzemal erben.' 1504, Stadtb. Wesen. , Blutsfreunde
zu andern Kinden [im 3. Grade].' DWvss 1796. —
Brod-: Fr. bei Tische; vgl. Häfeli-Fr. ,Viel Hieredi-
peta;. d. i. Erb- oder Brodt- aber wenig Not-Freunde
gibt es in der Welt.' JJBernet. Allerlei (angeblich
nach einem alten Buche). ,Brodfreund und nicht
Notfr.' 1753, S Kai. — Käts-: Mitglied des Rates,
Ratsherr, eig. Ratsgenosse, ,Ratsverwandter.' ,Durch
etliche ratsfrindt von L harusgesandt.' ca 1000, RCvs.
.Einem r. in der kilchöri.' 1607, U. ,l)er Ratsfreundt
[erhält] vor ein jeder Bat 35 Kzr.' 1747, Guiun. Statut.
,Die Teilnehmer an den Mahlzeiten der Räte hatten
etwas Gemütliches und einen günstigen Einfluss auf
die Collegialität, wie denn die Teilnehmer etwa R.
heissen.' XVIII., Wild 1882. — Mhd. rcuvriuni, ebs.
Suppen-. ,Er ist ein S., amicitias utilitate, non
fide colit. Ollaj amicitia, Suppenfreundschaft.' Denzl.
1677; 1716; Mey. Hort. 1092. Vgl. Hlifeli-, Brot-Fr.
Sippt-: Geschlechts-, Blutsverwandter. Die Gant-
handlungen und Käufe sollen bei Tage geschehen,
, damit den Siptfreunden, so Gerechtigkeit heften, der
Zug dessen, so verkauft würt, nit abgestreckt [be-
nommen] werde.' 1627, Bs Rq. — Mhd. gipjie-m-iunt.
Schürzen-: Fr. des weibl. Geschlechts. Srnww.
1809. Modernes Wortspiel mit .Schützenfreund', da
.Schürze' unseren MAA. fremd ist.
g'fründ Aa; BsL.; BRi.; VOrte; GA., Sa.; W.
-i Aa; Gl; S, ä. Spr. auch .gefründet': 1. befreundet,
zugetan, gewogen, mit Dat. P. Es ivär (f schuler, er
u-är im selber g'f'r. [meinte es gut mit sich] u gieng der
Sfich muessig BRi. ,Was dozmal unser statt, dessglych
der landsehaft, des gottshus und des adels, der ge-
frünt was, ard und gwonhait.' Vad. Auch als Subst. :
Freund (Freundin). ,Da die Mutter Christi ihre ge-
freundtin Elisabeth gegrüsset' Amm. 1030. — 2. ver-
wandt, mit Dat. P. oder Präp. (,zue'). Mer sind its
siner Heimet und g'f'r. mr'' neue" [irgendwie] e Bitzeli
[ein wenig] zue-n-im. Breitenst. 1863. Fr ist-is noch
gl'rünt: sl" Vater und ml' V. sind blns' Brüedere"
g'.ii" AAWohl. F'' glaub, de'' [Esel], seid Odem [sagt
Adam], ist-mer g'fr.; Hed längi Ore" und e grosse
Grind. Ineiohen 1859. I)e' Riehen ist Alls gfr. ebd.
F'' meine, si seigid euand nach g'frünt, de'' Tilfel und
de'' Antichrist. Wolf, Bauerngespr. Zuti Dritte" g'f'r.
aScHW. S. noch Knie. ,Und soll ein jeder, die g'fr.
sind, mit einanderen usstreten [in den Ausstand sich
begeben] bis das fünfte glid.' 1444, ()lh. ,Die Bur-
gundier, die inen [den Helveteu] gefründt und ge-
schwägret waren.' FrJvAinwvl 15'27. ,Dess vogt ward
küng Fridrich; dann er im von dem bluot gefrünt
was.' Vad. .Meine brüeder, die mein gefründten sind
nach dem fleisch.' 1530, Rom. ,l)ie so im dritten glied
und darüber gefründet sind, mögen einander wol zur
ee nemen.' 15:!3, AiiscH. .Muotermagen, die unib ein
glid nächer gefründt sind, als die vatcrmagen.' 1540, Z.
,Wir sind von weitem liar gefreundt.' HosriN. ,So lehr
der abgestorbnen Person \'attor oder Vatters Gefründte
ihro etwas vermacht hätten.' G i'Irbr. 17'_'1. .Sanguis
propior: näher gfründt.' Fris. ,Das syne gfrünten
die kind zu ihren banden zu nemmen schuldig s_vgen.'
1580. Einzugsbr. Z oGlatt. .Syne hinderlassen nächst-
gefründte und verwandte.' Z Abdankungsforniel 1644.
— 3. mit Freunden od. Verwandten versehen, durch
Verwandtschaft od. Freundschaft .stark. ,I)iser burger
svas rych und mechtig und fast wol gefrünt von edlen
und unedlen.' Edlid. ,Das gelt ward ungelych us-
gedält [verteilt], und es gieng nach gunst und willen
unglych zue, dem ward, darnach er wol gefründ
war.' 1521, Stockar. ,Dann der abt wol gefründt ist
und fast der halb teil in der statt uf syner syten
sind.' 1529, SxRieKL. ,Der wiewol ungfr. ein trüer
Berner geachtet was.' Ansh. ,Parentes abunde habe-
mus : wir sind reich an fründen oder wol gefründt.-
Fris.
Mlui. </tvriunt, befreundet, verwandt: geri-iuniir (Pl.l.
gegenseitig Freunde; zunächst nicht participial, sonder» nur
mit dem associativen ge- zsges., wurde das W. aber in dir
Lit. b.ald als Ptc. verstanden und demnach meist mit ili
geschrieben. IIa ,Fründ' und , Gefründ' (resp. ,Gefriiudte')
in prädicativcr Stellung sich vertreten konnten, so trat eine
tw. Vermischung beider ein, die sich bei ClSchob. 1609
in der Schreibung , Befehle der Eltern, Freundten und Ver-
wandten' liund gibt, wobei das Syn. .Verwandte' viel), mit-
wirkte. A'gl. auch oben den Beleg aus dem ApI. LB. (Fr'tmdi^t
und GeviittLT. Später wurde (jf- durch he- ersetzt, s. ln/nindet.
Ein Coli. ,das gefrünte" ist wohl nur von Red. (1650) auf-
gestellt.
fründen: 1. einen Freundschaftsbund mit Jmdni
abschliessen, ihm gewogen sein. Eva betet: ,Herr
Gott, tuo zuo uns fr.' Ri;ef 1550. ,Uss nyd und hass
dich will ich fynden, ohschon Gott nit will zuo mir
fr.', spricht Kain, als Gott sein Opfer nicht annehmen
will. ebd. ,Zesainnien fr. : amicitias conjungere.' Mal.
Refl.: ,Sy [Z u. B] sollend sehen, dass sy sich ta.st
gegen den usseren stetten verhindind und fründint.'
1531, Absch. .Gleichwie die künst und fugenden sich
zuesammen fründend und vereinigend.' Tierb. 1503.
— 2. zu Jmdm in ein verwandtschaftliches Verhältniss
treten, bes. durch Heirat. .Wybetind oder mannetind
sy [die freien Walser] aber in dem land. in weliche
herrschaft sy dann fründent und stossent. in dieselben
herrschaft sollent sy mit allen Sachen dienen, als ander
lüt tuend.' 1407, Planta 1881. .Desselben Tags wur-
den wir zusammen gen [getraut] und was Jedermann
froh, dass ich zuo sämmlichen Lüten [etc.] gefründet
hatt.' ca 1520, Gpo. .Affinitates jüngere cum aliijuo:
zue eini fründen, fründtschaft oder sehwagerschaft mit
eim machen.' Fris.; Mal. — Mhd. rriunden, zum Freunde
machen; refl. sich befreunden, verschwägern.
ver-: durch Freundschaft oder Verwandtschaft
verbinden, befreunden. .Die den pfaH'en anlieiigig
woren und in""' verfrund.' 1529, Bs Chr. .Josaphat
verfrüiidet sich mit Acliab.' 1531. II. Chron. = .be-
freundet.' Ili07. .Syner verfrünten und guoten göii-
nercn.' II Bull.. Tigur. Unparteiische und mit den
Schuldigen .unverfründte' Leute. 1587. Aiisni. .Sie
sei von Sclnvyz gebürtig und daselbst verfreundet.'
1042. ebd. — Mhd. verm-iiimlen, dass.
be-: 1. = /"rrtHrffn ^. .Er hett sich da ein zyt
lang ghalten. bis das er sich ynglasscn hatt und in
ein erlich gschlecht bcfründet und gwybct.' I'Mkv.
15(0/73. Die .Befreundeten- seien veridlichtet, ihren
anncii Verwandten bis in dii' 5. Generation zu steuern.
\?,i')7
Prand -friind. Frank- frunk
1308
1749, Absch. — 2. zur Ehe nehmen. ,]r Schwager
soll sy zum weib nemmen und befründen.' 1531/1707,
\'. Mos. ; dafür ISGO: ,und die Pflichtehe ndt ihr voll-
ziehen'. ,Und will sich nit mit mir befründen.' ebd.
.Gelüstet es in aber nit, dich ze befr., so will ich
dicl\ befr.' 1518, Ruth; dafür: .nemmen.' 1531; , lösen.'
1007/1860.
fründlich früntU''' : 1. freundlich, freundschaft-
lich, friedlicli. allg. Etw. fr. nsmadic", einen Streit
friedlich, aussergerichtlich beilegen B. Syn. t/üetlich.
S. Frmullichkeit; rerrichten. 8ie sollen ,wunne,- wassev
und weide miteinandren ane Widerrede nüssen und
lieplich und früntlich gceinbart und verslicht syn.'
1387, Ha«enii., Sigr. ,Dass si der stössen nit möch-
tent mit einander tugentlich und früntlich überein
konnnen.' 1300, Aiiscu. .Gern wollt ich [Abel] fründt-
lich mit im [KainJ leben.' IU'ef 1550. ,Vom zuotrinken.
< >bglycli wol einer umb eeren willen ye einer dem
andern ein früntlichs bringen mag, so soll doch nie-
mants den andern nöten.' 1580, Z Mand. ,Der Bader
hatte, wen er arznete, fr. zu halten [d. h. nicht zu
überfordern].' XVI., Wild 1882. — 2. unterhaltend,
gesprächig, leutselig Z. Wemme [wenn mau] Küt
■seit [sagt], se-n-iat me" nüd /V., 'womit man zu weit
gehende Gesprächigkeit entschuldigen will. IC früvUis
('Itind, weder [nur] es .vciV Aiit, scherzh.-iron. Snbst.
I'Vüntliclii . IM' ist e l''r., von grosser Leutseligkeit.
— 3. angenehm, lieblich. ,Ein früntlichen geruch.'
TlERB. 1503.
Fründlich keit f.: Freundschaft; Friedlichkeit.
,Vor dem Wettkampfe .stellen sich die Schwinger
zuerst einander gegenüber und reichen sich, um
schweizerisch zu sprechen, mit Anerbietung der Fr.
treuherzig die Kechte.' JRWvss 1810. Als juristischer
Ausdruck: i' Fr. (fstelle", ha", einen aussergericht-
lichen Aussöhnungsversuch anordnen (halten); eine
friedliche Vereinbarung (durch Vermittlung) treffen
Aa; B. Zur Fr. g'ioise" werde", auf den Weg fried-
licher Beilegung geleitet werden BO. ,Er rühmte es
in den Wirtshäusern, an Steigerungen, Freundlich-
keiten.' GoTTH. ,Zwei waren an Freundlichkeiten ge-
wesen und hatten Gottlob (wie sie meinten) die Ver-
mittlung hintertrieben.' ebd. ,Alle drei Tage hast du
eine Freundlichkeit, alle Wochen musst du vor den
Kichter.' ebd. ,Das zu fürderlichem austrag (der)
Parteien uns obgenannten undertediger z wüschet inen
die fründtlichkeit zu suechen verwilliget.' 1501, Pup.
18'28. ,So haben wir uns in die früntlikeit und nit
zum rechten erkennt' 1523, Strickl. ,Die wal, das
recht oder die früntlichkeit anzuonemen.' 1529, Abscii.
fründsam: freundlich. ..A.ugu.stus was eines fründ-
samen angsiclits.' Vad. ,Ein guetiger und trüntsamer
mann.' ebd. Vgl. freudsam.
Frundschaft {-schrftj f.: 1. Freundschalt, allg.;
freundliches Wesen GrD. Syn. Fründlichi (s. friuid-
lich). — 2. Verwandtschaft (des Blutes oder durch
Heirat), Geschlecht, Sippe. D' Lieh i" der Fr. uvime"
siUje' [ansagen], zum Leichenbegängniss einladen Z.
,l)er Bestimmung der Verwandtschaftsgrade diente die
.Anleitung, wie man in Stadt und Landschaft Zürich
ausrechnen soll die Fr.' JJBkeit. 1620. sowie wohl
auch die .Fründschaftausrechnung', von der Pfarrer
lüschofberger (f l(i03) sagt, er habe .sie .in Truck
gegeben'. jMI.'oun. 1S07. .So in [den Todtschläger] des
entlypten fr. betreten, das sy in mit oder one recht
vom leben zum tod bringen mögind.' XV.('?). ZKn.
.Wo die gemelten grafen und iri frundschaft in niö.
gend ergryfen.' 1510, Z Urk. .Uf die zyt liessend
myn herren ein«" richten, der hatt syn schweger er-
stochen und berecht'ten in [zogen ihn vor Gericht]
die fr. hie.' 1524, Stockar. .Wenn ein mensch be-
vogtet wird, so soll ein vogt alle jar der fr. rechnung
geben.' 1527, Amtsr. AAMeienb. ,Üie halb fr. Manu-
hoth.' 1531/48, I. Chron. = ,das h. geschlecht.' 1067.
.Wie bald 's [einen Mord] d' fründtschaften werdend
innen, denselben ich nit wird entrünnen, sy schlond
mich z' tod in holz und feld.' Euek 1550. ,So wend
wir wol mit unser kraft [List] zwüschend inen machen
fr., das s' eelich werdend wol vermischt.' ebd. ,So
ine [den Todtschläger] des entlypten fr. ergryft. ine
lyblos tuet, sollent sy darin ungefecht blyben.' 1557,
EsTEKM. Kick. .Cognatio. fr., geschlecht.' Fris. = .vile
des geschlechts und stannnens.' Mal. ,Es soll nie-
mandt in krankheiten mehr guot zu gottsgaben ver-
machen dann 10 pfd pfenn. ohne der fr. gunst und
willen.' 1592, ApI. LB. ,0b die fründschaften nit bas
acht haben, dann dass sy die ihrigen das ihrig vertuon
liessend, die sollend dann schuldig syn, dieselben
sampt ihren wyb und kinden selbst zu erhalten.'
1650. Z Mand. .Der Todtschläger soll in all weg bhut-
sam .syn und sonderbar gegen des Entleibten Fr.'
1660, ApI. LB. S. gaumen. ,Man solle verschonen
seiner ehrlichen Freundschaft, welche hierdurch zum
hüch-sten entunehret.- KKiEiiSRECnT 17i)4. .Durch die
Blutfreundschaft wird allhier verstanden, wann zwo
Personen einander verwandt sind vonwegen eines nahen
und ihnen beiden gemeinen Ursprungs.' 17'29. Z Aus-
standsordn. ,Wozu die nächste Erben und Freund-
schaften eingewilliget und zufriden.' 1756. Srnw Kq.
.Es kann ein ßlutsfreund und Anverwandter ein aus
der Freundschaft verkauftes Gut wieder in sein Ge-
schlecht. Stan}m und Blutsfreundschaft ziehen.' 1757.
ßs Landesordn. S. noch imiehen. — 3. Gesellschaft
befreundeter od. verwandter Personen. .Das siebende
Bad, in welchem mehrteil ein sonderbare [.geschlos-
sene'] fr. badet.' HPantal. 1578. — Un-: Feindschaft,
Unfriede. .Schäd. kumber und unfr. ald misshellung.'
1.392, Sen Stadtb. .Dass wir mit deheinem ort der
eignosschaft zue deheincr unfr. hie nach kämend.'
EiiLiB. .Mit jemants unfr. machen-, sich ihn zum
Feinde machen. ZwiN(!LI. — Mhd. minuniiiirhiß, dass.
frendsch, tr und seh s. freiiidisch.
Friengg s. Ffr-.
a It-frienggi seh s. altfränhiseh.
Frank m.: ,Kulo. hubo.' Mal. Svnn. s. bei l^wel.
Vgl. Gr. WB. 4, 1 a, 57.
Alt-Frank m.: Mensch nach der alten Mode Bs;
B; L; Zg. Fastnachtmaske in veralteter Kleidung,
.\nzug nach Art des XVIII. Bs. De siehsch da
srjieiii d<imiislnii ■linile, Tsehejien imd I/ilili iitid
lulHl
Frank— IVuiik. Frans - fi uns
131(1
was zutm-en AUfrank n'licrt, wie nie 's Ireit het, icu
UHsrer Mammc" ihr Mamme" nu''' jung g'si" isdi.
StllWlZERU.
Auf iloii Ynlksstanim der .Franken' zu beziehen, wie
.Alt-ßaier- uJgl. Der Volksu. lebt nur nocli in Flurn. fort,
wie z. B. (wenn nicht da und dort vielmehr der Familienu.
, Frank' gemeint ist) in Fronkendorf Bs; .Frankwyla', jetzt
Fmiii-Iiiri/I B: Frankenrüti GRorsch., Frankenta! Z, an wel-
elion Orten einst fränkische Kolonien gegründet worden sein
mochten, als die Fr.^nken die Alemannen sich unterwarfen.
alt- fränkisch ScHw, -fränfsch B (Zyro), -frentsch
Ap (T.). -f rausch Ai'H.. -frieiifir/isch Z : veraltet, alt-
iiiodisch. altvaterisch, altertümlich, eig. im Stile der
(fränkischen) Vorfahren. .Darnach als der kor am
Münster mit den absiten erbuwen was und aber darin
ein altfrentsch, unsiiber gestuel stuond.' Vad. .Verbis
uti priscis: altfrientsche wort. Yetustatem induere;
altfrensch werden. Vieta facies: ein altfrensch an-
gsicht. das yetz abnimpt, ein leid angesicht. Anti-
quitatem redolet: ist altfränkisch, zücht sich uf die
alt wys oder gattung.' Fris. ; Mal.
Mhd. altvrenhisch. Vgl. ,Alt rund fränkische Löffel.' XVI.,
Z Anz. — Framisch wurde lautlich den contrah. Formen besser
genügen ; s. auch ßansiscli u. ,frensch' bei H. v. Sachsenh.
frank (/rosW): 1. frei, ungebunden, sicher, selb-
» ständig, z. B. in Kenntnissen, bes. in verstärkender
Formel verbunden mit fri oder ledig GrD.. Kh.; W.
— '2. (Adv.) durchaus, gänzlich, geradezu, frischweg
ürD., He.. Pr. Fr. abschiitte" [-giessen]. Es hed-ne
fr. ab de" Beine' g'no". zum Falle gebracht, z. B. auf
dem Eise. Er häd-ma [mir] da Fiwjer grad fr. ab-
g'schlage". Verstärkt durch copulatives fri, frisch. Er
hed fri und fr. Nid (fg'e" Ndw.
Mhd. rraiif, frei. In W MA. liegt Entlehnung aus dem
Franz. vor. — Die Bedd. des Adj. u. Adv. teilt auch das
Frz. ; ähnl. Begriffsentwicklung im Adv. hat auch unser fn.
Franke", Frangge" — f. AARh., Zof.; Bstw.; Btw.;
ÜLtw.; GA.; Scinv; S; Obw; U, sonst Hl.; Franken,
als Münze (frz. Ursprungs). Er het ini [mehr] Fr.
a's der Ander Sappe" Gl. ,Eine ganze Fr. mehr.'
GoTTH. Es halbs Fränkli Z. Bern klagt 1583, dass
die frz. Franken in ausserordentlicher Menge in's
Land kommen, dass die schwersten dieser Fr. aber
nur 9 Schwjzerbatzen wert seien. Absch. 158r) werden
sie zu 9'/a Batzen, die Krone aber zu '27 Btz. ange-
nommen, ebd. ,Üer Küechleren von den Küechlenen
zu machen 2 Fr., tuend 2 Pfd 13 ß 4 d.' 1594, B
(Gfo.).
Mhd. j'niiikr m.; frz. J'niiu- m., urspr. ,livrc tournois',
nach welchem W. sich das Geschlecht unsres W. gerichtet
haben könnte.
Bürgerschafts-: Abgabe, welclie von ausscrlialb
der Iteimatsgemeinde wohnenden Bürgern in dieselbe
als Beitrag an die Armonlasten entrichtet wurde. 1811.
Gem. Aa.
Schild-. .Dem ist also, dass man einen guldin.
den man neniet schiltfr., fienien und geben soll unib
34 ß 4 den.' 141«, Ausiii. ,1(10 frz. Schiltfr.- 1419.
Gfo. ,ltem soll man ncmen und geben einen seh.,
einen tuggaten und einen ungerschen guldin, die guet
sind, ir jcklichen besunder für 38 ß stoblerpfenning.-
1425. MÜNZVERTR.
Vgl. Srh'dd, FnmhntHi-h. und frz. d-u (aus lat. »tulioii).
eig. Münzen mit einem Waiipcnsehild. .Schiliifrauk, ein Du-
katen.' ileinsius.
Füll ff ränkler Foif- in.: 5-Frankenstück Z. Syn.
F.-Liber.
Frankrifli. RA.: Lebe" (es ha") wie der Herrgott
(■" Fr., sorgenfrei, ohne anstrengende Tätigkeit, sehr
gut 1. GrD.; Z, Vülkssatire auf die durch den frz.
Nationalkonvent verfügte Absetzung Gottes.
Frankricher m.: 1. Franzose Ap; Zü.f, häutig
in der mittelalterlichen Lit. — 2. Sorte grosser, zu-
gespitzter, saurer, weisser, mürber Äpfel Schw; Z«,
auch ,Franzosenäpfel' genannt. 1883, Bote d. Urschw.
Birnensorte Gl; vgl. Franzosen-Bir. — 3. Münze frz.
Ursprungs, bes. a) ,Fr. Schild.' 1478, Absch. (s. noch
Schild). — b) ,Fr. Dick (-Pfenning)*, frz. gros, auch
kurzweg ,Fr.' 1 Fr. wird zu 23 Kr. angenommen.
UMey. 1540/73. .1566 seind zu S die Fr. Dicken unib
16 ß 8 Pfen. gewürdiget worden.' Hafn. 1666. ,Us-
geben: 3 Pfd 4 ß, warend 4 Fr. tick triukgeld.' 1574,
Hotz, Urk. .Ein Fr., tuet 18 ß 8 d.' B 1594, Gfo.
S. noch Dickfeti), Gross. — Gebildet nach Analogie von
örtlicher Sp. 584.
frankrichisch: französisch. ,Deui frankrychi-
schen küng.' 1500, Absch. ,Von frankrychischen Pre-
laten.' 1546, Mise. T. I, 3.
Franse AASt.; B (PI. Frdnsine); Gl; GuPani; Z
{-S-- Benken), Fransle Z, Framsle AAFri., Fräse Ap
(Dim. Frä"seli); Gl (Ebel); GA. (äV, Rh.; Sch; TuÜssl..
Fräste GW., Fransche S, Franz (PI. -e») GrD., Rh.,
S., Sch., Tschiertsch., Frame Aa(H.); GuVal.; GWe.,
Fransle AaF. — f.; m. nur Gr: 1. Franse, allg.
Die grosse Gummode i» d'r Stube mit dene arige
Umhänge u länge" Fransine. Gotth. Dito mit Fr.,
scherzh. verstärktes Dito, wohl urspr. bei den Tuch-
verkäufern aufgekommen Aa; Z. Troddel-. Faden-
Saum Gl. — 2. (als PI.) Gefaser an einem Kleide,
dessen Saum lose geworden ist ZStdt (mehr nur
scherzh.). Syn. Fotzle. Fräseli, gezupfte Leinwand,
Charpie Ap. Syn. Schlisse.
Mhd. frume, franse, Franse, Schmuck, aus it. /mnijui,
frz. fmmj'c. Über a für an s. Fr. Ztschr. 7, 33. -- Der PI.
-Xne eignet einem dim. Sg. da» Frami.
Zinipel-: die über die Stirne herabgekämmten
und eben abgeschnittenen steifen Haare, wie sie ge-
zierter Weise etwa von jungen Damen getragen wer-
den Z. Syn. Schnittlauch.
Eig. Simjjcl-Fi:, viell. mit angeschweisstem Art., oder
scherzw. satyrisch, weil die gleichsam gekürzte Stirne ein
einfilltiges Aussehen gibt; od. z durch Eiufluss von zimj.i/hT,
geziert.
(üs-)frans(l)en, friisle', franz(l)e": 1. intr.. in
Fasern und Fäden aus einander gehen, Fasern be-
kommen, fasern Ap; Gr; GW. — 2. trs., mit Fransun
versehen, z.B. einen Shawl in den Fabriken liL; Tu
Üssl.; Z. (Vs-)fr., fadenweise zerzupfen Ar; Gr; auch
Hg., Einen zerzausen. IKenn öjipc en arms JManuli
mängs Fränkli z' wenig het, so fra.sM me"-CH us, dass
er ni'imme' recht mag z' .■ichniife chi' GT. Syn. h.s-
frinselen. — vor-: Gegenstände zerstreuen, aus ein-
ander werfen, z.B. ein Bündel. Fäden GW. - Mhd.
Kränzen, mit Fransen besetzen.
Gefräns n.: Fransenwork; Zierat. .Wyss altar-
döcher mit sydin gefreiisen.' XV.. Z Anz. 1883. .Syden
zotten, gefroiis und zierd.' NMan. .Diso clierubin sind
löll
Fi'ciiis — fiuii.s, Fi'iiiiscli — liniisili. Fraiit liiiiit. Franz — fiun/
1312
kein bilder jf^syii. suiulcr ein gi'rens uml gozioi-d um
kranzwork der arcli.' ZwiNun.
Fransi s. Frmtzi.
.*fl'aiisiscll fräsisch: fremdartig, fremd, mehr
selierzh.; in der KA.: das chonnd-mer fr. vor, das
sind mir böiimisclie Dörfer, ist mir unverstiindliidi Ai'.
Syn. fremdisch, alt-fränkisch.
flilul, ffunztHch, französisch; vgl. Anin. zu Fniu\', an
wclclies W. Aiilohnung stattgefunden zu liiibeii scheint.
us-frillSio)^": mit Fransen verseilen 1.1 (l»kr).
F ran seile s. Franse.
(raiiscliemaiig AAPri.. -ma isinwE., fruyftcma !S:
(Adv.) frei (heraus). !''• .■iny-der 's fr. tvcg. M'r seil
im ijanze" Lcherherfj ganz früsch und fr., schön Am-
marcili mcUdier | habe im Auge] der Dwrsli zue sim
Ma"". Si:illLl) 18()0. — Aus frz. fmiu-hrment ; vgl. auch
J'nUiSih'intttli'l.
franschi(^r('li: luatofrei versenden. ,Eiii IJrief auf
|iiach| l'untarlier franehiert o Btzn 2 Kzr." ÖciiLoss
Kued 1727. — Frz. «f-fnnuhir, dass.
Fraiiscliipaiii: früher sehr beliebter, naeh dem
Krtiiiiler, dem Italicner Frangipani, benannter Parfüm
/Stdt. — Frz. fraiKjijHtnc, /nauhijHnie, dass.
alt-friinsch s. -fränkisch.
Frant frunt.
trauteren s. rer-anterca Sp. 3-J9. Vreiitii;-
s. Verena-Tag.
Froilticre 1.: (Jrenze. ,l)ie Parther sind in .ler
Kölner frontieren und landseliaften g'fallen.' Vau.
,Margines imperii, tinis: die (land)marelien, kreis, fron-
tieren und grenzen des reichs.' Pris. ; Mal. ,öegen
der Baierisehen Frontier.' Wurstis. , Limites: Strassen,
so die Römer an ihren frontieren verwacheten.' Denzl.
k5. auch Anstoss. — Aus frz. /rouiitic.
frönt s. fremd Sp. 1298. gefrünt s. qefrUnd
«p. 1305.
alt-friin tseli s. -fränkisch. Fräiitsclii s.
Vrentsehi. Vriiitsehi s. Verena Sp. 01.5.
Franz 1 m.: Franzose B. Mer si [wir sind] nil
lustig icie der Fr. GJKuhn 18Uü. Uf em Bergli isch
gaet lebe", d' Franze" brucht-me" da nüt z' g'seh". ebd.
baneben (spöttisch) ebd.: Versteisch, Mussie Frangsc?
— Mhd. Franze; vgl. nlul. .Franzmann'.
Franz II allg., „Franzel", -ä- (grub) L; Schw;
UwE., Franzi IBStdt; SrnwMuo., Fräntschi (Fraischi)
W, Franz L — l»iiii. Franzli I, -ji W. Fränzli UwE..
Franzeli, -ä- I SchwMuo.; UwE.: Personenn., Franz.
Kimlerreime: Frans nimmt d' Chatz bim Schwanz S.
Fr., Fr., /ö |lass] -Hier mini Pflfe ganz. Eochh. (Kdl.
1857). Des Ueizhalses ühnecht sö"tt heisse" Fr., under
der Nase ganz [damit er nicht esse] Z. S. Franzist.
Firli- entstellt aus , Firlefanz', dummes Zeug
Bliurgd.
(iugel- ni., -Friinziii f.: Möncli resp. Nonne;
als solche verkleideter Vagant. GENciENii., GM.
Als Appellativuni aus dem Eigenn., vicll. veranlasst durch
ilun Namen des Frauziskauerordeus. Vgl. (Iwjilfritz, Narr (V)
bei UEckstein. — Gmjd, Kapuze.
„Franzi (grob) allg.", Franzi II Gis; L; S; ZKn.
— Dini. „I'ranzeli, -ä- II allg.," Franzli II UwE.
— n.: Personenn., Francisca. — Hieher gehört wühl
.Fransy'. Platt. 15T'2.
Franziske ScnBargen (-ike); UwE., Ziik L; G,
Ziika Ai" (bes. Arl.). Zisl-el, -i SchwE., „Zista Av" :
1. Personenn., Francisca. — 2. Ziikeli, Judenmalve,
corchorus japonica GRh.
Franzist Schw f; 1022, Souw Rij.; 1699, Scnw
LB.; 1700, Schw Kautlsr., Ze'ikVäX^.: Personenn.,
Franciscus. — Hieher gehört wohl auch ,Zist.' 1545/50,
G Hdsciir. Zeih, dir. aus it. Fnmccsm.
Franz (l)e, franzen s. Franse usw.
Franzis (-Jö.f ZO. f) — ni.: I.Franzose. , Die Fr.
tragen beschissene [schmutzige] Hosen: Punica Gal-
lorum tidos.' Mey. Hort. 1692. , Französische Hosen
maelien keinen zum Fr.' ebd. Wetterregel: Wenn
d' Fr-e" d' Hose" ufC mache" [wenn am Abend gegen
Nordwesten der Hiiiiinel hell ist], git 's schön Wetter
STierst. Der Sg. coli, für die ganze Nation, eig. wohl
zunächst deren Regenten. De'' Huss und de Chaiser,
de Türgg, de'' Franzjos, Alles marschieri uf euseri
Schu'tz los. Stutz. Es wird vorgebracht, dass ,der Fr.'
sclilechte Kreuzdicken auagebe. 1607, Aisscn. Fran-
züsisclier Wein Z. — 2. (PI.) die Franzosenkrankheit,
Syphilis, Lustseuche, allg. ,Ira J. 1495 brachten
die Kriegsknechte aus Frankreich die bösen Fr-en
oder Blattern, die manchen stolzen Mann und Weib
erläinbd haben, dass sie zu Elenden verdorben sind.'
Ochs. ,l>ise krankheit hiess man die Fr-en und die
bösen blatern von Ursachen wegen, dass man diss
vermeilendcn [ansteckenden] blatern in sölichem fran-
zö.sischen zug erholt hatt.' Vad. .Wunschtend dir
tusent fr-en.' RMan. .Ich wünscht in"" schier d' fr-en.'
1576, Lied. ,Die übrigen [Knechte], die heim kamen,
brachten zum beutpfennig mit inen heim die eilend
und jenierlich krankheit, so wir Teutschen die Fr-en
nennen.' JosSiml. 1577. ,Der vollen fr-en und blateren
steckt.' 1589. Zellw. Urkdn. ,üie geschwornen sollend
ouch versorgen deren halb, so mit der bösen sucht
der fr-en verhaft [sind].' 1601, Amtsr. Kriens. ,Wann
sye Biderlüt ullnemmen zu arznen für die Fr-ou, da
iiement sye Manchen an für dieselbig Krankheit zu
curieren, so er doch nit damit behaft.' ca 1600, Cys.
,Die abschüchliche spanische Sucht, so wir die Fr-en
iiainsend.' JJRüeger 1606. .Franzosensucht.' JMukalt
1697. Auch eine Krankheit der Kühe, Gebärmutter-
krebs; s. Brüclerin, Bri'ielsucht, Stiersucht. — 3. P flau -
zenname. a) kl. Sommerwurz, orobaiiche minor Aa;
SinSt.; Z, zudem = o. major und ramosa. It Durh.
Syn. Schelmenchrnt, Kletüfel. — b) gem. Akelei, aijui-
legia vulg. Aa (Mühlb.).
Mhd. Fmmm, häufiger Franzuu. — Über 2 vgl. (ir. WB.
und Wcigand WB. Als Sg. konstruiert hei KMau. (,dass
dich d' fr-en schänd!') wie bei einigen andern .\utoren. —
Bed. 3 a kaum darum, dass man vun dem Ursprung der
PHanze aus der Provence Keimtniss hatte, sondern eher, weil
die Verheerungen des Schmarotzergewächses mit denen der
bi'kaiuiten Krankheit verglichen wurden.
olo
Franz — IVuiiz. Fiiq
-frui
Fr;!
-IVur
1314
t'raii üösele": frz. Art an sich tragen oiler iler
frz. Niitiü» gewogen sein. allg.
französisch. ,Fr. Saussisen [saucisses]', s. l'han-
tiisi Sp. 874. Fr. laufe', von Pferden, mit den Hufen
auswärts gehen L; Ggs. eng Sp. 330. Fr. lere«, eine
Geschlechtskrankheit an sich haben S. ,Er legte
einiges Sameiizeug auf einer Bank in Ordnung, als
diese Beide so fr. neben ihn auf beiden Seiten ab-
sassen. dass das halbe Samenzeug ab der Bank in
Boden fallen musste.' HPest. 1787.
Französier: Birnensorte GKh., It Steinm. 1S04.
Frap Ifrapp)' frup.
Frippei'j f. : Münzfälschung. -Verschlechterung. .Im
J. 1020 hat die schädliche Unordnung des Müiizwesens
dergestalt überhand genonmien, dass zuovor von der-
gleichen Fripp-, Kipper- und Wippery niemal gehört
[worden].' Hakn. Ititill. — Ytz. /rqjvrk, Haudel mit alteu
Sachen; y>i^>t*', abnutzen; stehlen.
Frap— frur.
friere", vorw. -d- {-oi- UwE.), Cond. f'rilrti, Pte.
ll' fröre" {-ö- Gl) : frieren i. S. v. Kälte empfinden, allg.
Fs friirt wi''* n" d' Hand. Es frürt Ine", man friert
BSi. Subst. .,Friere' n.: Wechsel- od. kaltes Fieber
L;" Syn. Frürer. — S. noch gefroren.
ont- (et-, ep-) BHk., Si.; UwE., üf-ep- Aa: auf-
frieren, auftauen. Si miiend wider itfet fröre sl". Mad-
LENi 1712. ,Vom Muttensee [Gl] heisst es, dass er in
den heissesten Sommern kaum entfriert.' Steinm. 1802.
,Sobald der see entfrure und das ys abkäme.' Fründ
1446. ,Wo si ein figent sachent, dem hüwent si die
füess ab, stalltent die zum füür, bis s' entfrurent,
schüttent sie die füess darus und leitent die schueh
an, denn es so kalt was, dass der nacht alle teilten
zuu stock gefroren warent.' ÄhTsohudi. ,Egelidari:
entfr., entschlahen (wiederum schmelzen und zergön).'
Fris. (Mal.). ,Erst an Lichtmess ist eine Wärme
gsyn, dass der Most und die Trauben entfroren sind,
und ist noch ein ziemlich guter Wein worden.' 1643,
OsENBR., W. ,Regelari, auffr., entfr.' Denzl. 1677;
1716. Syn. entfrören; vgl. ufergefroren.
er-, ver-; 1. wie nhd. ,erfr.' De [ixC^ tuest alliwll,
ivie zvenn 's zum Verfr. war Z. Es ist nanig [noch
nicht] zum KZ; s. Hundstag. , Erhungerte Milch
könnnt wieder bei besserm Futter, aber erfrorne nicht
leicht, sagt der Urnersenn [Vieh, das vom Hunger
gelitten, erholt sich bald wieder, nicht so das von
Kälte mitgenommene].' Alpina 1806. 's Anneli wott
rerfrüre'^ [sogar] a" d'r Sunne. Gotth. ,Er habe es
von den Alten gehört, wann es um selbige Zeit [Ok-
tober] so kalt seie, so seie der Winter erfroren [sei
keine grössere Kälte mehr zu befurchten].' Si'ectateür
1734. Vgl. erwcrfeii. ,Wann die Pfrundreben ver-
frieren.' TuR. sep. Bildl. Um Oj^iis e., einer Sache
verlustig gehen, darum geprellt, betrogen werden Z.
Wenn der Düfel mit dene zwcneii a'hcnkl |sich ein-
lässt], so iseh er um .n Hell verfrore". Schild 1S76.
„Er i.st um all sein Gut verfr., er liat Alles verloren
Schweiz. Idiutikuü. I. 9.
VOkte." ,l)ass man um sein Recht verfroren ist.'
1874, Bs Grossratsverh. Mit ire" ist Eine nüd ver-
frore", nicht getäuscht, wohl versorgt, wenn er sie •
heiratet Z. Auch absol.: einer Busse, Strafe ver-
fallen Z. — 2. verstärkend für frieren; von der Kälte
zu leiden haben, davon hart mitgenommen werden.
,Da ward es uss der massen kalt, dass menklichen
[1. -er?] erfrüren wollt.' Edlib. ,Was kalt und er-
frurend übel dur das Eschland.' HsStockar 1519. ,I)o
bin ich oft übel erfroren, drumb dass ich oft biss umb
mitte nacht han miessen umbher gan.' Platt. 157"2.
— Verfrore als Ptc: 1) durchfroren, vor Kälte blau,
starr, allg. V. üsg'seh". I''' bi" ganz terfrorne, friere
sehr stark GA. Verfrörnig Hand, die vor Kälte rot
und blau sind L. 2) sehr gegen Kälte empfindlich Bs.
— MhJ. trvrieatn, nur in Bed. 1. Zu der Ijildlichen Bed.
halte /(immcn 3 (Sp. 1197).
vis-: 1. durch Frost Lücken bekommen, beschädigt
werden, z. B. Epheu BBe. — 2. auffrieren, auftauen.
,Ganze Zeigen voll Raben und Erdapfel sind verfroren
und im Aussfrieren verfaulet.' Maag 1791. — S. k»
i. S. V. üf (Sp. 555).
g"fr. : frieren im unpers. S. von Eintreten von
Frost, allg. Selbst von AFröhlich gebraucht: .Eh es
wiederum gefror.' .Darauf schneite es, gefrührte, man
holte das eis.' GKöNir, 1696. — uf-er-g'frore": auf-
getaut Z. 's ist dusse' [im Freien] u.
Über den Wechsel von ent- und e?*- s. dd. Viell. ist iu
diesem speziellen Falle erg-fr. aus ert-fr. umgebildet.
g'frore": adj. Ptc. 1. (zu frieren) en Gfrorne";
ein gegen Prost Empfindlicher THRom. Syn. Gefrür-
ling. — 2. (zu gefrieren) a) g. si', kein Leben zeigen,
sich nicht regen mögen L; Th. — b) durch Bezau-
berung (die sog. Passauerkunst) und Zaubermittel
(Passauerzeddel) unverletzlich und unempfindlich ge-
macht, „besonders wider das kleinere Geschoss" Ar;
„VOrte;" W. Er cha"-sclüch gfrornu" mache" W.
Bas git Eine" wie-ne G'frorne, er verspricht sehr stark,
abgehärtet zu werden Gl. ,Es ist dise Kunst, namlicli
gefrohren machen, ein solche Gattung der Zauberei,
die einist den alten Zauberern nicht bekannt gewesen,
sonder erst innert wenig Jahren erfunden und an Tag
kommen ist.' RGwerb 1646. ,Frisch auf Soldat, parier
dein Wehr, Dich hilft jetzt kein Wundsegen mehr,
Bist schon g., ist umbsonst. Ich [der Tod] lös auf
mit Gwalt ohne Kunst.' RudMey. 1650. Im Bauernkrieg
1653 wurde ein Angeschuldigter gefragt. ,ob er auch
g. oder schutzfrei sei. und wer ihn solche Kunst ge-
lehrt.' AHeusl. 1854. ,Die, welche durch Anhenkung
oder Verschluckung gewüsser Charakteren , Buch-
staben, Zeichen oder auf andere Weis sich understelien
[sich] gefr., ihren Leib so fest und hart zu machen,
dass wann man gleich auf sie hauet, sticht und schickst,
es doch nicht änderst ist, als ob man auf Eis oder
ander hart gefroren Ding zuschlagen und schiessen
täte.' Zauberei 17u1. ,lhr Geistlichkeit ihn"" blaset
ein, vor Stich und Schützen sicher z' sein, sie seien
allsani g'fr.. und henken ihnen Brieflein an. ein jeder
schlag jezt zehen Mann.' 1712, Bällenlied. .Gefr..
unverletzlich, der nicht kann verwundet werden, in-
vulnerable.' DEliAcorR 1736. Syn. fest; s. gefröre», (le-
fröri. — bickel {bikels GTa.)-: =lHckclfest Sp. 1119
Gl; Gr; (iTa. ; Nnw. Syn. hiclwlkärt.
Gefroren (rfrtire f.: Frost, Kälte GrD.; W.
1315
Frar— frur. Fräs — frus.
1316
Fror r. syii. mit und neben .gel'rüri.' Vau.
fröre", <f-: gefrieren maclien; durcli Frost ver-
ilerbeii BSi.; ül; GiiPr. ; Suhw; Uw. jE,'*- het-m'r d'Füesis
g' frört BSi. Vi Alte" hend aw'' eisster (/'seit, ril Guvi-
iiicl f Kartotfeln] geh 's erst, wenn 's-es [das Feld] gf'rdrt
Sciiw. .Die Bäuriii ist besorgt, üass alle die Herd-
Spisen [Erdfrüchte] Sie bringe unter Dach, Eh' sie ge-
friirt die Bisen.' Bekglieder b. Persönl., Einen starr
machen, dass er kein Glied mehr rühren kann, ihn
.bannen' UwE.; Einen kugel- und stichfest machen
(iijl'r. ,Man sagt, er könne sich gfr. und die Leute
bannen.' UBrXg«. Syn. beiiteUen. Mit fehlendem Obj.,
unpers. : frieren, gefrieren BBe., Si. Es schneit, rift
II Ijfrört. — Mild, (ije)vroeren, dass.
ent fempj- = ufgefr. BSi.; „Etwas aufgefrieren,
weich machen, zerschmolzen, im physischen sowohl als
moralischen S. BE." Auch ohne Obj. Es het et frört,
der Boden ist aufgetaut BSi.; vgl. frören. ,Glacieni
refundit luna: entfrört, schmelzt.' Fris. , (Wider)
entfrören, ein gefroren ding zerlassen, regelare.' Mal.;
Denzl. 1677; 1716. — Mhd. (bei Boner) ebso.
er-: erfrieren machen Gl; durch Frost verderben.
,Der Winter hat mir erfrört ein ross in disem jar.' Z
Lied. ,A" 1667 ist durch ein ungewöhnlichen Ryfen
der Kebstück erfrört worden.' Pfarrb. Z OGlatt. .Ein
kalter Wind erfrörte völlig, was der Schnee über-
bleiben lassen.' JJScheucuz. 1706. ,Die Roggenernte
war schlecht, weil die Winterkälte viel erfrört.' Monatl.
Nachk. 1754. — ver-: 1. = er- Ap; Gl; SchwE.; Z.
E verfrOrts Mensch, eine durch Kälte körperlich ver-
dorbene Frauensperson Ap. Verfrörti Finger, Zehe" Z.
,l)ass das Ungeziefer seine Früchte abfressen, der harte
Winter sie v. werde.' Ulr. 1727. — 2. auffrieren ma-
chen. ,[Die Fische] sollend also gefrieren, bis solche
von der wärme des feurs verfrört und bewegt werdend.'
FiscHB. 1568. S. ver Sp. 908. — üf-g'fr. : zum Auf-
tauen bringen, z. ß. einen eingefrornen Brunnen Z.
— dnr'^''-: mit Frost durchdringen Z. Die Kälte
durchfrört die Erdschollen = lässt sie durch und
durch gefrieren. Glieder können dur'''frürt sein.
Frörer m.: Wechsel- od. kaltes Fieber „Aa; Gl;
LE.; GKh.;" Fieberfrost. ,Wenn die Schafe aus wär-
mern Gegenden auf den Alpen anlangen, bekommen
sie den Fr. oder das kalte Fieber, das aber wieder
von selbst sich verliert.' EöiM. u. Schinz 1809. , Wisset
doch niemant, was siechtagen es was. Wol was er
einem truckenden frörer gelich.' XV., Konst. Chron.
,Ist dich das feber oder kaltwee nie ankommen V Hast
du nie den fr. gehebt'? iniit te unquam febris'?' Mal.
— Mhd. ebso. S. noch Feber, Sp. 63C.
G'fröri Aa; Ap; Gl (Bed. 2); Soh, „Frörni%
Gfrörni „BO.;" VOrte; Gl (Bed. 1); Gr; GSa.; ScHSt.;
S; Z, G'früri B — f. (n. in Bed. 3): 1. Frost, Frost-
wetter. En Elfe schaä't nid so ril, wenn 's nW kei
Gfr. git. 's het de" MorgC e Gfr. g'ha". Ihri Dienst-
hute' förchte" nüt um Gfrilri — si leit-se dopplet a'.
GJKi;hn 1806. ,So zuo zyten der herbst [-Ertrag] als
gross wurd, oder ain söllich wynfüli [-Fäulniss] oder
gefrür kam.' XV., Offn. Piheinau. ,Ain gfrüri vor
Georgi; was ain hüpscher schuss [Trieb] gsyn.' Vad.
.Congelatio : ein gefrüre (gefriere) oder gefrörne.' Fris. ;
Mal. ,r)er Zürichsee beschloss sich bis an die statt
an d'schwirren, dise gfrörne wäret bis an Cbarfrytag
und, das ein gross wunder ist, entfror er in einem
tag und einer nacht.' HBull. Tig. .Die Scliitlnieister
verantworten sich, es sei zur Zeit der G'frörni gar
vorschieden, indem sie bald wenig, bald doppelt so
viel Knechte halten müssen, je nachdem der See ge-
froren sei und sie fahren können.' 1590, Absch. ,1736
ist ein starker Reifen oder vielmehr Gefrörne gewesen.'
Z ÜGlatt. — 2. Frostbeulen Aa; B; VOrte ; Gl; S; Z.
D' G'fr. an'n Fiiesse" [usw.] ha". ,Aufgespaltene Füss
von der Gefröhrne haben: avoir les mules aux talons.'
DeLacodr 1736. Gegen G. wird empfohlen, die leiden-
den Stellen mit dem Wasser eines kleinen Bübleins
zu waschen Z ; moderner ist Gfrilri pommade. — 3. (n.)
Kugel- oder Stichfestigkeit, Unempfindlichkeit gegen
Prügel, sogar solche mit einem Hebeisen (bis auf eine
kleine Stelle am Körper, die sich gewöhnlich unter
der Nase oder der Achsel befindet) Ap; GT.; vgl.
Alpenp. 1871, S. 375. .Wider ein silberne Kugel ver-
möge die Gfröhrne und Verhärtung Nichts.' RGwerii
1646. ,Das Knittelkraut [Kolbenschläge] der Bären-
haut die Gfrörni kann vertreiben.' 1656, Lied v. d.
Schlacht b. Vilm., in welcher ein .Gefrorner' durch
eine silberne Kugel getödtet worden sein soll. S. nocli
Malefiz-Zedel.
Abi. t. von dem Ptc. (mhd. (jevi-6rn), t. wie mhd. dun
yevriiri, ,gefriii-inen' (PI. — XV., Koust. Chr.), und ,gefrilr'
(CTiirst ca 1500, u. oben Offu. Rheiuau) von dem Pr.-et. Plur.
crur(n). Im erstem Fall ist die Bildung ohne ii auffällig;
sie ist das Gegenstück zu denjenigen mit ungehörig eingescho-
benem 71 (Fi-öni, Kränkni). — S. noch Ge/rusl.
Se-G'frörni: das Zufrieren des Sees, Dauer des
Gefrorenseins Z. So auch 1881, Z Amtsbl. ,Weil
selten die Seegefrörne 3 Wochen anhält.' 16'29, Abscji.
Winter-(G')Fröri. ,Der wyn ward tür; dann
die winterfröre grossen schaden tuon hatt.' Vad. Die
Gesandten von Gl tragen darauf an, die wegen der
Winterfuhr zur Zeit der ,Wintergfrörne' im J. 1614
gemachte Ordnung zu ändern. 1629, Absch.
Frörli»g GA.; Schw, G'fr. Aa; Ap; Uw; U; Z,
G'frürlig ZHörnli, Frilrlig B — in.: Person, die gegen
Kälte besonders empfindlich ist. Syn. Fror-Igel.
G'frörniss f. = Gefröri 1 ApK.
vrorcinigen s. ver-un-reinigen. frörlich
s. frölich.
Gefrurst s. Gefrust.
Fras(frass)-fpus.
„(i°frasel .Sr.'\ Gfrüssel St.» — n.: Ungeziefer,
Raupen udgl. an den Pflanzen GRh."
Syn. Gefräas 3; Frester. Beide obigen Angaben lassen
Abi. von Fräse zu, da ursprüngliches r nach langem Voc.
oft Si:hw<ächung erleidet (vgl. z. B. Äser Sp. 500 und die
Conjugationsformeu von essen Sp. 5'2'2. 524) und auch Kür-
zung des Voc. zuweilen vorkommt. Wenn aber die crstere
Schreibung die richtige ist, so kann unser W. auch vun
/rasen abgel. sein, und wenn u als Kurze zu verstehen ist,
so Hesse sich sogar an Abi. von Fmel mit der in den n.-o.
MAA. beliebten Einschiebung von r oder wenigstens an An-
lehnung an dasselbe denken.
G'fraset n.: dass. ApK.; GRh.
Die mit -et aus Verben abgel. Abstracfci sind sonst durch-
weg m. (Dialekt. S. 214/6): hier könnte das Ueuus vun Vn-
zi/er Attraction geübt haben; vgl. Kueisscl Sp. 527. Übrigens
lässt sich unser W. auch als (substantiviertes) Ptc. vnn/msni
(eventuell mit Vocalkürzuug) und zwar als Ptc. linperf. (für
-end; Vgl. ijefrcsael) oder Ptc. Pf. mit act. Bed. auffassen.
1317
Präs, fres, fris, fros, frus
1S18
frast'ii: fressen, weiden. .Wann sclion ein Wakl
ist voller Haasen, Und was da kam, gern Alles fraasen.'
ViLM. Lied U!.5t).
Wahrsch. mit echter Lauge ä, entw. Ton ,Fräss' (für
'j'raHsen), od. eher ans 'ver-anen wie , fressen' ans ,*ver-essen'.
frasig: fressend, verzehrend? ,.\us frasigem neid.'
Bs XIV. Vgl. 0. Gefrasd.
Friiss (PI. -A-, -'5--, -'5'-) m.: 1. (persönl.) viel und
gierig essender, schwer zu sättigender Mensch, allg.
,Mando, helluo, gurges.' Id. ß (Fraas); ThSpieser
1716. A' zu-e Tische" wird en Fr. erzöge". Sulger.
E.f wird kein Fr. gibore, aber erzöge. Sprww. ,Su"st
war er ein untrüwer fr., wenn er alls ässe.' Zwingli.
Adam zum Wolf: .Zuo disem tier will ich mich flysseii
Und im syn namen gen, erzellen, Zum wolf will ich
yetz in crwellen, Der wirt ein fr. syn aller tier.' Ruef
1.Ö.50. .Barathrum, catillo. gluto. ingluviosus, lurco.
patinarius: ein fr., schlemnier, schleizer, schlucker
oder Schlecker, der sein guot ver.schlemnit und ver-
dampft, der für und für in der platten ligt. Proceres
gulae: gross fräss, friJssjungkeren; die rechten schleck-
mäuler.' Fris.; Mal. ,Ein unsinniger Fr. frisst Alles,
was er ankommt.' JJBreit. 1616. .Eltern, welche aus
ihren kinderen rechte fräss zeuhen.' FWyss 1650. —
2. (sächlich) das Fressen, von Tieren und (verächtl.)
von Menschen (sowohl die Tätigkeit als der Steif).
allg. Fn u'hfiJtige [gewaltigen] Fr. tuo" GRMal.
Schmaus, ,convivium.' Id. B. Die Schüler .sollen in
keine conventicula, ürten, nachtstubeten, Schlaftrunk
ziehen, keine schlemm noch fräss halten, weder innert
noch ussert der stadt.' XVI., Z Staatsarch. ,Mit dem
vollen Fr. Alls g'schändt [zerstört] dises wilde Element
[das Feuer].' JCWeissenb. 1678. Bildl. erwünschter
fetter Gewinn, resp. Gelegenheit dazu. Die Kuratel
[Vermögensverwaltung] ist en rechte Fr. für in Gr;
Syn. gemäjeti Wis". — JIliJ. vras, Fresser; Fressen, Ge-
frässigkeit, Schlemmerei.
Imben- {Tmme"-Fräs Z): ein Bienen fressender
Vogel, eine Art Schwalbe, Immenvogel, Spint. ,Imbcn-
wolf oder -frass, merops.' Voijelb. 1557. ,Merops
(apiastra): ein see- oder meerschwalm, ein frömder
vogel, imbenwolf, imben- (immen-) fr.' Fris.; Mal.;
Denzl. 1677; 1716. Syn. auch I.-Fresser.
Vgl. Jen mythischen Heldenn.anien Beowulf (Bienenwolf),
welchen JGrimni auf den Vogel ileutete.
Vil-: Fresser Ap; Z.
Mhd. vil-fräz, gefrässig. Nhd. als Name eines Tieres
viell. nur umgedeutet aus nord. fiall-frca, Bergbär.
Gern- (G^refräs): was man gern isst, Lieblings-
sjieise, Leckerbissen Ndw. — Hase"-: Hasenschmaus,
Mahlzeit, deren Hauptgericht ein Hase ist BInt. —
Chrut-: Liebhaber von Sauerkraut BBe. — Land-:
länderverheerender Eroberer, von Attila. Würstis.
— Schmäder-, Dim. -Fräsli : kleines Leckermaul.
Kinder: Wa.s hei" -vier z' Mittag'^ Chnüp/Ii? 0, die
han-i''' nit gern! Mutter: t>, dir [ihr] sit-mer aw''
Schm.! JoACH. Vgl. schm.-frässig. — Wurm-: Krank-
heit der Weisstanne, verursacht durch den sie be-
wohnenden Wurm Bostrychus typographus ; auch
Wurm-, Baumtrockniss. S(;hinz 1842.
fräss -Ö-: gefrässig ScH. Syn. (ge) fräss.
Gefräss G'frc^ss (bzw. -.f-. -?'-) u. -s', -z — PI. -er
— n.: 1. Maul als Organ des Fressens, von Monscheii
(grob) u. Tieren Bs f-e'sj; B ('-c-'.vj; F; L; GG.; W; Z.
Synn. Gefress; Fresse; Gosche; Schnorre. En guete'
alte" Chäs dem Schwizer^iur i"s Gfräs, dass 's Lib
und Sil hübsch z'sämme' bindt, am jüngste' Tag im
Blich no'''' findt. Häfl. 181.S. Als eine Mutter dem
Säugling mit Gewalt Nahrung einflössen wollte, rief
der Vater: Wenn d'r Budel [Bauch] hungred, tiiod
d'r Grind [Kopf] ds G. schon [von selbst] vf! BEi.
E irüests [unverschämtes] G. ebd. Hob [halte] ds G.
z'säme, schweig! oder: sei verschwiegen! BHk. F''
gib-d'r Ei"s uf 's G., wenn d' nid schwigst Z. Vgl. 2.
-- 2. Gesicht, Antlitz, bes. verzogenes, widriges
(grob), allg. E wüests [hässliches] Gfräss Gr; e dumm
Gfres Bs. Fratze, Grimasse Bs; B; L; G; Sch; Uw.
Wenn das Kind Gfruser macht, so lach derziie Bs.
St macht-mer e Gsicht und was erst fir e Gsicht? 's ist
e Gfriis g'sl, darf-i''' wol sage", ebd. (Schwizerd.).
.Man schluckt oft vom Doctor bittere Medicinen, um
gesund zu werden, ohne ein hässliches G. auf ihn zu
machen.' LKInderuitzi 18.31. Gfräser schnlde"; vgl.
Grännete, Käszännet. Es G. mache" wie 14 Tag Rege"-
wetter S ; Z ; ime-n-en Esel, de'' Teig frisst S ; wie icenn
d' dem Heiland der Essich g' söffe" hättiscli AaZcI.; me
mänt [so dass man meint], er hei süri Holzäpfel ahe-
g'schluckt! SfH. Jmdm Ei's, Eini [Maulschelle] ifnjs
G. haue" fge'j Aa; Bs; vgl. 1. ,Quin pugnus in mala
ha;reat: das du im die taust ins gefräss einhin oder
ins angesicht gäbist.' Fris.; Mal. Günstige Bedeutung
hat nur das Dim. Gfräsli, Kinder- oder Mädchcn-
gesichtchen B. Es hübsches G. Es Hüseli, wo riindi
G. mit Gu-iindernäsli springen um 's Gärtli. HsOrT.
Doch nennt eine Mutter auch unzufrieden ihr Kind
das chli" G. — 3. [Gfräss Aa; L; GP., We.; Th; Z,
Gfrässt Ap tw., Gfräz GRÜhur, He., Pr.) = Gefrasel.
's G. ist a" d' Bäum chu [gekommen] ZDättl. Von
Menschen: Gesindel. Under de" Fabriklere" [Fabrik-
arbeitern] git 's rechti Lüt, aber au'''' vil G. Bs. —
4. (AAEhr. Gfre's) Abfall von allerlei Stoifen, z.B.
wo Papier zerschnitten, Holz gefällt oder behauen,
Reiswellen gemacht werden; unordentliches Gestreu;
Kehricht; schlechtes Zeug, abgenutzte, wertlose Waare
k.K; Bs; B; VÜRTE; „S", Reiser im Gegs, zu grobem
Holz Bs. Syn. Gi'isel; Gehüder. Uf slni Matte" füert-cr
[der Bauer] Mist, Stei"' und, G. er z'säme" list. Zni-
,MERM. v.Buchenr. 1865. Ihid tri'ieber und wilder schiesst
er [sc. der Bach] und bringt er G. und Holz. IBreitenst.
Die Buche" mache" geng [immer] es G. B. liberal
süferlig üfg'rümt und au''' 's G'fress eu'eg gwüscht,
wo d' Hi'iener im Gängli us g'macht hei [haben] Bs
(WSenn). B' Mus hein es gri'iselichs [schreckliches]
G. g'macht BSi. — 5. „schlechtes Essen, Mengsei
von verschiedenen Speisen B;" Bs; Gr; W; Z, gutes
od. schlechtes Essen; Essen od. Fressen Aa; Schwein.e-
futter Gr (Gfr'ez); W.
Mild. ijecriKse, Kressen, Schlemmerei, (iehildct von A';«»«
und durum auch concrcter als das mit ihm sich horührendc
und z. T. vermengte, aber vom Verbum ahgcl. (le/rfmi (s. d.).
Betr. die Schwächung des Auslautes zu «' Tgl. Anm. zn ^V-
/«!«•(. Kinigc JIAA. scheinen (sofern die Mangelliaftigkeit
der uns zu Gebote stehenden Angaben zu Schlüssen berechtigt)
in dif.'sein Punkte zu schwanken. Beachtenswert ist die Ilissi-
mihitioii mite' (abgesehen von den MAA., welche durchweg
t''' durch <:' ersetzen). In (l/riin begegnen wir dem in un-
seren MAA. hilufigen Wechsel von «' (ß) mit : (vgl. Srhutz,
;/iii<jcii usw.). (//><!«»( ist Nhf. mit angehängtem (. I'en
Hili'gon aus ä. Litt, gegenilbcr ist man in Verlegenheit, ob
mo
Präs, fres, fris, fros, fnis
in20
ilas obige W. oder Ge/rens gemeint, sei, da die Schreibung
weder die Quantität noch die Qualität des Voc. unterscheidet.
Da die Bed. eher zu der letzteren Lesung stimmt, so haben
wir alle älteren Belege, welche allenfalls bei 5 untergebracht
werden konnten, zu fff/i-cs« geordnet.
„Boffelen-Gefräss: hiisslichos. ocliseiiiihiiliflu'.s
Gesicht Bsf."
Die Angabe .ochsenähnlich' beruht woh) nur auf un-
sicherer etymologischer Beziehung des ersten W. auf lat.
/*o*, hoois. S. d. syn. Boji't-fe.
Sü-: unsauberes Essen Bs (Ochs.). — Seh w ine-:
Schweinefutter GrAv.
g'fräss Aa (Endingen -e'-); Bs fgfre'sj; G; Sch; Z
(ü. -e'-), f rassig Ar; Bsffrc'sigJ; BM.; Gr, r/'f rassig
GrD.. g'f)\isig Uw: 1. gerne fressend (essend), nicht
wählerisch, guten Appetit habend ; in den Gebirgs-MAA.
auch von Menschen, sonst von diesen nur grob oder
sclierzh. Syn. nssig. Ggs. s. un-gefr. Der erst Tag
g'iiu'iss [massig oder der Vorschrift gemäss], de siveit
Tag g'fräss, de dritt Tag roll [betrunken]: tuet der
ganze Ldssi [Aderlässe] ivuhl. Sfrww. 1824. Häufig
in Verbindung mit ,gesund': P'' bi" gs., %''• hin emcil
fressige'' GnPr. I liin öppe 15 Jor alt g'si" und htdt
[eben] au''' gs. n. gfress. JSenn. Wie göt 's [geht esjV
Was lebsch [lebst du]'? Antw. fl hi) gs. u. gfr. Bs;
G; ScH; Z; s. noch bös. — 2. viel fressend; gefrässig.
.Die Prelaten verschwemmtend 's an frässige pferd und
reuterei.' SHoeuH. 1591. .Der frässig hat bauchweh und
grimmen.' 1707, Sirach = .der Gefrässige.' 1860. ,Ein
frässiger Vogel.' JCNäg. 1738. — 3. verzehrend, vom
Feuer: ,Das buoch ist durch die leidige brunst, ja
durch das frässig und verzehrend feur zuo grund ge-
gangen.' 1588. Klosterareh. SchwE. — 4. den Appetit
reizend, von der Bergluft (von der man auch sagt, sie
.zehre') BM. Syn. fressig. - - 5. allzu knauserig (bei
.\brechnungen) GWa. (eig. = gierig). — 0. (gfre-sig)
gesprächig, wer sein Gfräs (s. Gefräss 1) gern braucht
BBe. Ggs. mtllfül. — 7. (passiv) schmackliaft; z.B.
von Putter, das gern gefressen wird AAEnd. ; Gr. Vgl.
ü.fsig; süffig. — Mhd. vrmzn; gefrässig. \g\. <ji-üm Sp. ."jOl.
un- (-e'- AAStauf.) : 1. wählerisch in der Nahrung,
von Tier und Mensch. Synn. s. bei eigelig Sp. 147;
alwär 210; un-, unge-äss 501. 502; e.rakt 621 u. A'ö;;;
erlös; mielisch; gesclumdt; verschleckt; geschnäugget
und die hier folgenden Zssen. — 2. ufressig, un-
schmackhaft Gr.
gräub-frässig = gr.-ds.^ig 1 (Sp. 501) L; Z. —
land-: ländergierig. .Der Marggraf von Müss war
gar 1. und schmatzeret [wässerte] im syn mul fast
nach dem Veltlin.' HBi;ll. 157'2.
g'schmäder-fräss Scn, schmäder- B; ZU. {-£-).
schnäder- Aa; Bs; B; L (-e-); GSev., g'schn.-
(Suterm.), -frässig L; GSev., -fräsig Aa; Bs (-e-);
B: 1. ^ schm.-ässig Sp. 502 und un-gefriiss, stärker
als meisterlns, herschleclUig, ungeschlacht, schwächer
als schlärmig BSi. Schmäder frässig wie d' Geisse".
JBreitenst. 1864. Er isch e meisterlosige, schnäder-
fre.sige Hund Bs (von einem Menschen). Si" Frau
isch .so schm., si schätzte üses Brot Nüt. Gotth. Auch :
wälilerisch im Umgang B. .Jede, der vor Schmäder-
fräsigi [-frässigkeit] Keiner (kein Freier] recht ist'
Gotth. — 2. naschhaft, Leckereien liebend B; S.
.Hier ein Briisnieli und dort ein Restli, als hätte man
schni.-en Jungfern | Mägden] die Säcke geleert.' Gottu.
'■'>. Ii'cker. von Speisen. Vgl. gcfrd.s-s 7 ; ässig, ge-dss
Sp. 500. 50l. Öppis Gschnäderfressigs verlangt man
beim Fleischer in Basel, z. B. Hirn udgl. Leckerbissen.
— Die Nbf. »chn- wohl mit Anlehnung an irhnnnKn, ncliuimij-
ffit, naschen, schnüffeln.
schnaus-frässig: wählerisch im Kssen FJ. Von
srhnausen, naschen.
tier-: Tiere fressend. .Man erschlägt sonst den
tierfrässigen wolf. wo man ihn findet. Warum niclit
auch die wölfe. die auf menschenraub ausgehen':"
ZwiNGLI.
gefrässen g'fräse: viel und unverschämt spre-
chen F. Usi mit -ein [hinaus mit ihm]! er hat lang
gnuef g fräset. Widerreden, grob antworten BBe. Syn.
mülen; schnäderen; tcäffelen. — umhi"-: (herum-
gehend) frech sich in Alles einmischen BHk. Vgl.
's Mfd in Alles, Öppis henke" B. — Von (/e/rius. Daher
auch syn.: das Maul brauchen.
Frässigi f.: Gefrässigkeit. .Buphagus. von seiner
grossen frässige wegen.' Vogelb. 1557. — Un-: wäh-
lerisches Verhalten von Tieren und Menschen zur
Nahrung Gr.
Fräse, fräsen, Fräsle. Fräslete s. Franse
usw. fräsisch s. fransisch.
fräs: Conj., weil doch (einmal) Gl. Fräs-me"
emäl a''g fange hat... - Synk. aus /«c (s. d.l n/« oder
rfas«. Vgl. fünt Sp. 102G.
Fräse f.: 1. (Dim.) Fräsli, Fresli, Halskrause, rund
schliessender. gefältelter Kragen, dgl. Knaben und
Mädchen trugen Bf; Z f. Vgl. dicker, gebrittleler
Kragen. — 2. (in SchwE. Friede, in Z Friesi neben
Fräse, Fre-^e) Circularsäge, scheibenförmige Flader-
säge. allg. — Hand-: Maschine zum Holzsägen Gl.
Vom in. flaue, Halskrause; Schneiderad. Anlehnung an
das W. .Fries' lag nahe, weil mit der Circularsäge namentlich
lange, schmale Latten hergestellt werden. — Für .Fasen'
bei FWürz: ,.\lsbald du ihn [den Operiertenl verbunden
hast, so sollt du ihn auf ein Sack legen und tu ihm frisch
Sprewer von Fr. oder geschnittenen [1. ,-es'l Strow daroin.'
(1612 u. nochujals abgedruckt 16:U).
fräse" (-e'- ZG.): mit der Circularsäge arbeiten,
bzw. Etwas bearbeiten.
ÜS-: gezogene Gewehrläufe, deren Züge durch
den Gebrauch gelitten haben, wieder auffrischen. -
Vgl. frz. fmiacr, kleine Kammräder mit der Fräsemasi-hine
auszähnen.
Fräser m.: der die Fräsemaschine leitet.
Fräsle f.: Friesel, Hautausschlag GkD. — Vgl.
.Fräsel' Hr. WB. 4. 1. Vii.
.Press m. : Schmaus, Gastmahl B." Syn. Fre.<i.<<en n.
— Här-: besteht darin, dass die Kopfhaare sich an
ihrem äussern Ende spalten. De" H. ha' Gr.
Gefress n.: 1. Mund, bes. Gebiss „Gl;" GrL.
.Der mund. maul, giel, gosch. gefress: os. mala, buca.'
Red. 1662. .Was ihm [dem .Wälschen' Poggius] für
Schmachwort in das ungewaschen Walchengefress
kommen.' W^ürstis. — 2. Gesicht (grob) ScuNnk. —
3. Fresserei, unerlaubtes, wiederholtes, unmässiges
Essen Bs; s. Gefräss .5. , Gefräss oder Saufen.' 1531/48.
Maccab. Im J. 1539 eiferten die B Prädikanten wider
.die köstliche mal. die gastung und das grosse gefräss
uf den tag der toufung.' Hagenb. Sigr. .Als die sel-
bigen uss der heiligen gedächtnuss des tods unsers
heilands ein prachtig gefräss und kostlicli malzyt ge-
maclit liattend.' Uualtu. 155:!. .Dass sie an ireni
Uil
Fräs, fres, fris, fros. frus
1322
kilehgang [Hochzeit] üppige gefräss oiler tanz an-
riclitiiul.' HBtLL. 1")7'2. S. auch Toten fressen; Ei 3
(Sp. 13). ,Surt' luul GetVess.' AKlingl. 1702.
Über die fast diirchgäiigigo Berührung dieser Fi>rm mit
Gefräsn s. die Anm. zu diesem; aber vgl. aucli niii;h die mit
1. 2 syu. (le/rias; Fresw.
fresse": 1. in eig. Bed., von Tieren und unmäs-
sigen Menschen oder sonst in wegwerfendem S., z. B.
mit Bez. auf Ungekochtes; doch in Gebirgs-MAA.
auch z.B. de" Chindru' z' fr. ge' W; me' miies für 's
Fr. sorge' Gr. S. u. Glt; Hut; Vaterland; Serhet.
Beteurung: F'' uill-vii'''' fr. lä', wenn 's nüd war ist.
.Fleisch fr. [in der Fastenzeit].' 1524, Absch. ,l)ie
fischer fressend dise krabben gleich rauw [roh].' Fischb.
1563. Von den Tieren sind die Bienen ausgenommen,
von denen man , essen' sagen muss, wenn man mit
ihrer Zucht Glück haben will. (Rothenb.) Nach
Osenbr. soll in B auch von Pferden und noch andern
Tieren , essen' gesagt werden. Von leblosen Dingen:
zehren, verzehren : Es frisst albig [immer] und scMsst
nie, Volksrätsel (das Licht) GkD. Der nü Sehne frisst
de' alte" GRPr. Es hed di Gfrore g'fresse, wenn der
Reif vergeht, ehe die Sonne erscheint GrD. D' Bränte
tuet ds Amat fr., der Nebel schadet dem Wachstum
des zweiten Heus. ebd. In weiterm S. : Tabak fr.
= kauen GrAv. Fr. mache", Fangeus m. GrV. Mit
Bezug auf Karten, Brettsteine udgl. bei Spielen: sie
wegnehmen. [Die Mühle] zue! und friss-d'r etceg die
Chue. Daher viell. das Sprich w. : Wenn Eine'' hat,
was er tvill, so fri.^st er, was er mag L, auch übertr.
auf das Spiel, dann wohl von günstiger Lage übh.,
die man ausnutzt. Sprichw. RAA. und Sprww.: les
hast gfr.! zu Einem, der durch eigenes Ungeschick
Etw. verdorben hat Z; vgl.: ,lch muoss dir's grad
rund usen sagen Im [in"n?] kröpf, so weist's, wie d's
gfressen hast.' Com. SBeati, oder diese Stelle mit der
RA. ,Jmdm Etwas z' heiss g'esse" ha".'? Da heisst's:
Vogel friss oder stirb! Not oder Gewalt drängen zu
einer Wahl zwischen zwei Übeln. Htm di''' oder i'''
friss di''''! ,Sie hatten Geld zum Fr. [im Überfluss].'
GoTTH. Es ist-mer grad, ah ob i"'' Steine fr. sott, ist
mir höchst zuwider GrHb. ',•> ist hesser, me" fresst si,
als si {i,"s, sagt der arme Kuhbauer, wenn er seine
Kuh schlachtet, damit er nicht durch Heukauf zu
Grund gehe U. Fr. und süfe" macht d' Dökter rieh.
Ineichen. Git-me [gibt man] de" Nar'e" vil, so fresse"
si vil AAStauf. ; SuLOER. Ei" böse" Atti frisst zwe"
guete Sün, ungerechtes Gut des Vaters ist kein Segen
für die Erben. Ineichen. Vo" der Schönheit hät-me"
nüd g'fr. [kann man nicht leben]. Besser z' vil g'fr.,
als z' ril g'redt W. En guete Hund frisst Alles, man
soll nicht wählerisch sein Gl. De'' hat (aw'') en
Hund für d' Schulde" z' fr. Z. D's G'fressna, d's Ver-
gessna, Undank der Welt Lohn W; andei's essen und
vergessen. — 2. in uneigentlicher oder bildl. Bed.
a) mit persönlichem Subj. a) und mit persönl. übj.
Von heftigen Gefühlen oder Begierden, mit welchen
ein Mensch Andere verzehren zu wollen oder sich
selbst zu verzehren scheint. Liebe: Enand fast fr.
vor Liebi. An Jmdiii od. Etw. de" NarfrJ g'fr. ha",
närrisch lieben, darein vernarrt sein ; verhätscheln B ;
Gr; G; S; Z. Er hat aw'' gar de N. g'fr. a" dem
Mensch! Stutz. Etwas für (um) 's Fr. gern g'si'h",
iflwre", tue" [so ilass man es vor Begier fr. möchte] Z.
Ähnlich früher: ]>' Jlere" ro" Luzern hette"d au gern
Fride" g'ha", si hetted Nnd se [so] gern g'fr. Madleni
1712. Hass, Zorn: Jmdn grad fr. (g'fresse" ha")
welle, sehr aufgebracht gegen ihn sein Gr. Wenn d'
mi'''' nu'' nüd fris(s)ist! sei nur nicht gar zu böse auf
midi, fahre mich nicht so hart an ! Z. Fr'essed enand,
so wird (git 's) ei" Hechts drüs! GG. .Friss mich
nur nicht!' Mey. Hort. 1692. ,Die schaaf muessend
mich weiden, sy muessend 's tuon, ich friss sy sust.'
NMan. In anderm S. sagte man in der Reforinations-
zeit ,Tote fr.' von Geistlichen (s. Totenfresser), die
sich für Seelenmessen bezahlen Hessen (vgl. Manuel
199), und galt die RA. : ,ich will ein puren fr. bis an
die stifel', in Fällen, W'o ,etlich der landsrichtern etwa
ein puren zween dry zuo essen gehebt, sy die ürten
für sy bezalt liand, also dass das sprüchwort darus
worden.' 1530, Absch. Sich selbst fr.: ,Wer nyd und
hass treit [trägt, hegt], der veris.st syn eigen herz mit
leid.' JLenz. Gewissensqual: ,Conscientia ardere:
fast übel betrübt sein, sich selbs etwaran schuldig
wüssen, sich selbs fr. und peinigen.' Fris.; Mal. ,In
seiner gwüssne [Gewissen] gefr. oder geengstiget wer-
den, ein g'nager oder klopfer in der conscienz haben,
morderi conscientia.' Mal. Auch von andern Seelen-
schmerzen und Sorgen. .Sind das nit hübsche reden
an einem predicanten: Ich kann mich nit umb alle
ding selb fr. [ängstigen, kümmern].' 1616, JBreit.
,Der Lehrmeister kränket und frisset sich selber, wann
er sihet, dass seine Arbeit so übel angewendet werde.'
DTomjiann 1708. — ß) mit sächL Obj. Habsucht.
Eigennutz: Er will Alles g'fr. ha" GWa. Jmdm Etw.,
Alles vor 'em Mül etceg fr., eigtl. von Speise, uneigtl.
= Rechte und Vorteile vorwegnehmen Gr. D' N.
hät-em z' nach g'fr., ist ihm zu nalie getreten Z. ,Uie
Tafelkatz die ander [der andern] ftuecht, die ihr zu
nach gefressen.' JCWeissenb. 167S. ,Was du genüsist,
das friss nit, als ob es dir allein höre; gunne anderen
Leuten am Tisch auch Etwas.' HBull. mit der Var. :
,Lass dich benüegen an eim Zimlichen, schopp's nicht
allein in dich.' In etwas besserin S. : Ds Werch fr.,
gewaltig aber zugleich prahlerisch arbeiten. Er tuet,
a's ob er ds W. alls g'fr. ha" icett [wollte] Gr; vgl.
Werchfresser. Um sich fr., zunehmen, sich verbreiten.
,l)ie Augustiner München band um sich g'fr.' Rüeüer
16(16. Einbildung: Er tuet, wie wenn er alli Heilig-
keit g'fr. hctt, gibt sich den Anschein grosser Fröm-
migkeit Z. 's würd Ein'n [man sollte] meine", er
hett alli Wisheit g'fr. ebd. (auch: mit Löffle"). ,I)u
meinst, du habest schon gross Gschicklichkeit gefr.'
Wahrsager 1675. ,Alle Witz gefr. haben, das Gras
wachsen hören.' DTomjiann 1708. Selbstüberwin-
dung: Friss ke" Zorn me''! besänftige dich! TB.
Men ist doch au"'' vo" Fleisch und Bluet und d' Natur
fr. chann me" eimel nit W. Er wird sl" Natur aW''
nüd chönne fr. : die Naturtriebe ascetisch unterdrücken
Z. x) absol. „sich bestechen lassen Gr", gleich-
sam Futter annehmen. Vgl. Gaben-, Kronenfresscr.
— b) mit Sachsubj. D' Schulde" fre.^se"d-ne" (fa.^tj,
verzelireii, bedrängen ihn Gl; Z.- Es will-mi'''' hir
[heuer] g'fr. hä", wenn ein Leid oder Missgeschick
vorüber ist, so folgt schon ein anderes darauf; es
lässt mir gar keine Ruh W. — Ftc. Perf. 1) in
akt. S. a) vollgefressen, wohlgenährt. En guct g'fressnc
|beleibter| Ma"" Blii. (grob), b) eigennützig GWa.
c) fifressa .si", e gfresses f's.ieha ha", sauer sehen, als
oll ni;in l'^incn fressen wollte .\i'. (Vgl. fressen ;' a ß.)
1323
Pvas, fres, fris, fros, frns
1324
Im selben S. ebd. auch das Ptc. Imperf. : e gfressets
[A. h. -endes] G'sicht, Wort; Syn. g'fraset. — 2) in
pass. S. g'l'ressne s%", sich übermässig fürchten (als ob
man schon ,gefressen', d. h. wenigstens schwer bedroht
wäre), z. B. : iS't liein [haben] den g'wüsst z' bhiggen [zu
erschrecken]: er ist ganz g'fressne g' sin BRi. Vgl. die
Droliung muess-di'''' fr.? mit welcher Kinder vexiert
werden. — \i\\-g' fresse": in akt. S.. nicht gefressen,
gegessen habend. Von Zugvieh: itfn" cha'" ds G'leit
[Gespann] nit der ganz Tag u. hl' GkAv., D. Von
Menschen (roh): Ase v. roin Tisch milese" GbD., Pr.
.Wir nit ung'fressen warend gsyn, vergangen was uns
des hungers pyn.' 1468. Tobler, Volksl. — scliaben-:
von den JMotten zerfressen GaSch.
Die Stelle aus .]Lcnz zeigt noch die urspr. Form des W.
(ver-inH) ; Vgl. ,den haut die wolf veressen.' Bon. Sie ist
viell. auch iu dem Ptc. .fressen' liei >Iey. Wint. Chr. ent-
halten: ,Die wiirm band den kabis gefüllt und fr.' Doch ist
auch ein Ptc. ohne Prüf, aus ZN. u. 0. bezeugt; vg], finden Anni.
ab-fressen (Jmdni Etw.): eines Andern Gut ver-
zeliren, ihn schädigen Gr. Syn. ab-essen. — über-
(rctl.): zu viel essen, fressen Gr. ,Wo der löuw sich
ü., so fastet er hernacli.' Tiere. 1503. Ptc. adj.:
,Venter avarus: unersettig, ü., geitig.' Fris. — üf-:
ganz verzehren, z. B. ein Vermögen (verschwenden)
Gr. .Grosser Hunger und Pestilenz, so den dritten
Teil der Menschen utfgefressen.' RCvs.
um-: der Reihe nach (im Kehrum) an verschie-
denen Orten essen. IJmfr., wie des Obervogts Geiss,
von einem Tische zum andern schmarotzen gehen,
als ob man Recht dazu hätte. Spreng.
l'm- hier jirägnant und nicht eigtl. luit dem A'b. zsgcsctzt;
vgl. Sp. '227 und um-etzen Sj). 629.
i"-: 1. (trans.) unbewusst etwas Unverdauliches
oder Schädliches verschlucken; von Menschen und
Viell GrAv., D., Pr. Syn. In-essen Sp. 525. D' Chind
fressen allerlei wrifs Obs l". Wenn e Chiie e Wette^'-
guegen l'fressi, so müessti-sch' zerspringe". — 2. (refi.)
eindringen. Bildl. is hät-si"'' e schlechti G'wonet
u/'fre.sse Z. Hineinfr., von einem fliessenden Wasser,
das in die Ufer hineindringt, wenn es nicht abge-
dämmt wird. 1671, Arch. Weit.; vgl. das folg. —
nnder-: unterwühlen, -spülen, allg.
US-: 1. absol., fertig essen, aufzehren. Usg' fresse"
[die Gunst verloren] haben bei Einem Z. Ptc. Perf.:
en iisg'fressna Kerli, ein vollgefressener Ap; vgl. ge-
fressen 1. — 2. trans. (ein Land), die Vorräte des-
selben aufzehren und dadurch Hungersnot herbei-
führen, allg. D' Franzose hei" Nüt 'brächt, si. hei"
ninne [nur] g'no" und 's Land üsg' fresse S. D' Suppe
usfr. inilese", die Übeln Folgen eines Tuns für Andere
tragen, büssen, entgelten müssen Aä; Bs; Gr; S; Z.
Syn. 's Bad üsirage", usbaden. — us-hin fMse^-: durch
Unersättlichkeit hinaustreiben, z. B. von einem uner-
sättlichen Knecht: Wenn-i-e [ich ihn] na [noch] lang
b'halte" liett, so hett - er - mi''' us 'em Land use g'fr.,
hätte mich so arm gemacht, dass ich das Land hätte
verlassen müssen ZW.
ver-: 1. (von Insekten, z. B. Motten) zernagen Gr;
Z. Vgl. sclinbcH-gefressen. — 2. mit Fressen (Schwel-
gerei) vertun, das Vermögen B; Gr; G; W. — 3. Ptc.
Perf.; persönlich: durcli , Fressen' zerrüttet. .Dieser
war ein heilloser, müssiggehender und in seiner Hau.s-
haltiMiif verfressner (isell.' ](i!t2. Z Arnienbericht. —
vor (für)-: (absol.) „im Voraus schon Lohn für
Arbeit bezieben," Haushalt auf Vorschuss führen.
„Er hat vorgefressen oder Vorgefressenes, von Ar-
beitern und Beamten" B; L; W. A'^gl. ror-essen. —
h Inder-: von hinten unterwühlen, von angeschwol-
lenen Wassern. Vgl. under-fr. ,Und ist unser Eulach
also gross gsyn, das unserem inüller hatt das wuor
durchfressen und dem N. syn wuor h. und zerfiiert.'
Mey., Wint. Chr.
Fresse" f.: 1. grober Ausdruck für Maul oder
Gesicht, wie Gefräss 1 und die dortigen Synn. „Auf
die Fr. schlagen." De" Schueh. d' Hand i" d' Fr.
iß". Stütz. Wo [welche] ledern d' Füst i" d' Fr.
schlönd. ebd. Öppis nüd welle" a" dr Fr. zue ha", zu
nahe am Gesicht, vor sich Z. ,lch wünsch dir 's an-
gsicht voll [von Kuhdreck] und d' fressen.' 1576, Z
Ant. Mitt. ,Hab ihm 's schön unter die Fr. [in's Ge-
sicht] gesagt.' Bragger 1797. Nur das Dim. Fresseli,
von Kindern, wird auch in gutem S. gebraucht Bs (wie
G'frässli). — 2. schlechte Wirtschafterin, die hinter
dem Rücken des Hausherrn nascht BSi.; ,,LE.;" W.
Fresse" ii.: Schmaus; Leckerbissen. Es Fr. wie
jung Mus'. Bs. Bildl. E g'fundes (g'schenhts) Fr.,
ein erwün.schter Fund, günstige Gelegenheit, leichter
Gewinn Z; Syn. e g'mä'ti Wis. ,l>as war für uns ein
rechtes Fr.' JCWeissenb. 1701. S. noch fuerig Sp. 576.
Here"-: Herrenmahlzeit, -speise, herrliches, köst-
liches Essen, Leckerbissen, Hochgenuss B. Auch
bildl.: ,Ein H. für die Dienerschaft war, wenn man
irgend einen kleinen Zwist unter der Familie bemerkte.'
GOTTH.
Töten-: Leichenschmaus, in tadelnder Rede. In
den Z Synodalakten von 1536 wird geklagt, dass in
mehrern Gemeinden am See das T. allgemein werden
wolle; 13U Personen seien an einem solchen ,Gefräss'
gewesen.
Fresser m.: 1. wie nhd., viel essender Mensch.
— 2. (auch Dim. Fres-^erli) junges Schwein, das nicht
mehr bloss mit Milch genährt wird, halbgewachsenes
Schw. Gr. — 3. Ungeziefer = Gefrasel; Gefräss 3 Ar.
Spez. ein Käfer, der den Weinreben schadet, eumolpus
vitis; chrysomela lurida Z. — 4. Krankheit an Bäu-
men, bei der ganze Stücke des Stammes schwinden
und der Baum zu Grunde geht ZO. — 5. Sommer-
wurz, orobanche minor Sutt., ein die Gräser ver-
zehrendes Unkraut, ebd. Syn. Klitüfel. — C. „bös-
artiges Geschwür an den Ohren der Hunde, bes. derer,
welche lange hängende Ohren od. krauses Haar haben
Ai>; GRh.; Z". — 7. Krebs im Gesicht Z. — 8. bei
Brettspielen (z.B. Damen-) diejenige Art des Sjiieles,
wobei einer oder beide Spieler darauf ausgehen, mög-
lichst bald alle ihre Steine zu verlieren (dem Andern
,zu fressen zu geben'), also das Gegenteil der gewöhn-
lichen Spielart. De Fr. mache Z.
Iinben (Imme"-, Ima)- = I.-Fräss Ap; G (St.'').
— Ämd- heisst etwa noch der Augentrost, euphrasia,
weil derselbe an trocknen Orten oder in trocknen
Jahrgängen wuchernd den Boden bedeckt und das
Gras nicht aufkommen lässt ZF. — Ämtli"-: nach
(kleinen) Ämtern begieriger Mann Z. — Apfel-;
Name eines Felsens im Rhein bei Wagenh., an dem
ein mit Äpfeln beladenes Schitf verunglückt sein s(dl,
wie an einem andern, genannt Sah-Fr., ein mit Salz
beladenes. — „Faden-: Werfthruch an Geweben, so
1325
Fräs, t'res, l'ris, IVos, fru»
1326
geiKiiint, weil ilie Ausbesserung viel F. braucht (,frisst')
LE." — Für-: 1. Marktschreier, der sich den An-
schein gibt, feurige Stoffe, z. 13. brennendes Werg zu
verschlucken Z. Vgl. Küder-Fr. — 2. grosse, grüne,
rtiegende Heuschrecke BKech.; ZMünch. Knaben
machen sich den Sjiass, diesem Insekt brennende
Zündhölzclien hinzuhalten, in welche es dann heisst.
— Fass-: schlechter Keller Z. Syn. Reif-Fr. —
F r iigli" CFrögliJ- : neugieriger, listiger Frager Öch; Z.
— Franke"-: Polizeidiener, weil er für jede Angabe
einer polizeiwidrigen Handlung einen Franken erhielt
ZStdtf. — Gaben-: bestechlicher Kichter. ,G., welche
miet und gaben genommen, dem zu lieb, dem zu leid
ein urteil geben [haben].' JMi'LL. 1673. — Vergebens
fVerrßbiiij- : Müssiggänger, Schmarotzer, Tagdieb Th;
Z. — Geld-: eine Einrichtung, die viel Geld kostet
Bs. Vgl. Gekl-Schisser. — Gersten- = Gerstenvogel
Sp. 693 Z.
Gisel-, Gisli-: 1. „Schmarotzer B; LE. ;" S.
Syn. Siqjpen-Esser. — 2. Schuldeneintreiber, Geschäft-
macher, Wucherer S. .Gislifr. war noch vor nicht gar
langer Zeit ein Schimpfname der Advokaten, der sich
aus jener Zeit herdatiert, wo sie sich ausschliesslich
mit Schuldbetreibungen befassten.' S Wochenbl. 1845.
,Dass sy [die Maultiere] die stinmi des gyselfressers
(,geis-.' 156H. ,treibers.' 1667) und notzwängers nit
hörend.' Bib. 1531. .Exactor: gyselfr., schuldbott, der
schulden einzücht.' Fris. ; Mal.
Beide BeJd. eikiäreu sich aus der schon unter Giselas
Sp. 439 angeführten Sitte des sog. .Einlagers', wonach Schul-
den in der Weise eingetrieben wurden, dass der Gläubiger
den Schuldner in ein Wirtshaus bannte und dort so lange
auf seine eigenen Kosten zehren liess, bis er bezahlte. Als
dann die Schuldbetreibung besondern rechtskundigen Ge-
schäftsleuten übertragen wurde, sorgten diese natürlich dabei
auch für ihren eigenen Gewinn. Syn. O.-esaer Sp. 528.
Herrgott-: ein in der Keformationszeit oft ge-
brauchtes Schimpfw. zur Bezeichnung der Katholiken,
z.B. 1523, EoLi, Act. 187. Vgl. Götzen-Fr.
Wenn später ein katholischer Schriftsteller (Com. SBeati)
dem Satan die Schmähung in den Mund legt: .Petruni, den
verfliiochten Lump, Hcrrgottsfr. und Götzentrump', so ist frag-
lich, ob er das auf die Transsubstantiationslehre anspielende
Schimpfw. der Reformierten (anachronistisch) aufgenommen
oder ob er dem Ausdrucke den S. v. .eifriger Gottesverehrer'
(vgl. ,den Heiligen die Füsse abbeissen' Sp. 1088 u., und
,vor Liebe fressen') beigelegt habe.
Götzen-: Heiligenverehrer. Schimpfw. i. S. des
vorigen. 1562, Absch. Vgl. Heiligen-Fr.
Heu-: 1. scherzh. Bezeichnung für , Rind' B. .Ein
schmucker Junge ist er; denn er besitzt vollkommen
die Körperlänge und Figur eines gut gewachsenen
H-s.' Ali-enr. 1866. — 2. Wegerich, plantago major und
media G oRh. — '2 so genannt, weil er mit seinen breiten
Blättern den Futtergräsern den Platz versperrt; vgl. .imd-Fr.
Heiligen-: Scheinheiliger, Gleissner, Heuchler.
, Einen einen Priizisist, Gleichsner, H. betiteln.' AKlenol.
1702. .Welcherlei Leut die Welt heutigs Tags mit
dem Namen der Phantasten, Heuchlern, Gleichsneren,
H., Werk- und Scheinheiligen zu belegen pfleget.'
JUlr. 17'27. — Vgl. Sp. lOss u.
Humbel-. ,Alle diejenigen, welche die evange-
lische Religion haben angenommen, haben [angeblich]
einen Hummel fressen müssen, so der Teufel selbst
gewesen. Darauf sie alsbald in der Bibel Wissen-
schaft gehabt, wie sie dann insgemein sind H. ge-
namset worden.' ClSchob. 1695.
Der Glaube, dass böse Geister (wie Krankheiten) die
Gestalt von (tliegendeu) Insekten annehmen können, war weit
verbreitet; vgl. Mikj'j; Ariiicmelen-PjifhAU-iU Sp. 8'20; Mil-
tsKi- Sp. 529.
Här-Fresserin Hürfressere" Ap: wollenes oder
seidenes Haarband, über der Stirne um den Kopf ge-
schlungen, um das Haar glatt zu drücken Ai'; Tu.
Weil dem Haarwuchs schädlich. Wahrsch. entstellt aus
frz. fraise, Haarkrause; s. Friise.
Hirs-Fresser: Maulwurfsgrille, Erdkrebs, den
Wurzeln der Pflanzen (z. B. des Hirses) schädlich Zg;
ZKn., 0. Syn. Korn-Fr. Scherzh. od. spöttisch übertv.
auf Personen, bzw. eine Bevölkerung: .Die hübsche"
Hirsfresser vo Zug.' Mahleni 1712.
Letzteres wahrsch. wie viele andre nachbarliche Spottn.
mit Beziehung auf die gewöhnliche Ernährung.
Küder- = Filr-Fr. 1, verächtliches Scheltw. zur
Bezeichnung von Menschen, die sich mit elenden
Kunststücken abgeben. Ch. und SchnebrümJer Z.
K i n d 1 i " - : Popanz ; ungeschlachter Kerl Bs. Mimgi
Alti, wo [welche] ärger isch a's albets d'r Gh., w"''
we"" si Mit d'r einzig Bueb töte chönnt mit WimderUg-
keit u"' Bösi, su warteti si nit bis morndrist [morgen].
GoTTH. Ein Ausscheidespruch zu einem Kampfspiele
{Giggin, gäggis, Fiermues usw.) hat den Schluss: Alte''
Ma"", wie lebsch so hing; [Ich] ha" g'meint, du sujiseh
g'storbe, ies bisch e Ch. wordel und daher bei Gotth.
als Reminiscenz im Munde fröhlicher Jungfrauen:
.Hab gemeint, du seiest gestorben und ein K. gworde".'
.Hüet sich vor mir ein yetlichs kind, welchs bosheit
treibt, das ich's nit find. Der K. bin ich g'nannt,
ich far und reisen durch die land, dass ich die kind er
g'wenn und ziech. Welches mich sieht, das luog und
fliech; dann welches kind nit betten kann, gern lügt,
sich nit will meistren lan, verschluck ich ganz on alle
sorgen, und sollt ich schon an ei»m erworgen. Ich
bin den kindren mächtig roch, drum hab ich gar ein
grossen buch.' Pürenkal. 1564. .Manducus: vielfrass,
kindleinfr.' Denzl. 1677; 1716.
Kin K. ist seit alter Zeit als Standbild aufgerichtet auf
einem der öffentlichen Brunnen in Bern (eines der Wahr-
zeichen der Stadt) und hat verschiedene Deutungen erfahren,
u. A. auf die Juden, denen nmn auch in Bern Ermordung von
Christenkindern Schuld gab (vgl. B Album 1858, S. 134/140).
Er ist aber wohl nur plastische Darstellung des kinder-
fressenden Ogers der Märchen und vwdt mit dem Kinder
entführenden .Eattentanger von Hameln'. Vgl. J,\U-Fr. und
die Ve.\ierdrohung an Kinder: Mueaa-iW' fresse' f Auf einem
Kupferstich v. KdMeyer ist der ,Höllen-Kinderfr»ass' geist-
lich umgedeutet auf das böse Gewissen. — Den .\bzählspruch
deutet AvRütte sinnig dahin aus, dass der Spielführer jene
Schlussworte an dasjenige Kind richte, welches er als ihis
letzte zu seiner Rotte aufnimmt; diese aber könne die der
,K.-Fr.' genannt werden, weil sie als die stärkere voraus-
sichtlich die Kinder der .andern Partei überwältigen, ,aur-
fresseu' werde.
Kapünen-: Feinschmecker. Schlemmer. Im .lahre
1646 murrten die unzufriedenen Bauern von ZKn.:
,Die K. [die gnädigen Herren der Stadt] seigend jez
schon lang ineister gsyn, sie buren wollend iez auch
einmal m. werden.' Korn- ^ Hirs-Fr.; Korii-
Ferli Sp. 921 GTa. — Kriimli" (Chru-U)-: Spottn.
für naschliafte. verwidinte Kinder Z. S. Kram.
1327
Fräs, ('res, freis, Iris, fri>s, t'rus
1328
Kroiieii-Fresser hicssen im Auf. XVI. die Ke-
fjieruiigsiuitglieder und Kriegshauptlcute, welche sich
licstechen Hessen, den benachbarten Mächten (bes.
Frankreich) Schweiz. Söldner zu verschatfen; dann auch
die Söldner selbst, die sog. ,Reisläufer'. NMan. ruft in
seinem Liede von der Schlacht bei Bicocca den Lands-
knechten zu: ,Du nennst uns Kr., darumb dass man
sie [die Kronen] dir nit git!' ,So wöllte(n) si [die
über den Verlust oder Verrat einhehnischer Söldner
empörten Landleute von Bern] in die statt fallen und
die kr. ersteclien.' 1522, Stricki..
Kronen die von jeuen Mächten ausgegebenen Münzen mit
aufgeprägter Krone; vgl. Krouentaler. Vgl. frcmcn S und
l'frucndtii-Fr.
Lüt-: Leute-, Menschenfresser. Vgl. Kindli"-,
Ma"'-Fr. ,An etlichen orten, da die 1. wonend.'
LLav. 1509; dafür ,Menschenfressor.' Iö70. — Vgl. den
Z Geschlechtsn. ,Maness' aus alid. manezze, Menschenfresser,
Riese.
Spinnmugge"-: ein übertrieben ordnungslieben-
der Mensch, eig. der kein Spinngewebe duldet; dann
übli. ein peinlicher, an Kleinigkeiten hangender ZKn.
Mann-: Spierling, cyprinus aphya Bodensee It
H.\KTM. 1827. — Viell. davon, dass er auch Aase verzehrt.
„Mit- = Mitesser (Sp. 529) Bs."
■ Meitschi-: Nachtfalter S.
Eig. Nachtschwärmer, in Bez. auf die den Kiltgang aus-
üljeuden Bursche? Oder als Popanz (Elb, Nachtmar), mit
welchem Mädchen Abends von der Gasse gescheucht werden
(vgl. Nacht-ÜweVj'i Vgl. Toggdi 1) Elb, 2) Schmetterling.
Nägel (Ne'gel)-: eine Figur der Volks-Anekdote,
Vielfrass, der sich anheischig machte, sogar Nägel zu
verzehren. De' N. hat (/seit: ,es sclncxnt [nimmt ab,
rückt] hahV, wo [als] -n-er 90 in'n Hände" g'lia" häd
und eine" i" der Schnorre Z. Es schiclnt-em. tvie dem
JV. (dieser hatte nämlich 3 Nägel auf einem Teller,
einen nahm er in den Mund, den zweiten in die Hand,
dann rief er: ,es schwint-mer') Gl. — Bröd-: scherzh.
Entstellung von .Professor' Gr; Z. Lüge" u-ie ne Br.
[mit grosser Virtuosität, gleichsam berufsmässig] Gr.
Syn. ,1. wie gedruckt' oder ,wie ein Zeitungsschreiber'.
— Pfruenden- hiessen in der Beformationszeit die
sog. Curtisanen, welche vorgaben, vom päp.stlichen
Hofe Anweisung auf Pfründen zu besitzen und solche
in Besitz nahmen. Vgl. Schade, S. u. P. 1, er. 2, v. 81.
— Reif ("Ää/";-: ein feuchter Keller, in dem die Reife
der Fässer nicht lange halten Ap. Vgl. Fass-Fr. —
Rosten -Fr esse rli: kleine Kleidungsstücke, z.B.
Essschürzchen für Kinder, so genannt, weil man zu
solchen auch die kleinsten Beste von Zeug brauchen
kann BStdt. -- Salz -Fresser s. Apfel-Fr. —
Suppen-: Schmarotzer, Schmeichler, Günstling. Vgl.
Crisd-Fr.; Siippeii-Früudß. ,Ein rott des bischofs s.'
ZwiNiii.i. .Gät er in des declien [Dekans] hüs zuo
synem s-n.' 1524, Strickl. ,Laudic(enus: der einen
fast lobt und vil guots von einem sagt, darmit er sein
male gwünne, s., Schmeichler, federleser.' Fris.; Mal.
Seil nuder-: Schimpfn. Ai"; Gr; Th; Uw; U, eig.
für einen rotzigen, unsäuberlichen, dann für einen
unreifen, anmassenden Burschen. Syn. Schn.-Lecker,
-Buch; Botz-Biieb.
Eig. einer, der den Nasenschleim (Sf-hii.l in den Mund
lienibtriel'en lässt, statt ihn abzuwischen.
Sehne-: 1. = Fön. (weil dieser warme Wind den
Schnee schmilzt) Gl. — 2. feuchter Frühlingsschnee
(welcher den altern Schnee schmelzen hilft) Gr. —
3. Frühlingsnebel auf den Bergen, welcher zum Schmel-
zen des Schnees beiträgt, indem er das Gefrieren über
Nacht hindert GfiRb. — Tabak-: Tabakkauer Gr.
Syn. T.-Käuer; Schigger. — Tinten-: die Federseele,
das Mark in den Gänsefedern (so lange solche zum
Sclireiben gebraucht wurden) Ap; Z.
Töten-: in der Reformationszeit Spottn. der ka-
tholischen Geistlichen, welche sich für Seelenmessen
reichlich bezahlen Hessen; s. fressen 3a.
Das von NMauuel 1522 in Bern verfasste und aufgeführte
Fastnachtspiel, welches die Missbräui-he des Papsttums schil-
derte, hiess nach Ansh. auch „der Totenfresser ".
Wercli-: der gewaltig, aber prahlerisch arbeitet
Gr. — S. J'rrJiifen. Vgl. Werchei-, Wcrchf/uef/e, -Metmch.
Ziger-: Schimpfn. der Milchwirtschaft treibenden
Bewohner der Urkantone: Die se'he he.celosige" Z. [die
Schwyzer].' Madleni 1712.
Press er i f. ,Die gyselschaften und fresseryen.'
B Ref.-Satz. 1628.
Weggli-Fresset m.: Volksbelustigung, bei wel-
cher der den Preis erhält, der in gegebener Zeit die
meisten Weggli [Brötchen] frisst B. Vgl. Grännete,
Sacl-gumpet u. a.
Fressete f.: 1. ^ Fressen, Gefress, unmässiges
Essen, Gelage, Festschmaus Bs (Spreng); Gl; Gk;
„L; Sch;" UwE. ,Convivium agitare: ein zech oder
fr-n anrichten.' Fris. — 2. Schädigung des Vermögens,
z. B. durch übertriebene Forderungen (jR.
fresshaft = frässig, von Vieh Gr.
„Fressi m. ^ Fresser, Essi." De Uhüiiig fress-
ene" schier Alls eiveg; das ist iez atih en Tiifels Fr.
das! Stutz.
frijssig: zehrend, von der Bergluft BO. ^ frässig.
— schneder- = scl»näder-f rassig BsLd.
Fressle" f.: fressendes, krebsartiges Geschwür,
z.B. an Nase, Lippe „B;" GrD., Pr.; G; Schw; „U."
„Finnen im Gesicht LG." ,Das [Gesichtwaschen] er-
frischet Augen und Nerven, giebt minder die Fr.-
LKInderbitzi 182(3. Auch : die fresse"d Riistig; Fresser.
„fresslen: milder als fressen; auch: wiederholt
fressen."
Fresslote f. = .,Fressle'\ Krebs Schw.
Preise f.: ein geringer Kleiderstoff. ,Vergnüglicli-
keit verwandelt dem Armen seine Preisen und Nörd-
linger in Seiden und Sammet.' JUlr. 1727.
Entw. Druckfehler od. verunglückter Verhuchdeutschungs-
versuch für , Fries': s. Anm. zu letzterm W.
Freis-lich Freischlich n.: Kindsweh, Gichter Aa
It RocHH. 1857 S. 334. 337. - Aus mhd. Adj. mKlUli,
dies von vreise f., Gefahr, Schrecken, Ungestüm.
hoch-freislich: hochgerichtlich, peinlich. .Dass
den regierenden Ständen in jenen [gemeinen] Herr-
schaften nur die hochfreisliche Herrschaft [die obere
Gerichtsbarkeit] und das Malefiz zukomme.' 1758,
.\bsch. — Im äNhd. wurde das Subst. Fn-ise I. S. v. .Tudes-
gefahr' auch vom peinlichen Gericht gebraucht.
freis-sam fre^isam: gefährlich, schrecklich, wild;
als Steigerungsadv.: De'' Bueh ist fr. liijs Z (Spillm.).
la2!i
Fr;is, fies, l'ris, frus, frus
löoO
Als Siibst. 11. Name von Krankheiten (vgl. FrcisUcli):
1) Epilepsie. Des Kindes erstes Bail muss mit grüner
Weiflenrindc abgekocht werden; es schützt dann vor
dem Fr. Aa (?) It Rociiii. aaO. 283. — 2) „Mager, An-
sprung, Flechte." St.*"
Mild, miiimm, vreisam, gefährlich, schrecklich, verwcgeu.
Gewisse bes. gefürchtete Kraukheiteu pflegte niau früher
(wahrsch. um nicht durch Nennung des Namens das Übel
herbeizuziehen) nur unbestimmt zu benennen, etwa mit dem
Neutr. eines Adj., z. B. das .Ungenannte'. So hier Freiaam,
das Schreckliche, und ebenso Frcislich. Indessen scheinen
■diese 2 Namen bestimmtere etym. Beziehung zu haben, indem
im äNhd. (s. Gr. "VVB. 4, I, 119 und noch mehr Schm. 1'-' 826)
das Subst. Freise, eig. Schrecken, von schreckhaften Krank-
heitsanfällen, bes. von Krämpfen und von der fallenden Sucht,
auch von Schauern und Zuckungen kleiner Kinder gebraucht
wurde, also von Erscheinungen, welche Anwandlungen plötz-
lichen Schreckens (Zittern, Zuckungen, Hinfallen) ähnlich
sind. S. auch noch Fnincli.
Ge-friss n. : Maul, Gesicht Z (Spillm.), saures
Gesicht, als wenn man einen fressen wollte Ap. PI.
,Gefrisse': Grimassen. JAWeissene. 1785. — Nbf. zu
OtfrefH und Gefimn,
Prisel Z, -ie- Aa; L; S — 111., Frisele Ae, Friede B
(Zyro): Krankheit, bes. von Kindern (Fieber mit Aus-
schlag), Hautausschlag in Folge öftern Schwitzens bei
grosser Hitze STh. Vgl. Fräsle. Man unterscheidet
den weissen und den roten Fr. Z. ,Warumb unsere
kleine Kinder den dritten, vierten Tag nach den Ge-
hurten den Friessei oder eine rote Ausschlechte be-
kommen.' JMURALT 1607.
Wenn le urspr. Diphthong ist, so läge die Herkunft von
, frieren' (mhd. vrüscn) nahe; aber die Form mit kurzem i
und das syn. Frtulc (s. d.) erregen Zweifel. Die Schreibung
mit 8« erinnert an frz. frlmon, Schauer. Vgl. auch friumcn.
Jedenf. lässt sich die Abi. von vriescn nicht stützen durch
,Friess', welches aus einem BTbuuer Mand. v. 1439 vom
Gfo. 6, 327 dargelioteu wird, da dort der , Grosse Sterbet'
gemeint ist: die durchgäugige Unzuverlässigkeit jenes Ab-
druckes gestattet wohl eine Konjektur und zwar ,Freis'
(s. Anm. zu Freinlich).
Hunds-. ,Wenn in den ersten (3 Wochen nach
der Geburt eines Kindes ein anderes unter der Wiege
des Säuglings durchkriecht, so bekommt jenes den
Hundefriesel. Rothenb.
frismen: erbeben BSi. Syn. chrismen.
Viell. zu Frisel, wenn » urspr. und die Grundbed. .zittern'
ist. / wechselt in .B(0.) mit ch sonst nur im Inlaut.
Fries m. : 1. Graben, bes. zur Bewässerung des
Landes „BO.; GG.; ScuwMa.;" Z. — '2. (Friese' PI.)
die bandartigen Gesimse unten und oben an Kachelöfen
AAEnd. — 3. Grabenmacher, Damm-, Erdarbeiter.
,Von der kostung wegen, so er den friesen, knechten
und werchlüten geben hat.' G Stiftsarch. ,Dem Friesen
18 Tag ze Güniniinen ze graben, zum Tag ."> ß.' 1500,
li Stadtrechn. ,Graber oder friess: fossor, subarator.'
Fbis.; Mal.
Nhd. , Fries', hervorragender Teil des Gebälkes; krauses
Wcdlenzeug, aus frz. _/'/-i«c, nahe vwdt mit fraiw (s. Franc).
Grundliegriff scheint eine Fläche mit abwechselnden Kr-
höhungen und Vertiefungen, llcrvorragnngen und Einschnitten.
Daraus erklärt sich Bed. 1, da ein Graben eben durch Auf-
werten der ansgehöhlton Krde entsteht (vgl. nhd. .Teich' und
,l)eich'). An 2 reibt sich wohl auch folgende Stelle aus
Ap Krieg 140.5: ,Sy hüttend (die in dem Hause Belagerton
streckten] ouch herfiir ir langen spiess; da was vil grader
fries; sy [die Angreifcrl luflfend uf das tacb', indem die Ge-
Schweiz. Idiutiküu I. ;».
simsö des Holzbaues das Ei'kletteru des Daches ermüglicbten.
3 ist eig. nicht das selbe W., sondern vcrk. aus dem schwach-
formigen , Friese' = Friem; vom Vb. abgel. (vgl. Jieck neben
.Bäcker' von .backen'). Daher Frieg auch als Geschlechtsn.
(iu Zürich noch in dem von unserni frühesten Vorgänger,
.lob.Frisius [s. Quelleuverz.] abstammenden Zweige fortlebend)
und als solcher in manchen Ortsn. Au den Volksn. der
Friesen ist nicht zu denken ; denn wenn auch Grabenmacher,
Wasserbauarbeiter aus Friesland nach Oberdeutschland ge-
kommen sein und die Kunst solcher Anlagen gelehrt haben
sollten, so konnte doch niemals der Graben selbst, sondern
eben nur der Arbeiter Frieoie) genannt werden. Von Friesen-
kolonien in der Schweiz weiss sonst nur eine halb gelehrte
Sage des BO., dessen Einwohner aus Schweden oder Friesland
gekommen sein sollen (s. Vetter, De Suecica qu:e fertur Sui-
tensium origine. 1877, S. 13/1.5.27). Die Unsicherheit und
urspr. Unvolkstumlicbkeit jeuer lokalen Tradition ergibt sich
auch daraus, dass das Lied (aus dem XVII.), welches von
joner Einwanderung handelt, Ostfriesenlied heisst, während
in BGr. von Westfriesen die Bede ist. Die Sage hängt mit
der tendenziösen Herleitung der urschweizerischen Freiheit
übh. aus dem Norden zusammen, welche im XV. aufgebracht
wurde und auch die Teil-Sage mit sich führt. Übrigens hat
der BO. Volksglaube die Geister jeuer Ahnen mit denen des
Wilden Heeres vermengt (welches seine bestimmten Wege
auch im Hochgebirge zieht, so dass man ihm iu Sennhütten
Durchgang gewähren muss) oder sogar jene erst aus diesen
herausgedeutet. Vgl. darüber Romaug's , Friesenweg'. Schwi-
zerd. 12, 35.
frlese" I: Erde aufwerfen, so dass ein Graben
entsteht, Wassergräben ziehen, die Gräben auf einem
Feld öffnen (auch reinigen BHk.), um Wasser zu
verbreiten (oder auch abzuleiten BHk.) BO.; GG.;
ScHwMa. ; ZBenken. Wasseradern in eine .Brunnen-
stube' sammeln Z. .WasserÜüss [kleine Adern von
Quellwasser], die sy zuosamen friessen und gegen der
blaiche yntüchlen und laiten.' Kessl. .Concidere agrum
fossione: die graben anftuon oder friesen. das wasser
ze leiten.' Fius.; Mal.
Frieser m. = Fries o' „BÜ.; GG.; Sc-iiwMa.;"
ZBenk., Sth.
Friesli (-m- STh.) n.: eine Art Nelke B; STh.
Steinnelke, dianthus caryophyllus AAEhr.; Bs; L; S;
„Zu." Federnelke, dianthus plumarius ÄAStauf.; BGu. ;
Gl; LE.
Dim. von Fries, aber in bes. Bed., entweder so genannt
nach deu fransig geschlitzten Blumenkronen oder als Kand-
verzierungen der Gräber. S. Grab-Nmjeli.
Büscheli-: Bartnelke, dianthus barbatus B. —
Stei"-: 1. dianthus Carthusianorum AAStilli. Wilde
Nelke, dianthus silv. BO. (Durh.) — 2. Taglichtnelke,
lychnis diurna AARemig. Geschlitzte Lichtnelke, lychn.
flos cuculi AAGipp.
Friess, Friesel, F riesle s. Frisel.
Friese, friesen II s. Fräse.
Friesme s. FKesme Sp. 1230.
Prösle" f.: die Frucht des Weissdorns, llagonhutto
GrD., Seh., Tsch. Die Frucht der Kose GuChurw.
Syn. Lus-, Jüürn-beri. — Churw. froiiUi, /miuh, fruijhi;
ob. it. fvüHoUi.
(Bruch-) Kruse Git. Früscha Ohti., Fräscha Nu f.,
Rh., V. — f. (in Splügen auch m.): kleiner Besen ans
geschälton und gespaltenen, zsgebundenen Zweigen
von Haidekraut (Bria-h), Wachliohler oder Lärchen,
zum Schwingen des Rahms und zum Scheuern der
Milchgefässe. Syn. Gescher. — .\us churw. /)-H««r7ii'a =
ital. fruH,;i, Reisig.
84
1831
Fräs — friis. Frascli— lVus(
1332
t'rüse" GkD., Malans, -fisch- ObS., -üsch- Nuf.,
.Splüg., V.: mit der Fnise 1. „die Milch quirlen oder
schlagen, bis sie schäumt Gr," den Eahm, bis er dick
wird. Daher g'friisete'' Raum; g'frfiseti Luggmilch.
— 2. Milchgefässe reinigen.
Kai-, Gal-Frnes: Beeren tragender Strauch, ähn-
lich dem wolligen Schneeball, viburnum lantana, doch
von hellerer Rinde OrKIosI. (Tsch.). — Vgl. Frote:' Der
Diplith. würde sich aus der churw. Form erklären.
Frasch — frusch.
Preiscil, Freischle f., Freischlein n.: Kinder-
kranlvheit, Kindergicht. Syn. Kindenioe. ,Zorn und
Schrecken der Säugenden macht den Kindern Gichte
und Fraisch.' JMuralt lti97. ,Dazu schlagen gern die
Kindenwehe und Gichte oder Fraischlen.' ebd. ,Wann
solche gicht wäliret, bis alle Nerven im Hirn ange-
griffen sind, machen sie endlich das Fraischlein oder
Uöswehe.' ebd. ,Da.s Zahnen und Fraischlein sind oft
bei einander.' ebd. ,l>ie kindenwehe und fröschlen.'
GKöNlo 1715. — Aus ,Freis, Fraise', s. Anm. zu Fruislkh.
,Frösclile' scheint uur verderbt oder umged.
Freischi s. Frans. Freischlich s. Freislich.
frisch (-M- BsLd; BBe.; ScHwMa.; S; Uw; Zg):
1'. neu. rein, ungebraucht. Fr. Fisch, giiet F. ,Ein
fr-es Hemd anlegen; eine fr-e Seite (z.B. in einem
Schreibheft) anfangen'; ein Stallmeister kündigt einen
l'r-cn Reitkurs an Bs. Fr-e Milch : so eben gekochte,
um Käse daraus zu machen, auch gut zum Trinken
BSi. Syn. Süfi. ,Er hat ein frischen tisch gemaclit,
er hat nichts mer: Metogenes certe periit.' Mal.
Adv. Fr. vor [von vorn] a»/'«" S. 's Wetter stöt wider
fr. fi", das schöne Wetter hat sich, nachdem eine
Wendung drohte, aufs Neue befestigt S; Syn. sich
stellen. — 2. gesund, munter. Frische [kühle, s. 4]
Hand, fr-es Herz U. ,Bin früsch und gsundt herwider
kommen.' HsSchürpf 1497. ,Mit seiner Frauwen einen
frischen Tanz tun, hin und wider springen, lustig
syn', als Mittel gegen das Podagra. Schimpfe, lüöl.
— 3. mutig, keck, frech, allg. Fr. sue! „Bist
du so fr. [wagst du] mich anzugreifen? B; L." Fr.
g'tvogt ist halb g'wunne" — Dur"'' d' Stegen abg'heit,
ist aW'' e'trunne" L; S. ,Frisch' gilt als Wahlspruch
besonders für die Wahl einer Gattin, indem dabei die
Buchstaben des Wortes akrostichisch auf die Eigen-
schaften einer zu wählenden Frau gedeutet werden:
f-romm, r-eich, j-ung, sch-ön. Schultheiss Hug schrieb
von der Disputation zu Baden 152(3 an die Regierung
von h: ,Si [die Prädikanten] sind all fr., aber jetz,
wo dise buoben under die gelerten kommen sind, so
könnten si weder gigg- noch gaggen [nicht Rede
stehn].' ,Fr., frölich, frumm ist der Studenten rych-
tumb', schrieb WRollenbutz v. Z 1572 in sein Exem-
plar des Horaz. ,Sehr wohl ihm das ang'standen ist,
dass er sich g'halten hat so früsch.' Vilmerger Lied
1656. Adv. geradezu. Me' wässt fr. nömme, was
we" denke" muess Gl., verstärkt mit gad, gerade: g.
fr. all. ebd. ,Prischerdingen' = ohne Bedenken, ohne
Weiteres. 1715, Absch. — 4. kühl, kalt. Fn fr-e
Wind. Es macht fr. GrD. ; Uw; Z. S. 2 u. frischen 1.
ü statt i vor i wie in wünchen, zwüsche*, zwischen. Auch
in dem Geschlechtsn. Fiüachhcrz IGOl. Die RA. ,fr. Tisch
macheu' entspricht o. Zw. der heutigen , reinen oder säubern
T. m.' = Alles aufessen; während aber dies als gute Vorbe-
deutung gilt, ist die RA. bei Mal. in ungünstiger Bed. gebraucht
= aufzehren, abwirtschaften, .aushausen'. — Die abstr. Bed.
des Adv. bei 3 beruht auf der entsprechenden von /;t /, mit
welchem friHch allitterierend oft verbunden wird (vgl. noch
.frischlich' = frei heraus). In , frischerdingen', änhd. auch
,-dings' ist das zweite W. ganz abstr. adv. -bildend gebraucht
wie in .aller-, neuerdings'.
faden-: ganz neu. F. vom Schnider (ein Kleid)
Aa (Minn.). — Syn. ,nagelneu'. Hebel braucht von einem
Kleid auch: .fadenneu'. Nhd. , fadennackt', ebf. verstärkend,
frische" {frischne" Z tw.): 1. (intr.) kühl(er),
kalt (kälter) werden; unpers. von der Lufttemperatur,
zunächst des Morgens, dann auch des Abends B; Gl;
Uw; W; Z. — 2. (trans.: den gezogenen Lauf eines
Schiessgewehrs) erneuern, die abgeschliffenen Win-
dungen desselben wieder schärfen. 1821, Z Verordu.
— an-: antreiben, ermuntern. .Euch dieses Buch
zuzueignen, dazu haben mich verschiedene Bewegungs-
gründe angefrischet.' AKlingl. 1688. ,Den Rektor mit
einem goldenen Ehrenpfennig zu beschenken, damit
er angefrischet werden möge, sich des Weitern zu
bearbeiten [bemühen].' 1754. Absch. Im Wechsel mit
.animieren'. 1717/23, Gfr. 4, 296.
er-: erneuern, z. B. das Datum eines Schreibens.
1628, Absch. Neu abmachen: ,Was dieses Lehens
halber mit Junker N. erfrischt worden sei.' 1665, ebd.
Von Betten: frisch machen. ,So wir in unseren krank-
lieiten gute, mithin [dann u. wann] erfrischgete better
haben.' FWvss 1650. Eine beschädigte Befestigung
wiederherstellen: ,Erfrüschte die Landwehr.' Stettler.
Militärische Korps, die gelitten haben, wieder auf
ihren vollen Bestand an Mannschaft bringen, durch
frische Leute ergänzen. ,Dass wir die fändlin er-
frischend und wider erfüllend.' 1587, S Feldbericht.
— Refl. : sich erholen. ,Nun sei Barbarossa neben
Italien vorbeigefahren, ohne jemand Schaden zu tun,
sich erfrischt und bloss an einem Orte [sich feindlich
gezeigt].' 1544, Absch.
Die Form mit -<j- nach Analogie der von Adjj. auf -i<j
abgeleiteten Vba, oder weil nach seh (ähnlich wie nach z)
gerne ij aufsteigt.
Frischi f.: 1. Kälte UwE. Ort zur Abkühlung
warmer Speisen Gr; Syn. Chüeli. — 2. (concr.) Käs-
milch Obw; Syn. Sufi.
Frischi"g W, „-ü- BO.", Frischli°g UwE. —
m. : 1. junger, verschnittener Widder BO. ; UwE.; W.
Syn. IJrfel; Stack. .Vervex, ein Hammel, etlich so auf
den Alpen, ein Frischling.' Tierb. 1563. — '2. junges
Schwein oder Schaf, als Lehenabgabe an die Grund-
herrschaft. ,Wenn herbst degling [.Tägding', Gerichts-
versammlungen] sint, so haut die, die die lochen haut,
dz recht, das man ie zwein Itjchen soll geben ein lid
frischings fleisch, der alt genuog sy.' M. XIV., Gfrd.
,Frisching-pfenning soll man wären uf SantAndrestag.'
1538, Z. ,Jekliehe huob soll geben 4 ß für ein frisch-
ling ze StJoh. Tult.' XV., ZRüml. Frisching auch Ge-
schlechtsn. B. — 3. „Frischling: Person, die in ein
er Sache noch neu, unerfahren, Neuling ist LE." —
4. .Prischinge' heissen im Säckinger Urbar 1251 und
später die Gl Bauerngüter selbst, auf welchen die
unter 2 genannte Abgabe haftete.
Mhd. vriscliimj, junges Lamm oder Schwein (frisch, d. h.
neu, vor Kurzem geworfen). Ahd. (auch y)-i't(8(j7i(/) Opfurtier,
133.'^
Prasch — frusch. Frask— frnsk
1334
weil man zu Opfern junge Tiere (Erstlingre) wählte. Abgabe
au geistliche Herrschafteu bedeutet das W. schon in einer
Th Urk. V. 779 (dort: Schwein), später auch in Ul. Eine
auf einen der Festtage des h. Petrus fallige Abgabe jener
Art (aber: Schaf) heisst ,Petrefrischink.- 1090, Seh Urk.
frisch lieh = /"nsc/» 5. jWeisst du ützit, so sage
CS fr.' 1453, BsL. Urk. ,Fr.' zum Angriff. ÄgTschuui.
Frosch, bezw. -e'-, Frösche' ThHw. (in Bed. 4 b
auch BSi.; Gr; Ndw, wenn nicht PI.?) - PI. Frosch
GkD., sonst -e" — m. BBrienz; Gr; Ndw; S — f. Aa;
Bs; Gl; L; Th; Zg; Z: Frosch. 1. das Tier. Syn.
Hoppitzger. Chalt tcie-n-e Fr. oder e chalti Fr.
sl" Z; syn. wie-n-e Chrehs. Fr-e als Spottn. der Be-
wohner gewisser, in der Nähe von Sümpfen gelegener
Ortschaften. Wenn (V Frösche rügge" [quaken, d. i.
um StGeorg, 28. April], seile" d' Roggenähri do sl".
Schild; ... so gibt es schönes Wetter S. Schwind-
sucht wird geheilt, sobald Fr-e, die man ins Kamin
gehängt hat, dorren. Schild. Eben solche Fr-e einem
Mädchen oline sein Wissen an die Kleider gehängt
bewirken, dass es dem Täter nachlaufen niuss. ebd.
Das Anhängen von in Leinwand eingenähten lebenden
Fr-en ist ein Heilmittel gegen den sog. Schwund und
das Hinken bei Kühen Gl. Sprichw. EAA. Hodce'
wie ne Fr. uf em Dünkel [Wasserleitungsröhre] S.
Uf si^m Geld h. icie d' Fr. uf em Tüchel. Sülger.
jS'J'''' üfblähe' wie ne Fr. uf-eme Düchel Bs; wie ne
Fr. im Mö^schi". Ineichen. ,.\pt Uoli heisst von recht
der Eösch und plät sich gegen uns als ein fr.- 1489,
ToBL. Volksl. D' Fr-e hem-mer [haben mir] im Mage"
g'ruggt = ich hatte Hunger Bs. D' Chille [Kirche]
ist ke'' Fr., si gumpet nüd fürt Z, scherzhafte Ab-
mahnung von allzu eifrigem oder eiligem Kirchen-
besuch; vgl. ,The cherche n'is non hare [Hase], hi
abit [= she abides] me 'well' in einer engl. Predigt aus
M. XIV. Mer irend 's wage", d' Fr-e" hend 's aw''
g'wagt Z, eig. vom Wagen eines Sprunges. Nid d'
Schuld si", dass d' Fr-e" keim Schwans {Stil B) hend,
sehr einfältig sein L; Sch; S; Z. ,Ein Frosch hupft
wider in den Pfui, sässe sie gleich auf einem güldenen
Stul.' Mev. Hort. I(j92. ,Man trittet eine Frosch so
lang, bis sie quaket.' ebd. — 2. von Menschen,
kleines Mädchen. Es ist erst no'^ eso es Fr-li g'si",
iez isch-es scho" e Jumpfer ZO. — 3. Sprunge ma-
chendes Kinderspielzeug, entweder ein aus Holz
geschnitzter Fr. oder auch nur eine Nussschale, ein
gabelförmiges Knöchelchen, ein Gabelzweig Aa; Z.
Syn. Hopjisger. Hüpfendes Feuer wer kpräparat Bs;
L; Z. — 4. a) gabeliges Baurastämmchen zum Ziehen
von Steinen, daher gewöhnlich Stei"-Fr. Gl. Syn.
Getcife. — b) Frösche (Sg. f. od. Pl.V) BSi.; GrD., V.;
Ndw: Gergel oder Kimme an den Dauben des Fasses,
Zubers udgl., d. h. derjenige Teil desselben, der über
den Boden hervorragt ; die Einsägung der Dauben,
in welche die Bretter des Bodens eingefügt werden
„BO.;" Ndw. Der über das Bodenstück vorstehende
Teil eines Gebäudes GrD., V. - 5. (in.) eine Krank-
heit des Viehs. ,Wenn ein Vieh den Fröschen hat,
so senkt es den Kopf under sich und geiferet gar
wuest mit dem Maul.' ZZoU. Arzneib. 1710. — (i. ,Die
Frosch' hiess ein kleines Bollwerk in BsStdt. , Frosch'
Name eines Hofes in ZMaur; ,Froschau' ein altes
Haus in ZStdt, Sitz der ältesten Druckerei; auch in
ZF. ,Froschgass' 14(15. ZKüsii. (jetzt -ö-); ,Frösch-
lezen' 17S8, ZHinw.
Mhd. vronch, PI. vrüsche. — 0 fludet sich nur in den unter
6 augeführten Ortsn., sonst durchgehend ü, sei es aus dem PI.
oder durch Einflnss des folgenden sch, welches auch a in ä
umlautet [TäJi<:he, Tasche usw.), noch öfter e in fi [wüsche,
Wäsche halteu, neben wmche, waschen). , Frosch' Sg. schon
bei Zwingli 15'24; Ruef 1550; Tierb. 1563; Fris. ; Mal.;
Z Emblemata 1622; GKöuig 1693; ThSpieser 1716 (allent-
halben f. ausser bei Zwingli); ,die frosche, frösche.' Red.
1662. PI. ,Fröschen.' Vogelb. 1557 u. Kai. 1569. — Der
Grund der Bed. 2 ist wohl die Kleinheit; vgl. die Synn.
Krott, Küfer, Mus, (Höcldi). Bei den Studenten in Z liiess
in den 40er Jahren .Frosch' ein Schüler des untern Gvmn.,
wie in der Pfalz der Schuljunge Ubh. In Nassau heisseu
, Fröschchen' besonders frierende Kinder; entsprechend un-
serm ,kalt wie ein Fr.' Bed. 4 beruht ohne Zweifel auf
der Ähnlichkeit jener Geräte (bei b des untern Teiles) mit
den hervorstehenden Hinterbeinen des sitzenden Frosches.
Ob bei b auch Bed. des PI. anzunehmen ist od. nur Form
des PI. mit Sing.-Bed., ist aus unsern Quellen nicht mit
Sicherheit zu erkennen. Zu 5 ist zu erinnern, dass auch mhd.
(zwar nur selten) das W. als schwaches Jlask. vorkommt.
Der Grund der auch in Deutschland, den Lateinern (rana)
und den Griechen (pdxpa/oj) bekannten Benennung ist un-
klar, viell. die Anschwellung im Maule. Zu 6 vgl. ,Huud'
und ,Chatz' als Namen alter Schanzen in Z.
Garten-, Gras-: rubeta. Mal. — Laub-: 1. wie
nhd. — 2. Spottn. einer Person mit grasgrünem Kleid
ZStdt. — 3. (auch -Fröschli) mit gehacktem Fleisch
gefülltes Kohl- oder Spinatblatt BsStdt.
Wetter-Frösohli : Laubfrosch Aa.
Weil sein Erscheinen und Gebahren Wetteränderungen
anzeigen soll, daher er auch als natürlicher Barometer in
Häusern gehalten wird.
frösche", fröschne" „BO."; SchwE.: I.Frösche
fangen Aa; B; Schw. ,Mit hochgehobenen Beinen,
wie der Storch, wenn er fr. geht.' Gotth. Bildl. ,Wie
die bäpstischen Boten zuo Zürich lagend zu prakti-
zieren'; dazu am Rande: ,Die Römischen fröschen
und ratschen [klappern].' HBull. 1572. Dazu „er-:
mit Fröschefaugen Etw. gewinnen", und Fröscher:
Froschfänger und -Verkäufer Z. — 2. „ein Fass ger-
geln oder kimmeii;" an Küfergeschirr einen Einschnitt
in die Dauben sägen, um die Bretter des Bodens
hineinzufügen „BO.;" Gr; Ndw. Zu Frosch 4b. Eben
dazu auch: gefröschet: mit Fr. in jenem Sinn ver-
sehen. Bildl.: du bist z' ckurz g'fröschete, hast nicht
die Kraft (Etw. zu erreichen). Syn. .noch zu kurze
Beine haben'.
Früsche, früschen s. Früse Sp. I;i30.
er-frischgen s. er- frischen Sp. 1332.
Frask frusk.
friiskc": mit Bitten anhalten. iV«''' langem Frigjti
[Fragen] und Frusku hei"-sch-us [haben sie es]-/(("
ga" W Sagen.
Vwdt mit .forschen', lat. posco f. *prosco (auch prfc-<iri,
jiriicus, Freier), und diese Vba violl. auch mit .Frosch', vom
.\ufsperrcn des Mundes als Geberde der Neugierde.
Ytxi^W^ Fruschgle" : (PI.) beissender Kinderfriesol
mit roten Flecken, veruscula (JSa.
Der Xamc bezeichnet eben jenen Ausschlag (vgl. die
Bluleren als Name der Krankheit selbst) und ist aus dem lat.
W. zsgez. ; aus der mediz. Spr. in die des Volkes gedrungen
wie ICttik aus , Hektik'.
1335
Fräst, frest, frist, frost, frust
1336
Fräst— friisl.
Ge-frist f. u. ii.: 1. Frost (obj.), Frostwetter ßs.
,r)ie Trauben haben im Frühling vom Gfrist gelitten.'
.Was noch zwüschen martini und wienacht fast schön
und warm weiter und bis zu der zyt kein gfrist ge-
sechen worden.' 1540, Bs Chr. .Sein [des bei Nancy
gefallenen Karl des Kühnen] Angesicht was des Ge-
frists und Wunden halben nicht wol zu erkennen.'
Grasser 1625. — 2. Frostbeulen oder -siialten an
Händen und Füssen Bs. Syn. Oefrörni; Gefrüsti.
— Nacht-: Nachtfrost. ,Sein todter cörpel wirt
hinaus geworfen, dass die hitz des tags und das n.
auf in komme.' 1531, Jerem., dafür .bei nacht der
frost.' 1667. — Winter- f. ÄAZein., n. Bs: Prost-
beulen, Frostkrankheit der Füsse.
(le/ritt selbständige Nbf. zu .Gefrüst', mhd. ge/riiste, wobei
i als Verdünnung des Diphth. in, ie im alten friusen, frieren,
anzusehen wäre, wie viell. iu Friitd (s. d.). Spreng schreibt
entgegen den Bs städtischen Lantverhältnissen -ü-, wobei aller-
dings unentschieden bleibt, ob er viell. einem richtigen
Sprachinstinkt gefolgt sei.
Frist f.: 1. Ruhe, Sicherheit, Zuflucht, Aufenthalt
(für eine gewisse Zeit). .Dass lüt, die hinder uns
ufenthalt und fr. funden, [von dem Landvogt] hinus
geben werden.' 1529, Absch. ,[Der Todte] ist in der
ruow und fr.' 1531, Sirach. ,I)as [die vorteilhafte
Aufstellung] in=" doch nit vil fr. mocht bringen.' Salat.
.In den stetten hinder'n muren töchteren oder knaben
vil bessere fr. da mugend s' haben.' Eüep 1550. ,Wo
mangel ist, hat d' schäm kein fr.; man muoss sich in
der not verschämen: arctis in rebus absit pudor.' Mal.
.Gott andächtig umb Erledigung und Fr. angeruft [bei
einer Wassergefahr].' RCvs. ,Die bulschaft dir an-
g'legen ist, dass du vor ihr hast wenig fr.* Wahrsager
1675. - 2. kurzer Zeitraum, Zeitpunkt. ,.letz zur fr.'
= zur Stunde, gegenwärtig. Genuenb. GM. ,Hab sorg
zuo inen z' aller fr.' Ruek 1550. — 3. wie nhd., freie
Zeit, bis auf einen Termin Etw. zu tun oder zu ge-
niessen; Aufschub.
Mild, vrht, frei gegebene Zeit, Aufschub, Zeitraum. S. noch
FlitKch Sp. 1236. — Unsere Bed. 1 findet sich weder nihd.
noch nhd. und ist doch viel!., schon weil die concreteste,
auch die ursprüngliche, vwdt mit ,Friede' (»( aus dt wie
.Last: laden'), und auch mit/i-i (vgl. z. B. .Freiheit', i. S. v.
Asyl). Jedenfalls ist nicht der nackte allg. Zeitbegriff das
Ursprüngliche, sondern Zeit zur Ruhe oder bestimmter
Tätigkeit; vgl. ,Musse'. Wenn St. 's Angabe betr. das Ge-
schlecht (^m." Dial. '2-13) richtig ist, so war das Masc. wohl
nach Analogie der vwdten Begriffe: .Aufenthalt, Friede, Zeit-
raum' gedacht.
Galgen-: die letzte Zeit, die Jmdm zur Erfüllung
irgend einer Verbindlichkeit eingeräumt wird, wie z.B.
zur Leistung einer Zahlung, zur Erfüllung eines Auf-
trages, zur Herstellung eines Werkes usw. Z.
Kig. Aufschub der Strafe des Galgens oder die Zeit, die
bis zur Vollziehung derselben dem armen Sünder gegönnt ist.
friste": retten, in Sicherheit bringen, vor Schaden
bewahren, schützen, z. B. sein Geld bei einer Feuers-
brunst. Id. B. .,Dass dürr sich das Heu hinfriste zur
bergenden Buhne.' JRWvss 1815. , Schirmen und fr.'
formelhaft verbunden: ,Wenn ein eigner Mann Jahr
und Tag hier sitzet unversproehen [unangefochten],
soll ihn die Stadt für den ihren halten, seh. und fr.'
XIV., Ociis. ,Frist mich vor dem Schlund des löwen.'
1531/60. Psalm. ,Mit nndertänigster Ritt, sie vor
disem Tyrannen zu fr.' Hapfn. 1606. .Der Haus- und
Bettplunder, der [bei der Feuersbrunst] z. T. gefristet,
z. T. ihme gestohlen ward.' Mise. Tig. 17'24. Insbes. :
Grundstücke durch Umzäunung vor Einbruch von Vieh
oder Menschen, durch Wuhrung gegen ein Gewässer
sichern, einfriedigen L. Syn. in-fr. ; vgl. friden.. Die
Alp Tannen soll sich gegen Engstein einzig fi-. und
den daherigen Zaun einzig erhalten.' 1854, Schatzm.
Alpenw. ,Dass die anstossende Weid gegen des N.
Garten [sich] allein fr. und einzäunen solle.' 1817,
LSchüpfh. .Freiburg entgegnet, der Schaden seiner
Schwelle rühre daher, dass die Untertanen Berns ihre
Güter nicht fr.' 1678, Absch. — Mhd. vrUten, aufschieben;
aufhalten; schützen, retten.
in-: einzäunen, einfriedigen Aa; B; L. , Welcher
sein Ligenschaft einzuzäunen und einzufr. begehrt.'
1747, BSi. Rq.
er-: am Leben erhalten. ,I)er seinen vatter in
eeren haltet, der wirt sein leben lengeren; und die
erhörung des Herrn w-ird sein muotter e.' 1531/48,
SiR. ; dafür .erquicken.' 1667. ,Dass ein verborgne
kraft den somen erfristet zuo dem gschöpft, das dar-
von kommen soll.' Tierb. 1563. Refl., sich behaupten:
,Noch understunden sich die Burger zu e.- Wurstis.
— Mhd. (nur 1 Mal) unverletzt erhalten.
ge-: wesentl. ^= fristen, vor Schaden bewahren.
z.B. Pflanzen Aa. „Er hat die Herdöpfel kaum g'fr.
mögen (vor Frost)." .Mein Herr, den Gott bei allem
gesunden Wolstand langwirig g. wolle.' Haffn. 1666.
Mhd. aufschieben: beschützen, erhalten. — 6'e- bes. bei
Hülfsztw. dem Inf, vorgesetzt, ohne wesentliche Bed.; s. ije-.
be-: wesentl. ^fristen, bewahren, erhalten. ,Ruof-
ten uns an, si vor solliclien ungebürlichen Übungen
zuo b.' 1488, BLaup. Urk. .In Ehren und Gesundheit
bewahren und b.' RCvs.
Fristung = Frist 1, Erhaltung, Ruhe. ,Dass
ich dich will Ion [lassen] leben, ouch dynem somen fr.
geben.' RfEF 1550. ,l)em Herzog fr. [Befreiung von
der Belagerung] zu schallen.' Wukstisen.
Frost m. (und f.): 1. obj., vom Wetter. Wenn 's
hiiuicht [heute Nacht] (/lm>,- [sternhell] wird, so chönnt
's Fr. ge' Z. V Frost hat ril (/'schade" ZDättl. —
2. subj. a) Empfindung von Kälte. ,Es hett kein fr.,
darf auch kein händschuoch koufen.' Gletting 1560.
— b) Fieberfrost Z.
Weibl, Geschlecht des W,, abweichend vom jetzigen Sprach-
gGbr,'\ucli, bezeugen Spreng, JAWeisseiib. 1678; JCWeisseub.
1701 u. andere ältere Scribenten; in ZDättl. scheint es neben
dem männlichen vorzukommen (in Bed. 1). Mal. schwankt
zwisciien beiden.
Chalber-, Chälbli-: Empfindung von Kälte nach
dem Essen ZStdt. Syn. Ochsenfieber.
Von Kühen, welche frisch gekalbt haben, auf Menschen
übertragen. Vgl. Kalberßeher 1.
„Milch-: Entzündung des Euters von Kühen Ar;
GRh." — Wund-. .Die erste Art der Wundsucht
wird von Etlichen genennet die W., das Wundfewer
oder Wundfeber.' FWürz 1634.
froste": frieren, im Bade BBurgd.
frostig: Kälte fühlend W.
.frostsam: kaltlächt, gleich erfroren, alsiosus.'
Fris. ; Mal.
1337
Prast— frnst. Prat — fiut
1338
Gcfrost n., f.: Prost, Reif Bs (Spreng) (= ße-
fnt,it). ,Ee Reif oder G. kumpt.' Tiehb. 1563. , Sonnen-
schein und G.' Rhagor. ,Und währet» die G. bis in
Aprillen.' Wurstis. — Anhd. ,Gefrust, -friist'.
fröstele", fröstle 1j. frostulu W : (persönl. n. un-
pers.) zu frieren anfangen, ein wenig vor Frost zittern
Ai'; Gl; Gk; L; Z(i; Z. Es hät-mi''' (/'fröstelet, vor
Kälte geschauert. „Bes. von Anwandlung von Weclisel-
fieber L; Sch; W; Zu." Bes. im Frühling und Herbst
AaB. So het es mi"'' fast g' fröstelet, tvenn-mi^'' d' Frau
Professere het mit ire" strenge' Auge" a'g'luegt. B'iiu
188.5. , Fröstelen: zitteren von frost, frigutire.' Mal.
,Fr. : horrere, frigero.' ThSpikser 1716.
(ge)fröst(e)lig: 1. ein wenig lialt G; S; Z.
G'fr. Wetter. G'seht 's au''' öppe fröstlig üs, er wird-is
[uns"] nit verfriere. Schwizerd. — 2. fieberig. „Es ist
mir fr.'-
,winter gefröstig: von einem Orte, dessen Bäume
und Weinreben leicht durch Frost leiden GR.^nt."
G'frust BRi.; Gr tw., Gfrurst PMu.; Gr tw. —
f (m. BRi.): Frost, -weiter, Gefrorensein. Syn. Fröri
usw. D' Gfrurst het ds Laub 'brüeit [versengt] Gr.
Vgl. Gefrist. — Mhd. ije/ntsie.
Gefrusti fü) (PI.) = Gefrist 2 BsLd. - Die Deli-
uung des Voc. wohl ,ius dem Präs. entlehnt. -- Mhd. ye/riliie,
Frnstwetter.
Frat(frattl"frut(frutt).
Fi'äter, Veräter Zf m. : der jeder Corapagnie des
Bataillons beigcgehene Gehülfe des Feldarztes. Syn.
Feld-Scherer.
Lat. fmter, eig. (dienender, helfender) Bruder; später
auch ,Münch'. Vgl. , Schwester', Krankenpflegerin; Nonne.
fruit, auch etwa flatt (Dkr) und frattig Ap:
1. wundgerieben, von der Haut, bes. fetter kleinen
Kinder, in den Falten an Hals, Unterleib, Schenkel-
bug .4p; Bs; G; Sch; Z. Syn. offen, flüssig. Das
Übel wird geheilt durch Aufstreuen von Bärlappen-
samen. Auch von Erwachsenen, wundgerieben von
der Hitze, dass es fliesst, z.B.: ,Er hat sich fr. ge-
ritten (einen Wolf).' Spreng. ,Er ist noch fr. hinter
den Ohren (noch nicht reif an Verstand).' ebd.; Syn.
,noch nicht trocken h. d. 0.'; vgl. Frattnase. ,Wel'=''es
ross fr. und zerbrochen ist uf dem ruggen.' XV., Schw
Arzn. ,Dz ein ross under dem sattel geschwell oder
fr. ward, stoss ein natterzung in den hast [Sattel],
das hilft.' ebd. .I'r. under den armen.' HvRüte 1532.
,Das dem maulesel der hals und mäni nit aufspalte
oder fr. werde, so nimm sehweinin speck.' Tierb. 1563.
.Fracidus (exulceratus): schimmlig, teig, halbfaul, fr.,
mattächtig.' Pris.; Mal. (Denzl. 1077; 1710). ,Madidi
infantia nasi: rotzige oder fratte nasen wie die kind.'
Fris. ; Mal. ,So das Kind im Mund rot und grün ist,
so ist es fr. u. wund.' FWürz 1631. ,Fr., seer, eitericht:
purulentus, scabiosus.' Red. 1662. — 2. schlaff und
blass, wie z. B. Fusse und Hände werden, wenn man
in der Lauge oder im Kalkwasscr wascht GWe. • —
3. geil, übermütig, frech ZO. E fr-s G'schöpjli.
Mhd. rra«, halb faul, morsch; wund geriehen, entzllndot;
hildl. .ihgerieben, durchtrieben, vorsidil.igeu; geil. Auch noch
iiu ä.Nbd. und iu den meisten siUld. MAA. Bed. 2 u. 1
vereinigt das Syn. m-r. Bed. :( erkliiil sii'li :nis ileui Besrrill'
, feucht, saftig, üppig', oder aus dem von .unreif; vgl. s«''''
fmclit machen Sp. 6G9, und .noch fratt hinter den Ohren',
s. 0. 1. Ahnliche BegrifTseutwicklung zeigt auch got. gamaiil,
gebrechlich; alid. vergeblich, eitel; mhd. fröhlich, stjittlieli.
— Abi. /retten und mit drittem Ablaut Fruit.
Pratt m.: „Unreinigkeit, Schmutz an Händen und
Füssen, am Angesicht, auf Tischen, der sich abreiben
oder abschaben lässt B." E Fr. uf der Zunge» (han).
eine .beschlagene', belegte Zunge BRi. — .Änhd. .Fraf
u., aufgeriebene Haut im (Jesäss, Wolf.
fratte": „sich wund reiben, wund sein, nur von
kleinen Kindern VOrte." Offenes Fleisch, den Wolf
bekommen Z. Syn. schmirzen. — Mhd. vraten = vrcten,
wund reiben (s. /retten). Ahd. /ratön, verwunden.
Fratti f.: Wundsein. ,Die Fratte heilt im Baden
gern.' FWürz 1634. ,Es werden auch oft viel Syren
und Fratte umb die Wunden und das etwaun von
wegen der Wärme und des Verbindens, etwann auch,
dass der Krank ein phlegma salsum, d. i. ein böse
versalzene Feuclitc bei ihm trägt..' ebd. ,Paratrimma:
das aufticken der haut, fratte, der wolf.' Denzl. 1677;
1716.
Prattigkeit: aufgeriebene, wunde Haut. , Er kann
vor Fr. nicht gehen.' Spreng.
„Frett m.: Frohndienst, auch jährlicher Zins an
Geld od. Naturalien, den ein Leibeigener leisten muss;
vgl. Frettgeld." — Sonst nirgends bezeugt; abgel. t./retivn.
Männlich nach Analogie von , Dienst' und ,Zins'.
G'frett n.: hartes und eiliges Arbeiten, mühsame
Emsigkeit, saure Arbeit; schwere Last, welche auf
Einem liegt BRi.; ScnSt.; Z. Yg\. Frettete. — Direkt
von /retten abgeleitet.
frette", frettjen, fredjen Gr; 1. emsig, eilig
arbeiten, hastig tun BsLd; ZStdt; fleissig, aber un-
ordentlich arbeiten Bs; B (St.''); streng, mühsam
arbeiten BsLd; BThun.See. „Er frettet Tag und Naclit
und bringt es doch nicht weit." Auch rert.: sicli
mit Arbeit abquälen. Er frettet - si'''' no''' z' Tod Bs
(Spreng). ,Das vor der morgenpredig by etliclion
handwerken im schwank gewesne fr. und ausmachen
der arbeit soll gänzlich aberkennt syn.' Z Mand.
1650. , Fechten, eilen, fretten, strütten : festinarc. pro-
perare.' Red. 1662. ,Ohne Gott und gläubigs Betten
ist vergeblich unser Fretten.' KdMev. 1674. .Wie
versorgest du deine Seele, wann du auch an dem
Sonntag für deinen Leib frettest, reisest, issest, trin-
kest, kurzweilest und liingegen den Gottesdienst ver-
säumest?' JMev. 1694. ,Wie oft frettet man den gan-
zen Sonntag in Sclierstuben !' AKlingl. 1702. ,Magnis
se laboribus exercere: sieh fr.' Denzl. 1677; 1716.
,Fr., anxie quiritari.' ThSpieser 1716. ,|Uni irdische
Güter] frettet, sinnet nnd sorget man.' .I.)Ulr. 1727.
— 2. ängstlicli sorgen BsLd; sich über Kleinig-
keiten ärgern BsStdt. ,Er tut Nichts als fr. und
grumsen [khigen, murren |.' Spreng. ,\hc1i .^iuKmii
durch solches Wesen lästig fallen, keine Huhe lassen,
mit Anliegen oder Zumutungen Bs; BBrisl.; zanken.
Er het alletcil Eppis z' fr. mit Ei"'m BsBirs.; Syn.
rägglen. — 3. eine Bürde tragen BBe. (s. Frettete);
Gh ; Syn. püntlen ; burdcnen ; im Taglohn Lasten tragen,
z. B. Heu, Mist GRl'ani. Waaren, bes. Lebensbedürf-
nisse aus dem Tal oder in das Tal trans])ortieren,
tragend GRTschiertsch., oder führend auf Saumpferden
oder auf kleinen Wayeii (iiil>., l'r.; Syn. fcrtit/en:
1839
Fiat, fref, frit. frot. frnt
1340
säumen. Kleinliamlcl treiben, hausieren GrL>., Scli.;
auch: fiestelltes auf bestimmte Zeit bringen [?] GrL.
— 4. „sich wund reiben, bes. zwischen den Schen-
Iveln durch Gehen LG." Öyn. fratten.
Mild, vreten, reilicn; wuud machen; plagen; ebenso in
sücld. MAA. und im ä.Nlid. Engl, to/ret, auch: sich ärgern,
quälen. ltii\. frcitarc, reiben, kehren; eilen (aus Ht. /rictarf) ;
frz. froltrr, reiben. Betr. das etym. Verhältniss des deutschen
W. zu den fremden ist fraglich, ob zufalliges ZstrefFen oder
Entlehnung des deutschen (und engl.) aus dem romanischen
anzunehmen sei. Die letztere Anuahme wird zwar erschwert,
doch nicht ausgeschlossen, durch die Existenz der Ablaute
fi-ntt u. Frutt; früh entlehnte Verba (wie , schreiben') konnten
auch starke Flexion annehmen; nur ist unser freiten (mite')
nicht das Grundwort (welches e haben müsste), sondern mit
Umlaut von fralt abgel. Die Grundbed. ist jedenf. , reiben',
aus der sich auch Bed. 2 leicht ableiten lässt. Bed. 3 ent-
springt aus 1 i. S. T. mühsam, schwer tragen: vgl. auch
Spelten, Hülfsdienste leisten, zunächst beim Laden von Wagen,
aus it. spedire, lat. expedire, was wieder für romanisclie Her-
kunft auch vou freiten spricht. Das/ in Gr findet Parallelen
in W-Formeu und aus ihm mag die Schwächung von ( in d
zu erklären sein.
ab-fretten; 1. (refl.) „sich abarbeiten"; sich mit
Sorgen verzehren Bs (Spreng). — 2. (trans.) abprügeln
G 1799. — er- : 1. ^ erhasten, erstrütten, durcli eilige
Arbeit fertig bringen. Sulüer; Brägger. — 2. (refl.)
durch Arbeiten sich abmatten Bs. — zer-: (refl.) ^
sich fr. 1. Sprkng.
Fretter {FreUjer, Frecljer Gr): 1. Fuhrmann,
Spediteur, der mit eigenein Pferd und Wagen den
Transport von Waaren zwischen Berg und Tal betreibt
GrD., Pr. Kleinliändler, Hausierer GRTschiertsch. —
2. Plagegeist. Sprichw. RA.: Vetter Fr.! Verwandte
machen Kistige Ansprüclie. Sulger; s. freiten 2. —
Sunntags-: Handwerlier, der am Sonntag Arbeit
fertig zu bringen sucht. Vgl. (retten 1. .Wie viel
Exenipel hat man, dass Gott die Sonntagsfrettcr mit
Feuer und anderen schweren Gerichten hat heiin-
gesuchetV' JMey. 1694.
Fretteri": 1. unermüdlich arbeitende Frau Bs.
— 2. Eier feiltragende Frau GnEübl. Vgl. fretten 3.
Frettete f.: 1. übermässige Anstrengung, eil-
fertiges Treiben. Die wird e Hletti mache' und e
Frettede ha" BsStdt. - 2. (Uim. FrettetU) kleine Last
BBe. Syn. BiirdcH.
Frctti Fredji f.: mühsame Fuhr GrD.
frettig: wer sich viel Mühe gibt, ohne viel aus-
zurichten; ängstlich geschäftig, ha.stig, ungeduldig,
unruhig Bs.
Frettle" f.: Frettchen. .Aus den nestern. so sy
[die Spatzen] in mauren inacliend, zeucht man sy mit
wiselinen und fretlen, so man sy gezänit und darein
gelassen hat.' Vogelb. 1557.
freitlieh s. freidig Sp. 1273. gefreut s. freuen
Sp. 1-254. gefrit .s. Sp. 1264.
Frittiide f.: Pfannlvuchcn, Omelette Gr. — Aus it.
friWita.
Frite, friterig s. Fri-Tag.
Frntt f.: 1. (Frutte') länglicher Einschnitt an
Bäumen oder Felsen ; grosse Wunde an einem Baum,
wenn in der Rinde ein Riss entstanden oder ein Stücli
derselben losgescliält ist LE. — 2. Name von Gegenden
und (Jrundslücken, meist im Hochgebirg, Fel.spartien,
etwa mit einem Sturzb:icli, auch geradezu der Wasser-
fall selber; so wird das Tal von PP. am Tosafall ein-
geteilt in ,Uf der Fr.' u. .Unterfr.', .sulla' u. ,sotto la
cascata', im ital. Dialekt der Gegend Frua, was auch
der Name einer Alp im Eschental ist. ,Frutten' oder
, Flutten' Hof in ZG.\geri; ,Frutten' Wald am Fuss
des Kossberges Zg. Fruit Name mehrerer Passagen,
wo ein treppenartiger schwieriger Aufstieg an einem
Felsberg stattfindet U: ein Stafel der Alp Leitschig
(auch Furt); bei Wasen; am Weg von Seedorf nach
Isental. Ähnlich in Uw; Schw'Muo. u. Pilatus. Diin.
FruttU BMeir.; ScHwGoldau. Morsch.. Muo. ; UUrs.
.Uffon Frutta.' 1273, Urk. LHorw. , Konrad v. Vorutta.'
1275, Urk. UAttingh. ,ln der Frutti.' 1322, Urk. Schw
Morsch. ,Us dem Forstwald von der Frutt dannen
bis an die Nas.' LB. ScawGers. Ah-Frutt, Alp UGösch.
Comp. Ei-Fr. UErstf. (der Steinberg in Gl hiess frü-
her ,üufrutta'); 0/«)'- UMaJ.; Underfriitten VviAl'pn.;
Vor-Fruii U (am Klausenpass); Heu- OEwKerns; Sal-
UAttingh.; Zingel- Teil der Uw Aa-Alp. Fr.-egy LE.;
-matt, auch Frag- (,Frup-.' 1529), Alpstafel in Gl
Sernft. ; -herg, Bergwiesen in GLLintt. ; -icald (älter
,-val'), Weiler am Tosafall.
Bed. 1 lässt sich aus der Grundbed. .reiben, verwunden'
(bei fralt und fretlen) leicht erklären; dann muss aber das
gleichbed. Flutte (Sp. 1'331) aus Fr- entstellt sein, wie neben
fralt ein Mal ßatt bezeugt ist. Für Bed. 2 muss der Grund-
begriff räumlich erweitert werden, so dass das W. tiefere
und breitere Einschuitte an der Oberfläche des Bodens, Fels-
abstürze, Schutthalden, zerrissene Bergreviere u. ä. bezeichnen
konnte. Die in U vorkommende Nbf. Furt erklärt sich aus
der bei r häufigen Umstellung des Voc. Das tessin. Frvda
= cascata mag (wenn sein Voc. kurz oder erst später gedehnt
ist) aus dem deutschen W. entlehnt sein, ebenso frun, mit
ausgestossenem Cons. Froda erscheint auch auf rätoroman.
(lebiet von Gr.
frutte": .sauber reiben, putzen, waschen. All
Fritig früei fruttist din Gschirri im Dachtrauf BSa.
Wahrsch. aus dem beuaclibarteu frz. frolter, reiben.
Fnittiere f.: Obstschale? In einem L Invent. des
XVI. werden kleine und grosse .frutiercn' mit ge-
triebener Arbeit genannt. — Aus it. 'frutlieni.
un-fruct: träge; unfreundlich. Sulger.
Mhd. unvruot, unverstäudig; unfein; uufroh ; ungesund.
Das positive einfache vruot^ verständig; tüchtig, wacker;
hübsch; froli; frisch, munter, gesund, ist bei uns durch das
gleichbed. abgeleitete fruetig ersetzt.
Fruete" f.: junges Schoss. Sulger.
fruetig {-üe- W, -ii- Aa It H., fruttig. Ineichen):
1. von Menschen (früher auch etwa von Tieren):
a) munter, froh, frisch, lebhaft, rü.stig, wacker, tapfer,
furchtlos, rasch, entschlossen Aa; Ap; B; Uw; U; W.
Syn. frecli Sp. 1271; busjier. Si''' fr. mache", leliliaft in
Geberdell sein B (Zyro). Ds Meitji ist afu es Mensch
g'si', icie-s-sus [es es] zu 14 Jaru" hei megw gigen,
ice-sch [wenn sie] schü" frietigi sind. W Sagen. Fn
junge fr-e Ma". Von einer tüchtigen Hausfrau BRi. ;
Syn. angriffig; musterig; redlich u. a. .Zugent mit
den pannern fr. und unerschrockenlich an die fyent.'
Fründ 1446. ,[Die Arbeit] maclit euch den lychnain
[Leib] fr. und stark.' Zwingll ,Am morgen ist huld-
selig studieren, da der mensch fry, lustig und fr. ist.'
Kessl. ,Und wiewol der herr doetor gross und feisst,
schwer und lästig, doch war er, über die häg zu klim-
men, durch die studen zu schliefen und berg zu .steigen,
gar ring und fruetig.' ebd. .Die hebreisdien weiber
l:Ml
Frat- -frill. Fratscli— l'rutsch
1342
sind nit wie die cgyptischeu, dann sy sind lebliclie,
fruotige [Weiber].' 1548, IL Mos.; dafür ,harte.' 1531;
.lebhaft.' 1667. ,Dass das fleisch blöd und schwach
sye, obschon der geist schnell und fr. ist.' Guälth.
1555. .Die hand der fr-en gewünnt reichtagen.' 1548/60,
Prov.; dafür: ,die fromm hand.' 1531. .Animus acer
etpra-sens; gnavus, impavidus: fr., scharpf, nit schlii-
ferig; nuefer, fieissig, emsig, behend, wacker, niuetig,
hurtig, fertig, keck, dapfer.' Fris. ; Mal.; Denzl. ,Es
würkt der weise Gott, dass die Menschen fr. werden
ihrer Nahrung nachzugehn.' GMüll. 1657. .Wie die
kriegspferd zum streit mutig und fruotig.' JMüll. 1666.
.Welcher, obgleich 86 Jahr alt, an Leibs- und Gemüts-
kräften nach ganz frutig war.' JJScuEtiCHz. 1708; dafür
.frisch.' 1746. .Nävus, .strenuus. sedulus.' ThSpieser
1716. Den Feuerhauptleuten zu Gehülfen gibt man
,von den Zünften je 1 ansehnlichen, fruthigen, verstän-
digen Mann.' Z Feuerordn. 169'2 (1793). — b) hurtig,
behende, schneO, flink Aä; BBe.. Ha., Ri.; „LE.;" G;
„SoHw"; Uw; U; Z. JS" fr-ffGang Vv/E. Uf dr Isenhan
geit 's fr. BEi. Fr-s als Adv. : [Der verlorne Sohn]
heig-si [habe sich] fr-s uf-e Weg g'macht U. .Ermess
ein jeder, wie vil ringer sye ein mal fr. dannen ge-
richt werden und sterben, dann so mängen tod, so
lang und so vil grosser not erlyden.' HBull. 1540.
,Festinationem adhibere: eilen, ein ding fertig und
fr. ausrichten. Acer equus: ein fr. oder hurtig ross.
Acerrime aliquid agere: zum allerfruotigisten.' ^uis.;
Mal. ,So war er auch mit fechten gar fr.' Mal. 1593.
.So nun die Stadiodromi vor Zeiten fr. sind gelotfen
nach dem fürgesteckten Zil.' XVIL, JGIrm. — 2. von
Pflanzen, Saatfeldern, Wiesen, Bäumen: frisch, grün,
üppig wachsend, fruchtbar ScuSt. ; Tu; Z. De" Börne
[die Saat] stöt fr. Von einem Brunnen: stark, reich-
lich fliessend BHa. ,So wachsen die Erbsen schön
hinauf, werden frutig und fruchtbar.' JCSulzer 1772.
Mhd. vrüetic, rüstig usw.; vgl. noch vruut in der Anm.
zu unfruet. Die Gruudbed. , verständig' wurde zunächst über-
tragen auf geistige Frische und Kegsanikeit übh., daun auf
die entsprecheuden Eigenschaften der Seele, von hier auf
den mit ihr in lebendigem Zusammenhang stehenden Leib
und zuletzt (unserem W. eigen) sogar auf das Pflanzenlebeu.
Vgl. frech; l;ei;h ; hrav ; toll. Ähnliche Übergänge bei mhd.
(jemcit, lebensfroh, wacker, tüchtig, stattlich, und in umgek.
Kichtung bei kluor, dessen Grundbed. ,fein', urspr. vou
körperlicher Beschaffenheit, in der gewohnton Weise auf den
Geist übertragen wurde. Betr. den Laut ist die Aussprache
m' ein seltenes Beispiel von Verengung des alten Diph-
thongen uo nach nhd. Weise.
u n - : 1. „von Menschen a) derb, rauh, z. B. u. tisege,
barsche Antwort geben B." — b) untüchtig, träge,
nachlässig. ,Das ich als ein unfr-er hirt und der nur
den nutz ansieht, umm Hesse kummen die schal.'
ZwiN(iLi. , Pfarrer N. N. ist unflyssig, studiert wenig,
liat wenig autorität, ist ein unfrüetigcr mann.' 1533,
Egli. Act. .Als er von land gescliitlet, sygind syne
knecht einsmals gar tuchig und unfr. worden.' LLav.
1569 = , zaghaft und kleinmütig.' 1670. ,Lapis; socors:
unfr., ein törpel; trag, hinlässig, lau, nit witzig.' Fris.;
.Abjectior animus: unfr. oder unmuotig. eins erscblag-
ncn herzens.' Fris.; Mal. — 2. „von Gewächsen: nicht
gedeihend, unfruchtbar Z."
Mhd. uujyUetic, ungesund, iinfroh. Bed. .unfreundlich'
scheint sich aus ,uufroh, unlVeudig' entwickelt zu haben, da
Freude leicht in Äusserungen von Liebe sich mitteilt; vgl.
ß-ci, gutmütig, freundlich, leutselig.
Pruetigi, Fruetigkeit f.: FreundlichkeitV ,One
zwyfel achtet er der güetern dos gmüets und des lybs
und befand früntliche, underdienstige, deniuot, arbeit-
same, fruotige, eerenenbietung gegen frömbden lüten.'
HBuLL. 1540. Freudigkeit, Munterkeit. .Einen recht-
schaffnen yfer und eine arbeitsame, unverdrossne
fruotigk., einer so herrlichen kilchen zuo dienen.'
1642, JJBreit. ,HBullinger war von einer starken
Comple.\ion, Fruotigkeit und Hurtigkeit.' Mise. Tu;.
1722. — .ünfruetigkeit: socordia, Trägheit.- Fris.
Fratsch — frutsch.
Fritsch GT.; SchwE., -i Gl; W, Frütschi (-ö'-J
L — m. : Koseform des Namens Friedrich (oder Fri-
dolin?). ,Fritschis sun.' Z Chr. 1336/1446. Auch Ge-
schlechtsn. (wie in Deutschland .Fritzsche'). .Clewi
Fritsch.' 1503, BsPratt. ,Friedrich Fritschin.' 1685,
BsStdt. Fr-i bes. bekannt als Name eines Bürgers
von Luzern, der im XV. gelebt und zur Feier seines
Andenkens den sog. Fr.-Zug gestiftet haben soll, der
am Fetten Donnerstag stattfindet und auch den früher
um diese Zeit gehaltenen , Landsknechtenumzug' er-
setzt. Die Feier bestand früher wesentlich in einem
Umzug der Safranzunft, bei welchem die Figur des
,Bruder Fr.', begleitet von einer weiblichen {Fritschene,
früher genannt ,Hure'), später auch vou einem Kind
(Fr.-KvndJ, auf einem Wagen herumgeführt wurde,
mit vorangehenden oder folgenden Mahlzeiten und
Trunkspenden, bei denen der von dem Br. Fr. zu
diesem Zwecke gestiftete i'V.-Äo^j/' [Zunftbecher] reicli-
lich kredenzt wurde. In neuerer Zeit wurde der Umzug
(wie älmliche in Basel am letzten Tag der Fastiuicht,
in Zürich am Sechseläuten, in Bern am Ostermontag)
zu einem allgemeinen Maskenfesto ausgestaltet, bei
welchem allerlei Ereignisse der Vergangenlicit. Gegen-
wart oder sogar Zukunft in mehr oder weniger sa-
tirischer Weise dargestellt werden; docli bildet der
Fr.-Wagen noch immer einen wesentliclien Bestandteil
des Zuges. Der Veranstalter oder Auordner desselben
heisst Fr.-Vater (vgl. Girisen-V.), ebenso in U. da
übh. die benachbarten .Länder' an dem Feste der
Stadt L schon frühzeitig Teil nahmen und auch ein-
mal schon im XV. (was im J. 1508 die Basler wieder-
holten) die Person des Fr. zu sich entführt hatten.
.Von alter har ist ein lobliche gewonheit und järlicher
fasnachtschimpf zu Luzern gewesen utf einer gesell-
schaft und trinkstuben genannt zum Fritsdii; die hand
ein ströwinen mann, genannt bruoder Fritsclii, den
sy järlich uf den sclimutzigen donnstag mit eim fänli.
pfyfer, trummen, tanzen ynfüerend.' Scuillin«. Nacli-
her ebd.: ,Und ward der arm alt burger von Luzern
heimlieh by nacbt und nebel cntfrömdct [nach liasel
entfülirt].' Die Gesandten von L bitten um Erneue-
rung der Fenster und Wappen im Gosellschaftsluius
zum Fritsclii. 1581, Ausc». 1604 verordnete die Ke-
gierung von L: .in Anbetracht, dass vormalcn ein
Anzug [Erinnerung] beschehen. wie unsere Altvordern
den Umzug uf dos Bruder Frütschings Tag uss guten
Ursachen angesebon |usw.].' Likhenau.
Fritsch Vergriilierung von Frilz, Frtituchi beruht darauf,
dass t vor Zischlauten leicht in ii übergeht (vgl. <nrii(«i7irn,
erwischen). FrütKchiiuj mit .\nlehuuug der Kndung .in .Fa-
sching', wie in .Bruoder Faschin' im Schreiben vou L an
1313
Fratscli rnit.sfli. Fratz— Irutz
1344
Bs 15Ü8. -Die (Tescliichllichkoit dus Br. Fr., der unter dem
Namen , Friedrich (oder Fridolin) ab der Halden' als lustiger
Bruder gelebt haben und im J. 14S0 gestorben sein soll,
ist zweifelhaft und er ist viell. nur Verkörperung des Geistes
der Lustbarkeit, der nach dem Burguuderkrieg (, Tolles Leben')
aufkam und auch anderswo {z. B. im ,Grossniächtigon Rat'
in Zug) Spuren in Gestalt von Festbräuchen hinterlassen hat,
oder der Fastnachtslust übh. — Möglich bleibt immerhin,
dass ein Mann dieses Namens zum Aufkommen des Festes
in der bestimmten Gestalt irgendwie beigetragen hat; denn
.appellativer Gebrauch des Namens .Friedrich, Frit/' findet
sich weniger bezeugt als von andern Personennamen, wenig-
stens bei uns. Vgl, Pfyffer, Kt. Luz. 1,313; Liebenau 1881,
93. '240 ff.; Fcieraliend 1843, 107; Herzog 1884, 15Ö/16Ü;
Osenbr. 1864, 166/177.
Fritschi II f.: weiLl. Taufn., Fridoline W.
Fratz -frulz.
Fratz I 111.: Weide. Friie-, Nach (No)-: Früh-,
Nach- oder Si)ätweide. Sulger. Zu fretzen 1.
Fratz II, Fratze" — PI. Fratze"; Uiiii. Fratzli
I)S, -ä- üs; Sem; Z, Fratzeli L: 1. persönl., Fratz m..
mit Beziehung auf weibliehe Personen in AAZei.; L f.
a) eitle Per.son, Kleidernarr; hochmütiges, na.sewoises
Mädchen; ungezogenes, eingebildetes, fürwitzigos, mut-
williges Kind, naseweiser Knirps Aa; Bs; B; L; Sch;
Soiiw; Th; Zg; Z; Mensch mit herausfordernder Miene,
in der RA. de' Fr. mache" Aa (H.) ; mehr oder weniger
.scherzhafter, liebkosender oder tadelnder Öcheltn. für
Kinder übh. AA^tauf.; Gk; U. Hexe"- Gr, Chetzersch-
Fr. G; Fratze-bneb, -maidli U; Syn. Gof. — b) Spass-
macher, Possenreisser L; aSc:HW; Zg. — 2. sachlich,
Fratze f., verzerrtes Gesicht [Fratze-G' sieht AAZei.).
Fr. schnlde", das Gesicht verzerren, Grimassen machen
S; Z, auch Sg. e Fr. mache'', ebd. Larve, ungestal-
tetes Gesicht L (Fratz).
Grundbed. des in der ii.Spr. febleudeu W. scheint: ver-
zerrtes Gesicht, von einer Wurzel mit der Bed. .schneiden';
vgl. Grimassen , schneiden' (, Hasenfratz' = Hasenscharte; auch
Geschlechtsn.). Ähnlich wäre Butz (s. d.) und nhd. ,Posse'.
Von Red. 1662 zsgestellt: , Fratz, poss: nugse, iuopti.-e.' Vgl.
aber auch it. fmsca, Larve, frz. fiaanues, mutwillige Streiche.
fratze": sich ungezogen betragen; hoffärtig sein Bs.
Fratz er in: bösartiges Weib W.
fratzig: ungezogen; hoffärtig Bs.
frätzisch: „ungezogen, kindisch von Betragen"
.\AZei. ; „VObte."
Prazi n.: schlechtes Aussehen eines Menschen.
l)e'' macht es Fr.! AAStauf.
Scheint mit Fratz ^ zusaniinenzugeiiörcn und aus diesem
entstellt zu sein (viell. nur individuell).
Gefräz s. Gefriiss Sp. 1317. träzeii s. fräsen
Sp. lo'Ä).
Ge-fretz n.: Gezänk? Gehetz V ,üie einlalt leer
wirt mit zanken und zwyfelhaftigem fragen und ver-
wornem gfretz verwicklet.' HBull. 1501. .Als or mit
dem adel im gefrätz und gehäder lag.' Vau. — Von
fretzen 5 a i. S. v. hetzen. Syn. Gefitz.
fretze": 1. a) von Vieh: abfressen, abweiden
GhD., Pr., He. ; ScnSt. D' Chüe fr. e Weid, ds Gras
va-ra [von einer] Wis Gr; Bregenzwald. Syn. etzen.
— b) caus. von den Menschen: abfressen lassen.
E Wis, Weid, ds Heu uf-em Stall mit dem Ve''' fr.
(Syn. verfüeteren). Die Weid ist scho" alli gfretzt Gr.
.Einem fr.', das Vieh auf der Wiese des Nachbars
weiden lassen. Schwarzw. .Fr.: depascere.' Denzl.
1677; 1716. — 2. {fritza ApK.) ätzen; durch einen
scharfen Stotf einen Schaden vertreiben GRPr.; GTa. ;
ScnSt. Warze' mit Hölle'stein eieeg fr. Der Essig
tuet d' Wetzsteine off'e" fr. De'' Zucker fretzt 's wild
Fleisch fort Gr. — 3. hetzen, a) Hunde antreiben
GTa.; Th; auch von Menschen: aufreizen GTa. Vgl.
Gefretz. .Die äbtc warend streng auf das zeitlich ge-
richt und wurdend zuo söUichem von iren gefründten
gefretzt.' Vad. — b) das Vieh mit Hunden zum Laufen
antreiben. Auch von Menschen: Me sött-en [man sollte
ihn] mit de' Hunde' fürt fr. SciiSt.
Mild, vretzen, (aus) vnr-etzcn (wie .fressen' ans .ver-essen').
fressen machen od. lasseu. abweiden, füttern; beissen; jagen
(hetzen).
ab-: 1. ^ fretzen 1 GuPr.; ScHSt. ,.\bfr. : de-
pascere.' ÜENZL. — 2. = fretzen 2, durch cheniisclie
Mittel vertreiben Ai'K. — üf-: durch scharfe Stotfe
gänzlich vertreiben Ap; Gßh. — üs-. usser- GfiPr.,
usse- GrHb.: völlig als Futter aufbrauchen. z.B.:
Ds Heu uf-eme Stall mit dem Ve''' u. Syn. rerfueteren.
.Sie zwingen ihr Vieh auf das Isenriet und weiden es
derniassen ab (usfretzen), dass [etc.].' 1609. Kkiess.
ver-: durch Abweiden schädigen, zu Grunde rich-
ten. .Das Gwild verfretzt die Güeter.' HBull. 1572.
— Zu dieser pleonastischen Zss. vgl. die Anni. zu jmnieren
Sp. 349/50.
Fritz: Koseform des Namens Friedrich, allg.. in
Gl auch für Fridolin. Auch Name von Pferden Aa;
L (FritziJ. Appellativ: ,ltel Fr.' [eitler Tor?] Ruef.
— Vgl. Anm. zu Fritivhi. .Fritzenbach' Ortsn. BO.. .-borg,
-hus, -matt' BE.
Zingge"- nennt HsOtt die Personitikation der
Vergeltung, die jedes Tun schliesslich mit sicli bringt.
— Wühl eine Art Teufel mit einer Gabel V
Frotzi III.: Einer, der schlecht arbeitet BM.
271! 4
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MAR 16 1971
PF
5J36
SA
Bd.l
Schweizerisches Idiotikon
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