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Full text of "Schweizerisches Idiotikon. Wörterbuch der schweizerdeutschen Sprache. Gesammelt auf Veranstaltung der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich unter Beihülfe aus allen Kreisen des Schweizervolkes. Hrsg. mit Unterstützung des Bundes und der Kantone. Bearb. von Friedrich Staub und Ludwig Tobler"

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Schweizerisches  Idiotikon. 


Wiirterbiieli  dei*  scliweizerdeiitselieii  Sprache. 


Erster  Band. 


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J.    Hviliei's   Bit<-!nliu<-ki*rci    in    Kr 


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Schweiz! Tisclic^s  Idiotikc )ii . 

Wörterbiieli  der  schweizerdeutscliei]  Sprache. 

Gresamnielt  auf  Veranstaltung 

der 

Antiquari8(3lieii  (Tesellschaft  in  Zürich 

unter  Beihiilfe 

aus  allen  Kreisen  des  Schweizervolkes. 


ilerausgcgolien  iiiil  üntprslötziing  lies  Biiniies  üdiI  der  Kaiiloiit!. 


Erster  Band. 

Bearbeitet 
von 

Friedrich  Staiil)  und  Ludwi^a;  Tobler. 


Prauenfeld. 

Vorlag  von  .1.   Hiibcr. 

ISSl. 


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SH 


Vorwort. 


Di 


ic  folgenden  Worte,  mit  welchen  wir  die  erste 
Lieferung  dieses  Wörterbuches  bei  dem  Leser  ein- 
führen, haben  bloss  den  Zweck,  ihm  dasjenige  an 
die  Hand  zu  geben,  was  zu  seiner  Orientierung 
um  so  mehr  erforderlich  ist,  da  unser  Buch  von 
der  gewohnten  Einrichtung  und  dem  Aussehen  der 
Wörterbücher  von  Literatursprachen  einigermassen 
abweicht.  Die  förmliche  Einleitung  kann  erst  später 
geschrieben  werden,  da  sie  u.  A.  auch  die  Geschichte 
dieses  Werkes  enthalten  soll.  Bis  dahin  müssen 
wir  es  uns  auch  versagen ,  von  den  gemachten 
Erfahrungen,  welche  meist  erhebender  Art  waren, 
zu  reden  und  die  Hunderte  von  hilfreichen  Ge- 
nossen, durch  deren  Arbeit  und  Opferwilligkeit 
dieses  Werk  allein  möglich  wurde,  der  dankbaren 
Nachwelt  zu  nennen.  Auch  unserm  Vorgänger, 
Vater  Stalder,  können  wir  nicht  heute  schon  den 
wohlverdienten  Ehrenkranz  aufs  Grab  legen. 

In  Betreff  des  Wörterbuches  selbst  möchten 
wir,  um  dem  Suchenden  Enttäuschung,  uns  aber 
unverdienten  Tadel  zu  ersparen,  zum  Voraus  daran 
erinnern,  welche  Ziele  und  welche  Schranken 
wir  uns  gesetzt  haben. 

1 .  Das  vorliegende  Idiotikon  beschränkt  sich 
auf  das  Gebiet  der  deutschon  Schweiz  und 
ihre  Kolonien  im  Süden  des  Kantons  Wallis ;  auf 
die  alemannischen  Sprachgebiete  jenseits  des  Rheins 
wurde  nur  gelegentlich  zur  Erklärung  schweizer- 
ischer Sprache  hinübergegriffen.  —  2.  Die  ältere 
schweizerdeutsche  Literatur  wurde  ebenfalls  in 
den  Bereich  dieses  Wörterbuches  gezogen.  — 
3.  Beabsichtigt  ist  die  vollständige  Sammlung 
1)  aller  Ausdrücke  des  schweizerdoutschen  Sprach- 
schatzes, welche  der  neuhochdeutschen  Schriftsprache 
der  Gegenwart  gar  nicht  angehören  oder  welche 
gegenüber  dem  Neuhochdeutschen  in  Form  oder 
Bedeutung  eine  bemerkenswerte  Abweichung  zeigen, 
und  zwar  ohne  Rücksicht  darauf,  ob  die  betr.  Wörter 
in  der  altern  deutschen  oder  in  andern  germanischen 
Sprachen  und  Dialekten  älterer  oder  neuer  Zeit 
vorkommen  oder  nicht;  2)  aller  im  Schweizer- 
deutschen eingebürgerten  Fremdwörter;  3)  der 
Eigennamen,  soweit  ihre  appellativo  Natur  noch 
einigermassen   deutlich   erkennbar  ist  und  zin-  Er- 


klärung oder  Ergänzung  reiner  Appellative  bei- 
tragen kann;  4)  der  sogen.  Koseformen  der  Per- 
sonennamen. —  4.  Dagegen  blieb  mit  Bedacht 
ausgeschlossen  1)  aller  fremde,  unechte  Sprach- 
stoff, d.  i.  nicht  bloss  die  gemeinhin  sog.  Fremd- 
wörter, sondern  auch  die  seit  der  Mitte  des  vorigen 
und  besonders  seit  den  Dreissigerjahren  dieses 
.Tahrhunderts  mit  steigender  Progression  aus 
der  Literatursprache  eingedrungenen  Wörter  und 
Wendungen,  wenn  sie  auch  angefangen  haben, 
unentbehrliche  Ausdrucksmittel  für  unsere  teils 
durch  die  Schule  und  die  modernen  sozialen  Ver- 
hältnisse der  Natur  und  dem  Leben  mehr  oder 
weniger  entfremdete,  teils  durch  die  moderne  Kultur 
zu  neuen  Anschauungen  gelangte  Generation  zu 
sein.  Vom  Gesichtspunkte  des  Sprachforschers  wie 
von  dem  des  Patrioten  aus  schien  die  puristische 
Tendenz  viel  wertvoller  als  die  Fixierung  der  gegen- 
wärtigen Uebergangsperiode.  2)  Aberglaube, 
Bräuche,  Sitten,  Spiele,  Rätsel,  Sprich- 
wörter, Lieder  und  Sagen  konnten  im  Wörter- 
buch nur  zur  Behandlung  kommen,  soweit  die 
Erklärung  einzelner  Wörter  es  mit  sich  brachte. 
Die  vollständige  Sammlung  dieser  kulturhistoriscli 
so  wichtigen  Äusserungen  des  Volksgeistes  ist  eine 
Aufgabe  für  sich',^.welcbe  sich  mu'  ausserhalb  des 
Wörterbuches  sachgemiiss  lösen  lässt.  Wohl  hat 
die  Vorbereitung  des  Wörterbuches  uns  reichen 
Stoö"  aus  diesen  Gebieten  gelegentlich  eingetragen, 
aber  von  einer  systematischen  Durchforschung  der 
Volkstümlichkeit  nach  dieser  Richtung  koimte  jetzt 
keine  Rede  sein ;  eine  solche  harrt  noch  auf  ihren 
Mann,  dem  auch  die  von  uns  inzwischen  sorgstfm 
gehüteten  Schätze  zufallen  niüssten.  Das  Wörter- 
buch kann  einstwciilen  luu'  Streiflichter  auf  diesen 
Reichtum  werfen,  hoffentlich  genug,  um  die  Bi^gierde 
luxeh  systematischer  Bearbeitung  zu  wecken.  Mit 
unserer  Resignation  begeben  wir  uns  allerdings 
eines  starken  Anziehungsmittels,  das  die  Idiotika 
bisher  zu  charakterisieren  pflegte;  allein  wir  glauben 
damit  logischer  (um  nicht  zu  sagen  ehrlicher)  und 
im  wahren  Interesse  der  beiden  Aufgaben  zu  ver- 
fahren. Auch  Beschreibungen  und  Eiklärungen  von 
Realion,  wie  merkwürdig  und  eigentümlich  diese 


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VlII 


an  und  für  sich  sein  mögen,  durften  nur  bis  auf 
den  Punkt  ausgeführt  werden,  dass  dem  sprachliclien 
Verständnis«  ein  Genüge  geschah ;  wir  durften  nicht 
ein  Reallexiiion  schreiben.  3)  Unsere  etymolo- 
gische Aufgabe  liossen  wir  uns  durch  die  Stellung, 
welche  unser  Idiom  hmerhalb  der  sprachen  einnimmt, 
vorzeichnen  :  es  nnisste  uns  in  der  Regel  genügen, 
die  schweizerdeutschen  Wörter  auf  den  mittel-, 
gelegentlich  den  alt-  oder  den  neuhochdeutschen 
t^prachstoff  zurückzuführen.  Die  weitern  Zusammen- 
hänge mit  älteren  8|Machperioden  bloss  zu  legen, 
ist  Sache  von  umfassendem  Wörterbüchern.  Selbst 
die  seitlichen  Ausblicke  in  andere  deutsche  Mund- 
arten, zu  welchen  man  sich  oft  genug  verlockt 
fühlt,  versagten  wir  uns  als  unnötig,  ja  gefährlich: 
auch  diese  gebühren  bei  dem  heutigen  Stande  der 
Dialektforschung  nicht  dem  Idiotikon  eines  einzelnen 
Dialektes,  sondern  einem  zusammenfassenden  Werke, 
das  aber  erst  erstehen  darf,  nachdem  die  (irammatik, 
die  jetzt  allerdings  noch  in  den  Anfängen  liegt, 
ihrer  Aufgabe  nachgewachsen  ist.  Bis  dahin  lässt 
sich  ein  blosses  S])iel  treiben  mit  fremden  Lauten 
und  Formen,  von  deren  wahrem  Wert  man  sich 
keine  Rechenschaft  gibt,  noch  zu  geben  vermag, 
und  daher  ist  durch  die  Heranziehung  fremder 
Mundarten  der  Etymologie  bisher  fast  mehr  Schaden 
und  Iirung  als  Förderung  erwachsen.  M^enn  wir 
gleichwohl  zuweilen  aus  diesen  Schranken  heraus- 
traten, so  geschah  es  teils,  wo  wir  uns  der  Sache 
sicher  fühlten,  teils,  um  in  Fällen,  wo  wir  uns 
über  das  Etymon  nicht  klar  waren,  die  Lücke  mit 
einer  Hypothese  auszufüllen,  welche  wir  wert  er- 
achteten, dem  Sprachforscher  zur  Erwägung  vor- 
gelegt zu  werden.  Im  Ganzen  aber  war  unser 
Streben  darauf  gerichtet,  unsere  Sprache  möglichst 
aus  sich  selbst  zu  erklären,  was  in  Hinsicht  auf 
Laute  und  Formen  durch  zahlreiche  Verweisungen 
auf  parallele  oder  analoge  Fälle  oft  möglich  und 
am  liesten  war.  Viel  Mühe  und  Raum  wäre  uns 
erspart  gebliehen,  wenn  wir  auf  eine  Grammatik 
unserer  Sprache  hätten  verweisen  können,  welche 
dem  Wörterbuch  voraus  geschickt  worden  wäre. 
Leider  war  dies  nicht  möglich,  wenn  nicht  das 
Wörterbuch  selbst  in  Frage  gestellt  werden  sollte, 
nach  dessen  endlichem  Erscheinen  doch  am  lautesten 
gerufen   wurde. 

Nicht  ebenso  aus  inuern  Gründen,  sondern  mehr 
unfreiwillig  der  Macht  der  Verhältnisse  weichend, 
haben  wir  Manches,  was  zur  Lhiterhaltnng,  Be- 
lehrung und  Bequemlichkeit  des  Lesers  hätte  bei- 
tragen müssen,  aus  der  anfänglichen  Anlage  des 
Buches  zurückgezogen.  Es  drängte  sich  nämlich 
gegen  Endo  der  Vorarbeiten  bei  den  Verhandlungen 
über  die  Veröffentlichung  des  Werkes  die  Forderung 
der  Verkürzung  unabweisbar  auf,  und  wenn  einmal, 
um  das  vcrs])roch<Mie  Maximum  der  Bogen- 
zahl gewissenhaft  zu  respektieren,  zu  wählen 
war  zwischen  d(M'  Beschränkung  des  Sprachstoffes 
selbst  und  derjcuiigiui  von  mehr  Nebensächlichem, 


so  konnte  der  Entscheid  nicht  sehwanken.  So 
wurde  die  Zahl  der  Beispielsätze,  manchmal  auch 
der  Woitlaut  derselben  eingeschränkt  —  vielen 
Lesern  vielleicht  nicht  unlieb,  obwohl  damit  auch 
mancher  hübsche,  belebende  Zug,  manche  sonst 
bemerkenswerte  Notiz  und  die  Veranschaulichung 
der  Beliebtheit  eines  Ausdruckes  unterblieb.  Am 
zähesten  sperrten  wir  uns  gegen  die  knappere 
I  Fassung  der  Anmerkungen,  weil  uns  angelegen 
ist,  wissbegierigen  und  denkenden  Laien,  besonders 
den  Lehrern  unserer  Mittelschulen,  Aufschluss  über 
die  Fntwickhing  der  Formen  und  Bedeutungen  zu 
geben.  Freilich  werden  sowohl  die  I'hilologen  von 
Fach  als  die  mit  dem  blossen  Sachverhalt  sich 
begnügenden  Laien  sich  über  jede  Beschränkung 
in  dieser  Richtung  freuen,  und  mögen  wir  uns  mit 
der  Wahrnelnnung  beruhigen,  dass  es  an  unseren 
schweizerischen  Lehrorseminarien  mit  Beziehung 
auf  die  Herbeiziehung  der  Mundart  zum  Sprachunter- 
richte Dank  der  Fürsprache  und  Bemühungen  eines 
Dr.  EGöTziNGER,  Prof.  MHeynk,  Prof.  JMeyer, 
Dr.  JWiNTELER  U.A.  zu  tagen  begonnen  hat,  so  dass 
uns  ein  Teil  unserer  Aufgabe  von  jenen  Bildungs- 
anstalten abgenommen  wird.  Auch  die  beabsichtigte 
Besprechung  der  Laute  und  Buchstaben  als 
solcher,  ihrer  Wandlungen  und  ihrer  darauf  be- 
ruhenden Geltung,  sowie  die  lexikalo  Behandlung 
der  Bildungssilben  haben  wir  mit  Bedauern 
unterdrückt.  Wir  beschränkten  uns  auf  diejenigen 
Bildungselemente,  welche  noch  als  selbständige 
Wörter  gefühlt  werden,  sei  es  dass  sie  es  ur- 
sprünglich waren  oder  dass  sie  den  Schein  davon 
ancenonuncn  haben.  Was  die  untrennbaren  Vor- 
silben  betrifft,  so  durften  diese  nicht  ganz  über- 
gangen werden,  wenn  nicht  ein  wesentlicher  Teil 
!  des  Wortschatzes  verloren  gehen  sollle ;  dagegen 
j  mussten  wir  uns  in  der  Behandlung  derselben  auf 
Angabo  der  Hauptbedeutungen  und  eine  Auswahl 
von  Beispielen  der  betr.  Zusannnensetzungen  be- 
schränken, deren  Gosammtbedeutung  unter  dem 
zweiten  Wort  aufzusuchen  ist. 

Die  Aufzählung  der  Synonymen  und  Ant- 
onymen,  der  Ableitungen  und  der  Zusammen - 
Setzungen  durften  wir  uns  nur  mit  Auswahl  nach 
bestimmten  Gesichtspunkten  erlauben.  Die  Hin- 
weisung auf  die  einschlägige  philologische 
Literatur  unterblieb  ganz,  selbst  diejenige  auf 
die  schweizerischen  Idiotika ;  dass  wir  sie  gleich- 
wohl bestens  und  mit  dankbarem  Sinne  ausgenutzt 
haben,  ist  selbstverständlich. 

llebrigens  ist,  wohlverstanden,  was  nicht 
zum  Drucke  gelangen  konnte,  darum  doch 
nicht  verloren;  wir  machten  es  uns  vielmehr  zur 
Gewissenssache,  dies  alles  sorgfältig  zurückzulegen 
mit  der  Absicht,  das  ganze  ungedruckte  oder  nicht 
vollständig  abgedruckte  Material  zusammen  mit 
allen  irgendwie  aufhebenswerten  Originalbeiträgcn, 
der  Correspondenz  und  den  erst  jeweilen  nach  dem 
Drucke  einlaufenden  Beiträgen   dereinst   auf   einer 


IX 


X 


öttentlichrn    Bibliothek    niedrizuleficii    uiul    so    der 
Benutzung  zugänglich  zu  machen  bis  auf  Weiteres. 

Keiheiifolgi^  und  Al|iliabet. 

Obwohl  für  ein  Wöiterbucli,  welclies  die  Ety- 
mologie mit  hl  seine  Aufgaben  zieht,  und  zumal 
für  ein  Idiotikon,  die  Gruppierung  des  Stoffes  nach 
der  Ableitung  viele  Vorteile  bietet,  so  entschlossen 
wir  uns  doch  aus  praktischen  Rücksichten  zu  einer 
alphabetischen  Reihenfolge.  Freilieh  nötigten 
uns  der  Farbenreichtum ,  die  Sonderbarkeiten  und 
z.  T.  die  Unsicherheit  namentlich  des  Vokalismus, 
welche  die  Mundarten  der  Schriftsprache  gegenüber 
charakterisieren,  anstatt  der  mathematisch -alpha- 
betischen Reihenfolge  das  Schraeller'schc  System 
zu  adoptieren,  in  welchem  die  Hauptsilbe  und 
zwar  das  konsonantische  Gerippe  derselben 
in  erster  Linie  massgebend  sind.  Wohl  wissend, 
wie  gewagt  es  ist,  der  lieben  Gewohnheit  in  den 
Weg  zu  treten,  beschlossen  wir  nur  nach  allseitiger 
und  gründlicher  Erwägung  des  Für  imd  Wider  und 
der  besonderen  Verhältnisse  eines  Wörterbuches, 
welches  so  viele  und  stark  von  einander  abweichende 
Mundarten  zusanimenfasst,  und  erst  nachdem  die 
überwiegende  Zahl  angefragter  Fachmäimer  uns 
dazu  geraten  hatte,  von  der  Einrichtung  des  hoch- 
deutschen Wörterbuches  abzuweichen.  Wir  musstcn 
auf  viele  Bedenklichkeiten  und  auf  Widerspruch 
von  Seite  derer  gefasst  sein,  welchen  jeder  Ein- 
bruch in  das  Hergebrachte  ein  Ärgerniss  ist  und 
welche  sieh  von  den  Sch\\ierigkeiten,  die  der  An- 
wendung der  buchstäblichen  Anordnung  hier  im 
Wege  stehen,  keine  Vorstellung  zu  machen  ver- 
mögen. Doch  sollte  es,  nachdem  die  allgemeine 
Schulbildung  nun  ein  halbes  Jahrhundert  der  Wirk- 
samkeit hinter  sich  hat,  keine  ungehörige  Zumutung 
an  irgendwelchen  Leser  sein,  aus  jedem  Worte 
die  Hauptsilbe  herauszuschälen  und  Konsonant  und 
Vokal  von  einander  zu  unterscheiden ;  es  ist  keine 
andere  Zumutung  als  die,  welche  an  jeden  Hand- 
werkslehrling gemacht  wird,  der  die  Stenographie 
erlernt,  und  wir  hegen  die  Zuversicht,  dass  schon 
eine  kurze  Gewöhnung  die  Vorteile  des  Schmeller'- 
schen  Prinzips  ins  Licht  setzen  und  unsere  Leser 
bekehren  wird.  Für  die  genauere  Darlegung  des 
letztern  und  die  zwingenden  Gründe,  welche  unsere 
Wahl  wenigstens  als  das  kleinere  von  zwei  Übeln 
erscheinen  lassen,  sei  verwiesen  auf  die  i.  J.  1876 
von  uns  ausgegebene  Broschüre  ,Die  Reihenfolge 
in  mundartlichen  Wörterbüchern  und  die  Revision 
des  Alphabetes',  sammt  deren  Nachläufer:  ,Er- 
gebniss  der  vom  Redaktionskomite  des  schw.  Id. 
veranstalteten  Umfrage.'  Hier  nur  so  viel:  1.  Den 
Vokalen  wird  nicht  die  gleiche  Berechtigung  auf 
die  Bestimmung  der  Anordiumg  (>ingeräurat  wie 
den  Konsonanten,  sondern  alle  Vokale  in  erster 
Linie  als  farblos  oder  gleichwertig  behandelt,  so 
dass    z.    B,    L'iih,     Linib,    Lih,    lieb,    Lnh    (aller- 


dings in  dieser  vom  Aljiliabet  bestimmten  Reihen- 
folge) sich  uimiittelbar  an  Lab  anschliesscn  und 
nicht  etwa  LavXxen,  Laden,  Läff,  Lag  sich 
zwischen  Lab  und  Laib,  laugnen,  Ijuumehl, 
lazoren,  Le,  iBbdig  usw.  zwischen  Laib  und 
Lib  schieben.  Beim  Nachschlagen  ersetze 
man  also  in  Gedanken  jeden  Vokal  durch  a. 
Es  folgt  daraus,  dass  die  Wörter,  welche  mit  ^)(  , 
po~  ,  pu-  anheben,  den  mit  ]]/  anlautenden 
vorangehen,  mit  anderen  Worten:  zuerst  kommt 
der  einfach-konsonantische  Anlaut  mit  allen  seinen 
Wörtern  an  die  Reihe,  darauf  erst  die  mit  Kon- 
sonantenverbindungen anlautenden  Wörter.  Natür- 
lich kann  diese  Behandlung  nur  die  Hauptsilbe 
trefl'en.  Darum  kann  aber  auch  nur  diese  bei  der 
Bestimmung  der  Stelle  des  Wortes  in  Betracht 
konmien  und  müssen  die  Vor-  und  Nachsilben 
zurücktreten;  es  folgt  also  i-'.iiaubnitm  gleich 
hinter  Laub.  Man  entkleide  das  Wort,  das 
man  suchen  will,  vorerst  aller  Nebensilben, 
namentlich  der  Vorsilbe;  dabei  vergesse  man 
nicht,  dass  diese  etwa  durch  Synkope  auf  einen 
blossen  Konsonanten  reduciert  ist;  so  findet  man 
z.  B.  Gl'dier  als  i!,lib,r  bei  Lib.  Ist  aber  die 
Synkope  schon  ausserhalb  dei'  Mundart,  in  der 
Schriftsprache,  vollzogen,  so  lösen  wir  sie  nicht 
wieder  auf,  sondern  reihen  z.  B.  Glaube  unter 
dem  Anlaute  Gl  -  ein.  Bei  Wörtern,  welche  aus 
fremden  Sprachen  entlehnt  sind,  haben  wir  nur 
dann  die  Stammsilbe  den  Platz  bestimmen  lassen, 
wann  auch  dem  Nicht-Philologen  darf  zugemutet 
werden,  dass  er  dieselbe  aus  den  Nebensilben 
herausschäle,  also  z.  B.  Antichrist  unter  Christ, 
aber  Antistes,  Biskotte,  Baselidang  unter  der 
ersten  Silbe.  —  2.  Der  Konsonantismus  er- 
heischt insofern  eine  Vereinfachung,  als  erstens 
die  nhd.  Orthographie  sich  mit  einem  Überschuss 
von  gleichwertigen  Buchstaben  schleppt,  zweitens 
der  Jlundart  die  wahre  Media  abgeht,  der  Unter- 
schied zwischen  Fortis  tnul  Lcnis  (^;  .•  ft,  t :  d)  aber 
im  Anlaute  an  Unsicherheit  leidet  und  sowohl  von 
Mundart  zu  Mundart  iils  dem  Nhd.  gegenüber 
wechselt.  Es  sind  darum  die  mit  c  anlauten- 
den Lehnwörter  je  nach  dem  Lautwerte 
des  c  teils  unter  k  ,  teils  unter  z —  ein- 
gereiht; (•  und  ph  aber  durchweg  ange- 
sehen, als  wäre  ./'geschrieben.  Die  Anlaute 
b — ,  d-  sind  in  die  Reihen  von  p  — ,  t  ge- 
steckt. Da  ferner  das  nhd.  k  in  der  Mehrzahl 
der  alemannischen  Mundarten  in  3  regelrecht  unter- 
schiedene Lautstufen  aus  einander  fällt,  haben  wir 
zwar,  um  nicht  das  Spr.achgefühl  unserer  Lands- 
leutc  zu  vorletzen,  für  den  Auslaut  die  Mund- 
art gewähren  lassen  und  die  3  Gruppen  ch 
(Spirans),  gg  (reine  Tennis)  und  k  bzw. 
ck  (Affrikate)  unterschieden,  für  den  Anlaut 
aber  ch  in  der  K-Reihe  untergebracht,  wobei 
der  Schreibung  k  die  Bedeutung  der  alemannischen 
Affrikate,  d.   i.   /.•  (c)  -\-  ch,  reserviert  ist. 


XI 


XII 


Uebersicht.  unserer  Alphiibotsfolgo  und  der 
Gruppierung  der  Hauptsilbon. 

I.  Abteilung. 
ii  iiii.-bis.  ä,  ai.  au.  iiu,  e,  ei,  eu,  i,  ie,  o,  ö,  ou,  u.  ü. 
ue,  üe  —  und  zwar  je  der  gedehnte  Vokal  vor 
dem  kurzen.  Die.se  Eeihenfolge  der  Vokale  gilt 
auch  allenthalben,  wo  Hauptsilben  bloss  durch 
den   Vokal    von    einander    unterschieden   sind. 

Tl.  Abteilung. 
ab...üeli.     al)s  . . .  iiebs.    abt...üebt.     acb...üech. 
ach.-< . . .  üeclis.  acht . . .  iiccht.  ächz  . . .  uechz  usw. 

HI.  Abteilung. 


Ii-     siebe 

'-• 

pfr-. 

c       sielie 

i      .   z 

ph—   siehe  f 

ih  sii'h 

e   k      . 

pl_,  bl-. 

il  -    siehe 

t-. 

pr— ,  br— . 

e  siehe  .1. 

ps— . 

fa  (V-.  1 

h-)  .  . 

.  füe. 

qn-. 

fall.  . 

fiieb. 

usw. 

r- 

-. 

fach. 

.füec 

h.  usw. 

s- 

-. 

fl— . 

seh — . 

•     fr—. 

schl — . 

g-- 

schni — . 

gl-. 

sehn — . 

gn-. 

sehr — . 

gr— • 

schw — . 

gw— . 

sk-. 

I1-. 

sp— . 

i   sii-he  a. 

spl — . 

.)-• 

spr — . 

k-    (C-. 

eh-). 

st—. 

kl—. 

str— . 

kn-. 

t- 

-  (d-). 

kr-. 

tr— ,  dr— . 

1-. 

tsch — . 

111     . 

tw — ,  dw — 

11—. 

u 

siehe  a. 

0  siehe  a. 

V 

siehe  f. 

p-  (b-). 

W 

— . 

pf-. 

X- 

-. 

pfl-. 

z- 

-. 

pfn-  -. 

z  w— . 

Hie  Keiliünfülge  ist  also,  wenn  man  nur  die 
obigen  durch  die  Natur  der  Mundart  gebotenen 
Modifikationen  zu  Recht  annimmt,  immerhin  die 
alphabetische.  Einzig  wo  Ableitungen  ohnehin 
in  die  Nähe  des  Stammwortes  zu  stehen  kämen, 
haben  wir  uns  gostattet,  dieselben  gleich  an  dieses 
anzusohliessen.  Niemandem  zur  Irrung,  Vielen  zur 
Bequemlichkeit. 

Am  Nächsten  aber  lassen  wir  jedem  Gruudwoi'te 
seine  Zusammensetzungen  folgen.  Bekanntlich 
ordneten  Oii.\Ki<'  und  Benecke  die  Composita  nicht 
nach  dem  ersten,  sondern  nach  dem  zweiten  Teile 
ein,  weil  die  Zusanunensteliung  der  Verbindungen, 
welche  ein  Woi't  mit  Bestimmungswörtern  eingeht. 


dem  Forscher  mindestens  so  wertvoll  ist  als  die 
Übersicht  derjenigen  Wörter,  welchen  es  vorantritt ; 
Grimm  schlug  das  umgekehrte  Verfahren  ein,  und 
das  berühmte  baierische  Idiotikon  behielt  sich  von 
Fall  zu  Fall  die  Wahl  zwischen  dem  einen  und 
dem  andern  System  offen,  weil  die  idiomatische 
Bedeutsamkeit  vorwiegend  bald  in  dem  ersten,  bald 
in  dem  zweiten  Teile  liegt.  Allein  um  den  Leser 
gegen  verdriessliche  Unsicherheit  zu  schützen,  bleibt 
nur  übrig,  sich  ausschliesslich  des  einen  Systems 
zu  bedienen,  und  da  wir  bereits  bei  der  Zusammen- 
setzung mit  Vorsilben  unsere  Leser  gewöhnt  haben, 
beim  Nachschlagen  den  zweiten  Teil  des  Com- 
positums  ins  Auge  zu  fassen,  so  werden  wir 
auch  für  die  Verbindung,  welche  Begriffswörter  mit 
einander  eingehen,  es  um  so  eher  ebenso  halten, 
da  es  sich  so  günstig  fügt,  dass  das  mathematisch- 
alphabetische Register,  welches  dem  Wörterbuch 
soll  angefügt  werden,  in  willkommener  Ergänzung 
des  hier  befolgten  Systems  die  Zusammensetzungen 
natürlicherweise  nach  ihrem  ersten  Teile  aufreihen 
muss.  Übrigens  werden  alle  Composita,  welche 
nicht  leicht  als  solche  erkannt  werden  oder  deren 
Zerlegung  speciell  philologischer  Schulung  bedarf, 
und  die  Eigennamen  durchweg  nach  ihrer  ersten 
Silbe  eingereiht. 

Die  Anordnung  innerhalb  der  einzelnen  Artikel. 

Jeder  Artikel  zerfällt  in  der  Kegel  in  zwei 
Abteilungen,  ven  denen  die  eine  das  Faktische, 
die  andere,  in  Colouelschrift,  das  Theoretische 
enthält;  wen  nicht  nach  diesem  verlangt,  der  kann 
sich  also  leicht  darüber  wegsetzen. 

An  der  Spitze  steht  als  Stichwort  eine  Form, 
welche  aus  der  Zusammenfassung  der  betreffenden 
einzelnen  landschaftlichen  Aussprachen  abstrahiert 
ist,  also  ein  allgemeines  Alemannisch  darstellt  und 
willkommen,  aber  nngesucht  dem  Hochdeutsch 
(zuuächst  dem  Mhd.j  sich  nähert,  ohne  doch  (wie 
bei  Sr.M.UEii)  die  mundartlichen  Prinzipien  preis  zu 
geben.  Die  Angabo  der  wirklichen  Aussprache 
folgt  mit  den  Ortsangaben  gleicJi  hinterher,  und 
solche  Formen,  deren  Rekonstruktion  man  nicht 
jedem  gebildeten  Leser  zumuten  kann ,  werden  in 
der  alphabetischen  Reihenfolge  aufgeführt  mit  der 
zugehörigen  Verweisung.  Bei  Substantiven  werden 
hier  das  Geschlecht  (mit  m.,f.,  «.),  bei  Verben 
etwa  die  Hauptformen  angegeben.  Darauf  erst 
folgt  die  Angabe  der  Bedeutung  und  ihrer  geo- 
graphischen Verbreitung,  welch  letztere  An- 
gabe aber,  wohlgemerkt,  nicht  im  Sinne  der  Um- 
grenzung, sondern  in  dem  der  Verbürgung  verstanden 
werden  soll,  immerhin  so,  dass,  wo  keine  Unter- 
abteilungen eines  Kantons  angegeben  sind,  wir 
nicht  behauptet  haben  w'ollen,  dass  der  betreffende 
Idiotisni  durchgängiges  Eigentum  sei.  Die  An- 
merkung ist  grammatischen  und  etymologi- 
schen Erörterungen  gewidmet. 


Xlli 


XIV 


1.  D;is  Stichwort  Da  dieses  vor  Allem  das 
schnelle  Fiiulen  erleichtern  soll,  so  ditrfte  sich  auch 
seine  Schreibung  nicht  ohne  Not  von  dem  dem 
Auge  gewohnten  Wortbilde  entfernen,  nur  dass 
die  Hülfsbuchstaben,  welche  in  der  neuhoch- 
deutscheu  Orthographie  nicht  sich  selber  bedeuten 
(ll,  i'e,  (fil,  ee,  00)  von  uns  wieder  beseitigt  werden 
musstcn  und  die  Verdoppelung  der  Konsonanten, 
gleichviel  ob  organisch  oder  erst  von  der  nhd. 
Orthographie  mit  sekundärer  Bedeutung  eingeführt, 
keinen  Einfluss  auf  die  Bestimmung  der  Reihen- 
folge üben  durfte.  Es  kommt  also  für  den  Suchenden 
auf  Eins  heraus,  ob  wir  seinem  vom  Neuhoch- 
deutsch befangenen  Sinne  Rechnung  tragend 
schreiben  würden  Jamnicr,  oder  ob  wir  mit  der 
mhd.  Schreibung  Jamer  dem  Dialekte  gerecht 
werden.  Damit  ist  aber  auch  gegeben,  dass  die 
Wörter  mit  dem  Auslaut  -ck,  — tz  bei 
denjenigen  mit  einfachem  k,  — z  stehen. 
Die  Buchstabenverbindung  ie  bedeutet  hier  (wie 
ue,  üe)  einen  wirklichen  Doppellaut.  Statt  der 
oben  für  das  Idiotikon  verworfenen,  weil  hier 
zweideutigen  Hülfsmittel  bedienen  wir  uns  der 
Zeichen  ^  und  ',  um  in  direkter  und  allenthalben 
gleicher  Weise  die  Länge  oder  die  Kürze  der 
Vokale  anzugeben.  Im  Übrigen  bequemen  wir 
uns  der  nhd.  Orthographie  an  und  zwar  auch 
darin,  dass  wir  für  den  Anlaut  mit  gehauchtem 
p-  (in  Fremdwörtern)  nicht  eine  besondere  Reihe 
ansetzen ;  freilich  müssen  wir  dann  auch  das  ge- 
hauchte t  -  ,  auch  wenn  wir  die  Schreibung  th  — 
beibehalten,  ebenfalls  unter  die  lautere  Tenuis  t 
stecken.  Die  Hauptwörter  schreiben  wir  mit 
Majuskel,  die  anderen  Wörter  mit  Minuskel; 
wenn  es  überhaupt  eine  sich  selber  strafende 
Schreibweise  ist,  für  Stichwörter,  welche  ja  nackt 
dastehen,  auf  die  bequeme  Unterscheidung  der 
Wortarten  mit  Hülfe  der  Majuskel  zu  verzichten, 
so  durften  wir  um  so  weniger  für  ein  Wörterbuch 
der  Mundart,  wo  die  Zahl  der  Homonymen  un- 
endlich grösser  ist,  jene  Hülfsmittel  verschmähen, 
welche  weniger  Aufwand  bedingen  und  zudem 
rascher  zum  Augo  sprechen  als  etwa  die  hinterher 
folgende  direkte  Angabe  der  Wortart.  Die  ein- 
gebürgerten Fremdwörter  (nur  solche  fallen  in 
den  Bereich  unserer  Sammlung)  müssen  sich  der 
Landestracht  anbequemen,  d.  h.  sie  werden  ganz 
in  deutscher  Weise  geschrieben,  also  z.  B.  schalns, 
das  frz.  jaloiix.  Die  bedeutendsten  Schritte,  welche 
die  Rekonstruktion  zu  vollziehen  hatte,  waren  teils 
die  Gewinnung  des  den  provinziellen  Sonderformen 
zu  Grunde  liegenden  richtigen  Vokals  mit  der  richtigen 
Ouantität  und  der  richtigen  Konsonantenstufe,  welche 
sich  nur  so  weit  erreichen  lässt,  als  man  den 
Einblick  in  die  specicUon  Lautgesetze  besitzt;  teils 
die  Herstellung  der  abgeschliffenen  End- 
konsonanten. Wir  sehen  zwar  voraus,  dass 
mancher  unserer  Landsleute  je  in  den  Fällen,  in 
welchen    zufällig    seine    eigene    Mundart    sich    in 


Widerspruch  mit  unserm  Stiehworte  befindet,  ein 
Ärgcrniss  daran  nehmen  wird ;  allein  nur  ein 
Specialwörterbuch  dürfte  und  könnte  das  Stichwort 
mit  der  wirklichen  Foiin  und  Aussprache  der  Wörter 
zusammenfallen  lassen.  Von  der  Rekonstruktion 
eines  Auslautes  — iv  (z.  B.  Ew,  Ehe)  haben  wir 
Umgang  genommen,  obwohl  er  in  einigen  Gebirgs- 
mundarten  besteht,  in  anderen  wenigstens  durch 
die  Vergröberungen  m,  b  (Mm,  lab  neben  law  A.  i. 
lau)  sein  vormaliges  Dasein  hekundet  ist  und  in 
abgeleiteten  Wortformen  deutlich  zum  Vorschein 
kommt  (ewig);  wohl  aber  lassen  wir  in  Ueberein- 
stimmung  mit  dem  Mhd.  und  einem  beträchtlichen 
Gebiete  der  schweizerischen  Mundarten  dieses  W, 
und  so  auch  j,  im  Inlaute  bestehen,  also  säje", 
ruewe"  (welche  Grundform  auch  die  Ausweichungen 
ruehe,  rueje,  ruene  zu  vertreten  hat);  auch  ch 
gegenüber  nhd.  h  im  In-  und  Auslaute,  falls  seine 
Existenz  in  einer  unserer  Mundarten  belegt  ist. 
Wo  wie  bei  den  eben  genannten  Beispielen  die 
verschiedenen  Mundarten  verschiedene  Wortformen 
darbieteai,  welche  sich  auf  eine  Grundform  vereinigen 
lassen,  wird  diese  ältere  und  richtigere  Form 
zum  Stichwort  und  Hauptträger  des  Artikels 
gewählt ,  gleichviel  welche  der  concurrierenden 
Formen  jetzt  das  numerische  Uebergewicht  habe. 
In  den  weitaus  meisten  Fällen  ist  diese  Form  mhd. 
So  gibt  es  sich  ungesucht,  dass  das  schweizer- 
deutsche Wörterbuch  sich  sowohl  was  die  Wörter, 
Formen  und  Laute  betrifft,  als  in  der  Schreibung 
ans  Mhd.  anschliesst.  Es  war  uns  dies  mit  Be- 
ziehung auf  die  Schreibung  um  so  willkommener, 
als  die  nhd.  Orthographie  in  einem  Zustande  der 
Gährung  liegriffen  ist,  welche  zudem  ihre  Abklärung 
wahrscheinlich  in  teilweiser  Rückkehr  zu  den  mhd. 
Schreibprinzipien  finden  wird.  Aber  man  darf 
keineswegs  glauben,  dass  wir  a  priori  das  Mhd. 
zum  Ausgang  genommen  hätten.  Wo  die  Schweizer- 
deutschen  Mundarten  übereinstinunond  ihre  beson- 
deren Wege  eingeschlagen  haben,  da  gaben  wir 
dem  national  Eigentümlichen  das  Vorrecht,  also  hü" 
für  mhd.  hän  (haben);  Lungge  für  mhd.  lioige; 
gekennen  für  ,kennen.' 

2.  Für  die  mundartliche  Aussprache  ist 
ein  über  die  gewohnten  Alphabete  hinausgehendes 
Transscriptionssystem  uncrlässlich.  Bei  der 
Aufstellung  desselben  suchten  wir  uns  möglichst 
von  frenulartigen  Figuren  fern  und  einer  für  sich 
selbst  redenden  Symbolik  nahe  zu  halten.  Aber 
auch  so  müssen  wir  des  verwunderten,  wenn  nicht 
gar  vorwurfsvollen  Kopfscliüttelns  dos  Laien  gewärtig 
sein,  um  so  mehr,  als  wir  uns  hier  über  die  Rück- 
sicht auf  die  angewöhnte  Orthograiihic  und  die 
Etymologie  hinwegsetzen,  um  nach  rein  phonc^t- 
ischeni  Prinzipe  schreiben  zu  können.  Wir  wissen 
ihm,  wenn  es  ihm  nicht  um  ernste  Heschäftigung 
mit  der  Mundart  zu  tun  ist,  keinen  Rat,  als  sich 
über  diese  Partie  hinwegzusetzen.  Umgekehrt 
wissen  wir,    dass    wir   dem   Fachmann   nach  dieser 


XV 


XVl 


Richtung  viel  zu  wenig  bieten.  Leider  gestattete 
Jas  uns  zur  Vevfügung  stehende  Material  bloss 
über  die  Oberflüche  des  ebenso  reich  gegliederten 
als  für  die  Etymologie  wichtigen  Sachverhaltes  zu 
streifen.  Die  mundartliche  Phonetilt  ist  eine  Dis- 
ciplin,  wi'lihe  sich  erst  seit  Kurzem  aus  dem 
Stadium  der  Empirie  zur  Wissenschaft  heraus- 
zuarbeiten begonnen  hat.  Auch  hat  sie  bis  jetzt 
wohl  an  2,  3  Punkten  erschöpfende  Studien  an- 
gestellt und  Resultate  zu  Tage  gebracht;  allein 
weder  ihre  Sätze  noch  ihre  Transscription  können 
auf  Unfehlbarkeit  Anspruch  machen,  so  lange  sie 
nicht  ihre  Forschung  auf  die  sämmtlichen  Glieder 
wenigstens  eines  grössern  Dialektes  ausgedehnt 
hat.  Jedenfalls  bleibt  sie  einstweilen  und  wohl 
noch  lange  ein  besonderes  Studium,  welches  die 
ausschliessliche  Aufmerksamkeit  und  Arbeit  ihres 
Mannes  und  viel  mehr  Zeit,  Mittel  und  Unter- 
stützung aus  den  mundartlichen  Kreisen  erheischt, 
als  worüber  wir  zu  gebieten  hatten.  So  müssen 
wir  denn  notgedrungen  eine  gründlichere  Lösung 
dieser  Aufgabe  vom  Wörterbucbe  alj-  und  der 
Grammatik  zuschieben. 

Wir  müssen  übrigens  auch  betonen,  dass 
keineswegs  jede  phonetische  Eigentümlichkeit  dem 
Wörterbuche  anlieirafällt.  Hier  haben  wir  die 
Unterscheidung  nur  so  weit  zu  führen,  als  sie  zur 
Individualisierung  der  Wortkörper  und  für  die  Ety- 
mologie erforderlich  ist;  was  darüber  hinausgeht, 
ist  nicht  bloss  unnützer,  sondern  ii'reführender  Ballast. 

Es  ist  viel  weniger  von  etymologischem  als  von 
ethnographischem,  allgemein  grammatischem  Belang, 
z.  B.  den  zahlreichen  und  fast  unniessbaren 
Schattierungen  von  ä  zu  ö  zu  folgen;  den  Bedürf- 
nissen des  Wörterbuches  ist  ein  Genüge  getan, 
wenn  überhaupt  nur  der  wichtige  Dualismus, 
welcher  in  der  Mundart  in  diesem  Punkte  herrscht, 
sorgfältig  im  Auge  behalten  wird.  Wenn  dem  sein 
l  leicht  und  fein  mit  der  Zungenspitze  zwischen 
den  Zähnen  spreclienden  Thurgauer  und  Schaff- 
hauser  das  zürcherische  l  ungefähr  so  grob  und 
schwer  tönt  wie  hinwieder  den  Zürchern  dasjenige 
des  Oberaargaus  usw.,  so  sind  dies  durchgehende 
Differenzen,  welche  wohl  in  der  Grammatik  ihre 
Bedeutung  haben,  da  das  Schicksal  des  begleitenden 
Vokals  dadurch  beeintlusst  wird;  aber  für  das 
Wöiterbuch  sind  sie  gleichgültig.  Es  ist  für  die 
Grannnatik  lehrreich  zu  sehen,  wie  gewisse  Mund- 
arten den  langeji  Vokal  ausklingen  lassen  (jiV,  m'\ 
hV,  sö'J,  aber  für  das  Wörterbuch  sind  das  keine 
anderen  Werte  als  n,  e,  i  usw.  Und  wieder  ist  es 
die  Eigentümlichkeit  gewisser  Mundarten,  einem 
ö,  «  das  verwandte  a-  resp.  »-Element  beizumischen ; 
aber  das  Wörterbuch  wird  dadurch  erst  berührt, 
wenn  diese  Neigung  gelegentlich  ein  Wort  zum 
ÜluMsturz  in  eine  neue  Vokalsphäre  bringt,  z.  B. 
geradezu  ein  yrauss  für  gross  gc'biert.  Es  ist  dem 
Wörterbuch  aiu^li  gleichgültig,  dass  man  hier  wie''}'c, 
in  eiuer  angrenzenden  Ortschaft  niJi'je  spricht,  denn 


siien,  drehen  und  die  ganze  Reihe  richtet  sich  nach 
dem  Paradigma,  der  Unterschied  ist  ein  geographi- 
scher, nicht  ein  etymologischer,  usw.   usw. 

Für  die  angestrebte  genauere  Bezeichnung  der 
lokalen  Aussprache  bedienen  wir  uns  der  li(!genden 
Schrift.  Indem  wir  namentlich  daran  festhielten, 
da.?s  kein  Zeichen  mehr  als  eine  Funktion  ver- 
sehen dürfe ;  dass  ein  einfacher  Laut  durch  ein 
einfaches  Buchstabenzeichen  ausgedrückt  werden 
müsse;  dass  durch  die  Darstellung  eines  gewissen 
durch  das  Vokal-  und  das  Konsonantensystem 
gehenden  Dualismus  für  die  Etymologie  genug 
getan  sei;  dass  die  Zeichen  sich  dem  Gedächtnisse 
möglichst  leicht  einprägen  sollen  usw.,  sind  wir 
nach  vielen  gewissenhaften  Erwägungen  zu  folgen- 
dem Schreibsystem  geführt  worden : 

((',  ('',  (',  ü',  ö',  u',  ü'  reine  Aussprache  wie  im  deut- 
schen und  Italienischen  Alphabete. 

a-  nach  o  hin  spielend,  cns'l.  fc'. 

e-   frz.  i,  r. 

i-  trüb,  gegen  e  hin. 

II-  nach  n  hin  spielend,  engl,  o''  oder  o*. 

ö'  zwischen  ö'  und  «,  engl.  »-,  l'rz.  en  in  jirnr,  hcnrre. 

11^  trüb,  gegen  o  spielend. 

ü*  trüb,  gegen  ö  spielend. 

rf  zwischen  a  und  e,  engl.  n*.     Dafür 

('  in  den  Stichwörtern  und  den  Beispielsätzen,  wo  es 
galt,  das  mit  i  wechselnde  e  besonders  zu  markieren. 

.;  (iiiicli  ,1  usw.)  reduzierter  Vokal  der  Vor-  und  Nach- 
silben. 

(>,  ne,  üe  wirkliche  Doppellaute  (wegen  teclinisi-licr 
Ursachen  so  geschrieben  statt  /«e  usw). 

iiei,  iu'i  Triphthonge. 

((/,  <.</,  c'-i  provinzielle  Variationen  für  den  alten 
Diphthong  (nein). 

e'i  neuer  Di]ihthüng  aus  älterni  t  (frei). 

a'ii,  c€i(  provinzielle  Variationen  für  den  alten  Dipli- 
thnng  (Baum). 

aii,  (ßii  Umlaut  dazu  (Biiiim). 

o'u  neuer  Diphthong  aus  älterm  ?<  (Sau). 

ö'ü  Umlaut  dazu  oder  für  altd.  in  (Sau,  neu). 

ii',  e',  l',  ö',  ö',  ö",  e'  Vokale  mit  ausklingender  Pro- 
duktion. 

'e  Vokal  mit  furtiveni  Vorschlag. 

Der  Akut  {')  bedeutet  die  Hauptton-.  JerOravis  (') 
die  Nebenton-Silbe. 

"  bedeutetgedehnte,  "  kurze  Aus.sprache  des  Vokals. 

^  ^  kondjinierte  Bezeichnung  des  Accentes  und  der 
Vokalliinge. 

-  trennt  zusaimnenstossende  Vnkalc.  welche  verschie- 
denen Silben  angehören. 

1),  (I.  (j,  wenn  schon  nicht  mit  Stinnnton  ifcsproclicn 
wie  die  nhd.  und  romanische  Media,  entsprechen 
ihrem  Lautwerte  nach  doch  dieser  und  licbi-u  sich 
bestinnnt  ab  von  den  Tenues. 

p,  t,  I;  (reine,  una.spiriei'te  Tcnuis  wie  ji.  f,  en  in 
in  romanischen  Sprachen. 

Nl).    /•  eins  mit  (Jein  r/.;    in    il.ii   Sliiliwrutrni   und  den 
Beispielsätzen. 


XVII 


XVIII 


/./  Düppellaut  (Affrikate) ,  entsprechend  den  Verbind- 
ungen pf,  ts,  ti  (dafür  in  den  Öticliwörtcrn  und 
Beispielsätzen  blosses  l;,  ck  geschrieben). 

ji'%  t'',  /.'',  aspirierte  Ausspraclie. 

i  =  seh. 

/  =  cl,. 

/'.•■'*',•"';/'  'li'-^  I'eibelaute  mit  weiclicr  Aussprache. 

I'-',  i-,  r,X'  die  lieibelaute  nüt  verschärfter  Aussprache. 

!)  der  gutturale  Nasal  entsprechend  dem  (labialen)  »/ 
und  (dentalen)  w  (bau,  bange.  Eijel). 

yi/  Doppellaut,  enistanden  durch  Synkope.  ■/..  B.  llii<jt), 
Honig. 

yk  Doppellaut,   entsprecliend  dem  iih^l.  ((/,-.    z.  B.  Jiyh 

( li"!!!/)- 
yh/_  Triphthong,  entsprechend  dem  nhd.  nk,  z.B.  Wiykx. 
r  behielten  wir  bei,   weil  es   uns  nicht  irrt  und  uns 

die    in    vielen  Fällen  willkürliche   Entscheidung 

zwischen  den  Zerlegungen  in  c7is,  (js,  ks  erspart. 

NB.  Das  Weglassen  der  diakritischen  Zeichen  (z.  B.  n 
olme  Ziffer  oder  ohne  Accent  oder  ohne  Quautitätszeichen) 
uud  überhaupt  die  .Vnweuduug  indifferenter  Buchstaben 
{ii.  welches  sowohl  tr  als  «e  vertreten  kann)  will  sagen,  dass 
der  genauere  Laut  sich  an  der  betreffenden  Stelle  von  seihst 
ergebe  oder  gleichgültig  sei,  oder  —  dass  wir  uns  nicht  in 
der  Lage  befanden,  mit  der  gehörigen  Zuverlässigkeit  genauere 
Angaben  zu   machen. 

Es  folgen  die  Flexionsf'ornien,  die  Angabe, 
ob  das  betreffende  Verbuni  mit  haben  (h.)  oder 
mit  sein  ('s.)  conjugiert  werde,  udgl.  Grammatikalien, 
in  der  Regel  durch  einen  Gedankenstrich  vom  Vor- 
liergehenden,  immer  durch  ein  Kolon  von  der  nun 
an  die  Reihe  kommenden  Bedeutungsangabe 
getrennt. 

Für  die  Beispielsätze  von  der  Ansicht  aus- 
gehend, dass  sie  nicht  Selbstzweck  seien,  sondeiii 
bloss  zur  Illustration  des  Stichwortes  dienen  sollen, 
dass  also  rasche  Verständlichkeit  das  Hauptaugen- 
merk sein  muss,  haben  wir  in  der  Regel  in  Betreff 
der  Wortform  und  der  Schreibung  uns  dem  Hoch- 
deutsch so  weit  angenähert,  als  der  Charakter  der 
Mundart  oder  die  Treue  gegen  unsere  Quellen  es 
gestattet,  sind  also  ähnlich  verfahren  wie  bei  den 
Stichwörtern.  Den  an  und  für  sich  wohl  berechtigten 
Wunsch,  Mundart  wie  sie  leibt  und  lebt  vor  Augen 
zu  bekommen,  müssen  wir  auf  besonders  hiefür  an- 
zulegende Sammlungen  verweisen;  Worte,  welche 
mehreren  Mundarten  gemein  sind,  durften  wir  ja 
ohneliin  nicht  in  der  realen  Form  einer  einzelnen 
Mundart  darbieten.  Immerhin  braucht  hier  die  Re- 
konstruktion der  Formen  und  der  Laute  nicht  so 
weit  zurückzugreifen  wie  bei  den  Stichwörtern,  und 
wo  eine  bestimmte  Mundart  zur  Darstellung  kommen 
muss,  greifen  wir  im  Notfalle  zur  Transscription. 
Diejenigen  Beispiele,  welche  der  Literatur  ent- 
hoben sind,  sind  durch  einfache  Anführungs- 
zeichen (, — ')  gekennzeichnet;  dazwischen  ge- 
schobene oder  angehängte  Erläuterungen,  welche 
von  uns  herrühren,  stehen  zwischen  eckigen 
Klammern.  Durch  Punkt  von  der  Stelle  gestreunt, 
folgt    die    Angabe    der    Quelh;    in    Kapitälchen- 

S.'liw.  Iillutikon  1.  1. 


Schrift.  Diejenigen  Beispiele,  welche  wir  als 
lebender  Mundart  angehörig  verbürgen  können, 
sind  mit  liegender  Schrift  (cursiv)  gedruckt;  die 
Ortsangaben  folgen  durch  keinerlei  Interpunktion 
vom  Texte  getrennt  ebenfalls  mit  Kapitälchen.  Für 
die  mundartlichen  Beispiele  geben  wir  die  nhd. 
Schreibung  hauptsächlich  auf  folgenden  Punkten 
preis.  Den  gemeinen  und  althergebrachten  Diph- 
thongen ei  (ai),  au,  äu  stellen  wir  die  neuen  und 
spitzen  mit  der  Schreibung  ey,  Oll,  ÖÜ  gegenüber; 
ie  will  auch  hier  durchaus  als  Diphthong  verstanden 
sein,  blosse  Länge  dagegen  ist,  wenn  überhaupt, 
direkt  durch  -  bezeichnet.  Dieses  letztere  Zeichen 
wird  niemals  für  unechte,  durch  unorganische 
Dehnung  entstandene  Länge  verwendet,  es  re- 
präsentiereu  also  t,  it,  ä  immer  die  reinen  Vokale. 
Während  k  (ck)  als  Affrikate  (k  -{-  ch)  will  ver- 
standen sein,  drücken  wh'  die  reine,  ungehauchte 
Tenuis  durch  gg  aus.  Synkopierte  und  überhaupt 
verstümmelte  oder  Assimilations-  (Sandhi-) 
Formen  stellen  wir,  wo  immer  es  der  wirklichen 
Aussprache  unbeschadet  geschehen  darf,  in  ihrer 
ursprünglichen,  richtigen  Gestalt  her  oder  deuten 
sie  wenigstens  an,  also  g'esse",  gegessen,  g'chenne" 
(spr.  /./ — ),  h'chenne"  für  nhd.  kennen,  si  tuend  's 
(es),  tuend  s'  (tun  sie)  es,  händ-mer  (spr.  kämimu- 
oder  liiiiiijimrr),  haben  wir,  Herdhire  (spr.  lin-pin-), 
Erdbirnen ;  aber  unangetastet  müssen  Fonuen  wie 
7'Jpjieri,  Erdbeere,  Hamperch,  Handwerk,  bleiben. 
Durch  die  Restitution  der  abgeworfenen  Konsonanten 
in  Form  von  kleinen  Buchstäbchen  über  der 
Linie  hoffen  wir  Niemanden  über  die  wirkliche 
Aussprache  irre  zu  führen,  aber  die  Wörter  dem 
Fremden  verständlicher  zu  machen. 
Die  besondere 

typographische  Technik, 

Interpunktion  udgl.,  welche  in  unserm  Werke 
angewendet  wird,  ist  zum  Teil  schon  im  Verlaufe 
dieser  Erläuterungen  zur  Sprache  gekommen.  Wir 
haben  uns  eine  kleine  Untreue  gegen  die  oben 
mitgeteilte  Bedeutung  der  Cursivschrift  gestattet, 
indem  wir  gelegentlich  einzelne  Wörter  und  Buch- 
staben als  gegebene  ebenfiilis  durch  liegende  Sclnil'f 
von  dem  Contexte  abhoben,  was  aber  nicht  zu 
Irrtum  Veranlassung  geben  wird.  Mit  Beziehung 
auf  die  Interpunktion  ist  noch  zu  bemerken, 
dass  Orts-  und  Quellenangaben  sich  nur  so  weit 
zurückbeziehon ,  als  die  vorangehenden  Bi'is|)ielo 
nicht  durch   Punkt  von   eiininder  gotrennt   sind. 

PI.  hinter  einem  Substantiv  an  der  Stelle  der 
Geschlechtsangabeu  will  sagen,  dass  dasselbe  nicht 
im  Singular  vorkomme. 

t  bezeichnet  einen  Ausdruck  oder  eiTU'  Form 
als  veraltet,  d.  i.  nur  noch  in  der  Krimnnung 
Weniger  leben<l. 

Nach  alledem  bedarf  auch  der  Laie  wold  keiner 
andern   Erläuterung  mehr  als   (ii'rjenigcn   der 

II 


XIX 


XX 


Abkürzungen. 

Wenn  Werke,  welche  sich  eines  grossen  Marktes 
prfreupn,  sich  der  Abkürzung  gewisser  immer 
wiederkehrenden  Wörter  befleissen,  wie  viel  mehr 
sind  wir  auf  solche  Ersparnisse  angewiesen,  wie 
unbequem  sie  manchem  Leser  auch  seien.  In 
letzterer  Beziehung  beruhigen  wir  uns  damit,  dass 
diejenigen  Leser,  welclien  die  betreffenden  Notizen 
von  Wert  und  notwendig  sind,  sich  durch  die 
Häufigkeit  des  Gebrauches  den  Schlüssel  wohl  bald 
einprägen  werden.  Wir  haben  neben  den  ziemlich 
allgemein  bekannten  einzelnen  Abkürzungen  zwei 
Systeme  auf  eigene  Faust  aufgestellt,  welche  sich 
bald  als  zweckmässig  erweisen  sollten.  Erstens 
stellen  wir  allen  Ortsangaben  die  Andeutung  des 
betreffenden  Kautons  voran,  wodurch  erreicht  wird, 
dass  auch  diejenigen  Leser,  welche  nicht  in  alles 
Detail  der  schweizerischen  Geographie  eingeweiht 
sind,  sich  leichter  orientieren  und,  falls  sie  auch 
die  speziellere  Ortsangabe,  welche  nun  um  so  mehr 
verkürzt  werden  darf,  nicht  sofort  deuten,  für  eine 
oberflächlichere  Benutzung  hinlänglich  informiert 
sind.  Zu  Citaten  aus  der  Literatur  genügt  in  der 
Regel  die  Andeutung  des  Autors  oder  der  Behörde 
usf.  mit  der  Jahreszahl.  Das  detaillierte  Quellen- 
verzeichniss  wird  ja  den  genauem  Aufschluss  bieten, 
welcher  etwa  begehrt  werden  möchte.  Das  von 
uns  auf  die  Bahn  gebrachte  System  aber  hat  vor 
der  bisher  geübten  Weise  den  Vorteil  grosser  Kürze 
und  der  Orientierung  über  die  Zeit,  welch  Letzteres 
für  ein  historiscli  zu  haltendes  Wörterbuch  uner- 
lässlich  ist,  voraus. 


1.  Allfioiieiiit',  Ici'iiiitiiihiiilsclic  Ahliirziititieii. 

a.  alt. 

ii.  älter. 

a.  anno. 

a.  G.  andere  Gemeinde      ■> 

a.  K.  andere  Kantone        j  oder  in  aiidoni. 

a.  0.  andere  Ort.schaften  J 

ä.  Spr.  ältere  Sprache. 

aaO.  am  angeführton  Orte. 

abgek.  abgekürzt. 

Abi.  Ableitung.  Ablativ. 

abs.  absolut. 

abstr.  abstrakt. 

Acc.  P.  Accu.sativ  der  Person. 

Acc.  S.  Accusativ  der  Sache. 

act.  activisch.  Activuni. 

adJ.  beizufügen. 

Adj.  Adjectiv. 

Adv.  Adverb. 

afries.  altfriesi.sch. 

ag.s.  angelsächsisch. 

abd.  altliochdeutscli. 

aleni.  alenianniscli. 

alls.  allsrcini'iii. 


altd.  altdeutsch,  d.  i.  althochdeutsch  und  niittelhocb- 
deutscb. 

altn.  altnordisch. 

a  1 1  n  d.  altniederdeutsch. 

alts.  alt.sächsi.seb. 

altsl.  alt.slavisch. 

An  f.  Anfang. 

anl.  Anl.  anlautend.  Anlaut. 

Anm.  An  mm.   Anmerkun;;.  Anmerkungen. 

anom.  anomal. 

ant.  antonvm  zu  — ,  den  entgegengesetzten  Sinn  aus- 
drückend.    Gegenteil  von  ,syn.' 

Aphär.  Apbäresis,   Kürzung  eines  Wortes  von  vorn. 

apok.  Apok.  apokopiert.  Apokopo,  Kürzung  eines 
Wortes  durch  Abschneiden  des  Schlusses. 

Art.  Artikel. 

asp.  aspiriert. 

assim.  assimiliert. 

.4.ttr.  attr.  Attribut,  attributiv. 

Ausdr.  Ausdruck. 

Ausg.  Ausgg.  Ausgabe.  Ausgaben. 

ausl.  Aus),  auslautend.  Auslaut,  der  Laut  am  Schlüsse 
des  Wortes. 

Aus  spr.  Aussprache. 

bair.  bairisch. 
Bauk.  Baukunst. 
Bd.  Bde.  Band.  Bände. 

bed.  Bed.  Bedd.  bedeuten,  bedeutet.  Bedeutung-.  Be- 
deutungen. 
Beisp.  Beispiel. 

Bern.  Bemerkung    Benierkunyen. 
bes.  besonders, 
best,  bestimmt, 
betr.  betreuend. 
Bez.  bez.  Bezuo;.  bezüglich, 
bildl.  bildlich. 
Bb  Blatt. 

Buchst.  Buchstabe, 
bzw.  beziehungsweise,  respective. 

Oas.  Casus,  Fall. 

caus.  causal.  cau.sativ. 

churw.  churwälsch. 

cit.  Cit.  citiert.  Citat. 

coU.  Coli,  collektiv.  Collektiv. 

Comp.  Comparativ.  Compositum. 

concr,  concret. 

Cond.  Conditional, 

Conj.  Conjunction.  Conjunctiv. 

Cons.  Consonant. 

corr.  zu  verbessern. 

d.  h.  das  heisst. 

d.  i.  das  ist. 

d.  w.  das  was. 

da  f.  dafür,  statt  dessen. 

das.  daselbst. 

dass.  dasselbe. 

Dat.  P.  Dativ  der  Person. 

Dat.  S.  Dativ  der  Sache. 


XXI 


XXII 


lit'kl.  Peklination. 

(Iffl.  dergleichen. 

l»ial.  dial.  Dialekt,  .lialekti.sch. 

l'iiii.  Diminutiv. 

liijilitli.  (liiihtli.  Diphthoiij;.  diphtliongiscli. 

dir.  direkt. 

diipji.  doppelt. 

d.s.  derselbe. 

ebd.  ebenda;  ebenderselbe. 

e  h  ni.  ehemals ;  ehmalig. 

eig.  eigentlich. 

Eigenn.  Eigenname.  Nunten  prnpr. 

eins.  ein,silbig. 

eil.  Ell.  elliptisch.   Ellijise. 

End.  Endung. 

Ends.  Endsilbe. 

engl,  englisch. 

eng.  S.  im  engern  Sinne. 

enkl.  Enkl.  enklitisch.  Enklitica. 

entg."  entgegen,   in  entgegengesetzter  Bedeutung,  im 

Gegensatz, 
entw.  entweder. 
Epith.   Epitheton. 
Etw.  Etwas. 

Etyni.  etym.   Etymulugie.  etymologiscli. 
Euiiheni.  eupheni.  Euphemismus,  euphemistisch. 

f.   feminin,  weiblich,  für.  foliu.   folgend. 

Fem.  Femininum. 

fig.  figürlich. 

fing,  tingiert. 

f  1  e  c  t.  üectiert. 

F  0  r  s t  w.  Forstwissenschaft. 

Frei(.  Frec|uentativ. 

frz.  französisch. 

gebr.  gebrauchlich. 

gedr.  gedruckt. 

Gegs.  Gegensatz. 

gem.  gemein. 

Gen.  P.  Genetiv  der  Person. 

Gen.  S.  Genetiv  der  Sache. 

gespr.  gesprochen. 

gew.  gewöhnlieh,  gewölinlicher. 

gleichbed.  gleichbedeutend. 

gleiehs.  gleichsam. 

got.  gothisch. 

gr.  griechisch. 

Gr.  gramm.  Grammatik,  grammatisch. 

Grdw.  Grundwort. 

(irundf.  Grundform. 

h.  mit  dem  Hülfszeitwort  haben  conjugiert. 
]id.  hochdeutsch.  Schriftsprache. 
Hdschr.  Handschrift, 
holl.  hollandisch, 
lirsg.  herausgegeben. 

Im]i.   Imperativ. 
Impf.  Imp.erfekt. 


Ind.  Tnilikativ. 

indccl.  indeclinabel. 

indir.  indirekt. 

Inf.  Infinitiv. 

Inl.  inl.  Inlaut,  inlautend,  d.  i.  im  Innern  des  Wortes. 

Instr.  Instrumental. 

intens,  intensiv. 

Intcrj.  Interjektion. 

intr.  intransitiv,  nicht  den    I.  Fall  regierend. 

iron.  ironisch. 

isl.  isländisch. 

it.  italienisch. 

iterat.  iterativ,  wiederholend. 

J.  Jemand.  .J — es.  J — em.  J — en. 

Jag.  Jägersi>rache. 

Jlidt.  .lahrliundert. 

Kdld.  Kinderlied. 
Kdspr.  Kindersprache. 
kelt.  keltisch, 
kurh.  kurhessisch. 
1.  lies  verbessernd. 

lat.  lateinisch. 
Lit.  Literatur, 
litth.  litthauisch. 
lt.  laut. 

M.  Mitte. 

m.  mit. 

m.  maskulin,  mäinilicli. 

MA.  MAA.  Mundart.  .Ahindarten. 

Masc.  Masculinuni. 

md.  mitteldeutsch. 

Med.  Medium. 

mehr  od.  w.  mehr  oder  weniger. 

mh d.  mittelhochdeutsch. 

mlat.  mittellatein. 

m  n  d.  mittelniederdeutscli. 

m  n  I.  niittelniederländisch. 

Mscr.  Manuscript. 

n.  neutrum.  sächlich. 

Nachs.  Nachsilbe. 

näml.  nämlich. 

Nas.  nas.  Nasal,  nasaliert. 

Nbf.  Nebenform. 

nd.  niederdeutsch. 

ndl.  niederländisch. 

ndrh.  niederrheinisch. 

Neg.  neg.  Negation.  \'erncinung.  negativ. 

neud.  neudeutsch. 

nfrz.  neufranzösisch. 

nlt.  neulateinisch. 

Nom.  Nomen. 

Nomin.  Nominativ. 

Ntr.  Neutrum. 

Nuni.   Numerall',   /.alilwort. 

0.  oben.  ohne. 

oO.  ohne  Ort.  ohne  Ortsangabe. 


XXIII 


XXIV 


hImI.    nlii'ldoutsi'll. 

Olij.  obj.  Übject.  (.Tegenstanil.   auf   welelieii  sich  ilie 

Tätigkeit  bezii'lit.    objectiv. 
ob  sc.  obscön. 
odgl.  oder  dergleii-lii'ii. 
Org.  org.  Organ,  organi.scli. 
ürtsn.  Ortsname, 
ö.str.  östereiehisch. 

P.  Per.son. 

Part.  part.  Partikel,  jiartitiv. 
Pas.s.  Passivuni. 
Patron.  I'atronyniicuni. 
Per.s.  per.s.  Personale,  personlieli. 
p  e  r  s  0  n  i  f.  jjersoniflziert. 
Per  sonn.  Personenname. 
PI.  Plural. 
Pos.  Positiv. 

Po  SS.  poss.  Possessiv,  possessiv. 
Präf.  prüf.  Präflx.  jirätigiart. 
Präp.  Präposition. 
Präs.  Präsens. 
Prät.  Präteritum. 
Pron.  Pronomen. 
■  P  t  r.  Partieip. 
Pte.   Per  f.   Partieip   Perleeti. 
Pte.  Im)!.  Partieip  Imiierfeeti. 

yiial.  ((ual.  Qualität,  (lualitativ. 
(^uant.  i|nant.  Quantität.  i|uantitativ. 

r.  rein  (vom  Vokale). 

R.\.  RAA.  Redensart,  b'edensarten. 

Red.  red.  Reduplieation.  reduplieierend.  rednplieiert. 

ref'l.  retlectiv. 

Rel.   rel.   Relativ,   relativ. 

r,i;'lni.  reijelmässig. 

rom.  romaniseh. 

riebt,  richtiger. 

Rspr.  Rechtsspraehe. 

S.  .Seite. 

s.  siehe,   sein,  ejus,   mit  sein  conjugiert. 

s.  d.  siehe  dieses,  dort,  daselbst,  d.  h.  im  Worterbneh 

unter  diesem  Wort, 
s.  d.  A.  siehe  den  genannten  Artikel, 
s.  d.  W.  siehe  dieses  Wort   in   seiner   alphabetischen 

Stelle, 
s.  V.  a.  so  viel  als. 
s.  o.  siehe  weiter  oben, 
s.  u.  siehe  weiter  unten, 
s.  7j.  seiner  Zeit. 
scherzh.  scherzhaft. 
schw.  schwedisch, 
seh  WZ.  schweizerisch. 
8g.  Singularis. 
sog.  sogenannt, 
sl.  slavisch. 
8  p.  Spalte, 
spec.  speciell, 
Spir.  Spirans.  Spiritus,  Hauch. 


Spr.  Sprache. 

spr.  sprich. 

Sprw.  Sprww.  Sprichwort.  Sprichworter. 

st.  statt'. 

stf.  starkes  Feminin. 

stm.  starkes  Maseulin. 

stn.  starkes  Neutrum. 

Subj.  subj.  Subject.  snbjectiv. 

Subst.  Substantiv. 

südd.  süddeutsch. 

Suff.  SU  ff.  Suffix,  suffigiert. 

Sup.  Superlativ. 

sw.  schwach  (mit  Bez.  auf  Kbi.xion). 

swf.  schwaches  Feminin. 

swm.  schwaches  Maseulin. 

swn.  schwaches  Neutrum. 

Syn.  syn.  Synonym,  synonym,  im  Allgenn-inen  gleieli- 

bedeuteml. 
syne.  syncopiert. 

t.  teils. 
tr.  transitiv, 
trop.  tropisch, 
tw.  teilweise. 

u.   und.   unten,   üutri'. 

n.  a.  unter  anderem,  und  anderes,   und  amlerswo. 

u.  a.  m.  und  andre  undir. 

u.  ä.  und  ähnliches. 

u.  o.  und  oft. 

n.  ii.  und  öfter. 

u.  v.  a.  und  viele  andere. 

u.   w.  a.   und  wenige  andere. 

iibli.  überhaupt. 

nbertr.  übertragen. 

unge  w.  ungewöhnlich. 

Um  iL  Umdeutung. 

uniged.  umgedeutet,  unigedeiit^cht. 

uneig.  uneigentlich. 

unpers.  unjiersönlich. 

unr.  unrein. 

U  n  t  e  r  s  c  h.  Unterschied. 

u  n  r  g  1  m.  unregelmässig. 

Urk.  Urkniule. 

urspr.  ursprünglich. 

u  u  y  e  r.  unverändert. 

V.  von. 

V.  J.  vom  Jahre. 

V.  0.  von  oben. 

V.  u.  unten. 

Var.  Variante. 

Vb.  Verbum. 

veralt.  veraltet,  veraltend. 

verk.  verkürzt. 

versah,  verschieden. 

verst.  verstärkt. 

vgl.  vergleiche. 

vgl.  d.  vergleiche  dieses  oder  dort. 

vi  eil.  vielleicht. 

vielm.  vielmehr. 


XXV 


XXVI 


Voc.  Vocal.  Vocativ. 

volkst.  volkstümlich. 

vollst,  vollständig. 

V  0  r  r.  Vorrede. 

vwdt.  Vwdt.seli.  verwandt.   Verwandt.seliatt. 

W.   Wort. 

inelir  od.   w.  mehr  oder  weniger. 

wah rse h.  wahrsdieinlicli. 

WB.  Wörterbuch. 

weit.  S.  im  weitern  Sinne. 

wörtl.  wörtlich. 

Wst.  Weistum. 

WW.  Wörter. 

Wz.  Wurzel. 

Z.  Zeile. 

z.  zu ;  zum ;  zur. 

z.  T.  zum  Teil. 

z.  U.  V.  zum  Unterschiede  von. 

zs.  zusammen. 

zsgez.  zusammengezogen.  . 

zsgs.  zusanmiengesetzt. 

Zss.  Zssen.  Zusannnensetzung.  Zusannneiisetzungen. 

z  u  w.  zuweilen. 

zw.  zwischen. 

Römische  Ziffer  bedeutet  das  betr.  .lalirhundert. 


3.  OrtsbezeichniiiifieH. 

NB.  Die  Kantone  siml  durch  Seiiii  kolou,  die  Unter- 
iibtc'iluugou  der  Kautoiie  durch  Komma  getrennt.  Die 
t'hiffrieiung  der  Erstercn  leschicht  ohne  Punkt,  die  der 
Letzteren   mit  Punkt. 

Wenn  die  Ortsangabe  fehlt,  so  ist  dieselbe  entweder 
ohne  Bedeutung,  die  Verbreitung  eine  ziemlich  allgeniciue 
oder  es  stand  uns  keine  verbürgte  Angabe  zu  Gebote.  Wir 
hätten  vielleicht  besser  getan,  die  meisti^ii  der  bez.  Angaben, 
welche  wir  unserem  Vorgänger  (vStalder)  entnahmen,  zu  cas- 
sieren,  da  dort  gewöhnlich  die  Ortsangaben  unentwirrbar  siiul. 

Allgemeines. 
a:  alt. 

abw.:  von  dem  lo'tr.  Orte  abwärts, 
aufw. :  von  dem  betr.  Orte  aufwärts, 
e:  enner-,  ennet-. 
gr:  Gross-. 
H.:  Hinterland, 
h:  Hinter-, 
kl:  Klein-. 

1:  links  z.  B.  vom  See.  Fluss. 
M.:  Mittelland. 
in:  Mittel-. 

n:   nördlieli   mit   15ez.  auf  das   betr.   tieljiet. 
0.:  Oberland, 
o:  Ober-. 

ö:   östlich  mit   Bez.  anf  das   ln-tr.   (iebirt. 
r:  rechts  z.  B.  vom  See,  Fluss. 
s:  sudlich  mit  Bez.  auf  das  betr.  Gebiet. 
Stdt:  Stadt. 
t. :  nur  teHweise. 


IT.:  Unterland. 

u:  Unter-. 

w:  westlich  mit  Bez. 


auf  das  betr.  tiebiet. 


Speclelles. 
Aa:  AargaH. 

AaB.  :  Baden. 

AABb.  oder  Badb.:  Baderbiet. 

AaF.:  Freiamt. 

AAFri.:  Fricktjjal. 

AaHL:  Hallwyl. 

A  A  K. :  Kaiserstuhl. 

AaKo.:  Kelleramt  (zw.  Ottenb.   ninl  liremgarten). 

.VaKI.  :  Kilehsiiiel  (Lenggern,   Hageiitirst,   Sidilatt. 
klDöttingen). 

AaKu.:  Kulm. 

AaL.  :  Lenzburg. 

AARh.:  Rheinfelden. 

AASt. :  Stau  feil. 

AaZ.:  Zurzach. 
Aar.:  Aaran. 


L'Ilbr. 


liegt: 
Reh- 


.Vr:  .Appenzell. 

.Vi'A.:  Ausserrhodeii. 

-U'H.:  Hinterland  (Herisau.  Waldstalt.  Seliwe 

Sehönengr.,  auch  Urn.). 
Ai'l.:  Innerrhoden  (ausser  Oberegg). 
Ai'K. :  Kurzeiiberg  (was  rechts  der  Goldaeli 

Walzenhauseii.  Oberegg.  Heiden.  Wahl. 

tobel). 
.Vi'M.:    Mittelland  =  .Vusserhodeii    zw.  Sitter  nn<l 

Goldach. 
AeSt:  Stein. 

B:  Bern. 

BAd.:  Adelbodeii. 

BBe. :  Beatenberg. 

BBr.:  Brienz. 

BBr.  S. :  ßrienzersee. 

BE.:  Emmental. 

BG.:  Guggisperg. 

BGr. :  tTrindelwald. 

BGt.:  (iuttannen. 

BHa.:  Haslital. 

BHk.:  Habkern. 

BK.:  Kandertal. 

BL.:   Tjanterbrniineii    und   -t:il. 

Bl.f:   I.aufontal. 

Bli'.:   K'lnggenberg. 

BS.:  Seeland. 

BSa. :  Saaneii. 

BSch w.:  Schwarzeiibnrg. 

BSi.:  Sibeiital. 

BTh.:  Thnn. 

BTh.S.:  Thunersee. 

Hai.:  Baiern. 

Bs:  Basel. 

BsR:  Birseek. 
BsL.:  Land. 


XXTII 


XXVIII 


BsLie.r  Liestal. 

BsSt. :  Kanton  Baselstailt. 

F :  Freiburs- 

FGu.:    Gurnic.'ls    (jetzt    zum  Seebezirk   geliörend).  ; 

FJ.:  Jaun   und  Tal. 

FMu.:    Murten  ^^  Seebezirlv    uliue    Gui-niels    und 

ßertiscbeu. 
FS.:  Seebezirk,  wnzu  jetzt  (iurniels  uiiil  liertiselien. 
FS.s.;  Sensebezirk,  von  Platleyen  bis  Bösingen. 

(j  :  Gallen  d.  i.  der  volkstuMilirbe  Name  für  St.  Gallen. 
GA.:  Aniden. 
G  aL.:  alte  Landsehaf't. 
G  F. :  Fürstenland. 
(_t  (_T. :  Gaster. 
GMs.:  Mels. 
Gli.:  Rajuiersweil. 
GKh.:  Rheintal. 
GS.:  Seebezirk. 
G  S  a. :  Sargans. 
GT.:   Toggenbnrg. 
GTa.:   Tablat. 
(JW.:  Wartau. 
G  W'e.:   Werdenberg. 
(iWsst.:   Weisstannen. 

Geb.;    Gebirg  mit  Ausschluss  der  Vnrberge    und  der 

sog.  flachen  Schweiz. 
G  [,:  Glarns. 

GlGt.  :  Grosstal,  vgl.  Linthtal. 

GlH.:  Hinterhl.  (Linth-  u.  Sernfttal  bis  Scliwanden). 

GlK.  :  Kerenzerbezirk. 

Gi.l..:  Linthtal. 

GlM.:  Mittelland. 

Gi.S.:  Kleintal.  Sernttal. 

(in:  tiraubünden.' 

<JK.\.:  St.  Antonien. 

<Ti(Av.:  Avers. 

Gnl».:  Davos. 

GifHe.:  Herrschaft. 

(in  L.:  Langwics. 

GRObS. :  Obersa.ven. 

G 1!  P  r. :  Prättigau. 

GnRh.:  Rheinvi'aldtal. 

GrS.  :  Savien. 

GuSch.:   Schanligg  mit  Ausschluss  von  Langwies 

und  Arosa. 
GuV.:  Val.s. 

L:  Luzern. 

LK.:  Entlibuch. 

LG.:  Gäu;  Eeus.s-.  Aa-.   NVina-,  Surental. 

LH.:  Hinterland;   d.  i.  Wiggi.sthal.    die    niirdliihe 

Abdachung   des   Napf.    Luteren.    Hergiswyl. 

Willisau,  Zell,  Dietwyl. 
LHa. :  Habsburgeramt  =  was  rechts  der  Keuss. 
LHo.:  Horw. 
LV.:  Viznau. 
L  W. :  Weggis. 
JjWigg. :  Wiggertal. 


Nnw. :  Nidwaiden. 

Onw.:  Obwalden. 

P:    Pii'inont,    niimlich  die  deutschen  Täler  am  Monte 
Rosa  und  an  der  Tosa. 
P(ir. :  Gressonc}'. 
PMa. :  Macugnago. 
PPo.:  P.immatt. 

S:  Solothurn. 

SB.:  Buehsgau.    . 

SBb.:  Bucheggberg,  was  südlidi  von  der  Haupt- 
stadt in  den  K.  B  ragt:  Atigen,  Lüssligen. 
Messen,  Asclii,  Biber.,  Deitigen,  Kriegstettcn, 
Luterbach,  Zuchwyl, 

SGr. :  Grenchen. 

SL. :  Leberberg,  was  westlicli  von  S. 

SSchwa. :  Schwarzbubenland,  was  nördlich  der 
Jurakette. 

ST.:  Tal.  Balstal.  Gänsbrunnen  bis  zur  Klus. 

S  T  h  i  e  r s t. :  Tliierstein. 

Seil:  Schaffhausen. 
ScuHa.:  Hallau. 
Seil  KL:  Klettgau. 
Seil  Sc  hl.:  Schieitheim. 
ScuSt:  Stein  a/Rh. 

Scinv:  Scliwyz. 

SoHwE.:  Einsiedeln. 
SciiwG.:  (jersau. 
S  (■  H  w  H  ö, :  Höfe. 
SeiiwMa. :  March. 
ScH  wMno.:  Muntatal. 
Seiiw  W.:  Wägital. 

T:  Tessin. 

TB.:  Bosco. 

Tu:  Thurgau. 

Tu  Fr.:  Frauenfeld. 

U:  Uri. 

UL:  Isental. 

UR. :  Reusstal.  Gottliardstrasse  au.sser  Urseren. 

URie.:  Riemenstalden. 

US  eh.:  Schächental. 

UUrs.:  Urseren. 

Uw:  Unterwaiden. 
L'wE.:  Engelberg. 
UwSa. :  Samen. 

Vw:  Vierwaldstätte. 

W:  Wallis. 
WG.:  Goms. 
WLö.:  Lötschen. 
WV.:  Vi.spertal. 

Wst:  die  Waldstätte  mit  Ausschluss  von  Luzern. 

Z :  Zürich. 

ZAuss.:    Ausseramt    (Martalen.    Benken.    Lauten. 

Feuertalcn). 
Z  B. :  Baurcnlaiid. 


?CXIX 


xxx 


Z  eA.:  Enneraiiit  (Seen.  Zell.  Schlatt.  El^i;.  Elliknn, 
Altikon.  Kikenb.,  Dyiihanl.  Diigerlen,  Seuzach, 
Elsau.  Wisendangen,  oWiiiterthiir,  Veitheim, 
Töss.  Neftenbach,  Flaach.  Borsr.  rtättlikon. 
Pfungen,  Eorbas.) 

Z  F. :  Fisehental. 

ZKatz.:  Katzensee  und  Umgegend. 

Z  K  n. :  Knonaueranit. 

Z  IS.:  linkes  Seeufer. 

ZX.:  Neuamt  (oGlatt,  Ha.sli,  Neracli.  Stadel. 
Weiaeh). 

Z  oA.:  Oberanit  (Wei.ssl.,  Wildlierg.  Turbcntal. 
Wyla,  Baunia.  Sternenbi'ii;-.  Hittnau.  l'liitt'.. 
Kus^fikon). 

Z  rS.:  rechtes  Seeufer. 

ZSt. :  Stammheim. 

ZTö.:  Tösstal. 

ZTu.:  Turbental,  oberes  Tös.stal. 

Z  uA.:  Unteramt  (Hinten.  Bass..  Wallisellen). 

ZW.:  Wehntal. 

ZWl.:  Weinland. 


Zg:  Zug. 

ZgÄ.:  Ageri 


und  Tal. 


Die  Chiffrierung  der  literarischen  Quel- 
len verbindet  sich  am  schicklichsten  mit  dem  aus- 
führlichen Verzeichnisse  dieser  selbst,  welches  aber 
erst  später  in  der  gehörigen  Vollständigkeit  mit- 
geteilt werden  kann;  inzwischen  dürfte  unser  be- 
treffendes Abkürzungssystem  den  hauptsächlichsten 
Bedürfnissen  genügen. 


Indem  wir  nun  diese  erste  Lieferung  in  die 
Welt  hinaus  senden,  sehen  wir  nicht  ohne  einige 
Bangigkeit  um  den  äussern  Erfolg  des  Werkes, 
aber  getrost  in  dem  Bewusstsein,  unser  Möglichstes 


getan  zu  haben,  einer  sachkundigen  und  billigen 
Kritik  entgegen.  Dieselbe  möge,  che  sie  ihr  Urteil 
spricht,  vor  Allem  bedenken,  dass  wir  gedrängt 
durch  die  Ungeduld  eines  Publikums,  mit  dessen 
Gunst  wir  doch  rechnen  nuissten,  und  zugleich 
beengt  durch  raancheilei  andere  äussere  Rück- 
sichten, zum  Teil  auf  das  selbe  Publikum,  das 
Werk  in  diesem  Zeitpunkte  und  in  der  nun  vor- 
liegenden Gestalt  erscheinen  lassen  mussten.  Dass 
dieselbe  mit  nianchey  Mängeln  behaftet  ist,  wissen 
wir  selbst  nur  zu  gut,  und  es  konnte  niclit  anders 
sein,  schon  weil  die  Sammlung  nur  zum  kleinsten 
Teile  auf  unmittelbarem  Wege  geschah,  sondern 
vom  Wohlwollen,  Wissen  und  der  Mitteilungsgabe 
dritter  Personen  abhängig  war,  von  denen  viele 
nicht  einmal  niehi-  befragt  werden  konnten,  weil  sie 
nicht  mehr  unter  den  Lebenden  weilen.  Weini  die 
Kritik  diese  und  andere  Schwierigkeiten,  mit  welchen 
wir  zu  kämpfen  hatten,  bedenkt  und  nachteilige 
Folgen  derselben  nicht  uns  selbst  zur  Last  legt, 
so  möge  sie  im  Übrigen  rücksichtslos  sich  über  die 
Sache  selbst  aussprechen.  "Wir  werden  wirkliche 
Berichtigungen  und  Ergänzungen  mit  gros- 
sem Danke  annehmen  und  zur  Verbesserung  des 
Werkes  dienen  lassen.  Ein  ganz  richtiges  Urteil 
über  das,  was  von  dem  Ganzen  zu  erwarten  sein 
wird,  kann  übrigens  aus  keiner  ersten  Lieferung 
geschöpft  werden,  und  aus  der  vorliegenden  be- 
sonders auch  darum  nicht,  weil  es  sich  so  traf, 
dass  dieselbe,  ausser  dieser  etwas  ausführlichen 
Einleitung,  in  ihrem  wirklichen  Texte  gerade  von 
Anfang  an  eine  Reihe  von  wenig  bedeutenden  Ar- 
tikeln über  Interjektionen  und  Partikeln  enthalten 
musste.  Auch  das  von  uns  adoptierte  Anordnungs- 
system muss  sich  eben  in  diesem  ersten  Teile  des 
Wörterbuches  von  seiner  unvorteilhaftesten  und  am 
schwersten  verständlichen  Seite  darstellen. 


Zürich,   an  Lichtmess    1S81. 


Die  Kedaktion. 


I.  Abteilung'. 
Wörter,  deren  Hauptsilbe  bloss  aus  a  oder  anderen  Vocalen  bestellt. 


A  resp.  ä,  ai,  au,  äu,  e,  ei,  eu,  i,  io,  0,  ö,  II,  ii,  ue,  iie. 

liKMKKKUm;.      Die  einsilbigen   \V  W.   mit   aiislauteudein   w    siml    tlienlalls   hier    ii  ii  ti- igelnaelit.      JI.iii    sr  li  ■ 
auch  die  firiiiiiien  Acll,  Aj,  All,  Aw  und  die  mit  anlautendem  H~. 


A  a:  Name  des  ersten  Buchstabens  im  Aliiliabet. 

Das  Geschlecht  dieses  und  aller  Bnchstabennanien  variiert 
nach  den  Landesgegenden  zwischen  m.  und  n.,  jenes  meist 
in  den  katholischen,  dieses  in  den  protestantischen. 

ii  Ite:  buchstabierenJe  Zerlegunjj  des  AJv.  nli,  s.  d. 
—  ä  be  ee:  Einleitung  zu  dem  bekannten  Kinder- 
siiruche  von  der  durch  den  Schnee  oder  über  den  See 
laufenden  Katze,  und  zu  Nachbildungen  desselben  ge- 
braucht. 

Vgl.  H.  1.  Seil.  2,  a.  Unoth  1,  ly,  20- 24.  Kochh. 
Nr.  93i)  +2.  Von  Letzterem  als  eine  Kiuderbesegnung 
erkannt,  was  durch  eine  LVariaute,  (ftr  C/iatz  tuH  '«  Bopli 
inh.  noch  besonders  gestützt  wird.  Die  sinnlosen  Laute 
sollen  wohl  die  unverstandenen  fremden  Worte  eines  Zauber- 
spruches nachahmen.  Als  leere  Spielerei  scheinen  sie  dann 
weiterhin  gesetzt  in  Sprüchen  wie  A,  br,  ce,  Zinijije,  dr  LiTcr 
Int-ml   iriilh  (jint/ge   usw.    udgl. 

ABC  n.  ähe'uk'  Z,  uiifHui'  kv,  djii-jKf'  ScHW  ;  Uw,  (TyyiV«;'' 

Aa;  B,  ubiue'  Bs:  Alphabet.  Ni<l  eiiud  's  A.  kenne" 
bezeichnet  den  hcichsten  Grad  der  Unwissenheit  und 
Ungeschicklichkeit  Uw.  —  Das  sächl.  Genus  belegt  ans 
Aa;   Uw;   Z. 

.A,  Aa  f.  s.  Äeht.  Acli.  A  n.  s.  Ei.  a  s.  an, 
"hiic.         a!  k  n.  s.  ä   IL 

a  1:  Interj.  1.  .staunender  Verwunderung  oder 
Bewunderung  B;  G.  —  2.  des  Schmerzes  G.  Ä  min 
[Gott]'.  —  3.  der  Verachtung,  Verwerfung.  Unge- 
duld, Unzufriedenheit,  bes.  in  der  Verbindung  ti  ira! 
G,  a  was!  S.  ,Nimnit  's  uf  die  Hecht  Aehslc  und  denkt: 
A  tras!'  BWyss.  4.  des  Ekels,  auch  Substantiv, 
das  Ekelhafte,  Schmutz  (Kdsjir.).  Reek's  nid  a",  es 
ist  A!  Unrat,  Kot;  A  mache,  Notdurft  verrichten  Aa. 
-  Syn.  Ct-ä,  ä-i,  «.  ä-i,  üiii,  fj'jf,  i^'j'ji,  (iixrh.  -5.  Lieb- 
kosung, s.  ä  II. 

d :  Intonation  zu  einem  S|iottliedchen ;  ii,  Ritirli.  ä. 
d's   Wdi  srhhtt  der  Mit  usw.  Gl.. 

ä  II;  untrennb.  Partikel  vor  Snbst.  und  Adj. 

Verwandt  mit  at--  und  ur-  und  mit  diesen  Vorsilben  zu- 
weilen wechselnd  |(ir.  (!r.  2-,  fllLj)  bezeichnet  dieses  «- 
Schw.  Jdiutikuu  I,  1. 


urspr.  nur  Ausgehen  von  etwas,  dann  überh.  Ungünstiges, 
ist  aber  nicht  geradezu  Verneinung  ivie  un-.  Erhalten  in 
Abri'ch,  Awerrh,  Aschwiit(ff;  Akunt,  Alantir,  Amacht,  amäclitiij, 
Aicrt/,  Äivtrt,  a/ädiy,  awtz,  aschii-y,  ait'ei-l,  viell.  auch  in 
Atjcrste  und  in  Ämd  (Ainad).  —  Mit  diesem  a-  nicht  zu  ver- 
wechseln ä  =  an  und  a  =  ohne. 

-ä  III:  interj.  meist  an  Imperative  angehängter 
Laut  zur  Verstärkung  des  Anrufs  oder  der  Aufforder- 
ung. ,Stilla,  stilla,  nun  losend  mir!'  Man.  .Heu!  ein 
Wort,  so  man  einem  rüeft,  hola,  hola,  losa,  losa  hiezue!' 
Fkis.  ,Losa,  ist  ein  Wort,  dardurch  wir  aufmerkung 
begärend  desse,  mit  dem  wir  denn  reden.  Losa  da, 
Lieber  sag  mir.'  Mal.  ,Bya  Narra!'  närrische  Meinung! 
1712,  GöLDi.  S.  ferner  huscha.  Vielleicht  auch  in  der 
bekannten  Aufforderung  zur  Lösung  eines  Kätsels; 
rdl-mer-l,  rät-)iier-ä;  s.  -/.  —  Vgl.  -ö. 

n-  IV  für  (■/-  d.  i.  ein,  (Zahlw.).  /,  ss.  -Hiilte. 
-ireleh. 

(I  V:    auf  falscher  UmdeutunLi 


Vorsilbe;    z.  \>. 


der  auf  Vcrstüm- 
A-Kiirn,    -Seheid, 


Fr 


lap. 


melung   beruh 
-Ziiiflf/e,  -dainieii. 

a:  1.  an.  und  zwar  ii  Adv 
den  Aa;  BU. 

ä  I:  Interj.  1.  iler  unwiUigm  .\b\vci>ung  B:  Z, 
a  hü!  Z,  a  ira!  G;  Z,  a  biiear!  a  li'liiiet  f^in;  Z, 
<i  iif'och!  Ar.  -  2.  des  Erstaunens;  warum  niclit 
gar!  i>otz  tausend!  GW.,  d  pd  Aa.  ii  lid  \V.  VgH. 
1.//».'  ,ei   Im!'   Mal,   .  .'  a    I.   ä   IV  :>.   :!. 

ä  II;  Abschwächung  der  Emlung  -aeli  (die  Aeh?] 
in  Ortsn.,  z.  B.  Golda  (Bodensee).  Die  Verstünuiudung 
auf  halbem  Wege  zu  blosser  Hildungssilho  Cc)  stellen  geblieben, 

il-ä:   nein    HM.;   G.  S.  e-e,   mt-n. 

ä-a,  S-ä;  Interj.  und  Subst.  n.=nI4.  B;  (iic:  W. 

a-i   1:   diirtbill    .Vr.  Aus  nn-liin;  vgl.   Um. 

hinunter,   herunter;   drunten 


Ar 


a-i    11.    a-lii,   a-b 
;  s.   iih-Jiiii.  -Iier. 


1 


A.  E,  I,  (>.  r 


a-i  11] :  Iiiterj.  und  Solist,  n.  mit  rlrin  IHiiiin. 
A-itschi  =  f 7  1  I  iiiul  aus  ilicsem  abgeleitet  L. 

ä  I  (■-  Aa;  B;  Sch;  Th;  Z,  aurli  rcduplicifieud  n'-ä  Ar: 
Zo.  .''-c-  Z:  1.  Interj.  und  Subst.  n.  =  «  I  4  Ap;  Bs;  Z. 
2.  Interj.  des  Spottes  Aa;  B;  G;  8ch:  Th;  Z;  gerne 
in  repetierender  Form  und  von  der  entsprechenden 
(leberde  der  Zeigefinger  (UK(jl(jeJe;  Rüebli  schabe)  be- 
gleitet; ä!  ä!  (jä,  es  liet  dir''  (ffie!  Aar.;  Z,  ä  f/ix!  da 
hast  du'.s  GW.;  auch  Warnung.s-  oder  8pottausruf,  wenn 
ein  Kind  sich  un.schicklich  entblösst;  ebenso  (mit  lang- 
gezogenem Tone)  Au.silruck  des  Befremdens  über  mo- 
ralische Blossen  eines  Andern:  ä  aber!  So  viell.  Ruof 
1588:  ,Ae!  tuond  g'mach;  iend  nach  nit  hu'  [sprecht 
noch  nicht  Hohn]. 

Srhliesst  sich  vndtscliltlicli  iiiiil  ihir  Beil.  nach  au  li  I  4 
an.  Sowohl  dem  vorliegenden  Laute  als  dem  unten  fVilgunden  ä 
lassen  sich  die  ausdrücklichen  Inter.).  des  Ahscheus  p/uch, 
pfiidi,  pfutrr,  liuKK,  lAl   hidlügeu.    —    Vgl.  auch  e!  ei.' 

a!  11  «  Aa;  Ap  t.;  Bs;  B;  GrO.;  Uw;  Ü;  Zo;  Z,  c-'BSa., 
a  Apt.;  (tbGIi.;  G;  ..Sch";  Th;  gerne  redu]ilieierend  «'-ti. 
.(■-(f.-  Interj.  und  Subst.  n.,  Ausdruck  der  Zärtlich- 
keit, verbunden  mit  liebkosender  Geberde,  besonders 
des  Anschmiegens  von  Wange  an  Wange  Bs;  Z,  auch 
des  Htreichhiindchens,  namentlich  von  Kindern  Aa  Fri, 
Als  Subst.  .sind  vorzugsweise  dimin.  Abltgn.  üblich : 
Ali  Aa;  Bs;  B;  FMurt;  Gl;  GrO.;  L;  GS.  u.  Sa.;  Uw; 
U;  Zo;  Z,  Ali  Ap;  FMurt.;  GfiCh.;  GTa.  u.  W.;  Sch;  Th, 
Ä-i  BG.,  A-i  GflCh.  Man  sagt  («,  äli  ntarhe".  Mnrli-mer 
schön  ä!  Es  Ä  usw.  mache",  g'e".  ,Haber  inul  Gerste 
—  loie  tuet  s'  de  Wind  eso  wiege:  's  macht  eis  dem 
andere  Ali!'  KdMeiek.  Ironisch:  ,UHd  witt  elvi  Ali 
Clin  seheiiije  Aste,  miicst-di  halt  iippedie  pueUe.'  Corrodi. 
Es  Ali  und  es  Dri'(cl;erli  LG.  En.  Ali  ond  e  Strlclierli 
Ap.  A-lieheli  mache"  L(t.  und  so  schon  1651 :  .Wenn 
sie  [Accus.]  wurd  ein  Zaunstäcken  anlachen,  sie  wurd 
ihm  a  lieb  machen.'     Schiniidr. 

Die  Formell  mit  a  kommen  fast  nur  in  solchen  Gegenden 
vor,  in  denen  der  Diphth.  ei  regelmässig  zu  ä  verdichtet 
erscheint.  Dieser  Umstand  und  die  Vergleichung  der  ent- 
sprechenden Formen  in  deutschen  MA.  (ci-ei  :=  unserm  a-u 
\mi  ä-ä;  Fiel,  Bilein,  Eieichen  ^=  Ali)  führen  auf  den  Diphth. 
li  als  Quelle  unseres  W.  —  Syn.  Liehrli.  OrtMi.  Vgl.  auch 
.1.'  IV  1. 

a  lU  ,.t-  L;  Z:  Interj.  1.  des  Schmerzes ,  der  Be- 
schwerde; ach!  ,Ae:  ist  wenn  man  sich  klagt.'  Fris 
Mal.  —  2.  starker  Gefühlserregung  überhaupt. 
^•1  vie  guet,  schön,  lieb!  udgl.  --  Durch  Dehnung  aus  ät-h! 
ä  IV  of,  mit  schwankender  Quantität,  doch  vorwiegend 
kurz:  Interj.  1.  der  Bitte,  Ermunterung,  Aufforderung. 
Ermahnung,  entspr.  dem  nhd.  .doch'  nach  Imperativen. 
Ä,  tue  mer  iez  an  de  G' falle!  A  wöl !  A  7rol  doch,  au! 
=  sage  doch  ja!  Z.  Häufig  mit  [ich]  hitt  di'''  verbunden 
zu  der  versteinerten  Formel  äppitti  Z ;  s.  bitten.  ,A, 
gend  mir  antwurt  gschwind!'  Ruop  1538.  .A  lass  mich 
hinüber  kummenl'  bittet  Moses  .Jehovah.  Deutr.  3.  25. 
1518  (wofür  1067  .Lieber,  lass  mich  ..  .').  ,Ae  =  incla- 
mantis  interjectio.  ä  wenn  man  eim  nachschreyet  vmb 
hilft'.  Ae  gäbend  mir  etwas.'  Mal.  ,.4  lieber  thue  hüpsch- 
lich,  biss  nit  so  hön.'  Fris.  Mal.  .A  !  qnaeso.'  Id.  B. 
-  2.  Unwille,  Uberdruss;  Abweisung,  Tadel;  sich 
nahe  berührend  mit  ä  I.  A,  las-mi'''  iez  emäl  gä"! 
A,  gang-mer  eweg,  das  glaab-i  nüd!  A.  wo  wöttscli-es 
du  möge!  A  Jesis!  =  ja  freilich!  Kennst  du  da? 
Antw.  A!  entw.  .warum  sollte  ich  nicht!'  od.  ,ich  will 
Nichts  von  ihm  hören.'   .A  lass  mich  nit  mehr  dienen!' 


1531,  Jeeem.  ,Sin  Schwager  sagte:  ir  sollten  ze  jiredig 
gon.  Spräche  er:  ä,  ich  mein,  min  frow  werd  mir  wol 
predigen.'  1532,  Egli  Act.  ,A,  dass  dich  's  erdrich  fräss, 
wie  tuest!'  Man.  Wie  dem  ä!  werden  auch  diesem  ä 
gern  icas,  u'a,  ha;  b'hiietis  (tridi),  biwdr,  ebenso  die 
zu  ä  I  erwähnten  Interj,  des  Absehens  zum  Zweck  der 
Abfertigung,  etwa  auch  im  Sinne  eigener  Entschuldig- 
ung beigefügt.  Viell.  gehört  hieher  auch  die  Drohung 
ä-jö!  Bs.  3.  Erstaunen,  Überraschung,  Zweifel, 
wie  ä  I.  A,  es  wird  doch  nüd  si" !  A,  was  da  iiild 
saist!  wofür  auch  einfach  ä.'ge.sagt  wird.  ,Hem,  interj. 
adiiiirantis :  Ae,  sihe  da.'  Denzl.  1677  n.  1716.  ,.\e 
KriegV  [ist's  möglich?]  Mit  wem?'  Weis.senb.  17(i1. 
Auch  hier  kann  zur  Verstärkung  ha  hinzutreten  Ap; 
W;  Z  (hier  auch  zu  aha  verwachsend),  ebenso  toas, 
wa  Z;  hoti,  potz!  Gl;  GeP.  Mit  ä-  oder  «-&..'  leitet 
man  in  Gr  eine  erklärende  oder  einschränkende  Ver- 
besserung seiner  eigenen  viell.  übereilten  Aus.sage  ein. 
Die  Überraschung  kann  auch  eine  freudige  sein.  „4 
wie  bist  du  so  recht  komen!'  Fris.  ,A  das  i.st  recht!' 
1569  LLav.  Neugierde:  ,A,  wie  war  das!'  1532,  Eqli, 
Act.  Auch  das  ä!  mit  dem  man  Verwunderung  darüber 
ausdrückt,  dass  Etwas  von  Andern  nicht  bereits  ge- 
wusst  oder  verstanden  wird,  begegnet  schon  früh  (Ab- 
scheid V.  1526).  Viell.  steckt  unser  ä  auch  in  dem 
Ausruf  des  Schreckens:  e-m-min!  [Gott]  B;  F.  —  Be- 
grifflich und  otyni.  berührt  sich  ä  IV  mit  ach!  üfh  t  «!  ei!  e! 

ä!  V  c^,  und  wo  dieser  Laut  nicht  heimisch  ist,  dafür  rf, 
gelegentlich  mit  gedehnter  Ansspr. :  Interj,,  als  Ausdruck 
von  Munterkeit,  lebhaftem  Erstaunen,  freudiger 
Überraschung:  zur  Verstärkung  verdoppelt,  wie  schon 
bei  Kessler:  .E,  e.  mit  was  grossen  eren  sy  empfangen 
wurden!'  oder  mit  sinnverwandten  Ausdrücken  ver- 
bunden: ä  der  tüsig!  A  bieg  (men)  au!  A  ba!  i,st's 
möglich?  A  neu  kann  bloss  lebhaftes  Erstaunen  oder, 
als  Gegensatz  zu  ä  ja!  ä  wol!  lebhafte  Verneinung 
ausdrücken.  Durch  ä  alier!  wird  mit  dem  Erstaunen 
oft  Missbilliguug  verbunden.  Bald  Einwilligung  wird 
bezeugt,  bald  Ermunterung  versucht  mit  ä  nu  Schw, 
äsenüse  Gl,  äscnusedä,  ei  so  nun  so  denn!  Wst;  Zg. 
,Eja  dann,  lasset  uns  eilen!'  1665  JonMtiLLER.  -  Vgl. 
übrigens  hä   und  i  .' 

ä!  VI:  affektvolles  nein  bei  befremdlicher  Frage 
Ap  oder  in  trotziger  und  grober  Stiiiimung  Bs.  —  Aus 
Hrh!  oder  (wie  e-c!)  aus  ,uein'   verstümmelt. 

ä  VII:  hier,  proklitisch  vor  Advv.  des  Ortes, 
ä-obna,  äjussna,  äjunna  GeT». 

Die  Form  weist  auf  das  .\dv.  ci,  die  Bed.  eher  auf  ver- 
strimnicltes  liir.      S.   auch  je. 

A:    veraltende  Ausspr.  für  Ei  Ap;    Ende  des  vor. 
Jh.  noch  in  GStdt. 
ä-ä!  rf-.«  Z  =  ä!  II. 

ä-ä!  P-e^   Z,   rf-.c   Bs  =  «.'  II.  Vgl.   „-,,! 

Ä-i  n.,  ä-i!  =  a  13  und  II. 

ä-i:  =  a-i  II  GrV.  —  Dnrch  Umlaut  aus  diesem  ent- 
standen.     S.  ei  Adv.    II. 

ai!  'i'i:  1.  Ausruf  der  \'erw  u  nde  r  u  ug.  ai !  ai! 
ScnSt.  —  '2.  Weherul   1!. 

an  I:  Interj.  des  Schmerzes,  allg.  .Aiiwee!'  Fris. 
,Au  wehe!'   Denzl.  1677.  1716. 

au  II;  Interj..  Laut  eines  bellenden  Hundrs  Ar. 
Syu.    wau ! 

iiu  III  =  auch;  s.  d. 

an  IV  aus  an  in  der  Zss.  Auliech'  GT,   s.  Anbäcl. 


A,  fi,  I,  0,  Ü 


An  I  Auw,  Auwe  f.,  mit  höibarcm  w  BSi.;  G  o.Eh. 
lt.  fixEiNsiÜLL.  1801;  Uw;  U;  W,  ohne  ic  Ap;  BM.,  S.;  P; 
Gl:  Ob;  (iSa..  Au-e  BM.;  L;  ScHw;  8.  —  Demin.  Auwji 
Obw:  W.  Auwli  BO.;  Obw,  Auweli  BGt.,  Auji  GbD., 
Auli  BM..  SL;  Uw;  U,  Äuli  Ap^  Gl;  GA.,  Auwelti 
Obw,  Aiit.-ichi  GlH.,  Autsclili,  Äutschli  B:  1.  weib- 
liches Schaf.  Nur  in  den  Kant.  Bs;  Seh;  Th;  Zg  n.  Z 
iiii'ht  nachgewiesen.  .Die  schaf  .  .  .  die  oüwen.  da-s  i.st 
weiblin.  als  wol  als  die  wider.-  Mün.ster  1548.  .Man 
lasse  den  Widder  nicht  eher  zu  den  .\uen.  bis  sie 
wenigstens  2  Jahre  alt  sind.'  Sammler  1779.  .Heiser 
wie  eine  alte  Xue.'  Gotth.  Der  Volkswitz  lässt  einen 
.Sarganser,  auch  im  Namen  seiner  Frau,  gegen  einen 
Gemeindebeschluss  protestieren :  I  hi  denvider  und 
d' Murijrct  an  (was  klingt  wie  der  "Widder  —  d'Au). 
Bündner  Auwen  bedeuten  eine  kleinere  Raee.  Steinm. 
18n-l.  FTscHUDi  186.5.  Da.s  Demin.  bezeichnet  mitunter 
eine  Au  von  geringerem  Werte,  abgesehen  von  der 
Grösse  BSi.;  W,  so  auch  Obw  in  der  Form  Auwli. 
nicht  in  Auwelti;  in  Guttann,  ist  .\uweli  =  alte 
Au.  —  2.  das  weibliche  Kaninchen  oder  Meer- 
schwein L. 

Mhd.  ouwe,  ow,  alid.  awi.  --  Syu.  s.  A'vliuf.  -  S.  f.  Whiduu. 
—  Abi.  Ämcele,  der  Au«t,  Äuyst.  Die  verbale  Abi.  deutscher 
MAA.   besitzen   wir  nicht;   dafür  liimmenn. 

Lammer-:  Mutterschaf  BU.;  Gr.  -  \imkimiiu'ien. 

Schellen-:  s^lr-  Schw,  wlinti-Gn:  1.  eine  ältere  Au, 
welche  als  Vorschaf  die  Schelle  trägt  Gb  (wo  man 
den  Leithammel  nicht  kennt).  —  2.  ein  Mensch,  der 
lieber  herumvagiert  als  zu  Hause  seinen  Geschäften 

obliegt   a.ScHW.    —    Vgl.    St-heUenl.ue. 

äuwig:  zum  Schafe  gehörig,  im  n.  auch  subst.  das 
Schaf.  ,Daz  die  von  Ossingen  das  recht  band  von  dem 
grossen  zechenden  ein  nützliehs  und  ein  guotz  vasel- 
schwin  und  ouch  öwiges  . .  .•  Gß.Wst.  1,  96. 

äuwin:  von  einem  Schafe  herrührend.  .Owen 
Flei.sch.'  1412  Z. 

.\n  11  Au,  Aue  f.:  jetzt  nur  noch  Eigenname, 
frülier  appellativ :  1.  Insel,  Halbinsel,  z.  B.  die 
LiitxeJait,  die  TJfenau,  die  Au,  die  Bäehan  im  ZS., 
Lindau,  die  Sonimerau,  die  Meinan,  die  Reichenau  im 
Bodensee  und  von  hier  der  Name  B.  übertragen  nach 
Gb,  die  Wi/s.senau  im  Thunersee,  die  Umherau,  Auhof, 
Auhöfe  am  untersten  Lauf  der  Aare.  S.  auch  ^  Windau. 
-  2.  Gelände  an  einem  Gewässer,  wasserreiche 
Ebene  an  einem  See,  auch  überhaupt  sumpfige  Wiese 
Aa;  B;  L;  G;  Schw;  Zo;  Z.  So  die  Scliadau  am  Thuner-. 
die  Mereran  am  Bodensee,  die  Auje  zu  Klosters,  i"  der 
Eu  auf  dem  Berge  zu  O.Ageri,  auf  Morschach.  ,Die 
Wildfäng.  so  in  den  Auwen  bey  den  Wasseren  auf- 
gewachsen- [lassen  sich  nicht  leicht  versetzen].  Khaqok. 
1639.  :!.  Landstrich  längs  einem  Bache  oder  Flusse, 
zugeschwemmtes  Grienland,  meist  mit  Gebüsch 
und  Gras  bewachsen,  etwa  zu  Weide  dienend  B;  Gb; 
GRh.  .Item  so  mögen  die  unseren  von  Loupen  die 
ouwen  bannen.'  Laup.  1.54-').  .Dorn.stauden  oder  Erlon- 
stauden  aus  der  Au.'  Sammler  1780.  Vgl.  Auwreehi. 
Die  Auwing.  —  4.  „die  Oje:  das  (iesträucli  selber 
BSa."  ,Awe,  pratuni,  virctum.'  Denzl.  1716.  Für  lax 
Angian  im  Engad.  wechselt  die  Vbersetzung  in  der 
Au  geradezu  mit  /'«  den  Erlen. 

Pas  .\iiin'llativ  luiscn'n  cinbeiniisi-hcn  l.i'Xikofrru[)hen  des 
XVI.  nicht  mehr  bekannt.  Stiiniiif  brachte  das  W.  wol  aus 
seiner  alten  Heimat  mit:  .Inslen.  web-b.-  die  Teiltschen 
gwonlieh   ein   Ow   nennend.         Mnden,   so   man   gewonjii'b   in 


die  Owen  setzt.'  Das  W.  steckt  übrigens  in  mancher  Zss. 
bis  zur  Unkenntlichkeit  verstümmelt:  s.  z.  B.  Meyer  Ortsn. 
Nr.  593.  598.  615.  619;  und  au  mancher  Lokalität  haftet  es 
noch,  nachdem  durch  Drainierung,  Veränderung  des  Wasser- 
laufos  usw.  der  reale  Grund  verschwunden  ist.  —  Die  um- 
gelautete  Form  findet  sich  als  ,Euw,'  uü  im  Umkreis  der 
Mythen  (immerliin  daneben  auch  Au!  s.  Gfr.  25,  294.  30, 
224),  uuJK  firPr.,  ,Oey,  Oeyeu,  Öje'  BSa.,  Si.  (aber  ,Oeya, 
Oeia'  Sarnen  XII.,  Silcncn  XIV.  rejiräsentiereu  nur  die  dor- 
tige Aussprache  für  Au).  Sie  entspricht  richtiger  als  das 
vereinfachte  Au  dem  spätlat.  aiujkt,  nord.  .■./  und  dem  voraus- 
zusetzenden ahd.  ouieia,  euice,  gut.  avi  (akvi)^  da  ihnen  allen 
das  i  als  Element  der  Ableitung  (von  got.  ahm;  s.  unser 
adi)  wesentlich  ist.  Für  das  abgeleitete  W.  bildete  sich  die 
vorwiegende  Bedeutung  Wasserland  heraus.  Im  schwächer 
betonten  Teil  von  Zss.  können  beide  WW.  wechseln:  der 
Ortsn.  ,Langen.ach'  997,  ,I,engenacb'  1052  hiess  1275  ,Len- 
ginawe',  .jetzt  l.entjnmi.  —  Syn.  Ei,  Eu-,  f.,  H'iumnn'«,  im 
WiiHwi'lij,  Wamerl^m/.  Zu  3  Vgl.  Sclmchni  und  die  ziemlich 
taut^l.  Zss.  AuHchnt-hen.  mit  dieser  hinwieder  Ii\nAau.  Sanders 
1,  55.  —  Abi.  die  Auete ,  Aueren,  das  ÄuetU ,  !,  Auiehtr, 
Ortsnn.  bei  Leu.  Euiccr,  vonEuw,  Oier,  schwyz.  Geschlechtsnn.. 
wie  ehemals  Oyer,  von  Oi/e  B,  in  der  Ouic,  von  Ow  Z,  Unter- 
oyen  U  nnd  jetzt  noch  u«  dtr  Au,  f,  OieUij  W  Geschlechtsn. ; 
Auhr;   s.    auch    Auirrlr. 

Auwing  Auir;  f.  =  Au  II i  „GEHe.-*  ,Wird  durch 
diese  Art  zu  zäunen  die  Auig  [das  Gestände  in  der 
Au]  sehr  geschwächt.'     Sammler  1779. 

Windau  f.;  n. :  Reflex  eines  Begenbogens.  zweiter 
Regenbogen,  stückweise  Färbung  der  Atmosphäre,  für 
Vorboten  von  Regen  gehalten  ZW..  Glattf. 

Veraltetes  und  in  Unordnung  geratenes  W. ;  nach  einer 
entgegenstehenden  Beliauptung  lautet  es  nämlich  Miltuu,  und 
wieder  Andere  verbinden  das  diesem  Letztern  geliührenilc 
sächl.  Geschlecht  mit  dem  W.  Windau.  Die  Verwirrung  rührt 
von  dem  bei  uns,  wie  es  scheint,  nur  noch  in  dieser  matten 
Spur  nachklingenden  Volksglauben  her,  dass  während  dieser 
Lufterscbeinung  das  Miltau  vom  Himmel  falle.  —  Syn.  Wind- 

zrii-lten. 

.\nele  1  f.  Omcrlr:  Mutterschaf  Aa.     -  S.  Au  I. 

.\uele  II  f.  =  Au,  lli"  .Dz  veld  zuo  der  owlen.' 
ScHwWangen.  ScHwRq.  o6?i. 

Schne-Auele  s.  Lauele. 

Aner:  Einer  von  dem  Orte  Auu\ 

Mitunter  zu  unrichtigen  Bildungen  benützt,  wie  in  (,'l,iti- 
nun-:  Einer  von   Oberglatt  bei   Flawyl. 

„Alli,  .\uwi:  Grossmutter  Git. "    —   Aus  lat.  ni-/i(. 
Äui  n.:    Unrat,    Kot   (Kdspr.)  Bs.     -   Vgl.   .I./,/,'  und 
die  Interjj.  «u.   «. 

E,  e  f.:  1.  Zeit  ohne  Anfang  und  Ende.  .Von 
ewen  zuo  ewen.'  ZChr.  1336/1446.  Ebenso  tilldschr.. 
wo  der  Ausdruck  wechselt  mit  .von  der  weit  der  wei- 
ten' und  mit  dem  matteren,  aber  dem  Verständnisse 
näher  gelegten  ,von  ewig  zu  ewig.'  -  2.  Recht,  (ie- 
setz.  das  von  jeher  und  für  alle  Zeit  Bestehende  unil 
Festgesetzte.  So  nur  in  den  Zss.  E-Ead,  Eaid,  Feld. 
Eurrlii.  Eurt,  Frid.  (raumer.  (hiunielr.  (Iciumi.  ;(!arten 
(Äf/ert),  (rrahen.  Iiaf't,  Ha/'li.  Ilaii.  Ixu/en.  Halte.  Haller. 
llaltinii.  Hui:,  /o.v.  .l/,(//c,  Haeli.  l'fad.  lieeht.  revlilen. 
Hiehter.  liuns,  Stall.  Hofstatt.  Teirli.  Tiidini/,  Hufteil. 
Widern,  Weg,  yVald.  Walt,  Taguan.  Wand.  Wis. 
:',.  das  göttliche  Gesetz,  die  von  Gott  geotfenliarte 
Keliglon,  die  in  seinem  Namen  eingesetzte  Ordnung 
des  religiösen  Lebens  und  Gultus.  .Das  alte  Testament 
oder  die  alte  Ee.'  ZBib.  1.560.  4.  Ehe.  das  durch 
göttliches  und  menschliches  Recht  geregelte  Verhält- 
niss  zwischen  Mann   und   Frau.     Ausser   in  den   z.   '1'. 


A,  E.  I.  0,  U 


veralteten  Zss.  E-Ahcnä,  Fall,  Vulch.  (fehl,  rer-c- 
(jrämplen,  Kauf,  Kaiiisi,  Kind,  Lidmle,  Löffel,  Gemächt, 
Genial,  Mann,  Mensch,  BüecJiH,  l'fcHtunij'^  Pfand. 
Brecher,  Bruch,  GericM,  Ahred,  Berediny,  Rinn,  Such, 
Scheid,  Schid,  Schimpf,  Schatz,  Schriben,  Versprechen, 
Stand.  Stande.  Stilr,  Tag.  taijen,  Züge,  beziehen,  Zerter, 
Ziillcl  iiiiil  in  gewissen  RA.  wenig  gebraucht;  dafür 
lieber  und  ordinärer  Estand.  Früe  i-d'E,  früe  is  We 
Seil.  'iS'  i'it  IxTi  E  iini  Wi'  ebd.  Dasselbe  als  Rätsel: 
'ü  erst  i.'it  en  E,  '.v  ander  e  We,  's  dritt  niint  [Nichts] 
me  ebd. ;  als  Wortspiel :  cn  E  wie  en  F,  eine  nicht 
glückliche  Ehe  ti.  'S  heisst  ja  nid  zur  E  g'nn  [genom- 
men]. Ermunterung  au  den.  der  fürchtet,  durch  Zu- 
sagen für  immer  gebunden  zu  werden  Scfi.  Einander 
nfd'E  ni",  sieh  verloben  Gu.  .Einauderen  uf  die  Eh 
ze  triiilien  geben',  eine  Verlobung  wie  einen  Rechts- 
vertrag mit  einem  Trunk  besiegeln.  Wint.  Chron.  Vgl. 
Epfand,  Epfenniny.  —  5.  Haushaltung.  ,Werent 
zwo  E  in  eim  Hus.  da  sol  man  zwöy  Brot  hingeben.' 
1413Gfr.  —Zss.  Wirt.  -  0.  Irrtümlich  iv^r  Be  (Kew, 
Bech):  Er;  Eh  und  ä  oder  ab  in  den  Zss.  E-Flecl'en; 
-Pfennig:  -Brett:  -Schatz;  -Baum;  -Schwinge. 

Mhd.  e,  cur.  Das  selbe  W.  wie  lat.  nvum ;  vwJt  ic 
Auch  chiirw.  /fijf  =  Ehe  weist  einen  ähnlicheu  Begriffsüborgang 
auf.  —  Die  Berührung  von  Eh  mit  Ehr  ist  zuuäclist  eine 
sachliche,  die  beiden  WW.  daher  mit  amplifiiiuronder  Absicht 
alHterierend  an  einander  geknüpft.  ,Wenn  einer  ein  tochter 
verfeit,  Sülle  er  sy  zur  Ee  und  ehren  haben.'  1596,  Z;  s. 
aucli  u.  Er,  (■(rllieh,  c(r)los,  Viür,  Erliaß,  Ehafti  verglichen 
mit  dfin    W.   Erhwhcii.    —    Abi.   ticifj. 

Une:  Konkubinat.  ,Die  so  oifenlich  zuo  der  une 
sitzend,  ouch  die,  dero  ebruch  kuntlicli  ist.'   1.5'2ti,  Z. 

Mild.    Ulli.      Vgl.    UiHr. 

ehaft.  -ig:  1.  gcsetzlicli,  rechtsgültig,  ein  unver- 
änderliches Recht  betreffend,  nach  dem  Gesetz  zulässig, 
vor  dem  Gesetze  als  Entschuldigung  anerkannt.  .Ehafte 
not',  rechtlich  giltiger  Verhinderung.sgrund  gegenüber 
einem  rechtlichen  Gebot.  XIV.  Argot.  4.  '240.  ,In  söl- 
lichem  Kath  [bevor  die  Parteien  angehört  worden] 
soll  dhcin  houjit-  nocli  eehaft  urteilen  gefeilt  werden.' 
1D53,  Z.  .Satzungen  des  fahrs  und  andrer  ehaften 
Sachen'  [sachlicher  Rechte].  15r,0,  Arg.  4.  93.  ,A1I  ehaft 
Sachen  in  den  gericliten  zuo  B.  in  holz  und  veld  sond 
by  dry  Schilling  geboten  werden.'  Otfn.  Berg.  .Damit 
sich  niemantz  des  rechten  widere  on  eehaft  und  merk- 
lich Ursachen.'  Vad.  ,Unsser  eiteren  kriegtend  nitt  ussert 
eehaften  ur.sachen.'  Kessl.  Sabb.  II  13.  ,In  kranck- 
lieit  und  eeiiaften  anliggen  der  predicanten  [soll  ein 
Stellvertreter  predigen].'  ebd.  ,Daruni  dass  sy  das  nit 
schuldig  zusin  vss  eehatften  Ursachen  achtend.'  1502, 
Bull.  .Ehhalft  erkennen,  dass  einer  umb  seine  ansprach 
solle  warten.'  Ldb.  ApI.  1585/1828.  ,Wo  aber  die  Huss- 
vätter  vnd  Hussmütteren,  zwo,  oder  drey  Predigen, 
ohne  Ehehälfte  entschuldigung  versunien  wurdend.' 
B  lti28.  .Wo  [falls]  aber  die  frömbd  Person  ehehatiter 
geschafften  halber  über  nacht  verbleiben  wolte.'  JKLav. 
IG44.  .In  rechten  ehehaften  Wirtshüseren.'  1650,  Z. 
In  einem  LMandat  1011  ,Wo  nit  erbare  und  ehehafte 
not  solches  erfordert'  die  als  .syn.  angesehenen  WW. 
(s.  E  .-))  ampliticierend  neben  einander.  —  2.  echt, 
wahrhaft.  .Dem  waarhaften  Wort  Gottes,  begriffen  in 
den  eeiiaften  rechten  Büeheren  des  Alt-  und  Nüwen 
Testaments.'  Bull.  1540.  —  3.  gewichtig.  ,Dass  man 
[den  Amtmann  des  Abtes]  möchte  haissen  [aus  dem 
Stadtrate]  nssston.  wo  man  von  ehaften  sache)i  ainer 


statt  ze  reden  und  ze  raten  hette.'  Vad.  .[Die  Bischöfe 
predigen  nicht  selber]  sy  muossend  grösserem  und 
eehatt'tem  obligen  nämlich  schlösser  buwen.  lustgarten 
pflanzend.'  Kessl.  .Einer  wil  [in  unsicheren  Zeitläufen] 
kein  eehaft'ten  buw  thuon,  sonder  lasst  ein  ding  kläben 
so  lang  es  mag.'  LLav.  1584.  —  4.  eigen,  insofern 
das  Eigentumsrecht  auf  gesetzlichen  Ansprüchen  be- 
ruht. ,Geraeiner  phenningen,  die  wir  emphangen  und 
in  unser  ehaftigen  nutz  bekert  hein.  in  nostros  projirios 
usus  versos  [denarios].'  1304,  Interlaken. 

Von  Denzler  1716  durch  ,erheblic]i'  ersetzt.  Elnift  bei 
Bnllinger  (2)  könnte  durch  ei-ht  ersetzt  werden,  weleh  letz- 
teres wirklich  nur  eine  andere,  die  nd.  und  md.  Form  unseres 
obd.  W. ;  vgl.  auch  i^tivh  ;  creiihiiß.  Was  als  ehehafte  Ent- 
schuldigung gegolten  habe,  s.  bei  Haltaus  '257.  Gr.  RA.  848. 
In  dem  BMand.  16'28,  26  ist  unser  Terminus  umschrieben: 
,von  krankheit.  jjiisnobt  oder  unverniydeulichen  geschäften 
getrungen.' 

Ehaft,  Ehafti,  Ehaftigi  f.:  1.  Herkommen, 
was  durch  alte  Satzung  Recht  und  Pflicht  ist.  .Daraus 
vobis  usum  fruetum,  cjuod  dicitur  Ehehafte,  in  foresto 
pro  omni  neccssitate  ve.stra.'  1218,  B.  ,Dz  wir  bin 
unser  stat  recht  frigheit  ehafti  und  alter  güeterge- 
wonheit  beliben  mugint.'  1530,  Edlib.  ,Item  eehäfty 
des  hofs  zu  Buchs  die  gat  unz  N.  und  sond  ir  vich 
trinken  zu  Bong.arten.'  Gn.Wst.  .Sollt  jeder  den  andern 
zur  Hülfe  manen,  wan  er  ursach  und  ehafti  sölich 
manung  ze  tun  bette.'  Vadian.  .Gesten  und  Insassen 
haischen  zuo  offnen  tagen  und  nit  ander  zit,  es  traf 
dann  sachen  an.  daran  ehafti  gelegen  war.'  1519.  Kries- 
sern.  Anipliticiert:  .Dis  nachgeschriben  recht,  gesatzt. 
gewonheit,  fryheit,  herkonien  und  ehafty  gehörend  zu 
dem  dorf  N.'  Gs-Wst.  ,Mit  allem  nutzen,  ehafti  und 
recht.'  1336,  Th.  —  2.  Urkunde,  durch  welche  solches 
Recht  besiegelt  wird.  ,Min  Abt  zersehluog  sin  sigel 
und  siglet  hinfür  kein  eehafte  nie.'  1527,  Absch.  - 
3.  Formalitäten,  an  welche  die  Rechtskraft  ge- 
bunden ist.  1321,  Haltaus  25:1.  —  4.  Das  aus  den  Be- 
fugnissen eines  Gemeinwesens  oder  einer  Oberhoheit 
emanierende  und  an  den  Sitz  gebundene  Recht 
oder  PrivilegiuuL  1253,  Halt.  258.  Übergabe  eines 
Gutes  zu  Interlaken  ,mit  allem  nutze  und  ehaftigi: 
cum  universis  ac  singulis  suis  pertinentiis.'  1304. 
.Doch  also  datz  derselb  Thüring  ehafftidar  in  haben 
sullent  als  ander  lut.'  Laupen  1360.  Der  Rat  Z  ver- 
leiht 1420  ,drü  Gedmer  mit  steg,  mit  weg  und  mit 
aller  der  rechtung,  friheit  und  ehafti.  so  darzuo  ge- 
höret.' .Wer  guot  in  diseni  hof  het,  das  ehaftigu  het 
an  holtz  und  an  velt,  der  sol  es  niessen  usser  der 
ehaftigu  und  nüt  uss  der  vogtie.'  Hofr.  Meggen.  — 
5.  Im  Dorfrecht  anerkannter  Hausplatz.  ,Welergnoss 
oder  gast  het  ein  ehafti  in  dem  hof,  wil  er  die  ehafti 
bezimbern,  das  holtz  sol  er  howen  in  des  hofs  gemein 
march.'  Hofr.  Adligenschw.  —  6.  Das  für  gewisse  dem 
Gemeinwesen  unentbehrliche  und  daher  als  Regal 
betrachtete  Gewerbe  von  einem  Lchenherrn.  sei  es 
der  Staat,  die  Gemeinde  oder  eine  Privatperson,  üljer- 
tragene  Betriebsprivilegium.  sammt  dem  betreffcmlen 
Gebäude;  dokumentiertes  Hausrecht  für  eine  iUfent- 
liche  Begangenscluift.  Solclier  Ehaften  bedurften  der 
Buchdrucker.  Gastwirt.  Metzger.  Müller.  Säger.  Bäcker, 
Bader,  Schmid,  auf  dem  Lande  dazu  der  Gerber,  Loh- 
-stampfer.  Olpresser,  die  Hanfreibe,  in  Z  auch  der 
Glockengiesser.  der  Papierniüller  mit  dem  Monopol 
das    Ijanijienmetidl    aufzukanfen.     das    Hammerwerk 


A,  E.  I.  (1.  U 


10 


J)ie  Jliett'  wurd«?  lt.  B  Aufzoicliiuiiisen  ;iii  (ietreiiU", 
vom  Müller  und  Wirt  im  K.  Z  durch  Stellung  eines 
Dragoners  entrichtet  Aa;  B;  L;  G;  Th;  Z.  BGesetz 
2.  Juli  1803.  Taverne  mit  unablöslichem  Wirts- 
recht. Das  stammhafte  Wirtshaus  des  Ortes  im 
Gegensatz  zu  Winkelwirtschaften  Aa;  Z.  Auf  die 
Bed.  Monopol  spielt  Häfliger  an:  .[die  Schulen]  sind 
jetz  kei)  l'Jhnfti  nie  für  (/irussniff  Litt,  's  darf  jederma 
jetz  lehre  [lernen],  »ras  er  will.'  —  7.  rechtsgiltiger 
G  r  u  n  d .  namentlich  die  vom  Gesetz  anerkannte  Ent- 
schuldigung für  versäumte  Pflicht.  .Es  sind  unge- 
varlich  eehaft.  die  einen  yeden  im  rechten  entschul- 
digen, gefengknis.  siechtura.  der  weder  zuo  kilchen 
noch  Strassen  mag  gan,  und  herren  not  und  wilde 
wassor  und  der  by  dem  Land  nit  were  ungevarlich', 
um  l.')20.  Bs.  .Tete  aber  einer  sin  uiigeverliche  eehaft 
dar,  die  inne  billich  entschuldiget,  damit  sol  er  lidig 
sin.'  ebd.  ,In  S.  Gallen  closter  ass  man  kein  fleisch. 
dann  wo  es  einem  aus  eehafte  und  auf  ein  Zeit  lang 
zugelassen  und  erloupt  ward.'  Vad.  .Schulkinder,  welche 
wegen  Krankheit.  Ungewitter  oder  anderer  Ehehatfte 
daheim  bleiben  müssen.'  1719,  Z.  In  dieser  Bed.  na- 
mentlich in  Gl  bis  in  die  neuere  Zeit  fortgepflanzt; 
s.  Hebe  u.  Bl.  3.51.  Danach  ist  auch  die  folgende  RA. 
zu  verstehen:  Wenn  die  eine  der  Parteien  ausbleibt, 
so  hat  die  Sache  doch  ihren  Fortgang,  .einzig  recht- 
mässige Ehhafte  auszuziehen  vorbehalten.-  1711.  1743. 
GLLandb.  183.5.  1,  '28.  §  -Iti.  48. 

S.  CFWalther,  Versuch.  176.5  S.  156.  DWyss  179(1.  118. 
*200.  226.  —  Syn.  6:  Gereuhtigkeit,  gywisserniassen  die  Über- 
setzung des  Veraltenden  Ausdruckes.  7 :  Eschuft.  —  S.  auch 
Krhaßi. 

elich:  der  Ehe  gemäss  und  zwar  1.  mit  Bez.  auf 
E  2,  rechtmässig,  durch  das  Gesetz  befestigt;  er- 
laubt. ,'2U0  Mark,  die  wir  angeleit  haben  in  unsern 
elichen  nutz.' «1318,  Aroov.  V  38.  ,Ze  dem  Gerichte 
oder  ze  andern  elichen  Sachen  der  Stette.'  ca.  1400. 
Diessh.  .Die  zehenden  sind  ufrechter,  elicher,  ewiger, 
verbriefeter  eigenschaft  unser.'  1533,  Egli,  Act.  — 
2.  mit  Bez.  auf  i"5;  .Bey  den  alten  sind  dise  büecher 
für  Biblisch  vnnd  eelich  geachtet  worden.'  ZBibel  1.531. 
.Welche  Canones  ehlich  oder  unehlich,  welche  Concilia 
gültig  oder  ungültig.'  Beeit.  1036.  —  3.  wie  nhd.  ,Ist 
er  [der  gekaufte  Knecht]  allein  kommen,  so  sol  er  im 
sibenden  jar  auch  allein  ussgon;  ist  er  aber  eelich 
[verheirathet]  kouunen,  so  sol  sein  weib  mit  im  auss- 
gon.-  1531/1083.  2.  Mos.  21, 3.  Auch  hier  die  Berührung 
mit  dem  W.  Ehre;  Dan  Chind  ist  eli  (od.  erli)  und 
erpli  [erbfähig]  erchennt  Z.   —  Syn.  2  ihaft. 

un-:  1.  ant.  zu  elicli  1.  .Uneheliche  Hofstatt',  die 
keinen  Anspruch  auf  die  Gemeindewaldungen  hat.  1008. 
Hitzkirch.  —  2.  wie  nhd.  ,Uneelich  Staht.  coelibatus.' 
Dastp.  1537.  , Unehelicher  Rathsherr'  im  V'olksmunde 
der  Euzerner  von  1814  — 1841,  ein  solcher,  der  nicht 
durch  das  Volk,  sondern  durch  den  Grossen  Rat  ge- 
wählt wurde.  Häuflg  subst. :  ,S'(  hiit  en  U)ieUs  (jha, 
gebar  einmal  ausserehlich.     Syn.  •:i,j,n. 

elichen  elicho:  die  "Hochzeitsfeier.     PGress. 

So  als  subst.  luf.  ninl  die  Ausübe  iler  Hav.  lilätt.  187i) 
zu   Verstehen   sein. 

verelichen:  ehelichen.  .Welcher  fryer  ein  Eigne 
verehelichet,  soll  .  .  .  Buss  geben.'   Ansu.   1.  351. 

elos:  exlex.  .Breker  [bräche  er.  der  gefangene 
Dienstniann]  aber  dar  us,  so  ist  [er]  elos  uiide  rechtlos.' 
Wackern..  DK.  S.  19;  dazu  39.   12. 


Eschaft  f.  =  AViri/V  7.  .Er  mög  dann  ussbringen, 
dass  ihne.Ehschaft  gesäumt  habe.'  Ldb.  ApI.  1585/1828. 

—  S.   -nchaft. 

e  I  Adv..  Conj.  (Adj.).  Steigerungsfornien  erder  BO.. 
am  este  fast  allg..  ener,  am  ensle  fast  allg.,  ender  fast 
allg.,  endest  Ap.  endigist  Zo,  enter  Bs.  l'nter,  Vntigist 
GO..  eheHderij&u.ä..\At.,  esigst  Gl,  esegist  GA.,  e"ser,  am 
e"sigste  GVt'.:  1.  rein  temporal,  a)  adv.:  zuvor,  vor- 
her, vorerst;  früher,  schneller;  prius.  citius.  a)  ?.  ,Si 
haben  dann  ee  iren  willen  dazuo  geben'  [nach  einem 
Verbot].  1520.  BsRc|.  2.500.  Ähnlich  AAW.st.  55.  .Vor 
und  e'.  vorher.  Man.  und  noch  Gotth.  M^ärist  e  chö! 
früher  gekommen  Ax.  Chumm  e  chli  e  zne-n-is,  etwas 
früher  St-.  Uett-i'''  das  e  g'mlsst,  so  vär-i''''  glincr  chö 
Z.  E  irig's,  dann  irag's!  Sulo.  We  stirbt  nüd  dest  e. 
man  .stirbt  nicht  gleich  an  jedem  Schmerz  Scnw.  Weles 
[welches  der  Mitspielenden]  e?  Spielformel  beim  Wett- 
laufen B.  Amplificiert  e  «"''  vor,  in  früherer  Zeit  BO. 
Mit  nachfolgender  Conj.:  ,E  as  i-m-e  Jör',  vor  Ablauf 
eines  Jahres.  Stutz.  E  dan  er  in  di  Post  uist'igi  GrD. 
.Ee  dann  er  raäss  hielte,  prediget  er.'  Bull.  1572.  .Ehe 
dann  man  es  verhelfet.'  1601.  JohMüli,.  E  denn  gän, 
vor  dem  Gehen  GrL.  Edes  ÜKPr.  ist  e  dass,  eher  als. 
bevor.  .Wend  ir  das  Pur  nit  löschen,  e  ob  es  ueh 
entbrennt?-  1443.  Liliencr.  Einen  Casus  regiert  e  in 
dem  veralteten  ehedessen.  jetzt  ehedem.  .E  geseit-. 
vorher  genannt  (Kanzleistil).  .Wegen  ehist  gedachter 
einfählen.-  1006.  JHHott.  -  ß)  Comparativform.  Der 
älteste  Beleg  dieser  Form  konnte  in  dem  Passionsspiel 
von  Muri  aus  dem  Anf.  des  XIII.  gefunden  werden : 
,Unz  ich  den  chran  [Kram]  bewende  ender  an  ein 
ende'  [bis  ich  zuvor  — ].  wenn  gedehntes  e  zu  lesen  Ist. 
.Ehnder'  in  Schriften  des  XVH.,  XVIII.  In  der  heutigen 
Volksspr.  in  rein  temporaler  Bed.  ender.  E  Stund  e. 
Bs;  L;  S.  e. — ob  eher,  bevor  BS.  Scho  e.,  schon  eine 
Weile  BBe.  .Ehender,  citius.'  Spueno.  In  dieser  Bed. 
wird  das  W.  auch  adj.  gebraucht,  z.  B.  der  ender 
Hund,  den  man  früher  hatte  B.  Scho  eiideri  Zit,  schon 
seit  oder  vor  geraumer  Zeit  U.  Ebenso  früher  der 
Sup.  .Ehister  Tagen'  nächster  Tage  Z  1704.  .Nach 
ehister  Möglichkeit-,  möglichst  bald.  Ahgov.  1861.  90. 

—  b)  conjunctional:  ehe,  bevor.  ,Eh  band  um. 
dicto  citius.-  Denzl.  2.  84''.  und  so  noch  jetzt  =  im  Xu; 
auch  e  handcherum.  .Eh  ich  mehr  ungetrunken  bleib, 
verkauf  ich  eh  das  Kleid  vom  Leib.-  Hausinschr.  1060. 
.Eh  und  bevor',  Kanzleiformel,  dann  auch  volkst.  Aa. 
.Eine  gute  zyt  darvor.  e  n  der  Jahrmarkt  angangen. - 
1501,  lt.  Schatzmann.  —  i.  modal,  potenzial.  graduell; 
potius,  magis,  facilius,  lieber,  leichter,  vom  höheren 
Grade  der  W^ahrscheinlichkeit  eines  Geschehens  oder 
der  Neigung  zu  einem  Tun.  wobei  der  Gedanke  des 
früheren  Eintretens  immer  noch  mitspielt.  Auch  in 
dieser  Bedeutung  wie  bei  1,  sowol  absolut,  allein 
stehend,  als  relativ,  angleichend.  —  a)  v.  .Gab  wie's 
not  tat  der  [dass  Einer]  eim  hulf  bald.  Ihr  hoekent 
ehe  im  Hnstern  Wald.-  Com.  Beati.  .Ee  kleiner  denn 
gröser.'  Kessi..  ,Kein  milch  ist  die  sich  ee  scheide  dann 
die  Eselmilch.'  1503.  Tikk«.  .Welches  ich  vil  ee  glaub, 
magis.'  Fris.  ,Ehe  verbrünnen  dann  Hiehon  wullen.- 
JLCys.  1601.  ,Ee  im  Sommer  dann  im  Winter.-  Vogei.ii. 
1557.  ,I)ester  ee.'  ebd.,  wie  noch  jetzt.  .Lasst  ee  hingan 
den  Ivb  zu  grund,  ee  ihr  brechen  den  eelichen  pund.- 
Bui.i,.  1533.  ,Itii  weit  ee,  das  der  tüfel  das  seiler- 
handwerdi  näm.'  ThPlatter.  Wo  das  W.  eorrelativ 
repetii-rt  wird,  ist  es  im  Neben.satz  conjunctional  und 


11 


A,  E,  I,  0,  U 


12 


mehr  temporal.  .Ehe  wir  un.serem  Abgott  liessen  den 
geringsten  schaden  zufügen,  ehe  thetten  wir.  ich  weiss 
nicht  was.-  li50-5.  lt.  Joh-Müll.  ,Und  konnte  keine  Welt 
des  Übels  ganz  entbehren,  wie  liessest  du  nicht  eh 
ein  ewig  Unding  währen?'  [als  dass  du  (Gott)  eine 
Welt  überhaupt  schufest]  AHall.  Formelhaft  e  (eneiy 
US  (weder)  nüd  (tut)  Aa;  Bs;  B;  Gr;  Z,  e  loan  nüd  BE., 
elier  als  nicht,  wahrscheinlich.  Aherelletotidei;  Maie- 
schne,  clionnt  er  nüd,  so  clinnnt  er  e,  wenn  es  im  April 
donnert,  so  bringt  der  Mai  Schnee,  oder  wenn  nicht 
dann,  so  schneit  es  um  so  eher  noch  später  Gl.  .Mutter: 
Las-em'.i,  oder  i  chHiiimeii  und  hau-di.  Kind:  Nei, 
Mueter!  I  icill-em's  e  !ö.'  Stütz.  ,I  maij  denn  sclio  e 
irid<;r,  «■eiin-i  (j'esxe  ha.-  ebd.  Mueter,  i  cha  nid  reite 
[Hanf  zerschleissen],  tanze  chönnt-i  e.  L.  aus  e.  Volks- 
licilchen.  Gang  du,  du  Itäst  der  eseyi.it  [am  ehesten] 
(/('/•  Hll  GA.  —  b)  Comparativfurm.  .Ehnder'  vielmehr. 
I'ennl.  Don  Quix.  ,Desto  ehendter.'  1780,  lt.  Lütolp, 
Ijcprosen.  .Du  werdest  ehendor  einen  Mann  bekonnnen. 
wenn  du  — .'  Mahl.  d.  Sitt.  Ender  hesser,  etwas  besser 
(eher  besser  als  schlechter)  Uw.  E.  as  nit,  wahr- 
scheinlich Gr;,  S.  ,Be  Stillstand  [die  Armenpflege] 
müesat's  i.  (je"  [als  dass  du  ausgepfändet  würdest].' 
Stütz.  E.hilischer,  hübscher,  pleonastischer  Comp.,  wie 
man  scherzhaft  auch  etwa  mebeiiser  sagt.  Uneiider, 
weniger  leicht  U.  Eiierochlifi,  eher  BBe.  —  3.  Die 
iJed.  2  in  relativ  comp.  Anwendung  kann  sich  so  ab- 
schwächen, dass  eine  Vergleichung  kaum  noch  ge- 
dacht wird,  übwol  sie  leicht  ergänzt  werden  kann; 
eben,  nun  denn.  .Wenn  dich  Niemand  will,  will 
ich  eh  dein  Mann  werden'  [eher  als  dass  du  ledig 
bleiben  niusst]  Schimjifr.  ItiDl.  I  will  e  cho.  eher  als 
nicht  Gk;  Schw;  Z.  ,/  loill  ie.i  ender  is  Bett  [als  noch 
langer  aufbleiben].'  Stütz.  I)e  chast  iez  e  (j  0.  nun  denn. 
so  darfst  du  gehen  [eher  als  dass  meine  Verweigerung 
unangenehme  Folgen  haben  soll]  ZO.,  wahrend  in:  du 
cliast  e  gö,  mit  Betonung  von  du  und  e.  der  Sinn  ist : 
du  kannst  eher  gehen  als  ein  anderer.  ,J  will  under- 
dense  e  g'schwind  go  chtiöpfle'  [Mehlklösse  kochen,  eher 
als  dass  ich  ein  anderes  Geschäft  vornehme].  Stütz. 
In  e-vi-cc  ist  »  eingeschoben  zur  Vermeidung  des  Hiatus; 
die  Einschiebung  von  d  zwischen  n  und  r  (endtrl  auch  sonst 
lifliebt;  erder,  mit  duui  nänilicheü  Einschiebsel,  für  erer,  hat 
die  uralte,  schon  im  Mild,  fast  erstorbene  Grundform  er  auf 
unsere  Zeit  lierüber  gerettet;  eser  vermeidet  den  Hiatus  durch 
s  wie  west-r,  der  Comp,  zu  we.  —  Volkstümlicher  als  e,  die 
(-'onjunktion,  sind  eb,  eh,  ab,  üb,  ob,  heb,  seb,  deb;  ijeb,  rjoh; 
s.    d.    —   Äl)l.   erderig. 

vile:  vielleicht,  wahrscheinlich  SohwE.  ,Si/  Mueter 
[die  Sonne]  suecht  e"  [den  Morgenstern]  inleh.'  ,Es 
göt-em  v.  de""  wie  scho"  im  [dem]  Tüfel  i-der  Hochsig- 
nacht.'  Ochsner. 

i',  ä  U  =  Zahlw.  u.  Pron.  indef.  ein. 

e  III:  Verstümmelung  aus  er,  .s.  irhur. 

6,  elV:  Interj.  1.  e' Aa;  Bs;  U-w;  S,  e'  „Vw;  Zo", 
der  Verwunderung,  ei!  E  der  tusig!  E  nei!  'Wie 
eine  Frau  zu  SGallen  geredet:  Ee.  Ee,  was  gond  ir 
zuo  der  mess!'  1.528,  STRicKr...  Act.  ,Ee  waruniV-  1530, 
Bui.l.  Verwunderung  über  den  Mangel  des  Verständ- 
nisses bei  dem  Andern:  .E  wenn  die  disputatz  nit  wol 
usschlecht.  so  werden  wir  üch  von  Zürich  nit  vil  mer 
schuldig  sin.'  1.52().  Steiokl.,  Act.  1,  472.  —  2.  der 
Warnung.  Gotth.,  U.  Kn.  335.  -  3.  der  Ungeduld. 
E.  was  hast  denn!  GG.  —  4.  des  Schreckens,  e' 
„\'w;    Zu.-    <■'  Nuw.  S,   MM.Ii   .V   ///    ■,'.    IV  :'.  :l.    V. 


Id.  B.  2,  488  scheint  eine  lautliche  Modifikation  zu  kennen 
zwischen  ,c:  particula  adniiratiouis',  und  ,e:  p.  repreheusiouis'. 

e  V:  ihn  1.  e  in  betonter  Stellung  Ap.  —  2.  e  als 
Enclitica.     Nbf.  «w. 

e,  e,  ä  s.  ie,  Conj. 

-c.'  in  klagenden  Ausrufen  s.  viehn.  /<■.' 

e  X*:  Interj.  der  Verwunderung. 

Mfilir  ein  Ton,  eine  Lautgelierde,  als  ein  Laut. 

e  5  im  Anlaut  von  WW.  oder  einem  W.  vorgesetzt 
oder  zwischen  WW..  erscheint  als  Ab  Schwächung 
folgender  Laute  1.  a:  elei",  efenig,  anfängig,  hüt-e- 
iiwrge,  heute  am  Morgen,  es-es  (abs-als),  ebenso-wie, 
viell.  auch  in  eso  (neben  üse],  also,  und  i'rel  GTo.  neben 
neel  u.  s'eil,  so  viel.  —  2.  a.(ä):  e-nöd  [lä]  aus  äne  Not 
I  lassen].  Das  syn.  e-rueiv  viell.  nach  blosser  Analogie 
gebildet,  wenn  nicht  aus  in-r.  (vgl.  an  Frid.  in  obd. 
MA.).  -  3.  ei  des  unbest.  Art.  und  Zahlw.  ,ein'. 
und  zwar  je  nach  den  MAA.  für  das  eine  oder  das 
andere  der  drei  Geschlechter  N.  u.  Acc;  an  eine  Präp. 
angelehnt  auch  für  den  Dat.  m.,  n.  z.  B.  am-e  Sandig: 
e  chli,  ein  wenig;  auch  in  Verbindungen  wie  efärt, 
emdl,  ein  Mal  (anders  efatt),  enand,  einander,  emreder 
neben  ei"dweder,  entweder,  um  e  zeehni  ume,  ungefähr 
um  zehn  Uhr  S;  Z,  mit  dem  unbestimmten  .ein'  vor 
Zahlangaben;  eteilig,  adj.  Umsetzung  aus  ,ein  Teil",  und 
ewi'ii,  etwelche,  die  einen,  neben  eiw'eli ;  wahrsch.  auch 
noch  in  nüd  e  Wunder.  —  4.  i  d.  i.  in:  eweg,  hinweg, 
e  Gotts  Name,  etwiiris,  quer,  emitz,  inmitten,  enebe", 
neben  (aus  in  eben),  doch  in  diesen  3  Fällen  mög- 
licherw.  verstümmelt  aus  de  (dar),  womit  diese  Advv. 
.sich  auch  zsgs.  finden;  e  de'  Weg  (in  den  Weg),  auf 
diese  Weise,  und  nach  Analogie  davon  wahrsch.  auch 
e-derig,  e-serig,  derartig,  esö,  so  (s.  1).  e-sonig,  e-solig, 
solch,  e-sötig  (mhd.  sögetän,  so  beschati'enl.  e-vetig, 
welcherlei,  e-söcel,  so  viel,  e-wiirel,  wie  viel.  —  5.  i  der 
Pron.  pers.  in  enklit.  Stellung:  Was-e-it-ech  säge,  was 
ich  euch  sage  B;  zugleich  ein  Beisp.,  dass  solches  e  auch 
für  ü  {üch,  euch)  eintreten  kann.  In  e-pitti,  ich  bitte 
dich  (euch)  schön,  .steckt  wohl  eher  die  Interj.  (V  IV  1. 
Em  ihm,  e(n)  ihn,  ere  ihr.  Dat.  f.,  er  ihr,  2.  PI.  Nom. 
—  6.  u  für  und,  in  zsgs.  Zahlen  wie  ein-e-zwänzg, 
21,  usw.  und  in  vielen  formelhaften  Verbindungen  wie 
viell.  schon  ,klingen  klang'  für  , kling  und  klang'  bei 
Waok.  Voc.  anim.  32,  Anm. ;  um-ed-nm,  Zit-e-geld,  angst- 
e-hang,  mit  Hut-e-hür,  wind-e-we,  Summer-e-winter,  ab- 
e-zue,  dur-e-dur,  ganz  durch,  Gott  Lob-e-danl;  Bs.  Bi 
lelt-e-ftr  [fern]  BHk.  Bilr-e-dür,  durch  und  durch, 
hindcnevör.  hinten  und  vorn  S.  Hüs-e-hei,  Stübis-e-rübis, 
Taij-c-tiacht  Aa;  Jesis-e-mari!  üPt...  so-e-so,  so-so.  mittcl- 
mässig  ZO.  Dagegen  ist  in  gotteg'uneg  das  e  wahr- 
scheinlich Dativendung.  —  7.  Ganz  bedeutungslos  vor- 
oder  eingeschoben  ist  solches  e  wohl  nie.  aber  sehr 
geneigt  zu  Bildungen  nach  blosser  Analogie.  So 
kann  z.  B.  e-goppel  nach  e  Gotts  Name  gebildet  sein. 
Dazu  vgl.  e-nundig  aus  ,en  nom  de  Dien'.  Einzelne 
Fälle  bleiben  vorläufig  noch  unerklärt:  Edoch,  doch 
auch,  Interj.  des  sehnlichen  Wunsches  SchwM.,  etwa 
zsgs.  mit  obigem  ä!  IV  1,  doch  vgl.  auch  hedoch, 
derdnch.  E-g'wüss  B,  viell.  nach  e-goppel.  E-nauwen 
s.  neisswan.  Für-e-niiechter,  Morgenimbiss.  aus  .für 
einen'  (vgl.  nüd-e-wunder)  oder  ,für  de"'  nüchternen 
[Magen],  neben  Eür-nüechter.  In  manchen  Fällen  will 
mit  der  Einschiebung  des  farblose.sten  Voc.  bloss  dem 
rhvtlini.  Bedürfniss  Genüge  geleistet  werden:  es  Hüt-e- 
hiisti.  i-in    Mensch   von   heute;   uinesus.  nmsnnst. 


IS 


A,  E.  I.  n,  T- 


14 


-p  <:  in  iler  Niulisilbe  mlor  als  Kiiclitiia  beruht  auf 
verscliiedeneu  Verstüuiuu'luiifjeu.  1.  den,  Acc.  Sfj.  m. 
lies  best.  Art.,  au  vorausgehende  Präp.  augesehmiegt. 
L'f-e  Tisch,  dia-e  Bank  tce;/;/  B.  Vgl.  e  U  3.  —  2.  Heim, 
in  Ortsnamen,  z.  B.  Sitiwme,  Veite  Z.  —  3.  Vereinzeltes: 
iiimme  für  iiimme,  nit  ine.  Notte  aus  nochdenn.  Numme 
aus  niiiinui.  Hihitxche  aus  Hdtnhelme.  Beltste  aus 
Bettstatt.  Bettstelle;  uilgl.  —  1.  Steigt  aus  rauf,  dem 
ein  «  urs|iriinglich  folgte,  z.  B.  f/ere.  gern,  ifore,  Hüreli, 
Hörn.  Hörnehen.     In  den  Gebirgsniundarten. 

Zu  1  ist  zu  beachton,  dass  es  in  andoreu  MAA.  himvicik-r 
ili-r  uiibcst.   Art.  ist,  welcher  in  dieser  Form  erscluMiit. 

e-e!  =«-rf  U,  ö-ö  BRi.,  e--e'-  Bb:  Interj.  der  Ver- 
neinung, sog.  faules  Nein,  fast  allg. 

Kigentlieh  {<iNt,.  mittelst  (ilottisvorsehluss  gelnideto  ex- 
idosivt^  Leuis,  nach  dcreu  Erzeugung  die  Stimme  einsetzt. 
.Vllos  bei  offener  Gaumenklapye.  S.  auch  a-u,  Im-u,  na-it : 
dazu   vgl.    Ht'-e,   nc-ei,   und  ei  für  7ic(". 

Ei  I  n.  rt  ScnSchl.  (doch  PI.  eier),  d  Ap;  (i;  ScaÖt. ; 
Th;  ZSth..  Eier  Ap;  BM.  t.  U.S.;  GTa.  (dazu  PL  vor- 
zugsw.  ei);  Sch;  SBb.;  Th  t.  Dimin.  eili,  äli;  einli. 
eindli  ZW..  eierli  Ap  t.  PI.  wie  nhd..  aber  auch  ei,  ä. 
ohne  Flexion  Ap;  GTa.:  1.  wie  nhd.  —  2.  Gerichte 
aus  Eiern.  ,Ain  pferter  an  gebachen  oder  gefüllti  a3-er.' 
G  Küehenordn.  1495.  ,Eier  in  einem  Blättlein  heissen 
unsere  Küchinen  die  sonst  sog.  Spiegeleier.'  Spreng. 
Eier-i-d-I'fatuHi  [geschlagen],  in  Butter  gehaekene 
Eier  Ap.  .0  (lott,  möcht  ich  sie  [Frau  Venus]  gnuog 
anschowen.  darunib  geh  ich  ayer  in  anken'  [also  etwas 
Kostliches].  Gengenb.  .Thuo  du  uns  kuochlin  bachen 
und  auch  eyer  in  anken  machen.'  ebd.  Dabyp.  gibt  1.537 
.Eier  in  anken,  gebachen  eier,  frixa  ova'.  dafür  16.53 
.weich  gesotten  ei.'  .Kochet  man  auch  eyer  in  anken, 
isset  man  gwonlich  zue  morgen.'  Heüssl.  1557.  ,Eier-in- 
anken.  soupc  doree.oine  Gattung  trockener  Eiersuppen. 
Gemeiniglich  sagt  man  der  Eiern-anken.'  Spkeno.  nach 
welchem  das  Gerieht  aus  Brotschnittcheu.  in  Butter 
braun  geröstet,  und  Eiern  nebst  Milch  oder  Kahm  be- 
steht. Eiern-anken  heisst  im  Wiesenthal  die  Speise, 
welche  am  Schluss  des  Eierlaufspiels  von  den  Knaben 
bereitet  und  genossen  wird.  Eiere-anke,  Eier  in  Butter 
gebacken.  Walchnek.  alleniann.  Ged.  Cfäli's  nüd  luisers 
als  Eier  i  Anke:  d'Sürleri  [Brühe]  und  alls  ist  fjiiet 
d'ra"  E.  Aijer-in-anke  betteln  auch  die  an  der  Fasnacht 
umziehenden  Knaben  in  BbL.  Acht  Tage  nach  der 
Hochzeit  werden  im  Kant.  G  die  ledigen  Freunde  und 
Freundinnen,  welche  eine  Aussteuer  gegeben  haben, 
ans  Eierischmalz  geladen,  eine  Lustbarkeit,  zu  der 
besonders  auch  eine  Lustfahrt  zu  Wagen  gehört.  Im 
Rheintal  .küchelt'  man  dabei  auf  dem  Wagen.  In 
einem  dortigen  Mandat  1611:  ,Das  unnothwendige  t>e- 
fräss,  so  man  nennt  das  Ayer  im  schmaltz,  an  den 
Hochzeiten.'  Eier-is-schmah,  Eierkuchen,  syn.  Sticren- 
anfien  Ap;  .feieresschnialr.  (trünewai.d.  Wander.  1874. 
S.  noch  Apfel,  (hifir/ele.  Wirliel,  dnffen,  rertiitsdten, 
fieiiiiiiijlet.  -  3.  Eili,  Eindli:  der  weisse  Kern  der 
Zwergbohne.  ScnSt.;  ZW.  —  4.  Schneebeere, 
Frucht  des  Strauches  Sym)ihoricarpus  racemosa.  — 
5.  Von  der  in  (tR.WB.  3,  76  zuletzt  angeführten  Bed. 
besitzen  wir  nur  eine  verdeckte  Spur  in  der  Vexier- 
rede: e  chJi  Wasser  ah  den  Eiere  schütte,  pissen  (von 
Mannspersonen)  Z.  Dazu  Hasenei.  —  6.  E  füls  Ei: 
Menschenkot.  Füli  oder  n>i!/'.':clialeti  Eier  leijije"  Gr. 
~  RA.  und  Sprww.:  1)  Das  von  keiner  Schale  um- 
gebene Ei  ein  Bild  zarter,  cniptindlicher  Personen  oder 


l>inge.  Er  ist  n-ie-n-es  nnf/scli(dets  Ei  B;  Z.  Sorij  ha 
inüesc  wie  zu-me-n-unrischaletr-n-Ei  B.  Umgn"  wie  mit- 
erne  schallose-n-Ei  Ap;  Bs.  Aber  auch  das  beschalte 
Ei  ist  ja  leicht  zerbrechlich:  i/ä"  wie  tif  Eiere,  ziniid'er- 
lich,  affektiert  auftreten  Aa;  Sulgeb;  Z.  Emm  en  Eier 
rertrock'n,  Einem  etwas  Unliebes  tun  oder  .sagen  Ap. 
,Auf  ein  faules  Ei  .stehen,  treten',  blindes  Glück 
haben  (V).  —  2.  Das  Ei  als  einen  Keim  in  sich  ber- 
gend. Eim  es  [verstehe  böses]  Ei  Icf/r/e.  zu  schaden 
suchen  Z.  Eim  es  (/Kets  fiöses)  Ei  leij<ie,  guten  (bösen) 
Ruf  machen  Z.  Wahrsch.  ist  hiebei  an  das  Einlegen 
von  Eiern  in  Nester  zum  Ausbrüten  gedacht;  vgl.  9. 

—  3.  ^Vie  us-em  Ei.  ganz  frisch  L.  Chilm  iis-em.  Ei 
(fsrhloffe,  von  einem  unreifen  Menschen.  Sulgeb.  .Wein 
ein  Jahr  alt,  Brod  einen  Tag  alt,  ]|i  eine  Stunde  alt 

—  sind  drei  gesunde  Ding.'  Sui.ger.  —  1.  Er  lit  da 
oder  er  rertuet-si  wie  dril  Eier  imenc  [in  einem]  Chrältli, 
macht  sich- ungebührlich  breit  F;  Scnw;  Z.  Er  löt-si 
üf  wie,  dril  Eier  imene  Chriittli,   es  geht  ihm  gut   L. 

—  5.  ÖiJpis  vo  Eiere,  eine  Eierspeise  Bg;  Z.  Öjjpis 
Dreclcs  ro-n-Eiere  eigtl.  das  selbe,  dann  aber  Ausdruck 
für  etwas  nicht  näher  Bestimmbares  Aa;  Z.  NU  ro- 
n-Eiere!  Nichts  davon!  weg  damit!  Zyko.  —  6.  .Eier 
haben'  :=  Junge.  Spreng.  AlliivJl  Jnni/i  und  Eier  ha", 
immer  neue  Arbeit  oder  umgekehrt:  Freudenanlässe  Z. 
Er  hed  alliiril  J.  oder  E.,  immer  ein  Übel,  eine  Not 
zu  tragen.  L>n  hast  doch  eister  Hiienli  oder  Eier, 
Ausreden.  —  7.  Wer  en  Eiertatsch  irill  mache,  miiess 
d'Eier  rifschloh"  L.  Wer  Eier  will,  mues  an  's  Ga.ce" 
llde".  SüLG. ;  Ineichen.   Es  Ei  hed  es  grosses  Gschrei  L. 

—  8.  Er  (ja.vet  vil,  aber  leit  keini  Eier,  verspricht 
viel,  leistet  aber  nichts.  —  9.  Wenn  men  emöl  en  A 
(en  ÖpfilJ  g'nö  hed,  cha""-me"  nomme  höre  (aufhören) 
Stele  Ap.  In  iedem  Ei  stecke"  sibe  Sünde,  daritm  stil 
ja  keis!  Zyko.  —  10.  Narre  mues-me  nid  über  Eier 
setze.  SuLO.  ,Er  ist  ab  den  Eieren,  ab  <ier  Materi 
kommen',  von  seinem  Gegenstande  abgeschweift.  Denzi.. 
1716.  —  11.  Kechtsgrundsatz:  Ist  d'Henne  ml,  so 
(fhöred-nier  an''''  d'Eier.  Sitlg.  —  12.  St  frisst  iri  Eier 
selber,  durch  ihren  grossen  Aufwand  braucht  sie  ihr 
Einkommen  auf.  so  dass  ein  Freier  auf  ihr  Verniögen 
nicht  rechnen  kann  Z.  —  13.  Besser  hüt  es  Ei,  as 
morn  es  Hüenli  L.    Besser  e  halb  Ei  als  yar  keis.  Sui.g. 

—  14.  Wer  de  Hitenere  d'Eier  im  Hindere  zeit,  geit 
lär  üs  B.  Um  ung'leidni  (ungelegte)  Eier  sorge",  vor- 
witzig sein  L.  —  15.  Er  schlöt  d'Eier  mit-ere  Ta)inc- 
n-üf,  ist  ein  Grobian.  —  16.  Er  meint,  slni  Eier  heige 
zwe  Dotter  S.  —  17.  Er  het  sls  Ei  g'leit,  sein  An- 
liegen vorgebracht,  seiue  Pflicht  getan  L.  —  18.  Das 
Ei  irill  g'sclnder  si  ireder  's  Hüendli  LG.  —  19.  Die 
RA.  dort  chnnt-men-es  Ei  ab  S  beruht  auf  folgender 
Anekdote.  Ein  Mann  wettete,  in  den  meisten  Häusern 
herrsche  die  Frau.  Auf  einem  mit  sechs  Pferden  be- 
spannten Wagen  führte  er  Eier  im  Lande  herum,  und 
wo  er  die  Frau  herrschend  fand,  setzte  er  ein  Ei.  im 
andern  Fall  ein  Pferd  ab.  Er  brachte  den  Wagen 
voll  bespannt,  aber  leer  von  Eiern  nach  Hause.  — 
Auch  das  Rätsel  spielt  mit  dem  Ei;  s.  Rocnii.  Nr.  381 
bis  381.  12.5.  und  Hunz.  68;  dazu  die  Varianten  I'nmiiis 
G  für  Gumpist  und  für  den  Namen  des  Eies  Ailibiidi, 
Adembadadem,  Badadiliadadi.  In  W  heisst  es:  Esi.st 
es  wiss's,  n-l.fs's  Chappiili  ( Kapelle]  and  drinn  es  gelnws 
Herli  [gelbes  Priosterlein],  -  Volksglauben  und 
(iebriiuche.  Mit  Eiern,  welche  am  Himuielfahrtstag 
gelegt  sind,  können  Uonnerwetter  und  Hagel  vertrieben 


15 


A,  E.  I.  0.  U 


16 


werden.  Nageli  1738.  Von  Eiern  und  Sclilanfren  träu- 
men bedeutet  Verdrus.s  B.  Um  Leibsi/haden  eine.s 
Kindes  zu  heilen,  bolirt  man  da.s  Ei  eines  schwarzen 
Huhns  am  Charl'reitag  Morgen  früli  in  eine  junge 
Eiche  ebd.  In  ZSth.  schmückt,  wenn  ein  kleines  Kind 
stirbt,  dessen  Patin  den  Sarg,  den  sie  selber  zum 
Friedhofe  trägt,  mit  einer  Blumenkrone,  in  welcher 
ein  vergoldetes  Ei,  das  Symbol  des  nur  vorübergehend 
im  Grabe  eingeschlossenen  Lebens,  an  schwarzem 
Bande  schwebt.  Mit  dem  selben  Bilde  künftiger  Le- 
bensentwicklung wird  der  Tannenbaum  versehen,  mit 
welchem  man  die  First  des  neu  errichteten  Hauses 
zu  sclimücken  pflegt;  ebenso  derjenige,  welcher  am 
Sennenumzug  in  Uw  paradiert,  und  so  auch  das  Bäum- 
chen, mit  welchen  noch  vor  einigen  Dezennien  die 
Kinder  im  Bernbiet  am  Maitag  umherzogen,  ein  Lied 
singend,  in  welchem  sie  sich  u.  a.  Gaben  auch  Eier 
erbaten.  Wyss.  Kührelh.  1826,  S.  90.  Grenz.steine  wer- 
den dadurch  au.sgezeichnet.  dass  man  u.  A.  Eierschalen 
darunter  vergräbt.  .Das  bättlen  junger  Leuthen  |ani 
Hochzeitstage]  in  des  Bräutigams  auch  Braut  Haus, 
sonderlich  das  unverschämte  Eiereinziehen'  wird  von 
einem  ZMandat  1002  verboten,  und  noch  i.  J.  1779 
niuss  ebd.  eingeschärft  werden,  ,dass  alles  Ürten- 
schicken  an  den  Hochzeiten  und  das  dabei  vorkom- 
mende sog.  Eier-  und  Haussteuren-Einziehen  verbotten 
sein  soll.-  In  ZWein.  lebt  noch  die  Erinnerung,  dass 
am  zweiten  Tage  der  Hochzeitfeier  die  .Knabenschaft' 
in  allen  Häusern  des  Dorfes  Eier  einzog,  welche  sie 
in  einem  Korbe  mit  Spreuer  der  Braut  brachten :  diese 
liatte  sie  herauszusuchen  und  so  viele  sie  übergieng. 
so  viele  Mass  Wein  liatte  sie  den  Burschen  zu  ver- 
abfolgen. Wenn  ein  Marder,  Iltis,  Hühnerweih  udgl. 
erlegt  i.st,  hängt  mau  ihn  an  eine  Stange  mit  Quer- 
sprosse und  geht  damit  vor  alle  Häuser  des  Ortes, 
indem  man  ruft:  Kirr  rin!  De  Mairler  (EU is  usw. J  ist 
vor'eiii  Hüa!  .lederniaun  pHegt  ein  oder  einige  Eier 
zu  schenken   SL. 

Has  Vorkümmen  der  Eudunj  -«•  im  Sg.  beniBrkeusweit 
altertümlich:  dieselbe,  iirspr.  nicht  Nexiv,  sonderu  stamm- 
bildeurt,  entsiuiibt  (alid.  -iV  ans  älterem  -ig)  dem  -u»  latuiuischer 
Neutra.  IJuieli  die  Weglassung  derselben  im  PI.  wird  die 
Unterscheidung  desselben  vom  Sg.  angestrebt.  Die  Seliieiliung 
ei'./ (Stoekar  1.">11))  (-rklilrt  sich  ans  den  älteren  Pluralformen 
iiii/ir,  ii'ijrr,  wo  ;/  inlautend  älteres  J  vertritt.  Eiijcr  ze  Östren 
Gr.Wst.,  Engelberg.  —  Den  Ausdruck  Ekr-u-Schmah  usw. 
auf  ein  stoffanzeigendes  Adj.  cicrm  zurückzuführen  ist  weder 
sachlich  noch  sprachlieh  gerechtfertigt;  s.  die  älteren  Schreib- 
ungen oben  und  ,Eierimschma)z'  bei  HsSachs.  Richtig  ist  nur, 
dass  die  Verliindung  später  als  Zss.  mit  Ä.  resp.  üclim.,  und 
darum  als  Sg.  m.  oder  n.  aufgcfasst  und  umgeformt  wurde. 
—   S  y  n.   Iliif/tjrli. 

Ängsten-:  im  August  gelegtes  Ei  Z.  Im  Gegens. 
zum  Bliiexlci  als  besonders  dauerhaft  geschätzt. 

Augstler-:  von  sog.  ÄiirjstJcrn  (Tauben)  gelegtes 
Ei  Aa. 

Amesen-:  ,i,'M  Hftfe  Chiml  iiml  m  Hüfc  Umhasle- 
eier  cerijimd  bald.'  Sui.g. 

Esels-  S,  Esel-  Z.  Als  solche  werden  einem 
törichten  Burschen  Kürbisse  au.sgegeben. 

Oster-.  Die  Ostereier  werden  gefärbt,  einfach  rot 
oder  bunt  durch  .\ufbinden  au.sgewählter  frischer 
Kräuter  uiul  Blumen,  und  dann  (in  S  mit  Äiifeln  und 
Nüssen)  im  Garten  versteckt,  so  dass  die  Kinder  die- 
selben suchen,  .den  Osterhasen  jagen'  müssen,  sei  es 
bei  den    Kltern    od^T   hei  (irusseltern  uuil   I'aten.    hei 


welchen  sie  zu  Tische  geladen  werden.  U  China  mein 
[nähme]  e  (j'fnrht.  Ei  für  drü  andri.  Sulg.  Früher 
zogen  (in  Z)  die  Schulknaben,  ein  lateinisches  Lied 
singend,  durch  die  Gassen,  begleitet  von  anderen  Kin- 
dern, und  sammelten  besonders  in  den  Häusern  ihrer 
Taufpaten  Eier  ein.  welche  sie  hernach  mit. einander 
assen  (s.  österlen,  Zimpfeltay).  v.Moos  1775.  Die  Vor- 
stellung, dass  der  Oslerhns  (s.  d.)  die  Eier  gebracht 
habe,  findet  sich  auch  anderswo,  aber  ansprechender 
ist  doch  die  Ansieht,  dass  etwa  der  Storch  oder,  wie 
in  L  u.  dem  angrenz.  BEmm.  gesagt  wird,  der  Kukuk 
(s.  (iiifiiier)  die  Ostereier  lege,  der  Kukuk,  der  sieh  mit 
den  Ostereiern  auch  in  den  gleichbeileutenden  KAA. 
berührt:  ,Er  hat  den  Guguck  schon  viel  Jahr  gehört', 
und  ,Er  hat  [sclion]  viel  Ostereier  geessen'  —  beide 
bei  Denzl.  1710  -  und  dem  dann  auch  für  seine 
Ostereier  ein  Nestchen  aus  Wiesenblumen  bereitet 
wird.  Die  reifere  Jugend  vergnügt  sicli  am  Erproben 
der  Eier  (s.  cMöcklcn,  pigyev ,  bepperJen,  pmtschen, 
isjlichen,  tupfen,  tötterlen,  tüt.schen),  zuerst  mit  dem 
spitzeren  Teil,  Spitz,  dann  mit  dem  stumpferen,  Arsch, 
Füdli,  Gupf,  wobei  das  schwäclier  erfundene  Ei  dem 
Besitzer  des  stärkeren  als  Gewinn  zufällt.  Oder  man 
begibt  sich  auf  eine  Wiese,  wo  die  Eier  möglichst 
hoch  aufgeworfen  und  auf  diese  Weise  erprobt  werden 
-  ein  Brauch,  von  welchem  augenscheinlich  das  von 
KocHH.,  AI.  K.  S.  395  erwähnte  Ballspiel  entlehnt  ist, 
da  der  Fehlwurf  dabei  das  fid  oder  das  iiuchig  Ei 
genannt  wird.  Dabei  kommt  vor.  dass  die  Knaben 
den  Mädchen  die  Eier  zu  entwenden  suchen.  Auch 
sonst  machen  sie  um  diese  Zeit  Jagd  auf  die  Eier  der 
Mädchen,  und  wenn  diese  nicht  gutwillig  etwas  her- 
geben, so  werden  ihre  Taschen  durchsucht  und  wol 
auch  ein  Ei  darin  zerdrückt.  Zarter  ist  die  Sitte, 
dass  die  auf  das  hohe  Fest  konfirmierten  Knaben  am 
Ostermontag  (der  überliaupt  der  Tag  für  alle  Lustbar- 
keiten dieser  Art  ist)  insgesammt  zu  den  gleichzeitig 
mit  ihnen  konfirmierten  Mädchen  gehen,  um  die  Oster- 
eier einzuziehen,  wofür  sie  Jene  auf  den  nächsten 
Sonntag,  den  sog.  weissen,  zu  Tanz  und  Schmaus 
einladen  ZHöngg  u.  0.  Im  KnonA.  ist  es  der  Kilter, 
welcher  von  seinem  Mädchen  so  beschenkt  wird  und 
dieses  dafür  zur  nächsten  Tanzgelegenheit  führt.  Vgl. 
HBüuL.,  Ged.  1834:  Wem  (ji''t  si . . .  die  schönxlen  Eier 
z'Ostere  mit  irem  Name  d'ruf?  Sch?  Z'?  In  S  scliieben 
die  Verliebten  einander  Eier  zu,  welche  mit  zärtlichen 
Sprüchen  und  Bildern  verziert  sind.  ,E.i  i.'tch  nt)  icU 
CO  Odereiere  hin  zum  StüeU  iinder-im  Vurzeiche',  d.  i. 
bis  zur  Heirat.  BWyss.  Neben  den  Ostereiern  gibt 
es  da  und  dort  Pfingsteier.  und  ein  Sprichw.  sagt: 
.Die  Hochmütigen  sind  den  Narren  so  gleich,  wie  die 
Ostereier  den  Pfingsteiern.'  Sulg.  Gi.i:.'  Osterei!  rufen 
die  Kinder,  die  Eier  emporhaltend,  um  sie  zu  zeigen 
Gl,  und  sogar  dem  armen  Miasli  in  Gotth.  Baur.  77 
kommen  Ostern  und  Eier  ganz  unzertrennlich  vor. 
S.  Gotth.  Erz.  u.  Bild.  1.  127  ff.l  HopstXtter,  B.  u.  Th. 
2,  132  ff.!  —  Doch  nicht  allein  zur  Lustbarkeit,  son- 
dern auch  als  Abgabe  der  Zinsptiichtigen  waren  die 
Ostereier  vormals  üblich;  s.  z.  B.  Gr. Weist.  1,  4.  - 
Vgl.  Harzei ,  Ferh'i .  Fecliei.  Rochh..  Naturm.  203. 
200   -208. 

Das  Ei  ist  ein  uraltes  Siuubild  alli's  Werdens,  also  auch 
der  Fruchtbarkeit  im  Pflauzen-  und  Tierrei'd»,  welche  um 
die  Osterzeit,    d.   ii.    übeidiaupt  im   Frülijabr,    sieh  erneuert. 

und    von  der  das  reirhlieliei-i-  Kielleiri'U  lief  lliihui  r  riue  "luleli 


A.  K.  1.  U.  U 


IS 


Niitzlwrki'it  iilIiTdiuKs  iicicli  urt'reulidioru  Kuuili,'fbiiun  im 
llauso  ist,  als  die  YfiiiiulinniK  ilor  Hasen  in  Kulil  uud  Wald. 
~  Auch  au  Weihnaoliten  sind  Hasuidsiiielu  mit  Testspcisen 
iiblieh,  s.  Wulnimhi.  -  Bern.  Hink.  Biitenkal.  1841  erwähnt 
;nK'li   den   Oster  ha  Im. 

..(iajjij-Eili:  Ei.  das  man  der  imeli  jjaokenuleii 
llemie  eben  wegy'e'iioiiiiuen  hat  ScHwMa."  -  Vgl.  G(t(jijeJi 

Gugger-:    buntes    Ei.    von   dgl.    die  Mutter   dem 
Kinde  sagt,  der  Kukuk  habe  sie  ihm  gebraelit    L. 
Vgl.  iTiiijijcr  und  üben  u.  Osterei. 

Güli-:  Ei  von  Hühnern,  bei  denen  ein  Hahn  (GülJ 
ist.   aSoHw.         Syn.   ii'nüfif/lct.     Ant.   hiter,   Büschel. 

lirüseh-:  Ei,  das  in  Kli>ie  aufbewahrt  worden  Bs. 

Hanf-:  Ei,  dgl,  der  Ackermann  zur  Mahlzeit  ver- 
langt, wenn  er  den  Hanf  gesäet  hat  ZHasscr.sd. 

Harz-:  ein  Ei.  dessen  natürlieher  Inhalt  dureh  Harz 
ersetzt  ist  eine  Prellerei,  welche  beim  Hasardspiel 
mit  den  Ostereiern  etwa  geübt  wird  Z,  —  Vgl,  i'echei. 

Hasen-:  die  Frucht  von  Evonymus  europ.,  Sjiindel- 
baum.  DuEH. ;  Ztbo, 

V^'l.  die  (iestiilt  der  Beere  iiml  lies,  die  nackten  Namen 
bei  Perger.  Studien   :!.   7. 

Kue-,  Solehe  bildeten  vormals  eine  Steuer,  ,Die 
von  R.  sollen  die  zin,s  und  zechenden  geben  wie  von 
alterhar.  u.sgeschlossen  die  eier.  so  man  nempt  kuoeier.' 
l.VitJ,  Egli.  Act. 

Vielleicht  war  die  Zahl  der  Kier  liemcssen  nach  der  Zahl 
der   Kühe. 

Kros-:  .Krosseyer  werdend  in  der  schalen  in  äsehen 
gebraten,'  15ri7,HEussi,iN.  .Krosseyer,  klosse.  pastillus.' 
Henzl.  ITlti.  2,  178".  wofür  mit  einem  andern  Druck- 
fehler 1,  5.54  .Eine  gattung  Speiss.  Klösse,  Klösseyer', 

Kroten-Eier:  oft  mit  Froschlaich  verwechselt  Aa. 

Spinnmuggen-:  Solche  werden  dem  genannt,  der 
mit  unzeitiger  Neugier  nach  dem  Bestand  des  Mittag- 
essens fragt,  SuTERM. 

Nest-:  1,  das  Ei,  welches,  um  ferneren  Eiersegen 
zu  sichern,    der  Henne  im  Ne.st  belassen  wird    U, 
2.    Eine   Person,    welche    den  Mittel))unkt    ihrer  Um- 
gebung bildet  U, 

Pech-:  Ei,  dessen  spitzer  Teil  mit  Pech  aus- 
gegossen ist  Z;  s,  Hanei. 

Boden-Eier:  Bovista  plunibea  Pers.  tiWe. 

lioll-i  in  S  mit  d.  PI.  uv.S;  Ndw:  kleine  k'ugel 
aus  Ton.  Stein  oder  (jlas  als  Spielzeug  für  Knaben 
S:  Ndw;   ,AaF.;  Vw." 

\'on  holten;  s.  ancli  Holhti  nnd  IjiAvti,  hnl'ii.  Da  die  Oster- 
eier anf  Wiesen  acndi  anfgeworfen  werden  und  num  auch 
liölzerut!  Eier  /um  Kolien  anf  hartem  Boden  hatte,  deren 
(Ti'stalt  sich  der  Kugcd  allmälillch  nähern  mochte,  so  ist  an 
der  Zugehörigkeit  des  W.  zu  .Ki"  nicht  wohl  zu  zweif(dn. 
Syn.   s.    Schnellkn^'i'l    in   Synon. 

boleien  S:  ..AaF.;  Vw.  lioli'ilen  S:  mit  solchen 
Kugeln   sjiielen.  l>ie   letztere  Form   vcon  Ilimin.  des 

Subst.  abgeleitet. 

I'ullen-:    das  erste   Ei.    das  eine  Henne  legt  (jk. 

I'erl-,  lie'rli-:  Ei  vom  PerDiuhn.  Solche  gelten 
für  besondi'rs  liartschalig  und  sind  darum  bei  dem 
Hasardspiel  mit  den  Ostereiern  gefürclitet.  .\.  ]Vcm- 
iiier  [wollen  wir|  liilschcii  Ki  um  Kif  H.  .Vc/,  du 
liiist  CS  Berlici  '/,. 

Pasten-:  .Zame  oder  wilde  rüeble  oder  [lasteneyer 
pastinaca.'  Mai,.     .Pasteneier,  Pastimiken.'  Si-reno. 

Wenn  ilas  W,  als  PI.  aufzufassen  und  hier  einzureihen 
ist,  so  mag  es  zunächst  die  Früeliti'.  «idehe  allerdings  eirund 
sind,  bezeichnen. 

Sehw.  Idiutikon  1,  1. 


P fingst-  s.  (hlrrci. 

Bluest-:  während  der  Blütezeit,  wo  die  Hülmer 
die  herabfallenden  Blüten  fressen,  gelegtes  und  darum 
wenig  haltbares   Ei  Z.         Vgl.  Äiiijsteiiei. 

Küscli-Eili:  unfruchtbares  oder  Wind- Ei  Z. 
Oäniker.         Syn.  hiter.    Xnt.  r/ei/tyrilet,  Cfi'iliei. 

Sehne-Eier:  Bovista  plumbea  Pers,  GWe, 

Tuben-:  ,£■»■  Brutli  irie-ii-es  T.  so  süher  und  .so 
iirtic/.'  Hensgeler. 

Karfritags-:  1.  am  (.'harfreitag  gelegte  Eier,  neh- 
men nach  dem  Volksglauben  keine  Farbe  an,  bleiben 
das  ganze  Jahr,  löschen  brennende  Häuser,  wenn  dar- 
über geworfen  Z.  -  2,  Eier,  welche  am  Charfreitag 
vom  Sigrist   als  (ieschenk   eingesammelt   werden    SE. 

eieren:  Eier  legen,  ,(.iaksen  wie  die  Hüner.  wenn 
sie  geeyert  haben.'  Simienü. 

eicrlen:  1.  nach  Eiern  riechen  oiler  schmecketi 
Ap:  GT.;  ,allg.-  -  '2.  Frühlingsidel  der  Jugend  mit 
Eiern  G.  ,Man  eierlet  noch  am  Ostermontag  auf  dem 
Brühl.-  PScHEiTLiN.  1829.    -  Syn,  tiitscheti. 

Ei  U.  Eie  f.  einsilb,  BO,  u.  U,;  L;  Uw;  U;  Zo: 
Z,  zweisilb,  in  ä.  Urkunden  u.  Aa;  Ge;  P;  S;  Uw;  W. 
üimin,  Eielti  BO,:  Au,  1.  Insel,  In  der  Eie,  Ört- 
lichkeit in  PM..  welche  ital.  durch  nell'  isella  be- 
zeichnet wird.  Syn.  An  II  1.  -  2.  Am  Wasser  ge- 
legene Wiese  B;  LE.  ,Ey  ist  in  der  Schweiz  meist, 
was  in  Deiitschl.  Au.  ein  niedriges  und  wol  etwas 
feuchtes  Uferland.'  JBWygs  ISlli.  Daher  .Kif/nnid 
BNidan  niedriges,  nasses  Land,  das  aus  einer  Art  von 
Lehm  besteht,  im  Gegens.  von  Biajland,  steiniges  oder 
hoch  gelegenes  Land",  Syn,  Au  II  ä.  —  3.  Am 
Wasser  liegendes  Gesträuch  oder  Gehölz  „B;''  W. 
In  d'Eie  (jüH  ijan  Höh  reichen  W .  .Aus  der  Visper 
Eye  .sind  schöne  Landgüter  geworden.'  AjiHerd.  St.Ulr. 
,Gewisse  Eyen,  die  sicli  längs  der  Bhone  hindehnen. 
und  deren  „Studen"  (meistens  Erlen)  für  Dännne  be- 
stimmt waren.'  ebd.  ,Has  ganze  Dorf  Ulrichen  sei 
Sumpf  und  I]ye  gewesen,'  ebd.  Syn.  An  II  -i. 
1.  .Vbgelegene  unbewohnte  Gegend  .A' ■.-  \\.  All- 
mende mit  Gesträucli;  niedriges,  nasses  oder  sandiges, 
lehmiges  Land  W.  G'inrini'  Eie.  wilde,  rauhe  Weide, 
einer  ganzen  Gemeinde  gehörig  ebd.  Syn.  i/'iinini 
Liüche. 

Ein  auch  in  zahlreichen  Orts-  und  Flurn.  erhaltenes  spe- 
zifisch Schweiz.  W.  (tatschet  :J1'2.  Gfr.  Kegisterbd  '2,  :i:ia. 
:l:U.  441).  ,11er  eyg  stavel'  Wangen,  Schw  liii,  :»)2  ('0  Von 
der  Beschatfenheit  der  Eien  rührt  her,  dass  solcher  Boden  otl 
nur  in  (iemeiudebesitz  und  ein  Weg  darüber  allgemein  benutzt 
wird.  Darauf  ln;zieht  sicIi  eine  Angabe  aus  W:  .ft'iin'tnt  K., 
verbotener  Fussweg'.  Nicht  an  allen  mit  Ei  lienannten  Orten 
ist  Wasser  nacbzuwtdson  und  in  einigen  Namen  mag  h'i  nicht 
unser  W.,  sondern  anders  zu  erklären  seiu,  z.  B.  als  Ver- 
kürzung aus  Eih,  Eicho;  die  Jtehrzahl  aber  drängt  zur  .\n- 
sicht,  dass  Ei  Nl)f.  von  Au,  Au  sei.  Uass  das  llabsb,  l'rbin- 
über  liKrieus  ,in  der  Eie'  abhebt  von  ,iu  di-m  M'ise"  und 
,in  dem  Ilasle'  [das  mit  Haseb.tanden  bewachsene  Bachgebiotl, 
also  gerade  von  denjenigen  Begriffen,  welche  wir  oben  doni 
erstem  W,  lieimassen,  begründet  kaum  eim-n  ernsten  Einwurf. 
Die  lautliehe  Identitjit  der  beiden  WW.  aber  ist  allerdings 
nicht  Sil  hdidit  nachzuweisen,  wie  (-ir.  WR.  :J,  77  meint,  Ttas 
W,  f'i  kinumt  nänilieli  keineswegs  bloss  in  rton,ienigen  (ie- 
bieten  vor,  welche  gemäss  ihrem  Vocalismns  <i  statt  flu 
sprechen  müssen.  Das  säelil,  iieschleelit  für  'IWlntnutr  Ki 
an  der  Emme  erklärt  sich  ans  der  .\nalogie  der  Syn.  Mus 
uinl  Wi'frf.  Vgl,  den  folgenden   Artikel. 

Eide  f.:  Name  eines  Inselihens  ntid  cii's  gegen- 
iilier  lii'geiiileii  Gutes  Zo. 


19 


A.  E,  I,  0.  U 


20 


Koiij)  IV,  1,  253,  5  ,EioIc'u'.  Eine  Art  Dimiiuit.  Betr.  7 
in  der  Nbf.  .Eigelen'  Gfr.  23,  267  s.  0.  Sp.  15.  —  Die 
Eicnii  B,  Jas  Eieile  Th   wolü  ebenfalls  blosse  Nbf.  zu  Eieh. 

..Ei  III  f.:  Landgericht  BO.-^ 

Viell.  eins  mit  Ei  II  :i.  4;  vgl.  die  Au  im  Eiig;id.  (o.  Sp.  5), 
Avo  ebenfalls  Laudsgemeinde  abgehalten  wird.  Auffallend  ist. 
dass  St.   in   2.   Aufl.   diesen  Artikel   wegliess. 

E  i   s.  i'ic/L  Iwe.         E  i  e  s.  Iwe. 

ei  I  iii:  Prüiiomiiuilstaiiiiii  mit  deniuii.str.  Beil., 
der  in  der  Zs.s.  il-ri.  in  dem  adj.  Pron.  eine  u.  viell. 
in  dem  0.  Sp.  -1  in  der  Form  o  aufgeführten  bündn. 
Präfix  zum  Vorschein  kommt.         Vgl.  ene'   (jener). 

ei  II:  hinab  GEh. 

Eins  mit  dem  0.  Sp.  4  Itespruebenen  äi,  aber  vollends 
einsilbig  geworden,  die  letzte  Zuspitzung  der  Umgestaltungen 
der   Grundf.   uhhin. 

ei  HI:  Interj.  lebliaften  Affektes.  1.  Ermunter- 
ung. ,Ey,  der  Junker  zalle  uns  ein  halbs.'  1651, 
Schirapfr.  -  2.  Zuruf.  Kilos',  [höre]  ür.  -  :!.  Zu- 
stimmung. Ei  ja,  nun  denn,  ja  gerne  Tn;  Z.  - 
4.  Verwunderung,  auch  über  sieh  selbst  Uw.  •/« 
hnul  [liabt]  ir  das  iiit  (jmer()(jt?  Ei  nei .'  oder  Ei  ja, 
schu"  lanij!  GSa.  —  5.  Spott,  bes.  im  Sinne  von  pfui 
Aa.  —  6.  Schmerz  Uw. 

Abgesehen  von  unseren  ä.  Lexikographen  (s.  bei  Gr.)  bei 
Weitem  nicht  so  i'iblieh  wie  in  Deutschland;  daher  sprichw. : 
•  Ei,  ei!  mit  de  Sieckborer  [spricht  man  in  St. |.  Dafür  all- 
gemeiner ä!  Bei  folgendem  j  (Ju)  übrigens  schwer  von  ein- 
ander zu   untersch^'ideu.      S.    u.   iirlu-Ic. 

ei  IV:  ver.stüumielt  aus  nei,  d.  i.  nein,  in  ver- 
drossener Rede  Z.     ~  Vgl.  e-e. 

ei  s.  ein,  Zahlw.  u.  Pron.   —  after-ci  s.  ebd. 

eiii!:  Weiterbildung  aus  ei!  ,Eya,  so  lasse  dicli 
aufwecken!"  1040,  JKHopmstk.  Jetzt  mehr  nur  als 
Einleitung  zu  dem  bekannten  Schlumnierliedchen  üb- 
lich ;  hier  auch  ii<. 

Eiele,  Eielti  .s.  Ei  11. 

eier:  Dat.  Sg.  f.  des  Pmn.   und  des  Zahlw.  ein. 

eieren,  eiren  s.  eren,  pÜügen.       Eierle  f.  a.Erle. 

Eu.    Euw  f.    s.  All  II.  S.  5/6.         eu,    s.  ij,    ilcli. 

eue,  eui.  euis;  euere  s.  i'iwer. 

eiiege:   Anfang   eines   Anziihlspruches.    B.  2,  .'Ul. 
Euel  s.    rirrl.         euig  s.  ewig. 

1!  Ausruf  der  Verwunderung  oder  Jlissbillig- 
ung,  je  nach  der  Betonung  B.  ,Y  du  bist,  dass  dich 
Gotts  wunden  sehend,  als  böswicht.'  1531.  Stkicki..  A. 
3,  46  (dafür  45  .ei').  .Y.  ein  geschrei  auss  Zorn  oder 
unwirsse.'  Feis.  .Y  lass  dir  dz  schnöd  galt  nit  so  lieb 
sein!'  Mal.  Der  heutigen  Volksspr.  ziemlich  fremd, 
da  es  durch  das  vieldeutige  ä!  ersetzt  wird.  Doch 
auch  i-dä-däl  als  Ausruf  der  Freude  und  Verwun- 
derung (tT.  ;  -/  (mit  tieferer  Betonung  des  zweiten 
Voc.)     Ausruf  der  Kinder:  ei  wie  schön!  GA. 

Wahrsch.  gehfirt  hieher  der  Ausdruck  des  Ärgers  i  lütiije 
Tu/el!  B.   2.   :i29.    -    Syn.   f.'   -      S.  auch   i-r! 

i  fij  s.  ich,  fn,  ie  (je),  ä  III.         I.  I-e  s.   Iire. 

I-  (ij:  ver.stümmelte  Form  verschiedener  VVW.  in 
Zss. ;  s.  Fifalier  (Ifolter);  Jiiihhahii  (Ihalm);  Luihiehen 
(llaclien).     .\uch  Jolitinnes  (Ihannes). 

i  fi)  I:  die  mundartliche  Ver.stüninieluiig  verschie- 
dener Partikeln,  wenn  in  unbetonter  Stellung;  s.  ich; 
üch ;  in;  ie  (je). 

i  II:   in  iler  Zss.  iiiinilerinie  I.:   uml.        Vgl.  e  11  6. 


-i  UI:  Suffix  an  Imperativen  wie  lon-i!  horch!  Sch. 
Scheint    eine    weit    fortgeschrittime    Abschwächung    des 
gleichbed.  -a !  s.   n.   Sp.   2. 

i-änen:  yahen.  vom  tjeschrei  des  Esels.  Fuhki; 
(1563)  schreibt:  ,Yhhaneir. 

Die  Einschiebuug  des  n  soll  den  gehäuften  Hiatus  mildern. 

1-e !  Ausruf  der  Bewunderung.  Kdspr.  Ap.  .Wie  es 
[das  Wie.genkindlein]  über  dem  bunten  Tuche  i-ä!  i-ä! 
macht.'  HPest.  1781.  g  47. 

Weiterbildung  der  Interj.  1  oder  Zss.  derselben  mit  ä  V. 
—   8  y  n.  iif-ii ! 

I-eneli.  Ni-eneli  n.:  Etwas  Hübsches,  in  die 
Augen  Fallendes,  Kleinod.    Kdsjir.  .\p. 

N.  mit  müssigem,  viell.  aus  dem  iulautenden  n  erzeugten 
Vorsehlag. 

i-  e  s.   ~inh  in. 

-iü!  den  Ton  des  ganzen  W.  auf  den  Schlussvoc. 
ziehend,  angehängt  an  Subst.  in  dem  Sinne,  dass  Hülfe- 
leistung in  der  betr.  Gefahr  herbeigerufen  werden  soll. 

Beruht  auf  einer  Interj..    welche    dem    gr.   lat.    iu!    ent- 
spräche,  oder  auf  der  Verbindung  der  Interjj.   i  und  6. 
Vgl.   frz.  au  feu,  au   voleur,  au  secours.    -     Abi.  joUn. 

für-!  zuw.  -(<-;  Feuerruf  allg.  Als  solcher 
scherzhaft  verkelirt  in  den  allg.  verbreiteten  und  viel- 
fach variierten  Keimen:  F.,  de  Buch  [lihij",  Se,  Srhni;, 
d'Ijint]  hriiniit  usw.  Übertragen  als  Warnungsruf  auf 
der  Schlittbahn  ScnHa.  —  .Man  schrey  [schrie]  für  jo.- 
Kessl.  .Ein  schueler  habe  einen  glüejenden  Brand  in 
das  türr  holz  gestossen  und  also  ein  fürjoo  machen 
wellen,  damit  menklich  von  der  schuol  zu  laufen  fueg 
liette.'  Vad.  .Wer  erschricket  nicht,  wenn  man  teure-0! 
schreytV'  JohMülleb  1665.  ,F'ürio!-  Klinol.  1691. 
.Feuer  io!'  GHeideggee  1732  neben  gleichzeitigem 
.Zetter  und  Fürio  geschrauen.'  JJUi.n. 

helf-!  h,^:lf-:  zu  Hülfe!  L;  Z.  .Hälffenio.  wallen, 
zeter.'  Bui.l.  Anfg  XVI.  .Helfenjo!'  Manuel.  ,Helftio 
schreyen.'  Denzl.  1716,  ,Wie  er  Mordio  und  Helfio 
ruft.'"  HPest.  1781.  17i)ii. 

Zu  Grunde  liegt  der  einsilbigen  Furm  eine  ii.  Nbf.  des 
Subst.  Hilfe:  der  zweisilbigen  der  in  imperativ.  Sinne  ge- 
brauchte  Inf. 

mnrd-I    Hülferuf  gegen  mörderischen  .Vnfall. 

dieb-!  Hülferuf  gegen  Diebe  Bs;  Sun. 

achel-!  scheinbare  Zss.  mit  -iü.  S.  viebiiehr 
acheli-ö. 

ie:  Adv.  je.  1.  .\bsulut  stellend  a)  /.*•  immer 
ZTösst.,  und  mit  abgeschwäcliter  Bed,  und  Form : 
lnDchlei  ein  wenig,  so  klein  es  immer  sein  möge  W. 
Plattee  sehreibt  noch  altertümlich:  .Ich  han  so  vil 
guets  von  den  Scliwizereu  hören  sagen,  das  icli  io 
gern  han  begert  ein[en]  zu  sehen.'  .Der  kämpf  wirf 
ye  häftiger  vnd  grinuner.'  Feis.  .Es  muess  ie  leben 
diser,  welchen  (iott  erhalten  wil.'  JWSiul.  1652.  Sonst 
schon  früh  auch  Anlelinung  an  die  hochd.  Schreibung: 
.je  dahar'  von  je  her.  BStadtsatz.  1406.  ,Denn  je  so 
ist  eins  predgers  ampt,  das  er  den  lastren  widerston 
sol.'  ZwiNGLi.  -  Immerhin,  jedenfalls,  trotz  Hinder- 
niss:  ,Si  wollen  je  die  reis  tuon.'  Feünd  1447.  -  Di- 
stributiv: ,Ye  ein  tag  um  den  andern;  ye  mit  dem 
dritten  wort;  ye  nacli  dem.  prout.'  Mal.  .Fressen  sich 
selber  je  der  grösser  den  kleinem.'  Fische,  1563.  ,Je 
geparecht'  [paarweise],  ebd.  Pelletierend  gesetzt, 
wofür  son.st  und:  .Taglicjis  Je  meer  je  meer.'  1520. 
.\bsch.    In:  .wer  je-,  wer  immer.   Weist.  1,  288.  Z  XV. 


M 


A.  t:.  (.  (».  r 


22 


ist  der  Bi'griti'  der  zeitlichen  Continuitiit  oder  Dis- 
cretion  zu  abstrakter  Allgemeinheit  abgeschwächt,  aber 
deutlich  versch.  von  nhd.  ,wer  je-.  Eigentümlich  bei 
TscHuDi  ,(Si)  warb  sölichs  öftermalon  an  ime,  je  das.s 
er  iren  verhiess,  si  ze  vereeliehen.'  Die  urspr.  Bed. 
ist  ortenbar:  ,inimer  fort,  so  dass  — ■,  was  allerdings  in 
.so  lange,  bis  — •  umgesetzt  werden  kann.  -  b)  Eine 
vereinzelte  Spur  der  Bed.  jemals,  aber  vielmehr 
ehmals  finden  wir  in  der  Stelle:  ,Troja,  das  y  die 
Griechen  gsteckt  in  Brand.'  Comedia  Beati.  -  2.  cor- 
relativ  ^  je-desto.  Hier,  wo  das  W.  unbetont  ist, 
gerne  mit  Abschwächung  des  Doppellautes  zu  e,  i, 
zunächst  an  der  einen  Stelle,  dann  an  beiden.  ,Je 
mehr  man  dapfer  auf  ihn  schlägt,  ie  7uehr  er  sich  im 
lauf  bewegt.'  Itl57,  JHAmmann  u.  a.  ZScribenten  noch 
im  XVIII.  wie  noch  heute  in  Z.  Je  lri»()(rt:  i  lieher,  ine 
udgl.  B.  .E  länger  i  meh"  Aa  ('--i'^i;  Ap;  Gr;  SciiwMa. 
i^-i).  E  lengers  i  me  Ndw,  e-o  Ap  (•■^-e>;  BE.  (c-e);  Gl 
frf-rf);  LE.  (e  leyern  e  besser);  ScnSt.  Ferner  ,Di  längri 
später.'  Näfels.  Fahrt.  .U  [und]  das  de  länger  je  liehvr.' 
GoTTH.  Endlich  und  am  eigentümlichsten  es  lengers  i 
hesser  BRi. 

BomerkonswcTt,  dass  in  iliespin  Falle  kein  Versuch  ge- 
macht wird,  den  Hiatus  aufzuheben:  e  v,  je  früher  T.,  Siilger 
u.  .V.  —  Wie  sehr  das  Verständniss  der  vorliegenden  Formen 
dem  öprachbewusstsein  entschwunden  ist,  beweisen  aucli  die 
Schreibungen  selbst  von  Gebildeten:  ,e  lengere  eh;  ä  läng'ri; 
e  längeri;  dilangri;  es  lengersi;  i  bi  ue  längirsi'  st.  ,i  bin 
e  1.'  In  dem  letztem  Falle  hat  übrigens  nach  der  Art  der 
betreffenden  MA.  voealisehe  Akkommodation  (i'...i'aus  c...i) 
Statt  gehabt,  wie  wenn  das  letzte  i  als  Bildlingssilbe  zum 
W.  gehörte.  Das  d  von  di  länger  mag  von  Fällen,  wo  ein 
aushiutendes  d  vorangieng,  seinen  Ursprung  genommen  haben. 
Man  konnte  übrigens  hier  beim  Comp,  auch  an  Verwechselung 
mit  dem  Acc.  des  männlichen  Art.  denken,  da  die  Anwendung 
desselben  beim  Sup.  in  adverb.  Sinne  beliebt  ist.  Anstatt 
lenijera  i  (mit  s  gebildetes  Adv.)  wird  leiH/er  si  (d.  i.  so)  ab- 
"iiteilen  sein,  denn  in  dem  «-«,  von  en-si,  es-es,  verkürzt  aus 
nh,  also,  steckt  ebenfalls  so.  Diese  Correlativenverbindung 
mag  sich  vom  30.  aus  den  benachbarten  MAA.  mitgeteilt 
und  sich  dort  mit  der  andern  (it-ir)  vermengt  haben  zu  ie-so. 

S  y  n.   als-ats.    —    Abi.   ielieh;  s.   auch  ienfi.   it:z,  nie. 

eppet-  tppdiae  LG.,  opedi^e  Aa;  ScnSt. ;  Z:  zu- 
weilen, dann  und  wann,  nicht  selten,  ().  und  denn 
gll  wider  (scherzhaft). 

Das  beliebte,  hier  zur  Vermeidung  des  Hiatus  und  nach 
.\nalogie  der  meisten  hier  folgenden  Verbindungen  dem  erstem 
Adv.  angehängte  I  hat  zwischen  den  Vocalen  Erweichung  zu  d 
erfahren. 

es-  ositf,  ^sine,  oTs/rf  BD.;  Gr;  G  aL..  G.,  0.;  Vw; 
es-ie-e  GrO.;  esiene  GrD.;  UwE.;  esienig  Wst; 
sienig  Obw:  bedeutet  eine  Beschränkung  des  Begritl'es 
von  ie.  immer,  näml.  1.  zuweilen,  hin  und  wieder, 
manchmal  BO.;  G:  Vw.  (ierne  verbunden  mit  einist 
Vw,  eis  BO.  d.  i.  einmal;  e.  eine  etwa  Einer.  Mancher; 
esiemöl,  äsxja-n-e-mi'd  manchmal.  Auch  disjunctiv,  z.  B. 
('.  n-ol  und  e.  idiel.  'J.  ehemals,  vor  Zeiten,  zu- 
weilen BO. ;  Gr. 

In  sieniij  hat  sich  die  Absi-hwächung  des  erstem  W.  (voll- 
ständig ftee)  bis  zu  völliger  jVphäresis  des  Voc.  fortgesetzt; 
anderseits  ist  der  betonton  Hälfte  eine  Erweiterung  durch 
eine  sehr  beliebte  Adj,-  resp.  Adv. -Endung  zu  Teil  geworden. 
Übrigens  ist  dieser  Weitorliildung  diejenige  mit  -e  voraus- 
gegangen, welches  sich  als  adverli.  Endung  oder  als  bloss 
laufliche  Schwellung  betrachten  lässt;  n  ist  euphonisches 
Einschiebsel.  Die  Verbindung  rsicmül  ist  durch  die  Syn- 
kopicrung  des  Art.  dem  Hiatus  aus  dem  Wege  gegaugi'n.  - 
Syn.    1.  iipjictie.      2.  nlldr/),  (dllmal,  ammi;   a!bi;. 


eisder-:  immerdar,  ohne  Unterlass  Aa. 

hüt-:  heute  immer  oder  jeweilen,  h.  hin  und  wieder 
Aa;  Bs;  ScnSt.;  Z  und  schon  bei  Man.  Repetierend 
im  Sinne  der  Verstärkung  hiit-ie  und  ie. 

Bei  Fris.  Mal.  mit  erweiterter  Form :  ,heüt  yemer,  hodie 
unquam'. 

nacht-:  während  der  vergangenen  Nacht  immer 
oder  zuweilen  Tn;  Z. 

sider(t)-  tidrr!^  Hebel;  -i-  Aa;  sidniie  ScnSt.;  Z. 
„sider(t)-hie  Th;  Vw;  Zg":  seither  immer  oder 
jeweilen.  —  ,Er   ist   sytertye   im  Grab  g'lega.-    1712, 

GöLDI. 

Durch  ,hie',  hier,  hat  eine  ümdentung  stattgefunden: 
bis  hieher.  Diu  Bed.  streift  bei  Hebel  an  die  von  .später, 
nachher'. 

zent-:  unausgesetzt  auf  der  ganzen  Strecke  GWe. 
—   Gebildet  nach  Analogie  des  lokalen   Adv.  z'iii-ume. 

ielieh  l,fUij  Id.  B;  j'elig-.  Beide  für  BO.;  Lei! 
AAFr.;  .,L':'l.  jeder  BO.  lt.  St.  u.  Id.  B.  2.  irgend- 
ein, manch,  nur  in  der  Verbindung  mit  ,Mal'  oder  ab- 
solut als  Adv.  zuweilen,  ielimöl  AAFr.;  Bs.  ..jelige-. 
jelimal  L;  Zo",  ,ielich  mall.'  ThPlatter. 

■TeUmal  wird  als  PI.  (vgl.  das  einigerinassen  syn.  nllimal). 
jellgemol  als  Adv.   (jelig  ein   Mall  zu   verstehen   sein. 

ie,  ie-e  s.  fnhin. 

ie  verderbt  tür  1.  hie.  hier,  s.  ie-har.  -  2.  wie. 
s.  weiss-u-ie. 

mit-ie  s.  init-hi)i. 

ö!  I.  Interj.  der  Verwunderung,  bald  der  freudigen, 
bald  der  schmerzlichen.  Auch  in  dimin.  Form  ö-,JI, 
öw(U  Ausruf  des  Erstaunens  Bs,  oidl,  o  weh!  BM.  Im 
Ganzen  alleinstehend  ziemlich  selten,  häufiger  in  Ver- 
bindung 1.  mit  einer  folgenden  Anrede :  0  schö"  Lieh, 
chiim  zne-mer  i  d'Hütte,  o  sehn"  Lieb,  chuni  iiie-mi-r 
II f  d'Alp!  alt.  LVolkslied.  —  2.  als  Ausruf  mit  fol- 
gendem ,wie'  und  Adj.;  wie  nhd.  —  .3.  mit  fol- 
gender Interj.,  welche  dann  immer  den  Hauptton 
hat:  0  liö!  heie!  je!  Joch!  jemer!  Ie!  scliiess!  irätsch! 
S.  diese  WW.  und  oh  ...  0  feg  ah!  ü  feg  ab!  Ruf  des 
Kaminfegers,  wenn  er  die  obere  Öffnung  des  Kamins 
erreicht  hat  und  den  Kopf  herausstreckt  Th.  Mit  0  lio, 
zäl  so!  mussten  ehemals  in  Z  die  Wächter  auf  den 
Festungslürmen,  nachdem  diejenigen  anf  den  Kirch- 
türmen die  Stunden  geblasen  und  angeschlagen  hatten, 
ihre  Wach.samkeit  bekunden. 

ö!  II.  Zuruf,  mit  welchem  zum  lunchalten  auf- 
gefordert wird;  zunächst  an  Zugtiere  (in  dieser  .An- 
wendung auch  (3).  0((i)h(i,  hebe,  halte  still  halten.  Halt 
machen,  von  den  Zugtieren  und  vom  Lenker;  zurück- 
halten flg.;  allg.  Vorne  Ö  g'hehet  und  hinde  g'stösse 
Gl  (Bild  für  widersprechendes  Tun).  0  hebe  tr.,  ziiiji 
Stehen  bringen  Gl.  Hand  e  chli  ii!  habt  ein  wenig 
(ieduld!  SoHW.    —  S.vn.  )//,  ''"/'•' 

-0  111  intei'ject.  an  andere  WW.  augchäng-fer  Laut, 
durch  welchen  mau  Aufmerksamkeit  erregen  will. 
1.  zum  Anrufen  oder  Herbeirufen  von  Personen  aus 
einiger  Ferne,  also  eine  Art  Vocat.  bildend,  dessen 
Form  dann  zuweilen  auch  für  die  übrigen  Casus 
stehen  bleibt;  im  eigentlichen  Rufe  immer  den  Haupt- 
ton tragend  und  sieh  etwa  B  zu  i/*  verdumiifend  oder 
in  ö"  BBe.  ausklingend.  Vater-ö!  Mueter-ü!  Miieti-o! 
Mütterchen!  Mari-ö!  Christi-ü!  Josep-ö!  Hans-0! 
Hans-ri!   Lisi-ü !  B;  Gl;  G;  Z.     Zi'isi-ö,  Xii.fi-ö!  hei" 


A.  V.. 


0.  w 


24 


c]i('/".'  (ioTTH.  Nnrrü  Närri  Xarrö!  rufen  die  Kiiidur 
in  ThFi-.  hinter  dem  FaxtnacMsnarren  her,  in  Zo  ist 
ilavon  nur  yarre!  gchlieben.  Übrigens  ruft  auch  der 
Liuggisberger  Atte!  Vater!  Zur  blossen  Endung  tür 
den  Vocat.  herabgesunken  B;  F;  Z  verliert  es  den 
Hauptton,  so  in  dem  Canon  Hansn,  Hansö,  häst-mer 
de  Rticdl  nieiic  (/'seh'f'  und  in  den  Anredefonncn  der  ge- 
niütlii-hen  Kede:  AUö!  lieber  Vater!  Chiiidö!  Miiiiiiö! 
in  (ir,  selbst  (hiö!  irö!  Doch  in  Com.  S.  Beati  immer 
noch  mit  der  urspr.  Betonung:  ,Häb  sorg,  jiuro  [Bauer]! 
eil!  fall  doeh  nit.  -  Hab  dank.  Büro!  —  Büro!  Kaust 
ilu  aueh  seitenspillV'  Mit  dem  Tone  sinkt  etwa  auch 
die  Vocalfarbc:  Ättii!  BO.;  F.  Atfe!  BSchw.  - 
2.  Ausruf.  Seh iieiiye. !  Hchuegge'.  lieliKchiiefig-ö!  Ruf 
des  Schneckenverkäufers  in  Bern.  Kuhn  ISlit.  Zil-ö! 
rufen  die  Kinder,  wenn  sie  beim  Fangspiel  das  .Ziel- 
berühren.  ü'Sil-ö!  und  verstümmelt  si-ö!  [auf]  die 
Seite!  Euf  zum  Ausweichen  beim  Schlittenfahren  Ap; 
(}.  Anders  sitö!  beim  Versteekensspielen.  womit  Dem- 
jenigen, welcher  suchen  soll,  angezeigt  wird,  dass  es 
nun  an  der  Zeit  sei.  -  3.  Verbal  in  dem  Kiltrufe: 
hosch-ö!  s.  o.  hoiicha;  ferner  ilher-ö!  womit  man  den 
Fährmann  herüber  ruft  (hol  über!)  ZEeuss;  ii-ö!  vor- 
wärts! S;  liü-ü'  Z  Fl uf  an  Zugtiere,  vorwärts!  Narrö, 
d'Cliiieh  scliiidö'  pflegte  der  Viehhüter  zu  schreien, 
wenn  ein  liind  über  die  Grenze  schweifte  Ap.  DZelt.- 
■  WEGEB  1738.  —  Vgl.  Schaden. 

Vwilt  mit  (I  ///  mliT  daraus  abgeschwäclit  iiml  sirli  zu 
»  weiter  veriliiinpreiul.  Uio  schwache  Pinralbilihnij^  l^fiindr. 
Lütc  Z,  welclie  sicli  für  ilon  Vocat.,  z.  T.  uur  für  ilieson. 
festgesetzt  hat,  gewiiuit  elienfalls  dem  Vocat.  Sg.  gegenüber  den 
.\nschein  einer  Abscliwiichnng  zum  Behuf  der  Differenzierung. 
Munnn  udgl.  im  Sinne  des  Nomin.  mehr  nur  in  selicrzhafter 
oder  gemiitlieliei-  Uede.  In  F  soll  sieb  Atu,  -.yU  Vocat.  von 
Aitii,   dem  Nom.,  abheben. 

ö  s.  ob-Iiin,  -sich,  auch,  <in  [(dme]. 

ü!  .Vusruf  jähen  Sclimerzes  New.  -     Vgl.  ö  /. 

ui  I  1.  .Vusruf  dos  Schmerzes,  o  weh!  B;  Sulo.: 
Obw  oi  je!  -  2.  der  Ablehnung  U.  -  3.  der  Be- 
wunderung: oi.  rii !  ZSth.     -  A'gl.   fii!  im! 

U.  Konteuanten-u:  der  Buchst,  r.  So  ji  den 
ZLandschulen  vor  ilen  Dreissiger  .Tahren  i  Lehrer 
.Iüoker). 

Koiit.    vertlerbt  aus    Konsfnmttf, 

U  ü,  Uw  m.:  Uhu,  bubo. 

Die  Orundf.  zu  L'uvl,  Oh  nsw..  //wir,  Uhu  nsw.  Von 
Wz.  II,  (IV  schreien;  vgl.  gr.  aüeiv,  lat.  nmre  .jauchzen.  Der 
Vogel  jauchzt  nämlich  .wie  ein  betrunkener  Bauer'  hui  oder 
ii7in  puliii   fpuhtti)   hfilio!    und    heisst    daher    auch    fititjifcJnnr. 


J/ihittr,    Hui-.    Hu-,    Putfinji'l,    I/ituri,     l*nhi'i.     Hi'lnii.    Ih'lni'. 
/fuhr/',    Jliflnhr   udgl.    ~     Zss.    u-iciijijlni. 

Hüru  m.:  Uhu.  bubo.  .Hüru  vel  Hüruw.-  Ges.sn. 
15.")."i.  .Von  dem  Huwen  oder  Hüru.  Bubo.-  Hedbsi,. 
\X)1.  1600.  .Hüru.'  Mai,.  In  der  lebenden  Volksspr.  nur 
unverstanden  noch  erhalten  in  der  Form  Hilnlf.  s.  d. 

Von  hiirm.  laut  rufen,  also  im  Orunde  eine  tautologisebe 
Zss.,  nicht  mehr  sagend  als  das  einfarhe   Hüri^  s.  Wackern. 

Vne.    -  4'J.    ."lö.     -        Vgl.     //iirrlilili".    r,ln<"\    //iimiyiUilil  f 


u!  1.  ü'  Interj.  des  Schmerzes  Hs. 


:} 


Interj. 


der  Freude,  des  Wohlbehagens.  Dimin.  uli!  ü-iJU  Kd.spr. 

Bs.  Sonst  nur  mit  nachfolgenden  andern  interj.  Lauten: 

ii-(i)i!   Ausdruck  heftigen  Körperschmerzes,    z.  B.  bei 

O]ierationen.    o!  weh!   Zd.         ii-dii-dä !  .Vusdruck  der 

Schadenfreude    (iT.    -      ii-fä,    iitri !   Nachahmung    des 

.Tagdhorns.     .Er   hlöst  /'s  Hnrri,  git  '.<  Zeichen  a  viir 

!  Jityd:    II fii!    iifd.'-    Schild.  —  Mit  ntc  liritz  hntz  hatz! 

\  oder:  ü-hätz  hiitz  hiitz!  betteln  die  Fastnachtsma.sken 

'  die    Leute    an    Z.     Vgl.   Iin-,   hrt-iintz!   —    ii-zie.    zie! 

Lockruf  für  Kälber  GSa. 

II   s.   IUI.  iiiid. 

ii:  Treiberuf  tür  Zugtiere.        Vgl. /oi.'   -     Zss.  liö.' 

ii  lir  Uw.  if  -Vpt.,  eu  eiw,  eir  W,  iiü  Art.;  ScnSt. : 

Th;  Z,    i  ,f  _/f  W",   i  >Sch;  Schw;  Th;  Zo;  Z:  euch. 

Dial.  S.   10.5.  W.   18.".  Mhd.   i«,   eigentl.   Dat.,  aber 

;  schon   frllbc   mit    dem   .\cc.   (iurh)    vermischt,    und  so  auch 

I  bei   uns  sogar  in  den  M.\.\.  (Uw;   W),   welche  beide  Formen 

besitzen.     E,  Jr,   i  sind  die  enklit.  Fennen.     .Vuffiillend   ist  in 

\VM.\.   der   Diphtb.,    welcher    sich    uur   (für  ml  ans  dem    » 

entwickelt  haben  kann.    --    S.  aueh    i"ii7i. 

u-e,    u-er.    u-i    s.    iifhiii.    rifliry.  U-eise   s. 

Ämette.         ü-e.  ü-cr,  U-el  s,   iure  usw. 

Ue:  Ulrich  tiT. 

ue.    ue-e   s.    H/'liiji. 

UC-  untrennb.  Vorsilbe  mit  nicht  ganz  klarer  Bed. 

Ahd.  mhd.  uo-,  aber  schon  in  der  ä.  Spr.  selten.  Or.ür. 
2'   TT-l.  Uosteßen   vel    plezan ;    pittacus,  Heftpflaster  bei 

Hattemer  1,  229.  uoHtnfton  2:55.  Über  uosezzd  Flicklappen 
Lanzeh.t  6023  s.  Bäclitold,  UvZatz.  42  f.  Heute  nur  noch 
in  dem  Ortsnamen  Uetrrsc  (Vinpifinn) ;  viell.  (vgl.  no-lant?) 
abgelegene  oder  ahsebiissige  Wiesen.  Vgl.  alul.  iinhaldi,  loca 
prierupta. 

Uewiser  m.:  Xame  einer  Apfclsorte  Tn. 

lli!  1.  Interj.  des  Ekels  Ap;  Ndw;  ScnSt.     -  2.  des 
Schmerzes,    der   Furcht,    o!   aeh!   Aa;   Bs;    B;    tJ 
Sch;  Z.    lli  im!  Kdspr.  .\a.      -  3.  Lockruf  für  Kühe. 

MlITNICH. 

U  i    s.     ll/'-llill. 


AI).  .■!>.  iL.  oi,.  nl, 


'26 


11.  Abteilung. 
Wörter,   deren  Hauptsilbe  vocaliscli  anlautet  und  consonantiscli 


auslautet. 

Ab   laalil.  iUi,   aih,   aiili.  äub,   eb,   fili.   ciil),   ib, 


ol>. 


Uli, 


IIb, 


ufb. 


HeMERKINO.        .M;111     VflK  liirll 


iL     (11 


ab  1.  rrüp.  iip  Art.;  I!.s;  tiob.;  suii.-it  ali.  I.  rriii 
räumlich:  Entfernuut!:.  a.  von  (.'twa.-;  lii'rab  nilor 
hinunter,  wa.s  oft  durch  ein  dem  .Sub.st.  nachfolffende.s 
ohe  noch  deutlicher  bezeichnet  wird.  Ah  em  Bntim 
iihe.  vom  15.  herunter.  Bei  ('rtsn.:  Ah  (ras,  von  (dem 
höher  j^eleirenen)  Gais,  dagegen  ro  St.  (rolle.  ]).•<  \'n- 
iieli  oh  cm  (rtigni.therg.  .Ab  Davaas  us.s  den  Pündten'. 
au.-i  (dem  Hochtal]  Daves,  liilo,  Taufb.  Zollikoii.  Da- 
her manche  von  Ort.sn.  entnommene  Familienn..  wie 
Ahi/heri),  AhploHolit,  Aher/r/  (Eya  Bergstrassenüber- 
gang);  dazu  vgl.  Familienn.  wie:  Vii»  Matt,  Von 
Mnot:,  Von  Tohel.  —  D' Chile  si  [sind]  ah-em  Bern, 
in.s  Tal  zurückgekehrt  B.  .Darab  [von  der  Stange 
herunter]  und  widerumb  darauf."  Vogelb.  1.").j7.  .Mit 
dem  fech  ab  den  Alpen  faVen.-  \"i'.'<.  UMey.  .Ab  der 
Kanzel  verkünden.-  Z  Diöll.  .Kornsäcke  ab  meiner 
Schütte.-  HI'est.  17«;!.  Von  Heilquellen,  welche  von 
mineralhaltigem  <lrund  ab  fliessen.  z.  B.  .Das  wa.sser 
diss  bads  louft  ab  alet  und  kupfer-.  Unot  'Xi-\.  Ent- 
sprechend: trinl;en  oh  — .  vom  Abguss  oder  Absud 
heilkräftiger  Pflanzen,  z.  B.  oh  Chrkai.  oh  IJndehhif^tt 
tiinketi.  b.  Ort.sveränderung  überh.  a)  Ent- 
fernung, so  in  formelartigen  Verbindungen  mit  Subst. 
ohne  Art.:  ab  Ort,  Brett  (vgl.  u.  oh-em  Lade).  Fleck, 
l'lati,  Schutz,  Statt,  Tntu-Ii,  Acher,  Ösch,  von  der 
Stelle,  s.  diese  WW. ;  ab  «S'to.-  oh  U'ei/:  oh  Hei'": 
oh  Stiit:..  Einen  ah  Satz  nehmen.  Dagegen  mit  Art. : 
.Ab  einem  ort  an  das  ander  ziehn.-  Fris.  .Inen  sige 
nützit  ab  dem  tag  von  Luzern  geschriben.-  l.")-21.  Act. 
Strickl.  .Ab  dem  weg  gon,  ex  itinere  ileflectere.-  Mal. 
.Ab  dem  weg,  devius.-  ebd.;  Denzl.  lilTT;  .ungelegen-. 
Fris.  ,Er  ist  ab  der  gesiebt  [aus  dem  ii.]  verschwun- 
den.- .Mal.  ,.\.b  den  Augen  kommen.-  1.523.  Absch. 
.Ehn  ab  den  Augen  gon.-  Fris;  Mal.  .Gehe  mir  ab 
den  Augenl-  HPest.  1790.  Jetzt:  ah  Aiu/e!  Z.  Um- 
gekehrt vom  Standpunkt  des  Sehenden  aus:  ..\b  denen 
meine  äugen  nienier  konnnend  [sich  nie  abwenden]. - 
Fbis.  Kr  hat  kcji  Aoij  ab-em,  wendet  kein  A.  von  ihm 
ab.  ^4/)  Aiig,  n?)  Herz,  aus  den  Augen,  aus  dem  Sinn; 
Sprw.  ,Ab  der  Gemeinde  wieder  zu  den  Eltern  kom- 
men-, aus  der  Versorgung,  Verkostgeldung  durdi  die 
Armenpflege.  Gotth.  T)roJi  miic.se",  von  der  Arbeit 
weg  Ap.  .Kumpt  mir  Geschärt't  das  ich  ofi't  darab 
müssen  lauften.-  .VoTbchudi.  Droh  ijo"  (die  brütende 
Henne)  Z.  Weniij  drob  loei/c,  emsig  .an  der  Arbeit 
sein  B.  .Ab-em  Xamebüechli  g'luegt-.  auf  die  Seite 
geschaut.  HWtss.  Ab  der  Hond  ii",  unbenuem  Cnirn. 
All  der  Hond  (jö,  untreu  werden  Ar;  L;  Xdw.  .Was 
man  also  grüen  und  ab  der  Hand  isset.-  Villinger. 
.Ab  dem  Wind  bringen-,  aus  dem  Freien  in's  Zimmer. 
Ill'r.iT.   17'.l(l.      .[Ii-ciii    l.ofi.    an    ■■inen    windfrcioii   Grl 


ii]i|i 


mit   :ui  I  ;i  II I  •-n  il  ( 


H- 


Ai>.  All  der  Siiriii  cho".  schlecht  genährt  werdrn  '/.. 
.Gestorben  und  ab  der  Welt',  abgeschieden,  Gotth.: 
und  in  abstracterem  Sinne:  ,Eisi  war  es  erleidet  in 
der  Einöde;  so  sj  be.sti  Zvt  da  ab  il.  W.  zuez'bringe.- 
ebd.  2\'öd  ab  d'r  Welt  dehäm  -fi,  nicht  ganz  abgelegen 
wohnen  Ap.  Jmdn  .ab  der  Welt  richten-,  hinrichten. 
1588.  .Die  Schlüssel  ab  den  Kästen  nehmen.-  HPest. 
17fMl.  Ab-em  Lade  n-erche,  Arbeiten  fertig  machen  B. 
Oppis  ab-em  Stecke  hone,  den  Stock  kürzer  machen. 
.Sich  werfen  ab  Einem-,  von  der  bisherigen  Übrigkeit 
oder  von  der  Partei  abfallen.  1336,1446.  ZChr.  Ab  de 
Worte  (jä,  nicht  Wort  halten  Z.  .Einen  drab  nehmen-, 
durch  Zureden  von  trüben  (iedanken  abbringen.  l.">l!i. 
Stockar.  ..Vb  der  niateri  komen-,  vom  Gegen.stand  der 
Itede  ab.  Hospin.  Ab  der  Meini;/  clm,  nicht  mehr 
wissen,  was  man  wollte  Z.  .Kerte  er  .sy  abe  der  Zu- 
versicht.- SciiEEER.  GHilsclirftn.  .(iieng  sy  dick  fastend 
gantz  ab  dem  tisch.-  ebd.  -  Zeitlicher  .Vbstand, 
\  aber  oft  noch  mit  räumlicher  Grundlage:  ab  Tisch 
i  bete,  das  Gebet  nach  der  Malilzeit  verrichten,  d,  li. 
bevor  man  den  T.  abdeckt;  anton.:  idier  T.  b.  Heide^ 
auch  schon  bei  HBull.  und  164-")  .JKHofmstr.  l  eloiinina 
(chiimme)  ah-em  Essa,  nach  dem  Essen,  dagegen  rom 
E..  unmittelbar  vom  Essen  weg  Ar;  Gl;  Z.  Daher 
j  dann  Zeitbestimmungen  wie:  Es  isch  ah  de  ]'icre, 
I  etwas  über  vier  Uhr;  Viertel  ob  achtl  AaF.:  Bs,  d'rab. 
I  die  genannte  Glockenstunde  vorbei  B;  Bs.  Grod  oh  der 
\  Em  trösche",  unmittelbar  auf  die  Ernte.  -  ß)  Her- 
kunft, Ursprung.  .Die  herren  ab  dem  Khine.- 
Hat.bsut.  .Der  herzöge  besant  alle  sine  diener  a  b 
dem  land  und  von  den  stetten.'  1336/1446,  ZChr. 
.Eine  Hochzeiterin  ab  frömbden  orten-,  niclit  aus  der 
Gemeinde  gebürtig.  G  ItSll.  .Ein  Pfarrer  ab  der  Land- 
schaft.- 1749.  Herrlibgr.  Ah-em  Mdrt  cho"  L.  Hca 
ab  der  lU/.s-  Ap.  De  Gro.sroidi  oh  der  Würze  rer- 
choiife",  das  noch  auf  der  Wiese  stehende,  nicht  be- 
reits abgemähte  (iras  B.  .Ein  Geisslein  dem  Metzger 
ab  dem  Messer  kaufen-,  von  der  Schlachtbank  weg. 
Stockar  l.'i-iO.  ,4^  andren  Lilten  Leder  ist  giiel  liieme 
schnide"  Gr.  .Einen  speisen  ab  seiner  tafel.-  v.Moos 
1778.  ..\b  dem  Brunnen  trinken.-  lliO'i.  .IaMever.  ,.Vb 
den  Zinsen  leben,-  1666,  Hafner.  .l>er  .lugendt  ab  der 
Bibliotek  verehrt.-  1678.  Z.  ,Die  Figur  seie  ab  einem 
weyblin  gemacht.-  l."j.")7,  Vooelb.  Von  einem  Kinde, 
das  seinem  Vater  in  hohem  Grade  gleicht,  sagt  man, 
es  sei  iric  ob  im  ohe  (/'schnitte.  .[Zins]  ab  eim  Hus,- 
1450,    Gpii.  2.    .Vbstraktere    .Vn  w  endungen. 

a)  Beseitigung-,  Erledigung,  Befreiung  von  einer 
Fessel  oder  Last;  Abg-ang  oder  \'erlnst,  , Einen 
Hund  ab  der  Ketten  lassen.-  Fri.s;  Pestal.  17llo.  Ah 
der  l'lielli  si.  übergetriigcu  auf  Mcnsrheii:  ausgelassen. 


All.  eb.  ili.  nli.   nli 


28 


iibenuütiij  Z;  B:  glcichbed.:  ah-ciii  Bändel  st"  (i\V. 
Äb-em  Bündel  chö,  von  Sinnen  kommen,  sich  nicht 
zu  halten  wissen,  vor  Freude,  Ungedukl.  Sulo.;  GT. 
Ah-em  Böiideli  chö.  aus.sehreiton  Ap.  Ah-eni  Seil  hl, 
loslassen  Ar.  Ali  [von,  aus]  der  Hand  lä  Z.  ,Ab 
hals  komnioir,  von  Erledi^cung  eines  lästigen  Rechts- 
handels. 1.521,  Ab.sch.  und  ähnlich  noch  heute.  ,Sy 
wöltind  ab  der  saeh',  sie  los  werden.  1.52."),  ebd.  (jetzt: 
iis-der  S.)  .Ab  dem  Wirt  gelöst',  durcli  Bezahlung. 
1529,  Absch.  ,Ab  den  kosten  komen',  1)  aufhören 
einem  Andern  zur  Last  zu  sein;  2)  die  eigenen  Un- 
kosten los  werden.  ,Ludent  sye  die  übrigen  ihnen  ab 
dem  kosten.'  Cts.  ,Ab  der  marter  kommen.'  Mey.  Iti94. 
.Ab  der  Noth  sein.'  Pestal.  1790.  ,Dass  das  schmäch- 
lich  verweyssen  ab  uns  kome.'  1531,  Jesaj.  4,  1.  .In 
acht  Tagen  mag  der  .\.ns](recher  durch  den  Richter 
[dem  SchuldnerJ  ab  den  Unterpfanden  bieten.'  L  1706. 
, Etwas  ab  Einem  tuen,  bringen'  bezeichnet  in  der  ä. 
Rechts.spr.  Zurücknahme  einer  beschimpfenden  Aus- 
sage über  eine  Person.  Rothenburg.  Amtsrecht  v.  1490. 
OsENBE.  aleni.  Strafr.  263.  Ebenfalls  als  Abladen  der 
Schuld  lässt  sich  der  der  ä.  Rechtsspr.  geläufige  Au.s- 
druck  ,richten  ab  dem  Missetäter'  verstehen.  ,Ab 
swem  der  Rat  gerichtet,  wil  derselbe  sinen  has  [Hass| 
an  dehein  des  Rates  keren  .  .  .'  ZRiehtebr.  ,Habe  ab 
nie  keinem  gesehen  richten.-  1401.  BsRq.  Und  noch 
,  bei  WüRSTis. :  .Solothurn  solt  alda  ab  malefitzischen 
Personen  allein  mit  dem  Schwert  richten.'  .Einem 
ab  dem  brod  helfen',  den  Verdienst  entziehen.  JMey. 
1692.  Ah  Hfi><  loid  Hei'"  cho,  Alles  verlieren.  Ah  de 
Chrefie  clio  L.  Ab-eiii  Schlaf  cho,  niclit  mehr  schlafen 
können  Z.  7vv  t/öd  ah  der  Schiir,  nh-cm  Kupital.  oh 
der  Er,  diese  Güter  leiden  darunter,  es  geht  ihnen 
etwas  ab  Ap.  —  b)  Gewinn,  Erlös,  auch  Gewinn 
an  Einsicht.  ,I)arab  [aus  einer  alten  Geschichts- 
quelle] ich  die  warhait  diser  materi  las.'  13361446, 
ZChr.  (vgl.  mhd,  nw  den  huochen  leaen).  ,Omen,  loss- 
zeychen,  so  man  nimpt  ab  dem  geschrey  der  vöglen. 
Augurium,  weyssagung  ab  den  vöglen.'  Feis.  Ne"  ah  — , 
entnehmen  aus  — ,  schliessen.  ,Lösen  ab  — '  [Geld- 
gewinn], Gyrenuupf.  ,Ab  Obs  hundert  Thaler  erlösen,' 
1692,  Escher.  ,We.""  si  g'sinid  irär,  sii  mir  Nilt  me 
ah-ere  z'rerdiene.'  Gotth.  Entsprechend  von  Seite  des 
Käufers:  .geben  ab — ',  etwas  wofür  geben.  Wert  darauf 
legen.  JMüli..  1673.  ,Nichts  geben  ab  Streichen',  un- 
empfindlich für  Schläge  sein,  Hospin,  Ah  de  Worte 
(je",  der  Rede  gehorchen.  .Wir  thuont  nidt  ab  dinern 
sagen.'  SBeat.  l^ül  tue  ah  säge"  B  und  nicht  bloss: 
,sich  ab  einem  muster  oder  bispil  beraten',  Zwingli, 
sondern  auch:  ,sich  bessern  ab  Einem',  nach  dessen 
Beispiel.  Scherek,  GHdschr.,  sowie  bessere  ah  Oppis, 
von  körperlichen  Heilmitteln.  .Gersten,  worab  sie  [die 
Schweine]  guot  werdent.'  1495,  G.  ~  3.  Causal  =  in 
Folge  von  — ,  über,  ob,  ,Es  fällt  kein  bäum  ab  einem 
streich.'  Hospin.  .Sterben  ab  brot.'  1557,  Vogelb. 
, Fleugt  ab  seinem  gschrcy  zuoher,'  ebd.  ,Das  kind 
bewegt  sich  ab  der  kälte,'  Murai.t  1697.  ,Drauf  man 
die  losschüz  gab,  dass  d'pauren  flöhend  drab.'  Lied 
V.  1653.  ,Ab  deinem  Donnerklapf  sind  sie  dahin  ge- 
fahren.' Kd.AIev.  1671.  ,Der  gloub  hat  sich  ab  der 
disputation  gestcrkt.-  Zwinoi.i.  .Wir  stellen  uns  zur 
buss  ab  dem  zorn  Gottes.-  1665,  JMüll.  ,Wenn  das 
Auge  [der  Rebe]  den  Rebmann  im  Grabet  Px'im  Um- 
gi-aben]  ofl'en  anschaut,  so  erblindet  es  leicht  darab.- 
KiRcnn..   S]irüciiw.    Ah  citi  chlinsli'  Tiit:e  i's  Bett  liqqe". 


bei  der  geringsten  Unpässlichkeit.  Stutz.  l)ie  Frau 
habe  ihr  Leiden  verdient  ah  ihrem  Mann,  d.  h.  durch 
ihr  Verhalten  gegen  ilin  vorschuldet.  En  Lintier  ab 
eim  [einem  Schüler]  rerscliln"  Z.  's  Heu  rerschictnt 
r  chl'iH  [scliwindet  ein  wenig  zusammen]  ab-ein  dorren 
BRi.  Ab  dem  Lärme-n-ern-ached  d'Lüt  Z.  ,\Vcnn  ich 
es  nicht  ab  unserm  Elend  vergessen  hätte.'  (Jotth. 
Ah  f/höra-säga  [vom  Hörensagen]  Ifii/t  ma"  gäre" 
[leicht]  Gr.  Es  clia's  ab  säge"  kei  MoiscJi  glaube", 
man  muss  es  sehen,  um  es  zu  glauben  U.  Er- 
schräclce  ah  — ,  schon  bei  RManuef,.  ThPlatteu.  1707, 
HioB.  ,Der  Mensch  darab  erblasst.'  KdMey.  1650. 
Gruse"  ab  — .  So  schon  bei  JMey.  1694.  .Abscheuen 
ab  den  zwergen.'  Fris.  ,Ein  schuhen  und  vrdrutz  ab 
denen  dingen  [Abneigung  gegen],'  1531,  Bib.  ,Ver- 
driessen,  sich  verärgern  ab  — ,'  Zwinom.  ,Das  unwärd 
[die  (ieringschätzung],  das  Hoch  vnd  Nidre  ab  vns 
habend.'  1527,  Zw.  .Etlich  machend  jnen  (sich)  noch 
ein  gewüssen  ab  den  götzen.'  1530,  L  Cor,  8,  7.  ,Sy 
habend  nit  all  ein  lust  ab  den  .  .  .'  Fris.  .Ab  seiner 
Trägheit  jameren.-  Hott.  1666.  .Die  klag  ab  der 
kranckheit.'  JMüi.i,.  1673.  ,Die  Türeken  ärgern  sich 
ab  dem  meyneyde  der  Christen.'  ebd.  ,Wird  luegen  suhr 
[.sauer  sehen]  ab  solchen  Mannen.'  1701.  JCWeissenb. 
.Ein  Pfarrherr  erfreuet  sich  nicht  ab  unglückhaften 
Pfarrkindern.'  1790.  Nachtl.  Sich  verwundern  ab  — 
schon  Platter  1519.  .Latz  tnen  ab  — ,'  sich  unsinnig 
geberden  über.  Manuel.  In  den  meisten  von  diesen 
Fällen  setzt  auch  die  heutige  Volksspr.  triitz  dem 
störenden  Einfluss  der  Bücherspr.  noch  ab,  z.  B.  .Mich 
schüttelte  es  ab  ihnen',  mir  grauste  vor  — .  Gotth. 
,Uvn-ille  [Ekel]  drab  ha',  Id.  B.  B'Nase  rümpfen; 
balgen;  frö,  trürig,  hön,  taub  [unwillig,  zornig]  si  oder 
irerde;  brüele  [weinen];  jämere;  speme;  chotze  d'rab. 
beide  bildlich  im  Sinne  von-:  Ekel  äussern.  Ab  allem 
Elend  müesse"  lache".  Wiiest,  leid,  lätz  d'rab  tue  oder 
mache,  sich  wie  toll  geberden,  \Mderwillen  gegen  Etw. 
in  heftiger  Weise  äussern.  Die  händ  glich  au'''  tO" 
ab-ere,  doch  arg  geschimpft  über  sie.  Stutz.  Ab  Jmdm 
oder  Etw.  rede,  ein  Aufheben  machen,  Gerede, 

Ahd.  aba,  mhd.  abe  ziemlich  selten;  selbst  bei  unserem 
Notkor  häufiger  fona,  dessen  Begriff  aber  ein  weiterer  ist; 
doch  sagtauch  er:  ,niderrinnent  aba  domo  berge.'  Auch  die 
anderen  bei  Gralf  1,  l'i  —  '-i  angeführten  Verbindungen  (dar- 
i  unter  auch  schon  zwei  Fälle  von  causaler  Bed.l  sind  noch 
'  unserer  heutigen  Volksspr.  geläufig,  und  wie  ungern  der 
Schweizer  von  dieser  eigenartigen,  durch  die  nhd.  Ersatz- 
mittel niclit  erreichten  Präp.  lässt,  beweist  die  Sprache  mo- 
derner Schriftsteller  wie  AFröhlich:  ,Gehn  wir  ab  den  offnen 
Wogen.  ~  .\-h  dem  Baum  gewahrten  Affen  sie.  ~  Der  Nord 
ab  Höhn.  —  Die  Steuern  ab  den  Au'n.'  Übrigens  geht 
natürlich  die  ursprüngliche  Anschauung  von  der  Bewegung 
von  oben  nach  unten  in  diejenige  der  Bewegung  von  oben 
weg  und  endlich  in  die  allgemeinere  von  Ortsveränderung 
überhaupt  über;  bei  Wasser  ab  der  Jiorc  wird  ähnlich  nur  an 
die  Frische  des  Ciuellwassers  gedacht,  nicht  an  di'U  Fall  des- 
selben. Wenn  uns  cn  Stci  ab-em  Herz  ist,  so  reflektieren  wir 
nur  dar.auf,  dass  die^Sorgenlast  jetzt  hinweg  genommen  ist, 
nicht  auf  die  Richtung  ihres  Verschwindens.  Ab  wird  so 
fast  syn.  mit  ron  z.  B. :  .0  wenn  man  abdecken  könnte  den 
Deckel  ab  den  Seelen!'  Gotth.  ,Das  Hemd  ab  dem  Leib  und 
die  Schuhe  von  den  Füssen.'  Pestal.  1770:  aber  allerdings 
wird  das  Hemd  auf  dem  Leib,  die  Schuhe  an  den  Fü.ssen 
getragen.  In  der  R,\. :  den  ganzen  Tag  nicht  ab  den  Beinen 
kommen  Z  ist  ab  einzig  richtig,  weil  man  sagt;  auf  den 
Beinen  sein;  aber  statt:  ab  der  Hand  enrn,  z.  B,  eine  Birne 
Ap  und  schon  bei  Fris.  und  sogar  bei  Notk,,  sagt  man  auch: 
rii    H.    7,.      Ilinwiiilrr    ist    ob   enand,    entzwei    (schon    1557. 


Ab.  t-'lj.  ib.  nli.  iili 


30 


\  »»LTt-lL».  .all  riiiauUer  schiieiiU'U'l,  nicht  gauz  gleich  von  enatui. 
imlem  jcucs  meistens  gewaltsame  Treunuug  durch  Bruch, 
Schnitt  usw.  bezeichnet.  Die  mit  ab  charakterisierte  Be- 
wegung löst  also  in  den  meisten  Fällen  eiuen  mit  ,a\\{^  he- 
/eichueten  Ruhezustaud  ab.  währenddem  von  ein  zu  gegeu- 
iiber  steht.  Per  ApAusdruck:  Einem  aji-ciii  Lvli  nl-,  vom  Lohne 
Etwas  abziehen,  beruht  auf  der  Vorstellung  des  aufgehäuften 
(ieldes.  Uem  Ausdruck  ub-cm  Für  m",  iii"  (nehmen)  ist  der 
..A  »i".  üb  liu"  correlat.  In  manchen  Fällen  bedient  sich  das 
Xhd.  wühl  auch  noch  der  alten  Präp.,  aber  nur  in  gebundener 
Weise:  für  Jlaler's  .Ein  schand  ab  im  leinen,  crimen  avertere 
a  se'  sagt  Jenes  ,vou  sich  ablehnen.'  -  Bed.  3  ist  die 
abstrakteste,  welche  doch  aus  der  Grundbed.  (des  Ursprungs 
einer  (juelle)  noch  immer  leicht  abzuleiten  ist,  wie  .ja  auch 
der  lateinische  Ablativ  nicht  Casus  der  Entfernung  geblieben, 
sondern  aucli  Casus  der  Ursache  geworden  ist.  Auch  ans 
der  Vorstellung  des  zeitlichen  Abstandes  entwickelt  sich,  oft 
mit  unmerklichem  Übergange,  die  der  Causalität.  So  z.  B. : 
.Die  .Stette  wurden  ah  dem  Sieg  hochtrcchtiger.'  Wurstis. 
..\ls  ich  ab  od.  von  der  reiss  müd  war,  e  via.'  Vocali.  E.  XVII. 
Während  mit  ab  gewöhnlich  die  Todesursache  bezeichnet  wird, 
ist  es  noch  rein  temporal  verwendet  vonFris.  1.568 :  ,Sy  sterbend 
ab  dem  lernen,  das  laben  ist  nit  lang  gnuog,  dass  man  es  alles 
geiernett  möge",  mitten  davon  weg  =  nhd.  ob,  über.  Die  am 
weitesten  gehende  Übertragung  unserer  Prüp.  (auf  den  Urheber) 
findet  sich  bei  Ansh.    1.  '27:   .Griiwel  ab  ihnen  verursacht." 

ab  11.  Adv.  «6  Uw,  «&  u.  äh  Aa,  äp  Bs;  ü.  hJ>  Ap; 
«int;  L;  G;  Sch;  S;  Th;  W;  Z,  üp  Gst.  1.  hinab, 
herab;  absolut  stehend  nur  noch  in  Gk;  PPo.;  W. 
auch  hier  mit  den  Öyn.  dhlier,  ahhin,  iihsidi  daneben. 
.Und  ab  fjant  an  daz  wazzer."  ZChr.  133(3/1446.  ,Was 
liio  guldin  dz  best  [der  höchste  Gewinn  bei  dein 
Schützenfest]  und  demnach  ab  und  ab",  stufenweise 
abnehmend."  Edlib.  Allgemeiner  mit  adv.  Accus,  ver- 
bunden: (dur''')  (VHalda  iih,  den  Abhang  hinunter; 
il'Stdtt  üf  und  ah.  D'Bayyen  ab  liieye,  beschämt 
blicken  Ap.  De  Mhl"-  ab  schwimme  Bs.  VBire  sind 
de  Bannt  ah,  Nässe  hat  die  Aussieht  auf  Ertrag  der 
Birnbäume  zerstört  Z.  Ein  Mal  vor  dem  Accus. :  ,Si 
liezent  einen  üoz  ab  daz  wazzer."  ZChr.  1336/1440. 
Sonst  ,Das  wasser  ab  fahren,  secundo  flumine."  Denzl. 
Mit  Ellipse  eines  Ptc.  und  davon  abhängigem  Übjects- 
accus.  kann  gesagt  werden:  de  Haet  nii  h'halte,  den 
Hut  abgenommen  behalten.  -  "2.  hinweg.  .Ab!  cedite 
liinc.  qua>sü!"  Hospin.  Abi  Rut  auf  der  Schlittbahn  Z; 
auch  ap-he!  ZW.;  ä-he-ah!  etwa  mit  dem  Zusatz:  oder 
i  schlä-der  's  Bei  (schüss-dcr  e  Bfi)  ah!  ZStdt;  Th. 
Ab  auch  bei  der  Schitffahrt,  um  Begegnende  zum  Aus- 
weichen zu  veranlassen  Sch;  Th.  Ah!  ruft  ein  Schütze, 
wenn  er  durch  einen  guten  Schus.s  einen  Andern  über- 
troö'en  zu  haben  glaubt  Ap.  .Vom  Weg  ab",  auf  die 
Seite.  ,Wind  ab  [gehn]"  an  einen  windfreien  Ort. 
GoTTH.  ,Uch  ab  und  har  heim  zuo  füegen',  hinweg 
und  nach  Hause.  1522.  Strickl.,  Act.  Ah  und  ziie, 
hin  und  her  Bs;  dann  und  wann  B;  mehr  oder  minder 
.\p.  Den  Verlust  einer  bevorzugten  (gleichsam  er- 
höhten) Stellung  bedeutet  <di  bei  gewissen  Spielen, 
■/..  B.  ab  sin.  von  der  Barre  abtreten  müssen,  die  Partie 
verspielt  haben  Bs,  uml  schon  1662  bei  Red,:  ,Du 
bist  ab,  tu  perdidisti  lusum,'  In  »/'  inid  ah  mache; 
CS  sei!  äf  and  ab  (ja",  um  den  ganzen  Einsatz  s])ielen 
Gl,  treten  das  Legen  des  Geldes  auf  den  'l'iscli  und 
das  Wegnehmen  einander  gegenüber;  vgl.  faire  la 
lielle,  eig.  säubern  Tisch.  Zu  Ende:  ab,  ah!  Kuf, 
womit  Mäder  verkünden,  dass  sie  ein  Stück  zu  Enile 
gebracht,  .abgetan"  haben  .Vp;  vgl.  ah  lian.  .Ab  und 
tod".    in  ä.  Kanzleispr.  neben    ,abe  und  (|uil.    kraftlos 


und  ab";  ,ab  und  unkreftig".  BsKq. ,  rechtsgültig 
erledigt,  beigelegt.  .T.  und  ab  sein  lassen.'  Hospin. 
.Dass  diser  span  ganz  und  gar  usgelöschen,  hin  uml 
abweg,  t.  und  ab  syn  soll,"  1.529,  Absch.;  ,t.  und  ab. 
gericht  und  gesehlicht.'  ebd.  Aber  auch  von  früheren, 
nunmehr  aufgehobenen  Bestimmungen:  ,dz  was  alles 
hin  und  ab.'  Edlib.,  von  der  Abschall'ung  der  katho- 
lischen Gebräuche.  ,Dass  alle  verheissungen  vfge- 
haben,  ja  t.  vnd  ab  syend.'  Gualth.  1.584.  Ah  slii 
(ab,  wie  in  der  eben  besprochenen  Verbindung  par- 
ticipial).  1)  mit  Sachsubj.:  von  seinem  Platze  ab- 
getrennt oder  abgegangen  sein,  z.  B.  von  einem  Knojd' 
am  Kleide,  von  einem  Fleck  auf  der  Haut,  vom  Schnee 
am  Boden,  einem  Rad  an  der  Achse,  einem  Gliede. 
auch  von  einer  Last  auf  dem  Herzen;  vgl.  I  2.  So 
auch  aktiv:  Etwas  ah  hu",  mache"  udgl..  und  prägnant: 
Einem  d'Bei"  ah  flaeche,  Bh'itz  a!i  riieme,  dem  TüfcJ 
es  Ör  ah  laufe,  d.  i.  die  betr.  Tätigkeit  im  höch.sten 
Grade  ausüben.  Mit  Bez.  auf  den  Kochherd  vom  Feuer 
abgehoben  sein,  also  von  Speisen  gar  gekocht  sein 
(anton.  oh  .s-m)  Ap;  L;  auch  persönlich  gewendet:  mit 
Kochen  fertig  sein  Ap.  Von  einem  Rechnungstermiu: 
abgelaufen  sein.  ,Er  miles  warte,  bis  d'Rechiiig  ap  sly.' 
Bkeitenst." —  2)  mit  Personensubj.;  von  Tieren,  die 
angebunden  waren :  sich  losgemacht  haben ;  vgl.  I  2.  a ; 
von  Menschen,  bildlich:  ungebunden,  ausgelassen, 
lustig  aufgelegt  sein  Aa;  Bs  (auch:  ajj-em  Seil);  Z. 
Ferner:  von  einer  Last  befreit  sein.  £r  ist  iez  tilem 
ah,  Trostformel  beim  Tode  eines  schwer  Geprüften. 
Dabei  kann  aber  Zweideutigkeit  entstehen,  wie  z.  B. 
bei  GoTTH.  Schulm.  2,  86:  ,der  Mutter  war  er  ab",  die 
Last,  für  ihn  zu  sorgen,  war  der  Mutter  abgenommen, 
.sie  war  ihn  los,  nicht  etwa:  er  war  sie  los.  -  Etwas 
ab  sl:  in  Abrede  stellen,  leugnen,  z.  B.  eine  Schuld. 
So  schon  1519:  ,Als  die  frow  der  eigensehaft  nit  ab 
ist",  zugibt,  dass  sie  eine  Hörige  sei.  Egli,  Act.  Einem 
Etwas  «6  sl :  verwehren ,  abschlagen ,  verweigern ; 
auch:  einen  Vorteil  oder  Genuss  vorenthalten  Z.  Ah 
werden,  los  werden.  1531,  Macc.  4,  58.  Ab  chon  1)  in 
lustige  Stimmung  geraten ;  -  2)  sich  von  Geschäften 
losmachen;  —  3)  von  einer  Last  befreit  werden;  - 
4)  Waare,  die  man  gern  verkauft,  los  werden,  ab- 
setzen; —  5)  ein  Ziel  verfehlen;  —-  6)  die  Besinnung 
verlieren.  Ah  hau,  ein  Stück  Arbeit  abgetan  haben, 
von  Schnittern,  Webern  Aa;  Bs.  .16  ydn,  1)  eig. 
abnehmen,  abwärts  gehen,  vom  Wohlstand.  .Es 
stände  umb  einen  wol  oder  übel,  es  gange  den  regi- 
menten  uf  oder  ab."  1569,  LLav.  Wenn  's  Eim  ah 
i/Od,  )j()t  's  dem  Andere-n-üf  L;  auch  a-he-ah  yän: 
.Rekholderholz  ist  all  mein  hab,  Mein  Handelschatft 
geht  a-be-ab.'  1749,  BsAusrufb.;  auch  unpers.:  es  ynt 
mir  a-he-(d):  substant.  =  Abgang,  Abnahme:  i's  oder 
im  A-he-ah  yä",  im  A-he-ah  s'i"  ScnSt. ;  Z.  Syn.. 
Ihmzifal.  ~  2)  bei  der  Rechnung  abgezogen  werden; 
so  z.  B.  scherzhaft:  vas  me  i.il,  yild  ah,  was  hinzu- 
gelogen ist,  inuss  abgerechnet  werden. 

Ab  in  der  Composition:  I.  abwärts.  Ab-ttitif.  Abdachung: 
iib-läy,  schief  gelegen,  vor  Vben  häufig  mit  der  Hed.  ,zu 
Roden':  -sian,  vom  Pferde  steigen.  '2.  hinweg  (seitwärtsi, 
fern:  -O'/vbcn.  Abzugsgraben;  -.Srhitil,  Seitendacb;  -trhlni;/.  von 
der  Sonne  abgelegen;  -lau,  loslassen  (einen  Sehuss,  Schrei): 
-ralai,  irre  reden:  -bitirn.  um  Entlassung  bitten;  -tililua'" ■ 
mit  der  Trommel  das  Zeichen  zum  Abtreten  geben.  Mit 
(Übertragung  auf  den  Geschmack:  .Uj-.V««;/.  Beigi'schmack. 
:).  abstraktere  Anwendungen,  a)  Vollenilnng: -ni«(.ii. 
fertig  zubereiten;    -Jnnh'n,  d«s  Schlussgebet  verriehten.     In 


:U 


All.  .'l'.  il'.  "I'.  ul' 


a-.' 


ub-bilabehii ,  -Kiiuijcu  hat  »/.  viell.  ua-lir  duu  Begiiö  ilcr 
Kutft'iuuDg  (vgl.  b).  Abniitzung;  vgl.  I  2,  a:  ub-riuimuM, 
V.  ZugtiBi-cu;  cigeutiimlicli  piäguaut  (ri'Vjir/cr  a6»(rfe«,  immer- 
fort stehlen.  Abstraf iing  mit  Schlägen  oder  Worten:  -lesen, 
-lldi-nii.  —  b|  Beseitigung;  daher  Abwehr,  Terliin- 
derung:  ab-alnxh-ii.  verbieten;  -iimeii,  durch  Stimmenmehrheit 
verwerfen;  -machen,  abwendig  nwchen;  -rmfen.  Münzen  ausser 
Curs  oder  im  Wert  herab  setzen;  -emen,  durch  Essen  ein 
Übel  vertreiben.  —  c)  Erlangung  eines  Obj.  durch  die 
(fortgesetzte  und  vollendete)  Tätigkeit:  -trolcn,  durch  Pro- 
cessiereu  abgewinnen;  -schhclun,  schleichend  überraschen  (ein 
Tier  auf  der  Jagd).  -  d)  Yba  eist  zum  Zweck  einer  Ver- 
bindung mit  nb  von  Subst.  gebildet,  wobei  das  Snbst.  als 
Mittel  oder  als  Obj.  oder  in  noch  nnderm  A'crhältniss  gedacht 
wird:  -rjebscji,  mit  einer  Gebse  abschöpfen;  -hugen,  durch 
m\n\  Hag  abgränzen;  -sckweimen,  den  Schweiss  abwischen; 
-tltuh-en,  abdecken  (ein  Haus);  -rüden,  der  Reihe  nach  ab- 
wechseln; -klafteren,  in  Klafter  abteilen;  -milen,  vom  Seil 
ablösen.  —  e)  Fälle,  wo  uuserm  ab-  in  der  Schriftspr.  ein 
anderes  Präfi.x  entspricht:  Ab-Truij,  Ertrag;  -ilitnatlhuj,  ein 
Missgüustiger;  -arten,  ansarteu :  -strecken,  verrenken;  -richten, 
entrichten;  -rcyuen,  durchnässen;  -tmjijien,  auftreten;  -(/eben, 
ergeben  u.  a.  -  f)  Pleonastisch  oder  nur  verstärkend; 
-sehieiiien,  (hin)sehwinden ;  -ktzen,  Abschied  ( Letze |  geben  oder 
nehmen.  -  g)  Bloss  scheinbare  Zss.,  aus  Umdeutung  und 
Anlehnung  hervorgegangen;  iMumj;  Absirenze;  Abheu.  — 
NB.  Die  der  lat.  Sprachfamilie  abgeborgten  WW.  mit  Präfix 
ab  s.  je  unter  dem  zweiten  Teile  der  Zss.  -  Zu  ab  und  den 
hier  folgenden   Zss.   vgl.  nbhln! 

oben-:  von  oben  herunter  oder  wej;-.  ().  ne".  oljen 
•  wegnehme«,  z.  B.  Kahm  von  der  Milch;  auch  d'Milcli 
ü.  «c  oder  einfach  d'M.  iihiic.  abrahmen.  Es  o.  niiije, 
seine  Meinuno;  frisch  heraus,  rundwei,--.  unverliolen 
aussprechen  Z.  Als  Subst.  n.  Oben-iilili.  Anschnitt 
aiu  vordem  Ende  des  Lansfbrotes  (ai,. 

..obenabifj:  hochniütiff.  stolz.  Eiiii  (ihciiabii/  tß". 
Kinen  von  oben  herab  behandeln  Aa;  B;  L." 

ober-ab:    von  oben  herunter  TG.   -     Von  ober  für 

ahn  ;   doch    vgl.    auch    emher-a},. 

über-:  über  Etw.  hinunter,  z.  H.  in  ein  unteres 
Stockwerk  [über  die  Treppe  hinab]  Gk.  .('.  gefallen', 
vom  Pferd  herab.  Feis.  .Fiel  ü.  [vom  Stes']  ins  Wasser.' 
Htockak;  über  einen  Fels  hinunter.  Platter;  von  einer 
Wand  zu  Boden.  BsChr.  .Er  Hess  sich  ül)erab'  über 
eine  Mauer  hinunter.  Arlit'hr. 

cm-  ■itmil,.  inwib.  mal,:  hinab,  liernnter.  z.  B.  vom 
Bertr  in's  Tal  W. 

embr-  nnbr-,  ambr-MO..  /«,/„- BAd. :  1.  hin-,  her- 
unter BO.;  im  Gegensatz  zu  nebenher  gehenden  syn. 
Adv.  bes.  von  .steilen  Örtlichkeiten  BSi.  -  2.  unten 
Ulla. 

vor-  /(■//>>/)  Bs:  1.  räumlirh  .,\"r\veg.  ohne  aus- 
zulesen" Bs.  (vorn)  weg.  ,Ub  er  eine  Sau  mangle. 
...  es  war  m"r  astiindig,  euie  v.  z'giih-.  ich  wäre  ge- 
neigt, die  erste  beste  zu  verkaufen,  (jotth.:  voraus. 
Gttiiyed  ir  v.  [wir  kommen  nach]  BR.  Zum  V..  zum 
Voraus,  für's  Erste  L.  .Yorus  und  ab',  ein  für  alle  Mal. 
1.538,  Edefp.  — -  '2.  bildl.  besonders  Bs  und  schon 
1538  RuEPP.    .Fürnenilieh  und  vorab.'  Breit.   Ml-'i. 

bevor-:  1.  zuvorderst.  1691,  Klisol.;  voraus. 
vorerst.     Wurstis.    -  -    2.    besonders.     Hott.    1(!üü, 

WuESTIS. 

zuevor-:  zuerst,  imprimis.  Zwisui.i:  besonders, 
priesertim.   l."i()3.  Tierb. 

binden-:  li.  rhu.  den  Ivürzeren  ziehen,  zu  kurz. 
zu  spät  kommen  B;  L;  Xmv.  Hiiideii(liiii)tciy-ah  iic 
milese.  sich  mit  dem  Letzten.  Schlechtesten  begnügen 


müssen  Bs;  B;  S;  nachgeben  müssen  Bs;  FMu.  .Hinten 
ab  sehen,  sehen  [und  nehmen]  was  übrig  bleibt.-  Gotth. 
neben-  n^ebenap  Bs:  n.  clio,  ein  Ziel  verfehlen, 
beim  Werfen.  Schiessen  (iKObS.;  bei  Seite  geschoben, 
liintangesetzt  werden,  zu  kurz  kommen  Aa;  Bs:  B. 
/(.  traiiipr.  daneben  treten,  einen  Fehltritt  tun  Bs. 

her-  briiii:  herunter  WL.     -  S.  emher-ah. 

berg-  ').-(!.:  1.  wie  nhd.  -  2.  bildl..  dem  Verderben 
zu,  mit  Bezug  auf  das  Abnehmen  der  leiblichen  oder 
der  ökonomischen  und  moralischen  Kräfte.  Syn. 
raiii-iili. 

rain-  ri'Uib  Z  =  hcni-nh. 

..rein-:  r.  nehmen,  vorn  ab.  (dine  auszulesen." 
Vom  Adj.  rein. 

durch-  </i(ivr(.  .\a;  Z.  iha-ab  GT.:  abwärts;  am  Himmel 
gegen  Westen  Aa;  Z.  Dundi  inch-cs  iiid>ti''',  tauto- 
logisch  vexierender  Wetterbericht  Z;  talwärts  G.  Ver- 
stärkt dardurch-.  drrdiirab  tis;  tlediiräb  '/,.  Dlirilh  llliil 
iih,  immer  weiter  abwärts. 

des-:  von  dem  genannten  Punkte  "der  an  der 
genannten  Strecke  hinunter.  .Denn  ab  [1.  ob]  dem 
hag  hin  an  St.  Stephansniattli  und  des  ab  .  .  .'  L  1420. 

wind-:  von  einem  dem  Wind  ausgesetzten  Orte 
wey.     .l'nter  Dach  getiüchtet    und  Wind   ab.'    Gotth. 

Vgl.   o.  ((/;  dem  Luft.    M'iiid. 

kurz-.  ,Sy  weitend  k.  ab  nit  aufmerken-,  durchaus, 
absolut  nicht.  1531,  Sachar.  7,  11.  .Damit  ich  wisse 
kurzum  ab-,  ohne  Umsehweife,  ein  für  alle  Mal.  SBeat. 

Ker-:  .Einem  den  Kehrab  machen',  hinwegräumen. 
1712.  tiöi.Di.  .Den  stillschweigenden  K.  tanzen  ohne 
Pfeifer-,  heimlich  und  still  abziehen,  von  einer  Be- 
satzung. .IRWtss  1822.  -  Ker  Imper.  des  Vb.  keren; 
vgl.  das  syu.   srhab-ab. 

Krag-  machen:  den  Hals  umdrehen,  den  (iaraus 
machen,  tödten.  bes.  kleinere  Tiere.  Vögel;  in  roher 
Spr.  auch  von  Mensehen  ScnSt. ;  Z.  -  Bald  mit  Hat.  P.. 
Iiald  mit  der  Präp.   ,niit';  oder  auch  trs. 

Blätz-  ni.:  ein  abgerissenes  Stück  Haut,  eine 
leichte  Wunde  Aa;  S:  Z.  ChJehe"  irie  Ziindcl  tif-eme 
Bl.  .Man  ruft  da  gleich:  Hollauf!  Haaraus I  Pletzab! 
und  fordert  sich  heraus.'  Dietsoh  ISl  1.  Auch  Diniin. 
Blätzabli.  Meistens  mit  .haben',  eii  Bl.  ha",  doch  auch 
mit  scherzhafter  Übertreibung:  achiei-  Bl.  td>  h'lii»i/e». 

schab-  ^i  Aa.  ;i  B;  W;  Z.  I«eh<th,di  E;  W: 
1.  präd.  Adj.  verloren,  zum  Verderben  bestinunt; 
Nichts  mehr  wert,  zu  Nichts  mehr  tauglieh,  entkräftet: 
verachtet  Aa;  B;  L;  W;  todmüde  L;  beschämt,  caput 
BBe..  Ki.;  überständig,  von  alten  Jungfern  und  ,lung- 
gesellen  Aa;  L.  Hiutitcl  mlf  Meit.-'ehi,  xi>  bin-i  t-srli. 
LVolksl.  .Frauenlieb  ist  fahrende  Hab.  heut  lieb  und 
morgen  Seh.'  Sprw,  1S21.  Früher  jedenfalls  üblicher 
als  jetzt.  Bei  Man.  im  Sinne  von  .das  Spiel  verloren 
haben.-  Auf  ein  durch  übertriebene  Liberalität  und 
Luxus  ruiniertes  Vermögen  wendet  Ansh.  Iö2t)  den 
Spruch  an:  .Aller  weit  hab  ytel  seh.  Willt  nit  seh., 
nach  gott  so  trab,  so  bstaht  diu  hab.'  ,So  einer  aber 
aiu  hocher  summ  darbutt,  so  muss  der  vordrig  seh. 
werden.'  l.")39,  Kessl.  ,Dass  ich  also  vill  guot  vud 
hab  Verlassen  muoss  vnd  sin  seh.-  SBeat.  .Der 
Mensch  ist  Seh.,  fios,  buUa'.  vergänglicli.  JMey.  1Ü92. 
.0  Bern,  du  schöne  Stadt,  iez  bisch  du  ganz  seh.- 
1798.  ,übcn  auf  und  nicht  .seh.'  .Schweiz.  Erzähl. 
18.5U.         2.  Subst.    ..ntr.  L."     a)  Name  verschiedene. 


Ah,  .■!., 


34 


tiart  ciipfliiii  z  L'ii.  die  orst  im  Siiätsuiiiuior  blüliuii. 
.wo  es  also  mit  Lenz  uiul  Liebe  seh.  ist.-  Bkckkr. 
.Adonis  autumii.  L.  1,.-  N'io-ella  sativa  L.  ZW.  Nach 
IhKH.  aueli  Adonis  sestiv.  L:  AclüUea  millofidiiim  i/. ; 
Xigclla  arvensis  L.  Naeh  MUsi.  1.  iDo  Nigella  da- 
mascena  L.  Bei  Fkis  u.  Mm..:  .Melantliium,  röiuischer 
Coriaiidei";  ferner  ,Gitli[aj;d|,  die  Ai^tecker  nennend 
es  Niyvllam  Konianam:  .Schaabab  oder  Raden.'  — 
b)  absebläs;iger  Bescheid.  Scli.  int  mir  getrach.'ieii, 
Ell  (/ttiize  Garte  roll.  I  lia-ne  tiit  ijipflanzet.  Kr  ivil- 
\iii-r   sii.it    i/ar    wo!.'     Yidksl..    Wvss  1!^"2<>.  e)  A  b- 

schabsel.  .Peripsenia,  Abschnitz  von  einem  ding-.' 
I'knzl.  lÖTT  u.  ITlij.  I>aher  das  und  der  für  wertlos 
<ieaelitete.  .Ausskerete  der  weit,  vnnd  yedermanns  seh.' 
löSC.  I.  Cor.  l.  13,  noch  ITt'.S  repetiert  von  Näoei.i. 
.hideni  wir  aller  weit  seh.  sind,  sind  wir  Gottes  liebste 
kinder.'  lti.50,  J''\Vvss.  .Lass  Junger  gsell  fahren  deinen 
Sin  damit  dein  .Saeh  dir  woU  geling.  Sonst  wirstu 
werden  ein  Seh.  den  Jungfrauwen  biss  zu  deinem 
grab.'  1U75.  Wahr.sagcr.  .Ein  verachteter  Mensch.' 
L'knzi..  aat). 

Ursyr.  ilur  luiper.  des  VI),  im  Sinne  von  .sehiuiiiflieli 
^ili/iiOiou',  s.VH.  .sich  sdieren',  ob'.nitzin,  zuiiiielist  von  der 
Ueweirunjr  der  Füsse  lieini  Uelien.  viell.  vcrlnmdeu  mit  Al»- 
Mdüedscomidimenten.  vjrl.  .KratzfUsso',  Schurn'fi.  Der  Imper.. 
diT  idueiii  sii/li  so  Entfernenden  zugerufen  wird  (vgl.  Rielil. 
Ilausliuiil,  wurde  dann  nominal  gewendet,  t.  adj.,  t.  substaut. 
l'ie  .\ufforderung  zuui  ..Vbselüelten'  leuchtet  in  manehcu  Büisp. 
:  noch  deutlich  durch.  So  ,dioss  ist  ihnen  worden  gschlagen 
ah.  Und  sind  in  diesem  worden  auch  seh.'  Schweiz.  Erzähler 
185G.  Da  nun  gerade  Werbung  um  Liebe  meist  nicht  mit 
dürren  Worten,  sondern  .verblümt'  (vgl.  auch  ,Korb')  ab- 
«.  gewiesen  wird  und  das  Mittelalter  eine  förmliche  symbolische 
Biumeuspr.  zu  solclicn  Zwecken  besass.  so  konnte  Seh.  aucli 
Name  einer  bestinnnten  Blume  werden,  der  man  jene  Bed. 
zuschrieb  (vgl.  "Usteri  1,  103).  Die  in  der  jetzigen  Spr.  um 
dieselbe  concurrierenden  Pflanzen  teilen  mit  einander  die 
Kigentümliehkeit,  dass  ihr  Stengel  idnen  düunen,  ärmlichen, 
.schäbigen'   Blättersehmuck  trägt. 

.ablieh,  abiig:  schwäehlicli.  kraftlos,  an  Lebens- 
kraft abnehmend,  nb^terbi'nil,  voll  alternden  .Mciisehen 
I.K." 

Vom  Vb.  al/iii  oder  dir,  vmu  Adv.  nh.  wo-  der  ijegeusatz 
iifliff  von  «/'.      A'gl.  ttlirl. 

..a  blie  li  e  n  .  ab  lige  ii ;  an  kiiriierliclier  und  geistiger 
Kraft  merklicli  abnehmen,  liinscliwinden  LK."        .Vnt. 
^       tif'Ufien. 

aba  s.  (i!  Aliaeli  n.  A  mlKtili.  Abäg.  Abegg 
s.  An-hi(il\ 

Abailgelioil :  Verdrehung  iles  W.  K  vangelium. 
.lies  Luthers  a.'  .WL.  l!s  Karthiiuser.  lileiehsum  das 
vuiu    reehteu    (ihiiibru   ab    betende    K. 

uliaiis.  .\dv.:  auf  und  davon,  z.  I!.  von  eineiii  eiit- 
Holienen   Dieb  (in  J)..  l'r. 

Kigentlich  ,ab  luudl  .ins-.  .In»  statt  u».  weil  aus  Tirol 
importiert,  wo  es  »/.-.  /i/<-,  h-uli-,  «f-r>/.-uii«  lautet.  Kromm. 
:'.,  I  I".  :i:!l.  f.'iT.    4.  Ilti.     Sebuiell.    I''  lii;;o. 

Abailtle  f.:  einfältige,  niirrisebe  Weilisiierson  Scii 
lt.  KiurnnoFKn. 

abe:  1.  verkürzt  aus  u//-/////.  tih-lirr,  s.d.  'J.  ver- 
stümmelt aus  (illic.  s.  d. 

abccll  if/<,../  ..aiieh  (iliiiilil.  iibiitlilifi" :  1.  abhän- 
gend, sich  auf  eine  Seite  neigend,  scliief  li;  LE. 
Syn.  nlihäUiij,  nhilüvli.  -  '1.  schwächlich,  in  Ab- 
nahme begriften.  von  Versonen.  intirmns.     Dir  Att  ist 


nth-ii-ii..  der  \'atcr  ist  ganz  hinfällig  B.  -abäehen. 
in  einen  solchen  Zustand  von  Altersschwäche  geraten 
und  darin  hinschwinden  BO.;  F. 

Das  Adj.  in  sehr  manigfacher  Gestalt  m  den  meisten 
deutschen  MAA.,  aber  mit  der  Bed.  , verkehrt',  wie  mhd, 
ct/ech,  clnt'h,  ahd.  uhnh,  ututlt,  altn.  tj/wy;  engl,  «irt-irart/, 
gut.  li«/.-,  rückwärts  gekehrt,  rückgängig.  Die  erste  Silbe 
jedenfalls  identisch  mit  der  Präp.  ah,  ,abwärtt>,  abgekehrt 
von  ':  die  zweite  Silbe  erscheint  im  skr.  airuuk,  up-ali, 
rückwärts  gerichtet,  noch  als  selbständiges  W.  wie  in  unserem 
durch  Verstümmelung  entstandenen  Syn.  ücli.  Abüih-t,  -ö/ 
sind  dagegen  Erweiternngen ,  welche  von  Auffassung  der 
zweiten   Silbe  als  blosser  Abi.  ausgehen.     Vgl.  auch   ab-livli. 

Äbecli  s.  Fhirh.  Abeilit  s.  Ajijiftil.  .\beck 
s.    Ali-hiiil:. 

aliel:  sehuaeii.  von  körperlicliem  Behmh'ii.  A'.s 
ist-mer  su  schwach,  so  ahd!  L, 

Das  W.  nur  schwach  bezeugt  und  viell.  nur  eiue  indivi- 
duelle Verkürzung  von  ahUi-h   oder  von  misrrähvL 

abeleil  «-  B;  ä-  Xv.  alhnälich,  ein  vsenig  ab- 
nehmen Ar ;  B.  Meist  unpers. :  es  aheht,  der  Tag'  neigt 
sieh,  es  dämmert,  auch  bei  einer  Sonnenfinsterniss;  es 
geht  zu  Ende  überhaupt  B.         Diiuiii.  zu 

abeil  1  iqija  Gnl).,  sonst  ähc;  SenwE.  y'ähe:  ab- 
nehmen, meist  pers..  doch  auch  mit  der  Präp.  mit 
oder  mit  Thit.  I'.  1.  von  Menschen,  an  Lebenskraft, 
durch  Alter  oder  Krankheit  oder  auch  an  ökonomischen 
Kräften  abnehmen  A.v;  Ar;  Bs;  B;  Gr;  G;  Sihw:  Vi'-. 
'/..  .Ich  aben  fast,  deficit  nie  »tas.  Es  gat  mir  am 
alter  fast  ab',  ich  altere  sehr.  Pris.  M.il,  ,Aben,  am 
leib  abnehmen,  tabescere.'  Denzl,  Freilich  kann  auch 
von  einer  Erleichterung  gesagt  werden:  es  hat  g'abct, 
das  Übel  hat  nachgelassen  GW.  --  '2.  von  Sachen, 
z.  B.  Vorräten,  der  Wein  im  Fass',  das  Öllicht,  das 
erlöschen  will,  der  Schnee  iitiH  (vgl.  äher),  scliwindeL 
geht  zu  Emle.  Allg.  lleijiiet's  a"  St.  Baritebas,  alicl 
iler  Wi"  hi.^  is  Fass  A.u  ^]'ellll  il'Fnicht  im  Jäiiiier 
i/rueiied,  äp  ahed-si,  his  si  i»  der  ^]'id  iseh  Bs.  Im 
BS.  insbes.  auch  vom  Falbwerden.  .Absterben'  der 
Vegetation  auf  den  Bergen  im  Spätsonnner  gebraucht. 

Vom  Adv.  <it);  vgl.  ublitji:ii  und  ahd.  nffui,  in  .Vuluahiur 
bringen,  von  «/.  Die  Dehnung  ist  vom  Adv.  her  natürlich 
beibehalten.  Gr  'i^;/<'"  könnte  auch  von  dpi  (itbliijil  zu  er- 
klären   sein.  Syn.   «eAime-n,    aburnmi.  .Vbl.    .[bi  f.  'f 

aliiMl  11  ti^'".  "'"  •■  1.  Aliend  werden  Aa;  üs;  W . 
].:  Z.  •>.  =  allen  IA.it.;   Zt.      -    Vgl   a  1. 

Zur  Aufstellung  von  zwei  geschiedenen  WW,  nötigen  die 
l.autverhältnisse;  nirgends  wird  «.  //  mit  dem  Laute  n'  ge- 
sprochen, viele  unserer  ^l,\.\.  heben  o.  /  und  il.  //  sauber 
von  einander  ab.  Es  verhalten  sieh  «.  /,  dessen  (i  sich 
durch  seine  Lautfarbe  als  unorganische  Dehnung  charak- 
terisiert, und  (I.  //  mit  echter  Länge  zu  eiimuder  als  Ab- 
lautsstut'eii  (vgl.  mhd.  iclt  ijOjf:  inr  tjiibcit)  eines  starken  \'b.. 
von  dessen  Präsensst^num  auch  ibat  (vgl.  yibiii)  mui  das  o.  u. 
iibnli  erwähnte  got.  ibuh-  (vgl.  yi/'.'l  abgeleitet  sind.  Im 
Fernern  dürfte  unser  Vb.   auch  als  Verkürzung  ans  dem  syu. 

it}>i  lU  II    grdrlltet     Werden. 

abend.  Einen  nach  uliidcr  Form  züchtigen,  d.  i. 
cb-rb    ZLiliiii.  |i' r   Fioui   uaeliTti'.    \.iu   ubigcin    Vb. 

.Uicntl,  Abing.  Aben:  1.  «/.._</ re.sp.  i-,  A.vKi.;  Gl.: 
<iuHe..  l'r.,  D.:  GWalL:  aS.  iiw.  vorw.;  oTn;  Uw:  W: 
ZOss.,  abid,  öbid  Ar;  S(-ii ;  Z  iioidl.,  a'„t,  „b.i  (inV.; 
GO.  u.  Stdt;  vi.;  .Abit-  XVI.  in  Aa  n.  Z  tjuellen. 
2.  rtiiy  rcsp.  ö.  AABb,,  F,,  oFri,,  Z.;  BsLd.;  L;  aSciiw; 
Uw:  T't,;  Z,         :?.  ah.:  resp.  ...  Aa,  vorw,:  Rs:  B  (BO. 


Seh«.  Idiolikiiu    I     1. 


All.  ■■],.  il, 


36 


äW„);  F;  L;  P  a-'l.o;  S;  Uw ;  W,  ,Aben'  XVI.  XVII.  in 
Bs  u.  BQu.,  aber  auch  bei  JMey.  1694.  —  PI.  st.,  und 
zwar  ohne  Uml.  Uw ;  Z  t.,  ö-'  -  Z  t.,  ö'  —  aScHW  —  m. : 
1.  wie  nhd.  Schö"  Trir/  söH-me  z'Ö.  lohe  Heu.  Es  ist 
nonifi  alle  Taye  Ä.  -  mid  de  Fi'ilenzer  Z.  Zum  adv. 
Gebrauch  ist  der  Gen.  wenig  beliebt;  doch  Gl  Äbecls, 
W  Äbiindesch ;  son.st  eher  die  Präp.  an  und  am  all- 
gemeinsten se.  ,Ze  abend,  vesperi.'  Fris.  ;  z'A.  ane, 
auf  den  A.  B;  z'A.  esse,  ne,  trhike,  das  Abendessen 
zu  sich  nehmen;  auch  subst. :  das  s'Äbigesse,  um 
z' Ahetiesse>i  Zit.  Daraus  ein  Subst.  Zäbe  usw.,  mit 
Dimin.  (D'r  (Teisshirtschiinb,  d'r  G.,  dar  isst  sis  Züheli 
■vor  MiHaij  BR.J.  t.  n.  BSi.;  Gl;  GSa.;  Uw;  U,  seltener 
m.  GlK.  ;  SrnSt.,  welchem  die  Präp.  so  angewachsen 
ist.  dass  mit  nochmaliger  Adverbialbestimmung  gesagt 
werden  kann:  zum  Zabitj.  Der  Gruss  (/liefen  A.!  oder 
y.  A.  i/eb-i  [euch]  Gott!  bei  Frls. :  ,ein  guoten  abent!' 
auch  in  'n-Abiij!  'n-A.  </.  i  G.'.  verkürzt  Z  oder  ver- 
mehrt in  (iiicfe  z'Obe!  Bs;  und  zum  Ausdruck  beson- 
derer Freundlichkeit  dimin.  t/iiets  Abeli .'  BO.  r/.  Ö'-'biißi'. 
Tl.  Ohe  siiye,  guten  Abend  sagen  Bs.  Als  Abschieds- 
formel  nur  bildlich :  ('  hn  g'(jhibt,  es  sl  gueten  A.  mit-em, 
CS  sei  aus  mit  ihm,  er  müsse  sterben  U.  Doch  erklärt 
ihn  Fris.  auch:  vesperi  valere  dicere.  Der  Beginn 
des  k.  wird  etwa  von  3  Uhr  an  gerechnet  Aa;  Bs;  in 
aScuw  fällt  das  Zuhuj  schon  zwischen  2 — 3  Uhr.  in 
Z  hebt  der  A.  mit  dem  Vesperläuten  um  4  Uhr,  im 
■Winter  um  3  Uhr  an,  was  für  die  betr.  Grussformel 
genau  beobachtet  wird,  und  der  betrettende  Imbiss 
bedeutet  in  den  meisten  Gegenden  das  Vesperbrot;  in 
BR.  auch  übertragen  auf  Lebensmittel,  welche  man 
von  Hause  weg  mit  sich  an  die  Arbeit  oder  auf  die 
Keise  nimmt;  vgl.  Z.-Bündel,  -Säckli,  -Tasche. 
'2.  Nachmittag,  Mittag;  z'A.  GlH.u.K.:  um  Mittag; 
als  Essen  da.sjenige  um  11  oder  12  Uhr  B8i.,  BU.  t. ; 
FS.;  GlH.  u.  K.;  LW.;  GO.  u.  oT.;  SBb.;  UGesch.; 
das  Vesperbrot  heisst  dann  d's  clili  Z.  GO.  Der 
Abendgruss  gilt  auch  in  Bs,  das  sich  sonst  dieser 
geographischen  Gruppe  nicht  anschliesst,  schon  von 
12  Uhr,  auf  dem  Lande  von  11  Uhr  au.  —  3.  Vor- 
abend. Tag  vor  einem  Festtage,  frz.  veille.  So  in 
mehreren  der  u.  folgenden  Zss.  Gerne  mit  dem  Prä- 
dikat heilig:  Helii/e,  hchje-n  A.  z'Ostere  L;  am  Wienecht 
hcli/jen  A.  Gl.  Vgl.  Fir-A.  Ohne  nähere  Bestimmung 
bedeutet  der  /(.  A.  vorzugsweise  den  Vorabend  des 
Christtages  L;  U.  Die  RA.:  So  g'nueg  ha  wie  am- 
h.  A.  U  beruht  auf  dem  Gebrauche,  in  der  Christ- 
nacht  Milchreis  nebst  .geschwungener  Nidle',  Beides 
stark  sättigende  Gerichte,  zu  verzehren.  Doch  der 
Zürcher  v.Moos  1775  nennt  h.  A.  den  Samstag  vor 
Ostern,  während  Df.nzl.  noch  1716  von  solchen  Be- 
schränkungen Nichts  weiss.  Die  Krönung  Herzog 
Albrechts  geschah  ,an  Sant  Johans  aubent'  1336/1446, 
ZChr.,  d.  h.  doch  wahrsch. :  am  Morgen  des  Tages 
vor  J.  ,Uf  unser  lieben  frovven  tag  der  lieehtmiss 
abint.'  Edlib.  A.  kann  auch  prägnant  einen  schönen 
A.  bedeuten:  Es  git  im  [gibt  noch]  eil  A.  Z.  als  ob 
zum  Begr.  des  A.  der  sichtbare  Sonnenuntergang  gehöre. 
Die  unverkürzte  Form  des  W.  ist  nur  iu  W  uml  auch 
dort  nur  in  affnktiertiT  Spr.  erluilten,  sonst  ist  ii  durchweg 
beseitigt,  wo  der  Kudkons.  stellen  lilieb,  eine  Verkürzung, 
mit  wulc'licr  die  Verdünnung  des  Voc.  zu  i  parallel  geht;  so 
auch  bei  der  Vertauschung  der  Endung  an  -ig.  Dass  .Uen 
wirklich  nur  .\bsi-h\viuhung  einer  volleren  Form  ist,  wird 
durch  die  Klexiiin  klar  gidegt,  in  deren  Verlauf  diese  wieder 
ZU  ihrem  Hochto  gelangt:  iln-  übe,  aber  an  Ohrir  S,     S.  im 


Fernern  u.  ahm  II.  —  Hie  VerschuK'lzung  der  Präp.  x'  mit 
A.  zu  einem  W.  wie  bei  Zimliiij  |s.  Inhim).  Da  die  Ab- 
weichung des  Begriffes  A.  =  Mittag  (sie  existiert  zufallig 
nirgends,  wo  die  Form  Ahiij  vorkoninit)  auf  die  westliche 
und  die  östliche  (Ireuze  des  alem.  Gebietes  fällt,  so  wird 
wohl  dort  gallo-romanischer,  hier  räto-romaniseher  Einfluss 
im  Spiele  sein.  Römischer  und  romanischer  Brauch  kennt 
nur  eine  Hauptmahlzeit  und  zwar  am  ,\bend.  Zu  der  auch 
mhd.  Bed.  Vurabend  vgl.  nhd.  Sonnabend  und  engl.  eve.  — 
Syn.  1.  Z'vicri.  Z've^jter.  Z'nacht.  Maräntl.  Da8  Drt-Ensen. 
2.  Z'imbina.  Z'movijcn.  Maränd.  —  Abi.  abcn,  nbiij,  die  "Abere. 
—    In  tessin.   MA.   uvii/h,   Schattenseite. 

,.E-:  festliche  Mahlzeit,  von  Neuverlobten  am 
Abend  ihrer  Sponsalien  den  Verwandten  und  Nach- 
barn gegeben  Zc;.-'   —   Vgl.  Bn'itiiacht. 

Oster-:  der  heilige  Abend  vor  dem  Osterfest,  bei 
den  Katholiken  mit  allerlei  kirchlichen  Bräuchen  (Aus- 
stellung des  h.  Grabes)  gefeiert,  s.  Schweiz.  Erzähler 
18-55,  108. 

Fir-A.  frr-  Aa,  auch  i;  BsStdt.  u.  B. ;  B  städtisch; 
Gr  ö.;  L;  GO.;  ScH;  ZO.,  für-  kxBh.;  BsLd.;  B  bäur.; 
Grw.;  S;  Z;  auch  schon  1557  Zurz..  1628  B.  1688 
Klinulkr:  1.  die  Ruhezeit  nach  Vcdlendung  der  ge- 
wöhnlichen Tagesarbeit  oder  eines  bestimmten  grö.s- 
seren  Werkes;  bildl.  das  Ende  irgend  eines  Tuns  oder 
Leidens,  daher  auch  des  Lebens.  Es  i.^t  F.,  aus, 
vorbei,  zu  spät  Aa.  Es  ist  F.  mit-em,  es  geht  mit 
ihm,  mit  seinem  Ansehen  zu  Ende  Z.  Me  mites  de 
F.  am  Marge  siicche.  durch  frühen  .Anfang  der  Arbeit 
ein  zeitiges  Endo  möglich  machen  Aa.  Nach  einer 
Hinrichtung  fragte  der  Richter  zuletzt,  ob  es  F.  sei. 
(.IsENiiH.  C.  B.  170.  En  strenge  F.,  der  mit  strenger 
pätarbeit  erkauft  werden  muss.  .Unser  wüssen  ist 
nur  stuckwerk,  und  hat  Gott  einem  jeden  alter  [Zeit- 
alter] seinen  feyrabend  autt'gegeben',  die  Grenzen  ge- 
steckt. Hott.  1666,  vgl.  Bast.  .Wenn  schon  dein  Leib 
noch  etwas  leidet,  ist  schon  sein  Feierabeu  füriianden.' 
Mev.  1694.  F.  heisst  auch  der  Trunk,  der  den  Ar- 
beitern zum  Ende  ihres  Tagewerkes  gereicht  wird 
SeiiSt.  F.  haben  auch  iiu  gleichen  Sinne  wie  F.  machen. 
Hiiiid  oder  mached  (bald)  F.!  und  elliiitisch  F.!  F.! 
Abendgruss  Aa.  Tfer  nid  gern  .schaffet,  lad  gli  F.  L. 
V  Liecht  hed  F.,  ist  am  Erlöschen  Z.  .Da  hend  wir 
's  gschütz  genommen  und  hend  oucli  tirabend  g'han'. 
den  Kampf  eingestellt.  Man.  ,Heb  grad  tirabit,  denn 
du  kansts  nit',  stelle  die  Arbeit  ein,  bemühe  dich  nicht 
weiter.  1523,  Gyrk.  F.  l;lopfen  oder  dopjilen:  dies 
geschieht,  wenn  ein  neues  Gebäude  aufgerichtet  ist, 
indem  4 — 8  Personen  auf  ein  Stück  Holz  losdreschen 
L.  F.  dupiile:  der  letzte  Schlag,  den  sämnitliche 
Drescher  gleichzeitig  auf  die  blosse  Tenne  oder  auf 
ein  Brett  tun  Aa.  F.  lüten:  die  Abondglocke  läuten 
Gr.  Bildl.:  es  lütet  im  bald  einist  F.,  es  wird  wol  bald 
mit  ihm  zu  Ende  sein  B.  Vgl.  lU-läten.  F.  machen: 
aufhören,  zunächst  von  der  Arbeit,  allg..  dann  auch 
bildl.  sterben,  krepieren  Aa;  die  Arme  in  einander 
schhagen  (nach  vollendeter  Arbeifl  SrnSt.  ,Wenn 
d'Naclit  der  Arbet  Fiirobe  maclit.-  Brkitenst.  Jmdm 
luler  einer  Sache  F.  m.,  mit  ihm.  ihr  ein  Ende  machen 
B;  ScH;  es  irird  bald  mit  im  F.  mache,  er  wird  bald 
sterben  oder  fallieren  B;  auch  pers. :  dem  Leben  ein 
Ende  machen,  durch  Selbstmord.  Gottm.  .Feyrabend 
will  ich  machen  mit  dem  jiracht  der  stolzen.'  15:1]. 
1.548,  EzEcH.  7,  24  (dafür;  .ein  ende.-  1607).  .Er  hat 
Feyerabend  genuxchet  laufgebraucht],  der  f.  ist  im 
Boutel.'  .IMky.  1692.     .Kurzen   Feirabend  machen  mit 


Ab.  ob,  ib.   ob.   üb 


38 


oinom  Krankoir,  ihn  zu  iMiiein  babli{)-eii  Eiule  befördern. 
Hott.  17iI'2.  —  2.  Der  Abend  vor  einem  Festtage. 
.Weler  |\ver|  an  einem  bannen  |gebotenen]  tirabent 
werket  naehdem  VI  sehleelit  [seblägtj  den  sol  man 
strafen.'  L  1488.  .Sampstag  zu  nacht,  noch  einich 
andere  fürabyt  so  verbannen  sind.'  Zurz.  15.57.  ,Die 
[Schüler]  vor  der  vierden  .stund  nit  hin  las.sen,  es 
wären  dann  [denn]  fvrabend',  Nachmittage  vor  hohen 
Kirchenfesten.  Alte  JSchulordn.  v.  Brugg.  ,Die  Nacht- 
buben achten  keine  heilige  Zeit,  weder  Feyerabend 
noch  .Samstag.'  Nachtl.  179ü.  ,Thun  wie  der  heilige 
Feierabend',  sich  fromm  geberden.  Gotth. 

Für-,   .Feuer'   beruht  am  näi'hsteu  wol  auf  ilom  Auziinden 
des  Feuers  zur  Bereitung    der   Abeudinalilzeit.     Es    geschah 
viel),    mit  Anspiehing    auf   den  Untergang    der  Welt    durch 
Feuer,    den    griechische  Philosophen  und  auch  der  2.   Brief  j 
Petri  lehren,  dass  Klinglcr  1688  von  dem  ,letsten  feurabend  ' 
der  weit'  spricht.   -    Zu  dem  Gebrauche  des  .Doppeins'  s.  u.  i 
.Silrxater.    —    FiirahiyUM    heisst    eine  Schlucht    in   ZHütten.  i 

fir-abnen  firopne  60.:  1.  Feierabend  machen  GO.  | 
-  2.  Das  Haus  auf  einen  Feiertag  zurüsten.  kehren, 
scheuern  GnPr. ;  GW.  ; 

Häfeli-:  der  letzte  Ball  in  der  Carnevalszeit,  zu 
welchem  die  Frauenzimmer  die  selbst  zubereiteten 
Speisen  (in  Häfeli,  Töpfchen)  mitbringen  Gr.  s.  Schweiz 
1860.  71.      -  Nyn.   HäfeUhnUel.  HiifeUträgete. 

(Sant)  Johannes-  s.  .hihaxiicrt. 

Altjar-:  der  letzte  Abend  des  Jalires;  s.  u.  Sil- 
rester.  Man  wünscht  einander  c  ()iiHe  Uagang  runi 
,alte  JOr'  und  denii  e  (/'suiuls:,  (j'se(i)iets,  frendenchs 
inid  fridfeiiig.<i  vi'is  .Tür!  Gl. 

„altjar-abnen:  diesen  Abend  festlich,  in  fröh- 
licher Geselligkeit  begehen  B."  —  Syn.  (ilfjäiru. 
silreMeren. 

Kilt-:  die  Zusammenkunft  von  Dorfbewohnern  in 
der  Wohn.stube  eines  Privathauses,  wo  bei  Licht  ge- 
arbeitet, Spiele  gemacht  und  besonders  allerlei  (ie- 
schichten  erzählt  \verden  Aa;  S.  Daher  .\.  Hahtmanx, 
.Kiltabendgeschichten'.  -  Syn.  Abend-Sitz,  -Stnheti: 
Kindel-,  LiecJit-,  Xachl-,  Spinn-Stubete.  Heimgarlcii. 
Spinn-Abend. 

Klaus-:  der  Abend  des  auf  St.  Nikiaus  folgenden 
Montages.  An  diesem  wird  zum  ersten  Mak'  .geltlnuset'. 
s.  d.  Z(). 

Kränze!-:  Abeml  vor  der  Hochzeit,  wo  der  Braut- 
kranz gewunden  wird  BHa.  lt.  Zsohokke  1797. 

Lusi-:  lu.stiger  Abend,  Schmau.sabend  GW. 

Mai-:  der  Vorabend  des  1.  Mai;  im  Gü.  besonders 
feierlich  begangen  durch  Gesänge  im  Freien  und  durch 
das  Maien  hdCiten  (s.  d.);  auch  schmücken  die  Kinder 
ihre  Mützen  mit  frischen  Zweigen  und  die  Bursche 
.schleppen  MaiMecken  aus  dem  Wald  herunter,  welche 
sie  an  die  Fenster  ilirer  Mädchen  liängen;  s.  Hknnk 
1824,  201  f. 

r  A.  vor  dem  b.  Christtag.    S.  u. 


der   A.    vor    diesem    Tage    \V ; 


Wichnacbt- 
Wieh-Nacht. 

St.  Nikiaus 
Nikiaus. 

Bochsel-A..  B.-Nacht:  di'r  Al)cud  des  letzten 
Donnerstags  im  alten  Jahr,  wo  die  Ivuaben  mit  aus- 
geschnitzten und  erleuchteten  Rülien  herumlaufen  Tu. 

Palm-:  Sain.stag  vor  Palmsonntag  Z  It  Moos  1775; 
damals  'iVrniin  für  gewisse  l)ürgerlicbe  und  politische 


Geschäfte.  ,Alle  Pfaffheit  suln  herwider  in  unser  Stat 
varen  ze  dem  Palme  Abende.'  1.3.37,  LArpF. 

Bis-  btsöbed  Th.  biszäbed,  lissäbig  SceSt. ;  ZOss. : 
Nachmittag. 

Es  ist  gemeint:  die  Zeit  (von  Mittag)  bis  (zum)  A.  Das 
W.   also  gebildet  wie  Zabed.      Syn.    BUmchl. 

Brut-:  der  Abend  des  Verkündsonntags  ZWald.  — 
S.  Haus.  Syn.  Brüt-Nacht,  -  Verlrinl;ele,-Stubete. Eabend. 

i::'ilvester-:  der  Abend  von  Silvester;  s.  d.  W. 
—  Syn.  Altjär-A. 

Sing- =  Altjahr-A.  Ai';  G;  Tu.  So  geheissen,  weil 
(bis  in  die  Dreissiger  Jahre)  arme  Kinder  oder  auch 
Erwachsene  an  jenem  Abend  (wie  schon  an  einigen 
vorher)  mit  Singen  vor  den  Häusern  Geld  zu  Sclimau- 
sereien  erbettelten.  Auf  die  allgemein  üblichen  Fest- 
speisen geht  der  Kinderreim:  Singobit ,  S.,  .'scjdag 
d'Chuchitür  zue:  D'Bantete  sind  'backe  nnd  d'Bröt- 
iciirst  sind  g'nueg!  In  TuTägerw.  war  es  alte  Sitte, 
dass  die  Nachtwächter  am  Silvesterabend  auf  ihren 
Rufplätzen  zum  Stundenruf  ein  besonderes  (1784  von 
einem  Bauer  gedichtetes  und  componiertes)  Neujahr- 
lied sangen,  wobei  sie  von  Leuten  aus  dem  Dorfe 
unterstützt  wurden.  Daraus  entwickelten  sich  später 
die  , Singabende',  Aufführungen  der  Gesangvereine  an 
diesem  Abend. 

Schleik-:  der  .\bend.  wo  St.  Nikiaus  den  Kindern 
seine  Bescherung  bringt,  srhleikf  AaF.:  Vw;  Zi:. 

Spinn-:  Kdtabend  GW. 

Stral-:  Gewitterabend  (nut  Blitzstrahlen).  .Wann 
wir  einen  erschröcklichen  Stralabend  im  Land  haben.' 
167.3,  Müll. 

Werch-:  der  zweitletzte  Abend  vor  hohen  Festen 
ZS. ;  vgl.  heilig  A. 

Zedcl-:  der  Geldmarkt  am  10.  October,  wo  in  Ac 
die  Schuldverhältnisse  zwischen  den  Landleuten  im 
Freien  (vor  der  Kirche  und  dem  Piathaus)  von  Haml 
zu  Hand  (ohne  Schrift)  geregelt  werden. 

„Zitel-,  Zittel-"  sUel-BBe.:  1.  der  letzte  Abend 
vor  der  Abfahrt  von  der  Alp.  mit  einem  Absehieds- 
schmause  gefeiert  „B"Be.  -  2.  „letzter  Abend  eines 
Aufenthalts  überh." 

Wahrsch.  verkürzt  aus  Zu-ieü,  die  für  eiueu  Aufentlialt 
bestimmte   Zeit. 

zittel-abnen:  den  Abschiedsschmaus  halten;  den 
letzten  Abend  eines  Aufenthalts  feiern  „B-Be. 

abenden  abrdf,  c»  ahrii,<i  Uw,  ab,-t,'  GRCh.,  aii;/«  Uw ; 
Z,  itfcf»;;  BG..  otof  Bs;  S:  unpers.  Vb.    1.  Abend  wer- 
den,  dämmern   B;   Gr;    S;   Uw;  Z.  —  2.  zur  Neige 
gehen,   abnehmen  Bs;  B;  Uw.     Es  äbenet  mit  im. 
Vgl.  (dien  II. 

äbendlon  iibedle,  Cbrtlr  ScnSt..  obailu  GRValz.. 
zöbelle  Sch,  Obigle  L;  ZU.,  ühigle,  ..zübigh-  '/,. 
nbelc  Bü.,  Rb,lr,  zöble,  zSb.J,:  Aa,  „aUf  Sen":  Diniin. 
zum  vorbergehenden.  t.  mit  dem  Begriff  der  AUmälich- 
keit  oder  der  blossen  .Ähnlichkeit  (z.  li.  bei  einer 
Sonnenfinsterniss).  t.  mit  dem  der  Traulichkeit;  im 
Besondern  1.  zu  Abend  essen  Sc»;  mit  Behagen 
etwas  Gutes  zu  Abend  essen,  besonders  von  Kindern 
Aa;  „Z."  Öbeled-er?  bezügliche  Grussformel  Aa. 
2.  nach  dem  Feierabend  regelmässig  zu  gewohnter 
Gesellschaft  ins  Wirtsliaus  gehen  Srii;  .'/..■' 

Die  von  St..  aus  Z  verzeichnete  Form  ii'iWij;.'  muss.  wenn 
sie  existierte,  durch  eine  MctaHiesis  aus  ^tiV.iy.- erkläit  werden. 


?,n 


Alt.  .-!>.  iL.  ol,.   „I, 


40 


\lii'iiillrr  i}lwi:llcr.  ■.iihcllvy :  di'r  reyeliiiiissi}^-  ilus 
AIh'iiiI.s  im   Wirtshaus  sitzt  (Staramfrastl  Scn. 

Abeiitür,  Abiiftüv  s.   Arcrittir. 

iiber  ahn-  resp.  "fcr  fast  allg.,  ärhcr  Z  seltoii,  «?;(■/• 
GA.;  BO.:  'fifiBSi.;  ,../.;)■  BBe.:  1.  frei  von  Schnee, 
zunächst  von  Stelloii.  wo  nach  Abgang  (oder  auch  vor 
dem  Eintreffen)  des  Schnees  der  nackte  Erdboden 
zum  Vorschein  kommt  (fast  allg.)  En  öberi  Wliieclit 
e  n-is.ti  Ostere  Ar.  Das  a.  irerden  ist  in  der  Regel 
Zeichen  des  Frühlings.  Ein  .aberer'  Ort,  auch  von 
sonniger,  milder  Lage  überh.  .Gieng  der  sehne  ab, 
dass  es  an  vil  enden  anber  ward.'  1491,  Edlib.  ,So 
einer  lang  in  dem  schneeglanz  gowandlet  hat  und 
demnach  in  aabre  grüene  ort  kumet.'  Zwin(;li.  .Ist 
ein  sölichev  vogel  an  ein  aabers  und  offen  örtli  an 
eines  bui'gers  haus  hinab  gefallen,'  l.").")7.  Vo(;i:i,b. 
.Auch  von  einem  Boden,  der  nur  iriit  einer  dünnen 
Schicht  von  Humus  liekleidet  ist,  welche  also  der  des 
Schnees  verglichen  wird.  -  "2.  a)  frei  von  Steinen 
und  Geröll  (ii..  Auch  vom  Himmel,  wenn  es  aufhört  zu 
regneu  oder  zu  schneien,  also:  wieder  frei  von  Gewölk 
Bs;  Lwiö<;.  Ii.  leer  von  Vorrat  an  Lebenskraft, 
Speise.  Geld  usw.  (vgl.  äheii  II).  In  einejn  Hause  ist 
es  «.,  w'enn  die  Wirriite  erschöpft  sind  Uw;  in  der 
Kasse,  wenn  mau  luich  Verschwendung  .auf  dem 
Trocknen'  angelangt  ist  und  , sitzt'.  Wiesext.:  aucli 
.  pers. :  ie.s  i>it-er  denn  ijll  äbere  BEi.  Es  ist  (wirdj  <1. 
mit  im,  es  geht  mit  ihm  zu  Ende,  physisch  oder  öko- 
nomisch Z.  iJic  Jici"'s  mit  liintj  ::'sä)nmei>  chöniicn, 
si  sin''  bald  idicr  fi's'in,  wieder  zerfallen  BRi.  Von 
radikaler  Fortschrittswirtschaft  heisst  es,  sie  mache 
Alles  brüch  und  ö.  Stutz,  wobei  die  Vei'bindung  mit 
hr.  zeiget,  dass  ä.  allerdings  auch  von  der  Beschaffen- 
heit des  Bodens  zum  Ackerbau  gebraucht  werden 
kann.  c)  leer  von  Haaren,  kahl.  .Auf  seinem  Kopf 
wurde  es  a.'  Stutz.  d)  ,lcer'  abstr.  ■=  lauter.  Alier 
Wasser,  nichts  als  W.  Tu.  o.  trocken,  von  Heu. 
das  an  der  Sonne  gelegen  hat.  4.  mild,  leidlich, 
vom  Wetter  und  vom  Befinden  eines  Krauken.  Per 
Kranke  hat  eine  fdiere  Nacht  gehabt  Tu. 

Unser  Adj.  auch  iu  den  übrigen  nliord.  Dialekten  z.  T.  mit 
lulrrt.  (;onson.^llzstIlfc  Hß-r  oder  mit  Bewalirung  des  strcuger 
«herd.  p,  entsproclu'inl  deui  ahd.  apm:  Mhd.  aber,  trocken 
und  w.ivm,  vgl.  sdiwi'iz.  .Urrwettei;  Tauwetter.  Der  beliebten 
Zsstcdluug  mit  lat.  apricus  steht  entgegen,  dass  die  Quantität 
des  n  und  auch  die  wniture  Bildung  des  W.  nicht  zn  dem 
unsrigcu  stimmt.  Eher  liisst  sich  das  gr.  T^TKipo;,  truckuncs 
Land,  vergleichen.  Jedenfalls  ist  ab  der  Stamm  niul  kann 
kclu  anderes  sein  als  das  im  Tb.  tibni  II,  abgehen,  abnehmen. 
~  Autt'iUlig  sind  die  .Angaben  mit  kurzem  A'oo. ;  der  Uml. 
dagegeu  ist  wie  in  der  mhd.  Nhf.  aber  aus  dem  abgeleiteten 
Suhst.  Äberi  liergeholt.  Die  Einschiebung  von  r  ist  nament- 
lich in  der  Ostsehweiz  keine  seltene  Ersdieinung.  Vgl.  r,/;,, 
Zn   2  d)   vgl.   titd,   eig.   auch  ^=  leer. 

aberen.  äberen:  aber  werden  (fast  allg.).  Ge- 
legentlich auch  frans.:  es  nberet  einen  Gegenstand  iise. 
wenn  derselbe  beim  .\bschnielzen  des  Schnees  zum 
A^orscbeiu  kommt  V.         Syn.  der  Schnee  ijdt  idi. 

uf-:  wie  das  einf. ;  aucli  traus.:  den  Silinee  von 
einem  Stück  Land  wegschmelzen  PPo. 

er-;  l.  =  älteren,  schneefrei  werden  (in.  l'/' d'r 
Wissllne  ma/fs  nie  e.  '1.  wach  werden  (die  Hülle 
des  Schlafes  abwerfen!);  auch  von  Püanzeu:  hervor 
kommen  (aus  dem  äbern  Boden).  I)'s  Cliriiil  |i<ras| 
Hiiies  riil   i'frie  \  früh  |  e.   W. 


US-:  vidlig  'ilirr  werden.  I'sifiiliercl ,  frei  von 
Schnee  IJ.  Es  hilf  nsrfnheret,  der  Frühling  ist  da  BGad. 

für-:  frühi'r  abschmelzen,  vom  Schnee  auf  dem 
Boden  gegenüber  dem  auf  den  Bäumen,  aus  welcher 
Erscheinung  auf  nochmaligen  Sclmeetall  geschlossen 
wird  BR. 

äberen  ibren:  aber  machen,  von  Schnee  befreien 
GrD.  —  Syn.   nsschüflen. 

er-:  wie  das  einf.  .Bis  die  indersten  |inner.sten, 
hintersten]  nachbarschaften  auch  erebert  sind.'  Offn. 
Klosters. 

Aberi  W,  Aberi(jA.,  (V>ri  \M\.,  i-beri,  iliri  Gn  f.: 
von  Schnee  befreiter  Erdboden;  aber  auch  der  unter 
noch  bleibender  Schneedecke  erreichbare  Boden,  z.  B. 
einbrechen  bis  nf  d'E.  Gr.  Die  bar  E.,  ganz  trockene 
Strasse,  wo  man  nicht  mehr  mit  Schlitten  fahren 
kann.  Z'E.  ffire,  das  Vieh  auf  die  schneefrei  ge- 
wordenen Weideplätze  treiben,  ebd.  ,P's  sol  kein 
gmeind  ihr  vieh  auf  die  andere  gmeinden  triben,  ja 
wan  sie  ebri  hend.  auf  dem  ihrigen  zu  weiden.'  Ottn. 
Klosters,  lii'r  Altri,  in  der  schneelosen  Zeit  BR. 
Ahd.  abari.      Vgl,   die  Xhf,    -Ah.:,r    I. 

aberig  -  -  (7?;f)',    von    dem    es    weiter   gebildet  ist. 
.[l)as  Wetter    war]    so    tin    und   aberg.    dass    ussgang 
jenners   blüemli   herfur   sprungend.'    \h'21.    Kessi.. 
Auch  in  .Steierm.   äbri(t/). 

Ahere  f.  I:  \.^  .Alieri'.  —  "2.  zwischen  Appell, 
und  N.  propr.  schwebender  Name  von  Plätzen  und 
Höfen,  im  Gebirg  und  im  A'orland.  wo  der  Schnee  nie 
lange  liegen  bleibt  uml  im  Frülijahr  innner  zuerst 
wegsehmilzt.  .Die  Aber,  das  Gerüdt  genannt.'  1340, 
Buchsee,  deutet  auf  den  mehrfach  hervortretenden 
Zusammenhang  zwischen  ülier  und  iirhiir. 

Abere  f.  11:  Abendbesuch,  Kiltbesuch.  Xm-r  Öliern 
1)0",  clio"  Ai'. 

A^on  Abrnd  oder  äb'n.  Oie  Abi.  -ti-t:  bezeichnet  Minst 
stellen,  wn  Stoffe  oder  Pflanzen  in  .Menge  sich  beisammen 
linden.   Dial.   2'21. 

aber:  1.  .\dv.:  wieder,  wie  scholl  ahd.  und  mhd. 
Reichliche  Belege  in  unserer  ä.  Litt,  seit  XV.,  z.  B. 
der  .\nfang  mancher  bist.  Volkslieder:  ,Was  wend  wir 
aber  singen V'  ..\ber  ein  mahl.'  Bueit.  (dafür  Mise. 
Tig.  3,  740:  .abermahls'.)  .Glich  aber  ein  jähr  ummen 
i,st'.  sobald  wieder  ein  Jahr  vorbei  ist.  SBeat. 
Noch  in  der  heutigen  Volksspr.,  bes.  in  B,  aber  auch 
in  A.v;  BsL.;  S;  Uw.  Je:  hei-mer  [huhen  \fh]  ((.  r/'esse 
(Gebet  nach  Tische).  Was  hast  a.  tniiniis  g'macht? 
Ä.  einist,  wieder  einmal.  Bisch  aber  du?  bist  du 
(schon)  wieder  daV  Ei\r  tuit  inid  aber  mit,  ohne  allen 
Grund  und  Erfolg  Bs;  (tl;  Z.  In  Verbindung  mit 
Ortsadv.  der  Richtung  mit  last  vergessener  Bed.  und 
darum  aucli  mit  entstellter  Form  nbr-,  ebr-,  lirr-  W. 
amiir-,  nidir-.  iimlir-  BSa.  u.  Si.;  Ob«';  PPo.;  W,  em- 
Bli.;  \V.  III-  W;  immerhin  auch  noch  in  der  richtigen 
Form.  z.  !!.  ulier  iif.  aufwärts,  auf  den  Berg.  — 
'2.  Conj.  iler  Einschränkung  oder  des  Gegen.satzes. 
wie  nhd.  Auch  substantiviert:  M'enn  ist' und  a.  und 
K  ni'id  Z!  Z.  Es  A.,  ein  Bedenken,  eine  Schatten- 
seite H.  War  hes  A.,  so  hält  jedes  Ilössli  sl"  Hidier  L. 
Mit  abgeschwächtem  oder  verändertem  Begriff,  a)  oder 
(I.,  wie  in  der  Schriftspr. ;  in  unserer  ä.  Litt,  noch 
altertümlich  ald-,  ainber.  Mit  Weglassung  von  oder: 
;iö"  aber  .<it()";  in  Himmel  a.  i  d'Hidl  Ae.  b)  nacli 
\"ergleichungsw w.     .Ebensoviel    Riedstroh    als    a. 


11 


AI),  .'l..  ib.  «h.  iiK 


4-: 


liotri'idestruli.-  Sikinmii.l.  1S(I|.  .\)\f  ordiuin;,'  wa.s  iiit 
lianiach  wol  gestelt  als  a.  der  angriff  hitzij>:  was,  acrior 
i|nani  compositior  pugna  fuit.'  Fms.  .Minder  rauh 
«oder  man  a.  solt,  minus  severe  quam  decuit.'  eWl. 
.Starker  dann  er  a.  ist.'  15ti0,  LLav.  (UiTO  nicht  mehr). 

e)  fast  interj.  Aher!  eintaeli  oder  \vicderh(dt. 
ilrückt  Verwunderunfr,  Erstaunen.  Misstallen  oder 
WarnuniT  ans  Aa;  Bs;  Z;  auch  c  «,!  nei  a.!  Z;  nei 
II.  settii/a  [solches]!  BKi.;  seltener  umo:ekehrt:  ».iiei! 
A'.  au!  dies  auch  im  Sinne  von  Bedauern  Bs;  Z. 
Combiniert:  e  a.  au!  nei  a.  au!  Gelft)  a.?  nicht  wahr? 

1.  Die  Form  amhy-  entstand  durch  die  ancli  sonst  häufige 
Einschicbung  eines  m  vor  h;  ihr  u  wurde,  weil  sich  der  Ton 
auf  die  folgende  Ortshestinmuing  warf,  meist  zu  c  abgeschwächt, 
also  embnilj  USW.  und  sogar  hnib.  Anderseits  griff  dann  noch 
lue  Missdeutung  Platz,  als  o1)  der  Begriff  .wieder'  schon  in 
diT  Silbe  cm  läge  und  man  bildete  nn-iili,  mal  udgl.  Diesr 
Verwendung  unseres  .\dv.  hat  ihren  realen  Grund  darin, 
dass  das  Lehen  der  Gebirgsbewohner  weit  mehr  als  das  der 
Bewohner  des  übrigen  Landes  eine  lii'ständigc  Wiederkehr 
von  Gängen  auf  und  ab,  ein  und  aus  (zwischen  Haupt-  und 
Sfitentall  mit  sich  bringt.  —  '2.  al  Einfaehes  n.,  selieinbai 
für  iirlrr  audi  in  Baiern:  auch  altn.  'i/Zer  heisst  .oder'  und 
■aber'  und  uuigekehrt  ixlir  landschaftlich  auch  ,aber';  vgl. 
auih  lat.  mit;  tiulcm.  —  '2.  b)  Vgl.  ahd..  mhd.  und  Schweiz. 
•'■tin,  eig.  nur,  aber,  nach  Negation  u.  Couipar.  =  als.  Die 
Ki'd.  oder  und  als  treffen  auch  zusamuieu  im  gricch.  YJ. 
Vgl.  Paul-Braune.  Beitr.  r,,  36'2.  379.  387.  -  2.  c)  Bei  «. 
als  Interj.  wird  ein  Gegensatz  zwischen  vorliegender  Tatsache 
und  Erwartung  oder  Forderung  des  Sprechenden  gedaclit  und 
man  hat  zu  ergänzen  z.  B.  (aber)  was  sidl  man  dazti  sagen':' 
wie  ist  es  möglich':'  bedenkst  du  nicht':'  udgl.  -  In  der 
Zss.  streift  der  Grundbegriff  .wieder'  (A.-Zand,  Kelischoss 
des  zweiten  Triebes)  iu  einigen  Fällen  an  den  von  rück- 
wärts, zurück  {A.-Elttrn,  -Vätir,  Urahnen;  -Ifniirf,  Kück- 
crstattnng).  Mit  Übergang  von  .wieder'  iu  .wider'  1)  wider- 
sprechend: A.'l'ahnt,  tlegenpabst.  2)  entsprechend: 
-Xil,  correspondieri'ndes  Grenzzeicheii ;  und  aus  den  Begriffen 
.zurück'  und  .zuwider'  kann  der  von  verkehrt  ents|iringen: 
it.->tiiinifj,  wahnsinnig.     -    .Abi.   äfcnni. 

aber  aus  nh-her.  s.  d. 

ahei'hämiscll  •1b^rh«em»  Uw,  dlirnJi/tinH  kkPr'x.:  1.  alt- 
väterisch  Uw.  -  2.  seltsam,  eijrensinnig:  verkehrt; 
verdriesslich,  ungesellig  Aa;  Uw.  o.  von  (iegen- 
ständen:  verkehrt  angebracht  Aa. 

Von  Aherliam:  gemeint  ist  der  Altvater  iles  judischen 
Volkes,  und  der  Begriff  des  Altväterischen  in  den  des  Selt- 
samen und  Verkehrten  übergegangen;  vgl.  ..Aberglaube',  der 
,ja  nrspr.  grossenteils  auch  nur  alti-r  Glaube  ist.  (Mhd. 
(ihm-,   äberhaemwch,   hebräisch.)      S.   auidi  aherhehitfh. 

.\berli:Gesehleehtsname  Z.  ..\uberli'.  1493.  (iKrinau. 

Urspr.  Taufname,  verkürzt  aus  Ahi-rtnihnm,   .\braham,  mit 

Hribehaltung  der  mhd.    Länge    im  Gegensatz  zu   iihn-hUmiirli. 

Äbei'li:  1.  verkürzte  u.  dimin.  Form  von  AherdOhiiiii 
GT.     -  '2.  ^heiii  Geschlechtsname  Z. 

Trotz  der  Angabe  aus  Toggeiib.  lässt  sich,  da  übi'i-  dir 
Koseformen  viel  rnsicherheit  im  Volke  herrscht  und  der 
Laut  «c  nicht  ans  n  hervorgeht,  vii-imehr  au  Abi.  ans  Eber- 
hard denken. 

aberbo:  bäurische  .Xusspr.  liir  frz.  ii  iirnpnn.  bei- 
läufig zu  sagen.   (Jottii. 

Abert:    Wiese   S.  Milglicherweise   für   Aiini. 

Abet  a.  Ahenil.       Abeissi  s.  Amcsv.        alii   .\d\. 
'       3.  (ih-liitt. 

—  .\bi  f.:  Name  für  Nutzungsland  von  einer  gewissen 

Lage  (Schatti'iiseife  des  Tales'r'    .AbliangV).     ,Wan  sie 
erki'iiiieii.    das    das    selnnaltielit    sieh    in   die   |der|  alii 


erhalten  megeii.  soll  keines  liielir  .souiieiihallj  hieiheii 
bis  an  dem  lierbst.  das  man  gemeinlieh  durch  die  gidfer 
[Güter,  Wiesen]  last  lauften.'  TBo.  .Das  der  Wählt  in 
die  [der]  abi  vor  des  [dem]  Bösen  Trit  anse,  welcher 
fragen  thut  |d.  i.  um  die  Krlauhniss  zu  bolzen]  soll 
der  genicindt  geben  x"''  .">.'  ebd. 

.\lso  von  ah'u  iiilrr  vtuu  .Vdv.  nli:  vgl.  uilol.  <*/.*,  1.  ;ilj- 
sidiüssige  (ireiize. 

Abig,  abigen,  abigleu  s.  Älirml,  iihciiilni. 

Sbig  S~:  sich  auf  den  Abend  beziehend;  iibiiii 
Milch,  am  Abend  gemolkene  Z.  —  Abgekürzt  aus  uhiiiiii. 

ilbiziinte:  (iruss  an  (h>n  Niesenden  Sni.         Aus  frz. 

e    rittrc   utaili \ 

abjen  njijii  -s.  iiliini    1. 

abjeneil  ii-lijuim  VV(i..   nji/rmi  Tseheinen:    hinnnler, 

Weiterbildung  aus  dem  uns  freilicli  nur  aus  dritter  Hand 

bekannten    syn.   ,Adv.  «ppje    vermittelst   der    für  Orts-.\dvv. 

der  Buhe  in   W   beliebten   und  auch  auf  Advv.  der  Kichtunu' 

übrrgrtrjigeui'ii    Eiiiluru;   -<  e  .■  igl.    iijiiitn.   hinauf. 

ablälldscll.     ahlentscli:     l'x-eiii     Aliliiiiil>^ilif    rhu. 

.  nicht  wissen,  was  in  der  Welt  vorgeht  B.  2.  Ali- 
lentschen.  im  Vulksmuml  (/'.<  Afliiiit-^clu;  Nanie  eines 
BBergdorfes;    im  Ablcutschi,    Ahlcntschenstückli,   dim. 

'  Namen  von  Hijfeu  bei  dem  benachbarten  Zweisimmon ; 
Ableiitsclieii  auch  Verdeutschung  des  TOrtsnamens 
Bianca,  älter  Ahiasco. 

.\us  ahUintlttvh  (abgelegen).  Dieser  Sinn  passt  treft'lieh 
auch  auf  das  .jenseits  der  Wasserscheide  gelegene  Bergdorf: 
immerhin  scheint  die  mnndartlichc  Form  mit  /einen  anderen 
Ursprung  zu  bergen,  etwa  «las  von  der  franz.  Xachbarschaft 
herrührende  nvalanche,  Lawine,  aus  dem  dann  der  jetzige 
offiziidle  Name  durch  Anlehnung  au  das  .\dj.  entstandon  wäri'. 

I  ableii:  mit  heftiger  Üewegniig  und  grosser  .\n- 
strengnng  eine  .\i'beit  nur  (dieriläehlich  voUendeii. 
z.  B.  Heu  vor  einem  Gewitter  nocli  eilig  unter  ]>acli 
bringen;  auch  retl. :  sich  bei  einer  .Arbeit  tummeln  B. 

er-,  refl.:  1.  „sich  bei  einer  Arbeit  überanstrengen, 
erhitzen  B''().  —  '2.  sich  dehnen,  .strecken,  ausruhen  BSi. 

Ahd.  ufiilnn,    viel  zu  tun  haben:   altn.  aßa,   erwerben,  nß. 
Kraft;   vgl.  got.  ahr,   heftig.      Die  zwei  Bedd.    von  <r.   lassen 
sich    in    der   Grundbed.    .die   (jlieder   recken'   vereinigen.    - 
Syn.   2.    riiiuiijrii. 

äbleii    s.   iilioifllcii. 

,\bli  III.:  Geschleclitsnaiiie  (ii..  iJie  H.\.  um  [dein] 
Ä.  iverclie.  des  Lohnes  verlustig  gehen,  travailler  poiir 
le  roi  de  Prusse.  soll  sich  auf  einen  gewissen  bankeroti 
gewordenen  .Vrbeitgeber  beziehen. 

ählig  s.  rhciilirh.  ahnen  s.  ähoiricii.  .\lioss 
s.   .l»-/(ass.     ■ 

.\hreeli.   Aberii-h.   .'Ün'rig  s.   A-Wm-h. 

.\brecht:  ein  rechtwinklig  herausstehender  Zinken 
an  der  Stange,  mit  der  man  das  ({angtisclmetz  in  dio 
Tiefe  des  Wassers  setzt  Tu. 

Abrelle,  .Vberelle  s.  Ajini. 

abronz:  .schief  B.  Sehwa.-b  b.drgt.  .  «abis.'b. 
aus  rf»,  also  eine  adv.    Bildung. 

.\  hresti'  s.    .l-llir.ite. 

aliri.  all  ruf.  s.  iiber-lii,  -»/'. 

.\hrieli  iilirirli,  ahrcili,  ahriiih.  iilirurh.  ..Vprich" 
111.  n.  11.;  l>im.  ahruclili  BSi..  ...iperli  Aa":  vollge- 
sponnene Spindel  ,.\a;"  HO.  W'iiler  ex  A.!  .sagt  ilie 
Spinnerin,    wenn    sie   die    vidle   Spuble   aliniinint. 


Alp,  lO), 


M 


Mild,     iihiirl,     III..     Illlll.     Al,ru-h     IL.     Ahnrlllirhl.     MWW     VOll 

Ähren,    iiml    inlnl.   iii,i,mch,    nlul.    Apper(ieli),    volle  SpinJcI, 
von  hrechiii   iiiiil   ili-iii    Prüf,  ü  (aucli  nh?);   der  hiirtcrc   Cnns. 
k:mii   ein   Rest  des  streng  nlul.  /•  für  einfiielies  /.   si'in. 
ii  hs  i   s.   flh-sii-h. 

.\l)St'lll:  Erlauliiii>is.  ciiie  l'tVüinle  abwe-ieml  zu  g-tv 
iiiosseii.   iri2."),  Abscli. 

altsulima:    durchaus    8.     ,Alisiiliiiia    nil.    sail    der 

Klillifl.'   BWySS    1863.  Frz.    nhsnlument. 

.\b.str(Mize  s.  Axlreme. 

alill  Ailv.  CliiiiiiHi  Ins-mer  ahn!  komm  liör  mich 
iloch  au!  CJuir  <ilnt!  koste  einmal!  (irad  ahn,  .so 
eben    \\  .  .\iieli  ,hu,  also  Nlif.   zu  ehen>     Vgl.  auch  «/««. 

Au  bock  s.  An-Bäck.         eb,  Coiij.  a.  <■,  oh. 

ebaili:  Intorj.  1,  um  die  Aufmerksamkeit  auf  eine 
Fraoe  zu  richten,  die  man  tun  will:  hör  einmal!  gib 
Acht!  Ai'.  2.  AusfülLsel,  wenn  man  in  der  Rede 
stecken  bleibt  ebd. 

Die  Silbe  ham  etwa  eine  Erweiterung  des  oft  mit  der 
Interj.  e-   verbundeneu  hu. 

E1)e  ni.:  Epheu  od.  Eppich.  Lkxz  Schwabenkr.  1''. 
V.^rkiiizt  aus   Kh,:h   s.    Kl.lrli. 

eben  il-,  ä-,  i'-  (s.  Anm.)  —  Sup.  nhni.'ft.  iihiiiiat, 
dbint  Uw:  im  Allg.  wie  nhd.  1.  Adj.  ..liijuus.  icqualis, 
lequabilis,  par,  compar,  planus.'  iVI.\L.  1.  gleich.  .Was 
wei  [wollen]  wir  wetten  von  eben  anV-  Volks!.,  von 
einem  Wettstreit.  ..Still  stan  ze  ebnen  fü essen', 
antreten  oder  anlaufen  zum  Sprunge  mit  oreschlossenen 
Beinen.  1-172,  Z,  und  nocli  immer:  ,:V.  F.  sprhuie"  B; 
vgl.  u.  eheui,  elili;/.  E.  trete  oder  trappe,  eig.  wol 
.gleiclimässig'.  ohne  An.stoss  auftreten,  mit  Dativ  1'.: 
.lemandcm  zu  (icfallcn  leben,  ihn  glinipflicli  beluindeln 
li.  Ähnlich  schon  bei  Max.:  ,Drum  bsinn  dich  wol 
und  gang  glich  eben',  geh  beliutsam  zu  Werke!  Al)ea 
I''»c.s.«t'.s'  B;  auch  eheif  VaeHx,  ehe  z'Fueas  Bs,  a  piain 
pied;  '.s'  geit  äl)es  KV^.s,  weder  auf-  noch  abwärts  B. 
Ahe.<i  Boden  [auf  ebenem  Boden]  umg'heie"  UwE.  Dem 
Bode  z'ä.,  in  gleicher  Flucht  mit  dem  Erdboden,  z.  B. 
eine  Pflanze  abhauen;  überhaupt  einem  zweiten  Dinge 
.-V(.,  in  gleicher  Hiihe  damit  Z.  .Das  Fundament  von 
Quaderstucken  biss  dem  Rechten  Boden  eben.'  Ovsat. 
.Sein  Bart  ist  der  haut  eben',  ganz  glatt  rasiert.  JMkv. 
lli9'2.  .Flach,  eben  tragt  den  Spiess!-  Commando  aus 
der  alten  Schule.  Al>eii,  wagreeht  GRVal.  In  verti- 
kaler Richtung:  gerade,  aufrecht,  vom  Wuchs  einer 
Tanne  BHk.  Die  Bed.  .oftenbar',  Erzähler  1850,  188. 
erklärt  sich  aus  ,auf  flacher  Hand  liegend-.  Bildlich: 
.(iott  wird  alle  Sachen  wol  e.  machen-,  ausgleichen, 
in  Ordnung  bringen.  Zwingli.  -  2.  Gloichheit  des 
Inhaltes,  der  Beschattenheit  überh.  Es  göt  e.  iif, 
zwei  Grössen  heben  einander  (in  der  Rechnung)  gerade 
auf  Aa.  Daher  die  Formel  icett  und  e.,  völlig  aus- 
geglichen, quitt  Ar;  L.  Eine  Rechnung  e.  mache,  be- 
richtigen Ar;  S™.  Uf  und  ä.  GrD.,  chflftig  [gehäuft 
voll]  ««''  ä.,  gerade  so,  ganz  gleich,  ganz  ähnlich, 
gerade  wie  wenn  BRi.  ,Es  gilt  mir  äben  gleych'. 
ist  mir  ganz  gleichgültig,  gegenüber  einer  Drohung. 
Fkis.  ,Aben  wie  eine  gluggeriii  under  den  hüenlinen.- 
1072.  Platt.  ,Es  ist  eben,  (iurr  [Stute]  als  |\vic|  Gaul.' 
.TMkv.  lt)92.  Ähe  roll,  von  einem  Gefäss,  glatt  voll,  voll 
gemessen,  so  dass  der  Inhalt  dem  Rand  ebnet,  gleich 
steht  B;  Gk;  Z;  verstärkt:  platt  ä.  roll  Uw,  auch:  eri 
ehen  Fü.sx  roll.     D'Lhit  Uiiift  alle  Borten  [Rändern]  e. 


(iL.  Etwas  dem  Tii/'cl  e.  vertiuchen,  d.  i.  wie  den  T. ;  dem 
T.  e.  marlie,  sich  arg  geberden,  wie  der  T.,  rücksichtslos 
drauf  los  B.  Der  F.  und.  der  Fliehe  hiiiid  's  Brod 
üfg'esse  oder:  lUind  z'säme  es  Brötli,  en  Laih  Brod 
fl'e.ise  Sch;  Z,  d.  h.  (iegensätze  haben  sich  schliesslich 
ausgeglichen,  friedlich  vertragen,  und  auch:  kleine 
Wirkungen  wiederholt  führen  zuletzt  zu  einem  be- 
deutenden Ergebniss,  wobei  die  sehr  concrcte  An- 
schauung zu  Grunde  liegt,  dass  zwei  sonst  sehr  ver- 
schiedene, aber  einmal  zum  Essen  vereinigte  Personen 
durch  abwechselndes  Schneiden  ab  einem  Brote,  wobei 
die  Schnittfläche  bald  eben,  bald  uneben  wurde,  das 
Ganze  mit  einander  aufgezehrt  haben  (wie  die  Katze 
und  der  Atie  in  der  Fabel  den  Käse);  und  endlich  aus 
Missverständniss  oder  mit  absichtlicher  Ausdeutung: 
der  F.  nnd  der  U.  häiid  enand  g'esse  ScuSt.  3.  ge- 
nau, ordentlich,  richtig.  D'Saeh  ist  niid  ganz  e., 
nicht  ganz  im  Reinen  Ar;  vgl.  ehenlkh.  ,Si  band  gar 
e.  ir  bescheid',  wissen  guten  Bescheid,  haben  auf  Alles 
.\ntwort  bereit  (aus  einer  ä.  Bs  Qu.).  Ein  jMann,  der 
,l//c.s-  e.  hohen  will,  d.  h.  genau  nach  der  Ordnung  L, 
heisst  auch  selbst  ein  , ebener',  daher  e.  =  hochmütig 
(gegen  Untergebene)  GTa.  (.eigensinnig'  Gr.  WB.). 
Auch  adv. :  ,wol  und  e.  ufluegen',  recht  sorgfältig  zu- 
sehen. ZwisiiLi;  vgl.  eben  (richtig)  treffen.  Gr.  aaO. 
:189.  .Ir  sönd  [sollt  |  mich  merken  ä.'.  genau  auf  mich 
achteiL  Schlacht  b.  .Murten.  1.  angemessen,  ge- 

legen, dienlich,  genehm,  mei.st  mit  ,sein'  und 
Dat.  P.  ,Not,  e.  und  füeglich.'  1182;  wechselnd  mit 
.komnxlich',  z.  B.  1528.  Absch.  ,Ein  jeder  solle  kaufen 
was  im  not  und  e.  i.st.'  Z  1519.  .Nament,  was  inen 
e.  und  gefellig  was.-  EnnB.  15:1(1.  ..Mler  ebnest  und 
fuegklichest.'  Ostschw.  Kirchenurk.  F.  .^In  kann 
heissen:  gefallen,  passen.  XV.  XVI.  sehr  häufig,  aber 
auch:  gleichgültig  sein  (nicht  missfallen);  so  bei  Vau. 
Fs  ist  mir  niid  elien,  öhes,  es  liegt  mir  nicht  recht,  plagt 
mich  Ar;  B.  —  11.  Das  Adv.  zur  Partikel  abgeblasst. 
1.  gerade,  gleich  im  Sinne  von  (ileichzeitigkeit  oder 
nahem  Zusammentreffen.  .Als  ich  kam,  was  der  Bi- 
schof!' ä.  do.'  157'2,  Platt.  E.  fror),  gerade  vorhin, 
so  eben  Sch;  Z.  Im  Ganzen  selten.  F.,  im  Ge.spräeh 
im  Sinne  eines  abgeschwächten  einmal  oder  doch, 
z.  B.  .wV/  e.!  sag  einmal,  wenn  Einem  gerade  Etwas 
zu  fragen  einfällt,  ä  propos;  vgl.  ahn.  Ja  nii  -tag  e.! 
fast  interj.  =  ei,  bei  unangenehmer  Überraschung,  mit 
einigem  Unwillen  oder  Ungeduld  gegenüber  einem 
aufstüssenden  Hinderniss  BSi.  -  2.  ebenso,  eben 
so  vor  Adj.  ,Aben  verdachtlich-,  ebenfalls  oder  ebenso 
verdächtig.  Vad.  ,Aben  als  übel.'  Z  XVI.  .Ahenesmär, 
eodeni  jure,  pari  ratione,'  Id.  B.  F.  se  mär,  ebenso 
gern,  ebenso  leicht  Z;  wie:  , stellt  sich  e.  lätz',  als 
wäre  sie  von  Sinnen.  Schimpfr.  1651.  :!.  gerade, 
völlig  übereinstimmend,  zusammentrett'end.  ,Du  kumpst 
grad  ä.  rächt,  opportune.'  Mal.  F.  recht,  ganz  an- 
passend, von  Kleidern;  in  der  Kochkunst  vom  richtigen 
Mass  der  Ingredienzien  usw.  eine  Anweisung,  welche 
Anfängerinnen  zur  Verzweiflung  zu  bringen  angetan 
i.st.  F.  grad,  gerade  [deshalb]  GO.  So  auch  vor  be- 
tonten Pron.  und  Partikeln.  ,A.  das,  idem  hoc'  Fris. 
Mal.  f.  ase!  lebhafte  Zustimmung  Z;  e.  ,]a!  oder: 
.ja  e.!  Th;  Z;  e.  n-öl!  B.  F.  nit,  niid!  (Ton  auf  e.) 
lebhafte  Bestreitung  der  Behauptung  eines  .\ndern  B: 
Bedauern,  dass  .gerade-  das  Gegenteil  des  Erwarteten 
eingetrott'en  sei  Z.  Als  Ausdruck  der  Zustinnnung, 
auch  wider  Willen    (dafür   auch  ,/Vr  e.).    genügt   auch 


i:> 


All,  el».  ili.  oh.  ul. 


<((j 


einfaches  oJer  (in  GTa.  dreifaeh)  wiederholte,-,  c, ,'  A.\; 
Bs;  Gl;  (i;  Th;  Z.  woran  etwa  von  einem  Zuhörer 
das  Wortspiel  angeknüpft  wird:  e.  ist  Iceiii  Rcii"  Z. 
e.  ist  iiiiil  'liiichict  [hügelig].  Hinwieder  erfährt  die 
Zustimmunfj  eine  Steigerung  in  mc  ns  (auch  (Ins)  e.! 
mehr  als  |bloss|  c,  Ap;  G.  —  t.  ziemlich,  recht. 
,A,  grob  und  fast  ungeschicklidi."  Edi.ib.  .A.  fil', 
ziemlich  oft.  ebd.  .A,  hübsch,  pulchra  satis.'  Fris. 
.E,  gnuog  früy.  fast  etwas  zu  früh;  ,e,  vermöglich', 
Wohlhabend  genug,  lö'24,  Absch,  —  5,  nur.  So  be- 
sonders vor  lialb  B;  S,  ,Er  lischbet  [lispelt],  er  redt 
schier  ä,  |fast  nur]  halbe  Wort.'  Fris.  ,G"falt  mier 
ä,  halb,'  SBE.tT.  A.  ::iceii  liofe,  sust  iiiemer,  nur  zwei 
Mädchen,  sonst  Niemand  Schw.  Er  ist  e.  khiye,  mag 
sich  kaum  noch  rühren  B.  E.  (j'cho  möije,  mit  genauer 
Not  noch  zur  rechten  Zeit  eintreffen;  mit  der  Kraft 
kaum  ausreichen  B;  sich  knapp  durchbringen  Z.  E. 
eiiiisf,  nur  einmal  Vw;  Zo.  Hiist  e.  eso  ril  möge? 
hast  du  nur  so  viel  zu  Stande  gebracht?  , Einäugig, 
der  ä,  ein  aug  hat,'  Fhes.  -  (j,  näjmlich,  also, 
darum.  T  hui}  che  iiiid  rhöiiiie  i-hc,  aus  einem  be- 
sagten oder  leicht  denkbaren  Grunde,  In  Fragesätzen 
zum  Ausdruck  einer  Folgerung:  Cliund  er  e.  iiiid? 
[nach  enijifangener  Nachricht  zu  schliessenj, 

.Viif  Festlmlten  am  ursiirilufc'lirhen  Vocallaute  deutet  uu- 
verkeunbar  die  Schreibung  ü  in  den  Schriften  des  XVI,, 
gegen  welche  die  nebenher  gehende  Sehreihimg  e  Nichts 
licweist.  Diese  ältere  Färbung  des  Voe.  (rf)  lebt,  z.  T.  mit 
IJi'huung,  noch  fort  in  B;  Gr;  L;  S;  Yw;  Zu.,  für  die 
Vartiliel  gilt  fast  ausnahmslos  die  Kürze  und  durch  Rück- 
kt.'lir  zu  dieser  hebt  sie  sich  in  manchen  MAA,  von  dem 
-Adj,  ab.  in  manchen  durch  Überspringen  zu  der  Ausspr. 
mit   t-'.      S.    auch    üben,    uf  II   B,    t:hrml,    mlntlft). 

un-:  1.  Gegens.  von  e.  o:  unpa.ssend,  ungelegen, 
niissbeliebig,  ,Unfüeklich  und  u.'  15'28,  Abseli.  ,Itzt 
wäre  die  Zeit  nicht  so  u.,  dass  — .'  Erzähler  I85ü. 
Nicht  u.  kann  er  .so  genannt  werden.'  Scheicuz.  NG. 
"2.  Gegensatz  von  e.  1:  unfreundlich,  in  Worten: 
Mer  hiiiul  no  kei  unehe   Wvrili  z'sriiiic  t/'hu  BsTi, 

tubs-:  ganz  flach  AALeugg,  Wahrsch,  nur  nichts- 
sagende Entstellung  aus  tupfo-e. 

feiler-:  flach  wie  ein  T,   M, 

topf-,  tupf-  0  bei  St.  und  Scu ;  Z  t,,  ii  L' ;  ZO., 
II-  Ap;  (t;  Th:  1.  ganz  flach,  z,  B.  von  einer  Land- 
strasse (iTa.;  S;  Z.  "2.  wagrecht  Ae;  Gi.;  (Jr; 
GT.;  S<h;  Z. 

Wahrsdi.  von  Tujß/,  mlid.  in/i/i,  l'unlit;  vgl.  iif  ilu  TupJ, 
ganz  genau.  Topf-v.  könnte  allerdings  auch  bedeuten,  ,so 
eben,  dass  ein  Kreisel  darauf  tanzen  kann";  aber  Titpf  in 
dieser  Bod,   scheint  unserem    Dialekle  fremd  zu   sein, 

weit-,  Hebanmien  oiler  Arzte  sagen:  s'Chiiid  ist  iv.. 
Menn  es  die  zur  Geburt  (auf  die  Welt  zu  konuuen) 
richtige  Lage  hat  L.    Vgl.  mundgerecht,  sattelgereeht, 

ebenlich  e'Oilich  W,  c~li<-li,j  Tu,  .eUiij  It  St'':  L  glatt, 
gleichmässig,    gemessen,     'Mit    ehelichen    Tritten 
gehen'    W,     Z'iililiijeii   Fih'sseti    Sf'    .s.   eben    I,   1. 
'2.  moral.  glatt,  ordentlich,  genau,  syn.  fificlich  W; 
ordentlich,  .sauber,  z.  B.  vom  Anzug  Tu. 

ebent  .«/«:(.•  Weiterbiblung  von  clieii  in  diT  1>'.V. 
i'tcbcte  Eiessc  1.  =  z'ebni'U  Füssen  Iw;  s,  rlini  l  l. 
,Cum  zäbeten  füessis  sjiriiigunt;  ijui  potuit  weiters, 
huic   i)r»niia    dantur,'    l'w     M.marox,  (iedicht  XVILl. 

2.  ;V(,  E.  laufen:  sehr  eilfertig  Vw.  Sich  mit  z. 
E.   trere"  S.  Betr,  die   Weiterbildung  mit   i  vgl.   nthenl. 


en-ebent  ^^näUi.  JJciu  Hiis  c.  rleni  Haus  an  Höhe 
gleich  U, 

Eine  zusammengewachsene  Construktion,  wie  nhd.  neben 
ans  m-eben,  ins  Ebene,  in  der  gleiclien  Ebene  gelegen. 

ebnen  .«  BHa.;  Gr  ;  IV,  e'  Bs:  1.  tr.  eben  machen, 
a)  eben  voll  machen,  vnll  messen,  ganz  auffüllen, 
ein  Gefäss.  b)  flach,  gerade  machon.  a.  behauen, 
zimmern,  Holz  so  bearbeiten,  dass  es  rechtwinklig 
und  gradlinig  wird  BHk,  -  ß,  Hulz  e.,  einen  Holzstoss 
errichten,  Holz  aufschichten;  syn.  tischen,  bifien 
BHa.  Y,  „den  Milchertrag  der  einzelnen  Kühe  auf 
den  Gemeinalpen  messen,  um  danach  den  .\nteil  der 
Viehbesitzer  an  den  gesammten  Milchprodukten  zu 
bemessen  Gr'';  s.  ebneren,  messen.  2.  intr.  a)  dem 
Rande  gleich  stehen,  von  Flüssigkeit  in  einem 
Gefäss  BR.;  s.  eben  I :i.  —  b)  eben,  ebener  werden  Uw. 

ab-  ah^pmcii  GRLgw.:  \.  =  ebnen  Ihm.  BHk.;  <iii, 
—  2.  die  Spitze  einer  Kielfeder  zum  Srhreiben  ab- 
.stutzen.  S"RKXi;. 

in-:  (einen  (irabeii.  eine  Grübet  wieder  mit  Erde 
ausfüllen  Z. 

v e r- :  (Rechnungen)  ausgleichen  GKPr, ;  Z ;  s,  eben  :'. 

ebneren:  die  Reihenfolge  festsetzen,  nach 
welcher  die  Kühe  auf  der  Gemeinalp  gemolken  werden 
Süllen  Gr,  veralt,  ,L>ie  Kuh,  welche  zum  Ebneren  am 
ersten  gemolken  worden,  soll  auch  zum  Messen  am 
ersten  gemolken  werden.'  HLLkhm.  1797. 

Ebnet,  Ebnat,  .ehnrt  üw  (..);  ZU..  ,>«;,«;( BHa..  r'bn.i 
Ap,  e6«,7  BSi.  -  111.  A.iZei.;  Ar;  BSi.;  L;  Vw,  ii.  BSi,: 
L;  ZO.,  f.  ApHer.;  ZSee:  flaches  Land,  Fläche, 
welche  eine  Abdachung  unterbricht,  also  in  einer 
relativen  Höhe  gelegener  Ort.  So  als  Name  von  Ort- 
schaften. Höfen,  (iütern  allg.  Jni'ibnit,  Geschlechtsn. 
liHa. 

Da-i  weibl.  (iesehleeht  mag  aus  deiu  ahd.  ttndniti  erklärt 
werden.  -  Vom  Vb.  chimi  oder  vom  Adj.  eben  mit  der  Ab- 
leitungssilbe -el,  ahd.  -ut,  od.  Stald.  Mal.  '211  ff.  -  lue 
Sehreibung  Khnut  ist  die  offizielle  geworden.  -    Syn.  Kbi  f. 

Ebiii  ,j:-  BHa.:  SiHW,  <xbiii,  ^beni  Vw  f.:  1.  Ebene. 
Fläche,  Talgegend  B;  Scuw;  W;  Z.    .\ueh  Ortsnano'  '/.. 

2.  Horizontale  Lage  oder  Richtung  von  Köriiern. 
einzelnen  Gegen.ständen.  In  der  E.  liijen,  in  die  E. 
icfjen,  ■•ytellen  B;  L,  -  :^,  UntiM-lage  auf  der  Vor- 
derachse des  W^ageiis,  auch  Hoicbni  und  Chiiifc-E. 
genannt;  Unterlage,  auf  der  die  Uretter  an  einem 
Düngerwagen,  die  Leitern  am  Leiterwagen,  der  Grendel 
am  Pflug  ruhen  STli,  S,  auch  Elili.  Hö/Ii.  Syn,  :!, 
.'Schemel.  Pfuhren,  Kliiff'enbrett. 

Vw-  f,:  fehlerliafte  BeschaH'enheit  des  Körperbaus, 
Gekrünnntheit.  Verkrüiipelung  oiler  auch  nur  schiefe 
HaltungV  .mit  der  unebne  behaftet.-  ZSpitalakteu  l.">si;. 


ebeilg!  c'ij-»;.-   nun    dennl    1'. 
eher  s.  cr-biir. 


Ans    fi-z.    rh    lii.'U 


Klioi'  ..'-  tiu:  S;  Zi;.  .■  -  1«;  Z  111.:  männliches 
Schwein.  .Schäumt  von  zorn  wie  ein  a.-  Fuis.  her 
Eber  als  Zuchttier  für  die  Geuieiiule  vion  l'lärrer  ge- 
lullten: Gfr.  2S,  2S!). 

Mhd.  (bi:r.  Die  Kürze  des  Voe.  wenigstens  in  dem  Kia'eun. 
Kbirhaid.    —    Syn.    Her.   Uneij.   (//<■»»>. 

Kib-:  streitsüchtiger,  zum  Zorn  geneigter  Meiisib 
lis;  S;  l'w.  In  GWa.  meist  nur  von  rnerw;\i-hseneu 
—   Vgl.    Kili-Eirr. 

Marcli-:   Eber  aus  der  Si  in\  Mareli, 


All.  eh.  ib,  ob,  ni' 


iH 


l'lair-:   Ziiclitflier. 

Silihich-:  iluiiini  und  triiüv  si-hlciclieiides  Weibs-  ; 
liilil.   SriiKMi. 

I'as  wfuifr  verötuudeuu  W.  (s.  Schlaucli  in  deutsclit'ii 
Whb.l.  fitrentlirli  .der  Zm-htt-hfi-'.  an  das  Vb.  ni-liJü<:hen  an- 
::vl.-llllt. 

E  Ijcrliard.  Mau  ladet  Kinder,  um  ihren  Mut  auf 
die  Prube  zu  stellen,  ein.  in  den  Kamin  liinaiil'  /u 
rufen:  E.,  i'. .'  cliuiiim  übe  oitd  hJa^-mer  de  Cliopf'ali!  Ar. 

Wohl  mit  Bnzielumt'  auf  den  im  Kamin  tusundiii  Wind, 
der  im  altt-n  Vidksu'lanben   uft  als  Sau   oder  Eht-r  (-'rseheint, 

eberen:  zanlieii  ÜKw.         V^l.   Kibehcr. 

Kberit;'  s.    A-M'iich   und   Ahriili. 

f'bfs:   bevor,  eile  Gni*r. 

Zsfiewatdisvn   und   vi^i'kUr/.t   aus  li  uiOn:    s,   ölj   und  c    /. 

ebezij,'.   ebezj;-  s.  ricii/. 

Ebi  .''•/  liit  f.;  Xanie  einer  (ebenem  \]\i  bei  (iit 
Klo.ster.s  und  einer  Wie.se  im  Kheinwaldtal.  In  iler 
Ehi,  Ortsn.  r.         Seh.  241.  li.  2.  14. 

Für  Kh'iii,  voui  Adj.  t:bt-ii  (gespr.  üb*:)  « ii-  ilrr  ^^up.  hl, ist 
für  ätjinixt.  Syn.    Khmt,   rom.   J'lnnttnf. 

Kbi  <.rln  II.:  die  zwei  Haujitflaehen  eines  Daches  BT. 

Walirseh.  für  Khenl,  Fläclie.  woliei  frtdiicdi  Veränderunjr 
(Irs   (ii-seliK'flits  anifunomim-n   werden   miissti.-. 

Elii  iil,;  mV:  Kplien.    Aliililetler  lüy.    Verkürzt  aus 

Ebicll  ,j'./.-/(.  .i/,._(/,,  ,.i/j./,  ni.:  Kindeli.  Hiiliru.  Iiedera 
li.'lix   I,.   H. 

Im  Si-Iiweizcrboteu  ISO.")  ^i.  OS''  wird  ,Ähach'  irrii;  von 
Kpheu  unti.'rsidneden.  Alid.  elxih,  in  der  Stammsilbe  mit 
f,'es(jtzmässi;r«'r  A'(:rsebii4tung  dem  lat.  upluui  cntsprefdieucl. 
während  nlid.  Epjiii-Ii  (und  uaehträglieli  versclioben  JCj'Jirh) 
sicdi  als  blosses  Lehnw.  aus  dem  lat.  charakterisiert.  Mehr 
u.   d.   syn.    Eh-lliu ;  s.   aiudi    Ein   m..    Ehin:ck  und    Ej'/ti'-li. 

ebif,'  s.  eirii). 

Kbis  (-Nagel)  SrnSt..  fpis-  /, Kn..  Hebis-  Zu  für 
Ebnis-.  s.  Ehni  .!)'. 

Sur-Ebis,  vielmelir  >iiir-}ifliix. 

Ebli  i'Ui  \\:    S  s.Tura.    ähll  SG  t..    Sebli  SsJura 

II.:  Schemel,  d.  i.  das  auf  der  Achse  (oder  dem 
l.aiiijbauni)  des  Wajiens  oder  Pfluges  ruhende  Holz, 
in  welchem  die  die  Seitenwände  stützenden  Eungen 
stecken  oder  der  Längsbalken  des  Pfluges  aufliegt. 

.\us  Ehni  (s.  d.)  umgestaltet  durch  Yertiiuschung  der 
Liiiuida"  und  nachher  auf  dim.    .Md.   gedeutet,  s.   Ehid  :i. 

ebri  s.  aher-lii. 

Ebuecli  li.  n.:  1.  Eiiheu.  hedera  helix  L.  Vw; 
'/.<■.  2.  Tanius  communis  L.  Scuw;  Zi;.  Um- 
deutung  auf  .Bucdu.'.  iUndich  wie  .Epheu'  auf  .Hior:   s.  Eüicli. 

Eibet:  weiblicher  Taufuame  L. 

Eiiilai,  Name  der  ersten  von  den  drei  Nornen  (kleben 
n'iirlirt  und  Wilbii).  welche  in  der  Sage  mit  den  ehristlicheu 
ilrei  llarien  vermengt  wurden  und  als  verfolgte  oder  ver- 
wünschte, aber  auch  als  Segen  stiftende  Ortsheilige  auch  in 
der  Schweiz,  z.  B.  in  Adelwyl-Seinpach.  vorkommen.  Lüt. 
Sag.  'J'JT.  Ein-  zsgez.  aus  ahd.  Eijin-,  Arjln-,  syn.  mit  got. 
titfiM,  Schreck,  und  uusorem  E<fi;  der  zweite  Teil  des  W. 
gehurt  zu  lieh;  Hittu,  .bitten'  im  Sinne  von  .wünschen',  so 
dass  Einbclu  ursiirüuglich  eine  Uuliei)  anwünscheude  Norne 
gewesen  wilre.  Vgl.  Wolf.  Heitr.  2,  174  ff.  Simrock.  Myth.  * 
:ill    ff. 

Ib.   Ibe   .^.    Im: 


Iberich,  -ceh  Ar:  Gi;h.  u.  Stdt.  Iberi  Ar;  (i\V., 
Uebrich  GT.u.We..  Ubereeh  Ar.  Ubrech.  Übrich 
BSi.;  GT.,  We.:  ZU.  in.  (f.  GW.):  mehrere  Arten 
der  Doldenjiflauze  Pentandria  digvnia  L.  1.  Hera- 
cleum  spondvlium  ]j..  Bärenklaue,  bes.  das  Blatt  der 
Pflanze  Ar:  B;  G;  Z.  2.  wilde  I.:  Anthriscus  silv.  L. 
G.         :!.  Garten-lberig:  .\egopodium  Podagr.  L.  GWe. 

Uas  in  der  ä.  ^pr.  und  in  andern  MA.  nicht  vorkonimeüde 
Wort  scheint  gebildet  wie  .Wegerich".  Ilas  weihl.  Geschlecht 
haftet  nur  an  der  apokopierten  Form,  dGreu  Ausgang  mit 
bekannten  vveibl.  Bildungen  verwechselt  wurde.  Ableitung 
dunkel;  man  beobachtet,  dass  Heracleimi  nach  der  Heuernte 
zuerst  wieder  ans  der  geschoruca  Fläche  aid'steigt;  auch  gilt 
i'S  als  das  einzige  Kraut,  welches  zu  nichts  Anderem  als  zum 
Füttern  tauge.  Alle  drei  Pflanzen  haben  grosse  äussere 
-Viiulichkeit  unter  einander. 


Ibiilinii  i-lriduiii:  Nichts  sagendes  scherzhaft 
liildetes  Wort.  Man  schickt  den  .^prilnarren  in 
.Apotheke,  um  I.  zu  verlangen  Bs. 

Mit  dem  Schein    eines    I.at.   W.   aus  (bin   Satz 
'lumm'   giddldet. 


ge- 
die 

h    bin 

Bs 


Ibcgcr:    Einer  aus 
Si-uw. 


rr  ScMwOrtsidiaft   Iberg,   ihiiii 


Ibisfll,  Ibsehe  f.:  1.  >%  A.v  (auch  Xibsclie) 
(auch  .libs che);  B;  Gct.;  L;  GO.  u.  A.;  ScnSt.;SG.: 
Uvv  selten;  Z.  Ispe  i»/.e  SGrindel,  Ibschge  Gi.Obst.; 
ScHwE.;  SBb.:  Uw:  Eibi.scli.  Althaa  offic.  E.  Bei 
Mal.  das  eine  Mal  .die  Ibiseh.  wild  pappelen.  hibiscus'. 
das  andere  Mal  nach  Fris:  .Eybschen  oder  Evbisch. 
.Vlthea.'  .Evbsehenwurzen.'  15Ö7.  Vogelb.  .Die  Ybisch. 
ybsche.    hibiscus.    nialva."    Ef:i>.  16ti2.  2.   Ibsche 

EE.  u.  W.  (hier  mrii/eri  /.);  ScHvvKüsn..  Ibschge  L; 
ScHW:  l'w:  Hechel.  Ünonis  repens  E.  M.  Ibste: 
Hauhechel,  ünonis  spinosa  E.  ZZoll.  4.  Ibsche: 
Ysop.  Hys.sopus  offic.  E.  E.  ."i.  Ibsche:  Kibc. 
Taxus  bacc.  E.  B;  F;  Gr;  L;  Sch. 

Mhd.  ibm-li,  ahd.  Ibimu  aus  dem  Lat.  Die  Form  limln: 
könnte  zu  den  nicht  seltenen  Fällen  gehiiren,  wo  ein  Fem. 
Sg.  aus  einem  Masc.  PI.  entstanden  ist.  Hinter  »  entwickelt 
sich  leicht  ij.  daher  Ibmhijc.  Injn  kann  auf  bloss  zufälliger 
l'mstelluug  beruhen,  es  kann  sich  aber  auch  das  ndid.  iiji*: 
(für  Hysso]ius)  in  dieser  Wortform  wie  in  der  vereinzelten 
Bed.  4  abspiegeln.  Zu  der  Bed.  Ononis  scheint  unser  W. 
durch  seinen  Anklang  an  Witnchijt;  H'ir/»ft  gekommen  zu  sein. 
Man  bemerke  übrigens,  dass  die  eine  und  andere  M.\.  be- 
müht ist,  durch  Dissiunlation  der  Formen  die  angerichtete 
Verwirrung  wieder  eiuigermassen  aufzuheben.  Gewiss  beruht 
die  Übertragung  auf  Tax.  bacc.  auf  irrtüudicher  Anlehnung 
und  .\bleitung  des  W.  von  Jbu,  Jire.  Über  eine  starke 
Umgestaltung,  welche  umgekehrt  das  Wort  betrifft,  s.  u. 
IjiHi'ht-Ttiij. 

lebe,  Hand-  f :  Henkel.  Griff,  Halter  an  Gefässeu 
.\.4Zein. 

Murch  Vermischung  von  Ilundlicbi,   Handhabe,  mit  J/inu 
gebildet;    bei  Spreng    die  vermittelnde  Form   /landhiclii. 
S  y  n.   Haiidiii-ijib . 

ob  1.  Präpos.  iili,  meist  mit  Dat..  selten  mit  Acc. 
1.  räumlich,  a)  reine  Ortsbestinmuing:  oberhalb, 
über.  .Der  wolf  verr  ob  dem  schafe  trank.'  Bonek. 
.Vächet  an  ob  [niirdlicli  von]  Marsili  und  gät  ab  an 
daz  wazzer.'  1.3Si)/1446.  ZChr.  .Der  idj  dem  künig 
sass.'  Fris.  Der  Papst  trägt  .dri  krönen  ob  einandern.' 
1522/.")8.  M.\x.  Ob  ihr  Cliiichi,  über  der  Küche.  (>b-em 
'  Für  sl".  hii",  kochen  intr.  und  tr.  .Der  sich  duckte, 
wenn  er  Hand  ob  sich  sah!'  | gebietend  erhoben ].  Gottii. 
Man  kann  unterscheiden  ob-em  Hils  zue,  horizontal 
ansteigend,  und  ob-em  U.  üf,  senkrecht  über  dem  H. 
I)' Sterne  at  [sind]  ob  de  Wiilche.  Olnriildeii  =  Unter- 
waiden ob  dem   Wahl.     Teutfen  ob  der  .sVrd.«  und  T. 


49 


AI.,  c-1.,  iL.  «1).  iil. 


50 


linder  der  Str.  Ar.  \v  Cliupfli  oh  em  Iliiet  trii(ie,  hocli- 
niiitig  sein  Ap.  S.  auch  oh-sich  =  aufwürts,  u.  sich. 
Audi  vom  Ziel  einer  Bewegung:  Es  chunnt  e  Wulch 
ob's  Htis,  eine  Wolke  lagert  sich  über  das  oder  dem  H. 
Syn.  oben  an.  oben- für  an.  —  b)  unbestimmter  und 
an  den  Begriff  des  ZeitlichoM  streifend:  bei.  an,  auf. 
während.  ,Üb  dem  Tiscli,  super  mensam.'  Mal.  bei 
Tische,  wobei  weniger  an  räumliche  pjrhöhung  der 
Sitzenden  über  die  Fläche  des  T.  (wie  noch  in  dem 
Satze:  .Muosst  icli  mit  Herzogen  U.  zu  Nacht  esen  ob 
sini  disch.-  1-529,  SiofK-VK).  sondern  mehr  an  den  Auf- 
enthalt und  die  Beschäftigung  gedacht  wird;  ,ob  dem 
essen',  beim  Essen.  .T.IBheit.  1Ö15.  Diese  beiden  Aus- 
drücke (bei  Fris.-M.\l.  aucli  ,ob,  grad  in  dem  maal. 
Ob  dem  ässen  und  trinken,  in  cibo  et  vino')  im  XVI. 
häutig  und  auch  seither  üblich  geblieben.  Ohne  Art.: 
.als  wir  ob  tisch  sassen.'  1.521,  .Strickl.  ,Der  aller- 
letst  ob  tisch,  der  zum  letsten  aufstadt.'  Fris.  Daneben: 
.Er  starb  ob  dem  tisch  und  gieng  darüber  [hatte  sich 
ilazu  gesetzt]  gesund  und  frisch.-  Alt.  GHdschr.  ,0b 
einem  tisch  von  Gesiiensten  reden.'  1578,  LLav.  (1670: 
bei).  In:  .Trinkgetasse  ob  dem  Tisch  haben'  Bull. 
steht  ob  fast  gleich  iif;  ebenso  in:  .brueten,  ob  den 
eyeren  sitzen.'  Fris,,  wie  noch  heute,  ,0b  den  büchern 
hocken.'  Spreng,  ,0b  einem  Todten  sitzen',  über  oder 
bei,  von  einer  trauernden  Wittwe.  Boxer.  .Waschen 
ob  dem  See',  am  oder  im  S.  (statt  zu  Hause  oder  am 
Brunnen).  1748/57,  Z.  Ob-em  Lese  si,  mit  Lesen  be- 
schäftigt sein  (dem  L.  .obliegen').  Einen  ob  einem 
Buch  antreffen,  vertieft  in  Lektüre.  Ob-em  Lese  et- 
iiiicke.  ,0b  spil  ald  bi  spil'.  beim  Spielen.  1489,  Entl. 
Landr.  Ob-em  heifjö,  auf  dem  Heimweg  B.  Ob  aller 
Arbet,  mitten  in  der  Arbeit  Aa.  —  c)  Der  Begriff  der 
Beschäftigung  mit  Etwas  geht  über  in  den  des  Ver- 
fahrens mit  einer  Person,  welche  der  Behandlung 
durch  eine  höher  oder  günstiger  gestellte  unterliegt. 
.Die  Cur  ob  einem  Kranken  anheben.'  1005,  JMüll. 
.Icl]  hau  drei  arzet  ob  mir  gehan.'  Stockar.  .Herodes 
wurde  endtlich  selbs  ob  ihm  selbs  zu  einem  Scharpf- 
richter.'  1605,  JMüli..  .Man  will  es  ob  mir  ausmachen', 
auf  meine  Kosten.  Spreng.  .Den  mut  ob  einem  erkülen, 
guten  mut  ob  einem  haben',  Unmut  an  einem  aus- 
lassen. HospiN.  Er  ist  immer  ob  im,  ihm  .aufsätzig', 
feindlich  ü.  „Auf  und  ob  einander  sein,  einander 
zusetzen,  verfolgen.  5  Orte.-'  Er  het's  ob  em  ver- 
dienet, an  uns,  durch  die  Behandlung,  die  er  uns  zu 
Teil  werden  Hess  Aa.  Von  Sachen:  .Darob  und  daran 
sin,  dass  — ',  Acht  haben,  überwachen.  1520,  Absch. 
1589,  Kessl.  1584,  LLav.  ,Drob  ha,  legibus  stare.' 
Id.  B.  .Nur  ein  formale,  ob  dem  ich  nit  werde  halten', 
daran  festhalten.  JCEsi'her  1717'2.S.  Fälle  wie  .sich 
idj  Etwas  aufhalten',  sich  über  Etwas  ärgern  B;  Z 
führen  bereits  zur  causalen  Bed.  hinüber.  -  d)  dauern- 
der Vorrang,  höhere  tJeltung  und  Macht.  So  schon 
bei  Boner,  wo  er  spricht  vom  Neid  eines  Menschen 
gegen  jeden,  ,der  ob  im  ist',  über  ihm  steht,  und  so 
noch  heute.  Etwas  soll  gelten  ,ob  e',  höher  als  alle 
liesetze.  ApChron.  u.  Urk.  —  e)  Ob  vor  Zahlen  im 
Sinn  von  über,  mehr  als,  und  zwar  auch  etwa  mit 
■Vcc.  wie  schon  mhd.  ,Es  waren  ob  den  tausigen', 
Tausenden.  Mal.  ,0b  500  houpten.'  1584,  LLav.  ,0b 
50  pfunden.-  B  1028.  ,0b  50  jare  alt.'  ApUrk.  ,Die 
ob  14  jaren  sint.'  Engelb.  Hofr.  ,0b  14  tagen  und 
nnder  3  wuchen'.  nach  Vertluss  von  14  Tagen  und 
vor  Ablauf  von  8  Wochen.  Arg.  LSOl.  127.  .\uch  olnie 
Scliw.  Idiotikon  I,  1. 


Zahlangabe:  ob  de"  Jarc",  in  dem  durch  die  kirchliclie 
Konfirmation  bezeichneten  Jünglingsalter  angelangt, 
syn.  oberjärig  Gl.  —  2.  causal:  über,  wegen,  bei. 
Vgl.  1  b,  c.  Sv''  oh  öppisem  [EtwasJ  rersOme";  ob-em 
Holde  [Schütteln  des  Wagens]  isch-mer  übel  morde  B. 
Er  verdienet  mc  ob-em  Jaimere  [Landstreichen]  ah 
ob-em  Taunere  [Taglöhnerarbeit]  Sch.  Ob-em  Esse 
kann  daher  auch  heissen:  über  dem  Essen  (I>,was 
versäumen).  So  wird  dann  gesagt,  nicht  bloss  wie 
nhd. :  etwas  ob  etwas  anderem  vergessen .  sondern 
auch:  ob  iedem  BitzeVi  böse  werden,  klagen  L;  Si'h. 
erdiliipfen  Niiw,  briecjgen  BkXker,  ,\M.  Ein  Greis,  der 
lange  abwesend  war,  erinnert  sich  endlich  wieder  ,ob 
seinem  Wapen,  so  ihm  in  den  fenstern  gezeiget  winl.' 
1051,  Schimpfr. 

-  IL  Adv.  Ob  (ob-em  Für)  sl",  ob  hiV,  ob  Ja", 
nocli  länger  kochen  lassen;  und  übergetragen:  ob  ha. 
im  Sinne  haben,  mit  etwas  beschäftigt  sein;  ob  sl,  im 
Werke  sein,  bevorstehen  G.  Eim  es  Bad  ob  ha  ■= 
übergetan  haben.  Strafe  gedroht  haben  S;  Z.  Hand  ob 
halten,  Aufsicht  führen.  Gotth.  In  der  ä.  Kanzleispr. 
zur  Verweisung  auf  frühere  Angaben  im  Text:  ob 
ernannt  [aufgezählt],  wie  ob  erlütert  ist,  ob  stät,  ob 
tatet  udgl.  —  ,Hi-ob  im  land.'  1580.  ,Hier  ob.'  1705, 
WuRsTis.  Dei-öb,  dejob,  droben  GSa.  Op  ilsii/,  oben 
liinaus  BG.  s.  oben.  Ob-hoh,  hohe  Alpweide  über  dem 
Wald.     Ob-siden,    aus   dem  Oberland.    Ggs.  nid-siden. 

oben  (die  Adv.  Hans  o.  im  Dorf,  ein  wolgeniuter, 
auch  ein  hochmütiger  Mensch;  er  weint,  er  s%  H.  o. 
i.  D.  0.-i"-Arm  üfni',  Etwas  übel  (hoch)  aufnehmen; 
0.  i"  A.  drlfare,  unüberlegt  rasch  handeln;  sl  Sach 
0.  i"  A.  trlbe.  übertreiben  .4a  ;  S;  s.  u.  Arm.  0.  wird 
häufig  präpositionalen  Angaben  eines  höher  gelegenen 
Ortes  noch  halb  pleonastisch  beigefügt,  z.  B.  n/'-em 
Estri(i  0.,  im  Chaste-n-o.  Am  Wald  o.  ist  natürlich 
verschieden  von  o.  am  Wald.  Beliebt  ist  auch  der 
verstärkte  Superlativ  z'oherst  obe.  Gli  z'oberst  o.  sl, 
zum  Jähzorn  geneigt  Gl.  Nur  selten  ^hne  eine  zweite 
Ortsbestimmung  verwendbar:  0.  isch-es  rmid  und  unde" 
//'spitzig.  Die  ä.  Spr.  braucht  o.  ligen  als  Gegensatz 
zu  linden  l,  unterliegen,  also  =  ob.siegen  und  ver- 
schieden von  ob-ligen.  —  Abi.  obnen,  obig. 

über-:  droben,  aber  meistens  im  Sinn  vun:  Im 
obern  Stock  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Sch;  S;  Z.  ,/  d'r  Welt  ii.\ 
auf  der  Oberwelt.  BWvss.  .Auf  demselbigen  gewelb 
bin  ich  uberoben  gewesen.'  LTscuudi,  Reis. 

z'under-    zunderVbr    B,    zuijer-    BM.,    sunnir-    BGu., 

z'underobis  BM.,  undersobe  Bs,  's  under  fur's 
ober  ZBenken.  z'underobrist  L:  umgekehrt, 
kopfüber,  durcheinander.  Mehr  s.  n.  iinder-ob-sich. 
iinder-iilicr-sich,  z'under-üf. 

I)iü  out^ogengüs.  Begriffe  .luittin'  iiud  ,nl>eii'  tliircli  \'ur- 
si.'tzung  eines  ze  nach  Analogie  so  vieler  Bildungen  dieser- 
Alt  zu  eiuom  eiulieitlielieii  .\dverliiulbegrifV  geimlgt.  Vgl. 
zliimlci-rur  neben  hindinßir.  Übrigeus  versucbou  die  Nbff. 
eine  Erklilrung  oder  Uuideutung  der  uiebt  mebr  klar  ver- 
stiindenen  Korniol;  tiliA  lJiud(tutnng  in  einen  adv.  Gon.  wie 
tirärii,  nibd.  tworhcs,  ii.  a.,  wenn  es  niebt  durch  blosse  üiu- 
stelliing  aus  z  iindiruhiii''''  entstund;  All»  uinler  '»  nlrr  tiiM. 
Alles  unikelireu  .\aFri.,  ist  oiuo  selbst  etwas  koufuso  Iha- 
gestiiltuug;  in  '«  xiinh-r  fiir  '«  iiher  ist  das  .\dj.  dem  Adv. 
untergeschoben ,   wie  in  der  I<  Superlativforni. 

h-ohen  h'ilm  .\p:  hier  oben  Ar;  BO.:  OßHe.;  G; 
auch     l)ei    Man.    —    Verkürzt    aus    hk-oben.    vgl.   hi-ijbma, 

h-ui'.'ii   und   ubil.   .biibi'ii'. 


51 


Ab,  ob,  ib,  ob,  iib 


di-  di-obr  Z,  <ljoln  GoKb.,  dube"  Ap;  Bs;  B;  ÜR; 
Uw,  döhe  U,  -»-  Aa;  Z:  droben,  oben.  ,Das  opfer,  das 
doben  [auf  dem  genannten  Altare]  ist.'  1.5.31,  Matth. 
23,  18;  ,da  oben'.  1.548  [.darauf'  in  späteren  Ausgg.]. 
ZwiNGLi  verweist  mit  .doben'  auf  frühere  Schriftstellen. 
,Im  himel  doben.'  1550,  Eüef.  Bildl.:  d.  si  1.  erzogen, 
eigentlich  nur:  erwachsen  sein  Z.  2.  die  Oberhand 
haben,  mächtig  sein  B.  3.  aufgebracht  sein.  Spreng; 
vgl.  oben  use.     Es  d.  ha,   sich  viel  einbilden  Uw;  U. 

Wie  d'undcn,  di-unden  u.  a.  mit  Verkürzung  von  da  ge- 
bildet, währeüd  andere  Zss.  der  volleren,  älteren  Form  des 
Adv.  (ahd.  dar-,  mundartl.  dr-)  treu  bleiben.  Die  Form  di- 
hat  mehr  siunlich-deiktische  Kraft  als  die  sjanz  synkop.  (d-). 
—    Syu.   dobnen,   üherohen. 

dcrf-:  oben  darauf  AAEhr.      -   Für  druff'-. 

obenächtig:  obenerwähnt.  .Obnochtig.'  1474.  - 
Ahd.  ohenaJiti;/.  Ci-R.Gr.  2,  285.  -(ichtiij  =  -acht,  Ableit- 
ungssilbe. 

obene"  ohriie,  obaiia  FO. ;  W,  ohne  BO. ;  Gr  vor- 
herrschend; P;  T;  W,  obme  GflObS.  u,  Val.,  obmana 
WL.:  1.  oben,  droben  Geb.  Einem  o.  ligg^i,  vor- 
schweben als  böse  .Ahnung  (aufliegen  wie  eine  Last) 
W.  .Obnan  an  dem  swibbogen.'  L  1337.  ,Stosst  obnen 
an  dz  fürhoupt.'  Senn,  Kirch.  .Obnen  zue.'  1558, 
Obervatz.  —  2.  hinauf  T. 

Mhd.  vhenen,  obnen.  Wie  obt",  ahd.  obana,  vermittelst 
der  Endung  aiia  von  ob,  so  ist  das  vorliegende  Adv.  noch- 
mals mit  der  nämlichen  Endung  von  oben  weitergebildet,  ahd. 
[oban-ana]  obenan.  Ja  die  genannte  Bildung  arbeitet  sich 
trotz  aller  verkürzenden  Tendenz  der  Yolksspr.  zum  dritten 
Male  aus  dem  Schutte  hervor  in  der  Form  obmimn,  d.  i. 
obmf>nrn.  Der  Lippenbuchst,  m  durch  Angleichung  an  das 
vorausgehende  /;.  Die  Bed.  dieser  Bildung,  eig.  .von  oben', 
ist  zu  derjenigen  eines  blossen  Syu.  zu  oben  herabgesunken 
und  bei  den  deutsch  wie  ital.  redenden  Gurincrn  sind  die 
Ortsbegriffe  ,\vo'  und  , wohin'  verschmolzen. 

hie-  hi-,  hej-,  h'j-,  jeh-,  n7/-i=  obigem /i-o&ejiGnD.u.Pr. 

d-  döbne.  döbma  Gh,  doiiima  Ai',  döiiinc  Gh:  droben, 
oben. 

Vgl.  dioben.  In  domnr  ist  b  Wegen  des  folgenden  ii  eben- 
falls zum  Nasal  geworden,  ebenso  in  domma,  wo  es  dafür 
den  dentalen  Nasal  in  sein  Organ  (Labialrcilie)  herüber- 
gezogen hat. 

obenende.  .Von  obnende  der  liergen'.  von  den 
B.  herunter.  Vad. 

Ein  sehr  altertüiuliches  W.,  ahd.  obunenti,  Gipfel,  eine 
participiale  Bildung  von  einem  Vb.  obmien,   ohanön,  oben  sein. 

Über  1.  Adj.  a)  räumlicli.  Die  ,obere'  Gefangen- 
schaft in  B,  für  24stündigen  Arrest;  s.  Trülle.  Ds 
Obere  g'winne,  die  Oberhand  gewinnen,  obenauf  kom- 
men B.  Ä  d.i  ober  (ht,  bergan;  avi  obren  Ort,  hoch 
oben  auf  dem  Berg  BO.  De'  ist  vom  obere  Lridli  ahe, 
vornehm  L.  Im  obere  Stübli,  im  Kopf  Bs.  Wenn  man 
im  Wirtshaus  einen  halben  Schopiien  bestellt,  sagt 
der  Wirt  etwa  scherzhaft:  mues-  (''•  niul  öppe  der  ober 
halb  briiu/e?  Ich  (jü  [gehe]  a"  obere  [Stafcl]  und  bi 
z'nidcre  [JVidere  auch  Ortsn.y  id>er  Xnclit,  scherzt  der 
seine  Lagerstätte  aufsuchende  Gl  Älpler.  S.  auch 
z'nnder-obcn.  —  b)  bildl.  ,Dem  Geistlichen  als  dem 
oberen  haujrt',  Oberliaupt.  Cysat.  En  obre  Man,  ein 
Vornelimer  P.  —  2.  Subst.  m.  a)  im  deutsehen 
Kartenspiel  die  Figur  zwischen  dem  Unter  und 
dem  Kiinig.  entsprecliond  der  Dame  im  französischen. 
Chiin;/  und  Ober  ellei  füercd  nie  kei  Jmnpfer  hei. 
Sui.r..  —  b)  Laub-ober,  der  Laubsack,  mit  dem  man 
sich    zudeckt,   im  Ggs.  zu  Laub-under,   auf  dem  man 


liegt  Ap.  —  c)  Zunft  Vorsteher  ScnSt.  —  d)  Obst- 
most AaL.  u.  Ku.  —  3.  Adv.:  oben.  ,Ober  abhin 
benglen',  oben  herab  werfen.  Zwingli.  R  tritt  auch 
sonst  zuweilen  im  Auslaut  statt  n  ein.  —  4.  Präp. : 
oberhalb  W.  —  2,  a.  b.  mit  substant.,  c.  d.  mit  adj.  Flexion, 
Oberrieder:  eine  Art  Äpfel,  Glanz-Keinetten  Z1,S. 
—  Von  der  dortigen  Gemeinde  Oberrieden.  Dafür  Zr.S. 
./«  nijrferenöjifd . 

Oberst   obrUl,   olerUt   SCH;    Z,    oberii  S,   öbeistBs;    BM. ; 

ZWint. :  Superl.  zu  ober  (oben).  1.  adj.  und  adv. 
,Gebrantwin  das  ist  ein  oberste  [besonders  kräftige] 
artznie.'  LHdschr.  XV.  Beim  Todesfall  eines  Hörigen 
soll  man  .einem  Weibel  gehen  das  oberst  [Wertvollste] : 
von  einem  Mann  die  gertel  und  mässer,  schuoch  und 
Hosen  und  den  bruochgürtel,  von  einer  frouwen  gürtel 
und  die  schuoch.'  1403,  Wigoltingen,  , Oberster  Knecht' 
hiess  in  Bs  und  Z  bis  ins  XVII,  der  Grossweibel  des 
Rates.  Der  Pfarrer  am  Grossmünster  in  Z  und  auch 
an'der  Hauptkirche  anderer  Städte  hiess  Ohrist-pfarrer. 
,Hat  sein  Sitz  im  Rath  am  obersten  ort  neben  den 
Schultheissen.'  Cysat.  ,Der  oberste  Tag',  der  Drei- 
königstag. vMoos.  Wenn  e  Hus  sechs  Stoclcwerch  hoch 
ist,  so  ist  's  oberst  lär,  von  hochgewachsenen  Leuten 
ScH.  ,Sich  zum  obersten  [aufs  Höch.ste]  beschwären.' 
Vad.  ,Uf  das  oberst  gebeten',  dringend  ersucht.  Kessl. 
.Zum  höchsten,  oberisten  und  trungenlichlsten  ver- 
manen.'  1531,  Absch.  Z'öberst  sl,  höchst  aufgebracht. 
Spreng.  Eine  z'öberst  ue  tue,  über  Gebühr  rühmen 
(in  alle  Himmel  erheben)  Aa.  2!'o.  obe,  zu  über.st.  — 
2.  subst.  m.:  Ohrist  —  PI.  Ohriste,  Oher.it:  militärischer 
Grad;  früher  C'ommandant  eines  Biitaillons,  jetzt  einer 
Brigade  oder  Division,  Offizier  des  Generalstabs.  Auch 
Geschlechtsn. 

,Der  Oberiste.'  1091.  Kliugl.  In  nberijont  einer  GHdschr. 
muss  sich  <j  aus  dem  i  entwickelt,  die  neue  Form  dann  mit 
oberost  combiuiert  haben. 

nach-  nii-aberii:  der  zweitoberste  ZWint. 

er-oberen  1.  mit  persönl.  Obj.  a)  überwinden, 
einen  Feind  im  Kriege  besiegen.  Kessl.  —  b)  über- 
weisen, nachweisen,  dass  Einer  wegen  Zahlungs- 
unfähigkeit verhaftet  werden  dürfe,  .Welcher  sich 
beklagnen  lasset  unib  lidlon  und  von  dem  kleger  mit 
recht  darumb  erobert  wirf.'  1500,  Hof  Kriess.  .Wenn 
einer  von  schulden  wegen,  so  wit  dass  er  fähig  [fürs 
Gefängniss  reif]  worden,  erobert  (syge),  dass  dann  ain 
vogt  denselbigen  in  sinen  kosten  fahen  solle.'  1.525, 
Absch.  —  2.  mit  S?chobj.  a)  gewinnen.  Einen 
Handel  e.:  einen  rechtlichen  Anspi-uch  durchsetzen. 
.Soll  ein  Herr  die  zuosprüch  [Ansprüche]  zuo  im  [dem 
Untertanen]  mit  recht  [durch  Prozess]  von  im  bc- 
ziechen  und  e.'  1525,  Absch.  ,So  appellant  den  handel 
nit  e.,  sondren  abermahlen  darnider  ligen  würde.'  1608, 
BsRi].  ,Die  Schlacht  e.',  gewinnen.  Tschudi;  Cvsat; 
Ansh.  Fast  gleiclibed.  und  noch  häufiger  ,die  not  e.', 
die  Kampfesnot  überwinden  und  den  Sieg  erkämpfen. 
Im  XVI.  verlangte  die  Kriegsordnung  von  den  Soldaten 
den  Schwur,  ,nit  ze  blünderen,  bis  das  feld  wird  be- 
hept  und  die  not  erobert  sei.'  Die  Bed.  lebt  noch 
fort  Aa;  B;  Gl;  L;  S;  Z,  aber  nur  von  kleineren 
Objekten,  zuw.  scherzhaft.  —  b)  erübrigen  L  (wie 
schon  mhd.). 

erobrigen:  erobern.   1531,  Strickl. 

Oberkeit:  Obrigkeit  1.  oberste  Staatsbehörde. 
Regierung.     Wenn  d'O.  de  Fuess  a"stösst,   se  mues 


Ab,  cb,  ib,  ob.  ul) 


54 


>•  Vukli.  hinke.  Sui.c;.  Si  rertiie  wie-n-en  U.,  sich  breit 
uiachi'ii,  spreizen,  ebd.  En  Buch  ivie  eu  0.,  vull  Th. 
Da  chiitit  l'ci  ().  me  ilrüs  (von  einer  verwickelten 
Suche).  Scherzhaft:  die  Hausfrau.  —  2.  das  einer 
Obrij^keit  (Herrschaft)  unterworfene  Gebiet.  1523/25, 
Abscli.  und  sonst  im  XVI.  Vgl.  .Gerechtigkeit,  Frei- 
heit' im  ä.  Nhd.  und  z.  T.  noch  jetzt. 

Beruht  wie  die  nhd.  Form  auf  Ober-iji-lieit ;  vgl.  Jnnhr 
:ius  Jung-herr.      So  auch  oberkeitUch. 

ob  Conj.  I.  der  Frage  und  der  Bedingung.  »/. 
B;  Z,  66  Aä;  B;  GA.;  S;  Z,  Öp  A.iFri.,  ab  ^b  B;  Gr. 
eb  i'h  Aa;  Bs;  Gl;  8;  Uw;  Z:  1.  ob,  vor  Fragesätzen. 
.Da  wirf  er  [Gott]  fragen,  ob  man  sie  [die  guten  Werke] 
hab  getan.'  M.iN.  In  einer  Doppelfrage :  ,Da  nimt  man 
sich  niemants  an  uf  erden,  gott  geh  ob  d'lüt  siech 
oder  gsund  werden.'  ebd.  Daraus  mit  Entstellung 
dieser  Formel:  ,Das  Meitschi  [Mädchen]  muss  mit, 
üb  wie  es  sich  sträubt',  wie  sehr  auch  (für  [Gott] 
gebe  wie)  B.  Ebenso  durch  Vermengung  zweier  Con- 
structionen:  .Meint  jr,  ob  er  [ein  lebendiger  Drache] 
ouch  leymi  [aus  Lehin  gemacht]  sy?'  1535,  Birk.  ^Nikl 
eb-me"  will',  unwillkürlich,  unfreiwillig,  unwidersteh- 
lich, nolens  volens.  Stutz.  Zuweilen  ohne  folgenden 
Fragesatz,  der  also  in  Gedanken  ergänzt  wird,  als  Aus- 
druck des  Zweifels.  So  GrPt.  Es  wird  icelle"  ob...,  es 
ist  die  Frage,  ob...  Z  oGlatt.  —  2.  wenn,  wie  ahd. 
und  mhd.  ,Es  wirf,  eb  Gott  will,  noch  alles  gut.' 
Man.  ,A1s  eb.'  ebd.  .As  üb.'  1344,  Wittn.  Hofr.,  wie 
wenn,  als  ob.  Auch  ob  allein  für  als  ob,  wie  mhd.; 
Com.Beati;  1691,  Klingl.  ,Mache  dir  nicht  Gedanken, 
ob  hätte  Paulus  sich  missredt.'  1695,  Schobinger. 
,Thätend  derglychen  ob  — '  1569,  LLav.  So  noch  U: 
.hilf  denn it  eb's  heftisch  g'stole.'  Älplerlied.  Vgl.  wenn 
für  wie  icenn. 

Mhd.  ob  (öbe,  eb).  Die  Form  üb  ist  nicht  recht  volks- 
tümlich; auch  ä.  Schriften  weisen  schon  die  jetzige  Jlanig- 
faltigkeit  auf;  so   bei   Manuel  ob,   Ob  und  eb. 

11.  temporal,  oh  BÜ.;  Schw;  U;  Z,  ob  Aa;  BM.;  L; 
ScnSt.;  Schw;  Z,  ceb  BsL.;  B,  eb  Aa;  Ap;  Bs;  Gl;  S; 
Z,  eb  GrV.:  bevor,  ehe.  Wer  fmdl,  ob's  rerhren  ist, 
da  stirlit,  ob  er  chrank  wird  L.  ,Swa  der  Wirt  dem 
Gast  Trinken  git,  ob  er  Messer  und  Swert  nit  von 
im  leit.'  1314.  Beitr.  Lauf.  ,Wir  wend  hinwäg.  ob  er 
erwacht.'  Com.  Bkati  durchweg  so.  ,Weret  5  Dag,  ob 
es  ein  End  nam.'  Stockar  1527.  Häufig  im  XVI.  ,Gott 
lässt  den  Sünder  warnen,  ob  er  ihn  gar  verlässt' 
1790,  Nachtlicht.  ,Er  schickt  die  büechll  in  fremde 
land.  ob  min  herren  die  besichtiget  haben.'  1528, 
Strickl.  Ab  bei  Meyer,  Wint.  Chron.  (neben  eb)  und 
Roi'iiH.,  eidg.  Lied.  190.  ,Eb  er  sie  mochte  recht  ver- 
schümen,  hulf  man  ihm  schon  die  Kuchi  rümen.'  1499, 
Dorn.  Lied  nach  RoenH.  ,Eb  ich  wett  pfaff  werden, 
ich  weit  ee  ein  henker  werden.'  1572.  Platt.  Er- 
weitert .for  und  eb.'  Meyer.  Wint.  Chron.  (vgl.  oben 
,e  und  bevor').  , Vorhin  eb  der  siech  gestarbe.'  1106. 
BsKi|.  .Forden!  eb  wier  giengent.'  1519,  Stultz.  Mit 
nachfolgendem  dass:  .Wer  den  Schilling  nit  wl'rte  dem 
nieyger,  eb  dz  er  gen  küngsveld  keme.'  1351,  AAWst. 
und  nicht  selten  im  XVI.  und  noch  heute  in  Gr.  wo 
ebes  d.  i.  ,eb  als'  nebenher  geht.  Berührung  mit  dem 
Begriff  bis:  .Verzicht  sich  wol  3  Wuchen,  ob  das 
Schiff  geladen  und  entladen  wird.'  1519,  Sto<^kar. 

Üb  ist  eigentlich  nur  die  das  Aliv.  e  begleitende  Conj., 
eb  (seit  dem  XVI.  verkürzt  zu  ib)  die  Zsziehung  von  ob  mit  c, 
für    di'ssen   .Agghitinationskraft    aui-li   dii'    Koruii'n    rilrn,    ^b^^'^ 


zeugen.  Ab  (^h)  entspricht  am  geradesten  dem  ahd.  ibu, 
engl,  if,  könnte  aber  auch  als  blosse  Spielart  zu  S^6  ver- 
standen werden;  s.  auch  ob,  wenn  es  nicht  vielmehr  auf 
ahd.  ii6i  beruht.  Die  sowohl  für  I  als  für  II  immerhin  nur 
sporadisch  und  seltener  verwendeten  NbfF.  grti,  hd>,  neb  sind 
spätere  Misshildungen.  Die  Verbindung  von  ,dass'  mit  eb 
(welche  ebenfalls  wie  das  einfache  eb  auf  die  Fragesätze  hin- 
übergetragen wurde.  Wiesental)  ist  ein  in  der  Volksspr.  be- 
liebter Pleonasmus. 

Obäsle  f.:  -Ameise  ZSth.  —  Eigentlich  Obeissle; 
s.  u.  Ame.ie. 

Obe,  öbelen,  öbendlen.  Obig  usw.  s.  Äben. 
Obentrie  s.  Arentür. 

Oberscb  n.  abi^ri:  Wirtshaus  W. 

Das  frz.  auberge,  aus  dem  untern  Kantonsteile  entlehnt 
unter  Umwandlung  des  Geschlechtes  durch  die  Erinnerung 
an  das  einheimische  Vf. 

Übersehe,    Obersch   f.   öbe^rB(e):   glatter   Pfirsich. 

Aus  frz.  <ud)erge,  Herzpfirsich. 

Oberste  f :  Abwerg,  geringeres  Werg  Schw  (Ochsn.). 

Oberte  <ibij-ie  Aa;  Bs;  S  nJura,  Obete  GRh.  —  f.: 
Dachraum  in  der  Scheune  Bs;  GrHc.;  GWe.; 
ScH;  S  nJura,  entweder  nur  die  Abteilung  unmittelbar 
über  der  Tenne  neben  der  oder  zwischen  den  Heu- 
bühnen AAFri.;  Ap,  oder  über  die  ganze  Scheune  hin- 
laufend, oft  ohne  Bretterboden,  bestimmt  zur  Auf- 
bewahrung der  Garben,  die  etwa  auch  gleich  dort 
gedroschen  werden  ÄAFri.,  und  des  Strohs,  auch  (AaZu., 
„Schenkenberg-)  des  Heues.  Aus  dem  untern  Baum 
der  Scheune,  dem  Tenn  schlechthin,  kann  man  auf 
der  Oberte-Leitere  durch  das  O.-Loch  die  Garben  in 
den  obern  hinauftragen,  oder  sie  werden  durch  dasselbe 
am  O.-Seil  hinaufgezugen  vermittelst  einer  Winde 
(Haspel  mit  Rad,  O.-BcdJi). 

Wie  die  Syn.  bair.  die  Obern,  schwäb.  der  Oberling,  bre- 
genz.  Oberet  von  ober  abgeleitet,  eine  ahd.  Form  ubarOti  voi'aus- 
setzend,    —   Syu.   Briuji,   Heustal.   Hoberi. 

obig  ScHwW.,  obige  Gr:  oben.  —  Adv.  mit  ailj. 
Endung  gebildet  wie  usig  u.  a. 

Obis:  eine  Art  Korb  ZSchwerzenbach. 

Viell.  nur  iudividuelle  Verkürzung  von  Ohii-Climite;  Obit 
nach   Analogie  von  Imbis  gebildet. 

under-obis  s.  oben. 

Oblate  ablade  Z,  f.:  ungesäuertes  Backwerk  in  Form 
von  dünnen  Scheiben.  1.  Das  zu  Hostien  besfinunte 
Backwerk.  .Oblaten'  mit  Bildern  sollen  nach  GMev. 
vKn.  i.  J.  1563  in  Z  untersagt  worden  sein.  Noch 
jetzt  Oblüde,  doch  allgemeiner  XaclilindlhrOd  Z. 
2.  Sprödes  Gebäck,  braun  gebacken.  Nach  dem 
obgen.  Gewährsmann  gestattet  ein  ZMandat  von  1050 
bei  Hochzeiten  zum  Abendessen  eine  Schüssel  .Ob- 
laten' und  findet  sich  im  Nachlasse  von  Josi.  Simmler 
i.  J.  1576  ein  .Oblateniseii'.  3.  Briefzeltclieiv. 
frz.  oublie.  Z. 

Aus  lat.  uhlaia  mit  Krgänzung  von  7iu»(io  oder  der  zum 
Singular  umgeprägte  l'l.  von  obhiUim.  .Oblatac  in  G.  Jahrzeitbb. 
Zu  '2  vgl.  Ekkehard's  lienedictitMu's:  luis  deus  oblatas  faeiat 
dnlcediue  gratas.      Vgl.    Djlnlr. 

ÖLli   s.    EhU. 

Obligo  f.  Aa. 

oblisdl)^:  .Vusdruck  des  Dankes  für  eine  empfangene 
Verbindlichkeit,  in  gebildeten  Kreisen  Z,  veralt.  ,0b- 
lischee,   me  de  Schuelmeixter  mit.'    Öti'tz.         Das  frz. 

Ije    VOHH    Huiti}    oblitje. 


55 


All.  eil.  il).  oll.  iili 


56 


obiiieii.    obneii;    ubneiicU'    s.  abcneii :   oheiiende. 

Obrecllt:  männl.  Taufn.  Basel  14.  Jhdt.  119  und 
noch  in  S. 

Ahil.  ()dhm:lit,  And<iht:r<hi  und  liereits  oliiie  ä  Olurl,  cig. 
(ifi-  clurcili  Rfichtiim,  alul.   "li,   lllänzeiule. 

Obriffkeit  s.  Oherkeil. 

Obvcntur  s.  Areiitiir. 

nb!  ubub!  Waniungsrufaufder  Sehlittbalm  BTb. 

ii  b  .s.  0?)  Conj. 

übel  1.  Adj.  a)  von  leibliclieni  Beliiiden,  unwubl. 
krank,  scliwach.  Ü.  Verden,  unper.s.  mit  Dat.:  ohn- 
mächtig werden,  syn.  ve;  Brechreiz  empfinden,  syn. 
schlecht.  Ü.  machen,  Brechreiz  verursachen  Aa;  Z. 
Übel  a",  lim"  si,  nicht  gesund  sein  Z.  En  iible  Giduj 
ha",  eupbemist.  für  hinken.  Ü.  sl",  in  einem  Kleid, 
Schuhen,  unbehaglich,  unbequem  B.  —  b)  von  öko- 
nomischer und  son.stiger  Lebenslage.  Ü.  tue  1)  mit 
Schwierigkeiten  zu  kämpfen  haben,  mühselig  leben 
(xaxMS  itpäxxeiv)  Ap.  2)  sich  kläglich  goberden,  jam- 
mern ZK.  Ü.  0",  ü.  drä"  sl  Aa;  Z,  ü.  am  Brett  si. 
SüLG.,  in  schlimmer  Lage  sein.  -  c)  von  ungünstiger 
Gesinnung:  „aufgebracht,  unwillig  BSi."  Him  ü.  n" 
Sl",  nicht  gewogen,  feindlich  gesinnt  Z.  Kim  Opjiis  in 
Ü.  ne",  auf  die  üble  Seite,  übel  nehmen  Bs.  ,Nitt 
verargen  noch  verübelhan'  [für  übel  haben],  verübeln, 
mis.sdeuten.  Kessl.  Ü.  ha,  übel  aufnehmen  Aa.  Ü.  gä. 
a"gä,  übel  aufgenommen  werden  Aa.  ,Dz  ward  dem 
keiser  von  etlichen  kunt  getan,  die  ü.  an  der  sach 
[der  Verbindung  zw.  Constanz  und  den  Eidgenossen] 
warend.'  Edlib.  24.5,  die  Sache  missbilligten,  eig.  sich 
dabei  nicht  gut  befanden?  ,Als  H.  K.  arme  Leute 
ü.  hatte  vor  unserm  Gerichte  mit  Worten  und  mit 
Werken',  soll  er  nicht  mehr  als  Fürsprecher  auf- 
treten dürfen.  1336,  Beitr.  Lauf.  —  d)  schlecht, 
's  ist  en  üble  Schütz,  vo  e'früeli  abdruckt  Scii.  "11  o/(/ 
'dienet,  übel  bilöhnt  ebd.  Göt's  dem  Eine  iL,  so  göd's 
dem  Andere  ^t'oI.  Us  ii.  ärger  mache,  ein  Übel  ver- 
.schlinnnern.  SuLO.  En  iibli  Gattig  mache,  sich  übel 
ausnehmen  Aa;  Bs.  ,Das  übel-halten',  übles  Verhalten, 
schlechte  Aufführung.  1()6.5,  JMüll.  Ü.  leben,  in  Zwie- 
tracht, Zank  B.  ,Ü.  geapelliert  und  vom  kleinen 
Hat  [der  ersten  Listanz]  wol  gesprochen.'  L550,  Wint, 
Chron.,  ohne  Grund.  Und  so  als  Gerichtsformel  noch 
1827.  Ü.  messen,  nicht  voll  Ndw.  ,llir  von  eim  kind 
bar  [a  puero]  wider  [zuwider]  gesin  ist,  wo  man  un- 
serem vatterland  ü.  geredet  hatt-,  Übles  nachgesagt. 
ZwiNGLi.  ,Ü.  eins,  uneinig,  male  concordes.'  Mal.  — 
2.  Adv.  in  eigener  Bed.  Die  Bed.  ,arg'  geht  in  die 
abstr.  von  sehr  über.  ,Sy  haftend  ü.  an  im  verloren.' 
1.584,  LLav.  Ü.  (/schlage,  schwer  geplagt.  Etwas 
ii.  mangle,  ü.  nötig  ha,  schwer  entbehren,  sehr  nötig 
haben  B;  „Gr;"  Vw;  „Zg;  Z.*-  Auch  in  ,ü.  blange', 
ungeduldig  erwarten.  I(j51,  Schimpfr.,  ,ü.  frieren.'  ebd., 
,ü.  fürchten'.  Sulg.;  1ö50  Z,  ü.  grüse"  B  mag  die 
eigentliche  Bed.  noch  mitwirken,  aber  nicht  mehr  in: 
ü.  rennen  B.  Nit  ü.  =  nicht  wenig,  tüchtig,  heftig, 
z.  B.  schlagen,  regnen  Aa;  Bs.  -  3.  Subst,  Krank- 
heit', bes.  eine  halb  versteckte,  ein  andauerndes  oder 
periodisch  eintretendes  Gebrechen  und  speziell  Epi- 
lepsie, Fallsucht,  en  U.  an-em  ha  Scu;  Z.  ,l)as  gross  Ü". 
wird  neben  Uitt  und  Veitstanz  in  einer  Verwünschung 
genannt.  Com.  Bkati.  Wo-n-i''^''s  Ü.  idicrchü  ha,  iciU 
r''  nid  ane,  sagte  die  Kreissende,  als  man  sie  zu 
Bette  bringen  wollte.  Si'i.g.  —  Vgl.  bös. 


(iehör-  m.  l'l.  -idile  (bei  Gotth.  -idiel):  schwer- 
höriger Mensch  B;  Simw;  S  k/ör-;  Zg:  ZKn.  —  Im- 
perativbildung.    Syn.  idielhiirig. 

Hu  er-,  Hueren-:  die  krankhafte  geschlechtliche 
Begierde.  ,Das  H.  haben,  in  amoris  rota  versari-,  von 
der  Liebe  geplagt  werden.  Mai..  ,\Vo  yemants  das  li. 
bette  und  gar  daran  unbesinnt  worden.-    I.")ii3.  Tierb. 

Vgl.  Narrenseil. 

katz-:  Ver.stärkung  von  ii.  1,  u.  —  Etwa  aus  kot:-, 
.zum  Erbrechen'?     Vgl.  Katzenjanmier. 

bluet(s)-:  Verstärkung  von  ü.  2  BR. ;  Soii. 

stock-  Ap,  stein  stock-  Uw,  stein-  ü>v;  Z. 
steinerden-  Z,  sterbes-  S;  üw  .ft-^rbis;  Z:  Ver- 
stärkung von  ii.  1,  a. 

üblen:  1.  frans.,  übel  nehmen,  verübeln.  L 
1385.  --  2.  intr.  (h.)  übler  werden  Bs.  ,Het's  an  eim 
Ort  g'guetet,  se  het's  am  en  andere  g'iddet.'  Breitenst. 
—  8.  refl.  pers.  und  unpers.  sich  verschlimmern, 
von  Krankheiten  Aa;  Bs;  Scn;  Z  und  schon  1.52(1 

üblich,  üblig:=HW  Vw;  Zg.  Er  ist  kein  iibli ger 
Chnecht.  .Wer  wirfet  Übelich  zuo  dem  andern  und 
nit  triftet,  der  sol  verbessern  ein  toten  man',  in  böser 
Absicht.  1404,  BsRq.  Bes.  im  Comp,  und  Sup.,  deren 
Formen  auch  als  Steigerungsgrade  zu  übel  Adv.  benutzt 
werden  SchwE.;  Z. 

„ver-üblichen:  verschlimmern  L." 

nber  i^a  veraltet;  BD.,  Emm. ;  Gk;  P;  T;  Uw;  W, 
sonst  über,  selten  ubert  Uw.  überl  aScnw:  I.  Präp., 
mit  Dat.  und  mit  Acc.  1.  in  vertikaler  Richtung, 
a)  rein  räumlich,  meist  mit  Acc.  von  Bewegung  über 
Etwas  hin,  da  für  die  ruhige  Lage  in  der  Höhe  ob 
oder  iif  mit  Dat.  üblich  sind.  Doch  gibt  es  einige 
Fälle,  wo  der  Casus  fraglich  ist:  über  Tisch  =  d) 
dem  T.  i.  B.  verzele,  am  Wirtstisch  erzählen  GW., 
bete,  das  Tischgebet  verrichten,  wonach  dann  auch: 
ii.  Marge,  ü.  Nacht  bete,  das  Morgen-,  Nachtgebet 
verrichten,  gesagt  wird  ZZoll.  ,Die  spys  ü.  tisch 
tragen',  auftragen.  Mal.  ,  Ü.  Hals  ü.  Chopf,  eilig 
und  eifrig.  Gotth.  U.  Haupt  inhin,  ii.  Aug.  obenhin, 
nach  ungefährer  Gesammtschätzung.  bei  Käufen ;  nur 
nach  dem  Augenmass,  nicht  nach  dem  (gewicht;  ü.  Hutz, 
nach  der  Hand  (s.  Hutz,  Griff).  ,Es  geht  mit  ihm  ü. 
Ort',  zu  Ende.  Gotth.  In  über-arm-s,  mit  verschlun- 
genen (über  einander  gelegten)  Annen,  SB.  ist  -s  nur 
die  adv.  Endung  des  Ganzen.  Fraglich  ist  der  Casus 
auch  in:  er  hat  kei  Lib,  nuiiimu  [nur]  Hut  über  Bei 
W,  von  einem  ganz  abgemagerten  Menschen.  Dagegen: 
Eim  Eis  ü.  de  Cltopf  iß",  eineu  Schlag  auf  den  Kopf 
versetzen.  .Schmach  ü.  den  Hals  gezogen',  auf  den 
H..  zugezogen.  IG61J.  JHott.  U.  d'Hand  v'schenke, 
mit  der  Aussenfläche  der  Hand  gegen  das  Glas  ge- 
kehrt; so  schenkte  man  sonst  nur  dem  Henker  (Z) 
oder  (nach  Bühler)  der  Henker  dem  ArmeiLsünder  ein. 
Es  ist-em  ü.  d'Hand,  es  geht  über  sein  Vermögen  L ; 
vgl.  wider  d'H.,  unbequem,  und  über  2,  c,  auch:  ü. 
Einen  sin,  über  eines  Competenz  hinausgehen.  S,  1490. 
U.  Alter  gän,  an  den  Altar  treten,  vom  Priester.  Edlib. 
,Wer  den  andern  ertödt,  der  soll  ü.  den  toten  gan-. 
an  die  Leiche  heran  treten,  zu  der  sog.  Bahrprobe. 
1342,  ScHwLaudb.  Osenbr.  Stud.  327.  Einen  ü.  de 
Tiilpcl  füere  Sulg.  i.st  unrichtige  .Vufliisung  und  Aus- 
deutung des  schriftd.  .übertölpeln',  wahrscheinlich  mit 
Anlehnung  an  idierhöl zlen  (s.  d.).  S.  noch  ü.-sich. 
Mehr   auf  vertikale   Anhäufung   als    auf   horizontale 


;>7 


Ab,  eb,  ib. 


IIb 


58 


Fortsetzung  deuten  ilio  niuniliehzeitlichen  Ausdriieke: 
.Einen  Boten  ü.  den  anderen  schicken.'  Imiliu.  is 
chiDutt  [kommt]  eis  ü.  n'ander,  Eines  dränjft  das  An- 
dere Aa.  Ü.  Alles  abe,  nach  Allem  (z.  B.  Gegessenen 
oder  Getrunkenen).  D'rüher  übe,  eigtl.  lokal,  dann 
auch  zeitlich:  luichher,  darauf  Bs;  Z,  z.B.  nach  einer 
bittern  Medizin  etwas  Süsses,  über  das,  darauf  hin 
Seil.  Eillisch  ü.  aiiderisch,  ein  Mal  übers  andere  B. 
,Ü.  eiiaiidere,  cuntinuo,  successive.'  Id.  B.  —  b)  räum- 
lich mit  dem  Nobenbegritt'  des  Gebrauches,  der  von 
einem  Gegenstand  genuicht,  der  Gewalt,  die  gegen 
eine  Person  ausgeübt  wird,  oder  übh.  des  Verfahrens 
mit  Jemand  oder  Etwas  —  Alles  gleichsam  von  er- 
höhter Stellung  aus.  Übergang  in  die  causale  Bed. 
.U.  Etwas  gehn  oder  kommen.'  ,Das  Vieh  muss  ü.  den 
brunnen  zur  tränki  gan.'  Meyer,  Wint.  Chr.  \s  Chiiid 
iiiiies  ü.  de  Hufe  (gn),  die  Notdurft  verrichten  Ar. 
Ü.  de  Cha^ste  ijü,  den  Kasten  öffnen,  um  Etwas  heraus- 
zunehmen Z.  De  ScMüasel  ü.  's  Biod,  zum  Brotkasten. 
Daher  dann  auch:  drüber  gö,  naschen  BsL.  (anderswo 
auch  obsc).  Über  öppis  g'luste  Z.  ,Gitig  ü.',  gierig 
nach.  Vau.  Ü.  üppis  cho  1)  Etwas  entdecken  B;  S, 
Etwas  begreifen  =  drfis  cho  B;  Uw.  2)  auf  Etwas 
zu  sprechen  kommen.  .Stutz.  Ü.  Jem.  iiit  cho,  nicht 
klug  aus  ihm  werden  Uw.  Eim  drüber  cho,  Jem.  auf 
Etwas  ertappen  BsL.  Ü.  NM  cho,  sein  Vermögen 
verlieren,  also  gleichsam  Herr  von  Nichts  werden  Aa  ; 
B;  FMu.  ,Nit  lang,  so  wär-i  ü.  N.'  GJKrnx  l«0tj; 
dafür  1819  ,uf  der  Gass.'  Vgl.  überkommen.  Ü.  's 
Bittet  gö,  zu  Ader  lassen  Ai'.  ,Er  gieng  all  tag  über 
das  glas-  [es  zu  besehen  oder  zu  gebrauchen].  Ziely 
1521.  ,U.  das  recht  gou,  jus  consulere,  Kat  suechen.' 
Fris.  Gän  ü.  Einen  kann  aber  auch  rechtlichen  An- 
spruch an  — ,  feindlichen  Angrift'  auf  Jem.  bedeuten. 
Es  geit  ü.  in,  er  muss  die  (Last  der)  Verantwortung 
tragen  Gr.  Es  geit  ü.  de  Geldseckel  üs,  der  Geldbeutel 
muss  her  halten  B.  ,Es  ist  wäger,  es  gange  ü.  das 
gut  dann  ü.  den  lyb.'  Abseh.  15oU.  Etwas  ü.  einen 
Zügen,  mit  Zeugen  gegen  Jem.  nachweisen,  was  die 
urspr.  Bed.  von  ,überzeugen'  sein  wird.  ,U.  einen 
ziehen'  [mit  Krieg].  Man.  .Niemand  wüst,  ü.  wen  es 
gon  wolt-,  von  einer  Kriegsrüstung.  Bossh.  Wint.  Chr. 
jWann  dann  ein  frömbder  komm  und  sie  [die  ent- 
zweiten Eidgenossen]  antasten  wöU,  standind  beid  über 
ihn  und  zerschlagind  ihn',  fallen  ü.  ihn  her.  1051, 
Schimpfr.  ,Er  [Gott]  liess  sein  Hand  nit  ü.  sie.'  15ol, 
2.  Mos.  '24,  11.  Dagegen  1667:  .legte  s.  H.  nicht  an 
sie.'  ,Gott  wird  sich  nicht  zum  Lügner  machen  ü. 
uns.'  JMüll.  1661.  ,Da  regele  sich  die  ganze  Stadt 
ü.  sie.'  1707,  Ruth  1,  19;  1811:  ,ü.  ihnen';  1860:  ,ge- 
rieth  ihretwegen  in  Bewegung.'  Ü.  das  Wetter  lilten, 
zur  Abwehr  des  drohenden  Gewitters,  wie  man  früher 
auch  ,über'  die  Heuschrecken  .stürmte",  Sturm  läutete. 
BossH.  Wint,  Chr.  Daher  dann  auch:  , beten  ü.  einen', 
aber  nicht  gegen,  sondern  für  ihn.  Absch.  1522.  U.  die 
türi  Welt!  um  Alles  in  der  Welt  willen  B.  —  c)  die 
vertikale  Bewegung  übergetragen  auf  das  Mass  im 
Sinn  von  übersteigen.  U. 's  lliigli,  ü. 's  Bonenlied, 
über  das  Mass  des  Erlaubten  hinaus.  Ü.  d'Haiid, 
über  das  Vermögen  hinaus;  s.  a.  ,Es  ist  nichts  ü.  das, 
wenn  der  tüfel  die  lüt  plaget',  das  ist  die  höchste 
Plage.  LLav.  1569.  Ü.  e  Tüfel  üs  hasse,  mehr  als 
den  Teufel  B.  JVu'  (nichts)  ist  ü.  Eiste!  (Name  eines 
hochgelegenen  Urtes  in  W,  Wortspiel  zwischen  lioher 
Lage  und  holieni  Wert.)     Ahnlich  zweideutig:  es  gäd 


Küd  ü.  g'schid  Lüt  —  u-eder  d'Hüt  Z.  Hecht  tue  ist 
ü.  hübscli  [sein],  hat  mehr  Wert.  Sülg.  (handsome  is 
that  handsome  diEs).  Darüber,  obendrein,  noch 
dazu.  1524,  Striokl.  Ü.  Statt  reifen,  schnell  (schneller 
als  nach  der  Stelle,  Gelegenheit,  zu  erwarten  wäre?) 
SuLii.  U.  d'Zit,  über  die  Zeit  hinaus,  zu  lange.  — 
2.  in  horizontaler  Richtung  a)  rein  räumlich:  über 
Etwas  hinweg,  hinaus;  jenseits.  Vgl.  1,  a.  fjber 
El  (Dat.),  jen.^eits  des  Rheins,  in  Klein-Basel.  Hiiröt 
über  de  Mist,  so  weist,  wer  si  ist,  nimm  deine  Frau 
aus  der  nächsten  Nachbarschaft  (die  Mistliaufen  tren- 
nen die  Bauernhäuser).  —  b)  zeitlich  a)  Zeitfolge: 
nach.  Vgl.  1,  a.  Fälle,  wo  über  einen  zeitlichen 
Zwischenraum  hinweg  auf  einen  Zeitpunkt  gesehen 
wird.  .Die  Hühner  legten  nicht  alle  Tage,  sondern 
ü.  den  andern  Tag',  nur  jeden  zweiten  Tag.  Gotth.: 
so  schon  bei  FPlatt.  .Alle  Sonntage  statt  ü.  den  an- 
dern.' ebd.  ,U.  lang',  nach  Verfluss  einer  längern  Zeit. 
Absch.  1525.  .Vielleicht  nicht  ü.  Langem.'  Gotth. 
U.  's  Jar,  nach  Verfluss  eines  Jahres,  nächstes  Jahr. 
Ü.  's  Mal,  auf  ein  Mal,  tout  d'un  coup;  zumal,  tout 
ä  la  fois  Bs.  ,Ü.  eini  Mal',  einmal,  aliquando.  152.S, 
Absch.  Vgl.  Übertag.  —  ß.  Zeitdauer:  während. 
Ü.  das,  unterdessen  Srn.  (Emmitts)  ü.  Tag,  um  Mittag 
BRi.  ,U.  Nacht  geben',  den  Pferden  das  nötige  Futter 
für  die  Nacht.  Gotth.  U.  's  Neitjar,  während  und  bis 
nach  Neujahr.  Ü.  d' Wienecht.  Ü.  ein  Esse,  währeuil 
des  Essens  (vgl.  über  Tisch  1,  «).  ,U.  jar',  das  Jahr 
über.  1495,  Kessl.  (also  ganz  verschieden  von  über's 
Jar  bei  a).  -  c)  feindlich:  entgegen,  trotz,  zu- 
wider (einer  rechtlichen  Festsetzung),  eigtl.  aber:  mit 
Hinwegsetzung  über  eine  Schranke.  ,U.  g'leit',  ent- 
gegen dem  Versprechen  sicheren  Geleites.  ,Ü.  alle 
pitt',  ungeachtet  alles  Bittens.  ,Über  verbot.'  1524. 
Absch.  ,U.  beschehenes  warnen.'  1650,  Z.  ,Über  und 
wider  dass  — ',  in  Widerspruch  damit  dass  — ,  trotz- 
dem, obgleich.  .Über  sömlichs',  entgegen  solcher  Fest- 
setzung. EüLiB. ;  Fründ.  ,Über  frid.'  Landb.  Gaster. 
,Uber  zusag.'  Vad.  ,Über  alle  not',  ohne.  1521,  Strickl. 
,Swer  da  über  tuet  [dawider  handelt]  der  git  buoze.- 
ZRichtebrf.  Heute  nur  etwa  noch:  ü.  Becht  i-e  L,  und 
viell.  ü.  's  Tüsigs  G'walt,  um  jeden  Preis,  eigtl.  gegen 
des  Teufels  Gewalt  BEmm.  -  11.  Adv.  1.  räumlich: 
a)  oberhalb;  aufwärts.  U.  Indien,  tuen  [setzen], 
d.  i.  über  dem,  das  Feuer,  zum  Kochen  ^ob;  ü.  haben 
auch  =  (Werg)  an  der  Kunkel  haben  B,  und  von  einem 
Pferd  im  Stall:  ein  Bein  über  die  Schranke  gesehlagen 
haben.  Gotth.  Eim  d'Uand  ü.  ha,  ihn  begünstigen, 
beschützen  W.  .Ü.  werden'  1)  einer  Pflicht  überhoben 
werden.  Frünh;  ebenso:  ,vor  synen  ehren  nit  ü.  wer- 
den.' Thun.  Satz.  1539.  ,Der  gegenwer  ehrenhalb  nit 
u.  werden  mögen.'  Sarg.  Landr.  1674.  ,Dass  si  des 
Galgen  u.  wurden  und  man  inen  die  höubter  abschlug.' 
L  1375.  2)  die  Oberhand  gewinnen,  im  Kampf  oder- 
bei  Abstimmung.  Eni.iii.  ?>)  über  den  Kopf  wachsen. 
Ü.  mögen,  die  Mehrheit  <ler  Stimmen  gewinnen  B;  mit 
Dat.  P.  den  von  Jemand  ausgeübten  Zauberbann  bre- 
chen Gr.  Einem  ü.  .•<Ui,  überlegen.  Ü.  und  ü.  1)  kopf- 
über; ü.  Ulla  ü.  gän,  kopfüber  stürzen,  wiederholt  um- 
schlagen; über  und  nliert-si'''  hür:lc  Bs;  Jenuuid  ü.  und 
ü.  .icldäii,  so,  dass  er  wiederholt  umschlägt  (i.k.;  intr. 
von  gänzlichem  Ökonom.  Ruin:  fallit  werden  BR. 
2)  hoher  Grad  einer  Eigenschaft  oder  eines  Zustundes: 
ü.  11.  ü.  roll  L;  ü.  u.  it.  rot,  ganz  von  Schann'öte  über- 
gössen Bs;  .Sie  weinte,  dass  es  sie  ü.  und  ü.  schüttelte'. 


.^0 


Ab,  el).  ib.  ob,  nlt 


60 


krampfhalt.  Gotth.  Under  inid  Ü.,  substautiviseh.  eine 
allitterierenJe  Formel  zur  umfassemlen  Bezeichnung 
des  Lebeiisbedarfes,  zunäch.st  an  Kleidun?  (Unter-  und 
Oberkleid),  dann  auch  vom  Lager  (Unterbett  und  Decke) 
und  allgemeiner  und  unbestimmter  von  Hau.srat  und 
Wohnung.  ,Wie  langest  weret  ihr  Hungers  gestorben, 
oder  nackend  verdorben,  wann  sie  euch  nicht  Nahrung, 
unter  und  ü.  verschaffet  betten.'  Mey.  1694.  ,Er  nahm 
zwei  Kinder  zu  sich  und  gab  ihnen  Under  und  Über.' 
LJri).  ,Die  Oemächer  seiend  mit  allem  Notwendigen, 
mit  Under  und  Über  versorgt.'  SHott.  XlO'i.  .Tach  und 
Gemach,  Unter  und  Über,  (|ua'vis  ad  victum  et  ainictum 
neccessaria.'  ebd.  1707.  .Mit  Kleidern  versehen,  unter 
und  ü.'  1757,  ZGes.  Lhider  und  ü.  Im,  genug  haben 
ZLunn.  —  b)  hinüber  Gii;  P;  u.  gän,  d.  i.  über  den 
Berg  (sonst  allg.  übere,  d.  i.  nber-hiii).  .Überreisende', 
vorüber  Eeisende.  Landb.  ApIR.  1585/18'28.  Häufig 
vor  andern  Ürtsadv.  der  Richtung,  z.  B.  ü.-ahe  udgl. 
i'.imdü.:  quer  über  etwas  hin  Aa,  ringsherum, 
z.  B.  mit  dem  Weidevieh  im  Spätsommer  «.  u.  ü.  faren, 
über  alle  Flurgrenzen  hinweg,  allentlialben  hin  L. 
l'.  und  u..  hie  und  da;  zuweilen  BÜ.,  lt.  St.  2  auch 
allenthalben,  allgemein.  Über  Um,  auslassen  (über- 
springend), vorüber  lassen.  —  c)  jenseits,  gegen- 
über, drüben  Gr;  T.  Da  u.,  drüben  W.  Dert  u., 
dort  drüben  BÜ.  Allgemeiner  anderen  Ortsadv.  der 
Ruhe  vorgesetzt:  ü.-äne,  -ohe,  -vorne,  -hmde,  -unde, 
-inne,  fast  pleonastisch.  ,Eine  Höche  vor  Sempach  ü. 
gelegen.'  Cysat.  ,Gegen  einander  überen',  einander 
gegenüber.  Fris.  .Vor  der  stadt  über,  in  conspectu 
oppidi.'  ebd.  -  2)  Massbestimmung  a)  Überniass. 
.Über  geliebte  fründ  und  brüder!'  Zwixcli.  ,Es  chunnt 
mir  afe  s'ii.',  wird  mir  nachgerade  zu  viel.  Gotth.  — 
b)  Überrest,  Überschuss;  übrig.  ,Ü.  sin.'  Edlib.  ,Ü. 
ha,  übrig  haben.'  Id.  B.  .Ü.  werden,  übrig  bleiben.' 
Mal.  und  schon  in  d.  Offn.  v.  Höngg  1338  (vgl.  erübren). 
,Ü.  bliben.'  Mal.;  JMüll.  1005  und  nocli  b.  Sclg.  ,Ü. 
lassen.'  1707,  Ruth  2,  14;  dafür  1811:  , übrig';  aber 
noch  heute  in  B.  —  3.  Zeitdauer.  Die  Jör  ü., 
während  der  letzten  Jahre  Aa.  Ü.  Uge",  übernacht 
bleiben.  Id.  B. 

Mlul.  ulwr  uiul  ühey,  alid.  uhar,  ubir,  welche  Zweiteiligkeit 
sicli  in  imsurc  MA.  fortgepflanzt  hat.  Zu  der  Form  übert 
vgl.  d'rumhf-t  und  uhtl.  ,L'ius-t,  sons-t,  jetz-t'.  —  Für  die 
Bed.  vgl.  das  vwdte  oh,  ühvv  dessen  Sphäre  ü.  bes.  dadurch 
hinausgeht,  dass  es  auch  horizontale  Richtung  bezeichnet. 
Über  den  Unterschied  zwischen  iiher-sl'^''  und  ob-si''^'  s.  Tobl. 
340.  343*.  P  unterscheidet  uhar  hin-,  uper  [d.  i.  uberher] 
herüber.  Zu  den  Verbindungen  ü.-abhin  usw.,  wo  «.  nur 
eine  Verstärkung  der  schon  in  dein  ,hin'  angedeuteten  Orts- 
veräuderung  ausmacht,  mit  dem  Nebenbegrifl'  der  Versetzung 
über  einen  Zwischenraum  (eine  Mauer,  Wand,  eine  Treppe) 
hinweg,  vgl.  -für  hinter  andern  Ortsadv.  Nach  dieser  Ana- 
logie auch  nominale  Verbindungen  wie  ü.-hcim,  -ruck,  -eggs, 
-ort,  -twcrlf,  -all,  -ein,  -haiijit.  Es  ist  in  romanischer  Nachbar- 
schaft, dass  der  Unterschied  zwischen  Bewegung  (hinüber)  und 
Ruhe  (drüben)  sich  verwischt.  —  Zss.  1.  Verba.  a)  trennbar; 
-litzcn,  -icänuffii,  -st-hiesstiij  nur  teilw.  -kommen.  Sonst  meistens 
über-hin.  —  bj  untrennbar.  In  einzelnen  Fällen  mit  präg- 
nanter Bed.,  z.  B.  Einen  -funn,  die  Augen  -Iriben,  -tragen, 
-hören,  Pleonastisch:  -meuteren.  Im  Übrigen  a.  umstürzende 
oder  wälzendi'  Bewegung:  -bürzlen,  ß.  oberflächliche  Be- 
rührung oder  Betreibung:  -brennen,  y.  Bedeckung  (der  Ober- 
fläche): -blidelen,  8.  ülFertreffcu.  überwältigen,  überwinden: 
-kilte.n;  sich  -han,  -heben,  6.  Überschreiten  einer  Grenze, 
eines  Masses;  Übertreiliung  der  betr.  Tätigkeit:  -fragen;  «ich 
•wiben.      Hiulier    eine  Reihe    von    Verben,    welche    sich    auf 


Beuachteiliguug  des  Naclibius  durch  t'berschreiten  der  Flur- 
grenzen bei  landwirtschaltlichen  Arbeiten  beziehen.  —  '2.  Subst. 
und  Adj.  meistens  mit  der  Bed.  des  Übermasses  oder  Un- 
rechtes, z.  B.  -Rind,  -ginnig.  Zuweilen  nur  Häufung,  Wieder- 
holung, Verdopplung:  -Zinn,  —  Einzelfalle:  -Se-n-er,  -Hüter. 
Berührung  mit  rer-  (nick  -schlafen),  be-  (-kummm),  ml-  («ich 
-han),   vor-  (-Fenster) ,   ober-   (-Hand), 

em-:  hinüber.  Amnber  und  aiiiuherhcr,  li.  und 
wieder  herüber  W. 

nixüev- =  z'tinderoben,  von  unten  nach  oben.  ,Das 
schiff  underüberkeren',  umschlagen  machen.  1563. 
Fisch  II. 

vor-:  gegenüber.  ,E  regione.  grad  vorüber.'  Fris. 
Heute  in  G  und  Z  rnrübere, 

für-:  vorüber,  vorbei,  von  der  Zeit.  1585.  Landb. 
ApIR. 

hin-  kommen,  mit  einem,  über  schwebende  Streit- 
fragen hinweg,'  überein  kommen.     Absch.  1525. 

dar-  drüber  B;  FMu.,  driibert  Uw;  U,  sonst 
dl  über.  Dr.  </«,  Etwas  aufdecken.  .Darübergegangen', 
zu  Grunde  gegangen.  Cysat  (sonst  dräf).  Dr.  clio.  Etwas 
entdecken ;  Einsicht  in  Etwas  bekonmien  FMu. ;  S ;  Uw ; 
auch  dr.  ine  clio,  hinter  ein  Geheimniss  kommen  B. 
.[Die  Diebe]  hend  den  trag  [Kasten]  funden  und  drüber 
brechen',  ihn  aufgebrochen.  1573,  Mey.  Chr.  Dr,  hi,  den 
Gebrauch  einer  Sache  erlauben  B.  Dr.  welle,  etwas 
antasten  wollen  (auch  obsc.)  L.  Er  tceiss  nit  wo  dr. 
und  dra",  wie  anfassen  B.  's  ist-mer  nüd  dr.,  ich  habe 
keine  Lu.st  dazu  Schw;  U  (sonst  drum).  Dr.  l",  im 
(hinein),  obendrein  (über  das  Schuldige,  Geforderte 
oder  Verabredete  liinaus)  Ap;  B;  G;  Z.  Dö-dr.,  dar- 
über Aa.  Dr.-dure  [hindurch]  si,  alles  Mass  über- 
steigen, höchst  ärgerlich  sein. 

des-:  hinüber,  drüben.  Wiltü  den-u.?  willst  du 
von  hier  über  den  Berg?  Er  wont  da  rff.s-i/.,  jenseits 
dieses  Berges  BO.  —  Vgl.  des-ab, 

überen:  aufheben,  in  die  Höhe  heben.  Ebel. 

er-:  erübrigen,  vom  Erlös  eines  Pfandes.  1338, 
Offn.  Höngg.     ,Eruberen.'  1520,  BsRq. 

übere  s.  über-hin. 

uberig  BSi.,  überig,  übrig  allg.  1.  übrig  blei- 
bend oder  geblieben  allg.  ,Der  übei'ig',  der  Überrest. 
Rückstand,  von  noch  nicht  au.sgeglichenen  Differenzen. 
1554,  Absch.  —  2.  überflüssig  a)  mehr  als  ge- 
nug oder  nötig  allg.  U,  schön,  g'nuey  udgl.  En 
Übrigs  tue,  wie  nhd.  .Überige  Nahrung  in  den  Wäl- 
dern finden.'  1734,  Carolina.  .Übrig  heu',  das  man 
entbehren  und  dem  Nachbar  geben  kann.  1585,  Landb. 
Apffi.  .Überiger  kosten',  unnötiger.  1587,  Absch.  ,Der 
vergebenen  [vergeblichen]  übrigen  wort  geschweigen.' 
ebd.  1508.  —  b)  Überdruss  erregend,  lästig.  ,Ein 
überiger  stubenstänker-  [Schosshund].  Zwinuli.  Eim 
ü.  si,  verleidet,  von  Ehegatten;  zur  Last,  von  armen 
Leuten  Gr.  —  c)  übermässig.  ,Bauchgrimmen  von 
überiger  galle.'  Fris.  ,Beschrotene  mäne,  die  nit  übrig 
lang.'  ,Übrige  wärme.'  ebd.  ,Diewyl  er  der  sönen 
vil  hatt,  könnt  er  nit  überig  rycli  syn.'  LLav.  — 
d)  übermütig.  Si''''  überig  mache,  sich  gross  machen, 
grossen  Lärm  von  sich  machen,  pochen,  trotzen  B;  Z. 
—    e)    ein    wenig    böse    BSi.   -      Mlul.    übenc    -    Syn. 

/.    vorig. 

Überigen:  retten  vor —,  verschonen  mit —.  .Dar- 
mitt  .sy  vor  laid  geüberiget  werden.'  Kbssl. 
ent-:  erübrigen,  ersparen.  Gotth. 


lil 


Ab.  eb,  ib.  nb.  iib. 


Abs    -^b.^ 


1)2 


er-:  fiobeni,  eine  ,St;nlt,  Beute,  lfi'22.  löol,  Stkickl. 
Vgl.  eroberen. 

übcrlich  uherlich,  ahcrli.  Ailv.  =  'dberuj  2. 
Uberli  trarm  W.  Bes.  mit  Negation,  z.  B.  w/t  uberlich 
vil  BSi.  —  Vgl.  übeUich. 

uberachtig:  übermäs.sig.  .Wägen  überachtiger 
füechte  [Feuchtigkeit].'  Fuis.  —  Entw.  von  über  mit 
der  Bildung.ssilbe  achtig  f-ochtj;  vgl.  ubeii-achtuj,  oder 
von  Aeht,  Mas.s. 

iibert  s.  über.  überzi  s.  übersieh.  Ubliize 
s.  Amiäse. 

UMi  n.:  Briefoblate  B. 

Aus  dem  frz.  oublic  f.  mit  Umwandhini:^  ib-s  Geschlechtes, 
weil  der  Ausgang  dos  W.  als  Diminutivoudung  gedeutet  wird. 

Übrich,  tjberech  s.  Iberich. 

Ueb  m.:  1.  Ge dräng,  z.  B.  das  sich  Zudrängen 
und  Treiben  des  Geflügels  bei  der  Fütterung  S.  — 
2.  Ort,  den  wilde  Thiere  häufig  besuchen,  zeitweise 
bewohnen.  ,I)ie  füchs  habend  ire  üeb  oder  gruoben 
und  die  vögel  Ire  näster.'  1561,  Mat.  8,  20  nach  Büll.'s 
Citat.    —   Mhd.   uob  m.    —    Syn.    Üebing. 

üeben  1.  trans.  a)  bebauen,  den  Boden.  , Unser 
land,  das  vormals  ungeüebt  und  ungebuwen  ist  gesin.' 
Herkomen  der  Schw.  —  b)  betreten,  begehen,  einen 
Weg.  ,Der  Zoll  nahm  ab,  weil  die  Mule  und  Rosse 
die  Strasse  nicht  melir  übten.'  Müll.  Schw.  G.  1,  553, 
17Ö.  En  (j  Hebte  TlVr/  B.  —  c)  eine  Tätigkeit  be- 
treiben. .Vogel  went  den  sumer  üeben  [festlich  be- 
gehen] mit  ir  stimme  manigvalt.'  Hadl.  ,Den  Krieg 
wider  den  Franzosen  in  seinem  Kych  zu  üben.'  Cvsat. 

-  d)  anfechten,  plagen.  ,Mich  üebend  dise  Grund', 
reizen  mich  zum  Nachdenken  und  zur  Bekämpfung. 
Breit.  1623.  Einen  ,üe.  und  fatzen',  mit  Fragen  necken, 
plagen.  15'28,  Absch.  —  e)  absol.  an  Etw.  treiben. 
.Woferen  einer  seine  Bezahlung  fordert  und  fort  üebet', 
darauf  dringt.  L  1706.  —  2.  refl.  Ln  Allg.  =  sich 
regen,  nach  irgend  einer  Seite  tätig  sein,  a)  's  Wetter 
liebt  .s/«"*,  ist  im  Begriff  sich  zu  ändern,  kämpft  gleich- 
sam mit  sich  selbst  GF.;  Th;  Z.  b)  von  Geistern. 
Gespenstern:  umgehen,  zeitweise  erscheinen,  spuken, 
durch  irgend  welche  Zeichen  seine  Gegenwart  be- 
kunden. Er  hät-si  g'üebt  [v.  e.  Verstorbenen]  (jl;  S. 
Auch  unpers.  es  üehi-si  im  e  Hü.'i,  wenn  geisterhafte 
Erscheinungen  einen  nahen  Todesfall  verkünden  GA.; 
S.  Seharfricbterschwerter  .üeben  sich'  (geraton  in  Be- 
wegung), wenn  ein  künftiger  Verbrecher  in  ihre  Nähe 
kommt.  Postheiri  1866,  11'.  —  e)  von  Krankheiten, 
die  periodisch  einzelne  Symptome  erneuern  und  dem 
Menschen  keine  Ruhe  lassen ;  von  rheumatischen 
Schmerzen:  herumfahren  Vw;  Zu.  Die  Chranlet  /i«(-.s/ 
aii-em  f/'üebt,  hat  ihn  lange  gejjlagt  Z.  Auch  von  der 
leiblichen  Ursache  moralischen  Übels;  sich  regen,  tätig 
erweisen:  .D'natur  sieh  üebt  im  menschen  fleisch.' 
KüEP.  .Diebstal,  roub,  brand  die  üebend  sich',  gehn 
im  Schwange,  ebd.  Früher  auch  in  günstigem  Sinn : 
,Sin  lob  sich  üeben  sol',  siidi  verlireiten.  Hadl.  — 
d)  von  Personen:  a)  sich  rühren,  eine  kör]ierliehe 
Bewegung  machen,  z.  B.  der  im  Bett  Liegende.  BVVvss. 

-  ß)  .Sich  ü.  wider  Etwas':  Verstössen  gegen  — . 
1521,  Absch.  -  y)  absolut:  Tätigkeit  entfalten. 
.M.  üebt  sich  gar  endliclr,  bemühte  sich  sehr  eifrig 
{in  Wahlintriguen).  Vad.  ,l)ass  die  Sonn  nie  rüewig 
gsyn,  sonder  sich  stets  geübet  hat  mit  glasten  und 
mit  zitteren.-    Cami'f.ll  1572. 


über-:  überanstrengen.  ,Überüb  dich  nit  vast  mit 
übriger  arbait  noch  mit  loffen  [laufen].'  GHdschr. 

US-:  Streitsachen,  rechtlich  erledigen,  beilegen. 
Absch.  1521.  Streiche,  verüben,  aus  Mutwillen  oder 
Bosheit  Aa;  Z. 

sich  miss-:  eine  verbrecherische  Handlung  be- 
gehen. 1475.  —  Syn.  sich  mi.s-shandleti. 

uobig:  fleissig  betrieben;  von  Wegen:  viel 
begangen  Aa;  LE.  ,I)es  passes,  welcher  allezeit  was 
geng  und  übig.'  Cysat.  ,A1s  aber  dis  ort  ein  üebigen 
Zugang  hat  der  werchlüten',  von  Arbeitern  oft  besucht 
wird.  Salat  1537.  Von  geistigen  Gütern:  fleissig  ge- 
pflegt. ,Wo  die  h.  Gschrift  am  üebegisten  und  christen- 
lichisten  geleert  werde.'  1530.  Absch.  ,Der  gloub 
würket  in  allen  rechtschatt'enen  gmüeten  alls  guts  und 
übige  früntschaft.'  KdGessn.  1555. 

un-,  von  Wegen:  ungangbar.  Edlib. 

üeb- lieh:  begangen,  von  Wegen.  Gottu. 

Uebi"g.  tiehig  f.  BO.:  1.  geräuschvolle  Be- 
wegung, Gelärm,  Rumor  BO.  ,Oubig[l.  uobig],  tumul- 
ticatio.'  Id.  B.  Vgl.  Ueb.  —  2.  Treiben;  Lebensart, 
-wandel.  Anselm.  ,In  üebung  sin',  etwas  zu  tnn  pflegen. 
.\bsch.  1521.  —  3.  Gewohnheit.  Verhalten.  M^w  ist 
das  für  nen  Ue.?  welche  Bewandtniss  hat  es  damitV 
BSi.  —  4.  Übung,  wie  nhd.  Us-dr  Üe.,  i-dr  Üe.  sl 
Aa;  Z.  —  5.  Landbau  (s.  üehen  1,  <t).  .Bauw  des 
erdrichs,  arbeit  und  üebung.'  Mal. 

Kriegs-üe.  füeren:  Krieg  führen.  Abseh.  1521. 
Würstisen;  s.  üeben  1,  c. 

Manns-.  Ds  Schwingen  ist  e  g'f'ärlechi  31<tn)i,f- 
•  lu'big  BRi. 

Meitli-:  Mädchenarbeit.  Als  solche  erklärt  Fkis. 
schfippelcn,  Kränze  winden. 

Rechts-:  Processführung.  .Langwirige  und  kost- 
bare rächtsübungen.'  JBheitinu.  1639. 


Ibsele  s.    llrbsele. 

Obs  n. :  t)bst,  urspr.  alle  essbaren  Baumfrüchte. 
.Mandel,  eichlen,  nuss  und  derglychen  opss.'  1563, 
Tierb.  ,Obs,  obst,  allerlei  baumfrücbt.'  Redingeu. 
Bauernregel:  Sjwts  ().  Vit  [bleibt]  Jung,  und  in  .siirichw. 
Sinn  =  was  lange  währt,  wird  gut.  ^vu;.  Hifs  (). 
^iiU-me  giiiiitc  im  trachsigc  j\lfi".  SrLi;.  Ili'ir  gil'.'<  eil  <>.. 
verblümt  zu  einem  Menschen,  der  unanständig  die 
,\rme  aufstützt,  als  wäre  sein  Ko]if  ein  truchtlieladener 
Baum,     (ilisli:  geringer  Obstertrag  Z. 

Mhd.  ühdi,  ühz.  Erst  uus  der  Bücherspr.  und  erst  in 
unserem  Jhdt.  dringt  die  Form  mit  iingehiingtem  (  ininuT 
mehr  iu  unsere  Volkssur.  In  (ir.  hürt  man  aus  urspr.  romaii. 
Munde  die  feinere  Ausspr.  til,>.-t. 

Gränggi-:    kleines,  geringes,  verküiiinierti's  (»iiw. 

Most-:  die  gemeineren  Arten  von  Birnen  und 
-Vpfeln,   welche  bhiss  zum  Keltern  gebraucht  werden. 

Bär-  im  Unterschied  von  Stei-n.  ,Üas  dürre  Bär- 
und  Stein-obs  und  andere  essige  Speisen.'  I(i75,  Z. 

Eine  culturliistovisch  nierl<wilrdigo  Untersclu'idung.  da 
.liäreuder  Haum'  |s.  d.)  dem  Wortlaute  nach  den  Kruclitliauni 
iiberh.,  dann   IicsuimIits  die   Eii'lie   und  Buclie  hedeutefe. 

Bis-  B;  Gl;  Tu,  .Vbris-  U:  vorzeitig,  halb  unreif 
abgefallenes.  ---  Von  nsni  und  /war  die  (il  Form  iiv  venu 
St4imm  des  I'fc. 


63 


Ahs— ub.s.     Abscli   -iib.srh.     Abt -uht. 


Ai;  —  HC 


64 


obsen   Ar;   B;  (x;  S(iiw;   Th;  Ndw;   'L. 

obsiion  Z:  Obst  einsammeln. 

ver-:  rerubset  ho,  mit  der  Obstlese  fertig  sein  Ar. 

Obset  ni. :  Obstlese  Th. 

iibstlen:  Obst  nachlesen,  auch  in  unerlaubter 
Weise  Ai'. 

nb seien:  nach  Obst  riechen  Ar. 

Obsler  ni.:  Schnaps  aus  Obsttrestern  (jR. 

übsig:  aus  Obst  bestehend,  von  Gerichten  B;  nur 
im  Neutr.,  bes.  öppis  ohsigs.  Etwas  von  0.,  z.  B.  lieit-e.r 
[habt  ihr]  nüd  obsir/s?  I  frage  dem  obsige  Zug  nut 
deriiä  [Nichts  nacli]. 

obsig  s.  oh-siili.  Obsigrotzi.  Oljsilir uziuiii 
s.  ().fekiv:iiiiii. 


obsclii,  obschig  s  oh-sich. 
Ibste.  Ibstler  s.  Ibhch.  Ibscldcr. 


( » Ij  s  t  s.  Dbs. 


Ibsch  111.:  Steinlinde.  ,Es  wonen  auti"  den  hohen 
bergen  Steinböcl«,  Ybschen,  üenibssen.'  SMunst.  1.546. 
,Der  .Steinböcken  weiblin  nennt  man  in  Wallis  Ybschen.' 
ebd.  und  noch  1628.  ,Ibcx,  Steinbock,  Ybschen  oder 
Ybsch  Geyss.'  Tierb.  1.563/1583.  ,Ibex.  Ibschen,  ein 
Gcms.'  Denzl.  1677  u.  1716. 

Aus  (loiii  Lat.  (ihej;  ihii),  aber  erst  im  XVI.  bozeupt  uud 
seither  wieder  ausgestorben,  obwohl  St.  es  noch  einmal  auf- 
frischt: ^iler  Ybsch,  Steinbock,  die  Ybsche,  Ybschgeiss, 
dessen  Weiss.»  Schon  Deuzl.  verrät,  dass  er  bloss  Uuver- 
standeues  nachschrieb. 

Ibsche,  Ibschge  s.  Ibisch. 

Ibschler,  Ibstler:  eine  Art  Birnen,  niittelgross, 
riitlich,  ziemlich  saftig,  zum  Essen  oder  Mosten  be- 
liebt Z.      -  Vgl.  y  Ibixch. 


Abf.  I)ö  iriird  [wird]  de  Tüfel  A.  werde,  da  wird 
es  Lärm  geben  ScuSt. ;  auch  bei  Mdrnek.  Der  A.  rlt't, 
Trinkspruch,  welcher  alle  zum  Trinken  auffordert. 
Die  Meinung  ist  wol.  dass  der  Abt  ausreiten  will  und 
dass  sein  Beispiel  auch  hier  Naclifolge  finden  soll,  nur 
dass  unter  dem  Bilde  des  Reitens  das  Trinken  ver- 
standen wird,  wie  bei  andern  Trinksinelen  unter  dein 
Bilde  des  Fahrens  mit  einem  Wagen.  Der  A.  hat  sl 
Chappe  rerlore,  Stichwort  einesPfänderspieles;  s.Eoi'hh. 
A.K.,  S.  440;  auch  in  Ap;  Z. 

Da  nach  Rochh.  der  A.  im  Spiele  ausdrücklich  als  der 
von  G  bezeichnet  wird  und  dieser  i.  J.  1713  zum  Gegen- 
stand von  Spottgedichten  wurde,  von  denen  eines,  betitelt: 
,I)ie  verlorne  Abts  Kappen',  beginnt:  ,0  weh  mir  armen 
Abt!  wie  werd  ich  doch  geschoren!  Die  Kappen  leider  ich 
iezunder  hab  verloren',  so  wäre  es  möglich,  dass  das  Spiel 
von  diesem  historisclieu  Erciguiss  seineu  Urspruug  geuommeu 
hätte;  aber  es  könnte  auch  ein  bereits  frlilu-r  verbreitetes 
Abtspiel  uur  auf  diesen  Fall  mit  nahü  lir^'eiideui  Witz  an- 
gewendet worden  seiu. 

äbtisch:  dem  Abte  angehörig.  .Ein  älitisdier 
.Ammann.'  1651.  Schimpfr. 

abtlich.  ,8ein  abtliclit  eiiisigel  an  disen  brief 
gehenkt.'  1501. 

Ab  tisch  in,  Ebtischin:  .4btissin.  Bi.rNTSHi.i, 
RG.  381. 

Durch  Umdeutuug  der  subst.  Abieitiiiig  -/»«  auf  das  adj. 
-iscli !      Mhd.    ej>petisii(;. 

obzi  s.  ob-sich.     — :   wie  in  iibeni,  übert-sich. 


Ac,  acli,  ec,  ecli,  ic,  icli,  oc,  och,  uc,  ucb. 


EccelloilK»  .A/tKÜi/uiio  Scuw,  n.(c-  W:  Bild  des  ge- 
marterten Cliristns.  jy  Wentile  heind-nu  wie  a  E. 
iiieg'reisot,  die  Wanzen  haben  ihn  arg  zugerichtet  W. 
In  ScHw  Ortsname.  —  Vgl.  Job.  19,  4. 

At]\  f.:  1.  t7/' Ai';  Bodensee;  G,  Ä,  Aa;  Scu;  Schw; 
Tu;  Uw;  Z.  O  ZO.  Name  von  fliessenden  Ge- 
wässern und  von  Ortschaften,  die  an  denselben 
liegen  A.\;  A\>;  G;  Scn;  Schw;  Th;  Uw;  Z.  Ein  merk- 
würdiger Fall  ist  ,daz  wazzer,  daz  durch  Zürich  rinnet 
und  haizet  die  A;  diu  fliuzet  uzer  dem  Zürichsewe  in 
die  Lindmag,  diu  selb  L.  nimt  ir  den  namen  A,  da 
die  stat  endet.'  ZChr.  1336/1446.  —  ein  Namensunter- 
schied, welcher  noch  in  unserem  Jh.  lebendig  war.  — 
2.  -äch,  a,  j.'  Ausgang  von  Namen  für  Bäche. 

Mild,  ahi-  Fluss,  Wasser,  ahd.  aha,  got.  ahva  Fluss,  lat. 
iiiliia.  Die  Vorfliichtigimg  des  Kons,  gebar  Yocallänge,  deren 
Kchtheit  durch  die  ZG.  Form  festgestellt  ist.  Vgl.  mit  uu- 
sereui  W.  Au  II.  Durch  den  Vortritt  eines  Bestimmungs- 
wortes schrumpft  unser  W.  zu  einer  Ableitnngsondung  zu- 
sammen, ausser  den  oben  angegebenen  Formen  vicll.  auch 
noch  zu  eck,  i  z.  B.  im  Kgni,  Egnach;  augeschwellt  zu  -acht 
erscheint  sie  z.  B.  in  Küfuiacht,  H'üfenacht.  In  einigen  Fluss- 
namen mag  unser  W.  zu  farblosem  c  (geschrieben  -eii.  -a) 
abgeblasst  sein:  Jone,  J'/aßmrc  (Pfaffnauer  Ah)  iidgl.;  s. 
Blätter  aus  der  kath.  Schw.  1870,  3G2;  Alpeup.  3,  242; 
Gfr.  26,  317.  Die  meisten  dieser  Eigenn.  sind  unsicherer 
.\bl. :  aber  beweisend  ist  die  Tonfarbe  a  gegenüber  dem  un- 
bestimmten Vocale  CfJ  z.  B.  in  Gnidii  (Goldach  bei  Roischach). 


Nur    zufällig    tritt    das   W.   wie  t-iii   .\ppellativ    auf:     .weder 
von  dem   Rheine  noch  irgend  eiuer   Aaeh.'   Hartmauu    1808. 
Einst  muss  auch  die  Mutter  der  Limmat,  die  Linth,    wie  der 
Ortsname  Enmdä  beweist.   ,lo  genannt  worden   sein. 
Ach.  achbar,  achber  s.  Acht,  achtbar. 

ach:  1.  Interj.  des  Schmerzes,  vorwiegend  des 
seelischen;  meist  mit  anderen  Ausrufen  verschmolzen: 
ach  min  Herr  Je!  Ach  titiiicli  au!  achheie!  -  '2.  der 
Ungeduld,  des  Erstaunens:  ach  mini!  .ich.  u-m 
du  nüd  daist!    Ach  bitti! 

Die  Form  och,  welche  St.  nebenbei  anführt,  ist  auch  uiliil. 
Nbf.   von  ach.    —    Abi.   ächzen,   achzgen,  anchscn. 

äch  ä/^;  Ausruf  des  Ärgers,  der  Ungeduld,  Ver- 
drossenheit Gl;  Gr;  Z.  Äch  was  (via,)l —  Und  irenn's 
au  war  —  äch  wass!  Stutz.  Es  leitet  häufig  den  Ein- 
fall ein,  welcher  der  Unentschlossenheit  ein  plötzliches 
Ende  macht.  Ach,  weist  du  icas!  Z.  —  Aus  ach  mit 
geschwächtem  Laut  iiud  Sinn;    vgl.  Ja  aus  ja. 

achele  n/^t'e  Z,  ochele  Sch,  s/Wf,  H/'le  Z,  auch 
mit  vorgesetztem  ei,  oi  Z:  Ausruf  des  Leidens,  auch 
der  Angst  Z  (veraltet).  Stftz  schreibt  ,L'i  jochelee, 
he!'  ,JSi  joochele!'  —  S]iottend  ei  a.!  wie  tiied-mer 
min  Chopf  so  ire!  ().!  tniii  liiiggc  und  o.  rnttii  Bei, 
i  cha-mi''''  niimme  piicke  und  treit-mi''''  Niemert  hei". 

Es  Hesse  sich  Verkleidung  des  gewohnten  Ausrufes  ach 
Herr  Je  annehmen,  allein  näher  liegt  doch  mlul.  ti/ite»,  obwohl 
dann  angenommen  werden  muss,  es  sei  ein  Zwisehenvocal  aus 


tj.) 


Ach. 


66 


rh.vthn;.-üii[ihuiiisclR'ii  OiiincU'U  L'injfScholH'ii  uml  ;m  ilie  Stelle 
des  Heu.  der  Nom.-Accus.  getreten.  Dieses  le  aber  ist  wohl 
eher  das  Adj.  fcir,  lat.  laevus  im  Sinue  vou  sehwach  und 
uufrliieklieh  (ahd.  Adv.  lernt.  leider)  als  das  Stilist,  le,  ahd. 
hh-,   Hii(;el   (mit  Bezug  auf  das  Grab  Christi)    S.  aiKh  Judnle. 

acheli.  acheliu,  eiacheli  c/V'  Z,  cijuihdi  B; 
Z.  rißriielii  Z:  liitorj.  der  Müilijjkeit  Z;  der  Verwun- 
derung B. 

Gewissennasseu  eiu  l'imiü.  zu  ach,  arhtle,  aus  weleh 
Letzterem  es  zunächst  umgedeutet  zu  sein  seheint.  Kijm-lidif 
eine  Conibination  beider  Bildungen.  Der  Cons.  /  aus  dem 
Voe.   t  herausgewachsen. 

„acheniund.  aclmmund:  viel  janiniernd  und  da- 
durch üherlästig-  W.'- 

Da  die  Walliser  statt  des  farbkisen  '■  der  anderen  Ale- 
mannen bunte  Vocale  lieben,  so  werden  die  idiigen  Formen 
das  Partie.  Prils.  eines  Vb.  arhrmm  sein  und  dieses  eine 
Ausweichung  von  avlientn. 

achen  aj^'j  Zvro:  jamiuern.  Der  Ächi,  der  immer 
jammert  B.  —  Mhd.  nrhen,  von  ii<li.     Vgl.  iithenni. 

achenen  «/-Viij;  wehklagen,  jammern  BSi. 

Erweiterung  des  einfachen  ticluu .-    wie  bliiznun   u.   a.    - 
Vgl.   aviltmund.    —    ^y n.  Jesenen. 

,äeh:  schief,  von  der  wagrechten  Lage  abweichend, 
auf  eine  Seite  geneigt  B;  LE.  —  ächen,  h.:  sich 
neigen,  auf  eine  Seite  abhangen  ebd." 

.Vus  iiImtIi,  s.  Sp.  ö3,  so  verkürzt,  als  ob  dieses  eine  Zss, 
mit  dem  Präf.  ab  wäre,  eine  irrige  Auffassung,  welche  auch 
im  Schwab,  ijäh  (g'iib),   bair.  ävliH,  schwciiif.  ech  zu  Tage  tritt. 

achar  s.  Kar.        ache,  achi  s.  abhiti. 

Achel,  Messachel  W,  Messaeher  Aa;  Vw;  Zg 
PI.  UV.:  Kleid,  das  der  Priester  zum  Messelesen 
über  die  anderen  anzieht,  casula.  .Brueder  Klaus  hat 
gegeben  ein  Messaekel.'  Stiftrodel  Alts.  lt.  Scheubers 
Leben  1.  6.  .Kin  wis  sidin  mesaeher  und  alle  anlege, 
wo  ein  priester  über  alter  gat'  [vor  den  Altar  tritt]. 
Alt.  Urbar  Ingenbohl.  .Demnach  legt  der  Priester  ein 
wysses  Messachel  an,  der  was  glich  als  ein  Glngg  und 
schürtzt  in  nit  uft'.'  TscHrni  Chr.  ,Si  ist  anred  [ge- 
ständig], dass  sj  iro  den  jifatt'en  den  messagkel  uflegen 
lassen'  [zur  Heilung].  1530,  Act.  Eüli.  Mehr  über  Stoff, 
Farbe,  Namensfonn  s.  Gkh.  2,  91/93.  lOö.  107.  22,  153. 
25,  147.  197.  29,  222.  —  Aus  mhd.  „ummM  teilweise 
umgedeutet.     Ahd.  hachul,  Mantfel. 

Aclieli  a/{K  BsSelt:  Achilles.  -  Nach  der  flu  Per- 
sonennamen beliebten  Weise  dim.  geformt. 

Achen  s.  Al;ten. 

Acherf'ö-)  I.  m.  O-  ScuSt.;  Tu,  ö-  ZSta,:  muss  urspr. 
essbare  Frucht  bedeutet  haben,  bes.  Apfel,  da  es 
diese  Bed.  noch  als  zweites  Glied  zahlreicher  Apfel- 
namen  zeigt,  welche  ihrerseits  tautologisch  mit  dem 
\V.  Apfel  zsges.   werden  können. 

Scheint  verwandt  mit  Avhvmn,  nur  dass  das  vorliegende' 
W.  im  Stamm  langen  Vocal  hat.  Zur  Abi.  degradiert,  fiel 
es  manigfaltigen  Verstümmelungen  und  Umdoutungcn  anheim, 
als  1|  halbbetont  «<-/ie/- Ap;  tir;  L;  (J,  o- Th;  Z  (WiHcim-7i(/-, 
Hiirloclier),  ai;  ur  Th;  Z  lAcherär).  har  Z  (Bnithar).  2)  un- 
lietont  echer  Aa;  Bs;  L;  S;  Seh;  Th  (Vrcmdur).  nach  voc. 
auslautendem  Subst.  etwa  auch  bloss  c7itr,  z.B.  O'raucher  Aa; 
liher  Ap;  S;  Th  u.  bei  ä.  Scribenten  (Grueniclicr),  ekj(iT  Gr 
iGilbehrl,  ih/i-r  h;  SchSt. ;  Th;  Z  (drucnikcr),  itrh  B  ( IVcii- 
ach),  cell  BM.;  Gl;  L;  Uw  (llmuech).  3)  mit  zweimal  auf- 
gepfropftem Bildnngseleiuent  harccher  Aa.  Umgekehrt  wurilen 
verschiedene  andere  Endungen  von  der  vorlit-genden  Gruppe 
angezogen   und  ihr  assimiliert;    Mnmrhi-r.   Mumrh.    Mimichni. 

ScLw.  Idiotikon  I.  1. 


Miireeh.  neben  richtigereui  Moivh.  Mnrrlile;  P/tfiOvIter  neben 
l'fiisieh.  Auch  auf  neuere  Namen  übt  diese  Bildung  noch  ihre 
Macht;  h'inetech,  d.  i.  Keinette,  Karpäivkrher.  Karpänteehcr 
Karhantlcr.    Tn-hiihiinrcliir  d.   i.   Campagner. 

Aclier  f»-J  IL  ax'er  m. :  Ahorn  FJ. 
Diejenige  deutsche  Form,   welche  am  richtigsten  dem  lat. 
iicer  entspricht.      S.    Ahorn. 

Afher,  Acker  m.  -tZ/v'  resp.  al.rr  Ar;  Bst.;  Gr 
uVatz;  G;  Sch;  SnJura;  sonst  üx-rr  —  PI.  1)  Avlirr, 
Äcker  Av;  B;  Z,  in  A.\  u.  Bs  häufiger  ohne  Uml. 
2)  Ächere,  Achre  BM.;  GrD.;  P;  s';  W.  -  Dim. 
Aclierli  und  ÄcJierli  Aa;  L;  S:  nutzbar  gemachtes 
Land.  1.  .\cker,  abgegrenztes  Stück  Pflugland,  an- 
gepflanztes oder  zur  Anjiflanzung  bestimmtes  Stück 
Land,  bes.  Saatfeld  Aa;  Al't.;  Bs;  B;  Gr;  L;  Sch; 
S;  Th;  W;  Z.  Wer  der  A.  säit,  der  matt  ScnSt. 
AlU  Ä.,  meint  er  [der  Nimmersatt],  müe>ts-er  säte  und 
idll  Wi.ie  niäie.  Wer  für  sin.  A.  aurye  tuet,  mit  dem 
meint's  an  der  A.  i/net  ebd.  Wie  me  me"  dem  A.  (jid, 
irie  mi  (jid  er  irider  L.  Das  ist  viin  A.  und  mm 
Vflueq,  mein  Beruf  ScnSt.  Wenn  Eine  es  steinigs 
Acherli  hed.  So  hed  er  z'hacle  g'nues':  Wenn  Eine-n 
CS  rüdifjs  Ui'Kjgeli  hed,  So  hed  er  z'cJiratze  g'nue'J  L. 
Wenn  Eine  e  steiniye-n  A.  hed  Und  au  e  stumpfe 
l'ftueg;  M^enn  Eine  es  rildiys  Fraueli  hed  (und  het  e 
hösi  Frau  diheim  Scu),  So-n  ist  er  t/schlage  'j'nuey 
L;  S;  andere  Var.  s.  Grossätti  2,  10.  Unoth  1,  20(). 
Seil.  S.  auch  u.  Ruebe;  inschJnn.  .Wie  die  rinder 
zeacker  und  die  eselinnen  bey  inen  zcweid  gangen 
sind.'  1531  -1707,  Hiob  1,  14,  dafür  bei  Lither  .pflüg- 
ten.' Z'A.  fare",  pflügen.  Mer  ivei  [wir  wollen]  s'A. 
Mer  sl  am  z'A.  fare  Aa;  Bs;  B;  L;  Scii;  S;  Z. 
.\uffallenderweise  auch  in  Berggegenden,  in  welchen 
doch  die  Ansiedler  den  Pflug  mit  der  Hacke  vertau- 
schen niussten  W.  Syn.  acheren,  zacheren,  acherieren. 
S.  auch  u.  Weyens.  Wemmer  [wenn  man]  mit  de 
Lumpe  z'A.  fart,  so  vuiess  mer  mit  de  SchOlme  egge 
Aa.  Und  wenn  i  emäl  en  AM  (es  Schätzeli  FMu.;  L) 
han,  Was  nill-i  mit-ere  mache?  (Se  u-eiss-i.  was  i  tue  Z. 
/  irill  im's  dapfrr  (ordli  h)  mache  FMu.;  /  Jegg-ere 
en  alte  Kummet  a  Und  fare  mit-ere  z'A.  (Und  fare 
mit-ere  Land  iif  Land  ah  Z'ictst  bis  uf  Basel  zue)  Z. 
s.  RniHH.  A.  K.  197,  349.  Raul.  Must.  2,  67.  Seil. 
Mit  Einem  z'A.  f.  auch  flg.:  ihn  heftig  auszanken, 
dei'b  beh;uideln.  streng  zur  Arbeit  anspannen.  Do 
oben  alle  |  herab  |  chöme  si  [kommen  sie|  de  Franzose 
uff-e  Jtiigge,  mir  [wir]  eliömen  ungeruehe  [von  unten 
herauf],  zu-mcheninne  u-ei-mer  de  [wollen  wir  dann] 
z'A.  faren  und  de  chunnt  leis  Bei  derru.  FJScniLii 
1873.  Z'A.tribe:  beim  Pflügen  die  Pferde  leiten  und 
munter  halten  AAFri.;  Bs;  Syn.  mannen:  vgl,  Trd/- 
bueh.  Z'A.  gä" :  den  Acker  bestellen,  i)flügen.  .Dan 
auff  dem  landt  nit  ist  dan  hunger  han,  den  gantzen 
Tag  auch  z'acher  gan.'  Com.  Beati.  ,l>armit  ich  nit 
muesst  zue  acker  gan  Oder  sunst  gross  arbeit  lian.- 
1522.  Man.  , Arare;  zeackergon,  eeren.'  Fris.  .Inulni. 
Acherli  .ichntde  s.  Fülacher.  Ab  A.:  beseitigt,  unter 
Dach,  zu  Ende  geliracht.  .Bruoder,  der  [Trunk |  ist 
schni'll  inhin  gjuckt.  Du  hast  in  gschwind  ab  acher 
gschluckt.'  Man.  ,('arptim  dicere,  vergrifl'enlich  reden, 
schnall  oder  kurtz  ab  acker  fertigen.'  Fris.  .Etwas 
ab  .\.  machen;  .\d  unibilicum  perducere.  iMache  das 
geschwind  ab  .\.:  .Vbsolve  )ioc  alacriter.-  1692.  ,1Mev. 
und  kopiert  von  Dknzl.  171(i.  Ein  kleines  Stück  Land 
ohne  Einfriedigung  unil  oliiie  <>cbäulichkeit   (um  li); 


67 


Acll,   oi-il.    icll,   ucli.    U(;li 


6« 


Ant.  Matte,  Giiet.  -  2.  Wiese,  Matte,  welche  ge- 
nuiht.  nicht  abgeweidet  wird  Ap  t.  ,Eine  Wiese,  worauf 
Heu  und  (tnid  wächst,  heisst  [in  Ap]  ein  A.;  ein  Stück 
Boden,  worauf  das  Vieh  das  Gras  wegfrisst,  heis,st 
eine  Wääd  [Weide].'  .Steinm.  1804.  .Beynahe  in  jeder 
zähinern  .\l]i  triti't  man  ein  sog.  Ackerli  an.  d.  h.  den 
ebensten  und  fruchtbarsten  Pktz  der  Alp  eingezäunt 
und  wohl  gedüngt,  worin  dann  das  Heu  gemäht  wird.' 
ebd.  ,Les  biens  en  fond  (.\ker  und  Weid).'  Zellweger- 
—  3.  Sumpfiger  Wiesboden  Art.  4.  Sommer' 
sitz  in  der  Umgebung  der  Stadt  G,  veraltet,  dafür 
jetzt  Landfitiet. 

Ahd.  achar,  mhd.  ticbr.  —  Der  nördliche  Strich  der 
Schweiz  ist  der  Steigerung,  welche  im  Mhd.  Platz  griff,  ge- 
folgt; der  grössere  Teil  dagegen  bei  dem  richtigeren  Laute 
des  Ahd.  stehen  geblieben  (vgl.  lat.  jiujum,  tKjcr  got.  Juk, 
ott)\  ahd.  jocJt,  achiir).  Auch  die  altertümliche  Dimin.-  unil 
Plnralbildung  ohne  Umlaut  ist  beachtenswert  und  vollends 
der  Übertritt  in  die  schw.  Pluralbildung,  welche  schon  alt 
bezeugt  ist:  ,die  ackern  und  wisen.'  1423,  Pupik.  Th.,  2, 
Beil.  37.  Gr.,  Wst.  .5,  19C,  28.  ,Was  ufbroehen  und  achron 
ist."  1.5.59,  Willisau.  In  einigen  Gegenden  fristet  das  W. 
sein  n.asein  nur  noch  als  Eigenn.  —  Syn.  1.  Ai'lurß-ld. 
Ihißtil.    Linid.    Brach.    (Hänjarten.)   • 

Fül-:  1:  das  Stück  Getreidefeld,  welches  die  Heis- 
sigeren  Schnitter  einem  trägeren,  welcher  zu  oft  ,die 
Sichel  und  den  Rücken  wetzt',  oder  welcher,  wo  nach 
dem  Rhythmus  der  Geige  geschnitten  wird,  nicht  Takt 
hält,  durch  emsiges  Vorschneiden  isolieren  Aa;  Bs;  Z, 
hier  auch  Eim  (es)  Ächerli,  es  Landyüetli  schntde. 
All,  Aclierli,  ah,  so  chiinnt  de  fül  Schnitter  d'rah!  wird 
dann  gespottet.  -  2.  Spottname  des  betr.  Schnitters 
selbst,  welcher  die  anderen  mit  Wein  und  Käs  trak- 
tieren muss  Z.   —  Vgl.  ahsclinldcn.  Zipfel. 

Haid-.  Brünne  ivie  en  Heidaclier,  gut,  lichterloh 
brennen  ZFiscli. 

Die  Ausspr.  mit  Affrikatji  mag  in  dieser  Formel  stehen 
geblieben  sein  aus  der  Zeit,  da  die  Spr.  des  angrenzenden 
(iT.  auch  die  ZAbhänge  des  Allmangebirges  beherrschte. 

Anthaupt-:  A.,  auf  dessen  Langseite  andere  Acker 
mit  ihren  .Anthäuptern'  .stossen  und  der  erst  angesäet 
werden  konnte,  nachdem  diese  bestellt  waren,  dessen 
Eigentümer  dafür  aber  das  Recht  hatte,  mit  Pflug  und 
Egge  über  diesem  zu  dem  Anthauptacker  zu  fahren 
ScH.  —  Syn.  Trett-,  Tiri}r-,  Hiidirender-Aihcr.  An- 
icaiuler.    Vgl.  auch  iisliin  strecken.     Tratt. 

,Mal-:  so  viel  Ackerland,  als  man  in  -3  Stunden 
|vün  einer  Mahlzeit  zur  andern]  mit  dem  Pflug  um- 
ackern kann  GiiPr."  lt.  St''.  —  Syn.  das  Mal. 

Riet-  riijidjrr  GRh.,  rirdoxp-  LE.;  Z:  1.  Käme 
eines  sumpfigen  Ackers  Z.  —  2.  Polygonum  Persi- 
caria  L.  G;  L;  Z.  Die  Pflanze  nach  ihrem  Standorte 
benannt. 

Rüt-:  ausgerodeter,  zum  A.  umgebauter  Boden  Ap. 

Schafen-:  mit  Erbsen  bepflanzter  A.  ,Es  krie- 
chend ofTt  die  AI  in  die  Schäftenäcker,  wann  der 
scdiarjitl'  Wind  wehet.'  Cys.  1061. 

Schlüssel-:  A.,  der  mit  seiner  schmalen  Seite  auf 
die  lange  eines  andern  A.  stösst.  NZZtg.  1880,  151. 
Beil.     -  Syn.  Stossaclier. 

Schnuer-:  eine  Juehart  des  Gemeindeackerlandes, 
welche  vormals  je  dem  jüngsten  Vierer  (welcher  die 
Feldmessungsschnur  zu  verwalten  hatte)  zur  Nutz- 
niessung  vorab    überlassen  wurde    B.    Messmer  1830. 

Vgl.  iJien.tt-A. 


Stelzen-:  A.,  welcher  mit  einem  Stücke  (Stelze) 
über  den  Rest  hinausragt  Z.  .Stelzacker.'  1377, 
LWillisau.     Vgl.  Stifel-. 

Steinächerli  n. :  Scilla  bifolia  L.  LW.  Nachdem 
Standorte  benannt;  vgl.  Hiet-. 

Stöss-:  A.,  der  mit  seiner  Schmalseite  auf  einen 
Anthauptacker  stösst  ScH.  ,Und  sol  dannen  hin  ain 
frid  ston  vntz  an  die  stossägker.'  1433,  ScHBuchb. 
Syn.  Schlüsselacher. 

Dienst-:  vormals  dasjenige  aus  dem  Gemeindeland 
ausgeschiedene  Ackerland,  dessen  Genuss  gewissen 
Beamtungen  vorab  zukam  B,  s.  Messm.  1830.  Ant. 
Lös-a.     Vgl.  Schnuer-a. 

Treppi-SGäu,  Trett-,  Tretti-  {■'Aa;L;Z;  A., 
auf  welchen  der  Nachbar  beim  Pflügen  herausfahren 
darf,  um  den  Pflug  zu  wenden.  Von  dem  Vb.  tre'tten, 
bzw.  dem  abstr.  Fem.  Tretti.  S.  BurNTSCHLi,  Comment. 
§  577.     Syn.  Anthaiipt-a.? 

Twer-:  A.,  welcher  zu  den  angrenzenden  quer 
liegt  und  in  Folge  davon  dem  Trettrechte  ausgesetzt 
ist.  .Nach  S.  Michelstag  soll  utf  die  Tweracher  nie- 
mand trätten.'  1.527,  AxWst. 

R  a  d  w  e  n  d  e  r  -  =  Trett-a.  SL. 

Wis-:  ein  Stück  Land,  das  bald  Korn,  bald  Wiesen- 
gras trägt  und  durch  Bewässerung  schnell  in  eine 
Wiese  verwandelt  wird  Aa. 

Flurnamen:  Fron-  Z  (einer  Kirche  gehörend). 
Galgen-  Z  (auf  dem  der  G.  stand).  —  Geren-  Z 
(der  sich  in  die  Länge  verjüngt).  —  Grind-  GStdt. 
(auf  dem  nach  der  Anekdote  ein  Mal  Einer  enthauptet 
wurde).  —  Hof-  Z.  —  Hag-  Z  (längs  der  Hecke  ge- 
legen). -  Hung-  L  (von  Honig  triefend,  2.  Mos.  3,  8; 
vielleicht  ironisch).  —  Henker-  AAEhr. ,  woselbst 
auch  eine  ,Henkerwiese';  vgl.  Gahjengiiet.  —  Hirs-, 
Hirsch-  Z  (mit  Hirse  bepflanzt).  —  Hürst-  Aa;  Z 
(an  einer  niedrigen  Waldung  gelegen).  —  Hus-  Z; 
vgl.  Hofacher.  —  Hütten-  Z  (bei  der  Sennhütte). — 
Keib-,  Keiben-  Bs;  Z  (Schindanger;  vgl.  Henker- 
acher).  —  Kib-  Sc  iiSt. ;  Z  (wenig  lohnender,  vgl.  ktbiy; 
oder  streitiger,  vgl.  Krieyacher).  —  Kübel-  Z;  vgl. 
Ziiberacher.  —  Köder-  Tu  u.  schon  1512  (mit  Hanf 
bepflanzt).  —  Krieg-  Z  (vgl.  Klbaeher).  —  Krumm-  Z. 
Leim-  Z  (lehmig).  —  Lang-  Z.  —  Lins-  le'is-  Z 
(mit  Linsen  bepflanzt).  —  Linsi-  Z;  1513,  Jenatz 
(L.  Diniin.  des  Pflanzennamens  oder  Koseform  des 
männlichen  Eigenn.  Linz.  Fromm.  7,  203).  —  Lätten- 
'/,  (=  Leimacher).  —  Mittmal-  .Mitmeläcker'.  1609, 
GSev.  —  Bu-  bo'ii-  Z  (Pflanzland).  —  Boden-  Z  (im 
Talboden  gelegen).  —  Bann-  Z  (Grenzacker).  —  Bünt- 
jiünt-  Z  (innerhalb  der  ,Bünt'  gelegen).  —  Bram- 
,Brom-'.  14'2o.  Ofl'n.  Dietl.  (von  Dornstauden  begrenzt? 
am  Rand  gelegen?)  —  Breit-  Z.  —  Rig-  AAEhr. 
(von  Rit/,  Reihe).  —  Ross-  BBöningen  (angeblicli 
histor.;  s.  Geschichtsf.  1,  41  f.).  —  Reit-  S  (auf  wel- 
chem man  den  Hanf  zu.  reiten'  pflegte?).  —  Sagen-  Z 
(bei  einer  Sägemühle  gelegen).  —  Sei-  S  (zu  frommen 
Zwecken  vermacht).  —  Salz-;  fingierter  Name  eines 
Feldes,  auf  welchem  die  Schildbürger  des  Bernbiets 
den  Versuch  gemacht  haben  sollen,  das  Salz  zu  pflan- 
zen; s.  Wtss,  BO.  298.  Saum-  Z  (am  Walde  ge- 
legen). —  Schür-  Z  (auf  welchem  eine  Scheune  erstellt, 
oder  welcher  bei  der  Seh.  gelegen  ist).  —  Schluch- 
Aa  (an  eine  Schlucht  grenzend).  —  Schwalmen-  Z 
(auf  welchem  sich  die  Schwalben  vor  ihrer  Abreise 
zu   versammeln    pflegen?).     -  Stifel-    Z    (nach    der 


t;0 


Acll,  eck.  ich.  eich,  weh 


?0 


Form  benannt).  —  Steig-  Z  (an  der  .Steig'  gelegen). 
T  ü  t'e  1  s  - :  Name  eines  mitten  im  Walde  auf  dem 
.Kohltirst'  liegenden  Angers,  einst  das  Stelldichein  der 
Hexen.  Alpeiip.  1873,  350.  —  Tier-  S.  .Thieraehern', 
Ortschaft  bei  BThun  (A.,  auf  welchem  Rotwild  sich 
einzufinden  pflegt.  In  der  Niilie  von  Thieraehern  der 
.Jagdberg').  —  Türli-  Z  (bei  einem  die  Strasse  ver- 
schliessenden  Gatter).  —  Wag-  Z  (neben  einer  Fluss- 
tiefe gelegen).  —  Weg-,  Wegli-  S;  Z  (über  welchen 
ein  betriebener  Pfad  läuft).  —  Wolf-  Z  (auf  welchem 
vormals  Wolfsgruben  angelegt  waren).  —  Wuer-  Z 
(in  der  Nähe  eines  W.  gelegen).  —  Zuber-  AaB.;  vgl. 
Kübelacher.  —  Zil-  L;  Z  (ürenzacker). 

Bogen-,  Eichen-,  Segen-ächerin:  Namen  von 
Birnsorten  Tu.  — Abgel.  von  dem  Namen  des  Standortes. 

acheren,  ackeren,  in  Bs  und  Gr  neben  «-auch 
ä-;  zacheren  Bs  lt.  Sprexg;  Z  selten:  Arbeit  über- 
haupt auf  dem  Acker  tun.  den  Acker  bestellen  GrD.  ; 
SGäu,  namentlich  die  Erde  desselben  umwenden,  sei 
es  mit  dem  Pfluge,  pflügen,  oder  (im  Gebirge)  mit 
der  Hacke  Aa;  Ar;  Bs;  Gr;  G;  Uw;  Z;  speziell  Wies- 
land durch  Pflügen  iu  Ackerland  verwandeln  GRPr. 
Z'Herhst  a.,  zum  Einsäen  der  Wintersaat  L.  Glüek- 
selig  ist  der  Ma",  M'u  mit  eigene  Stieren  a.  cha"  L. 
Wenn  Eine  mit  Chatze  zachere  icill,  Spannt  er  die 
Moiis  roroiis  usw.  Spottliedehen  ZDüb.  ,Im  frömde  a.', 
sich  fremdes  Eigentum  aneignen.  17(3'2,  Eliata.  Eigen- 
tümlich bei  Fris.  :  ,die  seuw  a.  oder  auff  dem  acker 
erhalten',  als  Gegensatz  zur  Stallfütterung. 

Dem  städtischeu  Gclehrteu  dürften  die  WW.  Arhram  und 
Avher  zsgeflossen  sein.  —  S  y  n.  z'A.  faren  (woraus  die  Form 
zacheren  entspraug),  aeherieren,  umetuen,  ercn.  Man  unter- 
scheidet brächen,  folgen,   säteren,   strüehen^   s.   d. 

ab-:  1.  Menschen,  Vieh  überan.strengen.  ab- 
arbeiten Aa.  —  '2.  Teile  des  benachbarten  Grund- 
stückes abreissen,  indem  man  über  die  Grenzmarke 
hinaus  pflügt;  fig.  abmarkten  Aa. 

über-:  über  die  Grenze  des  nachbarlichen  Grund- 
stückes hinaus  pflügen  Sch;  Z.  —  ver-:  .Winterweeg 
weder   vergraben    noch  verackheren.'    1756,   SenwRq. 

aeherieren:  ackern  Aa;  Bs;  B;  S.  ,Das  aus- 
brechende Wasser  hat  den  ackerirten  Herd  wegge- 
nommen.' 1765,  BKal. 

Acher  s.  Acheren,  Acherum. 

Äclier,  Äri,  Ali  1)  m.  e?her  Ap;  ScH;  «■-)•  Ap. 
2)   n.  eMeri  GSa.,  äri  B ;  ÖRHe. ;  L ;   ScHW,  e-  ÄAStauf. ; 

BsTerw.,  i'ri  Z.  8)  n.  idi.  eli  GflPr.,  V.;  W.  4)  i.fheje 
SchSI  —  PI.  Arini  und  Äri  B,  Äher  Sch:  Ähre. 
Wer  Gott  für's  Ä.  danket,  dem  gid  er  e  Garh  L.  Der 
Bär  muess  die  schivere-n-A.  im  Boden  inne  atteche,  soll 
tief  pflügen,  ebd.  D'E.  .'find  g'scliluff'a  [s.  sehliefen]. 
sind  zum  Vorschein  gekommen  Gr.  ,Ähern  gwünnen, 
in  die  äher  gon,  siiicare.  Dz  körn  so  es  in  die  Ähre 
[Ari]  gadt  oder  schon  reyff  ist,  cererem  in  spicis.' 
Mal.     Fig.  Je:  hät's  Ä.,  gute  Geschäfte  SenwE. 

Mhd.  äher,  eher,  auch  echer  und  ar  n.  IHc  einsilbig:e 
Form  wie  im  engl,  etir  entstanden  durch  die  Vorduftung  der 
Spirans  eh.  Die  Selireilier  des  XVI.  schwaulien  zw.  der 
Form  Äher,  Ähere  und  dem  einheiuiiselicn  Äri\  dic.jenigen 
des  XVIII.  bedienen  sieli  scheinliar  der  nlid.  Form,  aber  das 
fienus  ist  das  der  MA.:  ,das  Ähre.'  J.IUlr.  173:).  HPest. 
1783.  ÄU  berulit  auf  VertausehuuK  der  Liquida,  mit  Um- 
deutung  auf  die  diniin.  Kudung  -li,  wie  denn  auch  Äri  eig. 
Dimin.   ist.      Der   Laut  c*   ist  woniger  richtig  als  e'  bzw.  <,c. 

Glücks-:  Ähre  vom  letztjährigen  Kornschnitt, 
drsfl.  3   oder    5    in    der    Ecke    der    Stube    hinter    dem 


Crucifix  aufliewahrt  werden.  RornH.,  Gl.  u.  Br.  '2.  119. 
-  Vgl.  Glilckukorn,  Gluckshnmpfle. 

Kol-  /öW'ri:  Brand  im  Getreide.  Entsteht  nach 
dem  Volksglauben,  wenn  im  Vollmond  oder  an  Fron- 
fasten gesäet  wurde  Z. 

Korn-.  Wenn-me"  d'Ch.  vümme  cha"  zele",  So 
lige  Ä-'  }  xilie  Wache  uf  der  Seile,  oder  So  mitesn-me" 
d'Mäder  i  d'Matte  stelle  L. 

Balsam-:  Lavandula  spica  L.  Z.  —  Vgl.  syn. 
Balsamhiüemli  und  lat.  spica,  Ähre. 

acheren  e'/err  GF..  ähn-e  Ap;  Sch;  S;  Th;  ZSta., 
iic«  GF.:  Ähren  lesen,  's  ist  bös  iL,  tco  de  Glzhals 
schntdt  SciiSt. 

Acherer  ni.  äher^r:  Ährenleser  Sch;  S. 

ge-ächeret.    ,Geäret,  spicatus,  das  äre  hat.'  Mal. 

Acherar  s.  Ar,  Acher. 

Acheren  •*/-'.'•»■  Obw,  Avheram  BM. ;  LG.,  Acheram 
BÜ.  f-äm] :  FJ.,  Acheran  Bs;  BO.,  Acherä  ObwL., 
Achrand,  Aclierand  BO.  —  n.;  bloss  PI.  Obw:  1.  Der 
zur  Schweinemast  (nur  noch  an  wenigen  Orten)  oder 
zur  Gewinnung  von  Essöl  BO.;  F  benutzte  Ertrag  des 
Waldes  an  Eicheln  und  Buchnüssen.  Vil  Melheri 
—  eil  Hanger;  vil  Acheran  —  vil  Chummer  Bü. 
Hungregen  Süwwen  traumd  mi,'''  Achrand  BR.  Jmdn 
treiben  ,wie  die  Schweine  in's  Acherum.'  Gotth.  Vgl. 
,Sye  fühlen  [fielen]  in  ihne  gleich  als  die  schwyn  in 
ein  Eüchwaldt  zu  Herbstszyt.'  Cys.  —  '2.  In  einigen 
Gegenden  speziell  die  Buchnüsse  BO. ;  FJ. ;  Obw. 
wohl  nur  zufällig,  weil  Eichwaldung  dort  nicht  vor- 
kommt. In  ä.  Spr.  jedoch  der  Frucht  der  Eiche  be- 
stimmt gegenübergestellt.  .Wenn  Aichella  da  stümliii 
ald  Akran  wärin,  so  ist  der  Meier  befug-t,  Aicliella 
und  Akran  zulesen.'  1358,  Klingn.  ,Wann  solich  Holz 
Achrem  trüg  und  Eichlen.'  Prozedur  BBüren.  - 
3.  Die  betr.  Ernte.  ,Wenn  ein  ackert  i.st  und  aichlen 
stond.'  15'25,  TaTäg.  ,Wann  sölich  Achrum  Eichlen 
trägt.'  1515,  BBüren.  — 4.  Das  betr.  Nutzun'gsreclit. 
die  Örtlichkeit.  ,Die  Schweine  in  das  Acheret  trei- 
ben.' Käser,  Melchn.  1"  d's  Acheram,  i"  d'Achere  gä". 
,ln  anderen  Waiden  hat  die  Burgorschaft't  das  Aclier- 
mnb  für  die  Schwein.'  1666,  Haffner.  ,I.  J.  168'2 
wurde  das  Acheret  geschätzt  auf  275  Eichen.'  Käser. 
Melchn.  1*23. 

Got.  akran  u.,  B.iunifrurht,  aus  welchem  unser  Aetiere 
ganz  regelrecht  geworden  ist,  während  die  übrigen  Fürnieii 
den  altertümlichen  Voeal  und  den  .Sehiussconsouauten  dadur<-li 
fortpflanzen,  dass  sie  das  W.  wie  ein  zugesetztes  bet.iuien; 
der  schwaelio  Auslaut  wurde  noch  durch  ein  beliebtes  An- 
hängsel verstärkt;  auch  der  Eintritt  von  m  an  die  Stelle  des 
li  mag  diesen  Grund  haben,  wenn  man  es  nicht  lieber  auf 
ein  neben  -arna  her  gehendes  Sutf.  -arnia  zurücliführen  will. 
In  der  ä.  Spr.  waren  die  Formen  atif  um,  aw,  em  am  Be- 
liebtesten; Cysat  schwankt  zw.  .im  und  nii.  ,Achart,  Aehrad.' 
15:36,  Wald  Keiserspan.  Die  Kiiekkehr  zur  Tennis  ist  eig.. 
unsohweizeriseli  und  taucht  luieh  wirklieh  nur  auf  der  Xord- 
linie  der  Sehw.  auf:  ,Ackran.'  13.'iS,  Klingn.  .Ackert.'  l.'j'J,"», 
Laufen  b.  Rs.  .Ackeret.'  1597,  Seh.  ..\ckerit.  Ackerig.' 
XVI.  XVII.,  BsKq.  .Ackerik.'  1607,  BsLiest.  .Ackert.' 
1525,  Tli;  Klingn.;  Wurstiscn.  Es  gab  auch  eine  verkürzte 
Form:  ,Wenn  i^iidielen  werdont  so  vil,  dass  man  das  für  ein 
gemein  Ächer  sehetz.'  1184,  Suhr.  ,Der  |wcleher|  schwin 
in  die  eichelcn  oder  Acher  tribet.'  obd.  .Achor.'  1S67,  lt. 
Ochs.  ,Zu  Ackers  Ziten.'  ir,25,  Th  [1.  Ackerets'J|.  .Acker- 
Vieh.'  1677.  -  Das  weibliche  Genus  taucht  nur  spärlich 
auf:  155»,  KlingrL  (JU-kertl.  16(Ui,  BsRq.  (Ackerig),  sonst 
in  den  selben  Quellen  ebenfalls  säelil.  Ein  Mal  bei  Mey.. 
Wiut.    Cliroii. :    .das  es  grossen    Aekarat  ist    worden.' 


71 


Adi,  ecli.  icli.  och.  uol 


72 


ach(e)ran Jen:  AcheranJ  sammeln  BU. 

Achering  f.  t'x-p-ij  Bs;  BO.:  1.  Acherumernte. 
.Weiilgansj  und  Acherung.'  1482,  Brugg.  .Die  Acherung 
berüerend  sülle  sich  ein  jeder  mit  Schwinen  ver.sechen 
vor  S.  Ver.;  dann  man  darnach  ime  selbige  uff  die 
Acherig  abzenemen  nit  schuldig  ist.'  1609,  Aa.  ,Wann 
Äkerig  [ist].-  1(J4'2,  Klingn.  —  2.  Acheritm.  .Wann  gott 
Eychlen  beriete,  am  Herb.st  vil  Aehring.'  1530,  Aa. 

Umdontimg  aus  .Achfraiu'  zu  einem  die  Handlung  bedeu- 
tenden Verbalsubst.  Als  blosse  Spielart  zu  der  Form  Acherit 
(s.  Aclu-rum)  aber  ist  Aehrirj  da  zu  taxieren,  wo  es  das 
luännl.  od.  das  such).  Geschl.  trägt  wie  z.  B.  1671,  Arg.  4, 
143;   ,in  ackerig  laufen.'      17'23,  Kadelbg. 

Acheret  ,L;  S",  Ackeret  AAKais.,  Ackeret 
ScH,  m.:  der  Ertrag  an  Ächerum,  die  betr.  Ernte, 
veralt.  ,Üb  zuo  herbstziten  Aekerit  wurd,  soltu  in 
das  holz  faren.'  ca  1400,  Diessenh.  ,0b  vil  eichein 
und  buochs  wurde,  das  darumb  gross  achrat  wurde.' 
ca  1480,  Dübend.  .Don  Ackeret  ald  die  Eiclilen  mit 
cinanderen  ussweyden.'  157S.  Z  oGlatt.  -  Aus  Aihiratul 
zum  Verbalsubst.   umgedeutet. 

Acherne.  Ächerne  s.  Eich-Kernen. 

Achi  m. :  Achior,  männl.  Taufname  ZO. 

.\chiles  {''")  ni.:  Achilles  Bs. 

Achis  «i/^i»  BO.,  vi</,c8  W,  ax^in  GuAv.,  EchisBS., 
8i..  Schwarzenb.,  ri-hm  ZWeinl.  —  ii.  BHa.,  Si.,  m. 
„BO.".  Sa.:  1.  Milchessig;  Milch,  welche  man  sauer 
werden  lässt,  um  damit  aus  der  .Käsmilch'  noch  .Ziger-. 
auch  ,Vorbruch'  auszuscheiden  BO.;  W.  --  2.  Essig 
BSa.;  Z;  als  Essig  verwendete  saure  Schotte  BSchwarz. 

Entgegen  den  hoclul.,  mit  Umstellung  gebildeten  Formen 
mit  richtiger  Lautverscliiuliung  ,ius  got.  akcit,  lat.  avitiim. 
—    Verseil,   von   ChüfJah;  syu.   SCir.     Etscher. 

Achle  f.:  s.  ElMe. 

ancli  1^1/  Ouw;  VVL.,  o;^  BSi.,  aug  o"y  SHimmelr., 
07  BM.  u.  S.,  au  überwiegend,  0  Ap  t.;  BsB.;  B: 
SeiiStdt. ;  S ;  Th,  rf  (-  u.")  Aa  ;  BSee. ;  Z :  1.  wie  nhd.,  aber 
mit  einigen  eigentümlichen  Anwendungen.  Formeln 
des  Unglaubens,  der  Abweisung:  Au  no?  kommt  ihr 
mir  auch  noch  damitV  Ja  au  no!  oder  ä  na!  geh  mir 
weg  damit!  's  ist  neime  nümme  wie  au  scho,  wie  es 
früher  etwa  zu  sein  pflegte.  3Iein  au!  das  will  ich 
meinen!  gewiss!  Öppen-au  oder  gott-icell-au,  doch 
wohl.  —  2.  wohl,  denn,  Ausdruck  angelegentlicher 
Frage.  Chumit  [kommt]  er  ä  iw  früeh  (fnueg?  Isch-es 
amed  au  irör?  Wer  isch-es  au?  [ich  bitte,  sage  es 
mir].  —  3.  halt,  .eben.  Er  wird  au  ha  müesse. 
Er  chuiint  au  eso  dure,  knapp  genug.  Es  mat/'s  au 
fast  nüd  (fgS,  es  kommt  eben  mit  Not  zu  Stande.  - 
4.  doch,  a)  freundliche  Bitte.  Wettist  ä  so  cjuet  sl. 
~  b)  Erstaunen.  Gilt  au!  Säg-nien  au !  Jawolä! 
udgl.  Nei  au!  es  wird  doch  nicht  sein!  Aber  au! 
Wie  cham-men  au!  [z.B.  so  töricht  sein].  —  c)  Un- 
geduld. Ja  au!  Chumm  au!  U  au!  0  weh!  ZF. 
Nu  au!  lass  doch  ab  von  mir!  —  d)  Arger,  Klage, 
Verwünschung.  Bas  ist  au  e  Straf!  Jemer  au! 
Sakerdie  denn  au!    's  war  au  verfluecht! 

Og  verhält  sich  zu  och  wie  B  »V/  zu  idi.  In  den  Ver- 
kürzungen, welche  zunächst  in  unbetonter  Stellung  der  Part, 
eintraten,  verdichtet  sich  der  Djphth.  zu  o  oder  zu  rf,  .je  nach- 
dem er  in  der  betr.  MA.  mit  diesem  oder  mit  jenem  Laute 
gebildet  ist  —  ein  Unterschied,  welcher  in  diesen  VerkUrz- 
nngcn  sich  rocht  scdiarf  ausprägt.  Vgl.  u,  ciJ  Auch  Got. 
und  Alul.  kennen  die  Bed.  .denn',  und  unsi^r  fragendes  au 
entspricht  d(!m   lat.    iinm   nach   Fragepron. 


Auchc  s.  Anken. 
Echo  in.  1733,  JJUlr. 

Eich  I.  f.  Aa;  Bs.;  L;  Z,  äx  NC,  Eiche  B;  S, 
Eic  Aa;  B;  L;  S:  wie  nhd.  Eichehoh  git  guet 
Galgenägel  L.  Vor  der  Eiche  und  mr-enere  feisse  Sau 
söll-me  der  Huet  ahzieh  S.  Auf  der  grossen  Bedeutung 
dieses  Baumes  für  die  Schweinezucht  (s.  Acheran),  der 
desshalb  zu  den  berhaften  gerechnet  wurde,  beruhten 
Verordnungen  wie  ,ieder  junge  Mann,  so  erstmals  in 
die  Ehe  triftet  soll  absonderlich  ein  junge  Eichen 
setzen.'  1(397,  Schnell.  Rij.  Als  (Terichtsbaum  (wie 
die  Linde)  erscheint  er  z.  B.  in  Gl  1240.  Die  religiöse 
Bed.  des  Baumes  ragt  noch  in  die  Gegenwart  herein, 
und  zwar  bald  von  der  christlichen  Kirche  adoptiert, 
bald  als  heidnisch  gekennzeichnet.  Die  heiig  Eich 
zu  LDagmersellen  ist  behängt  mit  Votivgliedern  und 
den  Krücken  der  Geheilten.  Bei  Eichen  ist  Maria 
gnädig  und  finden  sich  HelgenstiirkU.  Hinwieder  wohnen 
die  bösen  Geister  in  der  E.  Kinder  werden  von  Brü- 
chen geheilt,  wenn  man  sie  an  Ostern  während  des 
Läutens  drei  Male  durch  eine  gespaltene  E.  zieht, 
oder  wenn  ein  erbetteltes  Ei  von  einer  schwarzen 
Henne  am  Karfreitag  Morgen  vor  Sonnenaufgang  in 
eine  junge  E.  gebohrt  wird.  Die  pulverisierte  Binde 
und  Frucht  heilt  Wunden  G.  Man  scheut  sich,  Eichen- 
zweige zu  Bändern  für  Garben  und  Strohdächer  zu 
verwenden,  weil  sie  den  Blitz  anziehen  würden.  Je 
nachdem  die  Eiche  vor  oder  nach  der  Esche  ihre 
Blätter  treibt,  steht  ein  trockener  oder  ein  nasser 
Sommer  bevor  G.  —  Abi.  Eicher.  eicherieren.  Eicherne. 
Eichle.  Eichmer. 

Galgen-;  Name  einer  als  Galgen  benutzten  E. 
Segess.  BG.  1,  563. 

Hag-:  Stieleiche,  quercus  pedunculata  Ehrh,,  Bs; 
Z.     .Das   aller  hertist  geschlächt  der  Eychen.'    Fris. 

Bei  Denzler  167  7  und  1716  =  .'esculus  und  syn.  mit 
Mispelbaum,  während  Fris.  trennt  ,H.=  robur.  M.=sbscu1us.' 
.\uch  Zwinger  erklärt  csculus  als  Eiche;  er  und  Tahern.i!- 
mont  verstehen  aber  unter  H.  andere  Arten  der  E. 

Kül-  chöl-:  quercus  robur  L.,  Kohl-,  Trauben-, 
Wintereiche  Z. 

Schmätter-  Z. 

W.ahrsch.  identisch  mit  Kol-E.,  denn  sclimiinvrii/  = 
bruchig.  Übrigens  kreuzen  die  Benennungen  der  Werkleute 
oft  die  wissenschaftliche  Unterscheidung,  indem  sie  sich  an 
blosse  etwa  durch  den  Standort  bedingte  Zufälligkeiten  halten. 

Täfeli-:  tiche,  an  welcher  eine  Tafel  mit  einem 
Heiligenbild  befestigt  ist.  Drei  solche  am  Jura  ober- 
halb Grenchen  gewähren  Schutz  gegen  Geisterspuk. 
Schild  1866,  59. 

Donner-:  Name  einer  E.  auf  einer  Anhöhe  bei 
AAMagden,  welcher  die  Wassergüsse  zugeschrieben 
wurden,  bevor  sie  eingesegnet  war.  Arü.  1.  Iii2. 

Eich  11.  11.:  Eichenwald  Z. 

Mehr  nur  Eigenn.  Collect,  wie  das  Huecfi,  Birvh,  Asi-h, 
At/i,   Tiinn   im  Sinne   von  liutchnih   usf. 

Siben-:  Name  von  Ortschaften,  wo  ehemals  sieben 
Eichen  standen,  z.  B.  Obw. 

Auch  .Siebnen'  SchwMa.  geht  auf  Sthlmihlm  zurück.  Nach 
Gr.  ehemalige  Gerichtsstätten  mit  Sitzen   für  sieben  Schötfen. 

Eichi  n.:  Orts-  oder  Flurname  B. 
Eigentlich    ein    mit    Eichen    besetzter  Ort;    s.  das  Eirh. 
Aus  mhd.  cUhach,  ahd.   eihahi;  Tgl.    Hmli,   ßirclii. 


Ach,  ecli,  ich,  och,  nch.  —  Achs 


14 


eichiu  eiclii  Z;  eichig  Aa  (auch  eijUi);  Bs : 
eichen.  Jin  eichüje  Wasserstei".  Eichiy  ßiresrhmtz, 
scherzhaft  Bs.  .Alle  wähl  um  Rinow  sind  Eichin.' 
BossH.  Wint.  Chr. 

Eich  III.  m.:  maskierende  Form  des  \V.  Eid  in 
Beteuerungen.  Bim  E.  odfr  Eichli!  Bi  minem  Eich! 
ScHw;  Z.  —  Vgl.  Eichel:  EicherUng.  Eichleiuhil. 

eichen  e-i  sw.,  ein  Getass  e. :  das  obrigkeitliche 
Mass  sichtbar  und  bleibend  daran  bezeichnen. 

liehört  mehr  der  Kanzlei-  als  der  Volksspr.  au,  welcher 
ieheii,  ichlen,  /ecken,  feehlcn,  sinnen  geläufiger  sind.  S.  auch 
eichten. 

Eicher  m.  I.,  Eicherli  n.  A.4;  Bs;  B;  Sch,  achcr, 
ö'x':rli;  S;  Th  ä-°;  Z.  Eiker  -k/- L;  U;  Zi;,  Eichmer 
ZSchlatt,  Eichsner  ZDiittl.,  Eichorn  cichurn  m., 
eicJiiiWi' Gr:  Eichhorn.   ( Vi /o^fiere  [klettern]  rvie-n-en  E. 

Mhd.  eichorn,  eichurm:  in.  H.  u.  und  dies  wahrsch.  aus 
einer  Zss.  entstellt,  ags.  äcirem.  .Her  Aychoru.'  1563,  Tierb. 
,Der  Eicher.'  166'2,  Red.  169'2,  Vestibül.  ,Das  Schiessen  des 
Federgewiides,  Eichern  am  Sonntag  ist  verboten.'  1756,  Laudv. 
(jrün.  Unter  den  zahlreichen  Umdeutungen  der  alten  von 
Eich  abgeleiteten  oder  damit  zsges.  Form  besitzen  wir  an 
Eicher  die  verständigste;  docli  erleidet  auch  sie  spielende 
Verunstaltung  (Eichmer)  und  Verhärtuug  (Eikcr).  Das  Tliä- 
ynger  Idiom  verspottet  man  mit  dem  Spruche:  Buch,  hol  e 
Lö'terli  [Leiter],  's  ist  e  Ü'cherli  du;  mann  [meine],  O-chcrli- 
Hö'sch  ist  giiet  Flö-sch  !  —  S.  auch  Eich-,  Ein-Horn,  Eich-Kern. 

eichereu:  sich  nach  der  Art  der  Eicher  von 
einem  Bäumeben  auf  ein  anderes  schwingen  —  eine 
Belustigung  der  Weidbuben  Aa. 

Eicher  ni.  II.  him  Eicher  od.  Eicherli!  Beteurungs- 
formel  L;  Uw;  Z.  —  Milderung  des  Schwures:  beim 
Eid;  vgl.  Eich. 

Eicherlig:  ebenso. 

Eicher  m.  ni.:  Einkorn,  triticura  niunococcum  Aa; 
Bs;  L;  S.  Wegen  seines  harten  Halmes  zu  Stroh- 
dächern benutzt. 

Wie  das  Genus  zeigt,  ungehörig  an  Eicher  I  augelehnt, 
daher  auch  etwa  mit  ,Eich-Korn'  verhochdeutscht;  vgl.  Buch- 
weizen.    S.   noch  Einkorn. 

eicherieren :  weiches  Holz  so  anstreichen,  dass 
es  Eichenholz  vorstellt. 

Unrichtig  gebildet  nach   Analogie  von   muscricrm  udgl. 

Eicher ne  s.  Eich- Kerne. 

Eichle  f.:  1.  Eichel.  G'swndasivie-n-en  E.  Schüsse 
[drein  fahren]  icie  d'Söü  i'  d'E.  Singe  me-n-e  Nach- 
tigall, wo  [welche]  E.  frisst.  Sprw.  hilr  ril  E.,  über's 
Jär  ril  3Iost.  —  2.  Zinnerner  Wasserbehälter  mit 
Hahn  in  der  Wohnstube  am  Butt'et  angebracht  (jrt:^tdt.. 
ächle,  veralt.  ,Im  Stüblj  1  tiiessfass-Käspli  mit  einer 
zininen  Eychlen.'  1.571,  Z.  Syn.  Gie.ts-,  Haiid-Fd.is: 
Hand-Giess,  -Rössli.  —  3.  Eine  gewisse  Zierat  an 
Frauenkleidung.  ,Der  gestikten  Kinnischnüeren,  Eich- 
len  und  aller  Falten  an  Achslen-Ermlen.'  17o3,  Z. 
Mhd.  eichel,   ahd.   eichila. 

EttChe  f.:  Jauche  FJ.  (Prof.  Eichhorn). 

Aus  dem  Schriftd.  verderbt;   vermutlich  aii/c  d.  i.  Aiichc. 

Ich  ich  f.:  amtliche  Messung  von  (jefässen;  das 
Mass  derselben.  Hell  (trilehj  Ich,  Messung,  nachdem 
das  neue  Getränke  sich  abgeklärt  hat  (noch  trübe  ist) 
SeuSt,  .Auch  die  yth  [1.  ych],  prottschoweii,  win- 
schätzen.'   H81.  G.  -     Mlid."  ..he  f.     Vgl.  hhi. 


ichen  J/-e  ScnSt. :  1.  eichen  ScnÖt.  (Si'Lo.)  -  2.  Den 
Keltereid  schwören  Ap,  veralt. 

Mhd.  Ichcn.  Ebenso  lö3ö,  Elgg.  Herrschaftsr.  ,irhc'  100(5. 
Rheineck.  Obwohl  die  Syn.  (p/ächien,  sinnen)  lat.  Ursprung 
auch  von  ichen  erwarten  lassen ,  so  ist  doch  die  schon  von 
Redinger  aufgestellte  Erklärung  aus  tequare  aus  lautlichen 
Gründen  unhaltbar;  zu  erwägen  dagegen  fehl,  ichlen  und 
Kuhn,  24,  il-l. 

Iche  iche  f.:  Eibe  LVizn, 

iche,  ieche  s.  tn-hiit. 

ich  Uw;  W  (betont  ich  Bs,  i^/  Gl;  Z,  ie/  ,B0."; 
Z,  unbet.  f'x  7.).  ig  B;  S,  i  Ap;  B;  G;  L;  S  (betont 
i'  Aa,  unbet.  x'  Aa,  j-  Aa;  Bs;  Gl;  Z):  ich.  Jez 
chitmm  ich!  said  [sagt]  de  Hamtciirst  (Baia.'is).  Ich 
und  du  und  's  Müllers  Sü  (BriV)  und  's  Bede  {Herei 
Stier  sind  ini  [ihrer]  (eiisere  [unsor]y  i'ier,  Spott  auf 
den,  der  gerne  sein  Ich  voranstellt. 

Auffallen  nniss  der  reine  Vokallaut  von  Aa.  Zu  iy  vgl. 
og  aus  auch.     Piphth.    ie  entwickelt  sich  gerne  vor  /. 

ich,  eeh  (enklit.)  s.  ilclt. 

och  BO.;  .W^  oche  B;  Tu,  ocheli  o//// ScnSt. : 
1.  Interj.  plötzlichen  Schmerzes  B;  Tu;  „W".  ,Üch.- 
Mal.  --  2.  Ausruf  kindlicher  Freude  ScnSt. 

Mhd.  oc7i,  och-a,  aus  welch  letzterer  Zss.  unser  oche  ab- 
gcblasst  ist.  ,Ocha,  eia,  ein  spottwort.'  Mal.  Spott,  insofern 
mau  dem  Geguer  Schmerz  zuschreibt.  ,Ocha,  welch  ein 
herber  streit!'  lO.jO,  Rud.  Mey.  ,Owe  ochen.'  Meyer,  Wint. 
Chrou.      Nbf.   von  ach  ;  s.  auch  achele. 

..ochen:  jammern,  ächzen  W." 

Öchi  exi  PP.;  T;  „W",  öhi,  ehi  Gr,  m.:  Oheim 
Gr;  T,  mütterlicher  Oheim  P;  „W." 

Mhd.  "-,  oeheim,  oecheim,  oehin.  Öchi  mit  einer  geläufigen 
Endung  ans  dem  Compositum  zu  einer  Abi.  geworden.  Über- 
gangsformcn:  ,Üchin.'  1389,  Sol,  Woch.  ,Öchem.'  15'26. 
Ansh.;  1.530,  Edlib.  ,Ohen,  Uhen.'  Fris.;  Mal.  Wegen  ch 
vgl.  zueche  aus  zue-hin.  —  PI.  unver.  Gr.  —  Vgl.  Ümei.  S.  .\ticr. 

Zue-:  Grossonkel  GkD. 

Ochra:  Berggelb  s.  orhra-gehc. 

Schliesst  sich  unmittelbar  an  lat.  ochra,  nicht  an  uilui. 
Ocker,   oijijcr. 

Och  a'/ Gl;  Schw,  i'x  Uw;  U,  .»/ Aa;  enklit.  ech 
ex  BsL.;  B;  Gl;  S;  Vw,  ü/  BO. :  euch. 

Mhd.  iuch,  urspr.  nur  für  den  Acc.  Vgl.  ii.  euch  eine 
hybride,  vom  alemannischen  Lautgesetz  abweichende  Bildung, 
da  Diphthongisierung  des  Voc.  sonst  nur  im  Auslaute  stattfindet. 

Uecll,  Üechi,  Hans-Uech  (/(((«- LE.)  m.:  ririch, 
Johann  U.  .\a;  LE.  —  Zunächst  aus   Uerch. 

Uechel,  Uecheli,  Üecheli  m.:    lUricli  Sin;  /.. 

Kalb  er-:  grober  Tölpel  /. 

Wild-Üechel  m.:  ein  wild  drcinfahrender  Mensch. 
namentlicli  ein  Mädchen,  welchem  echte  Weiblichkeit 
abgeht  .VAÜrugg.  —  Dazu  das  Vb.  wildüech  Icn. 

Uech  f.   Üch  (Unkfi'  s.  Lattiiech. 

ueche,  ueche(r)  s.  üf-hin,  -her. 


Achs,  ächsen,  ächslen  s.  .1*r7(,s-  usw. 

Achs  f.  1.  (ixs  Aa;  Bs,  auch  ü.r;  B;  S;  Z,  i'ichs  Gi.. 
—  PI.  Achse  Aa;  Bs;  Z.  A.v  Bs:  Achse  am  Wagen. 
Vf-der  A.  steht  dem  Waarentransport  im  Scliiff  gegen- 
über; zur  Zeit  von  Fius.  aber  unterschied  man  ,zuo 
wasser,  zuo  ross  oder  auf  der  ax,'  —  Mhd.  ahn-.  Vgl. 
auch   .\.    II. 


7.") 


Aclis.  ec/hs,  iclis,  nehs.  uclis 


7f! 


Under-,  Vor-Achs  f..  -Achs  n.:  das  Mass,  um 
welches  die  zwei  Räder  einer  Achse  unten  bzw.  vorn 
enger  stehen  als  oben  bzw.  hinten  AAFri. 

ächsen  (ein  Fuhrwerk):  1.  mit  neuen  Acliseii 
versehen  S  n.Iura.  -  2.  Mit  dem  notwendigen  .,Vorder- 
und  Underiichs-  versehen,  das  von  Zeit  zu  Zeit  er- 
neuert werden  muss  A.iFri.  —  Syn.  richte». 

In  li'tzteior  Beil.   direkte  aus  dem  Ntr.   Achs  .abgeleitet. 

ober-,  über-  (under-)  ächst:  von  einem  Fuhr- 
werk, dessen  Eäder  oben  bzw.  unten  convergieren  Z. 

cng-ächs,  -gächs  „Aa";  Sch,  -Jrf/«  ZB.,  -g^/' 
ZStdt,  -gächsig  Z.  -gächz  ScnSt.;  Z  uTösst.,  ^s- 
./rf/(s  ZStdt.,  -gächzig  ofjKf/fsi'c/  Z  rSee.  -gäss  -;/ass, 
-i-rfi««  ZO.,  ISee,   Wint.,   -gäch,   -gächt,   -gächtig, 

-</^X,   -i-rf/   Z,    -geächst  -gächst  GRh.;    Zu.,   eyl-a^/at  Xp, 

<»;.'/■*/»'  i^B.,  rfjjrf/»«  ZLunn.,  -gäxt  Ar,  -gächzt 
ScnSt.;  ZSt. :  1.  (vom  Fuhrwerk)  enggestellte  Achsen 
haltend  Z.  f^yn.  engffelei.siy;  vgl.  Underächs.  —  2.  (vom 
Menschen)  engherzig,  selbstsüchtig,  übertrieben 
äng.stlich  in  Sachen  der  Ökonomie,  in  Folge  davon 
wunderlich  und  streitsüchtig  Ap;  G;  Sch;  Z.  Auch 
als  Subst.  m.  eii  Enrjr/ächfs  Z.  —  S.  ungeduldig, 
jähzornig  Z. 

Aus  Ai-hs  abgeleitet  mit  dem  ad.i.  Bildnugselenient  -i, 
welches  später  meist  durch  -ig  ersetzt  wurde:  weil  diese 
Bildungen  ausstarben,  ivnrde  die  partic.  Form  nachgeschoben. 
Bloss  Schweiz.;  aber  schon  früh  bei  den  Zürchern.  ,Die 
geschrifft  machet  die  fröud  nit  zuo  siind,  wie  die  äng- 
geächssten  glychssncrischen  Töuffer.'  HBull.  l.iGl.  ,Arc- 
tus  animus.  Ein  cnggächs  vnd  sorgfaltigs  gemiiet.  Scrupu- 
losus.  Voll  zweyfels  u.  spans,  en gächsig.'  Fris.  n.  Mal.,  bei 
Letzterem  auch  ,euggechsst'.  .Enggechs'  unter  den  Fehlern 
einer  Frau  aufgezählt.  16,51,  Schimpfr.  ,Enggechs,  morosus, 
scrupulosus,  tetricns  ceusor.'  1677  u.  1716,  Denzl.  .[Der 
ernste  Geistliche]  muss  ein  wunderlicher  enggächsser  Manu 
seyn.'  Hofm.  1744. 

„engächsen:  einpfindlich  machen,  quälen  Z." 

wit-geächst  A-<*/«(:  mit  weitgerichteten  Achsen 
versehen  Z. 

Vgl.  ,weit  geächset'  Gr..  Wb.  1.  164.  .wahnachset' 
Wurm    1,    i;iO. 

Achs  f.  II,  achsen  s.  Ax,  axen. 

Aclisle  <-/«/..  {Äxle  BO.;  Gr;  Uw;  U;  W)  f.:  Achsel. 
1.  als  Körperteil.  D'A.  fmnache"  s.  d.  Vb..  [7  bedc", 
zwo  A.  träi/e".  Vf  heUlen  A.  Wasser  träge.  TTobl. 
,Er  tragt  auf  einer  Achsel  Gott,  auf  der  andern  den 
teufel.'  JMev.  1077.  Uf  slni  eigni  A.  nä".  Uf  di 
licht  A.  ne",  uf  der  l.-e  A.  träge":  sich« leichten  Sinnes 
über  die  Schwierigkeiten  hinwegsetzen.  ,Er  nimmet 
ein  ding  gleich  auf  die  hohe  A.'  JMey.  1G77,  noch 
heute  im  Sinne  von  übel  aufnehmen.  De  Weg  über 
d'A.  ne?',  sich  auf  den  Weg  machen;  vgl.  die  Füsse 
über  die  A.  nehmen  =  eilen.  ,Lässt  ihm  [sich]  Einer 
auf  die  A.  sitzen,  so  will  man  ihm  gar  auf  den  Kopf. 
JMey.  1677.  ,Sy  sind  uns  uff  die  Achssien  gesässen. 
Sy  habend  uns  auff  den  halss  trätten.'  Fris.  Einen. 
Etwas  über  d'A.  wluege".  Anders:  Du  hättist  s'erst 
selluH  über  dmi  A.  g'sehn,  zuerst  auf  dich  selber 
schauen  W.  D'A.  lupfen,  zucken,  als  Geberde  der 
Ablehnung,  .ungern  tun.'  1Ü83,  Hospin.  -  2.  Neben- 
stiel mit  Nebentraube,  dgl.  sich  an  üppigen  Wein- 
stücken  entwickeln.  —  3.  Verzierung  am  Oberkleid. 
,Manspersonen  [sollen]  sich  der  nüwen  gattuug  Wa- 
mi.sten  mit  langen  Spanischen  spitzen  vnd  grossen 
breiten  ächselinen  abthun.'  lt)28,  B.    .Alle  Wybsbilder 


sollend  sich  der  vberuss  breiten  ächselinen  müssigen.' 
ebd.   —    Mhd.  ahset,  ahd.  uhmla. 

achslen:  mit  den  Achseln  zucken  BO. 

Achs  1er  ni.:  Einer,  der  die  Gewohnheit  hat,  mit 
den  Achseln  zu  zucken  BO. 

Uberachslete  f.:  was  einer  in  einem  Tuch  an 
die  Achsel  gehängt  forttragen  kann  Gn. 

Echs,  Aehsli  s.  Eidechs. 

Ochs  m.  (ox  Bst.;  BO.;  Gli;  Uw;  U;  W):  1.  wie 
nhd.,  doch  nicht  recht  volk.st.  ausser  (und  zwar  in 
der  schwachen  Form,  Ochse)  als  Wirtshausscliild  und 
in  RAA.  En  Öchsll  und  e  Stierli  sind  ä  [ein  und 
das  selbe]  Tierli  Sch.  Der  0.  hebt  (fasst)  me"  bi  de 
Homere,  de  Ma""  bim  Wort  (und  d'Wdier  bi-der 
■Juppe).  Gott  git  Eim  [Einem]  vul  der  ().,  aber  nit 
g'rad  a"  de"  Homere.  Der  0.  g'hört  an'n  Pflueg. 
Die  müeden  Ochse  treted  hart  fühelj  üf.  Em  [dem] 
().  g'hört  's  Joch,  em  Boss  de  Sattel.  Mit  den  Ochse 
hinder-em  Berg  halte".  Wer  mit  Ochse  fnrt,  chunnt 
au'''  z'Märt.  Er  stilt  der  O.  und  git  [gibt]  d'Eiiess 
um  GottsuülJe.     Wer  's  Glück  hat,  dem  clialheret  der  0. 

—  2.  Im  Gegens.  zu  Farr,  Hagen,  Munni,  Stier, 
Schell-,  Wucherstier  der  castrierte  Stier  Aa;  BO.; 
Gr;  Uw;  \V.    Dick  wie  en  0.  W.    Syn.   Urtur.  Stier. 

—  3.  Kuhname  B  lt.  Alp.  18u6,  138.  ~  4.  Grober 
Tölpel  Uw.  Verblümt:  Was  cham-me  vorne  0.  be- 
gehre als  es  Pfund  Pindfleisch?  Z.  's  ist  kein  0.,  er 
.•iei  denn  e  Clialli  g'sV.  SrLci.  Von  Ochsefurt  -n", 
dumm.  ebd. 

Eid-,  Eg-,  Egg-,  Egel-,  Eid-,  Geg-,  Hed-, 
Heid-,  Hag-,  Heg-0.     s.  Eidechs. 

„Far-:  Ochse,  mit  dgl.  der  Weg  durch  den  Schnee 
gebahnt  wird  U." 

Heid-:  roher  Tölpel.  ,dumm  wie  ein  0.'  AaB. 

Vgl.  Beid  in  verstärkendem  Sinn:  vgl.  aber  auch  JJrüt- 
fx-As  d.   i.   Eidechse. 

Her-:  1.  derjenige  0.  der  Herde,  welcher  alle 
andern  im  Eingen  besiegt  Gr;  GW.  Er  wird  von  den 
Hirten,  mit  Blumen  und  einer  grossen  Herdeglocke 
geschmückt,  unter  der  Begleitung  der  Jugend  ins 
Dorf  geführt,  worauf  sie  vom  Eigentümer  bewirtet 
werden  Gr.  —  2.  der  stärkste  Mann  des  Dorfes, 
bes.  wenn  er  seine  Kraft  in  Raufhändeln  geltend 
macht  Gr.  —  Vgl.  gelter. 

Mäns-  me-iss-:  ein-  bis  zweijähriges  ver.schnittenes 
Stierkalb  U  lt.  Alp.  18uG. 

Bräll-:  verächtliche  Bezeichnung  eines  Menschen, 
iler  leicht  ins  Weinen  gerät  GuHe.  —  S.  hrällen. 

Schürt-:  ,DerHof...,  des  1  Hueb  ist,  gilt  einen 
Sch.,  der  15  ß  wert  sin  soll.'    Östr.  Urbar.  Anf.  XIV. 

Schleg-:  Mastochse,  zum  Schlachten  bestimmt  Gr. 
,Es  sind  alle  Zeit  auft'  ein  mezgeten  2  schlägochssen 
gemezget  worden.'     Wint.  Stdtbuch. 

Mhd.  nleyohse;  Vgl.  SehJeg-VicJi ,  -Kiff.  Vtiu  einem  weibl. 
Abstr.  ftege,  ahd.  alegi  =  Schlacht. 

Stamm-:  der  Zuehtstier.  der  mit  dem  Senntum 
zur  .\lp  weidet  L. 

Stier-:  Stier  Uw.    veraltet. 

Werker-:  alter  0.  U  lt.  Alp.  1800,  lir,. 

Vielleicht  0.  der  nicht  mehr  zur  Zucht,  nur  mich  als 
.Arbeiter'.    Wcrcher,'  gut  ist. 


Auhs.  f(.Ois.  ichs,  (iclis.  uclis.         Aclll,  i-'clit.  icht.  m-lil.  iiclit 


Zit-:  dreijähriger  (_).  (ju;  U.  der  im  o.  Juhrc  ver- 
schnitten wird  U. 

Der  Namu  boJeiitct  diu  Entwiokluiijsstufe  zwischuu  -1/«n<- 
^'iiy  iiiul  dem  völlig  aiisgowachseiien  Tiere  und  ist  eigeutlieli 
nur  iiaoli  der  Analogie  von  Zit-Kui,  -llinJ  geniaelit,  übrigens 
schon  im  XVI.  gebräuehlieli,  s.  Absch.  lY  1,  a,  1327.  ,Kin 
zejtochs:  juvencus,  ein  jnnger  0.'     Fris. ;   Mal. 

ochsen:  1.  Zwe  ochsed  z'sämme,  wenn  sie  bergan 
steigen  mit  aneinander  gelehnten  Achseln  Z.  —  2. 
einen  Stier  castrieren  W. 

(ichslen  BO.:  1.  Grosse  Kraft  zur  Verrichtung 
einer  Arbeit  anwenden.  -  2.  Dummheiten  begelien. 
-  3.  Jmdn  zum  Narren  halten. 

Ochs  1er:  Ochsenhirte  (iisHe. 

ochsnen  =  ochsen  2  Uw. 

Uechs,  Uex  f.  Av;  L;  G;  .Schw;  Z,  ii.  B().:  Siiiw 
Muo.;üw;U;W,  Üechs  UwE.;  UV:  Achselhöhle. 
Chelhier  mit-em  Zurieheli  undcr-der  U.  YAn  Bündel 
imdcr  's  U.  ne".  Bildl.  Einen  «.  d'U.  «.,  in  Schutz 
nehmen.  Einem  inider  d'U.  grife",  ihm  nachhelfen, 
ihn  unterstützen.  ,Der  fuessstig  sol  so  wit  sin  als 
einer  under  yetwederem  uechs  ein  muoltly  trag,  das 
In  nütz  [nicht]  irrte,'  XV.,  Üftn.  Niederhasle.  .Alipilus, 
der  eim  under  der  uochsen  schirt.'     Fris. 

Mhd.  uuhae,  üehae  f.  (n.);  steht  im  AblantSTo.rhültniss  zu 
AeJ»  (Achtlr).  Der  Umlaut  von  Üeihs  erklärt  sieh  aus  ahd. 
iiuhlm.  S.  auch  Buechs.  PI.  sw.  B;  Uw;  Z,  st.  SchwMuo. 
(Uet-hii);  UwE.    (Üecha).    —    Syn.    Weicliie. 

obuechs  Adv.  BEi.:  1.  ^  oberarms.  Jmdn.  o.  zum 
Grind  treffen,  auf  den  Kopf  schlagen.  -  -  2.  unvor- 
sichtig, 0,  in  d'Schulden  inhi"  icaten. 

„Uechsete  f.:  so  viel  man  unter  die  Uechse 
fassen  kann.     En  U.  Heu  BO.;  LE." 

Uechsle  f,:  Achsel  ZFehralt. 

Von    Uerhs,   wie  Ai-hnh  von   Avh».     Alid.    uvlisaiiii. 

„achsgen:  ächzen," 

St^.    Wahrsch.  eine  Weiterbildung  vou  achmii,   s,  ancliMm. 

achst,  ächst,  achster,  -«'-:  Partikel  der  zwei- 
felnden Frage,  etwa,  wohl  AABrugg  bis  Zurzach; 
ScHHall, 

(ienieint  ist  mhlxl,  mhtsl  i.  i.  eine  Superlativbilduug  zu 
dem  als  Comp,   verstandenen  äcA/er,   s.  echt,  echtert. 


Acht,  Ach  -ä-  f.:  Acht,  Verurteilung  und  Ver- 
folgung eines  peinlich  Angeklagten  durch  die  nberste 
Gerichtsgewalt,  nachdem  er  auf  dreimalige  Vorladung 
sich  nicht  gestellt  hatte,  und  Ausschluss  desselben  vom 
Rechtsschutz,  wenn  er  nicht  in  .Jahresfrist  sich  stellte. 
.Die  verkünd  ich  in  die  Aacht,  verpütdie  ihren  Fründen 
und  erloub  sy,  ir  Lyb  und  ir  Guet,  iren  Fienden.'  XV., 
TiiLandger.  , Richten  mit  der  Acht':  einen  in  Contumaz 
verurteilen,  ebd,  DerName  für  dieses  Verfahren  dauerte 
mit  anderen  auf  das  Gerichtswesen  bezüglichen  in  der 
Schw,  fort,  aucli  nachdem  sie  sich  vom  Reiche  abge- 
löst hatte,  nur  dass  an  die  Stelle  des  Königs  eben  das 
höchste  Landesgericht  trat.  Noch  Zwingli  spricht  von 
kaiserlicher  A,:  ,Das  wir  die  keiserischen  aach  ouch 
mit  unserem  annemen  oder  mitächen  be.stätetind,'  Der 
A,  des  Kaisers  entspricht  von  Seite  der  Kirche  der 
Bann  des  Papstes;  daher  die  häufige  formelhafte  Vor- 
bindung ,A.  und  B,'  ,Aaeh  des  Keisers  und  liann  des 
Bapsts,'    ZwiNijLi.     ,Die  puren   scliülieml    weder   aaeli 


noch  bau,  Und  wend  sich  nit  erschrecken  lau.-  Ma.nckl 
1522,  ,Volgends  seye  von  dess  Bann  vud  Keiserlichen 
Aacht  [1670:  Acht]  wägen  grosse  vnruw  entstanden.- 
1569,  LLav.  Da  dem  Geächteten  Nichts  übrig  blieb, 
als  das  Land  zu  verlassen,  so  zeigt  A,  oft  (z.  B.  bei 
Mal,)  den  heutigen  Begriff  von  Verbannung,  da 
doch  die  A,  eigentlich  des  Flüchtigen  gerade  , habhaft' 
werden  v\'ollte, 

Mhd,  ahtt;  wohl  gleicher  Abstammung  mit  ,Acht',  atteutio; 
dieses  vom  Sg.,  unser  W.  dagegen  vom  PI.  des  Prät.  eines 
vorauszusetzenden  Verbums.  Es  wurde  unzweifelhaft  bei  uns, 
so  lange  es  lebendig  war,  auch  mit  seiner  echten  Voeallänge 
gesprochen.  Wohl  aber  erfuhr  es  mitunter  consonantische 
Verstümmeluug  und  zwar  sogar  im  zweiten  t4rade,  (,Aa,' 
Fris.;  Mal.)  Die  Behaudhiug  des  (  als  blossen  Ballastes  lag 
nahe  genug,  da  in  jener  Zeit  mit  diesem  Buchstaben  am 
Wertende  in  hundert  anderen  Fällen  umgekehrt  ein  sinnloser 
Luxus  getrieben  wurde.  Die  Verflüchtigung  des  cA  sodann 
wie  in  Arh:  A,   Fluss. 

Aber-:  wiederholt  ausgesprochene  A.  ,Herzog 
U.  war  in  der  Acht  und  A,  des  Reiches,'  1521,  Absch. 
Mit  abgeschwächter  Bed,:  d><  Chilclieyu  [der  Kirchen- 
besuch] chunnt  i"  A.  Gl  d.  i.  Missachtung,  also  in 
Acht  (Ü-)  hinüberspielend.  Das  veralt.  W,  nochmals 
aufgefrischt  von  AFröhlich  :  „Bann  und  Acht  und  A." 

Besser  als  die  keinen  richtigen  Sinn  gewährende  Zss. 
Uhtnicht,  welche  u,  A,  bei  Spreng  begegnet,  S.  Zopfl,  RG, 
(3)   9.57, 

iicliteil,  ächen  (""):  in  die  A.  erklären,  .ächten: 
ausschUessen;  obsolet.'     1797,  HZsohokke. 

"Von  ~A<:hl,  y/ie  ächten  \on  "Acht,  aber  ahd.  ahtjiin  (daher 
der  Umlaut),  während  Achten  ahd,  ahtön  lautet.  Zu  Zwingli's 
Schreibung  iihcn  vgl.  -la  für  'Ach,  'Acht.  Das  einfache  Vb. 
übrigens  fast  ganz  verdrängt  durch  das  verstärkte  und  sehr 
beliebte  Conipos. : 

durch-:  gleichsam  die  Acht  durchführen;  eifrig 
verfolgen;  vgl.  persequi.  In  dieser  letztern  Bed. 
sehr  häufig  im  XVL,  XVÜ.,  nach  dem  XVII,  aber  er- 
loschen, , Darüber  habend  sy  seine  frommen  durch- 
ächtet.- 1531,  EsRA  (1667  .verfolget').  ,Wer  sich  der 
sünd  entgegen  stellt,  der  ist  durchächt  in  diser  weit,' 
1550,  Ri'EFF,  ,.\lso  wollest  du  sy  mit  deynem  wätter- 
stoss  durächten.'  1531,  Ps,  83;  dafür  jetzt:  , Verfolge 
sie  m,  d,  Wetter.-  ,Das  männlin  durchechtet  die  jungen, 
so  lang  biss  inen  die  krönlin  gewachsond,'  1557, 
\'oiiKLU,  ,Tatend  dem  herzog  grossen  schaden  und 
durchächtotend  die  kusten  wo  si  kondend,'  Vad,  = 
suchten  sie  feindlich  heim.  Besonders  von  religiösen 
Verfolgungen:  , Paulus  durchächtet  die  Christen.'  1548, 
BiuEL.  ,Die  Kätzer  wil  ich  d,  und  widerfächten,'  1562, 
Bull,  [bekämpfen],  ,Die  erst  durächtung  der  Christen,- 
BossH,,  Wint,  Chr,  ,Das  Christenlicher  Glaub  nie 
heiliger  gewesen,  weder  da  es  nütz  dann  fahen,  durch- 
ächten, tödten  vml  fürbassschicken  was,'  Zwinuli, 
,Yenuints  ze  d,  noch  vehen  Ibefehden]  um  des  gloubens- 
willen.-  1529,  Z,  Noch  einmal  17(ll/2  in  .\ufnem.  Helv.: 
,lcli  der  ein  Forcht  des  teutschen  Kicli|s|.  Solt  meinen 
tiwalt  lassen  durchechten.  Und  gar  das  Straw  ins  Harr 
eynfiechten'r",  allein  im  Sinne  von  , verachten',  also  mit 
der   Wortfamilie    Aclit    verwickelt.         Mhd.  ilunh'ihicii. 

Durcli  -  .Vchter :  Verfolger.  ,l>ie  Eydtgnossen, 
welche  er  [Kaiser  Maximilian]  des  heiligen  Iveichs 
durchechter  nennet,'  Wuusris,  .Erlös  mich  von  meinen 
feyndcn  und  durächtern,'     1560,  I's. 

durcli -ächtigon  =  durfhdchten.  .Das  ,sy  den 
widcrloulf  durclieclitiget.  nit  wellen  gestattnon.-  Kkssl, 


79 


Ach»,  echt,  irlit,  niOit,  nclit 


811 


ver-üehten  =  Hellten.  .Verächt'.  geächtet.  Ansh. 
.Verächter,  jiroscrijitDr.  der  einen  in  die  aacht  thuot.' 
Fr  IS. 

Achter  (ä-J  ni-;  der  Verfulgte,  Geächtete.  .Dass  die 
Bürger  von  Frauenfeld  die  \.  hau.sen  und  hiifen  und 
alle  Gemein.schaft  mit  ihnen  ptiegen  mögen.'  1379. 
,Umb  ander  todsleger,  buosser  und  echter  schenken 
wir  sinen  [des  anwesenden  Königs]  gnaden  [sc.  das 
Recht  der  Begnadigung].'  LRatsb.  1417.  .Yemand  der 
in  der  statt  leistunge  [Strafe]  und  ein  echter  wäre.' 
BsRq.  ,Es  sol  nieman  dhainen  [keinen]  olfnen  e.  sjiisen, 
halten  noch  herhergen.'  Uffn.  Burgau  147'2.  ,üem  ward 
sin  habe  und  guot  gnomen  und  vorteilt  als  einem  ä.'  Vad. 

Der  Übertritt  von  der  act.  iu  die  pass.  Bed.  Iialiute  sich 
schon  im  nihd.  aelitir,  eitler  an. 

Aber-,  Urteil  des  Hofgeriehts  zu  Rottweil  be- 
treuend die  .Achter  und  A.'  in  Z  lotiO.  .Item  dass 
ein  gotshus  offen  ächter  und  oberächter  enthalten  und 
bhusen  mijcht.'  V.tn. 

AeMOVt.:  1.  Aufmerksamkeit.  Walirnelimung; 
Rücksicht,  Beachtung,  a)  refiex.  .sich  in  A.  nehmen' 
nicht  bloss  =  Vorsicht  anwenden,  sich  hüten,  sondern 
auch  beachten,  bemerken,  Rücksicht  nehmen  (auf), 
sich  kümmern  (um).  Etwa  mit  dem  einfachen  Gen. 
des  Obj.:  /  itiiii-mi  desse  nücl  in  A.:  weniger  richtig 
dafür  auch:  /  )iiiii-mi  dense  ekeiii  A.;  eher  absolut: 
i  ha-mi  (/ar  cl:et  A.  (flui  Muota.  /  hütt-iin  kein  Bitze 
en-A.,  könnte  mich  leicht  dazu  verstehen  Z.  I  ha-mi 
niid  recht  en-A.  g'hn;  mir  hend-i.f  kein  A.  n'iin,  nicht 
Obacht  gegeben.  XVIII..  Baurengespr.  Vermischung 
von  rett.  und  gerader  Konstruktion  findet  sich  auch 
nut  .geben':  .sr''  ken  A.  ffe,  nicht  aufmerksam  sein, 
es  nicht  genau  nehmen,  sich  gehen  lassen  Ap.  — 
b)  einfach  activ:  Eim  A.  <fc,  ha,  Rücksicht  schenken. 
Ehre  antun  Gk.  Formel:  Ea  freut-mi,  dasiräsd'A. 
rj'han  heid,  uns  eueres  Besuches  gewürdigt,  ebd.  .Tmdni 
oder  Etwas  eke»  A.  f/ä,  keine  Aufmerksamkeit  schen- 
ken, sich  nicht  genieren  Ai».  .Und  hat  ich  sin  a.'. 
nahm  mich  seiner  an.  Sti-ltz,  1.519,  Heb  nf  de  Vhaiif 
ekev  A.,  nimm  an,  er  gelte  nicht  Z,  In  A.  ha,  im 
Gedächtniss  behalten.  Xemct's  in  A..'  merkt  es  euch, 
denkt  daran.  Äppes  in  A.  min  Gr.  Einen  in  A.  nä, 
ansichtig  werden,  bemerken  BsL.  Syn.  achten.  Eigen- 
tümlich: .dass  Ir  vielmehr  auf  die  [Bedürftigen  unter 
uns]  gnädige  a.  .schlagen  wollet'  17.51.  ZSupplikat.. 
Rücksicht  nehmen:  vgl.  mhd.  ein  brä  [Braue]  ze  der 
andern  ,slahen'.  —  2.  Zeit,  Dauer  der  Wahrnehmung. 
Augenblick.  In  dr  A.,  im  Augenblick,  sogleich  B. 
—  3,  Mutmassliche  Schätzung  eines  Masses  nach 
dem  äussern  .\nsehen,  und  objektiv:  Mass,  Verhält- 
niss,  Art  und  Weise.  Besonders  in  den  präposi- 
tionalen  Verbindungen  in  der  A.  Gl;  Gr:  Vw;  Zg 
(durch  Missverständniss  pleonastisch  (  dr  Tracht  S). 
nach  der  A.  Gi.K,  oder  der  A.  nach  .\a;  Ar;  Bs;  B; 
Gr,  welche  fast  zu  einer  stehenden  Formel  geworden 
sind:  a)  vergleichuugsweise,  verhältnissmässig,  d.  h. 
je  nach  dem  Standpunkt  oder  Gesichtspunkt  der  Be- 
trachtung. Das  i.ft  in  der  A.  noch  mir  wert.  Dr 
riiriij  Summer  isch  i  dr  Tr.  warmer  ifxl  am  dr  hilrig. 
,Die  Sprü  was  fast  dür  weder  das  Hiew  in  sin  a.'. 
verhältnissmässig  teurer  als  das  Heu.  Stockar  15'23, 
Der  A.  nn  isch  da-i  {iriisxer.  Zuweilen  scheint  der  A. 
nach  nicht  oberflächliche,  sondern  genauere  Betrach- 
tung und  Vergleichung  zu  bezeichnen  BsL.  oder  auch 


nur:  in  gewisser  Beziehung  B.  —  b)  in  der  A.,  inner- 
acht,  ineracht  BO.,  indracht  BG.,  ungefähr,  beinahe. 
Du   he.sch's  in  der  A.'troff'e  B.     Syn.  in  der  BUichi. 

—  c)  Art.  In  der  A.  chönnt  's-dr  (/'falle  B,  — 
d)  bestimmtes  Mass  der  Arbeit,  Facht,  Ff'acht  Ai', 
Of  d'A.  f/o,  auf  Taglohn  =  Tayuan;  vgl.  Acht- Tat/ wan, 
-Heuer,  -Schnitter,  -Haber;  P/Iaey-Acht.  —  4.  Mei- 
nung, Ansicht:  fna''''J  miner  A.  G.  ,Eim  yeden  wird 
sein  a.  und  meinung  frei  gelassen.'  1563.  Fischb.  — 
5.  Achtung,  Werthschätzung.  ,Si  sind  in  d'a. 
chun',  zu  Ehren  gekommen.  Rief.  ,In  schlechter  A, 
sin',  geringgeschätzt,  RMan.  .[Die  Purpurschnecken] 
sind  in  grosser  a.  gehalten  von  wägen  der  kostlichen 
färb.'  Fischb.  1563.  .Diese  büecher  sind  nit  in  gleicher 
a.'    1531,   BlB.   —   Mhd.   nhte. 

Üb-,  nur  als  Ruf:  gib  Acht!  hüte  dich!  GW.;  Z, 
und  in  den  Verbindungen:  ().  geben,  haben;  Etw.  in 
O.  nehmen  =  in  Betracht  ziehen,  merken  Bs;  B;  Th; 
Z,  und  mit  Dat.  p. :  he.sch-der  '.«  nid  in  0.  g'no?  B, 
oder  refl.  nimm-di  in  0.  ebd. 

Jar-:  bestimmte  Zahl  und  Dauer  von  Jaiiren. 
Ochs  VI  152.  1.59. 

Pflueg-.  ,Sü  son  och  [sie  sollen  auch]  ir  ]ifiug- 
achten  tun  ze  brächet  und  ze  herbst,  as  [wie]  ander 
gotshuslüte,'  Witn.  Hofr.  1344.  ,Dass  sü  son  dem 
gotshus  nun  tagwen  [Frohndienste]  tun.  Der  erst  tag 
ist  jiflugachte,  den  tag  varn  tut  man  ze  brächet.'  ebd. 

—  ^'on  Acht  o:  vgl.  Acht.schnitter,  -heuer. 
achten  I.  act.  1.  mit  dem  Auge  wahrnehmen,  und 

zwar  a)  unwillkürlich,  also  =  sehen,  erblicken, 
bemerken.  I  ha's  nüd  g'achtet;  er  hed-mi'''  nid 
(fachtet,  nicht  bemerkt  Aa;  Bs;  B;  Ndw;  Z;  es 
■■ichüzlichs  Achten,  ein  schrecklicher  Anblick  BRi.  — 
b)  willkürlich  die  Aufmerksamkeit  auf  etwas  richten, 
also  =  schauen,  nachsehen,  syn.  biegen  B.  Gang 
acht!  Acht  doch!  siehe  doch!  gib  Acht!  B.  Und 
acht!  und  sieh  da!  bei  freudiger  Überraschung.  Mit 
Obj.  a)  im  Gen.:  ,Sie  werden  keiner  Gefahr  nichts 
a.'  JMüll.,  1661.  .Die  Amtsleute  sollen  der  Land- 
streicher und  losen  Buben  achten',  wachsames  Auge 
auf  sie  haben.  Stettl.  16'26.  —  ß)  im  Acc:  besorgen. 
Chiis  achte,  Käse  einsalzen  und  reinigen  SchwMuo.  ;  s. 
Chäiiachter.  —  y)  m'*  .nach':  nach  Etw.  od.  Jeni.  sich 
umsehen  B.  ~  S)  mit  , zu':  überwachen.  Aufsicht 
führen.    Acht-mer  zu  mim  Sachii,  zu  mim   l'hind!  B. 

—  2.  missbilligend  bemerken,  sich  über  Etw. 
aufhalten,  ärgern ;  mit  Acc.  Ndw.  Vgl.  animadvertere 
in  aliim,  alqd;  .ahnden'  =  1)  ahnen,  2)  strafen.  — 
3,  schätzen,  den  Geldwert  einer  Sache.  I  achte  das 
SAH  rier  Guldi  Th.  ,20  tisch,  die  acht't  man  vast', 
konnte  man  zählen.    1576,   Neuj.  Ant.  Z  44,  53,  234. 

—  4.  ansehen,  geistig.  E  Ding  ist  wie  me's  acht', 
je  nachdem  man  es  ansieht.  Silger.  .Jeden  tag  den 
letsten  achte!'  sieh  für  oder  als  den  letzten  an.  KMkv. 
1674.  —  5.  meinen,  dafür  halten,  vermuten.  So  schon 
bei  Bi'LL.  und  Forer.  ,A1s  ich  achte.'  Hosimn.  ,Wie 
ich  achten  oder  vermein.'  Maler.  Jetzt  noch  in  B 
und  Gr.  As  i  adit,  wie  ich  vermute.  Was  achtisch 
du':'   was  meinst  du  dazu,  was  hältst  du  davon V   BO. 

—  Syn.  schätzen,  truwen.  —  11.  refl.  1.  .\cht  geben, 
bemerken,  abs.  und  mit  Obj.  im  Gen..  Dat.  oder 
mit  Präp.  Häst-di  niid  g'achtet^  B.  I  ha  mi  desse 
nüd  g'achtet  G;  Z.  Das  Chind  achtet-si  sehn  nf  alles 
B ;  L.     ,Es  sei  gut,  wenn  man  sich  Allem  achte  und 


Acht,  echt,  icht,  ..rlit.  n.lit 


82 


ilcnke,  es  koiiime  von  Gott.'  Gotth.  —  2.  Rücksicht 
nehmen  auf  — ,  sich  kümmern  , um  — ;  mit  Gen., 
Hat.  oder  Präp.  Er  achtet-ni''''  süier  nüt,  ist  ganz 
jj'leiehfjultif;  gejren  ihn  B.  /  achte-mi  desse  mit,  setze 
mich  darüber  hinwejr,  tue  als  ob  ich  es  nicht  sehe  B. 
.Man  müsse  sich  den  Leuten  gar  nicht  a.'  Gotth. 
Absol. :  ,Je  mehr  mau  sich  achtet,  um  so  mehr  thut 
einem  well.'  ebd.  —  3.  sich  in  Acht  nehmen,  absol. 
oder  mit  ,vor'  Aa;  B;  L;  Z.  Hatis-aclit-si-)iüf,  un- 
achtsamer, unvorsichtiger  Mensch  B;  Z. 

er-:  wie  nhd.  Z.  .Es  seye  wol  zu  eraehten-,  leicht 
einzusehen,  zu  ermessen.  Heutelia.  .Ein  herte  eracht- 
ung Gottes'.  Eatschluss,  Schicksal.    Fris.;  Mal. 

ver-ächtlich:  1.  act:  hochmütig  Z.  -  2.  jiass.: 
verachtenswert.     Arm  ist  iii'td  rerächtU  Z. 

Ve'^ ''-acht er:  Viehhirte  SchwB. 

Käs-:  der  Senn,  der  die  Käse  besorgt  und  auf- 
bewahrt ScHW;  UwE.     Vgl.  achtpn  I  1,  b,  p. 

Achting:  1.  Meinung,  Ansicht.  ,Nach  beläsner 
Männer  achtung  und  urtheil.-  Cysat.  ,Sie  waren  der 
a.'  Vai).  -  '2.  Acht.  Beachtung.  Achtiij!  Schlitten- 
ruf. .Gewüsse  Zeichen  und  Vorbotten  merken  und  in 
achtung  nenimen.'  1670,  LLavat.  —  3.  Schätzung. 
.Das  Evchi  Holz  ist  in  grosser  a.  zu  diser  zit.'  Mev., 
Wint.  Chr. 

Un-:  Missachtung.    Axsh. 

an-ächtigV  achtlos?  , Sollich  ungehorsam,  wider- 
spänig  und  annechtig  personen.'  Kessl.  2,  345.  —  Vgl. 
aber  auch  mhd.  iiii-ehtic,  unangesehen,  od.  Acht  =  Art. 

ächtlich?  ,Man  soll  den  Feind,  der  minder 
scheinet,  nit  verachten,  noch  jemand  ä.  reitzen.' 
Denzi,.  1716.  1.  '286'-.  (1677:  .leichtlich'.)  =  empfind- 
lich, merklich  V 

acht-bar:  1.  activ :  aufmerksam  ,Sch;  V\v;  Zo". 
auch  von  kleinen  Kindern,  die  schon  früh  auf  Alles 
achten  B  (fi/ji'j-).  -  2.  passiv:  achtungs  wert  Ap;  „Sch; 
Vw;  Zh."  Im  B  Kanzleistil  als  Titel:  ,Der  achtbare 
N.  N.,  Pächter  . . .' 

un-  ,SrH;  V\v;  Zu",  üna/p^r  1,:  1.  act.  a)  rück- 
sichtslos gegen  Andere,  grob,  unwirsch,  ungeschlacht, 
tölpelhaft  L.  —  b)  , unachtsam  auf  das  eigene 
.\ussere,  nachlässig,  unreinlich  im  Anzug."  —  2. 
pass.  unscheinbar,  unansehnlich  von  Gestalt,  Grösse, 
Wert,  Bedeutung  Z.  E  uiidditlters  MandU,  ein  kleiner, 
magerer  Mann  Th.  .,verkrüpi)elt".  .So  viel  kostens 
hat  das  u.  Wasserströnilin  der  Statt  gemacht.'  Wfhstis. 
Von  gering  geachtetem  Land,  z.  B.  Ried  Z.  .Des  Herren 
Altar  ist  u.  und  schlächt.'  1.531,  Malachi  1,  7.  12. 
(1667:  .verachtet'.) 

Acht-bar-keit:  Achtung  (pass.).  .War  in  grosser 
a.'    Wurstis. 

acht-baren:  wahrnehmen,  beachten  Ai'. 

un-acht-sam,  passiv:  unbeachtet,  unansehn- 
lich =  »»rtc/i(/OT)' i'.  En  iDMclitaatii  Biirxtli  [Bürsdi- 
chen]  Si'uSt.  .Ein  unachtsames  [wenig  bekanntes  oder 
beachtetes]  büechli.'    Kessl. 

Un-acht-sami  f.  ,ln  die  unachtsame  schlaclien'. 
unbeachtet  lassen.  Kessl.  (Vgl.  aus  dem  Sinn  schlagen, 
in  die  Schanze,  in  den  Wind  schlagen.)  ,Uss  Un- 
wissenheit und  Unachtsame  [Vernachlässigung,  mangel- 
hafter Beachtung]  des  h.  Evangeliums.'    Ansh. 

acllt,   achti:    (irundzahlw.     Es  int  fschliid)  ttchii. 
acht  Ulir.    Achti,  i's  Hell  much-di!  Kinderreini  GA.;  Z. 
Schw.  Iiliutikuii  I.  1. 


Am  achti  müeiul  [müssen]  d'Herrc-u-i'n  Bad,  d'Süre- 
H-i's  Chäd  [Dreck].  d'Buehe-n-i  d'Schiiel,  d'Meitli  iif 
de  (a'n)  Spimtstuel  ~  Substant.  dns  Achti  die  betr. 
Ziffer.  Spielkarte. 

Mhd.  «/((.,.  Für  das  sulbstäudige  Ntr.  ucben  arhii  aucli 
tuhlü  F;    i,    H  aus  der  mhd.   Endtinjr  iii. 

achte  acht,  in  B  achtisch,  achtst:  Ordinalzahlw. 
Der  acht  ru  silie  Wise,  ein  Tor.  SuLn.  Der  Achtist 
,die  sog.  Octave  eines  hohen  Kirchenfestes,  z.  B. 
Herr(j(iltsachtisf ,  diejenige  des  Frohnleichnarafestes 
(der  achte  Tag  nachher)." 

Mhd.  uhtK  für  «cA (-(<■,  wofür  auch  ahtudc,  nhiemli:,  aber  aucli 
superl.  aihtcxl.  Formen,  welche  noch  bei  Aushelm  begeguon. 

Achter  m.:  1.  Münze  im  Wert  von  acht  Batzen 
Ni)w.  —  2.  Wein   für  acht  Batzen  die  Mass   Bs;  B. 

—  3.  Wein  vom  Jahrgang  -8  Bs;  Z.  —  4.  Jahjr- 
gänger  von  a.  -8,  Person,  die  im  Jahr  -8  geboren 
ist  B;  Z.  —  5.  Spielkarte  mit  8  Zeichen,  son.st  das, 
die  Achti.  —  ti.  Achterli  n.:  der  achte  Teil  eines 
Getreidemasses  = '/2  Vierling  Aa;  B;  L.  Nach  St. 
1.  Aufl.  .,in  B  der  achte  Teil  eines  Masses,  das  4  Immi 
enthält",  also  '/e  Immi,  daher  auch  c/i/;»' J«»»' genannt. 

—  Vgl.  Echtiwer. 

Achti,  Achtig  f.  Uw:  1.  die  Zahl  8.  —  '2.  die 
betr.  Spielkarte. 

echt  <*/<  bzw.  <^x'  allg..  acht  Aa;  Th,  ächter  Aa; 
Bs;  S;  Z,  ächters  Aa;  G,  ächtist  Aa,  ächst  ^/n 
AABruggabw.;  Sch,  achst.  achster  AABrugg  abw., 
ächterst  Aa;  Bs,  ächtster  AaZu.,  ächtert  Bs; 
BM.;  S;  Z,  ächtigst  Bs:  Partikel,  in  Fragesätzen  im 
Sinne  von:  wol,  etwa,  vielleicht.  ,Wie  u-ird's  mcr 
ächtert  f/ah?-  MUsierl  ,Het's  mi  denn  ächterst  [etwa] 
nit  lieh?'  Breitenst.  ,Bin  i  ecliterst  icu-n-i  sett?'  bin 
ich  wol  auf  dem  rechten  Wege?  fragt  sich  der  Be- 
nebelte. Hebel.  ,Es  nehme  sie  wunder,  ob  sie  acht 
noch  gsinnet  wärind  zu  reformieren.'  JBreit.  1617. 
Auch  ä.  oder  ob  ä.  ellipt.  für  sich  allein  als  Formel  der 
Erwiederung  =  wirklich?  das  wäre  wol  möglich  B. 

Mhd.  eilt,  vorkürzt  aus  irhtit,  ahd.  cH-orädo,  nur  (Adv. 
zu  ikkurüdi,  düun,  schwach;  vgl.  , bloss',  cig.  nackt),  besonders 
in  Conditionalsätzcn  =  ,weun  nur',  und  so  noch  in  uuseror 
ä.  Lit.  und  zwar  meistens  so,  dass  die  Bedingung  als  eine 
fast  selbstverständliche  erscheint:  daher  m-ht  auch  im  Sinn 
von  nämlich.  1)  äcltt,  echt:  ,Sags  herauss.  wcyst  du  esä.': 
wenn  du  es  nämlich,  wenigstens  weisst.  1.531,  .lob.  (1667: 
,auch'.)  ,Die  Wyen  fliegend  Wintcrszeyt  an  warnio  ort,  wenn 
sy  ä.  nach  [nahe|  sind.'  Vogelb.  15.j7.  , Diser  fisch  ist 
gantz  änlieh  dem  egle,  ist  er  ä.  nit  gantz  der  selbig.'  Fischb. 
1563.  .Magnus  orator  est.  si  uou  maximus.  Wo  er  ii.  nit 
der  best  ist.'  Fris.:  wenn  er  nicht  vielleicht —.  ,I)ie  Limnuit 
so  gross  gsin  das  ma  hctt  under  den  tillinon  müssen  bruggen. 
hett  mau  o.  wellen  wandlcn.'  Mey..  Wint.  Chr.  —  i)  mhi: 
,Uas  [er]  arbeit  haben  muess,  wil  er  a.  den  rechten -verstand 
der  gschrifft  harfür  bringen,  quisquis  ...velit.'  l.i"26,  Zwingli 
(neben  .ilcht').  ,Er  s«ll<'  das  Bapstthum  ufgebcn,  wolle  er  a. 
s.^lig  werden.'  LLav.  1.56'J  (diil'ür  16TU  ,wann  er  je  wolle').- 
.KiKh  bei  Birk  1.">;!.5;  Manuel;  in  iler  Bibid  von  Iö48.  - 
3)  Hehler;  ,.\llcH  personen,  so  sy  il.  wellten  disputieren, 
sicher  gleit  ziiogsoit.'  15'26,  ,\bsch.  ä.  auch  bei  Miiunel. 
e.  bei  Ziely  1.5'21,  «.  bei  Zwingli.  —  4)  iuhleii.  iiiliUnl  '/. 
l."i;il.  1.">'2',I.  Übrigens  bahnt  sich  schon  mhd.  der  Übergang 
zu  der  Bcd.  ,etwa'  au:  .Stilb',  d:u  si  ehf  niemand  wende 
|hindere|.'  Hadloub;  und  auch  .nur'  der  nhd.  Uiugangsspr. 
nimmt  in  lebhafter  Frage  die  Bed.  .ilenn.  doch,  wol"  an. 
Was  die  scheinbar  compar.  und  superl.  Nbff.  betrifft,  so  lässl 
sich  unschwer  durcli  dieselben  hindurch  die  ursprüngliche 
zweisilbige  Form  erkennen:  es  haben  aber  auch  Cumbination, 
Metathosis,  Cunsiinanteuausuierzung  und  -zugäbe  gespielt;  -<  ist 


Adif.  echt,  idit,  o,  ht,  iiclif 


84 


das  geuet.-:iilv.  hlit  \»-\  WiirstisfU  (,Es  ist  .jt  ilen  Mi'usrlii.'ii  — 
seind  sie  jcht  IVlouschi-u  unmöglich.'  S.  657;  dafür  ITfiö; 
,ftchte  M.'!)  liernht  auf  Verniengung  mit  dem  mhd.  Pruii.  ihl. 

Eclltiwfi'  111.:  Münze  im  Werte  von  8  Ang.steni. 
ltl(j,  L,  .•<.  SKciBss.  RG.  2,  277. 

Mild,  rhlriivr,  Aclitor,  eiiio  bes.  Aid.  der  Ordiualzalil  aus 
.ar.lit'.  Einheit  zu  unserem  Achtor  wird  das  FicjisH  (=  +  Schilling 
=  '2  4    Angster)  gewesen  sein.    s.   d.     Vgl.   Achter. 

Eiclite  f.,  eicht  B,  eichte  B;  S;  Z,  eichti  FrS.:  Egge. 

Ans  mhd.  eyak,  ahd.  er/ida.  Unsere  Form  hat  mit  der 
mild.  Nbf.  ettk  die  Verschmelzung  der  Voc.  gemein  (vgl. 
(ietreide  ans  ijetnyeUe,  i/itnigida),  hat  aber  ganz  eigentüm- 
licherweise in  diesem  Vorgange  den  Cons.  nicht  aufgegeben : 
und  dieser  musste,  da  c^r  sich  nunmehr  mit  (  unmittelbar 
berührte,  zn  fh  werden  (wie  in  Tracht  von  irarjen  u.  a.): 
anders   Ei/ile,   s.   d.     Vgl.  auch    E<j</e. 

■  „Straj)-:    Egge,    welche    aus    abgestunijiften    und 
mit  einander  verbundenen  Tannästen   be.stelit   B." 
y.  xträpen. 

pichten  =  eichen  (s.  d.),  Gefässe  messen  S. 

/  vielleicht  zugesetzt  nach  Analogie  des  syn.  //(V.//f.ii, 
Jarktt-u,   ivhtnii. 

Icht  f.:  gesetzliches  Mass  eines  (jefässes.  .Das  die 
ycht  gibt.'  (JHdschr. 

iehten:  fachten,  messen.  ,Jichten'.  AclK.  1532. 
Meist  nur  von  grössern  hölzernen  Trankgetassen, 
während  von  kleinen  Gläsern  pf'ächten  gilt  Ar. 

Ichter  in.:  obrigkeitlicher  Messer  der  (ietasse, 
Eichmeister.  .Wenn  der  ychter  in  [den  Wein]  dann 
ansticht.'  (jHdschr.  .l»enselben  wein  sticht  der  ge- 
schworen ichter  an,  damit  er  das  vass  besechen  und 
das  uiugelt  verreclmen  könne.'  V.w.  .Ichter'  =  Fiichter. 
Xv  1650. 

Ver-icht  f.:  Bekenntniss,  Geständniss.  .Uf  ir 
bkantnus  und  verycht.'  .IWaun.  1581.  ,Der  drei  Hexen 
Verychten.'  Büxt.  Basl.  Gesch.  2,  105.  ,T)es  Armen 
Mentschen  gethane  verlebt.'  1634,  Kyb.  Landger. 

Von  verjehni,  statt,  des  häufigeren  Vergkht.  I  lang,  weil 
zsgez.  AUS  Ji.  Vgl.  Bicht,  Beichte,  aus  bejiht,  birjicht,  von  hrjehm. 

iehtig:  1.  von  Personen,  geständig  UwE.  ,Und 
dessen  nit  y.  wäre  und  begehrte  sein  Unschuld  an  Tag 
zu  bringen.'  Ldb.  AclR.  1585/1828.  -  '2.  von  Sachen, 
zugestanden.  ,Was  der  kleger  oder  ans]irecher  be- 
zücht  und  i.  macht,  soll  der  Schuldner  iitiichtig  sin  ze 
bezalen.'  1508,  <_)rt'n.  Bünzen  (wechselnd  mit  j/ichtifj'). 
.Ichtige  schuld.'  ebd.  —  Für  jichtig. 

Ichtigung:  das  gerichtliche  Verfahren,  einen  An- 
geklagten zum  Geständniss  zu  bringen.  , Peinliche 
ichtigung',  Spezialinquisition,  strenges  Verhör.     B.  1, 

161.    ■--    Von   mhtl.    ivMlgen,   cjichtUjen. 

icllt:  Etwas;  als  adv.  Accus.:  in  irgend  einer  Weise, 
irgendwie,  etwa.  ,Wird  des  Gutes  icht  verkoufet'  (_)ffn. 
1459.  ,Der  krieg  ward  gericht  [beigelegt]  ee  und  [be- 
vor] die  büchsen  schussen  icht'  [irgend  einen  8ehuss 
taten].  Lenz,  Schwab,  ,0b  man  dieselben  icht  ver- 
neraen  und  befragen  sollte'  (irgendwie,  etway).  B  1462. 
-   üt  ApRChr.;  Ars.  4,  237. 

ichts,  üts:  eigtl.  der  Gen.  des  vorigen,  abhängig 
von  folgendem  icht:  ichtes  icht,  Etwas  von  Etwas, 
d.  i.  irgend  Etwas  (vgl.  Nichts  aus  nichtesicht),  dann 
alleinstehend  gebraucht.  .Wider  si  darf  keiner  ichts 
sagen.'  Soh.idk,  Sat.  ,0b  er  ichts  wüsste.'  Wukstis. 
Zuweilen  auch  mit  Ergänzung  der  Negation  aus  dem 
Zshang  =  Nichts:  ,und  ichts  nieer  ze  geben  schuldig 
sin,'  Kessl.     ÜtH  rechts,  nichts  Rechtes  Ar.    Ütz  seit 


dem  XIV.  bis  ins  .\VI. :  .Weler  wellet  [wähnt]  das  er 
ütz  sig,  so  er  nütz  i.st,  der  betrüget  sich.'  Gäl.  6,  3. 
Ebenso  häutig  die  vollere  Form  ützit.  Edlib.;  Bib. 
1531.  ,So  gaben  si  doch  nütz  das  ü.  wer'.  Nichts  das 
Etwas  wert  gewesen  wäre.  GHdschr.  und  noch  1765: 
,dass  die  Frau  ützit  für  den  Mann  zu  bezahlen  ver- 
sprochen hätte.'  L.  ,Utzid.'  ZwiN(ii.t;  Mkv.  Wint.  Chr.; 
RWaltii.  .Ee  dann  yemandts  noch  üzid  von  Luthern 
gehört.'  Bull.  ,Nit  wollen  das  die  weyber  ützid  thätend 
on  jre  vögt.'  Fris.  Ützig  Arg.  1861,  88,  und  einmal 
ützigs:  ,und  sonst  ganz  kein  ander  gespräch  mit  dem 
H.  gehebt  noch  ü.  gehandlet.'  Act.  Strickl.  Näher 
dem  Mhd.  ihtes  iht  .steht  die  Schreibung  ichzit  (z  für 
ts):  ,Wir  können  nit  achten  [finden]  dass  si  i.  anders 
gehandelt  habint.'  1530,  Strickl.  .Wäre  auch,  dass 
yeman  hinder  dem  andern  [bei  einem  Andern  deponiert] 
ichzit  hett.'  Unoth  20.  .ichtzid.' Vap.  .Hätte  ein  Ehe- 
frau für  ihren  Mann  üchzit  zu  geben.'  Mellingen 
1624.  Mit  )i,  aber  ohne  ch:  ,ob  wir  iutes  iut  getan 
hätind.'  Alt.  ZChr.     ,Etzit  anders.'  Capell.  Pilat. 

Mhd.  iht  verkürzt  aus  iiht,  ahd.  io-jrlht,  je  (irgend)  Etwas, 
oder  auch  direkt  abstrahiert  aus  dem  (4egens.  ni-iriht,  nicht 
Etwas,  Nichts.  ii(  usw.  erklärt  sich  ans  iwiht  mit  Vokali- 
sierung  des  w  (mhd.  in  =.  ü),  und  Ausstossuug  des  h  (vh) ; 
ij  st.att  d  in   11(2(1/  wie  in  Alnrj  neben  Aliid,  Abend. 

Üecllt.  Nur  in  dem  Comp.  Uechtland,  dem  alten 
Namen  des  Landes,  in  welchem  die  Schweiz.  Stadt  liegt, 
zum  Unterschied  von  Freiburg  im  Breisgau.  Im  Mittel- 
alter soll  auch  derMurtenseeUechtsee  geheissen  haben. 

In  Urkunden  des  XIII.  XIV.  lirht-,  einmal  auch  Oucht- 
land,  und  so  noch  im  Id.  B.,  mit  der  Erklärung  .Ostland'; 
bei  Vad.  yihht-,  bei  Forer  yi'mhtluiid.  Die  zahlreichen  in 
der  alten  Heimat  der  Alemannen  bezeugten  Orts-  und  Flurn. 
zeigen  alle  die  Form  Ucht  oder  Aiichl,  anf  dem  Gebiete  von 
Seh  auch  (Wht;  s.  Birlinger,  Alem.  1,  167  if.,  wo  auch 
mit  Recht  das  anlautende  ^V  aus  der  stehenden  Verbindung 
,Frihurg  in  U.'  erklärt  wird.  Oucht.  Aiicht  beruht  auf  der 
später  herrschend  gewordenen ,  vereinzelt  schon  früh  vor- 
kommenden Diphthongierung  von  u;  eu  in  Eiichtt-idnnd  (Urk. 
des  XV.,  bei  Schmeller)  ist  der  Umlaut  dazu.  Wir  gelangen 
somit  auf  ahd.  vohta,  got.  uhtvo,  Morgenfrühe,  nur  dass  wir 
zur  Erklärung  des  Umlautes  (üc)  der  Schweiz.  Form  eine 
Nbf.  uohti  und  ferner  voraussetzen  müssen,  das  ch  habe  zu 
dem  vorangehi'uden  Vocal  einen  Zulaut  entwickelt  wie  in 
füecht  tür /{icht,  feucht,  udgl.;  zu  ahd.  u.  nicht  zu  im  stimmen 
auch  alts.,  ags.  nhta,  uhtc,  und  wäre  ii  nicht  laug,  so  müsste 
im  Got.  au  stehen.  Weil  in  der  Morgenfrühe  das  Vieh  auf 
gewisse  Weideplätze  getrieben  wurde,  ergab  sich  die  Bed. 
.Weidezeit'  und  , Weideplatz',  während  in  Westfalen  und 
Scandinavieu  das  W.  auf  den  Gottesdienst  in  der  Frühe  an- 
gewandt wurde.  Das  W.  viel!,  von  der  Wz.  w;/,  welche  im 
gr.  ÖY-poj,  lat.  uvco  (ugveo),  (h)ümidue,  Feuchtigkeit  be- 
zeichnet, im  Geruuiu.  also  möglicherweise  die  Zeit  des  Taues. 
Die  Beziehung  auf  die  Himmelsgegend  ist  nirgendsher  belegt 
und  würde  gerade  zu  der  Bestimmuug  von  Freiburg  i.  B. 
nicht  passen;  überdies  ist  das  W.  auch  anderwärts  verbreitet 
und  schon  deshalb  fallen  auch  die  mittelalterlichen  Namen 
Ohtudcmjcs  (Avonticum)  und  Nuithunia  nicht  in   Betracht. 

ichzit,  üchzit  s.  ichts. 

aclizen:  ächzen.  ,,\chtzen,  geniere,  als  under 
einer  schweren  bürde.'  Mal.  ,Sütftzend,  achtzend  und 
schmachtend.'  Z  1617.  .Geraere,  seuft'zen,  ächzen.' 
Denzl.  1716. 

Vou  der  luterj.  ach:  gebildet  mi(  der  hitiMisivbilduug 
Mllld.    'Czcn.      Mhd.    ächzen,    cchzcti. 

aclizgen  GStdt,  ächzgen  Bs;  B:  ächzen. 
Erweiterung  des  vorig,  durch  einen  nach  z  beliebten  Zusatz. 
,Dz  er  —  jämerlich  achtzge  wie  ein  verwundter,'  1531,  Ezech, 


85 


Ad,  ed.  iil 


86 


Ad,  ed,  id,  od,  ud. 

\s:].  auch  die  Gruppe  At  iisvv 
Aili  „HO.";  ZKii.;  Adelheid. 


Ad  ZKii.,  .Ada  BO 
Adiili  .s.  Adeli. 

Adam:  1.  Name  de.s  ersten  Mensehen.  ,Mit 
A.  sich  wollen  rechtfertigen.'  JJHott.  16(36.  Der  alt 
A.  kht  cisder  no^''  L.  A.  iss!  Suli;.  Vnn  Odem  und 
Er<(  (her)  af'öh  L;  ScH.  Liyiied  A.  und  Era  |24.  Dez.] 
im  Clile.  se  frnrcd  «'  z'Ostere  im  Sdwe:  grüne  Weih- 
nacht, weisse  Ostern  Schw.  —  2.  Taufn.,  in  der  Um- 
gangssprache Adrim  öl,  a'dem  Sch,  Adum  Sohw  Odam 
/.(i,  Odem  L;  Sru,  Adi  Bs;  FMu.  Dimiu.:  Adeii  FMu.. 
Odeli  li,  (MJi  Ap  (ö^)\  Th.  Mit  vergröberndem  Aus- 
laut und  eingeschobenem  r:  Artscli  öl. 

Den  Text  eines  alten,  aber  niclit  «rspr.  schnei/.  Vollis- 
spiels,  .4.   und  Evu,   gibt  T.    15.    —    Vgl.    Örti. 

ade  Ap;  öRh.  u.  To.;  Th,  äder,  ädig,  ände,  äda 
(ä  nas.)  Ap,  andig  Ar  (ä);  öT. :  Adv.  immer;  meist: 
immer  bisher,  selten:  immerfort;  jeweilen.  alle- 
raal; ehmals.  Von  äda,  von  je  her  Ap.  Von  ändern 
her,  von  alten  Zeiten  her,  altAp.  Seb  ist  no  äda  g'se, 
das  war  von  je  her  so  Ap.  ,Ahndem  [alle  Tag]  weh, 
stirbt  nicht  des  eh'  [desto  eher].  Kirchh.  Spr.  240. 

Die  Länge  des  a  ist  eine  unechte ,  muss  sich  also  erst 
vor  der  Consou.intenverbindung  nd  entwiclielt  und  tw.  das 
n  aufgesogen  haben;  nnrfc  usw.  aber  dürften  blosse  Spiel- 
arten zu  aide  (s.  d.)  sein,  indem  in  diesem  bis  zur  Unkennt- 
lichkeit verstümmelten  W.  dann  noch  Liq.  mit  Liq.,  und  was 
nur  noch  wie  Endung  aussah,  mit  anderen  Endungen  ver- 
tauscht wurde. 

„Äde  ni. :  Vatersbruder".  Sf*. 

Zu  ,Eid.^m'  Tochtermanu;  Schwiegervater.  Oder  zu  Alt, 
wie  ,Yetter'  zu   ,Vat*r'? 

Adel.  Das  wird  dir  den  A.  nit  (/'schände!  d.  h. 
deiner  Ehre  keinen  Abbruch  tun  ör.  Er  ist  vn  dem 
A.,  wo  d'Nase  am  Ermel  wuscht,  roher  Bauer  L. 
Sprichww.  bei  Sulg.:  Wer  will  öppis  ha  z'schaffe,  de 
strlti  mit  A.  und  Pfaffe.  De  nühache  [neugebackene] 
A.  rergisst,  wie  d'Lüt  lieissed.  A.  uni  Tuyed  ist  en 
Ei  mii  Dotter.  Der  A.  wacht  d'Chlöster  rieh  und 
d'Chlöster  mached  der  A.  arm. 

ün-:  unedler,  gemeiner  Mensch  öl,  ö-adel,  schlim- 
mer, schlauer  Mensch  Ar.     -  Vgl.    Unflat. 

Stüden-.  ,Hetten  die  puren  mynen  sinn,  [sie] 
richten  den  st.  hin'  [würden  ihn  vernichten].  Lenz, 
Schwabcnkr.  109''.  Niederer  Adel,  der  die  Bauern 
nur  um  so  mehr  plagte,  je  näher  er  ihnen  standV  - 
Vgl.  Kraut-,  Stiiden-,  Strohjunker. 

adelich:  stolz.     Das  Jiimjiferli  ist  a.  Tu. 

Mild.  ndMiih  und  mit  irriger  Rekonstruktion  »deidicli.  So 
auch   bei   Ziely:    ,gar  ndenlichen  getanzet'    und   bei   Vad. 

Adel:  Adelbert  U. 

Adeli  u.  <id,j::  1.  Adelheid  Scu;  Z.  2.  Drei- 
faltigkcitsblunie,  viola  tricolor  \,.  öSa.;  auch 
Sammet-. 

Adelkeit:  scheinbar  der  Name  Adelheid,  aber  in 
e.  Rätsel  =  Kochherd,  Fleischtopf.  B.   1,  :M'2,  :U. 

Übrigens  vgl.   FdJket,   Faulheit   u.   a. 

Adelbatiidel  ör,  Adenibadädem,  .Adibudädi. 
Ädibudi  Z:  Name  des  Kies  (ölasesV)  im  Volksrätsel, 
s.  B.  1,  '261.  -    Syn.  Anneliudadi,   Hadailihndndi. 


Ädere"  f.:  1.  Blutgefäss,  besonders  Schlagader, 
Vene.  So  in  der  RA.  z'Äder  (z'Ödere  Bs;  S)  lä,  zur 
Ader  lassen,  's  tvär  em  Narr  z'helfe,  we-me-n-em 
die  recht  0.  traf.  Sülg.  Eim  z'Töd  z'A.  lö,  einen 
am  Aderlass  verbluten  lassen,  was  nach  dem  Aber- 
glauben bei  gefährlichen  Krankheiten  auf  amtliche 
und  ärztliche  Anordnung  geschieht  öA.  Däm  [diesem] 
sott-me  mit-em  BielÖri  (Holzschlegel)  z'O.  16  mid  's 
Löchli  nit  verschoppe,  von  Einem,  dem  man  die  Sache 
nicht  verständlich  machen  kann  S.  Jmdm  z'O.  lö,  ihn 
ausbeuten,  syn.  schröpfen.  Dem  Gäldseckel  z'A.  lä,  viel 
öeld  ausgeben  Uw.  Ödere  wie  Hülsig  (Stricke),  wie 
Wärst  Ap.  Weil  das  Blut  als  Sitz  der  Seele  und 
Medium  der  Erblichkeit  seelischer  Eigenschaften  gilt, 
kann  A.  auch  eine  einzelne  solche  Eigenschaft  be- 
deuten, z.  B.  's  ist  l'ei  Öderli  giiet  an  im.  Er  het  liei 
bös  Äderli,  ist  durchaus  gutmütig.  Er  hat  Icei  Ö.  vo 
sim  Vater.  Er  hat  en  Ädere  vo  slm  Vater,  schlägt 
ihm  nach  B;  Gl;  Z.  Kei  Ädere  vo  (zue)  öppis  ha, 
keine  Anlage  oder  Fähigkeit  dazu  L.  —  2.  Faser. 
jAderle  =  flbrje.'  Mal.  ,Von  kleinen  äderlinen  oder 
ziserlinen  so  im  fleisch  sind  [ist  das  fleisch  dieses 
Vogels]  aderecht  und  hart.'  Vogelb.  1557.  ,Ee  alle 
äderen  ussziechen  lassen,  dann  sollichs  bekennen.' 
Kessl.  —  3.  Sehne,  Bewegungsnerv  S;  Z.  ,Se  lang 
ich  lebe-n  und  en  0.  rod.'  Siriz.  Das  Büebli  cha  l'äs 
Öderli  still  ha,  ist  sehr  regsam,  lebhaft  ZG.  E  fäli 
0.  regt-si  erst  z'Nacht,  der  Faule  will  zu  spät  an- 
fangen zu  arbeiten.  Am  Samstig  reged-si"''  die  fideii 
Öderli  Th.  ,A1s  du  an  dem  crütze  hiengt  mit  kranken 
gelidren,  mit  zerdenten  adren.'  Jac.Amgrund.  .Doch 
muostu  heft'tig  anheben,  vnd  alle  adren  strecken  (ner- 
vös intendas),  das  dir  dann  vast  nutz  sin  wirt  den 
müessiggang  zuo  vertryben.'  Zwingli  1526.  ,Mein 
Nacken  ist  ein  eiserne  Adern,  und  meine  Stirn  ist 
Ehrn'  [ehern],  1694,  JMey.  ,Wann  die  äderen  und 
nerven  des  gemeinen  besten  verlämt  und  abgeschnitten 
sind.'  Klingl.  1688.  , Einen  gar  zu  todt  geschlagen, 
dass  er  kein  Ader  mehr  gerührt  hat.'  1712,  öespr. 
Ammei.  -  4.  Empfindungsner v.  's  bös  ö,  chibig 
ScHW,  tumm,  törchiig  Z  Aderli,  der  beim  Anstossen 
besonders  empfindliche  Ellbogennerv.  Einem  a's  h.  0. 
ane  cho",  Jmdn  an  seiner  empfindlichen  Stelle  be- 
rühren, auch  flg.  Syn.  Narrenbein,  Klin-EUbogen.  — 
5.  Ader  im  Holz  oder  Holz  mit  bestimmter  Art  von 
Faserung(V).  ,Dass  man  nieman  Frömder  von  der  Stat 
enkein  Adern  sol  ze  kourt'en  geben,  wan  was  Adern 
Zürich  iallent,  die  soll  man  unsern  Snetzern  [Holz- 
schnitzern] geben  ze  koutt'enn.'  1348,  Lauft'.  2,  109. 

Mhd.   adrr  und  adi->    stark   und  schw. ;    iu    unserer  Spr. 
nur  das  Letztere. 

Atem-:    ,Fistula    spirilalis,    Atheniader    am   Hals.' 
Denzl. 

Fuer-:    ,Von  einem  zeuglin    zum  ;inderoii    hat  es 
ein  einzige  fuerader.'  1562,  Tierb.  21'. 

Aiw  =  Nahrung,  also:   Blutader':' 

Furz-:  unbedeutender  MeiLsch  L.       Vgl.  H'(/<7i-.,4. 

Fisel-  s.  Hoss: 

Klaclis-:     .Nervus,     S]iannadcr,     Sciiuader    oder 
flachsader.'    Fuis. ;  M.vu. 

/•'(»p/i»  =  Flechse,  Suline,  s.    Schuiell, :   Hr.  \VK. 


87 


Ad.  i'il,  id.  nil.  ml 


8R 


Frauen-  s.  J^eher-A. 

Hül-:  HohlaJer?  Per  Affe  .soll  vom  Menschen 
ver.schieden  sein  u.  A.  ,ani  fünften  deuniling  der  hin- 
gen, welcher  die  hüladeren  understützt.  dessen  der 
Mensch  manglet.'   1563.  Tierb.  II.  b. 

Hals-:  1.  Luftröhre,  Gurgel,  aspera  arteria 
(WSchkrer).  —  2.  Halsstarriger  Mensch.  .Von 
vilen  ruchen,  groben,  blinden,  ver.stoekten .  harten 
lialsadern,  die  sich  ee  tiJden  liessend,  dann  von  irem 
Antiehristo  stundend.'  l.'jti.i,  WKlaarf.u. 

Ader  f.  Mensch  wie  in  furz-.  Kih-,  Wi-rrhäd'r  inni  varl. 
(leiz-hals. 

Kib-:  Zornailer.  ,Kvbodeni,  die  8tirnadern,  die 
im  Zorn  aufschwellen.  —  Kyboder  nennt  man  auch 
einen  zornmüthigen  Menschen;  I'im.  Kyböderlin.' 
Spreng.  --    Vgl.  '»■  cliihiy  Aderli. 

Gekriis-.  ,Mesaraica8  vense,  Gekrösaderen,  Milch- 
aderen.' Denzl.  1677.  1716. 

Leber-.  ,Vena  axillaris,  die  leberader  im  arm.- 
An  andern  Stellen:  ,vena  basilica,  vena  cava.'  Denzl. 
1677.  1716.  ,Lebcrader,  Median,  Gemachten.  Frawen- 
ader,  Sporader.'  L  l.'')94. 

Luft-:  ,arteria'.  Mai..  .Schlagaler'.  Spreng.  Vgl. 
Luftlässi. 

Milch-:  am  Euter  oder  am  Bauche  der  Kuh  hervor- 
tretendes Milchgefiiss  Ar;  Z.  Die  aus  den  Milchdrüsen 
zurückführenden  Blutgefässe,  welche  bei  einer  guten 
Milchkuh  dick  und  reich  verzweigt  sind.  Tschl'di. 
Eine  gute  Kuh  müsse  .hervorliegende  Milchadern' 
haben.   Steinm.  1804. 

MÜS-.  ,So  haben  sie  etliche  maussadern,  die  zu 
end  des  schinbeins  aufschiessen.'  1563,  Tierb.  ,Under 
der  uochsen  des  äffen  flndt  sich  eine  Mausader.'  ebd. 
, Mussaderen',  ebd.    -  (Mus  =  Muskel?) 

Nerv-.  ,Der  ganz  leib  ann  [an  den]  nerfadern 
schwach  und  aufgelöst.'  1563,  Tierb.  ,So  er  [der  Ochs] 
hinkt  von  schmerzen  wägen  der  nerfadern  oder  span- 
aderen.'  ebd. 

Puls-.  .Der  Doctor  greif  ir  die  bulzader.'  Man. 
Brunn-:  Quelle  (von  Trinkwasser).  .Die  brunn- 
aderen  und  wasserquellen.'  1531,  Jer.  18.  14.  ,Sie 
eröffnend  die  brunnaderen.'  Tierb.  1563.  ,Eine  reiche 
und  überttüssige  brunnaderen.'  JHott.  1666.  ,Das 
Brunnwasser  von  zweien  Brunnaderen  aus  dem  Graben 
herfür  geleitet.'  Grimm,  Chrou.  Auch  tig. :  .Man  soll 
der  Armuth  auf  die  Brunnadern  dringen,  um  hier  zu 
helfen.'  TTobl.  1844.  ,Dise  laster  sind  brunnaderen 
viler  bösen  Dingen.'  LLav.  1584.  ,Brunnadern'  noch 
als  Ortsname  in  G  und  bei  Bern. 

Eoss-.  , Aderen  an  den  füssen  [der  Rosse],  so 
fiseladeren  genennt  werdend,  von  etlich  Rossaderen.' 
1563,  Tierb. 

Sig-.  ,Ureteres,  Sygäderle,  die  den  harn  auss  den 
nieren  in  die  blateren  sygend',  in  die  Blase  seihen. 
Fris.;  Mal. 

Senn-:  Sehne.  , Nervus'.  Mal.  ,Für  die  senn- 
aderen,  so  im  auf  dem  gnick  verhärtet  und  umb- 
getriben  warend.'  1557,  Vogelb.  ,Die  verstrupften 
sennadern  bringt  diss  zerecht.'  ebd.  Aus  .sennadern' 
verschiedener  Tiere  werden  .selten  oder  schnürlin' 
geflochten,    ebd. 

Schlaf-:  A.  an  den  Schläfen  Z.  ,Wie-n-er  [zum 
Laclien]   '.*  Mfil  rerzert    inid  Tvioiipf   üherrhiiiint    hm 


Schhffiäre   ziie.'    Stutz.     .Tempora  cava,   die  schlaaff- 
aderen  am  hanpt.'  Fris.  —  HiUnf  also  =  Soliläfe. 

Schrank-.  , Etlich  äderen  ob  dem  knüw  [der 
Rosse  etc.]  innerthalb  werdend  von  den  Teutschen 
schrankadern  genennet.'  1563,  Tierb. 

Spalt-.  .Das  frisch  holz  zwischen  den  S]]alt;idern.' 
Denzl. 

Spann-:  1.  Sehne.  Flechse  L;  Nnw;  T».  .Krumb- 
hals.  dem  das  haupt  hindersich  starrt  von  wägen  der 
ver-strupften  spannaderen.-  Mal.  .Es  sei  an  spann-, 
maus- oder  pulsaderen.'  Tierb.  1563.  Kinder  sollen  haben 
,beine  voller  spanaderen.'  ebd.  .Dein  Volk,  o  Zürich,  ist 
oft  von  Potentaten  geliebet  und  die  spannaderen  und 
.stärke  der  armaen  genennt  worden.'  KLiN(iL.  1688. 
,Die  Spanader  der  geistlichen  Disciplin.'  Wurstis.  — 
'2.  Ferse  mit  der  Achillessehne  Gl.  —  3.  Schenkel 
GuVals.  —  S.  Fhichs-A. 

spannäderig;  1.  von  Krampf  befallen.  , Heilt 
brochne.  verzogne,  spanäderige  glider.-  Tierb.  1563. 
.[Die  Schweine]  werdend  auch  zuo  zeyten  s]ianäderig, 
so  sy  sich  in  kalte  wasser  werft'end.  alsdann  sterbend 
sy  zuü  band.'  ebd.  —  'I.^ye-nderi;/.  .Die  sjjannäderigen 
und  hautigen  Theile  [des  menschl.  Körpers].'  Mikalt 
1697. 

spannaderen:  einem  weidenden  Tiere  das  Bein- 
gelenk (die  Hachse)  grausam  aufbinden  B. 

Spor-.  .Fltlich  äderen  bey  seyt  am  bauch  [der 
Rosse]  so  sporaderen  benamset  werdend.'  1553/83. 
Tierb.     S.  auch  Leiier-A. 

Den-.  , Sonst  hat  der  äff  ein  dängeäder,  der  sich 
bey  dem  rist  eynbügt  und  eben  die  selbig  dänader  ist 
am  menschlichen  fuss  nit  zu  finden.'   1563,  Tierb. 

Werch-:  arbeitsame  Person  Bs;  B;  L;  Z.  ,Brachia 
operosa,  die  fast  arbeitend.  Werkadern.'  Fris.  ..arbeit- 
sam leut.'  Mal. 

Zug-:  ,Die  teil  des  leybs  so  dick  sind  als  walden- 
wachss  oder  wie  man  es  sunst  nenn  die  zugadern.' 
Tierb.  1563.  .Derwegen  die  grossen  trincker  das  pärlyss 
[Gicht]  so  gern  überkommen,  da  inen  der  weyn  die 
zugadern  zerfässlet.'  ebd.  .Der  Esel  hat  ein  mauwechte 
[fleischige]  brüst  voll  zugaderen.'    ebd. 

ader-echt,  ader-achtig:  faserig,  von  Fleisch, 
s.  Ädere  ä  und  vgl.  ge-äderig.  .Lacertosus,  aderachtig, 
stark  von  armen.'    Fris. 

ent-äderen:  der  Adereu  d.  i.  Sehneu  berauben, 
durch  Zersehneidung  der  Sehnen  lähmen.  ,In  irem 
mutwilleu  habend  sy  einen  ochsen  entädret.'  1531, 
1.  Mos.  49,  6. 

Ge-äder,  Gäder;  Gäger  n.  (m.):  Gesammtheit. 
Verzweigung,  Geflecht  der  ,Adern'.  1.  von  Sehnen 
oder  Flechsen  durchzogenes  Fleisch;  die  Flechsen, 
Sehnen  selbst.  Zunächst  mit  Beziehung  auf  Essbarkeit 
des  Tierfleisches  allg..  aber  auch  auf  den  Körperbau 
des  Menschen  bezogen:  G.  haben  =  stark  gebaut,  kräftig 
sein  Gl;  L.  ,Vincula  membrorum,  die  nerven,  oder 
das  geäder.'  Fris.  .So  vast  im  [dem  Affen]  sein  geäder 
und  glenck  zuo  lassen,  laurt't  er  den  böuinen  zuo.'  Tierb. 
1563.  .Die  Armben  und  das  Geäder  nackend-,  brachia 
et  lacertos,  d.  h.  Unter-  und  Oberarm.  ÄTscuuni  1550. 
.Aponeurosis.  das  geäder  der  fleischmauss.  die  mauss 
iiin  fleisch.-  Denzl.  1677  u.  1716,  also  Muskulatur,  eig. 
der  Übergang  der  Muskeln  in  Sehnen.  —  '2.  Wurzel- 
sreflecht    im    Boden    GRVals.     —    :'..  zälier    Sclinee 


A(i.  od.  id,  od.  ud 


ÖO 


GRSplügen.  -  4.  Die  Knmiiel  und  Biinder  um  die 
Gelenke  herum  Bs;  Gl;  Z.  Auch  die  schleimige  Ober- 
Hache  des  Fleisches  Bs. 

Die  der  Ktymologie  eiitsiirechcmle  Form  mit  k  (aus  (/-) 
und  dem  richtigen  Umlaut  zu  a  künnen  wir  mit  Siclierheit 
bloss  aus  Z  (^■ä-ikr)  und  B;  U  (kädtri  nachweisen:  vielerorts 
wurde  der  Vocal  verkürzt  und  vielerorts  der  Anlaut  ij  als 
stannuhaft  behandelt,  also  erweicht.  In  Ap  neben  Gäder  auch 
Giiijir,  nüt  Assimilation  des  d  an  </.  Diese  letztere  Form 
männl..  wie  auch  Gädn-  in  L  t.  ~  Die  ii.  Spr.  versteht 
untiT  .(ieäder'  noch  richtig  .venae'.  Fris.  .Das  Lcügker  bad 
hiltf|t|  dem  krämpffigen  geädpr.'  SMiinst.  l.>4fi  u.  lOäS. 
[>ie  Sehnen.  Kiiorjiel .  scheint  sie  mit  dem  Attribut  weiss 
davon  abzuheben.  .Welche  |Catarrhi|  nicht  den  rechten  Weg 
gehen,  fallen  dem  weissen  Geäder  oder  Kerveu  nach.'  JZicgl. 
1647.  , Nutzen  der  warmen  Bädcren  für  das  von  N,itur  kältere 
Weisse  Geäder,  für  Gutschliig,  Lähmungen,  vnd  dergleichen 
in  dem  Weissen  Geäder  residierende  Affect.'  SHott.  1702 
=  Lymphgefässe?  BeiAnsh.:  ,Dass  von  Yerstrupfung  ihrer 
magen  und  gäder  sie  die  spys  nit  nudir  mochten  verschlysscn' 
scheint  Gedärm  gemeint.  --  .\bl.  (ludtreite)  f.  —  S.  auch 
(läder. 

In-:  Eingeweide,  der  Fische.  Otfn.  Laurt'en.  ,In- 
giidef.    XV.,  BiRL.  Koehb. 

Mhd.  iti'jedere,  ahd.  inädiri.  Vgl.  mhd.  dilrm  =  Eingeweide. 

Den-  s.  Ben- Ädere. 

Ge-ädcreeh  n.  l-^d^r^di  =  Geäder  L. 

ge-äderig    Adj.    l-äderi(/ ;    8oH   (jo^derig;    Bs  yrdtriij : 

1.  „von  Geäder  durciizogen.  flechsig,  von  Tierfleisch, 
welches  darum  wenig geniessbar  ist-  Sch.  —  2.  „sehnig, 
niusculös,  kräftig;  vom  Körperbau  eines  Mannes  Bs". 
ge-äderlct:  viele  kleine  Adern  oder  aderähnliehe 
Streifen  besitzend,  z.  B.  Gestein  Nnw;  Sch. 

ilder  {'(-):  oder  GWsst. ;  SenwE.;  ZHorgerberg.  — 
.\uch   mild,  oder  neben  oder. 

Ädere"  s.  Ätere".        Ade.x  s.  Eidechs. 

Advokat  apßkat  Sch,  a/fikai  Bs;Gr;  Z,  aßk/at  ScHW; 
Z  (auch  -(/-/),  ((/ßikal  Bs;  B;  G,  dßikal  Aa;  Bs:  B,  a/rikal 
BsL.:  Fris.  erklärt  etwas  schwerfällig_  und  unsicher: 
.Advocat.  fürspräch.  beystender,  ist  ein  beschirmer  der 
Sachen  [d.  i.  Streitsachen,  causs].  welcher  die  zweyfel- 
hafftigen  und  irrigen  [streitigen]  sachen  entscheidet, 
und  darinn  radt  gibt,  die  gefallen  wider  aufriehtiget, 
die  versaumpten  erholet  [nachholt,  wieder  hervorzieht] 
und  mit  rächt  beschirmpt.'  —  Die  BsGeriehtsordn.  von 
1719  bezeichnet  den  A.  als  gelehrten  Keciitskundigen 
gegenüber  dem  aus  den  Richtern  oder  dem  Publikum 
genommenen  Fürsprech.  —  Die  Gerichtsordn.  v.  Sciiw 
183ti  bestimmt,  dass  der  A.  vor  Gericht  in  ehrbarer, 
wo  möglich  dunkler  Kleidung  und  mit  dem  Degen 
erscheinen  soll  (den  bis  auf  neuere  Zeit  auch  die 
Oberrichter  in  Z  trugen).  —  Die  BGerichtsordn.  von 
1821  unterscheidet  die  A.  in  Fiir.ijirccher  und  Pro- 
kiirntoreii.  Der  .\.  im  Volksleumund:  Zungenfertig- 
keit: D'A-e  chönned  eiiii  's  Wort  im  Mid  verdrnje. 
Es  Mal  ha"  wie  en  A.  Streitfertigkeit:  En  (juete  A. 
en  böse  Nächber.  Unersättlichkeit:  En  A.  fri.ist  e  Boss 
vor-em  Morijebrod.  D'A-e  fressed  Geld.  En  Hafe  voll 
Schmalz  [gekochte  Butter]  mit-eme  Chäs  'deckt  ist  was 
de-n-A-e  (fschmikkt.  Gewissenlosigkeit:  Was  en  A. 
tuet,  das  schämt-si  de  Tiifel  nu  «'denke!  Wie 
mached's  üsri  A.?  So  niached.  si's.  Si  stiind  halt  hinder 
d'Stubetür  Und  i/end  de  Liite  d'W(n-t  letz  für,  So 
mached  si's!  (Aus  einem  Lied  ü.  d.  Stände.)  Überzahl: 
E.f  hat   wP  A-e  as  rot  Hund.     Trutz   dieser   Eigen- 


schaften miies-me  [soll  man]  eni  Dnkter  [dem  Arzte] 
und  em  A.  viit  rerschn-'ige,  zumal  er  auch  ein  Mann 
ist,  der  eifrig  nachdenkt:  du  stirrist  ase  wie-n-en  A. 
Sti'tz.   -     Zu  Aflikaf  vgl.  aflen? 

Adi  m..  dini.  Adeli:  1.  .\dam  Bs;  FMu.  —  2. 
.Vdrian  W. 

.\di  f.,  n.:  Adelheid  ZLunn. 

ädi:  Interj.  des  Spottes  ScuKirchh. 
adia  s.  nach   und  nach. 

adie!  adk  Aa;  Ap;  Bs;  BM.;  Z,  adi-)',  <idiß  Ndw. 
.1,;/  Kdrspr.  Bs  ta);  B  (d),  »de  Aa;  B;  L;  ZKdrspr.. 
ridf:  ZKdrspr.,  ndifi  AaZu. ;  Bs:  adieu!  Gruss;  meistens 
beim  Abschied,  in  BsStdt.  auch  bei  Antritt  und  Be- 
gegnung. A.  s(((/e,  Lebewohl  sagen;  auch  mit  Bez. 
auf  Sachen.  Dr  Welt  ade  säye,  ins  Kloster  gehen  L. 
Adie  TPc/f,  i  yany  ins  Tirol!  S.  ,Saluteni  diccre  foro, 
ilem  gerieht  Ade  sagen  oder  gnaden,  sich  nit  mer  in 
geraeine  [öflFentliche]  gschäfft  geben.'  Fris.  ;  Mal.  Anere 
[einer]  Sach  Adje  fynet  Nacht)  säye,  sie  für  verloren 
halten.  Silg.  A.  mache,  förmlicli  Abschied  nehmen, 
lil  oder  mit  Freunden  B;  ZDättl.  Ade  mache,  von 
kleinen  Kindern,  mit  den  Händchen  winken  Z.  Adie 
yä,  von  kh  Kindern:  spazieren  gehen  oder  fahren  Aa; 
Ap;  Bs;  Z,  weggehen  B.  Bi.ft  adie  y'sl?  bist  du  spa- 
zieren gegangen  V  Ap:  Z.  Adije  iiä,  Abschied  nehmen 
Ndw.  A.  u-61!  oder  a.,  lebfet)  irol!  B;  Z.  Übertragen 
als  Ausdruck  des  Erstaunens:  a.,  iez  han-r''  Zit  z'go"! 
Spreng  (jetzt  weiss  ich  nicht  mehr,  was  ich  sagen  soll). 

Bei  Weissenbach  1701.  1702  adiu,  welches  der  Grundf., 
frz.  adieu,  nahe  kommt.  —  Syn.  dede. 

adieiiil  adiemi:  ein  sehr  gebräuchliches  Spiel  der 
Kinder,  ein  Wettlauf.  Das  zuerst  ans  Ziel  kommende 
ruft  a.  BsStdt. 

un-ädig  oii&di'j  Ap,  unütiy  G:  unfreundlich,  unan- 
genehm, widrig,  vom  Wetter  A";  unwirsch,  wider- 
haarig, mürrisch,  unverträglich,  abstossend  Ap;  G. 

Da  in  Ap  MA.  die  negative  Vorsilbe  auch  vor  Voc.  nackt 
ö  lautet,  muss  mau  wohl  abteilen  u"-imtiy,  was  sich  nicht  in 
eine  Nat  will  fassen  lassen;  vgl.  das  syn.  xt"and,  was  sich  nicht 
will   sieden   lassen,     d  für  (  wie  in  Rad,  fViai/|Kot|   u.  a. 

Adigstät  n. :  Attestat,  eine  Ausweisschrift,  ein 
schriftliches  Zeugniss  AaL. 

Fremde  Tennis  wird  gerne  erweicht.  Das  W.  scheint  als 
Compos.   mit  O'ntat  verstanden  zu  sein. 

adile-i:  Schlittenruf;  weiter  gesponnen:  A.! d'Chat: 
liäd  ricr  Bei!  ZAff. 

Adle  o(».  {.:  Adelheid  Z. 

Aditant:  Adjutant  Z. 

Adler  m.:  1.  Lämmergeier  Gl;  GG.  Alpina  ISOti, 
170.  Vgl.  Gir.  Es  sitzt  en  A.  nf-em  Tach  usw.  Spiel- 
reim bei  RoeHH.  No.  225  a.  2.  Reichsadler?  als 
Wirtshaussehild.  3.    Euphemistisch.      Triff-  mi 

in  A.!  grobe  Abweisungsforinel  BsL. 

, Enten-:  der  die  enten  erwütschet.  a(|uila  ana- 
toria.'  Mal. 

Mies-:  Die  eine  Art  des  Weissfelchens  oder  der 
grossen  Maräne,  Salnm  manena;  zum  Lfnterschied  vom 
Sandfelchen  so  genannt,  weil  er  auf  moosigen  Stellen 
laicht.  Bodensee.    Hartm.  1827. 

Hut  eig.,  wie  die  Syn.  -If/c/fisch.  ,tr/»(felchen.  .■((/./«perle 
zeigen,  mit  dem  Vogel  Nichts  zu  tun.  Zu  .ViV»  vgl.  den  syn. 
Namen   Knit1nd,h*-n. 


9i 


Ad,  ed.  id.  (m1.  Uli 


92 


Adlez  tidirta  m. :  Atlas,  Satin,  eine  Art  des  Seiden- 
gewebes  Z. 

adlig  s.  artlkli. 

ab-ädmen  s.  ab-ebnen. 

Ho  schreibt  unser  Gewährsiiianii ,  ein  Philologe,  statt 
-i-'Inneit    mit    iilicl    aiifrehracliter  Relionstruktion  von  d  für  h. 

ver-adinodieren :  verpachten.  ,Weil  das  Verkaufen. 
Veradmodiren  und  Verpachten  der  Milchan  die  Sennen 
eine  verderbliche  Sache  ist,  .sollen  alle  Adraodiation-, 
Pacht-  und  Verpachtungen  der  M.  verboten  seyn.' 
177.S,  Z.     ,Admodiator',  Pächter.    1732,  Bs. 

Adresse  adi;.fs«r-  iii.  ÜRVal.,  Adressi  f.  Ndw.: 
Adresse. 

adrett:  gewamlt.  Hink  Hs;  Siu:  Z.       \om  \t.  addriiin 

(t'rz.  admit). 

Adl'io  (n.y  m.V):  kreisförmige  Wurst  ins  Netz  ge- 
schlossen (statt  in  den  Darm).  A.  und  Söi(brägel. 
beliebte  Gerichte  im  Wirtshaus  BStdt. 

Anders  B,  ü'dcra  BSi.,  Näuderis  S,  Gaudcr  UwE., 
Gäuders  gä'dfi-i  B  oSi.,  Gudere  UwE.:  ä'-B;S;Uw, 
in-  BSi.  (jä"  =  zu  Grunde  gehen,  in  Verfall  geraten, 
nur  von  Sachen,  z.  B.  Esswaaren,  einem  Bauernhof  udgl. 
,'»■  yeü  alls  in  üiiders.  omuia  ad  ruinam  vergunt.'  Id.  B. 

Bair.  ,in  Oders  gau*  niuss  auf  lundeiiteiider  Anlehnung 
an  ,ödc'  beruhen,  wie  unsere  Formen  mit  g-  viell.  auf  einer 
solchen  an  yüJen,  geuden,  wenn  sie  nicht  mit  ge-  zsges.  sind. 
N-  durfte  aus  der  Prä)!,  in  herübergezogen  sein,  obwol  gerade 
die  Form  A'äudrrig  uns  nur  in  der  Verbindung  mit  der 
Präp.  ze  bekannt  ist.  Obwol  die  Voe.  au  (äu)  ;  ii  sich  deutscher 
Ablantsreihe  fügen,  dürfte  doch  hier  ein  fremdes,  vou  Anfang 
an  nicht  recht  verstandenes  W.  vorliegen.    (Simm.  ü^  =  äii). 

Ed  s.  JErcle.        ede  s.  e  (c  denn). 

edel :  .I>as  edleste  Fleisch  auss  allen  Geschlechten 
der  Albulen  haben  dise,  von  welchem  sie  den  Xanien 
bekommen  Edel.'  1061,  Cvs.  Jetzt  nur  noch  in  den 
zsges.  Namen  von  Tieren  und  Pflanzen  zur  Bezeich- 
nung vorzüglicher  Qualität  einer  Art. 

nüw-:  aus  neuem  Geschlecht,  erst  vor  Kurzem 
adellich  geworden,  im  Gegensatz  zu  echtem  altem 
.\del.  Ansh. 

Edeling  m.:  Edelmann,  Adellicher;  junger  Mann 
von  Stande.  .Edling,  der  —  Jüngling  von  edlem  bluot 
här,  von  adelichem  stammen.'  Mal.  Die  Thurganer 
beschweren  sich  1-j25,  ,dass  die  Edling  vnd  Waidlüt 
mengem  bidermann  grossen  schaden  zuegefügt  haben.' 
, Seine  besten  Edling,  die  mit  jm  von  Jugend  auf  er- 
zogen warend.'  \h'M.  I.  Maec.  1.  Edlib.  (nach  Nennung 
zweier  Grafen) :  ,und  ander  vil  edling.'  .Fürsten,  Grafen. 
Fryherren,  Ritter,  Edeling.'    Ansh. 

E.  früher  nur  ein  Mann  von  hohem  Adi'i;  .Eilelknccht' 
ein  .\spirant  auf  die  Eitterwürde. 

edelieren:  in  den  Adelstand  erheben.  .Conrad 
Gässler  gebohren  von  einem  stattlichen  Adel,  warendt 
erstlich  Freyherren,  wurdendt  darnach  wider  edeliert.' 
Cysat. 

edes  s.  e  (e  dassj. 

Edi  f  :  Eduard  Aa;  Bs;   Z. 

„edig:  Adv.  einerlei,  gleichviel  F.  — Aus  ehiding." 

Edikcr  s.  Ettike.        Edle  s.  Erdh,  Erle. 

Eid:  1.  In  Verbindung  mit  Verben.  1)  Einem 
einen  E.  geben,  a)  vorlegen,  vorsprechen,  schwüren 
lassen.    ,Ju.sjuraiulum  exigere  et  reddere,  Eim  den  eyd 


gäben  oder  den  eyd  von  eim  lorderen.'  Fris.  ;  Mal. 
,0b  einer  oder  me  werent,  die  dem,  so  inen  den  eid 
gebe,  die  werte  nit  nachspreche.'  1411,  BsRq.  So 
auch  mhd.  —  b)  einen  (verlangten)  E.  ablegen,  leisten, 
schwören.  Manuel  -367  u.  So  auch  mhd.  —  c)  Manuel 
sagt  217,  .30,  die  Messe  sei  schwer  angeklagt  und  es 
sei  zu  besorgen,  ,man  werd  iro  den  eid  von  knechten 
geben':  sie  werde  abgedankt  werden  wie  entlassene 
KriegsleuteV  —  d)  Einem  Etw.  in  den  E.  geben:  im 
Eide  einbedingen,  eidlich  auferlegen.  ,Es  ward  küng 
rudolflfen  in  sin  E.  geben  [Ostreich  wieder  an  das 
Reich  zu  bringen].'  Bossh.,  Wint.  Chr.  —  2)  den  E. 
weggeben  =  erlassen.  Ein  jugendlicher  Verbrecher 
wurde  i.  J.  1590  nur  ans  Halseisen  gestellt,  dann  ihm 
ein  Ohr  abgehauen  .und  der  E.  weggegeben-.  Olhaf., 
.\ar.  Chron.  8(i  (wahrsch.  der  sonst  übliche  Eid,  das 
Land  nicht  mehr  zu  betreten).  —  3)  an  einen  Eid  . 
kommen:  zur  Abverlangung  eines  E.  schreiten  Zg 
1432;  Zeitschr.  f.  schw.  Recht  1,  2,  9,  17.  —  4)  , Einem 
seinen  E.  under  Augen  schelten':  ihm  ins  Gesicht 
Meineid  vorwerfen,  ebd.  21.  —  5)  Einen  in  den  E. 
erkennen:  gerichtlich  zur  Leistung  eines  E.  anhalten. 
GoTTu.  —  6)  Einem  den  Eid  anlegen:  auferlegen  Ndw. 

—  7)  einen  E.  abnehmen:  sich  eine  eidliche  Ver- 
sicherung geben  lassen  (vom  Gegner)  Aa.  Mhd.  , einen 
E.  nehmen  (geben)',  sow.  schwören  als  schwören  lassen. 

—  8)  Einem  einen  E.  vertrauen.  Laut  dem  Landb. 
V.  Gl  Art.  149  ist  einem  ,von  Ehr  und  Gewehr  ge- 
setzten' Bürger,  der  einen  andern  beschimpft  hat,  .kein 
E.  ufzeleggen  noch  ze  vertruwen'.  ,E.  und  J^hre' 
werden  häufig  verbunden  (Osenbr.,  alem.  Strafr.  S.  105. 
■244).     Daher  die  Beteurungsformel:   bi  Er  und  Eid! 

—  2.  Verbindung  mit  Präp.  ergibt  Formeln  der  Be- 
teurung  oder  feierlichen  Einladung,  a)  ,Swer  mit  dem 
andern  spilt  uf  den  Eit,  dass  der  dem  man  da  von 
Spils  wegen  sweren  muoste...'  1323,  Lauffer  2,  20, 
meint  wol  die  Angelobung  eines  Pfandes  auf  den  Fall 
des  Verlierens.  —  b)  Bim  Eid;  hi  Er  und  Eid  und 
Seligl-eit.  Bim  tilren  E.  ütvtz;  vgl.  mhd.  bl  dem 
hcehsten  eide.  ,Ich  weiss  bi  minem  eid  nit.'  Manuel. 
,Ein  solchen  Jamer  vnd  hertzleyd  Erfolget  i.st  bey 
meinem  Eydt,  Dessglichen  man  nie  gsächen  hat.'  Com. 
Beati,  und  noch  jetzt  mit  dieser  vollen  Form  statt 
des  ordinären  nnm.  EidH'''  und  bim  Eid!  ZO. ;  bim 
Eid  bim.  Eid!  GA.  Auch  »/'m.  Acc,  wie  schon  mhd. 
Gilt  heute,  wo  es  namentlich  in  Gl  und  Z  leichtfertig 
gebraucht  wird,  für  roh.  Doch  i.  J.  1792  als  Pro- 
vinzialismus ganz  unbefangen  in  den  Kinderliederu 
iler  ZMusikges.:  ,Ja,  für  diese  Freude  Tauschten  wir, 
bim  Eide!  Nicht  ein  Kayserthum.'  Euphem.  Ent- 
stellungen sind:    bim  Eich!  Eicher!  Eichel!   Meiteli! 

—  c)  bei  Eiden  bieten:  feierlich  zu  einer  Versamm- 
lung einberufen.  So  wird  noch  heute  in  B  der  Grosse 
Rat  zu  wichtigen  Verhandlungen  ,bei  Eiden'  geboten, 
in  Davos  die  Wahlmänner  bi  Eid  und  Schuld  [Pflicht] 
uf  d'Stube  [das  Gemeindehaus]  geladen.  —  3.  RAA. : 
Studiere  wie  am-ene  [an  einem]  fuhche-n-Eid,  von 
einem,  der  mit  schweren  Gedanken  (Gewissensscrupeln) 
beschäftigt  zu  zögern  scheint.  Eid  schwere"  ist  nid 
Büebli  schuhe",  keine  Kleinigkeit.  Es  Zoi-.si'''  mit  dem 
E.  nid  schimpfe  [scherzen].  Sulger.  Falschen  E.  .straft 
Gott  der  Herr  a  Lib  und  Lebe,  Guet  und  Er.  ebd. 
En  (/'rechte  E.  i'.sf  Gott  leid  [sogar  ein  notwendiger 
und  wahrer  E.J.  Die  Symbolik  der  Schwurgeberde 
ist   noch    der  Verfassung   von    ApA.  1854    einverleibt 


93 


A.l,  cd,  iil,  .1,1.  11,1 


94 


uiul  wird  iiiicli  jährlich  iloiii  zur  Lamisgeiueiiide  ver- 
sammelten Volke  zu  Gemüte  ^'ctuhrt.  .Dabei  soll  ein 
jeiier  Christ  aufheben  drei  Finger,  wodurch  angedeutet 
wird  die  richterliche  Herrlichkeit  Gottes  des  V.,  des 
Ö.  und  des  h.  (i.;  die  zwei  letzten  Finger  aber  sollen 
in  die  Hand  zurückgebogen  und  damit  die  gänzliche 
Unterwerfung  der  Seele  und  des  Leibes  unter  die 
richterliche  Gewalt  Gottes  vorgestellt  werden.-  —  S. 
auch  Königsf.  Eydt-Bueh  1643  und  Schweiz.  Kriegsr. 
1704,  64. 

GÜZ-:  .Gauzeid.  der  Eid,  den  ein  zu  einem  Amte 
Erwählter  leisten  rauss,  dass  er  auf  keine  unerlaubte 
Weise  sich  Stimmen  zu  sammeln  versucht  habe.'  Ekel. 
wahrsch.  aus  Gl.  wo  mit  güze"  der  angedeutete  Unfug 
bezeichnet  wird.  —  Syn.  Praktik ier-eid. 

Juden-:  die  extra  für  Israeliten  vorgeschriebene 
Eidesformel.  Aus  dem  Schwabenspiegel  in  die  Gerichts- 
ordn.  von  Z  XVI.  n.  a.  aufgenommen.  S.  Schaubg.. 
Bq.  2,  228.  Schaübg.,  Beitr.  3,  293.  Thomas.  Sax  53. 
-  Vgl.  Waük.,  LB.  *  495. 

Jär-:  der  jährlich  geleistete  Bürgereid.  BsCarth. 
.Im  joreydt  geschworen,  keinem  fürsten  noch  herren 
nach  in  keinen  krieg  zu  ziehen.'  ebil. 

mein-  ii  und  i^  mniiäd  Scu:  1.  meineidig.  ,Das 
[versuchte  Knift'e]  werde  meineide  erkannt.'  1411. 
BsRq.  .An  diser  nieine3-den  Trag<edi  [der  .Bluthoch- 
zeit']  Theil  genommen.'  1576,  LLav.  .Ob  ich  der  Be- 
trüger sei  oder  aber  einer  [jeuer]  als  m.  erscheint.' 
ZAkten.  Er  redt's  m.,  gegen  sein  Gewissen  Z.  — 
2.  verdammt,  verflucht,  arg.  I)u  meineide  Cheib! 
E  meineide  Lug  Gl.  Potx  meined!  ebd.  Ir  mänädc 
Bulle!  Verspottung  der  Schaffhauser  mit  ihrem  Neck- 
namen und  dialektischer  Ausspr.  Besonders  auch  als 
Steigerungsadverb:  überaus,  im  höchsten  Grade,  gar 
sehr.  Einen  m.  erhrügle".  31.  schön,  scinrer  usw. 
M.  e  rnsses  Mül  Ap;  Gl;  Sch;  Schw;  Z. 

Vgl.  Fromm.  Ztschr.  5,  183  f.  —  MhJ.  mdiwidr.  uebcii 
uifineidec,  -ic.  In  Gl,  wo  der  stärkste  Misshraiich  mit  dem 
W.  im  Schwange  ist.  auch  Jie  aligeschwäehteu  Formen  meined, 
mehwrh;  auch  das  W.  iu  seiner  eig.  Bed.  musste  in  der 
offieielleu  Spr.  dem  mattereu  .untreu'  weiclien.  s.  AliH'ur,isen 
18fi8,  '257. 

meineidig  =  dem  vorhergehenden.  .Lügen  wie 
ein  fauler  meineidiger  Dieb.'  1750.  (iL.  Abstr.  =  arg. 
gar  sehr  Ai';  Bs;  B;  S. 

Pflicht-:  ein  regelmässig  erneuerter  Eid  der 
Bürger  auf  Verfassung  des  Landes  und  Staatsverträge. 
.Des  PHichteids,  da  wir  zu  dem  geschwornen  Brief 
und  zu  anderen  Standes-  und  landessatzungen  uns 
verpüichten  werden.'  lOOS,  JMüll.  —  Vgl.  Jiireid. 
Waleid. 

.Praktizier-:  Eid,  wodurch  man  schwürt,  durch 
kein  Mittel  die  Mehrheit  der  Stimmen  erkauft  oder 
sich  verschaft't  zu  haben  Gl."         Syn.  Quzeid. 

Torkel-:  Keltereid;  der  Ei,l,  welcher  von  den 
Weinbauern  einiger  ApGenieinden  dem  Landesbeamten 
alljährlich  vor  der  Weinlese  feierlich  geschworen  wird, 
den  Wein  unverfälscht  zu  belassen  und  zu  verkaufen. 
S.  noch  T.  147".  Auch  die  Weinfelder  'rortjgelliit  hatten 
ihrem  Gericlitsherren  lt.  Sprui-hbr.  des  Abtes  von  (i 
alljährlich  .anfangs  der  Winnne'  [Weinlese]  zu  schwören, 
.in  den  Törgeln  das  l\,'cht  zu  geben',  insbesondere 
auch  wissentlich  keinen  alten  Wein  unter  den  neuen 
zu  mischen,  und  dass  kein  .Torgelmeister'  Fässer  mit 
W^ein  lade,  die  nicht  ,gefächtet'  seien. 


Wal-:  .Des  Wahleids,  mit  welchem  man  nach 
altem  Brauch  umbgehen  wird.'  1665.  .IMC-ll.  i>.  Fflicht- 
eid.  Die  Bürger  mussten  alljährlich  an  einem  be- 
stimmten Tage  schwören,  bei  Wahlen  zu  Ämtern  nach 
bestem  Gewissen  zu  verfahren  und  sich  aller  Umtriebe 
zu  enthalten. 

Wisungs-:  ein  Eid,  den  Hinterlassene  schwören 
mussten,  dass  von  Habe  und  Gut  eines  Verstorbenen 
Nichts  entfremdet  worden  sei.    1694.  1719.  BsRq. 

eid-lich:  1.  Adj.  Eidliga  G'icalf,  förmliche  von 
der  Obrigkeit  erteilte  Vollmacht  zu  rechtlichem  Ein- 
schreiten, im  Unterschied  von  .güetlichem'  (iewalt. 
welche  weniger  streng  gehalten  ist  Ap;  s.  T.  '247''.  -- 
2.  Adv.  eidli,  seltener  citli,  Beteurungsw.  ^  him  Eid 
und  auch  mit  diesem  verbunden.  Das  ist  g'irilss  und 
eidli  war  Z. 

eiden:  1.  einen  Eid  schwören,  vor  einer  Be- 
hörde BO.  -  2.  zu  einem  Eide  anhalten.  .Eyden. 
beim  Eid  fragen,  ad  juramentum  adigere.'  Mal.  .Man 
sol  kein  zerhowne  Kleider  machen  lassen  und  mag 
man  die  schulder  darum  aiden.'  Kessl.  ,Dass  jedes 
Ort  sine  Ansprecher  eidet.  on  der  Oberkeit  Wüssen 
und  Willen  nüt  Unrüwigs  fürzenemen.'-  Ansh.  ,Von 
dem  pundt  Josie,  damit  er  sich  Gott  verband  und 
alles  Volk  zur  warheyt  eydet.'    1531,  Bullinh. 

ge-eiden:  ,Swa  die  Rät  nit  mügen  übereinkomen, 
da  sol  der  minre  teil,  so  si  sich  darumbe  geeident. 
dem  meren  teile  folgen.'  ZRiehtebr.  =  beiderseitig 
schw'ören? 

eidigen  =  eiden  1  B.  .Es  sei  ihm  zuwider  ge- 
wesen zu  ei.'    GoTTu. 

be-:  in  Eid  und  Ptliclit  nehmen,  einen  Beamten  1>. 

ver-:  durch  Eid  eine  Aussage  erhärten  B. 

EidecllS  1.  , Eidochs  B;  Vw;  Zg",  Heidochs, 
dini.  -öehsli  Aa;  B;  L;  Uw;  U;  Zg,  -e'chsli,  -ehli  Bs; 
S,  heidöchnel  U  (-e.i-el),  lieiidochs  Aa;  S,  heiidiiclisli  Bs. 
-e.ili  Gr.-  "2.  Eltaehs  GT..  „eiitachs  B",  diuL  -(ichsli 
ZKüml..  Eltachsle  GT..  Eltächs  GT.,  elte.v  Ar. 
'elte.c  GRh.,  Holt-,  Holt-,  Ölt-,  Eid-  (Ap),  lldechs 
GTa.,  Eltöchsli  AADött.;  ZAuss..  Ilt-  AAKais.,  Eld- 
ZKatz.  —  3.  Elsdächsli  TuManun..  -döchsli  SchKI. 
—  4.  Egdächsli  Sch,  Egedöchsli  Th,  Eggäsli 
Sch;  S,  ih'di  Gr,  Eg-  Gl;  gg.;  Schw,  Hegochs  GTa. 
und  0..  luiyox  GSa,.,  heg-,  högöclisli  A.k,  Egel-  ZWäd.. 
Geg-.  Gei-  GWa..  Jag-ochs  S,  Hed-ochs.  dim. 
-öehsli  AaZu.;  F:  Eidechse.  Eh  Egachs!  ruft  man 
spöttisch,  wenn  Jemand  etwas  Ekelhaftes  in  der 
Speise  zu  finden  meint  Gl;  vgl.  Himmigriigg.  Betr. 
Aberglaube  s.  Schild  1863,  130. 

Mild.  ajideJm-  f.:  die  scliwciz.  W\V.  siu,l  huI  iu  Folge 
der  Anlehnung  uu  ,Ochs'  und  .Daelis'  meiateus  ins  mäuul. 
(Jeschl.  übergetreten,  dodi  blieben  ElhiclmU.  Khächü  in  (iT. 
und  Rh.  weilil.  —  Das  schon  frlili  nicht  mehr  verstandene' 
\V.  erfuhr  zahllose  Umfornningon ;  s.  Fr,)iuuuinn  l>,  471 — 47."»; 
im  ersten  Teil  oft  durch  die  aucb  sonst  liäurige  Vorsetznng 
eines  h  (.Huydechse'.  GKün.  17ir>).  womit  der  Anlehnung 
an  //,",  Hrid,  lluij  und  in  Folge  biev,ui  d,'i'j,'nigen  an  Orhi 
lud  IliH-h«  gerufen  war.  An  die  mlid.  Uruu,lf.  scbliesst  sich 
•/..  T.  noch  enge  unsere  4.  liruppe  an.  deren  XlitV.  sich  dureli 
Assimilation  von  d  au  ,/.  r/i  an  h  (Kircbliofio*  s,-liri,'b  noeii  «*| 
und  Ausstossung  des  ,/.  ij  erklären,  (leij-  hat  sieb  sein  iu- 
laiit,,ndes  ,/  vorgesetzt.  Während  Eijot-lii  usw..  .Kgeebs'  (Ku,'!) 
!  das  d.  eliminieren,  Jl-d-,  ,Edechs.  Adex.  Kdexeu'  (Forer)  um- 
1  gekehrt  ,las  if.  Auch  di,?  Contraetion  a  aus  <(/i'  taucht  schon 
I  in  mhd.   Nbf.  auf;   .cidochsen'  aucb  bei  ÄTschudi,    Zu  Kit-, 


95 


All.  p(l.  id,  ihI.  Uli 


96 


Jltachs*  (15H3I  wirkte  viell.  Jer  Tieru.  Eltiü  mit.  —  Von 
nihil,  ejc,  Sclireck  (vgl.  unser  Vb.  ei/en),  urspr.  wol  .schnelle 
Bewegung'  (vgl,  .schreeken',  urspr.  =  springen),  also  entw. 
.das  schnelle'  oder  .das  furehtsauie".  —  Beachtenswert  ist. 
wie  unstjlt  unsere  ä.  Schriftsteller  in  der  Benennung  des 
Tierchens  sind:  Heuslin  1.5.57  .Heg-,  Heydöchsli,  Eidexcn' : 
Forex  1563  ,Eg-,  Heydochs,  He.vdo.t,  Edechs.  lltäehs,  Heyd- 
öchssen';  Redinger  1662  ,Eg-,  hägochs,  heid-,  eidex';  Denzl. 
1677.  1716  ,Eid-,  heidochs,  des  eidechs,  des  eidexen.'  — 
Der  PI.  von  den  mit  -ochs  gebildeten  Formen  t.  schwach: 
-ochse  F;  Uw,  t.  stark:  -öchs  GTa.;  Uw.  —  Syn.  Lattuech. 
(TrUcniff.  Sckänterli.  Vierfiiesslev,  Sunneiih^fki.  Uvcl'fjftss.  Hetztfl. 
Vgl.   auch   Heidogye.    Heid-Ochs. 

Spriggel-:      gesprenkelte     Eulechse.      .Spriekcl- 
eideeh.s'  unil  ,spriekelechter  EyJex.'   De.vzl. 
Eidbre  s.  Erd-Beri. 
Eideliilum.  H-:  Eiderdunen  Scinv. 

I(1p  iilr  S.  sonst  W.".-  1.  Gedanke,  übertragen  auf 
ein  der  Sinneswahrnehmung  sieh  entziehendes  Mass. 
Uiii-eii  I.  hreitei:  iV  feit  iiic'  en  I.,  so  war's  Jamj 
lj'nue(/.  —  2.  Neigung.  Vertrauen.  D'I.  nie  Eim 
ha"  Bs. 

Idel  s.  Nidel 

identisch  id^niH:  waeker.  tüchtig  Uw.  —  Ent- 
stellt aus  (iiitentisch. 

ieder  ieder-e,  -i,  -e.i  Gl.  so  und  ied-e,  -i,  -es  B: 
■  Gk;  Z,  nieder,  niede  Aa;  Av,  B;  Gl;  GA.;  Schw; 
S;  U,  niederige  GA.:  jeder. 

Mhd.  kdei:  Die  MA.  schwankt  hier  wie  bei  mmr,  üwci 
zw.  der  mhd.  Weise,  welche  die  Flexion  hinter  der  Bildungs- 
silbe -er  antreten  lässt,  und  derjenigen  der  Schriftsprache, 
welche  das  -er  selber  als  Flexionssilbe  behandelt.  Der  An- 
laut n-  rUhrt  von  dem  in  der  MA.  fast  immer  mit  dem  Pron. 
verbundeneu  unbest.  Art.;  sogar  Gotth.  schreibt  e  niederi, 
es  nieders.  Das  aihnäliche  Eindringen  der  Jotierung  des  An- 
lautes auch  in  der  Schweiz.  Bücherspr.  veranschaulichtGessners 
Mithr.  mit  .jedem'.  1610  für  ,iedem'.  1555;  jederweilen'. 
immer.  Klingl.  16'J1;  .jedermenigklicb'.  ZMandat  1650.  Die 
urspr.  dnalisehe  Bed.  ist  auch  bei  uns  der  allgemeinen  plural. 
gewichen  und  jene  der  Grundform  unseres  W.,  k-d-weder, 
ausschliesslich  zugeteilt. 

ied-lich:  jeglioh.  .Jetlieher'  neben  ,y etlicher'. 
ZwiN(iLi.  ,eiu  yetlicher.'  Bibel  1560  (1531:  ,JEder- 
inan').  ,ein  yedlicher.'  Fris.  .ein  ytlichen.'  Bs  1529. 
.jedliche  Stadt',  beide  Städte.  .Ans.  —  Aus  mhd.  kteslkh 
(ie  etesUch),    ietUcli. 

0  d  s.  oder. 

od  Adj.:  1.  In  physischem,  materiellem  Sinne: 
a)  leer  von  Salz  und  Schmalz,  geschmack-  und 
kraftlos,  fade,  von  Speisen,  die  schwach  gesalzen 
sind,  auch  von  Früchten  A.^;  Ap;  GRPr. ;  GSa.;  Sch;  Z. 
.Insipidus,  insulsus.  unschmackhaftig.  öd.'  Redixger. 
.Gar  nach  [beinahe]  keines  oder  ödes  [schwachen] 
geruchs',  vom  Fleische  gewisser  Fische.  1563,  Fischb. 
—  b)  leer  von  Siieise,  nüchtern,  also  von  Menschen, 
welche  durch  längeren  Mangel  an  Nahrung  sich  ge- 
schwächt und  unwohl  fühlen.  Es  ist-mcr  öd  A.i;  BsL. ; 
B;  Gl;  GRh.  u.  0. ;  Tu;  Z.  Selten  ijersönlich:  .Man 
kann  denken,  dass  ich  nach  vier  Tagen  und  vier  Nächten 
öde  war  und  nach  Essen  und  Trinken  trachtete.'  N. 
B  Kai.  184'2.  .Von  einem  kranken  huubte,  als  [wie] 
dien  lüten  vil  dicke  widervert,  die  ir  houbet  öde 
machcnt  mit  übel  geessonde  und  trinkende,  mit  va- 
.stende  und  wachende.'  1381,  Buch  d.  Tug.  .Sie  haltend 
gar  nüt  gessen,  der  spys  gar  öd.'  1535,  Liltencr.  (mit 


Gen.:  leer  von  Sp.)  ,Dem  zuvor  öd  und  blöd  war. 
desse  äugen  sind  jetz  wacker.'  FWvss  1653.  —  c)  leer 
von  Anbau  und  Menschen,  unfruchtbar  und  ein- 
sam. .Im  Winter  uf  der  Landstross  z'laufe,  isch  kei 
Gspass;  grüsli  öd  isch's  und  blutt  z'ringsum.'  BWvss 
1863.  .Wenn  die  Hofstat  je  öd  würdi  stan  von  todes 
wegen.'  1371.  Eschexb.  Daher  auch  Ortsnamen  wie 
Ödiojl  (der  Sage  nach  der  Ort  in  Uw.  wo  der  Drache 
gehaust  hatte).  Im  BG.  auch  vom  Gefühle  der  Lang- 
weile, welche  sich  in  einsamen  Wohnorten  einstellt. 
—  d)  leer  von  Vermögen,  arm,  zahlungsunfähig, 
unbemittelt.  ,Arm  oder  öde.'  BsRq.  ,Wer  aber,  der 
nit  burger  ist,  als  öde  oder  ungewisse  [ist],  das  er 
das  pfunt  nit  geben  noch  versichern  möchte.'  ebd.  — 
2.  In  moralischem  Sinn,  a)  leer  von  moralischem 
Wert,  nichtswürdig,  von  Charakter  leichtfertig, 
frech,  mutwillig,  geradezu:  schlecht,  schnöde,  bos- 
haft. Eh  öde  Vogel,  ein  mutwilliger  Bursche  Sch. 
En  öda  Porst,  ein  schnöder  Bursche  Ap.  IJä  ist  en  öde 
[ein  schadenfroher  Mensch],  er  lädirerchet  [schädigt], 
ii-o  er  cha"  Tu.  Zur  leichten  Schelte  abgeschwächt: 
di(  öde  Lecker!  Z.  .Aller  vertiuechten  öden  secken!' 
schimpfl.  Anrede.  M.in.  ,I)ass  nit  durch  diser  öden 
Müler  wort  auch  die  fridsamen  zu  handthat  [Tätlich- 
keiten] kommint.'  Ansu.  .Da  bringend  wir  den  öden 
man  [Job.  d.  Täufer]  der  nichts  dann  Unglück  stifften 
kan.'  1519,  Aal.  .Ein  schandlicher  öder  Bueb.'  1574, 
Leo.Ilu.  .Ein  öder  Papist.'  1651,  Schimpfr.  ,Gewüss 
dein  öder  Balg  hat  dir  die  schlag  gemacht'  [deine 
Genusssucht  hat  dich  so  heruntergebracht;  vom  ver- 
lornen Sohn].  Wahrs.  1675.  —  b)  schlimm,  schlau 
„Ap;  GRh.;  Seil;  Z;"  GT.;  Th  (eig.  gewissenlos,  in 
der  Wahl  der  Mittel,  rücksichtslos);  „gewandt,  ge- 
schickt. Ein  ö.  Mann  =  einer,  dem  seine  Geschäfte 
gut  von  Statten  gehen,  der  sich  Vermögen  zu  ver- 
schaffen weiss  ScHW;  Zii."  —  c)  , putzsüchtig,  hof- 
färtig-  (vgl.  , eitel' =  leer),  geputzt,  stattlich, 
stolz,  flott;  vom  weibl.  Geschlechte  auch  spröde, 
zurückhaltend  ScHW;  Z(i.  —  u)  schüchtern,  einsilbig, 
wortkarg;  mürrisch,  ungefällig,  eigensinnig  BD., 
eig.  leer  an  Unterhaltung.  Geselligkeit. 

Mhd.  ade,  leer,  eitel.  Die  Grundbed.  noch  bei  Forer 
Tierb. :  ,böse  oder  öde  [taube]  Nüssen' ;  eine  ,öde'  Wasser- 
blase =  die  in  Luft  zergeht.  Rnd.Mey.  1650.  Zu  2,  c  vgl. 
tjemeit,  mhd.  =  freudig,  stattlich,  ahd.  =  töricht,  übermütig, 
eitel,  got.  (rjiimaid)  ^gebrechlich,  sehwach.  —  Syn.  muchl-, 
tuchdos,   Und. 

Lig-öd  n.:  Name  eines  Hauses  in  Z  im  XIV.; 
dafür  1467  ,das  ligend  öid';  1526  ,zum  ligenden  Tod'. 

Der  Name  nach  der  Art  der  imperat.  Persouenn.  gebildet. 
Das  Haus  entweder  nach  der  vormals  öden  Baustelle  oder 
davon   benannt,    dass   es   längere  Zeit   unbewohnt  geblieben. 

ödelen,  es  ödelet  mir:  ich  fange  an,  Blödigkeit 
im  Magen  zu  verspüren  GÜ.  Leer  sein  oder  werden 
Ap;  G\Va. 

öden:  öde  werden,  ödes  Aussehen  annelimon  B 
(Zyro). 

er-:  1.  leeren,  erschöpfen,  aufbrauchen.  Mer 
händ  [wir  haben]  .so  ril  Härdöpfel,  si  sind  fast  nit  z'e. 
Aa.  .[Die  Bauern  haben]  das  kloster  überfallen  und 
das  erödet,  was  sie  funden  band',  die  Vorräte  ge- 
plündert oder  verprasst.  B  1528.  —  2.  ausrotten, 
vertilgen,  z.B.  Wald,  Unkraut  B;  Sin;  Schw;  S;  ditz 
G'Jiit  ist  schier  nit  z'e.  BSi.,  Wild,  Ungeziefer;  d'Wärre 
si  iez  erödet  B.     ,Das  Hohgewilde  war  erödet-  [durch 


All,  e4.  id.  od,  iid 


98 


WildschutzeiiJ.  1779.  Wukstis.  —  3.  Wohnstätten  un- 
bewohnt machen.  .[Das  Schloss]  soll  verbrennt  und 
erödet  sein.'  Wi'rstis.  .Damals  entstand  eine  Hungers- 
noth  und  solche  Erodung,  dass  kleine  Städte  kaum 
vor  den  Wölfen  .sicher  waren.'  Müll.,  Schw.üesch.  — 
Sj'n.  eröneii. 

Ödi  f.:  1.  Gefühl  der  Leere  und  Schwäche  im  Magen 
B;  ScHW;  Z.  —  2.  unangebaute  (iegeud  B.  .Die  künige 
die  jnen  selbs  ödene  erbuwend',  einsame  Orte,  Grab- 
stätten. 1548,  Bibel.  (1531  ,sunderbare  ort'.  1607  ,ein- 
ödenen'.) 

Ein-  f.:  Einöde  Aa.  Einzeln  stehender  Hof.  .In 
der  Einöde  W.attwyl.'    Ecli.  M'ied.  83  f. 

„ein-ödlich,  Adj.:  einer  Einöde  ähnlich,  verödet." 

Odam  s.  Adam.      Hunds-Oden  s.  Hunds-Hoden. 

öder,  zuweilen  ädfr  ZSee:  oder.  1.  zw.  einzelnen 
WW.  das  er.ste  Glied  der  Alternative  in  der  MA.  meist 
ohne  besondere  Einführung;  in  W  aber  entspricht  sich 
iider — oder:  vgl.  lat.  antraut,  frz.  oii—ou.  —  2.  wirk- 
liche Conj.  zwischen  Sätzen,  a)  sonst,  andernfalls. 
.S'(  chömmed  no"''  emäl  de  Lö"  über,  o.  d'Bible  u-är 
falsch.  Baurengespr.  Oder  auch  nach  Imperativsätzen 
zum  Ausdruck  einer  Drohung.  —  b)  Häufiger  und  ab- 
weichend von  der  Schrift.spr.  nach  negativen  Sätzen 
im  Sinn  von  ,es  sei  denn  dass,  ausser  wenn, 
ohne  dass'.  wobei  das  Vb.  des  zweiten  Satzes  im  Conj. 
steht.  ,I)(i.i  vuuj's  nild  (/(je  [kann  nicht  gelingen]. 
0.  es  thiie  Eine  hexe".'  Baurengespr.  .Nirgends  hingehen, 
0.  der  Mann  nehme  sie  mit.'  Gotth.  Es  n-ird  Keine 
LandjiUjer,  o.  er  heuj  en  Ise  (ditf  rennt  [einen  Fehltritt 
begangen]  A.\.  Das  älte.ste  Beisp.  finden  wir  bei  Staulin, 
Hünenb..  überliefert:  ,Der  Todschläger  soll  mit  den 
Freunden  des  Erschlagenen  an  keine  Urti  sitzen,  o.  sie 
rufen  ihm.'  14'20.  .Weil  jhr  aber  weder  eins  noch 
anderes  behertzigen  könnet,  o.  man  thue  euch  vorhin 
recht  verständigen.'  Deutsch.  Gedicht.  Basel  1621.  ,Ich 
schwöre  nicht  viel,  oder  ich  werde  dazu  gezwungen.' 
1790,  Nachtlicht.  Ein  Mal  findet  sich  noch  die  naivere 
Gonstruction  mit  dem  Indic:  ,Ein  Fels,  den  kein 
Mensch  betasten  darf,  o.  er  lasst  seinen  Gewalt  mit 
grosser  Ungestüme  spüren.'  1647,  Zieul. 

Mhd.  uiUr,  md.  at/t;-.  dar.aiis  aber  sclnvfiiich  auf  roiu 
lautlichem  Wege  aher,  s.  o.  Sp.  41.  Die  mlul.  Gnmdf.  imI()-i, 
zu  welcher  udcr  compar.  Erweiterung  ist,  noch  1,588,  Schw: 
.Kilchenpfleger  od  vogt.'  Die  Vurbiudung  o.  —  o.  muss  früher 
weitere  Verbreitung  gehabt  haben:  ,Da  sie  solches  Schiff  o. 
mit  in  den  Luft  aufziehen,  o.  selbiges  umschlagen,  o.  in  den 
Abgrund  senken.'  1T'20.  Mise.  Tig.  ,Allwo  dann  o.  umb  den 
Handel  solle  erkennt,  o.  derselbe  weiters  gewiscn  werden.' 
Stadtr.  L  1706/176.5.  ,Dou  seilist  o.  holzä  o.  Mist  ousträgä.' 
Balz  1781.  Und  noch  1782  bei  Pf.  Schulder  (Eutlib.  '2,  10): 
,0.  an  einer  sichern  Stelle,    o.  dann  sonst  so  mifgerichtet.' 

öderen:  1.  seine  Empfindungen  durch  unarti- 
kulierte Töne  äussern,  wie  die  kleinen  Kinder  tun 
BRi.  „Ein  Bischen  murren  W."  —  2.  ..quengeln", 
d.  i.  wohl:  weinerlich  klagen;  „einen  Wunsch  immer 
und  immer  wieder  äussern;  von  einem  Vorhaben  immer 
reden  ohne  es  auszuführen  BO."  Den  Leuten  in  den 
Uhren  liegen  und  sie  langweilen.  -  3.  an  einer  Sache 
lange  herum  studieren,  sich  mit  (iedanken  abmühen 
BRi.         Syn.  2.  trinsen. 

Odermüiinig;  nrin-m,^,!:,)  .Va;  B.  Oter-  B  m.:  1.  Stein- 
wurz.  agrinninia  eupatoria  L.  Aa;  B.        2.  Sibbaldia 
procumbens  L.  BO.  (Durh.) 
öohw.  Idiotikon.  I.  1. 


Mhd.  o'Uniiruir,  odeniiriitjr.  Aus  dem  Lat.  verderbt;  vgl. 
Aikeniieuuig.  Nn;iimöttilli.  .htfmiindll.  Denzl.  übersetzt  mit 
.Odermeuig,  Odermeng'  agriiuonia,  Bruchwurz;  eupatoria;  in- 
volucruni  majus. 

Ödi  o-  B  (Seel.  ö-);  L;  S;  Zu  m.:  Adam. 
Zuiiäi-hst  aus  Oikin  mit  der  für  mäunl.  Persoini.  belieliteii 
Endung  -/. 

odios:  unleidlich,  ärgerlicli  (unpers.)  BsStdt. 

lld :  etwas.  ,Ud  old  nütt  —  weders  einer  will., 
um  1550,  alt.  Ldb.  Ndw.  §  218. 

Zsgez.   aus   luhd.    iutint,  ahd.   eu-wiht.     S.   auch    nüt. 
ü  d  s.  nild,  liit. 

lldel  »-  BBe.;  W,  dim.  Udclti  W:  1.  ein  Schaf, 
das  im  Wachstum  zurückbleibt  W.  -  2.  ein  Kind. 
das  noch  nicht  recht  gehen  kann  BBe.  ~  Syn.  1.  Oz. 
NiUnitt.:.  S/iätJi. 

Uedcl,  Udel,  Utel.  Üedel.  Üdel  ii.,  in  S  und  bei 
CvsAT  m.:  Hausbesitz  als  Bedingung  städtischen 
Bürgerrechts  Bs;  BThun;  L;  S  (in  Z  dafür  Ursatz). 
Wer  in  der  Stadt  kein  eigenes  Haus  besass.  also  .Us- 
burger'  war  (s.  d.),  musste  an  einem  Haus  in  der 
Stadt  ,Uedel  nehmen',  d.  h.  sein  Bürgerrecht  auf  ein 
solches  Haus  (resp.  Anteil  an  demselben)  als  Unter- 
pfand verschreiben  lassen  und  davon  jährlich  den 
Udelzins  bezahlen.  Die  Verzeichnisse  der  so  einge- 
schriebenen Bürger  und  der  von  ihnen  zu  entrichten- 
den Abgaben  hiessen  Udelbüeeher.  Vgl.  Archiv  des 
bist.  Vereins  in  B  8.  186  ff.  Arch.  f.  schw.  G.  13,  16. 
Arö.  6,  173.  .Dass  wir  von  burgrechts  wegen  einer 
Statt  Solotorn  järlich  geben  sollen  den  gewonlichen 
uodal  vnd  burgerzinse,  nämlich  3  pfund.'  1531,  Absch. 
,Es  ist  ouch  gesetzt  das  man  den  ussburgeren  zu  dem 
üdell  oder  under  ougen  [in  ihr  Haus  oder  ihnen  per- 
sönlich] fürpieten  [Vorladung  zukommen  lassen]  soll 
und  söUendt  die  an  dere[n]  huse  sy  üdell  band,  potten 
senden  das  füriiott  khundt  thun.'  1539,  Thun,  hier 
also  das  betr.  liebäude.  .Welcher  nun  fürhin  Lant- 
mann  werden  will,  der  soll  uns  50  guldiu  gen,  das 
soll  das  udell  sin.'  1545,  Ldb.  Ndw..  hier  also:  Betrag 
des  Einkaufs  ins  Landrecht.  .Swele  [jeder  der]  vnser 
burger  ist.  der  sol  in  vnser  stat  zien,  ald  er  mus  von 
sinem  burgrecht  gan  vnd  darzu  sin  utel  geben.'  Alt. 
LRatsbüchl.  It.  Segess.  (Schauherg  liest  .Uodel').  .Sollen 
Sye  den  üdel  zalen,  vnd  von  Bern  alsdann  Lidig 
sein.'  Cysat,  der  auch  üedel  schreibt.  .Dass  fürohin 
keine  solche  frömbde  hindersässen  oder  Inzügling  sollen 
angenomen  werden,  Sy  haben  dan  ihr  inzug  gelt  vnd 
Vdel  oder  Bürgschaft  von  erzüchung  wegen  ihrer  kin- 
den  ufzeleggen.'  LAnsehenbuch.  Ein  Freiherr  v.  Karoii 
W  bat  die  Räte  und  Burger  von  B:  Um  Gottes  Willen 
möchten  sie  ihm  die  Udel  der  versäumten  Jahre  ab- 
nehmen, auf  dass  (nach  Verlust  aller  Güter  seinffs 
Hauses)  das  einzige  ihn  aufrichte.  Berner  zu  sein. 
Mf'LL.  Schwti.  3.  12;1.  Noch  RGkimm.  Gron.  17S6  und 
ZsiiKiKKK  17'.'7  fnliren  unser  \V.  an.  allei'dings  als  ein 
veraltetes. 

Alid.  m.dnl  Mihi-  m.,lil  lilaher  uiisrr  r.c/.Yj;  steht  im 
Ablautsverbilltuiss  zu  ,.\clel'.  Hie  Vereiul'acliung  des  Vocals 
zunächst  \V(d  nur  iu  der  Schrift  (ii  für  in<l.  Uul  beruht  auf 
Umdcutuiig  auf   Cii-iril  (vgl.    l'it-i.irld)-    S.   auch    l.iir<l-r. 

liedereii:  ins  Blaue  urteilen,  halblaut  äussern.  Er 
het  lipiii^  ilcrrii  (fimderet   HSigr.        Wol  nur  Variante  zu 


99 


Af,  ef.  it;  uf,  uf 


100 


Af,  ef,  if,  of,  uf  resp.  av  usw. 

V^'l.  iiiK-h  ilit:  Reihe  Apf  usw. 


Äff  m.:  Atl'e.  Häufig  in  bildlicher  Anwendung. 
1.  Hässliehkeit,  verbunden  mit  Einbildung  von 
8ehönheit;  Eitelkeit.  I)e  schönst  A.  ist  cn  üflät. 
Der  A.  im  röte  SOclU  ist  doch  e.n  A.  Sülg.  ,Luog 
nur  wie  bist  su  läppisch  kleit  [gekleidet]  Grad  wie 
ein  äff.'  Com.  Beati.  Darum  heisst  A.  auch  ein  ge- 
ziertes Mädchen.  Äffli  ein  geziertes  Kind.  ,Vor  dem 
Spiegel  ston  und  den  aflen  beschauwen.'  SHochh.  1591. 

—  2.  Dummheit.  Tumm  wie,  tümvier  as-en  A.;  en 
rccUe-H-A.  Aa.  ,!•''  dimme-n-A.,  i"''  sitz  und  gaff 
usw.  SüLfi.  Da  stä  wie-en  A.  (gaffend).  S.  die  Compos. 
mit  Äff.  Affe  fangt-me  mit  grosse  Bundschuehe,  d.  h.  mit 
groben  Mitteln.  Hieher  wol  auch  die  Bed.  Rausch 
Bs;  ScH,  indem  der  berauschte  Mensch  in  tierischen 
Stumpfsinn  verfallen  ist;  und  das  Sprw.:  Affe  und 
Pfaffe  sind  frei  vo  Strafe.  Sulg.,  wobei  tierische  Un- 
zurechnungsfähigkeit dem  Privilegium  gleichgestellt 
wird.  3.  Nachahniungssucht;  der  A.  als  An- 
fänger der  Kunst.  Die  Zunft  ,zum  Affen-  in  B  umfasste 
urspr.  die  Steinmetzen  (welche  am  Münster  der  Stadt 
die  Inschrift:  Machs  nach!  angebracht  haben),  dann 
übh.  Kunsthandwerker  und  Kün.stler;  s.  BTaschenb. 
1807.  Der  Teufel  als  A.  (Nachahmer)  Gottes  erscheint 
bei  KLiNfii..  1088;  Gwerb  1040.  -  4.  Mehr  Mitleid  als 
Verachtung  liegt  in  der  RA.:  früre,  Hunger  ha  wie 
en.  A.,  wo  ebenso  gut  ein  anderes  Tier  genannt 
werden  könnte.  —  5.  Schlauheit,  Bosheit.  AU 
Affe,  Jung  Vfaffe  und  rvild  Bare  Soll  Niemerl  i"  si 
Hüs  bigcre.  Sifloek.  ,Veterator,  ein  alter  schalk,  als 
der  alle  renk  in  be.schiss  und  arglist  weisst,  ein  alter 
A.,  boshaftig,  durchriben.'  Fris.  —  6.  Weniger  auf 
natürliche  Eigenschaften  des  A.  als  auf  manschliches 
Tun  und  Treiben  beziehen  sich  folgende  sprichw.  RAA. 
a)  En  A.  ns)iä",  durch  unbedachtes  Handeln  einen 
der  Absicht  entgegengesetzten  Erfolg  erzielen  und  sich 
Schaden  oder  Schande  zuziehen  BRi. ;  Affen  üsnä,  sich 
irren  BS.,  der  A.  üsnä,  mit  lauger  Nase  abziehen. 
SiLö.  ,Sy  werdent  inen  guote  wort  geben,  bis  sj  den 
äffen  in  ir  band  habend.'  1.529,  Strickl.,  sie  mit  Worten 
hinhalten,  bis  sie  sich  getäuscht  finden  werden.  .Her- 
zog Fr.  halt,  aber  den  rechten  afi'en  darvon  [dass  er 
dem  Pabste  folgte],  nämlich  ein  gross  summa  gelts' 
aber  dafür  nahmen  ihm  die  Eidgenossen  seine  Lande 
weg.  Vad.  -  b)  .Einen  verspotten,  eine  nasen  oder 
aft'en  drehen.'  Denzl.  1077.  1716.  , Einem  den  Affen 
traben'  ^  .schäntzlen,  trätzlen'.  Klingl.  1702; 
dagegen  nach  Mey.  1692  und  Sulger  fdräje,  zeige) 
=  ,das  Maul  schmieren'.  Gleichbed.  ist  ohne  Zweifel 
,affen  schrenken',  bist.  Lied  v.  1474,  da  die  Grundbed. 
dieses  Vb.  .schräg  stellen'  an  die  von  .drehen'  gränzt. 

—  c)  , Einen  A.  geigen  lehren'  ist  entw.  ein  frucht- 
loses Bemühen  oder,  wenn  es  gelingt,  eine  schwere, 
erstaunliche  Leistung.  In  letzterem  Sinn  scheint  Aal 
zu  sagen:  .also  lert  man  die  äffen  gigen.'  .Ich  lehr 
vil  eh  ein  äffen  geigen  dann  eine  böse  Zungen  schwei- 
gen.' McRNEK.  —  d)  Bern  A.  i's  Mül  blase,  wahrsch. 
in  der  Absicht,  ihm  Sprache  beizubringen,  gleichbed. 
mit:  dem  Dreck  en  Örfig  ge",  zur  Bezeichnung  einer 
verkehrten,  fruchtlosen  Handlung. 


Die  bildliche  Anweiidimg  auf  Dummheit.  Trägheit  map 
ausgehen  von  der  Vorstellung  des  Ä.  als  griusendcn  Tieres 
mit  vortretendem  offenem  Maule  wie  heim  sinnlichen,  stumpf- 
sinnigen Menschen ;  der  Ä.  kann  aber  auch  als  ein  Kind 
angesehen  sein;  vgl.  Affli,  Kosewort  für  Kinder.  Zu  6,  a 
sei  daran  erinnert,  d.iss  Affen  früher  in  vornehmen  Häusern 
zum  Zeitvertreib  gehalten  wurden;  Affen  üsnen  mag  sich 
urspr.  auf  Fälle  bezogen  haben,  wo  etwa  bei  einer  Plünderung 
ein  A.  statt  eines  wertvolleren  Gegenstandes  (Gefangenen) 
erbeutet  wurde. 

Geigg-:  unachtsamer  Mensch,  Tölpel  ZU. 

Entstellt  aus  T(jiijfj-ajf  oder  vwdt.  mit  fjeiijdm,  jiurztdn, 
faulenzen. 

Gal-  (ä-AAFri.;  Bs):  müssiger  Gaffer;  einfältiger, 
unachtsamer  Mensch  Aa;  S;  Bs.  -  Vgl.  Gali,  Gali, 
Galöri. 

gal-affen,  in  B  t.  «-;  , -äffen  Bs;  B;  LE.", 
Dim.  galäfflen:  mit  offenem  Mund  müssig  dastehen, 
gaffen  Aa;  Bs;  B;  L.  .Rundum  sah  er,  woher  das 
Meitschi  komme;  er  galaffete  sich  fast  den  Nacken 
krumm.'  Gottu.  —  Der  LTnil.  aus  der  dim.  Form  ein- 
gedrungen oder  im  Anklang  an  Läff'. 

an-:  angaffen  Aa. 

ver-:  1.  trans.,  mit  Gaffen  verlieren,  verscherzen 
Aa;  Bs;  B;  L.  —  2.  reff.,  sich  im  Gaffen  vergessen,  ebd. 
-  3.  intr.  aufhören  zu  gaff'en.     So  auch  fis-  Aa. 

Gal-affer  =  Gal-aff  Bs;  B. 

gal-affig,  -äffig,  -äfflig:  gaffend  Bs;  B;  L. 

gilaffen  =  galaff'en  BSi. 

Vgl.  GU-La]>jn.  Entstellung  von  i/imiffcn  od.  z%ges.  mit  (/i^>ii. 

Gin-:  einer  der  viel  gähnt  B  lt.  Zyro;  Ginnöffel: 
Tölpel  Z.  ,Du  bist  ein  rechter  gynötfel!'  Ruef;  sonst 
nur  in  der  RA.  Ginaffe  BM.,  Ginaffel,  Ginöffel 
B;  L;  ScHW  feil  ha",  müssig  gatt'end  dastehen. 

Vgl.  ,Ich  gin  und  gatf  und  bin  ihr  Äff',  von  einem 
närrisch  Verliebten.  Uhland,  VL.  642.  Mhd.  ffincn.  (jinnrn. 
Maul  aufsperren.  Die  Form  Ginöffel  mag  auf  Anlehnung  an 
üffnen  (vgl.  Gienop,  Ganoffa,  Mftlop  anderer  deutlicher  MAA.. 
Mulauf  bei  Fris.  1568,  94.5»,  ,das  Maul  offen  vergessen.'  Gotth.  I 
oder  an  Liiffd  (vgl.  bair.  Gieidöffel)  zurückzuführen  sein. 

„gin-afflen.  gin-öfflen:  mit  weit  offenem  Mund 
und  Augen  müssig,  dumm  neugierig  dastehen  B;  Vw; 
Zg",  ginöfficn:  gedankenlos  herum  laufen,  bei  der 
Arbeit  zerstreut  sein  AaZcI. 

gin-affen:  offen  stehen,  zum  Vorschein  kommen. 
,Eine  Wunde  im  Haupt,  dass  ihm  die  Scheitel  herfür 
genaffet.'  1.586,  DZwinger. 

(iir-  m. :  von  einer  eiteln  Weibsperson.  Gotth. 

Umdeutung  des  Freuidw.  Giraffe  f.  mit  Anlehnung  an 
ißmt,   knirren,  viell.   auch  an    Gil-aß'. 

Glar-:  Gaffer  B,  Tölpel;  der  alles  ,beschnüselt'  Bs. 
—  Von  glaren. 

glar-affen:  mit  stieren  Augen,  mit  dummer  Ver- 
wunderung dastehen,  tölpelhaft  umherschauen  B.  — 
an-:  angaffen  B. 

(iras-:  1.  einfältiger  Mensch,  bes.  als  ernste  oder 
scherzhafte  Schelte  für  junge  Leute,  naseweise  oder 
drollige  Kinder,  vorwitzige  Mädchen  Aa;  Bs;  B;  „L"; 


im 


Af,  ef  if.  of,  uf 


i02 


ScH;  Z.  —  2.  verächtliche  Bezeichnung-  der  Kinder  von 
.Grasbürgern-  (ausserhalb  der  Stadt  angesessenen 
Bürgern  oder  geradezu  Landleuten?)  Spreng. 

Bei  Gms  denkt  man  nnwiUkürlieli  an  ,grun',  dieses  aber 
steht  oft  bildlich  =  unreif;  Grasaff  bezeichnet  also  die  Un- 
reife des  Geistes,  verbunden  mit  dem  Hang  zu  voreiliger  Nach- 
alnniing  Erwachsener. 

Häli-  L:  1.  dummer  Mensch,  Tölpel.  —  2.  nichts- 
nutzige Weibsperson. 

Von  Häli,  Schaf?  Vgl,  Hiilibäckli,  ein  Backwerk,  und  dazu 
Te!ggaff. 

Hül-:  Mensch,  der  leicht  , heult',  d.  h.  laut  weint 
Bs.  —  Syn.  Pflemi-aff.  Brüel-aff. 

Himmels-  höhnt  Satan  einen  Engel  in  der  Com. 
Beati. 

Hern-  (Hürn-  BGu.)  Äff  allg..  -Affle  f.  S:  1.  das 
Glas,  welches  den  von  runden  Scheiben  übrig  ge- 
lassenen Eauni  ausfüllt:  der  Zwickel;  dreieckiges  oder 
rautenförmiges  Stück  Fensterglas  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G; 
Vw;  Zg;  Z.  Git's  kei  Schlbe,  so  (jit's  doch  no  e  H.,  ist 
doch  noch  zu  Etwas  gut.  S^'reng.  ,Von  den  Fenstern 
zu  machen,  ist  gesin  52  schyben,  35  HornaflFen.'  1524, 
ScH.  .Hornaflfen  verblygt  [mit  Blei  eingefasst]  und  ver- 
werkt.' Ansh.  —  Stald.  l'',  749  gibt  dem  W.  weibl. 
Geschlecht.    -  2.  Schimpfwort  Aa. 

Bekanntlich  bestanden  die  ältesten  Fensterscheiben  aus 
dünnem  Hörn;  -1^"  aber  mag  sich  auf  die  Gestalt  der  aus- 
geschweiften Zwischenstücke  beziehen,  welche  einigerraassen 
einem  Männchen  mit  ausgespreizten  Gliedern  gleichen,  wie 
es  in  den  I  amen  gewisser  unförmlicher  Gebäcke  (Mül-,  Tciij-, 
anderwärts  auch  Horn-Aß')  wahrsch.  eigentlich  einen  Zwerg. 
Kobold  bedeutet. 

Krut-:  Lümmel,  der  Dummheiten  nachmacht  Schw. 
—  Vgl.  Gras-aff';  auch  Kraut-junker,  Strau-aff. 

Mul-:  l.  =  Ginaff  allg.  —  2.  Muläffli  n.:  Be- 
nennung der  Pflanze  Löwenmaul,  antirrhinuni  majus 
L.  oder  linaria  vulgaris  L.  Aa;  L;  S.  —  3.  Muläfi'eli: 
ein  Gebäck  L;  s.  Hornaff.  4.  „Weiberschuh 
ohne  Bändel  und  Schnalle  AaF." 

Mhd.  und-,  munt-uffe.  Weniger  richtig  und  (da  yi'nc«  eben 
,Maur  aufsperren  bedeutet)  viell.  nur  nach  Analogie  der 
verbalen  Zss.  Gin-,  Spurr-  Affnsvi.  gebildet.  —  Augenfilllig  ist 
die  Vergleichung  der  Blume  und  des  Hausschuhes  mit  einem 
offenen  Rachen,  dalier  für  jene  die  Syn.  Schnurre,  Leuc-, 
-Drache-,  Wnlfsschnorrli,  Frösche-,  Keäbsmül,  Schnapper.  Nicht 
liieher,  sondern  zu  Mul -Vieh,  gehört  MnUi/e ,  herrenloses 
Vieh. 

Mon-.  ,Der  Monaff  oder  Meerkatz  ist  dem  rechten 
Äff  zuowider.'  1563,  Tierb.  ,Munaft',  siniia  Prasiana.' 
ebd.    —    M.  =  Mond,  vgl.   Mondkalb' 

Mer-:  Geck  ScaSt.  ,Dess  konit  numche  meeräffin 
[1693:  Mehräflfinn]  und  mancher  stolzer  löflel  hoch 
dahär  geträtten  und  verkleidend  auf  einmal  mehr  dann 
ire  grossvätter  in  einem  ganzen  jar  gebraucht  betten.' 
SHocHH.  1591. 

Viell.  =  Monaff,  Meerkatze;  vgl.  Meerschwein  und  Meer- 
wnnder,   über  das  Meer  importiertes  fremdes   Tier. 

„Baj-:  Halbnarr,  Tölpel  UUrs." 

Umgedeutet  aus  itiil,  bajaccio,  Hanswurst,  si-hwz.  snust 
l'aiass. 

Pflcnn-  Bs  =  Hül-,  Brüel-atf. 
Blar-:  Gaffer  Z.  —  Von  Uar,,  gaffen. 

Brüel-  Bs:  1.  Kind,  das  innnci-  weint.  2.  Schreier. 
Prahler. 


Pior-.  ,Die  grossen  nuwen  [neuen]  büchs,  de 
Roraff  genannt.'  Kessl. 

Sonst  ein  Bild  an  der  Orgel  des  .Strassb.  Münsters,  das 
durch  das  Windwerk  (ein  Rohr)  mit  in  Bewegung  gesetzt 
allerlei  komische  Bewegungen  und  Grimassen  machte.  Das 
Geschütz  war  wol  scherzhaft  seines  Schalles  wegen  nach  der 
Strassburgerfigur  benannt. 

Rotz-:  grobe  Schelte.  Man.  —  Vgl.  ScJuiiider-Burh. 

Schlar-:  Tölpel  S.'hw.  —  Aus  d.  folg. 

S  c  h  1  u  r  - :  ,sohlafsüchtiger.  schlaffer,  träger  Mensch 
L."  St.''  Noch  als  Geschlechtsname  in  ;-.  ,Veter- 
nosus,  fast  [sehr]  schläffrig,  schluraff.'  Fris.;  Mal. 
,Du  grosser  schlauraff  du.  Verschluckest  Wasser,  Brodt 
vnd  wein   in   einem   geschwinden  Nu.'    Wahrs.  1(?75. 

Mhd.  slür,  träge,  faul;  Schluri,  gedankenloser  Müssig- 
gänger  (Oberrhein);  plattd.   slurcn,   schwerfällig  gehen. 

schluraffisch:  einfältig,  närrisch.  ,Ich  wil  hie 
din  schl.  meinung  anzeigen,  ich  mein  nit  vil  lüten 
verstandinds.'  Gyrenrupfen. 

Schnar-  S,  Schnarr-  L:  ungeschickter,  dummer 
Mensch. 

Aus  Sehlaruff  mit  Anlehnung  au   .schnarren'. 

Stun-:  ein  scheinbar  in  Gedanken  vertiefter 
Mensch,  Träumer.  Id.  B. 

Strau-.    Im  Str.,  Ortsn.  in  Flurlingen. 

Viell.  stand  einst  dort  ein  Strohmann  als  Grenzwache 
oder  Vogelscheuche. 

Teigg-:  1.  Tölpel,  Pinsel;  dumm  vorwitzige, 
unbesonnene  Person  Bs;  G;  Vw;  W;  Z.  Unreifes 
Bürschchen  oder  Mädchen,  welches  sich  doch  eine  Be- 
deutung geben  will  und  mit  diesem  Namen  gedemütigt 
wird.  SpREN(i.  Mit  dem  Nebenbegrift'  der  Bosheit  GA. 
—  2.  spottende  Benennung  des  Bäckers  Aa.  —  3.  übel 
geratenes,  talkichtes,  blasses  Gebäck.    Spreng. 

Urspr.  wol  ein  Gebäck  in  Form  eines  A. ;  vgl.  Häli-, 
Horn-njf,  Mül-äffli ;  dann  übertragen  auf  Menschen  t.  nach 
dem  Vorgang  des  Grundw.,  t.  weil  das  Bestimmungsw.  ,Teig" 
sich  leicht  übertragen  Hess  .auf  geistige  und  leibliche  Schwäche 
und  Unreife;  vgl.  Tirggel  und  die  RA.:  Wenn  d'  en  Xarre 
Witt,  80  mach  en  brotige,  einen  aus  Brot  (Teig);  mhd.  unge- 
bachen,  ungezogen,  s.  Baeho/cn.  .Weckgesicht,  visage  de 
pomme  cuite.' 

Tal-  ä  Ap;  Gr:   dummer  Kerl  Ap;  Gr;  ScHwMa. 

Viell.  von  dalen,  taten;  doch  vgl.  auch  Galaff.  wie  das 
lautliche  Verhältniss  von   Oeigij-  zu   Teigg-uff . 

Dreck-:  Schelte  für  ein  unsauberes  Kind  Bs. 

Zwäng-:  Starrkopf  Bs. 

„äffen,  er-:  zornig  werden  W.''  Auch  (ifj'f  cho, 
ebd.,  eine  Konstruktion,  welche  dem  benachbarten 
Französsich  abgesehen  zu  sein  scheint. 

äffen:  1.  erzürnen,  ärgern,  trans.  und  rell.  Gr. 
Hieher  viell.:  ,Es  äfft  sich  wie  eine  Katze.'  Kirchiiof. 
Spr.  286.  Die  Meerkatze?  '2.  betrügen,  betören. 
BossH.  Wint.  Chr. 

ab-:  ärgern  (in. 

nach-:    nacbalinien,    vom  Tculel  gegenüber  Gott. 

afflich.  afflig.  äfriig.  äffli:  zum  Zum  rriz.-n.l. 
ärgerlich  tiR. 

Affer i   -i  f.:   I'uniiiiheit  ü. 

Äffli  s.  Ldfl'i:       afa,  afe(dj,  (t/iti  s.  (uifauijeii. 

Afarantcs  m.:  Verweis  Ap. 

KutstAudon  durch  Vermengung  der  W\V.  Kariluntii  \\m\ 
Äjl'nmte. 


103 


Af,  ef.  if,  of,  ui' 


101 


Attal'e   "/-V-iv  Z,  _/■'  n./-',   kurz  rf>  Aa;   L;  Vw,  aß.ere. 

ii/'^rr  Bs  f.:  1.  Angelegenheit,  Gesclüclite ,  Gc- 
sehäftssache.  's  isch  en  A.  vo  3(1  FranVe.  —  2.  Streit- 
sache, Streit.  Die  iwen  hein  f/eiifi  Afffirfii  :'.«>' (»c/y 
BKi.  Vnin   frz.  iiffnl,;. 

aft'art  s.  r<///Wi7.  .\  fei  ,s.  ^b(/'((//.  affel.  alel. 
äl'el  s.  iilsiil. 

AffeltrangPl'  m.:  eine  ,\rt  Aiilel  Tu. 

You   AffiUniniji n,    N.aniii    i'iiK'S    Dorfes.    —    Syn.    \yiiili>~- 

Affclträngler.  A  tfelt  rangerbir:  eine  Art 
Birnen  Tu. 

affeng  '{/•''>)  BM.,  »fr'Fi^ens.:  Adv.,  mit  welchem 
man  seinen  Bericht  abkürzt  oder  auf  eine  Präge  einen 
inilift'erenten  Bescheid  gibt.  A.  Büsf  icz  z'fridc?  B. 
Affe  F. 

Aus  ib'r    frz.   NaehViarschaft  geborgt,  e.nßn. 

afcnne,  afennig.  efenge  a.  <mfun(jeii.  .Affeii- 
öli  s.  Amiml). 

Aventür,  Abentür  n.:  etwas  Ausserordentliches, 
Seltsames,  Wunderding.  Untier  W.  In  unserer  ä.  Lit. 
lässt  sich  noch  folgende  Entwickelung  der  Bed.  er- 
kennen: 1.  Ereigniss,  bes.  ein  unerwartetes,  wunder- 
bares. ,Nu  wil  ich  noch  ein  notpflaster  umb  abentür 
willen  [für  alle  Fälle]  dazu  setzen.'  LHdschr.  XV. 
•■Wäre  noch  gar  vil  anfentür  zu  schriben'  [von  allerlei 
Wechselfällen].  EnLiu.  Mantel  nennt  .afentür'  den 
Gegenstand  eines  Schauspiels,  Genhexbach  die  wunder- 
baren Wirkungen  der  Liebe.  .Mit  was  für  Abentheur 
erscbröckst  du  mein  GemüthV'  17.J.5,  F.JHf.rm.  ,Die 
Zinzendorhschen  Schriften  zu  samnilen,  als  ein  besonders 
inerkwürdiges  Abentheuer  in  der  Kirchengeschichte.' 
1754.  —  '2.  Wunderbares  Ding,  be.s.  von  Tieren. 
,Dise  seltzame  gehürnte  Hasen  sind  von  den  Fürsten 
als  abenthür  behalten  worden.'  1568,  Tierh.  ,Diser 
Meer.stern  ist  ein  mächtig  abentheur,  wirdt  sälten 
gefangen,  fleyssig  behalten.'  1563,  Fischb.  u.  ö.  bei 
Forer.  ,So  einer  ein  Ki'ebs  mit  Brantenwein  besudlet 
vnd  den  Wein  anzündet,  so  wirdt  er  rollt,  mag  also 
zu  einer  abendthüwr,  mit  gesottnen  Krebsen,  läbendig 
gezeigt  werden.'  1661,  Cvs.  Und  noch  1735  wird  ein 
von  einer  vornehmen  Dame  gehaltener  Affe,  der  die 
Leute  belästigte.  ,dises  Abenteuer-  genannt.  In  dieser 
Verbindung  fast  subj.  =  Verwunderung;  entschieden 
so  bei  Forer:  ,Mit  grossem  verwunderen  und  oben- 
theür  der  zuschauweren.'  —  3.  Wunderbare  Wirk- 
ung, Zauberei,  Blendwerk.  .Mit  wunderbarlichem 
Blut,  das  .sie  alles  mit  Abenteur  [täuschender  Kunst] 
zubereytet  hatten.'  B  1507.  ,Was  grosser  obenthür 
vnd  bossheit  sy  mit  einem  Ordensbruder  getriben.' 
1569,  LLav.,  wofür  1670  ,sehr  übel  betrogen.'  ,Des 
Luters  dicht  ist  nitt  gestift  nf  abenthür  als  etlich  lur 
schriben.'  Thurgow.  Pur.  ,Verbotten  ding,  buoben- 
stück,  abentheur  vnd  affenspiel  durch  solcherley  zau- 
berisches wortsprächen  anzurichten.'  1646,  Gwerb.  — 
4.  Glücksspiel.  Wagniss.  ,In  den  glükhafen  legt 
einer,  der  sein  abenthür  bestahn  [sein  Glück  versuchen] 
wolt,  ein  kreutzer.'  Bullino.  Chron.  —  5.  Preis,  Ge- 
winnst W.  XVI.  .Und  welicher  mit  dem  armbrost 
die  allermeist  schütz  gewinnt,  dem  gipt  man  die  besten 
aventür.'  1465,  SWocheiibl.  .[Wir]  fugen  vch  zu  wissen, 
dz  wir  diss  hienach  benempten  kleinit  vnd  abenturen 
fry   us.sgeben    vnd    darumb    schiessen    lassen    wollen.' 


Büchsenschützen  Z  1472.  .Hören  wer  jetlichen  offentür 
gewunnen  hatt.'  Edlib.  ,Ain  fri  gesellenschiessen,  dabi 
ain  onargwönige  und  redliche  afentur  uss  dem  vesslin 
oder  hafen.'  1485,  VAniAx.  ,Bi-abium.  Die  abentheur 
oder  gaab,  die  man  aussgibt,  es  seye  zelauffen,  zefächten. 
zeringen' usw.  Fris.  Noch  1792  gebraucht  HsRMaürek 
das  W.  in  dieser  alten  Bed.,  aber  wahrsch.  nur  ver- 
anlasst durch  seine  Quellen.  Ausnahmsweise  von  im 
Krieg  erbeuteten  Silbergeräten  und  SeidenstücJ.en : 
Sru'kl.  1,  319,  No.  926. 

Schon  Mal.  fand  die  Schreibung  .Aventour'  liesser  als 
, Abentheur',  weil  das  W.  aus  dem  frz.  aventür»;  herkomme. 
Mhd.  (u'«ili«rf  f.  In  unserer  Literatur  des  XV. :  ,obeiithure, 
abentür,  aventür,  abentür,  obentrie';  später  auch  ,affenilür, 
»bventur,  anfentür,  offentür';  oft  mehrere  Formen  bei  ein 
und  dem  stdbcn  Autor;  im  XVII.  nur  ,Aben-'  und  j(;tzt  mit 
sächl.  (ieschl.;  l)is  ilahin,  wie  es  scheint,  nur  weibl.  (ein 
Mal,  bei  desu  ungi'Schiekten  Stilisten  Edlibach,  m.).  Einige 
der  obigen  Formen  viell.  augelehnt  au  , Affen,  offen',  wie  an 
.theuer'  (mhd.  (iure  auch  ^  selten);  ,obventur'  gelehrte  Um- 
dcutung  auf  lat.  obvenire,  vorkommen;  ,obonttrie'  scheint 
nach  Analogie  der  roman.  Ableitungen  mit  m,  frz.  ir  (nhd.  ci) 
gebildet.  —  Für  das  aus  der  neueren  Schriftsprache  etwa 
herübergenonmieno  W.  gilt  die  Aussprache  äUtur  oder  mit 
Umdeutung  obi(jtiu-.  Ein  nicht  mehr  verstandener  Nachhall 
der  ,Frau  Aveutüre'  scheint  in  dem  Volksliede  Z' Strännhury 
iHt  cn  Ma,  de  häd  zeh  [10]  Fraue  ff'ha:  TJk  erst  häd  fjheintie 
Ofeliir,   erhalten  zu   sein. 

aventüren  «_/;-,  uf'i-,  ußi-:  die  gymnastischen 
Nationalspiele  betreiben,  haupts.  die  alten  volks- 
tümlichen, an  verschiedenen  Orten  auf  bestimmte  Tage 
festlich  veranstalteten  Wettkämpfe  im  Springen,  Wett- 
laufen und  Steinstossen.  Es  Miuujli  affitüre,  einen 
Gang  in  solchen  Kämpfen  wagen  LVizn. ;  Schw;  Zr. 
Eine  Besehreibung  s.  Pilger  von  Einsiedeln  1869,  S.253. 
,Ein  Schwerdt,  darumb  zu  abenturen  und  zu  mutwillen' 
[spielen],  Hafner  1666.  .Jetlichem,  so  ditz  abenthüren 
gewinnet,  ain  fennli  darzuo  geben.'   G  1485. 

Mhd.  aveiitiuren;  eig.  auf  Abenteuer  ausgehen;  daher 
I.  Lotterie  spielen.  ,Und  welche  Personen  darin  obeu- 
thuren  wollen,  die  mögen  ihre  Namen  einschreiben  lassen 
und  für  jeden  Namen  einen  Baselplappert  in  die  obonthure 
des  hafens  legen.'  Bs  XV.  —  '2.  einen  Liebeshandel  be- 
treiben; spielen,  tändeln  (mit  einer  Weibsperson).  ,Das  einer 
Nüthzwang  mit  einer  Magt  gebracht  oder  mit  ir  geafentürt.' 
L564,  Stadtr.   Wesen. 

Aventürer  m. :  1.  herumziehender  Gaukler, 
s.  Arentür  3.  ,Ir  affentürer  vnd  gougler  erzeigend 
ein  klein,  was  ir  gelert  hau.'  Zielv.  .Abentheürer, 
die  die  himmelreych  machend,  cu'culatores,  ventilatores, 
histriones.'  Mal.  ,Cybi.steteres.  Gaugier,  oft'enthurer, 
die  da  lutft-sprüng  thuond  oder  das  Mülerad  genannt, 
springend  und  bürtzlend.'  Fris.  ,Mimus,  Ein  gaugkler 
oder  afentheürer,  der  allerley  weyss  und  bärd  nach- 
thuon  u.  anteren  kann.'  ebd.  .Histrio,  Comödispieler, 
abendtheurer,  Schauspieler.'  Denzl.  1677.  1716.  , Ein- 
falt lüt,  welche  von  denen  affentürern  betrogen  und 
verfüert  sind.'  Bulling.  Widert.  —  2.  Goldschmid. 
.Dise  Artikel  sollen  die  Goldschmid  und  Abentürn  zu 
halten sweren.'  1493, Z.  [schwachformigcs abeHiüre,m.y] 
.Dietrich  von  Duten,  der  Abenthewrer.'    1472,  Absch. 

Die  erste  Stelle  in  2  deutet  ausdrücklich  auf  sesshafte 
Leute;  doch  konnte  das  W.  urspr.  von  jenen  Venedigoru 
gebraucht  worden  sein,  welche  nach  edelu  Metallen  gruben 
und  in  der  Volkssage  auch  als  Zauberer  erscheinen;  vgl. 
Arnitur  3;  vgl.  aber  auch  .abenteuern.  Metalle  erproben' 
(Lexer),  zu  Aventür  4  und  , Abenteuer:  Waare,  bei  der  man 
wagt,    weil    man    ihre  Beschaffenheit    nicht    leicht   erkennen 


Ulf) 


Af.    ff,    il'.    nf.    Uf 


10(! 


kauu.'  .Sohmiil.  Das  Fisclib.  156:5  spridit  von  ,aboutheiirern 
und  Triakeskiämern',  welche  Schalen  [yon  einem  gewissen 
Fische]  zeigen  [als  Wumlerdinge ,  Ärentiir  S].  —  S.  auch 
Weiilurierer. 

Aveutüret  m.:  die  festliche  Betreibunif  der  oben 
erwähnten  Spiele  an  bestimmtem  Ort  und  Tag  Schw. 

aventürig  af'it&rirj:  feinsinnig,  leicht  und  richtig 
merkend  oder  beobachtend,  gewandt,  lebhaft,  bes.  von 
Kindern  Gl.  —  In  unserer  ä.  Spr.  1,  abenteuerlich, 
seltsam,  wunderlich;  vgl,  Acentür  1.  2.  ,Affentürig 
fantasten.'  Salat.  ,Ein  wunderseltzani,  abentheürig. 
frömd  thier.'  Tierb,  1.5(33.  [Ein  Fisch]  ,mit  einem 
abentheürigen  scheützlichen  grind.'  ebd,  ,Wir  hend 
ein  abentürigen  früeniässer  ghan,  der  schweizt  den 
hergott  allweg  in  einem  pfennlin.'  1030,  Strickl.  ,Ein 
selzainer  otl'entürig  man'  nennt  der  Narr  sich  bei  Ruef, 
.obenthürig'.  1-549,  Aal.  —  '2.  gewagt,  kühn,  dro- 
hcnd>  vgl.  Aeentilr  4.  .Der  Himmel  was  ort'endüryg 
iiiitaim  zornigen  Wettar.'  1Ö27.  HsStockar.  .Die  jungen 
gsellen  sind  abentürig.  stark  und  muotwillig.'  Manuel. 
Von  Anschlägen:  .ofentürig'.  lö'25.  Egli,  Act.  —  3. 
schlau,  listig,  gewandt,  geschickt;  vgl.  Aventür  3. 
,Callide,  Geschydlich,  listigklich,  abentheürig.'  Pris. 
-  Vgl.  uferiür. 

aventür isch  =  u veiitüri(/ 1.  .Abentürsch  knabeu'. 
seltsam  aussehende.     Salat. 

aventür  lieh  alc-,  ajxüirUi) :  schauerlieli.  z.  13.  vom 
Geschrei  der  Eulen  B. 

Afer  ScH,  A  f e  r  e .  dim.  k.  f i  Gl  :  Afra.  weiblicher 
Taufname. 

AfFer.  Die  Gerber  sollen  keine  Atl'or  an  dem  Leder 
lassen,  damit  es  grossem  ,Schyn'  habe,  sondern  selbe 
abschneiden.     14G3.  L. 

Vgl.  ?  bair.  Afen,  das  Seitenendc  einer  Solilliaut:  A/rr, 
oberer  Kand  eines  Feldes. 

Afernacliter:  Wein  von  Auvergnier  S. 
afert.  äfert,  afort,  afurt  s.  einfart. 
afertschinen  s.  aftcrschinen. 
Afgi:  Dün.  des  weibl.  Taufnamens  Afra  Gl. 

Afi  n..  dim.  Afeli  BHa.,  Äfi  Gl:  1.  weibl.  Tauin. 
Afra  BHa.;  Gl.  —  2,  äpi  einfältig  furchtsames 
Geschöpf  Gl, 

Letzteres  wol  nur  der  zum  Appellativ  gewordene  Eigenu. 
und  von  diesem  durch  die  Verschmähung  des  Umlautes  ab- 
gesondert. 

Avikat,  Avlikat,  Äff-  s.  AdvoJcat. 

Avioiili  äviändll  Aa ;  L,  Haviöndli  BEmm.,  Affi- 
htlndli  Aa,  Ofenöndli  L,  Affenöli  Z  ö- ZSta,  n,: 
Veilchen  und  zwar  sowohl  Viola  odorata  als  arvensis 
auct.  L,  Da  die  Zeit  der  ersten  Veilchen  mit  einem 
Termin  für  Dienstbotenwechsel  zusammentrifft,  so 
singen  die  Kinder  in  Stanunheim:  Affen-,  Aff'eiioli! 
Meister,  gim-mer  's  Luli,  Jet/  de  SeckeJ  nf  de  Tisch  und 
gim-mei;  iva  d'mer  schuldit)  bist. 

Vgl.  Vianti.  Das  vorgeschobene  «  (Im  und  umgedeutet 
Aß',  Ofen)  ist  kaum  ein  rein  lautliclier  Vorschlag ;  vgl.  (Ju/inüitli, 
Srh  miickero/tU. 

Avis  s.  An-wis. 

Afflentschon  s.  (dilii)idsch  Sp.  42.  .Im  .\ff- 
lentschen  herum  lasset  man  die  Schafe  in  Wäldern 
laufen.'  1732,  SLitz. 

Horn-Affl#    s.  H.-Aff.         afoche  s.  <i}if(nifif)i. 


Aflolter  m.:  Apfelbaum,  jetzt  nur  noch  als  Ürts- 
und  Geschlechtsn.  Im  Affolter  S.  AffoUere,  Name 
mehrerer  Ortschaften  bes.  in  B;  Z. 

Mhd.  npfaltrr,  affitUir.  —  Mit  der  appellativcn  Bed.,  aber 
als  weibl,  Subst.  (ahd.  iip/oltera)  noch  in  schwz.  Urkunden: 
.zu  der  att'oltren',  ,von  der  gezwtgeten  a.',  , unter  die  a.'  In 
der  scheinbaren  Bildungssilbe  steckt  got.  triu,  ags.  trt^dv  n.. 
i'Ugl.  Iire,  Baum.  Affultun"  eig.  D.at.  ,bei  den  Apf'dliäuuien' 
oder  ,bei  dem  A.'  —  Vgl.  auch  Aff'h nhler.  AßVUniiiijcu  aus 
Aß'njti'rtrani/en . 

affolter  in  Adj.:  von  Apfelbaumholz.  ,A.  holz', 
von  wilden  Apfelbäumen.     Arg.  1861,  137. 

„affolteren:  die  Sprossen  an  den  Weinreben  ab- 
schneiden oder  wegbrechen  W.- 
Afrika.   ,A,  bringt  allezeit  was  neues.'  S]irw.  loVU. 
Kllnül. 

Mit  Beziehung  auf  die  Wundergebnrteu.  die  unter  dum 
heissen  Himmel  vorkommen  sollen,  und  angewendet  auf  un- 
beständige, wankelmütige  Menschen. 

Afrikaner  m. :    eine  Art  Spätkartotfel  Gl;  Z.   — 
Syn,  Amerikaner.  Karsilaner. 
Afrikat  s.  Advokat. 

avrisiereii  f.  avisieren,  benachrichtigen.  GLVolks- 
gespr.  1.  9. 

Affninte  AAFri.;  Bs;  ZStdt.,  -/''-  Scn;  S;  Z.  Afeninte 
Th.  Af'erant  aSenw,  f.  Bs;  Z,  m.  Aa;  S:  Sehimpf, 
—  Aus  dem  frz.  affront  ni.     Vgl.  Afarantes. 

affruntli(g):  grob,  unverschämt  Bs. 

affruntierli(g):  Aa;  Bs,  afrontierli  S,  nffran- 
tierlig  Ap,  aff'erentierli  Si'hw,  verafferontierlig 
GWa, :    ebenso, 

affrontieren  tr.:  Einem  Schande  machen  Uw. 

äferen  a  («  Aa;  BO.;  Th,  0  AAÜegerf.):  1.  wieder- 
holen, namentl,  mit  dem  Nebenbegr.  der  Belästigung 
der  Zuhörer  Gl;  Unnützes  schwatzen,  Geheimnisse 
ausplaudern  AASeet.  .Dasselbig  hab  ich  zum  teil  in 
der  Katstuben  ufgeschriben,  darnach  mit  flyss  an  miner 
herberg  widerumb  geäfret.'  Zwingll  ,Eepetere  verba, 
widerumb  ä.  oder  sagen.'  Fris.  .Deuteronomion,  das 
Gesetzt,  das  wider  ausgelegt  oder  geäferet  ist'  Bib, 
1560.  ,ltero,  ich  thue  widerumb,  ich  äffere.'  Dasyp. 
,Dass  söllich  burgreclit  ein  lang  Zyt  ungeäfert  beliben' 
[nicht  mehr  erneuert  worden].  1527.  Aiisrn.  .Echo,  so 
die  stimm  das  letst  wort  allweg  widerhallt  oder  äferet.' 
Fris.;  ebenso  LLav.  lötiy,  wofür  1670  , widergibt'. 
Daher  auch  nachahmen:  ,Vultum  alterius  fingere, 
eines  angsicht  ä.,  sähen  [aussehen]  wollen  wie  ein 
anderer.'  Fris.  .Ein  burg,stell,  heisst  Castellmuro  uss 
äferung  des  fleckens  |Muro|  darunder  ligende,'  1538, 
ÄiiTsiHUDL  —  2.  wieder  vorbringen,  namentlich 
etwas  Widriges.  Streitiges  neu  anregen  mit  der  .Vb- 
sicht.  es  zu  beklagen,  zu  tadeln,  nachträglich  zu 
berichtigen  oder  zu  bestrafen;  in  der  Scliweiz 
bes.  und  viell.  zuerst  auf  das  Kecht  angewandt.  Auch 
(doch  selten)  mit  .\cc.  P.  =  rächen:  Wer  mit  einem 
über  die  vierte  Linie  hinaus  verwandt  ist.  hat  ihn 
nicht  ,zu  Citren  nocli  zu  rechen'  [was  sonst  Sache  der 
Blutsverwandten  war|,  1496,  Baden.  .Synen  tod  '/e 
ä.,  ald  ze  rächen.'  1634.  Kyburg.  Häutig  in  die 
schwächere  und  allgemeinere  Bed.  klagend  vor- 
bringen übergegangen.  .Wo  söllich  Lümbden  fallen, 
das  soll  man  vor  den  Eidgenossen  ä,"  1478.  .Wie  wol 
ich  noch  grössers  ein  zyt  bar  ungeäferet  geduldet  hab.' 
ZwiNin.i.     .Weil    es    doch    gelerte    Unit    geaTulet    und 


107 


Af.  ef.  if.  of.  uf 


108 


geäl'ert  uml  übel  sich  ilarub  lieklagt  habend.'  Vap.  In 
4.  Rang  stehen  Liillühne,  ,doch  das  sy  nit  über  jar 
und  tag  ongeätfert  angestanden  sygend.'  1555,Winterth. 
,Das  er  etliche  Jahr  sollicherley  geschir  veil  gehept. 
allso  das  es  im  nie  geeffert  worden.'  1598,  Z.  .Petrus 
hat  geandet  und  geäferet  der  Juden  urtheil  über 
Christum.'  IGöO,  Wtss.  ,Man  darf  nun  auch  deinen 
Tod  nicht  mehr  äfferen,  und  denselben  den  deinigen 
aui'rupfen.'  ltiP4,  Meyer.  .Gevorderet,  geandet  und 
geaptferet.-  170G/17G5,  Stadtr.  L.  ,Wann  ein  Ding  in 
G  Jahren  von  dem  rechtmässigen  Besitzer  nicht  ge- 
äffert,  gehandhabt,  gesucht  oder  nachgefragt  wird,  so 
fallet  dasselb  einem  Amptmann  zu.'  166G,  H.\fner. 
In  der  heutigen  Volksspr.  nur  in  dem  allgemeineren 
Sinn :  a)  etwas  geschehenes  Unangenehme  wieder 
hervorziehen  und  sich  darüber  ereifern  Gl;  G, 
tadeln,   rügen  Aa;  Ap;  Fr;  Th;  Uw;  Z.  —  b)  refl. 

1)  sich   widersetzen,    widersprechen    Ar;   Gr;   L. 

2)  wieder  aufbrechen  von  einer  alten  Wunde  L. 
—  3.  unbebautes  Land  anbauen,  bearbeiten  Aa;  Bs, 
oder  bereits  angebautes  durch  weitere  Bearbeitung 
verbessern,  in  höhern  Wert  bringen  BEmm.,  auch 
solches  Land  vergrossern  durch  Übergriff  auf  an- 
grenzendes Privat-  oder  Staatseigentum  Bs.  Einen 
vVckcr  , äffern,  buwon,  nutzen,  niessen'.  Erblehenbr. 
157Ö,  L.  Ebenso  von  Matten.  161'2,  Laupen.  , Weder 
mit  Pflug  noch  Hauwe  etwas  ä.'  1613,  Gormund.    Bei 

'  Verleihung  von  Eeblehen  wird  bedungen,  sie  getreulich 
,zu  buwen  und  zu  ä.-  BGranson  1654.  , Alles  Hinaus- 
äferen  [über  das  Privateigentum  in  das  (iffentlicho] 
ist  verboten.'     ITTil,  BsRq. 

Mhd.  avern,  üvirn ;  der  Umlaut  deutet  auf  eiu  iihd.  avarjini 
neben  aiiarön;  von  avar,  wieder,  unser  aber  (daher  fränk.  das 
Vb.  äbern  und  ZW.  wideräbere).  Der  etym.  Zusanimcuhang 
zw.  Adv.  und  Vb.  muss  sich  früh  gelockert  haben  und  das 
Vb.  in  die  obd.  Dialekte  aus  den  mitteld.,  deren  v  es  behielt, 
aufgenommen  worden  sein.  Die  der  Schweiz  eigentümliciie 
Bed.  3  erklärt  sich  daraus,  dass  der  Anbau  des  Bodens 
regelmässige  , Wiederholung'  gewisser  Arbeiten  verlangt. 

über-:  einen  Nachbar  überpflügen,  oder  mit  der 
Hacke  über  den  Markstein  fahren.'  Spreno. 

er-:  1.  wiederholen,  wieder  vorbringen,  auch 
die  Worte  eines  Andern  BO.  ,Sy  widerunib  zu  e.  un- 
notwendig.' 1550.  Altstetten.  ,0n  not  der  lenge  nach 
zu  e.'  WiTKSTis.  ,Als  klag  und  antworten  eräferet  und 
damit  die  sach  zum  Kochten  gesetzt  ward.'  1550.  An 
Etwas  erinnern.  Wur.stis.  ,Wo  jemand  gegen  einem 
Sohn  etwas  anhenken  wurde,  solches  aber  bey  der 
Eiteren  Leben  nit  eräferte,  der  soll  seyn  Ansprach 
verloren  haben.'  LStadtr.  1706/65.  —  2.  in  höhern 
Wert  bringen,  vermehren,  verbessern  (ein  Landgut, 
Vermögen)  BO. ;  urbar  machen,  reuten  BBe.  1699. 
,üie  Güter  in  eeren  han,  erefern  und  erbuwen.'  1548, 
Bs.  Die  B  Obrigkeit  rügt  1654,  dass  der  Ertrag  eines 
Eeblehens  , wegen  Mangel  Eräferung'  abgenommen.  — 
3.  „refl.,  sich  erholen  BO."  —  4.  refl.,  sich  er- 
zürnen ZWchnt.  -  Letzteres  wol  aus  Vermengung  mit 
sich  erifert"  entsprungen. 

wider-:  1.  wiederholen.  .Was  etwan  repetiert 
und  wideräferet  wirt.'  JUcJuoii  1619.  .Ir  [der  Lerche] 
stimm  ist  Lü,  lü.  diso  wideräferet  sy  offt.'  Vor.Ki,». 
1557.  ,l)ass  die  ding  so  einost  gerecitiert,  wider  äferet 
werden.'  XVI.,  Schulordn.  Brugg.  .Eine  Baden-Cur 
w.'  1702,  SHoTT.  —  "2.  eine  rechtliche  Festsetzung 
wieder  in  Frage  stellen.    ,l)ass  dosselbigen  Söhn 


solchen  alten  Handel  gegen  dem  gottshuss  wider- 
üft'erten.'  Cvs.  Das  Z  Erbrecht  von  1716  handelt  vom 
.Wiederäfern  schon  gemachter  Teilungen'  und  in  Z 
sehloss  bis  zur  Revolution  jede  Maleflzsentenz  mit  der 
Formel:  ,So  jemand  dieses  Urtheil  wiederäferte'  usw. 
Noch  SGessner  schreibt:  ,Er  hat  sein  Letztes  ohne 
Wideräferung  auf  sich  genommen.'  —  3.  widerbellen, 
maulen  BSi.;  gelegentlich  mit  Dat.  P.:  Einem  seine 
Reden  zurückgeben,  Vorwürfe  erwiedern  Z. ;  Syn. 
Eim  nme-,  use-ge. 

ßröseli-äferer:  Einer,  der  Andern  Kleinigkeiten 
vorwirft  oder  aus  nichtigen  Gründen  Streit   anfängt. 

äferig:  eifrig,  emsig,  strebsam  BsL. ;  s.  äferen  3,  b. 

Äfern  soll  nach  GMeyer  vKn.,  Z  2,  139  ein  Klei- 
dungsstück für  das  weibliche  Geschlecht  geheissen 
haben.  —  Würde  wo)  lautlich  zu  engl,  npmn,  Schürze, 
stinnnen. 

Mord-Ättfli:  eine  Art  Mordwaffe.  .Ander  münch 
haben  euch  verborgen  mordöufly  tragen.'  1531,  Strickl. 
Act.  3,  336.  [Ein  anderer  hatte  ein  ,Bieli'  unter  der 
Kutte  versteckt  getragen.]  Kaum  verschrieben  oder 
verlesen  f.  ,Wäfly',  kleine  Waffe. 

Eva,  Ev,  Evi:  1.  weibl.  Eigenn.  —  2.  appellativ 
von  Personen  weibl.  Geschlechts  in  ungünstigem  Sinne. 
E  rechti  Ee,  Person,  die  immer  nach  etwas  gelüstet  Z. 
Efi.  Scheit-  und  Spottname  für  ,Weib'  AaZo.  Ecli, 
ein  dunnnes  Mädchen  BBe.  , Unzüchtig  in  dem  leben, 
im  bösen  gar  geübt,  Ey  wie  sind  ihr  so  hübsch.  Euch 
Evly  thund  wir  nennen.'  Wahrs.  1675.  —  3.  geradezu 
=  Fraueli  ZLunn.,  mit  Bezug  aut  den  Namen  unserer 
^tammmutter  als  Repräsentantin  des  weibl.  Ge.schlechts. 

Evi  hie  und  da  auf  Gnwreru  gedeutet.  —  Vgl.  auch 
Vcvcli.    Nevli. 

even:  gelüsten  nach  Etwas  Z. 

evlen:  ein  Weib  nehmen  BO. 

Evanselinra  evumßU  \\\'.  irrjuiiium)  Z.  Evenieli 
Uw,  E  villi  AAKaisten,  n.:  in  bildlicher  Anwendung, 
Richtschnur  oder  Inbegriff  des  Glaubwürdigen,  ge- 
botener Glaube.  Das  ist  ekes  E.,  nichts  Bindendes. 
D'Zuesag  ru"  rornetne"  Litte''  ist  kei  E.  Siflg.  Er 
ist  kes  E.,  nicht  zuverlässig  in  seinen  Reden  L.  An 
Einen  ghiuben  wie-n-an  en  E.  ZO.  .Als  warhafl't  als 
das  h.  Evangelium.'  Fris.  ,Es  i.st  kein  E.'  1692,  Mev.  Hort. 

Der  Nasal  schon  früh  der  Bequemlichkeit  geopfert:  ,cvi- 
gelisch'.    15'27,   Z.    —    A'gl.   AlHimjeJio». 

Evangelier  m.:  1.  Diakon.  Gfr.  28,  125.  — 
2.  Vorleser  des  Evangeliums  im  Gottesdienst.  ,Item 
so  werend  vor  ziten  vil  priestor,  evangelier,  epistier 
und  pfruendler  im  gotzhus  [S.  Gallen]  gsin.'   Vad. 

efannig,  efangig,  efennig  s.  aiifanfjen. 

efatt:  Part,  der  Begründung,  halt  ZStdt.  f 
Aus  dem  Verkehr  mit  ItAliou:  in  fatto,  wirklich. 
Mül-efe  s.  Mül-Vich.        evel  s.  als- vil. 

Evemuk:  Nepomuk.  Hans  E.  heisst  beim  Volk 
die  Statue  des  Heiligen  auf  der  Brücke  zu  Kaiserstuhl. 

„ever!  ef'^r,  everli!  Ausruf  der  Verwunderung  Zc;." 

Eine  Verbindung  der  Interj.  c  mit  ver,  der  euphem.  Ver- 
stümmelung von  , verdammt'  oder  ,verfluecht'.  Die  diminut. 
Bildung    bedeutet  nochmalige  Abschwächung  der  Beteurung. 

Efcri  r'/'rri  f.:  coli.  Bezeichnung  der  Wasser- 
gräben, zu  deren  Herstellung  auf  Grundstücken  der 
Eigentümer  berechtigt  ist  ZBenken. 


100 


Af,  pf,  if,  of,  11 1 


11(1 


Eiu  t'uiiiims.  aus  E  f.  (Gesutzinässigkoit,  Berochtiguugl 
\iiKi  oiuem  vou  fartii  abgeleiteten  Subst.  (vgl.  E/urtymbtii) 
iiuJ  (las  Ganze  daun  mit  dem  weib!.  Suffix  -i  weitergebildet. 

Ephen  s.  Eppeii.        Evi  s.  Sevi. 

evig  s.  ewig.         Evilli  s.  Evanfielium. 

eviva!  i/'ifn:  Ruf  beim  Anstosseii  mit  den  Gläsern 
GWa. 

efohe.  efönd  s.  anfanycn.  efort  s.ciiifart. 
Eifel  s.  Infeie.        eifert  s.  einfart. 

Eufersine  e-i(/^< i««» .-  Euphrosine,  weibl.  Taufn.  Z. 

Iva  iica:  der  rätorom.  Name  der  PHanze  Achillea 
moschata,  Schafgarbe,  und  des  im  oEngadin  daraus 
bereiteten  bitteren  Branntweins  und  feinen  Liqueurs. 
Senn,  Char.  2,  1.     B.  1,  67. 

ifam  s.  infam.        Ifele  s.  Infeie. 

Ifer  i-  ni.:  im  Allg.  wie  nhd.,  doch  in  B;  S;  Vw;  Zi; 
beschränkt  auf  die  Bed.  Zorn,  Groll,  Kachsuclit. 
Etwas  nummen  us  I.  tue".  En  I.  fierieii  Eim  ha".  ,Wo 
kein  Eifer  ist,  da  ist  keine  Liebe.'  1(392,  Mev.  Hort,  (hier 
viell.  ^  Eifersucht).  , Böser  Eifer,  invidia.'  ltJ83,HospiN. 

iferen:  wetteifern.  .Die  schuler  sollen  auf  ein- 
anderen eiferen.'     I(j83,  Hosimn. 

herz-ifrig.  ,Hallwyl  wählte  die  zur  Schlaclit 
lierzeifrigsten.'     Müll.  SchwG.  5,  64. 

Ifolter  s.  Fifalter. 

ofell !  Ausruf  der  Freude  Bs.  —  ?  Für  hofeli,  schön. 

Ofen  K/';,  PI.  Öfe,  m. :  wie  nhd.  Die  alte  Ein- 
richtung der  Häuser  kennt  nur  den  einen  0.  in  der 
Wohnstube,  dessen  Wärme  auch  der  Stubenkammer 
durch  Öffnen  der  Falltüre  über  der  Ofenstege  zuge- 
leitet werden  kann.  Daher  ().  metaphorisch  =  Stube. 
Haushaltung;  eine  Genossenschaft  in  ZDürnt.  ¥er- 
legt  ihre  Steuerbezüge  auf  den  0.  Über  dem  0.  von 
Bauernstuben,  der  auch  als  Schlafstelle  dient,  befindet 
sich  ein  an  der  Oberdiele  angebrachtes,  meist  mit 
Yorhängchen  bekleidetes  Gestell  von  Holzstangen, 
Ofenstängli ,  an  welchem  Kleider  getrocknet  werden 
können.  —  0.  soll  man  him  Niclsi'''geiiil  [abnehmenden 
Mond]  bauen;  die  Mauern  springen  dann  weniger  Gr. 
—  Von  einem  Back-  oder  Schmelzofen  konnte  wol  ein 
Haus  ,zum  0.'  genannt  werden.  ,Eudi  zum  0.,  Gerber' 
S  1362.  ,Zum  hölzernen  0.',  Name  eines  Landgutes 
bei  B.  , Weisser  Backofen',  ein  Ort  in  Illnau  Z.  —  Das 
Dimin.  Öfeli  ist  erst  im  Laufe  dieses  Jhdts.  dazu 
gekommen,  einen  Zimmerofen  von  kleinerer  Ausdehnung 
zu  bezeichnen,  dgl.  man  früher  niclit  kannte;  seine 
eig.  Bed.  ist  entw.  die  eines  mit  dem  Heizofen  ver- 
bundenen Teiles  des  Kochherdes,  welcher  aus  der 
Küche  in  die  Stube  hineinreicht  und  zum  Kochen. 
Braten,  Warmstellen  dient  Z  (Syn.  Brät-,  Kiinxt-Öfeli). 
oder  des  Kochherdes  in  der  Küche  selbst,  nämlich 
eines  geschlossenen  im  Gegens.  zu  der  primitiven 
Herd-,  FUrpliittc  Aa  ;  BsL. ;  B.  ~  Die  Bed.  des  0.  als  des 
Wärmespenders  spiegelt  sich  in  folgenden  Sprww. 
undKAA.:  Er  hätt-ai'''' au"'' gern  g' wärmt,  aber  er  hetl 
nid  chmine  zum  O.  cho  L  [vom  Anteil  an  einem  Ge- 
winn]. Der  nächst  am  0.  g'tvärmt-si''',  konnnt  dazu 
seinen  Vorteil  zu  nützen.  Sülgeu.  Uf-em  (>.  erfröre, 
Rätsel,  mit  Beziehung  auf  den  Ofenpass  (Buftälora) 
in  Gr.  der  sehr  kalt  ist.  An,  in  en  ehalte  ().  hla.se", 
sich  vergeblich  bemühen,  bes.  mit  Zuroden.  .Canere 
auribus  surdis,    in  ein  kalten  ofen  blaasen.    Müv  uiiil 


arbeit  verlieren  mit  eim  zereden.-  Fkis.  Si"  Nut  em 
ehalte  O.  clilage.  Sulger;  s.  n.  Händ-er  's  Liecht  in 
().  g' stellt?  fragt  man,  wenn  der  0.  kalt  ist.  ebd. 
Warm  in  0.  ihi"  luaga",  tüchtig  einheizen  Gr.  Er 
clia"  kein  Hund  us-em  O.  locke,  versteht  Nichts.  Si'lcj. 
Mit  lere  Worte  lockt-me"  ken  H.  us-em  0.  Z.  Wohl" 
göst?  Darauf  die  neckische  Antwort:  Neume  hi",  wo 
kei  ().  stüt.  SuTERM.  Wem-mu"  dum  0.  am  meistu 
Respekt  hä"  seilt i,  so  chert-mun  im.  ds  Hindra  W. 
Niemert  loht  en  ehalte  0.  Sulo.  ,Die  hend  im  buosen 
haben,  am  0.  ston,  das  ist  faul  und  trag  seyn.'  Fris. 
Es  ist  en  Stock  im  ().,  er  mottet  |  brennt  heimlich]. 
Warnung  vor  unberufenen  Zuhörern  ScnSt.  Der  0. 
und  d'Frau  söllid  dihcim  hlihe".  ebd.  Der  0.  als 
Backofen:  Im  ehalten  0.  bachet-me  kei  Brod,  an 
Ungelehrigen,  Widerspänstigen  richtet  man  Nichts  aus. 
SüLG.  ,Man  muss  den  Kuchen  backen,  während  der 
0.  warm  ist.'  Gotth.  En  alte  Ma  uni  Witz  tind  e 
F...  mii  Hitz  und  en  0.  uni  Gluet  —  die  drü  sind 
zu  nünt  guet.  Sdlg.  Vor-em  Brot  iu'n  0.  schhlfe", 
voreilig,  vorwitzig  sein  Gl.  's  Letst  im  O.  ha",  seinem 
Ende  nahe  sein  Z,  wie  schon  bei  JMey.  1692. 
.Jetzunder  haben  die  Predikanten  das  letst  im  0.' 
Chlosterguggn.  .Wann  ich  Brot  backen  solte,  fiele 
mir  auch  der  0.  ein.'  Mev.  1692  =  mir  misslingt 
Alles.  Wenn  meh  W'ibcr  im-e  Hüs  als  0.,  so  ist  kei 
Fride  drin  L.  Als  Schlujifwinkel:  Hinder-em  0. 
hocke",  der  O.  hüete",  immer  daheim  bleiben.  Hinder- 
em  Ofe  ist  aW'  i"  der  Stube",  aber  nit  i-der  Mitti. 
SuLii.  Niemer  suecht  Öpper  hinder'm  0.,  wo  nüd  sein) 
selber  dert  g'se&s:e  ist.  Mä"  siiecht  keine  hinderm  0., 
oni  är  seig  au  sclio  d'rliinder  g'sei  Uw.  Hinder-em 
rillchen  0.  g'si,  im  gleichen  Fall.  SiiL(i.  .Die  Argument, 
die  W.  Z.  hinder  dem  0.  fürjier  gebollen  hat.'  ThMurner. 
Er  ist  en  ganze  Soldat  hinder-em  ().  Sulo.  Das  ist 
en  Ma",  wenn  der  Acher  hinder-em  ().  h/t,  ironisch, 
ein  fauler  Arbeiter  Z.  's  Mill  hinder-em  0.  ha",  wort- 
karg, scliüchtern  sein.  ebd.  ,Sie  sollen  sich  hinter  dem 
0.  schämen.'  TTobl.  ;  die  RA.  von  Kindern  hergenom- 
men, die  in  den  Schännrinkcl  verwiesen  werden?  Me 
ehient-ne  (er  löt-si''')  hinder-em  0.  rerchaufe,  er  ist 
einfältig.  Sülg.  Die  Andere"  hinder-em  0.  tercliaufe", 
ihnen  an  Gescheidheit  überlegen  sein  Z.  Da  hält'  meu 
au  nid  hinder-em  O.  g'suecht,  der  ist  gescheid,  erfahren 
L.  Der  Kinderspruch  D'Geiss  [Gänse]  gönd  barfuess, 
hinder-em  0.  stimd  st,  vor-em  0.  gönd  si,  bezielit  sicli 
viell.  urspr.  auf  die  Gänsefüsse  von  Zwergen;  s.  u. 
Der  0.  als  Bauwerk:  Es  i.st  nit  g'rad  en  0.  g'schisse 
und  Bank  drum  ume,  das  ist  bälder  gesagt  als  getan 
Si'uSt.;  Z.  Wie  chuiint  das  Ttoss  uf  de  O.  u-e?  \er- 
wunderung  über  eine  unerwartete  Leistung  Scii.  En 
Bise  wie  ire  nun,  wo  [welche]  iiiiene  ().  drösehed.  Sulg. 
Einen  0.  üfselze,  eine  Pfänderlösung,  wobei  die  betr. 
Person  bei  den  Mitspielenden  herumgehen  und  zuifi 
Bau  eines  0.  Beiträge  [Küsse]  erbitten  muss.  Die 
Niederkunft  von  Frauen  wird  in  verhüllender  Rede 
ein  Einstürzen  des  0.  genannt.  Ihr  ().  ist  ingehit 
Gr;  W,  ig'heit  S,  ig' falle  G,  weniger  gut  umg'heit  Ar. 
Der  ().  wird  bald  bi-n-ere  ifalle".  SiiL(i.,  aber  auch 
mit  Rücksicht  auf  den  Ehemann  De  O.  iM  hä-n-em 
z'sämmeg'heit.  Hut  chunt  de  Hafner  cho  [um  zu]  de 
().  sehlijsse  Z,  umzerre"  GTa.  I>amit  hängt  zusammen 
die  Ai'R.X.  vom  Ehemann:  den  ().  nüd  rerchalla  lo", 
und  vielleicht  ist  audi  die  Vergleichung  e  Jumji/er 
u'ie-n-cn  ().  7.  nicht  so  harmlos,  wie  sie  scheint.  Fidglich 


111 


Af,  ff,  iC,  of.  nt 


112 


dann;  Avfi  Kinder  aus  einem  O.-,  von  einer  Mutter. 
RocHH.,  Gl.  Br.  2,  117;  vgl.  das  Brot  39.  Als  der  vor- 
springende, leicht  zugängliche  Ort  erscheint  der  0.  in 
der  Rede  Uz  Ecksteins:  , Sehleckt  man  Hebräisch  ab  dem 
0.'?'  =  ist  die  Wissenschaft  so  leicht  zu  lernen?  Der  0. 
persönlich  gedacht:  Auf  den  0.  ist  uralte  Verehrung 
des  Feuers  übergegangen.  Er  wurde  angebetet,  man 
vertraute  ihm  Geheimnisse  an,  nahm  zu  ihm  Zuflucht 
in  Nöten.  Gr.  Myth.  '  3.59.  Reste  dieser  Verehrung 
des  0.  resp.  Herdes,  welcher  auch  die  Stätte  von 
Speisoiiferii  an  die  Hausgeister  und  Wohnsitz  der 
Letzteren  war,  haben  sich  jetzt  nur  noch  in  Pfänder- 
spielen erhalten.  Dort  wird  einem  Mädchen  auferlegt, 
den  0.  anzubeten,  was  etwa  vollzogen  wird  mit 
Sprüchen  wie:  Lieber  <).,  ich  bei  dich  n",  du  brückst 
Höh  und  ich  en  3Ia».  Liehen-n-O.,  i  hei  di  «;  Im 
,Si(m»ier  hicf/f-di  iiitmets  ii ,  Im  Winter  sim-mer  alli 
f'rö,  Wenn-mer  h-önne-n-iim  di  stö.  Andere  Aufgaben 
sind:  Der  0.  z'G'vatter  ne",  wobei  man  leise  dem  0. 
einige  Worte  zu  sagen  hat.  Dem  0.  7  Tuyende"  und 
7  UntiKjende"  .m;;e''.  Bekannt  ist  die  Sage  von  der 
Mordnacht  in  L,  wo  ein  Knabe  die  Verschwörung  dem 
ü.  auf  der  Zunftstube  der  Metzger  beichtete:  ,ü  Ofen, 
0  Ofen,  was  muss  ich  dir  klagen,  wil  ich's  bim  Eid 
sonst  Niemand  darf  sagen'  usw.  s.  LIttolp.  Sag.  S.  434. 
Auf  solchen  Reminiscenzen  mag  es  beruhen,  dass  man 
noch  sagt:  '*■  muess  sl"  wie  wenn  d's  aii-en  O.  ane 
■rcdtist,  soll  ganz  verschwiegen  bleiben.  Sulg.  Es  kann 
aber  auch  selbst  geschworen  werden  beim  0.:  .Ich 
säge  das  und  schwer  es  hi  dem  0.  zue.'    Stütz. 

Im  Th  soll  auch  die  Form  Xi,/,-,  mit  dem  vom  Art.  Ii.t- 
i'iihrenden  n,   vorkommen. 

Alik-:  irrtümliche  Auffassung  des  W.  Alkofen. 
,Ein  Losament  bestehende  auss  einer  Stuben  mit 
zwcyen  Alicköfen.'   1732,  Bs. 

Asch-.  In  diesem  wird  durch  die  Hitze  des  Glas- 
ofens der  Abfall  oder  unreines  Glas  von  Asche  udgl. 
gereinigt  S. 

^  ierlings-:  die  selbständig  eingerichtete,  mit 
eigenem  Isen  und  Ziighich  versehene  und  durch  eine 
Scheidewand  von  dem  anderen  VierUuf/  abgesonderte 
Hälfte  eines  .halben  Ofens',  d.  i.  eines  0.,  dessen 
Eigentümer  Anspruch  auf  eine  .halbe  Dorfgerechtig- 
keit' d.  i.  Holzanteil  aus  der  Gemeindewaldung  hatte. 
Die  Errichtung  solcher  Öfen  konnte  streitig  werden, 
wenn  die  Heizung  derselben  mehr  Holz  erforderte  als 
die  eines  ungeteilten  Ofens,  scheint  aber  da  und  dort 
oder  zeitweise  erlaubt  gewesen  zu  sein,  besonders  für 
.grosse  Haushaltungen,  welche  nicht  mehr  füglich  oder 
friedlich  in  einer  Stube  wohnen  konnten.    1779  Z. 

Gupf-:  ein  0.  mit  hohem  Aufsatz,  Gitpfe. 

Glatt-  (ße't-,  fileti-:  tragbarer  eiserner  Feuerherd, 
in  welchem  die  Steine  zum  Plätten  erhitzt  werden 
Bs;    Z. 

Hinder-:  1.  Platz  hinter  dem  Stuben. ifen  Uw.  - 
2.  Treppe  hinter  dem  Ofen  Gi,. 

Kacliel-.  ,Sc  dick,  breit  wie-n-en  Ch.,  von  Kor- 
|Mllrllz    Kl  uSt. 

Koch-.  C'hochofcli:  Koclilienl  mit  Löchern, 
neben  dem  Kamin  angebracht  TB. 

Im  lienaehbiuteu   Pommatt  ital.   benannt,   FunulU. 

Kalk-  nicht  selten  als  Orts-  und  Flurname,  da 
solche  Öfen  für  momentanes  Bedürfniss   in  der  Nähe 


eines  Kalklagers  errichtet  werden.     Chalchufe  brenne": 
Kalksteine  zu  Kalk  brennen  SThierst. 

Kilt-,  Chältöfeli:  eine  in  der  Mauer  neben  dem 
Kunstofen  befindliche  Öft'nung.  wo  in  Winternächten 
Feuer  unterhalten  wird  statt  Lampenlicht  im  Zimmer 
SThierst. 

Kienöfeli:  Nische  in  einer  Wand  der  Stube,  in 
der  man  zur  Beleuchtung  Kien  brannte  S.  f 

Kunst-  chüst-,  choust-:  1.  Ofen  an  der  Wand 
gegen  die  Küche,  der  in  unmittelbarer  Verbindung 
mit  der  Kunst,  dem  Feuerherd  in  der  Küche,  ver- 
mittelst eines  Zuges  von  dort  aus  erwärmt  wird, 
niedriger  Nebenofen  Aa;  Gr;  G;  Uw;  „L;  Scn." 
Syn.  Kunst.  Kunsttidnl:  Öfeli.  -^  2.  Geschlossener 
Feuerherd  B. 

Buch-:  Herd,  in  welchem  die  Waschlauge  zu- 
bereitet wird.  .Ein  Bauchhauss  mit  zweyen  Bauck- 
öfen.'   1732,  Bs. 

Bach-:  ,Ich  zittere  wie  ein  Backofen.-  JMkvkk 
1092.  Bildlich:  grosses  Maul  W.  B.  hiess  auch  ein 
verhüllter  Wagen,  der  in  Zurzach  an  der  Fasnacht 
durch  die  Strassen  gezogen  wurde  und  in  welchem 
die  noch  ,unausgebackenen'  bösen  Buben  fertig  ge- 
backen werden  sollten  (vgl.  Walth.  v.  d.  V.  '23,  31  P.). 
Sein  Inneres  hiess  Eollhafen.  Rochh.  GB.  '2,  74.  B.  als 
Scheltwort  Th.  XVIL;  vgl  Kachehfen.  Auch  Go- 
schlechtsn. 

Pfister-:  grosser  Backofen  Z. 
Brenn-:  Herd  zur  Herstellung  gebrannter  Wasser 
Z.     .1  br.  sampt  dem  Huet  und  einem  Zuber  mit  dem 
Kor  darzue  gehörig.'  1557,  Z. 

Brand-:  Brennofen  zur  Herstellung  von  Back- 
steinen, Ziegeln,  Töpferwaare.  Cvs.;  Mkv.  Wint.  Chr. 
Bratis-,  Bratisöfeli:  Bratofen  Aa;  Bs;  S. 
Secht-  =  Büchofen.  ,Ein  S.  im  Vorkeller.'  1371.  Z. 
Solche  S.  werden  in  den  ZGesetzen  des  vorigen  .lahrh. 
Otters  als  feuergefährlich  aus  den  Küchen  verbannt. 
-  Syn.    Weller. 

Gesod-:  eine  Art  Kunstofen  mit  einem  weiten 
Loche,  in  welches  das  G'sodkessi  oder  der  G'sodhafcn 
gesetzt  wird.    BHk. 

Schit-:    Ofen,   worin    von   der   aus   dem  Glasofen 

strömenden  Hitze  das  Holz  (die  Schiter)  gedörrt  wird.  S. 

Stuben-.     .Du  hast  so  früntlich   gschmollet,   das 

wir  forchtend,    der  st.  wurd  dir  als  hold,   das  er  ilir 

nachlouft'en  wurd.'     Gyrenrupfen. 

Stein-:  1.  von  Steinen  gemauerter  0.  Uw.  — 
2.  0.,  der  vom  Feuerherd  aus  erwärmt  wird  (während 
der  Kachelofen  besonders  geheizt  werden  muss)  und 
gewöhnlich  zwei  steinerne  Sitzbänke  hat  AaF.;  L. 
Syn.  Kun,^t,  Kmistofen. 

Ruckstein-:  ein  0.  alter  Konstruktion  mit  einer 
dicken  Steinplatte    statt  Backsteingewölbe  gedeckt  Z. 
Toll-:  der  Ofen  oder  Herd  in  einem  Waschhaus  Z. 
.Toll-  und  Brennöfen.'     Trogen  1813. 

Wahrsch.  =  SechUtfm ;    vgl.    Tollhxai,   von    T„l/,,   (iniljc. 
Derr-:  Ofen  zum  Dörren  von  Obst. 
Wind-Öfeli:  Rost,  auf  dem  mit   K(dilen  gekocht 
wird  Bs.  —  Syn.    Windloch. 

Wärm-:  Ofen  der  Gla.shütte.  in  welchem  die  (ilas- 
hafen  weis.sglühend  gemacht  werden  S, 

Zwang-:  Backofen,  welcher  für  seinen  Bezirk  mit 
dem  Privilegium  ausgestattet  ist.    ,Ein  Zwangbecker. 


Uo 


Ar,  ef,  ir,  (»f.  uf 


114 


der   einen  Zwangofeii    in   BestiuiU   hat.    uii    fuuriüer.' 
PeLacour  1736. 

öfelen:  nach  rlem  Ofen  viochen,  oder  schmecken. 

ofnen:  1.  einen  Ofen  aufstellen,  setzen,  bauen; 
Micken,  verstreichen,  resp.  alles  dies  machen  lassen 
A.\;  B;  ScnSt.;  Uw;  Z.  ,J.  H.  hat  im  Lande  Glaris 
gofl'net  und  ist  absens  zum  Sehulthess  gewählt  worden.' 
Mev.  Wint.  Chron.  —  2.  „Das  Erstellen  von  Ofen  zum 
Berufe  haben  L;  Sch." 

Ofner  m. :  1.  Ofenniacher,  Töpfer.  Hafner  B;  a(i; 
Z  t  —  2.  Bäcker  P  (Schottky).  ,Fornacarius,  ofner, 
pfister  oder  beck,  einheizer.'  Fius.    .Ofenheizer.'  Dasyp. 

üfueren:  das  Gewerbe  des  Oßiers  betreiben  Uw. 

Otnete  f.:  so  viel  Backwerk,  als  auf  ein  Mal  in 
ilen  Ofen  geschoben  wird  W. 

»■"•ffel  s.  Ginmiff. 

offen,  prädik.  und  adv.  zuweilen  off  Aa;  Ae;  Bs; 
Gl;  Gr;  L;  G;  Z,  attrib.  offnig  Aa;  L:  1.  wie  nhd. 
'.s  Hüs,  's  Fenster  ist  off'.  Las  off!  schliesse  nicht! 
Off  ha",  den  Laden,  das  Wirtshaus.  Offni  Tür  ver- 
fiiert  en  Heilige.  8ulg.  Bi/-n-ere-n-off)ic  Chiste  chami- 
uu  en  fnimme  Ma  en  Schelm  verde,  ebd.  Off,  offe  sl,  ha, 
am  Leibe  wund  sein  Ap;  en  offes  Bei",  B.  mit  oti'ener 
Wunde  Ap;  S;  Z,  en  offne  Cliopf,  mit  Ausschlag  be- 
haftet Th;  Z  (wegen  des  Doppelsinnes  zu  Vexierredc 
benützt).  ,I>as  Maul  oifen  vergessen',  vor  Staunen  ausser 
sich,  niclit  einmal  seiner  eigenen  Geberdc  bewusst  sein; 
mehrmals  bei  GoiTH.;  Yg\.  Mtilaff.  Offes  Land:  1)  zur 
Anpflanzung  aufgebrochenes  Ndw.  2)  nicht  durch 
Marksteine  eingegränztes  Bs.  Offne  Himmel,  eine 
helle  Stelle  am  nächtlichen  Himmel;  wer  sie  sieht, 
wird  selig  GWe.  Wenn  d'FÖ  [die  Föhngegend]  o.  ist, 
sind  die  Schneeberge  hell  und  scheinen  nahe;  geht  sie 
zu,  so  umwölkt  sich  der  Himmel  und  es  gibt  Regen. 
SuLG.  Unter  .otl'nom  [freiem]  Himmel'  werden  Eide 
geschworen.  Aruov.  4,  132.  .Oft'enen  Tag  verkünden', 
vor  Gericht  laden.  15Ö6,  Zg.  .Offene  Gericht'  im  Ggs. 
zu  .beschlossenen',  den  Gerichtsferien.  ApLb.  1747. 
.Orten  recht  u.  krieg'  [Prozess].  Edlib.  .Die  band  o. 
liehalten',  sich  freie  H.  vorbehalten.  Z  1650.  Jnidm 
..irthe  Hand  lassen-.  1525,  Absch.  —  2.  auf,  Adv. 
a)  offen,  aufgeschlossen,  off,  offe  tue",  offnen  Gr; 
GWsst.,  offe  h'helse,  den  Deckellüften  Gr,  offe  breche, 
aufbrechen  Gr  1)  tr.  eine  Türe,  Kiste,  2)  intr.  von 
einer  Wunde  oder  Geschwulst.  Offe  cja",  aufgehen  Gr. 
—  b)  wach,  ausserhalb  des  Bettes.  Ant.  nider. 
Off,  offe  si",  blihe"  Th.  —  3.  öffentlich.  ,Vor  offenem 
Stillstände-,  in  einer  öffentlich  abgehaltenen  Sitzung 
des  Kircbenvorstandes  Z.  ,Kein  Burger  soll  Hochzit 
lialten  in  einem  offnen  Wirtshus.-  Mey.  Wint.  Chron. 
.Ain  offner  gesworner  notary.'   Burgau  1472. 

Die  eiusilliigo  NM.  oß'  ist  in-tiiinlich  vun  dein  tlclitii-rtcu 
Ntr.   oß'es  aus  rekoustruieit, 

angel-  BBr.;  W,  angen-  Obw;  W,  niangel-, 
mangels-  B;  Vw,  sperrangel- BBr.;  S;  Z,  sperr- 
mangel-  B;  Vw;  Z«:  so  weit  geöttnet  als  möglich, 
zunächst  von  Gegenständen,  welche  sich  um  .Angeln' 
drehen,  in  Uw  übertragen  auf  Auge,  Mund  usw. 

vliiyc  (schwÄchformigl  schon  nilul.  Nlif.  zu  Anyil;  in  iiitimjd- 
ist  III  herübergczogun  aus  am,   im   /.l.  uffcnj.    \'f,'l.  unijni-ii/. 

,,  s  p  e  r  r  m  ä  n  d  - :  ebenso.  " 

Durch  Vcniuickung  von   mnul-,   h'uhI-uJIi-ii   uiit  drui  .\ms- 
gang  des   W.   lihcrmiint'!' 
Schw.  Idiutikou  I,  1. 


sperr-  spcr-  allg.,  g'spert-  Sch:  ebenso. 

wit-und-wagen-:  von  der  Öffnung  der  Türe  und 
des  Mundes  Siri,G. ;  BSa. 

Offen  gi'uug  zur  Einlassung  eines  .Wagens';  oder  wagen, 
verderbt  aus  wmjeiid,  Ptc.  von  waijen,  sich  (in  deu  Augf.-lu) 
liiu  und  her  bewegen. 

wand-  Ai>;  G  aLdsch..  sperrwand-  Sch;  Th: 
ebenso. 

Eig.  so,  dass  durch  die  weite  Öffnung  vnu  Tür  und 
Feusteru  gloiclisam  die  ganze  Wand  geöffnet  ist.. 

wind-:  so  orten,  dass  d.  Wind  durchziehi-n  kann  .\p. 

sperrwangcn-   Gr.     Wol  aus  sperrmanijel-o. 

kue-wit-:  so  o.,  dass  eine  Kuh  bequem  hinein- 
gehen kann  Obw. 

offen-lich  dft-Uch,  -li<j,  <Sfdi  Ap;  B;  Gk;  Vw, 
offen-;t-lich  .;feiUk\;Z:  1.  öffentlich,  allg.  .Wir 
sond  uns  offenlich  erzögen.'  ZChr.  1336/144(5.  ,0.  ge- 
scheut', geschändet,  ebd.  —  2.  aufrichtig  [bekennen] 
UwE.  —  3.  offenbar,  klar.  ,Ein  offenliche  unwar- 
heit.'    Grob,    Cliron.     .Wider   oft'entlich  Gottes    wort.' 

ZWINGLI. 

offen-baren:  aussprechen  Z. 

offenieren,  offinieren:  mitteilen,  eröffnen  z.B. 
geheimen  Kummer.  Gotth.  —  Nach  Analogie  von  of- 
ferieren (s.  d.)  gebildet. 

offnen:  öffnen.  1.  im  eigentl.  Sinne.  .Und  wirt 
das  loch  widerura  geöffnet.'  Vogelb.  1557.  Jemand  den 
Mund  ö.  =  ihm  das  Wort  erteilen,  ihn  reden  lassen 
oder  heissen.  Müll.  Schw.G.  5, 270,  aus  Edlib.  Gerichts- 
verhandlungen eröffnen  UwE.  —  2.  abstr.  1)  ver- 
künden. ,Das  die  warheit  durch  die  einfeltigen  würd 
geöffnet.'  Zwingli.  .Ein  gebott  zuo  o.  allen  Völkern.' 
1531,  Esther.  .Pronuntiare  Judicium,  das  urteil  o.  und 
ausssprächen.'  Fris.  .Dass  man  die  vor  uns  offne  die 
uss  unserer  Gemeind  verscheiden  sind.'  16(13.  Z  [in  der 
heutigen  Kirchenspr.  rerkimden~\.  .Die  werke  Gottes 
0.  und  loben.'  1665,  JMüll.,  aus  Tob.  12.  7  (1707 
.öft'nen',  1811  .preisen  und  oft'enbaren').  Offnen  w^ir 
insbesondere  der  stehende  Ausdruck  für  die  periodische 
Verkündung  alter  Hof-  oder  Dorfrechte  (s.  Offniii.;/). 
,Und  soll  man  diese  Gesetze  ö.  zu  jeglichen  frohufast 
vor  aller  Gemeinde.'  1399,  Bs.  .Die  Kechtung  zwey- 
raal  in  dem  Jar  o.  und  erzellen.'  1609,  Kloten.  Über 
den  Vorgang  vgl.  Zeitschr.  f.  Schweiz.  Recht  4,  167; 
Müll.  Schw.G.  2,  453.  613;  Arg.  1861,  1'26.  —  2)  vor- 
bringen, eine  Angelegenheit  vor  einer  Behörde. 
.Wer  ouch.  das  dien  richtern  von  deheinem  burger 
geoftent  wurde  unfuoge.  die  im  geschehen  were.  der 
[ein  solcher  Richter]  sol  den  andern  das  oft'enon.' 
ZRichtebr.  .Offnetend  in  Gericht  durch  iren  für- 
sprechen.'  1464.  .Von  der  Zeit,  als  solcher  Kauf  vor 
dem  Richter  geöffnet  worden.'  1706  65,  L.  —  3)  ent- 
decken, ans  Licht  bringen,  anzeigen,  z.  B.  einen 
Mord.  Boner.  ,Gott  wirt  alle  ding  zu  siner  z}-t  o.- 
Zwingli.  .Bruder  Claus  lebte  zum  Ersten  in  einem 
Hohl;  darnach,  da  ihn  die  Jäger  ortheten,  in  cim  Hüsli.- 
Ansh.  ,Damit  sollich  bös  Schwur  geöffnet  und  gestraft 
werden.'  ebd.  .Brauch  es  und  offne  diss  niemants.' 
1557,  Vogelb.  , Einen  trunken  machen,  das  er  die 
heimligkeit  [ein  Gcheininiss]  offne.'   Fri^. 

Die  aueli  im  l\llid.  voilierrschendo  «nilautlosc  Form  kann 
auf  ahd.  ufftimin  zurHckgef«lM-t  werden.  .\ueh  der  lieutigen 
\'iilkss]n-.  geliört  riß'mii  nic-lit  eigentlicli  an,  weil  dafür  it/'(ii>-ii 
gesagt  winl. 


115 


Af.  fi',  il.  «f.  uf 


lli; 


er-:  bokaiiiit  uiacheu,  darstellen:  iidttcilen.  .Dan 
die  Franken  den  bruch  nit  hattend  sich  mit  jren  ge- 
sehleiditznamen  zu  e.-  Vad.  ,Sich  selbs  der  wält 
gnuogsam  fürstellt  und  eröffnet.'  Vogelb.  1557. 

vor-ö.:  eröffnen.  .AI«  man  ihm  dise  Sachen  vor- 
geöffnet.' Cys. 

Voroffnung:  Eröffnung  der  Gerichtsverhandlung. 
,Nach  gewohnter  ,Voroft"nung"  haben  die  Zeugen  ge- 
redet.' 1530,  Absch. 

Öffnung,  Öffnung  f.:  1.  Offenbarung.  Er- 
scheinung. ,Die  0.  vnd  erscheynung.  die  Samuel  ge- 
schieht, die  auch  Hely  geöffnet  wirf.'  1531,  I.  Sam. 
—  2.  Ojfnig,  Öffnu):  Eröffnung,  Beginn  der  eigent- 
lichen Gerichtsverhandlung,  Darlegung  des  Streit- 
objekts UwE.  ,Der  Kläger  machte  folgende  Öffnungen' 
Gr.  -  3.  Verliündung  der  Rechte  und  Pflichten  der 
Angehörigen  eines  Grundherrn  bei  der  jährlichen  Ge- 
richtsversamnilung,  urspr.  rein  mündlich  aus  der  Er- 
innerung der  Hofleute,  später  in  Form  von  Vorlesung 
der  aufgezeichneten  Bestimmungen,  daher  dann  auch 
dieses  Verzeichniss  selbst,  Rechtsurkunde  von  Höfen 
oder  Dorfschaften  (Weistum).  —  4.  der  Bezirk,  auf 
den  solche  Bestinmiungen  sieh  beziehen,  ,0b  die  Wisen 
ligen  in  der  Gemeind-Ott'nung,  in  welcher  der  Haus- 
vater sieh  befindet,  oder  in  einer  andern  Gemeind.' 
Instruction  v.  d.  physik.  Ges.  Z. 

ofer,  (>.  Aa:  1.  heiter,  vom  Himmel,  Wetter 
LWigg.  -  2.  schneefrei  Aa;  SL.  -  Das  selbe  W. 
wie  über,  nur  dass  wie  in  uferen  das  oberd.  //  utii  sein 
Recht  gekommen  ist.     Anlehnung  an  offen? 

offerieren:  1.  zu  wissen  tun,  offenbaren,  im  Ver- 
trauen entdecken;  auseinandersetzen  Uw;  Z.  —  2.  dar- 
bieten, anbieten,  in  der  städtischen  Umgangsspr.. 
Z.  B.  Bs  und  Z.  -  Das  frz.  uffrir,  in  der  Bod.  1  au  off,:ii 
angeleimt ;  vgl.  ufffaumi. 

Oferli:  weibl.  Tauf'name.  Afra  Srn. 
offert  s.  einfart. 

Offlzierer:  Offizier.    XVH.  und  noch  Auf  XVIH. 

Das  Frumdw.  wurde  der  Analogie  deutscher  Standesuamen 
auf  -«')•  unterworfen,  da  die  deutsche  Form  die  frz.  Endung 
-*/■  nicht  mehr  erl;euucu  Hess. 

Oflate,  Offlete  oßh.t,  G:  Z,  Hoflete,  Hofflete 
Vw;  „Zg"  f :  ungesäuertes  Brot.  1.  zu  geistlichem 
Gebrauch,  Hostie.  .Offlaten.-  1540,  ,Oflleten.'  L  1657, 
sollen  der  Priester  oder  der  Küster  neben  dem  Mess- 
wein immer  bereit  haben.  .Offlaten'  wurden  lt.  Salat 
(XA'I.)  gegen  Fieber  gegessen.  .Oflaten.'  1312;  U,  XV.. 
und  noch  i.  J.  1653  verbindet  FWvss  in  Z  den  Begriff' 
Nachtmahlbrot  mit  diesem  W. :  ,Wann  niemand  müsste 
zum  Nachtmahl  kommen,  alss  der  sich  selbs  unschuldig 
v/eisst,  es  wurde  bald  kein  eintzige  ofleten  ange- 
brochen!' —  2.  zu  weltlichem  Gebrauch,  a)  sprödes, 
braunes  Gebäck,  aus  einer  papierdünnen  runden 
Scheibe  von  2  -3  Zoll  Durchmesser  bestehend,  auf 
welcher  aus  eisernem  Modell  {Offleten-,  Hilpen-isen, 
s.  d.)  Arabesken  oder  Familienwappen  abgedruckt  sind 
G;  Z,  etwa  auch  zu  einer  Röhre  zusammengerollt  Scn 
(in  dieser  Gestalt  anderweitig  Hupe  genannt).  ,Glo- 
buli  =  collyra,  crustulum,  Küechle,  offlaten.'  Fkis.; 
Mal.  ,Eisenkuchen,  Otteleten,  des  gauffres.'  DeLacocr 
1736.  Die  Scn«-  Kirchenordnung  aus  dem  XVI.  ver- 
langt, dass  am  Himmelfahrtsfest  ,nuss  und  oft'laten 
oben   von   dem   täl'er   [der  KircheJ   hervor'   geworfen 


werden  .nach  altem  bruch.'  Zu  Rapperswyl  findet  in 
der  Fastnacht  eine  Austeilung  von  Offleten  und  Leb- 
zelten an  die  Jugend  statt,  nach  der  Überlieferung 
urspr.  zur  Erinnerung  an  die  i.  J.  1350  vom  Feinde 
zugefügte  abscheuliche  Unbill.  —  3.  Briefzeltchen 
Vw;  „Zg." 

Offenbar  aus  dem  obigen  OUäU,  mit  /  statt  6,  viell.  mit 
Anlehnung  an  das  mlat.  syn.  oß'ru.  Vgl.  Du  Gange  4,  671 
und  frz.  }j<iin  heult,   Ess-,  üublic.   Briefzelte. 

Övli:  Eva  ZO. 

«f  I.  Präp.  A.  mit  Dat.  =  nhd.  auf,  nur  dass  von 
der  Beifügung  des  Adv.  üben  (und  zwar  hinter  dem 
Subst.)  ein  reichlicher  Gebrauch  gemacht  wird.  Ferner 
in  eigentümlicher  Anwendung  1.  räumlich:  in,  vor 
den  Namen  höher  gelegener  Ortschaften  Ar.  Uf  sine 
■füre,  betagt,  uf-emen  [einem  gewissen]  Alter  sl",  gleich- 
sam es  erklommen  haben;  «o'''  jung  uf  de  Jöre  Bs. 
Uf  de  Fingere  ha"^,  an  den  Fingern  abzählen  können 
Gk.  Geld  uf  de  Lüte  (usse)  ha",  Capital  ausgeliehen, 
auf  Zins  angelegt  Aa;  G;  Z.  Dagegen  G.  uf  ni'''  ha", 
bei  sich  haben  B  (nach  dem  frz.  sur).  Uf  de  Biechere 
'truelct  PPo.  (vgl.  mhd.  an  den  buocheu  lesen  und  PPo. 
Notizen  anschrtben).  Vil  chunnt  uif-em  Opfer,  der 
Opferstück  trägt  viel  ein  TB.;  vgl.  nhd.  auf  einer 
Waare,  Karte  gewinnen.  .Dass  wenig  gelts  uf  der 
party  ist'  [bei  diesem  Unternehmen  zu  gewinnen]. 
1524.  Strickl.  Uf  Boggebrot  lebe  W  {B,.  gibt  die 
(irundlage  oder  den  Massstab  des  Lebens  an;  vgl. 
engl,  to  live  nn...).  In  ä.  Spr.  zur  Bezeichnung  der 
Lage  eines  Ortes  an  einer  Wasser-  oder  Landstrasse 
wie  frz.  sur.  .Eine  statt,  uf  der  strass.'  Platter.  .Eine 
statt  gelegen  uf  dem  Roden'  [an  der  Rhone].  .Allen 
Steffen  uf  dem  Rin.'  ZChr.  1336/1446.  Aber:  ,Er  er- 
trank uf  dem  Rin.'  ebd.,  bei  einer  Fahrt  auf  d.  Kb. 
'.s  Heu  uf-em  [am]  Stock  verchaufe  B.  Etwas  uf-enand, 
rerchaufe,  in  einander  gerechnet;  das  Gute  und  das 
Schlechte  zu  gleichen  Preisen  L.  Uf  de  Stockzäne 
lache  B.  Uff-em  Strich,  von  befriedigender  Qualität 
GWa. ;  Ggs.  under-em  Str.  De  ganz  Tag  uf  de  Beine 
si";  vgl.  nie  ab  de  B.  che.  I  mag  iiümme  uf-mer 
selber  sin,  stön,  vermag  mich  fast  nicht  mehr  auf  den 
Beinen  zu  halten  Gr;  uf-em  .selber  si",  feste  Grund- 
sätze haben  ZLunn.  (Fest)  ufenandfer)  1)  gesund 
(eig.  zusammenhaltend,  von  den  Teilen  eines  Baues 
oder  Gerätes);  er  ist  nit  recht  u.,  nicht  ganz  wohl 
LH.;  GWa.,  To.,  noch  u.,  noch  am  Leben  und  gesund 
G.  2)  bei  Verstand,  bei  Sinnen,  bei  sich  selbst  G; 
SiiLG.  3)  von  Sachen:  ii.  enand  obe,  über  einander 
geschichtet  Z.  Uf-i»i  selber  sitze",  sein  eigener  Herr 
sein;  einsiedlerisches  Leben  führen.  Sulg.  ,Auf  ihm 
[sich]  selbs  sitzen,  sedentariam  vitam  agere.'  Hosi'in. 
.Auf  mir  selber  gesessen.'  1785,  Pestal.  Uf-em  selber 
sl",  ledig,  aber  mit  eigenem  Haushalt.  Sulg.  ;  Sutermstr. 
Uf-em,  dritte  G' schlecht  [^zu'n  3.  ChindeJ,  im  3.  Grade 
verwandt  ZO.  —  2.  von  der  Zeit,  zur  Bezeichnung 
der  Nähe  an  einem  Zeitpunkt:  ,uf  der  Nacht',  bei  ein- 
brechender Nacht.  Schilling  Chr.  ,Es  ist  auf  den 
Zweien,  Dreien'  [an  der  Uhr].  1716,  Denzl.;  frz.  sur. 
3.  von  Gewicht.  Last  und  Wert:  ,Uf  niiueni 
vatter  ligen',  ihm  zur  Last  fallen.  Platter.  Sorge, 
.Vltersjahre  »/'-si'''' /«(";  von  Sachen:  ril  (irenig)  uf-si"'' 
ha",  Sorgfalt  verlangen;  wichtig,  schwierig  sein  B;  Z. 
Vil  uf  Firn,  uf  Oppis  Im",  Jemand  hochschätzen.  Wert 
auf  Etwas  setzen  B;  Z.    H'Lilt  Iiend  im  nit  vil  druf 


tl' 


Af,  ei",  if.  ot'.  nf 


US 


g'ha  Bs.  —  4.  Begierde  nach  Etw.,  Beschäftigung- 
mit.  Ktw.:    ((/■  Öppi>:   xi"    (mit   einem   Steigerungsadv. 
oder  einer  Vergleichung  z.  B.  ide-n-en  Sperber,  HäftU- 
iiiiuher,  wie  de  Tüfel  nf-ere-n-armc  Sei)  Sulg. ;  Z.    Er 
ist  en  Haijel  uf-eiii    linde  Brod   [Krume]  —  er  isst  's 
hart  iW''  [die  Kruste],  Scherzrede  über  einen  Nimmer- 
satt.    Uff'  sJiii  Gschäft  nmme  hiu/'eii,  seinem  Geschäft 
nachgehen  Ö.    ,Auf  etwas  umgehen,  moliri  alqd.'  1683, 
Hospin.     ,Dz  er  die  Zal  dar  nitt  uff  dem  Handtwerch 
gwandlet.'    Z  1565,    nicht   die   gehörige  Lehrzeit   auf 
der  Wanderschaft  zugebracht.  —  5.  von  feindlicher 
Gesinnung  oder  Absicht  gegen  — ,  Spannung  mit  Jmd.; 
vgl.   üßetziy;   Einem  üfhocken,   nf  den  hen  sin,  uf 
Eim  nmerUen.     Uf  Eim  sl",  überwachen,  aufpassen  L, 
belästigen,  bedrängen,  verfolgen  B.    .Alles  irerd'  irelle 
iif-ere  [der  armen  Wittwe]  sy   u.  a-re  suyge  [sie  aus- 
saugen], GoTTH.    ,l)ie  Aufseher  seint  auf  den  galioten 
wie   die  teufel   auf  den  verdambten    scelen,'    GKönk; 
1695.     ^7   «»andere  si",    eifersüchtig  Uw.  —  B.  Mit 
dem  Acc.  wie  nhd. ;  ferner:  1.  räumlich.    Uf  d'Llch 
yö",    an  ein  Leichenbegängniss   Ap;    G;    mit  Dat.  F.: 
einem  nachstellen  Ar.    Uf  NiU  cho,  Alles  aufbrauchen, 
sein  Vermögen  verlieren  BO,;  L;  sonst  auch  über  iV, 
Uf  Eini  chö,  obsc.  Aa.     Uf  d'Witi  gu'\  in  die  Weite 
d,  i.  auf  die  Reise  GO.     Uf  d'Arbet  (d'Stor,  de  Tag- 
iianj  gä",   zur  Arbeit   an   fremdem  Orte;    daher   bei 
SjRF.NG   auch  uff  d'Fabrigg  gö".     ,Er   buwet  die  stat 
uf  die  A',  ans  Ufer  des  Flusses  hin.  ZChr.  1336/1446; 
vgl,  A,  1.     Uf  d'Gmeind  cho",  müesse",   sich  von  der 
Gemeinde  erhalten  lassen  B;  vgl.  k,  3.     Bei  Ortsnn. 
=  nach   auf  die  Frage  wohin,    wofür  sonst  yo  (gen) 
Aa;  Ap;  Bs;  U;  ZO.  ;  selten  vor  Ländern,  Bs;  häufig 
(und  so  schon  bei  Platter  S.  23)  mit  nachgesetztem 
zae,    zu    genauerer    Angabe    der    Richtung    und   An- 
näherung, —  2,  in  feindlichem  Sinne  auf  —  los, 
gegen  (vgl,  A,  5),     Jmdm  »/'  's  Lebe  gä,    nach   dem 
Leben  trachten,    ,Alle  tage  uf  uns  riten  und  raisotent,' 
ZChr,  1336/1446,     ,Ein   kriegszug   uf  die   von  Stras- 
burg,' Cys,    Uf  Öpper  z' Dorf  gän,  losgehen,  angreifen 
B,     Uf  si!  auf  sie  losl   Aa;  Bs,     Von  Anklage,   An- 
spielung, Nachstellung  oder  Überwachung:  ,uff'  jeman 
sagen,  bringen,  erfinden,'   1398,  Z,  ihn  als  den  Täter 
nennen,  anklagen  oder  erweisen,    ,Sy  (die  Schwaben] 
brechtends  einandren  uff  die  kuemüler,'  Edlib,,  tränken 
e,  zu  mit  Spott  gegen  die  Kuhmäuler,  Schweizer.    ,Uff 
Einen  reden.'  Zwingh  (mit  Anspielung  oder  unmittel- 
bar  gegen),      Uf  Öppis   rcde'\    anspielen,    Sülg,     ,Uf 
Einen    schreien',    einen    zurückgekehrten   Verbannten 
durch  Geschrei  verraten.  Alt.  Landb.  U.    ,Sj'  liessend 
auff  jn    heymlich    wachen.'    1531/1667,   ,ludic.  16,  2, 
,Üer  böss  fyend  der  uff  s.y  stat  und  gat,'  1569,  LLav, 
Sogar  d'Wiber  spilen  uf-e  Jos   [beim  Kaiserspiel]   L, 
—  3.   auch    von   freundlicheren  Beziehungen   blossen 
Wetteifers  und  zuletzt  von  wirklich  freundschaft- 
lichem Verhältnlss,     Uf  enand  Ifere',  wetteifern, 
Sülg.     Guet  uf  enand  si,   freundlich  gestimmt  gegen 
einander  Xv.    -  4.  Ziel  eines  Strebens,  Begehrens, 
eine    Zweckbestimmung    oder    auch    blosse    Neigung. 
Vgl.  A,  4.    ,Uff  eilend  thuend  sy  stifftcn.'  1560.  Vogel- 
Kesang.     , Ander  lüt  wider  einanderen  verhetzend,  uff 
krieg  stiffteml,'   1584,  LLav,     ,Sy  schryend  uff  dispu- 
tieren',   verlangen    laut    eine    Disputation,     ZiVingli. 
,Ksan    ist    geneigt    uff'  jagen'.    15S4.    KWaliii.     .Oas 
bimmlische    Erb    auf    [für]    Jemand    behalten.'    1691. 
Ki.iNGL,     , Dienen  nf',    passen,    sich  bezieben  a\il'.   von 


Bibelstellen,  Bibel  1531.  Er  ist  ufs  Türggebrod  n-ie 
d' Vögel  uf-e  Hanfsöme  GO,;  drüf  sl"  eswie  ne  Chatz 
Nnw.  Er  ist  drüf  g'gdnge,  darauf  aus,  er  ist  nicht 
ohne  Absicht  dazu  gelangt  [anders  drüf  g'g.]  ZO, 
DrilfB.  drüf  ine  7,  ha",  darauf  zielen,  darnach  streben. 
Es  hat  hur  ril  uf  d's  Kegne,  das  Wetter  ist  dies  Jahr 
zu  Regen  geneigt  Gr,  Uf  e  DoMer  studiere,  Jledizin 
st,  Bs,  vgl,  engl,  for  medicinc.  ,Man  hatt  uff'  das 
kloster  zert',  auf  Rechnung  des  Kl.  Bossh.,  Wint,  Chr, 
—  5,  Grundlage,  auf  die  man  abstellen,  sich  be- 
rufen, verlassen  kann,  ,Uf  (an)  einen  kommen',  es  auf 
seinen  schiedsrichterlichen  Spruch  ankommen  lassen, 
XIV.  ,Bezügen  uf',  aussagen  mit  Berufung  auf  Zeugen, 
ZwiNGLi.  Uf  Öppert,  Öppis  gä",  allg.,  cho",  Sulg., 
mache"  G,  sich  verlassen,  ,Uf  min  Sterben!'  Beteurung. 
Man,     Uf  ml  armi  Sei!   uf  Er  und  Seligl-eit!  Z,  — 

6,  bei  Zeitbestimmung,  a)  Annäherung  gegen 
einen  Zeitpunkt.  Drei  Viertel  uf  vieri  =  ein  Viertel 
bis  vier  Uhr  Bs;  Syn.  nach.  Uf  d' Nacht  Z;  vgl. 
A,  2;  doch  kann  auch  Zweckbestimmung  darin  lie- 
gen: für  die  N.  Uf  's  Jär,  auf  das  neue  Jahr  hin 
=  über  's  Jär  AaZ,;  ZLunn.  ,Auf  erst',  sofort,  als- 
bald. 1590,  JAmmann.  ,Vor  und  ufdenn',  vor  und  bis 
damals,  1440,  Gfo.  2,  396.  Uf  der  Augeblick,  auf  der 
Stelle  [statt:  im],  Baurengespr,  —  b)  Dauer:  ,Auf 
die  drei  Stund',  für  drei  Stunden.  1707,  Tobias.  Uf 
e  ZU,  eine  Zeit  lang,  oder:  zu  einer  gewissen  Zeit 
Gl;  Z,  —  c)  Folge  in  der  Reihe  =  nach,  Eimol 
uf  's  ander,  ein  Mal  um  das  andere  Bs,  I  chume 
uf  in  Aa;  Z.  Verstärkt  uf  das  abe,  darauf  hin;  aber 
auch  uf  d'ßlilch  ufe,  nach  dem  Milehtrinken  S;  Z,  — 

7,  Anderweitige  Massbestimmung,  ,Uf  das  minst', 
zum  Mindesten,  1519,  Stoltz,  Uf  's  mindfijst,  u-enigist. 
allg,  ,Uf  6000  knecht',  ungefähr.  Edlib.  Uf  einist, 
zveunist,  für  ein,  zwei  Mal  Aa.  —  8.  Art  und  Weise, 

Uf  all  Weg,  jedenfalls,  gewiss  FMurtenb.  (sonst  in  a. 

W.)\  auf  alle  Arten  Z,    ,Uf  die  nüwen  soct  predigen', 

im  Sinn  der  Reformation,  1524,  Absch,  ,Auf  ein  solche 
form  reden.'  1666,  JHott.  —  9.  ,Kraamen  wenn  zween 
krämer  auff  einanderen  kommend',  d,  h.  niemals.  Mal, 
~  C,  Casus  zweifelhaft.  Uf  öppis  erchlüpfe,  er- 
schrecken über  etwas  U,  darauf  hin'?  darnach?  ,Auf 
List.'  1739,  Laüfp.  Beitr.,  in  listiger  Absicht,  auf 
listige  Weise  (darauf  begriffen?  oder  darauf  bedacht?). 
.Hauptmann  uf  12000  Mann,'  Ansh.,  über  ihnen  ste- 
hend? oder  über  sie  gesetzt?  vgl,  ob.  Uf  Unglück 
schwanger  gä"  Z.  Er  ist  uf  Bessere,  auf  der  Besserung 
Gr,  -IL  Adv,  A,  uff  (n-'  Z):  auf,  d,  i,  in  der  Höhe, 
oben,  entsprechend  der  Präp,  m.  Dat,  (wie  «/'  der- 
jenigen mit  Acc),  Olien-uff  superlativisch  ,ganz  oben, 
zu  oberst'.  , Einem  widerwärtig  und  schwer  uff'  sin-, 
schwer  aufliegen,  lästig  sein,  1489;  vgl,  I  A,  3,  5, 
's  isch  no  uff,  es  ist  noch  Webestoff  auf  dem  Stuhl, 
Bs,  Uff  (B  auch  uffe)  ha",  z,  B.  War  (es  Wupp, 
Bauclis),  Stoff  (ein  Webstück,  Baumwollenstoff)  ant 
dem  Webstuhl  aufgespannt  haben  Bs;  Z;  e  Bridle,  de 
Huet,  aufgesetzt  haben,  und  dann  auch  uffb'halte.  auf- 
gesetzt behalten,  nicht  abnelimcn.  allg.  Uff  liyfyk", 
die  Unterlage  berühren,  z,  B.  '.<  Träm  lid  uff,  der 
Balken  liegt  fest  Aa;  Z.  In  diesem  Fall  audi  »/ 
(liegt  =  legt  sich);  umgekehrt  uff  (uff)  sV,  aufgestanden 
d.  h.  ausserhall)  des  Bettes  sein  'l'n  für  das  gewidiu- 
liche  üf  sl.  Uff  sl".  sonst  von  einem  Schiffe,  fest 
sitzen  B;  fig.  auf  dem  Trocknen  sein,  kein  Geld  mehr 
lialii'ii.  GoriH. 


119 


af  ef.  if,  of.  nf 


120 


dar-,  ilruff  allg.,  druffe  Bs;  BM.;  pleonastiscli 
dadruff  B.  Dr.  obe  {d^r/obc  AABb.):  oben  darauf; 
ganz  nahe  dabei.  Dr.  iisse,  auf  dem  Aussersten,  auf 
dem  Punkte  (Etwas  zu  tun  oder  zu  erleiden).  Dr.  sl": 
1)  emsig  an  der  Arbeit  sein  Ap.  2)  auf  Etwas 
erpicht  sein  Ap;  Bs;  Uw;  Z;  vgl.  I  A  4.  Druff  und 
drä  sl":  1)  emsig  an  der  Arbeit,  eben  vollauf  mit 
Etwas  beschäftigt  sein  G;  Uw;  Z.  2)  ganz  nahe 
daran  sein  zu  geschehen,  im  Begriff  Etwas  zu  tun 
oder  zu  erleiden,  pers.  u.  unpers.  Aa;  Ar;  B;  Gl;  G;  Z. 
Syn.  s.  Trif(t).  ,Es  stehet  druff,  es  fehlt  w-enig.'  Mscr. 
XVII.  Auf  die  Frage:  uiespotisch?  erfolgt  die  neckische 
Antwort:  e  Vieitel  mender  as  [weniger  als]  droff  GBer- 
neck ;  vgl.  I  A  2.  ,Es  stat  wol  daruff !'  man  kann  sich 
darauf  verlassen.  Edlib.;  vgl.  I  B  5.  ,Etlich  lüt  band 
nüd  dr.',  setzen  keinen  Wert  darauf.  Mev.  Wint.  Chr. 
Ilian  im  nüt  dr.,  hin  nicht  mit  ihm  einverstanden  Bs; 
vgl.  I  A  3. 

übe-.  0.  s»;  obenauf.  Herr  der  Situation  sein.  Du 
hin-i  du  [alsdann]  o.  y'sl  laid  der  Clier  üt  du  a"  mi''' 
cho"  zum  lache  B. 

B.  üf:  1.  auf,  im  Sinne  der  Kichtung.  und  zwar 
in  Gr;  PP.;  W,  auch  für  sich  allein  stehend  =  her-, 
hin-auf  (vgl.  ah);  sonst  nur  mit  andern  Ortsbestim- 
mungen, z.  B. :  d' Stegen  üf  falle  chost  d'Ell  drei  Batze. 
ScLG.  Vo  Chllnem  üf,  von  Jugend  auf  Aa;  Z.  Es  ist 
dur'''  mi'''  üf  r/'f/aiige,  es  hat  mich  aufgeregt  G;  Z. 
Än-enand  üf  stä",  zusammentreten  um  zu  plaudern  Z. 
—  Easches  Aufstehen,  sich  Entfernen:  ,Er  ufl' 
und  klagt.'  Kessl.  Uf  und  fürt  Z,  üf  und  drüs  L; 
G;  Z,  üf  und  dänne  [von  dannen]  .\a;  Bs,  d'Sacli, 
mit  der  Sach  üf  und  dünne  mache,  beseitigen,  beendigen 
GF. ;  doch  üf  und  dänne  in  L  =  üf  und  nider  (üfe- 
nider  Aa;  Gr),  1)  mit  folgendem  ,wie'  oder  in  Ver- 
bindung mit  glich  g'seh,  manen  an  zur  Bezeichnung 
grosser  Ähnlichkeit  Id.  B. ;  Gr  ;  GF.,  Eh.;  Z; 
SüLe.;  Hebel.  Im  gleichen  Sinn  üf  und  änlifgj  Aa;  Bs; 
B;  ScHW;  Z,  auch  attrib.  verwendet  der  üf-und-änli 
Alt,  vom  Sohne,  der  seinem  Vater  gleicht.  Üf  und 
ehe  Gr;  Vw;  Zg.  IJf  und  har  GG.,  T.  Üf  und  nett 
GW.  Syn.  l)ibar.  2)  mehr  oder  weniger,  bei 
ungefähren  Angaben  Vw;  Zr. ;  z.  B.  uf  e  par  üf  und 
nider  chmmt's  nit  a"  Bs.  Bi  ziceune  uf  e  n.,  2  mehr 
oder  weniger  Aa.  Syn.  üf  oder  ah.  Dagegen:  ,vil 
underred  uf  und  nider',  Besprechung.  Verhandlung 
liin  und  her.  1530,  Absch.  3Iit  Einer  üf  und  nider 
gä,  in  Concubinat  leben.  In  Di,sjunction:  es  geit-mer 
iceder  uf  no  n.,  für  mich  gibt  es  weder  Saat  noch 
Ernte.  Id.  B.  Üf  und  holla!  fertig,  abgetan!  L.  — 
Die  Vorliebe  unseres  Adv.  zu  ampliflcierenden  Ver- 
bindungen bricht  auch  sonst  durch:  üf-  und  a"ne, 
Etw.  allgemein,  Jmd.  unbeschränkt  annehmen;  einen 
alten  Brauch  üf  und  in  Ere"  ha"  Gl.  ,Si  [die  Feinde] 
chömmen  üf  und  nohe  [nach  gestürmt].'  Schild.  Vgl. 
uf  und  däne.  —  Stehende  Verbindungen  des  üf  zu- 
nächst mit  abstr.  Verben,  wobei  das  Adv.  fast  im 
Sinne  eines  Adj.  oder  Part,  selbständige  und  prägnante 
Bed.  entfaltet:  1)  aufgestanden  vom  Bette,  nach 
Schlaf  oder  Krankheit.  Zuweilen  m/' ohne  , sein',  selb- 
ständig participial  mit  andern  Verben  verbunden,  z.  B. 
er  wott  üf  e.sse,  er  will  ausserhalb  des  Bettes  essen; 
teas  u-ettist  üf  tue?  was  wolltest  du,  aufgestanden. 
tun?  Id.  B. ;  er  cha's  nid  üf  erllde,  vermag  nicht 
ausserhalb  des  Bettes  zu  bleiben.  ,Er  rufte,  dass  man 
auf    wäi-e'.    vom    Sitzen    aufstehen    und    hinausgehen 


sollte.  1707.  3.  Macc.  Me  sehdtgt-en  nümme  üf,  man 
verzweifelt  an  seiner  Genesung.  Üf  möge,  am  Morgen 
zum  Aufstehen  willig  sein ;  aber  auch :  gegen  Schwierig- 
keiten, Widerstand  sich  zu  erheben  vermögen;  vnt 
Eim  — ,  Einem  gewachsen  sein.  Meister  werden  Z. 
Uf  bete",  beim  Aufstehen  b.  Ü^f  h'lange,  sich  selinen 
aufzustehen.  —  2)  wach,  wachsam,  rührig;  auf 
der  Hut  Z.  —  3)  aufgesessen,  zu  Pferde  und  weg- 
fertig. FPlatt.  ~  4)  aufgeboten,  aufgebrochen, 
vom  feindl.  Heer.  Die  Zürcher  glaubten  nicht,  .dass 
einiger  Zug  über  si  uf  were.'  HBillim;.  .Burgund 
ist  auff,  der  stoltze  Fürst,  der  will  uns  z'Boden  richten.' 
1701,  JCWeissenb.  —  5)  in  Aufruhr  begritfen,  auf- 
ständisch. ,V.  hat  die  Uft'ruohr  erregt,  sagte  zuo 
etlichen,  die  nit  grad  wollen  uft  syn,  sie  seigind 
schölmen.-  Knon.  Amt  164C.  —  6)  aufgebracht, 
entrüstet.  Üf  sl  gegen  enand,  in  Streit  BM. ;  Uw.  ,Dass 
man  nit  uif  syn  sölte,  und  den  Friden  trüwlich  halten.' 
LegJüd.  ,Irritabilis.  Zornmühtig,  der  bald  auff  ist' 
1677/1716,  Denzl.  Vgl.  üfbigeren,  üfreden,  üfcho,  auf- 
brausen. —  7)  erwachsen  FMn.  —  8)  offen  und 
zwar  a)  von  Türen,  Fenstern  usw.  Üf  sl  Sulp...  üf 
hä  B,  aber  Letzteres  auch  (hau  —  heben):  Kinder 
aus  dem  Schlaf  aufnehmen  (zur  Notdurft),  b)  von 
der  Haut:  wund,  üf  sl",  vom  Patienten:  üf  lige". 
Üf  cklübe",  wund  kneifen.  Vgl.  üfsilde,  beim  Sieden 
bersten.  -  9)  auf  den  Boden,  Grund  B.  Üf  chö", 
üf  sl"  =  uff  sl",  uff  ligge.  Üf  sitze,  ans  Land  steigen 
(aber  auch:  auf  das  Schiff).  -  10)  zu  Ende,  fertig, 
aufgebraucht.  Üf  .n",  üfhä",  von  Vorräten,  Essen  B; 
L;  Z.  Neuhache  Brod  ist  gllner  üf  Z.  Das  Heu  üf 
hän,  als  Futter  aufgebraucht  haben  BHa.  '.'s  Boss  häd 
üf,  fertig  gefressen  Z.  Vgl.  üßüsen;  üfwerchen;  üf- 
machen,  ein  Ende  machen.  —  2.  da  üf:  da  oben 
GrOS.  Auch  in  einigen  Ortsnn.  =  ober:  ,Baden  im 
Ufgäu.'  ,Ze  Utf-Terzen',  jetzt  Ober-Terzen.  1391.  Vgl 
üfen.  ?  üfebni,  Ortsn.  in  Weinfelden.  —  3.  Conjunction 
=  auf  dass,  damit.  PGexgenb.,  z.  B.  Bettlerorden 
V.  360. 

Tgl.  ,ehf',  ,l)is'  u.  ,i.,  denen  urspr.  eiu  ,dass'  nicht  fehlen 
durfte.  —  Als  Präfix  findet  sich  s/meistens  nur  vor  Verben 
bzw.  Verbalableitungen;  doch  U/hont,  aufwärts  stehendes  H., 
Vfruns,  Rückströmung  in  emem  Flusse,  Ebenfalls  prägnant 
ist  üf  in  den  Zss.,  welche  die  Beziehung  auf  die  Person 
eines  Andern  mit  sich  führen,  wie  ü/hmien  usw.,  Schläge 
erteilen.  In  manchen  Zss.  entspricht  es  anderen  Präpositionen : 
ufru(ken,  vorwerfen,  üfijan,  ausbrechen  (von  Feuer),  ü/knieen, 
hin-,  ü/nenuit,  ZU-,  v/roUn,  er-;  und  kann  scheinbar  sogar 
in  das  Gegenteil  seiner  gew,  Bed,  übergehen :  ußchliemen,  zu-. 
üfyan,  aus-,  Zuwgilen  verstärkt  durch  folgendes  ent-:  ü/ent- 
hahen  usw. ;  oder  in  Verbindung  mit  er-  selber  pleonastisch : 
uferbülich.  —  Vgl.  entsprechende  Bildungen  mit  ah;  ander- 
seits die   mit  ilfhin. 

aber-  («6)b'>;  1.  hinauf,  herauf  W,     -  2,  oben  WL. 

übel-,  ü.  sl,  sich  übel  befinden,  unwol  sein.  Sulg. 
.\ls  Gegens.  zu  icoluf  gebildet. 

über-  ii/<(ii/' LE.,  uher-,  üleiif  Gr:  1.  aufwärts  Gr; 
L.  —  2.  oberhalb,  ,0b  Zuckenriet  überauf.'  1501, 
Pcpikofer.  .Zur  linken  Hand  überauf,'  Wurstisen.  Im 
obern  Stock  Gr;  sonst  übcr-oben. 

Ufi-,  scherzhaft  subst.  Im  U.  sl,  im  Aufgang  (des 
Glückes)  begriffen  sein,  Gegs.  im  Ahe-ab.    Sti'tz. 

am-  W,  ambr-  BO.;  W,  Qmbr-  ebd.:  1.  hin-,  her- 
auf BO.;  W.  —  2.  oben  W.     Aus  aber-;  s.  aber. 

unden-:  1.  vom  Unterland  her,  2,  vom  Boden 
himmelwärts.    Darum  seherzh.  zweideutig:  Wenn's  nu 


IJl 


Af,  of.  if.  of.  uf 


122 


nid  von  u.  regnet!  als  ob  der  Kcgen  auch  aufwärts 
fallen  könnte  S. 

under-,  z'under-,  -»/*  \J -=  s' imder-nhen  Wst;  Z. 
Eine  z.  schlä",  über  den  Haufen  7,.  —  z under ü f- 
haft:  verkehrt. 

Oäch-:  alter  (ieschlechtsn.  G.  Eij;.  —  jäh  auf- 
wärts; jähzornitf. 

hau pt hoch-.  /(.  singe",  aus  voller  Brust  ZO. ; 
gew.  hanpihiklüingen.  s.  d. 

hell-  ä  Gr.  ^  Aa;  Bs,  <*  Kv;  L,  .-^  Z,  mit  dem 
.\ccent  auf  dem  1.  W.  Aa;  Z,  auf  dem  2.  Bs;  Z:  Adj., 
eig.  viell. :  bei  erster  Tageshelle  aufgewacht  und  auf- 
gestanden; dann:  gut  aufgelegt,  aufgeräumt,  munter, 
lustig.  H.  ond  Tags  i's  Bett!  Ruf  der  Bursche,  die 
nach  lustig  zugebrachter  Nacht  früh  Morgens  statt 
aufzustehen  zu  Bette  gehen,  daraus  tautologisch  ver- 
dreht: h.  i's  Bett  und  Tags  i's  Xest !  Ae.  Dann  über- 
haupt ermunternder  Aufruf  oder  Zuruf,  mit  nicht  leiclit 
verständlichen  Zusätzen  wie:  /).,  hinder-cm  Dörnhag ! 
ScHiLip;  /).,  Spatzenest!  (lustig,  wie  Sperlinge  im  Nest?) 
ZO.  H.,  Portugal!  ebd.  {viell.  von  Soldaten,  welche  den 
Feldzug  von  18(i0  dort  mitgemacht  hatten?)  Deutlicher 
als  Aufruf  zum  Handgemeng:  ,Man  ruft  da  gleich: 
Hellauf!  Haaraus!  Pletz  ah!  und  fordert  sich  heraus.' 
DiETscH,  Bachflschet.  H.  sl,  wol  dran,  ge.sund  sein 
(vgl.  u'ohlf);  h.  z'tiieha,  viel  zu  tun  haben.  Vielmehr 
an  die  urspr.  Beziehung  des  W.  heJl  auf  den  Ton 
(vgl.  hellen.  Hall)  lehnen  sich  Ausdrücke  wie  h.  lachen, 
süß  gen. 

hand-:  Conimando  beim  Rudern.  H.  lia",  gi'"' :  den 
Griff  des  das  Fahrzeug  lenkenden  Kuders  hoch  halten, 
so  dass  das  Blatt  desselben  möglich.st  viel  Wasser 
fasst  und  kräftiger  auf  die  Steuerung  wirkt  Z.  Scherzh. 
wird  etwa  ein  Berauschter  gemahnt,  wacker  .Handauf 
zu  halten!' 

Hür-  s.  u.  den  mit  H-  anlautenden  WW. 

mül-  s.  u.  Ginn-,  Mal- Äff  Sp.  100.  101. 

mund-.  M.  i"  Himmel  chö,  von  einem  sterbenden 
Frommen,  dem  man  zutraut,  dass  er  geradenwegs, 
ohne  Durchgang  durch  das  Fegfeuer,  in  den  Himmel 
konunen  könne  L.  Es  iscli  em,  as  wie-n-e  der  Himmel 
m.  zue-n-em  nä  leett  [zu  sich  nehmen  wollte].  Schild 
1863,  96  von  einem  in  selige  Betrachtung  des  Nacht- 
himmels Versunkenen. 

,Miind-aiif  bozeichnet  entweder  deu  ritfi/neu  Mund  (des 
Sterbenden)  als  solchen,  oder  es  liezieht  sich  auf  den  alten 
Glauben,  dass  die  Seele  durch  den  Mund  ausfahre. 

bueb-:  munter,  sorglos,  leichtsinnig.  Noch  h.  si, 
von  alten  Leuten,  die  ausnahmsweise  die  Lust  und 
Kraft  der  Jugend  bewahrt  haben  LE.  —  Von  Bueb, 
junger  Bursche;  vgl.  auch  hell-tif.  vol-uf,  üflig  und 
das  folgende 

busch-  ]nti-,  jmi-,  in  BEmni.  hnk'nf:  rüstig,  munter, 
wolgemut,  von  Gesunden  (»(C''  6.,  von  alten  Leuten) 
und  Genesenen  firider  h.)  B;  W;  Z.  —  Vgl.  Imeh-nf, 
hell-uf,  wol-nf.  Eig.  aufrecht,  wie  ein  Busch  gradauf 
wächst  oder  strebt;  vgl.  husjjer  (busch-bar). 

Pfitz-,  Pfütz-  m.:  1.  „eine  Art  Eierkuchen,  der 
sich  stark  bläht  Gl."  Syn.  Ufjnck,  Jncliuf.  —  2.  bildl.: 
„ein  einbildisches  Kind  Uw",  eingebildeter  Mensch  Sch. 
Vgl.  en  Ohcn-t'is-imd-nienen-a".  ~  Von  pfitzen,  auf- 
wallen, platzen. 

gerad-  grad-:  1.  aufrecht.  —  2.  Subst.  m.  zwei- 
rädriger.   dar\nn    mit   der   Leiter    aufrecht    stehender 


Schubkarren,  auf  welchem  iu  der  Mühle,  im  Kaufhaus 
z.  B.  Säcke,  ebenfalls  aufrecht  stehend,  transportiert 
werden  Z. 

ob  sich-,  pleona.stich :  landaufwärts.  Es  ist  nüd 
leid  obsi  uf  (vom  Wetter).     Stutz. 

sperr-  machen,  eine  Tür  Z.  -  Sehwankt  zw. 
•  sperr-often'  und  ,auf-machen'. 

Stig-:  1.  Name  mehrerer  Ptlanzen  von  bes.  auf- 
.strebender  Art  oder  Gestalt,  a)  Convallaria  niultifl.  L. 
GW.,  We.  Syn.  Geissleitere,  Leiterlikriif.  —  b)  Gla- 
diolus  comm.  L.  —  c)  Stigi(f(e)li  Gl;  Z:  Lathyrus 
odor.  L.  Gl;  GWe.;  Z.  Syn.  Wlchi.  ---■  d)  Stigüjli  S, 
StigAfeCrJHH:  Tropteolum  maj.  L.  -  2.  Transportable 
kurze  Treppe  oder  treppenähnliches  (bestell  z.  B.  für 
Blumentöpfe  ZBauma. 

domber-:  das  Tal  hinauf  PGr. 

\^\.  fimbr-,  uhcr-Ctf,  Das  d  wahrsch.  eig.  von  dem  Auslaut 
L'iner  vorangehenden  Verbalform  angeschweisst,  oder  das  </ 
des  eig.   nur  den  Ortsadvv.   der  Ruhe  vorgesetzten  .\dv.   d». 

dar-  druf.  vor  anderen  Advv.  etwa  mit  kurzem 
u'  Z  :  1.  darauf,  mit  Beziehung  auf  Genanntes,  s.  üf 
—  2.  mit  mehr  oder  weniger  erloschener  Beziehung: 
dr.  nfe,  oben  darüber;  überdies,  obendrein;  dr.  ane, 
darauf  hin  (lokal);  dr.  abe,  unmittelbar  nachher;  vgL 
üf'l  B  b.  c.  Dr.  che",  auf  ein  Geheimniss,  etwas  Ver- 
gessenes; mit  Dat.  P.:  Einen  auf  Etw.  ertappen;  syn. 
Eim  drüber  clw.  Dr.  üs  gä",  aufs  Heiraten  aus  BsStdt. 
Dr.  tue",  Geld  zulegen,  nachbezahlen;  dr.  schlä",  mehr 
verlangen  als  •  man  selber  ausgelegt  hat  Z ,  .pretiuin 
augere'.  Id.  B.  Dr.  gä",  zu  (irunde  gehen,  krepieren; 
auch  bloss  es  ist  dr.,  ist  hin  Aa,  und  amplif.  da  gät 
ril  dr.  und  drüber.  Jemand,  Etwas  dr.  machen,  um- 
bringen, zu  Grunde  richten  B.  Dr.  biege",  seinen  Vorteil 
wahrnehmen .  sei  es  aus  Neigung  oder  aus  Not  Z, 
,intendere'.  Id.  B.  Druf!  darauf  los!  .Und  schrouen 
[schrieen]  die  Hauptleut  überlaut:  Darauf,  truf!  es 
gilt  des  Bären  Haut!'  1656,  Vilmerg.  Lied.  Druff'!  Ruf 
der  Schmiede,  wenn  das  Eisen  soll  gehämmert  werden  L. 
Die  verschärfte  Ausspr.  wol  aus  einer  deutschen  MA.  ciu- 
geschlei)pt. 

dadrüf:    in   deiktischem  Sinne  verstärktes  darüf. 

durch-  dur-,  dür-,  dur-:  aufwärts  mit  dem  Neben- 
begriff der  unbestimmten  Fortsetzung.  Getrennt:  dur 
de  Berg  üf,  den  Berg  hinauf  Mit  vorgesetztem  dar: 
de(r)durüf.  —  Schon  1380  u.  Ui.5;i  die  uiundartlirhi'  Form 
in  LUrkdn. 

des-:  von  diesem  Orte  auf  Disüf  sl.  von  einem 
Orte,  wo  man  geruht,  aufgestanden  und  wieder  auf- 
gebrochen sein  BGrind. 

zeweg-.  Der  ZKeg  uf  g'namset,  der  oben  genannte 
GrD.  ;  eig.  an  einer  weiter  oben  gelegenen  Stelle  d£s 
Weges. 

Weck-.  ,Der  W.  von  Österrych-:  Name  eines  in 
der  Schlacht  bei  Dornach  erbeuteten  Geschützes. 

wol-,  Adj.:  gesund,  munter  Z,  froh,  heiter  L. 
Selten  attrib.:  es  irolüfs  (r'miiet  ZWädensw.;  dafür 
richtiger  wolüfig  liSi.;  Scuw,  -üfig  Zo  lt.  Dr.IrHKx, 
fiektierf  z.  B.  en  woläfnige  Seiiw;  ZKn.  —  [wolufen.| 
.Wolufend  all,  wir  wend  gon  tanzen!-  löoO,  SriurKL. 
Unmittelbar  von  dem  obigen  interject.  Adv.  gebildeter 
Imperativ;  vgl.  se!  da!  send!  nehmt! 

wett-  bezeichnet  ein  Verhältniss  gegenseitiger 
Abrechnung  zwischen  Personen,  von  denen  keine  der 
audern  mehr   Etw.  zu  bezahh'U  b:it  l!s;  Z.    .Es  gehet 


1Ö3 


af,  cf.  if.  of.  nf 


124 


wett-auf,  ijalculus  par  est  positus.'  Dknzi..  Syn.  icett, 
quitt,  ribum. 

üfen  I  Atlv..  Pi-iip.  mit  Dat.  und  Acc.  1.  =  «/. 
,U.  Libano-,  auf  dem  L.;  ,u.  iro  houbet',  auf  das  H. 
NoTK.  .Die  komen  utfen  du  [die]  tegding'  [üerichts- 
verliandlung].  um  1300,  Gfr.  7,  134.  ,uffon  mich.- 
1321,  Th.  .uffen  den  bomen  [Bäumen]  gewachsent.- 
1336,0.  ,ufen  des  riclies  grünt.'  XIV.,  BHandv.  ,clagen 
uffen  einen  burger.'  ebd.  —  '2.  Di  einigen  alten  Ortsn. 
ad¥.  =  üben,  ober.  ,Ufenowe,  Ufnouwa,  Ubinauwia.' 
Vni.  — XIA\,  jetzt  tjfnau,  Insel  im  ZSee,  .so  im  Gegs. 
zu  der  jetzt  einfach  Au  genannten  Halbinsel.  ,Ufen- 
dorf'  im  Gegs.  zu  ,Niderdorf'  (Vor.städte  des  alten  Z) 
jetzt  umgedeutet  »/'  D. 

Ahd.  ufan,  üjhi,  nihil,  üfm,  watirscli.  iiiis  üj  -\-  iki  oiler 
in,  vgl.  alts.   uppan,   engl,   upini. 

Üfen  II  Vb. :  empor,  in  Aufnahme  bringen,  das 
Wachstum  befordern.  .Müessiggenger  werden  gepflanzt, 
gezogen,  geufi'et  und  erhalten.'  Z,  1527,  Absch.  ,Ufung 
und  fürdrung  sins  heiligen  worts.'  ebd.  ,Wie  die  mess 
hiemit  geufl'et  und  zuo  wirden  kommen  ist.'  Kf.ssl.. 
welcher  daneben  auch  das  Vb.  nfnen  gebraucht.  .Da 
wir  gern  sehind  das  sich  der  berg  [das  verödete 
iStädtchon  Regensberg]   uffeti   und  an  lüten  bessrity.' 

Z,    1431.    —   Mild,   üfen,   üffeyi,   ahd.    üffan,   üffön. 

üfnen,  üfnen:  aufrichten,  emp<irbringen.  1.  trans. 
stiften,  erbauen;  befördern,  vermehren.,  Rem  publi- 
cam  magnam  facere,  meeren,  ufnen.'  Fius.,  Einen  an 
guet  und  eeren  ufnen  oder  fürdcren.'  Mal.;  Spreng. 
.So  von  Personen  auch  bei  Tschudi:  begünstigen,  unter- 
stützen. ,Leut  cerlich  gemachet  [wieder  in  bürger- 
liehe Ehre  eingesetzt]  und  geüffnet'  [zu  Amtern  be- 
fördert]. 1532,  LJuD.  Mise.  T.  S,  88.  ,Der  Herr  auffnet 
Jerusalem.'  1531,  Ps.  147  (1548:  .bauwet').  ,Die  Haus- 
haltung auffnen  [durch  Arbeit],  nit  in  abgang  bringen.- 
FWvss,  1Ö55.  ,Dass  d'sünd  und  d'schand  will  g'ufnet 
werden.-  Ruef.  .Wie  eine  auzahl  Brücken  eingerissen 
und  wider  geüifuet  [hergestellt]  worden.-  JLCvs.,  1661. 
,Dise  gestift  und  diss  haus  angefangen  zu  äuft'nen  und 
zu  bauen.'  Frauenfeld,  14'24.  Die  Gesellschaft  der 
Büchsenschützen  ebendaselbst  war  1523  ,geüfnet',  ge- 
stiftet. , Damit  die  gottsforcht  gepflanzet  und  geüft'net 
werde.'  ZMand.  1650.  .Er  euifnet  die  statt  [Rappers- 
wyl]  gar  herrlich,  dann  er  ein  kilchen  darin  bauwet.' 
MRii'KENM.  1670.  , Wodurch  das  Land  und  die  Haus- 
haltungen geiiufnet  oder  verderbt  werden.'  XVIII., 
EseKEit,  Tageb.  .Geutfnet.  genieret  und  verbesseret.- 
Kessl.  ,Die  stadt  üfnen,  beschützen  und  beschirmen.- 
Ansh.  .Gericht  und  rat  erhalten,  ufnen  und  üeben.' 
1528,  Absch.  .Ein  gutthäter  und  uffner'  [einer  Kapelle]. 
Cvs.  .Dass  die  Eidgnossen  sollen  Üffnung  haben  zu 
[in]  allen  ihren  Nöthen,  der  gemeldten  vier  Städte' 
[Hülfe  von  den  4  St.].  Ansh.  In  der  neuern  Volksspr. 
noch  vom  Anbau  und  fortschreitender  Verbesserung 
des  Bodens,  z.  B.  eines  verwahrlosten  Landgutes  ^Bs" ; 
B;  „S":  Vw;  ,Zg;  Z--,  aber  auch  von  Mehrung  irgend- 
welchen Gutes  überh.  Ap;  „L;  Sch".  —  2.  refl..-  sich 
lieben,  in  Aufnahme  kommen  Ap;  B.  —  3.  intrans. 
nnpers. :  reich  werden  B;  es  iif'net  hl-n-em,  sein 
Vermögen  mehrt  sich,  es  geht  ihm  ,auf-  S  (Ggs.  es 
(ihet).  Alliiiälich  wieder  zu  sich  selbst,  in  bessern 
Stand  kommen  BSi. 

Für  die  Bed.  Land  urbar  niai-iien,  .Hiiriiri'chm  /um 
.ViiIiHiinzi'n  Uw;  U,  iiiuss  nicht  notwendig  auf  die  von  .üftniMi' 
zluiU-,kgegullgl-ll    weiden,   doch    vgl.    afl'cn    (offes    Laiidl. 


er-:  1.  urbar  machen  durch  Ausrottung  von  Wald 
und  Gebüsch;  auch:  Wiesen  oder  Weideland  in  Acker- 
land verwandeln  Nnw.  Land  verbessern  ZLunn. 
2.  von  Hebung  der  Kultur  und  des  Wohlstandes:  '.< 
Entlibuei-li  hat  sicli  erüf'net  L.  .Eräuftiiung-  Ggs.  von 
,Verwüstung'.  Schobing.  1695. 

üflich,  üflig,  üfli:  1,  wohlgemut,  fröhlich, 
lustig   A.\;    B;  L.  2.  .kräftig  BO.;    LE."   -    Ggs. 

fdilicli . 

üf-,  iifhiflKi:  munter  (von  Kranken)  Gr,  B.  2, 
27.  '285. 

Mit  uiihewiisster  Repetition  di^s  Adv.  und  mit  Anlehnung 
an  üßupftn  gehildet. 

wol-,  allewol-  (vnhlfliy  BSi.):  ganz  munter, 
rüstig  BO.;  „LE." 

üflichen,  üfligen:  munter,  kräftig  werden  BO.; 
-LE.";  genesen  BSi. 

ufe,  uffe,  ufi,  ufi  s.  nf-lün. 

Ufelnni:  scherzhafte  Verdrehung  des  Namens  Ape- 
hini  ScHW. 

Stützt  sich  auf  dii.^  Schw  Ansspr.  iipc  für  alie  d.  i.   ahhin. 
Ufebi  s.   Üfheh-Win.        Ufert  s.    Uf-Fart. 
ufert-hi  s.  nunfnrt-hin. 

nfetürig  ü'fHilriy  Aa,  „üfertür(ig)  LG.":  aben- 
teuerlich, ungeheuer,  unheimlich,  ungestüm,  gefähr- 
lich. ,Wcnn  au  es  Hunghür  [Gespenst]  wandle  seit 
[umgehen  sollte],  Se  tued  me  d'Auye  zue,  Und  nur 
irenn's  s'ufferlurig  yieny,  Se  vlst  me's  y'schwind  sur 
Biieh.'  Hafl.  1813.  ,Es  ist  ufertiiriy  zuey'ganye',  tu- 
multuarisch.  ebd.  1801.  „Von  Menschen:  Einer,  vor 
dem  man  sich  in  Acht  nehmen  muss  LG.";  gewalt.sam, 
unvernünftig,  blind  z.  B.  u.  dri"  schlö"  Aa. 

Entstellt  aus  itventurig,  dessen  zwei  erste  Silben  in  iin-ver- 
unigedeutet  wurden ,  weil  das  Ganze  einen  negativen  oder 
wenigstens  ungünstigen  Begriif  enthielt;  vgl.  auch  untür. 

ufha  s.  iif-hin.         Ufzig  s.   Üf-Zug. 


Äfs:  landesübliche  Ausspr.  des  ZDorfnaniens  Rafz 
vgl.  Äf^y.  

ai'ter:  1.  Adj.  nachfolgend,  nachherig;  der  andere, 
hintere.  Am  afteren  Tay;  zum  afteren  Cher,  zum 
zweiten  Mal;  der  after  Süfsunntiy,  der  zweite  Alpcu- 
festsonntag  BSa. ;  der  after  Sant  Todro.  das  nacli- 
folgende  Fest  des  h.  Theodul,  der  Nachtag  seines 
Festes;  der  after  Teil,  Hinterteil  W.  —  2.  Adv. 
(aftert):  einer  Richtung  nacli  mit  dem  Begriff  der 
Verbreitung  über  das  betrefl'eiule  Gebiet  hin,  hin  und 
wieder,  überall.  ,Vil  volks  a.  in  dem  Land  herum.- 
TscHUDi,  Gallia.  ,In  Tütschianden  und  a.  im  Rich.- 
ebd.  ,Es  ist  guot  laud  am  langen  see  a.'  ebd.  ,[Es 
ist  dem  Ptolemeo]  nit  a.  nachzuohellen  [beizustim- 
men].' ebd.  Auch  Absch.  IV  1,  a,  1363  v.  J.  1528, 
ebenfalls  aus  Gl.  —  3.  Präpos.  mit  Dat.:  „nach, 
BO.";  über  —  hin:  ,Wie  die  seel  a.  dem  ganzen  lyb 
sye  [über  den  ganzen  Leib  verbreitet].'  Zwinoli.  .[Das 
Gerücht]  erschall  alter  dem  land.'  Kessl.  .Ir  Zungen 
schweift  a.  der  weit  hin.'  1531,  Psalm  73,  9  [später: 
.hin  und  her  auf  Erden'].  ,Bald  kamen  die  mär  after 
aller  statt.'    Zielv.  —  -t  angeschweisst  wie  iu  eiusi  u.  a. 

dar-,  draftcr  \V  =:after(t).  , Darafter  in  schlüssern 
und  hüsern.-  15'29,  Eon,  Act.  ,Der  Wind  liat  dr.  im 
Land  die  nussbäuin  nider  gwortfen.-  Mkv.,  Wint.  Chr. 


1: 


Aft  -uft.     Afz— ufz. 


Äff.  eg.  is 


12t3 


,Üie  lüt  fiengeiui  dar.  an  redeu.'  Salat.  .Ini  .hiiteu 
und  dar.  [dort  herum].'  1521.  Absih.  .Jung-  und  alt 
ligend  in  der  gassen  dar.  auf  der  erden.'  1531.  Klagel. 
2,  21.  Noch  Id.  B  (Ennnental),  Spreng,  Zschokkf  1797 
und  St.  kennen  tr.  aus  der  Volksspr.,  freilich  als  fast 
verschollen.     In  \V    noch    heute    </;•.  gän,   hin  gehen. 

durch- =  (7rt)'(T /?(■;'  (vgl.  durchweg,  diir  's  Band 
ctrey).  .Buechfeiler  [Bücherverkäufer]  deren  .so  vil 
dui'after  loufend.'  (iykenrupf. 

Afterschi,  Aftertschi  n.  W  :  1.  Nachtiscli,  Des- 
sert, bei  den  Bauern  oft  in  Nüssen  und  Branntwein 
oder  geschwungenem  Rahm  bestehend.  —  2.  Zweites 
Nachtessen,  für  Werkleute. 

after(t)schinen.  z'afterschen  =  z'Af'tcrschi 
essen  W. 


-srki,  -lachi,  ciue  (uebeu  -li  uud  -/O    üblit-ho   HimiuiitiT- 
eiiUung,  entsprechend  dem  /  (hn)  iu  iihekn. 

afterei  s.  aßer-em. 

öftli  e'ftli,  zsgeü.  aus  der  gangbareren  Form  cffetli. 
öifentlich  U. 


äfzelen:    widers|irechen,    maulen,    mit  l>at.  1".  B: 
FMu. 

A'erstiinunolt  aus  Uiffztkn  (s.  häßzcit,  Inilfnt}   iu  Ful^t.-  vun 
Anlehnung  an  ä/iren  oder  Uß'cii. 

Afzg:  landesübliche  Aussjir.  für  den   '/,  Dorfiuuiien 
Kafz;  vgl.  Äfs. 

Ufzig  s.   Uf-Zitij. 


Ag,  eg,  ig,  og,  «g. 

Vgl.   aui'li   dii^   IJiiiiiiii;    Agg  usw. 


Agar  ist.    Agast  s.  Agelstere. 

Agät  m.:  Achat  Aa.   —   Mlul.   <ifliat,   abei-  auch  mjat-, 

IHJttxtltH. 

Agathe  Agete.  C'vs. ;  S,  ag^d^  Schw,  vijed  n.  BsL.. 
Agte  Gl;  Gr.  Dim.  AgetUYw]  Zh.  Ageti  W,  „Agti 
Gl;U":  Persouenn.  Sant  Agt  hed  d'Fyrtig  f erjagt  L 
(weil  nach  dem  Festtag  der  h.  A.,  5.  Febr.,  bis  nach 
Ostern  keine  Feiertage  mehr  kommen).  Am  Agathen- 
tag lässt  man  im  Isental  Mehl  und  Brot  segnen,  welche 
das  Jahr  hindurch  als  Präservativ  gegen  Krankheiten 
aufbewahrt  werden.  Wenn  es  am  A.-T.  schneit,  so 
schneit  es  noch  40  Tage  S,  gibt  es  bis  im  Frühling 
noch  70  Schneefälle  Z.  Scheint  am  A.-T.  die  Sonne, 
so  stellt  der  Bauer  die  Leiter  an  den  Kirschbaum, 
d.  h.  es  gibt  in  dem  Jahre  viele  Kirschen  S,  aber  auch 
Feuersbrünste  werden  durch  Morgenrot  am  A.-T.  vor- 
bedeutet L;  S. 

St.  A.  hat  nähere  Beziehung  zum  Feuer,  weil  sie  laut 
dur  Legende  auf  glühenden  Kohlen  (deneu  wol  die  roten 
Kirschen  entsprechen)  gewälzt  wurde.  Nach  der  hckannten 
Zweideutigkeit  alles  Aberglaubens  ist  die  Heilige  zuglei-'h 
Schutzpatroniu  vor  Kcuersgefahr.  Cys.,  uud  .als  ihre  Ver- 
ehrung noch  recht  lebendig  war,  brauchte  man  noch  keiuc 
Feuerassekuranzen  und  Braudcorps.'  Schwz.  Kirchztg.  1868. 
—    Syn.   Äge.    Agli. 

Agätsche.    Agatschi  s.  Agelstere. 
Age,   dim.  Agi  ,F;  Gl";Vw;  S;  W,   .r,ji  Uw.   ,Aijeli 
S",  Ägili  W,  Agli  GWa.,  Agschi  W:  Agathe,  s.  o. 
Kuen-Agel  s.  Kue-Nagel. 

Agelstere  ,Agolstren'.  Zwingli,  ,Agelsturen'.  Offn. 
Tribolt.,  Agelstraga  W,  dim.  Agalsti  B  Zyro, 
Agcrste  BM. ;  F;  Gr;  G  (schon  bei  Kesslkr);  Th, 
Agtrste  allg..  in  der  ä.  Lit.  fast  ausschliessl.  so,  A  ri/rste 
Aa,  Agri;ste,  Agriste  BO.;  W,  Ag^rtsche  BM.;  S, 
Ägrrtsche  B;  Gr,  Agr,;tsehe  B;  F;  W,  Agrtsche,  Ä- 
B';  S,  Agrji t seh e}ilL(ti)\\><i\\\-d{t),  Ag^^sie  M';  GWe.. 
Agrßte  Ar;  Bs;  L  -  f.;  Ärgist  Aa;  Z,  Agarist  BM.. 
Agerfijst  B;  GO.;  Äger(i)st  Aa;Gl;  L;  Schw;  Z,  auch 
in  der  ä.  Lit.  häufig,  Ärgerst  Z,  Ag ritsch,  Agrist. 
Ägrist  BU.;  Man.,  Agnst  GRh.,  Ägest  Ar  -  -  vor- 
wiegend, in  der  ä.  Lit.  durchweg,  f.,  seltener  m.  —  PI. 
sw.:  Elster.    Den  Agerste"  chötle".  sich  erbrechen  B. 


(Die  Elstern,  ähnlich  den  Kaben,  suchen  eben  n.ich 
aller  möglichen  Nahrung.)  ,Hä  [ich  habe]  na''  so  rMlni 
SehrittU  müesse  ne",  und  eissig  e  chU  güinple  wie-n-en 
Ä.'  (das  Bauernmädchen  in  der  Stadt).  D'Ä.  löt  ire 
Hupfe  nid  [lässt  ihr  Hüpfen  nicht].  Sclr.  Di  jung 
Ä.  lert  's  Gumpe  m"  der  alte.  ebd.  Daher  übertr. 
Ägeste  =  leichtfertiges  Mädchen  L,  und  mit 
Fallenlassen  der  ethischen  Beziehung,  kleine,  unan- 
sehnliche Person  Ap.  Dar"''  ire  G'schwäti'  rerröt 
d'Ä.  ire  Nest.  Sitlg.  Ägersta,  ein  zanksüchtiges 
Weib  Gr.  Sonst  aber  ist  keine  Eigenschaft  der  Elster 
dem  Volke  von  Alters  her  mehr  aufgefallen  als  ihre 
doppelte  Farbe,  's  ist  Icei  Ä.,  si  liäd  [die  nicht... hätte] 
iippis  Scheggigs  in  irer  Art.  Sulg.,  wahrsoh.  von  einem 
unzuverlässigen  Menschen,  wie  schon  im  Eingang  von 
Wolframs  Parz.  .Wiss  und  schwarz  iu  ägristen  wis.- 
Max.  Daher  wurden  scherzhaft  Beamte,  welche  die 
2  Wappenfarben  ihrer  Obrigkeit  an  ihrer  Bekleidung 
trugen,  mit  diesem  Namen  belegt,  so  in  Bs  nach 
Spreng  die  Stadtknechte,  nach  Seil.  ,wiss  und  schwarzi 
.L'  die  Landvögte  mit  ihren  Weiböln;  selbst  mit  Bez. 
auf  den  weiss  und  blau  geteilten  Mantel  des  Amts- 
weibels  von  Z  sagte  etwa  der  einen  gerichtlichen 
Augenschein  Verlangende  :  d'Ä.  muess  'mir  uf  de  Platz! 
Die  Doppelfarbigkeit  des  Vogels  in  Verbindung  mit 
seinem  geräuschvollen  und  beweglichen  Wesen  und 
seinem  heisern  Geschrei  wird  der  Grund  sein,  warum 
die  Elster  im  Volksglauben  vielfach  eine  unheimliche 
und  ungünstige  Bed.  hat.  Ihr  Erscheinen  bed.  Ver- 
änderung und  zwar  meistens  zum  Unheil;  heilsam  ist 
es  nur,  wenn  es  im  Sommer  die  günstige  Zeit  zum 
Aderlassen  anzeigt,  Gotth.  AJ.  2,  88,  und  unverfäng- 
lich, wenn  es  (iäste  ankündigt;  s.  Ochs  VI,  5-10; 
RoTENii.  0,  41.  Ein  übles  Vorzeichen  aber  ist  es,  wenn 
Elstern  sich  mit  Geschrei  einem  Menschen  nähern  und 
über  demselben  liin  und  her  fliegen,  wenn  man  des 
Morgens  beim  Oll'nen  des  Fensters  oder  bei  einer 
Unternehmung  eine  Elster  erblickt  und  .ratschen'  hört, 
auch  wenn  man  von  Elstern  träumt.  Elstcrgeschrei 
auf  oder  vor  einem  Hause  prophezeit  Streit  in  dem- 
selben; d'Ägesta  rälschid,  es  geti  |gibt|  en  Chih  Ap. 
D'Ägerste  ehitzered  wider  emnl  recht:  hiit  git's  tüchtig 
Händel  Z.    .Wie  wenn  eine  .Vgertsche  sie  trüge,  fliegt 


127 


As,  cg.  ig.  ug.  u{j 


128 


die  boshafte  Mähre  vuu  Haus  zu  Haus.'  BKal.  1840. 
St  säge,  (VAgerste  sin  Hexe.  BVolksl.  Argerste,  A. 
irtss  nnil  schmarz,  icenn  d'  e  Hex  bist,  so  fltlg  uf  dl 
Platz  (oder:  wenn  d'  lei  Hex  bist,  so  flAg  ab  Platz) 
THKdrspr.  Man  soll  daher  auf  Elstern  nicht  schiessen, 
sonst  zerspringt  die  Flinte,  oder  der  Schuss  geht  auf 
den  Schützen  zurück.  Als  Jemand  einer  E.  ein  Bein 
abgeschossen  hatte,  fand  er  zu  Hause  seine  Frau  ver- 
stümmelt Z. 

Mild,  (ttjelnlcr  ftifj(c)}antfi\  agrciit),  illul.  aif(a)lanttr,  ttijazc. 
Vgl.  Haij-hifttrr,  Hätzp,  Hätzlc,  Atzlf.  Die  heliebte  Abi.  vou 
ü  und  (julan  erhält  durch  die  aleni.  Formen,  d.a  iu  diesen 
die  erste  Silbe  durchaus  kurzen  Vocal  hat,  jedenfalls  keine 
Unterstützung.  —  Unsere  zweisilliigen  Formen  und  das  niänul. 
Genus  haben  sieh  erst  hinterher  aus  den  dreisilbigen  Formen 
entwickelt.  —  Der  Aberglaube  mag  z.  T.  durch  die  Klang- 
fthnlichkeit  einzelner  Nblf.  des  W.  mit  ,Hexe'  unter.stützt 
worden  sein. 

Hag-  Tu,  Dorn-  Aa;  <iRh.;  S;  Z:  1.  Würger. 
Lanius  L.,  bes.  der  graue  W.,  Lanius  excubitor.  — 
2.  „Hagägerstc:  Motacilla  modularis  L."  d.  i.  Accentor 
niüdularis,  H  e  c  k  e  n  b  r  a  u  n  e  1 1  e. 

1  so  genannt,  t.  weil  er  durch  Zweifarbigkeit  und  den 
Flug  der  Elster  gleicht,  t.  weil  er  in  Doruhecken  nistet  und 
seine  Beute  an  Dorne  spiesst.     Syn.   BaijKjmtz. 

Eätsch-,  -är/.«(:  Maultasche.  Schwätzerin  Ai-. 

Agent  rf!  B;  Vw;  Z,  ni.:  1.  während  der  Helvetik 
.1798—1803  der  dem  Distriktsunterstatthalter  unter- 
geordnete Vollziehungsbeamte  der  Gemeinde,  der  jetzige 
Gcmeindeammuiin;  s.  Helv.  Yf.  103.  1()4.  Das  W.  jetzt 
nur  noch  als  Beiname  fortlebend.  --  2.  Kechts- 
anwalt  BGesetz  1821.  ~  8.  lübergetr.)  geschäf- 
tiger Mann,  der  für  Andere  handelt  oder  handeln 
inochte  U\v.    —   Aus  dem   frz.  (i./tiK. 

agenten:  1.  für  andere  Leute  Geldgeschäfte  be- 
sorgen, den  Unterhändler  machen ;  agcinte  und  handele  S. 
—  2.  geschäftig  sein  für  Andere,  unbefugt  anordnen 
und  befehlen  Uw. 

Agent  sehe  s.  Agehtere.        Ager(i)st  s.  ebd 

Agermönli  HagermOndli  Z,  Argemoni  ZW. 
-miuidfeJU  Sch;  Z,  Argumündel  S,  Argeiröndli  Aa. 
Aganiönli  Bs,  Agemündli  Sch;  Z,  ii.:  Agrimonia 
eupatoria  L.,  Oder-,  Ackerniennig.  Das  Kraut  dieser 
Pflanze  im  Frühjahr  gesucht  zu  Bädern  für  Kinder, 
welche  unterwichsen  sind  und  lange  nicht  gehen 
können. 

Aus  dem  lat.  W.  verderbt  und  umgedeutet.  , Aijermenii/'' 
Hdschr.   XV.     S.  auch   Ader-,   Achermannli,   (Henmnniii. 

Agerst(e),  Agertsche,  Agest(e),  Agetsche. 
A-  s.  Agehtere. 

agiere«  1.  intr. :  viele  Geberden  machen,  geschäftig 
sein  V\v;  Z.  -  2.  tr.:  Jmdn  verspotten,  indem  man 
sein  Tun  luicluihmt  Sch. 

Agllje  ii;A'(;-  wildi  A.  f.:  gemeine  Aglei.  Aquilegia 
vulg.  Tj.  Z. 

Mhd.  lujilriv.  alul.  wiuhki;  aus  dem  Lat.:  vgl.  it.  aijuthia. 
iiliiiliiui,    frz.  (tiirntlr.    Uuser  lii]dith.  vom  altd.  abgewichen. 

Agli  n.:  weibl.  Taufn.,  Diminutivform  zu  Ar/athe 
GW.;  Z  XVI. 

Agne  BE.,  ().;  Gk;  ,LK.";  GWe.;  W.  Agle  Aa; 
Ai";  Bs:  BU.;  G;  Vw;  Z»;  Z.  <i-und  o^  ZW.,  «,/./;  ZPehr., 
Hagle  LG.:  7a:.  Angle  Ai'K. ;  L  f.:  kleines  .stache- 
liches  Bruclistiick,   Ahne,   Splitter.     ,Die  ding,   die  ir 


gross  achtend,  werdend  glych  aglen  s3'n.-  Zwingli 
,Was  siehst  du  aber  die  aglen  in  deines  Brueders  aug.' 
Matth.  7.3.  1.560;  ,den  spreyssen.'  1530.  1667.  ,Hast  im 
aber  ein  aglen  im  aug  gsehen.'  1523,  Gyrr.  ;  und  so  noch 
später  sprichw.  =  splitterrichten.  ,Der  schwalm  macht 
sein  näst  auss  aglen  mit  kaat  vermengt.'  1557,  Vo(;klb. 
1.  Stengelsplitter  von  Hanf  und  Flachs,  die  hol- 
zigen Teile,  welche  durch  das  Brechen  und  Schwingen, 
auch  beim  Spinnen,  von  den  Bastfasern  gesondert 
werden  Aa;  Ap;  B;  G;  Schw;  Th;  W;  Zg;  Z.  ,Die  Fraue 
und  die  j\[eilli  Ziehud  mit  de  Eälschcn  üs  Und  scheidet 
Werch  und  Agle  Wie  b'.iesse  [überaus  eifrig]  hind'rem 
Hits.'  KiiMhy.  An  der  Arbeitsstätte  vorübergehende 
Mannspersonen  werden  ,in  die  A.  (auch  i  d'Aglete  ZB  ) 
genommen',  d.  h.  angehalten  und  ihnen  ein  Bündel 
Hanf  um  den  Hals  geschlungen,  bis  sie  sich  durch  ein 
.standesgemässes  Trinkgeld  loskaufen  Z;  \g\.  anbinden 
in  Gr.  WB.  Früher  pflegte  man  aber  auch  seine  Be- 
kannten unter  der  Gesellschaft  zu  beschenken  (ihnen 
i"  d'A.  schicl'e).  wie  sonst  Hochzeitsgäste  fi  d'Urte 
schiclce)  und  Badegäste.  Die  A.  werden  nachher  zur  Lu.st 
der  Jugend,  zugleich  zum  Dankopfer  und  Pfand  des 
Segens  für  die  nächste  Ernte  ZB.  verbrannt;  s.  Agle- 
f'üi:  .Die  versamlung  der  gottlosen  ist  gleych  als  vil 
als  aglen;  jr  end  ist  ein  feürflaramen.'  1531/1667,  Sir. 
.Aglen'.  1707.  Doch  dient  der  Abfall  auch  als  Streue 
oder  zur  Vermischung  in  den  Lehm  des  Töpfers.  Syn. 
Tingel.  -  2.  Grannensplitter,  die  beim  Dreschen 
abfallenden  Stacheln  vom  Barte  des  Getreides,  Spreu. 
Spelze  Aa;  Bs;  B;  Gr;  G;  W.  ,Die  aglen,  agen. 
sprow:  cortex  cannabis;  palea.'  Bed.  1662.  Nach  der 
Offn.  FäU.  soll  der  Zinshafer  so  gut  gereinigt  sein, 
dass  auf  ein  zottiges  Tuch  geschüttet,  ,als  meng  agen 
daruif  blib,  als  meng  3  sch.  sol  [der  Pflichtige]  bessren.' 
—  S.Nadeln  von  Tannenholz  Aa;  L.  CVirJ.s- oder 
Tann-A.  und  För-  oder  foi-igi  A.  zum  Unterschied  von 
den  Bätsch-A.,  d.  i.  A.  1.  —  4.  Samenhülsen  der 
Kreuzblütler  AAFri.  \g\.  Egli  1.  —  5.  Fischgräte 
BO.  —  6.  streitsüchtige  Weibsperson  Aa. 

Mhd.  ayctic;  got.  aJiami.  L  und  n  wechseln  besonders 
leicht  in  den  Bildungssilben,  .iijle  will  wol  als  ausdrückliche 
Pluralform  verstanden  sein. 

agnen:  die  Grannen  des  Korns  nach  dem  Dreschen 
noch  besonders  abschlagen,  und  zwar  ,einstreichs', 
d.  h.  so,  dass  mit  dem  Flegel  nur  einzelne  Schläge, 
nicht  mehrere  taktinässig  zusammengehörige,  geführt 
werden  Ga;  L. 

Aglete  äiilrtr  f.:  Collectivn.  zu  Afjloi  1.  ZB.  Syn. 
Rät.'icliete. 

Agnes  ai/OTcs  ScuSchL,  Anesli  ScnwE.  f'  ,-^niess 

BGr.":    weibl.  Taufn.     Wenn    es   bis   in   den   Januar 

keinen  Schnee  gibt,  sagen  die  alten  Bauern :  's  Agnesli 

[21.  Januar]  wird  irol  na  [noch]  's  Ji'tppli  crschiUtc  Z. 

-  Vgl.  Nese,  Xtischc? 

Agniisdei  Angnsde-i  F.  Amedeli  F;  S;  Vw  ;  Zo. 
Ainiteli  ScHwE.,  Nämedeli  AABb.  n.:  eiue  Art 
Schaumünze  mit  dem  Gepräge  des  Gotteslamnies  mit 
der  Siegestahne,  meist  aus  Wachs  (in  SchwE.  auch  ein 
Kräuterkisschen)  als  Anmlet  auf  der  Brust  getragen. 
,Mit  dem  Pater  um  ein  paar  Totzet  gläsene  Agnus 
Dei  wetten.'  Ci.SenoB.  1695. 

bat.  W.  —  Zu  dem  libergaug  \nn  n  iu  >"  mag  das  W. 
Amulet  mitgewirkt  haben. 


129 


130 


Agoiie,  Agöne,  Agüno  f.:  der  Fisch  Ukelei  im 
erwachsenen  Zustande,  Cyprinus  alburnus  BonuNs. 
,Zuo  Custantz  nennt  mau  die  jungen  Laugelen  Zicn- 
tische,  so  sy  elter  worden,  Agönen,  Agünen,  Lagenen.' 
FiscHB.  15Ö3.  jWälsche  Agunen,  Agonus.'  ebd.  — 
Syn.  Laiigeli;  Witif/er;  Ischey;  BläuUna;  Lafiiiiie: 
Wissfhch;  Laube;  vgl.  Zienfisch;  Grässliwj;  Sei. 

„Agres  n.  F"  St."",  Agrest:  „Saft  aus  sauren 
Äpfeln  F."  , Agrest:  unzeitig  träubelsaft.'  Vohklb. 
1557;  .omjjhacium,  unreifer  wein;  .Sausen  die  man  aus 
unreifen  trauben  macht.'  Fris.  ;  Mai,,  und  so  noch 
Schulze. 

•  Mild.  a;jfaz  ni.,  nil.at.  ni/restn,  it.  aynHto,  SI»nn.  aji-ttz,  afz. 
nigrrt,   prov.   aijnit  aus  lat.   ncer,   scharf,  saiior. 

Agreste,  Agrist,  Agretsche,  Agritsch.  .Ä- 
s.  Agehtere  Sp.  125. 

Agriniingen  =  Agermönli  Sp.  127.  .k..  schw.ilbcn- 
wurz  und  grosse  klätten.'  1563.  Tierii. 

.iigele  1  f.:  Berschfisch,  Salm  kk.    Vgl.  EgU  II. 

Agele,   Agle  11  f.;    Schwätzerin  Aa.     Vgl.  ägeJen. 

ägeleii,  hägelen.  .;-:  sticheln,  zänkeln,  kleinlich 
tadeln.     (H)Ägeler:  der  dies  tuet  Z. 

Piuiin.  .\bl.  von  Ätjle,  Aijlc  (Stachel),  vrwdt  mit  Aijrl, 
Ä'jlr,  Egel,  Igel.     Die  Nbf.  an  Hnr/d  angelehnt. 

Ägfl'te  .\a  rf</tr(f;  Bs;  B;  F;  ÜL;  Gr;  L;  Srn;  S; 
ü;  Z,  Agerti  GuPr.;  Argete  Aa  Bb.  (auch  Där- 
gete);  ScH;  Tn;  Z  n.,  Ägete  Gr  eg'ihi;  Uw;  Z  selten. 
Egerde  ä.  Spr.  bis  Anf.  XVI.,  Eegerte  Th  (Pupi- 
kofer)  f.:  1.  Stück  Land,  welches,  nachdem  es  aus- 
gereutet  und  meistens  eine  Zeit  lang  als  Acker  bebaut 
war,  etwa  wegen  allzu  stcinichten  Grundes,  unfrucht- 
barer oder  entfernter  Lage  in  Wiese,  Weide  oder 
sogar  wieder  in  Wald  verwandelt  worden ;  nd.  Driesch, 
Lehde.  Aa;  B;  Gr;  S.  ,Solum  cessans  (desertus  agcr), 
ein  erdtrich,  das  man  nit  meer  bauwt  (ackeret).'  Fris. 
,Ager  sterilis.  incultus.'  Id.  B.  ,Die  Ä.-Ebni  auf  der 
Rüti.'  Olfn.  Freienw.  Agerdeii  nmht  tuen,  solches  Land 
wieder  zu  Ackerland  umbrechen  B  Sa.  Von  der  nahe 
verwandten  Brache  scheint  sich  k.  dadurch  zu  unter- 
scheiden, dass  gemäss  der  alten  Dreifehlerwirtschaft 
(s.  JMey.  Zeigen  25.  35)  ein  gewesener  Acker  nur  für 
ein  Jahr  brach  gelassen,  Ä.  hingegen  Land  hiess.  wel- 
ches, nachdem  es  als  Acker  gedient  hatte,  längere  Zeit 
(doch  höchstens  9  Jahre  JMev.,  (3  oder  9  J.  JSchim.th.. 
Exempeltaf.  Anzeige  1807,  4  nach  AFFSPKr.Ni;  1781, 
184  für  immer  oder  10 — 12  J.  lang)  nur  als  Wiese 
oder  Weide  benutzt  wurde,  also  ein  brach  bleibendes 
Feld.  Daher  in  der  ä.  Spr.  nicht  selten  syn.  .brach 
liegen'  neben  der  ausdrücklichen  Unterscheidung 
,brach,  csch  [Saatfeld]  und  egerten.'  Arg.  4,  279. 
JMky.  9.  Von  Allmende  unterscheidet  sich  Ä.  da- 
durch, dass  die  erstere  immer  nur  Weideland  und  dass 
sie  Gemeindebesitz  war,  aus  beiden  Gründen  auch  von 
grösserem  Umfang  als  A.,  für  welche  die  dim.  Wort- 
form beliebt  ist.  ,Was  egerden  in  den  eschen  gelegen 
sind  und  einer  verbüt  daruf  ze  farcn.'  Offn.  OWinterth. 
,Wenn  Schmid-egerten  brach  ist,  so  mugent  die  von 
Utzwil  ir  vecli  [Vieh]  dar  trilien.-  Olfn.  (lUtzw.  .\lso  war 
dieA. Privateigentum  und  konnteallerdings  auch  wieder 
Acker  werden.  —  Unfruchtbares  Stück  Land  überh.. 
dem  Unkraut  und  Dorncngestrüiip  überlassener  Platz 
Aa;  Bs;  Sch;  Tu.  Magere  Wiese  Gu  ObS.  .Glabrctuni. 
bloss,  dürr  oder  unfruchtbar  ort.'  Fius. ;  Mai,.  ,Ein 
Schw.  Idiutikou  I,  2. 


heiss,  griessig  erdreich  (phalacra;).'  Denzl.  1677  u.1716. 
Nach  Eed.  =  Gaiit  (steiniges  Feld),  aber  auch  =  Trift, 
Weid;  calvitium  agri,  .sterile  solum;  paseuum.  ,W^enn 
das  geinüet  on  fugenden  ist,  so  ist  es  eben  als  ein 
egerd  und  dürr,  elend,  unfruchtbar  erdrich,  das  da 
ganz  kein  frucht  bringet.'  Geil.,  Seel.  ,Der  ein  frucht- 
bar erdtrich  zuo  einer  ä.  macht.'  1531/CO  Ps.  107. 
,I)as  auch  die  ä.  iren  kinden  speis  und  narung  gibt' 
1531/48,  Job;  dafür  .einöde'.  1667.  ,Umb  disen  See 
ist  alles  ein  verbrunne  einöde  und  ägerten,  wachsst 
da  weder  laub  noch  grass.'  Eckl.  1575.  (,Ärgernuss' ! 
Ausg.  V.  1736.)  ,Isa.  am  42.  wirt  wys.sgesagt,  die 
wüestin  oder  thür  ä.  werde  zuo  einem  fruchtbaren 
väld  werden.'  LLav.  1584.  ,Die  dürre  ä.  verwandlest 
in  feissto  Auwen.'  Z  Liturg.  1644_.  ,Hier  grasichto 
Wasen,  dort  dürre  Griessböden,  A.,  dürre  Heiden.' 
Si'LEiss  1667.  .Eine  unfruchtbare  Ägert,  auf  deren 
nichts  als  Dorne  und  Disteln  wachsen.'  JJUlr.  1727. 
GoTTH.  erwähnt  einen  Ort  genannt  die  dürre  A.  Spe- 
zielle Angaben  wie  .Wiese  auf  der  Sonnenseite'  GrD., 
.steile  Wiese'  ebd.,  , ebene  magere  Weide'  B  lt.  St.*", 
.entwaldete  Stelle  im  Gebirg'  S,  ,Ried'  F  haben  nur 
lokale,  zufällige  Bed.  Auch  ist  selbstverständlich, 
dass  mit  der  veränderten  Landwirtschaft  immer  mehr 
das  W.  zum  blossen  Eigenn.  verblasst.  —  2.  ein  nicht 
nach  der  Zeigkultur,  sondern  mit  einer  abweichenden 
Getreide-  oder  Fruchtart  bestellter  Acker  lt.  B  Ztschr. 
f.  vaterh  Recht  1843,  194. 

Nü-Ägerte:  Wiesboden  im  ersten  bis  zweiten 
Jahr,  nachdem  die  Pflügung  aufgehört  hat  GrV. 

Mhd.  cyrrdc,  egerte,  ijerti;  e<jde.  Zu  den  bisherigen  Er- 
klärungsversiichou  ergeben  unsere  Formen  nur  einiges  Ne- 
gative. Uuser  oc,  welches  nur  entw.  auf  altgerm.  e  beruht, 
oder  Um-  oder  Beilaut  zu  d  ist,  schneidet  den  Gedanken 
an  E,  Gesetz,  f,  vormals,  durchaus  ab.  .\[ich  kann  nicht 
iils  zweiter  Teil  Garten  iu  unserem  W.  cuthalten  sein,  weil 
dieses  ja  durchaus  fem.  uud  die  Annahme  eines  aus  dem  PI. 
erst  gebildeten  wcibl.  Sing,  aus  sachlichen  Gründen  hier 
nicht  statthaft  ist.  ,Eh-,  Ein-Garten'  sind  späte  Umdeutungen, 
und  das  a  in  den  GrFovmen  hat  hier  nur  den  Wert  von  f. 
Sachlich  würde  die  Grimm'sche  Erklärung  aus  a-i/i-trida, 
nicht  [mehr]  geptliigtcs  Land,  ganz  das  Richtige  treffen, 
ebenso  die  aus  a-fjurtia,  ätjerte,  uugehegtes  Land,  und  dass 
in  einigen  alten  WW.  ä  mit  d  zu  wechseln  scheint,  haben 
wir  bei  d  II  Sp.  2  gesehen;  nur  wäre  sync.  Ptc.  mit 
weichem  3  etwas  bedenklich.  —  Die  Form  auf  -de  noch  in 
der  Bibel  von  1Ö4S,  in  späteren  Ausgg.,  sowie  bei  Fris., 
Mal.,  Red,,  Deuzl.  usw.  immer  -ir.  Zu  der  Belumdlung, 
welche  das  r  erfahren  (Eymlen.  Offn.  Kcmpfenh.),  vgl.  Ayfsl. 
Ärijcst  und  Agri-jit  f.  Aijcrst  (0.  Sp.  1'25).  In  Äri/ent  (Offn. 
Freienw.)  scheint  11  eingeschoben  zum  Ersatz  des  nach  vorn 
gerückten  r,  in  /'.  dasrf  des  Art.,  in  II.  das  r  vom  Dat. 
des  Art.  angescbweisst.  Eine  lautliche  ümfurmuug  unseres 
W.  dürfte  auch  der  Fluru.  .-Ujklijn  ZMeil.  sein.  —  Die  schein- 
bar widersprechende  Angabe  aus  S  .angebautes  Feld'  erklärt 
sich  aus  der  wechselnden  Benutzung  des  selben  Grundstückes. 
Wie  sehr  Orte  mit  der  Zeit  sich  ändern  kiiinien,  gebt  daraus 
hervor,  dass  .1.,  welches  oft  fast  =  Einöde  erscheint,  heute 
ein  T(-'il  der  St^idt  Frauenf.  lieisst.  Den  Weelisel  zw.  Acker 
uiul  Wies(!  bestätigt  .\p  Arher,  welches  auch  Wieso  bedeutet. 
—  Die  lokalen  Verschiedenboitea  des  Begriffs  noch  weiter 
individualisiert  in  zahlreichiui  Zss.,  welche  nur  noch  Fluruu. 
sind,  z.  B.  llriUch-  (mit  Hr.  bewachsen),  Chlb-  (Gerichts- 
iiiler  lieidniscbe  (irabstätte),  Galfjm-.  TiißU-,  Mai-.  Manche 
nachweisbare  ehenuxlige  .1.  ist  wieder  Wald  geworden,  so  die 
auf  dem    ,Born'   bei   Ölten. 

.\gerter:  der  auf  einer  Agerlcn  Ansässige  F.  Sonst 
nur  noch  Geschlechtsn.  BSi.:  W.  wie  Von  Kiicrien  B 


lol 


Ag,  äg,  aiig,  eg,  ig,  og,  ug 


132 


Agilli:  m.  'raiirii.,  Ägidius.  Sein  Tag  (1.  Sept.)  be- 
stimmt ilie  Witterung.  Wie  de  Hirse  an  E(jidi  i" 
d'Brüat  [BninstJ  tritt,  so  tritt  er  mr''  4  Wuche  wider 
drüs.  SuLG.  —  Syii.  Gidi.  GiUj.  Gilli.  Gel.  Iltseli. 

Ägle  I,  rf-  BSi.,  e'-  Tu,  Äfile,  Spreng  f.:  Blutegel. 
.Die  Agel  oder  Aglen :  sangui-suga,  hirudii.'  Fris.; 
Mal.  .Ein  ägle,  bluotsuger.'  Fiscub.  1563.  ,Die  iiglen 
(ägel)  hat  zwo  töclitern:  Traghiir,  Bringliär.'  1560/1707. 
Piiov.  oll.  15.  ,l.)ie  Eglen,  die  sich  voll  Blut  gsotl'en.' 
1(558,  Heut. 

Mhd.  ei/rlc  f.,  jihd.  i^rfdta.  Vgl. '.iy^c  //.  Auf  eine  Form 
mit  II-  deuten  die  Namen  Xnift'J-,   Xäijd-  {um|?edeutet  Näijrli-) 

ll(.-l>ell     E.jrtHf. 

Bluet-:  gleiehbed.  Ubertr.  auf  den  Habgierigen: 
.Zachaus  war  ein  Oberster  der  Zölnern  und  Blutegeln.. 
1091,  AKlingl. 

Ro.ss-:  hsmopis  vora.\.  vom  vorhergehenden  durch 
seine  stumpferen  und  weniger  zahlreichen  Ziilmchen 
unterschieden  Tu.  .Die  grossen  bluotsuger  werdend 
bey  uns  Rossäglen  genannt,  welcher  nun  [deren  neun] 
auch  ein  pfäi-dt  zuo  todt  sugen  sollend.'  Fiscub.  löfiS. 

Wasser-:  aulasostomum  voras,  der  gemeine,  in 
seichtem,  stehendem  Gewässer  lebende  F.  Tu.  ,Nim 
vvasseräglen  Rnd  setz  sy  au.'  Vogelb.  1557. 

äglen  Je-:   Blutegel  suchen  in  Teichen  ZW. 

Äglc  II;  Agle  A.4;  Scinv,  f.:  1.  Egelschnecke. 
Fasciola  hepatica,  eine  Art  Eingeweidewürmer  bei  den 
Pflanzenfressern  und  dem  Schweine.  ,War  ein  nasser 
Sommer,  dass  den  folgenden  Winter  die  Küh  [usw.] 
in  der  Leberen  voller  äiglen  wurden.'  1734.  Z  ObUlatt. 

—  2.  die  durch  diese  verursachte  Krankheit,  die 
Fäule  der  Schafe,  Kinder,  Pferde  Aa;  B;  Sch;  Schw; 
W;  Z.  Syn.  Äeßefnl.  —  3.  Steine  im  tiallengang  Z. 

—  A.  Adle:  Drüse  im  Fleisch  GRAr.  JLjli  (Dimin.): 
Geschwür  auf  der  Lunge  STh.,  Ägle,  solche  auf  der 
Leber  der  Schafe  Z. 

2  urspr.  als  PI.  zu  1  gemeint.  :i  und  4  ilic  gitmnnte 
Krankheit  begleiteudc  Erscheinungen. 

Gras-:   Geraswurzel,   Arnica  scorpioides  L.  B;  L. 

Nach  deutschen  Botanikern  violni.  =  Aronicuui.  Fraglich 
ist  auch,  oh  niclit  Äijte  I  oder  Atjtc  (Sp.  127/8)  der  Vcr- 
gleichung  der  Wurzeln  oder  der  BMtter  zu  Grunde  liege. 

„Stein-:  die  Larve  einer  grossen  Mücke,  die  sich 
unter  Steinen  im  Wasser  vortindet  LE."    St.''  777. 

ägleu  s.  un-,  hurn-iglen;  kue-näijhn. 

Agier  A-  m.:  Baum,  welcher  eine  frühreife,  süsse, 
saftige  Birnsorte  (Äglerin)  trägt  ZO.    Vgl.  d.  folg. 

Ägli.sclier,  Aglester:  frühreife,  süsse  Birnsorte 
von  rundlicher  Form  Z. 

Aug  ö(/GW.;  M-(/BSi.  —  PI.  scherzhalt  üffr/cr,  sonst 
Auge.  —  I)  i m.  Augli;  Augi  F ;  u'gi  BSi. ;  Augschi,  Ögsclii 
Gr;  Kdspr.  Naugeli  Ap,  sonst  Äiigeli  —  n. :  1.  das 
Sehorgan;  s.  die  RAA.  usw.  am  Schlüsse.  —  2.  her- 
vorbrechende Knospe  an  Pflanzen,  allg.  .Progennnare: 
.\ugen  trucken  oder  äugen  gwünnen.  als  an  weynräben.' 
Fiiis. ;  Mal.  E  Läuhli  deckt  en  Augli:  Mahnung  für 
den  Weingärtner,  beim  Ausbrechen  des  P.eblaubes  be- 
dächtig zu  sein  Sch.  .Hierumb  [beim  Rebenhacken] 
das  alte  und  träffe  Sprichw'ort,  wann  das  Aug  offen 
den  Rebmann  anschawe,  es  leichtlich  darab  erblinde.' 
RiiAG.  1039;  noch  jetzt  gesprochen  in  der  Meinung, 
dass  wenn  der  Winzer  zu  spät  ans  Hacken  und  Um- 
graben  gehe,    die    Fruchtknospen    leicht   abgestossen 


werden,  oder  dass,  wenn  umgekehrt  diese  vorzeitig 
erscheinen,  sie  leicht  wieder  erfrieren.  .Nachdem  die 
Bäume  Augen  druckten,  Bollen  gewunnen.'  Moos  1775. 
Daher  das  Rätsel  von  der  Schule  [Baumschule],  deren 
Schüler  Augen  haben  und  nicht  sehen  Gr.  Vgl.  äuglen. 
Die  vertieften  Keimstellen  der  Kartoileln,  die  man 
ausschneidet  und  setzt,  allg..  Aiigi  (Dim.)  F.  .Blinde 
A.',  die  keinen  lebendigen  Keim  enthalten.  Augli,  die 
schwarz  punktierte  Keimstelle  an  der  Bohne  Sch. 
Junger  Spross  einer  Pflanze,  wenn  er  eben  anfängt 
sichtbar  zu  werden  BU.  Der  Butzen  am  Kernobst 
AaF.  —  3.  von  Geschwüren.  .Ein  Öuglin  (kolben) 
gwünnen  oder  werftun,  wie  die  geschwär  thuond,  caput 
facere  dicitur  apostema.'  Fuis. ;  Mal.  ,Das  geschwär 
überkommt  ein  aug.'  Denzl.  1077.  1710.  —  4.  Ast- 
abschnitt in  einem  Brett  F.  ,Holz,  das  kein  öugle 
hat,  kein  flader  noch  maser.'  Fris.  —  5.  Loch,  Blase, 
dergleichen  der  fette  Käse  besitzt  B;  Vw;  Z.  Ebenso 
vom  Brot  Gr.  —  6.  Fetttropfen,  dergleichen  die 
Güte  einer  Brühe  kennzeichnen,  allg.  Eine  Suppe,  auf 
welcher  wenig  oder  kein  Fett  schwimmt,  heisst  ,blind' 
Vw;  sie  findet  den  Weg  ins  Maul  nur,  weil  mau  ihn 
ihr  mit  dem  Löffel  zeigt  L.  .Eine  stolze  Suppe:  sie 
schaut  Einen  mit  keinem  Auge  an!'  , Einer  fürte  die 
Suppen,  wyl  sie  keine  äugen  hab  und  nichts  säche. 
an  einer  schnür  in  die  stuben.'  Schimpfr.  1651.  — 
7.  Die  runden  farbigen  Stellen  auf  den  Flügeln 
der  Schmetterlinge  L;  Uw.  .Gemnui'  .stellantes.  die 
äugen  oder  spiegel  am  pfauwenschwantz.'  Fris.  — 
S.  Ögschi  (Dim.),  das  von  einem  Brot  zuerst  abge- 
schnittene Stück  oder  der  Rest  des  Laibes  GrD.  — 
9.  ein  kleiner  Teil,  ein  kleines  Mass  voll  von  einer 
Substanz,  etwa  so  gross  wie  ein  Auge  als  Körper, 
doch  s.  auch  u.  RAA.  p;  daher:  Äugli,  Viertelgläschen 
(Schnaps)  Ztl.  Kein  oder  kes,  iiit  es  A.  roll,  nicht 
das  Geringste,  allg.  Ekes  Öugeli  roll  Aa.  Kei  oder 
kes  Augs  gross,  sehr  wenig  Aa;  BsL.  So  vil  als  ich 
i  mim  A.  hä",  wenig  W.  Selten  positiv:  En  A.,  es 
Augeli  roll  Z,  es  Ügi  rolls  BSi.  Wie  ganz  die  eigtl. 
Bed.  des  W.  erloschen  ist.  zeigen  Anwendungen  wie: 
.Kein  A.  voll  Wein.'  Gotth.  1  ha  die  Nacht  ekeis 
Augli  roll  g'schlafe  (sachlich  =  kein  A.  geschlossen) ; 
.kein  A.  voll  sagen'  GA.;  sis  Hüs  ist  kes  A.  roll  besser 
ids  mis  Z;  keis  A.  roll  folgen,  durchaus  nicht  ge- 
horchen Scnw;  er  hed  bloss  es  A.  voll  g'esse.  Aber 
ironisch:  es  hed  es  A.  roll  g'reynet:  nicht  wenig, 
ziemlich  viel;  es  hed  es  A.  roll  Wasser  g'ge,  eine  arge 
Überschwemmung;  es  A.  roll  chdiig,  sehr  zornig.  Daran 
schliessen  sich  RAA.  wie:  i  will's  [mache  mich  an- 
heischig] in  A-e  träge,  iras  i'''  g'ha  ha'.  Sutermstr. 
Er  schämt  si  nw  i  den  Auge,  es  gät  nit  vil  dri"  Tu. 
Dagegen:  er  het  nit,  iras-em  im-ene  A.  inne  we  tat, 
kein  Stäubchen,  nicht  das  Geringste  S;  er  isst  nid. 
was  uf-encs  A.  drückt  oder:  was  int  A.  we  tuet  FMu. 
,Nur  ein  Brösmeli,  dass  es  einer  Laus  kaum  im  A.  weh 
thäte.'  Gotth.  —  10.  gewinnender  Punkt  beim  Würfel- 
und  dann  auch  beim  Kartenspiel.  ,So  un^l  so  viele 
Augen  machen'  Z.  —  11.  ,Ouglin'.  Geschlechtsn.  Cvs. 
—  RAA.  a)  ,Ab  A-n  thun  =  abscharten.  entfernen.' 
Hosi'iN.  1683.  .Ab  A-n  -  ab  Herz'  =  aus  den  Augen, 
aus  dem  Sinn.  ebd.  und  noch  heute.  Ab  [aus]  den 
Ouge  gü"  B.  .Ehrlichen  leuten  an  (in)  den  a-n  umliiii 
gehen'  =  sich  vor  solchen  blicken  lassen.  ZMand. 
1094.  NU  nie  a  d'Ouge  chö  B.  .Wie  nun  Manfred 
und  Etzli  in  Italien  dem  bapst  i  n  den  ougen  lagend. 


133 


kg,  aug,  eg,  ig,  og.  u^ 


184 


stund  der  bapst  in  sorgen.'  Vad.  in;  s.  aucli  u.  c, 
i.  1,  m.  i?i')H  's  WiÄs-  i"  den  A-c  (/'schaue,  mit  Einem 
angestrengt  ringen  L.  i^s  g'rüt  Mänyem  [Manclieni] 
iiit,  irt')in  er  [sogar]  's  Wtss  im  A.  uiiicluiii  Svn;  Z, 
von  vergeblicliem  Mülien.  Under  A-ii,  auf  iler  Vorder- 
seite, ins  Gesiciit.  .Vor  [vorn]  an  die  Letzi  zieclien 
unter  A-n.'  Tseui'm  [Gegs.  .hinter  die  L.'].  .Der  altar 
liat  zwo  Nebendniuren  und  under  ougen  liaini.' 
•  iHdselir.  ,So  erst  man  zer  thür  ingat  u.  a-n'  [gloioli 
vorn  im  4Iingang].  ebd.  ,U.  A.'  liiess  bei  Bauleuten 
auch  die  Linie  des  Daches,  wo  es  auf  der  Mauer  auf- 
liegt, im  Gegs.  der  Firstlinie,  z.  B.  das  Dach  darf 
u.  A.  gehoben  (erhöht)  werden,  oder:  es  soll  u.  A. 
abgenommen  werden,  d.  h.  das  Dachgesims,  der  Dach- 
vorsprung soll  abgeschrotet  werden  Zf.  ,Daz  jeder- 
man  vor  [vorn]  underougen  gen  der  Strasse  und  hin- 
denan  underougen  und  du  tiicher  an  sinen  nachgeburen 
wol  mag  machen  [an  das  Nachbarhaus  anlehnen] 
darumb  daz  vordenan  [vorn]  und  hindenan  (und)  an 
den  fächern  nit  lucken  werdint.'  Sch  Stadtb.  XIV., 
.\lem.  V  20.  [Lückenhafte  Redaktion  oder  ii.  als  Subst. 
=  Dachvorsprünge?]  .Einem  etwas  [z.  B.  eine  Schmä- 
hung] u.  A.  sagen'  [ins  Gesicht].  Landb.  Gaster.  ,Von 
mund  zu  niund  reden  und  einander  u.  a-n  ansehen.' 
ITiiT.  Jeu.  3'2,  A.  ,Mit  Briefen,  ald  mit  gewissen  [zu- 
verlässigen] hotten  ald  u.  ogen.'  G  1373.  , Einem  etwas 
u.  a.  schlahen',  vor  Augen  halten  XVI.;  auch  intr.  = 
vor  A.  treten:  ,Wie  er  [Gott]  inn  [ihn,  den  Menschen] 
auss  dem  lustgarten  treybt  und  im  das  eilend  u.  a. 
schlahen  lasst.'  Bi«.  1.531.  ,Uwer  vatter  slotmir  ungdcr 
ougen  und  spricht...'  Bs.  XVI.  ,Dem  Todt  getrost  u. 
A.  gehen.'  JMev.  11194.  Gegenwärtig,  anwesend,  in  einer 
Versammlung,  vor  Gericht:  ,Dass  derselb  arm  Mensch 
[arme  Sünder]  alda  u.  A.  für  gricht  gestelt  werde.' 
Malef.  Ordg.  XV.  .Wenn  er  kuntschaft  annemen  well, 
soll  er  üch  das  verkünden,  damit  ier  mögt  under  ougen 
sin.'  15'25,  Absch.  Do  sehnd  er  ein  Clioch  ii.  d'A.,  sagt 
die  Hausfrau,  wenn  .sie  sich  selbst  als  Köchin  vor- 
stellt. SuLo.  ,Er  steit  ein  iinger  d'A-n-und  hiei/l-em  is 
Sclitrarze',  tritt  ihm  unerschrocken  entgegen.  Öciiilo. 
Em  Spil  u.  d'Awje  g'seh,  näher  zusehen  Z.  Eiin  ii. 
d'Oiiye  cho,  vor  die  A.  Aa.  Us  A.!  Ruf  zum  Aus- 
weichen beim  Schlittenfahren  ßsL.  Einem  us  den  A-c 
wachse",  durch  fortschreitendes  Wachstum  unkenntlich 
werden.  ,Es  solle  kein  Mezger  halbe  Kälber,  Schaaf 
oder  Lid  ungewogen  bey  dem  A.  [nach  blossem  Augen- 
niass]  verkaufen  (sondern  bey  dem  Pfuml).'  ZMand. 
177U.  Vgl.  über  Au(J  eweg  Sp.  50.  —  b)  (Es  Piirj 
Auye  ha  oder  mache,  irie  l'/lueyreder,  wie  Molle,  wie-n-e 
g'stochne  Bocl;  (e  (/'stnclte  Cludl)),  grosse,  stark  hervor- 
tretende A-n  haben  oder  machen  (in  der  Aulregung). 
allg.  U'Ouye  ns-ein  Cliojif  ha,  hervorstehende  A-n 
haben  oder  machen  B.  A-e  irie  Bude;  vgl.  Bollanyeii. 
Auye  wie  Chriesi,  schwarze,  icie  e  Chatz,  graue,  allg. 
Er  macht,  en  unyuets  Bar  Auye  (Äuyli),  der  Schalk 
sieht  ihm  aus  den  A-n  Ap.  Du  yist-mer  iez  au  en  A. '. 
wirfst  mir  einen  bösen  Blick  zu.  Eim  Auye  mache: 
1)  Jmd  zornig  anblicken.  '2)  Jmdin  etwas  klar  machen. 
Auye  mache,  dasü  me"  uf  eis  clineule  und  's  ander  idi- 
snye  chönnt  L.  (ühlini)  Öuyli  mache,  blinzeln  Aa. 
Oyli  mache  wie  ne  Spieyelmeis  G.  ,Stechiyi  Ouyc  mache, 
erstaunt  anblicken.'  Id.  B..  sonst  =  scliarfe  liiicke  zu- 
werfen. —  c)  Mit  keim  A.  y'seli,  gar  nicht  gesehen, 
allg.  An  eim.  A.  nüd  y'seh,  ein  Auge  zudrücken  L. 
ein  A.  suetue",    Keliler    nicht   selicn   wollen   H;  <i;  /,. 


Eis  A.  het  er  afen  [bereits]  off,  er  wird  's  anyere  [das 
andere]  au  no  fiftiie,  er  wird  vorsichtig.  Schild. 
D'Aiiye  (initts,  mitten)  im  Chopf  ha,  umsichtig  sein, 
allg.  Es  A.  uf  Ojijier,  Öppis  ha:  1)  Gefallen  finden 
daran  Z.  2)  überwachen  B;  L  (,uf  Eim.'  Id.  B.).  Keis 
A.  ah  Eim  Id"  B,  Einem  l;eis  A.  absetze  B;  Z,  Einen 
nicht  aus  den  Augen  lassen.  —  d)  Jmdm  d'Auye  trucke, 
mit  den  Augen  winken  Ar;  Z;  aber:  d'Auye  t rücke, 
sterben  Aa  =  d'Auye  zuetue.  allg.  —  e)  d'Uuya  yö 
fhufe,  umyöj  lö",  herumspähen  Ap;  Sch.  —  f)  ,Ehe 
jhm  der  Bapst  der  A-n  gönnen  [Audienz  gestatten] 
wolt.'  WüRSTis.  1580.  —  g)  ,0s  sublinere  alicui :  Einen 
betriegen  und  eim  eins  (wie  wir  sprächend)  über  das 
a.  gäben.'  Fris.  ;  Mal.  .Darinn  dir  einfaltigem  aber 
eins  übers  oug  wirt.'  Zwincjli  1527.  ,Der  im  hiramel 
sitzt,  ist  nit  zu  betriegen,  er  lasst  ihm  keins  über  das 
a.  geben.'  FWvss  1050.  So  noch  B;  dagegen  (  d'Ouye 
ye,  in  die  A.  stechen,  blenden,  donner  dans  les  yeux. 
ebd.  —  h)  Eim  d'Auye  üsbore,  mit  Schmeichelei  be- 
stechen B.  De  Liite  d'A-n  ü.  und  d'Löclier  mit  Dr. . . 
fülle,  vom  Heuchler,  der  sich  fromm  stellt,  aber  seinen 
Gewinn  dabei  sucht  L.  Der  Einfältige  löt  si'''  d'A. 
ü.  und  i  d'L.sch.....e,  lässt  sich  das  Ärgste  gefallen 
ScHw.  —  i)  Eim  i  d'A-e  yrife  BKi.,  schlä"  Sch,  i  d'A. 
i-e  lanye  ZW.:  mit  Worten  oder  Handlungen  zu  nahe 
treten,  empfindlich  verletzen.  ,Als  etlichen  ab  der 
vesti  schaden  gschochcn  was  und  die  vigend  [die 
Besatzung]  inen  in  den  ougen  wee  tetend',  ihnen  hart 
zusetzten.  Vad.  Es  tuet  mer  i"  den  üuge  we,  ich 
kann  und  mag  es  nicht  sehen  Aa;  Z;  aber  auch  =  es 
gefällt  mir  sehr,  reizt  meine  Begierde  Scu.  —  k)  D'r 
Märe  zum  A.  lueye,  Acht  geben,  sich  vor  Schaden 
hüten.  GoTTii.  Er  soryet  der  Chatz  um's  A.,  seb  st 
drum  ist  [ehe  sie  es  verloren  hat]  Z  Elgg;  ScaSt. 
/  wotl  ehe  zu  mim  A.  lueye,  möchte  mich  eben  vor 
Schaden  bewahren  Z.  Vgl.  Nimm's  A.  i  d'Uand  u. 
d'Katz  under-en  Arm,  schadenfroher  Spott,  wenn 
Einer  mit  dem  Gesichte  anstösst  Scuw.  We  mit" 
zum  Vhrüzer  net  so  Sory  cha"  ha"  as  [wie]  zue  den 
Auye,  so  tcürd-mu  nit  rieh  BSi.  ,Zur  Mutter  Sorge 
tragen  wie  zu  den  eigenen  Augen.'  Gotth.;  vgl.  ,plus 
oculis  suis  amare'.  Catull.  Eim  s'  Wiss  in  Auye  si, 
ihm  sehr  lieb,  sein  .Augapfel'  sein.  —  1)  Eriseh  i 
d'Auye  ine  si,  von  Kranken,  frischen  Blick  haben,  ein 
Zeichen,  dass  der  Tod  noch  nicht  nahe  ist  GA.  Gegs. 
De  'J'od  lueyel-im.  zun  A-n-üs.  —  m)  's  ll'dsser  i  d'A-e 
übercho,  i  den  A-e  ha,  von  Rührung  ergriffen  werden, 
sein,  '.s-  Wasser  ist-mer  i  il'A-e  cho.  allg.  D'A-e  sind- 
em  übery'yanye  wie-n-eme  Chrömerhüinlli  ZU.  ,Uass 
den|on]  von  Underwalden  die  ougen  übergangen  .syend 
von  wegen,  dass  .sy  in  zwytracht  sollen  gegen  üch 
stau.'  1531.  Strikcl.  \g\.  Auyenwa.'^-ser.  Dagegen:  ,rr 
li'schis.^l  [betrügt]  d'Lüt,  'ass  eim  d'A-n  überlaufe', 
nur  zur  Bezeichnung  hohen  (irades.  Scuilm.  \i)  Ires 
(ilüik  slül  uf  zireu  A-e,  hängt  vom  Leben  einer  ein- 
zigen Person  ab  Aa.  'Weiin  ■no''''  zicei  A-e  zue  sind, 
dann  ,  d.  h.  wenn  noch  eine  gewisse  Person  ge- 
storben ist  ScuSt. ;  vgl.  u.  Sprichw.  f.  —  o)  /  tcett, 
dass  mer  d'A-c  us-eiii  Chopf  use  fielid,  dass  ich  das 
nichl  ansehen  niüs.ste  ZKn.  D'Ouyen  us  em  Chopf 
yniien,  sicli  todt  weinen  F.  —  p)  d'A-e  fidle,  sich 
satt  sehen.  Kes  A.  voll  g'seh  GA.  —  q)  Mit  Mitl 
und  A-e  lose,  ganz  (Ihr  sein.  —  r)  Er  cha",  iras  d'A-e 
y'sehnd,  weiss  alles  Gesehene  nachzuahmen.  —  s)  Eim 
ux  diu   .[-!■  y'schiiillr,   von  einoni  Kinde,   d.is  uiiicin  der 


135 


Ag,  aug,  cg.  ig,  og,  iig 


136 


Eltern  auffallend  gleicht.  —  t)  ,Es  ist  ein  blau  Aug 
ilarum  zu  geben,  operie  iiretiuni  est'  JMey.  1692.  — 
u)  Einem  Etwas  a  ihn  A-n  Wifseh,  ah/fseh,  von  den 
A-n  abschen  (den  Wunsch  oder  Willen),  aus  dem  Blick 
erkennen  Aa;  B;  L;  Z.  Us  ihn  A-n  dblcxe  SciiSt.  — 
v)  Anij'sichtfsJ  der  A->i.  pleimast.  Verstärkung,  etwa 
=  dicht  vor  den  A-n  Aa;  L.  —  w)  Kcs  A.  rerzhh. 
keine  Miene  L.  Einem  7.-.  A.  c,  l\  A.  ab  im  hl,  ihn 
unverwandt  anblicken  B.  —  x)  Mit  eiin  A.  i  die  ander 
Wache,  um  's  Eyij  iime  liierje,  schielen.  —  y)  Hast 
heini  A-e  hl-der  gha'^  zu  Einem,  der  anprallte  oder 
geprellt  wurde  Scnw;  Z.  —  z)  I  d's  A.  arbeite,  Gegen- 
stände geschmackvoll  (aber  vielleicht  nicht  solid)  an- 
fertigen BKi.  Für  ds  0.  (i"^  A.)  isch's  schön,  fällt 
freilich  angenehin  ins  A.  B;  Z.  —  aa)  So  hlter  doss 
Iwie]  es  A.,  durchsichtig,  von  einem  frischen  Ei  Z. 
(i'schirii)id  irie  eii  A.  ÜR,  vgl.  .augenblicklich-.  — 
Sprww.  a)  ,Unsere  händ  haben  stäts  a-n,  sie  glauben, 
was  sie  sehen.'  Df.nzl.  1677.  1716;  vielni.  =  das  Hand- 
greifliche ist  sicher.  Was  iVA-e  ij'sch  (ij'sehvd),  yhiubt 
's  Herz.  allg.  Was  d'Oi/c  nikl  sehid,  tuet  dem  Herz  nüd 
we  G.  b)  Zireii  Oiii/e  sl  niimme  [sind  nur]  e  Hoffart, 
aber  eis  Ouij  het  um  hik-hs  iiiitii/  BBe.  c)  .l>ie  a-n  sind 
uns  weiter  als  der  bauch.'  Hofmstr.  1645,  die  Begierde 
grösser  als  der  Hunger.  Vgl.  .slni  ourje  nberchöme  nie 
(j'nuccf,  er  ist  unersättlich.  Id.  B.  d)  's  A.  ist  de  Zeiyer 
runi  Herze.  Sulh.  e)  's  schlöfed  nid  all,  wo  [welche] 
d'Auge  zue  händ.  ebd.  f)  Zwei  A-e  [eines  Verstorbenen] 
decked  vil!  ebd.  g)  's  Feld  hat  A-e,  de  Wahl  Ore.  ebd. 
—  S.  noch  u.  nüt.  —  Abergl.  a)  ,Das  rechte  A.  tanzet 
mir  im  Kopf,  es  ist  mir  ein  grosses  glück  vor.'  JMey. 
169'2.  Wenn  's  recht  A.  blsst,  fjed's  nelies  G'freuts  [gibt 
es  etwas  Erfreuliches],  wenn  's  hnijtj  A.  b.,  (jed  's  ii. 
G'heits  [VerdriesslichesJ  Ai>.  b)  Die  KAA.  es  sött's  Ici 
liös  A.  whicge  oder  nie"  s.  mit  l-eim  bösen  A.  a.  (ohne 
Neid  und  Tadel).  Sul«.  ;  Einem  keis  yuels  A.  gönne,  ihn 
scheel  ansehen  B,  beruhen  auf  dem  alten  Glauben  an 
die  Macht  des  bösen  Blickes.  (Anders  es  ijuets  A.  [ein 
richtiges  Augenmass,  Urteil]  ha). 

Eier-Äugli,  -Augi:  primula  veris  \i.  B.  —  Syn. 
Eierbluem. 

Ochsen-Augen:  1.  „in  Butter  gebaekene  Eier 
UUrs."  —  2.  Goldhähnchen.  .Kegulus  avis,  ein  kun- 
gele oder  ochsenöugle.'  Fuis. ;  Mal.;  Vockli!.   15.'')7. 

A geisteren-  (Agent er-  ZeBaar).  —  l'\. -iluger  (iv. 
selten;  S:  I.Hühnerauge,  Leichdorn  an  den  Zehen. 
.Ägerstenaugen  oder  gallöpfol  an  den  füessen.'  Vocjelb. 
1557.  ,Clavus,  genus  tuberculi,  ein  ägerstenaug;  ist 
ein  werzengeschlächt.'  Fius. ;  Mal.  Um  dieses  Übel  los 
zu  werden,  wendet  sich  der  Appenzeller  an  die  Elster, 
indem  er  ihre  Eifersucht  reizt  mit  dem  Spotte:  zigi, 
zi(/i,  Agest !  1  ha  dren  Auge  ond  du  giid  znä!  Gwkub 
1616  aber  kennt  ein  ,mit  magischen  Figuren  und 
Buochstabon  uberschribenes  Zädelein  under  das  Tach- 
trauf  vergrabet,  für  die  ägerstenaugen.'  Der  Aber- 
glaube kennt  noch  viel  ähnliche  Mittel.  Syn.  Kriijen- 
aug.  \'ji\.  churw.  ögl  da  ha-la.  —  2.  Maiglöckclieii , 
convallaria  multillora  L.  (iL;  Z,  conv.  polygonatum 
L.  ÄABb.;  ScH,  deren  mit  den  Narben  der  abgestor- 
benen Schösslinge  bedeckte  Wurzel  Ähnlichkeit  mit 
einer  Zehe  voll  llühnei'augen  hat  und  daher  auch  als 
Mittel  gegen  diese  gebraucht  wird.  Syn.  Warzenkrüt. 
Agerslenwurzenkrüt.  Kräjenaug.  Agerstentäpe.  Vgl. 
Hennen-,  Hüener-aug. 


Fell-:  Augen,  die  mit  einem  Häutchen  CFell i 
überzogen  sind.  Man.  r2y. 

Fischer-:  eine  Vorrichtung  zum  Fischfang, 
wahrsch.  die  Reuse,  welche  in  die  Olinnng  der  spitz 
zulaufenden  .Fache'  gelegt  wird  und  welche  mit  ihrem 
doppelten  Eeife  wie  mit  einem  Auge  lauert.  .Dass 
die  fach  und  F-n  gänzlich  abgeschafi't  sind.'  ZGes. 
1710/79. 

Flarz-.  l'jlarz-  Aa;  Uw,  F^'j-i- ScHwMa.;  7m. 
Flartsch-  B,  ., Flärtsch-'- :  Triefaugen,  Augen  mit 
eiterigem  Fluss, 

Gift-Äugli:  die  Nationalcocarde  der  Neunziger- 
jahre des  vorigen  Jhdts  in  demonstrativ  kleinem  For- 
mate von  den  Feinden  der  Neuerung  getragen,  während 
die  Franzosenfreunde  grosse  Cocarden  trugen  Ar. 

Glarr-.  überwiegend //7f7j'-,  Glor-Aug:  1,  „stieres 
A.,  Gr,  bes.  ein  Bocksaug.  d.  li.  ein  übersichtiges, 
schielendes  A.,  wenn  z.  B.  das  Augenlid  den  Stern 
halb  zudeckt  L;  Scu;  Zo;"  ,grosses,  weitoft'enes,  her- 
vorstechendes A.'  B  lt.  St.''.  Spähend  herumgeworfenes 
A.,  ,oculi  emissitii.'  Id.  B.  Glöräugli:  kleine,  blin- 
zelnde A.,  Aa;  Glör-,  helle,  verliebte  A.,  Sch.  Hell- 
blaues, glasartiges  A.,  Aa.  —  2.  m.  .Kerl  mit  grossen, 
nichtssagenden  .\ugen.'  Spreng.  ,Pa'tus,  Uebäugig;  der 
bocksaugen   hat,   glaraug;    übersichtig.'   Denzl.  1677. 

171G.    —    Mbd.    ijtarrouye:   s.    f/tarjfii. 

Glur-:  .übersichtig,  der  mit  den  äugen  ob  sich 
sieht.'  Fris.  ;  Mal. 

Vou    tjelüren;    s.    (itünnamj.       Syu.    Bucknauij. 

Gläs-,  gle'.i-  fast  allg.,  gles-  Uw,  Glas-  (iu; 
STh. :  1.  A.  mit  mattem  oder  erstorbenem  Glänze,  weil 
dessen  Sehnerv  gelähmt  ist  oder  dessen  Hornhaut 
durch  irgend  einen  Fehler  ihre  natürliche  Farbe  und 
Durchsichtigkeit  verloren  hat;  so  das  A.  des  Blinden, 
des  Sterbenden,  weisses  A.  bei  Pferden  und  Hunden. 
Spottweise  auch  das  mit  solchen  Augenfehlern  be- 
haftete Individuum.  —  2.  A.  mit  besonders  hellem 
Glänze  STh.  ,Die  Leoparden  haben  rote  glessaugen, 
gleych  als  ob  sy  feurin  wärind.'  Tierb.  1553. 

Glüss-.  ghis':  kleines  Auge  ZBauma.  —  VuD;y<7fi«».ii. 

Glotz-:  glotzendes  A.  Gotth. 

(iräggen-:  Leichdorn  GuPr. 

Hennen-:  eine  Pflanze,  l.  Henna-nga,  campanula 
persicifolia  L..  Glockenblume  GWe.  —  2.  -Aiigli, 
primula  farinosa  L.,  Schlüsselblume  6  oßh.,  W., 
We.,  T.  Syn.  Krotten-,  Boss-,  Riet-,  Schaf-AugK.  — 
3.  cardamine  pratensis  L.,  Schaumkraut,  Zigerauge 
GRh.  —  4.  myosotis  palustris  Witli,  Vergissniein- 
nicht  GWe.,  in  Tess.  a'iigg  delhi  Madonna.  —  5.  vero- 
nica  chaniiedrys  L..  Gamander  =  Eh  renpreis  GWe. 
Syn.  Katzen-,  Zerr-Äugli.  —  6.  roti  H,  an.igallis 
arvensis  L.,  Ackergauchheil  GW.,  We.  Syn. 
Hüeneraiig. 

Diese  sämiiitliclieii  Pflanzen  tnigi'ii  Icuchti'iiili',  kli.iiie 
Bhimen,  deren   Kelchbliitter   einen   KrcMs   liililiMi. 

Hüener-  =  mfi  Hennenaugen,  Ii. 

7,11  (k'i-  Vcrijli-irliiuijf  luit  im  liL-sniidirn  nocli  die  rote 
]''ar|pc   iiiitscwirlct. 

KüU-.  Köll-,  chÖl-  ZG.,  sonst  <.7kH-,  chÖl-:  blaues 
.Vuge,  Gesehwulst  um  das  Auge  in  Folge  eines  Schla- 
ges Z.  Jmdm  ein  Ch.  üf.schhi"  Z.  ,Küllauge  überko 
[bekommen]  wie  Salzbüchsli.'    Maoleni   1712. 

Von  mild,  quälen,  aiifsclnvi.||i-ii.  lin-iiih-u,  wolicr  iimdi 
.Knhif'   inid    .rpiiUen'. 


i:!7 


Ag,  ang,  eg,  ig,  og.  ug 


1S8 


Kalbs-:  Wuclierlihiino.  chrysaiithonunn  knu-aiitb. 
L.  8rii. 

Syii.  StiM-nc,  beide  Namen  vom  Aussehen  der  Blüte. 
Katzen-:  I.A.,  da.s  durch  seine  Farbe  oder  durcb 
seinen  Blick  an  dasjenige  der  Katze  erinnert.  - 
2.  -Äuqli:  Pflanzenn.  a)  veronica  chaiua;dr_ys  L., 
Ehrenpreis  AABb.,  Ki.;  Bs;  „B";  GRPr.;  LRigi;  GS.; 
ScHW;  S;  Uw.  Syn.  Hennen-,  Ziijer-ÄuijU.—h)  veronica 
offic.  L.,  gemeiner  Ehrenpreis  OnPr.  ~  c)  veronica 
triphyllos  L..  Ehrenpreis  A.iLeer.  —  d)  priniula  tari- 
nosa  L.,  rotes  Schlüsselblünichen  Gr  (auch  -Äiiysclii). 
Syn.  Heniienäit/jU.  —  e)  Yergissmeinnicht  A.i;  Ap;  Gr. 
—  f)  ophrys  arachnites  Reich,  Ragwurz  A.\Böttst.  Syn. 
Affen  gen  icittli. 

Kräjen-:  1.  =  AyehteretuuKj  1.  L;  Tiekb.  l.'iOo. 
Rätselfrage:  mit  irelen  Aiiye  ij'nelul-me  tindi'  Antw. : 
mit  de  Chr.  L.  —  2.  convallaria  inultiflora  L.,  Maililie 
ScHwWüllerau.  Syn.  Ac/ehterenang  2.  —  3.  „Chräjen- 
äugli.  Samenkorn  des  Krähenaugenbaunies,  stychnos 
nux  voniica  L." 

Krön-:  ,Ich  hab  gesehen  einen  Hund  sterben, 
darumb  dass  er  fleisch  mit  pulver  von  einer  Nuss, 
kronöuglin  genennt,  besprengt  geiissen  hatt.'  Voüelb. 
1.5.^7. 

Krotten-äugli:  1.  prhnula  farinosa  L.  GT.  — 
2.  Yergissmeinnicht  Ap.  —  Syn.  Hcnnenäugli. 

Miiren-:  mit  einem  kloinen  Geschwür  am  Lid. 
Gerstenkorn,  behaftetes  A.  ZFlurl. 

Die  Vcrgleichung  herg-euoniniou  von  einem  .\ugeuUbel,  von 
dem  vorzugsweise  das  Pferd  befallen  wird,  dem  ,Nagel,  N.agel- 
fell,  unguis  oculi., 

Nun-:  ein  Fisch,  petroniyzon.  Pricke.  Queder. 
Mhd.  nntnotiye.     In  einer  alten  GUdsclir.   uiinoyke  f.;    zu 
dessen  tjl:  =  gtj  vgl.   -äuf/g  aus  »U(jj. 

Muer-nün-:  solche  Individuen  unter  den  N., 
welche  sich  meistens  im  Schlamm  aufhalten,  dunkler 
und  schmutziger  von  Farbe.  ,Von  dem  kadt  oder  muor 
[Moor],  in  welches  sy  verhalten  labend.'  Fischb.  1563. 
Bi-,  Bin-:  Nebenknospe  in  den  Blattachseln  oder 
ßlattwinkeln  der  Rebe  Z.  Syn,  Bi.'ichoss.  —  Über 
die  vorwiegende  Form  Bi)i  s.  u.  hi.  —  binaugcn, 
binäugle:  die  B.  ausbrechen,  ebd. 
,Bock-:  ein  Fisch,  patella,'  Mal. 
Bocks-:  ,Pa>tus,  der  bocksaugen  hat,  d.  i.  wenn 
das  auglid  den  augsternen  halb  deckt,  als  ob  einer 
die  äugen  halb  offen  hette.'  Fris.  ;  Mal,  Syn.  Gluraug. 
Boll-,  Bolli-:  1.  grosses,  stark  hervortretendes  A. 
Aa;  Bs;  B;  ScH ;  S;  Tn;  Vw;  Zg;  Z.  Auch  (in.)  ein 
Mensch,  der  solche  Augen  hat,  meist  spottisch,  doch 
auch  liebkosend  von  einem  Kinde  mit  scliönen  gros- 
sen A,  Z.  Erblindetes  A.,  AaHI.;  Syn.  Glnsang.  — 
2.  „rundes  Laternchen  mit  bauchiger  Glasscheibe 
ScHW."  —  BoUäugU,  Äschüsch  in  der  zweiten  Periode 
seines  Wachsturas,  zwischen  Kressling  und  Knätili. 
Bodens. 

Boll-  bezeichnet  übh.  einen  runden  Körper;  vgl.  />V/t  f. 
(wie  auch  ,Auge'  allein  =:  Knospe);  vwdt  mit  M™,  rollen. 
Die  Hehnnng  ISot  (z.  B.  Bs;  (iotth.)  eine  zufällige.  Ähn- 
lichkeit des  ausgebauchten  l.aternenglases  mit  dem  Glaskörper 
des  Auges;  vgl.  Ochsenauge,  engl,  hiill-ei/r  und  nlul.  llulh'.  Stier. 
Pelz-.  „Pelzaugen  machen,  überaus  zornig  drein- 
schauen Vw;  Zg." 

Von  einem  alten  starken  Vb.  */«Y;;f'H,  wovon  y-jf/scH,  hohi-n 
bei  Scbmell.  I  390.  238,  hervoniuelleii,  sieh  hervordrängen, 
ahd.  iiini-;.i//;ri/i.  ebulliri':   .so  iliine  die  aogiipIVI  biiliir  boltzen 


als  ob  sie  geschwollen  wären.'  I'eh-  bei  Schmell.  Folz-Äu<jeu 
=  BuUauijen,  mir  dass  nicht  an  eine  angeborne,  sondern  an 
eine  im  Affekt  hervortretende  Beschaffenheit  der  Augen  ge- 
dacht wird. 

Bins-:  eine  Pflanze.  Lnmenblatt,  melittis  melysso- 
phyllum   L.    —   Bim  Gen.   des  alten   Xeutr.   hini,   Biene. 

Püs-  Z,  Pfüs-  BU.;  Z,  Pfüsi-  B:  weit  hervor- 
stehendes Auge.  P-e  mache".  , Pussaugen,  grosse  jiau- 
sende  äugen,  die  eim  weyt  türhingond,  oculi  eminentes,' 
Fris.;  Mal.    Vgl.  Boll-,  Boliaug,  und  Bfus-haggen. 

Busel-Aug,  -Äugli:  halb  ofi'enes  A.  1.  schlaf- 
trunkenes, auch  in  Folge  von  Berauschung  SenSt.; 
ZB.  —   2.  verliebt  blickendes  ScnSt. 

Ihis   Bild   vom   Blinzeln  der   Katze   (BukI)    entlehnt. 
Blau-Äugschi:  Frühlingsenzian,  gentiana  verna 
L.  GuRh.  —  Syn.  Bläueli.  Stierenäugli. 

Blüder-:  triefendes  A.  ,Lueg  au  die  sehe  [jene] 
rot  und  blone  [blauen]  Nase",  die  Blüderauge".'  Stutz 
(von  Säufern).  —  2.  in  Butter  geschlagenes  Ei  Z; 
Syn.  Sticrenaug. 

Blinz-:  ,der  ein  blöde  gesiebt  hat  und  darum 
blinzlen  muoss,  damit  er  dester  bass  die  gesiebt  zuo- 
samen  halte  und  .sähe,  lusciosus.'  Mal. 

Plärr-:  Triefauge?  Glotzauge?  ,Die  Bären  haben 
ein  blöd  gsicht,  desshalben  sy  oftermals  pläraugen 
bekommen.'  TipRB.  1563,  ,Diser  Meorfisch  hat  einen 
kleinen  köpf  mit  überauss  grossen  pl.'  Fisohb.  1563, 33,  b. 
Von  Plärre  f.,  Geplärr  n.,  Nebel  vor  den  Augen,  frz. 
herluc,  it.  barlume;  engl.  Wear-eije,  Triefauge.  Schmell.  I  401. 
Fromm.  III  hhd.  Zu  dem  2.  Beispiele  scheint  freilieh  die 
Hinweisung  auf  plaren,  glotzen,  besser  zu  passen. 
Brün-:  Kuhnanie  Ap. 

Ross-Aug  BSi.,  -Äugli  Z:  eine  Pflanze,  die  nach 
Pferden  riecht,  primula  farinosa  L.    Syn.  Hennenaiig. 
Riet-Ängli  =  dem  vor.  GnRh.    A\ich  Bietnägeli, 
-rädli,  -l'esseli,  Schaf'äiigli. 

Eot-Äugli:  Name,  unter  welchem  verschiedene 
Fischgattungen  mit  roten  Augenringen  verstanden 
werden.  1.  Cyprinus  rutilus,  Rotauge,  Kotflosser, 
Plötze  Bodens.  Syn.  Bote.  —  2.  Cyprinus  erythroph- 
thalmus,  Plötze,  ebd.  lt.  Fischb.  1563,  159,  161;  durch 
Verwechslung  lt.  Hartm.  18'27,  225.  —  3.  Cyprinus 
dobula,  Döbel.  ,Der  Hasel,  welchen  man  bey  den 
Zugern  Günger  und  Ganghasel  nennt,  das  ist  das 
Rothaugle.'    Cys.  1661. 

Seckel-:  A.  mit  aufgedunsenen  Lidern,  so  dass 
diese  eine  Art  Beutelfalten  bilden  ZBauma. 

Sünder-Äugli:  scbuldbewus.ste  A-n.  MUstkhi 
1853,   1,   1116. 

Schaf-.'Vugli:  primula  farinosa  L.  GSa.  Syn. 
Hennenatii:;. 

Schel-:  scheeles,  schielendes  Auge,  als  Mangel 
bei  Pferden  S. 

Schloss-:  A.  an  den  lieben  zwischen  den  Bögen 
und  dem  zweijährigen   Holze  Z.  s.  Aug  2. 

Seh wör-Äugli:  eiterndes  .\.  Tu;   vgl.  Flufzaag. 
Spiren-;  flg.,  scharfes  A.,  Si  inv.         Vgl.  Falken- 
augen, Augen  wie  ein  Sperber. 

Spitz-:  .\.  mit  gierigem  oder  mit  scharf  beobadi- 
tcnaciM   Blick    \ow. 

Stier-  Kv\  G;  SrnSt.;  Tu,  sonst  Stieren-:  1.  in 
Butter  geschlagenes  Ei,  Spiegelei  Av;  Gu;  I.:  G; 
S;    Z.     Syn.    Oclisin-,    Hliidcr-.iiig  2,    Jucr-in-Aiilan 


139 


Ag,  ang,  eg,  ig.  og,  ug 


140 


(s.  Sp.  1.3).  Hartgesottenes,  in  der  Mitte  entzwei- 
geschnittenes und  in  Weinsauee  gekochtes  Ei  Uw. 
Bei  den  Schweiz.  Ahderiten  erhält  der  Gast  auf  die 
Bestellung  von  ,St-n-  die  Antwort:  Mer  hei  scho  längs 
lei  Stier  me  (j'metzyet.  —  2.  PL,  stiere  Augen  z.  B. 
des  Betrunkenen,  des  Zürnenden.  ,Wenn  der  Mann 
alle  Abend  mit  Stierenaugen  heim  kommt.'  GoT-rn.  — 
:).  Pflanzenn.  gentiana  verna  L.  G  oT.  Hyn.  Blait- 
Äiiyschi.  Aster  amellus  L.,  blaue  Sternblume.  Driui.; 
KocHii.  Gl.  2,   127.     Aster  chinensis  Aa. 

Bed.  '2  gernr;  mit  1  spielend  verwendet  vun  der  Eliefraii. 
welche  ihren  spät  aus  dem  Wirtshaus  kommenden  Mann  mit 
St-n  reg;aliert. 

Tüfelsaug:  1.  Feuerröschen,  adonis  ;estiv.,  ad. 
autunm.  L.  -  2.  Bilsenkraut,  hyoscyamus  niger  L. 
.Fabulonia.  Bilsemkraut,  teufelsaug,'  Denzl.  1077.  1710. 

—  3.  niückenförmige    Ragwurz,   ophrys   myodes   L. 
Unter  Teufel   ist  wie  in  älmliciien  Nauien  ein  altd.  Gott 

zu  verstehen,  dem  die  Pflanze  geweiht  war,  1  wegen  des 
feurigen  Rots  der  Blüte  (Syn.  BlvctstrUpßi),  2  als  besonders 
heil-  imd  zauherkräftig.  Die  BiUten  von  2  und  3  gleielien 
sehr  denen  tles  Katzcnäuyli  e. 

Tüten-.  ,I)ie  Weiber  sagten,  das  Gestorbene  hätte 
ganz  andere  \-n  gehabt,  sog.  T-n,  solche  Kinder  lebten 
nie'  [blieben  nicht  am  Leben].   Gotth. 

Ziger-:  1.  ein  mit  geronnener  Flüssigkeit  (.^/^ec) 
in  den  Winkeln  behaftetes  Auge  Aa;  Bs;  L;  Zo;  Z; 
.Tgl.  Fhirzauy.  ni.  ein  Mensch  mit  solchen  Augen.  — 
'2.  ZiyerntKjli :  eine  Pflanze,  a)  Veronica  cham;edrys  L. 
Z.  Syn.  KatzeuäiKjli.  b)  Vergissmeinnicht.  myosotis 
scornioides  jialustris  L.  „LG.";  Z.     Syn.  Zi/jerli. 

Zerr-  zi-r-:  1.  Triefauge  L;  Z.  —  2.  ZeräiiyU:  eine 
Pflanze.  Waldehrenpreis,  Veronica  cham:edrys  L,  L, 
Syn.  Ki(tzeii('iiii/Ii. 

ein-aug  Git;  Seil,  auäutj,  -%  Tu,  -äugg  Git,  ,-ü.i/;/'. 
Vau.;  -äuggig  UwE.:  einäugig;  auch  subst.  .der  Ein- 
(iug.  Einöugger-.  Mal.  wofür  in  der  lebenden  Spr. 
Einäuggi  L;  ScuSt.;  Uw,  Ei"auger  S. 

Mlid.  tinöugc,  aus  ahd.  cinou^/i  [innautjja] ,  aus  dessen  ab- 
leitendem t.j  sowohl  der  Uml.  als  die  Verhärtung  </;/ sieh  erklärt. 

ge-einäuget  Hinäuhet  Gl:  einäugig. 

Blien-Augi,  -Äuggi  m.:  1.  Person,  deren  eines 
Auge  seitwärts  gerichtet  ist  L'w.  —  2.  übergetr.  auf 
schelen,  missgünstigen,  unzufriedenen  Blick  U\v;  „Zg." 

—  3,  Person,  welche  blinzelt,  an  .\ugenschwäehe  leidet 
„Uw";  Zg.  —  „blienäugen",  -äuggen  ScuwMa.; 
,Uw;  Zg",  plcnäugcjUi  Uw,  blienggen  AAÜegcrf.; 
Gl;  G;  „Scn;"  Tu;  Uw;  U;  Z:   1.  schielen  Aa;  Uw;   U. 

—  2.  schief  drein  sehen  aus  Unzufriedenheit,  unheim- 
lich, zornig  blicken  Gl;  G;  „Scii";  Schw;  „Th;  Zg";  Z, 
Syn.  schechen.  blicken.  —  3.  blinzen  ,,Uw^";  mit  den 
Augen  winken,  ebd.  ,Da-n-i  mul  (j'nul  vii'''  zue-n-ere 
cj'stelU  ha,  häd  si  mit.  Lächle  und  Bl.  eistert  na''''  mir 
(/'luegt.'  MUsTERL  Auch  von  Augen,  welche  eben  aus 
dem  Schlafe  erwacht  sind  Th.  —  an-bl.:  schel  ansehen. 

—  Blienggi  m.:  wer  .bliengget'.  —  Bliengge  f,: 
finsterer  Blick  GW.  -  blien-äuglen:  Dim.  zu 
,blien-äugeTi', 

Bei  Srlunell.  I,l,ii-,  hliciiüuijchi,  blinzeu,  liehäugeln;  ahd. 
Ißlihünniii,  lipijus.  Henneh.  biimen,  iiberzwerch  sehen,  llnser 
W.   hat  sich   im   Nhd.   mit  ,bliuken'  vermengt. 

schilm-äug:  schielend.  Sulg. 

Kür  nrUlii-  von   mhd.  «chihc-n,   Nbf.  v.  acliilhr,,,   seliielen. 

miss-äugig:  von  Weinreben,  die  wenig  gute 
,Augen'  haben  SeiiSt. 


geauget,  geäuget  kuuy^t:  mit  Augen,  Knospen 
versehen  (doch  nur  mit  vorausgehendem  bestimmenden 
Adv.  z.  B.  waker  (fanget  Erdöpfel  Gr).  —  eng-  iijküuiji : 
mit  eng  stehenden  Augen  oder  Knospen,  von  einem 
Rebschoss  ScnSt.  —  klin-  Mikuuijct:  kleinäugig  Ap.  — 
luter-  kauijct:  mit  hellbraunen  Augen  Gr.  —  seh  war  z- 
hauijei:  schwarzäugig  Ap. 

äugen,  ,ögen';  äugge  Gr:  vor  , Augen-  bringen, 
sehen  lassen,  zeigen;  oft  refi.  ,Daz  enhein  Jude, 
da  man  die  gloggen  lütet,  sich  eeugen  sol  weder  in 
fenstcr  noch  an  der  straze.'  Z  1310.  .Insonders  cigtent 
die  Geistlichen  rychlichen  Zorn.'  Axsh.  ,In  betrach- 
tung  der  sorglichen  löufen,  so  sich  täglichen  öugen.' 
1520,  Aiisi'H.;  vgl.  eräugen.  ,Wiewol  [die  Mönche  des 
Klosters  G]  sich  wider  des  königs  anmuotung  keines- 
wegs öugen  dörfen.'  Vad.  ,Sein  gnad  und  güete  öuget 
sich  ye  mer  und  mer  gegen  uns.'  1560,  Ps.  117;  an 
anderen  Stellen  ,öget'.  .Comitas  illucct.  Fründtligkeit 
öugt  sich,  verbirgt  sich  nit.'  Fuis. ;  Mal.  —  2.  (rett.) 
sich  künden  durch  bedeutsame  Zeichen,  z,  B.  Kra- 
chen in  der  Wand  GrV.  —  3.  In  der  ä.  Rspr.:  vor- 
weisen (Beweisstücke,  Inventare  usw,),  häufig  in  der 
tautologischen  Reimforniel  äu.  u.  zäugen.  , Alles  das 
zuo  oegen  und  z..  so  si  hend.'  1384,  Stdtb.  Bad.  ,Ogte 
einen  guoten  besigelten  briet.'  B  1390;  daneben  ohne 
Uückumlaut  ,üegte'.  Die  Erben  sollen  des  Verstor- 
benen Gut  ,oygen  u.  z.'  Z  1460.  Und  so  noch  um 
1600  in  der  Handv.  Thun.  —  4.  beweisen;  über- 
weisen, überführen,  ,So  ougten  die  Priolin  und  Con- 
vent  an  du  Schidlüte  nach  den  Hantvestinen'  [dass 
sie  durch  Kauf  in  den  Besitz  gelangt  seien].  Z  1331. 
.Welcher  in  [den  Prediger]  wollte  eincherlei  irrung 
[Genet.]  bewisen,  der  sollte  in  öigen  in  sinem  hus, 
und  nit  under  der  mängi,'  1525,  Act.  Egli.  —  5.  intr. 
von  Kühen:  die  Gebärmutter  herausdrücken,  an  pro- 
lapsus  uteri  leiden  Ap.  Syn.  biegen  län.  büren. 
beizen,  birchen.  —  6.  zielen,  von  Schützen  ApK. 
lt.  T.     Vgl.  äuglen. 

Mhd.  outjfil,  Ouijfn,  ahd..  out/ml,  got.  auijjan.  Ahl.  zuvt/cn. 
—  Zu  ö  halte  ,THmur  rerum,  empörung,  aufbläyung,  fiugung 
einer  sach,  wenn  es  übel  [kritisch]  umb  ein  sacli  stat.* 
Fris.;   Mal. 

ent-^äugen  3.  .Brief  und  sigel  e.'  [als  Beweis- 
mittel  vor  Gericht],  1539,  BsRq. 

er-:  verfstärktes  äugen  in  den  Bedd.  1  und  3. 
's  het-schi  niemet  eräugt,  Niemand  hat  sieh  blicken 
lassen  Gr.  ,I)enn  sy  nüt  me  .sich  erougtend  weder 
mit  schiessen  noch  mit  scharmützlen.'  um  1500,  Edliu. 
.Auch  die  uberigen  Frawen  solten  zeigen  und  er- 
äugen alles  dos  Closters  guot.'  Wurstis.  1580.  , Er- 
kenne ein  ieder  die  mengel,  die  sich  eräugend  in 
unserem  wüssen  und  vertruwen.'  1636,  JBreit.  .Meine, 
gegen  E.  G.  schuldige  ptlicht  und  dienst  zu  eräugen.' 
Kriegsbücul.  1644.  ,Us  welchen  der  unsägliche  rich- 
thum  der  Tütschen  sprach  sich  eräugen,  die  sprach- 
glichhäit  sich  ershäinen  wird.'  Red.  1056.  ,Oft  der 
Himmel  hat  bezeuget,  das  er  Zürich  schirmen  woll. 
Sonderbar  sich  das  eräuget  In  der  Mordnacht  wundern 
voll.'  ÜKENiNScuR.  1688.  .Wann  ein  Geschwulst  sich 
eräugete.'  JMuralt  1697.  Pleonast.  unrichtig:  ,sich 
e.  lassen-  =  sich  sehen  lassen.  AKlingl.  1691.  Zu- 
weilen geht  sich  e.  fast  schon  in  die  Bed.  des  nhd. 
.sich  ereignen'  über.  '.Ob  sich  dheinest  ein  straf  eins 
ungewitters  eruigen  [würde].'  1525,  Absch.  ,A1s  sich 
dann  schwär  löuf,    sorklich  hendel   und   bös  pratikeii 


111 


Ag,  ang,  eg.  ig.  og.  ug 


142 


allenthalben  ovöutcen  und  vorhanden  sind.'  15'20. 
!?riucKL.  .Wenn  der  bleiche  Tod  sich  nicht  so  früeli 
ereugt'  [eingetreten  wäre].  JEEscher  1692.  Audi 
ohne  .sich':  ,üass  man  sich  den  nach  und  nach  er- 
äugenden neucrung'en  widersetzt.'  Hott.  1666.  —  Mini. 
.rour/en.  —  Eräugung  f.:  Erscheinung,  Ereigniss.  ,l»ie 
krieglichen  eriiugungcn.'    1528.  Abscu. 

eräugnen  ^=rr(iiiricii,  refl.  .Nehmet  die  Zucht  für, 
sobald  sich  an  den  Kindern  die  Unarten  eräugnen.' 
ÜLR.  1733,  ,Es  haben  sich  spän  und  Streitigkeiten 
cräugnet,'  Wint.  Stdtb.  .Sollten  sich  darüber  Schwierig- 
keiten e.'   B  1791. 

Ilcuzl.  piht  OS  1711)  aiicli  als  Traus.,  wie  IIJTT  ,fränf,'eii'. 
Unser  W.,  eine  Weiterbildung  von  erämjcii,  ist  uhd.  zu  ,ei- 
eignen'  geworden,  als  wäre  es  eine  Abi.  vom  Adj.  .eigen' ; 
der  Übertritt  vollzog  sich  zunächst  auf  dem  Boden  der  i- 
durch  i  ersetzenden  MAA.  .Diewyl  die  löuf  allenthalheii 
sich  sorklich  ereigen.'  Strassburg  1525,  s.  Absch.  IV  1,  a, 
551.  Noch  1790  hält  dagegen  der  ApKal.  fest  an  der  echten 
Form  , Eräugnisse'. 

äugeren:  1.  intr.  die  Augen  anstrengen,  um  zu 
sehen  Aa.  —  2.  tr.,  auch  an-,  etwas  stark,  schari 
anschauen,  ebd. 

Wahrsch.   vom  PI.    Aiifjcr,   gicichs.   Augen  machen. 
auglen:    die  Augenwimpern  bewegen,    die  Augen 
wiederholt  schnell  öffnen  und  schliessen  Obw. 

Sya.  mauiilen,  welches  sonst  dämmern,  nebeln  bed. ;  mög- 
licherweise ist  au.  blosse  Verstümmelung  aus  m.,  augelehnt 
an  ,Auge' ;  oder  es  hat  sich  umgekehrt  der  Begritf  von  uu. 
auf  das  anklingende  und  liegriffsvwdte  m.   übergetr.agen. 

auglen:  1.  eig.  kleine  Augen  macheu:  mit  den 
A  ngen  spielen,  sprechen,  winken;  , liebäugeln',  gierig 
blicken  Bs;  B;  Gr;  Uvv;  Z,  mit  Dat.  P.  schmeicheln. 
G'äuijlet,  schmeichlerisch  G;  Schw;  auch  an-  Gii.  Vgl. 
liiif/elen.  —  2.  ein  grollendes  Gesicht  machen  Gr.  — 
■j.  die  Augen  hin  und  her  richten,  um  einen  Gegen- 
stand ins  Gesichtsfeld  zu  bekommen;  zielen  BSi. 
Daher  heisst  so  auch  ein  Knabenspiel  mit  Haselnüssen, 
wobei  je  einer  seine  grösste  Nuss  (Böl,  Äuykre)  aus 
.\uge  hält  und  auf  die  untenliegenden,  von  den  Spie- 
lern gesetzten  Nusshäufchen  (Hikl)  lallen  lässt,  um 
möglichst  viele  derselben  zusammenzuwerfen,  die  er 
damit  gewinnnt  Schw;  Zo;  Z.  —  4.  okulieren,  pfro- 
l)fen.  Bäume;  eig.  .Augen'  einsetzen,  gemmas  inserere. 
Denzl.;  B;  Gr;  S;  Uw.  Syn.  zwljen.  —  5.  „eine 
Henne  castrieren  L." 

Bed.  5  übertragen  v<un  Okidiercn  von  Bäumen,  wobei 
ebenfalls  ein  Einschnitt  gemacht  wird. 

in-:  iuoculare.  Ked.  1656.  üs-:  ausspähen  U. 
blien-,  blön-  s.  u.  liUenäufii  Sp.   139. 

äugelen  =  äiir/lcn  1  u.  2,  nur  noch  mehr  ver- 
kleinernd: kleine  Augen  machen,  um  entw.  besser  zu 
sehen  od.  lieblicher  zu  blicken,  Liebessehnsucht  aus- 
zudrücken; mit  Blicken  sprechen,  winken  L;  S.  —  an-: 
anblinzeln  G,  mit  verliebten  schmeichelnden  Augen 
anschauen,  genau  betrachten,  z.  B.  ein  Mädchen  S. 

ge-äuglet:  mit  kleinen  Auge"  (Punkten,  Tupfen) 
versehen,  von  e.  bunten  Kleiderstoff.  ,Mit  den  Seiden 
der  Gerechtigkeit,  mit  dem  geäugelten  Rock  der  geist- 
lichen Braut.'   Ulk.  1733. 

Zer-Äugler  m.:  Spottn.  für  einen  .Menschen  mit 
vortretenden  roten  Augenlidern   L. 

Zwei-:  eine  Art  Birnen  ndt  doppcKiT  lllüte  .\r; 
GKh.;  Tn. 

Äuglere  f.:  die  Nuss,  mit  der  mau  bi'im  Spich' 
(s.  ätiißen  2)  auf  ilii'  andern  zielt  Siinv;  Zc. 


aiigt'r:  teuer.   M''ie  a.?  .Tudenspr.    -  Von  heiir. /rt'.a;-, 

teuer  sein. 

Ällgel  m.,  dim.  Augeli:  niäunl.  Taufn.,  nacli 
Einigen  August,  nach  Andern  Augustin. 

Egechs    s.  Mihchs  Sp.  91.         Egel   s.  EfjU  II. 

Eselshofor  m.:  Name  einer  Äpfelsorte  Tn.  --  Nach 
■  iiuuM   Tb   Dürfe  benanut. 

Ege  AALeer.;  Z;  Hebel,  Egge  AaZcIu.;  BBe.; 
GRPani;  L;  Ndw;  Seu;  Tu;  Z  f.:  das  Ackergerät  wie 
nhd.  .Irpicas,  ein  gattung  eysiner  egken,  die  vil  zänen 
hat.'  Eris.  Ei-  isch  %vie-n-e  Halm  uf  'nere  E.,  wetter- 
wendisch B.  I  chönnt  uf-crc  E.  schlafe,  so  müde  bin 
ich  Z.  Dim.  Erjgeli  ekUi,  kleine,  von  Hand  gezogene  E. 
zum  Eineggen  von  Klee-,  Hanf-  und  Flachssamen  Sch. 

Spät  mhd.  eye  statt  dos  gewöhnlichen  egde;  s.  Egtße  und 
Eichte  Sp.  83.  Eißje,  aus  welchem  Eije  (nd.  etje)  erst  ent- 
standen ist,  erinnert  an  lat.  occu,  konnte  aber  auch  durch 
Assimilation  aus  Erjde  hervorgegangen  sein.  Endlich  lässt 
sich  fragen,  ob  es  nicht  eig.  ein  alter  PI.  von  Egg,  Zacke,  sei. 

Schübel-:  E.  mit  weniger  Zinken,  aber  schwerer. 
Wenn  .gestruchf  (oberflächlich  gepflügt)  ist  und  man 
nicht  Zeit  hat,  die  .Schübel',  Schollen,  mit  der  Hacke 
klein  zu  schlagen,  so  fährt  man  mit  der  Sch.-E.  quer 
über  die  Furchen  L. 

egeu  1  Ige  Aa  vorw.;  B;  SchKI.;  SGäu;  Z,  ege 
AAFri. ;  Bs;  FMu.,  eggen  SeuSt;  Tu:  mit  der  Egge 
fahren,  befahren;  to2>plet  e.,  dies  zweimal  tun,  damit 
der  Same  besser  ins  Erdreich  komme;  vgl.  ühcrstösseri. 
.Eggen,  occare.'  Fris.;  Mal.  ,Wenn  ein  Acker  nicht 
richtig  geeggt  wird,  so  ist  schon  das  erste  Hagelwetter 
darüber  gegangen.'  Sprw.  —  üf-:  zum  zweiten  Mal  e.. 
wobei  unten  am  Acker  angefangen  wird  S.  —  in-: 
durch  Eggen  den  Samen  in  die  Tiefe  bringen  Aa.  ^ 
under-:  l.  =  nfcgeii  S.  —  2.  Undercggcte  mache",  beim 
Eggen  Zwischenräume  lassen,  so  dass  unbefahrene 
Streifen  entstehen  Tu. 

Mhd.  egeti.  Bemerkenswert,  dass  das  Vb.  iu  uns.  MAA. 
überwiegend  diese  mhd.  Form  hat,  während  für  das  Subst. 
die  Form  Egge  (oder  Eichte,  Egtc)  vorherrscht,  also  auch  au 
Orten  gilt,  wo  das  Vb.  egen  danclien  steht. 

ogcn  II  ege  ZLunn.,  eggen  Aa;  Th:  zanken, 
streiten.     ,Mit  einem  eggen,  disceptare.'   Denzl.  1716. 

Die  Doppelformigkeit  des  W.  s])richt  dafür,  dass  e.  U 
nichts  Anderes  als  die  bildliche  Verwendung  von  e.  I  sei; 
vgl.  überdies  die  ebenfalls  der  landwirts.-haftlichen  Tätigkeit 
entnouunenen  Synn.  hinten,  mueh-en;  :' Aeher  ßmn  Sp.  fiO; 
auch  ist  .zanken'  mit  .Zacke,  Zinken'  nahe  vwdt,  und  es 
könnte  sogar  die  Bemühung  des  Bauern,  dem  widerspenstigen 
Erdreich  durch  seine  Bearbeitung  mit  der  F-gge  einen  Ertrag 
alizuzwingeu,  als  ein  Streit  aufgefasst  werden.  Aber  egen  II 
konnte  doch  auch  auf  der  Nbf.  eggen  lieruhen,  deren  Bed. 
occare  sich  mit  der  eines  gleiehla\iteuden  eggen  =  ecken, 
disceptare,  vermengt  hätte,  und  es  ist  nicht  zu  läugnen,  dass 
der  Begriff  Streit  sich  aus  dorn  von  Ecke  =  Anstoss,  Hiudor- 
niss,  Schwierigkeit  oder  aus  dem  alten  Eehe  =  Schärfe. 
Schneide  einer  Waffe,  zu  welchem  sich  hair.  ,eckeln  mit 
einem',  ihm  beleidigende  Worte  sagen,  entschieden  stellt, 
wie  schwed.  UgguH  (eig.  schärfen,  reizen)  zu  ägg,  Schneide. 
Sebärfc,  ebenso  leicht  wie  aus  dem  von  Egge  entwickeln 
konnte.  Vgl.  auch:  spitzige  Worte,  sticheln  u.  ä.  Die  Frage 
ist  übrigens  um  so  weniger  wiehtig,  da  ,Eggo'  und  ,Eckc' 
(Schweiz.  Egg,  -<■)  schliesslich  auf  die  selbe  Wz.  ,ak'  zurnckgehn. 

('"icii  IH  c'-,  iu  GuPr.  <•'-:  drohen  ..W" ;  im  Be- 
griffe sein,  bevorstellen.  1.  v.  Pcrs.  a)  eine  drohende 
Goberde  machen.  .Swer  vor  goricht  unbesclieidenlieh 


143 


Ag,  Pg,  ig. 


"K 


144 


redet  ald  gebaret  oder  eget  mit  den  henden.'  ScnStdtb. 
XIV.  , Zucken  (eine  Waft'o  zücken]  oder  egen'  ist  ver- 
boten. 1419,  Üft'n.  Trib.  —  b)  versucbcn;  sieb  an- 
schicken, nahe  daran,  im  Begriffe  sein,  Miene  ma- 
chen (iiil'r.  Man  eget  anzufangen,  abzureisen  udgl. 
Er  hH  fi'ff/et  z'  zürnen,  wollte  es  übel  nehmen.  Mit 
Negation:  nicht  entfernt  gleichen:  er  het  nit  (j'eijet, 
glich  nicht  im  Mindesten;  vgl.  Eyi.  —  2.  von  flachen, 
„drcdien,  bevorstehen,  ahnen  (unpers.),  nahe  sein, 
nahe  kommen.  Es  eget  im  =  es  steht  ihm  etwa.s  Un- 
angenehnie.s  bevor;  es  eget  im  Nichts  =  es  ist  weit 
davon,  nicht  die  Frage;  es  hat  ihm  geeget  =  gedroht, 
es  wäre  bald  geschehen  BO." 

Ohne  Zweifel  ein  sehr  altes  W.,  lautlich  Jem  gut.  «;;/Viii 
entsiirechend,  aus  dessen  Bed.  (schrecken)  sich  auch  die 
ohige  Begriffsreihe  entwickeln  lässt;  vgl.  lat.  minwi:  im- 
miiiere;  aus  dein  Begriff  der  drohenden  Nähe  kann  der- 
.jenige  des  NalH;l{cimuiens,  Glcichsteliens  abstrahiert  wurden. 
Vwdt  m.  dem  folgenden  Suhst.,  in  welchem  sich  ein  ähnlicher 
Begriffsübergang   vollzog,   und  mit  crj-los. 

Egi.  „auch  Hegi",  -c'-  f.:  1-  Zucht,  Ordnung; 
in  (in  der)  E.  (H.)  ha  (b'ha),  im  Zaum,  Zwang,  Schach, 
Respekt,  in  Schranken  halten,  z.  B.  Kinder  BO.;  LE. 
,So  ein  Uorf-Auge  [das  Auge  einer  wackern  Bäuerin] 
hält  manche  [andere  Frau]  in  der  E.'  Gotth.  Kcti.: 
sich  beherrschen  Gr.  Abs.:  Ordnung  halten,  liaus- 
hälterisch  leben;  häh  inEgüB.  —  2.  Gleichgewicht, 
.Gegendruck,  Widerstand.  Zunächst  von  Kämpfenden 
(■((  E.  ha  (hebe),  Widerstand  leisten,  wehren,  Stand 
halten  B;  mit  Dat.  P.  Gh  OliS.,  Syn.  's  Ise  ha".  „D'E. 
(H.J  oder  -'E.  (H.)  ha,  Trotz  bieten  BO.;  P."  Öppcrem 
ilr  Taget  [Lampe]  in  E.  ha,  Jmdm  Widerstand  leisten, 
die  Wage  halten  im  P'aust-  oder  Wertkampf  BSchw. 
.Abs.:  p.<  gilt  in  E.  :'ha»,  um  eine  volle  Schüssel  zu 
tragen,  ohne  dass  Etwas  herausfällt;  oder  um  einer  ent- 
gegengesetzten Kraft  Widerstand  zu  leisten  BSi.  (Hjer- 
getr.  auf  Körper:  E.  helia,  das  Gleichgewicht  halten, 
von  entgegengesetzten  Kräften  oder  Bewegungen  GrI>. 
Ein  Schiff  in  E.  han,  gegen  den  Wind  behaupten 
BRi.  „Einen  Stein  in  die  E.  legen  =  in  wagrechte 
Lage  [.stabiles  Gleichgewicht]  LE.-  Eim  E.  möge. 
Einem  das  (Jleichgewicht  (zu  halten)  vermögen;  nid 
E.  möge,  nicht  gewachsen  sein  GrD.;  i  mag's  nid 
{inj  Egi  ha,  ich  vermag  es  nicht  aufrecht  oder  fest 
zu  halten  wGr;  i  mag's  nid  Ege(n)  lüpfa,  hcha,  ich 
vermag  es  (bei  Weitem)  nicht  zu  heben  GnPr. ;  icli 
han  das  G'häs  nit  Eggi  me  hän  Icönna,  ich  habe  das 
Kleid  nicht  mehr  tragen  können  (weil  es  zu  klein  war) 
Gr  lt.  Serardi;  er  het  nit  in  en  E.  in's  [in  es,  z.  B. 
das  Kleid,  schlüpfen]  chönne  GrL. 

Mhd.  (iji!  m.  u.  f.,  Furcht.  Schrecken;  ahd.  eiji  f.  1.  u-rrm- 
(got.  ni/i»  V.  iiijaii,  fürchten).  2.  discijilina.  Aus  dem  Bcgrifl 
der  Ordnung  entwickelt  sich  der  des  Gleichgewichtes  mit 
Übertragung  von  Geistigem  auf  Sinnliches.  —  IVIauche  der 
obigen  RAA.  ist  nicht  mehr  klar  gedacht,  sondern  mit  an- 
deren Constnictionen  vermengt.  Nid  Efji  mw/cn  entspricht 
der  einfach  verbalen  RA.  nid  eyen,  nicht  nahe  kommen,  uinl 
OS  ist  nur  die  Frage,  ob  dies  lym  noch  aus  der  Gruudbed. 
.drohen'  oder  aus  der  bereits  abgeleiteten  des  Subst.  (Gleich- 
gewicht) zu  erklären  sei. 

Ep'ni  ui.:   Eugen  ScnwE. 

Eki'I".  Name  einer  Farbe.  XV.  1j.  (iStiftsarcb.  - 
Vgl.  Oclira  Sji.  71. 

un-eglen;  ge-un-eglen  s.  iin-iiiiglen. 

Egler  hiess  ein  grosser  alter  Kastanienbaum,  der  am 
Ufer  des  VwSees  am  Spissenegg  gegen  LWinkel  stand. 


Her  Baum  nach  der  von  einer  stachligen  Hülle  um- 
gebenen Frucht  benannt;  vgl.  lat.  aciicu/o,  frz.  ni(juille,  Nadel; 
proT.  uijuileii,   afrz.  aiijlcnt,   Hageabutte,  wovon   frz.  lijnnüer. 

Egli  I  n. :  leere  Schote  des  Ölrepses  AaSI.;  vgl. 
Agk  4. 

Egli  II  n.  allg.;  Egel  ro.  Schw:  der  Fisch  Barsch. 
])erca  fluviatilis  L.  allg.  Er  mirf'f  gern  en  Egli  in 
Bach,  n-enn  er  chann  e  Furelle  fange  ScuSt.  ,Egli'. 
1050  GKal.  ,Das  die  vischer  die  todten  egli  oder 
ander  visch  nit  mit  den  lebendigen  vLsch  verkoufen 
sollend.'  1.550,  ScH.  ,P.  (fluv.),  Egle,  Stichling.  Eechling 
(Reeling),  Bersich.'  Fischb.  1563;  Fris.;  Mal.;  Wagn. 
1(380.  ,Von  den  Egglin  oder  Bersich,  p.'  Cys.  Itiiil. 
,Dass  Eglein.  persich,  bersing,  p.'  Red.  1062,  ,Egliu;; 
oder  Eechling.'  JJSchf.ifcuz.  1090.  In  Z  speziell  nur 
der  Fisch  in  seinem  2.  Jahre  und  danach  verstehe 
,Eglin,  Name  des  Eechlings  im  dritten  Jahre.'  JEEschek 
1092.  Am  Bodens,  der  völlig  ausgewachsene  Fisch. 
Eine  Vexieraufgabe  lautet  säg:  chllni  Fisclili  and  nüd 
Egli  Z.  In  S  Egli  scherzhaft  auch  die  Zuchthau.s- 
sträflinge,  wegen  ihrer  gestreiften  Kleidung. 

Der  Fisch  ist  benannt  von  seiner  stachligen  Beschaffen- 
heit. .Mit  scharfen,  spitzigen  dornen  und  fäkteo  |Fittigen, 
d.  h.  Flossen]  ist  diser  fisch  bewaret,  mit  welchen  er  sich 
auch  beschirmpt.'  Fischb.  1563.  Ei/Ii  scheint  llim.  v.  Aij. 
.Aij,  perca,  persich.'  a.  Gloss.  Wz.  ai/,  spitz,  s.  Aijle;  lat. 
«ciwauch:  Hornhecht;  schw.  atfcouc  (ans  .igborre)^  Barsch. 
—  Syn.  Jiutz ;  S.  auch  Ilürlimj,  Tränli;  ftrnda-limj.  Kretzcr ; 
.Stiehl iiiij,  Schaulißnch ;  lierhlini/,  Bernch  für  die  Altersstufen, 
wofür  in  Schw  einfach  die  Unterscheidung  durch  die  Formen 
E(jd,  E;iU  u.  (Dim.  zweiter  Stufe)  Eydi. 

Kräb-Egli:  „Egli,  welche  sich  meistens  im  sog. 
Kräh,  Scekraut,  auflialten." 

Land-:  „Egli,  welche  sich  meistens  am  Ufer  auf- 
hallen." 

I!au-Egel:  der  Barsch  im  3.  Jahre  Bodexs.  Syn. 
Stichling.  Schanhfinch. 

Ehin-Egli  nn- Z,  i-i-eyH  ScuSt,  Bin e gl a  f.  GTa., 
lilne-igel  m.  BsStdt.,  Bl-itagel  m..  ZLunn.,  -negeli 
Gl;  Z().,  Wl.,  liln-Igel  m.  ZLunn.:  nur  sprichw.,  als 
Typus  der  Gesundheit,  entsprechend  der  abstrakteren 
RA.  .gesund  wie  ein  Fisch  im  Wasser.'  Und  so  schon 
bei  Mal.:  .Frisch  wie  ein  Rheynegle,  läbhaftig,  fruotig, 
muotig,  vividus.'  ,Sanior  pisee,  so  gesund  als  ein 
Rheinegle.'  Denzl.  1677,  1710,  u.  JMey.  1692.  Bin- 
egclin  Beiname  eines  Herrn  v.  BsMönchenstein  M.  XIV. 

Der  Barsch  des  Rheines  scheint  danach  in  besserem  Rufe 
zu  stehen,  als  es  wenigstens  für  die  Gattung  überh.  gerecht- 
fertigt wäre,  welche  mit  Finnen  und  äusserlich  und  inwendig 
mit  Würmern  geplagt  ist,  wie  wenig  andere  Fische.  Oder 
lässt  man  sich  durch  die  rasche  Beweglichkeit  täuschen':' ~ 
Die  Anlehnung  an  den  Igel  war  durch  die  stachlige.  Be- 
si-haft'enheit  des  Fisches  nahe  gelegt. 

Eör-;  E.,  welche  sich  meistens  im  Schilf  aufhalten. 

T  riecht  er-:  E.,  welche  in  der  Tiefe  gefangen 
werden. 

Egli  ni.:  ..Taufmime  Eglof  [Egolf]  G";  daher  noch 
als  Gesclilochtsn. 

Blind-Egli  m.:  leichte  Schelte  für  einen  Meuseben. 
welcher  wegen  Kurzsichtigkeit,  oder  weil  er  die  .\ugen 
nicht  braucht,  ungeschickt  drein  fährt  GStdt. 

Der  Yergleichung  mit  dem  schnellen  Fische  steht  ausser 
dem  Genus  namentlich  das  .Attribut  .blind'  entgegen;  von 
appcll.ativcm  Gebrauclie  des  obigen  Taufn.  aber  ist  sonst 
Nichts  bekannt. 


145 


Ag,  eft,  eig,  ig,  og,  ug 


146 


EslingiT  m. :  Ehrenwäcliter  BsStdt.  D'Jumpfere  E. 

iiKu-lu'.  ein  Brautpaar  beaufsichtigen,  's  Brütpnr  darf 
iiit  allei"  in  d'licbe,  's  miiess  Epper  as  EyJhujer  mit.  — 
Die  RA.  führt  sioli  wohl  auf  eiucu  bestimmten  Vorfall  zurück. 

Ego:  die  eigene  Per.son  oder  Partei.  .Was  geht 
das  Graf  E.  an?  Non  est  cura;  Hipoclidi.  Graf  E.  bauet 
[wohnt]  wol  und  hat  schöne  Pferde.'  JMey.  1(377.  1692. 
Nach  einer  für  uns  nicht  mehr  kontrollierbaren  Angabe 
bei  Hott.  u.  Escher  äusserte  BLefjunx  1584  in  einem 
Gutachten  an  den  Rat  in  Z,  dass  die  römischen  Kirchen- 
feiern Graf  E.  —  er  meinte  ,uns  Zürcher  und  Prote- 
stanten' —  Nichts  angiengen.  —  Der  von  dem  Fürsten- 
hcrir'schen  Hause,  ihren  Grenznachl)aren,  den  ZUrchern  wohl 
bekannte  (rrilflichc  Name  erfuhr  Umdeutung  auf  das  lat.  er/o,  ich. 

Egwei'i  f'nio^ri:  irgendetwas  OnPani.  Tuen  mf'' 
ätte  [etwa]  en  E. ! 

eigen  «;/•:  Ap  ;  c 'j»-,  Vg^  F ;  e'f/en  GaPr. ;  sonst  c%j  : 
Adj.  im  Ganzen  wie  nhd.  —  1.  als  rechtmässiges 
Eigentum  angehörig,  oder  leiblich  nahe  verwandt. 
,Accipere  maucipio,  zu  eigen  einnemen  vom  rechten 
wären  [Besitzer].'  Fris.  Ein  .eigen  Gut'  im  Gegs. 
zur  Pacht,  daher  auch  erblich;  s.  Eigen.  In  der 
ä.  Eechtsspr.  =  leibeigen,  hörig  (zu  Grundstücken  ge- 
hörig), unfrei.  Einen  Freien  , eigen'  zu  nennen,  wurde 
als  Beschimpfung  bestraft.  Thun.  Satz.  1539.  S.  auch 
Eigenini.  Eigenmann.  Ledige  junge  Leute,  gefragt, 
ob  sie  noch  bei  den  Eltern  wohnen,  antworten  etwa, 
wenn  dies  nicht  mehr  der  Fall,  nä,  i  ha  mis  äge  d.  i. 
eigenen  Erwerb  Ap.  Agni  [nämlich  Stücke]  machen, 
auf  eigene  Rechnung  weben;  Ggs.  ,ura  Lohn  weben'  G. 
Be.fxer  eige  Brod  ah  fremde  Brotis  L.  ,l)as  Leben 
wird  keinem  gegeben  für  ei.  und  ewig.'  Siii.c.  '*■  Tods 
eige,  dem  T.  verfallen,  ohne  Hoffnung  auf  Genesung 
Aa;  Uw;  HCLav.  1644.  Eiges  (G' wachs),  auf  eigenem 
Gut  gewachsener  Wein.  Die  fsini)  Eigne,  die  Bluts- 
verwandten, Familienglieder  Gu;  Z.  's  eige  Wasser, 
der  Harn  Z.  En  eiges  Chind  übercho"  (ha"  müessej 
heisst  es  von  der  Mutter  eines  unehlichen  Kindes, 
dessen  Auferziehung  vom  Gerichte  ihr  allein  über- 
bunden  wird  Z.  Metonym. :  ,die  eigene  Hand'  in  der 
Kechtsspr.  =  der  rechtmässige,  ursprüngliche,  eigent- 
liche Eigentümer  eines  Gutes,  das  daher  ohne  seinen 
Verzicht  auf  das  ihm  zukommende  Vorrecht,  dasselbe 
in  seinen  Besitz  zurückzuziehen,  nicht  an  Andere  ver- 
kauft werden  darf.  ,Mit  austrucklichem  Vorbehalt 
der  Beladenschaft  [älterer  An.sprüche,  Servituten]  oder 
der  eigenen  H.'  [soll  bei  Ganten  ausgeboten  werden]. 
15'20,  Bs.  ,Es  solle  auf  Begehren  der  eigenen  H. 
allweg  der  Höchste  in  jedem  Tschupus  [(irundstück] 
Träger  seyn  und  den  schuldigen  Zins  sanmienthaft 
der  eigenen  Hand  lüferen.'  Bs.  1611.  1757.  ,Ein  Stuck 
Gut  dem  Käufer,  äussert  [mit  Vorbehalt]  der  eignen 
H.,  frei  und  eigenthumlichen  überlassen.'  ebd.  1719. 
,Die  Frauw  mag  sömblich  [solche]  Morgengab  mit  ihr 
eignen  H.  [als  ihr  persönliches  Eigentum]  behalten.' 
RoTHF.NB.  Amtsb.  1490.  So  kann  ei.  auch  sich  selbst 
angehörig,  frei,  also  das  Gegenteil  des  obigen  be- 
deuten, in  der  Formel  , ledig,  frei  und  eigen'  L.  Lidig 
und  eige,  sein  eigener  Herr  und  Meister,  ohne  Weib 
und  Kind,  unabhängig  S.  '2.  besonder.  .Ist  jet- 
weders  ein  eigen  bistuni  von  wegen  das  [weil]  jede 
[der  beiden  Städte]  ein  sonderbar  Volk  ist'  ÄTseuuui. 
Er  het  si  eigini  Freud  an  im  [ganz  besondere,  be- 
sonders grosse]  ScnSt.  Eigene  Gangs,  express  S.  - 
Schw.  Idiotikon.  I.  '2. 


.3.  eigentümlich,  seltsam,  sonderbar,  wunderlich,  von 
Personen  auch:  eigensinnig.  En  eigne  Mensch.,  Chiimmi. 
CIniz,  Hecht.  Er  hat  en  eigne  Ghopf.  Das  ist  doch 
eige!  allg.  ,'s  geit  mängisch  eige  zne.'  Schild.  Als 
Adv.,  auf  sonderbare  Weise  GRPr.  Syn.  eigenlich.  — 
4.  einzig.     S.  die  Nbff.  eigens,  eigenst,  eiyent. 

Die  Bed.  \  entwickelt  sich  aus  der  von  ,eigen',  weil 
alles  Eigentum  ausschliessend,  einschränkend  ist;  daher  in 
ä.  Spr.  ein-  (=  einzig)  und  i/ytii-  oft  syn. 

all-  s.  all-einigen. 

eignig:  attrib.  Form  zu  cigot,  z.  B.  sf  eignig  Sach, 
seine  eigene  Habe  Aa. 

eigens:  „einzig,  eingeboren.  Die eigese  Tochter  7,." 

Ans  dem  adv.  Gen.  von  eigen  (vgl.  u.  eiricniin)  als  Adj. 
weiter  flectiert. 

eigenst:  1.  Etw.  (z'J  eigist  [zu  eigen]  ha"  Z.  — 
2.  Eigesti  Tochter,  einzige  T.,  Erbtochter  ZKn. 

Superlativisch  gebildet  wie  das  hegriffsvwdte  ,selh-st'. 

eigent:  1.  als  Eigentum  angehörend  BO.  u.  U.; 
auch  prädikativ:  rfe''  Acher  isch  ml  eigete  FMu.  — 
2.  eigenartig;  en  eigeti  Sach  B.  —  3.  einzig;  's  eiget, 
es  eigets  Chind,  namentlich  mit  Beziehung  auf  die 
Erbverhältnisse  gesagt  ZO.,  Sf.  —  4.  Adv.  immer 
UwE.  —  5.  eigendsi  eigets,  adv.  Gen.  ,Ganz  eigends.' 
GoTTH.  ganz  eigentlich,  g.  besonders. 

Zu  der  durch  bloss  phonetisch  angeschobenes  (  gebildeten 
Form  vgl.  Nienwt,  Niemau-d  udgl.  —  Zu  4  vgl.  nihd.  eimc- 
lichen,   sowohl  =  einzig  als  =  immerfort. 

eig-eig:  wählerisch  im  Fressen  GrL. 

Viell.  als  Reduplicationsform    niissdeutet   aus    dem   folg. 

„ein-goeigt:  eigensinnig,  wunderlich  Ar"  (St.''). 

Glcichs.  cmzig  in  seiner  Art,  eigentümlich  geartet. 

Eigen  n.:  ganz  eigener  und  darum  auch  erblicher 
Grundbesitz,  ein  solches  Grundstück,  Gut,  im  Gegs. 
zu  Fahrhabe,  zu  Lehengut  und  zu  AUmend.  Man 
unterschied  noch  bestimmter  , echtes  Ei.,  ledig  Ei.'  von 
.vogtbar  Ei.'  usw.  s.  Bluntschli  RG.  I  215.  265.  Sew. 
RG.  1  35—37.  ,Von  der  Allniig  für  Eigen  einzuo- 
schlagen  [als  Privateigentum  zu  umzäunen].'  Schw  Lb. 
,Ein  hus,  so  in  vier  Muren  eins  gmachs  hoch  ist,  das 
ist  eigen  vnd  hat  ein  frow  [Frau]  daran  nüt  zu  erben.' 
Willisau  1489.  ,Ei.  und  Erbe'  oder  ,Erb  und  Ei.'  eine 
alliterierende,  sehr  alte  und  weitverbreitete  Formel, 
z.  B.  ,liggen  an  Eigen  und  Erb'.  Bluntschli  I  2,  438. 
Spezieller:  „ein  Stück  Land,  welches  nur  mit  dem 
zugehörigen  Hause  veräussert  werden  darf  LG.  Daher 
in  Kaufbriefen  von  einem  Hause:  samtPünten  [Garten- 
und  Wiesenland]  und  Eigen",  d.  i.  der  Hof  im  eng.  S., 
das  Haus  nebst  den  zunächst  liegenden  (jütern.  Eige", 
Eigeli  daher  nicht  selten  als  Flurn. 

Vgl.  auch  die  Eiijch,  Landgut  bei  Freib. :  Ei<jfnlliul  in 
Z  Berg,  Einbr.  Der  Namo  im  Eitii  ZMettmenst.  erklärt  sich 
leichter    als    das  Ntr.   des   Ad.j.   denn    als  alte   Diui.-Bildung. 

Eigent  f.:  Leibeigenschaft.  Aiiscii.  1\'  1,  a,  642, 
neben  gleichbed.  , Eigenschaft', 

Das  W.  hiVt.tc  mhd.  wahrsch.  gelautet  ciifmde,  eine  Abi. 
[iiirallel  derjenigen  von  .Gemeinde';  d  als  Ausl.  iu  unbetonter 
■Silbe  verhSrtct  wie  in  dem  gleichlautenden   Adj.  s,  o. 

eigen-haft   ngenhafi:  cigcn.sinnig  GnPr. 

eigenlich  eigdich,  -Ug,  -li  (eigerlieh):  1.  Adj. 
a)  ordentlich,  pünktlich,  genau  und  zwar  über- 
trieben bis  zur  Peinlichkeit,  allg.  So  von  einer  Haus- 
frau, aber  auch  en  cigeligi  Chatz,  d.  i.  eine  reinliche,  F. 
,Die  Separatisten  seien  so  eigclig  und  exakt,  dass  man 
es  nicht  :\nshiilti'n  kimne.'  Sti.'tz.   .War  er  gern  .sauber. 

10 


147 


Aar,  PS,  eis 


148 


exakt,  eigcnlich.'  IToO,  DMüslin.  Adverbial:  mavhsch-ca 
eiyeli?  arbeitest  du  sorgfältig?  Gruss  an  den  bei  der 
Arbeit  Betrofienen  G;  es  ciyelig  ne"  [genau]  L;  nur 
ei.  messe"  [genau  das  Maas  voll,  Nichts  darüber;  vgl. 
Geiiams]  ebd.;  ('''  cha"-der's  nid  eigeli  säge"  [nicht 
genau]  Aa.  Eigeli  biege  V  Orte,  eigelifgj  lotzn"  W, 
scharf,  anfmerlvsani,  angestrengt  schauen,  spähen.  ,So 
ich  jr  sach  nit  wusst,  so  erfuor  [erforschte]  ichs  eygen- 
licli'.'  1531/48,  Job  [.eigentlich'  1607].  ,So  solt  du 
Üeyssig  und  eygenlich  darnach  fragen.'  1531,  V.  Mos. 
[.eigentlich'  1548 1.  , Eigcnlich  und  underschei[de]nlich 
lesen'  [deutlich  artikulierend ).  Act.  Egli.  .Damit  wir 
üch  dester  bas  und  eigonlicher  könden  schriben.' 
Strickl.  8yn.  ebenlich,  exakt.  —  b)  wählerisch 
Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr ;  S;  Z.  .Kochen  [so  unsauber], 
dass  es  eine  eigeliche  Sau  nicht  fressen  möchte.'  Gotth. 
&'»'■''  eigelich  mache,  sich  zieren,  Komplimente  wachen 
Etvv.  anzunehmen  BU.  ,I)u  machst  dich  eigelicher 
als  unsere  Frau  Pfarreri.'  Gotth.  Eigclig  si,  spröde 
tun  Bs;  BU.  ,Meitscheni,  die  es  mit  Wein,  Brannt- 
wein und  Buben  nicht  eigelich  genommen.'  Gottu. 
Niid  ägelig  ist  eine  Weibsperson,  welche  zwischen 
Mannspersonen  keinen  Unterschied  macht  Ap.  Syn. 
eigen,  he.iggcl.  meislerlosig.  —  c)  eigentümlich,  selt- 
sam, sonderbar  im  Wesen  Aa  ;  B;  Sonw;  Zg;  Z,  und: 
wunderlich,  eigensinnig,  launenhaft,  unverträglich 
im  Benehmen  gegen  Andere  Aa;  B;  Gk;  G;  W;  Z. 
'Ell  eigelige  Chopf  ha  S.  ,Man  könne  doch  nicht  so 
eigelig  sy,  man  müsse  tun  wie  ander  Lüt'  Stutz. 
Wenn  du  mit  Hchiitzeli  so  eigelig  icitt  [willst]  st  [dass 
du  sie  keinem  Andern  gönnen  magst].  So  nimm  es 
Bapirli  und  tvicJde's  darl  AaFt.  Syn.  artlig.  eigen  3. 
eigenriclitig.  sehen,  g'sjxissig.  —  d)  eigeli  ZO.,  eigerlich 
BR.  eigentlich.  .Eigcnlich.'  165'2,  Schimpfr.  — 
2.  Adv.  in  abstr.  Bedd.,  durchweg  mit  der  Form 
eigfejli:  a)  gewiss,  wahrlich  Aa;  BU. ;  VOrte;  Z; 
vgl.  1  a.  Es  ist  ei.  war.  Ei.  tcill-i'''  cJio".  Ja,  ei..' 
Ja  ei.  ja!  AABrugg.  G'tcüss  und  ei.  L.  Chumm-i''' 
hüt  nüd,  sc  chumm-i  morn;  chumm-i  morn  niid,  .se 
chumm-i  a  disem  Tag  [übermorgen],  eigeli'.  Z.  Syn. 
icärlich,  Wäger.  Eigeli  (au'''J?  Ausruf  der  Verwun- 
derung: ist  es  wirklich  soV  Z.  Chumm  ei.  zue-mcr! 
bleib  ja  nicht  aus!  Aa.  Als  Antwort  auf  eine  negative 
Aussage  ^  doch !  Bs.  Abgeschwächt  =  wahrschein- 
lich, vermutlicli.  ohne  Zweifel  VOrte;  Z.  Du  hist 
ei.  wider  bim  Schöjipli  g'ses.'^e!  Stutz.  Si^lb  Chind  fallt 
ei.  na  [noch]  ab-eni  Stuel  abe.  Nicht  selten  ironisch, 
so  dass  ja  ei..'  geradezu  die  entgges.  Bed.  ,gewiss 
nicht'  haben  kann.  —  b)  besonders,  vor  Adj., 
vgl.  1,  c.  Es  sind  ei.  brav  Lüt  Z.  Eigeli  guet  Opfel 
und  (oder  gend,  geben)  eigdi  guet  Schnitz:  d' Bliebe 
fd'MeitliJ  sind  öppis  und  d'Meitli  fd'Buebc)  sind  ni.r 
B;  G;  Tu;  Z.     -    c)  dennoch  Bs. 

un-eigenlich:  unordentlich,  unsäulierlich;  nach- 
lässig Bs;  B. 

Eigenlichkeit  i''<jeli/lia  ßSi.,  <:i<jrlik/eit  Z,  Eigen- 
liclii  f»i/rfi/j  GrD.;  Z,  Eigeleni  ctjrfjnt  OuVals:  Sorg- 
falt, pedantische  Ordnungsliebe  B;  Eigentümlichkeit  Z; 
Eigenheit,  Eigensinn;  Feinschmeckerei  Gr.  —  Die  Furui 
Eitjdcni  beruht  auf  der  irrtUiulicIiL'U  Rekonstruktiuu  der  \'er- 
stiiiumelung  c('jf7i  zu  eitjd-iit  nach  AnalMgievoii  Küjenl  aus  ciijmt. 

eigentlich  c!ti,tii^,  -h'r/,  -ti:  Adj.  a)  auf  Ordentlich- 
keit, Fünktliclikeit  haltend,  reinlich,  zierlich  Bs;  BSi. 
jinelegans,  unlieblich,  nit  ei.'  Fris.  ;  Mal.  Adverbial  in 
ä.  Spr.  =  eigcnlich  1,  a.    ,Dess  wir  ei.  berichtet  werden.' 


15'21,  Absch.  , Damit  wir  ei.  wüssend  ze  haudien.'  ebd. 
,Wann  einer  nur  ein  Boss  kauft,  besichtiget  er  es  ei.' 
15'27,  HBuLL.  ,Der  Sache  hat  man  ei.  nachgefragt.' 
1534,  ZSyn.  ,Ei.  ufzeichnen,  was  er  innimpt,  damit 
sy  abrechnen  könnint.'  1557,  ZStadtger.  ,Wenn  einer 
sy  ei.  anschauwet,  verblendend  sy  einem  das  gsicht.' 
1557,  VoGELB.  ,Si  het's  nit  so  ei.  [genau,  streng] 
g'halten.'  Schimpfr.  1651.  ,Ich  weiss  es  ei.,  tan(|uam 
meum  noraen  novi.'  1683,  Hospin.  —  b)  wählerisch, 
geziert.  ,8ich  eigentlich  machen.'  Gottu.  zuweilen 
statt  des  volkstümlichen  eigelich.  —  Adv.  a)  gewiss, 
sicher.  ,Ein  Mittel,  das  seie  gwüss  und  werd  ihms 
eigentlicli  vertreiben.'  1651,  Schimpfr.  (oder  =  von 
Grund  aus?)  —  b)  eigetli,  im  Grunde,  genau  genommen. 
Eigenschaft:  1.  Eigentum,  rechtmässiger  Be- 
sitz, Eigentumsrecht.  .Kauft  das  gottshus  von  Hn.  E. 
all  sein  Ei.  und  gerechtigkeit.'  Cys.  .Usucapio,  ei. 
durch  langen  brauch  erlangt.'  Fris.  .Dieselben  grafen 
von  Kyburg  band  sich  verzigen  [verzichtet]  aller  ei.' 
BossH..  Wint.  Chr.  —  2.  Der  rechtmässige  Besitzer, 
die  Herrschaft-,  der  ein  Lehengut  gehört.  ,Die  buossen 
soll  ein  Keller  nemen  zuo  der  ei.  banden.'  1421,  Bosw. 

—  3.  Untergebenlieit.  Stand  eines  Untertanen. 
Mülhausen  bat  um  Hülfe,  da  es  sonst  gezwungen  sei, 
.sich  in  die  Ei.  ze  üliergeben.'  Ansu.  ,Frenum  mor- 
dere,  sich  lassen  eynspannen  u.  in  ey.  bringen.'  Fris. 

—  4.  Leibeigenschaft,  Knechtschaft.  ,Vil  .sind 
auch  umb  der  weyber  willen  in  ey.  kommen.'  1531, 
Eska.  {.leibeigenschaff  1667).  ,Abstrahere  in  servi- 
tutem,  in  eigenschaft  oder  knächtschaft  bringen.'  Fris. 

—  E  ig e n s  c  h a f t e r :  Eigentümer.  ,üer  gaistlich  aigen- 
schaffter,  der  aiges  hat.'   GHdschr. 

Eigentum:  Eigentümlichkeit.  ,Dess  Badens Eigen- 
thumb  ist,  die  Speisen  verzehren,  den  Appetit  ver- 
mehren.' SHott.  1702.  —  eigentümlich:  als  beson- 
derer Besitz  eigen.   ,Ein  eigentümliches  Heimwesen'  Z. 

eigen  Vb. :  als  Besitz  ansprechen  und  an  sich 
nehmen.    ,Geeyget  und  angesprochen.'  1531,  Bvff,  Clir 

—  Verkürzt  aus  eiijneii. 

nach-  refl. :  sich  Anderen  anbequemen.  HBui.i.. 
rühmt  vom  König  Tarquinius,  dass  er  .sich  dem  Volk 
nach  eyget  mit  grosser  bitt'. 

Übrigeus  könnte  ,nacU'  auch  zum  Subst.  gezogen  werden; 
vgl.   Gr.  WB.    3,   96   .eigen'    im  gleichen  Sinn. 

eignen:  1.  als  Eigentum  ansprechen  und  behandeln. 
,Wer  uss  dem  gericht  zühen  will,  der  mag  es  thuou 
an  end  [Orte],  da  er  nit  geaignot  [zum  Eigenniann 
gemacht]  werden  mög.'  1500,  Kriess.  ,Von  wegen 
dass  der  Graf  die  fryen  Byrss  eignet.'  Ansh.  ,Das 
wir  die  pfruenden  unsern  kinden  übergebind  noch 
dheinerley  eygnind,  das  der  pfruenden  oder  kilchen 
eygen  syge.'  Z.vinuli.  geeignet,  adj.  m.  Dat.  F.: 
als  Eigentum  angehörig,  z.B.  ein  Kind  Gr;  un-:  frei. 
Z  erklärte  im  Mai  1521.  ,dass  man  in  die  schweren 
artikel  dieser  vereinung  [mit  Frankreich]  nicht  gehen 
könne,  sondern  ongeeignete  freie  eidgenossen  bleiben 
w'olle.'  —  2.  zueignen,  widmen.  ,Küng  Arnolf  hat  graf 
Uolriehen  dises  tal  geaignet.'  Vad.  ,Diss  nun  buch  hab 
ich  nach  altem  loblichem  bruch  Ü.  W.  geeignet  und 
zuegeschriben.'  LLav.  156!».  1670.  —  ent-:  Eigentum 
entwenden.  .Welcher  einem  Andern  sin  Holz  nähme 
oder  enteignete.'  1493,  BSchiffl.  —  er-,  ver-:  das 
Eigentumsrecht  zuteilen,  abtreten.  ,Wir  wellen  der 
obgemelten    koufer    ditz    ewigen    eraignens    umb   die 


11!» 


Ag,  eg,  eig,  ig,  og,  ug 


150 


obgemelten  stuck  getrüw  weren  [Gewiihrleister]  sind 
[sein].'  lölö.  (tBucIis.  ,\Vere  nit  so  vil  liinder  herr- 
liclikait  den  gaistliohen  zuogeniessen  und  veraignet 
worden.'  Kessl.  ,Ein  iStück  [Allniond]  zu  v.  und  unter 
alle  Haushaltungen  zum  eigentümlichen  Besitze  zu 
verteilen.-  StkixmOli..  1804.  418.  Die  helvetische  Re- 
gierung erliess  ein  ,Yereignung.sgesetz'. 

„Eigner:  wer  seine  Grundstücke  zu  Eigen,  nicht 
bloss  zu  Lehen  hat  F." 

er-eigen  s.  er-äiifien. 

eigen  nämlich  I)a>ik  eigist,  eiget  s.  heig. 

ig  s.  ich  Sp.  74. 

Ige"  T-  f.:  Eibe.  —  igin:  aus  solchem  Holze  be- 
stehend Gr.  .Von  ygen  sol  ein  gleitter  [Mautner] 
nemen  von  jedem  hundert  ein  bengel,  es  sye  das  be- 
schnitten oder  nit.'  1415.  österr.  Zolltarif  v.  Baden  i.  A. 
.Unsern  Glasern,  welche  viel  Ygen-  oder  Lerchenholz 
aufkaufen.'   1711,  1725  Z. 

St. 's  Angabe  .Igcnholz  =  Lerchenholz  Z"  beruht  auf 
Missdeutuug  des  ,oder'  in  der  letztern  Stelle.  —  lye  (irju 
schon  iu  einem  GCod.  des  IX.)  vergröbert  aus  Ije  d.  i.  I-e 
für  Iwe;  vgl.  itlg(i)  aus  »Iji,  *i-i  =  sei,  Conj. ;  Nbf.  Iche  Sp.  74. 

Igel,  auch  Nigel  Aa;  L:  1.  Name  des  Tieres. 
So  rücli  n-ie-n-en  I.  Es  Här  ha"  vic-n-en  I.,  borstige 
Haare.  Er  ist  uie  en  I.,  sticht,  wo  man  ihn  anrührt, 
von  einem  ungeberdigen  Mensehen.  Kirchhof.;  vgl. 
Sur-,  Zorn-igeh  , Wissen,  wo  der  I.  im  Hag  liege.' 
HPest.  1783,  den  schwierigen,  entscheidenden  Punkt 
einer  Sache  kennen,  ^s  geit  e-n-I.  i  d'FiichshOli,  es 
begeht  Einer  einen  Irrtum.  Schild.  Wenn  ein  I.  in 
den  Stall  kommt,  so  verwerfen  die  Kühe.  —  2.  ein 
geringes  Schwein  BSi. ;  Obw.  Sjn.  Blägi.  Selnvinli. 
Süli.  —  3.  a)  Mensch  mit  struppigen  Haaren  B;  S; 
unappetitlicher  M.,  en  u-iieste  X.  Aa.  —  b)  Kind,  das 
nicht  wächst,  rund  bleibt,  Knirps  BTh.  —  c)  mildes 
Scheltwort  für  ein  etwas  unartiges  und  schwer  zu 
behandelndes,  doch  nicht  unliebliches  Kind.  I  will 
(Vr  Ure  folge,  da  Chätzers  Igeli  (Iggi)  B.  —  4.  etwas 
Rundliches,  das  klein  und  artig  ist  L.  —  5.  die 
stachlige  Hülle  der  Kastanien  und  der  Buchnüsse 
AiFr.;  L;  GWe.;  Zc.  In  B  auch  das  Buchnüsschcn 
selbst  in  seiner  Stachelhülle  am  Baum.  —  0.  ein 
Backwerk  von  der  Gestalt  und  Grösse  des  Tieres 
und  mit  Stacheln  aus  Mandelkernen  besetzt  BKochu. 
—  7.  ein  Maulband  mit  eisernen  Stacheln,  das  Käl- 
bern angelegt  wird,  damit  die  Kuh  sie  nicht  saugen 
lasse  Ap.  Syn.  Sliijtfei:  Stecher.  —  8.  a)  eine  Ver- 
schanzung, Befestigung,  Wehr,  Palisade.  , Vor  dem 
zun  was  ain  igel  von  scharfen  aichinen  steken  ge- 
schlagen von  ainem  ort  des  Sees  biss  an  das  ander.' 
Vad.  Syn.  Sturmhuspcl.  —  b)  eine  Aufstellung  des 
Fussvolkes  (ur.spr.  der  Landsknechte)  mit  vorge- 
streckten Spiessen,  bes.  zur  Verteidigung  gegen 
Reiter.  Im  Waldshuterkrieg  1408  schlug  ein  Igel  von 
600  Zürchern  lUOO  Reiter  zurück.  Nach  der  Sclilacht 
bei  Kappel  liess  der  Anführer  der  Zürcher  ,alles  volk 
uff  mustern,  zusammen  lägern  und  in  einen  Lands- 
knächtischen  ygel  ordnen.'  HBi;ll.  ,Mit  den  Mus- 
i^uetierern  gegen  Reuterei  ein  Creuz-  oder  runde  Ord- 
nung, oder  Ygel  machen.'  HCLav.  1644.  —  9.  eine 
Entzündung  an  den  Füssen,  besonders  aber  an  den 
Ballen  der  Klauen  des  Rindviehs  Ar;  G;  Z.  ,Dcr  I. 
ist  auch  ein  kranklieit.  so  das  rinderhalft   vvcli   über- 


kumpt  zwüschend  den  klauwen,  darvon  es  hincken 
muoss.'  M.AL.  Nach  dem  , stechenden'  Schmerze  benannt. 

Zu  A'-ir/el  vgl.  jyi-eneli  Sp.  '20.  ^ihsr-he  Sp.  48.  A'üechl- 
land  Sp.  84.  iVäudc-rs  Sp.  91.  —  Abi.  iglen  I.  geniglet? 
iiiglen?   —   Vgl.   auch   Xiggel. 

Achrand-:  Hülse  der  Buchnüsse  BRi. 

For(ch)-  förigeU  ZAnd.,  förrinigeli  Ap,  n.:  Frucht- 
zapfen  der  Föhre.  —   Vgl.  Foi-ch-liigeli,   -RAyeli.    üohniggel. 

Frö-:  ein  schadenfroher  Mensch  ZPäfflk. 

Wahrsch.  nur  eine  individuelle  wortspielende  Nachbildung 
von  Fror-igel;  indessen  vgl.  Sur-igel 

Fror-:  Spottn.  eines  Mensehen,  der  gar  keine 
Kälte  ertragen  kann  Zu. 

Mit  einem  Igel  verglichen,  weil  er  sich  vor  Kälte  zu- 
sammenzieht und  verkriecht.      Syn.    Gefrörling. 

Hunds-.  Schon  Forer  Tierb.  unterscheidet  zwei 
Arten  des  I.:  .der  ein  hat  einen  Rüssel  gleich  einer 
Sauw,  wirdt  genannt  Seuwigel,  der  ander  aber  ein 
Schnäuggen  [Schnauze]  wie  ein  Hund,  Hundsigel',  und 
diese  nichts.sagende  Unterscheidung   gilt   noch   heute. 

Hörn-  s.  bei  iglen  II. 

.Kestinenygel,  die  stächend  haut,  hülschen  oder 
rinden,  darinn  die  kestincn  wachsend,  echinus.'  Mal. 
.Kestenigel,  stechiclite  schale.'  1662,  Redinger.  So 
noch  heute  L;  GO. ;  Zo. 

Lämmer-:  Lämmergeier  W.  —  ,1.'  muss  hier  bilJlich 
im  Sinne  von-    .Schauer,  Schrecken'  verstanden  werden. 

Mos-,  Mass-,  Masch-iggeli  Schw:  mehlige 
Schlüsselblume,  primula  farinosa  L.  ,So  ein  vych 
bluot  harnet,  lobend  etlich  ein  kleins  kreütle  Moss- 
igele  genannt.'  Tierb.  1.563.  Unter  den  Namen  .SWiniKte- 
igeli,  Eossäugli  wird  das  Pflänzchen  noch  immer  zum 
selben  Zweck  gebraucht  Z. 

,Mos-',  weil  diese  Pflanze  nur  auf  sumpfigem  Grunde 
gedeiht:  vgl.  die  ,SyD.  Riet-AngU.  -Xiigeli,  -Kesseli.  Zu  der 
Vergleichung  mit  dem  Igel  lud  viell.  die  nach  aussen  ziem- 
lich kompakte  gewölbte  Form  sei  es  des  Blätterstockes,  sei 
es  des  Blüteustandes.  viell.  auch  die  runzlichte  Oberfläche 
der  Blätter  ein.  Die  lautlichen  Ausweichungen  scheinen 
durch  das  Anklingen  des  rom.  jimssica  |s.  u.  Massiggel) 
veranlasst  worden  zu   sein.      S.  auch   Mariggel. 

Rh  in-  s.  Ehinegli  Sp.  144. 

SÜ-.  Sü-  söü-,  Sünigel:  Schweinigel.  1.  ein  ge- 
meiner Igel  mit  bes.  spitzem  Rüssel,  allg. ;  s.  Hiitids- 
igel.  —  2.  unsauberer  Mensch,  dim.  als  scherzhafte 
Schelte  auf  Kinder  angewendet;  auch  mit  Beziehung 
auf  moralische  Unsauberkeit.  allg.  —  3.  ein  Karten- 
spiel, bei  welchem  einem  der  Spieler,  der  dann  auch 
selber  diesen  Titel  bekommt,  zuletzt  eine  .Sau'  in  der 
Hand  bleibt,  nachdem  alle  andern  Karten  paarw-eisc 
ausgeschieden  worden  sind  \j:  Srnw:  Z;  vgl.  50/1)1(11/;- 
peter.  —  su-,  .söÄ-iglen:  dieses  Spiel  machen. 
S.  auch  Sü-Niggel. 

Sür-:  Sauertopf  unfreundlicher  Mensch.  JMev. 
1(/P2;  von  Sulg.  u.  vmi  Suterm.  wieder  aufgeminnnen. 

Schmutz-  s.  Mdsigel. 

Das  Attril)ut  bezieht  sich  t.  auf  die  Farbe  der  BlUtou, 
t.  auf  den  dichten  Puder,  welchen  die  Blätter  auf  der  untern 
Seite  besitzen.     Syn.   MflbUUmll. 

Schw  in-  «iri-Hi>7  =  Sü-  2.  Gl. 

Strflb-:  struppig,  uncirdcntlicli  aussehender  Menscli 

B    (GOTTH.). 

Dorn-:  ,l'iparte.  pruna  .luliana,-  Mal. 
Wäclist   in    Iliiinhci-ki'ii    und   an   st.icbligiii    Zweigen. 


ISI 


ag,  cg,  lg,  og,  i\g 


1S2 


Zorn-:  ein  leicht  zum  Zorn  gereizter  Mensch  Bs. 
-  S.  auch  Zurn-Nk/gel. 

iglen  I.  ver-:  zum  Igel  werden,  d.  h.  struppig, 
unordentlich  aussehen  in  Haar  und  Kleidung  B.  Id.  B; 
S,  in  Verwarlosung  geraten,  aus  Mangel  an  Pflege 
verkommen,  z.  B.  von  Kindern,  die  früher  ordentlich, 
gesund,  hübsch  aussahen  A.iFri. ;  Bs.  ,Ver-igled: 
strobelicht.  zerzaust,  entstellt,  wie  einer,  der  aus  Wind 
und  Biegen,  aus  einem  Luder  [liederlichem  Leben], 
einer  Schlägerei  oder  aus  dem  Elend  kommt.'  Spre.ng. 

iglen  11:  (stechen)  verdriessen,  ärgern,  plagen 
(meist  mit  Sachsubj.,  selten  refl.).  ,Mins  brueders  tod 
der  yglet  mich',  lässt  Ruef  den  Cain  sagen.  ,Das 
yglet  mich  in  minem  gmüet.'  ebd.  1550.  .Das  tuot 
mich  i.  und  verdriessen.'  ebd.  1538.  ,Cura  nos  exercet. 
Sorg  bemüeyet,  plaget  und  yglet  uns.  Das  Gnagen 
und  i.,  conscientia  sceleris.'  Fris.;  Mal.  ,Das  iglet 
mich,  hoc  mihi  crucem  tigit.'  JMev.  1G9'2;  Denzl.  171G. 
,Also  freuet  es  ihn  auch,  wann  er  etwas  getahn  hat, 
das  den  Lehrmeister  igle  und  verdriesse.'  DTomann 
17üS.  ,Sind  auch  die  Kleider  werth,  dass  man  sich 
um  derselben  willen  also  i.  und  plagen  solle'?'  JMev. 
1694.  ,Wemi  Alles  über  si  spottet,  tcird's  di'''  i.  und 
cliränle.'  MUsteui.  Es  iylet-ene  Alles,  jede  Kleinigkeit 
ärgert  ihn,  den  kränklichen,  krankhaft  reizbaren  Men- 
schen Z.  Ein'n  sirigle-n-und  i. :  streng  kritisieren.  Sulg. 

Von  der  selben  "W.   wie  Acjle,   Äyel,  Igd.    .Vgl.   hr.ijkn. 

un-  Ai'K.  W-;  BSi.;  GA.,  T.,  Sev.;  ZSth.,  unigyle 
GRChur;  GO..  uniUjle  BHa.;  GRÜbS.;  GRh.;  (f- 
BHk.,  R.,  unäiji/le  GrV.,  nagle  GRNuf.,  tine'gle  Av; 
BO.;  GW.;  „ScHW",  negle  Gr„A.'',  D.,  L.,  Rh.,  iieggle 
GnMai.,  titi-niglen,  o'ncVa  ApH.,  M.,  egyele  Arl. — 
unpers.  m.  Acc.  F.:  stechenden  Schmerz  in  den  Ex- 
tremitäten empfinden  in  Folge  des  unvermittelten 
Ueberganges   aus    übermässiger  Kälte   in  die  Wärme. 

—  Unigler  önegler  m.:  Nagelfrost  Ai'. 

Syn.  die  folgenden  Zssen  und  hun-,  jmrr-näglen.  Die 
.Annahme  einer  Zss.  von  obigem  i<jlcn  mit  un-  in  vcrstäikendeni 
Sinne  bat  lieine  Scbwierigkeit,  trotz  der  aus  Ap  unzweifelliaft 
vorligenden  und  viell.  auch  in  manchen  der  übrigen  Formen 
verborgenen  Gestalt  des  Vb.  mit  vorgesetztem  n  und  trotz 
der  teilweisen  Verhärtung  des  Gutturals.  Dagegen  wäre 
mit  Rücksicht  auf  die  Formen  mit  ä  und  die  meisten  der- 
jenigen mit  f  eigentlich  eine  Xbf.  aufzustellen,  welche  sich 
zu  'Agd,  stechender  Schmerz  (s.  Ar/h-  o.  Sp.  l'27/8)  verhielte 
wie  i(/le-n  zu  Ir/el.  Tiefer  greifend  ist  die  Frage,  ob  hier 
nicht  eine  blosse  Umdeutung  von  humiglen  vorliege,  welches 
auch  von  deutschen  MAA.  z.  B.  zu  umägcln,  ain-,  ur-,  dur- 
iijehi  usw.  umgewandelt  wurde.  So  könnte  auch  obiges 
hunäghn  dir.  von  k.  hergeleitet  werden,  da  die  Verhärtung  des 
anlauteud(.'n  ;/  in  BO.  MA.   nicht  für  synk.  Präf  ge-  beweist. 

hurii-  1.  hurr-  ScuKirchh.,  hörn-,  hurn- 
A.AuFri.,  Z.;  Bs;  B;  „Gl";  Öch;  SThierst.;  ZSth., 
horniggle  Sulg.,  hurnäyle  ZAuss.,  hurnegle,  negle 
GrD.  unpers.  =  «.m///eji.     Wie  humiglen  Eim  d'Beri! 

—  2.  hurr-  SrnKirchh.,  himi-  „Sch";  ZSth.:  Einen 
stark  plagen.  Wart,  %''•  vill-di'''  h.!  —  3.  hörn-, 
hurn-:  stürmen,  hageln,  rieseln,  schneien  bei  Wirbel- 
wind Aa;  Bs;  B;  L;  GA.;  ZDättl,  Sth.  Syn.  hornferjeti, 
hiirnilssen;  paiistereii ;  guslen,  nihlen.  —  4.  a)  hnrn  -  B, 
hür-igle  Ituen.  hornigele  Ap,  horniggle,  hurniggle 
..AaF.";  aScHW:  ein  Spiel,  wobei  ein  kleiner,  zur  Hälfte 
auf  einer  Unterlage  ruhender  Pflock.  Hurnigel,  Niggel, 
emporgeschnellt  wird,  indem  man  kräftig  auf  den 
hervorragenden  Teil  schlägt.  Es  gilt  für  die  eine 
Partei,    den  Pflock   so  weit  als  möglich  zu  schlagen. 


für  die  (iegenpartei,  ihn  aufzufangen  und  an  den  Aus- 
gangspunkt zurück  zu  schleudern;  s.  T. '275  f.;  Rouhh. 
1857,  461  ,Niggel  schlagen.'  Syn.  hurren,  hiirnen, 
hurnüssen,  Hiirre  sclilän;  gülen,  gü(l)nigglen;  boeken. 
—  b.  hirnigle,  Spiel,  bei  welchem  eine  Kugel  auf 
dem  Erdboden  mit  Stecken  getrieben  wird  SchwMuo. 
(Schelbert).  anderwärts  moren,  ,Sü  trlben,  hurren  ge- 
heissen.  —  Hurnigel  m.:  1.  der  stechende  Schmerz, 
welcher  sich  beim  Übergang  von  grosser  Kälte  zur 
Wärme  in  den  Fingern  und  Zehen  ein.stellt  Bs;  S. 
Syn.  Kiggeler.  —  '2.  Winterhagel  Bs;  S.  —  3.  Horn- 
iggel, der  Schleuderpflock  im  Spiel  LV.    Syu.  Gül. 

Wörter,  deren  Ableitung  schwerlich  festgesetzt  werden 
kann,  da  verschiedene  etym.  Zusammenhänge  um  den  Vor- 
rang streiten;  um  so  schwerer,  da  die  vorliegenden  Schrei- 
bungen mit  (/  und  gg  (Tennis)  nicht  so  zuverlässig  sind,  dass 
wir  sichere  Schlüsse  daraus  ziehen  dürften,  und  da,  wie  bei 
dem  vorhergehenden  W.,  meistens  unentschieden  ist,  ob  der 
zweite  Teil  der  Zss.  mit  ?i  oder  mit  Voc.  anlaute.  Die  ver- 
schiedenen Möglichkeiten  sind:  1.  Es  liegt  eine  Zss.  vor: 
:i)  mit  igten  und  (igten,  die  im  Äblautsverhältniss  zu  einander 
stehen  und  deren  Bed.  oben  auf  die  Grundvorstellung  des 
Spitzen,  Stechenden  zurückgeführt  wurde:  huntigifn ~'  erscheint 
als  Verallgemeinerung  des  in  1  liegenden  Begriffes,  gerade 
wie  ags.  egtan  sowohl  ,doIere'  als  ,molestare'  bed.  und  bair. 
.nickein,  nigeln'  auch  beide  Bedd.  vereinigt:  k.  3  schliesst 
sich  leicht  an,  da  Sturmwind,  Hagel  der  Haut  empfindlich 
sind  ,beissen';  /;.  4  dürfte  sich  für  den  Zshang  mit  1  auf 
das  Schwab.  ,fürnicklen'  berufen.  Doch  kann  gerade  der 
.Furnickel',  ein  (im  Feuer'^)  zugespitzter  Stecken,  welcher 
spielweise  in  den  Boden  geschleudert  wird,  für  die  Treunuug 
des  h.  4  von  h.  1  —  .3  und  für;i  die  Annahme  einer  Zss. 
Hurr-Xiggd  sprechen,  um  so  mehr  als  auch  in  den  Schweiz. 
Formen  die  Tennis  (gg)  vorherrscht,  die  weicliere  Ausspr. 
erst  aus  h.  1  —  3  sich  dürfte  eingeschlichen  haben:  ,für- 
nicklen'  =  prikkeln,  würde  umgekehrt  auf  einer  begrifflich 
nicht  ungeschickten  Anlehnung  des  nicht  mehr  verstandeneu 
.burniglen'  an  den  Namen  des  .Spieles  beruheu.  Im  Übrigen 
darf  uns  der  Anlaut  n,  insofern  er  auch  bei  den  Bedd.  1  —  S 
auftritt,  wenig  irren  (da  der  Wechsel  von  echtem  Igd  mit  -\igel, 
yiggei,  , Nickel'  in  unseren  und  in  deutschen  M.^A.  uuzweifel- 
liaft  ist)  und  gerade  in  den  aus  ,hurn-'  und  ,un-iglen'  hervor- 
gewachsenen Nbfif.  am  wenigsten;  ebenso  ist  gleichzeitige 
Verhärtung  des  g  diesseits  und  jenseits  des  Kheines  kon- 
statiert; kurz  es  haben  sich  zwei  verschiedene  WW.,  ,Igel' 
und  , Nickel',  unter  einander  verwirrt.  Freilich  begegnen 
sich  die  Begriffe  des  Spieles  und  des  Schneegestöbers  auch 
in  dem  W.  guti-n,  und  die  Vergleicbung  des  herumwirbelndeu 
Spielpflockes  (Kugel)  mit  dem  wirbelnden  Schnee  ist  so  un- 
geschickt nicht.  —  Der  erste  Teil  der  Zss.  konnte  sein 
a)  Hurn,  Nbf.  zu  ,Horn',  von  Birlingcr  bezogen  auf  den 
.bornharten'  Frost  und  Hagel,  so  dass  :5  die  Grundbed.  wäre, 
aus  welcher  unsere  1.  '2  nur  einigermassen  gezwungen  sich 
entwickeln  lassen.  Der  Umstand  aber,  dass  im  .^Ipgebirge 
ilen  Kindern  eine  Vieliklaue  statt  einer  kunstgerechten  Kugel 
zum  Werfen  dienen  niuss,  ist  em  zufalliges  Zusammentreffen 
von  Sache  und  Wort.  Nehmen  wir  ,Horn'  =  , Nagel',  so 
ergibt  sich  für  das  Comp,  die  Bed.  ,uagelstechon' ;  :3  verlegt 
die  sonst  von  innen  heraus  sich  kundgebende  Empfindung 
in  die  äussere  Natur;  auch  , frieren'  bat  ja  die  doppelte  Bed. 
, Frost  machen'  und  ,Fr.  empfinden.'  Vgl.  syn.  Kurfn)nagd 
und  frz.  onglee;  ferner  ags.  angnägle,  engl.  a(n)gnail,  fries. 
ongncil,  Geschwür  unter  dem  Nagel.  Aus  dem  Begriff  von 
,Horn'  als  Blasinstrument  leiten  Einige  den  Munatsn.  Ilui-ncr; 
unbestreitbar  beruhen  dai'auf  die  Ausdrücke  liumcn,  hürnen, 
auf  dem  H.  blasen,  heulen  (namentlich  auch  vom  Wind), 
weinen,  HurnüvH,  Hornisse,  nebst  Inn-niivHai,  schnaubeu,  heftig 
weinen,  Humcr,  Uhu ;  daran  würden  sich  unschwer  zunächst 
unser  h.  3  mit  schwarzw.  die  Hümi,  Eis-  und  Schneesturm, 
und,  durch  den  Wittelbegrift'  , sausen',  h.4  mit  Hurn,  Brumm- 
kreisel, hiirncn,   den  Ball  schlagen,  anreiben.     -  ß)  Begrifflich 


ir.3 


Ag,  eg. 


ug.  —  Ags — u^s.     Agscii — ugscli.     Äugst 


145 


(«imIIiO  mit  deu  zuletüt  genannten  WVV.  liegen  huneri,  den 
Hall  schlagen,  Uurrli.  Brummkreisel,  welche  auf  das  mhd., 
iilid.  ,hurren",  sich  sausend  liewegeu,  mit  den  Interj.i.  ,hurre. 
lunra'  zurückgehen:  für  den  .Spielball  (Pflock)  bezeichnet 
Ilurr-Xiyyd  in  der  Tat  die  annehmbarste  Et.vmologie,  und 
auch  für  den  Begriff  unseres  h.  1,  3  bilden  die  Nbtf.  mhd. 
.liurren',  sausen,  ,burra,  urra',  neben  Schweiz,  bvfrniüjhn, 
■leutsch  ,urigeln,  urnägeln'  eine  Brücke;  allerdings  müsste 
dann  angenommen  werden,  dass  für  1  —  3  die  einzig  aus  der 
lldschr.  Kirchhofers  geschupfte  Form  die  ursprüngliche  ge- 
wesen sei,  in  allen  andern  M.\A.  das  zweite  W.  ein  n  vor- 
gesetzt erhalten  oder  dass  eine  umdeutende  .\nlehnuug  an 
.Hörn'  Stiitt  gefunden  habe.  Der  oben  empfohlenen  Deutung 
des  Spielnaniens  aber  tut  der  Umstand  kaum  Eintrag,  dass 
als  Spielruf //o™.'  oder  Niggel!  mit  dem  Gegeuruf  Horner! 
vorkommt.  —  b)  der  zweite  Teil  könnte  eine  Abi.  von  .Nagel' 
sein,  .\llcrdiugs  lassen  sich  viele  Formen  so  deuten  und  sind 
vom  Volke  so  verstanden,  aber  eben  so  viele  stehen  ent- 
gegen; auch  würde  die  Erklärung  des  1.  Teiles  schwierig 
sein.  —  2.  Nicht  Zss.,  sondern  Abi.  Man  kann  kaum  der 
Versuchung  widerstehen,  Walthers  v.  d.  V.  ,nu  enführte  ich 
nicht  den  liornunc  au  die  zehen'  an  unser  Jluniigcl  1  zu 
halten  (mlid.  hornunc  in  schwz.  Ausspr.  Honiitj);  vgl.  hörnen, 
stürmen.  Gr.  Wb.  führt  die  Begriffe  1,  3  und  4  sämmtlich 
auf  den  des  Sausens  zurück  und  leitet  horniyl-n  von  .Hornig', 
Hornisse;  und  in  honiüHHui,  das  liornüsüi  wickeln  sich  unsere 
sämmtlichen  4  Bedd.  wiederum  ab;  zu  3  bietet  sicli  noch 
ein  besonderer  Anknüpfungspunkt  durch  den  Hinweis  auf 
f'ijeh'ii,  heiehn.  Schneegestöber  ohne  Sturm,  das  mit  schwärmen- 
den Bienen  verglichen  ist.  Nur  Schade,  —  dass  , Hornig' 
=  Hornisse  durcliaus  nicht  Schweiz,  ist!  Birlinger  leitet 
.Hurnigel'  von  einem  anderen,  allerdings  vwdten  , Hornig'  ab; 
vgl.  oberwähute  ,HUrni';  allein  dieses  .Hornig'  ist  nur  mit 
der  Bed.  eines  speziellen  Monates,  nicht  für  Frost  überhaupt» 
bekannt.  Eine  solche  Bildung  aber  als  Abi.  aus  hunmi,  welches 
wie  ijüynen  die  Bedd.  durchs  Hörn  blasen;  heulen;  Schnee- 
gestöber vereinigt,  vorauszusetzen,  ist  noch  misslicher,  und 
überhaupt  steht  der  .\nnahme  von  Abi.  wenigstens  die  gegen- 
wärtig gültige  Ausspr.  entgegen,  welche  auf  i  einen  Nelieu- 
ton  legt. 

kuen-iglen  .s.  u.  Kitc(ii)-Nci(ieh 

schür-:  plagen  Senf. 

Von  jenseits  des  Rheins  zn  uns  verirrt  und  verkümmert; 
bei  uns  viell.  an  , Schur',  Schererei,  spec.  Schafschur,  oder 
an  , Schür',  Regenschauer,  angelehnt;  vgl.  hurn-iglen  S,  3  und 
mhd.  .hagel'  bildl.  =:  Schaden,  Verderben.  Auch  in  Deutsch- 
land von  seiner  urspr.  Form  abgewichen,  u.  a.  sclnirnigdi, 
xchuk'i'iijdn ;  doch  verrät  srhori/dn  die  Dim.-Abi.  von  ,schurgen'. 

ig  11  Oll    s.    in-fje-nöt.  igno.st     s.    i«.-(/6'-)(o.«. 

Igrilli    .s.  In-i/rüen. 

leger  ie-  s.  Jiujvr. 

..üg:  Ausruf  bei  einem  kleinlichen  Versehen,  z.  B. 
wenn  Jmd  einem  Andern  iUif  die  Füsse  tritt  W." 

Könnte  sich  zu  och  Sp.  74  verhalten  wie  awj  zu  muh 
Sp.   71,  ü/  zu   ich;  doch  vgl.  auch  das  syn.  07(70. 

og  s.  auch.  Ogle  s.  Oygle. 

Oged  ofi'ß  f..  n.:  Agathe  BsL. 


Ags,  Agsch  usw.  s.  A.r  usw. 

egsLar:  schrecklich.  .Das  ungenenie  und  egsper 
verwerfen  des  unseligen  knechtcs:  indecentein  et  hor- 
rendani  objectionem  nequani  illius.'  Moni:,  Frid.  ,Egs- 
herlich.'  Boner.  —  Ahd.  cijiiihar,  mhd.  lycihm-c,  -hmhchc 
von  gut.  ai/is,   Schrecken;   s.  cißen  ///,   Eiji  Sp.    14'3.  143. 

Augschi,  Ogschi  s.  Atif).     egseh-  s.  «.c-. 

.\llgst,  Augsto,  ÄtuiMc  GlK.  :  1.  der  Monat 
August.    .Sextilis  mensis,  der  .-Vugst.'  Fius. ;  Mai..    Wüx 


der  A.  nid  clitichct,  cha"  der  Herbst  nid  hröte"  L;  Soh, 
mit  Bezug  auf  das  Eeifen  der  Weintrauben.  De  yrössl 
Tdfidiel)  ist  der  A.  (weil  in  diesem  Monat  die  Tage 
schon  merklieh  kürzer  werden).  De  Merze  bringt's, 
der  A.  tiinimt'.s  (die  längern  Tage).  Im  Ängste  hät's 
hindcr  iede  Ha.tel.stüde  e  Wetter  G,  od.  e.'!  chnnnt  liinder 
iedetn  Stildli  füre  [hervor]  es  Begeli  'A  (der  Monat 
bringt  viele  Gewitter  oder  sonst  unbeständiges  Wetter). 
Tinechig  Spülte  und  Augsterege  mögen  enandere  nit 
rerträge  B  (Geschlagenes  Buchenholz  muss  vor  August 
unter  Dach  gebracht  werden).  En  lieisse  im  A.,  ein 
Mensch,  der  erst  im  August  warm  wird,  aber  nicht 
von  der  Arbeit,  also  ein  Faulenzer  Aa;  S.  —  In  den 
.Uigust  fallen  im  ßernbiet  die  Tanzsonntage,  auch 
auf  den  Alpen.  —  2.  die  Zeit  der  Getreideernte 
und  diese  selbst  Ap;  GTa. ;  oTn. 

Aus  der  vollen  Form  des  W.  verkürzt,  n.achdem  der  Ton 
auf  die  erste  Silbe  verlegt  und  (wodurch  das  vorliegende  W. 
von  dem  Taufn.  sich  unterscheidet)  die  zweite  gänzlich  tonlos 
geworden  war.  —  Die  schwache,  zweisilbige  Form,  jetzt  die 
vorherrschende,  auch  schon  in  ä.  Quellen,  z.  B.  im  Engelb. 
Psalter;  1524,  JEck.  —  Zu  '2  vgl.  engl.  liariKst,  Ernte,  und 
Gr.  Gesch.-  56;S.   60/1. 

Haber-:  Haferernte  GTa.  —  Haberäugstier  f. 
indecl. :  Birnsorte,  welche  zur  Zeit  der  Haferernte  reif 
wird  i'^ciiSt. ;  Th.   —  Ergänze  Jiir. 

Augstin  f.:  September.  ,Augustus  et  September 
vulgo  dicuntur  der  Äugst  und  die  Augstin.'  1707,  Oenol. 

Die  Movieruug  mit  -in  führt  die  Personificierung  der 
.\lonate  weiter  und  drückt  in  anmutigerer  Weise  ein  Ver- 
liältniss  aus,  welches  sonst  durch  ,erst'  und  ,ander'  (cnter 
Augat,  anderer  Ä.)   bezeichnet   wird. 

augsten:  die  Korn-  und  Weizenernte  halten  A"; 
GTa.;  Bodens.  —  Syn.  schnlden. 

Äugstlen:  frühreife,  geschätzte,  Kagazer-; 
mittelzeitige  Birnsorte  GW.  lt.  Steinm.  1801. 

Äugstier:  1.  Früchte,  die  schon  im  August  reif 
werden,  a)  eine  Art  blaue  Weintrauben  Bs;  B;  GRh. : 
Z.  -  b)  Birnen  Ap  (kleine  süsse);  L;  Tu.  -  c)  Äpfel 
Bs.  ,Di  rotg'stryfete  Ängstler  sind  hellnni.fsig  st'ir.- 
GSarg.  —  d)  Zwetschgen  (PHaumen)  Bs.  --  e)  Kar- 
toffeln Ap;  Bs;  B;  Gl;  S;  Z.  ,Früh-  oder  Jakobs- 
(irundbirnen,  Sommer-  oder  Zuckerkartott'eln.'  Nag. 
1771.  , Kleine,  längl.  rote.'  GW.  lt.  Steunm.  Ifi04.  — 
1)  Haselnüsse  AaB.;  L;  S;  Z.  —  g)  eine  Art  Epheu 
.(aB.  --  2.  Vögel  (Hühner,  Tauben),  die  in  diesem 
Monat  ausgebrütet  werden  und  besonders  geschätzt 
sind  Aa.  —  3.  schcrzh.  die  Bewohner  des  südlichen 
Striches    von  Trogen    .\r.  1.  111.  Augustin   G  oT. 

Liebes-:  eine  Birnsorte  Tu.     S\n.  JJebesbir. 

Äugstlerin  f.:  eine  Kebsorte,  welche  frühe 
Frucht  bringt  Z.  —  Im  Tessin  ngusiami. 

Äugst  m.  -  PI.  -e:  kleiner,  aus  runden  Hölzern' 
aufgebauter  Stall  zur  Unterbringung  der  Bergziegen 
wälireiid  der  Nacht  und  bei  (iewittern.  Solche  ,Geiss- 
äugsten'  oft  in  grösserer  Anzahl  bei.sainmen  GSa. 
Nur  noch  als  (»rtsii.  ,. Äugst'  '/,.  .Fugst,  .Vugsteir  Ar. 
.Ängsten'  B. 

Eigtl.  'äuwH  aus  abd.  turint,  owiit.  aunt,  ewinl,  Sebafstall. 
von  Au  I;  vgl.  .1»«/.  g  eine  nicht  seltene  Vergröberung 
aus  j  (aujiiil  aus  auiutl ;  doch  könnte  es  hier  auch  aus  dem 
ürtsu.  , Äugst'  =  .Augnsta  Hauraeorum'  herübergekommen 
sein,  wie  umgekehrt  der  sonst  unerklärliche  Umlaut  in  das 
letztere  aus  dem  vorliegenden  W.  Eine  andere  Vergrübernng 
ruthält    ib'r    sehr    altertümlieb..   Z  (Irtsu.    .Abist'    Hlr    t.,ri»f. 


löö 


Agst^ugst.    Agt— ugt.  —  Agg,  egg,  igg,  ogg,  ugg 


156 


Die  Schveibnng  ,AiisrstalI'  für  Aosta,  lat.  Augusta,  bei  Ansh. 
11.  A.  scheint  sich  an  unser  W.  anzuleimen,  indem  sie  auf  die 
lichtige  Trennung  ,Aiigst-tal'  verzichtet.  —  Ahl.  ,Eugster' 
Ap  Gcschlechtsu.  ,Äugstere'  B  Ortsn.,  eig.  Ort,  wo  solche 
Stalle  in  grösserer   Zahl   beisammen  stehen. 

egstere  s.  e.rt-. 

Ögst  0-  m. :  Einer  der  Alles  anglotzt  unil  iloch 
Nichts  recht  beachtet  GO. 


Agt,  Agte  s.  Ar/ntlic  Sp.  125.  Agte,  Agtet 
s.  Akte. 

Egto  f.;  Egge  A.iFri.;  Bs  (auch  einsilb.);  Gr;  STh. 
,Er  reit  des  fin.stern  Mnrgen.s  in  ein  Egde,  die  im  Veld 
läge.'  WüRTSis. 

Gleichen  Ursprunges  mit  I^iclite  .Sp.  83,  aueli  mit  Ey<jr, 
J-jfj'-'  Sp.  142,  nämlich  von  nihd.  rtjcde,  cf]de.  ahd.  fiida,  ,egda, 
tralia'.  Engelb.  Vocab..  von  ^lujjan,  stechen,  Wz.  ak,  spitz 
sein;   vgl.    Atjite  >Sp.  127. 


Agg,  egg,  igg,  ogg,  ugg. 

Tgl.   auch   die   Gruppe   Ag  usw.,  Ak   usw. 


könnte  aber  am-li  dini. 


Schwätzer 


Agga.  Aggcli  cii;  Tu,  Aggi  Aa  ^auch  ä-),  ScuSt., 
Ägg  Bs,  .4- (")  Z,  Äcjiji,  JUjgeli  ki.  (auch"");  Bs;  B; 
8:  Suhst.  und  Infcerj.  =  ä  I  4  Sp.  l,  d  1 1  Sp.  3. 

Der  Guttural  mag  sich  aus  a-a,  dessen  erster  Voc.  oft 
mit  Glottisverschluss  gesprochen  wird,  entwickelt  haben  (vgl. 
iiäijjie,  nein),  womit  eine  aus  iini  Sp.  6  zu  crschliessende 
Bildung  mit  le  imrallel  liefe.  S.  Synn.  Augi/e.  Gäijij.  Alarh. 
äyijHch.  Doch  fällt  auch  ndrs.  ach  in  Betracht,  vorausgesetzt, 
dass  in  unseren  obigen  WW.  kurz  a,  «e  das  ursprünglichere 
sei;  s.  noch  ö;/<y.  Vi/ij.  —  Die  Formen  auf  -i  als  eig.  Dim. 
meist  n.,  doch  etwa  auch  m.,  Z. 

.A.ggel    ni.    Z,    „Aggis    n.    B" :    Menschenkot. 
iiggig:  ekelhaft  besudelt  Bs  Si-renu. 
äggelen  =  Antji  mnchen  Bs. 

.\ggeli    n.:    1.    weibl.  Taufn..    .\gathe    GuAv. 
2.  einfiiltige  Weib.sperson  L. 

2  mag  blosse  Spielform  zu  Ajijieli, 
zu    Aijri,!,-.   Scliwätzerin  (s.  aytjlen),  se 

aggleil :  plaudern  SrnwE. 
ebd. 

Die  .\nnahme,  dass  injtjuV'  n  diireii  Aphäresis  aus  ijaijfjchn 
(gackern)  entstanden  sei,  wird  unterstützt  durch  die  An- 
wendung von  AtiiifU  als  Ül>ernanie  für  eine  gewisse  Familie, 
die  mit  Stottern  behaftet  ist.  ^■gl.  die  Kbff.  Aij'j  :  f!ii;]!i  usw. 
s.   u.   d.   W.   n//f/rt. 

ägg  c-/.-,  äggi  t^"):  Interj.  des  Spottes,  der  Schaden- 
freude, meist  begleitet  von  der  Geberde  des  Rüben- 
schabens  Z. 

Steht  zu  (i  (e^)  I  S,  wie  mjy,  <#/,■.  die  Intrj.  des  Ekels, 
zu  ä  /  J.  Ekel  und  Spott  gehen  leicht  in  einander  über; 
s.  äijijn,  nhd.  ,ätseh'  (Hohn)  gegen  schwz.  ägg^ch,  ütsch,  nhd. 
,äcks'  (Ekel).  Dann  müsste  mau  annehmen,  dass  der  Voc.  in 
Ägij  (ü-i  nach  Quantität  und  Qualität  ausgewichen  und  dissi- 
miliert sei,  viel],  niit  Anlehnung  au  denjenigen  des  syn.  Dreck. 

äggele  {e')  =  dem  vorhergehenden  W.  A.  Ahrelle- 
nar!  ZN. 

Bäs-Aggi  f.:  einfältige  Weibsperson.  Sirui.  —  Vgl. 
agglen. 

Anggi  =  Ayyi  A.\Lengu. 

-äugg,  -Äuggi,  -äugget  s.  einäiu/,  fir-cinäiipet, 
BUen-äugi  Sp.  131. 

Egg,  Egge.  Eggt:  Ecke  1.  wie  nhd.  vorsprin- 
gender und  einsiiringender  Winkel.  Sowohl  n. 
Egg  Ap;  B;  BsStdt;  Hkbel;  Gl;  Gk;  G;  Tn;  Nnw;  Z, 
Eggt  GrV.  PI.  -i  Gr,  als  m.  und  schwachl'oniiig 
Egge  Aa;  Bs;  B;  S;  Z.  M'm  Hiis  macht  der  E.,  bildet 
die  Ecke  der  Strasse.   ,A'h  E.  vor  's  HCi.'i  stä".'  Schild. 


Das  Kotenb.  Amtsrecht  1 190  nötigt  den,  der  gegen  eine 
Frau  eine  Infamie  ausgesagt,  diese  zurückzunehmen,  ,er 
möge  dan  sye  [die  Angegriffene]  ans  egg  stellen',  d.  i. 
als  schuldig  hinstellen;  das  Bild  vom  Pranger  (ander 
Ecke  zweier  Strassen)  genommen.  Um  's  E.  schiesse 
1)  überaus  geschickt  sein  (wollen).  2)  schielen,  um 
's  E.  ume  liiegeii.  Einen  um  '.<  E.  iinie  schicken,  ne", 
zum  Besten  halten,  übervorteilen  GE.;  u.  's  E.  u.  g'no" 
werde,  hart  mitgenommen  werden;  sterben  Ap.  —  Die 
den  Spielern  zugekehrte  Spitze  des  Kegelrisses  Z; 
daher  Egg  111..  ellipt. ^  Eckkegel,  ebd.;  uf  Egg  schusse, 
nach  dem  an  dieser  Spitze  stehenden  Kegel  werfen 
Th:  uf  Egg  mache,  eine  Kegelpartie  mit  der  Bedingung 
•  machen,  dass  der  Wurf  nur  gewinnt,  falls  der  genannte 
Kegel  mit  getroffen  wird.  Ggs.  uf  Ris,  ebd. ;  Egg  und 
Brett!  so  dass  die  Kugel  dazu  noch  auf  dem  in  der 
Bahn  eingelegten  Brett  laufen  muss  B.  ,Die  Kj-änch 
machend  ein  dreyeckete  Ordnung,  also  dass  sy  das 
spitzigest  eck  dem  wind  entgegen  keerend.'  Vogelb. 
1557.  Eggen  und  Zopf,  Umwege,  Zickzackweg  B. 
Egge",  Ecksteine,  Carreaux  im  frz.  Kartenspiel  B.  — 
Zipfel,  Abschnitt,  BruchstÜ!;k.  .Geschwind  deckte  er 
einen  Ecken  vom  Heu  mit  Strohwellen  zu.-  HPest. 
1783.  Er  hed  bei-mer  en  Egg  eweg,  hat  um  Vieles 
an  .\chtung  bei  mir  verloren  Ap;  Eggli  ([»Iul)  speziell 
Zahn  eines  Bades  am  .Garnbaum'  im  Sinne  des  Masses, 
ebd.;  cn  Eggli  aha  fnohi)  lö,  die  Welle  am  Webstuhle, 
auf  welcher  der  Zettel  aufgewunden  ist,  um  einen 
Grad  (.\chtelsdrehung)  nachlassen;  und  bildl.  es  ist 
wider  en  Eggli  ab,  ein  Schritt  vorwärts  geschehen; 
es  ist  im  en  E.  (Rad)  abg'gange,  er  hat  sich  ver- 
rechnet, seinen  Zweck  um  Etw.  verfehlt;  en  E.  hön- 
dere  cho,  um  Etw.  rückwärts  gekommen,  ebd.  —  Schlupf- 
winkel; du  icürst  wol  noch  en  Egge  finde,  Unterkunft 
B;  hätt-i  numme  cn  E.!  Id.  B;  kes  Eggeli  finde  B. 
Egge  tusche,  ein  Spiel  der  Jugend  ebd.  —  Punkt,  Ort; 
er  cha""-mer's  a  keim  Egge,  ist  mir  gänzlich  zuwider 
Bs;  icenn  's  an  alle  rier  Egge  [Himmolsgegenden] 
heiter  i.^t  Z.  —  2.  eine  gewisse  Gestalt  von  Boden- 
erhebung, f.  Aa;  Bs;  B;  ScHw;  Tii;  Ndw;  Z,  zwei- 
silbig Gr;  Ndw;  W,  n.  Ap;  Ndw.  a)  Gipfel,  .spitzig  vor- 
stellende Anhohe,  vorspringendes  Ende  eines  Hügels, 
.cacumen  montis.'  Id.  B.  So  Ndw  (n.)  uaw.;  wechselnd 
mit  dem  Ausdruck  Biiel  GuCa-st.  —  b)  Übergangsstelle 
eines  Bergpfades.  Passhiihe  Bs;  Z.  —  c)  dachähnlicher 
Ausläufer  eines  Berges,  Bergkante  und  die  darunter 
sich  anlehnende  Halde  oder  das  von  ihr  begrenzte 
Plateau,    langgestreckte  Hochebene    Aa;   Ap;   Bs;   B; 


157 


Ap 


158 


Gk;  L;  Tu;  Nmv  (f.);  W;  Z;  daher  der  W  Geschlechtsn. 
.Au  der  Egffoii'  mit  .super  cristain'  übersetzt.  PI.  Er/yi 
=  Spissa,  seitlii-he  Bergkämme,  wie  Riiipen  gegen  den 
Haujitgrat  lautend  BSi.  Die  Anwendung  steht  in  der 
Mitte  zwischen  derjenigen  als  wirkliche  Ortsn.  (ohne 
Art.)  und  der  nur  noch  selten  erscheinenden  rein 
;ili]iell.  wie:  ,die  Kiltet  auf  hohen  Eggen'.  Gottu.  ,In 
Alpen,  auftrocknen,  sonnigten,  luftigen  Eggen,  glatten 
Halden.'  Gr  Sammler  1784.  Als  Eigenn.  durch  die 
ganze  Schweiz,  sowohl  in  den  Vorbergen  als  in  den 
Alpen  sehr  verbreitet;  davon  die  Gcschlechtsn.  AV/r/, 
Ahet/y,  Andercfjy.  Übergetragen  vom  Höhenzug  ist 
die  Bed.  länglicher,  grosser  Heuhaufen  GnXuf.  Den 
Ortsn.  wieder  appellativ  gewendet  zeigt  die  Eya  als 
Bezeichnung  des  einzig  in  seiner  Art  dastehenden 
jälirlichen  Jugendfestes  in  St.  Gallen,  das  vormals 
nämlich  auf  der  Efjg  im  Linsibitel  gefeiert  wurde; 
iVEiifi.  d'F.ijfi  hat  e  Loch,  om  ond  om,  bis  i  wider  zue- 
der  choiiDii!  sangen  die  Kinder  beim  Heimzuge;  es 
gab  ursprünglich  eine  Oster-,  eine  Pfluf/st-  und  eine 
Herbstet/(/.  —  4.  Rausch.    A  E(io  ha  GnMaienf. 

Mild,  ecke,  eijrje  f.,  seltener  n.  Vou  ilcr  selben  Wz.  wie 
Kijije  o.  Sp.  155.  Auf  der  Gleichlautigkeit  beider  WW.  be- 
ruht das  wortsj)ielende  Rätsel  iras  hat  's  im  Dorf  in  alleu 
K'iye!  Aiitw.  .Zähne'.  —  Für  1  als  Masc.  begesuet  einmal 
linsilbige  Form:  ,bis  au  den  Tribschen  Eck.'  .ILCys.  Kifil. 
Als  n.  2.  B.  1585,  ZOttenbach;  KDasyp.  1578:  JOSulzer 
17  11  ,an  dem  einten  Ecke'.  Bei  HPestal.  wechseln  ,der 
lü-kit!"  imd  .die  Ecke',  je  nachdem  die  augeborue  MA.  oder 
die  Lituraturspr.  die  Oberhand  gewinnen.  Ejijt  schliesst  sich 
an  Eijde,  Egge,  wie  Aclist  für  Aelia,  Wagenachse,  an  Ax-t. 
—  Welch  weitgehender  konson.  und  vocal.  Abschwächuug 
unser  W.  als  zweiter  Teil  vou  Ortsn.  unterworfen  ist,  s.  Gfr. 
•J.  Kegisterbd  445/6.  —  4.  der  Kauseh  als  Etw.,  womit  man 
anstösst. 

Us-  m.:  abgelegenes  Land,  seitab  liegende  Kcke  Cxn. 
tiibel-:  l)achgiebel  Z. 

(iand-,  meist  PI.:  Moräne,  Sand-  und  Steinwälle, 
welche  die  Gletscher  beim  Vorrücken  längs  ihren 
Händern  zurück  lassen.     Syn.  Finistösse. 

Geiss-:  Wiesenspierstaude.  Spiriva  Lflniaria  L., 
eine  von  Ziegen  und  Schafen  gesuchte  Wieseiiptianze 
ScHwKüsn.     Syn.  Geissleiterenchrut. 

Köder-  m.:  Ecke  im  Zimmer,  in  welche  unartige 
Kinder  zur  Strafe  gestellt  werden  BHk.  Syn.  ülntp- 
it'ifdccJ.    —   Von   ehudercn,   schmollen. 

Krüz-:  zur  Verstärkung  des  Begrilfes  gebildete 
Zss.     In  alle  Krtzegrje  Ein'n  sueche"  BsStdt. 

Mus-,  Müs-  ü  f.:  Name  der  mit  Türmen  besetzten, 
über  die  Anhöhe  sich  hinziehenden  Stadtmauer  von 
Luzern,  wo  alljährlich  eine  Prozession,  der  ,Musegg- 
[Tmgang'  oder  .die  Romfart',  stattfindet.  .Müsegg'  ein 
gemauertes  Haus,  altes  Wirtshaus  zwischen  Bailen  und 
Rieden.  Auch  in  Zur.  um  1489  ein  Haus  zur  , Müsegg". 
.Die  Müssegg  oder  der  Chorherrenplatz.'  .TEEscnKK  1(592. 

Viell.  aus  dem  Ndrd.,  wo  mit»  ^  Masche  oder  King  eines 
Kettenpanzers,  muserie,  mushuH  =  Zeughaus,  Kiistsaal.  —  Die 
Bezeichnung  CnUer  der  Eijij  für  den  Viktnalieumarkt  iu  Luz. 
mnss  sich  auf  den  geimnnten   Hügel  bezogen  haben. 

Bresten-:  Ortsn.  B;  Tu. 

Wahrsch.  davon  benannt,  dass  der  Bresten  |diu  l'esti 
oder  eine  Viehseuche  einst  bis  dorthin  gedrungen   war. 

Scheid-  f.:  oberster  Bergkamm,  der  zwei  'l'al- 
gebiete  scheidet,  Grenzberg.  Bergubergang  HO.  häutig: 


LE.  Eine  Scheidegg  gab  es  auch  zwischen  ZRing- 
likon  und  Albisrieden.  Oti'n.  Wikd.  Sclieidcr/rjer,  Gc- 
schlechtsn. BE. 

Dass  das  W.  mehr  politische  als  physische  Grenze  be- 
deutet, lassen  die  Mauern  und  Zäune  vermuten,  welche  etwa 
auf  den  betreffenden  Kämmen  errichtet  sind. 

Schand-Egge  m.:  die  Ecke,  in  welche  strafbare 
Schüler  gestellt  werden  B.  Syn.  Schdiiiicinkd;  vgl. 
Chüdereiific. 

Spalt-  n.:  Lawinenbrecher,  keilförmige  und  scharf- 
kantig vor.springende  Ver.stärkung  der  einen  Mauer 
eines  Gebäudes  GrD.;  s.  B.  I  14'2/3.  Vgl.  Ehcnhikh, 
Pfd. 

Spiess-  „m.:  schiefer  Winkel  Gr."  n.  spitzer  W. 
Ar.  —  „spiessegget",  -eggig  Gh,  -f/'efjr/et  \v:  spitz- 
winklig, schiefwinklig,  z.  B.  von  einem  Zinmier  von 
rhombischer  Gestalt. 

über-,  ober-,  uber-egg,  -s:  Adv.,  eig.  über  (die) 
Ecke.  1.  rein  räumlich,  a)  vertikal:  schief,  nicht 
senkrecht,  überhängend  AAFri.;  Bs,  nicht  im  Gleich- 
gewicht B.  b)  horizontal:  quer,  schräg,  kreuzweis, 
diagonal  (syn.  übertwcrch,  tromsitj)  Aa;  Ar;  Bs;  B; 
L;  Nuw;  GP.;  ScH  t;  S;  ZDättlik.,  über  Er;ij  i-e 
[hinein]  ZO.,  auch  in  flg.  Sinn  Z.  ,Dass  sie  Überecks, 
d.  i.  die  eine  Thür,  als  ob  sie  gantz  oder  halb  offen 
stünde,  die  andere  aber,  als  wenn  sie  verschlossen 
wäre,  gehauen  worden.' DellaValle  1674.  —  2.  scheel; 
ü.  lueije,  schielen;  scheel  sehen,  zornig  blicken.  Si'RENU. 
Ü.  aliieye,  scheel  ansehen  Bs.  .stolz  ansehen  Sch.  — 
3.  unrichtig,  nicht  in  der  rechten  Lage  AaEH.;  ver- 
kehrt BL.;  ü.  si",  mache"  Bs;  verworren  AaZcIu.; 
schlimm  BSi.  Adj.  en  ühercrc:  halbverrückt,  über- 
spannt Bs.  ,Nai  kann  er  jetze  mit  derc  r/oh,  mit  der 
Iljerexe,  tco  mit  emole  rtc  rechte  Hiiet  iilfz'setze  waiss.' 
Breitenst.  —  4.  unerwartet,  plötzlich;  ü.  ko"  Bs; 
Gh.  —  5.  ein  Kind  Überecks  [ein  unehliches V]  GRh. 
—  bunt-ü.  BO.;  L:  Sen,  punt-  Z,  bunds-  Nnw;  es 
qöt  b.,  es  geht  unordentlich,  wild,  stürmisch  zu  SenSt. ; 
Alles  durch  einander,  verworren  ZBaur. ;  L;  Nnw; 
schief  und  verfehlt  ZW.;  kreuz  und  quer  BHk. *— 
übereggslen:  ein  Kartenspiel  machen,  bei  welchem 
je  zwei  zusammenhaltende  Spieler  kreuzweise  einander 
gegenüber  sitzen  Ar.  —  Bair.  .eckelen';  vgl.  JCrft/re««. 

Übentjg  nicht  zsgs.,  sondern  präpositional  verbunden, 
dann  meist  mit  «  als  adv.  Gen.  ausgeprägt,  welches  «  sich 
irrational  in  Ndw.  auch  dem  ersten  W.  mitteilte.  —  Bunt 
als  das  bekannte  Adj.  genomniou  nach  der  RA.  ,es  geht  b. 
zu'  würde  die  Annahme  einer  Versidimelzung  zweier  das 
Gleiclie  sagenden  RAA.  bedingen.  Zwar  ist  diese  Schreibung 
schon  alt.  auch  1793  Muse.;  allein  ,ßuud',  wie  bei  (iryphius 
und  Simplie.,  dürfte  das  Ursprüngliche,  (  eine  nach  Liquida 
beliebte  Yerhärtung  sein;  vgl.  .den  Sack  verkehrt  auf  der 
Schulter  tragen,  den  Boden  vor  und  den  Bund  hinten.'  Stutz, 
B.  1854,  14;  oder  der  Ausdruck  ,Bund'  könnte  aus  der 
Bautechnik  entnommen  sein. 

schemer-eggs  (■""):  schief,  auf  eine  Seite  siidi 
neigend,  von  der  Haltung  eines  Menschen,  vou  einem 
Bauwerk  ZStdt.  f 

Viell.  ein  aus  sekilb-übcr-e,  («vlirlmemiijsl  eutstjindeues 
Assimil.ationsgebilde:  doch  vgl.  auch  .schemlig'  =  krumm  bei 
Schmell.    II    4111. 

üs-eggen:  ,Kxpcndere.  ein  ding  (ielssig  erdauren, 
erwägen,  und  aussecken.  E.viiuisitus,  aussgeecket,  er- 
kundet, ausserläsen.'  Fuis. ;  Mai..  ,.\nssecken,  ad  uor- 
nuim  dirigere,  expendere,  explorare  probe.'  Denzl.  1077. 
171(j.     „Genau  abmessen,  voni  Schnitt  eines  Kleides; 


159 


\fr\T     Afftr      itro"     t\tr(r      ntrfr 

^^h^-     "jr^H"      *.^f^'      "J-^,'-^'      '^^^• 


Aggs 


Itid 


erörtern  V  Outl"  ;  ausrechnen,  eine  alte,  schwierige 
Rechnung  gegen  einander  ausgleiclien  L.  Er  will 
Alles  ».,  neugierig  erkunden  GWe.  —  Vgl.  , erörtern' 
von  ,Ort'  =  Ecke. 

vier-eggen:  innerhalb  eines  Viereckes  ein  Ball- 
spiel machen  GRVal. 

Rgger  (Ki/f/hr  ScHw.  Aherir/ler  BO):  „der  auf  einer 
Er/ij  wohnt."  Geschlechtsn. 

„Hag-eggler:  Nordwind  GG." 

Reiu  lokale  Benennung  n;^ch  (leni  Orte,  V(tn  welchem  der 
Wind  zu  kommen  scheint. 

Kues.s-ogger:   Geizhals  Ar. 

Nach  einem  i.  .J.  ITTi  verstorhenen  Originale;  s.  Heris. 
Av.   1812.  S.    ini. 

Stat-:  1.  langer  und  steifer  Mann  Schw.  Vgl. 
Gestahi.  —  2.  eine  beliebte  Art  Apfel  GSa.;  mala 
Claudiana  SeiiSt.  Syn.  JS(/(jüpfel.  —  Wiss-:  eine 
besondere  Art,  von  ihrer  Farbe  benannt.  Da  dieselbe 
besonders  kernreich  ist,  so  vergleicht  man  scherz  w. 
fruchtbare  Frauen  damit    GO.,   Rh.,    1804  SteinmOu,. 

—  Süess-eggener:  eine  Art  Goldreinetten  Z. 

Die  Ä])felnaniett  n.ich  der  Örtlichkeit  henannt,  wo  die 
Art  zuerst  gepflegt  wurde. 

Isen-eggerlis:  Fangespiel,  wobei  die  Kinder  sich 
mit   der   einen   Hand   an    den    eisernen   Türklopfern. 
Fensterladen.  Kloben  od.  dgl.  halten,  um  frei  zu  sein 
'  Bs.  —  Schwäh.   .eiseuvörtleu'. 

ge-egget  Met:    eckig,    vieleckig  B;  Gl;  Uw;  Z. 

—  Der  Steigerung  Iah  ig. 

eggacht:  ,die  eckacliten  Schlachtordnungen'  unter- 
schieden von  den  .runden'  und  .gevierten'.  VFmnn. 
1619,  85.  —  eggig,  g'cggig:  eckig  F;  Uw;  Z. 

vier -egget,  g'v-  Z,  , vierecket'.  Ibtu,  Vouki.h.  ; 
Fris.;  VFiium.  KJl'.t,  vier-g"egget  B;  GRh.;  Z, 
vierg.'eggetig  GoTTH.,  viereggig  Z:  viereckig,  be- 
sonders quadratisch;  ,in  quadratum-  übersetzt  Fris. 
.Einen  Altar,  dass  er  gleich  vierecket  se}'.'  1531  lö67. 
'2.  Mos.  —  Vierkantig;  rierffei/i/eti  Gerste,  hordeum 
vulg.  GRh.  —  vierschrötig.  .Grossvater  und  Gross- 
mutter waren  von  altem  Schrot  und  Korn,  beide  vier- 
eckigt und  rüstig  früh  und  spät.'  Gotth. 

sechsg'egget:  sechszeilig,  von  d.  Halnifrucht  Ai'. 

dri-  dre'i-  B;  Sch,  drü-c/'egf/et  Z;  dreieckig.  J?h 
drei(i'e/ii)ete  Hiiet,  sog.  Nebelspalter.  ,Ein  dreyecket 
bein.'  1557  Vouelu.  .Das  herz  dryegget.'  JLCvs.  16fil. 
.Bis  an  den  marchstein.   ein  dreieggeten.'    1737  Wyl. 

Die  Form  dri  bezieht  sich  auf  das  mäunl..  lirti  auf  das 
säehl.   Ueschl.  des  Subst. 

Esgiise  f.,  Eggäsli  n.  =  Eidechs  Sp.  94. 
Die    erstere  Korni  (Seh)    aus  dem  Dinr.    abstrahiert    für 
grosse   Exemplare. 

Egge  f.,  eggen  s.  iV/e,  c(ien. 
eggelen  =  u-nujlcii  Sp.  151. 

•"Sfjfrbi'iiiisch  -'•n-ii«:  Knstelhnig  iles  Fluches  sal'cr- 
iiuiil  GO. 


Eggipäschi  c'kiphH  n. :  Equipage,  Kutsche  und 
Pferde  L;  Z. 

eggiwöggisch  e'khchkU,  egi-.  egge-;  zweideutig, 
unsicher,  z.  B.  vom  Wetter  ScuSt.  —  Aus  frz.  equivonue, 
lat.   letinivo'.-us. 

Z  werg-EÜggel:  ein  kleiner  Mensch  Bs  lt.  W.kkern. 
Sehr.  3,  120. 

,Eugel'  oder  .Euglin'  im  alten  Siegfricdsliede  der  Xame 
eines  Zwergenkönigs.  WGrimm  Heldens.-  82/3.  257.  259. 
Eig.  ,.\uglein'  vom  Scheelsehen,  Zwinken  (, kleine  Augen 
'  niacliHu'1,  welches  die  Nebelnatur  der  Zwerge  bed.,  also  wie 
.Sfdiilbuug'.  Name  eines  anderen  Zwerges,  von  uihd.  schdw, 
scheel,  und  wahrsch.  auch  wie  .Nibelung',  Name  des  Bruders: 
vgl.  Nihd.  Das  t/tj  der  Schweiz.  Form  entspricht  dem  in 
i:inämj;i  USW.  Für  BsMA.  kann  freilich  auch  der  Name 
,Eigel'  in  Frage  kommen. 

Mass-Iggeli  s.  Mus-UjeJ  Sp.  15ii.  ieggelen 
s.  irrif/elcii. 

Ogge!  "'!:■'•:  Ausruf  des  Schmerzes,  bei  Kindern  Ae. 
S.  Ofj: 

Oggele  'i'krir  f.;  Beule  SeHMerish. 

Oggle,  Ogle  {-")  f.:  1.  Unke,  Kröte  BO.  —  2.  ver- 
wachsenes, unansehnliches,  kleines  Geschd])f,  Mensch 
oder  Tier,  bes.  auf  Schweine  angewendet,  ebd.  — 
Öggcl  ("")  m. :  wegwerfende  Bezeichnung  für  ein  im 
Wachstum  zurückbleibendes  Schwein  BRi.  Xiimmc 
so  en  0. 

Von  mhd.  oii/.e  (uchc),  Kröte,  Nbf.  zu  unke,  Schlange; 
die  Vokalisation  des  n  kann  nicht,  wie  viell.  in  Zattuech, 
'  auf  unserem  Boden  sich  vollzogen  haben,  da  dann  cA  an  der 
Stolle  von  gg  stände;  vgl.  noch  dän.  ui/lc,  Viper.  —  i/i/  ist 
aus  Ri.  konstatiert;  wenn  die  Schreibung  ;/  bei  St.  vmd 
ImOberst.  ebenfalls  richtig,  so  beruht  sie  auf  Ahschwächung 
des  Ijautes.  —  Auch  .Kröte'  erleidet  eine  ähnliche  bildliche 
.\nwendung. 

Uggi  =  Aiji/i,  Kot  Z. 

Der  dunkle  Voc.  zu  noch  stärkerer  Bez<:ichnung  des  Ab- 
sehens. 

Ueggis  urki.^-,  Ueggisch.  Ueggist,  Wueggiscb 
n.:  Schutt,  Steingeröll,  Geschiebe,  von  ausgetretenen 
VVildbüchen  oder  von  Erdrutschen  BO.  ,Da  wo  die 
tJewässer  das  Land  an  ihren  Ufern  mit  Steinschutt 
und  Sand  überführen,  oder  auf  Ueggis  und  Saroten, 
wie  die  Bergleute  solche  Wüsteneien  nennen.'  Kasth. 
IS'28. 

Sclieiril  im  .\liluutsverhältuiss  vrwdt  mit  J;/;//.  Die  En- 
dung -IS  bed.  etwas  Massenhaftes,  oft  zugleich  (iemischtes. 
Verwirrtes.  —  Der  Anlaut  w  konnte  sich  aus  u  nach  voran- 
gehendem voc.  Ausl.  leicht  entwickeln;  vgl.  Wüeatital  (am 
Thunersee)  aus   TJeniin  —  Justusbrl. 


iiggs  Bs;  Tu,  iiggsch  Ni>w  r.c;:  Ausruf  1.  der 
Schadenfreuile.  des  Spottes  Bs;  Tu.  -  2.  des  Ekels 
Ndw. 

Schwab,  är/srli  für  Spott.  Scheint  zunächst  genetiv.  Weiter- 
bildung von  äg(f  Sp.   155  zu  sein.     Vgl.  auch  ätm-h. 


Itjl 


Ah,  eh,  ili,  uli,  uh.    -  Aj,  oj,  uj 


162 


Ah,  eil,  ili,  ob,  uh. 

Vgl.  auch  Jiu  Giuijpen   A.   Ach,  Aj. 


aha  ("-  u.  "'  allg.,  ""  BsStdt.):  Ausruf  1.  des  Ver- 
ständnisses und  der  Überraschung,  allg.  Ahä,  ja  so? 
A.,  da  häm-mer's!  .Interjectio  ex  iniproviso  alqd.  de- 
prehendentis,  atat!  Ein  Wcu-t  einsi  [Eines],  der  sich 
verwunderet  oder  fröuwet,  vah!'  Mal.  —  2.  ,Wort 
einsi,  der  spottet,  aha  aha,  da  da,  vaha.'  Mal. 

Erweiterung:  aus  all,  Sp.  1.     Vgl.  auch  ihe. 

Ahasja.    Bitrug  Ahasia:  arger  Fetrug.  Sülg. 
Aus  II.   Reg.  9,  23.     ,Es  ist  Betrug,  A.',    dem    blossen 
Laute  nach  gebildet,  da  dort  .1.  doch   Anrede  (Voc.)  ist. 

ahe,  aber,  ahi  s.  ah-her,  -hin.  Ahe,  ähen, 
ähig  s.  Atiken  usw.         ähi  =  ä-i,  ä  II,  Sp.  3. 

ähö:    Euf  für  Zugtiere    zum  Halten   L;  SThierst. 
Uuigekehrtes  6-hä,  hü-hä,  und  wie  diese,  blosse  Zsstelhiug. 

aliob:  Ruf  des  .Schwarzen  Jägers'  S. 

Ahorn  ähbir  GSa.,  dhorc  GlK. ;  Gnlg.,  alwre  Gr 
Tschapp.,  Anhorn,  -höre  GiiKl.,  Furna,  ,ein*  Ahör- 
nen'.  1531,  Sirach.  Ohorn  Aa;  GWe.,  ö/tojv  Schw, 
Oliorne  f.  Aa;  Bs;  S,  Ohürn  m.  ApSchöngrd.,  Uhorn 
G  oT.;  ZO. :  Ahorn,  aus  welchem  die  Sennen  ihre 
kleineren  Gefässe  und  Gerätschaften  schnitzen,  die 
der  Milch  und  den  Speisen  einen  Wohlgeschmack  mit- 
teilen sollen.  Das  ist  e  schüene  Tag,  as  [dass]  d'Bettler 
jüchse  undd'Kübel  i  d'Ahörre  tcerfed  Gl.  —  Feld-: 
acer  campestris  L.,  Massholder.  —  Berg-:  acerpseudo- 
platanus  L.,  gemeiner  Ahorn.  —  Spitz-:  acer  pla- 
tanoides  L.,  Lehne.  —  Ahorni  n.:  Name  einer  (mit 
Ahorn  bewachsenen?)  spitzen  Anhöhe  B.  —  ahornin, 
Adj.:  aus  Ahorn.  ,ähörnin'.  Reh.  1650;  en  olionneiie 
[so]  Tisch  ZFisch.;  .uhörni  Kellen'.  Stdtz.  Bildl.  en 
ahorige  Bengel,  ein  Mensch  von  unbeugsamem  Cha- 
rakter Schw. 

Amhd.  ahorn  aus  lat.  acernus,  also  eig.  ein  zu  subst. 
Geltung  erhobenes  Adj.  wie  frz.  chene,  Eiche,  aus  '</uesnus, 
fjuercinus ;  vgl.  Wahläscher,  churw.  ascher,  frz.  Schweiz  ai/cr, 
UarabUe,  frz.  erable,  tess.  (u/ar,  acero.  Gedankenlose  An- 
lehnung an  ,Horu',  wie  in  , Eichhorn',  doch  der  PI.  selb- 
ständig, t.  st.  -hörn  (höre)  Gl;  Gr,  t.  schw.  -home  Aa  (t. 
unvcr.  -höre  Gr).  Beide  Phiralformen  an  einigen  Orten  auch 
für  den  Sg.  eingedrungen.  Auch  das  Geschlecht  stimmt  in 
den  meisten  Fällen  nicht  zu  ,Horn';  ,einc  alte  Ahorn.'  1.528, 
Absch. ;  als  Fem.  Sg.  ist  wahrsch.  auch  zn  verstehen ;  ,die 
Ahornen'.  U92.  Sch.aubg.  Rq.  2,  .59,  §  9.  —  Die  scheinbar 
schw.  Form  des  Sg.  beruht  auf  der  beliebten  Einschiebung 
von  <■  zw.   r  und   n.   welch  letzteres  seitlier  abfiid. 


Auhe  s.  AnTcen. 

eh#,  eh'm  N^AX'  allg. ;  mit  Nasalierung  der  ersten 
Silbe  BSi.,  uhu{^~)  W,  ,uhe'.  Ebel,  nhn  Gr:  Interj.  1.  der 
Bejahung,  , faules  Ja',  zögernde  Zustimmung,  allg.  — 
2.  der  Überraschung;  e.'.  iriff-di  emöl  a!  E.!  das 
han-i  'tenkt!  im  Gegenteil:  ,Me"  meinti,  es  stecki  keis 
Tückli  i  dem  Chöpfli  —  ähä!  die  füehrt  Ein  schön  a 
der  Nase!'  MUsteri.  —  Vgl.  den  Revers,  e-e  Sp.   13. 

Ehi  s.  Öchi,  Sp.  74. 

Ihannes  ihecnes^,  -is^:  Taufn.  Johannes  Zf. 

Augen-Ihe  i-j;.-  Augensalbe,  mercurius  priecipitatns 
ruber  Z. 

Der  2.  Teil  des  W.  viell.  das  .Adv.  i-i ,  hinein.  Vgl. 
aber  auch  Augcn-Niit,    Augennicht. 

Ihe  s.  Iwe.        ihe,  ihi.  ili  er  s.  tn-hin,  -her. 

lehanne  ;=«-.■  Johanna  GA.  —  lehannes:  Johannes 
GA;  Zf. 

üha  AAFri.,  öhä  Bs;  Z,  ß/i«:  Z,  iieha  B:  1.  Ruf  an 
das  Zugvieh  (Rindvieh)  zum  Stillhalten.  —  2.  Interj. 
der  Berichtigung,  Einsprache. 

Nicht  eig.  Zssg. ,  sondern  Zsstellung  zweier  Interjj. ; 
s.   ö  //,  Sp.   22.     Vgl.  hü/  für  Pferde. 

Ohe,  Öhi  s.  Öchi,  Sp.  74. 

ölieimen.  ,Die  denen  von  R.  geohemet  [verwandt] 
warend.'  Vad.  —  Vgl.  Öchi  Sp.  74. 

ohi :  hinauf  BSigr. 

Entw.  örtliche  Äusspr.  für  ue-hi",  s.d.,  oder  auso/j-Äi'"; 
vgl.   ahi  aus   ahhin,    üsl(j  aus  oh-Hivh. 

oho  s.  ho-ho. 

Ohorneze  (^'"')  f.:  Hornisse  SThierst.  —  Von  (Jhm-ne, 
Ahorn,  attraliiert. 

übe,  uhi,  uehe,  uehi  s.  üf-hin,  -her. 

Uhu  ('-)  m.:   wie  nhd.  GrL.;  Gl  lt.  Steinm.  1821. 

Sonst  gelten  bei  uns  andere  Formen  und  Namen,  s.  U, 
Sp.   23   f. 

nhi'i:  Interj.  des  Schauderns  Nnw;  W.  .Naclits 
kam  einer  und  redte:  sind  si  da?  mit  eiuen\  Wort- 
zeichen: uhu!'  1527,  Act.  Ehli.  -  Die  Töne  des  Uhu 
werden  hinwieder  mit  (Oschüdereit   bezeichnet. 

uhü:  Streitruf.  Lliii!  3Ia""  för  Ma"",  BkcIi  för 
Blieb,  wo  ist  Enn  [Einer],  der  mi'''  useiued':'  Ar. 
Vgl.   hu!  und  das  entspr.   A'b.    huini. 


Aj,  ej,  ij,  oj,  uj. 

S.   auch   die   Gruppe   A    usw. 


ajenen  äjeiirn:  Adv.  1.  jenseits  WG.     -  2.  hinüber. 

Mit  der  den  Raum  bezeichnenden  Endung  -<inn  aus  äji 
(s.  VI.  ab-hin)  gebildet;  vgl.  uejenen.  Im  Gebirg  lässt  sich 
das  Drüben  nur  erreichen,  indem  mau  zuerst  in  die  Tiefe 
steigt.  —  Die  Vermengung  der  Begriffe  des  wo  und  des 
wohin  namentlich  bei  den  Nachbaren  der  Romanen  nicht 
selten;  vgl.   evihr-ah,  abr-uf,   den-uber. 

Aje  ajo,  aju  f.:  Mutter  P.  Bözo's  A.:  ein  gewisser 
kleiner  schwarzer  Käfer,  ebd.  —  Alt-:  Grossmutter, 
ebd. 

Schw.  Idiotikon  I.  2. 


Den  roniau.  Nachbareu  entnommen,  wie  das  identische 
(dim.)  Aui,  Sp.  G;  vgl.  spau.  uya,  Hufuieisterin,  aus  lat.  afi'o, 
Grossmutter.  —  Bozo  (nicht  liozio,  wie  im,  Ausland'  steht). 
Gespenst,  hier  wohl  der  Teufel;  vgl.  Tiifrh  (IrosHinueter,  Name 
gewisser  Käfer  und  anderer  Insekten. 

Auji  s.  Au  I.      Äuje,  Oje  s.  Au  IL.      Ije  s.  Iwe. 

ujoch,  -eli  s.  oi  Sp.  23  und  uch  Sp.  74  (achele 
S]i.  04).         ueje.  ueji  s.  iie-hin. 

lU'jeiien:    Adv.  hinauf,    aufwärts    WG.  —    Von  ueje 

(s.    tu -hin):   vgl.   ajeiwn,   Sp.    KU. 

11 


163 


Ak  (ack),  ek,  ik,  ok,  uk 


164 


Ak-(aek),    ek,    ik,    ok,    uk. 

NB.      /,■  iiJi   Siiiiir   il,r   Affrikati-  /./. 
Vgl.   aucli   iliif   GniiiiiL'U  Acli   usw.   und   Ajg   usw. 


Ack.  Aclce  ZWyla,  Nack  «a/.-/  Av;  G;  Scuw;  Th, 
„„.j,j  GO.,m\.,Tii.f',  Naclee  Th;  Zu.,  Akt  GWa,  Akte 
Aa;  Uw;  Z,  Nakte  L;  Th,  Ikte  ZBauma  —  m.: 
Beigeschmack  vun  Speisen  und  Getranken,  bes.  von 
Kaffee,  allg.,  auch  von  verdorbenem  Fleisch  Ar;  ZWyla; 
en  Ä.  ha".  D'Siipiia  hüä  At  yiiefs  Niicldi  Ap.  ,Me 
äünldet  [taucht]  (jar  r/fni  drin  [im  Branntwein]  es 
Mämpfeli  Brod,  dans  Eiiii  halt  der  Nakte  vom  Brönts 
nid  rergöd.'  Häfl.  1813.  .Ein  alter  nack,  der  in  dem 
fleisch  hart  stäckt.-  HBi'll.  1561,  bildlich  von  dem 
verkehrten  Geiste  der  Wiedertäufer.  —  Ab-:  schlechter 
Beigeschmack  Aa;  vgl.  Ah-Gü.  —  Vor-:  Vorgeschmack 
Ap  selten.  —  vornäckli''»:  ein  Anzeichen  von  nahe 
Bevorstehendem  darbietend.  Es  ist  Einem  v.  zum 
Erbreche^,  wenn  man  Eeiz  dazu  verspürt;  zum  Reden, 
wenn  man  Etw.  auf  der  Zunge  hat  und  es  mit  Mühe 
zurückhält;  eine  Flüssigkeit  im  Glase  dem  Überlaufen 
nahe  ist  r.,  ScHwMa.  -  'N eh ent- Ack  Nehetnack,  Bei- 
geschmack Ap. 

Vwdt  mit  schwed.  «f/ya,  stechen,  beisseu  (Wz.  ak,  spitz, 
s.  Ächer,  Äyne,  Eyr,  Eijtj),  also  eig.  .Stich';  vgl.  das  syn. 
Hie  (Hieb).  Von  imscrm  Ach  abgi'lüitet  bair.  ecken,  schmecken. 
—  yyn.  Gü,  (htst,  lllc,  Mmuji:,  Tucllt,  Zick ;  luerräuelen.  — 
A'  im  Anlaut  rülirt  vom  auslautenden  n  eines  vorangegangeneu 
Art.  oder  Adj. ;  durch  Anfügung  von  -(  hat  sich  (wohl  wegen 
saehlieher  Berührung)  eine  Vermengung  mit  Aki:  IV  voll- 
zogen. Die  Ausweii-luing  Iktc  seheint  durcli  das  syu.  Zük, 
CS  zickt  verschuldet  zu  sein. 

[ackelen]  nackele"  ScuvvMa.,  näckeJe"  Ap: 
nach  angehender  Füulniss  riechen,  schmecken.  — 
Syn.  mä(j(jelen. 

Acka  «1^7«,  Acke  m. :  Ort,  dessen  Erreichung  und 
Berührung  beim  Versteckens-  und  Fangcnsspielen 
Sicherheit  gewährt,  Freistatt,  Ziel  L. 

Wahrsch.  aus  dem  Ptc.  a"ij'liu,  ellipt.  für  .ich  habe  die 
Hand  dar-an  gehalten',  substantiviert  (ähnlich  wie  Hünn- 
piim)  und  schliesslich,  mit  AHe,  vollends  in  die  Form  eines 
(schw.)  Subst.  gebracht.  Aus  ij'h  ikti)  entwickelt  sich  in 
einigen  MAA.  durchweg,  in  anderen  sporadisch  /,■/;  dass  der 
Voc.  des  Adv.  n"  nicht,  wie  die  jetzige  Lautgebung  es  ver- 
langte, verlängert  ist.  darf  viell.  als  eine  in  dem  nicht  mehr 
nach  seinen  Bestandteilen  erkannten  W.  bewahrte  Altertüni- 
lichkeit  erklärt  werden. 

Akazie.  GcliA.:  Geissklee,  Cytisus  Laburnum  L. 
(Durh.) 

Acke.  a c  k  e n  s.  Akt  III.  A  ekele  f.  =  Akte  IV. 
.\cker,  ackeren  s.  Acher  Sp.  06.  achrren  Sp.  6',i. 
.\ckran.  Ackeret.  Ackert.  Ackerig,  Ackerit 
s.  Ackeren  Sp.  7u. 

äkerni^nt  ukennäni  SThierst.,  cc-  (tl.  akerniies 
S(!H»v:  verhüllte  Form  des  Fluchw.  sakerment  (Sakra- 
ment). 

acknen  s.  akten. 

akkoiiimodicreii  ri//o/«irffe« :  bereiten,  zurüsten,  ran- 
gieren z.  B.  eine  .Malilzeit  BBe. 

Akkord  akkort  Aa;  Bs.  Besser  e  mai/ete  A.  weder 
e  fcisse  Frocess.  Schaffe"  \  so  emsig]  teie  irenn  er's  im 
A.  hält.  allg.  Hu"  A.  ist  fts,  er  muss  sterben  L.  — 
akkordieren  akkidiere,  akkerdiere:  1.  wie  nhd.     ,In 


disem  Spital  werden  um  Geld  accordirte  [nach  Accord 
bezahlende]  und  angenommene  personen  als  pfründer 
underhalten.'  J JGoldsch.m.,  Krön.  ,Veraccordierte 
pfründer.'  ebd.  —  "2.  passen,  sich  fügen,  gefallen. 
,De  Maie  [Blumenstrauss.  hier  ein  gemeiner]  loid  de 
Lümpihuet  [Hut  mit  schlaft'  herunterhängendem  Band) 
liänd  z'sämme  g'akkidiert.'  Ineich.  1859.  Das  hät-mer 
nüd  (jUiklddiert  ZKn.  —  ver-:  eine  Arbeit  vertrags- 
weise  übergeben,   allg.,    eine   solche  übernehmen  Bs. 

—  akkordierlich:  passend,  entsprechend,  ange- 
messen Ap. 

akkurat,  gew.  aldccrät,  in  Nnw  »k/eiarl  und  uk/i-at. 
Bs  alrerat:  wie  nhd.;  auch  adj.  's  a.  Ehebdd. 

Acceilt  r</,/zrf)i( :  pikanter  Geschmack  Gl  (Schuler). 

—  Viell.   Anlehnung  au  Ad,-. 

äk  oe'./  neben  ■*/•,  s.  Atjija  Sp.   155. 

Ükeil  ä/,/e  Aa;  BsLd.;  B;  Gr;  L;  G;  S;  Tu;  Z. 
haken  ("")  L;  SL.:  1.  in  lästiger,  ermüdender  Weise 
wiederholt  um  Etw.  bitten  Aa;  BsLd.;  B;  S.  's  Chind 
haket  am  Vater  S ;  er  hat  an-em  t/'äket,  bis  er  jo  g'seit 
het  Aa;  um  Etwas  ä.  Unnötig  warnen  LHuttw.,  un- 
nötig fragen  BM.,  ,an  Einem'  ä.:  mahnen  bis  zum 
Ekel  BBe.  Syn.  trinsen.  —  2.  wiederholt  unberechtigt 
oder  übertrieben  klagen,  jammern  S;  Th.  Syn. 
chären.  —  3.  wiederholt  um  Kleinigkeiten  Streit  an- 
fangen in  gehässiger  oder  auch  nur  in  neckischer 
Weise;  keifen,  zanken  Aa;  Bs;  B;  L;  Zf.  Mit  de 
Cluiide  hiike  and  chlbe  L.  D'Liebi  mites  (jäket  hä  B. 
Kleinlich  markten,  z.  ß.  trir  äke  noch,  wir  sind  noch 
nicht  Handels  einig  BSi.  Syn.  rarj(jeren.  —  4.  tr., 
reizen,  z.  B.  einen  Stier  BHa. ;  Gr.  Syn.  ölen,  an- 
teren.  —  5.  plagen,  ängstigen  BGadm.  —  er-:  müh- 
sam erbitten  B. 

Älcen  unmittelbar  von  der  Interj.  ä  III.  IV  (Sp.  3); 
vgl.  at-hen  von  tic7i.'  Dass  zur  Bildung  des  A'b.  der  dem 
breiten  Voc.  entsprechende  Kehllaut  eingeschoben  wurde, 
scheint  ganz  angemessen,  und  das  im  Anlaut  etwa  vorgescho- 
bene h  mag  hier  den  Eindruck  des  k  verstärken.  Der  Ausspr. 
mit  kurzem  Voc,  aus  BRingg.  (cc-)  und  LSurs.  (k,:-)  an- 
gegeben, entspricht  die  Ausspr.  ,i  für  die  Interj.  —  S.  noch 
näijyen. 

Äker,  Aki  m. :  ein  Mensch,  der  oft  äket.  — 
Äke  f.:  1.  =  JLA'en:M.  —  '2.  Dohle  ScuSt.  —  3.  Äke 
(PL):  Ungeziefer  S. 

Jene  wegeu  ihres  Geschreis,  diese  wegen  der  Lästigkeit, 
Zudringlichkeit.  Die  Ah^ninatt  in  BG.  viell.  von  solchem 
Ungeziefer   benanut. 

G'äk,  G'häk  n.,  Akete  f.:  das  Bitten,  Klagen, 
Zanken  im  obigen  Sinne.  —  äkig:  zu  äken  geneigt  B; 
ärgerlich  und  neckisch  zugleich  Z. 

Äcke  <*/./E  Ui-i)  Aa;  BsLd.;   BM.,  S.;  L;   S;   Zt; 

Hebel,  .'i.kte  ■xk/tr  („ein,;)  Aa;  BsLd.,  Näcke  Aa;  B  wO. 
(BSi.  -e'-);  L,  Näkte  Aa;  BsStdt.  (auch  -e'-)  —  m.: 
1.  Nacken  (Rücken).  Im  Ä.  lache,  heimlicli,  verstohlen 
(hinterrücks)  L;  S.  Blas-mer  i-n-Ä.!  Abfertigung, 
indem  man  einem  den  Kücken  kehrt;  syn.  i  d'ScItae, 
i-H-Arsch  u.  a.  En  A.  wie-n-es  g'riipfts  Hiieii  (oliiie 
Haare)   S.  —   2.  ,(auch  dun.  Ädkli)   kleine  Erhöhung 


165 


Ak  (ack),  ek,  ik,  ok.  uk.  -    Akt— ukt 


166 


Jes  Bodens  auf  einem  Wege.  Voll  ÄcMn,  holperig, 
durch  Stückchen  verhärteter  oder  gefrorner  Erde  LE." 
Syn.  Hui/o:  Puf/gel,  Puck.  —  Knie-Acken,  ehnä-, 
chiiöi-:  kniebug,  -gelenk,  -kehle,  die  Höhlung  an  der 
Innern  Seite  gegenüber  der  Kniescheibe  B;  LE.;  S. 
Syn.  Kiüehieyi. 

Sdioint  mit  den  syu.  At-k  (kärnth.),  Acte,  Gack  (liair.) 
aus  uilul.  niii«,  Gelenk  am  Fuss;  Genick,  ahii.  aticha,  got. 
iiijija  (anga),  Genick  (s.  auch  unser  Ankel,  Angijel)  verkürzt 
zu  sein  —  wir  wollten  gerne  sagen,  zu  den  letzteren  Formen 
die  ursprünglichere  (vgl.  wackeln:  wanken  udgl.)  dai-zuhieten, 
wenn  nicht  das  n  in  dieser  Sippe  so  sehr  alt  wäre  (vgl.  lat. 
acJ-unous,  gr.  Ccyxoöv,  skr.  anrßan).  Verstümmelung  aus 
.Nacken'  (ahd.  hnack)  anzunehmen,  empfiehlt  sich  nicht,  weil 
die  Bed.  Bug  ziemlich  ahsteht  und  ii  viel  leichter  vortritt 
als  wegfallt.  Jedenfalls  wollen  die  obigen  Formen  als  bloss 
lautlicht'  Varietäten  betrachtet  sein,  da  sie  an  manchen  Orten 
neben  einander  gebraucht  werden.  Unerklärt  bluibt  im  einen 
wie  im  andern  Fall  der  Umlaut,  der  in  der  Ausspr.  c'  sich 
als  alt  ausweist. 

Gucket:  Nacken  AATalheim.  —  Form  eines  Ptc.  Perf. 

Buech-Äcker.  -Hacker:  (PI.)  Bucheckern.  Bueh- 
nüsse  und  die  Weide  im  Buchenwald  B.  —  Vgl. 
Acheren  Sp.  70. 

Han.s-Äkob:  Johann  Jakob  G  oT. 

Ekel  c'k/ij  —  unsere  Aus.spr.  des  uns  fremden  W., 
für  welches  wir  die  Ausdrücke  grüsen,  uincUlen;  heikel 
usw.  besitzen.  —  ekelhaft:  leicht  Ekel  empfindend. 
Kirchhof.  Sprw.  250. 

'Ei\iev  =  Eicher  I.  III. 

tOkuü:  Name  des  dritten  Sonntags  der  Fasten. 
Okiili,  ie-  chömmed-si  [die  Schnepfen].  Waidraanns- 
sprueh.    .Mitwuehen  for  ockelly.'  XVI.,  ARKcnBURr.EiiiN. 


Akt,  Akte  I  —  nur  PL.  Akte:  Geberden,  Hand- 
bewegungen, Gesten  Bs;  Uw,  Manieren  Uw.  -  Von 
lat.  actuH. 

Akte  II;  Aktenstück.  1.  ni.  -gerichtliche  Form 
einer  Schuldbetreibung.  —  2.  Akti  akti  n.  —  Ver- 
fassungsurkunde, z.  B.  das  Vertnittliijsagyti,  die  Me- 
diationsverfassung von  1803  Gl.  —  Von  frz.  ap(e. 

Akt,  Akte"  HI  „Akt  m.  L',  ST.^  Akte  f.  B;  S, 
Aggte,  Agde  t  AAFri.,  Bs,  Acke  f.  B;  FMu.,  m.  (PI. 
Äcke)  BPii.:  Wasserleitung,  bes.  bedeckter  gemauerter 
Abzugsgraben,  um  sumpfige  Acker  zu  verbessern, 
Moore  trocken  zu  legen;  auch  ein  kleinerer  solcher 
Graben  im  Feld  oder  unter  Wegen  hindurch;  in  der 
neuern  Zeit  auch  Drainierröhrenleitung.  ,L)as  Wasser 
durch  Acten  (so  man  an  andern  Orten  Tholen  heisset) 
ableiten.'  Rhag.  1639.  ,Ein  Ackten  oder  Wasserleytung, 
so  mit  Vnziffer  versteckt  wäre.'  Hapn.  1666. 
Kachel-:  Wasserleitungsröhren  aus  Ton  F. 
Süg-:  Drainierleitung,  welche  das  Wasser  ,auf- 
saugt'  B. 

Wis-.  .DieWissachk.'  M21,  Gfr.  28,3.34.  Wahrsch. 
ein  aus  der  Keuss  landeinwäi'ts  in  eine  Wiese  ge- 
zogener Kanal,  der  zugleich  als  Grenze  einer  Fischenze 
auf  dem   Flusse  diente. 


Durch  Zsziehung  aus  lat.  aqurvductus,  auf  dessen  erste 
Silbe  die  Alemannen  allen  Ton  concentrierten,  so  dass  ihre 
Umformungen  sich  weiter  vom  Urbilde  entfernen  als  die 
nord-  u.  md.  ,Ageducht,  Aducht'  usw. :  nur  an  der  Grenze 
lassen  sich  Spuren  der  volleren  Form  entdecken:  im  Agtötc 
heisst  seit  dem  XIII.  in  BsStdt.  eine  Örtlichkeit,  wo  eine 
Wasserleitung  unterirdisch  durchgieng.  Ein  Rhcinfelder  ver- 
spricht 1303,  dass  er  ,den  agtot,  den  er  von  sinem  huse 
in  den  bach  gemachet  hat,  soll  helfen  rumen  und  wider 
machen,  so  er  zerbrichet.'  , Hofstatt  ut  dem  aegtet,'  1309, 
Urbar  Hermetschw.  Die  kürzere  Form  in  neuen,  sich  leicht 
erklärenden  Entstellungen,  in  vielen  Orts-  und  Flurnn.  ,In 
der  Aketen-  oder  Näpperwies.'  ZTurbent.  1801.  .Dagteawios' 
neben  , Nackenthal'  zu  AaVislisb.  (Wett.  Arch.)  , Mägden',  N. 
eines  AaDorfes,  aus  zem  A.  ,Magdenbüchel'  zu  AaWürenlos, 
an  anderen  Stellen  des  Wett.  Arch.  .Aackhen  Bühell,  Achen-, 
Aggenbühl'  geschrieben.  ,Uuz  ufen  nagken.'  Gfr.  ,Achen- 
berg'  AaZ.,  das  Ziel  eines  Bittganges.  —  Syn.  Doh,  spec. 
Bol-Dole;  Dolim",  Tonne?  —  deutsche  Ausdrücke  gegenüber 
dem  von  den  Römern  ins  Land  gebrachten. 

akten,  in  BIT.  auch  acken,  aoknen:  eine  Wasser- 
leitung anlegen,  dem  Wasser  Abfluss  verschatt'en.  Ab- 
zugsgräben machen,  drainieren  Aa;  Bs;  B;  L. 

ab-:  (Wasser)  durch  Gräben  ableiten. 

ÜS-:  (Land)  durch  Abzugsgräben  entwässern  Aa; 
B;  S.  Die  Strass  ist  üsg'aktet  S,  man  hat  in  ihrer 
ganzen  Länge  die  Bächlein    unter   ihr  durch  geleitet. 

z'sämmen-:  in  einer  Wasserleitung  sammeln,  zu- 
sammenleiten; „z'sämmeg'aktets  Wasser,  das  durch 
kleine,  bedeckte  Gänge  von  sumpfigen  Stellen  ab- 
geführt, in  eine  Wasserleitung  gebracht  wird.- 

Akten  IV  «Z/(.  Aa;  B;  L;  ScnSt.;  Vw;  Z  1649. 
akir  Bs;  GO.;  S  n  Jura,  Acken  BO.,  Nakte  AABb.  — 
III.Aa;  ,B;  L\  f.  BSi.;  GO.:  Attich,  Sambucus  Ebu- 
lus  L.,  ein  holunderartiger,  aber  niedriger  Strauch, 
der  als  Unkraut  gilt,  dessen  Beeren  aber  zu  Latwergen 
benutzt  werden;  auch  spricht  ein  ZMandat  1649  von 
dem  ,Röthen  der  Wynen  mit  Ackten-  ald  Holder- 
berenen'. Auf  den  eigentümlichen  Geruch  der  Blätter 
beziehen  sich  die  Namen  Sil-,  Stink -Akte  LE. 

Umgestellt  aus  , Attich',  mhd.  atlch,  ahd.  atah,  wie  Fekte, 
Feetee  aus  ahd.  frtah.  Unsere  ä.  Schriftsteller  schwanken 
zwischen  der  bücherd.  und  der  mundartl.  Form:  .Holder 
oder  Attich'.  1.563,  Tierb.  , Attich  oder  Aclsten,  chamffiacto.' 
Fris.;  Mal.;  Denzl.  1677.  1716.  ,Aktenstjiud,  ebenus'  [viell. 
Verwechslung  mit  ,ebulus'|.  Mal.  Unsere  Formen  statt  auf 
die  deutschen  auf  das  lat.  W.  acte,  aclix  zurückzultüireu,  ist 
schon  lautlich  unstatthaft. 

Akte  V  =  Ack. 

Aktor  m.:  Advokat.  (Urkundlich  lt.  tiem.  Z  1846, 
133.) 

Akte  ^  Acken. 


L 


iillktereii:    hin  und  her  raten    über   eine  Sache 
(Ineichen). 

Ikte  s.  Ack  Sp.  163. 

Oktav  f :  Achttägige  .\ndacht  nach  einem  Kirchen- 
feste. .In  dissem  Jar  ward  die  Octauff  us  nüt  mer 
uf  die  .\lter  [Altäre]  getan.'  Entiu.  —  Aus  dem  lat. 
octnnt   (ilicn).      S.   noch   Otinfu. 


1G7 


AI, 


ul 


168 


AI,  el,  il,  ol,  ul  resp.  all  usw. 


AI  (d  (öl)  AAt.;  Bs;  G;  8cH ;  ScHW;  S;  Th;  Z, 
Äl.  Öl  ^1.  i,n  AaI;  B;  Sch;  Vw  —  PI.  Äl,  Öl  Tll; 
Z  —  111.:  Aal,  mureiia  anguilla  L.  Scldüpfcriy,  ijlatt, 
ßini/fj,  feiss  wie-n-en  Äl.  Si  cha""  so  ijlatt  rede"  wie- 
n-en  Ol  L.  Wer  en  Ol  hat  bim  Sclwanz,  der  hät-en 
iiid'  litdh  und.  nid  yam.  Sulg.  ,Ich  hab  den  Aal  beim 
Schwanz:  weiss  nicht,  wie  ich  ihm  thnn  sol.'  JMey. 
1692.  ,Die  Inger  [Engerlinge]  uss  ihren  Landen  zu 
verbannen  wie  als  man  sagt,  die  AI  uss  dem  Genfer- 
see.'  Ansh. 

Mild.  cd.  Die  Plmalform  tw.  auch  in  den  Sg.  eioge- 
dningoa  wie  in  Kpfft  u.  a.  —  PI.  ,Äle'.  GHdsclir.  ,Ä]'. 
Vogelb.    \bh'.    —    S.   aucli   Alet  3. 

Hag-:  Ringelnatter  ZKn. 

,Mur-:  murena,  ein  Art  der  Meerschlangen.'  Fischd. 
1563.  —  Der  erste  Teil  des  Compos.  aus  dem  lat.  W.  entleliiit. 

all;  I.  Adjeetivisch.  1.  ganz  (nur  im  Sg.)  a)  attrib. 
vor  dem  Subst.  ,Alles  Italien.'  AgTscmiDi  1538. 
,ln  allem  fürstentumb  Schwaben.'  Vad.  .Die  Pfarr- 
kirch sambt  allem  Kirchbül.'  C'ys.  .Aller  Welt  nichts 
nutz.'  BKal.  18'28.  Zitteren  nn  allem  Li/b  BHk.  ,Wenn 
ihr  28  Dublonen  habt,  so  ist's  allen  Handel.'  Gotth. 
Ist  das  alle  Wy"?  der  ganze  Vorrat  von  Wein.  Aller 
Lenyi  no''''  BO.  In  allne  [ganzen,  grossen]  Sätze 
ahesprinye  B.  Uf  allum  Urteil,  zu  vorderst  am  Ab- 
grund; uf  alls  U.  u'syä",  bis  dicht  an  den  A.  W.  Älli 
Gredi  üf  (üfi)  clirähle",  ganz  gerade  hinaufklettern  B; 
Gr.  .Hier  weg  allem  Haag  nach.'  1758,  Koonw.  ,Biss 
man  komjit  auf  alle  Höhe.'  JLCys.  1661.  So  geht  all 
zu  der  Bed.  mitten  über,  namentlich  in  Zeitbestim- 
mungen. ,Auf  allem  See.'  ebd.  ,Sie  sassen  in  allem 
essen.'  Dornecker  Lik».  ,ln  allem  Schiessent',  mitten 
im  Feste.  FPlatt..  aber  auch;  während  des  ganzen  F. 
1576,  WicK.  .Adulta  hiems,  zuo  mittem  winter,  oder 
in  allem  winter.'  Fris.  ;  Mal.  /"  allem  Wetter,  mitten 
im  Unwetter;  in  allem  Gä",  so  während  des  Gehens, 
frz.  tont  en  allant.  Zuweilen  kann  all  auch  mit  voll 
übersetzt  werden.  Es  ist  in  allem  Werde",  Tue",  man 
ist  vollauf  damit  beschäftigt.  In  aller  Höni,  Täuhi, 
voll  Zorn  z.  B.  davon  laufen,  oder  etwas  Verkehrtes 
tun.  —  b)  appositioneil.  So  in  der  Terminformel  für 
.bis  und  mit':  ,Hinnan  ze  dem  nechsten  ussgenden 
meyen  und  den  tag  allen  [diesen  Tag  noch  ganz  mit- 
gerechnet].' Gl  1318.  ,Dass  man  inn  [den  Garten] 
allen  gartne  [als  Garten  benutze]  und  kein  how  darus 
zieche.'  Schw  15'24.  Vor  dem  Subst.:  er  ist  Alls  ei 
Täiibi,  ganz  wütend  (Alles  an  ihm  ist  lauter  Zorn). 
,Das  Processieren  bringt  auch  nicht  Alles  Schaden' 
[lauter,  bloss  Seh.].  —  c)  appositioneil  flektiert  vor 
einem  andern,  prädicativen  Adj.  ,Als  er  heim  kommen 
aller  schwach.'  ECys.  1600.  ,Der  alte  Bär,  ergrimmet 
von  der  Verletzung,  macht  sich  aller  zornig  gegen 
dem  Schützen.'  .ILCys.  1661.  ,Du  machest  selber  dich 
fein  aller  bättelarni.'  Wahrs.  1675.  ,Er  ist  alle  y'rechte', 
ganz  gesund.  Id.  B.  Er  ist  alle  blind;  .si  ist  no'''  alli 
y'siinti;  das  alt  Wybli  ist  alls  bu-i^iers  BO.  Er  gät 
alle  'dogete,  ganz  gebückt  U.  —  2.  jeder,  PI.  alle, 
a)  im  Sg.  nur  nach  wenigen  Verbindungen:  aUi  ZU 
ha",  Zeit  genug,  alle  niitige.  sogar  überflüssige.    Eim 


alli  Güeti  verspreche,  alles  mögliche  Gute.  3Ier  händ 
alli  Güeti  y'hä,  alle  möglichen  Leckerbissen.  Alli  (dij 
Filli,  alles  Schlimmste  (iMels;  Z.  ,'s  Wüstest  Alles 
machen',  sieh  ganz  unanständig  geberden.  Gotth. 
Hieher  gehört  auch  die  in  der  Reformationszeit  sehr 
üblich  gewesene  Setzung  eines  alls  (alles,  Gen.  M. 
od.  N.)  oder  aller  (Gen.  PI.)  vor  Schimpfwörtern  mit 
Ergänzung  eines  diese  Genetive  regierenden  W.,  etwa 
wie  ,Au'sbund'  oder  ,lnbegritf-.  So  bei  Manuel:  ,a!s 
balgs!  aller  öden  secken!  als  keiben!  als  mosttink!' 
Hieran  schliessen  sich  Ausdrücke  der  lebenden  Volks- 
sprache, welche  ein  buntes,  mei.st  verächtliches  Allerlei 
bezeichnen,  z.  B.  alle  (de")  tüsiy  (tausenderlei),  a.  Hund, 
a.  Giiyyer,  a.  Tüfel,  a.  Hayel.  .Ganz  Kübel  voll  Mixtur 
und  allen  Donner'  [allerlei  solches  Zeug].  Stütz.  Statt: 
.allen  Schinder'  sagt  derselbe;  , alles  was  der  Seh.  im 
Brief  hat.'  Vor  Sup.  hat  der  Gen.  PI.  bisw.  noch  die 
vollere  Form  nlleri-  (ahd.  allero).  Die  Construktion 
ist  in  diesen  Fällen  nicht  mehr  ganz  klar  und  so  hat 
sich  auch  die  Form  verwirrt,  so  dass  Fälle  vorkommen 
wie:  en  alleri  Ulast,  eine  schwere  Menge  Sch,  alle  der 
Name,  allerlei  Namen  TB.  —  b)  im  PI.  a)  vor  Zahlww. 
Bö  liyed  all  Nun!  (da  liegen  alle  9  Kegel!)  ScnSt. 
,In  alle  drei  machen',  ein  Spiel.  Z  XVI.  (?)  Alls  z'alle 
Viere,  ventre  ä  terre  ScnSt.  Bis  über  alli  Nüni  im 
Bett  ligyen  W,  weit  über  9  Uhr  hinaus,  tief  in  den 
Tag  hinein.  —  ß)  verstärkt:  all  und  ein  Tay,  jeden 
Tag  ohne  Ausnahme,  nach  den  alten  Rechtsformeln, 
wo  nach  der  runden  Zahl  der  Jahre  noch  1  Jahr  oder 
1  Tag  beigefügt  wurde,  um  die  Erfüllung  der  Frist 
noch  sicherer  zu  stellen.  All  bi  Eim,  Alle  bis  auf 
Einen,  den  letzten  inbegriffen  Z.  All  yschlaye  Tay, 
Stund,  [so  oft  die  Glocke  schlägt]  Gl;  Z.  All  Herr- 
yotte  Stund  Z.  —  y)  eingeschränkt  auf  je  ein  zweites 
Mal.  Alli  ander  Wuche,  Jar,  'Tay,  Streich,  Mal.  — 
IL  Substantivisch.  1.  Neutr.  Sg.  alles,  alls.  Es 
ist  A.  i'oll  ÖpfeJ  am  Baum,  der  ganze  Baum  mit 
Äpfeln  behangen;  es  ist  A.  voll  Lüt  i"  dr  Statt,  es 
wimmelt  von  Menschen.  A.  libermentfsj ,  durchaus 
Alles,  Alles  zusammen;  allsis  z'sämme,  dass.  UwE. 
A.  in  Allem,  in  summa  B;  Z.  ,A.  Berge  z'ringlet  um', 
rings  herum  lauter  Berge.  Häfl.  1813.  Alls  üses!  ruft 
in  B  eine  Partei,  die  Alles  beansprucht  oder  bereits 
gewonnen  hat.  Alles  und  Alles  =  Alles  und  Jedes. 
Allem  (=  allem  Anschin)  a".  De'  wott  Alles  fresse, 
droht  alle  Andern  verschlingen  zu  wollen.  Wie  me 
in  Eim  ist,  ist  mcn  in  Allem,  z.  B.  ordentlich  oder 
das  Gegt.  Oni  Alles,  ohne  Weiteres.  Allsen  nüd 
achten,  Allem  nüd  zälen,  keinerlei  Rücksicht  nehmen 
BRi. ;  vgl.  alls  Säyes  [Sagens]  nüd  achten,  auf  kein 
Zureden  hören,  ebd.  Häufig  im  Sinn  von:  alles  Volk, 
alle  Leute,  Jedermann,  z.  B.  es  .seit's  A.,  alle  Welt 
sagt  es;  es  lauft  A.  der  Statt  zue,  eine  Masse  Volkes 
eilt  nach  der  Stadt.  Allem,  der  Nar  mache,  allen 
Leuten  dienen  Gr.  '*■  isch  A.!  Alles  was  man  ver- 
langen oder  erwarten  kann,  viel,  ein  Wunder  Bs. 
's  isch  A.,  ass  [dass]  es  nid  briegged.'  Hebel.  Oft  mit 
vorgesetzter  Negation  und  dann  z.  T.  in  prägnanter 
Bed.  Es  ist  nid  Alls,  nicht  Alles,  wie  es  sein  sollte, 
nicht  ganz  in  Ordnung  Aa;  G;   's  ist  nüd  A.  mit-em, 


UiO 


AI,  el,  il  ol.  ul 


170 


nicht  weit  hör  mit  ihm  Z.  .Zwei  gute,  und  yier,  die 
nicht  mehr  Alles  sind',  nicht  mehr  ihren  vollen  Be- 
stand und  Wert  haben.  Gotth.  Es  chost't  nid  A., 
ist  nicht  unerschwinglich.  Er  häd  nüd  Alks  Uitz 
[nicht  ganz  Unrecht]  Z.  ,Es  ist  iiiid  Alls,  venn's  Eim 
däiveii  träumt',  solche  Träume  haben  eine  bedenkliche 
Bed.  Stutz.  Es  ist  »ieiie  Alls,  nirgends  i.st  alles  Glück 
oder  alle  Vollkommenheit  beisammen  =;  es  ist  zentiime 
Öjypis.  Lid-di''',  Biiseli,  es  ist  n.  n.!  anekdotisch  von 
einer  Hausfrau  zur  Katze  gesagt,  mit  der  sie  den 
Backofen  auskehrte  Z.  Vgl.  auch  nlls  Adv.  —  2.  Plur. 
m.  Alle,  Alli,  beim  Brettspiel,  wenn  die  Würfel  so 
fallen,  dass  sie  oben  die  nämliche  Zahl  zeigen.  Es 
kann  also  ,Ein-,  Zwei-,  Drei-  (usw.)  Alli"  geben. 
VOrte.  Er  häd  Alle-zicä  oder  Zu-ä-alle,  er  hat  2  Augen 
auf  jedem  Würfel  Ap.  ..Zingf/en-alli,  der  Fünffall 
beim  Brettspiel  B." 

Im  Ntr.  wechselt  utts  mit  alles;  daneben  ulze  s.  u.  lu 
der  Form  alltis  (Alles)  ist  die  Flexion  wiederholt  wie  in 
chlises  (neben  chli"s)\  ebeuso  ist  die  Gen. -Form  «//»«i  doppelt 
flektiert,  indem  wie  in  einsen  u.  a.  (s.  ei»)  die  zweideutige 
starke  Endung  (s)  durch  die  Beifügung  der  sollwachen  (-en) 
deutlich  gemacht  wird.  Im  Ntr.  PI.  Ulli,  eltii  BO. ;  GrV. ; 
PP.;  ,cllü  disü  ding.'  1304  B;  ,elu  jar.'  13.59  Z;  ,älly  jar.' 
Waldmaun  (==  nihd,  elliu)  neben  dem  gemeinem  alli  ist  der 
UniLaut  durch  das  i  der  Flexion  bewirkt.  Dat.  PI.  allne  Gr. 
Die  Dativform  etwa  als  Ersatz  für  den  wenig  beliebten  Gen. : 
,Me  het-ini'''  allen  Orte  a""  Tisch  f/lö".'  BWyss  1863.  — 
|Zu  I  1,  c.)  Dial.  93  kennt  aller  auch  für  F.  und  Ntr.  und 
für  PI.;  also  erstarrte  Form  wie  .voller'  (nicht  bloss  ,or'. 
sondern  auch  ,sie,  es'  ist  voller  Freude).  Vgl.  auch  all 
unflektiert  in  Zss.  allhiibsch,  Allgrind,  Dickkopf,  nach  Eochh. 
Sagen  II   189.   —   Zu  II  2  vgl.  Alle-Mal. 

über-all,  -äl  Kv;  G;  Z:  Adv.  1.  im  Ganzen,  in 
summa  Ap  (auch  verstärkt  ober  al  ond  al,  öheralir/s 
al);  PP.  fiiberälj.  ,Der  schiesset  hat  ü.  gewärt  4  wu- 
chen  und  ein  tag.'  1576.  .In  dem  Sihlthal  liegt  eine 
einzige  Pfarre,  ü.  etwa  6  Örtchen.'  Keisk  1790.  ,In 
3  Zünfte  und  jede  Zunft  wieder  in  10  Unterzünfte 
eingetheilet,  so  dass  zu  Sparta  ü.  SO  Zünfte  gewesen.' 
Moos  177.5.  ,Es  befinden  sich  ü.  .3868  Ürter  auf  der- 
selben.' GE  V  Haller  1785.  .Wie  viel  Klafter  hast 
du  ü.?'  HPest.  —  2.  auf  immer,  ein  für  alle  Mal 
G;  Z,  auch  für  ü.,  uf  ü.  Z;  de  darfsch-es  ü.  ha.  ,Hab 
dier  mein  Guot  ein  Mal  Alls  mitgetheilet  überall.' 
Com.  Beati.  —  3.  überhaupt,  ganz  und  gar.  ,Und 
u.,  wenn  d'  so  fortfahrst,  so  bin  ich  mit  dir  wohl 
z'friede.'  Gotth.  ,Sie  hab  d'Red  überal  verloren.' 
ScHisiPFR.  1651.  ,l)as  entgestet  ihn  ü.',  gereicht  ihm 
durcliaus  zur  Schande.  Hospin  1683.  .Das  Grüssen 
und  Wünschen  ü.  unterwegen  lassen.'  Moos  1775. 
.Wegen  kränklicher  Leibesbeschaifenheit  war  er  ge- 
neigt, überal  das  Katheder  für  die  Predigerkanzel  zu 
tauschen.'  LMeister  1782.  Bes.  in  Verbindung  mit 
einer  Negation,  welche  dadurch  verstärkt  oder  ver- 
allgemeinert wird  S;  Z.  .Namend  von  niemand  nütt 
ü.'  EnLiB.  1500.  .Sollend  wir  dem  tüfel  nichts  überal 
glauben.'  LLav.  1569.  ,Niemand  überal.'  Landb.  ApI. 
1585/1828.     ,Nützid  überal.'  Z  1650. 

after-  Adv.:  überall  W.  Syn.  aßcrein,  aftcr- 
lands.  '  -  Von  mhd.  after  =  einer  Kichtung  nach,  über  ein 
Gebiet  hin. 

Kann- Alles  /-  Ap;  Gr;  L,  l/-  Ap,  -als  L,  -als 
Ar:  Einer,  der  sich  einbildet.  Alles  zu  verstehen, 
Tausendkünstler,    ,Jack  of  all  trades.'    Er  trill  all  di-r 


Kanals  se  [sein]  Ap.   ,Du  bist  gelehrt  und  ein  Kannais.' 
HSüLG.  1830.  —  Syn.  Allsmacher. 

durch- alles  d^ralls:  durchweg,  's  ist  nit  deralls 
glich  TB. 

aller:  1.  auch  alleri.  Gen.  PI.  a)  mit  folgendem 
Sup.  und  zum  Behufe  noch  höherer  Steigerung  wieder- 
holt gesetzt,  z.  B.  der  aller-allerliebst.  "Mg.  .Denen 
du  allerbast  [omnium,  inter  omnes,  optime]  ver- 
trauwest.'  1531,  Jerem.  ,Nes  Flieder  Wg"  yan  über- 
clio",  dazue  vom  alleribeste.'  Volksl.  —  b)  mit  Subst., 
z.  B.  -Heiliyen,  -Himmel,  -dintjen,  allg.,  etwa  auch  in 
dreifacher  Verbindung  alleriguttsditige"  Gl.  —  2.  auch 
(mit  dem  Art.)  alleder  Bs;  Z,  alleter  Gr,  Gen.  Sg. 
F.  in  adv.  Verbindungen,  z.  B.  -Gatti"g.  -Hand,  -Lei. 

all  Adv.  1.  ganz  k\,  z.  B.  a.  hübsch,  a.  gross. 
..Udunden  am  ran',  ganz  unten  am  Rain.  Kessl.  Sonst 
nur  bei  JßWvss,  häufig  z.  B.  ,a.  gut!'  eh  bien!  ,a. 
glücklich,  einsam,  dürr;  macht  ihm  all  ein'n  neuen 
Muth.'  —  2.  immer;  an  einem  fort,  oder:  jedes  Mal, 
jeweilen  Bs;  Gl;  GRh.,  Ta.,  T.;  Sch;  Th;  ZWl.  All- 
an-enand,  unaufhörlich  Ap. 

Ist  als  adv.  unflcctierter  Acc.  des  Adj.  zu  betrachten. 
Zur  Verstärkung  vor  sam,  so  gesetzt,  =:  ebenso;  pleonast.  vor 
irie;  ,allwie  man  spricht.'   Hausspr. ;  vgl.   .allwo,  allda.' 

allen,  allens,  allig  s.  ahcen. 

alls,  als  (alsch  GGoms):  Adv.  1.  =  all  Adv.  1. 
ganz,  gar;  durchaus,  in  jeder  Beziehung.  A.  vil  besser, 
ungleich  besser  Ap.  Ganz  recht,  eben,  gerade.  ,M. 
Meynst  etwa  den  Rudi?  V.  Alles  diesen!'  HPest. 
1785  (1790:  ,wen  anders?').  —  2.  =  all  Adv.  2.  immer. 
Aa;  Ap;  Bs;  GRh.;  ScH;  ZStall.  a)  's  sl'  verzütteret 
alls  no'''  mannen  in  d'Chilche  cho".'  Breitenst.-  A.  fürt, 
in  Einem  fort,  a.  icyter,  immer  weiter  Bs.  .Aber  wir 
hotten  als,  die  sach  sige  guot.'  1521,  Bs.  ,Furt  und  alls 
d'Stadt  ab.'  Stütz.  ,Chömmer  nüd  y'frire  [können  wir 
nicht  irre  gehen],  yiiht's  alls  dn  durah?'  ebd.  —  b)  ,Sust 
nimmt  er  d'Schritt  als  lang  und  u-eidli,  iez  zimperlig 
as-irie  ne  Maitli.'  Rauracia  1862.  ,Es  hei.^st,  es  gang 
als  Ein'  von  einem  regelmässig  umgehenden  Gespenst. 
.Vlem.  1813.  Gschwind  und  als  gschtrinder,  immer 
schneller,  Wiesental;  in  Bs  als  tele  gschicinder  [wie  ^= 
ie,  )e].  Alls  emöl,  je  einmal,  bisweilen  Aa.  ,Des 
hattens  einen  alten  Sitte:  Den  wirt  fuort  man  alles 
da  mitte.'  !-'chachz.  ,Die  [sc.  Werber]  alls  enweg 
giengend  ane  urloub.'  1439,  S.  ,Und  so  Ir  alls  uss 
dem  Bad  gandt.'  1597,  Z.  Die  Bed.  kann  in  die  von 
ehedem  übergehen,  weil  sich  das  W.  überh.  vorzugs- 
weise auf  Vergangenheit  bezieht;  mit  dem  Präs.  ver- 
bunden ergibt  es  den  Begrilf  des  Pflegens. 

Ebenfalls  adv.  Acc,  aber  flectiort,  inlul.  allez,  immer. 
Der  Z  Sprachgebrauch,  dem  unser  W.  anders  nicht  bekannt 
ist,  steht  noch  auf  der  Schwelle  zwischen  Adj.  und  Adv., 
sowie  zw.   Bed.    1   und   "2. 

all-lich:  allgemein.  ,Ze  einer  ällicher  brunst', 
bei  einem  grossen  Brande.  1291  GHandv.  (von  Vad. 
mit  .allicher'  wiedergegeben).  .Ich  geloub  an  die 
christenhait  göttlich  und  allich'  [als  eine  allgemeine]. 

Vad.    —    Mhd.    allirh,    elliell. 

allenklich,  alliglich,  alklich  (en):  Adv.  gänz- 
lich, allseitig,  vollständig;  jeweilen,  immer;  chcmals('?). 
,Und  sol  man  die  zwilchun  |  verbotene  ZwilclikleiderJ 
enmitten  dur''''  den  grat  von  eim  orte  uiiz  an  das 
ander  us  elleklich  dursniden.'  ZKichtebr.  ,.\lleklich. 
swa    daz    geschieht'    [so    oft.    in   jedem    Falle],    ebd. 


171 


AI,  el.  il,  ol,  ul 


172 


,alklich',  in  Allem.  14(h).  Ai'I.  .Alklieh  und  ganz.' 
1527,  Absch.  ,Kit  alleklicli.-  1-531,  rbd.  .Allenkliuh 
nit',  gar  nicht.  HBull.  1002.  ,Nit  die  bistuumb  allein, 
sonder  ouch  die  probsteien  hat  man  mön.ster  allenklich 
geheissen.'  Vau.  .Allentklichen  underricht.'  1550.  Kuef. 
.Schier  allenklich',  fast  ganz.  Ahm.  lOoü.  .Alliglich 
nichts.'  1722,  Mise.  Tig.  " 

Mhd.  alkrÄirhe  1111(1  mit  Eiiiscliiebsel  (vgl.  rollrnclirh  st. 
vollficl.)  aUeiH-Ucli,;  insgosammt,  vollständig.  Die  vou  St.  für 
L  überlieferte  Bed.  .ehemals'  beruht  wahrsoh.  auf  einer  Yer- 
mischung  mit  ullui  =  nhrcn. 

als.  ahl. 

Alafuiiz:    m.  Tiuifn.  AllVms    L.    iG.'jiJ,    Vilin.  Liion. 

Zwischen  Liqiiid.i  (II  und  einem  Cons.  anderen  Organes 
steigt  leicht  ein   Voe.  auf. 

Alant  „BO.-,  Alet  allg..  ä-  A.\;  Bs;  S;  U;  Z, 
ä-  ThHw.  --  m.:  1.  ein  Fluss-  und  Seefisch,  Döbel, 
Leuciscus  Dobula  Valanc.  ,Alet,  squalus  capito,  vel 
cephalus  fluviatilis,  ein  gattung  der  steinfischen.'  Mal. 
,Der  Alet,  Alat.  ist  ein  bekannter  fisch  unsers  lauds, 
werdend  mit  dem  angel  gefangen  mit  fliegen,  Alet- 
muggen,  sind  schwartz  gro.ss  muggen.'  Fischb.  15(i3. 
,Alet,  Mugil,  capito.'  Denzl.  1677,  1716.  Dem  Kaiser 
Ferdinand  wurden  1563  in  Bs  ,Alat.  Hecht  und 
Karpfen'  geschenkt.  Wcrstis.  ,Alet,  Capito,  Cephalus. 
Squalus.'  JLCvs.  1G61.  --  Land-:  der  selbe  Fisch  als 
•jung  Bodens.  —  Mer-:  mugil  Mal.  —  .\hd.  niunt,  mhd. 
ahmt.  —  2.  Aal  AALoer.;  (10.;  Z. 

Ale  ä-  f.:  Ahle  (in:  S;  Zu;  Z.  .Aale,  alseii.  subula.' 
Denzl.  1677,  1716. 

Mhd.  ah.  Diese  Form  neben  dem  üblicherim  Alcsiif  viell. 
nur  aus  Deutschland  hereingekouimen. 

„Spitz-:  spitziges  Zaunholz  OrDouiI." 

Alle  f.  s.  Galt: 

alle  dU  B;  Gr;  Schw;  Uw  ;  Z,  die  Gr,  nie  BsU.: 
lutcrj.  an  Mensch  oder  Tier  gerichtet  1.  zum  Ver- 
scheuchen, Verjagen,  Abwehren  Gr.  Ale  (städtisch 
Schelle)  liaup'.  Warnungsruf  zum  Ausweichen  beim 
Schlittenfahren  Bs.  —  2.  zum  Antreiben  B;  Bs;  (JR; 
ScHW;  Uw;  Z.  Äk,  rod-dv''!  Bs. 

Aus  dem  frz.  uUez,  gehet!  Vgl.  allo  Sp.  173.  Die  ver- 
stärkende Verbindung  a.-manch !  Gr;  Z,  hti-iii.  B  könnte 
auch  aus  frz.  h  In  mardir,  auf  diu  Weg!  entstanden  sein. 
—    Vgl.   eile. 

AlefailZ,  Ala-,  Ali-  m.:  1.  Trug.  Schlich,  Hinter- 
list, Verstellung,  Tücke,  Boslieit,  Mutwille;  Spiegel- 
fechterei, Possen,  Phantasterei;  unrechter  (iowinn  B; 
L;  ScH;  ü;  Z.  Es  ist  HU  A.,  nur  Verstellung  ZSth.; 
A.  Ulhe",  sich  verstellen  BSi.  ,Bim  A.  [verstecktem 
Eigensinn]  vities  d'Buete)i  an  Tanz.'  Sulg.  .Wie  vil 
gesucht  band  allefanz,  so  ist  vnglück  allweg  jr  schanz' 
[Schicksal],  JLenz.  .Dheinen  [keinen]  alefanz  oder 
wuochergesuoche  mit  sölicher  rechenung  getribende.' 
1417  B  Kq.  .Alefantz.  Listigkeit,  vaframentum.'  Mal. 
,Nachdem  aber  die  Chartaginer  brüchig  wurdend  und 
doch  mit  allenfanz  gesehen  woltend  syn,  sam  sy  die 
Pündt  hieltend.'  Zwingli  1531.  .Mit  solchem  a.  liegen 
vnd  lestren!'  ebd.  ,Die  da  meynend,  Gottes  huld  sey 
ein  alefantz,  ein  gewärb  und  geniess.'  1531,  I.  Tim. 
,Mit  nit  wenigem  alenfaiiz  und  fuler  pratiken  handien.' 
Z  1529.  , Einfältig  heisst,  der  on  falsch  ist,  luter, 
fromm  von  hertzen,  ja  on  allen  alenfantz.'  1530, 
HBrLL.     ,Ain    sjiitzfundiger    alafantz.'    Vau.      .Diewil 


allerlei  Allefänzen  und  Ufsätz  gesuecht  werdent,  wie 
man  uns  an  Bystand  ringeren  möcht.'  ÄgTschl'di.  — 
•2.  persönlich:  „närrischer  Mensch  Gl",  bes.  ein 
solches  Kind  Sch  ;  eitler  Mensch,  z.  B.  ein  putzsüchtiges 
Mädchen  B.s ;  eigensinniger  M.  Seu.'^^t. ;  launischer, 
ränkesüchtiger  M.  G;  verschmitzter  Kerl,  Phantast  Ap. 
—  älefänzig,  -isch,  -fanzigV:  wunderlich,  grillen- 
haft, launisch;  eigensinnig;  wählerisch  im  Essen;  zu 
losen  Streichen  geneigt,  sich  seltsam,  mutwillig  ge- 
berdend G;  Tu;  Vw;  irrsinnig,  verrückt  L.  .Vafer, 
gschwind.  listig,  alefentzisch,  arglistig.'  Fris.  ,Boss- 
haftig.'  Mal.  ,Alafanzisch,  arbeitsälig',  unter  den 
Fehlern  eines  Weibes  aufgezählt.  Schimpfr.  1651.  — 
alefanzen:  1.  fälschlich  vorbringen.  ,Das  alefantzet 
Struss  so  frävenlich  mit  so  oifener  schraach  der  war- 
heit,  dass  mich  schier  dünken  wil,  er  sye  nit  ein  Struss, 
sondern  ein  Gugger.'  Zwixgli.  —  2.  allen.  ,Uber  das 
hastu  den  Zwingli  gealfantzet,  ob  er  nit  die  von  Zürich 
weit  für  richter  nemmen'?'  Gyr.  1523.  HBull.  sagt 
von  den  Wiedertäufern  mit  Bez.  auf  ihre  seltsamen 
Gebräuehe.  sie  .alfanzelcn'.  — Alefan zer:  Einer  der 
sieh  verstellt.  z.B.  Krankheit  simuliert  BSi.  —  Ale- 
fanzeri  f.:  1.  „läppische  Sachen  Z."  —  2.  Eigensinn 
SenSt. 

Aus  it.  uir  oraHzo  (zum  Vorteil),  nicht  aus  'al-fanl  (fremder 
Landstreicher),  trotz  .\p  Fam  (Possenroisser),  fämitj,  welche 
erst  durch  Abkürzung  aus  AlJ'auz  usw.  entstanden.  Unsere 
Belege  zeigen,  dass  das  W.  urspr.  nur  sachliche  Bed.  h.itte, 
aus  welcher  die  persönliche  leicht  entspringt,  während  der 
umgekehrte  Vorgang  wohl  ohne  Beispitd  ist ;  vgl.  .Schelm' 
urspr.  =  Seuche. 

alläg  s.  allwe(j. 

«alU'gl'O  U,  allcrire  ÖL;  Gr,  aUegere  Gr;  Zg,  alleyer 
Gl:  1.  Adv.  munter,  flink.  Chunim  a.  Gl,  —  2.  Interj. 
a)  des  Grusses  auf  der  Strasse,  namentlich  in  unwirt- 
licher Gegend  Gr.  —  b)  zum  Antreiben  von  Mensch 
und  Vieh  Gr;  Zg.  —  c)  zum  Einhalttun,  oha!  halt!  Gr. 

Aus  it.  u.  churw.  aller/ro,  munter.  Auch  u.  c)  wendet  sieh 
gegen  Trägheit,  die  der  Bewegung,  vgl.  al,  ebeuf  t.  ermun- 
ternd, t.   Einhalt  gebietend. 

alementieren:  1.  zu  Grunde  richten,  verderben 
St'HW.  —  2.  Unwillen  äussern,  poltern  ScnwE. 

Alleinaiider  (''-'"')  hicnw,  Alniandler  L.  Alli- 
wander  Scnw;  Z  —  m.:  ein  altertümlicher  Tanz, 
ein  munterer  Schlingtanz  im  -/4  Takt,  bei  welchem 
die  Tänzerinnen  der  Reihe  nach  gewechselt  werden 
und  allemal  1  Tänzer  leer  ausgeht  SihwMuo.,  in  L;  Z 
wohl  nur  noch  im  Namen  fortlebend.  —  alleman- 
dcren.  aliwandren:  diesen  Tanz  ausführen.  Auch 
bildl. :  .Fifaltre  [Schmetterlinge]  git's  gar  allerhand,  si 
züttret  umenandre,  's  geht  über-enand  und  dur-enand 
mit  Hopsen,  Alämandre.'  Schw. 

Es  ist  die  alte,  einst  auch  bei  den  liiiliern  Ständen  be- 
liebte, aus  Frankreii-li  uai-h  Deutschland  zurückgekehrte 
..\llemande,'. 

„alleiiiaiijj:  wenigstens,  jedoch  GRRh." 

Aus  it.  nl  mitneu,  gerade  entsprecheud  unserem  zum  Fch-n 
d.  i.  wenn  etwas  Verlangtes  fehlen  sollte,  dann  do^h  etwas 
Geringeres.      Die  Schreibung  -manijtj  wäre   wol   richtiger. 

Alemönli  s.  Anemone. 

allengge  s.  all-cinuj.        Alenüe  s.  Airline. 

alert  fast  allg.,  meist  mit  dem  Ton  auf  2.  Silbe 
(doch  altert  BO.),  in  Zg;  Z  daneben  auch  alerd,  in  Bs 
alört,    alöd.    in  L  alär.ieh,   hnUirsch ,  dafür  allör 


173 


AI,  el.  il.  Ol,  ul 


174 


GO.,  arlört  FSs,:  1.  aufgeweckt,  munter;  wach,  be- 
lebt L;  G.  Es  Gläsli  Brünz  macht  Ein"  wider  h.,  L. 
—  2,  wohlgemut,  lebensfroh  Bs;  B;  F;  Gi.;  Gn;  L|; 
Si'H;  U;  Z«:  Z.  ,'s  ist  Alls  alärt,  kes  einzigs  G'sicht 
luegt  feister  [finster].'  Häfl,  1801.  —  3.  gewandt, 
rüstig,  flink,  rührig,  tüchtig  Bs;  B;  Nnw;  6;  ScH;  Z- 
Till  bist  omel  [einmal]  no  i/en//  [immer]  aJJa  alärta  BG. 
Bes.  von  leistungsfähigen  jugendlich  bleibenden  Weibs- 
personen gebraucht.  —  Aus  dem  gleichbed.  frz.  akrte, 
it.  all'  erta,  auf  der  Hut  (eig.  auf  der  Höhe,  Wache). 

Alesne  „B",  Alsne  BBi.,  „Alasmen",  ÄlesmeBO. 
lt.  St.,  Zyro,  Älesse.  Alisse  B;  F;  Gn  (Alassa,  AJese): 
W,  Alse  B;  Gl;  G;  VOkte;  Z  —  f.:  Ahle.  .Subula. 
ein  Alsen,  Seülen.'  Fris.  ;  M.il.  ,Schuhmacheralsse, 
seule.'  Denzl.  1677.  1716.  .Etlich  Jurehhorend  die 
oren  [der  kranken  Kuh]  mit  einer  alsen.'  Tieru.  1.563. 
.Wie  ein  nadel  oder  alseu.'  Fischb, 

Ähd.  alunsa,  gebildet  wie  9e(f-ama  (vSense)  vom  einfacheu 
ula.  Unsere  Formen  beruhen  t.  auf  Assimilation  (vgl.  Seyrnv 
aus  WAjunm),  t.  auf  Umstelhmg,  welche  schon  in  der  ahd. 
Nbf.  uhtsna  Statt  findet.  Zu  Alasme  vgl.  Arhmm  neben 
Achran.  St.**  gibt  das  Geschlecht  dieser  Form  als  m.  an, 
wohl  aus  Versehen.  ,AIisen.'  1431  Z,  —  Vgl.  noch  Ah- 
Sji.    171   und  Ahe. 

Alet  I  s.  Alant. 

Aletllm.:  Alaun,  allg.  ,Alat.' Fris.  ;  Mal.  ;  Dasyc. 
(neben  ,Alun');  Denzl.  ,Äled.'  Spreng.  ,Das  Bad  im 
Ybenmoos,  so  Alat  tragt.'  ECys.  ,Das  Wasser  diss 
Bads  louft  ab  Alet  und  Kupfer.'  Rüegger.  ,Es  gehöret 
dieses  Wasser  unter  die  sog.  Aletbäder.  [so]  genennet, 
weilen  sie  durch  Sieden  weiss  werden,  als  wenn  man 
Alaun  in  Wasser  gesotten  hätte.'  JJSrHEücHz. 

Alet  III:  Gartenalant,  eine  würzhafte  Pflanze,  inula 
helenium  L.  Spreng.  ,6änsschnialz  mit  sampt  dem 
hirn,  alat-  und  ungewäschner  Wull  genätzt-  als  Heil- 
mittel erwähnt.  1557,  Vogelb.  —  JIhd.  uhmt  m. 

alle w et  s.  alwcn. 

.Alewis  ^Iteicrt.s  UwE.,  Ahwisi  L;  G;  Sciiw;  S  m.: 
Taufn..  Alois. 

Alexander  AUxänder:  m.  Taufn.  ,Narr  u.  grosser 
A.  ist  nun  [im  Tod]  einer  wie  der  ander.'  R.  u.  CMey. 
1650.  ,Hr.  Pfr.  ist  gelehrt,  fromm  und  sorgfältig,  hat 
aber  auch  den  ein  und  andern  A.'  Z  Dekanatsbericht 
1751,  mit  Anspielung  auf  II.  Tim.  1,  14.  A.  frisst  de 
Ander  (Keimsuchen). 

Ali,  Ali  s.  all  Sp.  3. 

Aliander  ^*"'"')  m. :   Oleander,  Nerium  oleander  Z. 

Aliniiz    f :    vertrautes  Verhältniss    z.  B.    zwischen 

zwei  Familien,     Die  A.  u-iirt  bald  a-ider  üfhörc"  Tu. 

Alliger  s.  (aüiijj  all-n-ci/en.        Alipenn  s.  Albe. 

lillö  (o7/o  AAZein.).  allg..  allonyL:  Kuf  zum  Auf- 
muntern, Antreiben  für  Mensch  und  Vieh;  wohlan! 
hurtig!  vorwärts!  allg.  ,Jez  allo,  haued  zuel-  [machet 
euch  daran!]  Stütz.  ,Allo-marsch  und  rod  die  fü/e 
Bei"."  ebd.    .Hil,  Boss,  allitni/!'  Ixeichen  1859.    ,Allang, 

wann  ists  dir  geschickt?     Dudum,    tjuando '    Ked. 

166'2.  Allmählich  in  der  Art  eines  Adv.  vorwendet: 
.Es  spannt  si  Eeel;en  üs  und  allomarsch.  /lilijt  's  fürt.' 
.IKdMev.  1844.  ,I)'Buebe  .stecke's  i"  Sack  und  allu  der 
Tiir  zue.'  Alle.m.  1843.  Gelegentlich  Interj.  der  Dro- 
hung: lass  mich  in  Ruhe!  betrage  dich  ordentlich!  W. 

Aus  dem  franz.  Impcr.  iilhnii,  welcher  auch  .hinwejr' 
bedeutet;   vgl,   „1/,;  Sp.    17'2. 


Alowe,  Alewe  in.:  Aloe.    Bitter  eswie  A.  Uw. 

AllTin,  Ale-,  Alarüne  allg.,  J.teröwe  Gr,  Alanü-e 
Ap,  Arün(e)  AxTägerig,  Büne  U  (Dr.  Müller). 
AlünfeJ  Z,  Malüne  L;  Z:  I.Alraun,  die  Pflanze 
Mandragora  offic.  ,Mandragora,  so  wir  Allraun  ver- 
teutschen.  A.  ist  an  ir  [also  f.]  selb  ein  kraut  mit 
blättern  dem  Lattich  schier  gleich,  tregt  grosse  schwarze 
beere,  daw)n  so  jemants  isset,  gleich  entschlaft.'  Tierb. 
1563.  ,Circa^ium,  Allrunen,'  Fris.;  Mal.  .Eine  Gift- 
pflanze' S.  —  2.  Fabelhaftes  Wesen,  das  einem 
Hausgeist  ähnlich  dem  Besitzer  unerschöpflichen  Reich- 
tum verschafiFt,  derb  sprichw.  als  ein  Geldschlsser  er- 
klärt. Von  Einem,  der  mehr  Geld  hat  oder  vertut 
als  man  ihm  zutrauen  konnte,  gilt  die  RA.:  er  liet 
en  A.,  d.  h.  eine  geheime  Quelle  von  Reichtum.  Eine 
A.  unter  einem  Butterhafen  macht  den  Vorrat  desselben 
unerschöpflich.  Der  Besitzer  einer  A.  gewinnt  im 
Spiele  doppelt.  Aber  ,d'Mali'ine  legrjed  nu  Bern  Geld, 
tco's  recht  a"icendt  und  nild  verputzt.'  Stutz.  Von 
der  Pflanze  ausgehend,  deren  gespaltener  Wurzel  man 
seit  alter  Zeit  Ähnlichkeit  mit  Menschengestalt  und 
allerlei  Zauberkraft  zuschrieb,  stellte  man  sich  die 
A.  zunächst  als  Männchen  oder  Kindlein  vor.  ,Das 
kraut,  darvon  die  landfarer  reden,  wie  man  des  selben 
Wurzel  under  dem  galgen  graben  müesse,  so  find  man 
sy  von  diebs  harnen  also  gwachsen,  in  gstalt  weybs 
oder  männlins.  Dann  dise  leütbscheysser  gstalten  ein 
sölich  manns  oder  weybs  form  auss  hundskürbsen. 
ziehen  denn  mit  reinen  [feinen]  nadlen  reine  faden 
durch  der  selbigen  gschnitzte  höupter,  legends  in 
lätteii,  da  gwünnt  es  erdfarbe  und  nennen  es  denn 
Allraun.'  Tierb.  aaO.  Öfter  aber  auch  stellt  man  sich 
die  A.  als  Kröte  vor,  welche  an  einem  verborgenen 
Orte,  z.  B.  im  Keller,  Geld  ausbrütet,  wie  sie  auch 
sonst  gleich  Schlange  und  Drache  in  der  Sage  als 
Schätze  hütend  vorkommt.  ,iro  Mistele-n-a-n-ere 
Haselstude  icachse-n,  isch  nit  ivU  derro-n-e-n-imger- 
irdischi  Allernne,  die-n-e  Scliatz  hiietet.  Wenn  Eine 
d'A.  weiss,  irenn  er  's  f/uet  mit-ere  c/ia"  [in  gutem 
Einverständniss  mit  ihr  steht]  und  ere-n-am  Obe  Geld 
iingerleit  [unterleg-t),  so  chann  er's  am  Moryc  dopplet 
hole.  Am  Charfritiy  wäred  der  Miss  sunne"  d'A.  ires 
Geld;  das  g'seht  üs  tvie  Chole;  wer  vo  dene  Chole  mit 
hei'"  nimmt  und  bim  Heigö"  nit  z'rugg  luegt,  hat 
deheim  Geld.  Der  dritt  [den  dritten],  wo  mit  ere-n-A. 
z'tiie  het,  nimmt  der  Tüfel.'  JScuild  1863.  EniUich 
meint  A.  den  geheimen  Schatz  selber  S.  JRWyss 
1815  beleuchtet  den  Aberglauben  durch  den  Gegensatz 
rein  menschlicher  Zauberkraft:  ,mit  keinem  Alräun- 
chen  musste  sie  das  Schloss  [meines  Herzens]  be- 
rühren, es  gieng  von  einander  wie  Wachs  vor  ihrem 
freundlichen  Sonnenauge.'  Nur  ist  hier  \.  mit  der 
allerdings  vwdten,  die  Schatzkammern  der  Krde  ötl'neif- 
ilen     Wünschelrute     vermischt.  .'!,    ,Alrone:     ge- 

deckter Aron,  Aruni  maculatuin.'    Durb.  —  4.  Berg- 
Air  an:  Allermanusharnisch,  Allium  victorialis. 

Der  Name  (ahd.  Alarün,  Alci-ana)  bezeichnet  ursjir.  eine 
weissagende,  zauberkundige  Frau;  spater  scheint  er  auf  weib- 
licko  Geister,  geisterhafte  Tiere  und  ziiuberkräl'tige  l'tlanzuu 
übeitrageu  worden  zu  sein.  Männliches  Geschlecht  stellte 
sich  ein,  als  man  die  noch  weiter  in  Menschengestalt  zu- 
geschnittene Wurzel  personifizi(Tte  und  ihre  Kraft  mit  deui 
Dienst  eines  Hausgeistes  verglich.  —  Weiteres- über  den 
Aberglanben  I.iitolf,  Sag.  S.  192;:{.  —  Die  Nbff.  des  W. 
lieiuhen  [k.  auf  Ausfall  des  l  vor  r.  welch  lef::tores  weiterhin 


175 


AI,  el.  il,  .il,  u! 


176 


selber  in  l  übergeht;  Alüne  vermischte  sich  dann  mit  dem 
W.  Mulüne,  Kiirbis,  und  der  Unterscheidung  der  Begriife 
wird  etwa  nachgeholfen  durch   die  Zss.    Geldmalnne. 

älälä:  Interj.,  pfui!  bes.  gegen  Kinder,  wenn  sie 
sieh  entblössen  Gr. 

Entiv.  eine  Zsstellung  von  ü  I  oder  IV  und  lä  oder  aus 
dem  folgenden  W.  erweitert. 

äle  tür:  Interj.  des  Spottes?  der  Verdriessliehkeity 
z.  B.  wenn  Einer  felilkegelt  GaPr. 

Entw.  eins  mit  o//e  Sp.  171,  oder  verk.  aus  dem  vorher- 
gehenden W. ;  jedeuf.   setzt  e  einen  vollen  Voc.  voraus. 

älcil  tr. :  Wange  an  Wange  schmiegen,  Jindin  die 
Wange  streicheln  Gr.  —  Von  ÄH  s.  a  //  Sp.  3. 

Ali  «/«auch  BS.,  Si.;  PMu.;  SBb.,  Älen  e-'-  WLö.. 
n.:  Ähre.  —  S.  Ächer  Sp.  00. 

,Älli,  Elli.'  GStiftsarch.,  , Ellin-  S:  Taufn..  Adel- 
heid. 

Ohne  Zweifel  n.  und  durch  Assimilation  des  rf  au  l  (A:llil 
entstanden;   der   Umlaut  duri-h  die  Endung  bewirkt. 

Ell.  Eilet'.:  1.  Längenniass,  2  Fuss.  .Tuoeh  bi  der 
Ein  verkuufen.'  Z  1314.  ,E!n,  ein  mäss  anderhalben 
schuoch  lang,  cubitus,  cubiti  mensura.'  Mal.  —  Sprw.: 
er  ii-eiast,  vas  (VEU  (jUt,  weiss  Bescheid  in  der  Sache. 
Sdlg.  Me"  icird-em  siif/e,  ira.s  vo-der  Ell  ist.  ihm  die 
Busse  zumessen  Z.  ßle"  misst  d'LiU  nid  tia'''-dcr  Ell, 
nach  der  körperlichen  Grösse.  Sülg.  Me"  miies  die 
Ändere  na"''  slner  [eigenen]  Ell  messe  L.  Alles  mit 
einer  Ell  messe,  über  einen  Kamm  scheeren.  Sulg.  — 
2.  das  Schlagholz  zum  Gülspiel  (s.  d.)  GlK.  —  3.  die 
chlin  und  die  gross  Ell,  Name  eines  Sternbildes  S.  — 
Mhd.  eine,  ein,  elten,  eJh-,  hit.  nlmi,  fz.  nunr ;  vgl.  nhd.  Ferse 
aus  mhd.  fcrsnc. 

HÜS-:  älteres,  im  Hausgebrauch  noch  übliches 
Mass,  grösser  als  die  Kriimerelle.  Kei.lkr,  Weinf.  Chron. 

Dum-:  das  Mass  von  der  zweiten  Daumenbiege, 
nach  Andern:  von  der  Spitze  des  Daumens  bis  zum 
Ellbogengelenk.  ,Ein  dumellen  haltet  anderthalben 
werkschuh.'  HCLav.  1644.  ,Ein  stangen  zwelf  tum- 
elne  lang.'  L  Hofrecht. 

eilen:  nach  der  Elle  messen.  Beil.:  das  Mass 
einer  Elle  erfüllen  (glchs.  sich  auf  1  E.  belaufen). 
Es  elet-si  ijuet,   das  Stück  ist  viele  Ellen  lang  Ndw. 

elevieren:  am  Altare  den  Kelch  vor  dem  Angesicht 
der  Gemeinde  in  die  Höhe  halten  (Kirchenspr.).  .Wenn 
der  Priester  in  der  Mäss  elevieret  hatt.  syend  sy  flux 
mit  der  Hand  über  das  angsicht  gefaren,  der  Meinung, 
dass  sy  kein  ünghür  söltend  sähen.'  LLav.  1569. 

Elepliant  e'lifdnt.  ,Auss  einer  fliegen  ein  Ele- 
pluuiten  machen.'  Mal.  ;  s.    }Volf. 

eli-ige(t),  eleigge,  elengge  s.  all-einig. 

Eleinent  e'UmAnt:  in  Schwüren.  ,Gotts  element  und 
vier  stützen  darunder!'  1520,  Act.  E<;li  [die  4  Ele- 
mente als  Grundstoffe  der  Weltschöpfung].  Botz  Eli- 
mänt!  Bs;  Z. 

elend  i'länd  allg.,  e-  GAnim.,  in  ä.  Quellen  noch 
richtiger  .eilend':  1.  fremd,  aus  dem  Ausland  ein- 
geführt oder  von  der  Heimat  entfernt.  .Eilender  win' 
im  Gegs.  zu  ,landwin'.  1304,  ZRBr.  .Eilenden  frömden 
win  schenken.'  Offn.  Bassersd.  ,Als  dann  lange  zyt 
ein  span  gewesen  ist,  was  eilender  wyn  sy,  habent 
sieh   geraein  waldlüt    des    erkent,    dass   eilender    wvn 


uüt  anders  sy  dann  sack-  oder  hepf-win  und  mög  eines 
herrn  ammann  welschen  win,  Elsässer,  Brisgöwer. 
Oberbirger  und  welicherley  uslendischer  win  es  sy, 
uftuon  und  schetzen  wie  die  andern  Win.'  Hofr.  Ein- 
sideln.  Die  urspr.  Bed.  also  damals  bereits  vergessen 
und  durch  .welsch',  .uslendiseh'  ersetzt.  .Elende  Her- 
berge', eig.  ,der  Ellenden  H.'.  bezeichnet  urspr.  ein 
Gasthaus  für  arme  wandernde  Leute;  da  aber  solche 
oft  in  kläglichem  Zustand,  auch  mit  ansteckenden 
Krankheiten  behaftet  ankamen  und  verpflegt  werden 
mussten.  so  ist  die  e.  H.  zugleich  ein  Spital  und  Ab- 
sonderungshaus, dgl.  seit  dem  Mittelalter  in  allen 
Städten,  bei  uns  z.  B.  in  Bs;  B;  Z  (wo  noch  bis  auf 
noue.ste  Zeit  ein  Wirtshaus  die  elend  Herberig  hiess). 
.Dass  man  das  predigerkloster  zum  spital  mache  und 
etliche  gmach  zu  einer  elenden  herberg  verordne.' 
1525,  Act.  E(iLi.  ,Hospitium  calamitatis,  da  alles  jamer 
zeherberg  ist,  zur  eilenden  herberg.'  Frls.  Die  Wall- 
fahrt .zum  elenden  Bein'  (Sehlachtkapelle  zu  Dorneck) 
wird  auf  dort  begrabene  Feinde  bezogen  (,Bein'  = 
Gebein).  Von  Personen  kann  .elend'  s.  v.  a.  .vertrieben, 
flüchtig'  bedeuten.  .Wie  aber  der  elende  [der  aus  Bom 
vertriebene]  Hiltprand  zuo  Salernen  krank  ward.'  Vad. 
—  2.  arm.  verlassen,  verloren,  hilflos,  rechtlos. 
.Fremd  ist  elend.'  Sprichw..  der  Fremde  wird  allent- 
halben zurückgesetzt.  Auch  der  zum  Tod  verurteilte 
arme  Sünder  ist  .elend';  daher  heisst  das  Kreuz, 
bei  welchem  er  auf  dem  Weg  zur  Eichtstätte  seine 
letzte  Andacht  verrichtet,  's  elend  Chrüz  (mit  gleicher 
Verschiebung  des  Ausdrucks  wie  bei  ,e.  Herberg'), 
und  es  gab  Capellen  ,zuni  elenden  Kreuz',  wo  neben 
dem  Heiland  auch  die  gekreuzigten  Schacher  dar- 
gestellt waren.  Auch  die  arme  Seele  eines  jeden 
sündigen  Menschen  konnte  .e.'  genannt  werden;  daher 
in  einem  Testament  von  1495  ,ein  jarzit  für  sich  und 
die  elendste  Seel'.  ,Arme  und  elende  Livener  Lands- 
leute!' lautete  die  Anrede  des  Landschreibers  von  U 
an  die  besiegten  rebellischen  Untertanen  1755.  — 
3.  körperlich  schwach,  krank,  gebrechlich,  bes. 
krüppelhaft,  gliederlahm;  auch:  schwach  vor  Hunger 
(syn.  öd,  blöd,  gsehmiieclit).  .Aeger,  krank,  eilend,  be- 
kümmeret.' Fris.  ;  Mal.  ,Es  war  ihm  aber  Schwach- 
heiten halber,  dazu  sein  elender  und  ühelzeitiger  Gang 
ein  vieles  beygetragen  haben  mag,  unmöglich  weiter 
zu  kommen.'  Monatl.  Nachr.  1754.  ,My  Frau  ist  fern 
so  elend  g'si;  si  hat  Schmerze  g"ha  im  Chopf  und  i 
de  Füesse.'  Stütz.  Er  ist  elende,  ein  Krüppel;  elendi 
Hnnd,  Füess,  verkrüppelte  G;  Z;  syn.  g'striippiert. 
Es  ist-tner  e.,  und  [ich]  mag  doch  nüd  esse  GT.;  Z; 
übel  zum  Erbrechen  Aa;  Ap;  Z.  Es  hdd  ganz  elend 
'tönt,  vom  schwachen  Ton,  durch  den  sich  ein  fallender 
Körper  als  leicht  verrät  ZNerach.  —  4.  kläglich, 
jämmerlich.  ,Das  eilend  bläggen'.  Blöken  der  Schafe. 
Fris.  —  5.  sittlich  schlecht,  ehr-  und  charakterlos, 
wie  nhd.,  B;  Z.  —  6.  stark,  von  hohem  Grade  irgend 
einer  Eigenschaft  oder  Tätigkeit  Gl;  meist  adv. ;  doch 
auch:  .Einem  einen  elenden  Streich  versetzen';  es 
elends  Chopfire;  es  hat  g'clilepft,  eppis  elends!  dass  es 
ein  .lammer.  Schrei'k  war;  elend  schü,  sehr  schön; 
elend  lache. 

Mhd.  eilende,  ahd.  elilcnti,  aus  ali-lanti,  aus  oder  in  an- 
derem, fremden  Lande,  also  wie  lat.  celorrin  (von  terra).  Zur 
Geschichte  der  Bed.  vgl.  engl,  wrelch  (ags.  vrecea)  =  mhd. 
nhd.  Recke,  urspr.  der  verfolgte,  verbannte,  landestlüchtige 
H''ld.     Alienteiirer;    auch    frz.   rh^ti/  aus    captirufi.      Zu    der 


iv: 


AI.  Ol.  il.  Ol.  ul 


1^8 


Lial)ikluii{j  tkntH  ITerbeiy  vgl.  's  Iranlccn  Elend,  i.  i.  E.  des 
Tiimkuucn.  Die  Augalie  der  Alpeup.  ,EhuiU  =  Heimweh 
l'üress.'  ist  wahr,scli.  als  iniid.  Adj.  zu  vorstellen,  z.  B.  iv  i«( 
mir  rtenih. 

Elend  n.:  1.  Au.slanJ,  Fremde,  Verbannung. 
.Usstriben  in  das  eilend.'  1521,  Zielt.  .Diewyl  wir 
hie  im  tödtliehen  [sterblichen]  lyehnam  [Leibe]  labend 
und  in  bilgerwyss  in  di.seni  eilend  von  dem  Herren 
noeh  sind.'  Zwingli  1.5'26;  lat.  ,dum  in  hoc  corpore 
peregrinamur  a  domino.'  ,Ins  eilend  gnödt  [gezwun- 
gen].' HBuLL.  1533.  Die  a.  1535  aus  S  vertriebenen 
Reformierten  datieren  ,Acta  in  unser  Acht  und  eilend.' 
,In  das  eilend  gan.'  Platt.  1572.  ,Exilium,  Eilend, 
Verschickung.'  .Exilium  pati,  im  eilend  sein,  ver- 
triben  oder  ein  pandyt  sein.'  Fris.;  Mal.  ,Noch 
sind  ihren  vil  des  elends  ermüdet.  Sind  zurugk  ge- 
zogen.' JJBkeit.  16'23.  ,Die  Juden  sind  in  die  ganze 
weite  «'elt  zerstrewet  worden,  in  welchem  eilend  sie 
noch  heutigs  tags  sind.'  JMüll.  1G05.  ,Bass  mancher 
in  seiner  Jugend  vertriben  wird,  und  das  bitter  eilend 
bauen  [bewohnen]  rauss.'  J.IHott.  1666.  ,Abannatio, 
Verschickung  ins  elend  autt'  ein  jähr.'  Denzl.  1677. 
(1716  nur:  , Verschickung a.  e.  j.')  ,In  das  elend  ziehen, 
patriie  terga  vertere.'  1683,  Hospin.  ,Nicht  mehr  ut 
in  Exilio  d.  i.  als  in  dem  Elend,  sondern  ut  in  Patria, 
als  in  dem  Vaterland.'  JJUlr.  1733.  E.  ist  auch  der 
Name  eines  Hauses  [in  Winterth.];  vgl.  , elende  Her- 
berg'. Spuren  dieser  Bed.  1  hat  die  heutige  Volks.spr. 
noch  etwa  bewahrt.  Wenn-me"  's  erst  Möl  g'hört 
drösche,  so  lütet's  em  Chummer  i's  E.,  er  wird  ver- 
bannt. ScTERMSTR. ;  dafür  i's  Ena  S.  —  2.  wie  nhd. 
Einer  [Braut]  i's  E.  Ultc,  zur  Trauung  Z.  (Wahrsch. 
ist  hier  urspr.  an  die  mit  der  Ehe  verbundene  Ent- 
fernung aus  der  Heimat  gedacht,  später  aber  wohl 
mehr  an  die  Sorgen  und  Plagen  des  Ehestandes.) 
Vgl.  elenden  1  a.  Es  ist  es  i/rosses  Elend,  Broä  ha 
11)1(1  l,e)ii  Ziinä  L.  Elend,  hinä  d'Ociss  a" !  Spottruf. 
wenn  Übeln  und  bodenlosen  Reden  will  Einhalt  getan 
werden  L.  's  isch  es  E.,  ivie  's  zuegeit  [zugeht]  B. 
Bi-n-  (oder  ah)  allem  E.  [mitten  im  E.  über  einen 
komischen  Zufall]  müese  lache  Z.  —  3.  vulva,  pr»cipue 
caprai.  Ratio  dicendi  de  imberbi:  prospicit  quemad- 
niodum  capra  circa  Elend  Ar.  —  4.  das  'trunl'en  E. 
Ai  ;  Th;  Uw;  Z,  ds  'truchan  (oder  ds  h'suff'an)  E.  Gr: 
hoher  Grad  der  Trunkenheit,  wobei  der  Trunkenbold 
in  krankhaftes  Weinen  ausbricht.  ,Die  töufer  hebend 
an  von  (iott  reden,  zum  dickern  mal  [öfter]  mit  trähnen, 
glyeh  als  beklagtind  sv  das  trunken  elleml.'  HBi'll. 
1531.     Auch  's  'tr.  Betend  ZU. 

elenden:  1.  intr.  a)  heiraten  B(jugg.;  vgl.  i's  Elend 
lüten  (Elend  2J.  —  b)  an  Kräften  abnehmen,  immer 
scliwächer  werden  B;  Uw.  —  2.  trans.  plagen.  ,l)ar- 
mit  die  widcrwilligen  gesterkt  und  die  armen  lüt  dos 
[desto]  nier  geelendet  wurden.'  1529,  Strh'kl. 

umher-  ümar-:  ohne  feste  Stätte  kläglich  sich 
herumtreiben,  in  der  Fremde  leben  Gr. 

be-  prlnmlf.  ps-,  in  GF.  prhmji-.  1.  schmerzen,  krän- 
ken, mit  Wehmut  erfüllen,  betrüben,  nahe  gehen, 
grämen,  bes.  von  der  tief  innerlichen  Empfindung 
selbst  erlittenen  Unrechts  (schon  bei  Kindern),  er- 
fahrenen Undanks  udgl. ;  doch  auch  von  Mitleid  mit 
An<lern:  rühren,  erbarmen,  dauern;  meist  mit  sächl. 
Subj.  (es)  und  Acc.  P.  es  pelendci  mi''''.  allg.;  mit 
jiersönl.  Subj.  er  pelendel  mi''\  er  dauert  mich  UwE. 
ReH.  er  pelendet  si,  er  liesrlnverl  siidi  (iii\atz.  Am'b 
Schw.  Idiwtikua  I.  2. 


abs.,  von  Kindern,  welche  das  Gesicht  zum  Weinen 
verziehen  Ar  (Syn.  chröpflc).  —  2.  „trans.  bemitleiden 
Obw." 

Die  Bed.  des  Mitleids  entspringt  aus  dem  Bogriil'  des 
Elends  wie  in  lat.  vtisa'crc  von  miser,  got.  arman,  sich  er- 
barmen, d.  i.  er-be-armcn,  von  arm,  so  dass  einfaches  .bar- 
men' genau  dem  h'climlai  eutsprächc. 

Be-elend  pelend:  Betrübniss,  Jammer,  Mitleid, 
's  B.  clmnnt  mi"''  o"  Z. 

be-elendelen  pelemiala:  Dim.  von  he- elenden, 
wehmütig  gestimmt  werden  GWe. 

Elendi  f.:  körpl.  Schwäche,  Übelkeit,  Hülflosig- 
keit  B;  Z.  ,Üas  Kind  schlief  vor  lauter  Elendi  ein.' 
Prozessakt. 

elend-haft  ellethaft:  bejammernswert,  armselig  L. 

elendig-lich  flcnklirh  Sch.  .Ellendklicb  [1531. 
,ellendigklich'.  1548]   wird  ich  weinen.'    1531.  .Jerem. 

Elendigkeit  EUnk>-t  Si'h;  ZFlaach,  Elmchii.j 
ZFlaach  —  f.:  Elend. 

Vgl.  Fnlkct,  Faulheit  aus  Ful-ig-heit.  -tiij  in  Elenchliij 
viell.  angelehnt  an  Bildungen  wie  Lchtiij  aus  , Lebetag'. 

Elend  11  m.  od.  n.:  Elentier.  ,Alces,  Eilend.  Ist 
mit  dem  rechten  nammen  genennt  ein  Eilend  thier, 
das  täglichs  von  dem  fallenden  siechtagen  [hjernider 
gewortfen  wirt.'    Tierb.  1563. 

Ahd.  dah,  elaho,  mhd.  eich  m.  Elen  für  cllun-,  nrspr. 
schwache  Genetivform,  wie  sie  in  Comp,  vorkommen  mochte, 
scheint  später  als  Nomin.  genommen  worden  zu  sein,  wie 
das  -en  in  vielen  Subst.  der  selben  Form.  Die  dann  erfolgte 
Anhängung  eines  d  hat  ebenfalls  viele  Parallelen,  z.  B.  Nie- 
mand; dann  war  auch  die  Anlehnung  au  .Elend',  miseria, 
nahe  gelegt.  Für  das  Verstummen  des  h  (ch)  vgl.  nhd. 
empfelilen'   aus  mhd.  empfdheu. 

Elend  TU:  Eryngium,  Mannstreu.  ,Erynge  s.  Cen- 
tumcapita,  ein  wolgeschmackt  Dornkrant,  Mannstrcuw. 
Eilend.  Wallen  oder  Brachendistel.'  Fris.;  Mal. 

Gehört  wohl  zu  Elend  1  und  der  Name  dürfte  sich  darauf 
beziehen,  dass  die  Pflanze,  wenn  zum  Untergang  reif,  vom 
Winde  ausgerissen  und  hin  und  her  auf  dem  Felde  zerstreut 
wird  (Grassmann).  Immerhin  bleibt  auch  -eilen,  bair.  als 
zweiter  Teil  von  Blumenn.,  zu  erwägen. 

EU  eli  m.  I:  1.  das  Kind,  welches  in  einem  von 
Rochh.  AK.  442.  Hunzik.  70  beschriebenen  Spiel  den 
Vorsitz  führt.  —  2.  Als  ein  Elif-raterJ  wird  ein  gegen 
seine  Kinder  allzu  nachsichtiger  Vater  au.sgespottet 
ScnSt. 

Die  letztere  Angabe  bezieht  sich  offenliar  auf  das  Ver- 
hältniss  des  Hohenpriesters  Eli  zu  seinen  Söhnen.  1.  Sam.  2, 
11  —  17.  '22  —  24.  3,  l:i;  dann  aber  wird  auch  dem  Eli  im 
Kinderspiel,  natürlich  mit  einiger  Entstellung  des  urspr. 
Sachverhaltes,  die  selbe  Person  zu  Grunde  liegen.  Denn 
wenn  die  andern  Kinder  dem  Eli  ,auf  die  Fiisse  treten',  so 
kann  dies  urspr.  ein  Bild  des  Bcuehiuens  der  ungehorsamen 
.Söhne  des  Priesters  gegen  ihren  Vater  gewesen  sein,  und 
wenn  die  Kinder  zugleich  allerlei  Tiere  vorstellen,  so  mag 
sich  dies  urspr.  auf  die  Auswahl  der  Opfertiere  bezogen 
haben,  hei   der  die  Söhne   Elis  sich   versündigten. 

Eli  eli  m.  11:  der  Ober  beim  Trentncn,  wenn  diese 
Karte  sich  mit  der  Brut  d.  i.  dem  König  (der  Königin 
im  alten  Karten.spicl)  von  der  gleichen  Farbe  zu- 
sammenfindet. 

Eigtl.  nichts  Andres  als  das  Ad.j.  c/i'"''  (8p. '.)),  also  der 
Kheuuuni,   Bräutigam;  vgl.    Tun:,   (i'ix/xiii;  s.   Irruiurn. 

Elin  elr:  weibl.  Taufn.,  Helene  Seil.  —  .EUin' 
l:!0.5   S.      , Ellen'.    Iladl.     .Ella.    Elli.'    Kl'ys. 

File.    Eule    f.    s.    Ilie.  File   f.   s.    Im: 

12 


179 


AI,  ol,  il,  ol,  ul 


IHO 


Illeilis  GSev.,  Iltis  Aa;  U\v;  Z  ß^),  Eltis  ''"' Aa, 
"  S,  Alti.s  B;  „LE.",  Altäss  BHa.,  Täs,  Das,  -c" 
r>  ö(_».  —  111.  —  PI.  ütcse  U\v:  Iltis;  üljergetr.  auf  einen 
übelrieelienJeii,  (auch  iiiorali.sch)  unsauliern  Menschen, 
auch  Sü-I.  Uw.  jStinken  wie  ein  I.'  allg.  ,Bie  kiipf 
abhyssen  wie  die  Eltiss  den  Hüeneren.'  HBdll.  1531. 

Alid.  iUUifio,  cUedis;  nihd.  dtcs,  elteis,  alteis.  Tiis,  Al-His 
zu  tiiHclrn,  heimlich  gehen,  wie  mhd.  -tcin  zu  dem  syu.  lid. 
,dcisen'  V 

lleii:  eilen.  Wer  s'starch  ilct,  hed  apöt  Flröbe  L. 
's  He  tuet  nit  yuet,  hed  der  Schnegg  y'seit,  wo-n-er 
7  Tay  uf-en  Baum   y'chroche   und  do  abey'hlt  ist  L. 

Sonst  wenig  gchiäuclilich;  dafür  ^.(ri««i(vtn  oder  Uui- 
sclireibiingen  uiit  Advv.,  z.  B.   tjUititj,   <jeschwind,   wcidlU-h. 

ah-:  1.  abjagen  (Beute).  ,Vech  lind  anderen  ijlun- 
der  abilten.'  Tschachtl.  ,Und  wz  [es  war]  vil  graben 
und  gestüd,  dz  man  inen  nüt  fast  vil  abillcn  mocht' 
[so  dass  man  den  Feinden  nicht  sehr  viel  Vorsprung 
abgewinnen  konnte].  15U0,  GEdlib.  Vgl.  ablaufen.  — 
2.  beeilen,  eilfertig  abtun  oder  absenden.  ,Dic  ge- 
ringsten derselbigen  [Briefe],  so  er  tumultuarie  etwann 
an  seine  geheimesten  Freund  ahgeeylet'  1722,  Mise.  T. 

über-:  tr.  1.  an  Einem  vorübereilen.     ,Bass  man 

ihn   nit   kenne,   übereilet   er  dich.'    1707,  Siuacii.  — 

2.  zu  übermässiger  Eile  antreiben.  1C83,  Hosrix.    .Gott 

thut  die  Sünder  nicht  übereilen,    sonder  gönnt  ihnen 

■  zur  Buss  Zelts  genug.-  JMüll.  lÜOl. 

vor-:  durch  Eile  verderben,  verfehlen,  übereilt 
vorfahren.  ,So  bitten  wir  ü.  1.,  uns  hrüederlich  zuo 
bedenken  und  mit  uns  in  der  sach  nit  also  ze  verylen, 
.sonder  unsern  pundbrief  eigentlich  zuo  verneinen.' 
1521,  Absch. 

ge-:  Es  g'ilt-mer,  ich  habe  Eile,  sehne  mich. 
We'sch-incr  nit  y'ileti  [nach  dem  Tode],  So  wär-i  scho 
längs  tod  W. 

II  U  f.:  Eile.  ,Was  bracht  er  in  kurzer  yl  zu 
wägen?'  ,ILLav.  1569,  =  , in  kurzer  Zeit.'  ebd.  Iti7ü. 
Henke"  hat  hei  11,  hat  de  Dieb  y'seit.   Sprw. 

Nach-:  Verfolgung.  15(10,  Edub. 

Her:  eilfertiger  Mensch.  Sprw.:  Der  I.  ist  aw'' 
d'Stegen  ab  g'heit. 

Ili  Ui  n.:  Bildchen,  gemalt  oder  schwarz,  dgl.  als 
Buechzeichcn  vorkommen  ZSee. 

Schwerlich  aus  l.at.  gr.  idi/Uium,  si5üXJ.tov,  unter  Ver- 
schiebung des  Acceutes  synlcopiert;  es  ist  wohl  eher  das 
fiilguude  Adj.  zum  Suhst.  erhoben;  vgl.  das  Syn.  WiirliU  von 
wäeh,  hübsch,  und  J-viidi  Sp.  20.  —  Syn.  UdyoU.  Küpfcrli. 
Muli  u.     Oemali.   Pirmc^HH.   Bneßi.  SchiltU.    Wächli.   Zciclitli. 

ilicli  Ili:  hübsch  (Kdspr.).  's  Ili  Händli,  die  rechte 
Hand  ZZiill.  —  Von  der  Interj.  i  Sp.  19  abgeleitet;  s.  das 
Subst.   Ili. 

nie  Z,  Iljc  BFrutt.,  ilje  Breitenst.,  llige  Öcn, 
llgo  AALeer.;  Ar;  B(). ;  G;  ScuSt.;  Scnw;  S;  Uw; 
U;  Zr;;  Z  Stütz;  Hebel,  Ille  Aa  überw.;  Bs  überw.; 
BAarb.;  LE.;  Gl;  SNdranit,  nJura;  Z  überw..  Üllc 
ZiiMenz.,  I-ele  BU.  (Im  Oberst.),  »Vf  Thun  S.,  Ile 
i/e  BU.  (Im  Oberst.),  VI.  ß'J,  Eile  BHerzog.,  Eule 
BsBirs.,  lele  ic/e  BE.  (vRütte),  Jilien  j- BSi.,  Jilge 
L;  U,  Jille  BsBirs.;  BU.  (ImOb.);  L,  Gilge  ß,  Gl 
u.  L  lt.  DuRii.,  Gr  lt.  St.''  —  f.:  Lilie,  1.  weisse  Lilie, 
lilium  cand.  L.,  allg.;  auch  tclss,  ?msij.  Aa;  LE.;  Z, 
Wi.'isihje  GW.  —  2.  Schwertlilie,  Iris  pscudacorus  L. 
L,  auch  geli  I.  Aa;  G;  Z.  .Gladiolus,  klein  blauw 
Schwärtel,     etliche     nennends     Gälgilgen.'     Fris.       - 


3.  Blauer  Schwertel.  Iris  germanica  L.  L,  auch  hlaui 
I.  Aa;  G;  Vw,  Blauille  Z,  auch  I?h(c  Aa  (Mühlberg), 
.niauwgilgen.  iris,  gladiolus.'  Fuis.;  Mal.  Häutig  auf 
Gräbern  gepüanzt  L.  —  4.  Narcisse,  Narcissus  poeti- 
cus  L.  GT..  auch  Wissilga  GO.  —  5.  Ilya  Ap  (Di-rh.), 
yiilb  ÜUe  ZoMenz.:  gelbe  Narcisse,  0.sterlilie,  Nar- 
cissus pseudonarc.  L.  —  G.  Bali  I.  Aa,  BiAilge  L;  G, 
wildi  I.  U:  Feuerlilie,  Lilium  bulbiferum  L.  —  7.  meton. 
Frankreich  unter  den  Bourbonen,  deren  Wappen  drei 
Lilien  enthält.  ,Dass  sy  die  Gylgcn  wellind  an  die  thar 
[Tore]  malen  lassen.'  Mey.,  Winterth.  Chr.  ,Der  ein 
theil  [der  Schweizerkantone]  von  dem  starken  Bauch 
der  wohlriechenden  Hinimelgilgen  getümpt  [dumm  ge- 
nuicht,  betäubt]  schlueg  den  heiligen  Bund  [mit  dem 
Papste]  US.'  Ansh.  —  8.  I-ele,  Eile:  Kette,  an  welcher 
nach  veralteiuler  Einrichtung  das  Kochgeschirr  über 
dem  Herdfeuer  hängt  B;  S;  Henkel,  olla  [V]  BU. 

Mhd.  lilje  (lielye,  liliij),  rjiUj,  il'lje.  Bei  uns  wurde  das 
erste  l  wegen  des  noch  folgenden  aufgegeben;  das  zweite  t 
konnte  in  den  Cons.j  übergehen,  welcher  der  Assimilation  an? 
unterlag  (Uli:),  oder  j  hinter  sich  entwickeln  (üije),  und  dieses 
sich  dann  zu  g  vergröbern  (vgl.  Gily  neben  llje  aus  AyUiun); 
solches  j  (y)  konnte  auch  noch  einmal  vorn  antreten  und  so 
wurde  die  in  der  Lit.  XVI. — XVIII.  einzig  gültige  Form 
Gilyc,  an  der  noch  der  LFamiliennanie  ,Zur  Gilgen  (aLiliis)' 
festhält,  obwohl  wirklich  gesprochen  wird  Zurjilye.  Sowohl 
lle  (rih)  als  iijli:  leiten  sich  von  tde  (eide)  her,  welches  hin- 
wieder durch  Vorspringen  des  zweiten  i  von  Hie  an  den 
Anfang  des  W.  li-Ue)  entstanden  sein  mag;  «i  (Eule)  aber 
wechselt  mit  ie.  Urne  beruht  auf  Anlehnung  an  den  Namen 
einer  andern  Pflanze.  —  8.  Der  eine  der  Stäbe,  aus  denen 
die  Kette  sich  zssetzt,  endet  in  einen  Dojipelhakeu,  weicher 
der  heraldischen  Lilie  sehr  gleicht.  Die  angeführten  Wort- 
formen als  blosse  Spielarten  zu  dem  syu.  llale  zu  erklären, 
hätte  lautliche  Schwierigkeiteu. 

Für-:  Feuerlilie,  Lil.  bulbiferum  Aa;  L;  GT. 

Unser  Frauen-:  , Narcissus'.  Fris. 

Gold-:  Feuerlilie  Ndw. 

Gras-:  Egelkraut,  Lysimachia  nuiiimularia  L. 
Di-RH.  ,Phalaiigites,  ein  kraut  mag  Grasgilgen  ge- 
nannt werden,  hat  bletter  wie  grass,  und  weyss  blue- 
ruen  wie  kleine  gilgen.'  Fris.;  Mal. 

St.  Josephs-:  Feuerlilie  GS. 

Sonderliar,  da  St.  Joseph  sonst  die  weisse  Lilie,  das 
Sym!)ol  der  Keuschheit,  trägt. 

Berg-:  1.  Fcuerlilie  GWe.  —  2.  Lilienartige  Zaun- 
blume,   Anthericum   liliastrum   et  liliago    „B;  L."  — 

3.  Braune    Bergviole,    Viola    calcarata     „B;    L." 

4.  Sternblume.  Narcissus  poeticus,  L. 

Bäs-Ilge:  gemeines  Basilienkraut,  Ocymuni  basi- 
licuni  L.  Ar.    —    Umdeutung  aus  dem  tat,   W. 

Brand-:  weisse  Lilie,  deren  Blätter  in  Ol  auf- 
bewahrt gegen  den  ,Brand'  gebraucht  werden  GT. 

Piiet-,  Ried-:  Suinpflilic  GG.;  Sciiw;  Z.  ' 

Speck-,  Wald-:  eine  Pflanze,  Periclymciion,  It 
CGessn.,  Fris.,  von  den  Zeitgenossen  irrtümlieli  so 
benannt  statt  Gilgeiicoiifort.  —  Jetzt  deutet  man  I'.  auf 
eine  Kaukenptlauze,  etwa  Geissblatt. 

Stein-:  1.  Peuerlilie  GO.,  Wc.  —  2.  Berglilie, 
Lil.  Martagon  L.  AABb.,  so  benannt,  weil  sie  sich  nur 
im  Kalkgestein  findet. 

Doktor-,  Tokter-:  weisse  Lilie  Aa. 

Das  Öl  ihrer  Blätter  oder  die  Blätter  seihst,  in  Ul, 
Brainitwein  oder  Essig  bewahrt,  dienen  zu    Heilzwecken. 

Wasser-:   Schwertlilie  S. 


ISl 


AI,  el,  il,  Ol,  öl,  ul 


182 


II je:    in.  Taulii.  Afridiu.s  BFrutt.     Vgl.  Gihj. 
illiiiiiinici't:  bctmnkL'n  G.    Vgl.  ,aiigelioitert'. 
lele  s.  JUe  Sj!.  170.  Nick,     iellch,  iclig  s.  Sp.  '2'2. 
o  1  s.  all.  all}.         0 1 1  i  s.  ahven. 
Olli  s.  Null.      Ol  .s.  Mol      Öl  m.  .s.  AI  «p.  1G7. 

ölen  1  ö-  BHk.,  Ri..  Si.,  ,ölle'  BBc,  E.,  elen  BO.; 
W:  1.  „arten,  naclialinicn  BO."  —  2.  necken,  reizen, 
auch  Tiere,  z.  li.  einen  Stier,  Hund  BO. ;  Onw;  W, 
zum  Narren  halten  BE.,  0.,  mit  Bitton  helästigon, 
plagen  BO. 

P'ntw.  eins  mit  ulul.  üfcn  im  Sinne  von  .anschmieren, 
betrüg:en,  oder  für  ein,  wie  vicll.  auch  alid.  ellinun,  wetteifern, 
ans  dem  alten  al,  ali,  lat.  aliux,  ander  (vgl.  clmd)  aligeleitetcs 
'ell(eH)en;  vgl.  das  syn.  antcrcn  viell.  vwdt  mit  .ander',  also 
eig.  , einen  andern  spielen',  was  zu  , foppen,  reizen'  werden 
kann;  vgl.  auch  iißrcn  zn  nhr.r.  In  diesem  zweiten  Falle  wäre 
die  Form  mit  ;;  die  sekundäre  und  zurück  zu  führen  auf  die 
Nhf.  vi  für  -.?,   s,  uld  Sp.  187. 

Öli  in  PP.,  Öl  Öl  allg.,  m  SenSt.;  ZB.,  0..  S., 
ätil  Ai>H.  —  n.  —  PI.  ,Öler'.  JMuralt  1607.  JJUlr. 
1733:  I.Öl.  Mit  Bez.  aufÖl  als  Bcleuchtungsmaterial: 
M^cnn  Eine  im  Winter  chönnt  hueehigi  Sehi/ter  schijsse 
und  Ol  hrünzle,  so  wär-er  rycli  (jnueg  L.  Dagegen 
a  giict  Öl,  ein  guter  Wein  Scu  (vgl.  Hebel  von  gutem 
Wein:  ,Gät  er  nüt  tvie  Baumöl  %"?').  Wenn  ein  Volks- 
mann durch  Annahme  eines  höhern  Amtes  seinen  bis- 
herigen Genossen  sich  entfremdet,  so  sagen  diese  von 
ihm:  er  hed  au  scho"  ro"  dem  Öl  g'ha  und  iez  teird-er 
nümme  g'sund!  [als  ob  das  Ratsherrenöl  die  letzte 
Ölung  des  ehrlichen  Mannes  wäre]  Obw;  Lüt.  Sagen 
"tii2.  —  RAA.  a)  's  Öl  verschütte,  einen  Fehler  be- 
gehen, dunune  Streiche  machen  GoT.;  die  Gunst  ver- 
scherzen, in  Ungnade  fallen  UwE.  Er  stöt  oder  hicgt 
dr'i",  wie  (u-enn)  er  's  Öl  ver.tcliüttet  hält,  betroften. 
verlegen  Bs;  L;  S.  Er  hat  's  Öl  v.,  die  beste  Kratt 
nutzlos  verbraucht  L.  ,Das  Öl  versch.,  eine  Sau  oder 
Unehre  einlegen.'  Spreng.  —  b)  Öl  am  Iliiet,  a  der 
Chappe  ha,  betrunken  oder  angetrunken  sein  Aa;  Ap; 
Bs;  L;  G;  Scn;  S;  Tn;  Z.  Öl  iif  d'Lampc  schütte, 
einen  Trunk  nehmen  Aa.  —  c)  Wenig  Öl  im  Chopf, 
wenig  Ausdauer  (Suterm.);  vgl.  Ölen.  —  2.  Repskohl, 
Brassica  Napus  var.  oleifera  GO.,  We.,  eine  Pflanze. 
deren  Samen  viel  Öl  geben,  daher  auch  schlechtweg 
Ölsame  genannt.  —  3.  wild  Öl:  Winterkresse.  Barbarea 
vulgaris  R.  Br.  GWe.,  wegen  der  äussern  Ähnlichkeit 
nüt  der  vorhergehenden  Pflanze  so  benannt. 

Mhd.  ul*^l,  oli,  öl,  ahd.  ohl,  uli,  ole.  Die  dem  lat.  Ur- 
sprünge entsprechende  mehrsilbige  Form  beinahe  ausgestor- 
ben; aber  ,öley'.  KvAmmenh.,  ,oli'.  1:39:)  ZHdschr.,  ,cin 
som   |Saum|  Ulis'.    LZolltiir.   XIII.   (Y) 

llien-:  Lilieniil ,  bereitet  durcli  Einlegen  der 
Blumenblätter  der  grossen  weissen  Lilie  in  Olivenöl 
und  als  Heilmittel  z.  B.  bei  Quetscliungeu  selir  beliebt 
Ap;  L;  G;  Z.    .Gilgenöl,  oleum  snsinum.'  Fris.;  Mai,. 

Ess-:  Oliven-,  Baumöl  Ap;  Z. 

Viel-:  Vcilchenöl.  ,Ist  der  zeehen  geschwullen, 
so  salb  den  mit  vyelöl.'    Vocelii.  1557. 

Gänggi-:  eine  jetzt  durcli  das  Petroleum  ver- 
drängte Sorte  Brennöl  S.     S.   (iiiiigfiiliecht. 

.Kerngertenöl  [ist  gut|  zun  dem  kräbs.'  l''isciiii. 
15ii:!. 

(irabeii-:  das  npalisieremle  Fetthäulclicii  aurdein 
stagnierenden   Wasser  in  sumptigen  (iräbeii  L. 


Käfli-:  Rapsöl  Ap.  —  Nach  den  Samensehuten  benannl, 
welche  im   Kleinen  denjenigen  der  Kä/cn,  Erbsen,   gleichen. 

Kiiechli-:  dasselbe,  beim  Kuchenbacken  ange- 
wendet ZB. 

Ligg-:  LiqncurGSev.—  EincUnidentschnngd. Frcmdw. 

Lör-;  Lorbeeröl  Gr,  gehört  nach  JKLav.  1644 
zum  Proviant  einer  Festung.  ,Unsehlit  mit  L.  an- 
gestrichen heilt  byssonde  schrundochte  rud.'  Tierb. 
1563. 

Mag-,  Mags-,  Mägi-:  Ol  aus  dem  Samen  des 
Mohns  oder  des  Rapskohls  Gr;  Sch;  Z. 

Buechli-:  Ol  aus  Bucheckern,  etwa  als  Ersatz  der 
Butter  zum  Backen  der  Fasnachtkücchli  (daher  Öl- 
küecJili)  verwendet  L. 

Baum-.  .Patsch,  dö  list  [da  liegst  du],  B.'.  vom 
plötzlichen,  plumpen  Fallen  einer  Person  Scu  (Jon. 
Meyek). 

Pumpen-:  Mohnöl  GRh.     Vgl.  Gänggi-öl. 

Briich-:  Speisöl  z.B.  zum  Salat  Z.     Syn.  Essöl. 

Brenn-:  Raps-  oder  Hanföl  Ar.  —  Alliterierende 
Gegenüberstellung  Brenn-  und  Brndiül. 

Rollen-,  Rölleli-:  Mohnöl  GO.,  uT. 

Yen  der  kugelrunden  Gestalt  der  Molinköpfe,  welche  mit 
Pferdeschellen  verglichen  werden. 

Magsamen-:  Mohnöl  üw. 

Stein-:  angeblich  t>l  aus  Oderenstcinen,  d.  i.  mit 
Adern  durchzogenen  Steinen,  gut  gegen  Klauenkrank- 
heit des  Viehs  ZO. 

Legistangen-.  Man  verheisst  scherzweise  eine 
mit  solchem  Öl  angemachte  Speise  L. 

Stink-  stich-  OnPr.:  1.  Oleum  petrai  nigrum  Ap. 
—  2.  Ammoniakalisches  Fett  aus  destillierten  Tiei'- 
abfällen  GRPr. 

Trneb-:  Boden.satz,  amurca.  Sulg. 

Tann  zapfen-:  „Terpentin  Ap;  L." 

ölen  IT:  1.  intr.  a)  Öl  machen,  pressen  Aa;  Bs; 
B;  ScH;  Z.  —  b)  zechen,  sich  berauschen  Tu;  Z. 
Vgl.  Öl  am  HuH.  —  2.  trans.  a)  zu  Öl  machen, 
pressen,  z.  B.  Mohn,  Nüsse  Z.  Bildlich  zu  Brei  zer- 
malmen f.  hart  bestrafen,  einen  nichtswürdigen  oder 
dummen  Menschen.  Da  sült-men  öle!  ZSth. ;  me  sött-cn 
[ihn]  öle  und  's  Öl  de  Söue  ge"  Bs.  —  b)  niit  (')1  ver- 
sehen (eine  Lampe,  Mascliine)  GRpr.,  mit  Öl  einreiben 
Aa;  einem  Sterbenden  die  letzte  Ölung  geben.  Spreng. 
Vgl.  auch  ölen  I  Sp.  ISl. 

an-:  1.  falsch  empfehlen  Sni;  vgl.  anschmieren.  - 
2.  ä"g'ölet:  etwas  betrunken  U;  vgl.  ölen  i  h. 

ölelcn  (Diin.):  nach  t)l  riechen,  schmecken,  aus- 
sehen Ar;  Bs;  B;  Z. 

Öl  er  m.:  Ölmüller;  Ölträger,  hauseirender  Spe- 
zereihändler  ZO.  Syn.  Ölträger,  vgl.  auch  Olitäteii- 
träger.  Geschlechtsn.  Bs. 

Öli  m.:  dass.  .Hansmüllers  oder  idis,  wie  man  in 
nemjit  [nennt].'  Mev.,  Wint.Olir. 

Olete  f.:  so  viel  Leinsamen,  Nusskerne  usw.,  als 
man  auf  ein  Mal  zu  Ol  presst. 

Öli  f.:  ()lniülile,  sowohl  das  Gebäude  als  die  darin 
betindliche  Presse  Bs;  B;  S.n;  Z.  -  Schlegel-:  Öl- 
mühle älterer  Construktioii  mit    Keil  und  Schlegel  Z. 

ölig:  ölartig  Aa.  —  ge-ölig  knlig:  „von  Nüs.sen, 
deren  Kerne  beim  Dörren  verderben  und  dann  wie 
ranziges  Ol  schmecken  L;  S." 


183 


AI, 


iL 


iil.  iil 


184 


Öli"g  i'.:  Öluiifr,  die  letzte  0.  JS.s  ist  die  ktst  U., 
es  geht  mit  Einem  zum  Ende  Z.  3Ie"  chaim  im  die 
l.  Ö.  tjC,  es  ist  aus  mit  ihm  (von  Tod  oder  Coneurs) 
SfuSt.  , Einer  Sache  die  1.  Ö.  geben',  sie  zum  letzten 
Mal  Hicken  oder  aucli  sie  zcrreissen,  z.  B.  alte  Kleider, 
ein  altes  Gerat  ScnSt.;  Z.  Letzte  Mühe  und  Kosten, 
die  man  an  etwas  wendet.    Si'REN'G. 

Öli"ger  s.  Nördlinycr. 

llli.  ,L)ass  du  dem  Habichen  milteinlar  rüei'fist: 
Uli,  la,  la,  la;  dann  dise  stimmen  uiacliend  den  Ha- 
biLdn_>n  küen.'  Voüelh.  1557.  .Brauch  mittendar  die 
gmein  .stimm:  Uli.   la.   la.  la.'  ebd.  —  Viull.  VcU,  Ulrich. 

UlingtMi:  Urtsn.  ,Wann  einer  nid  recht  witzig  i.st 
oder  sonst  ein  toracht  stuck  begat,  sagt  man  von  ihm, 
er  sey  noch  nit  z'beiden  U.  gsyn.'    1651,  Schimpfr. 

Ob  an  Vdinij/n  im  Schwarzw.,  wcldicr  Ort  diircli  Jen 
liarli  iu  zvvci  llillfti;n  geteilt  wird,  eine  IjcziialiL-lie  Aiiukiloti.' 
ImfteteV 

i'lc  f.;  1.  Eule  Ar;  Gr;  GTa.,  W.;  Sni.,  spec.  Strix 
alueo  und  als  das  Weibchen  des  Huhelem  gedacht  Ap. 
Konmit  sie  Nachts  vor  ein  Ilaus  cito  Schrä  lö"  [Schreie 
auszustossen],  so  stirbt  bald  Jemand  in  dem  Hause 
GTa.  —  2.  Kausch.  En  Ü.  ha  GfiChur  u.  He. 

Mild,  iiik,  alid.  fda  aus  und  uoben  (h)uwila;  eig.  Dciiiiu.- 
Abl.  von  i(/i',  unserem  U  Sp.  23;-l;  vgl.  engl,  owlct  neben 
otcl.  Mehr,  auch  diu  Zssen.,  s.  u.  Üicd.  —  Zur  Bezeichnung 
der  urwäluitcu  CiobiriiaftVktiou  eignet  sich  der  Vogel  durch 
sciuo  Wunderlichkeit  und  Possierlichkeit.  Übrigens  wird 
in  diesem  Falle  (vgl.  Äff)  die  Eule  als  aufsitzendes  Tier 
gedacht,  was  sie  sonst  auch  in  gespensterhafter  Weise  ist: 
es   wird  dies  noch   deutlicher  diircli   die  syn.  KA.  c  Ih.v  ha". 

Telericli,  Uelcrech  Tn.  Uelrech  Bs,  Ueleri  Gr, 
Uerich  Gr;  Si'ii;  Sai,.\t,  Uercch  Aa;  Ap  (veräclitlich 
Ücrcch);  Gl;  GStilt.;  ScHW ;  Zo;  Z  (auch  als  Ge- 
sehlechtsn..  obwolil  jetzt  ,Ulrich'  gesclirieben),  Ueri 
„B;  L«;  Gr;  Scu,  Uech,  Üech  Z,  Ue  G  oT.,  Uechi 
ZStall.,  ÜecM  Aa,  Uechd  „Gl";  Senf;  Z«;  Z,  Uel 
AaHoW.,  Ueti  AArAare;  Ap;  Bs;  BE.,  Stdt;  Gr;  L; 
G  oT.;  Scnw;  S.  ncJli  BO.,  u'lU  BGr.,  G.  n.  sporad.  M.. 
Üdi  „B;  L";  GoT.,  Üeltsch  Üdtschcli  B.,0.\  S., 
Üeltschi  auch  als  Goschlechtsn.  (wie  .Ulnnuin'),  Uclk. 
Üelk  BE.,  ,Ulmaiin'.  Zwinhli,  vertraul.,  Urli  BG., 
Uz  B  (ZvRo),  Worch  GGrueb,  Orch  GRh.,  Wuli, 
Wultsch  F,  WöU  GWo.,  Suechel  ZBonkcn,  Süeri 
ebd.,  Nuechi  G.:  Ulrich,  als  Vorn.,  bes.  mit  vor- 
gesetztem Hans,  sehr  verbreitet  und  an  entlegenen 
Orten  noch  so  vorherrschend,  dass  diese  desshalb  ge- 
liäiiselt  werden;  so  BG. :  Ulli,  yany  säy  dem  Ulli,  d'r 
Ulli  sölli  dem  Ulli  (ja  söye,  der  Ulli  sölli  dem  Ulli  d'r 
Bimiium  [Bindbaum]  uhi  ye".  Daher  auch  mehl  fach 
mitappellat.  Bed.  verwendet.  1)  geringschätzig,  Manns- 
person überh.  ,I)ass  sy  [die  Weiber]  gfallind  irem  Uoli.' 
1549,  Aal.  —  2)  mit  bestinnnterer  und  noch  ungünsti- 
gerer Nebcnbed. :  ein  sehwach  gutmütiger,  zu  Allem 
williger,  etwas  einfältiger  Mensch,  in  der  Verbindung 
en  yuete-n-Ueli  7.0. ;  cu  Zipfel  (öppis,  en  Fiitse)  ro  's 
Uelis  Hiiet  ha,  nicht  sehr  gescheid  sein  KiucnnoF.; 
I.NEicHEN;  ZB.  An  der  sog.  ,kalten  Kilbi',  welche  ehe- 
mals am  l;i.  Jan.  in  Basel  gefeiert  wurde,  warf  ein 
Löwe,  der  herumgeführt  wurde,  seinen  Führer,  .den 
guten  Uli',  zuletzt  in  den  Brunnen.  Vgl.  auch  Hiiny- 
Ueli.  —  '^)  der  Geiferlappen,  den  kleine  Kinder  zum 
Essen  tragen  Tu;  Z,  weil  er  Alles  (allen  Unrat)  über 
sich   ergehen   lässt.   vidi,  auch  mit  Bez.  auf  die  KA. 


.dem  U.  rufen';  vgh  noch  Geifer-,  Miie-s-iteli.  —  4)  ein 
Mensch,  der  Etwas  mit  Leidenschaft  betreibt  oder 
einer  Leidenschaft  z.  B.  dem  Trünke  fröhnt  (vgl.  Liidi, 
Marti),  ein  roher,  ausschweifender,  sittenloser  Mensch 
AAZein.;  Bs.  .Der  trunken  Ueli'  bei  Gengenbach  die 
personifizierte  Völlerei.  —  5)  ein  unreinlicher  oder 
mit  einem  Gebrechen  behafteter  Mensch ;  s.  die  Zsson. 
—  Der  i.  J.  97.3  verstorbene,  nachher  heilig  gespro- 
chene Bischof  von  Augsburg,  bzw.  sein  Jahrestag,  ist 
mit  Folgendem  gemeint.  Der  U.  donneret  d'Nuss  ahe, 
donnert  es  am  4.  Juli,  so  missraten  die  Nüsse.  Von 
einem  ihm  für  die  Gesundheit  der  Kinder  dargebrachten 
Milchopfer  meldet  Ölten.  Kal.  1859.  Dem  Ueli  riiefe". 
allg.,  winlcc"  (Wackeen.  Sehr.  3,  104),  sich  erbreclien 
müssen.  ,Vün  dem  Nachtraal  sich  erbrächen,  dem  Uele 
rüeffen.'  Mal.;  auch  mit  Ueli  schlän,  schwinye"  Gr, 
was  einen  Kampf  mit  der  Übelkeit  zu  bezeichnen 
scheint,  in  dem  man  unterliegt;  und  mit  lautmalender 
Erweiterung:  dem  U.  r.,  bis  de  Marx  chiinnt  L. 

.\hd.  Uudiihuh  (Erl)gutsbesitzer).  Die  meisten  unserer 
Nbff.  durch  furtschreitcudu  Verkürzung,  mit  Ausstossung  von 
;  oder  )•  und  Abschleifung  oder  Verhärtung  (VM-)  des  ch 
verständlich.  Urli  mag  eher  auf  Uinstülluug  von  /  und  r 
beruhen,  als  auf  der  Diniiu.-Endung  li.  Die  Weiterbildung 
mit  -ich  (mit  dazwischcngcschobenem  phouctischeiu  ()  und  -; 
(Uz  für  Ul:0  ist  Koseform.  Das  vorgesetzte  W-  bat  sich 
aus  dem  vwdten  n  entwickelt,  S-  dagegen  ist  aus  vorher- 
gehendem Gen.  eines  Vaternamens  herübergezogen,  A'-  aus 
vorhergehendem  Art.  den  oder  HaiUn).  Nebenher  läuft  die 
Umdeutuug  Uuldru-h,  jetzt  als  besonderer  Name  betrachtet. 
—  Der  U.,  dem  .gerufen',  oder  der  iu  Westfalen  ,angebütet' 
wird,  ist  nach  Weigand  eben  der  o.  genannte  Heilige,  dem  zu 
Ehren  Schwerbedrängte  tranken  (wie  Johannes',  Gertruden 
Minne  [Andenken]  getrunken  wurde),  weil  er  sogar  den 
übermässigen  Trunk  gesegnet  hatte,  daher  auch  die  Folgen 
desselben  erleichtern  konnte;  es  mag  freilich  mitgespielt 
haben,  dass  gerade  der  Vokal  u  am  weitesten  hinten  an  der 
Kehle  gebildet  wird,  wo  auch  der  Brechreiz  gefühlt  wird. 
Syn.  dem  Marii  Luter  rüc/cn;  den  Luzerner  Psutmen  sinijen; 
den  Kräjcn  (Anfersten)  rürfen  (hotten) ;  den  Hüenercn  jirediijcn 
(z'ieeg  machen) ;  feriinen ;  füllencn;  dick  speien;  zwüschcn  den 
Zünen  une  »chimen;  wider  uhc  (her,  obenub)  gen;  ahHchopfen ; 
tcUerlen;  umhiniehiUtcn ;  fjoijfien;  kotzen;  f/crb(cr)cn;  kiirhlen : 
kapöberlen.  —  Die  Beziehung  auf  das  Wetter,  das  Minnc- 
triuken  zu  seiner  Ehre,  das  Milchspendopfer  und  dass  er 
mit  den  Heiligen  A'eit  und  Nikolaus  um  Holz  zum  Sonnen- 
wendfeuer bittet,  wird  sich  auf  einen  heidnischen  Gott  be- 
zielien,  nur  nicht  etwa  auf  den  nordischen  Ullr  (den  winter- 
lichen Odin),  da  dieser  im  Süden  Widder,  Wulder  heisscu 
musste. 

Hans-,  in  Gr  auch  Haniicli:  1.  Vorn.  —  2.  Ab- 
kürzung für  H.-U.-Äpfel  Z. 

Geifer-Ueli  m.:  Geifer-.  Schlabberläppchen  für 
Kinder  GTa. 

Hoger-:  Fasnachtsmaske  mit  Höcker  ZG. 
Hung-:  1.  gutmütiger  Mensch,  der  Jedernmnn 
süsse  Worte  gibt  oder  sich  durch  süsse  Worte  Anderer 
zu  Allem  bereden  lässt  Z.  Er  ist  so  ytiet  leie  de  H. 
Si  cha""  tue  wie-n-en  H.,  sich  so  süss  geberden,  ver- 
stellen. —  2.  Einer,  der  gern  Honig  isst  Aa.  So 
g'niirg  ha"  icie  de  H.  Z.  —  3.  Glückskind  ('?). 

Köder-:  der  sich  nicht  satt  spucken  kann,  mit 
seinem  Spucken  Andere  anekelt,  viell.  auch  den  Boden 
beschmutzt  Z. 

Käs-:  Einer,  der  den  Käse  leidenschaftl.  liebt  ZO. 
Kät-:  Einer,  der  schmutzig  aussieht  Scu. 
Kropt-:  der  einen   Kmpf  li:it  Bs;  Gn. 


185 


AI.  A.  il,  Ol,  iil. 


Alb— ulb. 


186 


Krüt-:  einfältiger  Mensch  L. 

Mel-:  der  von  Mohl  weiss  ist  Srii. 

Mues-  Aa;  Ai>;  BE.;  ü;  SciiSt.;  ZS.,  Stil.,  mäs- 
BAarb.;  ZKn.,  0.,  Stdt.,  müs-  Aa  —  ni.  allg.,  n.  ZO.: 
1.  Schelte,  Übername  eines  schmutzigen  Menschen 
GkD.;  GW.;  ScH.  —  2.  Gciferlatz,  Sclilabbcrliiiiiichen 
ilcr  Kinder,  bes.  zum  Essen. 

S  y  n.  (  Vvr-)IIunt/rl ;  (icift-rlutU ;  Lüpi ;  Ehh-,  Frcss-,  (jci/vr-, 
Triiel-miiitUli ;  Afltritli;  Ilüiujtr-,  S/nuitr-,  Trücl-jAiUz;  (Ess-, 
Miu'flSi-JuiiijHrt;  Triakr.  —  Diu  Foniicu  mit  Mm-,  Müs-  um] 
(las  Sj-ii.  MiKsU  lo^'un  iiimiciliiii  Jiu  Frage  nalio,  ob  wir  es 
iiior  nicht  mit  ciuor  blosseu  Umdoutuiig  eiuus  amleru  W. 
zu  tun  habou;   vgl.   etwa  musicii,   sudeln;   frz.   inuscuu.   Maul. 

Schnuder-:  Schimpfuamo  für  einen  rotznasigen 
Menschen  L;  vgl.  Schiiudcrhiieb. 

Tön-:  der  wicdcrliuleiul  und  langweilig  erzählt  L. 

Ul'Iertk  m.:  Vorn.,  Udalrik;  auch  Ulrich  TuHw. 


Alb,  Alb  er  s.  Alp,  A}p(l)er. 

Albani  f.:  bis  Ende  des  vorigen  Jhdts  in  Winter- 
thur  der  grösste  politische  Festtag,  der  Schwörtag,  in 
eine  kirchliche  Feier  und  eine  gemeinsame  Schniau- 
serei  der  Bürgerschaft  zerfallend,'  für  welch  letzteren 
Teil  von  1712  an  die  blosse  Austeilung  von  Wein  und 
Brot  trat.  Das  Mandat  von  1012  setzt  .Albani'  auf 
den  Index  der  ,cüstlichen  Mahlzeiten'. 

Form  und  Geschlecht  des  W.  beruhen  auf  dem  vollen, 
iifficiellen  Ausdrucke  ,St.  Albani  Schenke'. 

Albe  I,  Alb  (Alp  Zg)  f.:  das  weisse  Chorhemd 
des  katholischen  Geistlichen.  ,Chalasis,  das  weisse 
Hembd,  die  Albe  des  Priesters  in  Haltung  des  Amts.' 
Denzl.  ,Des  ersten  leit  der  Priester  ein  wyss  Über- 
rock an,  darnach  ein  Alb  und  vornen  an  der  Alb 
köstlich  Ermel.'  A(iTscurDi.  ,1  Alp  mit  spitz  und 
mödli.'  L,  XVII.  —  Mhd.  aWe,  aus  lat.  alla  sc.  vmtia.  — 
,Aliiicnn'.   1525.  Act.  Egli  Nr.  61G,  neben  ,Alben'  Nr.  614. 

Albe  n  s.  ÄlMc. 

albe,  albig,  albets  s.  alice. 

Albek,  Albich.  Alpk:  eine  Art  Fisch.  Salinu. 
,Iu  littore  Stannis  (Staus  Uw]  ccc  pisces  Albich  in 
vigilia  oninium  sanctorum.'  1178/97,  üfr.  ,De  bürden 
[oZSee]  albeken  et  albelas  [Albelen].-  XII./XIll.  ebd. 
.Pisces  dictos  Alpchen.'    L  Statut,  d.  Stift. 

Nach  KGessn.'s  und  Hartmann's  Vcrnnitung  =  Saimo 
marajna  media,  Küchen.  Es  fragt  sich  aber,  ob  es  nicht 
vielm.  der  Blanfelchen ,  Salmo  Wartmauni ,  sei .  der  aaO. 
Albo'-l:  (s.  d.)  heisst.  —  Hartm.  und  ihm  nach  St.  vorstanden 
Aljjhti  als  Sg.   —   Vgl.   das  folg. 

'Albclß  ft'M;;  f.,  Albeli  (Dhn.):  Maväne,  ein  Fisch, 
zunächst  die  kleine  Maräne,  Salmo  maraniula  VÜiui:: 
Z;  von  JScheuchzer  richtig  mit  dem  Ganijfhch  iden- 
titiciert,  sonst  (wie  unter  dem  Namen  Gawifisch)  nicht 
selten  vermengt  oder  verwechselt  mit  der  grossen 
Maräne,  Salmo  marjena  (Zürcher-  u.  Pfäff.-Sce),  die 
hier  eigentlich  Blaidir/  hcisst,  und  mit  dem  Blan- 
felchen, Sahiiü  Wartm.  „Mbula  lacustris  Ger.,  Albclcn. 
Stuben.-  Um.  Wahn.  ,l)ie  Edle-Albulen  ist  das  aller- 
beste und  köstlichste  Geschlecht,  auss  welcher  ursach 
sie  umb  den  Bodensee  .\del-Fisch  genent  werden, 
etliche  ncnend  sie  weisse  Blewliug.'  U!(>1,  JLCvs.  — 
Letzteres  eine  geschickte  Bezeichnung,  wenn  auf  die 
kleine  M.  angewendet,  aber  AilcJfiscli  hcisst  die  grosse. 
Am  Weitesten  ab  weicht  das  Fisciiii.  l.^(jo:   ,Albuleu, 


so  am  Ehein  wohnend,  Alburnus  Ausonii,  ein  schlächter 
tisch,  auss  Verachtung  man  solche  undj  den  Bodensee 
Schneyderiischle  nennet-  —  otfenbar  eine  Art  des  Cy- 
prinus.  Noch  um  lti92  wurden  von  den  Fischern  zu 
Hürden,  auf  welche  Gegend  am  ZSce  sich  auch  die 
oberwähnte  Urkunde  bezieht,  die  Albelen  massenhaft 
im  Bauche  gedörrt  zu  Fastenspeise.  Auf  solche  Ver- 
wendung scheint  auch  zu  deuten:  ,Quinque  sneise 
[Schnüre]  pisciuni  recentium  qui  vocantur  albelle.' 
1307  L.  .Albula:  Albel,  Bratfisch.'  Denzl.  ,Si  sun 
ouch  enliein  grosse  albellun  us  lesen.'  ä.  L  Ratsb. 

Mhd.  albel  m.,  aus  lat.  albula,  also  nach  der  Farbe  bc- 
uauut.  Lt  St.  auch  AWe,  Alfc  (.').  —  Die  Legende,  auf 
welche  d.as  massenhafte  Erscheinen  des  Fisches  bei  Stansstad 
lind  die  beti-effende  Naturalabgabe  an  das  Kloster  Engelberg 
zurückgeführt  werden,  s.   bei  Hartm.   1827,  150. 

Kropf-:  eine  Art  Fische,  die  man  lt  LFischer- 
ordn.  1428  erschiessen  soll.  —  Wohl  identisch  mit  Kiojif- 
fdchcn.  Salmo  manena  media. 

Netz-:  ,Trachtalbellun,  die  Schneise  um  7  den.. 
Netzalbellon  und  nechtige  albellin  um  5  den.'  A.  L 
Ratsb.     Vgl.  Nachtfisch,  Salmo  albula. 

Albere  vorw.,  Alb  er  GO.,  We.,  aibn;-,  rdbrrr  um 
ZSth.  —  f.:  1.  Pappel  Ap;  G;  Tu.  .Populus:  ein 
Sarbachbauni,  Alberbaum,  Pappelbaum,  Bellen,  Beltz- 
baum.'  Fkis.  ;  Mal.  Schwarzpappel,  populus  nigra  Gn; 
GO.  u.  oRh.,  Weisspappel  Gu  (B.  1,  221);  die  Phaethous- 
pappel,  populus  balsamea  GSa.  (Henne).  —  2.  Fcld- 
ahorn,  acer  campestre  GEh.  —  3.  Alpen-Gold- 
regen, cytisus  alpinus  Mill.  BSa. 

Mhd.  alber  m.  f. V  ahd.  alburi  m.,  Pappel;  it.  ulbun, 
albero  u\.  und  frz.  ouirrffc,  aubel,  Schwarzpappel,  daher  die 
Abi.  von  lat.  albu-i,  weiss,  zweifelhaft;  vgl.  auch  lat.  arhor, 
it.  albero,  Baum.  —  Der  Flurn.  Alher  m.  GWe.  (ebenso  in 
Schwaben)  beruht  ohne  Zweifel  auf  dem  Baunuiamcn.  Dass 
auch  dieser  selber  zuweilen  .als  m.  verstanden  wird,  beweist 
der  PI.   Älbcr  Th  tw. 

alberin:  von  Pappclholz.  ,.\lberne  Sagholzver- 
steigerung' (d.  h.  Versteigerung  von  solchen  Sag- 
hölzern), Zeitungsinserat  18G8,  Winterthur. 

albern,  alber  s.  ahcer. 

Albcrtsclie  aWe-rHc  f.:  eine  Art  Pfirsiche  GRorsch. 
Das    nämliche  W.   wie   Obemchc  Sp.   54,    aber  von  einer 
altern  (it.)  Form  entlehnt.     Vgl.  auch  das  folg. 

Albei'tsclief  alburtaff  m. :  die  glatte  Aprikose  U.  — 
Vgl.  it.  albercocco. 

Albisser  "''"  m.:  eine  geschätzte,  säuerliche,  gelbe 
Art  von  Äpfeln  ZPfäff.  —  .Vorn  Berge  Albis'?  Syn. 
Schnidcräpfel.  Grunäacher.  Slrifachcr. 

iilb,  elb  I:  kindisch,  närrisch,  im  Benchnicii  und 
Reden  „B",  älbc  Chetzer  (scherzhafte  Schelle)  A.vZof ; 
leicht  berauscht,   einem  Betrunkenen  ähnlich    LEnt.l. 

Syn.  clbsch,  albKh,  woraus  es  gekürzt  scheint,  mit  An- 
lehnung an  älb,  wcissgcHi,  da  St.  auch  für  dieses  die  Nbf, 
iUliKh  angibt. 

älbisch,  älbsch:  kindisch,  linkisch  Aa;  B. 

Kig.  bezaubert,  verwirrt,  geblhmt  von  den  Kllien,  deiu-n 
man  solche  Wirkung  zuschrieb.  —  Zu  der  Form  vgl.  Mumli 
aus  lurnniueh,   ihalieh   aus  ilitttineli.   jiltrtivlt,   bäurisch   u.  v.  a. 

älb,  clli  II.  clbsch,  älpsch  s.  cJii: 

.Ulli   m.:   Tiuilii.,   Allircchl. 

Elb  Tu.  i;iiii  .\i-;  o'l'n  (<V-):  1.  Iii.  eine  Art  Ton 
von  ycllicr  Karlie  .\i'Iv,,  die  weisse  Mergelscliichl  unter 


187 


AUj 


Alb.s— ulbs.     Albscli    -ulbsch.     Albst— ulbst,     Aldi— ulch.     Abi— ubl. 


188 


dem  Tiirfbciilen,  blanc  fond  Th.  ,Von  des  laims  und 
elins  wefjen.  so  man  grebt.'  GHdschr.  Sandiger  Boden 
oTii,  Losssand,  abgeschlemmter  8and  Th.  —  2.  (bloss 
E'lm)  f.,  die  geschätzteste  Art  von  Tanbcn,  weiss 
mit  gelbem  oder  bräunlichem  Kragen  und  einem  eben 
solchen  Strich  auf  den  Flügeln  Ap. 

Von  i'fir,  weissliitli,  dessen  tr  sich  hier  zu  tu,  dort  zu  h  ver- 
gröberte, vgl.  Si'hiralm  und  ,Sch\valbe'  aus  swahce.  —  T.  hat 
wolil  nur  aus  Versehen  das  w.  Geschlecht  auch  für  1  stehen 
lassen. 

Elbele  ««"",';,■  (Älpele  S)  f.:  gemeine  Art  weisser 
Trauben  mit  dichten  Beeren,  kurzem  Stiel  und  säuer- 
lichem Geschmack,  daher  allmälig  abgeschafft  A\: 
Bs;  Gk;  G;  S.  ,l>ie  schlechten  gewächs,  als  da 
sind  Knorrentruben,  Elbelen,  Borznauer,  Kurzstiler, 
schlechte  hünschen  und  derglychen  abgehn  lassen.' 
Z  1663.  Daher  auch  die  Redensart  ,Muselraost  und 
Klbelen',  Gemengsei  von  Men.schen  und  Sachen  nied- 
riger Art,  z.  B.  gemeines  Volk,  Pöbel;  er  r/hört  umhr'n 
M.  u.  E.  Bs.   —  Von  ehe     Vgl.  auch  Elmdc. 

Eiber:  Tniubenart,  die  Mitte  haltend  zwischen 
Wchch  und  Hünsch  BSigr. ;  blaue,  lockere,  gross- 
beerige  Tr.,  auch  Zihcre,  Zettere  genannt  Th. 

Elbing  eclbig  m.:  eine  Rehensorte  AASchinzn. 

olb:    Conj.  ob  BHa.  —  Durch  Angleichung  an  d. 
uJä,  oder,  ent.stellt. 
Ülb  s.  Elhs. 


Elbs,  Olbs.  Elbsch  m.:  Schwan  „B-.  ,Cycni 
canor:  eines  Schwanen  oder  Elb.schen  gsang.  Olor  ein 
Schwan  oder  ölbsch.'  Pris.  ;  Mal.  .Elbsch'.  Denzl. 
1716.  B.  ,Der  Schwan  wird  von  unscrn  ein  Oelb  oder 
Elbs  geuennt.'  Vouelc. 

Mhd.  cHiiz,  elbcz,  alid.  ulpk;  schwerlich  aus  lafc.  ullmi, 
weiss,  eher  vcrw.  mit  Atp,  Elhr,  da  der  Schwan  auch  mytho- 
logische Beziehungen  zu  den  Eiben  hafte;  vgl.  die  Sagen  vom 
Schwanritter  und  von  den  Sehwanjungfraucn.  Zu  der  Ver- 
gröherung  seh  aus  »n  vgl.  hirrachtn,  hci^cluu  u.  a.  —  Vgl. 
noch   Elhnt. 

elbsch,  ii/lpsch  s.  tilbisch,  ehcisch. 


Elbst  ni.:  ein  Gespenst  im  Seelisberger  See,  das 
dort  zeitweise  in  verschiedenen  Gestalten  erscheint, 
hes.  als  ungeheurer  Fisch,  ur.spr.  der  Geist  des  Sees 
selbst;  vgl.  Lirr.  Sag.  S.  28*2/6.  —  Von  £lh,  geisterhaftes 
Wesen. 


AI  che,  a  Ich  ig  s.  Salchc. 

itlclien:  betteln,  in  der  Sprache  des  Gesindels  BSi. 
Ki^'.    lieiuuistreichen,  in  der  judendeutsehcn  Gaunerspr., 
lür  Iiiüiliiii,   Inilclun,   vom   hehr,  hahuh,  gehen. 


ald  1  A.\K.  fa.  dcnnj;  GitPr.  fa.  aber);  P;  Scii 
(a.  denn);  SG.;  W  seltener;  ZS.f,  old  AAn.-ö.;  BO.; 
Gr;  üt;  W;  zw.,  olt  BGadm.,  ol  (-)  BO.;  Gr;  PPo., 
ol-aber  BHa.  (son.st  oZrf) ;  Gr.  al-aber.  laberGn.  dldcr 
AAÜrugg;  Ai't;  SoHW;  Hkbel,  oWer  Aa  n.-ö.f;  BsL.f; 
I.(i..  öhler  S  n.  J.,  cldcr  BsL.:  oder.  1.  von  gleicher 
Möglichkeit  oder  Gültigkeit  zweier  Dinge  (.ausdrücke) 
=  lat.  rel.  sire,  daher  auch  die  bloss  ungefähre  Ge- 
nauigkeit  einer    Zahlangabe    bezeichneml.     Jidu/   old 


alt,  arm  old  rieh  BO.  ,U"''  b's&ss-i''''  Schlnss  und.  Ordes- 
stern,  oll  icär-i  gar  iw''  Bürger  z'Bern.'  JCOtt.  Es 
Pfand  ol  drü  tfisig,  ungefähr  .3000  Pfd.  ebd.  — 
2.  alternativ  entgegensetzend  (lat.  attt),  Eines  von 
Zweien  ausschliessend,  das  Andere  als  Folge  dar- 
stellend (lat.  alioquin),  oft  verbunden  mit  aber,  dro- 
hend: sonst!  Geld  older  Bluct!  L  Ineichen.  .Briegg 
alder  nit'.  ob  du  weinest  oder  nicht.  Hebel.  Einmal 
missbräuchlieh  in  negativem  Satze  für  noch:  , weder 
vor  ald  nach  mittag.'  Z  1650.  Witt  lieber  Chcis  ol 
Ziyer?  Gr.  Weit-er  süffe  ol  aber  treibe?  wollt  ihr 
ohne  oder  mit  Löffel  Milch  trinken?  B.  Wolltist  folgen 
ol  aber  Schlag?  [drohend  zum  Kinde]  BHa.  Eine  Ne- 
gation auf  eine  Bedingung  einschränkend  (lat.  nisi), 
in  der  Regel  mit  folgendem  denn:  er  cha"-mer  mV 
Biiech  iinicgi  [zurückgeben],  ald  denn  er  wcH's  länger 
b'halte  Scu;  entstellt  und  mit  dem  Adv.  halt,  eben, 
vermischt:  i  gib-dcr's  nüd,  halt  denn  de  hciist-em 
Sorg  Z;  statt:  es  sei  denn  vor  der  Conj.  dass:  i''' 
cha"  's  nid  glaube,  old  das  i-'s  g'si'ch  [sehe]  ZW.  — 
ald:  .Swele  burger  den  andern  ladet  ze  geistlichem 
gerichte,  ald  er  werde  denne  rechtelos  verlaszen.' 
A.  LRathsbüchl.  ,Wohl  vier  ald  fünf  grosser  Artikel.' 
1489  G.  ,Ir  zuo  uns  ald  wir  zuo  üch.'  1531  Z.  , Er- 
löschen ald  versunken.'  1692,  HEEscher.  .Gottcn  ald 
(iötti.'  1793  Z.  Häufig  auch  bei  ÄgTschi'di  (M.  XVI.); 
Landb.  Schw;  1299  bei  Mohr  Urk. ;  1639  JJBheit.; 
noch  von  LMeyer  v.  Knonau  unbedenklich  gebraucht 
und  vollends  im  Kanzleistil  bis  in  unsere  Tage  herein. 

—  old:  .Klein  old  gross.'  15'24  Schw  Ldb.  ,Traumt's 
mir  noteii  [denn]  oldt  ists  war?'  Comedia  Beati.  .Ach 
wärent  wir  doch  all  gestorben,  Olld  wärent  wir  Hun- 
gers verdorben.'  1702,  JCWeissenb.  ,Es  seye  Weib 
oldt  Mann.'  1756.  Senw  RQ.  —  alder  bei  HAnLOUß, 
1301  bei  Mohr  Urk.  und  im  Diessenh.  Stadtr.  um  1400. 

—  older:  ,Gcistlich  lute  [Leute]  older  ander.'  1290, 
Rheinf.  So  1302  Gl,  1314  G.  .Verriete  older  hingebe.' 
1315  Schw.  ,Die  disen  brief  ansehent  older  hörent 
lesen.'  1326  Olsbrd.  Und  noch  1572  HBull.  —  Diese 
Formen  meist  willkürlich  wechselnd  unter  sich  und 
mit  oder,  welches  im  Ganzen  überwiegt.  So  1400  Zol- 
likon  und  1627  Z  .ald-,  1455  , older',  1568  Bünzen  ,old' 
neben  ,oder'.  .Sy  old  die  jren.  —  Farend  guot  oder 
bekleidyg.'  Stans  1534.  ,Gen  ainem  burger  alder  gen 
siner  elidier  Wirtenn  oder  gen  ains  burgers  kint.'  ca. 
1400  Diessenh.  Die  Oft'n.  Muri  1413  mischt  sogar: 
,Eigen  oder  erb.  Erb  older  lechen;  um  erb  old  um 
eigen;  ze  hus  und  ze  hof  ald  under  ougen.' 

Ahk  bei  Notk.,  mhd.  nlil,  -e,  -er.  Die  letztere  Form 
viell.  die  ursprüngliche  (vgl.  ander)  und  geradezu  dem  lat. 
rdtcr  entsprechend,  dann  ist  wohl  auch  die  Umgestaltung  dos 
syn.  odc  in  oder  der  Einwirkung  des  ahlfr  hciznmcsson; 
freilich  können  aber  auch  Beide  erst  später  coinparativiseh 
gebildet  sein,  vgl.  echter,  ludtcr  udgl.  —  Die  Vcrdunlvclung 
des  «  in  o  ist  hinwieder  durch  oder  bewirkt,  allerdings  nahe 
gelegt  durch   die  Natur  des  I. 

altl  n  ZBenk.,  aide  GStdtf.  alder  AAGontensdiw.: 
vormals,  sonst,  von  Zuständen  oder  wiederholten  Vor- 
gängen. 

Syn.  nll  ;'  Sp.  170  und  uhre  ud}»).  A'crderbniss  aus  dem 
einen  oder  andern  Hesse  sii-h  lautlich  hegreifen,  am  wahr- 
scheinlichsten aber  liegt  all  Ta,j  zu  Grunde  mit  Übergang  zu 
einer  Betonung,  als  ob  eine  blosse  Ableitung  vorläge,  und 
in  Folge  davon  Erweichung  des  t  nach  der  Liquida  wie  in 
Sundi<i,   ^iinile  aus  ,Sunntjig' ;   s.   adv  Sp.   85;  vgl.  ah  II. 


18fi 


Aid— uUl.     Alt'    nlf.     Alif     lüg.     Algg — ulgg.     Alk  -ulk.     Alm  -uliii 


ido 


aide  ("")  =  nrfe,  adie,  Sp.  90,  Adieu,  nur  bei  den 
Draniiitikein  des  XVI.  ,Alde,  ich  far  jetz  auili  dar- 
von.'  Man.  ,Aldo,  der  Herr  gesegiie  dich!'  15ö5,  Uikk. 
Einmal  braucht  es  auch  noch  JKMev. 

Hie  Kiuschiebuiig  Jos  /  erkliirt  sich  uur  aus  Jem  Strebuu, 
Joui  W.  etwas  mclir  laiitliclic  Fülle  zu  geben,  vicll.  mit 
Aulelmung  an  andere  mit  fd  Itoginiimib'  Frennlwürter,  '/..  B. 
Alarm,  .\lfauz. 

elf  s.  eilih'f. 

Elpliant:  Elephant.  1051,  SciiuirFR.  —  SiiSter  Nach- 
klang iler   nihil.   Nbf.   el/ant. 


algo:  immer  PSalei.   —  Eig.  'ulU'jen  s.  u.  tthnn. 

Wiss-Elg  f.:  von  HEEschep  1692,  M5  unter  den 
Entenarten  aufgezählt;  die  auf  Autopsie  beruhende 
Beschreibung  passt  aber  vielmehr  zum  kleinen  Säger, 
mergus  albellus,  der  nach  Schinz  auch  Nonnenente 
heisst  und  als  ,Ente'  auf  den  Markt  konuut. 

Das  sonst  nicht  nachweisbare  W.  dürfte  aus  'Elb  entstellt 
und  dieses  aus  albellus  eutstjvudeu  sein,  so  dass  also  ein  tau- 
tologischcs  (übersetzendes)  Compos.  vorläge;  doch  vgl.  auch 
das  folg. 

Birch-Ilge  f.:  Sonimerhalbente,  Sommerkriekente. 
..\nas  eircia,  ein  Tiirkilg(en)  (von  seiner  stimm);  pfeyf- 
fend  als  der  wind  Cercius.'   Vooelb.  1557. 

Unsicher  ist,  ob  das  von  Weber,  Techn.  WB.  angegebene 
,Birkelchen'  wie  eine  Zss.  soll  betont  werden.  Übrigens  vgl. 
zu   Birch  bair.   Binluiutj,   weisses  Auge. 

Ilge  s.  Hie  Sp.  179. 


Älgget.  ,Felben  [weisse  Weiden]  und  A.  (AlppetV)' 
und  zwar  von  jeder  Haushaltung  10  Stück  .sollen  It 
Gemeindebeschluss  Kriessern  G  1791  an  den  leeren 
Stellen  der  Auen  gesetzt  werden. 

Elggaiier  m. :  Apfelsorte  Tu.  —  ,Elggau'  ii.  Namens- 
form für  den  ZGrcnzort  Elgg. 


Uelk  m.:  Taufn.  Ulrich  BE. 


Alm,  Alme,  Almi,  Almer  s.  Älhiieind,  AUmeinder. 

Die  Entstullung  Alm  für  ,Alp'  ist  durchaus  nicht  Schweiz.; 
in  unserem  Gebirge  bestehen  zwar  die  Allmenden  grossen- 
teils  aus  Alpen,  aber  keineswegs  sind  alle  Alpen  Allmenden 
(Almen). 

Allliare  ZuBaar,  Aliiidri  AAFri.,  Holdh.;  Z  (Zu. 
so  und  AInKili),  „Almer"  St.,  ,Allmergen'  1197, 
ZKapiiel;  1521,  Zürichberg.  —  PL  Almärene.  --  f. 
1.  Schrank  oder  Kasten  für  Vorräte,  meistens  von 
Speisen,  doch  auch  von  Geschirr,  meist  in  der  Küche 
selbst,  doch  auch  in  der  Speisekammer  Aa  ;  Z.  ,1  >ie 
Armär,  almer,  kuchen.schrank:  arimxrium,  proniptu- 
arium.'  1G02  Keu.  .Almerey,  speis.skästlcin  udgl.'  1077, 
1710  Denzl.  Veraltender  Ausdruck,  daher  meist  nur 
noch  in  gering.schätzigom  Sinne.  Wandkasten  Zu. 
jArniergcn,  darein  man  büechcr  gehaltet.'  Mal.  ,Ein 
kleins  trögli  und  zwei  gross  allmairgen ;  ein  alti  almerg.' 
GHdschr.  Syn.  Sclialj'fcili;  (riiiilcrli.  ■  -  2.  „Zimmer, 
wo  alles  unordentlich  durch  einander  liegt  Aa;  Z;" 
grosse'  Käuuiliclikcit  ZKn, 


Mlat.  (trmariuni,  aliiKu-ium,  itlmarUi,  S]»eise-  und  Gewand- 
scbrank,  Behälter  für  Schriften;  auch  bildl.  in  almariü  cordis 
^  in  intimo  Vitodurau.  Afz.  uutnairc  (uns  uhmtria),  nfz. 
annoirt  (früher  arinaire),  von  lat.  anna,  Geräth.  Engl,  ambt-^/, 
Speiseschrank,  -kammer;  ags.  almcritjc,  mit  Übergang  von  i 
in  j,  (j.  —  In  der  Korni  Alma-  ist  der  Accent  zurückgezogen, 
während  er  in  Ahm'ret/  (auch  schon  in  Yocab.  des  XV.)  auf 
die  Endsilbe  fällt,  weil  man  das  romanische  Wort  als  annarfti 
nahm.  —  Bei  der  Bed.  2  scheint  Gedanke  an  ,all'  (allerlei) 
mitzuwirken,  vgl.   Allmend. 

alme,  almes,  almet(.s),  alniig  s.  alwcn. 

Alluieind.  1.  AUmäml  Aa;  Ai-  (Me-ndli,  Dim., 
selten);  Bs;  Tu;  Uw;  Z  XVI.  I.H.;  Salat,  Alhnünt  Aa; 
Gl;  Th  ("');  ZWint.;  1490—1770  Z.  ,Allmeude'.  Ehein- 
feld.  1290.  —  2.  Allmeind  Gl;  GG.;  Z  (im  Wechsel 
mit  Alhnend);  15ö8ND»vLdb.  AUrneini  U,  AUmeina 
GrD.,  Anmein  GnChur;  Tb,  Alhnei  Gl  (Schuler); 
GrV.,  übS.  —  3.  AUm>-d  BsL.;  S,  AUmid  BG.,  Alhniti 
LEigi;  S(unv,  Allmdm.;  S,  ^??his(  Bü.  u.  M.,  Allm.- 
BSis.;  1528  Lichtenstg,  ,Von  Allmen'  Geschl.-N.  BL., 
AUmi  BSigr. ;  1521  Schw  Ldb.  —  f.:  1.  der  ungeteilte 
Grundbesitz  einer  Gemeinde  1)  an  Weideland,  zu 
gemeinsamer  Benutzung,  im  Gegs.  zu  einzelnen,  um- 
hegten Grundstücken,  welche  von  Privaten  besessen 
und  cultiviert  werden.  ,Pascuuni,  weidgang,  allmente. 
Conipascuus  ager,  ein  gemein  weidacker  oder  allment.' 
Fris. ;  Mal.  , Damit  jeder  wüss,  was  sin  eigen  oder 
allmy  sye',  [sollen  streitige  Gränzen  von  verordneten 
,Undergängern'  festgesetzt  werden],  Ldb.  Scnw.  ,Dass 
derselb  [in  einen  Rebberg  verwandelte]  Acker  nit  soll 
ein  beschlossen  guet,  sunder  ein  oti'en  albnent  sin.' 
1557  ZWint.  Es  konnten  mit  Erlaubniss  der  Gemeinde 
auch  aus  der  A.  zeitweise  einzelne  Stücke  (Gärten)  zu 
Privatnutzung  au.sgeschieden  und  später  wieder  in  A. 
zurück  verwandelt  werden,  sowie  umgekehrt  im  ürei- 
felderbau  eine  Zeige  eine  Zeit  lang  als  Ayerde  (s.  d.) 
durfte  belassen  werden.  ,Als  G.  unden  in  der  Eüs 
den  schachen  [wild  bewachsenes  Flussufer]  inlegen 
und  zünen  lies,  das  ein  freye  alhnend  und  rüs  [Eeuss] 
ist.'  Salat.  ,Wo  gärten  in  unserm  land  von  der  allniig 
für  eigen  [Privateigentum]  einzuosclilagen  weggeben 
und  selbige  an  eigen  anstoss  werden.'  Seiiw  Ldb. 
jWenn  kein  huss  me  utf  der  selben  hofstatt  stat,  so 
soll  dann  die  selb  hofstatt  wider  allmy  sin.'  ebd.  1504. 
,Dass  ein  yetlicher,  so  ein[en]  garten  uff  der  albny 
errütet  [ausgereutet,  urbar  gemacht]  oder  sust  inge- 
schlagen [umhegt]  hab,  den  wol  behau  möge;  doch  dass 
er  kein  höw  darus  ziehe,  sunst  sollt  man  im  den  garten 
usslan  und  zu  allmy  legen  ...  Es  ensol  ouch  nienuiii 
theinen  [irgend  einen]  Garten  hinfür  me  inschlan  ab 
der  A.  ane  erlouben  eines  Ammans  und  der  Eäten.' 
ebd.  ,0b  yeman  ein  garten  Ulf  der  A.  gehept,  davon 
er  stan  und  den  nit  mer  haben  noch  nutzen  wellt, 
soll  er  den  uss-  und  zu  A.  lan.'  ebd.  —  Anteil  an  d'er 
A.  gehört  zum  Bürgerrecht;  die  Bei\utzung  der  Ge- 
meinweide kann  nach  Massgabe  der  sog.  Kuhreehte 
der  einzelnen  Genossen  geregelt  sein,  aber  auch  streitig 
werden.  ,Nit  das  burgerrecht,  unser  alme  noch  güeter 
betretl'en(d).'  1528  Lichtenstg.  ,Es  sy,  da.s  num  sy  zu 
Landtlüten  genonnnen  hab  oder  man  inen  von  der  allmy 
et*as  geben  hab.'  1521  Ldb.  Scnw.  Hieher  gehört  wohl 
auch  das  Sprw.  ,Allmend  gibt  Elend',  weil  die  bloss  auf 
die  A.  angewiesenen  oder  auf  dieselbe  sich  verlassenden 
Bürger  leicht  in  Armut  geraten.  Her  Boden  der  A.  wird 
(wenn    niihl    uusiuiluusweisc  ein  Slüi'k  ausgeschieden 


191 


Alm — ulm 


192 


ist)  nicht  bebaut,  auch  nicht  als  Wiese  zur  üc- 
winnunfjf  von  Gras  und  Heu,  sondern  nur  zur  Weide 
benutzt,  weil  er  meistens  dürr  ist  und  nur  spärlielien 
Graswuchs  zeigt.  .Allineiiia  heisst  auf  Davos  jede 
Weide,  wo  nicht  gemäht  wird,  auch  wenn  sie  einem 
Partikularen  zugehört:  auf  gemeinen  Atzungen  darf 
Niemand  mähen  ohne  Einwilligung  aller  Anteilhaber.' 
B.  1,  7.  ,Es  ist  nicht  zu  verwundern,  wenn  ein  Haupt 
Vieh,  welches  nicht  ordentlich  behirtet  ist,  von  einer 
dürren  Allgemeine  auf  eine  Winterfrucht  oder  fette 
Wie.se.  die  ohne  Zaun  ist.  verführt  wird.'  GRSamml. 
A.  heisst  daher  auch  das  zunächst  an  der  Strasse 
liegende  Land,  das  nicht  angebaut  werden  kann  und 
mit  den  grössern  Verkehrswegen  selbst  eben  Gemein- 
gut ist,  wie  auch  die  au  denselben  stehenden  Prucht- 
bäume  gelegentlich  als  solches  ausgeboutet  werden ; 
Syn.  Eliaßi.  .Sol  ein  merktweg  gan  und  ein  Almeiid 
sin.'  Ott'n.  Spreitenb.  , Strassen,  Weg  und  Almendeu.' 
-Bs  Gescheidsordn.  1770.  Bildl.  iif  d'A.  haue,  ein 
Bäuchlein  ansetzen  Bs,  vgl.  Mich.  D'Chriesi  [Kir- 
schen] sind  Ahniy  Sciiw.  Die  A.  wird  da  und  dort 
auch  als  Exereierplatz  oder  Manövrierfeld  gebraucht. 
So  die  .Wollishofer  A.'  bei  Z,  die  ,Thuner  A.'  Auf 
eine  Verwendung  ähnlich  derjenigen  der  ,commons' 
in  England  deutet  noch  der  Name  ,Steinstoss-Allmcnd' 
in  ZgA.  —  2)  Gemeinbesitz  an  Wald:  ,üen  Eichwalt, 
.dem  man  spriehet  die  Ahnende.'  Stadtr.  Rheixf.  1290. 
AUmciulho  (-hau),  Gemeindcholz  Tu.  —  3)  Gemein- 
besitz an  Wasser,  zum  Fischfang.  .A.'  oder  , freier 
See'  im  Ggs.  zu  , eigner  See'.  1461  L.  .Es  soll  die 
Allment  der  Llmnuit,  von  dem  obern  Müllisteg  bis  gen 
Wipkingen  an  den  Bach,  von  allem  Fachen,  Eeuschen 
und  Beeren  setzen,  von  Garnen  und  Netzen  gänzlich 
befreit  sein  und  darin  Niemandem  als  dem  Burger 
hiesiger  Stadt  zu  fischen  erlaubet  sein.'  Z  Fischer-0. 
177G.  Auch  im  See  gibt  es  eine  der  Stadt  Z  gehörige 
Allmend,  in  welcher  vom  1.5.  April  bis  Ende  Mai  ge- 
wisse Arten  des  Fischfangs  verboten  sind.  Z  1856.  — 
2.  übergetr.  weiter  Eaum,  ohne  Rucks,  auf  Eigen- 
tumsrecht AAFri.;  Tu.  E  Garte-n-as  icie-n-e-n-A.,  ein 
sehr  grosser  Ndw.  Ahnänds-gross,  -hoch,  ungemein 
gross,  hoch  AALeugg. ;  Z ;  auch  unmittelbar  mit  Subst. 
zsgs.:  Alhtiends-Hus,  -Sacl;,  -Baum,  -Kerli,  d.  i.  sich 
durch  Grösse  auszeichnend  Z.  E  Schnorr  [Ma,n\]  irc-n-e 
Alhnig  Schw.  Grosses  unaufgeräunites  Zimmer  Tu;  in 
Z  hiess  A.  die  grösste  Schulstnbe  im  alten  Chorherren- 
stift; vgl.  Ahnäri.  —  3.  „öfi'entliche  Dirne"  St.'' 

Zur  Aufhellung  der  Grundbeil.  Tgl.  noch  die  Compp. 
A. -Meister.  -Sei,  -Satz,  -Teil,  -(Juet,  -Blätz,  -Land,  -Gässli. 
Im  Allg.  vgl.  Steinm.,  Schweiz.  Alp-  u.  Landw.  I  32 — 43. 
Miasknwski,  die  Schweiz.  Almendeu  in  ihrer  gesch.  Entw. 
187i)  und  die  reclitsgesch.  Werke  von  Bhimer  u.  Bluntschli. 
In  Cir  entspricht  dem  deutschen  Namen  der  churw.  pnval. 
(Jhilili-,  Jsi:1-A.  sind  Eigennamen  von  Gütern,  welche  einer 
Kirclie  oder  Stiftung  (Jnscispital  zu  B)  gehörten  BSis.  —  Die 
unter  3  zsgestellten  Formen  erklären  sich  durch  fortschrei- 
tende Verkürzung  aus  2  oder  1,  die  Form  Almuj  jedoch  nur 
nus  Ahiiid  (vgl.  Ahuj  aus  Ahal,  Abend).  Die  Form  mit  ei, 
weli:lie  in  den  ältesten  CJuellen  vorherrscht,  ist  ohne  Zweifel 
als  die  ursprüngliche,  die  mit  c  als  blosse  Abschwächung 
(vgl.  hiliii  für  IujUüj)  zu  betrachten.  Das  Prüf,  f/e-  fehlt  ancli 
schon  in  der  ältesten  Urk.  112.5  (iihneida)  und  iioch  im  XIII. 
,iilmcinda'  neben  .algmenda';  d.irauf  .aber,  dass  es  doch  auch 
in  unserm  Volksbewusstsein  liege,  deutet  die  construierte 
Veihochdeutschung  .Allgemeine'.  Gr  Sammler  1779,  2G.  130. 
Auf  den  Begriff  der  Gemeinsamkeit  weisen  deutlich  ain-b 
die  Synn.  ndnl.   ijniichn-,   ijii}iiLu<h,   ncl.  iiicdiI,-,   mmimm-l:  (also 


eljeuf.  mit  abgeworfenem  Präf.),  Schweiz.  Geiminmärk,  ags. 
gi-iuacnc  läse.  Das  altn.  Syn.  iilmcmilntjr,  schw.  fthnänitimj, 
welches  allerdings  auf  .Mann'  zurückgeht,  kann  für  uns  nicht 
in  Betracht  fallen. 

allmenden:  die  A.  benutzen.  Bildl.  ,Si  alnieii- 
deten  ihres  gefallens  darin',  hau.ston,  plünderten  nach 
Belieben,   nach  Herzenslust  [in  der  Abtei).    Wurstis. 

allmendlen:  Vieh  auf  der  Alp  haben,  dieselbe 
regelmässig  benutzen  Nnw. 

Allmender:  1.  .Pecorarius:  Vychmeister,  All- 
mender, der  das  lehen  einer  allmend  oder  des  ge- 
meinen vychs  empfangen  hat,  Vychvogt.'  Fkis.;  Mal. 
—  2.  „Stier  zur  Befruchtung  der  Kühe  auf  einer  Ge- 
meinweide."  —  3.  übcrtr.  „Wollü,stling  ohne  Scham." 

Allmer:  Allmendsgenosse.  Uuk.  1458. 

AUmiger.  OberäUmiger:  die  Bewohner  des  Be- 
zirkes Schwyz;  UndcräUmiqcr :  die  von  Sruw  Art. 
(.Elmiger'  Geschl.-N.  L.) 

Allimscn  ahnöse  GW.;  Z,  Abnune  SüLfiER;  1658 
Heut,  (auch  ,.\lmussen.  Almosen'),  Almassa  FO.;  All- 
wiX'Se  .\a;  Bs  (SrREX(i);  B;  L;  Tu;  U;  Zf;  arrauosen 
1520  EfiLi  Akt.;  1529  G,  armuossen  GHdschr.  —  n.. 
nur  GW.  f.:  1.  wie  nhd.  ,Das  Allmuosen,  elemosyua.' 
Mal.  Almose  gi  [geben]  armcl  nid,  der  Geber  wird 
nicht  arm.  Sprw.  Was-me"  zur  vordere  Tür  us  z'AII- 
muese  gid,  cliund  zur  hindere  dopplet  wider  ine.  Sprw. 
L.  E  grössers  Ahnuse  git's  nit,  als  wenn  der  Ann 
'etn  Bettler  git.  Sdlg.  Auf  den  göttlichen  t  egen  dei' 
altbewährten  Woliltätigkcit  der  Stadt  Zürich  (bes. 
gegen  flüchtige  Glauben.sgenossen  in  der  Keformations- 
zeit)  bezieht  sich  der  Spruch:  .Zürich,  deine  Almosen 
erhalten  dich!'  Schon  bei  Klincjl.  1688.  Mit  best. 
Artikel  und  mit  dem  Attribut  .heilig'  (weil  Almosen- 
geben ein  allgemeines  Gebot  der  Religion):  ,Das  A. 
heuschen:  betteln'  [gebn].  ,Dem  heiligen  A.  nach- 
laufen.' GoTTU.  ,Wer  für  sich  oder  die  Seinen  das  A. 
ninniit'  [soll  kein  S'.innnrecht  in  der  Gemeinde  ausüben 
und  keine  Wirtshäuser  besuchen].  JJBreit.  XVI.  1.  II. 
Lieber  dem  hcUge  A.  nahe  ga  B,  Rede  Solcher,  welche 
sich  nicht  von  der  Gemeinde  wollen  erhalten  (und 
beaufsichtigen !)  lassen.  .Sondersiechen  und  arm  Leut. 
die  um  das  h.  Almuosen  gehen,  mögen  wie  sich  gebürt 
singen.'  Ldb.  ApI.  1585.  ,Liechtfertige  Personen  sollen 
mit  ihren  Kinder(n)  das  H.  A.  gehen  gen  sammlen, 
wie  ander  arm  leüt  auch  thun  müssen.'  ebd.  ,Kunnn 
solcher  gleich  Gott  geh  wohin  [wohin  hnmer  ein  Bettler 
komme]  und  um  's  heiig  Allmuosen  bitt't,  so  spricht 
man:  warum  werkest  nit'r"  Com.  Beati.  Zweifelhaft 
ob  mit  oder  ohne  Art. :  .Ein  Knabe  und  ein  Mädclien 
schrieen:  Möeht  z'  [ds'?]  Almuese!'  [dem  freien  Bettel 
nachgehen].  Gotth.  • —  2.  die  öll'entliclie  Wohltätigkeit, 
die  Armenpflege  der  Gemeinde  mit  iliren  Einrichtungen, 
Anstalten  und  Gütern.  ,Dem  A.  zur  Last  fallen.'  1783 
HPest.  Almosengenössige  (welche  als  solche  nicht  in 
vollem  Genuss  des  Bürgerrechts  waren)  mussten  ,das 
gemein  Almuosenszeichen'  tragen.  Z  1564.  In  Basel 
bedeutete  A.  auch  das  Armengut;  das  Haus  des  Al- 
mosenschaffners (Armenpflegers,  Spendvogts) ;  das  Irren- 
haus (bis  1842).  —  Burger-:  ,das  sonn-  und  festtäg- 
liche Allmosen  in  den  Pfarrkirchen  der  Stadt  Z.'  1801. 
d.  h.  die  nach  dem  Gottesdienst  an  den  Kirclientüreii 
im  ,Säckli'  eingesammelten  Spenden,  aus  welchen 
die  armen  Bürger  verpflegt  wurden.  —  Pfennig-: 
.das  gross  Pf.-A.',  eine  besomlere  .Vbteilung  od.  Kasse 


\\>:>, 


Alm     Ulm.     Ein.     Al|i     iilp 


194 


ili's  bürjrerliclien  Arniengute.s  B  l(i28.  —  Säckli-  = 
Hiin/er-A.  Ki,iN<ii..  lÖPo.  -  Aliiiuesner  H  UifKl, 
-iiiiisner.  Uorrii.  ,,\lmuiisi'i"  Tu  l-');!!):  Vorwaltcr  iles 
Aniieiigute.s,  Arme miHugor. 

.\lnl.  iilmunotutii.  aurh  ch^intintiin  (wuil  aus  dum  gricch. 
s?.EV)|ioa'!)VTj,  MitUiil),  mlul.  «ImuuKcn  11..  al)or  alul.  auch  ahi- 
imiiiMiinii,  ftlniu'tHa,  iiihU.  tthuKwn:  f.  Daiior  das  w.  Ciuschlucht 
unscrt'S  W.  in  (i\V.  iiml  die  Form  Ahinimcr  ucbeii  -nn-.  Das 
Krcnidw.  al.so  sclum  früh  uiii;<urnriiit ;  (J  den  tute  man  ■iiif  rr// 
im  Sinne  von  alljiemeint'm,  (ienudndegut  (vi;!.  Allmend),  den 
/.weiten  Teil  auf  itnin^,  Speise,  weil  ans  dem  A.  die  Armen 
eriiälirt  wurden;  daher  in  B  16*2S  , Alimusen'  iiel)en  ,Muos- 
lial'en',  dem  Namen  einer  öft'eutlichen  SpenilKasse.  Oder  man 
formte  Ahn  {reradozn  in  ai-m  niii,  wobei  die  IteniuiifJr  des 
zweiti'n  Teils  auf  .Miios'  immer  noeli  fortdauern  konnte,  wie 
ja  aueli  (schon  ahd.)  die  AldeituuR  ,Arui-iit'  als  C'onnios. 
.Arm-mut'  nach  .Vualo^-ie  von  .l'emut,  Widiniut'  aufg-efasst 
wurile. 

Allllllzi  f.:  llenneliukrageii  der  Cliurlirrreii  in  L 
tiir  Gala. 

I\nid.  nhnuz  u.  Chorkappe,  iiilat.  nhinttiuiii,  sicil.  ttimuzni. 
prnv.  iilmiixuu,  afrz.  nnmuce.  Der  zweite  Teil  hängt  ohne 
Zweifel  mit  Mutzr  zusammen,  welches  aber  selbst  erst  aus 
einem  arabisclieii  W.  alistraliiert  und  an  niviz^'n,  zuschneiden, 
angelehnt  zu   sein  seheint. 

Ehu  s.  Elh  Sp.  18G;  Ihn. 

Ellliele   1'.:    eine  eille  Art  weisser  'J' rauben  tioKli. 
Das    gleiche    W.    wie  ElUU     Sp.    IST;    betr.    dii:    Lauti' 
vgl.    Elh  Sp.    17G. 

Ihn  B;  Ol;  Niiw;  „Vw;  Zg • ;  ZZull.,  Iline  I  A.V; 
G(i.,  0..  oT.;  8G.;  ZKn.,  0..  Ebne  GWe.,  Ohne  Aa 
(Mülilb.),  Ulm  (iiiVal..  Uhnc  Scii:  geiuftine  Ulme, 
ulmus  eampestris.  .Uliiiorbaum.  Büstbaum,  Byston- 
bauni.  Uiiieii.'  Fius.;  Mal.  .ilmerböumiii :  ulineus.- 
Mal.  .Ihnen  und  Ejchen."  15:U  tS  Jes.  .Ulmcrbaum-. 
1557  VoGELii.  .Kein  Taniiis,  Escliis,  lllniis  noch  Yis 
zu  verkülen  hauen.'  1571  (il  Bergvv.-Ordn.  .Thiien- 
bäume.'  1801  B. 

Schon  uihd.  fimc  und  fimr  f.  gcgenl'ilier  di;m  iilid.  ans 
dem  Lat.  entlehnten  W.  —  Das  (iesehl.  schwankt;  die  ein- 
silbigen  Formen  als  m.  bezeugt  ans  (irVal.;  Vw;   Zg. 

Ilme  II  f.:  8chwertel,  Iris  L.  Aa  (Müiilh.).  -  Von 
der  Form  lllr  (Lilie)  aus  an   die  Laute  von  ///».    /  angebbnt. 

01m  m.  .Molch,  01m,  Malen:  Salainiiiulra.'  Knis.; 
Mal.;  Denzl. 

Schon  ahd.  ulm,  stellio;  wahrsch.  nichts  als  eine  Um- 
stellung von  uiul,  mhd.  auch  mM':,  Molidi,  viel!,  mit  An- 
lehnung an  Olni,  Moder,  weil  der  Molch  sich  an  feuchten 
Orten  aufhält. 


Ein 


/•;//  Sil.  17.- 


Alp  (;illg.|.  J/// BLütsehcntal;  .Alben-  1:!22  8i-iiw; 
(ilh„.  -II  V  IM.  Alp.«,  Dini.  Aljidli  ÜB..  ÄliiHli  Gii. 
J//''' »-"i!'''!-  !'■:  1- Alpe,  Bergweide,  bes.  fiir  Melk- 
vieh, aus  dessen  Mileh  cbenda.selbst  in  den  Senuhiitteii 
Käse  bereitet  wird.  „Die  .Schweiz,  tiebirgsvölker  neh- 
men Alp  und  Bcri/  beinahe  iiir  eins  und  bezeichnen 
im  eng.  8.  mit  Al/icn  jene  Bergweideii.  welche  zwi- 
schen ilen  Felsen  bis  zur  Sehneelinie  aulsteigen,  wenig- 
stens bes.  solche  Weiden,  welche  auf  Midien  liegen 
oder  an  einem  vorspringemleii  llmdigebirge  ruhen." 
,I)ie  Spr.  des  Volkes  bezeiehnet  mit  Alin-n  nicht  die 
Hoehgebirgszüge    in    ihrem    Ge^aunlllkiu■per.    sondern 

Schw.  Idtotikoii  I.  '2 


nur  die  grossen  Weidegründe  des  Gebirges  (mit  dem 
anliegenden  Wald)  und  es  ist  gegen  die  unwirtlichen 
Teile  des  Hochgebirges  (den  .wihlen'  Berg)  vollkommen 
gleiehgiiltig.'  FuTscnrDi.  Vgl.  irihl  und  .:iiiii.  Die 
.\lpcn  werden  nach  ihrer  Bescbaft'enbeit  und  Nutzbar- 
keit, aber  auch  nach  ihrer  Zugehörigkeit  als  Eigen- 
tum, mit  besondern  Namen  unterschieden:  Privat- 
alpen UTid  (jemeinalpen  (Gemeinmiirk,  Allmenden); 
Herreualpen  (-Grauer),  die  dein  Staate  gehören,  Stifts- 
güter. Kuegcreehtete  heissen  solche  Alpen,  welche 
von  mehreren  Rigentuinern  benutzt  werden  nach  Mass- 
gabe der  sog.  Kuhrechte  Ai».  Das  GLLandb.  unter- 
.scheidet:  Alpen,  Berge  und  Heimatgüter,  deren  rela- 
tiver Wert  für  Eindvieh  sieh  verhält  wie  3:4;  5. 
Anf  .Berge'  kommen  keine  Pferde;  dagegen  unter- 
scheidet man  noch  Kuh-.  Schaf-  und  Mittelalpen.  Die 
KuhaliJcn,  auch  schlechthin  .Alpen'  genannt,  sind  die 
einzigen,  auf  denen  Kä.se  bereitet  wird  Gk;  U.  Die 
.\uffalirt  zur  Alp  geschieht  in  festlichem  Zuge;  es 
bestehen  dafür  die  IIA.  :'Alp.  auch  iif  (VA.  (in",  faren, 
uf-faren;  ;:'A.  laden,  Inen,  .stellen,  d'A.  b'.seU'cn:  für 
die  Abfahrt,  der  gewidinlich  noch  der  .^Ipsonntag  mit 
der  Älplerkirchweili  vorausgegangen  i.st,  die  Au.s- 
drücke:  abfare,  d'A.  e"tlnde;  von  fuss  der)  A.  chon, 
(/an;  nh  A.  faren,  stellen.  Z'A.  (jän  kann  übrigens 
aucli  habituelle  Benutzung  der  Alp  und  einmaligen 
gelegentlichen  Besuch  der  Alp  bedeuten  Nnw;  als 
Alpknecht  dienen  Gk.  Eine  Alp  machen:  von  Ge- 
meindswegen  einrichten.  Strickl.  Akt.  15'29.  In  .\i- 
sagt  man:  i",  of  (auf)  den  A-e  si.  .Die  Al|)eii  auch 
des  Schnees  los  waren.  Mit  dem  Yycli  könnt  man 
früeh  z'Weid  fahren.'  Ifjol  Denzl.  Zeich.  —  2.  das 
Recht  der  Benutzung  einer  Gemeinalp  resj).  des  .Auf- 
enthalts auf  derselben.  .Die  Stiere,  für  welche  Alp 
in  Anspruch  genommen  w  ird.'  Exust.  .\lpr.  Das  Vieli, 
welches  die  Gemeinalpen  beziehen  soll,  wird  je  nach 
seiner  (irösse  nuf  Kiieschircri,  Klauen  unA  Füesse  be- 
rechnet, s.  d.  WW.  Ein  Kind  wird  gewöhnlich  zu 
3  F.,  auf  schlechtem  Alpen  aber  auch  zu  5  bis  6  F. 
gerechnet;  daher  die  Massbestiniinung  z.  B.  8  Binder 
Alp,  d.  h.  das  lieclit,  8  Kinder  (oder  die  entsprechende 
Klauenzahl  von  Kleinvieh)  auf  der  A.  zu  sönnnern 
Gl;  Uw;  s.  auch  Slij-s-ialp,  Sdiadalp. 

Alid.  .ili,.!.  mild.  „Ihr.  in  Gl  Urk.  XIII.  XIV.  ,fl,,:  :m( 
den  selbrii  schwer  erklärlichen  Wechsel  der  Ansspr.  (biiteii 
ausser  dem  bair.-österr.  Alh'n  die  Namen  Alhium,  hohes 
Bergdorf  W,  hmllum,  Gcschlcchtsn,  ohd.,  auch  'i  Alhla  m..  ein 
Bergzug  Z;  Salat  schrieb  sogar  ,Alwen  und  weidgüng'.  liegen 
Zsstellung  von  lat.  "//«»  mit  ulhua,  weiss,  spricht  abgesehen 
von  dem  bautverhältnisse  iler  Umstand,  dass  das  Volk  bei 
.l/y,  an  (las  Grün  der  Abhänge,  nicht  an  den  ewigen  Schnee 
der  Giiifel  denkt.  Übrigens  soll  unser  W.  der  kelt.  Spr. 
entstammen,  in  welcher  es  Hochge.birg  bezeiidine;  keltischen 
Ursprungs  ist  wahrsdi.  auch  die  Alpenwirtschaft  und  «in 
Teil  der  anf  dieselbe  bczHglicben  WW.  llentzutago  hoissen 
Alpen  allerdings  auch  Sehiieefelder  und  Felswüsten.  welch« 
aber  naidi  der  Sage  einst  fette  Weiden  waren  und  erst 
durch  die  Schuld  überniütigcr  Sennen  verwandelt  wurden; 
so  ßliKiiiliml/i  B;  U,  Tiiliimlji  Gr,  ein  Serpontinrevier;  vgl. 
Lütuir  S.  'Jti'i  ir.  2»-Z.  :i'JT.  Vernalekcii  S.  1  If.  Walliser 
Sagen  S.  U).')  If.  Kolilr.  1."m  f.  'jn-J  tf.  -  Ueber  die  Kechls- 
verhältnisse  der  Aliienbeiiiitzung  und  über  das  Technische 
der  Alpeuwirtscbal't  vgl.  Blumer  Kti.;  Sleiiimtlller,  Schweiz. 
Alpen-  und  I.anilwirfseh.:  Sehatzmann,  Alpenwirt.seh. ;  Hist.- 
stat.-topogr.  Gem.  d.  Kant.  Ap,  Gl,  (ir,  Schw,  Ihv,  U:  vgl. 
auch  .)/((./.  .S'frt/;/.  CinhillK  iiriliirlrli.  -  S  y  11.  lieiy.  Ilirli. 
iWihlit.  Wcini  Gutlhrir  schreitit:    .Ihm   (einer   im  Tranni 

l:i 


1P5 


Al|i  -nl]!.     Al|iscli 


196 


erschieiieiiuii  Ucstiilt]  gulii""  «s,  sich  auf  mii;h  zu  wurfüu 
wie  eiue  scliwure  Alp',  so  schwebte  ihm  das  uns  frenule  W. 
,cler  Alp'  (rieht.  ,Alb',  nihil,  nlj,,  PI.  dbc,  wovon  ,Elbe,  Elfe') 
vor,  nur  dass  er  im  Geschlechte  fehl  griff,  sei  es  weil  unser 
AI])  weiljlich  ist,  ipder  iuL  Gedanken  an  t/it  Swliifmu, 
Stniip/ilr,    oder    ,d  i  (■    ICIhe'. 

Ochsen-Alp:     ausschliesslicli     für     (,>i:li.seii     bo- 
stiinnite  A.  ÜH.     Vtrl.  Ochseniceid. 
Eitlen-:  l'rivatalp  U\v. 
Ürti-  Niiw,    Kilcher-  üiiw:  Geiueindfalii. 
Vieh-:    .Mii  für  Kindvieh,    das    keine  Milch  gibt, 
daher   meist  von  den  Sennhütten   abgelegen    und  ge- 
ringer Gr. 

Vor-:  Bergweide  iin  untern  Kevier,  wo  das  Vieh 
im  Früliling  weidet,  bevor  das  obere  Revier  bezogen 
werden  kann,  und  im  .Spiitsoninier,  nachdem  jene.s  ver- 
lassen werden  musste.  In  der  Zwischenzeit  werden 
die  V-en,  meistens  Privateigentum,  auf  Heu  benutzt 
Ai';  B.  —  8  y  n.  Muitiihcrii :  Maiensäss:  3Iaien.  Var- 
näsK.    Var.stdz. 

Firn-Alpeli:  Name  einer  kleinen  Weide  in  <ler 
Nähe  eines  vSchneefeldes  UwE. 

Frön-Alp:  Eigenn.  Gl;  Schw;  eig.  .dem  Herrn', 
also  einer  Kirche,  oder  den  Herren  d.  i.  der  übrigkeit 
gehörige  A. 

(Jalti-.  GaUji- =  frr(/^-/Wi-^-L  Gr. 
Verheb-:  A.  wo  die  jungen  weiblichen  Tiere  olme 
Stier  gelassen  und  somit  vor  allzufrülier  Befruchtung 
sicher  gestellt  sind,  rcrheht  werden  Gn. 

Her  reu-:  Staatsbergweide  Ap;  vgl.  Fron-. 
Küe-:  für  Melkkühe  mit  Ausschluss  des  Galtvielies 
bestimmte  Alp  Gr. 

Zitkue-=  Verlieb- A.  Gr. 
Kilcher-  s.   t'rti-A. 

Kammer-:  Eigenn.  GIl;  walirsch.  vormals  =  einem 
Stift  gehörende  A. 

Kapitalisten-:  einer  Gesellschaft  von  Kapita- 
listen, den  sog.  Alpfjenostfcn  gehörende  und  von  man- 
chen derselben  nicht  selbst  bewirtschaftete  A.  Uw. 
Vgl.  Stöss-A. 

Karren-:  eine  .\\\i  voll  rauher,  zerklüfteter  Felsen; 
s.  Kitrnii.  So  z.  B.  eine  Alp  zwischen  Schw  und  Gl. 
Längs-:  Frülilingsalp.  im  Unterschied  von  Som- 
nier-A.,  eine  auf  dem  ersten  .Stafel'  [Bergstufe]  ge- 
legene A.,  wo  die  Bauern  1'2 — 14  Tage  lang,  bevor 
sie  höher  hinauf  ziehen,  Milchprodukte  für  ihren 
Hausgebrauch  bereiten.  —  Syn.  Voralp.  I.mujH  das  alte 
hfii'jiz,   Leuz. 

Gemein-:  1.  einem  ganzen  Gemeinwesen  gehörende 
A.,  Allmeine,  n.  Stuss-A.  —  2.  ^  Kapitalist en-A.  Uw. 
Bürt-,  l'iiril-:    welche  einer  ,B.',   Dorfschaft,  ge- 
meinsam ist  BBe. 

Kinder-:  den  noeli  keine  Milcli  gebendiMi  Kindern 
angewiesene,  auch  für  Pferde.  Schafe  benutzte  A.. 
Ggs.  Scnnten-A.  Scnw. 

Ifoss-:  für  Pferde  bestimmte  A. 
Summer-:  s.  Laiiijs-A.    .\ber  auch  etwa  A.  übli. 
Scnntcii-;    A.    für    milchende  Ivülie    Scnw.     Vg'.. 
liiiiilir-^i. 

Scliad-:  das  durcli  Verlust  eines  Tieres  frei  ge- 
wordene Alprecht  (Sciuiz.manx). 

Schaf-:  für  Schafe  bestimmte,  ineist  an]  höclisten 
gelegene  uml  steile,  wilde  A. 


Schweig-  iwnij-:    Name    der   grössten  .\.  in  .Kv.K. 

—  VoTi   Srhiriiii,  Sennerci. 

Oberstafel-.  .Der  Sommer-  und  besonders  cler 
Oberstafelalpanken  [d.  h.  die  wiihrend  des  Aufenthalts 
der  Sennen  auf  dem  obern  Stafel  im  Hochsommer  be- 
reitete Butter]  sei  viel  gelber  und  besser  als  der 
Winteranken.'  Steinm.  1802. 

Stöss-,  Privatstoss-:  im  Ggs.  zu  Gemein-A. 
eine  solche,  welche  einer  Gesellschaft  von  Privaten 
angehört,  und  zwar  mit  festgesetzter  Berechtigung 
des  einzelnen  Genossen  auf  eine  gewisse  .\nzahl  von 
,Stössen'  (s.  d.  W.)  G  oEh.  It  Steinm.  180-1. 

alpen:  den  Sonmier  durch  mit  Melkvieh  sich  auf 
einer  Bergweide  aufhalten  und  Käse  bereiten.  Bald 
wird  dabei  mehr  an  die  Weide  des  Viehs,  bald  mehr 
an  die  Käsebereitung  gedacht  B;  Vw;  als  Alpknccht 
dienen  Gr.  Alpid  irol!  Grus.s,  wenn  man  von  Alplern 
Abschied  nimmt  .Schw.  Scherzhaft:  N.  iV.  hed  disen 
Siiiiimcr  yuet  r/'aljiet,  er  ist  töUiij  pr'essne  BRi.,  der 
.Aufenthalt  auf  der  Alp  ist  ihm  wohl  bekommen,  er 
ist  ganz  wohlgenährt  (eig.  gepresst  voll  wie  das  Euter 
einer  satten  Kuh).  Auch  tr.  (Vieh)  der  Alpweide  teil- 
haft werden  lassen  Gr.  g'alpet  adjectiv. :  du  bist 
ij'(tlj>et  [und  in  Folge  davon  erstarkt]  —  sagt  man  zu 
Einem,    den   man   um  eine  Kraftleistung   angeht    Gk. 

—  ent-:  von  der  Alp  wieder  zu  Tale  ziehen  Gr;  W. 
Syn.  ab  Alp  faren  (stellen).  —  er-:  durch  .Upenwirt- 
scliaft  gewinnen  LE.  —  ver-:  durch  .\lpenwirtschalt 
verlieren,  ebd.  —  us-:  1.  die  letzten  Arbeiten  vor 
Abzug  von  der  A.  verrichten  Gr.  —  2.  aufliören 
(müssen)  Alpen  Wirtschaft  zu  treiben  LE. 

alpelen:  nur  mit  wenig  Vieh  die  A.  benutzen  Nnw. 

älpelen:  1.  =  alpelen,  aucli:  nur  eine  kleine  Alp 
besitzen  und  benutzen  LE.  —  2.  nach  Alpenwirtschaft 
riechen  oder  aussehen  Gr;  L. 

älpelig:  nach  Alpenwirtschaft  riechend,  aussehend, 
oft  mit  dem  Nbegrift'  etwelcher  Unreinliclikeit  L. 

Alper:  der  den  Sommer  durch  eine  bestimmte 
Herde  von  Kühen  unter  sich  hat  und  Käse  kocht. 
(Ebel.) 

Alpi"g:  1.  Nutzung,  Ertrag  einer  Alji.  /  ha  liir 
[heuer]  e  giieti  A.  Nnw.  —  2.  Weide.  .Hat  es  doch 
in  diser  Wildi  gute  Weiden  und  .\lpung  für  das  Vieh.' 
Cys.  —  y.  Nutzungsrecht  an  einer  Gemeinalp  für  eine 
besthnmte  Zahl  Vieh  Uw;  er  hed  für  5  Chile,  9  Gciss 
tuid  .!)  Sui  [Schweine]  -1.  ~  4.  Zins,  welcher  für  die 
Miete  einer  Alp  entrichtet  werden  rauss.  ebd. 

Al])er:  1.  =  Alper  BHa.;  Uw.  —  2.  der  eine  Alp 
besitzt,  aber  sie  durch  Andere  betreiben  lässt  Ndw. 
-    ;!.  Mitglied  einer  Aliierbruderscliaft.   ebd. 

Alperin  ei'lpiri:  Frau,  die  in  der  Alp  ist  und  sich 
dort  betätigt  Nnw. 

Älpler:  l.  ^  Alper.  —  2.  der  auf  der  .\l|i.  dem 
Senn  untergeordnet,  das  Vieii  besorgt  U. 

.Vlplerin:  Tanzjungfer  des  Alplers  an  der  Alplcr- 
Kirchweili  Nuw. 

Alpken  s.  Albclc  Sp.   185. 

Ilp  .Yl]cm.:  Elcphaiit.  Si'KENii.  —  Betr. /.  v^-1.  ci/y«iit 
in    llcimici   .Siiuuil. 

Al|iscll  m.:  für  grob  geltende  Umformung  ilcs 
Taufn.  Albreeht  Gl. 


l;tf 


Als  -uls 


198 


als,  in  der  Volksslir.  meist  ans,  as,  proolitisch 
(Li,  i'S,  's;  Adv.  u.  Conj.  1.  deniünstrativ,  abs.  a)  so. 
vor  Adj.  oder  Adv.  .S'(  hocke  da-n-es  chniiiiiii  B.  .Ge- 
lietteii.  sy  wellind  al.s  wol  thuen  [den  Gefallen  er- 
weisen] und  mit  im  gan.-  Ui>M  Wint.  Chron.  ,Es  ist 
nielit  als  [nieht  so  gar.  nielit  sehr]  lang  sither.'  1617 
.IJBrkh.  S.  aiieh  ii.  ax.  As  ril  Gk,  f.s-  vil  Zu.,  affil 
Ai'K..  üfjU  Ai'M.,  af'.J  ApH.,  I.;  GTa",  äf.i  GT.,  so 
viel;  es  ist  all  «.,  es  ist  iinmerliin  so  viel;  a.  mid  e 
Clirättli  voll,  scherzhafter,  niehtssagender  Bescheid 
betr.  das  Mass.  ,Das  Piiher  iror  [würde],  me  möcht 
■I»)'"''  (I.  »<"'  [wie  viel  man  auch  nähme],  reriiebis  use 
pfijtze.'  Merz,  1830;  om  a.  gross  si,  gross  genug  sein 
Ar;  GStdt.;  nöd  om  a.  (fsch'id,  nieht  besonders  g. 
Ai>;  vgl.  soce/,  söceJ  [so  viel].  In  der  ä.  Spr.  zu- 
weilen =  also,  ase,  im  Sinn  von  ganz,  gerade:  ,Die 
Läber  als  nüeehter  geessen.'  I."i(i8  Tieub.  (gew.  .also'), 
s.  tdso.  —  b)  ebenso.  ,Süs  [sonst]  ijoht  e  Sach  hi 
witem  nüä  as  fixet.'  JJKütl.  18'24.  .ebcnesmär:  eodem 
jure,  eadem  ratione.'  In.  B.  as  r/ere",  eben  so  gern  Gk. 
..\ls  wol  und  ze  gelycher  wjse.'  BRq.  ,Umb  ein  ding 
hätten,  das  einer  schier  als  ring  kauffte.'  M.tL.  ,Eben 
es  bräit.'  JCWeissenb.  1701.  • —  2.  correlat.,  so  (ebenso) 
—wie.  in  beiden  Gliedern  oder  in  einem  von  beiden, 
a)  als-  als,  n.s — as  Ap;  B;  Gr;  GT.;  \V,  r*  hin  as  brav 
as  du :  äs(es) — as  Schw,  er  ist  äs  verbüsti(/e  as  der  Tafel, 
ausserordentlich  neidisch;  .ich  n-ill  mich  halte  's  tjiiet 
as  '.<  mit(ilich  ist.'  Srnz.  N'erblasstes  <-s  im  ersten 
Glieil  auch  GT.  .Als  vil  nemen,  als  dem  andern 
worden  ist.'  BHandv.  Anfg.  XIY.  .Wir  sind  als  übel 
dran  als  sust  jemant.'  ZwiN(;li.  ,Gut  hindersich  als 
bald  [eben  so  schnell]  as  für  sich.'  15'20  .Stoi'kar. 
.As  vil  as  ich.'  Z  15'29.  .Mir  als  vil  als  dir.'  Fuis. 
.Grad  als  weis  als  hübsch.'  ebd.  .Ich  alls  woll  als 
niine  Brieder.'  157'2  FThPl-^tter.  .Ih  wet  [wollte], 
es  gieng  dir  aswol  as  mir.'  Z(i  1701.  Zuweilen  mit 
Wiederholung  des  verglichenen  W. :  ,Got  ist  allen 
waren  Christen  als  günstig  und  hold,  als  gün.stig  und 
hold  er  sinem  eygnen  sun  ist.'  Zwingli.  ,Hub  sich  der 
span  als  vast  [stark]  als  er  vast  vormals  gsin  was.'  Yad.. 
s.  auch  unter  b.  Bei  Zahlangaben  umschreibend :  .als 
vil  als  oO  Schilling',  geradezu  80  Seh.  Urk.  .Als  wir 
sind  geritten  als  vil  als  ein  mil.'  1521  Strickl.  Vgl. 
hiczu  die  im  Engl,  beliebten  Formeln  as  far  (miich) 
n.i  und  s.  u.  rjü.  Selten  für  das  gew.  .so  vor  dem  Vb.: 
as  rhicha  mösa  [müssen]  as  öb-mn"  en  Jieftler  rer- 
schhtckt  hei  Ap  (Tobl.).  Im  zweiten  Glied  zuweilen 
das  für  as:  I  ha  lüid  as  ril  das  du  Ap;  „es  (/'tiae  das 
Stene,  steingenug  BHk.";  dii  Wl  ist  nild  es  yuet  das 
dise  [der  andere]  ZO.    '.<  bald  dan  's  besser  sei.'  Stutz. 

—  b)  so(se)  —  als  z.  B.  se  vil  as  d'mayst  G;  Schw;  Z; 
so  — es  Gr.  Auch  verstärkt  also:  ,das  ich  also  von 
einem  armen  geschlecht  were,  ass  ye  kein  frow  uff 
erden  was.'  Ziely.  Mit  der  Wiederholung  des  Adj.: 
,Sü  fil  Brandopfer  als  hl  irer  [der  Schnuiusenden] 
waren.'  1707  High  1,  5.  ,So  gwüss.  alss  gwüss  die 
waarheit  ist.'  ItiöO  1?  u.KuMey.  Die  Formeln  a)  und  b) 
mit  einander  wechselnd,  z.  B.  bei  Zwinci.i  auf  der 
nämlichen  Seite:  .als  wenig— als'  und  ,so  wenig— als'. 
Die  l'artikel  des  ersten  Gliedes  kann  absjiringen:  g'uiiss 
ns  tüsig  (verstärkte  Beteurung)  AaF.  —  c)  wie  — als. 
,Wie  ein  yeder  gesinnet  ist,  alls  redt  er.'  ir)7'2  HBull. 

—  d)  als  —  dass.  .Ich  was  als  we,  das  ich  zu 
Bett  lag.'  1520  Stockak.  —  e)  als  -bis.  ..\ls  lang, 
bis...'  Urk.         f)  es     es:  je      desto  UwE.:  Virl.  »>. 


Sp.  21.  —  g)  so,  zur  Einleitung  eines  Nachsatzes 
nach  Vordersätzen  von  causaler  oder  conditionaler 
Bed.  oder  auch  nur  zur  Wiederaufnahme  einer  Hin- 
weisung. H'(7  ds  Wetter  witest  tvordcii  ist^  ds  biii-i 
verreiset  Siiiwf.  .Wan  diese  frauw  sich  unklagbar 
gehalten,  als  hat  sie  durch  ihren  hinschid  leidwesen 
verursachet.'  lOÜü  Unot.  .Wann  vil  Missbräuch  ein- 
geführt worden,  als  haben  Wir  . . .'  17o0  Z.  .Wofern  . . . 
als  . . .'  1780/93  ZGes.  .Weilen  [dgl.]  ohne  der  Canzley 
vorwüssen  geschehen,  als  stehet  die  Canzley  nicht  gut.' 
1818  Z.  .Was  die  Schulden  anbelangt,  als  wird . . .' 
1820  Z.  —  3.  einfach  relativ,  a)  wie,  gleichwie. 
Es  (jöd-mer  as  ama  Narra,   es  will  mich   [in  meiner 

Einfalt]  bedünken (Bescheidenheitsformel)    Ap. 

Es  ist  mer  as  äisem,  ich  denke  wie  Jener  GG.  Es 
ist-mer  verleidet  as  der  Tüsig  [im  höchsten  Grade] 
Schw.  ,Der  Ibis,  [der]  n.s  me  seit,  e  Dokder  [ist].' 
RriiMKv.  1833.  .Ehr  sei  Gott  dem  Vater,  als  er  war 
im  Anfang  und  allweg.'  Ineich.  ,Ass  unser  vetter,  sicut 
patres  nostri.'  GHdschr.  .Syn  haar  was  gel  als  syde.' 
Lied.  .As  die  einunge  stant'.  nach  Mas.sgabe  der 
Straf bestimmungen.  Diessen'h.  Stadtr.  ,Uber  die  höchi 
US  als  die  schneschmelzi  har  gat'  [wie  die  Wasser- 
scheide läuft.  Grenzbestinimung].  Oppn.  Neuenhof. 
,Und  sol  denn  gon  wader  [auf  welche  Seite]  er  wil, 
nidsich  als  obsich.'  1433  Rüedl.  Ofpx.  ,Wenn  es 
zitlich  alss  [zeitgemäss  sowie  (und)]  möglich  ist.'  ebd., 
vgl.  .so  es  billich  und  müglich  ist.'  ebd.  , Schätzt 
jene  schier  alls  heilig.'  Cvs  ,Dann  alss  jetz  und  jetz 
alss  dann.'  1050  Z.  .Richten  dem  Armen  als  dem 
Reichen  und  dem  Reichen  wie  dem  Armen.'  1715  Z. 
.Wenn  Falschheit  orinnete  als  Für,  so  war  das  Holz 
nit  halb  so  tür.-  HArsiNSOHR.  Mit  ungewohnter  Au.s- 
lassung  des  Correlativs  .sowohl':  .liatt  mich  giert 
die  Bälg  machen  als  die  [dazu  gehörigen]  Bretter.' 
Mey..  Wint.  Chron.  Als  steckt  wohl  auch  in  folgenden 
RAA.:  do  göt's  mlt-es-nut,  se-n-ist  er  wider  amme 
cho,  es  dauerte  bloss  einen  Augenblick  usw.  Z.  Eis 
as  [so  gut  als]  zwei  udgl.  AaZ.  It  Anon.  1815.  ohne 
Zweifel  für  ungefähre  Zahlbestimmung.  Es  gar,  bei- 
nahe ScHwMuo.,  lässt  sich  deuten:  so  gut  als  ganz. 
—  b)  s  0.  ,Er  clwmm,  es  gll  [so  bald]  er  clii'nin.'  Stftz. 
,Stand  si,  's  lang  si  tcell.'  ebd.  .Als  lang  die  Letzi 
i.st',  der  ganzen  liänge  der  Schanze  nach.  Urk.  ,.\1s 
bald  man  in  die  kilchen  kompt,  facht  man  das  ampt 
an.'  Srnw  a.  Kirchenordn.  .'s  be.st  ich  kann'.  c(uam 
possum  optime.  1538  RiiKi-.  Esg'wiss.  wahrlich  BO.. 
,e  gwüss.'  N.BKal.  1841;  in  angelehnter  Stellung  teils 
wol-is  g'wa.^s  Si..  nei>i-is  g.  und  danach  ,jd-n-is  g. 
(jävi  wiirli  G3Kv}i}i  ISIO.  133),  hö-u-is  g.,  teils  ./«'.s  17. 
(auch  bloss  jAss)  und  danach  nei's  fm's)  g.  (iii-s-d.i  g. 
Kuhn  1800,  190)  und  mit  rejietierter  Partikel  nei 
's-es  g.  Ähnlich  gebildete  und  zu  deutende  Formeln ; 
m'^'s  Gott;  ja  's  der  G.,  und  mit  den  bekannten  Ent- 
stellungen des  heiligen  Namens:  jd-n-es  potz!  c-n-is 
Butt!  auch  bloss  's  Hott!  Nur  spärliche  Spuren  ausser- 
halb B:  nä  [nein]  '.s  bigöst !  starke  Verwunderung  Ar; 
es  (i'wi'iss  es  g'wüss,  starke  Beteurung  GA.,  wobei  un- 
ermittelt  bleibt,  ob  bloss  ein  Beispiel  der  in  der 
Volksspr.  (und  im  Nordosten  ganz  besonders)  beliebten 
Wiederholung  vorliege,  oder  ob  wir  hier  verkürzte 
Correlativsätze  annehmen  dürfen.  -  c)  mich  Coni- 
parativ:  als.  «.<  .\p;  Bs;  Gu;  E;  Z.  k.s.s  S.  Lieber  gO 
ns  stö.  Jie.i.ier  e  Iure  Darm  as  e  miiede  Arm.  Jle.tser 
e  7.»s    nf-eiii    Chrftil    as    gär    l:c    1''l(t.sch.     Etiler  as  dr 


199 


Als-uls 


%(l 


Tii/'el,  uelir  arg.  's  ist  nie  ass  vor,  unbestreitbar 
walir;  me  <s  . . .  (in.  Pleoiiastisch  mit  anderen  Con- 
junktiunen  geschwellt:  ,e  fähchneri  Frau  an  wie 
(l'JWii/leri  ist.'  Sri:Tz.  I'''  vdr  richer  as  (las  i  icz  bi". 
ebd.  —  (1)  im  Vergleich  mit.  ZO.  ,Wie  das  eine 
Cieged  ist  als  wo  wir  daheim  sind'  [eine  ganz  andere]. 
Stutz.  ,1'jS  ist  e  yrössi  Ströf  [eine  schwere  Not],  was 
die  riche  Lüt  cliötmil  Im,  ns  euserein'  [wie  viel  mehr  sie 
haben  können  als  Unsereins],  ebd.  ,Wie  lieb  [wie 
viel  lieber]  waren  mir  diese  armen  Leute  als  die  in 
der  Stadt.'  ebd.  Daran  schlie.sst  sich  a?s^  statt: 
.wenn  man  immer  zu  wenig  als  zu  viel  haben  muss.' 
ebd.  —  e)  in  Verbindung  mit  Negation  1)  vor  der- 
selben: ausser,  nur.  Alls  «.s  das  nüd  Ap.  Ds  ganz 
Jär  as  nii''  e  Tafi  nid  (in.  —  '2)  nach  derselben:  ntU 
as .  .  .  kv;  (iL;  Vi,  nüd  es  Gk.  —  f)  als  ob,  wie 
wenn.  Er  ist  ij' fallen  es  er  vom  Himmel  cliäme  BRi. 
Es  ist  as  d'Lüt  standid  uf  Is  Ap.  ,Jum're"  as  tcär 
de  Tod  paräd.'  Stutz.  ,Grad  als  er  voller  Tüllen  .sy.' 
NM.4N.  ,Siner  muoter  geist  im  sye  erschinen,  als  sy 
noch  in  laben  wäre.'  1.5ü9  LLav.  Paneben  auch  n.s 
eil  Gl-,  es  oh  Aa.  —  g)  wie,  indem,  i.  S.  v.  tileich- 
zeitigkeit.  ..\ls  ich  eim  andern  b'reit  den  Weeg  zu 
.sterben,  bricht  mit  mir  der  Steg.'  K.  u.  CMkv.  1G.5U. 
—  h)  da,  zeitlich  und  zugleich  causal.  mit  correl. 
,als'  (so)  im  Nachsatz.  ,.A.lss  aber  mein  Bruder  an 
den  Todtenreyen  tretten  müssen:  alss  habe  ich  den- 
selbigen  [Todtentanz]  zu  feilenden  mich  bewegen 
lassen.'  R.  u.  CMey.,  Todten-Dantz  1C50.  ,k\s  dann' 
im  Auf.  <ifhzieller  Aktenstücke  un  Sinne  der  heutigen 
Kanzleil'ormcl  , in  Erwägung  dass...';  oder  den  Nach- 
satz einleitend,  im  Sinne  von  während,  dagegen: 
,Unsre  eitern  [hatten  ihrem  Oberherrn]  von  fryeni 
willen  etliche  artikel  zuogelassen,  als  dann  [während 
dagegen]  diser  zit  mit  gewalt  sölichs  understanden 
wirt  inzebringen.'  15'2.5  Absch.  —  4.  mehr  oder  weniger 
pleonastisch  a)  vor  Relativen,  asirie  Ap;  Bs;  B; 
L;  Th,  esteie  Seuw:  gleichwie;  asicie  verhext;  Geld 
aswie  Laub;  Ora  'swie  en  Esel  Ap;  und  sogar:  tuen, 
eswie  's  der  ijöt  Scuiw;  i  way  mir  sl,  esieo-n-i  will 
ebd.  —  b)  nach  Relativen.  Welle-n-as  's  isch,  welcher 
es  ist.  Vo"  was  as  d'witt  Scuw.  ,Gan(fs  ti-ohi"  as  's 
wöll.'  Stutz.  Wer  as  teell  Bs.  Me  g'siehd  giiet,  wem 
as  die  Chiiid  i/'höred  Gl.  ,Es  isch  d'Frög,  irer  «.s 
müess  «xic/ie /y<!".' BWvss.  Ebenso  GO.  -  -  .5.  für  ,dass'. 
.allg."  ,Es  sl  scho  10  Jör,  as  uf-em  Feld  kei  Segen 
iseli'  S.  Sit  as,  seitdem  dass...  (ebd.).  ,Ist  das 
nit  die  fällst  Blitzg,  ass  si  nit  au  nidersitzt !'  Aa 
(RociiH.).  ,Giduld  ha,  bis  ass  's  änderst  chOmiii.' 
BuKurKNST.  So  auch  Ap;  Gl.;  L;  G;  ScHW  —  immerhin 
nur  so,  dass  die  eine  oder  die  andere  Form  vor- 
lierrscht.  ti.  stellvertretend  für  das  l'ron.  relat. 
Menge  iis  waal  nclirdie  elia"  Ar.  (.'hnüppel  [Beulen] 
us-me"  null  J.iinfi'  miclie  |lier]  üherchunnd  vSchw.  ,Ir 
safere  Mit",  us  dr  sid!'  [wie,  oder  der  ihr  seid].  Si!Hi:,n. 
aiiinder  iis  weder  Vater  iiir''  Miieter  hei  [haben]  S. 
Ebenso  Gl,;  ],;  (i.  Auc-b  in  dieser  Stellung  wechselnd 
mit  dasn. 

.1/,H  ist  vcrk.  ;uis  ,:visn',  daiicr  die  Jemonstr.  Bed.  1.  — 
i.  I'ir  l'jii!.  in  nrti  wie  in  anili.'rcn  bloss  zsarcfiig-ton  WW.. 
iMo  als  Ablfitungiin  verst^mdi.'n  worden.  —  2  a.  l*ic  Ver- 
sttinunoliin^  '«  könnte  allorilintrs  auch  «'  sein.  d.  i.  auf  ,so' 
zuri'iekgehüii,  dmdi  \vc(-lisclt  es  bei  .Stutz  u.  A.  mit  es.  — 
'i  b.  IMo  (diiptisclien  Furnicln  es  (jwinn  usw.  lassen  sicli  anl 
vcrsciiicdf'ni'n  Wcfrcii    i-ci-imstruiereu:   .sn   '^.  als   irf^riMnl    Etw. 


ist:  als  ich  hier  stehe;  als  ich  selig  zu  Wc^-den  wünsche';  die 
von  Zyro  aus  BG.  überlieferte  Fornn-I  jn  '«  si  (i'ott  etwa  ,als 
sich  G.  Dieiucr  erbarmen  möge'.  —  4  li.  Noch  hänfigcr  stellt 
in  solcher  Verbindung  dass,  so  dass  auch  hier  Verkürzung  oder 
Verwochslnug  kann  angeuommeu  werden.  Ks  bleibt  auch 
fraglich,  ob  in  eiueiu  Fall  wie;  .Xaehdem  as  sy  tot  warent.' 
Meinrjidsleg.  .als*  oder  .dass'  zn  (irnnde  liege.  Jedenfalls 
werden  diese  beiden  Partikeln  von  der  MA.  vielfach  ver- 
tauscht wie  in  engl.  M.\A.  as  nud  lh<a ;  s.  u.  liass,'  die  Ver- 
uiischniig  wird  z.  T.  durch  Fälle  entstanden  und  befördert 
worden  seiu,  wo  dem  as(s)  eiu  aus]aut<'ndes  d(i)  einer  Verbal- 
form oder  Sil  vorangieng.  —  6.  Erinnert  an  das  zuweilen 
eben  so  gebrauchte  engl,  «s  und  mhd.  ats.  —  S.  auch  as. 
fräs.  Man  erw.'ige  auch  den  Vorsciil;ig  <-  in  r,/i<ttirrll  udgl. 
iui   Vergleich   mit  n  ifwüss  für  es  y. 

also,  ,aso',  risj.  1.  allein  stehenil:  a)  verstärktes 
so,  d.h.  in  der  angegebenen  Weise;  in  iler  lebenden 
Spr.  durchweg  ase  Aa;  Ap;  Bs;  Gk;  L;  G;  Sch;  Z. 
,Asen  hat  uns  ein  hott  geseit.'  l.'i'29  Stkickl.  Ase 
fangt  ffutj  me"  d'Hcise  (und  etwa  weiter  gesponnen: 
mit  der  Buchs  schüsst-me  d' Fuchs,  oder  bi  der  Nase, 
wem-ma  's  öberelumnd),  Spottvers,  wenn  man  Einen 
ertapjd  .4p;  (j;  Sch;  Z.  Im  Gegen.satz  zu  .so,  esö,  auf 
diese,  dem  Sprechenden  nahe  liegende  Weise,  ,hoc 
modo',  deutet  ase  auf  den  Angeredeten  (.isto'  oder  ,illo 
modo'),  auf  räumlich  und  zeitlich  Entfernteres,  oder 
anders,  als  zu  erwarten  war.  Beschaffenes.  Mach  's 
nüd  esO,  mach  's  ase  [wie  jener  Andre];  usen-eg  kann 
also  auch  bedeuten  ,auf  deine  Weise,  wenn  mit  de- 
ireg  Z,  denau-eg  Ap  ,meiiie  Weise'  gemeint  ist.  Es 
heisst:  er  ist  nüd  ase  g'schld,  das  er  chömit  schwige". 
wenn  Einer  sieh  bereits  schwatzhaft  gezeigt  hat,  da- 
gegen absolut:  er  ist  nüd  esö  g.  usw.  Ammig  [vor- 
mals] hat  's  Hag  g'ha"  um  all  \[''ise  nmme  [herum], 
iez  isch-es  nümme  ase  Z.  Sn.  isch  's  aseweg?  Ap;  Z. 
Ase!  ase!  so  ist's  recht!  z.  B.  vormals  auf  den  Schless- 
.stätten  beliebter  Ruf  an  den  Zeiger,  wenn  dieser  durch 
Gaukelsprünge  die  Vortretflichkeit  eines  Schusses  an- 
zeigte Z.  Passend  etwa  verbunden  mit  dei,  dort: 
,dö  stut  er  dei  ase  wie-n-en  Schnlder.'  Stutz,  wie  so 
mit  dem  entsprechenden  da:  esö  da  Z.  Ase,  ase!  jo 
wnl  au!  Formel  verwunderter  Zustimmung,  eig.  ,es 
wird  wohl  .so  sein,  wie  du  sagst'  ZU.;  auch  in  fragen- 
dem Tone  so?  so?  ase?  G;  Z;  isch  's  fast  ase?  wie 
schwer  es  zu  begreifen  ist,  muss  man  doch  fa.st  glau- 
ben, es  sei  so  GTa.  Ase  appelliert  auch  an  die  Er- 
fahrungen des  Angeredeten.  ,Wenn  d'Kämjil  |ein 
Fluss]  asse  clnhet'  [tobt,  schäumt].  JKMkv.  1^4  I.  .Un 
stöt-si  ase  rür  in  zue.'  Stutz  [in  der  .Federmann  lie- 
kannten,  weil  in  solcher  Lage  gewohnten  Weise].  ,l)ie 
Müsse  tcale  [wälzen]  sich  as.ie  im  Schnee.'  Si'ukm:.  — 
b)  also  d.  h.  folgcndormassen,  in  anzugebender 
Weise.  ,Ist  also  znegangen.'  1.501  Wint.  (,'hron.  Die 
Beschaffenheit  kann  auch  durch  folgendes  ,wio'  erst 
angegeben  werden:  er  clia"  denn  ase  tue  wie-n-en 
Heilige  Z,  oder  durch  einen  Satz:  ase,  me"  sott 's  nüd 
merke,  irgendwie  so  dass  nnin  es  nicht  merken  sollte 
G'J'a.  ,I)'e  Torebueli!  ase,  d'Welt  chönn  giili,  über  die 
Torheit!  zu  meinen,  die  W.  könne  sich  [um  die  Sonne] 
bewegen.  Stutz.  ,Han  ich  aso  gemacht,  dass...'  ir)'29 
Z,  Strickl.  Zuweilen  wird  aber  die  Angabe  nicht 
ausdrücklich  gennvcht.  sondern  unbestimmt  gelassen, 
der  Vorstellung  frei  gestellt.  ,Si  wöltint  uns  also 
und  so  tuen'  ]bloss  andeutende  Drohnng].  GHdschr. 
.Ain  jetlicher  het  sin  eigen  gob.  eir  ] einer]  süss  [so], 
aber  der  amler  aso.'    (iHdschr. ;    vgl.  o.  eso :   ase.     So 


iJOl 


Als,  eis,  ils,  uls.  ul.s 


•>(i2 


kann  d.sx'  verschieilene  DoJJ.  annolinien.  dio  je  nach 
doin  Zub-anniienlianif  zu  lu-giinzen  sind.  Wcii}!  i  ase 
tvett,  wenn  ich  so  recht  wollte  Z(J. :  (  ///"  tlciiii  iiiid 
«.VC,  ■/..  15.  nicht  so  geizij^  [wie  man  mir  wol  zutraut 
Oller  wie  Andere  in  älinlieheni  Falle]  7,.  Kr  ist  ase 
iiiid  aW''  ifie-n-rr  sditi,  nicht  so  ganz  wie  er  sollte 
Ul;  Scu;  Z,  und  CS  kann  sieh  die  Bed.  bis  zu  Un- 
ühersetzbarkeit  abschwächen  z.  B.  in  Fragen:  ,ivic  int 
(Ol  nse  's  Wetter  dusse?'  Sxiiz;  ,was  sett  i  echt  an 
ase  mache?'  was  sollte  ich  denn  wol  etwa  tun?  ebd.; 
,nuis  mehied  ir  au  ase?'  was  meint  denn  ihr  etwa  dazu? 
ebd.  Du  liist  use-n-au  Eine!  ein  Unberechenbarer  Z. 
—  c)  also,  igitur,  ergo  (folgernd],  nun  denn  (er- 
MUinternd).  In  der  erstem  Bed.  ist  jetzt  wohl  durch- 
weg  die  nhd.  Form  durchgedrungen;  dageg'en:  .heii 
l'und  wend  wir  erlich  halten  und  bittend  äsen  unser 
gnädig  herren,  dass  usw.'  152-1  Auscu.  ,Uf  fritag  ist 
der  abt  anweg  geritten;  äsen  band  wir  im  naidi  g'iian.- 
l.J2i>  Z  (Stricki,.).  Auffordernd:  clitimm  äse,  so  komm 
doch!  GA.,  asa  wie!  Ur,  vgl.  se  icie!  —  d)  correlat. 
also  :  so  s.  als  ab.  —  2.  vor  Adj.  (resp.  Adv.):  in 
solchem  Grade,  so  sehr.  Nüd  ase  gross  ine...  Z. 
Nüd  um  ase  starch,  nicht  so  gar,  nicht  sehr,  nicht 
besonders  st.  ZU.,  absolut,  aber  mit  möglichen  Neben- 
gedanken: wie  man  meinen  könnte,  erwarten  dürfte. 
Kr  ist  a.fa  ufg'rümt,  recht  munter  Ar.  —  b)  so  ziem- 
lich, so  recht,  sie  satis.  Du  tuest  doch  «.«c  recht  leid, 
du  settist  ase  frei  st,  du  solltest  hübsch  artig  sein  Z ; 
vgl.  1,  b.  ,Ase  [gerade]  vom  beste  TF»".'  Stvtz.  ,A1so 
gnueg,  lejdenlicli  gnucg.'  Fris.  ,I>en  Feind  zu  schlagen 
also  toll',  so  recht  tüchtig.  LiEU  v.  1712.  Ase)i  einist,  so 
etwa,  allenfalls,  einmal  L.  —  c)  ganz,  so  wie  es  zum 
vollen  BegriÖ'  der  Kigenschaft  gehört,  gleichsam  mitten 
in  dem  betr.  Zustand,  oder  wie  der  Gegenstand  im  ge- 
gebenen Zeitpunkte  gerade  beschaffen  war;  vgl.  frz. 
tout,  etant.  1)  iiixrticiijial.  Ase  (/'.•^tdiidlige,  stehenden 
Fusses,  in  aufrechter  Haltung.  .Und  wigt  ain  sölich 
ganz  tuoch  also  gmachet  nit  nier  dan  10  l'fd.'  Vad. 
,Sied  es  halb  eyn  also  verschlossen.'  Vogelb.  1557. 
,Also  gfenklich',  im  Zustande  der  Gefangenschaft. 
lüül  WiNT.  Chron.  —  2)  rein  adj.  ,Ase  varm,  dum 
calet;  «,?e  frisch,  totus  recens.'  lu.ß.  Übertr.  eine 
Nachricht  ase  icarm,  derb  n.s'e  chüewarm  [friscli  vom 
Euter  weg]  hinterbringen;  ,a..ie  learm  hät-er-si''''  uf  de 
lleiiceij  (f  macht.'  .IMey.  18tj(.i.  K  Zwetsclig  ase  fjans 
((he  schlucke",  ase  u"rlf  e.-tse;  's  Fleiscli.  ase  rau  esse"; 
du  (ise  seltier,  in  eigcTier  Person;  ase  bar  zale,  sofort 
bezahlen,  allg.  Ks  ist  ase  richtig,  ganz  r.  Ar.  ,üas 
mel  nitt  also  warm  ])ruchen.-  G  Stiftsordn.  um  1470. 
.Etliche  fassend  disen  stein  also  rauh'  [so  wie  er  von 
Natur  ist].  VoiiKi.«.  1557.  ,Bünen  also  nüeehter  essen.' 
ebd.  ,Numerato:  also  bar  oder  gczelt.'  Fris.  , So  bald 
verloflen  ist  ein  Jahr,  .So  hendt  wir  ein  Geis  asabar' 
|so  sicher,  als  wäre  es  baar  Geld?].  Com.  Beati.  ,l)as 
Osterlamb  nmssto  nit  gestuckt,  sondern  gebraten  wer- 
den also  gantz.'  FWvss  1050.  Son.st  herrscht  in  Ar; 
(>  die  adv.  Form:  d'liira  asa  gamna  abasclilacka ;  's 
Tiiechli  asa  verschränzla  a"ha"  [in  zerrissenem  Zu- 
stande tragen].  Dagc'gcn  bei  Vau.:  ,Er  was  in  2  tagen 
gsund  und  tod  uml  gescbwal  also  toten',  wahrscheiiil. 
für  ,toter'  mit  Verwechslung  der  beiden  Casus.  — 
'■'<.  selbst  adj.,  bes.  in  Verbindung  mit  ,ein':  ein 
solcher.  Ase-n-eine,  einer  von  joner  (besagten)  Art. 
,l)o  sig  ein  loch  da  gesin  uml  aso  ain  [nicht  näher 
zu   besclireibeiidi'^^l  ding.'   IMil   ICuikss.     .Sy   biunl   also 


rathgäb  ghan,  die  band  sy  also  in  ein  grossen  [einen 
so  gr.]  costen  gwätten  [gebracht].'  15(i3  Wixr.  Chron. 
Mit  der  Verkürzunir  al«  trift't  utso,  use  nur  in  dem  einen 
(icljrauülie  2  c  ziisaninien.  l»io  vereinzelte  Form  äve  G.\. 
I;isst  sieh  nur  als  suj^.  Ueilaut  erklären.  —  '2.  Um  ose  vtarch 
ItLTulit  auf  Vernienti'nnj^  vmi  Quantiun  und  Orail.  —  Alil.  naifj. 
'twil'uj.  aHtiiili . 

Alsc  f.  I:  eine  Art  Häriug,  ehipea  alosa.  ..\lausa 
clupea  vel  thrys.sa:  ein  Alse  [so  auch  bei  Mal.],  Else, 
Alse,  Leuss-,  Lauss-Fisch.'  1503  Fischb.  —  Alle  diese 
Namen  ans  dem  lat.  W.  cutsi)rnug:eu. 

Alsc  f.  II  s.  Alesne  Sp.  173. 

allsen,  allsis  s.  aü  II  1  Sp.  lOS  u.  10!t. 

Eis,   Else,  Dim.  Elsi,  Else.li  BO.;  F;  Gr;  „L"; 

G;  Siii;  Z,  Elsbet  Scuf;  ZO.  (auch  Elsbetle): 
Verkürzung  von  Elisabetha.  ,Elsc'  war  der  Name 
einer  Figur,  welche  an  dem  zürch.  Frühlingsfest  des 
.Seehseläutens'  (s.  d.)  als  das  Weib  des  sog.  Chrlden- 
gladi  vom  Lande  in  die  Stadt  geführt  wurde.  , Lustig 
trollten  dann  voran  Auf  dem  bunten  Eade  Else  und 
ihr  strohner  Mann  Mei.ster  Kreidenglade.'  Neimahrst. 
d.  Z  Musikges.  1780.  Klsi  n.  appell.  als  Schelte  im 
S.  von  Vielfrass  Aa.  D'Klsbcte  in  BsStdt.  noch  als 
Name   einer  Kirche   und   des   umliegenden  Quartiers. 

Der  Stroiimann.  der  am  Abend  des  Seciistjhiutens  nocli 
heute  verbrannt  wird,  ist  ein  bekiinntes  Bild  dus  Winters, 
der  als  Riese  gedacht  und  dargestellt  wurde.  Sein  Weih 
Else  erinnert  an  die  , rauhe  Else',  welche  im  ,Wolfdietric-li' 
(Ausg.  V.  Holzmaiin  8.  60)  durch  eiu  Bad  im  Jungbrunnen 
sich  in  schöne  Gestalt  verwandelt,  .aber  vorher  eine  riesisehe 
Verkörperung  des  winterlichen  (iebirges  gewesen  sein  wird, 
s.  Att-EIx.  Auch  das  einlache  AV««,  Elsiij  kommt  als  Btsstaiidteii 
von  Bergnameu  noch  im  BO.  vor  und  ,Rünze',  im  Wolf- 
dietrich Name  eines  Kiesenweihes,  bezieht  sich  ebeuf.  auf 
Runzeln,  d.  h.  Klüfte,  Spalten  des  (iebirges.  Auch  Etsi  im 
S.  von  Vielfrass  erinnert  .in  die  gefrässige  Natur  der  Riesen. 
—    Syn.  Eim.   EUhei.   Linabct.   Line.  Litli.  Jiotli.  Zitii.  (Svtte.t 

Alt-  f.:  Niime  eines  hohen  Schneeberges  an  der 
Grenze  von  B  und  W. 

Wird  urspr.  eine  Schwester  der  ,Frau'  inid  ..luugl'r:ur 
genannten  Berge  der  selben  Kette  gewesen  sein;  s.  o.  Mau 
sagt  auch   etwa  der  A.,  dann   wird   wol   ,Berg'   hinzugedacht. 

Gant- Elsi  n.:  .dummer  Schöps,  der  da  stehet  wie 
ein  Stücklein  Hausrat,    welches   man  verganten  will.' 

Sl'REN«. 

Die  lükläiung  Spreugs  ist  zwciifelluift.  Aber  aueli  die 
Oeutung  auf  (land,  p'elsseluitt,  und  den  daraus  emiiorrageiiden 
(iebirgsstock  (s.  o.)  wäre  um  so  bedenklieher.  da  dieses  AV. 
der  Bs   MA.   fremd  ist. 

Kitter-,  Laclier-Else.  -Elsi:  ein  Mensch,  der 
das  Kichern  (killere).  Lachen  nicht  lassen  kann  HsStdt.; 
Si'KENo.  —  Vgl.  Lachgret. 

i;  u  nipel-Elsi.  ,Toberin,  l>'uuipelelss\ .  .■blatr;itrix.' 
Mai,. 

.'I'aub-:  wililes  Jfäilchcn.'  SenK.N(i. 

Elsis  elsiß-  n.:  Elsass.    ',v  7''«)'  im  E.  g'.seh,  s.  Kür. 

Her  zweite  'l'eil  des  Comp,  durrli  die  lietonung  zur  blossen 
A  lilritiuigssillie   lierabgedrückt. 

Elsässer,  Klsüsscr,  Klsrsser  m.:  der  aus  dem 
Elsass  bezogene  Wein;  s.  Sp.  170  o.  und  oft  genannt 
in  früheren  .llidton.  7i7.s«.vsY')' :  Name  eines  Hauses 
in  Z,  in  welchem  vormals  die  Obrigkeit  fremde  Weine 
ausschenken  licss;  s.  SVöi;,  1821t,  Nr.  117.  .Elsisser; 
eine  Art  weisse  'rrauben.    Syn.  K.lhclrii.  Klbrr.'  Kiiaoor. 


'20B 


Xlsdi.    Alt 


2ii4 


ÄlSCllle  f.,  Älschli  1).,  PI.  äliUm:  1.  (ÄUschlr) 
niedrige  Elierosche,  Alpeiiinehlbeerbaum  uml  lAltscIilii 
dessen  Frui-lit.  niespilus  chama'mespilus  L.  BSi.  — 
2.  gemeiner   Mispclstranch.   nicspilus   german.  L.    Aa 

(Mi'HLHERlO. 

Der  Naim^  mit  diT  im  (Ii'birü;  bi'lii-btcn  \'trtaiisr)iiiii^ 
voll  s  und  »  aus  ,Elso'  (s.  .Elsen-Beere,  Elseli|i|.ri'  lii.  WH.l 
verk.;   vgl.  tilisier  (frz.   Schweiz). 


alt  I,  in  gewissen  MAA.  alt.  l.  rein  adj.;  im 
Ganzen  wie  nhd.  Alt  Öpfel,  Äpfel  vom  vorigen  Jahr. 
So  alt  US  Mites  und  Broil,  seit  Menschen  leben.  Alter 
as  e  Schniyans.  .Siii.h.  Der  ältist  Batteiihcryer  (Bürger 
von  Beatenberg),  d.  i.  der  Wind  (weil  auf  jener  Höhe 
meist  Wind  gelit).  ]£r  iKiss  wul  wie  alt  =  welli  Z'it 
tlass  's  ist,  was  an  der  Zeit  i.st.  Dkh.  Auffallend: 
■jKaiser  Maximilian  begehrt  ihn  [Bruder  Claus]  zu 
erheben;  bleib  [das  blieb]  uf  älter  Zyt  anstahn.'  Ans. 
[spätere  Zeit,  vgl.  ahd.  altincm,  verschieben].  .Ein 
alter  Christ',  ein  Anhänger  des  alten,  kath.  Glaubens, 
im  CJegs.  ■/..  Reform.  Salat.  Politisch :  am  Alten 
hangend;  er  ist  fiil  alt,  arg,  leidenschaftlich  con- 
servativ  Ar.  Wo  der  Tafel  seiher  ntid  üsrichtet  (nid 
i-e  may,  nicht  hinein  kann),  schickt  er  es  alts  Wd)  L. 
Das  wnlt  Gott  u)ul  hei  alt  Wih:  [Hexe].  Sulo.  Alti 
Wiher  heisson  aber  auch  St.  Johanniserbsen  BSumisw., 
Be.  [Vergleichung  mit  den  einzelnen  Zähnen  alter 
Weiber?]  B'hiiet-mr''  der  alt  Ma"  AAKöUik.  —  and 
si  Meie  [Maria]  Z,  Gott  bewahre!  [vgl.  der  Teufel  und 
seine  Grossmuttor].  In  Ae  heisst  der  alt  Mä  ein  aus 
Käse,  Butter  und  Brot  bereitetei-  Kuchen;  auch  ist 
es  Name  eines  Berges,  vgl.  Etzel.  Dem  alte  Ma  hüse, 
für  die  alten  Tage  sparen  L.  .Bei  altem  oder  schwey- 
nendem  [abnehmendem]  Mon  [Mond].'  Tikkii.  TJr  häiif/t 
der  Cliopf  wie  en  alts  Boss,  geht  gebückt  Gl.  Auf 
die  Frage:  was  mached  ir  au?  wie  geht  es  euch  dennV 
wird  etwa  geantwortet:  alt  Schueh,  d.  h.  wir  nutzen 
die  .Schuhe  ab,  d.  i.  das  Leben  nimmt  seinen  gew'ohnten 
Verlauf.  TJii  alti  Nacht  ha,  eine  Nacht  in  Lustbarkeit 
zubringen  wie  in  alter  Zeit,  wenn  Jugendfreunde  später 
wieder  einmal  zusammen  treffen.  Stutz.  Zum  alten 
(ander  's  alt)  Ise  y'liöre,  alt.  abgenutzt  sein  G  (auch 
schon  bei  Mev.  Hort.  Iü92).  ,Concedere,  zue  der  alten 
Welt  faren,  sterben.'  Fris.  Er  ist  eine  us  der  alte 
M^elt,  altvaterisch.  Sulg.  Ouserein  ist  vom  alte  Teiijg 
[Geschlecht]  S.  En  alti  Schuld,  schon  vor  einem 
Jahre  verfallen,  en  uheralti,  vor  zwei  J.  Nnw.  .Können 
wir  nicht  übermehren  Jetzund  unser  Gnädig  Herren, 
Dass  die  Schulden  und  Beschwerden  Lauter  alt  Ka- 
lender werden'  [abgeschaft't  wie  der  alte,  julianische 
Kalender].  17(fl  JCWrissenb.  Die  Rechnung  nach  dem 
alten  Kalender  blieb  aber  im  Volke  noch  lange  üblich, 
daher  der  .alte'  Sylvester  (11.  Januar),  das  ,alte'  Neu- 
jahr (1'2.  Januar)  auch  unter  der  neuen  Ordnung  noch 
festlich  begangen  wurden  B  (Gotth.);  ZO.  Auch  bei 
den  Monaten  werden  durch  den  Zusatz  ,der  alte'  (z.  B. 
Jenner,  Mai  usw.)  die  12  ersten  Tage  noch  zum  vorigen 
gezählt  Z.  Die  alt  Fasnacht  (schon  im  XIV.),  der 
Sonntag  (Montag)  nach  Aschermittwoch  oder  nach 
der  Herren f'asnacht,  der  erste  in  der  Fasten,  der 
scch.ste  vor  Ostern  (auch  die  .grosse'  F.  und  .Börcnf.' 
genannt),  zugleich  im  Cigs.  zu  der  junrjen  F.,  welche 
die    jnii^'r     Widt    am    Itiensfag    vorher     gefeii'rt    ]iat. 


Die  RA.  hinde  drl"  cho"  wie  die  alt  Fasnecht,  zu  spät 
kommen  Bs;  S;  Z  bezieht  sich  aber  viell.  nicht  bloss 
auf  die  alte  Zeitrechnung,  sondern  auch  darauf,  dass 
die  an  den  Fasnachtumzügen  mitgef  uhrte  Pupiie.  welche 
ebenfalls  a.  F.  genannt  und  als  Sinnbild  des  Winters 
zuletzt  vergraben  oder  verbrannt  wurde,  das  Ende 
des  Zuges  ausmachte.  In  Ar  heisst  der  alt  Sonntig 
der  letzte  Sonntag  des  Jahres,  der  alt  Jöröhed  der 
Silvester(-Abend),  Letzteres  viell.  eigtl.  umgestellt  aus 
der  Altjör-Öbed,  der  (letzte)  Abend  des  alten  Jahres, 
wie  in  a.  Kantonen  gesagt  wird.  Alt-  vor  Amtstitel 
gesetzt  bezeichnet  einen  Mann,  der  das  betr.  Amt  eine 
Zeit  lang  verwaltet  und  dann  niedergelegt  hat,  z.  B. 
alt-Prä.sident  =  gewesener,  ehemaliger.  Ex-Präs.  In 
Ap  ist  der  ,Alt-Landamniann'  der  in  diesem  Jahr  ,still 
stehende',  quiescierende,  der  dann  eo  ipso  zum  Banner- 
herr wird,  d.  h.  in  die  Stelle  des  zweithöchsten  Staats- 
beamten zurücktritt.  Wenn  bei  periodischen  Erneue- 
rungswahlen von  Beamten  der  bisherige  Inhaber  eines 
Amtes  seine  Stelle  behalten  soll,  so  heisst  es:  der 
alt  ist  yuet!  Z.  —  Sprww.  Es  ist  Niemer  so  alt,  er 
cha"  wf''  Oppis  lere  [lernen]  L.  IT^e  älter,  wie  chälter 
[je-desto]  L.  Alt— ehalt.  SrLn.  Besser  en  alti  .lump fere 
as  e  junyi  Huer  L.  E  junye  Biler  —  en  alte  Fuess- 
yänyer  B;  S.  .Gott  ist  alt,  aber  nicht  krank',  der 
alte  Gott  lebt  noch.  KiRriiii.  1821.  Wenn  en  alti 
Schür  [Scheune]  brennt,  se-n-ist  nid  yuet  lösche,  alte 
Leute  lieben  noch  heiss.  .Sulg.  =  alts  Holz  brennt  am 
beste.  Je  älter  der  Bock,  desto  härter  ds  Höre  [Hörn] 
U.  Me  sett  [man  sollte]  z'erster  [zuerst,  eher]  alt 
werde  ob  ]  bevor,  als]  Jatiy  L.  Alti  Friind.  alte  Wi" 
and.  alts  Geld  Hand  [haben]  (Nänd,  nehmen)  de  Pris 
in  aller  \Velt  L;  Sclg.  Heb  kei  Chummer  für  alt 
Hose  (für  alt  Schue),  mache  dir  keine  unnötige  Sorgen 
ebd.  Der  älter  teilt,  der  jünyer  wäll  L.  En  alt  Bo.ss 
liilft  hüse.  SiiLO.  Me"  mues  ril  tue",  bis  men  Eim 
■seit:  alti  He.r!  und  denn  [selbst  dann]  iscli  es  no  kei 
Er.  ebd.,  vgl.  alt  Wlh.  Da  i.?t  alt  y'nuey.  wo  V'itzig 
fl'nuey  ist.  ebd.  Alt  Hund  sind  bös  zidte,  schwor  zu 
erziehen,  ebd.  Wenn  en  alte  Hund  lallt,  se  .löU  men 
afj/asse.  ebd.  An-ere  [als  Abzahlung  an  eine]  alte 
Schuld  nimmt  me"  Haberstrau.  ebd.  Bicher  Lüte 
Töchter  und  armer  Lüte  Chäs  werde  nid  alt.  Wenn 
en  Ma"  no''''  so  alt  ist  und  er  cha"  no''''  uf-eme  Böge 
Baplr  stä"  und  e  y'runneni  Milch  es.fe,  se-n-ist  ei-  no 
im  Stand,  Chind  z'  züye.  Sulg.  JVm*  chunt  me  ander 
de  Lüte  umme  als  alti  Boss  und  jungt  Wiber.  ebd. 
Alti  G'wonet  ist  stärcher  as  Brief  und  Siyel.  ebd. 
Wenn,  alti  Gaul  in  Gang  chömmed,  .10  sind  si  chüm 
z'bhehe.  ebd.,  vgl.  o.  alti  Schür,  alts  Holz.  In  alte 
Hüsere  vd  Mus,  in  alte  Beize  ril  Lüs.  ebd.  , Mancher 
lobt  die  alte  Welt  und  tut.  was  der  neuen  gefällt.' 
ebd.  Die  alte  Chie  [Kühe]  Ifckunt  oich  yeru  [gern] 
W.  Die  alte  Chüeje  sind  der  Wdier  Schmalzhäfe.  Sclg. 
D'  altu  M^iber  sind  dsjunyu  il/iisc/i  [Manns]  Chiechil- 
pfanne  [Kuchenjif.]  W.  Alti  Fucrliit  y'hinr  gere  [gern] 
chlepfe  [mit  der  Peitsche  knallen]  B  (auch  obsc).  — 
Sprich wortl.  RAA.  Der  'alt  Sehne  füre  .lueche, 
alten  Streit  hervorziehen.  Sclg.  ,Verhasst  wie  alte 
Münze'  (vgl.  aber  auch  0.  alti  Fründ  usw.).  Das 
ist-mer  sehu"  lany  öppis  alts,  das  weiss  ich  längst  ZO. 
—  Glaube:  Wen  man  fälschlich  für  todt  ausgegeben 
hat,  der  wird  alt  Z.  —  II.  substantivisch,  a)  n.: 
Alts  und  Jungs,  Leute  jedes  Alters.  Es  ist  no'''  Alles 
im   .Mir.    im    rrühcreii    Zustande.      Vor  Allem  Gl;    Z, 


Alt-ult 


206 


ivr  AHenis  (mit  ailvorbialeiii  -.v;  vgl.  ror  Alters)  Sciiw, 
vor  alten  Zeiten.  —  b)  ni.  u.  t. :  \.  En  AUe,  Greis  S. 
Der  Alt:  1)  der  alte  Mann;  irenn  der  JiDiijo  wisuti 
und  der  Alti)  mechti  \V;  er  sorf/t  für  'en  Alt,  für  seine 
alten  Tage  (=  dem  alte  Mn"  InlseJ  8.  2)  der  Vater, 
txatte  (meist  etwas  grob  oder  verächtlich,  doch  auch 
vertraulich)  Ap;  Bs;  B;  Gk;  S;  U\v;  Z;  der  Alt  und 
der  Junij,  >'ater  und  Sohn.  3)  Meister,  Geschäl'tsherr 
Bs.  4)  ische  Alte,  unser  Pfarrer  W.  5)  ,den  Alten 
verlochen'  =  den  Winter  begraben,  Frühlingsfest. 
RoiHH.  AK.  471;  vgl.  ,die  alt  Fasnacht'.  —  2.  Die 
Alt:  1)  die  Mutter,  Gattin  Z;  die  Alti  Aa;  Bs;  B; 
Gr;  SB.;  UwE.;  d'  Alta  W;  die  Alti  und  die  Jungi, 
Mutter  und  Tochter  B;  ml  Alti,  meine  Frau  Bs;  Z. 
Alti  auch:  Geliebte  (in  vertraulicher  Anrede)  Bs. 
2)  Name  einer  Kuh  S,  dann  bildl.:  's  ist  t/röte  mit 
der  Alte,  si  frisst  irider,  eig.  die  kranke  Kuh  ist 
wieder  hergestellt,  s.  v.  a.  die  ins  Stocken  geratone 
Sache  ist  wieder  in  Gang  gebracht.  Sul<;.  Von  Vögeln 
bezeichnet  der  Alt  (gegenüber  den  Jungen)  Männchen 
und  Weibchen  Aa.  .Die  jungen  Storken  tragen  ihre 
-X^lten,  wann  sie  nicht  mehr  fliegen  können,  auf  ihren 
Rugken.'  JMey.  1604.  Hieher  gehört  wol  die  in  Bs 
und  Z  (übrigens  auch  in  Schwaben)  übliche  RA.  ,den 
Alten  fangen',  welche  sich  auf  einen  grossen  Fisch 
zu  beziehen  scheint,  der  schwer  zu  fangen  ist,  daher 
spöttisch  gebraucht  wird,  wenn  Jmd  sich  grosse  Schlau- 
heit zutraut.  Man  sagt  dann:  da  icill  g'iriss  <jo  der 
Alt  fange!  Witt  go  der  Alt  fange?  Hast  der  Alt 
g' fange?  Fang  nii  der  Alt  nüd!  Als  Fischer  hei 
Rheinfelden  ein  Prachtexemplar  von  einem  Lachs  ge- 
fangen hatten,  sagte  man  einmal  ausnahmsweise:  .die 
haben  den  A.  gefangen!'  Urspr.  scheint  aber  die 
RA.  sich  eher  auf  einen  Vogel  bezogen  zu  haben, 
denn  schon  NManhel  sagt:  ,du  fündest  den  Alten  im 
Nest!'  im  S.  von:  ,ich  würde  mich  wehren,  dir  den 
Meister  zeigen!'  und  noch  Auerbach:  ,du  hast  den 
Alten  auf  dem  Nest  gefangen!'  [ein  Meisterstück  voll- 
bracht?] —  c)  Plur.  die  Alte"  (W  d'Altit).  1.  die 
Eltern  (ohne  Nebenbegritt)  Ap;  ß;  W;  ZO.  Die  Junge 
inilend  vun  Alte  lere  müse  L.  Was  die  Alte"  sunge", 
das  i^ftfe"  die  Junge"  L.  ,Wo  die  Alten  hinlässig 
und  die  Kind  nit  schickend.'  Af  1607.  2.  die  alten 
Leute.  Die  Alte  sind  züh:  sötted-si  ge",  so  tuct's-ene 
ice.  SiLc.  Die  Junge  zum  Wort,  die  Alte  a's  Ort, 
die  J.  sollen  das  Wort  ergreifen,  die  A.  sich  zurück- 
ziehen (({egenstück  zu  dem  sonst  auch  bei  uns  gel- 
tenden: ,die  Alten  zum  Rat,  die  Jungen  zur  Tat'),  ebd. 
.Unsere  Alten',  die  noch  lebenden  altern  Jlänner. 
welche  in  der  Schlacht  bei  Dornach  (14iHt)  gewesen 
sind.  S  1554.  3.  die  Vorfahren,  Ahnen.  ,Die  Religion 
unserer  Alten.'  JHott.  1666.  ,Unsere  Alten  haben 
davon  [von  Bussmandaten]  nichts  gewusst.'  Z  XVIII. 
Die  Alte  sind  au'''  nid  Narre  g'st.  Den  Alte  na"'', 
si  händ  au  g'hüset!  Den  Alte  nä!  scherzhaft  ange- 
wandt beim  Kartensiiiel,  wenn  in  der  gleichen  Farbe 
fortgefahren  werden  soll  L. 

eben-:  gleich  alt.  Substantiv. :  Altersgeiioss.  ,Sine 
ebenalten  und  mitgsellen.'  Salat.  In  W  gilt  das 
Hini.:  mis  Fbunalti;  vir  sl"  Fbunaltini  W.  -  -  über-: 
Kn  uheralte  Zis,  seit  2  Jahren  verfallener  Zins  Ndw; 
s.  alt.  —  gufer-:  .steinalt  B  (alt  wie  Gufer,  Gletscher- 
schutt).  —  hund(s)-:  sehr  alt  Gu;  ScnSchl.  —  Huml 
oft  abstr.  vorstärkend.  —  stein-horn-:  sehr  alt,  z.  B. 
von  Bergen  ü  (alt  wie  Gestein  und  IL).    -  Ki?.  liat  sich 


die  Steifferuns  aus  di>r  Verbiriilung:  Htcinhnrnhäi-t  liieher  verirrt. 

—  (stein-)niues-mocken-:  so  alt  as  Mues  und 
Brod  ZGlattf. ;  s.  alt.  3/.«/.-(",  Brocken.  —  durch-. 
.Unsere  duralten'  [Urahnen].  JJBreit.  Kilbe.  —  Durch 
Hiul   durch  alt':' 

näch-ältist:  zweitältest  B;  Srn;  Z. 

Alter.  Elter  {Ölter  BsL.)  1.  m.:  =  .1?«  2).  Vater 
Aa;  Bs  (grob);  BS.  (hier,  nicht  unehrerbietig,  im  Munde 
erwachsener,  im  väterlichen  Hause  lebender  Söhne); 
L;  S.  —  2.  n.  CS  Elteri:  Eines  von  den  Eltern,  Vater 
oder  Mutter  Z  (nach  Analogie  von  es  GscliiriiMerti. 
eines  von  den  Geschwistern).  —  'i.V\.  Eitere,  Oltere: 
a)  Eltern  (selten).  Was  d'Eltere  spinne,  müend  d't'hind 
hasple  L.  Was  d'Eltere  ihrnche  [einbrocken],  milend 
d'Chind  üsesse.  ebd.  Wer  den  Fitere  nid  folget,  mues 
dem  ('halb feil  [der  Trommel]  folge,  ebd.  Wer  si'''  a" 
den  Fitere  rergrift,  dem  wachst  e  Hand  us-em  Grab. 
ebd.  —  b)  ältere  Leute  als  Vorsteher  einer  Gemeinde. 
.Die  Eltren  und  Amtlüt.'  SWoch.  1572.  ,Bei  den  Ampt- 
leuten  und  Eltern.'  Vad.  .Der  oberst  Priester,  die 
Eltern  des  Volks   und  ander  Priester.'    1531  I.  Macc. 

—  c)  Vorfahren.  JBull.  ;  Ans. 

Ältist,  Eltist,  Eltst  m.:  Vater  (neben  Älter  U 
Bs  (grob);  BE.,  S.;  FS.;  ThHw.  —  f.:  Mutter  TuHw. 

althaft:  ziemlich  alt,  von  Personen  und  Sachen 
Gr.  —  alti  echt,  -lachtig:  ältlich,  alt  aussehend 
ScnSt;  ZO. 

alten:  alt  werden,  altern,  das  Alter  verraten. 
,senescere,  veterare.'  Fris.  ;  Mal.  ,Sy  werdend  wie  ein 
gw'and  alten.'  1531  Jesa.j.  —  er-  ^  alten.  ,So  sein 
Wurzel  in  der  erden  eraltet.'  1531  Hioi).  .Die  Welt 
eraltet'.  1781  L.  —  ver-:  lange  bleiben,  sich  fest- 
setzen. .Pabst  Leo  machet  Anschläge  wider  die  Fran- 
zosen, welche  er  ungern  in  Welschland  veralten  Messe.' 

WURSTIS. 

altelen  GrAv.,  ältelen  eltrlr  allg.,  ähhj'  Giiw: 
allmählich  altern,  zunehmendes  Alter  verraten.  1.  von 
Menschen.  „Der  Mann  ältelet,  spürt  Abnahme  seiner 
Kräfte.''  .Die  Jumpfer  eltelet,  sieht  alt  aus,  hat 
altmödige  Vorstellungen.'  Spreng.  ,Ein  Kind,  das 
ältelet,  stirbt  bald.'  ebd.  —  2.  von  Sachen,  besonders 
Speisen  und  Getränken :  nach  Altsein  schmecken  oder 
riechen,  abstehen,  allg.;  z.  B.  vom  Geschmack  er- 
stickter Milch  Oba'.  Der  Käs  eltelet,  u-emi-er  me  es 
[als]  emal  g'hört  Mittetag  litte  Gr.  „Der  Einfall  ältelet, 
hat  den  Reiz  der  Neuheit  verloren,  erweckt  t'ber- 
druss.''  ,I)iese  Münze  ältelet  nicht  genug.'  Si'rkm;. 
,Situm  redolet:  es  gräuwelet,  eltelet.'  Fris. ;  Mal.  .Es 
ältelet:  gratiam  novitatis  exuit.'  JMhv.  1692.  .Nostri 
(malo  cum  ini|uilinis  quam  suaviter  loijui)  vocant 
Aelteleir  [vom  alten  Wein].  1710  0enol.  —  3.  unpers. 
„Es  ältelet  mir:  ich  finde  keinen  (ieschmack  mehr 
daran."  —  an-:  1.  in  Folg«'  von  zu  langem  Genus.s 
zuwider  sein,  „es  thut  mich  anältelen".  ,Das  Lied 
ältelet  mich  an:  kommt  mir  langweilig  vor,  weil  ich 
es  zu  oft  gehört  habe.'  Suli;.  —  2.  „heimisch  jugend- 
lich anmuten,  altbekannt  dünken,  z.  B.  wenn  man  nach 
langer  Zeit  wieder  an  einen  wohlbekannten  Ort  kommt 
und  sich  daselbst  wie  zu  Hause  fühlt;  oder  wenn  man 
Etwas  auch  schon  gesehen  oder  gehört  zu  lialien 
meint."      -   Syn.  anheimeten. 

„ältelig:  1.  ältlich,  im  .Mter  vorgerückt.  Ein  älte- 
liger  Mann.  -  2.  nach  .Mter  riechend  oder  schnieckemi, 
verdorben,   /..  B.  <'iltrli<ier   .lnl:tn.~ 


207 


AU     iilt.     Altscli     ull.rh.     Alw 


208 


Alter  1,  Altert  Bi^.  n.:  1.  seuectus.  Wenn  d'Jiifjed 
irüs.it,  iras  's  A.  irdr.  irdr  mdnrje  Seckcl  nit  so  Idr  7,. 
3Ic"  miics  'cm  A.  |für  die  alten  Tage  =  (/oh  Alte,  dem 
alte  Mmin,  s.  o. |  liiise".  Wer  's  A.  af-em  Ptii/gel  hat. 
dd''  macht  die  hcsic  Schiele  im  Bett.  SuL«.  Sovel  as 
mcn  i  der  .fuyed  lachet,  mues  men  im  A.  hrieijiie 
[weinen  |  8.  's  A.  ist  imtj'lerig.  's  A.  hcd  de  Kalender 
im  Ltli  L.  's  A.  ist  au"''  e  Chranket  (die  t/fdrlichsl 
Chr.).  's  A.  ist  uwärd  [unwert].  .[Der  Wein]  bringt 
den  |V]  alter  eezyt.'  Zwingi.i.  Auch  pcrsönl.:  's  A. 
(fat  curü",  Formel,  mit  welcher  man  einem  Altern  tU-ii 
Vortritt  läs.st.  's  A.  söll-men  ere.  seid  dr  Kapuziner, 
wenn-men  aUe-n-und  neue  Wi"  üfsteUt  L.  -  2.  aetas. 
allg. :  auch  Altersjahr:  ,in  .sinem  33.  a.'  NMan.  Ve- 
xierend, zwischen  den  Bedd.  1  u.  2  spielend:  's  schönM. 
A.  liäiid  die  acht-clijdhripe  Jumjifere  L.  —  3.  anti- 
qnita.s.  ,Von  altar  har.'  Zwixüli.  ,Wie  von  altar  ge- 
wonheit  ist.'  1.529  BsChr.  ,Vor  Alters.'  Ti;Rie.  .scpult. 
,V<>n  Alters  her.'  Stkinm.  180'2. 

!>;is  X  ist  a<lv.  KikIiihi;  wii;  in  ,Ta,ü:s,  Nacliis'  iiinl  .nn 
.[llriiif'  Sp.  'JO."i.  Hie  Wrliruibuui.'  .allai'  köuntc  iiiif  .vnii 
all    liar'   /.urii<'l;,^'i-lu'n. 

Jlittel-:  mittleres  .\.,  Mitte  der  Lebenszeit.  .Im 
ni..  da  ilcr  mensch  bey  seinen  besten  kräften.'  1055 
FWvss. 

Schwaljen-:  A.  ven  10  .Jahren,  da  vur  dieser  Zeil 
■  nach  dem  Sjirw.  die  Schwaben  nicht  zum  Verstand 
kommen.     Vgl.    Wisheitszand. 

alterig:  zu  ndl'eni  Alter  gelangt  Gu.  Kii  idlerfii 
Bark,  ein  zweijähriger.  Substantiv.:  es  Alteri<is,  ein 
Erwach-sencr.  Auch  mit  üblem  Nebcnbegrilf,  frühreif: 
das  Chind  schlnt  a.:  es  redet  a.  (Tsch.) 

,Älteri"g  m.:  Ziegenbock,  der  mehr  als  ein  .laln 
alt  ist  I,K.^'  ' 

Älti,  Elti  allg.,  Ölti  S  --  f.:  Alter,  sowol  actas 
als  senectus.  vetustas,  antiquitas.  In  miiier  K.,  un- 
gefähr so  alt  wie  ich.  Gnappe"  [wackeln]  ror  K. 
Me"  cha"  das  Briid  ror  E.  nümme  esse.  D'Saiffi  hed 
a/ii)  E.,  die  Käsnulch  schmeckt  bereits  abgestanden 
Ni)w.  .History  ist  eine  verkünderin  der  eltc  löÖ(l 
BiiiEL.  ,Kein  Haus  zeigt  einiche  Elte  an.'  Wrusris. 
.Seine  danuilige  alte  war  20  Jahr.'  1092  HEEscueh. 
,l>ie  Alte  ihrer  Klcideren.'  1722  Mise.  T. 

alt  II:  allezeit  kv;  ZBenken. 

Syii.  all  -2  (Sp.  170),  aus  dem  es  durch  Aidiiingun?^  von  i 
kann  entstandeu  sein:  vgl.  ,alst'  =  als,  alls  A.  i.  bisweilen 
Grimm  WK.  Dass  t  erst  hinterlicr,  unorganisch  angetreten 
ist,  ergibt  sich  aus  der  Ausspr..  welche  dem  vorliegenden 
W.  (linchaus  ä  wie  in  «(/  zuteilt,  während  die  betr.  MAA. 
vor  altverbundenem  ti  den  Voc.  dehnen,  so  im  Adj.  alt. 
Vgl.  Jcdocli  auch  utdv  II  Sp.  188,  dem  es  ebenfells  als  Vor- 
sliininielung  aus   .ali-tag'   zur  Seite  stehen   künute. 

Alter  II,  .'Vltär  m.  n.:  Altar.  Am  A.  diene",  als 
Chorknabe  zudienen  S;  dem  A.  d.,  Priester  sein. 
Wer  'em  A.  dienet,  soll  rinn  A.  Iche.  SuLd.  Wer  'ein 
A.  diene  u'ill,  mnes  mit  beide  Hände  diene  [sieb  dem 
Dienst  ganz  widmen],  ebd.  Zum  A.  (jä",  zur  Trauung 
L.  Es  darf  c  Chatz  eii  A.  alner/e.  Antwort  auf  die 
Frage:  Was  Ineyst  mi'''  au"''  eso  a"?  Z.  Wenn  a"-dr 
Liechtmess  d'Sann  dem  Her  [Priester]  iif'sA.,schint, 
.vfi  maes  de  Enehs  na"''  (I  Wache  i"  d'Grael)  [dauert 
der  Winter  noch  länger]  ZAlbis.  .Wo  ein  Priester 
ülier  AltcM-   gat'.    vor  d.'o   A.  tritt   [ohne  Artik.].    .\lt. 


Urbar  Incemiiiui,.     .Zue   dien    [den]   messen,    die    ge- 
sprochen werdent  uf  den  altern.'  13'24  Ukr. 

Alterli  n. :  kleiner  A..  ein  in  der  Wohn.stube,  auf 
einer  Commodo  oder  in  der  Ecke  über  dem  Tische 
angebrachtes  gläsernes  Gehäuse,  Schrein  mit  Glas- 
fenstern, enthaltend  das  Wachsbild  eines  sitzenden 
oder  liegenden  Chri.stuskindes, '  das  ndt  glitzernden 
Metallfransen  geschmückte  Kleider  trägt  und  oft  von 
künstlichim  Blumen  umgeben  ist,  daneben  allerlei  ehr- 
würdige Familienerbstücke  als:  Heiligenbilder,  Beli- 
quieii,  Schnitzarbeiten  aus  Klöstern  und  Wallfahrts- 
orten; auch  hängt  gewöhnlich  ein  grosser  Eosenkranz 
daran.  Hausvater  und  -Mutter  verrichten  dort  ihre 
.\ndaclit  und  leiten  auch  ihre  Kinder  dazu  an.  Ein 
solclier  Hausaltar  fehlte  früher  in  keiner  Familie, 
wurde  aber  allmählich  ersetzt  durch  Ölgemälde,  Litho- 
graphien oder  Kupferstiche  L.  Wie  as-eme  (oder  za- 
menc)  Ältali  iise  (m),  zierlieh,  schmuck,  niedlich, 
bes.  von  einem  schönen,  schmucken  Mädchen  L.  — 
Syu.  Bademertrückli. 

Ältf^r  noch  vorlierrscheud  AaF. ;  1';  Vw,  auch  Z  XIV.; 
Rdlib. ;  Kessl.;  1.5:51  S,  daneben  (Uiidringend  oder  (S)  aus- 
Kcblicsslieh  Alliir;  n.  Aa;  G;  S;  Vw;  ZAlb.;  m.  IÖ3'.'  Klara 
V.  d.  Halm;  Kdlili.  -  PI.  ,^1/to-'.  ZKiehlcbr..  ..\ll<r'.  Edlib. ; 
Zwingli,  ,/:;/(..,■■.  l:3'24  Gfr.  Alliim-  S.  nllö-rer  GTa.;  Alinr 
GA.  .Sclion  ahd.  tiltitn'.  ndid.  nlirr,  mit  zurückgezogenem 
.Vccent  gi,'genüber  lat.  ottair. 

Für-,  Vor-Altar:  Altardecke.  antependium,  aus 
roter  oder  weisser  Seide.  l.")2.")  Z.  .füralter'.  Eulib. 
.Er  [der  Sigrist]  soll  die  Altäre  an  Festtagen  mit 
Farben  der  voraltären  bekleiden.'  1057  L.  ..\n  kost- 
lichen fürältcren.'  1525  Bossn.  .Ein  güldiner  [von 
(joldfaden]  geblüemter  Füraltar.'  Kirclienschatzbuch 
L.  —  Fron-:  der  Haupt-,  Hoch-Altar.  Müll.  SchwG. 
III  10-5.  -  -  Brut-:  Traualtar.  Stutz.  —  Sei-:  A.  wo 
für  die  armen  Seelen  Messe  gelesen  wird.  .Ein  ewig 
Hecht  vor  den  Seelaltar.'  Cvs. 

Altarist  m.:  der  am  Altar  zudient  ohne  andern 
Lohn  als  notdürftige  Wohnung  und  Anteil  am  Opfer- 
stock W. 

a  1 1  ä  r  1  e  n  :  Gegenstände  symmetriscli  anordnen,  auf- 
.stellen  (wie  auf  e.  A)  üw.     Vgl.  tischen. 

Elt-.  11t-,  Öltech.s  s.Eidechs  Sp.  91  f.  Eltis 
s.  Illcdis  Sp.  179.         olt  s.  ald  I  Sp.  187. 


altschis  s.  ,dz.  Ältschli  s.  Älsclilr  Sp.  -Jo:',. 

Iltscli:  m.  'l'aufn.,  .Agidius  (gröbliche  Form)  ScnwE. 
—  Zunächst  aus  //(/  s.  Sp.  193. 

Ueltscili,     Ueltscheli    m. :     m.    Taufn.,     Ulrich; 
Ersteres  auch  Fandlienn.  BS.,  Si. 


Alw  s.   .1/;/  Sp.   19:;. 

.ilhven.'  XVL.  .allewenl'.  \1V..  .alwend-.  .\1V. 
XV.,  jetzl  1.  ahne  Aa;  B;  L;  S.  almes  BAarb.;  S. 
(dmets  B;  FMu.;  L;  S;  1701  JCW^eissknb.  (,allmetz'). 
nlmitf  B;  L;  SenwE.;  S;  ZFehralt.  seit.,  almir/s  Bs. 
-  2.  allje  Aa;  Bs  (im  Z.shang  der  Rede  dhe):  B  allg. 
(auch  Brisl..   aid,e  BAL):  F;  L:  S  (schon  1.535  SLied 


209 


Alw—ulw 


210 


.albeu').    (ilhed   »ii.K..    alhets   Aa;    1!>S.  {„Il.iiit  Sis.),   U. 
(fnih,,ii«  Büren);  Scinv;  8,   alhes  S,   alhif/  Bs;  Gl;  Gr; 
I,:  (iO.,  W.;  SciiwE.,  Ma.,  rt/^iV/x  Gi.;  GO.,Sev.;  SchwE.. 
Mii.;  ZF.  —  3.  «)h.Aa;  BsL.;  BBrisl.;  „L;  Z".  amed 
Seil;   Z,    amcd.i  7i.    ames  S,    nwiiVy  Aa;   Bs;  „Seil";  Z. 
r(;H(V/x  Z.  (■('»(/;/  Z  (Si'iLLM.).  —   1.  "";•  Aa;  L,  .iillens'. 
I''ri,ATT..    alliy  VOiiTE;    GStJt...  Rh.;    Tu;  ZKii.  (auch 
tili!,  Olli),  ali/o  Pf^al.,    cdliys  GT.;  U:    1.  im  in  er  i.  S. 
der  Oüiitiiuiität,  engl,  ever,  frz.  tuiijours.  Es  t/eid  [geht] 
idliif)   inid  ateid  dlbifi   [koinnit   nicht  vom  Flecke]  Gii 
(üätsel  von  der  Wanduhr).     ])s  Luch  chunnt   [wird] 
(illii(j  !irOsscri<di.    obd.     Noch   iilhu/.    ebd.     .Es  het  no 
üllic  iiit  (/schneit  BHbk.    In  diesem  S.  albi;/  auch  Gü., 
olliii  Uw;  Z(i;   ,S('nw;  Z";  GStdt.  1790,  ..«»ihimS".    ,'  i 
hant  den  selben  us.si>ruch,  sider  es  geschach,  allewent 
widerret-  |  bestritten].  13.53  Bs.    .l>ur  der  liebi  willen, 
so  wir  alweiid  geliebt  haben.-  1312  Bitrgd.    ,So  sollten 
wir  doch  beliben,  und  das  usser  der  ursach,  ob  noch 
hlit  by  tag  geschritten   kamen,    so  wären  wir  allwen 
noch  by  der  band.-  1-521  Strickl.    .Lueg,  dass  allmetz 
fry  hussli  [recht  sparsam]    sigist.-    JCWeissenb.  1702. 
lias  Adv.  stark  betont,  wenn  von  der  Vergangenheit  die 
Itede  ist:  Das  ist  albirj  eso  g'sl  GA.    i""*  ha  's  (dliij  (/seid 
[prophezeit]  Uw;  so  alhiys  in  ScuwMa.,  während  aÖcHw 
sein  alli(j  nur  im  S.  von  .jeweilen'  und  , ehemals-  ver- 
wendet.    In   dem  Sprw. :    's  göd   eben   eister   [immer] 
vie-n-aUe    und   eister  f/llchlifi  L    (=  t/äny   wie  gänfj) 
lässt    sich   «.    verschiedentlich    auffassen;    ebenso    in 
iSi'KENüs:  's  (jöt  hur  wie  albe  und  in  dem  Keime:  'ä  ist 
olle  so  y'gavf/e,   's  wird  no-n-eso  i)ö,   d'Meitschi  händ 
d'Biiebc  zum  Pfeister  i"  y'lö"    L.  —  2  immer   im  S. 
von  jeweilen  im  gegebenen  Falle,  allemal,  gewöhn- 
lich, in  der  Regel,   engl,  altcai/s,  frz.  chaquefois,    von 
einem  in  der  Vergangenheit  oder  Gegenwart  bei  wieder- 
kehrenden Anlässen  mit  einiger  Kegelmässigkeit  sich 
wiederholenden  Tun  oder  Geschehen.  In  dieser  weitaus 
überwiegenden   Bed.    gelten    alle    oben    aufgeführten 
Formen  und  zwar  in  unbetonter  Stellung,    a)  Si  scUjed 
ulhed,  es  ist  ein  Sprichwort.    Albi;/  am  9.  Aberil  [am 
Jahrestag    der    Schlacht    bei    Näfels].     Der    wo    am 
G'sclmindsle  lauft,  chunnt  nit  albig  z'erste.     Wenn  's 
Chind   albe  'tauft   ist,    möclit   de""  e-n-iedere  Gütti  sl. 
..\llens  am  morgen  ein  becherlin  vol  drinken.'  FPlatt. 
—  b)  J\Ier  irend  's  Idlnftig  ame  so  mache.    De"'  yüm- 
mer  öppe-n-allig  e  chli"  spaziere.  —  c)  ,Wir  ritten  an 
dem  Mittwochen    gon  L.  und   an   dem  Fritag  gon  K. 
und  an  dem  Mentag  gon  M.  und  allwen  befolen  hinder 
uns,  den  bescheid  nochzeschickeii.-    1.521  Strickl.  — 
3)  vormals,  ehemals,  frz.  autrefois.    ,Allie  tco-n-i''' 
jung   g'sl"    bi"-    (.\nf  e.  Liedes).     Es   ist    doch    albets 
besser  g'sl".    Daher  die  scherzhaften  Personifikationen : 
der  Ammig  ist  g'storbe;   de  A.  lebt  nümme,  nW  na 
[noch]   de  lezig,    RAA.   gegen  Jmdn,    der   sich   lästig 
macht   mit  Schilderungen  von  ehemals  Z.     Die   nach 
ihrer  Form    und  Bed.    nicht   mehr   klar  verstandenen 
Advv.   sinken    zu   blossen   Füllwörtern   herab,    daher 
pleonastische  Zsstellungen    wie:    ror   alte  Zlten  albe; 
Cjipen  allig  frieherer  Zlt;  ammc  friieher;  animefnjeinisl 
Z   It  MUsTERi,    ame(ii)einisch    Aa;  S,    albels-eiuiscli  S, 
albeneis  Blfi.,  allcmängist  L,  zuweilen. 

.Uis  mild.  iillire<j,  -e,  -en  uiul  bereits  iiiu'li  iillinj  und  iilirnjint, 

■  iilliiccnt,    II   Ubcnill,  2)  iiiinier.     r/ nilcr  (  lüilinii   sirli  nach  ii 

eiiii,'estollt  wie   im  uhd.   .Nioiiinnd,    MllcntlKiHicn' ;    das    aiijje- 

liängte  H  ist  gonotiv.  Adverbialliildiui;,'   wii-  ..   |füi-  i")   in  der 

syii.   Form    nhjo    (tillitjrn).      .Viu-li    dii'    l''ni-inrii    auf    -it/    i!<in, 

Schw.  Idiotikuu.  I.  2. 


iijeii)  lassen  sicli  mit  grösseror  Walirscheinlirlilicit  auf  die 
bereits  aus  uUceijen  verkiirzteu  alwen,  almc  usw.  und  die 
unserer  Siir.  überaus  geläufige  Adverbialenduug  -iij  zurück- 
führen als  unniitti^lljar  auf  ulmii,  obwohl  die  ndid.  l'urni 
albmjc  (,dü  Maria  allicg  ir  gidiett  volbracht.'  a. G Hilsclir. )  für 
Letzteros  spriidit.  AUiij  aber  ist  nicht  direkte  aus  dem  Adj. 
«tt  mit  der  Alil.  -iij  zu  crlilärcn,  da  die  a.  Spr.  nur  ull-lich 
(s.  Sp.  170)  keuut  (über  nlliijUih  in  tenipur.  Bed.  s.  ebd.); 
also  beruht  ulUij  und  damit  auch  uUe  auf  Assimilation  aus 
alicii)  usw.  Umgekehrt  ist  (  der  Assimilation  erlegen  iu 
ammi:  (ami:  Aa  mit  fortschreitender  Verflüchtigung,  wie  aliij 
aSchw  für  altitj)  uud  spurlos  verschwunden  iu  ahc  (vgl,  fich 
für  seih).  Atme  und  albi;  licrulieu  auf  zwei  sehr  gewülinlichen 
Vergröhcrungeu  des  ic.  Dass  neben  diesen  verderbten  Formen 
diejenige  mit  deutlicher  Erhaltung  des  zweiten  Teils  eben- 
falls bestellt,  uud  zwar  mit  der  Bed.  ,immer'  in  der  ä.  Lit. 
noch  lange  kämpfend  mit  den  auftauchenden  Verderbnissen 
(jetzt  nur  noch  in  P,  dem  vergesseneu  Posten),  in  der  schwz. 
Volksspr.  aber  in  der  ausschliesslichen  Bed.  ,auf  jede  Weise, 
iu  jedem  Fall',  während  die  tcnipor.  Bed.  und  zwar  gewiss  zu- 
nächst die  abstraktere  von  ,jeweilen,  ehemals'  durch  leichtere 
Nbff.  dissimiliert  wurde  —  ist  nur  natürlich  und  spricht  eher 
für  als  gegen  die  o.  aufgestellte  Etymologie.  Für  diese  spricht 
auch,  dass  schon  in  ä.  Lit.  synk.  Formen  mit  der  vollen 
ohne  inueru  Unterschied  wechseln  uud  beide  die  gleichen 
Fortbildungen  an  sich  tragen;  so  in  BHandv.  Anf.  XIV.: 
,Fridrich  ahvcnt  ein  mcrer  des  ryches'  neben  .alwcgent'. 
Auch  in  der  lebenden  MA.  treten  in  engsten  Kreisen  mehrere 
Formen  gleichwertig  neben  einander  auf.  Stockar  1.519  ver- 
dient kaum,  dass  seine  Form  .aihver'  beachtet  werde  (S.  47 
des  Druckes);  amy  Z  vereinzelt  (Spilm.)  berujit  auf  Ver- 
wechslung mit  iimmitj  =  eincHKeg  und  umgekehrt  ist  auf  amed 
in  SehKI.;  ZSth.  auch  noch  die  Bed.  dieses  ämmiij  ge- 
häuft, während  SchStdt  beide  sauber  aus  einander  hält. 
Freilich  Hesse  sich  fragen,  ob  nicht  eben  diese  Bed.,  die 
selbe,  welche  die  lebende  MA.  sonst  nur  der  unverkürzten 
Form  allimj  zuteilt  (,doch'),  als  4.  den  oben  angegebenen 
sollte  beigefügt  werden ;  doch  sind  die  Beispiele,  welche  diese 
Frage  veranlassen,  nicht  zwingender  Natur,  sondern  lassen 
auch  die  Deutung  ,jeweilen'  zu :  ,Du  machst  albig  leidi  Ächti 
[unschöne  Ziffernl.'  Tsch.  9.  Hör  albig  füren!  hör  doch  anf 
(oderV  h.  auf,  immer)  mit  der  Türe  zu  spielen  GrPr.  Er 
macht  denn  idlii)  e  Wuh  und  Jlrcit«  Gl.  ,Vli\  sülich  brief 
fürgeboten  wurden,  so  soud  die  allwend  nichtz  binden'  Ikeine 
verpflichtende  Kraft  haben].  1451  Arg.  —  Syn.  /.  atliwtl. 
aUzll,  allzKj.  eisder.  all  2  (Sp.  170).  2.  alUmal,  ammtl.  ci-ie 
Sp.   '21.    ade  Sp.    85. 

Alliger.  Als  solche  werden  die  Unterwabliier  von 
den  Oberhaslern,  ihren  Nachbaren,  geneckt,  weil  diese 
statt  allig  sagen  esie. 

älvvär  Gl.  dhrnr  Uw;  U,  alwer  Gr,  alwerfd).  ahn'irl 
UUrs.;  W:  1.  launisch,  unartig,  wunderlich,  eigen- 
sinnig, schwer  zu  befriedigen  UwE.;  „UUrs.";  W,  an 
allwerde  Narr,  Chopf;  an  alhcerdi  Dampa  [Schwätzerin  | 
W.  ~  2.  insbes.  wählerisch,  heikel,  leckerhaft  im 
Essen  und  Trinken  Uw;  U;  W.  ,In  Obw  auch  subst.: 
gourmand;"  s.  Allwiirlig;  Syn.  gräubiissig.  —  3.  mun- 
ter, aufgeräumt,  unschuldig  [froh?]  GrD.  —  4.  du 
alwäris  Lebe!  du  alwäris  ZW.  .\usruf  des  Erstaunens 
Gl  =  nlid.  du  liebe  Zeit! 

Mhd.  u/iüarc,  albern.  Aus  der  Urundbed.:  ganz  wahrhaft 
(ahd.  alawUri;  s.  yl/inin')  scheint  sich  die  voll  ,trciilierzig, 
gutmütig',  sodann  durch  den  MittelbegrifT  .leichtgläubig'  der 
von  .eintilltig,  ungereimt  (uhd.  alber-u)',  endlicli  aus  diesem 
der  von  ,sonderliar,  wunderlich'  usw.  entwickelt  zu  haben. 
—  4.  die  ungewohnte  Uewaliriiug  der  vollen  stntt  der  synk. 
Flexiiui  sowie  /  statt  des  schwaclilebigen  .,■  mag  aus  der  Km- 
phase  des   Ausrufes  erklärt  worden. 

..alberig:  unbändig,  iiieisterlos  F." 

14 


211 


Alw — ulw.     Alz    -  Am,  cm.  im.  um.  um 


212 


itl  licrlich:  1.  fatal.  .Es  i.st  ihm  in  die.sem  Ge- 
st-liiüt  a.  ersaiiffcii'  B  üSi.  (eig.  wol  nur:  seltsam,  .son- 
derbar, aber  in  ungünstigem  Sinne).  —  2.  sonderbar, 
uii]iasseud  |y|.  ,T>er  liüng  empfieng  sy  gar  .sclili'ieli[t] 
und  a.'  1.500  Edlib. 

alberen:  .sich  einfältig  benehmen;  Albcri  lu.:  ein- 
fältiger oder  seltsamer  Mensch  Bs. 

Allweri  f.:  Wahrhaftigkeit.  Etwas  in  aller  A. 
sagen:  gerade  heraus,  in  aller  Unschuld,  ohne  etwas 
Schlimmes  dabei  zu  denken  GiiD.  —  Syn.  ahO.:  in  ala- 
irarl,   .siibst.   gc^braiiclites  Nciitr.   des  Adj. 

,\lwärli"g  m.:  ein  leckerhafter  Mensch  Oisw; 
vgl.  ithrar  2. 

ähv  BHa.:  Oi;w.  älb,  elb  Bs;  BSi.,  U.;  F.T.;  Gn  ; 
LE.;  S;  Oiiw:  fahl,  weissgclb,'  übergehend  in  braun- 
gelb (lohbraun);  zunächst  von  Schafen,  entgegenges. 
dem  Schwarz,  dann  auch  von  Kleidungsstücken,  die 
aus  Wolle  von  jener  Farbe  (Naturfarbe)  bereitet  sind: 
Rocke,  Hosen,  Strümpfe  Bs;  B;  F;  L;  in  UwE.  scheint 
das  W.  nur  Weissgelb,  in  GrD.  nur  Braungelb  zu 
bezeiclmen ;  in  FJ.  gelten  die  elben  Schafe  mehr  al.s 
die  schwarzen.  Fa.st  stehende  Bezeichnung  sind  die 
.lilben  Kutten-  [Kittel]  der  B  Bauern,  welche  in  den 
politischen  Kämpfen  um  1850  die  Hauptstärke  der 
konservativ-demokratischen  Partei  ausmaditen;  vgl. 
Ji('i<jijeler.  —  brün-:  dunkclfahl,  wiss-:  hellfahl  BSi. 


Alid.  iilaie,  nihil,  dir.  \'^].  aW,  Elb  usw.  Sp.  ISIi.  Ell) 
fiiiilct  sich  auch  im  Salzburg.,  Tirol,  Kiiniteu.  Zu  lat.  hclcm, 
ijllri,«.  ijclliV      Abi.   älhirh  Sp.    170. 

älben:  elb  werden,  vom  Kornfeld  B. 

älbisch,    älbsch:    einigcruiassen  elb.    albicans    B. 


alz«  BwO..  (ihF;  Orw  —  Genet.  alzes  altschisch 
Gu:  alles,  substant.  oder  dem  Subst.  nachgesetzt.  iV 
iiwcht  doch  ü'''  rj(ir  ulza.  Ds  G'schirr  alzc  zerschlage. 
Altschiscli:  1.  Jedermanns.  Der  Bude  i.st  n.,  dieses 
Land  i.st  Gemeingut.     2.  Allerlei. 

Das  (»  des  Gen.  alluvliUch  br.Tiicht  uicht  durchaus  als 
Nbf.  zu  t«  (zi  aufgcfasst  zu  werden,  da  es  auch  als  Ver- 
härtung von  einfach  i  vorkommt:  «/«ij  (inr  uhin)  aber  wäre 
wie  HÜHtfi  (s.  .Sp.  l(j8/9)  ein  doppelt  flektierter  (ien.  (iu  Ohw 
der  Nom.-Ace.)  zu  allei.  Schwer  erklärlich  ist  die  Yer- 
gröheruug  z  für  «  und  ebenso  die  Zweisilhigkeit  im  Noni. 
ahe,  da  der  2.  Beispielssatz  die  Auuahme,  dass  syntaktisch 
ein  Gen.  zu  Grunde  liege,  ausschliesst;  vicll.  entsprang  sie 
aus  uHtmam  (zusammen),  mit  Anlehnung  an  ein  aus  mhd. 
alztmc,   immer  noch,  verstümmeltes  aheii,  alzc. 

alzet,  alzig:  immer  W.  —  Aus  nihd.  aUezU  durch 
den  veränderten  Accent  zu  einer  blossen  Ahleitungsform  herah- 
gedrückt.      Zu  riJziff  vgl.   UocJisiij  aus    I/urltzit. 

Älzcle  f..  Alz  er,  Elzer  m. :  ein  Fisch,  Zährte, 
cyprinus  vimba  Bs.  —  Vgl.  Alsi-  I  8p.  2U'2  mit  der  ä.  nhd. 
Nbf.    ,Klze-. 


Am,  ein,  im,  um,  um. 


Am.  Amen  I-Jtil)  Bs  Uiriistui.R..  (»111(011)  Bs;  L; 
S  Sclnvarzli.;  l.'i.'il  A.v  {ä.  11)  m.  (f.  L,  CrKVFKKii): 
1.  ein  Weingeschirr.  , Amphora :  ein  Weyngeschirr, 
ein  Strassburger  Onie  ongefarlich.  Metrcta:  nngefar- 
lioli  anderthalb  Straassburger  üni.'  Fuis.  ,Von  aim 
halbsümigen  [einen  halben  Saum  fassenden]  amen.' 
XIV.  Seil  ä.Stadtli.  .Standen,  Kübel.  Ohmen,  zue  der 
Trotten  gehörig.'  liiTl  Kauele.  —  2.  Weininass.  ','3 
Saum.  .30—32  Mass  Bs;  L;  S  —  jetzt  allenthalben 
durch  das  einheitliche  eidg.  Mass.system  anti(juiert. 
ausser  etwa  in  der  Bs  Küferspr. 

Mhd.  amc,  öme  m.,  f.  u.  11.  Als  Mass  ein  den  Eheiu- 
läiideni  eigentümlicher  .\iisilnM;k.  Vgl.  üngdd.  —  Bei 
JBaEscher  108."),  der  das  W.  übrigens  nur  beiläufig  einmal 
gebraurlit,  scheint  ,der   Ohm'    "/a    Saum  zu   messen. 

ämig:  einen  Oliiii  iialtend.  ,(!  ä.  krücg  mit  wyn.' 
1.535  BniK. 

äni  s.  eiw. 

am  I'Mac. ;  W,  um,  om  P.M.,  Kiiiia:  wiederum. 
Er  i.tl  nm  ilfcrsldi/di';  docli;  nur.  Wiirict  am,! 
WVisp  (vgl.  aiii-iim). 

I'aiie  irrtümliclie  Alistraktion  aus  Zssen  wie  tin>J>rnrl>  (aus 
(iljfr  ab)^  ant'bntb;  s.  Sj).  4  1.  ffie  dumpferen  Vocale  aber 
wechseln  in  jenen  M.\.\.   vielfach   mit  n  in  unbetonter  Lage. 

am  s.  1.  an  Adv.     2.  der,  diis. 

krnrn  'A,  Amme  B  f.:  Säugamme  (selten).  .Starb 
an  der  am  (amen)'  [schon  als  Säugling].  1.500  Edliu. 
S.  l.\.  X.  XI.  XIII,  aus  welchen  Stellen  zugleich  her- 
vorgellt, dass  man  damals  die  Kinder  häutig  Ammen 
ausser  dem  Haus,  selbst  ausser  dem  Wolmort  über- 
gab. —  Mhd.  «mu«.  Syn.  Smii/i/r.  Abi.  rmimmlönm :  vgl. 
Animrli  Sj).  27. 


Heb-Amm  Aa;  GBeru.;  L;  S;  \'\v;  Z  {,dcr  Heb- 
amme Tächter.'  Stutz),  -Ann  B;  Sciiw;  Tu;  Zu;  Z 
vorw..  -And  AABb.;  Zt.  f.:  Geburtslielferin.  Wenn 
's  (/rötet,  sind  AlU  (jueti  Hebamme^',  es  kommt  aufs 
Glück  an  (Sprw.).  Alia,  es  yeil  (/u  d'U.  reiche  [holen], 
sagt  man  spottend,  wenn  ein  Mädchen  eilig  läuft  B. 
.Musikanten  und  Hebammen  geben  Nichts  heraus' 
[vom  zu  viel  empfangenen  Geldc]  S.  B'll.  lidt-e  [ihn] 
nüd  rencalirloset  oder  d'H.  ist  aa  nid  fj'schnld  (du  ist 
d'H.  nilDiiiie  d'Schidd),  heisst  es,  wenn  Jmd  in  hohem 
Alter  stirbt.  Die  Wahl  der  H.  geschieht  durch  die 
Frauen,  welche  zu  diesem  Behüte  meist  unter  dem 
Vorsitze  der  Fi-au  Pfarrerin  und  unter  der  (ieschäfts- 
leitung  des  Geineinds]iräsidenten  tagen,  und  endet  mit 
einer  Lustbarkeit  im  Wirtshause.  In  ZSth.  schenkt 
die  Frau  Pfarrerin  einen  Käse  dazu  und  wird  liiii- 
wieder  von  den  Frauen  mit  Hanf  und  Flachs  besclieukt. 
Anders  vormals  in  Aarau:  ,Auf  das  Wohlgefallen  der 
Weiber  der  Rathsherren  eine  Hebamme  gewählt.'  157  I 
Oelh.  In  AABrugg  hatten  Hirt  und  Hebamme  eine 
gemeinsame,  von  der  Stadt  angewiesene  Behausung. 
(MüLLEu,  Lenzburg.  87.)  Ein  BMandat  von  1(J28  ver- 
warnt ,die  Hebammen  uffem  Land,  sich  allerlei  aber- 
gläubischen Sachen  und  Ceremonien  mit  Krüzgen 
[Bekreuzen].  Flismen  [Flü.stern],  Sprechung  sonder- 
barer Wi'irteren,  Versegnen  u.  a.  dgl.  zuo  müe.ssigen 
[enthalten]'.  Von  einem  Mann,  der  sich  allzugerne 
mit  Weibern  unterhält  oder  Alles  ausschwatzt,  heisst 
es:  Der  hätt  e  fjncti  H.  g'ge"  SeiiwE.;  Zu. 

Die  voran  gestellte  Form  ist  der  im  Nhd.  zur  alleinigen 
Geltung  gekommenen  Anlehnung  an  ,Aiiime'  gefolgt.  Für 
-Ami   bleibt  zweifelhaft,  ob  es  das  uralte,  früh  verlassene  W. 


Am.  Olli.  im.  Olli,  um 


214 


alul.  *i'!i()i)iffi  foi-tsc'i>fiaiizt  habe,  oder  ob  es  erst  von  der 
lierrschendeii  .jünfreri'H  Form  ausgewielien.  das  Zsfalleii  mit 
dem  IrsiMüns-liclien  ein  zufälliges  sei;  ,Hebam(m)'  schon  bei 
unserem  Kucf  l.').7l  und  seinem  Zeit«cnosson  Sehertvveg:.  — 
Her  Kürze  wegen  wird  auch  etwa  der  Mann  der  H.  mit 
dem  Titel  der  Frau  benannt,  dann  alier  //.  als  Masc.  — 
S  y  n.    KtU^chlinniilcr. 

Spett-:  Stellvertretoriii  der  rechten  Hebamme  Z 
X\  III.    —    Von  Hjuiiiu,   nachhelfen. 

Hebammin  =  Hehamm.  TiiPlat.  —  Eine  ganz 
iiliertlUssige  Analogiebildung. 

Aniad  äinrd,  äiiii4,  äiiuit  Gk;'VV,  Amd(iR,  e-iiidÜi'u; 
Th;  Z!<..  o-wd  ZW].,  .tmd  Aa.  Enul  BSi.,  e'md  ScnHeg., 
i'md  Tu.  'i''md  Fü.,  imd  Gr  uVatz,  Ömd  SenSt..  ö' 
SchKI.,  ö-  .S'ciiStdt.,  Ö-  ThHw,,  Amt  Ap;  Gr;  S;  U, 
e'mt  Th,  e'mf  Ae;  TnTiiger\v.,  £iiit  B.s;  Gr;  Tu.  Änd 
Aa,  c'^nd  Z  IS.,  Glatt,  .e»r?  U\v,  J^nd  LG.  —  ii.:  Spätheu, 
zweiter  Gra.s\vach.s.  ,Foenum  cürdum.  Embd.'  Fris.  ; 
Mal.  .Embd,  Grummet.'  Denzl.  .Spät  Heuw  oder 
Äinbt.'  17.56  ScHw  Rq.  Im  Kant.  S  heisst  Amt  das 
vor  Bartholomäitag.  Ämtli  das  nach  demselben  ein- 
gesammelte Grummet.  Lass  's  Gras  Heu  ge"  xind 
d'Htmnpe  [die  Strünke]  Ömd,  lass  Allem  seinen  natür- 
lichen Gang.  SuL«.  Macliid  Jungs  Heu  und  (dt  End, 
Wenn  ihr  vil  Milch  n-end  L  (Ineicu.).  Im  Emt^  inna 
gö",  gute  Zeiten  haben,  viel  gewinnen  Ar  (das  A.  gilt 
für  wertvoller,  nahrhafter  als  das  Heu). 

AMbd.  aitnit  (neben  wo-,  ou-ntai,  iiemct)  wohl  ans  'ar-, 
also  eig.  Ans-,  Abschnitt,  dann  speziell  der  zweite  A.  (vgl. 
Schotf-amal),  vgl.  ö-  .Sj).  2.  ,Darnider  ligen  wie  das  aamed 
dem  mäder  nach.'  1.531  Jerem.  [,die  niad.'  1.5+SJ  neben 
,hiiw  und  ämbd.'  Prov.  Der  echten  Länge  a-  entsprechen 
die  Umlaute  <."  und  5^,  während  <*  und  <•'  mit  den  vor  Nasal 
beliebten  Nebenlanten  ö  und  t  (wohl  nasaliertes  i*)  keine 
Berechtigung  haben.  Auch  die  Umlautnng  an  und  für  sich 
ist  unberechtigt  nnd  aus  dem  abgeleiteten  Yb.  hergeholt; 
sanl)er  wechselt  noch  GrD.  Ampt :  r.niic-n.  Spuren  der  nvspr. 
Form  auch  noch  in  ZFlurn. :  Anictsiiiatt  Die  Verkürzungen 
des  Voc.  repräsentieren  einen  Schritt  weiter  auf  der  Bahn 
der  Verstümnielung,  welche  damit  anhob,  dass  (z.  T.  schon 
mild.)  der  Hauptteil  des  Compos.  allen  Ton  an  die  Vorsilbe 
.ibtrat;  LMA.  ist  auf  diesem  Wege  dahin  gekommen,  dass 
die  Ausdrücke  für  Grummet  nnd  Ende  ganz  gleich  lauten. 
In  der  Zss.  erfährt  das  W.  in  GrV.  noch  weiteren  Abbruch: 
Äm-(Weitl},  welche  Form  auch  die  Überlieferung  des  Winterth. 
Chronisten  von  1.^70  .Heuw  nnd  Eenib'  viell.  dem  Verdachte 
i'ines  Schreibversehens  enthebt.  Aus  Fronspcrg  kopiert  steht 
bei  .IKLav.  l(i4-4:  ,Kmbd  oder  Immat'.  —  In  einem  Pfefferser 
liodel  scheint  das  W.,  indem  es  mit  .gramina'  übersetzt  ist. 
das  frischgenulhte  Gras  im  Ggs.  zum  Heu  zu  bi-deuttii.  — 
S y n.    (inmint. 

IT b er- (imd  n.;  weibliches  Kalb,  das  erst  nach 
dem  dritten  .lalire  trächtig  wird  LE.  —  Eine  Über- 
tragung.     S  y  n.    Vbt^rijcndi\ 

Esper-:  Grummet  von  Esparsette   TiiHw. 

„Schos.s-Emd:   der  dritte  Wiesenraub  HO." 

Von  SchiifiK,  .labrestrieb,  in  diesem  Falle  ein  ansscr- 
gewöhnlicher  Trieb  der  Vegetation;  vgl.  Srlinmiodd.  --  Syu. 
Ifcrhst.ijrds. 

Wisen-Omd:  im  (igs.  zu  Euper-  gewidiiilichos 
Grummet  TiiHw. 

ämden,  emdeii  Aa;  V ;  W,  'i-'mde  FG..  einten 
GA.,  e'mten  (in,  e'mtd  Ai-,  e^me  LWillis.,  änden, 
enden  AAÜb.,  e-ude  'A'W.,  .ende  Uw,  4»«'  Z  (Si'u.M."): 
das  Grummet  ernten.  Ek  ämdet-si''''  hür  guet.  Sprech- 
spiel: Z'Apii.rell  rmlel-ma" :  rliliui.  rhlini  l'Uiitli  emlcl- 
tiKi"    Ai".  in-:    die    (iruiiiini'ternle    Ijcciidigen    Ar. 


Eig.  =  einbringen,  vgl.  einheimschen.  —  ver-:  1.  die 
Grummeternte  beendigen  Aa;  Uw;  Z.  —  '2.  „durch 
zu  frühes  oder  zu  späte.s  Aniden  zu  Schaden  kommen.'' 
ämdelen:  1.  einen  geringen  Ertrag  an  Grummet 
einheimschen.  Vor  Vrenetag  (BartJimc)  g'ämdet,  wo'"'' 
IV.  (B.)  g'ämdelct  AABb.;  SeiiSt.;  vgl.  o.  Amt  :  Ämtli. 
—  2.  nach  Ämd  riechen. 

Ämder  emter:   der   mit  .Amden'  Beschäftigte  Ap. 
..amateren,    amderen   ^   ämden.    Ersteres    in 
WLö." 

Änidet,  Anitet,  Eiiuled  (allg.),  Emtig  Gu  ra.: 
die  zweite  Heuernte  und  die  Zeit,  da  selbe  im  Schwange 
ist.  ,FoBnisecia  secunda:  Eiiibdet.'  Denzl.  ,Was  dem 
Heuet  abgegangen,  das  hat  der  Enidet  er.setzet.'  17.33 
JJIJlr.  --  In  Emtig  ist  die  gewohnte  Endung  in  das 
beliebte  -ig  übergegangen  oder  damit  vertauscht,  wo- 
durch das  W.  das  Aussehen  einer  Zss.  mit  ,Tag'  be- 
kam. —  Syii.  Amet.heuig.  Gruometig. 

Ämdete  allg.,  Emte  GiiL.  f.:  1.  Grumnieternte. 
allg.  —  2.  „Schmaus  und  Lustbarkeit  zum  Schlüsse 
dieser  Arbeit."     Syn.  Ämler-Ledi,  -Win. 

Ainailislin  rfM«&/i  n.:  Handschuh,  welcher  die  Hand 
bloss  bis  zur  Mitte  bedeckt;  Pulswärmer,  Stauche. 
Anstoss  um  die  Handwurzel  zur  Erwärmung  oder  zur 
Schonung  der  weissen  Wäsche  BsStdt.;  schon  bei 
Sprenu.  —  Von  frz.  amnilie,  kurzer  Ärmel.  —  Syn.  ^[ilr. 
.SVÄ?((/j/ec/t. 

ämmäle  s.  all-mcdfen). 

A'liimalette  Aa;  Ap,  A'miiie.rctte  Bs;  Gl;  Gr;  S;  Z, 
A'iinnuU'tte  L;  Sch;  W  —  f.:  Eierpfannkuchen.  — 
Aus  frz.  umelette.  —  Syn.  Pfomien-Güijiirr.  -liU-tz,  -Tiiisvh. 
aiiniialicll  ümhli:  1.  zart,  weich,  zärtlich,  zahm 
gelassen;  zutraulich,  sclimeichelnd  z.  B.  reden,  tun. 
meist  von  Kindern  Z  B.,  0.  —  2.  niedergeschla- 
gen, trübsinnig  ZU.  (Sxrxz).  —  3.  Interj.  des  Mit- 
leids, der  Betrübniss;   a.  au'^!  ZU. 

Die  Betonung  deutet  auf  Zss.,  doch  kann  wegen  der  Kürze 
des  ersten  a  weder  das  privative  a-  noch  das  Adv.  n"  (gespr.  ä) 
in  Betracht  kommen.  Das  zweite  a  ist  nrspr.  kurz.  Etwa 
das  it.  umiMihito,  erkrankt,  durch  heimgekehrte  Söldner  her- 
gebraclitV 

aninialechtig,  animelechtig:  1.  scliinächtig. 
hager  UwE.f.  —  2.  Adv.  unwohl,  kränklich;  der  Ohn- 
macht nahe.  ebd.  -  Eine  Weiterbildnng  des  vorh.r- 
gehendcu    \V. 

Aiuarelle  t'  •^miuereiit,  Ammere  Aa.  ,\mmeriie 
GnPr.  —  f.,  Dim.  Ammerli  „VOkte",  Ammerli  Aa; 
Ap;  VOrte;  S,  .e-  ZO..  Ammeri  Aa;  B;  VOrte;  Gr 
femerij;  Z  IS.  (.e-);  Tmeri  GO.,  Änimeli  AAÜb.;  Ar; 
ZW.,  Ämli  Ap  (('-);  GStdt,  Ämdli  „Tu",  Omli  (i- 
Ap;  Sch,  (5-  GStdt.;  Tu  (auch  (imdli);  ZOss..  Ömhii 
ZSchlatt,  ÖmrfJGUh.:  Sauerkirsche,  allg.  In  frü- 
herer Zeit  scheint  mehr  die  Farbe  als  der  Geschmack 
beachtet  worden  zu  sein.  ,Zur  zeyt  der  roten  kirsen, 
Amarellen  genannt.'  Fiscim.  1.5G3.  ,Amery  (Emmeri) 
oder  Anily  (Emly),  ein  rote  frueht  wie  die  kirschen. 
apronianum.'  Mal.  ,l>ie  roten  Kirsen,  Ammarellen 
genannt.'  Kiiil  .ILCvs.  Nach  Bhacor.  (Iti39)  aber 
sogar  von  Beiden!  unabhängig:  .die  zamen  Kirsen,  die 
man  an  anderen  Orten  der  Eydgnoschatft  .\mmeren 
und  in  Teutschland  Ammarelleu  nennet,  deren  bc- 
hnden  sich  zwcierley,  die  einen  rot,  so  von  sich  scibs 
ungezweyget  wachsen,  die  anderen  sdiwarz,  so  ge- 
iilipfet  seyii   wiilb'ii.    luiss   Tiirki'y.'      I>i;n/.i..    1(177   und 


2ir) 


All),  cm.  im.  om,  um 


SIC 


1716  Ijozeichiiet  .Amavellen.  einmeri'  als  .cerasa  Dura- 
ciiia,  Maceuonica'.  Dasvi'.  1587  aber  .Ainarcllen  oder 
ömle.  amelkirsen.  Aiiimelbeerc:  cer.  Apronianum'. 
Jedenfalls  schied  fortsclireitende  Kultur  die  saure  Art 
aus  und  unterschied  innerhalb  dieser  letztern  noch 
weiter  die  edlere  Weichsel,  prunus  acida  Ehrh.,  von 
der  grossem  aber  saurern  prunus  austera  L.  So  schon 
der  Winterth.  Chron.  Bossh.:  .Die  ämlin  und  wiechslen 
zerspieltend.-  Der  selbe  .Sprachgebrauch  in  ScHSt. ; 
ZS.,  während  nach  den  Angaben  ausAA;  G;  Scn;  ZB. 
unser  W.  für  pr.  acida  angegeben,  also  kein  Unter- 
schied gemacht  wird. 

Alis  roni.  amurclU-,  dii-.s  ans  l.ifc.  atiianix,  bitter,  herli. 
In  Ekkfliards  Bencilict.  die  Nbf.  ,amariuas'.  Vgl.  den  folg. 
Art.  und  Amijohleri.  —  ,.\nuT  liiim'  im  offnen  Feld  kennt 
die   Diiliend.   Offn.  XV.   .Ilidt. 

Ama rille  AmriiUe  Ai-;  G.'^a.,  Stdt..  Marille  Ai' 
{marinHi);  <ii,;  Gr;  GSa.,  Marijeli  »lare'irli  (diin.) 
Ar,  Marülleri  (dim.)  Aa  (Mi-hlu.'),  Barille  u.  dim. 
Banlkli  Aa;  B;  Gl;  G;  S;  Z  (Wettschw.  dim.  I'arim), 
dim.  Barelle  ZSth.  Cp-J,  dim.  Barelldi  Bs,  Berille 
S,  Barijeli  (dim.)  jxinli  Srn  (Dl'rh.),  hare'iili,  p- 
SfnStdt.,  St.,  Baringcl  GS.,  dim.  Barinycli  AABb.,  Z.; 
L  C&tAt  haritjdi,  GüM  Baringgeli);  aScnw;  S;  Uw;  Zu, 
Emmer  Gl  (Dünn.):  1.  Aprikose.  Nichts  Anderes 
meinen  Fnis.  u.  Mal.:  .Armeniacum:  Ammarellen  od, 
■berilleli;  .sind  kleine  goldgälo  früezeitige  pfersichli.' 
.Pra'coqua  mala:  Parillcle.'  Fris.  .Morellen.  amarillen, 
barillelein:  Armen,  malum.'  l(iG'2I!Ei)iX(iKU,  .Amarillen, 
barillelein,  barilien:  Armen,  mal.'  Denzl.  1077,  171(1. 
,Das  Zuckerwerk  war  von  Barellelen  geschmackt,  als 
wenn  man  die  frische  Frucht  vom  Baum  im  Munde 
hielte.'  1647  Wdkstis.  ,Die  Frucht  so  wir  Barilien 
heissen,  die  werden  an  anderen  orten  Teutschenlandts 
Marillen.  Möllelein,  S.  Johannspfersich  genent.  Ist  seit 
Mann.sgedenken  in  einer  L.  Eydtgnossschait  mächtig 
aufkommen.'  1639  Ehagor.  ,Die  Steine  von  den  Pfer- 
sichen  und  Barilien,'  1790  HPeSt,  Insbes,  die  kleinere 
Art  Ar;  G.  —  2,  Zuckerpflaume  BsStdt;  GS.  (Ba- 
ringel).  ■ —  3.  Giclitrose,  psonia  offlc,  L,  B  (Barille, 
BarillerösJ;  L  (Baringe).  ,Baringel:  semen,  radix 
peionia;',  am  Hals  getragen  gegen  Epilepsie,  XVII., 
BiRLiNGERS  sog,  BArzneib.  —  4,  Märzenblümchen, 
Schneeglöckchen,  also  wohl  Galanthus  nivalis  L,f, 

Eig.  das  selbe  W.  mit  dein  vorhergehenden  nnd  ebenso 
die  minder  schmackhafte,  herbere  Abart  der  Frucht,  die 
nicht  veredelte  Aprikose  bezeichnend.  Doch  legte  sich  bei 
.jenem  der  Accent  auf  die  erste  Silbe,  hier  dagegen  blieb  die 
roman.  Weise  der  Betonung;  einzig  das  schwach  bezeugte 
Emmrr,  dein  aber  das  von  St,''  überlieferte  „das  Ainmerich: 
Aprikose  W"  zu  Hülfe  kommt,  macht  eine  Ansuahme,  Dieses 
letztere  ,,'Vmmerich  u. ^  halten  wir  übrigens  für  eine  unechte, 
vom  Aufzeichner  nach  Analogie  von  das  Pftvftl  :  Pfirsich 
rekonstruierte  Form  für  Ämmeri.  Mit  der  Ausweichung 
MarinU  Wurde  eine  religiöse  Beziehung  erstrebt  nach  der 
Weise  sn  vieler  anderer  Früchte  und  Pflanzen,  B-  wechselt 
mit  ilf-  so  leicht  und  so  oft,  dass  wir  uns  nicht  veranlasst 
sehen,  zur  Herleitung  von  JiariUc  usw.  nach  dem  venetian, 
Namen  UiruorJu  (wie  in  letzter  Linie  , Aprikose',  frz.  abricot, 
aus  lat.  prfi'cofjmm,  frühreif)  zu  greifen ;  zu  tJunsten  unserer 
Auffassung  sprechen  auch  die  Parallelen  ßunjeli  :  MaHjeli; 
ßirillr  :  Ami'rlUc  Den  Übergang  von  -l-  in  nrj  vermittelt 
eine  vorauszusetzende  Zwischenstufe  'Jiarinc,  welche  auch 
wirklich  von  AaZ,  aus,  freilich  nur  schwach,  bezeugt  wird, 
, tiarim-li ,  eine  Art  Pfirsich.'  ,7iaiinfjdl'  bei  Durh.  scheint 
auf  blossem  Sclirnibverseheu  zu  beruhen,  .\ucli  im  Nhd. 
Vereinigt   .Marelle'   die   beicb-n  Hi  ild.  Sauerkirsidif   und   Aini- 


kose.  —  Bed.  2,  an  und  für  sich  ganz  annehmbar,  ist  nicht 
zuverlässig  genug  bezeugt.  —  3  und  4  werden  allenfalls  als 
Übertragungen  ver,ständlicb.  indem  die  Blütezeit  dieser  Pflan- 
zen so  ziemlich  zusammeiilallt  und  der  übrigen  Pflauzeuwelt 
vorauseilt;  es  sei  aber  auch  frz.  bourreuU  für  Päonie  erwähnt, 
und  dass  .A inary  1  lidaceie'  der  (wissenschaftliche)  Gattungs- 
name für  das  Schneeglöckchen   ist. 

Ainasdeli  =  Agnnsdei   Sp,  128,    .A.   n.  Scapulier.' 
1741  Goliat. 

Am.äli  f.:  Küchenschrank  ZG.     ^.  Ahiiare  Sp,  189, 
Aiiiäiidel  m,:  männl.  Taufn.  Amandus  SciiwE. 
Amme  *"  s.  Anna-Maria. 

i'nne,  linienr,  ;("c,  'j'"'.wc  ^'  »'"f»  «'"£«£  Aa; 
Bs;  S:  1.  Dat.  m.  u.  n.  des  unbest.  Art.  —  2.  anie(ne). 
ime(ne):  an,  (in)einem. 

amme,  -ed,  -eds,  -es, -ig, -igs  s,  ((/h-ck  Sp,  209. 

Amme  m. ;  Ammenif. ;  land-ämmclon;  gemein- 
ammelen  s.  Amt-Mann  usw. 

Aiiied  s.  Amad.  ammed.  ammig.  ameg  s. 
ümmig.  ammiig   (jedenfalls,   dennoch)   s,  all-ireq. 

Ameise.  1,  ämri»^  Sch;  BBe,  (ämi''.^>;  Gr  Val, 
(ämeisa);  Ameisse  Gr  (ä-  Churw,),  Omeisele  S, 
Amese  e^mese  GÜtAt.,  Amesse  Ai';  G  aL.,  Stdt,,  Ämess 
GKh,,  Omese  BBrisl.,  Abese  aftjsj  Ap  (Götz.).  — 
2,  Aweissi  GSa,  (Götz.),  U weisse  GnllVatz,  U"eise 
GO.,W,,  Wur rameise  IFitDHei'si AALeugg,,  Wurmeissi 
Z,,  Warmeisle  ,F,",  Z.;  ZLimm.  (selten),  Wurmessli 
ZNer..  Wiirmäiisli  AABb.,  Z.,  M'armasle  „Sch"  {-assle 
Kirchh.,  -o'sle  Buch);  ZBenk.,  -ä-sle  Sch;  Th,  -fäsle 
GaL,  (Götz,),  -u-asle  Th  (Pup,),  Harraeise  -viäusli 
Z  (Schneeb.),  Ermose  GDieb.,  Marb.  —  3.  Anbeisse 
Anheisa  BBe.,  Amheisse,  -i  Aa;  BO.  (ümhi-asej;  FSs. 
(atnhVse,  -bl-ssej;  Gl'.;  P;  SG,;  Vw,  dim.  auch  „Am- 
heissli  LE.,  Ambeis.'ilci'- ;  Ampeisse,  -i,  -di  B;  aScHW; 
SG.;  U;  Zg,  Umheisse,  Umpeisse,  Umheise,  -i  Aa; 
Bs;  ScHwBru.,  Anbeisse  äheissi,  äheki  Gl;  Gü. ; 
Si'HwReich,,  äheissi  GlK,,  Handbeissi  LG,;  UwE,, 
Hambeissi,  Hampeissi  Vw,  Hamheisae  „AaF.",  Höbeissi 
GA.,  Lombeisse  [wo':*],  Empeis(s)le  GT,,  Am- 
bitzli  Z  (Götz.),  Ambeis.^ge,  -i  AaF,;  BsL,;  Schw; 
SEgerk, ;  ZG.,  Um-  ZKn,,  Limm.,  A-  (jSchänn.,  Ha  m- 
ScHwMa.,  Wurm-  BsL.,  Ambeizgi  Z,  Harn-  Schw 
Woll.,  Ambitzgi  Z0„  \V1.,  Harn-  GS,;  Z0„  rS,  (hamp-J, 
Hum-  BsL,,  Wum-  ZW.,  Amhetz(ß  BsL,.  Harn-  Z  IS,, 
Hnm-  Z  rS,,  Ambi.ri, -li[yn>'i],  Ambesi^gi,  TFm)«- ZW,, 
Warm-  Zoll,,  Imbisse  GaL,  (Götz.),  Ämhe.sse  GaL., 
T.  1.    Umbaslc    ScnSt.,    Hum-    (Dkr),    Hobäsle, 

Obasle  ZSth,,  Witrmbasle,  -hüslc  GWyl;  ScnSt;  Th, 
Wnrmbäseli  ThHw,,  Wombäsle  GStdt.,  Wurmu-asle 
Th  (Pup,),  Wurmäsle  Scii^tdt..  Embüsle  GKirchb., 
ll'((»i/;».'.7e  Th.  —  5.  Bnmgei^'gi  „A.iF.".  Enggeisle 
Th  -  f.  (-(  n.):  1.  Ameise,  spec,  die  kleine  im  Ggs. 
zu  Waldhengst,  Klammere,  Klappere,  der  grossen 
Waldameise;  einzig  für  die  Form  Ameise  wird  aus 
Srn  die  Bed.  formica  Hercnlanea  behauptet.  Us-eme 
Hambeissi  es  Kamel  mache"  L,  Umpeis.^e"  ha",  einen 
prickelnden  Schmerz  empfinden  Bs,  Er  hat  U.  in-de 
Hose,  von  Einem,  der  nicht  ruhig  sitzen  kann,  ebd, 
D'Wurmbasle  händ  e  Licht  [Leichenbegängniss]:  wenn 
sie  in  geordnetem  Zuge  über  die  Wege  ziehen  Tn. 
Wenn  die  A-n  dazu  gelangen,  den  Honigvorrat  in  den 
Häusern  aufzuzehren,  so  .sagen  die  Leute,  ilir  Honig 
sei    zu  A-n    ijewordcn.    weil    diese    die   gleiche  Farbe 


21'; 


Am. 


218 


liabeii  und  eben  so  glänzen  ZKn.  llVn»  of  Annatag 
(ii/'-c  ,litli)hstai/J  d')Voniiei)!le  (d' Amheisse)  üfwerfe  (iri 
Ilfife  hncliey  und  u'lter  »larhej,  so  seil  e»  lierte  M'inter 
rhö  AaZ.;  8  SciiiLii.  Wenn  d'  WiirniiiasU  und  d'Wesjili 
Inf  in'n  Bude  liimed,  se  wird  's  t röche,  Ixnied  si.  aber 
olien  üf,  so  wird  's  nass  Aa.  Wom  d'Umhaslc  d'Eierli 
hin  und  her  In'ii/ed,  se  glt  's  gern  e  Vetter  SfnSt. 
S-'chwarze  A-n  in  den  Häusern  sind  ein  Todeszeichen 
ZWl.  —  2.  unruhige  Person  Scii.St.  —  3.  eine 
lünderkrankhoit,  das  Mundschwämmehen,  aph- 
thiea  L;  aScHW.  —  4.  Schwierigkeiten.  Es  u-ird 
Ilambitz  ha  B.     Syn.  3Ius. 

Ahd.  mbd.  ameiza,  anieize.  Nur  ivenifc  MAA.  haben  das 
ricbtia:e  'N'erbältniss  zw.  Stamm-  uud  Ableituu^ssilbcn  be- 
wahrt (unsere  (Jnipiio  1,  dazu  auch  ,Omeis,  Ommeissen'  bei 
.•^alat  und  im  Gcistl.  Vogelgesang);  sonst  verleitete  die  Fülle 
der  Ableitungssilbe  soiion  frühe  dazu,  das  W.  als  Zss.  auf- 
zutasscn.  was  zu  den  wunderlichsten  Umbildungen  führte;  die 
vcrätändliehsten  sind  die  Anlehnungen  an  .beissen'  (beizen? 
vgl.  engl,  piimii-f)  und  an'Hand  (hamh),  Wurm'  (G)'uppo  3); 
.iinU'ize,  aiiibeiz'  schonbiä  Boner;  ,unbeiss'.  Ruef;  .die  anbeissle 
und  binen'.  1591  SHochh.  (1693  verhochdeutscht  .Amnieiss- 
lein');  ,ambeissen'.  1.531/60  Prov.  (1667  .ammeissen');  1639 
Khagur. ;  ,das  ambeissi'.  Vogclb.  .ambciss,  omeiss'.  Fris. ;  Mal. ; 
.imeiss,  ambeiss'.  Dcnzl.  .ombeiss'.  XVII.,  BArzneib.  Gr.  4 
riguet  Kantonen,  in  welchen  ei  zu  a  wird,  ist  also  sicher 
aus  Shervorgegangen.    —   Die  Formen  auf  -i  sind  alte  Dim. 

—  In  den  ,Geistl.  Vogelgcsang'  ist  (neben  der  Biene)  die 
A.  geraten,  weil  ein  Teil  derselben  j;llii-]ich  eine  Zeit  lang 
geflügelt  erscheint. 

Bär-Omjiv  BBrisl.,  -Ami;sse  „Ap",  -Amsle  Bs  {pär- 
fiH).s7e  Seil.);  SSchwa.,  -0»is?e  SThierst.,  -Omlese  BaL.: 
die  grosse  Waldameise,  formica  Hercuhinea. 

Die  Z-:.s.  mit  Jiär-  hat  (wie  diejenige  mit  llo««-)  ver- 
stärkende Bed.  —  Die  Form  Amtle  beruht  zunächst  auf 
vollerem  '  Ämesk,  einer  Weiterbildung  mit  I;  vgl.  die  o.  an- 
gefülirten  Omeisele,  Wurmeisle  usw.  Omhm  durch  Umstellung 
aus   ' Omeslc.    —    Syn.   s.   u.   Ameise. 

Wald-Bär-  e'msa:  dass.  Ap. 

Ameislere  Amheisslere,  Amp-  f.:  Ameisonnest  B. 

—  Über  die  Ableitungsendung  s.   Dial.   221. 

ameisen  amheisse,  amheissfeße :  prickeln,  gramscln 
in  den  Extremitäten;  pcrs.  m.  Dat.:  de  Fuess  a)idieisset 
mir,  unpers.  ni.  Ace.:  es  amheissfeljet-  mi'''  i"-(a'')der 
Hand  LE.    —    Mhd.  ameizcn;  vgl.   lat.  furmlmre. 

Ammei,  Ammei  n.  s.  An-Mal. 
ammel   s.  1.  all  mal.     2.  ämmel  einmal. 

Aiiniiele  f.:   Bachforelle,  salnio  f'ario  Bs. 

So  auch  bei  St.-  nach  Hartniann.  Die  Angabe  bei  St.' 
,A.  =:  Elrize,  cyprinus  pboxinus"  legte  nahe,  A.  als  Ver- 
stümmelung von  linmmele ,  Bawhele ,  Elrize,  zu  erklaren. 
Übrigens  passt  die  selbe  Bezeichnung  (vgl.  fmnnnelen,  hin  und 
her  fahren)  auch  wohl  auf  die  blitzschnelle  Forelle.  Vgl. 
aber  auch  ampetti,  nordd.   Syn.   von  batiiheten,   .bammeln'. 

Ämel,  Emol  m.:  eine  Art  kleiner  Karpfen,  (iründ- 
ling,  cyprinus  gohio  BÜ.  (Hart.m.) 
Ammei,  Emmel  s.  Ammer. 

Aliieli  (hurli  (jStdt.f,  Ameli  ämele'i  Srii,  Anime- 
litschi  (Diminutiv  mit  geringschätzigoni  Tone)  Gi,: 
weibl.  Taufn.,  Amalie. 

Aiinneli  B;  GuChur;  W  fämilij,  Ämmeli  Aa;  Bs; 
II.  A  III III  i  ,W",  Ainmii  Bsf  —  n.:  1.  Saugnäpfchen. 
-Häschchen.         2.  das  Getränk  für  Wickclkimler  BBe. 

Zu  Miimiii  usw.  (s.  d.)  oder  geradezu  zu  .\iihii  Sj».  'J  1 1 
(vgl.    Xiiiini    aus    Anne    udgl.). 


„ammelen.  ämmclcn:  saugen,  wie  die  Wiogen- 
kinder  tuen  B;  W.- 

ailie":  Intcrj.  wie  nhd.  l'bertr.  1.  zu  Ende,  alle, 
vorbei,  allg.  Ks  ist  üs  und  ä.  mit-em,  er  wir<l  sterben. 
.\uch  pers.  z.  B.  's  Fässli  ist  üs  und  ä.,  geleert.  Eine 
Gesellschaft,  die  aus  einander  geht,  macht  fis  und  ä. 
Aa.  Auch  abgekürzt  m.s  «h(«  Z.  Am  Ahsterhis-äme  si  : 
im  Sterben  liegen  L.  {Von  dem  Ave  Maria-Gebote 
her,  welches  sehliesst  mit  den  Worten :  ,in  der  Stunde 
unseres  Absterbens.  Amen.')  Tod  [todt]  und  ä.,  ab- 
getan L.  Einen  Stroithandel  ,z'todt  und  a.  ausmachen'. 
GoTTH.  Von  unabänderlichem  Entschluss:  ,/''''  irott-si 
nümme;  da  isch  's  üs  u.  öme.'  Stutz;  syn.  fertig.  — 
2.  gewiss,     's  ist  Alles  Ja  und  a.     So  leär  als  a. 

Mhd.  ä-  neben  a-.  Unser  a-  ist  durch  die  Ausspr.  von 
ZO.  (öme)  als  echte  Lunge  bezeugt;  nur  in  der  Zsfügung  mit 
.Usterhiii  büsst  es  seine  Quantität  ein.    —   S.   n.  tod. 

Aiiier  fä)  Gl!  allg..  Am  er  Tschapp.  —  m.  (n.  VaLs): 
Gefühl  der  Leere.  1.  Schmerz,  Verdruss  über  einen 
Verlust,  eine  Entbehrung.  —  2.  Gelüsten,  A.  haben 
.an'  Etw.  (Dat.).  Ohne  nähere  Bestimmung:  Esslu.st, 
Appetit.  —  Big.  blosse,  schon  von  Notk.  gebrauchte  Ver- 
kürzung von  Jaimr,  welche  Form  mit  der  Bed.  ,Jammer' 
tw.  daneben  besteht.  Der  Umlaut  aus  dem  abgeleiteten  Vb. 
tw.   ins  Subst.  eingedrungen. 

ämcrcn,  ämeren.  ebd.:  1.  tr.,  Schmerz,  Heimweh. 
Gelüsten  erwecken,  t.  pers.,  ds  Obs  ämerel  d'Chinder, 
t.  unpers.,  es  ämeret  mich,  dasfsj  {'''-mis  Chiieli  her- 
f/ge"  hän.  Syn.  rersännen.  gelüsten.  —  2.  intr.,  die 
obgenannten  Empfindungen  haben;  ä.  um  Etwas. 

ämerig,  ämerig.  ebd.:  1.  Lust  erweckend,  nam. 
die  Kauflust  reizend.  Syn.  anmächclig.  gemögelig.  — 
2.  lüstern,  gelüstend. 

Ammer  I  ,ß;  L'  (Di:rh.),  Ammer  Aa;  Bs;  ,,B; 
L";  Sc'h;  S  —  m. :  Emmer,  Zweikorn,  Sommerdinkel, 
triticum  dicoccum  (amyleum). 

Mhd.  aiiier,  einer,  nmeJ.  ,Emel'.  aOHdschr.  A'gl.  Aiiuli- 
Mel  und  bei  FrLs.   ,Emnicr  oder   Amelkorn'. 

Ammer  II  m.:  die  Ammer,  embriza.  (ii^lw-  g.el- 
Ainmcr,  -Ammer:  Gelb-.  Feldfink,  Goldammer,  embriza 
citrinclhi  ZAlf.  Syn.  Gerstenrogel.  —  (iold-:  1.  dass. 
.Unsere  Emmeritzen,  welche  von  etlichen  Goldhamnier 
von  wegen  irer  färb  genennt  wirt.'  Vogklii.  lö.'iT. 
,Von  dem  Goldammer  oder  (zu  Strassburg)  Gaul- 
ammer.' ebd.  .letzt  Ameritzli  usw.  —  2.  ,Goldhäm- 
merli'  n.:  Haubenkönig,  motacilla  regulus  [regulns 
cristatus]  B." 

Die  gleiche  Anlehnung  wiederholt  sich  im  Vogclb.  in 
.Gerstiammer,  passer  silvestris  nuignus'.  einem  lammerartigenl 
Vogel,  der  sich  in  Gersten-  und  Weizenäckern  aufhalten  solle. 
Vgl.  .Hämerling'  u.  d.  W.  Amn-iize.  Die  umgelautete  Form 
Ammer  erinnert  an  Emeriz  usw.  In  llnldhümiiierti  ist  der 
Sprung  ein  doppelter,  da  dieser  Vogel  gar  nicht  zu  den 
.\nimern  gehört;   s.    OotdhüneJi. 

Ammeriz  Ammerizli  n.  ZAuss..  Wl..  Emmerize 
f.  GTa.;  SciiSt.;  Tu,  „Ämerzen  Aa.  hiibrütze  Ar; 
G  —  f.":  dass.  Sie  liuihnen  den  Winzer  mit  .heft! 
heft!  es  ist  Zit!'  Z.  —  Gel"-Emmeriz(e).  (r.ehrmerzc  f. 
Aa,  -„emez  m.  AAÜb.;  ZW.:  dass.  -  ,Wis-Emmerze : 
emberiza  pratensis.  Von  den  wisen,  darin  sy  woneiul.' 
1557  VociKi.ii. 

Vgl.  mhd.  iimerliie.  .Die  Euinii'ritze,  Euibiitz,  Kmmer- 
(lling,  Gilliling  |usw.l.'  Vogelb.  I."i."i7.  .Der  Kmuierit/,  passer 
spcrmoliigus.'  Mal.  ,Knn>ritz.  ilemmerling,  galbiila,  avicula.' 
Donzl.  1677,  (.Wittew.ab  st-itt  II.    1716,1     Vgl.  mieli  Kmin-Ili. 


^19 


Am.  ein,  \m.  oiii.  iiiii 


2211 


6el"-Äiiniietli  ii.:  Golilaramev.  —  Blau-  n.: 
Person,  welclie  auffallend  viel  Blau  in  ilirfni  Aiizut?!' 
hat  ZW. 

Ämmrili  liczeicliiii-t  ilic  li:tztc  Stufe  (1fr  YiriliTliuiss  von 
Ämmcrizc:  Ämmcrzr :  Ammcze.  —  IHiiu-A.  ist  walii-scil.  eig. 
d(n-  Kisvogol,  inif  clicn  so  viel  Fug;  zu  ilnu  AnniK-ni  gezälilt. 
wii'  IT  aiii'li    WawtuiHrli  lieisst. 

Anmiero.  Annner(n)e.  Ainmeri  s.  AmnrcUe 
8p.  211. 

Aniiiieirnzc  <inhju:n:r,  dini.  -i:  \v.  Taufn.,  Eme- 
rentia  Sciiw;   Z. 

Alllor2;<'t  f.:    w.  Dojuieln.,   Anna  Margaretha    Scii. 

Aiuiiiari  ihn.n  L.  Anmiarei  -e'i  6T.,  ämrre'i  A.4; 
Bs;  ü;  8i'H;  S;  Tu  —  f.:  w.  Doppeln..  Anna  Maria. 
Ammerili,  /nrl;cnH,  rhiinnii,  iiier  [wir]  ircnd  pii  taiizfi 
u.sw.  (i. 

.\lllin('I'  GT.,  Anuiilcr  Ul;  GG.:  Bewohner  von 
G  Aiiiili'U. 

Ainci'ikaitpr  m.:  1.  eine  Sorte  der  Erdäpfel,  rot. 
rundlich,  mit  tieflicf^endeii  Augen  Gl;  GW.  Syn. 
Afril'iiiicr  s.  Sp.  100.  Hemer.  —  2.  Wiesensalbei, 
.salvia  praten.si.s  GSa.    i^yn.  Holänder.  Blaid  Soldaten. 

2.  Diesu  ülior  die  aii(Ureu  Kräuter  emporrageudeu  Stenge) 
mit  meist  lilauen  Blüten  mit  den  in  hoUändisclion  Diensten 
stcliendeu,  iiaili  Hatavia  (,.\nieril;a')  liestimmteii  TrM]>|ien 
verglielhii. 

anierikani.sch.  1.  (tiiierikaiiisch  Herdöpfel:  die 
Knollen  der  kleinen  Sonnenblume  und  die  Pflanze 
ülierh..  heliaiithu.s  tuberosus  GO.  —  2.  Aiiterilaiiiieli 
Cr (•('(.<;  rolirartige.s  (ilanzgras,  jihalaris  aruudinacea 
picta  G.  --  1.  In  Tessin  ,patato  del  Canada'.  Die  Pfl.anze 
ist  in   Brasilien   heinn'scli.    —    2.   A'gl.  die  Synn.  ilfo-,   holän- 

iJi..h,    rn.jlm'h     diu«. 

Ami  'iiin  m.:  Name  iiir  kleine  Hunde  L;  Z. 

Alinin-o  Zu,  .liniin  \\\,  Anniir'i  Aa;  S  =  Amman. 
.Aniüi.-  XVI.  Sai.at.     ,Amilli'.  l.'')72  TiiPlatt. 

Amillicliel  m.:  ui.  Doppeln.,  Johann  Michael  ÖeuwE. 

Ainidnm.  Ihn-und-um  l,m6nilom  At>.  ^m^döm  G  n.: 
wei-s.se  Stärke  für  die  Wäsche.  —  omidömme" :  Wäsche 
stärken  GStdt.f. 

Frz.  dial.  (tmidun,  mlat.  aniidnm,  dies  aus  lat.-gr.  anti/Jum. 
feines  Weizenmelil.      Yg].   Aimnelmtf.     Syn.  Klärt. 

ammig  s.  1.  aJirni,  vormals.  Sp.  2h2.  2.  (ämmiy) 
einenirefi. 

Amiiiiral  Mi:v.  Wint.  Ghron.  Amiral  1722  Mise. 
Tig. :  Admiral. 

■  Amiriil  frz.  u.  Hiliil.,  rielitiger  als  die  nlid.  Form;  zu  der 
Missliildung  Aiuiiiiml  liat  das  W.    .General'   mitgewirkt. 

Amläze  ",  „Amblätz  m.  LE.",  Cim-,  an-,  ä-, 
Jlm-Blätz  Gii,  Ubläze  f.  ebd.  —  PI.  Änhlätsc,  Äm- 
hleze  Gr:  ein  aus  Leder  geflochtener  Strick,  welcher 
durch  das  liinidhieli  des  Doppeljoches  gezogen  wird, 
um  dieses  und  die  Deichsel  an  einander  zu  befestigen 
Gk.  „Band  aus  zähen  Gerten  zur  Befestigung  der 
Deichselstangen  eines  Schlittens  an  das  Joch  L." 

St, 's  Deutung  auf  Hh-tz,  Flicklappcn,  anbU-tzen  mag  der 
volkstümliclien  Anschauung  entsprechen,  könnte  aber  nur  für 
die  entsi)rcxhendeu  Formen  gelten.  Sämmtliche  Formen  (mit 
tirol.,  kiivut,  Amhlilzi:,  Aiiijihlz)  geben  zunächst  auf  mlat. 
umiflucium  (churw.  .der  umblazz')  zurück,  dessen  Bed.  er.st 
ans  den  MAA.  Licht  erhält.  Dieses  scheint  mit  dem  Präf. 
nmitdf  von  twjitmfi,  Strick,  Schlinge,  abgeleitet  zu  sein,  das 
der  MA.  s(nist  als  /.atsch  durch  das  Ital.  (tamo)  zugekommen 
ist.     Also  niiil'hiriinit  ^  Vm\KUii\.     I)as  an   das  alem.-l)air.  W. 


eiuigermasscn  anklingende  hess.  Syn.  ,die,  das  Eniez,  Imess, 
Ems'  diigegen  wird  auf  slav.  Ursprung  zurückgeführt.  — 
Da  bei  uns  das  W.  meist  im  PI.  gebraucht  wird  (der  Strick 
ist  zwei-,  bezw.  vierfach  genomraonl,  so  mögen  auch  die 
ol)igen  dreisilbigen  Formen  genauer  beselien  Plurale  sein. 
S.    auch    an-hli'tzni. 

ammoiliereii  =  admodieren,  in  Pacht  nehmen  (s. 
Sp.  Ul).     .Geamodiert'.    1521  Aiisen. 

Ainiliolter.  Amholder  m.:  Sauerkirschenbaum  BO. 
—  Ammoltere  dmuhre  W  (Dim.  AmiiUeri.  BO.).  Ani- 
boldere  BO.,  Dim.  Amholtri  Si.  —  f.:  eine  Art 
Weichselkirsche  mit  festerem  Fleische. 

.Syn.  AiiiareUe  Sp.  214,  welches  W.  jedenfalls  im  ersten 
Teile  des  hier  vorliegenden  steckt  (mit  mb  aus  einfach  m). 
Der  2.  Teil  des  W.,  olter.  enthält  das  selbe  fer  wie  Aß'oltrr 
Sp.  lOfi  und  ist  in  der  1.  Silbe  an  dieses  angelehnt;  vgl. 
auch    .Hohler'. 

amiil'tPl'isieren.      Amortarisation     für    amorti- 
sieren usw.   17(J7  F  städt.  Aktenstück, 
amu  s.  itm-um. 

Ammiilette  f.:  Amulet  Aa;  L.  Ein  mit  geweihten 
Gegenständen  gefülltes,  herzförmiges  oder  viereckiges 
Kleinod  AaZ.  1815. 

Der  Übertritt  ins  w.  Geschlecht  durch  irrtüuilich(!  .Auf- 
fassung der  lat.  Pluralform  rimuhtn   veranlasst. 

Am,  amen  s.  Amad  Sp.  21:!. 

ämme,  ämmel  I,  emmel.  einiel,  iimmel. 
emme,  wenigstens,  s.  ein-iiial. 

ämmel  11,  ehemals,  s.  all  mal. 

Änimeli,  Amli,  Ämdli,  .4mniere,  Ammer ne 
s.  Amarelle  Sp.  211. 

Äiiimci';  m.  Taufn.,  Eineran  L(i.    Als  (.ieschln.  BO. 
Ammer.  Emmer  s.  1.  Ammer  Sp.  219.     2.  Ama- 
rille  Sp.  215. 

Anies(e).  Amess(c)  s.  Ameise  Sp.  21G. 

ämmi;;  ämiueg  (iTa.;  SciiSt.;  Z,  ammig  Ae; 
G  Stdt.  n.  Ta.;  Tu.  ammed,  aniniid  SenKl.;  Th; 
ZSth.:  1.  gleichwohl,  dennoch.  Niene  irerd  [nirgends 
willkommen]  und  ä.  da,  scherzhafte  Bezeichnung  eines 
nicht  gerne  gesehenen  Gesellen,  oft  mit  Selbstironie. 
Vo"  niene  her  and  a.  da,  zur  A'erliüllung  der  Herkunft 
ZSth.  G^fiiichet  und  ijkrehset  und  a.  Nünt  z'Nacht  Tu 
( V(dksreim).  Gaete  Ta(/  ä.  au!  Sind  ä.  au  (juUiviUche! 
[um  versäumte  Begrüssung  nachzuholen;  aber  auch 
ohne  solche  bestimmte  Veranlassung].  ,Zwür  ist  Schaff- 
hu.fe  über-em  Bhi,  tceye  dem  ifliort  's  amig  zur  Eids- 
i/nosschaft.'  Halevy  1849.  —  2.  in  abgeschwächter 
Bed.,  wenigstens,  freilich,  doch  wohl,  denn  doch,  jeden- 
falls, aber  doch,  i'''  hält  ä.  (f  meint,  er  wor  [würde] 
.•ii'''  schäme".  Das  ist  ä.  en  lanye  Winter!  Hest  [hast 
du]  ä.  nüd  lang  miie.ie  leaHe?  holi'entlich  musstest  du 
usw.  Das  Heime  ist  ä.  [wenigstens]  's  Dopplet  vert. 
Isch-es  ä.  [aber]  au  u-dr?  ,s  ist  ä.  an  [denn  doch] 
e  Sach!  's  war  ä.  au!  es  ist  [wäre]  doch  verdriess- 
lich.  Nei"  ä.  au!  vgl.  aber  Sp.  41.  Nei  glich  und 
ä.  au!  das  ist  doch  wunderbar!  oder:  zu  arg!  Ammig 
ö'''!  Ausruf  des  Affektes;  auch  der  zustimmenden  Ant- 
wort, jedenfalls,  gewiss!  G. 

Zsgez.  aus  ciitcinaeij  (s.  d.),  da  ä  i^e)  die  regelrechte  Ver- 
kürzung von  ci  ist.  Die  Formen  mit«  eignen  solchen  M.\A.. 
welche  ci  zu  a  zu  verdichten  pflegen.  Amtnitj  und  vollends 
nmmrd  fallen  mit  der  Weit(M'bililung  von  tutnuc  (s.  tdtmi 
Sp.  208)  zusammen,  z.  T.  auch  geographisch  (ScIiKl.;  ZSth.), 
während   andere  M.\.\.  mich   gut   nnterscJieiden :   z.  B.   ,i'r  bin 


■221 


Am.  CHI,  im,  um,  um 


222 


Hiitntiij  tini:  Vhiinlc  zuaj'Hj}rvvhe,   si  ndltd  duvk  aii'ntiij  itit  ixvhl 
tut:.'   Stutz;    vgl.   dwiitäff.    —    Syu.  ciiiist. 

Elinil  .;■/«  Z,  in.,  n.:  1.  der  Buclistabc  i)i.  AnimUswls, 

im  Zickzai-li.   geschlänsjelt.      -  2.  Aiiiiiili  u.:    kruiiiiue 

Furche  ZSehön.  —  iimmlen.   (lim.  iiiniiieleii,   refl.: 

sich  sclilängeln,    wollenloniiig  laufen,     i/'ämmlet,   ge- 

i      schlängelt  „B;  Z". 

ein:  Dat.  Sg.  ni.  u.  n.  des  Pron.  dem.  cncr,  jener. 
.Fidgend    etlich   dem.    der   ander  em.'    c.  1500  Eni.iB. 

—  Vgl.  eiiii  und  emi. 

ein  1  rm  Seil;  ;  Zf.  am  BsÖtdt  (Si'Kem;);  Gl,  im 
Aa;  Bs;  S:  Dat.  Sg.  m.  u.  n.  des  best.  Art.,  dem. 

em-  II,  tun-  (unbetont  vor  dem  Vb.  k<i)i):  entgegen. 

—  Zunächst  für  cmp-,   dies  für  cnt-hf-. 

ein-  111.  am-,  um-  (vor  Ortsadvvl):  wieder  zurück 
1.10.;  VV.  Auch,  weil  die  Etymologie  dem  Sprach- 
bewusstsein  abhanden  gekommen  i.st,  pleonastisch : 
iihei-ha  [herüber]  cho  und  umhi  [wieder]  em-überhi 
[hinüber]  BLeiss.  —  Aus  amber,  s.  aber  Sp.  40.  41. 

einansen  emcmse,  dim.  emäuslen:  am  Ostermontag 
familienweise  einen  vergnüglichen  Ausflug  machen; 
ffö  emause  gö"   VOrte. 

Nach  dem  Spaziergange  der  zwei  Jünger  mit  Christus 
(Luc.  24,  13  ff.)  bemmnt;  früher  wohl  eine  ernst  religiöse 
üedächtuissfeier  der  Aufersteliung. 

eine  de  s.  nunimede. 

Emerize,  Emmez.  Emuiet  .'s.  ^l)»»irr  1/ Sp.218. 

eim  allg.,  euni  GA.:  1.  Dat.  m.  u.  n.  von  ciiiC  I. 
IL  III.  einer,  man,  jener.  —  2.  Acc.  von  eine'',   man. 

Eimer  allg.,  Eumer  Z,  Amer,  Ämer  O,  e^mmer 
P  (SrnoTT)  m.  —  PI.  -e"GR:  1.  ein  hölzernes  Gefäss 
für  (ietriinke.  Bauchiger  Kübel,  in  welchen  gemolken 
wird  Gr;  G;  Schw;  Uw;  U.  Stei  [Hagelkörner]  irie 
E.  V.  —  2.  Weinmasst  Ap;  B;  Gl;  Sch;  Th;  Z; 
durch  ein  C'oncordat  in  den  Dreissiger  Jahren  auf  25 
.Mass',  '/<  .Saum',  normiert;  vorher  sehr  ungleich: 
32  Mass  Th  ;  doppelt  so  gross :  64  (60  lauter)  Mass 
Gl;  Z  It  Fris.  1568,  JBaEscher  1685;  viermal  so 
gross:  128  Mass  Scii  ((iem.  76).  Auch  das  Verhältniss 
zum  Saum  war  verscliieden.  Zur  Zeit  von  Fris.  ist 
.Saum'  noch  nicht  ins  System  aufgenommen,  sondern 
als  auswärtiges  Syn.  betrachtet;  Eschkr  aber  setzt 
3  i\  =  2  S. ;  in  Th  war  vor  dem  Concordate,  welches 
den  ,V.  zu  4  E.  festsetzte.  1  E.  =  \'r,  ,S'.  Er  hielt  in 
Z  4,  in  Sc»  16  ,Viertel'.  .10  Zürcher  Eimer=l  iMfcr/c/-.' 
1531  Aiisi'ii. 

Mhd.  cimcf  aus  alt.  rimhn-  111.,  n..  bei  Nntk.  einihrri,  eig. 
ein   Cnmpiis.    wie  .Zuber'.      Vgl.   Ajh   Sp.    '11  \. 

Gaglen-:    Kübel    für   die   kleinen  Krdäjifel  Gull. 

Kalber-:  1.  ein  mit  einem  Siuigrohr  versejicnes 
Geläss,  mit  welchem  man  die  Kälber  künstlich  säugt 
GrAv.  Syn.  Kidher-,  Si'iy-Kühel.  -  2.  grosser,  liöl- 
zenier  Eimer,  aus  welchem  junge  Kälber  im  Stalle 
Wasser  usw.  trinken  Gu. 

Mc'lch-:  Melkeimer,  ungefähr  1  .Mass  lialfend 
GRVal.  .Sol  ein  molclieimer  gemachet  sin  mit  der 
niulchen  as  si  von  der  kno  gemulclien  wirf,  die  sol 
man  erwellen  und  sol  i'in  \'I  altniessigen  kübel  füllen.' 

XV.    (iKlil.. 

-Mil.-li-:  1.  .\[elkoiiiier  Ai';  «IkA..  Uli.  2.  i:inicr. 
in  welchem  die  ;\lilcli  in  ib-ii  Keller  oder  in  die  Seiinerei 


getragen  wird,  meistens  grössere  Milchgcschirrc  bis 
12  Mass  haltend  GRVal. 

Schwin-,  Schwi-:  1.  Kübel,  in  welchem  man 
den  Schweinen  das  Futter  bringt  Gr.  Syn.  Schic'm- 
inelchtere.  Von  dem  Einfaltspinsel  .sagt  man  verächt- 
lich: ma  sött-ne  [sollte  ilin|  iiiid  eine  Sch.  erschiistie 
Gr.  —  2.  Schimpfname  für  einen  physisch  oder  mora- 
lisch Unflätigen  GSa.  -  uine(r)schwi(n)eimeren: 
schmutzige  Arbeit  verrichten  Gr. 

Tropf-  -ämerli  n. :  kleines  Gefäss,  in  welches  das 
Käsewasser  von  dem  Käsebrett  tropft  Af. 

,Walen-;  Milcheimer,  welche  die  Viehhändler 
nach  Italien  mitnehmen  Srnw;  Zh."  —  Wuhh,  Welscher. 

Geschirrwasser-:  für  Spülwasser  bcsthninter 
Eimer  Gr. 

eimerlen:  nach  dem  hölzernen  Eimer  riechen 
oder  schmecken  Gr. 

im,  iniu,  em  Dat.  Sg.  zu  er,  es  (s.  d.). 

Immat  s.  Aiiiad  Sp.  213. 

Ime  m.:  1.  Beigeschmack  GRD.f.  --  2.  ime:  Groll 
GRPr.  —  Es  lässt  sich  an  die  Begriffe  ,Stieli,  Stachel'  und 
somit  an  das  W.   Imme,   Bieno  (s.   Jmh)  denken. 

iinine,  immene:  Verschmelzung  der  Präp.  in  mit 
dem  unbestimmten  Art.,  in  einem.  —  Vgl.  iimme,  -nc 
Sp.  216. 

Imme  f.,  Immi  n.  s.  Imh. 

iiimicdiat,  -i:  auf  der  Stelle,  augenblicklich,  sofort 
ScHW;  Uw.   —   Aus  dein  lat.    Adv.   imyncdiad:. 

Iiuinenberger:  eine  Weinsorte,  welche  um  Iinmen- 
borg  bei  Fraucnfeld  wuchs.  1680  Wagn. 

immer  Aa;  WLötschen,  iiumers  S;  ZGoss..  im- 
merist BHutw.;  „L",  immerst  BsL.;  SonSt.;  S: 
1.  immer  Bs;  B;  S  (mit  Verneinung) ;  W;  Z.  ,Ieiner 
wenig:  allgemachist,  paucillatim.'  Fuis.  Zur  Stei- 
gerungverwendet: ,Es  wäre  jeiuar  schad.  das  uns  die 
Sonn  anschine.'  Zwinoli;  Syn.  en-ii/.  —  2.  gegen- 
wärtig, dermalen,  nunmehr.  ,So  grosse  Schüler  gönd 
immer  keine  ineh  i  d'Schuel,  wie  wo  mir  g'gange  sind.' 
Aa,  bei  Stutz,  E.  u.  h.  B.  Vgl.  ,alleweil'.  —  3.  j  e . 
irgend  wie.  I  will  's  tue,  trenn  i  immerst  cha".  Sui.ii. 
,So  ferr  uns  jemer  müglich.'  1530  Anscii.    Syn.  ieiien. 

—  4.  immerhin  B.  ,Deren  yeder  (.'hrLstgläubiger 
doch   yemer   etwas  wissens   haben   soll.'    1560  Buibl. 

—  5.  „immerist,  jemerist,  niemerist  B;  L;  Zg:  Interj. 
der  Zustimmung,  allerdings,  das  versteht  sich.''  ,Er 
hat  die  Ruten  noch  nicht  genug  wider  uns  gebraucht. 
Immers  Er  hat  uns  mit  derselben  noch  nicht  gar  zu 
grund  gerichtet'  =  ja,  imo.  1661  .IMI'll.  Wenn  ich 
nicht  irre;  wie  ich  glaube;  ohne  Zweifel.  Seiiw  ii.  Zg 
(iciiierist,  iemerisch)  D''rriiE.\'.  ,Er  ift  iemerst  nit  du 
(j'sl  =  mcmini  eum  tum  abfuisse.'  In.  B.  Wie  mir 
scheint;  ich  denke  wohl.  ,Wie  heis.it  's  in  der  JiHieH' 
Der  [ihr]  ircrdH  's  iemerist  itid  wässe.'  Hkuki..  iy(rli>fke 
het  zwiilfi  (jscldaiie;  der  Tai)  irill  iemerst  »d  nit  ehi>: 
doch  Gott  hiirt  n'id.  ircnn  's  vieri  Schlucht,  ders. 

Mhd.  iemrr  und  auch  schon  imer,  immer,  auch  in  der  Hi-d. 
,je'.  , Yemer,  yciuar'.  Kris. ;  Mal.,  auch  Im  S.  von  ,un>|uani'. 
,Yeinor'  noch  1584  bbav.  —  Für  den  BegriiV  .immer'  gelten 
sonst  andere  Ausdrücke  teiitler.  ulliinl,  r/ii'";;)  und  jenes  W. 
in  diesem  Sinne  ist  in  den  meisten  M.\A.  als  moderner  Kiii- 
dringling  zu  lM:traeliten ;  die  von  Liitschon  steht  daher  isoliert 
da.  Has  negat.  Comp,  .nimiiier'  ist  uns  gäuzlieh  fremd  geblieben. 
Imiiier»,   imiiuritt  sind  giMii-tiv.  und  siiperlat.  Weiterbibiuugeii. 


223 


Am.  i'iii,  im.  (Uli, 


224 


Zu  (Iia-  Anwi'iiiliiiitf  in  "i,  ttcli-lic  wohl  ans  dem  Bcgriifu 
.imiui-r,   i i.Tliiir   iikläiliili    ist,   iliiifte   Jncli  auch  das  {u]g. 

erwng(,Ml     \Via'dt:ll. 

Illlllicr:  1.  111.  T:iiilii.,  liigiiiiiar.  Hiirgdurf  1:584. 
Nocli  :ils  Ge.schkiclitsii.  B.  —  2.  Herr  {,He'  Gottii.) 
Immerx:  Ausruf  der  üeberra.sc]iung.  des  Erstaunoiis  Vi. 

-  -  Li-tztcrrs  L'i^.  wie  Jnntr  C'iuo  ^'Gvdrt_■lul^p;  clos  Naiuens 
Josus. 

„llilcreil,  iiiiuirrcii :    wiiniin'rn  f^cuw;  Zu." 
Vii'll.  vim  d<-r  Intcrj.  i  od.  fiu'  aimnii,   limmn  (s.  Sji,  •llü) 
«lit  AukdMiung  .an  .wimmern'. 
Iiiicri  s.  ÄmdrelJc  H\i.  2M. 

tllllllli  I.    etwa  auch  Siniiiii,   diiii,   [iiniicli     -  n.: 

1.  Hohlniass,  ur.spr.  auf  Vierteilung  bernliend,  .später 
deciiiial.  a.  als  Trockeniiias.s.  der  4.  Teil  des  Miis.ses 
B  {.kleines  I.'  halb  .so  gross);  S,  .quadran.s  modii'.  In.B, 
des  Vierleh  Kunstanzerniass,  der  10.  Teil  des  Vierteh 
oder  Scsterd  Aa;  L;  Th;  Eidgen.  1839,  der  9.  Teil 
„L;  Z",  1()85  JBaEschkr,  der  6.  Teil  einer  Qmirtane 
Gr  oder  =  4  Bidsendinyli.  10  Zehntel,  P/.-,  Becher, 
MnxtiJi,  2  Kofli.  —  Syn.  Öserli.  Vgl.  Iiiiiiiismii!.  — 
,Wenn  du  rhast  im  I.  liüse,  so  niuest  nid  [nicht]  i's 
Viertel  welle.'  Sulg.  ,Von  einem  niütt  ehernen  ze 
inalenne  da  sol  man  geben  ze  lone  ein  Imi  desselben 
korns  und  nit  nie.'  Z  Kichtebr.  Denselben  Mallohn 
bekam    im    XIV.   der  Hul'müller    der  Probstei  L    vom 

■  Korn.  Von   Haber  mler  Gerste  1  Immi  von  3  Vierteln. 

—  b.  für  .Milch.  .,3'/i  .Mass'  W".  Von  einer  Kuh, 
welche  mclir  als  3  Mass  Milch  liefert,  sagt  man,  sie 
habe  das  /.,  ebd.  Vormals  =  Vs  ,Sister'.  so  viel  Milch, 
als  zu  einem  .Süs.skäse'  d.  i.  8  Käsen  erforderlich  ist. 
Acta  MuR.  It  Gfr.  21,  153;    vgl.    auch  Ar«.  2,  38.     - 

2.  Landmass  z.  B.  tür  Wald  Z.  ^  3.  Marktabgabe 
von  Getreide,  von  dem  selben  genommen  ,.L";  Scn 
(m.,  Kirchh.);  Z;  an  letzterm  Ort  '/j  Iniini  vom  Mütt 
d.  i.  1  Immi  vom  Malter,  also  der  144.  Teil.  Memor.  Tig. 
1820.  ,l)a  von  git  er  nit  imis  [Genet.].  e  er  verkoufet.' 
Z  Richtebr.  ,Su  gend  die  von  Zuftikon  thein  [kein] 
ime  noch  zoll.-  Ende  XIV.  ,Das  die  apptissin  sy  soll 
schirmen  vor  dem  imy  und  vor  dem  uiigelt.  sy  koulfent 
oder  verkouffent.'  Oü'n.  FXllandex.  ,Was  sy  da  kouftent 
oder  verkoutfent.  dass  sy  das  immy  noch  den  zol  nüt 
sond  gän.'  1543  Otfn.  Mai'r.  .Haben  wir  inen  ver- 
gunstet,  unsers  gotzhus  Imi,  wag  und  den  ellnstab 
inn  zu  haben.'  a.Hdschr.  G.  .Zoll,  Lnmii  und  Unigelt.' 
1757  Z  Gesetzs.,  Abgaben,  deren  charakteristischer 
Unterschied  im  Stoffe  beruht.  .Man  liest  an  diesen 
Wänden,  geschrieben  von  vielen  Händen,  Wie  oft 
durch  Gottes  Segen,  es  so  viel  Mütt  Immi  gegeben. 
Aber  obgescliriebenen  Tag  |'24.  Brachmonat  1092]  für- 
wahr, war  gar  kein  Markt  alldar.  In  allen  Kasten  und 
Standen,  war  kein  Immi  vorhanden.'  Z.  —  4.  Mess- 
geschirr. .Er  soll  den  Ion  ze  nemmen  rechte  gfächte 
yiiili  haben.'  1585  Arl.  Ldb. 

Mhd.  iiinlii)  n.  aus  lat.-gr.  hemimi,  Hälfte  (des  se.\tarius, 
Scster);  frz.  (h)imine,  mine,  it.  miim.  Lehmann,  Grauh., 
sclireibt  ,Emmi'.  \gl.  MushII.  —  '2.  Das  Landmass  (frz. 
hi'mim':)  lie/iuht  sich  auf  die  zur  .\iii)(lauzung  benötigte  Saat. 
Vgl.'/  /mimiial.  —  3.  Vgl.  das  syn.  mlat.  amcnatjiufii,  frz. 
amenuije,  Lolin  für  die  Erhuibuiss  des  ZufUhrcns  (frz.  nmmcr). 
Dass  weuigstens  für  die  Sclimalsaat  die  Abgabe  in  (ield  kennte 
entrichtet  weiden,  s.    .Memor.    Tig.    IS-20,   (j.">7. 

immenen.  immeleii.  immleii:  1.  die  Abgabe 
des  Immi  entrichten  ..Z  (iiiieleii )■ .  ,Swas  [Alles  was] 
der  kölVclcr  | V''rk;iiUer|  fücret.  das  sol  er  iiiiiiion  nach 


der  niasse.'  ZRichtebr.  —  2.  diese  Abgabe  einziehen. 
,Eydt  schweren,  dass  sie  ihnen  nit  selbst,  sonder  dem 
Meister  ymlen  wollen.'  1585  Arl.  Ldb. 

ver-immeii.  .Was  sie  an  Frucht  oder  Mahl  ver- 
kaufen, geflisseii  zu  verzollen  und  zu   \ .•    1710  Z. 

„Immeler".  Immen  er.  .Ein  liiiincr  nimbt  ein 
von  allen  lasten  so  zum  kornhaus  gefüert  [werden], 
das  Immi,  und  alles,  das  er  einnimbt,  das  soll  er  einem 
Kürnniei.ster  überantworten,  aber  das  gelt,  so  er  in- 
nimbt  [,aus  Schmalsaat.'  Memor.  Tig.  1742],  soll  er 
in  ein  büchs  stossen  und  einem  Seckelmeister  geben.' 
Msc.  Leu.  Das  Amt,  das  ein  Ileichs-,  später  städtisches 
Lehen  war,  bestand  in  Zur.  und  Winterth.  bis  1834. 
.Immler,  Immener'  Geschlechtsn.  B;  Z  f.  -  Syn. 
amenü  B  welsch. 

Illlllli  II  n.:  Hadel,  Rispe,  worin  der  llaljcrkeni 
steckt,  involucrum  Aa;  „LE." 

Viell.  n.ach  einer  gewissen  Alinliehkeit  mit  der  Biene 
Imh,    fiiiiiic,   benannt.      A'gl.   Jmbdr. 

1  mmis  s.  Iiiibins. 

iiii]icrtiiieiit  iiiip''er<liii.i!Ht:  1.  sehr  grob,  unver- 
schänil  L;  Z.  -  2.  Steigeruiig.sadv.  in  unerfreulichem 
S.,   i.  ehalt  udgl.     /,  hhiiul.  rotliaarig,   eljd.    —   Vom   frz. 

iliqtt'rthii'nl. 

Illl|iiist:  Auflage.  Abgabe.  ..\lle  auf  dieser  l'frund 
haftende  Iraposten  und  Schuldgeluihrcu.'  B  l'frund- 
kaufsregl.  1791.   —    Von  it.  impmiu. 

lernen,  iemed  s.  ie-man. 

icnier:  Jemand.  —  Nur  von  Schulz«  bezeugt;  jetzt 
durchweg  Oppcr,  ncivtcr.  Vgi.  Sitint:!-,  von  dem  es  viell.  bloss 
abstrahiert   war. 

0  m  .  . .   s.  Hill  .  .  . 

omel  s.  eiii-iiiiil.         Gm  lese  s.  ÄmeAse. 

Ömel  m. :  Oheim.  .Du  wirtenne  niins  Oeiiieln.- 
1337  Gfri).  Vll  180.  181.  —  Von  ndid.  „rl„i,i,,  om  (s.  Üdü 
S]).    741  abgel. 

Önili.  Ömdli.  Ümbli  s.  Amiurlle  Sp.  '200. 

uin-  s.  eilt-  Sji.  221. 

um,  Ar  Hill  I.  Präp.  1.  rein  räumlich;  Umgebung, 
Bewegung  im  Kreise,  oft  verstärkt  durch  nach- 
gesetztes um  Gr,  oder  allg.  niiie  d.  i.  iim-hin,  herum, 
z.  B.  um  's  Hüs,  um  's  Dorf  luiie;  Ulm  um  d'Bei" 
Gl,  um  de  Chupf  umc  GT.  (ß  [Schläge  geben];  es 
chiinnt  dir  um  de  Chopf  uiiie,  du  musst  es  verant- 
worten resp.  entgelten  Z;  um  d'Lut  ume  chö,  mit 
vielen  Menschen  in  Berührung  kommen  GT.  Um  si''' 
ha",  ein  Kleid  oder  Begleitung  B.  Um-e  [den]  Weg, 
um  d'Wey  sl",  in  der  Nähe  Bs;  Z.  ,Um  die  Stadt 
Zürich',  in  -der  Stadt  herum.  1500  Eulib.  Um  enand, 
herum,  s.  ein-ander.  .Geschäft  die  ihm  zu  Haus  nicht 
um  die  Hand  gegangen'  [nicht  oft  vorgekommen].  1660 
JHHoTT.  17(i8  DToMAXx.  Um  Öppis  chii",  Etw.  ver- 
lieren (eig.  darum  herum  und  dann  davon  weg);  vgl. 
nhd.  um  etwas  bringen  =  verlieren  machen.  ,Umb 
die  buoss  komen-,  in  Busse  verfallen.  .\i'I.  Ldb.  1585. 
,Es  ist  um-is',  um  uns  geschehen,  wir  sind  verloren. 
Stutz,  —  2.  ungefähre  Zahlangabe,  meist  mit 
beigefügtem  Adv.  ume,  z.  B.  um  die  ^0  ume,  un- 
gefähr zwanzig  Aa;  Bs;  Z;  es  u-ird,  um  7  oder  <S  (iiddi 
umc  chostc  Z.  I!ei  Angabo  der  Tageszeit:  z'Abii)  um 
die  Vieri  Z;  um  Drii  umc  .\\.  iim-e  Dril  Bs  [aus  um 
die  oib^r  luii  ein':'    s.  d.];    einfaches    um,    um-e   soll 


Am,  ein,  im,  um,  um 


226 


naeli  H.  ifenauo  Angiibe  bedeuten,  also  wie  nhd. 
während  .sonst  die  MA.  in  diesem  S.  am  gebraucht 
(s.  (iii).  I'h!  en  erste,  zuerst,  anfangs  L  [um  den 
ersten  Anfang'?].  —  3.  Eeihenfülge.  Eis  um  '.s 
Ander,  Eines  nach  dem  Andern;  allg.,  wie  nhd.,  zu- 
weilen mit  dem  Nebonbegriff  rascher  Aufeinander- 
fulge.  ,Nit  umb  ei  Jlahl'.  nicht  einmal,  ne — quidem. 
1712  GöLDi  [eig.  nicht  für  ein  einziges,  erstes  Mal, 
im  Ggs.  zu  Fortsetzung?].  —  4.  Massangabe,  wie 
nhd.  Utn-en  Schrift  mklier  [näher]  Ak;  um  's  Deiche 
[Iienken,  syn.  um-en  Ide]  GhD.  =  um  's  Mer'ke,  um 
ein  merkliches,  aber  kleines  Mass,  ebd.;  Z  =  ,nra  ein 
Kennbares'.  Hebkl.  ,Um  d'Wahl  besser'  [so  dass  der 
Unterschied  die  Wahl  wert  ist].  1712  Göldi.  Nüd  nm 
's  Merke,  kaum  oder  gar  nicht  merklich  Z.  ,Umb 
etwas  [ein  wenig]  erschrocken.'  1<J65  JMüi.i,.  ,lni 
underesten  um  ains  [weniger]',  im  zweituntersten. 
I.il9  SrocKAR.  —  5.  Betreff,  Eücksicht,  Sorge. 
Bemühung,  Begehrung,  Zweck,  Grund.  .Dass 
wir  umb  unsere  Boten  noch  nit  vernonien  [noch  keine 
hindere  Nachricht  bekommen]  dann  wie  sie  seind  wohl 
enijifangen.'  RCvs.  Was  der  Bock  um  sclii  [sich]  sellier 
weiss,  das  trü"'al-er  [traut  er  zu]  der  Geiss  GuD.  Es 
ist  um  's  Luege  z'  tue,  man  braucht  nur  nachzusehen 
Aa;  Bs;  Z;  es  ist  mmi  's  Frobiere  z'  tue,  es  handelt 
sich  um  einen  Versuch,  kommt  darauf  an  Z.  Vm 
Oppis  luege,  nach  Etwas  ausschauen,  um  es  zu  er- 
werben Seil;  Z;  um  Ö.  iis  si",  ausgegangen  sein,  nm 
Etwas  zu  erwerben  B;  Z.  Um  Ö.  handle,  mit  Etwas 
Handel  treiben  BM.;  dagegen:  ,gekoft  um  die  erb. 
.Jungfrau  Margreta  v.  Ä.'  13S6  Sch  =  von  ihr.  üi''' 
um  (jppis  äni',  .sicli  einer  Sache  annehmen,  darum 
kümmern  Bs;  S.  ,TJm  Kurzi',  der  Kürze  wegen.  BsChr. 
1525.  ,Um  aller  Welt!'  um  Gottes  Willen!  Stutz. 
.Umb  misshandlung  gnueg  thuen',  für  ein  Vergehen 
Genugtuung  leisten.  Ems.  ,Hätt  Ich  doch  nu''  nie 
z'handen  g'no,  mein  Eis  eso  um  Unschuld  z'schlo' 
[ohne  Schuld,  unverdient].  Com.  Beati.  ,Ha,  ha,  Herr 
Hans,  umb  ein  Trunk!'  Ruf  beim  Zutrinken.  1639 
JBuEiT.  Es  gät  starch  um  die  War,  diese  Waare 
ündet  reissenden  Absatz  Bs;  Z;  es  göt  um  die  Meitli 
wie  um  früsch  'baches  Brod  [diese  Mädchen  werden 
stark  umworben]  Aa.  Es  ist-mer  nüd  nm  mi''',  ich 
suche  keinen  Vorteil,  bin  nicht  für  meine  Person  be- 
sorgt, ebd.;  es  ist-mer  nüd  um  's  Esse,  ich  habe  keine 
Esslust  Aa;  Bs;  Z  (kann  aber  auch  heisson:  ich  habe 
einen  andern,  hohem  Zweck  als  das  Essen  selbst).  ,Um 
dass',  damit.  1482  Z  ObGlatt,  weil.  1537  Salat.  1691 
Klincjl.  —  Hierau  reiht  sich  der  Ausilrucli  nm  Jlclmc  zue, 
nach  der  Heimat,  nach  Hause  hin,  Zziiw.,  überKokippt  aus  j/h, 
il.  i.  dem,  welcher  Vorgang  aucli  lautlich  hcgUnstigt  wurde 
durch  die  Natur  des  dumpfen  m.  —  6.  Wert,  Preis  (vgl. 
ö  od.  4).  Nit  um  ds  Säge,  nicht  der  Rede  wert  GnChur. 
Ks  gäd  [geht,  gilt]  um  Geld,  es  wird  um  G.  gespielt. 
Es  gäd  um  d'Er,  um  's  Lebe,  die  Ehre,  das  Leben 
steht  auf  dem  Spiel  Z.  I  tat  's  om  was  drom  nüd, 
um  Alles  in  der  Welt  nicht  (was  man  mir  auch  dafür 
anböte)  Ar.  L'nt  Geld  und  gueti  Wort  cha"-me  ril 
ha.  Um  's  Verrecke  nid,  um  keinen  Preis,  selbst  den 
des  Lebens  Aa;  Z  (grob).  Öppis  um  's  Eresse,  um 
de  Guggcr  gern  tue"  oder  /tri"  möge",  (l'h'steres  statt 
zum  Eresse  gern,  so  dass  num  es  vor  Liebe  fressen 
möchte;  Letzteres  aus:  um  de  Gugger  nid,  für  den 
Kukuk  [Teufel  I  nicht,  durchaus  niclit.)  Vgl.  umsust. 
—  11.  Ailv.  1.  ents|iri'chend  1.  1.  .Zn  Tlialwil  un.l 
iSchw.  Iitiutikuu  I.  ;!. 


,daselbst  umb',  in  der  Umgebung  jenes  Ortes.  Aa  1596. 
,Gan  Dissyon  [nach  I>ijon]  und  da  um.'  1500  Edlib. 
Ebenso,  aber  zus.  geschrieben:  .daumm'.  1572  HBill. 
.Mustend  ein  höchen  berg  um  um  ziehen.'  Eni.iii. 
.Als  wir  denn  um  sind  geritten  [reitend  einen  Umweg 
gemacht],  so  haben  wir  als  vil  als  [gewissermassen] 
wider  hinder  sich  [rückwärts]  müessen  riten.'  1521 
Stkickl. ;  es  ist  um,  ein  Umweg  Seil;  Z;  en  guete 
Chrumb  [Krünnnung]  ist  nüd  um  {umb  Zf)  [kein 
Umweg]  Z ;  umgekehrt  mit  subst.  Gebrauch  des  Adv. : 
en  guete-n-Um  ist  nid  z'ehrumm  Ap;  ScnSt.;  s.  auch 
Krumb-um;  en  guete  Weg  ist  nüd  um  Aa.  gute  Be- 
schaffenheit des  Weges  ist  auch  ein  Vorteil;  er  hat 
um,  es  ist  ein  Umweg  für  ihn  B;  Uw;  Z;  um  gä, 
einen  U.  machen  Z ;  es  ist  im  [ihm]  nm,  zuwider 
(gleichsam  ein  Um-  oder  Abweg).  Sulg.  JE'*'  geit  mir 
Alles  um,  es  geht  A.  mit  mir  im  Kreise  herum,  mir 
schwindelt  W.  Um  (gew.  ume,  s.  d.)  si",  den  Kreis- 
lauf gemacht  haben,  's  Jör  um,  im  Lauf  des  Jahres, 
das  J.  hindurch  UUrs.  Um  und  a"  1)  da  und  dort 
ZKn.;  2)  rings  um  daran  (s.  darum,  drum);  um  und 
an  ha",  Kleidung.  Salat  1537.  Substant.:  .Mänigs 
arms  mcntsch,  das  weder  umb  noch  an  hefte'  [keinerlei 
Kleidung],  1523  Ehli  Akt.;  vgl.  under  und  über  Sp.  59. 
Weder  nm  no'''  a"  st",  nirgends  vorhanden  Gl  [weder 
in  der  Umgebung  noch  zur  Stelle].  Um-ed-ani  Cum  und 
anliin),  hin  u.  herGA.  (gew.  nme-n-und  ane).  Um- und - 
um,  omotom  FO.,  dummedum  Ar;  Vorarlb.  1)  rings- 
herum, überall  Ai>;  F;  L;  Zo.  .Umbcndumbe  in  iren 
emptern  und  gebieten.'  B  1465;  ,ummadumb'.  Mantel; 
,umendum'.  1521  Stru-kl. ;  .umb  und  umb.'  Rckf  1542; 
,ward  der  frid  ummendum  an  allen  enden  verkündet.' 
1500  EuLiB.;  .umbendumb  ganz  vermacht  in  silber 
oder  in  gold'  [von  der  Einfassung  eines  Edelsteins]. 
Saun.  Hdschr.  XIV.  2)  im  Ganzen;  ganz  und  gar. 
.Noch  blibst  mir  schuldig  umb  und  umb  [Alles  in 
AlleuL  in  Summa,  zu.s.  gerechnet]  für  dich,  diu  gest 
und  allen  bracht,  ob  2U0  guldin  ufgemacht.'  Salat 
1537.  ,Gar  und  umendumb',  ganz  und  gar.  Ans.  — 
Die  mehrfachen  Entstellungen  zeigen,  dass  die  Verbindung 
schon  früh  in  ein  W.  zusammenwuchs,  welches  dann  aber 
bald  nicht  mehr  verstanden  wurde.  In  .nmwondum'  B  1440 
üffcubar  in  nur  verschrieben  für  h.  —  Uunindum  n.  s. 
Aiiildiim  Sp.  219.  —  Um  und  dar  s.  ummeder  Sp.  232. 
—  2.  entsprechend  I,  2:  ,da  um',  um  diese  Zeit;  ,uf 
S.  Lucy  und  da  uul'  1500  Edlib.  Zus.  geschrieben: 
,an  S.  Martis  Abend  und  darunu'  Vad.  —  3.  entspre- 
chend I,  3.  Um  mache",  der  Reihe  nach  abwechseln 
Ap;  Z;  ,mer  mached  um  und  um.'  MUsteui;  es  macht 
om  mit  einem  Kranken:  sein  Betindeii  ist  abwecliselnd 
besser  und  schlimmer  Ap.  Bei  Zeitbestimmungen : 
nach  Verfluss,  Ablauf  eines  Zeitraums,  bes.  einer 
regelmässigen  Periode.  .Zu  dryen  Wuchen  umb  hat 
der  Spitelineister  widorum  einen  hochzytlichen  Kilch- 
gang  gehalten.'  Z  VViut.  1533;  .nach  4  tagen  umli.' 
1539  Kessl.;  ,ZHsanmienkunft  zu  gewüssen  Zeit-  nml 
Jaron  umb.'  Ael.  Ldb.  15S5;  ,alle  2,  3  oder  mer  .lahr 
umb.'  1702  Hott.;  ,zu  8  Tagen  unu'  Z  Wint.  1614; 
z'Slunden  um,  jede  St.  1  Mal;  z'drl  Stunden  um,  alle 
3  St.  Nnw;  z'halhe  Tagen,  um;  z'Xiten  um,  von  Zeit  zu 
Zeit,  bisweilen  Aa;  L;  Z;  ,zuo  jar  um',  am  Jahres- 
tage. 1577  Wicii.  Alleinstellend:  wiederum,  wieder 
Bllk.;  1'.  ir(iv-H(((  den  Armun  :er  l'ort  üs  git,  das 
cliunil  hufuschu-is  zun  I'feistrun  um  l  W,  was  man 
■len  Annen  zur  Tür  hinaus  uibt.  ilns  kiiuinii  lianfeuweise 


Am,  Ulli,  im,  um,  um 


228 


dnicli  die  Fenster  wieder  lierein;  vgl.  em-Hin  und 
KDihr-  unter  aber  Sp.  40.  —  4.  entspr.  I,  h.  ,Da  bitt 
ich  dich  um',  darum  [Objekt],  Salat  1537.  —  .5,  In 
Composition.  meist  mit  Verben,  z.  T.  prägnant, 
ii)  zu  Boden:  nm-hritif/en,  -riten,  -rüeren  [werfen], 
-tuen  [Bäume,  fällen],  um  sin,  am  Boden  liegen;  um 
7i((.",  einen  Baum,  umgehauen  haben  B;  um  miXeae, 
gefällt  werden  müssen.  —  b)  Um  (iiiiicj  mache,  Erd- 
reich, umgraben.  —  c)  Um  ha",  ein  Kleid,  tragen  Aa; 
Bs;  vgl.  I.  1.  —  d)  Om  heha,  Weibspersonen,  auf  dem 
Wege  anhalten  Ap.  —  e)  zu  I  u.  II,  3:  um.  f/ä",  von 
Armen,  der  Reihe  nach  in  den  Häusern  wohlhabender 
(iemeindsgenossen  verpflegt  werden  B;  um  fresse"  ficie 
'»•  Ohertogts  Geiss),  schmarotzen  Bs;  vgl.  Kerian,  Um- 
sehend. —  f)  zu  I  u.  II,  1  od.  8:  umsagen,  -Meten  (in 
der  Umgebung  oder  bei  den  Betreifenden  der  Reihe 
nach?)  bekannt  machen;  um-rüefen,  vom  Nachtwächter, 
der  die  Runde  macht;  uiH-lüten,  zu  einer  Procession 
(während  des  .Umgangs')  läuten;  um-gigen,  mit  Hooh- 
zeitsnnisik  umziehen;  um-schlän,  die  Trommel  zur 
Sammlung.  Ueneralniarsch;  Um-singer,  Strassensänger; 
om-rcila.  einen  Gegenstand  nur  andeutend  berühren  Ap. 
Eigentümlicli  und  nicht  sicher  zu  erklären:  am-stä", 
krank  werden,  von  Vieh  (vgl.  umschlagen,  von  Nah- 
rungsmitteln: unbrauchbar  werden,  und  ab-stä",  von 
Wein,  ebenso) ;  ,um  cht),  assuescere'.  Id.  B.  (eig.  in 
einer  Umgebung  bekannt  werden,  der  Reihe  nach  Be- 
suche machen?  vgl.  um  d'Lüt  ume  cho";  um  die  Hand 
gehen  I,  1?)  —  g)  andern  Präpositionen  oder  Präfixen 
entsprechend:  Um-hang,\ox\ia.ng;  üm-chiflen,  benagen; 
üm-ziehen,  verschleppen  (einen  Proeess). 

Mlul.  mnlie,  wolclics  viel],  in  einigen  Fällen  der  Form 
Hiiic  noch  zu  Gniude  liegt.  Solches  umc  (s.  I,  .5  am  Schluss) 
ist  aber  wohl  zu  unterscheiden  von  ume  aus  ,um-hiu'  oder 
,uin-her'.  Selten  steht  in  Comp,  um  für  dieses  ume,  häuügor 
umgekehrt.  Betr.  den  Bedcutungsnnterschied  s.  d.  Zsson  mit 
-hin.  -her.  Zsgs.  mit  um  sind  auch  (//»»(er,  ummct,  ummcder, 
s.  d.  In  einigen  iiltern  Schreibungen  steht  um-,  umb-  für 
Uli-,  s,  Um-bild,  Unliill;  Vm-kn-^fcii ;  Hm-f/'heit  [ungrhit,  un- 
geschoren):  umlniiij. 

oben-um:    oben  herum    R.   —   Gewöhnlich  oUnumc 

after-:  durt  lieniiii.  .In  Thüringen  und  afterumb 
an  der  Sal.'  1.539  Kessl.  ,Ein  büechli  an  dem  schlosli 
[Schlösschen]  und  afterdum  die  teeke  geschendt.'  ebd. 
(ietrennt:  ,I)ie  Gemeinden  a.  dem  Rintal  umb',  im 
Rheintal  herum  gelegen,  ebd.  —  S.  after  Sp.  124  —  5. 

eni-  rin-,  nm-V;  W,  nm-um,  nmu,  'miim  W.  „nm- 
umhe  F-:  1.  wieder,  zurück  „P";  P;  W,  Er  ist 
aminii  chö.  Ex  fliegt  Icci  Vogel  so  hoch,  er  chom  nit 
amxim  uf  d'Eräe.  Umtmi  gc,  zurückgeben;  ii.'berchö, 
wieder  bekommen,  Si  ist  u.  da;  er  ist  u.  z'rugg; 
schi  sifid'ii.  eis,  sie  sind  wieder  einig  [geworden]  W, 

—  2,  interjectional,  a)  verwundernd:  doch!  nur! 
Deichet  amW'l  denkt  doch!  stellt  euch  nur  vor!  z,  B. 
wenn  eine  Erzählung  eine  unerwartete  Wendung 
nimmt.  Loset  auiii'" .'  \\.  b)  mahnend  oder  warnend, 
Chiimiii  amu!  komm  doch!  Das  tue-mer  amu  noch 
amal!  hüte  dich,  das  noch  einmal  zu  tun,  Gä-wer 
amu  da  umbrüf!  lasst  uns  einmal  da  hinauf  gelin! 

Über  die  Vorsilbe  s.  am-,  em-  Sp,  '221,  Pie  Verbindung 
entspricht  also  genau  dem  nhd.  ,wieder-um',    Syn,  em-umhin. 

—  2,  Interjectionale  Anwendung  zeigt  .luch  tilwr  Sp.  41; 
sie  beruht  aber  dort  auf  der  adversativen  lied. 

Far-  Bs;  (■;  Tu,  -umeAAin,:  1,  Bienenschwarm, 
,Der  Faruiii  ist  ein  scliwarni  ymb,    der  sich  nit  lasst 


in  bynkorb  rispen  [sammeln],  sunder  sich  in  luft  auf- 
lasst  und  darvon  fart,'  Mal,  und  so  noch  Spreno,  — 
2,  Landstreiclier,  Vagabund  Aa;  Bs;  G,  unbeständiger 
Mensch,  der  überall  anknüpft  und  nirgends  Stand  hält 
Th,    Vgl,  Giirriim.  —  Imperat.  Bildung  wie  Kerum,   ritmm. 

vor-:  auf  der  Vorderseite,  vorn.  V.  ist  er  nit  so 
wie  hinder-um,  vor  den  Augen  anders  als  hinter  dem 
Rücken,  also:  falsch  W,   —   (iewöhnlich  -ume. 

Gurr-  f, :  Landstreicherin,  ,Ein  rechte  G.,  iiiulier 
ambulatrix,'  JMey,  1692,  —  Gurre,  Stute;  Dirno,  V^ahrsch, 
nach   Fanim   gebildet, 

hui-!:  herausfordernder  Ruf  der  nachtschwärnien- 
den  Bursche  (,Nachtbuben')  zu  Schlägerei;  zuweilen 
noch  mit  dem  Zusatz:  velc  [welcher,  wer]  chert  der 
Blieb  um?  GT, 

Hudi-hud-;  Spiel  mit  einem  Klotz,  der  im  Kreis 
herum  und  in  eine  Grube  getrieben  wird  ZW, 

Eig,  der  an  d(>n  Klotz,  Niidi,  gerichtete  Kiif,  sich  nm- 
zutreiben:  ,Im  Kreis  herum,  hndi!  huduin!'  ZNeuj,  Mus, 
1788,      Vgl,   Loch-um,   Miir-tim. 

Gehij-  IM-  Gl;  Schw,  (i'hei-  l.''e'i-  B;  Z,  Ki- 
/,'/?-  &r;"ga',,  Kei-  Uxe'i-  G0„  T,  —  m,  B;  Git;  G;  Z, 
n.  Gl;  Schw:  1.  (m.)  Mensch  von  unbeständigem  Cha- 
rakter, launischer  Gemütsart  ZSth,  ,Turbulentus', 
In,  B,  —  2,  eine  Alpler.speise  aus  frischem  Rahm, 
Weissmehl  und  ,Sufi', 

Zu  1  vgl,  t.  umijdiijcn,  uniki]>puu,  t,  vmcjunul  ffchijeii, 
umhervagieren,  —  2,  viell,  vom  , Umrühren'  des  Geköches 
benannt,  —  Syn,  Büerum.  Zu  2 :  Fonz.  Fcimmueti.  Sjictacli. 
Stunyycnwenii. 

hin-:  herum,  daliin,  verflossen,  ,Und  do  8  Tag 
hinumb  warend,'  1531/48  LuoÄ, 

band-:  Adv.  schnell,  sogleich,  augenblicklich  Ap; 
Gl;  Z,  Es  i.sf  /(.  richtig,  das  Geschäft  ist  sofort  ab- 
getan. .Handumb  hat  er  das  licht  wider  verborgen.' 
1531/48  HiOH.  Mit  vorgesetztem  e  z.B.:  Wart  mer, 
i  bi"  e  h.  wider  da  Z;  so  schon  1521  Strickl. 

Syn.  herum,  handkerum,  hatidumJcer;  und  noch  deutlicher: 
e  Hand  umg'kert,  eher,  schneller  als  eine  H,  umgewendet  wird, 
in  kürzerer  Zeit  als  es  dazu  braucht, 

binden-:  hinten  herum  B,     Vgl,  hindenumhin. 

har-:  1,  hier  herum,  bes,  als  Treiberuf  Tu.  — 
2,  hierüber,  diesen  Gegenstand  betreffend,  ,Des  Briefes, 
so  uns  h,  gegeben  ist,'  Urk,  1396,  —  3,  darum,  des- 
wegen ScnSt;  Canzleistil  des  XVI,  und  bei  Vauian, 
der  das  W,  oft  zur  Anknüpfung  von  neuen  Sätzen 
gebraucht,  die  aus  dem  Vorhergehenden  folgen. 

Ker-:  l.Subst.  m.  a)  ,Scopje.  ein  bäsen  od.  keerumm 
(keerumb).'  Fris.;  Mal.  ~  b)  Reihenfolge,  Abwechs- 
lung B.  Davon  Chcriimme  m.  f.  arme  Person,  die 
der  Reihe  nach  bei  Gemeindsbürgern  Kost  und  Woh- 
nung angewiesen  erhält  FS.;  vgl.  um-giin,  -fressen. 
—  c)  schnelle  Bewegung  (des  Handumkehrens).  Augen- 
blick. Im  Cherum,  im  Hui,  sogleich,  bald  Ndw,  Vgl, 
Hand-kerum.  —  2.  Adv,  a)  der  Reihe  nach  =  im  K. 
Aa;  Bs;  B,  ,So  pfitf  jeder  Vogel  kehrum  sein  G'sätzli 
[Liedchen],'  Gotth,  ,K,  schrie  eins,  und  dann  schrie 
der  Mann,'  ders.  ,Es  geht  k,  in  der  Welt,'  ders.  ,Er 
biss  k,  bald  in  den  Lebkuchen,  bald  in  den  AVecken,' 
B  Kalender,  ,Er  steckte  k.  Jedem  einen  Löffel  voll 
ins  Maul.'  TiiMertan.  —  b)  so  schnell  wie  mau  eine 
Hand  drelit  G,  s.  handkerum.  Cherum  ist  er  vidcr 
da  Nnw.    —    Imperativ.   Bildung   wie  Farum. 


00f| 


Am.  Olli.  im.  Olli.  Tim 


m 


hand-kiT-:  1.  Adv.  wie  oder  während  man  eine 
Hand  umkehrt,  sogleich  Bs;  GF.,  einen  Augenblick 
nachher  Bs;  BRi.;  GF.  Er  int  hiirtifi  tiihe  [taub, 
zornig],  aber  h.  n-ider  z'fride  BSi.  E  haudchcntm, 
ehe  man  c.  H.  umkehren  kann.  —  2.  Adj.  gleichgiltig. 
'»•  Uch  mer  h.   Bs,    syn.  i  icett  nüd  d'Hand   umclü-re. 

kurz-:  Adv.  1.  in  Kurzem.  ,Die  Menschen  können 
sich  andern  u  d'rzu  no"''  so  k.'  Gotth.  ,Komin  k. 
und  hole  es.'  ders.  —  2.  vor  Kurzem  Aa;  B;  S.  Er 
itit  eh.  emöl  lil-mer  (fsl.  —  3.  um  es  kurz  zu  sagen, 
vorher  ausführlicher  Gesagtes  zsfassend.  abschliessend 
oder  abbrechend,  h-i.  etifin  Xv;  GRh.  .Knrtzumb  ich 
will  ein  wüssen  han,  Kurtzumb  ihr  solt  mir  zeigen 
an.-  1.535  Birk.  ,K.  ich  thue  es  nicht.'  HPkst.  1790. 
—  -1.  ohne  Weiteres,  durchaus.  .Obermiilter  Tyranney 
wollten  sy  k.  nit  me.'  1522  TnWeinf.  ,Will  k.  keine 
Verantwortung  annehmen.'  1018  JBreit.  ,I)er  Wirt, 
welcher  kurzumb  auf  einmal  reich  werden  wolle.' 
Hkut.  lt)58. 

Krumb-  m. :  Krümmung.  Der  ]Ve(i  »nicht  v  Chr. 
Gr.     Vgl.  um  II,  1. 

Loch-  AaB..  Mör-:  ein  Kindersiiiel.  s.  Mvre  u. 
RncHH.  AI.  K.  395/6. 

Eig.  sind  beide  WW.,  wie  HmUhudum,  Rufe,  welche  im 
Verlauf  des  Spieles  vorkommen  und  Hauptmomente  desselben 
bozeichuen,  dann  auch  das  Ganze. 

niener-:  um  Nichts.  1.  um  keinen  Preis,  a)  gratis; 
syn.  vergehen,  b)  auf  keinen  Fall,  unter  keiner  Be- 
dingung, durchaus  nicht.  ,Dass  du  es  nieman  nienerum 
sagest.'  .Ich  engan  n.  [gehe  durchaus  nicht]  an  [ohne] 
dich.'  aGHdschr.  —  2.  aus  keinem  Grunde.  .Was  hat 
dich  das  Wunder  genommen?  Ho  n.'  [aus  keinem 
besondern  Grunde].  Gotth.  ,Sunst  anders  nienerumb 
hab  ichs  than.'  Com.  Beati.  Ebenso  bei  HBill.:  um 
keiner  andern  Ursache  willen.  -  3.  Angabc  eines 
Objektes.  ,Es  were  denen  allein  um  die  Votiven  und 
sust  nienerumb  änderst  [zu  tun].-  Zwixgli.  .Desgleichen 
solte  man  iiienarum  sprechen,  darum  vor  [von  Nichts 
wovon  vorher]  gesprochen  were.'  Vad. 

Mhd.  nitmer,  nirgends;  mit  dieser  lokalen  Bed.  fortlebend 
im  Schweiz,  nkne.  Das  nihd.  W.  w^urde  aber  oft  abstrakt 
als  starke  Verüeiuung  gebraucht  =  durchaus  nicht,  und  so 
kiinnte  es  bei  uns  die  Bed.  von  substant.  ,Nichts'  annehmen. 

rib-:  Adv.  wettauf,  quitt.  E.  mache',  mit  einander 
so  handeln,  dass  Keiner  dem  Andern  Etwas  schuldig 
bleibt,  einen  vollkommenen  Tausch  eingehen  (iTa., 
We.,  Buchs.  —  Vgl.  umnbeu,  tauschen.  Imperativ.  Bildung 
wie  Fiinim. 

rund-:  ringsherum.  —  Rund-umel '"'"  in.:  Kreis 
BRi.  Rundumle  f.:  kreisförmige  Figur,  ebd.  Biind- 
umeli  n.:  (kleiner)  Kreis  Aa;  B,  Ringlein  B,  's  ganz 
M.  im  Äug,  der  ganze  Augapfel  Aa. 

ring(s)-  1.  ringisum  TuAtfeltr.,  rinijd-  B. 
2.  tring-  Ufa-,  Z  Flurl.,  deringel-  AAStauf.,  tringe}- 
Tii,  tringeligx-  ZTrüll.,  dringsei-  !-'cHSt.  3.  a)  ,zuo 
(ze)  ring-'  ä.  Litt.,  ,ze  rings  umbhin'.  Fris.,  z' riiig- 
S;  W;  ca.  1500  JLenz  (-unib);  1538  Ruef  (umb  und 
umb),  z'  ringen-  Obw.  b)  z'  ringel-  GG.;  aScnw 
(-ume):  Z.  z'  ringsei-  Aa;  Z,  z'  ringelig-  ZW.,  z'  ringlis:- 
Gl.  z'  ringet-  BO.,  Si.,  Burgd.;  LE.,  z'  ringset-  AAStauf.; 
BM.,  Grind.;  S,  e' ringlet-  Aa;  Zg  (auch  z' ringelt-). 
4.  rings-wls-  GF.:  wie  nhd.  E.^  gät-mer  Alles  (Alles 
mit-merj  r.,  es  schwindelt  mir.  7»;  Tringiim  s},  in 
Gedanken  schwanken  .^ALciig,     .Itcn  inini(''l  /uo  ring 


umb  mit  purpur  belegt.'  Mal.  .Wie  ein  Regenbogen 
umb  die  Sonn  sy  zuoringumb  umbfaiigen.'  UCampell 
1572.  ,Im  land  zuoring  herum.'  Lied  v.  d.  Guglern 
1601.  ,Weil  der  Himmel  zu  rings  umher  ist.'  JZieol. 
1647.  ,Decke  das  Spannischbrod  zurings  um  das  Hii- 
felein.'  1756  BKochb. 

Drei  Adverbialformen  liegen  neben  einander  vor,  haben 
sich  aber  z.  T.  gemischt  und  gehäuft:  1.  adv.  Gen.  (rimjis-). 
i.  adv.  Acc.,  z.  T.  nackt  (rintjel-),  z.  T.  mit  dem  Art.  (Gruppe  '2), 
dieser  jetzt  zumeist  in  synkopierter  Gestalt,  doch  deutlich 
noch  ,trüllt  den  Hut  den  ring  umb'.  1651  Schimpfr.  J)en 
R.  um  =  im  Ring  herum;  vgl.  de  tweris,  quer,  aus  den 
twerhea  sc.  Weij.  3.  adv.  Construktiou  mit  ze,  zue,  und  zwar 
ausgehend  von  einfachem  mhd.  ze  ringe:  ,zuo  ring  umm  dz 
käpelin.'  1500  Edlib.;  ,zuo  r.  umm  den  pfuol.'  1557  Yugelb. 
.Zuo  r.  umb  das  schiff.'  1563  Tierb.  Aus  der  präposit. 
Construkt.  gieng  die  gewisserniassen  tautol.  adv.  ze-r.-um  erst 
hervor.  Kombination  mit  der  Genetivtbrni  zeigt  ,zu  rings  um 
sein  läger'.  1707  1.  Makk.,  und  der  Analogie  von  Adverbial- 
bildungen folgt  z' ringen-.  Solche  Kombinationen  greifen  dann 
mechanisch  weiter;  z.  B.  in  trimjf-Ugsnm  sind  1  u.  '2  kom- 
biniert und  hat  überdies  Erweiterung  durch  das  beliebte  adj. 
Suffix.  -i(j  Statt  gefunden.  Die  Nbf.  Jiingel  ist  eig.  Dim. 
Ringet  ist  particip,  Bildung;  gering(e)t,  im  Kreise  gestellt, 
bewegt, 

Büer-  m. :  1.  Durcheinander  von  wild  lustigen 
Leuten  Ap.  —  2.  geschäftige  Hausfrau  oder  Tochter 
Ap;  —  3.  n.  eine  Speise  Gl;  Gr.  —  Imperativ.  Bildung 
wie  Faniin.    —    Syn.    3.    Gckyuiii. 

Schiess-mich-  scMe.iS-mi-iiiH  :  Kartotfelbrannt- 
wein  BM. 

So  benannt  von  der  Wirkung,  dass  er  den  Trinker  um- 
wirft.     Imperat.   Bildung  wie  das  vorige. 

Tue-dich-  tüe-di-iim:  1.  n.  Betragen,  .Lebensart'. 
Manieren  L.  —  2.  m.:  manierlicher,  gefälliger  Mensch. 
De  T.  »(((c/ie,  sich  als  solcher  erweisen  ZKn.  —  Impei-.it. 
Bildung  von   ,sich   umtun'. 

dar-,  drum.  1.  där-mn  {dörom  Sch):  aus  diesem 
Grunde.  Oft  als  kurz  abfertigende  Antwort  auf  eine 
unnötige  oder  lästige  Frage  Warum,  wenn  man  den 
Grund  oder  Gründe  nicht  angeben  will  Aa;  L;  Z. 
In  Ap  Gad  söss  [gerade  sonst]  drom,  aus  irgend  einem 
andern  Grunde.  Substantivisch:  Es  ist  na  [noch]  en 
Darum  ru  [von]  dem  M'arum.  dieser  Sachverhalt  hat 
noch  einen  (besondern)  Grund  Z ;  vgl.  warum.  — 
2.  däriiin,  drum  {dro'm  Scn):  a)  pronominales  Obj. 
oder  Adverbiale.  I  liess-mi  nit  drum  a"luege,  ich 
möchte  nicht  dafür  gehalten  werden;  i  mag-mi  nit 
drum  ang'sehe  län  GnPr.  Drum  nahi  yä  [darum  nach- 
gehen], sich  um  Etwas  bewerben  [V]  F;  grilez  in  dr., 
wende  dich  an  ihn,  um  das  zu  erhalten  Scnw;  drum 
wüsse,  davon  wissen  Bü.;  drum  chö,  Etwas  verlieren; 
vgL  um  I,  1  (aber:  ,er  kam  kum  darum',  kam  mit 
Not  davon,  wurde  aus  einem  Unglücksfall  gerettet,- 
hiMLiN  Strassb.  Chron.  159ii);  „dr.  si'  chünne.  ent- 
behren können  Gl;  Gr;  L;*  Syn.  daräne.  Dr.  und 
drn"  sl",  sich  mit  Etwas  stets  beschäftigen  Ap;  Alle.^ 
(cn.s  dr.  und  dra"  hanget,  irgendwie  näher  dazu  gehört 
.\a;  Z.  Substantiviert:  .das  daruinbc.  die  nähern  Um- 
stände. Bs  Rci.  1457.  Es  ist-mcr  dr.,  icli  habe  Lust 
dazu  Bs;  Gl;  Gr;  L;  G;  Seil;  S;  Zo;  Z;  es  vird  Eim 
dr.,  man  bekommt  Lust  Z;  syn.  an,  s.  d. ;  oft  negativ. 
Nüd  dr.  tue",  sich  um  Etwas  nicht  kümmern;  Ifan.t 
Chrumm  tuet  .Niemed  nüd  dr.,  der  krumine  Hans  fragt 
Niemand  Etwas  nach  GuV.;  es  ist-mcr  glich  dr..  mir 
gleichgiltig  GG.,  F.;    es  isl  mir  nit  ril  dr.,  es  macht 


231 


Am,  em.  im.  om.  nin 


2P.2 


mir  iiiclit  viel  Gl;  Sch;  i  gib-clr  Nilt  dt:,  icli  lege 
keinen  Wert  auf  dein  Reden,  Anerbieten  Z;  vgl.  um 
I  .5.  Was  (lisl-iKrr  dnim'^  dafür,  als  Tausch  od.  baar 
Gii;  L;  Seil;  Z(;;  /.  —  b)  f7r((«i,  ZO.  aucli  iJrumr: 
Conjunctiün.  1)  der  Folge,  oder  Folgerung  =  des- 
halb, wie  nhd.  Kelativ  =  warum,  weswegen.  .Sie 
verschlügen  ihr  nur  Platz,  darum  sie  recht  froh  wäre, 
wenn...'  (ioTTii.  (wie  ,der' =  ,wei"  usw.).  Nüd  dr., 
etwa  noch  mit  vorgesetztem  aber,  elliptisch  einge- 
schoben a)  um  eine  sonst  aus  der  Eede  abzuleitende 
Folj-erung  abzuweisen,  im  S.  von:  .du  musst  darum 
nicht  meinen',  oder:  ,das  schadet  Nichts'  udgl.;  gleich- 
wol.  innnerliin  Aa;  Ar;  S;  Z.  ,Das  ivott-i'-''  nüd  sätjc 
—  nüd  dr.,  er  iiiatj  en  Hulliiitffff  si',  ich  möchte  ihn 
nicht  gerade  H.  nennen,  aber  er  mag  es  doch  sein. 
Wulf  Rel.  üesju'.  I  lia  nur  v-elle  lüstre  [lauschen], 
wan  .si  mge;  nü  dr.  's  Iffsdimeclce  [Spionieren]  isch 
sumt  nie  nn  Brnck  Bs.  So  schon  bei  Zwisijli:  ,Wee 
dem,  der  zin.s  und  zehenden  ynnimpt!  nit  darumb,  ir 
siillends  geben,  aber  . . .'  ß)  wenn  man  etwas  zuerst 
Auffallendes  aus  einem  nahe  liegenden  Grund  erlclärbar 
findet,  also  im  S.  von:  man  braucht  sich  darum  {dar- 
über) nicht  zu  verwundern,  denn...  Z.  ,I)u  redst  Ja 
u-ie  de  l'farer.  Nüd  dr.,  du  gast  aw''  me  i  d'Cliile 
ireder  ich.'  Woi.i'.  Kel.-Gespr.  2)  des  Grundes  oder 
der  Erklärung  =  denn;  eben,  halt,  jetzt  mei-st  nach-, 
■  in  ;i.  Sjir.  vorangestellt.  .Ja  so.  drum  bin  ich  halb 
im  Schlaf',  lässt  Hkdkl  Einen  .sagen,  der  in  jenem 
Zustand  Etw.  übersehen  oder  überhört  hat.  Jö  drum 
V(iss-i,  dass .. .  ich  weiss  eben,  dass. . .  Af;  gew.  i  u-eiss 
dr.,  dass...  I  ha  drum  das  nüd  ffwüsst !  damit  ent- 
scliuldigt  Jmd  sein  Verhalten  oder  Verfahren:  icli  bin 
darum  so  verfahren,  weil  ich  es  nicht  wusste.  Auch 
allein  stehend,  aber  dann  stark  betont  =  darum  also! 
jetzt  begreif  ich!  Zuweilen  i.st  mit  der  Erklärung 
eines  Sachverhalts  ein  leiser  Gegensatz  zu  anderer 
Auffassung  desselben  verbunden.  ,Wenn  ich  nur  todt 
wäre!'  „Du  bist  [aber  eben]  darum  jetzt  noch  nicht 
todt"  [und  darum  solltest  du  nicht  so  sprechen]. 
HPest.  ,Es  würde  sich  manches  Meitschi  meinen 
[Etwas  darauf  einbilden],  wenn  man  es  für  eine 
Hochzeiterin  ansehen  würde.'  „Ich  darum  nicht", 
sagte  Vreneli  [ich  aber  bin  nicht  von  der  Art  und 
darum  schmeichelt  mir  jener  Schein  nicht].  Gotth. 
,Hüt  's  kei  Schiri  mid  Schof  bi  cuh;"  „Ä  Jesis  irol! 
f/trn-  Weide  rnU."  ,He  drum  [nun  denn],  tvas  schlaclitct- 
viä  .i'  denn  nüd?'  Stutz.  .Das  ich  üch  gern  etzwas 
schickte  ...  so  han  ich  es  nit  und  dorum  es  ist  noch  um 
ein  unlange  zit  zu  duond'  [und  (auch)  darum  (schicke 
ich  euch  Nichts)  weil  ich  bald  heimkonnne].  XVI. 
BAMERiiAcniN.  ,Drum  ist  unser  Herr  Gott  Meister'  [aus 
dem  vorher  Gesagten  ist  zu  erkennen,  dass  u.  H.  6. 
M.  ist  =  denn  er  ist  M.].  1519  Stockar.  .Darum  ist 
es  ein  Schaltjar  gesin',  sagt  derselbe,  um  zu  erklären, 
warum  es  (nach  damaligem  Volksglauben)  ein  Unglücks- 
jahr war  =  es  war  eben  ein  Sch.  Mit  pleonastisch 
gehäufter  Bezeichnung  des  Satz  Verhältnisses:  ,disen 
menneren  thuond  nichts;  dann  darumb  sind  sy  under 
die  schatten  meines  tachs  eyngangen.'  1531  Genes. 

Die  erweiterte  Form  drume  erklärt  sich  aus  dem  Paral- 
lelismus zu  timu  (uu]hin):  um.  —  Zu  '2  b  1)  gehört  vicll. 
auch,  mit  Annahme  elliptischen  Ausdrucks,  die  K.\.  Einem 
Ktw.  s'  drum  tiu:",  zu  Trotz,  zu  Leide  (Spreng),  mich  St. 
auch:  zu  Liehe  B;  L;  der  Sinn  wäre:  ebendarum,  express, 
weil   uiiiu    wusste.    duss    es  ihm   leid   oder  liel)   war.      Pas  z' 


(zu)  wäre  eutw.  eben  aus  dem  syn.  .zu  leid,  zu  lieli'  herüber 
geuomuieo  oder  es  wäre  das  sonst  adverbialen  Casus  vor- 
gesetzte ze  z.  B.  z  (j'rcrhitm,  in  rechter  Weise;  z'  drum, 
darum,  auch  GA.  —  In  manchen  Fällen  von  2  b  i)  liegt 
eine  Verwechslung.  Verwandlung  oder  Verschiebung  zwischen 
den  Denkformen  des  Grundes  und  der  Folge  vor  und  sie 
könnten  unter  1)  gebr.acht  werden:  aber  in  andern  Fällen  ist 
diese  ZurUckfiihrung  nicht  mehr  möglich.    Vgl.  auch  tnirum. 

durch-um,  dür-üm,  -üme:  1.  Adv.  durchweg, 
allenthalben.  Syn.  durch-nachliin.  Verstärkt:  durum 
und  um;  z.  B.  du  bist  rät  d.  u.  um,  am  ganzen  Leibe  r. 
angelaufen  ZO.  Es  heis.it  d.,  es  ijeb  ('lirie(j,  die  Leute 
sagen  allgemein  .  .  .  Z.  —  2.  Subst.  m.  ein  sehr  leb- 
hafter Mensch  ZHombr.     Vgl.  Farum  2. 

war-  worum  Aa;  S;  ZO.,  worom  Ar;  Si-h,  icarm 
GiiV.  Substantivisch:  ,Ade  han-i  (/'hört,  es  hei  en 
ied're  W.  si  Burom.'  Ai',  Merz.'  's  ist  han  W.,  's  i.-:t 
0'*  en  Dorum,  Alles  hat  seinen  Grund  Sch.  fJaJ  n\ 
nit  (gar)  1)  verwundernd  oder  zweifelnd  G;  Z.  2)  stark 
verneinend,  abweisend  G;  Scn;  Z.  Oft  zur  Einleitung 
von  Fragesätzen  statt  syntaktischer  Verknüpfung 
(,weil').  Du  cliunn.it  iez  au  mit  über  dem",  tv.  laufst 
deru,  du  bekommst  Nichts  davon,  weil  du  davon  läufst 
Z.  ,Es  sage  express  Nichts  davon,  warum  mache  sie's 
ihm  so  wüst'  [weil  sie  es  so  schlecht  behandle].  Lütolf, 
Sagen.  ,Si  möge  denc  neue  Mode  uüt  [sei  ihnen  nicht 
hold],  w.'s  denn  albets  viel  besser  g'gange  syg.'  Gorrii. 
Elliptisch  eingeschaltet  im  S.  von  ,denn'  oder  .weil', 
z.  B.  ich  habe  nicht  kommen  können.  Warum?  ich 
wurde  aufgehalten  =  weil  ich  aufg.  wurde  Z. 

Der  letzt  angeführte  Gebrauch  entspricht  genau  der  Kty- 
mulügie  des  frz.  cor  aus  lat.  quu  re  und  beide  helfen  ein- 
ander erklären.  Es  liegt  dabei  eine  ähnliche  Umkehrung  des 
logischen   Verhältnisses  vor  wie  bei   ddriim  2   b   2). 

zend-  Minnich  (auch -itwie);  M.\n.  (,-umh'),  zentum 
Scn,  z^ntume  Z:  ringsherum,  überall,  allenthalben. 

Gotth.  schreibt  .centuin'  und  ,z'  entum'.  —  S.  u.  End 
u.    vgl.  zcni,   zcntcr. 

ume,  uma,  umi  s.  uin-hin,  -her.  nmnie,  nm- 
mends  s.  nuiiime,  -eiids. 

uniedani.  ume  dum  s.  um  II  Sp.  220. 

uminetlci'  omnlrr  SrnHall.,  «hkV?.;/' SciiSchl..  under 
Sch  (Fraüenfelder).  um  nie  r.  ummeret  Scn  Schi. : 
immer. 

Wahrsch.  aus  ,um  und  dar'  oder  .um  und  dun-h  (dtn-r; 
vgl.  lisdir.  immer,  aus  cincz  diir.  an  Einem  fort.  Nachdem, 
wie  häufig  in  solchen  Verbindungen,  aller  Ton  auf  den  ersten 
Teil  sich  concentriert  hatte,  konnte  leicht  Verkürzung  t.  zu 
under,  t.  zu  ummer  eintreten.  Letzteres,  dessen  sich  auch  Vad. 
bedient,  viell.  unter  Mitwirkung  des  syn.  (der  Volksspr. 
allerdings  freuuleu  oder  abhanden  gekommenen)  , immer'.  Die 
Betonung  in  Schleith.  ist  eine  Verirrung,  wohl  veranlasst 
durcli   das   W.    uu'dc. 

Ulinuel  m.,  PI.   JJmle:  kleines  Kind  BO. 

W(dil  eig.  =  Hummel,  welcher  Ausdruck  auch  nhd.  auf 
lebhafte  kleine  Kinder  angewendet  wird;  vgl.  engl,  urrhiu, 
eig.   Igel. 

Ummel  m..  Unimele  f.  s.  llumbel. 

unimer    1.   Adv.    umher,    s.  u.    um -her,    -hin. 
2.  Präp.   um  S.    —    2   lurubt  auf  uugeliöriger  Übertragung 
vom   Ailv. 

nmini't.  .IJmatt  Zürich',  um  Z.  herum.  .Die  umed'. 
die  Umwohner.  Stockar.  —  Viell.  alistrahiert  aus  der  Ver- 
bindung  umcduiu   s.   ,Sp.  226. 

umha  s.   umher,  -hin. 


Am,  cm,  im.  om.  um.    .\iiil)— uiiib 


2ä4 


rilller,  Umb(e)lcr  m.:  Scliultertuc-h.  vom  Priester 
bei  der  Messe  yietniffeii.  XV.  XVI. 

Mlul.  uiiiht-al,  ~r  f.  humtTäU\  von  lat.  (hlumcfu'j,  Schulter, 
i'araus,  dass  das  Kleidungsstiu'k  ziiwoilon  aucii  über  den 
Kopf  getragen  ward,  erklärt  .sich  die  Angabe  bei  v.  Arx 
1811,  203  ,Biret',  Barct,  und  weil  es  um  Sehulteni  oder 
Ko|>f  getragen  Avurde,  wurde  d.as  W.  wahrsch.  auf  das  deutsehe 
um,  mild,  iiiiihi-,  Miugedcutet.  l'mler  durch  Umstellung  von 
I   uud   /  gebildet. 

Umligs,    ver-uiiilieli    s.    iiii-</ric]i.  ümmo 

s.  iiiiniiiie.         l'iniuess   s.  Iiiihiss. 


Amb-  s.  auch  die  Reihen  B-.  P-  mit  Vorsilbe  an. 

Alllbaclit.  1.  A)iiliach,  fthach  n.:  eine  gewisse 
Anzahl  Kühe  auf  der  Alp.  die  unter  einem  besondern 
Meisterhirten  stehen  BO.  It  St. 's  Anon.  v.  Habk.  u. 
ZvRO.  —  2.  A'mbacht  f.:  Andacht  Gr. 

Mhd.  ainhahle  n.,  s.  u.  ,Ämt' ;  .ambaclit'  noch  13'29/.j:3 
in  kaiserl.  Ukdn  (6fr.  20.  31.5.  320).  1.  Per  Wcgfell  von  ( 
erklärt  sieh  durch  die  vielen  Fälle,  wo  t  ungehiirig  angesetzt 
wurde.  Form  und  Geschlecht  von  St.  willkürlich  geändert 
in  ,Aubach  m."   und  Letzteres  vou  Zyro  wahrsch.  nur  kopiert. 

—  2.  Ausgehend  von  dem  W.  Amt  im  S.  von  Gottesdienst, 
mag  ('S  immerhin  von  dem  W.  Andacht  ihis  Geschlecht  be- 
kiMumen  haben.   Oder  es  ist  bloss  eine  Entstellung  aus  .Ob.acht'. 

AiiiballascllP.  ümhAhi'r  f.,  -l  n.:  Zeug  von  geringem 
Gewebe  zu  Paekhülle  verwendet  Z.  —  Yoni  fz.  titih(ilhi<ic. 

Aliibalk.  A.  g'tn:  Gehiir.  Aufmerksamkeit  schenken 
Gr  Malix  (Schiillib.). 

Aiiibass,  verk.  ans  .Ambassador-,  Gesandter,  z.  B. 
Tagsatzungsbote,  "to  als  PL  bei  RCys.,  mit  dem  vollen 
W.  wechselnd,  das  im  Volksmunde  Amhasidör  lautet  f- 
Aiiihasidörli,  neckischer  Titel,  eig.  für  einen  eiteln. 
grosstuenden  Menschen  Ndw. 

Ambeiss(e),  Ambeissgi.  Ambessgi,  Am- 
bixi.  Ambeizgi,  Arabitz(g)i,  Ämbesse  s.  j4»!e/,se 
Sp.  210.  Anibiss  s.  Imbiss.  Amboldere  s.  Am- 
molti'i-  Sp.  220.  Amb  ö  SS  s.  An-böss.         amb  er-, 

ambr-,  embr-,  umbr-  ».aber  Sp.  40.  41.  arabri, 
embri  s.  atnber-in, 

„.4mbra,  Ambrast  m.:   Sorge,  Unruhe  t^cn."  St.'' 

Aus  frz.   (Mhunm,    die  letztere  F'orm  mit  Anlehnung  an 

/.'rn»(,   Lärm,  veranlasst  durch  verbale  Formen  (enibarasser). 

Alilbrasse  f.:  kleiner  messingener  Arm,  hinter  wel- 
chen die  Fenstervorhiinge  zurückgeschoben  werden 
können   ZStdt.   —   Das  frz.  rmhmKHi-  f.,   Gardinenhalter. 

Amb  rasch  s.  Arbrest,  Armbrust. 

Ambrösi  m. :  1.  A'mbrus,  -i  W;  A'mbrösi  Aa,  m. 
Taufn.,  .\mbrosius.  allg.  —  2.  Mensch,  namentlich 
jüngerer,  der  durch  Korpulenz  auffallt  A.\;  vgl.  Brodi. 

—  3.  Flickw.  an  der  Stelle  von  , (Seele'  in  der  Be- 
teurungsformol  ml  lari—A.l  A,\Kueil. 

Ob  letztere  Anwendung  zunächst  von  studierten  Kreisen 
ausgieng,  da  gr.  ambrosiua  =  unsterblicli  V 

Ambrosier  m.:  eine  mailändische  Münze.  M.  XIV. 
im  Z  Ratsb.  erwähnt. 

Emb    s.  Amcd  Sp.  218.^  Embäslo    s.  Ameise 

Sp.  21().  Emberiz  ».  Amerize  Sp.  218.  eimbren 
s.  ein-baren. 

Illlb.  1.  m.  Imll  X\;  Bs;  S;  Z;  XVI.  U,  H.U.llSITKK, 
,Imbc'.  XV.  Aa.,  Imp  BM.,  S.,  aueli  Urbar  Schwarzb. ; 
L;  Z  (selten),  aucli  Mai...  Impe  B.  .Eni])'.  L(_i"rm. 
Kirclienr.,     I  m  m    Scu  St.   U.   sclmn    bei   SToriivu    l."il!l; 


ZO.,  IS.,  Imme,  ime  Gl;  L;  G;  Sc»;  SThierst.;  Tu; 
XVI.,  ima  Ap,  ,ymen'.  1.529  GEh.,  Imi  (ii.)  GRPr., 
Im(b)d  ScuwE.;  ZO.;  XVI.;  J  C  Weisse.M).  1701. 
Im(j))t  BS.;  Id.B.:  Bienenschwarm  und  -stock. 
Z/UH  Imb,  Name  eines  Hauses  BsStdt.  .Nova>  soboles, 
der  jung  ymb.'  Fris,  ,Tmt.  bejistock.  alvearium.'  Id.B. 
.War  aber  sach  daz  einer  den  imben  verkoufte  ze  fasel 
I  zu  Brut]  so  leit,  der  in  hinweg  treit,  4  Heller  uf  den 
imbbank  und  hat  in  euch  verzechnet  [verzehndet].- 
XV.  Offn.  Würenlo.s.  ,Apes  glomerantur,  der  imme 
schwärmt.'  Denzl.  1677.  1716.  ,Ein  seltsams  getön, 
als  ob  es  ein  sehwarm  bygen  wäre  oder  ein  gantzer 
Imbd'  [von  d.  Summen  des  Todtenvolks].  ECys.  Im 
Herrschaftsrecht  von  BWyl  1471  werden  die  .Impten- 
mit  .Mulvech'  d.  i.  herrenlosem  Gut  zusammengestellt, 
und  sie  gehören  zum  sog.  jungen  Zehnten,  ebd.  164.".. 
Übertragen  auf  Kinder,  die  in  dichter  Schaar  aus  der 
Schule  herausdrängen:  si  tröled  iise  trie-n-en  I.  Aa. 
.VBreme  [Bremsen]  flür/ed  ume  n-ie-n-en  I.'  Stütz. 
Sprw.:  ,in  einen  I.  stujifen' =  sich  mutwillig  Feinde 
zuziehen.  Kirchm.  ;  vgl.  Wesjn-nest.  Wem  d' Wlber  übel 
irätd  [wollen]  und  d'Imme  uvl  [wem  die  Frauen  sterben, 
die  Bienenstöcke  dagegen  gedeihen],  de''  ward  [wird| 
rieh.  SüLG.  En  Imme-n  und  e  Geiss  sind  (wird)  nw 
eimol  feiss.  ebd.  Im  Maie  schieer,  im  Ängste  lär,  d.  h. 
anhaltend  schöner  Mai  lässt  einen  nasskalten  Sonnner 
befürchten  B.  En  Maienimt  ist  so  eil  irert  das  [als] 
es  Amistefülli  B.  Wie  d'Imme,  so  de  Herbst.  Sulo. 
Für-en  starchen  I.  sind  8  Tag  me  wei-t,  as  fiir-en 
schwachen  6'  Wiiche  Z.  Technische  Ausdrücke:  Der 
I.  lat  AAFri.;  Ai  ;  Sch;  Th;  Z,  stösst  AaF.;  Gl;  L; 
G;  S;  Uw;  W;  Z,  von  der  Ablösung  (eig.  Loslassung) 
und  dem  ersten  Ausfliegen  eines  jungen  Schwarmes. 
in  Sch  Ersteres  auch  bildlich  vom  Auseinandergehen 
einer  versammelten  Menschenmenge  oder  Gesellschaft. 
.Dass  der  jung  Imbd.  der  gestossen  hat,  nit  hinweg 
fliege.'  Mal.  ,Die  Immen,  so  vor  Johani  stossen,  sind 
die  besten.'  JTobler  Kai.  1722.  Ätti,  chum  hei,  der 
Imb  hed  g'stosse;  chum  und  tue  ne  [ihn]  au  respe! 
Wolf  Bauerngespr.  En  I.  rispe,  respe,  aufzufangen 
und  zum  Ansetzen  zu  bringen  suchen  L;  Zg;  Z.  Uies 
geschieht  durch  Anschlagen  von  Metallwerkzeugen, 
bes.  der  Sense,  wofür  der  Ausdruck:  dem  I.  liingelen 
B;  S.  dem  I.  mit  der  Seges.te  hlte  Z  (KdMev.).  En 
I.  schöpfa,  einen  abgestossenen  Schwann  in  den  Korb 
schütteln  Ap.  Im  [dem]  Imb  s'esse  ge  L,  sonst  auch: 
den  I.  spise",  hirte",  fuetere"  (letztere  beide  auch  mit 
Dat.).  Dem  I.  ne.  Etwas  vom  Honig  wegnehmen,  ab- 
schneiden, zeideln.  Bildlich:  ,Vünnöhten  ist  vor  allen 
Dingen,  dass  man  der  Bauren  Hochmuht  demnie,  dass 
man  dem  Imbd  die  Waben  nemme.'  JC'Weissknb.  1702. 
So  schon  bei  HBull.  1532,  aber  wie  in  der  Volksspr. 
absolut:  ,dauiit  sy  zun  zyten  dem  ymb  uäniind.'  Man 
unterscheidet  einen  leichten  und  schweren,  .starken 
und  schwachen,  jungen  und  alten  1.  (Tochter-  und 
Mutterstock).  Augenscheinlich  ist  ein  Mal  der  Bienen- 
stand gemeint  im  Tierh.  1.")63:  ,derhalb  lauft  der  Bär 
zuo  einem  yunnen,  rcysst  die  körb  auf.'  —  2.  f.  Imbc 
GkV.,  Im(m)e  Bs;  GlK.;  (iO.;  Scu;  ZSth.;  Denzl. 
1677.  1710;  als  PI.  Lidie  Z,  Impe  S,  lm(iii)e  SThierst.; 
Tu;  XVL,  ima  Ap;  ii.  Imbi  Aa;  Bs;  S;  Mal.,  Imbli 
Bs;  B;  G;  Z;  Mal.;  LiED  lori6,  Imbeli  Bs,  Imjii,  Im- 
pfejli  L;  Uw;  iMiCiH^J  Aa;  Gl;  Gr;  Fris.,  Mal.,  Immli 
Ap  (1-);  Gl;  G;  Th;  Uw;  Z.  Immeli  .\a:  einzelne 
Biene.      .A]iis,    ein    liynli    oder    ^■lllMli.■    Fuis.      .hnbeu 


Änib—  umb 


236 


oder  Bienen.'  JLCys.  1G61.  ,Dle  Imme,  beinc,  apes.' 
166'2  IiEii.  ,Der  Bär  [die  Berner]  thät  zwar  gern  Honig 
lecken,  wenn  ihn  nicht  wurden  die  Inible  stechen.' 
1050  Lied.  Bildlich:  ,die  falsch  glaublosc  Immen,  die 
auf  die  Blumen  klimmen  mit  newer  Wüs.senschatft.' 
1070  RüE(iG.  ü'.f  olts  Iinhi,  eine  alte  Frau  Bs.  En 
Imiiiescliicarm.  im  Mai  ist  ivert  e  Fueder  Heu.  ebd. 
U'IiiHi  stund  sjHjt  »/':  's  Wetter  bllht;  d'I.  setzid  starch 
für  [.spannen  vor,  beeilen  sich]:  '»'  W.  änderet  -  si''' ; 
...störmid  [stürmen]  htnij:  e,i  i/ed  [gibt]  rüch  W.  Ar. 
Iiiiiiieii  lind  Schaf  niiren  im  Sclihif,  gedeihen  ohne 
viel  Zutun  der  Menschen;  dies  aber  beschränkt:  häb 
[halte]  firer  hat,  wer  will  ha)  Inqje  und  Schuf  (bi 
Tuben,  Iviben  und  Schaf),  lig  nider  und  schlaf,  aber 
nit  s'  lang,  dass  dir  (im)  de  G'wünn  (G'icerb)  nit  ver- 
(jang  L;  S.  Vil  Öpfel  und  Bire,  vil  Immen  und  Hung 
Z.  Trübe  g'nueg  bringt  d' Immen  in  Zug;  Önid  und 
Heu  sind-ene  treu  ebd.  Hagel  im  Aprelle  hilft  den 
Imblene  uf  d'Bei"  Scii.  Im  Früelig  gilt  es  Imbli  ein 
Rappe,  im.  Herbst  zive  Z.  —  Unbestinnnt  ob  im  S. 
von  1  oder  2:  ufg'hört  mit  de-n-Imbe!  Mahnung,  ein 
nicht  gedeihliches  Geschäft  aufzugeben  S  (Si'HILd). 
.I)en  Huiiig  von  Ynien'  neben  ,den  H.  vom  Ymen'.  1529 
(iKh.  (.SiRicKL.  Act.).  ,Die  Bären  stevgend  auf  die  biiuni 
den  vmmen  nach:  i.st  aber  kein  3-mb  am  bauin,  su  .  .  .■ 
TiEKB.  1503.  Beides  beisammen :  ,Ein  yuibd:  ein  schwärm 
der  yniinen.'  Fris. ;  Mal.  —  Glaube.  Wenn  der  Bauer 
.stii'bt,  so  müssen  die  Bienenstöcke  versetzt  werden, 
sonst  .sterben'  sie  auch,  (Vom  Bienenvolk  braucht 
man  ehrerbietig  den  Ausdruck  .sterben',  nicht  etwa 
, verderben'.)  Beim  Tode  des  Bienenvaters  kommen 
die  Bienen  vor  das  Fenster  und  nehmen  mit  jammern- 
den Tönen  Abschied  W,  Von  einem  Verstorbenen  soll 
man  keine  Imen  kaufen,  denn  sie  ,tun  nicht  gut'  [ge- 
deihen nicht]  Ap.  D'Ime  tuend  nid  alle  Lüte  giiet. 
ebd.  lyimme  chunned  's  Flucche  nid  Ude;  sie  chömmen 
und  stechen  Eim  L;  Sch.  D'Imjie  fliehe  Fliieche  und 
Strite.  Ineichen.  ,Die,  so  einem  fliehenden  Imt  nach- 
laufen, werfen  den  linken  Schuh  in  die  Höhe.'  B  Hink. 
Bot.  1845.  Für  den  Bienen.stich  ist  Bienenhonig  das 
beste  Heilmittel  L.  Endlich  gehört  hieher  der  im 
alten  Lied  von  der  Schlacht  bei  Sempach  bezeugte 
Glaube,  dass  die  Erscheinung  eines  Bienenschwarms 
an  einein  Orte  baldige  Ankunft  eines  feindlichen  Heeres 
vorbedeute:  ,Da  kam  ein  imb  geflogen  In  dlinden  er 
g'ni.stet  hat .  .  .  Das  dütet  fremde  geste.  So  redt  der 
gmeine  Mann,'  —  3.  Imbeli  n. :  Bienenragwurz, 
ophrys  apifera  Aa.  Die  Blüten  werden  mit  Bienen 
verglichen.     S.  Immi  II. 

Allel,  iiiipi  u.,  Bienenschwarm  (inqti  2>iaiio),  mhd.  liiihc  in. 
Vgl.  .aliil.  jiiiii  11.  Schwann,  nilid.  hie  m.,  neben  jiui,  hie  f., 
auch  hin,  Biene.  Ohne  Zweifel  ist,  wie  schon  Grimm  (Gr. 
3,  36(j)  bemerkt  hat.  die  collektive  Bed.  die  nrsprünjliche: 
vgl,  die  bekannte  Analogie  von  ,Frauenznnmer,  Kamerad, 
Bursche'  und  auch  die  urspr.  collektive  (nicht  phiral.)  Bed. 
des  ahd.  -ir,  mhd.  nlid.  -er  in  den  Pluralformen  von  Tier- 
nameu  wie  ,Huhn,  Lamm,  Kind'.  Übrigens  bedeutet  BSi. 
Ihj'i  a.  auch  den  Schwärm,  ebenso  Bi  f.  in  U  und  Bi  m. 
in  Franken.  Im  Elsass  gilt  Imm  f.  für  Biene,  Imme  m.  für 
Schwann;  an  der  Lippe  /mmi-  n.  für  beides.  Imme  Uberh. 
ist  nord-  und  sUdd.,  während  Mdeutschland  die  Heimat  der 
Form  Bin.  nlid.  Biene,  zu  sein  scheint.  Vgl.  Fromm.  2,  209. 
6,  21:3.  Die  Ap  Form  ime  ist  auffallend,  doch  auch  an  der 
Ruhr  neben  imme  üblich.  aaO.  G,  45.  Ebd.  findet  sicli  auch 
der  Zusatz  (;  imte.  Das  (  (il)  scheint  rein  lautlicbo  Erwei- 
teruug  (riuili    (Ji.    i.    lü.'i    Ableitung).    —    Zu    den   Kunstaus- 


drückon  gehören  noch  1.  von  Tätigkeiten  der  Bienen  selbst: 
Itarten,  hätnehen,  (antsitzen,  ünfjdu,  lieiiiiijän ;  jmjien,  mtrren, 
hrüsen,  jämeren,  ruaehen,  Htürmen;  sehütÜ4:n,  ßötUrhn ;  hotzen ; 
au(jlen,  heehen,  hiclccn.  2.  von  solchen  des  Bienenzüchters ;  ük- 
jtifjen,  üuhmu-a,  tödeii,  schlachten.  —  Syn.  Votjet.  —  Vgl.  auch 
den  Art.   ßi. 

Vor -Imb:  erster  Schwann  der  Bienen.  Vgl. 
Nach-Imb. 

Fasel-:  Zuchtstock  der  Bienen. 

Jumpferen-:  ein  Schwann,  den  ein  junger  Imb 
im  gleichen  Jahr  resp.  Frühjahr  ausstösst,  wo  er 
selber  sich  vom  Mutterstock  löste,  also  Schwärm  von 
einem  Tochterstaat  Z.     Vgl.  Jumpferenivachs. 

Mist-Imbi  n.:    Schimpfn.  Aa. 

Eig.  eine  Biene,  die  ihre  Nahrung  auf  dem  Miste  statt 
in  Wald  und   Wiese  sucht. 

Nach-Imb:  zweiter  Schwann  der  Bienen. 

Brach-:  Drohne  AABb.;  Z. 

So  benannt  von  der  Untätigkeit,  die  auf  der  Brache 
benscbt,  oder  von  ihrer  Unfruchtbarkeit. 

Inib(e)ler  S;  Z,  Imler  Ap:  Bienenvater,  -Züchter. 
Wie  der  Imbler,  so  der  Stand  S.  —  Syn.  /mbeiemter, 
-iniinii.     Vgl.   den  BGeschlechtsn.   Beider. 

imb(e)lon:  Bienenzucht  treiben.  .Wer  imblet, 
fischt  und  jagt.  Kommt  um  Alles,  was  er  hat!'  Z. 

Inibele  f.  s.  Himbele,  Hiiubeere. 

Iinber  Bs;  Gr;  Z  XVL,  ImperAp;  GL;G\Ve.;  L; 
Uw;  U;  Z  —  m.:  Ingwer,  amomum  zingiber  offlc, 
bzw.  dessen  Wurzelstöcke.  'Bachnan  I.,  morsuli  zin- 
giberis  Ap.  In  BsStdt  ein  Imlicrgä.'fsli.  —  Mhd.  iiiyem-r, 
inijeher,   aus  dem   lat.   W. 

Inibiss  I  imbis-,  -is'  Aa;  BÜ.;  Gr;  L;  ScilSt. ;  Th; 
W;  Zu;  Z,  ümbis  AaF.;  ZLunn,,  embiss  P,  imbig  ZS., 
Wald,  Wettschwil,  imfmjis  Aa;  Bs;  B;  GRSchams; 
L;  ScH;  S;  Th  ;  W;  ZDätth,  Wetzik.,  ümfmjis  L;  ScH; 
ZWl.,  Auss.,  ümiiss  GrV.  —  meist  iii.:  1.  Essen, 
Mahlzeit,  Enjuickung  mit  Speise  und  Trank  überh., 
ohne  näliere  Bestimmung  von  Zeit  und  Keiehlichkeit 
P;  en  Imbiss  nii"  GnPr.  ,Hurtig  zur  Arbet,  hurtig 
zum  Imbiss.'  Suls.  ,Die  lehenlüt  sollen  dem  propst 
fuoter  und  imbis  geben'  [Jenes  für  das  Pferd].  BsRq. 
—  2.  häufig  n.;  auch  der,  das  Zimis  Bs;  W  (ztmis^); 
ZWl.;  Zimbis  B;  Z,  Zimbig  Z:  Hauptmahlzeit, 
Mittagessen;  vom  XIV.  an  und  noch  heute  fastallg. ; 
besonders  in  der  Verbindung  z'  I.  esse'',  woiür  früher 
auch  etwa:  ,zum  Immis  essen'.  Ans.,  ,zuo  Imess  essen'. 
B  1505,  ,den  irabis  nemen'.  1576;  neben  ,z'  imiss 
essen'.  .Den  Imbis  essen'.  JBreit.  1018.  Syn.  (gross) 
Maränd;  3Iorgen;  Aben  (Sp.  35).  , Kundgesang  beim 
Eidgen.  Militär-Iinbis  in  Langenthai . . .  1822.'  Z'  1. 
träge",  Arbeitern  das  Mittagessen  auf's  Feld  hinaus 
bringen  Gr;  Z.  Z' I.  mache",  choche",  rüste",  das 
Mittagessen  zubereiten.  Z' I.  ne".  Lebed  wol  z'I.! 
sagt  man  zum  Abschied  vor  dem  Mittagessen  (.wünsche 
wohl  zu  speisen!')  ZDättl.  Z'  I.  g'e,  bildlich:  Schläge 
geben  Sch.  Liseli,  wafs)  händ-er  z'  I.  g'hä?  Hü,  öppis 
G'kochets!  ZWettschw.  Mer  händ  en  guete  Z.  g'ha. 
ebd.  In  den  ä.  Quellen  ist  als  Zeit  des  Essens  nicht 
immer  sicher,  aber  meist  wahrsch.  der  Mittag  anzu- 
nehmen, entsprechend  dem  römischen  prandium,  gegen- 
über der  Hauptmahlzeit,  coena,  am  Abend.  ,Sol  man 
dem  apt  von  engelberg  guoton  Elseser  [s.  Sp.  2ü'2] 
geben,    uss    swelein   Hof   er   oucli    den    Iniliis    nimet,' 


•237 


Anib— Hiiil).     Aiiid     11111(1.     AiiiC    niiif.    Ainji— iiiii|> 


238 


Xlll.  XIV.  Hdfr.  Enuelh.     Zur  Strafe  soll  Einer  ,Jas 
iiiiirsL'iibrot,   den    rechten  imbiss  und  den  .-sehlaftrunk 
daheimend   und  nit  da  ussen  nemen.-    1522  Z.     .Wie 
es  hüt  vor  d^m  jmbis   bliben   ist'    [heute  Vormittag]. 
ZwiNGLi.     ,o  malen  essen,  zu  Imbis,  zu  Abend  und  zu 
Nacht.'  1523  Stockar.    ,Zimbys  Fläsch  [Flei-sch]  und 
ain  Suiipen  und  Krutt  und  Win.'  ebd.    .Wellicho  kund- 
schafter   nach  dem  Ymbis   in  einem  halben  tag  alhic 
erschynen   mögent,   denen   solle   man   am   abend   das 
nacht-  und  niorndes  [am  folgenden  Tage]  das  Ymbis- 
mal  und  darzuo    für   das   ander  nachtmal  10  seh.  be- 
zalen.'  15G3  Z.    .Prandium:  der  imbiss.'  Fris. ;  Mal.; 
aber:    .prandiculum:    ein  morgenbrötle,    ein  imbissle.' 
ebd.;    .prandium   prajbere,    acciperc  alqm.  in  prandio: 
Eim    zuo    imbiss  (ze  essen)  geben.'    ebd.;    .meridiari: 
zuo  mittag  oder  zuo  imbiss  essen.'  ebd.    .Imbiss,  imbig. 
mittagessen:  prandium.'  1662  Ked.  ,Prand.:  Mittagessen, 
Imbis-essen.'    Denzl.   1677.   1716.     ,üie   Geschwornen 
sollen    erniant  werden,    das   sy   an   Gerichten   nit   so 
schnell  ufhören  richten,  sondern  sitzen  sollen  von  der 
Mässzyt   bis   uf  den  Imbiss   und   vom  I.   bis   uf  das 
Xachtmal.'  1575  L.    ,Sie  sollen  die  Fremde  (sc.  Arme), 
wa    [wann]   sie    echt   vor  Imnüs   kommen,    mit   einer 
Steuer  gleich  wieder  fürweisen  [weiter  schicken];  wa 
sie  aber  um  Nachtessenszeit  zuerucken,  beherbergen.' 
151111  Bs.  —  3.  Zwischenmahl  a)  um  die  Mitte  des 
^'ormittags.     Syn.  z'Nüni,  s'Zechni.     .Und  dass  allzit 
im  Somer  das  essen  ze  ymbis  umb  die  nüni  bereit  sig 
und  in  dem  winter  umb  die  zechni.'  1495  GKüchenordn. 
.Nach  dem  ymbis  soll  er  [der  Lehrer]  umb  die  eilften 
Stund,    so  es  nit  Fasttag  sind,    und  so  es  die   wären, 
umb  die  zwölften  stund,  bey  den  schüleren  erschynen.' 
XV.  Schulordn.  Brügg.    ,Zur  früen  Imbisszeit.'  TscHcni 
II,  450   ist   wol  =  zur    Zeit   des  Frühimbisses,    aber 
zweifelhaft,   ob    damit   ein   erstes  oder  zweites  Früh- 
stück gemeint.     Dass  auch  ersteres  I.  genannt  wurde, 
scheint  aus  folgenden  Stellen  hervor  zu  gehen:    ,von 
dem  imbiss  oder  morgenbrot  an  biss  zum  mittemtag.' 
1557  VoGELB.    .Nüechter  vor  dem  ymbiss.-  LLav.  1569, 
=  ,vor  mittag'.    1070  ebd.     Im  BE.  isst  man  z'Immis 
um  9  Uhr  (ImObersteg,  aber  im  Widerspruch  mit  an- 
dern Angaben).  —  b)  (auch  Zivimis  BM.;  S)  um  die 
Mitte  des  Nachmittags,    ca.  4  Uhr,   Vesperbrot  B;  S; 
Zg;    Syn.  Ähc.    Vieri,  cMei  Märend.    In  SL.  besteht 
dieses  Abendessen  in  Brod,  Käse  und  Most  oder  ein- 
gelegten Birnen  und  Kirschen;  im  BO.  in  Kaffee  mit 
Brod  und  Käse  (ImO.).    ,Das  Z'immis  oder  die  Magen- 
\      Station    zwischen  Mittag   und  Nacht.'    Dennler  1817. 
's  Mareili  [25.  März,  Maria  Verk.  ?]  hrinr/t  'n  Zimhis, 
's  Vrendi  [1.  Sept.]  mmnit's  n-eg  B.  —  c)  sowol  a  als  b, 
iiäml.  =Ä'iV((H(  oder  .j' 06e  Aa;  S.   —  4.  Mittagszeit, 
mit  oder  ohne  Bezug  auf  das  Essen  Tu;  Z.     Z'  Imis 
(Die,    um    die  Mittagszeit   Sch.     ,Nach   imis    zwischen 
drien  und  vieren.'   CoNsr.  Chr.  1462.     .Wolle  in  [ihn] 
die  tag  [in  diesen  Tagen]  doch  uff  den  imess  besuochen.' 
FPlat.  1579.  —  5.  (m.  Bs;  Z)  Nachmittag.    Z'  Iinhis. 
iKich  dem  Mittagessen  und  im  Lauf  des  Nachmittags 
I!s;  Z.     ,l)e  Herr  sei  s' I.  nie  dert  r/'sl'  [seit  Mittag]. 
MUsTERi.     ,S(i  iseh  Hill  Zirölfi  d'ßScliiieJ  rerhei   Und  an 
der  (janzi  Imriiis  frei.'  Hinpermann.  Vgl.  Vminisehirehe, 
[ Nach)Mittagsgottesdienst  Seil. 

Ahil.  in-,  imjiiz,  mlul.  in-,  im-biz,  iinhh,  NI)f.  hiihin,  imini'f, 
iiiiiiKz,  timiiii»  m.  n.,  zum  Vb.  cn(t)bi:ai,  speisen  (lioll.  oiil- 
hijicn,  frillistückcn),  eig.  zu  beisson  anfangen;  vgl.  Hur-eubeimi. 
Es  findet  sich   ilaher  neben  , Imbiss'  auch  ,Ambiss',  welches 


aber  Vadiau  als  unschweiz.  oder  veraltet  bezeichnet:  .das 
wir  ietz  den  imbiss  nennend'  und  .ienc  Nbf.  wird  a.  1523 
ausdrücklich  als  in  Bs  uubekanut  verzeichnet,  statt  .niorgen- 
cssen'.  Fromm.  6,  41.  —  Die  ä.  Form  mit  langem  i  des 
Stammw.  ist  viell.  noch  bezeugt  in  der  Schreibung  .Inibyss' 
.\a  15'26  und  bei  Platter  (neben  ,imess'),  ,Zimbys'  bei 
Stuckar,  «ährond  in  der  Schreibung  , ymbis'  Brugg  XV.; 
G  1495,  , ymbiss'  Lavat.  1569  ;/  möglicherweise  das  ü  ver- 
tritt, welches  noch  in  heutigen  Nbff.  vorkommt,  erzeugt  durch 
Eiufluss  der  folgenden  Lippenlaute.  Die  Assimilation  imm- 
aus  imh-  (wie  in  nbd.  .Zimmer'  neben  schwz.  zimbcren,  Imme 
aus  Imbe  [Sp.  '233]  n.  a.)  findet  sich  auch  schon  bei  Stoltz 
Jerus.  und  in  der  Beschreibung  des  Strassburgerschützen- 
festcs  1576,  hier  neben  dem  gew.  .Imbiss'.  Der  Unterschied 
zwischen  mm  und  m,  ss  und  s  in  den  heutigen  Formen  ist 
fiiessend,  der  einfache  Laut  jedenfalls  später.  Die  Form 
Imbiy  ist  otfenbar  nur  nach  Analogie  von  Abig,  Abend,  ge- 
bildet, also  auch  nur  auf  dem  Gebiet  der  letztern  Form  zu 
finden,  übrigens  schon  bei  Eedinger  neben  , Imbiss'.  Manche 
von  jenen  Formen  finden  sieh  nur  in  der  Verbindung  mit 
dem  vorgesetzteu  z  und  manche  MAA.  scheinen  das  W.  iibh. 
nur  in  dieser  Verbindung  zu  kennen.  Das  s.  Geschlecht 
konnte  aufkommen,  indem  man  an  ,das  Mahl'  dachte;  es  ist 
für  die  Neubildung  Zimbis  usw.  das  vorherrschende  Gescbl.. 
woncben  .der  Z.'  nur  als  Ausnahme  erscheint,  mit  bei- 
behaltenem Gescbl.  des  einfachen  W.  Für  die  in  W  neben 
[iii(in)is  vorkommende  Form  Ziinh  liisst  sich  das  Ap  iiiw.  neben 
Imme  (Sp.  '233)  als  Parallele  anführen.  —  Die  Bed.  prandium 
schon  in  einem  a,  Vocabular  des  Klosters  Engclberg.  Dass 
Zeit  und  Inhalt  des  .Imbiss'  genauuten  Mahles  je  nach  den 
Landesgegenden  verschieden  sind,  erklärt  sich  t.  aus  der 
allgemeinen  Grundbed,,  t.  aus  dem  Vorwiegen  romanischen 
Speise-  und  Sprachgebrauches  in  der  Westschweiz,  wo  z.  B. 
in  der  Stadt  B  das  Mittagessen  auch  z  Mnnjc"  genannt  wird, 
weil  das  Frühstück  deachenieren  (dejeuner)  heisst,  aber  in 
andern  Teilen  des  Kt.  B  auch  z'  Abi-,  weil  es  als  Haupt- 
mahlzeit der  röm.  coena  entspricht;  vgl.  AUnd  Sp.  35.  36, 
auch  wegen  der  aus  der  Adverbialverbinduug  z'  I.  hervor- 
gegangenen Neubildung  Zimbis. 

Vor-:  Frühstück.  Z' Fermhiss,  zum  Frühstück 
[oder  zur  Zeit  desselben?]  P.  —  Auch  das  Verbalpräli.v 
rc;--  wechselt  mit  für  und  dieses  mit  ror. 

Nacht-:  Nachtessen  (Min.nich.  ,n.')  ,Kamend  zuo 
uns  zum  nachtimbis.'  15'29  Z.  Stru'ki,. 

Bis-  Bisimmis:  Vormittag  Tu.  De  i/anz  Bisilmmis 
ZWl.  [V] 

Imbiss  II    s.  Ameise   Sp.  216.  Imbrüze  s. 

Aiiieriz  Sp.  218. 

diiib-.  Umbeissc,  Umbasle  s.  Ameise. 

umb    s.  um    Sp.  225.  Umbelc    s.  Hitiidiele. 

Umb(e)Ier  s.    Umier  Sp.  '233. 

Uliiber:  m.  Taufn.,  Umbertus  F. 


Aiiid.   amderen,    Ennl,    Omd  s.   .liinul  Sp.  21:!, 
.\iuilli  s.  Aimirellc  Sp.  21  I. 

Imd  s.  1.  Aiiiiid.  2.  Imh  Sp. '233. 


umfc;    herum  (iiiSpl.  Aus   nmlf    d.  i.    uiiiliiii,   uiil 

Vcrgrnbcruug  des    Ihuirlilaiitis, 


Aiii|nil':   AimImt.  ein  widilriechemles  Erdharz.    .Ein 
angemachter   .\ugstein    oder    .\mpar.'    TiERii.   1563. 
Mlat.   imtbni    f,  (tnilxintiii    u. 


239 


.\iii|i-  iiiii|).     Ainpf    iniipf 


240 


Allipo  f.:  Broinbeero,  Himbeere,  unterschieili'ii  diu-ch 
die  Attribute  selorarsi,  roti  OnPr. 

Alis  churw.  aiiipu,  niiipchia,  tess.  ampoiuiUo  {mit  auj^e- 
schweisstein  Art.  it.  Utmjmie)  und  diese  aus  deutschem  , Him- 
beere' lizw.  dessen  Nehenf.  Dass  die  deutschen  Bündner  das 
W.  von  den  Romanen  entlehnt  liabcn,  verrät  die  auf  Seewis 
iililielie   Form   Aiiijn«  d.  i.   der  churw.  Fi.  iimpat. 

Ampeisse  s.  Ameiae  Sp.  216. 

Anipclc  f..  ilini.  Äiiijifji  Aa;  BSi.;  GG.;  ScH;  S; 
Oiiw;  ÄliiprJiAÄ.Fxi.;lis;'GG..O.;  SThierst. ;  Z;  Aiiijii. 
Ampi  B8i. :  1.  gemeine  Lampe  mit  Talg  oder  Ol; 
allg..  aber  meist  f.  Miimiifel  mache  [Bi.ssen  nehmen  | 
■wie  Ampeli  AaL.  .Zeilen  junglcfrauwen,  die  jre  ani- 
jielen  nahmend.'  1531  (wechselnd  mit  .liechter'J.  15()(' 
Matth.  ,l)ie  fünfi'  thorachten  Jungfrawen,  welche  . .  . 
nit  nach  nohtdurfft  bereitet  hattend  ihre  Ampelen.' 
1628  JBreit.  ,üen  Ampelen  unaers  Hertzens  las« 
nicht  gebrächen  weder  an  öl  noch  an  liecht.'  J.JBrkit. 
Kilbe.  ,Lychnus:  ein  anipel  oder  latern.'  Fris.  ;  Mal. 
.Lampas:  ein  amplen,  facklen  oder  torschen.'  ebd. 
, Lampada:  eine  Ampel(n),  Fackel.'  Denzl.  1677.  1716. 
In  der  Christenlehre  [kathol.  Religionsunterricht] 
mussten  die  Schwatzenden  zur  Strafe  unter  die  grosse 
Ampel  knieen  Aa.  In  S  auch  ein  Kalbölgefäss.  — 
2.  schmutzige  Weibsperson  LG.  Vgl.  Sclimiitz-Ampeh. 
-  .3.  dunnne  Person.  Es  felt-em  nnmme-n-e  Düelite-n-in 
■'.s  3Iü},  SU  triir  's  en  Ampelc  Bs.  —  Mhd.  unipel,  aus 
lat.  ttiiiptdhi. 

Eren-.  .l>ie  Bauern  meinten,  die  Herrschaften, 
die  die  gemeine  Landesehre  nicht  achten,  brennen 
sich  selber  in  ihren  Ehrenanipelen  auch  zu  Tod.' 
HBest.  1TS7. 

Gaiu]!-:  t)lhiMipe,  die  auf  zwei  Zapfen  im  Gleich- 
gewicht schwebt,  f/iimpct  ZKu.  —  St. 's  Angabe  .  tlnnnp-  Z" 
wird  auf  einem   Sclirtdliverschen  beruhen. 

Chue-Ampeli  n.:  Schimiifnaiue  auf  eine  dumme 
Person  S. 

Kuchi(n)-Amiiele :  Küchenlanipe  Bs. 

Kilter-:  Lampe  zur  Xachtarbeit  oder  -gesell- 
schaft  S. 

Nacht-:  Xachtlamiie  Bs. 

Pump-:  Lampe,  bei  welcher  der  Docht  von  Zeit 
zu  Zeit  durch  Heraufpumpen  des  Öls  gespeist  werden 
muss  Th. 

Plamp- Ampeli:  auf  einer  Gabel  bewegliches 
Lämpchen  Aa;  15.     -   \ un  ]tlnmiiiH,  hansrcn.    Vgl.   (lamp-. 

Sür-Ampele  s.  Si'ir-Ampfere. 

Schmutz-:  unreinliche  Frau  L. 

Scliwiitz-:  schwatzsüchtiges  Weib  Bs. 

Aliipcli  n.:  Karpfenforelle,  salmo  umbla  FMu. 
(IlAurMANN).    —    Yiell.   aus  dem   lat.   Namen   umgeformt. 

„Alliper  n. :  Getöse  W.  -  Yiell.  aus  frz.  cmharnii.'' 
Rheiu.    AmUrii   m.      Vgl.   das  folg. 

Amprete  f:  cn  A.  ha,  ein  Weites  und  Breites 
machen  BIM. 

SclnverÜLdi  von  mhd.  itinpäre,  umban-e,  ahd.  ttutparu.  Aus- 
sehen, Geberdung,  unter  Verschiebung  des  Acceutes  abge- 
leitet, sundern  vielmehr  von  dem  vorhergehenden  W.  bzw. 
einem  daraus  zu  erschlicssenden  Vb.  timp(r)rcH.  —  Syn. 
IWkujyr,,: 

Empeis(s)le  s.  Ameise  Sp.  216.  Imp,  luipi 
s.  Imi)  Sp.  2:33.         I'nipeis(s)e  s.  Ameise. 


I  m  p  e  I  e ,  I  m  p  e  r  e ,  Ü  m  p  e  1 0 ,  U  m  p  e  1  e  s.  Himpelc 
Himbeere.  Im  per  a.  Hinä-Beri.  Imp  er  ».  Imhcr 
Sp.  2:!6. 

Imperdi  '""  f.:  Sympathie,  bes.  im  S.  von  Zauber- 
kunst GlH. 

impertieren:  Etwa.s  treffen,  erreichen  Z.  —  Von 
frz.  rmporlir :  l'iiiiporler,   den  Sieg  davon  tragen. 

Umpeisse  s.  Ameise  Sp.  216.     ump-lia  s.  iim-hin. 


Aiiipfere  Ae;  G;  Senw;  Xuw,  Ämpfo\  SciiwE., 
Hampfcre  Ar;  G,  Ampffejle  Aa;  „B";  Gl;  Gr; 
L;  G;  Seil;  ScHW;  Uw;  U;  ZO,  Harn pffejle  Aa;  L; 
G;  Scilw;  U;  Zg;  Z,  Wampfele  [woV],  Ampele 
GW.,  Sa.;  ScHwEeichenb.,  Ämpfrti^  Bs,  Hämpfete 
SSchwa.  —  f.:  Ampfer,  runiex  acetosa  et  acetosella. 
,Ampferen'.  Fris.;  Mal.     S.  u.  Hampfeii-Fuer. 

Mhd.  ttnijifer  m.  Die  Anlehnung  an  das  VF.  Hampflv 
(Handvoll)  mit  Bez.  auf  die  reichen  BlätterbUschel  der  Stöcke 
im  Frühling. 

Gauch-.  Gugger-:  eine  Pflanze  mit  sauer 
schmeckenden  Blättern,  etwa  französischer  Sauer- 
ampfer, rumex  scutatus,  oder  Sauerklee,  oxalis  aceto- 
sella. Beide  auch  Giiy(jer,  (iuriyersar  genannt.  Der 
Bär  reinigt  seine  Eingeweide  mit  einem  .kraut,  heissen 
wir  Gauchampfern  oder  Guguckerbrot'.  Tierb.  ir)68. 
Das  LPestilenzbüchl.  1611  emiiflehlt  ,-5  oder  6  frische 
Ampferbletter  oder  in  gleicher  viele  [Anzahl]  Gugger- 
ampfern'. 

.Hasen- Ampfer:  Sauerklee,  oxalis  acetosella.' 
XVII.  Birl.  B  Arzn.-B.  —  Auch  mhd.  s,i. 

Lüs-Ampfere:  Ampfer  in  der  Blüte  Ae;  G  oKli.,  T. 

Nach  dem  Volksglauben  bekommt  man  Läuse,  wenn  man 
die  Blüten  und  Samen  (Beide  auch  selber  ifi»  geheissen) 
mit  geniesst. 

W\\ii\\-AtHpfela:  Wiesenbocksbart,  tragopon  pra- 
tensis GG.  —  Syn.  Milchh-üt  udgl.,  S'mm-Aiiiji/cle;  nach 
ihrem  milchigen  Safte  und  einiger  äusseren  Ähnlichkeit  mit 
dem  Sauerampfer  benannt. 

Buech-Ampfere:  Sauerklee.  .Buchampfer,  ein 
kraut,  acetosella.'  Dexzl.  1677.  1716.  —  So  genannt, 
weil  unter  Buchen  wachsend,  oder  weil  die  Blätter  sich 
buchartig  zusammenschmiegen. 

Eoss-Hampfere:  Wasseramiifer.  rumex  crispusV 
oder  optusifolius?  Ap. 

Sür-Ampfere  (usw.):  1.  Ampfer,  ein  Naschwerk 
der  Kinder,  zumeist  rumex  acetosa,  acetosella,  aber 
auch  r.  scutatus  Gr;  Sch;  r.  obtusifolius  Aa.  E  G'sicht 
mache,  wie  loenn-me^  S.  (fesse  hett  Z.  Sauerampfer, 
beim  Schneiden  des  Getreides  gefunden,  wird  in  die 
Garbe  gebunden  zum  Schutz  des  Eindviehes  vor 
Krankheiten  ZB.  —  2.  Sauerklee.  .Oxalis:  die  klein 
rund  saurampfer.'  Fris.;  Mal.  —  3.  Wiesenkrosse. 
Kukuksblume,  cardamine  pratensis  AASchmitzgn.  — 
4.  Sfirampfcle  L;  G,  -Ampeh  Bs;  G:  Sauertopf,  un- 
freundliche Person.  —  Syn.  Sarknlt;  Sariciiijil;  (luijijvrHUr ; 
Ilaiiipfdiiiür:  die  Sure,  Sür(i)lc;  das  .Sun',-  der  .S'firZi';  Süili"ij. 

Frauen-S.:  Sauerdorn,  berberis  vulg.  G. 

Gugger-S.:  Sauerklee,  oxalis  acet.  ScuwE.  — 
>Syn.  (j iitjyrrmr ;  Ougfjer,  rom.  Ittt-bu  uu  coiicuu,  jffit  '-uruht  usw. 

Lüs-S. :  =  Lüsampfere  SchwE. 

Ross-S.:  stumpfblättriger  Ampfer,  runi.  obtusi- 
folius. —  ,Ross'  bezieht  sich  auf  das  grössere  Format  der 
Blätter. 


241 


Aiiipf    niii|.r.     Anis- 


Amt—  nint 


•242 


S  ii  (•  s  s  -  A  111 1'  l'i'  1 1'  :  Wk'si'liliiH'ksliiirt ,  (i;il;'ii|iiiii 
imit.   (iti. 

iV  111  p  fo  r  (_■  11  :  SaiienuiiiitV'r  mu-hen  Ai'. 

oiiipfiir.  .Hcliiolt  im  |sich]  fjereclitiijkeit  itiid  «-wiilt- 
siiiiii'  i'iiiiifiir  (eiinili(ir).'  Vau.  I  410.  411.  bis. 

Merkwüriliiro  Älisrliiinc:  zw.  nti/mr  uu)l  vi-;  vj:\.  .IMnih^il' 
für  .Vc.iti'il'.  vM.  :!-2i). 

illl|ifi'li:  1.  ptViiiifeii.  Juipfcii  (yiiipft-'n):  pHaiizen, 
zwoycii,  einsetzen,  iiiuciilare,  eiiiplastnire,  iiiserere.' 
Mal.  , Sitzend  auf  die  zwey  [Pfropfreiser]  der  fje- 
impften  böiinien.'  Vogei.b.  löriT.  Jetzt  dafür  iKlen. 
—    2.   wie    iilid.    mit    Uez.    auf   die    Pocken.   —   MliJ. 

nii/ij'rtrtl,    impft'H. 

Impfe:  Pfropfreis.  .So  gute  Art  Apfel,  dass  auch 
die  Impfen  davon  in  die  Fremde  ver.seliiekt  werden.' 
Spreni.;.   —   Ä.  uhd.  .liiipf. 


Allisle  f:  1.  Am.sel.  Sprw.:  Wenn  die  Am.selii  den 
Schnabel  an  den  Kir.schen  wetzen  können,  geben  sie 
das  Pfeifen  auf;  vgl.  Giifiger.  üfe,  Bäbi  Aa,  hau-si 
{Felix  oder  Fridli  Z)  Bs,  '•■*  int  en  A.  (auch  e  Hör- 
timsh  Bs) !  scherzhafte  Ermunterung.  —  2.  Bausch. 
Ell  A.  ha  GiiHe. 

Mh(i.  ebenso;  ahd.  amiiisala.  —  '2.  Vom  Vogelfang  her- 
>  genommen,  , Etwas  gefangen  haben',  oder  mit  Bez.  auf  die 
Sangeslust  des  Berauschten. 

Gold-:  „gelber  Pirol,  oriolus  galbnla." 
Hag-:  1.  ,Die  ander  art  [der  Amseln]  ist  iiier 
braunläeht,  am  bauch  schier  äschenfarb,  mit  einem 
gar  schwarzen  Schnabel  und  singt  nit  als  wol;  dise 
kommend  zuo  herbstzeyt  und  werdend  hoehlich  zuo 
der  speyss  geprisen;  dise  wirt  bey  uns  Birg-  oder 
Hagamslen  genennt.'  Vogelb.  15.57.  —  2.  Scheltnanie 
für  weibliche  Personen  Ap,  mit  dem  Begriff  der  Un- 
ordentlichkeit im  Äussern  und  auch  moralischer  Ver- 
dächtigkeit ScnSt.,  sonst  dagegen  in  Sch  =  aufgeweckte, 
lustige  Person. 

Bei  der  übertragenen  Bcd.  ist  t.  tlcr  Begriff  der  zer- 
z.ausenden  oder  bergenden  Hecke,  t.  derjenige  der  uneruiiid- 
hchen  Sängerin  zu  betonen. 

Kol-:  die  gemeine  Schwarzamsel  AAKlingn. 

Kammer-,  CliamnicrtKimslc:  hunior.  Bezeichnung 
eines  Säuglings,  kleinen  Schreiers  (als  nächtl.  Kuhe- 
störer)  Gr;  Z. 

Das  71  in  der  Ur  Form  mag  zum  erstem  W.  geiiuren, 
kann  aber  auch  als  Vorsetzung  gefasst  werden  wie  in  \hhI 
für   Ant   iidgl. 

,Chur-:  Kingdrossel,  merulatorquata.'  Vocei.b.  1557. 

Die  Benenuung  scheint  auf  der  Annalinie  zu  fassen,  dass 
dieser  Strichvogel  uns  von  (trauliiinden  aus  hesudie.  Syn. 
lUny-A. 

Klag-:  melancholische,  zum  Jammern  geneigte 
Person  U.  .Er  ist  eine  rechte  Klagainsel.  iiuerimoiiias 
nitro  citro(|ue  jactat.'  JMev.  1()92.  Angeber,  wer  An- 
dere gern  verklagt,  bes.  von  Kindern  Gl;  U;  Syn. 
Klagitätsch,  Sök. 

,Birg-Amsel:  1.  Ringamsel.'  Mai,.;  VniiEi.it.  1557, 
S.  liS".  —    2.  =  .Hoi/diiisle'.  VocELii.  S.   17''. 

Bet-Amsle:  Betschwester  L. 

Blau-Amseli  n.:   blauer  Eisvogel,  .Mcedo  ispida 
ZW.     Vgl.  lihiii-KmmdJi  Sp.  21!'. 
Schw.  Idu)tik(.>u  I.  2. 


Ring-Ainsle:  liingdrossel.  merula  torquatä  GO.; 
11;  auch  bei  Mal.  und  Vogelb.  1557.  Syn.  Chiir-, 
Birg-,  Boss-,  Stein-,  Wald-A. 

Boss-:  Ringdrossel.  .Rossamsel  daruuib,  da.ss  .sy 
in  wählen  würmlin  suecht  im  Rossmist.'  Vogelb.  1557. 
Syn.  Ixinf/-. 

Sprigel-:  Singdrossel  .\AKliiign.  -  Von  ihrem  ge- 
sprenkelten Kleide. 

.Stein-Ainsel:  Ringdrossel.'  \'oi;ei,ii.  1557.  —  Nach 
iiireni   .\ufentlialtsnrt  lienanut. 

.Wald-:  Ringdrossel.'  Mal.;  Vogelb.  1557. 

„Wasser-Amsle:  Wasserstaar,  einclus  aquaticus 
B;  Gl." 

Bär-Amsle  s.  Jii'iraiiiei.ie  Sp.  217. 

.emsig' noch  bei  Eins.;  Mal.;  LLav.  15(J0,  dagegen 
in  der  Au.sg.  1070  durch  .fleissig-  ersetzt.  Ganz  aus- 
gestorben, wenn  es  nicht  etwa  in  dem  Adv.  eissig 
fortlebt. 

ims,  imscli,  imschen:  seines,  besitzanzeigendes 
Fron.  n..  auf  3.  P.  m.  n.  deutend,  nur  prädikativ:  das 
Hüs  ist  imsch  GrPf. 

Von  im,  dem  Dat.  des  persünl.  Prou.  aus,  nach  Analogie 
von  min-n  usw.  gebildetes  adj.  Fron.  Jmurhcn  mit  geuct. 
Flexion,  zu  wiederholter  Bezeichnung  des  Besitzverhältuisses; 
vgl.   ebenso   yi/if/i.    —    Gr  ^  =^  gfiui-in-aleui.  «. 


Amt  n.,  älter  Ampt.  Ambet:  1.  regelmässige 
Dienstleistung,  Verrichtung  eines  übernommenen 
oder  übertragenen  Geschäftes.  .Mangelte  [er  entbehrte] 
der  ämter  der  gespräch  und  der  gehord'  [der  Ver- 
richtungen des  Sprach-  und  Gehörorgans,  von  einem 
Taubstummen].  GHdschr.  ,Ampt  des  tichtens,  stili 
officium.  Mit  allem  Ampt  der  Minn,  cum  omni  officio 
caritatis.'  ebd.  ,So  ist  unser  aller  pfiicht  und  ampt. 
das  wir  Gottes  eer  suoehen.'  RWalteu  1559.  Amt  = 
Gottesdienst.  Hochamt,  Messe;  vgl.  Oräzi-,  Freuden-, 
Ttäisherren-,  Kaheiisi-A.  Insbesondere  die  Rechte  und 
Pflichten  Angestellter  in  Staat  und  Kirche.  ,Wehr- 
uiid  Lehrambt-  [Kriegs-  und  Schuldienst,  sonst:  Wehr- 
uiid  Lehrstand].  Hott.  ICtiG.  Sprww.:  Mit  dem  A. 
cliiDiiit  de  Verstand  L.  's  A.  lert  de"  Ma"".  Si-lg., 
.lehret  regieren'.  JMey.  1692.  D'Ämter  sind  Gottes, 
d'Amtsliit  's  Tüfels.  Sulg.  Ämter  und  /.ünft  müend 
[müssen]  se  rein  .n",  ah  hättid  s'  d'l'übe  z'sämme'treit 
(^zusammengetragen,  bei  Simrook:  gelesen],  ebd.  ,Was 
der  Mann  kann,  zeigt  das  A.  an.'  JMev.  1ö92.  ,Es 
ist  kein  Amtlein,  es  hat  ein  Schlämplein ;  es  ist  kein 
Ä.  so  klein,  es  ist  henkenswert;  mau  kann  sich  darbei 
wärmen,  oder  daran  vergreifen:  tarn  probus  haud  qui»- 
i|n;iin.  ofticiuni  qui  expers  utüitatis  agat.'  ebd.  und 
älinlicii  noch  jetzt  L;  Sch.  Cldini  Ämtli  bringe  chuni 
Er  und  langi  Chiisle.  Ineichen;  Wer  Alles,  iras  er  i" 
sim  A.  tue  söU.  uf-eme  Briejii  | Vorzeicliniss|  ha'  uiU, 
tuet  seile,  was  drin  stöt.  Si;lg.  Amt  uni  |oliiie|  B'soldig 
macht  Dieb.  ebd.  ]Ver  en  A.  idjerchunni,  irird  «/'  ei 
Mal  en  andere  3hi:  Lungen  und  l.ebere  chercd-si'''' 
in  im  um.  Si  i.u.  ll'cr  en  A.  häd  idn'rnu.  ist  um 
d'Freiheil  cliu.  idid.  Er  ist  en  schlechte  Pfarrer  - 
sl  A.  W'gschimpfl.  ebd.  's  heilig  A.  i  d'Chille  g'sicllt.' 
[wobei  das  .\.  als  solches  immerhin  soll  in  Ehren  ge- 
halten  werden].    Ineichen.     I!.\.  Eim  i  's  A.  grlf'e,  in 

16 


248 


Aiiif 


Mit 


244 


die  Auitsspluiri'  ciuos  Andern  ein-  oder  übergreifen.  - 
2.  Verwaltungsbehörde,  zumeist  für  ökonomische 
Angelegenheiten,  (dine  richterliche  und  polizeiliche 
Bet'ngniss.  In  Z  unter.schied  man  bis  1798  ,äussero' 
und  , innere  Ämter',  er.stere  solche,  die  ihren  Sitz  auf 
dem  Lande  hatten;  s.  DWyss  1796,  64.  Das  Stift  zum 
Grossmünster  ebd.  besass  ein  Keller-  und  ein  Kam- 
mer-A.,  jenes  zur  Verwaltung  des  nassen,  dieses  zu 
derjenigen  des  trockenen  Zehnteng;  ein  ,Kell-A.'  (für 
Kehl-:  s.  Kcliihof)  besass  das  Stift  L  Beromünster. 
Vgl,  KtDiniicr.  Auch  die  zu  einem  A.  gehörenden 
Kassen  und  Magazine.  ,Die  Ämter  öffnen',  aus 
den  obrigkeitlichen  Magazinen  Vorräte  an  Getreide, 
Wein  usw.  verkaufen,  um  der  Teurung  zu  begegnen. 
Z  ä.  Kanzleisjir.  ^wi<^  Amtswohnung  oder  Dienst- 
zimnior  eines  Beamten  B;  wf  's  A.  gä",  zum  Statt- 
halter AABb.  —  3.  Lande  st  eil,  Verwaltungs-  oder 
Eegierungsbezirk,  über  den  ein  Beamter  (Amtmann, 
Vogt,  Landvogt,  Obervogt,  Oberamtmann.  der  letzte 
nach  deutschem  Vorbild  von  1815-1831  in  Z;  B) 
gesetzt  ist.  Jetzt  statt  dessen  gewöhnlich  der  Aus- 
ilruck  .Bezirk'.  Eine  Verwaltungseinteilung  in  Ämter 
(ofticia)  findet  sich  schon  in  dem  Gebiete,  in  welchem 
Habsburg-Ostreich  hcdieitliche  oder  grundherrliche 
Rechte  besass.  So  ,Amt  Kyburg,  Amt  Zug'.  Übersicht 
dieser  Ämter  in  dem  Habsb. -Ostreich.  Urbarbuch.  hrsg. 
von  Pfeitfer.  Sjiäter  wurden  die  aus  einzelnen  Graf- 
schaften, Herrschaften  usw.  hervorgegangenen  Vogteien 
der  Landschaften  in  den  Städtekantonen  oft  auch 
.Amter'  genannt  (so  in  B ;  L).  Die  grosse  , Grafschaft' 
oder  ,Landvogtei'  Kj'burg  wurde  in  4  Hauptteile  ge- 
teilt: ,das  obere,  untere,  äussere  und  ennere  Amt.' 
,St.  Michelsamt'  hiess  das  an  L  fallende  Gebiet  des 
Stiftes  Beromünster,  so  weit  es  unter  einem  Ostreich. 
Vogt  gestanden  hatte.  Segesser.  1,  704.  , Burgamt, 
Burgämter'  wurde  das  unmittelbar  dem  Schloss  Baden 
unterworfene  Gebiet  genannt.  Für  einzelne  Gebiete 
tixierte  sich  der  Name  bleibend  im  Volksmunde  bis 
in  die  Gegenwart.  So  das  ,Knonaueramt'  oder  's  Ami 
schlechtweg  in  Z  für  den  jetzt  offiziell  sog.  Bezirk 
Aft'oltern.  Pas  .Kelleramt'  an  der  Eeuss,  das  ehemals 
zu  dem  Kelnhof  des  Stiftes  L  zu  Lunkofen  gehörende 
Gebiet  (Ar«.  10,  69).  Das  ,Neuamt',  der  1442  von 
der  Grafschaft  Kyburg  abgetrennte,  auf  dem  linken 
Ufer  der  Glatt  liegende  Teil,  der  damals  bei  Rückgabe 
der  übrigen  Grafschaft  an  Ostreich  Zürich  verblieb; 
Neuamt  genannt  wohl  desshalb,  weil  es  eine  neu- 
gebildete Verwaltungseinheit  war.  Eigentümlich  ist 
der  alte  Begriff  von  , Freiamt',  wie  er  im  XIV,  be- 
sonders in  dem  Gebiet  zwischen  Albis  und  Eeuss,  in 
der  Umgegend  von  Willisau  und  anderwärts  vorkommt. 
Er  bedeutet  einen  C'omplex  von  Gütern;  ,in  dem  F. 
sitzen';  auf  einem  dieser  Güter  wohnen;  noch  eigent- 
licher persönlich  =  die  Gesammtheit  der  Genossen,  die 
zu  der  durch  gemeinsames  Gericht,  Dienst  und  Steuer, 
Ehegenossenscbaft  verbundenen  Gemeinschaft  von 
Freien  gehören.  So  noch  in  den  ersten  Decennien 
XIV.  (F.  V.  Wvss  in  Ztsehr.  f.  Schw.  Recht  18,  42—62). 
Im  Laufe  des  XIV.,  bzw.  XV.,  da  das  besondere  Eecht 
der  Freien  in  dem  gemeinen  Eechtc  der  Grafschaft 
aufgegangen,  wird  der  Ausdruck  ,F.-A.'  zu  einem  geo- 
graphischen Begriffe  und  hat  sich  für  das  Z  Gebiet 
zwischen  Albis  und  Eeuss  als  vulgäre  Bezeichnung 
erhalten.  Andern  alier  noch  dunkeln  Ursprung  hat 
die    erst  im  XVI.   vorkonnm'nde  Bezeichnung   der    im 


jetzigen  Kanton  Aa  liegenden,  nocli  jetzt  so  genannten 
, Freiämter'  (Ztsehr.  f.  Schweiz.  Eecht  18,  70). 

Mhd.  iiiiibcl,  alicl.  tiiiijialit,  gut.  tiii<lbtihtL  Die  alte  Form 
noch,  nur  mit  Eiuhusse  des  t,  bis  auf  lientc  erhalten  in  iiu- 
serm  Amhmh  Sp. '233,  wobei  die  Pflicht  der  Überwachung 
zur  Bezeichnung  des  Gegenstandes  derselben  geworden 
ist.  Der  selbe  Begriffsübergang  gilt  auch  hier  voü  '2  (Be- 
aiiitung)  zu  3  (das  ihr  zugeteilte  Gebiet)  genau  wie  im  lat. 
pi-iiviiiria,   eig.  =  amtlicher  Auftrag. 

Ober-Amt:  eine  vorübergehende  (1815 — 31)  Ein- 
teilung der  Kantone  B  und  Z  in  Verwaltungsbezirke. 

Der  Name,  mit  welchem  der  nach  der  einen  Seite  an- 
stöKsige,  weil  aus  der  Helvctik  herrührende,  Titel  , Distrikt' 
uud  der  hiuwieder  für  Andere  gehässige  ältere  ,VogtBi' 
sollten  ersetzt  werden,  war  hergeholt  aus  den  augrenzendeu 
deutsclieu  Staaten. 

Almosen-:  ein  zunächst  für  die  Bürgerschaft  der 
Stdt  Z  bestimmter  Armenfond  und  dessen  Verwaltung 
—  eine  Schöpfung  der  Reformation,  gegründet  aus 
sequestriertem  Kirchengut  und  weiter  dotiert  aus 
Vergabungen  und  dem  Kirchenalmosen,  ihre  Unter- 
stützung, t.  an  Naturalien,  t.  an  Geld,  auch  auf  die 
Bedürftigen  der  Landschaft  ausdehnend  und  die  Brot- 
austeilungen  auch  in  sog.  .äussern  Almosenämtern', 
d.  i.  Filialen  auf  dem  Lande,  vollziehend;  jetzt  in 
.Kantonalarmenfond'  umgetauft. 

Orate-,  Orazi-,  Eote-:  ein  gewisser  Gottes- 
dienst der  katholischen  Kirche  in  der  Adventszeit, 
das  Engelamt  Vw. 

Der  Ausdruck  verderbt  aus  dem  lat.  ,rorate  (ciuli  de- 
snper  etc.  |',  mit  welchen  WW.  des  .Jesaj.  [iö)  dieses  Amt 
beginnt. 

S  c h  i  r  m  v  o  g t  e  i -  ^ Seh inii  foi/tci.  -  Eine  pleouast ische 
Zss.,   welche  auf  der   Geläutigkeit  des  W.   ,Anit'   beruht. 

Fülle-:  .Monetarii  officium  dictum  füUeampt.' 
XIV.  Bs. 

,Fülli'  kiiunte  , Walke'  bedeuten,  vun  .fulbui",  walken,  uud 
es  wäre  denkbar,  dass  die  Münze  zufällig  nach  dem  Gebäude 
benannt  worden   wäre,  in  das  sie  verlegt  wurde. 

Befelch-:  höhere  Boamtung.  welche  über  Unter- 
gebene zu  gebieten  hat.  .Die  betelch-  und  ehrcn- 
ämbter.'  Guler  1616. 

Fünfer-:  vormals  eine  Behörde  (Commission), 
welche  über  Baustreitigkeiten  entschied  BsStdt. 

Freuden-:  in  der  katholischen  Kirche  bei  der 
Gedächtnissfeier  für  Verstorbene  dasjenige  Amt,  wel- 
ches im  Gegs.  zu  dem  , Trauer-'  oder  ,Seel-A.'  in  far- 
bigen Paramenton  (denjenigen  des  betr.  Kirchentages) 
und  mit  entsprechender  Musik  abgehalten  wird. 

Hüsherren-:  das  Amt  der  Verwaltung  des  Kauf- 
hausos in  ScuSt. 

Eatsherren-:  ein  Gottesdienst,  dem  die  Eats- 
herren  in  L  vor  ihren  Sitzungen  beizuwohnen  hatten, 
welche  Verpflichtung  als  solche  i.  J.  1871  aufgehoben 
wurde,  obwohl  der  Gottesdienst  fortbesteht. 

Hard-:  „die  obrigkeitliche  Aufsicht  über  die 
städtische  Gemeintrift  [im  sog.  Hard]  Z." 

Kabeusi-:  ein  gewisses  Hochamt,  gestiftet  von 
einem  Geistlichen,  der  den  Zunamen  .Kabeusi'  trug  Zg. 

Känterlins-:  ehemals  ein  zur  .Grafschaft'  Thun 
gehöriger  Bezirk.  —  Urspr.  wohl  =  Kastvogtei  und  einem 
Gotteshause  zugehörig;  s.  danter  mit  d.  spec.  Bed.  Goldschrank. 

Constanzer-:  die  Verwaltung  der  vom  ehemaligen 
Hochstift  Constanz  i.  J.  1805  übenininno'ncn  (iefällc 
Z  bis  1831. 


•>45 


Amt  -nnit 


'II G 


Korn-:  die  Behiink'  (und  ihr  Lokal),  welche  die 
städtischen  (später  staatlichen)  Getreidevurräte  zu  ver- 
walten hatte  Z  bis  1833. 

Laden-:  eine  Behörde  im  a.  Bs  zur  Einziehung- 
der  Zinse  von  den  auf  obrigkeitlichem  Boden  stehenden 
Kaufladen  und  Gebäuden.  Spuexu. 

LOn-:  das  Bauanit  im  a.  Bs,  welches  die  Aufsicht 
über  die  obrigkeitlichen  Bauvorratshäuser  hatte,  den 
zu  den  städtischen  Gebäuden  bestellten  Arbeitern  und 
Handwerkern  (.Lün-.Vnitleren')  ihre  Arbeit  vorschrieb 
und  sie  bezahlte.  ,Am  Lunamt  scharten',  von  Tage- 
löhnern und  Handlangern.  Spreng. 

Lüt-:    das    einem    Küster    übertragene    Amt    des 
Läutens  L.     .Ein    Küster    zu   Lucerron   hat  auch   zu 
lichenne  [verleihen]  das  lütampt  an  dem  Gotshuse.'  1327. 
Lüten-  s.  Lüteiiant. 

Obmann-:  das  Departement  (und  die  Verwaltungs- 
gebäude) des  sog.  , Obmanns  gemeiner  Klöster-,  welches 
zur  Zeit  der  Reformation  gegründet,  die  Güter  der 
städtischen  Klöster  der  Barfüsser  und  der  Prediger 
zu  verwalten  hatte;  so  bis  z.  J.  1831;  jetzt  nur  noch 
Name  der  betr.  Gebäulichkeiten  Z. 

Mutt-:  das  Amt  des  Salzverkaufes  im  a.  Bs.  ,A" 
1373  übertrug  der  Bischof  auf  die  Stadt  die  Fronwage 
und  das  Muttamt,  d.  h.  das  Recht,  die  , Mütter'  zu  be- 
stellen, welche  das  Salz  zumassen.'  Heusl.  Verf.  Gesch. 
—    Mild,   mtittc,   Scheffel,  muttcr,   Fruchtmesser. 

Bulg(en)-:  im  a.  Bs  o.  Zw.  s.  v.  a.  Seckelaint. 
das  Amt  des  Stadtkassiers.   —   Bulr/c,  Snck. 

Berg-:  die  Behörde,  welche  die  Aufsicht  über  das 
auf  dem  Zürichberg  gelegene,  der  Stadt  gehörige 
Wald-  und  Weidegebiet  hatte  Z  noch  1801. 

Bös-:  (auch  ,Ämptli'):  ein  gewisser  Teil  des  sog. 
Neuamtes  im  Zürichbiet,  z.  J.  1.587  erwähnt  von  Dienek, 
Oberglatt  .53.  .54. 

Wahrsch.  Spottname  für  oinig:c  Höfe  von  sehlccliter  Be- 
schaffenheit.   Vgl.  jBösarni"  und  ,Richarni',  Höfe  in  B  Biglen. 

Bitt-:  erbetenes,  begehrtes  Amt  GkD.  ,Bittämter' 
sind  dort  diejenigen  eines  Landschreibers,  Weibels 
und  Seckelnieisters;  in  ApI.  heissen  .bittende  Amter- 
die  wegen  ihrer  Einträglichkeit  begehrten  Amter  des 
Landschreibers  und  Weibels. 

Pfleg-:  die  Verwaltung  einer  öft'entlichen  Anstalt, 
so  des  Siechen-,  später  Pfrundhauses  zu  St.  Jakob  bei 
Zürich. 

Presten-:  die  Verwaltung  des  bürgerl.  Kranken- 
hauses in  St.  Gallen.  Vgl.  Seiamt.  —  Preßten,  körper- 
liches Gebrechen. 

Bretter-:  die  Verwaltung  des  Holzbedarfes  der 
bischöflichen  Ziegelbrenncrei  Bs  XI \'. 

Sibner-.  ,S.  so  wir  noch  [I7'.l-J|  haben,  hat  von 
den  urspr.  Pflichten  [Finanzverwaltung |  nur  1  be- 
halten, dass  es  das  Weinumgelt  und  gewisse  Zölle 
zählen  helfe;  hingegen  hat  es  die  Obliegenheit  be- 
kommen, Verbrecher  und  Übeltäter  zu  examin.'  Ochs. 
Es  bestand  schon  1354. 

Siechen-;  Verwaltung  des  sog.  Soudersiechen- 
liauses,  urspr.  für  die  Aussätzigen,  jetzt  für  unheilbare 
Kranke  überhaupt  bestinnnt  Sch.  —  ('oniKici-e  dun.-u-h 
,Lieforamt-   WA   Sinilor-Leu    II  ^  4.58. 

Seckel-:  Verwaltung  des  Staatsschatzes,  Finanz- 
direktion Scu;  U;  Z  f ,  anderswo  auch  des  Gemeinde- 
gutes.         Vgl.  Sccl'cliiieish'r. 


Sei-:  1.  Gegs.  zu  Frenäamt  s.  o.  —  2.  in  St.  Gallen 
eine  alte  Stiftung  zur  Pflege  kranker  Fremdlinge. 
Pilger  und  Bettler,  später  überh.  Fremdenspital,  im 
Unterschied  von  ,Presten-Amt'.  Das  Gebäude  hiess 
.Seelhaus',  der  Verwalter  ,Seelmeister'.  Die  Hand- 
werker hatten  von  ihren  Gesellen  eine  wöchentliche 
Steuer  zu  Gunsten  des  Seelamtes  zu  beziehen  und 
abzuliefern.  Ähnlich  in  Schaft'h.,  aber  speciell  für  das 
männl.  Geschlecht,  mit  einem  .Schwesternhaus'  an  der 
Seite;  bis  1833. 

Der  Name  rührt  wohl  daher,  dass  die  Stiftimg  urspr. 
für  das  Begräbniss  armer  Fremder  und  für  (irhcto  zum  Hi*il 
ihrer  Seelen  bestimmt  war. 

Sinn-:    das  Amt   der   Festsetzung   der   obrigkeit- 
lichen  Hohhnassc    für   Flüssigkeiten   und   der   Ober- 
aufsicht über  die  im  Verkehr  gebrauchten  Gefässe  L. 
Schild-:    .Ritterschaft    hiess    bei    unsern  Vätern 
Schildesamt.'  JvMüll. 

Schanzen-:  bis  1830  die  Aufsicht  über  Anlage 
und  Unterhaltung  der  Befestigungen  der  Stadt  Z.  Vgl. 
Schanzenlwrr. 

Spend-:  das  Amt  der  Brodverteilung  an  Arme 
und  die  Kasse,  aus  welcher  solche  Spendungen  be- 
stritten wurden;  Verwaltung  des  Armengutes  ScuSt. ; 
Tu;  Z.  , Spenderamt-.  Bs  XIV.  unter  den  bischöflichen 
Beamtungen  erwähnt. 

Stich-:  in  L  seit  Ende  des  XIV.  zum  Bezug  des 
Umgeldes  und  der  Handänderungsgebühren,  welche 
mit  der  rechtlichen  Form  des  .Weinkaufes-  verbunden 
waren.  Der  betr.  Beamte,  ,Winsticher-.  bezog  noch 
im  XVI.  die  Hälfte  der  Kanzleitaxen  für  Ausstellung 
von  Kaufbriefen;  er  vertrat  die  Stelle  des  Grundherrn 
beim  Kauf  von  Gütern  und  Häusern,  die  Erbleheii 
des  Stiftes  Im  Hof  waren. 

Stock-:  in  St.  Gallen  ein  Armenanit,  beruhend 
auf  Stiftungen  und  auf  dem  Ertrag  des  Opferstockes 
in  den  Kirchen,  zur  Unterstützung  der  Ortsarnien. 
Vgl.  Silamt. 

Stall-:  die  Aufsicht  über  das  in  obrigkeitlichen 
Ställen  untergebrachte  Marktvieh  [V].  .Den  Pfund- 
zollern  aufgetragen,  dergleichen  Käufe  unter  keinem 
Vorwand  einzuschreiben,  sondern  die  Contrahenten 
loblichem  Stallarat  zur  gebührenden  Bestrafung  zu 
verzeigen.-  Bs  Rq.  1784.  —  I'fiuidzM,  .Abgabe  von 
Marktvieh. 

Stempel-:  die  Verwaltung  des  obrigkeitlichen 
Stempelrechtes,  Ausfertigung  der  mit  dem  Stempel  zu 
versehenden  Aktenstücke  und  Bezug  der  betreffenden 
Gebühren  Z. 

Wusch-:  das  .\mt  iles  Wiscliciis,  Kclireus  einer 
Kirche  L  13-21. 

Zug-:  das  A.,  welchem  die  Beschattung  und  Unter- 
haltung der  Kriegsvorräte  übertragen  war.  Der  Vor- 
steher hiess  .Zügherr';  unter  ihm  stand  ein  ,Zügwart- 
luit  seinen  Arbeitern  Z. 

amten:  1,  ein  Amt,  bes.  eine  Verwaltungsstelle  in 
der  Gemeinde  oder  im  Staat,  bekleiden,  liv  hcd  ijnct 
(j'a)iitct,  seine  Stelle  rühmlicli  versehen.  ■  2.  „eines 
.Amtes  gewissenhaft  warten,  strenge  Aufsicht  halten. 
Er  amtei  nid  Tu."  -  3.  „übh.  Achtgeben,  aufmerken, 
aufpassen,  ebd."  -  4.  „streng  verfahren,  scharf  reden, 
derbe  Verweise  erteilen.  Tueiid-rr  nid  recht,  so  miiex- 
)■''    (iiiilr    Tu.      /','/■    lieil-iiii    ifitiiilet.    scharf    zugi-reclet 


ä4? 


Amt— umt.  -   An,  en,  in,  on.  Uli 


248 


ScH."  —  •').  das  Hochamt   in   der   Kirche   halten   Aa; 
VOrte;  S;  vgh  ämteren. 

Für  den  Übergaug  zwischen  3  u.  4  vgl.  ancn,  äiiden  und 
lat.  innmiidm-tn-e.  Die  Bell.  4  ist  nrspr.  von  der  vollen 
Amtsgewalt  (ü^liraiii-h  iiuu-lieii;  dann  übertragen  anf  Privat- 
verliältnisse. 

ühor-ainton  in.  Aoc.  P.  Einem  ein  Amt  auf- 
hiirden.  dem  er  nicht  gewachsen  ist  kw 

\\>--:  ein  Amt  /n   Ende  i'ühren.     Kr  liiid  üsifuiiiiil, 
mnnerc  jjurl'unetns  est  Tir. 

iinitelen:    Neigung-   zu   einem  Amte  zeigen;    sieh 
wie  ein  Beamter  henelimen.  ihn  spielen  Ai". 
ämteren:  Hochamt  halten  W;  s.  amten  ö. 
Am tet  ffV  f.:  richterlicher  Urteilsspruch.    Kr  lied 


(l'Emtet  bi  offener  Tür  öhercliö.  der  Urteilsspruch  wunle 
ihm  in  uH'enem  Ratssaale  kund  getan  Ai'. 

Der  Umlaut  (ä)  ist  nur  erklärlich,  wenn  das  Suiü.\  -el 
-edr  ahd.  -ida  ist.  Übrigens  führt  die  Sehreibung  im  ä.  Ap 
Idiot.    jOehmdet'   von   .Amt'   ah. 

Aniti  "~  f.  =  Amt  3.  So  ilie  Wasser-Audi,  ein 
in  den  Niederungen  des  K.  S  gelegener  N'erwaltungs- 
hezirli. 

ge-ämtlet:  mit  einem  (kleinern  oder  grö.ssern) 
,\mte  betraut.     Er  ist  y.,  bekleidet  ein  Amt  Aa. 

Amtler:  die  Bewohner  des  früher  (und  nocli  heute 
im  gemeinen  Sprachgebr.)  so  genannt<'n  ..Xmtes-  Knonau, 
jetzt  Bezirk  Att'oltern   Z. 

Amt,   Knit  s.   Aiiied  Sp.   'JIM. 


An,  eil,  in,  on,  un. 


An  m.:  Ahne;  im  eng.  8.  ^  Urgrossvater.  .Üinen 
An  oder  grossvatters  vattcr.'  RCvs.     Son.st  Am,  s.  d. 

Ane  f.  äne  AABb.;  Gr;  PP.,  Ager;  T,  in  ä.  Quellen 
noch  (()/((,  (inna,  aber  auch  an;  Näne  Gk;  GO.  — 
Dim.  ntr.  Ani  Gr:  1.  Grossmutter.  ,Ein  gross- 
mutter  oder  anna.'  Oifn.  Asch.  .Ein  ana  oder  gross-  i 
■mutter  mag  ir  iinklein  nit  erhen.'  Landr.  Gaster.  Dem 
Tafel  schtns  Airi,  des  T.  Grossm.  GrD.  —  2.  Ur- 
grossmutter  Aa  (Ani  n.). 

Mhd.  oHe,  ahd.  ima.  Die  Sehreibung  anna  bez.  nur  die 
nrspr.  Kürze  des  Voe.  Zu  Xane  vgl.  Xann  =  Ann(a).  Eine 
(dim.)  Form  Näni  Gr  ist  nur  schwach  bezeugt  neben  gleich- 
lautendem Mase.  Das  Schwanken  zwischen  den  Bedd.  Grossm. 
und  Urgrossm.  ist  weniger  bezeugt  als  das  entsprechende  bei 
dem  Msc.  Äni.  In  Zg  Quellen  von  1566  scheint  Ane  Beides 
bedeuten  zu  klinnen;  das  von  H.  überlieferte  Ani  u.  aber 
ist  aus  dem  in  \t\  sonst  üblichen  Anifjrössmuetcr  abstrahiert. 
In  der  von  Kothing  abgedruckten  Stelle  ,eine  Aheim  oldt 
Ahnfrauw  mag  die  Änklin  [Enkel]  nit  erben'.  17.56  Schw 
Rq.    114,  1.    , Ahnin'.      Vgl.   noch   Ani,   auch  Xänne.   näni. 

ür-:  Urgrossmutter.  ,Uräna.'  1594  Landr.  Mölin- 
BACH.    —    Gegenüber   ,Uräni'.  dem  es  nachgebildet  ist. 

Pfuch-^*(t',  -Ndiie:  dass.  Gr.  ,Pfuchiihnin.  atavia.' 
Denzl.     S.  Pfucli-Äiii. 

Pfüf-:  dass.  Gr.     i'^.  Ffuf-Ani. 

Ani,  Enne  m.  ennu,  ennu  P;  T,  e7i>te  GrV.,  äni 
Aa;  Ap;  Bs;  F;  Gl;  Gr;  L;  S;  Uw;  W;  Z,  Näni  Gr; 
GO.,  W.:  1.  Grossvater  Ar;  Bs:  Gl;  Gr;  P;  GO., 
W.;  T.  ,Kind  oder  Kindskind,  die  ahgond  [sterben] 
vor  dem  vater,  muoter,  enin  oder  anen.'  Stadtr.  Bad. 
1384.  ,Und  sol  euch  ein  jeklich  kind  sinen  enin  und 
sin  anen  erben  für  [vor]  des  selben  enis  und  der  anen 
geschwistergit.'  Gl  Lands.  1887  und  Z  1419  (, sinen 
Anin').  ,Der  äny  [soll  rächen]  siner  kinden  kind.'  Z 
1448.  ,Avi:  äninen.'  Collin.  ,Obed  Davids  äny.'  1531 
EuTH  =  ,grossvatter.'  1548.  ,Ouch  sol  ein  Ani  synes 
suns  kind  erben;  ein  Ana  die  sol  nit  erben.'  1581 
Z  Erbr.  —  '2.  Urgrussvater,  Ältervater  Aa;  F;  Gr 
UVatz,  Kh.;  S;  Uw;  W;  ZKn.  ,Proavus:  der  äne, 
d.  i.  des  grossvatters  vattev.'  Fris.;  Mal.  ,Äne:  pro- 
avus.'  Dasvp.  und  so  noch  Denzl.  1716,  der  auch  das 
schwerlich  auf  wirklicher  Rede  beruhende  Fem.  ,Ähnin' 
beifügt.  ,0b  abstürbe  Man  oder  Frau,  so  weder  Kind 
noch  Kind.skind  meer  heften  und  aber  Anikli  da  we- 
reml.    da  sollend  dieselben  ire  Ani  und  Anen    erben.' 


1500  7,0  Stadt-  u.  Amtsb.  .Nicht  allein  gegen  Gross- 
vätter  und  Grossmütteren,  sondern  auch  gegen  Ähny 
und  Ahna,  darzu  ürähni  und  Urahna.'  Bs  1635.  ,lhrer 
Vätteren,  Grossvätteren  und  Änenen.'  JJBreit.  1641. 
,Der  vater,  so  aber  der  nit  mehr  im  wesen  [am  Leben], 
grossvater,  äni  oder  uräni.'  Erbr.  v.  Kadelbi-rs  1678. 
.Vatter — Grossvatter — Äni'.  17'2'2  JBOtt  (viell.  nach 
alten  Vorlagen).  Auch  in  den  Zss.  Ani-Grossrater, 
-mueter  steht  Äni  =  Ur-,  und  Änicater  UwE.  ist  =  dem 
einfachen  Ani  in  der  dortigen  Bed. :  Vater  des  Gross- 
vaters oder  der  Grossmutter.  —  3.  änAi  n.  (It  Si'huler 
Ani):  Enkel,  -in  Gl  mit  den  Syn.  Anisu",  Ani- 
toclitcr.  .Das  ein  an  ir  enny  nüt  sol  erben,  als  ein 
muotter  ire  kind  och  nüt  erbt.'  Landr.  Makch. 

Mhd.  ane,  ahd.  anu.  Die  Kürze  des  Stammvoc.  hat  sicii- 
in  einigen  unserer  Formen  deutlich  genug  erhalten,  aber 
durchweg  mit  dem  Umlaut,  der  schon  in  mhd.  enc  vorliegt 
und  von  Grimm  aus  einer  ahd.  Grundform  'anio  erklärt  wird. 
Die  Schweiz.  Endung  -i  an  vielen  männl.  Personenn.  entspricht 
allerdings  schwachen  Formen  der  ä.  .Spr.,  ahd.  -o,  resp.  dem 
-m  des  Gen.  u.  Dat.  Sg.  derselben,  das  in  den  Nom.  dringen 
konnte  und  sein  n  verlieren  musste.  Den  Umlaut  konnte 
solches  (unechtes)  i  nie  wirken.  —  Betr.  die  Bed.  stehen 
sich  hier  1  und  '2  viel  bestimmter  als  bei  Ane  f.,  und  beide 
fast  gleich  [stark  bezeugt,  gegenüber.  Die  Bed.  2  konnte 
leicht  eintreten,  wo  für  1  ein  Comp,  mit  , Gross-'  daneben 
bestand,  das  dann  alleinherrschend  wurde  und  dadurch  .int 
zu  ebenfalls  alleinigem  Gebrauch  für  '2  befähigte.  —  ,Änis, 
Enis',  Geschlechtsn.  in  GKriess.  XV.,  in  Z  Anf  XIV.  sogar 
,Heinr.  Bilgri  mis  (uiius)  Enis.'  Übrigens  haftet  an  dem 
Begriffe  an  sich  etwas  Nobelhaftes,  so  dass  das  W.  erst  durch 
den  Zshang  bestimmte  Gestalt  gewinnt.  Daher  tritt  in  der 
oben  augeführten  Rechtsquelle  von  Zg  -4.  auch  mit  der  Bed.  1 
auf.  .Wo  Kindes  Kind  von  Todes  wegen  abgant,  da  ir  V.atter 
davor  abgestorben  war,  da  sol  der  .\ne  Erb  sin  vor  sines 
[des  gestorbenen  Enkels]  Vatters  Geschwistergit.'  Einzelne 
Angaben  lauten  unbestimmt  und  deuten  auf  die  allgemeinere 
Bed.  des  nhd.  ,.'\hue',  ohne  bestimmte  genealogische  Ab- 
stufung; so  ,sein  anher  [.ihnherr]  oder  äni'.  Vad.  Die  Bed.  3 
ist  auffallend,  auch  wenn  sie  durch  kurzen  Voc.  gegen  1 
abgegräuzt  ist.  Aber  wenn  die  Erklärung  des  W.  .Enkel' 
als  Dim.  =  kleiner  .\hne  (Grossvater)  nicht  ganz  uustjitthaft 
ist,  da  .ja  der  Enkel  nach  unten  hin  sich  wieder  als  Stamm- 
halter und  (künftiger)  .'Ihnherr  jüngerer  Geschlechter  be- 
trachten lässt,  viell.  auch  wegen  der  in  Enkeln  oft  hervor- 
tretenden Ähnlichkeit  mit  den  Grosseltern  oder  wegen  des 
Eückfalls  blöder  Greise  in  , Kindlichkeit'  —  so  konnte  wol 
aurb    einmal    das    einfache    Ani    geradezu   ^=   Enkel    gesetzt 


m 


An,  en,  in,  oii,  üii 


'M 


wei-Jcu;  \gl.  P/ucher  nelieu  f'/iifli-Äni.  —  In  Gr  koiiiiiit 
auch  ^Vüiii,  iVcii«  vur,  entsiirccliuml  yaiu:  f.  \\m\  in  soiiieiii 
Anlaut  zu  erklären   wie  jenes. 

AL-:  Urgrossvater  B. 

,16  bezeichnet  hier  die  weiter  al)  liegende  Stufe,  ist 
üluisrens  zunächst  wol  nur  aus  dem   lat.  ub-<wm  entlehnt. 

Vr-:  1.  Ältervater,  Urgrüssvatev  Ap;  Gi{;  Z.  ,Siiis 
\atters,  <_iros.svatters  uiul  Uriinis.'  ATscimDi  1.508.  — 
2.  Vater  des  Ältervaters.  ,Ües  uräiiis  vater,  abavvis.' 
Pris.;  Mal.;  Denzl.  1716. 

Die  Bed.  '2  ergibt  sich  als  nutwendig,  wo  das  einfache 
Äni  schon  Urgrossvater  bedeutet;  s.  Aiii  i>.  —  Syn.  mit  2 
ist   Äiii-All  F.      S.  auch  Pfuch-Äni. 

Guck-:  des  Ältervaters  Grossvater  Gii. 

O'ugycntHi-  Tirol,  (luclc  wol  eine  Nbf.  zu  , Gauch',  Kukuk, 
und  bezieht  sich  auf  die  kindische  Einfalt  altersschwacher 
Greise.      Vgl.    (lui/ger,   Kukuk. 

Pfuch-  2>fiiX^  Ap;  Gr;  Uw;  Z,  Fuch-  „L;  Z"  It 
St."",  Viik-  ZO.:  Ahne  in  einem  über  den  Urgross- 
vater zurückgehenden  Grade.  ,Sin  Ähni  und  Urähni 
und  Viikähiii.-  Stutz.  ,Tritavus:  der  pfuchäne,  d.  i. 
des  uränes  vatter,  oder  änes  grossvatter.'  Fuis. ;  Mal. 
.Atavus:  Pfuchähne  (pfuchahn).  Atavia:  pfuchühnin.' 
Denzl.  1677,  1716.  ,Da  sein  Vatter  und  Grossvatter 
und  Äni  und  Uräni  und  Pfuchäni  auf  dem  Wasser 
das  Leben  verlohren.'  Z  Kai.  1724.  Die  Aufzählung 
der  Reihenfolge:  Vater,  Grossvater,  Urgrossvater,  Äni, 
Uräni,  Pfuchäni,  Pfuipfuchäni  Z,  mit  welcher  das 
7.  Glied  der  Ascendenz  erreicht  wird,  ist  natürlich 
mehr  ein  Stück  Volksgelehrsamkeit,  als  dass  sie  je 
praktisch  geübt  worden  wäre. 

Die  gewöhnliche  Erklärung  des  P/ui-h  als  Interj.  ^  p/u! 
wird  gestutzt  durch  das  syn.  Stink-Äiii.  Diese  Namen  würden 
sich  auf  die  mit  Altersschwäche  oft  verbundene  Unreinlichkeit 
beziehen  oder  der  Geringschätzung  des  Naturmenschen  gegen- 
über der  Kraftlosigkeit  Ausdruck  geben.  Nach  milderer  Auf- 
fassung, für  welche  hinwieder  das  Syn.  Pfüf-Äni  spricht, 
wäre  Pfuch  zu  jifaehen,  blasen,  keuchen,  zu  stellen  und  der 
Name  auf  die  häufige  Engbrüstigkeit  des  hohen  Alters  zu 
beziehen.  Ahne  und  Enkel  treffen  auch  hier  wieder  zus., 
indem  Pfuchtr  einen  Knaben  bedeutet,  entw.  als  stinkenden 
oder  als  (wegen  seiner  Dicke)  schwer  atmenden. 

Pfüf-:  Urgrossvater  GrD.,  Rh.  —  Von  pfüfc",  pfau- 
chen, blasen  =  p/üehen. 

Pfusch-  pfus^-:  Ururahn  Ndw. 

Entstellung  von  pfuch-,  viell.  angelehnt  an  .iifuschen', 
mit  Bez.  auf  ungeschickte  Bewegung,  Uulicliülflichkeit  des 
Alters. 

Stink-:  „Vater  des  Pfuchäni  L."  Urgrossvater 
Aa.     S.  die  Anm.  zu  Pfuch-Ani. 

Dur-  =  Pfuch-Äni  ZW. 

JJur  d.  i.  durch  kann  verstärkende,  steigernde  Bed.  haben 
wie  in  manchen  Comp,  der  ä.  Spr.  und  wie  lat.  ju-r-.  Es 
kommt  aber  auch  Verderbniss  aus  dem  Prüf,  «r-  in  Frage  ; 
s.  dundt  Sp.   200. 

Wiber-  will-;-:  weibischer  Mann  GkHIi.  HV<c 
schwache  PI. -Form. 

an  I.  Präp.  mit  Dat.  u.  Acc,  vor  Cons.  meist 
verkürzt  n,  vor  Voc.  mit  beibehaltenem  (resp.  wieder 
eintretendem)  /);  doch  durchweg  an  BsM.,  U. ;  Bü.; 
ÜK  tw.  Mit  dem  folgenden  best.  Art.  zsgez.  im  Dat. 
Sg.  m.  n.  am;  im  Acc.  Sg.  u.  Dat.  PI.  an  fast  allg., 
ä  Aa;  B,  an  den;  Dat.  f.  ar  B,  an  der;  mit  dem  Dat. 
des  unbest.  Art.  amefnej,  an  einem,  fast  allg.,  äre,  an 
einer,  Gr  tw. :  1.  räumlich,  wobei  aber  die  Orts- 
bestiiMmniigen  auf  nicht  h-icht  iiHti'rs<'lu'iilliiLr('  Weise 


in   innere   Beziehungen    übergehen,     a)  vor  Ortsn.  t. 
für  Aufenthalt  =  in,  zu;  t.  für  die  Richtung  =  nach, 
gen  W;  z.  B.  an  Juntjen,  auf  der,  auf  die  Alp  Jungen, 
und   so   häutig   bei   ThPlatt.  —  b)  bei  appell.  Orts- 
bestimmungen, zunächst  wie  nhd.  und  mitunter  sach- 
lich   richtiger    als    dort    z.  B.    .Einem    an    den    Kopf 
stossen'  B  =  nhd.  (allerdings  bildl.)  .vor  d.  K.';  ,dass 
sie  har  |in  die  Stadt]  ziechen  und  min  herren  an  die 
köpf  wellten  schlachen."  1.523  Strk'kl.;  aber  hinwieder 
auch  oberflächlicher:  , Kerzen  an  den  henden  tragen.- 
Bs  XIV.;  sodann  bei  Adverbien  z.  B.  vor  am  Dorf,  vor 
dem  D.;    er  ist   vor  am-mer  (2ueJ   g'sesse",    vor   mir; 
meist  aber  =  auf,  in.    Üb  wohl  die  Volksspr.  sich  der 
eigentlichen  Bed.  von  ,an-  im  Ggs.  zu  ,in'  usw.  wohl 
bewusst   ist   und   gut   unterscheidet:    me"  cha"  wol  n 
d'Lüt  (j'seh",  aber  niid  in-si,  genügt  ihr  in  den  folgen- 
den Fällen  die  ungefähre  Bezeichnung  des  Verhält- 
nissesT    Die  Schweine  ,an  der  Welt'  spazieren  lassen 
=  frei  laufen  1.  Bs  XIV.     ,Ein  Schloss  an  der  Insel.' 
15'2'2  Absch.    .An  der  einige',  in  der  Einsamkeit.  Salat. 
Am  Bert)  sV,    sich   auf  der  Alp   aufhalten,    alpen   B 
(aber  ebd.  auch  bildl.  wie  nhd.  =  auf  ein  Hinderniss 
stossen,  in  Verlegenheit  sein).    A  [d.  i.  an  den]  Bery 
si",  auf  den  B.  gegangen  sein  BO.     ,Das  Vieh  an  der 
Alp   haben'   BHa.    (Doch   ist   in  diesen  Fällen  urspr. 
genauer   an   die   seitliche  Abdachung   des  Berges  ge- 
dacht,   w'o  die  Weideplätze   und  Sennhütten   sich  be- 
finden,   nicht  an  die  eig.  Höhe,  den  Gipfel.)     ,An  die 
Frömbde  ziehen,  kommen,  schicken;   an  der  Fr.  sin.' 
durchgängig  so  im  XVI.  und  noch  1793.    Am  Riujyen 
sin,   auf  dem  Rücken  liegen  BHa.     .Legend  sich  ann 
rugken.'  Vogflb.  15ö7.     A  Bett  t/ä",  sl",  zu  B.  gehen, 
im  B.  sein  GrV.,  ohne  Art.  wie  nhd.  ,zu  B.'    ,So  einer 
an  sinem  todtbett  ligt.-  LLav.  1578.    ,Das  Bett  dorann 
sy   glägen   sind.'    Z  1558;    aber   auch    in    der   selben 
Rechtsq.  ,darutf'.  ,Wer  unwüssend  an  sein  Bett  harnet' 
VoGELB.  1557.     ,Dass  nit  ein  yeder  alles,  das  in  guot 
bedunkt,   ann    der  Canzel   predige.'    Zwingli,   und  so 
immer    im    XVI.    XVII.     , Stund    der    pfarrer    an    die 
Canzel  und  sagt...'  LLav.  1569  =  ,der  Pf.  beredete 
das  Volk  ab  der  K.'    ebd.  1670.     ,Dass   ich   an  einer 
Comedi  habe  hören  singen  dise  Vers.'  Schobinger  1695. 
Der  Narr  am  Spil  W,  vom  alten  Volksschauspiel  her- 
genommen.    Auch   von   Schriftstücken    wurde    früher 
,an',    nicht   .in'   oder   .auf   gesagt;    vgl.  mhd.  an  den 
buochen   lesen.     ,Dö    ich    dis    materi  an  kaiser  Julien 
coronica  las.'    1386/1446  Z  Chr.     ,Der  person,   die  an 
dem  zedel  geschriben  ist.'  1472  Z.    .Das  er  mir  ettwas 
an  ein  zedell  verzeichne.'  XVI.  BAmeubach.    ,Wie  du 
dem  veter  iez  znechst  [neulich]  an  die  brief  geschrieben 
hast'  Z  M.  XVI.    ,Die  fragstuck,  die  jm  der  Läsmeister 
vorhin  an  einem  brietf  geben  hat'  LLav.  1569  =  ,in' 
ebd.  1670.     .Briefe  an  bermende,  an  Papire,'  Z   1348. 
,Was  von  beiden  teilen  [auf  der  Disputation]   an   die 
feder  geredt',   zu  Protokoll  gegeben  [worden],   .\iisiii. 
1526.     Wie   's  am    Spriicliwort   heisst    BRi.     Mit   an 
citierte    man    und   citiert   altvaterische  Sprache   noch 
heute  die  Abschnitte  einer  Schrift;   daher   noch   allg. 
gebräuchlich:  Matthei  am  leiste"  [sc.  Capitel].  sprichw. 
für:    Ende  überh.     So  steht  an  statt  anderer  Präpos. 
noch    in    vielen    einzelnen    Verbindungen    der    ä.  und 
lieutigen  S]it.,    wo    die  Ortsbestimmung    tellw.  in    ab- 
straktere,   mehr    innere,    causale    Bed.    oder    in    Zeit- 
bestimmung   übergeht.      .Am    Ilärd    ligen'.    auf   dem 
lioilcii.    N'oGKLB.  1557.     ..\in   geschrai   an    der   gassen 


251 


An,  en,  in,  on,  üil 


252 


füeren',  auf  der  G.  Lärm  machen.  Absch.  1529.  ,Vil 
lüt  hand  an  der  ga.s.sen  gspunnen  und  gwoben.'  UMey. 
Ohron.  ,Nit  vil  win  ist  an  etlichen  wingarten  worden.' 
ir)44  ebd.  ,Zuo  obri.st  iin  Durgöw  ligt  die  stat  Sant- 
gallen,  an  der  wir  anfangen  wellend.'  Vad.  ,Von  den 
vöglen,  welcher  namen  am  [mit  dem]  buch.staben  I 
anbebend.'  Vogelb.  1-5.57.  Er  ist  dö  [damals]  na  [noch] 
nüd  a  der  Weltg'.sl  Z.  ,.\n  die  Welt  kommen:  nasci.' 
Hospin.  A  dr  Steil,  auf  der  Stelle,  sofort  Z.  A  d'Auge 
chö",  sich  zeigen,  sich  sehen  lassen  Z ;  i  mag-em  nüd 
a  d'Auge  gä,  nicht  mich  ihm  zeigen,  ebd.  Jmdn  nicht 
a  den  Auge  ha  fllde")  möge,  ansehen,  leiden  mögen 
U;  Z;  vgl.  ah  Sp.  25.  ,Am  Kechten  erschinen',  vor 
(Jericht.  1801  Z  Kanzl.  .Wer  nit  an  das  Recht  konuut.' 
IGll  lis  H(j.  Jetzt  heisst  «  d'Recht  cho":  für  Schulden 
gerichtlieh  betrieben  werden;  ähnlich  .Tmdn  a  d'Beclit 
gi}".  ,Am  G'richt  hocken',  im  G.  sitzen.  Gotth.  .Die 
so  an  den  Unzuchten  sitzen,  das  si  die  unzücbte 
richten',  als«  die  sonst  .Unzüchter'  genannte  Polizei- 
behörde. Bs  Kq.  ,Sövli  [so  sehr]  dumm  Manne  wird 
man  doch  nie  an  Gemeindrat  wälilen.'  Gotth.  4^m 
einte  —  am  andere,  einerseits  —  andrerseits  Schw.  ,Am 
einen  —  am  andern  Teil',  von  gerichtlichen  Parteien. 
1710  Z  Kanzl.  ,Er  soll  auch  kein  gewer  [Gewehr] 
mer  an  im  [bei  sich]  tragen'  [zur  Strafe].  Sch  15B5. 
,Nam  an  sich  den  orden  und  die  Regel  Sancti  Bene- 
.  dictj-.'  RCvs.  ,Den  von  Leyden  an  ihn  gebrachten 
Beruf  [Ruf]  zu  gleicher  Profession  [Professur].'  Tur. 
sep.  1778;  vgl.  ,anbringen'.  Von  einer  unehlichen 
Mutter  heisst  es  etwa:  si  muess  das  China  an-ere 
selber  ha,  d.  i.  die  Last  der  Erziehung  allein  tragen. 
De  Scliaden  an-im  [sich]  selber  ha"  Z.  Niit  an  im 
selber,  an  sich,  im  Grunde  Nichts,  nichts  Besonderes. 
GoTTu.  .Das  ist  an  im  selbs',  versteht  sich  von  selbst. 
LLav.  1584,  aber  1070  ersetzt  durch  ,zwar  ist  nicht 
minder,  dann  dass . .  .•  Er  hat  an  im.  Nu,  keinen 
nennenswerten  Widerstand,  er  bemeistert  ihn  leicht 
W.  Es  ist  Nu  me  an  im,  er  ist  abgemagert  W.  Es 
isch  Oppis  an  in  chö,  er  ist  auf  einmal  krank  ge- 
worden G;  Z.  Es  ist  g'schuind  Öppis  a-me  Ma",  es 
kann  Einen  leicht  ein  Unfall  treifen  L.  Am  Stich 
lä"  Ar;  Gl.  I  bi  dri  Wuche  a  dr  Segeze  [Sense] 
g'stande,  habe  als  Mäder  gearbeitet  Gl.  Am  läre  Strau 
drösche  Gl.  I  will  Niemcre  [Niemandem]  (im  [im]  Weg 
s~i,  hinderlich  (sonst:  gelegen)  B.  ,Öppis  z'schnurpfen 
[ein  wenig  zu  flicken]  war  manchmal  kommod,  aber 
das  dolders  (verfluchte)  Fiidmen  sei  ihnen  am  Weg', 
unerwünscht.  Gotth.  Sich  a  Weg  machen,  sich  auf 
den  Weg  machen,  eine  Reise  antreten  GkD.  ,An  weg 
fahren  (riten).'  Mey.  C'hron.,  jetzt  ewi;g,  weg.  Not  am 
Wasser,  Wassermangel;  Überschwemmung;  Urinbe- 
schwerde Z.  , Verkünder  am  Wort  Gottes',  im  Kirchen- 
dienst Angestellte,  Geistliche.  Bs  1779.  ,Er  zalt  a 
Silber,  in,  mit.'  Id.  B.  ,Der  Vater  soll  sine  Kinder  an 
allem  ihrem  guot  erben.'  Rothenburg.  1490.  ,Pfänder 
an  einem  würt  ligen  heissen',  bei  einem  Wirt  hinter- 
legen. S  1530.  .Desselben  pfand  soll  er  an  einen  wirf 
stellen.-  15.'i5  Miiiu-F.  .Foedera  partita  lecti:  sy  hat 
zween  an  iren  gehebt.'  Fris.  ,  Wie  si  in  nünz'ger 
Jahren  en  Cluuseur  an-ere  g'ha  heb',  ein  Liebesver- 
hältniss  mit  einem  Gh.  MUsteri.  Aber:  er  het  slii 
Vetter  an-em,  als  Helfer  in  der  Not  Z.  ,Dass  Gott 
so  wül  an  iren  was',  es  so  gut  mit  ihr  meinte.  LLav. 
15G9.  ,Valckenstein  wz  [war]  vast  wol  an  den  von 
brugk'  ]den  Uruggern  geneigt].  GEoLin.    Er  het  's  an 


de  Lata,  ist  beliebt,  populär  GW. ;  . . .  ,a-de  Oöttere', 
steht  in  Gunst  bei  den  Magnaten.  Togg.  Anzeig.  1872. 
An  eim  dke  B,  sl  Aa;  L;  Seu;  Z,  mit  (ermüdenden) 
Bitten  anliegen,  zu  überreden  suchen.  Und  wir  müessen 
um  geleit  an  sj'  [bei  ihnen]  werben.'  1521  Strickl. 
,Diss  [dass  sie  länger  geblieben  wären]  hand  wir  nit 
mögen  an  inen  erlangen.'  1521  Absch.  ,Üb  er  es 
möchte  an  inen  ghaben  [von  ihnen  erlangen],  dass 
sie  sich  an  einer  Wuchenpredig  vernüegen  liessind.' 
■  1555  Mey.  Wetzik.  ,Die  Tochter  habe  an  sinen  Ivämer- 
ligen  vermögen,  dass  sy  das  Hecht  habind  gelöscht.' 
LLav.  1509.  ,Hand  wir  uns  erinneret,  auch  an  [von] 
etlichen  alten  Amptslüten  erfahren,  das...'  1554 
WiLLisAü.  ,Und  (haben)  an  sy  [von  ihnen]  erfordert 
ein  geschribnen  abscheid.'  1521  Strickl.  ,Desse  be- 
gärt er  an  den  kämerling,  er  wölte  jm  das  selbig  ge- 
statten.' 1531(1067  Dan.  ,Dass  nüt  merers  an  ihn 
begert  worden.'  1051  Schimpfk.  ,0b  neusswer  [irgend 
Jemand]  an  disen  predicanten  ze  sprechen  hätte',  einen 
rechtlichen  Anspruch  gegen  ihn  zu  erheben,  Etwas 
von  ihm  zu  verlangen.  Absch.  1530.  ,Du  hast  an  mich 
nichts  zu  sprechen.-  1569  LLav.  —  eine  Konstruktion, 
welche  dem  nhd.  ,Jemanden  u  m  Etwas  ansprechen' 
zu  Grunde  liegt.  ,Daz  uns  nieman  sprechen  sölt  an 
unser  puntnus'  [das  Bündniss  anfechten,  bestreiten]. 
Z  Chr.  1336/1446.  ,Wellicher  dem  andern  an  sin  Ere 
ret  [redet]  und  das  nit  uf  in  bringen  mag.-  Rechtg. 
Stammh.  ,An  Jmdm  (Etw.)  sein'  kann  auch  andere 
Bed.  annehmen  als  die  oberwähnte;  an  enandere  sl", 
im  Streit  mit  einander,  hinter  einander;  vgl.  ,an  ein. 
geraten';  a)i  eiiaiid  iif,  im  Begrirt'  handgemein  zu 
werden.  .Der  herzog  was  an  uns,  stiez  und  reiset  all 
tag  uf  uns',  bedrängte  uns  mit  Angriffen.  1336/1440 
ZChr.  ,An  Etw.,  Jmdm  sein',  im  Sinne  haben;  am 
Lätze  sl",  nicht  das  Rechte  (den  Rechten)  meinen. 
An  Etw..  Jmdm  starch  sV,  sehr  begehren,  lieben  GrD. 
An  Einen,  Etwas  nüd  cho"  chönne,  nicht  finden  Ar, 
sich  nicht  darauf  besinnen  können  Ap;  B;  Gl;  L; 
GG.;  Ndw;  aber  in  Z  an  Öppis  cho,  darauf  zu  sprechen 
kommen,  und  in  B;  L:  me"  cha"  nid  an  in  cho,  sich 
nicht  auf  ihn  verlassen.  ,Dr  Käufer  [der  zugleich 
Pfandgläubiger  an  dem  zur  gerichtlichen  Steigerung 
gebrachten  Heimwesen  ist]  muss  selbst  konuuen  und 
es  erklären,  dass  er  sein  Bott  [Angebot]  abtrete  und 
an  dich  kommen  [sich  an  dich,  den  Debitor,  halten] 
wolle.'  Gotth.  Wem-mu  mid  däm  Eppis  rerahredt, 
so  cham-iint  glich  nie  dra  chon  BRi.  Wenn-i-ma  [ich 
ihm]  schon  Eppis  sägen,  su  mag  ür  nie  drachon  u 
geid  geng  Epper  anders  ga  fragen,  ebd.  I  lö-mi  an 
eu,  verlasse  mich  auf  euch  ScaSt.  I  lün-es  an  cii, 
überlasse  es  euch,  z.  B.  die  Zeit  zu  bestimmen  AABb. 
,Das  lass  ich  an  die  gelerten-,  lasse  es  auf  ihr  Urteil 
ankommen.  RCys.  ,Wann  ihr  müesstet  anderen  den 
schweif  nachtragen  und  an  ihre  erbarmung  kommen.' 
AKlingl.  1688.  ,Der  Sünder  weist  die  gerechtigkeit 
Gottes  an  den  Bürgen  Jesum  und  sagt:  an  diesen  bist 
du  kommen  [auf  diesen  hast  du  abgestellt],  an  mich 
hast  keine  anforderung  mehr.'  ebd.  1691.  An-en  Tolcter 
ane  müesse,  sich  an  den  Arzt  wenden  müssen  Z. 
,9  Personen,  die  inüessend  an  [an  den]  scherer  gan', 
den  Wundarzt  zu  Hülfe  nehmen.  UMey.  Chr.  ,Er  hat 
grusamlicb  an  die  Statt  gestürmt.'  Bossh.-Goldschm. 
,Die  knecht  wären  lustig  an  sy  zuo  ziechen',  gegen, 
auf  sie  los.  Stru^kl.  Akt.  Eim  a  's  Obst  gä"  [um  zu 
st(dilenl.     .Wo   ein   Amtsnumn    eim-n   timli't   bi-i   siiu-m 


yi 


An.   en,   in.   mi.   Uli 


254 


rlilicheii  jjimiiiuIk'I,  Schwester  odei'  dochter,  und  an 
sein  schandt  und  laster  ergrittet'  [ihn  auf  der  für  ihn, 
den  Hausherrn,  sehiniiiflielien  Handlung  ertappt].  1400 
KoTiiKMirRci.  Ah  Iaih  lose,  seine  Gesinnung  zu  er- 
forschen suchen  U.  An  Kim  frayC,  .Tnidn  fragen, 
aher  eig.  bei  ihm  anfragen  (gleichsam  anklopfen)  Ar; 
.und  liijiß  de  Hitet:  ,  Wenn-i'''  an  dar  [darf]  an-i 
[euch]  fröfie."  Mekz  183(5;  vgl.  frz.  demander  «... 
's  G'ajHitt  an  Eim  ]ia,  seinen  Spott  mit  Einem  treiben 
Aa.  .Es  tuot  mir  am  herzen  we,  dass  man  (ich  also 
verachtet.'  8tru,'K1..  Akt.  1529.  So  schon  mhd.  Öppis, 
nild  am  Herz  ha,  nicht  über  sich  bringen  können, 
nicht  tun  mögen  B.  Neuis  a  ds  Herz  nl',  eine  Magen- 
stärkung zu  sich  nehmen;  da  ist  Oppis  a  ds  Herz! 
Gl.  Eitn  a  d'Sel  (jrlfe,  einen  empfindlichen  Punkt 
berühren.  Sulg.;  syn.  Eim  i  's  Herz  ine  lanye.  Wenn 
's  am  Wetter  ist,  wenn  das  W.  e.s  erlaubt  BBe.  ,Er- 
tindt  es  sich  hernach  an  der  thaat',  in  der  Wirklichkeit. 
I>Lav.  1569.  Ich  hin  am  Geld  t'ischö,  das  G.  ist  mir 
au.sgegangen  G;  Z.  ,Ein  Haus,  so  sye  vom  Gottshuss 
am  Zinss  [zur  Miete]  haftend.'  RCys.  .Nachdem  wir 
i  einmal  eine  Liebe  an  den  Boden,  auf  welchen  uns  die 
'  Schickung  ausgeworfen  hat.  geleget  haben.'  1789  Beitr. 
Laiik.  Verlaferet,  vernarret  «»  Ei)ie,  verliebt  in  ihn 
Ar.  ,7  Mark  Silbers  jahrlich  gült  soll  an  der  brüe- 
<leren  kleidung  dienen'  [zur  Bestreitung  der  Kosten 
iler  Kl.].  KCvs.  .Heischen  an  ein  kelch,  an  ein  gotz- 
hus',  (iahen  sammeln  für...  Gengenbach.  So  noch 
jetzt:  Etwas  geben  an  Etwas,  als  Beitrag  zur  An- 
schaffung eines  Gegenstandes  oder  zur  Vergütung  eines 
Schadens  (allg.);  in  Gr;  G  als  Preis  bezahlen.  Das 
fl'hört-em  a'n  Hals,  das  verdient  er  als  Strafe  Z.  ,I)as 
[neugeborne]  kind  wirf  im  [dem  Vater]  gen  an  siuen 
arm'  [auf  den  A.  gelegt].  Meinrauslegenhe.  ,Ir  werdind 
an  sy  treflen  am  Khormeer',  mit  ihnen  zusannnen- 
.stossen.  1531/48  II.  Chrox.  ;  vgl.  .antreffen'.  Heb  an 
da  ziehe  das  Ruder,  den  Hebel,  den  Arm  (beim 
Schwingen)  an  dich!  B  (an  ist  hier  prägnant,  betont 
und  ilarum  auch  nicht  verkürzt).  Er  treit,  ivas-me 
diu  [kann]  a-n-es  Seil  leij(jc,  vermag  die  ganze  Bürde 
Heu,  so  viel  das  Heuseil  zusammen  fas.st,  zu  tragen 
(iL;  vgl.  an-tragen,  a  d'Wid  legge",  bei  der  Getreide- 
ernte. ,Die  Hintersassen,  welche  an  das  Almosen  an- 
zunehmen würdig.'  XVII.  JJBreitinger.  ,Es  sei,  si 
hizügi's  a  Gott,  wahr!'  sie  rufe  G.  zum  Zeugen  dafür 
an.  MUsTERi.  ,Züg  ich  an  minen  Gott',  wofür  ich  G. 
zum  Zeugen  anrufe.  15'27  HBi-ll.  .Es  mögent  auch 
alle  Bienstknecht  ihren  Meisteren,  wann  dise  an  sie 
zeugent  [sich  auf  sie  als  Zeugen  berufen],  wohl  Kundt- 
schaft geben  [Zeugniss  ablegen].-  Stadtr.  L  170t);65. 
.Zug  gott  und  an  die  helgen  schwören.'  (.tEdlib.  ,An 
helgen  schweren.'  L  1460.  A  d'Freud  säge,  eine  Ge- 
liurt  den  Freunden  anzeigen  (Si'ter.mstr),  gew.  d'F. 
(fsägc'  Z;  der  erstere  Ausdruck  wahrsch.  nach  Ana- 
logie von  a  's  Leid  s.,  zum  Leichengeleite  einladen  Z. 
■  Er  Hess  an  in  gon',  Hess  ihm  zu  Ohren  kommen.  Vad. 
A  d'Lugi  stellen,  der  Lüge  beschuldigen  BRi.  A  d'Ürte 
schicke,  einem  Hochzeitsgaste  ein  Geschenk  an  die 
Mahlzeit  schicken;  gew.  i"  d'Ü.  ,Swas  ein  human 
[Hauer,  Lehensniann]  einem  burger  | seinem  Creditor] 
kornes  an  sin  gelt  bringet  [auf  Abrechnung  des  Pacht- 
zinses].' Z  Richtebr.  ,Ein  Amptmann  sei  gepieten 
Efaten  [Zäune]  zuo  machen  an  dry  Schilling'  [bei  Busse 
von  .  .  .j.  Otl'n.  liiKGAi-  1172.  .Die  von  Koschach  habend 
an  8  ß.  d.  verbotten.  dass  nienuiiid'  usw.  .\iisrii.  1529. 


.Wer  ireni  gheiss  nit  ghorsam  weri,  dem  mögen  sy 
an  zwen  Schilling  gebieten.'  Elgg  1535.  .Heute  wird 
geölt,  der  Druck  an  1  ß.'  Dies  allg.  übliche,  zur  I'reis- 
besthnmung  (nach  dem  Stück  oder  Mal)  dienende  an 
ist  wohl  nur  aus  dem  frz.  ii  entlehnt.  Zur  Bestim- 
mung des  Zieles:  .Ledig  und  eigeu  bis  an  Zehenden.' 
Z  Kanzl.  1818.  Es  gat  bis  an  e  Mol  (jr  (hier  exclus.). 
.Bis  an  wytern  bescheid.'  1531  Stricke.  ,Hatt  jm  von 
einem  an  das  ander  erzelt  [von  Anfang  bis  zu  Ende], 
wie  es  ergangen.'  LLav.  1569.  —  Sind  die  Rektions- 
verhältnisse im  Allgemeinen  in  Übereinstimmung  mit 
der  nhd.  Grammatik,  so  verdienen  sie  auf  folgenden 
Punkten  besondere  Beachtung.  Es  heisst  mit  Acc.-Ohj. 
i  friere  a  d'Händ.  Zürnet  's  nüd  a  mi'''  Ai'.  ,Er 
meint,  man  zürne  an  in  nit.'  LLav.  1584;  anders 
GoTTH. :  ,Mein  Meister  würde  es  an  ihm  zürnen.... 
er  möchte  nicht,  dass  er  [der  Meister]  Etwas  gegen 
ihn  zu  z.  hätte.'  Ein  Mal  steht:  ,Wer  einem  Amt- 
mann an  sin en  Ehren  redt.'  1490  Rothenb.,  sonst  und 
in  der  gleichen  Quelle  ,an  sin  Ehre';  s.  o.  Ebenso 
wechselt  im  Z  Richtebr.  13u4  ,an  disem  buoche  ge- 
schriben'  mit  ,an  dis  b.  g.'  Es  kommt  eben  auf  den 
(iesichtspunkt  an.  Dagegen  dürfte  die  Stelle  bei 
JHoFST.  1865:  ,Er  het  dr  Hof  wider  annem  sellier 
g'iio',  an  sich  gezogen,  einen  Druckfehler  enthalten. 
—  2.  zeitlich,  a)  Jahreszeit:  am  Winter  usw.  Aa; 
GO.;  ScHw;  U;  W;  Zf  u.  SO  im  XV.— XVIL  -  b)  Tag 
und  Tageszeit:  am  Wienecht  aScnw;  am  eis,  ztcei,  drii, 
Vieri  usw.  allg.,  doch  in  Aa  dafür  um;  am  Viertel 
über  Sechsi,  1  V.  nach  6  Uhr  Z.  Morn^morge  (niorn- 
e(m)-morge),  morgen  früh  Z.  ,Uf  hüt  am  morgen 
früey.'  1525  Strickl.  ,Hodierno  mane:  beut  am  morgen, 
disen  morgen.'  Fris.  ,An  dem  Sonntag  am  Morgen.' 
Z  176'2/79.  —  c)  unbestimmtere  und  z.  T.  räumliche 
Angaben,  besonders  auch  mit  Adj.:  .am  ersten  Anblick, 
primo  aspectu;  am  ersten  zuogang.  primo  accessu.' 
Mal.  ,2  tag  an  einanderen.'  UMev.  Chron.  1542.  .Zwei 
jar  an  einanderen.'  Bossh.-Goldschm.  Gelegenheit,  An- 
lass,  eben  obwaltende  Beschäftigung,  also  zusammen- 
tretfend  mit  dem  engl.  Sprachgebrauch  (an):  ,Die  um- 
kumen  sind  an  der  schlacht  zuo  Kapel.'  1531  Strickl. 
,Am  Widerkehr',  hei  der  Rückkehr.  1636  Inschrift. 
,Syen  im  an  dem  widerker  etlich  entgegen  kommen.' 
1522  Strickl.  ,Am  widerkomen.'  Vad.  Es  ist  no  nüd 
a  dem,' noch  nicht  an  der  Zeit,  handelt  sich  noch  nicht 
darum.  .Jetzt  war  es  an  dem,  dass  wir  selten  . . . .' 
1661  JMOll.  ,Sich  nit  ze  sumen,  dann  es  an  der  not 
ist.'  1531  Strickl.  .Diewyl  es  uns  an  aller  not  ligt.' 
ebd.  ,LTmb  sein  Baargeld  wider  zu  haben  an  der  Xoth 
sein',  Not  haben,  es  wieder  zu  hekomnicn.  I,  1706/65. 
-  3.  zur  Bildung  des  Sui)erlativs  von  .\dv.;  allg.; 
syn.  se.  ,Er  sei  grusam  schläfrig  und  neue  [gowisser- 
massen]  nit  am  Besten',  nicht  recht  wohl.  Gottii. 
,Düch  wurdent  sy  [die  Gcfangensn]  erbetten  [los  ge'- 
beten|,  dz  man  sy  am  hinderstcn  [zuletzt]  ledig  Hess.' 
(iEiiLiii.  .Wer  (iott  fürchtet,  dem  wird  wohl  sein  am 
letzten',  zuletzt.  1707  Sin.  ..\m  ersten',  zuerst.  I.  Macc. 
1707.  —  4.  causal.  zur  Hezeichnung  eines  Grundes 
oder  Merkmals,  aus  welchem  Etwas  geschlossen,  an 
welchem  Etwas  erkannt  wird;  vgl.  engl.  hij.  Unsere 
Abweichung  vom  nhd.  Sprachgebrauch  besteht  darin, 
dass  wir  der  Verba  des  Erkennens.  Scbliessens  nicht 
bedürfen,  dagegen  uns  nicht  gerne  der  blossen  Präji. 
bedienen,  sondern  sie  als  Adv.  hinten  angefügt  wieder- 
liolen.      ,1   diiu   a,  dem   iia.li.   daraus   zu  schliessen   Z. 


255 


All. 


111,    Uli.    Uli 


256 


Am  Schi  II.  ili'iii  Aii.stliein  nach  Z«.  Am  Wetter  ä  Z. 
Er  iiiiiiiiil  's  11  siiic  Bire-n-ä,  ine  andrer  Lüte  {.sc. 
Biniriil  trii/i/i-il.  A  dir  ä,  so  viel  aus  deinem  Vor- 
lialteii  zu  eiitnelinien  i.st;  vollstänflig:  i  nimm  es  a 
dir  II,  ich  nehme  e.s  von  dir  ab,  urteile  nach  deinem 
Verhalten.  Am.  Belle-n-n  ist  das  nüd  önsere  Hund  Z. 
Am  liede-ii-ii  hnn-i  e"  {/'kennt,  an  der  Sprache  habe 
ich  ihn  erkannt  Aa.  ,iS'j  kenn  mich  n  dr  Miieter  Cr, 
aus  der  Ähnlichkeit  mit  d.  M.  Stütz.  —  -'i.  Verstärkend 
zum  Ausdruck  des  Dativs  Gl,  u.  aaU.;  vgl.  in.  .Da 
1(1  II /'-er  a  Sehem  [Jenem]  nah.'  Wolf  Eel.  Gespr. 

I.  Uid  villi  JBrcit.  I(i40  gcOuaiichte  Vcrbinilung:  ,W(;r 
wciltu  lüt  gern  nml)  sy  und  an  s)'  sich  befinilcn':''  mag  aus 
der  ü))liclicii  adv.  Verbindung  um  und  an  Hn  abstralüert 
sein.  —  2.  Bei  anderen  Tagesabschnitten  als  .Morgen,  Vor-, 
Nachmittag'  ist  diu  Präp.  ze  üblicher,  bei  , Nacht'  die  einzig 
angew('ndete,  blosse  adv.  Casus  aber  gänzlich  von  der  Volks- 
spraelie  ausgeselilossen,  ausser  de  Morge,  das  sich  wahrsch. 
aus  hrucmuriji:  lierausgcschillt  hat,  und  Subst.  in  Verbindung 
mit  Prononiina  z.  B.  dU  [diese]  Tarje,  neulich,  welle  Tarj?  an 
welchem  T.  V  —  5.  Aus  am  (,du  solltest  am  1.  Gott  danken.' 
(iotth.).  am<-,  blosser  Lautverstärkung  für  «m,  fmj.  den  Vcr- 
stiimuKdungen  der  Art.  ,dem,  einem',  irrtümlich  entwickelt, 
wozu  das  nämliche  Prinzip,  das  bei  der  roiuan.  Uativbezeich- 
ming  waltet,  mag  fordernd  mitgewirkt  liaben.  —  Berühniug 
mit  i'ii  zeigt  sich  auch  beim  .Ausdruck  des  adv.  Superl.  (oben  3). 

II.  Adv.  (meist  ehenf.  ohne  n,  aber  mit  unorganisch 
.  verlängertem  Voc,  in  Gebirgsmundarten  an,  ä  und  an) 

1.  verbunden  mit  der  Präpos.,  dem  Subst.  nach- 
gesetzt. 1)  iirtlich;  zur  Bezeichnung  unmittelbarer 
Nähe  Aa;  B;  '/,.  's  Hüs  steit  a'r  Flue  ä,  ganz  nahe 
an  der  Felswand.  '«  Hns  ist  a  dr  Sträss  ä,  steht  dicht 
an  der  Strasse.  Am  Wald  ä,  ganz  nahe  am  Walde. 
An  enand  ä,  hart  an  einander.  Bis  a  d' Schafmatt  ä, 
bis  an  den  Puss  des  so  genannten  Berges.  Er  cliunnt 
an-en  ä,  berührt  ihn  Aa.  Am  Hag  (Berg)  ü  sl  Aa; 
B,  s.  u.  3,  d,  a.  —  2)  causal,  s.  I  4.  —  2.  verbunden 
mit  der  Präp.  von,  zur  Bezeichnung  eines  räumlichen 
od.  zeitlichen  Ausgangspunktes,  wie  in  der  Schriftspr. 
Von  eben  ä;  ro  dem  ä,  seither;  ron  erst  ä,  ro  z'voderist 
ä,  von  Anfang  an.  —  3.  allein  stehend,  a)  Wo 
gast  ä?  wo  gehst  du  hin?  AALeugg.,  sonst  allg.  ane, 
anhin.  Ring  ä,  ring  ab,  spriehw.  leicht  gewonnen 
und  verloren  B.  —  b)  mit  vorgesetztem  Dativ  causal 
wie  bei  I  -1.  AUem  ä,  nach  Allem  (zu  schliessen), 
allem  Anschein  nach  Aa;  Ar;  Z.  I)eiii  ä  vi'A,  dem 
nach  allerdings.  So  auch  nach  dem  Dativ  betonter 
Pron.  und  Substantiva.  Mir-ä,  nach  mir  zu  urteilen 
(s.  d.  Comp.);  dir-ä  usw.  Aa  ;  Z.  -  c)  ä  (am  ZLunn.) 
ha",  Kleider,  angezogen  haben,  tragen.  —  d)  an  sin. 
a)  =  am  Berg  (Hag),  d.  h.  in  Verlegenheit,  vor  einem 
Hinderniss  (Anstoss)  stehen;  zuweilen  noch  verstärkt 
durch  vorgesetztes  und  betontes  ironisches  schön.  Jez 
hin-i  schön  ü  (oder  ann)  B.  ,Wie?  fragte  der  Major 
kurz.  Wie?  Da  war  Jacot  an.'  Gotth.  .W^enn  Alle 
an  waren,  so  wusste  Vreneli  noch  den  besten  Rat  und 
fand  den  Ausweg.'  ebd.  Vgl.  an-laufen,  anrennen,  auf 
Hindernisse  stossen.  —  ß)  ,'s  Spinne  sig-i  susl  n,id  ä', 
sei  euch  nicht  angenehm,  ihr  seid  es  nicht  gewohnt. 
Häfl.  1813.  Mit  Dat.  P.  .Einem  wol  (übel)  an  sein', 
günstig  (feindlich)  gesinnt  Seuw-;  Z,  wie  nhd.  Ebenso: 
jrol,  idiel  an  kommen,  an  gän,  aufgenommen  werden, 
Eindruck  iiiachen.  -  e)  an  mögen,  a)  mit  Dat.  P. 
zusagen,  sympatisch  sein,  anmuten;  z.  B.  si  mng-mer 
nid  a  Aa.  Es  hed-mer  nid  mögen  ä,  ich  mochte  nicht, 
habe  es  nicht  ülier  mich  liringen  können,    ebd.     .Ich 


bin  mit  dem  Götti  zufrieden,  nur  mag  es  mir  nicht 
an,  ihn  zu  fragen.'  XHerzog  18Ö2.  —  ß)  ,Münge  wird 
de  HO  [dann  noch,  vor  dem  jüng.sten-  Tag]  's  Hochsig 
[die  Hochzeit]  h'stelle,  wenn  's  scho"  nid  me  ä  mag', 
Platz  ündet,  Statt  haben  kann,  Zeit  dazu  ist.  Hafl. 
1813.  —  f)  an  werden,  zu  Teil  werden  (lassen)  Ap. 
—  4.  ä  und  ä  1)  nach  und  nach,  z.  B.  von  einem 
allmählich  ansteigenden  Wege:  es  gut  ä  und  a  GRh.; 
Z,  syn.  CS  ist  a"läg.  2)  anhaltend,  z.  B.  ä  und  ä  het  's 
g'wetteret,  fiel  Gewitterregen  GEh.  —  5.  mit  vorge- 
•  setzten  andern  Advv.  durch  ,und'  verbunden  (vgl.  die 
Comp,  ohne  ,und').  a)  üs  und  an.  a)  Es  gilt  mer 
ils  und  ä,  beim  Kegelspielen  und  Schiessen,  wenn  man 
mit  einem  Wurt  oder  Schuss  eine  Partie  endigen  und 
zugleich  eine  neue  anheben  will  BHk. ;  Z.  ,Priester, 
die  allda  on  underlass  uss  und  an  singend  den  latini- 
schen psalter.'  Kessler.  Vgl.  u.  an  in  der  Zss.  mit 
Vbn  1.  —  ß)  7  weiss  nüd  wo  üs  und-  ä,  vor  vielen 
Geschäften  oder  Verlegenheit  (aus  dem  Wirrsal  hinaus 
und  an  einen  Ruhepunkt)  Gl;  Z.  —  b)  für  und  an: 
fortwährend,  anhaltend.  ,So  vil  elend  tir  und  an  mit 
angst  und  not  erlitten  han.'  Comedia  Beati,  und  pleo- 
nastisch  ,uin  welches  sy  stets  für  und  an  so  grosse 
sorg  band  miessen  han.'  ebd.     Vgl.  u.  fiir-an. 

An  als  erster  Teil  von  Compositen:  1.  Anfang  der  betr. 
Tätigkeit,  z.  B.  an-farni.  anfangen  zu  fahren  (mit  c.  Schiff), 
d.  h.  =  vom  Land  abstosscn,  abfahren;  nu-teiyycn,  anf.  zu 
kneten;  iin-ldünken,  anf.  zu  läuten;  dagegen  an-lAmm,  durch 
Blasen  dos  Horncs  anzeigen.  Modifikationen  .jener  Grnndbed. 
sind  a)  Fälle  wie:  an-lismen,  einen  Strickstrumpf  anf ;  an- 
fümi,  Feuer  anmachen,  b)  an-zähn,  ein  Kinderspiel  einleiten; 
un-hclfen,  zu  einem  Anfang  verhelfen,  c)  an-rüenn,  den  ersten 
Wurf  tun,  im  Kegelspiel;  an-geben,  -nemen,  im  Kartenspiel; 
ait-ratri,,  im  Rat  ein  erstes  Votum  abgeben,  eine  Beratung 
eröffnen  (dagegen  in  der  Formel  rat-mcr  i,  rät-mer  a,  am 
Schluss  von  Rätseln,  wol  eher:  raten  helfen;  s.  auch  a  III 
Sp.  '2).  Substantiva:  Än-alreich,  der  erste  Schlag;  An-köui, 
der  erste  K.;  An-wurt,  das  erste  W.  (in  einem  Wortwechsel); 
An-lmt,  erstes  Angebot;  An-trinkit,  Eröffnung  einer  Sclienk- 
wirtschaft.  d)  ein  geringer  Grad,  dgl.  oft  mit  dem  Anfang 
einer  Tätigkeit  verliunden,  z.  B.  an-trücknen,  ein  wenig  räu- 
chern (Fleisch);  lui-mtzen.  ein  wenig  regnen,  e)  bei  Verben 
der  Bewegung:  an-tjan,  in  Bi'Wi/gung,  in  Brand  geraten;  an- 
«rhäukfii,  in  schaukelnde  Bewegung  setzen;  dagegen  an-tnben, 
in  die  Enge  treiben.  —  '2,  vor  WW.  der  Sinneswahrnehnumg: 
Ähnlichkeit  eines  Eindruckes  (da  ja  ,ähnlich'  selber  von 
,an'  abgeleitet  ist):  an-äiikden,  wie  Butter  riechen;  an-heimelen, 
heimatlich  anmuten.  Vgl.  ^IntiVz,  Beigeschmack.  —  3.  schiefe 
Richtung,  und  bildlich:  Verkehrtheit:  an-treten,  schief  auf- 
treten; ttii-Uiiii-n,  scheel  ansehen;  an-rcdrn,  irre  reden;  mi- 
tagen,  ungeschickt  anordnen.  Vgl.  iin-läg,  schief  liegend; 
syn.  ab-läg.  S.  aucli  an-lücht.  —  4.  wo  Verba  durch  vor- 
gesetztes an  erst  aus  Subst.  oder  Ad.j.  neu  gebildet 
sind:  an-Khwämen,  ein  Füllen,  an  den  Schwanz  der  Stute 
binden;  un-winen,  ein  Fass,  zur  FWUiug  mit  Wein  zubereiten; 
un-glu/en,  mit  Stecknadeln  .inhcfteu.  So  auch  an-hcdben,  -kalf- 
li-ren,  -hcrdeii,  -kunklen,  -lälsehrn,  -ßätuchnn ;  aii-gänzen,  etwas 
Ganzes  angreifen;  an-fremden,  als  fremd  behandeln.  —  An 
vertritt  oft  andere  Präfixe:  an-gmchi um ,  abgewinnen; 
aii-zicheii,  ein  Messer,  schleifen,  wofür  auch  üb-  gilt;  «ii- 
fnmdrn,  befremden:  an-mtchai,  besclimutzen;  aii-zakn,  auf- 
zählen; an-bildi:n,  nachbilden;  nn-ligm,  obliegen;  iiii-dimjen, 
ausbedingen;  tin-srjiriben,  ausschreiben;  uti-mi/nn,  einseifen; 
iin-ataii,  eintreten  (vom  Wetter),  aber  auch:  beistehen;  an- 
i/cbrachl,  hergebracht  (von  Sitten):  aii-mgni,  zusagen  (Gegs. 
iib-):  tin-itnuttf-n,  zustossen  (von  Unglücksnilleii);  aii-hcimi'H--/i, 
einheimisch;  im-ntändig,  bevorstehcuid  (instans).  An-miirt, 
Zuneigung;  An-mniie,  Über-,  Spottname.  —  -In  verbunden 
mit  tonlosen  Präfixen:  an-er-slerben,  durch  Erbschaft  zufallen; 
iin-hr-hrhrn    (ili'u   Sieg  Einem),    abgewinnen;    iiii-rir-d<iclil,    in 


An,  L'ii.  in.  OM,  UM 


258 


(ifdauken  (Aiidiicht)  vintiuft.  —  An  pleonastisch:  an- 
>fvlUimin,  c«  svhiimi  mi  ä,  'v\\  schiiuio  mich;  es ßim/t  ä  ä-bessere, 
\g\.  'ja  ijixje  .  .  .,  gehen  iiiii  zu  . . .  —  lu  ;i.  Schriftoll  zuweilen 
,au'  geschriohen  für  das  alte  Präfix  ä-,  dem  jenes  in  der 
Volkssiir.  gleich  lautete,  z.  B.  .Au-kiist\  Schlechtigkeit,  ,An- 
laster',  Schimpf,  Fehler.  Umgekehrt  ist  .l-//iö(,  Muttermal, 
^  dem  alten  ,An-niäl'.  —  .1«  ist  (teilweise  entstellt)  ent- 
halten in  Am-ho>i,  neben  A-hiU-k.  Haublock  für  Holz;  a-thar. 
halb  utfen  (von  Türen);  ä/V  für  anfangs  nsw. ;  ästrüch,  tn-- 
picht  (V).  —  Betr.  die  Berührungen  mit  nnii  u.  une  (aiihin)  s.  d. 

eben-an:  eben  hin,  auf  gleicher  Fläche  Z.  S.  auch 
iheii  I  1  Sp.  id. 

ussen-:  am  äussern  Ende. 

vor-  1.  ro'r-ä:  an  (1er  vordem  Seite.  Ein  zu  Boden 
gefallenes  Gebetbuch  muss  man  vor  a  und  hinne-n-a 
chüssc,  (Jass  de  l.  Gott  nit  ftö"  trerd  ZO.  —  2.  vm-ä. 
i'.<  !it  [liegt]  vorä,  bei  der  Hand,  ist  leicht  zu  finden  Z. 
V.  cho",  vorwärts  kommen,  ökonomisch  Bs.  Vgl.  obenuff. 

für-  jlri-a:  1.  meistens  B.  ,I)'Joggeni  [die  den 
Namen  Jakob  tragenden  Leute]  seien  docli  füra  etwas 
wunderlich,  es  wohne  dem  Namen  an.'  Gotth.  — 
'2.  =  für  und  an,  s.  o.  II  5  b.  ,Du  wollest  mich  allein 
firan  Zuo  diner  ehelichen  frauwen  han.'  Comeui.\  Beati. 

fort-:  weiter  Bs;  ZO.     ,Uiid  no  fortan' =  usw. 

hie-.  .Hie  an,  in  unsern  Tagen  auch',  in  gegen- 
wärtiger Zeit  [V].  Ansu. 

zuehin-  zucchenä:  ganz  nahe  1.  mit  Dat.  ,Wenn- 
ine  dem  Sterbe  zueche  a  ist.'  Gottii.  2.  mit  an  u.  Acc. 
Es  klagt  Einer,  dass  die  Arzte  ihre  Patienten  a  d'G'sund- 
Jieit  zueche  ii  führen,  und  sie  dann  doch  wieder  zurück- 
fallen lassen,  ebd. 

har-:  hieran,  daran.  .Ist  unser  bitt,  haran  zu 
sind',  dafür  besorgt  zu  sein,  dass  . . .  1.524  Stkickl., 
s.  daran.  ,.\ls  ich  haran  habe  gelesen',  darin,  in  dem 
betr.  Buch.  KvAiniENn. 

mir-  mirö  (JA.  (meist  mit  Betonung  des  Pron.): 
meinetwegen,  als  Ausdruck  der  Gleichgültigkeit,  des 
Nachgebens;  oft  mit  dem  Nebensinn  von  Ungeduld 
oder  Unwillen,  allg.  Zu  erklären  ist  er  nach  an  II  3  h; 
jedoch  ist  diese  Verbindung  so  stehend  und  fest  ge- 
worden, dass  der  ursjir.  Sinn  verdunkelt  und  vorändert 
werden  konnte.  Statt  der  Bed.  ,nach  mir  (meinem 
Zustand)  zu  urteilen'  gilt  nun  die  Modifikation  ,was 
mich  betrilft,  so  viel  an  mir  (meinem  Willen)  liegt', 
womit  zusammen  hängt,  dass  die  Verbindung  in  diesem 
Sinn  eben  nur  mit  der  ersten  Person  stattfinden 
kann.  Kommt  teils  alleinstehend  vor,  etwa  mit  bei- 
gefügtem betonten  u'ol,  als  Antwort  auf  eine  Aussage 
oder  Bitte,  teils  in  Satzform  z.  B.  (/anfj  du  m.  dem 
Tu  fei  zue!  Mira  chann  er  f/ä,  cho.  Syn.  wege  inine 
icol!  Die  Thurgauer  machen  das  Wortspiel,  dass. 
wenn  A  sagt:  mira!  B  antwortet:  tnira  ö  [auch],  denn 
|dann]  ijit  '.>>■  e  Tol/el  [eine  Kluft],  wobei  inira  in  nii 
Jl(i,  mein  l'aiu,  Abhang,  umgedeutet  und  unter  dem 
Tiiliel  eine  gründliche  Trennung  oder  Scheidung  ver- 
standen wird.  In  B  kommt  m.  auch  als  Ausdruck  der 
Bereitwilligkeit  z.B.  zur  Annahme  einer  Gabe  vor  = 
recht  gern.  ,7?  chüjics  Mira\  ein  trotziges:  Meinet- 
w-egeri!  MUstkki;  bei  dieser  Bed.  auch  etwa  mit  Be- 
tonung des  Adv. 

mit-:  1.  danelien,  nebenbei,  zugleich.  .Miiess 
warlich  der  Stadt  Bern  Eriheit  syn  en1s|irossen  zuvor 
uss  des  allmächtigen  Gotts  Gab,  und  niitan  wyser  und 
mannhafter  Oberkeit.'  Ansh.  —  2.  damit.     .Nacliib'iii 

Schw.  Ifliotikon.  I,  2. 


Gott  Pestilenz  [usw.]  die  unsinnige,  boshaftige  Welt 
m.  zu  strafen  und  zu  bessern  usssendt.'  ebd. 

nienen-:  1.  in  der  Verbindung:  ohen-üs  fhöch  üfj 
und  H.  ä,  zur  Bezeichnung  eines  Menschen,  der  hoch 
aufstrebt  und  gleichsam  nirgends  über  sich  eine 
Schranke  erkennen  will;  Prahler,  Grosshans  B;  Sch; 
Siiiw;  S;  W;  Z.  Man  erzählt  noch,  dass  ,dur  's 
Chümmi  üf  und  niene  ä'  der  Wahlspruch  der  Hexen 
gewesen  sei,   wenn  sie  zum  Hexentanz   fuhren   GWe. 

—  2.  Juhehei  und  niene  ä  si,  sorglos  lustig  sein  U. 
.Graduse  gäng  [immer  geradaus]  und  niene-n-ä!'  Wahl- 
spruch eines  offenen  Charakters.  Schild.  —  3.  niener  ä, 
an  Nichts  L.  Dan  g'hört  niener  ä,  das  ist  unpassend, 
ungereimt  BHk.  ,Vacare  animo :  niener  an  gedencken.' 
Fris.  .Es  habe  jnen  euch  nieneran  gmanglet.'  LLav. 
1584.  ,Wie  man  gmeinlich  spricht,  so  verlüret  man 
niener  an  mehr,  dann  an  den  ratschlegen.'  RWalth. 
1584. 

dar-,    dran.      1.    mit    bestimmter    Beziehung. 

a)  räumlich,  z.  T.  nut  Wiederholung  von  an  oder  mit 
ane  (anbin).  Bra-n-ä,  dicht  daneben  s.  an  IIb.  Me 
(/'seht  [man  sieht]  de  Litte  nur  drän  ane,  nüd  drin 
ine,  ins  Gesicht,  nicht  ins  Herz.  Mer  tcend  iez  drä 
hi",  wir  wollen  jetzt  an  die  Arbeit  gehn.  I  gange- 
n-icz  drä  ß.  ,Dran  gemalet',  darauf  gemalt.  UMey. 
Chron.  G'rad  därd  chunnt  's  nit,  gorad  soweit  kommt 
es  nicht  W.  ,Es  wird  geschruwen  [geschrieen]:  dran! 
dran!'  HBcll.  1571.  Vgl.  ,drauf  und  dran!'  Ruf  zum 
Angriff'.  Relativ:  ,Lectulus:  Bettle  daran  einer  allein 
ligt.'  Fri.s.,  und  getrennt:  ,Bett  da  ledige  personen 
an    ligend,    ca-lebs    torus.'    Mal.     Vgl.  an  IIb.   — 

b)  zeitlich:  darauf,  dann.  Er  ist  uinmächtig  [ohn- 
mächtig] ffsi,  drä  hat  men-cn.  ander  der  Nase  g'krüselet 
[gekitzelt]  ScnSchl.    Viell.  verk.  aus  dernä,  darnach? 

—  c)  causal.  ,Das  du  mich  denn  lobist  dran.'  1535 
Eckst.  —  2.  mit  halb  oder  ganz  unbestimmter  Be- 
ziehung und  mit  Übergang  von  Ortsbestimmung  in 
Objektsangabe.  Dr.  sin:  1)  der  Reihe  nach  folgen. 
Dil  bist  drä,  die  Reihe  ist  an  dir  Bs;  Z.  —  2)  an  der 
Arbeit  sein  Bs;  GF.,  G.,  meist  mit  dem  Nebenbegriff 
des  Fleisses;  rastlos -arbeiten  G;  Z;  es  mues  Eine 
g'wüss  drä  .n,  wenn  er  (Jppis  will  verdiene  dein.  Drüf 
und  drä.  Gr;  G,  druff  und  drä  Z:  a)  dasselbe  (i;  Z. 
b)  im  Begriffe  sein,  auf  dem  Punkte  stehn  (pers.  u. 
unpers.)  Aa;  Ai";  (il;  Gr;  (i;  Z.  ,7)m  .s'?,  in  procinctu 
stare.'  Id.  B.  ;  .syn.  uf-cm  Triff.  -  .">)  darauf  bedacht, 
dafür  besorgt  sein;  darauf  lialten.  dringen,  dass  Etw. 
geschehe.  ,Das  der  Convent  daran  sein  [sölte],  das 
dieselben  in  straf  geben  werdend.'  1501  Tu  Urbar. 
,[Er  habe]  sy  gebätten,  dass  sy  daran  wärind.  dass 
man  den  Tag  fyren  wülte.'  LLav.  15(J9.  1)  der 
Meinung  (gewesen)  sein,  dass...  G;  Z.  -  5)  guet 
(wolj  drä  sl  a)  wohlgenährt,  gesund,  beleibt  sein  Bß; 
G;  Z.  b)  ,üu  bist  wol  daran',  du  belieb.st  zu  scherzen. 
Ilnsi'.  (eig.  wol:  du  bist  munter,  gut  aufgelegt.)  c)  ,Er 
ist  W(d  drau',  gut  angesclirieben.  Ilose. ;  vgl.  an  113  d^. 
Bös  (übel)  dra  ,s7,  in  übler  Lage  sein  (x\  S;  Z.  ,Letz 
dran  sin',  im  Irrtum  sein.  Hosr.  .Nachwerts  verstond 
sy,  dass  sy  unrecht  dran  gsin  sind.'  LLav.  1581.  Ebenso 
1(395  SciioiiiN«.  ~-  Dr.   han:    1)  Anteil   haben   B. 

2)  I  ha  grad  Ni'td  drä,  vermag  die  Last  (Aufgabe)  nicht 
zu  bewältigen  (iuHe.  —  o)  die  Folgen  von  Etwas  zu 
tragen,  zu  leiden  liaben  Gl;  Gk.  —  1)  sich  begnügen, 
gefallen  lassen,  (lad  so  drä  hä.  icic  's  stät  und  gut 
.-Vi'.  —   l>r.  gäu:   I)  auf  eiiioii  Handel  eingehen  S.  — 

17 


259 


An, 


eil,  111,  on,  iin 


260 


2)  abstellen,  von  Tieren  (in  Seliuiler.s;  vgl.  drüf  ijä, 
zn  Grunde  gehen;  .dran  sehlair.  zu  Boden  .sehlagen V 
Mani'EL.  —  dr.  chon:   1)  an  die  Reihe  kommen  Bs;  Z. 

—  2)  .sich  begnügen  Ar;  .acquieseere'.  In.  B. ;  als  wahr 
anerkennen,  zugcstehn  (tl.  —  3)  drä  chä  t)iüesse,  .sich 
dem  Spruche  des  Kichters  unterziehen  müssen  GrHc. 

—  dr.  (glauben)  müssen:  herhalten,  leiden,  zu 
Grunde  gehen  müssen  Z.  —  dr.  bringen:  zu  Etwas 
bewegen  S.  -  dr.  tuen.  Wenn  Jemand  recht  wohl- 
genährt aussieht,  sagt  man:  er  wird  aW''  drä  tue,  er 
wird  eben  brav  essen  und  trinken  SchwE.  Z'vü  drä 
tue,  eine  Sache  übertreiben  Z  und  schon  bei  UMey. 
Chron.;  LLav.  1.581.  —  dr.  denken,  in  Dankbarkeit 
oder  (iroll  Bs;  a.  T>e>d;-dran.  -  dr.  triben,  dnl  loiir 
dribe:  Etwas  beabsichtigen  Bs. 

Haus-oben-dran.  iV  will  H.  si",  der  Erste, 
Oberste,  Vornehmste  GA. 

gross-dran:    pralilerisch,   hochmütig,  stolz  G  oT. 

da -dran:  verstärktes  daran  BSi. 

l>enk-dran  ni.  Wenn  Kinder  ungeduldig  nach 
Geschenken  fragen,  so  wird  ihnen  zur  Abfertigung 
etwa  versprochen :  es  ipddirjs  Nilteli  [kleines  Nichts] 
und  e  lä)if/e  Doildra  S. 

des-dran:  doshalb,  deswegen,  darum  S;  vgl. 
dran  1  c. 

ann,  aiine  Adv.,  gleichbed.  mit  an,  aber  nur  in 
Verbindung  mit  ,sein-  und  , haben',  also  nur  von  Ver- 
hältnissen der  Ruhe,  entsprechend  der  Präp.  m.  Dat. 
B.  Der  Tisch  ist  ann,  steht  fest  an  der  Wand,  stösst 
daran.  Eis  Hits  ist  am  andere  anne,  dicht  daneben; 
vgl.  an  II 1  a)  an  Etii:  ü".  Ann  sl,  vor  einem  Hinder- 
niss  stehn,  keinen  Ausweg  finden;  vgl.  an  II  3  d  a. 
Es  Chleid  ann  (anne)  liä",  anne  h'hä,  hlialte,  an  be- 
halten; vgl.  an  II  3  c.  —  dar-,  dranne=  daran  mit 
obiger  Beschränkung  B. 

.Ajihc"  mit  iler  Vcrkiirziuij^  «»»  verilaiikt  suiue  Eutstehuujr 
ilom  Bestrclicii,  die  VorhiUtnisse  von  Beweguug  uriil  Kulie, 
Linie  und  Puiilit,  auch  sprachlich  zu  unterscheiden,  und  da 
die  das  Ziel  hczeichncndcn  in,  Tis  zur  Bezeichnung  dos  Spiol- 
raunics  der  Tiitiglvcit  ihre  innen,  umen  nnd  inn,  vss  (jene  aus 
alid.  hinanit,  nzaiia,  diese  aus  ahd.  i7iiie,  Ttze)  zur  Seite  haben. 
so  hig  die  Analngiuhildung  nahe.  Ableitung  von  der  ahd. 
Verdoppelung  amm  (wie  iuin)  ist  nicht  anzunehmen,  weil 
diese  letzteren  Bildungen  nur  für  die  Präp.  gelten.  Der 
Bed.  nach  verhält  sich  ann  zu  dem  Adv.  an  (ä)  ähnlich  wie 
iiß  :  uf  (s.  Sp.  118),  inn  ;  in,  um  ;  üb,  indem  die  Formen 
mit  kurzem  Yoc.  nnr  .luf  die  Frage  Wo?  stehen;  aber  in 
uff  ist  der  kurze  Voc.  erst  durch  Verkürzung  entstanden,  in 
«im  ist  er  ursprünglich.  ~  Im  Ggs.  zu  obigem  mit  gemin.  n 
gesprochenem  anne  bezeichnet  das  aus  .auhin'  verstüuimelte 
(»7it'  die   Bewegung. 

än-Iich  .xnduN^v;  Z:  wie  iihd.  Oft  in  der  Formel 
üf  und  unli,  von  auffallender,  sprechender  Ähnlichkeit 
lies  Äussern  zwischen  Blutsverwandten,  bes.  Kindern 
und  Eltern;  er  ist  üf  und  ä.  sin  Vater,  das  Ebenbild 
seines  Vaters  Z ;  er  f/llchet-em  üf  u.  ä.  Gl,  wofür  ebd. 
auch  kürzer:  er  ist  der  iinli  Vater.  In  S  auch  üf- 
änlieh.  Vgl.  üf  B  1 1)  Sp.  119.  Syn.  har,  ahgesclinetzlet. 
~  \\\) - :  =^  üf  und  änli'eh,  eig. :  leibhaftig  ähnl.  I>as 
Cliind  ist  slr  [seiner]  Miieler  ld)änliij  S;  THErniat. 
Dann  auch  allgemeiner,  von  Sachen:  ganz  ähnlich  S. 
In  8  auch  die  nahe  liegende  Ent.stellung  liehatdiij. 

Die  Herkunft  von  ä.  aus  ahd.  anafyiUich  verrät  sich  noch 
in  dem  Ausdruck  Tschudi"s:  ,der  alte  briuf  ist  dem  uüwcn 
angclii-h'   |aiiglcii'li|. 


an-lecht,  -ig  a-lcci:lii,  -iij:  schmächtig,  schwäch- 
lich, mager,  hager,  unansehnlich  von  Gestalt,  von 
unschöner  Gesichtsfarbe;  dann  auch:  von  geringem 
Stande.     En  ülächtirjs  3IannU  Uw. 

Von  an,  in  der  unter  den  Comp.  3.  angegebenen  Bed., 
mit  der  adj.  Bildungssilbe  -leiht,  welcher  noch  pleouastisch 
das  allbeliebte  -ig  angehängt  wird.  Vgl.  das  scheinbar  ent- 
gegengesetzte, aber  faktisch  synonyme  ubläehiiij,  kraftlos,  fade. 
Schmoll.  1-  1428.  Da  neben  diesem  auch  atilüg,  -iij  besteht, 
und  schwz.  anUuj,  schief  ansteigend,  vorkonimt,  so  ist  es 
möglich,  dass  dieses  bei  der  Bildung  von  an-lächt  zur  An- 
lehnung gedient  hat,  weil  sonst  an  in  jener  Bed.  nur  vor 
selbständige   Begriffsw.   tritt. 

an  s.  and.       Heb-Ann(e)  s.  Heh-Aiiiiii  Sji.  212/3. 

Anna  Annr  ZS.,  Ann  Ar;  G;  Z  (derb),  Aniii  .\a;  B 
(derb);  F;  L;  Sciiw;  Uw;  W,  Antsch  i  Gi.  (derb),  Aiineli 
Ai>;  F;  Gl;  Gk;  G;  Sch;  VOrtk;  Z,  ,Andli-.  1070  Wetz., 
ebenso  u.  ,Endli'.  GHdschr.,  Annel  und  Ai/el  (m.) 
ZO.  (derb),  Anne  ZG.,  Änni  Aa;  BM.;  L;  ZO.,  Änneli 
\\;  B,  Nann  Ap;  L,  Nanni  Ap;  Gr;  U;  Z,  Nänne  Z, 
Ni'inni  Aa;  BsL.;  Gl;  L;  Uw;  U,  NänncK  Ai-;  Uw;  Zn; 
Z,  Ndnettr  Av;  Z,  Nette,  -i,  -li  Z:  1.  w.  Taufn.  wie  nhd. 
Änni,  Änneli  AaHoH.  =  Johanna.  In  Kinderreimen: 
Änneli  Ffanneli  Hecliastil :  Wenn  d'  das  nüd  merkst, 
so  ehast  ni'ul  vil  Ai'.  Änneli  Pfanneli  (Anni  l'fanni  h) 
ClicsseUhixIa:  Was  du  säst  (seist  li)  ist  alls  erloga  kv. 
Anni  I'faitni  ühesselhor/e,  Sihe  Jor  am  LuUi  (fsutje  L. 
In  dem  entstellten  Bettelspruch:  ^-1«»»  Ijufj'e  Chritiidi- 
hci",  Gih-nier  e  Wurst,  so  chumm-i  hei'"  Z  soll  ,Aniia' 
anspielen  auf  Ilamme,  Schinken,  Laffe,  Läff'li  für 
Schulterblatt  des  Schlachtviehs.  —  2.  Da  der  Name 
sehr  beliebt  und  verbreitet  ist,  so  gewinnt  dieses  W. 
in  gewissen  Verbindungen  fast  appellative  Bed.  = 
.Mädchen.  Frau  übh.  Annali  rutsch,  rutsche,  rücke! 
ein  Kinderspiel  ähnlich  dem  Vöfjeli  flity  üs!  wobei  die 
Plätze  vertauscht  werden  Ar.  Beden,  wie  's  Änneli 
hiiii  Brunne,  Alles  durch  einander,  unzuverlässig 
ScuwMa.  B'reihe  [bereichen,  treuen]  icie  's  Anni  go 
Eisele  [Einsiedeln],  gerade  zur  dortigen  Beichtstunde 
eintretl'en,  also  nicht  warten  müssen  L.  Aller  [alla  Ap) 
Bitebe  Änneli  heisst  ein  Mädchen,  das  mit  allen  Bur- 
schen Umgang  pflegt  Ap;  B.  's  brün  Änneli,  das  in 
Begleit  eines  Knaben  umziehende  Mädchen,  welches 
den  Frühling  ansingt  Aa,  vgl.  Marpji.  Änneli  heisst 
auch  die  Heldin  mehrerer  alter  Volksballaden,  hinter 
welcher  eine  alte  Göttin  stecken  kann,  aber  nicht  der 
Name  der  altn.  ,Nanna%  vgl.  Lür.  Sag.  S.  74/5.  Es 
("rechts)  Nänni,  weibischer  Mensch  L;  zu  Grunde  liegt 
der  Begriff  der  Dummheit,  es  dumms  N.  =  es  d.  Bnhi, 
ebd.  —  3.  da  der  Anna-Tag  in  die  Erntezeit  fällt, 
auf  den  2ö.  Juli,  Jakobs-Tag  auf  den  25.,  so  heisst 
es:  dr  Jakob  und  's  Änneli  gÖ  [gehen]  mit  enangere 
[einander]  z'Ern  S.  Auf  den  (tessinischen)  Alpen  ist 
St.  Jakob  und  St.  Anna  der  Zeitpunkt,  wo  die  Milch 
der  Kühe  gemessen  wird,  wonach  der  Anteil  ihrer 
Besitzer  an  den  Milchjirodukten  bestimmt  wird.  Jakob 
und  Anne  —  sotted  [sollten]  d'Trübe  hange,  nicht 
mehr  aufwärts  gerichtet  sein  Z.  Da  übrigens  , Jakob', 
Joggeli.  unter  den  männlichen  Namen  eben  so  häutig 
i.st,  wie  ,Anna'  unter  den  weiblichen,  so  linden  sich 
die  beiden  Namen  auch  sonst  formelhaft  verbunden, 
so  dass  z.  B.  ein  Joggeli  und  ein  Änneli  (d.  h.  ein 
Bursche  und  sein  Mädchen)  schon  in  der  Sage  von 
der  Einnahme  des  Schlosses  Rotzberg  (1308)  als  Haupt- 
personen vorkommen.  JCWFissENBAni  1702.    Während 


•itil 


An,  en.  in,  on,  llil 


M 


dies  auf  den  aiipell.  Uegriff  (2)  zurückweist,  erscheint 
die  Heilige  Anna  als  Helferin  s^Jf*"  Heuschrecken- 
plage, indem  eine  Procession  zu  ihr  veranstaltet  wird. 
iler  die  schädlichen  Insekten  folgen  müssen,  um  dann 
auf  einen  Gletscher  gebannt  zu  werden.  Alpenpost 
II  51.  Ob  diese  Verehrung  der  h.  Anna  sich  nur  auf 
die  Stelle  ihres  N.amens  im  Kalender  (eben  in  der 
Erntezeit)  gründet,  oder  ob  diese  Stellung  selbst  einen 
m_ythologischen  Grund  hat.  bleibt  fraglich. 

,.\Dua"  urk.  Hi  Z  (iaii,  .Auimli'  Z  Wiut,  löiKi.  ncuestciis 
in  hohem  Kreisen  wieder  Anna  aus  der  Schrit'tspr.  Annr 
sonst  nur  in  Verbindung  mit  andern  Namen.  Die  Formen 
auf  cinf.  -i  und  -igclii  sind  weniger  verkleinernd  als  ver- 
(fröhernd,  immerhin  vorwiegend  n..  seltener  (die  erstem)  f. 
nach  .\nalogie  der  Feminina  auf  -i.  In  AmjiJ  steht  nij  rein 
lautlich  für  im,  wie  nd  in  Andli.  Per  Umlaut  ist  in  den 
Formen  auf  -;'  aufgekommen  und  von  da  auch  in  die  Grund- 
formen (Äime  usw.)  eingedrungen.  In  den  Formen  mit  anl.  »i 
ist  dieser  Laut  reduplicierend  vorgesetzt  wie  m,  b,  d,  t  in 
Kosewörtern  der  Kinderspr.  JVette  verk.  ans  frz.  Annette. 
.Enne'  bei  HPest.  1781  wird  als  frz.  Übersetzung  von  Anneli 
gegeben.  —  S.  noch  .' Anni.  —  2.  Da  A.  gelegentlich  die 
Bäuerin,  die  Hausmutter  meint  {.Und  's  Anni  rüstet  's  Oufft- 
srJio',  schliesst  der  Bergbesteiger,  da  er  aus  den  Hütten 
Rauch  aufsteigen  sieht.  Schweizerb.  1820),  so  lässt  sich  das 
später  folgende  Nänne  =  Mutter  usw.   erwägen. 

Schiess-  schtlss-ane:  voreilige,  unvorsichtig  zu- 
fahrende Person  Z. 

, Schiessen'  im  S.  von  .stürzen",  ,Aune'  appell.  (s.  2)  wie 
Fürchgret,  furchtsame  Person  u.  ä.  Oder  ane  =  anhin,  drauf 
losV  Dann  wäre  der  Name  imperativ,  gebildet  und  nicht 
hieher  gehörig.  Der  Accent  spricht  für  die  erste  Auffassung, 
die  zweite  mag  mitspielen. 

ana  {<ina  ApM.):  Interj.  der  Verwunderung  und 
Abwehr.  Ana,  ana,  ei,  ei!  Ana  b'hüet-i.s  trüli,  be- 
wahre uns  Gott  davor  Ap.  —  Viell.  zsgs.  mit  na,  d.as 
freilich  selten  gehört  wird;  vgl.  aber  auch  an-hin. 

Anares:  m.  Taufn.,  Andreas  GRh. 
Annagle,  Anniiglete,  Haue  im  Mühlstein,  s.  Ant- 
Iräfili. 

ane  äni  BO.  (nach  Zvro  änijf;  F;  GuValz.;  ZS.. 
sonst  meist  ö»;  (öni  AALeer.),  ü'^ni.  AABb.;  Gr.;  GO.; 
ScH,  üni  BoDF.NSEE;  ZW..  ,un  .\a'.  Id.  B.,  ä  (in  ge- 
wissen formelhaften  Verbindungen)  BO. ;  GW.;  Z, 
,onet'.  XVI.,  ,anent'  B  Handv.  XIV.,  önist  Ap;  Gr, 
ü'nist  GWsst.:  ohne.  1.  a)  Präp.  wie  nhd.,  aber 
eigentümlich  in  den  Formeln:  ä  Köt  [ohne  Nötigung, 
Zwang]  /«";  ä  fc!c",  unfehlbar  BO. ;  öni  hören,  unauf- 
hörlich Gk;  ö)ie —  Ap;  ä  G'för  GW.;  öni  G'fär  ZK., 
ungefähr.  ,Den  andern  ohne  Schaden  han',  schadlos 
halten',  vor  Schaden  bewahren  oder  nachher  ent- 
scliädigen.  1490  Rothesiiuug.  ,Der  fall  geschihet  ohn- 
versehens  und  gähling,  und  oft  gar  ohn  zeit.'  JFiHof- 
MSTR.  164.5.  -  b)  .\dv.  äne  si"  ni.  (ien..  entbehren, 
frei  sein  von  .  .  .  ,Üb  caplanyen  da  wärcnd,  <lero  man 
mit  der  zit  an  sin  möclite.'  I.")'25  Eci.i  Act.  ,Er  i.st  der 
Anfechtungen  des  fleischs  nit  on.'  Zwinuli.  NU  ä.  sl", 
nicht  oline  Grund  (zur  Beachtung,  Wertschätzung, 
Vermutung,  Befürchtung);  e.s  int  niid  ä  B,  öni  Z,  es 
hat  seine  (iründe,  non  e  rc  est,  syn.  nit  itn  Wer/.  Im 
XVI.  häutig  zur  Einleitung  eines  Antwortschreibens, 
z.  B.  ,w'ir  haben  gesechen  üwer  schriben  und  ist  nit 
ane . . .'.  nicht  aus  dem  Leeren.  .So  ist  nit  ou,  es 
muoss  zu  grossem  schaden  der  Christenheit  erwachsen.' 
ZwiNiiLi.  ,l)(ich  ist  nit  on.'  LLav.  1.S7.S  =  .kan  niclil 
geläugnet  worden.'  ebd.  lüTo,    .Nun   ist  zwor  nit  rmnc. 


wir  sind  gewarnet  worden.'  ARvfp  1600.  —  ,Das  ma- 
niger  arme  handtwerker  auff  ain  tag  sovil  onwirt  und 
verzert.'  JStratss  (von  Basel)  1.522.  .Auf  das  wir  der 
Sünden  on  wurdind.'  1.5.31  I.  Petu.  =  ,sunden  loss'. 
ebd.  1548.  .Damit  ein  Anderer  [Bäcker]  ouch  möge 
synes  Brots  ohn  werden.'  Z  1617.  —  2.  a)  ausser, 
ausgenommen,  nach  ,all,  wenig,  kein.  Nichts'  oder 
Superlativ.  1)  Alli  uni  mi'''  GA.  All  oni  eine,  nicht 
zweideutig  wie  der  schriftd.  .-Vusdruck  .bis  auf  einen'. 
Id.  B.  ,Er  mag  verkaufen  [.\lles],  was  er  will,  anent 
das  hus,  da  er  in  ist.'  B  Handv.  XIV.  .Ire  federen 
sind  allenthalben  schwarz  on  an  dem  hals.'  1557  Vogelb. 
2)  Uni  was  d'Fabrike  sind  [ohne  den  Verdienst,  den 
die  F.  darbieten],  cluf-me  NiU  verdiene  ZW.  ,Kein 
panner  onet  allein  die  einig  bluttig  [einzige  blosse] 
Zürich  panner.'  HBull.  .Wen  achtet  er  ungehorsam 
und  ufrüerig  sin.  onet  die  sich  siner  Tyranny  ...  nit 
underwärfendV'  HBull.  1551.  ,Wir  haben  hie  uss 
Frankrych  wenig  onet  ungwüsse  Geschrey  [Gerüchte] 
und  Reden.'  Lind.  Wint.  Chr.  .Der  nichts  tauget  ohn 
zum  brennen.'  R.  u.  CMey.  1650.  .3)  Die  änderest  o 
ene,  die  zweitunterste  Ap.  Der  ältist  oni  eine,  der 
Zweitälteste  ü.  .Sein  jüngster  Sohn  ohne  einen',  der 
zweitjüngste.  1722  Mise.  Tic.  ,Der  klinst  [sc.  Buob] 
oh  Sachs.'  1701  JCWeissenb.  .Das  best  houpt  an  (on) 
eins',  das  zweitbeste  Stück  Vieh,  als  Abgabe  beim 
Tod  eines  Hörigen,  häufig  in  OiFn.  Einmal  mit  Dat.: 
,Der  lezt  Tag  des  Merzen  aun  [d.  i.  «w]  Einem',  der 
vorletzte.  B  Urk.  Selten  bei  Grundzahlen:  .hat  geben 
an  eis  vierzig  pfunt',  .39  Pfund.  Winterth.  1330.  — 
b)  Conjunction  vor  neg.  Bedingungs-  und  Folge- 
sätzen: es  sei  denn,  dass  . .  .,  ohne  dass  . . .  Es  siiecht 
keine  der  ander  hinder-em  Ofe,  nni  er  sty  [sei]  selber 
dehinde  y'si  GA.  We  (jeng  's  echt  [wie  gienge  es  wol] 
de  Lüte  uni  (j'strälet  und  (j'luset?  wenn  sie  nicht  ge- 
kämmt würden  GSa.  {mii  streift  hier  teils  an  2  a. 
teils  an  das  Präfix  ,un-').  .Nichts  ist  unrein  an  im  selbs 
[an  sich  selbst],  on  der  es  rechnet  für  unrein',  ausser 
wenn  Einer  es  ...  ^  sondern  nur  was  . . .  1548/60  Rö.m. 
—  .3.  Conj.  aber.  Jes,  tvo-mer  d'Chind  i  der  Fabrigtje 
schü  [schön]  rerdiened,  chäm-i  vorivärts.  Uni  iez  ver- 
langt der  Pfarer,  i  müess  d'Chind  wider  i  d'Schiiel 
schicke  Gl. 

Mhd.  und  noch  ä.-nhd.  änc  Die  Verdunkelung  des  Voc. 
schreitet  zunächst  von  a  nach  ö  (wie  in  nlid.  .Argwohn'  aus 
Aiytfän),  dann  von  ii  nach  ii;  die  bücberd.  Form  Igespr.  'uii) 
ist  aber  im  Begriffe  die  einheimischen  Formen  .allenthalben 
zu  verdrängen.  Die  Verkürzung  des  W.  zu  an  ist  von  den 
Lautgesetzen  der  MA.  gefordert  und  konnte  weiter  zu  blossem 
a  fortschreiten  (das  sich  dann  mit  a  =  ,au'  lautlicli  nielir 
oder  weniger  dockt).  ,.\n'  XV.  XVI.  häufig,  ,ann'  154.5 
Ndw  Landb.,  noch  1019  bei  VFriedr.  .ahn  alles  geschrei." 
,Ohn'  lfi50  R.  u.  KMoy.  Dazwischen  bei  HBull.  1.5.51:  ,uch 
onet  und  ussert  der  H.  Gschrift  allein  durch  Menscheu- 
satzungen  regieren  lassen.'  In  der  FimmiicI  «  A'i.i  war  .\bfall 
des  »1  noch  durch  den  folgenden  .\nlaut  begünstigt.  Amt, 
Onet,  scbi'inen  das  selbe  t  augeiuuumen  zu  haben,  wie  manche 
nhd.  Advv.  (..jetzt,  sonst,  cinst'l  und  das  sebweiz.  mint  (nrln-n-i). 
Onisi  (das  nicht  als  Präi».  zur  Verwendung  kommt)  bat  den 
Schein  einer  Superlativbildung  bekommen,  vgl.  nhd.  .selbst, 
nebst,  einst,  sonst'  und  die  Schweiz,  linist,  iindmi  usw.  Der 
Schlussvoc.  j  ist  der  selbe,  welcher  immer  dem  schriftd. 
Aushmte  ,■  entspricht,  wo  voc.  .\uslaut  (gegen  den  Geist  der 
MA.)  inubebalten  werden  will;  die  Büclierspr.  scheint  dem- 
nach seit  lange  in  diesem  \V.  den  Ti>n  angegeben  zu  haben 
auf  KttstiMi  des  einzig  kiiusetiuenteu  atn}  bezw.  on.  un.  wel- 
ches   iu    ib'Ul    folgendrn  (',,tn|i.   als    Adv.    sieh    f,'sl   behauptete, 


263 


All,  eil,  111,  üii.  Uli 


264 


während  es  .als  Präiios.  wegen  der  ilim  erwachsenden  Not- 
wendigkeit zu  lautlichen  Anhequemungen  wenig  geeignet  war. 
—  Nicht  bloss  dem  Laut,  sondern  auch  der  Bed.  nach  grunzt 
das  aus  ane  verkürzte  ä  an  das  alte  Prüf,  a-  s.  Sp.  1/2; 
vgl.  nhd.  , Ohnmacht',  mhd.  ämaht.  Es  ist  daher  schwer  zu 
entscheiden,  mit  welchem  n-  das  Adj.  a/ädiij,  ohne  Fäden, 
zsgs.  sei.  Auch  Berührung  mit  un-  (welches  z.  B.  iu  Ap  li- 
lautet)  liegt  nahe;  s.  o.  1  a  die  Stelle  aus  Hofmeist.  —  Die 
Bed.  2  erklärt  sich  aus  1  leicht,  dann  aber  auch  3  ans  2 ; 
vgl.  ahd.  nzar  (ausser),  welches  auch  ,aher'  bedeutete;  mhd. 
trau,  nur,  als  (n.ach  Negation):  aber.  —  2  a.  Für  die  Vor- 
anstellung der  abzuziehenden  Einheiten  vor  die  runde  Zahl 
(2  a  Schluss)  s.  auch  ein  IIb  und  Schmell.  1"  84;  vgl. 
auch   lat.    luifle-,    duode-viyinti  etc. 

dar-ilne  drä^  GrV.,  Ob~.;  L;  Z«;  Z,  drä  GuSav., 
Sculm,  drün  Bs;  GR^angw.,  drö  Aa  (trö  Staufeii);  Ar; 
Bs;  Th;  ZB.,  0.,  drn-'  Ai-K.;  GTa.,  Sa.;  ScuSt.:  (dar- 
oliiie)  ohne  da-sselbe.  Drön  gün,  ohne  Etw.  fortgehen 
Gr  (Langw.V)  ,Was  sött-i  da  Bündel  sclio  üf-nii? 
ijät-me  docli  rim/er  [leichter]  drö.'  Müsteri.  I  clia  's 
drn  madie  Z.  .Er  halt  nüt  uf  das  sacranient  des 
jüngsten  toufs  [der  letzten  Ölung];  de.sshalb  hat  er 
einen  daran  lassen  sterben.'  1.52'J  Egli,  Act.  ,Ein 
yeder  liandel  wirt  ab  verwendten  [durch  künstliche] 
reden  schöner  weder  [als]  dron.'  Zwinrli.  Bes.  ver- 
breitet ist  die  E.\.  dr.  sin,  es  entbehren,  freiwillig 
oder  notgedrungen,  meist  verbunden  mit  .kriunen', 
bes.  von  leibl.  Bedürfnissen  wie  Speise  und  'J'rank. 
auch  von  Gewohnlieiten.  Me  mues  d'Lüf  ha  [nehmen]. 
mie  s'  situl  oder  drö  si.  ihres  Umganges  ganz  ent- 
behren ZO.  ,Wenn-me  's  nit  so  g'set,  so  wird-me  au 
nit  fj'lustig  [lüstern]  dernö  und  clia  gar  ordeli  drön  si' 
Brkitenst.  1863.  I  rauche  sclio  mängs  Jor  Bach  und 
chöiint  niid  drö  sl  Ap.  .Kann  kum  sin  dran.'  Salat. 
.Wend  ir  m  [iliii,  den  Ablass]  nit  lösen,  so  sind  doran.' 
Manuel.  ,Ali(iua  re  facile  carerc:  wol  mögen  dron 
seyn,  ring  mögen  inanglen.'  Fris. 

Während  einige  IMAA.  ilaränc  und  duräti  in  di-a  zusainincu 
rinnen  lassen,  vermögen  andere  die  beiden  WW.  gut  im  Voc. 
von  einander  aljzuhehen.    —    .S.  auch  das  syn.   dar-nm. 

onist:  1.  =  ätie  (Jonj.  Sji.  262.  —  2.  Adv.  ohne  dies. 
sonst  GrHc.  ,l)en  schitfman  bad  ich,  er  solte  mich 
umb  güttes  willen  über  see  fieren,  die  will  er  doch 
annest  villicht   liir   heim  miesste  faren.'    1-572  Platt. 

an  ig:  frei,  ledig.  ,Dass  unser  land  von  allen  er- 
diensten  entbrosten  und  änig  sie.'  1497  Herko.mmen. 
.Dass  sy  des  bettlens  ä.  und  dest  bass  der  geschriift 
obligen  möehtend.'  Bossh.-Goldschm.  .Laster,  deren 
Christen  billich  ä.  sin  sollend.'  1530  Egli,  Act.  ,Das 
jr  aller  frömbden  herren  und  schaden  ä.  werden  möch- 
tind  und  verhüet[et].'  Zwinoli.  ,Der  des  geyts  ä.  ist.' 
1.5,31  Prov.  =  ,der  den  gyt  hasset'  ebd.  1548. 

Mhd.  aincc,  unmittelbar  von  üiic  gebildet,  ,ohne  seiend'. 
Später  auch  entstellt  in  einig,  s.   d. 

ent-änen  refl.:  sich  entäussern.  ,Wil  der  Vatter 
sich  des  hofs  entäiien  sechs  wuchen  und  dryg  tag,  so 
mag   er    das    Kind    enterben.'    Offn.  Altorp.   —   Mhd. 

cnliiiiiit,    rntantrrt.    —    S.    auch    das   syn.    ei)1-firtif/cit. 

ane  s.  an-hin. 

anne:  Zu.samnicnruckung  der  Präp.  an  mit  tonlosem 
Pron.  pers.  1)  der  3.  P.  m.  Aec.  Sg.  =  an  ihn,  2)  der 
3.  P.  PI.  Dat.  =  an  ihnen. 

Ar\nc]ia,da,di  =  AdrJliiitiidii  Sp.  8.5. 

Anemone  A'^iijaöndli  Z  seit.,  A'lriiiöiidli  .\a;  Z. 
SnlciiKiiid I i    '/,  11,:     1.    iiiulcnaiiciiiiHh'.    ancniiiiii' 


hortensis  Z.  —  2.  sternblütiger  Winterling,  erantliis 
hieraalis  Salisb.  AABb. 

Aus  dorn  lat.  W.  mit  Vertauschung  des  erstem  n  an  das 
vrwdte  l  dem  Wohllaut  zu  lieb,  wie  in  it.  Dial.  das  zweite  « 
weichen  musste  (aytemolo).  Das  vorgesetzte  «  vom  Art.  her. 
.Animoni  ist  ein  Bluemen.'  JCWeissenb.  1702.  —  Bed.  2 
beruht  auf  der  äussern  Ähnlichkeit  beider  Blnmeu. 

änen:  ahnen.  Mit  Aec.  P.,  es  änid-mi''''  Nnw.  — 
Vgl.  äiideii. 

änbar  „änb>'r":  strafwürdig.  „Ein  ahnberes  Wört- 
chen S."  —  Von  änen  im  S.  von  .ahnden'. 

an  er    äihr    s.    an-her.  anner,    anner  ig    s. 

ander  usw. 

Annei'es,  dim.  A'nnersehli:  m.  Taufii.  Andreas 
GSev. 

Wechsel  von  nd  und  nn,  «  und  eeh  in  gewissen  MAA. 
häufig,  noch  häutiger  die  Einschiebung  eines  furtiven  n  als 
Übergang  von  einer  Liq.   zu  anderen  Conson. 

Anes  s.  Agnes  Sp.  128.  ani  s.  an-hin. 

Anni  n. :    Narden-,  Burstgras,   nardus  stricta  BSa. 

Schatzmanns  Schreibung  ,Äni'  führt  viell.  auf  die  richtige 
etymol.  Spur,  indem  für  unser  Gras,  das  in  Büscheln  wächst, 
welche  vom  Vieh  ausgerissen  und  von  der  Sonne  gebleicht 
auf  der  Weide  herum  liegen,  die  Vergleichung  mit  Gross- 
mütterchen (s.  Ane  Sp.  2G1).  bezw.  di'Sscn  welkem,  strup- 
liigeui   Haar  nahe  liegt. 

Annina  f.:  w.  Taufn.,  angeblich  Anna  Katharina 
GRJjdq.,  wahrsch.  aber  nichts  Andres  als  das  it.  Dim. 

Anis  B  tw.,  Anis  Mg..  mhIs^  Bs;  Z,  enis  Gr  tw., 
enis  Gr,  cnes  Ap,    V'nis  (nasal.)  GU..  Rh.  —   Ton  auf 

1.  Silbe  —  m. ;  1.  Anis,  jnmjiiiiella  anisuni,  allg. 
.Aniss'.  ß  Kai.  1745.  .Anicetum.  anisum:  eniss  oder 
äniss.'    Fris.;  Mal.     EnesU  (dim.),  Anissamen  Ap.  — 

2.  Fenchel.  fVeniculuni  offlc.  G. 

„Stern-  f.:   Bergwohlverlei.  arnica  montana  tiu." 
Aus  dem  lat.  W.  umgedeutet;   die  Zss.  mit  , Stern'  bezieht 

sich  auf  die  strahlenförmig    um   den    Blütenbodi'ii    stehenden 

Randbluten. 

aniwieren:  sich  ereignen  SrnwE.  —  Vei-derbt  aus 
.arrivieren',  frz.  arrirrr. 

iinno  (DDir:  im  Jahre  (so  und  so).  Aus  dem  Lat. 
—   S.    Tuhak. 

ane,  äiii  s.  an-hin. 

Äncclier  m. :  eine  süsse  Apfelsorte  SSchw.  Si'ir-: 
saurer  Apfel  ebd.   —   Zfgs.  nüt  Arhr  S]).  fi.'i/fl. 

Anikli  s.  Enekli.        änen  s.  üiiidcH  Sp.  213/4. 

iine.se  (iiirs<,:  Interj.  der  Verwunderung,  des  Ekels. 
Anesa  pfutter  Tüfell  GO.  —  ZusarnnumrUckung  von  ä  im" 
HO,  den  selben  Bestandteilen  wie  in  dein  unter  ü  V  Sp.  4 
mitgeteilten  äwnv. 

Änete  -»inrtr  f.:  Ente  PPo.  —  .\hd.  miui,  lat.  iiiini-, 
it.   aaitfa. 

äiiige  s.  einige.         änisch  n.  jiiniscli. 

ällllliar  anohar:  Interj..  lasst  sehen,  mich  wundert, 
was  meinst  du?  ,A.'  tras  chuiint  da  ram  U^alles?' 
W  Hauskai.  1843.  A.  chiiunt  's  leid?  ob  es  nicht 
sclilechtes  Wetter  gibt?  W.  —  Von  der  ahd.  Fragepart. 
t'int,   imi   und   mit  Jiar,  her,  zsgs. 

en  s.  el  Sp.  10.  11.        e  ii  s.  1.  in   l'räp.    2.  and. 

enauwen  s.  ncissira.         eni'bet  s.  nehen. 

i'iiciwi'l  s.   tii'issirt'lch. 


All,  eil,  in.  (111.  Uli 


266 


i?ne'';  -i;  -es  äiir,  -/,  -es,  zsgez.  «e«s  Zg,  sonst  als 
(ScHwMuo.  ^ne,  ^s),  PI.  äni  —  «  noch  vorwiegend  kum 
—  AaZ.;  Gl;  GrD.  (««»«);  GA.,  Eh.;  SCHW;  UwE.;  U; 
7j  (am  See  t),  e'na — e'nes  oder  e's  ApK.  ;  GRli.  It  T.. 
('ueusw.  GO.,  d^.ne;  -i;  -es  AaF.;  Zu;  ZKn.  (.«,  ntr. 
-CS  n. -ers):  Pron.  demonstr.  1.  jener,  fast  allg.  ,Wie 
enni  Frau  z'spruHje  chtiiiiit."  gesprungen  kommt.  Stctz. 
,E)ii  Wuche',  die  letztvergangene  Woche,  ehd.  (all- 
gemeiner gebräuchlich  die  comparative  Form  die  euer' 
W.).  hiem  han-i  's  g' macht!  Jenem  (dem)  hab  ich 
den  Meister  gezeigt!  Gü.  Inere  ist  recht  r/'schi !  Jener 
[Frau]  ist  r.  geschehen,  ebd.  .Dem  für  die  stat  ge- 
botten  wird  [der  vor  das  städtische  Gericht  geladen 
wird]  von  geltes  schulden  [weil  er  Schulden  bezahlen 
soll],  kumt  der  harin  [herein],  den  soll  enne  [der- 
jenige] an  rechen  [verfolgen?  oder  1.  .anvechen',  be- 
fehden?], dem  er  denne  gelten  sol,  und  han  [er  soll 
ihn  festhalten].'  Stadtr.  Baden  1290.  ,L>es  klägers 
buosse  stat  an  [steht  bei]  des  rates  bescheidenheit 
[Gutflnden]  und  ir  eide  [die  Eide,  welche  Kläger  und 
Beklagter  zu  schwören  haben]  nach  ens  schaden  [ge- 
mäss dem  Schaden  Jenes,  des  Klägers]  und  nach  an- 
derro  gelegenheit  [nach  dem  übrigen'  Sachverhalt].' 
7i  Richtbr.  1304.  .Einer  diss,  der  ander  ens.'  Edlib. 
.Disers  oder  ens.'  ThPlatt.  ,Wolte  ein  teil  disen. 
der  ander  teil  enn  [Jenen,  als  Obmann].-  Edlid. 
.Folgend  etlich  dem,  der  ander  em'  [z.sgez.  aus  ,enem']. 
ebd.  ,Dert  in  ener  Welt',  im  Jenseits.  Fabri,  Pilgerb. 
Der  Fährmann  soll  den  Flüchtling  über  den  See 
führen,  ,so  er  baldest  mag  und  sol  in  in  enem  land 
[jetzt  am  euere"  L..  am  jenseitigen  Ufer]  hinus  lassen.' 
Hofr.  Wangen.  —  2.  dieser  ApK.  u.  GRh.  It  T.  In 
U  bekommt  ä.  diese  Bed.  erst  durch   beigefügtes  da. 

Mild,  i'iifr,  jener,  ijener,  auch  f/tiiier,  ijiener,  alul.  («fr  (bes. 
bei  unserm  Notker),  got.  jains.  Auffallend  ist  der  tj'berti-itt 
in  e'  Ap.  S.  noch  eUwr  (Pron.)  Die  hochdeutsche  und  rich- 
tigere Form  begegnet  nur  in  der  Verbindung  dise  und  jii'nc 
(neben  d.  u.  dene  ZO.),  meist  zur  Umschreibung  des  W. 
.Teufel'  oder  eines  Schimpfw.  Fotz  dite  u.  j.l  Du  d.  u.j.! 
Hoch  auch  sonst  im  Wechsel  mit  den  übrigen  Dcmonstrativ- 
jiron. ;  Es  ist  ä  [auch]  n'dd  Alles,  rieh  z'si";  du  chimnt  de, 
dise  und  jene  und  meint,  nie  siitt-eni  sini  SvliuJde  zaie.^  Z 
(vgl.  engl.  tUs,  that  nnd  the  other).  ,Der  dieser  und  jener 
liat  mir  das  und  das  getan,  Gott  wolle  ihn  strafen.'  Ulr. 
17'27.  In  diesen  Verbindungen  steht  nicht  nur  jrmf'  der 
Form  nach,  sondern  auch  dise''  der  Bed.  nach  von  dorn  son- 
stigen Sprachgebrauche  der  MA.  ab.  In  ä.  Lit.  läuft  aller- 
dings die  Form  mit  j-  auch  mit.  ,Das  und  jheniges'.  Kessl., 
das  ist  aber  eben  Schriftspr.  Übrigens  ist  wohl  in  der  eben 
besprochenen  Berührung  mit  , dieser'  der  Ursprung  der  Form 
'l-ene*'  zu  suchen,  welcher  auch  die  mit  demonstr.  d-  (di-,  da) 
gebildeten  oder  zsgesetzten  Advv.  (s.  Sp.  .51  Q.  u.  dSnen,  dei) 
Vorschub  leisteten.  —  Der  Übergang  zu  Bed.  2  ist  nur  das 
Uegeiistück  dazu,  dass  dise''  bei  uns  fast  durchgängig  ,jcner' 
"der  ,der  andere'  bed.    —   Syn.    1  selb. 

enerig:  von  jener  Sorte  SciiwE.  /  irott  [will] 
uüd  vo"  dem  da,  i  ivoit  Ennerigs. 

ener  allg.,  önder  BO.;  W,  -e'';  -i;  -s:  jenseitig. 
,Uf  der  änere  Site.'  Spreng.  Die  diier  Blatte,  die 
zweitnächste  UwE.  D'Geisse  wei  [wollen]  aUeunl  's 
Äner,  das  Entferntore  AaF.,  Fri.  Vr  Äner,  der  Nach- 
bar, drüben  im  nächsten  Haus  oder  in  der  anstossendeii 
Wohnung  des  selben  Hauses  L;  ZKn.;  's  Äiwre,  des 
Nachbars  [Haus  oder  Leute];  die  Äiierc,  die  Nachbars- 
leute L.  ,Aiii  enercii  Tlieil  des  Seews.'  RCys.  (der  aber 
auch  ,ulT  der  jhciicren  syteii'  schreibt).  .Erst  um  das 
jar  l'27(l  ist  sii'  |die  Kleinem  Stailt  llascll  zu  einer  statt 


worden,  Enrun  Basel  geheissen.'  Wurstis.  (.enrun', 
die  Form  des  Gas.  obl.,  hier  in  den  Nomin.  übertragen). 
—  Enerst,  (}nerist  Aa;  Bs;  B;  G;  S;  Uw;  Z,  cnjderst 
ZO. :  äusserst.  Die  änerst  Matte,  die  fernste  UwE. 
,Z'(inerist,  ad  e.\tremuin.'  Id.  B.,  am  fernsten  drüben, 
allg.,  häufig  mit  dem  Zusatz  üne.  —  Steigerungsfurmen 
zu   eVie''. 

ene"  allg.,  mit  gedehntem  Voc.  AAFri.;  ßs;  BS.; 
Ndw;  Zg;  ZKn.,  ehin  Ap;  G  oT.,  'in  vor  Voc.  S  u.  in 
Zss.,  jfe^M«  GO.,  oRh.,  s'e-ner.<!t  Jen  GO.:  1.  jenseits, 
drüben,  bzw.  diesseits,  hüben;  immer  mit  vorgesetzten 
oder  nachfolgenden  näheren  Ortsbestimmungen,  bes. 
anderen  Advv.  Do  c.,  diesseits,  dei  c.,  dort  drüben 
ScH.  Als  Steigerung  has  <£.,  weiter  drüben  GA.  Uf-r 
[den]  Gottert  ufe  imd  «e»  ahe  in  Italie,  jenseits  hin- 
unter nach  I.  S.  über  mir  c.,  mir  gegenüber  Z/Sch, 
sonst  cor  mir  übere.  Verbindet  sich  mit  an  zum  Aus- 
druck der  Präp.  .jenseits':  ecnen  am  Wasser  heisst 
dem  Leberberger  das  Amt  Kriegstetten  S.  ^n  a  der 
Aare  S.  ,Es  dunneret  ehnen  am  Bhlström.'  Hebel. 
.Enen  dem  Rhodan.'  FPlatt.  In  W  für  sich  allein, 
mit  Dat.,  <£mpi,  dum  Wasser.  Dafür  sonst  enent. 
E.  ahe,  ab,  auf  der  andern  Seite  abwärts,  hinunter, 
meist  bildlich  von  Altersschwäche  und  ökonomischem 
Ruin:  e.s'  göt  c.  abe  mit-em.  E.  a.  cho,  ökononiiscli 
rückwärts  kommen.  E.  ume  chü,  umkehren,  auch 
moralisch  B.  ,E.  ti.  Im,  se  convertere.'  Id.  B.  ,E.  n. 
(jä,  hintergehen.'  Spreng.  E.  u.  n'c,  bekehren  (zu  einer 
andern  Ansicht  oder  Absicht)  B;  Z.  Bis  c.  ».se,  bis 
über  das  Ziel  hinaus,  aufs  Ausserste,  hartnäckig  über- 
trieben (sich  wehren.  Etwas  rühmen,  beteuern)  B;  S; 
Z  =ljis  dort  Ilse.  E.  füre  [fürhin],  auf  der  andern 
Seite  hervor.  E.  dure  [durchbin,  hindurch],  auf  einem 
Umweg  zum  Ziel  S;  'e.  d.  g' gange,  von  einem  ver- 
fehlten Unternehmen  Z;  dei  ena  dort,  drüben  hin- 
durch, d.  e.  zueni,  hinzu  Ap.  E.  nache,  nahi  B. 
näe  Z,  auf  der  andern  Seite  eine  Strecke  weit,  in  B 
mit  abgeschwächter  Bed.  des  Zusatzes  übcrh.  nur  = 
jenseits,  auf  der  andern  Seite,  «f.  n.  biege,  die  Kehr- 
seite betrachten.  E.  drä  [daran],  auf  der  andern 
Seite  davon  Z.  E.  har,  [von]  jenseits  her  BsL.  -- 
2.  hinüber  AaF.;  L;  aScuw;  Zg. 

Enen  blosse  Nbf  zu  cnent,  aus  welchem  es  verkürzt  ist. 
Über  Quant,  u.  liual.  des  Voc.  s.  b.  iine''.  Die  ein.silbigen 
Formen  (z.  B.  auch  in  enhulb;  Snsit;  zu  Endorf,  Ental  vgl. 
Encd-Aa  (Enneda),  Ennelhadni)  beruhen  auf  Verstümmelung 
wie  oh  Sp.  .")0,  itnn  Sp.  259,  inn,  uss  aus  oben  usw.  ./  ist 
nicht  eins  mit  dem  in  der  hochd.  Form  jener'  vorkommenden 
Anlaut,  sondern  entwickelte  sieh  hier  wie  in  anderen  .Advv. 
der  Ruhe  zunächst  aus  der  Verbindung  mit  dei,  dort,  oder 
di-,  da;  vg\.  dejob  Sp.  50,  djiihi  Sp.  51.  —  Bed.  2  liesso 
sich  daraus  erklären,  dass  die  .MA.  auch  in  einigen  anderen 
Fällen,  doch  vorwiegend  in  roinaii.  Nachbarschaft,  die  Raum- 
Verhältnisse  ,wo'  lind  .wohin"  verwechselt.  Doch  muss  sehr 
auffallen,  dass  z.  B.  Zg  .hinübci'  mit  .C/ic  von  .drüben'  .<•;»■ 
scheidet;  es  legt  sich  daher  die  Annalime  nahe,  dass  unser  2 
cig.  das  selbe  W.  mit  iine,  der  eben  in  den  betr.  MA.\.  üb- 
lichen Form  für  ilne,  , anbin'  sei;  s.  jedoch  u.  i'ibn--rne.  In 
jedem  Falle  haben  in  unserem  2  zwei  \V\V.  ihre  Begriffe 
(.drüben'   und   .hin')   vermischt. 

ü b e r - .■'iic  (-«"rHC  Tii'l'äg.,  -Je'«  GO.):  verstärktos 
ene.  1.  drüben,  jenseits,  auch  im  Sinne  von:  in  der 
andern  Welt  L;  Uw.  D' Wuche  iL,  die  zweitfolgende 
(iL.  IJ.  sin,  gewisse  Schwierigkeiten  überwunden,  das 
Ziel  erreicht  haben  Z.  —  2.  hinüber  L.  Vticr^yie 
ga,  ins  Jenseits,  also  ^  .stcrbi'ii   l'w. 


267 


All.  eil,  in,  oii,  uii 


268 


Zur  Erkläniu?  von  em  3  fällt  «.  3  ins  Gewidit,  weil  in 
Uw  „eite  immer  das  alte  ,i'aen'  ist,  nie  für  anc,  ,anluu',  eintritt. 

hie-ünen  hihie  (he' na  kv):  diesseits  ApH.  Henne- 
n-und  denne,  hier  unrl  dort  ScnSt.  Reimend  und 
sclierzhaft:  döt  jetui  vor  der  Nase  kenn  GWo.  I)aher 
nannten  die  Einwuhncr  von  Gross-  nnd  Klein-Basel 
sicli  selbst  nach  ihrem  Standpunkt  zum  Rhein  Hä- 
nemer.  Si'Rexg.;  vgh  d-äie. 

selb-  srh-  Aa,  si-ld-  Z  Jlüiioh.,  srlt-  ZKii.:  dort 
drüben. 

da-.  (/(•/(.■  allg..  deriii;  THTäg.,  ?dam  W:  drüben, 
jeii.scit.s.  Däiiijiirr,  Gegenstück  des  obigen  Häii'-mrr. 
Was  übere-n-ist,  ist  d.,  Siirw.,  Geschehenes  ist  nicht 
zu  ändern;  Tautohjgie  wie  in  dem  Kinderreim:  über-e 
[den]  Gotterd  jltlged  d'Bn-ine  [Bremsen],  und  wenn  si 
übere  sind,  sc  sind-si  d.  Gl.  Abstract:  ,übey  das,  ici> 
[das]  d.  isch,  Gras  lo  wachse.'  Si'hild.  Das  7ceiii-mer 
[wollen  wir]  iez  d.  lä,  beiseite,  unberührt  lassen  Z. 
D.  SI,  berauscht  sein.  Suterm.  Als  Präp.  m.  Dat.  z.  B. 
d.  dijin  Hotten,  jenseits  der  Rhone  W. 

Fällt  lautlieli  ganz  oder  beinahe  zusammen  mit  iliinin:, 
danuen;  in  W  MA.,  wolehc  für  letzteres  Adv.  zu  der  reinen 
Form  zurückgekehrt  ist,  scheint  das  vorliegende  d.,  welchem 
/■',  ä  gebührte,  mitgerissen  worden  zu  sein;  doch  ist  fraglich, 
ob  datia  Uberli.  hielier  gehöre  und  nicht  vielin.  in  du-n/icli 
zn  zerlegen  sei,  da  iiV-n«  den  Gegensatz  dazu  bildet. 

über-d.:  Verstärkung  des  einfachen  d.  GrD. 

di-ene  Z,  dijen  GW.,  djeniir  Gi,K.;  GSev.: 
drüben. 

Über  da«,  ans  ./ii  abgeschwächte  ili-  vgl.  8p.  ."i  1  n.  und 
das  Adv.  (//'('.  Das  j  in  dijenn  ist  wol  erst  aus  dem  vnrlier- 
gi-henden  i  vor  abermaligem  Voc.  eutwickclt;  in  den  Fnriucii 
mit  ((/  ist  es  statt  des  i  selbst  eingetreten. 

d  ei- eil  ig  G,  drjVnig  GO. :  jenseits,  drüben;  all- 
dort,  daselbst.    —    Mit  der  beliebten  Endung  -/./  abgeleitet. 

enene"  änuua:  jenseits,  auch  als  Präp.  (mit  Dat.): 
rf.  diiiH   Wasser  W. 

Die  "W  Lautverlmltnisse  lassen  uns  im  Zweifel,  ob  wir 
eine  pleonastisclie  Weiterbildung  mit  cn  (vgl.  nnne  Sp.  26G 
aus  ,auana',  usw.),  dgl.  die  dortige  MA.  entschieden  besitzt, 
oder   eine  Zss.  mit  vü''''  annehmen  sollen;  vgl.  o.  <iaim. 

Eni"ge":  Lückenbüsser  für  einen  Ortsn.  L. 
,Z'Ännige  dert  wU  hinde.'  Ineich.  1859. 

v n ent  enet,  med  A.X;  BO. ;  Gl;  Gb;  L;  G;  P;  Uw; 
W;  Z,  e'net  Ar;  enert,  inerd  Xk;  Ap;  Sch;  Z,  eender 
U,  ändert  BL.  —  Voc.  kurz  verbürgt  Aa;  Gl;  G; 
SriiSt. ;  Z,  lang  PPo.;  cc  u.  e*  wie  bei  etie":  jerrseits. 
rf.  «(-('■''/li"  B  wO.  Vgl.  enen.  —  1.  Präp.  m.  Dat. 
(früher  m.  Gen.).  E.  dem  Bach  sind  (n-oned)  aw''  Lüt, 
Sprw.,  nicht  alle  Menschen  sind  von  gleicher  Art; 
andere  Leute  können  auch  Etw.  leisten,  i'.  dem  Bach 
kann  auch  scherzhaft  Amerika  bezeichnen.  ,Enneni 
der  Aren.'  1320  Klinhn.  ,Ennet  dem  mer.'  1330/144ij 
ZChr.  ,Enneiid  dem  graben.'  1433  Rüedlsn.  ,Enet 
Eyns.'  Lenz  ca.  löOO.  ,Ienet  dem  see.'  Kessl.  ,Enet 
Birs.'  Bs  Chr.  ,Ennert  der  Thur.'  UMey.  Chr.  ,Ennet 
Eins.'  1551  Sch.  .Eiiend  Bodensee'  neben  ,endert  dem 
See.'  Vau.  ,Enct  dem  Jordan.'  1549  Aal.  .Ennert 
dem  meer.'  1557  Vocielb.  ,Yenseit  dem  mecr,  yennert 
dem  m.  här.'  Fnis;  Mal.  ,Ennet  der  Iser.'  Platt. 
157'2.  , Ebnet  Rheins.'  17G5  Wcrstis.  G  a.  Hdschr. 
unter.scheidet  .ennent  dem  .Jordan'  und  ,hie  disent 
d.  J.',  Ansh.  ,änet  Rhyns'  und  .disent  Rh.'  Aus  solchen 
Verbindungen  sind  viele  Ortsn.  entstanden,  säinint- 
lielii'  mit  dem  Tun  auf  ilem  2.  \V. :  Ennedü  (s.  Sp.  61 


u.  Äch),  Enedhertj,  -Unt,  -ei/t/e,  -märch,  Enesebe  (eig. 
Jens,  des  Sees),  sämmtl.  Gl.  Ennetmns,  -liilryen^  Uw, 
Enetilfis  L,  mit  den  Abll.  EneH}ert/er,  enetbir;/isch, 
Enetirässler ^ Dänemer  Sp.  267.  .ihenetsee'sch.'  Kessl.; 
anders  Kiinetbaden,  das  jenseits  der  Linimat  liegende 
B;iden.  —  2.  Adv.  BEi.;  Gr;  P;  W;  rf>.  d.  i.  im  Wallis 
PPo.     E.  nw^i"  B  wO.     Vgl.  enen. 

Über  das  Verhältniss  von  eiient  zu  tncn  s.  d.  In  i'iKrl  ist 
r  blosses  Einschiebsel  oder  es  ist  Liquida  (n)  an  Liquida  (r) 
vertauscht;  vgl.  Alemerd,  Niemand.  Hinter  n  steigt  in  den 
Uebirgs-MAA.  leicht  d  auf;  wenn  aber  in  ZFisch.  ebenfalls 
gehört  wird  oenderm  Zu",  so  wollten  wir  an  diesem  Orte 
eher  Umstellung  (für  aencrd-dem)  annehmen;  fri'ilich  zeigte 
auch  schon  eine  Z  Urk.  1573  und  die  ZChr.  l:?:J6/U47 
.ändert,  eiidert'.  Ender  hat  die  iinorg.  Elemente  (<(,  r)  be- 
halten, aber  den  gehörigen  Auslaut  (  preisgegeben.  Eine  znr 
Einsili)igkeit  zsgerückte  Form  findet  sich  in  der  Zss.  mit 
-ludb,  'icüi-ts  s.  d. ;  dieses  cnt  lässt  sich  auch  in  dem  lil  Ortsn. 
Emhbufldi  erkennen.  Formen  mit  anlautendem  j  nur  in  ä. 
(Juellen;  .jenenthalb'.  l.j'iS  Strickl.  —  Einige  MAA.  ent- 
halten sich  dieser  Präp.  und  behelfeu  sich  der  Umschreibung 
t'/ifH  nn  .  .  .  Die  alte  Genetivkonstruktion  ist  l)is  heute  be- 
wahrt in  dem  Gl  Ortsn.  Enedbiiits.  Kessler  konstruiert  (la- 
teinischer Analogie  folgend'?)  auch  etwa  mit  Acc. :  ,iheuet 
die  .Sauromatas.' 

hie-  hjänet  GRKübl.,  hiinet  Bs:  diesseits.  ,H. 
dem  Ehin.'  Sprenu. ;  auch  als  Adv.  Gr. 

Das  j  in  hjäiiH  ist  ans  i  (ie.  in  ,hie-r')  vur  folgendem 
Voc.   entwickelt  wie  in  den  Formen  mit  anl.   dj  hei  i'im. 

da-  dienet:  drüben  BRi.;  Gr. 

enefer(t)  s.  enen- für,  drüben. 

enezen;  auf  der  andern  Seite.  ,Zwei  Jucharten 
stossen  änetzen  an  .  .  ..  oben  an  . . .'  1520  Kriess. 

Ein  genetiv.  weiter  gebildetes  cmia»  Uiit  dir  adv.  Endung 
-en  Oller  zsgs.   mit  an. 

Ennetä  s.  Hennendarm,  stellaria. 

Eiiekli  enäkli,  ä.n<-kli,  änikli  Gr,  Anrchli  „Gl"; 
GRUVatz;  GG.,  „Enichli".  Satzg.  VDürf.  Gr,  Ärt^gli 
GrS..  ,Eniglichen  (PI.)'.  Satzg.  Urtenst.  Gr,  Enk^lti 
GrV..  .Enkly'.  1713/1827  Ob.  Bund  Gr,  ce,jt.,.li  Gl,  En- 
ketli  GrA.:  1.  Enkel.  Enkelin  „Gl";  Gr;  GO.  ,Nahe 
und  aucli  weiter[e]  Kinds-Kinder,  die  dann  Enikli  und 
Urenikli  genainset  werden.'   1633  Satzg.  Zehnger.  Gk. 

—  2.  Urenkel,  des  Enkels  Sohn  Bs  XV.  und  noch  zur 
Zeit  von  Spreng;  Zg  1-566  (Änickli),  s.  Sp. '247  Äni  3. 

—  3.  Neffe.  ,Drei  auss  seinen  gesehwüstertigen  er- 
boren Jüngling'  werden  gleich  darauf  .seine  enkcl' 
genannt.  Vad.  I  150. 

Mhd.  eniOOkel,  enenkel,  ohne  Zweifel  von  Ani  (nach  der 
auf  Sp.  '248  besprochenen  Vorstellung)  mit  der  dopp.  dimin. 
Endung  i(ii)k-tin  gebildet  (vgl.  lat.  nr-iiiw-vltis  und  ähnliclir 
Bildungen  bei  Gr.  Gr.  .S,  681.  fi97).  , Enikli'  schon  1401) 
Zebnger.  Gr.  —  2.  Sonst  bezeichnet  man  etwa  des  Enkels 
Sohn  mit  , Gross-',  den  Sohn  von  diesem  mit  ,Ur-Enkol'.  — 
Zn  3  vgl.  lat.  iii-jxik,  welches  ebenfalls  die  Beil.  Neffe  und 
Enkel  vereinigt. 

enenggct  s.  ein-einiy. 

ener  s.  e  Sp.  10/11.  un-ener,   cnerochtig 

.s.  ebd.  11. 

euere  I  i-n^re:  einer,  unbost,  Art.  f.  Dat.  Sg. 

encrc  II  e^nnrje:  ihr,  eoruin.  b'ur.  il  biro.  Pnin. 
poss.  der  3.  P.  Pl.°  ApI. 

Von  dem  Dat.  des  pers.  Pron.  (cm.,  ihnen),  welcher  mit 
,vnn'  zur  Umschreibung  des  Gen.  dient,  abgeleitet  nach  Ana- 
logie von   .unsere'"'. 


•2t<P 


An,  pii.  ein.  in.  i>n.  un 


270 


Kniiprli.  E.,  Somerli.  Sikrli,  .s»,  Anliuifr  eines 
Aliziililsiinu-hes  G-Stdt. 

Cilest  s.  einist:  dennest.  eneuer  s.  neisswer, 
Jmd.  enig  t:.  1.  einii/.  2.  cincnvcy,  gleichwohl, 
eninne"  s.  innen.        cnu  s.  nun. 

ein  I  Zahlw.  alleinstehend  ewg  fast  allg.,  rinn, 
(inn,  muiAv;  GaL.;  Sch;  eini  fäni,  cni);  eis  (äs,  es); 
Gen.  m.  n.  eisse  B;  Dat.  cim;  einer  feire  B;  ZÜ.^; 
verbunden  ein  Z,  ei  Aa;  Bs;  B;  Gl;  ei;  eis,  ei.  Gen. 
(■(■»■  in  adv.  Zss.;  Dat.  eim;  einer  allg.,  ciV  B.  —  1.  Ein- 
heit der  Zahl,  a)  für  sich  allein.  Eis  macht  's. 
Zu-eu  hei  ffune'  z'tiie",  drü  werde"  nie  fertig,  Sprw. 
der  Frauen  in  Bern.  ,Eis  lä  g'rad  sl,  connivere,  in- 
dulgere.'  li>.  B.  I  sn(jen  Eis.  ich  will  nur  dies  Eine 
lienierken  L.  .Wegen  derselben  jr  .stöss  [Streitig- 
keiten] si  nun  uf  uns  bald  als  \\i  ain  man  ze  ent- 
scheiden konien  sind.'  Senn,  Kirch.  Urk.  Anno  eis, 
wo  de  Tafel  «o'*  jung  g'sl  ist  L.  .Nach  Essens  unib 
das  Ein.'  GBrdnn.  1522.  , Samstag  um  das  j  nach 
mittag.'  1-531  Strickl.  ,Das  nachtmal  hat  gewäret  bis 
nach  dem  einen  nach  mittnacht.'  1.576  GKelleu.  Jetzt 
)duralisch  nach  Analogie  der  übrigen  Zahlen:  na"'' 
den  Eise"  Z ;  in  ä.  Spr.  ,umb  das  ein'.  1632  Z  Schul- 
ordn.,  aber  auch  schon  ,die  ander  [Unterrichtsstunde] 
von  den  einen  bis  zu  den  IL'  ebd.  ,Vun  eint  Streich 
fallt  Ici  Eich.'  Stutz.  Ein  Weg,  auf  Dampfschiffen 
und  Eisenbahnen,  im  Ggs.  zu  Retour  (anders  eineweg. 
s.  d.)  —  b)  verbunden  mit  anderen  Zahlbegriffen.  In 
am  Schutz  zwe  Vögel  schiesse,  mit  einer  Handlung 
zwei  Zwecke  erreichen.  Schild.  .Undecentum:  on  eins 
liundert,  neun  und  neunzig,  eins  minder  dann  hundert.' 
Fhis.  ;  M.\L.  .Proximus  a  postremo:  der  letst  on  einen', 
der  vorletzte,  ebd.  (s.  äne  Sp.  261).  ,Dann  sy  wol 
eins  zwei  dünken,  dass . . .'  [Beteurung,  sie  wollen 
1  für  2  halten].  Strickl.  1.529.  ,Ein  tag  und  all  tag.' 
ebd.;  jetzt:  ein  und  all  T.  oder  all  und  ein  T.,  Tag 
iür  Tag,  immerfort,  alle  Zeit.  .Er  stilt  ein  stund  und 
all  stund.'  Fris.  All  hi  Eim,  Alle  bis  auf  Einen  [den 
Letzten  incl.],  ad  unum  omnes.  So  halb  und  ei,  halb 
und  halb,  beinahe  Gl  (ScurLER).  Weder  Eis  m/''  Keis, 
gar  Nichts  BRi.  Ein  Ma""  ist  l'ein  Ma"".  Ei  Zit 
ist  niid  alli  ZU  ZW.  Daran  schliessen  sieh  folgende 
Fälle,  welche  schon  mehr  pronominalen  Charakter 
besitzen.  Eis  icie  's  Ander;  Eis  um  's  Ander;  es  über 
ds  ander  sc.  Mal  BHk.  Eis  i  's  Ander  rechne.  Er 
chunnt  eis  toie  's  ander,  jedenfalls  ZO.  ,Es  werden 
gegen  die  70  sein,  eis  ol  ds  andei',  eines  oder  das 
andere  ab-  oder  hinzugerechnet,  also:  ungefähr  PPo. 
.Eine  und  andere  |  diese  und  jene]  sachen  aufgezeichnet,' 
Z  1666,  ,Dass  nit  ein  ungeschickters  folge  dann  das 
ander.'  I;Lav.  1584.  Mit  dem  best.  Art  verbunden 
nimmt  ,ein'  (in  der  Volksspr.  fast  durchweg)  die  Form 
eint  an  (nach  Analogie  der  Ürdinalzahlwörter).  ,Es 
sind  zweierley  galioten,  die  einten  heisset  man  , , .. 
andere  aber  . . .'  König  1695.  ,Im  Eint  und  Andern 
den  Respekt  vergessen.'  Z  1706.  ,Die  einden.'  1707 
1.  Mark.  ,Der  Einte  und  Andere.'  HPest.  Der  Eint 
häd  de  Seckel,  der  Ander  's  Geld  Z.  {Eint  s.  auch 
nnch  u.  2.)  Der  E  u-ill  hott,  der  Ander  hilst,  der 
Kine  will  rechts,  d,  A.  links  Ai'.  Einer  [Einige  oder 
die  Einen]  chömmen,  Ander  gangen  BRi.  Die  selbe 
Form  auch  ohne  den  Art.,  wenn  einem  ,ander'  gegen- 
überstehend. Eint  und  Anderes.  .Kiiit  und  andere.' 
vMoos  1771.     .Eint  ihIit  anderer.'    .Ulcus  1S79.     Cor- 


relativ  duppelt,  mit  und  ohne  best.  Art.,  im  S.  von: 
der  eine  (einer)  —  der  andere  (ein  anderer),  woraus 
zuletzt  der  Gebrauch  entspringt,  dass  es  auch  allein 
stehend  ,ander'  oder  ,jencr'  bedeutet  (wie  umgekehrt 
lat.  alter,  der  andere,  in  Correlation  auch  =  der  eine); 
so  in  Ai'  und  Nachbarschaft.  Der  ä  ond  der  ä,  der 
eine  und  der  andere;  das  ond  's  ä,  dies  und  jenes  Ap. 
,Me  hrücht  halt  aller  Gattig  TAU;  was  En  will,  g'fallt 
dem  Änen  mit.'  Merz.  ,Säg,  tras  för  en  Onderschäd 
en  Epfel  ror  em  änen  het.'  ebd.  .Ist  aden  En  zum 
Äne  ehn.'  ebd,  A  Gottere  om  die  ä,  eine  Flasche  um 
die  andere;  äs  om  's  ä,  eins  um  's  andere,  nach  und 
nach;  ä  Mol  um  's  ä,  ein  Mal  um  's  andere  A".  Es 
ist  ein  Tag  wie  der  ä  GStdt.  Der  A  (oder:  der  ander) 
het  das  g'sät  [gesagt],  der  A  (oder:  der  Ander)  das. 
ebd.;  oTh.  Die  Ana  hend  das  wöle,  die  Ana 's  A  Av. 
Der  ei,  die  ei,  's  ei,  der.  die,  das  andere;  die  eine,  die 
andern  Ai'Schönengrd.  Es  ist  nüd  der  do,  es  ist  der  ä, 
nicht  dieser,  sondern  jener,  der  andere  Ap.  Die  toder 
Woche?  Nei,  die  ä  (Woche)  oder  no  die  ä,  die  vor- 
dere, letzt  vergangene  W.V  Nein,  die  vorletzte  oder 
die  noch  frühere  Ap.  Die  äne  Lüt,  die  andern  Leute 
GTa.  D'Erau  ist  uf  Herisau  ine  g'fare,  ivo  de  Ma 
zom  äne  [andern]  Loch  usi  ist  Ap.  Der  öa  hat  alli 
Schuld  uf  mi'''  g'schupft  und  i'''  natürlich  alli  uf  an 
iiana  G Berneck.  Dieser  Gebrauch  reicht  in  schwä- 
cheren Spuren  bis  Sch.  —  2.  Einheit  des  Wesens 
(ein  und  der  selbe).  ,Kament  eins  Jahrs  wider  heim', 
noch  in  dem  selben  Jahre.  Ans.  ,Aii  einem  Faden 
laufen',  von  gleichmässig  gesponnener  Seide,  die  daher 
auch  leicht  zu  verarbeiten  i.st  Z.  Es  ist  )iid  immer 
in  eim  Chäppeli  [Kapellchen]  Chilbi  [Kirchweih]  S. 
Ei(n)  Ding,  „edig  F",  eding  Ap,  einerlei,  gleichviel, 
allg.  Es  ist  ei'  tue",  gleichgültig  (in  Uw  aber  auch: 
gleichwol,  dennoch,  was  sonst  eineweg  heisst;  i  tue  's 
eitüe  nid);  s.  u.  tuen.  Es  ist  ein  Tüfel,  auch  noch 
mit  dem  Zusatz:  deJ^atolisch  und  de  refermiert  feusere 
[der  unsrige]  und  de  hat.),  gleich  schlecht;  ebenso: 
ein  Hund.  Sulc,  ,ei  Beitel.'  Iii.  B.  '.s  i-ich  Eis,  einerlei, 
gleichgültig  Bs;  Uw  (aber  auch  1  Uhr,  s.  o.  1.;  daher 
das  Wortspiel:  e  Stund  na''''  zwölf  isch-es  Eis,  was 
me  tiiei  L).  Es  chunnt  nf  Eis  ujte,  es  kommt  auf  das 
selbe  hinaus  Z.  ,Zum  Tüfel  oder  zu  dir  käme  mir 
in  Eins',  wäre  mir  einerlei,  Gotth,  's  gät  in  eim 
[Gang]  (zue),  es  lässt  sich  zugleich  mit  einem  andern 
Geschäft  abtun  Aa;  B;  Z.  Eis  Wer/s,  bald,  sogleich 
Uw;  Z,  ,Eis  Mals,  ex  improviso.'  In.  B.  En  enne(r)sih- 
[einers-]  mal,  auf  einmal;  auch  ennersch  eniga  Mol  Ar. 
Des  einte  rrerde,  sich  mit  einander  verständigen  Gl. 
Mer  sind  des  Märts  [Handels]  des  e.  icorde.  ebd. 
,Wan  sie  nicht  mit  einander  desscinten  werden,'  ApI. 
Ldb.  1585/1828.  ,Die  erste  christliche  Kirch  und  un- 
sere jetzige  seyen  des  einen',  stimmen  überein.  1617 
JBreit.  ;  ,des  einten',  ders.  16.34.  ,Wer  ist  gern  ver- 
hasstV  Wer  ist  nit  lieber  mit  den  leuten  des  eineny' 
1655  FVVvss.  ,Des  eineu  werden,  de  re  convenire.' 
Denzl.  1716.  ,üb  einer  mit  dem  Jenigeii  nit  könte 
freuutlich  dess  eindten  werden.'  1756  Ldb.  Makcii. 
.\uch  mit  Präp.  statt  des  Genet. :  z'  einte  .si",  werde"  L; 
Z;  und  verk.  für  .dessen  des':  ,wie  sie  dessen  einten 
worden,'  1735  ,\p,\.  ,lst  ouch,  dass  einer  oder  me 
stüssig  werdent,  kunt  da  Jeinan  zuo  und  sy  daruinb  in 
ein  bringend  und  richtend  [schlichten] . .  .•  1435  Offn. 
Bin/.  .In  ein  komcn'.  ülicrein  kommen.  Seil  Stdtb. 
1390.      V'.Vx,     handelseins,    cim  erstanden :    eis    urnlr. 


271 


All.  i'ii.  Pill,  in. 


272 


übereinkommen.  Kis  ist  besser  iceäer  uneis,  Wortspiel 
als  Tro.st,  wenn  man  sich  mit  Einem  begnügen  nmss. 
i)/;i'  sind-schi-n  [sin,  Gen.  v.  es]  eis,  wir  sind  darüber 
einverstanden  Gk.  Mer  tvend  leider  eis  sl,  zufrieden 
mit  einander;  s.  noch  überein,  -s,  und  uneins;  einsen, 
veri(neinse>i.  —  S.  Einheit  der  Bewegung,  Richtung; 
Continuität.  Geng  in  Eim,  in  oder  an  Einem  fort, 
immerfort  B.  ,Murrte  er  in  einem.'  HPestal.  1790. 
,1  hett  's  iez  ober  dem  äne  [immerwährenden,  fort 
gesetzten]  Blaudcre  bald  wider  vergesse.'  1825  Ap. 
,Ich  füer  euch  eins  farens  in  die  Hell-,  in  einer  Fahrt, 
geraden  Wegs,  ohne  Aufenthalt.  Ziely.  Der  ä.  Spr.. 
bes.  der  asketischen  Schriftsteller  de.s  XVII.  eigen  ist 
im  selben  Sinn  die  Verbindung  eines  Vb.  mit  dem  Gen. 
seines  substantivierten  Infinitivs.  .Luffend  [liefen]  eins 
loufen[s].'  P^DLiii.  .Acceptare  (frequentativum):  nemmen 
eins  nemmens.  Aditare  (frequ.):  gon  eins  gon,  oft  gon.' 
Fris.  .Gott  wartet  eines  Wartens  auf  die  Buoss.  Lang 
warten  ist  nicht  geschenkt.'  1661  JMüll.  ,Die  straf 
näheret  sich  eins  näherens.'  ders.  1665.  .Halte  darum 
an,  geine  [gähne]  eines  geinens.'  Klinrl.  1688.  ,Flehet 
eines  Flehens;  bätet  eines  Bätens;  schreyet  euch 
müde.'  1733  Ui,R.  V^l.  Schmell.  1^87.  Vor  Subst.  im 
Sinne  von  ,all'  (s.  d.)  oder  .voll',  zur  Bezeichnung 
eines  hohen  Grades,  allg.  ,SeduIo  dicere.  In  einem 
ernst  sagen.'  Fms.  In  einer  Angst,  Täitbi,  Freud:  in 
■  einer  Früei  Gl;  ('(  Wuet  fislä;  's  ist  Alles  ei  Gülle, 
von  einer  einzigen  Lache  bedeckt  Aa.  Am  Abed 
bringt  me-iie  [man  ihn]  ei  Lniigi  niUl  i  ds  Bett,  mit. 
trotz  allem  langen  Zureden  Gl. 

II.  Uiibcst.  I'ron.  1.  Irgend  eine  Person,  ali(iuis. 
quidam.  irgend  ein  Ding.  Einr,  ein  lediger  Bursch  oder 
ein  Mann.  Eint,  ein  Mädchen  od.  eine  Frau,  bes.  wenn 
Personen  verschiedenen  Geschlechtes  in  einem  Liebes- 
verhältniss  von  mehr  oder  weniger  .sittlicher  Art  ge- 
dacht werden  Ar.  Si  hed  Enn,  sie  hat  Einen  [Lieb- 
haber]; er  hed  Eni  le  'tue",  er  hat  ein  Mädchen  (als 
Frau)  heimgeführt.  Si  hed  Es  'brockt,  ein  Kind  zur 
Welt  gebracht  Ar.  Son.st  kann  das  Neutr.  Eis,  wie 
beim  betonten  Zahlw.,  auch  eine  erwachsene  Person, 
bes.  weibl.  Geschlechtes,  bezeichnen;  vgl.  es;  z.B. 
Es  hed  Eis  g'nueg  z'tue".  .Was  eins  [Einer]  in  dz 
schifl"  getragen  mag.'  Hofr.  Wangen.  Sonst  von  Sachen 
=  Etwas:  das  isch  Eis,  das  wahr  isch!  eine  Wahrheit 
B.  ,Selb  sei  Eincts  [das  sei  Etwas],  leo  rrahr  sei.' 
Breitenst.  1860.  ,Tuon  ich  dann  eins  und  loufen  hin.' 
Mancel  1522.  Eissc  Chnecht  si".  Jemandes  Kn.  sein  B. 
,Dass  [du]  vjipc  o  [etwa  auch,  doch  wenigstens]  Eiert 
[Einer]  glgchist,  die  us-eme  Burehus  chtinnt',  einci 
rechten  Bauerntochter.  Gotth.  Prägnant  und  oft  be- 
tont: Dil  bist  (ylleh)  au,  Eine',  ein  wunderlicher  oder 
schelmischer  Mensch;  du  bist  doch  afeEine!  du  treibst 
es  doch  zu  arg!  das  ist  Eine!  ein  au.sgezeichnet  tüch- 
tiger oder  gefährlicher  Mensch  B;  Z;  nüd  gar  Eine, 
ein  nicht  eben  Hervorragender,  ein  Mittelmässiger  BRi. 
Esö  Eine,  ein  Mensch  von  solchen  Eigenschaften, 
.Wenn  ich  zurückdenke,  wie  ich  Eins  gewesen  bin' 
[was  für  ein  dummes  Geschöpf].  Gotth.  —  2.  mit 
Einschluss  der  ersten  Person:  man,  bes.  in  den  Gas. 
obl.,  doch  auch  im  Nomin.  Es  chief  's  Eine  für  ds 
Halbe,  man  könnte  es  um  die  Hälfte  kaufen  B.  Wer 
u'Ott-si'''  Eisse  äne?  Wer  wollte  sich  Unsereines  an- 
nehmen':' B.  Er  seit  Eim  Nüt  [uns  oder  Andern]. 
,Da  welle  er  Eim  [einem  Jeden]  des  Rächten  sin',  vor 
Gericht  Rede  stehen.  I'Mev.  Chron.     Es  nimmt  Kuic 


Wunder  B;  Z.  Es  meinti  Eine  ('s  sott  Eine  meine), 
man  könnte  meinen  B;  Z.  ,Es  meint  Einem.'  Gotth. 
Der  Dat.  überh.  oft  für  den  Accus,  z.  B.  ,SelUgi  Wort 
ehönne"  Eijm  Tag  und  Xacht  verfolge".'  Gotth.,  welcher 
diesem  auch  in  den  übrigen  Kantonen  beliebten  Pro- 
vinciaUsniu.s  auch  in  verhochdeutschter  Rede  treu 
bleibt:  ,Da  mache  Niemand  Einem  höhn  [böse].'  ,Es 
komme  darauf  an,  wer  um  Eim  sei.'  ,So  freu  es 
Einem  auch.'  ,Es  würde  Einem  zuletzt  versprengen.' 
Auch  ein  Mal  für  den  Nom. :  ,User  eim  [Unsereiner] 
muss  Zinsen  geben.'  Unigek.  Acc.  für  Dat.  Me  miies 
Ein  [sieh,  sibi]  rcüsse  z'helfe  Aa. 

III.  Unbest.  Artikel,  m.  j«  Z,  <  Aa;  B;  Gl,  e,  nr 
Bs;  Uw,  f-  u.  rn.  W,  Gen.  rs,  n^s  B;  Uw;  W,  Dat.  ^nm. 
W,  „ijirmrm  BGrind.",  fWi-j-we,  j»!g  B;  Z,  inr-mi-  Aa;  Uw, 
imrnr,  imr  Aa;  Bs;  Uw  —  ii.  es,  «j«,  e,  «r  —  f.  i^-n  Aa; 
W,  ;  Aa;'  Bs;  B;  Gl;  Uw;  W;  Z,  Mf  Bs;  Uw,  Dat. 
,-/),.}•  W,  rtirrr,  jjv  B;  Z,  iu^ri;  Aa;  Bs;  Uw;  Acc.  an 
Präp.  angehängt  m.  f.  auch  -«-»ij-,  n.  -fn^s:  1.  Scheinbar 
pronominal  gesetzt,  aber  mit  deutlicher  Ergänzung 
best.  Sachsubstantive.  ,Tanz':  mer  iceid  eine  mit  enand 
fare  Gl;  er  het  eine  mit-ere,  er  tanzt  mit  ihr.  Sutehm. 
.Er  fragte  das  Mädchen,  ob  sie  einen  mit  einander 
haben  wollten.'  Gotth.  Eine'  ni",  einen  Trunk, 
Schoppen;  ebenso  eini,  eine  Flasche,  halbe  oder  ganze 
Mass  B;  Z;  eis,  ein  Glas  oder  irgend  ein  Mass,  z.B. 
chumm,  trinlc  eis!  chumm,  tue  eis  B' scheid!  ,Rausch': 
er  hat  eine!  Bs;  Schw;  Z;  auch:  er  het  icider  eine 
iffüert  BBrisI.  Weniger  bestimmt:  eis,  ein  wenig,  ein 
Mal,  ein  Weilchen  usw.;  vgl.  eins  als  Adv.  Eis  lebe, 
sich  wohl  sein  lassen,  gütlich  tun  S.  ,Seye  heut  eines 
mit  uns  lustig.'  Mev.  1692.  Es  g'lustet-mi''''  eis  z'spa- 
ziere.  1  mues  eis  ga  luege,  ob  ds  Hue  eis  [ein  Ei] 
g'leit  het  B.  'iVitt  eis  i  d' Wili?  willst  du  ausreisen':' 
Ni)W.  Si  händ  eis  mid  enandere  g'churzu-llet,  Karten 
gespielt  Ndw.  Das  ist  trider  eis  vun  em!  =  es  Mü- 
sterli,  eine  Probe  von  seinem  Charakter,  einer  von 
seinen  Streichen  Z.  ,Das  wäre  aber  eins!  Das  wäre 
mir  eins!'  Ausrufe  der  Verwunderung.  Siml.  Urk.  1760. 
Dagegen  Eis,' ein  Schlag,  z.B.  gib-em  Eis!  —  2.  Die 
ä.  Spr.  setzt  in  gewissen  Fällen  den  unbest.  Art.  statt 
des  bestimmten  oder  auch  wo  heute  das  blosse  Sub.st. 
steht.  ,Modum  facere:  ein  mass  halten.  Naufragium 
f.:  ein  Schiffbruch  leyden.  Spiritus  f.:  Einem  ein  muot 
machen.'  Fnis.  ,Ein  lär  strouw  tröschen.'  UMev.  Chr. 
.Wann  du  ein  notdurft  geessen  und  trunken  hast.' 
1670  Werb.-u.  ,Durch  ein  fleissiges  Lesen.'  1778/80 
vMoos.  Die  Kanzleispr.  setzte  vor  Titeln  von  Be- 
hörden ,ein'  im  S.  von  ,der  jeweilen  im  Amt  .stehende', 
weil  bei  der  regelmässigen  Ordnung  des  Staates  die 
Person  des  jeweiligen  Inhabers  eines  Amtes  im  Grunde 
gleichgültig  und  insofern  unbestimmt  i.st.  Daher:  ,ein 
hochweiser  Rat  hat  beschlossen'  udgl. ;  ,vor  eim  Schult- 
hess',  vor  dem  Schulthciss.  UMev.  Chr.  Dann  freilich 
auch  von  einer  ganzen  Stadtgemeinde:  ,Anno  1400 
band  wir.  ein  stat  Ba.sel,  uns  verbunden'  usw.  Auch 
die  heutige  Spr.  setzt  zuweilen  ein  in  bestimmterm 
Sinne,  z.  B. :  ,Wie  du  denn  doch  e  Such  a"z'hringe 
iveist!'  Stutz.  ,Bg  Verliebte  idierlauft  e  Ding  gar  glV, 
was  sie  tun,  wird  leicht  überschwänglich.  Hexc.eler 
1836.  Für  e  Fürsurg,  zur  Fürsorge  B.  Si  händ  mi 
u-elle  zu-me  Fanetrüger  mache  Z;  vgl.  mhd.  z'eime 
herrcH  hän,  zum  Herren  haben.  —  3.  vor  dem 
Ntr.  eines  Adj.,  welches  dadurch  substantiviert 
wird:  es  Anders,  etwas  Anderes  FJ.;    uf-e  Xcus,  aufs 


All.  (Ml.  ein,  in. 


274 


Neue  Z ;  es  B'stellts  tiiache,  ein  8tellilicliein  verabreden 
BE.  .Damit  wir  liarin  ein  luters  [Klarheit  hierüber] 
liaben.'  1525  Strickl.  ,Es  war  ein  Selzanis-,  etwas 
Seltenes.  Bossh.-Goi.dsciim.  ,Lass  dich  beniiegen  an 
eini  zimniliehen,  das  man  dir  fürstellt:  ne  ap]ietas 
delieias.-  HBri.L.  1570.  ,Accepto  ferre:  für  ein  enipfan- 
irens  haben.'  Fris.  ,Auf  ein  newes.'  JMüll.  lüUl. 
.Bis  dass  er  solches  Geld  bezahlt  oder  von  dem  An- 
spreoher  ein  bessers  [billigere  Beding:ungeny  Nach- 
lassV]  erlangen  mag.'  L  Stadtr.  170(J.  —  4.  vor  Stoff- 
substantiven, meistens  wenn  nicht  eine  allgemeine 
Eigenschaft  des  Stolfes,  sondern  irgend  ein,  nicht 
genau  gemessenes,  aber  zu  bestimmten  Zwecken  als 
bekannt  vorau.sgesetztes  Quantum  desselben  gemeint 
ist.  .Bitterer  dann  ein  gall.'  LLav.  15ij9  (,als  gallen'. 
ebd.  1(370).  .Ein  schaffleisch  oder  dergleichen;  etwas 
kalts  in  einem  essid  |  Essig];  ein  jirättes  [Gebratenes]; 
ein  [ifeffer;  ein  Reben  [eine  Tracht  weisse  Rüben], 
tisch,  baches  [Gebackenes]  und  ein  Haberkern.'  G 
Küchenordn.  1495.  Ea  Wanser.  ein  Zuber  voll;  e  Milch, 
eine  Mass  Aa.  .'s  Eliasse  Chinrl  ist  rfo;  es  mikht  e 
Milch.  Wo  muess  em  eini  ge?'  Stutz.  ,Wenn  ihm 
ein  Nachbar  eine  Milch  oder  sonst  Etwas  gab.'  HPest. 
1790.  —  5.  bei  Zahlangaben,  die  nur  ungefähr, 
nicht  genau  zu  nehmen  sind.  ,En  Giildi  zeh  bis  füfseli.' 
Stutz.  .Ein  capitel  4  oder  5.'  1525  Egli,  Akt.  ,Uf  ein 
jar  acht.'  1525  Absch.  ,Nit  lenger  dann  ein  tag  zwen 
drey.'  Vogelb.  1557.  ,Unus  et  alter  dies  intercesserat: 
es  hatt  sich  ein  tag  zwen  darzwüschend  verlaufen.' 
Fhis.  Stockar,  Jerus.  setzt  die  Zahlen  unmittelbar 
nach  .ein'  vor  das  Subst. :  ,ain  5  oder  0  oder  7  oder  8 
oder  9  oder  10  nitt  mer';  ,ain  3  dugatten'.  Hieher 
gehört  auch  das  .ein'  vor  .Stück'  in  der  Formel: 
e  Stiiclc-cr  mit  folgender  Zahl.  Das  mit  .ein'  vor- 
geschobene Subst.  ist  die  Masseinheit,  welche  so  und 
so  viel  Mal  genommen  werden  soll;  oder  es  bedeuten 
,ein'  und  die  anderen  Zahlen  die  beiden  äussersten 
Grenzen  der  Zählung.  —  eis  Jarsch,  vor  einer  An- 
zahl Jahre  GA.,  ist  offenbar  nach  eis  Tags  gebildet. 
—  6.  pleonast.  vorgesetzt,  oft  vor  mäng,  manch; 
iedc  feiiiedej;  s.  noch  o.  Sp.  12  e  3.  (Dagegen  in  el'eih 
ist  e  die  alte  Negationspartikel  en  =  ne,  obwohl  un- 
geschickte Verhochdeutschung  es  als  den  Artikel  dar- 
.stellt;  s.  Icein.)  Beliebt  ist  Wiederholung  des  ,ein' 
vor  einem  durch  ein  Adv.  bestimmten  Adj.  und  bei 
.so'  z.  B.  en  h'sonäerig  eti  fr'ia  Ma"",  ein  besonders 
freundlicher  Mann  Ap;  e  recht  e  schöni;  es  recht  es 
grosses  Sraw;  S;  Z;  eso  e . . .,  solch  ein  Gi, ;  Z. 

Die  Deklination  ist  die  selbe  für  I  u.  II.  Für  Noni.-Ace. 
111.  ist  in  Aa;  S  die  Form  ein  beliebt,  weiiu  es  partitiv 
steht:  ein  vo  dene  Buehe;  und  in  den  Verliiuduugen  , Unser- 
einer' usw.  wechseln  die  beiden  Formen  allgemein.  Ein  für 
Einen  schon  bei  Stock.  1519:  .do  hatt  unser  batron  aiu  im 
schiff,  der  . .  .'  tibrigcns  ist  der  Unterschied  zwischen  eine 
lind  ein  ein  ganz  nebensächlicher.  Beides  sind  Accusativ- 
t'oriiieu.  jenes  eine",  dieses  ein'n;  sie  konkurrieren  in  sämmt- 
lichen  MAA.  in  Fällen  wie  ein  Weg  und  adv.  eineireij  (jeden- 
falls), und  in  der  Bed.  ,man'  so,  dass  Eine  dem  Nom.,  Ein 
dem  Acc.  zugeteilt  ist.  Das  flektierte  Ntr.  ci(n)s  auch  in 
adj.  Stellung  schon  in  ä.  Lit.  Der  Gen.  eineaxe",  eins-)" 
(.eiuse'  =  alictijus,  schon  1556  Z)  beruht  auf  iileonastischei 
Flexion;  wie  hd.  .dessen'  aus  .des';  vgl.  ull  Sp.  169;  ebenso 
der  Dat.  f.  eire  aus  ,eiiier-e'".  Die  Synk.  im  Dat.  schon  nihd. 
leime).  Die  Form  des  Nom.  PI.  mit  «•  erklärt  sich  entw. 
aus  Analogie  mit  amfer,  d.  i.  andere,  und  den  Possessiven 
ihiHer,  euer,  unsere  =:  die  unserigen  u.  s.  w..  deren  ee  ja  auch 
in   gebildeten  Kreisen   häufig  als  adj.  Kle.tion  aufgcfasst  wird. 

Schw.  iniotikon  I.  2. 


oder  als  erstarrter  und  dann  nach  Art  des  frz.  Teiluugsartikels 
gebrauchter  Geuet.  PI.  in  partit.  Bedeutung:  vgl.  Scliin.  I-  37. 
So  weit  lauft  die  Deklination  teilweise  parallel  mit  derjenigen 
der  possess.  Pron.  ynin  usw.  Was  die  Form  Eim  beim  Prou. 
betrifft,  so  liesse  sich  zu  , meinen'  freilich  der  Dat.  begreifen, 
da  .meinen'  nach  Analogie  von  .scheinen'  konstruiert  wäre; 
allein  die  Freiheit,  welche  die  MA.  sich  mit  der  Form  Eim 
nimmt,  zeigt  deutlich,  dass  der  Vorgang  nicht  ein  bloss  syn- 
tiiktischer,  sondern  auch  ein  lautlicher  ist;  er  bezweckt,  den 
Cas.  obl.  (Acc.)  von  dem  Nom.  durch  eiue  ausgeprägtere  Fle.xion 
abzuheben.  —  Sonderbar  bei  Stnckar  1519  die  Zsziehung 
,ar'  d.  i.  Eir,  Einer  (,das  Ar  sin  Lebcnlaug  uumen  [nicht 
mehr]  frölichon  würdi'),  da  der  Nom.  auf  »•  doch  nur  aus 
der  Schriftspr.  konnte  hergeholt  werden.  —  Eint  lässt  sich, 
wie  überhaupt  das  erste  Glied  in  kopulativen  Verbindungen, 
gerne  an  der  Flexion  des  zweiten  genug  sein.  .Im  Eint-  und 
Andern.'  1706  Dien.  ObGl.  —  Die  Erörterung  der  Formen  des 
.\rtikels  miiss  der  Gramm,  anheimgestellt  werden;  liier  nur 
zur  Ergänzuug  der  oben  aufgezählten  Formen  noch  ein  Gen.: 
,eis  kusters'.  1327  Gfr.  und  die  Erwähnung  der  an  Italien, 
und  lat.  Sprachgebrauch  erinnernden  Konstruktionen:  m 
mmige  Brüedcr,  un  mio  fratello  AP;  „suc  diner  cme  Tmjliiner 
Gr;  Vy,  ad  unum  tiiorum  mercenariorum,  engl,  to  a  work- 
man  of  yours.  —  Der  Bedeutungsunterschied  zw.  I,  II  n.  III 
ist  natürlich  stellenweise  ein  fliessender,  da  es  sich  ja  nur 
um  stufenweise  Abschwächung  des  Begriffs  eines  und  des 
selben  W,  handelt.  Über  die  Entwickelung  der  Bed.  .ander' 
und  ,jener'  aus  ,einer'  und  das  teilweise  Ineiuanderftiessen 
des  hier  besprochenen  W.  mit  dem  Pron.  einer,  äiner,  jeiii'r. 
s.  d. :  vgl.  auch  Schm.  V  88  o.  Die  Bed.  4  beim  Numerale 
erklärt  sich  aus  innerer  Vwdtsch.  und  öfterer  Verbindung 
der  Begriffe   .ein'   und   ,all';   s.    1   b.   und  <dl  Sp.   167.   168. 

über-ein  Adv.:  1.  durchaus.  Überei  de  ganze 
Tag.'  Hen«.  1836.  ,tj.  reracht'-,  gänzlich  verachtet, 
ebd.  Im  XVI.  bes.  in  Verbindung  mit  .wollen-,  z.  B. 
,Wenn  man  die  disputation  über  ein  ze  Baden  haben 
wil.'  ZwiNGLi  1526.  ,'VVilt  du  aber  ü.  nit  hinauss  gon.' 
1531/48  Jerem.  (1667:  ,gar  nicht').  Auch  bei  Manuel. 
—  2.  überall,  allenthalben,  allgemein  Schw;  Uw;  U. 
Uberei  g'hert-me  [hört  man]  das  Ndw.  Es  heisst 
iiberei .  . .,  es  »ist  ein  allgemeines  Gerede  Schw.  .Im 
Land  uberein'  heisst  es  im  Sohw  Steuerrodel  v.  löii:!. 
da  die  Quoten  der  einzelnen  Bezirke  zusammen  gtizählt 
werden.  —  3.  beisammen.  Me  g'si't  [man  sieht]  die 
zwei  nie  überei  SchwE.  —  4.  ,lmmittere  rudentes:  die 
schiffseiler  nachlassen,  übereyn  lassen  und  rüsten  ze 
faren.'  Fris. 

1.  erklärt  sich  aus  dem  Begriff  der  Übereiiistimmiing 
mit  sich  selbst  oder  Andern,  beharrlicher  gleichiuässiger 
Willensrichtung;  vgl.  ,übcr  einen  Leisten  schlagen.'  —  Bei  '2. 
zeigt  sich  die  schon  mehrfach  bemerkte  Berührung  zwischen 
,ein'  und  ,a|]'.  —  3.  ist  wohl  nur  eine  äussere  Erscheinung 
innerer  Übereinstimmung.     S.  auch   uhrreins. 

after-  a/'terei  Ad\.:  überall,  durchweg  UwE.;  \V; 
a.  nass,  durch  und  durch  n. 

Kig.  , einer  Kichtung  uacli'.  s.  o/dc  Sp.  1'21.  Syn.  afler- 
,all',  wo  wieder  ,all'  für  ,ein'  eintritt.  Mlid.  aßrrein,  nach 
einander.      Vgl.   auch  a/terland«. 

all-  rlei  Z,  ntü  Th,  anderswo  auch  bloss  lei.  Er 
ist  nüd  elei,  hat  einen  Rausch  ZKii.  Ellci  ml"  oder 
/«.SS  gar  .il",  ich  will  Alles  (allein)  haben  oder  gar 
Nichts.  Sui.GEK.  Ellei  singe  und  drösche  ist  die  laiig- 
irlligst  Arliet.  ebd. 

aU-eini  eleini:   allein,  als  Adv.  Bs;  BM.:  S. 

Aus  mild,  nirine,  ahd.  'nlriwi  mit  (Übergang  von  tiof- 
tonigcm  .  in  /.  wie  im  Conjunctiv  und  bei  den  Femin.  auf  -i, 
lulid.  -f.  nicht  etwa  verk.  aus  .alleinig',  da  das  </  dieser 
Kudiiug  nie  ablallt.     llofstAtter  sehreibt  abwechselnd -<•  u. -i', 

18 


275 


An.  eil.   ein 


276 


alleinig  1)  aleinuj,  rleiiiitj  B;  Uw;  W;  Z,  2)  all- 
cinggen,  ulknygen  BO.,'  Icnygr  LE.,  3)  eleigge  Aa, 
'J(Vg(lc  SciiBucl),  4)  ijciye  S;  Z,  -/'f'i'«,  fjäge  ScHStdt; 
Z.St'h.,  5)  alleigcd  -Jaget  Z;  1.  allein.  Si  ist  nid 
fnimmej  a.  BSi;  L;  W,  mulier  gravida.  Hend  ir  en 
länigc  Herrgott?  einen  besondern,  für  euch  allein? 
Tu.  ,R-  ist  alleinig  zuo  dem  M.  gefaren.'  1.531  Absch. 
Adv. :  ,nicht  alleinig  —  .sondern  auch.'  Bs  1055.  — 
2.  einzig.  Er  ist  cleinege  Sim  Uw,  hiiggc  Erbe  LE. 
Syn.  eigen  4  Sp.  146. 

Die  Formeu  4  und  .5  scUeiucu  zsgs.  aus  ,all-eigen',  was 
dem  Sinne  nach  wohl  möglich  wäre,  da  ,eigcn'  sich  oft,  bes. 
in  Zssetzimgcn,  schon  iu  der  a.  Spr.  mit  ,eiu'  berührt;  den 
Zusatz  eines  f/,  (  bei  4  zeigt  auch  das  einfache  eüjen,  s.  d. 
Aber  3  lässt  sich  nur  durch  Assimilation  von  ng  zu  rjy  er- 
klären. Die  Endung  -e"  ist  die  in  der  ä.  Spr.  häufige  adv. 
Form.  Dass  bei  2  ein  gg  auch  nach  beibehaltenem  n  er- 
scheint, erklärt  sich  aus  der  Neigung  jener  MAA.  zu  Bei- 
behaltung des  n  übh.,  auch  im  Auslaut,  und  zu  Verdopplung 
anderer  Consonanten.  Immerhin  kann  und  uiuss  wol  teilweise 
Beimischung  von  ,eigen'  angenommen  werden,  wenigstens 
bei  5,  wo  der  Zusatz  von  d,  t  sonst  nicht  zu  erklären  ist. 

müs-entig-allein:  ganz  allein  GnD. 

Entig  dient  auch  sonst  zur  Verstärkung,  s.  d.  W.  — 
31m  abstrakt  verstärkend  vorgesetzt,  eutuommen  aus  con- 
creteren  Verbindungen  wie:   mumlill,   -tod,   -iiass. 

müs-hein-,  müs-sel-:  dass.  Gr. 

Auch  hier  sind  die  beiden  vorgesetzten  WW.  nur  getrcnut, 
■  also  als  gehäufte  Verstärkung,  und  ohne  Begriffszusammen- 
bang  mit  dem  Grundw.  aufzufassen,  abstrakt  übertragen  aus 
andern  Verbindungen,  in  welchen  die  Verstärkung  auf  con- 
cretcr  Anschauung  beruht,  s.  das  vorige  und  vgl.  ,bein- 
dUrr,  -hart". 

muetors-  iiiuetcrsch-elei :  da.ss.  GA.,  ,mutter.salein'. 
FPlatt. 

Eig.  =  (sogar)  von  der  Mutter  verlassen.  —  Das  »■  viell. 
nach  Analogie  des  mlid.  alttrscim,  vom  ganzen  Zeitalter,  von 
der  zeitgenössischen  Welt  verlassen ;  vgl.  .Nachts'  nach  Anal, 
von  ,Tags'. 

mueter-scl(en)-,  in  Ar  -sels-  und  -seligs-,  bei 
Henreler  auch  mueter-se-:  dass. 

JiPucterne  mit  Abstossung  des  1  wie  in  Muetinc  für  Muctis-her 
(die  wilde  Jagd)  r  abgestossen  ist.  In  -selign  ist  -ig  das 
beliebt«,  aber  oft  sinnlos  angewandte  Mittel  der  Worterwei- 
terung, -»  adv.  Endung.  —  Die  urspr.  Bed.  war  entw. :  ver- 
lassen von  .jedem  von  einer  Mutter  geborenen  Menschen 
(Seele  =  Mensch),  oder  —  da  ein  Compos.  , Mutterseele'  in 
jenem  Sinn  nicht  vorkommt  —  die  beiden  Begriffe  waren 
coordiuiert,  der  eine  den  anderu  verstärkend;  vgl.  hvimd- 
crde-nchwarz    u.  a. 

muetersongg-  müetersänggeläi  UwE.:  dass. 

Entw.  blosse  euphem.  Entstellung  von  muetcrail-,  wie 
mitex  udgl.  statt  der  Beteuruug  ,meiner  Seel';  oder  eher 
abzuteilen  muetcrs-engg-,  das  letztere  aus  einig  im  Sinne  von 
,einzig';   s.   all-einig. 

müeterlichs-:  dass.  1405  Ap  Krieg. 

Wenn  die  Schreibuug  ,mUtterlichs'  richtig  ist,  so  kann 
nur  an  das  Adj.  gedacht  werden,  etwa  im  S.  von  ,mütter- 
lichen  Teils'.  Sonst  köunte  zu  Grunde  liegen  Muctcr-Iich, 
Mutterleib,  oder  die  Coordination  Murter  u.  Xtc/i  ^  Leichnam 
(Christi),  welches  letztere  W.  auch  als  Beteuruug  und  Ver- 
stärkung vorkommt  z.  B.   hchniimtil. 

selig-:  dass.  Z.  —  Verkürztaus  murti i-Krlig-,  s.  o.,  oder 
aus  einem  daneben  selbständig  üblich  geweseueu  nclm-alkin, 
von  jeder  Seele  verlassen. 

dri-.  Das  sog.  ,I)reialleintaiizen'  ist  iu  einem  L 
.Sittenmandat  von  180G  streng  untersagt. 


Ver-ein  1.  ii.  B;  S:  wie  nhd.,  speziell  Gesell- 
schaft, worin  beide  Geschlechter  vertreten  sind,  z.  B. 
ein  gemischter  Chor.  Dim.  Vereinli:  gesellige  Ver- 
einigung von  sog.  Gespielen,  d.  i.  Jugendfreundinnen 
Z  Stdt,  Winterth.  —  2.  f.  Vertrag,  Bündniss.  Absch. 
XVI.     ,Nach  lut  der  verein.'  1521  Strickl. 

Abgekürzt  aus  vereine,  f.,  'Bereinigung,  wie  das  Geschlecht 
von  2  zeigt.  Das  von  1,  welches  sich  übrigens  jetzt  an  den 
meisten  Orten  dem  nhd.  Sprachgebrauche  anbequemt  hat, 
viell.  übertragen  von  dem  des  begriffsverwandten  ,Bund'; 
auch   ,Chor'   und  , Gesang'  sind  in  der  Volksspr.  meist  n. 

Jär-giinger-v.  m.:  Gesellschaft  v.  Männern,  welche 
im  gleichen  Jahrgang  geboren  sind,  eine  von  St.  Gallen 
aus  auch  auf  andere  Orte  übertragene  Institution;  s. 
PScHEiTL.  1829.  In  Winterthur  sogar  ein  ,Kaltjar- 
gängerverein'  mit  Bezug  auf  den  kalten  Winter  1829/30. 

Ge-sang-v.  n.  Bs;  Zf:  wie  nhd. 

ver-un- einen  rm'ieina:  vergiften,  v.  Tieren  Ap. 

Die  Einheit  des  gesunden  Organismus  durch  Beimischung 
fremdartiger  Elemente  stören. 

ver-einen:  1.  vereinzeln,  vereinsamen.  Nur 
im  Partie.  , veraint',  verödet.  1408  Ap  Krieg.  Vgl. 
Einet,  Einöde.  —  2.  versöhnen,  schlichten.  Strei- 
tende Parteien  .richten  |  vergleichen]  und  vereinen'. 
G  1485.  ,Sich  der  zwytraclit  v.',  aus  Zwietracht  zu 
Einigkeit  kommen,  über  streitige  Punkte  sich  ver- 
ständigen.  1525  Absch. 

Vereini"g  f :  Vereinbarung,  Übereinkunft,  Fest- 
setzung. ,Lut  der  Vereinung  und  ordinanz.'  1521 
Strickl.  ,Des  küngs  vereinig',  der  mit  dem  König 
geschlossene  Vertrag.  Absch.  1521. 

ge-einen.  Die  streitenden  Parteien  ,gerichten, 
geeinen  und  betragen';  ,ger.,  schlichten  und  geeinen', 
zu  einem  Vertrag  bringen  ZWetzik.  1480. 

Einer  m.:  1.  was  den  Wert  einer  Zahleinheit  hat, 
z.  B.  ein  Ein-Rappenstück.  Einerli"  n.:  Brot  oder 
Kuchen,  zu  welchen  ein  einziges  .Stück'  Teig  (s.  Stuck) 
verwendet  worden  ist.  Solche  Gebäcke  heissen  daher 
auch  einstückig;  Einenveggen,  -iväjen.  —  2.  nur  in 
1  Exemplar  vorhanden.  Lt  Gr  Samml.  1804  wurde 
damals,  um  den  Milchertrag  des  verschiedenen  Be- 
sitzern gehörigen  Viehes  einer  Alp  und  danach  die 
Anteilsijuoten  am  Ertrag  der  betr.  Sennerei  zu  messen, 
,8  Tage  nach  der  Alpfahrt  von  den  Kühen  eines  jeden 
Besitzers  zu  gleicher  Zeit  eine  gemolken;  diese  heissen 
die  Einer  [von  denen  je  1  das  ganze  Besitztum  eines 
Genossen  auf  der  betr.  Alp  ausmacht],  dann  folgen 
ebenso  die  Zweier,  Dreier  usw.  Dies  heisst  z'Einer 
oder  z'Wechsel  [s.  d.]  melken'. 

Einer-ling  l-nerlig  m.:  Einer.  Bei  den  Webern: 
nur  ein  Faden  in  dem  Zahne,  wo  zwei  sein  sollten  Ap. 

einest,  -ist  cinist  (ä-,  &-)  allg.,  e^s<  ApL,  einisch 
oAa;  Bs;  BE.;  G;  SB.;  U,  einitsch  WVisp.:  Adv.  ein- 
mal. 1.  multiplikativ.  Ein.  mi,  länger,  noch  einmal 
so  viel,  so  lang;  e.  minder,  um  die  Hälfte  weniger 
L;  Z.  , Wol  noch  ainest  also  wytt.'  G  a.Hdschr.  ,Umb 
einist  mehr  Wert  sehätzen.'  Arl.  Landb.  1585/1828. 
,Gleichen  lohn  mit  dem,  der  einist  mehr  schneide.' 
1651  ScHiMPFR.  .Noch  einist  so  vil.'  1671  Kadelbüko. 
—  2.  zeitlich,  a)  ein  einzelnes,  einziges,  erstes  oder 
weiteres  Mal  Aa;  Bs;  B;  L;  G;  Schw;  Zf.  Nomme 
einisch,  nur  einmal;  amel ,  amig  au  einisch,  doch 
wenigstens  ein  einziges  Mal  G.  We-me  dr  's  [wenn 
man  dir  es)  e.  seit  [sagt],  so  sütt  's  g'nue  si  [sollte  es 


•27? 


All,  c'u,  ein,  in,  oii,  iiii 


m 


genug  sein]  B.  Wenn  d'Wiber  i  Strit  chömiä,  se 
chräblid  s'  [kratzen  sie]  enand  cßl  [bald]  e.  Schw. 
Aber  c,  wieder  einmal,  schon  wieder  B;  s.  aher  Sp.  40. 
Es  (jöd  zwei  Möl  übel,  ob  e.  recht  L.  ,  Wenn  si  's  noh 
eiiiLit  probieri.'  JIUsteri.  ,We-cr-ne  [wenn  er  ihn]  es 
[eines]  Taijs  ztrurc  [2  Mal]  cha"  scliräpfe,  su  hit  er  's 
tut  bi  einist  guet  sy',  so  lässt  er  es  nicht  bei  einem 
Mal  bewendet  sein.  Gotth.  ,Emel  einist  brüch-i  Nät 
me',  wenigstens  für  einmal,  einstweilen,  ebd.  ,Ds  erst 
Mal  ist  einist.'  ebd.  Wer  e.  stilt,  ist  slner  Lebtiy  e 
Schelm  L  (gegenüber  dem  sonstigen  ,ein  Mal  ist  kein 
Mal').  Der  f'rn()ed-is  neiime  ril  of  eineste,  ihr  fraget 
uns  ziemlich  viel  auf  ein  Mal  aScaw.  Uf  e.  Aa,  iif 
einistiiiol,  z'änistmol  GStdt,  plötzlich.  ,Gat  jiirlich  nun 
[nur]  einest  in  das  Heyligtura.'  Bibel  1531.  ,Wenn 
Donati  grammatica  einist  us  ist,  soll  sie  widerum  an- 
gehept  werden.'  1532  Egli  Act.  ,By  dem  das  e3-nest 
gsprochen  ist,  Soll  es  bljben  zu  aller  früst  [Frist].' 
HlBuLL.  1533.  ,A11  monat  ainest.'  1535  Scii,  daneben: 
,Da  bat  si  Hensli  noch  ainst.'  ,Denuo,  iterum:  noch 
einist  (einest),  zum  anderen  mal.'  Fris.  ,Nur  einst, 
nicht  öfter.'  B.  u.  CMet.  1650.  Dagegen:  ,nit  einist' 
=  nicht  nur  ein  Mal,  sondern  öfter.  Euep;  vgl.  ,nit 
einist,  wan  dicke'  [sondern  oft].  Mone  Fridol.  , Einist 
ald  zwirunt  ald  dristunt',  1,  2  oder  3  Mal.  ZEichtebr. 
und  noch  spät  in  der  Kanzleispr. :  ,einist  oder  zwürent. 
einist,  änderst,  dristund';  in  Bs  jetzt  einist,  zireinist, 
drünist.  ,Yederman  sei  dem  andern  furfal  [Spielraum 
auf  der  Ackergrenze]  geben,  zuo  dem  brächet  [zum 
Pflügen  des  Brachfeldes]  zwürent  und  zuo  dem  habret 
[zum  .Anbau  der  Sommerzelge]  ainest.'  1133  Oft'n. 
Bi'CHB.  ,Ze  Sunngichten  einist,  und  ze  saut  Andrestag 
ze  dem  andren  male.'  1400  Kollikox.  .Manend  üch, 
einist,  anderist  und  zum  dritten  mal.'  Z  1531.  , Einist 
und  aiiderist  und  zum  dritten.'  1034  Kyburg.  Einist 
(einisch)  über  anderist  (anderisch ,  änderst),  ein  Mal 
über  das  andere,  schnell  nach  einander  Aa;  B;  Uw; 
auch  schon  bei  ATschübi.  E.  um  änderst  (anderisch), 
ein  Mal  um  das  andere,  fast  unablässig  Aa;  BM.  E. 
oder  anderist,  etwa  einmal,  zuweilen  aScnw.  ,E.  und 
anderisch',  fast  unaufhörlich,  Gotth.  „E.  und  andrist, 
ein  und  das  andere  Mal."  —  b)  ^  nhd.  einst,  a)  in 
der  Vergangenheit  Uw;  U.  Diemal  e.,  neulich 
einmal.  Hau  einist  c  Schatz  (j'hn,  iez  han-i  e  Wuest 
[ein  Scheusal].  L  Liedchen.  , Einest  wärest  du  un- 
sichtbar.' ZwiNr.Li  1527.  ,01im:  einist,  vor  alten  zeyten.' 
Fris,;  Mal,  ,Die  Wintertaurer  haftend  einist  einen 
Herren  [Pfarrer],'  1051  Schimpfr,  ,Dieses  Schloss  hat 
einist  geheissen  , , ,'  HEEsch,  109'2,  —  ß)  in  der  Zu- 
kunft BSi,;  F;  S;  Uw;  U,  Gli  e.,  bald  einmal  Uw. 
Er  wird  Inist  de  Lö"  ubercho  BSi,  Es  yeit  bis  einiscli, 
es  geht  bis  es  einmal  aufhört;  der  Krug  geht  zum 
Brunnen  usw,  FMu.  —  c)  mit  dem  Nebenbegrift'  ,end- 
lich  einmal',  der  auf  die  Gegenwart  bezogen  Ausdruck 
der  Ungeduld  sein  kann  Aa;  Bs;  B;  aSciiw;  W,  Einist 
chunt  dr  Tod  W,  Er  wird  doch  einist  (j'nue  übercho  B. 
Chamm  doch  einist!  Aa,  Heit-er  's  au  einist  (/'wot/t':' 
habt  ihr  's  auch  einmal  gewagt  sc.  uns  zu  besuchen, 
Anrede  an  einen  seltenen  Gast  Bs.  I  i/an  einist,  end- 
lich aSi'HW,  —  8,  abstrakt,  a)  (betont)  nun  doch 
einmal,  dennoch;  mit  folg.  Negation:  ja  doch  nicht 
BGr, ;  Gr;  Sciiw;  W,  Es  ist  finist  [doch]  rsö  SeiiwE. 
Was  tvelle-jccr  iez  d'Wiiscli  äfheichn  [aufhenkon],  rs 
wird  e.  nid  hühscli,  es  gibt  doi-li  kein  gutes  Wetti'r  (jrD. 
Doch    einist,    jjli'icliwol,    rlul.     .  W'rini   's  im  ii'rnmpli'l 


[gedonnert]  het  und  se  gruslig  g'schüttet  [geregnet], 
's  isch  einist  schön  und  lustig  g'si.'  Breitexst,  Wir 
wd  [wären]  z'friden  mit  so  vH ;  eswas  Sabsch  blibt- 
schisch  einest  nit,  etwas  Erhebliches  bleibt  uns  ja 
jeilenfalls  nicht  W.  ,Der  Tod  ist  der  Feyrabend  ihrer 
Arbeit;  doch  bleibet  er  einest  ihr  Feynd  dem  Leyb 
nach.'  JUlr,  1733,  E.  icie  änderst:  so  oder  so,  jeden- 
falls B;  ZO,  EA,  ,Er  hätt  einest  icie  änderst  sterbe 
niüesse:  nihilo  secius.'  Id,  B.  ,Ein  wahrer  Christ  bleibet 
einest  wie  änderst  ein  geistlich  reicher  Christ,  ob  er 
gleich  in  der  Welt  am  Hungertuch  nagen  muss,'  JUlr, 
1727,  Syn,  eineiceg.  —  b)  (nicht  betont)  doch,  ohne 
Gegensatz,  nur  verstärkend  und  hervorhebend,  im  S. 
von  wahrlich.  Das  ist-mer  iez  e.  e  Lärme!  Aa,  's  ist 
e.  au  grüsli!  es  ist  doch  schrecklich  Schw.  Es  ist 
enest  en  Sommer!  das  ist  einmal  ein  (schöner)  Sommer! 
er  ist  enest  en  Füle!  er  ist  doch  ein  rechter  Faulenzer! 
es  ist  enest  au  wüest  Wetter!  Ap;  ,der  Bueb  hed  est 
(enest  au;  amig  o)  möga  lacha.'  T,  S,  XXX  (vgl,  XXXI, 
XXXIV).  Das  fröut-mi  e.  au!  doch  recht  sehr  G. 
Das  isch  e.  oppis  [etwas]  Schöns!  S. 

Mhd,  eines,  adv,  Gen,,  mit  angehängtem  (  wie  in  nhd. 
,sonst'  (mhd.  sus,  schwz,  sitst)  u,  a.  Vgl.  einn.  In  der  Form 
auf  -iseh  ist  das  t  scheinbar  wieder  abgefallen,  aber  im  Grund 
in  dem  scA-Laut  noch  enthalten.  —  Die  Bed.  ,doch'  ent- 
wickelt sich  bei  2  c)  und  3  aus  b inzugedachtem  Gegensatz 
zu  bisherigem  Verhalten,  wie  bei  nhd.  ,einmal'  in  den 
Formeln:  ,das  ist,  das  heisst,  das  nenn  ich  einmal'  in  Aus- 
rufsätzen,  welche  lebhafte  Befriedigung  oder  sogar  Bewun- 
derung ausdrücken,  und  in  einigen  unter  3  b)  angeführten 
Beispielen  kann  noch  der  temporale  BegriiT  von  2  a)  durch- 
gefühlt werden ;  aber  iu  den  übrigen  ist  er  verblasst. 

über-:  nächstens  Z  Dietik,  —  S.  über  Sp.  58;  uud 
vgl.   ,über  kurz  oder  lang', 

a_lwen-  alme(n)-,  albe(n)-  (alheinii  BSi,),  albets-, 
ame(n)-,  alle(n)-:  1.  =  alwen  2,  zuweilen  Aa;  B;  L; 
S;  Zf.  Alleneinist  Vögel  und  a.  Fisch  und  a.  ChüechU, 
wenn  's  scho  nüd  Chilbi  isch  L,  Syn.  jsie  eins.  Cor- 
relativ:  bald — bald  B,  —  2,  =  alwen  3,  ehmals  AAAarb. 
-  S,  Sp,  208  ff, 

under-:  auf  ein  Mal  1,  zugleich  Aa;  B;  L;  S;  Zq. 
Alles  ungereinisch  cha-me  nit  äschaff'e.  Geng  numme 
[nur]  eis  u.  Er  hett  Alls  u.  fürt  'treit  [auf  ein  Mal 
fortgetragen],  ,Hür  [dies  Jahr]  isch  e  Wunsch  u.  sörel 
[so  viel]  wert  as  fern  [voriges  Jahr]  unger  zwöu  Mole,' 
Schild.  1873,  S.  62.  ,Eii  eigeni  Herd  isch  Goldes  weH! 
het  selbe  Ma  g'seit,  wo  [der]  u.  het  müesse  13  Ching 
friisch  lo  b'chleide.'  BWyss,  —  2,  plötzlich,  unerwartet 
B;  S,  U.  ändere  chann-i-mi  nit.  Was  chunnt-ech 
[kommt  euch]  ä"  so  u.?  ,U.  fart  e  schtcarzi  Wulchc 
us-em  Gade  [Gemach]  «se'  [bei  einem  Peuerausbruch], 
Hofstatt, 

Vgl,  under  Privp,  2  a. ;  nlul.  , unter  diesen  Umständen, 
unterdessen,  unterwegs';  mhd.  umlirziteii,  -iiimiten,  zuweilen: 
vgl,  Schmell,    l''  87   unten. 

Einet  n«jt  n.'?  f,?:  Ortsn,  Th, 

Nicht  verk,  aus  einem  Compos,  ,Kiu-ode'  (dessen  Tiel'toii 
auf  der  zweiten  Silbe  schwerlich  Verkürzung  bis  zu  r  zu- 
gelassen hätte),  sondern  aus  der  Ableitung  ,eiu-öt',  welche 
uur  Vereinsamung,   Kinsamkoit,  nichts  von   ,Ode'  aussagt, 

einet,  ,eineten',  ,von  einet',  Adv,:  fortwälirend, 
,l)ie  knaben ,  so  etwas  des  latins  getasset  habend, 
sollend  gehalten  werden,  dass  si  von  einet  latin 
rediiid,'  1532  l'hiLi  Act,  ,Honierus  und  Ovidins  sollend 
von  einet  in  der  scliuol  blyben.'  ehd,  ,l»io  pfarrer 
sollen   V.   ei.  cniiuni'n,    duss    nuui    gctriiwlich   mit   dem 


279 


An,  eil,  ein,  in,  on,  Uli 


280 


Kilchenguot  umbgange.'  ebd.  ,Der  Pfarrer  soll  v.  ei. 
ermanen,  dass  man  getrüwlich  darmit  umgange.'  Z 
Mand.  10'2S.  ,Ihr  sprecliens  [sprechet  es]  zwar  aineten 
schon  in  das  sechste  Jahr  an  ohn  einigen  Erfolg.' 
Gksi'rach  f^CHW  1708. 

,Von'  scheint  beigesetzt  wie  in  , von  je,  von  Alters  iier'; 
in  eineten  könnte  eii  aus  ,au'  al)gesturapft  sein,  vgl.  ,furtan, 
von  nnn  an';  oder  die  alte  Forin  adv.  Gas.,  vgl.  bair.  eiiuten 
=  einst  (nhd.  eiusten-s).  Aber  die  Form  einet  selbst  ist 
rätselhaft.  Sollte  das  obige  alte  Snbst.  Einet  hier  mit  dem 
Begriff  der  zeitlichou  Einheit,  Coutinuität,  zu  Grunde  liegen 
(vgl.  ein  I  S.yi  Lautlich  könnte  einet  auch  aus  .Einheit' 
abgestumpft-  sein,  vgl.   Ar}>et,   .\rbeit,  Ffilket,  Faulheit. 

einent  Adv.:  von  der  einen  Seite.  ,Dass  da  zwü- 
schent  nit  wyter  .sy  einent  denne  anderent.'  Ai.em. 
U,  '277.  -  Wahrsch.  mit  angeschobenem  (  aus  einem  adv. 
Casus  von   ,ein',   oder   nach  Analogie  von   ,dannen,    wannen'. 

einig  I  änig  kv;  SciiSt.;  in  Gl  auch  einech:  Adj. 
u.  Adv.  1.  einzig.  Hn  einigs  Mal  Z,  cini;)  u.  elei, 
nur,  bloss,  ebd.  Kei  einrchi  Hoffnirj;  Vei  einigs  Leclie, 
gar  Nichts;  en  einigs  Chindli  Gl.  Ken  enzigs  enigs 
Flngli  Ap.  .Kein  äniges.'  SiiLciKR.  ,Ein  einiges  Bienlein 
ist  besser  als  ein  Schwann  Fliegen.'  Sprw.  1824.  .Ane 
einig  den  Lütpriester,  prseter  sacerdotem'  [einzig  aus- 
genommen]. XIV.  B  Handf.  ,Zur  einigen  Hand  kom- 
men', einziger  Erbe  werden  (nach  Absterben  der 
nächsten  Blutsverwandten).  ,Wenn  ein  Mensch  abgat, 
das  zu  einer  aynigen  band  kernen  ist  und  sin  gut  nit 
verschaft'et  [testamentarisch  vermacht]  hat,  so  sol  einem 
herrn  werden  die  farend  hab  und  der  fall  [die  Gebühr 
bei  Todesfall]  voruss.'  Offn.  ,Quod  unum:  welches 
das  enig  ist.'  Pms.  .Einiger  sun,  einig  kind,  ein  ein- 
geborner  sun,  der  weder  schwöster  noch  brüeder  ge- 
hebt hat."  Mal.  ,8o  ihm  seinlicher  [solche]  ufligender 
Last  einig  wolle  zu  schwer  sin.'  Ansh.  ,8ölte  es  mir 
einigem  verderblich  sin?'  Kessl.  .5  panner  [zogen] 
über  da.s  einig  fendlin  [Fahnchen]  von  Zürich.'  HBull. 
1ÖS2.  .Wann  ein  Fürst  tlesätze  stellt,  so  sol  einig 
Gottes  wort  deren  richtschnuer  seyn.'  GMüll.  1657  ; 
, einig  dahin  zielen.'  ders.  1(J74.  .Der  erst  und  einig.' 
Hott.  1666.  .Den  Darium,  der  in  siben  malen  lOUOOd 
man  stark  gewesen,  hat  er  mit  30000  einigen  Soldaten 
angegriffen.'  AKungl.  G.  B.  1688.  ,Er  ist  ein  einiges 
Kind',  einziger  Erbe.  Hospin.  ,Die  Raben  einig  nur 
der  todten  Körper  Augen  aushacken.'  Siml.  1652.  ,Ein 
einiger  Mann.'  1707  Ezech.  ,Unser  Glück  bestehet 
einig  in  dem  Frieden  mit  Gott.'  Tur.  sep.  ,Herr  Jörg 
einiger  mit  keinem  Bystand.'  GBrünn.  1522.  ,Dass  er 
der  einige  eigentums  besitzer  von  disem  brunnen  seye.' 
Z  1741.  ,Eine  einige  Juchart  Wiesen.'  Z  1776.  ,In 
allen  6  Jahren  bin  [ich]  au  zwölf  einigen  Ausrich- 
tungen gewesen.'  JCEscH.  1723.  —  2.  einzig  wohnend 
Z;  einsam;  allein,  einsiedlerisch  lebend.  ,Ach  wie 
sitzt  die  statt,  die  etwan  voller  volks  war,  so  gar 
eynig!'  1531  Thren.  (1667:  ,ein.sam').  .Dasselb  end 
[jene  Gegend]  ist  einig  und  wüest  worden!'  Strätl. 
Chron.  1464.  .Und  man  irenthalb  [wegen  der  Land- 
streicher] insonders  uf  den  einigen  Höfen  in  grossen 
sorgen  stahn  niuoss.'  Z  Mand.  XV. — XVI.  ,Monachus: 
ein  einsidler,  oder  der  einig  labt  und  wonet.'  Pris. 
, Einig  wonend  von  der  Welt'  [abgeschieden].  1509 
Siml.  Urk.  ,Ainig  leben:  vita  solitaria.'  G  Hdschr. 
,Sy  blibe  einig  |  ledig,  Wittwe]  oder  manne  [heirate] 
wideruin.'  UMey.  Chr. 

Zu  .alles  Zwifels  einig'.  ZitgliSggl.  vgl.  luhd.  einer  m. 
(ien.,    frei    von.      lloeli    passt    die   Vio-dii-htnug  <•   ifii    aus   ei 


nicht  zu  Seh  MA.;  wahrscli.  ist  es  daher  ^  änig,  s.  Sp.  263. 
Das  Selbe  gilt  noch  sicherer  von  dem  Vb.  sich  enteinigen, 
s.    unten. 

ein- ei  11  ig  enengget  nuyk^  =  einig  1  in  verstärktem 
Sinn  GT. 

Die  Adv.-Hildung  mit  -en  (ein-einii/cn),  der  Zusatz  t,  die 
Verhärtung  k  für  ny,  //;/  nach  Entfernung  des  dazwischen 
liegenden  i,  die  Verdichtung  des  Diplithongs  zu  e  wie  bei 
uUeinirj  Sp.  275;  hier  kommt  noch  die  Verstümmelung  des 
vorgesetzten  Zahlw.  (wenn  nicht  ein  beieits  aus  einig  verk,  , 
ist)  in  Folge  des  Tonvcrlustes  dazu.  Encmjijet  Hesse  sich 
freilich  auch  als  bloss  lautliche  Abweichung  aus  efengget  mit 
Vertausch  ung  von  I  mit  n   verstehen. 

ent-einigen:  (refl.)  sich  enthalten.  ,Es  sol  dhein 
[kein]  seliultheis  dheinen  satz  [schiedsrichterliche 
Tätigkeit]  an  sich  nemen,  sunder  sieh  der  [der  Sätze] 
genzlieh  e.'  1457  Bs  Eq.  —  Durch  Erweiterung  aus  rni- 
ünrn  Sp.  •2613   mit  Anlehnung  an  einig. 

Ter-:  vereinzeln,  einsam  machen.  Nur  im  Partie, 
„vereinigt,  ganz  allein  BO." 

Einigi  f.:  Einzigkeit,  Verlassenheit.  .Erlös  von 
den  hunden  mein  einige.'  1531  Psalm  (1667:  , Einsam- 
keit'). .[Bruder  Claus]  gieng  an  einige',  in  die  Ein- 
samkeit. Salat.     Daher  der  Ortsn.  Einigen  BO. 

Einigkeit:  Einsamkeit,  Einsiedlerleben.  ,Das 
wort  münch  ald  ainsidel  bedüt  ainikeit;  einikcit,  dass 
der  mensch  gern  alleiiie  sye.'  GHdschr. 

, ein  ig,  einich'  II:  Pron.,  irgend  ein,  auch  als 
Sg.  .Obschon  alte  kirchenrecht  einichen  münch  zu 
einicher  cura  gar  nit  zuliessend.'  Vad.  .Ane  einich 
schand.'  1531  Strickl.  .Einigen  weg',  auf  irgend 
eine  Wei.se.  Zwingli,  sonst  ,in  ein.  w.',  z.  B.  XVI. 
Kloster  Muri;  ECys.  ,Er  soll  einig  isin  geschir  nit 
machen  lassen,  er  habe  dann  vorhin  darumb  gefragt.' 
XVI.  Muri.  ,Er  noch  einiger  anderer.'  ebd.  .Einichen 
schaden  leiden',  in  negat.  Zusammenhang  i.  S.  v.  gar 
keinen.  ApI.  1585/18*28.  ,Ussert  einichen  pflichten 
[oline  irgend  welche  VerpÜichtungen],  uss  luteren 
gnaden.'  1544  Z.  .Dass  ich  kein  ruow  hab  einige 
.stundt.'  Com.  Beati.  ,Wann  aber  sy  derglychen  einlebe 
mittel  ganz  und  gar  nit  habend.'  Z  1660.  .Wol  fundierte 
Gelehrte  [gründliche  Gelehrsamkeit]  riecht  weiter  alss 
einicher  Balsam.'  Hott.  1666.  ,Ehe  ihr  einigen  Stein 
auf  den  andern  leget.'  1707  Haggai  (1811:  ,ein(en)'). 
.Mit  einicher  Sichel  oder  Sägesen  dareyn  zugehen  ist 
verbotten.'  Badex  1752.  ,Soll  der  Schuldner  dem 
Botten  nichts  zu  lieferen,  auch  einige  [keinerlei]  Un- 
kosten zu  bezahlen  nicht  schuldig  sein.'  Bs  1757. 
,Ohne  einige  Abgabe.'  HPest.  1790. 

Das  Pron.  in  Verbindung  mit  Negation  berührt  sich  mit 
dem  Adj.  im  S.  v.  ,eiuzig' :  .einig  nicht'  oder  , nicht  einig' 
=  kein  einzig. 

einigist,  nur  in  der  Verbindung:  der  einigist,  der 
und  der,  ein  gewisser,  dessen  Namen  man  nicht  kennt, 
dessen  Worte  man  aber  anzuführen  weiss  Uw.  ,Uchniid 
[Unkraut]  verdirbt  nid',  hed  der  Eiuigist  y'seid.  .\uch 
adj.  z.  B.  der  einigist  Bettler. 

Das  Pron.  einig  hat  hier  die  Form  eines  Ordinalzahlw. 
angenommen,  urspr.  also  viell.  i.  S.  v.  ,der  so  und  so  vielte', 
dann:  irgend  einer  in  einer  unbegränztcn  Reihe,  aus  einer 
unbestimmten  Menge;  frz.  un  tel.  In  apologischen  Sprww. 
wird  syn.  gebraucht:  de  Seb  (der  Selbige  =  Jener),  lIDi-ne'', 
(Meine': 

Eini"g  einig  Bü.  m. :  Vereinigung  und  Verein- 
barung freier  Genieinds-  oder  Gewerb.sgenosson  zur 
Festsetzung  und  Walirinig  der  gemeinsamen  Interessen. 


'281 


An,  eil,  ein,  in,  on.  urt 


ä8ä 


1.  vereinbartes  Gesetz,  Rechtsordnung  eines  ganzen 
Landes,  doch  meist  einer  (Land-  oder  Stadt-)  (iemeinde, 
auch  nur  einer  einzelnen  Berut'sgenossenschaft,  haupt- 
sächlich enthaltend  polizeiliche  Bestimmungen  über 
die  Grenzen  des  zuständigen  Gebietes  und  Gebrauches 
und  über  Strafen  für  Übertretung;  Stadtrecht;  Hof- 
recht; Statut.  ,Was  die  dorflüt  einunge  ufsetzend 
umb  iren  frid  und  nutz.'  Offn.  Höngg.  ,Wir  setzen 
uf  unsere  Burger  und  die  hie  wonhaft  sind,  dass  si 
die  vorgeschriben  einunge  und  gesetzeden  [Satzungen] 
von  dien  mülinon  [den  Mühlen]  und  von  malenne 
stete  haben.'  Z  Eichtebr.  .Des  einunges  von  malenne 
und  von  mülinon  ze  hüetenne.'  ebd.  .Den  Einung 
brechen,  meren  und  mindren.'  Z  1396.  ,Die  Zile  [Be- 
stimmungen] dos  grossen  Einungs.'  Gl  Landb.  ,Mag 
er  die  Busse  nicht  verbürgen,  so  lige  er  als  [so]  lange 
so  der  Einung  wert.'  Z  XIV.  ,I)ass  ein  jeder  flscher 
trachte,  den  übrigen  in  Haltung  des  Einungs  mit  einem 
guten  Exempel  vorzugehen.'  Z  1710/.57.  ,Wir  ver- 
bieten alle  Neuerung  wider  den  Einung.'  ebd.  1779. 
—  2.  ,m.  Versammlung  sämmtlicher  Anteilhaber 
einer  Gemeinalpe  zum  Behuf  der  IJechnungsablage. 
BHk.'  Anon.  —  3.  Grenzbestinimung,  Bann,  Gemar- 
kung, Bezirk  einer  Stadt  oder  Dorfschaft  BS.;  S.  So 
Aarau  Sudtb.  159'2.  ,Anstänile  wegen  dem  Weidgang, 
gescheid  [Grenzordnung]  und  einungen.'  150(j  Bruükn. 
,Ein  einig  [Grenzhag  oder  -weg]  facht  an  by . . .  und 
gat . . .'  [mit  Ortsbestimmungen],  Z  Steinmaur  1581; 
, Einigen'  worden  das.  von  ,efaden'  und  .brachwegen' 
unterschieden.  -  4.  die  auf  Übertretung  des  Gemeinde- 
statuts, bes.  betr.  Flurgrenzen,  Holzhau  und  Weid- 
gang, gesetzte  Geldbusse.  ,Sider  ass  [seitdem  dass] 
er  [der  Bannwart]  Iceini  Eini(j  me  z'zieh  het.'  Hebel. 
, Einungen  und  Strafen.'  Rheinau  1464.  , Einung  und 
buss.'  1.524  ScHW  Landb.  .Einung  und  Besserung.' 
Bs  Rij.  , Einung  geben,  nenien  [einziehen],  bestan 
[schuldig  werden],  des  einungs  fellig  werden,  den  e. 
nit  geweren  mögen,  den  e.  uf  jemand  kuntlich  machen 
[Jenuuid  als  bussfällig  verzeigen].'  I.i24  Schw  Landb. 
, Einung  verschulden.'  Schw  1339.  ,So  die  hirten  mit 
dem  Vieh  in  die  ess  [Saatfeld]  faren  und  schaden 
thuend,  so  ist  ein  tag-einig  XVIII  haller  [Heller]  und 
ein  nacht-einig  ein  Batzen.'  Gem.  Arch.  Z  Wiedikon. 
.Ist  erkent,  das  die  hirten  nit  in  die  höw  [Haue. 
Wälder]  faren,  und  ist  ain  aynung,  namblich  3  pfd.  h.. 
darutf  gesetzt,  welche  ain  jeder  verfallen  sin  soll.' 
ScH  1544.  ,Die  von  Läufelfingen  sollen  die  bannhäg 
machen,  solche  auf  und  zu  thun,  schniden  und  einung 
nemen.'  Biufokn.  ,Was  Einingen  falt  von  Efaden.- 
HoFK.  V.  Z  Albisriedcn  XV.  ,Won  [man]  sol  euch  alle 
einunge  einem  Herren  gebessrun  [büssen]  an  [ohne] 
allein  die  velt  einunge,  die  uf  gesetzt  werdent  so  daz 
veld  gebannen  wirt.'  Aa  Weist.  .Welcher  tannelatten 
hüwe  [hiebe],  so  sönd  [sollen]  die  Vier  [eine  Behörde, 
vgl.  Muetcini''g  und  Einitiger]  von  einer  Hagtannen 
ein  Einung  anschlachen  und  von  fünf  tannestecken 
ouch  ein  einung.'  ebd.  ,Uan  soll  der  also  den  schaden 
gethan,  den  banwarten  den  einig,  ouch  schaden  ab- 
tragen.' Bs  Rq.  1534.  ,Wer  frevelt  in  Holz,  Feld, 
Säten  oder  in  der  Almende,  des  Einung  stat  in  Gewalt 
der  (iemeinde  Hi'NiNc.EN  1450.  ,Hat  aber  der  da  ge- 
schuldiget und  beklegt  wird,  nicht  guotes,  daz  er  den 
einung  nicht  richten  [entrichten  |  mag,  so  sol  man  in 
vürschrigen  [verschreien],  das  in  nieman  liuse  noch 
hüfe    [bei  sich  aufmdimel.'    133!)  Sciiw  l.andli.     Nocb 


1786  bei  JRGrimm   .Einung:    Züchtigung  oder  Straf': 
und  1797  bei  HZschokke. 

Die  Zeugnisse  aus  der  ä.  Spr.  setzen  ein  Mask.  'einuii;/ 
voraus;  das  w.  Geschlecht  trafen  wir  nur  1  Mal  im  Schw 
Ldb.  V.  .J.  13:39  i.  S.  v.  4  und  1  Mal  in  der  Z  Gesetze- 
samuil.  1776/9  i.  S.  v.  I,  in  beiden  Quellen  neben  vorherr- 
schendem ni.,  in  einer  Urk.  v.  UUrs.  136:3  aber  das  weibl. 
Geschlecht  vorherrschend.  Jetzt  allerdings  ist  das  W.  (im 
S.  v.  3)  an  das  bekannte  Fem.  (mhd.  einunr/r)  vertauscht 
und  auch  in  den  fulfjendcn  Zsscn  ist  es  bald  das  eine,  bald 
das  audero.  Da  aber  im  Ahd.  Mhd.  Bildungen  auf  -iinr/  in. 
für  Saclmanieu  fast  unerhoit  sind  und  da  liei  uns  wie  in 
anderen  deutsclicu  MAA.  und  gernian.  Dialekten  die  Fem.- 
Euduug  -uti(/  an -Ing  vertauscht  ist,  so  liesse  sich  etwa  an- 
nehmen, dass  aucli  unser  W.  ursprünglich  ,die  E.'  geheissen 
habe,  später  aber  in  die  Analogie  von  , Pfenning,  Schilling' 
u.  a.  übergetreten  sei,  wobei  num  bes.  an  die  vorherrschende 
Bed.  4  denken  mochte,  welche  den  Begritf  eines  Geldstückes 
mit  sich  führte.  Ins  Frz.-Lat.  aufgenommen  heisst  es  ,tale 
Imunum  seu  tale  Enon'.  1:304  Werro  Recueil.  Einmal  findet 
sich  , Einigung'  gleichbed.  mit  Einung  (.Was  für  Einigung 
verfallend.'  167U  AaNesslenb.),  aber  dies  ist  erst  eine  spätere 
Bildung.  Umgekehrt  steht  , Einung'  ein  Mal  fUr  .Einigung' : 
,des  Rychs  Einung  suechen  und  fürdereu.'  Ansh.  —  Bed. 
4  u.  1  im  Wechsel:  ,Wär  aber,  das  dekain  [irgend  ein] 
ainunge  wäri  von  sus  [so]  vcrbotteno  aynunge  [NB.  der  Rat 
allein,  nicht  die  einzelnen  Gewerke  dürfen  Einunge  setzen] 
genomen,  den  sol  m,au   wider  gen.'  ca   1400  Diessenh. 

Erb-  f.:  Staatsvertrag,  der  sich  auf  alle  Nachfolger 
der  Contrahcnten  vererbt,  liga  hereditaria.  insbes.  der 
Vertrag  zwischen  dem  Haus  Üesterreich  und  den  Eid- 
genossen 1477  u.  1511. 

Feld-:  festgesetzte  Strafe  für  FcldfreveL  .Das 
dorf  hat  die  veldeinung  ze  strafen  und  ze  bezüchen.' 
1585  AABöttst. 

Fisch(er)- m.,  Pisch-eine  f.:  Fischerciordnung 
und  betr.  Busse.  ,Der  lütpriester  zuo  Meila  hat  bi 
minen  Herren,  so  den  flschereinung  zuo  Meila  inge- 
nonunen,  ob  dem  tisch  gessen.'  1527  Egh  Act.;  ,ani 
tischeinung[tag|  zuo  Meila.'  ebd.  ,l)ie  Fischeine  durch- 
gehen.' Z  Ges.  1776. 

Hag-:  Straf bestimmung  betr.  mangelhafte  Ein- 
friedigung von  Gütern  oder  Verletzung  derselben. 
1585  AABöttst. 

Jär-  m.:  Sühngeld,  mit  welcliem  ein  wegen  Frie- 
deusbruch oder  Meineid  auf  ein  Jahr  aus  der  Stadt 
Verwiesener  den  Wiedereintritt  in  dieselbe  erkaufen 
niusste;  er  musste  ,ein  jar  und  ein  mile  {oder  auch 
,zwey  jor  und  zwo  mile')  vor  der  stette  krüzen  [den 
Stadtgränzen]  leisten  [Strafe  aushalten  |  und  den  jar- 
einung  geben,  ee  er  wider  in  die  statt  komet.'  Bs  l!i|, 
XV.  XVI. 

Muet-:  die  auf  i'bertrctung  eines  Verbotes  gesetzte 
Strafe,  auch  Miiotbann  genannt.  ,Die  muteynung,  so 
die  Dorfvierer  und  der  Undervogt  ussetzon.'  Okkjj. 
ZFlaach. 

Mitii  wahrsch.  in  der  selben  Bed.  zu  nehmen  wie  in  dem 
begritl'svwdten  nilid.  iiiuolarhar,  Teilung  von  Gesamniteigentum 
durcii  Übereinkunft,  also  miint  i.  .^.  v.  Gesiruuiug.  \"erlangeu, 
Wille. 

Berg-:  Assoziation  zum  Betrieb  der  .Milchwirt- 
schaft auf  einer  Alpe  BO.;  s.  J:'i)iiiii/  'J. 

Teiler-:  Ordnung d. Säumergesellschaften  inU  11'29. 

Dorf-  m.:  Flurordnung  eines  Dorfes  und  Busse 
von  3  Schilling,  die  einer  bezahlen  musste.  der  einem 
Andern  Schaden  an  seinen  Gütern  getan  hatte.  Hs  Itij. 
14SS  u.  1531. 


m 


An.  eii.  eiji.  in.  on,  iirt 


284 


einlegen  einigen:  Einung  halten,  im  Sinne  von 
Mni'g  2  BO. 

„ab-einigen:  Geschäfte  rechtlich  ahtiin.  Kanzlei- 
.sprache  Zg." 

Eini"ger,  Einiger  m.:  1.  ein  Polizeibeaniter, 
der  über  die  Kechtsordnung  zu  wachen,  Vergehen 
gegen  dieselbe  zu  verzeigen  und  Bussen  dafür  ein- 
zuziehen hatte,  ,0b  ein  burger  sidun  wil  koufen  von 
eim  gaste  [Fremden],  das  da  der  einunger  eime  [1. 
.einer']  alj  zwcne  [oder  2]  zegegeni  sun  [sollen]  sin.' 
Z  Richtebr.  ,Von  dien  vier  einunger,  die  man  ierlich 
hier  über  [über  den  Verkauf  von  Seide]  ze  huetenne 
nenien  soL'  ebd.  ,Wenne  man  einunger  ze  dem  einunge 
von  malenne  nemen  sol.'  ebd.;  s.  Eini''(j  1.  ,Ober-  u. 
Unter-Einiger',  als  Beamte  des  XVI.  XVI].  aufgeführt 
in  Ölhafens  Aar.  Chr.  .Unsere  Einunger  und  Gricht- 
schryber.'  B  10'28.  Nach  Durheim  hatten  die  Einunger 
in  BTh.  die  tieldbussen  einzutreiben.  , Einunger: 
Friedensrichter  BTh..  BStdtfr  HZschokke  1798.  — 
2.  Ausgewiesener.  .Begehrtent  etlich  Eininger  mit 
dem  fähnli  ynzeziechen.'  Ansh.  ;  vgl.  Achter  ebf.  in 
passivem  Sinn. 

Die  auch  von  St.  augegcbcnc  Erklärung  ,E.  =  Friedens- 
richtor,  der  bei  Schlaghändulii  Friede  zu  gelneten  hatte', 
beruht  auf  der  uahe  liegendeu  Ausdeutung,  als  ob  Einiger 
von  einigen  i.  S.  v.  ,versijhneu'  gebildet  wäre,  während  es 
vielmehr  von  Eini"g  abzuleiten  ist,  wie  die  obigen  Belege 
aus  der  ä.   Zeit  beweisen. 

einisch:  eigenartig,  sonderbar.  ,In  mancher  Be- 
ziehung war  er  sehr  e.'  GSa.  —  Ein  und  eigen  berühren 
sich;   Tgl.  alleinig. 

einlich:  einzig,  uiigopaart  GhIX,  Pr. 

„einlif"  aiiiUf  Bsf  (SruENu),  enlif,  ntr.  cnlefi  B; 
P;  SBb.,  einlef  BsL.,  ehidlef  A.\;  GlH.;  L;  S;  üw; 
U;  ZS.f,  eimllüf  aScuw,  emllif  ZWl.,  eiidlef  AaF., 
encllnf  B,  englef,  eiirjlf  BU..  eintief  BsL.-'  Gl;  V; 
ZO.,  entlef  BsL.,  einlef t  Zu.,  Stdtf,  eimUeft,  eimhleft 
ZWyla,  eintieft  Z,  selten,  e'lf  a.\\g.,  ölfk\;  Bs;  Gi.; 
GS.;  ScHwE.;  S;  alf  ScH  u.  angrenz.  Z,  onlf  GRh.: 
elf.  Substantiv,  zunächst  mit  Ergänzung  von  .Stück. 
Uhr'  usw.  erhält  es  wie  die  anderen  Zahlww.  von  -t 
an  die  ntr.  Pluralflexion  -i  (F  »);  diese  Form  dann 
auch  als  Ntr.  Sg.  zumal  im  S.  der  Zitier  11  überh. 
behandelt.  Die  Angabe  der  Tagesstunde  kann  auch 
mit  dem  Art.  verbunden  werden:  es  (jät  uf  die  elfi, 
und  der  Dat.  wird  nur  in  diesem  Falle  flektiert:  ah 
den  Elfe",  nach  11  Uhr,  sonst  ah  Elfi.  Z'Nüni  ne" 
[am  Neunebrot  sitzen]  his  am  Elfi,  d.  i.  bis  zum  Mittag- 
essen, das  ehemals  (und  z.  T.  noch  jetzt)  auf  diese 
Stunde  fiel.  Vini  Elfe  liis  z' Mittag,  sprichw.  für  eine 
sehr  kurze  Dauer,  weil  auf  dem  Lande  schon  um  elf 
Uhr  zum  Mittagessen  geläutet  wird.  Vgl.  das  ebf. 
tautol.:  das  iscli  e  Vesjier  und  e  Ftlrohe  ^=  Feieva.he'nd 
S.  Eaz  hat  der  Tüfil  dalfi  g'worfe,  jetzt  ist  das  Spiel 
verloren,  die  Sache  verspielt  GEh.  Hafner  Schaupl. 
2,  48  bestreitet,    dass   die  Zahl  11  Unglück   bedeute. 

Mhi.  eintif  (i.  i.  eins  über  10,  lif=tih  in  l,4ihen,  bleiben), 
citif.  ,EinIif(f|'  u.  A.  noch  bei  Fründ  1446;  Tierb.  1563; 
Jerem.  1531  (,ey]f.'  1548);  LLav.  1576;  GMaud.  ICH  (wech- 
selnd mit  .eilf-);  ,einlof  in  H  u.  Seh  Urk.  XVI.  Die  Ein- 
schiebung  eines  d  oder  t  zwischen  n  und  l  ist  fast  unver- 
meidlich, g.anz  wie  in  Hüen-il-li,  Hühnchen  ii.  v.  a. ;  sodann 
11,7  stntt  nd  wie  durchgängig  in  dem  betr.  Gebiete.  Ö  für  e. 
Wie  in  .zwAIf;  n  (ixil  dagegen  nicht  ans  Wechsel  mit  e  zu 
ver.stehen,  sondern  zunächst  aus  a  corrigiert,  welches  in  den 
betr.   MAA.   der    stehende   Vertreter    von    irilid.  ei  ist.      Die 


seltene  Z  Form  mit  (  ist  offenbar  von  der  Ordnungs-  auf  die 
Grundzahl  übergegangen.  In  ein  und  der  selben  Urk.  wechseln 
Form  und  Ausdruck:  ,umb  einliff  uhren  —  nachdem  es  eilffe 
geschlagen.'  G  ICH.  —  Die  zweisilbigen  Formen  allenthalben 
im  Aussterben. 

, einliff,  eindleft,  elft,  in  Uiv  auch  eindlefist:  der 
elfte.  Als  11.  Gebot  wird  dem  Dekalog  scherzhaft  an- 
gehängt, dass  man  sich  nicht  solle  erwischen  lassen  Z. 

Der  .cinlisto  tag'  bei  GEdlib.  S.  267  wohl  ein  Versehen 
seiner  nicht  geschickten  Feder,  oder  verkürzt  aus  der  Super- 
lativbildung einleßst. 

.Einlifer',  Eindlefer,  Elfer,  Ölfer  m.:  1.  Wein 
vom  Jahrg.  1811.  —  2.  im  Jahr  1811  Geborener.  — 
3.  je  11  Vorsteher  von  jeder  der  G  Zünfte  in  St.  Gallen. 
XVIII.  Mitglied  des  Geschwornengerichtes  und  des 
Wochenrates,  der  im  Geschwornengericht  sitzende 
Landrat  Ndw.  —  An  letzterem  Orte  aus  der  Zeil  fort- 
gepflanzt, da  die  Mitgliederzahl  eben   11   betrug. 

Elftel  (ScH  Alftel)  m.:  elfter  Teil.  -  Seh  «  wie 
beim    Grundzahlw. 

einbaren:  refl..  sich  vereinigen,  verständigen. 
,Und  sich  da  auf  jegliche  Artikel  einhelliglieh  ein- 
bahrten  und  sich  darauf  unterredten.'  1489  Beitk.  Lauf. 

eins  eis  I:    einig  (sein  oder  werden);    s.  ein  I  2. 

un-  I:  uneinig,  allg.  .Discordias  cum  hostibus 
exercere:  mit  dem  feynd  u.  und  spänig  seyn.'  Fris. 
Substant.  ,da  ward  in  der  gmeind  ein  u.  und  murmeln 
und  Zwietracht.'  1527  Mey.,  Wetzik. 

einsen:  eins,  einig  werden;  sich  versöhnen  GRPr. 

un-  uneise  B;  LE..  -eis.se  W':  uneins  werden,  ha- 
dern, streiten;  in  BSi.  etwas  milder  als  .zanken'.  — 
sich  ver-:  in  Zwiespalt  geraten  B. 

eins  eis  II:  Adv.  1.  einmal.  Eppe  eis,  etwa  ein- 
mal BO.;  esie  eis,  jeweileu  einmal,  dann  und  wann, 
ebd.;  s.  Sp.  21;  Syn.  alhen  eis.  G'rad  eis,  geradezu, 
gleich  jetzt  BO.  6'«^  '*■  noch  es  BHk.  ,Fiir  [um]  dir 
dij  Hochniuet  eis  z'vertryhe',  endlich  einmal?  oder  ein 
für  alle  Mal?  HsOtt.  .Der  tagen  eins',  dieser  Tage 
einmal  1526  Absch.;  153.3  HBull.;  15G0  Eom.  (1667: 
,der  malen  eins').  ,Der  tag  eins.'  1560  Bibel  Vorr.  ,BaId 
eins  konnnen  wir  zu  ruh.-  E.  u.  CMey.  1650.  Pleonast. : 
.versaurast  diss  einmal  eins,  traur  ewig.'  ebd.  Vgh 
auch  ein  Ib.  III 1.  —  2.  immer.  Eis  und  alli  Tag 
W.     Vgl.  ein  und  all  Tag,  ein  I  1  h. 

Das  alleinstehende  Adv.  eins  1  ist  der  uihd.  adv.  Gen. 
eines,  bei  dem  man  mäles  ergänzen  kann,  und  aus  dem  durch 
Zusatz  von  (  einest  entsprungen  ist;  s.  d.  In  der  Verbindung 
,der  tagen  eins'  kann  ,eins'  nicht  wohl  regierender  Gen. 
sein  i.  S.  v.  ,an  einem  dieser  Tage',  weil  ,der  tagen'  auch 
ohne  beigefügtes  ,eins'  adv.  =  .dieser  Tage,  in  diesen  Tagen' 
vorkommt,  und  weil  die  Verkürzung  .eins'  nur  vor  dem 
Subst.  vorkommt.  So  erklärt  .auch  Schmeller  l"  87,  wo 
übrigens  auch  ,eins  der  tag'  als  schweizerisch  angeführt  wird. 
—   2   ist  der  mhd.  adv.   Accus,  einez,  in  einem  fort. 

Über-:  ,U.  kommen'  1)  =  nhd.  überein  k..  d.  i. 
überein  stimmen.  .Mit  den  Leuten  nicht  u.  kommen', 
nicht  friedlich  auskommen  Uw.  ,In  vil  stucken  kom- 
mend sy  ü.'  FiscHB.  1563.  2)  ins  Klare  kommen,  zu- 
recht k.  S.  ,Nit  emöl  mit  de  Prattigzeiche  [Kalender- 
zeichen] hin-i  recht  ii.  cho.'  Joach.  1881.  Es  ist  Alles 
übereis  g'gange,  mit  Einstimmigkeit  ausgemacht  worden 
Z.     Vgl.  ,eins  sein,  werden';  üherein  Sp.  274. 

alles-  allseis:  ununterbrochen  Gl  H. 

S.  eins  ]I  S.  Alfs  ist  adv.  Acc,  mhd.  tdlez,  welches 
auch  für  sieb  allein  scbnn  .iuinier'  bed.  knunte.  s.  a//*' .Sp.  170. 


285 


All.  eil,  ein.  in,  uii.  uu 


286 


uu-  II:  neulich,  letzthin  BKi.  —  Wnhrscli.  uiiigostollt 
üilcr  mit  Abwerfuug  des  ersten  n  aus  nii"-ti«. 

Eiuser  eiser  m.:  1.  die  Zahl  Eins  Aa,  auch  die 
Zahlen  bis  9  im  Gegs.  zu  Zehner  usw.  B.  —  2.  ein 
im  Jahrgang  1  Geborener  Aa. 

eine';-i;  ,eins  BE.;  LE.-,  eisB,  däine; -i;  dem 
Aa  (ohne  F.);  oBs;  LH.;  SinMerish.  (deune;  deui; 
detis);  S  äi-,  Gen.  äisse,  äi^sse;  ainp-e  (ein--rra  BKi.), 
äire,  Dat.  äinem,  äim,  PI.  Nom.  Acc.  äwii  BM.,  einer 
Ei.  —  adj.  ein;  ein;  eis  BEi.,  (djäi;  (d)äi;  (djäis 
Aa;  BU.;  S,  Gen.  eis;  eirr  Ei.,  Dat.  eimm  ebd.:  jener; 
der  andere,  in  letzt.  Bed.  auch  mit  best.  Art.  „Eis 
JVIeitschi  dert".  u.  noch  mehr  pleonast.  gehäuft:  däine 
di-rtit/e  dert  L.  Das  Messer  isch  Äisse,  gehört  Jenem. 
I  hn  '$  Äim  (j'fi'e.  I  icott  vo  äim,  ich  will  von  jenem. 
Einer  [jene]  (f  fäiien-mer  besser  wan  diser  [diese]  BKi. 
Däinere,  von  jener  Art;  i  ivott  nit  dcre,  i  ivott  däinere 
Aa;  L;  auch  adj.  (indeklinabel),  z.  B.  däinere  Lüt, 
IT'i».  Srvd.  Mit  dir  Hund,  mit  der  andern:  äi  We;/, 
auf  jene  Weise.  Äis  Jar,  das  andere,  nächste;  eis 
Jars,  in  jenem  J.  BBe.  De  äi  Tag,  am  andern,  fol- 
genden; äis  üt  war  (etwas  früher  oder  von  einem 
Andern  Gesagtes);  isch-ne  Äis?  ist  es  Jener?  (eig.  ist 
Jenes  ihn?)  Ich  nimtne  das  und  du  chast  eis  ni.  Wei 
[wollen]  si  das,  so  tcott  [will]  i  äis.  ,Bas  und  deis' 
und  ,deis  und  das'.  Hebel,  ebenso  Bs;  S  neben  syn. 
das  und  sL'lb  (s.  auch  d£lh)  Bs,  das  und  disers;  diss 
lind  däis  S.  Den  mauigfaltigsten  Wechsel  von  Syn. 
für  das  Demonstrativum  sucht  der  Kinderreim:  Ich 
und  du  und  di:''  händ  enandere  g'y'e;  ich  und  du  und 
Dise  händ  enandere  'bisse;  ich  und  du  und  Däine 
(Dene)  dert  händ  enandere  d'Haiir  (d'CliiipfJ  uszert. 
Dise  U)id  Äine!  euphemistische  Fluchformel  statt:  ein 
Verwünschter.  .Bei  Diesem  und  Ayuem!  Wo  diese 
und  äyne  [wo  zum  Teufel]  hat  man  mir  doch  das  hin 
getan V'  Gotth.  Du  Dise  und  Däine!  Bs.  De''  Däin 
und  Salbe!  ebd.  Auch  wie  die  syn.  de  Si^lb,  der 
Einiijist  Sp.  280  u.  a.  im  S.  von  Jemand,  ein  Gewisser, 
Huidam.  So  zur  Einleitung  von  Sprww.:  Äine  häd 
(j'seit  usw. 

Die  auf  diesem  Puulcte  einmal  Niclits  zu  wüDschcn  übrig 
lassende  Bestimmtheit  der  Charaliteristik  des  Lautes,  wie 
solche  aus  Aa;  Bs;  BM.  vorliegt,  enthebt  uns  alles  Herum- 
tastens  nach  dem  Ursprung  dieser  beiden  eigentümlichen 
WW,  oder  vielmehr  Wortfonnen.  Danach  hebt  sieh  unser 
Diphthimg  cutschieden  ab  von  mhd.  ei,  welches  z.  B.  im 
Zahhv.  eine''  Sp.  268  enthalten  ist;  es  ist  der  nur  in  einer 
kleinen  Gruppe  von  WW.  gehörte  Laut,  in  den  WW.,  in 
welchen  die  Lautverbindung  en  vor  Spirans  (f,  z,  seh,  chl 
vurkommt;  in  dieser  Lage  entwickeln  die  genannten  MA.\. 
das  e  (ä)  zu  einem  eigentümlichen  Diphthong,  wuhei  ;i  sich 
vernUchtigt;  s.  H.  LII  u.  Fromm.  VII  'i'i'ili.  :U4.  346. 
Damit  erhält  auch  der  auffällige  Parallelismus  und  lautliche 
Anklang  mit  Une'',  di'ne''  (Sp.  265)  und  die  Tatsache,  dass 
alle  diese  WW.  einander  geographisch  ausschliesson,  ihr 
Licht:  sie  sind  ein  und  das  sellic  W.  in  provincieller  Tracht. 
Entgegen  der  in  Fromm.  3.5.5  aufgestellten  Behauptung  be- 
geguetcn  wir  o.  Sp.  265  der  T.itsache,  dass  «i«,  obwohl  s 
nicht  stammhaft  ist,  in  eis  (üi«)  übergehen  kann,  wobei  vidi, 
das  Zahlw.  ein,  mit  welchem  sich  das  Pemonstrativpron.  ja 
auch  begrifflich  auf  einigen  Punkten  berührt,  mitwirkt.  .Jeden- 
falls hat  nun  von  diesem  Ntr.  aus  rückwärts  die  Erstellung 
einer  Mask. -Fem. -Bildung  äine;  -i  (deui,  deune)  nach  .\nalogie 
von  eis,  unura,  alqd:  eine;  -i  unus,  una,  aliquis.  Statt  ge- 
funden. .Ain  knüpft  die  Rcilie  üiiie''  an  i-'ite'',  indem  es  als 
Ntr,  für  beide  gilt;  eine  Form  äinen,  welche  von  iiinc  aus 
für    das  Ntr.  zu   erwarten    wäre,    kmumt    nicht    vor;    wcun 


Stalders  spätere  Angabe  aiiui  Richtigkeit  hat,  so  ist  sie  eine 
Bildung  dritten  Ranges,  d.  h.  nur  dem  neugeschaffenen  Msc. 
äine  zu  lieb  gebildet.  In  deus  ist  statt  des  i  der  ü-Laut  auf- 
gestiegen, wie  sonst  vor  m  häufig  (Eumer  Sp.  221).  Lt  St.** 
war  einst  üiii  auch  in  Zg  zu  hören ;  und  Tatsache  ist,  dass 
das  aus  dem  Fron,  abstrahierte  Adv.  d-ei  eine  weit  über 
das  für  obige  Pronominalform  angegebene  geographische  Gebiet 
hinausgehende  Verbreitung  hat.  In  der  ä.  Lit.  sind  wir  nur 
einem  Beispiele  begegnet  und  zwar  bei  einem  unsichern 
Schreiber:  ,uf  eim  teil',  auf  der  andern  Seite.  Edlib.  S.  69, 
der  sonst  ,em'  (s.  Sp.  265  M.)  schreibt.  Zss.  einhalb,  jen- 
seits. Zu  erwägen  bleibt,  ob  das  syn.  fränk.  des,  dencr 
unserem  dai«,  däine''  auch  lautlich  entspreche.  —  Über  das 
vorgesetzte  d  s.  dene''  Sp.  265.  Zur  Dekl.  vgl.  ein  Sp.  268 
n.   273;  Nom.   m.   dein  neben  deine  Bs. 

einige  beinige  Ar;  GStdt,  änige  &.  Aa;  B;  L  (auch 
änegi);  GT.;  ScH;  Scuw  (änegi);  S,  ä.  däu.  Aa;  BStdt; 
ZSth.,  ä.  niän.  Th;  ZWint,  ane  b.  AaF.,  anede  b.  L, 
aneti  b.  ScuwMa.,  äneti  b.  L,  äni  m.  ZStdt,  S.,  ene  b. 
BSi.,  e.  d.  ZU.,  mie  d.  AAEh.,  Endeli  Bändcli  Eochh., 
endi  b.  W,  antis  b.  GG.,  binige  beinige  Zo:  Anfang 
eines  Anzählspruches. 

Wie  bestimmt  sich  behaupten  lässt,  dass  dieser  in  un- 
zähligen gleich  sinnlosen  Variationen  über  alle  deutschen 
Lande  verbreitete  Spruch  auf  ein  undeutsches  Idiom  zurück 
gehe,  so  schwer,  ja  unmöglich  ist  es,  dieses  Idiom  zu  nennen 
und  die  Wörter  zu  deuten.  Wohl  bieten  sich  etwa  frz.  ,un 
deux'  oder  ,une  main'  an,  oder  hehr,  ani,  anol-i,  ich,  dessen 
Anlaut  Veranlassung  gegeben  hätte  in  die  Abwickelung  der 
Laute  des  Alphabetes  überzuspringen. 

in  I.  Präp.  mit  Dat.  u.  Acc,  in  vor  Voc.  (in  uBs; 
B;  Gr;  W  auch  vor  Cons.),  sonst  i;  in  Verbindung 
mit  dem  Art.  ,den'  i  Aa;  B,  sonst  in  (W  in-nu  Acc. 
Sg.  m.,  in-ne  Dat.  PI.);  ,dor'  ir  B,  inner  W;  ,die'  it, 
bzw.  int;  ,das'  is,  bzw.  ins;  ,einen'  ine/n),  inenefn); 
,einem'  in-iim  W,  sonst  ineine,  iniene,  inie;  , einer'  irc 
Gr:  im  Allg.  wie  nhd.,  aber  (bes.  in  räumlichem  S.) 
gerne  verstärkt  durch  Beifügung  der  entsprechenden 
AdvT.  inne,  drin,  Ine,  hin-,  herein,  z.  B.  i-der  Stuben 
inne,  i-d'St.  ine.  1.  räumlich  (mit  unmerklichem 
Übergange  in  innere  Beziehungen),  a)  vor  Ländern. 
1)  m.  Acc.  =  nach  B;  Gl;  LE.;  P;  S;  W.  .In  Egypten 
fliehen.'  Gotth.  ,I  will-ini  dinge  i  Flanderen  i',  mich 
nach  Fl.  anwerben  lassen.  S  Volksl.  I  Aletsch  fare 
W  (man  sagt  das  A.).  Früher  durchweg  so.  ,In  Italiam 
eilen.'  Mal.  ,Wie  nun  der  bruch  in  Eidgnossen  ist, 
dass  sy  priester  mit  inen  füerend  in  die  reis  [ins 
Feld],  ist  auch  Zwingli  mit  dem  land  Glaris  in  Mey- 
land  [die  Lombardei]  gereiset.  1572  HBi'LL.  , Zügen 
heim  in  Walles.-  1572  Platt.,  jetzt  mit  dem  Art.  i's  W. 
..\ttigit  Britanniam:  er  ist  in  Engelland  kommen.'  Fris. 
,Zum  beweistumb  ist  unnotwendig,  dass  wir  in  Italien 
laufen.'  16Ü5  JMüll.  ,Ihn  [Juvenal]  bracht  in  Lybien 
das  Gift  der  scharfen  Feder.'  AHall.  1732.  .Er  ist 
mit  seiner  Haushaltung  in  Carolina  gezogen.'  1774 
Mon.s.  ,Begab  sich  in  Holland.'  Holzhalb  1791.  Die 
Schreiber  scheinen  die  Zweideutigkeit  des  Ausdruckes 
nicht  gelühlt  zu  haben,  wenigstens  scheuten  sie  sich 
nicht  vor  Angaben  wie:  .Lachen,  ein  grosser  Pass  in 
Pündten.'  JEEscii.  1(192  (Lachen  am  Zürichsee);  .in 
Indien  reisen.'  1711  Goliath;  .eine  Eeise  in  Hol- 
land.' Ti'RieuM  Ski'.  177S;  gemeint  ist  ,nach  tirau- 
bünden  usw.'  Selten  und  nur  in  ä.  Spr.  vor  Ürtsii. 
statt  des  üblichen  .gen',  go.  .Bis  das  er  in  Gasen 
[Gassen,  die  volkstümliche  Benennung  von  S.  Nicolaus 
W]    kam.'    1572  Platt.     .In    London    zu    gan.-     1575 


287 


An, 


288 


WiNT.  Cluiiii.  ,Iii  Züricli  koiiiiiien.'  1711  Goliath. 
.Hat  die  Juden  in  Babel  ge.sclückt.'  JKHofmeist.  174(. 
'2)  ni.  Dat.  ,In  Eidgnossen',  in  der  Eidgenossenschaft. 
EiiLiB. ;  HBuLi,.  u.  a. ;  vgl.  lat.  in  mit  Völkern,  und 
.in  Franken,  Baiern'  usw.  —  b)  vor  Ai)ijellativen,  bes. 
Stuffnanien,  mit  Verben  der  Bewegung  zur  Angabe 
des  Zwecke.?,  Etwas  von  jenem  Stoffe  zu  holen, 
kaufen,  sammeln.  /  '*■  Hiils  t/ä",  in  den  Wald,  um 
dort  Holz  zu  sammeln.  /  d'Epjieri  gä  oder  schicke. 
um  Erdbeeren  zu  ijflüeken;  und  dem  entsprechend: 
.s-t  sind  i  den  Ej'perene.  I  niues  i  d'Schtie,  i  's  Öl. 
gehen  Schuhe  usw.  zu  kaufen.  Gönd  i  's  Fhiscli,  geht 
Fleisch  zu  holen.  Si  schicld  iri  Chind  i'n  Mist,  den 
Viehkot  auf  der  Strasse  zu  sanmieln  Z.  I'n  Tei<j 
sprinrje",  beim  Bäcker  Teig  zum  Kuckenbacken  zu 
liolen  Bs.  —  c)  in  einigen  besondern  Verbindungen 
und  Eedensarten.  I  's  End  scMä,  sich  dem  Ende 
(Tode)  nähern  L.  6'/'"''  i  d'Sel  ine  schäme,  in  die  tiefste 
Seele  hinein.  Es  gnt  i'n  Herbst  (es  wird  eingerechnet 
in  die  Freiheit  der  AVeinle.se)  zur  Entschuldigung  von 
allerlei  Mutwillen,  der  um  jene  Zeit  begangen  wird. 
Es  (jiit  iiiDiwr  i»i  Gliche,  z.  B.  von  einer  langwierigen 
Krankheit.  Im  G'wonte,  für  gewöhnlich  B;  vgl.  frz. 
ä  l'ordinairc.  ,Mutat  terra  vices:  die  erd  verenderet 
sich.  i.st  nit  allwäg  in  eim.'  Fris.  In-si'''  ha",  es  mit 
sich  bringen,  von  Natur  so  beschaffen  sein;  de  Hor- 
■  ninfi  het  's  so  in-si,  er  bringt  meist  rauhe  Witterung. 
Sulger;  CS  het  's  in-si,  es  lieg-t  in  der  Natur  der  Sache 
A.4;  ,in  sihä,  solere.'  Id.  B. ;  dagegen:  es  hed  ril  in-si, 
die  Sache  ist  von  hoher  Bedeutung  Ap.  Im  Berg  ohe. 
in  den  an  oder  auf  dem  Berg  gelegenen  (jütcrn  oder 
Häusern  Z ;  Gegs.  im  Bode.  Was  git  's  Xfis  [Neues] 
im  B.?  fragt  der  Al))ler.  I  de  Berge"  (incj,  in  der 
Hochgebirgsregion.  .Vychhirten  so  in  bergen  wonend' 
[nicht  gerade:  auf  den  Bergen,  sondern  auch  in  den 
Hochtälern],  RCys.  —  2.  bei  ungefähren  Zahl- 
angaben. .Von  5  in  0  gldn,'  RCts.  ,Von  10  in  die 
11  und  12  Gl.'  ebd.  .J.  Maag  [der  Schulmeister]  hat 
ghan  in  die  00  Schulkinder.'  1651  OGi,.itt.  ,18  firsten 
yngeäscheret  worden,  darunder  in  8fi  Hausshaltungen 
gewohnet.'  ebd.  l(iTii.  .Von  f.I  in  7  cronen  kosten.' 
1686  B.  ,In  siben  malen  iiunderttausend  mann  .stark.' 
an  die  700,000.  AKlincl.  G.  B,  1688.  .Ab  Obs  In  die 
100  Taler  erlösen.'  JEEsch.  1692.  .Dass  die  noch 
Minderjährige  dess  Tags  zwo  in  drey  Stund  baden 
können.'  1702  Hott.  .Es  waren  allliier  5,  6,  in  7 
Kinder.'  Mise.  T.  1722.  , Oberglatt  hat  Räbbögen  zu 
2  in  3  Eynier.'  1746  OGlatt.  In  der  lebenden  Spr. 
dagegen  mit  dem  Dativ:  i  de  Vierzge,  über  40;  i'n 
Hunderte,  über  KlO.  allg.  —  3.  zeitlicli  a)  mit  dem 
Dativ:  in  einem  Zeitpunkt  oder  während  eines  kürzern 
Zeitraums.  I  disem  31al.  das  andere,  nächste  Mal  Z; 
i  rfcw.  in  dem  Augenblicke,  gerade  Bs  (vgl.  nhd.  indem 
als  Conj.).  .Haben  den  tatsch  ver.steckt  und  in  disem 
ist  er  umgewendt  worden.'  1.576  GKei.i.er.  ,In  sol- 
chem', unterde-ssen.  Mey.vKn.  Vgl.  (u.  wären)  ,in 
währender  Schlacht'  und  .währendes  Krieges'  udgl. 
-Ausdrücke,  aus  welchen  die  nhd.  Konstruktion  ,während 
des  Kr.  usw.'  herausgewachsen  ist.  Es  wird  regnen 
im  Tag,  im  Laufe  des  T.  BHa.  Im  Nomittag  B;  S. 
•  Im  tag  ist  er  auf  erden,  zenacht  im  wasser'.  Mai..; 
ebenso  HBrLL.  1533.  , Samstag  im  tag  umb  Zwölfe, 
meridie.'  Z  ä.  Prozessakt,  ,Das  Danzen  in  dem  Baden.' 
1792  Hott..  =  während  der  Badecur.  ,lni  besten  seiner 
Jahren',    in    Acx  Blüte.    Krafl.    im  scliöusten  Jlannes- 


alter.  Kyburz  17->3.  .Robur  .Ttatis,  so  der  mensch 
im  besten  ist.'  Fris.  ,I)o  der  Strit  in  dem  besten  was', 
auf  dem  Höhepunkt.  1336/1446  Z  Chr.  Etwas  ist  im 
Werde",  im  Tue",  in.  allem  Tue"  Z.  In  eim  Ftieter, 
ohne  ein  Zwischenfutter,  einen  Halt  (fahren)  Z.  I" 
hangcde  Bechtc.  eig.  während  der  Process  noch  vor 
Gericht  schwebt,  die  Sache  noch  unentschieden  ist; 
dann  übh.  =  ungewiss  Aa;  BO.  ,In  rechten  hangen', 
noch  schweben,  unentschieden  sein.  1521  Absch.  ,In 
ergangenem  und  noch  hangendem  krieg.'  Ansh.  ,Jez 
in  hangendem  bericht,  wo  man  [täglich  oder  stündlich] 
bericht  erwartet.'  Bossh.-Goldschm.  ,Wann  der  Winter 
irn  kältesten  gewesen.'  Cys.  Im  Täuhsfe,  im  Moment 
oder  Zustand  des  höchsten  Zorns.  Statt  ,wir  sind  im 
essen  gsin.'  UMey.  Chron.  sagen  wir  jetzt:  am,  aber: 
in  allem  Esse  [mitten  im  E.]  nf  de  griisl  Löffel  Itiege 
seinen  A^irteil  zu  keiner  Zeit  aus  den  Augen  lassen 
ZLunn. ;  s.  (dl  Sp.  167.  —  b)  mit  .Accus,  zur  Angabe 
bestimmter  Zeiträume,  für  welche  Etwas,  z.  B.  ein 
Vertrag,  gelten  soll.  ,I)ie  Brautwerbung  oder  das 
Dingen  in  das  lange  Jahr.'  Z;  i  's  lang  Jär  dinge, 
heiraten  B;  L.  ,Uf  d' Wienecht  i'sJör  dinge',  einen 
Mietvertrag  von  Weihnacht  bis  W.  schliessen.  Schild. 
.Eine  A'erstandnuss  [Staatsvertrag]  in  die  Ewigkeit 
machen.'  Ansb.  —  4.  distributiv.  .Geschwi.sterten- 
kinder,  deren  seyen  viel  oder  wenig,  sollen  erben  in 
die  Häubter',  auf  die  Köpfe,  jedes  gleich  viel,  Bs  1757. 
.Das  Almosen  nicht  auf  ein  mahl  gänzlich  aussteilen, 
sonder  in  dies  singulos,  ein  Tag  in  den  andern.'  1693 
.\KLix(iL.  A^gl.  dagegen:  ein  Schrei  i  dr  ander  tue, 
einen  Schrei  nach  dem  andern  ausstossen  B.  De  ganz 
Tag  ei  Svhnarz  [Schelte]  i  der  ander  g'höre  SciiwM. 
In  Drittel  degge,  ein  Haus  mit  Ziegeln  ohne  Schindeln 
decken,  während  eifai-h  degge  bedeutet:  mit  unter  die 
Ziegel  geschobenen  Schindeln  decken  STh. ;  vgl.  in- 
decl'en.  —  5.  in  adv.  Ausdrücken  mit  einem  subst. 
.Adj.  neutr.  In  übel  ni'".  allg.  .In  übel  ufnemen  und 
vermerken.'  1330/1446  ZChr.,  entw.  accus.  ,nach  der 
Übeln  Seite'  oder  dativ.  ,in  übelm  Sinne'.  Für  letztere 
.Auffassung  sprechen  Konstruktionen  wie:  ,In  argem 
vermerken',  übel  aufnehmen.  Kli.ngl.  1688.  ,Im  besten 
aufnehmen.'  Absch.  1521.  .A'erstond  [versteht]  diss  myn 
ylonds  schieben  mit  fügend  im  allerbesten.'  Zwingli. 
,Im  besten  bcschehen',  in  bester  Meinung,  Absicht, 
ders.  Und  so  häufig,  auch  bei  Fris.;  Mal.  ,I)en  Weg 
zeigen,  wo  es  im  Geraden  durch  müsse.'  Gotth.  ,In 
gemein',  insgemein;  vgl.  .in  teil  und  gemein  stan.' 
ürk.  1549.  .In  geheimd',  insgeheim.  ,In  samt  und 
sonder',  sammt  und  sonders,  insgesammt.  Absch.  1522. 
—  6.  andern  nhd.  Präp.  entsprechend,  über.  ,Har(> 
manns  Bemei'kungen  in  ein  Paar  Appenzeller  Alpen.' 
1804  Steinmüll.  —  auf.  ,Su  chömm  es  eim  g'raä  i 's 
Glgclie  iise',  auf  dasselbe  heraus.  B  Kalender  1840.  In 
Eis,  auf  Eines  hinaus  kommen  B.  .Studie  oder  Stüdeli 
kommt  in  Eins.'  Gotth.  I  de  Stockzände  lache,  sich 
heimlich  freuen  UwE.  =  uf  (liinder)  de  Stoclczäne  Z. 
I'n  Bode  fabe)  falle;  i'n  B.  use  ligge  Z.  .Die  aber,  die 
dreyn  hoffend,  sind  des  tods  wirdig.'  1531/48  Sapientia. 
,In  ein  Raiss  fahren',  auf  einen  Kriegszug  gehen.  Biel 
1352.  ,ln  mengen  weg',  auf  mancherlei  Weise,  1519 
Stulz;  ,in  den  weg',  auf  diese  AV eise.  ÄoTschudi  1531: 
.in  kein  wäg.'  Fris.;  Mal.;  .in  zween  wäg.'  LLav.  1569 
=  ,auf  eine  zweifache  weise.'  ders.  1670;  .in  keinen 
weg  [Etwas]  gestatten.'  SHochholz  1591.  ,l>ie  sich 
alle  grüiiib'ud   in  der  kirchen'.  die  gegründe'   sind   auf 


•2Sf» 


All. 


290 


ilif  Lchro  vuii  ili'i-  Kiiclu'.  Z«ixi;li.  .In  iler  Üiiclil.' 
I)OS!4ii.-Goi,i)soii.M. ;  KC'vs.  158-1.  .Die  Giasiuuck  glebt 
leinälirt  .sidi]  der  würinliiien,  die  in  den  büumen 
iviH'lisend'  [in  der  Laubliroiie  der.selben].  Vogklc.  15.')". 
.|)aruf  liie.s.s  man  in  [d']  trumnien  [Trommeln]  .•<clilan.- 
l-iTil  HiKSBKKiF.vHRT.  .Die  fehlbaren  srleieh  im  fusz- 
stapt'en  rüijeii'.  auf  der  Stelle,  in,  e  ve.stigin.  B.s  Kr|. 
liilO.  .Ein  flhemann  soll  in  seiner  chliehen  frauwen 
kleidern  kein  Ehrecht  [Erbrecht]  haben.'  1,  Kutlibp-. 
I  IV'o.  (Statt  =  . auf'  c.  A.  kann  hier  .in"  aucli  nacli 
älterer  Weise  =  ,an'  c.  I>.  erklärt  werden.)  .In  seinem 
tndtbett.'  U>.52  Schisipkk.  und  häutiir  in  den  alten 
lleehtsq.  .In  einer  jrmahlten  tafelen  [auf  einem  Ge- 
mälde |  die  histori  Joseiilis  ^seilen.'  ebd.  -  um.  .Im 
licichsten  l'fennin]^  verkaufen',  um  den  höchsten  Preis. 
7,  ITl.').  —  an  (wie  son.st  umgek.  ün  =  in  s.  Sp.  249). 
l.s  aleid  iiiiiiii;  Beiiitschi,  es  steht  an  einem  Rainchen 
(in:  vgl.  1.  c  im  Bei;/.  Eine"  im  Xareseil  fitere" 
rSchäcli.  .lemanden  im  Striekli  ha",  ihn  sicii  zu 
Willen  haben,  ebd.;  vgl.  Jemainlen  iif  cm  Sjiiss  Im". 
In  milier  Statt,  an  meiner  Stelle,  ebd.  .Das  Zunft- 
gericlit  erkennt:  es  solle  ein  .leder  in  [an]  das  Ge- 
richt bezahlen  2  Franken.'  Wolf.  Rel.  Gespr.  .In 
sin  mcsser  grifen.'  L  1308.  .Wer  gegen  dem  anderen 
syn  band  in  syn  mcsser  schlecht.'  Thi'x  15.S9.  .Ob  dz 
also  in  im  selber  were'.  ob  es  sich  so  verhalte,  an 
sich.  Edlib.  .Der  sein  froud  hat  im  gerten  [Ochsen- 
stachel]  und  stäcken.'  1">31  Sir.  (.in' auch  1548.  16(i7: 
s|iäter  .an').  .Noch  in  leben  syn.'  LLav.  1.569.  .Sieh 
ndt  wyb  und  kinden  in  bättelstab  richten',  an  den  B. 
bringen.  Mand.  Z  1586.  .Der  8.  oder  4.  teil  in  der 
buoss'.  .\nteil  .an'  oder  Teil  .von'.  B  1628.  .Glauben 
in  die  Dreifaltigkeit.'  Hott.  1666;  .in  den  Sohn  Gottes 
glauben.'  JMi'Li..  ItiTo.  ,Haar  in  Zänen  haben.'  Hosi'iN. 
.Ins  Herz  wachsen.'  ebd.  Derselbe  hat  auch:  .iin  hag 
sin-,  in  Verlegenheit,  was  aber  nicht  =  .am  H.'  (vgl. 
.am  Berg'  unter  an)  erklärt  zu  werden  braucht.  Aus 
Fällen  wie:  .Wann  der  AVinter  im  kältisten  |in  seiner 
k.  Periode]  gewesen.'  1()61  Cvs.  und  ,im  Täiihste'  (o.  3) 
entwickelt  sich  der  Gebrauch  von  /(/  für  jenes  an, 
mit  welchem  der  Superl.  des  Adv.  gebildet  wird:  im 
Oliiiste,  am  Ehesten;  es  irär  im  Alkrheste  Z.  —  unter. 
.In  lAte-n-iime.'  Stitz.  .Ein  Gebäude  anfangs  itn 
Dach  haben',  wenn  die  Baute  so  weit  gediehen  ist. 
dass  sie  unter  Dach  gebracht  ist  U.  .In  Tacht  brin- 
gen', unter  Dach.  Em.iii.  .Es  sigen  ouch  derselben 
kind  über  sy  gefaren.  und  in  sy  geschlagen  und  ge- 
rouft.'  Z  M.  XVI.  .Einem  dapfer  in  [unter]  die  zäii 
stau.'  1569  IJjAv.  -  von.  .Der  mensch  wirt  nit  Iti 
dem  brot  allein  laben,  sunder  in  einem  yetlichen  wort.' 
1531/18  Matth.  -  vor.  .Im  recht,  im  recht<'n'.  vor 
Gericht;  in  einer  Menge  von  Formeln,  s.  lieclit.  - 
gegen.  .Die  der  sünd  in  heiligen  Geist  nach  |nahe| 
verwandt.'  .IMii.i.,  1665.  .Und  der  Sünde  in  den  h. 
(■eist  nahe  kommt.'  Goliath  1711.  Noch  jetzt:  (JaK 
ist  iii'ii  h.  (reist  ine  [hinein]  ifsünilifiet  '/..  mit. 
Kr  mai-lil  .Vis  i  lint/ii,  mit  der  linken  Hand  1!.  .Die 
spilliit.  dii'  machent  [Musik]  in  häfeii.  mit  tellern. 
oder  in  ander  weg  zuo  tanz.'  Euli  Act.  1521.  .Mein 
lieber  sun  in  dem  ich  zuofriden  bin',  an  dem  ich 
Wohlgefallen  habe.  1531/48  JIauc.  nach.  .In  mym 
bedunken'.  nach  meinem  Dafürhiilten.  EnMii.  \'om 
Ungläubigen:  .Alles  so  er  tut  im  scliin  guot.  ist  sünd'. 
obschon  es  auch  dem  Scheine  nacli  gut  sein  kann. 
Kf.ssl.  —  durch.  ,Unz  [bis]  er  burgrecht  kouft  »der 
Schw.  Idiotikon  I.  'S. 


es  in  reise  [durch  Teilnahnie  an  einem  Kriegszug| 
gewint.'  BsRq.  145(1.  —  zu.  Im-em  Teil,  zum  Teile  Z. 
,In  der  Er  des  haiigen  crütz  gebuwt',  dem  li.  K.  zu 
Ehren.  .Gewicht  [geweiht]  in  der  ere  sant  Aurellyen.' 
GHdschr.  .In  die  gegenwer  gerüst'.  zur  Gegenwehr 
gerüstet.  15'24  Abscii.  .In  das  recht  sitzen',  zu  Ge- 
richt. 1530  ebd.  ,Im  rechten  sitzen',  zu  Gericht  sitzen. 
Wi.ntekth.  157(1.  .Wier  kleinen  bueben  sassen  nüm- 
merg  ztisch  in  dsmall  |  nirgends  an  den  T.  zum  Male].' 
1573  TuPlatt.  .Den  zimlichen  und  gewohnten  Bruch, 
da  man  einandern  das  Vych  in  halbem  gibt  und  zuo- 
stellt',  d.  h.  zur  Fütterung,  wo  dann  der  Nutzen  zwi- 
schen Eigentümer  und  Besitzer  gleich  geteilt  wird. 
B  1628.  ,Ich  will  gern  mit  dir  im  halben  bezahlen',  die 
Hälfte  der  Auslagen  auf  mich  nehmen.  HPest.  1783. 
.Die  künftig  Zit  in  Rat  nehmen',  zu  Rate  ziehen,  be- 
denken, berücksichtigen.  Felner  1808.  —  7.  in  Fällen, 
wo  sonst  keine  Präj).  steht:  im  hare  Cliopf,  barhaniit 
(nach  Analogie  von  ,im  blossen  Hemd'  udgl.)  GlK. 
.Bliebe  zuletzt  im  stecken',  blieb  stecken.  1525  It  Mev. 
Wetzik.  .Es  sagt  Mutianus.  dass  der  Äff  auch  lerne 
im  Schach  spilen.'  Tierb.  1563;  vgl.  frz.  aiix  echecs. 
.Talos  jacere:  im  bret  spilen.'  Fris.  ,?]ine  Comedi  und 
Narrenspil  anzusehen  oder  in  der  Karten  und  im  Brett 
zu  machen,  ist  ihnen  die  Zeit  nie  zu  lang.'  Ulh.  1727. 
.Im  rechten  .studieren'.  Jurisprudenz.  Fris.  .In  der 
arzny  studieren'.  Medizin  st.  Platt.  1572.  .Sie  hatten 
im  Befehl,  alle  getreue  Truppen  an  sich  zu  ziehen.' 
1760.  SiML.  Urk.  .In  Baumwolle  weben  oder  in  Reisten.' 
1822.  Mey.,  Wetzik.  —  8.  pleonastisch  vor  dem 
Dativ  Aa;  Gl;  VOrte;  Sch;  S;  Z  tw.  I  mir,  mir: 
i  Eim,  Einem.  Mit  Art.  i'm,  dem;  i-d'r  {in-d'r  AApri.). 
der;  i-de  (in-de  .\AFri.),  den;  i'me,  einem.  —  9.  Ac- 
cusativ  statt  Dat.  .In  das  gägenteil.'  LLav.  1578 
(=  .hingegen',  ders.  1670);  so  auch  noch  Ende  XVII. 
Vgl.  auch  0.  2. 

Zu  den  durch  die  Vnrbinduuj?  mit  doui  Art.  eutstt?Jieudi'U 
Formen  vgl.  «»  Sp.  '24i).  In  einem  Teil  von  Aa  nimmt  die 
Präp.  wieder  ilireu  vollen  Leib  an.  weuu  sie  eine  KiK'litieii 
zu  traijen  Ijckonnat:  in-iln-,  iu  dir,  da|?.  i  dir,  dir;  s.  auch 
o.  S.  In  Gosclilechtsun..  welche  vom  urspiüujilichoii  Wohn- 
orte hergeholt  sind,  wie  Inriehm,  liinihun,  map  die  .Svnk. 
inn  für  in  tlrti.  weiche  auch  in  der  Lit.  früh  :uift.jiueht. 
stecken.  .\lisehw:ieliuu;r  zu  rn  mit  Anlehnung  au  den  uuhest. 
Art.  s.  u.  Ai-ht  Sp.  17i):  zu  lihissem  e  in  den  Formelu: 
(■  (ioUk  Xujtie  (vgl.  die  engl.  Verstüiiunelung  "'  (inil'n  mmtr); 
e  fit'  Wrt/.  auf  diese  Weise;  '^u-fij  (iidid.  enirtr)  aus  in  M'/;»/, 
auf  den  Wog  (iilul.  hin-wegl.  wonelien  i'n  Wnj,  in  den 
Weg.  hindernd.  Iicsteht;  und  .euzwischeu'.  inzwischen.  H  IB'JS. 
Umgekehrt  ist  im  ^  dem,  i«ie  =  einem  (o.  S)  lautliche  Ver- 
stjirkinig  für  '<»*  und  rmr  (rime)  und  mir  durch  Missdeutuug 
als  i'm,  i'me  verstjiudeu.  so  dass  ein  loruiliehc's  in  heruus- 
gesehi'ilt  wurde;  vgl.  «n  8p.  '255.  Ebenso  beruht  auf  Miss- 
verstiinduiss  die  sinnlose  Verbindung  .in  keinswegs'.  l'Mey. 
(_'lu'ou..  welche  sicii  anlehnt  an  die  Konstruktion  .in  keinen 
weg'  (s.  o.  ü).  in  der  Tat  aber  auf  die  vollere  Komi  des 
l'ron.  (eid'vini  zurilckzufuhren  ist.  ,ln  hinderriieks'.  Wiutertli. 
Kiitsb.  1,57:J,  mag  als  Klliiise  (iu  H. -Weise)  verstsiudeii  worden 
soiu.  —  Zu  1.  ViM'  Ortsii.  im  Hat.  (auf  die  Ki'iige  wo':")  ohiio 
Art.  ist  in  ganz  und  gar  nicht  gebrauchlich.  datTir  z'  (zeK 
—  2.  Zwischen  zwei  Zahlen,  durch  welche  die  Unbe- 
stimmtheit eingeschränkt  wird,  setzt  die  lebende  Spr.  o.  das 
sich  als  .an'   oder  als  frz.  «   deuten   hlsst. 

II.  .\dv.  iiin:  in.  darin;  innen.  1.  Ortsangaben  zu 
näherer  Bestimmung  od.  Verstärkung  nachges.  .\a;  Bs; 
li;  Git:  S;  nw  Z;  dafür  anderw.  iiiiie.  Im  fr'hiirst  [lie- 
strän<'Ii|  inn.  .liis  ciidlifi  Jineili  in  der  Cliilehe  inn  i/'s;/ 
isch.'  HiiKiiKNsr.    /*(  (/('  lieriien  inn.  ,1m  Geld  inn  sitze', 

111 


291 


An,  en.  in.  on,  un 


292 


viel  Geld  besitzen.  KdMev.  In  der  Drucken  [Schachtel]. 
im  Hiia  inn  S.  Im  Kanton  inn,  innerhalb  des  Kan- 
tons. Z'Lcnifjnan  inn,  |das  weiter  taleiinviirts  liegt] 
BE.  Bis  a'n  Tsclinijfjrn  inn,  bis  an  den  Berg  T.  tal- 
einwärts  \ind  dort  drin  (tRl).  Dort  inn,  dort  drinnen  S. 
U)irlen  inn,  ZW.  Auch  bei  abstr.  Verhältnissen:  in-crc 
Täiibi  inn.  sl"  8.  .Medium  responsum:  zweyfelhaftig. 
halb  au.ss,  halb  inn.  Fides  clauda:  ein  hinkender 
glaub,  d.  i.  unstät,  li.  a.  li.  i.,  wie  man  spricht.  Dubiis 
pennis  volat  victoria:  der  sig  stat  im  zwej'fcl  od.  li.  a. 
h.  i.'  Fris.  —  2.  ohne  andere  Ortsangabe.  Inn  s>." 
(wechselnd  mit  i",  s.  d.) :  a)  im  Haft  oder  Knopfloch 
Bs;  Z.  b)  im  Stall  Bs;  B;  Z.  c)  im  Zimmer  oder 
Bett,  das  Z.  oder  B.  hüten  B;  Z.  d)  im  Gefängniss 
Aa;  B;  Z.  ,I>a  du  inn  [gefangen]  ware.st.'  HPest. 
1783.  Inn  ha",  gefangen  halten  Aa.  I>in  b'haltC: 
a)  zurück  behalten,  z.  B.  eine  sonst  schuldige  Sunuue 
B;  Z.  b)  eine  l'erson  im  Haus  oder  Zimmer,  nicht 
ausgehen  lassen,  Schüler  nach  beendigter  Scliulstunde 
zurück  behalten.  Inn  stä",  gleich  stehen,  zunächst 
von   der  Wage,    übergetragen    auf  Abstinnnniigen   B. 

har-in:  hierin,  darin.  .Welcher  sich  h.  übersehen', 
verfehlt.  XVH.  Muki  (neben  .hierinuen'). 

niener-:  nirgends  in,  in  Nichts.  ,N.  zuo  ver- 
glychen.'  JBrf.it.  1019. 

dei-  diji)i:  drinnen,  da  innen  GO. 

dar-  drl  Gl;  Sciiw;  U.  sonst  drinn:  wii>  nlid. 
Verstärkt  und  näher  bestimmt  drinn  innc",  nnde". 
ume  usw.  ,Nit  dai'in  sin  wellen',  von  Etwas  Nichts 
wissen,  keinen  Anteil  daran  haben  wollen.  Anscii. 
Die  Römer  verlangten  Eeichsfreiheit  vom  Kaiser,  ,dar- 
zuo,  dass  die  umligenden  stett  tribut  geben  soltiud. 
Darin  der  bapst  gar  nit  sin  wolt.'  Vad.  .Woltend  sy 
gar  nit  darinn  syn  [die  Beschuldigung  nicht  gelten 
lassen]  und  scliruweud  [schrieen]  umb  recht.'  Kessl. 
Syn.  d'innen.     Zu  unterscheiden  von  drl". 

war-:  worin.  IGtiO  JHHott. 

zwischen-  ziviischetun  B.  —  Vgl.  enzwiachen,  in- 
zwischen. 

in  i'n  BO.;  (iu  tw.;  [P;  W.  sonst  i':  ein;  in 
Gk;  P;  W  auch  her-  oder  hinein  (wofür  sonst  ine, 
iiihin).  Dur  d'Tür  l;  diir  's  Dorf  l;  zum  Tor  l  Aa. 
I(")  d'Stuhcn  if")  cli()("J  W.  I-güyijele.  (durchs  Fenster) 
hinein  gucken  GrV.  Ich  hau  (/'meint,  es  chümi  e.v  Un- 
fj'hür  l  ebd.  /  gän  l  ebd.  D'Sträss  %  chö",  auf  der 
Str.  heran,  daher  Ar;  Scn;  Z.  In  der  einfachen  Bed. 
selbständig  ist  es  ausserhalb  der  drei  oben  genannten 
MAA.  ziemlich  selten,  nur  etwa  in  Verbindungen  wie : 
Jar  l  Jar  «,s;  wohl  aber  z.  B.  in  Gr  ?)?,  taleinwärts; 
in  und  üf,  bis  hinten  ins  Tal  und  auf  (über)  den 
Berg.  Dagegen  zuw.  prägnant  mit  Ergänzung  eines 
Verbalbegrifis  z.  B.  d'Schihen  isch  l,  eingeschlagen. 
Mi  Ureglas  isch  i,  zerbrochen  Bs.  Ds  Veh  isch  i,  in 
den  Stall  getrieben  (neben  inn,  drinnen).  Es  irill-mer 
nüd  l,  in  den  Kopf,  idi  kann  es  nicht  begreifen  Z. 
Ah  lind  i  [abgemäht  und  eingebracht]  ist  au  ij'heuct 
Ar.     D'Prcdiy  ist  in,  hat  begonnen  B.    Sonst  nur  in 

('(IUI  pusitioii.  I.  1»  auch  lu  Xüminalcomp.  neben  in-, 
welches  hier  allehi  zu  erwarten  wfiic,  was  z.  T.  darauf  be- 
ridien  kann,  dass  das  aus  in  verkürzte  i  (dri,  dariu,  s.  d.) 
durch  ViTlängerung  des  Voc.  dem  t",  ein,  nahe  kommt.  Wie 
iilid.  .Eingeweide'  für  .lugew.'  steht,  so  schwanken  die  An- 
gaben bei  unseren  WW.  hwiijd,  [nijtschliicht  zwischen  t  u.  i; 
dem   nlid.  .inbrünstig'   steht  bei  uns  tnfcr.  gegenüber :   unstrm 


Inhnnj'r  hiuwieder  scheu  nihd.  iiujomc,  Insasse;  in-  und  »iwffae 
seil  wanken  seit  alter  Zeit.  Man  kann  sich  das  m-  vor  Siibst. 
■/..  T.  aus  entsinechenden  Verbalcompositen  erklären  (z.  B. 
in-Hitzin,  sieh  niederlassen;  sesshaft,  ansässig  werden),  während 
innerhalb  der  Verbalsphäre  selbst  Ui-Juihen,  in  Gewahrsam 
halten,  neben  deui  gewöhulielieu  hi-lmlen  nur  etwa  auf  An- 
lehnung an  in-tuiM,  ins  (icfänguiss  stecken,  beruhen  kann. 
In  den  Vb.  in-ftulcrm,  -hirten,  -triinh-n  (das  Vieh  im  Stall 
futtern  usw.,  statt  es  im  Freien  weiden  und  am  Brunnen 
trinken  zu  lassen)  steht  tn-  offenbar  für  in-.  Vor  Adjj. 
erscheint  mhd.  wie  ags.  und  altn.  ein  verstärkendes  in-  i.  S. 
von  das  Innere  durchdringender,  also  hochgradiger  Eigen- 
schaft; wir  haben  aber  mir  n<jcli  /»j/rifen  (.Siungrüu,  Immer- 
grün I;  dem  mhd.  inhiizrr  entspricht  dagegen  tn-ZitiV«  (vgl.  m- 
tihnpßtj,  schwül);  und  ebenso  steht  rn-  vor  -f>t.  -si-htcarz, 
-ircltt,  -hur,  -ij'nvi.  Bei  solchem  Verhältnisse  zw.  in  und  in 
ist  es  in  Fällen  aus  der  Lit.  oft  schwer  zu  entscheiden, 
welches  gemeint  sei.  -  2.  Begreillicher  und  auch  der 
Schriftspr.  nicht  fremd  ist  bei  Verbalcomp.  Wechsel  zwischen 
m-  und  uthin,  •/..  B.  bei  -wi'tUn,  -tüttni  s.  d.;  neben  inJiiti- 
nimrn  (vom  (ietreide)  stellt  Ui-ürndt-n  (vom  (Jrummet)  und 
von  der  selben  Arbeil  gilt  m-  und  inhinUmi:  in-mumjjfi», 
den  Mund  voll  stopfen,  neben  inhin-mnVv.ii,  gierig  verschlingen. 

—  3.  Vielseitige,  z,  T.  dem  Nhd.  fremde  Bed.  entfalten  die 
Comp,  lu-ßxefen,  -yan,  -kommen,  -let/t/cn,  -tiemcn,  -»vhUsHLn, 
-srhtmji:n,  -nitztm,  -tiän,  -nttHrn,  -Irui/en,  -zielten.  Vom  Nhd. 
ahweiehcudo  Bed.  zeigiMi  die  Subst.  In-Joll,  -ijumj,  -Imj,  -hiurh, 
-Im,  -nehm.    Kigen-  und  altertümlich  ist  das  Partie.  in-<jeiret/eH. 

—  4.  Andern  Präp.  oder  Präli.\ei.  entspricht  in-  in  Fällen 
wie:  in-ktupiurt-n,  aufschwatzen:  -hreetitm,  ausbrechen,  von 
Krankheiten;  -leonrn,  bewohnen,  iuhabitare:  -fücren,  ver-, 
anführen;   -mlin,  anraten;  -trirelun,   (Feuer)  zudecken. 

Das  Adv.  ra«  verhält  sich  der  Bed.  nach  zu  i«  wie  nff  zu 
lif,  d.  h.  es  bezeichnet  Buhe  gegenüber  der  Bewegung,  steht 
auf  die  Frage  wo'/  gegenüber  wohin':'  Es  entspricht  also  der 
Präp.  in  mit  Dat.  gegenüber  Acc.  Aber  eben  daraus  folgt, 
dass  es,  so  weit  es  nicht  das  mhd.  iniu  (alid.  räa»,  Inna) 
repräsentiert,  mit  der  Präp.  (wenigstens  in  den  Zss.)  das 
selbe  W.  ist,  also  urspr.  beiden  .\nweudungen  derselben 
entsprochen  haben  nniss,  wie  denn  die  älteste  Spr.  noch  kein 
tn  neben  in  kennt  und  in  Zss.  in-  und  in-  wechseln.  Vgl. 
das  zu  ttnn  Sp.   *2-5*J   Gesagte. 

aber-  ahri(n)  W,  <hri(n)  Bü.;  Ouw;  W,  umhri(n) 
P;  W,  emliri(n)  BÜ.,  inljrin  P  —  Ton  auf  2.  Silbe  — : 
1.  taleinwärts  BO.  —  2.  hinunter,  hinab.  Amhri  ffii", 
lotzu,  schauen  BSi. ;  P;  W.  —  o.  unten  W.  S.  aher 
Sp.  lO/l ;  und  vgl.  berif-in,  rain-in.  —  Der  '2.  Teil  des 
W.   wird  auch  zu  l  abgeschwächt. 

über-.  ,In  dir.  meinem  Gott,  spring  ich  über  ein.' 
1531  Psalm  =  .über  die  niaur  eyn  (hinein  1067).'  1.548; 
,ubersiiring  ich  Mauern.'  18(i(l.  —  dar-über-  drüben 
B:  darüber  hinaus,  obendrein,  als  Zugabe  z.  B.  über 
einen  bedingten  Preis  oder  Lohn  .\a;  B.  ,Drübcr  i  (ß, 
auctuarium  adderc  In.  B. 

hin-  nur  in  ä.  Lit.;  fehlt  der  lebenden  MA;  s. 
dafür  inhin. 

da-neben-.  Dniiboü  chö",  entbehren  müssen, 
nicht  erlangen.     Syn.  derncitet  chn". 

berg-,  rain-  rei-i:  berg-ab,  -unter  ZWäd. 

dar-  dri(n).  's  ist  U/ijiis  dri  cho,  es  ist  ein  Hinder- 
niss  eingetreten,  dazwischen  gekommen  GStdt.  I  uett- 
dcr  nüd  pßfe  dri,  ich  gebe  dir  Nichts  dafür,  es  ist 
mir  ganz  gleichgültig  Z.  Dross  und  dre  [draus  uml 
drein],  ohne  Ordnung  und  Kegel,  aufs  Geratewol  .Vi-. 
Oft  verstärkt  durch  nachgesetztes  in  od.  ine,  hinein  Z. 
Das  (jät  dri.  geht  als  Gratiszugabe  in  den  Kauf.  ebd. 
Drl  f/e".  gratis  dazu  geben,  ebd.  ,Machtend  ain  grossin 
Dürin  [Türe]  drin  jn.'  1519  Stockar.  Dri  und  dernebe 
(jot  ril,  ironische  Kntscliuldigung.  wenn  Jemand  neben 


■2^A 


An,  eil,  in,  on,  im 


294 


ilas  Gefiiss  ijiesst  Bs,  Zsges.  mit  Verben :  drl  g'seli, 
liiejii'.  ilit'in  sollen,  aussehen  Bs;  B;  Z.  Drl  stä,  in 
lue  laicke  treten,  für  Jeni.  einstehen  B.  —  hinden-, 
hiiuler-  hii/cr-dri  BM.  Hiiidc  drin  siv,  mit  Arbeit 
im  Rückstaiule  sein  BHk.  Jlitine  dri  chn,  hinterher, 
zuletzt,  zu  spät  koniinen ;  in  Rückstand  ,s;eraten  Z.  — 
Trampi-:  (ein  sclnverfällii)'  einliergehonder)  laiig- 
sanicr  Mensch  S. 

durch-  rfiiif,  (liiij:  1,  den  Weg  hinein  Ap;  einem 
Centrum  zu.  z.  B.  in  der  Richtung  gegen  die  Stadt. 
die  innere  Schweiz.  Vgl.  d'Strass  7.  —  2.  durchaus. 
durch  und  durch.  Oft  wiederholt:  durl  niid  l,  bes.: 
d.  und  i  nass,  bis  auf  die  Haut  Z.  i'.s  ist-mer  ««''' 
nit  durl,  sc.  besser,  ich  bin  noch  nicht  ganz  wohl  Z. 
Es  ist  na''''  nüd  d.,  hat  noch  nicht  genug  geregnet 
(der  Regen  ist  noch  nicht  tief  genug  eingedrungen)  Z. 
D.  und  i  rmi  Opjns  rede,  eine  Sache  gründlich  ver- 
handeln Z.  —  de(rj-duri':  dass.  aber  stärker  deik- 
tisch.  —  Vgl.  durch-ab  Sp.  32. 

innen  i»«.-  und  i«f  [i-ne  kv;  ZEafz):  Adv.  inner- 
halb, im  Innern,  darin,  inwendig.  1.  meistens  vorher- 
gehenden Ortsbestimmungen  verstärkend  bei- 
gefügt: z'Bern  inne,  in  der  Stadt  B.  drin.  Es  ist 
ntlethalbe  Welt,  in  Amerika  inne  [im  Innern  von  A.] 
wie  da  hi-n-eiis  [bei  uns].  Imniene  S((ck  inne.  Im 
(janze  Taxjmen  [Genieindebezirk]  inne  kci  ermeri  Hus- 
ImJtij).  .Cava  lumina:  Augen,  die  tief  im  haupt  innen 
.stund.'  Fris.  ,In  den  hüsern  inen.'  Z  IGll.  —  2.  selten 
alleinstehend:  inwendig,  auf  der  Innenseite,  imGegs. 
zu  H.s'.se  ScHW;  Z.  Vsse  fix  und  inne  nix  [Nichts],  von 
einem  auswendig  schönen  Hause  (Menschen),  dessen 
Haushalt  oder  Finanzen  zerrüttet  sind  Z.  Öfter  be- 
gleitet von  andern  Eauniadv.,  womit  zugleich  Schat- 
tierungen des  Begriffs  entstehen:  inne- für,  -nache, 
-zueche  usw.;  inn€rä  Ar.  —  3.  mit  dem  Gen.  des 
demonstr.  Pron.,  während  dessen.  ,I)ie  Usseren 
[Hofleute]  sond  da  sin.  e  das  man  anvahe  offenen  oder 
si  son  aber  komen  innendes  so  man  offenet.'  XV.  Z. 
—  4.  mit  Verben:  sielt  inne  hatte",  zu  Hause  bleiben; 
vgl.  in  Si".  Inne"  B;  Z,  inn  SrnSt.  werden,  empfinden, 
vernehmen,  erfahren,  zu  fühlen  bekommen.  Er  wird  's 
nn  inne  ic,  später  schinerzlicli  empfinden  z.  B.  früher 
begangenes  Unrecht  BRi.  Dass  dieses  jetzt  wohl  als 
Acc.  verstandene  's  (es)  eig.  Genetiv  ist,  wird  deut- 
licher aus  der  ä.  Lit. :  ,Bist  du  dess  er.st  yetz  innen 
worden  ?'  Mal.  Nicht  anders  verhält  es  sich  mit  der 
scheinbar  reflex.  Konstruktion:  Er  iscU-si  inne  worde, 
hat  es  zu  merken  bekommen  ZKn.,  da  si  aus  sin.  Gen. 
von  es,  verkürzt  ist;  s.  sin.  Mit  fehlgegriffener  Ver- 
hochdentschung  schreibt  JHHott.  16()():  ,lass  die- 
si'lbigen  ihnen  werden,  dass  . . .'    S.  en-innen,  inneren. 

Mliil.  i/i)i<',i,  .ilul.  innan  aus  iilt.  inniina.  Eine  Versti'uii- 
ini'lmig  tritt  etwa  ein  in  der  Vcrliimluiig  inn-tim;  von  innen 
licraiiH  ((icittli.).  Das  Hinülieispieleii  des  i  (i''l  iu  c-  in  ge- 
wissen MAA.  Iiiiiijjt  w.ilil  mit  nfispliidor  Ansspradie  zusammen. 
Kinige  MAA.  vuniiijgon  oliigcs  iiuic  von  Im-  (inliin)  zu  iinti'r- 
sclieideu,  die  einen  dun'li  die  Qiiaut.  und  dun'li  die,  yuiil.  des 
ViH'.  (s.  iii-tiiit),  andere  wie  z.  B.  (Jl  diircli  die  i;eniinierte  und 
die  einfädle  Ausspraehe  des  n.  Fiis. ;  Mal.  gelii'ii  indiiui  .innen' 
die  Knnn  ,indeii'.  nac.li  einem  leielit  liegreitlielieii  liautilber- 
g:ing;  vgl.  (1.  ,Sp.  208  i-mln-t ;  nlid.  .überwinden'  ans  .illier- 
vvinnen'  , minder'  aus  , ininner'.  —  S.  nndi  dii-inum.  —  Zu  2. 
Jnnerä  aus  innt-n  ttraii  ndor  inner  =  iiineti ;  vgl.  ober  =  ubtui 
Sp.  ,'>2 ;  mieli  Analogie  von  nümti'-  für  die  neuere  Form  nieneu- 
in  der   Zss. ;   vgl.  audi   inii,:,-  für   ,ii t' ;   s.   d. 


über-:  verstärktes  innen,  mit  Hervorhebung  des 
Eindringens  von  aussen  nach  innen  (s.  Spi.  59),  dort 
innen  Gl;  Soh;  U;  Z,     Ggs.  üherusse". 

in-  1.  i-innv:  drinnen,  immene  Mir  i-inne  SKrieg.st. 

—  2.  '^inr:  nur  in  der  Verbindung  e.  leerden  ^=  inne" 
werden.  ,Wenn  's  nw  ml  Mueter  nüd  e.  wird.'  Stutz. 
Du  irirst-ne  [ihn]  scho  na  [noch]  e.  werde!  erfahren, 
kennen  lernen;  gewahr  worden  Aa;  Bs.  —  Hiese  pleonast. 
Bildung  sdion  mhd. 

hie-  hijinu(i,  hjinnn,  hinna,  jehinne,  äjinnu  GrD.. 
l'r..  hinne  BO. ;  Scii;  Uw;  U:  1.  hier  innen,  bes. 
hie  zu  Lande  In.  B;  Gr;  G  1799;  U;  vgl.  unten  ein 
Innere''.  ,So  wir  [Sendboten]  nit  hinnen  |  hier  in  Italien] 
wären  gesin.'  ir)21  Strickl.  .(Von)  hinnen  üs',  von 
hier  innen  [Luzern]  aus  [nach  Zürich].    Absch.  1658. 

—  2.  drinnen,  inwendig  (ohne  die  Beziehung  auf 
den  Sprechenden)  BBe.;  Sch  m.  angr.  Z.  's  Brud  ist 
i-der  Tiselitrucke  hinne  Son.  ,Lag  die  erst  nacht  hinn-, 
darin.  Salat.  —  3.  herein  UwE. 

Die  Reduktion  des  hi(e.)  auf  7«  wie  in  liot>ni  Sp.  .50  (ulid. 
, hüben'),  klnen  Sp.  267;  in  den  Vorsilben  jr-,  ei-  lassen  sieb 
Verstümmelungen  oder  Ansätze  eines  zum  zweiten  Mal  vor- 
gesetzten hii:  erkennen.  Das  zwisclieugeschobeuej  aus  dem  / 
je  des  erstem  W.  entwickelt.  Vgl.  hie-enct  Sp.  2G8:  *iV- 
unden. 

har-:  hierin,  darin  (ä.  Spr.). 

da(r )- rf'iHHe  Bs;  Gl;  Th;  Z,  djinne  GiM..  drinne 
BM.  Was  nid  d'innen  ist,  cha  nid  vssen  [hinaus], 
zur  Entschuldigung  eines  Schwachkopfes  Tn.  Dinne 
sl  (müese),  Strafarrest  in  der  Schule  aushalten  Z  (auch 
d.  hllhe);  in  ein  Amt  glücklich  hineingeschlüpft  sein. 
Spre.no,.  D.  ha",  vollständig  d'Beiti  d.  lia",  dasjenige 
Stück  Zettel,  welches  jeweilen  die  Strecke  zwischen 
beiden  Webebäumen  ausfüllend  zum  Verweben  vor- 
bereitet wurde,  fertig  gewebt  haben  Z, 

Fris.:  Mal.  haben:  ,intrn.  inhin,  dainden  ;  intus,  dainden 
ausshin.'  Die  erstere  Angabe  beruht  wahrseh.  auf  Verweehs- 
hing  mit  inen ^  inhin,  hinein;  iu  der  zweiten  ist  entw.  das 
lat.  W.  oder  der  Zusatz  ,aussbiu'  irrig.  —  Über  die  Form 
nd  s.   die   Anm.   zu   innen. 

i  n  n  e  u  a  iminnri  =  innen  W  L. 

Schwerlich  durch  Zss.  mit  -an  oder  -nnrh  entstanden, 
sondern  wie  unnamt.  nnten,  nnfine,  unnanfi,  .aussen,  vninta 
(Sp.  267)  als  eine  Art  rcdiipl.  Weiterbildung  zu  verstehen; 
s.   itbenen  Sp.    51  ! 

innenklich:  inniglich.  Zwincli.  ,l)as  allen  in- 
nenklichen  leid  wäre.'  Oiiw  1 169.  —  Mit  eingesdiobenem  ,< 
aus  mhd.    innteHeh. 

er-innen.  ,Sich  o.  mit  gloub  und  rüwon  [Rouel 
vor  dem  Opfer'  |iii  sich  gehen ?!.  Ruek  lijöü,  3735. 

.Vbulidi  gebildet  wie  .erinnern',  aber  vom  Adv.  inne  oiler 
dem   einfaehen    in». 

inner,  im  Geh,  inder:  Adj.  wie  nhd.  Vielfacli 
Substantiv.  1.  von  Personen:  Einheimischer,  Orts- 
bürger. , Bedarf  der  inner  von  dem  ussern  [Fremden  | 
des  rechten  [Gerichtes],  so  sol  der  usser  dem  iiinorn 
vei'trii'sten  |  zusichern],  das  recht  da  ze  lassen  [am 
Wohnort  des  Er.storii  aiiziinehinon|.'  1139  Hofr.  Altork. 
,0b  ein  us.srer  mit  einem  so  in  den  Gerichten  sitzet, 
in  stöss  kcmc,  so  soll  der  indrer  frid  geben  und  der 
ussrer  vortröston.'  t>ffii.  Stai.lik.  .Keiner  soll  zum 
landmann  |voii  HEsclii]  ufgenonimeii  werden,  er  s_v<' 
dann  ein  indorer,  namblich  das  er  .s^e  us  unser  .statt 
Bern  und  unsren  gebieten  geboren.'  B  1469.  ,üie 
inreii',  ilio  Holai,'i'rtoii  (vj;!.  l;it.  oiipiilaiii):   .die  iissoreir. 


295 


An, 


oll,  III,  Uli,  Uli 


'ÜHi 


die  Bolagcri.']-.  Boner.  —  2.  von  Sachen :  rlas  Indri, 
fler  Kern.  ■/..  \\.  einer  Nu.s.s  W.  Dim.  ^hnirrli :  Weste. 
Wams  B, "  l'lier  dio  Fnnii   mit  ml  s.  ilfn  .•Vnm.  zu   iniun. 

inner  st.  Z'indrist  inhn,  im  innersten  Teile  BHk. 
—    /;i/iri   sr>iist  :    licr-  (liier  liinein,   hier  für   inim. 

innor(t),  iiDH't  BO.;  GlK.;  7.:  1.  Brä|i.  m.  Dat. 
(in  ä.  Spr.  aiieli  mit  Gen.)  nnil  m.  .Aec.:  innerhalb, 
a)  räiimlieh.  Innert  dem  Kanton.  Innet  T^chiniiellierij 
siieclie  \'>i).  .Inrent  diu  selben  zil  niit  konien.-  141'.l  I.. 
.Us.srcnt  ettern  [(irenzzäunen)  oder  indret  etters  ge- 
legen', um  1-180,  Beehtung  T»i'BKNn.  .Innert  unseren 
Glänzen.'  Traie.  Skp.  .Inner  (innert)  den  Grenzen.' 
Steinm.  1802.  -  b)  meist  zeitlich,  allg.  .Indrent  den 
nächsten  8  tagen.'  I.SIU  B.  .Inrunt  den  nächsten  vier- 
zehen  tagen.'  Wvi.  1844.  .Inrent  acht  tagen.-  Z  1403. 
.Die  Zügen  iimerthalb  der  Eidgnoschaft  siillent  indrunt 
dryer  vvuchen  gestellt  werden.'  1.52lj  .\esch.  Jndert 
T)  Wochen.'  1539  8.\lat.  .Indart  (indert)  10  jaren.' 
Kessl.  -  2.  Adv.  a)  innerhalb.  .Ausser  sind  dise 
muschelen  fältlecht.  inner  ganz  glatt,  äussert  in  der 
circumferenz  gesäget.'  FisenK.  1563.  b)  taleiiiwärts; 
Gegs,  lirntet,  talauswärt.s  BHa. 

Mllll.  iitnt:r,  iure,  inrent,  inrunt.  Das  t  ist  wahrscll.  HHcil 
.\iial.  VOM  tnert,  jenseits,  angeschoben,  wo  es  begründet  war; 
s.  enrnt  Sp.  '267.  lu  lebender  Spr.  /•  vor  (  aiisgefallen  wie 
in  naset.  aiisser(t)  u.  a.  Hie  Endung  k.^nn  gespart  werden  in 
.der  Verbindung  ,in  und  äussert'.  Tiir.  Sep.  —  '2.  Auch  die 
.innere'  Seite  des  Hauses  bezeichnet  in  BHa.  die  taleinwärts 
geiiclirte.  Ks  scheint  liier  die  im  Gebirge  öfter  vorliommende 
Verweclislmig  oibjr  Zsfassuiig  des  Vin  und  Wohin  vorzuliegen  ; 
vgl.   Sp.   •21)'2   Schluss  der  .\iini. 

innerlich.  .Inderlicher  rat  des  tiir.steir.  ver- 
trauter, geheimer  Ratgeber.  V.iu. 

inneren:  1.  retl.  in.  Gen.  gewahr  werden.  Hahlcu  ii. 
—  2.  .ge-inret  worden':  inne  w..  gewahr  w.;  s.  innen. 
.Wenn  sin  nachgeburen  .sin  geinrot  werden.'  XIV. 
Ubeklinc.  Stadtr.  -  3.  ,ge-inret  sin',  eingedenk  oder 
überzeugt.  bewusstV  sein.  .Als  wir  des  wol  geinret 
sigen.'  Urk.  13S1. 

er-:  erinnern.  roH.  .Dan  er  sich  des  erindern 
iniicht.'  V.4I>.  -  In  der  lebenden  M.\.  dafür  lieber  »/. 7, 
tteninnen,  ilran  (drüjf  l:un  iiilgl,     S.  noch  er-indteti.   —  au-Or-: 

verstärktes    erinneren.     ..\.  lassen    durch    seinen    iiro- 
cnratoren.'  XYIl.  (i  Oberried, 
in  11   1)1  s.  ('/((■". 

illlli^.  /.  machen:  V'crbergens  und  Suchens  spielen 
GkD.  —  Syn.  <;u(/i/ii«.  Ks  ist  kaum  an  hebr.  A/ii/ic/i,  siebe, 
zu  denken,  welches  durch  (ieistlii-lie  eingeführt  wurden  sein 
niHsste. 

ine"  ine  BHk.;  (ii,,  ina  G,  inij  W:  ihn,  Acc.  des 
Pron.  ."..  P.  Sg.  m.  GuSchwand.;  W.  In  Aakaii;  BsStdt.; 
G  aL.  und  Tu  tw.  nur  noch  i.  Sinne  der  2.  P.  als  hiit- 
licliste  Anrede  —  iihd.  Sie.  |lch]  (/r/if.ss  liiii!  1  hnn 
Ina  erwartet. 

Mhd.  inen.  ahd.  innn  (neben  in).  Auch  die  sonst  allg. 
ühliehe  Form  Jn,  in  angehängter  Stellung  -etn),  redupl.  rne(n) 
iniiss  wdhl  aus  in'n  erklärt  werden,  da  aleni.  MA.  einfaches  n 
im  Auslaute  schwinden  liisst.  —  Die  (i  Anwendung  ist  ein 
l^berrest  aus  der  Zopfzeit,  da  das  Pron.  :j.  Pcrs.  (er,  sie) 
für   hOHiche   Anrede  verwendet   wurde;  s.   Ir. 

ines  ines  Gi-  f«,«  allg.:  es.  als  Acc.  des  Pron. 
3.  P.  n.,  betont,  doch  nur  von  einem  persönlichen 
Wesen.  .Mit  aul  ihns  geheftetem  .\uge.'  Darsteli,.  1K02. 

Naeh  Analogie  des  Acc.  nuisc.  inen,  in'n  gebildet.  Unbetont 
angehängt    wird    nur  .»  |  »,     .v,    und    mit   n-diipl.    Form   -«.  il. 


iiiere":  1.  (Jen.  d.  Pron.  3.  P.  PL,  ihrer  z,  B. 
/.  zire  A.K  um  Z.  —  2.  Pron.  poss.  der  3.  P.  PI.  und 
3.  P.  Sg.  f.,  ihnen  oder  Ihr  gehörend;  nur  in  Ver- 
liindung  mit  dem  unbest.  Art.,  also  partitiv.  Kn  /«.ro 
Fri'tnd,  ein  Verwandter  von  ihr.  von  iliion.  im  suo, 
un  loro  eognato  G  aL.  —  8.  enere  II  Sji.  'Jlis. 

Mit  Beziehung  auf  d,is  I'ron.  Sg.  mnss  l'insfellnng  ans 
irene.  einer  Ableitung  oder  WeiterbiMung  aus  ire",  ihr(en). 
angcnoninieu   wiodeii. 

Innelen:  Birnenname  GW. 

in  er    s.  tn-lter.  Innerig   s.  J^nf/erieli,    Enger- 

ling,        ineracht   s.  Acht  Sp.  79. 

infam  im-  Bs,  i-  Gr.  i-  7a,  i-fäm  Ar;  G;  Tu:  1.  .\dj. 
Adv.  .schlimm,  gottlos.  En  ifäme  Kerii.  Er  hat  /. 
'lue,  abscheulich  gelärmt  oder  gezankt  Gti.  —  2.  Adv. 
zur  Steigerung  dos  Begriffs  und  zwar  nicht  bloss  in 
übelm.  sondern  auch  in  gutem  Sinne.  /.  vitext,  hiich, 
littet.  Es  fhit  [tiint]  /.  .^ither.  Wie-n-er  -so  i.  -'.■iprini/e 
fhttnnt.  Da  .setlist-incr  doch  afünt/e  [allboreits]  (.  alt 
sl?  Stutz. 

i  11  i  s.  in-hin. 

Ins]H'ktiir  iai:j:.^/.-/ier  hioss  1.  in  Z  seit  11130  und 
bi.s  E.  XVllI.  der  geistliche  Vorsteher  und  Verwalter 
des  sog.  Zuchthofes,  eines  Alumnates  für  Theologie- 
studierende; vgl.  Zitchtherr.  —  2.  in  At'.\.  vormals, 
so  lange  es  in  kirchliclien  Dingen  mit  G  verbnnden 
war,  der  , oberste'  Pfarrer,  von  der  Synode  über  das 
.Landcäpitol  Ap'  gesetzt. 

Instanz:  sofort,  auf  der  Stelle  FiMu. 

Aus  dem  lat.  lint  instünli,  im  .\ngenbliek  (von  instäiv, 
lievorstelieu,  nahe  sein)  mit  Beseitigung  der  zugehiirigen 
l'rä|i.  und  Aecentnierung  nach  Art  der  deutschen  Wort- 
t)ildung;  s  viell.  von  dem  eutspreeliendeii  Subst.  inntfintin 
hergenommen,  oder  in  t-s  zu  zerlegen,  mit  dem  .\dvv.  Itil- 
denden  h. 

1  e  n  e  1  i  s.  l-eneli  Sp.  20. 

t  ienen.  ien(d)ert.  ienders:  irgendwo.  .lendert 
hin.'  Z  i;Br.  .Louf  bald,  ob  du  yenert  ein  frowen 
fündest.'  1521  Ziklv.  .Ob  iv  ienan  versdiwigen  lecheii 
wisstind.'  Vad.  Bei  A(;Ts(Hirni  .iena'.  .Kein  nuuilesel 
yendors  in  der  wält.'  Tierk.  1503.  .Uspiam:  yenon. 
etwan  an  einem  ort.'  Fris.  ;  Mal.  .Man  wolt  uns  kum 
ienert  inlassen.'  1572  Platt.  .Wo  jendert  alte  Fürsten 
Gotzhüser  gebuwen.'  l.")72  AiiTsi'Hiin.  Mit  allmäh- 
lichem l'bergange  zur  modalen  Bed.  irgendwie; 
irgend.  .Were  euch  dass  unser  dekeiner  jendert  g<'- 
war  wurde.'  XIV.  Lauf.  .In  dero  hand  das  guot  jend 
komt.'  1420  G.  ,Als  ich's  ienan  verstanden  hab.'  14 4 (i 
HFrIind.  .Und  ob  er  jendert  b_y  der  zerwürfnnss  wäre, 
es  wäre  mit  Worten  ald  mit  werken.'  Hofr.  Grytlenbg. 
1475.  ,Alle,  so  uns  jendert  befundend  wider  gott  ge- 
irret haben.'  Zwinhli.  ,E  dann  yenen  ein  steudlin 
was.'  1530,00  I.  Mos.;  dafür  1007  .irgend  ein'.  .Die 
Sonn  oder  yenen  ein  hitz.'  1531/00  Ai'Okal. ;  dafür 
1007  .einige  hitze'.  .Soferr  uns  Jena  müglich  ist.' 
1530  Absch.,  im  Wechsel  mit  ,iemer'.  ,0b  etwas  korns 
by  üch  wäre,  dess  ir  jenan  empären  möchten.'  1.531 
Stkm  KL.  .Ob  man  indert  ainich  weg  finden  möcht, 
damit  sich  die  partien  verstuendind.'  VAn.  .Und  er- 
sticktend  der  herren  vil.  ee  si  ienen  wund  wäriiid.' 
ders.  ..\uf  das  aller  demüetigist  als  man  yenen  mag.' 
Fris.  ,Ist  unter  encli  yenen  ein  trost.'  1500  Piiu.ii'e. 
.Gott  liat  sich  unser,  ce  und  [als|  wir  yenen  \\;ireMcl. 
erli:irniot.-  Ii'Wai.hi.   l.^^^t. 


•Jii7 


11.    III.    (III.    Uli 


'2i>S 


Mhd.  iVhpc  (aus  alul.  lo  tu  «ni,  iigeud  auf  Knien),  iiiuhr.  -i, 
mit  eiii^esHiobenem  il  zwisclu'ii  n  und  f  wio  in  unscrm  iiid<:r, 
ininT.  s.d..  und  mit  luigct^fholifncin  t  wie  an  andern  Advv., 
villi,  zunäihst  nacli  .\nalfigio  vnn  cneil,  s.  eiieiit  Sp.  •IUI, 
wilelies  aurli  den  Üliergang  zwiseheu  «  und  r  zeigt,  nur  iu 
iiuigekiduter  Kichtung.  Die  iu  uusern  Quellen  vorwiegende 
Kcirm  .ieiien'  eiitsprieht  dem  fnf:n,  .jenseits.  |li('  einzig  rich- 
tige Fiiriii  erscheint  in  unserer  1/it.  nur  in  der  Zss.  z.  H. 
.yeiieran-,   tlliull..    .jeiuuiuit-.    löoO   Aliseli.,  an,   mit  ir^'end- 

was.  S.    iii'.iirn. 

Uli-,  .(ilni--.  eine  Aiilelimuii;'  an  da.s  vwilto  .oliiu", 
s.   im-. 

Ölie  ö'iii  {.:  tfenieiner  Schilf,  piira.n'inites  cniniii. 
A.\Bb. 

Scheiut  dureil  Wegfall  einer  Liquida  im  .\nlaute  ent- 
standen zu  sein;  s.  die  iu  nächster  Kachliarsohatt  geliräueh- 
liche   Form  Siine  und   kämt.    Lau. 

onet.    Olli    s.  üne  Sp.  261.  Onig    s.  Onhii";/. 

Onimus:  in.  'l'aut'n.  Hioronyiiius  .Sin. 

Onuos  s.   rn-miient',  Bescliwerlichkoit. 

IUI-,  u-,  Ai'  ö-,  il-:  uiitreuiibares  Prüf.,  im  lianzeii 
wie   nhd.,   aber    so,    dass    einzelne   C'onipii.  dem  Nbd. 
ganz  fremd  sind    oder    eine  dem  entsprechenden  nhd. 
\V.  l'renide  Bed.    haben.     1.  einfacli    negativ:    iiiiiie- 
hiiriy,  taub;  utujcrltiit,  zur  Unzeit  kalbend;  niiberdig. 
unbändig;  iiii(/ertiteii,  unreinlich;  {'«)««(■(,  Mutlosigkeit ; 
rii:i«lit,  Polizeivergehen.  ,Dabs  wir  mit  etlichen  Orten 
der  Eidsgenussenschaft  in  Widerwillen  und  Uiifreund- 
schaft    kämen.-    143y  BErrR.  L.iuff,     ,l>er  Herzog  het 
uns  noch  kein  unfründschaft  erzöugt.'    1531  »Stkickl. 
Hieher  gehört  auch  das  im-  vor  Partie.  Perf.  in  act. 
Bed.  =  ohne  ...  zu  haben:  mig'esse,  ohne  gegessen  zu 
haben;  uiuf  rennet,  ohne  dass  es  regnet(e).    ,lm])ransus, 
Unzinibiss    geessen,    der    nit    zeimbiss    geessen    hat.' 
Fkis. ;  M.\L.    .Incwnatus:  unzenacht  gässen.-  ebd.     Uh- 
(/'spiiiiiiet,  iiHij'siKiiine",  ohne  gespannt,  den  Wagen  mit 
dein  Kadschnh  gehemmt  z.  h.  Di"  cha"  luid  itiKj'flitechet 
s-/,    ist    ein    unverbesserlicher    Flucher.      .Ungcsegiiet 
[ohne  sich  hesegnct  z.  h.]  und  ungebetet  zu  Bett  ge- 
legen.'   17:!-1  Ulr.     .Unbereit    us.sgan',    ohne    bezahlt 
■/..  h.  das  Wirtshaus  verlassen.   Otln.  Diktikon.     .Was 
man  li)  jar  ze  Zürich  ungesungen  |ohne  MessgesangJ 
und  an  allen  gottesdicnst.-    l:j?>6/144G  Z  Uhr.     ,Unge- 
blinzt:  unverwenkt,  on  zwitzeren  oder  ou  nicken  der 
angen,    incoiinivcns.-    Mal.     Verbunden   mit    ,liabeii': 
.Kr  sol  ungefrevelt  han-,  nicht  gefrevelt  haben.  Otl'n. 
DiKTiK.    ,Wir  wollend  uns  ungerüemt  h.-  1521  Abscii. 
|Mit  .werden-  s.  Sp.  :J00  u.]   Das  Part,  in  gewöhnl.  Bed. 
wird  verwendet  zu  den  Vexierbescheiden:    Opjiis  kii- 
fl'miu-lit.i,  itriij'liicfiets,  iiny'lachets  a,i\f  die  Fragen:   Was 
wdchsti'  lucfiisff  hu-hist:'   Xk;  Z.  —  2.  neuen,  posi- 
tiven Begritl'  erzeugend:  Uttmiieas,  Beschwerde,  Mlihe; 
l'iirat,    Schaden,    Gefahr,    Trug,    Mangel;    miyereeht, 
fehlerhaft ;    iiiKjkhti;),    ungeständig,    .streitig;    unmiliij 
>..  Sp.  '.10;  mieiitiiiiU,  rücksichtslos,  roh.  grob;  iDicndff 
[-eher],  weniger  leicht;  vgl.  Sp.  10.  -     'X  mit  dem  Be- 
gritl' von  übel,  schlecht;  Hemmung,  Mangel,  Irrung, 
Kiitstellung.     a)    Subst.     CnmeiiiiuKj,    schlechte    M.; 
l'ntiitVi,  Fehlerchen;   VnwürtU,  böses  Wort  —  diese  3 
immer    mit    vorgesetztem    ,kein-.      Unkt,    üble    .Vrt; 
riimann,    grober,    harter   M.;    aber    auch    nur:    ein 
überaus   grosser;     Vniii'heit.    niedrigster   Dienst;     l  n- 
mvhe,  schlimme;     l'iihnh,   Wucher-;     riistiiiiil,  Übel-; 
l'nliciniflli,    armseliges  Bauerngut;     I'iihitlh,    iinreelite 


■^eite;  Unlni,  mangelhafte  Bebauung;  l'iHiem'ichs,  Miss- 
.achs;  Utisjjiinni.  Vorwerg,  .\bfall  von  Hanf;  Fuhriit-li, 
liss-;  Unhandel,  Rauf-;  ünbot,  zu  niedriges  Angebot; 
i'iikösteit,  ungenannte,  ausserordentliche  Kosten;  Une, 
iT,  Concubinat.  .Die  von  Schwvz  band  uns  ein  un- 
'ieiist  [schlechten  Dienst]  getan.'  1529  Stricki-.  ,üer 
tensch  sei  durch  die  Sünde  uss  Gottes  bildnuss  in 
,iii  ungstalt  verkehrt  worden.'  Kessl.  ,Unprobst',  ein 
um  Fasnachtscherz,  also  missbräuchlicli,  gewählter 
■  'reibst,  L  1585.  ,Zorn  und  Grimm  ist  der  leidige  Un- 
aanien  zu  allem  Mord.'  Ulk.  1727,  —  b)  Adj.  un- 
rtUj,  schwer  zu  pflügen,  zu  lenken;  iiiif'äriij,  schwer 
leizbar;  uM/eueriij ,  langsam  heilend;  iDiiji'schafj'en, 
lissgcstalt;  Hiiliwjiii,  langwierig;  uiiijemerkig.  schwer 
lerkend;  unzCiUtj,  nicht  gerne  zahlend.  -  4.  vor  WW., 
;ie  bereits  negative,  resp.  üble  Bed,  haben  oder  hatten. 
,ur  zur  Verstärkung  resp.  VViederauffrischung,  ähn- 
ieli  wie  au  Wortstämme  von  neg.  Begriff  zuweilen 
■in  pleonast.  -los  gehängt  wird  (s.  d.).  a)  Subst. 
:'iiiciUe,  Ekel  (von  Wille  =  ivAüse-d) ;  Unirrung,  arge 
törung;  Unscher,  unnötige  Mühe.  Plage;  Untiiss, 
Tücke;  UiKoiter,  Spottwort;  Unhiiiid,  -ttlfel,  roher 
densch.  —  b)  Adj.  ungehit,  ärgerlich,  mürrisch,  un- 
.u-tig;  itntüfeUij,  teufelmässig;  iditüppiscli,  tölpelhaft; 
iinabschichenlich-,  abscheulich?  Cvsat.  —  c)  Verba: 
viell.  tiiiii/leii  s.  Sp.  151.  —  5.  Cberinass,  auch  ohne 
dble  Nebenbedeutung,  oft  nur  ungewöhnliche  Grösse 
von  Naturgegenständen,  a)  Subst.  i'iiiiiensdi  [also 
•ibweichend  vom  Nhd.],  -ktte,  -sclutf,  -nase,  -mal,  -stuck, 
-huet,  -tieft,  grosse  Tiefe,  also  das  Gegenteil  des  nhd.. 
-längi,  sehr  lange  Zeit,  -last,  schwere  Menge,  -selttii, 
-tviiid.  —  b)  Adj.  »«(//-üss,  ungeheuer  gross;  uitschOit, 
:ehr  schön.  —  c)  Adv.  ttnding(s),   übermässig,   sehr. 

d)  Sogar  ohne  Zss.  vor  Partie,  im  Vb..  tinit.:  es 
hed-vti  /(  g't'retit,  un-  oder  übermässig  GT.  i*-  hed  ti 
j'schnit  tind  ti  g'ivindet.  Dial.  228;  vgl.  unig. 

Ilie  volle  Furm  nur  vor  Yoe.,  doch  gibt  es  M.\.\.  (z.  H.  .^M, 
welche  den  Hiatus  vorziehen.  Vor  Cons.  schwindet  n  in  der 
gewöhnlichen  Rede,  nur  behalten  die  llnttuiale  den  Nasal, 
aatUrlich  als  y.  vor  sich  —  eine  YerstArkung,  welehe  der 
Vorsilbe  sogar  das  Übergewicht  vor  der  Stammsillie  vcr- 
chaffen  kann:  i'/wjc,  «»':''.  ungern.  Statt  «,1-  erseheint  zu- 
weilen um-,  was  mit  Unideutung  auf  die  gleichlautende  l'räp. 
|s.  d.l  verbunden  sein  kann.  i'm;i,M  Ispäter  IhiiijM]  aus 
tJmjell;  r»«/.««toi,  viell.  mit  Anlehnung  au  ,1'mtrielie.  laii- 
schweife';  dagegen  Ui/i-mue/ii,  Ohnmacht,  rein  lautliehe  Assi- 
iiiilatidii;  t'wldi/c  [an  denen  die  Fischerei  verhoten  war|  aus 
l'u-  oder  wirklieh  mit  um-  im  Sinn  periodischer  Wiederkehr? 
S.  auch  Uiuli'ji  tun-ijlifh).  In  einigen  Füllen  wechselt  es 
mit  nr-  und  es  ist  die  Frage,  welche  Form  die  iirspr.  ist: 
Hu-ltiJi,  -»iiitiiu,  -sthlitt  neben  Vr-.  Beidemal  kann  die  .Mischung 
rein  lautlichen  oder  zugleich  hegrifflicheu  (!rund  hallen.  — 
Statt  ttn-  findet  sieh  auch  <ihu-,  eine  Anlehnung  an  das  vwdte 
.ohne',  wie  umgekehrt  nhd.  .ungeföhr'  aus  ,ohne  (iefahr-;_ 
s.  aiie  Sp.  '2G1.  ,Ein  onunderwort'ne  statt.-  Zwiugli.  .On- 
•ingcsehen,  onerschrockeii.-  Bsf'hron.  .Ohnniltz,  Ohnordnung.- 
1717  ZOhergl.  und  übcrli.  im  XVIII.  Üppig  wuchernd.  — 
Kin  und  das  seihe  W.  kann  je  nach  dem  tiesichtspunkt  der 
verschiedeneu  MAA.  zu  mehreren  der  obigen  Kuhriken  ge- 
liören,  wodurch  Widersprilchc  entstehen  wie  zwischen  MA. 
und  Schriftsiir.  S.  z.  B.  uniür  1.  wertlos,  •>.  ungeschlacht: 
stark;  unempfindlich;  wild,  gespensterhaft.  :!.  «her  die 
Massen   teuer. 

unig  (Oitig  Ar  tw.;  'I'nl.  iittnig  Ai'K.:  1.  .Vdj. 
ungeheuer,  ungemein,  ausserordentlich,  übermässig; 
meist:  überaus  gross  Ar;  Gl;  G;  ScnSt. ;  ScnwE.; 
Tii;  /,.    :il  iiiil  Subst.  eti  iiiiiije  Ma"":  ett  iiitigi  Freud; 


'299 


All,  eil,  in.  mi.  im.    Auch    uiiili.    And-und 


3iJU 


eu  ti.  Hits;  cn  ii.  Giieti:  cn  Kuigs  Tier.  Von  iiio- 
ralisclien  Eigenschaften:  arg:  en  uiiige  Fluecher  GA. 

—  b)  selbst  siibst.  er  ist  en  Unige,  ein  feiner  Kauz 
Tu.  —  2.  Adv.:  überaus,  sehr,  a)  vor  Adj.  u.  schü 
[sohöii]  Gtl.,  recht  iiiily  xcJiii  Ai-Schönengr. ;  ii.  früiitli 
[freundliclil  ZDattl.;  ii.  groia,  xtarch,  grob  GRh..  A.: 
ScHwE.;  en  ollig  hrare  Mii  Tu;  unig  vi]  GTa.,  .\.: 
11.  ((».  Th)  giiet,  .si/f.s.v  ZStainnih.  Du  hixt  ii.  e  Bueh! 
GTa.  -  b)  vor  Verben:  p.v  lietl-mer  n.  ur  'tä  GBh. 
i'.f  hed-nii  ii.  g'f'reiit  ZDättl.  Er  het  ii.  g'schaffet  [ge- 
arbeitet] (iL;  (iWe.  Si  [die  Bremsen]  chömmed  reeht 
II.,  unverschämt  GT.  Es  göt  it.  ziie,  arg,  wild,  un- 
ordentlich. PlAI.. 

riiiiiittelhar  und  in  i'ijjt'ntümlicher  Weise  von  dem  sonst 
iinsiDistiindigen  im-  iu  der  Bed.  5  abgeleitet,  mit  welclier 
es  melirfarh  zusammen  trifft;  cn  viiif/e  Ma  =  U"  ma ;  n  i/'fn-ut 
=  uiiii/  ij'/r.  Has  W.  aucli  nocli  in  ZO.,  aber  nur  selten. 

—  Die  urs|ir.  Kürze  bezeugt  für  ApSdiönengr..  während 
sonst  in  diesem  Kt.  Dehnnuf;  vorwiegt  wie  in  Gl:  (!;  SeliSt. ; 
Tli :  und  zwai-  winl  es  allenthalben  m-  sein,  wie  aus  G  ver- 
liüi-gt  ist. 

11 II  II  s.  inul.  une.  iniii,  iini  s.  «/-/(/«.  unn, 
iiii(ii)i'.  ii>t(ii)(i  s.  linden,  unädig  s.  1/W-/W117  S)).  00. 
IJnagel.  unegleii.  uiieggleii  s.  im-igleii  S)i.  \U\ 
und  Kue-Kagel. 

niie  »«•.■:  Interj.  der  Freude.  Verwunderung,  bei 
Kindern;  ei,  wie  siliini!  AABb. 

une.  Ulli  s.  iif-licr,  fi/'-hin.  uniie".  unneiie" 
s.  mideii.         Uneise   s.  Ameise  Sp.  211!.  uni  11 

s.  mie  Sji.  2(11. 

l'lli"g,  nur  in  iler  Verbindung  V.  stifte:  Uneinig- 
keit .stiften,  Unheil  sinnen  GO. 

Anscheinend  eine  Ableitung  von  einem  aus  dem  Präf.  vn- 
(s.  ,S|i.  2;)T)  gebildeten  Vb.  'iinni.  doeh  si-hwer  zu  trennen 
von  l^inlitf  usw.  (s.  nn-f/iich) :  alsti  welil  nur  angi'lelint  an 
den  .Stamm    ini. 

ver-unieren  s.  riiiiiereii. 

Uliot,  .Aniiof.  rniird,  Mannt:  Name  verschie- 
dener Befestigungswerke  und  sonstiger  Anhöhen. 
1.  ,Der  Aniiot-  1392,  ,der  Unnot'  XVI.,  ,der  Un-Nott- 
Durm'  Stockar  1.523,  jetzt  Miinöt:  ein  Tui-m,  seit 
Ende  XVI.  ein  Festungswerk  über  St  hafph.  —  2.  ,(Dic) 
Unnoth.-  178(5/1822  Balthas.;  1792  Schümach.  :  kleiner 
Turm  an  der  Ringmauer  von  Lüz.  Kleinere  Stdt;  aber 
,die  Munoth-  im  XVIIl.  Name  des  Spitalmagazins  da- 
selb.st.  —  3.   Ihiord  f.:  der  sog.  Stein  zu  Baden   ZW. 

—  4.   Vnöt  f.:  .steile  .Anhöhe  im  .Berg'  von  ZMeilen. 
Anniit,  Name  eines  Hutliiiusleins  bei  Wnrmlingeu.   .Unnot' 

1)  eine  der  Befestigungen  der  Klause  bei  Bregenz.  2)  Weiler 
bei  Sulgen  im  Sehwarzw.  Es  liegt  durchweg  der  Begriff 
eines  festen  Turmes  zu  Grunde  (welcher  dem  W.  dann  auch 
tw.  das  müDul.  Gesclil.  aufdriicktel;  auch  wo  jetzt  wirklich 
kein  Tni-m  mehr  steht  (wie  bei  Wunnlingen),  oder  wo  eine 
Idusse  Vcrgleicliung  der  lirtlicbkeiteu  vorliegt.  Die  alt  über- 
lielerte  Sclneibung  mit  (  uud  doiip.  n  scheint  auf  Zss.  mit 
dem  Subst.  ,Not'  zu  weisen,  welche  im  XVI..  XVII.  mit 
Bezug  auf  den  iu  Schaffh.  damals  vorgeuommeneii,  die  Bürger- 
schaft schwer  bedrückenden  Umbau  als  unzweifelhaft  ange- 
iiiunmen  und  in  spöttischem  Sinne  gedeutet  wurde  (Härder 
185i*,  40,  uiul  noch  IS.'>(i  ausgesponnen:  ,l)a  k.iin  uns  in 
die  Wuchen  die  Unnotli  mit  der  Noth'  —  ein  leeres  Wort- 
spiel, da  bloss  gesagt  werden  will,  dass  damals  schwere  Not 
über  Schaffh.  eingeltroehen  sei);  auch  in  Luz.,  wo  der  betr. 
Turm  1.'>T9  ,I.ueg-in-d"Statt'  hiess,  gegenüber  dem  als  eine 
Notwendigkeit  eikaniiten  ,l,ueg-iiis-Ijaiid',  nuig  diese  nämliche 
bnutung  Stjitt  gefunden    haben:    aber    wenn    aurli     wirklieli 


mit  ,Not"  zsges.,  wellte  der  Name  wohl  wie  ,der  ündurft' 
in  Seh,  der  Name  eines  andern,  nahe  verbundenen  Turmes, 
anders  (Ende  der  Not?)  verstanden  sein.  Auch  Vnnrd,  falls 
es  eine  selbständige  Bezeichnung  ist  und  nicht  bloss  auf  rein 
lautlicher  Einschiebung  von  >■  nach  langem  Voc.  beruht,  son- 
dern als  .Un-Orf  verstanden  sein  will,  kommt  auf  .\hnliches 
hinaus.  Das  gilt  auch,  wenn  nun  An-nt  als  die  richtigere 
Sclireibung  ansetzen  und  das  W.  ^=  .Unheil  sc.  den  Feinden' 
deuten  wollte  (alid.  <»f,  Gut,  GluckJ.  Das  m  in  der  in  Seil 
schon  zu  JJRUeggir's  Zeit  populären  Form  Munol  ist  aus 
dem  Dat.  des  Art.  angescbweisst.  Zu  der  Vertauschuiig  der 
syn.    Partikeln   iinlc)   und    n/i-  s.   Sp.   '2()3   o. 


aiichari,  halboffen,  s.  Kar. 

tAnelier,  An  eher  m.:  Schiffsanker.  .Die  schiff  leut 
werfend  ire  encher.  Heftet  sich  an  die  felsen  als  mit 
einem  encher  oder  hagken.'  Fischb.  15^3,  wo  daneben 
al.s  Sg.  auch  ,ein  ancher'.  —  ,äncheren,  anckeren, 
den  anker  eynwerfen.'  Fris.;  Mal.  —  er-:  mit  dem 
.\.  erreichen.  ,Den  abgrund  des  zornmeers  gottes  kann 
kein  mensch  erankern.-  1688  AKlingl.,  g.  B. 

Diese  Formen,  neben  welchen  sonst  gleichzeitig  das  nn- 
vennittclte  Freindw.  .anker.  ancker'  her  geht,  repräsentieren, 
falls  sie  nicht  etwa  blosse,  von  dem  lat.  A'orbild  (umlmra) 
kopierte  Schreibungen  sind,  die  regelrechte  Übertragnng  in 
alenmnn.  Lautgebnng.  Der  Umlaut  des  PI.  scheint  tw.  in  den 
Sg.   eingedrungen  zu   sein. 

anchseii  äclise  kv;  (■  (mit  nasal.  Voc.  (iVV.).  fisse 
.\i'K. :  ächzen,  stöhnen;  auch  von  der  Nachtenle.  D' 
Naehtiila  ässid,  's  ged  [gibt]  l;e  giied  Zitn.  —  Dimin. 
dclisle:  von  Kindern,  hastig  und  kurz  atmen;  mit  einem 
Schmerzenslaut  ausatmen.  —  Anehs  Achs,  Äss  m. 
—  PI.  Ächs,  Äss:  ein  solcher  Laut. 

Mild,  anrhzrii,  Schwab,  (mitchzr,  Vprstärkungen  von  ächzen 
|s.  Sp.  84)  durch  ji(.>/1;  vgl.  JSciimidt.  Vocal.  I;  Fromm.  VII 
60  ff.  TT  ff.  Über  die  Dehnung  des  Voc,  den  .\usfall  von  11 
s.  Froniin.  34,  über  den  Ausfall  von  ek  ebd.  38:?  f.  —  Der 
Grundform  achzyen  (Sp.  84)  entspricht  ä/s</i"  GrTscliapp., 
Furna  mit  Weclisel  von  vh  uud  /  wie  iu  Fofe  (s.  Fimlv), 
.Schlittkure'  aus  Kneche.  St. 's  Angabe  „a<'hsen  Ap;  Gl; 
Sclnv  vermeugt  zwei  verscbieilene  WW.,  da  wenigstens  für 
Schw.  we  aus  101  vor  Spiranten  niemals  0  wird  (Fromm. 
VII  33).  dehnen,  eine  Xl>f.  zu  luhzcn,  muss  gelesen  «erden. 
S.    noch    iinmjcn. 


.\nd  — uud   vgl.   auch   ilie   (;ru]ipe   Auf    us«'. 

Heb-Aml   s.  Hehmiim  Sp.  212. 

Aiul.  Auf,  ä"  AAFri.;  Siii  (neben  And):  nur  in 
(meist  unpersönl.)  Verbindung  mit  ,sein,  werden,  tun'. 
Es  tiiet-em  iiit  gar  Ant,  er  fühlt  keinen  starken  Trieb 
dazu,  z.  B.  zur  Arbeit  Bsf.  Es  tät-ein  And,  er  würde 
es  ungern  missen  Zf.  Es  häd-mer  Ant  (ü)  'tue  1)  es 
hat  mir  weh  getan,  z.  B.  bei  einem  Abschied.  2)  ich 
habe  eine  Ahnung  gehabt,  z.  B.  vom  baldigen  Tode 
einer  Person  ScH.  ,Meng  fromm  mann  ward  erstochen, 
das  tat  den  Glarnern  and.'  Schlacht  b.  N.\pei,s.  ,Hett 
ich  ein  sölich  .spil  [wäre  ich  in  solcher  Lage],  mir 
war  and  [bange,  leid].'  Mak.  ,\Venn  si  des  bunds  innen 
werden,  es  mues  inen  werden  and.'  JLknz.  ,I)er  Wolf 
tuot  den  schafen  andt.'  I-ikd  des  XVI.  ,Mir  ist  ant', 
ich  bin  zornig.  Schade  1803.  ,Noch  tuot  mir  and, 
das  unerkannt  soll  werden  syn  getrüwe  tat.'  HBill. 
I."i3:!.     ,l>er  Glanz   winl   im   zum   ersten    aiiil    iiiiil   wee 


oOl 


And— unrt 


302 


tUKii.-    Kessl.     ,Das   tut    mir    aiid;    nioveor.    nrtoiulDi 
liujus  iusoleiitia.'  Dknzl.  1677,  171li. 

Mhd.  uHili-,  m.  (ahJ.  mmto,  vuii  gut.  ./r.m.  iKiucheu. 
schnniibeii),  aiu-h  schon  .iii(.  Znni,  VM'ur,  Uiiiniit;  lUiiii  aliei 
ituch  villi  inilileroü  Si'liiiioizgf-fiihluii  Vfiscliicilcncr  Art.  Iliehni 
gehiirt  aiirli  das  !iui  t>ohm.  I''  '.)'■)  augefiilirtu  n/ic/i';/  länlil. 
unwillif,',  iiuniutipc.  —  Hie  zweite  Bed.  dos  Soll  aitd  lue" 
lieiulit  «iil  auf  einer  Verwechslunf;  mit  dem  Vli.  nm/eii. 
welches  allerdings  in  beiden  Bedd.  zum  vorliegenden  Suhsl. 
gehört  und  von  demselben  atigeleitet  ist.  Bei  ä  Iw  ist  Ver- 
mischung mit  dem  Adv.  </n  anzunehmen;  vgl.  .Leid  antun", 
auch  , antun"  =:  verzaubern;  s.  im  Sp.  '2."j()  und  tuen.  —  Syn. 
Kiueiii   11,1'hf/nii.   HHchmirliai.    S.  auch  umj.   —  S.  auch  ando. 

iindeii  1  u-  7j,  d-  AAtw.,  a)t<e  ÄAlvulm:  1.  leicht 
tadeln,  lügen,  zu  merken  geben;  sich  beleidigt  zeiget; 
Aa;  U;  Z.  ,I)ass  er  das  Stür-wesen  geaudet  und  ge- 
tadlet.' Wadischwyl  lt-i4ii.  , Anden:  monere,  icgrc 
ferrc.-  Denzl.  Itj77/171t).  ,Anden,  eines  dings  gedenken 
tadlen:  niolestius  ferre,  nientionein  facere,  conqueri.' 
lIijsi'iN.  —  2.  anzeigen,  ankündigen.  ,lch  geloub. 
dass  der  gottes  suii  geandet  wart  von  dem  li.  engel 
(iabriel.'  Vad.  (Übersetzung  des  ahd.  (jlaubeusbekeiint- 
nisses  bei  SIüllli.  i>cherer  93,  wo  .gekundot-  stellt.) 
, Anten:  melden  f-"  1''9''  Zschokke,  nach  Grimm  1780. 
Keti.  von  Verstorbenen:  als  Geist  erscheinen,  ,sich 
kiinden'.  .Die  Verstorbene  soll  sich  ihrem  Vater  ge- 
ahndet haben,  dass  sie  so  lange  büssen  müsse.'  RlIppE^■ 
1801.  —  3.  schmerzlich  beklagen,  sohnlich  begehren. 
.Keiiuirere:  sich  etwas  reuwen  lassen,  ein  ding  fast 
anden  und  klagen  oder  wider  wünschen.'  Fris.  ;  Mal. 
,Wir  habend  derglychen  Kranken  exempel  die  ihren 
Pfarrer  geandet  ein  ganze  nacht',  schmerzlich  ver- 
langt, um  ihm  vor  dem  Tode  noch  Bekenntnisse  zu 
machen.  10'2G  JBreit. 

anden  II  ä-:  ahnen  Aa;  .ScnSt. ;  Z.  '»■  ist-mer 
nie  riir  [ich  habe  Etw.  wie  ein  Vorgefühl],  es  ändei 
mir,  animus  prssagit.'  SuL«.  ,Jä  icäger,  es  ündet-mer 
schier.'  iStutz.  ,Die  arme  Mutter  ahndete  dies  nun 
auch  selbst.'  ebd.  .Der  Mensch  wünscht,  hottt,  sucht, 
ahndet.'  Huber  1787.  .Ungeahndet  und  ungesucht.' 
HlUissH.  1810.  —  Syn.  schtcünen. 

I  und  II  sind  das  selbe  W.  Die  ä.  S|ir.  kennt  das  Vb. 
I  nihil,  fnnl'ii,  ahd.  amidOn,  uiitOii)  fast  nur  in  der  Bed.  .Zuru 
bezeigen,  rügen,  rächen';  doch  findet  sich  inhd.  (bei  den 
.Mystikern)  auch:  mich  undet,  mich  kränkt,  schmerzt.  —  Die 
(frundbed.  ist  die  eines  tief  Innern  schmerzlichen  Uefilhls. 
welches  ebenso  gut  Vorgefühl  eines  dnihenden  Unheils  ab 
Nachgefühl  einer  erlittenen  jiersiinlicheu  Kränkung  oder  einei 
Störung  der  Kechtsordnung  sein  kann.  —  12  entspringt 
aus  1,  weil  die  Bemerkung  oder  Kmpfindung  eines  Unrechts 
leicht  zur  .\nzeige  desselben  an  höherer  Stelle  führt,  welchen 
Sinn  auch  , melden'  in  der  ä.  S|ir.  li.atte.  —  T  :i  verhält 
sich  zu  '2  wie  Klage  zu  Anklage.  .Sich  aliuden'  von  (ieisterii 
ist  syn.  mit  ,sich  melden,  sich  künden',  erinnert  aber  auch 
daran,  dass  (teist^^r  von  Verstorlienen  utt  mahnend  und 
klagend  erscheinen.  Von  hier  aus  eiiiffnot  sich  dann  Zshan^ 
von  1  mit  II,  weil  tieistererseheinungen  auch  durch  innert 
Stimmen  ersetzt  werden  können  und  oft  nur  krankhafte  Ob- 
jectivierung  solcher  sind.  So  erklärt  sich  dann  auch  das 
Seh  t«  liäd-mrr  nnd  'tw  2).  -  Ha  ».  //  durchweg  mit  <i 
gespiiichen  wird,  so  ist  möglich,  dass  es  zunächst  aus  dei 
nliil.  Kiirtii  .ahnen'  iiorvorgieng:  diese,  wie  scliini  mint,  nmn 
lieben  andin.  auf  rein  lautlichem  Wege  aus  dem  letztern 
entstanden,  entw.  durch  Keduction  von  ntl  auf  ii,  da  sonst 
umgekehrt  n  (nn)  ?,»  nd  erweitert  wird,  oder  indem  man  dir 
:i.    P.   Sg.   iint,   verk.  ans  amli,  andrt.  als  (tn-l   deutete. 

Andägle  s.  Äiitriiijli.  Haue  im  Mühlstein. 


amie  tiuT.;   ,Th",   ,andig'  GStdt  1799:   immer; 
früher  allemal.  —  Die  nächste  (iruudform  zu  ade  s.  Sp.  8.5. 

ander;    Neutr.  Sg.    niidern   GA.,   änderst  (tk;    W. 
1.  Ordinal  zahl  w.:  der  zweite  in  der  Reilie.     Ohne 
den  Art.  bei  Sidelen,   wo    es  heisst:    I'''  hi"  erst,   du 
bist  ander  Z,    oder   bei   einer  Preisverteilung:    er  ist 
ander  L.    Dagegen:  der  erst  —  der  ander!  ScnSt.  oder 
's  erst  —  '.s-  ander!   Z,   Drohung  augenblicklicher  Er- 
widerung eines  Angritfs.     Bei  Versteigerungen:   (;nin 
erste J  zum  andere  (nnd  zum  dritte)   [Mal]  sc.  aus- 
geboten.    All  ander  Tag,  je  den  2.  Tag;  all  a.  Zilete, 
abwechselnd  je  die  2.  Zeile;  dag.  der  ander  Tay,  Tags 
darauf  Z ;  am  andere  Tag  =  morndrigs,  morudes,  mor- 
gen; am  nächsten  Morgen  Aa.     Z'anner  nhermoru,  in 
3  Tagen  W.     Die  ander  Wuche,  nächste  Woche  kv, 
Bs;  SiH    Uw;  Z.     Ellipt.:  Mi  der  andern  Gu.     Die  a. 
Wuche,   aber  niid  g'rad  am  Mändig  [Montag]    L;    Z, 
die  a.  W.  hinne  [hinten]  drl  Z,  unbest.  Vertröstung, 
verblümte  Abweisung.    En  andeis  Jur.  künftiges  Jahr 
Ap.    ,Über  's  Jar  im  andere  Summer.'  Volksl.    Gend-is 
[gebt   uns]   d'Er  en   anders   3M!   Formel    zur  Ver- 
abschiedung   eines    Kunden    oder   seltenen   Besuches. 
Mach's  's   ander  Mal  besser!   das   nächste    oder   ein 
nächstes  Mal.     Das  ist  id  Sau,    icu  chunnt  die  ander 
her?  versteckte  Beschimpfung  Z.    D'G'wonet  [Gewohn- 
heit] ist  die  ander  Natur.     Einem   sur  andere  Natur 
uvrde.  .Blitz,  Strahl,  Hagel.  Teufel  waren  sein  anderes 
[je  das  zweite]  Wort.'  üBrägger.    '.•>'  ander  l'är  Auge, 
die   Brille.     /  die  ander    Welt   (Wuche)   dure  g'seh, 
schielen  Z.    .Gedenk,  was  über  den  andern  Mund  auss 
kommt,   bleib  nicht  verschwiegen.'   Sprw.  bei  HBull. 
1.527.     „Tärlich    uft'  den   andern  donstag  im  aberellen 
[April].'   Näfels.  Fahrtbrief  1389.     's  Ander  liitc"   Z, 
anderi  l.  LG..  das  zweite  Zeichen  mit  der  tiloeke  vor 
dem    tJottesdienst   bezw.    Begräbniss.     A'.s    hct-em    's 
Angere  g'lüte,  bildl..  es  geht  mit  ihm  zu  Ende.  Sihilh. 
Eshet-em.  's  Anger  g'lütet  —  's  lütet-em  glih  z'sämme 
[bald    zusammen,   d.  i.   das   dritte   und   letzte   Mal]. 
Vgl.  noch  änderst.    Jedes  ander,   ie  ds  ander,   iedes 
anders,  iesanders,  jedes  oder  je  das  zweite,    zum  zw. 
Mal,  alle  Augenblicke;  so  in  der  Verbindung  i  finde 
ie.  a.  d'Wort  nit    (aber  auch  anders  gewendet  ie  das 
ander  W.),   ich  bin  verlegen  um  den  passenden  Aus- 
druck, die  Worte  versagen  mir  Ijk.    Kim  um  ds  Ander, 
Einem  nach  dem  Andern  GSa.;  s.  ein.    'A'andere  Chinde 
(Chind  Bs)    verwandt   sind   Kinder   von  Geschwister- 
kindern VOrte;  S;  Z;  auch  schon  bei  BGlettini;  XVI.; 
syn.  uf-em   dritte  G'sehtecht  Cstä'j;  z'drittc»  Chinde"; 
immerhin    eine    unsichere,    zweideutige    Bezeichnung, 
da  sie  auch  etwa  identifiziert   wird  mit  Ge.-ichuisterti 
Kind.    Z'ander,  zu  zweit  Aa.    .Der  ander  Herbst',  Oc- 
tober.  Vad.    .Der  ander  Angst',  September;  s.  Schmei,!.,. 
1*54;    Grimm  G.  d.  d.  Spr.  '  58.  (U.  78.     Der  ander- 
under.ft,  der  zweitunterste  Z.   ,Ihin  i-der  Schnei  alliwil 
eh  der  l'nderst  als  der  Anderunderst  g'sesse.'  MUsteiu 
1854.  Das  war  iez  wi  [noch]  's  Anderärtigi.'il !  ironisch, 
last  das  Unartigste  Z.    Ebenso:  er  (.vf  der  Anderhrärst ! 
nicht  eben  der  Beste  G.\.     -  2.  unbest.  Pron.    Der 
ander  —  der  ander,  der  eine        der  andere  GStdt.  'I'.; 
oTh.   Vgl.  ein  IIb  und  lat.  tdius  -    alius,  idter      idter. 
Die  (Didcr  Sladt    heisst  je    nach  dem  Standpunkt  die 
eine  oder  die  andere  Hälfte  der  Stadt  Z,  die  ,(iro.sse' 
oder    die    .Kleine    St.'     llieher   gehört    der.    wahrsch. 
nacli  ein,  uinis  oder  ille  (vgl.  auch  der  sflb).  geliildete. 


303 


And 


304 


aus  l!(t.;  F;  (ju;  \V  liczi/iintr,  (icljianrli  von  ilcf  it)iiU:i 
=  ein  gewisser,  bei  Anf'ülirmigf  von  Sprww.,  bes.  apo- 
liitfisclieii.  in  ilen  Formeln:  i  ha  's  nne  der  A.;  r- 
i/dt-mer  wie  dem  Andere:  i  mues-es  ha",  wie  der  A. 
(/'seit,  hed.  w<jbei  .der  Andere'  immer  einen  sonst  un- 
bekannten Mensclien  bezeichnet,  von  dem  man  einen 
.Schwank  usw.  erzälilt,  z,  B.  c«  f/eid-mer  wie  dem  An- 
dere :  was  ma"  nid  im  Chopf  hei  [habej,  hei  ma"  in  de 
]lei)ie.'  (jif.  Ek  ist  an  allen  Orte  üppis  [fjtwas  sc. 
manfjelliatt],  het  's  ander  Meitli  //seit,  jenes  Mädchen 
sc,  welches  in  einem  ähnlichen  Falle  war  FI.  In 
WLötsch.  auch:  '.•*  An)icri,  das  [der]  Andere.  —  3.  einen 
I'bergang  von  pronom.  zu  adj.  Bed.  macht  a)  aiidei 
i.  S.  von  übrlij.  Er  tfhort  .zum  andere  Veh  [Vieh]  L. 
,JJii  liiyst  icic  ne  anijere  Schelm'  (sonst  auch  ohne 
ander).  N.  B  Kai.  ISri  ,Ir  andere  Stadtlüt.'  B  Hist. 
Kai.  1775.  Im  letzten  Fall  steht  aber  ander  aus- 
schliessend  uml  ist  zufifleich  qualitativ,  das  folgende 
t?ub.st.  prädikativ:  Ihr  andern,  die  ihr  >^tadtleutc  un(! 
als  solche  von  uns  verschieden  seid;  vgl.  frz.  roii!< 
aiitres.  Dagegen  wird  gleiclie  Bescliaft'enheit.  nur  Ver- 
scliii'(lenheit  der  Person,  ausgesagt  in  .Sprww,  wie 
.Tiiesch'  [tust  du]  n-ie  anyer  Eilt,  so  heseh  's  [hast  du 
es,  geht  es  dir]  vie  a.  L.  Schild.  Wer-si  nf  Anderi 
rerlöt,  der  ist  rerlö  L.  Er  flieht  Andere  d'Sehiieh  nm 
(jot  sellier  tnirfiiess.  Sri.c..  Vs  ander  Lüte  Leiter  is' 
giiet  Jliemc  schnlde  (auch  schon  in  einem  hist.  V'olksl. 
XV.).  -  b)  andere  mal  andere  i.  S.  von  diese  unu 
jene,  aber  zuweilen  fast  s.  v.  a.  immer  neue,  etwa.'^ 
mehr  als  ein  vnd  ander.  .Andere  und  andere  be 
schwerden.'  Th  153(1.  .Und  geschachond  all  tag  ])ro- 
cessen  [Prozessionen]  in  ander  und  ander  kirchen.' 
VAn.  .Kein  Aberglauben  ist  es.  wann  wir  uns  auf  dii 
erscheinung  der  C'ometen  vor  pestilenz  und  sterben 
vor  teure  und  Iningersnot,  vor  andei'cn  und  anderei 
scliweren  gericliten  fürchten.'  JMill.  l()l)5.  .Von  an- 
deren und  anderen  notwendigen  Waren.'  Hott.  1702 
• —  4.  Adject. :  von  ver.schiedener  Beschaffen- 
heit, a)  einfaclic  Verschiedenheit  aussagend.  Es  {/i. 
fliini)  öppis  Anders,  immer  etwas  Neues  B.  E)i  anden 
l'laf^,  en  aialere  Schatz  G  =  nhd.  .andre  Städtclien  - 
andre  Mädchen.'  Was  annerst  [.\nderes]?  warum  niclit': 
WLötsch.  .De  Herr  Gatt  iröll-der's  am  Andre  (ante- 
H-A.)  (ji''.'  Stütz,  entw.  i.  S.  des  Neuen  Testaments:  Gott 
möge  dir  von  einem  Andern  eine  ebenso  grosse  Woliltal 
zu  Teil  werden  lassen,  oder  G.  möge  deinen  übrige) 
Besit'ii  segnen,  Formel  des  Danks,  sonst  amen  andrei 
Ort  ersetze,  ,'s  ist  Xüt  mi:  Anders:  si  stirbt!'  ebd. 
,Andri  Jör.  ander  Hör',  der  Mensch  ändert  sidi  mit 
den  Jahren,  SuLO.  ..andere  jar.  andere  mär.'  S])richw. 
liei  Mancel.  i.  S.  von:  mit  der  Zeit  kommts  besser: 
konniit  Zeit,  kommt  Bat.  .Quianam  sententia  vobi; 
versa  retro'r'  Warum  sind  ir  eins  anderen,  oder  habend 
ir  euwere  meinung  verenderetV'  Fris.  b)  |irägnan1 
nach  der  guten  oder  schlinniien  Seite:  im  letzterei 
Fall  z.  T.  euphcniistiscli.  Das  ist  en  andere  Köbi 
[Kerl  11  viel  tüchtiger;  auch  nur:  f/ris  ist  en  andere!  B. 
Das  i.st  en  anders  Esse!  en  andere  liränz,  vorzüg- 
licher. Der  chann  eswas  Änderst !  mehr  als  Brot  essen; 
liexen  W.  I  seiti  [sagte]  lieber  appiis  [etvi&s}  AndersI 
[nämlich  da.s  Gegenteil [  höfliche  Andeutung  entgegen- 
stehender Ansicht  W.  Das  ist  en  anderi  Gatlii/  Jliiener! 
bildl.  von  Sachen.  Das  i.st  ander  Wetter!  die  Sache 
hat  sich  geändert.  .Aber  sobald  ich  in  die  Audienz- 
stubc  trat,  sah  ich.  dass  da  ander  Wetter  sei  als  sonst.' 


GoriH.  l'ae  thts  oder  es  ijtt  fjjtjas  Amlers.  Di'ohung 
von  Strafe  Z.  überhaupt  dient  das  W.  zur  Verhüllung, 
daher  schneidet  man  vor  unberufenen  Ohren  eine  Er- 
örterung ab  mit  es  ist  öppis  Anders.  In  allen  diesen 
Fällen  ist  aialer  betont;  dagegen  nicht  in:  es  git  ander 
Wetter,  wenn  damit  bevorstehende  .\uderung  (Ver- 
schliunnerung)  des  Wetters  gemeint  wird,  auch  nicht 
in  der  bildl.  Vorwendung  des  selben  Ausdrucks  für 
die  Katamenien  Ar;  Bs;  Sch.  Niederkunft  Sutekm.. 
und  in  dem  vwdten:  im  (W,  in-eme  Uw;  U)  andere 
Stand  s'i.  gravidani  esse.  —  Neutr.  mit  dem  unbest. 
Art.  statt  des  Adv.  .Es  ist  ein  anders  mit  mir  worden: 
Ich  bin  ein  Malil  [endlich]  vom  Bättier  Orden.'  Com. 
Bkati.  .So  bald  sy  gemerkt,  dass  Gott  ein  anders  mit 
jnen  machen  welle,  sich  zum  tod  und  grab  gerüstet.' 
RWai.th.  1584.  .Es  werde  bald  mit  den  sichtbaren 
himmlen  ein  anders  werden',  eine  Änderung  vorgehen, 
JMüLL.  1665.  Mer  irend  's  Best  hoffe,  's  Ander  [das 
.Schlimme]  ehiinnt  siist  [.vm.s<  betont:  sonst,  von  selbst, 
ohne  unser  Zutun]  Z.  Nüt  Anders  1)  =  nur.  zur 
Verstärkung  des  positiven  Begriffs.  .Sie  meint  nichts 
Anders  als  furttahre.-  Gotth.  Elliiit. :  Die  Schuf  hent 
au  nüd  änderst  [sc.  zu  tun]  as  z'hläre,  diese  Schafe 
blöken  unaufhörlich  Gr.  2)  prägnant:  nichts  Be- 
sonderes. Ausserordentliches.  Wichtiges  Bs:  B;  Z. 
Was  mached-er  [macht  ihr]  'r'  Ni'it  Anders,  Grussformel 
Aa.  .Du  könntest  zaubern.  Scheerer.  aber  das  i.st 
nichts  anders:  Leute  von  deinem  Handwerk  müssen 
auch  Zauberkünste  verstehen.'  HPest.  1790.  .Ich  weiss 
wohl,  dass  ich  inmier  an  Allem  Schuld  sein  soll;  das 
ist  mir  nichts  mehr  Anders  [Neues],'  Gotth.  .Das  ist 
nichts  Anders  und  ich  wollte  das  nicht  für  eine  böse 
Bedeutung  nehmen.'  ebd.  .Es  dünkt  mich  nichts  an- 
ders' und:  .nicht  anders-,  ebd..  otfenl)ar  gleichbed.. 
obwol  a.  im  letztern  Fall  das  Adv.  ist. 

Wo  :in,h,  miH.'kticrt  steht  Uh  tirimi  |tlrnlit|  ;„,  |ili.ni| 
aiitlri-\V, a,i-  S  It  .loacli.  ISSl),  ist  es  eine  Art  Zss.  mit  ileui 
Siil.st.  oiujjjejranjrcn :  eifx.  aber  ist  es  nur  der  vorsteiiici-tt; 
Neun.  —  .{iiilirl  lüiiv,  mit  Flexion  imi'li  ,\iiiiloL'ie  der  ui^'. 
Zahlww.  /.  K    VUri  »-/i/o". 

ein-  1)  .einander(e)n'.  XVI. — XVIII. .  .Hdjjfi.^jv  Aa; 
BG.;  FMu.;  (in;  Zf.  .m«»;!,)'.;  BIT.:  S,  ,;»rt)w/c.^  BSi. ;  W. 
r;nandrr  Gi. ;  S,  rnauurr  W.  enand  GuHc.;  Z,  nander 
S.  denatider  (ii,.  denand  GlK.:  Ok;  7i.  '2)  es  anders 
BHk.:  1.  wi<'  nhd.  D's  Hantercht  [das  Handwerk, 
Leute  vom  gleichen  H,]  Itasset  fdjcnand  Gl,.  Ich  nnd 
du  und  de  hiind  enandere  f/'f/i',  Schläge  gegeben  Z 
Kindersjn'.  .Einanderen  verletzen.'  \'FRniKR.  Dil'.'. 
.Alle  cinanderen  förderen.'  KnMnv.  1<)57.  .Düs  Ab- 
sehen (iottes  ist.  dass  alle  einandern  dienen.'  ebd. 
1074.  —  2.  zuweilen  nicht  reciprok,  sondern  nur  von 
einer,  aber  unbestimmten  Person,  Das  macht 
enandere  .sis  Säclili  z'sämmeha" !  das  lehrt  Einen  Spar- 
samkeit! FMu.  Das  Ij  richtet  enayere  sehn"!  das  lelirt 
Einen  I  ebd.  Ebenso  BSL  -  3.  unpersönlich  und  in 
der  lebenden  Spr.  völlig  abstr.  in  der  Verbindung  ein- 
ander-nach  enanderer  B  fenai/ere-):  Gu;  L:  P;  ScnSt.; 
Uw;  U;  Z,  d-  Gl;  Z,  iinanniir<i-  BSchw,,  enandre- 
10..  d-  GT..  enander-  Aa;  Ar";  Bs;  B;  G;  Z;  Hekei.. 
d-  Ai';  (i,  iinanniir-  W,  nander-,  nayer-  S,  enand-  nZ, 
d-  GWsst.,  (d)enand(e)riiis-  Z  la't  ßiö):  (rasch)  hinter 
einander:  alsbald,  auf  der  Stelle i  jetzt  .syn,  mit  ei"s- 
n-ei/s  und  bestimmt  unterschieden  von  nrf''  enand. 
Ei"s  iim's  Ander.  Chumm  e.!  Z.  Wotscli  [willst  du  | 
das  mache"  enamiere  nah,  oder  i  srir/e  's  'em  Vater!  GoTiii. 


:;o5 


Aiul— und 


.Im  [doiii]  Jh'rr  invh  's  nanäentO  si'Siim  cho.  Ah  d'Türc 
(Inniiol  scliloh,  '.•>■  iriril  n.  ufijoh.'  BWvss  1808.  Doch 
in  ii.  Spr.  =  iiiu-hcinandor.  .Es  wird  allen  Christglou- 
bigen  heilsam  sin,  das.s  sy  dise  ganze  history  ein 
anderen  nach  erwagind.'  Gualtu.  1584.  ,Zuni  vorder- 
sten stände  der  Name  des  Hausvaters;  darnach  ein 
anderen  nach  die  uamen  der  kinden.'  Iti2li  JJBkeit. 
.Bade  ohne  Underbrechen  ein  anderen  nach.'  SHorr. 
1702.  Auch  substant.  im  Eiiandriysnä,  oder  i'me  [in 
einem]  Niindr.,  in  einem  Augenblick,  bald  Z.  ,1  rutsche 
hUbscheli  zum  Tisch  und  im  enandrir/siio  Ist  schu  en 
Schuppen  um  4  SchiUiy  do.'  Stutz. 

Die  Vcrkürzuug  -ftnd  erklärt  sich  aus  der  fiulicitlichcu 
uiiil  oft  alistrakten  Bml.  des  Compos.,  an  ilessou  Bestamlteilu 
ilanu  nicht  mehr  gcdaclit  wird,  da  ja  auch  der  erste  Teil 
aus  hetoutcui  .uiu'  tw.  his  zu  hlusseui  n  verkürzt  ist;  imuiler 
iihrigcus  zuuächst  iu  Yerhiuduugeu  wie  hiiutndcr,  jiiitiuntdcr 
(durch  Ausstussun^' des  t)  eiitstaudeu;  hei  den  Verbindungen 
i/ri/enaiuh-r,  ni'hentuuhf  ist  schwer  zu  sagen,  oh  es  die  Präp. 
sei,  welche  ihre  Nachsilbe,  oder  das  Pron.,  welches  seinen 
ersten  Teil  (ein)  eiiigebilsst  habe.  Das  Gegenstück  dazu 
sind  die  flectierten  Formen,  die  in  Schriften  des  XVI.  his 
XYIII.  vorkommen,  früher  aber  nicht.  Die  Form  deHimd(erj 
erklärt  sich  leicht  aus  Herülierziehen  des  d-  oder  (-Auslautes 
eines  vorhergehenden  Vh.  in  3.  P.  PI.  oder  Sg.,  welcher  Zulaut 
dann  auch  in  andern  Fällen  blieb.  —  Zu  2.  Statt  obiger 
Auffass\mg,  welche  die  der  einheimischen  Einsender  ist,  wird 
uac'h  unserem  Dafürhalten  der  erstere  Fall  richtiger  aufgelöst 
in  i'ii  Atidfir,  so  dass  also  dem  einfachen  Pron.  die  Bed. 
dev  .unhestimmten  Person'  zufiele;  vgl.  der  unilci-  Sp.  303,  o. 
/fftH  hricktet  t.  hinwieder  lässt  sich  als  ein  Beisp.  der  ordinären 
Bed.  von  liii.  verstehen,  wenn  man  sieh  nur  als  den  oigentl. 
Sinn  desselben  denkt:  die  Gegensätze  und  Widersprüche  kor- 
rigieren sich  Einem  von  selbst  und  führen  zu  der  richtigen 
Diagonale  der  Kräfte.  —  3.  Die  abstr.  Bed.  von  einander- 
nach  =  .sofort'  ist  natürlich  in  Fällen  entstanden,  wo  per- 
siinliche  Suh.jekte  stiinden  z.  B.  »t  vhömmed  e.  urs|n-.  ■  sie 
klimmen  Einer  nach  dem  Andern,  d.  h.  rasch  hinter  einander. 
Sächlich-abstr.  Bed.  von  eimindir  tritt  in  niehrern  der  fol- 
genden Zssen  mit  Präp.  ebenso  deutlich  hervor. 

ab-  (ä}}-  Ai');  1.  von  Köriiern.  a)  enzwei.  Das 
Glas  ist  a.,  zerbrochen.  Spülte  [grosse  Scheiter]  na 
emäl  a.  tue,  nochmals  spalten.  Schaffe,  bis-mc  schier 
a.  ist,  sich  halb  todt,  todmüde  arbeiten  Z.  Mi  Schucli 
siud  a.,  zerrissen  Gl  (Syn.  verhit).  £1  Tütschi  \lMiM:]i\ 
a.  saije  [sägen];  en  Ast  a.  haue  Gr.  De  Vater  seid äd- 
mi'''  lt.!  wird  mich  aufs  Perhste  prügeln  B.  Si''' 
s'chrauh  a.  laclie,  sich  halb  todt  lachen,  vor  Lachen 
fast  bersten  Aa.  A.  rj'heit,  aus  einander  gefallen,  zer- 
brochen Th.  Es  hät-mi'''  fast  a.  r/'nö!  G.  ..4.  hriiif/e. 
zu  trennen  vermögen  Sen.  Hieher  geliören  auch  die 
vom  Bild  eines  gewaltsamen  Bruches  entnommenen 
Schwurformeln  als  Ausdruck  der  A'erwundcrung  oder 
Urohung:  potz  Wetter  a..'  Bänder  [Donner]  a.!  BRi.; 
jiots  Tnsig  a.!  B;  bim  Düfel  a.!  S.  Dohler  [euphem. 
für  Donner]  abenange!  Gotth.  —  b)  Eins  vom  Andern 
herunter.  Tue  die  Biiccher  a.  [wenn  sie  aufeinander 
liegen]  Z.  Schlier  a.  tue,  aufgehäufte  Scheiter  einzeln 
verlegen  (son.st  aber  auch:  spalten)  Ap.  .Böuin  in 
einem  wald.  die  der  wind  zehautfen  gewortten  hat,  ab 
einandcrn  walen  | wälzen].'  Fris.  Wenn  von  vier 
Nüssen  die  vierte  nicht  mehr  auf  den  drei  andern 
sitzt,  so  sind  d' Noss  a.  Ar.  A.  brin/ie.  vcrsöimen. 
zwei  Streitende,  die  hitzig  an  oder  aufeinander  waren; 
stärker  als  runeiiaiid,  aus  einander  bringen  Scm.  Jez 
sin''-mer  a.  ah,-,  sind  einander  Nielits  mehr  scliuldig 
(bei  einer  Abrechnung.  Erbteiluiig)  Z.  -  c)  Eins 
genau  nach  dem  Muster  (gleiclisain  der  Unterlage) 
Schw.  IdiOliUun  I.  :!. 


eines  Andern,  in  der  Verbindung  a.  (/'schnitte,  von 
zwei  Personen  oder  Gegenständen,  die  einander  zum 
Verwechseln  älmlicli  sehen.  Doch  in  diesem  Sinn 
meistens  ahenand  abe  ff.  Sen;  Z,  da  son.st  der  Aus- 
druck auch  ,enzwei  geschnitten'  bedeuten  kann;  Syn. 
((.s-  cim  Model  use.  —  '2.  geistig;  «.  chö,  auseinander 
kommen,  uneins  werden,  sich  enzweien  Z;  vgl.  a. 
bringe  in  beiden  angef.  Bedd. 

Der  Unterschied  von  voneinander  ist  oft  gering.  .Diduco. 
von  eiuanderen  oder  ah  einanderen  ziehen.'  Fris.  A.  ni 
luehmenj,  yitWe  (Gl)  ist:  auseinander  und  könnte  wol  auch 
heisscn  von  en.  Ein  Unterschied  kann  darin  bestehen,  dass 
bei  ab  die  Trennung  mehr  in  vertikaler  Richtung  erfolgt 
(so  dass  dabei  ein  Stück  vom  andern  her  unter  fällt),  bei 
von  mehr  in  horizontaler,  und  damit  nuig  zshangeu,  dass  hei 
ab  die  Trennung  etwas  gewaltsamer  und  plötzlicher  geschieht 
als  bei  von.  Klar  ist  der  Unterschied;  liiiecher  von  e.  tue, 
so  dass  sie  einander  nicht  mehr  berühren  (Z),  Sc?titcr  von 
V.  tue,  heim  Spalten  ganz  von  einander  lösen,  wenn  sie  etwa 
noch  au  Fasern  zshangon  (Ap),  Beides  verglichen  mit  den 
im  Text  angef.  Verbindungen  der  selben  WW.  mit  ahenand. 
Vgl.    voneinander. 

Über-.  Zwo  Belzchappe  iibernander  S.  .Zwen 
hotten  überainandren',  rasch  nacheinaiuler.  GHdschr. 
über  enander  use  cho  =  hinder  enander  cho,  in  Streit 
geraten  Bs;  Z. 

u  f-.  Uf  enandere  st,  einander  aufsätzig,  verfeindet 
sein  Uw.  Zeitl.  rasch  nach  einander  Bs.  '.s  isch  dril  Mol 
ufe.  cho,  die  kirchliche  Verkündung  einer  Ehe  i.st  (aus- 
nahmsweise) an  einem  Sonntag  für  alle  drei  (sonst  auf 
drei  Sonntage  verteilten)  Male  zugleich  erfolgt   STh. 

um-:  1.  von  Personen,  selten,  etwa  mit  folgendem 
umc.  z.  B.  um  e.  ume  gä,  um  einander  herum  gehen, 
und  in  der  Verbindung:  um  e.  mache,  Kehrum  machen, 
abwechseln  G.  —  2.  sächlich  abstrakt:  a)  hin  und 
her,  herum.  So  zieht  das  Ma)inli  umenaiid,  hromt 
[vorkauft]  Besen  überall  im  Land  Bs.  Fifaltre  ziUtied 
uiiienandre,  Schmetterlinge  flattern  herum  Scuw.  I  dr 
ganze  (.'hillen  u.  Scuw;  Z,  wit  umenayer  bikannt  S. 
,Do  g'seht-me  wit  umenand',  hier  hat  man  eine  weite 
Aussicht.  Stutz.  .Dasselbige  Büchlein  schickten  die 
von  Zürich  in  ihrer  ganzen  Lantschatft  um  einander.' 
Salat.  ,Ich  hab  unienander  zu  schatten  gehebt',  da 
und  dort  zu  tun.  XVI.  AKEcnnuiui.  .Umeinander  ttereir. 
herumführen.  FPlatt.  ir)72.  ,Sie  sind  auf  das  Pajdcr 
nicht  gebracht  worden,  dass  sie  weit  umeinander  kom- 
mind.'  Auf.  XVII.  JJBukit.  .Geschirr  umb  eiuanderen 
ligen  lassen',  herum  liegen,  unordentlich  zerstreut. 
Argov.  —  b)  irgendwo  in  der  näheren  oder  weiteren 
Umgebung,  meist  mit  vorgesetzten  andern  Ortsadv. 
Dö  umenand,  in  der  Umgegend  dieses  Ortes  G;  Z. 
Asieo  «.,  irgendwo  in  der  Nähe;  niene  umenandere, 
nirgends  Gu.  ,l)o  hinne  umenandere',  hier  im  Hinter- 
land da  und  dort.  Stutz.  D'Chatz  ist  .sö.w  (dl  omenaml, 
die  Katze  i.st  son.st  immer  in  der  Nälie  Ar.  U.  luege, 
undierblicken.    ,Ummenandere,  alicubi  locorum.'  In.  IJ. 

an-  {ampiarna  nehcn  anananniirn  W):  1.  von  Per- 
sonen: ((.  .s(,  cho.  hintereinander,  im  Kampfe  mit  ein- 
ander begritt'en  sein;  in  Streit  geraten  Ar;  Bs.  Si 
hanged  (nietMnd(cre)  wie  Harz  GA.  Si  sönd  wie  an. 
ane  'bacha  Ar.  ■  -  2.  von  Ki'iriiern,  Teilen  eines  Cianzen : 
(KM.  sJ,  z,shangen  Ar;  Z.  .1». /«i,  zshalten;  er  hdt  chüm 
iiü'  an.,  von  einem  gehrechl.  Menschen.  Xiro  Jurte 
an..  2  Jucharten.  die  aneinander  gränzen,  zshangen 
Bs;  Z.  's  ist  no'''  Alles  aneiiandcr  Bs.  Anrnandrr  Hs. 
i(i}ciii(iid   (ine  Ae    clio.    sbli    lieriiliren.     .[neuiinder  ä. 


307 


Anil- 


308 


liart  neben  einander  ]is.  D'tSoldaie  stä"  ancnanncren  ü, 
(lieht  aufsfestellt.  Mann  an  Mann  BSchw.  Schirimgi-  an., 
8cliweincfleiseh  mit  f<peek  Ar.  Jes  ist  der  Teller  leider 
mi.,  zsgeheftet  (nachdem  er  abenand,  zerbrochen,  war). 
jAnenandere,  contiguiLs.'  Id.  B.  An.  tue,  versch.  Sorten, 
z.  B.  von  Korn,  Wein,  vermischen.  Sulg.  —  3.  von 
der  Zeit:  a)  unaufhörlich,  anhaltend,  ununterbro- 
chen, an  Einem  fort.  allg.  S  Htnnd  an.,  S  volle  St. 
Bs;  Z;  verstärkt  als  (s.  Sp.  170)  an.  Bs.  ,Ich  nmsste 
fast  an  einander  antworten  von  2  bis  5  Uhr.'  UBrägg. 
Los  doch  an. '.  hör  doch  ohne  Unterbrechung  zu !  Bs. 
's  China  scJmt  an.  GG.  Onenand  chlbe  [schelten, 
zanken]  GA.  Er  ist  an.  dö,  immerfort  hier  Ap,  oft 
noch  verstärkt  durch  vorgesetztes  all.  An.  chö,  häufig, 
ein  Mal  ums  andere  Scuw.  ,I)ie  nechsten  [letzten] 
hundert  jar  har  anenandern.'  GHdschr.  ,L)ö  was  es 
XII  wuehen  an  ainander  schoen.'  1336/1446  ZChr. 
,Drü  jar  ananandren.'  Vad.  ,Er  schlief  an  einanderen 
bis  gegen  Tag.'  JBreit.  1611.  —  b)  sofort,  auf  der 
Stelle  W;  .continno'.  In.  B. 

in-einander:  1.  zusaninien.  In.  furo,  Jude, 
heftig  erschrecken.  Sulg.  —  2.  im  Durchschnitt. 
In.  y'rechuet  all  Tag  en  Frardcc  verdiene  Z.  In.  sönd  's 
schüni  Chriesi  Ar.  I)ie  chllne  und  grossen  Hier,  's 
Stuclc  in.  für  en  Feufer  [Fünfer]  Z. 

under-:  1.  einer  oder  einen  unter  den  andern,  von 
'räumlicher  Lage,  z.  B.  si  hl  [sie  haben]  >inannrre  un- 
nerenanmji-  umierhi"  g'hit  [geworfen]  BSchw.  (Sprech- 
übung). —  2.  in  Unordnung,  durcheinander,  vermischt. 
U.  cho,  in  U.  geraten  Bs:  Z.  's  llt  u.,  icie  Sidge-n- 
und  Bürgle  [zwei  Th  Gemeinden,  deren  Grenzen  in- 
einanderlaufen]; Syn.  durch-.  —  3.  abwechselnd.  Es 
gat  u.,  das  Befinden  (eines  Kranken)  ist  bald  besser, 
bald  schlimmer  GTa. 

US-:  1.  voneinander.  Zwei  gleichlautende,  neben- 
einander geschriebene  Exemplare  einer  Vertrags- 
urkunde wurden  .uss  einandern  geschnitten'  und  jedem 
Teil  eins  gegeben.  S  1463.  —  2.  Us  enand  .st"  a)  ver- 
renkt. avLsgerenkt  sein,  von  Gliedern.  Gelenken  Ar; 
Th;  Z.  b)  zerfallen,  in  Zwietracht  sein  Ar.  —  3.  «.s-. 
mache,  verwirrte  streitige  Picchtsverhältnisse,  Besitz- 
ansprüche ausscheiden  und  feststellen  Z,  daher  «.  si" 
auch  =  mit  einander  abgerechnet,  die  Geschäftsver- 
bindung aufgelöst  haben;  syn.  von  e.  —  4.  us.  ni- 
a)  einen  Mechanismus  in  seine  Bestandteile  zerlegen, 
z.  B.  eine  Uhr.  Flinte,  b)  einvernehmen,  ausholen. 
,Er  nahm  mich  genau  auseinander  über  meine  Um- 
stände und  meinen  Gemütszustand.'  Gotth. 

von-.  V.  gd"  1)  von  Personen:  auseinandergehen, 
scheiden  Z.  2)  von  Körpern:  einen  Kiss  bekommen, 
sich  spalten  ScnSt.  ,V.  tue,  aufsperren,  öffnen,  den 
Mund,  einen  Sack.'  Id.  B.     Vgl.  ab-. 

vor-.  V.  chün.  neben  einander  voi-beikonmien, 
beim  Begegnen  Gnl). 

für-:  aneinander  vorbei.  Ver.stärkt  /'.  äiie  (fiirhi, 
ume-n-und  eine,  durej,  vor  einander  vorbei,  hin  und 
her  Aa.  Das  gät  f.  dure,  bildlich,  das  ist  gar  nicht 
gleich,  da  ist  ein  grosser  Unterschied  Z. 

hinder-:  1.  hinter,  nach  einander;  eins  ums  andere 
BSi.  Bot  [rate]:  im  chömmcd  d'Lüt  allewil  [innner| 
hinder  enand?  Antvv.  i  der  ('liille,  Vexierfrage,  wort- 
spielend mit  —  2.  in  Streit  (sein,  geraten,  bringen) 
Bs;   G;    Z.     H.    richte,   (Leute)   gegen   einander   auf- 


bringen, -reizen,  -hetzen  GG.;  Z.     Syn.  für  e.  usliln; 
z'  Hinderlegi . 

mit-  mUnander  8.  .Die  Schrift  streitet  mitoin- 
anderen',  mit  sich  selbst,  enthält  widersprechende 
Aussagen.   SciiiMrFU. 

neben-  ncbe(n)a>jere  BU.,  nebeiiand  GlK.  ,Es  sei 
ihm  noch  so  nebeneinander,  sagte  Uli',  noch  schwan- 
kend zw.  Annahme  und  Verwerfung  des  Vorschlages. 
Gotth. 

nach-,  nahen  andern'.  LLav.  1.569,  nonenandere  Aa, 
nä-fnö-Jenand  Scii;  Z:  1.  nachein.  allg.  —  2.  sogleich. 
Chunim  n.!  SchSL  Syn.  mit  dem  umgestellten  enan- 
derenöh,  s.  einander. 

bi-  hinandrrr,  binaijijr  S,  hi)icnand  Z,  -rrrü.  ,B. 
ha,  sannneln;  es  ist  Alls  b.  'blibe,  mulier  fcetum  eniti 
non  potuit.'  In.  B.   —  Die  Eiuscliiebung  von  n  wie  bei  zue-. 

zosamra-  tse^mrnand :  miteinander.  G  1799.  —  Eine 
plconast.   Verlnndiing. 

dur(ch)-:  1.  Adv.  a)  wie  nhd.  allg.  Alls  durenand 
wie  Sulgen  und  Biirglcn  Tn;  s.  under-.  „D.  hasplen, 
verwirren."  —  b)  abwechselnd  im  Kehruni,  der  Reihe 
nach;  oder  auf  allgemeine  Kosten,  insgemein,  insge- 
sammt?  ,Wöllind  sie  ihn  durcheinanderen  z'gast  halten.' 
ScHiMrFR.  —  2.  Subst.  a)  sächlich,  n.  und  m.  GG.;  Z. 
n.  Bs:  Wirrwarr.  Unordnung,  Mischmasch.  —  b)  per- 
sönlich: unordentlicher  Mensch,  der  Alles  verwirrt, 
Strudelkopf  Tu.  —  durcheinanderen  dilrenändere 
BE.,  meist  dimin.  -len  Bs;  B;  Z:  unpers.,  nach  ver- 
schiedenen Stoffen  (alten  Kleidern,  Betten,  Speisen) 
riechen,  die  in  einem  verschlossenen  Zimmer  sich  be- 
finden. ,Es  het  grüsam  dürenändert  ro  Pasietlene  [Pa- 
stetchen], Grinseschmutz  [-fett],  Puding  und  Schnupf- 
tab(dc.'  Gotth.  Weun-men  in-e  Zimmer  chunnt,  wo 
me  g'spist  het,  .so  durenänderlet  's  ganz  grWi  [gräulich] 
Bs.  —  durch  ein  ander  lieh  durenänderlig  B.  ,Ehe 
die  Stubenmagd  frische  Luft  eingelassen  hat  in  die 
durcnänderlige  LTnaussprechlichkeit,  in  die  unaus- 
sprechliche Durenänderlichkeit.'  Gotth. 

zue-  zuenenand  Aa,  zunenand  Z:  wie  nhd. 

bi-ander(en)  batiderfej.  Z'bander,  Arm  in  Arm 
Th.  Zum  bandere  GRh.,  zom  pandera  Ar;  GTa., 
z'pandere  SruKl.:  selbander.  Zom  imndera  Mol,  zum 
zweiten  Mal  Ar. 

D.is  vorgesetzte  zu,  zum  ist  aus  der  syn.  Verbindung  ,zu 
zwfi(cn)'  und  andern  .idverbialen  Ausdrücken  entnommen; 
in  ziim  )).  Mol  ist  das  p  mechaniscli  aus  der  sonst  geläufigen 
Form  pandci;  welche  aljer  nur  i)ersönliclie  Bed.  liat,  herüber- 
gezogen.    S.  nocli  2>'^^t^r}iiädlc^  beim  Mälien  übertreffen. 

selb-,  seh-:  Einer  in  Gesellschaft  eines  Andern. 
eig.  aber  so,  dass  er  sich  selbst  als  Zweiten  bezeichnet, 
allg.  .Dem  vogt  selbander  |  wenn  er  in  Begleitung 
eines  Andern  kommt]  essen  und  trinken  geben.'  üffn. 
XV.  S.  sm  1)  berauscht  sein  Schw;  Zg.  2)  gravidam 
esse  BSi.;  Gl;  Gr  (s'elhanderi) ;  L;  Sch;  Uw';  U;  Zg; 
=  s.  gä'  B.  Z's.  tsalbander:  zu  zwei  Th.  —  Vidi. 
denkt  sich  der  Tlnirgauer  den  ersten  Teil  aus  zhath  ent- 
standen: doch  auch  bei  Edlibach  ,salb  tritt'.  —  Selb- 
ander, Subst.  ra.:  ein  in  B  ehemals  beliebter  Tanz, 
von  einem  einzigen  Paar  bestellt,  bezahlt  und  so  aus- 
geführt, dass  der  Tänzer,  stark  auf  den  Boden  stam- 
pfend, mit  den  Fingern  sclinalzend  und  aufjauchzend 
seine  Gefährtin  umtanzte,  welche  graziös  sich  drehte; 
auch  Verschlingungen  und  Lösungen  Beider  scheinen 
üblich  gewesen  zu  sein.     .Er  befiehlt  S.'  (jotth. 


309 


And— und 


810 


änderen  uyiifa  BU.:  1.  intr.  Es  ('s  Wetter)  will 
iL,  es  droht  Regen  B;  Z;  doch  auch:  es  änderet,  der 
li'egen  liisst  nach  Tn.  Es  änderet  denn  üppe  bald 
bi-n-em.  er  wird  wol  nicht  mehr  lange  leben  B.  .Sie 
hiitten  nie  daran  gedacht,  dass  das  bestehende  Ver- 
Iniltniss  ändern  konnte.'  Gotth.  Auch  nioral. :  andere 
Gesinnung  und  Lebensweise  annehmen  B.  A.  und 
bessere  sind  ztreierlei  L.  Es  änderet  gäntj  und  besseret 
nüd  BRi.,  Sprichw.  betr.  politische  Neuerungen.  — 
2.  trans.  D' Färb  ä.,  in  Folge  von  Geniutsaufregung 
lue  Gesichtsfarbe  verlieren,  erblassen  B.  Meitli  ä., 
l)ienstmägde  wechseln.    I)e  Stand  ä.,  heiraten ;  vgl.  3. 

—  3.  refl.  D' Natur  hät-mu-schi  [ihm  sich]  vellic] 
y'üiulrot;  mu  [man]  (fseht,  dass  \  zum  End  ijeit  W; 
vgl.  Anderi"(j.  —  Sich  umkleiden  B.  Sich  verheiraten. 
,Ub  aber  die  selb  person  sich  anderwert  [ein  zweites 
Mal]  endert  und  [sie,  das  neue  Paar]  aber  [wieder] 
Kind  übcrkement.'  G  Hdschr.  .Dass  sich  ire  kind 
endertind  [ändern  würden]  in  elichen  stät.'  Diessen- 
HOFEN  1481.  ,Ist  aber,  das  ein  wib  abgat  und  wyl 
sich  denn  ein  man  endern,  so  sol  den  kinden  werden 
ir  muoter  guot.'  1501  Regensb.  ,0b  sy  sich  nach 
synera  Tod  endert  und  einen  andern  man  ninipt.'  1511 
FiSCHENT.  Hofr. 

ab-:  1.  „Tauschgegenstände  auswechseln  Si:uw; 
Zii."  Beamte,  Dienstboten  durch  neue  Anstellungen 
ersetzen.  ,Wann  ein  Schulmeister  alle  Jahr  die  Ab- 
enderung  besorgen  [fürchten]  müsste.'  1737  Schulordn. 
Heiden.  .Die  Diensten  a.'  1770  Waisenh.  Z.  .Rudolph 
änderte  den  Reichsvogt  je  nach  zwei  Jahren  ab.' 
JvMüLL.  Schw.-Gesch.  ,Gut  gewüssen  milterct  die 
traurigkeit  der  abgeänderten',  z.  B.  der  Geistlichen, 
welche  die  Pfarrei  zu  wechseln  genötigt  werden. 
JMüLL.  1673.  —  2.  intr.  .Der  Bund  soll  heilig  sein, 
aber  die  besondern  Regimenter  [Regierungen]  ändern 
immer  ab.'  JvMüll.  —  Abänderi"g:  1.  Versetzung 
eines  Pfarrers  an  eine  andere  Gemeinde.  ,Dise  meine 
abenderung.  diser  mein  ab.scheid.'  JMüll.  1673.  ,Bis 
auf  des  Hrn.  Pfarrers  .Abänderung.'  1704  Wetzik.  — 
2.  die  Invülutionsperiode  der  Frauen,  die  klimakteri- 
schen Jahre.  A-dr  A.  ume  mache,  an  dieser  Verände- 
rung leiden  Ap;  GA.  ;  Z. 

voll-:  verändern.  .Satzungen  der  alten,  die  har- 
nach  volendert  und  sunst  nit  gehalten.'  Zwiwsli. 

Wahrscheiulich  nach  .\naloj;ic  vim  ,voll-ou(leii,  -fülireu. 
-liringen,  -ziehen'  gebildet. 

vor-:  1.  's  Bluet  v.,  Aderlassen  (in  geringerem 
Masse)  AaZ.;  GTa.     Die  Katamenien  bekommen    ZU 

—  2.  den  Stand  (des  Vermögens,  Lebens,  Bekennt- 
nisses) V.  ,Ihr  Religion  verenderen.'  1651  Schimi'fr. 
Mit  persönlichem  Objekt:  ,In  diesem  Hus  werdend  die 
Waysen,  nachdem  sy  erzogen,  wieder  verändert  und 
US  dem  Hus  gelassen.'  1657  Z.  ,Lass  dich  keinen 
Menschen  v.'  Sirach  1707;  dafür  1860  ,verkaufe  dich 
keinem  Menschen',  d.  h.  gib  dein  Recht  und  V' erinögen 
nicht  vorzeitig  aus  der  Hand,  z.  B.  den  Kindern.  ,Sich 
verändern  zu  Gott',  sterben,  aus  der  Welt  abscheiden; 
,zu  der  Welt',  wieder  heiraten.  Alte  Kletki.  Statuten. 
.Sich  verenderen:  heuraten.'  Denzl.  1677/1716  und  so 
noch  allg. ;  Syn.  sl''  rcrenf/eren.  ,0b  eim  man  sin  wib 
abgat,  so  nimpt  er  ein  bett  von  iro,  das  nutzet  er 
diewil  er  sich  nit  verändert.'  Aa  Weist.  1  (05.  ,l)ie 
fron  soll  [bei  des  Mannes  Tod|  den  dritten  teil  farender 
liab  erben    niid  ciiicn   wiiikcl    in    dem    hiis,    ilirwil    ^i 


sich  nüt  verändert.'  1525  Egli  Act.  ,0b  glych  wol 
ein  frouw,  also  nöbent  der  Ee,  ein  kind  überkeme, 
So  solle  sy  sich  doch  damitt  nitt  verändert  noch  Ir 
verordnet  lybding  vcrwürckt  haben.'  Z  Ratsverordn. 
1534,  1604.  ,0b  der  krank  teil  [Gatte]  dem  gesunden 
sich  anderwert  zuo  verendern  gönnen  wolte.'  BsRcj. 
1548.  ,Hctte  sich  aber  [die]  Muter  ehelichen  mit 
einem  andern  Mann  verändert.'  1617.  ,Soll  sich  auch 
keiner  verenderen  zu  Unehren.'  Hausordn.  St  Jacob 
A.D.S.  1603.  Unverändert,  unverheiratet,  ohne  zu 
heiraten.  ,Min  Husfrow  sol  mit  spis  und  trank  ent- 
halten werden,  so  lang  si  unveränderet  belipt.'  B  1519. 
,So  sol  die  person,  so  daheim  sitzend  verlassen  wurd 
[von  ihrem  Gatten],  sins  abgewichenen  gemahels  2  jar 
unverendert  warten,  sich  nit  verhiroten.'  BsRq.  1532. 
.Benannte  zeit  über  [3  Monate  lang]  im  witwenstand 
sich  unverendert  halten.'  ebd.  1611.  Trans.  ,Wer  dem 
andren  sini  kind  zuo  der  e  berieft  und  verendert  an 
[ohne]  sin  vatters  und  muoter  willen."  Hofr.  Wangen. 

—  3.  in  andere  Hand  bringen,  entwenden,  ent- 
fremden; entstellen,  verderben.  ,Vil  wins  uss  den 
vassen  getrunken  und  verendert  werde.'  G  Hdschr. 
,Und  was  uns  unser  Zug  [Reisegepäck]  verendret  und 
verruckt.'  1519  Stülz.  ,Vil  armer  fronen  habend  uns 
geklagt,  dass  inen  die  savoyschen  amptlüt  das  ir  ge- 
nommen, zum  teil  gessen  und  sun.st  verändret.'  B  1526. 
,Wie  des  gotshus  ding  entfüert  und  verändert  worden.- 
Absch.  1529.  ,Dass  er  [der  Klosterkoch]  alles  das,  so 
ihm  übergeben  wirf,  in  guoten  ehren  behalte,  darvon 
nützig  [nichts]  verendere.  ausliche.'  Argov.  1861.  — 
Veränderi"g.  ,Verenderung  der  geburt  und  unstand- 
hafte der  Ee.'  1530/1707  Weisht,  nach  Luther:  Blut- 
schande. —  Bluets-:  Aderlass,  bes.  im  Frühling,  wie 
es  z.  T.  noch  jetzt  üblich  ist  L. 

wetter-.    Es  u-ill  w.  BBe.  =  '*'  Wetter  icill  ändere". 

Ander i°g  f.:  1.  en  Ä.  cor  em  Tod,  eine  auffallende 
Änderung  in  den  Grundsätzen  oder  Gewohnheiten  eines 
Menschen,  dgl.  man  sonst  nach  altem  und  weit  ver- 
breitetem (auch  bei  Göthe  und  Shakspeare  bezeugtem) 
Glauben  nur  bei  nahe  bevorstehendem  Tode  beobachtet. 

—  2.  euphemistisch  für :  (nahe  bevorstehender  oder 
wahrscheinlicher)  Todestall  B;  Sch;  Z.  Es  chönnt 
bald  cn  Ä.  (ß;  wenn  's  en  Ä..  ge  satt  [sollte]  udgl. 
.Michels  Mutter  hatte  auf  dem  Sterbebett  zu  .\nni 
gesagt:  Gelt,  du  luegst.  dass  er  nit  unterdrückt  wird, 
wenn  es  hier  eine  Änderig  [und  in  Folge  davon  eine 
Stiefmutter]  geben  sollte.'  Gotth.  .Der  arme  Alte 
sagte  mit  gebeugtem  Haupt  zu  ihnen:  es  hat  in  Gottes 
Namen  eine  Änderung  gegeben.'  Pest.  1785.  -  3.  in 
L  bedeutet  Surse-Ä.  seit  alter  Zeit  das  Kirchweihfest 
von  Sursee,  ein  viel  besuchtes  Volksfest  mit  allerlei 
weltlicher  Lustbarkeit.  Nur  sekundär  bedeutet  diese 
Benennung  die  Kirchweih;  ur.spr.  war  damit  die  Neu- 
bestellung der  städtischen  01>rigkeit  gemeint,  welche 
bis  zur  grossen  Revolution  je  auf  den  ersten  Sonntag 
im  Herbstmonat,  den  'I'ag  der  Kirchweih,  licl.  S. 
JSTAFFEl.llArn    1S82,    18. 

Hand-,  PI.  llandänderge"  Gr:  1.  Änderung  des 
Besitzes  von  liegenden  Gütern,  durch  Erbschaft  oder 
Verkauf!!;  Gr;  Z.  —  2.  Taxe  (.Handänderungsgebühr'), 
welche  dafür  gew.  an  die  Gemeinde,  auf  deren  Gebiet 
sich  der  Besitz  befand,  zu  entrichten  ist  Bs;  Gr. 

anderent:  von  der  andern  Seite.     S.  ciiicnt. 


■M\ 


And    iiiiil 


ni2 


iiiulorig  iiiiHi:ri(j:  uiidcr.  iJi  a.  3IilcJi.  aus  einem 
andern  Kruge  (xTa. 

Anderli  in.  I:  „heim  .Scheibenschiesseii  der  Zweite 
in  der  Eaiignrdnnng  Srnw;  Zr,."  —  Dim.  von  nniki-  i. 

anders,  -st  iitiders  BHa.,  aycrs  BM.,  aiidcrscli 
ZO.,  änderst  Ar;  Gl;  Gk  (auch  anderist);  GA.;  Öcn; 
W;  Z,  anderster  Z  (am  See  auch  anderscher);  Hebel, 
ander(ijsch,  aijcr(i)sclt,  aijerist  B;  S:  1.  Adv.  zu  ander  1: 
zum  zweiten  Mal,  wieder.  Z'andriscli  B.  Es  liU't 
änderst,  das  zweite  Zeichen  zum  Gottesdienst  (s.  ander). 
auch  mit  dem  .scherzhaften  Zusatz:  si  her  ds  erst  Mal 
iriid  recht  g'lüt't,  wobei  änderst  in  der  2.  Bcd.  ge- 
nommen wird  (lA.  ,Anfjcrist  und  anyerist  [iinnier 
wieder],  i  ylaidi  cinmel  es  Botze  [Dutzend]  Mal.'  Gottii. 
I  ha  's  gen;/  anyers  wider  [immer  wieder  von  Neuem] 
müesse  aluei/e  B.  ^1;»  änderst,  'in  änderst,  nochmals, 
abermals,  aufs  Neue  W  {nin,  'm  =  aber,  s.  d.).  Hinist 
f-sch)  wie  änderst  (-seh),  ein  Mal  wie  das  andere,  ein 
für  alle  Mal  ZÜ.  Einisch  idier  anderisch  diu",  rüefe" 
=  ein  Mal  um  das  andere,  schnell  wiederholt  B.  ,Ver- 
bannend  's  g'richt  einist,  andrist,  zum  dritten  Mal, 
wie  recht  hie  i.st.-  EMan.  , Einest,  andrcst,  drystod 
|zuin  ?,.  Mal].'  Zwincli.  ,Er  hett  änderst  gewybet'. 
zum  zweiten  Mal  geheiratet.  UMey.  Chron.  , Fahrt 
darin  für  [vorwärts,  fort]  einist  wie  änderst.-  Schimpfr. 
.Ein.  als  and.',  d.  i.  sowcdil  Morgens  als  Abends,  ebd. 

—  •_'.  Adv.  zu  ander  :2:  auf  andere  Weise,  in 
lirihereni  Grade.  Für  ds  Andersticerde  chänn-me  NM, 
säijed-si  ülhed  Gl,  doiipelsinnig:  1)  Sinnesänderung, 
2)  Katamenien  Gl;  Sch;  Z;  sonst  bed.  a.  sin  auch 
gravidam  esse  Ar;  GA.  Mämji  Ur  zeiget  änderst  und 
seliM  änderst.  Siilg.  B'Glogge  het  änderst  g'schlage, 
die  Sache  hat  sich  geändert,  ebd.,  vgl.  ander  Wetter 
Sp.  303.  's  Labe  im  Dorf  isch  halt  doch  ganz  angeriseh, 
as  so  iif-eme  Hiifli  usse.  BWyss.  Wie  ivett  's  chiinne 
(UKierisch  sy?  S.  Bas  isch  jiz  an  anders  yneti  Zupfe! 
nämlich  als  man  sie  gewöhnlich  bekommt,  somit  eine 
vorzüglich  gute  B.  ,/  ha  .y'teiiss  au  nu  [noch]  grossi 
Aiiye  g'lia:  da  hed-nie  's  aber  andrist  wgt  ufy'sperrt.' 
Schweiz.  Erzähler  IS.Srj.  Bas  tönt  änderst!  1)  das 
klingt  viel  schöner!  2)  das  ist  eine  ganz  andere  Nach- 
richt! GA.  ,Man  sehe  wohl,  dass  das  der  Schneider 
nicht  gemacht  habe,  der  mache  es  anders  bravs;  es 
werde  öpi^e  nit  lang  ha  [halten].'  Gotth.  Schön  ist 
änderst  —  das  ist  unschön  Z.  ,Das  dünke  sie  nicht 
anders',  komme  ihr  nicht  auffallend  vor.  Gotth.  = 
.nichts  Anders',  ders.,  s.  aiuhr  o.  Wie  gut  's?  Antw. 
Nid  änderst!  (wie  gewöhnlich).  Es  wird-mer  niimiiie 
änderst  [besser]!  ich  kann  mich  vom  Erstaunen  nicht 
mehr  erholen!  hyperbol.  Ausdruck  höchster  Verwun- 
derung.    Syn.  iez  wird 's-mer  niiinme   lies.ser!   Bs;  Z. 

—  3.  nur,  doch  [?]  Uw  1781.  ,Sind  Sy  onders  da  nid 
so  bes!'  Talhochj;.  1781.  .Bessers  Lebe  will  [ich] 
onders  afa".'  ebd.  —  4.  conj  unctional.  a)  mit  Con- 
junctiv  des  Vb.:  ausser  dass,  — wenn,  es  sei  denn 
dass  — ;  ohne  dass  — ;  nur.  Si  gut  nid  fürt,  änderst 
es  liUhi  Upper  deheim  Z.  Tanze  chann-i  (Ar  tuen-i) 
vi'id  cllei.  änderst  du  lup/ist  aw''  es  Bei  Z.  ,Er  mäht, 
ohne  ein  einziges  Mal  zu  wetzen,  anders  die  Sägis 
wolle  auch  gar  nicht  mehr  hauen.'  Ar.  ,Man  sieht 
die  Fehler  nicht,  anders  man  halte  das  Tuch  gegen 
das  Licht.'  ,Hand  zu  gast  g'laden  alle  Eidgnossen 
und  ander  Herren,  änderst  vom  Hus  Österieh  niemand 
g'laden.'    UMev.  Cliron.     .Das  S|iil  [von   der  Urstendi 


Christi]  ist  wol  von  statt  gangen,  a.  die  Tüfel  hcnd 
die  Hell  mit  dem  Bulfer  anzündt.'  ders.  .Hänge  dich 
an  keine  Gesellen,  anders  unterweilen'  [ausgenommen 
bisweilen,  ausnalira.sweise].  HBüll.  ,Ein  hun  dem 
Kloster  Eeinauw  als  ohnablosliches.  änderst  Creditoren 
bewilligen  es.'  1704  Z  Proc.-.\ct.  —  b)  mit  Indicativ: 
sonst.  ,Man  fasset  nit  den  most  in  alte  schleuch. 
anders  die  schleuch  zerreissend.'    1531/U(l  Matth. 

Ander»  ist  adv.  Genetiv,  dem  Sinn  nacli  verscliieden  von 
dem  gleichlautenden  Nentr.  des  Adj. :  es  gibt  aber  Fälle,  in 
welchen  man  über  die  Auffassung  schwanken  kaini.  ,Dz  sy 
[die  o]ierierte  BlindeJ  ein  .jetlich  ting  uff  dem  tisch  und 
andersch  [sonst':'  Anderes':*]  wol  erkennen  mocht..'  Edlib. 
Änderst  (so  auch  Heut.  16.')8;  JHott.  16G6;  Wurstis.  176.J, 
in  der  1.  Bearbeitung  .anderist',  wie  auch  Walther  1-584; 
l>ei  Fris. :  Mal.  .anilers'  und  ,anderst')  aus  anders  entwickelt 
wie  einist  (s.  d.)  aus  eiiws;  in  andersch  ist  das  angellängte  t 
wieder  abgeworfen,  die  durch  t  bewirkte  Vergrüberung  des  « 
aber  geblieben,  oder  es  h,at  sich  (so  hei  HKrani.  1478  ,au- 
derschwar',  anderswohin)  s  nach  >•  vergröbert;  anderster  (schon 
bei  Kessler)  coiiiiiarativisch  gebildet  wie  alder  (oder),  echter, 
halter  (s.  dd.j.  ,Iemants  ;»nderster',  .Jemand  anders,  (bei  Kessl.) 
kann  adjectivisch,  und  dann  gleichsam  superlat.,  aufgefasst 
werden;  auch  ,anderts  (woher)'.  UMey.  Chr.  ist  eine  Super- 
lativbildung; vgl.  u.  andertens.  Eine  entschiedene  Flexions- 
fnrm  ist  enthalten  in  ,vnn  jemand  andersen  wegen.'  Abscli. 
IG71;  vgl.  die  Genetivformen  ullsen,  einessen;  auch  im  nlid. 
,,ieinand  anders'  ist  das  Letztere  ursp.  weder  Adv.  noch  Ap- 
position, sondern  partitiver  Genetiv.  —  Der  coiijuuctionale 
Gebrauch  (4)  entspricht  dem  des  ä.  nhd.  .anders',  nur  dass 
dieses  den  Nebensatz  nicht  eröffnen  kann.  Übrigens  ist  klar, 
dass  es,  wie  andere  Conjunctionen,  urspr.  dem  Hauptsatz 
angehört  und  erst  später  in  den  Nebensatz  herüber  gezogen 
worden  ist,  der  eigtl.  mit  einem  vergleichenden  .als,  denn' 
(vgl.  nhd.  ,denn'  =  anders,  mit  Conjunctiv)  beginnen  sollte. 
Dieses  Mittelglied  ist  erhalten  in  der  Formel:  ,anders  dann', 
ausser  dass.  15'21  Absch. :  .Jeder  Teil  soll  seine  Kosten  selbst 
tragen,  anders  dann  jede  Stadt  den  Murtnern  10  Kronen 
geben  soll';  während  bei  Justinger  und  Frickart  umgekehrt 
mit  Auslassung  von  ,anders'  vorkommt:  .danne,  dann  dass' 
=  ausser  dass.  Hieher  gehört  auch  noch  anders  wann  =  nur, 
Conjunktiou  für  einschränkende  Sätze  BHa.,  mit  plconast. 
anders,  da  mhd.  wan  urspr.  und  für  sich  allein  sclion  ,nur' 
liedeutet.  Es  ist  nachlässige  Rede,  wenn  im  Falle  von  :>  a 
der  Ind.  gebraucht  wird:  ,Das  Lesen  rechne  ich  mir  nicht 
zur  Sünde,  änderst  du  nennst  mir  die  schlimmen  Bucher.' 
UBrägg.    1777. 

ander  ist:  Ordinalzahlw.  Ber  A.,  der  zweite, 
nächstfolgende  B. 

Statt  des  einfachen  ander  superlativisch  weiter  gebihli't 
nach  Anal,  von  erst  und  den   Ordinalzahlen  von  20  an. 

andertens:  ordinales  Adv.,  zweitens,  entsprechend 
einem  vorangehenden  .erstens'.  G  17.57. 

Gebildet  von  einer  bei  Gr.  WB.  bezeugten,  nach  .\u;il. 
von  ,zwei-te'  usw.  gebildeten,  Form  ,anderte',  und  entsin'ccliend 
einer  ebd.  bezeugten  richtigen  adv.   Form  ,andcrns'. 

Aiulive  Aa,  A'ntif'i  Bs;  S;  Z  — ra.:  Endivie,  C'i- 
choi'ie,  Cichorium  Endivia.  .Endivien  sind  zweyerley, 
die  ein  in  den  gärten,  die  ander  Wildwegluog  genannt.' 
Fris.;  Mal.  ,Chre.ston,  zahme  endivien,  sonnenwirbel; 
Condrilluni,  gänsdistel,  wilde  e.'   Denzl. 

Andlet  s.  Antlit.        Andli  s.  Anna  Sp.  2öO. 

a  n  d  ö ,  0  n  d  6  a'nda  in  der  Verbindung  Jeses  (Jeycrsch) 
((..';  Ausruf  der  Verwunderung  und  des  Schmerzes  G. 

Tiell.  das  o.  Sp.  300  erwähnte  Subst.  And,  Schmerz,  zu 
welchem  ,Jesns'  als  (ien.  gehörte;  oder  and  verderbt  aus 
und  (ond)?  In  beiden  Fällen  ist  -5  nur  die  angefügte  Interj.. 
wie  die  Formel  ondo  und  0  bestätigt. 

Andorn    s,    An-dorn. 


::i:! 


And     iniil 


:'.ll 


Amlrcs  A'ndfrjri's  Aa;  Us;  W;  Z,  Ändrcies  (i 
Korscli.,  Aiidreid  (iKVal..  Aiidrin  ebd.,  „Andrist  B(ir.", 
Äiidri  W.  ^AnderU  BGr.",  Äuderli  BöO.;  GrPi-., 
Audi,  dim.  Ändi-li  ihiD.,  Drenfi,  -li)  BGr.,  Sa.,  lies 
AAEndf.;  BO.;  L;  G;  Z(i;  Z,  /ferf  ScHwE,,  „Nanzi 
GiiHe.":  Andreas;  im  Kalender  der  30.  November. 
.Andresensclinee  tuet  den  ]5iiumen  weh.'  S.  Jener  Tag 
war  früher  (bis  ins  XVIII.  hinein)  auch  Termin  für 
die  Entrichtung  von  Zinsen  und  Zehnten.  ,Von  jeder 
Fürstatt  [Herd]  auf  Johannis  ein  junges  und  auf 
Andreas  ein  altes  Hun.'  B  Schw.  .Einem  Amptmann 
järlich  uf  St  Andresen  Tag  10  Pfd  entrichten.'  ebd. 
,Man  [die  Lehenleutc]  sol  den  habercn  [Haferzehnten] 
zu  Sant  Andres«  Tult  [Pest]  gegeben  han.'  Tn  1300. 
In.sbes.  aber  i,st  der  Vorabend  des  Andreastagos,  re.sp, 
die  Nacht  und  noch  genauer  die  Mitternachts.stunde 
zw.  dem  '29.  und  3(1.  Nov..  eine  der  durch  alten  und 
weitverbreiteten  Glauben  verbürgten  Zeiten,  wo  unter 
allerlei  Bräuchen  Orakel  über  künftige  Schicksale, 
bes.  von  Jungfrauen  in  Bez.  auf  den  ihnen  bestimmten 
Gatten,  cmiifangen  werden  können.  Der  h.  Andreas, 
der  in  einer  alten  Quelle  ,sanctorum  mitissinius',  also 
bes.  freundlich,  freigebig  und  mildtätig  genannt  wird 
und  mit  diesen  Eigenschaften  wahrsch.  an  die  Stelle 
eines  Gottes  getreten  war,  wurde  angerufen,  glück- 
liche Ehe,  zuweilen  auch  Schätze  zu  verleihen.  In 
Zr.Menz.  stellte  man  in  jener  Nacht  (auf  welche  wie 
gesagt  ein  Zinstermin  folgte)  eine  ,Mutte'  voll  Wasser 
in  die  oberste  Kammer  des  Hauses  und  bftete  dabei, 
in  der  Erwartung,  am  Morgen  Geld  in  dem  Wasser 
zu  finden.  Der  Mann,  der  am  Morgen  einem  Mädchen 
zuerst  begegnet,  hat  das  Aussehen  ihres  künftigen 
Bräutigams  ZSchottikon.  Gwerii  1040  und  noch  das 
in  Z  1704  gedruckte  Buch  .Entlarvte  Zauberey'  spre- 
chen von  ,lurwitzigen  Leuten,  die  Gott  dem  Herrn  in 
seine  Kunstkammer  greifen  und  ehezeit  erfahren  wollen, 
wer  ihnen  zum  Ehegemahel  bestimmt  sei,  und  zu  dem 
Ende  an  St  Johannis  Abend  oder  an  St  Andresen  Nacht 
allerhand  gottlose  Gaugelspiel  und  Zauberstücklein 
brauchen.'  Einer  Magd,  die  ,an  A,  Nacht  um  1'2  Uhren 
nackend  hinder  sich  die  Stuben  gewüscht'  [einer  jener 
Bräuche,  wobei  man  den  Zukünftigen  zu  erblicken  hofft 
L;  Z|,  habe  der  böse  Geist  einen  Streich  versetzt, 
von  dem  sie  ein  Merkmal  am  Leibe  behielt.  Zaubkrei 
1704.  Der  selbe  Brauch  wird  noch  aus  neuerer  Zeit 
für  Z  und  Scn  bezeugt;  aus  dem  selben  Gebiet  und 
Tu  der  andere.  Eier  in  ein  rücklings  und  stumm  ge- 
lioltes  Glas  Wasser  zu  schlagen  und  aus  den  sich 
liildenden  Formen  die  Gestalt  des  zukünftigen  Mannes 
oder  sein  Handwerkszeug  zu  erkennen;  aus  AALeugg. ; 
B;  ScH;  Z  das  selbe  Verfahren  mit  in  Wasser  ge- 
gossenem Blei  oder  Kaffeesatz;  in  GT.  sucht  man  das 
Bild  des  oder  der  Zukünftigen  in  einem  Wasserspiegel. 
Unmittelbarer  wandte  man  sich  an  den  Heiligen,  indem 
man,  rückwärts  das  Bett  besteigend,  den  Spruch  sagte: 
■  Wie  ich  diesen  Bettladen  betritt,  Heiliger  A.  ich  dich 
bitt,  Sag  du  mir  gewisslich  a.  Was  ich  für-ne  Ma 
werd  ha'  B.  Oder  in  ZO.:  ,Hicy  uf  der  üettstatt  süg-i, 
<)  Andreas  ich  hitt-di,  Zeiy-tiicr  hinecht  i  der  NcicM, 
Wele  Schale  mich  dnni  hiwacht.  Ist  er  rieh,  so  clrioint 
er  g'rille,  Ist  er  arm,  so  cliKtint  er  (/'sclirilte.'  Der 
Zukünftige  soll  hier  im  Traum  geschaut  werden.  Aus 
B  werden  noch  folgende  Bräuclie  berichtet,  welche 
beim  Läuten  Abends  8  Uiir  geübt  werden:  1)  Wasser 
zum  (iefrieri'u  stidlen   und  die  i'iitstanili'ni'n  Kisfigureii 


ausdeuten.  2}  den  Schafen  klopfen,  wobei  das  ant- 
wortende Blöken  eines  alten  oder  jungen  Schafes  das 
Alter  des  Mannes  anzeigen  soll.  3)  rücklings  aus 
einer  Schlterhln  ein  gerades  oder  krummes  Stück 
(Glück  oder  Hinderniss)  herausziehen.  4)  rücklings 
von  der  Haustreppe  den  rechten  Schuh  über  die  linke 
Schulter  hinunter  werfen;  fällt  er  mit  der  Spitze  gegen 
die  Treppe,  so  bleibt  das  Mädchen  noch  ledig;  fällt 
er  auswärts,  so  wird  es  bald  an  Mann  kommen. 

,.\iKlcrli' als  TiHifu.  I.1O4  Jeiiatz.  .Knderis'  und  ,Euderli' 
Geschlechtsuu.  —  Diu  Funii  oliiie  -«  ist  deui  Chiirwelsch  oder 
Itjilieniselicu  entnomineii. 

andreslen  ündteirrsh  Sch;  Z:  1.  in  der  Andrea.s- 
nacht  einen  von  den  0.  angegebenen  abergläubischen 
Gebräuchen  ausüben  Aa;  B;  L;  G;  Sch;  S;  Th;  Z, 
„u.  A.  auch  Schätze  ausgraben".  .Es  hat  mir  ein 
glaubhaft  weyb  crzellet.  dass  auf  ein  zeit  ihr  magt 
die  fürwitz  gestochen,  dass  sie  auch  gcandereslet  habe 
(also  nennts  diss  gsindle).'  Gweüb  1040.  -  2.  an 
StA. -Abend  lärmendes  Wesen  treiben,  mit  Scliellen, 
Hörnern,  Tronnneln  udgl.  in  den  Dörfern  herumziehen 
LG.;  in  Obw  ehemals:  in  der  letzten  Nacht  des  Jahres 
mit  Ketten  '  rasselnd  vor  den  Häusern  herumziehen; 
s,  Stüpfernacht ;  syn.  chrunyelen. 

Die  iu  den  zwei  letzten  An^.ilien  enthaltone  Verselüedeii- 
lieit  des  Brauches  und  tw.  der  Zeit  erklärt  sich  daraus,  dass 
überhaupt  später  hei  den  Üherresten  heidnischer  Bräuche 
die  Handluugen  und  die  Termiuc  in  einander  geschoheii  und 
vermischt  wurden,  wie  denn  inshes.  das  Suchen  von  Liebes- 
orakeln  auch  in  der  Weihnacht-  und  Jiihauuisnacht  stiittfindot. 

Änd  s.  Amad  Sp.  213.  Anderli  II,  Andri, 
Audi  s.  Andres  Sp.  313. 

End  I  e-,  tß-  n.  1.  räumlich:  Ort;  Punkt;  Rand; 
Ende.  ,Dass  sie  nachts  in  die  stall,  unter  die  metzg,  oder 
derglich  offne  e.  gähnt.'  Z  1498.  .Ein  zolner  g'csetzt 
an  ein  e.,  so  vormals  nie  sye  gewesen.'  15'23  Aesch. 
,Das  bluot,  das  ir  vergossen  hend,  Lag  es  yetz  frisch 
an  einem  e.  [beisammen],  Ir  möchtend  all  darinn  er- 
trinken.' Man.  ,Ich  bin  unschuldig  am  selben  e.',  in 
diesem  Stück,  Punkt,  ebd.  ,Alle,  so  durch  dise  e. 
ziehent.'  1521  Absch.  ,An  vil  enden',  in  vielen  Ge- 
genden. Bs  Chr.  ,Und  verbüt  uns  Christus,  dass  wir 
in  nit  an  enden  noch  stetten  suechen.'  Vad,  ,Den 
geschicktiston  by  den  enden',  in  jener  Gegend.  Biii.l. 
,An  etlichen  enden.'  L  1484.  ,Grf/y  weJk-H-Et)de-n-ist 
(()('■''  d'Stadt?'  in  welcher  RichtungV  Stitz.  Der  Kndc", 
in  dieser  Gegend  Tn;  Z.  , Notariat  Höngg  u.  d.  E.'  Z. 
An  aUe-n-Eyye-n-urid  Ende  Z.  Alles  uf's  End,  auf's 
Äusserste,  Genaueste;  syn.  Alles  nfs  Neyeli ;  vgl.  ,bös 
auf  ein  End.'  Schm.  I'^  102.  Eine"  uf  alli  End  uise 
rieme,  übermässig  rühmen  Nnw.  .Das  setz  ich  uf  ein  c.', 
das  will  ich  (als  endgültig)  behaupten.  Lied  v.  1440. 
Me  miies  Alls  bim  rechte  E.  fasse  L.  Z'  Ort  und 
(g'J  Ende,  an  einzelnen  Orten,  da  und  dort  L.  ,An 
ort'  und  end'  ze  züchen,  da  [wo]  . . . .'  1531  Stkickl. 
Auch  ohne  Präp.,  aber  ebenfalls  adv.  Ort-  iinil  Ende" 
SchwMuo,  ,Das  Endesstehende  Datum.-  Z  Kanzlcispr. 
1818  (am  Ende,  unten).  .Eudsunterzeichneter'  (adv. 
Gen.).  E.  zuweilen  statt  des  son.st  üblichen  Endi 
(s.  d.)  i.  S.  V.  Kand  eines  Stückes  Tuch  Ai':  Seil;  Tn. 
.E.  der  Welt'  heissen  abgelegene,  ringsum  eingeschlo.s- 
sene  Orte,  z.  B.  in  UwE.;  U.  Der  Welt  en  E.  chö, 
an  's  Ende  der  Dinge  kommen  U  (en  für  an  ein;  vgl. 
dem  G'n-nnder  an  E.  chö.  2.).  .Diser  walltisch  hat 
an  stall   der  zäii  in  yedeni  kilV  |  Ivicferl  luirnim' bläcli. 


.315 


Ami — uiiti 


316 


welche  bey  ond  ausswachsend  als  seüwburst',  zu  äus- 
serst sich  ausspitzen  wie  Schweinsborsten.  Fischb.  1563. 

—  ,Sy  verbö.serend  mit  iren  ratschlegen  die  sach  mer. 
dann  dass  .sy  ireni  guoten  fürnemmen  an  ein  e.  kom- 
men [den  Zweck  erreichen]  niögind.'  RW.\lther  l.'J.'iS. 

—  2.  zeitlich.  Jinda  Maie",  am  E.  oder  gegen  E. 
des  Monats  Mai  (adv.  Gen.).  Am  E.,  vielleicht,  wie 
nhd.;  z'letst  am  li.  '/•;  just  am  JE.  s.  jiistement.  Am 
E.  (oder  z'E.)  aller  Ende,  zu  allerletzt  Gi,;  Sch;  Z. 
Du  störst-mi  oiii  E.,  unaufhörlich  ZU.  ,Die  sach 
dapfer  angrifen  und  kurz  e.  geben.'  1529  Aiiscu.  ,Wär 
unsers  willens,  dass  ir  e.  giibind  und  dapferlich  für- 
füerind  [fortführet],  dann  es  ist  an  der  zyt,  dass  man 
uf  dass  heiss  ysen  schlaeh.'  1528  Strickl.  , Waren 
sehr  begirig,  die  Sachen  mit  dem  Franzosen  an  ein  e. 
zu  machen.'  Cys.  ,Der  Nabal  wus.st,  also  zuo  reden, 
sines  guots  kein  end.'  LLav.  1584;  vgl.  ich  weiss  mis 
Leids  liei  E.,  bin  von  Kummer  überhäuft  Z.  ,Dem 
Wunder  an  ein  E.  kommen',  für  seine  Neugierde  ein 
Ende  finden  (oder  mehr  räumlich  gedacht:  den  Grund, 
Ausgangspunkt  einer  auffallenden  Erscheinung  er- 
kennen V)  GwKKi!  1604.  ,Damit  du  dem  Wunder  an 
ein  E.  kommest,  will  ich  dir  daraus  helfen.'  Tomaxn 
17(i8.  Dem  (Vn-mider  r,n  E.  chö  B  (s.  1  am  Sehluss); 
syn.  tis-em  Mäander  chö.  —  Er  chunnt,  wenn  aUi  Er 
en  E.  hat,   zu  spät.    Sulgeu.     's  E.  tum  (mm)  Lied, 

.Ausgang  der  Sache,  der  Kern,  Grund,  Endzweck  Scii; 
S;  Z.  Am  Afang  ist  vil  g'lege,  aber  's  E.  miies  d'  Last 
träge,  auf  das  Ende  kommt  es  an.  Sulrer.  Alles  het 
sis  E.,  nit  d'  Wurst  het  zu-ei  L;  Soii  (Wortspiel  mit  1). 
Am  Afang  (fsiht-mc  nit  a's  E.  L.  Insbes.  bed.  E. 
prägn.  das  Ende  des  Lebens,  Todeskampf,  Tod.  ,In 
der  stund  ewers  leisten  end  Bevehlend  d'seel  in  seine 
[Gottes]  hend.'  1579  BifiANiuJS.  ,Ich  nim's  uf  myn 
letstes  e.',  ich  beteure  es  bei  meinem  Leben,  so  wahr 
ich  selig  zu  sterben  hotte.  HBull.  15.33.  In  einigen 
Teilen  des  K.  L  geht,  wenn  Jemand  ans  Sterben  kommt, 
ein  Glied  der  Familie  vor  das  Haus  und  ruft  an  jeder 
Ecke  desselben  mit  lauter  vStimme:  Huwi  [eig.  =  Uhu. 
Eule] .'«!/»»  E.'.  Für  den  Todeskampf,  den  Eintritt  und 
die  Dauer  desselben,  gelten  die  RAA.  i's  E.  sclüä'  L; 
Uw,  i  's  Eng  falle  >S,  i  's  E.  chö  B,  im  E.  ligge^  AaZ.; 
Bs;  S;  Uw.  Für  Zugegensein  beim  Tode:  am  E.  si 
Nuw,  Eim  i  's  E.  laufe  Z,  i  's  E.  gö  AaZ.,  zum  E. 
chö  Ar,  Eim  zum  E.,  uf's  E.  warte  Z,  zum  E.  rüefe, 
die  Nachbarn  herbeirufen  L.  Bei  den  Katholiken  wird 
während  des  Todeskampfes  (oder  unmittelbar  nachher 
Ai';  UwE.)  die  Sterbeglocke  (das  Endzeichen)  geläutet: 
Eim  i  's  E.  läte  Bs;  Sch;  S  (j  's  Eng,  was  man  leicht 
für:  ,in  's  Enge,  in  's  Grab'  missdeuten  könnte);  Uw, 
zuem  E.  lüte  Xv;  Dettl.  Chron.,  Einem  's  E.  l.  Ap. 
Bildlich:  wenn-me  's  erst  Möl  kört  [hört]  trösche,  so 
littet  's  'em  Ghummer  [der  Nahrungssorge]  i  's  Eng. 
Vgl.  i  's  Elend,  l.  I  wiinschen-ech  es  guets  u  glück- 
haftigs  neus  Jär,  u  z'letsch  es  seligs  End,  Neujahrs- 
gruss  Bf.  Das  ,Ende  der  Welt'  wird  nach  dem  Volks- 
glauben durch  mancherlei  Zeichen  voraus  bedeutet, 
bes.  durch  eine  grosse  Schlacht,  in  welcher  die  Bosse 
bis  an  die  Bäuche  im  Blute  waten,  die  Türken  ihre 
Bosse  im  Rheine  tränken  werden,  und  welche  ein- 
treten soll,  wenn  ein  gewisser  Baum  (eine  Linde  oder 
Buche  auf  dem  Rafzerfeld  Z,  auf  dein  Ennrienfeld  L. 
ein  Dornstraueh  auf  dem  Birrfeld  Aa  usw.)  ausgo_- 
wachsen,  ,sackesdick'  sein  wird,  nach  der  aus  den  Si- 
liyllinischcn  Hüilo'ni  gesi;hii]iften  Prophezeiung,  welche 


in  Deutschland  mit  dem  Glauben  an  das  Erwachen 
des  verzauberten  Kaisers  verbunden  ist  und  mit  der 
altnord.  Sage  vom  Endkampf  der  Götter  und  dem 
Weltbrand  zshängt.  Vgl.  Stutz,  Gem.  3,  54;  Rochh., 
A.  S.  1,  00/1.  Sieben  Jahre  vor  Ende  der  Welt  wird 
das  letzte  Knäblein  geboren;  dann  nur  nocli  der  Anti- 
clirist  L  (LüTOLF,  Sagen,  Nr.  533).  —  3.  Endzweck, 
Gesichtspunkt.  , Dieselben  vier  [fürsprechen]  sülent 
dien  Lüten  irü  wort  tuen  mit  guoten  trüwen  als  si 
ir  Ende  und  ir  Er  wise,  daz  da.s  gerechtest  .sy.'  Z 
Gerichtsordn.  E.  XIV.  ,Diewyl  die  Gefätteren  [Tauf- 
paten] auch  uf  das  e.  angesehen  [sind],  dass  dieselben 
Zügen  werind.'  Z  1650. 

ze  End  zänd  Bs  It  Hebel,  POchs,  zündet  AaB., 
zänt  Bs;  Gl;  L;  GW.;  ScH;  S;  Z,  zäntfejr,  züntert 
ZO.,  z'inter  Tu,  sänt  kw  (bis)  ans  Ende,  völlig;  fast 
durchweg  mit  einem  Adv.,  seltener  mit  einer  andern 
adv.  Ortsbestimmung  oder  einem  Casus  verbunden. 
,.Sudor  existit  toto  corpore,  der  schweiss  gat  mir  zeend 
dem  leyb  auss.  Inerrat  ignis  a>dibus,  das  feür  [gat]  zend 
dem  hauss  hinweg,  ist  allenthalben  im  hauss.'  Fris. 
.Zenter  dur  die  stat  basel  hinweg.'  Edlib.  ,Die  efaden 
gand  [vom]  himberhag  ze  end  uf  unz  an  die  straass;  uf 
der  bachtallen  zendab  uf  dem  rein ;  zend  inhar  unz  under 
die  hubhalden;  den  bach  zend  ufhin;  also  zend  ushin, 
als  der  Volkheimner  weid  gat'  Ottn.  Flaach.  ,Zennt 
dem  ganzen  land  hin.'  1601  Z  Mand.  Wie  's  gruenet 
zent  uf  alle  Plätze'.  JHofst.  1865.  Zänt  äi  (ui),  fort 
und  fort  ab(auf-)wärts,  z.  duri,  ganz  durch  GW.;  z.  ume 
allg.,  z.  ane  Bs;  Z:  1)  allenthalben  hin,  2)  allenthalben. 
Zänt  der  Welt  ume,  in  der  ganzen  W.  herum  ZO. 
I  alle  Hiisere  zent  im  Sevier  ttme.  JHopst.  Das  wird 
iez  zenter  der  G'meind  ume  'trait.  Stdtz.  L''  weiss  wol, 
ivem-men  Öppis  sait,  Es  wird  g'rad  zenterume  'trait. 
ebd.  Wo  er  ag'fange  hat  nütrechts  tue,  göt  's  zenter 
der  G'meind  nme-n-a".  ebd.  's  ist  zentume  Öppis,  nur 
i"  mtm  Geldseckel  ist  Nüd.  Ineichen.  S.  auch  z.  um 
Sp.  232.  Alles  haiter  und  hei  [hell]  und  blau  zänt- 
ummen  und  ane,  kai  Wülchli  am  Himmel.  Breitenst. 
Es  glitzeret  zendatie  [wo  man  nur  hinschaut].  Hebel. 
Auch  subst. :  im  ganze  Zäntumme,  ringsherum  S. 

Zu  der  Heileitung  von  ,zesammt'  (vgl.  zsümme  und  sant] 
oder  von  mlui.  »oi(,  Geiicht,  Vers.imnilung,  oiler  von  ,um- 
sentlen',  wulclie  durch  die  Abweichung  aeiit  und  Hebels  ä. 
Sehreibung  z'atnd  befürwortet  zu  werden  scheint,  passen  t. 
der  Vocal  und  die  ausserschweiz.  Formen,  t.  die  Bedeutung 
nicht.  Die  Verhärtung  des  Auslautes  von  End  zu  (  wird 
wol  urspr.  in  stehenden  Verbindungen  vor  folgendem  d  oder  ( 
oder  auch  vor  anderen  Cons.  durch  Angleiehung  eingetreten 
und  dann  auch  vor  Voc.  stehen  geblieben  sein.  Zündet  ist 
nach  Analogie  von  enct  (Sp.  267)  u.  ähnl.  gebildet;  silnter 
aus  der  Verbindung  z'  End  der  (Welt)  versteinert. 

Endi  n.,  PI.  Endini  BSi.;  W  in  der  Bed.  2,  sonst 
=  Sg.:  Endstück,  Abschnitt  eines  Raumes  od.  Körpers. 
1.  Es  E.  Wegs  —  eine  Strecke  Weges  ZRichtorsw. 
Er  chunnt  nie  der  Endi,  in  diese  Gegend  ScnSt.  = 
der  Ende",  's  Endi  von-ere  Schnuer  L.  —  2.  insbes. 
der  Rand  (zu  beiden  Seiten  der  Länge  nach)  an  einem 
Stücke  gewobenen  Zeuges,  urspr.  das  Ende  des  Zettels, 
nhd.  Ecke,  Sahlband,  -leiste,  Anschrot.  Endstreifen, 
frz.  lisiere,  gewöhnlich  etwas  stärker  gewoben  und 
anders  gefärbt  als  der  dazwischen  liegende  Stoff  (der 
, Boden')  Aa;  BSi.;  L;  Sch;  UwE.;  W;  Z.  Maa unter- 
scheidet gespitzlete,  angestreckte  (auch  strenge  oder 
dränge)  und  (im  Gegs.  zu  den  letztern)  lugge  Endi 
(s.  d.  WW.).     Junge,  Incg  ufs  Endi!  ruft  der  Weber 


31 1 


Ami  -iiiiil 


318 


»leiii  Lelirjuiifron  /.wouleutig.  (leim  es  soll  damit  auch 
gesagt  sein:  Bedenke  das  Ende  deiner  Arbeit!  L.  Eben 
so  doppelsinnig  das  Sprw.  am  limU  kennt  me  's  Titccli 
ScnSt.,  's  Wiij)j)  [Webstück]  L.  .Ein  Ende  als  von 
dem  tueeh,  orie.'  Mal.  ,Man  sol  zu  jeglichem  8tuke 
beide  Ende  und  beide  Listen  die  Eichte  [gerade] 
durch  ab  zor.sniden  oder  schrenzen.'  Beitr.  Lauf.  — 
o.  der  andersfarbige  Saum  eines  Kleides.  ,Dass 
enkein  eliche  Wip  noch  Witwa  noch  mit  Namen  enkein 
Vrow,  weder  Begin  noch  ander  Frowen  an  enkein 
'l'uoch,  weder  Sleyer  noch  ander  Tuoch,  weder  sidin 
noch  gärnin.  enhein  [irgend  ein]  E.  setzen  sol.'  Beitr. 
Laif.  ,Ora>,  Belege  oder  souni  an  einem  kleid,  ein 
Ende,  bort  oder  ortband.'  Fris.;  Mal.  Syn.  B'Iegi. 
Der  Form  nach  ist  Entli  verschieden  von  Eni! ;  denn  es 
ist  nicht  etwa  die  verhliehene  alte  Form  des  letztern  (die 
man  höchstens  in  alten  oder  in  erstarrten  Ortsun.  wie  Endi, 
Namo  eines  Berggutes  Gl,  .Endivelt'  um  1300,  .jetzt  End- 
ftUlcn  bei  Aarau,  .Eutegassen'  hei  Eschenz,  nm  1300,  viell. 
auch  EiitllucJul,  .GrcnzhUgel'  zwischen  ZZollikon  und  Ries- 
bach, wiederzufinden  sieh  getrauen  darfl.  sondern  eine  neue 
diui.  Bildung  auf  -i  von  dem  aus  mhd.  cmli,  ende  (ahd.  eiiti) 
verkürzten  iTiirf;  vgl.  T„j,f :  Tüpfi  (Sluclc :  Slucki)  u.a.  Auch 
in  der  Bed.  besteht  ein  Unterschied,  indem  Endi  nicht  in 
ahstr.,  End  nicht  in  dem  eigentlichst  concr.  Sinne  gebraucht 
wird.  Doch  kommt  tw.  Berührung  und  Mischung  der  beiden 
Fiirmen  vor,  zumal  die  nhd.  zweisilbige  Form  für  End  im 
Munde  des  Ungebildeten,  wenn  er  Bücherdeutsch  liest  oder 
koidert.  ebenfalls  Endi  lauten  nuiss,  z.  B.  Endi  ijuct,  Alles 
ifuel  (aus  dem  Nlul.).  Me  miiess  alH  Hiriek  n^zieli,  wenn  nit 
dir  Wlyen  am  Endi  doeli  no  Vateehc  siill.'  Breitenst.  End 
landen  wir  auch  in  der  Bed.  von  Endi  S,  und  nmgekohrt 
entspricht  der  Endi,  in  dieser  Gegend,  dem  sonstigen  rfci- 
Ende".  .\uch  das  Wortspiel  in  dem  Kuf  des  Webers  beruht 
auf  Schwanken  der   Form  und  Bed.  zw.   End  und  Endi. 

Faden-.    ,Das  Fadenende  meines  Lebens.'  Eeitu. 
1846. 

endlich  äntlich,  -lig,  -li  Adj.  und  Adv.:  1.  eifrig. 
eilig,  tüchtig,  rüstig,  gewandt,  schnell  B  1440;  häufig 
hei  Fründ  und  EnLiB.  ,Wäre  daz  dekcin  [irgendeine] 
Sach  als  endelich  [eilig,  dringend]  unser  Burger  de- 
keinem  [irgendeinem  unserer  B.]  uflüffe.'  Z  131.5.  ,Herr 
v.  Montfort  uebt  sich  gar  e.',  bemühte  sich  eifrig,  war 
sehr  tätig,  bei  Wahlintriguen.  Vah.  —  '2.  endgültig, 
bestimmt,  förmlich,  zuverlässig,  gänzlich.  ,8o  ist  ge- 
wonlich  undo  recht,  daz  man  mit  schrift  bestäte,  swas 
man  endelicher  dinge  in  disen  tagen  zeschaffen  hat' 
1'28'2  Gfkd.  ,I>ie  sol  er  künden  und  bitten  endlich 
I  förmlich].'  1399  Abtei  Eins.  ,Was  entlicher  urteilen 
liiufür  an  dem  gericht  mit  merer  folge  [Stinnnenniehr- 
beit|  geben  werdent.'  BsRq.  14,57.  .Entlichen  warten,' 
ni.  Gen.  d.  S.,  sorgfältig  bewahren,  ebd.  1520.  .Etwas 
endliches  beschliessen',  etw.  Endgültiges,  Definitives. 
1522  Absch.  ,Nüt  endlichs  zuosagen.'  15'24  ebd.  .Da- 
mit wir  unser  Bottschaft  habint  und  aller  sachen 
halb  grundlich  und  endlich  mit  üch  handien  mögint.- 
.\nsh.  ,Die  Landlüt  habend  den  adel  endtlich  ver- 
triben.'  Stumpf.  .Li  medio  relinquere,  im  zweyfel  las- 
sen, nüt  endtlichs  von  einem  ding  handien.'  Fkis. 
.Und  ist  das  ouch  gar  entlich  |gänzlich|  gwüss:  so 
flugs  uf  erd  kein  wasser  fiüsst.'  157(i  Lohspkucu.  .Das 
ist  mein  entlicher  will,  ita  fcrt  corde  voluntas.'  Hosr. 
.Sie  haben  sich  endlich  verbunden  und  gschworen.' 
Lied  v.  1712.  —  3.  (auch  ind-  li;  S.  cnt-Uac  B.  -liehe 
Uw)  wie  nhd..  zuletzt.  EndlieU  hltht  nid  ein;)  na, 
von  verspätetem  Eintreffen  von  Personen  oder  Sachen 
B;  Scu;  Tu;  Z.    Endli  ist  nid  ebig  ÄAFri.;  L. 


Bed.  1,  schon  nibd.,  entspringt  aus  dem  Begriff:  zu  einem 
Ende  führend,  treibend,  dienend.  In  einzelnen  Fällen  ist 
die  Bed.  nicht  ganz  sicher.  So:  ,Ich  nicht  glob,  das  ain 
mensch  siner  endtlichen  handnerung  so  stif  und  gänzlich 
oblige,  der  nit  von  etwas  knrzwil  angefochten  werde.'  Kessl. 
(zweckmässig,  bestimmt,  nötig,  fleissig?)  ,Äls  endelich  dass . .', 
so  gänzlich,  in  dem  GradoV  1'2S2  Gfr.  ,Sieht  munklich  (niän- 
niglich  siebt],  woruf  des  Papsts  Batscbleg  gand,  und  wohin 
sich  sin  endelich  Beginnen  landet'  HBull.   1551. 

un-  unentU:  1.  von  Sachen:  was  zu  keinem  Ende 
(Zwecke)  dient;  unnütz,  unnötig,  unzuträglich.  ,Die 
rechtsprecher  bedunkt.  dz  es  ein  liederliche,  unend- 
liche und  unbilliche  sach  sye.'  e.  1470  Gl.  .Mit  dem 
strengen,  wytschweifigen,  unentlichen  geistlichen  Ge- 
richtszwang.' 15'24  Abscu.  .Dass  sölich  Zweyung  und 
unendlich  Gesellschaft  hinnenhin  niemer  mer  uf  ge- 
standen.- Beitr.  Lauf.  —  2.  von  Personen:  (unnütz  in 
der  menschl.  Gesellschaft)  liederlich,  schlecht.  .Buoben 
und  ander  unendlich  volk.'  Z  Eichtebr.  .Wurde  aber 
dehein  [irgend  ein]  unendelicher  man  also  meineide.' 
ßsEq.  —  3.  Adv.  über  die  Massen,  dass  es  nicht  zu 
sagen  ist.  DU  Hund  sprimjt  unäntli  Z.  —  Bed.  2  hat 
.auch  schon  mhd.  unendetich  meistens. 

Endschaft  f .  =  End  2,  nur  etw.  nachdrücklicher 
und  nur  noch  in  einigen  Formeln  der  ä.  Kanzlcispr. : 
endgültige  Erledigung  einer  Rechtssache,  Ablauf  eines 
Vertrages.  .Was  Sachen  nach  des  gerichts  ordenungen, 
ir  entschafft  und  ussträge  haben  mogent.'  Bs  1457. 
.Wir  haben  den  schidlüten  zuogeschriben  und  sy  trun- 
genlich  [dringend]  ankert  [angekehrt  =  angegangen], 
kurz  entschaft  zu  geben.'  Abscu.  1530.  Vgl.  .kurz  End 
geben'  Sp.  315.  ,Wann  alles  zur  endschaft  gebracht 
syn  wirf  Z  1639.  .Der  Vertrag  hat  hiemit  seine  E. 
erreicht.'  Neuere  Gerichtsakt.  Z.  Dem  Strlt  en  E. 
mache  W. 

oben  ende:  Adv.,  Präp..  oberhalb.  .Obenendi  der 
berge.'  Wst.  I  6.  ,Als  der  schnee  von  ebnende  der 
bergen  gegen  disem  tal  schmilzet.'  Vad. 

Obwol  u.  A.  die  ahd.  Nl)t  nhanontiij  (Adj.)  für  die  auf 
Sp.  51  aufgestellte  Etymologie  spricht,  so  soll  dennoch  die 
Möglichkeit  zugegeben  werden,  dass  man  im  taufe  der  Zeit 
an  Zss.   mit  End  dachte. 

enden:  1.  trans.  vollbringen.  .Es  ist  bald  geendet 
was  lange  schändet.'  Sprw.  (Sulger).  ■ —  2.  intr.  zu 
Ende  gehen.  Es  endet  (mit  im),  er  liegt,  am  Sterben 
AaZ.;  pers.  sterben  UwE.  —  ver-:  1.  trans.  a)  voll- 
enden. .Die  werke(n).  die  wir  uss  fryem  willen  er- 
wellend und  nach  unsern  kreften  verendend.'  Zwingli. 
—  b)  ausrichten,  bestellen  (einen  Auftrag,  eine  Bot- 
schaft). Der  Weibel  hat  die  ihm  übergebenen  Briefe 
nicht  , verendet',  bestellt  Absoh.  1530.  ,Brieff  verenden 
oder  überantwurten,  und  dem  sy  gehörend  zuestellen, 
literas  perferre.'  Mal.  .Ich  han  min  empfelch  [das  mir 
Anempfohlene]  verendet.'  Ziely.  ,Die  sach  verenden*, 
eine  Botschaft  ausrichten.  Lenz.  —  2.  intr.  sterben 
UwE.;  Z.  —  ,Der  G sichtender,  horizon.'  Mal. 

endig  entiy  Entig  chlci,  sehr  klein:  ril  entigi 
Med,  sehr  oft  GuD.  —  müs-:  ganz  allein.  el)d.  — 
bar-:  verstärktos  ,bar',  rein,  offenbar,  leibhaftig.  Er 
ist  a  barcnfiga  Tiifal;  es  ist  der  barentig  Brüel;  nichts 
als  Dr.  ebd. 

Wenn  die  Difforonz  zwischen  d  und  i  narh  n  im  Uebirgs- 
dialekt  nicht  in  Anschlag  gebracht,  resp.  das  i  dem  in  ahd. 
.ji(i'  =  uiuhd.  cik'«'  gleichgesetzt  werden  dart  so  ist  die  eigtl. 
Hed.  des  obigen  Ad.j. :  durchgehend  (durch  das  Ganze  bis  ans 
Knili'l;   vgl.  Alles  k/d  End,  uf  alli  End  und  das  syn.  ßscnrfi'y. 


319 


And — und 


320 


In  vil  <■.  Mnl  wiirij  ilio  liud.  zu  al)str.  Verstärkuug  ali^'u- 
schwÄcht;  m  muH-r.  wilro  das  Gniudw.  ,alleiu'  (s.  d.  mit  s. 
Zss.)  liin/iiziuUiikcii,  viell.  weil  cntig,  au  .einzig'  aul<lingoud. 
dassellic  mit  zu  euthiiltcn  oder  zu  ersetzen  schien,  und  weil 
in  vei'stjlrkenden  Zss.  dieser  Art  ülih.  die  Beitritte  der  Be- 
standteile uieht  mein-  klar  gedacht  worden.     Doch  s.  u.  cntiij. 

üs-eii(lig  A.\r.;  B;  S  (auch  Hn'&ntiy);  Vw;  Z, 
sciidifj  BM.,  üstreiulii)  ohd.,  nüschl-indi;)  SciiwMno.: 
1.  Adj.  ,au.s  bis  ans  Ende',  vollständig,  unansgcsetzt. 
andauernd,  syn.  (i'schhujc",  ijottsendif/,  v.  d.  Zeit,  aber 
nur  in  den  Verbindungen:  dr  nsciidirie  Tiuj  BSi.;  de 
ffims  iit-oidii)  (;(».bx7(W/((7/(/ SeiiwMuü.)  7«f/AAF.;  BS.; 
S;  Z;  c  (ian:c(n)  usendige  Tay  BM.,  S. ;  de  yans  us- 
ciidiy  Nämittay  ii;  e  yanze  sendige  Näm.  BM. ;  die 
yanz  üsendiy  {yanzi  .sendiyi  B)  Nacht  Z.  —  2.  Adv. 
a)  „beständig,  unabläs.sig,  immerfort,  z.  B.  u.  Eim 
s'Leid  lue;  n.  bi  Eim  nl  B;  Vw."  —  b)  übermässig, 
dureli  und  durch  z.  B.  x.  schwitze  L. 

Im  iiiisvIiI.  Iiisst  sii'li  das  angesehohenc  ii  aus  Hcriilier- 
nähme  des  Auslauts  eines  vorangehenden  ,ein"  leni  leicht 
erklären;  im  Ührigen  aber  liegt  gänzliches  Vergessen  der 
Grundform  und  grolie  Missdeutung  oder  Anlehnung  an  das 
Ptc.  Im]]f,  von  arhlrtii  (vgl.  ,den  geschlagenen  Tag')  vor. 
Usweiidiij  versucht  die  Deutung  auf  ,dcn  T.  his  da,  wo  er 
sich  zum  Ende  wendet'  oder  geht  auf  mhd.  irtin'li:,  Grenze, 
zurück. 

gottsendig.  nur  in  der  A'erbindung:  der  yotls- 
.  ciidiy  Tay,  den  ganzen  langen  Tag  U. 

ll<iU-  in  VI  istärkcudiu  Zss.  ist  häufig;  vgl.  I,ri  <jnl:i<j< . 
Es  bleibt  nur  die  Frage,  ob  man  das  «  zu  Gott  oder  zu  cndiij 
(s.  us-cntVuj)  nehmen  soll,  so  dass  eine  doppelte  Verstärkung 
vorläge. 

End  n.  II,  enden  s.  Aiintd,  aiiitttcit  Sp.  'ilM. 

Emlecll  <<'mUx  Ifw,  Antcch,  Äntcch  B;  L  n\.: 
Iiuligo.  jlndicuni:  Endieh,  ein  blaue  färb.'  Denzl. 
1077/1710.  ,I)ie  Tueclisehärer,  so  von  Gästen  [Frem- 
den] Lynöl,  Endich,  Weid.  Tueeliselu'iren  oder  anders 
kaufent.'    Z  1640/17.57.   —  Mhd.  imikh  aus  lat.  i,i<!i,-nm, 

(cutur)in(iicu^. 

ender  s.  c  7  (Sj).  lO).  önder  s.  cncr  Sp.  'iO-")  f 
tMider(t)   s.  i'iiciit  i>\<.  '207  f. 

ender:  einer,  Zablw.,  in  der  Verbindung  eii  e'nders 
Möl  Ap  =  en  euuerscli  Mal  Sp.  '270. 

Nach  n  ist  d  aufgestiegen  wie  in  den  3  vurhergeh''nden 
WW.  —  Konstruktion  und  Flexion,  urspr.  .eines  Mals',  in 
Unordnung  geraten. 

..Elldpreell",  Endrecli  m.-.  Kütel,  rote  Kreide 
„BSa.";  EJ.  --  Regelrecht  verschoben  aus  lat.  unihiar-, 
Meunigcrde. 

Endli  a.  Anna  Sp.  '200.       ondlif  s.  einlif  Hp.  '283. 

Hinder-Endlike":  fingierter  Ort,  von  wo  die 
kleinen  Kinder  kommen  ZWint. 

Gleichsaui  noch  hinter  dem  äussersten  Ende  der  AVeit. 
Der  Name  nach  Analogie  der  in  Z  so  häuligeu  Ortsmuaeu 
auf  -(liih    (-iiiif-hßßu)  gebildet. 

PlldrPclKI)  iiidriich(t):  eher  als  nicht  (nuidal).  — 
Sjn.   iiidrr,   s,   Sp.    II.  .-lus  deui   es   weiter  gebildet  ist. 

Eindli;  eindlef;  luden  usw.;  indrunt  =  i^i«/«' 
Sp.  1.".;  einlif  Sp.  '283;  innen  Sp.  "293;  innert  Sp.  205. 

Iiulistiit:  iui  Munde  der  Ungebildeten  für  Institut. 
Erzieluingsanstalt. 

iiidjc.  indit>(j.v.,  iadir,  i  ha-di  y'seh!  ZStdt:  Ausruf 
der  Kinder  beim  Verbergespiel,  sowolil  zum  Zeichen, 
dass  das  Suchen    min    beginnen    kijune.    als  dass    das 


Suchende  das  Verborgene  nun  entdeckt  liabe  ud.  dieses 
ans  Ziel  gekommen  sei  Gh. 

Vgl.  achu;  erlünt;  tjeiueinvam ;  zilö,  und  viell.  wie  dicscs 
letztere  eine  Zss.  mit  einer  luterj.   (je,  <■);  ind=mn. 

er-intllen:  erinnern.  Durch  richterlichen  Spruch 
1465  in  Sursee  wurden  die  Ansprüche  zweier  Surseer 
an  den  Abt  von  Eins,  für  einmal  abgewiesen.  ,Muge 
aber  C'l.  oder  H.  unsern  Herren  von  Einsidlen  etwas 
e.,  des  sie  truwcn  ze  geniessen  [was  sie  ansprechen 
zu  kijnnen  glauben],  gund  [gönnt]  num  inen  wol.' 

nd  für  nn  wie  in  den  ob.  AVW.  und  wie  in  t-t-ltuhni  Sp.  21).j; 
i  im   Wechsel   mit  ;■.     S.   auch  ir-in'Jai. 

iendcr(t)  s.   icnen  Sp.  290.         ondig  s.  dondiy. 

und.  in  B  oft,  bes.  vor  Voc,  im,  noch  öfter,  auch 
vor  Voc,  ».;  un  (auch  vor  Cons.)  bei  Hehel;  zwischen 
eng  verbundenen  W^W.  zuweilen  abgeseliwächt  zu  f», 
i-d,  t,  !■:  1.  einfacli  copulativ  in  formelhaften  Ver- 
bindungen, a)  bei  verstärkender  Wiederholung  des 
selben  W.  Dur-e-dur,  durch  und  durch;  nö-t-nö, 
nach  und  nacli;  ferywiiss  u.  f.,  ganz  gewiss  BG. ;  ein- 
ed-einziy,  ganz  einzig  Z.  Mehr  s.  Sp.  12,  0.  ,Dz  ganz 
sehies.sen  uss  und  uss  all  tag',  immerfort.  Edlib.  ,A11 
und  all',  alle  zusammen.  \m>.  .Änderst  und  änderst', 
immer  a.  1707  Sm.  —  b)  bei  paarweiser  Verbindung 
von  Sj'n.  od.  Antonymen.  Stei-e-Bei  y' fröre  S;  Chaiif- 
e-Laiif;  ab-e-zue;  Lnt-c-Veh  L.  —  2.  in  einigen  For- 
meln der  Umgangsspv.  elliptisch:  mit  vorgesetztem 
ja  od.  ohne  dies:  (ja)  und  en  Tiifel  (Chabis,  ßreckj! 
derbe  Abweisung  einer  Ansicht  od.  Bitte  Z.  Und  denn 
(au)',  ironisch  =  und  wenn  auch!  gleichviel!  hat  Nichts 
zu  sagen!  Z.  —  3.  verbunden  mit  aber,  dieses  ver- 
stärkend. .Und  a.  auch  wol.'  Z  Mand.  1050.  ,Und  a., 
weil  .  .  .'  Müll.  1073.  Schön  u.  a.  ckll  Z.  Vgl.  oder 
(tter  Sp.  40.  Dagegen  in:  ,so  vil  und  aber  .. .'  BsEq. 
1536  gehört  und  als  relat.  Conj.  zu  so;  s.  u.  10.  Einige 
andere  Fälle  des  relat.  Gebrauches  von  und  aber  s.  u. 
-  4.  und  doch.  ,Es  schlnt,  er  sei  ivider  besser  und 
Iied-e"  eso  hert  y'ha"-,  obwohl  er  so  schwer  krank  war. 
Baurenuespk.  XVin.  ,Keis  Würetli  [nicht  die  geringste 
Wahrheit]  sait-si  und  hat  [doch]  eisiy  [immer]  '.s  3/(7/ 
off.'  Stutz.  I  bi  vatü  [wohl]  au  zue  Mittle  [Vermögen] 
(7(0  ond  ha  Nüts  [Nichts]  y'ha  Ai".  En  Stich  und 
lilüetet  nid,  ein  Stichelwort  ZEunu.  Wo  ne  [nehmen] 
((.  nilil  st(}le?  ohne  zu  stehlen.  Alle  diese  Fälle  lassen 
sich  leicht  in  Nebensätze  verwandeln  und  zu  14  ziehen. 

—  5.  auch,  sogar,  vor  condition.,  resp.  concoss. 
Sätzen.  /  (/(«",  und  wenn  's  Chittze  reyneti!  aucli  beim 
schlechten  Wetter  oder  trotz  andern  starken  Hinder- 
nissen Z.  Es  ifott  en  icdcre  a fange  [nacligerade]  e 
Sackür  ha,  und  seit  |  sollte]  cr-si  bim  Sakerment  ne 
[.stelilen].  Bai'rencjesi'k.  XVIII.  Er  ist  ke  Batze  wert, 
und  ivenn,  er  en  Giddi  im  MCd  hätt!  L.  En  Eiler  ist 
allwcy  Ijedenfalls],  und  sei  er  denn  .  . .  Stutz.  —  0.  in 
einfachen  Sätzen  ein  vorangestelltes  W.  mit  einem 
Demonstr.  wieder  aufnehmend,  sonst  pleonastisch. 
Gestcr  und  so  bin-i  fürt  y'sl  GG.  .Scheiden  und  das 
tut  well.'  VoLKSL.  b.  Stutz.  '*■  Sechsilüte  u.  das  ist  da, 
es  yruoiet  Alles  i"  Laub  und  Gras.  a.  Lied  Z.  ,Die 
Glocke  und  die  hat  2  Uhr  geschlagen.'    HFest.  1790. 

—  7.  einen  Nachsatz  einleitend,  ein  so  vertretend 
oder  demselben  noch  vorgesetzt.  Wenn  d'  nüd  chast 
chö,  und  sc  süy's  denn  Z.  ,Wcnn-i  y'seh,  dass  er..., 
und  so  ii>ill-i  .  .  .'■  Stutz.  .Kaum  war  der  Held  uni- 
gebraclit.    und    Frauken    und  Alemannen    zogen    über 


n 


And— und 


322 


(Ion  Klieiii.'  JMI'll.  >icliw.-(i.  —  8.  dem  Pron.  inteiv. 
"der  deiiumstr.  |ile(>iiastiscli  vorgcst'tüt.  ,Ks 
s|iilteii  drei  (icsellen  auf  einem  sclimaleu  Brett,  Und 
welle  dass  |welelier| .  . .  sehlafeii  sott.'  Volksl.  .Vetter 
Küede.  und  wer  ist  aber  der  gross  KeiserV'  Man.  Aueli 
Minst  im  Anlang  von  Sätzen,  nicht  verbindend,  sondern 
nur  einleitend  oder  ausfüllend.  .An  einem  Mäntag  es 
lioseliaeh.  dass  man  die  Osterryeher  ziehen  sach,  und 
Tiirneek  wollten  sie  besehowen;  und  Dorneck,  du  vil 
liöchcs  hus,  du  tuust  ineu  w'ee  in  den  ougen.'  Lied 
V.  l>ornach  1499.  Ebenso  vor  einem  Nebensatz:  ,Do 
saiult  inen  gott  der  herr  das  herz  und  manneskraft 
und  [so]  dass  si  tapfer  kartend  [kehrten,  sich  wandten] 
jetz  gegen  der  ritterschaft.'  Lied  v.  Senipaeh.  Auch 
ganz  elliptisch:  u.  ies?  was  weiter?  «.  denn  au!  gleich- 
viel! Mit  der  Frage  u.  icns  icoH.sf  dii?  oder  auch 
bloss  und'^  ladet  man  einen  Eintretenden  ein,  sein  An- 
liegen vorzubringen.  —  9.  pleoiiastisch  vor  relat. 
Pron.  oder  Adv.  (Conjunctionen).  /  muea-schen  [sein, 
dessen]  entiielten  (und)  desch  [dessen]  -/  .so  ireiiiy  rer- 
iiiiuj  [woran  ich  doch  s.  w.  Schuld  bin]  üuD.  .Man 
Äolt  jm  schicken  ander  gschütz,  und  das  da  war  an 
türmen  nütz  [das  man  gegen  Türme  brauchen  könnte, 
also  Belagerung.sgeschütz],  und  dass  [damit]  sy  's  möch- 
ten brechen.'  B  Lied  1.j56.  ,Do  nun  die  Walchen 
I  Welschen]  sahend  das,  und  wie  das  schloss  erstigen 
was.'  Lied  aus  d.  Burg.  Krg.  —  10.  das  Pron.  (C'onj.) 
vel.  selbst  vertretend,  nach  einem  vorhergehenden 
l>emonstr.  mit  oder  ohne  Subst.,  auch  nach  Adv.  ,Der 
hilf  und  [die]  ich  dir  getan  han.'  1336/1440  Z  Chr. 
.In  aller  mass  und  sie  tuend',  ganz  in  dem  Masse,  der 
Weise  wie  . . .  ZObergl.  1482.  .Sidmals  und  ich  be- 
trachtet hab',  sintemal,  da,  weil,  eig.  seit  dem  Male, 
Zeitpunkte,  wo  . . .,  dass  . . .  ebd.  ,Die  Zit  und  die 
werent',  die  Zeit  über,  wo  die  [Schützenfeste]  währen. 
(4  148.5.  Vgl.  unt.  (die)  teil  und.  .Und  wolt  im  sölichs 
durch  die  sinen  erwert  han  und  Ach  [welche  Aachen] 
ingininnnen  haltend.'  Vau.  ,Sy  [die  jungen  Esel]  gwän- 
uen  [gewöhnen]  darzue  und  [wozu]  man  sy  brauchen 
wil.'  TiERii.  1.JG3.  Nach  dem  und:  1)  nach  Mass- 
gabe dessen,  was  .  . .,  wie  ...  ,N.  d.  u.  der  apostel 
sprichet.'  Z  Hdschr.  1393.  .Er  wirt  nit  n.  dem  u.  seinen 
äugen  wirt  zue  sehen  geben,  richten:  noch  n.  dem  u. 
seinen  oren  wirt  fürgehalten,  straafen.'  1.531/45  Jes. 
.N.  dem  u.  [gemäss  dem  wie]  es  der  künig  verordnet 
hat.-  1531/48  UI.  Esra.  ,N.  d.  u.  im  buech  Mosis  ge- 
schribeu  ist.'  ebd.  .Metiri  suo  se  pede.  sich  strecken 
n.  d.  u.  er  Decke  hat.'  Fiiis.  2)  zeitlich  =  nhd.  nach- 
dem, post(|uani.  .N.  d.  u.  aber  der  Landsherr  ein  wit- 
ling  ward.'  Zwingli.  ,N.  d.  u.  ich  aber  mithilfen 
fanden  hab.'  Gvrr.  1523.  ,N.  d.  u.  die  stat  gwonnen 
ward.'  Vau.  .LTnlang  n.  d.  u.  Zwinglin  umbkommen.' 
HBi'LL. ;  dafür  auch  die  LTmstellung:  .dem  nach  und.' 
.1>.  n.  u.  die  von  Schwyz  und  ülaris  Utznach  einge- 
nommen.' Edlib.  Damit  und:  damit  dass.  ,D.  u.  sy 
auch  innen  werdind.'  1531  EzEcn.  ,1).  u.  sy  dest  ruo- 
Ijiger  schlafend.'  Kessl.  ,Wo1  vermachen  [schliessen], 
d.  u.  weder  lüt  noch  vych  darein  gang.'  Fris.  ,Darmit 
u.  [dass]  Gott  allein  die  ehr  hab.'  Eckl.  1575.  1007. 
.\ls  (so)  und:  so  wie  (als).  ,A.  vil  u.  ich  des  beridit' 
bin.'  EnLiH.  , Vergib  uns  unser  schuld,  a.  u.  wir  ver- 
gebend.' 1525  Z  Catech.  ,k.  wyt  u.  [so  weit  als]  irc 
niarchen  gand.'  1538  Ruee.  ,A1s  vil  u.  die  krankheit 
antrilVt  so  stat  es  wol.'  Frls.  1574.  ,So  verrc  u.  er 
mag',  so  weit  [als]  er  vermag.  1190  Uhhai!  liailen. 
ycUw.  IdiutiJtüu.  I.  J. 


,So  ferr  u.  ich  mich  der  gschrift't  verston.'  Zwixgli. 
,So  dick  [oft]  u.  jn  sin  sünd  [Sümlen]  gerüweu.'  Man. 
,Sü  vil  u.  aber  die  Apostel  antrifft...'  KWalthek 
1553.  .Sobald  u.  [als].'  157ü  Z.  ,So  vil  u.  aber  ich 
in  erfahrung  bringen  mögen.'  IIüegek  1605.  Sider 
und:  seitdem  dass.  ,S.  u.'.  i.  S.  v.  weil,  sintenuil. 
Axsn.  Vgl.  0.  ,sidma!s'.  .Siderhar  u.  [seit  dem  dass] 
man  hatt  fallen  lassen.'    LLav.  1569.     Die  wil   und: 

1)  temporal.  .Die  wyl  u.  [so  lange  als]  sy  nit  andre 
bericht  darvon  habend.'  Zwingli.  ,VitiB  meie  acta,  zuo 
meiner   zeyt   oder  dieweyl   u.  ich  gelabt   hab.'    Fris. 

2)  causal.  ,Die  wil  u.  der  Schwäbische  bundt  in  diseni 
jar  geendet.'  Kessl.  .Dieweil  u.  aber  [weil  aber]  von 
alter  her  ein  brauch  gewesen.'  Eokl.  1575,  1667.  ,Die- 
weyl  u.  aber  dise  sach  wichtig  ist.'  SHochh.  1591. 
Auch:  ,Wiel  [1.  weil]  u.  aber  jhme  die  leibs  nahrung 
anfieng  zumanglen.'  Cys.  1661.  ,Weil  u.  aber  wir  von 
uns  selbs  weder  den  willen  zur  buoss.  nach  das  voll- 
bringen dorselbigen  haben.'  JMüll.  1665.  Vor  dem 
und:  bevor,  ehe.  ,V.  d.  u.  er  S.  Othmars  leben  zu 
beschreiben  furgenommen.'  Vad.  ,Dry  tag  vor  dem  u. 
er  erstochen  ward.'  LLav.  1509.  Auch:  ,Vor  u.  üwer 
brief  mir  worden  [zugekommen].'  1486,  Geschf.  Ges. 
Mit  copulativem  .und'  (welches  aber  wahrsch.  aus 
Missverständniss  des  alten  relat.  erwachsen  ist) :  .Vor 
u.  ehe  wir  es  erfahren  müssen.'  Müll.  1673.  (Früher 
.vor  und'  oder  ,ehe  und',  jetzt  beide  Formeln  zu  einer 
neuen  tautologischen  zsgeschoben.)  E  und,  ehe.",Ehu. 
ers  empfangen  hat.'  1420  Kempt.  Im  XVI.  häutig,  doch 
bemerkenswert  in  der  Bibel  von  1.548  nur  noch  ,ee' 
an  der  Stelle  von  ,ee  und'  1531  und  im  XVll.  .Emolen 
und.'  Elog  1535.  —  11.  relativen  Adverbien  pleo- 
nastisch  nachgesetzt.  .Nun  füegt  sich,  dz  graf 
Fr.  starb  vor  der  frowen,  damit  u.  [womit  d.  h.  worauf, 
in  Folge  wovon]  die  frow  den  man  erpt.'  Eulib. 
.Wiewol  u.  der  Herzig  zuo  uns  redt  ernstlich.'  15'22 
SxRicKL.  Act.  ,Dass  man  im  nachsingt  wie  u.  er  an- 
dere gemeinden  zu  singen  anbracht  [angeleitet]  hat.' 
Vad.  —  12.  einen  Conditionalsatz  einleitend, 
also  fast  =  wenn.  /  güh  en  Finger  ah  der  Hund  und 
hätt-es  wider,  wenn  ich  es  wieder  bekommen  könnte 
-Ar.  .Und  er  deheinen  win  mer  schenkte,  dennoch 
müeste  er  die  5  Schilling  geben.'  Argov.  —  13.  als 
ob.  ,Die  grossen  bansen  bochen  [prahlen]  u.  wettends 
alls  erschlachen.'  Strickl.  Act.  —  14.  Concessivsätze 
einleitend,  also  i.  S.  v.  da  doch,  während,  ob- 
gleich, aber  z.  T.  in  copul.  und  beiordnender  Satz- 
form.  Vgl.  4.  ,('linnnst  vider  e  3[id  mit  [sprichst  du 
wieder  von]  dene  verflucchte  Schulde  und  kei  h((.st',  da 
du  doch  .  . .,  deren  du  doch  .  .  .  Srrrz.  .Es  wäre  fatal, 
wenn  er  einen  Iiegenscbirm  nehmen  wüi'd  u.  der  Stock 
täte  es  auch',  während  d.  M.  ausreichen  würde.  Gorrn. 
,Er  meint,  er  miies  eu,se  Pfarrer  lere,  und  er  [da  doch 
dieser I  tdiisiy  Mal  me  l;ennt  weder  er!'  Baurencsesi'U. 
XVIll.  Wus  bracht  er  mir  esö  z'  sägen  und  's  denn 
im  Brief  eso  stät  [ganz  anders  lautet]  Z.  .Es  für 
gsundt  gegeben  u.  aber  nit  also  ist.'  1585  Ai'Ldb.  - 
15.  scheinbar  copulativ  beiordnend,  aber  so.  dass 
das  zweite  Vb.  eigtl.  nur  den  Inhalt  des  ersten  angibt 
und  der  Satz  auch  in  einen  Nebensatz  mit  .dass'  oder 
eine  Construktion  mit  ,zu'  u.  liitin.  verwandelt  werden 
kann.  ,(r'irOr-di''''  u.  tue  mine  Chindlene  Oji/iis!-  hüle 
dich,  meinen  Kindlein  Etwas  anzutun!  .IKdMev.  IM  I. 
A' (■«(»(-(//'■''  /)(  ,4c//^  II.  sclihig-mer  nii-miil  Öpfel  idie!  '/.. 
.His  |si'i|   iiiid  x(i  liiiiiiii  II.  -.iil  Süd  I  Nichts  zu  z:ilili'n|.' 


323 


Auvl-  und 


324 


BAURENGKsrK.  Will.  ,Weiiii  's  Gotts  Will  ist  u.  an 
Niemed  chtmnt',  flass  Niemand  koniint.  Stutz.  Wefnnj 
(V Heräöpfel  afä  u.  si  zupfen,  wenn  die  Kartoffeln  an- 
fangen zusammen  zu  schrinnpfen  BRi.  ,Uin  guoter 
Will  uns  wolil  gefall,  hiog  und  denselben  alzeit  bhalt'. 
sieh  zu,  dass  du  . . .  behaltest.  Com.  Beati.  .Der  Erz- 
bischof von  Mainz  gebot  unserm  abt,  dass  er  dächte 
u.  von  dem  Küng  züche',  darauf  bedacht  sein  sollte, 
von  der  Partei  des  Königs  abzulassen.  Vad.  —  16.  un- 
regelmässig, mit  veränderter  Satzwendung:  .Ob- 
gleich man  einen  rechten  Mann  [zu  der  Stelle]  nimmt 
u.  aber  fda  man  aber]  zuerst  ihn  verleitet  [dass  er 
die  Stelle  teuer  bezahlen  niuss].  hat  es  schon  gefehlt', 
hat  die  Wahl  zuweilen  üble  Folgen  gehabt.  JCEscn. 
1723. 

Ein  Gegenstück  zu  der  Vfrkürzung  von  rnnf  in  ed,  tu,  i- 
(s.  Sp.  12,  6)  ist  die  Herstellung  eines  und  statt  gewisser 
Endungen,  welche  der  Verkürzung  des  und  lautlich  nahe 
kommen  und  eine  Umdeiitung  auf  dasselbe  gestatten.  So 
0"8chwüstcriij  und  Chind  Scliw  statt  des  sonstigen  G'sckwü- 
Htflfjei-,  O'schwÜBtcHi-CUind,  Geschwisterkinder;  df-r  Tag  und 
mtnci  Li-hcs  Z  für  der  Tmje"  w.  .L.,  mein  Leben  lang.  Auch 
,weil  und  aber'  10  könnte  aus  .weilen  aber'  entstellt  sein; 
vgl.  nhd.  .weiland',  einst,  aus  .weilen',  vor  Zeiten.  —  ,.Tet5!- 
nnd'  (s.  ifz)  ist  bekanntlich  entstellt  aus  ie-zuo  (jetzo),  abei' 
wahrsch.  mit  Anlehnung  an  .weil  und'  und  andere  oben  an- 
geführte temporale  Formeln  der  ä.  Spr.  —  .Mit  und  allem 
dem.'  Brief  um  1570,  ist  viell.  i.  S.  v.  .mit  sammt  allem 
■dem'  gedacht,  weil  das  copul.  ,und'  oft  einem  , sammt'  ent- 
spricht. —  In  r/oitfi/nueij  ist  Sp.  12  der  Dat.  von  Golt  ver- 
mutet; die  Dativendung  müsste  sich  aber  aus  alter  Zeit  in 
dieser  Formel  erhalten  haben,  was  in  der  gleich  alten  Formol 
Gotiirilrhc,  willkommen,  nicht  der  Fall  ist;  das -c-  ist  wahrsch. 
nur  unorganischer  Bindevoc.  nach  Analogie  vieler  ähnlicher 
Zss.,  und  Gott  hat  abstr.-verstlirkende  Bed.  wie  in  den  bei 
Fromm.  .5,  10/11  aufgezahlten  Conijjos.,  wo  das  s  von  Gottn- 
eben  auch  nur  Bindelaut,  nicht  wirkliche  Genet.-Endg  ist. 
—  Nhd.  Analogien  zu  der  Verwandlung  von  und  in  eine 
Endung  des  ersten  W.  einer  häufigen  Verbindung  bietet 
Grimm  WB.  .j,  2-56  u.  .Käsenbrot'.  —  Über  den  weit  aus- 
gedehnten, bes.  allgemein  rel.  Gebrauch  des  mhd.  imdr  s. 
Pfeiffer  Germ.    13,  91/lOi.   17,  2.57/8. 

linden  »»f/.j  Aa ;  Bs;  B;  Gl;  GSa.;  Scnw;  S;  ZKn.. 
.unden'.  Edli«. ;  JEI^schek  1GP2;  Lied  v.  1712,  ui>(ti)c 
BGr.;  Gr;  GT.;  Seil  (Kirchhofer);  U;  Z,  onfnja  Ar; 
Si'H,  ,unnan'.  1458  Bludenz.  ,unnen'.  GRJenatz  1510; 
Ndw  1540;  UMey.,  Chron.;  ScnSt.  1576,  imn  FuJ. : 
Adv.  unten.  ,Biss  unnen  an  die  langquart.'  1510 
Arch.  Jen.  .Welcher  teyl  im  Rächten  unnen  g'lid', 
vor  Gericht  unterliegt.  Nnw  1540.  .Der  sich  muess 
eine  Zeit  lang  schmiegen,  wird  darum  nicht  stäts  unten 
liegen.'  Ap  1790.  Mit  nachgesetzten  andern  Ortsadvv., 
welche  aber  z.  T.  nur  die  Angabe  der  Lage  unten  od. 
der  Richtung  nacli  unten  noch  weiter  erstrecken,  nicht 
modificieren.  .Subeuntcs,  die  so  unden  aufliin  fäclitend 
oder  tringcnd.'  Fnis.  JfcV  ist  ttndi'ihe,  von  unten  her- 
auf, aus  dem  tiefern  Landesteile  ZW.;  es  diitnnt  untie- 
)(-i</(e  ZO.  auch:  im  Westen  herauf.  Unnii  iiihi,  unten 
herein  ßtir.  3Icr  woiied  une-n-ine,  zu  ebner  Erde  Z. 
Unde  ine  fnrc,  eine  tiefe  Riclitung  annelimcn,  resii. 
eine  niedrige  Besoldung  ansetzen  Bs.  Unde-n-ns  wc. 
Einen,  vnii  unten  (bei  den  Beinen  anpackend)  um- 
werfen. In.  B.  D'  Füess  sin  im  u.  üs  gange,  er  ist 
ausgeglitten.  el)d.  (Jndefür  Scuw,  miefur  Z,  undi-frr 
Bs;  weiter  unten,  an  der  untern  Seite,  unterhalb. 
Unna  föra  schuätza,  obscön  reden  Ar.  Unne  füre 
clirüehe,  von  unten  hervor  kriechen  ScnSt. ;  Z.     U.  f. 


lucge,  (heimlicli)  unter  einem  deckenden  Gegen.stand, 
z.  B.  den  gesenkten  Augenliedern,  hervor  blicken  Bs; 
ZO.  U.  f.  gränne,  von  einem  nur  halb  versteckten 
Gegenstand  Bs.  In  der  Underrocl;  chunnt  u.  f.,  ist 
länger  als  das  Oberkleid  Z,  geliört  füre  näher  zum 
Vb.  als  zu  u.  Unneher,  unten  ScnSt. ;  davon  unde- 
htirifi,  unterhalb  Bs.  IT.  hindere,  unten  (auch  westlich) 
nach  liinteu  (Norden)  ZO.  TJ.  na''e,  unten  =  nnnefür, 
-dar.  De  Enck  ist  u.  n.  chötig,  dem  Saume  nach, 
ScLG.  U.  ditr'-''  Z.  u.  dür  GT..  unten  (hin).  U.  dure 
[durchhin]  niiiese,  sicli  ducken,  demütigen  müssen  Bs; 
B;  Z.  U.  dure  git  [gehn].  sachte,  bescheiden  tun  G. 
U.  zite,  u.  dran  Z. 

Schon  mhd.  dur».bweg  nnd^n,  und  diese  Form  von  Schweiz. 
Schriftstellern  noch  im  XVIII.  festgehalten.  Die  Assimilation 
von  nd  in  nn  ebenso  bei  hindi"  :  liinnc",  hinten;  nicht  aber 
in  den  entsprechenden  Präp.  und  Adj.  (under,  hinder).  Für 
Ap  ist  genau  zu  unterscheiden  zw.  ii'n(n)a  u.  una  (s.  u/-hin). 
Die  Verkürzung  unn  lehnt  sich  viell.  an  ann  u.   inn,  s.  dd. 

—  Die  folgenden  Zss.   haben  den  Hauptton  auf  dem  2.   W. 
über-:  drunten,  z.  B.  im  untern  Stockwerk;  in  Z 

auch:  unten  vor  dem  Hause. 

vor-,  für-:  vor  dem  Haus  drunten  Aa;  Z.  —  Vgl. 
rorah-hin.  —  hie-  Jiiiinna,  hjune,  heiunc,  hiinne,  je- 
hunne,  äjiinne  GRPr.,  D.:  liier  unten,  drunten.  Vgl.  hie- 
innen  Sp.  294.  —  d(a)-  di-  G;  Z,  djunna  G  oRh.,  d- 
allg. :  drunten,  unten.  Dunfd)e  st,  in  niedrigem  Preise 
stehen,  z.  B.  von  Häusern  Z ;  von  Menschen :  a)  öko- 
nomisch ruiniert  s.  Aa;  b)  niedergeschlagen,  mutlos 
sein  Aa;  Z.  ,Wurdent  die  stüel  zum  Grossen  raünster 
da  unden  uss  der  kilchen  getan.'  Edlib.  ,Mit  kost- 
lichem samraet  da  oben  und  unnen.'  ders.  —  Vi-  wahrsch. 
nach   Anal,   von  Iii-,  hier,  s.  o.     Vgl.   da-nhen  Sp.   .51. 

unden en  unnrnn,'H7iii,  -atiaW:  1.  unten.  ,Undnen 
an  [an  den]  graben.'  Senn,  Kirch.  —  2.  underhalb. 
.Es  sol  ein  hurd  ston  undnan  des  Ertzingers  bunt.' 
RüEDL.  1433. 

Amhd.  vndenäit,  verk.  aus  iindanuini,  einer  Itoppclbildung 
nach  Art  von  ohanan  Sjj.  51.  in  dem  zweiten  Beleg  ist  «. 
viell.  in  .unden  an'  aufzulösen. 

under  I  A.  Präp.  m.  Dat.  u.  Acc.  1.  räumlicli. 
a)  unterhalb.  U.  'ein  litis  kann  in  wirklich  ver- 
tikalem S.  verstanden  sein,  kann  aber  auch  bedeuten : 
vor  dem  H.,  mit  Beziehung  auf  die  hölier  liegende 
Wohnstube  oder  spec.  auf  derjenigen  Seite  des  H., 
deren  Terrain  niedriger  liegt.  Bis  u.  d'  Chanzle  stu- 
diere, Theologie  studieren,  aber  das  Staatsexamen  nicht 
machen  Z.  Jmdn  ,under  dach  führen.'  1657  JHAmm. 
U.  Tach  sl,  geborgen  sein  Z;  n.  's  Hüs  stä",  unter 
den  scliützenden  Dachvorsprung  desselben.  D'Händ 
ii.-em  Fass  ha,  Syn.  'bttndni  Hiind.  Svlg.  U.-em 
Strich,  schlecht  GW.;  u.-em  Hund,  u.  aller  Kritik  Z. 
Wenn  d'  Gei'isen  nnilerm  Hirt  si,  seiner  Obhut  be- 
fohlen sind  BBe.  Deich  iiu  [denke  doch]  it.  Gott! 
um  's  Hinunelswillen !  eig.  ^  ist  Solches  unter  Gottes 
Weltordnung  (unter  dem  Hhnmel)  möglich!  Gr  (doch 
s.  die  Anm.).  U.  Kim,  im  Beisein  Jemandes,  vor  seinen 
Augen  Z.  Uim  u.  d'  Zi'i"''  .stö,  Trotz  bieten  Z.  U.  de 
Järe,  underjärig,  minderjälirig,  niclit  confirmiert  Gl; 
vgl.  oh  Sp.  50  0.     Vgl.  under-sich;   Aug   Sp.  133  o. 

—  b)  zwischen.  ,So  ist  u.  jm  und  einem  knecht 
kein  underschej'd.'  1531/48  Gal.  (1667:  .zwüschen'.) 
,Ein  faden,  der  hat  die  mittelst  gstalt  u.  der  runde 
und  viereckete.'  Vouelb.  1557.  .Etwas  mittles  [Mitt- 
leres] u.  dem  fleisch  und  fcisste  [Fett],   als  das  Uter 


I 


3-2S 


-und 


32ö 


an    der   Kue.'    Tiekb.    1563.     S.   noch    imder   einand 
Sp.  ;iU7.    .Unter  die  sachen  reden',  vermittlen.  Kolik. 
r.  Bide,    in  beiderlei  Weise;    es  yit  's  ii.  B..   Beides 
kommt   vor    BHlc.     Namen   von  Orten,    die    zwiselien 
zwei    Wassern   liegen,   sind:    Under-Schäclien   U,    am 
/sfluss    zweier    Bäche    gelegen;    Undersecn  BO.,    zw. 
Tliuner-    und  Brienzersee,    »yn.  mit  dem  Namen   des 
angrenzenden    (Klosters)    Interlaken.      UuderbächfoiJ, 
Ortschaften  in  Aa;  B;  W,  im  gleichen  S.  benannt  wie 
Zwischen (deiOhächfeii),    B  Ortschaften;     IJ'iidenrasser 
GT.;    W    {vgl.   Kntracque   in    Piemunt);    viell.    auch 
t'nderwalden   {versch.  von  Nidwaiden);    vgl.  die   mit 
jZwisdien'    gebildeten    Namen.     Hieher    gehört   auch 
u.-ciii  Lucl(,  eig.  zwischen  den  Rändern  des  L.;  u.-etn 
Fenster  liyye,  im  F.  liegen;  ti.  's  Hüs  yä",  sich  in  die 
Haustüre  stellen.  —  2.  zeitlich,    a)  innerhalb  einer 
Frist.     U.-eiiie  Jar,   binnen  Jahresfrist   Z;   «.  e  j[Mr 
Jure,  vor  Ablauf  einiger  Jahre  Z.     Das  miies  u.  drei 
Taye  y'scheh,  innerlialb  3  Tagen  Z.    Oppe-n-en  Munet 
II.  'em  Jor,  vor  Ablauf  des  Jahres,  also  ungefähr  An- 
fangs Dezember  L.     ,0b  11  Tagen  und  under  3  Wo- 
chen-, gericlitliche  Terminbesthiiniung  zwischen  2  und 
:!    Wochen.    Off.n.  Binzilvon.     .Gescliehen    under    den 
.Faaren  .  . .  tausent  fünfhundert   siben  acht  und  nun.' 
XVI.  HEiuKiiiiKii,  Spieler  z.  Willisow.   —  b)  während 
eines  Zeitraums  od.  der  denselben  füllenden  Tätig- 
keit.   ,Da  sy  under  tagen  [bei  Tage]  von  denen  starken 
l)ättleren  vil  unruowen  gehebt,  und  demnach  [nachlier] 
zuo    nacht    mit    belierbergen    vor   denen    strichlingen 
[Landstreichi'rnl   jrcs  leybs  und  guots    nit  sichea-  ge- 
wäsen.'   SHocnnoLZ.  Iij91.     U.  Taye"  Gl;  Z,   u.  Tays 
Ar;    Bs;   Gl;    Z,    u.  Tay   Ap;    Z.    1)  bei   Tageslicht; 
2)  luider  Tays,   nach   Mittag   VO.;    vgl.  lat.  ivlerdia. 
U.  {'em  Svui.)  Liecht,   in   der  Abenddämmerung,   bei 
Einbruch  der  Nacht,  wenn  man  die  Lichter  anzündet 
Ap;   ScnSt. ;    Z;    syn.   zwüsclte   Für  nnä   Liecht.     U. 
Fuetren,    während    des    Fütterns    GnLangw.     U.   der 
ChiUe  [Kirche],   während  des  Gottesdienstes   Aa.     U. 
der  Vesper   Schw.     U.   'em    Tay,    Jär,    während    des 
Tages,  J.,   den  Tag,   das  J.  hindurch  zuweilen   S;  Z. 
Unger  der  Stuny,  vi.  d.  Schulstunde  S.     U.  der  Wache, 
im  Lauf   der  Woche.      Undcrdem,    inzwischen,    unter- 
dessen, welches  letztere  in  ZO.  aucli  iinderesse  lautet; 
, under  diesem',  während  dessen.    Wurstiskn.     ,U.  der 
predig  in  wirtshüseru  sitzen.'  AiiscH.  1530.    .Nach,  vor 
oder  u.  der  predig.'    ebd.     ,Er    i.st    unter    währendem 
Läuten  in  die  Morgenpredigt  , . .  gestorben.'  Tun.  Ski'. 
,Aus  der  Kirche  laufen   unter  dem  Gesang.'    Z  Mand. 
1744.     Under   bedeutet   auch   die    Zeit,   da   der  Betr. 
regierte,  waltete,  und  abgeschwächt,  bei  Lebzeiten  des- 
selben:   u.-em   Vater  helt-me   das  nüd   türfe   [dürfen] 
tue",  als  der  V.  noch  lebte.    Das  Becld  ist  u.  der  Grite 
a"y'schafft  wnrde,    als  Margarotha  Magd  bei  uns  war. 
l\-ciii  llitiis  isch-es  e  Fread  y'st,   so    lange  H.  unser 
Nachbar    war,    waren   die  Verliältnisse   angenehm.  — 
c)  distributiv.     ,Mir,  wo  S  Sack  Zehiitecliorn  u.  's 
Mal  in  's  Chornhüs  trait',  auf  ein  Mal.  BWvss  186;!. 
Under   cinist   s.  Sp.  278.     ,l)ie  Purgaz,    die   gib    ilim 
unter  zwei  Malen',  auf  2  Male   verteilt.  Gorrn.     ,l>er 
Stallknedit  pressierte  und  fragte  unter  zweien  Malen, 
ob  er  abspannen  sollte',    2  Male    bald  nach  einander. 
B  Kai.  1840.     Under  zwiret,  in  2  Malen. 

Neben  u.  Gott  wird  ebeiif.  in  GrPr.  (Seew.)  gusprochun 
Wunder  (I.,  und  CS  Esst  sich  fragen,  welche  RA.  die  iir- 
spvüngb'clifi  sei.   d.T    »*  zwlsclipn   zwi-i    ti   dien  sn  wolil    iintrv- 


ijehcu,  als  unorganisch  auftauchen  kann.  Zu  1.  a  oder  2 
;;ehiirt  auch  die  adv.  Verbindung  undtihänd«,  s.  Hund;  under- 
luttfe",  S.  Wty;  zu  2.  b  oder  c  underwile",  s.  Wil.  Under 
LUcJa  ursprünglich  der  Mittelzustand  zwischen  dem  natür- 
lichen Tagi-slicht  und  dem  künstlichen  Hauslicht;  daher  an- 
gemessen pluralisch  under  Lieckleii  in  Baiern  wie  ahd.  vnder 
zwixktii  Hellten,  entsprechend  dem  nhd.  .Zwielicht',  lat.  ,di- 
luculum';  dass  es  früher  auch  bei  uns  su  geheissen  habe, 
ist  zu  vermuten  aus  dem  sonst  rätselhaften  PI.  under  Tagen, 
als  (iegs.  zu  jenem  gebildet.  Uass  der  urspr.  Sinn  auch 
anderswo  verkannt  wurde,  zeigt  die  bair.  Form  .under  der 
Liechtcn'  und  die  vorarlb.  under  Liechts,  entsprechend  un- 
serm  w/n/tr   Ttttjf^. 

B.  Adv.  1.  liinunter,  im  Allg.  nur  in  Verbin- 
dung mit  Vbb.  z.B.  n.  ha,  ein  Gefäss  zum  Auffangen 
darunter  halten;  in  Gk;  P  (unner)  aber  auch  selb- 
ständig: undar  d's  Bett  undar  sehliifa.  Kleidungs- 
stücke ander  a"  han,  aHegyen,  d.  i.  unter  den  Ober- 
kleidern; Gegs.  über  Sp.  59.  In  diesem  Sinne  sonst 
nnderhin;  doch  auch  in  S  die  RA.  unyer  i"  [in  den] 
Arm  werfe,  s.  Arm.  —  2.  unten.  Da  unger  BM. ; 
y'rad  anyer  dra  BS.  S.  auch  (z')  under  obe  Sp.  50; 
z' under  ob  (über)  sich  (u.  sich).  —  3.  substant.  in 
der  Verbindung  ».  und  ülier  (s.  Sp.  59)  zur  Bezeich- 
nung aller  leiblichen  Bedürfnisse  und  deren  aus- 
reichender oder  reichlicher  Befriedigung.  Under  u. 
Über  yi-n,  alle  Genüge  tun  GnPr.  Er  hat  U.  u.  Ü. 
z' iissc,  völlig  genug  zu  essen  ZO.  .Mit  Kammer,  Stu- 
ben, Essen  und  Trinken,  kalt  und  warm,  unter  u.  ü., 
mit  tiissiger  und  gedeihlicher  Pfleg  .  .  .  getrüvvlicli  ver- 
sehen.' Seil  1524.  ,Da  mir  mit  essen  und  trinken, 
under  u.  ü..  auch  mit  . .  .  allen  anderen  notwendigen 
Sachen  alles  guets  beschehen.'  BukkLeem.inn  1531/1613. 
.Denen  sollte  an  statt  des  Gelts  mit  under  u.  ü.  Vor- 
schub getan  werden.-  1693  Klingl.  .Kostgänger,  denen 
er  Unter  u.  Ü.,  Hülle  und  Fülle  geben  niuss.'  Ulk. 
17'27. 

Under-  in  Compos.  erzeugt  bes.  in  der  Bcd.  .zwischen 
eine  Reihe  von  WW.  oder  Bcdd.,  die  dem  Nhd.  fremd  sind! 
z.  B.  underga»,  die  Flurgrenzeii  begehen;  -näiiaen,  die  Taschen 
durchsuchen ;  -sMän,  eine  Zwischenwand  machen ;  -spicken, 
mit  verteilten  Stücken  Speck  besetzen;  -tnu/en,  hindern; 
-ziehn,  das  (ieläute  unterbrechen,  -'zogen,  gestreift;  -r'ueren, 
-scJiudlen,  durch  einander  rühren,  schütteln.  Das  Vh.  erst 
von  einem  Subst.  gebildet:  -yarnen,  yerhindorn;  -Ȋeklen,  den 
.Sack  durchsuchen;  -steinen,  mit  Steinen  besetzen  (die  Grenze). 
Subst.  U.-sehlacht,  Zwischenwand,  Schubhule;  -Jiusjjct,  -rispel, 
Verwicklung  des  Garns;  -satele,  unbesäet  gebliebene  Streifen 
Landes;  -kauf,  Kaufvermittlnng;  -stuek,  Zwischenstück.  Be- 
standteil einer  Kette.  —  Die  gcwühnl.  Bed.  erscheint  prägnant 
in:  u.-hiit/en,  erschleichen;  u.-rcdrn,  bescliwatzeu;  n.-ncbicn, 
berauschen.  S.  noch  «.-/««■«,  -brennen.  Für  den  Unterschied 
zwischen   under-  und  undere,   unterhin.  vgl.  guggen. 

dar-undcr:  1.  entsprechend  ander  Ala.  ,Drundcr 
chö,  ye'  (unter  e.  gewissen  Preis),  wohlfeiler  zu  steh(in 
kommen,  verkaufen.  In.  B.  Oft  verstärkt  oder  ergänzt 
ilurdi  nachfolgende  weitere  Ortsbestimmungen:  dr. 
iinne  auf  die  Frage  Wo':"  z.B.  En  warme  Hock  und 
dr.  u.  e  chaJis  Herz  lieisst  es  von  dem  hartlierzigen 
Reichen.  Dr.  undere,  auf  die  Frage  Wohin  y  7))-.  dur, 
durc,  darunter  hindurch  z.  B.  unter  dem  Regen  ohne 
Schirm  gelien  Z.  ,Es  clionnt  rillicht  üppis  dr'unyer 
ine  yö',  etwas  wohlfeiler  zu  stehen  konnuen.  Schild. 
Es  yOt  Mänys  dr.  u.  dridier,  es  sind  damit  allerlei 
unvorliergesehene  Ausgaben  verbunden  Z;  da  yät  's 
dr.  u.  dr.,  in  diesem  Hause  herrscht  Versclnvendung  Z. 
2.   dazwischen    (s.   under  A    I  /').      M  .Parunter 


327 


And — 1111(1.    Auf— Hilf.    Aiig— ung 


328 


riten,  reden',  vermittelnd  einschreiten.  Edlib.  2)  unter 
eine  Masse  geinischt  z.  B.  es  liäd  Giiscl  |  Kehricht]  dr.  7,. 

under  11:  Adj.  der  untere,  wie  iihd.  Im  Ktidere 
rarliiiiei)f,  scherzhaft  =  im  Unterleib  Z.  Sub.stant. 
1.  Neutr.  's  Uiiäere  für  's  Ober,  das  Untere  nach  oben 
gekehrt,  s.  Sp.  50;  ds  Under  ist-eni  ufe  cho,  er  hat 
sich  erbrochen  BBe.  —  2.  Masc.  En,  die  Undere(n), 
Bewohner  des  Unterlandes,  im  Gegs.  zu  denen  des 
Oberlandes  BO. 

Under  m.:  im  Kartenspiel  =  fz.  _9fl)Y0)(.  —  Schel- 
len-: 1.  diese  Karte  in  der  Farbe  .Schellen'.  —  2.  Spitz- 
name für  einen  schief  gewachsenen,  krummbeinigen 
Menschen,  weil  die  Figur  auf  der  Spielkarte  diese 
Gestalt  trägt  L. 

under c  s.  iitidrr-hiii,  -her. 

„ünderlen:  her;ibwUrdigen.  von  oben  herab  be- 
liandeln  L." 

underne:    unten    BK.   —   Von  undn-  (.\(lv.)  s:eliililot 

Wii'   ../<mM    S|l.    .".1. 

im  der  111  s.  loiiDicdcr  Sji.  232. 

iilidfreiit   --€-  lilti.,    „unteränd":    ungefähr   BO. 

Aus  iidrl.  Kriegsilienst  zu  uns  gekniiniion.  lloll.  ■.«/-, 
mitri-iit,  lulrs.  umti-ant,  ostfries.  vnih  tlnt  Tr<nt,  viin  Triiiil, 
Kreis:   vgl.   lat.   rirca  uiul  ctVc«*. 

nndesclii  s.  inider-sich. 


Anfcntür  s.  Arciitiir  S|i.   li)3. 
infam  s.  Sp.  2;tH. 

Infelen  ifeleGh;  L;  GO. ;  Scnw,  UwE.  (e'if-elej, 
Hlf-ele  Uw,  Nlf'elekkBh.;  L:  1.  ,Mitra,  bischofs- 
huet,  ynfel  (yffel).'  Fris.;  Mal.  ,Die  infel,  pfaffen- 
mütz.  infula.'  Reh.  10t!2.  ,In  diseni  jar  [1481]  was 
ein  grosse  prozess  [Procession],  es  war  der  bischof. 
der  apt.  deren  der  mertel  [die  Mehrzahl]  under  iren 
ytflen  giengent.'  Edlib.  ,100  guldin  costet  die  nüw 
yffel  zuo  machen.-  a.  Hdschr.  G.  .Die  bildnussen  der 
bischofen  mit  den  eifeln  und  der  äpten  one  eifel.' 
Yad.  .Mit  inantel.  stab.  eitt'el  und  anderer  äbtlicben 
zierd.'  ebd.  Kopfbedeckung  der  katholischen  Prälaten 
bei  kirchlichen  Funktionen  VOrte.  —  2.  übertr.  auf 
ähnlich  gestaltete  Kopfbedeckungen  zu  weltlichem  Ge- 
brauch, a)  aus  Pappdeckel  angefertigte,  mit  ausge- 
schnittenen, farbig  transparenten  Figuren  gezierte  und 
von  innen  erleuchtete  Kopfbedeckung  der  den  St. 
Nikiaus  vorstellenden  Bursche  Aa;  ScHwMa.  (Liecht- 
iffelej;  7j  rS.  Syn.  Klnuslcappe,  Klausf/esicht,  Narren- 
(tiitlit.  b)  zugespitzter  Hut  der  Fastnachtsnarren 
LG.  c)  Mütze  für  Verbrecher  am  Pranger.  Bs 
XIV.  Das  L  Eatsb.  1421  bestimmt  über  einen  Ver- 
brecher, dass  man  ihn  ,an  Fischmarkt  stellen  und  ein 
Iff'elen  uflegen  und  daran  schriben  sol.  was  er  tan  hat'; 
vgl.  Infelzedel.  ,[Die  Flucher]  soll  man  in  ofl'ne  Hals- 
ysen  schlahen  und  mit  Ufsetzen  der  Infel  die  Ver- 
fluchung und  Misshandel  offnen.'  Ansh.  zu  1481':'  — 
inflen:  mit  der  Infel  ausstatten.  ,Geiflet'.  1441  CoN- 
STANz.  Chr.  ,'s  ginflet  gsind',  Übersetzung  von  ,mitrati 
proceres.'  Kessl.  ,Der  abt  hat  sich  inflen  und  bestäten 
lassen.'  1530,  Strickl. 

Über  die  Uiiiwandlimgen  der  Form  und  die  besondere 
Bed.  dieses  W.  für  die  Geschichte  des  Überganges  von  in 
zu  j  und  von  i  zu  ri  s.  Fromm.  7,  21.  20G.  :lfi!)  f..  wo 
:iliiT  dii'    Viid.'srhi'    Form   übersehen    wurde. 


Ang  —  ung.      Vgl.   auch   die   (iniiiiie  Aud- 


■  n  n  d. 


ang  in  der  EA.  Einem  a.  tue:  wehe  tun;  ungewohnt 
vorkommen  Sch,  seltener  als  cmd  (ä)  Sp.  300. 

Mhd.  itiifjc  (n.  und  <mde  luon)  die  adv.  (rrundform  zu  dem 
Adj.  enge  wie  rö««,  fast,  hvIiou  zu  rämi,  fest,  M-hihi.  Vgl.  Antjt- 
Ktiln,  Burg  an  einem  Engpasse  in  BsL. 

angelen:  1.  , stöhnen,  tief  und  schwer  oder  laut 
seufzend  atmen  LE."  —  2.  schmerzlicli  omplinden. 
syn.  anden  BLf. 

Seufzen,  stöhnen  entsteht  durch  eine  Verengung  des  At- 
inungs-  und  SpracliorgaBs:  vgl.  gr.  o-z&vöz,  eng,  auch:  knam]. 
karg,  zu  ctevo),  seufzen,  zu  dem  auch  , stöhnen'  gehört. 
Übrigens   könnte  n.  i  aus    'anMm  umgedeutet  sein. 

Allgel  1  m.  (PI.  Angel);  Ah(jU,  I  f.  GkV.:  1.  Sta- 
chel der  Insekten,  besonders  Bienen  Ap;  Bs  {Ängeli, 
(lim.);  GrUc..  Pr.;  L;  Ndw;  GSa.;  Z.  ,Schädliche 
Angel  der  Ymmen,  noxia  spieula  apis.'  Mal.  ,Gleich 
einem  Wespen,  das  seinen  A.  verlohren.'  Ulr.  1727. 
Syn.  Dorn.  Bildl. :  ,Du  empfindest  also  die  Frucht 
der  Sünden,  da  der  leidige  Satan  alles  zuckersüss 
machet,  nur  das  angenehme  Aas  sehen  lasset,  aber  den 
spitzigen,  tödlichen  A.  verdecket.-  JMev.  1694.  ,Die 
Stadt  musste  von  den  Edeln  zu  Wurp  Verdruss  er- 
dulden. Um  sich  diesen  A.  wegzuschaffen,  belagerte 
.sie  das  Schloss.-  JKdFasi  17ü8''.  (Vgl.  ,der  Armut  A.' 
HSachs;  rsihö.jamerii,  leiden,  schcDiden  a.)  Syn.  Dorn.  ~ 

2.  ,Das  ausser  Theil  an  dem  A..  d.  i.  was  in  den  Stock 
[beim  Pfropfen]    eingesteckt  wird.'    Riiacor.  1639.  - 

3.  Fischangel,  allg.  ,Mit  dem  A.  fischen.'  Rieden 
1700.  .Seinen  hals  wie  ein  a.  herumbbucke.'  1531, 
.Iesa.i.  Bildl.:  3Iit  guldiije  Angle  is<  guet  fische  L. 
Den,  A.  g'schlückte  [geschluckt]  hau,  in  peinlicher 
Angst  sein  BRi.  Allewil  ivürf  [immer  wirf]  Angel,  .so 
luht  kei  Mangel.  Sulu.  ,Iin  krieg  ist  selten  mangel. 
Der  Houptman  gibt  mir  gelt.  Dem  Buren  leg  ich  den 
a..  Wenn  es  sunst  alles  feit.-  Klaglied  ü.  Pemond. 
—  4.  Türangel  Ndw;  Z,  Fensterhaken  Z.  ,Fores  e.x- 
passa\  am  a.  offen.-  Fris;  vgl.  offen  Sp.  113.  , Christus 
hat  die  eisene  porten  auss  dem  a.  geworfen.'  FWvss 
XX,  1650.  Bildl.:  smische  Tür  und  A.  .stecke"  Soh; 
syn.  iw.  jKo.ss  und  Wand.  Zniisse  Tür  u.  A.  cho,  es 
mit  Allen  verderben,  nirgends  gut  ankommen  BHk. 
.Des  Bapstes  züg  auch  nit  zwüschen  tür  und  a.  bleib. - 
1521,  Strickl.  .Hie  ligend  wir  nun  zwüschen  t.  u.  a.- 
ZwiNRLi  1526.  (Lat.  Hie  inter  malleum  et  incudem 
positi).  ,Sy  dannen  triben,  damit  wir  nit  zwüsclien 
t.  u.  a.  züchen  [ziehen].'  1-531,  Strickl.;  s.  noch  u. 
verstecken.  Syn.  Angen  1  (s.  d.);  Dorn;  Kloben.  — 
5.  das  Angelt:  das  Ringlein  von  Dr.at,  an  welchem  der 
Knopf  angenäht  wird  Z.  —  Mhd.  <(»;/./  ui.,  f.  Als  f.  ist 
Tiir-u.  aus  GrGlar.  angegeben. 

Feder-:  eine  künstlich  aus  Vogelfedern  bereitete 
.Mücke'  zum  Fang  der  Forelle  Tu.  .Fäderangel-  aucli 
schon  bei  Cvs. 

Fri-.     ,Das  Fischen  mit  freiänglen.-   L  1758. 

Nacht-:  eine  für  die  Dauer  der  Nacht  gelegte 
Fischaugel  Bs. 

Pol-.  ,Mit  dem  P.  darf  man  sldche  [Fische  sc. 
die  Äscher]  bey  uns  nit  fahen.'  Fischb.  1563.  —  bol- 
angleu.  Bei  dieser  Art  zu  fischen  fährt  man  in  einem 
Kahn  und  wirft  die  an  langer  Schnur  und  Rute  han- 
gende, bis  nahe  an  die  Spitze  mit  Federchen  und 
liinten  mit  einem  schwarzen  Kügelchen  von  Filz  be- 
deckte Angel    häufig  gegen    das  Ufer.     Man  lässt  sie 


829 


Allg — Ullfl; 


330 


nicht  in  die  Tiefe  sinken,  sondern  zieht  sie  hahl  wieder 
lierans.  Es  j^elicn  an  diese  einem  getiügelten  Insekt 
ifleiehende  Angel  nur  Fische,  die  sich  z.  T.  von  über 
dem  Wasser  sehwebenden  Insekten  nähren,  z.  B.  Fo- 
rellen, Alet,  Hasel.  Sülg. 

Bill  wiilirsdi.  das  an  der  A.  angcliraclite  Kilgcldion;  vgl. 
Iloll-Aii:/  S]i.  1:57:  llaU-Ei  Sp.  IT;  vgl.  alicr  aucli  hulen. 
wcrfüu. 

,Brunnen-angel  oder  hacken,  harpago.'  Denzl. 
1677,  1716.  Es  ist  wohl  der  wie  der  Wassereimer  an 
einem  W^agebalken  spielende  Enterhaken  gemeint. 

Schurpf-:  A.  die  nicht  bloss  festhält,  sondern 
verletzt,  .schürft'?  .Mit  Schurpfanglen  geschürpft.- 
C'vs.     Vgl.  das  folg. 

Schränz-.  .Die  Alet  werden  [u.  A.]  mit  ^chrenz- 
änglen  geschrenzt  [gerissen].'  JEEsoheii  160'2. 

Schweb-.  .Solle  joderem  Burger  erlaubt  seyn, 
mit  dem  Schwäbangel,  der  Federschnur  und  mit  dem 
Geeren  zu  fischen,  änderst  aber  nicht.'  Z  Fischerordg 
1710/711. 

Mild,  niccb  lieisst  auch  uferlose  Wassertiefe,  Stelle  iu  der 
Mitte  eines  Stromes  oder  Sees. 

anglen:  1.  stechen,  von  Insekten,  tr.  und  intr. 
Aa;  BSi.;  Gr;  L;  GO.,  T.;  Sch.v;  S;  Uw;  U.  Syn. 
hecken,  ntüpfe)!.  Bildlich:  g'aufjkt  sP':  gravidam 
esse  Ai'.  In  Scherz  oder  Ernst  necken  mit  , Stich- 
worten'; sihänd  enander  (j'anglet  UwE.  —  2.  mit  der 
Angel  fischen  L;  ZO.,  trans.  fangen  Th;  bildlich 
Menschen  mit  List  zu  fangen  suchen  SchwE.,  von 
einer  Coquette  L.  Er  het  derna  [darnach]  (j'anglet. 
ebd.  Gewinn  suchen,  v.  e.  Geizhals  BSi.  „Schmerz- 
lich nach  Etw.  trachten."  —  3.  Not  leiden,  mit  Not 
kämpfen,  mit  schwerer  Mühe  arbeiten,  die  Familie 
kaum  durchbringen  L;  mühsam  pflügen  AAFri.  —  Vgl. 
das  Adv.  an</d  Schill.    1,    105. 

Angler  m.:  Fischer,  der  nur  die  Angel,  keine 
Netze  gebraucht.  Gotth. 

Angel  II  m.:  Ecke,  Winkel,  aus  lat.  angiih(a  (vgl. 
^»r;/c) ;  nur  in  den  Compp.  Vier-:  Viereck.  ,In  Form 
eines  Vicrangels.'  1734  Carolina.  Dri-  Bs.  tri-  Gl; 
Z  (auch  drei-):  dreieck-  oder  übh.  winkelförmiger  Biss 
in  einem  Kleide.  Syn.  Fünfi.  —  In  tri-  ist  I  iiidit  das 
altd.,  sondern  das  lat.   in   trianf/ulun. 

Angel  III.  IV  s.  Anna  Sp.  260;  Änge"  II. 

Aiigelik  *'. :  eine  Pflanze.  .Costus  niger,  Angelica.' 
Denzl.  1710.  .Der  meerteil  der  geleerten  achtend, 
unsere  wolriecliend  Angelick  seye  Laserpitium  Galli- 
cura.'  Fris.  .Angelica,  ein  edelwurz.'  Mal.  Die  Z 
Obrigkeit  empfiehlt  1770  .Angeliken  oder  Meisterwurz' 
gegen  den  ,fliegenden  Zungenkrebs'  dea  Viehs.  — 
Garten-:  echte  Engelwurz,  angelica  archangelica  B. 

,Angelill  [m.?  n.?],  der  schönest  fisch  auss  den 
Albulen,  wirf  in  dem  Bieler  See  gefangen,  ganz  weiss 
wie  der  Schnee.'  Frscnii.  1563.  Nach  Hartmanns  Ver- 
mutung =:  Kilchen,  salmo  mariena  media. 

Angeliis  m.:  das  Gebet  des  englischen  Grusses. 
Der  A.  hiie"  W.  —  Von  dem  lat.  W.  aiu/eiuii,  mit  weleliem 
Ijie.    1,  '28  die  Erzählung  von  diesem  Gnissc  anheilt. 

Angc"  I  m.  BSi.;  Gr  tw.;  „W",  f.  Gr  vorw.: 
1.  Türangel  BSi.;  W.  „Zwischen  Tür  und  A.  sein 
=  in  niisslicher  Lage  W";  vgl.  Angel  1  4.  Kt  G'lüff 
nni  Tür  II.  A.,   ein  ungezügeltes  Maul    W.     .bli    wil 


den  liimmel  erschütten,  das  sich  die  erd  auss  den 
angen  entwegen  muoss.'  ITiMl  Jksa.i.,  dafür  , ihrem  ort' 
1667.  —  2.  das  Beschlag  an  der  Seite  der  Tür,  mit 
welchem  diese  an  dem  Angel  hängt;  sonst  lilienl: 
Die  ,Ange'  läuft  auf  dem  ,Dorn'  Gr. 

Die  finiudf.  zu  Angel  I,  mit  dem  es  aucli  in  der  Zss. 
mit  offen  (Sp.    113)  wechselt. 

„Angc"  II  ScH,  Bange  GRh";  ScHSt.,  Angel  ..!/■; 
ScnSt.  —  m.:  Bräune,  eine  Krankheit  der  Schweine, 
angina,  porrigo;  im  G  uRh.  zu  Steinm.  Zeit  .der  kalte 
oder  heissc  Rangen'  genannt.  ,Der  rangen  ist  ein 
gcfarliche  krankheit  der  Seüwen:  sölichs  bogägnet, 
so  man  inen  ire  trenke  zuo  warm  fürschütt.'  Tierb. 
1563.  ,Cynanche,  ein  krankheit,  die  einen  würgt,  hals- 
strenge, das  wulken  oder  der  rangen.'  Fris.  ,Ein 
prästen  der  seüwen.'  Mal.  Daher  auch  .der  süw-rang'. 
RüEF,  E.  H.  ,Inwendig  an  dem  Kifer  entstehen  runde 
oder  ablange  drüsenartige  Blattern  oder  Bluteissen, 
welche  man  gemeiniglich  das  Zäpflein  oder  Angel 
nennet.'  Z  Mandat  1732/79.  Als  Verwünschung:  ,Gott 
geh  dem  B.  den  rangen.'  Man. 

Für  die  Ableitung  dieses  W.  aus  lat.  anijimi  spricht  die 
Vermengung  mit  Atujel,  durch  welche  es  dem  Äitijmi  I  sich 
an  die  Seite  stellt;  die  Umdeutnng  lag  nahe,  weil  die  Krank- 
heit eine  stechende  oder  erstickende  Wirkung  hat;  Itamjfn. 
ist  in  diesem  Falle  aus  th-r  Aiujcn  entstanden,  wie  Rüf^ertc 
Sp.  129  aus  der  Ä.  und  Mitst  aus  den  A.  Allein  da  schon 
nihd.  die  Namen  ränge,  raul.-oni  (d.  i.  wabrsch.  raiuj-kum,  mit 
Bez.  auf  die  erhsengrossen  Blattern,  welche  den  .Rangen' 
begleiten)  nsw.  und  für  eine  Krankheit  der  Kühe  iidrl.  .der 
wmng'  Vorkommen,  so  ist  sehr  fraglieh,  oh  nicht  iiiugekelii-t 
die  Form  mit  J!-  die  echte  sei  und  die  iihrigen  auf  ii-rtüm- 
licher  Anlehnung  beruhen. 

angengig  s.  Nanggeng. 

Angeri,  Angi  ni/-  m.:  Heinrich  Bs.  —  Für  Hanger! 
(s.  d.)  aus  frz.  Henri. 

Angliis(e)  -c^.s  BG.,  -e's  Gl;  S.  -ess  Bs,  -e  AAHoldb. 
—  ni.,  -('-.SV  Z  —  f.,  OläsK  n.  B:  Rock  von  langem, 
städtischem  Schnitt,  Sonntagsrock  im  Unterschied  von 
Chiitte,  Chittel,  Frack.  ,Am  Sanistig  z'  Ohc  isch  dr 
Schuelmeister  cho  und  het  dr  Sunntigangles  a'g'ha".' 
BWvss  1863.  .Der  urchig  [ursprüngliche,  altherkömm- 
liche] Zwilche-Chiftel  irird  [von  der  heutigen  Genera- 
tion auch  auf  dem  Lande]  an  e  fyne  giiet  tiiechiye 
Angles  vertuschet.'  ScHiLn.  ,Wenn  Eine  tiiiii  Frack 
gihore  isch,  .so  üherchninit-er  kei  Angle.is.'  ebd. 

Urspr.  ein  nach  englischer  Müde  (<i  l'AngInmi  geschnit- 
tener Rock.  Das  vorwiegende  männl.  (ieschlecht.  des  W. 
ist  dem  Geschlecht  des  dontsclieu  .Uock'  oder  Cliiliil  ent- 
nommen. 

Angle"  f.  \.  =  Angel  I  GrV.  —  2.  =  Agle"  s.  Agnc 
Sp.  127;  daher  auch  Diirner,  Spitzen  gewisser  l'llanzcii 
GRFurna.  Ingic,  die  Abfälle  des  Hanfes  beim  Bredien 
BBe. 

Angli(g)  s.  Antlit.  Angnes  s.  Agne.'<  Sp.  1'28. 
Angus  s.  Agniisdei  Sp.  128. 

Ängeli  Gl;  Zc;  Z.  Ängcline  Z:  wcibl.  T;iufii.. 
Angelica  oder  .\ngeline. 

eng,  engg  c  resp.  »c,  e-  (e'  GWsst.),  e/jh  BS.; 
FMu.;  Gl  mit  GA.;  GuD.,  Pr.;  Sciiw;  SL.;  W,  nj., 
GWsst..  sonst  <•»;.•  1.  in  eigentlichem  S.:  schmal. 
z.B.  ein  Pfad,  eine  Türe.  allg.  E.  ig'hiiset,  im  Wohn- 
raum beschränkt  B.  1  'k  Eng  liite.  zu  Grabe  läuten. 
s.  End  Sp.   :'.l."i.     J'^ngg   laufe,    von    Pferden,    mit   den 


3:J1 


Aiig-uiij,' 


33'^ 


Hufen  einwärts  gehen,  Gegs.  französisch  l.  L;  vgl. 
ni<i-ikhs  >'\K  7').  .Arctissinie  serere,  vast  [sehr]  eng 
nnil  iliek  in  einanderen.'  Fkis.  Scliweratmig  GA.,  aitje 
(hi/ji/ej  Ate  Aa;  UwK.;  \V;  Z,  e.  ha"  engbrüstig  sein 
Aa;  Ap;  B.S;  Gk ;  G;  Th;  Z,  's  ist  (irirdj-mer  e.  z.B. 
beim  .Steigen  Aa;  Z,  auch  ij.sychisch:  ich  bin  beklom- 
men Bs,  i  han  c,  mir  ist  bang  Gr.  Es  ist  im  i-dr 
iilte  Hill  inne  z' c.  Aa;  ScnSt.;  Z.  ,Eh  wird  einem  in 
iler  weiten  Welt  zu  enge',  von  innerer  Unruhe.  Klinul. 
1Ü91.  Von  äusserer  Notlage,  Bedränguiss,  im  Haus- 
halt: e.  dra'^  .st",  in  enge'  Hose"  stecke"  B.  In  enge 
Sehuehne  [Schulten]  stä"  UwK.  In  enyge  Bäte  stä" 
Gl  (vgl.  ,Hausrat,  Vorrat').  ,Die  frommen  sollend 
enge  ding  leyden  und  we_vte  hoffen.'  1Ö31/1667  IV.  Esra. 
.Klemme  und  enge  Zeiten.'  Klinul.  1001.  —  2.  un- 
eigentlich: engherzig,  karg,  geizig  FMu.  Es  ist  en 
engge,  engg  hinder  den  Öre"  Gr.  Das  ist  en  enggi 
(Scheri,  eig.  Scheere),  ein  geiziges  Weib  W.  „Unver- 
träglich, undienstiertig."  St.''  ,Wann  etwan  ungueto 
leut  in  der  Kirchen  selbs  [sogar  in  der  K.]  einandern 
schelb  ansehen,  einandern  zu  äng  tuen.'  Wvss  l(i.')3. 
Vgl.  eng-üchs  ^. 

Aliil.  aniji,  iiif/i,  uilid.  ijinji ;  zu  aiiij  Sp.  3'28.  I'io  .^usspr. 
-ijk-  geht  viell.  Hill'  ^uf.  ntjtjvnn  zurück  iu  der  Weise,  dass 
das  w  bei  scirieui  Wegfall  den  vuiliergelic-ndeu  Laut  verstäi'kt 
hätte,  rcs)i.   nai'hdeui  es  alij.   in  -j  übergegangen   war. 

engen,  enggen:  1.  frans,  a)  drücken,  .spannen', 
von  zu  engen  Kleidern  und  Schuhen  AAKais. ;  B;  L; 
Nnw;  W.  Be(r)  Hock,  Schlich,  d' Cniratte  engt  (enged 
Ndw,  enggot  W)  mi.  Es  tüel-mi  enge  Her  d'  Brust 
(Iure,  ich  fühle  einen  Druck  über  die  Brust  hin  U. 
,Das  mich  mein  weite  Kutten  engt'  (von  innerem  Un- 
behagen, Bangen).  RudMev.  1650.  Auch  von  Atmungs- 
beschwerde: der  Stdestaib  enged-nü  Ndiv.  ,Coarctare, 
einzwengen.  engen,  zesamen  brysen  [schnüren].'  Pris. 
.Angen,  würgen,  nöten.'  1050  Red.  Eng  einschliessen, 
eine  belagerte  Stadt:  ,So  man  nit  stürmen  wurd,  so 
wirf  man  si  engen,  als  fast  [so  stark]  man  mag;  dann 
si  band  mangel  an  mel  und  brot.'  Absch.  1523.  — 
b)  plagen,  quälen.  ,Es  thuot  inen  wee  und  ängt 
.sy  übel.'  Bill.  1531.  ,Urü  hominera,  ich  mach  in 
zeniüegen  [bemühen],  ich  eng  u.  plag  in.  Scrupulus  qui 
me  male  habet,  der  mich,  vast  irrt  und  übel  engt.' 
Pris,  —  2.  intr.  eng(er)  werden.  Das  Loch  i  [in 
den]  Berg  innen  [hinein]  enged  Ndw.  Der  Ate  enged- 
vier  UwE. 

engeren.  ,Si  wollend  die  gschrift  [h.  Schrift] 
wyteren  ödere.,  wie  jnen  gfelt.'  Zwingli.  Die  gleiche 
Gegenüberstellung  bei  Kessl.  —  ver-:  refl.,  sich  ver- 
lieiraten  BsL.  (Si'renu).  Syn.  mit  sich  veränderen 
(Sp.  2ii0).  Die  Ehe  als  eine  Verengung,  Einschrän- 
kung der  persönliclien  Freiheit  aufgefasst;  vgl.  waldens. 
Hre  eiiihurrassi: 

Engeti  f.:  enges  Beisannnenstehn  der  Häuser  in 
einer  Stadt.  I  so  cre  [in  einer  solchen]  E.  inne  iiiöcht-i 
nüd  si  Ar. 

Gebildet  wie  A'iiinii,  Narrheit  u.  a.,  mit  der  augebängten 
rouian.  Eniluug  -t,  nbd.   ,-ei',  statt  Emj^te. 

Engl  f.,  ci/l-i  Gl  (appell.);  GA.;  Schw;  W,  son.st 
egi  (auch  in  Gl,  alsürtsn.):  1.  räuml.:  enger  Durch- 
pass,  Schlucht.  Änijene",  sclnnale  Stellen  in  Strassen 
oder  Flüssen  U.  Hohlwege,  Engiiässe.  1707  Jrorru. 
Als  Ortsn.  in  Ap;  B;  Gl;  LE.;  U;  Z.  Enger  Raum: 
Du  bist  an  gern  i  dr  Engl  tvie  d'Flöh  Tu.  Mcr  woned 
hilft    i-dr    Engl!     Wortspii'l    mit    dem    Ortsn.     Z.   — 


2.  Engbrüstigkeit,  schwerer  Atem  Ar;  Gl;  GA.; 
SenSt. ;  Z,  einzelner  Anfall  Z.  .Enge,  schwerer  Atem, 
Keicben,  Husten.'  Fisenii.  ,Ange  im  Hals,  angina.'  Red. 
Vgl.  ^l«(/e«.  —  3.  bildl.,  Not,  Verlegenheit.  I  Nöte 
und  Engge  Gl.  I  d'  Enggi  bringe  W.  I  d'  Ängi  trlbe 
Uw.  ,Gott  will  dich  durch  die  Enge  zum  Gepränge, 
durch  die  Schmach   zur  Ehre  führen.'  Mev.  1094. 

Mer-,  auch  ,.\ngst  und  Not'  hiess  ein  Quartier 
im  alten  Glarus,  wo  die  Hauptstrasse  sich  eng  zwischen 
<len  Häusern  durch  wand  und  einem  Lastwagen  kaum 
Durchpass  gestattete. 

Engel  ei/el  m.:  1.  wie  nhd.  .Genius  comes,  unser 
der  guot  E.'  Pris.;  Mal.  Der  hed  e  giiete  E.  g'ha, 
ist  einer  Gefahr  glücklich  entgangen  L.  E  schöne  E., 
hed  aller  vor  [vorn]  e  B  [ist  vielmehr  ein  Bengel]  E; 
vgl.  u.  Holzengel.  Jung  E.,  alt  Tiifel  L.  ,Sie  ist  wie 
ein  gemahleter  Engel'  ^  von  wunderbarer  Schönheit. 
Mev.  Hort.  1092.  E.  öni  Fi'idli  [die  nur  mi;  Kopf 
U7id  Flügeln  abgebildeten]  chömid  de  röt  Schade  [die 
Ruhr]  nid  über  L.  Das  uiird  en  E.  com  Himmel 
laidi  mache  [erzürnen]  Z.  ,lr  dichtend  wort,  die  weder 
ir  noch  ghein  [irgend  ein]  e.  also  verstat,  als  [wie] 
ir  die  Wort  zämen  wättend  [zusammen  verbindet].' 
ZwiNiiLi.  Si  hend  en  E.  im  Himmel  iiberchu  [bekom- 
men], es  ist  ihnen  ein  Kind  gestorben  G.  Schläfe 
irie  d'  E.  GT.  Er  icott  Becht  ha",  und  uenn  en  E. 
com  Himmel  mit-eme  Schircrl  rnr-em  zue  stiend  Z. 
Kupheniistisch:  /  tcett,  er  u-ur-en  'hrätne  E.,  er  ist 
mir  im  Weg  [eig.  ich  wollte,  er  würde  ein  E.  von 
derjenigen  Art,  welche  in  der  HiiUe  gebraten  werden, 
ein  Höllenbraten,  ich  wollte,  der  T.  würde  ihn  holen]. 
Singe  wie  d'  E.  im  Himmel  Z.  Er  g'hört  d'  E.  im 
Himmel  singe,  er  ist  seiner  Auflösung  nalie,  es  öffnet 
sich  ihm  der  Himmel  L.  D'  E.  singed,  wenn  Nachts 
der  Wind  in  den  Bäumen  rauscht  Th.  Wenn  bei 
schönem  Wetter  der  Wind  im  blühenden  Kornfeld 
Wellen  schlug,  sagte  man:  die  E.  fahren  über  das 
Feld  und  segnen  es  G;  Z.  Es  göd  en  E.  dar  d' Stube 
XxBh..  es  ist  en  E.  dur  d'  St.  g' flöge  L ;  ScnSt.,  es 
flügt  en  E.  über  's  Hüs  Gl,  wenn  in  einer  Gesellschaft 
das  Gespräch  einen  Augenblick  stockt(e).  Wenn  ein 
Kind  seine  Hände  vor  das  Gesicht  hält  und  sie  be- 
trachtet, so  freut  sich  die  Mutter,  weil  das  Kind  in 
den  Händen  sein  Eugelein  sehe.  Auch  wenn  es  schon 
frühe  nach  dem  Lichte,  besonders  dem  hinnnlischen, 
schaut,  sieht  es  Engelein.  Wenn  es  im  Schlafe  lacht, 
erscheinen  ihm  E.  B  It  Eothenbaoh.  Im  Nachtgebet 
bitten  Kinder  E.  an  das  Bettchen:  lez  icem-mer  [wollen 
wir]  e  Gotts  Xame  i  's  Bett  gä  und  10  E.  niit-is  [mit 
uns]  lä:  zice  z'  Hauptijr,  2  z'  Fuc^sdr,  2  das-is  [die 
uiLs]  legged,-^  das-is  decked,  ;l  da.t-is  tceched,  :^  das-is 
u'ised,  3  das-is  splsed,  2  das-is  i  's  Paradis  ufe  ziend 
ZZoll.  Eine  Art  Parodie  von  Gebet  lautet:  Engeli, 
K.,  Zitli!  Wecli-mi"'  am  Marge  zltll  (Var.  bi  Zite), 
Xiid  se  früe  und  nüd  se  spat,  Wenn  das  Glöggli  achti 
■•ichlat.  Ein  in  GBuchs,  Sev.  übliches  Kinderspiel  be- 
steht darin,  dass  ein  einzeln  stehendes  Kind  mit  aus- 
gebreiteten Armen  den  ferner  stehenden  kleineren 
zuruft:  Engeli,  Engeli,  chomm  zu  mir!  worauf  die 
letztem  nach  dem  erstem  springen.  Das  selbe  Spiel, 
mit  dem  Namen  Engeli  iifzücha  | aufziehen]  in  Ar: 
ein  stehendes  Kind  fragt  das  er.ste  der  sitzenden, 
welches  Maria  Mueter  Gottes  heis.st:  Tar-i  [darf  ich] 
cn  Eti'icli  tifriicha?     Nachdem  ilic  wciti'ri'  Frage,  ob 


SS8 


Anj;-     iiiig- 


334 


CS  tanzen  könne,  bejaht  ist.  wird  das  Kind  aufgehoben 
und  tanzt  mit  dem  abholenden.  Wenn  es  dabei  lacht, 
kommt  es  unter  die  Teufel,  sonst  unter  die  Engel. 
(So  auch  in  dem  Kinderspiel  Frnu  Kose,  s.  d.  und 
EocHii.  S.  107.)  Der  Schluss  ist  ein  Kanijif  zwischen 
Heiden.  Beim  JJ)if/iiIti  Inii/ii  [Engelehen  tragen]  W 
verabreden  2  Kinder  (Eiiyd),  in  alle  4  Winkel  des 
Zimmers  gehend,  welcher  von  diesen  den  Himmel,  das 
Fegfeuer,  die  Vorhiille  und  die  Hölle  bedeuten  solle. 
Zu  den  andern  Kindern  tretend,  fragen  sie  der  Reihe 
mich  ein  jedes,  wohin  es  wolle.  Antw. :  in  den  Himmel. 
In  welchen  Winkel?  Dann  schliessen  die  Zwei  ihre 
Hiinde  fest  zusammen  und  tragen  das  Kind  auf  den 
Armen  an  den  von  ihm  gewünschten  Platz.  Erst 
bei  einer  zweiten  Umfrage  .stellt  sich  dann  heraus. 
dass  die  llehrzahl  der  Kinder  an  die  weniger  wün- 
schenswerten Orte  gekommen  sind;  sie  werden  aus- 
gelacht und  brechen  in  Klagen  aus,  während  die  in 
den  Himmi'l  gekommenen  jauchzen  und  singen.  Ähn- 
lich bei  Eoenn.  441.  In  einem  von  Rochh.  S.  438 
beschriebenen  Kinder-spiel  kommt  ein  E.  mit  einem 
goldenen  Stab  die  als  Farben  bezeichneten  Kinder 
abzuholen ;  die  er  errät,  führt  er  mit  sich  in  den 
Himmel.  Nachdem  auf  anderm  Weg  auch  der  Teufel 
seine  Schaar  gewonnen  hat,  entsteht  ein  Wettkampf 
zwischen  beiden  Parteien ;  s.  Mi'ttsche.  —  2.  Kngeli. 
Bau-,  Bott-,  Bart-.  Matt-,  Mutt-,  Muslet-;  Berg-; 
Sammet-:  Pflanzennamen,  s.  BadoniMi. 

Über-:  ein  die  E.  (an  Güte)  übertreffendes  Wesen. 
.Der  Pabst  zeigt  sich  in  seiner  Hulle  im  Schyn  eines 
Engels,  ja  Übcr-Engels!'  Ansh. 

Flieg-.  Flügenf/elifsJ  mache:  Spiel  mit  einem 
kleinen  Kinde,  das  zwei  Personen,  unter  seinen  Armer 
aufhebend  oder  auch  auf  ihre  eigenen  verschlungenen 
Hände  setzend,  schaukeln  oder  vorwärts  tragen  B. 
Davon  das  Vb.  flägeiiyelcn  AAFr. ;  L;  ScHwMa. ;  s.  auch 
oigeloi. 

Flug-:  päpstlicher  Gesandter,  Nuntius.  .Schickt 
der  pabst  sine  flugengel.'  Vao. 

Bassgigen-:  ein  Bassgeige  spielender  Engel  aul 
Bildern.  —  Vgl.  .Posaunenengel'. 

Gassen-:  Person,  die  öffentlich  sich  gut  beträgt, 
insgeheim  aber  schlecht.  Daher  das  Sprw.:  (/««.<(■»- 
ctujd—Hrtxliengd  od.  umgek.  ,Dass  sein  [des  Tabaks] 
(iebrauch  unter  die  Uiipigkeiten  gezehlet,  und  von 
einigen  Gassen-Engeln  mit  theologischen  Anatheinaten 
angefochten  wird.'  GHkiu.  17.'!'2  (hier  wohl  Geistliche 
als  strafende  Engel?). 

(iutschen-Eiigeli:  kleines  Kiml  in  der  Wiege 
(Gütadili)  L. 

Glorie-Engel:  ein  gar  zu  sehr  aufge|intztei 
Mensch,  bes.  Geistlicher  A.\Zurz.  181.^.  (dOri-ciigdi, 
Schimpfname  für  Mädchen  SB. 

Holz-:  Waldgeist'?  Teufel?  (irobian? 

Vom  yrolicu  Stuff  oder  vom  .ViilVntliiilt  im  W.iMy  Virl, 
h'.    »i  ihr    llahrli'immrr,    IJüllgcl ;   iii    E.    iiiil-nni    II. 

Küchen-.     Pfndjagrfc    Im"    iric    cti    Chirdieit-  K. 

^'gI.  i'/'».sj-. 

*Korn-.  Im  A.\  herrschte  der  Glaube,  dass  man  in 
blühenden  Kleefeldern  zuweilen  ein  eiigelscliönes  Kim! 
liegen  finde,  das,  wenn  man  es  aufnehme,  immer 
schwerer  werde  und  dann  plötzlich  verschwiiule.  Es 
sollte  den  Tod  des  Finders  bedeuten,  aber  auch  einen 


besonders  fruchtbaren  .Jahrgang.  Oder  es  war  der 
Kinder  ein  Pärchen,  das  über  die  blühenden  Saaten 
hinschwebte.  Rocnu.  18.50.  1,  273.  Kohlritsch  S.  322. 
Am  8.  Juni  1G8(J  sahen  zwei  Edelleute  auf  dem  Wege 
nach  Chur  an  einem  Busch  ein  kleines  Kind  liegen. 
Der  eine  von  ihnen  befahl  seinem  Diener,  es  aufzu- 
heben; aber  dieser  vermochte  es  nicht,  auch  als  ihm 
der  Diener  des  andern  zu  Hülfe  kam.  Das  Kind  selbst 
sagte  endlich:  ,Lasst  mich  nur  liegen;  dieses  Jahr 
wird  ein  köstliches  und  fruchtbares  sein,  aber  Wenige 
werden  es  erjeben."  Darauf  verschwand  es.  Grimm, 
deutsche  Sagen  Nr.  14.  Nach  Flugi,  Volkssagen  aus 
Graubünden  S.  122,  war  es  ein  Bauer,  der  in  einem 
wonnigen  Frühling  bei  einem  Gang  durch  die  blühende 
Flur  unter  Ähren  ein  Kind  fand,  das  er  nicht  aufzu- 
heben vermochte;  es  erglänzte  auf  einmal  von  lauter 
Gold,  und  sang,  als  Engelein  entschwebend,  einen 
Segensspruch. 

Später  ist  dio  Sage,  mit  Aljstreifnng  ilirer  symliolischcn 
Bed.,  ins  Historische  gezogen  worden,  indem  der  Alinlicrr 
des  Gesclileclites  der  Salis  als  Kind  unter  einem  Weiden- 
busch (Säle,  sali.x)  gefunden  worden  sein  soll,  und  ein  Ritter 
Rüdiger  von  Limpach,  der  im  .Jahr  1194  Vergabungen  an 
das  Kloster  St.  Lucius  bei  Chur  machte,  dies  darum  getan 
haben  soll,  weil  er  seinen  in  der  Ernte  unter  einer  Garbe 
eingeschlafenen  und  erstickten  Sohn  am  Tage  des  li.  Lucius 
gefunden  hatte.  Hinwieder  hat  Reithard  aus  dem  Kornengel 
zwei  in  einem  Ähreufeld  verlorene  Kinder  gemacht.  Die 
wesentlichsten  Züge,  von  der  Schwere  und  von  der  Vor- 
bedeutung des  Kindes  für  Fruchtbarkeit,  sind  in  diesen  spä- 
tem Fassungen  verloren  gegangen.  Die  Schwere  des  Find- 
lings erinnert  auffallend  an  das  zunehmende  Gewicht  des  von 
dem  h.  Christophorus  über  die  Flut  getragenen  Christusliiudes, 
eine  Legende,  die  in  ihrer  jetzigen  Fassung  natürlich  auf  de» 
geistigen  Segen  des  Christentums  zu  beziehen  ist.  In  den 
Sagen  von  den  Km-nenriehi  ist  die  Halmfrucht  als  Kind  dem 
Muttersehoss  der  Erde  entsteigend  gedacht.  Uralte  Sage 
erzählt  von  einem  .jungen,  aus  göttlichem  Gesclilechto  stam- 
menden Helden,  der  auf  einer  Garbe  in  einem  Schiffe  schla- 
fend ans  Land  getragen,  der  Stifter  des  Ackerbaus  wurde. 
Vgl.  Mannhardt,  die  Korndämonen  S.  2S/9.  Simrock,  Myth.  * 
Sji.  •2H'2'.5,  und  bes.  Dr.  FVetter,  Progr.  der  biindnerischen 
Kantonsschule   18T'2. 

Kr  ÖS-  Chros-:  Liebling  Z. 

Das  Gekröse  als  Innerstes,  Sitz  der  Seele  gedacht.  Vgl. 
tlas  syn.   Hn-zkä/vr. 

Pfusi-:  Engel  mit  Pausbacken,  wie  sie  oft  gemalt 
werden.  Farbe  hend  s'  [die  reifen  Apfel]  wie  ifmölet 
I'f.-E.  Heng.  183().     Vgl.  KildiCH-. 

Siden-:  It  Breitenst.  einer  der  spöttischen  Titel, 
die  den  oberen  Angestellten  und  Aussendlingen  der 
Seidenbandfabrikanten  erteilt  werden  Bs. 

Schutz-.  Sdiiim-di!  's  Sdiiitzengdi  diiiniit  mit 
dr  fürige  Buete!  zu  einem  schamlosen  Kinde  gesagt 
Srnw. 

Ansiiieliing  auf  den  Kugel  mit  dem  tenrigeii  Si-bweilc, 
der  den  sündigen  l'ndtern  das  l'aradies  vcrschloss.  I.  Mos. 
:!,   '2t.      S.   auch   Srliulzciunl-Sunnlaij. 

Wark-:  Würger,  als  Name  des  mönlerischen  Itaub- 
vogels  Lanius.  ,Dic  Warkengel  oder  Tornträer  ||)orn- 
dreher|  nemmcuil  die  Spatzen  auss  iren  nestern.'  VooEi.n. 
l."i.57.  .Di'r  Warchengel  hat  einen  krumben  Schnabel.' 
ebil.     .Warkengel,  lanius  nuiior.'  Mai,. 

.\us  inbd.  im ri-iirmjit ,  Neuntödter.  der  als  inin-  (ininil, 
Hiisewicht  (Würger),  herumgeht,  lautlieh  vi'reinlaeht  und.  da 
das  W.  Hiniji-I  früh  veraltete,  an  die  biblische  Vorstellung 
iMUes    .Wiirg-Kugels'    ('2.    Mus.    II.    1'2|   augi'lebnt. 


335 


An''-iiiw 


336 


Zuckor-Kiigel:  Kosewort  für  ein  Kind.  —  Süss, 
guliebt  wie  Ziidicr,  schwcvl.  tlcii  Zucker  liebeiulur  K. 

i'Wf^rlt'U  =  liiciiriifjclen,  s.  o.  Gl;  L;  Sciiw;  Uw; 
'Ar.;  ZKii.;  (laiiii  libh.  eine  kleine  Person  am  Arme 
luliren,  nmcn-ciirjelc"  Gl.     In  Z  syn.  hängelen. 

Ohne  Zweifel  ist  eij,'.  gemeint:  ciu  Kiud  als  (schwebenden) 
Engel  tragen  eJer  dazu  machen,  sei  es  nun,  dass  unter  E. 
ein  wirklicher  vom  üiuiniel  gesandter  oder  eine  zum  H.  auf- 
sch wehende  verklärte  Kindessecle  gedacht  werde;  scliwerl. 
dachte  nuru  unigek.  an  zwei  Engel,  welche  eine  Mcuschen- 
secle  auf  jene  Weise  empor  tr.igen.  Das  anmutige  Bild  eines 
fliegenden  Kindercngels  tritt  dem  Beschauer  in  katholischen 
Kirchen  häufig  entgegen. 

büt-:  ein  Kind  auf  ilen  Armen  wiegen;  in  die 
Höhe  heben  und  schnell  wieder  hinablassen  IS. 

Von  jmicii,  Kinder  wiegen,  in  dem  bekannten  Liodchcn: 
Hric  inili^    Wicijdi  titffHti   usw. 

englisch  I  cy.  auf  Engel  Bezug  habend.  Der 
englisch  Gniess,  das  Ave  Maria.  ,Es  sprechen  zween 
Engelsoh  man  [Engel]  Act.  1,  11  zue  den  jüngeren.' 
ZwiNGLi.  .Liejilich  Englisch  gesang  gehört.'  Cys.  ,Auf 
einem  Englischen    wagen'    [fuhr  Elias    gen    Hinnnel]. 

HoKJISTK    104  Tl. 

Engeliinder  m.:  1.  eine  Sorte  Erdäpfel,  wissi  E. 
S<'inv;  Z;  syn.  BudciisprciHicr.  Bote  E.  Schw.  —  '2.  eine 
l!ir]iensorte,  graue  Butterbirne  ZZoll.  ,Eiu/el ander,  die 
lieb-ai  scho"  y'csse,  duch  englischi  Bire  sei-ere  üjjjns 
Neils.'  UsTERi.  —  Von  der  Herkunft,  oder  der  einfache 
Name  viell.  ursprünglich  von  der  roten  Art,  mit  Be- 
ziehung auf  die  Farbe  der  Uniformen  engl.  Söldner. 
Vgl.  A/'riliiner  Sp.  100;  Ameril'iiner  Sp.  '210;  hlaiii 
lloUiiiider. 

Engcllescr:  Engländer,  bei  \'ai).,  den  roman.  Na- 
mensformen nachgebildet,  neben  ,Engelländor'. 

Ellgtr.  -ich  Aijcr  bO.,  L/er  B;  GnPr. ;  GT.;  Schw 
(schon  im  Landb.);  Uw;  U;  Z,  Ljver  GuYal.,  Igeri 
Gl;  gg.,  W.;  S,  Iijele,  Ljeli  G  oT.,  üi;ecic/t  AALeugg., 
Zein.;  Ar;  Gii  1780;  Scn,  Ey<;rrcli  AASeetal;  Bs;  S; 
Tn,  liicrceh,  T>icrifi  GlH.,  Innerig  Gl,  Äycrlig  Bs, 
E-iierli  (m.)  Ai'  -  Ingeri,  hujeli  n.,  die  übr.  Formen 
III.:  1.  a)  Engerling,  Larve  des  Maikäfers,  allg.  — 
b)  „Maikäfer  Gu",  Käfer  BS.  Die  meisten  nähern 
Angaben,  auch  aus  der  ä.  Zeit,  beziehen  sich  auf  a) 
und  betreffen  insbes.  die  Schädlichkeit  der  Enger- 
linge. Bekanntlich  wurden  sie  dafür  im  J.  1479  vor 
das  Gericht  des  Bischofs  von  Lausanne  geladen  und 
durch  Beschwörung  aus  dem  Lande  vertrieben.  ,I)ie 
schadhaften,  räubisehen  Inger,  Käfer  und  Wurm.' 
A.NSH.  .Dem  körn  was  von  kroten  und  ingeri  vil 
Schadens  widerfaren.'  Vau.  Nach  dem  Fischb.  werden 
,die  würm,  Bngerich  genannt',  in  Reusen  gebunden; 
sonst  ,im  Meyen  [Mai]  in  Käfer  verwandlet.'  Fris., 
in  Verlegenheit,  lat.  .bruchus,  species  locustie  parum 
nota'  zu  übersetzen,  erlaubt  sich  die  Zusammenstellung 
,graswurm  oder  raup,  inger'.  ,Von  den  Ingeren  sei 
grosser  schad  geschehen  an  guot.'  Si'hw  Urbar  1.582. 
.Der  Inger,  enger,  käfer,  bruchus,  campe.'  1002  Eed. 
,Heuschräcken  und  Inger.'  Hott.  1000.  .Haben  die 
Kaupen  oder  Kngerich  an  dem  Grass  zimblichen  Scha- 
den gethan.'  Haf.n.  1000.  ,Spondylus,  Inger  sive 
Enger.'  1080  Wagn.  .Die  Evangelische[n]  wie  das 
Unziffer  oder  Angerich  auss  dem  Land  zubescbweeren 
wie  jener  Lausannische  Bischuff  vormahls  gethan.' 
('LScnoi!.  100.'').    Bei  der  Verfassungsänderung  von  IS.'lO 


sagte  ein  Sarganser :  ,Es  ist  sit  Anno  ( I7J9S  ei  Tüfel 
[gleichgültig],  wer  regiert:  das  ei  Jor  Chäfer  und  das 
ander  Ingeri.'  —  2.  der  fleugend  Inger:  Schmetter- 
ling, im  Gegs.  zu  Bodcninger  GiiPr.  —  3.  Vieh- 
zecke,  „Wurm  zwischen  Fell  und  Fleisch  gewisser 
Tiere"  S.  Eiigerech,  schwärzliche  Würmer,  die  sich 
in  der  Haut  bes.  des  Weideviehs  ansetzen  S.  Inger 
oder  Wcrrfiir.  Engerlinge  unter  der  Haut  des  Kind- 
viehs ZS.  —  4.  Sprinkel,  Flecken  im  Gesicht.  ,Seur- 
lin,  engerlin.  bläderlin.'  Pakacels.  Syn.  Gltnnirm. 
,Engerlin  under  dem  angesicht  vertriben:  wasche  dich 
wo  du  ängerlin  hast.'  XVII.,  B  Arzn.  -  5.  Nasen- 
rotz, Kotznase  S.  —  0.  Ingerli",  ein  kleiner  Fisch, 
oben  bläulich,  unten  weiss,  mit  grossen  Augen  Schw. 
Syn.  Äzeli,  Luenzli.  —  „engerig:  von  Engerlingen 
gewühlt  Gk." 

Ahd.  aitfiarii),  enrjirine ;  inhd.  uitijet;  tinjci-,  engt-fine.  emjer- 
llnr,  Kornwurui.  Die  einfache  Form  »jij/ki-  macht  es  unwahr- 
scheinlich, dass  das  W.  von  dem  gleichlautenden,  in  der 
Schweiz  nicht  vorkomnieudeu  iiiujar,  iihd.  An<ji-r,  Wiese,  ab- 
geleitet sei;  eher  ist  Vwdtsch.  mit  gr.  äxapi,  Milbe,  möglich. 
—  Als  dim.  Form  gilt  Imjerli  ZO. ;  ob  aber  auch  liiijiU  (J  oT. 
dim.  Bed.  hat,  ist  unsicher;  es  könnte,  statt  ans  Inijrrli  verk.. 
direkt  =  Ini/eri  sein.  Das  i  dieser  Form  kann  nicht  noch 
das  von  ahd.  ungari  sein,  sondern  verk.  aus  der  Endung  -ich, 
ahd.  -ine,  od.  neue  Neutralbildung  (vgl.  dm  Vhricai,  Kirsche), 
viell.  mit  coli,  statt  dim.  Bed.  Das  i  in  der  Stammsilbe 
scheint  spezifisch  schwz.  und  ist  wohl  nur  aus  Verdiinnung 
von  (■  zu  erklären.  —  Bed.  4  kann  aus  dem  Glauben  erklärt 
werden,  dass  solche  Würmer  sich  wirklicli  auch  in  die 
menschliche  Gesichtshaut  einnisten.  —  Zu  5  vgl.  den  nhd. 
Ausdruck  .die  Würmer  aus  der  Nase',  (i  wird  auf  scherz- 
hafter  Vergleichuug  der  kleinen  Gestalt  beruhen. 

Eiigeral  verderbt  aus  General.  Benn  säged  .s' 
rom-e  Ämmeral,    War  of-eni    Wastscr  E.   JMeuz  ISoO. 

Engine:  Kriegsmaschine.  , Eugenen'  aus  Zotingen 
in  der  2.  Hälfte  des  XIV.  erwähnt  von  .IvMüll. 

.\us   frz.  '--mjin   und   dieses  aus  lat.  iiiijriiitiin.     Vgl.  ,(.Tenie- 

knrps'. 

Engishofer:  Apfelsorte.  Kronenreinettc  Tn.  —  Vom 
Ortsu.   Eiuiiflio/i  II. 

englef  s.  einlif  Sp.  283. 

englisieren:  mit  besondern  Schnüren  uml  .Vngcln 
fischen.     Englisieri"g  f.:  das  Angelgeräte  Z. 

Diese  WW.  mögen  von  AmjvI  ausgegangen  sein,  sjiielen 
aber  .iedenfalls  auf  englische  Passion  an. 

englisch  II  i:/)-:  auf  England  Bezug  liabend.  E)Hj- 
lische''  Schlilf.'iel.  ein  zangenartiges  eisernes  Instrument 
mit  Schraube  zum  Offnen  der  Fasshülsen  usw.  Z,  Syn. 
Sehriihesclihi.'<seL  Englischi  Nät,  eine  Art  von  Nat 
(Doppelnat),  die  aber  auch  Bnriser  N.  genannt  wird. 
Engiiseh  Gras  =  umerilcnnisch  Gr,.  s.  Sp.  219.  ,Der 
englische  Schweiss',  eine  It  JJHorr.  (1006)  u.  A.  zum 
ersten  Male  im  J.  1.529  bei  uns  aufgetretene  Krank- 
heit. .Liess  spizhuben  machen,  den  man  noch  gewon- 
lich  spricht  engelsch  hüben.'  Z  Chron.  1330/1440. 

Inglischer  -«'-  m.:  Engländer  P.  —  Aus  Einjinh 
(spr.  /-),  aber  nach   .Vual.  von  .Italiäner'  gebildet. 

Ingcli  n.:  die  beiden  häutigen,  behaarten  Fortsätze, 
Zäpfchen  am  Halse  ungehörnter  Ziegen  Ap. 

Das  durch  uuriclitige  Worttrenunug  Ch-  liujili  st.  '».^imiiU) 
verstünnnelte  Dim.  zu  Siinjrle,  welches  zwar  bei  uns  nur  in 
der  Bed.  .Olirfeige'  V(irk<uumt,  urspr.  aber  ohne  Zweifel  syn. 
u.  vwdt  ist  mit  dej*  .s'/zy^'^fwe,  Klingel,  der  bair.-östr.  Nachbar- 
schaft; vgl.  Maulschelle.  Es  wären  also  jene  Zäpfchen  mit 
angebiuigteu   lllüekchen  verglichen.    —    Syn,   Xiiileli. 


337 


Aiifj— niiff.    Aiisst— ungst 


338 


iiifrj  tM-  s.  ni-hci: 

er-iiislPll,  ri'll.:  sicli  oriiiiii'ni,  licsimiiMi  uiul  ilavauf- 
hin  boscliliossoii.  .Es  haben  sich  ouch  allda  iiiiii  Herron 
[die  Obrijrkcit]  erynglet,  das  es  ein  alter  briich  und 
landsrecht  syc...  Habent  sich  ein  Aniniann  und  gc- 
sessner  Kat  der  sach  halb  eringlet  und  under  inen 
selbs  erkundet  und  band  funden  ein  alter  bruch  und 
für  ein  landsreeht  ^halten  sin  . . .  Hand  wier  uns  er- 
vnglet  und  vindent .  .  .  Hand  sich  ein  A.  u.  g.  K.  er- 
ingliit  und  erlütert,  das  unsers  Landsrecht  syo  . .  .  Ein 
Landaninian  u.  e.  g.  K.  zu  8ch\vyz  habent  sieh  under 
eiiiandern  erynglet  und  erfumlen  . . .'  XVI.,  S<  inv  LB. 
—  Aus  ri-iiullcn  (S|i.  320)  cntstfUt  unter  glciclizeitigcr  Ver- 
eiiiroruiig:  des  Begriffs. 

Unger  vyrr  m. :  1.  Ungar.  —  2.  eine  Goldmünze 
L  1435,  in  der  eidgen.  Munzconvention  von  1425  , un- 
garischer Gulden-  genannt.  —  Ungeren  m.vc'j-'  Un- 
garn. ,Zuo  Ungern.'  Z  Chr.  1.330/144(3.  .In  Ungeren.' 
LLav.  1578.  —  ungerisch.  .Frönibde  pflaumen  oder 
kriechen  aus  Damasc,  an  welcher  statt  man  bey  uns 
braucht  die  Ungerschen  Zwetschgen  genannt  oder  die 
Spangischen.'  Fris.  .Sind  vil  Soldaten  vom  Haupt- 
wehe oder  ungarisch  sucht  gestorben.'  S  1G35. 

unger  »sjf'T  s.  un-gern. 

Unj;le"  pl.:  die  Nägel  an  den  Fingern  und  Zehen 
L.  —  Das  fix  oiKjIcs,   walirsch.  Jurch  SiilJncr  liiiiufri'liraclit. 

Unglet,  Unglit,  LTnglix  s.  mi-fjlich. 


Angst,  Allst  Aa;  BsL.  (Sprenu)  —  PI.  Bat.  i-den 
Aiifjste  Aa;  Z,  Acc.  .Ängsten'  Gottii.  —  f.:  1.  wie  nhd. 
„Hie  Angst  oder  unsers  Herrn  Todesangst  läuten,  d.  h. 
an  den  Donnerstagen  nach  dem  gewöhnlichen  Bet- 
glockenklang noch  mit  einer  grossem  Glocke  läuten, 
um  an  die  Angst  Christi  am  Üelberg  kräftig  zu  er- 
innern. Kath.  ScirwEiz."  A.  bete,  während  dieses  Lau- 
fens ein  besonderes  Gebet  verrichten  L.  ,Wer  zu 
disen  Eiden  [Beteuerungen  bei  den  Wunden  usw. 
Christi]  das  ferch  [Leben],  das  bitterlich  und  das  An- 
gest  leit  [hinzufügt],  der  git  Buesse.'  Z  1348.  Z'Tod 
A.  h(i.  sich  zu  Tode  ängstigen,  tödtliche  A.  empfinden 
Bs.  ?:ine"  i"  (TA.  jarjc  Z.  Der  schüchternen  Patin 
iiincht  's  A.  nf 's  Taufe'  hi".  Adject. :  Es  ist  im 
[ihm]  so  a.  nie  an-ere  [einer]  Chafz  im  Sack  ScuSt.; 
daher  das  Comp.  J:ats-a..  s.  d.  Es  ist  mer  a.  und  haiuf 
Aa;  Z;  daher  auch  mit  Steigerungsformeln:  eii/jster  Gi.; 
Z.  Es  vird-me.r  änpster  nUivil,  immer  mehr  a.  Stutz. 
.So  angst,  dass  es  einer  Katz  im  Sack  nicht  ängster 
sein  könnte.'  HPkst.  ,Das  jhme  noch  ängster  macht.' 
KCvs.  ,Was  [war]  mier  aller  ängstest.'  1572  Platt. 
—  2.  Mühe.  Mit  A.,  mit  Mühe,  kaum,  höchstens 
L;  Id.  B.  Mit  A.  und  Not,  mit  grosser  Mühe  z.B. 
Platz  finden  L.  .Angst  und  Not'  hiess  ein  schmales 
Gässchen  in  Gl  (s.  Enf)i);  auch  ein  (wahrsch.  entspre- 
chend gelegener)  Hof  in  ZBub.  Es  wird  im  [ihm] 
A.  tue  z' diene,  schwer  fallen  ßSi.  Es  tuet-mcr  A., 
ich  bin  nicht  daran  gewöhnt,  ebd.  -  3.  Hast,  Eile, 
auch  ohne  begleitendes  Angstgefühl  B;  L.  Hit  lief 
[habt  nicht]  so  A.,  beeilt  euch  nicht  so  sehr  BSi. 
^]'llhi'•  Iivifed  dir  [ihr]  so  i  dr  A.?  so  eilig  BHerzogb. 
Vgl.  aiiiistlich.  —  4.  Drang  nach,  Lust  zu  Etw. 
, Einem  A.  machen  Etw.  zu  tun'  Ulla.  Es  ist-eni  nid 
Schweiz-  Idiotikon  I.  3. 


A.  drum,  nicht  darum  zu  tun  Aa.  Vgl.  aiif/steii  ; 
.Weiberangst',  Sehnsucht  nach   W.  ((Jrimm  WB.) 

Mlul.  aiif/cxt,  aliil.  tiiujuHt,  von  rtn'y/,  cn^c.  Vfrl.  lat.  "ji- 
'jwituH,  —  Über  diu  Eutstehunj^  des  Diplitli.  nii  aus  odij  s. 
Fiomni.  7,  334.  —  Wenn  in  Dial.  241  nicht  ein  Dnick- 
IVhh^r  vorliegt,  so  kam  zu  St. 's  Zeit  auch  noch  das  niiinnl. 
lieschl.   vor  wie  im   Mhd. 

Hellen-,  llijjjen-:  grosse  Angst;  sehr  angst. 

Himmel-  und  gesteigert  Himmel-Erden-,  Him- 
mel-Todes-: dass. 

In  allen  drei  Füllen  sind  die  voi'gesetzten  Wörter  (aus- 
genomnieu  J'orfc«-)  nicht  in  concrct  hcsonderom  Sinn,  sondimi 
nur  als  abstracto  Verstiirkuug  aufzufassen  wie  ähnliehe  vor 
iiUehi,   s.   d. 

katz-:  sehr  angst.  Eim  eh.  mnehr.  Es  ist-mer 
eil.  icordc  Sch;  Z. 

Erklärt  sich  am  Einfachsten  aus  den  u.  .1.  /  angoführtcn 
RAA.      Vgl.   KiUz. 

boden-:  ebenfalls  nur  abstr.  verstärkend,  cig. 
.gründlich';  s. Boden.  .Dass  inen  allen  b.  darby  wurde.' 
1530,  Strickl. 

himmel-sclig-:  wie  das  vorige  B.  —  Sdi.j  für 
.Seeion-':   s.   muetrr-nrlifj-<tllrin. 

schiss-:  so  angst,  dass  man  (in  die.  Hosen)  seh. 
möchte  Aa;  Bs;  Z.  —  Vgl.  engl,  iliri-fm,-  und  .augst- 
scheissige  Not'.   Grimm  WB. 

angstcn,  auste  Aa:  1.  Angst,  Kummer  haben 
und  zeigen,  allg.  Anfjsfed  doch  niid  eso!  Das  r/U 
[geht]  no^''  Alls  am  Beste,  wird  noch  Alles  ein  gutes 
Ende  nehmen  B.  .Gönnt  euch  Hube;  angstet  nicht 
mutwillig,  das  Ängsten  kömmt  von  selbst.'  Gotth. 
,AUiir!/l  [immer]  «.  und  sort/e.'  L'^steri.  Unpcrs.  e.s- 
lict-em  (faustet,  er  hat  A.  bekommen  Aa.  .Christus 
iieng  an  bekümberet  zu  werden  und  heftig  zu  a.  am 
Ölberg.'  1655  FWvss.  .Die  Evangelische  Kirch  hat 
nicht  Ursach  zu  a.  oder  zu  zweiflen,  ob  sie  irre.'  Cl 
ScHon.  1695.  —  2.  sich  beeilen,  bes.  mit  Arbeit; 
hastig,  und  darum  wohl  auch  unordentlich,  arbeiten 
B;  L;  im  letztem  Sinn  syn.  pfudlen,  strudlen.  Hut 
[heute]  lian-i  recht  miiesse  a.,  siist  hätt-i  nüd  miifie 
(j'cho  [sonst  hätte  ich  nicht  fertig  werden  können]  B. 
In  Angst  und  Hast  sein  Gl.  ,An(/stc  und  rüble',  an- 
gestrengt arbeiten.  Usteri.  Vgl.  Aii(ßt  3.  —  3.  sich 
schmerzlich  sehnen.  ,Matrem  suspirat,  er  seufzet 
oder  angstet  der  mueter  nach.'  Fris.;  Mal.  ,Wer 
nach  dem  glauben  angstet  und  jahmeret,  der  hat  den 
glauben.'  1655  FWvss.  Vgl.  Aiii/st  4.  —  Mhd.  fin,/,Ki.ii. 
in  Sorgen  sein.  S.  noch  pfmmi«tni.  —  er-:  „eine  vor- 
genommene Arbeit  hastig  zu  Ende  bringen.-' 

ängsten,  e'-  Gl,  sonst  ä-:  1.  frans,  ängstigen. 
Angst  machen  Gl;  GnChur.  .Urgere,  treiben,  engsten, 
treiigen,  trucken.'  Fris.;  Mal.  .Sollicituilinum  aculei. 
die  müey  [Mühe]  und  verdruss,  die  uns  yemerdar  stä- 
cbend  und  ängstend.'  Fris.  —  2.  intr.  =  an(isfcii,  ängst- 
lich sein  und  sorgen.  ..\ngsten  und  bekümmern  sich.' 
Stutz.  ,Meii  ist  iiu  tiimm,  diiss-me  so  dui/slc  mnij.' 
ebd.  Er  hat  c  sehülis  |schreckliclies]  Am/ste  Z.  ^ 
MIkI.  iini/rNtm  auch   trans, 

.\ngster  1  m.  Der  Angster  im  Bliese  lui,  in 
grosser  Angst  sein  BsLd  It  Si'ken«.  Der  Geist  der 
.\ngst.  —  Zugleich  Wortspiel  mit  Jii;/«(<i-  =  MUn/ond.  Flasche. 

Angsti  m.:  der  bei  allen  seinen  Arbeiten  Angst 
hat  (nicht  bei  Zeiten  fertig'  zu  werden);  der  schnell 
arbeitet;  iler  ängstlich  bin  und  her  geht  B;  Z. 


339 


Angst — ungst.    AiiRK — uiigs 


340 


Allgsti  f.:  Angst  Z.  —  (ieliililet  wie  sonst  wribl. 
Siibst.   von    Ailj.,  alsd  vnni  mlj.   lunjHt. 

äiigxtig,  cnstifi  liKScuiilnis:  iuig.stlii>h  UKck.stkin; 
«»rgsain,  emsig  auf  Okonuiiiie  be'lafht  W;  furchtsam 
(tkSo.    —    AIhI.  aniiwitic  Ulihan  fi,ii;/u>ilUrJi. 

Ängstigi  f.:  Ängstlichkeit;  bes.  übertriebcm-' .S|iar- 
samkeit,  Geiz  W. 

ängstlich,  ängstlich,  ohne  Uml.  15  vorzugsw. ; 
GiiC'hnr,  Pr.  ((nßtli),  D.  (ayslirj):  1.  Angst  habend, 
a)  villi  A.  erfüllt,  leicht  zu  A.  geneigt  =  nhd.  iingstlidi 
B;  (iK.  -fc'»  aiu/xtlk-he  Ma",  der  mit  seinen  Feld- 
arbeiten frülie  anfängt,  um  nicht  zurückzubleiben;  er 
hct  en  a.-i  Natur  BSi.  ,Kngstiklich  anruefcn.'  Zwincli. 
,Mit  angstlicher  eyl.'  1531  Deut.  —  b)  eilfertig  B; 
..  L."  ,Stü<li  kam  daher  fast  im  Galopp.  Je  aber, 
^tüdi,  sagte  ich,  wo  us  [wohin]  so  angstligV'  B  Kai. 
jDer  Herr  wartet  nicht  lange,  er  ist  gar  e  Angstlige.' 
GoTTH.  —  2.  Angst  erreg'end,  beängstigend,  a)  im 
eig.  S.  z.  B.  von  Krankheiten  und  gewissen  Symptomen. 
Ä.  Wi'ticr.  im  Sommer,  wenn  (iewitter  drohen  SeiiSt. 
Es  iat  <i.  Iii-Dic  ijritsdifje  Dunneriretter  z'  Nacht  uf  dr 
Strdss  si  B.  In  Git  bes.  Beiwort  des  Teufels:  dr 
aiifisüi  l'ii/'el.  Dann  auch:  en  angschUfjn  Lug,  eine 
höllisdie  Lüge  GnD.  —  b)  ahstr.  verstärkend.  .Ängst- 
lichen übel  wirt  sich  Sin  förchten.'  l.'>31/-18  Ezech. 
(.sich  lieftig  ängstigen.'  10(;i7).  .Wie  es  im  land  so 
■  übel  gat,  so  angstlich  jemerlichen  .stat.'  1538  Kukk. 
.Er  ist  jren  [ilir]  angstliclien  liold,  er  hat  sy  über  alle 
maass  lieb,  eam  niisere.  perdite  amat.'  Mal. 

Mlul.  funjrHtflrlt,  nnj-.  (JrPr.  l)r.aiirht  anrjitU  in  tlci  altsir. 
B.MJ.   -J    I.).  sonst  ,. 

Allgster  II,  Auster  A.\Tjeugg.,  m. :  alte  Sclieide- 
münze  =^  2  Heller  (oder  2  Pfennige  L.  2  Stelller  Bs). 
der  0.  Teil  eines  Schillings,  durch  das  neue  eidg. 
Münzsystem  antiquiert,  aber  noch  in  einzelnen]  BAA. 
üblich  Aa;  Ap;  Gl;  L;  Zii;  Z.  Kein  A.  wert,  nicht 
das  Gering.ste,  gar  Nichts  w.  Aa.  'Wer  zum  A.  ydiirre- 
n-ist,  chunnt  nit  zum  Ouldi  L.  Der  A.  gilt  am  mcrste, 
wo  er  g'schlage  irird.  Dim.  Angsterli  als  Sjdel- 
pfennig  hei  Kindern.  A.  fisteile",  ein  Spiel,  bei  wel- 
chem ein  kleiner  Gegenstand  in  den  Händen  der  Kinder 
versteckt  herumgeboten  wird  und  bei  einem  erraten 
oder  gefunden  werden  soll  Z.  A.  rerteile".  ein  anderes 
Spiel,  wobei  jedem  Kind  angeblich  ein  A.  in  die  Hand 
gedrückt  wird,  über  dessen  Verwendung  es  dann  Ke- 
chenschaft  geben  muss;  vgl.  Bäppli  ge". 

Mild.  uiHjutcr,  nur  in  scliweiz.  Quellen,  wahrsch.  aus  lat. 
aurjvnivs,  eng,  i.  S.  v.  schmal,  klein,  dünn.  Vgl.  Anyiter  ] lt. 
Erstes  Vorkoninien  von  A.  und  Beller  s.  Gfr.  21,  241;  in 
Bs  seit  1362  bezeugt.  ,Itcm  wird  geschroten  39  A.  nf  ein 
lot.'  Absch.  XV.  JJer  Wert  des  A.  i.  J.  1335  entspricht 
It  Mey.  V.  Kilon,  in  die  heutigen  Verhältnisse  übersetzt  dem 
von  15  Ct.,  1425  nur  noch  dem  von  3  Ct.  1416  machton 
in  I.  3  A.  einen  Hflitiiivr  (s.  Sp.  83).  1456  soll  ein  Zürcher 
A.  an  einem  Kopf  |  WeiiiiiiassJ  gewonnen  werden.  ,I)as  es 
von  alter  bar  gsin  sy  dry  Landtsehillig,  d.  i.  der  yet/igc'U 
werscbat't  vierzecheuthalben  a.'  1520(44,  Schw  LB.,  also 
1  h.-Sch.  =  4'/s  A.  Nach  einem  Z  Sittenmandat  von  1530 
war  bisher  um  1  .\.  zu  spielen  erlaubt  gewesen.  ,1  Bern- 
aiigster  2  pl'eiinig,  sonst  2  A.  :!  pfennig.'  Stettier,  Chron. ; 
s.  auch  AiiiiHiiiji/inniii.  llöglii-li  ist,  dass  der  Name  der 
Münze  von  dein  gleichnaiuigeu  VVeinmass  (s.  111)  übertragen 
war  oder  demselben  sachlich  iiarallel  stand,  wenn  nämlich 
ylii(/»(<r  auch  =  ,Kopf^  gebraucht  wurde,  welcher  2  Mass  hielt. 

Haupt-:  eine  Kopfsteuer,  zur  Deckung  von  Krieg.s- 
ko,sten  im  XV.,  XVI.  in  B  erhoben. 


Büggeli-:  A.  in  Form  einer  Hohlmünze.  .B.-.\. 
gand  41  uf  ein  lot.'  L  1450.  Er  war  also  ein  wenig 
geringer  als  der  gew.  A.  und  enthielt  nicht  2  volle 
Heller,  •  deren  4*/i3  auf  1  (Juintli  giengen,  während 
1  y.  2*/i;  B.-A.  gab.  Wegen  fortgeschrittener  Ver- 
schlechterung i.  J.  1451  von  der  Tagsatzung  zu  bloss 
1   Haller  taxiert.    —    Von   flwjyet,   Erhölmng,   Wölbung. 

Wuclien- ^  7/«»j)tn«(/.s(e»'  und  Angstergeid;  s.d. 

I>ri-.\ngstler,  neben  andern  kleinen  Münzsorten 
genannt  in  einem  Münz-Mandat  L  1700.  Wahrsch. 
also  =  üchtiver. 

Aiijjsfpr  III,  bei  Spreng  auch  Engster,  m.;  ein 
Weiiigefäss,  Flasche  mit  engem  Hals  „B;  U."  ,Kng- 
liälsige  Flasche,  Bottel.'  Spkeng.  Syn.  Schlegel.  .A. 
mit  eim  langen  halss  daruss  man  trinkt,  amimlla.' 
Mal.  .Als  wir  kein  trinkgsehir  hatten  dann  ein  a.. 
giengen  wir  mit  dem  a.  in  keller.'  1572  Platt.  ,Boin- 
bylius,  gülchglass,  angster.'  Denzl.  1(577.  1710.  Nocli 
im  S  Kai.  1753. 

Mhd.  mii/ntiT;  aus  mlat.  uiii/imiium,  ital.  iinjtiiHtt'ira,  ttn- 
ijuisliim;  von  der  engen  (lat.  iuh/ukIiih)  (iestalt  des  Halses. 
Vgl.  Aiiiister  II.  —  EiujHtpi  entw,  die  Plnr.-Korin  mit  Umlaut 
in  den  Sg.  gedrungen  oder  näher  an  die  ital.  Form  imj-  oder 
direkt  an  ,eng'  gelehnt.  —  Die  Angabe  Koiir.  v.  Megenb. 
1341):  .vier  ,seclisteil  weins  das  sind  vier  gar  gross  angstär' 
zeigt,  dass  das  Hohlinass  ^1,  ein  Sechstel  eines  andern  Masses 
war,  wie  die  Münze  Ve  des  Scliillings,  bestätigt  also  den 
Zshaiig  zwischen   II   und  III, 

Wahl- Engste"  s.   WaJd-Iletigst. 

(Mlgstij;:  allein.     Engxtigs  Chind  s'i"  (iT. 

Weiterbildung  ans  mhd.  eiuniist,  vorarlb.  eiiijiist,  der 
Superlativ!',  zu  <ini</  I  (Sp.  279).  Zn  der  Synkope  vgl.  titl- 
rnijiifn   aus  -tiiti'/rti   (Sp.   275)   und  schon   mhd.  tiiujiihtöf  aus 

riniifllltiy 


Angg  d.    i.  '!/;/■   usw.   s.   auch   Ang   usw..   Ank    usw. 

.\ll,CK''l  >o-  "ciljl.  Vorn..  Anna,  in  derber  Rede 
Z(l,     .Heiggcl  und  A.'  ein  Dialog  bei  Stutz. 

Ilje  Vergröberiiug  des  Lautes  ans  Atfd  (Sp.  261)  der- 
jenigen des  Sinnes  entsprechend. 

Ailgfi;li.  Bäs-:  kosende  Benennung  für  Kinder  Seil 

(KiKI'HII.). 

Viell.  Iliiii.  zu  dem  vorhergehenden  W. ;  ,Aiiiia*  einst  der 
allgemeinste   Fraiienn.,  s.   Sp.   260.      JliOi  =  Base. 

Ängijpli  n.  1.  «<>i;7.cZt  AaHoU.  ;  Z,  Änggel  SciiNnk., 
111,,  liläiiggeli  AAKlingn.,  Miinggel  Scn:  die  Stelle 
am  Brote,  welche  durch  Zusammenbacken  besonders 
reich  an  Knuppern  ist,  Auswuchs,  Bug  am  Brot.  — 
2.  Schaden,  Schlappe,  Nachwehen.  Er  häd  au  es 
A.  übercho  (derro"  'traid,  getragen)  Z.  —  3.  Blunien- 
nanie,  gemeine  und  geruchlose  Schlüsselbluiue,  jiriiiiiila 
off.  u.  elatior  ZW..  s.  Badonikli. 

1.  iV.  blosse  Afterform,  durch  Anschweissung  des  m  vom 
Dat.  des  Art.  und  mit  Anlehnung  an  mümjijeli'n,  bedächtig 
kauen.  —  Das  Vorwiegen  von  yytj  nebe»  dem  einzig  aus 
ZGlattf.  bezengteu  >;/■/  scheint  zur  Herleitung  des  W.  aus  od. 
wenigstens  Anlehnung  an  Amjel  II,  Winkel,  läng  (Sp.  3291. 
zu  nötigen,  da  unser  yh  sonst  immer  aus  i/y  hervorgeht; 
sonst  würde  allerdings  das  mhd.  bei  uns  sonst  ganz  ausge- 
storbene enhct,  Knöchel,  Gelenk,  einen  hübschen  Sinn  ergeben, 
da  der  Brotlaib  vielfach  mit  dem  menschlicheu  Leibe  und 
gerade  die  fragliche  Stelle  (Mihulli)  auch  mit  den  Lippen 
verglichen   wird   (s.  ,das  Brot'.   S.  40  ff.     Syun.   s.  ebd.  S.  42 


\ 


:!ll 


Angg- 


Ank—uiiic 


342 


u.  Vij'l.  das  siU'hs.  jMiiuilliroilcheu',  i^cininel  mit  zwei  sclnvul- 
stigeu  Liiiiieii).  —  Beil.  '2  viell.  =  1  liiUUieh  gewendet.  Syn. 
.V&.S1.  Uegeii  die  Eutstelumg  aus  Venkeli  (Aiidenken|  spricht 
luieli  liier  die  Aussiir.  i/yj.  —  Zu  3  vgl.  KmjrU  Sp.  333. 
Duell  legen  sich  auch  Dnicdi  uud  AtJcciihluriu  nahe. 
Eiiggeisle  s.  AmeLse  Sp.  21ti. 

eiigge"  t'uk  GT.,  c-i/hj  PSal.,  engget  GT.:  Adv. 
iilleiu,  einsam;  auch  adj.  gewendet:  i''''  gö"  enyyeß) 
und  en  enggete  Brüeder,  es  engges  Chind. 

Verk.  aus  alhiniynn,  alleiifjyen  Sp.  275;  vgl.  niucteynciKjy- 
iilkin   elid.     -(  angeschoben   wie  in  eiijent  Sp.    146. 

„Uosenggeii  m.:  Wassernymphe,  libellula  BSa." 
Her  1.  Teil  des  W.  wie  in  dem  Sj'U.  Jiuieiischiemer  ist 
Ho«s,  Uns.  Teich.  Als  2.  Teil  würde  für  das  geschäftige 
Insekt  das  als  Simplex  allerdings  bei  uns  nicht  mehr  er- 
haltene mild,  cnke,  Knecht,  dem  Begriffe  nach  trefflich  passen 
[y%\.  WfUrkitcckt,  ebenfalls  ein  Insekt);  doch  macht  auch 
hier  die  Ausspr.  <jtj  (statt  A/)  Schwierigkeit.  Teilt  man  ab 
Rois-aeiHjijKn ,  SU  setzt  dies  eine  sonst  nicht  belegte  Abi.  von 
,seugen'   i.  S.  v.  stechen  voraus;   vgl.  das  Syn.  Auijenstccher. 

Iiiggis  m. :  1.  Versteck  zunächst  für  heimliche  Vor- 
räte (s.  Jltitech);  gelegentlich  auch  ein  Schlupfwinkel 
A.4.  I  chlederen  [klettere]  uf  ml  Hohb'ige  noch  [niihv] 
iiiider  's  Siraudach  ue-n,  aber  si  y'miret-mi'''  i  mim 
I.  olie.  AÜYsi.  J"  slm  I.  hlnde  Iure",  ebd.  —  2.  das 
Grübchen,  in  welchem  sich  beim  Spiele  die  Schusseni 
oder  die  Bohnen  sammeln,  ebd. 

In  Folge  unrichtiger  Abteilung  verderbt  aus  (im)  Mingijia, 
Vorrat,  Uurcheinander  (und  Winkel,  wo  dgl.  aufbewahrt  wird). 

GüU-Üngge  s.  G.-Unke. 

Ullggl(\  "y.7't  G.  iiuk/il  Srii-w  —  m.:  Oheim,  in  den 
sog.  gebildeten  Kreisen  .st.  der  volk.st.  Oclii,    Vetter. 

Die  Aus-Spr.  mit  ylr  gellt  direkte  auf  das  frz.  vndf,  die 
mit  ylc/  auf  das  germanisierte  , Onkel*  zurück.  ™  S.  Sjxirlui/e. 


A II  k   (d.  i.    ijl:/]   usw.   s.  auch   Angg   usw. 

Anke"  1  Aa;  BsLd;  BU.;  GrHc.;  P  f-oj;  GG.;  S 
sJura;  \'w;  Z,  Angge  a^/jv  BsStdt;  BBrisl.;  Gl;  GA., 
ü.,  We.;  S  nJura,  Ache,  Ahe  u/V  BO.,  ä%  aka  BO. 
(ä  nasal.  Si.);  GuUli.,  V.;  PP.;  Wllar.,  Au  che,  Auhc 

<iii/'j    BÜ.;    GnChurW.,     ii"/\,    -u,    -«    VV,    auhe,    -u.   mihi 

BSchw.,  G.;  F;  W  —  m. :  Butter,  allg.  mit  Ausn.  von 
Af;  GRC'hur;  G  aLd.;  Scii;  Tu.  Nüe,  säesse  A.,  frische 
B.  Gl;  GA.,  Syn.  Nüschmah.  ,Ühruiiiet  [kauft]  messe 
Anke!'  Hkukl,  Huf  der  Marktweiber  in  BsStdt.  Alte 
(Gl),  iisg'lihitc  [ausgelassener]  (GA.)  A.,  ausgesuttene, 
Schmelzbutter  (zum  Kochen).  Andere  techii.  Ausdrücke 
sind  bereu,  kneten,  ü.srüeren,  üsstössen;  Birete,  Anke- 
buUe,  -.ftoek,  -bück,  Zolle,  s.  dd.  Jlet  's  dr  A.  g'geY 
ist  die  B.  geratenV  auch  liildl. :  ist  die  Sache  gelungenV 
U.  ,Den  Anken  thuent  s'  [die  ,grempler'  in  Paris] 
byni  gwicht  verkoufen,  ongsotten,  ist  der  sit  [Brauch  |, 
denn  gsotten  essent  .sy  in  nit.'  153(j  ZBlkt/.  ,0  Mensch, 
fass  in  Gedanke:  Zwe  Batze  chost  d's  Pfund  Anke!' 
B  in  der  Teurung  von  1810/7.  üV  weisst,  was  dr  A. 
gut,  kennt  den  Lauf  der  Welt  /Kn.  Uä  sta*  wie  der 
A.  a  der  Sunn,  verlegen  dastehen  Z.  ,Mi  A.  as  Brot 
verspreche ,  mehr  v.  als  man  halten  kann.  Siiiiild.  Das 
iseh  nit  Alles  A.,  nicht  lauter  Gold,  nicht  ganz  zu- 
verlässig LG.;  S.  ,l<Js  (.st  iiid  Alls  A.',  jedes  Ding 
hat  auch  seine  Schwierigkeiten.  Inku'Hkn.  JCs  i.sc/i 
doch  nit  Alles  A.  drbi,  nicht  reiner  Gewinn  Bs.  J'Js 
iseh  nid  Alls  .1.,  viis  it'Jiitre  scli'issiil.  den   Hauern   ist 


nicht  immer  zu  trauen  Schw.  Der  meint  au,  sl"  Dreck 
slg  A.,  er  ist  stolz,  ebd.  A.  üslö  [auslassen,  schmelzen]. 
Winde  lassen  S.  Mls  Füdli  blsst-mi''',  ml  Schwigeri 
südt  A.  Z.  Er  ist  so  g'schld,  wie  seb  [jenes]  Hitndli: 
das  het  's  Becki  g'fnsse  nnd  der  A.  lo  sl  [liegen 
lassen]  L.  ,Es  gieng  Alles  wie  gewünscht,  sozusagen 
äür'''  en  A.',  d.  h.  glatt,  geschmeidig,  ohne  Anstoss 
BS.;  freilich  gab  es  einst  Fälle,  da  die  B.  sich  zu 
diesem  Bilde  nicht  eignete:  ,Es  sind  etlich  der  kun.st 
so  wol  bericht,  dass  sie  auch  ein  Ankenballen  also 
verhärten  können,  dass  man  mit  keinem  messer,  schwert 
oder  achs  dieselbig  anschneiden  möge.'  K(jweri!  104(). 
,£■)•  will  au  mich  der  A.  drüber  brenne,  über  das  Ge- 
sagte auch  noch  seine  Meinung  äussern,  sich  unnötig 
in  das  Gespräch  mischen  Gl.  Die  g'sehldist  Frau 
cha  dr  A.  verbrenne  Z.  Als  Leuchtstoff  verwendet 
erscheint  A.  in  alter  Zeit:  ,ein  küpfrin  geschir,  darin 
der  Anken  brünnt  in  dem  kor  zu  St.  Oswald.'  Zg.  Als 
Wagenschmiere?  vgl.  Hameranken.  Auch  Familienn.  B. 

Mhd.  ankc.  ahd.  ancho,  zu  skr.  anj,  schmieren,  wovon 
ägya,  flüss.  Butter  z.  Opfer,  lat.  ungere,  wovon  unguen,  Fett. 
D.1S  W.  scheint  sich  auf  das  alam.  Gebiet  beschränkt  oder 
zurückgezogen  zu  haben  und  ist  doch  auch  auf  diesem  nicht 
mehr  in  unbeschränkter  Ueltung.  Kin  B  Sprechspiel  macht 
sich  über  die  alam.  Brüder  im  Elsass  lustig:  z'  Strümhurg 
IniH  Müii^ti^r  het  's  Butte ntieitsthi  [-mädchen  |  Ankcwcggli  [-brot- 
chen] /eiV.  Nach  Gr.  Gesch.  *  696  wäre  im  u Elsass  ^ji/,i;  = 
geschmolzene  Butter.  Auch  die  nordöstlichen  Grenzkan- 
tone der  Schweiz  haben  statt  ^1.  das  W.  Schmalz.  Die  gott- 
tose Bünlner  süged  dem  heilige  A.  Sehmutz.  In  einigen  Kant, 
kommt  (oder  kam  wenigstens  früher)  Beides  neben  einander 
vor;  1566  werden  in  Gl  ,Sclimäl2ler'  erwähnt,  ,so  [die]  A. 
aus  dem  Land  iüeren'.  .Schiualzküufer,  Sehmälzler,  Grenipler 
mit  .K.  uud  Salz.'  Mal.  ,Butyruin,  A.,  butter,  schmalz.'  Frls. ; 
Mal.  Ebenso  Dasyp.  .Butyrum,  Butter,  anken.'  Denzl.  Gessn. 
gibt  ,.\nken'  als  Schweiz,  im  Gegs.  zu  schwäb.  .Sehmalz'. 
,I)as  Sehmalz  oder,  wie  wir  es  nennen,  ein  ankenballen.' 
16i6  Gwerb.  ,A.  und  milch.'  1531/60  Genes,  (dag.  1667: 
, butter',  obwohl  noch  die  Z  Zollordn.  169'2  unbedenklich  von 
,A.,  ziger,  käs'  redet).  ,A.  oder  butter.'  Cosmogr.  15-46. 
(Dafür  1628  bloss  ,B.')  ,A.  oder  schmalz.'  Wagenhuseii  1552. 
,A.  oder  Butter.'  Cys.  1661.  Wenn  gebildet  sein  wollende 
Kede  sich  des  W.  .Butter"  liedient,  so  ist  wenigstens  das 
Geschlecht  von  ^1.  herüber  genommen  (wie  das  mhd.  u.  nlul. 
,die  Butter'  viell.  auf  ahd.  «n/,'a  f.  zurückgeht)  und  so  schon 
1666  Hott.  ,von  frischestem  Butter'.  —  Betr.  die  Ausspr. 
besteht  zwischen  /••/  und  reinem  k  die  geogr.  Grenze,  die 
auch  sonst  für  diese  Laute  gilt.  Auffallender  ist  das  Vb. 
iinkm  neben  dem  Sulist.  Anhii  W  und  uiugek.  ^>i/e  neben 
dem  Vb.  aehe,  iiuhe  Gr.  Über  die  Verlängerung  oder  Diph- 
thongierung des  Voc.  mit  Ausstossung  des  ii  und  Verwand- 
lung von  /,/  in  blosses  /  oder  h  s.  Fromm.  7,  33  i,  36(>; 
vgl.  auch  l'ech  Sp.  71,  mhd.  üelie,  Nbf.  von  unke;  und  Uggb: 
Sp.    160. 

Eier-in- Anken  s.  Sp.  13. 

Ax-.     ,Agsanke:   karnsalb;  axungia.'   I.'kh.     -    Vgl. 

ahd.   uuesmero.    twungitt. 

Umgang-.  , Jeder  Sentenbaiier  ist  sidiuldig.  auf 
jede  Milchkuh  K  Pfd.  U.  zu  liefern.'  Gl  Landb.  1S07. 
,U. :  der  Teil,  welcher  in  die  Tagwenwaagen  abgeliefert 
werden  musste  zum  Verkauf  im  liande'  |um  billigen 
Preis  fUr  die  Armen  |.  Stkinh.  1802.  \'gl.  1'/ ander-, 
Zwing-A. 

Gras-:  15utter  aus  der  Milch  von  Kühen,  die  mit 
Gras  (nicht  Heu)  gefüttert  werden  oder  im  Freien 
weiden  Ii;  Uw;  Z.  Solclie  Butter  ist  gelber  und  gilt 
für  kräftiger.  ,Sein  Herz  hätte  weich  werden  sollen 
wie  Gr.'  Giiiiii.     ^\  n.  Siiiiiiiur-.    \nl.  Hin-.   Winter-. 


343 


Ank— unk 


344 


Halb-Ankeu:  die  iiielir  oder  weniger  fest  ge- 
wordene geballte  Butterniasse.  welche  im  Buttorfass 
noch  fertig  zubereitet  wird.  Steinmüll.  1802. 

Hanior-:  scherzhafte  und  verhüllende  Bezeich- 
nung des  Geldes,  sofern  es  zu  Bestechung  verwendet 
wird.  Dr.  Faber  gieng  nach  Luzern  ,den  Wagen  zue 
schmirwen  [schmieren]  mit  h.'  HBull.  1572.  ,Die 
jungen  kriegslüt  sagtend  [mit  Beziehung  auf  den  frem- 
den Kriegsdienst],  es  were  inen  guet  niel  und  h.  und 
gebe  inen  guet  höw,  verstuendent,  es  were  inen  guet 
gelt,  darus  sy  koufen  möchtend  gueten  wyn  und  wol 
leben.  [Darüber  schilt  der  Prediger  und  sagt]  Ir  er- 
denkend uss  muetwillen  ein  nüwc  sprach  und  heisst 
üch  mel  oder  h.  gelt,  das  ich  üch  nit  me  verstau  kan.' 
ebd.     ,Mit  h.  oder  gelt  zue  weg  bringen.'  Kessl. 

Es  ilürftu  ,das  als  Scliinierstoff  (Anken)  verwendete  Er- 
zcuguiss  des  Müuz-Hammers'  gemeint  sein.  Doch  lässt  sich 
aiicli  an  die  (ioldauimer,  welche  mitnnter  auch  Hammer  ge- 
nannt wird  (Sp.  218),  denken  (vgl.  ,Goldvögel'  =  Gold- 
münzen) und  endlich  an  die  ,Steinbutter",  ein  strohgelbes 
Oeineuge  aus  Alaun  usw.,  nur  wären  wir  damit  zu  der  An- 
nahme genötigt,  unser  W.  stamme  aus  dem  eisgrauen  Alter- 
tum, da  der  Hammer  noch  aus  Stein  verfertigt  war.  Dass 
an  sämmtlichen  Stellen  das  W.  bloss  mit  1  m  gesclirieben 
ist,  deutet  viell.  an,  dass  die  Schreiber  nicht  an  , Hammer' 
im  gewühnl.  S.  gedacht  haben  wollten. 

Hütten-:  B.  welche  man  aus  der  Sennerei  bezieht, 
■(jegs.  Püren-A.,  der  von  den  Bauersleuten  zu  Hause 
bereitet  wird. 

Kübel-:  gesottene  B.  geringerer  Qualität,  in  ChiMc 
[Tonnen]  versandt  Z.     Syn.  Sländli-A. 

Küeehli"-:  B.,  die  nach  dem  Chüechle  [Kuchen- 
backen] in  der  Pfanne  zurückbleibt  SB.;  s.  d.  folg. 

Küel-:  beim  Backen  von  Kuchen,  Fischen  u.  a. 
zurück  gebliebene  B.  Aa;  „B;  Vw;  Zg;"  Z. 

So  geheissen,  weil  die  zurück  gebliebene  Butter  auch 
abgekühlt  ist,  während  sie  zum  Backen  heiss  geut.immcn 
wird.      Vgl.   Bach-A. 

Kilbi-.  Früher  war  der  Pächter  einer  Gemeindealp 
im  Kt.  Gl  gehalten,  eine  gewisse  Zahl  Zentner  A.  an 
die  Gemeinde  zu  einem  bestimmten  Preise  zu  lietern, 
namentlich  auf  die  Kirchweih.  Den  konnten  dann  die 
Gemeindsgenossen  zu  einem  billigern  Preise  bekommen. 
Der.K.-A.  war  eine  grosse  Berühmtheit.  (Becker.) 

Jlaien-:  B.  aus  Milch  von  Kühen,  die  das  erste 
Irische  Gras  im  Mai  gefressen  haben;  vgl.  Crras-A. 
.Grundlen  [eine  Art  Fische]  sol  man  in  Meyenanken 
sieden  und  den  griud  damit  schmieren.'  Fischb.  1.503. 

Mödeli-:  in  einem  mit  Blumen,  den  Namens- 
chiftern  des  Sennen  udgl.  verzierten  Modell  gepresste 
B.  in  viertel-  und  halbpfündigen  Stücken  Z. 

Mos-:  gemeines  Fettkraut,  pinguicula  vulg.  B;  LE. 

Wegen  der  fettigen,  sclileiuiigeu  Blätter  und  wegen  ihres 
Standortes  in  Sümpfen  so  beuaunt.  Syn.  AnkcU,  AnkcnUiamli, 
.Butterkraut,  Schmalztasche',  Schmtitzkrut. 

Bach-:  ,brauue  B.,  welche  in  der  Pfanne,  darinnen 
man  Etw.  gebacken  oder  gerö.stet  hat,  zurückgeblieben 
ist  und  zu  weiterem  Gebrauche  für  das  Gesinde  auf- 
gehoben wird.'  Spreng.     Syn.  Küeehli"-,  Küel-A. 

Bifer-=  Vorbrudc-A.  —  &/«•,  geronnene  Milch  mit 
Blasen. 

liallen-;  geballte  Butter  B.     Vgl.  Slock-A. 

lierg-:   ü.  aus  Aliiiuilcli.  also  vorzügliilie  H. 


Pfunder-:  B.  in  kleinen  Pfund- cP/(iHf?er-> Ballen? 
,Aller  Anken  (äussert  dem  sog.  Pf.-A.,  so  bey  den  Häu- 
sern der  Burgerschaft  verkauft  wird)  soll  zu  der  Anken- 
\\'aag  getragen  und  allda  oö'entlich  verkauft  werden.' 
B  17.54.     Vgl.   Umgany-,  Zwiny-A. 

Vorbruch-:  B.  aus  dem  Stoli',  der  nach  Heraus- 
hebung des  Käses  aus  dem  Kessel  zurückgeblieben, 
durch  nochmaliges  Feuern  mit  Zusatz  des  am  Morgen 
von  einem  Teil  der  Milch  des  Vorabends  abgenom- 
menen süssen  Rahms  bereitet  wird;  also  eine  Ar 
Nachbutter  von  geringerer  Qualität  B;  Zg. 

Sü-  Söi-:  Schweineschmalz,  schwini  Schmäh  Z. 
Gags.  Chile-;  vgl.  Grilb  und  Lüre. 

Senn(en)-:  von  einem  wirklichen  Sennen  gemacht 
Ndw;  Z.     Syn.  t.  Bery-A.,  t.  Hätten- A. 

Schntjggen-:  mit  Kräutern  und  Spezereien  ver- 
mischte B..  mit  der  die  Schneckenbäuschen  au.sgestri- 
chen  und  in  der  die  Schnecken  gekocht  werden  UwE. 

Stock-,  Stöckli-:  in  geradlinige  Form  gebrachte 
B.  von  grösserem  und  kleinerem  Gewicht  Z.  Vgl. 
Ballen-,  Müdeli-A. 

Ständli-^  Kübel- A.  Bs. 

Zwing-  ,heisst  der  Drittel,  welcher  von  aller 
Butter,  die  durch  Basel  geführt  wird  und  über  lU  Pfd. 
beträgt,  im  Kaufhaus  zurückbehalten  und  auf  Piech- 
nung  des  Eigentümers  durch  den  Wagineister  um  einen 
Vierer  oder  zween  Kappen  unter  dem  marktläuligen 
Preis  verkauft  wird.'  Spreng.  Vgl.  Pfunder-,  Um- 
yüuy-A.    —    Zwinij  i.   S.   von  Zwaugspreis. 

anken, anggen, ächen,  ähen,  auchen, auhen: 
1.  a)  Butter  machen  Aa;  BG.,  Si.;  Gl;  Gr;  L;  Ndw; 
GA.,  0.;  W;  Zg.  Syn.  anlden,  anknen,  plütschcn, 
rücre>i,  fitzen,  schmähen,  's  A.  iat-mer  y'nv  [benom- 
men] sagt  man,  wenn  die  Bereitung  der  Butter  aus 
dem  Kahm  nicht  gelingen  will.  Das  Buttern  kann 
durch  Zauber  gehindert,  solcher  Zauber  aber  auch 
gehoben  werden  z.  B.  indem  man  Salz  und  Brot  ins 
Butterfass  tut  Vw.  (Lütülf  225.)  Das  Buttern  ge- 
schieht entw.  indem  man  das  Achy'reis  im  cylindri- 
schen  Ank-  oder  Stusscitübel  (Tutel)  auf  und  ab  bewegt 
oder  indem  man  den  kreisförmigen  Rollehübel  (Anken- 
fass,  die  Lire,  TrüliJ  umdreht.  ,Butyrum  conficere, 
anken  machen,  anken.'  Denzl.  —  b)  Butter  geben, 
zu  B.  werden.  Hs  anket,  der  Rahm  fängt  au  zu  B. 
zu  gerinnen;  es  tuet  lany  nüd  a.,  man  muss  den 
Rahm  lange  rühren,  bis  er  gerinnt  GA.  De  Nidel 
[Kahm]  anket  nüd  Z.  —  c)  mit  B.  würzen  B;  L. 
G'it(c)hets  Brod,  feines  Weissbrod  mit  eiiigekneteter 
Butter  BD.  Syn.  'ztlyet,  y'ächig.  „  Unij'anket,  nicht 
mit  Butter  gewürzt  z.  B.  Brühe."  —  2.  a)  pumpen, 
Wasser  aus  einem  Sod-  oder  Ziehbrunnen  (w-eil  bei 
der  altern  und  gewöhnlichem  Art  der  Butterbereitung 
eine  ähnliche  Bewegung  stattfindet)  Aa  ;  „B";  GuHe.; 
GÜ.;  „S;  Vw";  W;  Zg;  Z.  Syn.  anklen.  Diese  Bed. 
schon  in  einer  Königsfelder  Urk.  v.  1348.  —  b)  über- 
getr.  auf  älinl.  Bewegungen:  a)  Für  äche,  scherzh., 
Feuer  mit  dem  Blasbalg  anfachen  Gr.  —  ß)  von  der 
Bewegung  des  Sägens  Aa.  —  f)  von  dem  hin  und 
her  Ziehen  oder  Stossen  zweier  kämpfender  Parteien 
bei  Spielen,  z.  B.  Knaben  anken  miteinander  auf  einer 
Hank  L,  oder  mit  einem  Seile,  und  zwar  unpers.  es 
hft  lang  hin  und  her  g'ankct,  der  Sieg  schwankte  Aa; 
in  SciiSt.  =  Chüs  drucken,    wobei  Kinder  einander  in 


;il5 


Aiik — unk.    Alis— uns 


346 


ongciii  Raum  zusammeliinossou.  Goistiy:  cä  ««Act  in 
im,  er  kiiniiift  mit  Zweifeln  B.  —  5)  sclivver  atmen, 
ächzen,  .stöhnen,  röcheln,  mei.st  von  Tieren  „Gl",  doch 
auch  von  Menschen,  wenn  Blut  oder  Schleim  in  der 
Brust  ist:  er  aiihet  oder  es  anhel  in  im  „L";  W.  — 
s)  übsc.  und  gemein:  coire  Aa;  ZKn.  —  Über  die  Laut- 
fuiiiicn  s.   beim  Subst. 

US-,  use-:  ausschlagen,  ein  Ende  nehmen.  Niid 
(juet  us-a.  Z.    Vgl.  miken  3  b  y. 

Anker  I:  die  Pumpe  an  einem  Sodbrunnen,  der 
Hebel  Aa;  B;  S;  VOrte;  Z.  Auch  Geschlechtsn.  BS. 
Syn.  Ankere,  Anlchre,  Gamper. 

Güllen-:  die  Pumpe,  mit  der  man  die  Jauche 
pumpt  Aa. 

Ankere,  ÄnJcij^  f.:  1.  drehbares  Fass  zur  Butter- 
bereitung „BO."  —  2.  =  Anlcer  I. 

Ankete,  Ächrii;  f.:  das  gebräuchliche  Quantum 
Rahm  zum  Butter  machen  GRNufcnen;  der  einmalige 
Ertrag  des  Butterns  GT. 

Anki  L;  Z,  Anke  AaZ.  —  f.  =  Anker I.  —  Güllen- 
=  &üUe}i-Anker  L. 

anklen:  l.  =  a;(/iewi  n^  UwE.;  U.  —%  =  ankcn2u) 
Ndw.  —  „Anklere  i.\  ^  Anker  I.'^ 

anknen:  \.  =  anken  1  a)  Bs;  Gl;  aSciiw;  U.  Auch 
Ijei  Denzl.  —  2.  =  anken  1  h).  ,Die  Milch  anknet  gar 
■irol.'  Spreng.  Refl.  Allerlei  Dreck  anknel-si'''  nid,  aus 
allerlei  Unrat  kann  keine  Butter  werden;  in  bildl. 
Sinn:  aus  Schlechtem  nichts  Gutes  L;  S.  —  us-,  die 
Milch:  die  sämmtlichen  Butterteilo  aus  der  Milch 
entfernen  BE. 

ankig:  was  mit  Butter  bestrichen  oder  beschmiert 
ist,  z.B.  ein  Teller,  Messer  B.  —  ge-  (fähig  BSa.  = 
ge-anket,  s.  anken  1  cj. 

änkelen,  äheleBSi.:  nach  Butter,  bes.  alter,  ver- 
dorbener, riechen  oder  schmecken  Bs;  BSi.;  U;  Z. 
,1)^  Suppe,  das  Chind  änkelet.'  Screng.  —  »an-:  mit 
Buttergeruch  oder  -geschmack  affiziercn.  Es  änkelet 
mi  a"'  Gu;  Z.  —  änkelig,  g'änkelig:  ,was  einen 
widerlichen  Geschmack  oder  Geruch  wie  Butter  und 
Fett  hat.'  Si-keno.  „Nach  Butter  übel  riechend  oder 
schmeckend,  entw.  dass  an  Speisen  zu  viel  Butter 
oder  dass  sie  ,anbrüchig'  ist." 

Anke  II:  S  Nbf.  zu  Acka  Sp.  10.3.  ,A,jkxr!-  ruft 
beim  Verbergespiel  Jedes ,  welches  früher  als  das 
Suchende  das  Ziel  erreicht.     Syn.  ang' schlagen'. 

Entweder  oiuc  auf  lautlichem  Wege  erweiterte  Form,  uder 
mit  irgeud   eiuer  Aulehuung  au  A.   I. 

Anker  II,  (er-)ankeren  s.  Ancher  Sp.  300. 

Änkeli  n. :  1.  =  MOsanken  Sp.  343.  „LE.  So  ge- 
nannt wegen  des  Wahnes,  als  werde  die  Butter  be- 
sonders schön  gelb,  wenn  die  Kühe  davon  fressen." 
Vgl.  aber  auch  das  zu  M.-A.  Gesagte.  —  2.  dreifarbiges 
Veilchen,  viola  tricolor  Z.  —  3.  Gartenschlüsselblume, 
primula  auricula  Z. 

■2  verderbt  aus  Dmldi,  s.  d. ;  3  hat  Äluilichkeit  mit 
ilcju  buiJeu  auderu  Blumen  aufzuweisen. 

Enkeli,  Eiikly,  Enkelti,  Enketli  s.  Enekli 
Sp.  208. 

Unke   nur  in   wenigen  verdecliten   Spuren   erhalten; 

Güll-Ungge  f.:  die  in  den  missen  Wiesen  des 
S  Ndraiiites  sich  aufhaltende  Unke,  Feuerkröte,  bufo 
bomliina. 


Uer  Umlaut  aus  einer  starken  Pluralfurin  in  den  Sg. 
gedrungüu.  —  6'ü(fc  =  trübe,  stehende  Flüssiglicit;  vgl.  die 
Synn.  (Jiil/vjt-Oüiji/vr,  -O'liiggerli,  -Grthiijtjel,  -Müt/tjtr,  -Hu'jtjer. 
S.  auch    Oü'je-,    Oüf/cr-,    Gügijc-Mol,   -Mannlt,   -Monli. 

Lätt-'Uecli(e)  f.,  meist  dim.  -Uechi,  Uechji, 
-Üechli:  1.  Eidechse,  ilie  graue,  kleinere  Gr;  W.  — 
2.  Wassermolch  GrV. 

Zu  dem  Übergang  von  uiil:  zu  ück  und  von  diesem  zu 
ucch  s.  Fromm.  7,  351  f.  357.  376.  Der  erste  Teil  der  Zss. 
kaum  aus  lat.  laccrta,  Kidechse,  sondern  das  deutsche  , Latte', 
was  eig.  das  Hervorgesprossene,  noch  jetzt  bei  uns  Zweig, 
Rute  bedeutet.  Die  Bezeichnung  als  ,geschwilnzte  Unke'  passt 
vortrefflich  zu  '2,  da  Färbung,  Grosse  und  Aufenthalt  sehr 
au  die  Unke  erinnern.  —  Die  Aufzeichnung  im  , Ausland' 
ans  P  ,k-ttjuch  ni.'  ist  nicht  zuverlässig. 

unken  I:  jammern,  stöhnen  in  Folge  mürrischer 
Gemütsart,  bes.  von  Kindern.  Unk-mer  doch  nit  gäng! 
I  cha"  duch  die  Chinder  hasse,  wo  [die]  Xät  cheu 
weder  allbott  [Nichts  können  als  alle  Augenblicke]  ti. 
BAarb.  —  Von  dem  kläglichen  und  zugleich  unkräf'tigeu 
Gesang  der  Unken  hergenommen. 

nnken  II:  „kälbern,  tändeln  (Kdrsiir.)  B". 


cinse    s.  ein  Sp.  209.  ins   s.  1)  ines  Sp.  295. 

2)  uns  und  unser. 

Inslc,  Isel,  Eiset  f.:  Insel  B;  Gr;  Isel  auch 
Name  eines  Klosters,  seit  der  Reformation  Spitals  in 
der  Stadt  Bern.  ,Eissel,  ensel:  insula.'  Id.  B.  „Eiset 
BO."  Isel,  Name  eines  durch  Bäche  isolierten  Viertels 
der  B  Gemeinde  Hutwyl;  in  Bern  versteht  man  unter 
diesem  Namen  die  Petersinsel  des  Bielersees.  Iselt- 
wald,  Dorf  am  Brienzersee,  hat  seinen  Namen  von 
dem  Iselti,  welchem  es  gegenüber  liegt.  ,Iselgouw' 
hiess  vormals  das  B  Seeland,  als  von  Gewässern  überall 
umgeben.  Iselallme  heisst  noch  heute  eine  Allmeino 
im  B  Amt  Erlach.  .Waide  und  isel,  die  gelegen  sind 
zwüschent  dem  Gelengen  [Fluss  Glenner]  und  der  stat 
ze  Inlanz.'  1344  Ilanz. 

Bemerkenswert,  dass  dieses  Fremdwort  nur  in  ronian. 
Nachbarscliaft  aufzukommen  vermochte,  während  die  ülnigc 
Schweiz  an  deutschem  .1«  festhält  (s.  Au  II,  Sp.  5),  welches 
sogar  auf  jenem  beschränkten  Gebiet  mit  InsA  konkurriert. 
Aus  Gr  scheint  das  Frcmdw.  noch  weiter  rheinabwärts  gc- 
fiosscn  zu  sein:  im  J.  1491  verkauft  K.  F.  von  Bernang, 
,uf  der  Yssel  gcsässcn',  sein  Eigen,  ,mit  namcn  das  Uns  und 
die  Hofstatt  und  die  Hofraiti  uud  die  Tssel  mit  ireni  iulang', 
ferner  das  ,Öweli'.  —  Über  die  Formen  ohne  ii  s.  Fromm. 
7,  il.  200.  Dass  die  einfache  Länge  li)  in  Gegenden,  welche 
in  solchen  Fällen  sonst  zum  Diphthong  (e'il  Übergegangen 
sind,  fortdauert,  deutet  darauf,  dass  das  W.  mehr  als  Eigcun. 
denn  als  Appell,  gefühlt  wird  und  darum  sich  versteinern 
konnte.  Wenn  St.  sein  ci  aus  dem  eig.  Oberland  schöpfte, 
so  kann  es  nur  als  c*i  verstanden  werden  und  sein  Ein! 
wäre  dann  wie  der  gleichwertige  WDorfii.  KiHvhA  eine  .\h- 
leitung  von  Ei  II  (Sp.  ISl;  das  betr.  W  Tal  mündet  auf 
eine  Ei  aus. 

(Insclcr)  Iselcr  m.:  in  1!  bis  E.  XVIll.  eine  Be- 
aiiiluug,  mit  welcher  das  jüngste  Mitglied  des  Grossen 
Rates  betraut  wurde;  Aufseher  über  die  Weinljcrge 
des  Staates,  zugleich  Eichmeister. 

Diese  Beanitung  bezog  sich  viell.  urspr.  auf  die  Kiuküufli^ 
für  den  luselspitul. 

uns,  bis-  s.  unz. 

Uns  BsStdtf,  Si'RENG  ;  ZwiNiU.i.  ünsch  (inscti)  Hk; 
l'l'o.;    W.    ,i.s-  (isj   AAuFri.;    Aldi.,    K.    (o's  1..    M.,  St.); 


847 


Ans — uns. 


Aiisg-  üiisg. 


Aiiscli— iinsch 


84S 


BsL.  It  .Si'UENii;  Hkuel;  13  (es  Gr.,  Ös  nasal.  Si.);  F  (ö/ij; 
Gl;  G;  P  silv.;  Sl'h  u.  angr.  Z;  Suhw;  S;  Th;  Uw  u.  U 
ßs);  W  (^w'>,  üi.s  Aa  überw.;  BsL.  (z.  T.  e'is);  Z  u.  angr. 
Zii,  j(ws  BsStdt  modern — enklit.  -As  (W  -ii:  PGr.  -nu). 
-schisch  W:  lui.s  sowohl  Dat.  als  Acc.  Er  ist  von  ös 
usa,  ist  von  Innerrhoden,  sagt  der  Ausserrhoder  mit 
spottender  Anspielung  auf  die  provinciellc  Aussprache. 
Genetiv:  '*■  ist  Alles  tise!  wir  sind  wieder  die  besten 
Freunde  GStdt;  vgl.  Sp.  1(38  M. 

Der  Umlaut  ü,  welcher  iu  unsereu  eiulieiinischeu  Ur- 
kiiudeu  mit  Beginn  XIV.  allgemein  durchgedrungen  ist,  er- 
klärt sich  aus  der  noch  E.  XHI.  Torkommenden  Acc. -Form 
iiiiiii-k.  Schon  JCWeissenb.  ITÜ'2  gibt  als  Volksspr.  «»».  ~ 
Hetr.  die  abgeleiteten  Lautl'ormen  s.  Fromm.  7,  350.  —  Der 
Ueu.  begnügt  sich  meist  mit  Anhängung  von  blossem  <■,  i, 
doch  hört  mau  auch  die  volle  richtige  Flexion  Ucr  und  sogar 
(loiijielt  Itektierte  Form  iieru  W.  —  iii  beruht  auf  Redujdi- 
katiou   wie   W   »r»  für  enklit.   c». 

Unser"'''  Z  1301  1)  mavtj",  üisi^rf,  -i,  -s  (Ap  -»), 
unsfV"  BsStdt  —  2)  uns"''  twiv"  P  silv.,  m«»j»,  msj" 
Gr;  PPü.;  W  (ntr.  inies,  lies  oder  ins,  im,  is),  üsf 
li;  G  (usi^n,  üsi,  äsrsj;  Ö(;hw;  S,  iiu",  -i,  -rs  (Msc, 
Ntr.  auch  is)  W,  öise  BsL.:  unser.  Gany  nunime: 
wenn  fürt  bisch  [wenn  du  weg  bist],  %l-mer  denn  üsi, 
unsere  eigenen  Herren.  Schild.  Alls  üses!  s.  Sp.  1C8. 
Subst.  Üse  =  der  Pfarrer.  Gotth.  Eusere,  unser 
Sohn  Z.  Euser(iJ,  die  Unsrigen,  unsere  Familie,  Partei, 
Landsleute;  die  Eltern  Z.  Üsersch,  Eusers,  unser  Be- 
sitztum, Haus.  Chomm  i  ÖserschAv,  cliünnd  au  [Itomint 
doch]  in  Eusers  Z,  Einladung  ins  Haus  zu  treten. 
's  ist  Niemer  diheim  in  Euserem,  Niemand  bei  Hause 
ZU.  I)ö  chötiimer  [können  wir]  iez  ijey  Eiisrem  abe 
lueye.  Stutz. 

Über  die  zwei  verschiedeneu  F'le.\ioueu  vgl.  lerfcr  Sp.  95. 
K\i  MA.  lässt  im  Ntr.  beide  zu  (üseri  und  «««).  Im  XVII. 
liess  man  sich's  an  einem  einmaligen  -er  für  die  Bildungs- 
silbe  und  für  die  CasusflexioM  des  Dat.  f.  oder  des  Uen.  PI. 
genügen,  wodurch  das  Pron.  das  Ansehen  erhielt,  als  sei  die 
i'insilliige  Form  zu  (irunde  gelegt.  ,Iu  unser  "Bussstund.' 
.I.Müll.  I()(i5;  ,in  unser  Religion.'  JHott.  1(566;  ,aus  der 
|ini.xi  unser  Alten.'  ebd.  Im  Gegs.  zum  Nhd.  wird  von  den 
meisten  schwz.  MAA.  der  Nomin.  auch  im  Masc.  und  Ntr. 
liektiert:  ««wrc"  Vater,  üni^cr»  Chiiul,  ,Unsers  laulin.'  Salat. 
,Uusers  frolocken.'  Z  Liturgie  16ii.  Noch  1772  schrieb 
.\vHaller:  , Unseres  Jahrhundert'.  Der  Nom.-Acc.  m.  «»en 
setzt  verdojuielte  Flexion  voraus  (-m'n).  —  Durch  Synkope 
muss  nach  W  Lautgesetz  aus  ttch's  werden  is  (vgl.  is  =  Ws, 
ist  es).  —  In  unbetjjuter  Stellung  kann  der  A'oc.  Kürzung 
erleiden   UlK.;   ti. 

Vaterunser.  1.  ,V.  U.  oder  U.  V.V  Jenes  ptiegen 
dnreligehends  zu  thun  die  Papisten;  aber  auch  die  der 
Augspurg.  Confession  durch  ganz  Teutschland.  Dieses 
iiiiigegen  alle  Iteforniierte,  ausgenommen  vielleicht 
(warumV  weiss  ich  selber  nicht)  unsere  einige  Züri- 
cherische und  die  einte  und  andere  kleinere  Eyd- 
gnös.sisclie  Kirche.'  Ulr.  1727.  Und  so  noch  heute 
im  Munde  der  ä.  Generation,  während  die  Jungen  mit 
der  neuem  Liturgie  zu  U.  Y.  übergetreten  sind.  ,Fünf 
vatterunser  hernach.'  GKönk;  1695.  Uni  Saft  und 
Chraft,  wie  's  luUhoUsch  V.  (diesem  fehlt  die  Doxo- 
lügie:  ,denn  dein  ist  das  Keieh'  usw.).  Sulg.  's  ist 
nid  (juet,  wenn-me  sweierlei  V.  under  einer  JJecki  betet 
(ebd.),  d.  i.  geniisclite  Elie.  Vil  Vhind  —  ril  F., 
also  Kinder-Segen,  weil  die  Kinder  beten  helfen. 
Es  ist  niid  ehalt  [man  darf  nicht  von  cmptindliclier 
Winterkiilte  sprechen],  bis  de  Bettler  sts  V.  [die  Bettler 
ptlegten  Gebete  herzusagen,  deren  Wirkung  dem  Geber 


zu  gute  kommen  sollte]  tanzet,  bis  er  vor  Frost  sich 
nicht  mehr  stille  auf  den  Beinen  zu  halten  vermag 
Se'HwMa.  Einander  ds  V.  baten,  auszanken  W.  (Beides 
geschieht  mit  eifrigen,  ununterbrochenen  Worten;  vgl. 
den  Text  lesen;  abe  kapitlen  usw.).  Es  V.  lang,  eine 
kleine  Weile.  D'Eier  muess-me"  es  V.  lany  la  silde" 
(alte  Regel  für  das  Eiersieden)  Z.  —  2.  Vaterunserli 
n.:  ein  im  Getreide  wachsendes  Blümchen,  schattiger 
Steinbrech,  .saxifraga  umbrosa  GWe.  Syu.  Ilerryotts-, 
Jehora-,  Jesus-,  Christi  Liden-Blüemli. 


(ge-)ansgen  äsge  Gr  (nasal.);  GO.,  l-Osye  nasal. 
GRÜhur:  schwer  atmen,  ächzen.  —  Durch  Ujustelluug 
aus  itnchmtn,   s.   Sp.   300. 


Ansch  — unsch.      Vgl.   die   (iruppe  Aus   usw. 

l'iisclllicht  1)  unileeht  GrPt.,  iinilicht  D.,  Pr. 
2)  Unschlil  GuS.;  Lit.  vom  XIV.  an,  unile'-t  AaKöII., 
unihit  GrD.,  S.,  V.,  uniied  BsStdt.  Ünschlit,  -et  Gr, 
,Unschelt'  Gr  178U.  3)  Unschlig  Gr;  U,  -ih  Bs 
Stdt;  GWe.  4)  Üschlech  TuFr.,  Üiliy  B;  VÜkte;"gO., 
oKh.;  ScH  (-[/.:  Kirchh.)  u.  angr.  Z;  Tu,  Üilet  Gl;  S, 
Uuschlit  AaL.,  -et,  -ed  Bs,  -iy  GW.;  Z  u.  angr.  Aa. 
h)  Üschtlig,  Üstliy  ApI.  (öitliyj,  K.  (üitlij;  BM.; 
LStdt;  ThHw.  (-ech),  Oiisth-t  aAA,  -ig  AASeet. ;  LG.;  Z. 
U)  Urschlech,  Orschliy  GStdt,  G.,  -<t  Gl,  Urstliy 
ArH.,  M.  —  111.  Aa;  Zg;  Z  tw.,  son.st  (in  der  ii.  Spr. 
ausschliesslich)  u.:  Unschlitt,  Tierfett.  Gitzi-,  Chiie- 
Unsehlet  Gr.  's  CliüeouschtUy  gibt  die  besten,  's  Schaf- 
ouschtliy  die  schlechtesten  Kerzen.  In  Z  im  Gegs.  zu 
Schmäh,  Schmutz,  Eeissi  nur  solches  Tierfett,  welches 
nicht  zum  Essen  benutzt  wird.  Bei  Stutz  streiten 
Zwei,  ob  die  Hunde  U.  oder  Schmutz  haben.  , Unschlitt, 
Snier  oder  Snuilz.'  lo(JU  Beitr.  Laif.  ,l)ie  grempler 
[Kleinkramer]  band  das  ünschlit  gen  [gegeben]  um 
5  krüzer.'  UJIev.  Chr.    ,.\nken  und  unsschlet.'  Bs  Chr. 

Alid.  umlilit,  mhd.  unstit  n.  Aus  -clit  wurde  zunächst 
-u  (t,  dl  durch  Assimilation,  -iij  konnte  unmittelbar  aus  -it 
werden  wie  iu  AOiy  aus  Abed,  wobei  die  allgemeine  Beliebtheit 
der  Knduug  -ty  mitspielte  (vgl.  Jmttiij  aus  Imbiss!);  es  konnte 
aber  auch  das  ij  aus  eh  entstehen  nach  Abfall  des  f-Auslautes. 
Die  Veränderungen  des  Präf.  erfolgten  nacli  den  bei  Fromm. 
VII  (vgl.  bes.  361)  entwickelten  Gesetzen,  s  ist  wohl  durch- 
weg als  fortis  zu  nehmen,  da  die  A'ocalisierung  des  n  vor  » 
meist  mit  Schärfung  des  letztern  verbunden  ist.  Fiinschiebung 
eines  r  endlich,  vor  s  oder  et,  geschieht  häutig  nach  langen 
Voc.  Ü-  (sporadisch  auch  schon  mhd.)  durch  das  i  der 
2.  Silbe  bewirkt,  welche  auch,  damit  uiisvli  zu  flscA  werden 
konnte,  als  blosse  Ableitungsonduug  betrachtet  werden  mnsste. 
—  Sachlich  und  lautlich  berührt  sicli  unser  W.  mit  Un- 
fjrschlecht.  —  In  BSi.  gilt  dafür  Schmalz,  Srhimr,  welche 
auch  in  der  ä.  Spr.  fast  syu.  mit  demselben  verlHimlun  vor- 
kommen. 

Brand-:  U.  als  Brenn.stoif  für  Lichter.  In  cinein 
Z  Jlandat  l(jlO  (und  noch  17.57)  neben  ,rauwem  (und 
au.si,'elasseneni  [geschmolzenem])  U.'  und  andern  Tier- 
stotfen.  die  von  Schlächtern  verkauft  werden. 

unsoli  lieh  teil  „»scA/tf/e«  Vw",  üschelc  Sen,  tju  sch- 
iele Z,  dnii.  iinscliligla  GRChur:  nach  Uiischl.  riechen 
oder  sehnieckcn. 


349 


Ansf— unst.     Ant— unt 


350 


äiistig,  e-  s.  anf/stiri  Sp.  330. 

eilst  s.  e  I  S]!.  1(1.        En.st,  cilsHet  s.  Krusf. 

Insf(c)rfllli'(li  t'. :  oino  etwas  drollige  oder  schlinuiK' 
(iesfliichtc:  Streitliandel  Ndw. 

Srlieiiit  aus  fnxlrniirni,  Instrument,  Sai:lic,  niul  Kumuli, 
t'iiniöitic,  verquickt  zu   soin. 

InstTiiment  1)1  dl  )st  er  man  f.  L;  S,  histcrcmciit  Bs: 
1.  Werkzeiitf  von  künstlicherer  Art  z.B.  Musikinstru- 
iiifnt.  allfj.  BWyss  ISfil!  braucht  das  W.  auch  von  der 
Bf  watl'iiuiig  des  Landsturms.  —  2.  Ausweisschrift  >S ; 
ijerichtliche  Urkunde.  Dokument,  allg-.  ,.\lle  acta.  In- 
strument und  scliriften  in  latiuischer  .sju-ach  beschri- 
ben.'  Cvs.  —  Schuld-:  Schuldbrief.  I>Wyss  1700. 


Ant-uut   s.   aiu-li   die   Giiip))!'   A  n  d   usw. 

Ant    s.   Knt.  Antecli,    Antech    s.   Endech 

Sp.  319. 

A'ntere  mihrr  f.:  Höhle  BNdrbijiii.  Si. 
Es  ist  das  anlrc  der  frz.   Nachl)areu    (lat.  niitrinn)^   ai>er 
mit  verändertem   Geselilcidit. 

antPI'dl  anfrrr  B;  GiiSchanf. ;  Vw,  antren  ßÜ.; 
GrAv..  lih.;  W:  1.  die  tieberden  oder  IJeden  eines 
Andern,  zumal  das  Aurtallende  in  denselben,  spöt- 
tisch nachmachen;  mit  Acc.  d.  1'.  In  BSi.  be- 
schrankt auf  die  Redeweise  (Worte  und  Ton,  fremden 
Dialekt),  und  bes.  den  Kindern  verboten;  syn.  üa- 
richteii,  npotteti,  speien  m.  Acc.  P.  In  W  auch  st. 
Z(iinie)i,  .Imdm  Gesichter  schneiden,  Grimassen  machen. 
Dann  übh.  boshaft  nachahmen,  äffen.  Den  Tiifel  <(., 
die  Erreichung  eines  Zweckes  verhindern,  d.  h.  den 
T.  in  seiner  Eigenschaft  boshaften  Verderbens  nach- 
ahmen, z.B.  es  ttiod  chimcl  hüt  aher  Alls  ä'n  T.  a.: 
i  bringen  afen  eis  Nfhl  i'iregen,  heute  will  wieder 
einmal  Alles  fehl  schlagen:  ich  bringe  Nichts  zu 
Stande  BBi.  In  iiülderem  Sinne:  scherzen  (nur  zum 
Scherze  nachahmen).  1797  Zschokke.  .Exprimere  et 
rcddere  alqm.  Einen  andteren,  tuen  wie  er  tuet.  Fin- 
gere se  rhetora,  eim  redner  gleych  tuen,  ein  r.  anteren. 
Exprimebat  omnes  vultus,  er  antäret  alle  angsicht. 
Hypocrisis,  anmassung  [Nachahnmug]  und  anterung 
frömbder  persou.  Efflngere  verba  alicuius.  Einen  an- 
täreii,  reden  wie  ein  anderer.  Yocum  siniulantior  ales, 
der  bäss  könnte  alle  stimmen  gleychssnen,  die  wort 
anteren.'  Fris.;  Mal.  —  2.  von  Etw.  wiederholt 
reden,  immer  wieder  darauf  zuriickkonimen.  Erliet 
eisler  [immer]  derro"  (j'ante.ret  U.  Vgl.  (V/fercn.  —  üs- 
=  0.  /  B;  Gr;  Vw;  W.  Usnntercr  m.,  -teri  f.:  Person, 
die  das  tut  Gu.  —  ver-  B;  GW.;  Schw,  fruiitcre 
HRi.;  (j  olth.;  Si'iiwMuo.,  auch  üs-cer-n.,  fis-fr.  aSeiiw, 
Hs-f'lanterc  Sciiwlberg,  ver-fr.  SenwMuo.:  dass.  l)us 
ist  doch  en  iriicste  Ihieb,  ifo  d'Lüt  eister  rerfranterel. 

an -trautere";  Jmdn  ins  Gesicht  höhnen  SenwMuo. 
Syn.  tmzänncn. 

Alid.  tiutttnni,  lulnl.  rnitrvfn,  rtitrni,  naelialuuen.  Venuut- 
lirh  mit  der  liiiulifjcn  llilduufrssillie  -ar-  von  dem  l'räl'.  mii 
iMiiliotunt.  f/i(-l  ali^'(deitet,  welciies  einst  sidliständii;  war  uiul 
ili-u  lie;jriiT  ,f;ejrenül)er,  ent^'epen'  entliieil,  aus  dem  sicli  d*'r 
vim  .nai'liahmen'  erklären  lässt  .als  iirspr.  .i^eKenütiorstollen'. 
Vgl.  .entgegnen,  erwidern'.  —  Bod.  '2  ist  wohl  aus  1  ab- 
sti-ahiert,  unter  Kinwirkung  des  syn.  ii/mni.  —  Hass  die 
Ferm  /niiitenn    nachgerade    als  Simjdex    verstanden    wurde. 


erhellt,  aus  der  Verbindung,  welche  es  zum  zweiten  Male 
mit  ?•(?)•-  eingeht,  inid  aus  der  Form  des  Ptc.  iffranirrft,  sowie 
aus  dem  Übergang  zu  /limlcmi. 

„Un-anter,  -ander  n.:  veräclitliehes  Sijott-  oder 
Schmiihwort,  meist  nur  in  verneinenden  Sätzen.  Er 
hed-mer  el;eis  TL  r/'seit  LE." 

T'ii-  verstärkend  oder  pleonastisch ;  s.  nii  Sp.  '297.  Vgl. 
aucdl    Unant)roi-f    iVlHintert). 

Antivi  s.  Andive  Sp.  31'2. 

anliqiiitiiliscli:  altertümlich.  ,Mit  antitjuitätschen 
buchstabeu."  1710  Skiseku. 

A'ntlit  XIV.— XVI.  uml  noch  BBe.,  Anth.t  GRObs., 
Andlrt  GlS.;  GoT.,  Antli;/  „EE.";  Z,  -Irj/  ITw;  U, 
A./liij  „Z\  Antlitz  BO.;  F;'GRl!.hw.  —  u.:  1.  An- 
gesicht und  zwar  It  In.  B  streng  unterschieden  von 
G'sicht,  visus,  während  dieses  letztere  in  der  ülirigen 
Sclnveiz  jenes  ganz  verdrängt  und  Antlitz  z.  B.  in 
G  Stdt;  Z  nur  noch  als  Häusern,  sich  erhalten  liat. 
[Am  Hirzel  vor  der  Letze]  .schruwend  die  eignossen 
[als  sie  lauge  nicht  Herr  zu  werden  schienen]:  mord, 
yemer  me  mord,  dz  wir  nüt  die  lüt  mit  den  wiss  ant- 
litten  [Stadtgesichter,  Hcrrcnvolk]  band  angriifen  uff 
dem  Albis,  wz  wollen  wir  ye  an  dise  frommen  lütV' 
Eni.iB.  Auf  dem  A.  lag  das  Hauptbanner,  am  H,,  wie 
es  scheint,  Leute  vom  See,  Bauern,  ,Sy  stöubend  den 
.staub  ab  jren  antliten.'  1581  Barucii.  ,Er  kund  weinen, 
dass  im  die  zacher  durch  das  antlit  luffend.'  Vap. 
,Ein  glat  angsicht  oder  antlit.'  Fhis.  —  2.  künstlich 
erstelltes  Angesicht,  Maske.  ,Wer  in  tttfels  wise 
loufi;t,  [wird  gebüsst]  und  will  mau  den  wachtmi'istern 
emjifelhen  die  antlit  abzezcrren.'  Bs  1120.  .Haftend 
silbrine  antlitt  vor.'  Edlib. 

Eig.  zwei  grundverschiedene  WW.,  das  eine  ^=^  alul.  mit- 
lutti,  ndid.  fintlüttp,  -lit,  das  andere  =  gnt.  fnnda-l  Hitn,  ags. 
inut-vlitc,  mhd.  iiiit-h'tzr.  Im  Volksmuude  bat  das  Prät.  dii- 
Rolle  der  Stammsilbe  bekommen,  die  eig.  .Stiinnnsilbe  aber 
ist  zur  blossen  Ableitungssilbe  geworden. 

Uren-:  Name  eines  der  Strafinstrumente  der  .(ie- 
sellen  des  törichten  Lebens'  in  Zug  XV. — XVIll.  Es 
wurde  Leuten,  die  auf  ihre  vermeintliche  Schönheit 
eitel,  in  Wirklichkeit  aber  , unflätig  wücsf  waren,  vor 
das  Haus  gestellt. 

Trotz  der  überlieferten  Schreibung  ,Ui'ren-'  wird  es  die 
Maske  eines  Stierkopfes  (Ci-,   Au(!rochsc)  gewesen  soin. 

Narren-  Ndrennriolift)  n.:  Maske  mit  llul  für 
die  .Klause-  (s.  Lifele  3  Sp.  3'27)   ZO. 

Dass  Änllil  zu  Grunde  liegt,  erhellt  durch  das  am  gleiclien 
Ort  übliche,  geradezu  die  ÜbersetzuUL'  tles  obigen  Ansdrucki's 
bildende  Syn.   ('hlnii^;/'«irhl. 

Böggen-,  Biitzcn-Antlifi  „Siii;  Vw;  Z":  Maske 
der  Vermummten.  .Larva,  persona,  ein  böggenantlit, 
l)Utzen-a.,  oder  schöubart,  gemacht  antlit.'  Fui». 
.Höckenantlitter.'  M20  Bs.  ,Bög(g)enantlitz.'  Dkn/.i,. 
lt!77,  1710  uml  In.  li.  ,Die  Butzen-Antlitz  lieissi'ii 
leisten  [aus  der  Stadt  verbannen].'  Ansii.  .Das  Butzen- 
antlitzsidel  der  maskarierten  rotten  von  frommer  Obrig- 
keit ist  zwar  mit  ernst  verbotten,  wo  zuclit  noch  oben 
seliwelil.'   I(;."i7   .IIIAmm. 

.\llt011(ius)  yl»/o)(i'  Seil;  Scuw;  S;  Tll;  W.  -»'-Gl,; 
W,  ,Antc  F,  Anli  BO.",  Toni,  T>-.  allg.  ('/'»hi  Gl.; 
GuRhw.;  W),  'J'öni.  „allg."  'lonel.  7>-  VOrtk;  S. 
.Ant sehn.'  'I'iiPt.att.,  Tiintsch  GhUIiw.  —  m.,  diin. 
'Dinrli.   1)-  Aa;   BE.;    F;    Uw;    U.    -ii-  S:    m.  Taufii. 


351 


Ant.  oiit,  int,  oiit.  mit 


352 


Wenn  '.s  a"  ÄHlmii  [17.  Jan.]  rec/net,  so  t/od  's  Gnwäis 
wf''  AaHIj.  ^  sc  fi'frürt  de  Zürise  wf''  ZW.  Dem  h.  A. 
schreibt  das  Vnl]<  niehrerlei  Wirkungen  zu :  a)  er  soll 
Verlornes  wiederbringen.  St.  Anfoni  fon  l'adiia,  Suecli 
(<)ih}-mcr,  v(is  i'''  verlöre  ha'  L;  S.  , Für 's  Findc-n- 
isch  Icei  bessere  Ma.  {'s  soll  }:cine  (/'sehtilte  [lierabgesetzt] 
si/)  Als  Santi  Toni  vo  Piuliia.'  JInkiciien  1809.  b)  er 
beschützt  das  Vieh.  In  dieser  Eigenschaft  wird  er  im 
Alpsegen  für  die  Kaclit  neben  andern  Patronen  ange- 
rufen L;  auch  für  den  Schutz  des  Viehs  auf  dem  Stafel 
während  des  Winters  U.  Wenn-i<'''  denn  einist  mit 
mim  Veh  nit  u-ell  ril  Arhct  ha",  Se  müess-i'''  nur  zum 
Sant  Anton  und  zum  Sant  Wandel  f/ä".  Tryner  1840. 
Im  Kt.  Tessin  lässt  man  am  St-A.-Tag  kleine  Lichter 
vor  dem  Bild  oder  Altar  des  h.  A.  anzünden,  für  die 
Gesundheit  des  Viehs;  in  Lugano  lässt  man  die  Pferde 
segnen.  Als  Patron  der  Metzger  wird  er  in  F  gefeiert. 
In  einem  von  Gwerb  1(J4ö  angeführten  .Segen  um  Ge- 
sundheit für  Mensch  und  Vieh  wird  er  neben  S.  Michael 
angerufen.  ,I)cr  Bär  was  der  Diana  zuogeeignet,  wie  zu 
unseren  Zeiten  etliche  färlin,  so  man  S.  Antoni  schenkt 
und  umlaufen  lasst.'  Fisi-nn.  1563.  In  einer  U  Anek- 
dote verspricht  der  Bauer  dem  Heiligen  einen  Tribut 
an  Nüssen,  wenn  er  ihn  heil  vom  ^fussbaum  herunter 
kommen  lasse,  c)  ,S.  A.  wirt  von  denen,  so  ire  Glider 
cntzundt  sind,  angerueft.'  Kessl.  Sabb.  .Anthrax,  Bluet- 
.  geschwär,  der  Carfunkel,  S.  Antonisfeur.'  Denzl.  1677. 
1716.  ,Der  fünfte  Siechtag  [der  5.  Grad  des  Aussatzes] 
ist  S.  Antoniens  Bah  [Rache].'  L  Ratsbücher.  St-A. 
war  Schutzpatron  des  Sieehenhauses  zu  Chur.  Zu  Mei- 
lingen ein  Siechenhaus  nächst  der  S.  Antons-Kirche. 
(ANüseuEL.)  .Zittermal.  Ein  böser  umfrässender  schad 
mit  vil  bläterlinen.  Etlich  nennends  S.  Antonis  flieur 
oder  p!ag.'  Mal.  —  2.  appellativ,  z.  T.  als  sinn- 
h)ses  Püllw.  in  Zssen,  welche  als  Spottnamen  dienen. 
Wetter-Antoni :  ein  Tausendkünstler,  jihffiger  durch- 
triebener Bursche,  der  sich  in  Leistungen  wie  Tanzen, 
Singen,    Springen,    Unterhaltung    auszeichnet    GTa. 

—  Wetter  zur  Steigerung  des  Begriffs  vor  Subst.  gesetzt.  — 
Chappetöni  Si'hwE.,  -toni  Zg:  1)  Caspar  Anton. 
2)  Einer  der  innuer  eine  Mütze  trägt.  3)  leichte 
Schelte  für  eine  begangene  Dummheit.  Mucstoni: 
der  viel  Brei  isst  Z.  —  3.  wisse  Anton  S,  Antoni  L : 
Name  einer  Pflanze,  deren  Absud  gegen  Harnbeschwer- 
den gebraucht  wird. 

.Doni'.  ZOOl.   ,Döni'.  l.".l:3  .Jemitz.   .Tiini'.  1,570  ZWctzik. 

—  Ol)  die  unter  \  angeführten  Heilwirkungen  sich  alle  auf  den 
scllion  Heiligen  liezichen  oder  auf  mehrere  und  warum,  ist 
nicht  klar.  Nach  Wolf  Beitr.  z.  d.  Myth.  2,  86  ist  A.  als  Be- 
scliützor  des  Yiehs  nicht  der  von  Padua,  sondern  ein  älterer, 
der  in  Rom  als  Fleischer  geloht  hatte  nnd  durch  den  An- 
blick der  Standhaftigkeit  christlicher  M.ärtyrer  bekehrt  ihrem 
Beispiel  folgte.  Dagegen  künnte  A.  als  Finder  (1  a)  und 
Tausendkünstler  (2)  der  Franziskaner  sein,  der  seine  hin- 
reissende Beredsamkeit  sogar  an  den  Fischen  versuchte. 
1  c)  kann  sich  auf  den  ägyptischen  Einsiedler  beziehen,  der 
nicht  bloss  um  Hülfe  gegeu  jenen  Leibschaden,  sondern  auch 
uui  Schutz  gegen  Feuersbrünste  angerufen  wurde.  —  3.  Ob- 
wohl es  eine  Pflanze  (epilobium  angustifolium)  gibt,  welche 
St-Antnnienkraut,  herbe  de  St-Antoine,  auch  Feuerkraut 
(vgl.  1  c)  und  Ucrrchrüt  hcisst,  oder  die  weisse  Braunclle, 
prunella  vulg.,  vormals  unter  dem  Namen  Antonienkraut  ge- 
braucht wurde,  so  ist  obiger  Name  nur. als  Anlehnung  zu 
lietrachteu  für  cig.  Antor».  weisser  Andorn,  marrubium  vulg., 
dessen  Absud  It  den  alten  Krauterbüchern  ,die  Harnwinde, 
tröpflieh  Harnen  nnd  den  kalten  Seich  leget'.  —  Abi.  Timjn- 
und  die   Qrtsn.  Tumii/ni,    Tinjin.     .S.   noch    Toni  m. ;    Töiti  f. 


Antonia  Tone  Rchw;  W.  Toiidje  P  silv.,  dim. 
Töneli  Ai>;  Schw:  w.  Taufn.  Tona  heisst  auch  die 
grosse  Glocke  zu  Naters  zu  Ehren  ihrer  Taufpatin, 
einer  Gräfin  von  Blandra;  s.  Walliser  Sagen  S.  34. 
—  S.  auch  Ditnje. 

Antouiancr:  Anhänger  des  Antonius  Unternährer 
von  LScliüi)fen,  welcher  Irrlehren,  ähnlich  denen  der 
Wiedertäufer,  predigte  und  auch  im  BO.  Jünger  fand 
BO.     Vgl.  Schndgyler. 

Antonikc  brüyii  Antt'ineke:  ein  Kraut  SchwMuo.; 
S,    nach  Angabe   aus  letzterem  Kanton  Wiesensalbei. 

Antorf:  Antwerpen.  XVL  f.  Nach  Antörfer-Gewieht 
wurde  noch  bis  M.  unseres  Jhdts  in  Bs  das  Seiden- 
gewicht berechnet.  Man  reduzierte  aus  Mailänder- 
durch  Antörfer-  in  Schweizer-Gewicht. 

-/den  liautgesetzcn  entsprechend  für  nivi.p:  im  Übrigen 
aber  Anlehnung  an  das  W.  ,Doif  und  den  ähnlichen  zsgs. 
Ortsn.   .Altdi]rf\ 

ent-,  meist  et-,  und  dieses  oft  mit  Assimilation  des  t 
an  nachfolgende  Liiipenlaute.  nicht  bloss  an  f  wie  nlid. 
(ejjfinde,  empfinden),  sondern  auch  /;  od,  p,  z.  B.  epp'cre, 
entbehren :  untrennb.  Präf..  im  Ganzen  wie  mhd.  und 
nhd.,  zur  Bezeichnung  des  Heraustretens  oder  Heraus- 
versetzens  aus  einem  Zustand,  aber  1.  in  vielen  Zss.. 
welche   dem  Nhd.    und    z.  T.   auch   dem  Mhd.   fremd 
sind;    darunter  Fälle,   wo    das  Vb.  erst   für  die  Ver- 
bindung  mit   dem   Präf.   aus   einem  Subst.  oder  Adj. 
gebildet   ist,    und  solche,   wo  schon  das  einfache  Vb. 
unserer  Spr.  eigen  ist.     Beispiele:  ent-alpe»,  -hraiien, 
-Idcihen,  -nachten,  -hiiesmcn,    -bellen,,  -riflen,  -schüelcen, 
-schieben,   -wänen,   -frören,   -gueten,   -nattren,    -räuen, 
-seien.  —  2.  in  Zss.,  welche  das  Mhd.  und  Nhd.  nicht 
in    unserer  Bed.  kennt,    z.  B.   ent-sehen,   vorauss.,    er- 
warten;   empfangen,   ein  Kind,   v.  d.  Hebamme;    ent- 
setzen, einen  Nerv,  lähmen;  -stän,  anheimfallen;  -.stellen, 
refl.  sich  unartig  benehmen;  -stiften,  eine  Stiftung  auf- 
heben; -n-erfen,  eine  Brache,  zum  zweiten  Mal  pflügen; 
refl.  sich  krümmen,  v,  Holz.  —  3.  entsprechend  andern 
Präf.  od.  Präp.  Beisp.  davon  schon  bei  1  u.  2,  ausserdem 
noch:  a)=  ver-:  ent- fallen,  in  Busse;  -leren,  verlernen; 
-■■iträmmen,  verstreckcn,  e.  Sehne  =  entsetzen;  -Zilien, 
refl.  verzichten;   -heissen.    b)  =  er-:   ent-getzen,   ent- 
schädigen =  ergetzen,   vergessen  machen ;   -lüpfen,  er- 
heben, V.  Nebel;   -manglen:  -marflen,  erstarren,  aber 
auch:  aus  der  Erstarrung  lösen;  -retten:  -bieten,  refl., 
sich  anheischig  machen;  -Müpfen,  erschreVkcn;  -mes- 
sen, refl.,  stark  niesen;  -hütsen,  erzürnen  =  «•-,•  -vachen; 
-heben,   rühmen.     (.Enttrenkt'   Sch  1637,   viell.  bloss 
lautliche  Entstellung.)    c)  =  er-  u.  ver-:  ent-bräiien, 
refl.,    sich    rühren,    mucksen,     d)=be-:    ent-rauhen. 
e)  =  verschied.  Präji. :  ent-ginnen,  anschneiden;  -halten, 
auf-,    aufrecht-,    unter-,    vorent-;    -haben,    aushalten, 
-reichen;  -scheiden,  unter-;  .entscheiden'  (altes  Pte.)  = 
verschieden;  -helfen,  ah--,  -schlafen,  einschläfern,  aber 
auch:  aus  dem  Schlaf  bringen;  -machen,  auf-,  ött'nen. 
—    4.    pleonastisch,    resp.    ver.stärkend:    ent-änen, 
refl.,    sich   entäussern,    cntschlagen;    -flÖl;en,   flüchten 
(trans.);  -armen,  arm  machen;  -köpfen;  -fangen,  Feuer 
f.;    sich  -färben,   von   reifenden  Trauben,    Farbe   an- 
nehmen;   -fremden,    scheu    sein,    von  Kindern,   auch: 
fremd  vorkommen  =  be-;   -müessigen,   refl.,   sich    ent- 
halten;   -schlagen,   Feuer  schl.;    -stürflen  =  stürchlen. 
strauclieln;    -trennen;    -schuHchen;    -uneren    (ebenso 


353 


Aut,  eilt,  int,  nnt,  mit 


854 


[ilfon.  wio  nhtl.  .ver-');  -xtüreii,  Verwunderuiis;  mäs- 
siijen,  sicli  zurecht  finden.  (Dagegen:  cnt-plnnderen, 
iirspr.  des  Plunders  berauben.) 

Pie  Assimilation  des  t  in  der  Sclirift  nii'lit  inuner  aus- 
f;ediii<'l(t  z.B.  .i'ntliiining'.  Lind.  Wint.  Clir. ;  zuweilen  aber 
aiieli  mit  Boibelmltiing  des  t  verbunden  z.  B.  ,enti)funden'. 
Waltlier  1584.  Eigeutiimlieh  entstellt  ist  diu  ydireibung 
bei  Edlil).:  ,encwiebteu%  entweihten;  ,enondaetend",  ent- 
deckten; wahrsch.  mit  Anlehnung:  an  das  mhd.  m-  für  ent-. 
\  Vgl.  umgekehrt  etireij  B  fiir  uyiting,  dieses  mit  cingeschob.  ( 
(für  fiiwftj,  ttreg,  hinweg,  aus  ln-ireij)\  ,entzwischen'.  1666 
Hafn.  (für  ,inzw.'),  wie  nhd.  ,ent-zwei,  ent-gegen'.  Verschie- 
denen Ursprungs  ist  auch  das  el-  in  ctwrder,  entweder,  neben 
fitirefh-r  (aus  eindcicfdey)^  und  i.n1'  statt  des  neg.  Prüf,  ni- 
in  Schreibungen  wie:  .wir  entsöUent',  wir  sollen  nicht.  I.50'2 
.Misch.;  ,es  entsol',  soll  nicht.  1.524  ebd.  Hoch  sieht  man 
auch  aus  dieser  Entstellung,  dass  die  Einschiebung  eines  ( 
(wie  sonst  eines  d  nach  n  übh.)  nach  cu-  eben  so  nahe  lag 
wie  die  Ausstossung  des  t  der  wirklichen  Vorsilbe  ent-  im 
Mhd.  vor  b  und  ».  Fraglich  bleibt,  ob  in  tsthüuche,  scheu- 
chen; techudere,  schaudern,  das  vorgeschobene  (  eine  Ver- 
kürzung aus  cnt-  oder  nur  eine  rein  lautliche  Verstärkung 
sei,  welche  in  manchen  andern  WW.  oliue  Zweifel  anzunehmen 
und  aus  verschiedenen  Ursachen  zn  erklären  ist  (s.  tsch-). 
Uagegen  scheint  ent-  wirklich  zu  (  verkürzt  In  tüfen,  offnen. 
Aus  der  Conibination  tnt-he-  musste  eiiij)-  entstehen,  das  mit 
Ausstossung  des  folgenden  Staninianlautes  7i  vorliegt  in  empiitzt, 
erzürnt  =  cinf.  vnthützt  (3  b).  Mit  Ausstossung  des  m  in 
cuqi-  entstand  ep~rhö  (ent-be-koninien),  begegnen,  vergelten, 
sich  erholen,  neben  einf.  d-cliü  (ek^o) ;  eji-chiiii'',  sich  er- 
holen; cp-uleli  (ent-be-ziehcn,  mit  Vereinfachung  von  z  in  » 
wie  in  h'mle,  bezahlen),  einholeu ;  ej>-lia,  auf-,  aushalten; 
tqy-tfvMUfftfc,   öffnen. 

uf-:  pleona.st.  für  einfaclies  cnt-:  .ufemiiöreu';  für 
einf.  üf-  oder  ent-:  ,uf'-eiit-balten',  aufreclithaltcn. 

er-  scheint  vorzuliegen  in  crt-nucle,  einnicken; 
-lene,  untersuchen,  durchprüfen,  mit  Auswahl  Bs; 
-(•»/Mie,  entrinnen;  -laufe;  -fiieli;  -güL;  -here;  -hrinne, 
entbrennen;  -lade;  -Jene;  -aetsHg;  erpfä,  empfangen; 
erpfele,  empfehlen;  erpfinäe. 

Da  die  simultane  Verbindung  zweier  unbetonter  und 
coorJiiüerter  fräf.  snust  selten,  auch  in  der  ä.  Spr.  nicht 
nachzuweisen  ist,  da  ferner  die  Ausspr.  jenes  <r(-  von  tw. 
(lanebeu  bestehendem  et-  oder  evt-  wenig  verschieden  zu  sein 
scheint,  überdies  er-  geradezu  statt  ent-  vorkommt  (s.  er-; 
auch  in  er(ieyen,  entgegen),  wie  wir  umgck.  oben  ('i  b)  eiit- 
auch  statt  er-  fanden,  so  lässt  sich  ert-  auch  als  blosse  laut- 
liche Variante  von  ent-,  et-  ansehen,  wofür  die  wechselnden 
Formen  encnt,  enert,  enet;  innent,  innert,  innet  (s.  Sp.  267) 
willkommene  Parallelen  darbieten.     Vgl.   noch  das  Folg. 

Ter-  scheinbar  vorliegend  in  vert-wenne,  ent- 
wöhnen; -wache,  erwachen;  -leide,  verleiden;  -ICi,  ent- 
lassen; -nchwcre,  schwären,  eitern;  -lle,  -lene,  leihen, 
entlehnen;  -cho,  begegnen  (alle  diese  inUoT.);  dazu 
noch  anderwärts:  rert-schlafe,  ein-;  -nöre,  einschlum- 
mern; -niickc,  einnicken;  -ri'mne,  entrinnen;  -trütsclic, 
entwischen;  -werfe,  fehlg(d)ären ;  -schlufe,  sich  ver- 
kriechen; -napfe,  schlechtes  .aussehen  bekommen; 
-Hchnäpfe,  sicIi  im  Siirechcn  verfehlen;  -ii:ile,  ver- 
weilen; -sehietitjiic,  schieftreten;  -schiillc,  erschüttern, 
schütteln;  -ha,  zu-,  zurückhalten;  -liiffe,  laH'enstützig 
werden;  -lere,  verlernen;  -löchere,  wasserdicht  werden; 
-Wiche,  ausziehen  (Pflanzen  aus  dem  Hoden). 

Ibis  priucipielle  Beilenken  gegen  Verbindung  zweier  uti- 
betouter  Prüf,  gilt  uatürlich  auch  hier;  ferner  kmiimt  in 
Metracht,  dass  statt  oder  nelien  rert-  bei  mehrern  der  auf- 
gezählten Comp,  nicht  bloss  das  selbst  zweifelhafte  ert-,  son- 
dern auch  einf.  er-,  rer-  und  ent-  (et-)  vorkommen,  und  dass 
rer-  (.s.   d.),    übh.   sehr    bcli.'bt,    bes.    auch    für    ,,-  riiitrilt. 

Schweiz,  kliutikun  1.  3. 


lV/-(-  ist  also  nuiglichcrweise  nur  lautliche  Verstärkung  des 
einfachen  rer-,  indem  der  Zusatz  (  zunächst  von  eri-  herüber 
geuonimeu  wurde.  Eher  als  ein  ursprünglicher  Trieb  zu 
begrifflicher  Verbindung  zweier  Präf.  ist  wohl  anzuuehuii'n 
ein  Schwanken  der  Wahl  zwischen  zwei  ähnlich  lautenden 
Syn.,  welches  dazu  führen  konnte,  dass  Elemente  von  beiden 
an  oder  in  einamler  geschmolzeu  wurden,  wie  dgl.  in  rein 
physiiilogisch-niechanischer  Weise  auch  sonst  vorkommt.  Dass 
Produkte  solcher  Verschmelzung  im  vorliegenden  Fall  nicht 
nur  vorübergehend,  individuell  zufallig,  geschaffen  wurden, 
sondern  bleibendes  Dasein  und  Nachfolge  erlebten,  musste 
allerdings  einen  Grund  haben,  und  zw:ar  eben  darin,  d.ass 
sie  jener  Deutung  aus  verkürzter  Zss.  fähig  schienen. 

Eilt  c-  f.:  Ente.  .Die  Ent(en),  Entvogel,  anas.' 
Fius. ;  M.\L.  In  der  lebenden  MA.  nicht  recht  volks- 
tümlich, dafür  lieber  die  Kosenamen  Wudle,  Wiirl 
(s.  d.).  ,Ent'  und  .Gans'  waren  zwei  grosse  Flösse 
getauft,  welche  die  Zürcher  Im  XV.  zu  Kriegszwecken 
ausrüsteten.  Sack  coli  Ente!  Verhüllung  des  Fluches 
,beim  Sakrament'  L,  schon  l(i4(j  B  unter  den  straf- 
würdigen Schwüren  aufgezählt.  .Blaue  J].',  blauer 
Dunst,  Lüge.  .Darum  Eugenius'  fürschlag  nünt  anders 
dan  ain  blauwc  ent  was,  damit  man  achten  sölt,  er 
hett  ouch  etwas  zuoweg  bracht.'  Vad.  ,Dass  es  list- 
fündig uszüg  [Ausflüchte]  und  blauw  enten  warend.' 
ebd.  Daher  bei  Paracelsus:  ,blaw  enten  arbeit',  ver- 
gebliche A.  ,B1.  E.'  auch  als  Wirtshausschild  z.  B.  in 
Z  Altst.  XVIII. 

Mhd.  ante,  ent,  ahd.  luivt.  Die  altertümliche  Form  ,.\nten' 
auffalleuderweise  bis  ins  XVII.  fortgeerbt  in  der  Gesiude- 
ordnuiig  von  Muri;  s.  auch  Antrogel.  Da  schon  das  Vogelb. 
15.57  die  gemeine  Wild-E.  .blauwe  E.'  nennt,  so  kann  dieser 
Ausdruck  im  Tropus  nicht  wohl  etw.  in  Wirklichkeit  ülih. 
nicht  Vorkommendes  meinen,  sondern  wird  sich  auf  die 
Prahlerei  der  Jägerzunft  beziehen. 

Is-:  1.  ,Ein  Merchengeschlächt.  so  die  unsern  jss- 
entle  nennend,  etwas  kleiner  dann  die  [gemeine]  Ent, 
am  köpf  dunkelrot,  gegen  der  brüst  äschenfarl),  der 
rugken  schwarz,  der  bauch  weiss.  Bei  uns  allein  in 
grosser  kelte  gefangen,  dannenhär  es  den  namen  über- 
kommen.' VoiiELB.  15.'i7.  Nach  der  selben  (Quelle  etwa 
mit  Bhtn-  verwechselt.  Lt  JEEscukr  1092  die  Kriek-K., 
anas  crecca.  —  2.  Grö.ssi  I.,  die  grosse  Tauchgans, 
raergus  merganser  Bodensee;  Syn.  Äsch-. 

Isen-,  ,Das  E3-sencntle,  mergus  (major).'  Fnis.; 
Mal. 

Asch-.  ,A.  von  wegen  der  fischen  so  sy  isset.' 
Vogelb.  1.557.  ,In  dem  Bodenseo  ist  ein  geschlecht 
der  enten,  welche  auss  dem,  dass  sy  insonderheit  die 
äschcr  fressend,  von  inen  äschenten  genennt  werdend.' 
FisciiB.  15(i.S.  Vom  Hautmann  1S27  in  allen  Teilen  in 
.\brede    gestellt.  Der   Name  bczug  sich  vidi,  eher  auf 

die   Fnrbr. 

, Voll- Enten  nennend  die  unseren  anateni  cirrliii- 
tam  von  wegen  der  grosso  jres  leibs.'  Vohklu.  15.")7. 
,Foll-Ento.'  .lEEscHKR  UiiVi. 

(iran-Entli:  .Kleine  ent,  Kriekente,  anas  crecca.' 
VocELii.   1557. 

(irab-Ent:  die  geuii'ine  wild,'  !•],.  anas  Imschas  I,. 

(iross-,  Hag- :—  7i'(V/.«7i-.  \'iiiii:i.ii.  1557. 

Halden-:  „Scharbe,  pelecanns  graculus  (! ;  Tu." 
Nach  Haiitm.  ISO,**  =  Kormoran,  pelecanns  carbo;  so 
genannt,  weil  dieser  Vogel  sich  in  kalten  Wintern 
noch  einzeln  in  den  Seerevieren  auflnilt,  wo  es  an 
der    lliildc  heisst. 

23 


855 


Ant,  enf,  iiit,  unt,  unt 


356 


,Kiifer-  K  iil  li:  Duclioiitliii.  pygoscelis  iiiiiior.'  Mal. 
-    K.   (s.   (1.1   lirzit^ht  sich   vi(;ll.   :iiif  die   Ijubluiltit'kcit. 

,Kricli-.  Kriick-eiitlin,  Kvig-entc:  Kriek-E.,  a. 
crecca,  ijULUMiuedula.  Vouklb.  1557. 

Aus  lulrd.  kriltia;  das  viell.  die  kriecheudc  d.  li.  kurz- 
Iji'inigu  Ijod.,  viull.  aber  auf  dorn  lat.  rpierq.  bcrulit. 

Krüt-:  Sdiimierlialbonte,  a.  circia  Büdensek.  .\iu-li 
dem  VocjELii.   1557  au.s  dieser  Gegend  bekannt. 

K 1-  ü  z  - :  der  \veis.sc  Säger,  niergus  albellus.'  HSchinz 
1842.  —  Der  Nanie,  wie  das  Sjii.  A'uitiiemni,  srliuinl,  sirli 
auf  die   Fai'bc  derselben  zu   bezielieu. 

Li'tt-Entli:     1.    Kr!ek-E.,    „anas    crecca    G." 
2.  Zwerg-E.,  ana.s  iiiiuuta.  Hautm.  1808. 

Mugg-Ent:  aiia.s  iiiuscaria.  Mal.  ,A1sü  genannt 
darunib  das.s  ny  niuggen   fahet.'  Vouelb.  1557. 

Muer-:  Kriek-K.,  ana.s  crecca.  JEEsrHEK  lGSt'2. 
Nacli  Fris.  und  Mal.  =^  ,Soreiit,  kleine  grainve  entle, 
iluor(|iiedula.' 

Vidi  Mucr,  Hchhiuiui,  iu  welchem  sie  wühleu,  also  gloich- 
bed.   mit  Li'tt-,   Man-,   Sor-,   i^cldkf-E. 

März-:  Wild-E.  und  zwar  ,anas  fera  timiuata 
maior.'   Mal.,   aber  nach  Vogelb.  1557  a.  C.  t.  minor. 

Mos-:  die  gemeine  wilde  Ente,  anas  boschas  (fera). 
Hautm.  1808.  Denzl.  1677.  1716  ,Moosent'.  Im  Vouelb. 
1557  ,Massent'  mit  der  Kriek-E.  identiticiert. 

^ nnnaw-  =  Krüs-E.  Sciiinz  1842. 

So  genauiit  wejfeu  des  Wechsels  von  schwarzer  inul  weisser 
Farbe.    —    Syn.   Änniu-iittnivhi'r. 

Bisani-Entli:  1.  Knäck-E.,  a.  qucnjiicdula.  ScniNz 
1842.  —  2.  Kriek-E.,  a.  crecca.  ebd.  —  3.  „Bismalt- 
Ent:  &.  rutina  Bodensee."  Kulbenente.  —  Die  Bcueunung 
bezieht  sich  auf  den    Geschmack   dos  Fleisches. 

Blass-Ent:  die  gemeine  wilde  E.,  anas  boschas 
(l'era).  Hautm.  1808.  A.  fera  tornuata  minor.  Voüelh. 
1557. 

Hartuiauus  Heliniloiiiir  ,Hlas-'  darf  wohl  als  ,Blass-'  ver- 
standen werden,  und  letztere  Bezeichnung  bezieht  sich  auf 
den  weissen  King  um  den   Hals. 

Ruech-:  die  Gattung  Taucher,  colymbus.  Hautm. 
1808.  —  S.  Buecli. 

Rh  in-.  .Rynent,  mergus  Rheni.-  Mal.  .Von  den 
Merchen  ist  das  Rliynentle  der  Enten  [an  Grösse] 
gleich.'  VocELii.  1557.  ,Rhein-Ente,  die  griisste  under 
den  Enten.'  JEEsciiEU  1692. 

Rot-:  Tafel-E.,  anas  rufa?  .Wird  also  geneniiet 
von  ihrem  roten  Koijf  und  Halse.'  JEEscher  Uiii2. 

Ratsch- =  ,Sj)iegelent,  wilde  blauwe  ent,  a.  fera 
toni.  min.'  Mal.  Vogelb.  1557.  JEEscrku  1602.  — 
0er   Name   bezieht  sieh    \v(]hl  auf  die   Stimme;   s.   riilnclu-n. 

Sor-:  jkleine  grauw  entle,  querquedula.'  Mal. 
Nacli  JEEscher  l(i92  =  Kriek-E.,  a.  crecca.  —  Sor  hier 
ohne   Zweifel   i.   S.   von   Muer  (s.  o.). 

Scliell-:  1.  Quakente,  „a.  clangula  Büdexsee." 
Hartm.  1808.  —  2.  Spatelente,  a.  glaucion.  ebd.  — 
■i.  Braunkopf,  weissäugige  E.,  a.  nyroca.  ebd. 

Oas  Vogelb.,  welches  sowohl  .Sehall-'  als  ,Schell-'  erwähnt 
(.Schal-'  auch  Cys.  KiOl),  hat  zu  der  erstem  Form  die  richtige 
Erklärung  ,vou  sterke  der  Hiiglen',  mit  welchen  ein  besonderer 
Klang  hervor  gebracht   wird. 

Schilt-.  ,Ein  gsclilecht  der  breitschnäbligen  En- 
ten.   Seh.  genennt,    item  Täschenmul.'    Vogelb.  1557. 

Schlief-  iläf-'-:  1.  Reiherente,  a.  fuligula.  ScniNz 
1842.  —  '2.  .Schlcufontlein,  Krick-E.'  .lEEs,  iiek  lOO'i. 


0er  Name  deutet,  wie  die  Syn.  ,Müdor-E.'  für  1,  Muer-E. 
usw.  für  '2,  auf  die  Gewohnheit  dieser  Vögel,  im  Schlamme  zu 
wiilileu. 

Scluiäder-:  spcjttische  Bez.  einer  geschwätzigen 
Person  Bs;  Sin. 

Schwalben-:  Spiess-E.,  l'feilscliwanz,  a.  acuta. 
Hartm.  1X08.  --  Vou  ilnem  k.ilfurmig  gestalteten  Sibwanz 
so  genannt. 

Spiegel-:  die  gemeine  wilde  Iv.  a.  bosclias  (fera). 
Haktm.  1808;  Mal. 

Spitz-:  Gattungsname  für  Taucher,  colymbus. 
Hartm.  1S(i8. 

So  genannt  mit  Beziehung  auf  di.'ti  spitzen  Schnaliel,  im 
Gegensatz  zu   dem   breiten  Schnabel   der  Enten. 

Storr-:  Sti3r-E.  ,Storent,  die  grössere  wilde  blawe 
Ejit,  darunib  [so  genannt]  das  sy  mit  dem  Schnabel 
im  erdtricli  störet  [wühlt].'  Vogelb.  1557. 

Sturz-  Sturz-  Z,  ,Störz-.'  Cvs.  1661:  die  grössere 
Stock-,  Störz-E.,  a.  bosclias.  Schinz  1842;  Vocjelb. 
1557;  Mal.;  JEEscher  1692. 

Strü.ss-Entli:  die  europäische  Haubeiiente,  Kei- 
herente,  a.  fuligula.  Hartm.  1808.  —  Syn.  Strttmmör. 
StniHH  =  Federbusch. 

Tuch-,  Tüchel-Ent:  Taucliereiite.  mergus  U; 
Vogelb.  1557;  Fris.;  Cvs.  1661. 

Syn.  Ttcliel.  0er  kurze  Voc.  weist  auf  den  l'liir,  I'rat. 
eines  Vb.  lurjnn,  von  dessen  Sg.  Prät.  das  nhd.  .Tauchen' 
abgeleitet  ist. 

hus-enten:    im  Hause  herum  geschäftig  sein    B. 

Oie  in  Sehlappschuhen  im  Hause  herum  watschelnde, 
nicht  leicht  in  die  Ferne  schweifende  Hausfrau  der  Ente 
verglichen.      Syn.   Inmistcn, 

Enterich,  dafür  volkstümlicher  Entcoyel,  Bätsch. 
, Indianische  Entrach.'  JUWeber  1695.  —  Rätseh-  = 
Svhii(i(hr-Ent  BsStdt.     Vgl.  Eälsch-Ent. 

entlen:  1.  wackelnd  gehen,  wie  die  Enten  B.  — 
2.  im  Wasser  mit  den  Händen  rudern,  wie  Anfänger 
im  Schwimmen  tun.  ebd. 

eiitlin  -li :  von  der  Ente  herrührend.  Subst.  Entlis, 
Fleisch  von  einer  E.    S<h.   —   Zunächst  vom  Dim.  Entll 

abgeleitet. 

eiltig:  Adj.,  andern  Adj.  verstärkend  vor-  oder 
nachgesetzt,  i.  S.  v.  sehr,  ganz;  nur  in  Gii.  1)  Entigi 
Mal,  sehr  oft  Chdr.  Wohl  nur  verkürzt  aus  dem 
häutigeren  oV  (ril)  c.  M.  2)  Es  eiilii)  clileis  Mcilji, 
ein  ganz  kleines  Mädchen  Uav.;  mäs-hitiij-allei)!.  ebd.; 
s.  Sp.  275.  3)  här-entiy,  verstärktes  ,baar',  rein,  otfen- 
bar,  vollständig;  Syn.  har-lötig.  ebd.  En  Ijurenüge 
Liir/ncr,  Lump,  Narr;  es  harenligs  Chalb  (als  grobes 
Schimpfw.  für  einen  dummen  Menschen). 

Bar-enliij  auch  um  Bregenz.  Fromm.  6,  l'il;  daneben 
vorarlb.  hvrrntig.  3,  531  {büf  für  pur,  rein,  also  syn.  mit 
htir).  —  Zshaug  des  enli;]  mit  .Ende'  i.  S.  v.  , vollendet,  voll- 
kommen', Hesse  sich,  wie  auf  Sp.  318/19  versucht  wurde, 
soweit  nur  die  Bed.  in  Frage  kommt,  wohl  nachweisen;  be- 
grifflich w'ürde  auch  üH-tindiff.  ununterbrochen,  schwäb.  _/«/- 
endii),  gar  sehr,  sich  wohl  zur  Erklärung  herbeiziehen  lassen, 
ebenso  das  bair.  €»i2-  (cnth-)  =  erz-,  mit  dem  Adj.  atzisrJt, 
rnscrtHch.  Allein  das  t  für  d  iässt  sich  nicht  überzeugend 
rechtfertigen.  Nun  stehen  wir  aber  in  Gr  und  Vorarlb.  auf 
urspr.  roman.  Boden,  und  es  werden  in  den  mailäiulischen 
Dialekten  und  im  Dialekte  des  aus  Italien  nach  dem  Eugadin 
heriiberfiihrenden  Puschlav  die  .^d.j.  im  S.  der  Ver.stiirkung 
mit  d(!r  aus  dem  Lat.  stammenden  Endung  ent(u)  verbunden. 
z.  li.  hifiirutv  st.  huuiiisutiiio,   iwrnitu  st.  ituociHHimo,   iu  Pusclil. 


S57 


Ant  mit.    Antsch — uiitscii.    Anx—uiix.    Anz- 


358 


nttv  nnvfut,  nagelneu,  cahl  caldent,  siedoiidheiss,  sei  es  dass 
dieselbe,  wie  iu  den  orsturu  Beispielen,  aus  dem  Fülle  oder 
hohen  Grad  hezeichuenden  lat.  -entus  iu  cru-entHn  n.  ä.  oder, 
wie  hei  ralrlait,  aus  dem  Part.  Präs.  eines  Vh.  entnommen 
war.  Aus  solchen  Yerhindungen,  in  denen  die  Silbe  inl  eine 
verstärkende  Kraft  zu  haben  schien,  konnte  sie  heraus  gelöst, 
aufs  Deutsche  üliertras^eu  und  durch  das  zugesetzte  -iV/  selb- 
ständig geuiacht  werden.  So  erklärt  sich  auch  der  auf  mtitj 
nach  müs-  und  hur-  liegende,  der  gewöhnlichen  Betonung 
deutscher  Comp,  widersprechende  Accent.  Eine  Consequenz 
(oder  Voraussetzung)  dieser  Erklärung  ist  freilich  auch,  dass 
urspr.  nur  Verbindungen  wie  bar-,  vil-mlig  bestanden,  nach 
weichen  dann  schon  altstr.  müx-c.  gebildet  wurde;  noch  weiter 
ab  führte  die  Stellung  r.  rlihi  statt  i:lihi-<\,  und  endliidi  wurde 
gar  tiitifj  allein  gewagt. 

eint  s.  ein  Zahlw.  Sp.  269.  274.  Nach  Analogie 
von  eint  und  ander  auch  in  der  Verbindung  ,ihr  Eint 
Kiid  Alks'  Bs.  Mev.-Mer.  186ii. 

eintlel'(t)  s.  einlif  Sp.  288.       intor  du  s.  hend. 

Iiiträile  f.:  Einkünfte.  ,Eentmeister,  die  allerlei 
iutraden  einzogen.'  Vad.  .Der  Zoll,  Umgelt  und  andere 
Intraden.'  UiijiJ  Haf.v.  ,l>ie  Uhr  anbelangend  [in  der 
katli.  Kirche],  soll  selbe  im  Gemeinen  dienen,  nur  soll 
.sie  der  kath.  Messmer  richten  [aufziehen]  und  eine 
Krone  Intrade  beziehen.'  1646  Trimmis.  —  Aus  it.  intmia. 

Intresse  intfejressi  n.:  Procente  von  Anleihen  auf 
blosse  Handschrift  ohne  Unterpfand,  im  Ggs.  von  ,Zins' 
oder  ,Gesuerh-  [auf  Hypothek].  ,Und  nennt  man  sol- 
ches: Interesse  und  nicht  Zins,  denn  es  sei  eine  fah- 
rende Schuld.  Ob  man  solchen  [hohen  |  Interesszins 
zu  nehmen  abstellen  wolle.'  1557  Absch. 

intressänt:  interessiert  BsLd. 

intressiert  Gr,  -e-  Av;  Bs,  -e'-  Z,  i-tressiert  L; 
S:  auf  das  eigene  Interesse  bedacht,  eigennützig, 
geizig. 

nie  in  L;  S  übliche  Form  beruht  auf  unrichtiger  Ab- 
teilung und  Anlehnung  an  das  dentsche  PräC.   in-. 

ver-interessieren:  verzinsen.  ,üas  Geld  ent- 
lehnen und  V.  müssen.'  Z  1751. 


Alitschi:  dim.  Form  von  ^4h«((  (Sp.  26t»J.    „Aiilscldi 
Bßr.'',  nochmals  dim.  gebildet. 
Antscho  s.  Anton. 

llntsclie  f.:  Papierdüte  BGr.  Syn.  Brief:  Bidrer-, 
Bapir-,  Pfeff'erhihli:  iSknrnitzz. 

Provincielle  Ausspr.  für  ,Unze",  eig.  das  (iewicht,  bei 
wi'lcheui   man    kauft,   übertragen  auf  das  Paket.     S.  auch  l'ii::. 


lux:   s.  jiiti.r. 


Anzi.  ,Unsers  Anzis  oder  (irossvatcrs  Vater.' 
CPfyffer  1571. 

Eine  Ableitung  als  Koseform  von  An,  Am'  (Sp.  '2471,  wie 
sie  sonst  nur  bei  wirklichen  Personennamen,  z.  H.  Km  ii:  aTis 
Kurn(rad),    üblich    ist. 

änzt^n,  enzen:  1.  tadeln,  bekritteln,  rügen,  vor- 
werfen, oft  mit  dem  Nebenbegrilf  der  Unverträglichkeit. 
Bitterkeit  und  lästiger  Wiederholung  (ii.;  G;  Scnw. 
L,iU,  wo  [welche]  ei!<der  |  immer  ]  ()p2)is  z'  änse  hiind, 
chann-i  iiid  lide  SiiiwMuo.  Kr  lud  em  'x  iihel  ifd)/:!. 
ebd.  All  Oppis  iiiiie  ä.,  an  Ktwas  herum  kritisieren, 
ebd.     dpjie    liim     Italic"    |01jst    zu    Jlost    malilcnl    ea 


Eimerli  ztcei  roll  süberes  Wa.^ser  iiher  d'  Stei'  ine 
[herein]  z'  schütte",  da.sselb  ist  recht,  das  chann-me 
nid  ä.  Senw  Erzähler  1856.  Du  miieseh-es  [musst, 
kannst  es  nicht  unterlassen]  eisdig  ä.  GG.  In  der  ä. 
Rechtsspr.  bes.  vom  .Rügen-  eines  gerichtl.  Criminal- 
Urteils.  „Wer  diese  Urtel  ä.  oder  äfern  sollte,  soll 
in  die  Fussstapfen  des  Verurteilten  gefallen  sein--,  bei 
Maleflz- Sentenzen  Sonw.  Einen  Richterspruch  ,ä., 
äfern  oder  schmäehen.'  Gl  Blutgerichtsordn.  XV.;  syn. 
.niemer  [niemals]  ze  anden  noch  ze  äft'ern.'  G  1395. 
S.  äf ereil  Sp.  lOG/7.  —  2.  in  beleidigender  Art  wieder- 
holen, was  Einer  sagt,  und  ihn  so  reizen  GlH. 
—  3.  verdriesslich  klagen,  mit  Bitten  beschwer- 
lich fallen.  Syn.  kdreii,  miicden  G  oT.  —  an-:  an- 
hetzen Gü. 

Zu  ahd.  (iimzan,  antreiben,  reizen  (direkte  von  der  Präp. 
an  gebildet),  würde  wohl  Bed.  2  unseres  W.  u.  anüiizen  passen, 
nicht  aber  Bed.  1  und  3,  während  2  und  3  sich  leicht  aus  1 
entwickeln  lassen.  Es  empfiehlt  sich  daher  besser  die  Abi. 
aus  (luden  (Sp.  301),  entweder  mit  der  Intensiveudung  ahd. 
-azan,  auch  -izan  (daher  der  Umlaut,  der  sonst  freilieh  bei 
diesen  Bildungen  im  Mhd.  ausbleibt,  weil  das  i  nicht  urspr., 
sondern  nur  aus  a  geschwächt  ist,  doch  auch  in  nhd.  .ächzen, 
krächzen'  erscheint),  oder  mit  «,  resp.  ahd.  -iunn,  also  für 
and-s-en,  vgl.  das  vereinzelte  nhd.  ,ahnsen'.  Für  diese  .\bl. 
spricht  auch  der  syn.  Gebrauch  von  and^n  neben  ä/errn  in 
der  Rechtsspr. 

Eilz  I:  m.  Taufn.  Lorenz  Ap. 

Enz  II  n.:  Erz,  das  frisch  aus  den  Minen  gekonnnen 
ist  AAFri.  Dazu  Enslinapp,  Bergknappe.  —  Mag  zu 
Enzt,  Berg,  gehören;   vgl.   EnzJoch  =  Enztlnrh. 

Enzi  I:  w.  Taufn.  Emerentia  L. 

Enzi  n  „n.:  oberste  Kuppe  eines  Grenzberges.  So 
gibt  es  ein  Entlebucher-,  ein  Berner-Enzi."  Aber  auch 
ein  Röiiiöser-,  Willisaiier-Enzi,  sämmtlich  in  LE. 
Enziloch,  am  Napf,  auf  der  Grenze  zw.  B  u.  L.  ebd. 
auch  eine  Enzi-jlneh;  Eiizi-irald  hinter  Hergisw.  bei 
Willisau.  Am  Enziloch  erscheinen  in  der  Sage  die 
Enzimannen,  Berggeister,  welche  dort,  zeitweise  durch 
(Jeti'ise  sich  kund  gebend,  das  Wetter  machen.  Es 
sind  nach  der  Sage  die  unseligen  Geister  von  Men- 
schen, welche  zur  Strafe  einer  begangenen  l'beltat  in 
jene  Wildniss  gebannt  wurden,  wie  Ahnliches  von 
andern  Gebirgsgegenden  erzählt  wird.  Das  Enziloch 
und  seine  Umgebung  ist  auch  noch  durch  andere 
('ieistererscheinungen  unheimlich.  Vgl.  Lütolf,  Sagen 
'27.  393.  513.  519.  Im  Romoser  Enzi  weilt  eine  ver- 
wünschte schatzhütende  und  wetternnichende  Jungfrau, 
ebd.  504. 

Ettzt  hängt  w<dil  zusamuu'U  mit  ilem  Subst.,  das  appel- 
lativ  mit  der  Bed.  , Kiese"  nur  im  Ags.  (.iiO  vorkonnnt.  aber 
auch  in  ahd.  Personen-  und  Ortsn.  erhaltiui  zn  sein  scheint; 
Itair.  Knzimann,  Knznrilut,  Ä.';i2r;nc(\  (Wiese);  vgl.  auch  ,Enzi;n- 
berg'  uiul  ,Euziungfrau'.  Simrock  ■''  3'.)1.  IDS.  llie  Wetter 
nuicheiulen  Knziniaunm  an  unserm  Enzdnrh  sind  ohne  Zweifel 
urspr.  Kiesen,  erst  später  in  ineuschliche  Geister  verwandelt, 
und  auf  niytliologische  Bed.  weisen  auch  die  übrigen  Iii>kal- 
sagen.  —  Das  mänul.  Geschledit  erklärt  sich  durch  hinzu- 
gedachtes ,Berg';  das  weibl.  Geschlecht  bei  Gas.  PlytVer  ISri!» 
ist  ganz  vereinzelt.  --  St. 's  Ilefinitiun  ist  beeiutlitsst  durch 
die  etyiiuil.    Deutung  auf  ,Eud'. 

Enzi;in.  Enze.  Ku/, eiii',  Kn/.ele,  lOnzni  s. 
Jeiize. 

einzig,  (•-'«.-/(/ AASeet.;  Bs  (Si'UKNii);  B;  Si-u;  Sinw  ; 
S;   ZU.,   „(».-((/  VtluTK"  ;  BHk.,  sonst  e'i-:   1.   wie   nlid. 


353 


Am.  eiiz,  iiiz,  onz,  nnz 


360 


,J)ie  (/rünlii/eii,  fschrecklichen]  Äst,  wo  ein  ensig  [von 
denen  einer  allein,  ein  einziger]  scho  so  dick  isch,  wie 
lies  Sdt/liÜHiiili.'  BWyss  1803.  .Subst.  ,D(is  icird  nnlii 
[ilocli  I  iiil  r/s  Umicje  i  dr  Welt  sl.'  Gottii.  I  wolU- 
n-h  iiiimiiieit  es  1-iiziys  siiye,  nur  dieses  Eine  will  Ich 
Eueli  sagen  ISHk.  -  2.  irgend  ein  =  c/jkV/  Sp.  28(1; 
in  der  ä.  Spr.  nach  Negation.  ,Uhne  einziges  Melden.' 
158.')  Ai- LB.  —  3.  allein,  einsam.  Er  göt  äiAj  (jo  N., 
er  g(!ht  allein  nach  N.  Aa.  ,I)as  Ching  nie  emig  lo, 
weder  i"  der  Stuhe,  no  voruase.'  BWyss  1803.  ,Man 
hört  auch  etvvan  nachts  in  den  Klöstern  oder  sunst 
an  einzigen  orten  klopfen.'  LL.iv.  1569  (1670:  , ein- 
samen'.) Der  Selbe  spricht  1584  von  Bettlern,  die 
,uf  den  einzigen  höfen  [einsamen  Bauernhöfen]'  von 
den  Frauen  Almosen  erpressen.  Er  b'chennt  [kennt] 
die  hinderist  und  ei.  Cime  uf-der  Alp  Gl  [eig.  die  am 
äussersten  Ende  der  Alp  einsam  weidende?  oder: 
alle,  sogar  die  eine  letzte'?],  einzigist:  alleinig  Ndw. 
Dil!  Vercnsfiing  des  ei  zu  c  ist  wohl  durch  f  lüuiiurch 
gegangen,  wie  ulid.  , wenig',  schwz.  wl'nig,  aus  leciidj/  (eig. 
liliiglich,  vgl.  fz.  ßiihh  ans  y/iiiVw);  sc\\viz.  hi'liij  ans  , heilig', 
//<7>/.,  (Hüiligen-)Bild.  Hie  Ansspr.  c*  erklärt  sieli  hier  wohl 
daraus,  dass  auf  »  uocli  ein  Cons.  folgt. 

.iilior-enzig:    übrig,    überschüssig'    Bs  (SrnuNfi). 

all-einzig  ilcinzig  Aa;  B;  P;  W,  nUnzig  B, 
Iciizig  ZvRo,  alhizi  PS.:  ganz  allein;  miieterselen- 
iillcinzig  BsStdt  (BMevkr).     S.  ulJeiii,  -ig. 

ein-einzig  „VOrte";  Z,  ei -einzig  Aa;  B:  ganz 
einzig;  auch  nur  ein  einziger.  „Sie  ist  die  eininzige 
Tochter  Vw;  Zg."  Er  ist  der  Eineinzig;  Icen  [kein] 
Eincinsige  sait  [sagt]  dits;  de  eineinzig  wett-i  möge 
g'sih  [möchte  ich  sehen]  Z.  E  eieinzige,  einen  ein- 
zigen B.     Er  einedeinsig  ist  chö,  einzig  und  allein. 

.1/   Verkürzung  vun  nml    wie    in   Zahlverhindungen    2.  H. 

rilir.hnh;:,!. 

gotts-:  ganz  allein  Sciiw.     Vgl.  gotzig. 

ein  zech  tig:  einzeln.  .Es  solle  bey  all  disen 
respective  gemein-,  halbteiligen  und  einzechtigen  he- 
strafungen  sein  bewenden  haben.'   1670. 

MhJ.  ciiizL-ht,  -iy.  ciiizcieht.  Die  .\nliängung  des  -rht  an 
Zalilhegriffe  ist  sonst  unerhört;  aber  die  fragliche  üildung 
uinelitL'  stattfinden,  weil  einzd  schon  uihd.  selten  und  unserer 
Spi'.  Vf)liends  fremd  ist,  welclie  dagegen  viele  P.ildungi-u  auf 
-l'ilit.  (gemischt  aus  -lieh  und  -tcht)  aufweist. 

in  z  s.  unser  Sp.  317. 

Uliz  f:  1.  das  bekannte  Gewicht  =  ,2  Lohte,  oder 
S  Quintlein,  oder  '/ic  Pfund.'  JBEscher  1685.  Auch 
msc:  ,Wer  auch  nur  einen  Unzen  Christenthunis  hat.' 
ÜLU.  1727.  —  2.  Längenmass.  , Einer  [sc.  Caiiaun- 
stein|  gefunden  worden,  der  ein  unz  lang  und  ein  halbe 
unz  hoch  gewesen :  der  underteil  ist  etwas  holächt 
llciclit  gclHdilt[-    VoiiKi.li.  1557.  Vgl.  riii'«l„  Sp.  :!.')7. 


nnz  ons  ApI.,  üss  BBe.,  Ei.,  iinse  L;  Zg,  tisse 
BBe.,  Ha.,  unzig  L;  Senw,  „rissig  W".  unzit  ä.  Spr. : 
1.  bis.  a)  Präp.  ,unts'.  1405  Ai- Krieg.  ,Von  di'r 
obern  Trenki  hinab  unz  under  Kadelburg.'  1443;  ebd. 
in  der  selben  Ortsangabe  , unzit'.  , Unzit'.  Z  Gericht.sakt. 
1470.  ,LTnz  biss  uffs  kind  in  der  wiegen.'  Absi-u.  1530. 
.Kichten  unib  alle  frevel  unzet  an  die  hochen  gricht.' 
Aa  Weist,  c.  1539.  .Von  anfang  der  Bibel  unz  zuo 
end.'  Bibel  1548/60.  ,Die  !-'chlaghändel  zu  strafen  unz 
oder  bis  an  das  Blut.'  JCEscn.  1723.  —  b)  Conj. 
P  silv.  ,Unzid,  biss  das,  donec'  Mal.  ,Unzig  ieder- 
man  gefertiget  ist.'  XVII.  Muri.  ,Der  Franzos  hat 
mich  [die  Stadt  Mailand]  lang  inghan,  unz  biss  die 
recht[e]  Stund  ist  kau  [gekommen].'  Si'ikl  v.  1514. 
,Unz  das  er  z'letst  heime  kam.'  1579  Bihanuus.  ,Und 
soll  derselb  pfaff  in  nieniants  schirm  sin.  alle  die  wyle 
[so  lange]  unz  er  von  den  fremden  Gerichten  stat  [ab- 
steht].' 1779  BsChr.  --  2.  Adv.  unterdessen  (bis  so 
lange,  bis  dahin)  BÖ.;  L;  Schw;  W.  ,Chümwid  gen 
essen  und  IrscMüs'sid  u.  d'  Schär  [die  t-'cheune].'  Häfl. 
jZ'e""  glitzeret  d'  Sunne  u.  i  d'  Welt.'  ebd.  JJu  chönn- 
tist  uss  warten  BKi.  Bcit  ussen!  warte,  bis  ich  wieder 
komme  oder  fertig  bin  BÜ.  .Doch  d'  Schwgzer  fallid 
unz  uf  d'  ülinru  [Kniee]'.  während  Hasenburg  dem 
Herzog  seinen  Bat  erteilt.  1819  Se.«pacuer  Si'iiLAcnr. 
-^  bis-  hisons  Av:  1.  bisher.  I  ha  b.  niid  'glubt 
[geglaubt],  dass  ...  ~  2.  bis  dann,  ('honnst  [kommst 
du]  b.? 

Mhd.  unzc,  unz,  aus  ahd.  unt,  bis,  u.  z^',  zu,  spater  auch 
unaiii,  ans  unz  an  oder  -in,  mit  angehängtem  (  (vgl.  uhd. 
,Nieman-d',  schwz.  ^^i'^nuirlt)  unzcnt,  dieses  verderbt  in  unzet, 
-it,  -it/.  tJnzUj  entw.  aus  unzid,  wie  Ahiy  aus  AIntI,  oder 
dir.  ans  unz  mit  dem  auch  zur  Bildung  von  Adv.  beliebten 
-uj  (vgl.  hig-iij,  unterdessen).  Die  Form  unzen  erklärt  sich 
entw.  ans  dem  ndid.  unzen  oder  ans  'unzhin.  Der  tjbcrgang 
von  z  in  «  (om)  findet  sich  auch  in  dem  syn.  '</»,  zunächst 
ans  htm,  dieses  aus  bi  ze  (bei  zu),  wo  ein  urspr.  anlautendes  z 
durch  Zsfiigung  inlautend  und  zuletzt  auslautend  geworden 
ist.  Die  Formen  ohne  n  erklären  sich  nach  Fromm.  7,  IHß/T. 
Die  Kürzung  des  Voc,  welche  für  BHa.  u.  Ri.  konst^itiert 
ist,  entspricht  derjenigen  in  dem  gleichlautenden,  aber  ganz 
verschiedenen  unsen  aus  üssen,  aussen.  Dass  aber  anderw. 
in  BO.  die  regelrechte  Länge  vorhanden  ist  oder  war,  be- 
weist St. 's  Verhochdeutsehung  ,ausse«'.  Das  W.  scheint  sich 
übh.  früh  verdunkelt  zu  haben;  daher  die  pleonast.  Ver- 
Itindinigen  mit  dem  syn.  und  äliulich  gebildeten  ,bis*:  ,unz 
biss;  unz  oder  bis;  bis  unz'.  In  ,die  wyle  unz"  kann  auch 
die  lautlich  und  begrifflich  nahe  stehende  Verbindung  .die 
wilc  und'  (so  lauge  als,  s.  und)  mitgewirkt  haben. 


II 


inunzig. 


iinzit:  irgendetwas.  .Wenn  jemand  dem  andern 
ünzit  vergäbet.'  Bs  Rq.  1457.  —  Aus  üizii  (Sp.  8+)  durch 
Kinsrhiebung   vuu   n   geschwellt. 


301 


A]),  Ol 


I.    ip.    o|,.    lip 


SC'> 


Ap,  ep,   ip,   Op,   Up    rts|i.   iip|>   usw. 


aji  s.  (ilj  l'räii.  u.  Adv.  Sj!.  '2">.  '20.  ap,    a  p  a 

s.  11  I  (Sp.  2)  u.  j((i.  ajipa.  ajijias  s.  ctirn  usw. 

apärt  BsStdt.  apdrti  Ai-;  BsStdt;  Gr;  L;  G;  Sch; 
Z,  iipdrdi  Z,  „ejxinli  Gl,  aliarti  LG.:  1.  bei  Seite 
i.  S.  von  au.sgcscliieden,  abgesondert,  besonders,  allg. 
Etw,  a.  tue  [legen].  G'apass  a. !  Scherz  bei.soite !  l'ass, 
scherzend  zum  Unsinn  ausgesponnen:  G.  a.  und  der 
Ernst  histte"!  Bs.  —  2.  in  besonderem  Grade,  gar 
sehr,  gar  zu;  als  Steigerungsadv,  z,  B,  a.  schiiii,  f/iiet, 
yern  Gr;  Z,  ,Apparti  g'wundrig  [neugierige]  Leute.' 
GoTTH.  Und  auch  für  sich:  er  ;i'faUt-mer  nüd  a.  Si 
liänd  nüd  a.  g'schmdlt,  eigentlich  gezankt  haben  sie 
gerade  nicht  Gl.  Er  hät-mer  a.  Nut  z'  leid  'tä",  und 
doch  ...  I  weiss  a.  Nüt,  hau  a.  nüt  Anders  g'seh",  nichts 
besonders  Bemerkenswertes,  Aussergewöhnliches. 

Aus  dorn  lat.  aparte,  mit  der  bei  Lehnww.  übliclien  Er- 
weichung der  Teuuis  (I)    und   Wiedergabe    von  e'  durch   i^. 

apartig,  apardiy,  efpardiy:  das  Adj,  zu  Obigem. 
Er  iscli  e  ganz  apaHige  Münscli,  ein  Sonderling  B. 
Oppis  (Ettis)  Apardigs  (Apardis),  etw.  Ausserordent- 
liches. .Die  Mutter  wollte  [behauptete]  nichts  Ap- 
partes  [zu]  wissen.'  Gotth.  Eh  Apardne,  ein  Sonder- 
ling Z.  En  apardes  Maidli  sagt  Stutz  von  einem 
scheinheiligen  Madchen,  /jppier  Apartigs.'  Gotth, 
Auch  als  Adv„  also  mit  dem  Grundw,  konkurrierend: 
I  bin  apartig  darum  clio,  express  L,  Jedes  schläft  a., 
in  seinem  besondern  Bette  B;  a.  irone'.  Ln  Wechsel 
mit  seinem  Syn. :  er  liet  's  b'smiderig  gern  a.  Aa,  In 
B  tautologisch  verstärkt:  extra-  e.ru-p-,  vl-itnyap.  - 
.\partigi  f.:  Sonderbarkeit,  Wunderlichkeit. 

Die  Nbf.  des  Ntr.  apartii^  ist  wie  nbd,  ,.\ partes'  unuiittelbar 
von  dem  Grundw,  ans  gebildet, 

appe{r)  s,  ah-liin,  -her. 

Apel  I  m,:    Ekel,     1  han  en  A.  d'rah  g'esse    Scn. 
Für  *Abwi]]e  =  Aberwille':'      Vgl.   ijopjtrl  aus   ,Gott  wüll'. 
Eller  durcli  ungeschickte  Verteilung  der  Laute  aus  dir  Jlapjttl. 
Appel  11  s.  Appele. 

Apitellaiie  f.:  eine  Art  bleichroter,  sehr  schöner, 
aber  unsclimackliafter  l'flaumen  B  It  St.'' 

Verderlit  aus  it.  mirobalaiio,  lat.  (pnnutH)  lui/nthiihniuM, 
Mirabelle;   vgl.   Mer-Äppli. 

Ap]iellatz  >ipi;!ih  m. :  Berufung  auf  eine  höhere  Ge- 
richtsinstanz Z.  A.  n'i*.  ,Ich  begehre  der  Abbalatz.' 
BAi'KRNciKsi'K.  XVUI.  ,Provocatio,  das  appellieren  oder 
appellatz.'  Fris.  ;  Mal.     Mehr  Beispiele  bei  TscH.  25. 

Die  mehr  deutsch  klingende  Endung  -alz  für  lat.  -atin 
beliebt  in  WW.  mit  conson.  geschlossener  St;i,uiuisilbe;  vgl. 
Vij-alx   udgl. 

appellatzen:  appellieren.  ,.\lles  trölen  [proce.s- 
sieren|,  a.  und  unnötiges  Hat  halten  an  Sonntagen 
verhütten.'  BMand.  1G28. 

A'ppele  I  f.:  Pappel  ArSchwellbr, 
Scheint  auf  einer  Verciuickung  des   boelid.  W.  mit  Alhrre 
(Sp.    ISfi)  zu   beruhen. 

.\'ppel('.  JI  f.:  L  w,  Taul'n,  .Vpollonia  Aa  It 
riO<iiH,;  Scilw  (ÄpeliJ;  Uw  (ebenso);  in  frühem  .Hülfen 
auch  Z,  ~-  2.  Ai^ik  (seit,  .ci^Arj)  Tn,  Äple  Scn;  TuHw,. 
Äpel  111.    AABb,  m,  angr.  Z;    Scn;    Tn  dini.  AiH'li 


Bs;  S(ii,  Äpcli  Tn:  ZW.:  närrische  Person,  bes, 
auf  Weibspersonen  iils  leichte  Schelte  bezogen;  dini., 
von  Kindern,  Närrchen,  Lache  wie-n-en  Appere  Tn, 
—  Mari-Appele:  halb  närrischer  Mensch,  welcher 
dumm  aufbraust  LG,  -  Fasnacht-Appeli:  Kose- 
wort für  possierliche  Kinder  Bs,  —  Bäs-Apple  = 
Appele  Si'H  (KiKCHH,), 

Bed.  2  beruht  auf  aiipell.  Verwendung  des  Eigeuu,  mit 
.\nlehnung  an    Lappi.    —    Zu  lliiD-a.   vgl,  Bäs-Amjiji  Sp,  :340, 

äppelig:  einfältig,  kindisch  Th, 
g'narrapplig:  sich  dumm  geberdend  ZFlurl,  — 
Zu   dem   vorauszusetzenden  A'wmpptHe)   vgl,   Fanmclit-A. 

appolen:  ein  gewisses  Kartenspiel,  ähnlich  dem 
Kümmertshoferspiol,  machen  Ap  It  T,  —  Appell  ni,: 
die  Sau,  der  Zehner  und  Neuner  in  diesem  Spiel, 

Appelone  Ap^ih^nr  Th,  apalime,  apjflüne  Schw  -  f., 
Apelun  n,,  Apelünnel,  Apelüntschel  ni.  Senw,  A})- 
lünni  L,  ,Aplunje,  Aplunneli,'  Sprenc;,  Planne 
ScHW,  (\\n\.  Plunni,  Vlilnni,  l'lünnel i  Jj,  Luniie,  dhn, 
Lünni,  als  ni,  Lunn,  Liiniiel  Scnw:  w,  Taufn,  Apol- 
lonia,  St-Apollonia  hilft  gegen  Zahnweh,  ,Sy  rüefend 
an  in  äugen-  oder  zanwee  by  S,  Ottilia  und  Appo- 
lonia.'  Gi'ALTH,  L584.  ,.\pelun.'  Z  lt>09.  Vgl,  nuch 
Appele  II. 

appelöniscli  Ap;  GRh,;  äperl-  GTa.,  npiehhiisch 
THTäg.,  äpclünig  ZO.:  L  eigensinnig,  launisch, 
wetterwendisch  GTa,;  TiiTäg,;  ZO,  —  2,  schlau, 
gewandt,  verschmitzt  Ap;  GRh,;  TnTäg, 

Wahrsch,  aus  aberVünisdi  durch  Beimischung  von  Äpjich-, 
Appelone    umgestaltet.      Vgl,   auch    bair,  aperla«,    wunderlich. 

Apelure:  veränderliche  Laune.  —  apel ur ig,  -??-: 
wetterwendisch  gestimmt  Z. 

Wabrscli.  aus  AherJiuw  entstellt  mit  .\.nliduiuug  au  Apprlimc. 

Appenzeller  Appic-,  Appiseller:  l.  Einer  aus  dem 
Kt.  Ap.  Si  lebed  nO-n-em  alte  selig  macliede  Kalender, 
wie  d'  A.  [der  gregorian.  Kalender  wurde  von  ihnen 
erst  nach  der  Revolution  angenommen].  SiiLd.  Er 
chunnt  hinnedri,  wie  der  A.  [Anspielung  darauf,  das.s 
die  A.  erst  spät  in  den  Schweizerbund  aufgcnimnnen 
wurden,  oder  eher  darauf,  dass  die  Rechnung  nach 
dem  alten  Kalender  die  Kalendertage  um  zwei  WUclien 
verzögerte].  —  2.  Fehlschuss  auf  der  Kegelbahn  GStilt. 
Hyn.  Pudel.  —  3.  ein  Tanz.  —  Appenzeller  in:  Kuh 
von  einem  gewissen  Schlage  des  Rindviehes  Z. 

Aperi  s.  Heid-Beri. 

Appetit  -r-  fast  allg.,  Apitit  Z,  Apedit  Sciiw,  AlmUt 
Bs,  Apetigg  Ap  zuw.;  GlK.;  Zc;  Zf  -  m.:  Esslu.st. 
Der  A.  war  dö;  wo  ist  aber  der  Brotijfi'  L.  U'iisr/i 
[wünsche]  yuete  A.!  Gruss  beim  Eintritt  in  eine  Stube. 
wo  eben  gegessen  wird,  aScnw.  Lust,  Eifer  übh.: 
I  han  kei  A.  z'  schrlhe  Uw.  Daher  ist  das  Comii. 
Ess-  Ap  möglich. 

appetitlich:  1.  ApiJctit  habend  Ap;  li;  Gti.  — 
2.  Appetit.  Ksslnst  erwcckeml  (vgl.  ,;«»(  Fri'ssen  artig); 
reinlich,  einlatlend  Ap;  I!s;  ScnSt.  Eu  uinippelilliyr 
liursi,  Vit  unaiipelilUyi   Magd  lis, 

Appczc,  Appize  s,  .l-/.'-rSp.  1.     .Vppi  s.  /.appi. 


m 


Ap,  ep,  iji,  op,  up 


364 


Aplstr  11.:  Eitorgeschwür  8cinv.  —  Verderlit  aus 
,Ai)Ost(!iii',  tri-.  än6axy)[ia. 

Apitcgg  Uw;  W;  Z,  Ä2]f-  AABb.;  L;  G;  S,  Abidäjg 
l!s  —  f.:  1.  Apotheke.  ,In-ere  Scliiiiitte  und  m-eren 
A.  sell-me  Nüt  a"rüere".'  Schild.  Er  lueyet  's  a",  wie 
trenn  e  Cime  in-en  A.  ine  lueyet  Z.  Die  Apotheker 
sind  übel  angesehrieben  wegen  ihrer  hohen  Preise. 
V  A.  ist  e  türi  Chuchi  L.  So  [teuer]  chöiint-me  's  i 
der  A.  ha.  allg.  les  muess-me*  d'  Milch  und  d'r  Anke 
af'en  us  d'r  A.  chaiif'e,  sind  so  teuer  wie  die  Apothcker- 
waare  UwE.  —  2.  eupheni.  für  den  Abtritt  Bs;  Z.  — 
3.  (scherzhaft)  die  Blosse.  —  MhJ.  upotake.  ,Aiii)iiiliikl\.' 
Cysat. 

Apitegger.  Hundert  A.  nmienänzij  Narre.  Sulg. 
,Was  einer  by  den  Appotegkeren  umb  Fa.stenspyss  und 
derglycdien  Sachen,  deren  der  Mentsch  entberen  mag, 
ufschlüege  [auf  Kredit  bezöge]  .  .  .'  Z  1011.  , Diese 
Ordnungen  sind  bei  uns  zeithoro  under  denen  vielen 
Apotheckern  auss  eigener  Schuld  vast  in  abgang  koin- 
nien.  Sie  practicieren  innerlich  und  äusserlich,  gleich 
denen  Medicis.  Die  Medici  aber  geben  Arzneyen  selbst 
auss  wie  die  Apothecker.'  JMuralt  1697. 

apiteggerlen:  nach  Arzneien  oder  Apotheker- 
waaren  schmecken,  z.  B.  die  schwarzen  St.  Johannis- 
beeren Z.     Syn.  dOkterlen. 

apjen  s.  ühen  I  Sp.  34.  apjeiieii  s.  ahjciicii 
'  Sp.    12.         Ajipliss  s.  Ab-la^s. 

applizieren:  die  Messe  für  Jnidn  besonders  lesen 
Nuw. 

aploch  s.  (dl  Loch. 

apolipu  in  ungeschicktem  Munde  für  apropos  Ai'. 

appollicren:  appellieren.  , Urteil  a.  Es  mag  einer 
frilich  ziuclien  uiul  a.  gan  Bern."  Tiu:n  1Ö39.  Syn. 
uppcllatzi'ii. 

apiista:  besonders,  express  Gr.  —  AusUem  it.  ap^jostu. 

Apostel:  1.  JJen  Tüfcl  zum  A.  mache,  den  Bock 
zum  Gärtner  setzen  Gr.  Under  zwölf  Apostle  ist  L'is 
[Einer]  c  Judas  [Verräter]  y'si  L.  De  13.  A.  sl,  der 
IT).  Nothelfer  L.  Sprw.  Es  darf  nid  reyne,  wenn 
d'  A.  [die  (jeistlichen]  reise  L.  — ■  2.  scherzend-spott- 
hafte  Bezeichnung:  ein  herumziehender  Mensch,  der 
allerlei  erzählt  Nnw.  En  eiycnen  A.,  ein  wunderlicher 
Meiiscli  S.  Das  ist  mir  en  schönen  A.  (A.  Mirrettech), 
ein  dummer  Mensch  Scn;  Z.  —  3.  Name  eines  steilen 
V'orberges  bei  Kim  mit  einem  Schieferbergwerk. 

Apostützler:  1.  abergläubischer  Mensch.  Sülgeu. 
,Du  lydenlüser  a.'  Buef  1550.  ,Keligiosus,  Aposteützler 
(Apostützler),  abergloubig.'  Eris.;  Mal.  ,lez  bist  ein 
gueter  Schwyzer,  Geboren  uss  Nonnandin,  Ein  grossen 
Apostützler  All  din  Tag  bist  nie  gsin.'  Lind.  Wiiit.  Chr. 
—  2.  Heuchler.  HBull.  1572.  ,Es  tuond  aber  dise 
abenstützlur  glych  denglychsneren,  die  in  ires  nächsten 
oug  ein  aglen  suochend.'  K  Walther  1559. 

Apostütz(l)eri:  Aberglauben.  ,Was  ist  sollicli 
zwyspeltig  predig  anders,  dan  ein  deckmandel  aller 
Apo.stüzleryV'  Bs  1529.  ,Sye  hat  sich  ganz  von  den 
apostützlerwerken  gekert  und  ist  rechtgloubig  worden.' 
Bs  Carth.  M.  .I»arumb  auf  solche  Apostützlerey  und 
kindenwerk  |d.  h.  gute  oder  böse  Zeichen]  achten 
eiteler  aberglaubeii  ist.-  Gwerb  UilO.  ,Wir  sind  von 
der  Religion  zur  Aposteusslerey  abgefallen.-  ClSchoh. 
Iü95.     .A|iostützeri.-   E  1577. 


Nacli  Grimm  uiul  Diez  aus  it.  aposHccio,  mlat.  apoHtizus, 
falsch.  Anffalleu  muss,  dass  wie  der  Reim  auf  .'^climi/zer  und 
schlageuder  die  Verhoclideiitschiing  iu  t«  Itcwcisen.  ü  vormals 
geduhut  lautete. 

Apprcnziü"  f.:  Abneigung  Ar. 

Aus  frz.  ujtjiri/it-niiion,  Furcht,  welches  auch  unter  der 
Form  A2jprt;hensüm  in  BsStdt  üblich   ist. 

Aprich  s.  Abrich  Sp.  42. 

Api'ille  Aprcle  S  C"");  U,  öjjrel  FJ.,  Abrille, 
Abril  Gr,  aberil  Gl;  TuTäg.,  aberel  ZB.,  ab(e)rele  Bs 
(""");  BU.;  GlK.  ('■'■");  Gr;  GA.;  ZU.,  abrelMO.;  Gr 

—  m. :  April.  Der  A.  ist  au  en  Wintery'sell.  Sulg. 
Nimmt  de  Merz  de  Pfluey  bim  Sterz,  so  chunnt  der 
A.  und  he!)t-en  tvider  still,  ebd.  De  Merz  im  Schtvanz, 
der  A.  yanz,  de  Maie  neu  halted  selte  Treu.  ebd.  Der 
A.  tuet,  was  er  tvill.  ebd.  Es  ist  kein  A.  so  yuet,  er 
macht  (yitj  null  iedem  (Zün-JStecke  e  Huet,  oder:  er 
schneit  im  [dem]  Bür  (Hirt,  Schäfer)  uf-e  Huet  fem 
Stecke  noh  neu  H.J.  allg.  Abreletandei  [Donner],  Maie- 
schni  GA.  Donnert  's  im  A.,  so  soll  es  keinen  Reif 
mehr  geben.  Ineiciien.  Nasse  A.,  trochne  Brächet,  ebd. 
A.  nass  füllt  Schüren  und  Eass.  A.-Schne  ist  be.iser 
weder  Schafmist  Bü.  A.-Bluest  halb  yuet,  Maiebluest 
yanz  y.  S.  Merzeyrüe"  nie  yuet,  A.-Grüe"  halbe  y., 
31aieyriie"  yanz  y.  Sülg.  Im  Merze  wie-ne  Meis,  im 
A.  icie-ne  Getss,  im  Maie  tvie-ne  Chue,  im  Bröchet 
hei  [haben]  alli  Ticrli  ynue"  Bs,  die  steigende  Er- 
gibigkeit  der  Vegetation  malend.  Der  A.  muess  em 
Maie  's  halb  Laub  und  Gras  brinye".  Sulg.,  viues 
d'  Wise  choche.  Tscu.  Der  Guckus  [Kuckuck]  chunnd 
rfe/t  0.  A.,  sl  der  Früeliy,  icä  [wo]  er  will.  ebd.  Cliömm 
d'  Uslerc,  wenn-si  well,  so  chunnt-si  doch  in'n  Aberell 

—  sonderbarer  Volks.spruch,  weil  niclit  wahr.  Sulg.;  Z. 
Der  erst  Tay  Abrel  ist  de  vürworfnist  Tay  im  yanzen 
Jär;  iccmmu  [wenn  man]  an  dem  Tay  ettes  Wichtiyes 
fürnen  will,  so  bringt  's  Nüd  wann  U'yfell;  der  Tiifel 
ist  a  dem  Tay  us-em  Himmel  cürslusse  tcorde  BBe. 
Ebenso  der  21.  A.  Kinder  am  1.  A.  geboren  haben 
ihr  Leben  lang  Missgeschick,  sterben  auch  wohl  eines 
unnatürlichen  Todes  Zf.  Säen  am  ersten  A.  Verderbt 
de  Bür  mit  Stumpf  und  Stil  Aa;  Z.  Er  ist  übh.  ein 
verworfener  Tag,  ,weil  an  ihm  der  Heiland  von  Judas 
verraten  wurde-  Z.  I'n  A.  schicke  (sprenyej  wird 
nicht  nur  am  1.,  sondern  in  BsStdt  auch  am  30.  A. 
getrieben.  Dem  Gefoppten  ruft  man  an  letzterem  Orte 
zu:  [an  die]  Nase  y'länyt,  (in'n)  A.  y'sprenyt!  nach 
der  N.  gegriffen,  um  sich  zu  überzeugen,  wie  lange 
sie  geworden.  Vgl.  Ibidum  Sp.  18.  Alan  gibt  dem 
Boten  ein  Briefchen  mit,  auf  welchem  geschrieben 
stellt:  Am  1.  A.  schickt-me"  d'  Nare  [s.  Aprillennarr], 
loo-me"  tvill,  am  1.  Mai  .scltickt-me  s'  wider  hei'"  oder 
mit  weniger  gelungenem  Keime:  Ghid  [gebet]  dem 
Nar  es  Slückli  Brot  und  schicked-e"  an-e"  anders  Ort. 
vMoos  1775  fügt  bei:  , Dieses  Aprilschicken  kann  unter- 
weilen zur  Injurienklage  Ursach  geben,  wenn  es  zwi- 
schen  ungleichen  Personen   vorgegangen.-     Am  1.  A. 

—  sagt  man  den  Leichtgläubigen  —  werden  zu  Bern 
die  Mutzen  [die  Insassen  des  Bärenzwinger.s]  frisch 
gewaschen  und  gekämmt.  Auch  abgelöst  von  diesem 
Brauche  sagt  man  jetzt  i'n  A.  laufe,  einen  unnützen 
Gang  tun  Aa. 

MM.uUri.-lk,  tipiill, .  „Vinel-.  Fruschauer  ir)r)2.  JEKscher 
IIISI'J.  ,Aiirell-.  Fris. ;  Mal.  ,Ain-eHllen-.  Tierh.  15G3.  JMUll. 
11)73.  ,llen  ü.  tag  ahrcll  148U  gericlit.'  Walduiariiis  tirab- 
steiii.    .liu  A|iiilli'i].-    Jleuior.  Tig.  174-J.    li;is  Hi.iiiuteisinken 


365 


A|).  ep,  ip,  M|i,  ii|i.    -  Ajif,  epf,  iiil,  «\<i.  n\>{ 


366 


von  y>  zu  It  charakterisiert  das  W.  als  Luiinw.  Souderbar 
ist  .am  i.  awfrileu'.  1(571  Z  Olilatt.  Hie  drei-  (lizw.  vier-) 
silbii;o  Fiivm  auf  -c"  hervurgogaiigcn  aus  der  selnvachou 
Fli'xion  des  W.,  welcher  wir  auch  in  jredruckttir  Lit.  l>e- 
freirnen,  z.  B.  ,des  Aprillen'.  Naturf.  (ies.  Z  ITGl.  —  Die 
Betiinuujr  dos  W.  ist  schwankend.  —  Per  über  ^anz  Knropa 
verbvoitote  Bpaueh  am  1.  .\ii.  {nll  /oof»'  <1nj/.  Engl.,  ,Vcr- 
senduncrstair'.  Vlaininirenl  reicht  bis  nach  Indien,  wii  beim  Früli- 
linsrsfeste  (Huli)   noch  immer  scdcber  Schabernak  jrciibt  wird. 

äpprojiö  Z,  äjhropo  S,  (ippr^Jw  G,  <ihfc)reho 
GoTTH. :  das  frz.  n  projjos,  beiläufig  gesagt.  —  Ap- 
liropü  .\a;  B;  Gr;  Z,  Apri;iiö  B  —  f.  B,  sonst  in.; 
1.  beaclitenswerter  UnistaiKl,  ünistainl  iler  ins  Gewicht 
fällt,  einen  Unterschied  macht,  sich  als  Hiiulerniss  in 
den  Weg  stellt  Aa;  B;  Z.  I)<ix  ist  cn  .scIiOne  A.,  macht 
einen  hedeutendcn  Unterschied.  Syn.  Item.  —  2.  der 
entscheidende  Moment.  Er  trrspricht,  aher  woni  's 
(iii-en  Ä.  l'Kiint  (iif  cn  A.  anl;iinnt,  sobald  es  Ernst 
gilt),  so  iriU  er  Niit  ::alc  Gk. 

Äpevli  s.  Ahrich  Sp.  42. 

Mer-Äppli:  Mirabelle,  l'Haumenart  Z.  —  Umge- 
deutet aus  it..   miroUlhttto ;  S.    Affjietfane  Sp.    oGl. 

e  p  -  =  ent-be-  s.  ent-  Sp.  352. 

eppe,  eppme,  eppige";  epper;  eppes,  epp- 
niis,  öppe  usw.  s.  ettca  usw.  Epper,  Eppere, 

Äppere  s.  Erd-Ber.        Eppeu  s.  Eh-Hcu. 

Eppich  Eppech  m. :   Epheu.  hedera  helix   Ijciiwlb. 
Viell.   nur  aus  dem  Nhd.   entlehnt,  s.   Kbicli   und   Elmcrh 
Sp.    47.      .Eppich'.   Vogelb.    1557;   Tnr.   scp.    1778/80. 

.Berg-:  oreoselinuni.  dem  peterle  oder  eppich 
gleich.'  Fris.;  Mal.  ,Berge]ipich,  Bergpeterlein,  oreos., 
apium  niontanum,  petroselinuni  niont.'  Zwinger  1ö9ü. 

.Fygwarzen-,  sardoa,  ein  kraut.'  Mal.  ,Pig- 
werzen-,  batrachiuni,  Hahnenfuss.'  P'his. ;  Mal.  ,Eig- 
wirzen-,  b.'  Mal. 

Es  wird  Linne's  ranunculus  fii'aria,  das  kleine  Schnllkraut 
sein.  Zwinger  l(i9r>  führt  einen  ran.  (liatrach.)  palustr.  mit 
eppich-älnilichen   Blättern  an. 

Eppir  s.  Erd-hir. 

Epist:  Pietist.  Ständler  und  Episten  Sch.  .Der 
Pfaff  ist  ein  E.,  ein  Herrcnhuter,  ein  Aristokrat!-  Scn 
Pilg.  1869.  —  Viell.  aus  .Pietist'  durch  Lautumstellung 
gebildet. 

Epistler:  der  Suhiliakon,  dem  in  der  Kirche  das 
Lesen  der  (mit  den  Evangelien  abwechselnden)  Episteln 
oblag;  s.  Erangelier  Sp.  108.  So  im  Päbstl.  Refor- 
mationsart.  1580. 

ab-epnien  s.  (di-ehncii  Sp.  -16. 

Eipere  s.  Erd-Bir. 

Ipper:  eine  Art  Tuch.  ,I)as  man  von  einer  eine 
von  I.  .sol  geben  2  den.  ze  scheren,  und  von  einer 
eine  von  Sehalun  und  von  andrem  tiiorlii'  !  (Kmi.'  A. 
L  Ratsb. 

Nach  dem  Orte  seiner  Fabrikatieu,  Ypern  in  Westllandern. 
benannt.  Sonst  bedeutet  das  W.  aucli  i-iue  vnn  dnrt  stam- 
iueiide   Ulmemirt. 

l|iern  s.   Tod.         !]ipokras  s.   Ilippalnuis. 

Ippulotlc:  w.  'l'aufti.  151:!  Auen.  .Ihn.  .\us  dem 
ital.   Jppiilita. 

lepc  s.  Jüppe. 

op]i  s.  oh  Adv.  Sp.  50.  "!']'•    "PI"-'    ■■*•  <''"'"• 

oppass  s.  /(-. 


oppeniereii:  1.  refi.  opponieren  i.  S.  v.  sich  ver- 
teidigen, mit  Worten  oder  mit  Taten  BSi.  —  2.  auch 
<i-:  abon]iieren  Z. 

Oper,  operlen   s.  Oliiinr  usw. 

Opcre  '5-  f.:  Geschichte,  Umstand  Th;  Z.  De  hed 
c  nuiesti  0.  Das  ist  ies  en  anderilO.,  jetzt  ist's  oder 
kommt  's  anders.  Da'  vürt-mer  c  schöni  0.  absetze, 
das  wird  mir  eine  heitere  Geschichte  geben.  Vgl.  das 
syn.  Kiimedi. 

Opprilient.  .Auriidgmentum.  0..  Arsenik.'  Fkis.; 
Mal.;  Denzl.  1677,  1716.  ,Hr.  I)r.  Muralt  fände,  dass 
sie  [die  Vergifteten]  den  Magen  voll  0.  hatten.'  Pfarrb. 
Zoll.  1693.  Noch  in  der  RA.:  er  ist-mer  s'  vider  wie 
Gallen  und  O.  Svu;.   —   Mhd.  öt]>)pi:nnmt.  ../»r»„„r. 

Opi  n.:  Opium  Uw.  —  i  in  Vw  beliebte  Abkürzung 
der   lat.   Endungen  -ium,   -litt. 

Oppi  Aa;  Bs,  Ö-  Bs:  1.  m.  'l'aufn.  Jakob,  Hmts- 
Oppi  Aa;  Bs;  vgl.  Noppi.  -  2.  Öppi:  einfältiger 
Mensch  Bs. 

Verstümmelt  aus  Jnj}j,i  d.  i.  .lakeb.  —  '2  appcll.  gewendet 
wie  in  der  Nbf.  JuijijrJ. 

Chiichöpi  -Ö-  m.:  einfältiger  Mensch,  Narr  Z 
Pehralt. 

Zum  1.  Teil  vgl.  das  syn.  Kmhihr  (cachinuus).  Der 
Zsstcllung  mit  obigem  W.  bereitet  allerdings  die  veränderte 
Quantität  des  Toc.   einige  Schwierigkeit. 

fir-opnen  s.  fir-äbnen  Sp.  37. 
s.  et^ra,  usw. 

lipali  hf:  Ausruf  des  Vergnügens,  der  Lu.st,  z.B. 
in  Tanzreigen  Gl;  Z. 

u|ipefr)  s.  Hber-hin,  -her. 

Ülipercch  =  Iherich  1.  Sp.  48  Z  Fisch. 

Üppig:  scliwül,  drückend  lieiss  ZSt. 

Für  das  sonst  allg.  gebrauclite  lii/'/'i:/.  in  Folge  unrich- 
tiger Abteilung  der  WW.  c«  iil-(tru/,/,ui.  Das  nhd.  .üppig' 
wenigstens  im  phys.  S.   unserer  M.\.   friuHl. 

Upikraz  s.  Hippol'ras. 


I  p  e .  -er,   - 1  s 


Apfeilt  -'-Hl  in.:  Advent.  .\pfikat  s.   .{dmliü 

Sp.  89. 

Epfpl  W,  e'-  Ae;  Bs;  GuVal.,  c'-  PP..  opfd  ArlC. 
(-ilj;  B;  Gk;  L;  (iT.,  0.;  Scu;  S  n.J.,  (i. ;  Z  —  m. : 
1.  Apfel.  .Malum.  ein  öpfel.'  Fris.;  Mal.  .Ob  er 
meine,  er  könnte  den  Hof  vielleicht  bald  erben';'  Aber 
er  sei  sich  noch  nicht  Sinns,  bald  da  dänne  [von 
dannen  sc.  abzuscheiden],  und  es  liätte  schon  mancher 
Alte  mit  jungen  Beinen  [Gebeinen  jüngerer  Leute] 
Apfel  ab  den  Bäumen  geworfen.'  Gotth.  Es  sind  mr'' 
iiiid  alli  Opfeli  rlf.  wir  sind  noch  nicht  am  Ziele. 
Stutz.  Der  A.  als  verfängliche  Frucht  s.  Ei  !>  (Sp.  14). 
Me"  muess  d'  Chind  so  strofe,  dass  der  Ö.  bi-der  liiietc 
lit.  SnLC,.;  vgl.  Hkiiel's  .Mutter  am  Christabend'.  /" 
d'  E.  Ihlf/e"  (jocke"),  ein  phimpes  Spiel,  wobei  man 
einen  Tölpel  veranlasst,  von  einer  erhöhten  Stelle  ans 
nach  den  auf  der  Erde  liegenden  Äpfeln,  die  sein  Preis 
sein  sollen,  hinunter  zu  springen;  durch  seine  .\rmel 
hat  man  einen  Stab  gesteckt,  den  zwei  Bursche  fest- 
halten, so  da.ss  .Teuer  ohne  Kleid  unten  anlangt  .\e. 
I)i-cn  Suren  0.  bisse-,  sich  einer  Unannebmlielikeil 
uuterziehn.  Sprww.  Dr  0.  fallt  iiit  irit  rom  Baiiiii. 
oder  er  si;/  aiii-ene  Haiidi.  ass  [so  dass]  er  troli  | rolle]  S. 


367 


Apt,  i'|it',  iiif,  upf,  upf 


3ö8 


Wenn  iV  [du]  cn  Chorh  coli  Ö.  uf-en  Bai"  schüttist, 
so  Irolet  keine  (/lieh  tvit  S.  De  Born  traid  [trägt]  für- 
Ä-i'""''  selber  keini  Ö.  .SuL(i.  En  fule  Ö.  macht  sehen 
ander  ful.  ebd.  i'«  0.  wo  [welcher]  z'sämmestrupft 
[zsschrumpft],  fiilet  nid  hald.  ebd.  Der  schönst  Ö. 
hed  an'''  en  Wurm.  Inkicuen.  Die  rerbulene  Ö.  sind 
die  siicssisfe.  ebd.  Wenn  der  0.  rtf  ist,  fallt-cr  ro 
selber  vom  Bamn.  ebd.  —  Apfel  bilden  einen  wesent- 
lichen Teil  der  Kinderbescheerung  an  Weihnachten 
bzw.  Alt-  oder  Neujahr.  Doch  wer  Apfel  in  der  heil. 
Nacht  isst,  bekommt  den  ganzen  Leib  voll  P^iterbeulen 
BU.;  S.  Für  da.s  hohe  Alter  der  Kultur  oder  der 
Wertschätzung  de.s  Apfelbaumes  zeugen  die  vielen  mit 
Aff'el-  zsgs.  Ürtsn.  —  2.  Exkrement  vom  Pferde;  .syn. 
Bossboppele,  -boldere.  Vgl.  .Ein  Sprüchw.,  welches  von 
denen  gesagt  wirt.  .so  .sich  ein  ungeleerter  under  die 
geleerten  stäts  gesellen  wil.  Wie  wir  Teutschen  sjire- 
chend:  den  [sie]  rossträck  machet  sich  zum  iipfel; 
oder:  der  meussträck  mengt  sich  zum  pfeft'er.'  Vogelb. 
1557.  —  3.  Öpfeli:  a)  die  Früchte  von  Zierpflan- 
zen, welche  durch  p'orm  und  Färbung  an  Äpfel  er- 
innern Z.  -  b)  die  Beere  der  Kartoftelstaude  LViz.; 
nyn.  Bolle.  —  c)  der  Eidotter  S.  Glatt  undzündijel 
[feuriggelb]  nie  es  Opfcli  us-eme  Osterei.  BWyss  1863. 
Alul.  (qihiil.  nji/il,  ri.  rji/il,  nihil,  upfel,  später  t-,  XVI., 
XVII.  öpßl.  Diu  Form  des  PI.  liat  sich  aucli  des  Sg.  be- 
mächtigt wie  in  d<!ii  WW.  Öl  [AI  Sp.  167),  Brimicr,  Tüchler. 
■  Diese  uiiigelautüte  Form  erlauben  sich  nicht  liloss  Schrift- 
steller wie  Hain.  IGGG.  sondern  sie  entschlüpft  sogar  einem 
JRWyss  1815.  Die  Verdunkelung  des  t  zu  ö  tritt  bes.  vor 
Spiranten  ein;  vgl.  Laffd,  SthtriMn-,  —  In  der  Verwendung 
des  A.  (und  der  Nuss)  an  \V(;ilinachten  schimmert  vidi,  noch 
symbolische  Beziehung  auf  Fruchtbarkeit  und  Segen  diireh(V). 

—  Syn.  1.  Acher  (Sp.  0.5).  mit  welchem  es  tautnlogischc 
Zss.  eingeht;  s.  noch  l'mnmedäjijieli;  Jlemttmli.  Vgl.  filihMi 
(Sliu-!e). 

E.S  folgen  nun  zunächst  diejenigen  Zusammen- 
setzungen, welche  eigentliche  Apfelsorten  be- 
deuten. Diese  werden  näher  bestimmt  nach  der  Ort- 
schaft, von  wo  her  sie  zunächst  bezogen  wurden  oder 
wo  sie  wachsen;  nach  dem  Manne,  der  sie  zuerst  (in 
der  Umgegend)  kultivierte;  nach  ihren  besonderen 
Eigenschaften;  nach  anderen  Naturprodukten,  mit 
denen  sie  in  Gestalt,  Farbe,  Geschmack  oder  Haut 
irgend  eine  Ähnlichkeit  besitzen;  nach  der  Zeit  der 
Eeife  oder  nach  ihrer  Dauer;  oder  nach  der  vorzüg- 
lichen Verwendung  bezw.  Verwendbarkeit;  nach  der 
Art  ihres  Wachstumes;  in  einigen  Zss.  blicken  auch 
religiöse  bezw.  mythologische  Bezüge  durch. 

NB.  Diejenigen  Xamen  in  der  hier  folgenden  Liste,  neben 
denen  kein  Bindestrichlcin  steht,  können  auch  selbständig, 
ohne  den  Zusatz  ,Epfel'  gebraucht  werden. 

Eier-  ZZoll.  1808.  —  Abrahams-:  Parmain  Drue 
Aa;   Th.    Von  einem  Abraham  Zinimerli  im  Aa  eingeführt. 

—  Oberrieder:  Glanzreinette  ZWoll.  Syn.  Hans- 
Ueli.  Von  der  Z  Ortsehart  Oberrieden.  —  Obholzer- 
Tu.  Nach  einem  Orts-  oder  Familienn.  —  Achackerer- 
Th.  Auf  dem  Eichacker  gewachsen.  —  Adams-  Th.  Für 
den  anderwärts  mit  diesem  Namen  bezeichneten  Knorpid  der 
Luftröhre  hat  unsere  Spr.  das  W.  Biiziji.  —  Agat-:  eine 
Goldreinettenart  Tu;  Z.  So  genannt  von  der  an  Agat  er- 
innernden Färbung  ipder  der  Härte  des  Fleisches.  —  Augst- 
Z,  Aufjsten-  (iE^h.  (-EiifeJi);'^\i;  Z,  Augstler  In:  ver- 
schiedene i^'orten  frühreifer  Äpfel,  z.B.  der  Schniclzling. 
Syn.  l'Wn-,  Chilbi-E.  —  Egg-:  Kantenapfel  SciiSt.; 
Tu;  Z,    Eigener  ZUiesbach,   E/pjer-  Ar;  Tu:    in  drei 


Varietäten,  weiss,  rot  und  gestreift  vorkommend  Th; 
mala  claudiana   Sülg.,   gelbe  Winter-Reinette   ZPfätf. 

—  Süess-Eggener:   gelber  Herrenapfel   ZHirsland. 

—  Wiss-Egger  GSa.  —  Hans-Ueli-:  saurer  A., 
ähnlich  dem  Sjiit:irissiker  und  wahrsch.  ein  Sämling 
von  diesem;  sehr  geschätzt  am  ZSee  als  eine  der  vor- 
züglichsten Handelsfrüchte.  Syn.  Hansiieler,  Ober- 
rieder Edelrenelte,  Hans-Buedi,  Christouipfel,  Winter- 
fleiner.  Hat  den  Namen  von  Hans  Uli  ich  Staub  in  Ober- 
riedon,  von  dem  diese  Sorte  zuerst  c.  1810  gepflanzt  wurde. 

—  Albisser:  säuerlich,  gelb,  sehr  geschätzt  ZPfäff. 
Syn.  Streifaclier,  Grundacker,  Schnlderüpfel.  —  U  Im e r- 
Th.  —  Amliker-   Th.     Von   der  Th  Ortschaft  Amlikon. 

—  Emd-  Th:  eine  frühe,  süsse  Art,  deren  Eeife  mit 
ieia  Emdet  zusammen  trifft.  —  Oppler-  Th.  Von 
Oi,2'i:l,  d.  i.  Obbühl,  Th  Ortschaft.  —  Aarauer-  Th.  — 
Erlanger  ZZoll.  1808.  —  Ern(d)-,  E-nd-  Th;  Z 
z.B.  Zoll.  1760,  Ernen-  Bs:  englischer  Kantapfel,  eine 
frühreife  Sorte,  in  Bs  sowohl  eine  süsse  als  eine  saure; 
Syn.  Angst e}i-.  —  Isazecher  Th.  —  Isen-:  mehrere 
saure  Äpfelsorten  Th;  Z  z.B.  Zoll.  1808.  Wegen  des 
specif.  Gewichtes  und  der  Haltbarkeit  so  lieuannt.  Syn. 
Oiuelgrueba:  —  Iscn-Opfeli:  der  kleine  Bohnapfel,  gelb- 
lich rot,  säuerlich  ZIVIeil.  —  Welsch  Esper  in-:  klein, 
spitz,  sauer  ZWoll.  —  Uster(i)-:  die  ertragreichste 
und  häufigste  Sorte  im  Kt.  Z,  Vio— '/•>  aller  Apfel- 
bäume betragend;  süss,  gelb,  spitzig;  so  in  Zoll,  schon 
1700.  Eutw.  von  dem  Z  Orts-  oder  von  dem  gleichlautenden 
Geschlechtsn.  Syn.  (Jold-,  Knujicn-,  ScliufTtmaclier-,  Svlilattcr-, 
Vientr-,  Citruiu-n-öjt/tt ;  (tjroHner)  lian^mütter ;  Kridenbüch^tlei-) ; 

Citiunlvr.  ■ —  Ätti-  S.  —  Gros'sätteler  S.  —  Otten- 
bacher:  grüne  Keinette  ZWoll.  ,0.'  Z  Ortsch.  —  Utt- 
wyler-   Th.     ,U.'  Th  Ortsch.     Syn.    Gnldremltr,   Sjuiiliiiit.ir. 

—  Feld-  Gl,  Felder-  ZZoll.  1779:  eine  süsse  Sorte.  - 
Langfuri-  Th.  /'uri  =  Furche,  yg].  Lnn;ißirlri-/lir.  — 
J^  ü  r  s  t  e  n  -.  Grüener  F. :  grünlich,  mit  mattroter  Wange, 
wenig  säuerlich  ZTalw.  Als  Lieblingsapfel  Fried  rieh  des 
Gr.  so  benannt.  —  Fasanen-:  sehr  feine  Sorte  mit 
schöner,  roter  Farbe  Tu.  —  Fässler-  GRh.  It  Steinm. 
1804.  Nach  einem  Geschlechtsn.  —  Fässli-:  langer, 
walzenförmiger,  säuerlicher  Apfel  Th;  ZS.  Chli-: 
oval,  grüngelb,  trocken  ZWoll.  Nach  der  Gestalt  benannt. 

—  Welscher  Fischer-:  der  sog.  späte  Usterapfel 
ZHerrl.  —  Fest- Tu.  Vom  festen  Fleisch y  vgl. /'e'«(i;W. 
■ —  Vater-  Th.  Vgl.  Atti-.  —  Flaschnecher-  Tu.  — 
Frauen-  Th.  Vgl.  Fnmm-Bir.  Viell.  ist  .Unsere  1.  Frau',  die 
Mutter  Gottes,  gemeint;  yg\.  Maii/dar-E.  —  Jumpferen-: 
eine  Glanzreinette  ZHirsl.  Syn.  Sur  Uster-E.  —  Fri- 
burger-  Th.  Hyn.  Friburrjerli.  —  Früehar,  Friieh- 
ärli:  Gravensteiner,  doch  geringer  ZUit.,  welscher  F. 
ZStäfa.  —  Frönd-  Th.  Syn.  ifzu-ijct  Holzöpfel.  — 
Guggenheimer-  Tn.  —  Gallwiler:  1.  Glanzrei- 
nette Z.  —  2.  =  Mart/elar  Z.  —  3.  Danziger  Kantapfel, 
Schwaben-,  Erdberi-E.  Z.  —  4.  roter  £r. ;  calvilleartiger 
Winterrosenapfel  Z  IS.  Der  Name  umgedeutscht  aus  dem 
Fremdw.    Syn.  Züixhcr-,  Zilrunen-üpfd ;  (iurtritmritcr ;  Wun)f*-r. 

—  Gold-  I:  1.  eine  zitrongelbe  Eeinottenart  Tn; 
ZHerrlib.  Syn.  BostrenHte.  —  2.  =  Ustcr-  Zlüelit., 
Schlaft.  —  Goldacher,  Goldecker  GiiHe.  So  genannt 
wegen  ihrer  gelben  Farbe.  —  Gummi-:  süsse  Sorte  L. 

—  Gumpisperger:  französische  Edelreinette  ZWoll. 
Syn.  klini  Benette.  —  Gümpli-:  eine  Reinettenart 
ZStäfa.  Syn.  Maryelar.  —  Giri-  Th.  —  Garten-: 
frühe  Sorte  GRh.,  W.  1804.  —  Gassacker-  Th.  — 
Gassen-   Th.    -  Gatter-   Th.    Gätterli-  '/•  ^=  Spitz- 


f!69 


Apf,   ppf.  ipf.   npl'.   Mpf 


370 


irissiker.  Boi  einem  (lullcr  frewuehsen.  —  G  ijldi -(iilt- 
tiker:  liis  in  (Ion  Mid  dauernder  Süssapt'el,  an  ifrosseni 
r.annie  waelisend  Z.  —  Götter-:  Doniinisca  Tu.  Natiii-- 
li.h  ein  si'lu-  niiiilerner  Name.  Syn.  Ihrnnni,ßl.  —  Güttig- 
iK.ler  '\'»  =  (imsii  llvhiijifvh  -  Her rjrottner-  ZStäla. 
(I  ueten.swiler:  Glanzreinette,  Calville  /lin.s.s. 
Syn.  /A'inhcr-,  Zitroiien-öp/'d;  Gtillirilcr;  Wini;ici: 
( ;  ü  e  t  i  k h  n  s e  r :  roter  Herbstcalvillo  ZFelir.  -  ( i  1  a ii  z  - 
Tu.  —  Gla.s-:  1.  plattrund,  durclisiehtig  lielljrolb  Z  r8. 
Syn.  Wachfiöpfcl.  —  2.  die  Champagner  Reinette  Tu. 
Syn.  Ghisreneltc.  —  Glessiker  ZW.  1770.  —  Glatt- 
'l'ii.  —  Grau-  Tu,  Grauacher  Tu,  Graucher  Aa, 
(Iräiiecher  S,  Graueier  Aa,  Graulich,  Griiuech  B, 
Gro iiacher,  Graiiedier,  Granilir  Z,  Grönticler  ZB.. 
(rriiiiiher  ZW.  1770,  Grtinaher  ZDiibendf,  Grimiir  Z 
z.  ]>.  Zoll.  17011.  (iröHiir  ZU.:  eine  Art  niild.saurer.  vor- 
trertlicher  Spätaiitel.  Wenn  Eine  de  Morijc  iiiiil  s'  (thiij 
eil  (}.  ixet,  SV  utirlit  er  uiider  Tdi/e  iiiid  ZWald.  ühllne 
G.:  deutseher  Kupfer-sclnniil,  Ueinette;  einer  der  ver- 
breitetsten  Z  Äpfel;  bald  rund,  bald  etwas  .spitz;  bald 
grösser,  bald  kleiner;  weiss,  grüngelb,  rötlieh  ge.streit't; 
Fleisch  juürb,  säuerlich.  Syn.  Hmis-Ueli-,  Jo/iiien-, 
Küerhli-,  Kilhi-,  Blust-,  Schmuts-,  Si-linider-,  Tübeli- 
öjil'eJ:  Strimler;  Winiijcr.  Latiij-G. '/jW.  1710.  Sttr- 
Griiitech  B,  sure  Griinär  Z :  Beriier  Winterstreifling, 
Kayee  grise  de  Berne;  inittelgross;  rund  oder  hoch- 
gebaut;  rötlich  gestreift,  nut  blassen  Punkten  und 
grauem  abwischbarem  Duft;  Fleisch  sclir  saftig,  süss- 
weinsäuerlich.  Syn.  Nnt-,  Erdberi-öpfeL  Siiesscr  G.: 
ib.-r  lieduftete  Langstielapfel;  Fleisch  saftig,  wenig 
sänerlich;  seine  RiiiiJcn  verlaufen  über  die  Frucht; 
grün,  verwaschen  rot  Z.  Syn.  rot  Gruciiiker,  icelsch 
CiiiiilHiiier;  vgl.  ici'lseli  Granater.  Welsch  G.:  roter 
Herbstealville  Z.  Von  der  ursiir.  so  iienanuten  aiieli  auf 
andere  Sorten  liliertr.  and  vermengt  mit  Urucimuhrr.  — 
Sjritz-Graiiiker  ZW.  1770.  —  Güselgruebcr  Z  rS. 
z.U.  Z(d!.  1700,  Gäsel-  ZBat:  grün,  schwach  rot  ge- 
streift, säuerlich,  sehr  geschätzt.  Syn.  Lfcn-.  O'iiwt 
=  Kclirieht.  —  Grafen-:  der  saure  Paradiesapfel  Tu. 
Syn.  IJraveiiHiiinn-  und  a\is  diesem  W.,  welclies  anf  das  Seliloss 
Ciavenstein  in  Schlesien  zurückgellt,  aligeknrzt.  —  Welscher 
Granater:  dem  süssen  Grauacher  ähnlich,  mit  deut- 
lichen Riiipen  ZStäfa;  =  iiri'iener  Fürsten-  ZÜlikon. 
.Ein  gescheelter  Grüeuling-A.,  gegen  den  Bluest 
[  Hlüte]  oder  Putzen  geschabet  und  geessen  la.xiert, 
schabet  man  ihn  aber  gegen  den  Stiel  und  isset  den- 
selbigen,  so  stopft  er.-  um  1090,  JMurai.t.  —  Gruen- 
ächer  BsStdt  It  Zwinger  1090;  SciiSt.;  Tn;  ZPfäff., 
(h-uenikcr  GKh.;  Tu;  Z,  1770  aus  ZW.  erwähnt, 
(rrüenocher  SeuSt. :  ziemlich  zahlreiche  Sipiischaft 
unter  den  Plattäpfcln.  Sücssyriieiiiker  ZZoll.  ,Malum 
orbiculatum,  edel  rundöpfel,  gruenacher,  wiewol  sy 
etlich  Paradyssle  teütschend.'  Fms.  ,Melappia,  vel 
liorna  Appiana,  Öpfel  mit  grosse  und  geschmack  den 
küttinen  äiilich,  ein  gattung  der  öptlen  die  man  Gruen- 
acher nennt,  Grauwdetling,  Stichö])fel.'  ebd.  ,Mela- 
piuni,  apfel  wie  ein  bir  gestaltet,  grunnacher.'  Dknzi,. 
1077.  1710.  ,Iiiter  poma,  prasuniela,  die  tiruniclier.' 
lOSII  WauN.  Das  Hiiuiitnierkmal  aller  U.  [st  die  mein-  oder 
weniger  grüne  Kärbiuig.  Syn.  (inimiilicr.  —  Welscher 
(irundacker  =  yl/btsser  ZAlt.  —  Grat-:  Beder-Bei- 
nette,  grauer  Apfel,  späte  Winter-Reinette  ZPfäff.  — 
Grüter-  Tn.  Nach  einem  Üeselileelitsn.  —  Hayas-Tn. 
—  Heu-;  frühreif,  weissgelb,  uiürbe,  säuerlich  ZWoll. 
.\u\-  ili.'  lleiiriiile  bezugenV  er  ist  imiiierliiii  erst  im  Seiit. 
Scb\voiz."Iiliotikuii.  I.  3. 


reit.  —  Haben-:  sauer  ZHerrl.  Nach  einem  fieschleehtsn. 
Syn.  ßrivinrr.  —  Haber-  .ScnSt.;  ZW.,  i/ele  H.  Tn. 
Weil  zur  Zeit  der  Haferernte  reif.  Vgl.  lIuljeiäuijHltcr.  -- 
Hübli-  Tu.     UMi   ei»  Th  (ieschlechtsn.    —  Heiden-: 

1.  weisse  Wachsreinette  ZS.  Syn.  Gold-,  Eriieh-,  Wiss-, 
Leder-,  Edel-lienette;  Miirfielar;  Juden-,  Leder-E.  — 
'2.  =  Erdber-ejifel  ZBauma."—  Hofwyler  ZZoB.  1808. 
Von  der  hekaunten  landwirtschaftlichen  Erziehungsanstalt  ans 
verbreitet.  —  Hofiker-  Tn.  —  Hag-  (I)  Tu;  ZW.  1770. 

—  Hagenwyler-  Tu.  Nach  einer  Th  Ortschaft.  — 
Hocken-  Th.  Syn.  IlaijöjifeJ.  —  Hellen-  Tu.  HM 
nicht  selten  Name  wirklicher  Örtlichkeiton.  —  Holländer 
Tu.  -  Halden-  Tu.  —  Holz-:  1.  die  Frucht  des 
wilden  Baumes,  allg.  Du  machst  e  G'sielit,  wie  wenn 
d'  in-en  If.  'hisse  hcttist  >Si:n,  oder  auch  bloss  tee-nen 
siTre  H.  Tu.  .Hiemit  verwarf  Zwingli  die  h.  Lutheri 
[auf  der  Disputation    zu  Marburg].'    Giton.  Ohron.  — 

2.  Egelshofcr,  (irossc  (Syn.  Göttiiihof'er),  lihiue,  rote, 
■messe,  ins.se,  zweiete  H.,  verschiedene  veredelte  Sorten 
Tu,   Ütsiker  H.,  gelb,  säuerlich,  lange  haltend  ZStäfa. 

—  G  r  ü  e  n  h  o  1  z  e  r :  englische  grüne  Nordreinette  ZWoll. 
Syn.  Grilen-Benette.  —  Hön-  Th.  //.  Gesclilechtsn.  — 
Händschen-  ScnSt.;  Th,  Händschier-  Tu:  eine  Art 
mit  rauher  Haut.  Rauh  wie  wenn  er  in  einem  Handschuh 
stäke.  Syn.  Udcv-E.;  Zwei-järlci:  —  Hanf-  Th.  Mit  dem 
Hanf  reif.  —  Hans-  Tu,  Hansen-  ScuSt.  Weil  um 
.Tohanui  reif.  —  Chriesi-hanscr  ZZoll.,  -liansler 
ZEnge:  rot  gestreift,  gelb,  süss,  mehlig.  Chrini  = 
Kirsche.  —  Spitz-h.areclier  Aa.  .Vgl.  Siiitmcher.  — 
Herren-  Aa;  Gr;  S,  die  Champagner-Reinette  Th; 
ZS.;  Syn.  Kapiziner-,  Wunder-.  Aari/auer  IL:  mittel- 
gross, hochgebaut,  blassgelb,  rötlich  gestreift,  süss. 
Reift  Emle  Okt.;  hält  bis  .Tan.  B.  —  Bürger-herren- 
Th.  —  Hord-  Tn,  es  gibt  einen  kleinen  und  einen 
grossen.  Es  ist  wohl  Iluid  gemeint,  also  Lager-,  Kcller- 
apfel.  —  Horgen-    ZZoll.  1808.     Von   der  Z  Ortschaft. 

—  Hasen-:  sehr  klein,  spitz,  gelb  und  rot  gestreift, 
säuerlich  Z  Wollish.  Syu.  welsch  EsperinOpfel.  — 
Hesseiirüti-  Tn.  -  llüs-  Tn.  .\iii  oder  in  der  Nahe 
des  Hauses  gewachsen.  -  Husäne-:  dem  Fasanen- 
ähnlich  Tu.  Das  W.  wahrsch.  aus  diesem  entstellt.  — 
Tmbon-hüsler:  mittelgross,  grün,  sauer  ZTalw,  — 
Juden-:  Lederapfel  ZStäfa.  i>yn.  Heiden-E.  —  Jog- 
gebe-  ZStäfa.  Nach  einer  Obstzüchterin  Jakohäay  — 
Gi;l(b)-joggecher-  Th,  Gcl-jokeher  7,:  vorzüglicher 
Mostapfel;  im  Verschwinden  begriffen.  Nach  einem 
Bauern  zu  Engishofen,  dessen  Familie  jetzt  noch  den  Namen 
e«;jo.r;;/r«  führt.  -«■7ifj-  =  fii/in-,  Apfel.  --  Joggeberger-: 
englischer  Kantapfel;  frühe,  gute,  saure  Sorte  Z.  Syn. 
Sür  Piirudis-.  —  StJohannes-  Tn.  StJohann  be- 
deutet wohl  die  Zeit  der  Reife.  —  Jakober  tiSa..  Jakobi- 
Gr;  Th,  Jokehs-:  1,  der  weisse  Astrachan  GSa.;  eng- 
lischer Kantapfel  Z.  Syn.  Paradi.mpfel.  Von  der  Reifezeit 
um  .lakobi.  Syn.  Erndrip/el;  vgl.  Jalcobiner.  —  2.  oin  am 
ZSee  sehr  verbreiteter  A.,  reift  im  Sept.,  mürbe,  säuer- 
lich. —  I?.  simte  •/.,  sauer,  schmackhaft,  reift  Okt. 
ZWoll.  —  Junkeren-  B.  —  Joppen-  ^kliver  Gran- 
acher  ZUster,  säuerlich,  rundlich,  grüngelb;  gering.  — 
Jär-:  süsser  Chamiiagnerapfel  L,  =  7,s(')(ö^)/V/,  Ihrer 
Tu;  Z.  So  benannt,  weil  er  sich  bis  iu  den  folgenden  Sommer 
hinein  frisch  erhalt.  Syu.  ('liiiiHirrh.  XilUji/rl.  —  Jeru- 
salems-: roter  Herbsttaubenapfel  Z.  Syn.  liutöiif'cl, 
Tiibeherz.  —  Kib-  Tu.  -  Kuchi-  Tn.  -  -  Küeclili-: 
runder,  säuerlicher  Apfel,  von  hellgrüner  Farbe  ZHerrl, 
/.ii  A|.rrlkucbeu  sieh  eignend.   Syn.  .le/i(i<ien i-,  A'i7/.i-,  l'/iifcii- 


871 


Ajit'.  c])f.  ipf,  "iif.  upf 


372 


öjifcl.  —  Pfanii-kuechon-  STliierst.  —  Kudor-  (1) 
GRli.;  Tu.  Syn.  Campiinnerli.  —  Kugel-  T».  — 
Keller-:  zugespitzt,  sclion  gelb,  rot  gestreift,  sauer, 
schmackhaft  ZMiinn.  Zum  Einkellern  geciguet.  ila  er  sich 
lange  liillt?  oder  nach  dem  Gcschlechtsn.  V  S3'n.  Schinzen-, 
Schiiiclcnip/y.  —  Kolibander:  halbsaure  Sorte  GSa. 
V(,pii  Kullhtin  ([.  i.  Cohimhan.  —  Kölliker-:  der  sog.  rote 
Herbsttaubenaiifel;  ziemlich  klein,  oval,  gelb  und  rot 
gestreift,  süsslich  ZTalw.  K.,  Geschlcchtsn.  —  Kalbe r- 
Th.  —  Canipanner  Z,  Campanjer  Bs,  Capanner  ZZoll. 
1779  u.  1808,  üapännerU  Scu;  Z,  .Carpannier'.  Zwinger 
1096:  verschiedene  Sorten  kleiner,  saurer,  rotbackiger 
Apfel  mit  kurzem  Stiel,  die  über  ein  Jahr  dauern. 
Süess  ü.  ZZoll.  1808.  Wchch  C:  bedufteter  Lang- 
stiel, edler  Borsdorfer;  einer  der  feinsten  sauren  A. 
ZS.    Von  frz.  cimrt-piniiln,  i:(rpendtt.  —  Konstanz  er-  Tu. 

—  Kapiziner-  SnJ.;  Th:  Champagner  Ivoinette  Tu. 
Syn.  Herrcnöpfel.  —  Pfaffen-Käppier  GSa.  - 
Käppli-  Tu.  —  Kapfen-:  eine  Reinettenart  ZHerrl. 
Von  Ka/i/=  Hügel    oder  vom  gleichlautenden   (lesehlechtsn. 

—  Koi)f-:  gross,  grün,  sauer  ZZoll.  Syn.  I'fuffcn-.  — 
Kurrez- GlUl.     Viell.  von  A'ucmn'i,    Clnu-rct,   mit  genet. -». 

—  Kurbsen-  Tu.  —  Kernach  er  Tu;  ZPfätf.,  Egg, 
Chernär  ZMonchalt.,  Kcrniker  Tu:  mittelgross,  säuer- 
licli,  konisch,  grün,  rotgestreift.  Kernhaus  sehr  gross, 
weit  offen,  mit  zuhlreicheu  kleinen  Samen;    vgl.   Oni-Clieme. 

. —   Korn-  Tu.    Zur  Zeit  der  Kornernte  reifv   —   Käs- S. 

—  Kisel-  Tu.  —  Kestenen-.  Süesse  Ch.:  klein,  rund, 
trüb  braunrot,  von  fadem  Gcschnurck  ZTalw.  —  Ka- 
tarinen- Tu.  -  Kutten-:  1.  ChiHtenen-:  die  oig. 
Quitte  in  A])felform  ZZoll.  —  2.  ein  dem  gestreiften 
Muskatencalville  vwdter  A.,  hellgelb  Z  rS.  Syn.  Po- 
meranzcna]ifel.  ZiuniirtöiifeL  —  8.  der  kleine  Zürclier 
Niilttpfd,  susssäuerlich,  liclit  zitronengelb,  um  Z. 

•I.  weisser  Wintercalville  Z.  —  Klaffiker-  Z  z.  B. 
Zoll.  1701),  Klaff iclicr,  Klaffachcr  Tu:  vortretflich, 
sauer,  saftig,  gelb,  roigestreift.  Süess  Kl.  u.  mir  Kl. 
ZZoll.  1779.  Von  .klaffen',  weil  der  Kelch  in  einer  weiten 
Einsenkuug  sitzt.  —  Klefeli-:  Klapperapfel  B;  S;  Vw; 
Z(;.  Fiirzündrole  Santichlaii.'i-Chl.  S,  wahrsch.  keine 
bes.  Abart,  sondern  nur  wegen  der  Verwendung  zur 
Kinderbescheerung  mit  diesem  Zusätze  benannt.  KU- 
ßlm  ^  khijipcrn.  —  Kliugär:  glänzend,  trocken,  gelb, 
carmoisingestreift  Z  rS.  Kleiner  Kl.  ZHerrl.  —  Klap- 
per- Tu.  —  Klopf- GW.  —  Klarsrüter- Tu.  Nach 
dem  Th  Ortsn.  Klamnai.  —  Klaus-  Tb,  Klausen-  Ap; 
GRh.;  Tu:  mehrere  Sorten  z.B.  roter  Herbstcalville. 
Wie  das  Syn.  StNil;laiis-K.  zeigt  (wegen  der  schönen 
Farbe,  Syn.  liot-K.)  zur  Kinderbescheerung  verwendet. 

—  Klaus  1er,  sür,  sUes.s:  klein,  aber  von  schönem 
Aussehen  und  schmackliaft,  daher  zur  Bescherung 
verwendet  Aa.  —  Kloster-  Tu.  —  Knupen-:  Sorten 
von  Äpfeln,  welche  in  Gruppen  (Knilpcn)  am  selben 
Zweigestehen  z.B.  Ihter-  Z.  —  Knüpenär^  ,S'c/(m- 
zenöpfel  ZZoll.  —  Los-krieger-:  Champagner  Rei- 
nette Th.  —  Krönli-:  Name  für  den  Hans-Ucli  ZWoll. 
Von  den  den  Kelch  umgehenden  kleinen  Hockern.  —  Kropf- 
=  JVflt- A.\Klingnau.  -  Kressen- Tu.  —  Krispler- 
Th.  Von  einem  Orte 'KrieshüelV  —  Christen- = //(l)iS- 
Ueli  Z.  --  Lauer-  GW.  —  Leuen-:  1.  sauer,  ziem- 
lich gross  ZZoll.  —  2.  lyjuf.sf  L.,  der  rote  Backapfel; 
gross,  glatt,  rund,  sehr  rot,  blau  beduftet,  fein,  süss 
ZStäfa,  Erleni).  L.v,  (iesehleehtsn.  —  Lyoner-  Tu.  -- 
Garten-lauber- Tu.  —  Herbst-lauber- Tu;  Spat- 
lauber:    zwei    .\rten.    die    spät    Laub    (und    Blüten) 


tragen  und  spät  reifen  GRh.;  Th.  Syn.  Uttwijler.  Vgl. 
Schläfler.  —  Laubi-  Th.  Lauhi,  Geschlochtsu.  —  Läub- 
1er-:   der  weisse  Matajifel  ZStäfa.     Syn.  rot  Breilär. 

—  Breit-läubler  ZW.  1770.  —  Schwarzlöchler 
^  Breitär  ZNhasli.  —  Lauchsen-  Th.  Syn.  KässU-, 
Wm-.  —  Leder-:  verschiedene  Reinettenarten,  mit 
lederartiger  Haut  GRh.;  S;  Th;  Z  z.B.  Zoll.  1770. 
Syn.  Heiden-,  Hänäschen-,  Juden-.  —  Lindär:  weiss- 
gelb,  säuerlich,  mit  mürbem  Fleisch,  saftig  und  sehr 
angenehm  ZStäfa.  —  Lindaucr  GRh.;  Th.  —  Lang- 
Th.  —  Linsi-  Leisi-:  rot,  süss,  ziemlich  klein  ZStäfa. 
i.,  Gcschlechtsn.  —  Schuehmacher-  Th;  Z.  .SVA.,  Ge- 
schlechtsn.  Syn.  Ustcr-,  Huh-E.;  tcchvh  Knoblmiclier ;  Huns- 
miiUtr;  KriilmlürhsU.  —  Mäucher-:  grün,  der  Reinette 
im  Geschmacko  nahe  kommend  Bs.  Viell.  von  der  Neigung 
zum  mäucluij  werden.  —  Ma(r)gelar:  weisse  Wachs- 
reinette; Schweizer  Glanzreinette;  kleine  grüne  Rei- 
nette ZS.  z.  B.  Zoll.  1750.  Syn.  Ziironenüpfel,  Gall- 
wiler.  Nach  anderer  Angabo  der  kleine  Champagner. 
Sure''  M.  ZTalw.  SüesKC  M.,  der  weisse  Schinzenapfel 
ZS.  Syn.  Schinzacher.  Vgl.  .Margramajifel'  (Selimell.l  oder 
Miirtjlcii  als  Ortsn.  W.alirselieinliclier  ,der  Jungfrau  Maria  (alt 
Manjili)  geweiht';  vgl.  Mär;icn-,  Fiaiint-ß.  —  Miil-:  mittel- 
gross, hoch;  süss-säuerlich;  Schale  glänzend,  trocken 
Th;  Z.  —  Müller-  GRh.  It  Steinm.  1801;  Tu.  Ver- 
schieden von  —  Hans-Müller:  1.  spitz,  weissgelb, 
süss,  lange  haltend,  dem  (/■■yter-  ähnlich,  aber  kleiner, 
weniger  saftig  und  mürbe;  sonst  vortrefflich  zu  ge- 
trockneten Schnitzeln  Z  rS.  z.  B.  Zoll.  1779.  Syn. 
licbdclier,  (.'liridehüchsli,  Schuehmacher-.  —  2.  =  Ui^ter- 
ZKgg,  Wipk.  —  Melclier-Tu.  -  Früeli-melcher: 
sauer,  frühreif  U.  —  Milch-:  Zürclier  Transparent- 
apfel; ein  bekannter,  mittelgrosser,  saurer  A.,  der  sich 
durch  seine  durchsichtig  weisse  Farbe  vor  allen  andern 
.\.  auszeiclinet  Tu;  Z.  Syn.  Transparent.  —  Milt- 
acher  GuHe.  Wegen  seiner  Milde.  —  Malzächer 
Mahecher  Bs;  Tu,  Malzicher  Bs,  Midziifcr  Bs:  köst- 
liclier  süsser  A..  welcher  grün  und  getrocknet  sehr 
gut  schmeckt  Bs.  Von  mutz,  saftig,  weich.  —  Schibli- 
Malzech  Ndw.  —  Züri-Malzech,  -Maheler:  zum 
Koclien  und  zum  Dörren  verwendet  L.  —  Oberamt- 
manns- Tii.  —  Mönchs-:  klein,  trüb  rot,  fade  ZStäfa. 
Syn.  Süesse''  Che.itenen-.  —  Allmcnd-  ZZoll.  1779  u. 
1808.  Eig.  von  Bäumen,  die  auf  der  Allmeino  stehen.  — 
Moren-:  mehlig  mit  glänzender,  schwarzroter  Schale 
ZUster.  Syn.  Brumhiri-,  Erdhiriopfeh  —  Mür-  = 
Breitär  Z.  —  Märgen-,  Mägen-,  Mäygen-  Tn.  Marge 
kann  =  Maria  sein;  vgl.  Ma riji:htr-E .  Ob  Mw/ije  als  bloss 
orthogr.  Nbf.  genommen  werden  dürfe,  wissen  wir  nicht.  — 
Märken-  Gr;  Th.  —  Merken-  GRli.  M(-rlc.  Geschlechtsn. 

—  Kurzenmüsor-  Th.  —  Katzenmüser:  grüne 
Reinette  ZHirsl.  —  Diirenmosler:  schön,  gelb  und 
rot,  süss  ZWoll.  i^yn.  Bot  Breitnr;  welsche''  Schinzen- 
öpfel,  Läuhler.  D'ürrcnmm'Fhwn.  z.B.  inZHirz.  —  Mues-: 
Sorten,   die  gekocht  bald  zu  einem  Brei  werden  Sch. 

—  Mist-  B;  STIiierst.  Urspr.  A.  von  einem  in  der  Nähe 
des  Miststockes  geptlanzten  Baume.  —  Most-:  Sorten,  die 
zum  .Mosten'  verwendet  werden  Av;  Tn.  —  Gross 
Muster-:  die  w'alire  weisse  Herbstreinette  Z.  Soll 
durch  den  Namen  em]>lcdilen  werden.  —  Mettler-  Tu. 
Von  M.  üeschlcclitsn.  oder  Mcitlen,  McttU,  Ortsn.  Syn. 
Schmntzacher,    Schmahrpfi-I .     —    Mettli-:     ein     Süssapfcl, 

bis  Mitte  Mai  dauernd  Z  IS.  —  Mueter-:  süsse  Art 
L;  Tu.  Vgl.  Ätti-,  Vater-E.  —  Grossmueter-:  süss, 
sclion  im  Augstm.  reifend    SThierst.;    Z.     Syn.  Em-, 


;;7:^ 


Äpi'.  ,cpf,  iiif.  (ipf,  upl' 


.'W4 


Schinzen-E.,  Knüpenär.  Etwa  woil  dieser  vortreffliche  A. 
wt'^'en  soini'r  Mürbe  auch  noch  von  Grossnuitteru  gegessen 
werden  l;ann.  Doch  vgl.  auch  Mutter-,  Vuler-E.  udgl.  — 
Moitsclli-  B.  Nach  seiner  Schönheit  so  benannt;  vgl. 
h'iatirn-,  JumjJ'rauen-E.  —  M  U  t  s  c  h  e  lle  11  -  Tu.  ^/.  Ortsn. 
-  Matziir:  gelber  Herrenaiifel ;  frühe,  süsse  Art 
Z  rS.  —  Wienechts-  Tu.  Erst  um  W.  geniessbar?  — 
Nägeli(s)-:  1.  ein  schöner  gelber  und  roter,  süsser 
A.  Ap;  (i;  Th;  ZStäfa.  Vom  Gcschlechtsn.  Syn.  Laublcr, 
rot  Breilar,     welscker    SchiimimVp/d.     —     2.   tcelsch  N.:    die 

grosse  Casselerreinctte  Th;  grosser  Campaner  Z.  Wol 
von  yrtgeli,  Gewürznelke;  denn  Syn.  Zimmetäpfil.  —  St 
Nikiaus-  Th,  Suiitichlfiiis-  Ü  =  Klaiis-E.  —  Schäfs- 
iiase  =  Spitzinssilierejifel  Z.  Bofi  Seh.  Th.  —  Nuss-: 
iiiittelgross,  niattgelb,  fast  allenthalben  mit  streifigem 
oder  trübem  Rot  bedeckt,  süsslich,  mürbe  Th;  Z.  — 
Nät-:  mehrere  Sorten  aus  der  Klasse  der  Calville, 
bei  welchen  vom  Kelch  zum  Stiel  auttallend  hervor- 
tretende Kippen  verlaufen  ZS. ;  z.  B.  =  .s»?'  Granär, 
Kropf-E..  Schnfiiase.  KiUten-E.,  plötzlicher.  —  B  a  b  e  1  i-: 
ein  saurer,  saftiger  Spitzapfel,  reift  Okt.,  bleibt  bis 
Febr.  Th;  ZHerrl.  Syn.  velscher  Spüzivl.iser.  —  Bach- 
Tii.  Syn.  Leuen-.  —  Bächler:  eine  Goldreinettenart 
Th;  ZHerrl.  Mch,  Ortsn.  —  Chridebüchs(li),  -biichs- 
ler  =  I7ster-  Z.  Nach  Gestalt  und  Farbe  so  benannt.  Syn. 
fiohl-,  Schuchmachcr-,  Zitroncn-E.;  Uan^-Mülkr.   —   Bader- 

ZZoll.  177f>.  —  Boden-:  der  grosse  Grueniker  ZHerrl. 

—  Büggli-  ZHerrl.:  1.  ein  süsser  A.,  dessen  Kelch  von 
Fleischbeulen,  Büggel,  umgeben  ist.  —  2.  =  Schinzen- 
öpf'eh    So  benannt,  weil   er  k.antig  ist  und  Erhöhungen  hat. 

—  Balinger-:  Schweizer  Glanzreinette  ZStiifa.  Syn. 
Marijelar,  GräenliHg.  Von  dem  schwäb.  Orte?  —  Bcili-: 
eine  frülireite.  .saure  Art,  Schmelzling  ZHirsl.  Syn. 
Aiiy.steiiöpfel.  Von  Bienen,  Beill  (und  Wesjien)  gerne  an- 
gebissen? —  Bollen-  Tu.  ItüUr  =  Zwiebel.  —  Palm-  (I) 
Th;  Z,  Bahnen-  ThHw.:  welscher  Campanner.  auch 
etwa  die  jdatte  (iranatreinette;  engl.  Scharlachparmäne. 
Syn.  Benette,  Zimmel-,  NägeU-E.  Die  Benennung  daher, 
dass  er  wegen  seiner  Scliüuheit  am  Palmtflge  an  Tannäste 
befestigt  wird,  um  die  mangelnden  wirklichen  Palmen  e\i 
ersetzen  Th.  —  Pelz-:  graue  Herbstroinctte  Tu.  Nach 
der  rauhen,  lederartigen  Haut  bc^nannt.  Vgl.  I/umlKrlun-E.  — 
Pomniet-:  der  saure  Ustenijifel  ZHerrl.  /'.  wohl  = 
l'niiimiri  d.i.  Raumgarten.  -  Bänkli-:  dem  roten  Kos- 
marinapfel  vwdt,  gelbgrün,  mit  roter  Wange;  süsslich 
ZHerrl.  —  Papirlcr  GSa.  —  Bar-:  ein  in  Z  IS. 
verbreiteter,  grosser,  rotwangiger  A.;  sauer,  für  Küche 
ujid  Most.  Stammt  wohl  von  ZgHaar.  —  Paradis-  I'are- 
rf(.s7/,  }'äretllsli  ZZull.,  Biiredisler  ZMiinch.:  englischer 
Kantapfel,  eine  wegen  ihrer  Frühreife  (Juli,  August) 
über  ganz  Europa  verbreitete  Sorte.  ,Utf  das  .)ar  luiin 
ich  gehan  zitig  berdjser  Epfel  und  Bluest  by  ain- 
anderen.'  1.5111  Stockau.  ,Vün  Paradeiss-  und  Zwerg- 
Oepfelbäumen.'  1(j:J9Ehag.  ,l)ie  Zwerg-Oepfclbäumlein 
vergleichen  sich  den  kleinen  Paradeiss-Üepfelbaumlinen 
nicht  üliel,  die  Fruclit  ist  ein  gut  Brat-iipfelein.'  ebd. 
,iVIelimelum .  süssaidel,  paradcisslein  (Paradyssle).' 
Df.nzl.  1(JT7.  1710;  Fiiis.;  Mai,.  ,Poma  orbiculala, 
Paradyssle.'  Fkis. ;  Mal.  ,Gregalia  ]ionui,  früey  ops  wie 
l'aradyssle  und  Höuwbirle,  die  zum  ersten  seltzam 
sind  und  vil  gedten,  deren  man  nacliwertz,  so  das  ops 
angat,  gar  nit  aclitet.'  Fius.  Viell.  weil  es  der  früheste 
A.  ist,  für  den  aus  der  Jiibel  bekannten  gen(unuu!n.  Syn. 
ErnftU-,  tt'rii/fn-,  .Ju/i-i'l'i-iip/fl ;  ./oiitichrrijtr ;  Jiththimr ;  Orimii- 
Kliimfr.    —  KviWtij  vi-  E)ijieri-  (i  ;   ScilSt.;   Z:    1 .  calville- 


artiger  Winterrosenapfel  Z.  Syn.  Heiden-,  Bo.'ien-, 
Schwaben-,  Danziger-,  Zimmet-öpfel;  Herbstgalltviler; 
Sommerer.  —  2.  roter  Herbst-Calville.  Syn.  Impiri-, 
Bluet-,  Bosen-öpfel.  —  Hindberi-  Imperi-:  roter 
Herbst-Calville  Th;  Z.  Von  dem  Himbeergeschmack.  Syn. 
Erdlicri-,  llliict-,  Umin-üjtfd.  —  Bruiuberi-:  dunkel 
schwarzrot;  mürbe,  mehlig.  Syn.  Mörcn-,  Erdberiöp/'el 
ZStäfa.  Nach  dem  Gerüche  benannt.  —  Schachtber- 
GRh.  1804.  —  Wissberi-:  Th.  —  Betbür-  b^pur: 
1.  roter  Herbsttaubenapfel;  ziemlich  kleiner,  dick- 
häutiger, ovaler,  vortrefflicher  süsser  A.;  ungemein 
fruchtbar  Z  z.  B.  Zoll.  1700.  —  2.  ^  Chriesihanser 
ZStäfa.  B.  Ortsn.  Syn.  Jerusatemu-,  KöJUker-,  Rot-E.;  Tübe- 
herz.  —  Burg-  Th.  —  Burgunder-  Tu.  —  Birniens- 
dorfer:  1.  gestreifter  Pfatfenai>fel  ZHerrl.  —  2.  später 
Ustcrapfel  ZBirm.  —  Bas  1er-:  grosse,  rotgestreifte 
Sorte  Gr.  —  Kei"  besser:  vormals  beliebte  Sorte, 
rot,  sauer  Z  rS.  —  Bussnanger-  Th.  B.  Th  Ortsn. 
—  Busch-  Th.  —  Batten-:  rote,  süsse  ZZoll.  1779 
(bis  jetzt).  /W(  =  Beatus.  Syn.  ZoUikumer-E.  —  Peter-: 
ein  gelber,  rotgestreifter,  saurer  Spitzapfel  ZHirsl. 
Syn.  StreuJiöpfel.  —  Kindbetter-  Th.  Gewiss  eine 
edle  Sorte;  wie  mau  den  edlen,  milden,  alten  Wein  Cliind- 
betlerwi  nennt.    Vgl.  O'rössmiicter-E.  —  Pfaffen-   L;  S;  Th; 

Z,  Pfnff-  B:  Sauersteif  kant  L;  ^  S2>itzu-i.ssü'er  Zllln.; 
gross,  grün,  sauer  ZZoll.,  Syn.  Chnpföpfel;  Eeinetteuart 
ZStäfa.  —  Pfeffer-  Tu.  —  Pfullinger-:  Luyken- 
apfel Tu.  Von  der  schwäb.  Ortsch.aft.  —  Pfyner-  Tu. 
Nach  einer  Th  Ortschaft  benannt.  —  Pfund-  Th;  Z:  die 
grössten  Sorten  saurer  Apfel,  frühreif  Z.  Syn.  grosser 
Miirliiichler;  Biseniipfel.  —  Pfersi-  (I)  =  MargeJar 
ZWoll.  7'/;-.«(  =  Pfirsich.  —  Pflumeu-:  kleiner  früher 
Schinalzapfel.  rot,  sauer  Z  rS..  schon  1700,  Zoll.  Syn. 
Erdlnri-,  Hindberi-,  Augsten-E.  —  Pflaster(er )- 
Tu.  —  Blau-  Z,  Blauecher  B:  ein  StreiHing.  Syn. 
Bosenrcnette.  —  Bleicher-  Tu.  —  Blatt-,  l'J-  Th.  — 
Bluet-  Tu;  Z:  roter  Herbstcalville  Z.  Syn.  Hindheri-, 
Erdheri-,  Bosen-E.  —  Süesser  Brach-:  ein  unserer 
Gegend  eigentümlicher  A.;  keine  edle  Art;  gelblich; 
Fleisch  trocken,  fade  ZWoll.  —  Brugger-  Th.  Vom 
G  Ortsn.  Bruyijn,.  —  Brand-opfeli  ZW.  1770.  ///■. 
Fluni.  —  Brändli-öpfel:  der  grosse  W^intcrfleiner  Z.S. 
Ilr.  (ieschlechtsn.  —  Bränz-  Tu.  Wr.  ^  Branntwein.  — 
Stirer  Brienzer:  einer  der  grössten  Spitzäpfel,  von 
stumpf  kegelförmigem  Bau;  gelb;  trocken,  sauer;  reift 
Okt.,  hält  bis  Frühjalir  Z'i'ahv.  Syn.  Htdiett-E.  — 
lirnY\>i\r  ^  l'/'a/feitdli/el  ZHerrl.  Nach  dem  dort  ein- 
lieiniiscben  Geschlechtsn.  /Irnji/uirliir  oder  dem  dnrtigm  llnij,- 
iiiiili   (Bach,  den  die  Strasse  schon   in  alter   Zeit  vermittidst 

r I-  Brücke  ülHosi'liriH).      -  Brasselem-:  der  braune 

.\l;ilapfel  ZHerrl.  Syn.  (ialheiler.  —  Schwizer- 
lireitläclit:  halbsaure  Sorte  GSa.  —  Breitling  Tu. 
üreitaclier  li;  Tu;  Z  (-öpfcl),  Brelfecher  Aa;  L;  S,; 
Tu,  Breiticher  S.  Breitocher  ScnSt.;  Tu,  Breitech  L; 
Nnw,  BreitiLer  Z,  Breiliir  Tn;  Z  z.B.  Zcdl.  1770: 
pomcranzcnarUger  üorsdorlcriipl'cl;  breit,  sauer,  vor- 
züglicli  beliebt  L;  Z;  der  )iiimino  reinctte  älmlich 
.\a;  süsse  Sorte  S.  Syii.il/ru'-,  Tatsch-,  Witltl-npfc}; 
Sfliifarzlöcltler;  Breitliitg ;  lireitschibikcr,  Schtbicr; 
Sitititcirirbcl.  Dass  es  ein  altsdnvoiz.  Ajifel  ist,  beweist  der 
frz.  Name  poiniue  large  de  Snisse.  ■  Eil cl -  Breitticher  'i'ii. 
Bot -Breitil'er  Z,  -Breitiir  ZWoll.:  die  Murer  Itei- 
iiette,  Pariser  Kambour;  der  weisse  jMatapfel.  Bau  sehr 
llacli  und  die  Sonnenseite  auffalleiMl  giröiet.  Syn.  ir.7«c7ii- 
Srln,n,„:;i,lrt.  I.iinl.l.r.  J>\i,;„m:^h  r.  Ilrcilcll-  (i\V.  1S0|, 


•^^l 


Apf,  epf.  ipf,  "pf,  upf 


3(b 


—  Käb(en)-:  saure  Sorte,  Stern-Rambour  B;  Gran- 
acher  L.  Nach  Form  uud  Grösse  der  weissen  Rübe  ver- 
giiehen.  —  Rebocher:  spitz,  schön  gelb,  süss,  trocken; 
reitt  Okt..  hält  bis  Frühling  Z  rS.  Syn.  Hans-Miiller. 
Rüebli-:  Nürnbcrger-A.  Tu.  —  Riedacher  'J'ii.  — 
Hans-Kuecli-  =  i/((;«-fWJ  Z.  —  Reigelär  ZZoll.: 
süss,  grün-gelb.  Her  Baum  ist  auffällig  durcli  seine  langen 
,reigligen"  d.  i.  rankenden  Äste.    —    Eoggen-öjjf eli   S. 

—  Eelliker:  rund,  gelb,  rot  punktiert,  gestreift,  sehr 
süss,  ziemlich  trocken ;  dauert  bis  April.  Wol  eine 
der  ältesten  und  verbreitetsten  Sorten  um  ZPlaJf. 
.Rellilion'  Ortschaft  bei  ZEgg.  —  Renette  Aa;  GRh.;  S; 
Z  z.B.  Zoll.  1760,  Renetter  Aa.;  Th,  üinetech  L;  Nd>y. 
Hi'netecht  GSa. :  pomme  reinette  Aa;  Th.  ,Renetten 
rot  und  weiss,  Renetten  von  Buch.'  ZZoll.  1808.  Syn. 
Carhändler.  —  £del-R.  Z.  —  Englisch-R.  =  Mür- 
Z.  —  Gold-K.:  sehr  schmackhafte  Sorte  Z.  —  Grat-E. 
=  Mar-  Z.  —  Welsch-Heiden-R.  Z  Stäfa.  Syn. 
Gold-,  Lederrenette.  -  Leder-R.  =:  Mür-  Z.  - 
Mür-R.,  Murer-,  Mür(e)mer- :  Pariser  Rambnur-li.  Z. 
A.  ersten  Rangs..  Gedeiht  am  besten  in  ZMaiir.  Sjii. 
Kijij-hJ.;   Jireilar;  enijlisi:]!,    Uiat-,     Lrda--,   t/gl,    sy/nt    Wintei-r. 

—  Müser-R.  =  J/arc/efar  ZHerrl.  —  Stadt-R.  = 
irrf.se/i  Gruenilter  ZHerrl.  —  Wiber-R.:  einfarbige 
R.  Th.  —  Wachs-R.  Z.  —  Gel,  s/j««  Winter-R.  = 
Milr-  Z.  —  Rhinauer-öpfel  Th.  —  Rhintaler-  = 
Epperi-E.  Th.  —  ,Rund-:  malum  orbiculatum.'  Fris.  ; 
Mal.  —  Renti-  Th.  —  Ripp-:  Gravensteiner  oder 
englischer  Kantapfel  Th.  Syn.  Paradis-E.  —  Risen-: 
pomme  menagere  Th.  Syn.  Ffund-E.  —  Roseiiker- 
ZW.  1770.  —  Rosen-  GW.;  Z:  1.  calvilleartiger 
Winterrosenapfel  Z.  Syn.  Heiden-,  Erdberi-,  Schim- 
ben-,  Danziiier-,  Zinnnet-E.;  HerbatyaUiriler;  Sommerer. 

—  2.  ruter  Herbstcaiville  Z.  Syn.  Erdberi-,  Hiudbiri-. 
Bluet-E.  —  Rosenberger:  grosser  gerippter  Herbst- 
süssapfel  ZTalw.  —  Garterösler:  Meyringer  Rosen- 
apfel; rot,  fein,  schwachsäuerlich  ZHerrl.  Svn.  liosen- 
cpfel,  rote  Menette.  —  Rosmarin-  Mo.smerl-:  Name 
mehrerer  Sorten  schöner,  säuerlicher  A.  von  ange- 
nehmem Geschmack  ZS.  —  Rot-  Th;  Z:  dem  gestreiften 
Muskatcalville  vwdt;  hellgelb,  verwaschen  rot  ZStäfa. 
Syn.  Jerusalem-,  Kutten-,  Klaus-,  Pomeranzen-,  Bet- 
bur-,  Kindbetter-E.;  Tübeherz.  —  Eotacher  GrHb.; 
L;  Tu,  Motccherli  S.  liotiker  ZHerrl.,  Rotär  ZZoll. 
1700,  liotdrli  ZHerrl.:  saure  Sorte  L;  ein  kleiner, 
vorzüglicher  Tafel-  und  Wirtschaftsapfel,  kugelig, 
ghitt,  glänzend,  cannofsinrot  ZHerrl.  ,Min  rotacher 
iipfelbaum  stund  vollen  öpÜen.-  Bossh.-Goldschm.  So 
genannt  uaeli  seiner  Farbe.  —  Frau-R otache r  G;  Th, 
Frauen-  Tu  1779;  Z,  Frati-Möticher  Ar,  -liutocher  Tu, 
Frauen-Eotech  Gl;  GT.,  Frau-JiotilierScuSt.;  Z,  Frau- 
liotbacher  Z;  rotgestreifter  Schletterapfel  oder  Ananas- 
apfel, pomme  de  chätaigne;  sauer,  flach  Z.  Der  Name 
mag  den  roten  oder  rotgestreiften  A.,  der  wegen  seiner  vor- 
ziigliclieu  Eigenschaften  entw.  der  Frau  Hat'  äsoxijv  (Mutter 
(iottiM)  oder  dem  wcibl.  Gesclil.  übh.  zugeeignet  wird  (vgl. 
Frauen-,    Jun;i/'raUfn-,    Miu-tiT-E.)   bedeuten.      ^yu.    Tulijmnen- 

<j>ßl;  rvt  Jinitui:  -  Spi t z- R 0 tikc r :  der  weisse  Som- 
merrabau  ZHerrl.  Syn.  Mosen-E.  —  Win-Rotech: 
Süssapfel  Gl.  Syn.  Kutzenmusech.  —  Rötler:  cal- 
villeartiger Schmelzung,  rötlich,  sauer  ZHerrl.  Syn. 
Erdl)eri-E.  —  Rüti-:  gross,  glänzend  gelbgrün,  mt- 
gestreift,  sauer  ZKnge.  /.'.  Ortsn.  —  Neu-R  ütlinger-: 
Luykenaptel  Tu.  -  Rutsc Inner-  Th.  —  Sc-  (1)  ZW. 
1770.      \()m    ZSee    her    eingel'iihrt,    —    Segässler:    ein 


Streifling  ZElgg.  —  Segler-  Th.  —  Sügeli-  Tu. 
.s'.  =  Zitzen.  —  Salomons-  Th.  —  Sammet-:  kleiner, 
früher  Schmalzapfel,  rot,  sauer,  mit  glänzender  Haut 
ZHirsl.  Syn.  Erdberiöpfel.  —  Sommerer-:  der  wür- 
zige Frdbeerapfel,  calvilleartiger  Winterroscnapfel. 
Von   einem   Bauer  in   Th!-!onimeri   eingeführt  und   verbn-itet. 

—  Sür-  Z,  Süracher  Th;  Z,  STi roc/ipc  GW.;  SenSt. ; 
Th:  stark  .sauer,  sehr  dauerhaft  Th;  Z;  jeder  saure 
Aijfel  SciiSt.  Syn.  tiür-,  Spät-E.;  Kirckhiiller ;  Wiss- 
Ocher.  —  Rot-Sürech:  Uanziger  Kantapfel,  rot,  sauer 
L.  —  Win-S. :  Sauergrau,  Weinsäuerling,  vorzüglich 
zu  Most  L.  —  Süess-  GRh.;  Th;  ZZoll.  1700:  eine 
bestimmte  Art  ZZolh  1700;  gross  S.  ZW.  1770;  Hacker 
S.  ZZoll.  1808;  hart  S.  ZW.  1770;  Und  S.  ZW.  1770; 
rot  S.  ZW.  1770.  —  Süess-acher  GrHc.;  GRh.; 
I'h,  -är  ZMünch.:  1.  gefleckter  Calville.  —  2.^ 
Zuckeröpfel.  Syn.  .Siimuler.  —  Zai-Süessecher:  süsse 
Äiifelsorte  SThierst.  —  Süessler  GiiHe.  —  Breit- 
sc hibiker  =  ÜrettocÄer  L.  —  Schibler  GW.;  Z: 
gestreifte  feine  Apfelsorte  GW.;  plattrunder,  zusam- 
mengedruckter Breitar  Z;  gel  Hell.  Tu.  —  Schibli- 
ZRgnsdf.  .SVAj/Wi,  GeschlechtsD.  —  Schachen-G;  Th: 
saure  und  süsse  Sorte  GRh.   Seh.,  Ortsn.  Syn.  Diinnerupfi:!. 

—  Schaf-  S;  Th.  —  Schäfer-  Th.  —  Schellen-: 
gross,  länglicht,  sauer,  meist  zum  Keltern  verwendet 
Ap.  —  Rotschiler:  sauer,  verwaschen  carmoisinrot 
mit  grüngelben  Streifen  ZWoll.  —  Schanz  1er:  die 
englische  rote  Winterparmäne  ZMänn.  Syn.  Edelrenette, 
wel.-ich  Granar.  —  Schinzacher  ZÜl.,  Schinzar  ZEgg: 
breitkugelig,  grünlich  rot,  saftig,  säuerlich  ZKgg.  — 
Schinzen-:  kantig,  breitrund;  grünlich,  gelbrot; 
Fleisch  weiss,  saftig,  angenehm  säuerlich  ZS.  Syn. 
Gheller-,  Grossmueter-,  BAgyli-,  Schulder-,  Streuii-E.; 
Chnüpenar.  Welsche  Seh.:  schön,  gelb  und  rot,  süss 
/WoU.  Syn.  Läubler,  Dürenmösler,  rot  Breitar.  Sr-h., 
Gcschlechtsu.  —  Scheradem-  SThierst.  Scheint  nach 
einem  ,Adam  Scher'  benannt  zu  seiu.  —  Schlosser-: 
feine   saure   Sorte   GSa.  —  Schlatter-  =  Uster-  Z. 

—  Schläfler:  Name  für  den  Fraurotacher ,  weil 
spät  blühend  Aa.  —  Schmid-:  gross,  grünlich,  zart 
■bäuerlich  Th;  ZHirsl.  Syn.  später  Transparent.  — 
Kupfer-schraid  S;  Z  z.B.  Zoll.  1740,  -schmidech  L. 
-si-hmidecher  S:  kugelförmig,  nüttelgross,  gelbhchrot, 
dem  Fraurotacher  ähnlich,  doch  weniger  edel  und  mit 
geschlossenem  Kelch  ZEgg;  ein  ähnlicher,  rötlichge- 
itreifter  A.  ZHirsl.;  saure  Sorte  L.  Syn.  Bosmerinöpfel, 
f/ras.s  Campanner.  —  Schmalz- (1)  Th;  Z,  Schmalz- 
acher Ar,  Schmalzecher  Tu:  fettig  anzufühlende  Sor- 
ten. Syn.  Schmalz-E.,  Schmutziker.  —  Schmalzer: 
4-oldgelbe  Sommerreinette;  zart,  mürbe;  ein  früher, 
säuerlicher,  zum  Essen  uud  Kochen  guter  A.  ZHerrl. 
Syn.  wisse Ernd-E.  —  S  c  h m  e  1  z  1  e  r  Tu.  —  Schmutz-: 
l.  Schweizerrosenapfel,  gelb,  darüber  eine  bräunliche 
mit  Grün  gemischte  Missfarbe;  saftig,  säuerlich  ZS. 
Syn.  Erdberi-,  Bosen-E.  —  2.  der  saure  Hanx-Midier 
ZHerrl.  —  'd.  =  griienerFürsten-E.  —  Schmutzacher 
I'h,  Schmutzecher  GRh.;  SThierst.,  Schmutzueher  Tu, 
Schmutziker  Tu,  Schmutzär  ZZoll.  1700,  Schmutzer 
Tu:  .sauer  S.  Hyn. Schmalz-E.,  Sclimalzecher.  —  Schul- 
der-: 1.  gross,  gelblich  grün,  mit  festem,  säuerlichem 
Fleisch  ZEgg.  —  2.  =  Albisser;  obigem  ähnlich,  nur 
rötlicher;  auch  säuerlich  ZRuss.  Syn.  ivelsch  Grund- 
acker, Streifacher.  —  3.  ein  säuerlicher  A.,  dem  vorher- 
gehenden ähnlich  Z  IS.  —   1.  eine  süsse  Sorte  ZWipk. 

Syn.    IlmU-l'rH-,    .Jn,,,,rll-.     C/llirrhU-,     Ch.Urr-,      Cliilhi-,      Mutt-, 


377 


Apf,  epf,  ipf.  opf,  vipf 


378 


SckiiizeH-,    Sclimuh-,   TUlxli-E.;    Gmnaeher;   Slrimlvr ;    Wini<jfr. 

—  Schnorren-:  breit,  weiss  Z  Meilen.  Der  Form 
wogen  sogenannt.  .SV7iii.  =  grosses  M.iul.  —  Schnitz- = 
tiüessecher,  Zuclier-E.  Th.  Der  K.,  der  sicli  niclit  verkoelien 
lässt,  sondern  mit  Schnitze  (tiii«hU)  gilit.  —  Schwab en- 
Tii;  Z:  1.  Gravensteiner  ZMiinn.  Syn.  Früehar.  — 
2.  der  sog.  schwäb.  Kosenapfel  ZStäfa.  —  3.  Danziger 
Kantapfel,    calvilleartiger    Winterrosenapfel    Z.     Syn. 

Heiden-,  Evdberi-,  Hosen-,  Uumiger-,  Zimmet-E.;  Herbst-Gall- 
leiler;   Sommerer.    —   Schwizer-    Th.   —  Speck-    Th.  — 

Späli-:  süsse  Sorte  SThierst.  —  Spillmannacher 
.Spilmeor'.  ZZoU.  1808.  —  Spilioher:  saure  Sorte 
ZFisch.  —  Spat- =  Surnc/ier  Zß.  —  Herrenspiitler 
ZZoll.  1700.  —  Spitz-,  sfii-i  Th;  ZZoll.  1808.  — 
Klaliker-Spitz-:  ein  Spitzapfel,  grüngelb,  niürb. 
angenehm  süsssäuerlich  ZHerrl.  —  S  pit  zacher  Th; 
ZO..  Spitzeker  ZHirsl..  Spitzär  Z.  Spilzärli  ZHerrl. 
1.  früeh:  spitzer  A.,  eine  Sommer-  ud.  Frühsorte  Th; 
Z.  —  2.  rot:  der  rote  Herbsttaubenapfel;  ziemlich 
klein,  oval,  süss,  vorzüglicli  Tu;  ZHerrl.  Syn.  TüMiers. 
SpitzärstückU  als  Hürenbeiss  beim  Vhrähane   ZWetz. 

—  3.  sure''  Sp.  =  Bethurapfel  ZHirsl.  Vgl.  Spitz- 
härecher.  —  Spate  Spitzer:  ein  saurer,  gelbroter 
Spitzapfel  ZHirsl.  Wohl  eig.  Sjiitzar  (-aeherj.  Syn.  Streuli-E. 

—  Stachen-  Th.  ^V.  ^  Eustachi hs.  —  , Stich-:  nie- 
lappia,  vel  poraa  Appiana.'  Fms.;  Mxh.  —  Stüdacher 
LtrHc.  —  Stegen-  Th.  —  Stigeli-  TuWeinf.  Urspr. 
von  einem  Baume,  welcher  neben  einer  kleinen  Stirjde,  Durch- 
gang in  einem  Zaun,  stand.  —  Stock-  ZKapp.  —  Zucker- 
stock- Th.  Von  der  Kegelform.  —  Säuställer:  der 
kleine  Bo'anapfel,  vortreti'licher.  gelblichroter,  säuer- 
licher A.  ZAlbisr.  Üyn.  Itteiiöpfeli.  —  Kurz-stil- Th. 
Vgl.  Kiirzstilerin.  —  Lang-stüer:  Schweizer  Glanz- 
reinette ZStäfa.  —  Stumpen-:  feine,  frühreifendc, 
zum  Kochen  vortreffliche  Art  Ap.  —  Steiner-  Th. 
Stein,  Stadt  an  der  Grenze  von  Th.  —  Stein  1er:  sauer 
grüngelb,  rotgestreift  Th;  Z.  Syn.  friieli  Gränär, 
Chilhiejjf'el.  —  Stör-.  ,Die  runden  Früchte  des  Meer- 
kirschbaunis  (arbutus,  uöiiapog)  fast  in  der  Grösse  der 
Stohipfeln.-    Zvvinger  1ö9ö.  —  Storzen-   GW.  1804. 

—  Stotzlicher  =  Nät-E.  B.  —  Strübelen-  SonSt., 
Benkemer  Strübler  Z:  saurer  A.,  zum  Verbacken 
geeignet.  Von  strub,  rauhV  oder  mit  Beziehung  auf  den 
Kuchenteig,  weil  er  zu  Strfibli  (einem  Gebäck)  verwendet  wird? 

—  Streifacher  Th;  Z,  Strifiiclier  Z,  Strifech  B:  mit 
roten  Streifen  B;  Z;  säuerlieh,  gelb,  sehr  geschätzt 
Z.  Syn.  All)is.'ier ;  SchnUler-E.;  trehcli  Gritndacker.  — 
Süess-str(e)ifecher,  -stnfiker  L.  —  Streifer  GW. 
1804.  —  Sür-Str.  ebd.  1804.  —  Streiffler  ZW. 
1770.  —  Kärenstrigel  ZNer.:  ähnlich  dem  Fass- 
öpfel,  der  Schafiiase.  —  Streuli-  Z  rS.,  StreiiUs- 
ZWädensw.:  ein  gelber,  rot  gestreifter,  saurer  Spitz- 
apfel ZS.  Str.,  Geschlei^htsn.  Syn.  B'ügtßi-,  Seh inzen-E . ;  ajxitr 
Spitzer.  —  Strimacher  Gr.  Von  seinen  roten  Struncn, 
Streifen.  —  Strimen-  Th.  —  Strimiker  Th.  Syn. 
Strüheler.  —  Strimler:  rund,  säuerlich,  weissgelb, 
auf  der  Sonnenseite  mit  dichten  ('arniinstreifcn,  auf 
der  Schattenseite  mit  blassen  Streifen  ZWoll.  Syn. 
Hana-  l'eli-,  Joppen-,  ( 'lineclili-,  ('liilhi-,  ^l/o.sf-,  Sclmiittz-, 
üchnider-,  Töheli-F.;  Graiiiteher;  Wittitjer.  —  Stro- 
mer-: engl.  Kantapfel,  Gravensteiner  Th.  Wohl  von 
Strumen  (=  Strhnen),  womit  hier  die  Hipptui  gemeint  sind.  Syn. 
Strömt imj,  I!ij>ji-E.  —  Stründler:  zicnilidi  klein,  liri'il; 
gelb;  wenig  saftig,  mihi  sauer  ZHirsl.  Syn.  t'lili 
Gnieniker,  Isen-F.  —  Tübeli-  Tu;  ZHerrl.:  säuerlicli 


Z.  Eig.  in  oder  an  einem  TvM,  Schlucht,  gewachsen.  Syn. 
ehJtne  Unmaeher.  —  Dübendorfer:  kuglig,  rot,  saftig, 
säuerlich;  zum  Eohessen  erst  von  Mitte  Dez.  an 
brauchbar  Z  Pfäff.  —  Dach-  Th.  —  Duft-  Tu.  — 
Decker-  Th.  —  Tulipanen-  Ai-;  GRh.  1779.  Syn. 
Frauenrotacher.  —  Diener-:  der  sog.  U.sternpfel  ZU. 
IK,  Geschlechtsn.  Syn.  Zitronc-E.,  Chriilcliiichaler.  —  (Welsch) 
Dünner-  =  Schachen-,  Schürli-öpfel  Th.  ß.,  Ge- 
;chlechtsn.  —  Dinten-  SThierst.  Wohl  von  dunkler 
Farhe.  —  Thurgi-:  der  sog.  Gravensteiner  ZTalw. 
iyn.  Frilehar.  —  Torggel-  Ap;  GRh.;  Th:  spät  rei- 
fende Art  Ap.  Zum  Mosten  (tonjtjlenl  geeignet.  —  Tusch- 
Ph.  —  ,Grau-detling:  melappia,  vel  poma  Appiana.' 
t-^Ris.;  Mal.  —  Tatsch-  =  Breitar  Th.  T.,  etwas  breit 
liesehlagenes.  —  Trüben-  Th.  Trauhenförmig  am  Zweige 
;tehendv  vgl.  KuCqien-E.  —  Drucker-  Th.  —  Trans- 
larent  B;  ZS..  Transporant  Th:  weisser  Astra;han; 
reiblich  Aveiss,  zuweilen  blassrötlich;  Fleisch  rein 
.veiss  B;  ZS.  Syn.  Slilch-,  Wachs-E.  Später  2'.  = 
Schilt iihip fei  ZMdf.  —  Truppel-:  der  grosse  Gruen- 
[ker  ZHerrl.     Tmjijiele  =  Schmvr;   der  Baum  trägt  reichlich. 

—  Trür-  Th.  Von  dem  einer  Trauerweide  ähnlichen 
Baum.  —  Weber-  Th.  —  Kilch-wich-,  Chilbi-  GRh.; 
■^  rS. :  verschiedene  Sorten,  welche  um  die  Zeit  der 
Xirchweih.  d.  h.  August  (auch  Sept.)  reifen,  z.  B.  eine 
iäucrliche.  grüngelbe,  rotgestreifte  Sorte  Z  rS.  Syn. 
Kitechli-E.;  früeh,  chlt"  Crranacher.  —  Wachs-  Th; 
C  rS.:  plattrund,  durchsichtig,  hellgelb  Z.  Syn.  Glas-E., 
Tritiispfiraiit.  Bote  W.:  Schmelzung.  Schale  glän- 
zend,  durchscheinend  gelb,    etwas  rot  gestreift    Z  rS. 

—  Widen-  Th.  —  Weg-  Th.  Eig.  von  einem  am  Wege 
;tehenden  B.<iHm.  —  Wald-  =  Breitar  ZW.  und  schon 
1770.  —  Welsch-:  dem  ZS.  eigentümliche,  aus  Kernen 
.■rzogene  Sorte,  ziemlich  verbreitet;  ziemlich  gross, 
^■elb,  süsssäuerlich;  gehört  zu  den  besten  einheimi- 
schen Sorten  ZHerrl.  Syn.  iVät-,  Kütten-E.  —  Win- 
Th.  Syn.  Fässli-,  Lauchsen-E.  —  Winiger  Z:  Glanz- 
.'einette,  rundlich,  gelbgrun,  rotgestreift,  säuerlich  Z. 

Syn.  Kilhi-,  Zürcher-,  Zitronen-E.;  Galticiler;  Guetemwller;  chll 

'Irnnacher.  —  Winiker:  gross,  plattrund,  weiss,  säuer- 
lich, mit  sehr  dünner  Schale  und  ganz  weissem  Fleisch 
/Egg.  Stammt  aus  dem  Th.  Das  Fleisch  zeichnet  sich  durch 
!iervorstechenden  Wüingeschmack  aus.  —  Wunder-:  eine 
üeinettenart.  breit,  ziemlich  gross,  hellgelb,  von  sehr 
.ein  welnsäuerlichemGeschmack ZHerrl.  Syn. Hcrreii-E. 

—  Winterturer-:  Citronen-Reinette  Th.  Syn.  Gold-, 
(Mer-E.  —  Sunncnw  irbel:  schöner,  grosser,  hell- 
.fclber,    säuerlicher   A.    Z.     Syn.  Breitar.   —    Werd- 

nüller-:  ein  dem  Kt.  Z  eigentümlicher  A.,  eine  .\rt 
Epperiiipfel,  zart,  säuerlich  ZUster.     ir.,  (ieschlechtsn. 

—  Warten-  Tn.  W.  Th  Ortsn.  —  Gewürz-  G.  — 
Woisiker-  ZW.  1770.  W.,  Wenzikcr,  Geschlechtsn.— 
Wiss-  Th.  Syn.  M''ii<iiacher.  —  Wissachcr  GW,; 
l'n.    WtsKevher  Kk,  IFi.s.s-öc/icc  ScnSt.;  ZWeissl.,  Wiss- 

rker  Gii:  =  SpitzirU.'<iker  Z;  jeder  saure  A.  SenSt. 
.Syn.  Kirehltö/ter,  Siiröcher.  So  genannt  von  seiner  weissen 
Karhe.  Voll- wissiker  ZW.  1770.  Mai- wissicher 
Th.  Süess-wissech  Gl.  Spitz- wissiker.  .Spitze-' 
/Zoll.  17Ü0:   alte,  im  ganzen  Kt.  Z  geschätzte  saure 

Sorte.  Syn.  Gatteili-,  Pjtiß'en-E,;  Schii/xnanc ;  Winmchcr; 
SjiitzirSmer.  Welsch  Sp.  ZRuss.  Der  .\.  ist  sowcdil  spity.ig 
:ils  weiss.  —  Spitz-wisscr  =  Sjiitziflssiker.  Wel- 
clicr  Sp.:  kleiner  Fleiner  ZHerrl.  -W'ettinger-: 
.'ine  Art  gestreifter  Morsdorfcr  Kcinette  Z  rS.  -  -  Früeh 
Wetziker:  Mnskatreinetle  /Mann.  .\V..tzik..M' Z  Orts.-h, 


S79 


Aiif.  c])f.  iiil',  ii]if.  upf 


380 


—  Zeien- Ai'K.;  GRh.:  eine  saUre,  mittelgrosse,  zum 
Überwintern  sich  eignende  Art  ArK.  —  Zuger-  = 
l/rüene''  Fürsten-E.  —  Zucker-  Th.  Von  seiucm  Ge- 
sclniiack.  Syn.  S'uesafrher.  —  Zollikumer-  =  Batten-E. 
ZErlenb.  —  Zinimet-  Tu;  Z:  Danziger  Kantapfel, 
calvilleartigcr  Winterrosenajjfel  ZMöncli.;  eine  mittel- 
grosse  Sorte;  grüngelb,  trüb  carminrot  gestreift,  mit 
hellen  Rostflecken;  Fleisch  süss  weinig  ZMänn.  Syn. 
Kutten-,  süesse'  Leder-,  Nägeli-,  Pomeranzen-,  Erd- 
hiri-E.;  lienette.  —  Zapfen-:  ein  mehr  oder  weniger 
hoch  gebauter  Spitzapfel;  grüngelb,  süss  säuerlich 
ZHerrl.  —  Zürich-  GW.,  Zürcher-  ZBauma:  Glanz- 
reinette. Syn.  Zitrmien-E.,  Galhcller,  Gueteiisu-der, 
Winif/er.  —  Zurzi-  ZW.  1770.  Zurmrh,  Stadt  im  bc- 
nacliliarten  ka.  —  Zit-  =  </ä}'-  L.  —  Zitron-  ZSeuzach, 
Zitrone"- tiHh.;  Z:  1.=  Uster-E.  ZSeuz.,  Eichtersw.  — 
2.  Glanzreinette  ZAltorf.  —  3.  =  Margelar  ZHerrl., 
Woll.  You  der  schöngelben  Farbe.  Syn.  IHencr-E.,  Chride- 
hürliglvr,   Williger.  —  Zitrönler  =  Uster-E.  ZEgg. 

Eicli-Epfel:  Gallapfel.  ,Eychöpfel  gestossen  mit 
Bärenschmalz'  oder  .Stierunschlit,  eyehöpfel  gepülfcrt' 
empfohlen  gegen  das  Ausfallen  der  Haare,  im  Tierb. 
1503. 

Obige  Deutung:  wird  bestätigt  durch  lebende  MAA.,  auch 
durch  Bock,  Kräuterbuch  1577:  ,das  Eycheulaub  bringet 
ctwann  runde  lucke  üpfelein,  darinn  wachsen  maden.' 

Alrüncn-:  Frucht  des  Alrauns  (Sp.  174).  ,Wo 
der  Bär  etwan  Allraunenöpfel  verschluckt,  dessen  er 
sterben  müesst.'  Tierb.  1563. 

Bock  1577  nennt  die  Frucht  ebenfalls  ,Öj)fel',  diejenige 
des  ,Wc!ibk'ins'  ,Öiifeleiu,  nicht  grösser  denn  die  Nespeln 
[Mispeln]*,  Forer  selber  aber  nur  ,grosse  beeri,  davon  so 
yeniants  issct,  gleich  entschlaft'.  Aus  letzterem  (Iruiulc  licisst 
diese  Pflanzu  laut  Bock  auch   ,SchIafiipfel'. 

Erd-  GBern.,  T.;  ZO.  zuw..  Er-  GSev.,  Herd- 
Aa;  Ar;  Bs;  B;  VOrte;  Gl  fe'J;  GRÜbs.;  GO.,  oRh. ; 
Sch;  Th  fe'J;  S;  W;  Z,  Hord-  AABb..  He'd-  Z,  llcr- 
Bs;  BG.;  GlK.  (e'J;  FB.;  GoEh.;  ZO.  (tw.  ö').  Har- 
ZWäd..  Ile-'-rrpf,:}  ZFixch..  i/erjj/e/ BG. ;  GrV.  ;  G  oRh. 
(0-).  dim.  Hccrpfi  Ndw  Kdrspr.:  1.  Kartoffel,  So- 
lanum tuberosum,  schon  1730  auftauchend,  aber  er.st 
durch  die  Fehljahre  1770/71  und  besonders  durch  die 
die  Zehntenpflicht  wegräumende  Revolution  von  1798 
zu  allgemeiner  Geltung  gebracht;  vgl.  JPrei  in  Alpenp. 
4,  2G2  ff.  Mit  Bez.  auf  die  grosse  Bed.  dieses  Nahrungs- 
mittels für  das  Volk  heisst  es,  man  solle  zwei  Male 
[diippelt]  über  Tisch  hctc",  wenn  man  Kartoffeln  habe, 
und  spottet  man  über  Einen,  der  wohl  das  Gelüsten, 
nicht  aber  die  Mittel  zur  Befriedigung  desselben  hat: 
di"'  chdnn  E.  .süde",  wenn,  er  e  Pfanne  hed  GT.  Hin- 
wieder spricht  sich  die  Klage  über  das  ewige  Einerlei 
aus:  Am  Miirye  sär,  z'  Imhiy  i"-der  3Iiindnr  [mit  der 
Schale,  also  gesotten],  z'  Nacht  g'schu-ellt  und  ane 
(f stellt  [aufgetragen].  Jneich.  ;  SuLO.  G'chochti  ((j'cho- 
chet)  E.  GolJli.;  ZO.,  'hrotlet  E.  ZS.,  gebratene,  ge- 
röstete E.;  ayn.  E.-hreusi,  -rösti.  Sür  E.,  Gericht  von 
E.  an  einer  sauren  Brülle  VOrte.  Setz-vii''''  (d'  H.J 
trenn  d'  (du)  tritt,  Vor-em  Brächet  (Maie)  chumm-i 
(chomme  s'j  nit.  Wenn  man  mit  Bez.  auf  eine  Feuers- 
brunst sagt,  es  sei  him  Il.-iräsche  a"[/'i/ange,  so  soll 
absichtliche  Brandstiftung  angedeutet  werden  BSis. 
Ja,  3  E.  und  e  Liecht!  Abweisung  GBern.  Übertr. 
die  Null,  welche  beim  Kartenspiel  Jassen  demjenigen 
aufgekreidet  wird,  der  zu  wenig  Punkte  gemacht  hat. 
]J'  IL  sind   hur   t/uel    i/'rtite"     heisst   es   dann,    wenn 


Einer  mehrere  solche  Zeichen  erhält.  —  2.  ameri- 
kanische H.  s.  Sp.  219.  Syn.  Herdmandle.  ~  3.  vor 
Einführung  der  Kartoffel  Name  verschiedener  in  der 
Erde  oder  nahe  an  ihrer  Oberfläche  wachsender  kug- 
liger  Pflanzenjirodukte.  So  eine  Art  Kürbis  oder 
Melone.  .Hüet  dich  sunderbar  vor  kürpsen  und  ord- 
öpfel'  warnt  E.  XV.  der  G  Arzt  ARickli.  Erdscheibe, 
cyclamen  europanim,  deren  Wurzelknollen  geröstet  ge- 
nossen werden  und  wie  Kastanien  schmecken.  ,Zwach 
[wasche]  dein  haupt  mit  dem  wasser  oder  saft  von 
dem  kraut  erdöpfel  oder  seuwbrot  genennt;  also  wer- 
dend von  diesem  die  niss  getödt.'  Vogelb.  1557.  , Erd- 
öpfel, sewbrot,  cheloniura  rapuni  terra;.'  Dasvi'.  Syn. 
Gdziej>fel,  Haselgummeli.  Eine  L  Urk.  1458  erwähnt 
einen  Kleinzehnt  von  ,erdäpfeln'. 

.\hd.  irduphiit,  mhd.  erdapfd.  Jlerd  die  vorherrschende 
Form  für  , Erde'.  Syn.  zu  1:  Erd-,  Grund-,  Bode-hir;  Gum- 
inct;  besondere  Arten:  Jakotmep/cl ,  Holte,  Svheijg,  Bodcnsprenr/er, 
Wcrjijcn.  Teile  des  E. :  Kopf,  KöjijkI,  Krön,  Füdli.  Die  Beere : 
Epß'li,  Kugeli,  Kluggere,  Knolle,  ISotle,  JIndle,  Holte.  Mani- 
])ulationen:  stechen,  velzen,  heehen,  hü/elen,  üstuen,  (usjgrahen ; 
ttli-,    ydier-,   rerltnveji;  seliinden;  marteren;  verharren. 

Die  folgenden  Artennamen  können  tw.  als  Zss.  oder 
für  sich  allein  gebraucht  werden;  bei  den  letztern 
lassen  wir  den  Bindestrich  weg. 

Eier-:  weisse  Engländer-Kartotl'el  U;  ZHorg.  Die 
Knollen  sind  oval  oder  eiförmig.  —  Wiss  Ebiker  ^i^i'ec- 
Scuw.  —  Obholzer:  verlängerte  Bodensprenger  Kar- 
toH'el  ZEafz.  Nach  Rafz  soll  sie  1810  von  Obholz,  einem 
Hofe  bei  Kloten,  gekommen  sein.  —  Afrikaner  s.  Sp.  106; 
auch  in  L;  Scnw;  U.  —  Ageri-:  Gericht  aus  Kar- 
toffeln, welche  zuerst  beschnitten  und  danach  gesotten 
wurden  und  (mit  einer  Tunke  von  sog.  Birnenhonig 
ZüÄgeri)  ohne  Salz  und  Butter  ver.speist  werden  Zg 
Stdt.  —  Augste"-,  Äugstier  s.  Sp.  154.  —  Elgger, 
rote:  glatthäutige,  altrote  Kartofl'el  ZAussers.  —  Al- 
tenberger:  Mohrenkartoti'el  ZAff.  —  Amerikaner 
s.  Sp.  219.  —  Einsidler:  rote  Engländer  KartoU'el  Z. 

—  Engelländer  s.  Sp.  3.38.  —  Erstfelder:  1.  rote 
U.  Syn.  Hasler.  —  2.  weisse  U.  Syn.  Brienzer.  — 
Ottiker,  rote  ZMeilen.  —  Veh-:  geringere,  ausge- 
scho.s.sene  E.,  tlie  man  unter  das  Viehfutter  mengt  Tu. 

—  Verena-,  Schillinger:  sog.  wilde  K.  Gl.  — Fu- 
riere"-: kleine  Eollenkartoft'el  ZRiflersw.  Nach  einer 
Banernfamilie,  welche  den  Beinamen  Furier  hatte,    benannt, 

—  Fischli-:  Gurkenkartoftel;  Sorte  von  länglicher, 
schmaler  Form  Z ;  gefleckte  F.,  eine  Abart  dieser  Sorte 
Z.  —  Fröble  (Fl.):  Rohankartoffeln  Z.  Von  einem 
Handelsgärtner,  Namens  Fröbel,  verbreitet.  —  Glarner: 
gelbe  Za]ifenkartofi'el  GRh.  —  ,Häkli:  rote  Nieren- 
kartofi'el  Z.'  Heer  u.  Reg.  1845.  —  Holländer:  lange 
rote  Kartoffel  ZRafz.  Blaui  H.:  Sorte  mit  bläu- 
licher Schale.  Vgl.  Amerikaner,  llolländisehe  E., 
Zuckerkartofl'el  Z.  —  Haltlcr:  rote  Sorte,  welche 
zuerst  am  ,Haltli'  in  Mollis  gepflanzt  wurde  Gl.  — 
Hansech-:  die  sog.  gelbe  Zapfenkartofl'el  Gl.  Nach 
einem  Manne  Namens  ,Hans-Uech'.  —  Herren-:  Zucker- 
kartolfel  Z.  —  Hasler  oder  Burgler:  rote  Sorte  Gl. 
.A.US  GuHaslen  von  einer  Frau,  Bürgten  genannt,  einge- 
führt. Jakobi-,  Jalcöhler:  Sorte,  welche  um  .lakobi, 
25.  Juli,  geerntet  werden  kann  Tn;  Z.    Syn.  Aui/sller. 

-  Jöreli-,  Markgräfler,  Badcmcr,  Bctschwan- 
der,  Zuger:  rote  Sorte  Gl.  —  Ky burger:  in  ZW. 
im  XVllL  Name  der  ersten  daselbst  gepflanzten  K. ; 
glaflliäutige  altrote  K.    ZNdrhasli;    weisse   Engländer 


381 


Ajif.  P|il',  ipf.  ii|ir,  ii|if 


382 


K.  /Nilrwt'M.  Weisse  K..  vereilolte  BiHk'nsprenii'L'r  Z 
Aussers.  -  K  ioniist  er  ZO.  A'.  (iusrhln.  —  Korsikaiior: 
siiiit  g'eiiiossbar  wordciidc  .Sorte  Z.  Syii.  Afrikaner.  — 
Kaiserstueler  =  Bodeiispren(jer  Z.  —  Klösli-: 
GurkenkartoftVl  Zlüffersw.  —  Krüzlinger:  die  röt- 
lielie  peruviaiiisehe  K.  Gl.  —  Lunkliofer:  Reliau- 
kartoft'ol  Zg.  —  Luterbrunncr:  liartmehlige  K.  Gl; 
Gr.    Stammt  aus  dem  BO.  —  Luzerner,  gelbe  Seinv. 

—  Meyen-  U.     Wird  iu  UMeyentäil   allgemein   augebaut. 

—  Üri-Monet:  die  früheste,  in  3  Monaten  reife  Sorte 
Z.  —  Mandel,  kleine:  kleine  Schottliinderkartolfel  Z. 
Kiiolleu  sehr  klein,  kaum  so  breit  wie  Mandeln.  —  MOren 
ZAffoltern.  —  Müsli-  =  Fischli-  Z.  Weisse  grosse 
31.,  gelbe  Zapfenkartoffel  Z.  Kleine  M..  kleine  Schott- 
länderkartoffel  Z.  Blaue  J/..  blaue  Hornkartoffel  Z. 
Kote  M.,  rote  Zapfenkartoffel  ZKloten  —  Unmistler: 
rote  Sorte,  welche  wenig  l>ünger  bedarf  Gl.  —  Mue fa- 
taler: kleine  Eollenkartottel  U.  —  Niederländer: 
verlängerte  liodensprengerkartoffel  ZSeeb.;  weisse  Eng- 
länderkartottel    ZHöngg;   rote  Äugstlerkartoffel    ZAff. 

—  Nieren-:  1.  rote  N.  Z,  schon  179.5  erwähnt.  — 
2.  grosse  weisse  N.,  Gurkenkai-toffel  Z.  Knollen  massig 
gross  und  sehr  stark  gebogen,  nierenformig.  —  Bankert-: 
von  selbst  wachsende,  verwilderte  K.  Gr.  —  Peru- 
vianische: weisse  Peruanerkartottel  ZS.;  rötliche  I'. 
Gl.  —  Burgler  s.  Hanler.  —  Berner  Gl;  Z,  Brien- 
zer  BO.;  Gl;  ScHwMa.;  U;  Z:  1.  weisse,  frühe,  grosse, 
kugelige  Sorte;  veredelte  Bodensprenger  BO. ;  Gl; 
ScHwMa.;  U;  ZS.  —  2.  welsche  B.,  hartmehlige  K.  Z. 

—  3.  lange,  rote  ZS.  Stammt  aus  dem  BO.  —  Basler: 
Rolumkartoffel  ZIS.;  =  .\ugstlerkartottel  ZHettl.  - 
Boston,  rote:  rotbhxu  marmorierte  K.  Z.  —  Patate: 
lange  altrote  K.  Gr.  —  Pfalz  1er:  verhingerte  Bodeu- 
sprengerkartoft'el  Z.  —  R  o  t- ,  W  i s  s - b  1  ü e  s  1 1  e  r  Durh. : 
neue  Amerikaner-K.  BThun.  Nach  der  Färbung  der  Blüten 
benannt.  —  Brienzer- s.  Bec«c/".  —  Rüebli-:  gelbe 
Zajifenkartoffel  ZRafz.  —  Riedner:  die  wilde  Kar- 
toffel ZWallisellen.  —  Rollen-:  1.  kleine,  weisse  E. 
ScHwMu.;  ZRüti.  —  2.  rote  Ji'.,  die  wilde  Kartoffel 
ZRliti.  —  Bluest-Rollen:  Kienasterkartoffel  ZRüti. 

—  Roller,  runde,  grosse,  weisse:  grosse  Rollenkar- 
toffel Z.  —  Alt-rote:  die  älteste  schweizerische  K.. 
rot  Gl;  GRli.;  Z.  —  Sauen-,  Sau-:  1.  kleine  Sonnen- 
blume, helianthus  tuberosus  GWe.;  syn.  amerikanisch 
E.  —  2.  die  wilde  K.  ZRafz;  kleine,  geringe  K.,  welche 
zu  Scliweincfutter  au.sgeschossen  wird  Tu;  Z.  ,I)ie 
Schulstube  luitte  den  Sommer  über  zur  Grünipelkam- 
mer  'gedient.  In  ihr  war  Obst  aufgeschüttet  worden 
und  die  Säuerdäpfel  aufbewahrt.'  Gottii.  Schimpf- 
weise: es  G'schöjjf  Gottes  wie-tie  S.  —  Sattler:  rote 
Engländerkartoffel  Zg.  Weisse  S.,  Schmalzkartoffel 
ScHw.  —  Saxer:  verlängerte  Bodensprengerkartott'el 
ZVolketsw.  —  Scheggen  =  Afrikaner  Sciiw.  —  Fri- 
schären-: von  der  Krankheit  angesteckte  IC.  Z(i.  In 
Erinnerung  an  die  Frcisehaarenzüge  im  K.  L,  deren  letzter 
iu  dem  selben  .lahre  (184.")),  in  welehem  die  Kartoffelkalamität 
zum  ersten  Male  auftrat,  Stattfand.  —  Schlarpen:  weisse 
Engländerkartoffel  Z.  -  Schmucker:  kleinere,  rote, 
vor  der  Kartoffelkrankheit  (ISl.'i)  gelir  beliebte  Sorte 
L;  Uw.  Vom  Geschleelitsn.  SvlimuiL-i!  od.  von  «i''''  irluiiiukiii. 
sieh  klein  uuiebenV  —  Schmalz-:  verlängerte  Boden- 
sprengerkartott'el Simw;  Z.  —  Schnäbeler:  rote 
Nieren-K.  Gl.  —  Seh wyz er  =  gelbe  iwicnier  U.  — 
Bodensprenger:  die  grosse  Viehkartoffel,  Howard- 
kartoffel, Surinamische  Kartoffel  Gl;  Scuw;  U;  Z.    - 


Steger:  weisse,  länglich?  K.,  vorzüglich  zu  Schweine- 
mästung verwendet  Gl.  —  Tscliäggen  ^  ^-i/WA'fmer 
Z.  —  Walder:  rote  Sorte  Gl.  —  Wentaler:  weisse 
Engländer-K.  ZNdrhasli.  —  Breitwiss:  dass.  ZHettl. 

—  Zucker-  Z.  —  Zürich-:  weisse  Engländer-K.  Z. 
Zwetschen-:  Äug.stlerkartoffel  ZRüti.  —  erdepflen 
ardöpfle  ThM.,  sonst  fast  durchweg  h-,  lufrpfle  BG., 
htcrfle    ebd.:    1.   die   Kartoffeln   ernten    B;   U;    Z.  — 

2.  die    Kartott'elsaat   bestellen    Aa;   B;   Sch;    Tu.    — 

3.  „nach  Kartoffeln  riechen  oder  schmecken."  — 
Heräöpflet  ni.:  1.  Kartoffelernte  Z.  —  2.  Aussaat 
der  Kartoffeln.  —  Erdepfler,  HerdöpfJer  m.:  1.  arme 
Leute,  die  Land  zur  Anpflanzung  von  Kartoffeln  ge- 
liehen erhalten  Z  rS.  —  2.  Kartott'elbranntwein  Bü. ;  S. 

—  8.  Bauer,  der  aus  der  Bereitung  dieses  Getränkes 
ein  Gewerbe  macht;  Schnapsliändler.  ,Käshändler, 
llcrdi'ipficr  und  dere  [solches]  Zii;/.'  Gotth.  —  Herd- 
öpflcre  f.:  ein  mit  Kartoft'eln  bejittanztes  Stück  Land. 
Über  die  Bildung  des  W.  vgl.   Dial.  S.   '22U/I. 

Fül-öpfeli^ScWa/"-  Z. 

Gall-Epfel:  wie  nhd.  Eine  eigentümliche  Über- 
tragung s.  u.  Arjchternaag  Sp.  13.5. 

Gold-:  Türkenbund,  Berglilie,  liliuiu  martagon 
GSa.  —  Sjn.  llolilbullr,  -wnnr.  Nach  der  gojdgelben,  von 
der  Volksmedizin  verwendeten  Zwiebel  benannt. 

Gümpist-  Aa;  Bs;  Vw;  Z,  Gumbist-  SNieder., 
Giimpiscli-  S,  Gnmpis-  SRech.:  Apfel,  welche  im  Sauer- 
kraut gelegen,  mit  demselben  geg(diren  und  davon  eine 
gelbliche  Färbung  und  einen  eigentümlichen  Beige- 
schmack bekommen  haben.  Vormals  sehr  beliebt,  jetzt 
noch  in  BsStdt  auf  den  Markt  gebracht.  .In  Zürich 
kauft  ein  päurli  für  1  pfennig  brot  und  für  1  |>f. 
schwefelhölzli    und    für    1    pf.    gumpistöpfel.'     1(551, 

SCHIMPFR.    —    Vgl.    aui'h    (iiinipinliifftl. 

Gäzi-:  Cykl-äme.  ^  Erdepfcl  .3.     GO. 
Der    1.    Teil   verkürzt    aus   (ir    /'iiijii:!!,    welehes  aus  dem 
Churw.   entlehnt  ist. 

Glucks-:  A.  welclier  aus  zwei  zsgewachsenen 
Früchten  besteht   und   zwei  Kerngehäuse   enthält    Z. 

Dgl.  seltene  Nuturgebilde  (vgl.  Hlurksnius,  -brri,  vier- 
lilättriger  Klee)  bringen  dem   Finder  ülüek. 

Granat-:  als  Hausn.  in  Z. 

Hag-öpfeli  II:  Frucht  des  gemeinen  Hagedorns, 
crata-gus  oxyacantha  GSa. 

Das  W.  kennen  auch  Colliu,  Blal.,  Denzl.,  lilirisetzeu  es 
aber  mit  arbutus  und  comarus,  welche  Nann^a  exotische 
Sträucher  bedeuteten. 

Harz-epfeli:  Frucht  des  Zirbelnussbaumes.  pinus 
cembra  U.  —  Selmn  ahd.  erscheiul  der  Name  A.  für  ZajilVn 
der  Nadelhülzbänrur. 

Chüder-e|ifc  1   11:    IMIrsich   Tu    (riciK.).  Der 

Flauui   der  Haut  mit  Werg  verglich' u. 

Uflüs-:  A.  der  von  selbst  vom  Baum  gefallen  ist. 

Lax'ier-:  die  Frucht  der  Coloquinte,  cucumis  colo- 
cyntilis  B.  —  So  genannt  wegen  ihrer  heilig  |iurgierendcn 
Wirkung. 

Mäd-:  Frucht  der  stengellosen  Eberwurz,  carlina 
acanlis  BSa.,  Si.   --   Mad  =  lleubezirk. 

.Mos-:  j)annucca.'  Mal. 

Matt-:  stengellose  Kratzdistel,  cirsiuni  acaule  BO. 

Vgl.  MtiKwIiartt;  cirs.  oleraeeum.  Unser  t'om)i.  sagt  eig. 
das  Selbe,  was  das  ob.  ^fath'pfil ;  beiile  Pflanzen  siml  einander 
äliulieh. 


383 


Apf— upf.     Aps — ups.     Apsch— upsel 


A(|ii. 


38-1 


Wiiid-Poüzei-:  Frucli*  der  Koluquiiitc  ((iuike). 
oiK'uiiiis  colofyiitliis  B  lt.  Durli. 

Pnli^ii  Vertk'utscliiiii}^  von  Cnluzijnth.  ^yind  wnv^  sich  aiil' 
(lii-  sjc)i    wiiKlojuleii   Kankoii  boziehoQ. 

l'iiliii-  II:  Stei-hpaliiien  udgl.  Striiucher  mit  Cam- 
piiiiiTaptcln  «re/.iurt.  df^l.  am  Paliiisonntag  von  den 
Katliiiliken  zur  Kirche  .i;ebracht  werden  Tu. 

Bisam-:  ein  rundliches  Behältnis«  für  Bisam.  Riecli- 
büehschen.  .Olfactorium,  etw.  daran  man  schmückt, 
Byseinöpl'el  oder  meyen.'  Fris.  ;  Mal. 

lu  der  lutlicrischeu  Bibel  unt«r  den  Zieraten  der  weilil. 
']'r:ielit  erwäliiit,   wofür  die  ziiruli,   bloss  .Biseni'   setzt. 

l'fersicli-  11  =  Pfirsich.  Fkis. 

IMattcn-:  ein  Gericht  bestehend  aus  halben  Äpfeln 
Hilf    Kusinen  und  Wein  gekocht  Z. 

Ross-  =  Epfel3  'l. 

.Sceapfel  II  =  Meerygel  (vgl.  >>teclnipfel),  echi- 
nus.'  M.M,. 

Schaben-:  Quitte,  cydonia  vulg.  GWe. 

Weil  gegen  die  Schaben  iu  die  Kästen  gelegt;  vgl.  das 
svn.    Srlimpclchire. 

Schuelcr-:  Apfel,  welcher  durch  Schnitte  an  be- 
sonderen Stellen  in  2  gleiche  Hälften  geteilt  wird,  die 
sdiön  wieder  incinandergelegt  werden  können  'A. 

Von  S:liiirlir  im  alten  Sinn  ^  gelehrter,  knnstfert.igei- 
Meiisrli.  .letzt  ein  von  den  Sehnlkindern  geübtes  Kiniststüek. 
.Vormals  wurden  soklie  .\iiiel  mit  lat.  Worten  beschrieben 
zu    medizinischen   Zwecken   verwendet;  s.  Germ.  24,   311.  — 

Svn.    SrliinlrrhUi. 

Schlaf-:  1.  ein  durcli  den  Sticli  der  (iallwespe. 
cyni|is  ro.sarum,  an  den  Zweigen  der  wihlen  oder 
Hagrose  oder  an  Brombeersträuchern  verursachter 
moosähnlicher  Auswuchs,  ein  Fadengebilde  von  grüner 
und  rötlicher  Farbe  Aa;  B;  L;  G;  Uw  ;  Z.  .Spongiola, 
Schlafi'i|ifel,  die  an  wilden  roten  dornen  wachsend.' 
Fiiis. ;  Mai,.  Unter  das  Kojjfkissen  (das  Ohr)  gelegt 
bewirkt  er  )iach  dem  Volksglauben,  dass  der  Schläfer 
von  selbst  nicht  mehr  aufwacht,  wenigstens  nicht  bis 
der  Schi,  weg  genommen  wird.  Er  wird  daher  auch 
als  Beruhigungsmittel  für  Kinder,  wenn  sie  wegen 
Kräm]ifen  nicht  einschlafen  können,  etwa  angewendet, 
,da  er  die  Verhexung  löst;  ferner  gegen  den  .schla- 
fenden Wurm',  panaricium,  auf  dem  Leibe  getragen. 
—  2.  Person,  die  gerne  schläft  oder  sonst  träge  ist. 
ebd.  ,Er  ist  ein  rechter  schl.,  hat  ein  gute  stimm 
zu  schlafen,  glire  sonniolentior.'  Mev.  Hort.  1692. 

Schmalz-epfeli  II:  die  Früchte  des  Weissdorns. 
cratiPgus  oxyaeantha  G;  Z. 

Wegen  ihres  weichen  Fleisches  nach  der  Butter,  SiJimuh, 
benannt.     Syn.   Aiih-hälleli,  Mi'UiPii. 

Stcch-c]ifel:  1.  Stechapfel,  datura  stranioniuni 
Scn;  S;  Z.  —  2.  Kardendistel,  dipsacus  silv.  Z. 

Sternen-:  eine  Abart  des  Schueleröpfeh,  welche 
darin  besteht,  dass  die  Schnitte  eine  gezahnte  Linie 
und  die  Scbnitttiäche  die  Gestalt  eines  Sternes  dar- 
bieten Z. 


Tannen-:  Tannzapfen.  XV.  SoHW  Arzn. 

Zangg-:  zänkisclicr  Mensch  Nnw.  -~  Die  Üher- 
tiiigung  auf  eine   l'ersun   wie   in   Sr],la/r/i/,l, 

Epfi-  rf'/)/;.-  verk.  Dim.  für  Enlcpfcl  (Kds|ir.)  Nnw. 
Vgl.  Härpfi  Sp.  379. 

ejiflen  vj>lle :  A\iie\  herunter  .schütteln  B.  — 
rföpflet:  bloss  mit  Äpfeln  genährt.  Eii.  //'öpflcte  Ma"" 
und  cn  SfraKrhid  [bloss  mit  Stroh  genährtes]  .sind 
hcdi  f/ltch  f/'nchnHiid  Z.  E  g'sprürujs  Boss  und  en 
fföjifli'te  Ma  sind  im  Friiclifj  (jlich  irol  dm  [daran]  Z. 
Es  gibt  Bauei'n,  welche  ihre  Pferde  zum  Notbehelf 
mit  Spreuer  und  Kleie  füttern. 

Ejlf,  Epfich;  verschiedene  Arten  von  Ep|)iidi, 
a]iiuni.  ,Ein  kraut  wie  Epfich.'  Tiekü.  15G;1.  .Wild 
Epfen,  apiuin  montanum  petroselinum.'  ebd.  .Pulli 
oleris  radix,  h.  e.,  olusatri  (liijiposelinuni),  die  würzen 
von  schwarzen  Epfen,  von  welicher  num  den  scliwar- 
zen  in  Apoteken  gemeinklich  jietroselinum  Macedoni- 
cuni  nennt.'  Fkis.  15ö8.  -  In  dieser  Form,  im  Ggs.  zur 
nhd.,  aus  dem   Lut.   regelrecht  versclnd>en. 

, Wasser-,  docli  )iit  eigentlich,  ein  wolgeschniackt 
kraut,  laver.'  Mal. 

((pfet':  das  kircbliclie  .\lniosen,  katb,  Schweiz,  in 
Bs  bei  beiden  (.'onfessionen.  ,Swer  ze  dem  Altare  mit 
Kerzen  ze  firmen  oder  ze  0,  gat'  [bezahlt  eine  Busse], 
XIV.  Z.  ,Er  gebet,  als  wolle  er  zum  0.  gehen:  gravi- 
lätiscli.'  Mev.  Hort.  1092.  Pie  drei  weissen  Opfer: 
eine  in  i\Iehl.  Eiern  und  Milch  bestehemle,  früher  an 
Ostern,  Pfingsten  und  Weilmacht  abgelieferte  Kirclien- 
abgabe,  kath.  Schweiz.  De  Ffaffyit  l;ci  <).  niiic  |  zu- 
rück]. SiiL(i.  Z'  ffileli  (od.  vor  der  Mess.  ror-ciii  Kijrie) 
::'().  fjä",  verblümte  Ausdrucksweise  L;  Srnw. 

opferbar:  befugt,  zum  kirchlichen  Opfer  zu  gehen, 
was  man  mit  dem  12.  Jahre  wurde  Bs  XIV. 

o]ifrren:  in  die  Kirchenbüchse  einlegen  SciiSchl. 

lif-:  ein  (Ipfer  darbringen.  ,Ja  sy  habend  den 
tüfien  und  nit  got  ufgeopfret.'  Zwinuli.  .Dem  Closter 
umb  seiner  Tochter  willen,  die  er  der  Muter  gottes 
dahin  ufgco]itert  und  ynbcschlossen.'  RC'ys. 


il|isT  15,  äpsclii  B;  „L;  Z«":  Intcrj.  zur  Nach- 
ahmung des  Niesens,  z.  B.  scherzeml  vor  kleim'u  Kin- 
dern beim  lüechen  an  einer  Blume.  —  Syn.  ätsi,  ätschi. 

l]is.  leps,  ipsen  s.  Jips. 

i|(si  ()|isi:  damit  zugleich  Z.  —  .\us  lat.  (o  /y.«»  zu 
eini-r   reiuilialten   Formel    umgemodelt. 


rpscll    s.  ctU'dS,   etwa. 

Öliscli  m.:   geringschätzige  Verunstaltung  des  Na- 
mens Oper  d.  i.  Otnuir  GlH. 


A(1H. 


A(|ll('.  .\iiue;  gemischte  Flucht,  gleichviel  K'uni 
unil  Haber.  ,Ein  Viertel  Acijuce  (Aijue,  Acgue).'  L 
Kantonsbl.  z.B.  18^ ti.  1847. 


.\H^    dr 


l,ll.     .\i\\. 


trieii'll  massig 


chl    vil- 


standene  Fremdwort   charakterisiert    durrli   das   lli  luiutiistcn 
der  Selireilning. 


385 


Ar,  er,  ir,  or.  ur 


386 


Ar,  er,  ir,  or,  ur  \r/.^\-.  arr  usw. 


Ar  s.  .Irbc.  Ar-  s.  lim-.  -xVr  s.  Acher  I 

(Sp.  m. 

Ar  I.  Are",  aro,  aru  W  iii.:  grosser  Eaubvogel, 
Adler.  Geier.  Das  Dini.  An  (PI.  Arini)  auch  bildl. 
=  Wucherer  W. 

Alul.  nro,  mlul.  wie)  mit  schwacher  Flexion,  ilio  sicli  iu 
W  M.\.  auch  im  Nomin.  festgesetzt  hat;  vgl.  auch  Aruvuyd, 
AroleiU  (W)    uehen   Ana   |Z).    —    Syn.   Adler    Sp.   90;     Gly. 

Fi.sch-.  .Haliacetus,  Meoradler,  Fiseharn  (-arnd).- 
Denzl.  1077;  171(j.  —  Arn  auch  mhcl.;  -J  eine  müssige 
uach  n  heliebte  Erweiterung. 

,Hüener-:   hüenordieb,  wih,  milvus.'   Fris.;  Mal. 

Stock-:  Stockadler  oder  -falke.  ,Gah  mir  Hans 
Waldkilch  ain  grossen  Fogal,  was  ain  Stock-Aren.' 
Stockar  1525. 

Stockar  scheint  iliesen  Vogel  als  Wappen  mit  seinem  Na- 
men in  Beziehung  gesetzt  zu  haben,  obwohl  dieser  wühl  nur 
eine  iiltere   Nhf.  des  verbreiteteren   .Stocker'   ist. 

Stöss-:  ein  Eaubvogel,  wohl  eine  Art  Falke. 
1510  wurden  bei  Burgdorf  gefangen  .Eeigel,  Scharben, 
Stossar.' 

Ar  11.  Aar,  meist  Are  f.:  Aare,  Name  des  be- 
kannten Stromes,  noch  mit  halb  appell.  Bed.  in  den 
Namen  der  Quellbäche  od.  Zuflüsse:  .Gadmer-,  Grimsel-. 
Urbach-Aar'.  und  in  dem  Dim.  Areli,  ein  in  der  Tal- 
fläche sich  bildender  Bach  (GfiNufenen).  In  Spruch- 
reimen: iiher  d' Arire  bin-i  g'fare  mit-eme  Schimmel, 
die  hiMiye  Meitsclii  chömmen  aUi  i  Himmel.  Über 
d'  A.  bin-i  (/.  mit  Scliiff'  und  Ttueder,  zum  Schäfzcli 
(tan;j-i  niimmc  [nicht  melirj,  es  isch  ex  Liieder  S.  I)'r 
Liiiifi  [Eadnagol]  isch  fis.s  und  '»•  Bad  iKch  ab,  d'  Schelme 
fare  d'  Aare  ab. 

Wahrseh.  keltisch;  vgl.  den  gall. -romischen  Flussnamen 
Arariü),  Saone,  in  reduplic.   Form. 

Aarau:  Name  der  Hauptstadt  des  K.  Aa.  Potz 
(oder  o)  Hfujel-A.!  grober  Ausruf  der  Verwunderung. 

Obwohl  diese  Darstellung  der  jetzt  landläufigen  Auffassung 
entspricht,  ist  wohl  abzuteilen  -Ir  <(«•"'',•  ,(ieier'  =  Ar  in  Ver- 
wünschungen ist  bekannt,  und  uu'''  wird  gerne  in  Schwur- 
fornn/ln  angebracht. 

Ar  III  f.:  das  Gepflügte,  die  Furchen.  E  f'rinchi, 
■■irhiiiii  Ar;  de  neu  l'/luer/  macht  e  ijucti  Ar  Zliattl. 
Fri.sch  gepflügtes  Feld.  Sulcek. 

Das  W.  findet  sich  sonst  nur  noch  in  den  Zss.  Ar-muun, 
-lecij,  auch  mlul.  nur  in  aricarte,  Feldhut,  gehört  aber  un- 
zweifelhaft zum  folg.  Vb. ;  nur  ist  die  Krage,  ob  es  nicht 
zunächst  aus  Ared,  Art  (s.  d.)  verstümnudt  sei;  vgl.  nnV/ ans 
ariiij.    Redinger    Ki.'ifi   stellt  zusammen:   .Ar,  ard.   Furch'. 

aren  Ai'H.,  M.;  B;  GrD.;  GT.;  Z  —  Ptc.  g'aret 
Gr:  ackern,  pflügen;  in  GrD.  übli.  den  .Acker  be- 
stellen, also  auch:  säen  u.sw.  ,Eine  .lucharte  Feld  zu 
a. ;  eine  zu  a.,  säen  und  eggen.'  Bs  Ocns  (jetzt  f)- 
Eine  ..Mlnicnt  uftuen.  buwen,  aaren  und  säyen.'  Cv.s. 
,Dass  die  lUircii  das  Land  wider  änderst  geareu  und 
ge.säyt.'  elnl.     ,.\re,  ere:  ackere,  pflüge.'  Ekd.  1G5(). 

Mild,  nur  als  Ptc.  (nar(e)n,  wahrend  das  Priis.  nur  die 
Form  rrii)ii  zeigt,  wie  schon  ahd.  nuoist  errnn,  mit  Umlaut 
und  Assimij.ition  aus  der  schwachen  Gnuidform  'nrjan,  ent- 
sprechend dem  lat.  unire.  gr.  äpöetv,  so  dass  die  stjirke 
Flexion  in  diesem  F'all  viell.  erst  später  eingetreten  ist.  Die 
Schweiz. -Idiotikon  I.  'A. 


alte  Kürze  des  Voc.  scheint  sich  trotz  der  längenden  Kraft 
des  r  iu  B  hin  und  wieder  erhalten  zu  haben;  s.  ,arre'. 
Id.  B;  auch  ,geareu'.  1467,  Sarnen.  Häufigor  ist  .auch  bei 
uns  die  Forju  «■<■«  (s.  d.).  Das  uralte  und  darum  elirwürdige 
W.  ist  am  Aussterben. 

Über-:  absol.,  beim  Pflügen  die  Grenze  verletzen; 
m.  Acc.  P.,  einen  Grenznachbar  dadurch  schädigen. 
,Wer  den  anderen  überarret  oder  überzünet.'  Bs  IGll. 
,So  einer  dem  andern  einen  Markstein  verruckt  oder 
im  Ackerpaw  überahret.'  ebd.  16'27. 

üf-:  aufpflügen,  mit  dem  Pflug  Erdreich  aufbre- 
chen.    , Liessend  ihr  Allmend  ufaaren.'  Cys. 

um-:  umackern,  -pflügen  Ap;  GT. 

dur(ch)-:  alle  Furchen  durchpflügen  (nicht  nur 
je  die  zweite,  was  bestrüchen  heisst)  Z. 

araben  s.  herabhin. 

arabisch:  als  Typus  des  Unverständlichen.  ,I)er- 
gleichen,  so  die  teutsohe  Sprach  verdunklet,  und  halb 
arabisch  gemacht.'  GHeih.  1708.  —  Vgl.  böhmisch, 
spanisch. 

Aräder  GnSch.,  Trim.,  mit  vorn  angewachsenem 
.Art.  Larüder  GuCast.  —  PI.  unver. :  1.  eine  Art  ein- 
facher Pflüge.  —  2.  Pflugschar  Gast.   —  Aus  dem  räto- 

rom.   aräder,    lat.   aralnun. 

aranscli:  sofort,  gleich,  schnell.  A.  dran!  A.  drr- 
diirüf  [bergauf,   aufwärts]    GrT).   —  Ans  dem  Rätorom. 

arranscliicren :  (Einen)  durchprügeln  W.  —  Aus 
frz.  iirmnijer,  herstellen,  i.  S.  v.  hernehmen,  hart  mitnehmen. 

Arrass  m.  oder  n.:  Easch,  ein  im  spätem  Jlittel- 
alter  und  bis  ins  XVI.  oft  genanntes  leidites  Wollen- 
gewebe, verfertigt  in  der  belgischen  (jetzt  französ.) 
Stadt  Arras.  ,Tuoch,  arras'  usw.  Bs  1417.  .Schwarz 
arras  tuoch.'  S  1405.  .Sanunat,  Damast,  Schamlot, 
.Atlass,  Taffent,  .\rrass.'  Sch  1535.  , Etliche  Stucke 
Arris.'  Absch.  1557.  ,4  Brief  [Päckchen]  Arrassin 
Bendelschnüer.'  Z  1571.  ,Grüener  Ariss.' '  L  1578. 
, Schwarz  Arrass  Tuch.'  Hapn.  16Ö6. 

Mhd.  arraz;  nilat.  anaitium,  -ueittiu;  nhd.  .Rasch"  mit 
Ahwerfung  des  Anlautes   und   Übergang  vnn   ^v  iu  xrh. 

Are  s.  ^-Irwi.       Aref  s.  Arbe.       .\relcn  s.  Arien. 

Lein-Are":  ahornblättriger  Massholder,  acer  pla- 
tanoidcs  (Durii.). 

Syn.  Leinljiuim:  Siiilznliurn.  Der  I.  Teil  stimmt  zu  nhd. 
.Lehne',  jVhorn,  der  'J.  ohne  Zw.  zu  Ahnrn  (Sp.  IGll,  so 
dass  eine  t.iut(pb>gischc  Zss.  vorliegt. 

ver-arrtsticreii:  (Jnidn  oder  sein  Gut)  verli:ifteH. 
mit  Beschlag  belegen.  Hosi'.  ,Sic  mögen  verarresticrt 
und  verliaft  werden.'  175(i,  Lkhmann. 

Mit  pleonast.  rrr-  nach  Analogie  des  syn.  .vi-rhaften', 
von    frz.    nrreter   aus   (idrcNltn-e. 

.\ri  I:  1.  \n.  KosetoriM  des  Xaniens  Kduard  L(i. 
—  Zunächst  verküizt  aus  -tmli.  —  '_'.  n.  Koscf.  des  weibl. 
Namens  Afra  BGadm. 

Ari  II  f.:  1.  Weise,  Melodie  eines  Liedes.  Dns 
hcd  c  schihii  A.  L.  -  2.  Singstinnne,  (iesangsorgan. 
7'.V  ticd  im  ii'ir  he  .1.  L. 


387 


er.  ir.  nr,  ur 


388 


ai'ig  (ä-  BsLdtw.;  BLf.).  in  B  auch  nri  —  Coiiip. 
arcf/cr  und  e'rr/er  Ndw;  Si:hw.  Hupcrl.  arU/ist  Nnw: 
>ScHW,  (iri.fi.if,  e'rr/ist,  e'rynt  Ndw:  1.  liübsch,  schön, 
anniutii;;  artig.  Ki  arigs  BliicmeJi,  BO.,  B.  ,A.  an- 
zuseilen.' B  Landw.  Woehenhl.  L'^.'iT.  —  2.  sinnig, 
sinnreich:  naiv  „B;  L;"  Ndw.  En  arige  tfall,  ein 
■witziger  UwE.  Vgl.  G.  —  3.  klug,  gescheid,  geschickt, 
gewandt  VOrte.  Icz  maclisch-es  doch  frl  a.,  recht 
gescheid.  ,Argutus.'  Id.  B.  —  4.  arg,  schlau,  listig, 
durchtrieben,  heimtückisch,  hinterlistig  AaF.;  BO.;  L; 
GG.;  Uw;  U;  W;  ZKn.  An  ariga  Vogel!  Es  ist  Keine 
so  arig,  er  fiiidt  no  en  ärgere.  Ineich.  Si  laufid  All  um 
d'  Hatte  mne  [um  dem  Spuk  auf  die  Spur  zu  kommen], 
g'sehnd  aber  Xiemer:  der  Grüen  ist  ärger  as  d' Älpler. 
Erzähler  18.5G.  —  5.  sonderbar,  seltsam,  wunder- 
lich, eigentümlich,  oft  mit  dem  Nebenbegriff  von  ko- 
miseh Aa;  Bs;  B;  GnA'als;  L;  S;  Zg.  ,D'  HerreUit 
sl'  arig  Ijit,  si  essen  alle  l'lnnder  [allerlei  durchein- 
ander].' GJIÜMix  1819.  ,'s  u-är-mer  doch  es  arigs  Wese, 
wenn-i  leider  hei'"  sütt  gä".  ebd.  1800.  ,Es  arigs 
Schlö.-ssli  [ironisch  vom  Armenhaus].'  Schild.  .Lueget 
auch  wie  a..  die  hat  die  Nase  über  dem  Mund!'  Breit. 
1860.  ,Der  Herr  Gütterli  [Fläschchen]  müsse  ein  gar 
ariger  Herr  sein,  weil  er  so  einen  arigen  Namen  habe.' 
ebd.  ,Eso  a.  göt  's-mer,  i  cha"  der  Wi  im  Mul  nit 
tollen  [dulden].'  ebd.  En  arige  Chuz,  ein  kurioser  Kerl. 
■,I-ine  Hus  göt  's  a.  zue,  wo  kei  Tür  drin  isch.'  Schild. 
,Es  u-ird-em  .so  a.  um  's  Herz:  er  weiis  nit,  was  er 
denlce  seil.'  ebd.  En  arige  JBursch,  den  man  nicht 
recht  begreifen  kann  BsLd.  ,En  a.  Chopf.'  Gotth. 
,En  ariyi  Chüst',  ein  eigentümlicher  Geschmack,  ebd. 
Es  arigs  G'schäft,  eine  sonderbare  und  zugleich  amü- 
sante Sache  BStdt.  's  iseh  gar  mängs  arigs  G'sätzli 
[Verschen]  rirn",  Worh'i-me  frdlich  lache  ma«.  GTIvchn 
1819.  Syn.  eigelig :  artig,  artlig ;  kitrlig :  seltsen; 
g'spässig.  —  G.  drollig,  spasshaft,  närrisch.  En  arige 
Purst  [Bursche]  Aa.  Scherzhaft,  witzig,  von  Menschen, 
Beden  ßü.  —  7.  schwierig,  verwickelt,  heikel;  e-« 
arigs  G'schäft  UwE.  —  8.  unbehaglich,  unwohl. 
Es  i.st  mir  a.  B  oHa.  Es  ist  im  [ihm]  ärger,  schlim- 
mer. Ineichen.     S_vn.  artig,  arm. 

Die  Steigeningsformen  eryer,  crgnt  und  die  Bed.  4  (7.  8) 
sclioinen  darauf  zu  deuten,  dass  ariij  aus  arg  entstanden  sein 
könnte,  welcher  Vorg.ang  aTjer  in  unserer  Spr.ache  wohl 
ohne  Beispiel  wäre;  und  noch  mehr  spricht  dagegen  die 
Mehrzahl  der  Bedd..  welche  sich  aus  der  von  .arg'  schlechter- 
dings nicht  ableiten  lassen.  Es  kann  also  höchstens  stellen- 
weise Berührung  und  Yermischung  mit  arg  angenommen 
werden.  Dagegen  erklären  sich  sämmtliche  Bedd.  ans  der 
Grnndf.  artUj,  welche  z.  T.  auf  dem  selben  Gebiet  und  in 
den  seihen  Bedd.  (4,  8,  auch  1)  neben  ariij  besteht,  und 
auch  einmal  (in  Obw|  die  Nbf.  ardig  annimmt,  aus  der  durch 
Assimilation  und  durch  fortschreitende  Erweichung  des  d  arig 
werden  konnte,  wie  viell.  das  ferig  im  Mund  der  Eisenbahn- 
couducteuro  durch  gehäuften  Gebrauch  aus  (/erdig)  fertig; 
vgl.  auch  Ar  viell.  aus  ,.\rt'.  —  Die  im  Text  angesetzten 
Bedd.  fiiesseu  z.  T.  in  einander  über.  Ans  5  fliesst  8  durch 
den  Mittelbegriff:  seltsam  zu  Mute.  Bed.  1,  2  und  3  kom- 
men auch  dem  nhd.  .artig'  zu  (2  und  3  wenigstens  noch  im 
XVIIl.),  während  die  Anwendung  auf  sittsames  Betragen 
unserni  arig  fremd  ist.  Die  ganze  Begriffsentwicklung  iässt 
sieh  auch  unter  folg.  Hauptgesichtspunkte  bringen:  I.  gute 
Art:  I,  2.  3.  II.  schlimme  Art:  4,  7,  8.  III.  seltene 
Art:  5,  (i.  4  kann  allerdings  auch  als  blosse  Übertreibung 
oder  sehlinuue  Anwendung  von  3  gefasst  werden,  oder  II 
übh.  nur  als  prägnant  ironische  Anwendung  von  I,  wie  nhd. 
.schön,  sauber'  fast  als  Gegenteil  gemeint  werden  können. 
Vgl.   iildi.   tirlig.    —    Von    den   fnlgenden    Cumpos.   ist  g'/tpass- 


uur  eine  deutlichere,  fast  pleonastische  Bezeichnung  von 
II;  1^  tf,  die  beiden  andern  bezeichnen  nicht  eine  Art,  son- 
dern einen  gesteigerten  Grad  von  n.  1,  2  od.  3;  in  allen 
dreien  ist  -arig  verschieden  von  dem  nhd.  ,-artig'  in  Fällen 
wie  ,tierartig,  traumartig'   udgl.    —   .\bl.  ärglen. 

schamper-,  wunder-:  lieblich,  halb  scherzhaft 
und  sclielmisch.  ,Es  [das  geliebte  Mädchen]  biegt  .so 
.sc/(.  drg,  Git  mir  ril  tusig  Miintscheni  [Küsse].'  G.IKiihn 
1819  (,wungerarig.'  ders.  1806). 

iS'c7t.  aus  schandbar,  dieses  aber  nicht  im  bösen  Sinn, 
sondern  nur  abstrakt  verstärkend  wie  arg,  grüwUch,  liölliwh, 
meineidig  u.  a.  Für  die  Form  Tgl.  mhd.  xempcr  (-vn)  aus 
scnthiere,   sendbar  (gerichtsfahig). 

gespass-,  gipcess-:  spasshaft,  zu  Spässen  auf- 
gelegt L. 

Arist  s.  Ernst. 

arriwleren:  begegnen,  vorfallen  Bs;  S.  —  Von  frz. 

arrivrr. 

„Al'Oiiiatik  m.:  eine  Art  Strohwein  aus  überreifen 
Trauben  gemacht  Gr.  It.  vino  aroniatico."  —  Von 
dem   eigentümlichen  Duft  (Bouquet). 

Aron  m.'?  Sch,  Aröne  f.  oder  PI.  BSa.;  Z,  dim. 
Aröneli  Zg:  1.  gefleckter  Aron,  arum  maculatum;  sehr 
beliebtes  Volkshcilmittel  gegen  Lungenkrankheiten 
ScH;  Zfi;  Z.  —  2.  Alpenhahnenfuss,  ranunculus  al- 
pestris  BSa.;  vgl.  Arunlel. 

Aus  dem  Lat.  (Griech.).  Syn.  Ah-one  Sp.  174.  Bed.  2 
beruht  auf  Übertragung,  da  Anim  im  Gebirge  nicht  vor- 
kommt, beide  Pflanzen  aber  den  scharfen,  ätzenden  Saft  ge- 
mein haben. 

Arvin(e)  s.  Alrun  Sp.  174.  —  Erz-Arun:  Name 
einer  Schätze  hütenden  Jungfrau  Uw;  s.  Llt.  Sagen 
S.  507. 

Ariinkel  Arunl-eji  n.:  Aster,  Sternblume,  ranun- 
culus asiaticus  Z.  —  Ans  dem  lat.  Gattungsn.  entstellt. 
Ygl.    Aron^. 

äl'iit!  Interj.  auf!  vorwärts!  S.   —   Aus  hz.  en  nmte. 
Ar w ölte  s.  -Wolte. 

Ar  e*rn.:  Ansehen.    Er  cha^-si'''  en  Ar  gi  [geben] 
ScnStdt.   —   Von  frz.  air.  Aussehen,  Ansehen. 
Ar,  Ari  s.  Ächer  Sp.  69. 

Arrach,  Er  räch  n.:  Pfahlwerk  im  See  zum  Fisch- 
fang angelegt  Bodexsee  It  Birl.    Vgl.  Geicellstatt;  Eis. 

In  Schwab.  Urkunden  ,der  Erich,  Erken',  in  bair.-österr. 
.Arch,  Ärch',  Flechtwerk  .•:u  Fischfang  und  zu  Dämmen.  Aus 
,.\rch',  lat.  arca,  i.  S.  von  Verschlag,  Einfassung,  mit  Ent- 
wickelung  eines  Voc.  zwischen  r  und  ch  und  Anlehnung  an 
die  Collektiva  bildende  Endung  -ach.     S.  auch  Are  m.,   Ari  f. 

ärräx!  Interj.,  Hetzruf  an  Hunde  Gl;  GO.  A.  de! 
oder  ä.  da-da!  Gl.  A.  mache,  anreizen,  aufhetzen, 
auch  V.  Menschen;  das  ist  gad  [gerade]  wie  ä.  g' macht, 
das  heisst  nicht  zurückhalten,  sondern  noch  reizen  GO. 

Vgl.  ärä-gi.c,  woraus  är&x:  viell.  zsgez.  ist;  doch  wird  um 
zu  hetzen  auch  einfach  x!  gemacht;  r  aber  (ans  welchem 
.ieues  ärä  sich  entwickelt  hat)  heisst  geradezu  die  vox  canina, 
der  Laut  der  oder  für  die  Hunde. 

Are,  of-  m.  Z,  Ari  f.  Bodensee,  m-c  als  PI.  VwS. : 
1.  das  obere  und  untere  Ende  eines  Fischernetzes, 
wo  das  Garn  an  den  Stricken  befestigt  ist  Bodensee. 
—  2.  die  zwei  Seile,  zwischen  welchen  ein  grosses 
Netz  befestigt  ist;  die  beiden  Schnüre,  welche  durch 
die  äussersten  Maschenreihen  des  obern  und  des  un- 
tern Saumes   eines  Netzes  gehen    unil   durch    welche 


889 


Ar,  er,  iv,  Ol-,  tu' 


390 


(l;is  Netz  vermittelst  Sclncimmern,  Pflöckehen  aus 
l.iiulenholz,  am  obein,  und  lilei-jewichten  uml  Steinen 
am  untern,  aus  Eosshaar  jjeÜoehtenen,  8trang-e  aus- 
i^esiiannt  und  in  der  Sehwebe  erhalten  wird  Bddkns.  ; 
Vw.  ,l>ie  Aeren.  die  seiler  unden  und  oben  am  Jeger- 
garn,  darmit  man  das  garn  ausstreclit  oder  spannet, 
pUiga'.'  Fius.;  Mal.  NB.  Nicht  melir  in  der  Ausgabe 
l.")ll  und  den  Nachfolgern.  —  :!.  Ädi  n.:  kleiner 
Strick  am  Kemtiintrick,  an  welchem  der  untere  Teil 
des  Segels  bei  starkem  Winde,  wenn  das  Segel  tiefer 
gehangt  werden  soll,  aufgezogen  wird  Bodens.  Vgl. 
Är-seil. 

Die  einzige  lautliclic  Vwdtschaft  bietet  Jas  bes.  in  Baiciu 
uud  (isterr.,  aber  .auch  übb.  in  der  Wcidnianusspr.  vorkom- 
mende Svn.  ,die  Arch',  welches  durcb  die  umsjelautete  Nbf. 
,Än-li'  und  die  verstümmelte  Nbf.  ,das  Ar'  den  Übergang 
zu  den  sclnveiz.  Formen  andeutet,  bes.  wenn  noch  das  obige 
Arraili  dazugehalten  wird.  Wir  müssen  unser  Ali,  Are  durch 
Vcrtlüehtigung  des  auslautenden  ch  (vgl.  die  zahlreichen  Ortsn. 
auf  -i  aus  -UL-h:  s.  Sji.  63)  aus  Arch  herleiten,  und  da  alle 
ilie  liier  erwäliuteu  Formen  den  beiden  Bcd.  ,Strick'  und 
.Behälter'  gelten,  so  werden  wir  kaum  zwei  urspr.  verschie- 
dene W\V.  annehmen  dürb-n,  obwohl  sich  ArcJi,  Art  im  S. 
von  .Strick'  durcb  den  Mittelhegritt'  des  Flechtwerkcs  mit 
ahd.  uriih,  Teppich,  vereinigen  Hesse.  ,Arche',  Behälter, 
bedeutet  auch  eine  Sarge,  und  als  Einfassung  sind  die  ge- 
nannten Stricke  an  den  beiden  Arten  von  Netzen  zunächst 
aufgefasst.  —  Die  Vermengung  aller  drei  grammat.  CTcnera 
hat  dieses  W.   mit  anderen  alten    \V\V.   gemein. 

Are  m.  s.  Em. 

Ares  .s.  Erhis.  Arisch,  Arist,  Erist  s.  Ernst. 
Äri  n.  s.  Acher  Sp.  69. 

Ober-Ari  n.:  Oberhaut;  'aO.  lümiavhe",  eine  Haut- 
schürfung erleiden  L. 

Zur  Vergleichung  bietet  sich  das  liair.-österr.  der,  iIiik 
Ariih,  Arrli,  Irih,  t.  die  feine  Beinliaut,  t.  Kopfaussclilag, 
Krätze,  au;  es  wäre  wieder  Verttüchtigung  des  auslautenden 
*■//  anzunehmen.      Vgl.  aucli   das  obige   Are. 

ärli  s.  wärlich. 

Aurikle"  f.:  Aurikel,  primula  auricula  .\x. 

Aurili.  ,Wildaurin'  bei  Denzl.  1077.  1710  das  eine 
Mal  mit  ,centaurüides',  das  andere  Mal  mit  .limnesium, 
klein  Tausendguldenkraut'  ei'klärt.  Ähnlich  bei  Zwin- 
ger 1096.  Es  sind  hier  gratiola  offic,  Gottesgnado, 
und  gentiana  (erythrsa)  centaurium,  Tausendgülden- 
kraut, vermengt.  —  Das  W.  ist  aus  dem  lat.  centaurium 
abstrahiert. 

Er  I,  f.:  Ehre,  im  ü;inzen  wie  nhd.,  oft  im  Flur, 
auch  bei  Sing.-Begriff.  1.  persönliche  Ehre.  Die 
Anfangsworte  des  kirchlichen  Gebetes:  ,Ehre  sei  Gott 
dem  Vater'  usw.  in  ein  Subst.  n.  Erst  zur  Bezeichnung 
eben  dieses  Hymnus  verwandelt  Ndw;  s.  auch  Erist. 
,Dis  closter  sambt  dem  fronaltar  gewicht  in  der  Ehr 
[zu  Ehren]  der  Heiligsten  Jungfrauwen  Maria.'  Cvs. 
,Zu  seiner  Ehr  und  Lehr.'  Z  1600  (?).  ,Sy  werdend 
nit  anders  gethon  haben,  dann  das  den  eeren  gezimpt.' 
LLav.  1584.  .Brot  das  nicht  nach  eeren  und  nutz 
gebachen  wäre.'  Z  1593,  so  dass  es  dem  Bäcker  Ehre 
macht  oder  den  Vorschriften  der  Zunft  entsprichtV 
vgl.  4,  ,Der  Edelmann  tragt,  ihn  [den  Habicht)  uf 
der  band,  hat  synen  ein  er.'  BuEir.  1034.  .Dise  3  stett 
halt  ich  der  eeren,  macht  und  ilapferkeit',  traue  ihnen 
so  viel  zu  [V].  ZwiNciLi.  ,Wyl  ihn  der  ander  so  ohn 
ehr  halt',  d.  i.  duze.  Srnuii'KK.;  s.  eren  2.  Er  und 
liespelt  vor  Eiiii  hau  (iul'ani.  Gend-is  [gebt  uns] 
d'  Er  CH  «»(rfers  il/((?.' =  kommt  wieder  zu  uns,  sagen 


Verkäufer   zu   ihren  Kunden.     Er  mit  Öpjn,^'   üfhcbe 
(i'lcf/(/c,  üfkse),  einernten.     ,Ehre  dem  Ehre  gehithrt: 
Herr  Pfarrer,  putzet  's  Lieehl'.'  Kiiiriiii.     Es  (jnt  den 
Erc  nö  [nach]:   Vater,  träij  du  ä'  Hatte  (Butte)  [Trag- 
korb]! B;  G.     Es  (jöt  der  Er  nö:  de  Cher  [die  Reihe] 
ist  z'letst  W  dir!   Sulg.     Es  hiid  Eine  cV  z'lide,    bis 
er  z'  Ere  cJiunnt.  Ineich.;  Sun;.     Wo  Ice  Er,  ist  au  ke 
Schund.  Ineicu.     Wo  l;e  ticham  ist,  ist  1:ei  Er.  Sulo.  ; 
BiiAGGEU  1780.    Er  macht  ümcher  [wechselt].    Ei"  Er 
ist  die  ander  wert.     Besser  arm  mit  Ere  als  rieh  mit 
Schande.    Was  bringt  zue  Ere?  St"''  were.    's  ist  Keine 
so  arm,   d'  Er  freut-en.     D'  Er  tuet  im   gar  wol  im 
Chropf.     D'  Er  macht  Eine  zu-me-n-andere  Ma".    E 
chlini  Er  ist  au'''  en  Er.     I-m-enen   Eimer    Wi   llt 
eil  Er  [mit  Bez.  auf  Wahlbestechungen].    Was  z'  Eren 
[um  der  E.  willen]  üsgöt  [ausgegeben  wird],  göt  z'  E. 
[mit  E.]  Kider  \"  [z.  B.  bei  Hochzeiten.  Kindstaufen]. 
SuLG.     Er    icont  det  [dort],    wo    alli  Er  en  End  hat. 
liegt   im   Grabe,    in   welchem   Alle    gleich    sind    und 
Ehrentitel  Nichts  mehr  gelten;  vgl.  dm",  wenn  alli  Er 
en  End  hat  (Sp.  315).    Wenn  man  vor  oder  von  höher 
stehenden  Personen  Etw.  vorzubringen  hat,    was  -den 
Anstand  verletzt,  od.  wenn  man  sicli  starke  Ausdrücke, 
auch  sonst  unpassende  Vergleichungen  erlauben  will, 
entschuldigt  man  sich  mit  Formeln  wie:   ,Üiess  alles 
ist,    üwer   eer   vor   (bevor),    erstunken   und   erlogen.' 
ZwiNGLi.     ,Mit  ehren  zu  melden,    sit   bonos   auribus.' 
Denzl.  1677;  1710.     Jetzt  syn.  mit  Respekt  z' melde", 
salre    veni.     .Man    kömmt    am    ungebissensten   davon 
[im  Umgang  mit  bösen  Mensclien].  wenn  man  es  mit 
ihnen  gerade  macht  wie  mit  den  Hunden  [d.  h.  ihnen 
aus  dem  Wege  gellt],  ihre  Ehre  vorbeluilten  [ironisch].' 
GoTTH.    Die  Formel  wird  aber  später  so  gewendet,  dass 
das  W.   die   ehrenwerte  Person    selbst   bezeichnet, 
der  man  die  Rücksieht  schuldig  zu  sein  glaubt;  Euen 
Ere"    vorh'halte"   L    kann    allenfalls    erklärt    werden: 
.Euerer  Ehre  unbeschadet',    aber   die  Umdeutung  ist 
vollzogen   in:    .mit   Urlaub,  mit  züchten  vor  euweren 
eeren  zereden,  honore  dicto.'  Fris.;  Mal.     Vor  Euen 
Ere"  g'seid  [gesagt].  Ineich.  1859.     Vor  Eueren  Ere" 
z' rede  G;  Z.     Auch  mit  von  statt  vor  BsStdt;  Z  (vo, 
was    namentlich   in  ZO.  freilich   auch   aus  vor  abge- 
schwächt  sein   könnte).     Und   vollends    in    folgender 
Verbindung:    ,in  Anwesenheit   ihrer  Ehren   und  Ver- 
wandten.'   1750,   Gl  Jahrb.     In    ehrerbietiger   Anrede 
an  Behörden  und  als  Titel  vor  den  Namen  derselben 
stellt , Ehren'  geradezu  =  ehrenwert  (vgl.  irend).  .Unser 
eeren    statt    Basel    Zeichen    [Wappen].'    1524    Absch. 
, Ehren-Zunft'    Bs  1545.     ,E.-l!egiment,   -Stand.'   ebd. 
In    der  Bs  Kanzleispr.    noch    heute,    mit   abgekürzter 
Schreibung,    z.  B.    ,E.  E.  Kleiner   Rat,    Grosser    Bat', 
neben  der  ebenso  üblichen  und  bequemen,  aber  noch 
abstrakteren    Formel    ,Tit. !'    (titulierte,    oder    Titel). 
,E.  E.   Gesellschaften',    zunftartige    Corporationen   in 
Klein-Bascl.    Ebenso  in  Comp,  wie:  ,l)er  hochzyteren 
ehrenfründschaft;    die    Ehren-Hoclizyt."     Auf.    XVII. 
Wolf.     ,Ehrengemeldter    Herr.'    Me.mor.    174'2.     Vgl. 
Ercnhüs;  Erenlön.  —  2.  bürgerliehe  Ehre,  a)  eines 
Mannes.     Eine"  a"  den  Eren    a"gr}fen   Z.     Eine"   in 
slnen  allen  Eren   lau  gün,   Satisfactioii   geben   GRpr. 
Er   und  guete  Name  sind  bald  rerlore",   aber  schwer 
ertrorbe".  Ineu  iikn.    (Kei"J  Er  im  Lih  ha"  S.    Me  soll 
amcne   [einem]    ]\lensch    d'  Er   itü"  Mol   rerdecke   [in 
Schutz    nehmen].    Silgkr.     üjijiis    uf  d'  Er    ne,    als 
Ehrensache  anttassen  BStdt.     Bi  Er  und  Eid  (nüdj! 


391 


Ar,  er,  ii'.  ni".  tti' 


392 


uf  Er!  Beteuerungen  Z.  ,Siben  Man,  die  das  uf  cid, 
sei  und  eer  mit  uferliabnen  bänden  wölten  behalten 
[bestätigen].'  1894  Zs.  , Welcher  einen  andern  umb 
eid  und  eer  wysen  [des  falschen  Schwörens  überweisen] 
wil.'  159S  Saanen.  .8ü  ist  auch  das  nun  gar  zuo  ge- 
mein worden,  dass  n\an  den  jungen  hauasbaben  (Haus- 
balteren) gelt  und  gelts  wert  anhenkt,  auf  ehr  [Ehren- 
wort, also  =  auf  Kredit]  und  erb,  welches  billicber 
auf  ehr  und  seelverderb  möchte  genennt  werden.' 
SHoeuuoL/.  l.-)91  (1G93).  iV  und  G'wer,  bürgerliche 
Ehrenfähigkeit  verbunden  mit  dem  Recht  Watten  zu 
tragen;  hi  Er  und  (xioir  si";  ru  [von]  E.  u.  G.  fy'nelztj 
xl",  um  E.  u.  G.  dw,  das  Gegenteil  Gl.  .Welcher 
über  einen  zuckt,  mit  dem  er  in  Frid  stat,  sol  von 
Eer  und  Gwer  entsetzt  werden.'  1546  Gi,.  ,Ehr  und 
Gwehr  ward  ihm  abgenommen.'  Erzähler  18.50.  Vgl. 
u.  erlös,  b)  für  weibl.  Personen  wird  ,Ehre'  fast 
gleichbedeutend  mit  .Ehe'  nach  vorausgegangenem 
vertrautem  Verkehr  mit  Mannspersonen:  (eine  Ge- 
schwächte) z'  Era  füera  Av,  z'  E.  zieh  BHk. ;  Gr;  W 
[durch  Heirat];  vgl.  4.  ,Zun  eren  hau.'  Mandel.  .Ich 
beger  ir  nit  zu  keinen  eren',  ich  will  sie  nicht  als 
Frau.  ebd.  In  einem  alten  Volkslied  von  3  Jungfern 
heisst  es:  ,Uie  dritt  hab  ich  genommen,  zu  Ehre  will- 
i-si  ha.'  Daher  dann  auch:  ,die  er  übertreffen'  [über- 
treten] =  Ehebruch  begehen.  ,Wa  die  frow  ir  er 
.übertrifft,  die  sot  gar  und  genzlich  von  ir  gemächde 
sin  [das  ihr  von  dem  Ehemann  zugesicherte  Gut  ver- 
wirkt haben].'  Ofpn.  Holderbank.  .Zur  Trennung 
vieler  eeren  [Ehen|  Anlass  geben.'  Absch.  1531.  Vgl. 
Un-er,  Hiis-cr,  un-erlicli..  Verbunden  und  mit  ob- 
jectiver  Beziehung  auf  den  Mann:  .Wie  sy  jn  [ihn] 
zuo  der  ee  und  eeren  gnomen  habe.'  JLLav.  1584.  — 
3.  concret:  Ehrenzeichen,  bürgerliche  (Wappen) 
und  militärische  (Banner).  .Unser  eer,  wappen  und 
zeichen  uss  den  fenstern  schantlich  zerschlagen.'  15'29 
Abscu.  ,Die  V  Orter  mit  Iren  eren.  fendlin  [Fähnchen] 
und  panieren.'  Edlib.  Auch  von  den  männlichen  Ge- 
schlechtsteilen. ,An  Ehren,  Nasen.  Barten  gestünnnelt.' 
1653  Lauf.  Beitr.  —  4.  übertragen  auf  Sachen:  Güter. 
Grundstücke,  Bauwerke,  Strassen;  Haushalt.  Guter 
Zustand,  Nutzbarkeit.  In  Ehren  liegen:  ,Zue 
einem  Bauw  sorg  haben,  das  er  in  gueten  eeren  ligge, 
cavere  tedificiis.'  Mal.  In  Ehr(en)  legen:  .Welche 
hofstätten  der  vogt  wieder  äfern  und  in  eer  leggen 
wolle.'  15'2'2  Strickl.  Act.  .Pen  selben  turn  zue  buwen 
und  in  eer  zue  legen.'  15'24  Strickl.  Act.;  Absch.  .Ist 
bieniit  unser  will,  dass  alle  Weg  und  Straassen  in 
Unseren  Landen  ohne  verzug  in  ehr  gelegft  und  in 
guetem  wesen  erhalten  werden  söllind.'  Z  1646;  1707. 
,Au.sgebrauchte  Acker,  die  man  nicht  in  ehr  gelegt, 
misten.'  Hospin.  .Ein  verwarlostes  Grundstück  ,in 
Ehren  legen',  Mattland  daraus  machen.  UBräocer. 
Mit  durch  Allitteration  hervorgehobenem  Gegs.  ver- 
bunden :  dadurch  der  erarmet  gmeine  Mann  viel  Häuser 
widerumb  in  ehr  leget,  welche  .sonst  in  der  Eschen 
[Asche]  blieben  weren.'  Wurstis.  Zu  E.  bringen: 
Öppis  z'  Ere  bringe,  gut  anwenden  Bs.  Eigene  Güter, 
die  .zu  Unehren  gekommen',  wieder  ,zu  Ehren  bringen'. 
1581  Absch.  ,M'I><'!<  [Etw.]  in  E.  halte,  in  gutem  Zu- 
stand erhalten  Ai>.  .Wer  dem  andern  etzet  [sein  Vieh 
auf  dem  Boden  des  Nachbars  weiden  lässt].  so  mag  der. 
so  geetzet  ist,  selb  vech,  so  er  in  dem  sinen  findet,  yn 
thnen  und  in  ehren  hau  [unterhalten,  bis  der  Eigentümer 
es  ausliist].'  RoTENii.  Anitsr.    ,l>ie  jiredicanten  sidlcn  Ire 


pfruendhüser  in  fach,  gemach  und  eren  halten.'  1530 
Absch.  ,Steg  und  Weg  in  ehren  erhalten.'  Ar  1081. 
.Der  Obmann  des  Barfüsser  Kloster  muss  gewüsse 
Pfarrhäuser  in  ehren  halten.'  JEEsi'her  1692.  ,In- 
ehrerhaltung  des  Bodens  betreffend.'  Z  108-2/8.  Zu  E. 
ziehen:  ein  Ding  ausnutzen,  geschickt  zu  benutzen 
wissen.  Es  ist  das  Lob  einer  guten  Haushälterin, 
dass  sie  Alles  z.  E.  ziehe,  d.  h.  Nichts  zu  Grunde 
gehen  lasse  B;  S.  Wi'""  ds  Wetter  no'''' e  chlin  hemjti 
[günstig  bliebe],  nu  wiird  no  Mengs  z'  Ere  'zöge  BRi. 
.Sie  wurden  bei  allem  Geiz  die  kostbarsten  [am  mei- 
.sten  brauchenden]  Hausfrauen,  weil  sie  Nichts  zu  E. 
z.  konnten  [zu  z.  verstanden].'  Gottu.  Auch  wieder 
rückwärts  auf  Personen  übergetragen:  verwahrlosten 
Kindern  eine  bessere  Erziehung  geben.  Ss  Wih  hat 
du"  Ma""  z'  Eru  gizogu,  zu  Ansehen  gebracht  oder 
aus  einem  Verschwender  zu  einem  Haushalter  gemacht 
W.  Übrigens  vgl.  2.  —  5.  Badhemd.  Der  Rat  von 
AaB.  erklärte  i.  J.  1500  denjenigen  bussfällig,  der 
ohne  ein  Niedergewand  in  ein  anderes  Bad  gehe,  des- 
gleichen eine  Frau  ohne  eine  ,Eer'.  S.  übrigens  Badire. 
Bei  .iu  Ehr  legen'  von  .\ckern  konnte  man  an  ein  'Er 
=  Ar,  Pttügiing  (s.  eren,  pflügen),  liciiken.  weil  auch  .bracli 
legen'  gesagt  wird;  dann  niüssteu  aber  ilie  übrigen  .\u\ven- 
dungen  alle  aus  dieser  eutspruugeu  sein  und  mau  kaon  docli 
auch  umgekehrt  erklären:  es  gereicht  dem  Acker  oder  wenig- 
stens dem  Besitzer  desselben  eben  zur  Ehre  und  ist  sein 
Normalzustand,  dass  er  gebaut  wird.  —  , Ehren  und  Yer- 
wandteu'  dürfte  aus  der  üblichen  Ausdrucksweisc  ,Ehren- 
verw.'  (vgl.  Erenfründschaft)  oder  , ehrenden  V.'  umgemodelt 
sein.  ,Er  war  nicht  der  ehren  gewesen  dass  ...'=:  er  hat 
mir  diese  E.  nicht  erweisen  wollen  (Hospin.)  steht  aucli  l>ei 
Schm.,  aber  neben  der  vollem  Form:  ,der  E.  wert',  und  so 
erklärt,  dass  die  E.  auf  Seite  dessen  tUllt,  der  einer  Rück- 
sicht des  Anstandcs  genügt,  indem  er  einem  Andern  Etwas 
erweist,  also  damit  sich  selbst  ehrt.  —  In  der  Stelle  ,er 
sul  dassclb  mit  dryen  eren  manspcrsonen  oder  aber  in  [mit'i'J 
zwo  frouwen  für  ein  eren  ufrichten  [beweisen].'  1598,  Saneu, 
ist  .eren'  uatürlich  elliptisch  zu  verstehen  =  ,ereu  mans- 
jierson'.  —  Über  die  Berührung  mit  E  s.  Sp.  7.  —  Zu 
den  vielen  z.  T.  reinihaften  und  alliterierenden  Amplifikatiimen 
t  Er  vnd  Eid;  Er  und  lieHjjekl ;  Er  und  Gictr;  Er  und  her; 
E  und  Er)  mochte  z.  T.  die  Magerkeit  des  Wörtchens  locken ; 
vgl.    nocil    Er;End;   Er  :  Eschen.    —    S.    noch    ir. 

Un-er:  Unehre.  1.  Schande.  Bes.^er  arm  mit 
Ere  ah  rieh  mit  Unere  Z.  Auch  in  abgeleiteter  Bed. 
Schaden,  Verderbniss.  .Die  Jemant  das  sin  ver- 
honty  |1.  verhonent],  zergantent  oder  zue  uneren  brin- 
gont.'  c.  1470  Gl.  Alles  syn.  Ausdrücke;  vgl.  ge- 
;ichänden.  —  2.  Unzucht.  Notzucht.  .Einer  tochter 
die  uneer  (der  uneeren)  zuemueten.'  Mal.  —  3.  Un- 
ehc,  wilde  Ehe,  Concubinat,  Gegs.  z.  Er  3h.  ,Ze 
Uneren  sitzen',  im  Concubinat  leben.  .Eebrecher  und 
die  oft'enlich  zuo  Uneren  sitzen.'  c.  1500  Z.  .Weliche 
ofl'enlich  zue  den  uneeren  sitzen,  sollen  darzue  ge- 
halten werden,  das  sy  einandern  zue  der  ee  nenien 
und  zue  kilchen  füeren.'  Bs  1534.  .Hielte  einer  eine 
Weibsperson  zue  Unehren.'  1524  Absch.  Syn.  Une  Sp.  7. 

un-er  ö-ci-Ar:  1.  Adj.  a)  ehrlos  Ai>K.  —  b)  mür- 
risch, unzufrieden,  unwillig,  ungehalten  Ael..  M.  — 
2»  Adv.  hastig  und  gierig  (essen)  GrD.    Syn.  sehicittig. 

Mit  dem  Subst.  gleichlautende  Adj. -Bildung  ist  selten, 
doch  in  der  ä.  Spr.  nicht  unerhört,  vgl.  auch  nhd.  tclimucl.- 
und  Sehmuek.  —  Bed.  1  b)  muss  entsprungen  sein  aus: 
Anderen  keine  Ehre  erweisend,  den  Anstand  verletzend. 
Piesor  Begriff  konnte  auf  das  Verfahren  des  Menschen  mit 
rlcr  Speise  übergetragen  werden,  indem  sownlil  ein  i'iliertricben 


39ä 


Ar,  er,  ir,  or,  ur 


394 


wähk'risches  Verhalten  (was  auch  mit  erlös  bezeichnet  wird), 
als  ein  hastiges,  gieriges,  uniirdentliches  Essen  auch  der 
Speise,  als  einer  Gabe  Gottes,  nicht  die  geziemende  Ehre 
antut  «der  die  Rücksicht  gegen  Andere  verletzt.  Aber  iiiwr 
in  dieser  letztern  Bed.  könnte  aus  der  bei  Sclim.  angeführten 
Verbindung  rn,  n«  «•  =  ,tüchtig'  (gleichs.  so  dass  es  eine 
,.\rt"    iiat)  entstellt  sein;   c;i.  nn  aus   .in'   oder   ,eine\ 

Hiis-cr:  1.  Ordnung,  geordneter  Zustand  des  Haus- 
wesens und  Haushaltes  KO.  Ironisch:  (Ins  ist  fi"  r 
sclnhii  11. !  das  sieht  sauber  aus !  BHk.  .Einem  Christen 
Staat  zue.  das  er  werke,  nit  das  er  sin  huseer  zergon 
hisse,  sunder  das  er  sorgsam  sye.'  Bcll.  1531.  ,Ees 
familiaris  et  domestiea,  haushaltung  oder  liaushab.  die 
liauseer.'  Fris.;  Mal.  Auch  der  gute  Name  des  Hauses. 
D'  H.  rette,  für  die  Ehre  des  Hauses  einstehen;  die 
Honneurs  machen;  aber  auch  (scherzli.)  er  muess  cV  H. 
i:  =  das  Haus  hüten.  Sclger.  --  2.  ,H.  nennen  unsre 
alten  Männer   noch  ein  fromms  und  liebes  Eheweib.' 

SfREXli. 

In  Bed.  1  streift  das  W.  n.ihe  an  das  .oft  zu  Gleichlaut 
verkürzte  Hüa-ern  (s.  d.),  welches  aber  rein  örtlichen  und 
rechtlichen,  nicht  moralischen  Begriff  hat.  Bed.  i  beruht 
ilarauf,  dass  1  wesentlich  auf  der  Hausfrau  beruht  und  in 
ihr  gleichsam  personifiziert  ist.  Vgl.  Luther  zu  Psalm  68,  IS; 
, Haussehre  heisset  auf  Ebreisch  ein  Haussfrau',  wo  freilich 
die  Zürcher  zur  selben  Zoit  ,Hauszierd'  übersetzen,  also 
diese  Bed.  ablehnen. 

Bad-  s.  Badere. 

Zeiger-:  das  erste  Aceessit  nach  den  Gaben  auf 
den  Schiesspliitzen  Vw,  oder  die  letzte  geringste  Gabe 
für  einen  Schuss,  der  eben  noch  ,gezeigt'  werden 
durfte;  Gnadengabe  Z. 

Den  ausserhalb  des  Trefferkreises  fallenden  .Schüssen  wird 
vom  Zeiger  nicht  mehr  die  .Ehre'  des  Weisens  angetan.  Vgl. 
u.  fir. 

er-haft  ^  ehaft  Sp.  7.  .Das  sol  einer  tuen  in  jars 
frist,  inn  ierr  [ihn  hindere]  dann  erhafte  not.'  1510 
Ni)w.  .Jedoch  vorbehalten  ehrhafte  Xot  und  Gottes- 
gewalt.' 1756  Si'HW.  ,Der  seinen  Nachbauren  mit  ehr- 
liaftem  Zaun  weiter,  dann  die  March  weis,  übervorteilt.' 
1059  B.  Noch  stärker  entstellt:  ,ehrenhaft'.  —  Die 
selbe   Berührung  s.   bei   E  und   Er;  vrlich   5. 

er-lich,  meist  erli,  erlig  Ap;  BM. ;  G;  SBuchsg. : 
1.  wie  in  der  heutigen  Sehriftspr. :  ehrenhaft,  -fest; 
redlich,  rechtschaffen,  gewissenhaft,  wahrhaft.  En 
erliche  Titsch  ist  kei  Schelmestiick.  Eh  erlichi  Hand 
chunnt  ditr  's  ijnnz  Land  und  tcider  ume.  Lieber  en 
erliche  Bletz  [Flicklap]jen]  als  c  schantli  Loch.  Bi 
erliche  Lüte  yöt  's  erli  zite.  Erli  (Erlichl;eit)  macht 
rieh,  aber  lan/isam  [auf  langsamem  Wege].  Sifluer. 
Erlich  hete"  hilft  us  Ängste.  Ineichen.  Er  ist  crlig: 
er  set  [sagt]  nu:  fläch  [flieh]  oder  i  neam  [nehme]  -(//''', 
and  denn  flucht  's  nüd  GBerneck.  , Erlich  bogän  [Amts- 
geschäfte?  gewissenhaft  verrichten?].'  Gpk.  17,  19. 
.Ehrlich'  hiessen  ehedem  polizeiwidrige  Vergehen, 
welche  nicht  gegen  die  Ehrlichkeit  verstiessen.  .Er- 
liche Frefel.'  Si'RucHBiiiEF  1-111  =  Sehlaghändel  udgl. 
In  der  Z  Geriehtssatzung  XVI.,  '2  wird  unterschieden 
.gmeiner  und  ehrlicher  tudschlag'  und  .gcfaarlicher. 
schandtlicher  ahl  unredlicher  T.';  letzterer  ist  der 
Mord,  tückische  Nachstellung,  Tödtung  mit  unerlaub- 
ten Watten.  Dem  gemäss  bedeutet  , erliche  Sachen' 
Gni-NiNciEN  15'25  kleinere  Vergehen.  —  2.  ehrenvoll, 
ehrerbietig,  rühmlich,  festlich;  auszeiclinend;  v.  Pers.: 
hoch  angesehen,  berülimt.  Trinksiiruch  einer  Magd : 
/  n-ill-ech's   bringe  zu  erliche  Dinge,    zu  guete  Saclic 


[usw.]  Ltjunzw.  .Cantemus  domino  gloriose,  wir  sül- 
lent  erlich  dem  herren  singen.'  GHdschr.  ,Was  jr  vor 
[vordem]  in  zwen  tagen  sind  "zogen  gegen  uns  bar 
gan  Pafy,  sind  jhr  in  eim  wider  geflohen,  wie  ehrlicli 
üch  das  s}-.'  M.VNCEi,  [iron.].  .[Die  griechischen  Prie- 
ster] tragen  ain  erlich  Kleidung  lang  bis  utt' die  Füess.' 
Stoi'k.\u.  ,Und  h.at  der  Babst  die  5000  Mann  erlichen 
[Adv.  I  begäbet  mit  Syden  und  Geld.'  ebd.'  .Hochzit- 
lichs  kleids  sollen- wir  nicht  vergessen;  dem  brütigam 
entgegen  gan,  die  cerlich  bkleidung  tragen.'  Card.  Lied. 
, Ehrlich  [ehrerbietig,  ehrenvoll]  empfangen  [eine  Ge- 
sandtschaft].' 1521  Abscu.  .Dass  man  zu  Hauptleuten 
der  Soldtruppen  solche  wählt,  die  dem  König  nützlich 
und  den  Eidgenossen  ehrlich  seien.'  ebd.  1522.  .Dass 
nur  1  Stück  [goldene  Medaille  als  Taufpfennig]  aber 
ein  desto  erlicheres  gemaclit  werde.'  ebd.  ,Bestattetend 
die  le3'ch  tretfenlich  eerlich.'  1531,  LI.  Cbron.  .Wenn 
mir  yemants  dienen  wirt,  den  wirf  min  vatter  ee.  be- 
gaben.' 1555  JoH.  ,Tua  laus,  dir  loblich  und  eerlich. 
Dies  celeberrimus,  der  aller  eerlichest  tag.  daran  einen 
grosse  eer  anfallt.  Stola,  ein  eerlich  frauwenkleid. 
Ornamento  esse,  eerlich  seyn,  Eer  bringen.  Amplis- 
simo  loco  natus,  von  einem  verrüempten  und  eerlichen 
geschliicht.'  Fris.;  Mal.  ,Er  sey,  wenn  auch  unehe- 
lich, doch  vom  Vater  her  eines  ehrlichen  Geschlechts.' 
[Worte  eines  Unehelichen,  der  seine  Rechte  verteidigt.] 
Ndw.  1041.  ,Die  Züricher  Predikanten  lassen  die  Lu- 
therische Dolmetschung  auch  gelten  und  reden  ehrlich 
[mit  Anerkennung]  von  derselben.'  Chlosterguggu.  — 
3.  angesehen,  ansehnlich,  stattlich.  ,Der  gros 
berg  bernegk  ist  gesin  ain  gros  erlich  nutzlich  liolz.' 
G  Hdschr.  .Mit  reisigem  züg  und  erlicheni  gscliütz, 
damit  man  gnuogsam  bewart  sye.'  1522  Absoh.  .In 
senftmüetigkeit  mache  dich  ee.  und  gib  dir  die  eer, 
die  dir  zimpt.'  1531/1067  Sirach.  , Erzeig  dich  freund- 
lich gegen  der  gmeind  und  vor  dem  eerlichen  beug 
dein  haupt.'  ebd.  ,Ein  nüw  ziemlich  ehrlich  hus  bu- 
wen.'  1584,  Met.  Wetzik.  ,Guet  gesellen  und  von  ehr- 
licher freundschaft  [Verwandtschaft].'  BCvs.  ,Grosse 
und  eerliche  fründtschaft:  amicitia  ampla.  Ein  gross 
und  eerlich  hausgesind:  faniilia  ampla  et  honesta.' 
Mal.  ,Mit  etlichen  eerlichen  lüten.'  JLLav.  1569. 
(1670:  ,in  begleit  viler  fürnemmer  Männern.')  ,Us 
gnaden  und  fürbitt  erenlüten  und  siner  erlichen  fründ- 
schaft.'  WiNTERTH.  ,E.'  ist  offizielle  Anrede  der  Bürger 
an  der  Gl  Landsgemeinde;  vgl.  Er  und  G'wiir,  und 
Er  I  ä,  Sp.  090.  Eh  erlige  Bürger  ro  Basel,  einer 
vom  alten  Schrot  und  Korn.  ,De  honestate  delibare, 
eer  etwas  verkleineren,  oder  ein  eerlich  ding  etwas 
schwecheren.'  Fris.  .Ehrliehe  Mittel',  Wohlstand.  1867 
MI'oHN.  —  4.  anständig.  Absch.  1525.  .Der  Canzlei- 
verwalter  soll  in  allen  Sachen,  so  ihm  e.  [der  Ehre 
seines  Amtes  angemessen]  sind  und  zuestand,  sicji 
willig  brauchen  lassen.'  Mrm  XVII.  , Ehrliche  klcider. 
under  und  über.'  BSi'yri  1050.  ,1m  Waisenhaus  werden 
die  Kinder  versehen  mit  aller  nothwendigen  und  ge- 
bührenden Speis  und  Trank  und  ehrlichen  Kleidern.' 
Z  1757.  Es  ist  nicht  e.  viel  zu  trinken  U.  Dafür 
sorgen,  (?((.<«  das  China  e.  bldit :  eine  wiederhergestellte 
Sache  nicht  neuerdings  verderben,  z.  B.  mit  Beziehung 
auf  einen  Reconvalcscenten  Gl.  Adv.  und  in  scherz- 
hafter Anweuilung:  tüclitig,  gehörig;  Eine"  erlichen 
abiriischen,  scharfen  Vorweis  erteilen  LG.  —  5.  =  <7ic/i .!{ 
(Sp.  0)  und  wahrsch.  aus  diesem  entstellt  oder  damit 
vermischt    wie  Er  mit   H    und  crhaft    mit  ihafl.     ,So 


395 


Ar.  er,  ir,  Ol',  ui' 


390 


einer  mit  Tod  abgienge.  erliche  Kiiuler  liiniler  im  vei'- 
liesse  [sterbeiiil  hinterliesse].'  15ö2  Z.  ,80  einer  mit 
einem  erlichen  Weib  hausheblichen  wonte.'  ebd.  , Kin- 
der, so  ehelich  und  ehrlich  geboren  .sind.'  1617.  ,Wann 
Kinder,  e.  oder  unehrlich  geboren,  abstürben  und  kein 
ehrliche  Leiberben  hinterlie.'isen.  Wann  ein  Sohn  ab- 
stirbt ohne  ehrliche  Leiberbon  [im  ital.  Text  sen^a 
priilc  Icgitiiiia].'  Daneben  .unehliche  Kinder',  c.  1700 
U.     ^'gl.  noch  ärlii-h  u.  d.   W.  icdrlich. 

un-erlich:  1.  nicht  zur  Ehre  gereichend.  ,Das.s 
un.ser  bitt  Gott  u.,  einer  stat  Basel  schädlich.'  Eyff  Chr. 
—  2.  öfnj-erlitj,  n-  Ap:  unehlich.  Eii  Oirliga  Ar.  en 
Unerlis  Z,  ein  unehliches  Kind.  Vgl.  Er  ;>.  —  3.  ,Uh- 
erlicher  todschlag',  heimliclier  Mord.  (jegs.  zu  .er- 
licher'  s.  d.  1. 

haupt-.  HoUU rieche"  lache",  herzlich  und  laut,  aber 
bes.  aus  Schadenfreude  oder  Spott  übw. 

ErUi-h  scheint  liiür  den  Begriff  der  Oft'unlicit  (1.)  zu 
li.ibcu;  doch  liisst  sich  fragen,  ob  die  uliigc  Form  niclit  liluss 
aus  dem  syn.  hau/tlli'irhliijiu  ilioiflhri-hJ.)  umgedeutet  sei;  in 
jedem  Fall  hat  haupt-  vcrstärliende  Bed.  und  ist  -in  die  adv. 
Endung. 

er-bav  erhr-r  Ar;  YOutk;  Gu;  G;  S;  Tu,  nrhcr 
GWe.,  jerbrr  uTii,  eher  SciiwW.:  1.  wie  nlid.  mora- 
lisch achtungswert,  sittsam,  anstäiulig,  wacker. 
Gär  erber  trinke',  nur  wenig,  bescheiden  GSev.  En 
'ärheri  Spuse,  eine  wackere  Braut  GWe.  Ähnlich  S 
Buchsg.  Erhari  Lüt  rede"  nid  schaiidhari  Wort.  Inkich. 
Ironisch:  du  bint  es  erbers  [sauberes]  Bürschli,  du! 
GRjenatz.  ,Das  erberste  und  wegste  [Beste]  tuegent 
[tuen].'  1440  F.  .Die  eltestcn  und  erbesten.'  14Ö8, 
UuK.  ,Lebend  züchtig  und  crbar.'  Bib.  1500.  ,Dunkt 
dich  das  erber  und  billich  seyn,  dass  du  mich  gewalt- 
samest  [mir  Gewalt  antuest]  und  verschupfest  [ver- 
.stosscst,  verächtlich  behandlest]'?'  ebd.  —  2.  in  der 
Gesellschaft  angesehen,  durch  Stand  od.  Charakter, 
oft  als  Titel.  ,Und  sol  man  ze  deheins  [sc.  Richters] 
kur  [Wahl]  ahten  enheinr  wirdi  [keinerlei  Würde], 
ald  das  eine[r]  erberer  [vornehmer]  si  danne  der  ander.' 
Z  Kichtehr.  ,Das  ward  offenlich  in  unsen  rat  gesait 
[gesagt]  von  erbern  lüten.'  Diessexh.  Stadtr.  .Schidlüt 
.  .  .  nun  erber  inan.'  AhTschudi.  ,Der  erbre  geistliche 
Mann  Bruder  Heinrich.'  ebd.  , Erberer  alter  mann, 
])resbyter.'  Fris.  ;  Mal.  .Die  fronnnen  und  erbren  Toni 
und  Andres  Sprecher.'  GiiJenatz  1547.  .Die  Eltisten 
und  Ehrbaren  in  der  Gmeind.'  1590  Z.  ,Erbar'  einst 
Anrede  der  Räte  wie  ,ersam'  des  Bürgermeisters. 
Si'RExo.  , Erbare  frau.'  GBHartmann  1817.  —  3.  von 
Sachen:  angemessen,  ansehnlich,  beträchtlich. 
Einen  Gefangenen  ,uf  erber  trostung  [Bürgschaft, 
Sicherheit]  und  gewonlich  urfech  [Urfehde,  Friedens- 
versicherung, Verzichtleistung]  uslassen.'  Fkünd.  ,Eine 
erbere  zal  büchsen.'  1521,  Strickl.  Act.  ,Eine  erbero 
Summe  Geldes.'  1523  Absch.  , Erber  bezalung,  be- 
kerung  und  abtrag  thuon.'  1.539  Bs  Rq.  Vgl.  erlich  3. 
—  4.  Adj.  u.  Adv.  recht  ordentlich,  ziemlich.  Er 
het  slni  (r'schnßli  irber  uf  der  Site  Ica  [gehabt]  Ap; 
c.  chlat/e;  er  lüt-si"''  e.  ij'höre ;  e.  ehalt,  ebd.  E.  gross, 
gnueg,  vil  usw.,  iiass,  rd.'is  usw.  G.  Do  göl  's  neba  e. 
krülig  zue,  hier  geht  es,  dünkt  mich,  ziemlich  bunt 
her  ti  uRh.  Die  Sonne  hat  Wasser  gezogen:  da  kann 
man  e.  druf  biegen  [mit  ziemlicher  Sicherheit  daraus 
schliessen,  dass  Regen  bevorsteht]  G  uRh.  Er  hed  c. 
Geld  L.     Grad  e.  lang  ist-er  i-de''  Stube  g'hocket;   es 


git  e.  wol  üs  [die  Ernte  ist  ziemlich  ergiebig];  es  git 
e.  gross  Erdiipfel;  er  hat  e.  'boset,  ist  ziemlich  mager 
geworden  SeiiwW.  's  hürig  Jär  ist  rcider  jerher  guet 
g's'i  Th.  's  ist  i.  warm  L;  Zg.  ,Es  ist  hür  ein  gute 
Ern  gesin,  erber  gut  Korn  und  gut  Wetter  ze  schul- 
den.' Bossn.-GoLDsciiM.  Er  ist  e.,  ziemlich  .stark  an- 
getrunken ScHwE. 

Er-bar-keit:  1.  wie  nhd.  Sittsamkeit.  —  2.  con- 
cret  coli.:  die  ehrbare  Gesellschaft,  der  bessere 
Teil  der  Bevölkerung  eines  Ortes  oder  Landes,  die 
anständigen  Leute;  die  verfassungsmässige  Obrigkeit 
gegenüber  eigenmächtig  auftretenden  Gewalten  oder 
einzelnen  Unzufriedenen,  Unruhestiftern.  ,Dz  soliche 
geschieht,  durch  die  jren  begangen,  aller  e.  leide  sye.' 
B  an  Bs  14G.5.  ,An  der  erberkeit  und  dem  gmeinen 
biderman.'  I.i21,  Strickl.  Act.  ,Wir  mögend  wol  sjiüren 
die  falschen  pratik  von  dem  so  liievor  sölich  unruow 
und  zwitraclit  ouch  gestift,  der  selb  abermalen  ein 
comun  [den  gemeinen  Mann]  über  die  (ein)  e.  wisen 
[gegen  die  Obrigkeit,  die  Regierungspartei  aufwiegeln] 
wollt.'  1521  Adsch.  ,()ber-  und  erliarkeit.'  ebd.  1525. 
,Semlic!is  [Solches]  haben  liederlich  lüt  und  nit  die 
erberkeit  im  Turgöuw  getlian.'  ebd.  1520.  .Ein  ohcr- 
keit  und  erberkeit  zuo  Underwalden  hat  die  von  Bern 
nie  gescholten.'  Auseii.  15'29.  .Die  erberkeit  in  jeder 
gemeind  soll  zuovor  umb  das  tanzen  ulf  den  hochzyten 
begruesset  [angefragt]  und  gebetten  werden.'  ebd.  1530 
Th.  Nach  der  Verbrennung  von  Wyl  zogen  alle  Bürger 
aus  und  , blieb  von  der  erborkait  niemand  denn  ainer'. 
ebd.  ,Üass  das  Segnen  [zauberhatte  Beschwörung]  ein 
unehrlich  ding  seye  und  sie  dessen  bey  der  e.  auch 
schlechten  rulim  und  dank  beholen  [ernten]  wurden.' 
GwERB.  1040.  ,Nit  allein  unsere  oberkeitliche  Be- 
amptete,  sonder  auch  ein  gemeine  Ehrbarkeit  insge- 
sammt'  Z  Mand.  1050.  .Auf  der  gassen,  als  vor  den 
äugen  aller  e.'  1073  JMüll.  ,Dass  ihr  vor  aller  E. 
verachtet  werden.'  JMuralt  1097.  .Dennocht  landend 
sich  ungeschirrige  [ungcberdige]  Leut,  die  dem,  wor- 
nach  die  ganz  E.  eifrig  geschruwen,  sich  widersetzen 
dorftend.'  1722,  Mise.  Tig.  —  3.  die  Gesammtheit  der 
(ehrbaren)  Bürger  einer  Gemeinde  als  solcher,  's  ist 
z'  Schwarzeburg  Märit  g'sy";  als  President  jener  löbl. 
E.  han-i  Allz  ubcrhiegt  BG.  ,Soll  der  E.  vergünstiget 
»sein,  denjenigen  so  Böcke  im  Land  zu  sommern  be- 
gehren, die  Erlaubniss  zu  erteilen.'  Deutsch  Spruchb. 
von  B  1798.  —  4.  Ausschuss,  Vorsteherschaft 
einer  Kirchgemeinde,  Kirchenvorstand,  jetzt  Ehe-, 
Chor-  oder  Sittengerieht  genannt  „B"f.  , Denen,  welche 
den  Gottesdienst  stören  würden,  drohte  der  Landvogt, 
dass  sie  durch  die  E.  von  allem  Genüsse  der  Genieinde- 
güter ausgeschlossen  würden.'  Th  1530.  Pupik.  ,Dass 
solche  Persohnen  [Dienstboten,  welche  sich  verheiraten 
wollten],  bevorderst  für  die  E.  beschickt  und  daselbsten 
examiniert  werden  sollind,  wie  sie  sich  selbs  erhalten 
woUind.'  B  1090.  ,Vor  Mhrn  Castlan,  dem  Pfarrer  und 
der  E.  Rechnung  ablegen.'  B  Kai.  1705.  —  Un-:  Un- 
sittlichkeit.  ,0b  mich  glych  etlich  vil  ungemässer 
dingen  und  unerbergheiten  zyhen.'  Zwingli. 

er-bar-lich:  1.  =  crfinr  J.  Si"''  crbcrlig  üffiicre", 
anständig,  sittsam  S.  —  2.  =  erbar  4,  ordentlich  viel. 
,Ward  erberlichen  win  und  körn.'  Edlib.  —  lii^  adv. 
Endung  -m   wie  bei  crlith  D. 

er-saiu:  achtbar.  Titel  für  Personen,  wenn  sie 
etwa    zur   Hochzeit    oder    als   Verstorbene    kirchlich 


997 


Ar,  er,  ir. 


398 


vorliUniiot  wenlon;  daher  auch  auf  Grabsteinen;  früher 
auch  Titel  für  Beliörden,  im  Kanzleistil  Ndw.  ,Ein 
ersamer  Grosser  Kath.'  1867  MRohn.  Als  Subst.  Ge- 
sehleehtsn.  in  Aa;  Ar;  Z.     Vgl.  irbar  3. 

Kr-sami  f.:  Leumund.  ,In  Sachen,  die  allein  in 
und  uf  Muetmaszungen  standen,  sollen  die  Richtere 
die  Handveste,  Ersame  und  Glauben  [Glaubwürdigkeit] 

beider   Teilen,    des  Cläger   und  Antwurtcrs mit 

Fleisz  bedenken.'  1627,  Bs  Eq.  —  Ge-.  Eine  Magd 
hat  ausser  dem  Lohn  noch  d'  Geysami  in'ii  ScliHehne, 
d.  i.  den  Anspruch,  dass  man  ihr  Schuhwerk  in  Ehren 
halte  ZBenk. 

Oren:  Ehre  erweisen  1.  bes.  durch  Geschenke, 
Gewährung  von  Bitten;  vgl.  veirren  und  Bring.  ,Also 
erut  der  Herzog  die  von  Schwiz  und  liez  den  selben 
zol  ab.'  1.330/1440  Z  Chr.  ,Eer  und  gewär  mich  diser 
bitt.'  Salat.  ,Ich  will  dich  der  bitt  getrülich  eeren.' 
ebd.  , Eeren  mit  der  bitt.'  ebd.  ,Er  ward  siner  bet 
geeret.'  Edlib.  ,Topiielsöldner  können  die  houptlüt 
nit  eren  usser  irem  gelt.'  15'21  Strickl.  ,Eer  Gott 
myn  Fründ!'  Grussformel.  HBull.  1533.  ,Das  kripli 
band  wir  geret.'  Faber,  Pilg.  1557.  —  2.  durch  die 
Form  der  Anrede:  mit  Ihr  anreden,  ihrzen  im  Gegs. 
von  duzen  Aa;  B;  VÜrte;  Gr.  ,Wo-me"  Hecht  [einiger- 
massen]  cornehm  ist,  ehre"  Ma"  und  Frau  enandcre.' 
GoTTH.  ,.\nne  Bäbi  sollte  ihm  raten,  ob  es  die  junge 
Meisterfrau  e.  müsse;  „säg,  Marei!"  werde  wohl  zu 
unhöflich  sein  für  so  ne  Zimpferlige.'  ders.  ,Darumb 
ich  meine  frauw  auch  lange  Zeit  nit  geduzt,  sunder 
geert,  das  mein  vatter  nit  gern  sach.'  FPlatt.  Vgl. 
ir,  du,  er. 

Nichts  nötigt  uus,  eiin,'  luspr.  Vcnnischuug  zwischen  im 
iiud  .ihren'  .'juzunehnieu,  obwohl  eiüc  allmähliche  Berührung 
beider   Ausdrucke  zugegeben   werden  muss.      Vgl.    iren. 

(irend:  Ptc.  des  vor.  mit  pass.  Bed.  ,zu  ehrend, 
ehrenwert'  vor  Titeln  in  der  Kanzleispr.  .Meinen 
gnedigen,  ehrenden,  lieben  Herren  und  getreüwen  vät- 
teren.'  SHochholz.  1591.  ,Mit  Bewilligung  beiderseits 
ehrender  1.  Eltern.'  1641  Wixtertii.  So  noch:  ,der 
E.  Stillstand  [Kirchenvorstand].'    S.  vereren  1. 

un-eren:  , entehren,  schänden;  Einem  mit  Worten 
zu  nahe  treten.-'  —  ent-un-:  pleonast.  =  dem  vor. 
,Das  hailtumb  darus  geschütt  und  grösslich  entuneret.' 
1530  Abscu.  ,Der  nam,  der  über  uns  angerüeft  ist,  der 
ist  entuneeret.'  1531/1667  Esra.  ,Wie  könndind  ir  ein 
Stadt  von  Z  gröblicher  e.'  1532,  Eon  Act.  Auch  bei 
E(;kst.  1535.  .Sehenden,  geschenden,  entuneeren.'  Mal. 
.(iottwird  entunohret.'  167o.IMi'LL.  .l'ie  Gaben  Gottes 
also  entunehrt'  [durch  Mischung  von  Wein  mit  Wasser]. 
ScHiMi'FR.  1651.  ,Dor  entunehret  sie  |  die  Götter].'  Ulk. 
1727.  .E.  sagen  Unverständige  für:  ccrunehrcn  oder 
entehren.'  Spreng.  —  ver-ent-un-  rcrdmiere:  zer- 
trümmern, zu  Grund  richten  SB.,  Ndramt.  —  Huiiin.ltor 
Plenuasni. 

ent-:  in  den  Kirchenbann  tun  Scuaohz. 

ver-:  1.  mit  Acc.  P.  a)  hochhalten.  .Vereerender 
Luther  [verehrungswürdiger,  reverende].'  Zwingli.  So 
noch:  de  verered  Stillstund  Z;  vgl.  e)'C«4.  —  b)Ehre 
erweisen,  Verehrung  liezeugen,  einen  Gefallen  tun 
G(J.  .So  bitten  ich  dich,  dass  du  midi  doch  in  disem 
kleinen  Stuck  verehrest  und  disen  Brief  niemand  sehen 
lassist.'  BiiLL.  1527.  ,Sy  welliml  auch  die  drvg  Pündt 
fereret  haben,  gueter  hoffnung.  sy  auch  von  inen  eine 
bciJoldung  [erlangen]  werden.'   1557,  UMev.  Wint.  Chr. 


,Man  tet  s'  ouch  mit  dem  sitz  v.',  zeichnete  sie  durch 
einen  Ehrensitz  bei  der  Tafel  aus.'  1576.  —  c)  be- 
schenken. ,Ich  gedacht  ich  wölte  dich  hoch  v.  und 
begaaben.'  1531/48,  IV.  Mos.  .Uf  hütt  habend  M.  g. 
H.  Hansen  N.,  den  gwardiknecht,  vereeret  und  ime 
15  krönen  geschenket  und  ine  zum  Burger  angenom- 
men.' 1572,  L  Ratsprot.  ,Es  ligt  nit  wenig  an  dem, 
wenn  man  einen  v.  wil,  dz  man  jra  gaaben  gäbe,  die 
jn  früuwind.'  LLav.  1584.  ,I)ass  gott  der  herr  mich 
thuot  V.  also  sehr  und  mier  ein  Engel  hat  gegeben, 
der  bschitzen  soll  mein  leib  und  leben.'  Com.  Beati. 
Mit  Angabe  der  Sache,  welche  meistens  durch  ,mit' 
eingeführt  wird.  ,So  Jemand  verehrt  wird  mit  Holz 
abzuhauwen  [die  Erlaubniss  dazu  bekommt].'  Otfn. 
SenwAM.  1533.  .Dass  der  Bisem  ein  schätz  ist  und 
allein  die  höchsten  personen  darmit  vereeret  werden.' 
TiERB.  1503.  .Die  frömbden  und  andere  bekanten  mit 
wyn  zu  v.'  ECvs.  ,Uwre  Büecher,  damit  ir  mich  ver- 
eeret.' ATscHiTDi  1565/72.  .Prämiis  affectus,  mit  be- 
lonungen  vereeret  oder  begaabet.'  Fris.  ;  Mal.  .Er 
mag  in  mit  einem  Drinkpfennig  [Trinkgeld]  wol  v.' 
1617  Z.  ,0b  nit  ein  Carmen  könnte  getruckt  werden, 
diejenigen,  so  ir  Gutjahr  dahin  bringen,  darmit  zu  v.' 
1044,  Z  Stadtbibl.  ,Die  Römer  waren  gewohnt,  auf 
solchen  tag  einanderen  zu  v.  mit  gaaben.'  FWvss  1650. 
,Soliche  notwendige  [bedürftigen]  Leüth  mit  einer  Stür 
vätterlich  v.'  1052  Trogen.  ,Wir  wollen  sie  [die  Bar- 
füsser]  mit  dem  Platz  zu  Ehren  dem  hl.  Antonio  ver- 
ehrt haben.'  L  1056.  .Die  Unsern  mit  einer  ergöb- 
lichen  [reichlichen]  Bysteur  zu  v.'  Z  OGl.  1060.'  .Den 
könig  mit  gold  v.'  1707,  Mark.  .Welchen  der  Kaiser 
hievor  mit  Gaaben  verehret.'  Wi'rstis.  1765.  —  2.  mit 
(Dat.  P.  und)  Acc.  S.,  schenken,  allg.  's  ist  nüt 
Vererts,  nicht  eben  wohlfeil  Z.  So  Eppis  u-ellt-i^''  nüd 
g'rererts  [auch  nicht,  wenn  ich  es  geschenkt  bekäme] 
BRi.  V.  und  loschiere"  (frage"),  gesellschaftliche 
Sprechspiele,  wobei  Gegenstände  (nur  in  Worten)  ge- 
schenkt werden  Z.  ,Die  Wappen,  wie  ir's  seend  an. 
Habend  wir  v.  duon  Einem  redlichen  Erenmann.-  1610, 
Inschrift.  .Man  vererte  uns  30  Kanten  [Kannen]  mit 
wein.'  FPl.itt.  ,I)en  Wein  v.',  Fremdlinge,  besonders 
vornehme,  ehrenvoll  bewirten.  Dissert.  de  vino  1712. 
Freiwillig  überlassen,  eine  Schuld  nachlassen:  es 
süll-em  verert  und  g' schenkt  sl"  GG.  Zu  beliebigem 
Preise  überlassen:  clirbare  Leute  verehren  ein- 
ander, wenn  sie  nicht  Handels  einig  werden  können, 
den  Gegenstand,  d.  i.  der  Verkäufer  überlässt  es  dem 
Andern,  den  Preis  nach  Wissen  und  Gewissen  zu  he- 
stinimen  BSi. 

Die  Beh.iuptuug,  dass  im  XVI.  ,v.'  (Eini'U  uiit,  VXw.)  last 
durchgängig  von  ,schenkon'  so  uiitcrschiidin  weide,  dass 
jenes  von  niedriger  Stehenden  gcgeiiübor  Hohem  gidti-,  dieses 
umgek.,  würde  zwar  mit  der  urs])r.  Bod.  übereinstimmon, 
lässt  sich  aber  nicht  festhaltiMi.  Die  Construktion  2  ist 
(iffcnbar  aus  l  c)  entstanden  und  beide  begegnen  sich  liei 
Kl'latter.  Zu  dem  liegriffc  vgl.  die  KA.  Eini'in  ,idn  eerlicho 
schenke  tun'. 

Ver-ering,  Vi^-irig:  Geschenk,  =  Ering  I.  allg. 
,\Vas  er  hätte  erübrigen  mögen  von  der  Hrn.  Staaten 
Verehrungen  u.  Letzigeld  [.Vbschied.sgeschenk].'  Breit. 
.Solle  selben  ein  guote  Verelirung  darfür  gegeben 
werden.'  ZimciLc.  1056.  —  Ins  Lat.  übertragen:  .hono- 
rantia'.  K'27. 

ver-erlich:  I.v.l'ers.  ehrenwert.  .Der  verelirliehe 
Stillstand'  =  ärnd.  s.  d.  -      2.  v.  Sachen:  elirenv.dl. 


399 


Ar,  er,  ir,  or,  ur 


40U 


Wohl  hat  er  venlionet  um  mich  die  verehrliche  Gahc' 
1815  JRWvss. 

Kri"g':  1.  Ehrengeschenk,  Schenkung.  .Uf  das 
kament  die  schift'knecht  und  amptlüt  und  bewerten  von 
uns  erung.'  1519  Stülz.  ,Sind  wol  40  im  schiff,  denen 
man  e.  duot  und  sy  begäbet.'  ders.  .Nach  dem  mol 
[nachher]  hat  er  jedem  hotten  geben  50  krönen  für 
ein  e.'  1521  Strickl.  , Statt  des  gewünschten  Jahr- 
gclds  eine  einmalige  Ehrung.'  1521  Absch.  ,Dem  herrn 
wichbischof  für  sin  arbait  ein  ziraliche  (gebührende] 
erung  tuon.'  1524  Gr  Artikelbr.  ,Wir  habent  em- 
pfangen üwer  brot  und  win  und  dankend  üch  söm- 
licher  üwer  e.'  1531  Absch.  Ein  im  Krieg  Verwundeter 
bittet  die  Tagsatzung  um  ein  ,eerung'  zu  einer  Baden- 
fahrt, ebd.  —  2.  Ehren  erhöh  ung.  Beförderung  zu 
einer  höhern  Würde.  ,Otton  von  Wittli.spach,  uss 
Keiser  Pridrichen  Ehrung  Pfalzgraf.'  Ansh. 

Er  II  (■',•  11.,  B;  VOrte;  G;  S,  m.  BHk.  rä)-;.-  Erz, 
s])ez.  Metallmischung  zu  Plcischhäfen,  zu  Glocken, 
Kanonen  usw.  ,Er  und  3'sen.'  G  Hdschr.  ,Gegozzen 
von  ere.'  Boner.  .Geschirre  von  guetem  ehr.'  1531/48, 
EsRA.  ,Er,  Erz:  Kupfer.'  Red.  .Kupfer  und  Öhr.'  S 
Mand.  1702. 

Anilul.  fr,  gut.  ais,  l.at.  «es;  aucli  mhd.  (soltoii)  m.  Das 
syn.  ,Er2'  (s.  Erez  und  Erz)  ist  walirsch.  mit  Er  j,'ar  nicht 
vwüt,  indem  sein  z  wahrsch.  nicht  Abi.,  snndoru  stammhaft 
.und  sein  Yoc.  iirspr.  kurz  ist.  —  Mal.  hat  abwuiclieml  von 
der  ZBibel  ,ertz',  aber  doch  das  Adj.   .eerin'. 

Orin,  erig  eri"  Gn;  GSa.;  Sch;  Th;  Uw;  Z,  cheri 
Tn,  triri  Aa;  BM.,  Si.;  L;  S;  Uw,  äritj  BHk.,  earn, 
canif/  GWa. :  ehern,  ,'s  Eri  ist  mir  lieher  als  's  Kupfer 
[Wortspiel].'  Kirchh.  En  erene,  eriqe  Hafe;  en  crcni 
Pfanne;  es  erigs  Tüpß  [Tö]ifehen].  Bes.  von  dem 
grossen  Hafen,  der  den  Hauptbestandteil  des  Geschirrs 
in  der  Küche  (auch  in  der  Sennhütte)  ausmacht,  nach 
alter  Sitte  an  einem  Gehänge  über  dem  Herde  schwebt 
{d'r  erifi  Hafe  w'-d'r  Häle  S)  und  als  das  beste  Stück 
Hausrat  gilt.  »Sj  flattiert-em  [dem  Erbonkel] ;  si  meint, 
si  üherchömm  denn  der  eri  H.,  werde  Haupterbin. 
Bildl.  sogar  für  die  Tochter  des  Hauses  selbst:  er  treit 
d'r  crifi  Hafen  us-em  Hüs,  führt  die  T.  heim.  Schild. 
.Ein  erin  haven.'  Boner.  ,Isy  und  eery  stain  und 
kuglen.'  G  Hdschr.  ,Ein  örin  hopt  [haupt].'  1521  Ziely. 
.Eerine  (crine,  erhine,  ehrene)  rören.'  Bibel  1531/lti07. 
,Thubal  Kain.  der  ward  ein  giesser  in  allen  meister- 
stucken, erins  und  eisens.'  ebd.  1560.  ,Erin  stein, 
darauss  man  mösch,  crz  oder  kupfer  machet,  chalcitis.' 
Mal.  .Ein  erhiner  kessel.'  Fris.  ,Aheneus,  eerin  oder 
küpferin,  von  erz  oder  kui]fer  gemacht.'  Fris.;  Mal. 
,An  kupfer-,  zinni  und  ehri  Gschir.'  1600  Z.  ,Erin, 
was  von  Erz  ist.'  1Ü56  Eed.  ,Chalceus,  erin.'  Denzl. 
1077.  17111.-  .Meine  Stirn  ist  Ehrn.'  JMey.  1694. 
,Ehrigs  und  Zinnigs,  Kupfer  und  ander  fahrende  Hah- 
schaft.'  1722  Engelberg.  ,Mit  der  ehrenen  Schlange.' 
TuR.  sep.   —  „erclon:  nach  Erz  riechen." 

fi  r  s.  Eni. 

er,  erre,  e'r,  erder  BO.;  W,  erdrigBO.:  .\dj.  zum 
Adv.  e,  er,  ehe  (Sp.  10).  der  ehere,  frühere,  vorher- 
gehende oder  -gegangene.  F''  bi"  dr  er  g'si",  bin 
früher  dort  gewesen,  zuerst  angekommen;  auch  vom 
Rang  in  der  Schule:  habe  einen  höhern  Platz  einge- 
nommen BSa.  I)s  er  Mtü.  ebd.  ,,^4?«  erren  (erderen) 
Tag,  am  vorhergehenden  BmO."  Der  erder  Tag  der 
liehro,  je  eher,  desto  lieber  W.     Die  erdrig  (B  Abi.). 


erder  (W)  Wuche  , Stirbt  der  Vater,  so  erben  die 
erren  und  die  nachgeude  [nachfolgenden]  Kind  geliche: 
tam  priores  pueri  quam  posteriores.'  B  Handfeste,  Anf. 
XIV.  und  danach  1404;  dafür  1529:  .den  erren  oder 
[den]  aftren.'  .Der  [dieser]  schaden  und  der  erre  [frü- 
here].' 1304  Z  Richtebr.  .Ze  dem  dritten  male  git  er 
aber  [wieder]  ein  Pfd.  ze  der  erren  buosse.'  ebd.  ,Zwei 
jar  nach  einandern  zu  niessen  unib  11  iiiüt  Habern, 
des  erren  [jars]  6  Mut,  des  andern  5  Mut.'  L  1324. 
.Alle  jar  zwischen  den  zwei  messen,  unser  frowen  tag 
der  erren  und  unser  frowen  tag  der  Jüngern.'  Bs  1333 
d.  i.  Maria  Himmelfahrt,  15.  August,  und  M.  Geburt. 
,Des  erren  jares  [im  vorigen  J.].'  Bs  1337.  ,Unser 
frowen  uffart,  die  nüwlich  zu  der  erren  hochziten  wart 
von  dem  babst  gezelt.'  Schachz.  ,Wenn  ein  münsoh 
hinder  im  verlasst  eeliche  kind  und  derselben  kinden 
zweierlei  werind  als  erri  und  aftri.'  1598  Sanen.  ,So 
aber  ein  niönsch  abstirbt  und  verlasst  keine  aftre 
[aus  2.  Ehe],  sonder  allein  erre  kinder.'  ebd.  Dafür 
B  1535:  .die  kind,  ehend  und  nachgehend'  und  ,erstere 
und  nachgehendere'. 

Mild,  erre  aus  erere,  ahd.  criro,  Comparativform  zu  er; 
vgl.  nhd.  .mehrere'  neben  ältcrm  ,mehre',  aus  ,mehr'.  Be- 
merkenswert ist,  dass  die  adj.  Form  sich  von  den  Sp.  10 
iingegebeneu  Nbff.  des  Adv.  frei  erhalten  hat  und  dadurch 
unterscheidet.  In  der  Formel  .Unser  Fr.  T.  der  erren' 
(versch.  von  ,U.  Fr.  T.  der  erende'  oder  ,2em  Arnde';  s. 
diese  W'W.)  sollte  erre  eig.  auf  den  Tag,  nicht  auf  Frau, 
bezujen  werden,  also  des,  dem,  den  e.  Das  Fest  Maria  Himmel- 
fahrt wurde  früher  eingeführt  als  das  der  Geburt  und  docli, 
nach  der  Stelle  aus  dem  Schachz.,  auch  erst  später  den  altern 
Festen  beigezählt.  S.  B  Anz.  1881,  375  if.  ;378  ff.  Die 
später  aufkommende  Umdeutung  .Ehrentag'  Icounte  dadurch 
begünstigt  werden,  dass  statt  erren  auch  bloss  or»  geschrieben 
wurde,   wie  mhd.  mere  neben  nienv. 

er:  Pron.  3.  P.  S.  m.  1)  betont:  ^r  B;  VOrte; 
W,  c^r  Aa;  BsStdt;  Z.  Gen.  slner  und  sine"  Aa;  Z, 
sinerr  BHk..  sine  W.  Dat.  hiifmj  \a  neben  l'-m,  was 
auch  in  ßsStdt  gilt,  während  in  BsLd  nur  imm  wie 
in  Z,  (i)imm,  nimm  ScnNnk.,  imu  W.  Acc.  in(n)  und 
i^n  Aa,  inn  Bs;  ScH;  Z,  enn  nach  Dial.  in  Tu?,  ine 
BHk.  (iiie);  W,  inu  W.  —  2)  unbetont:  <-r,  ar,  r. 
Dat.  -rm,  -am  Aa;  Z,  -me  BHk.,  -mu  Gr;  W.  Acc. 
-en  ScH,  -r  Tn;  Z,  in  Aa  und  Bs  auch  nr,  ebenso  B; 
L,  -nij  W:  1.  der  Dat.  hat  seit  alter  Zeit  auch  re- 
flexive Bed.  und  erst  seit  neuerer  Zeit  dringt  da- 
neben die  urspr.  nur  dem  Acc.  gebührende  Form  si(eh) 
ein.  IJmgek.  kommt  auch  statt  des  rechtmässigen  sich 
etwa  in  vor.  ,Daz  selbe  gelt  hehuoh  im  künig  Adolf 
allain  [behielt  er  für  sich].'  1336/1446  Z  Chr.  ,Er 
kond  im  selber  usscr  not  gehelfen  nicht.'  Boner.  ,Be- 
sintlich  [nachdenklich]  er  ze  im  selber  sprach.'  ebd. 
Er  het  's  mit-em  g'nü,  mit  sich  genommen.  Er  fiircht- 
eni,  fürchtet  sich.  Auch  in  allgemeinen  Sätzen  als 
Dat.  zu  ,man'.  's  Bös  lernt-me  vitn  im  selber;  auch: 
ror-em  s.  Er  het  's  teelle  für  in  h'halte.  —  2.  das 
betonte  Pron.  steht  auch  absolut  d.  h.  ohne  Rück- 
beziehung auf  ein  Subst..  selbst  substantivisch,  a)  im 
S.  V.  der  Ehemann,  Hausherr,  jedoch  nur  im  Munde 
der  Frau,  so  wie  umgek.  diese  vom  Manu  gegenüber 
Dritten  einfach  s'i,  iis  genannt  wird  Bs;  Gr;  G;  Tu; 
W;  Z.  ,Es  ist  Gotihih  Nut  mit  dem  Veh:  nu  Er  hat 
eso  es  Biichweh.'  Stütz.  ,Wenn  nu  au'''  Er  chäml' 
ebd.  ,Hätt-i'''  au  nW  's  halb  vo  dem,  ivas  Er  verputzt 
hat  scho  sl  Lebetag.'  ebd.  Ar  und  Äs  (Sei)  sanggid 
mit  eiiatid  Uw'E.  .\uch  das  Männchen  einer  Tierfamilie: 


401 


Ar,  er.  ir,  or.  ur 


402 


.Dievvcyl  zuo  Kern  ilie  juiifren,  so  die  Biirin  bracht, 
er  zuo  stuml  erwiirfjt  hat.'  Tierb.  15(i3.  In  der  Hau.s- 
lialtun>;ssjir.  kann  JCr  im  Munde  der  Kitern  .lueli  den 
erwachsenen  einzigen  Sohn  bezeichnen  Z,  liäulig  auch 
irgend  eine  Mannsperson,  welche  aus  den  .sachlichen 
Verhältnissen  sich  erraten  lägst.  —  b)  prädikativ: 
männlichen  Geschlechtes,  zunächst  von  Vögeln,  im 
Gegs.  von  .s/,  ein  Weibchen.  „Ist  's  ein  Eher  oder 
eine  SieV  Ar."  ,'s  üch  e  Si,  es  ist  hei  Hr.'  Hebei..  — 
Vgl.  eugl.  hc  Hiid  slie,  licnueb.  hei,  sei,  zur  (icsi-lilcchtsbezcich- 
luing  von  Tieren.  —  3.  als  Anrede,  a)  höflicher  als 
Ir  z.  B.  gegenüber  dem  Pfarrer  Gii;  PP.  —  b)  an 
Leute  untergeordneten  Standes,  die  man  doch  nicht 
duzen  will  BsStdt.  —  c)  in  dem  fingierten  Briefe  eines 
Schriftstellers  an  seinen  Leser.  S  Woch.  1805. 

l>cr  dem  W.  gcltührunde  Vocallaut  ac  (udid.  c)  wird  auch 
durch  die  Sclireibuug  .är'  bei  Salat  u.  A.  augedeutet;  die 
Färluiug  f-  ist  durcli  /•  bewirkt.  —  Die  W  Form  »mit  (iriu) 
ist  uiciit  das  ahd.  imu,  iwo,  da  auslautender  Voc.  sich  iui 
Alcni.  nirgends  gehalten  hat,  sondern  das  «  ist  der  unbest. 
F]e.\.-Voc.  jener  MA.  vor  abgefalliuicm  n:  also  ist  eine  Gruudf. 
imen  auzunelimcu,  gebildet  nach  Anal,  des  Acc.  iuu,  der  aller- 
dings dem  ahd.  ijinji  entspricht.  —  Zu  2  a.  In  ,Er  von 
Ütziugeu'  (l'ys.)  und  ähnlichen  Titeln  ist  er  wie  mhd.  u. 
änhd.  aus  her,  Herr,  verkürzt;  vgl.  nihd.  ver  aus  vmuwe, 
proven«;.  En  vor  Namen  aus  dtun  (span.  »Yo»),  ilnminwi.  — 
Zu    3   vgl.    im"   Sp.   2',ir>. 

Leb-  le'-'be'r  ('')  Ae  (auch  Lehler);  Seil:  scherz- 
hafte Antw.  auf  die  Frage:  Wer?  wenn  man  nichts 
Anderes  weiss  oder  sagen  will.  Auch  noch  mit  Zusatz: 
Der  L.,  sl  Frau  und  du  aw''  Ap. 

Kirchhofer  (Seh)  schreibt  Lebbär,  was  zur  Lösung  des 
KiUscls  Nichts  beiträgt.  Es  ist  immerhin  die  Frage,  ob  übli. 
leb-tr  zu  trennen  und  ob  -er  das  Fron,  sei;   vgl.  frz.  Ic  jierc' 

eren:  Einen  mit  Er  anreden  Bs. 

er-:  untrennbares  Präf.,  im  Ganzen  wie  nhd.,  jedoch 
nach  einzelnen  Richtungen  stärker  und  eigentümlich 
angewandt.  1.  zur  Bildung  von  Intransitiven  (auch 
einigen  Reflexiven),  welche  das  Eintreten  eines  Zu- 
standes  oder  einer  Eigenschaft  bezeichnen,  a)  von 
Adj.  z.B.  er-äberen;  -fülen:  -galten,  keine  Milch,  kein 
Wasser,  keine  Eier  mehr  zu  geben  anfangen,  Gegs. 
ernwlkeii ;  -stramnien;  -stillen;  -irildeii;  -schnchcn,  scheu 
werden;  -tus(e)men,  still  w.;  -tauben,  böse  w. ;  -bhiticn, 
bloss  w. ;  -hrödeii,  zu  Bröd  w. ;  -vollen;  -kecken,  er- 
starken (nicht  i-efl.  in  nhd.  Bed.);  sich  ergeilen,  freuen; 
.S(c7i  crxueferen,  erholen.  —  b)  von  Subst.  z.  B.  er- 
liascn,  -häsmen.  erschrecken;  -schelmen,  untreu  werden; 
-(jauehen  und  sieh  ergäuchen,  närrisch  w.,  s.  närrisch 
lustig  machen;  -hanen,  ein  Hahn  werden,  zu  krähen 
anfangen;  -heuen,  dürr  werden;  -nachten;  -hudcren, 
verkrüppeln,  verkümmern.  —  c)  von  Verben  z.  B. 
er-li'chnen,  Risse  bekommen;  -chVcbnen,  ein  wenig  ein- 
trocknen; -schweren,  zu  eitern  anfangen;  -.ichumeti,  anf. 
sich  zu  schämen;  -muffen,  grau  w.;  -(uslen.  schwach  w.; 
-schnüfen,  zu  Atem  kommen;  -stinken,  faul  w.;  -zäffen, 
ein  wenig  lachen;    -chihcn,   böse  werden,   verwildern. 

—  2.  zur  Bildung  von  Transitiven  (und  Reflexiven), 
a)  von  Adj.,  so  dass  das  Vb.  Herbeiführung  des  betr. 
Zustandes,  oder  Versetzung  in  denselben  bezeichnet. 
z.  ]{.  rr-eiillen,  voll  nuichen,  ergänzen;  -waren,  von  leär, 
vgl.  nhd.  .bewähren';  -(främen ;  sich  erijlöden,  sich  ein- 
schüchtern lassen;  -tümmen,  dumm,  bewusstlos  machen. 

—  b)  von  Subst.  a)  so  dass  das  Subst.  ein  Obj.  be- 
zeichnet. Hieher  gehört  eine  Gruppe  von  Vben.  welche 

Schweiz.  Ktiutikuu  I.  3. 


körperliche  Misshandlnng  oder  Züchtigung  bezeichnen 
z.B.  er-härcn;  -ören;  -firindcn ;  -tschüjieu,  beim  Kopf, 
Schopf  nehmen ;  -lüsen,  -flöhen,  eig.  die  Läuse,  Flöhe 
austreiben;  -flachsen,  ausklopfen  wie  Flachs;  -sumhcren, 
erschüttern  wie  eine  Handtronnnel,  sumber.  Ferner 
bildl.  Ausdrücke  wie  er-bütlen,  erörtern,  eig.  durch 
das  Beutelsieb  laufen  lassen;  -kernlen,  dass.,  eig.  den 
Kern  herausschälen;  und  eigentliche  wie:  er-wasen, 
Rasen  abstreifen;  -bönelen,  Bohnen  und  Ahnliches  aus- 
hülsen; -fiindlen,  ausförscheln ;  -^«('ö//ercM,  einen  Aus- 
schuss  von  oder  aus  1'2  Männern  wählen;  -schelkcn, 
unwillig  machen,  ermüden,  eig.  zum  schalk,  Knecht, 
machen  oder  als  solchen  behandeln,  abnutzen.  —  ß)  so 
dass  das  Subst.  eine  Adverbialbestimmung  enthält, 
meistens  ein  Mittel  zur  Erlangung  eines  Gegen- 
standes z.  B.  er-gauflen,  -hampflen,  -arflen,  mit  der 
Hand,  dem  Arm  umfassen;  -grinden,  mit  dem  Kopf 
aussinnen,  durchsetzen;  -prackcn,  erbeuten,  mit  der 
Tatze;  -scliirickcn,  mit  schnellem  Blick  erfassen;  -tagen, 
durch  Rechtsurteil  erlangen;  -säuen,  durch  Schweine- 
zucht gewinnen;  -galsteren,  erschrecken,  aufregen,  eig. 
durch  Zauber;  -ankeren,  mit  dem  Anker  ergründen. — 
c)  von  Verben,  a)  causativ  z.B.  er-gnappen,  wanken 
machen;  -u-ellen,  wallen,  sieden  machen;  -schiringen, 
in  Schwung  versetzen.  —  ß)  das  Präf.  bed.  Erreichung 
eines  Zweckes:  er-tüslen,  -tlchen,  erschleichen ;  -küenz- 
len,  erschmeicheln;  -mannen,  -n'lben,  durch  Heirat  ge- 
winnen; -rennen;  -rttcn ;  -laufen;  -strichen;  -grätschen, 
einholen;  -strublen;  -striltten ;  -gritten,  eilfertig  voll- 
enden; -tr'dien,  mit  Gewalt  durchsetzen;  -halien,  durch 
Zurückbehalten  einer  Waare  (iewinn  machen;  -fucren, 
Vieh,  durch  gute  Nahrung  emporbringen;  -bächden, 
durch  sorgfältige  Pflege,  bes.  Warndialten  allmählich 
wieder  herstellen;  -häjen  dass.;  -arbeiten,  durch  Arbeit 
in  guten  Stand  setzen  und  darin  erhalten;  -hunden, 
-schelken  u.  a.  durch  harte  Arbeit  erlangen,  mit  Not 
zu  Stande  bringen.  —  f)  das  Präf.  bed.  gründliche, 
gänzliche  Ausübung  oder  Vollziehung  einer  Tätig- 
keit; Betreibung  derselben  in  hohem  Grad  (bis  zur 
Sättigung);  daher  dann  wol  auch  Übertreibung,  resp. 
Überanstrengung.  Abnutzung:  er-tdtslcn,  sorgfältig  be- 
tasten; -butzen;  -trocknen;  -beizen;  -waschen;  -heizen; 
-schlän;  -hauen;  -denken,  -glauben,  -.wgen,  ganz  er- 
fassen, aussprechen,  meist  in  Verbindung  mit  negiertem 
.mögen'  oder  , können';  sich  erniessen,  stark  niesen; 
-Stoffen,  vollstopfen;  sicli  crblssen,  sich  fest  beissen, 
satt  werden  usw.;  sich  erlucgen.  -s])ringen.  -klagen, 
sich  satt  sehen  usw.;  -fueteren,  satt  füttern;  -stc'cken, 
überfüttern,  bis  zum  Ersticken;  -jilagen;  sich  erablen, 
überanstrengen;  sich  erfretten,  abmühen;  sich  erjauzen, 
übermässig  aufregen;  ferner:  cr-f allen;  -trölen;  -wer- 
fen; -bissen,  zu  Tode,  vgl.  nhd.  , ertrinken';  er-hungeren 
ist  nicht  ganz  =  ,ver-',  aber  =  ,aus-'.  —  8)  das  Prüf, 
kann  aber  auch  nur  eine  leise  Verstärkung  oder 
anderweitige  Modifikation  der  Tätigkeit  andeuten 
und  bis  zn  fast  pleonastischer  Hodentungslosigkeit 
herab  sinken:  sieli  erleggen,  sich  endlich  vollends 
niederlegen,  intr.  erliggen;  .lieh  er.ietzcn,  zur  IJulie 
konnnen,  sich  behaglich  hinsetzen;  sich  erstellen,  fest- 
slellcn  und  stehen  bleiben;  cr-heid,'en,  unerreichbar 
aut hängen,  intr.  er-hangen;  er- fällen:  -lämen;  -hasch- 
gen  ;  -zucken;  -lujifoi:  -treffen:  -gnicten;  -nötigen; 
-träumen ;  -schmecken ;  -äferen:  -üfncn:  -reiclien,  herbei- 
holen. —  3.  gleichbedeutend  mit  andern  Prä- 
fixen:   vor-,    z.  B.    cr-ifän:    -öden:    -sigen:    -dorren: 

•Jti 


403 


Ar,  er.  ir,  or,  ur 


404 


-werden,  verderben;  -sessen,  versessen  auf...;  -stum- 
men; -zagen;  -längeren;  -besneren;  -böseren;  -breiteren; 
-tiDineren,  verdünnen;  -tjriinen,  sicli  rejfen;  -le-iden; 
-gellen,  ver-  und  entgelten;  -werfen,  niissgebären; 
-setzen,  Marksteine;  -sperren;  -jungen.  —  ent-,  z.  B. 
er-hin,  entlassen;  -bieten;  -boren,  empören;  -bri'innen, 
entbrennen;  -reinen,  defiorieren;  -beinen,  die  Knuelien 
aus  dem  Fleisch  nelimen;  nu-ergeItU''' .  S.  d.  Anni.  und 
ent-.  —  be-:  sich  cr-klagen:  s.  -laufen;  s.  -trachten,  be- 
sinnen; s.  -mächtigen;  -soi-.(/p»(,  bang  erwarten;  -wegen; 
-Zügen;  -kannt.  —  ge-:  crburen,  Pte.  =  geboren;  sich 
erliden,  gedulden.  —  ab-:  er-wenäen;  -hunden,  ab- 
quälen ;  -schelen,  abschälen ;  -zwacken.  —  an-:  ersetzen, 
ansetzen,  flicken ;  -bissen.  —  auf-:  er-hützen,  auffahren ; 
-Zellen,  aufzählen;  -rinnen,  auf.spriessen.  —  aus-:  er- 
graben; -7)etV»,  aushecken;  -«rrs/eH,  ausschnüffeln;  sich 
-sjirachen,  aussprechen,  unterreden ;  -jieUen,  ausschälen ; 
-kaufen;  -brechen,  Schosse  an  Reben;  -hauen.  Bäume; 
-.schieben,  au.sstopfen.  —  über-:  er-zügen,  überweisen. 

—  um-:  er-arllcn,  -chläftercn,  umfassen;  -kiren, -win- 
den, umkehren.  —  ein-:  er-tosen,  einschlunnnern; 
-schlichen,  einschüchtern;  -träglich,  einträglich.  —  un- 
ter-: er-spcrrcn,  untcr.stützen.  —  durch-:  er-gerben; 
-näusen,  durchstöbern ;  -traschen,  durchnässen ;  -hutz- 
len,  durchrütteln,  vgl.  2  c,  y).  —  vor-:  er- finden; 
-klagen,  klagend  vorbringen.  —  nach-:  cr-lesen.  — 
wider-:  sichersetzen.  —  zurück-:  erforderen,\\nm- 
rufen.  -  los-:  erbitten.  Zuw.  entspricht  das  Traf, 
mehreren  Präi)os.:  ergelicn,  aus-,  nach-,  zu-;  -suechcn, 
unter-,  durch-;  -icinden,  umkehren,  ablassen,  aufhören. 

—  1.  Composita,  welche  eine  vom  Nhd.  stark  abwei- 
chende Bed.  zeigen:  er- folgen ,  erlangen;  -gründen, 
urbar  machen;  -halten,  beweisen;  -holen,  sich  zuziehen, 
gewinnen;  -jagen,  reclitlich  betreiben;  -trinken,  auch 
von  Sachen:  untergehen;  -büiven,  durch  .\nbau  von 
Land  gewinnen;  -schiessen,  ausschlagen,  gedeihen. 
ülirig  bleiben;  -schrecken,  auf  die  Seite  springen;  ge- 
rinnen, erfrieren;  -schre'cken,  abkühlen;  -zagen,  be- 
weisen, herbei  schaffen,  aufbringen  u.  a.  —  5.  in  Ver- 
bindung mit  andern  Präf.  oder  Präpos.  a)  nach  üf-, 
pleonastisch:  üf-er-g' frieren,  auffrieren;  vgl.  nhd.  ,auf- 
erbauen-.  —  b)  vor  ge-,  pleonast.,  wenn  f/e- mit  dem 
Vb.  fest  verbunden  .ist  (wie  auch  schon  in  gefrieren): 
cr-g'winnen,  gewinnen;  oder  wenn  ge-  vor  den  von 
.mögen'  od.  .können'  abhängigen  Inf.  tritt:  er-g'mangle 
chünne,  entbehren  können.  In  diesem  Fall  tritt  er- 
sogar  vor  Vben,  denen  es  sonst  nie  zukonnnt:  er-g'chö" 
(nachkommen  zur  rechten  Zeit),  -g'sl"  (stehen  bleiben, 
sich  aufrecht  halten)  möge".     S.  ge-. 

Wuim  Forcr  etwa  .ernider'  für  ,lier-'  schrcilit,  so  liess 
er  sich  wahrsdi.  (Uuch  .eruicdereii'  mit  ver■^nl:lsscn.  —  Vou 
der  uumittelVi.aren  begrifflichen  Berührung  mit  cnl-  (s.  III  h) 
ist  der  Fall  zu  unterscheiden,  dass  das  Präf.  rrt-  aus  er-eiit 
zsgcz.  sein  kann  (s.  e)i(-)-  Dieser  Fall  findet  viell.  auch  Statt 
in  cr-zlferen,  entziffern;  Er-ziindi"//,  Kutzüudung;  r.r-zinjcn,  ent- 
ronnen u.  ä.  —  Er-j>ülzt,  erzürnt,  ist  zsgez.  aus  er-he-hi'ilzl, 
wie  das  syn.  cmjmizt  aus  ent-be-liützl,  beide  neben  den  gleich- 
bedeutenden einfachen  eni-  und  cr-hützt.  —  In  er-ijtulig,  ver- 
schwenderisch, kann  tr-  ideonastisch  scheinen,  es  kann  aber 
auch  =r  vcr-  genouiHien  werden.  —  Er-triq/pkrcn,  eine  Zwitter- 
bildung aus  .attrapiiieren'  und  ,ertaiii)en'.  —  Zuweilen  begibt 
sich  die  MA.  im  Anschluss  an  das  Mhd.  des  Prüf.:  bttnikW'', 
crbärni(ig|lich,  vgl.  mhd.  Vb.  hanum ;  miiin/lin,  persönl.  ^= 
er-mangeln. 

Erekli,  Boden-  ^nUi  n.:  Hauben-,  Weg-Lerche 
Tn  I'ui'iK. 


Scheint  durch  ungerechtfertigte  Zerlegung  der  amhd. 
Form  Uwereh  aus  der  2.  Silbe  entwickelt  oder  aucli  aus  mhd. 
U-rirhe  durch  Abwerfung  von  l  entstanden  zu  sein. 

Eremiess,  Eremfsel:  ni.  Taufn.,  Jeremias  ScnwE. 

eren  GuV..  e-  BG. ;  Scuw.  ,erre.'  lo.  B.  e-  Ar  tw.; 
BM.,  S.;  GKh.,  T.;  Sch;  Th  tw.;  Z,  ci-  Ai'H.,  ei.-re 
GP.,  Ta.;  Tu  tw.  —  Pte.  'g'are"  ApK.;  BG.;  Sc^^iiw; 
Tu  (auch  'g'öre):  Z:  pflügen,  ackern.  Bist  am  Ere? 
I  ha  mls  Feld  g'are.  Das  Feld  ist  frisch,  schön  g'are 
ZDättl.  /  dr  II  ere  git  bös  Furene  [Furchen]  ZB. 
,Wer  da  buwot,  es  sye  mit  eren,  schniden  und  höwen.' 
Offn.  XV.  ,Wer  usserthalb  dem  kreis  gesessen  ist, 
der  sol  in  dem  twing  weder  wunn  noch  weid  haben, 
denn  die  wil  er  da  selbs  ertt.'  Aa  Weist,  nach  1408. 
.niewyl  er  da  ert  und  buwt,  so  soll  er  wun  und  weid 
da  haben,  als  einer  der  da  gesßssen  ist.'  14'2(l.  Offn. 
üietlik.  ,I)ie  acher,  die  entwers  [querüber]  gearren 
sind.'  14(57,  Sahnen.  .Einer  halben  ackerlenge  velds, 
das  ein  par  ochsen  einen  tag  eercn  mag.'  1.531,  1.  Sam. 
,Si  habend  auf  meinem  rugken  geceret  (gerret)  und 
furhen  gemacht.'  1.531/(50,  Psalm.  .Wie  ein  acker,  den 
nuin  eerhet.'  1531/48.  Jerem.  (.pflüget'.  1667).  ,Wenn 
ein  hueber  äret  und  es  bricht  im  sein  pflneg.'  Twinghof 
BöTziNUEN  (JvMtn.i,.).  .Wie  anstössere  ire  agker  gegen 
einander  erren  söllent.  Sie  söllent  dieselben  einanderen 
nach  eeren.'  Oft'n.  Knonait  1.534/1601.  .Die  Esel  sind 
in  ebnem  veld  und  leichten  boden  auch  zum  ehren 
guot.'  TiEKi).  1563.  ,.\rare,  zeackergon.  eeren  (erben), 
brachen,  das  vi.-ld  bauwen.  Arati  agri,  die  schon  ge- 
aren  und  bauwen  sind.'  Fkis.;  Mal.  .Söltend  die  zun 
also  stan,  dass  iedermann  das  syn  usswendig  geeren 
möge.'  1009,  Offn.  Kloten.  ,Wcr  über  die  march 
zunet  oder  ehret.'  1615  B  Stadtsatz.  .Ich  knettet.  kehrt, 
ehrt,  wendt  die  Erden,  Jetz  deckt  sie  mich,  muss  ihr 
glich  werden.-  EinMEv.  16.5(X  ,Iterare  agrum,  einen 
acker  falgen,  zum  andern  mal  ährcn.'  Denzl.  1677 
(.ackern.'  1716,  an  anderen  Stellen  ,ehren').  Z'  Said 
ZElgg,  z'  Säet  ZB.,  z'  Säit  AABb.  e.  ffare"),  zum  letzten 
(2.  oder  3.)  Mal  pflügen,  um  gleich  nachher  zu  säen. 
,Zue  der  saat  e.,  tertiäre  agrum.'  Pris.;  Mal.;  Denzl. 
1677.  1716.    .Säyen  garren.'  ZNdrgl.  1792.    S.  sät-eren. 

Ereil  ist  (durch  Umlaut)  von  nmi  (Sp.  38.5)  abgeleitet, 
also  sehwacher  Conjug. ;  gleichwohl  braucht  das  starke  Pte. 
gearen  wenigstens  für  die  MA.\.,  welche  das  Grundw.  nicht 
kennen,  nicht  zu  diesem  gezogen  zu  werden:  s.  immerhin 
u.  aren.  tjber  die  Schreibung  .erren'  s.  Anm.  zu  aicn;  aber 
»■  hat  seine  urspr.  Kürze  in  mehrern  MAA.  auch  vor  ein- 
fachem r  noch  erhalten.  Die  Verläugerung  des  Yoc.  konnte 
zu  Missdeutung  resi).  Verwechslung  mit  .ehren',  honorarc, 
führen,  wie  denn  Denzl.  (obwol  er  auch  einmal  ,ären' schreibt), 
.Ehrüigwan'  (mhd.  eriKijiniii.  Tagwerk  auf  dem  Acker,  Frohn- 
dienst)  mit  .oi)us  honorarinm,  Ehrendienst'  erklärt!  Auch 
JohWagu.  1581:  .Kein  Pfluog,  damit  man  's  Feld  tuet 
ehren.  Sollt  ir  zerbrechen  oder  gschenden',  erregt  den  Ver- 
dacht, als  habe  er  in  ,e.'  deu  Ggs.  zu  .geschänden'  gesehen. 
Die  Formen  mit  ei  beruhen  auf  einer  einigen  MAA.  des 
Nordostens  eigenen  Lautaffektiun.  Das  i  der  Abi.  scheint  in 
den  Stamm  zurücktretend  luit  dem  Voc.  desselben  einen 
Diphthong  erzeugt  zu  haben,  also  «/jc-t'-rc  aus  ^erjc,  sperren, 
ähnlich  wie  fz.  iihlre  aus  ijloriu,  während  es  sonst  sich  dem  »• 
assimiliert;  doch  kann  ei  auch  nur  eine  nach  i  fortschrei- 
tende Toucrhiihung  von  .'  sein,  hervorgerufen  durch  den 
in  r  steckenden  Stiuimlaut;  vgl.  auch  die  Ausspr.  des  c  fii') 
Ubh.  in  engl.  Munde.  —  Bezeichnungen  besonderer  Arten 
von  eren  sind:    ijaiiimen,  ijrateii,  utruehcii,  bi  liehen,  falgen ;   S.  dd. 

ab-:  1.  „das  bei  der  Pflügung  nach  der  Länge  übrig 
bleibende  Stück  .Xcker   am  Ende   auch  noch  jiflügen. 


405 


Ar,  er,  ir,  or,  ür 


m 


Die  Ah  tri  ff:  PHugsrccht,  d.i.  ein  bis  zwei  Fuss 
breiter  R:uid.  den  der  Besitzer  eines  bisher  auf  offenem 
Feld  g^elegenen  Aekers,  wenn  er  denselben  für  sich 
einzäunen  will,  ausserhalb  des  Zaunes  stehen  lassen 
nuiss,  damit  der  Nachbar  sein  Land  ung-ehindert  um- 
ackern kann."  —  2.  beim  Pflügen  dem  Nachbar  ein 
Stück  von  dessen  Land  abreissen.     S.  über-e. 

In  1.  bat  ab  die  Bedeutung  des  Yollondens,  in  2.  ist  es 
räumliches   .hinweg". 

über-eren:  ^  üher-aren  (Sp.  380).  ,Wer  den  an- 
dern übererret,  dz  sol  der  sniden,  der  überarren  ist 
und  sol  der,  so  da  uberaren  hett,  dem  gericht  3  pfd 
bessren  [Busse  bezahlen]  von  ieklich  füren  [jeder 
Furche]  als  nianig  [so  manche]  er  sinen  nachgepuren 
[Nachbarn]  abgeiiren  hett.'  Aa  Weist,  um  1300.  ,Wo 
ainer  den  andern  übennait  [-müht],  -zünt  older  -eert' 
Ai'  Ldb.  1409.  .Welcher  den  andern  über  offen  marken 
übereret,  übermäet,  überschnidt  oder  überzünet.'  G 
Hdschr.  und  ebenso  147 1  Weinfeld.  Offn.  (, übereieret'). 
.Wer  uf  dem  veld  den  anderen  übercheret  umb  drü 
füren  [3  Furchen]  oder  mer'  usw.  1411,  Bs  Eq.  (.über- 
erret'. 14'27).  .Überehret'.  1490,  Amtsr.  Rotenburg. 
dafür  in  der  Überschrift  .überfahrt'.  .Welcher  unge- 
ferlicher  wis  [ohne  böse  Absicht]  den  a.  übermeyt. 
überert  und  überschnidt.'  Sch  1541.  Auch  mit  Accus. 
S.:  .r>er  einen  andern  uberehret.  soll  von  ieder  fuhren. 
die  er  uberehret  hefte,  dry  Pfundt  zu  Buss  entrichten.' 
B  1615.  Abwechselnd  .-eren''  und  .-aren'  z.  B.  Bs  Rq.. 
1611. 

um-.  1.  itm-  ScnSt..  ume-  ZWl. :  umackern,  d.h. 
mit  dem  Pflug  aufbrechen,  umkehren.  D' Halm  u.-e. 
.Obarare.  umb  erhen  oder  brachen.'  Pkis.  —  2.  beim 
Pflügen  umreissen.  .Wann  einer  einen  markstein  one 
geverde  umberte,  der  sol  solichs  sinem  nachpuren,  den 
solicher  umbgeerter  stein  beruert,  anzoigen.'  1534, 
BsRq. 

in-  s.  ils-. 

linder-,  lindere-:  durch  Pflügen  den  Samen  in  die 
Erde  vertiefen;  die  Kartoft'clsaat  bestellen,  indem  man 
Furchen  pflügt  und  die  Saatkartotfeln  in  dieselben  legt 
G.  .Segetem  vertere,  undereren,  als  wenn  man  honen 
säyet  und  sy  darnach  underert.'  Fris.  ;  Mal. 

er-:  durch  Feldarbeit  erwerben.  Wer  nie  vill 
verzlre,  als  sin  Vjlueff  mag  erere. . .  Sulger. 

ÜS-:  durch  oder  beim  Pflügen  ausreissen.  .Wer 
offen  marken  u.sert  oder  usgrebt  oder  oflen  Strassen 
inert  [zum  PHugland  schlag-t.  in  den  Bereich  des 
Pfluges  zieht]-.  Ofln.  BiucAr  1 17'2. 

ver-:  anscbncn.  ,Slei"  r.,  mit  dem  Rechen  eben 
machen   L.  Der  Keclieii   tut  lii.  r  die  sdlie  Wiikinis,'  wie 

sonst  Pflug  oder  Egge. 

z  6  s  a  m  m  e  n  -  ^  gräten. 

sät-  Th;  Z.  säet-  Z  oGlatt.  .si'iiil-  Tn.  seil-  AAÜb.: 
pflügen  zur  Saat  (resp.  im  Früliherlist  zur  Winter- 
.saat).  Die  drei  auf  einander  folgenden  Pflügungen 
heissen  im  Tu  hrnehen,  fiiJgen  und  seideren.  .Saatare. 
tertio.'  Red.  1602.  —  „Der  Sneleret:  die  Zeit  des 
letzten  Pflügens  unmittelbar  vor  dem  Säen." 

Selir  liiiljsi'li  weiden  iu  .Seil  nnd  (!1  die  drei  Stjidien  iln 
Feldarbeit  auf  die  Arbeit  des  Predigers  üliertragen :  die  l'n- 
digt  scliridlicn  und  lesen,  sie  auswendig  lernen,  sie  von  der 
Kanzel  vortragen. 

„Eri  f.:  Pflügung.-  Tag-:  so  viel  Land.  :tls 
man  in   1  Tage  niit  1  Gciiiiuiii  plliigen  kann;  ein  Kcld- 


mass  (Morgen  od.  Juchart)  B;  „Gl;  L;  GT."     Tagere: 
Mannwerk  per  Tag  ZO. 

Eri"g  f.:  Pflügung  Z.  Es  gibt  bei  der  Dreifelder- 
wirtschaft drei  Erige:  bräche,  falge  (beide  weniger 
tief  gehend)  und  Säet-Erig^  die  tiefste  unmittelbar 
vor  dem  Säen. 

ere"  jj'g;  1.  unbest.  Art.  f.  Dat.  Sg.,  einer,  s, 
Sp.  272.  —  2.  pers.  Pron.  3.  f.  Sg.  Dat.,  ihr,  unbe- 
tont. —  3.  pers.  Pron.  3.  PL  Gen.,  ihrer,  deren 
B;  W.  Auch  substant. :  es  git-ere,  si  fiirelite"  d'  Müs, 
es  gibt  Leute,  welche  usw. 

'2.  abgeschwächt  aus  der  betouten  Form  in".  —  ;3.  cnt- 
siiricht  mit  dem  zugehörigen  Sg.  «e«,  dessen,  dem  Gebrauehe 
des   in.   tu. 

Erendinger  Ere-,  in  der  RA.:  Wemi-der  das  tiiid 
g' fallt,  so  friss,  icas  der  E.!  d.  h.  Dreck  Z. 

Bezieht  sich  darauf,  dass  die  Bewohner  von  Ehrendingen 
bei  Baden  aus  den  Mergel-  und  (Tipsgrubeu  der  Lägeru  einen 
Broterwerb  ziehen. 

Eres:    trockener   Kopfgrind   GRh.     Judendeutsch. 
~   Von  hebr.  ärez,  Erde,  erdige  Schlacken? 
Eres  s.  Erbis. 

Eret  ei-ii  Z,  Ered  Bs:  ni.  Taufn..  Erhart. 
E  r  e  1 1  i  k  e  r  s.  Ettiken. 

Erez  n.:  Erz  Gr. 

Zweisilbig  nicht  als  Fortsetzung  einer  alid.  Forui  arizi, 
sondern  durch  neue  Entwii.-kluug  des  Stininilantes  von  r. 
.Erzt'  liei  AvHaller  ist  nicht  Schweiz.  S.  übrigens  Er  II 
Sp.    39y    und   Krz. 

Schiff-ei'i  e'ri  f.:  Abteilung  eines  Gebäudes,  in 
welche  ein  Kanal  aus  dem  See  geleitet  ist.  um  ein 
Schiff  unter  Dach  beladen  zu  können  LV..  W.  —  Ab- 
geleitet von  Em,  Ere',   Hausflur. 

Eri  e'ri  n.    s.  Acher  Sp.  6f>.  er  ig.    Erli"g 

s.  järig,  Järli"g. 

Erisl  erise'i  n.:  grosse  Perle  im  Rosenkranz,  dgl. 
je  eine  zwischen  den  einzelnen  .Geheimnissen',  den 
10  Avemaria,  eingefügt  ist  GTa. 

Das  W.  aus  den  Anfangsworten  des  Gebetes  .Ehre  sei 
dem   V.ater'    usw.   gebildet.      Vgl.    Eiii  u.    Er  I. 

er  ist  s.  erst;  Ernst. 

Kl'likun:  erfundener  Ortsn.  in  dem  Blunienn.  Hös 
rnn  Erlile,  zahme.s  Geissblatt,  lonicera  caprifolinm. 
DüRU.    -     .^ns  .hriflio  verderbt;   s.   d. 

Erlibacher  s.  E.-Triibe. 

eire  ,s.  1)  ein  Sp.  26i;1.    -  2)  eine''  Sp.  '285. 

eirin  s.  Ei  Sp.  1,3.  15. 

ir  1:  l'run.  2.  l'.  PI.,  ilir.  1)  betont:  ir  Tu.  V-r 
Aa;  lis;  Z.  ier  B;  Seil;  Scilw.  jier  BRi..  di'r  .\x: 
Bs;  B;  S,  dier  LE.  2)  unbetont:  .c,  r  Aa;  Z.  </..  c 
Aa;  Bs;  B.  -  Von  Interesse  ist  der  Gebrauch  des 
,Ihr'  zu  versch,  Zeiten  in  einzelnen  iiersönlichen  oder 
sozialen  Verhältnissen  gegenüber  dem  ,Du,  Er.  Sie' 
(u.  welchen  W\V.  ebenfalls  nachzusehen  ist).  Mit  ,ir' 
und  .lieber  Herr  und  Bruder'  redet  14X5  M.ln»  seinen 
geistlich  gewordenen  Bruder  an.  wie  es  noch  heute 
in  der  k;itholisclien  Schw.  die  Sitte  fordert.  Bei  der 
üeeidigung  wurde  (um  die  selbe  Zeit)  in  Seil  ein 
Läufer  mit  .du',  ein  Bürgermeister  mit  ,ir'  angeredet. 
.Maria  du  edle  .lungfrauwkron.  ich  hitt  lan<l  Euch 
bevohlcn    syn    ein    Statt    Lucern,'     t'vs.     .IW'Simmler 


407 


Ar,  er,  h',  or,  ur 


408 


braucht  1652  in  seinem  Ehrengodicht  an  den  Bürger- 
meister ,iln".  Die  Gattin  des  (ienerals  Werdinüller 
(XVII.)  sclirciiit  an  iliron  Mann:  ,Bit  ücli,  min  Schatz!' 
.l('Ksrni:i!  (Ant'g  XV'Ill.)  redet  seine  Gattin  in  Briefen 
mit  ,lhr'  an;  ebenso  in  Z  im  ,Unsichtb.  Keis.'  1793 
die  Frau  I'larrerin  (!)  iliren  Gatten.  In  diesem  Tone 
verkelirten  die  Ehegatten  in  jener  Zeit  auch  in  Bern 
mit  einander.  Canonikus  Bkeitinger  (Mitte  XVIII.) 
bedient  sich  in  der  Corre-spondenz  mit  seinem  Freund 
und  Mitarbeiter  JBodmer  des  ,Ihr'.  ,I)ort  Eine  ruft: 
Ihr  Damen !  0,  konmien  Sie !  Sie  nahmen  Mir  allemal 
was  ab.'  Z  Neuj.  17'.11,  und  noch  jetzt,  wo  mit  Si  an- 
geredet wird,  doch  fr  unmittelbar  vor  dem  Titel  Z. 
Bei  der  Trauung  wurden  die  Verlobten  bis  17(J9  mit 
,Du'  angeredet,  seither  mit  ,Ihr'.  ,Ihr,  Herr  Verwalter, 
sollt  schweeren.'  1770,  Z  Waisenh.  In  der  Anstellungs- 
urkunde des  Z  Rates  an  den  herzogl.  Mein.  Bau- 
inspektor JFeer  von  Z  18U5  wird  Letzterer  mit  ,Ihr' 
angeredet.  Der  Deutsche  Lehmann  1799  stös.st  sich 
daran,  dass  in  Gr  die  Fremden  vom  Adel  zwar  mit 
grosser  Gastfreundschaft  aufgenommen  werden,  aber 
es  .sich  müssen  gefallen  lassen,  mit  ,lhr'  angeredet  zu 
werden.  Das  musste  sich  i.  J.  1814  auch  Kaiser  Ale- 
xander von  Russland  am  Rheinfall  gefallen  lassen, 
dem  der  Schiffer,  als  er  in  dem  schwanken  Kahn  auf- 
stehen wollte,  zurief:  Hocked  abe,  Majestät!  Noch 
,im  ersten  Quartal  XIX.  galt  in  Z  ,Ihr'  als  höflichste 
Anrede,  und  bis  gegen  die  Mitte  des  Jhdts  redeten 
Kinder  ihre  Eltern  so  an;  Beides  ist  unter  der  länd- 
lichen Bevölkerung  noch  vorherrschend  und  weicht 
nur  allmählich  dem  Si  bzw.  Du.  Wohl  selten  mehr 
konnnt  Ir  zwischen  Eheleuten  vor.  Am  Berner  aber, 
auch  in  den  vornehmsten  Kreisen,  ist  das  Festhalten 
an  dem  natürlichem  (freilich  auch  durch  den  Sprach- 
gebrauch der  frz.  Grenznachbaren  gestützten)  ,Ihr'  und 
das  Abwehren  des  neumodischen  ,Sie'  charakteristisch. 
,Wo  wcijl-cTr  hockc'f'  trug  die  Eine  Stüdeli.  Mit  u-ie 
Mämjem  redst':'  trug  dasselbe  [welches  mit  Du  wollte 
angeredet  sein].  He,  war  die  Antwort,  umme  [nur]  mit 
£im,  aber  es  wolt-si'''-m'r  neue  nit  angers  schiele.' 
GoTTH.  Ein  Bauer  aus  SeaSchL  sagt  zum  Pfarrer : 
\Vü.'<sed-er,  Herr  Pfarer,  mer  iered  halt  Niemed  i-der 
G'mä  [Gemeinde]  (ds  dich  und  de  President;  s.  Iren. 
Mit  ,Ihr'  redet  der  Knecht  den  Herrn  an.  dieser  jenen 
mit  , Du-  Tu.  Eigentümlich  ist  die  RA. :  das  heisst  Ir '. 
von  Sachen  i.  S.  v.  das  ist  etwas  Ausgezeichnetes! 
Di:'  hct  e  W'ili  [ein  Weinchen],  das  heisst  Ir  (nicht 
Du)'.  ScaSt.  DU''  Ghäs  heisst  Ir!  ebd.  DU''  schafft, 
dass  's  heisst  Ir,  dass  es  eine  Art  hat;  da'  ist  en  Arhet. 
d.  's  h.  Ir,  eine  sehr  schöne  A.  Th.  Von  persön- 
licher Ehre:  Das  ist  Eine,  wo  na  [welcher  noch] 
meint  Ir,  der  sich  noch  Etwas  einbildet  Z  Schottik. 
Vgl.  Er. 

Die  ili|)hth.  Ausspr.  »e  entwickelt  sich  leicht  vor  r  (wie 
vor  th,  s.  ii;h  Sp.  74).  Vorschlagendes  j  aus  »'  entwickelt. 
Das  ((  liat  sicli  aus  der  Flexion  des  vorhergehenden  Vb. 
augeheftet :  vgl.  altn.  thcr  für  er.  —  Vgl.  ü  Sp.  24;  üch 
Sj).    74;   i('(Y'. 

iren  I  i're  Ai'K. ;  GA.;  Z,  i-re  Es,  iere  Sch:  mit  Ihr 
anreden,  ilirzen  Aa;  Bs;  „Gl";  GA.;  „Sch";  SchwE.; 
„Zg";  Z.  Bei  den  Friedensverhandlungen  zwischen 
Scnw  und  Z  nach  der  Schlacht  bei  Ragatz  (1440) 
sagte  der  Scuw  Annnann  Abyberg  zum  Z  Gesandten 
HvRechberg:  ,Hans,  ich  solle  dich  ihren  (,irren'. 
EntiB.);  so  |dorli|  hat  |es]  jetzu  nit  l'uog.   doch  schadet 


es  dir  an  deinem  adel  nüt  und  mir  an  meinen  matten 
zu  Schwjz  auch  nüt'  usw.  Bull.  Chron. 

Vgl.  emi  (Sp.  3117)  als  Syn.;  beide  Aiisdiiicke  hegegnen 
einander  im  Kt.  Ap.  Gewisse  MAA.,  welche  i-  und  e'  ganz 
gleich  ausspreclien,  lassen  uns  im  Zweifel,  welches  der  beideu 
WW.  gemeint  sei.  Neben  diesen  beideu  Ausdrücken  kennt 
die  MA.  seit  Altem  auch  irzfii,  mhd.  irezi'n,  irzni,  nhd.  ilivzeu. 
,lcli  will  dich  nit  irzen,  sonder  duzen,  du  gast  mit  lotter- 
werch   umb.'    1.523,   Kgli  Act. 

ir  II:  Pron.  poss.,  ihr.  Auch  subst. :  Ire",  z.B. 
ihr  Mann;  Ires,  ihr  Besitztum,  ihr  Haus;  Iri,  Irni, 
Irer,  die  Ihrigen,  Leute  von  ihrer  Familie,  Partei. 
,Wie  .sie  es  nicht  geglaubt  hätten,  dass  es  Ihrer  so 
wohl  könnten.'  Gotth. 

Betr.  die  Flexiou  s.  ihwf'r  Sp.  347.  Aurli  hier  ist  iu 
den  meisten  MAA.  die  Flexion  für  den  Nnm.  Sg.  u.  gefordert: 
.Irs  hott  [Gebot].'  1.522,  Egli  Act.;  ,ires  Heisch.'  15G3, 
Fischb. ;  ,ires  saft.'  1639,  Rhagor. ;  ,an  ihres  gebilrendes 
ort.'  VFrider.  1619;  ,ihres  zusammenlaufen.'  KriegsbUchl. 
1644;  , ihres  wcsen.'  PCWeissenb.  1701.  Während  für  das 
Masc.  jetzt  die  Accusativform  (ire",  u.  G;  Tli  Iren,  rrvii  d.  i. 
imi'n)  gilt,  hält  sich  die  ä.  Litt,  an  die  schulgerechte  Form: 
,Es  ist  jrer  schirm  vou  jnen  gewichen.'  1531/48,  IV.  Mos. 
,Gelag  den  huren  irer  trutz.'  JWagn.  1581.  Die  Flexiuns- 
silbe  -en  wurde  in  einigen  MAA.  als  Bildungssilbe  aufgefasst 
(der  Revers  zu  der  Auffassung,  weldie  das  -er  in  irder,  muier 
usw.  z.  T.  erfahren  hat)  imd  daraufhin  weiter  Hektiert 
irne",  -i,  -es.  ,Ihrne  Weib  und  Kinder.'  1663,  Ap  Volksljl. 
Zu  der  Form  irer  für  den  Nomin.  Acc.  PI.  s.  das  l>ei  ein 
Sp.  273/4  Gesagte.  Aus  dem  PI.  ist  dieselbe  auch  in  den 
Nomiu.  Sg.  f.,  der  ja  übh.  mit  der  Pluralform  Hand  iu  Hand 
geht,  eingedrungen.  .Ho  emmel  die  Chindir  u/iinije  irer  Saeh 
ij'hn'  hei".'  Breitenst.  1864.  Noch  spät  begegnen  wir  der 
sclieinbar  unflektierten  Form  ir,  d.  i.  dem  Gen.  des  pers. 
Pron.,  welcher  anihd.  die  Funktion  des  Poss.  vertrat  wie 
lat.  ejuf.  ,Von  ir  ufsatz  und  hass.'  1531,  Egli  Act.  ,Das 
selbig  wärme  sy  (die  Bärin]  au  ir  bnist.'  Tierb.  1563. 
S.   noch   ire"   IL 

irigen:  zu  dem  Ihrigen  machen.  ,Es  ist  nicht 
bald  ein  Wort  [Maxime],  welches  die  Menschen  so  i. 
wie  dieses  W.'  Gotth.  1854  (in  späterer  Bearbeitung 
umschrieben).   —   Vgl.  miniijen,  sinigm,  sich  aneignen. 

irr  »-/•  Aa;  L:  irre.  Ir  yö",  rede",  sl",  wie  nhd. 
Aa;  in  L  aber  ir  si",  sich  geirrt  haben.  ,Als  wolt  ich 
in  [ihn]  irr  machen.'  1548,  I.  Mos.  Adv.  Gen.  irrfejs 
in  der  ä.  Spr.  häufig,  verbunden  mit  ,sin'  und  noch 
öfter  mit  ,gän'.  ,Noch  eins  ich  dich  frag,  dann  umb 
dasselb  bin  ich  noch  irrs  [ungewiss].'  1570,  Suhirt 
und  Schuoler.  ,Als  dehain  ordenlich  hofsrecht  gewesen 
ist  und  die  insessen  oft  irs  gangen  sigen.'  1481,  Hofr. 
OuERBÜREN.  ,Das  unsere  Predicanten  ires  gangind.' 
15'24  Z.  ,Das  er  irrs  gieng  auf  dem  veld.'  15ol/00, 
I.  Mos.  ,0b  iemand  mainte,  dass  si  iers  giengind.' 
Vad.  ,Irrs  oder  ab  dem  wi^g  gon.'  Fris.;  Mal.  ,Wenn 
unsers  fyends  esel  irs  gat.'  LLav.  1584.  Jetzt  nur 
noch  selten.     ,Du  bist  irrs.^  Baurexgespr.  XVHI. 

irren  ire  Ap;  Schw;  U;  Zg;  Z,  r're  Aa;  Gl;  Uw, 
iere  Sch;  Th,  jere  Ap  It  Merz:  1.  intr.  a)  heruni- 
irren,  als  Bettler.  ,1.  oder  raangel  lyden  tuet  wee.' 
Schimpkr.  1051.  —  b)  sich  irren  ScnwE.  —  c)  er- 
numgeln,  m.  Gen.  d.  S.  ,Welicher  schindlen  irret,  der 
sol  zuo  ainem  vogt  gaun  und  inn  darumb  pitten.'  1481, 
Hofr.  Obekbüren.  —  2.  trans.  hindern,  belästigen, 
stören  Aa;  B;  GrPt.:  L;  Sch;  U;  bes.  die  freie  Be- 
wegung der  Glieder.  Die  hoch  Achsle  irrt-ne  iw  Biicki 
träqe  |ini  Tragen  einer  Bütte]  ZWI.  Das  Chleid  ird-mi 
im  da;  d'  y.äud  irid-mi  mäiitjist  im  ('hiwe  [Kauen]  Uw. 


409 


u-,  er,  ir,  or,  ur 


410 


Ml  hiisi  [kranke]  Hand  irrt-mi  B.  '.s-  Halsne  irret 
KiiicH  im.  Scilliicleii  Schw;  Zu.  lieh  der  , Sack  s' träge 
tüte  mich  nit  irre  U.  1)'  l'eissi  irrt-mi  nit,  ich  bin 
niclit  oben  fett  U.  ,  Wotlseh  iippe  rite  [auf  den  Wagen 
steitron  I V'  ,(T(ir  ijerii,  we's-di  nüt  irrt.'  Gotth.  Sel- 
tener von  geistig-en  Tätigkeiten  oder  Seelenzustiinden. 
l  Im  ji>  iiid  iisserede  chihine;  alh'iril  ist  er  du  (faesse 
toid  du"  hdt-mi  (fieret  Sc».  ,H(il  in  no''''  Für  [für  die 
Tabakiifeife]!  so  jerel's-mi  ^tommeii  [nicht,  iiielir]  im 
l'riieiile  [erzälilen].'  Mkkz  1S30.  Der  Liirme  het-mi  am 
Sehhife  ij'iret  BKi.  ,Die  Tagesheiteri  irrte  [zärtliclie 
-Annäherung]  nicht  mehr.'  (ioxTn.  .Unrecht  niinnär 
[Liebhaber]  irrent  reclit  minnäre;  einer  macht,  dass 
vieren  niissetriuwet  wird.'  Hadlouu.  .Dur  der  deheines 
[durch  Nichts  von  dem]  dirre  brief  möchtin  hernach 
gesumet,  geirret  ohl  gekrenket  werden.'  1304  B.  ,Der 
l)rob.st  und  daz  capittel  sont  die  procession  began,  es 
si  danne,  daz  -si  von  redelicher  sache  hier  an  geirret 
werden.'  lo'2U/3()  Z.  ,Und  sol  si  des  der  apt  nit  irren.' 
Hofr.  Enoei.b.  ,A1so  daz  wir  daz  Chloster  nit  beswären 
sullen  noch  ieren  mit  gericht,  noch  an  gericht'  1331, 
Abt  Ki'DOLF.  ,So  sol  in  [ihn]  der  recht  Vatermage 
erben,  der  im  [ihm]  also  nache  geschaffen  [vwdt],  daz 
es  ein  ee  geirren  [verhindern]  mag.'  1340  Z.  ,Inrent 
din  ziln  ist  ein  Alment;  do  sol  nüt  i.,  kein  zun  noch 
türli,  unz  in  den  hochwalt.'  Üttii.  Malters.  ,Das  einer 
mag  machen  uf  der  allmend  einen  garten  mit  dem 
gedinge,  dass  er  weder  stege  noch  wege  irre.'  Gersaü 
143t).  ,Da  wurden  wir  an  der  Losung  [Einlösung  des 
Unterpfandes]  gesäumt  und  geirret  von  denen  von 
Schw  und  von  Gl.'  1437,  Beitr.  z.  Ladffer.  .Sumen 
und  irren.'  1513,  Arch.  Jen.  ,üer  hat  sinen  schütz 
[Schuss]  verlorn,  in  [ihn]  ire  dann  est  [Äste],  listen 
oder  nagel.'  1504,  Z  Schiessplan.  ,I)as  sol  gheinen 
fronnnen  Christen  i.'  Zwin(;li.  ,Dass  kain  tail  den 
andern  solte  an  sinen  lüten  und  landen  beschedigen, 
hindern  noch  ierren.'  VAn.  ,Wie  es  dlse  Lüt  ser  übel 
jrrte,  wo  man  jn  der  kuehe  nit  flyssig  ufrumte.'  RCvs. 
,Er  seilte  sich  das  nit  irren  lassen.'  LLav.  1569  (,sich 
darab  nit  entsetzen.'  1070).  —  3.  unpers.  a)  woran 
gelegen  sein.  ,Non  multuni  refert,  es  ligt  nit  vil  daran, 
es  irrt  wenig.'  Fris.  ,Was  irrt  es,  wo  du  sterbestV- 
EudMey.  1650.  Es  iert-mi  nüt  drum.  PuriK.  —  b)  ge- 
lüsten.    Es  irrt-mi  nüd  Ar. 

Bed.  3  entspringt  aus  dem  Gniudheg:riff  .iire  iiiacliei], 
vom  Wege  abbringen',  iusofern  dazu  ein  besonderes  Interesse 
erforderlich  ist;  in  einzelnen  Füllen  kann  aucli  Bed.  2  zu 
Grunde  liegen,  mit  dem  Nebenbegriff  .seliadeu'.  3  b)  ent- 
springt hinwieder  aus  a),  insofern  eine  der  mögliehen  Formen 
oder  Folgen  des  Interesses   eben  das  Gelüsten  ist.' 

ungeirret:  Ptc.  pass.  von  irren  2  mit  präfig.  Neg. 
.Darum  im  [dem  Abt]  obgenannte  lechenscliaft  von 
den  von  .Appenzell  genzlich  onbekömbert  und  ongeiert 
bliben  sölt.'  Vau.  ,Zuo  danken  den,  die  still  sind 
gsin,  uns  glan  ungirt.'  Com.  Beati.  Etw.  anders  bei 
Anselm:  , ungeirret  des  grossen  banns',  ohne  sich  durch 
denselben  irre  machen,  stiircn,  abhalten  zu  lassen; 
also  s.  V.  a.  , ungeachtet',  und  von  der  gewöhnl.  Omistr. 
abweichend,  welche  den  Gegenstand,  nicht  die  Ursache 
der  Hinderung  in  den  Genet.  setzt. 

V er- irren   -ie-  Ar;   GuPr. ;   GTa. ;    Sch;    Tu,    -j-- 
GA.:  1.  intr.    a)  den  rechten  Weg  verlieren,  allg. 
b)  einen  Fehler,  Irrtum  begehen,  sich  irren,  z.  B.  im 
Kechnen,  in  der  Beurteilung  der  Menschen  Scn;  Tii; 
Vi.    ,l>er  Tod  ist  in  ihm  verirret",  er  ist  noch   lebens- 


kräftig, -lustig.  169'2,  Mev.  Hort.  ,Es  ist  das  Elend 
meines  Lebens,  dass  ich  inmier  an  allen  Menschen 
verirre.'  HPest.  1790.  ,Bist  du  um  keine  Nulle  ver- 
irrt'?' ebd.  Er  ist  reriret,  tvie  de  Met:(jer  i-der  Cime. 
SuLGEU.  —  c)  halb  oder  ganz  geisteskrank  werden; 
irre  reden,  delirieren  Ar;  GTa.  Ptc.  rerirr(e)t  als 
Adj.:  irrsinnig,  nicht  ganz  bei  Sinnen  Ap;  B  {reriirrt 
Gt.);  GTa.  ,Anne  Bäbi  meinte,  er  sei  verirrt,  und 
vielen  Leuten  kömmt  das  Verirren  vor  wie  ein  Vor- 
bote des  Todes.'  Gottu.  ,Sagt,  es  wäre  im  nie  bass 
gewesen,  dann  do  er  im  haupt  also  verirret.'  LLav. 
1569  (1670  , verwirret').  —  2.  trans.  in  die  Irre  führen, 
zu  Irrtum  veranlassen.  HSul/.  1830,  f. 

Die  Form  verun-t  berulit  (wie  das  syn.  verchn-t,  eig.  ,vcr- 
kelirt')  auf  dem  sog.  Rücknmlaut,  indem  in  MA.\.,  denen  / 
(und  c)  zugleich  ii  (und  ü)  vertritt,  falsche  Auffassung  des 
Lautwertes  des  Voc.  nahe  liegt. 

ge-ver-  hf(r)rire  =  rer- 1  Z.  G'veriret,  irrsinnig, 
verrückt  GW.  —  geverirrlieh  Icferirli:  wo  leicht 
zu  irren  i,st  Z. 

Ver-irrer:  Abtrünniger.  Von  einem  Ratsmit- 
gliede,  das  gegen  seinen  Eid  handelt,  heisst  es  im  ä. 
Z  Richtebr. :  ,Denselben  v.  suln  die  andren  des  rats 
von  in  [sieh]  scheiden  und  ein  andren  an  sin  stat  kiesen.' 

vcr-irrig  -i-r- üw.  -ie- kv:  verirrlich,  leicht  irre 
führend  Xv;  UwE. 

ver-irrlich  -l^rlig  Bs;  Z  (auch  y'v.):  1.  leicht  irre 
führend.  V.  und  öd,  von  Wegen  Bs;  auch  von  Orten, 
wo  man  sich  leicht  verirren  kann  BSi. ;  Z.  —  2.  „=rer- 
irrt  i.  S.  v.  nicht  bei  Sinnen  Z." 

irrig  l^r-  Sch;  üwE.,  ireij  P:  1.  von  Personen. 
a)  in  Irrtum  begriffen,  befangen.  I.  sin  =  sich  irren 
Scu;  U;  Z.  ,Wir  warend  auch  vor  zeyten  yrrig.' 
1531/48,  ErisT.  Tit.  (.verirret'.  1667).  —  b)  unwillig, 
erzürnt  P.  —  2.  von  Sachen,  a)  unrichtig,  bestritten. 
,Es  were  denn,  dasz  vil  beredung,  vorbehebung  [Vor- 
behalt] oder  irrige  dinge  darinn  wärent.'   1457,  Bs  Rq. 

—  b)  irre  führend.  .Bei  Vohuün[d]  sind  ire  [gewisser 
Tiere]  baan  [Bahnen,  Spuren]  ganz  i.'  Tierb.  1563. 
, Irrige'  Ort.  avia  loca;  irrige  wäld,  nemora  avia;  die 
Strassen  sind  irrig,  habend  vil  abwäg;  irriger  weg, 
der  nit  zu  treffen  ist.'  Mal.  —  c)  verwirrt.  .Die  un- 
ordentliclien  irrigen  haar  der  augbrawen.'  Tiehh.  1563. 

—  Bed.    1   a)  kommt  auch  dem  mhd.   in-r  zu. 
irrisch.     , Irrische    Sectcn',    irrgläubig,    von    der 

Kirchenlehre  abweichend.  Lind.  Wint.  Chr.  ..lanseny 
Lehr  als  i.  verworfen.'  FrHapfner  1666. 

Irri"g  V'riy  UwE.,  ierig  GW.:  1.  Irrtum,  Jliss- 
verständniss  GW.;  UwE.  ,Der  gerichtschriber  [soll] 
die  wort  derselben  urteilen  inschriben  und  vorlesen, 
umb  das  dadurch  i.  der  urteilen  vermitten  werden 
möge.'  1457,  Bs  Hi|.  —  2.  Hinderniss,  Störnng. 
.Intrag  und  Irrung'.  ,I)och  solle  solichs  der  stadt  reclit 
und  harkommen  kein  intrag  noch  i.  bringen.'  1431, 
lis  Hl).  Auch:  ,i.  und  enderung',  in  Gesetzen  oder  Ver- 
trägen, ebd.  ,So  nun  .Jemand  wäre,  der  eine  Irrung 
oder  Hinderung  diser  Ehe  wüs.ste,  der  solle  das  zu 
rechter  Zeit  und  an  gebürendem  Orte  anzeigen.'  Z 
Liturgie.  —  3.  Zwist.  .Irrung  und  spenne  [Span- 
nung]'; ,spänn  und  irrungen.'  1531,  Strukl.  ,1.  u. 
Missordnung;  1.  u.  Unrat;  1.  u.  Misshäll;  I.  u.  Wider- 
wertigkeit.'  Bs  \i(\. 

Un-:  Störung  Siiiw;  'Ar,.  Maehid  aif''  kei  Vnirig! 
schränket  euch  um  meinetwillen  nicht  ein.  1840,  Trvner. 
\'gl.   J'mständ.  l'u-  liier  in  jtleonast.  verstaikemier  Uod. 


411 


Ar,  er.  ir,  or,  wt 


m 


Irr -im  SS  f.:  Hiiideriiiss,  f^tiiriui,<r.  ,Pie  uns  daran 
bekumbcrn  oik'r  di/hein  Irmisse  darzue  tuen  wollen.' 
Beitr.  Laif. 

Irr-siil  ni.  f.:  1.  Irrtum.  .Min  i.  bekennen.' 
ZwiNGLi.  ,Wo  er  irrete,  abston,  seinen  i.  enderen.' 
Bibel  1581.  ,So  ihr  vergebend  der  menschen  ire  irsäl.' 
iri31/48.  Matth.  ,Aus  1.  oder  Einfaltigkeit  sündigen.' 
1707,  E,SEiiiKL.  -  2.  Irrlehre.  ,T)esshalb  das  sy 
offne  irrsei  wider  die  Gottheit  Christi  leeretend.'  Bib. 
1531.  —  3.  Störung,  Streit.  ,Da.s  darnach  mit  krieges 
anvaht  iht  stösse  oder  irresal  darin  valle.'  Twingr. 
Boswyl.  —  irr-selig:  Adv.  irriger  Weise.  ,Götzen, 
durch  die  wir  irrselich  vermaint  habent  verzyhen  der 
Sünden  erlangen.'  Zwingli.  —  Mit  Umlaut  wiikomk'in  -i<j 
al)g(--lfitet  voll)   Subst. 

Irrtag  BSa..  Trrli(/\iM.  -  m.,  ,Irtung':  1.  Irrung, 
Irrtum.  /  bi'  im  I.,  habe  mich  verrechnet,  od.  habe 
die  Sache  falsch  angegriffen  BSa.  ,Hansli  sagte,  man 
könnt  's  vergessen,  oder  es  könnte  sonst  e  Irrlig  ye.' 
GoTTH.  , Künftig  irrtung  zuo  versehen,  so  erlütern  wir 
uns  hieniit.'  15'21,  Absch.  ,Sy  [die  Schulkinder]  der 
Ictzgen  verhören  und  irn  geprust  [Mängel]  und  irrtung 
sagen.'  Schulordn.  Bkugg.  —  2.  Hinderniss.  Eshet 
im  [ihm]  da  en  Irrtaf/  (j'i/e"  BSa.  ,ün  intrag  und 
iertung.'  Vau.  =  Irii''g  3.  —  3.  Streit.  ,Irtung  er- 
wachsend, wo  zwen  gegen  einandern  spilent.'  1503, 
■Laudb.  S(  iiw.  ,Das  in  künftigem  hierin  Irtung  ver- 
niitten  blib,  ist  gesetzt  also.'  1518.  ebd.  ,Doniit  kein 
irtung,  klegt  oder  Unwillen  in  gebrucli  des  rechtens 
uferstande.'  15'20,  Absch.  ,Biss  zuo  usstrag  der  irtung 
und  spännen.'  1530,  ebd.  ,Uns  schwebender  irtungen 
halb  güetlich  mit  einandern  zuo  betragen.'  153'2, 
Strii'kl.  ,A1s  dann  Span  und  Irtung  gewesen  ist  zwü- 
schendt  dem  Hänsj  B.  an  einem,  auch  N.  N.  anders 
teils.'  153'2,  Z  Proc.-Act.  ,lu  allen  spennen  und  ier- 
tagen  diser  parten.'  Vad.  ,Span,  ierrtäg  und  kriege.'  ebd. 

Mild,  ivrctac  und  so,  als  Zss.,  uoeh  von  Yadiau  verstaudeu. 
der  daiielien  .ilicr  auch  der  alciii..  auf  Vmwandhiiig  der  Zss. 
in  eine  Aldeitunirshildung  lieniliendcu  Afterforiii  sich  bedient. 
Vg:l.  zu  letzterer  die  Naiiien  der  Wochentage,  auch  Lehtiij 
II.  a.,  Apiiss  aus  ,Al)lass',  Turyi  aus  .Turgau'  u.  v.  a.,  wo 
,Tag'  und  übh.  das  zweite  W.  die  gleiche  Degradation  er- 
fiihreu.  Mit  Irtttnij  ist  die  Verhochdeutschung  von  Jrtiy 
bealisichtigt,  nach  der  Analogie  In-ii^ :  Jnuny,  indem  t  mit 
dem  Stamme  verbunden  oder  Irrtum  und  Irrung  comhiniert 
wurden.      Zu   li-rtatj  vgl.   JiivhtfKj  =^  JiicJitum. 

Uu-  ,  Viiirrtitj  f.:  grosses  Hinderniss;"  =  Unirri'g 
L.  „!■'' chiimme zuc-d'r,wenn-i''''Jcei  U)iirtiy  mache."  St.''. 

Verirrtigi  f.:  Verirrtheit  i.S.  v.  Delirium,  Geistes- 
störung BNeuenegg.  —  Nach  Art  der  weih).  Abstracta  auf 
~i  aus  *  Vcrin-titij  weiter  gebildet. 

Irrtum  f.  u.  n.  .Die  in  irer  irrtunib  verharrend.' 
Absch.  1530  Th.  ,Von  siner  irthunib  ze  ston  [abzu- 
.stehen].'  Kessl.  .Die  das  iertum  gsechen  und  doch 
die  Wahrheit  wider  die  selb  nit  erhalten  mögen.'  Vau. 
,Die  päpstische  Irrtum  und  die  evangelische  Wahrheit 
gelehrnet  erkennen.'  XVII.  Mise.  T.  PI.  .die  Irr- 
thumben.'  KiOl,  JMüll.  —  Das  weibl.  Geschlecht  scheint 
von   dem    W.   Irlumj  entlehnt  zu  sein. 

il'B"  II  (/)■«  B().;  W),  ,iro':  Pron.  pers.  1.  em 
P  silv.  f.  Dat.  Sg.,  ihr.  allg.  —  '2.  erjun  P  silv.  P  1. 
Gen.,  ihrer  150.;  W,  hier  auch  an  der  Stelle  des  poss. 
Pron.  ly  Chind  selhind  im  ]'ater  und  im  Miielrr 
fdllieii.  iSi-hi  heiiul  c  Frcid,  das  im  Gelti  viid  im 
Gotte  I Paten]  .•<iiid  cliati.     Schi  lii/fiiind   srlio"  iiiiu/  in 


im   Bett.     ,Dann    solle    alles   ir   guet   an    iro   vatter 
fallen.'  1565,  Landr.  Henneberg  (Peterz.). 

Alid.  !rö,  im,  iru,  mild,  (in),  ir.  Das  Aleni.  hat  die 
zweisilbige  Form  gerettet,  indem  es  schon  früh  (s.  Weinli. 
A.  Gr.  S.  457)  die  voc.  Endung  an  die  conson.  (schwache) 
-en  vertauschte.  Sehr  eigentümlich  ist,  dass  P  den  Sg.  und 
den  PI.  dissimiliert.  Dass  das  possess.  Pron.  PI.  durch  den 
Gen.  des  pers.  Pron.  vertreten  wird,  ist  alter  deutscher 
Sprachgebrauch  und  das  Ursprünglichere;  es  muss  aber  gesagt 
werden,  dass  W  sich  auch  des  poss.  Pron.  daneben  bedient. 

irene:  pers.  Pron.  PI.  Gen.  in  partitiveni  S.,  ihrer, 
z.  B.  1.  drei  Bs.   —   Eiue  Bildung  mit  redujd.   Fle.\ion. 
Hans-Ier(i)  s.  Jery.        lere  s.  Jere. 

Or  o"r  GW.  n.:  1.  a)  das  Ohr  als  Teil  des  Kopfes. 
,Item  Einer  und  sein  Weib,  weil  sich  dieselbe  bei 
ihrer  Copulation  als  ein  reines  Meitle  mit  dem  Kranz 
eingestellt,  da  doch  die  Erfahrung  hernach  bezeuget, 
dass  es  eine  Braut  mit  4  Ohren  gewesen,  gebüsst.' 
Glur  1835.  Ore  wie  Chahisbletter,  grosse  S;  Z.  ,Si''' 
nf'.t  fiif-cncs)  Or  leyye,  zum  schlafen  Bs;  B;  Z.  D'  Ore 
lo  lampe  [hangen  lassen],  verzagt,  erschrocken  sein 
Srn;  Z.  Das  Ohr  als  emiifindliche  Stelle  für  Züch- 
tigung: AVurt  i  u-ill-dr  (Muea-dr?)  d'  Ore  lä,  iü  stö 
(und 's  Lebe  schenke)',  scherzhafte  Drohung,  an  Kinder 
gerichtet  A'c;  Bs;  G;  Z;  in  Ai-  auch,  noch  scherz- 
hafter: d' Haue-n-abore  für:  d'  Ore-n-abhatie.  Ahnlich: 
Eim  de  Ohojtf  zu-iinchet  d'  Ore  fetze  GrD.  (vgl.  nhd. 
Einem  den  Kopf  zurecht  setzen).  I)' Orellre  [drehen, 
wickeln]  (und  's  Lebe  schoikej  S.  Eim  d'  Ore  dräje, 
strafen  B.  Uf  d'  Ore  gi},  züchtigen  B;  ausschelten. 
SrLGEK.  Ebenso:  Eine"  bi-den  Ore  tic"  Aa;  Sch;  Z, 
oder  gröblieh  bim  Söuörli  Aa.  D'  Oren  i"rlbe",  streng 
zurecht  weisen  Th.  Es  cltunnt-em  um  d'  Oren  ume, 
er  muss  die  Polgen  tragen;  öfter  syn.  um  de  Chopf 
ume  Z.  Eim  d'  Hut  über  d'  Oren  abe  ziihe,  Einem 
das  Seinige  abzwingen.  Sclger.  De  Wolf  bi  'n  Ore 
ha",  in  Verlegenheit  sein.  ebd.  ,lJ'i  Bur  muess-ine' 
sehlnt  's  bi-me  anderen  Or  packe,  sun.st  redt  er  nit!' 
BWvss  1803.  Er  Uess-em  um-ene  Kriizer  dur'^  's  Or 
dure  steche",  um  Geld  ist  er  Alles  zu  erleiden  bereit 
L;  S.  Zur  Bezeichnung  hohen  Grades:  bis  über  d' Ore 
in  Schulde  stecke"  Bs;  Sch;  -dinne  sl",  im  Pech  B; 
-  z'  tue"  ha"  B.  Dem  Tüfel  es  Or  ah-laufe  Bs,  -renne 
Z,  -lüge,  -schn-öre,  -schicätze,  übermässig,  unsinnig 
laufen  usw.  Esse",  bis  d'  Ore  gnapped  [wackeln],  un- 
mässig  Sch  Z.  Fresse",  dass  Eim  der  Schmutz  [das 
Fett]  zu  den  Oren  usse  flüsst  Gr.  ,Er  nimmt,  bis  ihm 
die  Ohren  entfallen,  Atticus  moricus  panein  porrigit.' 
Hosi'iN.  =  unersättlich,  gierig  bis  zum  Tod.  ,Manus 
in  Aetolis  habet,  er  ist  ein  Gabenfresser:  er  näme,  biss 
ihm  die  Ohren  entfielen.'  Denzl.  1077.  1710.  Ohr  als 
wesentlicher  Bestandteil  eines  Ganzen.  ,Ein  Ohr  ab 
haben',  von  einem  Mädchen,  die  Unschuld  verloren, 
unehlich  geboren  haben  L;  Syn.  ,ein  Eisen  ab  haben'. 
Er  dräit  [dreht]  slm  G'schäß  es  Or  ab,  schwächt  es 
durch  grosse  Verluste.  Schild;  Suterm.  S.  noch  litzen. 
-  b)  das  Ohr  als  Organ  des  Gehörs  und  Sitz  des 
Verstandes.  D'  Ore  lüte-mer  [läuten,  klingen  mir], 
ich  ahne,  dass  man  von  mir  spricht  Bs;  B;  Scu;  S;  Z. 
Das  rechte  Ohr  läutet,  wenn  die  Eede  günstig  oder 
walir  ist,  das  linke  im  entgegenges.  Fall  B;  Scn;  S;  Z. 
, Seilen  wieder  habt  ihr  mich  hinter  meinem  Rücken 
verliaiulelt,  und  das  linke  t).  hat  mir  geläutet.'  Gotth. 
/>;()■■■''  d'  Ore  pflfe,  gä.  dnrclidriMgendeu  Ton  haben. 
Ex  (lillrt-iiicr  d'  Ore  roll.     D'  Drcii  (dntiaiidere  mache 


413 


Ar,  er.  ir.  or.  ur 


414 


[zerspreiifren]  B.  .Ohren  geben'.  Gehör  Th.  Was  mich 
iiit  Wijfit,  ihm  ijilicii  i  tiid  Oic  —  /(('(  der  GrinddvaMcr 
(fseit.  .SiTKRM.  .Dass  guieiner  orten  gesanilte  denen 
unruehwiafen  lenten  so  vil  ohren  geben.'  15Ü8,  Ai' 
T.andteilungswirren.  Z'  ()re  lö,  Gehör  schenken.  Si'Kenu. 
7-»"  (>rc  t^lncke  Gh.  sjiitic  (IW.;  ScnSt.,  strüsse  8.  aul- 
nierlien.  .I>ie  Oren  entseliicben'  [von  Yerstopfiing  be- 
iVeien|,  öffnen.  Bi'll.  Keis  Or  erschiille",  tun  als  oh 
man  nichts  liörte  GuD.  A»i  !i)ifi;ie,  itiii  bessere  Or  nüd 
ifhöre,  nidit  beachten  wollen  L.  Er  liet  d'  Oren  am 
lingijen  IJUeboye,  ist  unfolgsam.  Sulg.  ,Es  hilft  aber 
iloch  nüt,  wan  in  aller  not  alle  Gottesforcht  hinder 
ilie  ohren  geschlagen  [unbeachtet  gelassen]  wirf  Gnon. 
Wiut.  Chr.  .Mit  verachten  wii't  gfar  nit  verniitten. 
Hette  Abigail  desse  red  lassen  für  oren  [an  den  0. 
vorbei]  gan  und  nichts  zun  sachen  tlian,  so  werend 
sy  alle  nüt  einander  umkonniien.'  LIiAv.  1584.  JSiiii 
rf'  Ore  bore,  zum  Gehorsam  zwingen  liSchw.  J<''  hau 
d'  Ore  iiit  im  Sdcl;  Chur.  Für  d'  Ore  cho.  zu  0.  kom- 
men Z.  Kr  hiid  lis(i)  Ore,  teine.  Sii.cek.  De  M'ald 
hat  Ore,  's  Fehl  Äufie.  ebd.  Mc  miiex  nid  ijenf/  id)craU 
d'  Ore  zueehe  ha,  Alles  wissen  wollen,  was  die  Leute 
schwatzen  B.  Z'  Ore  träfie,  bri))t/e,  berichten.  Sulgek. 
In  d'  Ore  chiischeh  [ttüstern]  B.  De  Staub  ro  den 
Ore  blase,  eindringlich  zureden,  tüchtig  ausschelten 
Gk;  Seil.  I  den  Ore  licje,  mit  Bitten  belästigen  B. 
,In  die  0.  bläuen',  oft  vorsagen;  zudringlich  bitten. 
Si'LGEK.  Kim  d'  Ore  meldte,  den  Fuchsschwanz  strei- 
chen, ebd.  Kim  d'  Ore  irarm  mache,  in  Harnisch  brin- 
gen, ebd.  ChiUdigi  Ore  ha,  leicht  zornig  werden,  ebd. 
Vur  Eueren  Ore  z'  rede,  mit  Züchten,  mit  Respekt; 
Formel  der  Entschuldigung,  wie  sonst  auch:  cor 
Kueren  Kren.  ebd.  I  '.s  Örli  fasse,  hinder  '.s  Ö.  stecke. 
ebd.;  KiRcuHOFER.  Hinder  's  Or  (d'  OreJ  u-e  tue  L;  S. 
Hinder  d'  Ore  stecke  Gl;  GW.;  8;  Z,  -schr'ibe  GW.; 
8cnSt. ;  W,  .sieh  Etwas  merken,  daran  denken  (eine 
Lehre  für  sich  selbst  daraus  zu  schöpfen  oder  um  es 
gegen  Andere  später  irgendwie  wieder  geltend  zu 
machen).  Er  hat  's  (dick,  füstdickj  hinder  den  0., 
ist  schlau  Aa;  Bs;  L;  GTa.;  ScuSt.  Troche  hinder 
den  0.  sl",  erwachsen,  verständig  Ap;  GrD.;  no  nüd 
tr.  (noch  nass)  usw.,  noch  unreif  am  Verstand  GW.; 
SciiSt. ;  S;  W;  Z.  Hinder  den  0.  füre  ne,  hinder  d'  O. 
ijrife,  erdenken,  ersinnen  B.  .Piser  Mann  hat  die 
Wort  genommen  nicht  auss  .Augustino,  sonder  hinder 
den  Ohren  herfür.'  ClSchob.  16fl5.  ,Er  nimmt  hinder 
den  Ohren  herfür  so  viel  als  er  wil',  ist  ein  Lügner. 
170'2,  AKlingl.  S.  Muf/f).  Hinder  den  0.  cny'i  sin, 
geizig  sein  GrD.  Hinder  den  O.  chratze,  bereuen. 
Öi'LGEU.  —  2.  Teil  von  Gerätschaften,  a)  (undurch- 
brochene) Handhabe  an  altmodischen  Kaffeetassen 
GrD.  —  b)  umgelegte  Ecke  eines  Blattes  Papier, 
bes.  in  einem  Buche  Z.  —  c)  Ecke  der  Pflug- 
schar, in  welche  die  Eiester  eingehängt  wird  '/,. 
.Beide  Oren,  das  ist  die  riesteren  am  pflung,  hin;!' 
aures.'  Mal.  ,Die  Ohren  oder  Flügel  des  Wegeisens.' 
177'2,  Z  AnL  ,Stil  und  Oren  des  Feldgeschirrs.-  ebd. 
—    Abi.   nliren  in. 

Drli  n.:  eig.  Dim.  zu  Obigem.  Spec.  1.  ein  in 
der  (iestalt  einem  Ohre  ähnliches  Gebäck,  dünn  aus- 
gewalzt und  in  riutter  gebacken,  aus  Eierteig  (iTa.; 
Th.  Am  Funkensonntag  traktiert  der  Wirt  seine  tiäslc 
gratis  mit  Örli  G.  Fasnachtküchlein  GW.;  Z(>.  Kunder 
oder  viereckiger  Kuchen  Ar.  Pfannbrot,  an  vvelcheni 
eine  Ecke  aufgestülpt  wird  (iiil'r.    S.  u.  Kicr-,  Ilascii-, 


Milch-,  Müsörli.  —  '2.  eine  Art  essbarer  Schwämme, 
welche  namentlich  in  magern  Wiesen  wachsen  ZWyla. 

—  3.  Name  einer  hervorstehenden  Felszacke  am  Sentis. 

—  4.  .Öhrli  machen,  schänzlen,  trätzlen',  necken,  fop- 
pen, eig.  indem  man  dem  Andern  .Eselsidircii'  vorhält. 
170"2.  AKlingl. 

Eier-:  „kleine  Kuchen  aus  dünn  gewalztem  Teig 
mit  Eiern,  in  Butter  oder  Öl  gebacken  VOrte;"  AAFr. ; 
in  G  und  Z  an  der  Fasnacht  üblich,  ;iber  in  Z  ver- 
schieden von  den  (flachen)  sog.  Fusnachtchüechli:  ähn- 
lich wie  die  sog.  Chneubldtz,  aber  feiner;  auch  grösser 
als  'trölti  [gewälzte]  Chüechli.  Si'''  ü/ld"  [aufgehen, 
bildl.  sich  gross  machen]  tcie  es  E.  L.  Vgl.  ,ln  Kloster- 
schatten und  Nllwasscr  gehen  die  Weiber  auf,  wie  das 
Eierküchlein  in  Anken.-  Klosters|>.  B  1.S41.  Lui/iimilch 
[geschwungener  Kahm]  nut  Kierörli  gibt  man  in  GRh. 
den. Kindern  am  i'rühlingsfeste  (La'tare).  ,Auss  den 
eiern  machend  die  unseren  küechle,  eyer-  oder  milch- 
örle  gononnt.'  Vogklb.  1557.  .Eierörle,  laganum,  ein 
gattung  der  küechlinen.'  Mal.  —  Oft  Eia--rörti  gcspr. 
uuil  güschrifbcn;   .EyeiToerli'.    17S1,  Balz. 

Esel-or  =  Or  :3  bj  B;  Z(!. 

Fisch-:  1.  Muschelschaale  Nnw.  .Concha",  fisch- 
oren.  darein  die  maier  ir  färb  tuend.-  Fris.  ;  Mal.  — 
2.  ,Vischoren,  branchi«  [^Kiemen].'  Mal. 

Herz -oren:  die  Vorkammern  oder  Ventrikel  des 
Herzens  von  Tieren;  von  den  alten  Metzgern  und 
Bauern  seltsamerweise  innuer  weggeworfen  als  unge- 
niessbar  Z. 

Hasen-or,  -örli:  1.  ein  (iebäek.  eine  Art  dün- 
ner Kuchen,  in  der  Gestalt  ähnlich  einem  Hasen(dir 
(je  zwei  tingerslange  und  zwei  Finger  breite  Kiemen 
zsgebacken  und  eine  Ecke  eingebogen)  Bs;  Z.  „Hasen- 
öri,  ein  aufgeblasenes,  hohles,  in  Butter  gebackenes 
Backwerk  B."  .Itrium,  dünne  Kuchen,  Hasenöhrlein.' 
Denzl.  1716.  —  2.  Name  versch.  Pflanzen:  a)  Eier- 
schwamni,  gemeiner,  gelber  Ptitferling,  agaricus  can- 
tharellus  B.  —  b)  gemeine  Haselwurz,  asarum  euro- 
p»um  GW.  —  c)  Hasenohr,  bupleurum  ranunculoides 
It  Denzl.  1677.  1716;  Baihin  1664;  Zwinger  1696; 
jetzt  Musfenjürli.  —  d)  gemeine  Flockenblume,  cen- 
taurea  jacea  SeuwMa.  -  e)  gemeiner  Taubenkro]if, 
Pettel,  cucubalus  beben,  silene  tuberosa  B;  Gr;  LK. 

—  f)  Schweinsbrod.  Erdscheibe,  cyelamen  europanini, 
spec.  die  Blüte  B;  Gl;  Gr;  GO.  u.  Kh.;  aScnw;  U.  - 
g)  Katzenpfötchen.  Ruhrkraut,  gnaidnilium  dioicum 
BO.  —  h)  Bitterklee,  dreiblättrige  Zottenblume,  me- 
nyanthes  trifidiata  Vw.  —  i)  Rapunzel.  Ragwurzcl, 
phyteuma  spicatum  GT.  —  k)  Wiesensalbei,  salvia 
prat.  Z  (schwach  bezeugt).  —  1)  Ackerscabiose,  sea- 
biosa  arv.  Durh. 

Bei  den  iiiciston  diesor  l'flaiizon  (■■.  rl,  ,-,  g,  1,  I)  passen 
die  siijirlicli  am  Stengel  stuliomli-n,  si-hnmlcn  luul  liin-liragen- 
(lin  Blätter,  bei  /  die  der  Blilteii  widil  zu  der  Vergluichung; 
/*  hc'isst  auch  frz.  nrriHc  it'hninwr,  uraihllrtUi  (Jura),  /  auch 
.s'iha/tin-,  und  darum  crsclieint  //««i7  in  dem  Namen  HuhiI- 
irurx  für  //  und  J  als  blosses  Verderbniss  aus  //«».n.  Her 
.Sphwannu  «  heisst  auch  .Rebgciss';  beide  Namen  werden  auf 
die  Farbe  dos  Gewächses  anspielen,  auf  die  Oestjilt  jedenfalls 
nur,  sofern   man  sieh   dasselbe   uuigi-sthrzt  denkt. 

K  a  |i  [M-ii-o  ren  :  die  an  eiui-r  Miilzc  zum  Schulz 
der  (llneii  angcliraehtcn  seitlichen  Klappen  Z. 

Kapuzen-örli:  Mücke,  mückenförmige  Ragwurz. 

ophrys  myodes  G.     .\uch    KapiKinrrli. 


415 


Ar,  er.  ir,  or,  ur 


416 


Lab-or:  1.  lang  herunter  liaiigenjes,  weit  vorn 
Kopf  abstehendes  0.  GTa.  Labor,  Labi,  ein  Pferd 
von  P  Rasse  mit  breiter  Stirn  und  weit  aus  einander 
stellenden  liangenden  Ohren;  auch  als  Sehinipfw.  = 
Tidpel  1,.  —  2.  umgebogene  Ecke  eines  Blattes  in 
einem  Buch  als  Zeichen  Tu.  Syn.  Litz.  Scherzh. 
ören  iind  liibören,  Übers,  v.  ora  et  labora!  [bete  und 
arbeite]  Tu  Piu'IK.  —  „Lab-Ori".  -öri  Ai-,  Lapp-öri 
ScHw  m.:  1.  ,Tier  mit  herunterhängendem  0.,  z.B. 
Hund,  Schwein;  auch  von  Pferden,  die  ihre  Ohren 
schlecht  tragen."  In  Ar  auch  von  Menschen.  —  2.  ein- 
fältiger Mensch  Scnw.  —  Doch  s.  auch  I.npj,!.  —  lab- 
urig,  -örig:  Adj.  zu  Lahori  1.  ■ —  Zu  /.<ih-,  Lhjjj,-  vj,'I. 
lampm,  herunterhängen;   .Lanipohr'. 

Leg-:  1.  11.  in  einem  Buche  gelegtes  ,Ohr'  als 
Lesezeichen  Tu;  ZWint.  Vgl.  Ör  2  h)  u.  Eselör.  — 
2.  m.  (auch  Ler/ori)  a)  maskierter  Narr,  Hanswur.st, 
an  der  Fastnacht  ZciBaar.  In  ZcAgeri  ein  Maskierter, 
der  um  Weihnachten  und  Dreikönigstag  die  Lcgoren- 
singer,  zwei  Knaben,  welche  einen  Stern  tragend  Lieder 
.sangen  und  Gaben  sammelten,  begleitete  (lef/oroilniifeii) 
und  seine  Spässe  machte,  namentlich  die  Berufsarbeiten 
des  betr.  Hausbewohners  nachäffte,  sobald  jene  Beiden 
mit  ihrer  ernsten  Aufgabe  fertig  waren.  —  b)  Narr  im 
allg.  S.  Zii.  —  c)  der  Schcllennnter  'Ac.  --  d)  „Klatsch- 
base, Zuträger  LG." 

Eig.  iiiiiss  auch  bei  2.  ein  Ntv.  zu  Gruude  liegen,  welches 
dann,  gleich  den  possessiven  Comp,  .aus  Adj.  und  Subst.  wie 
.Langohr',  persönliche  Bed.  annahm.  Lajor  konnte  ein  Ohr 
bezeichnen,  welches  man  beliebig  an-  oder  herunter  , legen' 
konnte,  wie  dgl.  an  Narrcnniasken  vorli,amen.  Oder  es  war 
geradezu  =  Lab-or,  heruntergelegtes,  hangendes  Ohr;  dies 
als  Zeichen  der  Dummheit  betrachtet  und  dann  iiersönlich 
wie  -Lahor.  Die  grossen  Ohren  mit  kleinen  Schellen  an  der 
Spitze  werden  an  der  obigen  JLaske  bes.  erw.\hnt  und  er- 
si'beinen  auch  an  dem  .Legor'.  welcher  auf  dem  Banner  der 
.Gesellen   vom  tollen   und  torechten   Leben'    gemalt  ist. 

leg-oren:  1.  die  Ohren  legen.  ,So  der  Hirz  seine 
oren  reckt,  so  sol  er  ein  üborauss  scharpf  gehörd 
haben;  wo  sy  aber  leggorend.  so  sollend  sy  ganz 
dumm  one  gehörd  sein.'  Tierb.  1563.  Syn.  die  0. 
litzeti.  —  2.  „als  Harlequin  herumlaufen  Zg."  — 
'i.  „ein  Geräusch  machen  z.B.  mit  Plaudern,  Sprin- 
gen Z."  --  1.  .Neuigkeiten  zutragen,  um  sich 
bei  Andern  einzuschmeicheln."  —  5.  ..(unpers.)  ins 
Stocken  geraten,  hapern;  fehlschlagen  Z."  's  Wetter 
fad  a"  [fängt  an]  /.  De  Meie  [Monat  Mai]  vill  (janz  I. 
,Es  hat  filei/dliret.'  MUsteki.  —  6.  faseln,  lügen  Z. 
—  7.  trans.  betrügen.    Er  ist  t/'legoret  n-nrde  ZWint. 

1.  Legoren  statt  ,0.  legen'  setzt  ein  imperativ,  gebildetes 
pers.  Lffjor  voraus.  —  U.  6.  7.  beruhen  auf  dem  Übergang 
des  Begriifes  .Spässe  machen'  in  den  des  Gaukehis,  Schwan- 
kens und  des  Truges.  Freilich  lässt  namentlich  h  auch  an 
bildliche  Auffassung  des  Hinunterlegeus  der  Ohren  bei  Tieren, 
z.  B.  Pferden,  welche  ausreissen  wollen,  denken.  Auffällig 
bleibt  innuerhin  beim  Subst.  und  beim  A'b.  (ausser  1),  dass 
in  dieser  Zss.  von  der  im  .\lem.  überwiegenden  Form  des 
Verbalstammcs  (mit  y;/.  aus  nj)  Umgang  genommen  ist,  so 
dass  für  den  (Jedanken  an  .\bleituug  von  ..Vllcguriu'.  voraus- 
gesetzt, dass  in  alter  Zeit  in  Zug  dem  Schausjjiid  dieser 
Name  gegeben  wurde,  oder  vou  ,persona  allegorica',  falls 
der  die  Sci-nen  commentierende  und  die  Zwischenräume  aus- 
füllende Zwisrheniuann  einmal  so  benannt  wurde,  einiger 
Raum   lilfibt. 

Lamji-or;  I.  n.  herab  hangendes  Ohr.  z.B.  von 
Jagdhunden,  Schweinen.    Es  said  ei"  Sau  der  andere: 


Lainpor!  --  1.  .Der  Lampor,  flaecus,  der  lampächtige 
oren  hat.'  Mal.   —   Vgl.  La},-,  Laiuj-,  UMoitcr-or. 

Lang-ö)7*:  Kuhnanie. 

Milch-:  Kuchen  ähnlich  den  AVccör?)'  L;  Zu;  ZB. 
,Milchörle  (oder  eicrörle),  küechle  die  aufgond  und 
ein  hole  habend  (wie  küssele),  laganum.'  Fris. ;  Mal. 
,0  milchöhrli,  11  Eieröhrli  und  1  Kanten  mit  Wein.' 
Wintert.  Stadtbuch. 

Mungg-:  eine  kleine,  schwarze,  unansehnliche 
Person.  —  munggürlig:  schwärzlich  Sch. 

MuHfjcjcn  ist:  undeutlich  sprechen,  und  olme  Zweifel  vwdt 
mit  mavijrjd,  dämmerig,  trübe.  Zwischen  WW.  für  Gesichts- 
und Gchörwahrnehniungen  findet  vielfacher  Übergang  Statt; 
man  begreift  nur  nicht,  wie  gerade  das  Ohr  ins  Spiel  kommt; 
viell.  weil  mit  Stummheit  resp.  undeutlicher  Sprache  auch 
Taubheit  resp.  Schwerhörigkeit  sich  verliindet.  Vgl.  lat. 
surdvn,  taub,  lautlich  nahe  kommend  dem  lat.  sordidtis  und 
dem  damit  vwdt.  deutschen  .schwarz'.  Dass  der  Name  Muiuji; 
für  das  Murmeltier  sich  je  der  Seh  Volksspr.  nütgetcilt  habe, 
ist  nicht  denkbar.      Vgl.  auch   das  syn.   munyfielibriin. 

Müs-ür:  1.  die  grösste  Fledermaus  L  (Feiek- 
abend).  —  2.  MüsMi:  .eine  Art  kleiner  Hohlküchlein, 
die  man  anderswo  in  der  Schweiz  Milch-  oder  Eierörli 
nennt.'  Sprenö.  Nach  S.  =  Müslif-Küeclili),  Salbei- 
blätter in  Butter  gebacken.  —  3.  Name  v.  Pflanzen, 
a)  Sumpfschafgarbe,  weisser  Rainfarn,  achillea  ptar- 
miea  AAMuhen  --  wahrsch.  nur  durch  Verwechslung 
mit  gnaidialiuiii,  --  b)  Hasenohr,  bupleurum  ranunc. 
et  stellatum  BO.  (Müsenurli).  —  c)  Ruhrkraut.  Hiiumel- 
fahrtsblume,  gnaphalium  dioicum  B;  LE.  (Müsenüri). 
Auch  Hasenörli.  —  d)  Nagelkraut,  hieracium  pilosella 
BO.;G;  ,Musörlin,  iiilasella.' ScHw  Arzn.  E.  XV.  Auch 
frz.  oreille  de  souris  (rats),  it.  orecchio  di  topo.  — 
Giddeni  M.:  pomeranzenfarbenes  Habichtskraut,  hie- 
racium aurantiacum  (Durh.).  —  e)  echtes  Vergissmein- 
nicht,  myosotis  pal.  Aa.  —  f)  Wegerich,  plantago  Aa 
(MiHLB.).  wahrsch.  pl.  lanceol..  welche  auch  it.  orecchio 
di  leprc  heisst. 

„Mutz-:  abgestutztes  Ohr;  Tier  mit  solchen 
Ohren."     Vgl.  Stutz-. 

Narren-:    Versehen,    als    Zeichen    von    Torheit. 
Zwingli  dankt  Gott,  dass  dem  Z  Gesandten  beim  Papst 
,ein  solch  narrenor  entfallen  sei.'  1526,  Egli  Act. 
—    Von  den   Ohren  an  der  Narrenkappe;  vgl.   lerjör. 

Bären-örli:  1.  Gartenschlüsselblume,  primula 
auricula  GRh.  —  2.  gemeine  Schlüsselblume.  ]U'ini. 
veris  (offic.)  Aa.  .Baluster,  Bären-Ohrlein,  Auriklen 
(.\uricula  ursi)  sonsten  Händschelein  genannt.'  JCSulz. 
1772.  —  Nach  St.  so  genannt  wegen  der  .Ähnlichkeit  mit 
Bärcuobren.      Auch  it.   orecchio  d'  or»o. 

Pfaffen-  s.  Pf.-Börli. 

Sü-ör.  Ein'n  bim  Söuor  nc,  verhaften,  einstecken 
Z.  Ein'n  am  Söaörli  nc,  ihm  den  Meister  zeigen  Aa; 
Bs;  s.  Or  1  a. 

Schübel-  ni.:  ein  Ubelhörender  L;  Nuw.  in  ZStdt 
auch  Srhübel-öriiin,  in  Sch  -öri. 

Schaf-:  scabiosa  arvensis  Aa;  SB.     Syn.  Ihiseii-. 

i^chümcl-  =  Scldibelör  und  nur  darau.s  entstellt 
mit  Anlehnung  an  ,Schininiel'   'An. 

Schlotter-.  .Flaecida'  aures.  lampende  oren, 
sclilotteroren.'  Fris.;  Mal.     Vgl.  Lamp-,  Lab-. 

Schneggen-.  Wenn  ein  vorwitziges  Kind  fragt: 
Wa'  häm-mer  z'  Ümmis?  [was  haben  wir  zu  MittagV] 
so  antwortet  man:  ('IirebscJnitllcn  ii.  Sclmcygenöre.  Sum. 


H7 


Ar.  er.  ir,  iii',  iir 


418 


Siüt zureclier;  eine  .\rt  Aiilol  f^  iiA.     Vgl.  ^ic/«c 

fil..  er.. 

Stifel-ori  n. :  KiiilUltsiiinsel  W. 

lP:is  \V.  als  diiii.  Hilcliijii;  aulirutiisst  inti},'  i'ii.'.  liciU'utrii 
so  duiniii  \vii3  il.is  Ulir  (dtT  Zuj^riuiiicn)  eiucs  Stiofuls?  !H)ch 
lässt  US  sich  auch  als  bliissi;  Abi.  nach  Aualogio  gewisser 
l.ühiiww.  aus  ilcni  Lat.  aiilfasscu. 

Stutz-ör  III.:  rforil  mit  ifostutzteii  Ohren.  .ICiii 
toiitsclier  StutzDhr,  uii  cmirtaut  d'.MK'iimyne.'  Du  h\ 
CoiK  ITMG.     Vifl.  Mut::-. 

Wiss-ur  11.:  Naiue  von  Kühen  uiiJ  Ziegen  Ar. 

ureii:  hei  den  Ohren  reissen,  als  Züchtigung  B; 
F;  Siiiw;  U.  Einen  härc  [au  den  Haaren  reis.sen] 
iDitl  Ore.  !''•  ore  dich  g'uiist!,  wenn  d'  nid  hürsl  [auf- 
hörst]! Bs  Ore  nmes-me  bräche  bi  de  böse  Buche  BSi. 
Hihll.  liart  inifnelinieii  i.  B.  ds  Grit  o..  viel  ausgehen 
BKi.  l>iin.  örlcu  s.  u.  —  ah-  s.  T>c  1  o.  Svn.  d'  Ore 
ab-ora  \\\  —  er-:  heolui'cigen  Gl.  —  „ver-geiss-: 
aus  Unhedacht  verlieren,  verscherzen,  verderhen,  z.  B. 
von  Quacksalliern  )B."  —  Es  uiuss  uiuc  hihll.  Beil.  von 
(Iclui-iir  zu  (Jruuilu  liegen;  vidi,  eine  Ueziehunir  auf  den 
Teufel,  der  oft  mit  der  Ziepe  coiiihiiiieit  wird.  Vgl.  nrlii/lri, 
=  verderhen. 

„oreiieil  =  vrcn  W."  —  Von  der  urr.]ir.  schwachen 
Fniiii   des  Suhst.   nihd.   Onin)  gebildet. 

Urele.  Orle  GKuVatz;  GA.,  oT.,  Ö/v/.„  V.K..  Si.. 
Ü^rrlc  GuPr..  Örle  LE.  —  f.  —  Öreli  n.  BHa.: 
Ohrenwuriu.     !>yn.   Örlcr;  Oren-miu/fjkr,  -nif/(je!er. 

Groler  ZLangii..  ^Orlcr  LE.''  m.:  dass.  —  Nhd. 
.Ohiling-. 

Orete  f.  l'as  I!eis.seii  an  den  Ohren  als  Züch- 
tigung. .Wie  viel  Haarrüiil'e.  Stiisse.  Ühreten  es  da 
absetzte,  kann  Niemand  zahlen.'  Gurni. 

Oring.  Orlig  s.  Örbiy. 

Ori  I  111.:  Geschl.-Name  Z.  Waliisch.  nr.siir.  Üher- 
iianie  eines  Langidirigen  oiler  Harthörigen,  l'^in  Ort 
von  Z  war  durch  seinen  Keichtum  sprichw.,  daher 
mc"  iiicinti,  er  niir  de  rieh  0.  Svuh.r.  ICin  Pfarrer 
dieses  Namens  (ebd.)  schloss  seine  Predigten  mit  dem 
.Gebet:  (J  Herr,  crhüri  dinen  Ort! 

Halb-:  Einfaltspinsel.  Pui'IK.  —  H.  h.  haliiliürig  = 
stnuipfsinnig. 

Kue-:  dass.  Z. 

Kalber-  n.:  dass.  Z.  -  Pas  n.  hier  nuciliiich  liii- 
deutuug  auf  (fri  JI   oder  mit  Bezug  auf  ein  Kind  oder  Weil». 

Lall-:  dass.  Suteumstu.  —  .Der  kaum  siireehen  kann.' 
Vgl.   Lall.   Narr. 

Lampen-;  l'iiidcutung  und  l'.nlstellung  vnii  Tein- 
peri'iir,  mit  verächtlicher  .\nleiinung  an  Liiiiiji-ijr  Aa. 

L;i|ip-:  einfältiger  Mensch  .Sciiw     Vgl.  J.dh-ur. 

Hol-:  l'lielhoriger.  SuniEU.  —  Nach  Anal,  v,  Holl-mi,/ 
g.diildet. 

Buser-:  I.  Kulnkraul,  Katzenpfötchen,  gnaplia- 
liuni.         2.  Blume  ühh.  lluni:!,. 

Villi  /j'ii«,  Katze,  weil  der  Sanienhart  der  weih).  Bliileu 
an  die  Sannnetpfote  der  Katze  erinnert  (oder  wegen  dei' 
filzigen  Bläfter).  Auch  l/tiim-,  ilux-iirli.  i'hrigens  scheint 
das  W.  aus  enphiuiischeii  lliriudcu  iu  die  Zss.  niil  .Kiilirc' 
übergesprungen  zu   sein. 

Schübel-:  Übolhi'iriger  oder  T;iuber  SiuSt.  Kr 
int  cn  Seil.  SiiTKUM. 

.Als  idi  er  einen  Siliiilnl,  l'frupf,  in  den  Obren  hätte': 
s.  Srl,iil„f-,,i\  Auch  Sihübd  allein  kann  diese  persüul.  Bed. 
hallen. 

Schweiz.  IdiutJküU.  I  ;j. 


Ori  II  11.;  1.  llaiiiUiabe  au  Kiirhen,  Gelassen; 
Heukel;  von  der  einem  Ohrläppchen  ähnlichen  Gestalt 
Aa;  B;  Gl,;  L;  Sen;  Z.;;  ZDättl.,  0.  Gelte  [Zuber] 
mit  eim  [nur  einem]  Ö. .'  rief  ein  Böttielier  in  einem 
gewissen  Dorfe  seine  I\id>el  [Eimer]  aus,  weil  das  Dorf 
dieses  W.  zum  Necknamen  trug.  ,Diota.  geschirr  mit 
zweycn  iirenen  oder  liandliaben.'  Fris.  .Lingula  edo- 
hita,  ein  öre  wie  an  einer  gelten,  ein  klein  handluible.' 
Fris.  ;  Mal.  ,Das  sol  die  staiig  undenen  rüereii,  so 
man  si  in  die  [beiden]  öri  [des  Zubers]  stosset.'  XIV., 
ScH  Stadtr.  —  2.  •  an  Werkzeugen  wie  Axt,  Sense, 
Hacke,  die  (der  des  Ohres  ähnliche)  Öffnung,  in  die 
der  Halm  oder  Griff  eingefügt  w'ird,  und  der  betr.  Teil 
des  Werkzeuges  im  Gegs.  zur  Schneide,  z.  B.  au  der 
A.vt  der  llücken,  mit  dem  geschlagen  (nicht  gehauen) 
wird  Aa  ;  B  ;  S.  Auch  die  oben  an  der  .Gerte'  des  Flegels 
mit  Nägeln  befestigte  hölzerne  Schlinge  Aa  (HühIiin). 
Nadelöhr  B^  Z.  —  3.  =  Ör  2  b)  Sni. 

Aehs-  Exür  Gr  uVatz,  Agschenüri  Gi;L.;  der  glatte 
obere  Teil  der  Axt.     Syn.  Agschenhidic,  Iltis. 

Gelten-:  Ohr  eines  Zubers  Z.  .Lingula.  gelten- 
öhre.'  Denzl.   1(177;   1710. 

Sehisshafen-:  Öhr  eines  Nachttopfs.  Seil,  iiiache, 
mit  iu  die  Seite  gestützten  Armen  untätig  da  stehen  Tu. 

Biel-:  Beilöhr;  s.   Ädere  Sp.  8(i. 

öreii,  neu-:  mit  einem  (neuen)  Ohr  versehen 
z.B.  Beil,  Sense  Aa;  ,,B;  L." 

Oring  ()riii  in.:  1.  „der  Henkel  am  ledernen  Kie- 
men, in  welchen  der  eiserne  Strang  oder  Zugstrick 
eingreift,  an  dem  die  Pferde  ziehen;  auch  jener  Kiemen 
seihst  L."  —  2.  Henkel  an  einem  Gefäss  =  Öri  II  1. 
.(iuldine  gschirr  und  fass  mit  ireii  Öhringen.'  Tierb. 
15G3.  —  3.  Ohrfeige  Ar;  G,  auch  Öricjs  G.  .Orig'. 
Entleii.  ir)7n.  .Schweig,  eh  [che]  dir  ein  orig  werd!' 
KManuel.  .Cülaphus.  ein  backenstreich,  schlappen 
oder  ein  öriiig.'  Fuis.  .Einem  ein  0.  geben.-  Mal. 
.Orig'.  AaL.  1üI)4.  ,Hey,  wenn  mir  mein  Weihchen 
iiochnialen  so  tut.  Ich  gib  ihr  ein  Orig.'  Braguer  177!). 
Auch  hihll.  =  Schlag,  Schlappe.  .Disc  lüt  .sind  nüt 
anders  begirig,  dann  wo  sy  uns  ein  oring  geben  möch- 
ten.' l.')'2!>.  .\i)seii.  ,Wie  ungelegen  es  den  beiden  Orten 
käme,  wenn  eines  ein  oring  empfangen  würde.'  15'29, 
Strickl. 

(tebildet  wie  llnhiiiiUi,  /'/<  iiiii(itlij.  (V/(',y.v  entw.  als  iieu.- 
Korni  zu  verstehen,  welche  bei  Ausdrücken  für  Zficbtigung 
lielieht  ist  (vgl.  I'uiiijjis,  Filzi«  usw.).  oder  als  l'uidentuiig 
in  ein  Ad.i.  utr.  mit  -(';/  statt  -in.  -in,  gleichsam  etwas  das 
Ohr   Betreft'eiides. 

Oris  m.;  d'r  Hiict  uff-cm  Eris  triiijc",  schief  auf 
der  Seite  BsSIdt. 

Ui'spr.  eine  geiietiv.  Adverbialhildnug  (vgl.  eiym  Sp.  110, 
iihcrnifj«  Sp.  158,  iriK  Sp.  1U(>,  (-"("•ij/»,  quer  usf.),  dann 
umgedeutet  in  ein  Subst.  von  einer  der  MA.  sehr  (bes.  für 
eiuigennassen  scherzhafte  Benennung  der  (iegenstände)  ge- 
läuligen   Bildung. 

örlen:  1.  (ein  wenig)  hei  den  Ohren  reisseii.  lliin. 
von  ürcn  B;  GrD.,  Malans;  G.\..  eine  Ohrfeige  gehen 
tiitLandq..  Chur,  in  die  Ohren  zwicken  li;  (inl'r.; 
G  oT..  W.  In  B  heisst  aber  örlcn  auch  eine  Freuml- 
schartsbezeugniig.  --  2.  Örli,  liicrörli  backen  .\r; 
(i  iiT..  Ta.;  Zt).' 

örleneu  =  öWfj»  i  GuVals.     Vgl.  örcncn. 

Orliiig  „Örliij  =  Örimj  3  Ar;  tUili.''    -     .Obiliug' 

aiirll    bei     llsS.iells. 


419 


Ar. 


er.  ir.  or,  ur 


420 


Orant:  T.ipwenmaul,  antirrhlnum.  Bauhin  l(j(j-l. 
,CynocL'iilial(_'a..  lierba.  Huiidskopf,  orant.'  Denzl.  1ü77; 
1710.  -  Aus  nilat.  uriinniim,  rflaiizi'iin.  von  verschieiluncr 
Bril.      NM'.    .ilonniC. 

üs-per-oriercii:  Kiiieii  scharf  tadolii  Nnw.  —  Aus 

lleln    lat.  pemntn; 

Kiroli-Uri  s.  K.-Iföii. 

Ur  1  111.:  „Uroi-lisf.  ,liii  hübental  und  in  der 
Eivicr  daselbs  werdend  nocli  die  stier  Uren  geiieiiipt.- 
ÄgTschuüi  15;!8.    Vgl.  Au:  ImH.  112.    Ant.  Z  Xll,  Ul. 

Mlui.  ür,  nn;  lat.  ii/ii»,  iilul.  Auer-Üi:lisc.  —  Nacli  St. 
wiii-e  ilcr  Nauic  Vri  von  Oiesoni  W.  gebildet,  aber  wenigstens 
Boziehmig  auf  das  Wapiien  dieses  Kautons  wird  abgescbnitteu 
dnri-h  ATsehudi:  ,Es  sind  oucli  die  wilden  Uren  nit  glycli 
gemäss  der  gestillt  des  Wappens  des  lands  Uren,  so  eines 
stierliopfs  form  liat.'  Vri  ist  wol  eher  mit  dem  Adj.  ur  in 
Bez.  zu  setzen;  auch  dass  ein  junger  versehnittener  Stier 
Urnrr  lieisst,  kann  für  .icne   Etym.   nichts  beweisen. 

Ur  11  f.:  1.  Stunde.  Dalior  bei  Angabe  der  Tages- 
zeit in  der  ä.  Spr.  der  Plural,  wie  bei  frz.  heurc.  ,Uin 
drei  urou  nachmittag.'  15'21,  Absoh.  ,Zu  8  uhrcn  22 
niinuten  noch  mittag.'  KDasyp.  1578.  ,Um  5  uhren.- 
ARykf  IGOO.  ,Unib  einlif  uhren.'  G  Mandat  lUU ; 
(daneben:  , nachdem  es  cikfe  geschlagen'.)  ,Umb  siben 
uliren  gegen  der  nacht'  B  Mand.  10'28.  ,Unib  vier 
nliren.'  Z  Mand.  1650.  ,Von  11  biss  gegen  4  uhren.- 
.Hkut.  1658.  .Zwischen  9  und  10  Uhren  n.  M.'  JMüll. 
1661.  ,Ich  schlief  diese  Nacht  von  Zehen  Uhren  ge- 
stern Abends  bis  um  Sieben  Uhren  diesen  Morgen.' 
Mise.  TiG.  1722.  Daher  dann  auch  wirklich:  ,die  ze- 
liende  Uhr.'  1552,  Offn.  Wauenii.  Freilich  auch  mit 
versteinerter  Form:  ,um  Ein  Uhren.'  1715.  Z  Stadtger. 
.Welliche  so  lang  verharren,  dass  die  acht  uhren  sy 
ntf  den  Zünften  erreichen  wurde.'  Z  Mand.  1650.  — 
2.  Uhr.  In  B  Staatsrechnung  zuerst  1575.  früher  ihw 
Zu.  Hafn.  1666  erwähnt  .zeigende  und  Schlaguhren- 
auf einem  Tor  ,teils  zur  Zierd,  teils  zur  Kombligkeit 
[]ici|uemlichkeit]  der  Bürgeren,  so  in  den  Sommer- 
häusern sich  aufhalten.'  Sprichw.  RAA. :  .So  gewiss 
als  die  U.  schlagt.-  HPest.  1785.  Wenn  cV  Uren  all 
t)hch  schlarie"cl,  d.  i.  niemals.  Sulg.  Mämji  Ur  zeiget 
änderst  tmd  schlöf  änderst,  ders.  Ba'  ist  trie  en  Ur! 
so  pünktlich,  sicher  wiederkehrend  Z.  —  Mhd.  ure  = 
vre,  höre.   Stunde.      Aus  lat.  hura.      \g\.   Orlci. 

Hals-:  Uhr,  die  an  einer  Halskette  getragen  wurde. 
.Meinem  Beichtvater  sollen  die  fürnembsten  Dateien 
I  Wandgemälde]  sanibt  dem  schlagendten  Hals-Urlin 
gegeben  werden.'    1658.  Gfru. 

Sack-:  Taschenuhr  Z.  Das  Z  Mandat  179:3  ver- 
bietet .das  Tragen  mehr  als  einer  S.  für  Weibs-  sowohl 
als  Mannspersonen.'  —  versackören:  1.  überlisten, 
hintergehen  UwE.  Syn.  rerbändlen.  —  2.  ruinieren 
L\X.  Versaclcio eti  Eier,  in  den  Topf  geschlagene,  zu 
Sticrenauyen  (s.  d.)  LE. 

Bed.  1  wahrsch.  zu  verbinden  mit  der  nhd.  RA.  Einen 
in  die  Tasche  stecken  i.  S.  v.  leicht  mit  Einem  fertig  werden, 
ein  Spiel  mit  ihm  treiben,  ihn  bcmeistern.  —  Bed.  '2  wahrsch. 
eig.  zerbrechen  wie  Eier,  welche  in  den  Toiif  geschlagen  gc- 
wissermassen  aussehen  wie  Sackuhren;  vgl.  umgekehrt  ,Niu-u- 
berger  Ei'. 

Sumiswalder-:  eine  in  BSumiswald  verfertigte 
Art  Stockuhren  von  geschweifter  Gestalt. 

Sand-.  .Damit  der  Prodiger  ein  Zeitmass  habe, 
war  ehedem  der  Gebrauch  von  S.,  die  auf  Stunden 
bereclmet  waren,  auf  Kanzeln  fast  allgemein.'  Frick.. 


Kircliengebr.  .\lso  entsprechend  dein  Gebrauch  der 
Wasseruliren  auf  der  Bednerbüline  des  alten  Athen. 
,Wij-si  tj'siin.fjc  hen,  so  chimt  der  l'farr  uf  d'  Chanzle 
und  dreit  's  Htundeijlas  und  rüttlet  's  eurnifi  und  chlopf't 
druf  —  's  lict  nit  welle  laufe.'  Heüei,.  Solche  sind 
noch  an  vielen  Orten  aus  der  frühem  Zeit  verblieben 
und  werden  jetzt  etwa  als  Symbol  der  Vergänglichkeit 
betrachtet.  .\uch  in  einem  Schulzinnncr  des  alten 
Chorherrensliftes  Z  befand  sich  bis  zur  Schleifung 
des  Gebäudes  (1840)  eine  vierfache,  welche  auch  die 
Viertelstunden  anzeigt«.  Eine  erscheint  auch  im  In- 
ventar des  Musikcollegiums  Winterthur  1660. 

Senkel-:  Wanduhr  mit  herabhängenden  Gewich- 
ten. ,St.  Peter  [Kirche]  hat  in  dem  Turn  einen  Per- 
pendicul  oder  Senkeluhr.-  JEEscuer  169'2. 

Stock-:  Stand-,  Tisch-  oder  Federuhr  im  Gegs. 
zu  Wund-  (Hchwarzuiilder-)  Ur,  Gewichtuhr.  Schcrzh. 
I  han  e  St.  im  Sack,  eine  Taschenuhr,  die  stehen  ge- 
blieben ist,  stockt. 

Tüten-ür,  -ürli;  der  Holzwurm,  sjdiinx  atropos. 
anobium  [lertiiiax,  dessen  dem  Ticken  einer  Uhr  ähn- 
liches (ieräusch  im  Getäfer  der  Wand  als  Vorzeichen 
eines  nahen  Todesfalles  betrachtet  wird  Aa;  Bs;  L; 
Tu;  Z.  —  Syn.  Tulchickcr.  Nach  Cys.  aber  sagte  man:  ,das 
Toggcli  leibischer   Zwerg]  sclimidet". 

Zit-:  pleonastische  Bildung,  da  auch  Zit  allein 
Uhr  bedeutet.  , Wurde  disputiert  under  zween  zeit- 
uhren,  welche  recht  zeige  und  schlahe.'  Wvss  1650. 
,Die  zeit-uhr  gehet  recht,  die  gericht  ist  nach  der 
sonn.'  ders.  1653. 

üren:  (unpers.)  Wie  mängs  üret's?  welche  Stunde 
zeigt  die  UhrV  BE. 

Urlcr  ni. :  Uhrenmacher  BS. 

nr,  -e(n).  -ig:  Adj.  u.  Adv.  1.  wild,  stürmisch 
Uw.  's  Welter  wird  nr,  's  uill  ure  werde.  Im  Winter, 
wenn  's  ure  maeht.  Es  ist  fuil  [faul,  ai-g]  ure  (Wetter), 
trostloses  Regenwetter.  En  arne  Tay  Nnw.  —  2.  von 
menschlichem  Charakter  od.  Betragen:  unwirsch,  grob, 
unartig,  zornig.  De''  Mensch  hed  ure  'tä,  sich  wild 
geberdet  Ndw.  I)r  Vater  hed  ure  mid-mer  g'schmdld 
[gezankt],  ebd.  Das  ist  e  iirrii,-!  Dc<'  lied-mi  ure 
wg'redt  Ojm.  In  G;  SchwM.  urig.  Syn.  iinmär,  un- 
artig. —  Ürni  f.:  anhaltend  schlechtes,  nasses  Wetter 
UwE. 

CV  Lautn.achahnuing  des  Wilden,  Schaurigen,  Rauhen 
durch  den  dunkeln,  trüben  Yoc.  und  den  schnarrenden  Cons. 
Vgl.  InirUjlcn  Sp.  151  ff.  Au  den  einfachen  Stamm  konnte 
ai  aus  der  Flexion  sich  ansetzen,  -iij  ist  für  Ad.j.  u.  Adv. 
allenthalben  beliebt;  vgl.  iin-iy  Sp.  '298.  kws  dieser  Ver- 
gleichnng  entspringt  übrigens  die  Möglichkeit,  dieses  ur  mit 
dem  gleichlautenden  Präf.  in  Verbindung  zu  bringen,  welches 
zuweilen  verstärkende  Bed.  hat.  Von  unserem  ur  viell.  der 
Name  Uri  als  der  eines  rauhen  Gebirgslandes,  und  l'n'ih. 
OricJi,  Name  einer  wüsten  sumpfigen  Gegend. 

111'-:  betontes  Präf.  vor  Subst.  u.  Adj.,  entsprechend  dem 
daraus  abgeschwächten  unbetonten  er-  vor  den  dazu  gehörenden 
Vben.  Vgl.  nhd.  .Urlaub,  erlauben'  u.  a.  Es  gibt  aber  auch 
Libergänge  zwischen  beiden  Gestalton  des  Präf.;  vgl.  nhd. 
.urteilen'  als  Abi.  von  , Urteil'  statt  des  alt.  erteilen,  und  so 
kann  auch  statt  Abi.  von  einem  mit  er-  z.sgs.  VI)  Ableitung 
von  einem  begriffsvwdten  Subst.  mit  ur-  augeuommen  werden. 
Von  dieser  Art  scheint  .urbüttig',  erbotig,  bei  Wurstisen 
(1765  ,urbictig')  u.  Strickl.  Act.,  nicht  von  ,er-bieten',  sou- 
dern  von  ,urbot',  Anerhietung.  So  mag  auch  noch  ,ur- 
springcn'    statt    .er-'   oder  ,ent-spi-.-   bei    liudMey.    Iü:m    als 


421 


Ar,  er.  ir.  or.  nr.     -  Al'l).  erb.  ivb.  orb,  urb 


42ä 


Abi.  von  umjiiini;,  Ui's\iruuij,  trcdaclit  sein;  iudiviiluulle  A'or-, 
irruiig  aliiT  ist  .ürkonimeu',  zukoinincn,  statt  -er-'  od.  ,iiljoi-' 
boi   Edlibach.    —    Zss.   (.-Vld.)    Urbar,    VrU: 

urech,  -ig  .s.  urchen.  verurrt   .s.  rcr-irren 

Sji.  -11(1.  Uri  n.  s.  Huri. 

ni'ibel:    liorribel.   zum  Entsetzen,  znm  Erstaunen, 
meist  als  Verstärkungsadv.  ZWl.,  S. 
ü  r  s.  ihver.  u  e  r  s.  uf-her. 

Uere  n. :  im  XIV..  Name  eines  Bezirkes  voll  alten 
Gemäuers  oberhalb  Klein-Ba.sel.  Und  noeb  jetzt  hei.ssen 
im  benachbarten  Wie.sental  Stein-  Uere"  längliche  Hau- 
fen Feldsteine  in  fruchtbarem  Ackerfeld. 

Seinverlich  steckt  Wmr,  Damm,  liintir  dem  W. :  eliei- 
Hrdij),   wild,  S|).    +2(1. 

Uerich  L:  Tn.  Uerech  üStdt;  Z.  Ucrch  Z,  Vcri: 
m.  Taufn..  Ulrich.  .Uorich-  häutig  im  XVI.  .s.  Uelericli 
Sp.  183. 


Ai'be  BSi.;  FJ.;  Grü.,  Fr.  (z.  T.  dim.  Ärhell);  GSa.; 
W  (Äi-hi.  dim.),  Arre  B:  GRRh.;  Obw;  U,  nach  Durh. 
u.  St.  ,<)rff-  W,  Arnf  Gr  und  Arfle'  —  f.:  1.  Arve, 
liinu.s  cembra.  ,Auch  sol  kein  nachpur  nit  befuogt 
sein,  holz  und  schindla  noch  arbä  aus  unserm  gericht 
zuo  verkaufen.'  Ott'n.  Klosters.  .Desglichen  sind  ver- 
bannet: Eichen,  Arten.  Kriesbäum  [usw.].'  1605.  Ldb. 
Gersai'.  .Das  wolriechende  Holz  des  Baumes,  wenn 
er  nicht  auf  zu  feuchtem  Grund  erwachsen  ist,  gilt 
für  beinahe  unverweslich.  Es  reisst  unter  dem  Hobel 
nicht  wie  dasjenige  der  übrigen  einheimischen  Pinus- 
arten.  Seine  Verarbeitung  zu  den  niedlichen  Milch- 
gefässen  unserer  Hirten  ist  bekannt.  Zu  Sehränken 
angewendet  hält  es  durch  .seinen  eigentümlichen  Ge- 
ruch die  Motten  ab.'  JRWvss  1817.  Die  aus  der 
Frucht  gezogene  Milch  wird  als  ein  balsamisches 
Hülfsmittol  wider  die  hektischen  Krankheiten  ange- 
priesen. AHiJPFX.  Syn.  KrUHoiihoh,  Zirbelhaiou.  Die 
Frucht:  Arhen-,  Ar-zapfen;  Hiirzejifeli.;  Arrcn-,  Zler- 
nüssli.  Der  Samen:  BiherU.  —  2.  Alpcnzwcrg- 
kiefer,  Legföhre,  Krummholzfichte,  pinus  pumilio 
oder  p.  mughus  Uw;  U  (wo  p.  cembra  nur  sehr  selten 
vorkommt).  Syn.  Arie.  —  3.  Kiefer,  Föhre,  pinus 
silv.  BE.;  aScHW;  Uw;  U.  Syn.  Chienbaum,  Fore, 
Täte.  —  arbi",  arfi":  Adj.  dazu.  En  arhnnn  (ar- 
fma)  Stiiel,  es  arhis  Britt  GrD.  Das  Ntr.  auch  sub.st. 
=  Arbenholz.  —  Arvi  n.:  Gegend  an  der  B  Sausalp. 
die  ehemals  mit  Arven  besetzt  war. 

Arvf^  mag  mit  engl,  amnr  ans  ags.  nrcwr,  airh,  got.  nrhniznn, 
Pfeil,  zshangen.  Mhd.  findet  sich  tirf,  Wurfspiess.  Zi(  dem 
Weelisel   zw.  /  und   h   vgl.   til/er  :  mlher. 

•arhen  GT.,  ,ariren'  P  silv.,  ärhe  Tn:  1.  (rcfl.)  sich 
mühen  G;  Tu.  „Ich  mag  mich  dessen  nicht  arben." 
Syn.  .sich  ((fjärbetcn.  .Si  arbete  sich  von  ir  vater  und 
mueter  für  glich  fingerli  [Fingerringe  |.'  DUM,  Gfrp. 
—  2.  (intr.)  arbeiten  1*.  /  lum  law/  ycarwod  far 
dich.  Schott.  —  ge-ärben,  .r/V(W;.j  SchwE.;  „LE.; 
Uw;  Vi"  =  arben  1.  Er  may-.si'''  iiüd  (färbe  SeiiwE. 
Arilin  ist  Eückbildung  aus  nrhilni  und  zwar  ans  dessen 
?te.  I'erf.  tj'urhrtct,  zsgez.  ijar1>(1(t),  was  dann  V(tn  einem 
cinfaehen  tirlirn  zn  kommen  schien.  Doch  vgl.  auch  das  syn. 
nurhtn,  iji—iiiir1ifn,  falls  dieses  nicht  blosse  Ahweirhung,  Sen- 
dern die  iirs|irüngliehere  Komi  wäre.  —  Die  Orthcigiii|diii' vihi 
Schotfs  Korrespondent  (der  auch  /"jm  für  iiv./oi  schreibt) 
;         ist   weder   klar   iioeh   znverlfissig. 


ärber  s.  aber  Sp.  39. 

Arbeit  J-i&f«  Aa ;  Bs  (^ärjJ./Z;;  B;  Gl;  Gr;  L:  Ndw 
(arled);  OBwfärhitJ;  ScnSt.;  Th;  Z,  Ärb^t  Ap;  (BHa.); 
PPo.  (auch  -eit);  GRefis,  Ta.;  Th;  (Z)  —  f.:  1.  Mühe, 
Not.  Anstrengung.  Leiden,  Treiben,  Er  hüä  A.,  er 
wird  es  kaum  zu  Stande  bringen.  Er  hat  lang  demit  A. 
f/lia",  damit  zu  tun  gehabt,  namentlich  auch,  um  sich 
von  einer  Sache  (Krankheit,  Übel,  Wunde)  zu  befreien. 
Er  hat  ■fcho  schiili'''  ril  A.  (j'ha"  demit,  Umtriebe.  Es 
ist  cDKil  en  A.  g'si",  es  hat  Alles  i"  das  Amerika  inne 
irelle"  Z.  Bas  ist  au'''  en  A.!  Mühsal,  Plage,  z.  B. 
wenn  vcm  den  Hunden  die  Maulkörbe  sollen  getragen 
werden.  Eine  .stehende  Verbindung  ist  Mite  und  A. 
{Ä.  ZO.)  (mit  Jmdm  haben).  Refl.  If'  mücht-mi'-''  niid 
der  Ä.  ha"  Ap.  Magst-di'''  ies  au'''  Ä.  ha?  wie  kann.st 
du  dich  nur  darum  quälen?  ebd.  H.  A.  ha'  mitenand, 
mit  einander  prozessieren,  sich  herumschlagen,  auch 
bloss  scherzend  sich  necken  Z.  I'''  gan  (»v»  [dessen]) 
in  Arbeten,  gehe  mit  der  Absicht  um, . . .  BHa.  ,Des 
[wovon,  woran]  min  herze  in  a.  lit  [liegt].'  Hadl.  ,Unz 
daz  si  von  Iren  arbeiten  kommt  [entbunden  ist].'  13-5-1. 
Strafr.  Baden.  ,In  hoffnung,  es  wurde  frid  und  ruob 
[Ruhe]  bringen  und  künftig  müeg  [Mühe]  und  erbet 
vermitten.'  1529,  Strk'kl.  —  2.  'Tätigkeit  (wie  nhd.). 
allg.  Der  1.  Gott  hät-is  ds  Arhetli  g'segnet  Gl.  A. 
und  Spare"  macht  rieh  Chnecht.  Um  A.  sind  all  Ware" 
feil.  1)'  A.  uf-cm  Rugge  treit  de  Lön.  Sulg.  B'  A'. 
muess-es  mache  u)ul  niid  's  Mul.  Tsch.  Bas  u-är  es 
Arbetli  für  dich,  eine  leichte,  angenehme  A.  Z.  — 
3.  die  Berufstätigkeit.  Uf-der  A.  sl",  seinem  Beruf 
nachgehend  ausserhalb  arbeiten  Z.  Die  grossen  Feld- 
arbeiten Bs.  —  4.  Gegenstand  der  Arbeit,  Ar- 
beitszeug, Arboitsstoff  Ar.  Nimtn  dl"  A.  zur  Hand! 
Z.  Weibliche  Handarbeit  und  Unterricht  darin.  lez 
hai-mer  A'rped.  Arbetli,  Strickzeug,  Näharbeit  Bs.  — 
5.  Arbeitsprodukt,  gefertigte  Gegenstände.  Gueli 
A.,  rili  Chunde".  Ixeich.  Das  ist  l'ein  A.l  eig.  keine 
befriedigende  A.,  dann  allg.  =:  das  geht  nicht  an  Gr; 
Syn.  G'schäft.  Iron.  das  ist  en  A.!  ein  Durcheinander. 
Wie  machst  en  A.!  LTnordnung  durch  Abfälle  beim 
.\rbeiten,  beim  Essen  usw.  Scn;  Z. 

Mhd.  ar(r.)hcit  und  auch  schon  erhell  mit  dem  Uml., 
welcher  durch  die  zn  -it  geschwächte  Ableitungssilbe  un- 
gehöriger Weise  bewirkt  wurde.  In  B,  Th,  Z  erscheinen 
die  Doppelformen  mit  und  ohne  Uml.  neben  einander,  doch 
mit  leichter  Differenzierung  der  Bed. ;  s.   d.   Beispiele. 

Un-:  niedrige,  verabscheute  A.  ,Zue  Thomys 
muosten  sy  [die  Christensklaven]  alle  Unarbeit  tuen.' 
NGuLDY  153(). 

Blauenten-  s.  Ent  Sp.  3.54. 

Fusel-.  F.-A.  mache,  geringe  Arbeiten  verrichten, 
das  Aschenbrödel  versehen  Bs.  —  F.  =  Auskehrieht. 
Ktw.   von  geringer  tJiialitAt. 

(J 'vättorli-:  leichte  A.;  A.  bei  deren  Ausfülirung 
man  keinen  rechten  Ernst  hat  walten  lassen  Z. 

V'etterli-:  Handeln  aus  vwdtschaftlicher  Eück- 
.sichtScii;  scherzhaft  auch:  liäsi-A.  Pilger-KAL.  1882. 
„Die  H:indlungen  eines  Vetterli-Gcrichts.  parteiische 
Entsclicidungcn  Tn."     -    Vgl.    Vriiir«ii',rl.li. 

„Flauder-,  Fläuder-:  eine  scblcdite.  nur  idien- 
hin  getane  A.  (iit;  L;  Z." 

!■' In  rl  ingcr-:   verkehrte  .\.  Scn. 

Von  tliiii  bcnai-bb.-irlen  Z  I>orff  bi-r  benannt,  desseu  Be- 
wohni'iii    man    in   S.'li   alli'ii.-i  vn-ki-brle  Sdeiehe  nachsagt. 


420 


Al'lt.  orij.  irb.  oib,  uvb 


4-24 


Giiugeli-Arbcit:  einfältige  A.  Scii.  ~  (jauijijrl, 
O'üwjel,  niirrisclici-,  zu  Pusscii  aufgelojjtcr  MeuscOi. 

Gänggeli-:  leichtfertige  A.,  bei  iler  die  Zeit  vor- 
triidelt  wird.   —   Vnu  iiamjijdcn. 

Güeter-:  landwirtschaftliche  A.  Z. 

8teinhauor-:  schwere,  nur  langsam  einen  Erfolg 
zeigende  A.  Dr/s  ist  iez  aw''  f  St.  mit  (Jeiii  Mensche"! 
er  hört  auf  keine  Ernialmungen  oder  Belehrungen   Z. 

Heiden-:  gewaltige,  hiichst  schwierige  A.  -  //<  lil,,i- 
in   :^l)str.   verstärkomler   Hoii, 

Knie-.   Clinü-:  Beten   Z. 

ICrntter-:  widerwärtige  BsTlierw. 

Viel!,  lur  Kroiu-n-,  (las  man,  weil  eino  Art  Fhu-li  J:irin 
Iic;i:t,  iitiiicehfin  wollte,  angeleimt  an  Chniltr.  alter  Manu, 
oft  geriugscliilt/iü;. 

Lieeht-:  A.  bei  liicht.  bes.  im  Ggs.  zu  der  .\rljeit 
im  Sommer,  da  alsdann  Abends  viclorts  kein  I.ielif 
angezündet  wird  Z.     Anderw.  KM-. 

Lödeli-  Scn,  Lotter-  Z:  wenig  solide  A..  die 
nicht  zshält.  --  Luddi  Dim.  zu  Lade",  Lumiien.  !,<:ij,l,ii. 
I<iiirnii,   iiii-lit  recht  zsliaugen,  schwanken. 

Lumpen-:  A.  mit  der  Nichts  anzufangen  ist:  auch 
von  verwickelten,  widrigen  Angelegenheiten  Z. 

LÜS-:  A..  die  viel  Mühe,  besonders  Anstrengung 
der  Augen  kostet,  .aber  wenig  Gewinn  abwirft  „L";  Z. 
i^yn.  Lidicte. 

StNikolaus-  Sa)itiehlaus-  S,  Sanüchlaii.s-  7,r,: 
vergebliche  odiT  unnötige  A.  .Während  mancher 
säuern  Stunde  hatten  wir  für  den  StN.  gearbeitet.' 
Hartm.inn  18U3.     Syn.  Bii{/(/eii-A. 

Vgl.  .travailler  piiiir  lo  nii  iln  I'rnsse'.  StN.  licsnrgt 
seine   Aiiieitcn  selbst. 

Bfl-:  A.  bei  Neubauten,  im  Gegs.  zu  . Kunden- A.'. 
die  sich  meist  auf  blosses  Flicken  beschränkt. 

Bochscl-,  Bossel-:  geräuschvolle,  mühsame  A.; 
rcdie  Handhinger-A.,  untergeordnete  Dienste.  Bei  Man. 
in  obsc.  S.  ,Von  arbeitsamen  lüten,  da  man  sagt:  Er 
mag  alles  ereslen,  oder  so  einer  alle  bossel-a.  und  was 
im  sein  herrschaft  zuomuotet.  zetuon  nit  scheucht.' 
TiEiui.  IM".  .Wann  die  Biber  Nester  wollen  bawen, 
so  werfen  sie  einen  umler  ihnen  an  Rucken,  laden 
zwischen  seine  Beine  Holz,  schleifen  ihn  damit  [usw.|: 
wo  ein  frömbder  under  ihnen,  der  müosse  herhalten 
und  ein  solche  Bochselarbeit  aussstehen.'  Cvs.  10(11. 
Über  den  m'indichen  Gegenstand  spricht  das  Tikhii. 
1503:  ,Zuo  diser  bossel-a.,  als  ob  der  ligeud  dardurch 
geschmächt  [würde].'  ,A11  pochsel-a.  niustu  treiben,  do 
[die]  billich  zugehört  den  weibern.'  Waursager  1075. 
,Es  sind  lüten  gnuog  ze  antwurten,  er  wird  sich  din 
nit  beladen,  wir  schlechten  schnyder  und  schuomachor 
[wir  gleichsam  seine  Handlanger]  wend  im  die  bossel- 
arbeit  wol  ussrichten  [die  gröbere  A.  für  ihn  tun].' 
GvRR.  15'2r!.  .[Die  Mönclie]  achtend  das  christenlieli 
für|iitt  aller  heiligen  für  ein  schlecht  jjosselarbeit.' 
VaT).    —    Vtni   linrjtulcn  nnil  /'tixaltit,   poltern,  klopfen. 

Böggen-:  A.,  bei  der  man  wie  beim  Bdr/f/eii  (mas- 
kiert herum  laufen)  nur  Possen  treibt.    Vgl.  GäugeU-. 

Bäschel-,  l'äscheli-:  kleine  Hand-A.,  bei  der 
wenig  ausgerichtet  wird  Z.  -     IKUihrtm,  spielem]  arbeiten. 

Bü  sc  hell-:  das  Herstellen  von  Reisigbündeln  GR. 

Pfocli-  Ap,  Pfüdis-  Ap;  Z:  gar.stige,  ekelliafte. 
verwünschte  A.    —    l'j'uih,  />/'inli,   Intei'ij.   iles  Alisclicns. 


Fridesrichter-:  (scherzh.)  eine  Schlägerei  Scu; 
Z.     Syu.  HtüttUalterwetter. 

Ross-:  übermässige  A.  Aa;  Z. 

Sou-,  Söu-  Z,  Sehwin-  Gu:  schmutzige  A.  als 
Tätigkeit  od.  liederlich  ausgeführtes  Produkt  derselben. 

Schiss-:  sehr  flüchtige  od.  sehr  unangenehme  ,\., 
als  Tätigkeit  wie  als  Resultat  derselben  Z. 

Sehlüderi-:  nachlässige  A.  Nnw.  —  s<i,In,I,,;ii, 
sclileclit  und   lässig  arbeiten. 

Schnefel-.  ,Sie  zogen  aus,  er  mit  einem  Korbe 
oder  irgend  einer  Sch,-A.'  Gottu.  —  Srhiußni,  sclinitzen. 

Tag-:  gewöhnliche  Tages-A.,  im  Gegs.  zur  M'il-A. 

Dur-:  Nacht-A.   Z. 

Von  dirr,  (Inri-li.  In  Fabiiken  wird  liei  .Aibeitsanbänfiing 
oder   Wasserni.angel   die  ganze  Naciit  liindnr(di   gearbeitet. 

Itreckli-:  unsaubere  A.,  auch  langsame  A.  Scii.  — 
Im   Ictztcni   S.   von   dncUm,   mit   Dr.  spielen;  vgl.   tnnjijim. 

W  il-:  Über  den  Feierabend  hinaus  sich  erstreckende 
oder  in  der  sonstigen  Ruhezeit  gemachte  k.  Z.  , Weil- 
arbeit mache  du  nirgends  keine,  die  Tagarbeit  ist  so 
schon  genug  für  dich;  denke  an  deine  Gesundheit  und 
greife  dich  nicht  zu  stark  an.'  (Vater  an  s.  Sohn  1810). 

So  benannt,  weil  nach  der  darauf  verwendeten  Zeit  (Weile) 
bezahlt  oder  von    Wil  i.   S.  von  Ruhe,  Feierabend. 

arbeitsclig  GrD.,  «cfcjf-Bs;  L,  ärhrt-,  erlitt- A,\; 
ZW.:  1.  voll  Arbeit,  Mühe,  äusserer  Not  und  Scclen- 
sclimerz  (in  subj.  u.  obj.  S.);  arm,  armselig,  gephrgt. 
unglücklich  ZW.  ,0  du  erbentseliger  künig!'  Zielv 
15'21.  .Plagen  und  strafungen  von  gott  und  auch 
mengerlei  erbeiseligkeit  [so !].'  StkXttl.  Chr.  XV.  M. 
.Was  arbeitseligen  tiers  (dings)  es  sei  umb  ein  men- 
schen, der  nach  rcichtag  [Reichtum]  .stellt.'  15.31/1007, 
SiRAcn.  .Grossen  hunger  und  arbcntsoligkeit  liden,' 
15'2.3,  Egli,  Act.  ,0b  etwar  so  arm  und  arbeitsälig 
sin  wurde,  das  [welcher,  oder  dass  er]  nützid  zue 
gwünnen  oder  zu  verlieren  bette,'  Z  Mand.  1530/1050. 
.In  ein  Unglück  kommen,  in  arbeitsäligkeit  fallen.' 
Fris.;  Mal.  ,Diser  falsch  Samuel  trost  in  [den  Saul| 
nit,  sonder  macht  in  noch  arbeitseligcr  als  er  schon 
was.'  LLav.  1509.  .Die  blödigkeit  und  arbeitseligkeit, 
die  allen  menschen  anhanget.'  HBull.  1507.  .Arbend- 
seligkeit  und  ellendigkcit.'  ebd.  ,Wyl  aj  in  der  Be- 
kleidung so  a.  gsyn,  dass  er  keines  Wegs  glauben 
können,  dass  einer  unter  inen  solte  dyn  son  syn.' 
.l.lBuEiT.  1619.  ,Sie  ist  gar  a.  auf  dem  Rabenstoin  ge- 
richtet worden.'  ebd.  I(i31.  ,Es  ist  dennocbt  ein  a.  ding 
[für  einen  armen  Pfarrer],  das  gcistlicli  brot  au.stoilen 
und  dornebend  das  irdisch  br.  kaufen  müssen.'  1051, 
Scniiii'FR.  ,0  nie  miseruni!  0  wie  bin  ich  so  a.!' 
Dknzi,.  1077;  1710.  ,Es  ist  gar  ein  arbeitseliges  leben 
von  haus  zu  h.  zu  gehen  und  wo  man  dann  zu  herberg 
ist.  seinen  mund  nicht  dörfen  auftun.'  1707,  Sirach. 
,Es  habend  die  Uneinigkeiten  den  zustand  im  Veltlin 
fast  elendig  und  a.  gemacht.'  FSi-recher  177'2.  — 
2.  elend  im  moralischen  und  theologischen  S.,  ver- 
dorben, verkommen,  verblendet.  ,Arbeitselge'  Leute 
nennt  Vaufan  die  nach  hohen,  einträgliclien  Stellen 
strebenden  Geistlichen  und  ihre  Parteigänger,  weil  sie 
statt  holier  Aufgaben  niedrige  Ziele  verfolgen.  .Den 
arbeitsäligen  lüten,  die  sich  selhs  unibbringend.'  .ILLav. 
1500  =  .unglückliaften-  1070.  ,Da  wir  glych  an  an- 
deren si'hen  könnend,  was  inen  übel  anstat,  so  sind 
wir  doeli   so  a..    das    wir  es  an   uns  selbs  nit   sehend.' 


125 


Arli.  ovb,  irb.  orb.  mh 


426 


ilers.  158-1.  ,Eiii  a.-er  vcnlorboiier  inoiisch.'  Bull. 
15f7.  .Von  synes  liederliclien  und  arbcit.saligou  ver- 
soffenen Lebens  wegen.'  Eat.sman.  Aarai'  1008.  .Nabal 
liatt  ilise  ding  [die  das  irdische  Wohlsein  ausmachen] 
alle,  aber  diewyl  ihm  an  Gottsforcht  manglet,  so  ist 
er  auch  hie  in  zyt  a.  gsyn.'  JLLav.  1584.  ,So  aber 
einer  so  a.  sein  wollte,  dass  er  seinen  Lidlolm  ver- 
zechen und  "VVib  und  Kinder  nur  mit  andern  I^cuten 
essen  lassen  wollte  .  .  .'  JJBrf.it.  1623.  ,Und  der- 
gleichen ding  noch  vil  brauchen  die  arbeitsäligen 
[dem  Aberglauben  ergebenen]  Leüt,  sich  vor  gewalt, 
streich  und  schüss  zubewaren.'  Gwerb  10-10.  .Sind 
derlialhen  blind  die  arbeitseligen  Juden,  die  nit  sehen 
wCdlen,  dass  der  Messias  schon  langest  kommen  seie.' 
Müll.  1005.  .Alle  feinde  deines  volks  sind  unweis, 
a.  und  torechter  dann  die  kinder.'  1707,  Weish.  — 
o.  gebrechlich,  verkrüppelt,  krank,  daher  arbeits- 
untauglich; auch  in  geistiger  Beziehung,  untüchtig 
Aa;  Bs;  L.  Er  chn"  Nüt  mc  verdiene",  er  inch  e  ärhed- 
selige  Tropf  Es.  ,Aegra  respublica,  ein  schwach  un 
a.  regiment,  das  nit  in  rechter  ordnung  und  wesen 
ist.'  Fris.  ,Ein  gar  arbentseligs  und  dorachtigs  mensch.' 
Z  Spitalact.  150.S  (auch  .arben-s.').  .Diewyl  sunst  durch 
arbeitseligkeit  (Hinfälligkeit  od.  Gedächtnissschwäclie] 
der  menschen,  die  fürtreffenlicher  sachen  bald  ver- 
gessen hat,  herrliche  Werke  Gottes  gar  verbuchend.' 
HBiLL.  1572.  Lt  L  Schulprot.  1578  wird  von  einem 
.knab,  der  etwas  a.  [ist]  und  etwas  flusses  hat',  An- 
steckung für  die,  so  in  der  Schule  neben  ihm  sitzen, 
befürchtet.  Mit  Bez.  auf  den  Lahmgeborenen  (Apost. 
;!,  2)  redet  JBukit.  1042  ,von  einem  arbeitseligen  mann', 
./u  einem  arbcitstdigen,  räudig'cn  gsellen'.  Scuimpfr. 
1051.  ,l)ie  so  ihr  Vaterland  erreichten,  waren  so  a., 
dass  man  sie  zu  Freiburg  und  Bern  mit  Leiterwägen 
krank,  sterbend  heimführen  musste.'  Mi'LL.  Schwz.-G. 
.liarliel  Seh.,  eine  zehus  sitzend  tochter,  wegen  eines 
kurzen  arms  arbetselig.'  1668,  Hombrecht.  ,In  dem 
StVcrenä-Bad  seind  den  ganzen  Sommer  hindurch 
Kranke  anzutreffen,  angeloffne,  aussätzige  und  sonsten 
ganz  arbeitselige  Personen.'  1702,  Hott. 

Siliij  liier  nicht  wie  in  doni  mlul.  arbciimi-tfi'  und  g;]ciili 
nlul.  Hiliij,  soniloru  wie  clif.  nilul.  larhiitndi(ß  atlj.  Bililunjir 
iuif  -i';/  z\i  rineni  vorauszusetzenden,  n.ach  Anal,  von  ,Mülis,al' 
KCl)  i  1(1  eton   ^1  rhvltmt. 

arbeit-sam:  1.  mühsam,  bescliwerlich.  .In  der 
wüeste,  dem  arbeitsamen  land.'  1531/48.  Hosf.a  (=  .ganz 
dürren'.  1067).  ,Auf  einen  arbeitsamen  schlipfcrigen 
wi-'g  gib  dich  nit.'  1531/1707,  Siracu.  ,Allerley  schwer 
und  a.  Geschütz,  darauss  in  die  weite  zeschiessen. 
tormentum.'  Mal.  (Geschütz,  dessen  Handhabung  und 
Transport  viel  Arbeit  verursacht.)  ,Müeyselige  und 
arbeitsame  Übungen.'  ders.  —  '2.  zur  .\rbeit  taug- 
licli,  verwendet.  ,lhnen  helfen  mit  rösseren  und 
anderen  arlieitsamen  Tieren.'  1707,  Estira,  d.  i.  mit 
Zug-  und  Lastvich.  —  Für  n.  i.  ndid.  ,S.  ist  der  Vnlksspr. 
angemessener  m'rrhhur  u.  a. 

arbeiten  (irhrlr  AeK.;  (juD.,  arbeite  PI'.,  ärhrtr  Ar 
(Gais  ärhede);  GrHc.,  Churw.;  G:  1.  intr.  a)  arbeitoiL 
Di  (r'urhlde  Kiicl  d'  Nare  nrhcited  nüd,  iixr  d'  Ilidli- 
ttare  arheited  Gl.  Wer  nid  nchwitzl,  de"  Ki'dl-mr"  rlhc", 
wer  vid  iirbeitet,  de"  .•iiili-me"  irdte".  Sulc.  ,Iiini  A. 
jvird  Alls  sehiiiter,  niiinme  [nur]  d'  Lüi  nit.'  Siuilh 
1873.  Der  Gleixelier  arbeitet,  rückt  vor;  der  Tciij 
(irlieilel.  wenn  er  gälirt;  das  Kapital  mnex-mer  a.. 
niclO  zinslos  Im  Kasten  liegen  1!.     l^ine  Last  sclib'|i|ieii 


Giil).  —  b)  Mühsal  erleiden.  .Körnend  her  zuo  mir 
alle,  die  ir  arbeitend  und  beladen  sind.'  15oii.  Matthä. 
(jetzt  .die  ir  mühselig  seid').  ,Allc  beschwiirten  und 
arbeitenden.'  Zwingli.  —  2.  refL  sich  mühen  mit  Etw. 
Ar;  Gr;  GO.,  Ta.  Er  maij-xi'''  ä.,  gibt  sich  Mühe  Ar. 
Als  snbst.  Inf.:  er  (jed[g\ht]-!<i'''  kcn  Ä.  ebd.  Da^^  if:t- 
mer  düch  en  Ä.!  ein  unruhiges  Treiben,  ebd.  Vor- 
wiegend in  verneinenden  Sätzen:  sich  nicht  dran 
kehren,  nicht  der  Mühe  wert  erachten.  (Im  sörel 
mikht-i'^'-mi'^'  nid  ä.  G.  Si  hind-si  nit  emnl  mitexueii 
ä.  az'clüopfe  GSa.  Magnt-di  iez  au  ä.?  Ar.  Auch 
unpers. :  es  mag-si  nild  ä.,  lohnt  sich  nicht  der  Mühe 
Ar.  .Sich  in  trüwen  zue  a.  und  zue  erzögen,  damit 
die  Sachen  sollent  zu  gueten  komen.'  1402,  S  an  Aaran. 
.Die  Jäger,  welvhe  sich  auch  a.  mit  gescbütz  wider 
recht,  sollen  angezeigt  werden.'  1492,  Kind  Urk.  ,Das 
du  under  einem  berichten  houiitman  in  der  zahl  siner 
jungen  beiden  dich  arbeitest  (quod  sub  Glareani  signis 
meres).'  Zwingli.  , Wellend  [wollet]  üch  güetlichen  a., 
damit  üch  der  handel  ab  hals  komm.'  1521,  Abscii. 
,Das  aber  der  bapst  sich  a.  wirt,  das  fest  der  eni- 
pfängnuss  abzetuen.'  Bossh.-Goldschji.  .Hat  der  küng 
von  fr.  sich  heftig  gearbeitet,  ob  er  die  Eidtgnossen 
möchte  vereinbaren.'  ebd.  ,Uns  in  semlichem  spann 
[Streit]  zuo  mueigen,  zuo  a.  und  zuo  beflyssen.  damit 
derselb  güetlich  hingelegt  [werde].'  1530,  Aiiscn.  .Ler 
deinen  sun  und  arbeit  (.bearbeif.  1007)  dich  mit  \m.' 
1531.  Sirach.  ,An  welchen  [Höfen  der  Fürsten]  man 
sich  alle  tag  crbeit  um  das  meum  et  tuum.'  Vau. 
, Fahlen  und  siirüchwörtcr,  mit  welchen  man  sich  in 
Latinscher  und  Griechischer  .spraach  viel  arbeitet' 
[übt;  vgl.  umgekehrt  .sich  üben'  i.  S.  v.  ,sich  mühen']. 
VoGELii.  1557.  ,Dass  einer  einen  grossen  nutz  dcrvon 
[von  Fasanenzucht]  haben  niög,  wenn  er  sich  allein 
desse  a.  mag  und  sich  dessen  keinen  kosten  dauern 
lasst.'  ebd.  ,lch  meint  nit,  daz  sich  mein  vatter  der 
dingen  annänie,  oder  sich  deren  dingen  arbeiten  möchte.' 
Fris.  ,Sich  eins  dings  a..  laborem  caperc;  sich  a..  mit 
allem  vermügcn  helfen,  allen  floiss  ankeeren,  einem 
ding  obliegen,  navare.'  Mal.  .Da  hat  sich  IJuUinger 
trt'ffenlich  [angelegentlich]  gearbeitet  und  verschaffet 
by  sinen  Herren,  dass  s}'  sich  der  Sach  angenommen.' 
LLav.  1576.  Syn.  nicli  arben,  ärben,  ijeärhelen,  ärliigen. 
Ärlicten  aus  der  Form  Arlirl  des  Sahst.:  s.  dii^  .\nni.  ihot. 

—  Für  Ued.  la  ist  wci-chm  das  ältere,  volkstiiniliche  VV.; 
s.   .auch  urhaf}'''!!. 

üf-:  (Holz)  s]ialten  und  aufschichten  (ii,. 
er-;  1.  trans.  durch  vielen  Fleiss  zu  Stande  o<ler 
in  guten  Stand  bringen.     ..Da  ehaiisl  das  Oiiet  nit  e." 

—  2.  rcfl.  a)  sich  bemühen.  ,Wir  wellen  nnsers  teils 
mit  hochem  flyss  uns  e.'  1527,  Anscii.  —  b)  „sich  durch 
A.  abmühen,  entkräften,  seine  Gesundheit  dadurch  ge- 
fährden."   Auch  bei  Screnc;. 

<i:^--ärt)ete)i  GiiV.,  Uutervatz;  L;  GG..  'F..  W.;  ..Tw; 
Z",  g' ärliigen  GRSav.:  (refl.)  sich  bemühen.  /  nuig- 
mir''  nit  g'ä.  Er  mag-si'''  nit  g.,  ax  [dass]  er  das  und 
dax  tat.     I  lian-mi''''  hwg  g'ärhiget  derniit. 

lOe  Kndung:  -ly  im  Wechsel  mit  :t,  wie  in  .1'./;/  |S|i.  :!  I) 
und  in  sehr  zahlreichen  Heispielcn. 

abbin-.  «/jcH-arbeitcn:  (reÜ.)  sich  durch  A.  von 
Kräften,  sieh  hinunter  bringen  B.  Besser  .s-r'' (i/ncccc/«'». 

hc-  }wrbcte:  (refl.)  sich  bescliäftigen.  sich  AHilie 
geben,  sich  anstrengen  .\i';  Tn.  1  wörbt-ini'''  ned 
li'ärtiilr,  niclil  lii'iiiiilicn  iidi'r  ärgern   Tulicrir.    .Ich  liab 


427 


Arl).  prii.  ivli.  orl).  iirlj 


4äs 


mich  ouch  bearbeitet  mit  dem  sclireiiierwerk.'  Kvff 
1592.  .Welcher  halt  ie  wöler  irrtumbe  us.szerüten 
sich  bearbeitet'  Kkssl.  ,Haben  sich  ernstlich  be- 
arbeitet und  mit  mye  [Mühe]  die  Müli  erlialten  [ge- 
rettet].' ECys.  .Sollen  .sie  alhvegen  dahin  fürnehmlich 
.sich  b.,  dass  . .  .'  Dortrecht.  Instr.  1718.  ,üa.ss  man 
sich  um  eine  saubere  Übersetzung  b.  solte.'  lOOG, 
JJHoTT.  ,Icli  will  mich  b.,  so  vil  ich  kann,  omncs 
nervös  cxjilicabo.'  HosriN.  1G83.  ,Der  befleisse  und 
bearbeite  sich  der  Weisheit.'  1707,  Weisii. 

Arbeiter  m.:  wie  nhd.;  .spee.  Handwerksleute  Gi.: 
i  ha  d'  A.  Emphat.  arbeitsamer  Menscli.  Km  A.  hilft 
Gott.   SrLiiEU. 

M'Klunier  Ausdruck  für  J,  Wei-hnann,  Tafjliiner ;  Ilancl- 
irfflt-Mimnm,    JiülVit,  Pmfinnionht ;    U'Helt.    2.  Jlt^tfiii/,   Wvfvliätli'ff. 

Ai'IiC  f.:  Morgendämmerung.  An  der  Arho  hin  i 
fort  P  (vschott.).  —  Walirsch.  mit  Üliergaiig  von  /  in  r 
aus  it.  aUin. 

Arbis  s.  Erhis. 

Al'bogast:  .urspr.  Name  eines  taiiferu  Kriegers, 
aber  auch  in  bäurischen  Kreisen  üblich  als  Benennung 
eines  kräftigen,  strengen  Arbeiters  auf  dem  Felde.' 
Sl'REVG.   —    AhJ.   Porsoucun. 

Arbrest,  Arbrist,  Arbrisch  s.  Armhrust. 

Erb  I  11.  —  Plur.  ebenso:  1.  Lehen,  das  zu  erb- 
licltem  Besitz  und  Nutzung  nach  Hofrecht  verliehen 
ist;  hofrechtliclies  Erblehen;  ererbtes  und  vererbbares 
(irundeigentum.  ,r)asselb  Gut  ist  Erbe  und  höret  nicht 
in  den  Hof.'  r20(>,  Offn.  Eschenz.  ,1  juchert  reben, 
die  erb  sint  von  unserm  gotzhus  jerlich  umb  zwen 
Pfenning.'  Zollikon  1877.  ,Und  versteht  sich  alhvegen, 
wo  das  Wort  Erb  staht,  dass  es  bedeuten  soll  ligende 
Stuck  und  Güter,  so  von  dem  Gottshus  von  eigcntumb- 
licher  Gerechtigkeit  zu  Erb  oder  Erblehen  harlangend.' 
lijoil,  L,  tiber  die  stehende  Formel  ,E.  und  Eigen' 
s.  auch  Öp.  14(3.  ,Wär,  das  ir  der  man  abgieng  on  lyb- 
erben,  hatt  er  eigen  oder  erbguet,  das  soll  sj  niessen 
ze  end  ir  wyl  [bis  ans  Ende  ihrer  Lebenszeit].'  Oftn, 
Brütten.  ,Des  gotzhuses  eigen  und  des  inannes  erb 
nug  nieiiiant  versetzen  und  verkoufen  ane  des  gotz- 
liuses  haud  [Bewilligung].'  Oftn.  Talvv.  1.572.  ,Unib 
des  gottshus  eigen  u.  e.  sol  niemand  richten  dann  ein 
Vogt  an  des  gottshus  statt.'  ebd.  ,Wer  eigen  u.  e. 
ansprechen  wil,  der  sol  den  burgern  vertrösten  für 
10  l'f.'  1501,  Freih.  Reüensh.  ,Was  zwischen  den  vor- 
gcn.  zilen  ertriclis  lit.  das  ist  der  [Leute]  von  Lucern 
e.  u.  eigen,  und  was  auch  dazwischend  gemeinwerchs 
lyt,  das  i.st  des  gottshus  von  Lucern  eigen  und  hört 
zuo  der  genossen  eigen  u.  e.'  Oft'n.  Küsxacht.  In  dieser 
Verbindung  für  liegendes  Gut  übh.  ,Kompt  die  frow 
verdingot  zu  dem  man,  das  daz  ir  [ilir  fahrendes  Gut] 
sölli  ligen  an  eigen  und  an  erb  [behandelt  werden 
solle  wie  liegendes  Gut].'  Oft'n.  Altorf  14.39.  Daher 
hie  und  da  als  Flurn.  Gr  z.  B.  Name  einer  Alp,  an- 
geblich weil  dieselbe  nach  der  Sage  in  einer  Nacht 
zur  Zeit  der  Pest  sieben  Mal  geerbt,  also  zu  einem 
E.  xax"  issx^iv  wurde;  W  (Erhji);  Z.  —  2.  Erbschaft 
übli.  Allg.  ,Wo  das  nicht,  da  werden  auch  grosse 
Erb  vertan  mit  Scliand  und  Leid.'  Bill.  1527.  ,Ex 
academia  venis,  du  bist  hott'ärtig:  ich  meyn  es  scy  dir 
ein  erb  worden.'  Denzl.  1077;  171C.  Im  S.  v.  ,erbcn' 
sagt  das  L  Stadtr.  17(IO/05:  .Kinder  sollen  neben  der 
Eiteren  Geschwü.sterten  zu  E.  gelien.  is  E.  ist-mti 
g'f'allii.  ilini  zu  Teil  geworden  Gk. 


Mild.  crie.  lu  dem  Frcikaufsljviuf  dur  Enjjelb.  Talleutc 
von  I-i'22  taucht  auch  eine  diiii.  gebildete  Abi.  'Erli  auf: 
,Die  erbe,  die  fallen  müchtiu  [usw.].  Von  der  erhinen  wegen', 
durch  welche  eine  zweckmässige  Dissimilation  gegen  das  gleich- 
lautende Masc.  sich  erreichen  Hess. 

Erb  II  111.  —  Plur.  Erbe".  Vil  Erlie",  vetiitj  G'irin)i 
PMu.  D'  Scliuhle  sind  der  nöehst  E.  Lncheti  [-ende] 
Erhe",  stilli  Be/iräbiiuss.  Niemcr  stirbt  mie  Erbe",  als 
wer  Nüd  hiiiderhjd  [lässt].  Vil  Erhe"  mache''  schmuli 
Teil.  Wer  will  riiejig  sterbe,  der  lö  [lasse]  sis  Guet 
de"  rechte"  Erbe".  Ineichen.  Über  die  Bed.  Erb  = 
Erhhuryer  s.  letzteres  W.  E.  erscheint  auch  als  Pa- 
milienn.,  so  in  Z.   —   Mlid.  nhc. 

ge-erb:  initerbend,  erbberechtigt.  ,Unsres  [des 
Fraumün.sters]  Gottshuslüt  sint  genoss  und  g.  des 
Gottshuss  ze  S.  Gallen.'  XV.,  Z.  ,Sol  ers  [das  Grund- 
stück] bieten  in  die  Witreiti  [dem],  der  sin  genoss 
und  g.  sin.'  ebd.  ,Die  einandern  genoss  und  g.  sind.' 
XV.,  Oft'n.  BiiüTTEN.  ,Wenn  die,  so  den  zins  geben 
inüessent,  als  vil  darumb  erleggent,  als  der  in  kouft 
hat,  so  söllent  sy  des  g.  sye.'  Landr.  Henneb.  1505. 

Lehen-  m. :  Erbe  eines  Erblehens.  ,Und  behan 
I  behalte  ich]  mir  noch  iiiinen  lenerben  haran  [an 
einem  vergebenen  Mannlehen]  kein  recht  ine.'  Weisse.nr. 
1.S52. 

Not-:  pUichtteilberechtigter,  gesetzlich  nicht  zu 
übergehender  E.  ,So  sich  zutrüge,  dass  Jemand  oline 
Hinterlassung  ehelicher  Leibs-  oder  Not-Erben  mit 
Tod  abgehen  wurde.'  Bs  LO.  1757.  —  Si>t  i.  S.  v.  .Not- 
wendigkeit, Zwang'. 

erb-lich  erpliy  Ap;  Bs;  FMu.,  erpK  Aa;  G;  Z: 
Adj.  1.  mit  Bez.  auf  Gut.  a)  von  Personen,  erbfähig. 
Ein  Kind  e/i'''  und  e.  erchenne',  dem  Beklagten  als 
,ehe-,  erb-  und  erliches  K.  zuerkennen'  Z.  —  b)  von 
Saclien.  erblich.  ,Wir  tallüten  vermeinent,  dass  wir 
keine  erblinge  guter  haben  und  wir  nicht  ehrschätzig 
[abgabepüichtig  beim  Wechsel  der  Personen]  sigent.' 
lOlfl,  Oiiiv.  —  2.  mit  Bez.  auf  Krankheiten,  a)  von 
Personen:  für  Ansteckung  empfänglich  FMu.  —  b)  von 
der  Krankheit,  ansteckend  Bs;  G;-Z.  , Erbliche  krank- 
hcit  durch  anscliouwung  eines  andern,  contagio  aspec- 
tus.'  Mal. 

,Ei-bliug'  für  -li(/  (-tich)  durch  verfehlte  Vcrhochdeutschung 
nach  Analogie  der  vielen  Fälle,  wo  mundart.  -ig  =  hd.  -ini/. 

Erb-schaft:  wie  nhd.  En  E.  tuen,  eine  E.  machen 
GrD. 

erben  erpen  Gr:  1.  mit  Acc.  P.  Jemanden  be- 
erben, z.  B.  d'  ühind  erhed  de"  Vater  Z.  ,r)azue  sol 
sich  nieman  partyen  oder  rotten,  d<ich  mit  vorbehalt- 
nuss,  wo  einer  sin  bruoder  oder  fründ  (so  er  zu  rächen 
oder  c.  hätte)  in  libs  nöten  säche.'    1507.  Krieüsord. 

—  2.  mit  Acc.  S.  a)  Etvv.  rechtlich  erlangen.  ,l)er 
vatter  erbt  des  suns  guot  ohne  abgang  oder  abzug.' 
Mal.  jWedrer  teil  [an  dem  angesetzten  Kechtstage] 
nit  keine,  wcltind  wir  dem  andern  lassen  recht  erpen', 
d.  i.  wenn  von  zwei  vorgeladenen  Parteien  die  eine 
auf  den  angesagten  Kechtstag  nicht  erscheint,  soll  die 
andere  das  Recht  haben  oder  bekommen.  —  b)  sich 
(eine  ansteckende  Krankheit)  zuziehen    Ai-;  L;  G;  Z. 

—  o.  neutr.  Er  u-nit  gn  erbe,  sagt  man  von  Einem, 
den  man  schnell  laufen  sieht  BSis.  Sprww. :  E.  macht 
kei  Blöterc  Gr;  L.  11  Vr  biit  uf's  E.,  chunnt  i 's  Ver- 
derbe Gl.  Wer  uf  's  E.  haut  und  uf  de  Mö'schi" 
(ffit ,  rhidiiil  :'  früih  oder  z'spöt.  Si:L(i.     We''  sf''  uf  's 


429 


Arb,  erl),  irb,  orb,  uib 


430 


E.  rerhtt,  fhimnt  z'  fr.  oder  z' sp.  G;  Z.  .Ve  miiess 
nid  i(f  '*■  7'>'.  hi"  hiisc".  Sui,<i. 

ge-erbt:  erbberechtigt,  ir.ill,  Wes.  Stadtr.  —  Nicht 
Ptc.  Peff.,   somleiii   vuii  Subst.  ^'cliildet  wio  ijcicill   (s.  d.). 

erb:  anständig,  von  Kleidern,  welche  sicli  ihrer 
dunkeln  Farbe  nach  zu  Halbtrauer  eignen  (iiiD.  Das 
iat  recht  erbs  Zug  zum   Ustritre. 

Aus  eiber,  crhcnl,  don  synk.  Formell  l'i'ir  Cump.  ii.  Sini. 
vnii  erlntf,  erber,  abstratiicrt ;   vgl.   in-ttrben  aus    Urbar. 

erber,  crbe.st  s.  er-har.        Erbet  s.  Arbeit. 

Erhis  Arbis  GuS.,  Ärbes  FJ.,  Ärbis  GuGlar.,  ObS., 
Ärpse  (iKTsehapp.,  Ärps  Aa;  BM.;  Gl;  GBli.;  Z, 
E'rpae  ThHw..  Ares  A?  —  ni.  Nuw,  son.st  f.:  1.  Erbse, 
idsum,  die  Pflanze  und  die  Frucht.  In  ZZoll.  diejenige 
•Sorte  von  [dsuni  sativum,  von  welcher  im  Gegs.  zu 
den  Clmfcn  nur  die  Samen,  und  zwar  gedörrt,  ver- 
speist werden.  —  2.  Bohne,  phaseolus  GRh.  S.  auch 
die  Zssen.  —  Die  Form  des  Sg.  oft  in  coU.-plur.  S. 
AA;Ar;  BM.;  GlH.;  S.  ,In  Schuhen,  vollgestopft  mit 
Erbs.'  PosTnEiRi.  ,3  mütt  erws.'  1331,  Rheinau.  ,Rot 
und  wiss  örbis.'  G  Küchenordn.  1405.  ,Erbs,  bonen. 
linse'  als  Bestandteile  des  Grossen  Zehntens  aufgezählt. 
Aiisen.  1525.  ,Die  erbs  also  unzeuget  [ungeschmalzt].' 
Vo(;elb.  1557.  ,Erbis,  bonen,  kicheren.'  Tierb.  1563. 
,Habern,  erbiss,  bonen,  linsen,  beiden.-  (iulek  lijlil.  ,Le- 
gunien,  erbs,  bonen.'  Fris.  ,Es  sei  Wein,  Werch,  Bonen, 
Ärbs  auf  dem  Feld.'  1585,  Ap  Ldb.  ,Erbs'.  1G15,  Egli 
Act.  ,Von  seinem  körn,  haber,  ärbs,  bonen.'  1651, 
ScHiMi'FH.  , Erbiss  oder  kiefern.'  GHeid.  173'2.  Die  ein- 
zelne E.  wird  etwa  durch  das  Dim.  bezeichnet:  Ärcsli 
Ar.  Er  ist  de"  Büren  i  d'  Erbse  (ffcdJe,  macht  sich 
verhasst.  SuteRm.  's  ycit  i  's  Heeren  [des  Pfarrers]  Erb.<:, 
wenn  ein  Schütze  die  Scheibe  verfehlt,  ebd.  Von  einem 
Blatternarbigen  heisst  es:  de  Tiifel  hed  Erbs  uf  'etil 
'Iröschet  L,  oder  er  ist  i"  d'  Erbse  ij' falle  Z.  Aus  der 
Stinniie  der  Wildtaube  glaubt  man  zu  vernehmen,  dass 
sie  (nach  Soloturn)  auf  den  Markt  will  yo  Erbs  chaufe". 
Si'iiiLn.  Wie  man  sich  durch  Erbsen,  welche  in  den 
Augenhöhlen  einer  Eidechse  gelegen  haben,  das  Glück 
beim  Kegeln  sichern  kann,  s.  ebd.  3, 159.  —  Bildl.  dient 
die  Erbse  ihrer  Kleinheit,  tw.  auch  ihrer  runden  Form 
wegen  zur  Bezeichnung  geringer  Grösse  oder  Menge. 
I  ha  numinen  eren  E.  grö.is  g'nö  B.  Chll  tcie  E. 
AABb.  .Einer  ärbiss  gross  zucker.'  Vooelb.  1557. 
.Einer  erbss  gross.'  XVII.,  B  Arzn.-B.  Scherzweise 
auf  kleine  Kinder  angewandt:  du  chlini  E.  du,  channsch 
sclnrige!  B;  vgl.  Bon.  Syn.  Eiset .  ErbsenJiOnen.  S. 
auch  Stupfen,  stechen. 

Mhd.  areireiz,  crwciz,  erhiz,  ahd.  araircU.  ,ErweSSC!l'. 
1:5:36/1446,  ZChr.  1399,  Lehenbr.  OCilatt.  ,Erwssen'.  1:354, 
B  Insclsp.  ,Erws'.  1331,  Ehcinau.  —  /)  für  »>  eine  Ver- 
bärtung,  welche  bes.  gern  nach  l  oder  /■  eintritt;  vgl.  murli, 
liurb,  ilb  Sji.  187.  In  Ärcs  ist  ir  ausgefallen.  Die  synk. 
Form  kämiift  z.  B.  bei  Heuslin  noch  mit  der  zweisilbigen, 
liic  Abi.  auf  -eiz  (vgl.  Amcim,  Ämeiza  Sp.  217)  in  einzelneu 
M.V.V.,  allerdings  in  geschwäclitcr  Form  mit  /,  das  un- 
ochteu  Umlaut  bewirkte  (vgl.  Arbel  nnx  jirbil  für  .Irbrii], 
bis  heute  crlialten. 

Ess-:  Früh-E.,  Zucker-E.,  pisum  sativum  Gl;  (i 
üT.,  We.  —  Hie  so  bezeichnctcu  Sorten  können  grün  ge- 
gessen werden  und   werden   nicht  gedörrt. 

Allsessc"d  Ares:  dass.  Ar.  —  So  benannt,  weil 
aucli   die,  Schoten   davon  verspeist  werden.     Vgl.    Altaifueinhj. 

Vogel-  versch.  Arten  der  Gattung  vicia,  Wicke. 
1.  vicia  cracca,  Vogelwicke  U.  —  2.  v.  sativa.  angebanlc 


Wicke  LE.  —  3.  v.  sepium,  Heckenwicke  LE.;  G  oRh., 
T.    —    Man  füttert  mit  den    Vinjelerbsli   Tauben. 

Feld-:  1.  Acker-E.,  ji.  arvense  B.  —  2.  die  Saat-E., 
p.  sat.  Bs.  —  3.  Heckenwicke  GWyl. 

Pisel-:  E.  mit  essbaren  Hülsen  wie  die  Eiset, 
[diaseolus  BSi.  Syn.  Ess-E. 

Früeh-:  frühe  Sorten,  die  mit  den  Hülsen  vor  der 
Reife  der  Samen   gegessen    werden   (Jk;  L;  GRh.;  Z. 

Fress- =  JSss-,  ÜIiifel-E.  (UAL;  L;  GG.,  0. 

Guet-:  Sorte  mit  essbaren  Hülsen  Z.    fiyu.  Chdfcii. 

AUsguet-:  „die  Kichererbsen,  p.  sat.,  weil  daran 
Alles  gut  zu  essen  ist  LtJ."  In  AaF.  tragen  frühe 
Zucker-E.  diesen  Namen. 

Hodel-:  pisum  sat.  GG.,  S. 

Hock- Hoy^- GWe.,  Hoctcer-  GkHc:  kriechende. 
Zwergbohne,  phaseol.  nanus.  Syn.  llocl;cn'u.  IIört;erti, 
Boden-E.,  Crrüper. 

St Johanns-Erbsli  BBe.  —  Von  der  Zeit  ihrer 
Keife  Vienannt. 

Choch-Erbs:  mit  den  Hülsen  als  tiemüse  ge- 
kochte E.  LE.;  GWc. 

Chifel-:  pis.  sat.  GlH.;  Uw.  ~  E..  deren  i'hij.l. 
Hülsen,  gegessen   werden. 

Kapuziner-:  rotblühende  Windenbohne,  phas. 
vulg.,  mit  grossem  Samenkern  aSenw. 

Chrönli-:  Sorte  von  pis.  sat.  AABb. 

Maien-:  Zucker-E.,  pis.  sat.  ZEunn.  -  Von  der 
Zeit  ihrer  Keife  oder  Verwendbarkeit  her  benannt, 

Monet-:    Sorte,    welche  in  3  Monaten  reif  ist  Z. 

Grossmuctor-:  Feuerbohne,  phas.  multitlorns  Z. 

Boden-:  Zwergbohne  GW. 

Plump-:  die  Saubohne,  vicia  faba  GBuchs.  — 
Ihrer   dicken   Hfilsea   wegen   so   benaruit. 

Brockcl-:  Stangen-,  Windenbohne,  phas.  vulg. 
Bs;   L;   Z. 

Ringel-:  die  eigentliche  E.,  pis.  sat.,  im  (igs.  zu 
E.  schlechthin  (s.  o.)  BSigr.  —  Den  Namen  liabi^i  ihr 
die  Ranken  zugezogen. 

Rorschacher-:  Sorte  von  pis.  sat.  (iRh. 

Boss-  ^  Grossiniieter-E.  G  olth. 

Die  Zss.  bedeutet  eine  geringere,  gröliere,  unechte  Art 
{vgl.  z.  B.  Jiomcliümun).  die  für  Pferde,  nicht  für  den  Men- 
schen, taugt. 

Rüti-:   Platt-E.,  lathyrus  .sativus  BSi.;  LE.;  Uw. 

So  genannt,  weil  sie  meistens  auf  Il'xihmn  (frisch  ge- 
reuteten   lirundstüeken)  gesät  wurde. 

Schleck-:  Zuckererbse,  pis.  .sat.  tillli. 

Seh waben-Erbsli:  getrocknete  Erbsen,  von  hau- 
sierenden Schwaben  zu  uns  gebracht  Bs;  Z. 

Spock-Erbs:  pis.  sat.  GSa.  Syn.  Spectc-Chifil. 
—  So  bci\annt,  weil  sie  als  Gemüse  zinn  Speck  zu  dienen 
luiben. 

Stiegel- -Ai'K.;  GuoHe.,  Sticl-ct-  GkUc;  G(,).. 
Rh.,  Stieltet-  S:  1.  phas.  vulg.,  an  Stangen  fSticgetc, 
Stieltet)  gezogene  Bohnen,  im  Ggs.  zu  Boden-E.  Syn. 
Sticl;etli<me.  ~  2.  eine  bes.  Art  E.  mit  essbarer  Hülse 
S.  .Stichel-Erws'  (gebraucht  zur  Bewirtung  dos  Zin- 
sers |.  Olfn.  Brocns. 

Hräj-  J)räi-,  Treij-  HöO.:  Windenliohne.  phas. 
vulg.  —  Von  den  sich  um  die  Stange  windenden,  .drohenden' 
Stougi-ln   brnannt. 


431 


Arlj,  erb,  irb.  iifb.  iirl 


432 


Wäl.sfli-lOrb.s:  iStuii.yX'iibulme ,  plias.  Yulg.  Ap; 
Glih.,  T.  .ri.suiii,  lu-1js,  wiil.SL-lierb.s;  Tragus  teutscht 
es  Kiflieicii.  SiiiiUix  luntfiisis.  wülscbcrbs,  wiilscli- 
boiien.'  Fkis. 

AViiid-:  Staiiguiiböhue,  phas.  vulg.  Vürte;  Gl; 
Gi;l'l'.;    (i;    Z.      Syn.   Stickd-U.    —    Vun    irlndmi,   RUikou. 

Wis.s-:  pis.  sat.  GIUi.  In  coUekt.  S. :  .Darnach 
aiii  wiisurbs,  abgL'suttcn  visch  [etc.].'  G  Küchcnardn. 
1  l!ir>.  Syn.  lias-li.  ~  Vdu  ilor  woisscu  FailJü  dor  Bliiti-ii 
l.rnaiiiit. 

Ziukor-:  1.  pis.  sat.  A.\ ;  GiieuT.;  Z.  .Zucker- 
erwis.s',  Äiifel,  Kirschen  usw.  zur  Bowirthung  vor- 
nehmer Gäste.  15s  XIV.  —  2.  Confekt  aus  Mehl  und 
Zucker  in  Gestalt  und  Grösse  wie  Krbsen  Z.  ,l)er 
Magen  hat  sein  gewüsses  Mass,  darüber  ihm  nüt  wei- 
ters einzubringen  und  sollten  es  gleich  sein  lauter 
Zuckercrbsli  und  liimenzeltcn.'   1638,  JBrkit. 

Züri'  ''-!•;  rbsli:  pis.  sat.  ScnwMa. 

Ziser-Krbs.  ,Hat  kernlin,  wie  die  eisererbiss 
dick.'  'riKIlIi.   1503.      -    Von   liit.   'im: 

(M-bsen:  Erbsen  pflanzen.  ,L)en  0.  .\pril  hat  mim 
auch  gccrbset.'  Maai;   1787. 

erbslen:  ein  Kinderspiel,  bei  welchem  Krbsen 
nach  einem  tiriibchen,  als  Ziel,  hingekugelt  werden  GA. 

Krbsere  f.:  Stück  Land,  wo  Erbsen  angepflanzt 
■  sind  1!  i)0.;  „EE."  —  St.  sclireilit  in  der  I.  .Villi.  ErUrh: 
f'li.T  ilii;   .\ljU'ituni;sL'i»lini^'  -w-  s.   Dial.   i'iO.   '221. 

Icrb   s.  Jiiiii. 

Orblig  s.   Urhutti.         Orbe  s.    Urhc". 

Urbail  Urhc(U)  Es;  8cii;  HciiwE.,  Urbi  E:  1.  l'er- 
sonenn.  —  2.  Name  und  Tag  (2-5.  Mai)  des  Heiligen. 
iSlUrban,  sagt  Agrieola,  setzten  unsere  Alten  an  die 
Stelle  des  Bacchus  zum  Efieger  des  Weins.  StU.  ist 
der  Nuss-  und  der  W'Vtay  FMu.  .Pankraz  und  U. 
ohne  Eegen,  folgt  ein  grosser  Weinsegen'  8Gr.  {hrhiyed 
(jern  Wvseije.  Sul«.).  SlU.  ut  du'''  en  Wlheld.  Sul«. 
Wenn  's  a  StU.  schön  isch,  su  i/it  's  vil  Wi".  Schild 
18ij3.  Die  Ehre,  bes.  Weinheiliger  zu  sein,  teilt  StU. 
mit  den  Heiligen  Nikolaus,  Medardus,  Barnabas,  Vitus, 
100(1(1  Kitter  und  Johannes,  deren  Gedenktage  alle  in 
den  Brachmonat  fallen,  d.  h.  in  die  wichtige  Zeit  der 
Traubeiiblüfe.  Als  VV einheiliger  ist  StU.  auch  der 
Schutzpatron  der  Winzer.  Aber  auch  zum  Getrcide- 
und  Heusegen  wird  er  in  Beziehung  gebracht,  wenn 
auch  z.  T.  nur  in  ncg.  Bed.  L7  StU.  ist  d'  Frucht 
('s  ühorn)  -weder  ff  rote  no'''  verdürbe,  d.  h.  man  kann 
über  den  Ausfall  der  Getreideernte  dannzunial  noch 
nichts  Entschiedenes  sagen.  Ineichen;  Si'li;.  ,Danket 
StU.  dem  Herrn,  denn  er  gibt  der  Frucht  den  Kern.' 
ZUliw.  Wie  's  Wetter  um  StU,  so  im  Heuet.  Ineicii. 
.Was  l'ankraz  und  Servaz  (12.  u.  13.  Mai)  übrig  liis.st, 
dem  gibt  Urbanus  gar  den  ficst.'  Sul«.  Unanständig 
abef  trelfend  sagt  man:  der  Urbe  het  hit  d' Nase 
rj'rumpft  und  het  in  die  eigne  Ilose  'brunzt,  d.  i.  hat 
sich  durch  Itcgen  an  seinem  Festtage  selber  um  den 
Herbstsegen  gebracht  Bs.  —  3.  als  Ausruf  der  Un- 
gläubigkeit  bei  Übertreibung:  o   ürhc!  Seil. 

Wenn  im  Sar^'unscrbiml  das  lüld  des  li.  U.  am  2.5.  Mai 
In  den  Brunnen  gctiiiiclit  wird,  so  gcsoliali  es  urspr.,  wie 
aiKilogc  (iidjriinche  bei  Kriihlingsfestcn  au  a.  0.,  um  cluen 
Kegeiizauber  zu  bewirken.  In  Bs  wurde  It  Schwclzerb.  1819 
diu  Urbaiisbild.'iHule  auf  einem  der  Sladtbrunueu  festlich  ge- 
kleidet, mit   ülunicn   gesebmückt,  und   ilir   In  jede  Hand   ein 


Ulas  roten  untl  wulsseu  Weines  gegeben;  am  Festmahle 
Abends  wurde  dem  Helligen  das  Waclistuui  für  das  laufende 
Jahr  emiifuhlen.  In  Nürnberg  wurde  der  StUrbanstäig  uueh 
Im  XVII.  durch  einen  Umzug  gefeiert,  In  welchem  Stü.  als 
Betrunkener  die  Uaujitpersou  spielte.  Fromm.  VI,  8  f.  Keguetu 
es  an  eiuem  Tage  des  Umzugs,  so  wurde  der  Reiiräscntant 
des  Heiligen  in  eiueii  Wassertrog  geworfen.  ,8tU.'s  Plag'  be- 
deutete: Trunkenheit,  durch  übermässiges  Trinken  erzeugtes 
Podagra,  und  ein  hitziges  Kleber.  Daher  dann  auch  die  Ver- 
wünschung bei  GvKaisersberg:  ,dass  dich  HtUrbaus  Plag!' 
Manche  Spureu  deuten  auf  einen  alten  (lott  des  Weins  und 
der  Früclite,  wohl  Wuotiin.  Andere  hiefür  sprechende  Ge- 
bräuche bei   Wolf,  Beitr.   II,    HO  f. 

U'rkir,  Urber,  über,  Urbe"  L{m.);  Nnw,  Urbe" 
m.  ZZoll.,  Urbüri  n.  Scnw:  1.  amtliches  Verzeich- 
niss  von  Gütern  und  Gebäuden  der  betr.  Schuldner 
und  Beschreibung  der  zins]iflichtigen  Liegenschaften, 
des  Jahresertrages  an  Naturalien  oder  Geld.  Auch 
die  Aufzeichnung  über  andere  herrschaftliche  Eeohte. 
Im  erstem  S.  noch  in  Kanzleisiir.  .Die  buossen,  wie 
die  da  je  ertailt  werdent  und  das  urbarbuoch  zuogibt.' 
l-JOd,  Utfn.  ÜHEiNAr.  Ein  i;echts}iruch  des  selben 
Klosters  1490  wird  ,in  das  klein  urberli  (in  einer  an- 
dern Abschrift  ,ubcrli')  geschriben.'  ,Die  kilchengüeter 
und  järlich  gefäll  in  ein  urber  zuosammen  vcr.scliriben.' 

1528.  Z  Mand.  .Sine  [des  Abts]  urbar  und  rüdel.'  1529, 
Stkickl.  ,I)ie  Früchtzins,  so  in  den  Urberii  begriffen 
sint.'  1530,  Z.  ,Der  Urber  der  kilchen  Hünwyl.'  1530. 
.Der  alte LTrbar.'  1002,  Mey.  Wetz.;  vgl.  ebd.  1533: , einen 
permentin  Urbar.'  ,.\uch  soll  man  zwen  urber  han.' 
XVl./XVII.,  Bossii.-GoLDSc'UM.  ,In  den  Urben  unserer 
gn.  Herren  verzeichnet'  1700,  GBuchs.  .Einen  wol 
gformirten  nüwen  Urben,  und  ist  dieses  nüw  gemachten 
urbers  bestätigung.'  ebd.  --  2.  jirivatc  Aufzeich- 
nungen des  Gläubigers,  in  welchen  der  Kaiiitalwcrt 
eines  Grund.stückes,  das  haftende  Gut,  die  ,Vorstände' 
(frühere  Hypotheken),  Datum  usw.  enthalten  sind; 
solchen  wird  vor  Gericht  Beweiskraft  zugeschrieben 
Nuw.  —  3.  amtliches  Verzeichniss,  Register  üb h. 
z.B.  d'  Chilkn-Örbc",  Verzeichniss  der  l'lätze  in  der 
Kirche  ZZoU. 

Mild,  urliur  f.  11.  11..  suwulil  das  eiiieu  Ertrag  .erbäreiule' 
(irundstück,  als  dieser  Ertrag;  von  hrmii,  tragen.  Der  Ton 
Hegt  wie  bei  allen  Nomlnalzuss.  mit  ur-  (und  wie  noch  im 
nhd.  Adj.  ,urbar',  fruchtbar)  auf  dem  Prüf.,  und  zwar  so 
stark,  dass  In  Fidge  davon  die  8tinninsilbe  Ihren  vollen  Voc. 
verlur:  UrOrr,  woraus  dann  Uibr  werden  konnte:  vgl.  crh 
Sp.  42U.  Uiljuri  aber  ist  aus  der  latinisierten  Form  ui- 
Iniriinii   verkürzt. 

Gegen-:  Copio  eines  Urbars  zum  Behufe  der  Con- 
trolierung  der  Verwaltungsbeamten.  ,ltem  dass  euch 
gegenurber  gemacht  werdint  alles  inkommens,  damit 
man  von  eim  Schaffner  gewisse  rechnung  haben  möge.' 

1529,  Aiiscu. 

Schlaf-:  vormals  in  B  ein  U.,  welches  im  Archiv 
der  Zünfte  deponiert  blieb,  während  ein  gleichlautendes 
Düppel  dem  Seckelmeister  zum  Gebrauch  diente.  Lt 
Absch.  V.  J.  1532  sollte  auf  der  Jahrrechnung  zu  Baden 
das  Urbar  gegen  dem  Schl.-U.  verlesen  werden.  Vgl. 
das  Folg. 

Das  deponierte  Urbar  wird  als  ein  ruhig  liegendes,  schla- 
fendes bezeichnut.  Dazu  die  sonderbare  Glosse  vou  JUGrimm 
1786:   ,Urbar  bedeutet  ein  Schlafbuch.' 

Schlief-.  ,Schlüff-Urbar'  heisst  ein  U.  der  Stifts- 
kainmerei  L  v.  J.  1050.  —  Von  nchlic/fn,  Hchlüfcn,  sicli 
verbergen,  oder  eher  nur   Sclirilbfi'lih-r   für   jSchlaf-'. 


c« 


Alb     urb.    Albs  — iirbs.    Arcli— iii'cli 


434 


iii-urben:  einveiloibcn.  festwurzeln  lassen.  Gottu. 
,Maii  bat  Zeit,  eins  naeh  ileni  aiiilern  dem  Hause 
eiiizumiieii.'  .AVo  der  Glaube  eiiifjeurbet  ist,  dass  die 
Zeit  ij-ewoiineii  sei.'  ,Den  Leiebtsinii  konnte  sie  niebt 
lassen,  der  war  einfjeurbet,  die  Liebe  aber  neu.' 

Doch  wohl  vom  oIj.  l'rtic,  Urbar,  .ilso  oijj.  Etw.  als  fnstc 
Orilming   aufuchnicu,    es  gleichsam    in  ein   Urbar  eintragen. 

Urblet,  Urblat,  Urblig  s.   Urlaub. 


Erbs,  erbsen  s.  Erbin  Sp.  429. 

Erhsele"  Aa;  G.  c'rhs.Jr  „Ar;  VOrtk;  S;"  B;  Ndw; 
Z.  .<•-  Aa;  UwE.;  Zu,  .c-  Bs;  aScnw,  Arhschele  Aa, 
i7).ve/c  Aa,  ÖrbseleLHa,.,  Öb.sele  Z,  Ürbscle  SciiSt. 
f'erbsele  THTiig.,  Ibsele  VOrte,  Ibachele  LE.,  W.; 
Ouw;  U;  übige  Formen  auch  dim.  gewendet  -/  und 
mit  -Bir(i)  zsgs.,  auch  mit  Sur-;  , Erbsich':  Sauer- 
dorn, berberis  vulg..  eine  wegen  der  säuerlichen  Blätter 
und  Früchte  bei  Kindern  und  Ziegen  beliebte  l'Hanze. 
deren  Holz  zu  Ivcchenzähnen  und  Schuhzwecken  dient. 
Er  macht  es  G'sicht,  wie  icenn-er  Ürbsehberi  (/'esse 
hau  ZWald.  ,Somen  von  erbselenkörnern.'  Vorelb. 
1557.  ,Die  Erbselen,  Erbselcnstaud,  oxyacantha.'  Mal. 
.Saurach  oder  Erbsich.'  Tierb.  1563.  ,Disen  dorn- 
standen mit  seinen  Beerlein  nennet  man  Versing. 
Erbsal  und  Saurach.  seines  Essiggesclinmcks  halben.' 
Bock  l.i84.  .Berberis.  erbselenstaud;  erbseien.'  Denzl. 
Ii377;  1716.  .Erbselen,  berberis.  Erbselenstaud,  oxya- 
cantha.' Nov.  Vestib.  169'2.  ,Wer  nur  Schlechen,  Erb- 
sclen  und  Hecken-Beeren  isset.'  SLitrz  173'2.  ,Wie 
sauer  die  E.-  Herzbrech.  Fred.  1759.  Als  Abt  Kuno. 
von  den  Appenzellern  1407  bezwungen,  von  seinem 
Zutlucbtsorte  nach  StGallen  heimkehrte,  spottete  das 
Volk:  er  habe  in  Wyl  nur  Erbselentrank  getrunken: 
nun  werde  man  ihm  in  G  Most  oder  Wein  geben. 

Obige  Formen  entstellt  aus  dem  lat.  berberis,  tw.  nn't 
.\ub4innng  an  Erbm  und  Ürbni  Ibsele  (mit  ansgefalleneni  r] 
ist,  cig.  ^  Ü(ribnle.  Die  Endnug  -ich  in  .Erbsich'  ist  dii 
lici  l'flanzen  so  häufige  .\bl. 

Sür-Erbseler.  -Obselcr:  saurer  Wein  Z. 

Spöttisch  nach  den  .Krbselunbcereii'  beiuiiuit,  ans  welchen 
Essig  gezogen  wird.     A'gl.  Sür-rebimir. 

Ürb seien  n.  Erbselen.  Frbsi,  Urbseli,  Irbsi 
s.  Gürbsi. 


Al'Cll  f.:  1.  ..die  Vorbri'icke  sainmt  dem  Joch  der- 
selben LE."  St.''.  Brückenjoch.  Aus  Bs  XIV. 
wissen  wir,  dass  Buden  und  eine  Ka]jelle  auf  den 
Archen  der  Kheinbrücke  standen.  -  2.  Befestigung 
der  Ufer  durch  Wehren.  ,Uiid  vahet  der  twing  an 
by  den  Archen  zuo  dem  ester.'  1363,  ütt'n.  Biu.mensd. 
,So  beschwert  gmein  höf  [im  Khointal]  grösslich  der 
fachen  und  ärchen,  ouch  wuerungen  im  Rin,  also  dass 
etlich  herren  im  Bin  ärch,  fach  und  wuerungen  ma- 
chen.' Stuicki,.  1529.  Unter  Archen  versteht  man  It 
Verkominniss  über  den  Bau  der  L  Wcdhauserbrückc 
von  1576  .Steinkrätten'  zur  Befestigung  der  Wehren. 
—  3.  das  Schiff  Noä.  Vo"-der  Arch  Noe  her.  Eine 
(Öppis)  us-der  A.  N.,  alt;  altfränkisch;  Syn.  u.'i-em  A.  T. 

tjber  dieses  W.  s.  Are  Sp.  :)SS.  Viell.  ist  dassellio  in 
der  Beschwerde  der  Kheiiitaler  nicht  syn.  mit  '2,  scnidcrn 
licdentet   wie   im   Bair.    Kinwandungon  zum   Fischfang. 

Arclielei  s.  Arhell. 
Scliweiif.  Idiotikon.  I.  3. 


Al'flli.atcr:  erster  Stadtarzt,  welcher  mit  seinem 
Adjunkten,  dem  Volialer,  im  Spital  die  innerliche  Be- 
handlung aller,  auch  der  chirurgischen.  Kranken  zu 
besorgen  hatte,  während  dem  ,Stailtschnittarzt'  und 
dem  , Spitalarzt'  das  rein  Chirurgische  oblag  und  zwar 
bis  zum  iibergang  des  Kantonsspitals  an  die  Fro- 
fessoren   der  inzwischen  gegründeten  Hochschule    Z. 

Archier  s.  Arschier. 

Archiv  n.:  kleine  Nische  in  der  Wand  unter  dem 
Stubenofen,  in  welcher  eine  Truhe  mit  Wertsachen, 
namentlich  Wertschriften,  aufbewahrt  wird  BS.  —  Der 
Ausdruck  auf  rrivatverhältnisse  angewendet  wie  Vrhc.  Urbar 
Sp.   4:?'2. 

irclliii:  aus  feinem  Weissleder  bestehend.  ,l)as 
kain  frowenbild  kainen  wissen  nach  irchin  Überschlag 
über  den  rilien  [Fussrücken]  an  den  schuochen  tragen 
soll.'  Kessl.  .Diss  pflaster  uf  ein  yrclii  leder  gestrichen.' 
Ruee  1554. 

Zu  dem  Subst.  Irdi,  mhd.  iVc7i,  en-h,  ahd.  inih ;  dies 
von   lat.  Itimu,  Bock. 

Orch  s.   Uelerich  Sp.  183. 

Hi'chen  1)  urche"  Aa  (»-);  BsStdt;  Scuw;  Z  (».'•  t.  ", 
t.  -);  (?'-  ScH,  MC-  G;  Th,  0-  ZO.  2)  itrchi  BsLd;  Scn 
Stdt;  ScHwE.,  M)'(C/( j  TnTägerw.  3)  urchiej  BsLd;  B; 
Gl;  GT.,  Ta.;  Scuw;  S  (Schild);  Tu;  Z«;  Z,  o-  ZO. 
4)  ürig  Gk,  m^-  S,  ne-  S  nJ.,  ti--  und  urr-  Bs,  ürech 
oBs,  urch  Spreng  —  Comp,  ürchner,  Superl.  ilrchst 
(scherzh.y)  Z:  1.  rein,  unvermischt,  unverfälscht; 
von  Stoffen,  bes.  Wasser,  Wein,  Milch,  doch  auch  von 
festen,  wie  Getreide  und  Mehl,  Heu,  Metall  Aa;  Bs; 
BBrisl. ;  Gr;  Seh;  STh.;  Z.  Syn.  lötit/,  pur.  Uriej 
Wasser  trinke  Bs.  's  Kofi  urche  trinl;c,  ohne  Milch 
oder  Zucker  Z.  Orche  Zucker.  Stutz.  Nei,  eusre  Beck 
macht  doch  efaiii/e  Brod:  es  ist  ml  Sei  fast  o.  Gerstc- 
iitel!  ebd.  3Ie"  clia"  de  juny  Chle  nid  urche  hirte  [den 
Kühen  als  Futter  geben,  weil  er  bläht],  !•'•  trinke 
lieber  urchni  Milch  oder  d'  Milch  lieber  urche.  Urchne 
Wi,  wehes  Wasser  Z.  Die  urche  Milch,  die  3Iileh 
ist  urche,  auch  urchif/i  Milch  Z.  En  urieje  Wald,  u-u 
d'  Sunn-  nit  zuechunnt  [also  dicht,  von  keinen  lichten 
Stellen  unterbrochen].  LFDokn  1843.  ,Und  sol  das  brot 
nit  von  urichem  roggen  sin;  es  sol  von  bederlei  körn 
sin.'  Riieixau.  Fisch.  1259.  ,Ein  urich  gülden  crüz', 
von  lautcrem  Gidd.  1357,  KoNKiSPEi.n.  Kirchenschatz. 
.Vinum  submerum,  schier  urche  wein,  darin  wenig 
Wasser  ist.  Columna  solida,  urche  oder  lauter  guldiii. 
Crater  auro  solidus,  urcliin  guldin.'  Fris.;  Mal.  ,Rein 
und  urche.'  JJBkeit.  1639.  .Eitel,  lauter,  urche.  ganz, 
pur,  rein,  merus,  sincerus,  purus,  putus.'  Red.  166'2. 
.\uch  von  geistigen  Dingen:  .Damit  der  bystand  iles 
Herren  in  unserem  herzen  sich  erzeige  fyn  urche;  was 
wir  tuend,  dass  es  der  Herr  getan  habe  fyn  selbs..'. 
dass  Er  uns  trybc  zu  allem  gueten  mit  urchenem  hei- 
ligem trib.'  JJBuEiT.  1620.  ,Die  urchene  und  bare 
Wahrheit.'  Ulu.  1727.  ,Si  redend  weder  urche  Tütsdi 
noch  luter  Keltisch.'  1656,  Reu.  ,Wenn  die  iiualit. 
Bed.  ,rein'  in  die  i|uantit.  von  .lauter,  bloss,  aus- 
schliesslich, gänzlich'  übergeht,  so  wird  das  W.  oft 
adv.  (un(lektiert)  gebraucht  i.  S.  von  .Nichts  als  . . ., 
nur'.  Neljcn  (das  ist)  urchne  Wl  (dieser  Wein  ist 
rein)  gilt  daher,  wenig  verschieden,  doch  nicht  ganz 
gleichbed..  das  i.it  urche  (Adv.)  Wi.  dieser  Stoif  ist 
Niclifs  als  W.;  neben   urrhui  .^filch :  urehe  ijueli  Milch 


435 


Aldi,  orcli,  iicli,  urcli,  iircll.  —  Ard.  erd,  iid. 


Ulli 


436 


Z.  Di}''  Wi  ist  ton  vrche  röte  Trübe  Z.  Urip  Hots. 
lauter  blaue  Trauben;  urii)  Buche,  lauter  niännlicho 
Nacbkoinmeiisehaft  Bs.  Urclie  Bire,  Birnen  ohne  Zu- 
satz von  Äpfeln,  zum  Mosten.  Vom  Produkt  kann 
gesagt  werden:  Da  'mt  urclie  Biremost,  nichts  An- 
deres als  Birneiiinost.  während  urclme  oder  urchige 
B.  bedeuten  würde:  unverfälschter  B.  Der  Unter- 
schied tritt  noch  heller  ins  Licht  in  Fällen  wie: 
iirchc  We(ßuc(je  [Cichorien]  zum  Kafi  nc"  Z,  wo  nicht 
die  Qualität  der  Cichorien  {urchni  oder  iirchiyi).  son- 
dern die  Ausschliesslichkeit  ihrer  Verwendung  gegen- 
über andern  Kafteesurrogaten  bezeichnet  werden  soll; 
oder  vollends:  Er  lUit-mi'''  mit  urche  Feuflibere  [Fünf- 
livretaler]  'zalt,  wo  nicht  das  Vollgewicht  des  Silbers, 
sondern  die  Art  des  Geldes  gegenüber  andern  Münz- 
sorten betont  wird.  So  wird  dann  auch,  sogar  mit 
adj.  Form,  nicht  bloss  gesagt:  iirclügs  Bluet,  Nichts 
als  Bl.,  sondern  auch  urchige  Sehmutz,  wo  Eeinheit 
im  gewöhnlichen  Sinne  ausgeschlossen  ist.  Da'  Holz 
ist  urche  Ghä  [Kien]  SriiNk.  Urige  l'hatest,  reiner 
Spass.  Hebel.  Unbestimmt  ist  der  Ausdruck:  es  ist 
nid  urig  Gold,  ivas  glitzeret  [nicht  Alles,  nicht  lauter, 
oder:  lauteres V].  Auch  die  ä.  Sjw.  kennt  die  abstraktere 
Verwendung  des  W.  ,Sie  läge  in  ihrem  weichen  Bett, 
als  auf  urchenen  dornen.'  1733,4,  Ulr.  Und  von  nicht 
kiJrperlichen  Dingen:  .Borufsgeschäfte,  die  sein  Leben 
zu  einer  ununderbrochenen  Ketten  urchener  Arbeiten 
und  Arbeiten  gemachet  haben.'  17'22,  Mise.  Tig.  ,Mengk- 
lich  [Jedermann]  ist  by  uns  ledig  von  allen  wüssent- 
haften  [erkennbaren]  urchenen  menschensatzungen.' 
Z  Mand.  1639.  ,So  ich  alle  Wollüste  versuchet  und 
mein  ganzes  Leben  gleichsam  eine  urchene  Badenfart 
[Lustbarkeit]  gewesen.'  17334,  Ulr.  —  2.  echt,  ur- 
sprünglich, urwüchsig,  urkräftig,  ausbündig, 
kernhaft,  eigentümlich,  von  menschlichem  Charak'er 
Aa;  Bs;  (j;  Tii.  Eine  ro  dene  urcliigv  Manue,  iro-me 
[vor  denen  man]  de  Huet  hält  solle"  obzich".  Schild. 
Vom  urchige  Mueterort  usrisse".  ebd.  Vrchigi  Husg'rät, 
von  urspr.  Einfachheit,  ebd.  ,Ein  urcher  Schweizer.' 
Si'KENG.  In  ti  diente  das  W.  eine  Zeit  lang  zur  Be- 
zeichnung politischer  Parteifarbe,  z.  ß.  eii  urchige 
(liölstrumpf)  [Ultramontaner].  En  urige  Hund!  als 
Schimpfw.:  ein  liundsgemeiner  Kerl  BsLd.  Seb  ist  e 
chll"  en  Urchne!  jener  Mensch  ist  etw.  seltsam,  selb- 
ständig; er  besitzt  mehr  natürlichen  Verstand  als  Bil- 
dung ZO.  —  3.  lauter,  sauber,  sicher,  meist  mit 
Neg.,  vom  Wetter  (zuverlässig),  von  Geisterspuk  od. 
anderer  Gefahr  (geheuer,  traulich),  von  physischem 
und  psyclrischem  Befinden  (wohl),  von  ökonomischem 
Stand  und  Ruf  (fest),  vom  Charakter  (ehrlich)  Bs. 
's  Wetter  ist  nüd  urche,  zweifelhaft  Z.  's  ist  nie  ganz 
urig  im  Summer,  icenn  der  Blaue  [ein  Berg]  e  Chappc 
het  [bewölkt  ist]  Bs.  Da  isch  es  nüd  urclie,  nicht 
.geheuer  BsStdt;  Scii;  S;  Z;  syn.  uny'hiir.  Es  ist-mcr 
nüd  u.,  unheimlich,  ich  bekomme  eine  Anwandlung 
voll  Furcht  Z.  's  lingg  Or  het-em  welle  litte,  u-o-n-er 
das  g'hürt,  und  's  isc/i-e/H.  nit  recht  urig  rorcho.  BWyss. 
Es  ist  nit  Alls  urig,  sauber  S.  's  isch  nit  ganz  urig 
mil-em,  i  glaube,  er  leird  chrarik  Bs.  ,Ein  wenig  frische 
Luft  schöpfen,  es  sei  ihm  nicht  recht  urchen  uf-em 
Herz.'  Stutz,  's  isch  nid  ganz  urche  mit  (bl-nj-em, 
er  ist  nicht  in  den  besten  Verhältnissen  ZO.  Bi  dene" 
Litte"  isch  es  no''''  u.,  man  fühlt  sich  bei  ihnen  wohl, 
heimelig.  Dd  hat  's  tw''  u.  Ig'richt,  er  ist  wohlhabend 
ZWetz.     Da  ist  nüd  u.,   unzuverlässig,    nicht  ehrlicli 


Si'H;  Z.  Das  ist  kein  Urchige!  er  sieht  unheimlich, 
verdächtig  aus  ZWetz.  Das  ist  nüd  u.,  verdächtig 
ScH;  Z.  E  liehe  Fründ,  so  urchig  guet  as  eine  [irgend 
einer].  Henheler. 

Das  W.  fehlt  nihil.,  gehurt  aber  ohne  Zweifel  zu  ahd. 
erchan,  ereilen,  echt,  ausgezeichnet  (auch  als  erster  Teil  von 
Personenn.),  got.  airl-ni-»,  rein,  heilig,  ags.  eorcamtän,  altn. 
iaiknastein,  Edelstein;  vgl.  irchin>  Doch  kann  das  c  (ge- 
brochen eo,  ia)  nicht  unmittelbar  unserm  u  gleichgesetzt, 
sondern  es  muss  ein  sfcukus  Vb.  der  «-Classe  angenommen 
werden,  das  im  Prät.  PI.  den  Ablaut  u  ergeben  konnte.  Vgl. 
ic'ui-lien  (irurehjan):  werk.  Das  Yerliältniss  des  nominalen 
betonten  Prüf,  yr-  zu  dem  ihm  z.  T.  entsprechenden  verbalen 
unbetonten  er-,  ahd.  ar-,  ir-  (s.  o.  Sp.  -t'iO  und  401)  ist 
naturlich  ein  anderes,  weil  in  erchan  das  c  betont  ist.  Mög- 
lirh  ist  aber,  dass  das  Prüf,  ur-  mitwirkte,  weil  es  iu  einigen 
Cijiupos.  einen  vwdten  Begriff  ausdrückt.  In  Schwaben  gilt 
syn.  erziij  (von  dem  Piäf.  erz-  aus  arcki-).  Aus  den  mangel- 
haften Angaben  unserer  Quellen  betr.  Quant,  und  Qual,  des  u 
scheint  sich  zu  ergeben,  dass  u  zwar  vorlierrschend  lang, 
aber  trübe  (ü-),  also  die  Kürze  das  Ursprünglichere  ist;  die 
Dehnung  leicht  erklärlich  durch  Eintluss  des  r,  resp.  eines 
vor  oder  hinter  demselben  aufsteigenden  Nebenvoc.  (u'r'uj, 
ur^eh).  Seil  w'  muss  auf  einer  ungehörigen  Anlehnung  be- 
ruhen. Die  Schreibung  ue  (neben  ü)  beabsichtigt  tw.  viell. 
uur,  den  einfachen  Voc.  als  trüben,  keinen  wirklichen  Diph- 
thong zu  bezeichnen.  0  ist  nur  unbedeutende  Tonerhühung 
von  u^.  —  Zu  der  Grundform  urchen  lauten  die  flektierten 
Formen  urehne,  urchni,  das  Neutr.  aber  nur  urches  (für 
urchene;  vgl.  eine,  -i,  eis).  Urchi  mag  auf  A'erdünnung  des 
c"  zu  t  beruhen  wie  in  Ableitungs-  und  Flexionsendungen, 
viell.  unter  Mitwirkung  des  -i  der  Eudung  -in  (nhd.  -en)  von 
Stüffadj.,  denen  unser  W.  insofern  nahe  kommt,  als  es  zwar 
nicht  selbst  einen  bestimmten  Stoff,  aber  Reinheit  stofflicher 
Beschaffenheit  anzeigt.  Da  indessen  die  Erinnerung  an  eine 
adj.  Bildungssilbe  nie  ganz  erloscheu  war,  so  konnte  statt 
-en,  dessen  n  flexiv  oller  euphonisch  scheinen  konnte,  das 
festere  und  allbeliebte  -i<j  eintreten,  angebahnt  durch  nrehi. 
—  Die  Ausstossung  des  ch  in  der  Form  «<■/</  hatte  ihren 
Grund  walirsch.  in  der  lialb  gutturalen  Beschaffenheit  des  r 
(bes.  in  Bs),  viell.  auch  in  Aulehnung  an  das  Präf.  ur-;  s.  o. 

Uerch  s.   Uelerich  Sp.  183. 


Ard,  nach-arden  s.  Art. 

Ärdje:  Borstengras,  rauhes  Waldgras,  iiardus  stricta 
(in.  —  Von  dum  lat.  bzw.  eliurvv.  Namen  nacli  Ahstussuug 
des  anlautenden  n  abgeleitet. 

irder   s.  erferj  Sp.  399. 

Erde"  <•--  und  ^-  nach  den  gewöhnlichen  Grenzen 
dieser  Laute,  E^d  GEh.,  Arte  BsLd  —  f.:  1.  Erde 
als  Weltkörper,  im  CJegs.  zu  Himmel,  und  als 
Wohnort  der  Menschen,  allg.  Die  Berghäuslibesitzer 
zu  LNottw.  haben  1749  das  Recht,  zur  Winterszeit, 
.wenn  's  zwischen  Himmel  und  Erden  durchgeht', 
über  die  N.-Weid  in  den  Wald  zu  fahren,  d.  h.  wenn 
der  Boden  mit  Schnee  bedeckt  ist,  Fuss  und  Fuhr- 
werk also  die  Erde  so  wenig  als  den  Himmel  berühren. 
Uf  Erde,  in  der  Menschen  weit  Aa.  D' Erde  rerzert, 
was  si  ernert.  Sdlg.  —  2.  Erdreich,  als  Stoff,  bes. 
als  Element  der  Pflanzen,  doch  auch  der  Menschen 
nach  bibl.  Vorstellung  (=  Staub).  Gueti  E.;  i"  dr  E., 
udgl.  Aa;  vgl.  Erdlösi,  aufgelöste  Erde,  Schlamm. 
Das  chost'  Geld  wie  E.  —  wie  Stei",  so  viel  (nhd.  ,wie 
Heu')  ZBauma.  Vgl.  4.  ,Hauswuscheten  [Kehricht]. 
Gassenkat,  unrechte  Erden.'  1738,  JCNio.  Erde  bist 
du,  ro'^-dcr  E.  lebst  du,  E.  wirst  du.  Ineiciien.  — 
3.  Grundstück,   -besitz.     ,Han   geben   und   vcrkoft 


437 


Ard.  erd,  ird,  ord,  uid 


438 


min  erda  und  min  gfliot.'  1305,  Interlakes.  —  4.  ver- 
stärkend Adj.  und  Subst.  vorgesetzt,  oft  noch  mit 
einem  andern  vorgesetzten  Verstärkungsw.  ähnlicher 
Art  verbunden;  qualitativ  vergleichend  viell.  nur  in 
hraiiderdeschwarz;  erdemiied  viell.  so,  dass  man  zur 
Erde  sinken  möchte;  erde-fil,  -(/'«Mei/ viell.  auch  noch 
concr.  von  der  Masse  des  Elementes  oder  der  Vielheit 
seiner  Bestandteile  (vgl.  oben  Gehl  wie  E.) ;  sonst  rein 
abstr.  quantit.,  so  dass  die  Vorstellung  von  der  Grösse 
der  Erde  als  Weltkörper  zu  (irundc  liegt,  oder  dass 
auf  der  (ganzen)  Erde  nichts  Ähnliches  zu  finden  .sei; 
Syn.  hivimel-.  So  z.  B.  erde-gross,  -häliüch,  -schön,  -hös, 
-schhrht,  -ühcl  L;  Z.  Es  chostct  gar  crdc-vil  De  Salat 
ist  eide-sui:  Sihiiid-erde-mager.  In  L  kann  erde-  vom 
Adj.  auch  getrennt  werden,  z.  B,  gar  erdc-n-e  teüeste 
statt  gar  en  erdewüeste;  oder  das  Adj.  resp.  Adv.  weg- 
gelassen, z.  B.  er  hed  gar  erde  'iö,  er  hat  sich  sehr 
leidenschaftlich  geberdet,  statt  erdeirilest,  -wild,  -hös. 
Seltener  vor  Subst.,  z.  B.  es  Erdcchalb,  grob  =  ein 
kreuzdummer  Mensch;  en  Erdespitzbueb,  ein  ausge- 
machter, durchtriebener,  vollendeter:  Syn,  Erz-.  Eini 
alli  Ärtelaster  säge,  ihn  mit  allen  erdenklichen  Schimpf- 
wörtern überhäufen  BsLd. 

Das  "VV.  ist  bei  uns  verhältnissmässig  selten,  rcclit  ein- 
gebürgert nur  in  Bcd.  4;  in  Bed.  1  (u,  3)  wird  es  meistens 
durcb  Welt,  in  Bedeutung  2  u.  3  nebst  den  entspruehondcn 
Zss.  und  Ableitungen  meistens  durcb  lind  vertreten,  welchem 
binwiedcr  die  obigen  Bedd.  1  und  4  fremd  sind.  Zum  ganzen 
Art.  vgl.  durchaus  Iferd  mit  dessen  Zss.   und  Abi. 

Ambeissi-Erde:  „schwarze,  mürbe  Erde,  d.  h. 
ein  Gemisch  von  verfaulten  Vogetabilien,  Sand,  oft 
auch  von  etwas  Ton;  so  genannt,  weil  die  Ameisen- 
haufen aus  solcher  Erde  bestehen  B;  L." 

Huper-  s.  Hubert. 

Hasel-  s.  -Grund. 

Brand-:  Erde  von  gebranntem  Rasen  (Gras- 
miitten),  auch  verk.  Brand  L. 

Schwaben-:  ein  Giftstoff. 

Wurm-:  die  Erde,  welche  vom  Regenwurm  über 
die  Oberfläche  empor  gestossen  wird.  Trockene  W. 
trifft  der  Mäher  in  der  Matte  BSi.  ,Was  es  ist  durch 
W.  mähen,  kennst  du  nicht'  Gotth.  Sie  gilt  als  Heil- 
mittel gegen  Insektenstich  Z. 

erdelen,  erdelig  s.  lierdelen. 

erden:  (den  Samen)  mit  Erde  bedecken,  säen.  In 
allitt.  Formel  verbunden  mit  erneu,  ernten.  ,Wcr  euch 
acher  oder  weiden  het  in  den  vorgenanten  höf,  wil  er 
die  niessen,  so  sol  ers  zünen,  wegen  und  stegen  un- 
schedlich  ze  erden  und  ze  ernen.'  XIV.,  L  Adligcnswyl. 
Hofr.  ,Item  ein  veweg  ze  e.  und  ze  e.,  den  sol  icder- 
man  farn  uf  dem  sinen,  so  er  unschedlichest  mag.'  ebd. 
,Item  ein  weg  ze  e.  und  ze  e.  am  wyezbücl,  dafürhin 
sol  iederman  farn  uff  das  sin.'  ebd. 

In  einem  eisiiss.  Weist,  finden  sich  formelbaft  vcibimden 
,crrcn  und  erden'.    —    Ygl.  noch  hcrclni. 

erdin:  irden  Bs;  L;  Z.  Erdis  G'schir  Z.  Erdeni 
Häfen  L.  ,Ärte  G'schirr.'  Si-keng.  ,Ein  erdencs  Mariä- 
bild.'  Eins.  Chr.  175'2.  —  Vgl.  herdin. 

irdisch:  Bezug  habend  auf  die  Erde,  das  Land 
im  Ggs.  zum  Wasser.  ,Der  Meeradler  den  irdischen 
Adleren  [die  ihre  Nahrung  auf  dem  Lande  suchen] 
nit  ungleich.'  Vogelb.  1557.  ,Grosse  würm,  etliche 
haben  sie  für  irdisch  Ci'ocodylen  geachtet  zum  under- 


scheid  deren,  so  ihre  wohnung  im  wasser  habent.' 
RCvs,  IGOO.  —  Das  W.  in  seiner  geistlichen  Bed.  der 
Volksspr.   wenig  vertraut;  dafür  ircItUcJi. 

Er  die  s.  Erle. 

Ordele",  ordelen  s.  Orgele. 

„Ord  m.:  Dreck,  Strassenkot.  ordrig:  dreckig BO.'' 

Aus  frz.  ord,  it.  ordo,  scinuutzig,  lat.  liorriduf,  (v.  Solimutz) 
starrend.  In  ordi-uj  wird  das  zweite  r  nach  Analogie  zahl- 
reicher deutscher  Adj.  .auf  -erig  zu  erklären  sein,  welche 
von  intensiven  mit  -er  gebildeten  Vbn  abgeleitet  sind,  wie: 
.bulperig,  lücbcrig',  oder  vun  Subst.,  die  eiu  ableitendes  -er 
haben  wie  .Wasser  :  wässerig'.  Ein  zugesetztes  )•  bat  auch 
unser  momdrUj,  bei  welchem  viell.  das  -er  der  Comparativ- 
endung  mitgewirkt  h,at. 

Ol'de"  m. :  Stand  und  Beruf,  urspr.  heiliger,  dann 
allg.  auch  v.  weltlichem.  War  Holzschiten  en  Orde, 
se  wärid  nid  so  Vil  Manch  worde.  Sulg.  .Den  Orden 
der  h.  E  hat  Gott  selber  ufgesetzet.'  XIV.,  Kloster 
Sarnen.  .Die  erste,  der  in  der  nüwen  stift  [Kloster] 
der  orden  angelcit  ward.'  G  Hdschr.  XV.  .Ich  bin 
ungstaltig  worden,  dass  ir  nit  kennend  minen  orden, 
min  form  und  gstalt,  euch  min  person.'  1550,  Euef. 
Ein  Lied  vom  Vogelgesang  schliosst:  ,Min  frouw  ist 
meister  worden;  das  lan  ich  syn,  so  [da]  ich  nit  bin 
allein  in  disem  orden.'  —  Mhd.  orden,  aus  lat.  ordo,  ordin-. 
Bueben-:  liederliches  Leben.  ,So  ist  iez  nun 
der  jungen  bracht:  täglich  bim  win  und  ouch  bin 
wiben  und  uf  der  gass  vil  muetwills  triben,  füeren 
also  den  buebenorden.'  1516,  Gengexbach. 

Bettel-.  ,Bim  B.  ist  Hänge  [Mancher]  en  Herr 
worde.  Sülger, 

Zatel-:  Cisterzienser?  1388. 

Für  ,Zitel',  von  frz.  CUds,  Citcaux?  Eher  Zntcl  ^=  Zol hl, 
vom  zottigen  Stoff  des  Ordensgowandcs,  oder  von  einer  daran 
herabhangenden  Zottel,  Quaste? 

ordenlich  ordentlich  W,  ördetli^'',  örditli''''  Ndw, 
ördelich  B  oSi.,  -lech  B;  TnHw.,  örteli  BsLd,  örflig ^ 
BsLd;  S,  ördelig  Ar;  B;  L,  ördeli  Ap;  Bs;  BHa.; 
GlH.;  GT.;  Sch;  üw  (-ilv'-);  Zg;  Z,  ördlig  Aa;  Bs; 
S(Hofst.),  ördli  AAtW.;  L;  Obw;  GG.;  SL.;  aScHiV; 
Uw  (-■■'',  Engelb.  -»);  Z  —  Comp.-Formen:  ördliger, 
ördligst  B;  S,  ördlicher  usw.  Z:  1,  Adj.  a)  artig  im 
Betragen,  sittsam,  bescheiden,  anständig,  brav  Ap; 
B;  Ndw;  S;  Th;  Z.  —  b)  gutartig,  -mutig,  freund- 
lich, umgänglich,  gefällig  Aa;  Bs;  B;  S;  UwE.  ,Isch 
gar  ne  ordlige,  fründlige  Ma'.'  JHofst.  1865.  — 
c)  artig  von  Aussehen.  Was  chll  ist,  ist  o.  Aa. 
Hübsch  (Haus.  Weg.  Vieh)  L.  Schön:  en  o.  Chind 
AABb.;  S.  Hübsch  oud  fl"  ond  o.  h'hüet-mer  Gott  ml 
Babali !  Ap.  Prächtig,  stattlich,  von  einem  Baum  Bs. 
Zierlich  z,  B.  von  den  Fingerchen  eines  Säuglings  Ap; 
nett  Zg;  niedlich:  das  o.  Chilchli  Bs;  reinlich  ZO. 
Kleidsam,  bequem  Obw\  i>yn.  gähig.  —  d)  ängstlicJi 
genau  bis  zur  Wunderlichkeit  W,  iiyn.eigtlich,el)enlich. 
^  e)  z  i  e  m  1  i  c  h  gross,  gut.  En  o.  Burdi  ZU.  Bedeutend, 
beträchtlich:  en  o.  Rechnig  S.  En  ordlech  Stncl;  Land 
Th  oder  subst.  es  eiges  Hüsli  und  na^''  ordlich  Land 
derzue.  MWai.den.  En  o.  Bröclli,  ziemliche  Strecke 
Weges  Ap.  —  f)  mittohnässig  bis  gering.  Spreng. 
—  g)  angemessen,  hinreichend.  .Wie  disen  durch 
ordenliclie  Mittel  gehulfen  [werde],  damit  sie  nicht 
erligen,'  lOUiJ,  Hott.  —  h)  rechtmässig,  förmlich. 
.Glich  wie  die  jüdischen  priester  ordenlich  brnefft 
sigind,  also  sigind  zum  dienst  der  kilchen  ordenlich 
brüefft  auch  wir.'  Hiunr.  Itll  I.    .Minderjährige  Kiuiler 


439 


Aril.  crd.  Ird,  or(l,  urd 


440 


mögen  mit  Hund  und  Gwalt  ihres  ordeiiliclien  Vogts 
ihren  eignen  Müeteren  den  20sten  Teil  ihres  Guots 
verordnen.'  L  Stadtr.  17oG;G5.  ,Zu  ihrem  ordenlichen 
Pfarrer  berufen.'  1711,  Tadfb.  Heiden.  ,Der  ordent- 
liche Rat  in  S  \var  die  Versammlung  der  Alt-  und 
Jungräte,  die  sich  gegenseitig  erwählten.'  1845,  Kruttek. 
—  2.  Adv.  (in  Ar  ordeluja  d.  h.  ordeiüichen).  a)  den 
adj.  Bedd.  entsprechend:  Er  het  (V  Sach  o.  rf  macht; 
ci-  hct-si'''  o.  f/'halte;  er  chiinnt  o.  äalür,  anständig 
gekleidet  B.  Das  Meilli  tuet  gar  n.  S.  Das  (fhenl 
|hiUt]  ineno.  (stark)  Nnw.  En  o.  grosse  Born  [Baum] 
'i'n.  's  ist  o.  chah  UwE.  Er  hed  's  ordeliga,  er  be- 
findet sich  wohl  Ap;  CS  geit-mer  ies  o.  (physisch  oder 
ökonomisch)  B;  er  ist  i.it  n.  (von  einem  Kranken)  8<mi. 
Eine  ().  zuerichlc  (ironisch),  arg  niisshandeln.  Spreno. 
Orleli,  Antwort  auf  die  Frage:  irie  gut 's?  BsLd.  ,Si 
redt  so  ortlig.'  ÜAiiRAcrA  18(52.  ,Es  GläsH  über  's  G'sats 
[über  das  gewöhnliche  Mass]  hct  im  o.  's  Herz  und 
d'Ztmge  g'löst.'  Scniui.  ,Los  [höre]  -wer  frt  o.  zuc!' 
ebd.  ,Uli  hatte  nun  in  der  Kasse  o.  über  150  Kronen 
[Taler].'  GoTin.  Es  licd  o.  Hiirdepfel  g'gc  Gl;  Ndw. 
/  ha  0.  Gelt  'brficht.  Er  hät-ne  [ihnen]  o.  ustellt  B. 
Er  häd  o.  g'nueg,  ziemlich  oder  gerade  [getrunken 
oder  zu  tragen]  ZO.  0.  «'(7  Aa;  Ap.  ,'s  icerd-eren 
ordcU  [ziemlich  i.  S.  von  .wirklich'  oder  .geradezu'] 
hang.'  üsteri.  —  b)  ausschliesslich  und  eigentümlich 

■  adverbial,  a)  von  Grad  oder  Art  und  Weise:  gerade, 
genau,  übergehend  in  die  Bed.  sicher,  gewiss, 
richtig  (d.h.  genau  entsprechend  einem  Sachverhalt 
oder  einer  Erwartung),  's  ist  o.  glich,  ganz  gleich- 
giltig.  Stutz.  0.  ase,  gerade  und  ganz  so  ZO.  Dass 
's  iez  au  o.  das  hat  müese  gc"!  ebd.  ,'s  ist  halt  ganz 
0.  wie  die  Biche  hcnd  ivelle.'  Bauresgespr.  XVIII.  ,Jä 
[Einwendung  erhebend],  mir  gönd  [wir  gehen]  liiiggs.' 
„Ich  ordli  [eben]  an"''."  Stutz.  ,r>as  Crocodil  hat 
grosse  lange  zän  o.  wie  ein  sträl  [Kamm].'  Tieub.  lö(Jo. 
Das  chann  ich  nüd  ordli  [präcis]  säge"    Z.     I'''  rvei.is 

'  iez  nüd  ordeli,  wie-n-er  's  macht  Z.  Ei'  chunnt  o.  nüd, 
sicherlich  nicht  Z.  Du  fällst  o.  no'-''!  Z.  Ja,  ordeli! 
ganz  richtig  GT.  I  hän  o.  [richtig]  'denU,  es  chämm 
eso!  Zu.  oder  das  Adv.  aus  dem  Satz  herausgehoben: 
0.,  i  hä"  g'uniss  'd.  usw.  Ordeli,  eben  e  de  Weg  [so]! 
tcie  wetti  's  änderst  chönne"  sl"?  ebd.  Jcz  hat  er  's 
0.  müese  säge!  er  hat  es  also  wirklich  nicht  verschwei- 
gen können!  ebd.  —  ß)  von  der  Zeit:  eben  damals, 
so  eben.  Er  ist  o.  tod  im  Hus  g'lcgc  Scuw.  ,Es  hed 
0.  Zirölfi  g'schlage,  ivo-n  i'''  de"  erst  Tritt  'tu"  ha".' 
Baurenhespr.  XVm. 

MhJ.  nnleiilicJi  und  so  dunliwcg  ,aucli  in  uusorcr  ä.  I^it. 
—  Die  Formcu  mit  -i-  sind  mein-  modern  und  dem  Biidlicr- 
deutscli  entlelnit  und  dienen  darum  nur  der  cig.  Bed.  d.  AV. 

nn-  nnordcli:  unsäuberlich  BHa.;  Z.  Syn.  an- 
eigeniich. 

Orden  lieh  Ordeli  n.:  Liebkosung,  zärtliches  An- 
schmiegen, bes.  von  Kindern  AAZei.     Syn.  A,  Ali. 

Von  dem  iu  der  Weise  einer  Interj.  angewendeten  Adv. 
i.  S.  V.  freundlich,  lieli,  nett,  od.  im  gewühnl.  S.  (mach  '«  <•..'). 

Gar-  Garofrjdeli  m.:  Mensch,  der  Alles  gar  ordent- 
licli  liabcn  will,  iron.  aufs  Gegenteil  bezogen  ScnwE. 

ordenlichen  ordlige:  ordentlicher,  artig  werden 
B;  Uw.  Von  Menschen:  gesitteter  w.,  Hyu.  wätUchen ; 
von  Sachen:  in  bessere  Ordnung  kommen;  es  het  ril 
g'ordliget  um  dl  Hüs  ume,  die  Umgebung  deines  Hauses 
bat  ein  viel  besseres  Aussehen  Ijckommcn, 


Orden  1  ich i  Ördligi  f.:  sittsames,  freundliches 
Wesen  B. 

ördelen  Sch;  Z,  örnele"  Ar:  in  niedliche  Ord- 
nung bringen,  mit  dem  Nebenbegriff  einiger  Gemäch- 
lichkeit, aber  erhöhter  Sorgfalt  im  Kleinen.  —  Or- 
deler  m.:  der  diese  Tätigkeit  übt  Z.    Syn.  Bäschelcr. 

ordnen  onie  Ap;  BsLd;  B,  urnen  8cm':  1.  in 
Ordnung  bringen  oder  stellen,  besorgen  (Personen 
oder  Sachen);  wie  nhd.  (allg.).  ,Und  do  si  den  .strit 
ganz  geordnoten'.  geschlichtet  hatten.  1336/1440,  ZOhr. 
Rohe  Seide,  in  die  Färb  [zur  Ablieferung  in  die  Fär- 
berei] 0.  oder  ,rüsten',  indem  man  den  Stotf  in  ein- 
zelne Stränge  teilt,  diese  abzählt  und  bezeichnet  Z. 
Auch  absol.  Ordnung  machen  Sciiw.  —  2.  mit  Dat.  P. : 
, Einem  Etw.  verschaffen;  z.B.  eine  Frau  Vw;  Zn." 
Verordnen,  verschreiben,  vom  Arzt  B.  —  3.  an- 
ordnen, verfügen,  beschliessen,  festsetzen,  bestnnmen. 
Von  Gott:  .Was  gornet  ist  von  gott  dem  Herren,  kan 
niemand  hinderen  noch  wehren.'  Com.  Beati.  Mit  Dat. 
P. :  zuteilen  z.B.  ein  schweres  Schicksal.  Leiden:  Das 
isch  mer  halt  rom  l.  Gott  so  g'ornet  B.  Mit  Acc.  P. 
.Fluch  [fliehe]  von  mir  hin  in  die  selb  statt,  dahin 
dich  gott  geornet  hat.-  Com.  Beati.  Von  Menschen: 
,Was  er  verschuof  [befahl]  und  orndnete.'  Vad.  .Wie 
bestimbt  und  geornet  wirf  Sarg.  Landr.  1C74.  In 
der  ä.  Rechtsspr.  insbes.  a)  zur  Leitung  weiterer  Ver- 
handlungen oder  zur  nähern  Untersuchung  einer  Streit- 
sache besondere  Beamte  bestellen,  die  Sache  einer 
Commission  überweisen.  .Dass  alle  Sachen  mit  Recht 
usgesprochen  [sofort  abgeurteilt]  und  ohne  not  nit 
(da  es  keine  Erdurung  wytlaufiger  Schriften  betrifft, 
zuo  keinen  Sachen)  geordnet  werden,  und  so  man  je 
ordnen  muss.  wie  die  Verordnung  beschehen  und  was 
für  Belohnung  sy  zuo  nemen  befuogt  syn  sollen.'  1068, 
Z  Stadtger.  Syn.  verordnen,  vgl.  nhd.  abordnen.  .Ein 
gesetzter  und  geor(d)neter  Richter.'  Archiv  Jenatz  1512. 
—  b)  testamentarisch  vermachen.  ,Für  uns  kam  N.  N., 
ordnet  und  machte  da  vor  uns  [dem  Rat]  110  guldin 
siner  elichen  wirtin  ze  lipding.'  1389  Z.  .Ordnet, 
macht  und  schafft  sinen  döchtren  50  gülden.-  1420  Z. 
.Einander  farendes  guot  vergaben,  ordnen  und  machen.' 
Bs  Rq.  1431.  ,Sin  leisten  willen,  gmechnussen  [Ver- 
mächtnisse] oder  Vergabungen  ze  setzen,  ze  ordnen.- 
ebd.  1539.  ,Ir  hab  und  guot  zuo  vermachen,  zu  o. 
oder  zuo  vertestieren.'  ebd.  1507.  ,Sömliche  [solche] 
geraecht  [Vermächtnisse]  tuen  u.  o.'  L  XV.  —  4.  o  r- 
dinieren,  zum  geistlichen  Amt  weihen.  ,Er  Hess 
sich  0.,  wie  domals  der  bruch  was,  von  dem  bisehoff.' 
HBfll.  1572. 

Die  erleiditerte  Form  :inini,  welche  schon  fviili  auf'tauclit 
|s.  Mhd.  WB.),  dürfte  auch  .als  die  allg.  volkstüralielie  hei 
uns  .angesehen  werden,  welche  erst  allmählich  von  der  kor- 
rekten Form  wieder  verdriiugt  wird;  s.  auch  die  Zss.  und 
()rdni"g.  —  Vad.  n.  Kessl.  (,orndnen,  ondnen')  kssen  durch- 
gängig, t.  mit,  t.  ohne  das  r,  n  aus  der  Endung  auch  in  die 
Hauptsilhe  Torschliigen. 

Y er-  =  ordnen  3.  ,Der  hoptman,  der  in  zuo  vcr- 
hüeten  [bewachen]  verondt  was.'  Vad.  ,Hand  mich 
gen  Baden  verorndt',  abgeordnet.  Kessl.  ,Verornete 
Ratsbotten.'  Absch.  1598  (W).  ,Die  fürgesetzten  und 
verorneten  der  Gmeind.'  Taufb.  Zoll.  1612.  ,Das 
mengklich.  es  sy  man  oder  frow,  das  siii  mag  ver- 
schaft'en,  verordnen,  vermachen  und  vergaben,  war  und 
wem  er  wil.'  1480,  L.  —  Gelds-Vorordneter.  Die 
Gesellschaft  von  .Kanflenten-  in  Bern    übt   sflmn    im 


441 


Ar.1 


irJ,  Ol'd,  urd 


442 


XVI.   die  Besorgung;   der  Geldstage  [Konkurse]   ihrer 

Angehörigen  durch  .Geldsverordnete'  aus.  B  Taschenb. 

vor-:    zum  Voraus    verfügen.     ,I)z  uns  onc  sinen 

willen  und  Verordnung  gar  nüt  widerfaren  mag.'  15.59, 

Ordni"g,  meist  ohne  d,  Omiy  Sci\,  Ornu d  P  si\v., 
Oniy  Zü.f:  1.  Ordnung,  a)  im  Hause,  in  Privat- 
geschäften. Dim.  ÖrniyJi,  niedliche  0.  Ap;  Z.  ,Anes 
xchim  i-dcr  0.  ha'.'  Stütz.  D'  0.  ha,  die  Hausgeachäfte 
besorgen  UI.  D'  ().  ist  's  Best  in  edle"  Dinge".  Sdlo. 
/  d'  <).  wache,  ins  Keine  bringen  Tu;  Z.  , Einem  die 
(>.  machen',  den  Meister  zeigen.  ,Der  Frühling  macht 
dem  Schnee  0.',  schafft  ihn  weg  Ai'.  Kritisieren  und 
J'jim  (/'  ().  iiiaclie  ^velle",  zeigen  wie  es  .sein  sollte  L. 
().  schisse,  unbefugt  und  ungeschickt  0.  machen  wollen 
Ap;  Z.  7'y  jvüesli  0.  mache,  einen  Ort  verunreinigen, 
z.B.  cuiihem.  von  tierischen  Excrementen  Z.  Oft  hat 
ilas  W.  auch  ohne  Attribut  ironische  Bed.  Es  ist  en 
().,  es  gab  zwo  drus!  Z.  Es  ist  hei  0.  i  's  Hanse 
G'nieind  (sprw.).  Es  ist  do  ne  0.  wie  z'  Wange  i-dr 
Chefi  [Gefängniss]  S.  E  sül)cri  0.!  Stutz.  Auch  von 
natürlichen  Dingen,  die  ihren  regelmässigen  Verlauf 
haben.  1  lia"  ml  0.,  Katamenien  SchwE.  J3'  5Vicä 
liät  0.,  's  Mensch  [die  Geliebte]  hat  g'lachet,  sprw., 
wenn  Aussicht  auf  guten  Erfolg  (eig.  der  Werbung 
um  ein  Mädchen)  vorhanden  ist  G  uKh.  —  b)  in  der 
Schule.  ,0.  heisst  insbes.  der  Zug  der  Schüler,  wenn 
sie  nach  geendigter  Lehre  eine  Strecke  aus  der  Schule 
geführt  werden:  Er  ist  iis  der  0.  me-n-cme  Dienst  ko.' 
SpRKNii.  —  c)  im  Militär:  Aufstellung.  ,Si  schussend 
ob  der  0.  hin',  über  die  Köpfe  weg.  Copie-B.  Wyl. 
,Wir  haben  unser  tiend  mit  gefärlicher  0.  angegriffen.- 
Gesi'hichtsf.  Ges.  Man  sei  ,im  Schachen  in  der  o. 
gestanden'.  1531,  Strickl.  —  d)  im  Staate.  ,Wider 
iren  cid  und  ornig.'  L  Sondersiech.  1(514.  —  e)  in  der 
Welt.  ,Die  0.  Gottes'  P.  —  2.  Anordnung,  Befehl. 
„Ordnig  gen,  Befehl  geben,  allg."  ,Gang,  Canzler,  du 
gen  ornig  gen,  dass  unsere  statt  werd  angezündt.' 
Co.M.  Beati.  ,Us  [auf]  Ordnung  unser  gn.  Herren.' 
C'vs.  —  3.  Vermächtniss.  ,Ist  dass  er  vor  sinem 
vatter  abstirbt,  so  sol  dise  o.  und  geraecht  gänzlich 
ab  sin.'  1389,  Z.  ,Wie  einer  old  eine  ein  gemecht 
und  0.  tuen  mögen,  dass  es  kraft  hat.'  1480,  L.  ,Sölich 
gemecht,  o.  old  vergabung.'  ebd.  ,Wer  ein  o.  machen 
wil.  das  sol  beschechen  mit  der  nächsten  fründen  und 
erben  wüssen.'  BHa.  1534.  ,Wer  Ordnungen  machen 
und  testieren  mag  [dazu  befugt  sei].'  1572,  Aa.  — 
4.  „Verhältniss.  Der  0.  na''e,  nach  Yerhältniss, 
verhältnissmässig  Z."  —  5.  billiger  Preis.  Eppis 
in-ere  0.  g'e,  lä,  billig  verkaufen.  In  ere  0.  cho,  zu 
stehen  kommen  Ndw.  —  6.  Art,  Geschlecht,  Ver- 
wandtschaft. Er  g'seht  i  's  N.'s  0.,  er  hat  das  Fa- 
miliengepräge des  N.  ZLunn.  —  7.  Ordination, 
Priesterweihe.    XV.,  G  Hdschr.,  Regel  Benedicti. 

Für-:  die  gesammte  Fcuercinrichtung  in  einem 
Hause,  Ofen,  Kochherd  und  die  Raucluibzügo  Z. 

Guntel-:  Unordnung,  (iepoltor  BKi.  -  HuntUu. 
sdilüifim,  poltern. 

Hudcl-:  schlechte,  liederliche  0.  BO.;  S.  -  Ihnhl, 
linmpen.     Dah.  syn.  andorw.   Lviiijhii-O. 

Heils-:  die  göttl.  Ratschlüsse  zur  Erlösung  der 
Menschen,  in  kirchl.  Lehrbüchern  (Katechismus)  dar- 
gestellt. .[Neben  dem  Katechismus|  wird  zuweilen  aucli 
ilie  H.  .inswondig  gelernt.'   ScHi'i.iiKniriu'  Heiden    ISdil. 


Kilchen-:  Liturgie.  Sammlung  der  kirchl.  Ver- 
ordnungen betr.  den  Gottesdienst  Z. 

Kleider-:  obrigkeitliche  Vorschriften  betr.  die 
Kleidung  resp.  gegen  Luxus  in  derselben,  vom  XVI. 
bis  XVlil.  häufig,  aber  fruchtlos,  erlassen,  und  darum 
eher  Gegenstand  des  Spottes  als  der  Achtung.  Das 
ist  gegen  (dli  Chi.!  nicht  schicklich  od.  erlaubt  (sprw.) 

SCH    It    KiRCHH. 

Bann-:  Kirchendisciplin  zur  Bestrafung  von  l'ppig- 
keit  und  gegebenem  Ärgerniss  Bs;  im  XVI..-  XVll. 
Ausschliessung  von  Ehrenämtern  und  besondere  Kir- 
chenstrafen verfügend;  s.  Bs  Rq.  -  \k\.  Unniilun-eii, 
Kirelienvo]-stchcr. 

Ge-schau-  ,Gsehau-':  Verordnung  betr.  Unter- 
suchung (,Geschau')  armer  Kranker  vor  ihrer  Auf- 
nahme in  den  Spital.  Z  Ges.  17ti9/79. 

Gc-scheids-:  Vorschriften  betr.  Sehlichtung  von 
Grenzstreitigkeiten  BsStdt  bis  1875. 

Be-schnitz-:  Steuergesetz  GrI>.  —  Schulz,  Steuer: 
beschnitzen,   mit  St.   belogen. 

Still-stands-:  Vorschriften  betr.  die  durch  den 
.Stillstand',  Kirchenvorstand  einer  Gemeinde,  auszu- 
übende Kirchenzucht  Z. 

Strich-:  Flankenmarsch.  1575,  Brief  aus  Frankr. 
—    Sti-icheii,   in   die   Länge  zielin. 

Wurf-:  Alpordnung,  sofern  sie  durch  das  Losen 
mit  Würfeln  bedingt  ist;  Verlosung  der  Alpen  Oinv. 
,Laut  Wurfordnung  mag  ein  jeder  auf  eine  Kuh  Schad- 
alp wieder  eine  lehnen,  weil  man  die  W.  in  Kräften 
verbleiben  last.'  1820,  Obw. 

Wasser-:  obrigkeitliche  Verordnung,  wie  es  in 
Wassernöten  gehalten  werden  soll  Bs  1531.  1()8G. 

ordningen  örnige:  ordnen  UwE.  —  ver-:  ver- 
ordnen, befehlen,  ebd.  —  ver-un-  rerüniirke:  aus 
der  Ordnung,  in  Unordnung  bringen  U. 

Ordieiiz:  Audienz  S. 

oi'diiiiiri,  ordeiui-ri:  1.  Adj.  und  Adv.  gewöhnlich 
Bs;  Z.  Früher  -äri:  .Welches  damals  mein  Ordinari- 
Text  war.'  lööl,  JMüll.  ,Wann  man  ordinari  an  den 
Sonntagen  nach  dem  Rosenkranz  in  den  Dörferen  der 
Tanzlauben  zueilet.'  1695,  ClSchob.  ,Ich  hab  ordinari 
dazu  berufen  beide  Landschreiber.'  JCEscn.  1723.  — 
2.  Neutr.  als  Subst.  [Ordinari  Bs):  a)  Gewohnheit 
ubh.  Bs.  —  b)  die  Katamenien  Bs.  —  c)  bestimm- 
tes Mass  an  Speise,  alltägliche  Kost  Bs.  Bi  .sini  (>. 
Mibe"  Scu;  Z.  Syn.  Pfciiiiiiet.  —  d)  die  bestimmte 
Mundportion  der  Soldaten  Aa;  Bs;  Z.  Das  Mittag- 
essen wohlhabender  Bauersleute.  Viehhändler  u.  Fuhr- 
leute im  Wirtshaus,  an  Markttagen  oder  auf  Geschäfts- 
reisen; table  d'höte  Bs;  B;  L;  S.  Die  ricliere  Bure 
(1(1  [gehen)  sogar  i  die  er.ile  Gasthof  a  's  Ordinari. 
.IHoFST.  .Ein  0.  besteht  aus  Supjie,  Rindfleisch  und 
Speck  mit  Gemüse,  Braten  und  Salat,  Nachtiscli.' 
■VHaktmann.  —  e)  das  gevvöhnliclie  Mass  Eutter  in 
(iasthöfen  eingestellter  Pferde,  allg.,  wobei  ,das  grosse 
0.   V-j  Mass  Hafer   statt    '/*   beträgt.'    Gottii.    -  Vom 

IVz.   iirdiuatre, 

ordiiilcreu:  1.  verordnen,  anordnen,  veranstalten 
l'ttl';.  (aucli  (■(')•-).  .  l'Js  l/idlli  Chris  (einen  Korb  voll 
Tanureis)  .'»»(  -/'Vir  ().  BO.  Medizinen  verschreiben  S. 
.\bsol.  Befehle  geben,  .Xrlieiten  leiten  S.  ,/ J)/a.''s  die 
Mälleri,  trenn  der  Ma""   iif  der  Iteis  g.ii  i.tch.  Stande 


443 


Ard,  erd,  ird,  ord,  urd.  —   Arf,  eri,  Irf,  orf,  nrf 


444 


lanii  (fordhiiert   het    und    (/'schaffet.'    BWyss  1803.  — 

2.  beauftragen,  mit  einem  Auftrage  aussenden. 
jWolto  er  seine  Jünger  o.  und  ausscliicken,  so  betete 
er.'  1753,  Ktii.  =  ,befclchnen'.  Zurch.  Ausg.  1760.  — 

3.  ordnen.    ,Z' rinyclwm  Alls  ordiniert.'  1859,  Ineich. 

Beil.  1  und  2  benihen  auf  frz.  ordonncr ;  m  Bed.  3  hat 
das  W.  nur  die  fremde  Endung  angenommen  statt  des  cin- 
faclicn  onlmn. 

Ordonnanz  Ordincmz,  Ordelanz.  ,In  dem  Staat 
und  Ordonnanz  für  dises  Jar',  in  dem  festgestellten 
Jahresbüdgct.  Absch.  1528.  , Sollend  die  mexger  scliwe- 
ron,  die  ordelanz  [Gewerbeordnung]  zue  halten.'  Ldb. 
Nnw  1505.  —  Kriegs-.  ,Er  schreib  dem  liouptmann 
zuo,  er  solle  in  von  nüwcni  die  la-ieg-sordinanz  lassen 
scliweeren.'  LLav.  1581. 

orderen.  .Alles  das,  was  da  verhandlet,  geordert, 
verordnet,  besclilossen  und  beschechen.'   RCvs. 

Abi.  .auf  eigene  Faust  von  frz.  ordre,  Befehl,  mit  Umhxut 
nach  Analogie  anderer  AhleitungenV  oder  ungeschickte  Schrei- 
bung-für   [erjürtert? 

Ördliger  s.  Nördli'Ujer. 


Arf — urf  resj].  arv   usw. 

Arfel  1)  Arfd  in.  allg.  [arfoll  ZLunn..  Arful  Gk 
■Chur,  -U  Ai'K.;  GKh.,  arfu'  BM.)  —  PI.  Ärfel  Ap; 
B;  GA.;  Z,  Arfle  ThHw.  —  Dim.  Ärfeli.  2)  Arfle  f. 
Bs  (neben  1);  Gl;  Gr  (neben  1);  ZO.  (neben  1):  ein 
Arm  voll  von  irgend  einer  Masse,  so  viel  man  mit 
dem  einen  kvm  in  den  gebogenen  andern  legen  oder 
auch  mit  beiden  umfassen  und  umfasst  halten  und 
tragen  kann,  z.  B.  Holzscheiter,  Reisig,  Heu,  Stroh; 
dann  auch  von  Menschen,  bes.  Kindern ;  frz.  hrnssce. 
/,'  Ärfel  mache,  das  Heu  zusammen  fassen  zum  Auf- 
laden GA.  Heu  nrfehrls  laden,  auf  das  Heuseil  legen, 
indem  man  es  zsrecht  und  mit  Eechen  und  Arm  auf- 
nimmt BHk.  Laut  einem  Urbar  von  Affoltern  (BE.) 
gehciren  zu  einem  Birlig  (s.  d.)  12  geschlagene  währ- 
schafte Ärfel,  was  ein  Mann  mit  dem  Rechen  und 
.\rm  erar/lcn  und  tragen  mag.  Arfkivi.'i  fürt  traye", 
einen  Arm  voll  um  den  andern  Bs.  Ebenso  arfels- 
Aa  ;  UwE..  (irfel-  BHk.,  Jirfclis-wls"  =  A.  vm  A.  Bs, 
Syn.  ar/liije".  An  e"  A.  ni;,  zsraffen,  aufpacken  B; 
Ndw.  Es  ijäb  en  ganze  A.  KdMey.  1844,  von  Etw., 
das  sich  in  verhältnissmässig  grosser  Masse  vorfindet, 
's  isch  bes.'ier  en  A.  Missgitnst,  as  es  Hämpfeli  [kleine 
Hatul  voll]  MitUde  S.  Für  de  Wiieste  [Husten]  ist 
am  beste  es  Arfeli  Brustthe  (iron.)  Aa.  Von  einem 
kleinen  Kind,  das  verhältnis-smässig  gross  und  schwer 
ist,  sagt  man:  es  ist  en  ganse  A.  Z.  Das  China  isch 
wol  drann,  es  ist  grad  en  A.  BEi.  ,Gebar  einen  Buben. 
.Ja  das  war  einer  g'rad  wie  ein  Prinz,  ein  ganzer  A., 
hatte  Baggen  wie  Rosen  und  eine  Stimme  wie  ein 
Husar.'  Stutz.  An  en  A.  (es  Ärfeli  mit  Bez.  auf  kleine 
Personen)  ne,  umarmen  aus  Liebe  B;  LG.;  S;  Zg. 
Chind,  •chimmid  g'rad  eis  [kommt  einmal  her],  sii 
chann-uch  [euch]  an  es  Arfelli  ncn,  jer  slt-mer  serel 
loubi  [ihr  seid  mir  gar  so  lieb],  sagen  etwa  zärtliche 
Eltern  zu  ihren  Kindern  BRi.  D'  Frau  an  e"  A.  ni; 
B.  Selten  in  e  A.  .Und  nahm  der  [den]  Jungchnab 
in  .\rfcl  Sprung  mit-em  i"  Bodesee.'  Volksl. 

«  ist  meist  lang;  /  meist  /';  /-  nur  für  Gl  bezeugt,  wo 
die  Vcrdiipplung  des  /  sich  .lus  Assimilation  des  vorher- 
grhciidcM   m    crlilärt.     -     Di.-    l'liir.-K.n-ni    Arjlr  (Tli)    g.'li.ht 


Wi^hrsch.  zu  dem  weibl.  Sing.  (2).  Die  weibl.  Form  selbst 
erklärt  sich  aus  Analogie  zu  Humpfle,  Hand  voll,  Oauße  (mhd. 
ij'infe),  wie  auch  neben  Mumpßl  (Mund  voll)  Miimpße  f.  vor- 
kommt. Die  Kutstehung  der  Verkürzung  liegt  in  ArfQl  noch 
deutlich  vor,  während  das  syn.  Armvolk  Gr  noch  nicht  als 
wirkliches  Comij.,  sondern  noch  als  syntakt.  Construction 
(mit  starker  Endung  des  prädikativen  Adj.)  zu  betrachten 
ist.  Mhd.  iirmrol  m.  heisst  eine  umarmte  PiTson  (geliebte 
Frau).  Armfi:J  (mit  beibeh.ilt<ineni  rn]  kennt  die  Iiennebergische 
MA.  u.  a.,  s.  Fromm.  7,  138.  Beispiele  der  Verkürzung 
eines  stammhafteu,  tieftonig  gewordenen  o  im  zweiten  Teil 
einer  Zss.  sind  wohl  selten,  aber  sie  erklärt  sich  wie  die- 
jenige anderer  Voc.  durch  die  Umgestaltung  einer  Zss.  in 
ein  einfaches  W.  von  der  Art  einer  .\bl.;  vgl.  nhd.  , Eimer* 
aus  rin-har;  scliwz.  Stinntig  =  Sonntag;  Naehtirr  aus  mild. 
nacli(f/cjhar(c),  nhd.  ,N.ichbar'  (neben  ,Nahbauer',  Geschl.-N.). 
—  Die  bcrn.  KA.  «i''''  z««  (ze  'mc,  zu  einem)  A.  eehlä",  sich 
zum  Winterschlafe  legen,  wahrsch.  aus  z'  Mar/rl  (s.  d.)  um- 
gedeutet, weil  anlautendes  tu  beweglich  ist,  hier  also  als 
Verkürzung  eines  vorliergehenden  änn  erscheinen  konnte, 
und  weil  die  von  manchen  Tieren  und  Menschen  zum  Schlaf 
angenommene  Lage  einer  Selbstumarmung  gleicht.  Die  RA. 
wird  aber  gerade  auf  den  Menschen  nur  uneigentlich,  scher- 
zend angewendet.  —  In  der  RA.  an  en  Ä.  ne"**  steht  an  nach 
ält.  Weise  statt  in;  s.  an  Sp.  249.  —  Syn.  Ärßing,  Arßele, 
Arinele,    TifJiupjten. 

arflcn  ararallon  P  silv..  ärflen  S:  1.  einen 
Arm  voll  nehmen;  mit  einem  oder  beiden  Armen 
umfassen,  z.  B.  Heu,  Stroh  B;  UwE.  E  grosse  Ma 
mag  me  g'arjle,  weder  [als]  e  so  e  chline  Chnüdcr 
[Knirps]  Scnw.  Das  gedörrte  Gras  so  zurecht  legen, 
dass  man  einen  Haufen  davon  mit  dem  Rechen  auf- 
nehmen u.  zur  Hauptladung  tragen  kann  Ar;  Z.  Auch: 
umarmen  und  küssen  P  silv.  —  2.  sich  einer  Sache 
annehmen,  sie  an  die  Hand  nehmen,  zur  .\usführung 
übernehmen,  bes.  von  verwickelten  schwierigen  Ge- 
schäften, zuweilen  mit  dem  Nebenbegritt"  von  Unbe- 
scheidenheit  B.  Daher  auch:  Etwas  an  sich  ziehen, 
sich  zueignen,  anmassen  BRi.  —  Bed..  2  hat  anch 
das  frz.  emhramier,  welches  viell.  auf  den  B  Sprachgebrauch 
eingewirkt  hat.  —  um-:  umarmen,  umspannen  Aa  (-o- 
u.  -«-);  Bs;  UwE.  Eine  Person  „-umarmen".  —  er-, 
dim.  -ärfelen:  (mit  den  Armen)  umfassen,  umspannen 
Aa.  .Heu  erarflen'  s.  u.  Arfel.  „Umarmen",  umfassen 
und  an  sich  ziehen  BSi.  Eine  Sache  bewältigen,  ihr 
gewachsen  sein.     ,1  chann  's  nid  alls  e.'  Ebel. 

ärfelen:  1.  so  viel  Heu  zsrechen,  als  auf  1  Mal 
mit  den  Armen  umfasst  werden  kann  Scnw.  Kleine 
Büschel  machen  UwE.  —  2.  liebkosend,  zärtlich  um- 
armen. 

Arflete  f.  =  .4;V<7.     En  Ar)hda  Holz  W. 

Arfli"g  In.  B,  Arßig  A.\.  =:  Arfel.  Arjligems  =^ 
arfelwls  UwE. 

arflig:  was  sich  mit  den  Armen  umfassen  h'isst 
.\aZu.  En  arflige  Baum  UwE.  Dim.  „(irfelig".  — 
Dazu  als  Adv.  „arfligen,  ä-:  mit  vollen  Armen". 
,Ärflige,  per  cumulos,  haufenweise.'  Id.  B.  Sj'n.  arfels- 
li'is  usw.    —   Vgl.  mhd.  annviUlcc,  v.   e.  Kind,  Speer. 

gc-ärßig  ^=  arßig.    E  g'ärflige  Baum  L  (Ineich.). 

Arve",  Orve",  Arvle"  s.  Arbe"  Sp.  421. 

Urferl  BG.,  NurferV,  UrfelBs;B;L;  S,  Turfel 
B  —  ra.  —  PI.  Urfere  BG.:  verschnittenes  männliches 
Schaf,  Hammel  Bs;  BE.,  M.,  S.,  Sigrisw.;  F;  L;  S, 
nach  einer  L  Angabe  auch:  verschnittenes  Mutterschaf 
(auch  Urfelscliaf).  ,Es  sollend  khein  urvar  [dafür 
von  viel  siiätrer  Hand  .Bock']  nm-li  Stier,  so  über  ein 


■Ii: 


Alf.  i'rf,  iif.  Hif,  Lirf.  —  Arg,  erg.  irt;-,  or^.  urj 


44ß 


jar  alt  siml,  uf  die  Alliueiult  triben  wordoii.-  Stadtsiat/,. 
Thi'n  15o!I.  .Der  haiiiol,  scheps,  iirfur,  widov,  vervex, 
castnitus  aries,  mas  ovium.'  16ti2,  Red.  —  urferin: 
von  Haiimielfleisch.  In  der  Küchenrechnung  der  Pfl- 
sternzunft  B  1576:  ,10  Pfd  urferis  Fleisch  zu  1  ß.' 
,Urfris',  subst.  Neutr.  (wie  Schwliiis,  Schweinefleisch). 
Ansh.  —  urflen:  „einen  Schafbock  verschneiden  B; 
L;"  S. 

Ahd.  ur/rii;  spado,  Versclmittenor,  mit  dorn  Vb.  arfüijun, 
-ßut-an,  i-rfiimn,  castrare,  nahe  vwdt  ar/urjKtn,  purgare ;  s. 
f'urbm.  Das  ahd.  für  könnte  dem  lat.  jmi'-u»  entsprochen, 
da  die  Boirriffü  ,rein'  und  ,f?auz'  ineinander  ülicrgehon;  ur- 
«äre  privativ,  also  gleichsam  ,ent-gänzen',  d.  h.  der  reinen 
vollen  Männlichkeit  berauben;  oder  dem  gr.  Ttöp:  des  Feuers 
berauben V  vgl.  entmannen.  Im  Mhd.  ist  das  W.  nicht  l)e- 
zeugt,  denn  in  dem  ohneliin  zweifelhaften  urful  scheint  / 
ursprünglich,  das  vorhergehende  w  kurz,  und  die  Bed.  ,un- 
verschnittener  Eber'  widerspricht  dem  wesentlichen  Begriff 
unsers  \V.,  denn  nur  für  Tur/el  lautot  die  Angabe  einfach 
,Schafbock,  Widder'.  Aus  urjur  wurde  durch  fortschreitende 
Abschwäclunig  des  zweiten  Voc.  Urjh;  wie  aus  nach('je)hiu- 
Xachhir,  während  dem  «  in  der  Thuner  Quelle  das  von 
,Nachbar'  entspricht.  In  X^urfer  ist  ii  aus  vorangehendem 
ein,  iu  Tur/el  t  aus  vorangehendem  verkürztem  die  (Plur.) 
angewachsen.  In  der  Endung  wechselt  r  mit  /,  letzteres  im 
\'b.  (ur/len)  ausschliesslicli  bezeugt.  Wahrsch.  gehört  darum 
hiehor  auch  der  Ortsn.  i-dr  Orfie,  früher  Orjhioeid  ZFischent. 
—   t';;/«- scheint  jedenfalls  sehr  altertümlich!  —  Syn.  Ätac/ceii, 

Fi-isehi'*<J. 

Urfer  11:  kleine  Münze,  neben  Pfd  und  ß  crwälint, 
B  Strätl.  1411. 

Dies  W.  gehört  wahrsch.  nicht  zum  vorigen,  da  die  zürch. 
Münze  Boeh-  =^10  Schilling  im  Geldwert  zu  weit  absteht. 
Viell.  bedeutete  es  urspr.  die  kleine  Münze,  die  mau  als 
FährgeUl  bezahlen  niusste  und  gehört  zu  mhd.  urfnr,  Über- 
fahrt,  Fähre. 


arg,  erg  Obw  —  Comp,  erger  (e'  u.  e'),  Superl.  ergd, 
,ergist'.  Bull.  1530,  ,ergerest,  ergerst'.  Fischu.  1563. 
In  TiiHw.  kommt  der  Positiv  nicht  vor.  1.  schlimm, 
stark  in  schlimmem  Sinn.  Er  wt  c>i  lenyers  i  [je 
länger  je  sc.  mehr]  en  ergra  Süfer  BO.  Er  ist  dr 
ärger,  der  schlimmere  (von  Zweien)  Z.  Br  letst  Bi- 
trug  ist  erger  as  der  erst  Gl.  —  2.  schlecht,  gering. 
^  ,Der  ergern  win  danne  unsern  lantwin  under  andern 
■win  mischet,  der  ist  des  velsches  schuldig.'  Z  Richtcbr. 
Zu  der  i.  J.  1580  angeordneten  Melilprobe  nahm  man 
.Kernen  bim  besten,  mittlisten  und  ergisten.'  HBull. 
1572.  ,Dise  flsch  haben  das  ergerost  fleisch.'  Fische. 
1563.  —  3.  übel,  bös,  subst.  Neutr.  ,Dass  solichs 
uss  vergesslichkeit  und  uss  deheinem  argen  [in  keiner 
bösen  Absicht]  sye  beschöchen.'  Aiiscu.  1521.  ,Ze 
argen  uf  ze  nemen.  Zu  keinem  argen  wellind  ge- 
denken.' UMey.  Chr.  ,In  argem  vermerken.'  AKlingl. 
1691.  —  4.  schlau,  pfiffig,  listig  GlH.;  Ouw;  GA., 
Sa.;  ScHW.  De  settitt  nw'' erger  si"  (du  solltest  noch 
schlauer  sein),  ich  habe  deine  List  durchschaut  Oiiw. 
Du  liest  wider  en  arge  Streich-  g'iiiaclit!  GlH.  Er  ist 
tut  der  ärgst  Sciiw.  ,Er  ist  wol  arg  [schlau]  genug.' 
Eliata  1762.  Auch  ironisch  s.  v.  a.  dunmi.  Dd.s'  ist 
au  en  Arge,  ein  Sclilaukopf  =  Dummkopf  GlII.  In 
bessern!  Sinn:  fein,  geschickt,  gewandt,  aufgeweckt 
GA.,  Sa.;  Sciiw.  Ell  args  Cliiiul  GlH.  —  5.  Adv. 
sehr.  Arg  .schlecht  ZDiibd.  Das  ist  [heisst]  Einen  arg 
hindergange!  Z.  Er  ist  arg  druff,  sehr  darauf  erpiclit 
Aa  (HuNz.). 


Mhd.  are,  eitjer.  Über  die  Berührung  mit  fiii<j  s.  Sp.  387. 
Der  Positiv  ist  nur  in  der  abgeleiteten  Bed.  4  recht  volks- 
tümlich, die  Anwendungen  unter  5  daher  wolii  selir  modern. 
S.   auch  ä/-f/»f/w7(, 

ver-argen:  1.  verringern,  schmälei'u.  .Will 
dardurch  dem  wolgeachteten  herreu  R.  syn  ruom  nit  v.' 
1538/60,  ÄgTsohcdi.  —  2.  anklagen,  beschuldigen, 
verdächtigen.  ,Darum  er  auch  verargt  [wurde,  er] 
wäre  Lutherisch.'  1574?  Mise.  T.  ,Da  die  Stadt  ihren 
alten  edlen  Burger  und  Schultheissen  umb  verargter 
Miet  willen  [wegen  Verdachts  von  Bestechung]  uss- 
stiess.'  Ansh. 

Ävgi  f.:  Argheit,  Schlauheit,  Verschmitztheit VOnrE 
(e'J;  Z  rc^. 

ärgeren:  1.  versch  linimern.  .Man  sol  das  hus 
besseren  und  nicht  ergeren  [verfallen  lassen].'  ZZoll. 
1315.  Dass  die  Feste  von  den  Feinden  .gewüest  [ver- 
wüstet] und  geergrot'  werde.  Kkiess.  1420.  —  2.  (refl.) 
sich  beschädigen  ß  oSi.  Syn.  icirsen  von  wirs, 
schlimmer. 

ah-ergere:  (refl.)  sich  zu  Tode  ä.  Gr.  —  Vgl.  nbd. 
.sich  abhärmen'   u.   ä. 

ver-ärgeren:  1.  verschlechtern,  verderben. 
,Wann  jemands  freie  Strassen  mit  Wasserleitenen, 
Wasserwühren,  Gräben  verärgerte  und  verderbte.' 
1659,  BE.  Von  Pers. :  beschädigen,  verletzen.  .Den 
Nächsten  beschädigen  oder  v.'  JMey.  1694.  .Einen 
etwarin  [in  irgend  etwas]  verergeren  oder  verletzen, 
in  aliquo  aliquem  oft'endcre.'  Mal.  Auch  in  subj.  S. : 
Ein  Klagepunkt  gegen  die  Rädelsführer  des  Aufstandes 
am  Z  See  1646  war  .Verergerung  der  Oberkeit'.  — 
2.  enzweien,  verfeinden  (Zwei  gegen  einander). 
AiiScu.  15'24.  —  3.  ärgern,  Ärgerniss  geben  in 
bibl.  Sinn,  d.  h.  das  moralische  Gefühl  eines  Andern 
verletzen,  sein  Urteil  über  sittliche  Dinge  irre  leiten, 
ihn  durch  schlechtes  Beispiel  verführen.  .Damit  hie- 
durch  niemand  verärgert  werde.'  1523,  Strickl.  .Die 
widerwertigen  [Andersgläubigen]  verärgeren  [durch 
unanständige  Aulführung].'  JMüll.  1673.  .Nit  allein 
für  sich  selbs  ihrer  Oberkeit  sich  unghorsam  erzeigt, 
sonder  auch  vill  andere  mit  ihrem  bösen  exempel 
hoch  vorergeret.'  Z  1646.  .Durch  böse  Exempel  ver- 
ärgert und  verführet  werden.'  1733/4,  Ulk.  .Ich  ver- 
erger  mit  myner  Musicam  niemand.'  Grou  Chr.  .Die 
rumörische  [autfallcndo]  Kleidung  der  Prädikanten 
gebihrt  nicht  wenig  Verärgerung.'  Hess,  Samml. 

ärgerlich:  Ärgerniss  gebend.  .Indem  wir  ge- 
fallen wollend  einem  ärgerlichen  Brucder.'  1637,  Breit. 
.Das  die  frowen  ain  erbern  [ehrbaren],  züchtigen  nn.l 
unergerlichen  wandcl  füerind.'  Seil  1541. 

Ärgernuss.  .Zue  vermidung  [von]  ergernus.'  Srii 
1540.   —   S.  auch  Sp.  130.  11  (Ägcrte). 

..ärgernüssisch:  voll  Ärgerniss."  St.'' 

argeliercn,  argidieren  s.  arguieren. 

A  r g e  m  o  n  i ,  -  m  ö  n  1  i ,  - m  ü  n  d  e  1 .  - m  ü  n  d  1  i .  -w  ö  n  1  i 
s.  Agermiiidi  Sp.   127. 

tArKt'li'uil  Ae.  Argi-  Aa.  Argidaiit  liöO..  Arh-dant 
Gr  m.:  Adjutant.  Gehülfe  des  Majors  od.  Oliorsicn 
eines  Bataillons.  Zunächst  'MW  Aditant,  wie  das  Fremd- 
wort in  mundartliclier  Ausspr.  lauten  nuisste.  durch 
Einsehiehuiig  von  r  und  Übertritt  aus  dein  Znngcn- 
iu  das  Gaumeiiorgan  [d  in  g). 

Argiste"  s.  AgeMerc"  Sp.  125. 


447 


Ar;;',  erg.  irfj,  org.  ury.  —  Argg.  crgg.  irj;«-,  urijs;. 


448 


Ar^'K'"  s.  (rdi-iile".  arijlig  s.  artlich. 

iirgiiieren  my/fjc-  ZZoll.,  aryid-  ZKn. :  rechten, 
mit  Grüiick'ii  streiten.  Jisi)utieren,  räsonnieren  Z.  ,lc!i 
will  nit  arguieren,  sunder  gehorsam  sin.'  Zwinoli. 
.Der  lantsfriden  hat  disputieren  und  a.  hindan  gsetzt 
[verboten].'  \k\>.  ,Sie  wollen  nichts  darin  [in  dem 
b'pan]  a.,  sondern  begehren  einzig,  dass  [Zürich  eben- 
falls zum  Bundesrechte  angehalten  werde].'  Abscu. 
lüijO  B.  .Brunimlen  und  a.'  1.555,  Gualth.  ,Was  die 
hussen  belanget,  lasst  maus  bi  ufgerichten  briefen  und 
siglcn  verblyben,  one  witers  a.'  1603,  Obw.  .Argeliert.' 
M.\DLENi  171'2.  ,Wir  sollend  und  wellind  sy  [bei  ihrem 
Glauben]  ungearguwirt  lassen',  unangefochten.  Bossn.- 
Goldsl'hm.  .Einen  ungearguiert  und  ungedisputiert 
lassen.'  Hott.  1(3G6.  Auch:  um  Stimmen  werben  zu 
einer  Wahl.  ,Das  praticieren  und  a.  umb  das  Amman- 
ambt  [i.st  streng  verboten].'  1588,  Uusern. 

Zu  der  Entwicklnnfi:  eiucs  J  aus  w  (u)  wirkte  walirsoli. 
.\nalogie  von  .rogulieruii'  od.  ä.  mit.  Zwischen  l  nml  d  ist 
rein  lautlicher  Übergang  luüglicli,  doch  könnte  anjid.  zunäclist 
uut"  Uit.  anjutdiT  Ijcruhen. 

Argel  s.  Eryi/el.  Argent    s.  Af/crlc  Sp.  13o, 

Arge (r) st  s.  Agelstere  Sp.  1'25.  Ärgete  s.  Aficiic 
Sp.  129. 

us-ärglen  -»c-.-  ausklügelTi,  schlau  ausdenken,  syn. 
ussjnntiniercn  UwE. 

Von  iiriif  s.  Sp.  387;  Ahlciluiig  von  unj  ausgcschhissen 
durch   di'U   Laut  «e  stiitt  c'. 

erg  s.  arg.  ergelen.  crgen,  irgelen  s.  cry- 
gelen,  ergyen. 

Erg,  Irg,  lerg  s.  Georg. 
Irgel  s.  ErggeL 

,icrglicll':  irgendwie.  —  Von  mini.  /. ../.h  durch  V(U- 
i|uickung  mit  dem  adj.   injUrh. 

Organ  n.;  speziell  das  (ieliörorgan.  Am  0.  Vidi", 
libelhörig  sein  Zliümlg. 

Orgele"  vorw.  (Bs  öHek),  Dini.  Örgcll  (Aa  ()-). 
Gorgeli  (dimin.)  BsL.  (Öpuen«),  Orärh-,  Dim.  Ordeli 
GkV.;  LG..  Orla  BG.  —  f.:  1.  Orgel,  Instrument 
für  Kirchenmusik.  (I)')  0.  schluli  [schlagen],  spielen 
Aa;  BsL.  Örgeli  (Dim.),  Drehorgel,  Leierkasten. 
£■  Stimm  irie-n-es  Ö.,  eine  feine,  hohe,  helle  Sch;  Z. 
iS'i.s  0.  ist  am  Uslüte",  es  geht  mit  ihm  zu  Ende. 
SuTERM.  —  2.  Bütte,  Örgeli:  Zuber.  Kübel  BsL. 
,Situla,  schöpfgsehirr,  eimer,  kübel,  örgeli.'  Fris.  ;  Mal. 
—  S.  Handhabe  an  Gefässen,  z.  B.  an  einem  Wasser- 
züber,  an  einem  Milchhafen,  einer  Kaffeekanne  AAFri. ; 
BsL.  Die  zwei  nach  oben  verlängerten,  einander  gegen- 
überstehenden, mit  einem  Loch  zum  Einfügen  eines 
Deckels  versehenen  Dauben  einer  ,Bütt^;ne'  XkF.  Vgl. 
Handorgele.  —  4.  Örgeli:  (scherzh.)  Buckel  Bs,  Kropf 
Aa.  —  5.  Mädchen  BsWiesent.  Als  Miirgrcfler  Ergeli 
hänseln  die  Basler  die  Bewohnerinnen  der  benachbarten 
(alten)  Markgrafschatt  Bailen. 

Mhd.  itrtjrji^.  und  onjmic  aus  lat.  PI.  onjana.  Viel!,  dari 
KCysats  Schreibung  ,Orgalcn'  noch  als  ein  Rost  der  Grund- 
form botraclitet  worden;  vgl.  auch  On/tiUiil.  Zu  der  Form 
mit  vorgesetztem  i/,  welclies  aus  dem  Prüf,  des  Ptc.  g'öri/elei 
mag  zum  Stamme  gezogen  worden  sein,  vgl.  den  umgekehrteu 
Vorgang  in  Arr/lf.  Es  scheint  mit  jener  Form  zu  Siireug'r. 
Zeit  in  BsL.  IJissiniilation  angestrebt  worden  zu  sein:  (i.  = 
Musikinstrument,  Ö.  =  (iefäss  und  H.andhabe.  Ordih:  beruht 
auf  Vertauschung  dos  Organs;  von  da  aus  ergibt  sich  Orlr, 
indem  die  weiche  Dentale  (d)  vor  der  vwdten  Liquida  (I)  leicht 


untergeht.  —  Beil.  2  erklärt  sich  viell.  aus  der  .Vhulichkeit 
der  verhaltnissmässig  schmalen  und  hohen,  sauber  in  der 
Reihe  stehenden  Dauben  mit  Orgelpfeifen,  od.  aus  der  kasten- 
artigen Gestalt  namentlich  der  altern  (Wasser-)Orgel.  Bed.  3 
ergibt  sich  aus  2  als  pars  pro  toto;  aber  es  mag  das  W. 
Ori  (Sp.  418)  mitgewirkt  haben;  anch  muss  ei innert  werden 
au  Lire,  welcher  Ausdruck  von  dem  mit  Kurbel  verseheneu 
Leierkasten  auf  den  Begriff  Kurbel  Ubh.  und  von  diesem 
auf  den  des  Rührfasses  übertragen  wurde;  so  lässt  sich 
fragen,  oli  nicht  unser  2  sich  vielmehr  aus  3  entwickelt 
habe,  -t  erinnert  an  Leierkasten  udgl.  Musikinstrumente, 
welche  man  angeschnallt  trägt.  Wenn  5  sich  bloss  auf  die 
Markgrärterinncn  beschränkt,  so  bezieht  es  sich  wohl  auf 
eigentümliche  Tracht,  also  auf  den  auiRilligen  Kopfschmuck 
oder  möglicherweise  auf  die  Röcke  mit  dichten,  den  Orgel- 
pfeifen vergleichbaren  Falten,  vorausgesetzt,  dass  solche  unter 
ihnen  länger  im  Schwang  waren,  als  unter  den  Bs  Laud- 
mädchen.  Sonst  müsste  etwa  daran  erinnert  werden,  dass 
weibliche  Personen  nicht  selten  mit  musikalischen  Instru- 
menten verglichen  werden,  auf  oder  mit  denen  man  feiner 
oder  handgreiflicher   , spielt',  d.  h.  kost,  scherzt. 

Hand-:  1.  HanJharmonika  B;  ThHw.;  Z.  —  2.  eiser- 
ner Bogen,  an  welchem  ein  Kübel,  Emier  getragen  wird 
BsL.     Syn.  Hiene. 

Mül-:  Maultroimnel,  Mundharmonika  GlH.;  Gr; 
Sc'HW;  Uw  f-orgilij.  Syn.  Trümmi,  Trampe,  MCägige. 
—  mül-orgele":  auf  einer  Mundharmonika  spielen 
GrL. 

örgelen,  bzw.  ordelen  Aa;  Bs;  B;  Ndw;  S, 
örgle  G;  Z;  1.  Orgel  spielen  BHk.;  G;  S;  Z.  So 
hing  men  orglet,  ist  d'  Chirche  nanig  [noch  nicht]  Os 
(sprw.)  G.  In  Bs  auch:  die  Handorgel  spielen.  — 
2.  heulen,  vom  Wind.  De  Wind  orgelet  eis  i  de 
G'wcttenc  [im  Balkenwerk  des  Hauses].  Jauchzen  Ndw; 
weinen,  namentlich  stossweise  6r;  Uw.  —  3.  sich  er- 
brechen AAZei.  —  Bed.  3  bezieht  sich  auf  die  tiefen, 
dumpfen  Töne  einer  0.,  wenn  nicht  etwa  vom  Partie.  Perf. 
aus  eine  Vermischung  mit  .Gurgel,  gurglen'  stattgefunden 
hat.  —  ÜS-:  zu  Ende  spielen.  Bildl.  übh.  zu  Ende 
bringen.    Es  ist  fisg'orgelet,  es  ist  aus,  vorüber  UwE. 

örgelen  ((/örr/c/c»  B,sL.  Spreng) ;  auf  einer  kleinen 
Orgel,  bes.  Drehorgel  si)ielen  Z.  Es  got  wie  g'örgelet, 
leicht  und  nett  von  Statten  GG.  .Man  wird  derselben 
[der  Erbtante]  zwar  stets  höbein.  die  allerliebsten 
Sachen  orgeln',  bildl.,  allerlei  Schönes,  Schmeichel- 
haftes vorschwatzen.  HSulz.  1830,  f. 

Orgel  er  m.:  Orgelspieler  BHk. 

Orgelist  BRi.;  L;  Z,  Orgalist  GrV.:  dass.  ,l)es 
Orgenlists  Pfruendhus  in  der  Neustadt  Zürich.'  Z  1573. 
,Dem  Orgalisten.'  B  1500. 


Erggel  Gi.K.;  Z  ('e-J,  .«■)■/.?  GnPr.,  ierlsl  Tu.  irH 
ZSt.,  „ÄrgeP  «c-  Aa;  Bs;  BS.,  Irgl  ScnSt..  Nergl 
BEohrb.  (-«c-);  Zu.  ,.\rgger'.  Diessenh.  um  1400  —  m. : 
1.  Erker.  Vorbau.  Vorsprung  an  einem  altertümlichen 
Haus,  Schloss,  Turm,  Tor,  zur  Ausschau  oder  Ver- 
teidigung, oft  verziert  Aa;  B;  ScnSt. ;  Tr;  Zg;  Z. 
.Der  ergel  uf  dem  dor  ze  Baden.'  1884,  Stadtr.  Baden. 
.Im  andern  erggel  uf  dem  schloss  Tübelstein.'  1489, 
Waldm.  Inv.  , Podium,  meniana,  solarium,  ein  ärkel 
oder  lauben  vornen  am  haus.  Projecta,  erkel  oder 
fürtächle  [Vordäehlein]  an  heuseren.  gemach  so  für- 
auss  gond.  Specula»,  ä.  dardurch  man  luogt.  wer 
komme.'  Fris.;  Mai,.  ..\rcera,  erkel  an  einem  haus.' 
Denzl.    liJ77.    1710.     Vgl.   Uberschutz.    —    2.   später 


■lUt 


Aigg— urgg.    Ärgst —uigst.    Ark -uik.     Arl    url 


450 


angebauter  Teil  eines  Hauses  BKohrb.  —  3.  Haus, 
ilas  in  Rieg  gebaut  ist.  ebd.  Syn.  Niiryl.  — 
1.  !-'eit.en\vand,  Widerlager  einer  Brücke  ÜKPr. 
Syn.  Ansireh,  Letie.  —  5.  scherzh.  vergleichend :  (stark 
vorspringende,  grosse)  Nase  Z.  Syn.  Chämi,  Kamin. 
Mlul.  iirker,  aus  lat.  ai-ca,  kasteufönniger  Vorbau  an  der 
Kiugniauur,  zuiiiiclist  von  den  Byzautiucru  den  Arabern  nach- 
gcalimt.  Mittb.  d.  Ant.  Ges.  Z  XI.  Die  Aiisspracbe  mit  </, 
welche  siob  scbon  138.5  im  Z  Rat-  und  Ricliteb.  findet,  ist 
eine  spätere  Erweichung  oder  ungenaue  Bezeichnung  des 
Lautes;  vgl.  fryyen.  Der  ä-Laut  steigt  allmählich  zu  e'  und  i 
auf;   der  Anlaut  n  ist  aus  vorhergeheudeiu  fin  angewachsen. 

erggen  I:  1.  ekeln.  .Fastidire,  erken.  niassleidig 
sein.  Facere  nauseani,  Unwillen,  kotzen,  erken,  sich 
erbrechen.'  Fris. ;  M.\l.  , Erken:  ein  Unwillen  und 
abscheuhen  ab  eimding  haben;  im  [sich]  lassen  erken.' 
Mal.  ,Erkten  [1.  -len?],  erken:  görbsen,  kopen,  uf- 
stossen,  eructare,  exgurgitare.'  Red.  1656.  , Erken, 
orkelen,  ekelen,  Unwillen:  fastidire,  nauseare.'  ebd. 
1662.  —  2.  Wiederkauen.  ,Wenn  ein  Ochs  sich  ver- 
fangen (verstrickt)  hat,  so  erket,  kühlet  oder  ruminiert 
er  nicht.'  Chdr.  Kai.  1712. 

erggelen  e-rhj:;  GlK.;  Scn,  ecr/j/j  LG.:  dass.  in 
dini.  Form.  1.  ekeln.  ,Es  erkelt  irer  seel  vor  aller 
speis.'  1520/30,  Psalm.  —  2.  verdriessen,  m.  Acc.  P. 
L;  ScH.  Vgl.  iglen.  —  ge-  „gerglen:  ekeln;  es  ger- 
gelet  im  B." 

ge-erggelig  g'e'rggelig  BE.,  „gergelig:  ekelhaft, 
ckelig  B;  Gr."  Syn.  gängerlig.  Wer  leicht  Ekel  hat. 
vor  etwas  Fremdartigem  in  Speisen  zurückscheut  BE. 

Err/gfii  usw.  mhd.  nicht  bezeugt,  auch  im  ä.  Nhd.  selten, 
da  schon  im  XVI.  die  Form  .ekeln'  auftommt,  ohne  Zweifel 
aus  rrkcht  eutstaudeu.  Das  engl,  irk  kauu  wenigstens  für 
enjijrim  l'  in  Anschlag  gebracht  werden,  obwohl  dem  /„•  iu 
uuserem  Dialekt  ein  c/t  entsprechen  sollte.  Erggen  i»  könnte 
aus  iriigin  (vgl.  u.  irggekii)  entstanden,  dies  aus  mhd.  ilnickcn, 
ahd.  itanu-hjan,  itruchen,  wiederkäuen,  verk.,  und  damit  eine 
Ktyuiologie  für  das  sonst  einsame  W.  gewonnen  sein.  Es 
spräche  dafür  bes.  auch  die  obige  .Angabe  vou  Redingor,  da 
ruclure,  gr.  ipeü^ü),  auch  lautlich  dem  alul.  (/(«-;  ruchjan 
entspricht.  Indessen  kann  Bed.  2  eher  aus  1  erklart  werden 
als  umgekehrt  und  jedenfalls  ist  Vwdtsch.,  wenn  nicht  Iden- 
tität, mit  crggdi  II  anzunehmen. 

erggpn  H:  grimmen,  stechen,  schauern,  d.  h.  ein 
unangenehmes  Gefühl  haben  oder  verursachen.  1.  beim 
Knirschen  und  Bürsten  der  Ziihne,  beim  Beissen  in 
wollenes  Tuch,  beim  Hören  des  Ritzens  mit  einem 
Messer  auf  Glas,  beim  Scliarren  oder  Feilen  mit  Eisen 
auf  Eisen,  beim  Kehren  mit  abgestumpftem  Besen 
udgl.  W.  -  2.  zuckenden  Schmerz  verursachen  bei 
Eiterung  z.  B.  in  einem  Finger.  Es  crgget-mi  W.  Syn. 
zochen.  —  3.  cjuälen,  vexieren  B  oS.  —  un-:  (unpers.) 
vor  Kälte  steife  Finger  und  prickelnden  Schmerz  ilariri 
luxben  W.     Syn.  imiglcn  Sp.  151. 

Neben  crggu  W  in  der  Bed.  2  soll  auch  cggu  gelten, 
widches  wahrsch.  mit  dem  Ap  rggrlc  (s.  unlglen)  und  dem 
dort  übergangenen  Comp,  i-tggtli  ApK.  zsgehört.  Das  Letztere, 
unpers.  rell.,  bedeutet  die  unangenehme  Empfindung,  welche 
man  h.at,  wenn  man  .Imden  etwas  Saures  essen  sieht,  aber 
aucli,  wenn  num  mit  deu  Zähneu  knirschen  hört,  trifft  also 
mit  dem  folgenden  tn/gchm  iu  der  Bed.  zusammen,  so  dass 
nur  die  P'rage  bleibt,  ob  egg-  hier  aus  <■/■.'/;/-  entstanden  sei 
oder  ob  es  dorthin  gehöre.  Ob  3  hielier  gehört,  ist  frag- 
lich. Es  könnte  auch  eine  Abi.  aus  arg  sein.  —  Das  Prüf. 
im-  wie  in   unigtcn  zu   erklären. 

erggelen,  irggelen:  „vom  Beissen  unreifen  Kern- 
obstes Sehmerz  in  den  Zähnei 
Schweiz.  Idiotikon  I.  4. 


liiibeii,   unpers.  m.  Dat. 


Tit."  Stumpfwerden  der  Zähne  von  Säure  oder  kirren- 
dem Ton,  z.  B.  eines  Rades;  Syn.  es  göt  Eim  dur 
d'  Zä"  diirc  SciiSt. ;  ZBenk.  ,t)ie  zän  der  kiudern 
erkelend.'  1531/48,  Jerem.  (=  , werden  stumpf-.  1667). 
,Lach  nit  mit  im  [deinem  verzärtelten  Sohn],  dass  du 
nit  auch  mit  im  weinen  mücssest,  und  das  dir  am 
letsten  deine  zän  erkelind.'  1581/48,  Sir.  (=  , kirren'. 
1667).  .Fructus  acerbus:  ein  grüene  unzeitige  frucht, 
die  einem  die  zän  macht  erggelen.'  Fris.  Vgl.  Erggeli- 
Zan(d). 

erggelig,  irggelig  Scn  Sulger;  TuSteckb..  erg-, 
irg-  AaZcI.  ;  Tu,  g'irgeVg  ZUhw. :  stumpf,  fieberhaft, 
von  den  Zähnen  in  Folge  von  Genuss  unreifen  Obstes. 

Auffallend  stimmt  in  der  Bed.  zu  irggden  das  spät  mhd. 
und  ä.  nhd.  .ilgern',  stumpf  werden,  von  den  Zähnen,  welches 
ohne  Zweifel  auf  ahd.  ilki,  fames  vel  Stridor  dentium,  zurück- 
geht, aber  allerdings  auch  vou  der  Empfindung  des  Ge- 
lüstens  nach  sauren  Speisen  gebraucht  wurde,  und  die 
einfache  Form  ilgen  neben  sich  hat,  daneben  wieder  mit  -er 
das  Adj.  ,elger',  stumpf,  von  den  Zähnen.  Aus  ,ilgern' 
könnte  durch  Umstellung  irgeln  entstanden  sein.  Da  aber 
in  Laut  u.  Bed.  unserm  Vf.  einfaches  erggen  (II)  zu  Grunde 
liegt,  welches,  weil  ihm  l  fehlt,  nicht  mehr  mit  ,ilgern'  zu 
vermitteln  ist,  so  muss  die  Möglichkeit  ursprünglicher  Ver- 
schiedenheit, viell.  nur  zufälliger  späterer  Berührung  beider 
WW.  und  Zugehörigkeit  von  erggelen,  irggelen  zu  erggen  I 
offen  gelassen  werden.  Die  Bedeutungen  wären  hier  nicht 
unvereinbar,  denn  Gefühls-  und  Geschmacksempfindung  gehen 
leicht  in  einander  über,  und  insbesondere  kann  sich  das 
Gefühl  des  Stumpfwerdens  der  Zähne  eben  so  gut  mit  einer 
Anwandlung  von  Ekel  wie  von  Gelüsten  verbinden ;  das  Ap 
i-eggele  (s.  Anui.  zu  erggen  II)  ist  auch  nicht  zu  trennen  von 
eggele  =  uniggle  usw.,  welches  wie  unerggen  (s.  u.  erggen  II) 
den  stechenden  Schmerz  der  Kälte  in  den  E.xtreniitäten  be- 
zeichnet. Lautlichen  Zshang  mit  igten  durch  ilgen,  ilgern, 
sowie  weitere    mögliche  Vwdtschafteu    lassen   wir  bei  Seite. 

ver-uu-ui-ggen  s.  rer-uii-oräiihujen  Sp.  442. 


äl'gstlicll    i'rgilli    ZcStdt,    ergilig  ZcÄg. :    unartig, 
hiisslich,  ungeschliffen.   —    A'om  Sn]i.  ärgHt! 


Arkedant  .s.  Ärgedant. 

Arkeli  Ärcheleif  Zschokke  1707  f.:  Artillerie,  Ar- 
tilleriekunst. .General  über  die  Arkeley.'  JKLav.  161 1. 
—    Von  lat.  areulmÜHta.   Wurfuuischine. 

Arkord  s.  Akkord  Sp.  131. 

Erker  n.:  Ertrag  der  Buchen  für  Schweinefutter. 
,Wann  die  Aeheleu  [Eicheln]  und  das  E.  wohl  grat 
[gerät].'  Stockau  1521. 

Mit  Einschiebung  von  r  aus  bd.  ,Ei'ker(u|'  entlehnt. 
Vgl.  Ailtrien.  Sji.  70,  bes.  iu  der  .'Vnm..  wo  die  Formen  mit 
-'■/,-  für  d;is   nördliche  Grenzgebiet  nachgewiesen  sind. 


Arlf,  Arele,  auch  Buchs-  Bii.i-  f.:  Alpen-,  Berg-. 
Leg-,  Zwergfiilire;  Krumm-,  Knieholz;  Zwerg-,  Alpen- 
kiefer, pinus  montana,  pumilio,  luimilis.  muglius  Gn. 
Syn.  Ckäelaiirie,  -hob;  Ferc;  Tiilc.  Nach  Sr.  nebst 
Tross  das  letzte  Gehölz  auf  denjenigen  .\lpen,  wo 
nicht  die  Arve  (pinus  cembra)  wächst. 

Name  und  PHanze  auch  in  Tirol  und  Vonirlborg.  Das 
W.  scheint  mit  Arve  (s.  Arhe  Sp.  -121)  zszuhangeu,  für  das 
auch  Ar/lc  vorkommt;  der  Lippenlaut  konnte  vor  dem  zu- 
getretenen  dimin.  /  ausfallen  und  dafür  <i  verläugi'rt  werden. 
.Ici'c  S  hezoichuel.   wirklich   das  Selbe   was  Arie,   und   wie  die 

29 


451 


Arl,  crl.  irl,  orl,  url. 


Ann,  eriii,  inii. 


452 


Ijoidcu  Govviklisu  goograpliiscli,  so  scheiucu  die  Namen  ein- 
audur  vcrtrctiBH  zu  köHunn.  Fcruer  wird  für  Arve  S  das 
selbe  Syn.  angegelRU  wiu  für  Aile.  —  Kambert  setzt  fi-/. 
tn-ulU^  =  Arve. 

arl  ort  s.  alert  Sp.  172. 

Erle  e'-  Ostschw.,  Eierle  Tu  (Pupik.)-  J'cric 
VAUi.;  Oiiw,  l'Jrdle  BLautcrbr.,  Edle  BSi.  f.:  alniis. 
und  /.war  hier  a.  glutiuosa  Tu,  wofür  irenaner  scliicani 
E.  gilt,  dort  Weisscrle,  a.  iucaua  liSi.;  Syn.  Tröste. 
ChlJni  oder  Fehen-E.,  niedriger  Wegdorn,  rhanmus 
[lumilus.  Wildi  E.,  Alpenerle,  betula  a.  viridis  W; 
Syn.  Trosle.  Der  PI.  d'  Erle",  als  Orts-  oder  Fluni, 
z.  B.  Korporat.ionsgüter  in  Scnwlbach;  uf  E.,  ein 
Quartier  des  alten  Gl.  Vgl.  das  Erli,  Erlach.  —  Erlen- 
äste an  einem  Freitag  früh  zu  Pflanzen  gesteckt  ver- 
treiben den  Mehltau.  Rothenbäch. 

Alid.  rrila  und  dira.  Ei-  für  c'  vor  r  beliebt  in  den 
u.-ü.   MAA,,  vgl.    u.   n-eii  Sj).   404. 

Brand-:  alnus  incana  AABb. 

Euess-:  Alpenrosenstaude  SchwMuo.  —  Entstellt 
aus  Ihucs-,  dessen  d  als  Art.  uiifgcfasst  wurde.  Vgl.  Syn. 
1) nics-nätfcli t   Hü^ner-drodi . 

Schwarz-:  1.  alnus  glutinosa  (s.  o.)  Z.  —  2.  Faul- 
baum, rhanmus  fraiigula  G  oT.  —  Letzterer  aueli  im  lt. 
ttlnu  itcro  genannt. 

Drues-:  alnus  viridis  LE.;  SonwMa.  Syn.  'I'ro.ss, 
'  Truess,  Trosle. 

Erli  n.:  Erlengebüsch,  -wald;  Flurn.  Aa;  Z.  ,Uie 
sat  in  dem  crly.'  1485,  S  Woch.  Als  fingierter  Ortsn. 
und  Wortspiel  mit  erli,  ehrlich,  i.  S.  v.  Ort,  wo  ehr- 
liche Leute  wohnen,  z.B.:  Im  E.  Ität 's  iiüd  eil  Lüt, 
es  ist  schier  üsg'sturhe,  d'  Lüt  yönd  lieber  yo  Erlose  Z. 

Wahrseli.  =  ,Erlaeb',  liOrtsn.,  eig.  appullativ,  nibd.  cylarh 
(abd.  crluhi),  Erlengebiisch. 

erlin  eierle"  GAndwil,  sonst  e'rliy,  erli":  orleii,  aus 
Erlenholz  Aa;  B;  Scii;  S;  Z.  Erlis  ist  nid  Bncchis. 
Siii.GEit,  mit  verstecktem  S. ;  vgl.  Erli.  Ebenso:  Nimm 
crlifji  Bletter,  drück  se-n-üs  %ind  wasch  di"  Lih  dermit. 
SoiiiLD.  Erlis  ist  's  best  Höh,  teil  's  am  Länyste  wärt 
Z.  Er  ist  nid  rom  erliije  Holz  (fmacht,  nicht  ehrlich 
Aa.  Erlis  IIols  im  eig.  Sinn  gilt  als  das  dauerhafteste 
zu  Wasserbauten. 

El'li  GEh.,  Irli  Sch:  m.  Taufn.,  nach  G  Angabe 
=  Ulrich,  nach  Kikcuu.  =  Georg. 

Erstere  Bcd.  berulit  auf  willkürlicher  Übertragung,  da 
namentlich  der  Voc.  der  wirklichen  Abi.  aus  UdrU-h  im 
Wege  stellt.  Dagegen  kouutcu  diese  Formen  loicbt  aus  JiJrli, 
Georg  (s.d.)  entstehen,  indem  das  cons. J  im  nachfolgenden 
Voc.   nntergieng. 

Erlig,  Erli"  m.  s.  Järlv'y. 

El'libaclicr  m. :  1.  Name  einer  Pferderace.  — 
2.  blaue,  sehr  grosse  und  säuerliche  Traubonsorte, 
welche  zur  Erfriscluing  anderer  Weine  sehr  beliebt  i.st  Z. 

I  von  dem  durch  seine  Pferdezucht  und  seinen  Pferde- 
nuirkt  bekannten  Orte  Erlcnbach  BSi.,  2  (verstehe  -'frühe  m.) 
von  einer  Ortschaft  am  ZS. 

erlibacheren:  zechen  mit  dem  Nebenbegritf  der 
Behagliclikeit  und  Fröhlichkeit  Z. 

üya./älhiiilcrru.  Beide  Ausdrücke  schieben  den  genannten 
Hang  aus  nachbarlicher  Neckerei  den  Bewohnern  der  betr. 
Z  Gemeinden  zu. 

Orleauder  m.  =  Aliander  (Sp.  173)  GT.,  W. 

orlc":  einen  .schrillen,  pfeifenden  Ton  durch  die 
Nase  ausstossen,  wie  die  Ziegen  und  (iemsen  tun  G  oT. 


Hyn.  pßiuchsen.  —  Walirsch.  aus /imWc«  (s.d.)  durcli  Auf- 
geben des  h  verderbt. 

Orle"  s.  Or/jele"  Sp.  447. 

Orli,  Orlei  n.:  ühr;  das  Uhrwerk.  Das  .lalirzcitlj. 
des  TiiKlosters  Tänikou  verzeichnet  .ain  orlai'  als 
Geschenk.  ,Als  du  das  Urlei  witt  richten  und  das 
gewege  uf  ziehen'  [usw.].  1385,  Instruktion  zu  der  in 
L  von  einem  Basler  erstellten  Turmuhr.  ,Orlimacher'. 
1455,  Bs.  ,Das  Orley  zu  unserer  Zügklocken  [Zit- 
glocke  d.  i.  Schlaguhr].'  Wükstis.  1779. 

Mhd.  or(v)hi,  urlei  aus  spätlat.  Itordoijium,  welches  W. 
in  dem  obigen  L  Eintrage  neben  der  umgedcutschteu  Form 
in  lat.  Texte  vorkommt.  S.  auch  Bs  Taschenh.  1852,  244. 
Hieher  gebort  viell.  auch  (falls  nicht  vielmehr  zu  lesen  ist 
,Örti'  s.  Ürlt)  St. 's  Angabe  aus  UUrs.  ,Örli  f.,  Zeche";  zu- 
näi4ist  =  Zeit,  Stunde,  welche  den  (Abend-)Trunk  beendigt, 
oder  das  der   Geselligkeit  gewidmete  , Stündchen'. 

Örlig(6r)  s.  Nördli"ger. 

Urlet,  Urlib  s.   Ur-laub. 

Urli  s.   Uelerich  Sp.  183.        Urlig  s.  Ilurlig. 

Urlig,  -ieg,  -ug,  Ürl-,  Üerlig  s.   Ur-lny. 


Ann,  Ar,}  GiiEh.;  W,  Arme"  Gl  —  l'l.  Arm.  Bs; 
Z  (.C-),  Arme"  Gl;  Sch  —  m. :  1.  Arm  am  mensch- 
lichen Körper;  im  BO.  Ärmli  auch  ohne  dim.  Bed., 
z.  B.  lieber  e  Vers  Därmll  as  e  müeds  Armli;  auch  der 
stärkste  Mann  spricht  von  seinen  Ärmlenen.  ■  ,Jactare 
brachia,  die  ärm(e)  zerwerfen',  lebhaft  gestikulieren. 
Denzl.  1Ö77 ;  171G.  Bruch  dr  Arm  und  säg:  's  walt 
Gott!  Ineicuen.  Wortspiel:  er  tuet  den  Arme  Gtiets, 
schont  faul  seiner  Arme,  die  er  in  einander  verschlun- 
gen hält  Sch  ;  Z.  Si"  Sach  oben  i"  A.  tribe"  und  syn. 
Öppis  o.  i"  A.  mache;  o.  i"  A.  dri"  fare";  o.  i"  A. 
n/'iir"  s.  oben  Sp.  50,  M. ;  sämmtlich  beruhend  auf  der 
KA.  0.  i"  A.  fStci")  ^cerfc",  v/uchtig  werfen,  eig.  mit 
erhobenem,  wie  unyrr  [unten]  i"  A.,  mit  gesenktem 
Oberarm  SL.;  s.  Oberarm.  ,Ich  hab  mich  gerüst, 
einem  ein  arm  abzehowen'  [Drohung].  1525,  Eon  Act. 
Bildl.;  Crfosse  iZcre  [Herren]  hcnd  lanye  Arm.  Screng. 
Einem  en  Are'"  uberhan,  ihn  scliUtzen  W.  Z' rechter 
Zit  d'  Hand  am  A.  ha",  eingreifen.  Hofsiätter.  ,lch 
habe  Fleisch  für  meinen  Arm  gehalten',  menschliche 
Hülfe  gesucht.  ATestam.  1001.  —  2.  am  tierischen 
Körper:  Vorderbein,  Oberschenkel.  ,Die  Alten  haben 
arm  wie  der  Mensch.'  Tiekii.  1563.  ,Der  gekochte 
arm  von  dem  widder.'  1531/1067,  IV.  Mos.  —  3.  Teil 
von  Geräten  und  Werkzeugen.  Ein  Paar  A.  hat 
das  Spinnrad  Oisw;  die  Säge,  allg. ;  die  Webei'lade  (die 
beiden  Schienen,  an  welchen  sie  hängt),  s.  Lad;  die 
vordem  und  hintern  Pfosten  des  Webstuhls  halten  in 
je  zwei  ,Arnien'  die  beiden  Webebäume;  die  ähnlich 
den  Armen  eines  Gewässers  verlaufendou  Gänge  für 
den  Eauch  in  den  Mauerwänden.  ,l)ie  Eeinigkeit  der 
Camniine  und  der  darinn  laufenden  Armen.'  Z  Polizei- 
ordn.  1770.  Auch  der  einzelne  Hebel,  mit  welchem 
eine  Schleuse  regiert  wird.  .Die  Schwelli  zeniache|n| 
ndt  einem  a.,  das  mau  sy  künn  ufzüchen,  dass  das 
wasser  sin  gang  mög  hau.'  1570,  Mev.  Wintcrtli.  Chr. 
S.  noch  die  Compp. 

Abd.  aram  mit  eingeschobenem  Nebonvoc.  zw.  r  und  m, 
welch  letzteres  in  den  Geliirgsmundarten  sich  zu  ii  verdünnen 
kann  und  daim  abfallen  muss  (wie  in  Ilore",  Hörn  n.  a. ;  vgl. 
auch  JUidr"  neben  dim.  Ilüdanti  w.  a.).  —  PI.  ,!irni'  auch  bei 
.IHott.  l(i()();   LLav.   KJTO   (.ilrmo';   dag.  .arm'   in   den  Ausgg. 


153 


Arm,  eriii,  irin,  onii,  unii 


45-1 


des  XVI.);  Goliath  1741  und  übh.  vorw.  in  ä.  Litt.  —  Im 
BO.  Gebrauch  bezoicliiiet  die  dim.  Form  nur  den  eigenen 
Körper  als  lieb :  vgl.  das  homer.  cpiXa  füXa  usw.  —  2  ent- 
spricht   dem  lat.  armus.   Vorderbug.    —    Abi.  Arcd  Sp.  443. 

Ober-:  1.  Subst.  Mit  dem  0.  (einen  Stein)  wer- 
fen, mit  grösstmöglicher  Kral'tanstvenguiig  S,  vgl.  oben 
i"  Arm.  ,I)er  Tochtermann  machte  .sich  zuerst  sehr 
aufbegehrisch  und  wollte  den  Joliannes  von  oben 
herab  traktieren  und  ihn  einschüchtern,  mit  0.  drein 
reden.  Aber  Johannes  kannte  als  Wirt  diese  Sorte 
von  Leuten  auch  und  redete  noch  mehr  o.  drein.' 
GoTTH.  —  2.  adv.  (auch  dherarms)  a)  stark;  stolz. 
0.  ilrl  scMö",  mit  grösster  Kraftan.strengung  S.  0-s 
zum  G-rinil  treffe",  auf  den  Kopf  schlagen  BEi.  0.  dri" 
rede",  s.  o.  1.  ,l)a  fluchte  er,  schlug  den  Best  der 
wenigen  Batzen  auf  den  Tisch  und  sagte  Oberarm 
drein  [mit  Entschiedenheit,  Nachdruck],  er  gebe  keinen 
Kreuzer  mehr."  Gonu.  ,Er  wollte  Eisi  [Elisen]  so 
recht  o.  wüst  sagen',  sie  tüchtig  ausschelten,  ebd. 
(>.  ine  [hinein]  tue",  grosstun.  ebd.  -  b)  leichtfertig, 
unvorsichtig.  '*•  Geld  o.  it^ie  [hinein]  i-ersclileii f/t/e  [ver- 
schleudern]. GoiTH.  0-s  i  d'  Schulden  inlii  [hinein] 
waten  BKi.  —  c)  o.  ine  ni", .  eine  l'crson,  ihr  den 
Arm  über  die  Schulter  legen,  liebkosend,  halb  um- 
armend B. 

Die  Bedd.  von  ohcrarmfsi  entsprechen  z.  T.  den(Mi  vtin  wit 
(I.  und  oben  i"  Ann,  und  es  ist  nur  die  Frage,  ob  alle  drei 
.^usdrncksweisen  aus  der  selben  (Triindanschauung  selbständig 
neben  einander  entsprungen  seien,  oder  der  .idv.  Gebrauch  aus 
den  subst.  t'onstruktionen,  oder  diese  aus  jenem,  gleichsam  als 
erklärende  Auflösungen  des  nicht  mehr  recht  verstandcuen 
aljn-arm.  Vgl.  , überhaupt*,  welclies  W.  in  der  ä.  Spr.  ähnliche 
Bed.  wie  uhTnrm  hatte;  , Oberhand':  .überhand  (nehmen)'; 
fc^rner  nlcr  für  ohcn  ,Sp.  52  0.  Die  Anwendung  c  dagegen 
beruht  auf  Verwechslung  von  ubir,  ülrr  mit  ohfr  oder  des 
Adv.  uUn  in  der  sonst  gebräiK'lilichen  RA.  Jmdn  ohcn  i.  n. 
mit  dem   in  anderen  Verbindungen  beliebten  ohcmrm. 

über-arms:  ein  Arm  über  den  andern  gelegt. 
Arm  in  Arm.  mit  verschlungenen  Armen  (Gebei'de 
vertrauter  Freundschaft)  S;  s.  Sp.  56. 

Griitten-arnie  (PI.):  an  dem  Gestell  des  Vorder- 
wagens die  zwei  gebogenen  Hölzer,  welche  hinten 
zwischen  Achse  und  Schemel  hineingeschoben,  vorn 
die  Deichsel  am  dickern  Ende  umsehliessen  SNdramt. 

Vgl.  das  Folg.  Anderwärts  bedeutet  f/rütle  die  entspre- 
chende Vorrichtung  am  Hiuterwagen. 

Hon-arm  SBb.,  -n'rc  B,  Hö- k&F.;  BsL. ;  S:  dass. 
Syn.  Ilön,  Höclili;  Dicchden-arm,  -hncjije;  Seher-arm. 

Im  ersten  Teil  kann  nicht  ,hüh,  hoch'  stecken,  da  dieses 
sein  c/i  nie  verliert,  und  auch  die  Bcd.  nicht  passen  würde, 
sondern  es  wird  an  eine  Abi.  von  hahn,  h.angen,  zu  denken 
sein.      S.   Hon;  HuUhni  Sp.   46   und  Uyli. 

Chämi-:  Seitenzug  des  Kamins  Z. 

Schinen-:  eingeschienter  od.  künstlicher  Arm  Z. 

Scher-  -c'-  =^  Ilonanii  TuHw.  --  Anderwärts  bcissen 
die   Arme  am  Hinterwagen   ..Sclicere'. 

Stump-:  verstümmelter  Ai'm,  Armstumpf  Gk. 

Diechscl-  SBb.,  Diechsk"-  AaP.;  SSchwa.  = 
Uonarm. 

Turn-:  die  drehbare  Vorrichtung  zum  .Vuflu'ingen 
des  Kessels  in  Sennhütten  Gurr.  —  Von  uimm,  drelun, 
wenden,  frz.   tonrm-t\      Vgl.    Tm-nm; 

ge-armet:  nn't  Armen  versehen.  .Lysistrati  di- 
vitias  habes,  du  bist  lang  gearmet  aber  kurz  gereichet', 
du  hast  lange  .\rme.  vermagst  aber  wenig  zu  errciclien. 


Dexzl.  1077;   171(_).    —    Direkte  von  .4i-m,   nicht  von  «niien, 
gebildet. 

armen:  mit  den  Armen  auslangen,  lebhafte  Ge- 
berden machen  BO.;  Z  IS.  Dem  isch  Erist  [Ernst] 
z'  rede !  er  armet  imel  [einmal,  wenigstens]  grüxelicli 
BSi.  Armen  u  fechte  mit  de  Hände'  BBe.  „  Usi  arme, 
z.  B.  in  heftiger  Rede,  im  Wahnsinn  BHk."  —  ,cr-  I: 
(mit  den  Armen)  erarbeiten,  multo  sudore  ac  labore 
comparare,  mit  Übelzeit  erlangen.'  Dexzl.  1677;  1716. 
—  Hat  sich  tw.  mit  er-amm  vermischt;  s.  d.  und  s.  auch 
cmrmcn  unter  arm.  —  US-,  ushin-:  mit  den  Armen  aus- 
recken, heftig  gestikulieren  B. 

um-ärmlen:  zärtlich  umarmen,  von  Kindern  ZWl. 

Armetc"  f.:  so  viel  als  man  auf  ein  Mal  mit  den 
Armen  zu  fassen  und  zu  tragen  vermag  Gr.  Syn. 
Armrull. 

arm:  1.  (von  Personen)  a)  an  Besitz.  Riclis 
und  Arms,  Jedermann  Gr.  A.  wie  Lazarus  L ;  SiaiSt. ; 
S;  Z.  wie  Iliob  ScnSt.,  ivie  e  Chilfchjemri.'i  [Kirchen- 
maus] L;  ScnSt. ;  S;  Z.  Er  ist  dem  Herrijott  en  arme 
Ma"  scliuldig  und  muess-e"  selber  zale",  wenn  er  im 
Niemcr  stelle"  cha",  von  Einem,  der  .so  lebt,  dass  er 
notwendig  mit  den  .Tahren  in  Not  und  Elend  geraten 
muss.  Ineichex  ;  Sülgeu.  Sprww. :  Gott  hilft  den.  Arme 
(die  Elche  helfe"  sich  .selber).  Ineichen.  Arm  .si"  ist 
ke"  Sclmnd  frich  st"  ke"  Er),  ebd.  Die  Arme  händ 
die  me.<ite  Chind.  ebd.  A.  Liit  händ  l;eni  Verwandte 
(Friind).  ebd.  Es  ist  l:c  Mueter  so  arm,  st  r/id  dem 
Chindli  warm.  Ineiohex;  Sulger.  Den  Arme"  (fhiht 
's  Himmelrich  (de"  Eiche"  's  Erdrich).  Inehiiex.  En 
arme  Ma"  ist  irol  (jibcrre,  hed  er  d'  Tuged  nid  verlöre. 
Sulger.  Dem  Arme"  stät  iedes  Chleid  a".  Der  Arm 
mues  allethalbe"  dihinne"  stä".  Si'lger.  Armi  Liit 
träf/ed  armi  Chrüz.  ebd.  Der  Arm  mues  i'n  Sack 
oder  mues  Hör  lö  [Haare  lassen],  ebd.  Der  Arm  lebt 
(lern,  Mir  wie  fern  [voriges  .Jahr],  ebd.  Der  Tiifel 
isch  nit  geng  [hnraev]  a"  der  Tür  ro"  de"  Arme".  ,In 
eins  armen  maus  seckel  lit  vil  witz  verborgen.'  UMev. 
Chron.  —  b)  an  Körperkraft,  Gesundheit:  schwach, 
gebrechlich,  krank  AaZ.;  BO.,  Si.  Schwächlich, 
unansehnlich  BRi.  Es  ist  mir  a.  uf-em  Herz,  ich 
fühle  Schmerzen  auf  der  Brust  BHa.  —  c)  an  Glück: 
elend,  beklagenswert,  unglücklich.  En  arme 
Tropf  Aa;  Z  (auch  von  körperliclier  Gebrechlichkeit). 
Du,  Arme  z'  Nacht!  armer  Teufel  Bs;  ThHw.;  Z.  — 
d)  an  geistiger  Eeistungstähigkeit:  sclnvacli.  erbärm- 
lich, schlecht.  En  arme  Prediger  BHk.  ,Pie  Ab- 
geschiedene sei  Weintrinkens  halb  eine  arme  Haus- 
hälterin gsin.'  1.580,  JMCu..  —  '2.  (von  Sachen) 
armselig,  kläglich,  traurig,  schlecht.  Das  isch  en 
armi  G'schicht  (Sach);  en  arms  WiJlfer;  es  isch  en 
armi  Not  mit-em ;  es  isch  doch  en  arme  Zug  mit  deiu" 
Litt'"  Gr.  Es  ist  en  armi  Sach,  wenyi-me"  Niid  g'sehd 
Z.  En  armi  Patsehig,  ein  unwürdiger  Vergleich  in 
einem  Rcchtshandel  GkT>.  Es  arms  Xitg'reis,  schlechte 
Uhr  W.  ,Aber  arms  wetter  und  der  berg  jGotthard] 
verschütt  ist  gewesen.'  1.5;?],  Stkioki..  .Poch  ist  es 
ein  a.  ding,  dann  sy  niendert  [nirgends]  gelt  band.' 
ebd.  .Rem  miscram!  adverbium  dolentis:  ein  arme 
sach,  arbeitselig  und  crbermklich  ding.'  Euis.  .Tatend 
diso  arme  Geschieht  [die  Mordnacht  zu  Brugg]  den 
Eidgnossen  ze  wüssen.'  Tseiirnt.  .Neiswas  armen  übel- 
gerymten  Bettellieds.'  ebd.  —  ;!.  in  stehcncler  Ver- 
liiudung  mit  gewissen  Subst.,  meist  von  Personen,  in 


455 


Arm,  erni,  inn,  orm,  urni 


456 


allen  3  Bedd.  von  1.  a)  arnii  Kind:  unheilbar  Kranke, 
bes.  Geistesschwache,  Blödsinnige,  welche  im  Spital 
nntergebracht,  ,verpfrüiidet'  wurden;  Syn.  Hrnil;ind. 
.Pfleger  der  armen  kinden  im  Spital.'  UMey.  Chron. 
—  b)  ,a.  Lüt':  Untertanen  in  den  Vogteien.  ,Wär 
euch  saeh,  das  ein  Her  der  vogty  [Eggen]  zu  Costanz 
ligen  wurde,  so  sol  er  die  a.  1.  bitten  lassen  umb  holz 
in  siner  herberg  ze  brennende,  und  sol  man  das  holz 
howen  in  der  von  Mun.sterlingen  [einem  Dorfe  der 
Vogtei]  holz,  das  man  nenijjt  das  i'ronholz.'  Üftn.  Bögen 
Anf.  XV.  ,Soll  die  Jahrrechnung  Statt  finden,  was 
der  Vogt  den  a.  1.  auch  verkünden  soll.'  15'22,  Absch. 
Die  rebellischen  Untertanen  von  Lüpfen  forderten  die 
,a.  1.  und  hintersässen'  des  Grafen  von  Sulz  auf,  ihnen 
Beistand  zu  leisten.  1524,  ebd.  ,Wann  ein  Abt  etwas 
nüwer  anfordrung  zuo  einem  Gottshusman  ald  Hinder- 
sässen  vermeint  ze  haben,  dess  aber  der  a.  man  nit 
geständig . . .'  1525,  ebd.  Doch  auch  in  allg.  S.  von 
Armen,  die  es  er.st  durch  Schicksale  werden.  A.  Lüt 
tnache",  z.  B.  durch  Krieg,  allg.  ,Den[en  d.  i.  den 
kriegführenden  Mächten]  was  so  not  über  einanderen, 
dass  sy  arm  lüt  machtend  und  das  Kristenblut  ver- 
darbtend.'  1523,Stock.\r.  —  c)  ,a.  Mann-.  UMev.  Chr.; 
,a.  Mensch'.  Vi^iNTERXH.  Stdtb.;  Kyburp,.  Malefizordn. 
1634;  Obw  Staatspr.  XVL— XVIL,  ,a.  Person.'  Nnw 
Landb.  1540,  ,der  a.  Übeltäter  (Sünder)',  und  schlecht- 
hin .der  A.'  B  hiess  der  angeklagte  und  zum  Tod 
verurteilte  Verbrecher.  —  ,A.  Mann'  übertragen  auf 
Sachen :  Brodschnitten,  syn.  .arme  Ritter'.  ,Ein 
armen  man  gegilbt'  [mit  Butter  od.  Honig  bestrichen?]. 
G  Stiftsarch.  Art)ii  Manne  heissen  zu  Bs  lange  Schnit- 
ten von  Weissbrot,  in  rotem  Weine  eingeweicht,  in 
Butter  gebacken,  in  Zucker  und  Zinnnt  umgekehrt 
und  mit  einer  Brühe  von  rotem  Wein,  Zucker,  Zwie- 
beln und  Korinthen  begossen.'  Spreng;  vgl.  ChivsjicU. 
Dahin  geliijrt  vielleicht  auch:  .armeritter,  malus  ar- 
meniaca,  eine  Art  Äpfel',  in  einem  Würzb.  Kochb. 
des  XIV.  —  d)  .A.  Burger'  im  Ggs.  zu  ,riche  B.'  im 
alten  L  bezeichnet  wol  nur  den  Unterschied  zwischen 
rats-  und  regimentsfähigen  Kittergeschlechtern  gegen- 
über den  Handwerkern.  —  e)  a.  Seele:  nach  kathol. 
Sjirachgebr.  die  Seele  des  sündhaft  verstorbenen  und 
noch  nicht  aus  dem  Fegfeuer  befreiten  Menschen,  für 
deren  Erlösung  daher  die  Überlebenden  Gebete  und 
Opfer  darbringen.  A.  Seelen  erscheinen  im  Volks- 
glauben u.  A.  als  Irrwische;  im  W  heissen  Armencle- 
G'itchichle  Geistergeschichten.  Bei  den  Reformierten 
wird  der  Ausdruck  nur  von  lebenden  Menschen  ge- 
braucht, aber  die  ältere  Vorstellung  liegt  doch  noch 
zu  Grunde  in  V\.kk.  wie:  Tue  das  (gih-em  das),  dass 
die  a.  S.  Bue  häd!  wobei  uvspr.  an  den  unruhigen 
Zustand  der  Seele  eines  Todten  gedacht  wurde;  und 
in  der  (bei  beiden  Konfessionen  üblichen)  Beteurungs- 
formel:  Cuf)  mi"  armi  Sil  usw.,  welche  urspr.  den 
Sinn  hatte:  so  wahr  icli  wünsche,  dass  meine  a.  S. 
nach  dem  Tode  erlöst  werde  BsL.  In  B  kann  iif 
weggelassen  werden  z.  B.  mi'  a.  S.  isch  es  war!  oder 
es  wird  Si-l  weggelassen,  aber  dafür  türi,  teure,  zu- 
gesetzt: ,Uf  mi  armi  türi,  es  wäre  schlechts  von  ihm.' 
GoTTH.  ,Aber  ich  darf  's  uf  die  armi  türi  nit  säge.' 
ebd.  Oder  man  begnügt  sich  mit:  uf  mi  armi!  ,Ds 
Augewasser  ist  ihm  gekommen,  uf  my  Arme  wie  itc 
Hüsbrunnc.'  Gottu.  —  f)  a.  Tage  =  Armut,  bes.  in 
der  Verbindung:  z'  arme  Tage  cho",  in  Armut  ge- 
raten, verarmen  L;  ScHwMuo.    L'r  wird  sfüiie  {untätig 


bleiben],  Ijis  er  z'  a.  T.  iis  chtinnt.  Stütz.  Dann  auch : 
s'  a.  T.  üs  Chleider  chaufc  müese,  sich  arm  kaufen  Z; 
und  zuletzt  abstr.  nur  zur  Bezeichnung  hohen  Grades: 
si''''  z'  a.  T.  arbeite,  sich  müde  arbeiten ;  »■■''  ha  müese 
z'  a.  T.  Strnnqif  iDiie  mache  [flicken]  B.  In  eig.  Bed. 
schon  im  XVII.  .Dardurch  sie  [die  von  Alchymi.sten 
verführten  Leute]  sich  selbs  und  ihre  Hushaltungen 
zu  a.  t.  bringend.'  1628  B.  ,Wo  ihre  Grossmütteren 
zu  a.  T.  käment'  1637,  Erbr.  Badex. 

Tage  ist  hier  iu  abstr.  Bed.  gebraucht  wie  in  den  Comi). 
Lebtafi,  SitchUiij  u.  a.  =  Zustand,  schon  in  der  ä.  Spr.,  und 
oft  in  schwacher  Form.   Gr.  Gr.  2,''  490. 

hüs-arm:  wer  arm  ist,  aber  weder  betteln  geht 
noch  öffentliche  Unterstützung  in  Anspruch  nehmen 
lässt,  also  seine  Armut  verbergen  will  und  sich  mit 
Arbeit  durchzuschlagen  sucht,  so  dass  die  Wohltätig- 
keit ihn  zu  Hause  aufsuchen  muss  Gr;  Ndw;  S;  Z. 
.Das  sie  nit  sigen  recht  bettler,  sunder  von  Unglück 
kumm  's  in  [ihnen]  har.  Etlich  heischen  eim  hus- 
armen  man  [d.  i.  unter  diesem  Titel] .  .  .  Also  sig  er 
in  armuot  kon.'  Gengenb.  Bettl.  ,Si  weltind  das  erlöst 
gelt  husarmen  lüten,  da  es  am  basten  angeleit  war, 
erschiessen  [angedeihen]  lassen.'  15'23,  Egli,  Act. 
.Dann  sy  es  einem  haüsarmen  menschen  geben  wol- 
len.' SHorHH.  1591/1693.  Vgl.  stiU-.  Es  husarms 
Mannli,  Familienvater,  der  mit  Not  und  Künimerniss 
zu  kämpfen  hat  S. 

Mild,  hmanii,  wer  Ivein  Haus  nder  (lltdacli  liat.  und  so 
vlull.  nocli  in  obigen  Stellen  aus  der  ü.  I.it.  Auch  Maler 
erklärt  ,herberglos'  und  , dürftig'  iilib. 

bluet-:  1.  sehr  arm  (arm  bis  aufs  Blut)  Z;  so 
auch  bei  Mal.  u.  1092  Mey.  Hort.  ,Von  dem  demü- 
tigen und  blutarmen  Apostel  Petrus."  Si  uobingeh  1695. 
—  2.  arm  an  Blut  Z. 

In  der  ersten  Bed.  wird  der  Ton  meistens  vorwiegend 
auf  das  zweite  W.  gelogt,  weil  eben  nicht  eine  Art,  sondern 
i'in  Iinlier  Grad  der  Armut  bezeichnet  werden  soll.  Vgl. 
Ulli-.    NMan.  sagt:   .bluctlichcn  arm',  mit  verstärkendem  Adv. 

still-:    wer  Armut  still   erträgt.    Stutz.     S.  hüs-. 

tud-:  ganz  arm.      Völlig  t.  UwE. 

Illeichsam:  a.  zum  Sterben,  so  dass  man  Hungers  sterben 
kann  oder  muss,  dann  aber  nur  mit  allg.  verstärkender  Bed. 
des  ersten  W.   wie  in  tudmwd  u.  a. 

armen:  1.  intr.  a)  arm,  ärmer  werden,  ver- 
armen B;  L;  UwE.,  Al)-cm  Bettle  armed-mii"  [man] 
nüd,  aber  es  Bitzli  W'werden  [unwerter  werden  sc.  tut 
man;  d.  h.  man  wird  von  Andern  als  Last  betrachtet] 
BO.  We""  ds  Bürli  armet,  su  schlechtet  's  BSi.  ,Wan 
zwei  Ehementsch  bey  einander  gearm(e)t  wärend.' 
Sarg.  Landr.  1674.  —  b)  , schwach  werden,  an 
Leibeskräften  abnehmen  BO."  —  2.  trans.  arm  ma- 
chen. Almose' gi}' armet  nid.  Ineichen;  Sulger.  ,Das 
Kirchenbauen  armet  nicht.'  Schweizerbote.  .Kirchen- 
gehen säumet  [versäumt]  nicht  und  Almosen  geben 
armet  nicht,  haben  die  Alten  gesprochen.'  Ulr.  1727. 

er-  11:  1.  intr..  (ganz)  arm  werden  BBe.;  Gr; 
Denzl.  1677;  1716.  ,Durch  krieg  und  andere  unfäl 
erarraet.'  SHochh.  1591/1693.  —  2.  trans.  a)  arm 
machen.  ,Gott  hat  sie  solcher  gestalten  erarmet  und 
gestraft,  dass  sie  in  höchstem  Elend  gestorben  ist.' 
AKi.iNGL.  1688.  —  b)  sauer  (durch  Darben)  erwerben. 
Das  Güetli  het  er  erarmet  GrAv.  —  Letzteres  lässt  sii-b 
freilich  auch  als  Verderbniss  aus  emmn  erklären  oder  auf 
Ann   Idun-li    Hiindearbcit   urwiTbeii)  deuten;   s.   o. 


157 


Ann,  orm,  irm,  onn,  urm 


458 


ver-armen  =  armen  2.  ,Wie  Allmusen  geben 
nicht  verarmet,  also  tut  Kirchen  gehen  nicht  ver- 
säumen.'   lÜGl,   JMl'LL. 

armen:  arm  machen.  Nach  Dial.  veraltet.  ,Minn 
[liebe]  ich  aincn  menschen,  der  ermet  mich ;  niinn  ich 
got,  der  riebet  mich.'  G  Hdschr.  —  ent-:  dass.  Die 
Chrankheite  hend-is  ganz  etermd  Ndw.  Ehi-  plooDast. 
gedacht  i.  S.  von  .entkräften'.  —  er-:  dass.  Fris. ;  M.1L. 
,Dann  Triphon  hette  das  land  übel  erermbt  und  be- 
raubet- 1531/48,  I.  Macc.  (,arm  gemachet'.  1667). 

„ärmeren:  dass."   —  Vom  Coniii.  gebildet. 

Ärmi  e'-  Bs;  B;  Gr;  Uw,  e--  Z  -  f.:  Armut. 
D'  E.  ist  JEim  kei  Schund.  Id.  B.  In  Gr  ist  die  An- 
wendung des  W.  beschränkt  auf  Verbindungen  wie: 
der  E.  z'  lieb,  ran  E.  wege,  E.  halbe,  aus  A. 

armklich:  ärmlich,  armselig  (Adv.)  Sch.  ,T)o  wart 
der  selb  küng  ellenklich  [elendiglich]  und  a.  [aul 
klägliche  Weise]  überwunden  und  erslagen.'  Herk. 
d.  Sehw.  ,Der  herzog  Hess  die  gefangenen  ermklichen 
ertrinken.'  Edlib.  .Male  vivere,  armklich.'  Fris.  .Einer 
so  alleinig  und  a.  haus  hielt.'  Schimpfk.  1651.  —  Mhil. 

armcclü'h. 

Armuet,  Armmuet  Gr  und  dort  an  einigen  Orten 
n.,  sonst  Armuet,  Arnhi  f. :  wie  nhd.  Im  A.  steche 
[stecken]  Gr.  Sprichvvw.:  ,A.  ist  ein  böser  Gast  in 
einem  alten  Haus  [Leib].  A.  ist  en  Luchs,  fangt  en 
Fuchs,  's  filered  ril  Strasse  i"  d'  A.  ,A.  wehe  tut.' 
A.  ist  zu  rile  Dinge  guet.  A.  ist  nicht  für  all  Un- 
glück gut.'  SüLu.  ,A.  selten  recht  tut,  paupertas  ini- 
niica  bonis.'  Denzl.  1716.  ,A.  ratet  nichts  guts,  pro- 
divis  sceleri  egestas.'  ebd.  1677;  1716.  —  Dini.  Ar- 
müetli",  concr.  1.  kleiner  Besitz  an  Fahrhabe 
oder  Grundstücken,  ärmliches  Gütchen  Senf;  Spreng. 
.Hise  armen  fronen  mit  irem  a.  in  spital  neraen.' 
1530  Z.  Die  Frauen  von  Gnadental  hatten  ,ir  a.'  nach 
Meilingen  geflüchtet.  1531,  Absch.  ,Es  war  ihnen  so 
gach  [eilig],  dass  sie  den  armen  .Sondersiechen  [Aus- 
sätzigen] nicht  der  Weil  [Zeit]  Hessen,  ihr  Armüetlein 
von  dannen  zue  flüchten.'  DZwint.er  156'2.  .Sie  wollen 
des  N.  sei.  zwei  Knaben  in  den  Si/ital  ufnchmen.  doch 
dass  ihr  Armuetli  bescbriben  [verzeichnet]  werde.' 
1637,  Si'H  Katspr.  ,Was  antrifft  min  zitlich  Guet  und 
min  armniuetli,  das  ist  in  gneter  Ordnung.  Und  min 
liebi  Husfrouw  zue  dem  arnnnuetli  so  wol  gchnlfen 
als  ich,  und  ihren  von  Gott  und  aller  billigkeit  gehiirt 
so  wol  als  mir.'  1646,  Z  Staatsarch.  ,Aeh  wie  mancher 
armer  Mensch  ist  bei  seinem  Armüetlein  lOüO  mal 
vergnügter  als  der  reicheste  Crösus?'  1733,  Ulr.  — 
'2.  Schamteile,  bes.  eines  kleinen  Knaben  BO.;  LE. 
Deck-di''',  Büebli!  me  sieht  dir  dl  ganz  Armuetli! 
Spreng.     Syn.  Sächli. 

Armueti  „Bs";  GTa.,  -ei  Z,  auch  Arm<;tei  Bs; 
Sch.  -rdei  AaZ.;  „Bs";  S  —  f.:  grosse  Armut,  „elendes 
hungriges  Wesen   ,\aZ.;  Bs." 

„armueten:  in  Armut  leben."  —  armüctelen: 
1.  von  Menschen ;  karg  leben  B.  —  2.  von  Sachen: 
ärmlich  aussehen.    Es  armiietcUt  gruselt''''  hi-n-em  B. 

arraüetig,  armvi-  Gr:  arm,  ärmlich,  armselig, 
elend  Bs;  B;  Gr;  LG.  ,Im  Stübdien  sah  es  nicht  a. 
aus.'^  (ioTTH.  ,Diser  armüedig  (.\rme]  hat  sich  ver- 
grirt'en  in  etwas  diclisteleii.'  XVll.,  Oiiw.  Ein  a.  Kind, 
krank,  schwacli  (in.Vv.  ,Ein  a..  wüstes,  stuinichtes 
Land.-  Git   17  lü. 


Golrth.  schreibt  tw.  ,armm-'.  Die  Schreibung  mit  d  be- 
ruht viell.  auf  Uiiideiitung,  da  mhd.  müede,  miicding  auch 
, Elender'   bedeutet. 

„armüetlich:  ärmlich,  Armut  verratend." 
arrauetselig  armet-  B;  TnSteckb.;  ZKn.:  arm. 
ärmlich,  armselig.  ,Vse  misero  mihi:  o  wee  mir  annet- 
seligen.'  Fris.;  Mal.  ,Sie  wollend  der  amiutseligen 
Frauwon  wuchentlich  4  Brot  [verab-]  folgen  lassen.' 
1637,  Sch  Ratspr.  —  Armetseligi  f.:  Elend,  grosse 
Not  und  Dürftigkeit.  J"*  weiss  cor  A.  nid  tvie  mi''' 
chUre"  B. 

Gebildet  wie  arheiudig  und  zunäciist  nach  dem  einfachem 
armacUtj,  welches  ebenfalls  hiehcr  geiiort,  da  es  nicht  mit 
sdig  zsgs.,  sondern  von  Armnal  =  Armuet  (vgl.  .mühselig' 
von  , Mühsal')  abgeleitet  ist  und  darum  freilich  auf  e  keinen 
so  starken  Tiefton  haben  sollte. 

Ai'iiiilde  f.:  Heer.  ,Alle  Musquetierer  einer  Ar- 
maden sollen  einerlei  lot  schiessen.'  JKLav.  1644. 
—  Schiff-:  Flotte.  ,Facere  classem,  eine  schittarmada 
zuerüsten.'  Denzl.  1716.  —  Die  span.-it.  Gnindf.  zu  dem 
frz.    arnUc. 

Zundel-Arme:  Spottname  einer  von  einem  ge- 
wissen Ignaz  Hunziker,  beigenannt  Zundel-Nazi,  be- 
fehligten Schaar  von  jungen  Leuten,  welche  sich  i.  J. 
1799  gegen  das  .Direktorium-  auflehnten  uml  wähnten, 
die  tranzösischo  Besatzung  ans  Unterwaiden  vertreiben 
zu  können. 

Armei'ie",  Armerge",  Armeri:  f.  =  Ahnäre 
Sp.  189.  ,Ein  gluet  ist  under  die  Armerien  g.sprun- 
gen.'  UMev.  Chr.  Bei  Denzl.  1677;  1716  im  deutsch- 
lat.  Teil:  , Armerei,  Ärmere';  vgL  o.  Sp.  189. 

Letztere  Form  mit  dem  Ton  auf  der  2.  Silbe  zu  ver- 
stehen, also  die  volkstümliche,  während  ,.\rmerci'  mit  Be- 
tonung der  Endung-  auf  einem  gelehrten  aber  verkehrten 
Versiiciie  beruht. 

Armeiiiger:  Armagnak  s.  Müll.  Schw. -Gesch.  3, 
590  f.  4,  98.  .Die  im  A. -Krieg  zu  Basel  übergebliebne 
Eidgnosson  wollen  lieber  sterben  als  leben.'  17U-2. 
.ICWkissenh. 


Al'mn«se.ii:   Ahnosen  Srnf. 
G  Hdschr.     Vgl.  Sp.  19-2. 
Erni  s.  Em  m. 


,Das  armucscn.-   1)70. 


Eniiel  l  <•'-  m.:  Ärmel.  I.  der  ilcu  Arm  bcileckende 
Teil  des  Hemdes  oder  Kleides.  ,Der  Ermel.  braclüalo. 
Ermel  an  einem  kleid,  manica.  Ein  rock  mit  ermlen. 
nuiuicata  tunica.  Rock  mit  langen  ermlen  biss  auf 
die  finger.  chiridota.'  Mal.  '«  isch  Alles  guet  W-d'r, 
nw  icas  zu  den  Ermlen  us  biegt  nit,  du  hast  lange 
Finger,  Dieb.sgelüste.  Was  machst  du?  E  Xacht- 
chappe  und  E.  d'ra"  Z.  .Hüte  dich  vor  den  Gesellen 
mit  den  roten  Aruujln!-  sprichw.  Bezeichnung  eines 
gefährlichen  oder  verdächtigen  Menschen,  urspr.  von 
der  Mordnacht  in  Luzern.  Sulger.  .Einem  den  E. 
zerreissen.  nötigen  zu  bleiben,  penulam  scindere.' 
Mev.  Hort.  1692.  Der  E.  wegen  seiner  Weite  früher 
oft  als  Behälter.  Tasche  gebraucht,  um  Etw.  schnell 
einzustecken  und  auch  ebenso  schnell  wieder  hervor- 
zunehmen.  .Welcher  aber  gefarlich  |iu  schlinnner  Ab- 
sicht] in  seck  neme  und  in  kratten  oder  zeiuen  |  kleine 
und  grosse  Körbe]  oder  in  E.  neme.'  Landb.  d.  Mau(  ii. 
Me  chii"  d'  Saclt  nid  us-em  E.  use  schütte  (scliiitllc), 
sogleich  herheiscbatl'en.  l'bcrtr.  auf  geistigen  Besitz: 
\m  E.  ]\\\\\cn.  in  prom)itu  liabcre.    ,1'r  hat  etwas  im  e.' 


159 


Ann,  erill,  in»,  oriil,  urm. 


Arn,  erii,  irii,  orn,   um 


■ICO 


vir  felici  est  iiigenio.'  Hospin.  ,Er  hat  Nichts  im  E.. 
rudis  est  atque  inrloctus.'  Mey.,  Hort.  ,Ein  sophist, 
der  alle  fallacias  im  e.  hat.'  AKlinul.,  G.  B.  1688. 
Daher  noch  jetzt:  er  cha'"  's  iis-em  E.  (füre)  schütte 
(i;  L;  ScH.  ,Von  einer  Sache  den  Schmutz  auf  dem 
Ji.  haben',  die  Übeln  Folgen  davon  tragen  müssen. 
,Bis  zuche  a"  |bis  beinahe  ans  Ende],  klagte  .sie,  lasse 
man  sie  machen,  zuletzt  solle  es  nicht  gut  sein,  und 
sie  alleine  den  Schmutz  auf  dem  A.  haben.'  Gottu. 
Auf  Verschmelzung  von  zwei  verschiedenen  Anschau- 
ungen beruht  es,  dass  man  (Sulger)  die  R.\.  clafsj 
(fit  Schmutz  uf  dr  E.  auch  deutet:  das  bringt  Vorteil, 
und  spec.  auf  einen  Kuss.  der  mundet.  —  2.  PL  leichtes 
kurzes  Oberkleid  mit  (vormals  sehr  weiten)  Ermein. 
.Tacke,  bes.  der  Frauen  auf  dem  Lande,  haupt.^äohlich 
nur  zur  Bedeckung  der  Arme,  doch  auch  von  Brust 
und  Rücken,  je  nach  liedürfniss  (gegen  Kälte  oder 
zur  Vervollständigung  dos  .Anzuges)  leicht  anzuziehen 
und  (bei  zunehmender  Wärme  oder  zu  freierer  Be- 
wegung) auch  wieder  abzustreifen  Ndw;  ZW.  In 
'/,  OGlatt  schwarz,  aus  Wolle  oder  Baumwolle,  vorn 
nur  knapp  schliessend,  mit  weiten  Ärmeln.  Nach 
ÖTiiTü  ehenuils,  von  der  Stadt  aus  eingeführt,  ein 
braunes  Mieder,  die  Ärmel,  vorn  mit  , Katzenköpfen' 
und  .Wägesscnermeln',  von  anderem  Stoff  als  die  mit 
Fiscdibeinen  gesteifte  ,Gestalt'.  Und  macht  üs  hah' 
(V  Frau  Sttmie  warm,  se  cliumme'  d'  Mcidli  zuen  üs 
rüs,  »i  hcnl-e  d'  E.  uf  den  Arm. . .  .  Felker  1803.  ,5  l'ar 
sidiner  Ermly.'  1469,  Z  Invcnt.  Im  Kt.  B'M"änn(n-- 
jarke,  während  das  entsprechende  Stück  der  weibliilien 
Tracht  Kutte  heisst:  G' schau!  one  E.  cha"  iez  scho" 
Jlans  z'  (Jhilt  zu-n-üser  Jumpfrau  cho",  Im  Monsch.yn 
Olli  z'  (jstahe  |vor  Kälte  steif  zu  werden];  im''  üser 
junrje  Meitlcni  erlidc"  's  nne  Chiittleni  vom  Morije  scho 
Itix  z'  Abc.  G.IKuHN  1819.  Kiiiderjacko:  Lei/rj  'cm  C'liiud 
d'  A.  a",  es  frürt  GlH.  Ermcli,  Kinderschlüttli  .\a. 
Es  scheint  nach  dem  Chronisten  Linoener,  dass  bei 
Ehversprochen  der  Braut  neben  einer  Geldgabe  .Ermel 
und  Unigurt'  als  Pfand  (.Wortzeichen')  gegeben  wurden. 
Ermel  in  B  auch  Familienn. 

Achslen-Ermel:  Ärmel,  die  nur  den  (ihersti'U 
Teil  des  Armes  bedecken  oder  auf  der  Aclisel  eine  auf- 
gebauschte Erhöhung  trugen?  .Gleichwie  es  lächerlich 
wäre,  den  H.  Augustinum  mahlen  wollen  mit  einem 
dicken  Kragen  und  einem  Herrenroek  [Predigerrock] 
und  seine  Mutter  in  einem  Tächlitüehlein  mit  Achsel- 
ermeln.-    1122,    Mise.  Tin.     S.  auch  u.  Eichle  Sp.  73. 

Flauder-:  bauschige  Ä.  BS.  —  Fhudm-en,  flattern, 
lliugcn,    weit  sein.      Vgl.   Flaudcr-hmcn  und  S'fhlottn-. 

Glogg-:  glockenförmig  weite  Ä.  der  Frauen  BEi. 

Hemdlins-  Hemlis-  Aa;  B;  S.  Aufgestreifte 
blendend  weisse  Hemdä.  sind  ein  Hauptbestandteil 
der  weibl.  B  Laudestracht.  —  hemd-ermclig  hcmp- 
erinlifj,  auch  mit  adv.  Form  (i'hempermli(;e":  in  blossen 
Hemdä.,  ohne  Ruck  oder  Jacke  Z.     Vgl.  Bar-. 

Katzenkopf-:  Ä.  mit  kugligen  Ausbauschungen. 
,In  G'staltröcken  mit  Katzenkopfärmeln  [usw.]  werden 
die  [durch  das  grosse  Loos  reicli  gewordenen]  Jungfern 
ein  respektableres  Aussehen  kriegen,  als  jetzt  in  iliren 
Jüppen.'  Stutz. 

„Nacht-:  Nachtjacke  für  Männer  Bs." 

Puff-:  bauschiger  Ä.  Bs;  Z.  Solche  Ä.  waren  in 
den  Dreissigcr-Jahren  weih!.  Mode.  —  l'uffm,  nnflilason. 

Vgl.     JhllllJ}-.      I'/UK-. 


Beiz-.  .Dass  Luters  sach  uf  beizermein  stüende 
und  fast  noch  [ganz  nahe]  wäre  irem  fall.'  Salat  (wol: 
auf  weichem,    schwachem  oder  künstlichem  Grund V). 

Pump-:  weiter  Ä.,  bes.  an  altmodischen  Frauen- 
kleidern Gr.     Vgl.  Puff-. 

Bär-:  Hemdärmel  ohne  weitere  Bedeckung  G. 
Vgl.  hemdermeluj. 

Pfüs-:  kurze,  nur  den  Oberarm  bedeckende,  in 
der  Mitte  aufgebauschte  Ä.,  dgl.  vor  einigen  Jahr- 
zehndon die  Weiber  an  den  Oberröcken  trugen  7,0. 
—   Pfusen,   Ijl.iseu. 

Plag-:  scherzende  Schelte  einer  Mutter  auf  das 
Kiud,  das  ihr  keine  Ruhe  lässt,  eig.  das  sich  zudring- 
lich au  ihren  Ä.  hängt  B. 

Scheint  iniiicriitiviscli  vcm  playm  geljilili^t,  fiili;r  vcm  I'lnrj 
St.    1,    178.      Syn.   Ptan-tjeUt. 

Schöpen-:  weiter  Ä.  wie  an  einer  .Tacke.  En 
SchlucJc  wie  en  Seh.,  also:  viel  fassend. 

Schlottcr-:  Rockärmel  mit  unverhältnissmässig 
weiter  Öffnung  vornen  SThierst.     Vgl.  Flauder-. 

Stoss-:  Vorderä.,  die  über  die  Hemdä.  ange.stossen 
wurden  =  SlÖsiffK),  AnstossK  (St.  2,  402).  , Weisse  und 
gefärbte  Ärmel,  auch  weite  und  St.-Ä.  mit  Fältlein 
sollen  weder  unter  den  Müedern  noch  sonsten  getragen 
werden  von  Frauen  aus  dem  gemeinen  Stand  . . .  Alles 
guten  Sannnats,  Atlas,  Taffets,  Damasts,  es  seie  zu 
Hauben,  Blätzen,  Stoss-Ärmel,  Kappen,  Halstücher, 
Schoossen  u.  a.'    G  Kleiderordn.  1727. 

Stutz-:  kurzer  Ä.  Ndw. 

Streif-:  eine  Art  leinener  Stulpen.  XVII.V  G 
Waschrod. 

Strupf-:  kurze,  liausclilge  A.  an  l'rauenklcidern 
ZKn. 

Wegossen-f:  Ä..  die  in  ihrem  Zuschnitt  eini' 
Ähnlichkeit  mit  einer  Pflugschar  fWe/iessc)  hatten? 

crmlen:  „(ein  Kleid,  eine  Weste)  mit  Ä.  ver- 
sehen.-    Ä.  in  ein  Hemd  einsetzen  B. 

Ermel  II  m.:  Schrank  in  der  Stube,  Kleiderkasten  F. 

Das  Selbe  W.  wie  Almmv  Sp.  189.  nur  dass  hier  das 
zweite  r  der  lat.  (irnndf.  (armaviuui)  an  l  vertauscht  ist 
und  die  zweite  Silbe  den  Nelienton  verloren  hat,  so  dass  sie 
das   Ansehen   blosser   Ableitungssilbe  erhielt. 

Ermli  s.   Hermll.        Ermose  s.  Ameise  Sp.  21ii. 

Oniiasin:  ein  feiner  seidener  Kleiderstott".  .Sy  [die 
Weiber]  wend  han  Syden,  darzuo  Schanilot,  Ormasin, 
Damast.'  Aai,  1519.  ,An  Ormasyn  von  allerlei  Farwen 
254  Elen.'  1571,  Z  Invent. 

Vom  it.  onumino,  «r/n(;«öio,  ermi^iun  (frz.  nnnoitini),  ndat. 
urmusinus,  dies  wahrsch.  von  der  Stadt  Ormus  am  persischen 
Meerbusen. 


anicn:  ernten  BsL.  (Sprekg);  s.  ernen. 

Ahd.  ariKin,  metere,  amen,  mereri  (ags.  enrnjan,  engl. 
to  mm),  nihd.  amm,  ernten;  verdienen;  entgelten,  büsseu 
(vgl.  rjc-anim  und  nhd.  .ernten'  auch  in  bildl.  Sinn),  von 
ahd.  (im,  Ernte  (s.  Em).  Viell.  gehört  hiezu  der  hiiufige 
Ortsn.  Am  und  (Diniin:)  Ami,  Erni,  doch  vgl.  Anni.  zu 
Em  I   Sp.   ■16'2. 

er-,  „auch  erärnen"  Gr:  mühsam  (aber  ehrlich) 
erwerben,  verdienen,  z.  B.  von  Wildheuern.  Es  erarnets 
TFe.se»,  eine  mühsame  Errungenschaft;  es  erarnets  Lönli. 
„Was  der  Vater  erarnet,  vertuet  der  Sohn."  , Alles 
muss  erarnet  werden.'  Sui.oer.     In  der  ä.  Spr.  häuliger. 


KU 


Al'U,  eril,  im.  iini,  um 


402 


.Ks  wirt  ze  dem  ersten  sur  erarnet  und  wird  aber  ie 
licliter  und  ie  liehter.'  Markus  vLinuah,  XIV.  ,I)er 
mich  so  hat  erarnot  mit  siner  bittren  niarter."  G  Hdschr. 
M7Ü.  ,Man  müeht  gedenken,  das  solichos  lyden  uns 
liitlig  zu  banden  gang  und  [wir  es]  nit  on  ursach 
muosten  e.'  Bs  Chron.  152'2;3;l  ,Zuo  verlierung  unser 
sur  erarnoten  frigheiten.'  Aiiscu.  1529.  ,üass  ein  jeder 
gloubiger  arbeiten  und  sein  gwonne  und  erarnte  na- 
rung  niessen  solle.'  Vad.  ,Hert  müend  wir  unsers 
sunst  e.'  KüEP  1550.  ,Mit  ernstlicher  bitt,  wellest  mit 
mir  als  einem  armen  zaler  gednlt  haben,  die  schuld 
yezmalen  halb  nemmen  und  mir  des  übrigen  teils, 
biss  er  oucli  erarnet,  günstigklich  borgen  [schonen, 
zuwarten].'  JWolf  15ö1.  .Exantlare,  erschwingen,  e., 
mit  Übelzeit  und  grosser  arbeit  vollbringen.'  Fuis. ; 
Mal.  ,Von  unsern  lieben  frommen  Altvordern  so  sur 
erarnete  oberlandsherrlikeit."  16-10,  Sonw  LB. 

Mhd.  aariwu^  auch  i.  S.  v.  Strafe  vcrdieneu,  oder  auch 
unverdienter  Weise  entgelten.  —  Statt  erarnen  erscheint 
niehrfacli  gleichbed.  erarm^n:  iras  dr  Chopf  tuet  wrijmHii, 
mieasun  [müssen]  rf'  Fkss  [Flisso]  cran«>^6  [einbringen]  W, 
ebenso  GrAv.  und  schon  in  der  ä.  Spr. :  »erarbeiten,  erarmen.' 
Hosp.  ,Gar  säur  band  wir's  erarmet,  zwen  Sieg  am  selben 
Tag.'  Tellenlied  1673,  im  Keime  auf  ,gewarnet.'  Wahrsch. 
wurde  diese  Form  untergeschoben,  weil  (er)ctnicn  schon 
ziemlich  friih  in  Abnahme  geriet  und  nicht  mehr  verstanden 
wurde.  Umdentinig  i.  S.  von  ,mit  den  Armen,  mit  Arbeit 
erwerben'  (eher  als:  in  Armut,  mit  Entbehrung)  lag  nahe; 
auch  lautlicher  Übergang  von  71  in  m  ist  zwar  selten,  doch 
nicht  ohne  Beispiel;   vgl.  A'rm  aus  Eni  I. 

umher-(er-)  imii^'erärnr:  mühsam  erwerben.  Ach 
Gott,  ir  Arme»,  Armen,  wie  müesst-er  u.  und  umer- 
crliilc  und  umerratitje  [euch  mühsam  herumschleppen] 
(lU.Ant.  —  Ume(r),  umher,  oft  zur  Verstärkung  Verben  vor- 
gesetzt, welche  ein  mühsames  Treiben  bezeichnen. 

ge-arnen:  entgelten,  büssen.  ,Die  höf  müe.stend 
es  garuen  und  widerum  an  Zürich  kumeu.'  Fkünd,  von 
ATscuuDi  durch  ,6r-arnen'  ersetzt.  ,Garnen'  auch  bei 
Edlib.    —    Mhd.  gcanicn,   (janicn,   ernten,  vcrdieneu,  büssen. 

—  ver-garnen:  büssen  BKi.  —  Vn-  wurde  erst  vor- 
gesetzt, nacluleui  g  bereits  festgewachseu  war.  Vgl.  er-  5,  b 
Sp.   403. 

Arnet  m. ;  mäunl.  Taul'n.,  Arnold.  Auch  als  Fa- 
milienn.  U. 

Arnika  f.:  liergwolilvcrlei,  arnica  niont.  LK. 

Al'ni,  Erni  111,;  mäniil.  Taufu.,  Arnold  1!  wH.  J^nii 
Familienn.  L;  Z. 

Em  I  l)iVn  ZObf.  2)  Krr"  l.;  Sn.l.;  G;  aScuw. 
•civ  ÄAMuri.  ;i)  Ernd  Hüüul  1S84.  4)  J£rm  Scn. 
c'-  Aa;  BsL.;  Z,   t'--  ZMünclialt.     5)  JErmel  AaHoIz. 

—  m.  Z,  „n.  BsL.":  1.  Hausflur,  -gang,  Vorhaus; 
iler  zunächst  hinter  dem  Eingang  von  Bauernhäusern 
zw.  Haus-  und  Stubentür  liegende  freie  Kaum  (bzw. 
die  Küche  Senw),  aus  welchem  man  in  die  Stube 
kommt;  der  Raum  innerhalb  der  Haupthaustüre,  Vor- 
stubo  Aa;  Bs;  L;  Scn ;  Z.  Der  nacli  2  Seiten  mit 
Hingängen  versehene  Flur  eines  Hauses  mit  , Stock' 
Aa.  ,lni  Erm  draussen,  wolier  ich  in  der  Küche  jedes 
Wort  gut  verstehen  konnte.'  Sturz.  M'ilsvh  au.''' 
iV  Stiilic  recht,  der  Krm  und  d'  Kitclii.  ebd.  ,Sol  man 
das  kol  [die  ans  dem  Backofen  gezogenen  K(dilen| 
bisclicn  ciiinitten  an  den  [dem]  ern.'  Diessknii.  Stadtr. 
K.  \l\ .  l.'EDiNiiKU  1002  erklärt:  ,ner  erm,  cm,  eer; 
hiiilein:  ari'a,  atriiiiii',   lOriU;  .lediger  [ilatz,  iirca.'    Syn. 


Gnny,  Lanhe,  Stiiiniierhüii.  —  2.  ein  neben  oder 
liinter  dem  Hansgang  befindlicher  Kaum  zur  Auf- 
bewahrung von  landwirtschaftlichen  Geräten,  Geschirr- 
üd.  l'unipelkanimer  Aa;  üsIj.,  =  Ermehammer.  Gantj 
due  selb  [jenen]  Charst  iiumme  [nur]  i  'n  Erm  hindere 
ßsL.  Speisekammer,  =  Spicher  Sc;hwMuo.  —  3.  der 
durch  das  vorspringende  Dach  geschützte  Kaum  vor 
der  Scheune.  Rochh.,  laut  welchem  das  W.  auch 
Dreschtenne  bedeutet.  —  A'gl.  Schiff-a-i  Sp.    106. 

Hüs-cre  GA.  (e-J;  S  nj.  —  f.  GA.;  Spkexg;  ,an 
einigen  Orten  -er,  n.'  ders.,  -erm  GT.,  -e'rm  Aa;  Z 
~  m.  Aa;  Z,  Hns.m  GT.  (W.):  1.  =  Ern  1  G;  S;  Z. 
,Wandelplatz  eines  Hauses  vor  den  Zimmern.'  Spreng. 
,Es  ist  en  grosse,  grosse  Huserm  g'si",  en  ganz  für- 
zimdetröte  Sode  drin.'  Stutz.  (Der  Raum  ist  oft  mit 
roten  Ziegelsteinen  gepflastert.)  —  2.  der  ganze  Um- 
faugdesWohnhauses,  mit  der  nächsten  Umgebung. 
,Wer  den  andern  usser  siner  husere  [aus  dem  Friedens- 
bezirk seines  Hauses  heraus]  frgfentlich  fordert.'  Otfn. 
WiEDiK.  E.  XV.  ,Die  tempel  sind  verordnet,  das  der 
glöubig  mensch  da  möge  etwas  rüewiger  betten,  dann 
etwan  daheim  under  syner  unrüewigen  huseer.'  Bull. 
1531.  ,Es  sind  wenig  rechter  grosser  Huseeren  noch 
Höfen  mer  bi  einanderen.'  1566  Z.  ,Die  hausär  des 
wilsteins  [Wohnhauses]  sol  der  jüngste  son  besitzen.' 
Landr.  Mölinb.  1594.  Kinder  erster  Ehe  sollen  ,die 
hausär  und  wilstein'  besitzen,  ebd.  Kinder  zweiter 
Ehe  sollen  Vater  oder  Mutter  ,nit  an  der  husärbesitzung 
oder  wilstein  vertriben'  dürfen,  ebd.  ,Ein  jede  hns- 
eere  gibt  järlich  einem  Lütpriester  1  Fassnaclithuon.' 
1596  L.  (Hier  überspielend  in  den  Begriff  von  Hau.s- 
lialtung,  doch  mit  Bez.  auf  den  von  ihr  allein  be- 
wohnten Raum  und  verschieden  von  Uüs-er,  nhd. 
,Hausehre',  s.  d.) 

Ahd.  arm,  erin  n.,  mild,  ercii  (einmal  auch  ercn  im  Reim 
auf  te-cn),  ern  m. :  Fussboden,  Tenne,  n. :  Erdboden,  Grund. 
(Ägs.  are,  Tenne,  ist  unsicher;  äni,  eni  bezeichnet  das  ganze 
Haus,  als  zweiter  Teil  von  Compp. ;  in  der  Bed.  .Behälter, 
Gefäss'  ist  es  viell.  blosse  Ableitungssilbe).  Xsl.  arin,  am, 
Hausherd;  altu.  Sal,  crni,  atrium;  däu.  artic,  Herdstjltte, 
Heimat.  Das  W.  findet  sich  noch  in  andern  deutscheu  MAA. 
Vwdt  ist  ohne  Zweifel  lat.  arm,  frz.  airc.  In  unseren  Formen 
entspricht  5  nicht  dem  ahd.  i,  sondern  ist  aus  dem  Stimm- 
laut  des  r  neu  hercingekonnncn.  Zu  Anfang  dieses  Jhdt-s 
scheint  in  Schw  in  der  Stannnsilbe  noch  kurzer  Yoc.  ge- 
sprochen worden  zu  sein,  vgl.  „Erren"  bei  St.,  in  dessen 
i.  Aull.  diese  Schreibung  aber  aufgegeben  ist.  Die  Nbf. 
Erm  uuiss  noch  zu  einer  Zeit  eutstiiuden  sein,  wu  auslau- 
tendes n  in  unseren  MAA.  noch  fest  war;  der  umgekehrt« 
Übergang  von  m  in  11  ist  sonst  allerdings  weit  häuliger,  doch 
vgl.  erarmcii  aus  -iirncii  und  nhd.  ,Pilgrim'  aus  ^M;r.f/rinH«. 
Hüsem  hat  nach  einem  in  den  n.-ü.  MAA.  beliebten  Vorgang 
das  )■  und  danach  die  Selbstitndigkeit  des  2.  W.  aufgegeben, 
das  man  zu  blosser  Ableitungssilbo  herunter  sinken  Hess. 
Viell.  steckt  das  W.  noch  in  den  Ortsn.  (im)  Erni  und  (oliiie 
Und.)  Ami  Gfr.  '20,  '254,  doch  s.  auch  die  Anm.  zu  anuu 
Sp.  460.  —  Das  Geschlecht  scheint  schon  früh  gesehwankt 
iiud  zum  A'orherrschen  des  m.  das  syn.  (Iiukj  (,Flur'  ist  nicht 
Schweiz.)  beigetragen  zu  haben.  In  /im*-  ist  in  Fidge  der 
Verkürzung  auch  weibl.  Geschlecht  aufgckomnien,  mit  der 
Bed.  ,WidiTdiaus'.  während  Bed.  "2  und  :!  des  eiurachen  W. 
dem   ('oniii.    Iclileu. 

Em  U  f.  -  .c-Aa;  Bs;  B;  VOhte;  S,  t--Tu;  Z: 
Ernte  und  Zeit  derselben;  auch  das  mit  ihr  verbun- 
dene Alirenlesen  armer  Leute,  allg.  ,Es  git  all  Ji>r 
eil    Eriii'hlig    und   en   E.'    Stutz.     ,lr   nidorländsclien 

Iicrren.    ir  zicnd  ins  oberlaiid.    in  nberländscher  erne 


463 


Am,  ern,  iin,  orn,  um.  -    Ariid,  criid,  iind 


urnd 


4  Öl 


iniicLt  lieh  will  wco  bescliechen.'  Halbsoter.  ,Uii[1  kam 
;ille  Werk  uf  aiii  Hufen  [gleichzeitig],  das  Eebwerk 
und  der  Hcuwct  und  die  E.'  Stockar.  ,Ern'  auch  in 
üossn.  u.  Miiv.  Wint.  Chr.  u.  A.  Zur  Alter.sbestininmng: 
,iS'('  ixt  erst  zuulnzyi  [20  Jahre  alt]  i"  dr  E.'  Stutz.  Zeit- 
bestinnnung:  .Dienstag  vor  Uns.  Frauweu  dult  [Fe.st] 
zu  den  Ernen.'  Wint.  Urk.  1301.  (Maria  Himmelfahrt 
15.  Aug.?)  Vgl.  «r(^»-c;  Sp.  400  und  Srnd  ,Disiu  reise 
[Kriegszug]  besehach  in  der  ern.'  Z  Chr.  1336/1446. 
Gut  i"  d'  E.  und  schnldt  ntul  gern,  aus  einem  Spott- 
liede  Z ;  sonst  i"  d'  E.  yä"  auch :  sich  mit  Ährenlesen 
ernähren.  Anncli  Znmvridi,  chumm  mer  icend  i"  d'  E., 
Anfang  eines  Beiinspruches.  .Wenn  man  in  der  E. 
die  Oijfel  mit  dem  Rechenstil  kann  zälen,  so  soll  man 
d'  Hürden  [die  Obstgestelle]  z'weg  stellen.'  Die  Arbeit 
und  Feier  der  B.  ist  noch  mit  allerlei  alten  Bräuchen 
verbunden.  Die  Schnitter,  etwa  ein  lustiger  Junge 
mit  einem  losen  Mädchen  an  der  Hand,  halten,  Sichel 
und  Ahrenbüschel  vorwei-send,  die  Vorübergehenden 
an  um  ein  Trinkgeld  oder  binden  sie  in  die  Halme, 
bis  sie  sich  loskaufen.  Das  Gebundenwerden  droht 
auch  der  lässigen  Antragerin.  ,Lueg  dei,  wie -n- er 
d'  Bäbe  so  listig  i  d'  Garbe  wott  binde^;  Ist  de  Schnittere 
Bruch,  und  h'sundcrs  bi  'n  ledige  Lüte.'  KdMey.  184 1. 
Im  Übrigen  vgl.  Fiil-aeher  Sp.  67,  Äcker  Sp.  69,  Falsch, 
Glüclsgiirh,  Halm,  Glückshalm,  -hämpfeli,  -körn,  laden, 
J\Iiicli('l,  Biinl-nagel,  rn-nemen,  binden,  Bankert,  Sich- 
lete,  iSdiinnhie,  Sichlen-schU,  schnellen,  Ge-schnitt,  an- 
tragen,  M'etzer.  Eine  Zsstellung  Z  Gebräuche  von 
SuTEiiM.  in  Sknn  Char.  1  103/13;  und  eine  anmutige, 
lebendige  Schilderung  eines  S  Erntetages  gibt  Joachim 
1881,  S.  1/89.  Notarbeit  an  Feiertagen  war  bes.  in 
der  Getreide-  und  Heuernte  immer  gestattet,  .liass 
niomans  an  lirtagen  werche,  noch  sine  dienst  zun  wer- 
chen  zwinge,  es  syg  dann  in  der  ern,  höwet  und  im 
herbst.'  ir)'2G,  Eöli  Act.  Auch  mussten  zu  denselben 
Zeiten  die  nötigen  Wege  über  die  Flurgrenzen  ge- 
öffnet werden.  ,Üch  sol  man  wissen,  däz  die  dorf- 
meier  gewalt  band,  alle  zeigen  ze  bannen  und  öch 
uszelassen  und  öch  alle  hölzer  und  zuo  den  ernen 
weg  ze  geben  und  zuo  dem  höwot.'  E.  XIV.,  Aa  Weist. 
Sprichwörtlich  und  bildlieh:  Die  Em  ist  no'''' im  tcUe 
Feld.  Wer  i"  dr  E.  nit  will  schnlde,  muess  im  Winter 
Hunger  llde.  Wenn  i'  dr  E.  Nüd  abfallt,  so  fücrt- 
men  aa'''  Nüd  ine.  Ineichen.  J/e  muess  schnlde",  wil 
[während]  's  Ä.  isch,  die  Gelegenheit  benutzen  S.  Er 
lief  en  gueti  E.  g'ha,  hat  grossen  Gewinn  gemacht  Aa. 
-'.s'  gäd  i"  d'  E.  fi"  d'  Halm),  zur  Entschuldigung  von 
Mutwillen  (c^s  wird  eing-erechnet  in  die  Festfreude  und 
-freiheit  jener  Zeit;  ebenso  i  'n  Wiimmet,  Herbst,  in 
die  Weinlese).     Vgl.  noch  Ernd.   —   Mbd.  mio  f.,  alul. 

Haber-ern:  Haferernte.  Da  dieselbe  den  Schluss 
der  ganzen  Erntezeit  ausmacht,  also  lange  nicht  kommt, 
so  gelten  die  R.\A.:  ,eine  H.  währen',  eine  Ewigkeit 
ZSt.;  es  wärt  kei  H.  ScnSt.  Es  ist  gnct  (Me"  cha") 
helse  [Patengoschenke  machen]  bis  zur  H.,  d.  i.  auch 
verspätete  Geschenke  werden  noch  angenommen  SimSt.; 
Z,  dann   übli.  vom  Zuspätkommen  gesagt.  Sutek.m. 

Kirsi-  Chriesi-:  Kirsclienernte  AAFri. 

Schwaben-.  Es  war  Sitte,  dass  Arbeiter  aus  der 
Schweiz  in  der  Ernte  der  schwäbischen  Nachbaren 
Dienst  suchten.  Vgl.  Scliwaben-Geschnitt.  .Diewyl  des 
Kinds  Vatter  nicnen  im  Land  sonder  in  der  Schwäben- 
Ernd  was.'  Taufli.  Zoi.i.iu.   Iiiu3. 


Zwischen-  Zwüschet-:  die  Zeit  zwischen  zwei 
Ernten  z.B.  zw.  der  Korn-  und  der  Weizen-e.  ZAndelf. 

ernen:  ernten  Aa;  Bs;  B;  „VOrte;  S;  Z."  — 
über-:  bei  der  Ernte  durch  Überschreitung  der  Grenze 
schädigen.  ,Zu  strafen  die,  so  einen  Übersäyen,  über- 
mayen,  überzünen,  überernen.'  Kirchenrecht  Schöpfen 
1.534.  —   ver-:    die    Ernte    vollenden    Aa.  —  Zu    der 

Bcd.   s.   ver-,   z.  B.   venttelchen. 

Ernet,  Ernt,  Ern  m.:  Ernte  L. 

Diese  neben  dem  häufigem  Ern  f.  geltrauchte  Foriii  aus 
alul.  arnot  m.,  inimorhin  mit  Aulehnuug  an  Eni,  dessen  Voc. 
sie  annalun,  gehört  zu  den  in  unserer  Spr.  zahlreichen  irulniil. 
Namen  von  Jahreszeitarheiten,  z.  B.  Heuet,  JIräehct,  Krieaet; 
vgl.  auch  Erndei.  In  Ern  m.  ist  die  Anlehnung  bis  aufs 
Äusserste  vollzogen.      S.  auch  Ernd. 

erne°  s.  (über-Jenen  Sp.  '266. 

Erni:  Ochs  mit  weissem  Stern  auf  der  Stirn  AaFtI. 
—  Für  Sterni  (s.  d.)  an  den  Mannsn.  (s.  Ami  Sp.  4(jl)  ver- 
tiuisi-ht. 

Ernist  s.  Er'nst. 

Orn:  jetzt  (ohne  Art.)  Name  eines  Weilers  ZHinw., 
aber  urspr.  wohl  eins  mit  Ahorn  (s.  Sp.  161). 
ornen.  Urnen;  Orni°g  s.  ordnen  Sp.  440. 

Ul'ner  I  PI.:  blaue  Traubensorte  ZS.  .Uv«,  Urner 
dicta;.'  Oenol.   —   Über  Uri  aus  Ifcilien  importiert. 

Urner  II  m. :  als  Kalb  verschnittener  einjähriger 
(Gl)  oder  zweijähriger  (BO.;  F)  Stier.  ,Es  sollend 
kein  urnar  noch  stier,  so  über  ein  jar  alt  sind,  uf  die 
almend  triben  werden.'  1.53.5,  Handveste  Thun.  Syn. 
Oclis,  (MilchheilerJ,  Rampun. 

u  r  n  e  11 :  kastrieren  W. 

Wriin  das  W.  vom  Landnamen  l'ri  gebildet  sein  soll, 
so  luuss  CS  ü'  haben,  was  aus  BSi.  bezeugt  ist;  es  wäre 
dann  ein  zuerst  nach  Urnerischer  Art  behandelter  Stier. 
Das  Vb.  ohne  Zweifel  statt  urneren,  indem  man  das  -er  dem- 
jenigen in  Porsoucnn.  gleich  setzte,  die  umgekehrt  von  Verben 
gebildet  sind,  z.  B.   ,Srhneider'    von   .schneiden'. 

Ürni  s.  u.  ur  Sp.  420. 


Arnd,  Arend.  Erend  s.  d.  folg.  Art.  u.  B  Anz. 
1881,  377. 

Ernd,  Ernt  Aa;  L;  Z  —  f.:  =  Ern  II  und  mit 
diesem  wechselnd.  I  mues  g'rueje  [ausruhen]  uf  d'  E. 
hi",  sagt  der  Faule  Aa;  Sch;  Z.  I  dr  Ernt  sind 
d'  Hüener  feiss  [übermütig].  Suloer.  I  dr  E.  chunnt 
de  Bür  nW  mit  cim  Fuess  i  's  Bett.  ebd.  D'  Trfdie 
söttid  I  sollten]  mit  de"  Schnitteren  i«  d' Ernd  gO  [zur 
Erntezeit  Beeren  ansetzen],  ebd.  ,Die  vastetend  mit 
dem  küng  die  ärnd',  hielten  die  Erntefasten  (eine  der 
I  Frohnfasten).  Vad.  ,Fritag  nach  unserer  frowen 
dult  [Fest]  ze  der  Ärnde.'  ZWint.  1321.  (Maria  Himmel- 
fahrt 1.5.  Aug.?  s.  Ern.) 

Mild,  irnde  statt  des  gowöhnl.  ernr  und  viell.  bloss  mit 
nach  n  ein-  oder  augescliohonem  d  wie  häufig  in  spät.  Zeit. 
Auch  unsere  Form  Ernd,  welche  sich  u.  A.  auch  1401)  in 
der  Ott'n.  Adorf,  bei  Fris.  u.  Mal.,  bei  JMiill.  1005,  .Jllott. 
1000  findet,  kann  so  erklärt  werden,  während  die  mit  -( 
(auch  in  Meyers  Wiut.  Chron.),  falls  die  Schreibung  urgiert 
werden  darf,  auf  Annäherung  an  das  uhd.  , Ernte'  beruhen 
mag,  welches  auf  ahd.  arnot  zurückgeht,  .aber  Knduug  und 
Geschlecht  von  mbd.  ernc  annahm.  S.  auch  noch  Ernet 
Sp.  404,  Erndet  u.  —  In  den  alten  Zeitangaben  ,Unser 
Frauen   Tag    der    cren'    usw.   scheint  Vermischung    zwischen 


I(j5 


Anul — unid.     Anist     unist.     Arnt     uviit.     Ai'p 


Ars— Urs 


466 


ene  (Sp.  100).  Ernr  uiul  Enmi  (Arndt  eingetreten  zu  sein; 
in  ,I1onncrstag  nach  U.  Fr.  erndo'  (Urk.  ZTöss  1284)  kann  ,e.' 
niclit  wühl  etw.as  Anilcrus  sein  als  nihil.  e/-e;if/ =  ahd.  änmt, 
Botschaft  (Maria  Verkiiniligini!;-,  25.  März).  S.  B  Anz.  1881, 
S.  376   ff. 

eriiiU'ii:  ernten,  Ernte  halten  Zu.  —  Erndet  m.  : 
Ernte  L.  —  .Eriidete  f.:  Erntefeier.'' 


Ernst  t'--,  rf>-  Bs;  Gl'.;  Z,  Ernist  Gl  (c'-J;  GG.- 
^nst  A.ALenzb..  Stauf.,  ^ernsch  BStilt,  .ersch  BU' 
(bäiir.),  Jirst  BG„  U.;  FMu.;  „LE.",  ^rist  ßO.;  Gr 
(e- Churw.,  uVatz);  „LE.";  SchwE.;  U,  ^rest  AxLenzh.; 
W,  neriscb,  presch  BU..  ^Frutt."  —  m.:  1.  Ernst  im 
Gegs.  ivl  Scherz;  ernsthafte  Stimmung,  ernstliche  Ab- 
sicht. Massregel,  wie  nhd.  Allg.  Ist  d'r  [dir]  Erst? 
Es  wird  dir  öpjie  [hoffentlich]  nit  E.  si"!  Gotth.  I'^' 
rnues  dr  Erist  hrüchen  BHk.  Me  miies  einal  Erst 
zeif/e  FMu.  Wo  eine  mit  E.  ane  will,  do  tuet  's  Glück 
d'  Tür  II f.  SrLGER.  Va"  E.,  für  E.:  im  Ernst,  z' Gül- 
iii/cm.  für  immer,  für  überall  BO..  aber  auch  i.  S.  v. 
.eigentlich,  streng  genommen',  z.B.  hie  glt  [geht]  von 
E.  le  [kein]  Wet)  BHk.  D'  Such  im  E.  m",  gravidam 
esse  W;  syn.  nit  G'spass  rerstän.  übergetr.  auf  das 
Wetter:  es  isch  im  nit  recht  Erist  z'  ret)ne,  das  "Wetter 
will  sich  nicht  entschieden  zu  Kegon  wenden  B.  Mit 
unbest.  Art.:  amen  Erist,  im  Ernst  GrD.  ,In  einem 
ernst,  on  spott,  serio;  ernst  in  sehhnpf  keren,  vertere 
seria  ludo.'  Mal.  .Agelastus,  der  nit  lachet,  ernsthaft, 
Bruoder  Ernst.'  Fris.  und  ihm  nach  Denzl.  1677; 
17 Ui.  .Trico.  häderig.  müeyst-lig,  dem  man  kein  lachen 
mag  angwünnen,  Bruoderernst.'  Fris.;  Mal.  ,Animum, 
fronten!  remitiere,  den  Bruoder  E.  von  im  [sich]  tuon. 
nebend  sich  [bei  Seite]  setzen,  sich  ergetzen  und  er- 
fröuwen.'  ebd.  ,Ein  ernsthafter  mensch,  ein  bruoder- 
ernst, homo  severus,  gravis.'  Hosp.  (.Bruder'  personi- 
fizierend im  Sin7i  von  , steter  Begleiter';  vgl.  auch 
.Bruder  Liederlich'  u.  ä.)  ,In  ernst  aufnehmen.'  Hosv. 
kann  Dat.  des  Subst.  ohne  Art.  oder  Aec.  des  Adj. 
Neutr.  sein;  vgl.  in  ühel,  verguet.  —  '2.  Fleiss,  Eifer, 
Emsigkeit  bei  der  Arbeit,  allg.  E.  ha,  fleissig  arbeiten, 
sich  anstrengen  Aa;  Bs;  G;  Z.  E.  ha  irie  en  Häftli- 
macher  Z  (sonst:  Acht  ge).  Heb  nüd  z'  E.,  sei  nicht 
gar  zu  eifrig.  Stütz,  {ze  =  allzusehr,  -viel.)  Heb  E. 
mit  Schribe"!  GG.  .Man  sei  die  halbe  Zeit  nicht  beim 
Spinnen,  und  wenn  man  schon  dabei  sei,  so  habe  man 
keinen  E.'  Gotth.  Hilt  is  [ist  es]  mii  [ihm]  Erest, 
heute  arbeitet  er  fleissig  W.  Es  ist  dr  bar  Erest, 
lauter  Emsigkeit,  offenbare  Bemühung  W.  Er  het  lein 
Erist  drbl  BSi.  Es  ist  in  im  dr  heilig  Erest,  er  wird 
von  heil.  Eifer  getrieben  W.  ,Fliss  und  ärenst.'  U 
ly'iti  (Absch.).  ,Lass  dir  e.  sein.'  Ho.sp.  .Sie  bsinnt 
sich  lang,  lasst  ihro  gar  e.  .syn.'  Sciiimpfr.  1651.  — 
Rechts-:  strenges  Rechtsverfahren.  .[Der  ungetreue 
Vogt]  erschwerte  den  Geschwängerten  den  K.  gegen 
den  Schwängerer.'  HPest.  1790. 

.\hd.  fniiist,  crnrat,  nihil,  rnttst,  enixt.  -  liie  Ansstossiinp; 
lies  n  ist  beim  Zstreffen  von  4  Uonsonanteu  begreillich;  gegen 
(las  Zahlw.  c^i-st  hebt  sich  diese  vcrstäininolte  Form  dnreli 
die  Vocalverschiedenheit  ab.  Es  kann  sich  dazu  mich  Ab- 
stossnug  des  t  gesollen,  welche  bei  der  allg.  herrschenden 
Ausspr.  von  »(  =  it  auch  sonst  hänfig  ist,  z.  B.  iich,  ist, 
A«>cA,  hast. 

ernst,   ^erst:  Adj..  echt  volkstüiulich  nur  in  der 
adv.  A'erwendung  dos  subst.  Neutr.  mit  ,;(•.  zu.  welche 
Scliweiz.^Idiutikon.  I  4. 


in  B  beliebt  ist:  z'  Ernstem,  ernstlich,  im  Ernst,  z.B. 
z'  E.  gloube.  Soll  's  z'  Ernstem  gelte?  (Spiel  um  Geld). 
,z'  Erstem'.  Gotth.  Vgl.  z'  vollem,  völlig,  £'  g'rechtem, 
recht.  Ohne  ,zu'  [V]:  ,Wenn  es  die  Auszehrig  sei,  so 
müess-me"  drhinger  [dagegen  einschreiten]  und  zwar 
Erstem.'  Gütth.  —  Das  Adj.  ist  auch  der  ä.  Spr.  (amhd.) 
noch   fremd. 

ernsten:  Ernst  machen,  zeigen.  ,Du  hast  glych 
als  die  purenknaben  erst  angehept  e.,  so  die  sach  schon 
ufgehept  ward.'  Gyrr.  15'23. 

ernstig  acrstig  AABb.;  BM..  wO.;  FMu.;  LE.; 
SBb.,  -enstig  BBe.:  1.  emsig,  eifrig,  fleissig  z.  B. 
werchen  [arbeiten]  AABb.;  BSi.;  FMu.;  „LE."  Ir  slt 
e.!  SU  nid  z'  e.!  Gruss  an  Arbeitende  B.  Mls  Liseli 
sitzt  e.  da,  ds  Näichüssi  [Nähkissen]  iif  dr  Schöss, 
und  sticht-ecli  [euch]  da  enandernw''  [unablässig]  gar 
tünersbrav  druf  los.  Kuhn.  , Warum  bist  du  hierauf 
so  e.'?'  erpicht,  versessen?  B.  -  2.  schnell,  eilig  B; 
„LE.";  SBb.  z.B.  „laufen  so  viel  man  kann."  ühumm 
(•.!  Syn.  enandernah,  g'schmnd,  g'leitig,  schidig.  — 
3.  ernsthaft  BBe.;  streng,  hart;  dringend.  .Unser 
ernstig  und  geflissen  begi?re[n].'  S  15'25,  Strickl 
,Unser  trungenlich  und  ernstigs  begeren.'  1525  Z,  ebd. 
, Sollend  sy  das  erst  mal  vor  Bat  darumb  ern.stig  be- 
scholten  werden.'  B  Mand.  1628.  ,Zu  ernstiger  ab- 
strafung.' ebd.  —  Ernstigi  eerstigi  f.:  Emsigkeit. 
D'  E.  ellei"  tuet  's  nid,  mi  [man]  mues  o"''  no'''  der 
Verstand  derbl  brücke  B.  —  „Ernstikeit  tcrst-:  Ernst 
B;  LE." 

ernstlich:  1.  ernsthaft,  gefährlich,  's  het  en 
ernsfli  Wetter  [Gewitter]  g'ha.  Si'liier.  —  2.  ange- 
legen. Es  isch  'em  Atti  ernstlig  drum.  Walchner. 
—"3.  schnell,  flink  W. 


Ernt  s.  Ernet  Sp.  4G4  und  Ernd  Sp.    161. 


E  r  p  e  1  e  s .  Erdberi. 

Erpfi  rf-:  Kartoffel  (Kdrspr.)  Ndw;  vgl.  Erd-epfel 
Sp.  879.  

Ars,  Arsch  ari  z.  T.  ä-  und  t.  «',  t.  «-  —  PL  An 
—  m.:  der  Hintere  von  Tieren;  von  Menschen  nur  in 
gemeiner,  roher  oder  derber  Spr.  Allg.  RA.  Uf  den 
A.  betatschen,  Schläge  auf  den  A.  geben  Gr.  E  Tritt 
i  'n  A.  gii"  Bs.  Von  einem  vergesslichen  oder  unge- 
schickten Menschen:  er  verlor  der  A.,  icenn  er-em  nid 
Wg'irachse  war.  Ineichen.  DafsJ  chast-dr  [kannst  dir] 
am  A.  abfingerle!  derb  statt:  an  den  Fingern  abzählen. 
SuLGER.  Von  ganz  Unpassendem:  es  rlmt-si'''  wie  A. 
und  Fridrich.  ebd.;  das  passet  wie  en  A.  in  e  Schöss 
tiiiPr.  l)u  miKist-iiui  [ilini|  nit  ebu  Alls  in  A.  blasw. 
nicht  Alles  tun,  was  er  will  W.  Blas-,  li-cic-mer  im 
A.'  oder:  du  chast-mer  (df  cha"-mer)  i 'n  A.  blase", 
im  A.  lrck(",  Ausdruck  gänzlicher  Verachtung,  derber 
Abfertigung.  Noch  gesteigert:  Li'ck-mer  im  A.  ist 
gc.iter  g'si"  und  bläs-iiier  im  Eüdli  ist  hilt  Z.  ,Ich 
hör  wol  an  diner  red,  dz  dir  noch  der  l'edren  eine 
vom  pfawensehwanz  im  ars  stecket',  d.  h.  dass  du  's 
mit  Zürich-Österreich  hältst.  Edlih.  .Fünf  guldin 
ärss.'  I."i31,  L  Sam.  6,  4.  .Podex,  der  hinder,  der  arss.' 
Fkis.  ;  Mal.  ,Dem  Spitalhof  von  Z  soll  werden  das 
zechend  Geiisli.  das  soll  er  oinoni  abnihnen.  wenn  es 

;!o 


467 


Ars,  ers,  irs,  urs,  iirs 


468 


Gras  abniiifet  und  nit  an  den  arss  fallt.'  Offn.  Würenlos. 
,f-'ii  bist  du  allzit  glich  verzagt  und  wilt  zum  ars  in 
grad  ertrinken,  So  bald  's  ein  wenig  anfacht  hinken.' 
Com.  Beati.  ,l)er  flnger  wolt  lehren  den  ar.ss  schy.ssen.' 
Lind.  Wint.  Chr.  .[Der  Schnee]  ist  also  düf  g'sin, 
das  [es]  eim  ist  bis  in  ars  ufhin  gangen.'  IVIey.,  Wint. 
Chr.   —    Mild.  (i)-s,   Plur.  eise. 

Hüener-^recÄ;  Wurm,  cul  de  poule,  farcin,  eine 
Krankheit  der  Pferde.  Gk  Samml.  1779. 

Lam-  Aa;  GiiSplüg.;  GStdt;  Z  (Jäm-),  Lamasch 
Bs;  GO.,  Lämäschi  Scii:  fauler  od.  langsamer  Mensch; 
auch  von  Tieren,  welche  zur  Arbeit  verwendet  werden. 
—  lamarschen:  träge  sein,  langsam  arbeiten,  fau- 
lenzen Gr;  Siii.  —  lama(r)schig:  langsam,  träge 
Bs.     Das  cjöt  !..'  Aa. 

Das  Comp,  ist  in  possessivem  S.  geliildet  wie  .Langbein, 
Krauskopf  ii.  a.  —  In  der  Z  Form  hat  sich  die  urspr.  Kürze 
des  Adj.  erhalten.  —  In  Lamasch  ist  das  derbe  zweite  W. 
entstellt,  ebenso  das  Ganze  in  der  frz.  Form  La  Marche  als 
Geschlechtsn.  B;  vgl.  den  Namen  SckiUt-den-A.  S.  auch 
LaviälHeli. 

Schütt-den-Ars:  als  Zuname.  Urk.  1331. 

Imperativisch  gebildet  wie  ,Hassen-pflug',  Schind-den- 
HciujHt  u.  a.   und    gleichsam    als  Zuruf    an    einen   LamarKch. 

Trog-Arsch:  der  hinterste,  nicht  au.sgehöhlte 
Teil  eines  Brunnenbettes  W. 

Ärsch-ling  .ojK;/  GkD.,  Pr.,  Trimm.,  Ar  st-  Gr 
Val.:  das  hinterste,  dem  Strunk  zunächst  liegende,  also 
dickste  Stück  eines  gefallenen  oder  gefällten  Baum- 
stammes; die  untere  Hiebfläche  eines  solchen. 

ärschli{n)gen:  Adv.,  rücklings,  -wärts.  .Der 
Weg  in  das  Dorf  soll  als  wyt  syn,  das  man  mög  ein 
buechen  howen  und  die  ärsslingen  den  weg  herab- 
füeren,  und  als  wyt  die  äst  begryffend,  als  wyt  [breit] 
soll  der  weg  syn.'  üfpn.  Dictikon;  ^,hindersich'.  Offn. 
des  angrenzenden  Dorfes  Spreitenb.  Z'  ärachliye,  auf 
dem  Hintern  sitzend  Aa.   —  Mhd.  ars-,  ertUmjen. 

ärschen:  gehen  (roh)  Gr  oHe. 

fuess-:  Fusstritte  in  den  Hintern  geben  W. 

gig-  !  und  l,  s  und  seh  B,  gtgartsche  BE.,  .,;/ig- 
arzen  BL.",  gigärscn  BEi.,  giggärse  WGräch.:  einen 
drehbaren  Gegenstand,  z.  B.  einen  (alten)  Stuhl  oder 
einen  Drehsitz  bewegen  und  dadurch  knarrende  oder 
,  kreischende  Töne  verursachen;  mit  stumpfem  Messer 
feilen;  bei  regelmässig  wiederkehrender  Bewegung 
widrig  tönen  B;  schaukeln  BE.;  WGräch.;  „sich  un- 
ruhig und  klagend  hin  und  lier  bewegen  BL." 

Die  Nbfoniieu  mit  «,  tach  und  z  machen  zweifelhaft,  ob 
dies  W.  libh.  hieher  gehöre,  da  das  Subst.  in  Jer  lebenden 
MA.  sonst  allenthalben  sc/i  hat;  jedenfalls  müsste  die  Etym. 
früh  verdunkelt  und  im  Zshang  damit  jene  Consonanten- 
änderungen  eingetreten  sein.  Zu  der  reduplikativen  Bildung 
hat  offenbar  das  z.  T.  syn.  yiyamjifeii,  mitgewirkt,  denn  auch 
die  Schaukel  erzeugt  jene  girrenden  Töne;  nur  ist  dort  die 
Keduplikation  (gi-)  eine  wirkliche,  hier  bloss  eine  scheinbare, 
da  vielmehr  abzuteilen  ist  gig-  (von  mhd.  gigen  =  gagen, 
letzteres  =  Schweiz,  giigen,  schaukeln).  Die  Grundbed.  könnte 
gewesen  sein:  mit  dem  Hintern  auf  einem  Stuhl  herum- 
rutsöheud  girrende  Töne  des  Letztern  verursachen. 

Ersi  s.  Er  I,  1  (Sp.  389). 

Urs:  Personn.  1.  männlich,  auch  Burs  Bs;  S, 
,Turs'  L  It  Sai.at,  Dü'ss  S,  dim.  DursU,  Dürsli, 
Urs  US.  So  heisst  z.  B.  der  eine  der  beiden  Lokal- 
heiligen von  S  und  nach  ihm  (und  VilUerdurs  nach 
den  beiden.  Viktor  und  U.)  viele  Mannspersonen  dieses 


Kts.  —  '2.  weiblich,  verkürzt  aus  Urse,  Ursula  Sch. 

Zu  1.  Das  vorgesetzte  </  wahrsch.  aus  t  des  dem  Namen 
des  Heiligen  vorgesetzten  Sani. 

Ursele  1.  Ursde  AABb.,  Ursle  Seil,  Ursel ßoafit.; 
Z  (Ü-),  ,Urssel'.  Edlib.,  dim.  Urseli  „allg.",  UrseU  L, 
Ursi  „L";  W,  Ürsi  L;  W,  Urschle  Gl;  GrD.,  Pr.. 
rrec/i/e/;  GoT.;  ScuwE.;Z,  Ür.tch  ZO.,  dim.  Ur.^icheK 
„allg."  i-i'-  Tn;  Z),  Urschi  SchwE.;  U,  Ürsclii  Gl, 
Ursle,  dim.  Urzili  ScHSchl.,  Uschi  Gr,  Nuschi, 
Nuscheli  GuHe.,  Ehw.,  Uli,  Tutti,  Ii-  Gr:  der  weibl. 
Taufn.  Ursula,  auch  Name  einer  Heiligen.  An  Ursel 
('21.  Oct.]  sammlet-me"  's  Chrüt  l",  sunst  schneit  Simon 
und  Judä  [28.  Oct.]  dri".  Sulger.  StUrsele  risst 
d'  Haben  üs  und  StLiikas  treit  's  Holz  zum  Hüs 
AABb.  Urseletvi"  —  süre  Wi"  ZUhw. ;  so  anderwärts 
GaUi-Win;  vgl.  dagegen  Micheli-Win.  , St  Ursula 
Wind  im  0.st  und  Nord,  deutet  auf  heitere,  trockne 
Fasnacht,  in  Süd  und  West,  auf  Regen  und  nassen 
Winter.'  Ineiou.  -  '2.  Urseli  AAStauf ;'  Bs;  BU.;  FMu.; 
L  (s");  Zg,  Urseli  ßs;  L;  S,  Ör.seli  Aa;  L,  Örseli  L, 
Örscheli  Aa,  „Ur.ü  B;  LE.",  Niirtschli  BO.,  Si.  — 
n.:  kleines  Geschwür  am  Augenlid,  Gerstenkorn. 
Syn.  Gretli;  Tochterli;  DreclMtössel  (Gersten-,  Hagel- 
kornj. 

Die  Yergroberung  von  s  zu  srh  wie  in  Arsch;  wirst-heii, 
nhd.  .unwirsch'  aus  mhd.  tcirs,  schlimmer;  , herrschen,  feil- 
scheu' aus  mhd.  hcrsen,  fedsen.  Sowohl  s  als  sch  kounnen  in 
einfacher  und  geschärfter  Ausspr.  vor ;  das  geschärfte  «  konnte 
bis  zu  z  aufsteigen.  Uschi  usw.  mit  Ausstossung  von  r;  Uli, 
Iluti  (falls  sie  nicht  aus  einem  ganz  andern  Namen  ent- 
sprungen sind)  wahrsch.  aus  Kindermund.  Die  Vorsetzung 
eines  t  (d)  erklärt  sich  leicht  aus  dem  Art..  schwerer  die 
von  H,  da  in  der  betr.  MA.  das  Ntr.  des  unbest.  Art.  cS 
lautet.  Der  Voc,  urspr.  kurz,  scheint  durch  Einfluss  des  r 
schon  früh  und  wohl  allg.  gedehnt  worden  zu  sein.  — 
Die  einsilbigen  Formen,  sowie  die  auf  -cl  können  in  grobem 
Tone  auch  als  Msc.  behandelt  werden.  —  Ob  2  wirklich 
hieher  gehört,  bleibt  fraglich.  Es  spricht  dafür  die  Analogie 
von  Gretli,  Tochterli,  wenn  diese  nicht  selbst  erst  auf  Nach- 
ahmung des  aus  dem  Personn,  gedeuteten  VrscU  beruhen. 
Übrigens  ist  die  Auffassung  eines  kleinen  Auswuchses  an 
diesem  Körperteil  als  eines  , Töchterchens'  um  so  weniger 
auffallend,  da  im  Auge  selbst  , Pupille'  auch  schon  das  Selbe 
und  .Auge'  auch  .Pflanzenkeim.  Knospe"  bedeutet.  Aber  diese 
ganze  Auffassung  wird  doch  erschüttert  durch  die  ausdrück- 
liche und  unmittelbar  verständliche  Benennung  des  selben 
Dinges  als  .Gerstenkorn'  im  Auge  verbunden  mit  ifcil.  orzo, 
frz.  orgc,  Gerste,  orgc(o)let,  Gerstenkorn  im  Auge.  Wahrsch. 
ist  diese  Etym.  nur  auf  den  Eigenn.  umgedeutet  worden, 
weil  dieser  lautlich  nahe  lag.  während  das  romanische  Ap- 
pellativ eben  undurchsichtig  war.  —  S.  Schild  III  17+,  189. 

—  Appellativ  verwendet  ist  der  Name  in  den  folgenden  Zssen ; 
vgl.  0.    O'ret  u.  viele  a. 

Kuns-Urscheli:    ungeschickte  Weibsperson   tiWa. 

—  Syn.    Hans-Juggel. 

Schmutz- t'cse?,  -Ursclidi:  unreinliehe  Weibs- 
person Z. 

Strumpf-CfreZe;  Person,  welche  die  Strümpfe  her- 
unterhangen lässt  ScH   (KiRCHH.). 

urser  s.  usser. 

Ursi  BRi.  (-«--),  „Si.;  LE.";  W.  Urse  (PI.)  Gr, 
„Urschi  BSi.;  U";  UwE.  (m-'-),  Urze  (PL)  Gr  — 
PI.  -i,  -ini  W,  -en  BO.;  „U"  —  n.:  1.  Speisereste. 
„Was  Tiere  aus  Instinkt,  Mensclien  aus  Ekel  oder 
Leckerhaftigkeit,  zuweilen  aus  Übersättigung  von 
Speise  übrig  lassen  BSi."  Heuüberbleibsel,  ebd.;  Gr. 
Das  Futter,    das  das  Vieh  in  der  Krippe  liegen  lässt 


4C9 


-UPS.    Ai'scli    urscli.    Arst— nist 


4?ö 


BSi. ;  Gr.  und  das  man  ihm  dann  streut  UwE.  Hilr 
[dies  Jahr],  wo  (h  Heu  no  fürs  iat,  muus  ds  Veh  üf- 
f rissen,  mW  veniiaij  iiüd  Ursi  z'  machen  BRi.  „Sib- 
[Sau-]  Urscha,  Sehweinel'utter  U"  (Dial.).  „PI.  Über- 
reste. Abhub  einer  Mahlzeit  BO.;  U."  Er  ist  hi-n-er 
Herrschaft  im  Dienst,  aber  er  ülierchöm  NAd  wann 
[als]  epjiis  Urssen  z'  essen  BEi.  In  \V  heissen  Ursini 
Überreste  von  Fleisch,  3gl.  u.  A.  an  der  Fasnaeht  für 
die  Armen  aufgehoben  werden,  während  die  von  Brod 
Grummele,  Gr  um  miete,  Bitzlete  heissen.  —  Syn.  Ab- 
züg,  Abwerd,  Abycnt,  Süuzüg,  Soderich,  Schüenete, 
Briisclige.  liümete.  —  "2.  .Kerngehäuse  des  Obstes 
^X'■  (meist  als  unessbar  weggeworfen).  —  3.  „etwas 
Verwerfliches,  Schlechtes  UwE."  Auswurf,  Aus- 
schuss.  geringe  Waare.     Dim.    Urscheli.  ebd. 

„Ursen:  1.  mit  Futter  nicht  wirtschaftlich  um- 
gehen BO.  —  2.  foppen,  zum  Besten  haben  LE." 

ürzelen:  necken  Th. 

Der  Wechsel  zwischen  dcu  Lauten  s,  «*,  seh  und  z  hier 
ähnlich  wie  bei  Urieh\  aber  »s  resp.  z  hier  ursprünglicher 
als  s,  denn  die  Grundf.  des  W.  ist  höchst  wahrsch.  ein  (aus 
den  lebenden  Dialekten  zu  erschliessendes)  ahd.  *  ur-az  oder 
'ur-azi,  mhd.  'uraeze,  unser  Ur-äss  (s.  d.),  aus  welchem  durch 
fortschreitende  .Ibschwächuug  des  Voc.  der  tieftouigen  zweiten 
Silbe  unsu  und  zuletzt  ur»s  werden  konnte.  Die  Bed.  jenes 
W.  musste  sein:  Aus-essen  i.  S.  von  Ende,  Aufhören  des 
Essens,  was  in  den  Begriff  von  Überdruss  an  demselben  und 
von  Überresten  desselben  leicht  übergehen  konnte.  Die 
Formen  des  W.  in  den  germ.  Dial.  s.  bei  Schm.  I^  134  —  .5; 
Fromm.  III  338  f.  Von  Schriftspr.  hat  nur  die  engl,  (in 
ort,  orts)  das  W.  erhalten.  Den  Übergang  des  ««  in  seh 
zeigen  auch  andere  Dialekte,  z.  B.  schles.  ursclien,  im  Futter 
herumwühlen,  es  ungenutzt  zerstreuen.  Aus  dieser  Vor- 
stellung des  Herumzerrens,  verächtlicher  Behandlung  wird' 
auch  die  2.  Bed.  unsers  ursen,  diiu.  ürzelen  (wenn  dieses 
wirklich  liielier  gehört)  zu  erklären  sein. 


ArSCh-urSCh.    Vgl.  auch  die  Gruppen  Ars  usw.,  Arst  usw. 

„Al'Scli  m.:  Scheune  BoSi.'' 

Schwerlich  mit  bair.  die  As,  Ass,  Scheunenraum,  vwdt. 
Aber  auch  dass  die  Scheune  als  , Hinterteil'  des  Hauses  be- 
zeichnet sei,  trifft  für  die  Landesverhältnisse  nicht  zu. 

.Arscliier',  Harsch ier  B;  UBragger  1787,  Har- 
schierer  L ;  S ;  Uw,  Hartschierer  BsÖtdt  f,  Hatschier 
ScnStdt;  Z,  Haschier  Aa  1815;  L;  Bragger  1787, 
Haschierer  Aa  181.5;  Hebel;  Uw  —  m.:  1.  Bogen- 
schütze. Im  Schwabenkrieg  (1499)  schickte  der 
König  von  Frankreich  den  Schweizern  .acht  schöner 
büchsen  in  ir  land,  darzue  artschirren  wolgeniuet,  ouch 
vier  büch.senmeister  guet.'  JLenz.  Die  selbe  Macht 
versprach,  dass  die  .Gardeknechte'  in  Zukunft  pen- 
sioniert werden  sollten  wie  .die  Schotten  und  Archier'. 
15'21,  Absch.  NManüel  zählt  neben  den  mit  ,Glenen' 
bewaffneten  ,500  Kürissern'  auf:  ,1000  crtschier  wol 
beritten.  Alles  uf  Burgunsch  und  Naplitaner  sitten.' 
,An  der  sclilacht  zuoni  Öpicher  haftend  die  von  Appen- 
zell 100  (200)  hartschor  uf  ain  siten  verorndt,  die  den 
angritt'  tuen  soltend,  sam  der  huf  [als  ob  die  Haupt- 
macht der  Appenzeller]  daselbs  läge.'  Vad.  —  2.  Tra- 
bant, Diener  eines  Berittenen.  .Laudknecht,  Heisigc 
sambt  ihren  Artschieren,  liechto  l'ferd  und  Schützen.' 
ECys.  —  3.  Polizeisoldat  in  kantonalem  Dienst  B; 
L;  ScH;  S;  Uw.  Es  chömni-cm  fi'wässhei  Haisrlticrcr 
nummc  [nur]  ra"    Mltem  i:h<i"  dra"  scIniiiHke".   BWvss 


1803.  Isch  's  der  Landrogt  oder  en  Harschierer?  ebd. 
,Den  Wächtern  und  Harschirercn.'  Bs  Mand.  1794. 
Das  Z  Gesetz  von  1787/93  unterscheidet  als  ,Land- 
Harschirs'  diejenigen,  welche  nicht  in  der  Hauptstadt 
stationiert  sind.  Der  Ausdruck  ist  übrigens  im  Kück- 
gange  begriffen,  an  einigen  Orten  längst  ausgestorben 
und  durch  andere  ersetzt;  in  Z  zuletzt  noch  spec.  von 
den  die  Sträflinge  begleitenden  Wächtern  gebraucht. 
,An  die  Stelle  der  bisherigen  Harschiers  sollen  7  Land- 
jäger treten.'  Gl  LB.  1807.  .Die  Harschiere  oder  Land- 
jäger.' Gr  1814.  Selten  bedeutet  das  W.  einen  bloss 
conununalen  Angestellten,  Büttel,  wie  in  LG.  sogar 
einen  bloss  für  die  Erntezeit  zur  Beaufsichtigung  der 
Ährenleser  bestellten  Feldhüter. 

Mhd.  harschier,  (h)artschierer  von  it.  arciero,  frz.  areher, 
Bogenschütze;  Satellit;  ulid.  , Hatschier'.  Das  vorgesetzte  h 
hat  hier  viell.  seinen  besondern  Gruud  in  einer  Anlehnung 
au  , Harsch',  Kriegshaufe. 

Ärsch,  Ersch  s.  Ernst  Sp.  405. 

Orschlig,  Urschlech(t)  s.  Unschlicht  Sp.  348. 
Ür  sehn  er  s.  Ostner. 

Urschlacht  s.   Ur-schlacht. 


Arst  — urst.    Vgl.  die  Gruppen  Arsch  usw.   bezw.  Ars  usw. 

Ärst.  Erst  s.  Ernst  Sp.  465. 

erst:  Zahlw.  1.  Adj.  a)  wie  nhd.,  zunächst  von 
räuml.  und  zeit).  Eeihenfolge,  dann  mit  Übergang  in 
den  Begriff  des  Wertes.  Der  E.  i"-der  Midi  malt 
z'erst.  SrLGER.  Der  E.  bi-der  Suppe  richt't  a"  G.  De 
E.  debl  steckt  d'  Nase  drl"  Z.  Dr  Erst,  defr)  Best 
L;  Z.  Der  E.  de  Best  (de  Letst  de  Fülst)  Z.  Dr 
E.  de  Best  hockt  i  's  Nest.  Sulger.  S.  noch  ander  1. 
(Sp.  302).  Erst  g'icunne  —  de  Bach  ab  g'schmimme, 
erster  Gewinn  zerrinnt  leicht.  ,Erst  Gewinner  gibt 
ein  armer  Stüdenklimmer.'  Kirchh.  Der  e.  Mensch, 
von  Einem,  der  Alles  erstaunt  oder  verblüfft  anschaut 
ScHwE.  Das  ist  mis  E.,  das  höre  ich  jetzt  zum  ersten 
Mal  Z.  Da'  ist-mer  's  erst  1)  [sc.  Wort]  ebenso. 
2)  es  ist  mir  wichtiger  als  alles  Andere  Z.  ,Erster 
dingen  die  Lidlöhn',  in  erster  Linie.  Ap  LB.  1585/1828. 
Erst,  vorzüglich  P  silv.  Ds  e.  Chleid  =  das  filrnemst, 
schönste.  .Erst,  vorderest  oder  fürnemst,  primarius.' 
Mal.  Vielfach  wirft  sich  der  Aberglaube  auf  das  zuerst 
zur  Erscheinung  Kommende,  ihm  besondere  Kräfte 
zuschreibend,  z.  B. :  Wer  am  Weihnachtmorgen  der 
Erste  ist.  sein  Vieh  beim  Brunnen  zu  tränken,  wird 
das  ganze  folgende  Jahr  Glück  im  Stalle  luiben  ZO., 
Zoll.  Wenn  man  barfuss  in  den  erstgefallenen  Schnee 
hinaus  geht  und  die  Füsse  mit  demselben  reibt,  so 
bekommt  man  den  Winter  hindurch  keine  Frostbeulen 
an  den  Füssen  ZO.  —  b)  adv.  Verbindungen. 
Z'  ersten  Bot  's  [auf  das  erste  Gebot,  Aufgebot  hin], 
vorerst,  vor  der  Hand;  zuerst  ZB.,  0.  Z'  erst  Werch 
[oder  eher  d's  e.  W.  als  adv.  Acc.?],  zunächst,  zuvor, 
von  Anfang  an  GrD.  Adv.  Genetiv:  ersts,  zuerst. 
.Erwutscliten  stab  und  stangen,  was  si  er.sts  ergriffen.' 
TiEKii.  1503.  ,Diss  kraut  ist  ersts  von  einem  verdorb- 
lichen  buchen  erfunden  worden.'  ebd.  Adv.  Dativ: 
ersten  noch,  danuils  noch.  ,Und  .sassen  die  Schwe- 
stern [die  Dominikanerinnen  zu  Töss]  ersten  noch  by 
der  bürg  in  einem  kleinen  lliisli',  eig.  zuerst,  von 
Anfang   iui    imcli.    (i  Hdsclir.   Auf.  XV.     Mit  Präpos.: 


471 


Arst,  erst,  irst,  orst,  urst 


47-2 


.Am  er.steii.  anfonklich,  primo.'  M.4L.  „Urnen  ersten, 
in  der  Ersti,  im  Anfang  Vw;  Zg."  ,So  der  wolf  zuo 
ersten  den  menschen  ersieht,  so  erstaunet  der  mensch 
davon;  so  aber  der  ni.  den  w.  zuo  ersten  ersieht,  so 
erstaunet  der  w.'  Tierb.  1563.  Vmi  erst,  zuerst;  an- 
iixngs  B;  PMu.  ,Das  die  Gallier  in  obgedachter  reis 
Tarfjuinij  z\ten  v.  e.  die  weg  über  die  Alpen  funden.' 
ÄcTsciiüDi  l.")o8.  ■  ,Etlich~nieinend.  Hannibalem  v.  e. 
ufgebrochen  haben.'  ebd.  ,üis  Mittelbuech  t.  e.  ze  ma- 
chen.' ebd.  15(J5.  ,Wic  [die  Schweizer]  v.  e.  ihre  Häuser 
und  Wohnung  gemacht.'  Grimm  1780.  Vo"  e.  a",  von 
Anfang"  an  G;  Z.  _  ,Mandatis  rebus  prKVorti  volo,  ich 
wil  von  ersten  an  tuon,  das  mir  befolchen  ist.'  Fris. 
,Von  erst  uf',  von  Anfang  an.  1523,  Strickl.  — 
2.  Adv.  ersch  Aa  tw.;  U.  1)  temporal,  e.)  ehestens, 
baldigst.  So  erst,  so  bald  als.  ,So  si  e.  gesturben', 
sobald  sie  gestorben  waren.  Z  Chr.  13-36/1440.  ,So  e. 
das  gesin  mag',  quam  primum,  bald  möglichst.  Urk. 
ObGlatt;  Ahscii.  15'23.  ,So  e.  ir  mögent',  sobald  ihr 
könnt.  Anselm.  —  b)  eben  jetzt  =  vor  Kurzem,  un- 
längst GWa. ;  Z.  iV.sf  no'''',  vor  Kurzem  noch;  er  isl 
e.  na  da  g'sl"  und  iez  ist-er  fürt  Z.  Sid  e.,  ganz 
neulich.  AugCorrodi.  JE.  bin  i  ime  DörfU  y'sl",  0 
cliihitit-i  hüt  aW'' Kider  hl'^ !  Stütz.  ,I  hungere  träger 
[wahrlich]!-  ,,I  hä-der  doch  e.  Birestücl'li  [Birnon- 
sclmitze]  (/(ß"."  ebd.  Er  hat,  higost!  es  Hüs,  's  ist  wie- 
■n-es  Scliloss,  und  hat  erst  no  kein  eigne  SehilHg  g'ha". 
ebd.  ,E.  erborn'.  vor  Kurzem  erst  geboren.  Zwincli. 
,E..  gloych,  modo,  demum,  nunc'  Mal.  ,l)a  diesem 
e.  noch  die  Erde  so  klein  wäre.'  Tür.  sep.  —  c)  erst 
jetzt  (auch  .damals'  od.  ,dannzumal').  Wo's  a"g' fange" 
het  heitere",  so  g'sehn  i^''  ersch,  dass  [usw.].  A(jysi. 
.Erst  yetz,  als  ob  einer  sprach:  fast  [sehr]  spat,  nunc 
demum.'  Mal.  .Das  ist  e.  ein  grosser  Wollust,  ea 
derauni  magna  voluptas.'  ebd.  —  2)  modal,  Gegen- 
satz (a)  oder  Grad  (b,  c)  anzeigend;  immer  betont, 
a)  mit  nachfolgender  Negation :  erst  recht  nicht,  trotz- 
dem, doch  nicht,  nur  um  so  weniger.  .Ich  habe  ihn 
gebeten:  jetzt  tut  er  es  cr.st  nicht.  Wenn  du  trotzest, 
so  bekonnnst  du  es  e.  n.'  Es  ist  erst  nüd  u-är  g'si! 
Stutz.  Mer  müend  ireder  hüt  no  morn  ge"  heusche 
[betteln],  und  denn  [wenn  es  sein  müsste]  gieng  ih 
erst  nüd  ror  si"  Tür.  Stdtz.  Seltener  positiv  =  den- 
noch.    Es  ist  e.  eso!    Iez  mach  i"''  's  e.  f=  z'  leid]  eso. 

—  b)  gar,  vollends.  ,l)er  Unflat,  soll  er  auch  erst 
[am  Ende  gar]  meinen  [meiner]  spotten?'  Mal.  ,Damno 
auctus,   erst   [sogar  noch]   weyter  geschediget.'   Fris. 

—  c)  in  obligater  Verbindung  mit  folgendem  .iioclr. 
a)  noch  obendrein.  Er  (.si  erst  noch  duiiiiii  [zur 
Schlechtigkeit  hinzu].  Er  rüemt-sich  denn  erst  nuch! 
Gl.  Si  muend  Stüre  zale  und  törfed  [dürfen]  denn 
erst  nuch  keis  Mül  üftue".  ebd.  —  ß)  sogar  im  Gegen- 
teil, vielmehr.  .Die  Lebenskraft  liegt  nicht  in  den 
Knochen  und  Muskeln :  Man  sagt  erst  noch,  wer  lange 
kränkle,  werde  alt.'  Scheitlin.  —  y)  Ausdruck  von 
Überraschung  oder  lebhafter  Zustimmung:  fürwahr! 
ganz  richtig!  es  sei!  recht  gern!  Zg.  Du  hast  e.  no"'' 
Recht!  Z.  Der  Toni  cha"  ersch  nu'''  güet  mi^lchi"! 
über  Erwartung  gut  U.  Wem-mer  [wollen  wir]  e  Spil 
mache?  Jo,  erst  no!  Sch.  Mit  vorgesetztem  ,aber': 
aber  erst  no!  ja  freilich!  Aa. 

In  von  crut  ist  wie  in  zut.rsl  {s.  ii.)  der  .ibsohitu  lulv. 
Acc.  crnt  nach  Analof^io  der  dativischen  präpos.  Verbindungen 
noeli  ploonastiscli  und  mechanisch  mit  einer  Präp.  verbunden. 
Hie   Kcirni    umi«    rrHiaii    kann,    wenn    sie    übh.   auf    rieliti^'er 


Angabc  beruht,  wohl  nur  auf  einer  Vermischung  von  nm-, 
cm-ertit  (s.  u.)  mit  am,  von,  zu  a-Hten  beruhen  oder,  wegen  der 
Bed.,  auf  einer  Ellipse  von  , Anfang'  (um  den  ersteu  A.).  — 
Der  Übergang  von  der  (auch  schriftd.)  temporalen  Bed.  des 
Adv.  erst  zu  der  (unserem  Dialekt  eigenen)  modalen  beruht 
naturlich  auf  Mitwirkung  temporaler  Vorstellungen,  z.  B.  bei 
'2)  a)  waltet  die  Grundvorstellung:  erst  jetzt  (resp.  dann) 
beginnen  die  Verneinung,  der  Widersfcmd  recht  in  Wirk- 
samkeit zu  treten ;  bei  b) :  erst  jetzt  kömmt  die  Bosheit,  der 
Schaden  ganz  zum  Vorschein  nsw.  Auch  noch  c)  ist  so  zu 
erklären;  bei  f)  waltet  in  verkürztem  Ausdruck  die  Vor- 
stellung: erst  jetzt  sehe  ich  die  Richtigkeit,  Annehmbarkeit 
nsw.   ein. 

aller-erst,  .allrest":  I.Verstärkung  von  cref  .2,  i&. 
„Er  ist  allrest  gekommen,  jetzt  eben,  vor  wenigen 
Augenblicken."  —  2.  „zuerst".  —  3.  Verstärkung  von 
erst  2,  1  a.  ,Zum  allerersten  als  es  ienen  [irgend] 
möglich    ist,    primo    quoque    tempore.'    Mal.  —  Mhd. 

altf-r-emt,    alrr(r}nl. 

em-,  um-:  so  eben,  vor  Kurzem;  vorhin  B  öO. 
I  han-e"  doch  no"''  emerst  g'sehn  g'Iia".  G'rad  e.  — 
em-erstig  merstig:  der,  die,  das  so  eben  da  Ge- 
wesene. Wele"  Psalm  u-'em-mer  [wollen  wir]  singe"? 
G'rad  dr  m.,  den  so  eben  gesungenen  BHk.  Wer 
chunnt  dert?  G'rad  dr  m.,  der  so  eben  da  war  oder 
vorubergieng.  ,Das  merstig  Kind  ist  schon  wieder 
hier.'    ,Das  m.  Spiel',  das  so  eben  gespielt  wurde  B  öO. 

S.  am-,  cm-  III  Sp.  211  u.  '221,  welches  Präfix  zuweilen 
mit  abgeblasster  oder  ohne  alle  ersichtliche  Bed.  vorgesetzt 
erscheint.  Einen  guten  Siun  ergäbe  es,  wenn  num  im  vor- 
liegenden Falle  vm  aus  vhm  herleiten  dürfte,  allein  solche 
bautwaudlung  ist  unserem   Dial.   ungewoJiut. 

Uli-:  nicht  am  ersten  oder  ehesten,  am  wonigsten 
'leicht,  zuletzt  von  Allem.  Dr  u.,  am  unliebsten.  — 
—    Dr  für  (Jen  i.   S.   von   ,am'. 

er-:  Ver.stärkung  von  erst  3,  1  b,  vor  Kurzem. 
,Da  man  dann  [nach  einer  Nachtmahlzeit  zu  Ehren 
neugewählter  Zunftvorsteher]  e.  einen  neuen  Prass 
I  Schmaus]  angerichtet.'  Bs  Katserk.  1542.  , Burger- 
meister und  Räte  haben  von  [vorV]  ungeraumer  Zeit, 
bevorab  e.  bei  wenig  Jahren  hero  verspüren  müssen' 
usw.   ebd.  1697. 

ze-  z'erst.  allg.,  z'ersch  S,  z'erste"  Z,  z'erster  Aa; 
L,  z' erstist,  -isch  B:  1.  zuerst.  Wer  z'erst  ist,  nimmt 
ds  Best.  Gotth.  's  wott  Jedes  z'erste  .ü".  KdMey.  1844. 
Gib-is  [uns]  nu''  z'erste  [vorher]  Brod.  Stutz.  ,Dass 
man  's  z'ersten  recht  sollt  lassen  ankommen  [in  Brand 
geraten],  so  säch  man  auch,  wo  man  löschen  solte.' 
SriiiMPFR.  1651.  —  2.  z'er.tt  wenn  (dass):  sobald  als  ... 
ZBenk.  —  Z'erster,  z'erstist  pleonast.  Steigerungsformen  wie 
echter,    -st;  andernt;   , selber,    selbst'. 

Erstele"  f.,  Enteli  I  (Aim.):  Kuh,  die  zum  ersten 
Mal  (Aa;  BHk.;  LE.;  SG.)  oder  erst  vor  kurzer  Zelt 
(BO.;  LE.)  gekalbt  hat. 

Erstell  n  n.:  1.  die  erste  Frucht  einer  Kuh, 
Schafmutter,  Ziege  Bs  (Spreno);  B;  LRigi.  ~  2.  die 
Kuh  oder  Schafmutter,  welche  zum  ersten  Mal  ge- 
worfen hat  Aa;  Spreng;  BHk.  Scherzhaft:  keusche 
Jungfrau,  in  der  E.\.  da(s)  isch  au'''  kei  Ersteh  me! 
Bs.  Wenn  Jemand  etwas  Ungewohntes  tut,  sagt  man: 
das  ist  es  Erstell!  Aa. 

Ersti  f.:  erste  Zeit,  Anfang;  nur  in  der  Formel: 
i"  dr  E.  Gl;  Gr;  Z.     Syn.  umen  ersten;  z'erste  Bots. 

,In  der  Ersten.'  Ulrich,  Bcrgprcd.  1727,  kann  schwerlieh 
als  Adj.  mit  Ergänzung  von  ,Zeit'  erklart  werden,  eher  als 
schwaclic   Flexion  des  hoclid.   , Erste'   (=  Emii).    Vgl.  Lcinti. 


473 


Arst,  erst,  irst,  orst,  lirst.  —  Art.  ert,  irt,  ort,  urt 


474 


erstlich:  Adv.  zum  ersten  Mal;  vorlaufig.  .Ein- 
tunken, in  ein  färb  stossen,  er.'itli  befeuchten.'  M.*.l. 
Erstens,  für 's  Er.ste:  .erstlich  —  Ictstlich.'  Tiit.  sep. 

Erstling  n.  ,Das  erstling  von  den  ersten  fruchten 
deins  ackers.'  15.31/48,  Exod.  (=  ,T)ie  erstlinge."  1667). 

erstig  s.  erustig  Sp.  466. 

Urstlig  s.   Unschlicht  Sp.  348. 


Art  Aa;  Bs;  B;  Gr;  L;  G;  S;  W,  Ärd,  PI.  Arde 
Ap;  Sch;  Th;  U;  Z  —  f.:  1.  Pflügung  und  ge- 
pflügtes Land;  bes.  frische  Ptlügung;  doch  auch 
)ieiti  und  alti  A.  A.-iZei.  „Das  Gepflügte  Th",  frisch 
gepflügtes  Land  BsLd;  ThHw.  ;  Z,  Erdreich  Sch,  die 
Furchen  zusammen  Aa,  die  beim  Ackern  aufgeworfene 
Erde  ZEümlg,  die  Furchengräte  des  gepflügten  Ackers. 
Lauf  uf  dr  A. !  L.  Übci-  d'  A.  laufe"  BsLd.  Es  git 
e  schöni  A.  Z.     Der  Säemann    streut   in  die  A.     Die 

3.  Pflügung.  auf  welche  dann  das  Ansäen  folgt,  heisst 
z'  A.  eiere  Tu,  wohl  verwechselt  mit  z'  Sät  ei.,  denn 
A.  ist  jede  Pflügung,  daher  z.  B.  ,die  erste  Art  tun.' 
Spreng  (=  streichen).  Li  die  A.  hinein  säen  Z.  Das 
eben  gepflügte  Feld  hat  entw.  eine  schöne  oder  eine 
ungleiclie  A.  Du  hasch  ne  schöni  A.  g'mncht  Aa. 
Wenn  Eine  's  Manne  [ilie  Führung  der  Zugtiere]  nüd 
rerstöt,  se  cha"  de  I'flucghaJter  he  [keine]  schoni  A. 
mache"  Z.  Brücht-me"  e  höheni  oder  en  Iseni  Egge 
zu  deren  A.?  [für  dieses  Erdreich]  Sch.  Bildl.:  Wenn 
Zwei  [Ehehuite]  am  ghclie"  Seil  zieh  [den  selben 
Fehler  haben],  .so  ist  d'  Sacli  [das  Hauswesen]  bald 
ah  A.  [aus  dem  Geleise,  verdorben,  verloren].  Schild. 
—  '2.  bebautos  oder  baufähiges  Land  nach  seiner 
Beschaft'enheit;  Gegend,  Landschaft  nach  ihrer  geo- 
graphischen Lage.  ,So  verneraen  ouch  wir,  das  zu 
Jenf  und  in  derselben  art  und  besunders  zwüschen 
Lyon  und  Jenf  [usw.].  LTnd  nit  dester  minder  an 
unser  art  [unseres  Orts]  sölicher  mass  handien.'  B 
Missiven  1474.  .Holland,  Brabant  und  andere  Land, 
an  der  .\rt  darrüerend.'  ebd.  1473.  .I>ie  Herschatt't 
Ganis  so  ouch  am  Khin  lit  in  einer  guoten  ard.'  Türst 
lidöjlhi^O.  .Die  Habsburg  ist  ein  uandiaftig  Schloss 
an  einer  lustigen  art.'  ebd.  ,l)ie  Nortmenner  sassend 
in  den  inseln  und  an  der  ard,  so  man  iezmal  Norwegen 
und  Seeland  nennet.'  Vad.  —  3.  angeborne  Natur 
von  Menschen  und  Tieren ;  besondere  Beschaffenheit 
der  letztern.  Er  icär  von  A.  no  nit  so  bös  B.  ,Von 
A.  ein  böser  Mensch.'  Güler.  A.  lad  [lässt]  nid  von 
A.,  drum  hed  das  Böckli  e"  Bart.  Ineicuen.  I  die  A. 
schlä,  diese  Natur  annehmen,  ebd.  I  s'rbem  [jenem] 
Hüs  hän-i'''  vo"  diir  Art  Hüener  's  erst  Möl  g'seh". 
Stutz  (nicht  buch.stäblich  zu  verstehen).  Tier  vo" 
allne  Arde  Th.  Insbes.  gute  Beschatt'enheit,  auch  von 
Dingen.  Es  isch  nid  von  A.  fand  nid  rn  Ooldau  — 
Wortspiel  mit  Ortsn.).  Ineich.  .Adhibere  artcni.  kunst 
brauchen,  eim  ding  ein  art  geben.'  Fris.  Der  Musketier 
soll  beim  .A.nschlag  die  Muskete  .zierligkeit  halben' 
hart  auf  die  Brust  setzen,  nicht  wider  die  Schultern 
usw.,  .sonsten  wirf  es  keine  art  haben'.  VFriokr. 
1619.  .Also  die  schmeichlerard  [das  Schmcicblerge- 
lichter]  die  Herzensaugon  blcndt.'  JWSimi.er  liJ.5'2.     - 

4.  Art  und  Weise  des  Tuns  und  lienelimcns.  bes. 
gute,  oft  verbunden  mit  Gatti"g.  Das  tiäil  l:ci  .i. 
(und  liei  Gültig),   es  ist  ganz  ungehörig,    wider  allen 


Anstand,  um^tatthaft,  ganz  fehlerhaft  beschaffen,  alles 
Mass  überschreitend  Ar;  Bs;  Gr;  G;  Th;  Z.  's  het 
ekei  A.,  tcas  er  macht,  er  liefert  schlechte  Arbeit  Bs. 
Das  schickt -si'''  —  ja,  das  hat  en  A.  Stütz.  Es 
O'stürm  [stürmisches  Wesen]  oni  A.  B.  En  A.  het 
en  A. !  Recht  ist  Recht  Ap  ;  Bs.  Es  isch  ekei  A.  vo-me 
so-nem  Ma"!  ein  für  einen  solchen  Mann  ganz  un- 
passendes Benehmen  Bs.  's  isch  kei  A.  und  kei  Gattig, 
eso  z'  due,  ein  solches  Benehmen  ist  unerhört  Bs. 
!''•  hä"  kei  Art  g'hähel,  habe  mich  unartig  benommen 
W:  syn.  ung'schlacht  sin  (machen).  ,Dass  es  eine  A. 
hat',  teils  von  Güte,  teils  (öfter)  von  hohem  Grad, 
Stärke:  tüchtig  (nach  Noten),  allg.  z.B.  singe"  as  's 
en  A.  het,  ausgezeichnet  Bs.  ,Ürauf  los  singen  und 
tanzen,  dass  es  nur  so  eine  A.  hatte!'  Sch  Kai.  1881. 
,Er  würde  drauf  los  schustern,  dass  es  eine  A.  hätte.' 
Stütz.  Ohne  Prägnanz  (irgend  welche  Beschaft'enheit 
einer  Sache  oder  Weise  des  Handelns).  Chumm-mer 
nümme  vo  deren  A.!  begegne  mir,  betrage  dich  nicht 
mehr  so  Z.  Es  ist  e  Weltströf  [schwere  Not]  uf  die 
Ard.  Stütz.  !''•  darf  Nut  erzälen  —  uf  kei  Ard  und 
Wls.  ebd.  ,Uf  einwelli  [irgend  welche]  A.'  GrPt.  — 
•5.  Betrachtungsweise;  Hinsicht,  Mass,  Teil.  Uf 
en  A.,  in  einer  Hinsicht,  gewissermassen,  zum  Teil  Bs; 
GRRh. ;  GRh.  Er  het  uf  en  A.  Becht  g'ha".  D'  Emeri 
sind  uf  en  A.  wie  die  tcälsche  Chriesi  [Kirschen]  Gr. 
I  bin  uf  en  A.  frö  Z.  Das  ist  en  A.  en  Lineal,  ebd. 
En  A.  es  Uchrüt,  eine  Art  Unkraut.  Stütz.  Er  .sei 
en  A.  schicermiietig.  ebd.  Das  ist  en  A.  g'stole,  fast 
so  viel  als  Diebstalil  Z.  Er  hät-si'''  en  A.  schcniert. 
ebd.  Er  häd  en  A.  nüd  welle,  nicht  recht  wollen, 
ebd.  Mer  sind-eren  en  A.  z'  wenig,  wir  sind  ihr  ge- 
wissermassen zu  gering,  ebd.  I  ha  's  en  A.  nüd  gern, 
eigentlich,  streng  genommen  6T.  Es  ist  en  A.  wör, 
z.  T.  wahr  Ar.  Of  e  A.  wol,  aber  of  e  A.  nüd,  z.  T. 
richtig,  aber  nicht  ganz.  ebd.  En  A.  wie  vericret, 
fast  wie,  gleichsam  verrückt,  ebd.  Er  ist  tif  en  A. 
e  G'Urte,  ein  halber  Gelehrter  U.  —  6.  bestimmte  Art 
von  Kleidung  und  Verkleidung.  Man  habe  er- 
fahren, ,wie  dass  etlich  arden  söllint  vorhanden  sin 
und  iez  dise  dry  fassnachten  [an  diesen  3  F. -Tagen] 
wollen  umbgün.  Darum  wir  gebieten,  niemes  solle 
in  arden  umbgon.  so  Bäpstlich  Heligkeit,  KaiserL 
Majestät,  die  Cardinal,  unser  Eidgenossen,  die  lands- 
knecht,  münch,  jd'att'en,  klosterfrowen,  noch  ander 
fürsten,  herren,  gmcin  noch  sonder  personen,  frömbd 
noch  heimsch,  geistlich  noch  weltlich,  mügent  be- 
rüeren.  bedüten,  schmähen,  reizen'  usw.  Z  Mand. 
15'23/4.  .Gesellenspil  und  arden  machen  oder  oll'en- 
liclien  spilen  unil  kurzweilen  sich  einmengen.'  Vad. 
.Meniglich  sol  sicli  unsrer  gewonlichen  arden.  formen 
und  gattungen  der  bekleidungen  gebrauchen.'  G  Mand. 
VAX. 

.MIiJ,  urt  111.  uiul  r.  (iiilaiitiMul  luicli  urd-),  Ackfilwu  und 
ilossuii  Eltrag:;  Ackerlaiui;  Herkunft;  Natur;  BeschaffiMiIioit; 
ahd.  firt,  Pflügniig;  nlts.  unl,  Wdhnnng;  ags.  mnl,  Heimat; 
Natur;  mnd.  Gebiet,  Stdiuiulivml;  von  ann,  iifliigen  (s.  Sp.  ;)85). 
Der  Übergang  von  dorn  Grunilbegiiff  .l'Hügung'  zu  iloni  von 
,Naturanlago'  unil  dem  noch  abstrakteren  von  ,.\i't  und  Weise' 
erklärt  sieb  aus  der  centralen  Red.  des  Ackerbaus  als  llrund- 
lage  .liier  Kultur,  und  findet  eine  Parallele  in  dorn  mbd. 
I'jlunii,  welebes  aucli  ganz  allg.  ,Oewerbc,  Beruf,  Oeseliäl't, 
Li'bensuntei'biilt'  bedeuten  kiiiui  (viell.  an  .pllegon'  angelehnt), 
lue  Bed.  (i  findet  eine  Parallele  an  dem  frz.  voniumr  aus  lat. 
iimsur.ivdi}.  Gewobubeif  (dies  letztere  zu  ,wobnen').  Auch 
das    lat.  liiiltiius,    lliiltung,    Besehivfrenhoit.    Befinden    (neben 


475 


Art,  ert,  irt,  ort,  nrt 


47t) 


huhitarc,  wolinun)  hat  sich  im  frz.  luihit  (habilhr,  kleideu)  auf 
Kleidung  eingoseliränkt;  uud  d^guiser,  verkleiden,  stammt  von 
rjuiK  =  ahd.  Wim,  Weise.  Üljrigeus  ist  Bed.  G  eig.  nur  eine 
besondere  Anwendung  von  4  und  dieses  könnte  auch  direkt 
von  1  allgeleitet  werden,  da  dort  der  Begriff  ,Art  des  Ptlü- 
gens'  deutlich  vorkommt;  es  wäre  dann  der  Begriff  .Art' 
von  der  wichtigsten  Tätigkeit,  dem  Pflügen,  auf  alle  andern 
übergetragen,  und  Bed.  2  und  3  hätten  sich,  in  sachlicher 
Richtung,  ebenso  aus  dem  Grundbegriff  , Ackerland'  entwickelt. 

Laiides-art:  1.  Landesteil,  Gegend.  Zw  Art  2. 
.Dann  wo  wir  dise  landsart  Terlassen,  wurden  sy  dar- 
durch  luft  empfachen.'  1.531,  Strickl.  ,Ein  armer 
arbeiter,  allenthalben  dieser  landsart  wol  erkannt 
[bekannt].'  KCvs.  .Fielen  in  diser  Lands  Art.  nämlich 
in  Helvetien  und  Brysgow  strenge  Kriegsläuf  yn.'  ebd. 
.Dörfer  und  Hööf  diser  Landsart  herumb  gelegen.' 
1000  L;  gemeint  ist  L  und  Umgegend.  .Die  bei  der 
Jugend  in  diser  Landesart  üblichen  Kurzweilen.' 
JHAmm.  1657.  —  2.  Natur  und  Sitten  eines  Lan- 
des. ,So  ist  auch  das  ausssprechen  selbst,  allein  von 
wegen  bcrgächter  landsart,  viel  sterker,  männlicher 
und  reuher  worden.'  JGüler  1616.  ,Unangesehen  der 
rauhen,  steinächten  und  bergischen  landsart.'  ebd. 
,Die  landsart  des  ganzen  hochgerichts  [Bergün]  be- 
treuende ist  .selbige  etwas  wildlecht.'  NSererh.  1749. 

Bös-.  Bös-,  Bösch-art,  -ard  Gr  —  1.  f.:  Bosheit, 
oft  aber  nur  Neigung  zu  necken  und  scherzen;  Un- 
tugonil:  aucli  ein  einzelner  boshafter  Streich  und  dann 
auch  im  PI.  —  "2.111.:  boshafter  Mensch.  Du  bist 
en  rechte  B.!  ~  bös-arten  6(5se7j«j'rfeM;  Spott  treiben, 
zu  verkleinern,  zu  schaden  suchen  GrL.    Syn.  bösijen. 

Strüch-:  ein  zum  ersten  Mal  gepflügtes  Feld. 
.Den  18.  säyte  ich  in  das  Hanfland  Räbsanien,  darzu 
in  die  Strauchart;  es  gab  noch  schön  Raben.'  Tage. 
ZZoll.    1747.    —    S.    KlrücJim. 

vier-:  gründlich,  vollendet,  ausgemacht V  ,Dass 
du  ein  rechter  vierarter  luterischer  ketzer  bist.'  1531, 
Abscu.  ,Dass  du  ein  vierarter  von  einem  luterischen 
buren  bist.'  1531,  Striokl. 

Im  zweiten  Fall  ist  das  W.  Subst. ;  vgl.  Glar-,  Buckmuy 
u.  ä.,  welche  ebenfalls  zwischen  subst.  und  adj.  (resp.  pos- 
sessiver) und  zwischen  sächl.  und  persönl.  Bed.  schwanken. 
Viell.  dachte  man  an  die  4  Elemente  oder  au  das  lat.  qua- 
dratus;   vgl.   viereii;/el  Sp.    159. 

.bluotes-:  vol  bluot,  sanguinous.'  Mal. 
Vgl.   nhd.   .vollblütig',    welches    eig.    auch    nur    adj.   Er- 
wciteruug    eines    urspr.   adj.    uud   dann   subst.    .Vollblut'   ist. 

ge-artet:  nach  einer  Art  beschaffen.  ,Clöster, 
die  mer  weltlich  dan  geistlich  geardet  warend.'  Vau. 
,Wie  ist  diser  Nabal  geardet  gsyn'?-  LLav.  1584.  ,Also 
sind  wir  geardet  in  geistlichen  Sachen,  dass  wir  mehr 
sorgfeltig  sind  für  andere  leut,  als  aber  für  uns  selbs.' 
JMüLL.  1665.  —  Nicht  Partie,  von  arten,  sondern  direkt 
von    ^l)-(  gebildet. 

arten:  in  die  Art  schlagen  Schw.  —  ab-:  aus  der 
Art  schlagen  Schw.  —  nach-  nö-arta  G,  nachhin- 
iröpti-arde  ZoTö. ;  nachschlagen,  im  Wesen  und  Tun 
gleiche  Art  zeigen.  .Wir  sollen  den  Tieren  nacharten 
in  denen  Stucken,  welche  uns  die  H.  Schrift  zur  Nach- 
folg fürstellt.'  1661,  JMüll.  ,Weil  den  ersten  men- 
schen nacharden  all  ire  natürliche  nachkommende.' 
ebd.  1666.  ,Wie  die  söhn  den  väteren  nacharden,  so 
[usw.].'  AKlinkl.,  Gn.  ^  „nach-ärtclen:  Dini.  hiezu 
Z."  ,]mitari,  nachmachen,  nachärtlen.'  Fris.,  ,nach- 
ärtelen.'  Mai,. 


ärtelen:  ein  wenig  nacharten,  die  Art  von  Etwas 
oder  Jmdera  annelimen.  ,Midas  halt  auch  etwas  ge- 
ärtelet  mit  disen  Geissmännlinen,  das  spurt  [spürte] 
man  an  seinen  oren.'  Tierb.  1563. 

artig  ä-  Aa;  BHk.,  Si.;  Gl;  Scnw;  S;  W;  Z  vorw., 
ardir/  Obw;  ZW.,  artig  Bs;  BHa.;  Gr  (neben  a-);  L; 
Ni)W;  G;  ScuwMuo.  (neben  a-);  WLötsch.  —  Comp. 
e'rtiyer  Gl,  .artiger  V'Orte,  e^-  Z :  1.  v.  Boden :  mürbe, 
leicht  zu  pflügen;  wohl  bearbeitet  BsLd;  ärtigs 
Land;  en  artige  Baum,  fruchtbar.  Übertr.  V  von  Zug- 
tieren: lenksam,  fügsam,  ebd.  Zn  Art  1.  —  '2.  nied- 
lich, zierlich,  schön  anzusehen  Aa;  G  1790;  Z.  ChlX" 
ist  a.  L;  Z.  Vene"  ist  d'  Ernd  e  Zu,  mer  [man] 
cha's  nüd  glaube  zcie  a.!  JKMey.  1844  (angenehm,  er- 
wünscht?). —  3.  sittsam,  anständig,  höflich;  seltener 
und  nicht  recht  volkstümlich,  ausgenommen  in  der 
RA.  's  artig  Händli  ge'  (von  Kindern):  das  rechte 
-■^a;  Gr;  UwE.;  W;  Z;  syn.  ordlig;  schön.  ,Wie  er 's 
gemacht  so  artig  und  frei'  (iron.;  viell.  i.  S.  v.  listig, 
schlau,  s.  5,  d.).  Erzähler  1856.  .Dise  warend  edler 
und  artiger  dann  [als]  die  zuo  Thessalonich.'  Apostel«. 
1548  (=  ,adelicher'.  1667;  der  Sinn  ist:  von  besserer 
krt,  Anlage  des  Geistes).  —  4.  ziemlich,  recht. 
Alleinstehend  oder  als  Adv.  Adjectiven  positiven  Be- 
grift's  vorgesetzt:  a.  vil  grösser  Z.  Scho'  a.  lang,  seit 
geraumer  Zeit.  ebd.  's  hat  a.  [nämlich  j'/7]  Lüt  g'ha". 
ebd.  (anders  adj.:  artigi,  wofür  aber  auch  unflektiert 
gesagt  werden  kann:  artig).  E(s)  ganz  es  (en)  artigs 
Piöcldi,  ein  ziemlich  schwerer  Block,  ebd.  Das  chost't 
a.  [viel  Geld]  Z.  Er  hat  a.  z'  tue"  Z.  Es  lied  hoir 
[heuer,  dies  Jahr]  nw''  a.  Heu  g'ge"  [ordentlich  viel] 
UwE.  Gross  U.  Das  ist  schon  en  ärtege  Buch,  ein 
ziemlich  grosser  Ndw.  Es  hed-is  [uns]  artig  Herd- 
epfei  g'ge",  viele  (oder  grosse),  ebd.  De  hed  ä.  z'  träge". 
ebd.  De  best  's  ä.  chenne,  du  hast  deine  Arbeit  ziem- 
lich gut  gemacht  oder  deine  Aufgabe  gewusst.  ebd. 
A.  (^  frx)  ril  GRVals.  „Es  ist  mir  artig  =  ziemlich 
wohl  L."  Mer  [wir]  sind  g'rad  a.  hei'"  cho",  e  's 
(fregnet  häd  [nocli  eben  zu  rechter  Zeit]  Z.  Bald 
sind  s'  a.  diheime  [vor  dem  Regen].  JKMey.  1844. 
Mer  ehönnted  iez  so  a.  g'si,  leidlich  gut  ökonomisch 
bestehen.  Stutz.  Selten  vor  Adj.  negativen  Begriffes: 
a.  hässigs  Wetter,  recht  widriges  U.  —  5.  a)  eigen- 
tümlich, sonderbar,  seltsam,  wunderlich;  syn.  eigen- 
flichj,  g's2Mssig;  l'urlif/,  I^urios;  arig,  artlig  BO. ;  Gl; 
Gr;  L;'  P;  GA.,  G.,  UBragger  1780;  ScHW;  SBb.;  T; 
Th;  Uw;  W.  Es  artigs  Wesen  isch-es  dert  [Uhrwerk 
am  Zeitglockenturm  in  Bern];  es  geit  usi  u  inhi, 
dass-mu  [man]  ßn  g'rad  nimma  iceiss,  wa  Eim  d'r 
Grind  [Kopf]  .^teit  BGr.  Das  het-mi'''  eso  artigs  'diecht 
[dünkte  mich  seltsam],  ebd.  Er  tru^t  slnen  Örne 
bloss,  so  artig  isch-me  [ihm]  Alls  färclw"  BHk.  Die 
Ologge  hed  eso  ne  artige  Ton  L.  ,Die  Entlibucher 
wurden  wegen  ihrem  sonderbaren  artigen  Aufzuge  mit 
Verwundei'ung  betrachtet.'  JXSchnyd.  1781.  En  artige 
Gä,  ein  unangenehmer  Geschmack  GlH.  Das  war  a.! 
GrHc.  -D;  Wiegst  ardig  dri,  hast  etw.  .\ussergewöhn- 
liclies  in  deinem  Aussehen  Obw.  Das  ist  nemce  en 
Ardege,  es  ist  ihm  nicht  recht  zu  trauen,  ebd.  Das 
ist  mer  a.,  kommt  mir  sonderbar  vor  GG.  Das  ist 
doch  en  artegi  G'reisig,  kuriose  Einrichtung  ScnwMuo. 
,.\n  den  sandechten  Gestaden  machen  sie  [die  Lachse] 
Gruoben  a.  und  wunderbarlich  in  die  Stad  herein.' 
JLCys.  1661.  —  b)  seltsam  zu  Mute;  unwolil.  übel. 
Vgl.  4    am  SchUiss.     Es  ist-mer   ganz  ii.  vorde    HBe. 


•177 


Art,  ort,  irt,  ort,  urt 


478 


Eim  a.  im  Chnpf  irerde  U.  Und  icie  's  Eim  a.  ircrdi. 
und  irie.  's  Eim  [Einen]  ohsi  [aufwärts]  zieh.  Ander- 
I.INTH,  nachher  von  Jer  .irleichen  Sache  dem  Reime 
zu  lieb  verhochdeutscht:  doch  u-enn  si  lüte"  g'höred, 
es  trerd-ne  niinderbar.  Es  ist-mer  a.,  etwas  uuwohl 
Ndw.  Mol  [einmal]  stünet  si  und  sait  de""  ntir:  ,Mir 
isch  se-n-a.;  wie  isch  dir?'  Schw.  —  c)  „launisch. 
Bis  nit  soll  [so]  artiga!  BO."  —  d)  „tückisch, 
schlau,  listig;  von  Sachen:  unbegreiflich,  schlecht, 
böslich  L." 

Mhd.  ertfc  (artig)  nur  i.  S.  Ton  ,etlel';  Tgl.  3.  Unsere 
Form  äi-titj  scheint  an  keine  besondere  Bed.  gebunden  (doch 
Tgl.  Äa  tjuctärtitj  neben  artüj);  ob  sie  älter  oder  jünger  (resj). 
mehr  oder  weniger  richtig)  als  artig,  hängt  davon  ab,  ob  diu 
Gründe,  ahd.  'artag  oder  'artig  war;  die  mhd.  deutet  auf 
Letzteres,  weil  sonst  ihr  Umlaut  nicht  erklärt  wäre.  — 
Betr.  die  Bedd.  vgl.  arig  (aus  artig)  und  artUch,  welche  sich 
z.  T.  mit  artig  decken.  Man  kann  die  3  Hanptunterschiede 
aufstellen:  I  gnte,  II  besondere,  III  schlimme  Art.  Zu  I 
kann  1,  2,  3  gerechnet  werden;  1  geht  mehr  auf  Quantität 
als  auf  Qualität.  Dem  II  entspricht  5  a.  welches  aber  leicht 
in  b  — d  und  damit  in  III  übergeht;  5  d  lässt  sich  aber  auch 
aus  dem  Begriff  ,fein'  entwickeln,  der  in  2  und  3  enthalten 
ist,  in  , artlich'  |ä.  Spr.)  hervortritt,  und  dem  nhd.  ,artig' 
noch  im  vorigen  Jhdt  zukam.  5  c  erklärt  sich  leicht  aus  a. 
2  und  3  sind  am  wenigsten  volkstümlich  und  mehr  aus  der 
modernen  Schriftspr.  entlehnt;  gleichwohl  erklärt  sich  die 
Auwenduug  auf  das  Zugvieh   ungezwungener  aus  3  als  aus  1. 

—  Syu.  neben  den  Zsscn  mit  -artig  gehen  solche  mit  -(f)ocktig, 
-(l)achtig,   -iUechtig. 

vin- artig   Z,    -artig  Aa;   Bs;    GRPr. ;    Schw;    Uw: 

I.  vom  Boden  a)  unangebaut,  unwirtlich,  unfreund- 
lich. ,Ein  ungestaltes.  kaitos,  rauches  und  unartiges 
land.'  TscHrDi  Gallia  nach  Tacitus:  .informeni  terris, 
asperam  cado,  tristem  cultu  adspectuque.'  —  b)  schwer 
zu  pflügen,  zu  bearbeiten  Aa;  BsLd.  ,Berg  und 
Tal  ganz  rauch,  steinig  und  unartig.-  DEcklin  157-5 
(.unartig'.  Hoti).  —  2.  (von  Personen)  wie  nhd.  Z. 
Ungesittet,  roh.  , Seite  es  dann  ein  wunder  sein, 
wenn  heutigs  tags  vil  sind  der  unartigen,  ungeratnen 
und  boshaften  leuten.'  Gwerb  16-ltj.  Schwer  zu  leiten, 
widerspenstig,  störrisch,  mürrisch  Aa;  BsL. ;  SchwE.; 
Syn.  alwar,  urig,  unmär;  weinerlich  (von  Kindern) 
UwE.;  nit  lt.,  versöhnlich  GrPf.  ,So  fallend  wir  nit 
ab  und  werdent  nit  unartig  oder  ungeschlacht.'  1531, 

II.  Cor.  Ungebildet:  ,Kein  unärtigers  und  unkönnen- 
ders  Volk.'  DEcklin  1575  (,unäehtigers.'  1730).  — 
3.  unwohl  AAEhrendgn.  Vgl.  artig  i.  —  4.  un- 
kräftig. ,EnerTata  oratio,  die  kein  kraft  oder  nach- 
truck hat,  unartig.  Versus  inertes,  unartig,  die  nit 
frei  daher  laufend.'  Fris.  —  Mhd.  tmartic,  -crtir,  unedel, 
ausgeartet,  büsartig. 

in\-ärtig:  von  fauler  Art,  etwas  faul,  dies  i.  S.  v. 
,träge'  UwE.  oder  in  moralischem  S.  .schlimm':  listig, 
schlau,  verschlagen,  schalkhaft  Bs;  BO.;  L.  De  ful- 
ärtiy  Dursli,  de  schlimm  Burst  [Bursche].   Breitenst. 

—  Syu.  fal-lmht,   -ig. 

frost-artig.  .Frostartige  Weinberge',  durch  iliro 
Lage   Frösten   ausgesetzt.    Steinm.  1804.  —  Zu  Art  ;'. 

guet-ärtig:  1.  vom  Boden:  fruchtbar  Aa.  —  '2.  von 
Menschen,  bes.  Kindern:  gutmütig,  wohlgezogen  Bs. 
,Ein  gutartiges  kind  achtet  auf  seines  vatters  wort.' 
FWyss  1653.  .Bona  indolis  puer,  gutartig  (-artig), 
knab  guter  art.'  Denzl,  1710. 

grob-.  , Alles,  so  nit  in  ihren  grobärtigon  Kruni 
dienet,  ladlon.'  Haen.  liidii. 


lieh -artig,  -artig:  von  sanften  Sitten  und  Cha- 
rakter; liebenswürdig,  liebreich.  Auch  von  Tieren: 
sanft,  fromm.     Gegs.  un-  Gr. 

nett-:  nett  und  artig  Z. 

bös-,  bös-,  bösch-ärtig:  boshaft,  neckisch,  laster- 
haft, verschlagen,  heimtückisch  Gr.  .Bösartig,  von 
einer  bösen  art  oder  würzen,  ubelgeraten,  malitiosus.' 
Mal.  .Bösartig,  degener.'  Denzl.  1677;  1716.  —  Bös- 
ärtigi,  Bös-,  Bosch-  f.:  Bosheit,  oft  nur  Neigung  zu 
necken  und  scherzen  Gr. 

Ttc\\ -artig:  von  rauher  Art  (Land).  ,An  einem 
so  grobsteinigen,  rauchärtigen  Ort.'  Guler.  Roh 
(Menschen)  Gr. 

besunder-flr^/i;;  eigentümlich  GMels. 

Der  Unterschied  zwischen  artig  und  artig  ist  auch  in 
den  Comp,  schwankend  und  nur  zufallig.  Übr.  ist  nur  ttn- 
mit  dem  selbständigen  artig  (artig)  zsges.,  die  andern  alle 
.aus  dem  betr.  Adj.  verbunden  mit  dem  Subst.  Art  durch 
das  Suffix  -ig  neu  gebildet  resp.  zsges.  mit  dem  unselbstän- 
digen -artig,  welches  nur  den  unbestimmten  Begriff  irgend 
einer  Beschaffenheit  enthält.  Nettartig  ist  eig.  gar  kein 
Comp,   und  viell.  auch  Uehartig  nicht. 

artlich  „L";  GT.,  ärtlig  Aa;  ApSchöngrd;  FMu.; 
GO.,  T.,  Rh..  ärtU  L,  ärdlig  Ap  (Comp,  e'rdliger); 
FS.;  L;  GoT.,  ärdlich  kvn.,  ärdli  GT.,  ärdle^ch  G, 
ädlech  GTa.  (Comp,  adliger),  adlig  ApGais,  adlig  GRh., 
ärglig  ApL,  nardlich  GAndw.:  1.  artig,  sittsam 
Aa;  Ineichen.  —  2.  schön,  zierlich  Aa;  Inerhen.  En 
ädlechs  Tötli  [Schächtelchen]  G.  —  3.  ziemlich  viel. 
Es  gid  artli  Obs.  Iseichen.  —  4.  wohl,  gesund.  Es 
ist-mer  artUh.  —  5.  a)  seltsam,  sonderbar,  wunder- 
lich Ap;  FS.;  Gl;  GAndw.,  Rh.,  Sevel.,  Ta.,  oT.  Bas 
chond-mer  ardlig  ror  Ap.  Dit  bist  en  ardliga  Lür 
[Schelm],  ebd.  Eh  ädlega  Heilega  GTa.  En  artliga 
Mensch.  Sonderling  GT.  En  adligs  Tue"  [Gebaren] 
GRh.  En  adlige  G'ruch.  ebd.  Man  scheut  sogar  nicht 
die  Verbindung  uf  en  artligi  Art  Ap.  Schön.  ,Die 
kleidung  ganz  und  so  artlich  an  iren  leib  gemacht, 
dass  dieselbig  kein  ofl'nung  hat.'  Tierb.  1563.  ,Und 
hab  sich  darbei  ein  artlicher  Boss  zugetragen,  dessen 
sie  alle  zu  lachen  gehabt.'  Heut.  1668.  , Wundersame 
Steingewächs,  artlich  abgesetzte  bergmuschelen.'  Hott. 
1666.  ,Den  Berufenen  führt  Gott  seine  diener  [Seelen- 
hirten] so  artlich  und  oft  so  wunderlich  zu  steg  und 
weg,  dass  kein  mensch  hette  daran  gedenken  können.' 
AKlingl.  Gn.  ,Es  haben  die  Fischer  eine  artliche  und 
seltsame  Manier,  Fische  zu  fangen.'  JEEscuek  1692. 
,Es  gibt  deren,  die  härine  Kleiilor  tragen  und  sich 
mit  artlich  gemachten  Mönchs-Kappen  bedecken.'  Cl 
.Schob.  1695.  —  b)  launenhaft,  weinerlich;  en  äd- 
lechs .seZi.srs  Chind  G,  Unmanierlich  .Xi'Gais.  Unzu- 
gänglich, schwer  zu  beliandeln  FJIu.  Unheimlich, 
unzuverlässig,  heimtückisch;  er  isch  en  Atllechtt,  iniin 
weiss  nicht  wie  man  mit  ihm  dran  ist  GTa.  —  6.  fein, 
sinnreich,  kunstreich,  geschickt.  ,Der  alle  ding  so 
kluoglich,  so  artlich  geordnet  hat.'  Zwixüli  1526,  lat. 
,qui  tanta  solertia  cuncta  disposuit."  .Sein  verlangen 
stat  auf  mancherlei  artlicher  dingen,  und  sein  herz 
trachtet,  wie  er  artliche  bild  entwerle.'  1531/18,  Sikacii. 
,Die  kunst,  die  artlich  und  geschicktlich  reden  leert 
(lehret).'  Bin.  156(196.  .Musik  ist  die  kunst  artlich 
ze  singen.'  Kessl.  .Flachwerk  ganz  sdion  vergult 
|vergiddot|  und  ärtlich  gemalet.'  ebd.  .Ein  iiüwe  und 
gar  artliclio  besclireibung.'  Lehmann  15:!1  liil.'!.     .Nun 


■171) 


Art,  ert.  irt.  ort,  uit 


480 


gar  artliclien  ist  er  worden  mit  der  pfyifen  und 
truninieteii.'  1,">,50,  Euep.  .Acutum  opus,  ein  kunst- 
reich, sinnrcicli  oder  artlich  werk.  Subtiliter  connexa' 
res,  artlich  zuusamengefüegt.  Affabre,  fast  artlich, 
wesenlich,  kunstlich,  werklich.  Ingenio  prajstare,  vil 
vcrstendiger  und  artlicher  sein.  Astus  callidi,  ein 
gschwinder  artlicher  list.  Argutus.  suhtyl.  gschwind. 
siiitzfuudig,  listig,  artlich.  Mechanicus.  ein  artlicher 
und  kunstli(dier  handwerksmann.'  Fris.  .Khioger 
mensch,  artlich,  zierlich,  hurtig  in  allen  dingen,  ele- 
gans  honio.'  Mal.  ,Er  könnt  alle  Ceremonien  dabei 
also  artlich  und  gesohicklich.'  Wurstis.  .Hüser,  so 
künstlich,  artlich,  auch  so  köstlich,  zierlich  und  wohl 
erbuwen.'  Cys.  .Also  uf  den  21.  Tag  Hornung  mit 
artlichem  Anschlag  brachent  harus  ob  300  Mann.' 
Ansii.  .|  Eine  künstliche  Figur]  wendet  den  Kopf  art- 
lich hin  und  wider.'  1666,  Hafn.  .üise  Kirch  hat 
ein  schönen  hochen  Chor  gar  artlich  gewölbt.'  ebd. 
.Welcher  mit  seinen  Füssen  da's  Glas  a.  [hat]  nenimen. 
darauss  trinken  können.'  ebd.  .Anjetzo  aber  mit  einer 
artlichen  CaiJcU  umbgeben.'  ebd.  .Sich  der  kaiser- 
lichen Unad  a.  gebrauchen.'  Guler.  .Sich  a.  in  possen 
stellen.'  ebd.  .Die  wolredenheit  Basilii,  die  so  a,  als 
Nanzianzeni,  so  fliessend  als  Lactantii,  so  schi'iftmässig 
als  Hicronymi.'  AKlinhl.  G.  B.  .Ein  artliches  Vorbild.- 
1733,  Ui.R.  ,lninncum  lepide  exballistare,  a.  den  feind 
betriegen.  Ingeniöse,  sinnreichlich,  a.'  Denzl,  1677; 
1716.  .Mit  denen  Orten  auch,  die  nächst  am  See 
gelegen,  sehr  a.  er  beschreibt.'  JEEscher  1692. 

Mhii.  fehlt  (las  W.  (uur  vncrilich,  widerlich,  schlecht), 
dasregeu  ist  es  im  ii.  Nlul.  häufig,  entsprechend  unserer  ä.  Spr. 
iu  Bed.  6.  —  Hie  Krweicliung  des  (  zu  d  wie  bei  Art,  artig; 
daran  scliliisst  sich  leiclit  Ausstossung  des  r.  Bei  argliij 
mag  neben  dem  nidit  seltenen  Übergang  von  d  in  ;;  teilweise 
Umdeutnug  oder  Aiilelniung  an  arr/  mitwirken.  Das  n  in 
fiardUch  ans  vorhergehendem  .ein'  herübergezogen.  —  Die 
meisten  Heda,   hat  arttich  mit  artig  gemein,   .5  auch  mit  arig. 

un-artlieh:  unordentlich.  .U.  durch  und  über 
einander  liegen.'   Goliath  1741.   —   Mhd.  vncrilirh  s.  ci. 

Artlichi  Ertliiji  ApSchöngrd,  Erdlitjc  GT.  f : 
Seltsamkeit.  Jcz  u-ird  's  -  mer  doch  en  Erdlkje  [so 
seltsam  zu  Mute;  adv.  Acc.  in  der  Bed.  von  arliij  5  b]; 
's  ist  (i'irüss  's  Hemveh  [Heimweh]!  JJRütl. 

Al'tefTfiAA;  Z,  -fh'fi  B  —  m.:  I.Schwarzwurz, 
scorzonera  hispanica  B;  „S";  Z.  ,Es  gibt  Stadtniädchen, 
denen  man  Meerrettig  für  Artefüti  und  Sillery  für 
Muskatnuss  verkaufen  könnte.'  Gotth.  —  2.  Endivie. 
Cichorium  endivia  BSi. 

Viell.  für  Aiidiß  (s.  Sp.  :il'2l.  mit  Yertaoscliung  von  n 
:iti   r   lind    .\nlelinung  an  ein  anderes   W. 

Artelleri.  ArtdUeri  Zf  —  f :  Artillerie,  früher  z.T. 
noch  mit  weniger  enger  Bed.  ,Darzuo  notwendig  ge- 
schütz  sanijit  aller  zuogehörd  und  artellary,  euch  pro- 
vand.'  Aiisou.  1529.  ,Doch  möcht  derselben  [der  Lu- 
zerner] rüstung  dero  von  Bern  artellari  nienan  ver- 
glychen  [keineswegs  gleich  kommen].'  Vad.  .Einen 
Vorteil  hatten  die  alten  Helvetier  auch:  sie  mussten 
auf  keine  Artollerie,  Kraut  und  Lot  [Pulver  und  Blei] 
warten,  dann  man  kriegete  danialen  nur  mit  ein  paar 
I'feileii  und  einem  Spiess.'  Krieösrecht  1704. 

Artikel  -/i/-  m.:  I.Abschnitt  einer  Reihe,  Para- 
graph einer  Verordnung,  eines  Vertrages,  einzelnes 
Gesetz,  einzelne  Vertragsbestimmung.  So  schon  i.  XV.. 
XVI.  und    noch    allg.     J)ns'  me"   zu  'n   Chindc"   hier/i 


[schaue],  ist  en  wichtigen  Ä.  Prägn. :  das  ist  en  A., 
eine  wichtige  Sache.  Syn.  Item.  .Die  mailandisch 
botschaft  seit  [sagte]  beden  iiartyen,  sy  weiten  a.  [zu 
einem  Friedensvertrag]  stellen  und  sy  lassen  hören. 
Uf  sömlichs  [darauf]  Hess  die  m.  b.  brief  [sc.  machen] 
und  darin  die  a.  eigenlichen  setzen  ein  nach  dem 
andren.'  Edlib.  —  2.  Abteilung,  einzelne  Art  von 
Waaren.  auch  von  Obliegenheiten,  allg.  ',•*  Schiieh- 
werch  ist  afe"  [allbereits]  en  türen  A.  für  en  Hüs- 
rater.  —  3.  Titel.  .Behalte  du  [als  Sohn]  nur  die 
gewönlichen  A.  von  Ir  und  Euch  bei,  so  wie  du  inmier 
mit  uns  redtest.'  Z  1811. 

„Al'tische",  Aiiitsche  B  (Freudenb.),  Artifschocit  Z 

—  f, :  Artischock-Cardon,  Cynara  cardunculus.  .Cactos. 
Cinara,  artischock  (artistock).  wältsche  (garten-)  disteh' 
Fris.;  Mal.     .Cinara.  strobilus,  ein  Artischau.'  Ehaq. 

—  Erd-Artischo:  knollige  Sonnenblume,  helianthus 
tuberosum  var.  B.  —  Die  B  Form  ans  frz.  ariidaud,  die 
Z  aus  it.  articiocco. 

Art  je  f. :  langes  Waldgras,  zu  Streue  verwendet  Gr. 

Viell.  aus  roni.  nardn  verderbt,  welches  ein  Gras  bedeutet, 
das  ebenfalls,  wenn  man  es  reif  werden  lässt,  nur  zu  Streue 
dient.  • 

ert-   s.  er-ent-   Sp.  3,53.  Erti   s.  Eid-Beri. 

Irtig.  Irtung  s.  Irrtag  Sp.  411. 

Ort  —  P 1.  ebenso  und  (in  bes.  Bed.)  Örter  —  n. : 
1.  in  allg.  S. :  irgend  ein  Punkt  oder  grösserer  Teil 
des  Baumes.  ,Je  höher  0.,  je  grösser  Fall.'  Sulger, 
Am  oheren  0.  sin,  hoch  oben  auf  Bergen,  z.  B.  die 
Alp  ist  am  o.  0.  BEi.  An  ds  ober  0.,  bergan,  auf- 
wärts, z.  B.  eine  Last  an  ds  o.  0.  zu  tragen  ist  noch 
schwerer  als  sonst  B  oSi.  2Ie  [man]  y'spürt,  dass  's  a" 
ds  0.  0.  geil  BKand.  A^  ds  under  0.  gä",  abwärts  gehn 
BO.,  Sa.  Bildl.  am  stärchercn  0.  sin,  stärker  sein  als 
ein  Anderer  GrD.  Eppcs  [Etwas]  an  en  0.  tue",  auf- 
bewahren Ap.  Ein  Schuldpfand  ,in  ein  unparteiisches 
sichres  0.  verwahren.'  171.^.  Z  Stadtger.  En  0.  ha" 
für  Ojijiis,  wissen,  wo  man  die  Sache  aufbewahren 
kann  TnHw.  .Wiewol  die  [Figuren]  an  einem  ort 
bliljond  [fest  auf  ihrem  Platze  standen],  jedoch  mit 
dem  obren  teil  schwanktend  sy  hin  und  wider.'  Huldr. 
Cami'ELL  1572.  Mit  unterdrückter  Präp.  .an':  Allen 
Orten,  allenthalben  S.  Di:""  mitesch  allenorte  wüsche, 
darnach  musst  du  allenthalben  [wo  es  notwendig  ist] 
kehren.  Joach.  Si  hei"  a.  0.  [in  mehreren  Wirt.s- 
häusern]  'tanzet.  Hofst.  Mit  unterdrücktem  Art.  (s.  ab 
u.  vgl.  über  Ort  3  d) :  ab  Ort,  von  der  Stelle  gerückt, 
vorwärts  gegangen.  Ein  gefallenes  Tier  ab  0.  tuen, 
beseitigen,  verscharren  B.  ,Noch  immer  war  die  Sache 
nicht  ab  0,  [von  einer  schweren  Entbindung].'  Mit 
adv.  -s:  .Etwas  ab  Orts,  einsam  sein.'  Dennler.  .Der 
hals  ist  binden  und  vornen  schwarz,  an  orten  [stellen- 
weise] rot.'  VoGELB.  1557.  .Der  Delphin  hat  ein  flei- 
schechte Zungen,  zuo  orten  herumb  zeysert  [gefaseret].' 
Fisi'Hu.  1563.  ,Wirdt  ein  fülle  bereitet,  der  dann  damit 
besclioben,  zuo  orten  ver.strickt.'  Tierb.  1563.  Ver- 
bunden mit  syn.  End  (vgl.  nhd.  .Ort  und  Stelle',  ,Art 
und  Weise-).  Es  blöstet  [es  geht  Wind  und  fällt 
liegen]  a"  0.  und  Ende",  da  und  dort  in  der  Ferne; 
fi"  O.  u.  E.  hat  's  nu'''  Sehne  ZO.  Auch  bloss:  «« 
[gewissen,  einigen]  Orte  Z.  .An  o.  und  e.  angrytt'en.' 
ZWäd.  1646.  S.Sp.  314;  s.  aber  auch  unten  4.  Örtli": 
De  Profit  ist  amene  [an  einem]  chline  Ö.,  macht  wenig 
aus  Z.     Sin  Verstand  ist  a.  chl.  Ö.,  reicht  nicht  weit. 


481 


Art,  ei't,  ii't,  ort,  iirt 


482 


ebd.  SJs  SachU  [Voniuif?en|  het  öppen  a.  chl.  Ö.  Plat: 
B.  H'rts  mtfsch  [warum  willst  du]  '>«  G'mcinf/ikiU 
rerriijife?  Mach  s'i-rst  's  0.  z'ireg!  sorge  zuerst  für 
das  Nötige,  elie  du  Geld  für  Unnützes  ausgibst.  Schild. 
Fs  vhost't  ja  nw  es  Ö.!  scherzh.  Antw.  auf  Einladung 
zum  Sitzen,  Wortspiel  mit  Bed.  7.  —  2.  in  eng.  S. 
1)  concret.  a)  Stuhl,  Sitz  in  der  Kirche  als  Privat- 
eigentum einer  bestimmten  Person  oder  Familie  ü; 
Sch;  Z.  ,Druf  [nach  der  wandelnden  Coimnunion]  gat 
ein  iedes  widerura  in  sein  c'  1637,  Dien.  OGlatt. 
,Daher  bleiben  aus  Mangel  an  Orten  Viele  zu  Haus.' 
ZTalw.  1687.  Vgl.  Kihhen-,  Hannen-,  Wiber-.  — 
b)  verschämte  Benennung  des  Abtrittes,  meist  Örtli 
und  mit  dem  unbest.  Art.  I  mues  an  es  Ö.  Bs;  B;  Z. 
—  c)  Platz  eines  Schulers,  für  bestimmte  Zeit 
angewiesen.  In  Ap  meist  Örtli.  D'  Probe"  gönd  [gehen] 
(»n  's  0..  nach  den  österlichen  Probeschriften  wird  der 
Rang  bestimmt.  —  d)  übh.  bestimmter  persönlicher 
Platz.  Jedes  Familienglied  hat  am  Tische  ,sein  be- 
sonderes 0.'  und  bei  gemeinschaftlichen  Feldarbeiten 
jede  Person  ,ihr  bestimmtes  0.'  mit  der  entsprechen- 
den Aufgabe.  BUb  a  dim  0.!  wärst  [du  wirst]  doch 
nid  öppe  u-ellen  en  Dreclcstossel  [s.  d.]  sl"!  ThHw. 
Er  [der  Mann]  het  's  Wort  [hat  zu  befehlen]  und  Si 
[die  Frau]  het  's  0.,  hat  sich  dahin  zu  verfügen,  wohin 
sie  vom  Mann  beordert  wird.  Schild.  Hock  am  0.! 
bleib  an  deinem  Platz  sitzen.  Stütz.  Ich  a"  mim  0., 
ich  meinerseits.  Örtli  sueche",  ein  Spiel  Ap  ^  Vögeli 
flüg  üs!  —  e)  daher  auch  von  Sachen  0.  mit  dem 
best.  Art.  oder  Pron.  poss.  s.  v.  a.  der  gehörige, 
rechte,  passende.  Öppis  a's  0.  tue"  ThHw.,  z.  B, 
gebrauchte  Werkzeuge  icider  «"  (djs  0.  t.  B;  Z;  in 
Ndw:  zum  Aufbewahren  hinlegen,  versch.  v.  a"  sts  Ö. 
Si  häd  de  Brief  halt  u-ider  a  's  Ort  'treit.  Usteri. 
D'  Gass  afnjs  0.  stellen,  die  Kegel  hübsch  gerade  in 
die  gehörigen  Linien  stellen  SDorn.  Am  0.  si",  pas- 
send, ratsam  sein ;  sich  geziemen,  schicken  B.  Gleich- 
bedeutend es  ist  nid  ab  0.  ebd.  .Selb  [jenes,  das] 
wäre  ihm  nicht  am  Orte',  gelegen.  Gotth.  ,Den  Glau- 
bensstreit stellt  an  sein  0.  [setzt  ihn  bei  Seite  oder 
lasst  davon  ab],  Unib  Glaub  tut  man  nicht  kriegen.' 
Eine.  Dam;  vgl.  ,an  ein  0.'  4.  .An  ihr  o.  gehen',  von 
den  Gottlosen :  in  die  Hölle,  Verdammniss  kommen. 
Klingl.  1691.  —  f)  Stelle  in  Schriften.  ,In  den 
gschriften  der  heil.  Vätteren  findst  auch  von  den  ge- 
spensten  etliche  ort  hin  und  bar.'  Lav.  1.'j69.  ,Das 
erstanzogen  o.  des  wysen  Salomons',.  d.  h.  die  erst- 
angezogene Stelle  in  den  Sprüchen,  ebd.  (1670:  ,den 
obenangezogenen  Spruch'.)  .Nach  geschechnem  Ge- 
bett  verlist  der  Diener  [Geistliche]  ein  o.  uss  Altem 
oder  Neüwem  Testament.'  Z  Kirchenordn.  160.3.  .Das 
eine  und  andere  o.  auss  unseren  Theologis.'  Hott. 
1666.  —  g)  Platz,  Spielraum.  De''  erst  im  Bett  hat 
's  unter  O.,  mehr  Raum,  bildl.  =  wer  bei  einer  Sache 
zuerst  i.st,  hat  den  Vorteil  ZO.  , [Laban]  machet  ort 
dreier  tagreis  weit,  zwüschend  im  und  .Jacob.'  1531/60, 
Gen.  —  h)  Wohnort,  Ortschaft.  Ati  anderen  Orten 
ist  au  guet  Brod  esse.  Sulheu.  .Sedem  mutare,  ab 
einem  o.  an  das  ander  ziehen.'  Fris.  ,Das  0.  Ren- 
burg.' 16.58,  Heut.  ,Das  0.  ist  ganz  ungebauen  ge- 
wesen', nie  bepflanzt.  Carolina  173L  In  der  Bed. 
.Ortschaft'  ist  das  W.  nach  Zyuo  auch  m..  aber  seltener, 
und  dieser  Gebrauch  scheint  weniger  volkstümlich, 
moderner.  —  2)  abstrakt,  a)  Gesicht spun  kt.  Da 
Orts,  an  dieser  Stelle,  in  dieser  Hinsicht,  was  dies 
Schweiz. -Idiotikou.  I.  4. 


betrifft,  z.  B.  da  Orts  icüsst  i'''  Nut  z'  säge"  B  Ztro. 
Vgl.  daörtig.  {Orts  kann  auch  partit.  Gen.,  abhängig 
von  da  sein,  vgl.  ubi  terrarum ;  doch,  ist  es  wahrsch. 
nur  stellvertretend  für  des,  absol.  Gen.)  ,Aber  die 
Mädchen  wussten  die  kurzen  Wörtchen  an  's  rechte  0. 
zu  tun'  [richtig  zu  deuten].  Sch  Pilger;  vgl.  heim 
insen;  h.  tuen.  ,Si  feien  an  dem  0.'.  in  dem  Punkt. 
Manuel.  ,Wess  wir  uns  des  orts  entschlossen.'  152.5, 
Absch.  ,Der  fröinbden  halber  soll  man  luegen  [schauen], 
wie  sy  des  orts  die  unseren  by  innen  haltend.'  XVII. , 
U.  ,Auch  diss  orts  rede  ich  auss  erfahrenheit.'  Hott. 
1666.  —  b)  Zielpunkt,  Zweck,  gegenüber  Wort, 
Vorwand.  A  'n  3Iart  [Markt]  ge  cliaufe  ist  er  [ihr] 
's  Wort,  aber  mit  dem.  Liebste  z'sämmechö  ist  er  's  0. 
g'se  [gewesen]  Ap.  ,Der  angebliche  Nebenbuhler  sei 
[das]  W.,  dass  er  eine  Summe  unterschreiben  sollte, 
sei  das  0.'  Z  Eglis.  Prozessakt.  1878.  Eine  andere 
Anwendung  oder  Deutung  dieser  RA.  s.  Sp.  205,  c  und 
hier  unter  5.  —  3.  äusserster  Punkt  oder  Teil  eines 
Raumes,  Körpers:  a)  Ecke,  Ende,  Rand,  Saum. 
Das  0.  (auch  Ortstück)  eines  Weckens  [spitzigen 
Brotes]  Bs.  ,Es  glaub,  das  ander  0.  [der  Cigarre] 
schick  sich  besser  ins  Mul.'  Gotth.  's  scharpf  0.,  die 
Schneide;  Eim'ssch.  0.  äneha"  [hinhalten],  schneidig 
begegnen,  die  Spitze  bieten  Aa.  Orter,  Schusterahlen 
S.  Vgl.  Fünf-,  Mül-,  Spann-.  Am  0.  ligge",  am  Rand 
der  Bettstatt  Sch;  Z.  Am  0.  usse"  sitze",  am  Ende 
einer  Bank  ScnSt. ;  ZFehr.  Am  0.  (Bort)  usse,  zu 
äusserst  übh.  ZZoU.  Am  0.,  dem  Rand  entlang  GrPt., 
z.  B.  eines  Waldes  Z.  Gönd,  hocked  an-en  ().!  [in 
einen  Winkel]  ruft  die  Mutter  strafend  ungeberdigen 
Kindern  zu.  Stutz.  .Dann  si  [die  zu  ScnSt.]  am  o. 
und  am  anstoss  lägind.'  1521,  Euli.  ,Und  leinet  sich 
uf  das  ander  o.  [des  Speeres].'  Ziely  1521.  ,Es  sollen 
in  des  fleckens  vier  orten  allwegen  [immer]  ein  grosse 
leiter  und  ein  fürhagk  daby  mit  seilern  gerüst't  han- 
gen.' Elgs  Herrschaftsr.  1535.  ,Die  stein  [Bausteine] 
sollen  an  keinem  o.  oder  egken  abgebrochen  noch  ge- 
schleipft,  sonders  völlig  syn.'  1539,  B.  ,[Die  Päbste 
haben]  mit  sölichen  [Kunst]  griffen  die  Obrigkeiten 
auf  ein  o.  gehalten',  in  den  Winkel  gedrückt.  Vad. 
,Ich  hueb  an  zue  laufen  bald.  Ob  ich  möcht  kommen 
aus  dem  wald;  Ich  könnt  nit  finden  des  waldes  o.' 
HWiRRi  1556.  ,An  beiden  orten  des  Schnabels.'  Vogelb. 
1557.  ,Leg  die  eier  aufrecht  darein,  also,  dass  die 
spitzeren  ort  ob  sich  sehind.'  ebd.  ,Wenn  er  auf 
ein  eck  oder  o.  des  nestes  stüend,  wurd  er  leichter 
hinabgestürzt.'  ebd.  .Plena  jam  margine  libri,  das 
buoch  umb  die  örter  umbhin  voll.'  Fkis.  ,Das  end 
oder  äusserst  o.  eines  dings.  das  bort.'  ebd.  .Das  o. 
oder  end  eines  yetlichen  dings,  es  seie  was  es  wolle, 
das  äusserest,  es  seie  davornen  oder  binden  oder 
nebendsich.'  Mal.  ,Das  man  sie  an  ein  0.  [in  einen 
Winkel]  setzen  und  wol  usnüchteren  lassen  wird.'  G 
Mand.  1657.  .Leinwattuch,  so  auf  den  Orten  ein  20er 
und  in  der  Mitte  ein  18er.'  Trogen  Ratsprot.  1781. 
Örtli:  Ende  eines  .Steges'  im  Weinberg  Z  rS.  Der 
rechte  oder  linke  untere  Zipfel  des  Segels;  's  Ö.  a" 
n'e",  an  sich  ziehen  (näher  an  das  Hinterteil  des 
Schiffes),  lugg  [locker]  lö",  minder  straff  anziehen,  Ci" 
lü",  loslassen,  so  dass  es  keinen  Wind  mehr  fasst 
BonENsEK.  S.  noch  in  den  Zssen.  Über  Cubcr)  6. 
oder  als  Adv.  Überort:  1)  „über  eine  Ecke,  Kante 
hinaus,  auf  die,  auf  der  Seite,  z.  B.  ».  0.  nse  falle* 
oder  .Iindn    ü.   O.  iisr  g'hcie"  :=  über  Bord    1!."     .Die 


483 


Art,  ert,  irt.  ort,  urt 


484 


Kachelbank  fiel  ü.  0.'  B  Kai.  1844.  ,Die  Neumonde  und 
Vollmonde  schaffe-  ü.  0.  in  deinem  Aderlasshoricht'. 
Aufforderung  an  den  Kalendermacher,  ebd.  1826.  Üher 
0.  sJn,  vorbei  sein  BBe.  —  2)  auf  zwei,  beiden  Seiten. 
Einem  Lasttiere  «.  uflade"  Nüw.  —  3)  quer,  schief, 
in  eig.  u.  uneig.  S.  BU.;  U;  Z.  Syn.  überegys.  Er  ist 
ü.  g' gange.  Sütekm.  (irreV)  Aus  dem  Geleise  (geraten, 
stürzen)  B  Zvro.  ,Das  Ställi  hanget  in  der  Luft  und 
hat  keinen  Boden  mehr  und  das  Hüsli  ist  ü.  0.  [nach 
einem  "^olkenbruche].'  Gotth.  Er  ist  über  'en  0. 
g'lade,  berauscht  ScuSchl.  ,Wenn  ein  Bär  unterhalb 
gefangen  würde,  .so  gehörte  das  Haupt  nach  Neuen- 
burg; wäre  er  oberhalb  gefangen,  so  gehörte  es  nach 
Burgund,  und  würde  er  ü.  0.  gegen  Savoj'en  gefangen, 
so  gehörte  er  dorthin.'  1.521,  Absch.  .Spreche  er:  ä, 
wiss  und  blaw  ü.  o.  inhin  [das  schräg  abgeteilte 
Wappenschild  des  Standes  Zürich]  ist  noch  das  oberst 
Ort  [der  Eidgenossenschaft].'  1530,  Strickl.  ,Wiss 
und  blaw  ü.  o.  nit  veracht!'  Manuel.  ,Von  rechter 
Üppigkeit  schlief  er  [der  Ziegenbock]  ü.'  Tierb.  1.5(j3. 
,Die  wilden  Ochsen  weiden  mit  gekrümptem  gnick  ü., 
von  wegen  der  gstalt  irer  hörnen.'  ebd.  ,I)er  Wolf 
hat  scharpfe  äugen,  .sieht  schelb  ü.'  ebd.  ,Die  Krebs 
sehen  alle  schlim  über  ein  0.  hinaus.'  Cvs.  1661. 
Bildl.:  ,Das  bringe  uns  ü.  0.',  um  Hab  und  Gut.  Gotth. 
Ü.  0.  lupfen  [heben],  ein  Bein  unterschlagen,  betrügen, 
.ebd.  Es  ist-em  [ihm]  ü.  g' gange,  schlinnn  (und  zwar 
mit  Unrecht)  LE.  (St.'').  ,Die  Niederkunft  traf  nicht 
so  ganz  ü.  ein  [ungelegen].'  Gotth.  Es  isch  zuüischen 
üs  nie  starch  ü.  y'gange,  wir  sind  immer  leidlich  mit 
einander  ausgekommen,  unser  Verkehr  hat  nie  eine  be- 
deutende Störung  erlitten  BRi.  Vgl.  einürtig.  —  b)  bei 
Ortsbestimmungen,  Grenzangaben,  daher  auch 
selbständiger  Ortsname.  (AmJ  Ort  (auch  ani  Ortli) 
heissen  vorspringende  Stellen  am  VwSee,  bes.  eine 
unterhalb  Morschaeh,  wo  Schiffe  landen  können.  ,(Am) 
Ort',  Weiler  am  Endo  des  Dorfes  ZWädensw.  .Inneres 
0.',  Weichbild  der  Stadt  AAKaiserstuhl.  Örtli,  eine 
schön  gelegene  Gegend  am  Thunersee  (zwischen  Ober- 
hof^n  und  Gunten).  Ein  Haus  ,am  0.'  war  ein  Eck- 
haus im  alten  Zürich.  ,Unz  an  den  Ort',  bis  an  das 
Eckhaus  einer  Strasse  B;  S.  , Mitten  durch  den  grat 
von  eim  orte  unz  an  das  ander  uss.'  Z  KBr.  1304. 
,Ein  efaden  gat  in  Schwarzen  o.  und  von  demselben 
0.  in  des  Marschalks  o.'  ebd.  ,I>er  efrid  [Grenzzaun] 
gät  an  der  [des?]  landtvogets  o.'  Offn.  Buchbg. 
,Ein  kilchweg  zwüschen  des  Peters  acker  und  des 
Bülers  an  dem  o.'  ebd.  ,Von  Uolr.  Benzen  obcrn  o. 
gen  des  Wanners  hus,  von  Clausen  und  Walthers 
örtern  gen  dem  Rino.'  Diessenhofen  St.-E.  E.  XIV. 
.Eines  Abts  Hof  sol  gan  von  des  kilchoves  o.  an  das 
0.  der  frowen  chloster.'  XV.,  Hofrod.  E.\geui.  ,An  das 
kilchof-o.  bi  dem  obren  gasthus.'  ebd.  —  c)  Teil, 
Stück,  oft  durch  Adj.  näher  bestimmt  in  sprichw. 
KAA.  „Etw.  am  leichten  (schweren)  0.  nehmen,  d.i. 
leicht  (schwer)  aufnehmen,  allg."  D'  Such  am  liechtren 
0.  nen,  sich  darüber  wegsetzen  B  öO.  ,Sie  sollten 
von  der  Bürde  das  schwerere  0.  auf  ihre  Achseln 
nehmen.'  Gotth.  Dass  d' Bure  nit  nuinme  iif's  Feld 
use  cliümme''  cho"  kumidiere',  nei",  mit  de"  Dienste' 
[Dienstboten]  schaffe"  und  d'  Sach  ender  no'''  am 
schwerere  0.  nähme".  Hofstatter.  Am  gröberen  0.  ab- 
g'sagete  [abgesägt]  sin,  ein  grober  Mensch  sein  BRi. 
De"  Stecke"  am  dreckigefrjn  0.  (miiesse")  a"grife"  (>ic"), 
ein  unangenehmes,  schwieriges  Geschäft  an  die  Hand 


nehmen;  den  Kürzeren  ziehen,  Schaden  nehmen  B. 
Du  verstösch  [verstehst]  den  Dreck  am  dicken  0.  S 
Ndramt.  Umgekehrt:  de"  Bengel  am  tickere  0.  ha"  (in 
einem  Geschäft  oder  Wettstreit),  den  Vorteil  haben  Z. 
Er  chu  [kann]  -si'''  iez  hebe  [halten]  am  tünnere  0., 
hat  den  Vorteil  verscherzt  Gl.  (Die  RA.  scheint  ent- 
lehnt von  dem  wirklichen  Wettkampf  des  Ziehens 
zweier  Gegner  an  einem  Stock.)  ,Das  Isen  am  heissen 
0.  angreifen.'  Denzl.  1710  (viell.  noch  von  den  alten 
Feuerproben  her).  Ohne  bildliche  Bed.:  ,Ein  Stück 
Holz,  am  dünnen  0.  9"  breit.'  Z  Gerichtsakt.  1872.  — 
4.  Ende  in  zeitlichem  S.  (doch  mit  räumlichem 
Grundbegriff').  Am  O.  si",  zu  Ende,  erledigt,  abgetan 
sein  B;  Z.  Ist  es  no"''  nüd  am  O.  (■=amaBort)?  Ap. 
Wenn  es  es  fry  eso  recht  g'icüsst  hätt,  d'  Sach  icär 
längst  am  0.  Gotth.  .Darzu  muss  man  das  mäss  nit 
nemen  bei  der  Vernunft,  dann  da  wären  wir  bald 
am  0.,  sondern  bei  der  kraft  Gottes.'  Wtss  1650.  ,Die 
sach  ist  an  ein  0.  [sc.  gebracht,  gekommen],  salva, 
composita,  decisa  est  res.'  Hosfin.  Mit-ere  [einer] 
Sach  an  en  0.  chu,  an  ein  E.  kommen,  sie  fertig,  ins 
Reine  bringen.  Sulger.  Er  chunnt  a"  kes  [kein]  ()., 
richtet  Nichts  aus  Aa.  ,Kummst  allem  wollust  an 
ein  0.'  Salat.  ,Dz  man  doch  etwan  zu  eim  o.  kam.' 
ZwiNGLi.  ,Myn  herr  würt  schlechts  nit  z'friden  syn, 
Biss  er  der  sach  kumpt  an  ein  o.'  1535,  Birk.  ,Damit 
wir  komment  an  ein  o.  Und  unsere  Sachen  machen 
fort.'  Com.  Beati.  ,Mit  einer  Sach  an  einen  0.  kom- 
men, ad  exitum  pervenire.'  Mey.  Hort.  1092.  ,Noch 
hat  's  mit  in  [ihnen]  kein  o.'  Lied  aus  dem  XVI. 
, Firnemiich  mechte  ich  hiezwischende  die  sach  an  ein 
0.  machen.'  Platt.  1581.  ,Das  Haubtgesehäft  an  ein 
0.  machen.'  ZuRiiiL«.  1050.  , Seite  er  sich  des  Reichs 
Geschäften  nichts  beladen,  bis  seine  Sach  verhöret 
und  an  einen  0.  gemacht  wurde.'  Wdrstis.  1705. 
,Mach  deine  Sache  an  ein  0.,  sonst  rede  ich  änderst 
mit  dir.'  Nacutl.  1790.  ,Si  söllind  die  spännigen  Ar- 
tikel der  Leer  mit  der  Geschrift,  nit  mit  dem  Schwert 
an  ein  0.  bringen.-  LLav.  1576.  Nahe  vwdt,  aber  zu 
unterscheiden  ist:  ,an  ein  0.  setzen,  stellen';  s.  5. 
Als  Gegs.  zu  End  ist  es  natürlich  =  Anfang.  ,Also 
erzalt  die  jungkfrow  iren  handel  von  o.  zu  e.'  1521, 
Ziely.  Über  0.  u.  E.  in  amplificierendem  S.  s.  oben  1. 
—  5.  Seite  (vgl.  überort  2).  Am  letzen  0.  gletten, 
ein  Stück  Wäsche  auf  der  verkehrten  Seite  plätten  B. 
,Jede  schib  ist  vom  zweck  [Mittelpunkt]  uf  alle  o. 
dritthalben  werkschuech  wyt.'  Z  Schiessplan  1504.  ,An 
yedem  o.  des  bachs.'  15'24,  Schw  LB.  , [Münzen]  an 
ainem  o.  mit  sinem  angesicht,  an  dem  andern  o.  mit 
dem  adler  [Avers  und  Revers].'  V.iD.  ,An  beiden 
orten',  auf  beiden  Seiten.  Vogelb.  1557.  ,Dise  gestalt 
[gemeint  sind  2  Abbildungen]  zeigt  das  letz  und  recht" 
0.,  d.  i.  dz  ober  und  under  o.  [eines  Kuttelfisches].' 
Fische.  1503.  ,Nam  mich  an  ein  o.',  auf  die  Seite, 
zu  einer  geheimen,  vertraulichen  Mitteilung.  Platt. 
1572.  ,Und  auf  ein  o.  die  wag  zu  sehr  tut  neigen, 
d"un  coste  fait  pancher  la  balance.'  PTBR.-Stettlcr  1642. 
.Hierorts',  unsrerseits  B  Zvro  (Kanzleispr.).  Mich  zum 
Wurt  und  d'  Sach  an  en  0.  Sulger  mit  der  Erläu- 
terung: ,er  tut,  als  sorgte  er  für  mich,  denkt  aber  an 
sich,  weiss  die  Sache  für  sich  beiseite  zu  bringen'; 
doch  s.  auch  o.  Sp.  480  u.  48'2.  Sonst  ,an  ein  0.  setzen' 
oder  ,stellen',  bei  Seite  setzen,  nicht  achten,  fahren 
lassen,  dahin  gestellt  sein  lassen.  ,Das  ich  's  schier 
als  [Alles]  setz  uf  ein  o..  und  lass  die  leut  schwetzen 


485 


Art.  ert.  irt,  ort,  urt 


486 


und  sage«.'  Gengenb.  GM.  ,Häy  lieber,  b'sich  ba.ss 
dine  wort  Und  setz  din  zorn  hie  uf  ain  o.'  Birk  1535. 
Der  Zins  sei  denen  von  B  nicht  verabfolgt,  sondern 
damals  ,an  ein  ort  gestellt  worden'.  1541,  Abscii. 
,Wenn  es  gl.vch  die  yenigen  lesen  werdend,  so  unser 
religion  nit  sind,  so  sy  die  anfechtung  [den  Confessions- 
hass]  ein  wenig  an  ein  o.  stellend,  werdind  sy  be- 
kennen müssen,  dass  ich  ire  gründ  trüwlich  dargeton 
habe.'  LLav.  1569/1070.  ,Avertere  animum  ab  assiduo 
moerore,  alles  trauren  hindan  setzen,  trauren  oder 
kumber  an  ein  o.  stellen.'  Fris.  ,[I>u]  achtist  uns  für 
grobe  lüt  [usw.],  das  wir  nun  an  ein  o.  wend  stellen 
[auf  sich  beruhen,  unerörtcrt  lassen].'  Antvv.  betr. 
Hirsbreifahrt  15TG.  ,Uf  ein  o.  setzen',  missachten. 
Manuel.  ,Uf  o.  stellen',  übergehen.  ,Da  wurden  ge- 
brucht  vil  wort,  die  ich  ufs  kürzist  stell  uf  o.'  Lenz, 
Schwabenkr.  ,Uf  ein  o.  stän',  bei  Seite  treten.  ,Den 
bitt  ich,  dass  er  uns  well  lan  ungeirrt  und  uf  ein  o. 
stan.'  ebd.  ,Wie  's  hie  [auf  Erden]  gang,  gilt  mir 
gleich,  Nimpt  bald  ein  o.,  Allein  dyn  wort,  Herr  Gott, 
blybt  fest.'  Gdalth.  1542.  ,Die  oströmischen  Kaiser 
wurden  von  den  Päbsten  verachtet  und  uf  ein  0.  ge- 
halten', ihr  Ansehen  bei  Seite  gesetzt,  missachtet,  ebd. 

—  6.  Himmelsgegend.  Von  Jemandem,  der  gerne 
zu  Hause  sitzt,  z.  B.  von  einer  übereifrigen  Hauswirtin 
oder  einem  ängstlichen  Menschen,  sagt,  man,  er  gehe 
nicht  aus,  es  sei  denn  glänz  [hell,  heiterer  Himmel] 
an  allen  vier  OHcn  Z.  's  wäit  [der  Wind  weht]  van 
0.  [Nord]  (Schifferspr.).  Sülger.  ,An  dem  recliten  o. 
gegen  abend.'  HuldrCampell  1572.  ,Und  den  richten 
in  die  vier  Ort.'  Th  174'2.  —  7.  Bestandteil  der  alten 
Eidgenossenschaft,  sj'n.  mit  .Stand'  und  dem  spätem 
(urspr.  ebenfalls  ,Ecke',  vgl.  , Kante',  bedeutenden) 
Namen  , Kanton'.  .Zugewandte  Orte',  die  nur  in  wei- 
terem Verband  mit  der  Eidgenossenschaft  stehenden 
Städte  oder  Länder.  .Appenzell  lasst  sich  nicht  pochen 
ob  es  gleich  das  letzte  0.'  Z  Ofeninschr.  Bülach  1085. 
,Das  eint  oder  andere  Eidgnossische  0.'  B  Mand.  1700. 

—  8.  vierter  Teil,  a)  Münze  (z.  T.  nur  imaginär), 
meist  Ortli,  seit  dem  neuen  Münzsystem  (1S50)  ver- 
altet. Meistens  der  4.  Teil  eines  alten  Z  Guldens,  = 
15  Kreuzer  Ap;  Gl;  Ndw;  G;  Schw;  Z.  Syn.  Boch. 
,Vierbätzler  oder  Zehnschillingstücke,  früher  Orts- 
gulden, jetzt  Örtli  genannt,  Hess  der  ZRat  im  J.  1656, 
um  die  im  Felde  stehenden  Truppen  damit  zu  be- 
solden, zum  ersten  Male  prägen.  Die  letzten  sind  von 
1811.'  Gem.  Z  1844.  Nach  einer  Angabe  aus  L  = 
10  Kr.  ScLGER  hat  neben  einander  die  RA.:  ,Mcrk, 
Marx,  drei  Batzen  ist  ein  Ort'  und  die  Erklärung: 
,0.,  eine  Silbermünze  von  vier  Batzen.'  ,Zwen  Gulden 
und  ein  0.'  Lied  v.  Bauernstand  1806.  Eine  wort- 
spielende KA.  s.  u.  1.  ,So  wil  ih  zwenzig  Schillinge, 
des  enläze  ih  niht  ein  o.'  Anf.  XIII.  AaMuiI.  ,Zwen 
guldin  und  drü  ort  ains  guldin.'  G  Stiftsarchiv.  ,40 
rinsch  guldin  minder  eins  orts.'  1486,  Jhrztb.  Willisaü. 
Eine  Convention  der  VII  Orte  vom  J.  1487  wertete 
,2  Freiburger  ort  mit  dem  f  =  5  Häller.'  ,672  ghln 
und  2  ort.'  Edlib.  Die  Bs  Ausg.  von  Luthers  Bibel 
1523  erklärt  ,Scherflin'  durch  ,örtlin,  halber  heller'. 
,Biss  du  das  aller  letst  örtlin  bezalest'  1531/48,  Lucas 
(=  .scherflein'.  1667).  ,Ein  ort  eins  guldins,  das  ist 
15  krüzer  Costenzer  werung.'  1530,  Absch.  .Denarius. 
ein  halb  ort,  acht  creüzer.'  Fris.  ,Ein  o.  wirt  auch 
für  den  vierten  teil  eins  dings  genommen,  als  so  man 
spricht   ein    o.  eins  guldins.'    Mal.     ,Eino  [Mecrkatz] 


umb  vier  Cassis,  welche  münz  ein  ort  eins  Ducaten 
tuot,  also  das  umb  yeden  Ducaten  ein  meerkatzen 
kouft  wirt.'  TiERB.  1563.  ,15  crüzer  oder  ein  ort  des 
guldins.'  Z  Mand.  1622.  ,Wann  er  mir  einen  Eimer 
wyn  zu  kaufen  gebe  um  ein  ort  und  einlif  guldi.' 
JJBreit.  1614.  S.  Elchs-,  Ulfen-,  Schaffhüser-ort; 
Halb-örtltr.  —  b)  Viertel  bei  Procenten  GoT.  — 
c)  ein  Mass  Salz.  ,Dass  die  Salzlüte,  die  salz  veil 
liant,  messen  sont  ein  halbes  o.  in  drin  [3]  griffen, 
ein  ganzes  o.  in  sechs  gr.  und  ein  ganz  viertal  in 
zwelf  gr.'  XIV.,  Sch  Stdtb.  ,Swer  salz  verköffet,  der 
git  von  ietlichem  o.  2  ß  an  die  statt.'  Diessenh.  Stadtr. 
ca  1400.  —  9.  Örtli,  Geschlechtsn.  Ap;  Gl. 

Mhd.  ort  n.  und  IB.,  PI.  ort,  -e,  örter.  Die  Grundbed. 
war  .Spitze,  Ecke'.  Im  ä.  Engl,  findet  sich  noch  ords  and 
aida,  d,ineben  (in  nord.  Form ;  vgl.  altn.  odd-r,  Spitze,  Schwert) 
das  Ädj.  odd,  uugrad,  ungleich ;  Suhst.  odds,  Ungleichheit, 
Übermass  usw.,  entsprechend  unserm  über  Ort.  Die  Bed. 
.Viertel'  leht  auch  im  Holläad.  und  mit  bes.  Anwendung  auf 
Münzen  (urspr.  viereckige  oder  wenigstens  vierteilige,  s.  ort- 
acht)  noch  in  niederd.  MAA.  (s.  auch  Jiichs-).  Das  Geschlecht 
war  urspr.  m.,  dann  geteilt  zwischen  m.  und  n.,  worauf  im 
Nhd.  das  m.,  in  unserer  Spr.  das  n.  den  Sieg  davon  trug, 
auch  schon  in  unserer  ä.  Lit.  ,Die  Bresche  ist  das  0., 
welches  .  . .'  JKLav.  1644.  ,Das  Ort,  dahin  er  hegert.'  Heut. 
1658.  ,In  der  Tiefe  der  Erden  oder  wo  das  0.  der  Höllen 
seie.'  JMüll.  1661.  ,An  dem  0.,  das  noch  heutigstags  die 
Engelburg  genennet  wird.'  ebd.  1673.  ,Die  täler  sind  hin- 
under  gestigen  .an  das  0.,  das  du  ihnen  gegründet  hast.' 
KdMey.  1G"4.  .Zeigte  es  [den  Fund]  andern  Leuten,  worauf 
sie  an  das  0.  kamen  [sich  verfügten].'  Memor.  1742.  Sonder- 
barer Weise  wechselt  bei  Mey.  Hort.  1692:  ,Etw.  an  ein 
0.  machen'  und  ,niit  einer  Sache  an  einen  0.  kommen.' 
LLav.  1670  in  mehr  nhd.  Weise  .dieser  0.  heiliger  Schrift', 
aber  1578  dafür  noch  ,das  o.'  Als  m.  kenneu  wir  das  W. 
nur  etwa  in  der  Bed.  .Ortschaft'  und  ,Yiertelsgulden',  beidemal 
nicht  sicher  bezeugt.  Die  PI. -Form  Örter  ist  bezeugt  für  die 
Bedd.  ,Raud  des  Buches'  (Fris.),  und  einmal  in  allg.  Sinn: 
,dass  die  Element  wiederum  ihrer  iirteren,  da  sie  Gott  ge- 
ordnet, begeren.'  Ziegl.  1647.  Heute  kommt  sie  noch  von 
Kirchenstühlen,  von  Ahlen  und  etwa  i.  S.  v.  Aufbewahrungsort, 
Versteck  vor. 

Ab-ort  „m.":  1.  abgelegener  Ort  (fern  von  der 
Heerstrasse)  B  Zyro;  L  (St.'').  .Es  sollend  fürthin 
nicht  mehr  Spysen,  noch  Wyn  us  den  Wirts-  und  sun- 
deren  Hüseren.  da  die  hochzytlichen  Mähler  gehalten, 
in  andere  sunderbarc  und  Abort  geschickt  werden.'  B 
Mand.  1628.  ,Die  Pfersichbäum  sollen  an  sonderbare 
Abort  in  Beben  oder  Gärten  gepflanzet  werden.'  1639, 
Rhau.  .Daruinb  die  Statt  ein  herrlichs  Ansehen,  auch 
nit  mehr  als  ein  einziges  hölzin  Häuslein  an  einem 
A.  hat.'  1666,  Hafn.  —  2.  „unsauberer  Ort"  [Ab- 
tritt?]. St.»- 

Us-  m.  u.  n.:  1.  (auch  jSfeben-iis-  B)  abgelegener 
Ort,  auch  mit  dem  Nebenbegrill"  eines  die  Öffent- 
lichkeit scheuenden  Treibens;  abgelegene  Gegend  Gr; 
G;  W.  ICe""-»!')-  scho"  a-niene  Xebe">isort  icone. 
GoTTH.  —  2.  magerer  Grasboden,  ungedüngtes 
Wieseiiland  GkD.  Usörter,  magere  Hcubczirke  am 
Talabhang  GuRh.  -  3.  Hauptort  eines  ,Zehnden' 
[Bezirkes]  W.  —  Bed.  2  liiesst  aus  1,  als  bes.  Auwemluug, 
da  solche  Wiesen  wol  immer  weiter  vom  Wohnh.ius  abliegen 
als  bessere  Grundstücke.  lu  3  scheint  us-  Auswahl  und 
Auszeii'hnung  zu  bedeuten.  —  usörtig:  auf  der  Weide 
sich  absondernd  von  der  Herde  GkI). 

Fünf-:  1.  Fünfeck,  Pentagramm.  —  2.  Fünf-OrtH 
als   Sehn, äliw ort   der   Zürcher   gegen   die   Katholiken 


487 


Alt.  ert,  irt,~'ort,  iirt 


488 


1522.  —  1  von  der  Grundbed.  von  Ort  3  a  u.  Anm. ;  vgl. 
Vicrort-tiseh  und  vkrUrtiij.  Über  seine  allg.  germanisclie  Be- 
deutung als  zaubei  kräftiges  Zeichen  und  Hausmarke  s.  Roelili. 
Gl.  2,  154.  —  2  ivalirsch.  Wortspiel  mit  der  üblichen  Be- 
nennung der  alten  .5  kathol.  Kantone:  ,die  fünf  Orte',  aber 
viell.  zugleich  mit  Bez.  auf  Hausmarken  oder  Kleidungs- 
merkmalc;  vgl.  Bürmfünfi?  —  fünf-örtiy:  ZU  den  mit 
dem  Namen  der  V  Orte  bezeichneten  Kantonen  gehörig. 

Vor-ort  n.:  1.  bevorzugter  Platz  in  der  Kirche. 
Dem  Umbau  der  Kirche  zu  Z  Talw.  waren  Einige  ab- 
geneigt, .weil  sie  die  Vororte  haben.'  1687.  —  2.  in 
der  Verfassung  der  Eidgenossenschaft  1815—48 
abwechselnd  einer  der  3  Kantone  Z;  B;  L.  In  den 
Hauptstädten  dieser  Kantone  versammelte  sich  alle 
2  Jahre  die  , Tagsatzung';  die  Gesandten  des  betr. 
Kant,  führten  den  Vorsitz  und  die  Regierung,  auch  in 
der  Zwischenzeit  die  laufenden  Geschäfte  des  Bundes. 

In  der  neueren  Kauzleispr.  schrieb  man  in  Bed.  2  ,dcr 
V.'.  aber  JKdFäsi   176.5/8  hat  noch   ,das'. 

Kilchen-  Chillen-,  Chirchen-  n.  (m.):  fester  eigener 
oder  gemieteter  Platz  in  der  Kirche  Ai»;  Gl;  L;  G; 
Seil;  Z.  .Ferndrigs  jahrs  an  disem  tag  hat  mancher 
noch  sein  kirchenort  besessen,  der  jetz  nit  mehr  vor- 
handen ist.'  Wyss  1650.     Vgl.  Mannen-,   Wiber-. 

Krampf-:  Geschlechtsn.  W. 

Urspr.  als  imperat.  Bildung  Einer,  (kr  einen  Ort  i.  S. 
von  3  a  oder  c  fest  ergreift  und  festhält;  mhd.  krimpfm, 
krampfhaft  zsziehen. 

Länder-;  einer  derjenigen  Kantone  der  alten  Eid- 
genossenschaft, welche  nicht  eine  Stadt  als  Ursprung 
und  Mittelpunkt  haben;  sonst  meist  einfach  .die  Länder' 
gegenüber  den  .Städten'  genannt,  bes.  die  3  Urkaiitone. 
,Es  ist  ein  starker  Pass  über  diesen  Berg  in  die  eid- 
gnössische  Länder-Orte.'  Mem.  1742. 

Malefiz-.  .Weil  die  X  Orte  in  diesen  Besitzungen 
nur  das  Blutgericht  auszuüben  hatten,  nannte  man 
sie  der  Kürze  wegen  Malefizorte.'  XVI.,  Pupik. 

J\l\i\-örtli :  Maulwinkel,  -ecke  Schw;  Zg.-  —  Zu 
(>)•(  3  «. 

Mannen-o/'^-  Kirchenstuhl  einer  Mannsperson  Z. 
Vgl.    W\her-,  Kilchen-. 

BolJer-ör(/t;  angeblich  Zürich-Örtli,  welche  von 
einem  Falschmünzer  am  ZSee  aus  voUgewichtigeni 
Silber  angefertigt  wurden;  vgl.  EJfen-0. 

Eichs-ori;  vierter  Teil  eines  Eeichsguldens?  .Alle 
und  jede  Reichs-Münz,  es  seyen  Kreuzer,  Halbbätzler, 
Groschen,  Doppel-Groschen,  Drey-Gutbätzler,  Eeichs- 
Ort  oder  ander  Eeichs-Sorten.'    Mand.  Z  1706;  1710. 

Hiien-örtli:  alt-zürch.  Silbermünze,  It  einer  Sage 
so  geheissen  nach  dem  Eyffentobel  (Gemeinde  Stalli- 
kon),  indem  daselbst  ein  Mann  gewesen  sei,  der  sie 
von  vollgewichtigem  Silber  gepräg-t  habe,  bis  er  als 
Falschmünzer  in  Zürich  enthauptet  worden  sei.  Er 
behauptete,  eine  Silberader  zu  kennen  und  versprach, 
eine  silberne  Kette  um  die  ganze  Stadt  herum  zu 
legen,  wenn  man  ihn  freilasse. 

Schid-ort;  in  der  ä.  Bundesverfassung  ein  Kanton, 
der  im  Streit  zwischen  andern  zur  Entscheidung  resp. 
Vermittlung  angerufen  wurde. 

Schaf fhuser-.  ,Die  Schaffliuser-Ortli  oder  Vier- 
bätzler  sind   zu  ringhältig.-  Z  Jland.  1658. 


Spann-örter,  das  grosse  und  das  kleine:  zwei 
spitzige  Berge  zwischen  U  und  Uw. 

Viell.  weil  diese  Kantone  einst  über  den  Besitz  der  dor- 
tigen Alpen  Streit  (.Spann')  hatten? 

Wiber-o)-?:    Kirchen.stuhl    einer  weibl.  Person  Z. 

Won-:  Wohnung,  Haus.  ,Die  Wonort  der  Herren 
des  Kleinen  Eats.'  Z  Wochenbl.  1807. 

örteren:  1.  Dinge  (Geräte)  an  ihren  Ort  resp. 
ihre  .Orter' stellen  BO. ;  „GRh."  Ir  müesst  f/äni/ AUze 
örtren  BSi.  —  2.  ins  Reine  bringen  BSi.,  Zvro.  — 
er-:  erklären.  ,Das  er  alles,  so  er  list  oder  hört,  wol 
verston  und  erörtern  möge.'  Tierb.  1563.  Eig.  die 
einzelnen  Gesichtspunkte,  Seiten,  Teile  hervorheben. 
Vgl.  Ort  2,  2  a;  3  c;  5.  —  us-.  ,Metari.  ausszilen, 
aussmessen,  angeben  als  ein  bauw,  aussörteren.'  Fris. ; 
Mal.     Syn.  üseggen. 

örtlen:  nach  den  Ortschaften  berechnen,  auf  die- 
selben verteilen  BO.  —  "Viell.  urspr.  aus  Ort  S  i.  S.  v. 
Alass',  also  =  aus-,  ahmessen. 

Örtler:  Bewohner  der  ,V  Orte.  Länder'.  Wi 
(V  Zürer  den  Örtlere  's  nasepanncr  erxeiitscht  [haben]. 
Madleni  1712. 

Halb-:  eine  Münze,  Achtelsguldenstück?  .Ob 
gleich  1000  riiben  umb  1000  halbörtler  erkauft  sind.' 
1581/48,  Jesaj.  (=  ,silberlinge'.  1667).  —  Statt  Il.-ünU 
nach   Analogie  von    Vierbäizhr  udgl.  gebildet. 

ortacht:  eckig,  viereckig,  z.  B.  v.  Münzen.  .Ouch 
mugen  wir  unser  ]]fening  ortdacht  oder  sinwel  [rund] 
machen.'  Münzkonv.  1387. 

ein-örtig:  auf  eine  Seite  sich  neigend,  schief, 
verschoben,  unsymmetrisch,  schief  gewachsen,  geladen. 
Bs  Henili  [Hemd]  e.  an  han.  En  e-e  Rügg.  Das 
Flieder  ist  e.  g'lades,  i  fürchte,  es  chönni  no'''  welpe 
[umschlagen].  Der  Tisch  steit  e.  Man  liegt  e.  im  Bett, 
wenn  e.  gebettet  ist  B  öO.    Vgl.  überort  (Ort  3  a  u.  5). 

vier-:  viereckig.  Als  Abgabe  beim  Tode  eines 
Hofmanns  konnte  in  Ermanglung  eines  .Besthauptes' 
auch  das  Beste  von  dem  was  4  Zöpfe  und  4  Zipfel 
hat  oder  was  vierörtig  oder  vierbeinig  ist,  verlangt 
werden.  Bitrkhard,  Dinghöfe. 

da-:  diesen  Punkt,  Fall  betreffend  B  Kanzleispr. 
Syn.  desfallsig.     Vgl.  Sp.  482  o. 

fünf-örtisch:  den  ,V  Orten'  politisch  gleichge- 
sinnt, ihrer  Partei  zugeneigt.  .Der  [französ.]  General 
ist  nit  sunders  guot  fünförtisch.'  1530,  AiiS<'H. 

örtlich:  aus  den  ,V  Orten'  Schw.  Vgl.  fUnf-ürtig, 
-örtisch. 

Urtel,  urtlen  s.    UrteiL 

Urtille  ScHwE.,  .Turtille'.  aVoLKSLiED  —  f.: 
Taufn.,  Ottilie. 

Einschiebuug  wie  Ausmerzung  von  r  ist  den  MAA.  ge- 
läufig.    In  , Turtille'  ist  das  d'  (spr.  ()  des  Art.  angeschoben. 

Ürtc'-M^rti  AAZei.;  Bs;  B;  ScH,  Örti  LG.;  S;  ZO., 
Irti  Uw;  U,  Ürtr  ApK.;  Bs  («-);  B;  „Gr";  G;  ScuSchl.; 
ScHwE.;  Z,  Üer'tr  Sulger;  TnTäg.,  Orte  ApH.,  L,  M.; 
ZO.  —  PI.  Ürte",  in  Nnw  auch  Irtene,  bes.  in  Bed.  5 
—  f.:  1.  Anteil,  Beitrag  einzelner  Mitglieder  zu 
einer  gemeinschaftlichen  Kasse  und  Ausgabe,  bes.  für 
Essen  und  Trinken.  ,Gratis  (conviva  recumbis),  on 
ürten  geben.'  Fris.  ,Symbolum  dedit,  er  hat  sein  ürten 
oder  zech  geben  oder  sein  schütz  [Beitrag].'  ebd.; 
M.\L.;    vgl.   .zuosamenschutz  in  einer  ürten,   collecta.' 


4S9 


Art,  ert,  irt,  ort,  nrt 


490 


ebd.  .Collectam  a  conviTis  exigere,  die  ürton  forderen 
und  aufuenmien.'  ebd.  ,I>ie  ürte,  ürten,  irche  [1.  .irtlie']. 
orten,  zech,  .synibolum,  collecta,  collatio.-  lOO'i,  Eeo. 
—  2.  (auch  Dim.  Urleli  Gl)  Rechnung,  bes.  die  an 
einen  Wirt  zu  bezalilende  Zeche,  auch  von  ein- 
zelnen Gasten  als  solchen,  allg.  Macheä  d'  Ürte, 
Frau  Wirti"!  .Wirt,  mach  mir  d'  Urti,  ich  muoss 
gän.'  RManüel.  Scherzh.  höflich  beim  Abschied  aus 
einem  gastfreundlichen  Privathause:  Er  [ihr]  chünned- 
mer  iez  d'  U.  m.,  und  ivenn  der  Hausherr  dies  ab- 
lehnt: so  chümmed  's  bald  cho-gen  l''eieh'  [um  einen 
Gegenbesuch  zu  machen]!  Z.  .Plötzlich  mitten  im 
Lärm  schrie  er  nach  seiner  U.  und  wollte  fort.'  Gotth. 
E  grossi  0.  rertue,  viel  verzehren  Ap.  D'  U.  usmache", 
mit  Karten-  oder  Würfelspiel  Ap;  Z.  Es  gilt  en  Ürti ! 
Bs.  , Ürten  üfschlaheii',  aufschreiben  lassen  GStdtf. 
TscHUDi  sagt  von  Waldmann:  .er  war  in  der  Jugend 
gar  arm.  liederlich  und  unhuslich,  dass  ihn  die  wirf 
nit  gern  haftend  von  wegen  Ufschlahens  der  Ürten.' 
TsciiUDi,  Chr.  Us  dr  Ü.  laufe",  das  Wirtshaus  verlassen, 
ohne  bezahlt  zu  haben  Aä;  Ap;  BsLd;  Z;  auchbildl. : 
sich  einer  Strafe  entziehen.  /'''  icill  scho"  helfe"  triuke", 
aber  d'  Ürte  g'end  ir.  Baurengespr.  XVUI.  D»,  Kappc- 
wirt,  iez  los  e  chlg",  Was  möeht  wol  eitsi  Ürti  sij"? 
Mir  ivei-si  [wir  wollen  sie]  gl;/'''  bizale!  BWvss  1865. 
's  ist  en  elende  Wärt,  u-o  [der]  nid  en  Ürte  borge  cha"". 
SüLGER.  ,Er  ist  ein  armer  wirte,  der  nit  gebeiten 
mag  einem  ein  einig  irte  bis  uf  einen  tag.'  Lied  1443. 
Gutt  cha""  wol  en  Ü.  borge".  Sülger.  le  schöner 
d'  Würti",  ie  schlimmer  d'  Ü.  ebd.  ,Ins  Wirtshaus 
habe  er  sie  nicht  mögen  kommen  lassen,  es  gebe  gleich 
eine  Ü.,  die  er  wieder  bezahlen  raiisste.'  Gotth.  ,Die 
wirte  söllent  leiden  [von  Polizeivergehen  Anzeige 
machen]  in  iro  hus  und  husmatten  und  wo  man  ir 
win  zuo  ü.  trinkt.'  1409/1-544.  ^■cHW  LB.  Der  Gerichts- 
frieden soll  gelten  ,darzue  in  allen  gewj'chten  kilch- 
höfen  und  ouch  wo  man  wyn  ze  ü.  trinket.'  ebd.  .Umb 
mal,  ürten,  fuoter  und  stallmiet.'  G  Stiftsarch.  .Vor- 
behalten das  Schach  und  Brettspiel  um  ein  schlechte 
[einfache]  Ürten.'  Z  Mand.  1485.  ,Und  ward  dhein 
Ürti  gemacht  und  von  Niemas  nützit  genommen'  im 
Waldmannschen  Auflauf.  ThFrickart.  In  L  wurde 
1504  verboten,  ,dass  dheiner  Min  Herrn  des  Rats  by 
dheiuer  Partei  essen  soll,  er  gebe  dann  ein  Ürten.' 
.Herzog  von  Lutringen:  „Mues  ich  gen  wie  in  diso 
ürten,  So  mag  ich  bald  nüumien  wirten."  Herzog  von 
Satl'oy:  ,Man  hat  mir  ein  ürten  g'uiacht,  Das  ich  sin 
nüt  han  g'lacht."  Polit.  Kaktensp.  ca  1514.  ,Um  kein 
mal,  noch  um  kein  urten,  noch  sunst  dings  spilen.' 
1518/1544,  Sfiiw  LB.  Vgl.  gästlen.  Die  Soldaten 
mussten  schwören,  im  FreundeslanJ  ,umb  essen  und 
trinken  zimlichc  [geziemende,  billige]  ürten  erberlich 
[in  ehrenhafter  Weise]  ze  bezalen.'  1521,  Absch.  ,Der 
würt  von  üch  kein  gelt  soll  nen;  Wir  wellen  d'ürtcn 
für  üch  gen.'  HBull.  15.33.  ,Es  ist  die  ürthen  umb 
das  niol.'  ebd.  [So  wird  die  Bestechung,  welche  die 
königlichen  Legaten  an  der  Mahlzeit  ihrem  Gastfreunde 
gaben,  bemäntelt].  ,Diewyl  die  frouw  in  abwesen  irs 
mans  uf  den  [Trink-]  stuben  etwa  die  ürten  mache.' 
Z  Gerichtssatz.  XVL  .Der  Vogt  hat  für  die  [zu  tiast 
geladenen  Beamten]  und  sich  34  Gld.  Orti  bezahlt.' 
1565,  MEsTERM.  ,Item  so  soll  kein  Wirt  keinem  (iast 
keiner  ürten,  uf  was  wys  und  mass  die  beschehen, 
warten.'  Z  Mand.  1568.  ,Ich  solle  im  den  sechscr 
liehen,    er  weite    mit   der    frowen    z'naclit    essen    und 


manglete  im  an  der  irti.'  Platt.  157"2.  ,Wiewoll  sy 
[die  Wirtsleute]  (betrunken  waren),  konden  sy  am 
morgen  die  irtin  woll  machen,  das  wir  alls  miessten 
zalen.'  ebd.  .Müeterlin,  ir  müessend  mir  d'ürtin  gen; 
Ich  wolt  jez  gähn  hin  zuo  dem  wein.'  Schertweg 
1579.  ,Die  ürten  an  d'  wand  kleiben.'  ebd.  Lt  LB. 
Ap  1585/1828  müssen  die  Wirte  bekennen.  ,ob  sie 
haben  lassen  um  orten  spilen'.  ,Uf  den  nüwjarstag 
17  pfd  12  ß  6  hlr  an  der  Morgensuppen.  Imbis,  Abid, 
dann  niemants  kein  ürt  geben  [weil  Niemand  Etwas 
bezahlte].'  Z  Schnegg.  1595.  , Allwegen  abends  umb 
fünfe  soll  [in  den  Wirtshäusern]  die  ürten  gemacht 
und  gerueft  und  kein  wein  weiter  geholet  noch  auf- 
gestellet  werden.'  G  Mand.  1611.  Die  Mahlzeiten  an 
Hochzeiten  , sollen  angohn  unib  10  uhren  und  sich 
enden  umb  die  zwei,  und  sobald  es  2  geschlagen,  sei 
der  Wirt  die  ürten  rüeffen.'  G  Mand.  1611.  ,Die  ürten 
rüeö'en',  die  Zeche  verkündigen  (Polizeistunde!),  dem 
Trinken  ein  Ende  machen.  Z  Ratserk.  v.  1627.  ,Dess- 
glychen  lassen  wir  zu  als  ein  Manns-  und  Lybsübung 
das  Kuglenwerfen,  Ballen-  und  Kuglensehlagen  auch 
Blattenschiessen  und  das  Brettspil.  doch  allein  von 
kurzwyl  wegen  oder  nit  höcher  dann  zum  tag  umb 
ein  einzige  Urti  und  das  keiner  mit  wyterem  Spilen 
die  verlorne  Urti  uf  einen  Andern  tryben  möge.'  B 
Mand.  16'28.  ,Die  Ordnung,  schlag  und  tax  der  Ur- 
ten en  soll  in  ein  Tafelen  geschriben  und  in  jedem 
Wirtshus  ufgehenkt  werden.'  ebd.  ,Und  so  einer  syn 
Hochzyt  ussert  synem  hus  haltet,  soll  er  nit  gaaben 
lassen,  sonder  mänigklicher  syn  ürten,  wie  wir  diesclb 
den  Wirten  taxieren  werdend  und  sy  darumb  mit  spys 
und  trank  ehrlich  tractieren  sollend,  zu  bezahlen 
schuldig  syn:  da  dann  über  das  kein  Bräutigam  dem 
Wirt  uf  jetzt  bestimbte  ürten  usserthalb  drü  pfunden 
in  die  Kuchi  weder  wenig  noch  vil  us  synem  seckel 
bezahlen  mögen.'  Z  Mand.  1650.  ,Als  Einer  bei  einer 
Mahlzeit  d'  Ürten  suchte,  schütt't  er  's  Geld  auss  'm 
Seckel  utf 'n  Tisch  [usw.].'  Schimpfr.  1651.  ,Es  soll 
in  Wirt-  und  Schenk-Häuseren  mehr  nit  als  um  ein 
Urti  geborget  werden.'  L  Stadtr.  1706;'65.  Bildlich: 
Blachsch-dr  d'  Ü.  und  isch-dr  's  Lebe  verleidet?  Hebel. 
Emm  d'  0.  mache,  Einen  hart  bestrafen  Ap.  Eium  e 
türi  [teure]  Ö.  mache,  schröpfen,  ausbeuten,  ebd.  Er 
«Iiunnd  e  süberi  U.  iihcr,  sein  Verfahren  wird  üble 
Folgen  nach  sich  ziehen  Z.  I  tiitl-em  d'  Ü.  scho" 
mache!  er  soll  mir  dafür  büssen.  ebd.  ,Bi  dem  him- 
lischen  nachtmal  lebt  man  wol  und  gibt  nieman  nüts, 
die  üi'ten  hat  er  [Christus]  selbs  bezalt  am  krüz.' 
NMan.  ,Was  band  wir  armen  lüt  mit  dir  zuo  Rom 
zuo  schatten  y  Orias  brief  wurd  [zu  Teil]  dem.  der 
mit  dir  gan  Rom  lief.  Ich  sitzen  nit  so  tür  in  die 
ürten',  gebe  nicht  so  viel  Geld  dafür  aus.  ebd.  .Das 
Volk  muoss  uns  die  ürten  gen.'  HBull.  1533.  ,Beit 
mit  der  irten,  frag  auch  den  wirf,  mach  die  Rech- 
nung [hier  biklL]  nicht  ohne  den  Wirt.  Salat.  ,A1so 
hat  Brandifer  die  yrte  gmacht  on  den  wyrt.'  Zielv 
1521.  ,Ich  macht'  mein  ürt  Zu  Rapperschweyl  ohu 
Würt',  hatte  mich  verrechnet.  Vilm.  Lied  1653.  ,Er 
hat  die  Ürten  hinder  [ohne]  dem  Wirt  gemacht.'  Hosr. 
.Wann  mit  der  Mass  wir  wollten  messen.  Wie  du  uns 
gmessen,  müsst  dein  Leben  Die  Zech  und  rechte  Ürten 
geben.'  1702,  JCWeissenb.  —  3.  Trinkgesellschaft, 
-gelegenheit,  -gelage  in  einem  Wirtshaus;  Essen  und 
'l'rinken  daselbst;  „Gasterei,  Gastmahl  Gr".  Er  het 
en  IJ.  ifitiiii.  an  einem  Gelage  Teil  genommen,  tüchtig 


491 


Art,  ert,  irt,  ort,  ni't 


492 


gezecht  BSi.  Die  gemeinsam  zechenden  Personen 
(Pärchen):  ,Benz  stojifete  [gieng]  in  der  Gaststube 
herum  und  fiuchte  vor  jeder  Ü.  über  das  Schelnien- 
haus.'  B  Kai.  1843.  ,Das  entweder  teil  [der  beiden 
Eigentümer]  in  der  vesti  nit  win  schenken  soll  by  der 
mass,  noch  kein  zech  und  urten  darin  nit  haben,  denn 
mit  iren  knechten,  es  beschech  denn  mit  ir  beider 
willen.'  G  Schiedspruch  1419.  Ein  der  Teilnahme  an 
einem  Mord  verdächtiger  und  flüchtig  gewordener 
Mann  durfte  nach  seiner  Rückkehr  mit  den  Freunden 
des  Erschlagenen  ,an  keine  Ürti  sitzen  oder  [es  sei 
denn]  sie  ruefen  im,  aber  auch,  wenn  sie  kommen, 
nicht  aus  der  Ü.'  Zg  Hünenb.  1420.  ,Kein  geistlicher 
darf  auf  keine  zunft  in  keine  ürten  gan,  ausgenommen 
au  offenen  schenkinen.'  Z  Mand.  148.5.  ,An  ainem 
firtag  zum  wyn  gän,  aber  nit  mer  dann  ain  ürten 
tuen.'  G  Stiftsarch.  ,Dass  er  in  einer  ürten  sich  siner 
laster  rüemt.'  Ansh.  ,Uf  den  jarziten,  kilchwyhineu 
und  ander  urtinen.'  GBrünner  1522.  ,Uf  den  gassen 
und  by  den  ürten.'  Z  Ratsver.  1523.  , Sollt  ich  nit  in 
myner  fryen  ürten  [in  offenem  Wirtshaus]  guoter 
dingen  syn?'  1625,  Absch.  ,In  gemeiner  öffentlicher 
ürte.'  Z  Regensd.  Geistl.  1525.  ,Die  döchteren  hand 
iri  sonntäglichen  ürten  mit  knaben  vermischt,  dess  die 
ättinen  [Väter]  kein  acht  band.'  1529,  Ecli  Act.  ,l)er 
nun  in  einer  ürti  in  bys3'n  des  kilchherren  daselbs 
•unverholen  harusgeredt.'  1531,  Strickl.  ,In  welcher 
ürten  harpfen  und  lauten  und  wein  sind.'  1531/48, 
Jesaj.  (=  ,in  deren  zechen.'  1GÖ7).  ,Sy  werdend  wie 
die  dorn,  die  in  einander  geflochten  sind,  und  wie  die, 
die  in  einer  ürten  bei  einandern  sitzend  und  trinkend, 
wie  das  strouw  verzeert  werden.'  1531,48,  N.\hum 
(=  ,Zech'.  1(J57).  ,Der  stubeuknecht  [der  Trinkstube 
auf  dem  Rathaus]  sei  ouch  zue  den  ürten  wyn  tragen, 
und  wenn  er  ob  30  mannen  in  der  ürten  hat,  soll  im 
der  weibel  oder  wachter  helfen  tragen  undynschenkeu; 
darumb  gend  [geben]  sy  kein  ürten.'  Elgg.  Herrschftsr. 
1535.  ,N.  N.  ist  gestraft  und  soll  in  kein  urten  mer 
gan  weder  tag  noch  nacht,  sondern  solle  ime  die  ge- 
sellschaften  und  all  urten  verboten  sin.'  8ch  Ratsprot. 
1535.  ,An  sontagen  und  gobanneten  firtagen  mag  er 
wol  mittag  urtenen  tuon,  doch  sind  im  die  Schlaftrunk 
und  das  kartenspil  allerding  verbotten.'  ebd.  1530. 
,Es  sol  sich  ein  eerenwyb  hinder  und  one  iren  eemann 
nienan  in  kein  gsellschaften,  ürten  oder  schlaaftrünk 
ynlassen.'  HBull.  1540.  , Welche  almuossen  innem- 
inend,  der  sol  in  kain  urten  gon,  och  kain  .spil  tuon.' 
Kessl.  ,Abt  Eglülf  was  ain  gesellig  man,  der  sich 
mermals  bei  den  burgern  in  gemeinen  ürten  und  mal- 
zeitungen  finden  liess.'  Vad.  ,In  ürtinen  bym  wyn.' 
HBoLL.  1572.  ,lnter  vina,  beim  wein,  in  der  ürten 
oder  ziich.'  Fris.  ,Ein  lange  urten  oder  zech  tuon, 
pocula  ducere.'  Mal.  ,Von  solicher  werten  wegen  sol 
er  hinfür  in  dhein  [keine]  urten  gan  bis  uf  myner 
herren  gnad.'  Z  Stdtsatz.  XVI.  ,Mänklicher  soll  es  by 
einer  ürten  belyben  und  sich  derselben  settigen  lassen.' 
Z  Ratserk.  1572.  ,Hinfüro  soll  man  disere  Ordnung 
halten,  dass  man  by  einem  Abendtrunk  ald  ürten,  es 
syge  an  einem  Sonntag  oder  in  der  Wuchen  nit  lenger 
by  einanderen  blyben  solle,  dann  Abends  biss  umb  die 
sechse,  da  alwegcn  umb  fünfe  die  ürten  gemacht  und 
gerüeö't  werden.'  Z  Mand.  I(jl0.  ,Wann  sich  aber  un- 
nütze liederliche  Gest  über  [ohne,  gegen]  des  Wirts 
Willen  in  die  Urti  lassen  [in  die  Wirtsstube  eintreten] 
wurdend.'   B  Mand.  1628.     Es  soll  .Tedem,  der  öffent- 


liche Unterstützung  in  Anspruch  nimmt,  ,verbotten 
seyn,  äussert  seiner  Herberg,  oder  wohin  er  auss 
christlichem  Mitleiden  zu  Gast  geladen  wird,  keine 
Urten  und  Zechen  nirgends  zutun.'  Klingl.  1693.  ,So 
wollen  unser  gn.  Herrn,  wann  der  Malzeit  ürten  auss 
[sind],  dass  dann  alsbald  das  Tischtuch  aufgebebt 
werden  solle,  damit  die  Gest,  das  die  ürten  ihr  end- 
schaft erlangt,  wissen  mögen.'  [Später  Genossenes 
solle  der  Wirt  ,speciflce',  was  es  kostet,  vorrechnen.] 
Bs  Chr.  1779.  ,Uf  das  höw  mögend  die  Dorfmeyger 
ein  gmein  ürten  tuon.'  Offn.  Weningen.  Auch  Ort 
des  Zechens:  ,Alle  die  so  in  offne  ürten  und  trink- 
stuben  gand.'  Z  Ratserk.  1564.  Das  mit  einem  Trink- 
gelage verbundene  Aufgebot,  die  Verhandlungen  des 
Handwerks  scheinen  gemeint  zu  sein,  wenn  das  Statut 
von  B  Ndrgerbern  M.  XV.  denjenigen  mit  Busse  be- 
droht, welcher  ,in  die  Ürte  redet',  ohne  dazu  Auftrag 
zu  haben  —  ein  Ausdruck,  welcher  an  dieser  Stelle 
gewiss  noch  buchstäblich  zu  verstehen  ist,  obwohl  in 
neuerer  MA.  (z.  B.  der  Lausitz)  , Einem  in  die  Orte 
fallen'  zur  blossen  RA.  i.  S.  von  , unhöflicherweise  ins 
Wort  fallen'  abgeblasst  ist.  —  4.  Hochzeitgeschenk. 

a)  welches  Hochzeitgäste  von  (nicht  anwesenden  oder 
auch  anwesenden)  Verwandten  oder  Freunden  be- 
kommen ScH;  Z.  Solche  Geschenke  werden  zum 
Hochzeitsmahl  gegeben  (i' d'  Ü.  ge'  Z),  geschickt 
{i",  a"  SüLGER,  d'  Ü.  schicke"  Sch;  Z),  oder  (etwa  von 
verkleideten  Kindern,  welche  dabei  eine  gereimte 
Widmung  sprechen)  getragen  (t"  d'  Ü.  träge'  Z). 
,Als  dann  die  zyt  bar  under  dem  jungen  volk  diser 
missbrauch  fürgeloffen  [vorgekommen],  dass  sy  ein- 
anderen nit  allein  spöttliche,  sonder  auch  ärgerliche 
Sachen  zur  ürten  geschickt,  so  tuend  wir  hiemit  so- 
liches  ürtenschicken  als  ein  unnötig  ding  gänzlich 
verbieten;  wofehr  aber  jemands  dem  anderen  umb 
ehren  und  fründschaft  [Verwandtschaft]  willen  die 
ürten  an  einer  hoehzyt  verehren  wollte,  soll  dasselbe 
vor  ald  nach  der  mahlzyt  in  aller  stille  beschehen.' 
Z  Ratsver.  1650.  In  Z  werden  die  Überbringer  solcher 
Geschenke,  Ürtenträger,  an  einem  eigenen  Tische  be- 
wirtet. ,Den  Wirten  wirt  durch  das  Ürtenschicken 
bei  Hochzeiten  an  Speis  und  Trank  gar  vil  verzogen 
und  verschleikt  [verschleppt].'  Z  Mand.  XVII.  Für 
das  Empfangen   gilt   die  RA.  i"  d'  Ü.  überchö"  Z.  — 

b)  welches  dem  Brautpaar  von  den  Gästen  darge- 
bracht wird:  *"  d'  Ü.  gi"  ZO.  —  5.  Civilgemeinde, 
jetzt  nur  Allmendgenossenschaft,  früher  auch  politi- 
scher Wahlkreis.  Nnw  ist  bei  6  Pfarreien  in  13 
(früher  11),  Engelbg  in  4  .Ürtenen'  (das  übrige  Oiiw 
nur  in  , Kirchgänge')  geteilt.  ,Und  soll  kein  Usserer 
[Auswärtiger],  der  nit  mit  Für  und  Liecht  in  der  Irti 
gesessen  ist,  in  das  Ried  nit  [nämlich  sein  Vieh]  try- 
ben.'  1389.  Archiv  Stans.  ,Wa  first  u.  soll  [Schwelle] 
geleit  wird  und  man  zimmret  in  unser  ürte.'  Offn. 
Buochs  1433.  ,Wer  in  ira  ürti  ein  zeit  haushäblich 
[gewesen]  und  da  gestorben  syg.'   1496,  Uw. 

Grundf.  ürtin  ('Urtlii),  alui.  'urli,  mild,  urte,  iiric;  in 
unserer  ä.  Lit.  noch  häufig  (durch  Eiufluss  der  vollen  Plural- 
form -i'iien)  mit  heibuhaltenem  n.  S.  hierüber  Gr.  Gr.  1* 
6'28  f.  2''  163,  hes.  aber  Hauffs  Ztschr.  19,  425  ff.  Der 
Stammvoc.  erscheint  jetzt  durch  Einfluss  des  r  gedehnt,  auch 
einmal  diijhthongiert  (Üa-Iej;  ir,  ö^  t*  sind  nur  lokale  V.v 
riauten.  Betr.  die  zu  der  Grundf.  stimmeude  Pluralform  auf 
-inen,  -enen  s.  Dial.  S.  206  f.  Die  vorherrschende  Form  Ürte 
weist  darauf,  dass  die  urspr.  Bildung  auf  -i  (-ja)  schon  früh 
in   die  a-Reihe   übertrat.     Das  W.  ist  regelrecht  gebildet  vnn 


493 


Art,  ert,  irt,  ort,  nrt 


494 


,Ort',  ila  in  allen  solchen  Stämmen  u  statt  o  eintritt,  sobald 
die  Eiuiiing  ein  i  enthält;  vgl.  ä.  nhtl.  ,gülJeu'  von  ,Gold', 
nhd.  .hübsch'  d.  i.  hüi-isch  neben  , höfisch'.  —  Die  Bedd. 
dürften  sich  von  ,Ort'  in  dessen  Bed.  .Bruchteil'  ungefähr 
entsprechend  unserer  Anordnung  entwickelt  haben.  Treffende 
Parallele  zu  den  Übergängen  zwischen  '2  —  5  bietet  das  W. 
, Zeche',  welches  aus  dem  Grundbegriff  .Reihenfolge,  reihen- 
weise Verrichtung  und  Anordnung'  im  Mhd.  die  Bedd.  , Ge- 
sellschaft, Genossenschaft,  Zunft,  Verein,  Gemeinde;  Ort  der 
Zusammenkunft;  Geldbeitrag  zu  gemeinsamer  Zehrung,  Ver- 
einskasse; Gelage,  Schmaus;  Wirtsrcchnung'  entwickelt  hat. 
Teilw.  stimmt  auch  zu  Ürte  und  , Zeche'  das  Verhältniss  von 
.Börse'  zu  ,Bursch',  Purst  f.,  welches  auch  bei  uns  noch  die 
Genossenschaft  der  ,Burschen'  bedeutet.  Vrte  5  entspricht 
der  Bed.  von  Ort  (Örtli)  als  Bruchteil  einer  Münze;  daran 
mag  sich  denn  auch  das  u.  folgende  Irtumj  knüpfen.  Mit 
dieser  Bed.  mag  unser  W.  .auch  ins  Churw.  aufgenommen 
worden  sein,  da  der  älteste  der  3  Teile  der  Gr  Gemeinde 
Lugnez  orta  heisst.  —  Zu  4.  Ob  das  Verbot  des  Ürten- 
schickens  im  Gl  Laudb.  ISO?  und  183.5  und  in  den  Z  Ge- 
setzen XVII.  XVIII.  (s.  Sp.  15  El)  sich  auf  a  od.  b  beziehe, 
ist  unklar.  Das  Verhältniss  dieser  Ürten  betreffend  ist  be- 
achtenswert, dass  noch  heute  in  AaBb.  ,Ürtenhochzeit'  eine 
solche  heisst,  an  der  die  Gäste  anf  eigene  Kosten  zechen, 
und  dass  auch  in  Th  noch  bald  die  Gäste,  bald  der  Bräu- 
tigam die  Kosten  des  Hochzeitmahles  tragen.  Das  Gegenteil, 
,ein  unverdingtes  Hochzeit"  zu  veranstalten,  war  nach  dem 
G  Mand.  1611  au  den  Besitz  von  3000  Gulden  Heiratsgut 
geknüiift.  Danach  ergibt  sich  als  mutmassliche  Entwicklung 
der  Sitte  Folgendes.  1)  Urspr.  hatte  (wenigstens  in  den 
mittleren  und  unteren  Ständen)  bei  Hochzeiten  jeder  Gast 
seinen  Anteil  au  der  gemeinsamen  Zeche  (Ürte  1}  zu  tragen, 
resp.  an  den  Wirt  zu  entrichten.  ,Der  Hochzeiter  kommt 
mit  dem  Koch  und  Kellerjueistcr  überein,  dass  ein  Mann 
zahle  6  Batzen,  eine  Frauensperson  14  Schilling.'  JKeller 
1661.  Das  nannte  man  auch  ,das  Hochzyt  (mit)  dem  Wirt 
verdingen.'  In  Ap  war  im  XVII.  die  Zeche  an  Hochzeit- 
liiahlen  per  Kopf  obrigkeitlich  festgestellt.  ,Die  Ürte  wird, 
n.ach  altem,  löblichem  Bruch  und  Gewonheit,  von  etlichen 
guten  Landleuten  gerechnet  und  überschlagen,  und  kommt 
ein  Mann-  und  Wybsperson  um  II  batzen.  ein  Jungfrau  um 
4  bat/en.  Die  Eheleute  nehmen  aber  einem  Jeden  ab  seiner 
Ürten  2  batzen';  am  Schluss  ladet  der  Wirt  die,  welche 
etwa  noch  nicht  ganz  satt  wären,  ein  ,zu  bleiben  und  zu 
harren,  so  will  er  einem  Jeden  umb  synen  Pfennig  lassen 
worden,  so  wyt  der  allmächtig  Gott  Gnad  gibt'.  Werb.-B. 
1670.  Beides,  das  Zechen  hinterher  und  die  Bezahlung  der 
Zeche  durch  das  Brautpaar,  wurde  anderwärts  von  der  Obrig- 
keit verboten.  ,Wann  die  ürten  gerüeft  worden,  so  soll 
dieselbig  von  einem  .jeden  hochzeitgast  also  bar  eingezogen 
werden,  und  ein  jeder  hochzeitgast  für  sich  selbs  also  bar 
bezahlen,  und  der  bräutigam  noch  braut,  noch  jemands  von 
ihro  wegen,  nit  gewalt  haben,  für  jemand  zu  bezahlen  oder 
gastfrei  zu  halten.'  G  Mand.  161 1.  Auch  die  obige  Z  Eats- 
verordn.  1650  drückt  sich  noch  so  aus  (.die  ürten  verehren'), 
dass  V.  als  die  Zeche  des  Gastes  erscheint.  Oder  der  Ein- 
zelne konnte  (und  dies  war  wohl  der  primitivere  Brauch) 
einen  Beitrag  an  Speise  und  Trank  in  natura  mitbringen. 
2)  Später  kam  die  Sitte  auf,  dass  der  Bräutigam  die  Ge- 
sammtkosten  trug,  aber  dafür  durch  Gaben  der  Gäste  teil- 
weise entschädigt  wurde.  3|  Wo  der  ä.  Brauch  fortbestand, 
wurden  die  Gäste  für  ihre  Beiträge  entschädigt  durch  Ge- 
schenke ihrer  Verwandten  und  Freunde,  welche  sie  an  der 
Rochzeit  mit  zu  verlreten  hatten.  Vgl.  (luclana.  4)  Dieser 
Brauch  dauerte  dann  (ohne  Sinn  und  Zweck)  fort,  auch 
nachdem  (besonders  in  den  hohem  Ständen)  2  herrschend  ge- 
worden war.  Die  altern  dem  Bräutigam  nach  2  geleisteten 
Beiträge  der  Gäste  konnten  z.  T.  mit  den  Geschenken  zu- 
sammenfallen, die  num  dem  Brautpaar  aus  Anlass  sidner  Ver- 
bindi^g  ohnehin  machen  wollte,  aber  diese  let^itern  werden 
sonst  nicht  Ürten,  sondern  (lalmi  oder  (/Dusstiir  genannt, 
und  in  den  Städten  (Bs;  Z)  nicht  am  Hochzeitst.'Vgc,  sondern 
vor   oder    n.ich    demselben    dargebrai'ht;    so   dass   b   nur   auf 


einer  Ungenauigkeit  des  Ausdruckes  und  Verwechslung  mit  a 
beruhen  dürfte. 

Abeiid-ürten:  Besuch  des  Wirtshauses  uml  Trunk 
daselbst  am  Abend.  Syn.  Ahendsech.  ,Da  gabind  min 
heren  den  schützen  zur  abindürtcn  wyn  zu  trinken.' 
Edlib.  ,Um  abendürtenzyt.'  Salat.  .Vergangner  tagen 
syge  er  zuo  Zug  an  einem  hochzit  gesyn  und  [zwar] 
in  der  abendürti.'  Z  Verhöracten  1522.  ,Das.s  mer 
dann  ein  abentürti  ouch  mer  dann  ein  Schlaftrunk 
ze  tuon  ¥erbotten.'  15'29,  Egli,  Act.  ,Kein  wirt  soll 
des  tags  niemants  mer  dann  ein  abentürten  und  ein 
Schlaftrunk  geben,  ouch  keiner  mer  dann  ein  a.  und 
ein  schl.  tuon.'  Absch.  1530.  ,Es  soll  in  einer  abent- 
ürten nit  meer  wyns  dann  uf  dryg  personen  ein  köpf 
geholet  und  ufgetragon  werden.'  Z  Ratserk.  1572.  ,An 
den  Sonntagen  solle  meniglichen  (aussgenommen  die 
stockleut  [Almosengenössigen])  ein  abendürten,  es  seye 
bym  wein  oder  most,  zetun  nicht  abgestrickt  sein.'  G 
Mand.  1011;  an  Werktagen  war  nur  die  ,Tagürte', 
d.  i.  zw.  2 — 6  U.,  gestattet;  nur  .Eeginientspersonen, 
die  von  geschäften  wegen  bei  einandern  sind,  ist 
underweilcn   ein  abendürten  zu  tun   nit   abgestrickt.' 

Nach-:  nachträgliches  Zechen,  nach  Schluss  der 
eigentlichen  Wirtschaft,  über  das  Bedürfnis.s  und  die 
Zeit  hinaus.  Vgl.  Schupf-.  ,Ich  wil  nit,  dass  die 
wirt  jemants  zuo  nachürtinen  oder  schlaftrunken  wyn 
in  ander  hüser  ze  tragen  understanden.'  Th  Mand. 
1530.  Bei  Hochzeiten  pHegte  in  ApA.  der  Pfarrer  um 
9—10  Uhr  Abends  in  der  Gaststube  die  .Abd;inkung' 
zu  halten.  Hierauf  wurde  die  Hochzeitgabe  einge- 
nommen und  die  Nacliürte  nahm  den  Anfang,  wobei 
Ledige  und  Verheiratete  sich  zu  Paaren  zusammentaten. 

Nacht-;  Nachtmahlzeit  zu  Ehren  eines  Braut- 
paars am  Hochzeitstag  von  den  ledigen  Altersgenossen 
gehalten,  und  wozu  der  Bräutigam  Geld  oder  Wein 
und  Brot  liefern  muss  ZW.  In  ZWeiningen  u.  Urd. 
halten  auch  die  Mädchen  mit,  nachdem  sie  mit  den 
Burschen  das  Brautpaar  zur  Kirche  und  wieder  nach 
Haus  begleitet  haben.  Im  Wirtshaus  haben  sie  Essen, 
Tanz  und  Trunk  bis  am  Morgen  und  am  folgenden 
Nachmittag  nochmals  bis  in  die  Nacht.  Früher  galt 
statt  dieser  Nachfeier  am  2.  Tag  das  .Eiereinziehen' 
(s.  Sp.  14).  In  Urdorf  heisst  Nacht-Ü.  sowohl  das 
vom  Bräutigam  den  Burschen  seines  Heimat-  und 
Wohnortes  verabfolgte  Geldgeschenk  als  der  daraus 
veranstaltete  Trunk  und  Tanz.  Auch  die  Hochzeit- 
musik wird  daraus  bestellt  und  bestritten,  und  an 
dem  Tanz  nimmt  auch  das  Brautpaar  mit  den  Gästen 
Teil.  Wenn  ein  Bräutigam  nur  wenig  gibt,  so  lässt 
man  die  Nacht-U.  von  mehreren  Hochzeiten  zusammen- 
kommen.    Vgl.  Hanss. 

Schupf-:  nachträgliche  Fortsetzung  eines  Zech- 
gelages. Vgl.  Nach-.  .Dann  unser  Herren  |  von  '/.  \ 
dises  unmässigs  zeeren,  de.sglycheu  die  scliabcton, 
loubröckin,  spicketen,  sclileglen,  byrielin  oder  schupf- 
ürtcn  und  schmätzmässli.  wie  die  bisshar  gebruclit, 
gänzlich  hiemit  abgestellt  und  verboten.'  'I'n  Maiul. 
1530,  nach  dem  gleichzeitigen  Z  Mand.  .Längst  so 
die  glogg  abents  viere  schlaf  [soll  man  mit  Zechen 
enden]  und  kein  wytere  schupf- ald  nach-ürten  machen.' 
Z  Katserk.  1572.  —  Schuj>f  vwdt  mit  .schiebe«',  gleichs. 
.Nachschub'. 

Tag-:  1.  Wirtshausbesuch  oder  Wirtschaft 
während   des   Tages   und   das   d:iboi   geschehende 


495 


Art     iirt.     Ai'fscll— urtscli.     Arw— urw.     Al'X-  nix.     Arz- 


496 


Essen  und  Trinken  im  Unterschied  von  Abend-  und 
Nachtürte.  Syn.  Tagtrurik.  ,Weil  man  dem  junjfen 
ledigen  Volk  zulasst,  den  ersten  Sonntag  in  einem  jeden 
Monat  ein  Ta^-Urton  in  einem  öffentlichen  Wirtshaus 
mit  einanderen  zu  tun.'  ApA.  Eheger.- Ordn.  .Wir 
liessend  si  [die  Gesandten]  bitten,  dass  si  disen  tag 
hie  bliben  und  die  tagürten  mit  uns  tuen  und  darnach 
das  nachtraal  mit  uns  halten  weitend.'  VAn.  ,Wann 
sie  [die  Wirte]  in  offner  tagürten,  schupfürten,  schlaf- 
trunken oder  anderen  zechen  wein  holen.'  Offn.  ZSth. 
1562.  ,Perpotatio,  das  yemerwärend  trinken  und  zuo 
dem  wein  gon,  tagürten.'  Fris.  ;  Mal.  ,Üas  die  kilchen- 
und  schueliliener  zue  keinen  tagürten  oder  schlaf- 
trunken uf  die  trinkstuben  gangind.'  Z  Mand.  1581. 
,Und  so  solle  bei  disen  tagürten  zu  dem  trunk  anders 
nichts  aufgestellt  werden  als  brot,  käs,  ziger,  schmalz, 
nuss  und  andere  obsfrücht.  keinerlei  gekochte  speisen.' 
G  Mand.  1611.  Bei  den  Appenzellem  ist  !t  Verordnung 
von  1612  alle  4  Wochen,  am  Fasnacht-Sonntag  und 
-Dienstag  und  am  Ostermontag  eine  Tagürte  erlaubt; 
das  ledige  Volk  muss  aber  Abends  um  4  Uhr  in  aller 
Stille  heimziehen  und  kein  Wirt  darf  einem  Paar 
etwas  Anders  als  Brot  und  Wein  geben,  noch  mehr 
denn  10  Kreuzer  Urte  machen.  —  '2.  Hauptmahl- 
zeit oder  die  Mittagszeit.  ,Hand  den  tanz  ghalten 
an  2  Orten,  nämlich  am  Fischmark{t)  zum  ersten  vor 
.der  tagürten  [Vormittag],  nach  der  tagürten  vor  der 
Oberstuben.'  UMey.  Chron.  —  3.  Unterhalt  an  Speise 
und  Trank  während  des  Tages  ausserhalb  des 
Wirtshauses.  .Die  [Gesellschaft]  empfieng  man  erlich 
[ehrenvoll]  und  warend  zwen  tag  hie;  schankt  inen  die 
.stat  die  tagürten.'  Vad.  —  4.  Taggeld  zur  Verkösti- 
gung von  Beamten.  ,Und  hed  ein  amptman  die  tagürti 
und  soll  sonst  nit  wyter  uf  myne  Herren  zeren.'  1552, 
Ni)W  LB. 

Berchtoldstags-ürte :  Zeche  untergeordneter 
Beamter  am  Berchtoldstag  (2.  Jan.)  aus  der  Gemeinde- 
kasse bestritten.  ZNdrgl.  1789. 

Win-:  Gastmahl.  ,Wie  der  Karfunkelstein  in  gold 
eingefasst  leuchtet,  also  ist  das  Musicspil  in  der  wein- 
ürten  [Weinurten].'  15.31/1707,  Sirach. 

Zech-  übersetzt  TscHi-Di,  Gallia,  das  lat.  convivia 
bei  Tacit.  Germ.  22. 

ürtnen:  zechen.  ,Der  portner  sol  in  der  port 
kain  gesellschaft  noch  gebrächt  [Lärm]  haben  noch 
ü.,  och  nit  spilen  noch  karten  [mit  Karten  spielen] 
lassen  onerlobt  [ohne  Erlaubniss].'  Wvler  Copie-B. 
Es  mag  Einer,  wenn  ein  guter  Freund  ihn  besucht, 
niit  ihm  wohl  ,ü.  und  trinken.'  Kriess.  1419. 

Urtner  m.:  Mitglied.  Teilhaber,  Bürger  einer  Ürtc 
(Bed.  5),  bes.  i.  S.  v.  Alpgenossenschaft  Ndw.  Syn. 
Kilcher,  Teiler,  Genoss.  , Erklagend  sich,  dass  ihnen 
die  Urtner  enet  dem  mos  ir  rieter  geetzt;  daruf  machten 
die  Urtner  kundlich,  dass  sy  das  riet  järlich  etzen 
sollen.'  Ndw  1389.  ,Im  Namen  der  Ürtnern  ab  Stans- 
stad.'  ebd.  1496.  ,Zu  der  Ürtnern  band.'  ebd.  .Ge- 
meine U.  hend  erkennt,  dass  ein  geborner  Ü.,  so  ussert 
der  Urti  huset  und  begerte,  dass  seine  Kinder  Ü.  sein 
sohlt,  sich  bei  dem  Urtivogt  anmelde,  dass  ers  in  das 
l'rtibuoch  schreibe.'  ebd.  XVII. 

l'rtung  ,Irtung' f.:  Wertung  einer  Münze.  ,1486 
bott  man  ein  Tfund  Anken  um  20  haller;  dz  macht 
die  i.  der  obgenannten  münz.'  Edlib. 


Artsch  a.  Adam  Sp.  85.      Artschier  s.  Arsclücr 
Sp.  469. 


arwen  s.  arbcn  Sp.  421.       Arwolte  s.  Ar-uoltc. 

in-äl'wen.  ,Es  sol  ein  ieklich  keller  sich  selben 
des  ersten  inerwen,  darnach  myner  frowen  lüte  ze 
Elvingen.'  Offn.  Elflngen  ca  1322.  Rochh.  erklärt: 
.durch  Kauf  sich  einbürgern  als  Erbgenosse',  allein 
es  fällt  schwer,  sich  das  sachliche  Verhältniss  darauf 
hin  klar  zu  machen.     S.  auch  ärhen  Sp.  421. 


Arxle"  s.  Ärzele". 


Arzet  m. :  Arzt.  So  noch  in  dem  Comp.  Stadarzet, 
s.  d.  Auch  SuLGER  hat  noch  das  Comp.  Arzetliunte 
[Conto,  Rechnung].  Sonst  scheint  das  W.  fast  allg. 
durch  .Doktor'  [Tul-ter,  s.  d.)  ersetzt,  während  das  Vb. 
arznen  im  Munde  des  Volkes  fortlebt.  —  Im  XVUI. 
trugen  die  Ärzte  (in  Städten)  noch  allg.  rote  Mäntel 
als  Amtstracht.  —  ,Gott  macht  genesen,  der  A.  holt 
die  Spesen.'   WVisp. 

Mhd.  iirzät,  arzet,  aus  gr.-Iat.  archialer  (s.  Sp.  4:34).  ,Dann 
ich  bin  aar  Herr  dein  a.'  Exod.  1531/1667.  .Hippocrates 
der  verrüemptest  a.'  Fischb.  1.563.  ,Des  Arzets'.  Schimpfr. 
16.51.  , Arzet',  Pliir.  LLav.  1569  u.  1670.  ,Animas  nostras 
negotiantur  niedici,  die  arzet  treibend  k.aufmanDschatz  mit 
unserem  leben.'  Fris.  ,Defectu  medicorum,  durch  niangel 
der  arzet.'  ebd.  ,Gute  arzet'.  1666,  Hott.  .Nach  aller  arzten 
meinung.'  ebd.  ,Gott  fragt  nicht  nach  den  leiblichen  arzeten.' 
•JMiill.  1673.  .Verstendige  Arzet.'  1645,  Hofmstr.  ,Dass 
sie  beid  Arzncy  Doctores,  Gleicher  Künsten  Professores,  Bold 
Stadt-Arzet  [usw.].'   Tur.   Sep. 

Kalber-:  Tierarzt,  der  auch  Menschen  behandelt; 
Quacksalber.  ,Dise  kalberarzet  und  leutbscheisser.' 
TiERB.  1563;  vorher  .Landfarer'  genannt.  , Besonder 
etlich  Burenknebel,  welche  etwan  solchen  Kälber- 
arzend  gedient,  die  nemment  es  [das  Quacksalbern] 
dann  auch  zu  Händen.'  RCvs.  .Eine  höchst  verdamm- 
liche  Gewohnheit  der  Kalberarzet,  welche,  wann  die 
Patienten  verderbt,  damit  .sie  derselben  mit  Ehren  ab- 
kommen, in  ein  Bad  zu  schicken  pflegen.'  Hott.  1702. 

Müli-:  Mühlenmacher  Zof  (Mtll-J;  Z  Müllerbrief 
1767. 

Stadt-Schnitt-:  der  erste  Wundarzt  am  städ- 
tischen Spital  Z  (bis  1830).  Ihm  lagen  der  Bruchschnitt, 
Steinschnitt  und  die  Staaroperationen  ob,  während  dem 
2.  Wundarzt.  Spittelarzet,  die  Behandlung  der  Wun- 
den,* Knochenbrüche,  Verrenkungen,  Amputationen, 
Trepanationen  usw.  übertragen  waren.  Vgl.  Archiater 
Sp.  4.34. 

Stadt-  Städ-:  der  erste  Arzt.  bes.  für  innere 
Krankheiten  Z  bis  1S30. 

Arzetin  f.:  Arztin.  ,Frau  Dor.  v.  Mentlen.  .\r- 
zetin.-  U  XVL     .Frau  Barb.  v.  Roll.  Arzetin.'  S  XVI. 

—    Mhd.    nrzdfhinc. 

arznen:  1.  Intr.  a)  den  ärztlichen  Beruf  aus- 
üben, Arzneien  geben  Ndw.  's  Toktcrs  Sil"  hat  iez 
au  äg'fa  [angefangen]  arzne"  Z.  QuacksaLbcrn 
GrD.  (B.)  —  b)  einen  Arzt  gebrauchen,  Arzneien 
nehmen  Gr  (nach  TscH.f);  Ndw;  U.  I  ha"  scho"  c 
Jär  //'arzvet  und  lii'il-mci  Ntit  (fhidfe  7,.  —  c)  heilen. 


497 


Arz,  orz,  irz,  orz.  nrz.  —  As,  es,  is.  os,  us 


498 


Sprw.  ,Eiu  fröhlicli  Herz  arznet  wohl  [leicht].'  Kirch- 
HOFFR;  ScLOER,  froher  Mut  trügt  zur  Heilung  hei.  — 
2.  (trans.)  iirztlich  hehandeln,  kurieren;  Jlensehen 
Nnw,  mehr  nur  Tiere  UkD.  ,Die  g-eschwornen  Marker 
Süllen  den  frömbden  sehnüdknecht  besuchen,  ob  er 
recht  gearznet  syg  oder  nit.  Und  sol  niaister  N.  den 
sehniidknecht  wol  a.'  SciiEatsprotok.  153.'i.  ,Allwo 
alle  arme  Personen  von  dem  Statt-  und  Spitalarzet  aus 
oberkeitliehera  Kosten  gearznet  werden.'  JEEscuer 
lt!92.  ,Das  Boss,  so  er  gearznet.'  ZGrün.  1668.  Wein 
künstlich  verbessern,  resp.  fälschen  L  [Ikeich.].  Diese 
Kunst  wurde  schon  früh  geübt:  ,die  gearzneten  Weine.' 
Bs  XIV.  —  3.  refl.  ,Also  müesst  er  sich  lang  a.' 
1519,  Stulz. 

Mhd.  et-zejien  (erzen,  arzen)  von  dem  eutsprechenden  Subst., 
.iber  mit  Anlehnung  der  Ableitungsform  an  älteres  (syn.) 
hihhinon.  Die  weiter  gebenden  Verkürzungen  erscheinen  bei 
uns  nnr  in  den  folgenden  Ableitungen. 

Arzner  Ndw,  Arzer  P  silv.  m.:  Arzt  P.  .Mit 
libs  krankhaiten  so  tödtenklichen  behaft,  das  die 
arzner  kainen  trost  ferner  haben  wellen  zuosagen.' 
Kessl.  Einer  der  nicht  eigentlicher  Arzt  ist,  aber 
doch  mit  Krankheitsheilungen  sich  abgibt  Ndw. 

Arznet  m.:  ärztliche  Behandlung.  ,Wer  den  an- 
griff getan  hat,  sol  dem  andren  [dem  Verwundeten] 
würt  [Wirt]  und  a.  abtragen.'  BSi.  1627.  —  Gebildet 
nach  Dial.  S.   2  U/5. 

Arz{n)i''g  f.:  1.  ärztliche  Behandlung.  ,Er 
sol  unsern  Knecht  umb  die  Arzung  und  turnlösi  us- 
richten  [bezalilen].'  Sch  Batsprot.  1537.  —  2.  Aus- 
besserung, Eeparatur.  ,Für  arznung  der  karren.' 
G  Stiftsarch.     Vgl.  MüU-arzct. 

Arzni.  -eH  (Gr  tw.  A'rzni)  f.:  1.  Arznei  (selten). 
,Den  todten  arznci  geben  ist  zu  spat,  medicina  mor- 
tuorum  sera  est.'  Denzl.  1677;  1716.  Syn.  Mixtur, 
Eiisting,  War.  —  2.  Arzneiwisssenschaft.  ,In  der 
arzny  studieren.'  Platt.  1572. 

Mhd.  arzenie,  Heilkunst,  -mittel.  Dieser  Form  mit  rom. 
Endung  steht  diejenige  mit  zurückgezogenem  Accent  als  eine 
Bildung  nach  Analogie  der  deutschen  Feniin.  auf  -i  gegenüber. 


Ärzele",  selten  Ärxele",  meist  dim.  Ärzeli:  ein 
kleiner  Fisch  in  der  Beuss  und  im  See  bei  Luzern, 
,cyprinus  alburnus",  nach  Hartmasn  Bisling,  Spier- 
ling,  eine  Karpfenart,  cyprinus  aphya,  nach  neueren 
Mitteilungen  telestes  Agasizzi  oder  alburnus  bipunc- 
tatus.  Vgl.  Älzele,  Äher  Sp.  212,  welches  lautlich 
mit  unserem  W.  eins  sein  kann;  dass  verschiedene 
Arten  von  der  Spr.  vermengt  werden,  kann  bei  so 
kleinen,  unruhigen  Fischchen  nicht  befremden.  —  Bei 
St.  ^Arzelen"  (in  2.  Ausg.  übergangen)  mit  der  An- 
gabe „m.",  also  wohl  als  PL  mit  einer  Sg.-Form  Arzel 
verstanden.     ,Das  Älzele'.  JLCts.  1661. 

ärzen  s.  äzen. 

erz-:  verstärkend  vor  Subst.  u.  Adj.  (resp.  Adv.) 
gesetzt,  wie  nhd.  Vgl.  Fromm.  5,  9.  Z.  B.  en  Erzkerli, 
der  tollsten  oder  schlimmsten  Streiche  fähig  Z.  Erz- 
grob U.  a.  Vgl.  entig.  —  Aus  gr.-lat.  archi-,  arri- ;  Tgl. 
Ärcliiäter. 

aller-erzest:  allerärgst.  ,Als  ein  allererzesten 
gottlosen  erzketzer.'  Tschcdi's  Cappelerkrieg. 

er  zisch.    E.  vil,  sehr  viel  LG. 

In  diesen  beiden  Verbindungen  ist  erz-,  ähnlich  wie  enlig, 
als  selbständiges  Adj.  behandelt. 

Erz  <!ers  S.  Ärz  und  gewöhnlicher  JErrz,  Ercz, 
mehr  nur  individ.  Elez  Gr  —  m.  GrS.,  sonst  n.:  wie 
nhd.,  neben  dem  gemeineren  Er  (s.  Sp.  399).  Auf 
einem  Tage  1522  wird  beraten,  wie  man  es  ,der  ärz 
[Bergwerke]  halb'  im  Oberland  halten  wolle,  Absch. 
,Aus  Erzt  gegossen.'  Tcr.  sep.  —  Das  männl.  Geschlecht 
erscheint  in  ausländischen  Urkunden.  —  erz  in:  ehern.  ,Ein 
erzen  hafen.'  Güler. 

irzen  s.  die  Anm.  zu  iren  I  (Sp.  408). 

Urzen    s.   Ursi  Sp.  468.  urzelen    s.  ursen 

(Sp.  469).         Urzle    s.   Ursele  Sp.  468. 


Arzt   s.  Arzet  Sp.  496. 


As,  es,  is,  OS,  us  bzw.  ass  usw. 


äs  s.  ein  I  Sp.  269. 

As  n.:  Aas,  doch  selten  und  nur  als  Schimpfn.: 
schlechtes  Weibsbild  GnEh.     Stinkig  Ös!  BsL. 

Ahd.  mhd.  äs.  Für  den  Begriff  Aas  im  cig.  S.  sind 
Keih,  Kog,  SchaJm,  Sclicbn  gebräuchlich,  welche  wie  auch 
Lucdcr,    Köder,    ebenfalls    als  Schimpfn.  verwendet  werden. 

—  S.  auch  Am. 

Reiben-:  todter  Körper,  Leichnam.  ,Die  stinken- 
den Kaiben-  und  Todtenäscr.'  Ui,r.  1727.  , Krank- 
heiten, die  einen  Mensclien  bei  lebendigem  Leib  zum 
stinkenden  Koiben-Aas  machen.'  ebd.  1733.  ,Der  Eabe 
weidet  sich  an  den  stinkendsten  K. -Äsern.'  ebd.  1727. 

—  Eine  tautologische  Zss, 

Ass  I  (sachl.)  Äs  (Os)  II.  (ni.  BöO.):  1.  Essen. 
Mahlzeit.  E  guete  As  tne",  eine  gute  Malilzeit  ein- 
nehmen, sich  's  wohl  schmecken  lassen  BO.,  multum 
cibi  sumere.  Id.  B.  S.  Astrog;  Äser;  äzen.  ,Diss  ass 
vor  anderer  speis  zu  essen.'  Vogelr.  1557.  ,Ein  ass 
auss  den  bonen  niacli  also.'  ebd.  —  2.  Kutter,  spec. 

Schweiz^  •idiotikoll  I.  4. 


I  der  zu  Futter  verwendete  Abgang  in  der  Mühle.  ,Em 
'  muller  sol  nit  mer  haben  denn  ein  ross,  das  mag  er 
etzen  us  der  müli  von  dem  asz  und  sprüwer.'  Aar. 
Müllerordn.,  XV.  '2.  Hlfte.  .Die  muller  sollend  hinfür 
kein  nachkorn  us  der  wannen  in  die  fuoterstanden  mer 
schwingen;  sy  sollen  das  nachkorn  zuo  den  kleinen 
sprüwern  wannen  und  von  deniselbigen  äss  von  einem 
malter  ein  immi  nemen.'  ebd.  Vgl.  die  Atz.  -  -  3.  Kode  r. 
,Do  er  Sache,  das  sy  [seine  Ptarrkinder]  nit  bald  anbissen 
Wolfen,  macht  er  an  [ein]  sollich  äss',  Hess  er  näm- 
lich verbreiten,  er  wolle  wegziehen.  Kessl.  Sabb.  ,Das 
aass,  anbiss,  das  den  vöglen  oder  fischen  gemacht  wirt, 
csca,  fallaces  cibi.'  Mal.  ;  vgl.  Gangnürnach.  —  4.  das 
womit  man  die  im  Ofen  gebackenen  grossen  Kuchen 
(l)ihincn,  Wajen;  s.  d.)  belegt,  um  sie  schmackhafter 
zu  machen  ZKn.  —  5.  Fleischseite  des  Leders  Z. 
Ggs.  Närb.  —  6.  Speiseröhre  im  tierischen  Leib? 
,l>ie  oren.  ass  und  ander  lenipen  [dos  Rindviehs  dient] 
zuo  dem  lym.'  Tikrb.  1563.  —  7.  Unordnung.  Durch- 
einander oBs.     Da  'seh  e  .ichön.^  Os  in  der  Stube. 

3-2 


499 


As,  es,  is,  OS,  US 


500 


MIhI.  äz,  Sjit'ise  für  Monscbeu  und  Tiere,  zu  i-znn,  essen. 
Betr.  unsere  Ausspr.  dos  W.  («')  ist  zu  bemerlven,  dass  die 
MA.  liüufig  ursjir.  s^  (mhd.  z)  erweicht;  s.  Sp.  500  u.  7  er- 
lilärt  sich  aus  dem  Mischmasch  eines  für  Haustiere  und  Ge- 
flügel zubereiteten  Futters,  Hesse  sich  aber  auch  mit  As  ver- 
einigen, welches  eben  in  BsL.  vorkommt. 

.TTrasse:  unreifes  Obst,  das  vor  der  Zeit  ausfällt' 
Gl?  AaZ.?  (Schüler.) 

Ist  wahrsch.  als  PI.  mit  Beziehung  auf  die  einzelnen 
Stücke  zu  verstehen.     Betr.  die  Etym.  s.    Ursi  Sp.  469. 

Hund-äss:  Hundefutter.  .Den  hunden  hundä.ss.' 
G  Stiftsarch.  ,r)a  sol  man  den  hunden  hundeäss  und 
dem  herren  und  den  knechten  e.ssen  und  trinken  gnuog 
gen.'   Offn.  Sommeri  1451. 

Mhd.  liuntaz.  —  Die  Lieferung  von  //.  gehöi-te  im  Mittel- 
alter zu  den  Lasten  der  Leibeigenen. 

Herren-:  vornehme  Sjwise.  Dem  Domprobst  und 
seinem  Gefolge  soll  man  ,naeli  zinilichen  eeren  ein 
mal  essen  und  trinken  [für  die  Leute],  fuoter  und  mal 
[für  die  Pferde],  dem  federspil  ein  herren-  und  den 
hunden  ein  hund-ass'  geben.   XVI.,  Ofpn.  Pfyn. 

Lock-:  Lockspeise.  ,Melaneholei  ist  des  Teufels 
Lock-Aass.'  Klingl.  1691.  —   Gebort  viell.  zu  -4». 

Schwin-:  Schweinefutter.  ,Die  sprüwer,  stob 
[Staubmehl]   und  sehwine-äss.'    G  Stiftsarch.   —  Mhd. 

su-lnüz. 

Wäjen-  s.  Äss  4. 

Vor-äss  s.   Vor-essen  ü. 

Gc-äss  heim  W,  /ms  Uw;  W  —  u.:  L  Essen, 
Nahrung;  die  Speisen,  die  man  auftischet  GO.;  W; 
in  geringschätzigem  S.  Uw.  —  2.  Lockspeise.  , Sobald 
die  Krebse  das  Geässe  verspüren.'  Gr  Sanmil.  1780. 
—  Aus  ahd.  'gc-azi,  ii.  coli. 

Gisel-4-f.-  1.  ,,n."  Beitrag  zum  Hochzeitmahle, 
nach  anderer  Angabe  Geschenke,  dgl.  am  Abend  der 
Hochzeit  unter  den  Gästen  ausgeteilt  wurden,  meist 
aus  komischen,  neckischen  Gegenständen  bestehend 
BHa.f;  Hochzeitgeschenk  BBr.  .und  zwar  für  die 
Braut  BO."  —  2.  m.  Luxusgegenstand,  z.B.  ein 
für  die  ökonomischen  Vorhältnisse  des  Eigentümers 
zu  grossartiges  Haus;  eine  schöne  aber  nicht  einträg- 
liche Kuh  BRi.  Zwei  Ourjen  sm  niimmen  [nur]  en 
Giseläss,  hingegen  eis  hed-mw  bhiotsübel  [höchst]  nötig. 

Zyro's  Schreibungen  O'tsd-IäKs  und  G.-i'ss,  -i'st  dürfen  uns 
nicht  irren;  einzig  die  mit  (  fortgebildete  Form  mag  auf 
wirklicher  Ausspr.  beruhen.  Auch  St.'s  .Ciseto.  -et"  neben 
„(JiKdUui"'  wird,  da  die  Abi.  mit  -c(  nicht  zum  sächl.  Ge- 
schlechte stimmt,  in  G.-ämt  verbessert  werden  müssen.  — 
Urspr.  syn.  mit  Guehncd  {Verköstiguug  des  ins  Wirtshans 
gebannten  Schuldners,  dann  übertr.  und  fast  ins  Gegenteil 
des  urspr.  Terhältnisses  verkehrt:  Schmauserei;  s.  d.  W.  u. 
niscUi-liaft),  mag  unser  W.  die  selbe  Bcgriifswandluug  mit- 
gemacht und  von  der  spec.  Bed.  ,Hochzeitschmans'  aus  dann 
die  obigen  weitereu  Kntwickelungen  erfahren  haben,  tw. 
entsprechend  denjenigen  von   Vrte  Sp.   488. 

Küe-,  Küen-,  Kien -äss  s.  Kue-Ensen. 

Ass  U  111.  nur  in  der  Zusammensetzung  Bröni- 
äss:  1.  Blaumeise,  parus  coeruleus,  cinciarella  Ai" 
(JGSchläpfer).  —  2.  „Brom-äs  m.  Ap  (L  Ausg.),  Brum- 
ane  f.  G  (2.  Ausg.):  Blutfink,  Gimpel,  loiia  pirrhula,  so 
genannt,  weil  er  im  Winter  und  Frühjahr  häufig  die 
Brämen,  Blütenzweige,  Knospen,  zernagt  Ap  (1.  Ausg), 
G  (2.  Ausg)."  Hyu.Brümhinser.  —  3.  „Bromäsm.:  Kern- 
beisser,  Kirschfink,  loxia  coccotliraustes  Ap"  lt2.  Ausg. 
.4««  hat  sich  als  Ntr.  und  als  Msc.  mit  sachlicher  und 
mit   persönlicher  Bed.  gestaltet   wie   das  syn.   ,Frass'.     Die 


von  St.  angegebenen  Formen  werden  wohl  (wie  der  Art.  ,die') 
Plurale  sein,  also  auf  Ungeschicklichkeit  des  Einsenders  und 
auf  Missverständniss  beruhen. 

ässen,  äsen,  ässen,  äsen:  J.s.s  verzehren.  Nur 
in  dem  Comp,  ge-äsen:  essen,  sich  nähren.  ,Diewyl 
sy  [die  Eheleute]  doch  einmal  müessend  byeinandren 
wonen,  geäsen  und  stijrben.'  HBüll.  1540. 

ässen:  (tr.)  ,Pascere,  weiden,  ässen.'  Fris.  —  Vgl. 
die  Nbf.   äzen. 

ässig  cS  «S  d-  Ap;  BS.;  Gl;  Gr;  G;  S;  Th;  Z, 
äsig  e^-,  e'-,  .«-  Aa;  Bs;  B  öO.  ;  VOrte;  GRChur,  Obs., 
Valz. ;  W:  1.  im  obj.  S.  a)  essbar,  zur  Nahrung 
dienend,  allg.  A-i  War  (Bustig,  Mittel),  Esswaare, 
Lebensmittel,  Nahrungsmittel.  I'*  hnn  hüt  no''''  l;ein 
ä-c  Brosine  (l;ei  ä-s  BingeliJ  im  Mul  g'liäben  BRi. 
Es  ä-s  Brüsi  [Brosame],  Etw.  zum  Essen  BHk.  .Ich 
erhielt  viele  Präsente,  ässigs  Zug  und  Husrat.'  Gotth. 
So  ässigs  Zug:  Chäs,  Brot,  Öpfel.  BWyss  18C3.  J/m" 
lang  nüt  Ä-s  im  Hits  g'lia"  B.  ,Swer  dekein  [irgendein] 
floss  mit  holze  ald  dekein  essich  guot  hinnan  füeret.' 
XIV.,  Z  Ratserk.  ,Es  sye  gewand,  och  dienstlon,  essige 
dinge.'  Bs  Gerichtsordn.  1457.  ,Wäre  der  artikel  [betr. 
freien  Kauf]  nüt  wyter  ze  verstand  [verstehen],  denn 
um  ässig  ding.'  Edlib.  ,Türe  [Teurung]  an  allen 
ässigen  dingen.'  1501,  Ansh.  ,Essig,  guot  zuo  essen, 
escalis,  edilia;  essige  tier,  esculenta  animalia.'  Fris.; 
Mal.  .Nichts  ässigs.'  Wurstis.  1580  {.Essiges.'  1765). 
Als  Subst.  n.  Asigs:  Speise,  Lebensmittel  B;  VOrte  ; 
Gr;  W.  Schi  heind  d's  Asig  [das  Erbe  soweit  es  in 
Nahrungsmitteln  bestand]  giteilt  W.  Gewisserniassen 
die  Negation  verstärkend:  Kein  ä-i  Närig  GuPr. 
Ebenso  pleonast. :  ,Esigy  spis,  es  sig  körn  oder  ander 
esig  ding.'  ScHW  XV.  ,Syn  Husblunder  [Hausrat], 
äsinge  spys  oder  ander  ding.'  Scnw  Steuerges.  1503. 
,Win,  körn  und  ander  essige  spis.'  1522,  Strickl. 
,Profiand  und  essige  spys.'  1531,  ebd.  .Heissend  einen 
essige  spys  in  mund  nemmen,  darnach  dieselbig  uss- 
hin  spouzen.'  LLav.  1569.  ,Die  alten  Griechen  hatten 
anfangs  ihre  handlungen  [Handel]  nur  um  essige 
speisen  und  notwendige  lebensmittel  angesehen  [ein- 
gerichtet].- Hott.  1666.  —  b)  schmackhaft,  appetit- 
lich, den  Appetit  reizend,  allg.  Ässigs  Brod.  Das  ist 
gad  en  ä-i  Suppe,  man  isst  diese  S.  ziemlich  gern  Gl. 
E  järigi  Sit  hed  es  ä-s  Fleischli  SchwMuo.  ,Ein 
Stücklein  Käse  gienge  gut  zum  Brod  und  mache  es 
äsiger.'  Gotth.  '.s  ist  äsiger,  tcenn  Alls  [.\lle]  i  's  Beclci 
[Schüssel]  greift,  die  Esslust  wird  mehr  geweckt  in 
Gesellschaft,  als  wenn  man  allein  isst  LTwE.  Syn. 
günig.  —  2.  im  subj.  S.,  esslustig,  Appetit  habend 
Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  Uw.  ,Er  ist  nit  fast 
äsig,  parum  cibi  consumit.'  Id.  B.  En  äsigs  Chind 
Uw.  Nes  ä-s  Mül  Aa.  D'  Chtie  ist  «.,  hat  Fresslust 
Ar;  GRÜhur.  Hüt  bin-i"''  gar  nüd  ä.  GlH.  We'"'-Wr'' 
streng  icerchet,  s^-n-ist-ni'^"  grad  fri  äsig,  so  hat  man 
ziemlich  guten  Appetit  SchwMuo.  ,A1so  wirf  der  vogel 
dester  ässiger  behalten  und  töuwet  [verdauet]  destcr 
bass.'  VoGELB.  1557.  ,Dis  Bad  macht  ässig  Leut.' 
JWSiMML.  1688.  Mit  Negation  =  wählerisch,  Syn. 
eigenlich  (Sp.  147)  Gr.  —  Syn.  geäss(ig),  gefräss, 
schwittig.  —  Assigi  f.:  Essbarkeit;  Esslust. 

Mhd.  mzcc,  gut  zum  Essen.  Nach  langem  Voc.  trat  wie 
bei  Am  tw.  Erweichung  des  s*  ein,  wie  z.  B.  in  Meisd.  Der 
Umlaut  wurde  tw.  zu  e'  gesteigert,  wofür  geriide  vor  s  be- 
sondere Neigung  geherrscht  zu  haben  scheint.  —  Vgl.  noch 
(/stiy ;  und  zu  den  folg.  Zsscn  vgl.  diejenigen  mit  -fi-ämiu/. 


r.di 


As,  CS,  is,  OS,  US 


502 


iin-,  6-ussiij  Ar:  1,  unschmackhaft,  nicht  wohl 
esshav  Bs;  Gii;  Uw.  ,Dadurch  das  höw  niilergetruckt, 
vorwüest  und  ganz  unässig  wirt.'  G-  Stiftsarch.  ,Es 
seie  Essigs  oder  Unessigs.'  NSg.  1738.  —  2.  wenig 
Appetit  habend;  wählerisch  in  den  Speisen  Av; 
Gr  ;  Uw.  ,Das  bocküeisch  machet  einen  wasserächten 
niagcn  und  macht  u.'  Vogeld.  1.5.57.  Mit  emphatischem 
Pleonasmus:  das  ist  en  unässige  chöge  Choge  GrD. 
Syn.  s.  die  folgenden  Compp.  und  eigmiUcli,  ahvär, 
exakt,  skif.  —   Mhd.  unaezec,  iiiigeniessbar. 

ge-  ke'ssig  Z,  -e'-  TnHw.,  käsig  Aa;  BO.;  ZKii.f, 
gcäss  l-e'ss,  -e'-  AaKL;  G;  Z:  1.  schmackhaft  Aa; 
Th;  Z.  —  2.  esslustig,  nicht  wählerisch  im  Essen 
Aa;  GStdt,  W.;  Z.  JEr  ist  eimmcl  u  [auch]  g'gäsege, 
es  ist  im  Alls  guet,  wie  's  dahar  cliunnd  BRi.  Syn. 
gefräss. 

un-,  utjl-e'ss  ZPi.,  öyl-ässig  GRÜhur:  nicht  ess- 
lustig, lecker,  heikel  im  Essen  AaKI.;  GuChur;  GEh.; 
Z.     Syn.  migefräss,  seltsen. 

gviiuh-fgre^ib-Jdsig:  1.  wählerisch  im  Essen 
VOrte.  De  bist  doch  es  [so]  gräubcisege  we-n-e  Geiss  im 
Summer,  wie  eine  Ziege  im  S.,  wann  sie  volle  Auswahl 
hat  ScHwMuo.  —  2.  ekelhaft,  unsauber  B.  ,Eine 
Wirtin  brauche  keine  Unschlittgräubi  für  Erdäpfelrösti, 
sie  dulde  überhaupt  nichts  Gräubäsiges  im  Hause!' 
Neu.  B  Kai.  1841.  Doch  viell.  in  übertr.  S.  (sittlich 
unlauter)  gemeint  wie:  .öjjjji's  gr-s,  occulti  flagitii  alqd.' 
In.  B. 

Von  Griiuhi,  Speckstücklein,  die  mit  Speisen  gekocht 
werden,  um  sie  leckerer  zu  machen.  Unser  Adj.  i.  S.  von  1 
wird  Tom  Volke  verstanden  als  ,die  Gräubi  d.  i.  das  Beste 
vorweg  nehmend'.  Doch  sind  die  Begriffe  ,Ekel  erregend' 
und  ,E.  empfindend'  correlat.,  die  Gräubi  können  auch  als 
Uusauberkeit  in  den  Speisen  aufgefasst  werden.  Die  Er- 
mahnung an  die  Wirtin  sucht,  falls  der  Ausdruck  bildlich 
Tcrstiuden  sein  will,  ein  etymologisierendes  Wortspiel. 

,Judässig  pfinnig  fiaisch.'  Scn  Eichtebr. 

Die  .Juden  galten  als  unreinliche  Leute,  die  auch  mit 
geringer,  schlechter  Nahrung  vorlieh  nehmen,  wenn  sie  nur 
wohlfeil  zu  h.aben  war. 

kog-rtSS  „Ap";  Gr;  G;  Z,  -s'  „Aa";  ScH;  Th;  Z 
Auss.,  ge-kog-  Ic/oO'  SciiStdt;  ZSth.:  wählerisch, 
wunderlich,  zunächst  im  Essen,  leckerhaft.  E  Geiss 
ist  doch  e  chogäs  Tier,  da'  frisst  lang  nid  Alles  Sch. 
Dann  auch:  wählerisch,  wunderlich,  launenhaft  im 
moralischen  S.  's  g'schicht  der  Jumpfere  gang  recht, 
das  si  sitze"  'blibe"  ist,  icorum  iscli-si  so  cliogäs  g'si" 
Si'n.  ,Es  gebe  doch  milliünisch  [über  die  Massen] 
iognsse  Leute  auf  der  Welt.'  Sc»  Kai.  1881. 

Von  dem  unumgelauteten  Stamm  des  Adj.  /.wy,  wählerisch. 
Vgl.   schwarzw.  kow-. 

mader-,  „matter-ä.sj^/":  wurmstichig,  bes.  vom 
Obst  LE.     Syn.  murw-,  tvurm-ässig. 

Die  Hinweisimg  auf  , Made'  passt  wenigstens  lautlicli  nicht, 
Wohl  aber  ist  mader-,  zu  St.'s  Zeit  noch  die  weniger  ge- 
läufige Ausspr.,  als  abgeschwächte  Form  anzunehmen,  matler- 
abor  wird  das  selbe  sein  wie  in  malter-U'Ui;/,  altersschwach, 
krank,  vwdt  mit , matt'  und  Malten,  Klanenseuche;  vgl.  Schwab. 
mattarhtiij,   halb   faul,  von   Holz. 

murw-:  ebenso  B  öO.  —  A'ei'kcbi-tcs  trurm-aaiii/.  Murw, 
mlirbe,   wird  mitgewirkt  haben;   vgl.   nocli   bunii-ässit/. 

nach-  nä-  Gl;  GWe.,  nö-ciss  GG.,  W.,  nö"-es  GMs.: 
1.  Nichts  zurück  lassend,  beim  Essen  oder  Weiden. 
Er  het  f'ri  nädss  g'etzt,  hat  das  Gras  sehr  nalie  [am 
Bodcnl  abweiden  lassen  Gl;  GWe.  —  2.  übh.  scharf. 


genau  auf  seinen  Vorteil  sehend,  kleinlich, 
eigennützig,  so  bei  Abrechnungen;  geizig  „Gl";  GG., 
W.  Syn.  exaht,  fnach-Jsüechig.  —  3.  wählerisch  im 
Essen  GMs.  —  Nach  i.  S.  v.  naixe,  genau.  —  Vgl.  näch-wmicj. 

d  ü  r  r  b  i  r  e  n  -ässig :  mager  ausgestattet.  , Chorherren- 
massige  und  türbiren-essige  Pfrüenden.'  Z  Pfründenb. 
1740." 

Dem  sprichw.  Überfluss  der  Chorherren  [in  Zürich]  werden 
hier  solche  Pfarrpfründeu  gegenüber  gestellt,  deren  luhaber 
sich  stiitt  der  Fleischnahrung  mit  gedörrten  Birnen  behelfen 
rauss.    Letztere  gelten  auch  .als  Mittel  gegen  Fettleibigkeit. 

burm-  s.  wurm-ä. 

schab-:  von  den  Schaben,  Motten,  zerfressen. 
,Obwolen  in  der  Nota  stehet:  diser  [Teppich]  vast 
neu,  soll  er  ganz  schabässig  und  übel  verderbt  sein.' 
Inv.  Altenklingen  1675. 

schmäder-  B;  LE.;  ZS.,  „schmader-ässig  B;  L" : 
wählerisch,  heikel  im  Essen.  ,Wylen  die  Bärenmueter 
schmädrässig  und  nit  von  dem  Brod  us  irem  gewon- 
lichen  Mel  gebachen  fressen  will.'  B  Venner-Man.  1657 
(It  Howald). 

Vgl.  Hehmaderen,  in  Flüssigem  herumsndcln,  oder  echiiiä- 
deren,  ohne  Appetit  fressen,  oder  da  d  und  (  oft  wechseln, 
Gesehmutter,  Durcheinander;  Grünes  in  der  Suppe;  u.  vgl. 
hiezn  gräubCissitj. 

wurm-  Aa;  Bs;  Ndw;  GG.,  Ta.;  S;  Z,  -e'ssig  ZP., 
-e^sig  Bs,  -massig  ß;  „Gr;  L;  Sch";  Th;  „Z",  -bäsig 
Th;  Z  oS.,  -iväsig  Th  (Püpik.],  bttrmässig  LEeiden: 
1.  wurmstichig,  vom  Obste,  allg.;  seltener  vom 
Holze  Z.  ,Nux  vitiosa,  prösthaftig,  wurmässig,  nichts 
sollend.'  Fris.  , Sollend  die  öpfel  nit  faulen  noch 
wurmässig  werden.-  Tierb.  1563.  —  2.  von  krankem 
Vieh,  viell.  in  allg.  (übertr.)  S.  oder  wie  mhd.  wiirm- 
bizic  spec.  ,mit  der  Wurmkrankheit  behaftet.'  ,Wurra- 
essig  unsuber  vich  von  anderm  vidi  zuo  tuend,  das 
dhein  [kein]  vich  schaden  darvon  empfache.'  Ofpn. 
Neer.  1442/1538.  ,Wär  euch,  das  jemands  wurraessig 
und  unsuber  vich  oder  us  orten  und  enden,  da  der 
vichtod  ist,  hette.'  Wädensw.  Herrschaftsr.  —  3.  fig. 
und  scherzhaft:  a)  von  Militärdienstfreien,  also  mit 
Gebrechen  Behafteten  Th  ;  Z.  Auch  von  Gebrechlichen 
überh.  —  b)  verdorben,  falsch,  von  Menschen:  Mer 
hdnd  me  as  ein  Wurmässige  in  öuser  G'sellschaft  AaB. 
Vgl.  wurmstichig.  ,Er  hoffe  [=  glaube]  nicht,  dass 
Meine  Herren  [die  Obrigkeit]  durch  die  Werber  etw. 
würden  innen  werden,  dann  ein  wnrmässigs  nest  da 
[in  Worb]  wäre.'  Thür.Frickart. 

Mild,  wurmaeze,  -aezic.  Der  Umlaut  ii  im  ersten  Teil 
(so  auch  bei  Mal.)  deutet  auf  Zss.  mit  der  Pluralform.  — 
Das  W.  hat  bedeutende  Umgestaltungen  durch  frcn\de  An- 
lehnungen erfahren,  an  -mUsHtg  (vgl.  z.  B.  ku/cr-mii.ii>iij),  an 
Wurmb((iile,  -waele,  Ameise;  s.  auch  murw-liasig.  Zu  BeJ.  1 
vgl.  md.   ,wolfässig',  vom  Wolf  angefressen. 

Ass  III,  ässen  s.  anchsen  Sp.  300. 
S.S  zsgez.  aus  an  das. 

as-  s.  CS:  as,  ass  s.  1.  als  Sp.  107.  2.  dass. 
asvilas,  asvilis  s.  (alsj  tH. 

asig,  -lig.  -ligs,  -te,  -tig,  -tlig  s.  bei  ase. 

ass,  äs  in  der  Verbindung  ass  iind  ass  ZKn.,  «s  äs 
ZPehr.,  äs  und  äs  Z,  asvdäs  L;  Scuw;  Zg,  -ig  Zo, 
(isji/jrf'i«  Z(i:  1.  beinahe,  so  ziemlich  L;  Scnw;  Zr,;  Z. 
Uf  ihe"  Matte"  wachst  es  Gras  —  es  g'lustct  Mänge 
a.tedas.  IIilhehhanh.    Er  hat  äs  und  äs  umg'rüert  [mit 


SiOS 


As,  es, 


504 


dem  Wagen  umgeworfen],    's  GiltterU  [Pläschchen]  ist 
asäs  voll  —  2.  alhnälilich  ZW. 

Die  Länge  des  Voc.  ist  bloss  sekundär,  durcli  die  Be- 
tonung hervorgerufen,  das  W.  selber  aus  ab  1.  ^  so  (vgl. 
,so  so'  =  ziemlicli)  vork.  Äseda«iy  ist  mit  adj.  Enduug  er- 
weitert wie  ohiy  Sp.  54  u.  a. ;  asigedm  berulit  auf  Umstellung 
oder  auf  Vcrtauscliung  der  irrtümlich  aufgefassten  Silben  «»< 
mit  der  Kbf.   des  Adv.   cue.      Wegen  ed  s.  e  6  Sp.    12. 

asig  I:  beinahe  GRXuf.  —  Aus  dem  einfachen  «» 
erweitert  wie  amdasi'j   aus   dem  mit  sich  selbst  zsgesetzteu. 

as,  ass,  es:  eben  das,  eben  so,  eine  Aussage  zur 
Bekräftigung  wiederholend  ApWalz.  (e's)  It  T.  418  a. 
Sehr  beliebt  in  der  mundartliehen  Lit.  zu  Anf.  XVIIL 
Der  Trüfft  Beiz  hed  das  Blumii  y'noo  [Apollonia  ge- 
heiratet], as  hederä,  jetzt  isch  [ist  es]  de"  Nare  iinder 
fj'niu-e  [gereut].  Aufnem.  Helvetia  1702,  richtiger  in 
der  Ausg.  von  1701 :  ashederdä  d.  i.  ,das  hat  er  denn 
[=:  wirklich]'.  Si  hülfind  ger",  ass  tätind  's.  Göldt 
1712,  der  sich  daneben  auch  der  Form  das  bedient. 
Er  liett  mii"  Bantli  könne"  iifladen  und  heim  füehre", 
es  hett-er.  Bantli  1712.  St  hend  [haben]  öppe  31änge 
[da-]  mit  erschrücht,  es  hend  s'  de"",  ebd.  Si  händ  mym 
Chnecht  Boss  und  Wage  g'nö  und-e"  noh  darzue  cr- 
u-ürgt,  äs  hend  s'  de"  de"".  Madleni  1712.  i*.  noch  T. 
a.  a.  0.  Der  Gebrauch  dehnte  sich  sogar  auf  Be- 
dingungssätze aus:  Wenn  si  leider  icöttind  Chrieg  ha", 
as  wöttind  s'.  Göldi  1712.  Wenn-si'''  die  dinne  [in 
der  !-tadt]  nie  g'wehrt  hetted,  es  hetted  s'.  Bantli  1712. 
Vgl.  das  in  gleicher  Anwendung  und  seil)  tcenn.  Nach 
verneinenden  Sätzen  wird  der  Sinn  zweideutig,  was 
der  Komik  gerade  passen  mochte:  Si  u-äred  nid  g' flöhe, 
es  u-äred  s'.  Bantli. 

Das  W.  lässt  sich  lautlich  nnd  begrifflich  eben  so  wohl 
zurückführen  auf  denioustr.  «/»  =  so  (vgl.  ma  ist  er  e  Ma"", 
as-ist-er.  Bantli  1712),  wie  auf  das  Pron.  du»  (schwäb.  dfs): 
s.   diese   WW.      Vgl.   noch  S(j  (so);  seib. 

as,  es,  is  s.  ah  Sp.  198,  S  b  u.  Anm. 

Ass  allg.,  ,Ess'  —  n.  —  PL  Ass  u.  Asser:  1.  die 
Eins  beim  Würfelspiel,  canis.  Fris.;  Mal.  —  2.  die 
Eins  im  Kartenspiel,  allg.,  doch  nur  in  feineren  Kreisen, 
zunächst  bei  Spielen  mit  französischen  Karten,  für  das 
volkstümliche  Sä,  Sou.  ,König,  Königinnen  und  Äser.' 
GoiTH.  Ässer  umschlah",  ein  Hasardspiel,  bei  welchem 
die  verdeckten  Karten  eine  um  die  andere  an  die 
Spielenden  ausgeteilt  werden  und  ein  Ass  je  einen 
Teil  des  Kassarestes  gewinnt.  Vgl.  ässlen.  —  3.  klein- 
stes Gewicht,  1  Gran.  ,Daricus,  hält  zwo  sonnen- 
kronen  und  siben  ess  oder  gränli.'  Fris. 

Die  Form  Ans  haben  wir  vom  frz.  as  entlehnt,  JCes  ist 
die  verdeutschte  Form  des  lat.  tw,  ahd.  csso,  mhd.  esse,  ä.  nhd. 
Es,  As,  Esse.  Vgl.  noch  Esel.  —  Zu  3  vgl.  ,nit  um  ein  äss 
frummer.'  Frank. 

Franzosen-:  Schimpfwort.  Du  verflaechte  Fr.! 
Wolf,  Eelig.  Bauerngespr. 

Viell.  drückt  sich  in  dieser  Zss.  die  Reaktion  bäurischer 
Sprache  und  Sitte  gegen  das  in  feineren  Kreisen  importierte 
Spiel  und  Wort  aus.  Doch  bleibt  fraglich,  ob  nicht  zu  lesen 
sei  As(s)  i.  S.  von  ,Aas  von  Franzose'.  Das  ungewohnte 
Genus  lässt  sich  für  beide  Bedd.  ertragen,  doch  dürfte  man 
wohl  auch  die  Hdschr.  korrigieren  mit  verfluechis. 

ässlen:  ein  in  Z  Sittenmandaten  des  XVI.  er- 
wähntes Hasardspiel;  viell. ^würfeln.  ,Umb  ein  baller 
geöuglet  ald  geesslet  |udgl.]  under  dem  sehyn,  als  ob 
mans  nit  für  gespilt  achten  wollte.'  Z  Mand.  1545. 
,L>a  ein  zwyfel  worden,   ob  sölichs  eesslen  und  kurz- 


wylen  wie  andere  rechte  spil,  so  man  umb  gelt  tuet, 
under  unserem  verbott  vergriifen  syn  sollte.'  ebd.  — 

Vgl.    ässcr   umscldahn.      Aurj    10. 

äse  s.  also  Sp.  200. 

asig  n  A.aF.;  Ap;  Gr;  Sch;  aScHW;  Z(;;  Z,  assig 
.-Vi'M.  It  T.,  asig  Ap;  GlK.  —  äsriich  Arf;  Gf,  äslig 
Ar;  GT.;  Scuw,  äslig  G  oT.  —  asste  ApL.  M.,  äsedig 
„Tu",  asstig  ApL,  M.;  G,  ässtig  ApSchöngr.  —  asstlig, 
ässtlig  ApK.,  M. :  1.  Adj.  solch,  und  zwar  von  jener 
Beschaifenheit,  im  Untersch.  von  derig,  serig,  sonig, 
sötig,  sölich,  welche  sich  auf  Näheres,  Gegenwärtiges 
beziehen  Aa;  Ap;  G;  Sch;  Schw;  Th;  Zg;  Z.  De^ 
Her  g'seht  derigs  nüd,  das  ist  vil  z'  fin  für  asig  Lüt. 
Stütz.  Wer  Liehi  weiss  z'  verdiene"  —  Mer  wend 
[wir  wollen]  nur  aslig  [solche  Leute]  hä".  Hengel. 
En  asligs  Werchli  [Hanf]  War  doeh  es  suhers  Spinne" 
g'sy".  ebd.  En  derigen  Epfel  will-i"''  nüd,  alter  en 
asstige,  nicht  einen  von  diesen,  sondern  von  jenen  Ap. 
Auch    wie   .solch'  dem  Art.  vorgesetzt:   asig  en  udgl. 

—  2.  „Adv.,    so   Th.     3Iach  's  asedig   wie-n-i'''-d'r 
g'saiä  ha".' 

Der  Umlaut  (ä)  konute  eintreten,  indem  das  Grundw. 
iise  als  ein  einfaches  angesehen  wurde.  Auf  die  Schreibung 
assiy  und  auf  die  mit  a,  welche  als  Übergangsstufe,  in  der 
die  Assimilation  des  l  von  also  an  »  noch  deutlich  erschiene, 
allerdings  willkommen  wären,  dürfen  wir  t.  wegen  Unzuver- 
lilssigkeit  der  Quellen,  t.  wegen  entgegenstehender  Angaben 
kein  Gewicht  legen.  Die  3.  und  4.  Gruppe  sind  nicht  wie 
die  2.  wirkliche  Abll.,  sondern  urspr.  Zss.  mit  dem  Prtc. 
iije)tan  i.  S.  V.  .beschaffen";  'as(e)tan  wurde  in  Folge  der 
kräftigen  Accentuierung  des  Bestimmungsw.  zu  wtste,  und 
unter  Vertausehung  der  scheinbaren  Endung  an  eine  be- 
liebtere, as'^diu,   asstifj  wie  sotig.,  solch,  aus  (ä.  nhd.)  so(ge)tän. 

—  Betr.   die  Begriffsbestimmung  vgl.  den  Gegs.  von  ose  zu 
(r)sö.    —    S.  auch  (Csletce'f/. 

iissc:  genug,  als  Interj.  W.  —  Aus  dem  Franz.  (usscz) 
cntlehut. 

Asen  f.:  hölzernes  Gestell  über  dem  Ofen  oder 
dem  Herde  zum  Trocknen  von  Brennholz  udgL  ,Swa 
[wo]  ein  asen  ist  ob  dem  kachelofen,  da  sol  aiu  slät 
[Sclilot]  eutzwüschent  sin.'  Ötadtr.  Diessenh. 

Mhd.  ase  swf.  und  noch  in  deutschen  MAA.  die  Asen, 
Äsern,  As,  Ossc,  Vasen,  Ess,  Esen,  Däse.n,  Deise,  welche 
Formen  sammt  den  hierunten  folgenden  (auch  nicht  ausge- 
schlossen die  Weiterbildungen  Ait(el},  Est,  Test,  Eist,  Uarst) 
sich  sämmtlich  leicht  nach  den  in  Fromm.  Zeitschr.  VII,  19. 
33.  333  erörterten  Lautvorgäugen  vereinigen  lassen,  wenu 
man   sie  von  ahd.  ans,   ense,   Balken,  ableitet. 

Asne  BEL,  ,-i  BO.;  LE.",  Asme  BoSi.;  Gr 
(TscH.);  Obw.  Hasme  GrV.,  Asle  ZPfäff.,  Glatt., 
Bauma,  Asli  LG.;  ZBopp.,  Hasle  ZWei.,  Mönch., 
„Hasli  m.  Scuw",  Basle  AAWiggert.;  Gl;  G  oT., 
BasU  ScuwMuo.,  Bassle  Gr;  ZO.,  Bäsi  L  vE.,  G., 
H.  (z.  T.  in.),  Bassler  m.  GRh.  —  f.:  1.  horizontales 
Balkenwerk  über  dem  Herde  in  den  Küchen 
der  noch  hie  und  da  vorkommenden  schornsteinlosen 
Bauernhäuser,  benützt  um  an  quer  darüber  gelegten 
Stäben  (Asmilatten,  -stangen,  Fleischstecl;enJ  Fleisch 
zum  Dörren  aufzuhängen  (BO.;  LE.;  Z),  ehemals  wohl 
auch,  wie  noch  in  den  Alphütten  (GT.;  LE.;  Schw) 
zum  Trocknen  und  Dörren  von  Holz,  Zieger  u.a.;  in  den 
Sennhütten  von  G  oT.  eine  oberhalb  der  Feuerstätte 
über  Mannshöhe  horizontal  angebrachte  Steinplatte  zu 
den  gleichen  Zwecken.  ,Es  was  ein  altvater  in  einem 
walde,   der  hat   einen  jünger,   den  hies  er  zuo  einem 


505 


As,  es,  is,  OS,  üs 


506 


malo  schiter  ab  einer  asnu  werfen.'  XIV.,  Sarner 
Predifj:ten.  ,Der  sattlerin  tucliter  hat  klagt,  N.  heig 
ir  (h  holz  ab  der  asne  gestollen.'  L  Bussenrodel  1466. 
,Und  obglych  einer,  so  es  umb  süwhirtenlon  ze  tuon 
ist,  die  .sUw  gemetzget  hette,  so  mag  es  ein  hirt  uss- 
tragen  [so  darf  der  nicht  bezahlte  Hirt  das  Fleisch 
wegnehmen],  er  linde  es  im  salz  ald  under  der  asslin, 
so  lang  unz  [bis]  er  bezalt  ist.'  Andelf.  Herrschaftsr. 
15S4.  Ein  Elsass.  Weist,  ermächtigt  den  Bannwart, 
dem  Holzfrevel  nachzugehen  und  ihn  zu  rügen,  wo 
immer  er  ihn  findet,  ,dem  zimpermann  under  der  axe, 
dem  deeker  ufl'  dem  fache  oder  uft"  der  asenen.'  ,Die 
asel,  rauchstecken,  baculi  in  fumario,  assarium.'  Red. 
1662.  —  2.  ein  aus  zwei  runden  Latten  bestehendes 
Gestell  in  der  Sennhütte,  auf  welchem  die  Milch- 
gesehirre zum  Trocknen  aufgestellt  werden  Gr.  — 
S.Gerüst  an  der  äussern  Stall  wand,  auf  welchem 
a)  die  Heinzeii  aufbewahrt  werden  od.  welches  b)  Korn 
bis  zum  völligen  Ausreifen  zu  tragen  hat  GrV.;  vgl. 
Histe.  —  4.  Bassle,  eine  Art  Gestell,  metallene  oder 
gläserne  Stäbchen,  auf  welche  man  bei  Mahlzeiten 
die  angebrauchten  Messer  und  Gabeln  stützt,  damit 
das   Tischtuch    nicht   beschmutzt   werde    Z  Stdt  f.  — 

5.  der  entweder  mehr  oder  weniger  geschlossene  und 
verschalte  oder  oft'ene  Baum  oberhalb  der  Feuer- 
stätte der  Küche,  in  welchem  sich  die  unter  1  ge- 
nannte Einrichtung  meistenteils  angebracht  findet,  und 
welcher  anstatt  des  Schorn.steins  dient,  wo  auch  Holz 
und  Fleisch  gedörrt  werden  Gl;  L;  GT.;  aScHW;  Z. 
Ob  der  Hurt  (s.  Hiird)  ist  d'  Rasi  L.  Man  geht  i  t'  A. 
ue-e,  um  Speck  abzuschneiden,  's  Holz,  's  Ruess  i" 
der  EasU  übe"  ist  äeho^  [in  Brand  geraten].  Diener, 
Gesch.  V.  OGlatt  erzählt,  dass  Einer  durch  die  , sogen. 
Asien'  in  die  Küche  herunterfiel.  In  diesen  Raum 
hieng  man  t.  als  Präservativ  gegen  Seuchen,  t.  zu 
Arzneizwecken   Pferdeköpfe    und   lebende  Kröten.  — 

6.  in  Gl  und  Z  findet  sich  das  W.  auch  beibehalten 
für     modernere    Einrichtung:     Kamin  schooss.    — 

7.  „Der  Rassli,  Fallklappe  auf  dem  Dache  eines 
schornsteinlosen  Hauses  Sohw."  —  8.  Eh  elendi  Rassle, 
verächtliche  Bezeichnung  eines  Hauses  mit  primitiver 
Einrichtung,  eine  Hütte  ohne  Schornstein  Z.  — 
9.  Der  Rassler,  Gefängniss  GRh.,  eigentlich  wohl  der 
dunkle  Dachraum.    Syn.  Kiche.    Vgl.  Speclicämmerli. 

Abbilduugen  unil  techuische  Erläuterung  der  uuter  1.  4  —  6 
tescbriebenen  Einrichtungen  s.  bei  Grafenried  et  Stnrler. 
Arcli.  Suisse  pl.  II.  XVII;  EGladbach,  Schweiz.  Holzstil, 
Tat.  H,  V  2.  Fig.  II.  III.  V.  und  S.  13  b,  Fig.  3,5;  S.  16  b. 
S.  '23  b.  Es  läge  nahe,  Asne,  die  ältest  bezeugte  unter  den 
obigen  Formen,  uuuiittelbar  aus  ans  herzuleiten  durch  An- 
nahme einer  Umstellung  des  n;  aber  solche  MeüUhesis  wird 
durch  unseren  Dialekt  nicht  unterstützt;  man  muss  also  wohl 
unser  rt  vielni.  als  Äbleitungscons.  betrachten,  tur  welchen 
bald  m,  bald  l  siiieleud  nach  Analogie  zahlreicher  anderer 
Fälle  eintreten;  vgl.  Lusmcr  von  losen;  Bueliijc,  das  Dorf 
.Bnsnang'.  Unsere  Schweiz.  Formen  scheiden  sich  von  mhd. 
und  allg.-deutschem  ö»e,  äsel  usw.  durch  die  Kürze  des  Voc, 
welche  Jenseits  des  Rheins  die  seltneren  Fälle  bildet.  Es 
nniss  wohl  in  Folge  der  Ableitung  Verkürzung  der  Stamm- 
silbe eingetreten  sein  oder  es  müssen  unsere  Formen  anf  das 
deui  W.  am  viell.  zu  Grunde  liegende  ahd.  asün,  stützen, 
zurückzuführen  sein;  vgl.  die  unter  sich  identischen  Nbff. 
Ans-,  Asin-,  Aanihaum.  Von  den  beiden  konkurrierenden 
weiblichen  Endungen  -c  und  -t  erlitt  die  letztere  mehrfach 
Verwechselung  mit  der  gleichlautenden  niänulichon  Endung; 
daher  z.  T.  das  männliche  Geschlecht.  Der  Vorschlag  II- 
nuig  Anspielung  auf  Ilaselzweige  bezwecken,  kann  aber  auch 


ganz  nuissig  sein.  R-  (auch  bair.  Hasen)  rührt  von  dem 
.irt.  (der.  Dat.)  her,  löste  übrigens  das  W.  von  seinem  etymol. 
Zshang  ab,  so  dass  die  Neubildung  Uasi  und  die  Anlehnungen 
an  den  durch  das  sachliche  Verhältniss  nahe  gelegten  Begriff 
, rasseln'  entstanden. 

Vor-Asne":  über  den  Ofen  vorragendes  oder  vor 
dem  Einfeuerungsloch  angebrachtes  Tröckengestell? 
,Allo  die  bachöfen  sun  [sollen]  blatten  ald  ysen  fenster 
[einen  steinernen  oder  eisernen  Verschluss  für  das 
Feuerloch]  hau  und  nit  vor  asnan.'  Z  Richtebr.  1305. 

Allerdings  liegt  nicht  eben  eine  absolute  Nötigung  vor, 
die  beiden  WW.  zu  einem  Comp,  zu  vereinigen,  da  ,vor' 
auch  als  selbständiges  Adv.  vorn  (vor  der  Einfeuerung)  be- 
deuten kann. 

Fleisch- A sie"  =  Asne  1  4.  ,Carnarium,  ein 
fleischkammer  oder  ein  ort,  da  man  fleisch  aufhenkt 
und  deert  oder  digen  macht,  fleischasslen,  fleisch- 
gaden.'  Fris.  ;  Mal.  ,Die  töufer  [Wiedertäufer]  ma- 
chend der  einfaltigen  lüten  fleischasslen  unsichtbar 
[=leer].'  HBdll.  1531. 

Asnet  ,.4snit'.  Id.  B  —  m. :  1.  =  Asne  1.  ,Suspen- 
siva,  Gratis  super  ignem,  laquear  supra  focum.'  aaO. 
—  2.  ,die  im  Rauche  aufgehängten  Speisen.'  ebd. 

Aslete",  (Fleisch-JAsmete Gr  —  f.:  l.=:Asnel.4. 
.Wenn  der  zwing  besetzt  ist,  sond  die  geschwornen 
des  dorfs  unibgon,  die  fürstetten,  ässleten,  rauchlöcher, 
Stuben-  und  bachöfen  flissigbeschouwen.'  Dorfr.  Bött- 
stein  1585.  ,Wenn  Untervogt  oder  Förster  es  inne 
werden,  haben  si  ihn  [den  Holzfrevler]  zu  pfänden, 
auch  wenn  die  Scheiter  schon  unter  der  Asleten  liegen.' 
1662,  Aa  Weist.  Hölzernes,  entw.  im  Kamine  oder  in 
einem  luftigen  Lokale  angebrachtes  Gerüst,  um  Fleisch 
daran  aufzuhängen  und  zu  trocknen  Gr.  —  2.  die  zu 
dem  Zwecke  des  Trocknens  oder  Dörrens  aufgehängte 
Partie  Fleisch  selbst,  ebd.  Vgl.  Asnet  2.  Schi 
hei-mer  en  ganzi  Asmete  Fleisch  g'stole'-.  Syn.  Hang, 
Henki,  Hist.  Vgl.  Steckete.  —  3.  Menge,  Haufen 
ubh.,  z.  B.  von  Menschen,  Tieren,  Obst,  Steinen  usw. 
GRKlosters. 

asennsc:  Nbf.  zu  ä-  Sp.  4  (ä  V).  —  Lässt  sich 
auch  zerlegen  in  ase  (also  =  wohlan)  nun  so. 

Äser  (ÖserJ  Ap;  Bs;  B;  L;  G;  Sch;  S;  Th;  Uw; 
W;  Z,  Höser  Aa  oEnd.  u.  Lengn.  (neben  Ö-),  Zein., 
Nöser  G  oT.,  Röser  (neben  Ö-)  S  (Schild)  —  m.: 
1.  Anhängetasche  für  Mundvorrat  Jon  Jägern,  Wan- 
derern, Arbeitern  auf  dem  Felde;  Speise-,  Brottasche, 
Schnapp-,  Weidsack  Ap;  Bs  (Spreng);  Th;  Uw.  , Aaser, 
darin  man  etwas  ässigs  gehalt  [aufbewahrt],  lineus 
fiscus.'  Mal.  .Fiscus  lineus,  aaser  darein  man  brot  und 
dgl.  tut.'  Denzl.  1677;  1716.  .Schnyder  mugent  us 
rowem  lyniiu  tuoch  und  zwilchen  hempter,  äser,  juppen 
und  gewand  schnyden.'  1431,  Z  Stdtbuch.  , Hette  ein 
weher  ein  wyp,  die  row  lyni  hempter  oder  äser  könnte 
machen.'  ebd.  ,Ich  [fahrender  Schuler  auf  der  Wan- 
derung] zoch  myn  testament  us  mym  äserlin.'  ThPlatt. 
.Nach  dem  gmeinen  Sprichwort,  es  sye  dem  nit  fast 
nutzlich,  der  die  inüs  in  seinem  aser  oder  täschen 
erhaltet  oder  orziecht.'  RCvsat.  (Leinene)  l'roviant- 
tascht!  für  den  Soldaten.  ,2  dotzen  Aser,  so  in  das 
Züghus  ghörend,  mit  dem  Bären  ze  zeichnen.'  1570, 
B  Staatsrechn.  Ebensolcher  für  Schüler  ZKn.  1832. 
.ICSciiwEiz.  1820.  Bettelsack,  zunächst  zum  Kinsam- 
meln  von  Brot.  .Hettelsak,  oser,  tasche,  niantica.  jiera.' 
Keu.   1662.     ,Ein   l'hantast    kommt    zum  .\bt  zu  StG.. 


507 


As,  es,  is,  OS,  US 


508 


bitt  ihn.  süll  ihm  ein  Oser  voll  Korn  schenken;  als 
er  ihn  gheissen  den  0.  bringen,  macht  er  einen  ganzen 
Laubsack  zum  0.'  Schimpfr.  1651.  ,Cum  sacco  adire, 
den  unverschämten  aaser  anhenken,  unverschämt  heu- 
schen.'  Denzl.  1077;  171G.  (Bäurische,  leinene)  Reise- 
tasche übh.;  Marktsäcklcin  S.  Der  Atti  chunnt  vom 
Märet  hei'",  Jiet  's  Oscrli  am  Sleclee".  FJSohild.  Kleiner 
Sack  zu  unbestimmtem  Gebrauch.  ,Ligt  in  einem  äser 
allerlei  silber.'  G  Stiftsarch.  ,Ein  ledrin  aser.'  XVI., 
L  Vijgtkinderrechn.  —  2.  Tasche,  in  oder  unter  dem 
Kleid,  zunächst  ein  unter  dem  mit  einem  entspre- 
chenden Schlitze  versehenen  Oberkleide  der  Frauen 
umgebundenes  Säcklein  Vw  (aus  Leder) ;  Z  f ;  dann 
das  W.  beibehalten  für  die  in  modernerer  Weise  fest- 
genähte Tasche  und  auch  ubertr.  auf  die  männliche 
Kleidung,  Rock-,  Westen-,  Hosentasche  Ai>;  GoT.;  S; 
Uw;  W;  „Z  bäur."  Syn.  Purnjicr.  —  .3.  Sack  für 
Schulbetlurfnisse  ÄAEndgn,  Lengn.,  Zein.;  Ap;  Bs 
(auch  Ofierli  n.);  GRh.;  TnSee.  Und  iez  gönt  [gehet] 
in  t'  Schnei,  dort  hcnirjt  der  0.  am  Simse.  Hebel. 
S.  Schuel-üser.  —  4.  Mundvorrat  für  ein  Mahl  im 
Freien  bes.  der  Jäger  oder  bei  Landpartieen.  Mer 
müend-is  [wir  müssen  uns]  zu  üsem  [unserem]  Usfluy 
mit-rmr  rechte"  Oser  versehe"  Sch.  .Indessen  gebühret 
dem  Magen  auch  was:  Man  setzet  sich  nieder  ins 
kühlende  Gras.  Willkommener  [als  nach  der  Berg- 
besteigung] könnte  der  Milchtopf  nicht  sein ;  Da  fliegen 
'  die  Brocken  recht  lustig  hinein.  Im  Augenblick  wurde 
die  Schüssel  geleert  Und  ebenso  hurtig  der  Aser  ver- 
zehrt' Z  Neuj.  Mus. 

Von  allen,  d.i.  A»,  Ags  verzehren:  vgl.  Äset.  Mlul.  vor- 
wiegend mit  Uiiil.,  eser,  neuer.  Mit  4  ist  der  Name  dos  Be- 
hälters auf  dessen  Inhalt  ühertr.  Zu  2  vgl.  die  im  Mittel- 
alter von  beiden  Geschleclitern  auswendig  getragenen  Taschen. 

Lüg-  Lug-öser  Scn;  SchwE.:  1.  Lügen  sack  in 
sachlichem  S.  Maler  r>.  Sitt.  1746  gibt  aus  dem  Ktn 
By  den  Brauch  an,  ,dass  einem  Menschen,  der  in  den 
Ruf  eines  Windmachers  und  Aufschneiders  gekommen, 
der  Lügenaser,  wie  es  in  der  Landesspr.  hcisst,  d.  i. 
der  Lügenbeutel  gebracht  wird,  welches  mit  feierlichen 
und  komischen  Ceremonien  geschieht.  Man  .sagt,  dass 
durch  diese  schimpfreichen  Aufzüge  mancher  rumori- 
scher  Mann  gebessert  worden  sei.'  —  2.  Lügner 
Scu;  ScHwE.,  am  erstem  Ort  mit  den  Abll.  LAgöseri", 
Lügnerin,  lügösig,  lügnerisch. 

Der  Bed.  1  lag  wohl  urspr.  die  Yorstellung  eines  mit 
Lügen  statt  mit  Speise  gefüllten  Sackes  vor ;  vgl.  nhd.  .Liigen- 
sack,  Windbeutel'.  Dass  das  W.  ,Aser'  au  die  Stelle  trat, 
bezieht  sich  auf  den  Leumund  der  Jägerzunft,  welche  oft 
den  Mangel  an  wirklicher  Beute  in  der  Weidtasche  durch 
Aufschueidoreien  gut  macht,  an  denen  gleichsam  diese  un- 
erschöpflich ist.  —  2.  Die  Übertragung  auf  die  Person  wie 
in  ,Fräss'  und  in  den  obgenanntcn  nhd.  WW.,  in  westph. 
lürjrnbiU,  scbwz.  Wisheii^hündcl  udgl.  —  Die  Movierung  zu 
einem  Fem.  beruht  auf  der  irrtümlichen  Auffassung,  als  ob 
L.-Akt  ein  Nomen  agentis  m.   wäre. 

Bettel-:  Bettelsack.  ,Bettelasser.'  ApL  Urk.  1584. 
,Den  Bettelaaser  anhenken,  ad  saccum  ire.'  Dexzl. 
1677;  1716,  2,  dafür  im  1.  Teil:  ,bettelsack'. 

Schuel-,  Schueler-,  -äser  Gl  u.  GWes. :  Schul- 
tasche aus  Zwilch,  quadratisch,  mit  zwei  eingenähten 
Stäbchen  am  Saume  der  Ött'nung;  mit  schwarzen  Fi- 
guren, für  die  Knaben  namentlich  einem  Hirsch  und 
einigen  Schweinen  (Wildschweinen?)  bemalt;  von  den 
Knaben  an  einer  Schnur  über  die  Achsel,  von  den 
Mädchen  an  einer  Schlaufe  am  Arm  getragen  Ap;  Gl; 


L;  G;  ScH;  Th;  Z.  Die  beschriebene  primitive  Form 
und  auch  das  W.  in  starkem  Rückgang  begriffen. 
,1  Schuolasser  uf  der  oberen  Louben.'  Z  Staatsarch. 
1571.  ,Mein  Grossvatter  hat  mir  einen  Schuloser  von 
der  Kirchen  [von  seinem  Kirchenbesuch]  heimgebracht, 
darob  ich  als  ein  kind  übel  erschrocken.'  MRohn.  1629. 
Fig.  En  Schueloser  ist  bald  g'lert,  das  in  der  Schule 
erworbene  Wissen  reicht  nicht  weit,  wenn  man  ins 
praktische  Leben  tritt.  Sulg.  .Junge  Burger  habend 
Selbsten  gestudiert,  nicht  bloss,  dass  man  sagen  könne, 
sy  habind  einen  halben  schuelaaser  geessen,  sondern 
solide.'  JJBreit.  1633;  vgl.  ,die  Weisheit  mit  Löifeln 
geessen  haben.' 

Abbildungen  z.  B.  im  Z  Kai.  1508  (Neuj.  d.  Stdtbibl.  Z 
1868)  und  von  beiden  Arten  in  KdMey.,  Zeitspiegel  1675. 
Die  oben  erwähnten  Verzierungen  gestatten  die  Behauptung, 
dass  der  .Jägersmann  es  war,  welcher  den  ,Aser'  aufbrachte ; 
vgl.  dazu  den  ,Weid-Asor'  (folg.  Art.)  als  Hirtentasche. 
Die  Kürze  des  rt  in  Gl  rührt  davon  her,  dass  das  2.  W.  in 
Zss.  immer  in  Gefahr  ist,  als  blosses  Ableitungselement  be- 
handelt zu  werden. 

Waid-:  Jägertasche.  ,Verbirg  es  [das  erbeutete 
Rebhuhn]  in  den  w.'  Vögele.  1557.  In  allgemeinerem 
S. :  .Darumb  auch  die  hirten  ire  weidäser  oder  brot- 
säcklin  mit  demselbigen  [einem  Dachsbalg]  überziehen.' 
TiERB.  156-3.  ,Dz  bütgelt  den  bütmeistern  in  einem 
werdäser  [1.  weid-V]  ungezalt  geantwurtt  [ungezählt 
überantwortet].'  S  Staatsman.  1476. 

Der  A'erf.  der  Heiitelia  scheint  unser  W.  mit  dessen 
Verhochdeutschung  kombiniert  zu  haben,  da  er  in  sonder- 
barer Weise  schrieb:   ,Brot  aus  der  Weidt- Aschen'. 

äseren,  ö-;  1.  im  Freien  den  mitgenommenen 
Mundvorrat  verzehren,  zunächst  vom  Frühstück 
oder  vom  Mittagessen  der  Jäger,  dann  übh.  im  Freien 
Mahlzeit  halten,  z.  B.  bei  Feldarbeit,  Weinlese,  Land- 
partieen Aa;  Bs;  Scn;  Z.  ,Der  Forst  ist  eines  Jägers 
Wonne,  Die  schönste  Freud  die  Aser-Stund.'  HSülzer, 
Beichtstuhl.  —  2.  mit  gemütlicher  Langsamkeit  essen, 
es  sich  schmecken  lassen  THSteckb.  —  ab-:  den 
Nachtisch  einnehmen  Z.  —  O-ierete  f.:  Rast  im  Freien 
mit  Mahlzeit  verbunden  Scn. 

.asert:  zuweilen,  hin  und  wieder  AaF." 

Von  alh  s  l  (Sp.  170;  vgl.  ö«  Sp.   502   und  ose  ^  also 

Sp.   200)    ahgeleitet   nach  Analogie   anderer  Advv.  der  Zeit 

wie  sidert,   cisiUrt. 

assessieren  assess-,  asseess-  Z,  assisiere  S,  gewöhn- 
licher ver-:  (refl.)  sich  associieren,  in  Gesehäftsgemein- 
schaft  treten. 

Äset  n. :  Name  der  an  der  Muota  gelegenen  All- 
meind  der  Leute  von  Schwyz.  ,Die  strass  uf  dem 
Aaset.  Vom  oisteg  hinus  über  das  Aaset.'  Schw  Ldb. 
—  Eig.  =  Weideplatz,  von  'ätsen,  'äsen,  weiden;  vgl.  das 
tr.   ässen. 

asi  s.  sich  (an-sich). 

asiaiiiseli:  asiatisch.  Ansh. 
Wurm-Asle  s.  Ameise  Sp.  216. 

Assle,  Kassel  f.:  Tausendfuss.  ,Von  der  Nassel, 
welche  ein  grosse  menge  der  füessen  hat.'  Fischb.  1563. 
.Centipeda,  nassel,  kellerwuruL'  Denzl.  1677;  1716. 

Aus  lat.  ascllus,  vgl.  Keller-escl.  Prothet.  n  wie  in  Sibsclic 
Sp.   48,  Xikeihtland  Sp.   84,  Nüuderis  Sp.   91   u.  a. 

Asinodäns:  der  Geist  der  Eifersucht.  ,Wir  haben 
gelobt  ausszuspeicn  den  alten  gast,  der  ncid  und  hass 


500 


As,  es,  is.  OS,  US 


510 


heisset,  den  Aiuademii,  den  Eheteufol.'  AKlingl.  1688. 
.Asniodi  ihm  sein  Herz  betört.'  WHi-ber  1787.  .Auch 
plagt  sie  [die  Leibeigenen,  die  nicht  nach  eigener 
Wahl  lieiraten  dürfen]  der  böse  Asmodäus  eben  nicht 
gewaltig.'  ebd. 

Im  Bucli  Tob.  3,  8.  ist  A.  der  böse  Geist,  der  die 
7  Mauiicr  der  S.ar.a  getüdtet.  Bei  Kliugl.  scheint  sich  (wcun 
niclit  eiu  blosser  Druckfehler  vorliegt)  der  biblische  X,ame 
verwechselt  zu  haben. 

äs  s.  als  Sj).  197.        Noli-Äseli  s.  Näch-Wiseli. 
äslen,  er-  s.  eslen  (Esel). 
ais  s.  me''  Sp.  265. 

Ansin. :  Kot;  etw.  Ekelhaftes,  ^»s;  »««c/je",  cacare 

AaF.,  Fri.  (Kdrspr.)  —  Nbf.  zu  A-uyiji,  Auyge  Sp.  155 
und  Autselii, 

e  s  lokale  Ausspr.  für  eis  d.  i.  eins  (Sp.  269). 

es:  Fron.  3.  P.  n.  Allein  stehend  oder  im  Satz 
betont  rfS,  e^s  (nur  v.  Personen,  Kom.  u.  Acc),  sonst 
jiroklitisch  im  Nom.  ^s,  %s,  's,  enklitisch  im  Acc.  fast 
ausschliesslich  's  ('«Gntw. ;  W,  doch  auch  mit  repe- 
tierender Form  'äjs,  'siis  BSi. ;  W),  v.  Personen  in(ejs. 
—  Gen.  sine"  neben  es,  enklit.  «j«  BO.;  6r,  «jji  Gr; 
W.  —  Dat.  betont  im,  enklit.  em,  viu.  —  1.  von  wirk- 
lich sächlichen  Wesen,  a)  als  Nominativ  a)  des 
Subjektes  in  unpers.  KAA.  von  Vorgängen  und  Zu- 
ständen in  der  Natur  und  im  Menschen,  wie  nhd. 
Dazu  noch  Fälle  wie:  ,Zu  Schlanders  starb  es  heftig 
an  der  Bestalenz',  es  herrschte  dort  ein  Sterben. 
Stockar.  Und  sogar  mit  Tb.  im  Flur.:  .Saitend  uns, 
das  es  in  unser  landen  fast  [zahlreich]  stürbin  um 
Zürich.'  ebd.  Mit  Acc.  F.  z.  B.  von  Krankheiten,  die 
den  Menschen  ergreifen.  Es  hää-en  a"g'yriff'e,  eine 
Krankheit  hat  ihn  ergriffen.  Es  häd-en  (am  Bei"), 
er  ist  gefangen,  verloren.  Es  häd-e"  möge",  er  ist 
überwältigt,  unterlegen.  Es  icird-em  um  de"  Cliopf 
iime  clw,  er  wird  sein  Tun  büssen.  Pleonastisch  vor- 
geschoben oder  durch  eine  nachfolgende  Apposition 
ergänzt.  -, Wenn  es  in  dem  Ehestand  alles  recht  her- 
gehen würde.'  JMüLL.  1661.  Es  füert  (treit)  li,  in 
den  Bächen,  Flüssen  treibt  Eis,  ein  Zeichen  starken 
Frostes  W.  —  ß)  als  Nomin.  des  Prädikates  bei 
,sein'  und  .werden'.  SU  er  's?  seid  ihr  bereit?  W. 
Mit  Dat.:  Er  ist-mu  's,  ihm  gewachsen  W.  Er  ist- 
mer  's,  mir  gewogen  GG.,  F.  Bei  Kinderspielen  meint 
CS  sin  dasjenige  Kind,  welches  in  einem  Spiel  vorzugs- 
weise tätig  oder  leidend  sein,  in  Spielen  um  Geld  die 
Person,  welche  bezahlen  muss.  Er  meint,  er  seif;  's, 
sei  eine  wichtige  Person,  der  erste  in  der  Gesellschaft 
Z.  Und 's  meint  en  iedp-r,  er  seig's,  wer  neh-i-r^  [der 
liübschen  Jungfrau]  stö"  darf.  HBfJHL  1834.  Er  mues-es 
verde,  er  soll  (das  Spiel)  verlieren,  vgl.  muess  Schnuler 
w.;  daneben  mit  Acc,  "z.  B.  er  ist  e  Ealhi  irorde". 
schuldig,  eine  halbe  Flasche  zu  bezahlen.  —  b)  als 
Accus,  des  Obj.,  aber  ohne  bestimmte  Beziehung,  bei 
einzelnen  Verben  von  allg.  Bed.  Mc  irird  's  denn 
g'sch'  [die  Folgen  eines  Tuns].  /  mag  's  fast  nümme 
erllde",  kann  den  Schmerz,  die  Ungeduld  nicht  wehr 
ertragen.  De""  cha""  's!  ver.steht  das  Spiel,  seinen 
Beruf,  leistet  Tüchtiges.  Er  cha  's  giiet  ge,  weiss 
sich  geschickt  auszudrücken.  Ir  hiind  's  giiet !  seid 
gut  gestellt;  habt  gut  reden.  Von  Leibesübeln,  ganz 
entsprechend  dem  ,es'  als  Subj.  bei  a  a:  er  hat  's  im 
Itugge",  im  Hals,  i-me  Bei",  es  fehlt  ihm  in  jenen 
Körperteilen,    er   hat  dort  Schmerzen,    Beächwerden. 


Es  abessen,  sich  übersättigen,  s.  unter  abessen.  ,Er 
hat  's  [den  Ekel]  am  Brot  abgeessen.'  .Woran  wir  's 
[unsere  Verschuldung]  geessen  betten';  s.  u.  essen. 
Es  Eim  a^'tne',  ihn  bezaubern,  verhexen,  wie  nhd. 
Er  trlbt  's  mit-em  [sich]  selber  (Onanie).  Verbunden 
mit  unpers.  Subj.  ,es'.  Es  git 's,  gibt  es;  es  mag  's 
O'gii",  die  Sache  gelingt.  Es  hat  's,  es  ist  fertig, 
richtig,  genügend.  .Im  Namen  des  Gesetzes:  so,  iez 
hat  's-es!'  Parodie  der  Formel  der  Civiltrauung.  Mit 
Dat.  P. :  er  chann-em  's  (treffen,  b' reichen),  seinen  Ge- 
schmack befriedigen.  Das  cha-mer  's,  passt,  behagt 
mir.  Es  Eim  bringe",  zutrinken;  zeige",  den  Meister  z.. 
strafen;  säge",  den  Text  lesen;  mache",  ihn  behandeln, 
z.  B.  irüest  m.,  ungerecht.  Es  Einer  mache",  obsc. 
Es  mit  Eim  verschütte,  Jmds  Gunst  verscherzen.  Als 
Ohj.  vorgeschoben,  entsprechend  dem  als  Subj. 
vorgeschobenen  ,es'.  (Hb  's  mier,  icas  mir  g'hört.  Er 
hät-ne  's  'teilt  ds  Giiot  BGt.  —  2.  von  Personen  und 
zwar  nicht  bloss  Kindern  und  erwachsenen  Mädchen, 
sondern  auch  von  Frauen;  früher  wohl  allg.  und  selbst 
in  städtischen  Ki-eisen,  übereinstimmend  mit  der  be- 
liebten dimin.  Gestaltung  der  Taufnamen;  vgL  auch 
,das  Mensch'  und  er,  sl.  Und  icie-n-i''''  über  lueg, 
So  g'sehn-i'''  in  de  schönen  Auge  Träne;  Ganz  still 
isch  's  g'sl"  . . .,  Bis  dass  Es  [die  Frau]  sait:  lis  iciter. 
JJBfrkh.  185.3.  Jetzt  noch  die  Frau  (im  Munde  des 
Mannes)  in  VOrten.  Er  und  es.  Mann  und  Frau,  s. 
Sp.  100  u.  In  SB.  kann  es  die  Frau  oder  die  Tochter 
(das  Meitschi)  bezeichnen.  In  GnSchanf.  hat  solches 
es  eine  verächtliche  Nebenbed.  In  W  soll  es  (im 
Munde  der  Frau)  sogar  auch  den  Mann  bezeichnen. 
Zu  diesem  es  als  Nomin.  gehört  dann  der  Acc.  inrß 
Gl,  ins  Bs;  L;  Z.  bes.  in  betonter  Stellung,  s.  Sp.  20-"); 
in  BsStdt  früher  auch  als  Nomin.  Vereinzelt  von  einer 
Sache  und  unbetont:  ,Ich  hasse  dises  Laster,  ich  de- 
testiere ihns  in  den  Abgrund  der  Höllen.'  Ulr.  1727. 
—  3.  der  Genetiv  in  seiner  urspr.  Form  es  (versch. 
von  dem  alten  Nom.  u.  Acc.  es)  ist  in  der  lebenden 
Spr.  ausgestorben  und  durch  se(n),  enklit.  abgeschwächt 
aus  sin,  ersetzt.  Dies  nicht  bloss  in  pai-tit.  Bed.,  son- 
dern wie  das  ältere  sin,  verk.  sl,  auch  in  obj.  und 
causaler,  in  allen  3  Bed.  entsprechend  fz.  en.  I  ha'-se" 
g'nueg  BHk.  Rest  du  Ches  [Käse]?  Ja,  i  h,a"-se"  B  oSi. 
Wenn  er-sen  wollet  [si  vous  en  voulez  avoir]  BO. 
Wenn  de  Gaffe  [Katfee]  u'f  [aufgebraucht]  ist,  so 
tttet-me"-sen  umhi"  reichen  [wieder  holen]  BO.  ilfer 
si-sen  g'icanet,  wir  sind  dessen  gewohnt  BHa.  Sitz 
nider  un  häb-sen!  ruft  man  unwillig  Kindern,  die  Etw. 
verlangen,  was  man  ihnen  erst  nicht  geben  wollte 
BRi.  Acht-sen  tve""  d'  mid  HudellüteH  [Gesindel]  z' 
ttion  liest!  gib  Acht  darauf,  ebd.  Wenn-i'''-sen  achten, 
SIC  ubergiben-i-mi  nüd  hal''  [verzähle  ich  mich  nicht 
leicht],  ebd.  3fer  sind-schen  eins,  darüber  einig  GisPr, 
I  iceiss-dr-schen  kein  Dach,  weiss  dir  dafür  keinen 
Dank.  ebd.  Er  isch-si  [damit]  z'fride.  SeniLn.  .Las 
mich  den  münch  schlahen;  du  kanst  sin  nit',  verstehst 
dich  nicht  darauf.  StMkixrad  1161.  ,Sol  mit  dheinem 
vich  da  hüeten,  man  gunne  [erlaube]  ihm  sy  dann.' 
Okkx.  Aadorf  M60.  ,Und  ist  ain  fvn  salz:  ich  han 
sy  öch  mit  mir  herus  bracht  in  disin  land.'  Stockak 
1510.  .Wir  kämen  sin  [dadurch]  an  bettelstab.'  NMan. 
.Wie  .sy  dz  werk  einem,  der  sy  wirdig  sye.  zuoeignen 
wöllind.'  ZwiXRi.i  1526.  ,lch  bin  .sy  wol  zefriden.- 
HBi'LL.  1531.  ,Los  zue,  so  wir.stu  sy  nuch  hericht 
I davon    unterrichtet].'    ebd.     .Heb    si   kain    acht;    bis 


511 


As,  es,  is,  0.S,  US 


512 


[sei]  ruewig.'  1533,  Kriessern.  ,Er  hat  syii  [dazu]  kein 
befelch  ghan.'  Salat.  ,Hat  sicli  ain  todtlich  krankhait 
in  im  erwogt  und  ist  sy  [daran]  ge.storben.'  Kessler. 
Sabb.  , Quill  attinet?  Was  darf  es  sy  [bedarf  es  dessen], 
was  ist  es  von  nöten?  Nee  abnuitur  ita  fuisse,  man 
ist  sy  gichtig  [geständig],  man  kan  .sy  nit  abred  sein. 
Fors  viderit,  walt  sy  das  glück.  Excidit  memoria 
hujus  rei,  man  gedenkt  sy  nit  mer,  man  hat  sy  kein 
gedächtnuss  mer.  Ipsius  jus  atque  arbitrium  est,  es 
stät  an  im,  er  hat  sy  [darüber,  dazu]  macht  und  gwalt. 
Age,  ich  bin  sy  wol  zefriden.  Levior  pluma  est  gratia, 
er  weisst  dir  sy  [dafür]  gar  kein  dank.'  Fris.  ,Das 
feber  [Fieber]  ist  im  abgangen,  er  ist  sy  abkommen.' 
Ich  besorg  mich  sy,  ir  werdiuds  nit  bim  besten  auf- 
nemmen.'  Mal.  , [Christus]  muost  doch  leiden  jämmer- 
lich, Und  war  sy  gar  nit  schuldig  gsein.'  Com.  Beati. 
,Tuo  nur  dein  best,  du  wirst  sy  gniessen  [Frucht 
davon  haben].'  ebd.  ,Das  man  sy  im  gebe,  als  [so] 
vil  er  sy  nottürftig  syge.'  Mey.,  Wint.  Chr.  —  4.  der 
Dativ  steht  oft  fast  pleonastisch,  indem  ein  Sein  oder 
Tun  auf  etwas  Erwähntes  oder  Bekanntes  bezogen 
wird;  M»  =  mit  Beziehung  darauf.  ,Tuen  im  wie-de 
witt!  fac  pro  tuo  arbitrio.  Wie  sott-i'''-n-ivi  tue"? 
quid  suades?'  Id.  B.  (Aber:  es  tued-em  Nüd,  die  Sache 
leidet  keinen  Schaden  Z).  Tüend-fm  au"''  >sö.'  Er- 
wiederung eines  Grusses,  der  eigentlich  besehen  einen 
Wunsch,  eine  Aufforderung  enthält,  z.  B.  blibed  (fsvnät 
chömmed  me  zue-n-is  [uns],  ,Also  ist  im  recht',  so 
ist  's  r.  ZwiNGLL  ,Wie  im  sy  z'  tuon  mit  disem  punkt.' 
HBuLL.  15Ö3.  ,Myn  Sun,  nun  schwyg,  wie  man  im 
tuot.'  ebd.  ,Über  ein  stund  leg  einen  andern  darüber 
und  tuo  im  also  den  ganzen  tag'  [setze  dies  Verfahren 
fort].  VofiELB.  1557.  ,Wie  wend  ier  im  denn  tuon, 
wenn  so  vil  Doctores  werdend  wider  üch  stän?'  Tn 
Platt.  ,Becte  non  credis,  du  thuost  im  recht,  dass  du 
nit  glaub.st.'  Fris.  ,Hettend  im  die  alten  also  geton.' 
LLav.  1578,  =  ,wann  die  alten  ein  gleiches  getan.' 
1670.  Mit  Beziehung  auf  einen  folgenden  Satz:  .Wie 
ist  ihme  zu  tun?'  Hott.  1666.  ,Wie  du  ihm  tetest, 
■wann  einer . . .'  Mey.  1694.  ,Wie  ist  im  [wie  geht  es 
zu,  was  ist  der  Grund],  das  ier  nit  frölich  sind  wie 
vormal?'  ThPlatt.  ,Si  ita  est,  wenn  im  also  ist.' 
Fris.  ,Ist  im  also?  Ist  es  war?'  Mal.,  wienhd.:  ,Ist 
dem  so?'  ,Sige  dem,  wie  im  well.'  Mey.,  Wint.  Chr. 
,Oder  ist  ihm  nicht  also?'  Müll.,  Bussuhr  1665.  Vor- 
mals auch  im  S.  des  Zweckes  =  dazu,  zu  diesem 
Ende.  ,Du  bist  im  zuo  fül,  dass  ich  dir  eins  rechten 
werde',  zu  schlecht,  als  dass  ich  mit  dir  vor  Gericht 
gehe.  15'22,  B(3li,  Act.  ,Da  ir  meinend,  mine  herren 
söltind  mich  abgestellt  haben,  sag  ich,  dass  sy  im  ze 
fromm  sind.'  Zwingli  1526.  ,Du  bist  im  ze  jung  [um 
dein  Leben  im  Kloster  zu  verbringen].'  HBcll.  1527. 
,Ir  sind  imm  wys  gnuog.'  ebd.  1533.  Der  Dativ  steht 
ferner  in  EAA.  wie:  Es  ist-em  nüd  Ernst  s'  regne", 
wo  em  genau  der  Dat.  zu  dem  es  in  ,es  regnet  ist. 
Es  chunnd-em,  die  Sache  fängt  an  sich  zu  machen.  Es 
ruckt  (nächet)  -rm,  das  Ziel  der  Reise,  das  Ende  der 
Arbeit  ist  bald  erreicht,  da;  syn.  i''''  han 's  (mer  liänd 's) 
hold.  Mer  jceud-em  scho"  def'ur  tue !  wir  wollen  dem  Ding 
(Übol.stand)  wohl  abhelfen!  Z.  Dann  in  Verbindungen 
wie:  ,Ich  habe  es  dir  hundertmal  gesagt,  aber  du 
fragtest  ihm  [meinen  Worten]  Nichts  nach.'  HPest. 
1790.  Endlich,  wie  im  als  Dat.  von  er,  auch  reflexiv. 
Allg.  Es  clmnnt  nüd  inm-rm  selber,  die  Sache  kommt 
nicht  von  selbst  Gl.     ,'s  wird   schon  von   ihm  selber 


gehen.'  HPest.  1785.  Auch  versteinert,  so  dass  das 
Genus  des  Subj.  ohne  Einfluss  ist:  die  Tür  gät  vor-^vi 
selber  vf  Z.  Sogar:  ,Diewyl  aber  die  sacli  üwer  und 
unserthalb  je  lenger  je  mer  sorg  uf  im  tregt.'  1527, 
Absch.  ,Vil  mer  kosten  druf  gangen,  dann  die  schuld 
an  im  selbs  ist.'  Mey.,  Wint.  Chr. 

Über  die  dem  tahd.  ez,  got.  ita  entsprechende,  von  den 
Gebirgsmiindarten  noch  festgehaltene  Ausspr.  vgl.  i'r  Sp.  400. 
401,  dessen  Analogie  unser  W.  zu  dem  Laute  c^  mit  hinüber- 
gezogen hat.  Aus  ,ist  es',  is  's  wird  in  Gr  und  W  is^,  aus 
,hat  es  uns'  in  Gr  -hetsiii.  Sonst  kann  is'  auch  zsgerückt 
sein  aus  i'^''  es,  i"  es  oder  ü  [euch]  es.  Zuweilen  verwenden 
die  Bergdialckte  die  unverkürzte  Form:  sust  gab  i's  Nüd  (für 
gew.  gäh  's)  und  Fofstätter  (S)  setzt  in  der  Anwendung  auf 
Personen  (Mädchen)  ein  etw.  stärkeres  is:  ,Vnd  d'  Frau  die 
2xtcH  is  wü:  ne  Drack.'  ,Mänge  Buresun  het  sys  Aug  uf  is 
g'richtet  g'ha".'  Es  steht  gewissermassen  in  der  Mitte  zw. 
es,  's  und  ins  (welche  Form  auch  für  es  in  prädlkat. 
Stellung  gilt,  z.  B.  wenn  ich  ins  war).  Diese  merkwürdige 
Form  (die  allerdings  auch  in  der  Wettcrau  vorkommt,  aber 
dort  auch  für  den  Nomin.  und  sogar  von  männlichen  Fers. ; 
Gr.  WB.  3,  1104/5)  ist  bei  uns  ohne  Zweifel  eine  Com- 
bination  des  Acc.  m.  in  [ihn]  mit  dem  s  des  Neutr.,  welches 
Letztere  ja  ubh.  in  der  Flexion  dem  Masc.  nahe  steht.  Zu 
der  iterat.  Form  'ses  vgl.  'tis,  uns,  Sp.  347.  Der  Genet. 
wird,  wenn  von  Sachen  die  Rede  ist,  von  der  Mehrzahl 
unserer  MAA.  umschrieben.  Beim  l)at.  taucht  in  Gr  der 
sonderbare  Fall  auf,  dass  die  Flexion,  viell.  um  einen  Ab- 
stand gegen  das  Msc.  zu  gewinnen,  unterbleibt:  luo^-ma'  mid 
es!  =  le  voilä.  —  Der  Gebrauch  des  i's  für  Frauen  mag 
t.  aus  dem  für  Mädchen,  t.  aus  dem  zu  Grund  liegenden 
\ind  mitgedachten  Neutralbegriff  ,Weib',  t.  aus  der  häufigen 
Diminutivform  weiblicher  Eigenn.  zu  erklären  sein,  welche 
vom  Mädchen-  auch  auf  den  verheir.ateten  Stand  übergiengen. 
Wenn  gelegentlich  sogar  eine  Mannsperson  mit  ,m'  bezeichnet 
wird,  so  ist  zu  erinnern  an  die  Vorliebe  der  Bergleute  für 
dimin.  Ausdrücke.  —  Es  gibt  Fälle,  wo  es  sich  fragt,  ob 
wirklich  unser  W.  vorliegt  oder  ein  anderes  Pron.  und  wenn 
,es',  welcher  Casus  desselben  anzunehmen  sei;  auch  kommen 
Fälle  vor,  wo  ein  ,es'  noch  mit  einem  andern  Pron.  pleo- 
nastisch verbunden  ist.  Ton  dieser  letzten  Art  ist  die  Stelle: 
.Dann  ichs  sy  gar  wohl  möchte  glachen  [ich  möchte  darüber 
lachen]  Wann  uns  der  pur  ein  schimpf  wurd  machen.'  Com. 
Beati,  wo  ,'s'  od.  ,sy'  (sin)  genügen  würde  und  ,sy'  wahrsch. 
nur  zugesetzt  ist,  weil  der  gleichbedeutende  alte  Genet.  ,es' 
als  solcher  nicht  mehr  verstanden  wurde.  Ähnlich  könnte 
pleonastisches  ,sy(n)'  neben  ,des'  zn  verstehen  sein:  ,Sy  haben 
uns  hilf  und  rat  zuogesagt,  wo  wir  sy  des  bedürfend.'  1529, 
Absch.,  denn  ,sy'  für  verk.  ,sich'  zu  nehmen  widerspricht 
dem  damaligen  Schriftgebrauch,  wenn  auch  der  Gebrauch 
des  Reflex,  bei  der  1.  Fers,  nicht  unerhört  und  die  RA.  es 
hediirf-si"''  oder  c»  h-ücht-si'''  desse  nüd  noch  heute  üblich  ist. 
In  Fällen  wie:  ,Zuo  Schwyz  ist  er  's  gesessen.'  XIV.  od.  XT. 
Volkslied.  ,Es  spiltens  drei  Gesellen  Auf  einem  schmalen 
Brett ...  Er  gieng  und  klopft  es  an.'  BO.  Volkslied,  kann 
das  »  als  es  nach  Analogie  des  prädikativen  (oben  laß  und 
Gr.  WB.  3,  111.5/6)  erklärt  werden.  Als  umgestelltes  Schein- 
subjekt statt  des  sonst  vorgeschobenen  ist  es  zu  nehmen  in 
Fällen  aus  der  lebenden  Spr.  wie  die  folgenden:  Ziceitüsig 
stön  CS  parat.  Lied  von  1830  =  es  stehen  usw.  Si/  's  Sorge 
cho,  so  han-i  d'  P/i/fe  g'stopß  (Hofstättcr).  conditinnaler  Satz 
mit  Herübernahme  des  ,es'  aus  der  kategorischen  Form :  ,es 
sind  S.  gekommen.'  Lue^,  scho"  bade  's  Chiiider.  ebd.  =  siehe, 
es  baden  usw.  Vor  Jöre  isch-es  dort  es  0"ghick  passiert;  du 
sin-es  [damals  sind]  4  Persone"  um  's  Lebe  cho"  B.  In  Fällen 
wie:  Wenn  's  vil  Gast  da  sind  L  (conditiun.ale  Form  von:  Es 
sind  vü  G.  da)  kann  eine  Vermischung  mit  der  syn.  Formel: 
,cs  hat'  mitgespielt  haben.  Anderer  Art  ist:  /  gib-es  nid  mtche 
[nicht  nach]  Schw,  wo  es  entw.  noch  ein  Rest  des  alten 
Genet.  ist,  i.  S.  von:  ich  lasse  davon  nicht  ab,  gebe  darin 
Nichts  nach,  oder  zu  erklären  als  Acc.  durch  Mitwirkung  der 
Cnnstruktion :   Ich  lasse  es  nicht  fahren.     Auch  in:    J  chumvie 


513 


As,  es,  is,  OS,  US 


514 


's  nüiiime  ah,  werde  es  nicht  mehr  los,  hat  sich  der  alte  Geilet, 
für  das  Sprachgefühl  in  deu  Acc.  verwandelt,  wie  in  allen 
entsprechenden  nhd.  Konstruktionen  mit  ,os' ;  s.  Gr.  WB.  3, 
1127  ff.  So  auch:  ,Der  Herr  kann  's  lustig  sein',  sich 
damit  (mit  vorgesetztem  Essen  und  Trinken  im  Wirtshaus) 
vergnügen.  XVII.,  Volkslied.  —  Zur  Erlwrtung  unserer  Er- 
klärung des  ,si'  m.ig  auch  die  bei  Fris.  sich  findende  Va- 
riante dienen:  .Faciemus,  alia  cura,  hab  sy  kein  sorg',  neben: 
,non  curat,  er  hat  sein  kein  sorg,  er  fragt  nichts  darnach.' 
Immerhin  kann  man  in  einzelnen  Fällen  zw.  ,sin'  und  ,sich' 
schwanken;  so  z.  B.  ,Guet  sorg  man  han  sol  zu  dem  vych, 
dass  mag  sy  geniessen  arm  nnd  rych.'  Beromnnster,  Wächter- 
ordu.  15S1.  Wenn  der  BHaslitaler  auch  sagt:  i"''  lil'-il 
(jicami  [gewohnt],  so  liegt  darin  kein  Beweis  für  die  Kichtigkeit 
der  von  uns  im  Texte  gegebenen  Auffassung,  da  in  der  dor- 
tigen MA.  »i  das  Fron.  refl.  auch  bei  1.  u.  2.  P.  sein  kann. 
Auch  haben  gewisse  Verhochdeutschungen  aus  alter  und  neuer 
Zeit  das  »t  der  lebenden  Spr.  anders  verstanden  als  wir. 
So:  ,Wer  sich  wellt  bevogten  lassen,  das  [zn  entscheiden] 
soll  stiin  an  einem  undervogt,  ob  er  sich  uottürftig  syge 
oder  nit.'  152T,  AaWst.  ,Der  Sohn  sei  sich  gar  nicht  zu- 
frieden.' Gotth.  S.  darum  auch  u.  sich.  —  Über  die  RA. 
CS  iai-ai  dr  Wert  s.  u.  letzterem  W. ;  dass  die  KA.  hieher 
gehört,  erhellt  aus  Wendungen  wie:  t'"''  hln-ai  nüvinic  u-ert, 
dy"  Sun  z  hciase'  BSigr.  ,Wer  sy  wert  seie,  dass  man  im 
guots  beweise.'  Fris.  Fraglich  bleibt  endlich  auch  noch, 
ob  in  der  RA.  es  int-mer-si,  es  kommt  mir  vor,  als  ob...; 
ich  glaube  mich  zu  erinnern,  dass  ....  das  »i  aus  ,sich"  od. 
aus  ,sin'  verkürzt  sei.  —  Die  am  Schluss  von  1  b  ange- 
nommene Vorschiebung  eines  obj.  es  bestätigt  sich  durch 
den  selben  Gebrauch  beim  Nomin.  und  Dat.  nicht  bloss  in 
der  selben  MA.,  sondern  in  der  Umgangsspr.  übh.,  ■/..  B. : 
Wil  er  aber  chon  ist  —  din  Biiob,  weil  aber  dein  Sohn  ge- 
kommen ist  BGt.  Und  hat  im  sin  Tä}  [Teil]  j/'i/e"  —  ^em 
jüngste  So^   Th. 

es  s.  aZsSp.  197  (es-gar  198,  3a.  ja-u-es  198,3b). 
es,  ^s  s.  enes  Sp.  265. 

es-,  a.s-  GRtw. :  Präf.  vor  dem  Adv.  ie  (Sp.  21) 
und  vor  Frageww.  resp.  indefin.  Pron.,  dort  zur  Be- 
schränkung, hier  (s.  auch  et-,  etes-ica,  -toie  usw.)  zur 
Verallgemeinerung  des  Begriftes.  Gebirgs-IVIAA.  — 
Verk.  aus  ahd.,  mhd.  u.  Schweiz,  etea-,  der  altern  Nbf.  von 
ete-,   unserm  et-, 

Ess  I  ncs^,  e-s-  —  m.  bzw.  n.:  1.  der  Buchstabe  S. 
allg.  -  2.  Gegenstand,  welcher  melir  oder  weniger  die 
Gestalt  der  lat.  Majuskel  S  darbietet,  z.  B.  a)  eisernes 
Gerät  zur  Verkleinerung  von  Futter  für  Feder-  und 
Rindvieh,  b)  zwei  in  stumpfem  Winkel  gegen  ein- 
ander gerichtete  Furchen,  welche  zur  Ablenkung 
des  Regenwassers  quer  über  die  Strasse  gezogen  wer- 
den  Z.     Syn.  Mos.    —   Wegen  des  Genus  s.   A  Sp.   1. 

Ess  11  f.  in  der  RA. :  en  E.  mit  Etw.  han,  machen, 
es  tüchtig  bearbeiten,  grosse  JVIühe  daran  wenden  BSi. 

Vgl.  nhd.  ,Etw.  in  Esse  bringen,  in  vollem  Esse  erhalten', 
auch  als  Fem.,  aus  dem  lat.  Inf.  esse,  sein;  vgl.  , Wesen'. 
Allerdings  setzt  diese  Erklärung  voraus,  dass  das  e'  der 
'2.  Silbe  (in  ungewohnter  Weise)  vorerst  zu  <■  abgeblasst  sei. 
,Esse'  =  Schmiede  ist  unserer  MA.   durchaus  fremd. 

Es.s  m  f.  s.  Esch  IL 

Ess  IV  n.  s.  Ass. 

Ge-i.'ss,  es  sacht  s.  bei  'essen. 

Esail.  En  rüche  E.:  Wildfang;  Menscli  von  raulien 
Sitten  ZKn. 

Lehnt  sich  an  1.  Mos.  25,  2.5  mit  Übertragung  des  Be- 
griffes von  der  kürperlicheu  Rauhheit  (, rauch  wie  ein  fid') 
auf  die  Gemütsart. 

Esauit.  jEure  Professores  in  MiiMcliscluir  und 
Esauiten  verwandelt.'  Ki.ini:l.  1(J88. 

Schweif  Idiotikon.  I  4. 


Iron.  an   ,Esan'    angelehnt   für  Esuwiter,    d.  i.  Jesuiten, 
wie  schon   Discourse   1721,   12.  Stück,  es  erklären. 

esegist,  eser,  esigst  s.  e  I  (Sp.  10). 

Esel,  EscheJ  GrAv.;  PPo.,  Ei,.l  W,  Esel  GRHe., 
sonst  iVf/  allg.  —  m.  —  PI.  Esel  und  Esle":   1.  das 
bekannte  Haustier;    in  BO.  schimpf  weise   auch  von 
einem   Pferde.     Auf  stärkere    Verbreitung    und   Vor- 
wendung des  Tieres  auch   in  der  nördliclien  Schweiz 
in  frülierer  Zeit  deuten,  von  historischen  Nachrichten 
abgesehen,    zahlreiche  Namen   von  Lokalitäten,    z.  B. 
Eselgass,  -stall,  -brtinnen,  -fürt,  ferner  Ptianzennanien 
udgl.,   und  wenigstens  Vertrautheit  mit  seiner  Natur 
erhellt   aus   den   folgenden  Anwendungen  des  W.  — 
RAA.  betr.  a)  das  Reit-,  Last-  und  Zugtier.   Er  suecht 
dr  E.  und  rlt't  druff]  hat,  was  er  sucht,  bei  der  Hand. 
Me"  muess  nit  eisder  uff'-em  gliche  E.  z'  3färet  rite'  S. 
,Das  ist  ein  so  bekannter  E.  [Steckenpferd],  auf  dem 
sie    [die   Herrenleute]    reiten,    und    musste   ich   mich 
daran  verfehlen!'  HPest.  1790.    ,Deni  frechen,  gewalt- 
samen und  ungeduldigen  Tröler  [prozesslustigen  IVIen- 
schen]  war  Arners  Steifigkeit  kein  Heu  für  seinen  E.' 
ebd.  1787.    Wcr-si"''  zum  E.  macht,  muess  Sack  träge". 
SüLG.     .Den  E.  übergürten'   s.  u.  letzterem  W.     -Der 
E.   hindcfür    [verkehrt]    abspanne"    S.     Den  E.   bim 
Hingere  säume".  Gldr  1835.    b)  Geduld,  Dienstwillig- 
keit,  Anspruchslosigkeit.     ,Wann    sich  Einer  zum  E. 
machet,  will  ihn  Jedermann  reiten.'  JMey.  1692.    ,Ich 
muss  als  der  E.  sein,  omnes  mihi  molestise  devorandae.' 
ebd.    Eim  d'r  E.  machen,  Jmdm  um  schlechten  Lohn 
dienen,   sich  einfältig-gutmütig  ausnützen  lassen   Gr; 
vgl.  Kuc,  Hund.   De  E.  inuess  Hahcr  träge"  und  Sprür 
fresse"  SoH ;  Z.    Brav  ist  en  E.  (wenn  er  vackcr  zücht 
Gßh.);   hrav  —  wie-n-en  E.  (allg.),   womit  ,brav'   zu 
einem   zweideutigen  Lobe   gestempelt   wird.     Uflade" 
ivie-n-en  [statt  rmeti,  einem]  E.,  schwer  beladen.    ,Der 
Merishauser  hat  gesagt,   wenn  es  bergab  gienge   wie 
bergauf,  so  wollte  er  den  besten  E.  vorsetzen.'  Kirchh. 
(In    ScHlVIer.   waren   Eselzüehtereien.)     c)  die  Farbe. 
Der  E.  grauet  schu"   im  Mueterllb   Scn;  S.     Der  E. 
chunnt  use,  wenn  Jmd  ergraut,  allg.   Daher  bezeichnet 
man  mit  einem  grilenen  E.  eine  grosse  Seltenheit  AaF.  _ 
d)  hässliches  Aussehen    und  plumpen  Gang.     Der  E. 
Icennt-men   a"  den  Ore"  und  a"  de"   Worte  die  Tore". 
Ineichkn.    Es  G'fräs  [Gesicht,  Miene]  mache"  uie-n-en 
E.  S.    Wenn-ma"  nid  scharf  b'schlagen  ist,  se  ist-ma" 
icie  der  E.  uf-em  Is  GuPr.     e)  die  Stimme  und  daraus 
erschlossenen  Mangel  von  musikalisclieiu  Gehör:  Wenn 
ei"   E.   a"fuhd   schreien,   so    stimme"   die   anderen   l". 
Ineiou.    Das  Geschrei  selbst  heisst ///i;n ,'/<■«,  gigalzgcn; 
(scherzh.)  sagenfilen.    Es  passt,  wie  für  en  E.  e  Sack- 
pflfe.  Ineic'iien.     ,Vom  gückel  zum  e.  sjiringen  [beide 
Tiere   singen   gleich    schlecht],    ut  Galli   ilicunt,    d.  i. 
von   eim    fürnemnien    oder    von    eim    Unglück    in    das 
ander  fallen,  de  calcaria  in  carbonariani.'  Fris.;  Mai.. 
,Urteil  du  nit  höher,  dann  dicli  verstandist,   dass  dir 
nit  gange  wie  dem  e.,  der  urteilet,  der  gugger  sunge 
bass    weder  ■  [als]    die    nachtgall.'     Zwinuli.      f)    den 
Übermut.     Der  E.  verlürt  d'  Hör,   tro-n-er  g'legen  ist 
Aa.     B'o-s»'''  der  E.  walet  [wälzt],  da  rcrlürt-er  au''' 
d' Här  Seil;  Sciiw,  das  Verbrechen  wird  an  dem  Orte 
bestraft,    wo    es   begangen   wurde.     Wenn  's  dem  E. 
z'  uol  ist,   so  scharrct-er  Uw,    so  göt-er  uf  's  Is   und 
tanzet,  bis-er 's  Bei"  bricht.  Inekuen;  Silokr.     g)  den 
störrisclicii    Sinn.     .Iiic    K.    wollen   gcsclilagen    sein.' 

33 


515 


As,  es,  is,  OS,  US 


516 


JMey.  169"2.  Er  het  's  wie  's  Änkema'"'s  [Butterhändlers] 
E.:  100  Streich  tu'"'  's  nümme,    das  [alte]  Tier   gibt 
Nichts  mehr  um  Schläge.    Er  macht-si'''  stcttig  [stör- 
risch]   ii-ie  's  Ä-s  E.    SoTERM.     Stettig  ine  's  Popsts 
(iriene  E.  Bs.    Daher  E.  auch  geradezu  =  die  unfreund- 
liche, schmollende  Laune  selbst;  dr Eiulhä",  schmollen 
W.     Und  diese  Begriffswendung  kombiniert   mit  der 
Vorstellung   vom  Reittiere:   (gli,  hold)   uf-em  E.  si", 
(leicht,  schnell)  ins  Schmollen,  in  Zorn  geraten,  stör- 
risch   sein   Aa;   Bs;   BS.;    S;    Z;    syn.  uf-em  GriitzU, 
us-em  Rüsli,  oben  use  sin;  hiipeii,  Schalken,  müschen, 
mutschen,  poffen,  den  Satz  han.    ,Er  ist  bald  auf  dem 
e.,   proclivis    est  ad  iram.'    Hospin.  168.3.     ,Leiehtlich 
erzürnt  werden,  bald  auf  dem  e.  sitzen.'  Fris.  ;  JMev. 
1G92;  Denzl.  1677;  171G.     ,Wenn  er  [der  zornmütige 
Kaiser]  ufsitzt  und  dem  e.  d'muoter  ryt't,  Denn  tuot 
myn  [des  Hofnarren]  gyg  in  [ihn]  wider  hurtig  machen. 
Bis  er  hat  verwuetct.'  JWAr.N.  1581.    Trans,  gewendet: 
Jmdn  uf  dr  E.  setze",  erzürnen  Aa;  Bs.    De''  ist  glv''  uf 
der  E.  g'setzt!   .Uli  facile  fit  quod  doleat,  es  ist  im  gleich 
geschehen,  das  er  hön  oder  erzürnt  wirf,  er  ist  bald 
auf  den  e.  gesetzt.'    Fris.;   Mal.;    ähnlich  bei  JMey. 
1692.     In  BHk.,  Ri.  iif-''en  E.  lade''.    Vgl.  übr.  noch 
u.  -1.     Mit   Ausdruck    der   Wechselbeziehung:    Einen 
uf-em  E.  han,   ihn  ganz  im  Unwillen,  in  der  Wider- 
.spenstigkeit  gegen  sich  haben  BHa.    h)  die  Dummheit. 
G'rueje"  [ausruhen]   icie -n-en  E.,   d.i.  beladen,   mit 
sammt  der  Last.    Sulger.     Er  het  Forcht   u-ie  en  E., 
u-enn  er  d'  Burdi  abg'heit  [abwirft],  fürchtet  Strafe  und 
kann  sich  darum  der  Erleichterung  nicht  freuen   Aa. 
,Wann   zwecn  E.  einander   unterrichten,   wird  keiner 
kein  Doctor.'  JMey.  1692.    Rede"  wie-n-en  E.,  dumm. 
Er  hat  's,  nöä  z'sämmeg' rechnet  [sit  venia  verbo],  icie 
en  E.  GBern.    Einen  für-cn  E.  ha",  zum  Besten  halten, 
allg.    En  E.  wurd  's  bigrife".    Der  E.  .stöd  am  Berg 
=  nhd.  der  Ochse.  Ineichen.     E.  ist  E.  und  bl'M  E. 
ebd.     Es  cha""  's  en  E.  merke",  wenn  der  Gharre  das 
Boss  zieht,  ebd.    Der  E.  weiss  erst,  was  der  Schwanz 
wert  ist,   wenn  er-e"  rerhne  hed.    ebd.     S.  auch  u.  3. 
i)  den  geringen  Wert.   ,Vom  Pferd  auf  den  E.  kommen, 
in  einen  schlimmeren  Stand  [und  umgekehrt].'  JMey'. 
169'2.     ,Was  hast  du  vom  Junker  und  was  geht  dich 
der  Narr  an?     Sie  werden  ihn  gewiss   noch   auf  den 
E.  setzen,  wie  's  recht  ist  [ihn  herunterstimmen,  seine 
Utopien  zu  Schanden  machen].'  HPest.  1790;  s.  auch  3. 
,Es  ist  Vilen   ein   frömder  E.  vil   lieber   als   ein   gut 
teutsches   Pferd,    servitia    peregrina   placent.'    JMey. 
1692.    Us-emen  E.  wird  nie  kei"  Bitross.  Ineichen.    En 
E.  schick,  wohi"  d'  tcitt,  's  würd  kei  Hengst  drüs.  Sdlg. 
Wenn  Einer  sitzend  mit  den  Füssen  baumelt,  so  sagt 
man,  er  läute  dem  E.  z'  Grab.  Sülg.  ;   vgl.  Hund.  — 
2.  a)  eine  Gestalt,  welche  den  Esel  des  StNiklaus 
vorstellen  soll  und  den  gabenspendenden  Bischof  auf 
seinen   Hausbesuchen   am   6.  Dezember   oder   in   den 
Tagen  des  Jahreswechsels  begleitet  (daher  auch  Klaus- 
esel genannt  ZWl.),  angeblich  entw.  von  seinem  Herren 
selber   geritten   oder  mit  dem  .Klausbaum'   und   den 
übrigen  Gaben  beladen.     Die  Kinder  in  Schw  u.  ZO. 
legen  ihm  an  dem  Abend,   da  sie  ihn  erwarten,    Heu 
auf   das  vor  den  Fenstern  aufgeschichtete  Brennholz 
bereit.    Auch   in   denjenigen  Gegenden,   wo   der  alte 
Nikiaus  dem  Wiehnachtskindli  weichen  musste,  blieb 
tw.  die  Vorstellung  von  dem  mitgehenden  Saumtiere 
fortbestehen.    Dasselbe  heisst  je  nach  der  Zeit  seines 
Umgehens  auch  Wiehnachts-,  Altjär-,  Neujär-E.    ,Der 


Neujahresel  hat  den  Kindern  Klausbäumli,  Platten 
und  Zainen  voll  Zeug  und  Sachen  gebracht.'  Stütz. 
Wo  er  in  Yvirklicher  Gestalt  auftritt,  wird  er  von 
einem  oder  zwei  (ZWl.)  mit  einem  Laken  verdeckten 
Burschen  vorgestellt,  von  denen  der  vordere  am  einen 
.\rm  einen  a-us  Holz  geschnitzten  klappernden  (vgl. 
Klapperbock)  und  nach  der  Geldgabe,  auch  nach  den 
Leuten  schnappenden  Eselskopf  emporhält  (ZG.);  oder 
auf  den  beiden  Burschen,  welche  mit  Holzscheitern 
auf  dem  Boden  herumtrampeln  und  von  denen  der 
vordere  ein  Ziegenfell  (vgl.  V  Haber-,  Schnabel g ei ss) 
über  Kopf  und  Nacken  trägt,  reitet  ein  dritter  (Th 
Affeltr.f).  oder  Einer,  der  einen  Reitenden  vorstellt, 
trägt  nach  Art  des  engl.  ,hobby-horse'  die  geschnitzte 
Figur  eines  Esels  unter  sich.  Die  Volksphantasie  er- 
nüchtert sich  gewissermassen,  wenn  in  WObcrwld  der- 
jenige unter  der  an  den  Abenden  vor  dem  Festtage 
herumstürmenden  Knabenschaar,  welcher  als  E.  ver- 
kleidet ist,  angeblich  dem  StNiklaus  begegnen  möchte, 
um  sich  ihm  zur  Ablösung  für  sein  eigenes,  von  der 
Reise  ermüdetes  Saumtier  anzubieten.  Aber  der  Glaube 
an  den  heil.  Bischof  ist  hier  noch  lebendig  und  das 
Auftreten  desselben  noch  dramatisch  gedacht,  während 
in  andern  katholischen  Kantonen  StNiklaus  ohne  das 
Tier  erscheint,  bei  den  Reformierten  aber  zwar  die 
Namen  und  Gestalten,  \velche  die  katholische  Kirche 
der  hl.  Geschichte  (der  Esel  der  hl.  Familie)  und  der 
Heiligenlegende  entnahm,  geblieben,  die  ursprüng- 
lichere, heidnische  Vorstellung  aber  wieder  durchge- 
brochen ist.  Den  kirchlichen  Gestalten  gieng  nämlich 
die  Wilde  Jagd,  d.  i.  Wuotan  auf  seinem  Schimmel 
mit  seinem  Gefolge,  wie  er  zur  Zeit  der  Wintersonnen- 
wende seinen  Umzug  auf  Erden  hält  (s.  Wuetis  Her), 
voraus.  In  reformierten  Gegenden  spielt  der  ,Esel' 
die  Rolle  des  Knechtes  Rupprecht,  der  die  Kinder 
mehr  erschreckt  als  der  Nikiaus  sie  erfreut.  Nament- 
lich die  bewegliche  dritte  der  oben  skizzierten  Ge- 
stalten ist  es.  welche  sich  hiezu  eignet.  Wart,  der 
E.  (de  Gurri)  nimmt-di!  ist  in  ZO.  eine  Drohung  für 
unartige  Kinder.  Der  B  Kai.  1825  rügt,  dass  es  Eltern 
gebe,  welche  die  jungen  Bursche  ermuntern,  den  Wieh- 
nachtsesel  recht  furchtbar  zu  gestalten.  Wo-mer  so 
[gemütlich]  z'sämmesitze",  stürmt  ds  Müdcli  [die  Dienst- 
magd] ine  [herein]  wie  der  Neujäresel  u  hrüelt  [schreit 
usw.]  B  It  Postheiri.  B'hüet-is  Gott,  %vie  stöst  dudö! 
pnmkt  wie  en  Neujäresel!  Wottst  [willst  du]  ge'  chlause 
[maskiert  umgehen]?  lässt  Stutz  einen  Mann  zu  seiner 
Frau  sagen,  welche  sich  beim  Ankleiden  vorwickelt 
hat  und  phantastisch  aus  dem  Kockschlitz  herauslugt. 
So  wurde  der  E.  leicht  zum  Mittelpunkt  besonderer 
Aufführungen,  bei  welchen  die  .Klause'  zur  Folie 
herabsinken,  und  bildeten  sich  dafür  die  Benennungen 
eslen,  eine  Esh-tr  Z.  In  ZStäfa  pflegte  solche  Wilde 
Jagd  schon  vor  dem  eigentlichen  Festabend  (Silvester) 
einmal  in  volLständigera  Aufzuge  herumzuschwärmen, 
angeblich  um  den  E.  am  Dorfbrunnen  zu  tränken. 
Dass  Hebel  's  Wiehnechtchindlis  E.  auf  ein  Sternbild 
ileutet.  ist  wohl  seine  poetische  Erfindung.  —  Vgl. 
Schnabelgeiss  u.  s.  bes.  u.  Klaus.  —  b)  Esch.  ein  Spiel- 
zeug, das  die  Kinder  sich  aus  einer  Röhre  von  Löwen- 
zahn und  einem  mit  seinem  langen  Stiele  hindurch- 
gesteckten Gänseblümchen  erstellen.  Die  nickende 
Bewegung,  w'elche  die  geknickte  Röhre  mit  dem 
Blümehenkopfe  macht,  erinnert  an  das  Schnappen 
des  Ncujahresels  ZO.;   s.  eslen.     Syn.  Hex.  -—  3.  ein 


517 


As,  es,  is,  OS,  US 


518 


ursprünglich  in  Gestalt  eines  Esels  konstruierter  ehren- 
rühriger Strafsitz  für  Erwachsene  auf  ötl'entlichen 
Plätzen,  für  Soldaten  und  (am  längsten  erhalten)  für 
Schüler.  In  Gr  oHe.  wurden  strafbare  Schüler  noch 
in  den  ersten  Dezennien  unseres  Jhdts  auf  einen  drei- 
kantigen Block  unter  diesem  Namen  gesetzt.  ,Im 
vierten  [nämlich  Bank]  gebt  's  der  Krebse  Gang  und 
weiterhin  [in  den  folgenden  Bänken]  ist  's  Nichts! 
Den  E.  reiten  lebenslang  nur  träge  Taugenichts.'  Z 
Ncuj.  Mus.  Auch  nachdem  die  Tiergestalt  einer  Bank 
im  Winkel  des  Schulzimmers  Platz  gemacht  hatte, 
dauerte  der  alte  Name  noch  bis  in  unser  Jhdt  fort  Z. 
Syn.  Eselstuel,  Schandbank.  In  höheren  Schulen  des 
XVI.  wurde  dafür  ein  Symbol  eingeführt,  welches  ein 
fehlbarer  Schüler  dem  andern  abnehmen  musste.  .Damit 
sy  dester  flyssiger  zuom  latinreden  gehalten  werden, 
sol  ein  jede  letzgen  [Klasse]  ihren  eigenen  asinum  han 
und  welicher  den  zuoletzt  us  der  schuol  tragt,  sol 
gestraft  werden.'  Alte  Schulordn.  Brügg.  Nach  der 
Z  Schulordn.  1576  sollen  die  Schüler  ,den  as.  ein- 
anderen verkaufen,  und  jeder  professor  zuo  syner 
stund  solle  fragen,  wer  den  as.  habe.'  Diejenige  von 
1559  beruft  sich  darauf  als  auf  einen  alten  Brauch. 
Als  Strafmittel  für  die  Garnison  stand  im  XVI. 
zu  Bern  vor  der  Wachtstube  ein  hölzerner  Esel  mit 
scharfer  Rückenkante,  und  ein  gleiches  Instrument 
mit  der  gleichen  Bestimmung  ist  abgebildet  in  dem 
Z  Neuj.  d.  Pförtn.  1748.  , Jener  satyrische  Geist,  der 
diese  Mode  [der  hohen  Frauenzimmer-Coiffuren]  vor 
mehr  als  einem  Halbdutzend  Jahren  auf  eine  so  possier- 
liche Weise  öffentlich  prostituieret  hat,  indem  er  den 
hölzernen  E.,  der  in  währendem  letzten  Schweizer- 
krieg nächst  bei  der  Hauptwacht  auf  der  undern 
Brücken  gestanden  hat,  mit  einer  solchen  Kappe  aus- 
staffieret hat,  auf  welcher  ein  '2  Schuhe  langer  ge- 
maleter  Pusch  von  Papeir  gepflanzet  war.'  Discourse 
1722,  196.  In  Bern  dauerte  die  Einrichtung  fort 
unter  verändertem  Namen :  ,Die  Saumseligen  [zur  Be- 
ziehung der  Wache]  sollen  mit  dem  hölzernen  Pferd 
oder  Pfahl  gestraft  werden.'  Artic.  Brief  1711.  Auf 
diese  Gebräuche  wird  die  EA.  Einen  uf  der  E.  setze" 
im  S.  von  Einen  foppen,  zum  Besten  halten,  speziell 
Einem  durch  unwahre  Angaben  Furcht  einflössen  Gr; 
Z  zurückgehen;  doch  s.  auch  o.  1  g;  i.  —  4.  eine 
Figur  in  dem  Spiel  [Auf  den]  Eseljucka",  wobei  Einer 
mit  verbundenen  Augen  sich  bückt  und  den  Namen 
desjenigen  erraten  soll,  welcher  ihm  auf  den  Rücken 
springt  Ap.  Eseli  rite"  oder  Eseliträgis,  eine  Be- 
lustigung der  Knaben,  von  denen  je  einer  sich  von 
einem  andern  Huckepack  tragen  lässt,  z.  B.  zum  Kriegs- 
spiel ZO.  Fig.,  Esel  Jaden,  eine  Art  Brettspiel,  bei  wel- 
chem dem  Verlierenden  die  noch  übrigen  Steine  als 
, Eselsohren'  angerechnet  und  gleichsam  aufgeladen 
werden  B.  —  5.  übertr.  a)  andre  Tiere  wegen 
Ähnlichkeit  der  Farbe,  a)  Name  für  Ziegen  BO. 
ß)  graivn  Eija:  eine  Art  der  Bremsen  W.  y)  Kellerassel. 
,Oniscus,  ein  e.  oder  holzvventel;  ist  ein  tierle  mit  vil 
füessen,  graw  und  eselfarb.'  Fris.  .Asellus.  e.,  holz- 
wentel.'  Denzl.  1677;  1716.  Syn.  Keller-,  Mülleresel, 
Kellerschinn.  —  b)  Dummkopf  als  Schimpfn.  allg. 
,0  was  grosse  schand  ist  es,  wann  einer  ein  grober  und 
unwüssender  e.  heim  kommt!'  HBui.l.  1558.  ,Das  „Ich 
weiss  es  nicht"  seie  die  Antwort  der  Eseln.'  Discoi'ksk 
1721.  Indem  grosse  und  kleine  Kinder  an  die  Mauern 
schreiben:  ,Wer  das  liest,  ist  ein  E.',  glauben  sie  einen 


Witz  zu  verüben;  ebenso  mit  der  Vexierrede  an  die 
Unverständigen:  GeU,  v'''  hin  en  rechte''  Bist-en-Esel? 
Mehr  od.  w.  versteckt  und  verblümt  ist  der  Sinn  in 
folgenden  RAA.:  Wie  grösser  der  E.,  wie  grösser  's 
Glück.  Ineiohen.  E.  hiind  me  Glück  weder  g'lert  Ltlt. 
ebd.  Es  laiifid  nid  all  E.  t(f  rier  Beine",  ebd.  Es 
(jid  eil  E.,  wo  nit  Sack  träge"d.  ebd.  Und  als  Gegen- 
stück hiezu :  der  E.  treid  (es  tr.  en  E.J,  er  tceiss  's  nid, 
spottet  man  hinter  demjenigen  her,  welcher  nicht 
merkt,  dass  ihm  etwas  Ungehöriges  anklebt  oder  an- 
gehängt worden  ist;  so  am  ,Bündelitag'  (s.  d.)  in  Z, 
in  der  Weinlese,  da  die  Mädchen  den  .Trägern'  Puppen 
hinten  an  die  Bütten  heften  Gr.  Der  Brief,  welchen 
man  dem  Aprilnarren  mitgibt,  enthält  die  Aufforderung, 
den  ,E.'  weiter  zu  schicken  Gr.  Und  der  E.  vorn" 
fügt  man  spottweise  dazwischen,  wenn  Einer  in  der 
Aufzählung  von  Personen  sich  selber  zuerst  nennt. 
Auch  viele  der  unter  1  aufgeführten  Aussprüche  sind 
nicht  so  harmlos,  wie  der  Wortlaut  es  an  und  für 
sich  bedingt,  sondern  das  W.  E.  soll  sich  nach  dem 
Sinne  des  Sprechenden  auf  die  betr.  Person  beziehen 
nrit  spöttischem  Nebenbegriff.  Ebenso  wird  es  gemeint 
sein,  wenn  die  Einwohner  gewisser  Ortschaften  den 
Übernamen  E.  tragen.  Hinwieder  lässt  der  Humor 
den  E.  die  Stelle  des  Menschen  einnehmen :  De  Herr- 
gott häd  allerlei  für  Lüt,  häd  de  seb  g'seid,  tco-n-en 
E.  zum  Feister  iis  g'lueget  häd  Z.  —  Syn.  Eselskopf. 
S.  auch  Ib.  —  c)  die  Eins  auf  Würfeln  BE.,  öO. 
Die  Eslen,  die  Ein-All  im  Tricktraek  BHk.  Vgl.  Alle; 
eslen.  —  d)  Eiterbeule  BM.  Syn.  Eiss.  —  e)  ge- 
wisse Gerätschaften  und  Vorrichtungen,  die  na- 
mentlich als  Träger  und  Unterlagen  zu  dienen  haben, 
a)  Träger  unter  einer  Bank  BHk.  —  ß)  Querholz,  auf 
welchem  das  Ende  des  wagrecht  liegenden  Kelter- 
baumes zwischen  zwei  Pfeilern  ruht  Z.  Syn.  Bue-rigel. 
—  Y)  zwei  kreuzweise  in  die  Erde  gerammte  Pfähle 
oder  Stecken  im  Weinberg,  auf  welchen  den  Winter 
über  die  ausgehobenen  Rebpfähle  bündelweise  mit  dem 
einen  Ende  ruhen  Aa.  Syn.  Bock;  vgl.  üfeslen.  Auch 
je  ein  Bündel  der  in  dieser  Weise  aufgeschichteten 
Rebstecken  selbst,  ebd.  Syn.  Boss.  —  8)  beim  Web- 
stuhl ein  gezahnter  Stab,  der  an  dem  .Geschirr,  Blatt' 
angehängt  wird  und  vermittelst  einer  Schnur  mit  der 
.Trete'  in  Verbindung  steht  BHa.  —  e)  Stab,  an  wel- 
chem das  Ende  des  Zettels  befestigt  wird  und  welcher 
selber  durch  Stricke  mit  dem  Zettelbaum  zusammen- 
hängt, angewendet,  um  auch  das  letzte  Ende  des  Zettels 
ausweben  zu  können  Aä.  Syn.  Schnüerschit,  Nach- 
träger. —  5)  eine  Art  Bank,  auf  welche  Küfer,  Wagner 
u.  A.  sich  rittlings  setzen,  um  das  namentlich  mit  dem 
Zug-,  Ziehmesser  oder  dem  Schnctzer,  Schnitzniesser, 
zu  bearbeitende  Holz  vermittelst  einer  mit  dem  Fusse 
lenkbaren  kopfähnlichen  Klappe  festzuklemmen  „F"; 
L;  ScHwMa.,  Schnldesel  Gr;  G,  B'schnid-  Gr;  LG.; 
ZWald,  Schnetz-  Gl;  aSciiw;  Uw;  U;  Zg,  Zug-  FS. 
Syn.  Beschnld-,  Eselsluel;  Huttenesel.  Er  häd  en 
eigne"  Chopf,  wic-n-en  B.-E.,  ist  eigensinnig,  hochmütig 
Z.  -  G.  ein  Faden,  der  sich  nicht  auf  alle  Arme  des 
Haspels  glatt  aufgewunden  hat,  sondern  stellenweise 
herunter  hängt  BHk.  Syn.  Häsjili"g.  —  7.  Eigenn. 
a)  eines  Belagerungswerkzeuges,  einer  Wurfmaschine; 
so  der  Berncr  vor  Wimmis  1303;  s.  auch  Wuitsris. 
Chr.  148.  b)  ,Zum  E.'  hiess  1506  das  Rathaus  S. 
c)  die  höchste  Spitze  des  Pilatusberges;  Hügel  bei 
BHuttwyl;  verschiedene  Höfe  in  G. 


519 


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1.  B.  von  Pferden  gebrauclit  wie  umgek.  der  Gurri  vom 
(Nenjahrs-)Ese];  vgl.  dazu  die  Gurre,  Mähre.  —  1  c.  Walirscli. 
eine  Erinnerung  an  Gellerts  Fabel  vom  ,grünen  E.'  —  1  e.  Die 
den  Franzosen  abgehörte  RA.  ist  wohl  die  vom  coq-a  l'äne 
(ungereimte  Rede).  Es  wird  ihr  schwerlich  ein  Märchen 
ähnlich  demjenigen  ,von  den  Bremer  Stadtmusikanten'  zu 
Grunde  liegen,  obwohl  die  eine  der  Fries'schen  Übersetzungen 
darauf  deutet.  Viell.  hat  sie  auch  keinen  Bezug  auf  die 
Stimme.  —  1  i.  Eine  Angabe  aus  ZWettschw. :  nf-em  E. 
*i",  in  ökonomischer  Verlegenheit,  muss  wegen  ihrer  Ver- 
einzelung wohl  eher  als  eine  Ver(|uickung  der  gleichlautenden 
RA.  (s.  oben  g)  mit  der  bekannten  vom  ,Hund'  angesehen 
werden.  Vgl.  aber  3,  —  3.  Eine  auf  den  Kopf  gestülpte 
Mütze  mit  Eselsohren,  wie  solche  auf  französischen  Bildern 
zu  sehen  ist,  kann  in  der  Z  Schulordnung  nicht  gemeint 
sein, da  eine  solche  .ja  hätte  von  selbst  in  die  Augen  fallen 
müssen.  Die  Abbildung  aus  Z  zeigt  zwar  einen  öffentlichen 
Platz  und  sehr  begangenen  Durchpass,  der  E.  gilt  aber  doch 
der  dortigen  Garnison,  da  für  das  civile  Publikum  durch 
das  in  der  Nähe  angebrachte  Halseisen  gesorgt  war.  Zu 
der  ehrenrührigen  Strafe  erinnere  man  sich  auch  an  Bür- 
gers .Kaiser  und  Abt'.  —  5  b.  Zum  Bistenesel  vgl.  Ihidum 
Sp.  48.  Wenn  die  ital.  Strassenjugend  in  der  Fastenzeit 
den  Vorübergehenden  ein  in  Papier  ausgeschnittenes  Esels- 
köpfehen anheftet,  spricht  dieses  für  sich  selbst:  gleichwohl 
schreien  sie  Reime  dazu,  welche  unserm  deutschen  Spruche 
ähnlich  sind;  s.  Usener  in  Rhein.  Mus.  N.  F.  30.  —  5  c.  Vgl. 
lat.  canis,  Hund,  ebenfalls  für  die  Würfel-Eins.  Beide  Aus- 
drücke scheinen  auf  den  geringen  Wert  hinzudeuten,  womit 
die  Darstellung  bei  Fris.  stimmt:  .facies  uua  talorum,  qu* 
unum  dumta.xat  punctum  continebat,  ideo  damnosa  [nachteilig].' 
Man  dürfte  freilich  auch  au  Umdeutnng  ans  £«»  Sp.  513 
denken.  —  5  d.  Viell.  dachte  man  sich  die  Kellerassel 
(s.  5  a  Y)  als  Ursache  des  Übels,  wie  den  Wurm,  das  bön 
Tier  (s.  d.)  als  diejenige  des  panaricium,  wie  Grillen,  Mwjijcn 
(s.  d.)  als  die  eines  launenhaften  Sinnes.  Oder  die  Anschwel- 
lung wurde  dem  beladenen  Saumtiere  verglichen.  —  5  e.  Vgl. 
frz.  chevaiet.  —  5  e  ß.  ,Säue'  heissen  andere  Teile  der  alten 
Kelter.  —  5  e  f.  Schon  gr.  Svoj,  dvla>t0J,  lat.  asellus,  Esel- 
(chen)  genannt.  —  5  e  5.  Viell.  hat  speziell  an  den  störrigen 
E.  erinnert,  dass  der  Schneidstuhl  sieh  so  steif,  mit  aus- 
gespreizten Beinen  postiert.  An  das  störrische  Wesen  gemahnt 
jedenfalls  Bed.   6.   —    7.   Vgl.  Eizel,  Bergn.,  eig.  Väterchen 'y 

Halb-Esel:  Halbnarr.  ,Und  war  der  billig  für 
einen  Lützenburger  (habe  wollen  sagen  für  einen 
halb-e.)  zu  halten,  welcher  sagte,  dass  Fiusternuss  in 
der  Sonne  sei.'  Klostergit.gu  1G87.  [Lützenburger 
hiess  der,   gegen  welchen    die  Polemik  gerichtet  ist.] 

Hütten-  =  Esel  5  e  Z,  BHk.  —  Hütte  =  Rücken- 
korb, dessen  Gestell  und  Boden  auf  der  Schneidebank  ver- 
fertigt werden.      Syn.   Huttenijenten. 

Altjär-,  Nüjär-  s.  Esel  3.  —  Ältjar,  der  letzte 
Tag  des  Jahres. 

Keller-  =  £'«7  .',  a  ß. 

Kinden-:  Kindernarr  Gr. 

Küp-:  ein  SchniuUendor  S.  —  Von  hupen,  schnudkn: 
vgl.   Esel   I  y.      Syn.   Kupkupf. 

Klaus-  s.  Esel  2. 

Krotten-:  einfältiger  Mensch.  Sprichw.  1869.  — 
Krott  wird  in  wegwerfendem  Tone  zur  Verstärkung  des 
Schimpfes  verwendet. 

„Krüz-:  Steinesel  LE." 

Er  mag  wie  das  Männchen  des  gemeinen  Esels  ein 
schwarzes  Kreuz  über  Rücken  und  Schultern  haben.  Viell. 
ist  es  eben  nur  der  (vorzugsweise  .als  Lasttier  verwendete) 
männliche  E. 

Mül-:  1.  Maulesel;  Maultier.  .So  mag  ye  das 
gold,    das  wir  an  des  babsts  in.  |die  Kirche,    die  den 


Ablass  empfängt]  henkend,  für  unser  sünd  nit  gnuog 
ton.'  ZwiNfiLi.  —  2.  Schimpfn.,  als  Wortspiel,  auf 
schwatzhafte  Leute,  die  reden,  was  ihnen  gerade  ,ins 
Maul'  kommt. 

Müller-  Bs,  Miili-  Gr:  1.  wie  nhd.,  bes.  aber 
scherzhaft  und  spöttisch  von  Personen,  welche  sich 
zu  schweren  und  undankbaren  Dienstleistungen  miss- 
brauchen lassen.  Eim  der  M.  mache"  müe)<se".  Spottn. 
für  einen  dumm  gutmütigen  Menschen  übh.  GrHc.  — 
2.  (auch  dim.)  Kellerassel  Bs.     Vgl.  Esel  .5  a  y. 

Mumm-:  Maulesel.  ,Uf  die  Zyt  kuff  [kaufte]  ich 
ein  Mumesel.'  Stock.\r. 

Hängt,  wenn  man  übh.  auf  die  Schreibung  des  sonder- 
baren Kauzes  eingehen  darf,  mit  Muminel,  Mund,  mummlen, 
(undeutlich)  reden,  zs. 

StMartins-:  ein  Spiel,  wobei  Jeder  einen  Tier- 
nanien  führt  und  Alle  im  Ringe  um  Denjenigen,  welcher 
StMartii  Eiel  vorstellt,  tanzen,  bis  sie  alle  der  Reihe 
nach  von  diesem  bei  ihren  Tiernaraen  in  die  Mitte 
abgerufen  sind  W.  Wenn  an  Martinstag  (11.  Nov.) 
die  Sonne  scheint,  woraus  man  auf  einen  Nachsommer 
schliesst,  sagt  man  in  S:  der  Marti  will  slm  Esel 
heue".  Schild. 

Auf  den  h.  Martin  sind  auch  Züge  von  Wuotan  über- 
gegangen, so  hier  mit  Beziehung  auf  das  Wetter. 

Wich-Nacht-  s.  Esel  2. 

Baier-.  Pfuckt  [vor  Zorn  schnaubend]  irie  vc  B. 
B.  —  Eine  Übertragung,  auf  die  Derbheit  des  Baierstammes 
anspielend. 

Palm-:  der  am  Palmsonntag  herumgeführte  höl- 
zerne Esel,  auf  welchem  ein  Darsteller  Christi  oder 
eine  entsprechende  Holzfigur  sass;  vgl.  Matth.  21, 
1 — 9;  JoH.  12,  12 — 15.  ,Uf  sontag  den  palmtag  15'28 
wie  der  pfarrer  zuo  Someri  im  Turgöw  nach  altem 
bruch  den  esel  ziechen  und  zuo  im  das  volk  mit 
palmen  schiessen  Hess'  usw.  Väd.  Das  satyrische 
■,Testament'  von  NManuel  vermacht  .dem  balmesel  das 
heidnisch  werk  [Stickerei]  im  tuoch  vor'm  altar  zuo 
einem  mantel,  dass  er  nit  erfriere.'  ,Am  palmtag  gät 
man  uf  die  hofmatten  mit  herrlicher  pression  [Proces- 
sion]  mit  crüz  und  fanen  und  dem  p.  voranhin.'  Schw 
1588.  Die  Synode  von  ApA.  klagt  i.  J.  1609,  vil  jung 
Volk  laufe  am  Palmsonntag  ins  Kloster  zu  StGallen, 
daselbst  den  Esel  zu  sehen.  In  Z,  wo  die  Procession 
das  Lied  ,In  Gottes  Namen  faren  wir.  syner  Hilf  be- 
gören  wir  [usw.]'  zu  singen  pflegte,  erhielten  sich  Er- 
innerungen an  den  P.  und  Nachwirkungen  desselben 
noch  bis  spät  in  die  reformierte  Zeit  herein:  nicht 
bloss  wissen  die  Chronisten  des  XVIIl.  zu  berichten, 
dass  vormals  der  Pfarrer  zu  StPeter  am  Aschermitt- 
wocli  der  Metzgerzunft  eine  Schüssel  mit  lOl  .Fasnacht- 
küechli'  zu  verehren  hatte,  .wie  man  vorgibt  aus  der 
Ursach,  weil  die  Metzger,  da  es  noch  im  Pabstuni  wäre, 
ihme  den  Palmesel  auf  den  Palratag  in  die  Caijellon  auf 
den  Hof  gezogen  haben.  Dissmahl  gibt  der  Pfarrer 
jährlich  das  gelt  darfür'  (Moos  1774),  sondern  noch  zu 
Ende  des  vorigen  Jhdts  begründete  man  den  Brauch, 
auf  Palmtag  den  Kindern  neue  Kleider  anzuziehen 
(vgl.  Osterkalb)  mit  der  RA.  ,damit  sie  nicht  von  dem 
Esel  gestossen  würden'.  In  AaB.  ist  der  Kopf  eines 
Palmesels  noch  heute  zu  sehen,  vielleicht  des  selben, 
welcher  unter  dem  Titel  ,der  E.  zu  Baden'  eine  literar. 
Berülimtheit  wurde,  indem  in  der  Zeit  der  Refornuition 


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bei  Anlass  clor  Anfertigung  eines  neuen  P.  mit  Cliristus- 
biUl  .ain  lustig  lieil  a"  1535  uf  den  Palmentag  vom 
Esel  und  Christo  zuo  Baden'  und  andere  von  Zürich 
aus  giengcn,  die  dann  einer  Antwort  ,an  den  Esel  in  Z' 
riefen.  Wer  in  einer  Familie  am  Palmsonntag  zuletzt 
aufsteht,  heisst  der  Pabnesel  L ;  vgl.  Oxterchalb,  Kar- 
fniagsrasuler;  auch  PflexjeJ-e.  .Ein  recliter  P.-E.,  ein 
grober,  ungeschickter  Mensch."  Mey.  Hort.  1692.  Brüele" 
irie-)>-e>i  P.-E.  Sulg. 

Die  RA.  vom  Gebrüll  geht  auf  eiae  Zeit  uud  Orte  zurück, 
da  man  sich  leben Jer  Esel  bediente;  die  Tiere  mügen  sich 
im  Gedräugc  unbehaglich  gefühlt  und  daher  gestört  haben. 
Vgl.   übrigens  auch  Kilchwih-,   Schloaiihund. 

Bast-,  J5((«(/- LH. :  ein  Lastesel,  auchbildl.:  Jrads 
B.  sein  B.  .Uli  [war]  ein  hübscher  Knecht,  ein  guter 
B.,  der  die  Arbeit  verstund.'  Gotth.  .Weil  in  den 
Köpfen  der  jungen  Leute  etwas  Anderes  steckt  als 
Freude  an  der  Arbeit,  so  gibt  es  zuletzt  aus  ihnen 
entweder  missvergnügte,  stättige  B.  oder  Schweine, 
die  in  jedem  Kote  sich  wälzen.'  ebd.  —  lin««,  Saumsattel. 

Pflegel-:  wer  beim  Dreschen  den  letzten  Schlag 
tut,  nachher  die  Andern  zechfrei  halten  niuss  oder  in 
Stroh  eingewickelt  als  Vogelscheuche  an  einen  Baum 
gebunden  wird  ZO.  —  Der  Esel  gilt  als  träge  und  laugsam. 
Syn.   Vnaclur-Mui'hd. 

Brügi-:  der  unter  dem  Getreideboden  oberhalb 
der  Tenne  sich  quer  hinziehende  und  denselben  tra- 
gende Balken  ZO.f  Vgl.  Exel  5  e  a  u.  ß.  —  Moderner 
Brügi-Tfäijei'. 

Riet-:  Esel  aus  Rieti  im  alten  Sabinerland.  ,Ein 
Springer  in  grossem  werd  [Wort]  geachtet  worden  bei 
den  alten,  vorab  so  es  ein  R.,  wie  wir  sprechen,  aus 
Reate  [war].'  Tiere.  156.3. 

,Im  Ducat  Spulet  zuo  Riete,  sunst  Reat.a  geheissen,  da 
sind  der  esel  allwegen  [ehemals]  vil  gefallen  [geworfen  wor- 
deu]  und  hat  man  sy  hoch  geschetzt.'  obd. 

Schüch-:    scheuer,    furchtsamer  Mensch  Tu;  ZO. 

—  Der  Esel  gilt  als  furchtsam. 

Schnid-,   Beschnid-,    Schnetz-   s.  Esel  5  e  t,. 

Stabi-:  ein  steifer,  unbeholfener  Mensch  GlH.  -- 

—  Verstärkende  tautol.  Zss. 

Stei"-:  eig.  eine  Art  kleiner  und  dauerhafter, 
bes.  in  der  Mühle  verwendeter  E.  Daher  noch:  müed 
loie-n-en  St.  Z.  ,Alt  werden,  wie  die  Steineseln.' 
Gotth.  Tue"  tcie-n-en  St.,  ungeherdig  wild  sein  ZF. 
Abgelijst  von  seiner  eig.  Bed.  und  bloss  als  Steigerung 
des  fig.  Begriffes  von  Esel  gefühlt:  e"  gottlose  St., 
schrecklich  dumm  U.     Huere  wie  en  St.  Ap;  ZWI. 

Der  Esel  ist  seit  Altem  ein  Typus  der  Geilheit.  Die  RA. 
vom  Alter  beruht  viell.  bloss  auf  dem  Ausdrucke  , steinalt". 

,Wald-  oder  wilder  esel,  onager.  Ein  junger  w., 
lalisio.'  Mal. 

Zug-  s.  Esel  5  e  X,- 

eselecht:  grob.  ,Asini  homines,  eslächt,  düppol, 
grob,  unverstendig.'  Fris. 

esele:  1.  nach  dem  E.  riechen.  Dial.  S.  105.  — 
2.  die  Grannen  an  der  Gerste  abdreschcn  ZRafz. 

Die  Granneu  mit  dem  Haar  des  Esels  verglichen,  welcher 
dasselbe  leicht  verliert;  s.  d.  Sprw.  Sp.   5H,  f. 

eslen,  escliju  W:  1.  intr.,  tun  nach  Art  des 
Esels,  a)  streng  arbeiten  BÜ.,  E.  —  b)  dunnu  han- 
deln,   z.B.   einen    nachteiligen   Kauf  abschliesscn    L;. 


Uw.  —  c)  übler  Laune  sein  und  daher  den  Andern 
kein  Wort  gönnen  mögen,  schmollen  W.  S.  o.  der 
Eiiil  ha".  Syn.  bei  E.  lg.  —  d)  den  , Klausesel" 
(s  E.  2)  spielen  ZO.  Davon  Eslete.  —  e)  die  u.  E.  2  b 
erwähnte  Belustigung  treiben;  auch  Eselis  mnche"  ZO. 
—  f)  ein  Brettspiel,  bei  welchem  nur  die  Einer  auf 
den  Würfeln  gelten;  s.  o.  E.  5  e.  —  g)  beim  Karten- 
spiel keinen  Stich  machen  L;  „VOrte".  Syn.  Schnider 
icerdcii.  —  2.  tr. ,  Einen  zum  E.  machen,  a)  zum 
Besten  halten  AAFri. ;  BE.,  0.  —  b)  Esel  schelten 
Gr.  Vgl.  diehen  usw.  ,Die  frommen  müessen  allwegen 
geeslet  sein.'  Tierb.  1563.  —  c)  ärgern  AAFri.  — 
d)  Einen  gleichsam  auf  den  E.  (s.  E.  3)  setzen,  indem 
man  ihm  unversehens  einen  Stecken  zwischen  die 
Füsse  streckt,  worauf  Einer  hinten,  Einer  vorn  ihn 
empor  heben  und  rütteln,  ein  Scherz,  der  bes.  beim 
Dreschen  dem  ungeschickten  Anfänger  mit  dem  Flegel- 
stiele gespielt  wird  Z. 

üf-:  die  Rebpfähle  sammeln  und  auf  den  sog.  E. 
(s.  5  e  y)  legen  Aa. 

er-:  durch  harte  Arbeit  erwerben,  .iraprobo  labore 
vincere.'  Id.  B;  „L".  .\uch  refl. :  .sich  abarbeiten, 
udings  schaffe  und  sich  eroscln.'  Spreng.  .Weil  das 
[Maul-]tier  ze  somen  [säumen]  so  stark,  ist  ein  sprüch- 
wort  entstanden  von  arbeitsamen  leuten,  da  man  sagt. 
Er  mag  alles  ereslen.'   Tierb.  1563. 

ver-:  Etw.  durch  Unverstand  oder  Dummheit  ver- 
derben, vereiteln  Uw. 

Eslete  f.:  Gesellschaft  von  .Klausen',  welche 
,eslet%  d.  i.  einen  ,Esel'  (s.  E.  2)  herumführt  und  be- 
gleitet. Sie  lässt  sich  durch  einen  vorausgeschickten 
.Herold'  in  solchen  Häusern,  wo  sie  eine  Geldgabo  er- 
warten kann,  als  auf  der  Durchreise  aus  Ägypten  (!) 
ankündigen.  Der  Reiter  trägt  einen  geschnittenen  Hut 
und  einen  langen  Mantel;  ein  Harlequin  führt  den 
Esel  am  Zaume  und  lässt  sich  von  ihm  etwa  die  Mütze 
wegschnappen.  Die  Gruppe  wird  von  einer  Anzahl 
von  schellenbehangenen  .Klausen'  mit  transparenten 
Infein  (s.  Sp.  327)  auf  dem  Kopfe  umschwärmt  Z  rS. 

esselächtig,  esselen,  esselig  s.  bei  Essig. 

essen  (Imp.  is';  Ind.  Präs.  Sg.  is'e,  is'ist;  Cond. 
äs'  Aa;  Z  tw.,  sonst  .s--;  Ptc.  l-esse,  in  W  Ißssid):  essen, 
wie  nhd.;  von  Tieren  PSal.  und  prüde  auch  anderw.; 
sobald  der  Löffel  gebraucht  wird,  werden  auch  Milch, 
Molken  und  Kaffee  ,gegessen'  Gl;  Gr.  .Wer  hirtet 
das  vych  und  isset  von  der  milch  nitV  [verschmäht 
die  Frucht  seiner  Arbeit  zu  geniessen].'  HBull.  1531. 
Nach  der  Tageszeit  unterscheidet  man :  z'  Morge", 
z' Nüni,  z' Zvchni,  z' Mittag,  z' AhcfdJ,  z' 2<aclit  e.: 
s.  d.  WW.  u.  die  folgenden  Zss.  —  1\\\.  und  Sprww. : 
Mi"  isst,  %ve""-me"  's  het  [entschuldigt  tapferes  Zu- 
greifen] B.  Me  chann  üsse',  ivenn-mcn  Op])is  hed,  aber 
muess  nid  rede",  wenn-men  Oppis  tcciss.  Ineichen.  Es 
ist  bes.ter  Alles  e.,  als  Ä.  säge"  Z.  Umgekehrt:  Es  ist 
von  Allem  z'  redid,  aber  ni'id  ron  A.  z'  i}ssid  Ap.  Me" 
chüinit  ab  'cm  [Fuss-]  Bode"  esse"  bezeichnet  das 
grösste  Lob  der  Reinlichkeit  eines  Hauses.  Iss,  was 
d'  liest  und  dcid,',  iras  d'  iritl.  Ineiciien.  Essed,  iras-fr 
[ilir|  fmded  und  denLed,  was-ij-  uriid,  begnügt  euch 
mit  dem,  was  ihr  habt;  Zuruf  an  unerwartete  Gäste, 
die  num  nicht  besser  bedienen  kann.  Si'L(iER.  Me" 
muess  g'esse"  ha"  und  [wenn  auch]  söttid  all  Böm 
[Bäume]    Gälge  sij".    ebd.     's  E.   wird   niUl    vergesse, 


523 


As,  es,  is,  OS,  US 


524 


Ineu'hen.    Selber  esse"  niaeht  feiss.  Mg.    Es  rdrd  Nüd 
so  heiss  g'esse",  dass  [als]  's  a";/' richtet  (g'kochetj  worden 
ist,   mancher   hastig  betriebene   Plan    stockt,    wo   es 
an  die  Ausführung  gehen  soll.  Ineichen;  s.  u.  z' heiss 
essen.    Esse'   und  trinlie"  halt'   Lih   und  Sei  z'sänie 
Z.    's  Esse"  erhalt' t  d'  Lüt  Z.    Dt"'  Tod  isst  us-evi  use, 
von  rasch  abzehrenden  Schwindsüchtigen   gesagt  Aa. 
Wo  sechs  essed,  g'spürt-me"  de  sibet  nid.  Sulger.    Es 
tvird  Alls  g'schaffet  und  Alls  g'esse",  aber  nid  Alls  'zalt. 
Ineichen ;  s.  u.  , essen  und  vergessen  2'.    Wer  nit  chunnt 
zur  rechte"  ZU,  der  muess  esse'  (ha"),  ivas  übrig  blibt, 
oft  mit  dem  spottenden  Zusätze:    more  [morgen]  isst- 
ma"   wider   Gr.     Vgl.  die   alte    Kegel:   ,Es   steht  ge- 
schrieben, dass  6  oder  7  nicht  sollen  harren  auf  einen 
Narren.     Sie  sollen  essen    und   sein    vergessen.'    Iss, 
trink  und  hüs  [spare],  mit  dem  Tod  i^ch  's  üs.  Ineich. 
Von  einem  Zänker  heisst  es:    Wenn  er  nit  Strlt  het, 
so  het-er  nit  g'isse  B.    's  göt-em  vor-em  E.,  er  vergisst 
das  E.  darüber,  allg.    Esse  u-ie-n-en  Tröscher,  ide-n-e 
Wöschcri,  tapfer  zulangen;  Ggs.  wie-n-es  Vügeli.  allg. 
,Er  ist  kein  Esser,  isset  nur  wie  ein  Kätzlein.'    Mey. 
Hort.     Essen  und  Arbeiten  gegenübergestellt:    Ig 
isse  mis  Brot,    du   hesch-mer  Nüd  z'  bifele"   B,    der 
Arbeiter    kann    seinen    Lohn    beliebig    verbrauchen. 
,Wes  Brod  ich  iss,  des  Lied  ich  sing.'     Wer  nüd  zum 
E.  g'rüst't  ist,  ist  aw''  nüd  zum  Werche  g'r.  Ap.    Wer 
Nut  z.  E.  ist,  ist  au^''  N.  z.   W.  allg.     Wer  nid  ZU 
hat  zum  E.,   hat  au'*  nid  ZU  zum  Aibeite".   Sulger. 
Wie-m^^n  isst,  se  schatf't-m.ji  au''',  ebd.     Was  si'''  nid 
cha'"  schicke"  zum  E.,  cha"  si'''  au'''  nid  schicke'  zum 
Schaffe".   Ineichen.     Hurtig  zum  E.  und  langsam  zur 
Arbet  ist  halhi  Fülket  [Faulheit],    ebd.     Essen   und 
Vergessen:  1)  Iss  und  rergiss!  Me'  muess  e.  und  i:, 
man  niuss  versöhnlich  sein,   über  dem  E.  vorher  ge- 
habten Groll  vergessen,  allg.  Ineichen  fügt  noch  hinzu: 
Und  nid  spinne'  und  dra"  sinne'.    2)  zu  zahlen  ver- 
gessen, was  man  gegessen  hat,  sog.  Essschulden  aus- 
stehen   lassen,    sich   nicht   mehr   an    empfangene  Ge- 
schenke erinnern.     3Ier  heind  's  g'üsse"  und  cergesse' 
GkSchiers.     G'esses  ist  bald  Vergesses  BRi.;  vgl.  ror- 
g'esse',  e-g'esse".     Zu  heiss  essen:  bildl.,  sich  über- 
eilen; auch  mit  Dat.,  Einem  zu  nahe  treten.    Er  het 
im  z'  heiss  g'esse,    Etw.  zu    viel   geredet,    etw.  Leides 
zugefügt   Gl.     Was  hän  ich  dir  z' h.  g.?    Z.     ,Weil 
des  Hofrats  Grossmanuua  ihm  was  zu  h.  gegessen,  so 
habe  er  seit  dem  einen  Groll  im  Herzen.'  Gol.  1741. 
Vgl.  Sp.  522/3.    Zu  gut  essen.    Betr.  einen  von  seiner 
Wahlbehördo  beseitigten  Beamten  wundert  man,  was 
er  ihnen  wol  z'  guet  g'esse'  habe  Z.    IC s  essen:  sich 
durch  Essen  einen  Schaden  zuziehen,    a)  eig.    .Warend 
vil  Bilger  krank,  und  die  es  gesen  haftend  in  Ziperen 
[die  in  der  dortigen  Kahrung  sich  den  Tod  angegessen 
hatten].'    Stock.^r.     ,Die   Puren    wurdent   jehen    [be- 
gannen auszusagen],  es  [1.  er]  het  's  an  Fischen  gessen.' 
Ap  Krieg  1405.     b)  bildl.    ,[Sie]  dröwtind,  dass  wir  's 
wol  hören  wurden,  als  got  man  spricht,  waran  wir  's 
geessen  heften  [=  womit  wir  es  verschuldet  hätten].' 
1529,  Strickl.  ;  vgl.  zu  heiss  e.  und  [die  Täufer  mei- 
den das  Abendmahl]    .mancher  könnte  sich  dabei  ein 
urteil  e.'    EEgli  1878.     (Vgl.  Cor.  XI  27.  29.)     Mit 
Einem  essen:  sich  bei  ihm  einquartieren?  ihn  brand- 
schatzen?   .Die  .\ppenzeller  wurdent  [tiengen  an]  mit 
in  [ihnen]  e.  und  nainent  in,  was  si  heften.'  Ap  Krieg 
1405.  ,Si  wolltend  mit  im  e.'  ebd.  —  Das  Ptc.  Imperf. 
a)  akt.  in  der  Rechtsformel:  , essendes  Pfand'  im  Ggs. 


zu  ,todten'  oder  .farenden'  Pfändern,  bes.  vom  Vieh. 
,Und  sind  es  essende  pfender,  so  sol  der  ineyer  dem 
vich  ze  e.  geben.'  Offn.  Birm.  1347.  ,[Dcr  Schuldner] 
sol  den  zinsherren  geben  essende  pfand,  und  ob  nit 
ij.  pf.  da  sind,  süss  farend  guot.'  Bremg.\rtn.  Urb. 
1490.  ,Es  syend  farende  oder  liggende  oder  essende 
pfand.'  ca  1500,  Z.  ,Und  die  essenden  pfand  sol  der 
knecht  in  die  statt  füeren  u.  verkoufen.'  ebd.  b)  pass. 
oder  Gerund,  in  der  stehenden  Verbindung:  „Essedi 
War,  Esswaare  Gl."  ,Anno  1359  erschiene  wegen 
langwährender  Kälte  grosser  Mangel  an  essender  Speis.' 
Hafn.  16G6.  AllfsJ  essed  s.  bei  Erbis  Sp.  429.  —  Das 
Ptc.  Perf.  mit  der  Verneinungspart,  un- («psse 
ScHSt. ;  Z,  u-,  ün-,  ükessen  Gr,  ö-  Ap)  in  akt.  S. :  wer 
nicht  gegessen  hat,  ohne  gegessen  zu  haben.  Es 
Chiiid  ug'i-sse  i  's  Bett  schicke".  Ug'esse  vum  Tisch 
gö°.  , Trinken  ungessen  ist  zwischen  zwei  Stühlen 
abg'sessen,  Essen  untrunken  ist  vom  Stuhl  g'sunken.' 
Inschrift.  ,Ungessen  schlafen  gan.'  Gengenb.  Bettl. 
,Die  kleinen  buoben  ungeessen  im  rossstall  lagen.'  Th 
Platt.  , Sasse  der  Rät  von  Morgen  an  biss  umb  5  uhr 
n.  M.  ungeessen.'  Wdrstis.  17tj5.  ,Giengend  heim  un- 
geessen und  ungetrunken.'  Bossh.-Goldsch.  ,Ungeessen, 
nüchter,  sobrius.'  Red.  1602.  Sogar  die  Zss.  ö"z'nacht- 
(f'esse  Ap.  Zor  Straf  mos  der  Gof  [Kind]  ö.  i  's  Bett. 
Die  Ausspr.  «^  wird  ausgegangen  sein  von  dem  Conj.- 
Prät.  äs,  da  die  Erweichung  eigentlich  nur  nach  langen  Voc. 
(z.  B.  A»,  ü«)  und  in  Partikeln  (das,  was)  häufiger  vorkommt. 
—  Ob  dem  Ptc.  Perf.  die  Form  , gegessen',  mit  unorgaüischer 
Verdoppelung  des  Piäf.,  zu  Grunde  liege,  lässt  sich  nicht 
entscheiden,  da  die  Synk.  auch  eines  einfachen  ije-  schon  die 
harte  Ausspr.  Z-  bewirkt;  doch  ist  es  nicht  wahrscheinlich, 
da  uns  aus  keiner  der  Gebirgs-MAÄ.,  welche  die  Synk.  von 
sich  abweisen,  jene  unorganische  Bildung  entgegentritt;  auch 
nicht  aus  unserer  Lit.,  aus  welcher  uns  einzig  .geesseu'  be- 
kannt ist.  —  üntjir'zzeii  schon  mhd.,  neben  umjaz;  s.  übr. 
un-   1  (Sp.   297). 

e-g'esse":  Ptc,  früher,  zum  Voraus,  vor  der  Be- 
zahlung geessen  Ap.  s    u.  vor-essen. 

ab-essen:  1.  wie  nhd.  ,Inzünen  vor  dem  vBch 
[Vieh],  das  es  nüt  abesse.'  Mev.,  Wint.  Chron.  — 
'2.  (Einem  Etw.)  a)  essen,  was  einend  Andern  gehört, 
ihm  wegnehmen  OrHc.  ,Ich  konnte  essen,  wenn  ich 
mochte,  aber  viel  ass  ich  ihnen  nicht  ab.'  Gottu. 
.Einem  das  seinig  a.,  bona  alicujus  attonderc.'  Hosp.  — 
b)  e.  was  von  einem  Andern  lierrührt,  was  ein  Anderer 
gibt,  aus  dessen  Hand  annehmen;  aus  dessen  Mund,  was 
er  angebissen  hat  Aa;  ScnSt. ;  Z.  Dem  chönnt-i''' NM 
a.,  's  grüset-mi-r.  Syn.  nachhin  e.  —  3.  verzehren. 
,. abessende  war  [Vieh],  darauf  täglich  Unkosten  cr- 
giengen.'  LB  Klosters.  ,Dass  um  abessende  pfand  auf 
ersten  tag  soll  gericht[et]  werden.'  ebd.;  vgl.  , essendes 
Pfand'  (u.  essen),  , fressender  Schaden'.  --  4.  es  a. : 
sich  an  Etw.  bis  zum  Ekel  satt  essen.  ,Er  hat  's  am 
brot  abgeessen,  panis  edendi  tfediuni  cepit  euin.'  I>enzl. 
1677.  —  5.  durch  Sattessen  an  einer  bestimmten  Speise, 
nach  welc'ner  ein  Kranker  ein  Gelüste  trägt,  das  Übel 
verlieren,  z.  B.  das  Fieber  an  geronnener  Milch. 
Sdlg.,  das  kalte  Fieber  mittelst  Speisen  übh.,  nach  denen 
man  gelüstet  L.  Ein  (krankhaftes)  Gelüste  befriedigen: 
Der  G'lust  nä  Fleisch  ah-e.  Gr,  d's  Magewe  an  (mid) 
schwarze  Chriesi  GrD.  ,Er  hat  am  brot  abgeessen  das 
kaltweh,  panis  satietate  febre  liberatus  est.'  Denzl. 
1710.  Der  Aberglaube  hält  dafür,  eine  höhere  Macht 
zeige  auf  übernatürliche  Weise  im  Gelüsten  das  an- 
zuwendende Heilmittel.  —  0.  (refl.)    ,Mit  der  zyt  aber 


525 


As,  es,  is,  OS,  US 


526 


ässend  sich  die  misshell  ah  und  sturhend  ab,  etwan 
wurdend  sy  verricht[et]  und  vertragen  [friedlich  aus- 
getragen].' HBi:li..  1561,  d.  i.  die  Misshelligkeiten 
zehrten  sich  in  sich  selbst  auf,  oder  der  refl.  Ausdruck 


rnischreibu: 
iss';    vgr  1 


vergass';  vgr^  wie"  cha'"'-si'''  u-ider  a"  dem  Brod  cjnet 
esse",  Ko  me'-si'''  bös  g'esse"  häd. 

über-:  (refl.)  wie  nhd.  U.  auf  den  Zunl'tstnben 
wird  im  XVI.  bestraft. 

an-:  sich  ein  Übel  oder  eine  Krankheit  durch  eine 
gewisse  Speise  zuziehen  Gr;  Z.     Gegs.  ah-essen  5. 

in-:  mit  der  Nahrung  etwas  Ungesundes.  Schäd- 
liches verschlucken  und  sich  dadurch  Krankheiten 
oder  andern  Schaden  zuziehen  Gr.  V  Chint  essen 
aUerJei  i".     I  ha'  etsches  Giftigs  i"g'esse. 

ÜS-:  eig.,  eine  Schüssel  leeren;  bildl.  a)  (trans.) 
büssen  für  Etwas,  den  Sehaden  davon  haben.  Die 
Grosse"  richted  d'  Suppe-n  a"  und  die  Chllnc"  müend-si 
II.  SrLGER.  b)  (intr.)  seine  Hülfsmittel  erschöpfen  Z; 
brodlos  werden.  Da  hett-i'''  bald  üsg'üsse,  ich  käme 
aufs  Trockne. 

vor-,  für-:  entlehnte  oder  auf  Kredit  gekaufte 
Speise  essen  Gr.  Allg.  als  Ptc.  Perf. :  vorg'esses  Srod, 
oder  subst.  Vor-,  Fürg'esses,  Brot  oder  Nahrungsmittel 
übh.,  die  man  bezieht  und  verzehrt  auf  den  erwarteten 
Erwerb  hin.  T'.  Br.  ha";  er  häd  eisder  [immer]  V. 
Vorg'esse  Brod  macht  türi  Arbet.  Ineich.  ,Gar  selten 
wirt  verdient  der  lön,  der  vor  verzert  ist  und  verton; 
das  werk  gar  langsam  näher  [von  Statten]  gät,  das 
man  macht  uf  vergessen  bröt.'  M.iNCEL  nach  SBrant. 
Vgl.  e-g'esse. 

ge-:  mit  Essen  zu  Ende  kommen,  also  in  Perf.-Bed. 
,Und  da  sy  gasend,  huob  an  der  techen  [Dekan]  zuo 
reden.'  1529,  Absch.  , Sobald  ich  giss  [gegessen  habe], 
so  wil  ich  gän.'  JMurer,  Naboth,  c.  1556.  Im  L  alt. 
Eatsb.  steht  ,gisset'  nur  für  ,isst'.  —  Über  die  temporale 
Bed.  des  Präf.  ge-  auch  am  Vb.  finit.  s.  d. 

mit-:  wie  nhd.  MiUsse"?  Nei?  sagt  man  in  GA. 
scherzend,  wenn  man  von  einem  guten  Bekannten 
beim  Mahle  überrascht  wird,  indem  man  die  zu  erwar- 
tende Ablehnung  dem  Eintretenden  vorwegnimmt  und 
die  Einladung  ironisiert. 

nachhin-  nähe-:  (m.  Dat.  P.)  aus  der  gleichen 
Schüssel,  welche  ein  Anderer  gebrauchte,  essen  B. 
Vgl.  ab-essen  1  b. 

Essen  n.:  {subst.  Inf.)  wie  nhd.  1.  die  Tätigkeit 
des  Essens.     Das  E.  wird  nid  vergesse.    Ineichen.  — 

2.  Mahlzeit,  's  ivirt  Nut  y'redt  über  [während]  's 
Esse.  allg.  's  E.  ist  recht,  die  Kost  ist  befriedigend, 
allg.  Esses  ZU.  allg.  Noch  ''em  E.  sell-me"  's  Pfi/Ii 
nid  vergesse".  Ineichen.  ,Das  sol  sin  geniainlich  also 
über   Jar   [täglich]   drü   e.'    G  Küchenordn.  1495.  — 

3.  Tracht,  aufgetragene  Schüssel.  G'irärmti  E. 
g'schmikl'ed  nid  icol,  im  eig.  und  bildl.  S.  =  man  lässt 
sich  nicht  gern  den  alten  Kohl  wieder  aufwärmen. 
SüLGER.  E  reideclit  Esse,  Sache,  von  der  man  nicht 
weiss,  wie  sie  gemeint  ist.  ebd.  Als  Mass  mit  Angabe 
des  Stoffes:  ,ein  E.  Kalbamilehen'  ist  eine  der  Bade- 
schenken, welche  1605  Bürgernistr  W.  erhält. 

Aben(d)-,  Ähig-,  Zaben(d)-:  1.  Vesperbrot 
bzw.  Nachtessen;  s.  Abend  1  (Sp.  35).  —  2.  Mahlzeit 
um  die  Mittagsstunde,  s.  ebd.  2;  so  auch  in  TB. 
Syn.  Imhiss-e.;  Morgen-e.     S.  Aliend  Anm. 


Imbiss-:  Mittagessen,  s.  Imbiss  (Sp.  236). 

Vor-:  1.  ein  Gericht,  das  an  grössern  Mahlzeiten, 
wie  Tauf-  und  Leichenmahlen,  den  Hauptgerichten 
vorausgeht,  gleich  nach  der  Suppe  aufgetragen  wird 
und  aus  zerschnittenem  (meist  Schaf-)  Fleisch,  Lunge, 
Leber  usw.  an  einer  gewürzhaften  Brühe  besteht.  .Ain 
v.,  was  das  sig.'  6  Küchenordn.  1495.  ,Das  gewicht 
[geweihte]  salz,  öl,  ostertouf,  gesegnet  fürkerzen  und 
palmen,  die  orenbicht,  4  fronfasten  und  andere  zit 
der  bäpstlichen  hungergeboten  sol  min  kuchenmeister 
[Küchenmeister]  wol  hacken,  sampt  allen  jüdischen 
ceremonien  und  ein  v.  uf  min  begrebt  darus  machen.' 
M.ix.  .Aus  dem  krös  der  kelbern  und  gitzinen  ge- 
sotten und  gewürz  wirt  bei  uns  gemacht  ein  v.'  Tierb. 
1563.  —  2.  ein  selbständig  aufgetischtes,  mit 
Zwiebeln  oder  Gewürz  bereitetes,  bei  den  Landleuten 
beliebtes  Gericht  von  Fleischstücken  mit  den  Knochen 
(oder  aus  Schafgedärm  F)  an  einer  Brühe;  Ragout, 
Fricassee  Aa;  Ap;  B;  F  (Vor-iiss);  Z.  Es  gibt  grobs 
und  reins  [aus  kleineren  Stücken  bestehendes]  V.  Syn. 
verdämpfts  Fleisch;  Büchsenfleisch. 

Hof-:  Anteil  von  einer  Festmahlzeit,  den  man 
einem  am  persönlichen  Erscheinen  verhinderten  Mit- 
gliede  von  der  Tafel  nach  Hause  schickte  ZStdt  f. 
.De  mensa  mittere,  ein  essen  ab  tisch  schicken,  ein 
h.  schicken.'  Fris.  ;  Mal.  Wenn  Bürgermstr  W.  1665 
unter  den  erhaltenen  Badschenken  verzeichnet:  .ein 
schönes  H.,  nämlich  1  Kapaun,  1  Quart  von  einem 
indischen  Hahn,  1  Hase.  1  Rebhuen,  Brigniolen,  1  Stück 
von  einer  Mandeltorte,  1  Stück  von  einer  Zwetschgen- 
torte und  1  überzuckerte  Zitrone',  so  hat  das  W.  viell. 
einen  allgemeinem  Sinn  angenommen. 

Der  Ausdruck  nach  Analogie  der  Versorgung  der  keine 
eigene  Haushaltung  führenden  Dienerschaft  aus  der  Hofküche. 
—    Vgl.   Be«cheid-E. 

Herren-:  ein  delikates  E. 

Junker en-:  Fleisch.  Brot  und  Eier  zusammen 
gekocht  Z. 

Kue-,  Chile-,  „in  GrA.  Chan-'',  -i'ssei  aScHW;  U, 
-Essets  Ap;  U,  Chienäss  U:  1.  „Portion  Heu,  die  eine 
Kuh  in  einem  Jahr  braucht  GrA."  ,Der  Kuhessens 
ist  die  für  eine  Kuh  während  einer  bestimmten  Frist, 
bzw.  der  Sommerszeit,  auf  der  Gemeinweide  erforder- 
liche Nahrung,  die  bei  Festsetzung  der  Viehtriebrechte 
als  Grundeinheit  dient.'  FlLusser  v.  U.  Die  Alpweide 
für  eine  Kuh  auf  der  Allmeinde.  Zum  Behuf  der  Aus- 
markung  dieses  Rechtes  muss  nach  der  Schw  Allmeind- 
verordnung  1849  der  Winterungsertrag  des  Heimwesens 
eines  AUmeindgenossen  in  Kuhessen  ausgedrückt  wer- 
den; so  viel  K.  Winterung  das  Heimwesen  hat.  für  so 
viele  Kühe  kann  Sommerung  auf  der  AUmeinde  an- 
gesprochen werden  Schw;  Obw;  U.  —  2.  je  1  Kuh 
oder  ihre  gleichwertigen  Stellvertreter  mit  Beziehung 
auf  die  Benutzung  der  Gemcinaliien  und  Allmeindeii. 
aaO.  , Jeder  Landmann  darf  auf  joden  Küehesset  zwei 
Spaltlatten  hauen.'  1516,  SciiwMa.  .Dass  niemandt 
der  Landtlüten  mehr  dan  40  Küöhesendts  wintern 
solle.'  15'24  ff.,  Schw  LB.  ,Dass  man  das  schwäntgelt 
[Beitrag  an  die  Kosten  des  Reutens]  soll  einziechen, 
iiamblich  von  jeder  kuoh  csscnts  1  krüzer  und  von 
jeder  hausliaab  5  kr.'  1576,  U.  , Keiner  sol  iner  uf 
die  almeilt  tuen  dann  4  küe  essens.'  1596,  UwE.  ,Von 
jeder  kuo  essens  1  krüzer.'  1607.  U.  .Welcher  sich 
in    die  giucineii   Alpen    will    einschreiben    lassen,    der 


527 


As,  es,  is.  OS,  US 


528 


soll  Yon  jeder  Kuh  Essends  geben  2  Kreuzer.'  Ar 
AlpB.  1008.  .Der  vierte  pfeniiig  solle  dem  Gottshus 
[Engelberg]  erfolgen,  so  ein  oder  der  andere  in  not- 
fällen  die  almeinden  abetzte,  welcher  von  einer  kuo 
essetz  für  ein  tag  und  nacht  '/a  batzen  zuo  bezahlen 
schuldig  sein  wurde.  Item  wegen  Besetzung  der  al- 
meinden ist  uf  und  angenommen  worden,  dass  ein  jeder 
hausshaltender  Talman  eine  kuo-essetz  auftreiben,  das 
Gottshus  aber  ein  Pferd  daruf  haben  möge.'  1691,  UwE. 
—  3.  ideelles  Mass,  die  Einheit,  aufweiche  die  ver- 
schiedenen Vieharten  betr.  die  Benutzung  der  Allnieind 
bezogen  werden.  Je  nach  Ort  und  Zeit  wechselnd 
werden  oder  wurden  z,  B.  ein  jähriges  Eind  für  '/s^ 
ein  Kalb  für  '/s  oder  '/<,  eine  Mastkuh,  ein  Werkochs 
für  l'/a,  ein  Schaf  für  '/s  — Vm  eine  Ziege  für  '/?  —  'In, 
ein  Pferd  für  2 — 6  K.  gerechnet,  —  4.  ungefähres 
Landmass,  so  viel  Alpland,  als  je  nach  der  Be- 
sehatt'enheit  desselben  zum  Unterhalt  einer  Kuh  er- 
forderlich ist,  durchschnittlich  5  Juchart.  Vgl.  o,  1. 
ScHW  Allnieindvcrordn. 

Syn.  Kuc-  (Cliüii-)  Äss,  -Sclitcm,  -Teil,  -Weid;  Stöm; 
Rinderen;  Gmn.  Über  das  Sachliche  s.  Blum.,  KG.  II  I, 
362.  366.  370.  —  Im  2.  Teil  des  Comp,  tritt  neben  der 
Inf.-  auch  die  Gerundiumsform  auf,  für  welche  im  ä.  Nhd. 
und  noch  in  A]i;  G  MA.,  auch  in  der  nhd.  partic.  Bildung 
,zu  essend'  aus  nn  sich  nd  entwiclielte;  und  da  die  MA. 
sich  in  der  unbetonten  Nachsilbe  des  n  vor  d  (t)  entledigt, 
so  lag  Verwechselung  mit  der  (m.)  Substantivbildung  auf  -el 
dem  Sprachgefühle  nahe;  daher  dann  das  Schwanken  zw.  ni. 
u,  sächl.  Geschlechte.  Nur  scheinbar  ist  das  w.  Geschlecht, 
denn  in  dem  Ausdrucke  ,von  einer  K.  Esse(n)ts'  ist  die  Zss. 
zerstört  und  der  Art.  nach  dem  1.  W.  konstruiert,  ,E.'  als 
partit.  Gen.  abhängig  von  ,Kuh'  statt  umgekehrt  , Essen  einer 
K.'  (Gen.  poss.)  .  —  Kiin-  ist  wie  in  dem  syn.  Kän-  (auch 
Kiin-)  Heu  eine  Ausweichung  von  Klicn-  (U  Chien-),  dessen  n 
entw.  ein  bloss  euphonischer  Behelf  (vgl.  wie-n  «■;  i"  de" 
Schuenc",  in  den  Schuhen)  oder  der  einigen  MAA,  eigentüm- 
lichen schwachen  Pluralform  des  W,  Kue  entnommen  ist. 

Morgen-Essen  Aa;Ap;  Bs;  B;  F;  VOrte;  PP.; 
W;  Z,  Murged-  Gl;  Gr:  1.  Frühstück  Gl;  GrD.; 
,ScH;  Vw";  Z.  Sprw. :  etwas  Schwieriges  vor  dem  M. 
(s3-n,  ase  niiechter)  zu  Stande  bringen  =  mit  Leichtigkeit. 
Der  ist  verchauft  mr  em  M.,  übertölpelt,  ehe  er  sich  's 
versieht  Gl.  —  2.  Mittagessen.  Hauptmahlzeit  zw. 
10—12  Uhr  B  (städtisch);  F;  „Gl;  L'-;  Obw;  PP.; 
„S";  W;  „Zti."  Dial.  gibt  aus  F  in  der  Parabel  vom 
verlornen  Sohn  dem  Mahle,  das  der  Vater  anstellen 
lässt,  den  Namen  .is  Z' morgenesse,  und  aus  Schw  be- 
klagt sich  der  zu  Hause  gebliebene  Sohn,  dass  er  nie 
mit  seinen  Freunden  rs  Z'morgedesseli  hätte  halten 
können,  .Nachdem  erloubt  ein  Bürgermeister  von  Z 
3-edermann  an  syn  herberg  zue  gon  zue  morgen  zue 
essen,  dann  es  was  nachent  mittentag.'  Zwixgli. 

S.  die  Anm.  zu  Al,cnd  Sp.  36;  Imliiss  Sp,  238,  Das 
Mittagsmahl  wurde  ehemals  und  wird  im  Gebirge  tw.  noch 
schon  um  11  Uhr  und  früher  eingenommen  (vgl,  das  Läuten 
um  11  Uhr),  fallt  also  noch  auf  den  , Morgen',  Vgl.  für- 
niicchti-r. 

Nach-:  Abendbrod.  Die  Schneider  sollen  nach 
der  Gesindeordn.  Muri  aus  XVll.  , sommers  auch  nach 
dem  n.  arbeiten.' 

Mit  Bez.  auf  die  vorausgegangene  Hauptmahlzeit  so  be- 
nannt, wenn  es  anders  nicht  ein  Sehreibfehler  ist. 

(Z)Nacht-:  wie  nhd.;  s.  auch  u.  Nacht. 

(Z)Nüni-:  die  Zwischenmahlzeit  am  Vormittag, 
Syn.  Imhiss  S  (Sp,  237).  Und  eb  's  am  Cliikhturn 
zeclini  isi-h.  tieil  's  Z».  n".  Si  nii.n  1860, 


Berteli-:  Jahresfestessen  der  Gesellschaft,  vor- 
mals Zunft  zu  Safran  L,  am  Sonntag  nach  Dreikönigen, 
offiziell  das  .Safran-'  oder  ,Fritschi-E.'  genannt,  —  S, 
BerehteU. 

Brnsca-:  Nachschmaus.  Die  (seit  1840  aufgeho- 
benen) Churer  Zünfte  hatten  Tags  nach  dem  Crispini- 
Schneckenessen  noch  ein  Br.  —  Von  churw.  bruKm, 
Überbleibsel  einer  Mahlzeit. 

Sür-:  Fleisch  mit  saurer  Brühe,  bei  grösseren 
z,  B.  Taufe-Mahlzeiten  zur  Einleitung  aufgestellt   Bs. 

(Ge-)Schau-:  Essen  bloss  für  's  Auge  aufgestellt, 
plat  de  parade.  ,Ein  hochmütiger  reicher  Herr  hat 
einist  von  seinen  Räten  begehrt,  jeder  solle  ihm  ein 
bsonder  Schauwessen  ufstellen.'  Schimpfr.  1651,  ,Nit 
ein  geringe  anzal  schöner  schawessen  ufgestellt.'  1779, 

WüRSTIS, 

Bescheid-:  1.  (auch  dim.  -Esseli)  Essen,  das  Fest- 
feiernde, bes,  Hochzeitsleute,  nahen  Verwandten  oder 
den  zum  Mitgenuss  Berechtigten  schicken,  die 
an  dem  Mahle  nicht  Teil  nehmen  können  Gf;  Sch. 
,Man  truog  inen  bescheidessen  für  von  seinem  tisch,' 
I,  Mos,  1531/60  [=  ,trachten',  1667],  ,Es  soll  einem 
Glied,  welches  an  der  Musikmahlzeit  ausbleiben  müsste, 
ein  B,  zugesandt  werden  von  jeder  Art  Fleischspeisen, 
so  bei  dem  Nachtessen  aufgestellt  worden.'  1751,Musik- 
coll.  WiNTERTH,  Vgl,  Hof-E.  —  2.  die  Gabe  der 
Hochzeitgäste  an  das  Brautpaar,  eine  Art  Gegen- 
gabe für  die  genossene  Gasterei  TuSteckb.  —  Von 
, bescheiden',  einen  Anteil  zuweisen. 

Schneggen-:  festliche  Mahlzeit,  bei  welcher  ge- 
backene  Schnecken  verspeist  werden.  Ein  solches 
(auch  Crispini-E.  genannt)  vereinigte  vormals  z.  B. 
die  Churer  Zünfte  je  am  25.  Okt.  a.  St.  nach  Beendi- 
gung der  obrigkeitlichen  Wahlen;  s.  Brusca-E. 

Tag-:  eine  Portion  Essen,  die  für  den  Unterhalt 
während  eines  Tages  ausreicht?  oder  je  1  Mahlzeit 
auf  1  Tag?  ,Ist  ietlichem  [Experten]  ein  t.  und  trinken 
und  darzue  2  ß  zue  lohn  schuldig,'  Offn.  Eppish,  1447. 

Wuer-:  jährliche  Mahlzeit  der  über  die  Wasser- 
bauten [WuereJ  gesetzten  Commission  BsStdt. 

Ge-ess  Giiss,  l-^Hs^  Z:  1.  das  Essen,  die  aufgetra- 
gene Mahlzeit,  spez.  das  Mittagessen  W.  —  2.  die  Art 
zu  essen,  in  tadelndem  S.     Das  ist  mir  au  es  G.!  Z, 

essacht:  zum  Essen  tauglich.  E-i  War,  Ess- 
waare  ZWint. 

üssele":  Dim.  zu  essen  (Kdspr.).  SchatzeU,  muesch 
au  e.  Bs. 

Esser:  mit  gutem  Appetit  Begabter,  bes.  in  der 
RA.:  Er  ist  ken  (grossen)  E.  Z. 

Engesten g-:  Geizhals,  Knauser  GRh. 

Von  en;i~ächs,  ,ängstlich  in  Sachen  der  Ökonomie'  (Sp.  75), 
ausgegangen,  mit  Anlehnung  an  .Esser'  und  Verstärkung  des 
Begriffes  durch  Vorsetzung  des  Sup.  von  ,eng';  oder  auch 
geradezu  Einer,  der  sich  das  Essen  nicht  gönnt,  sich  im 
E.  einengt. 

Gisel-:  Geldeiuzieher.  in  verächtlichem  S.  Bei 
Aal  1549  spricht  der  .Gyselesser:  Wir  schindent  und 
schabent  den  gmeinen  man.'  1592  erlässt  der  L  Rat 
eine  Ordnung  für  die  ,Gyselesser'  oder  .Geldinzücher'. 

Syn.  Glsel-Frlswr,  -Triba-,  Die  Form  ,Güsel-E.'  bei  NMan. 
(.Die  kerzenstangen  h.ab  ich  verlassen  [vermacht]  des  bischofs 
g,,  wenn  er  den  zins  inzücht')  wird  wohl  absichtliche  Ent- 
stellung des  W.  Giad,  Pfand,  in  Gmd,  Abfall  beim  Säubern 
des  Getreides,  sein. 


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As,  es,  is,  OS,  US 


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Mit-:  1.  wie  nhd.  —  2.  der  Hunds-  od.  Kühiiunger 
Gr;  Syn.  JSttiken.  ,Den  Kindern,  wann  sie  den  Ettig 
haben,  wie  wir  es  nennen,  oder  den  Mitesser.'  Sererh. 
1719.  —  3.  (PI.)  .Würmer'  [verliärtete  Talgdrüsen]  in 
der  Haut,  die  nacli  altem  Aberglauben  durch  Elbe 
(die  ihren  Sitz  etwa  in  den  Kranken  nehmen)  in  die 
Haut  gezaubert  werden,  und  ihm  seine  Kraft  und 
Nahrung  rauben,  so  dass  er  schnell  abmagert.  ,Die 
kleinen  Hautwürmlein  oder  Mitesser  bei  denen  Kin- 
dern, so  nicht  zuonemmen  können;  sie  langen  zur 
Haut  aus  wie  kurze  schwarze  Haar  und  werden  auch 
Zehrwürmer  geheissen.'  JMuralt. 

Brot-:  Haus-  und  Tischgenossen,  die  von  ihrem 
Brodherrn  persönlich  abhängig  und  ihm  verpflichtet 
sind,  in  seinem  Lohn  und  Dienst  stehen.  ,Für  uns, 
unser  wib  und  kinder,  brotesser,  dochtermannen,  iro 
wiber  und  kindr,  unser  erben.'  1489,  Juden  in  ScuSt. 
,So  geben  wir  im  und  synen  brotessern  guot,  sicher 
frid  und  gelait'  G  Stiftsarch. 

Vgl.  ,Brötling,  gebrütet';  engl,  lord,  eig.  der  .Brotlierr'. 
In  der  citierten  Urfehde  der  Juden  scheint  das  W.  ein  in- 
timeres, Twdtschaftlicbes  Verhiältniss  zu  bezeichnen. 

Suppen-:  Schmarotzer,  Schmeichler.  ,Es  hat  och 
B.  über  den  Apt,  dess  amptlüt  etwas  wort  etlicher 
brucht,  und  die  s.  under  inen  bim  Apt  inkerend,  red- 
lich antastet.'  1532,  Striokl.  ,Der  fürsten  und  herren 
ard  und  gwonhait  ist,  vil  zuo  gebieten  und  wenig  ze 
halten,  besonder  wo  die  s.  sagen  gdörend  [dürfen]  an 
[ein]  fürst  sei  über  das  gsatz,  das  er  mach.'  V.\d. 

esser  s.  un-äscher. 

Essete  f.:  1.  die  zu  einer  Mahlzeit  erforderliche 
Portion,  z.B.  en  E.  Fisch  ScnSt.  —  2.  Gasterei 
ScnSt. ;  SchwMuo.  (auch  Esset  m.).  Ein  Z  Mand.  von 
1576  verweist  den  Zünften,  dass  sie  ,Esseten  und 
Schlaftrunk  anrichtind.'  —   Vgl.  Kue-eseet  Sp.  526. 

Weggli-Esset  m.:  Wettkampf,  bei  welchem  es 
darauf  ankommt,  die  meisten  Wecken  zu  essen,  ohne 
sie  mit  den  Händen  zu  berühren  und  ohne  zu  trinken 
B;  S. 

„Essi  m. :  Vielesser. "   —  Syn.  Fräni. 

essig,  g'essig:  essbar  ZO.  ,lch  bin  in  grosser 
Not,  ich  habe  müssen  Schulden  machen  für  essige 
Waar.'  Stütz.  , Essiger  spysen  für-  und  ufkauf.'  Z 
Mand.  1650.  —  esnig,  vom  Verbalstamm  isa-  aus  gebildet, 
unterscheidet  sich  auch  der  Bed.  nach  von  hsaii/,  ge-äsa(ig). 

Essi"g  f.:  1.  das  Essen  als  Handlung;  Appetit. 
Ibi'  nid  recht  g'sund;  d'  E.  ist  es  wie  Nüd,  ich  esse  so 
viel  als  Nichts  GRHe.  —  2.  festliche  Mahlzeit,  ebd. 

eser,   esigist   s.  e  I  (Sp.  10).  esserlen   s. 

essiglen.  esie,  asie,  esienig   s.  es-ie  Sp.  21. 

Essich  SonStdt,  Essrch  AAtw.;  Bs;  Ndw;  Scbw; 
Tu;  Z,  Essiich  AALenzb.,  Essi  Ap  —  m. :  Es.sig.  Wo 's 
e  bösi  Frau  im  Hüs  ist,  händ  si  's  ganz  Jör  scharpfe 
E.  Aa.  Scharfer  E.  gibt  daher  Gelegenheit  zu  Necke- 
reien gegen  die  Hausfrau.  fSür)  drlhiege",  ivie  wemmer 
[wenn  man]  E.  (/'schluckt  hätt  Z.  Mit-enir  Tropfe' 
Hung  [Honig]  richtet-mi^  me  üs  as  «lit-jrj  Mass  Essach 
L  (Ineichen).  ,Wer  ist  aber  so  frisch  gewesen  bissher, 
der  im  [dem  Papst]  hab  bedürfen  [dürfen]  reden  dryn, 
[hat  müssen]  des  Bischofs  dri-ck  aus  essich  essen',  ist 
der  unangenehmsten,  entwürdigendsten  Plackerei  ver- 
fallen. NManuel.  Um  gut  zu  werden,  niuss  der  E.  am 
Charfreitag  von  der  Mutter  abgezogen  werden;  denn 
dieser  Tag  ist  für  den  E.  durch  Jesus  am  Kreuze 
Schweiz.  Idiutikuu.  I.  i. 


geheiligt;  s.  Matth.  27;  oder  er  muss  übh.  an  einem 
Freitag  angesetzt  werden. 

Alid.  mild,  czzich;  die  nhd.  Form  auf  -uj,  die  auch  bei 
uns  Uliorhaud  nimmt,  ist  fehlerhafte  Analogiebildung  nach 
, Honig'  udgl.  Schon  Mal.  hat  ,Essig'  neben  ,-ich';  das  Vogelb. 
nur  , Essich'.  Die  Form  Asei  P  silv.  (Clement)  lehnt  sich 
dir.  an  lat.  acetum  an,  während  in  Esmch  eine  Umstellung 
(aus  Echis,  s.  Sp.  71)  Statt  gefunden  hat:  aber  Am  ist  nicht 
deutsch,  sondern  von  der  Spr.  der  rom.  Umwohner  (uschait, 
aschiexi)   entlehnt. 

Putz-  Butz- :  geringer  E.,  der  rein  oder  mit  einem 
Pulver  vermengt  zum  Scheuern  des  Kupfergeschirres 
gebraucht  wird. 

essiglen,  essj jr/t  Gr  tw. ;  Uw  (c-),  essrlr  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  Sch;  Z,  esserle  Gntw. :  nach  Essig  schmecken 
oder  riechen.  ,Coacescit  vetustate  vinum,  wirf  zu 
essich  oder  esselet.'  Pris.;  Mal.  ,Peracescere,  ess-' 
ächtig  seyn,  esselen.'  ebd.  ,Aceo,  säur  seyn,  esselen.' 
Denzl.  1716. 

Die  Abi. -Form  essehn  hat  zur  Erleichterung  der  Ausspr. 
den  Kehllaut  vor  dem  l  ganz  fallen  lassen,  esacrien  hat  ihn 
durch  ein  eingeschobenes  i-  ersetzt;  Letzteres  in  Nachahmung 
organischer  Bildungen  wie  nochherjen,  measerlen,  jtläuderlen  usw. 

esselig:  nach  Essig  riechend  od.  schmeckend,  allg. 

essich-löchtig  „(esselächtig)  essiglochtig'- :  an 
Geschmack  dem  Essig  ähnlich,  etw.  säuerlich.  ,Saur, 
saurlächt,  esselächtig,  acidus.'  Mal. 

Die  Nbf.  ,essächtig'  (Fris.)  bietet  die  ursprünglichere 
Form  der  Endung,  hat  aber  aus  euphonischen  Gründen  das 
Hauptw.  verlfürzt. 

Esis  esls,  Sis:  m.  Tanfn.,  Esajas  Gl. 
Eslwiter:  Jesuit  S.  —  Vgl.  Emuitet-. 
Essle    s.  Nessle.  Wurm-Essle   s.  Ameise 

Sp.  210.  esö    s.  also  Sp.  200. 

Estragon:  artemisia  dracunculus,  Salat-Beifuss  B; 
Sch.  In  Gärten,  ihres  aromatisch-scharfen  Geschmacks 
wegen,  etwa  als  Gewürz  gezogen.  —  Ein  frz.  W.,  dies 
aus  lat.   dracuiictdua,   Draclienwurz.      Syn.    Dmchant. 

eis  s.  ein  Sp.  269;  eins  I  u.  II  Sp.  284;  einer 
Sp.  285.  uneis,    uneisen    s.  iineins,   wtieinsen 

Sp.  284. 

Eiss  e-w-'  m.  AaZ.;  BSi.;  Gr  vorw. ;  Sch,  n.  Z  selten, 
f.  BU. ;  GRÜbs. ;  S ;  Z  tw.,  Eisse  in.  Aa  uAare ;  Ap  fäs% 
^s'a);  „B";  GRValz.  (s'J;  Lvorw.;  GEh.  (tw.  s'  und 
tw.  oassa),  T.;  Sch  St.;  Schw;  S;  Th  (tw.  «-,  PL  «-); 
Uw;  .Zg";  Z.  f.  AauFH.;  Bs;  Gl;  GRÜhur  («').  He.; 
U;  ZWL,  m.  u.  f.  BHk.;  GrV.,  Splüg.  —  Pim.  Eischi 
GRFan.,  Valz.  —  PL  Eisse",  Asse":  Eiterbeule,  Abscess, 
KarfunkeL  allg.  .Ulcus,  suppuratum,  geschwär,  der 
eiss.'  Fris.;  Mal.  ,Der  äisen,  eissen,  geschwär,  ulcus, 
furunculus.'  Red.  1662.  En  Chopfha  nie  n'en  zitigan 
Ässa,  einen  heftigen,  klopfenden  Schmerz  im  Kopfe 
haben  Ap.  ,Heilend  alle  eissen  und  offne  schaden.' 
Vogelb.  1557.  ,Rescindere  summum  os  ulceris,  -ein 
gschwär  aufhauwen,  einen  eissen  ausslassen.'  Fris. 
,I)o  hatt  ich  ein  eiss  an  eiin  hein.'  ThPlat.  Volksgl. 
Man  darf  an  Weihnachten  oder  Ostern  kein  .grünes' 
Kernobst  essen,  sonst  bekommt  man  E.  B  (Hothen- 
bach).  Segensspruch  dagegen  mit  Beziehung  auf  den 
Ursprung  von  Krankheiten  aus  unniittelbarer  Wirkung 
Gottes:  Do  han-r''  en  Eisse,  Gott  hcd-mcr-e'  (si)  rer- 
heissc.  Und  göd-cr  (si)  nid  üs,  So  wird  er  (si)  wie 
lies  Häs  L,  und  mit  dem  Zusatz;  Gät  er  nid  rweg, 
So  wird  er  so  gross  wie  de  Ldgrrchcrg  ZW.    Auf  eine 


531 


As,  es,  is,  OS,  US 


532 


Besegnung  deutet  auch  NMan.  S.  128.  S.  noch  Eissen- 
mannli.  Sprw.  Es  yöt  kei  Eiss  üf,  oder  [es  sei 
denn]  si  si(j  rif  S.  Bildl.  RAA.  , Einem  sein  Bissen 
ausslassen,  d.  i.  seine  laster  und  anfechtungon  herfür 
ziehen,  uleus  tangere.'  Mal.  Einem  de"  Eissen  (üf-) 
dritclce"  füfsteclte"),  einen  verstockten  Sünder  zum  Ge- 
ständniss  bringen  Sch.  ,I)en  Klatschweibern  ward 
[vom  Prediger]  der  Eissen  wacker  gedrückt.'  UBrIgg. 
1787.  Eim  der  Eissen  wrüere",  ihm  (an  der  empfind- 
lichsten Stelle)  weh  tun  Sch.  .Die  grossen  hansen, 
Bäpst,  Bischoff,  München  und  Prälaten  haben  sölichs 
anrüeren  der  eissen  nit  lyden  mögen.'  Zwingli.  ,Martin 
Luter  grift  dir  und  dinen  verwanten  üweri  pestilen- 
zische eyssen  und  gschwer  zuo  ruch  an,  das  ir's  nit 
wol  lyden  mögent.'  Gyrenrbpfen.  ,Disen  aisen  dorst 
,  [wagte,  durfte]  man  nit  trucken  und  muosst  man  hof- 
lich überfaren.'  Väd.  ,Eim  sein  geschwär  oder  eissen 
berüeren,  d.  i.,  eim  etwas  fürhalten  und  sagen  das  in 
verdreüsst  und  nit  gern  hört,  tangere  ulcus.'  Mal. 
.Man  lasset  ihm  [sich]  den  Eissen  nicht  gern  anrühren.' 
JMey.  1692.  ,Den  eissen  anrühren:  einem  seine  laster 
undersagen,  das  er  aber  nicht  gern  hört.'  Denzl.  1716. 
,Vile  leidige  Tröster,  welche  den  Eissen  verbinden 
wollten,  bevor  er  aufgeschnitten  war'  [mit  Bez.  auf 
einen  unbussfertigen  Sünder].  Sch  Pilg.-Kal.  S.  noch 
Sünderieiss. 

Alid.  mhJ.  der  clz;  lautlich  entsprecheuJ  gr.  o!8o;,  Ge- 
schwulst; (jOeclipus');  aufs  Nächste,  auch  hegrift'lich,  vwdt  luit 
ahd.  eit,  Feuer,  eitar,  Eiter.  Erweichung  von  »«  zu  «  ist  bes. 
nach  Vocalläugc  häufig;  vgl.  fis.-ds«;  ich.  ise,  esse.  Übergang 
von  «  in  s  vor  und  nach  hellen  Voc.  ist  den  MAA.  von  Gr 
und  W  eigen.  Auch  Geiler  schreibt:  ,eiu  liiud,  das  einen 
eischeu  oder  geschwer  hat,  bittet  die  muoter,  dass  sy  im 
das  geschwer  nit  auslass.'  Ygl.  Is,  Eis.  —  Das  w.  Geschlecht 
und  die  zweisilbige  Form  sind  wohl  der  Pluralform  ent- 
sprungen; in  der  ä.  Lit.  gilt  noch  durchweg  das  Masc.  — 
.Syn.  Esel;  Sudri'ck.  S.  auch  Kollitn,  Eiterhein;  cntbürzen.  — 
In  der  Besegnung  hat  christliche  Resignation  Gott  an  die 
Stelle  der  büsen  Geister  gesetzt. 

,Jar eisen:  geschwär,  so  ein  ganz  jar  wäret,  und 
nit  heilet,  bis  er  verjaret.'  Mal. 

Kät-  ChödässJi  (dimin.):  oberflächlich  liegender 
kleiner  Abscess,  kleiner  als  der  Muchel-  od.  Bluet-E. 
ApK.  —  Syn.  Kätbläterli. 

Müchel-Eiss:  Furunkel,  eine  örtliche,  äussere 
Krankheit.  Syn.  Müchler,  Ap  (T.).  „Geschwür  an  den 
Händen  vor  und  nach  der  Krätze  Ap;  GRh." 

Vgl.  nihd.  die  müche,  bair.  Manche,  ndrd.-nhd.  , Mauke', 
eine  Ausschlagkrankheit  bei  Pferden  und  Rindvieh;  etwa 
von  lat.  viücxm,  Rotz,  Schleim,  mucor,  Schiunnel ;  krankhafter 
Fluss  des  Weinstockes V  Eher  von  müchen,  verborgen  han- 
tieren, also  =  verborgener  Schaden. 

Mörder-Eisse  =  Eiss  ZLunn.  —  Nach  den  .mörder- 
lichen' Schmerzen  benannt. 

Bluet-Eiss:  Beule,  in  deren  Eiter  Blut  aus  den 
feinen  Gefässen  durchsickert  Ap;  Bs;  BHk.;  Th;  Z. 
,Qui  tumores  si  ex  calido  et  humido  sanguine  gene- 
rantur,  Latinis  inflammationes,  Germanis  Bluoteissen 
oder  Bluotgschwür  ai^pellantur.'  Kuefp  1556.  ,Furun- 
culus,  bluteissen  (-eisen).'  Denzl.  1677;  1716.  ,In  disem 
jar  ward  mir  ein  grosser  blutassen.'  HsStockar  1523. 

Sünden-:  ein  unter  altern  Theologen  noch  fort- 
lebender Ausdruck  der  ä.  asketischen  Lit.  ,Es  ist 
uns  so  wenig  als  euch  lieb,  dem  süuder  seinen  sünden- 
eissen  ausszutrucken.'  Mcller,  Bussuhr  1665.  ,So  kann 
num    ctwan    zuletzt   aucli   den  sünden-eissen    so    hart 


trucken,  dass  er  durch  gnädige  würkung  Gottes  auss- 
gehen  und  geheilet  werden  könnte.-  ebd.  1673.  ,'Wer 
dir  die  Wahrheit  sagt,  dir  deine  Sünden-Eissen  recht- 
schaffen trucket,  der  tauget  bei  dir  nicht.'  JUlu.  1733. 

Spitz-:  eine  Art  kleiner,  spitziger  ,Eissen',  in  denen 
sich  weniger  Eiter  bildet,  die  aber  gerade  deshalb 
schmerzhafter  sind  als  gewöhnliche  , Eissen'  Gr. 

vereisset:  mit  .Eissen' bedeckt.  ,Das  eselsehmalz 
heilet  das  vereisste  od.  erschworne  [Glied].'  Tierb.  1563. 

Eisa,  Eise,  dim.  Eisi  e'i-:  w.  Taufn.,  Elisa(bet) 
BBe.,  E.,  M.,  S.;  F;  SBb.;  ZLunn.  In  B  zuweilen 
fast  appellativ  wie  andere  Frauennanien.  Hosch-o, 
Eid,  lä-iiii^''  Ine!  GJKdhn,  Kilterlied. 

Entw.  aus  , Elisa'  mit  einfacher  Unterdrückung  der  Liciuida 
zwischen  Voc,  oder  aus  ,Elsa'  s.  Sp.  202  und  dann  ein  fast 
einzig  dastehendes  Beispiel  von  Vocalisierung  des  l;  s.  Fromm. 
Ztschr.   VII   385. 

Eisel  e'i-  s.  Insle  Sp.  346. 

Eisele  e-isrlr,  allg..  Eisigle  e'-  Ap:  Einsiedeln, 
Kloster  u.  Flocken  im  Kt.  Schw,  Wallfahrtsort.  Wäret 
der  Bredi(j  hat  a  Buch  d'  Chappazinerchricsi  tvellen 
inspiziere;  aber  der  ist  Tags  [noch  bei  Tage]  g^ji  Eisele 
c/«<"  =  die  Strafe  Hess  nicht  auf  sich  warten.  Dir. 
Aliireoht  v.  GSa. 

Verstümmelt,  indem  die  scharfe  Betonung  der  1.  Silbe 
den  zweiten   Teil    der  Zss.  aller    eigenen  Geltung    beraubte. 

Un-,  U-,  Wurm-Eise",  -Bisse",  -Eisle"  s. 
Ameise'.  eise",    eisse»    s.  ein   Sp.  269;    einer 

Sp.  285. 

eissen,  Eissen  er  s.  Jemen,  Jemener. 

Eiser  ni.  =  Einser  Sp.  285.  —  Dim.  Eiserli:  eine 
Art  kleiner  Bohnen  Bs;  Z.  —  Abgeleitet  mit  Verkürzung 
aus  der  syn.  Benennung  Hundcrt-und-eis  (s.  u.  hundert),  oder 
davon  benannt,  dass  eine  einzige  Bohne  genügt,  um  einen 
Stock  zu  erzengen. 

eisser,  eissert,  eissig  s.  eisster. 

eisster,  eisstig,  eissig  1.  a)  eisster  AABb.,  F., 
Seet. ;  BsLd  (schon  bei  Spreng);  BHa.,  S.;  Gl;  Gr; 
L;  PP.;  GA.;  ScfiSt.;  ScHwMa.;  S;  Uw;  U;  W;  ZKn., 
0.  t,  S.,  Wl.,  Stdtf.  b)  einster  GRValz.  c)  eiiter 
AAErlisb.  d)  eisser  LE.,  eissert  Aa  (H.  ;  neben  eisster). 
e)  eis-tert  Bs  (Spreng;  auch  eisdret);  LG.;  Sch  fäs- 
terd,  -t);  Z.  f)  eis-terig  ScHwMa.  2.  eis-tig  AaF.; 
Gl;  LG.;  GA.,  G.;  ZKn.,  S.,  0.,  eis-ti  AABb.;  LG. 
3.  eissig  Sch  (ä-);  ZB.,  S.,  Wl.,  eisig  TnBerg;  ZO. 
(nicht  -SS-,  wie  Stittz  oft  schreibt):  Adv.,  in  Einem 
fort,  ohne  Unterlass,  immer,  allg.;  zuw.  auch  nur 
hyperb.  f.  oft,  öfter  GRNuf.;  W.  .Ein  gutes  Wort 
findt  eisder  seinen  Mann.'  Kirchh.  ,Weit  g'grift'cn, 
eisder  b'schissen.'  ebd.  ^=  wer  in  der  Ferne  (z.  B.  eine 
Frau)  sucht,  wird  leicht  getäuscht.  0  chönnt-i''''  fläge" 
so  tvie  Si  [die  Zugvögel]!  Denn  eisder  soll's,  Jör  üs 
Jör  i"  Dort  wie  bi  eus  [uns]  im  Früelig  si"  Bs.  So 
ziehnd  sie  eisder,  Hand  in  Hand,  am  gliche  Seil. 
Hengeler.  Und  eisder  e  Bitzeli  lustig  sl",  Anfang 
eines  Reimspruchs  Z.  Eisder  bin-i  lustig  g'si";  und 
eisder  bi  de"  Lüte",  ebs.  Ineichen.  Me"  chann  nitd 
eissig  lustig  si'  ZB.  „De  bist  ei.  de  glich."  Es  göt 
nid  eisder  ei"  Wind  L.  's  cha""  nid  eisdert  Cliilhi 
[Kirchweih]  sl".  Häffl.  1801.  En  rechte  Herdöpfel- 
esser  isset  eissig  drei  Herdöjifel  mit  enand:  eine"  hät-er 
im-  Mal,  eine"  i"  der  Hand  und  eine"  im  Aug  ZB. 
Das  ist  eisder  eso  g'sl   GA.     's  giil   eisder   dergll.    die 


533 


is,  es,  IS.  OS.  US 


534 


Welt  ijeht  immer  den  gleichen  Gang  BsLd  (Spreng). 
l'iiz'l'ridctü  Chostgäiiiier  fnvtyid  eisder  und  schmälid  ei. 
UwE.  IJisder  chrache"  löd  nid,  das  Zerbrechliche 
hält  länger  als  man  meint;  kränkliche  Leute  werden 
oft  alt  LG.  Eisder  loie  eisder!  immer  gleich;  Antw. 
auf  die  Frage:  Wie  geht  's?  syn.  ffänff  wie  (jäng. 
Eisder  u-ie  besser,  je  länger  desto  b.  S.  Eisder  wie 
iiächer,  immer  näher,  ebd.  Die  Wöschere  [Wasch- 
frauen] sprechend  flissig  V  und  treffcd  's  eisder  zum 
Kaffi.  MUsTERi,  und  auf  der  selben  Seite:  Wenn  si 
zue-n-ere  chunnd,  so  weisst  si  eisdert  en  guete  Grund. 
Tileg-me",  was-me"  well,  se  mues  eisig  au  en  Orsach 
d^zue  SI".  HSexx  1804.  Nei,  nei,  ämig  au'''  eüig,  eisig 
j.s'o  ellei"!  schreit  der  Kater,  ebd. 

Das  W.  lässt  sich  aus  ä.  Lit.  nur  spärlich  belegen.  ,Der 
esel  wirJ  sich  einsdar  speren,  bis  dass  il'  narren  last  von 
dir  bschwercn.'  Rllanuel.  .Alzcits,  stetig,  immer,  eisster: 
semper,  continuo.'  Ked.  1662.  ,Äistcru:  immer,  giing;  aeterno, 
scmper.'  ebd.  1656.  (Der  Zusatz  -n  nach  Analogie  von  ,gestern, 
morgen*).  Wie-n-er  t/'jlolie",  se  sei-em  eissdarig  de  hinderst  Fuess 
der  u'irertfsl  g'sy".  Madleni  1712.  Den  MAA.  Deutschlands 
scheint  es  fremd  zu  sein.  Das  Festhalten  an  der  reinen 
Ausspr.  des  «,  welche  im  Laufe  der  Zeit  nur  in  eiuem  sehr 
eugen  Bezirke  der  Verbindung  mit  I  erlegen  ist  (eiiter),  zeigt, 
dass  eine  Zss.  Torliegt,  deren  erstes  Glied  nichts  anderes 
sein  kann  als  der  Gen.  (wovon  .einst')  oder  eher  der  Acc. 
des  Zahhv.  ,ein',  worauf  auch  die  Schreibung  ,eins-dar'  bei 
Manuel  weist.  Der  adv.  Gebrauch  des  Acc,  zwar  im  Mhd. 
nicht  bezeugt,  konnte  nach  Analogie  von  allez,  unserm  aW» 
[immer,  jeweilen].  leicht  üblich  werden,  da  ,ein'  und  ,all' 
vielfach  parallel  gehen  (s.  diese  WW,).  ,Eins'  (mhd.  einez) 
hätte  also  schon  für  sich  allein  hedeutet:  ,in'  od.  ,an  Einem 
fort',  aber  es  wurde  ihm  für  diese  Funktion  noch  ein  an- 
deres Adv.  enklitisch  angehängt  und  dieses  -der  kann  nichts 
Anderes  sein  als  das  (nur  lautlich  abgeschwächte)  ,dar',  das 
in  Manuels  .einsdar'  geschrieben  steht  und  das  seit  dem  XVI. 
an  ,imnler'  angehängt  wird,  ebenf  pleonastisch  verstärkend, 
so  dass  unser  ei»(/er  formell  und  begrifflich  durchaus  dem 
nhd.  .immerdar'  entspricht,  das  auch  Maler  als  syn.  mit 
,allweg'  bezeugt.  In  eisderdar  (lasier-)  BSi.,  welchem  eiader-ie 
(Sp.  22)  parallel  läuft,  ist  das  selbe  Wörtchen  doppelt,  zuerst 
in  der  abgeschwächten  und  dann  noch  einmal  in  der  vollen 
Gestalt,  angehängt.  Die  Abschwächung  des  ,dar'  zeigt  auch 
das  abermals  zugleich  synonyme  umiueder  Sp.  232.  Die 
Schreibung  eisdari  des  S  Wochenbl.  1811  (es  ist  eisdari  so 
fj'sij")'  ist,  wie  der  dortige  Zshang  verrät,  eine  etymologi- 
sierende und  nicht  in  der  lebenden  Spr.  begründet.  Betr. 
den  Begriff  ist  noch  zu  erinnern,  dass  auch  mhd.  eineclichai 
die  Bedd.  , einzig'  und  ,in  Einem  fort'  vereinigt,  und  ebenso 
unser  eiijet,  gemäss  der  Begritfsvwdtsch.  von  ,eiu'  mit  , eigen' 
wie  mit  ,aU'.  —  Als  die  Verbindung  eis-dcr  festgewordeu 
und  ihr  Ursprung  vergessen  war,  so  dass  man  eissl-er  abteilte 
und  dieses  -er  dann  etwa  mit  dem  von  , achter,  echter,  halter' 
u.  a.  als  Adverbialbildung  auffasste,  konnte  man  es  ebenso 
wohl  auch  ablosen  und  durch  die  noch  beliebtere  Adverbial- 
bilduug  -irj  ersetzen,  ähnlich  wie  aus  %inz  dar  (bis  dahin], 
üst^r  ein  üs-tirj,  üssl-iy  gebildet  wurde  (vgl.  Sp.  360).  So 
entstand  die  zweite  Hauptform:  eisst-ig,  zu  welcher  das  mit 
der  selben  Endung  erweiterte  einst-er-ig  den  Übergang  macheu 
konnte.  Aus  eisstiy  konnte  durch  Assimilation  oder  auch 
nur  undeutliche  Ausspr.  des  t  nach  s  eissitj  entstehen  (wie 
aus  dem  obigen  usstig  :  üssig  und  so  auch  eisser  aus  eisster), 
nnd  aus  diesem  mit  Schwächung  des  «-Lautes  (vgl.  Eissc  :  Eise) 
eisig.  Die  Formeu  eisder-t,  lisser-t  erklären  sich  nach  .\nal. 
von  eehtert,  und  Abvcrbialbildungen  mit  nach  s  angehängtem  ( 
(.einst,  sonst,  nebst,  Jetzt,  selbst').  Eine  ganz  andere  uud 
einfachere  etymologische  Erklärung  würde  sich  anbieten, 
wenn  bloss  die  Formen  eissig,  eisig  vorlägen.  Nach  dim  btd 
Fromm.  VII  31.  SSS.  386  dargestellten  Lauterscheinungon 
könnten  sie  durch  Vocalisierung  des  Nasals  aus  .emsig"  ent- 
standen  sein,   welches  in  der  ä.  Spr.,  bi's.  als  Adv.,  ivuch  die 


Bed.  ,beständig,  fortwährend,  häufig'  hatte;  aber  eisstig  Hesse 
sich  aus  eissig  weniger  leicht  erklären  als  umgekehrt,  und 
noch  schwieriger  eisster  aus  eisstig  statt  umgekehrt,  da  die 
Adv. -Endung  -er  weniger  geläufig  war  als  -ig.  Dass  aber 
neben  eissig  aus  .emsig'  ein  eisder  aus  , eines  dar'  bestanden 
und  nur  ganz  zufällig  in  Laut  und  Begriff  mit  jenem  zsge- 
truft'en  sei,  ist  höchst  unwahrscheinlich.  —  Syn.  (statt  oder 
neben  ei.  gebräuchlich)  ade,  eiget,  all,  allsf-furt),  iemerst, 
ummeder,   gäng,   alliwd. 

eus,  euse'  s.  Uns  Sp.  346;7. 

Is,  Isch  Aa  ohne  Bb.  u.  Fri.;  BsL.;  B;  F;  GrD., 
Pr.;  L  (neben  Is);  GT.;  aScnw;  S;  Uw;  U;  W  —  n.; 
doch  ra.  und  n.  Ndw;  SchwMuo.,  m.  U  —  PL  ,Iier': 
Eis.  '.s  hct  I.  g'regnet  S;  Z.  Wenn  's  vor  Martini 
g'frürt,  ''ass  's  Isch  e  Gans  treit,  so  isch  dr  Winter 
verfrore",  gibt  es  einen  kurzen  oder  milden  Winter. 
Schild.  Mathis,  brich  's  Is;  hesch  l;eis,  .?o  mach  eis! 
AAZei.  (findt  er  k.,  se  macht-er  eis  Z).  ,Yscher  [Eis- 
stücke, -klotze,  -schollen?]  brechen  und  houwen'  als 
Arbeit  an  Gebirgs.strassen.  U  Urk.  14'29.  ,Dicke  läger 
von  ysch  und  gletschern.'  Cts.  's  Is  breche,  bildl., 
eine  nötige  Vorarbeit  machen,  eine  Sache  in  Gang 
bringen;  eine  schweigsame  Person  zum  Eeden  bringen 
B.  Me  mues  z'erst  's  Is  breche.  Es  ist  gicet  schiffe", 
wenn  's  Is  'brachen  ist.  Ineichen.  ,Das  Eis  brechen 
müssen',  die  schwerste  Arbeit  verrichten.  Sulger. 
,Gesnerus  habe  die  Ehr,  dass  er  der  erste  under  den 
newen  Authoribus  das  Eis  brechen.'  Hkut.  1658.  Under 
ds  Isch  schlöufe"  [schlüpfen]  ((/«"  Bs;  B,  laufe"  B), 
verloren,  zu  Grunde  gehen  BEL  B'  Sach  unger  's 
Isch  bringe",  (sein  Vermögen)  durchbringen,  zu  Grunde 
richten.  Schild.  ,Dass  keiner  [der  anvertrauten  .Briefe' 
d.  i.  Urkunden]  hinderschlagen  würJ  und  under  das 
ys  gwüscht.'  Mev..  Wint.  Chr.  Jmdn  iif  's  Isch  füere", 
ihm  eine  Falle  legen  S;  syn.  uf  d'  Schilfere  f.  Sülger. 
's  isch  nit  guet  z'  gö",  wo  's  Isch  glatt  isch,  man  soll 
sich  nicht  in  Gefahr  wagen.  Schild.     S.  Esel  1. 

Der  Übergang  von  auslautendem  »  in  s  findet  sich  auch 
in  Miesch  neben  Mies,  Moos;  in  W  (z.  T.  ^uch  Gr)  ist  er 
vor  und  nach  e,  i  u.  r  regelmässig.  —  Das  m.  Geschlecht 
ist  viell.  durch  das  syn.  Gletscher  an  unser  W.  gekommen, 
kommt  übrigens  auch  in  andern  germ.  Diab  (anord.)  vor. 

Frauen-.  ,Äphroselenus  (lapis  lunaris),  Spiessglas 
(phengites,  Glasstein),  unser  Fraueneis.'  Denzl.  1677; 
1716.  .Phengites,  der  glanzstein,  unser  fraueneis.' 
Vestib.  1Ö92.  ,Der  mit  Fraueneis  und  Crystall  be- 
schwängerte Kamor.'  Wildkirchl.  1786. 

Wer  mit  .unserer  Frau'  zunächst  gemeint  sei,  erhellt 
aus  der  lat.  Übersetzung  ,glacies  Mariie';  im  Hintergrunde 
aber  steht  die  Weltmutter  unserer  Altvordern,  Frowa  (Hulda, 
Borchta),  welcher  auch  der  Schnee  zugeschrieben  wurde.  Vgl. 
.Maria  zum  Schnee'.  Es  ist  ein  zarter  Sinn,  welcher  der 
,1.  Frau'  statt  des  gemeinen  Eises  unser  kostbareres  Natur- 
gebilde beigelegt  hat. 

Glar-  Glär-  G;  ThHw.;  Z.  GUtr-  \\;  Bs;  G;  S; 
Z,  Chlor-,  ChUir-  ZHörnli:  helles,  durchsichtiges 
Eis,  Glatteis,  welches  entsteht,  wenn  der  Schnee  teil- 
weise schmilzt  und  die  geschmolzene  blasse  wieder  ge- 
friert, oder  wenn  Regenwasser  an  Bäumen  und  Boden 
gefriert  Aa;  Bs;  G;  S;  Th;  Z.  —  glarisen,  unpers.: 
tilatteis  bilden  ZKn.  .Den  30.  Christmonat  1784  regnete 
CS  und  glarcisste,  man  könnte  fast  nicht  waiullen.' 
ZZolL  1784. 

Von  mhd.  glarren,  glänzen.  Vgl.  Glar-Aug.  In  GT.,  W. 
sagt  man  auch  glnrig  (glan-Ig)  /«;  "»  gl.  Is  glänzt.  Tw.  Olar-, 
weil  a  vor  rr  in   unseren   MAA.  meist   gedclint  wird    (z.  B. 


535 


Äs,  CS,  IS,  OS,   US 


536 


Nur,  Chan);  (las  sckiindäre  ä  konnte  sogar  ö  werden  ZO. 
Damit  lag  die  Umdentung  in  ,klar'  nahe,  zumal  da  anlantendes 
k  (ch)  aucli  in  y  Uljorgeht.  UBrägger  schreibt;  ,Klahreyss'. 
Die  Vwdtsch.  von  r/lai-  mit  ,U]as'  erhellt  ans  der  Form 
,Glasseiss'  in  einer  Strassb.  Chron. 

Grund-Is:  Grundeis,  Treibeis.  Bei  grosser  Kälte 
sagt  man :  's  Gnoiyisch  yöt  S  NA.  In  W  u.  Z  heisst 
Gr.  auch  älteres,  mit  Schnee  nur  schwach  bedecktes 
Eis  auf  Strassen.  ,Der  Hintere  geht  ihm  mit  Grundeis', 
von  einem  sehr  Erschrockenen.  Spreng.  —  grund- 
isen:  1.  „unpers.  Grundeis  mit  sich  führen,  von 
Flüssen  L;  Zg."  Bis  auf  den  Grund  gefrieren,  von 
Bächen.  Wenn  's  im  Merze  grundlset,  se  chost  's  Bebe" 
[die  "Weinreben  empfinden  solchen  Prost  oder  gehen 
daran  zu  Grunde]  ZZoll.  —  2.  ,bei  einer  kalten  Winter- 
nacht das  Eis  zerschlagen,  damit  z.B.  die  Mühle- 
räder nicht  einfrieren.  Der  Müller  hat  grundisen 
müssen  Vw;  Zg;  Z." 

Klär-  s.  Glar-. 

Zib-  BM.,  „Zibel-  S-',  Ziber-  BSchw.;  S:  Eis- 
bahn. ,Ich  erhielt  von  ihm  einen  Mupf  [Stoss],  dass 
ich  weit  hinfuhr,  wie  auf  einem  Zybereis.'  N.  B  Kai. 
1842.  —  Ziben,  zihclcn,  auf  dem  Eise  gleiten:  Zthrr,  Einer, 
der  sich  damit  belustigt. 

Isli  n.:  Schmeerwurz,  grosse  Fetthenne,  sedum 
telephium  ZMonch. 

Sj'n.  Is-Krüt;  beide  Kamen  mit  Beziehung  darauf,  dass 
die  Blätter  sich  sehr  kalt  anfühlen. 

Isele  Ischrli;-.  Klumpen  Eis,  Eiszapfen  BHa. 
(In.  B.) 

ise"  ScH;  ScHwE.;  Th;  Z,  Ische  Bs;  Gr;  L;  S. 
e'iie  UwE.,  H-e  B  (Zvro):  1.  Eis  ansetzen,  zu  Eis 
werden;  mit  Eis  belegt  sein  UwE.;  meist  unpers. 
Es  iscliet,  es  setzt  sieh  Bis  am  Boden  an  STh.,  auf 
dem  See  L,  auf  der  Strasse  B,  der  Bach  führt  Eis  B. 
's  Wasser  hed  g'ischet  Gr.  —  2.  Eis  brechen,  auf- 
hacken, sei  es  nur  um  wegzuräumen,  Bahn  zu  machen, 
oder  zu  sammeln,  auf  Mühlebächen.  Flüssen,  Seen 
Bs;  Gr;  L;  Sch;  SchwE.;  Th;  Zo;  Z.  Vgl.  isnen; 
iseren.  Insbes.  auch:  die  Bildung  von  Eis  verhindern, 
Bahn  olfen  halten  L  {go"  lsche"J. 

über-:  von  Eis  , Überschossen'  werden,  (sich)  mit 
einer  dünnen  Eiskruste  überziehen  Ap;  L. 

Ise"  Ische  „BO.";  Ndw  (i^J,  e'iie  UwE.  —  f.,  in 
Ndw  auch  m. :  1.  Eis.  !''•  bi«  iif  dr  Eische  elschUpft 
[ausgeglitten]  UwE.  ,Man  sol  das  wasser  uss  der 
strass  richten,  damit  menlicher  gewandlen  [möge]  und 
[es]  ouch  nit  ysche  gi>n  möge.'  ca  ItiOO,  Obw.  — 
2.  „Klumpen  Eis,  bes.  in  Kegelgestalt,  dgl.  sich  von 
herabtriefendem  Wasser  an  Felsen  bilden  und  bei 
Tauwetter  herabfallen  BD."     Syn.  Is-Zapfen. 

1  scheint  speziell  Eisfläche  zu  bedeuten,  2  ein  einzelnes 
Stück,  beide  also  concretere  Gestalten  des  neutralen  Stoffes. 
—  Das  ni.  findet  sich  in  Ndw  auch  beim  Grundw.  Vgl. 
hl  u.  leeh.  —  Die  Verdopiiluug  des  i  mag  auf  Assimilation 
eines  y  (ahd.  ableitenden  "i»/«)  beruhen,  welches  sonst  spurlos 
ausgefallen  ist;  vgl.  , Weizen',  dessen  z  ausjs-|-y  erklärt 
werden  kann,  denn  mundartl.    Weisse;  vgl.  uen. 

Iser  m.:  Gerät  (Korb),  das  dazu  dient,  das  Eis 
aus  einem  Wasserbehälter  zu  schöpfen  Ap. 

Gebildet  mit  der  Silbe  -er,  die  auch  zur  Bildung  von 
Gerätnamen  aus  Vbn  dient  z.  B.   .Schöpfer,  Klopfer'. 

Iseren  ischi^rr'^,  ent-:  am  Eis  arbeiten,  Eis  auf- 
Iiacken  Gr.     Syn.   iseit  3,  enUchlän. 


Isere  Ischere  S,  .Isnere'  XIV.,  jetzt  Islere  Z  f.: 
Ortsn. 

Urspr.  ein  Ort,  wo  Eis  gehäuft  liegt,  lange  nicht  schmilzt'i' 
Vgl.  Dial.  S.  '2'21.  Der  Z  Ortsn.  Isler  dagegen  rührt  eher 
vom  gleichlautendeu  Geschlechtsn.  (des  ursprünglichen  Be- 
sitzers) her. 

Isi  Ischi:  Eiszapfen  BHa.  (In.  B.)  —  Wohl  als  n. 
zu  verstehen,  also  eig.  Diminutivbildung. 

isig  I  tschig  B,  isehnig  Obw,  g'ischig  STh., 
g'lschnig  Obw:  1.  mit  Eis  belegt,  z.B.  ein  Brunnen- 
trog B,  ein  Weg  Obw.  —  2.  eiskalt  B  (Zvro). 

Ge-  oft  vor  Ad.].,  welche  Stoff  oder  äussere  Beschaffenheit 
bezeichnen.  N  vor  -iy  von  starken  Partie,  die  adj.  gebraucht 
wurden;  vgl.   ,lebend-ig'  vom  Part.  Präs. 

isnen  iinc:  das  Eis  abschöpfen,  z.  B.  n'cmme  [wenn 
man]  hat  will  [das  Vieh]  tränke",  se  muess-me  z'erst 
Ischne  ScuwMuo. 

is:  en-  oder  proklit.  Partikel  oder  Verschmelzung 
zweier  Partikeln.  1.  uns.  allg.  Zunächst  aus  der 
Zwischenform  tis;  s.  uns  Sp.  347.  —  2.  als,  Con- 
junktion,  angehängt  an  e-n,  hö-n,  jä-n,  nein,  icol; 
s.  als  3  h  (Sp.  198).  —  3.  ist  es;  s.  es  Sp.  512  Anm. 
—  4.  ich  es;  s.  ich  Sp.  74.  —  5.  euch  es;  s.  ü 
Sp.  '24.  —  6.  in  es,  in  dasselbe  (in  den  MAA.,  wo 
die  Präp.  auf«  reduciert  wird).  —  7.  in  das  (in  den- 
jenigen MAA.,  in  denen  der  Art.  auf  s  reduciert  ist). 

Isach,  Hirn,  -achli  u.  -ächli:  m.  Taufn.,  Isak  Aa;  Z. 
Isazecher   s.  Epfel   Sp.  368.  Isel   s.  Insel 

Sp.  346. 

Isele r  I  s.  Bisling. 

Iseler  II  m. :  Ackerehrenpreis,  veronica  agrestis 
u.  polita  ScHwSchönenb.  —  Syn.  Isen-Krut,  -Blücmli, 
•Schlegel. 

Isen  Isn  ßsr)  —  Dat.  P  1.  Isnen  BRi.  —  n. :  Eisen. 
1.  das  Metall  als  Stoff.  E  G'sundheit  von  Ise  B 
(Zyko).  Findst  I.  SU  gross  une-n-e  Lüs  [ein  noch  so 
kleines  Stück],  so  trüg  's  (bring  'sj  hei'"  (od.  dem  HerreJ 
i'sHüs  Bs;  Ineichen;  Sulger;  S.  Not  bricht  I.,  das 
chönne"  mini  alte  Schueh  bitcise".  Ineicben.  Blei  und 
I.  tnues  de"  Chupferschmid  .sjnse",  auf  den  Zutaten 
aus  Blei  und  Eisen,  welche  als  Kupfer  bezahlt  werden, 
muss  er  seinen  Gewinn  herausschlagen.  Splger.  Chalts 
I.  Schmiele,  etwas  Unfruchtbares,  Mühsames  tun.  Er 
lät  Nut  ligge"  weder  3Iülistei"  und  fürigs  L,  von 
einem  Diebe  gesagt  Z.  Er  g'hört  fno  nid)  linder  's 
alt  L,  ist  nicht  mehr  (ist  noch)  leistungsfähig,  lebens- 
kräftig B;  G;  S;  SuLGEP.;  Z.  Öppis  under  's  a.  I. 
g'heie",  zum  a.  I.  tue",  als  unbrauchbar  wegwerfen 
B;  GW.;  Z.  Z'sämme  schlä"  (haue")  wie  's  a.  I.  Bs; 
Ineichen;  Sulger.  Eina"  viyrschlän  wie  ds  ehalt  I., 
tüchtig  durchbläuen  GrD.  In  Isen  hangen,  zuverlässig 
sein  (in  eisernen  Angeln  befestigt),  z.  B.  es  hanget  nüd 
Alis  in  L,  tcas  er  verspricht  BRi.  Uf  I.  laufen,  kost- 
spielig sein,  viel  Aufwand  erfordern,  z.  B.  von  Ein- 
richtung und  Betrieb  eines  Geschäftes,  ebd.  (eig.  wohl 
von  vollkommnerem  Mechanismus  gegenüber  einer 
blossen  Holzkonstruktion).  Wenn  der  Hobel  zu  wenig 
Eisen  hat  [zu  wenig  tief  ins  Holz  eingreift],  so  muss 
man  ,ihm  Eisen  geben'  Aa,  die  Schneide  weiter  nach- 
schieben; syn.  dem  H.  me  Spä"  ge".  Dem  H.  wol  vil, 
z'  vil  I.  gc",  etwas  Unglaubliches,  Übertriebenes  sagen 
(aufschneiden);  zu  viel  Aufwand,  Ansprüche  machen; 
zu  viel  vornehmen  und  sich  zutrauen  Gr;  auch:  den  H. 


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wol  T«e»  lü".  ebd.;  s.  Isen.  Bildl.  Led.  J.  auch  ,Geld' 
Z  (Spillm.)  (viell.  aus  der  Gaiinerspr.);  vgl.  Blech, 
3Iös,  Schif'ere  und  andere  scherzhafte  Umschreibungen 
für  Geld.  Wer  beim  Hacken  im  Acker  auf  Eisen 
stösst,  bes.  wenn  er  es  mit  dem  Streiche  trifft,  an  den 
denkt  sein  Schatz  AABb.  —  2.  einzelnes  bearbeitetes 
Stück;  auch  in  dini.  Form  und  mit  PI.  a)  das  in 
der  Esse,  auf  dem  Aniboss  in  Arbeit  befindliche.  ,Das 
eisen  am  heissen  ort  angreiffen'  s.  Ort  Sp.  484.  Eint 
's  I.  ha',  ihm  das  Gleichgewicht  halten;  Widerstand 
leisten  Gr;  syn.  's  Bögli  hebe".  Einen  in  E(ji  han.  — 
b)  als  Stänglein,  z.  B.  Messstab.  Mit  ,Isenli'  wurden 
die  Kannen  gemessen.  Bs  XIV.  —  c)  als  Blech,  z.  B. 
Schieber  oder  Türchen  am  Ofen  Z.  —  d)  Sense  oder 
Sichel,  bes.  bei  den  Wildheuern,  Iseli  Schw.  Überh. 
schneidendes  Werkzeug.  Ei"  I.  leetzt  's  ander. 
SuLGER.  —  e)  Fusseisen  zum  Gehen  auf  Eis  Gl; 
Gr;  Schw;  Z,  auch  IseU.  Syn.  GräppU;  Issporren. 
Er  ist  [so  schnell]  g'loff'e":  de''  Tüfel  mitsammt  den 
I.  hätt-en  nid  encitscht  U  scheint  auf  der  Vorstellung 
zu  beruhen,  dass  der  T.  auch  mit  Fusseisen  über  Eis 
gehe.  Daraus  die  Fluchformel:  de''  T.  mits.  den  I.! 
—  f)  das  eiserne  Beschlag  der  Schlittenkufen;  das 
Eisen  am  Schlittschuh.  —  g)  Hufeisen;  s.  Rosslsen. 
,Ja  wenn  er  sitzt  bim  küelen  win  Und  hoflich  redt 
von  Sachen,  So  muoss  syn  rössli  in  dem  stal  Sinr 
halben  ysen  lachen',  er  tut  in  der  Wirtsstube  gross, 
während  sein  Pferd  nicht  einmal  recht  beschlagen 
ist?  Der  Klosterhauptmann  zu  StGallen  soll  stehen 
,iii  des  gottshus  kosten,  fuoter  und  mal,  nagel  und 
isen  und  darzuo  ainen  järlichen  sold'  empfangen.  1479, 
Vad.  KAA.,  z.  T.  dir.  auf  Menschen  übertr.  Er  frisst 
es  Ross  sammt  den  I.,  ist  ein  Prahlhans  GrD.  (Bühler). 
Viell.  missverständlich  umgedeutet  auf  grossen  Appetit: 
I  möcht  e  Ross  früsse"  mitsammt  den  I.  GTa.  Alles 
üfesse"  bis  uf  d'  I.  Z.  ,Du  frässest  ein  Ross  biss  an 
die  Eisen,  etiam  bictylum  devorares.'  Denzl.  D'  I. 
abriten,  sehr  schnell  reiten?  (durch  schnelles  Reiten 
stark  abnutzen  oder  ganz  abfallen  machen?)  Er  het 
kei  Zu,  es  Z irische fweter  z'  g'e",  teil  er  denl'e"  mttes, 
der  Belzibueb  [Teufel]  chönnt  nohe  cho  [nachkommen] 
lind  d'  I.  abrlte.  Schild.  Ein  I.  abrennen  Aä,  «6- 
sprengen  S,  verlieren  GW.,  bildlich,  einen  Fehler  be- 
gehen, der  dem  guten  Rufe  schadet,  von  Personen 
beider  Geschlechter;  d'  I.  abr.  auch  bloss  den  Übermut 
der  Jugend  austoben  Bs;  meist  im  Perfekt,  's  wird 
Keine  Landjäger  [Polizoisoldat],  oder  er  lieig  [er  habe 
denn]  nif''  scho'  es  I.  abg'rennt  Aa.  Er  het  es  I.  ab- 
g'sprengt,  er  hat  ein  unehliches  Kind.  Schild.  Er  het 
scho"  en  I.  rerlore",  seine  Unschuld  verwirkt  GW. 
,Die  in  irer  Jugend  in  offnen  schänden  gelebt  haben, 
hernach  in  irem  alter,  wann  sy  dem  teufel  alle  eisen 
abgerennt  [alle  Üppigkeit  ausgekostet  haben].'  SHoru- 
HOLz  1591.  Bes.  aber  von  Jungfrauen:  die  weibliche 
Ehre  einbüssen  Aa;  Bs  (schon  bei  Spreng);  Sulger. 
Die  dumpfere  hed  es  I.  verlöre.  Ineichen.  Ohne  con- 
cretes  Vb.  es  I.  ab  hä",  einen  grossen  (Gl),  einen  ge- 
heimen (GTa.)  Fehler  an  sich  haben;  vgl.  ah.  Er  het 
es  I.  ab,  es  hängt  ihm  ein  Makel  an  Ar;  Gr;  (i  oT. 
Die  het  es  I.  ab,  sie  hat  ein  unehliches  Kind  B.  Einem 
die  Eisen  abbrechen,  über  ihn  absprechen.  ,Sie 
brachen  ihm  die  Eisen  ab,  rechneten  aus,  wie  bald 
er  geldstagen  [Bankerott  machen]  müsse.'  Gotth.  Eim 
d'  I.  abzere  1)  rohe  Bezeichnung  des  Begrabens.  ent- 
lehnt  vom  Pferde,    dem    man    die    Hufeisen    abreisst. 


bevor  man  es  verscharrt.  Me"  wird-em  bald  d'  I.  a., 
er  wird  bald  sterben  L.  2)  Einem  das  Letzte  von 
Wert  vom  Leibe  nehmen,  ebd.  Uf  de  leisten  I.  gö", 
dem  Ruin  nahe  sein,  ebd.;  vgl.  ,auf  dem  letzten  Loch 
pfeifen'.  „Einem  uf  den  I.  sl"  B,  »/'  d'  I.  gä"  Bs; 
L;  ScH;  Z,  ihn  verfolgen,  ihm  keine  Ruhe  lassen,  eig. 
so  nahe  sein ,  dass  die  Hufeisen  des  verfolgenden 
Pferdes  in  die  des  fliehenden  schlagen."  Ein  scharfes 
Auge  auf  Jmdn  haben  ScnSt.,  ihn  überwachen  Bs;  ihm 
nachspüren  L;  ZLunn.;  ihn  in  strenger  Zucht  halten, 
immer  tadeln  BRi.;  zu  nahe  treten  Gr.  ,Ceberg  gieng 
dem  Stadler  stark  auf  d'  Eisen,  Wollte  gern  auf  ihn 
erweisen,  Dass  er  wider  Gott  und  das  Land  getan.' 
Erzähler  1856.  Uf  d'  I.  chö",  hinter  seine  Schliche 
kommen.  lez  ist-men-em  einist  uf  d'  I.  chö",  Si  hend-e" 
wie  Butter  a"  der  Sunne  lö  stö".  Häfl.  1801.  Be  Bise 
chunnt-is  niid  uf  d'  L,  erreicht  uns  nicht.  Stütz.  Uf 
d'  I.  luege,  aufpassen,  streng  halten  B;  S;  vgl.  nhd. 
,auf  die  Finger  sehen'.  ,Under  den  einfalten  sind 
[die  Wiedertäufer]  redrycher  dann  die  schwalmen  im 
summer,  dann  niemants  luogt  inen  uff  die  ysen.'  HBull. 
1581.  ,,Der  nachlässige  Pfarrer  zu  B.  soll  in  die  Stadt 
ziehen,  , damit  man  im  uf  die  ysen  luoge.'  1533,  Egli, 
Act.  Etwas  anders:  Me"  mues  de"  g' schenkte'  Bosse" 
nid  uf  d'  I.  luege"  ZWint.  (sonst:  i  's  Mül). 

Kürzung  des  Voc.  lieben  einige  MAA.  vor  weichen  Den- 
talen. Die  in  BO.  vorkommende  Form  Isnen  hat  die  Endung 
des  Stammes  niclit,  wie  es  in  andern  MAA.  und  im  Nlid.  der 
Fall  ist,  als  genügend  angesehen,  um  auch  die  Flexion  des 
Dat.  zu  vertreten.  —  2  a.  Eim  's  1.  han  könnte  auch  wie 
BütjU  auf  den  Steigbligel  gedeutet  werden,  doch  verlangt  das 
Zuschlagen  auf  dem  Amboss  einen  festen  Widerstand  von 
Seite  des  Haltenden.  —  g.  , Fuoter,  nagel  und  i.'  bilden  die 
Erfordernisse  zum  Unterhalt  eines  Pferdes;  doch  liesse  sich  das 
Eisen  auch  auf  einen  weitern  oder  andern  Bedarf  (z.  B.  die 
Rüstung)  beziehen.  —  In  der  weitverbreiteten  M.  vom  Ver- 
Jioreu  eines  Eisens  im  S.  von  ,Ehre'  ist  der  Lebenswandel 
eines  Menschen  mit  dem  Gang  eines  Pferdes  verglichen, 
welcher  mangelhaft  wird,  wenn  ein  Hufeisen  abgegangen  ist. 
.Dem  Teufel  alle  Eisen  abrennen'  aber  ist  eine  unorganische 
Verbindung  und  ,dem  T."  in  die  Konstruktion  verflochten 
uur  um  eine  Steigerung  des  Ausdruckes  zu  gewinnen.  Vgl. 
übrigens  auch  dem  T'üfcl  es  Or  abrenne  Sp.  41*2.  , Einem 
auf  den  Eisen  sein  [usw.]'  ist  wahrscheinlicher  ebenfalls  vom 
Bilde  des  Nachreitens  abgenommen,  als  dass  Eisen  hier  den 
eisernen  Beschlag  von  Schuhen  bedeute,  der  in  der  Tat  bei 
Bauersleuten  zuweilen  einem  Hufeisen  gleicht.  Vgl.  ,Jmdm 
auf  den  Fersen  sein',  was  al)er  engere  Bed.  hat.  Die  G  r 
Angabe  ,zu  nahe  treten'  beruht  zwar  auf  einer  nahe  ver- 
wandten Anschauung,  aber  hier  viell.  .auf  Missverst,indniss 
oder  ungeschicktem  Ausdruck.  Gewiss  bezieht  sich  ,auf  die 
Eisen  biegen'  urspr.  auf  das  Pferd,  dessen  Beschlag  ja  der 
sorgföltigsten  Aufmerksamkeit  bedarf. 

Oblaten-,  Offleten-:  eisernes  Modell,  zum  Druck 
von  Figuren  (Wappen)  oder  Schrift  auf  Watt'eln  Z 
(s.  O.  1).      ,Oblatenysen'.  157G,  Z  Invent. 

Ofen-:  Ofentüre  Z  (Spillm.);  blecherner  Schieber 
zum  Schliessen  des  Ofens  Gr.    Syn.  Ofenblech. 

Aug-.  L  Vogtkinderrecbn.  XV.,  also  wohl  ein 
Hausgerät.     Vgl.  .^  Glarisen. 

Arm-:  1.  angeblich  ebenso.  aaO.  —  2.  Armfessel. 
.Ein  Wagen  [voll]  armbeisen.'  Zurgilg.  1ü5G.  —  Auch 
im   Urbar   Waidenburg  XV.   Jhdt. 

Erz-:  eisenhaltiges  Erz.  Guler. 

Esel-:  kleines  Hufeisen  für  Esel.  Auch  die  aus 
der  Erde  gegrabenen  kleinen  Gerniancn-lluf'cisen  ohne 


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Griff  und  Aufznj;  an  den  Stollenenden.  Eouhh.  (der 
sie  in  Argov.  18(il,  56  wohl  ohne  Not  auf  den  Esel 
des  h.  Nikiaus  bezieht). 

Is-Isen  iscli- :  Puss-,  Schuheisen,  zum  Gehen  auf 
Eis  B  (Ztro). 

Fei-  s.  Felis. 

Pill-.  ,Das  Pöul-  oder  Stüri.seh  [steyrisch]  Isen.' 
Z  Mand.  10-10  und  so  noch  in  den  Z  Zollordn.  von 
1711/-i)7.     S.  auch  Land-. 

„Furch-:  ein  sehr  einfacher  Pflug,  der  anstatt 
der  Schar  ein  spitziges  Eisen  hat  und  zum  ersten 
Aufreissen  des  Bodens  dient  GRPr." 

Fuess-:  1.  Vorrichtung  zum  Gehen  auf  Eis,  meist 
an  den  Absatz  des  Schuhs  geschnallte  Eisenplatte  mit 
Spitzen,  Eissporen  Ar;  Bs;  Gr.  Sjni.  Gräiipli;  Träp- 
peli;  Schär;  Griff'-,  Euch-,  Kleäer-,  Schueli-,  Steg-Isen. 
—  2.  s.  Läiit-Isen. 

Gol-  s.  GoUsen. 

Glar-  Glör-:  Brille  P  (Schott).  —  Vhu  ißann,  glän- 
zen, starr  schauen.      Vgl.    Glar-is;  Autf-isen. 

Glett-:  Plätteisen,  zum  Glätten,  Plätten,  des  ge- 
waschenen, getrockneten  und  gestärkten  Leinzeugs  od. 
anderer  Kleider  Aa;  B;  Gr;  U\v;  Z.     Vgl.  Bügel-. 

Griff-  PI.:  Fusseison  mit  3  langen  Zacken,  welche 
auf  die  Absätze  der  Bergschuhe  aufgenagelt  werden 
ScHwMuo.     Syn.  Griff'. 

■  Gropp(en)-:  Gerät  zum  Fischfang,  insbes.  eine  Art 
Gabel  zum  Fang  der  Groppen  Bodensee  ;  Z.  ,Fischer- 
geeren,  gabel,  gropeisen,  tridens,  vari.'  1602,  Eed. 
,Vil  Groppen  werden  mit  den  Groppeisen  gestochen.' 
JEEscHEK  1692.  .Dass  das  Groppeneisen,  wie  auf 
denen  Landfcsteuen,  also  auch  auf  denen  Wöschstegen, 
gebraucht  werden  mag.'  Z  Fischerordn.  17.57/79. 

Heu-  Haiwlse:  Werkzeug  zum  Abschroten  von 
Heu  am  ,Stock'  Ndw.  Syn.  Meiss-Isen;  Heu-,  Schrot- 
Messer. 

Heb-:  1.  starke,  als  Hebel  gebrauchte  Eisen- 
stange B;  Sch;  Z.  —  2.  eigensinniger  Mensch  Ap. 

2.  Vgl.  hehihen,  behaupten,  behanen;  oder  nur  wegen 
der  Starrheit  der  Stange. 

Hobel-:  die  Schneide  des  Hobels  und  dieser 
selbst  Z. 

Huef-:  I.Hufeisen  (doch  nicht  recht  volkstüm- 
lich); Syn.  Ro-is-,  Tschägg-.  Wer  eines  oder  einen 
Nagel  davon  findet,  hat  Glück.  Ineichen;  Eochh.  in 
Arg.  1861,  56,  der  beifügt,  dass  man  es  schweigend 
aufnehmen  und  ob  der  Stubentüre  annageln  müsse 
zum  Schutz  gegen  böse  Geister.  Lehenzinse  von 
Klöstern  oder  an  Klöster  werden  im  Mittelalter  oft  in 
Form  von  Hufeisen  entrichtet;  s.  Eochh.  aaO.  S.  54 ff.; 
IjÜtolf  S.  336;  z.  B.  das  Nonnenkloster  StJoseph  in 
ScHwMuo.  erhält  1322  seine  Lehensbestätigung  ,um 
ein  rossisen  einest  in  dem  jar'.  —  2.  Gebäck,  ßröd- 
chen  mit  Kümmel  und  Salz,  urspr.  wohl  in  Gestalt 
eines  Hufeisens,  nach  Eochh.  aaO.  in  Form  eines  ge- 
hörnten Tierschädels  an  der  Sch  Kirchweib  gebacken. 

Sowohl  der  Glaube,  dass  ein  gefundenes  H.  Glück  bringe, 
als  die  Sitte,  an  gewissen  Festtagen  Gcbäcke  in  jener  Form 
zu  bereiten,  beruht  auf  der  Verehrung  des  meistens  zu  Pferde 
erscheinenden  heidnischen  Gottes  Wuotan,  dem  alle  guten 
Gaben  zugeschrieben  wurden  und  an  dessen  Stelle  später 
gelegentlich  auch  berittene  Heilige  der  Kirche  traten.  Auch 
der  Rechtsbraueh,    Lehenzinse  in  jener  Form   zu   entrichten. 


kann  darauf  zurückgeführt  werden,  dass  Gott  (resp.  der  alte 
heidnische)  auch  als  oberster  Lehensherr  gedacht  wurde. 
Doch  konnte  das  H.  zunächst  auch  nur  Symbol  des  irdischen 
Lehensherrn  sein,  der  zu  Pferde  kam,  seine  Güter  zu  be- 
suchen und  seine  Zinse  einzuziehen. 

Hagel-,  nur  in  der  Schwurformel:  potz  U.!  G;  Z. 

—  Viel!,  eig.  nicht  ein  Comp.;  vgl.  p.  Hagel  ini^l  Hagel 
Aaraul  Sp.   385. 

Hack-:  breites  Eisen  mit  Holzgriff,  um  Fleisch, 
Ampfer  udgh  zu  hacken  Gr. 

Hol-:  halbrunder  oder  hohler  Stechbeutel  AAFri. 
Syn.  Solmeissel. 

Halm-:  Schlosserwerkzeug,  eine  Form,  welche 
beim  Schmieden  dazu  dient,  das  Ohr  an  Äxten,  Karsten 
udgl.  für  den  Stiel,  Halm,  zu  machen  Z. 

Hals-:  eiserne,  an  einer  Kette  befestigte  Cravatte, 
auch  der  damit  versehene  Schandplahl.  bes.  als  Strafe 
für  Diebstahl  und  Unzucht,  z.  T.  verbunden  mit  Aus- 
peitschung, bis  1830  in  B;  Z;  in  Zg  noch  1870  vor- 
handen und  noch  um  1860  für  einen  Pferdedieb  an- 
gewendet; auch  bei  Spreng.  In  Z  trug  der  Ort,  wo 
ein  solcher  Pfahl  stand  (resp.  die  von  dort  ansteigende 
Strasse),  noch  bis  auf  die  neueste  Zeit  den  Namen, 
um  1742  noch  als  das  .kleine  H.'  (dem  Chorherrenstift 
zustehend)  von  demjenigen  der  Obrigkeit  unterschieden. 
Eim  's  H.  aHue",  ihn  in  Zucht  nehmen.  Schild.  ,Sein 
Urteil  ist  an  das  H.,  wegen  seiner  Krankheit  aber 
nicht  abgepeitscht,  4  Jare  an  Karren  und  hernach  in 
seine  Heimat  bannisiert.'  Z  1810.  ,An  das  Halseisen 
oder  brangen  gestellt,  numellis  publicis  insertus.'  Mal. 
,M^ard  ins  h.  gestelt.'  Gexgenb.  Bettl.  ,So  hab  ich  ge- 
schworen uf  nächstkominenden  Sambstag  in  das  h.  ze 
Thun  ze  stan  und  semliche  profocy  vor  allermenk- 
lichem  zu  widerrufen.'  ürk.  150'2.  ,Niemands  in  das 
h.  stellen  one  eines  vogts  wissen.'  1526,  Striokl. 
,0b  dieben  sollen  in  den  diebenturn  gefüert'oder  an 
das  h.  gestellt  werden.'  1607,  U.  ,Welcher  aber  zum 
anderen  mal  eidbrüchig  erfunden  wirf,  der  soll  glyche 
straf  usszestahn  gehalten  und  darzuo  angentz  [sofort] 
an  das  H.  gestellt  werden.'  B  Ger.-Satz.  1015.  Den 
fahrenden  Dirnen  soll  ,ein  offene  schmaach  mit  dem 
H.  oder  schwemmen  angetan  werden.'  Z  Mand.  1650. 
,Numella,  das  halseisen  (pranger).'  Vestie.  1092.  Vgl. 
Hals-atuä.     Eine  Abbildung  im  Ap  Kai.   1878. 

Hang--:  eiserner  Haken,  ein  Hausgerät  XV.,  z.B. 
in  L;  G  Stiftsarch.,  in  Verbindung  mit  ,häl',  Kette 
über  dem  Feuerherd. 

Hupen-:  Zange  mit  scheibenartigen  Löffeln,  zwi- 
schen denen  der  Teig  der  Hupen,  Waffeln,  zu  einem 
dünnen  Fladen  gepresst  wii'd  Ap;  Zg;  Z.  Altere  solche 
Eisen  tragen  die  Wappen  und  Namen  der  Herrschaft 
und  etwa  einen  Sinnspruch,  die  auf  dem  Teige  aus- 
geprägt werden.     Vgl.  Oblaten-. 

Küe-  Cime-:  Hufeisen  für  Kühe,  welche  als  Zug- 
vieh verwendet  werden  Zg. 

Kel-  Chel-:  Kehleisen.  1.  gebogenes,  unter  dem 
Halse  durchgehendes  Eisenstück,  durch  welches  das 
Joch  des  Eindviehs  festgehalten  wird  Aa;  Th;  Zg;  Z. 

—  2.  ein  Schusterwerkzeug  zum  Glätten  des  Keils 
am  Schuhe  S.  —  Verderbt  aus  , Keileisen' V 

Kolen-:  Plätteisen,  das  mit  Kohlen  gefüllt  und 
heiss  gemacht  werden  kann. 

Känel-  Aa,  Chäijel-  Z:  ein  Zimmermannswerkzeug 
zur  Aushöhlung  von  Rinnhölzern. 


541 


As,  es,  is,  OS,  US 


542 


Kessel-:  dünnes,  langes  Stangeneisen,  welches  in 
Piif:chlc",  Bunden,  in  den  Handel  kommt.  —  A'ou  L-cssh-n, 
klirreu. 

Klimm-  Chlümmisi-li :  Fusseisen,  welche  man  an- 
schnallt, um  besser  klettern  (chlimmen)  zu  können 
ZSt.  —  Vgl.  KUt-,  Kletter-. 

Klüiifel-:  Werkzeug  der  Steinhauer  (zum  Klopfen) 
S.  ,Scalpruui  fabrile,  kl.  wie  die  Steinmetz  brauchend.' 
Fuis.;  Mal. 

Klett-  VhL-ett-,  auch  -IueK  =  Klimm-  LE.;  Zg. 

Kletter-  Cldteäer-  =  1.  dem  vor.  L;  Z.  —  2.  Puss- 
eisen, unter  die  Schuhsohlen  geschnallt,  wenn  es  gilt 
beeiste  steile  Abhäuge  hinan  zu  klimmen  ZO. 

Krüs-:  Gerät  zum  Kräuseln  der  Haare.  ,Cala- 
mistrum,   haareisen,    krauseisen.'    Denzl.  1677;   1716. 

Kratz-  Chr.:  Reibeisen  P  silv. 

Kratz-  ehret Z-:  Stange  mit  eisernem  Bolzen  am 
unteren  Ende,  welche  am  hintern  Teile  eines  Fuhr- 
werkes angebracht  ist,  um  das  Rückwärtsrutschen 
desselben  zu  verhüten  Z.   —  Syn.  Krätzer. 

Loch-:  dicke  Eisenstange  mit  keulenartiger,  doch 
am  Ende  sich  zuspitzender  Verdickung,  um  zum  Ein- 
stecken von  Heinzen,  Heugestellen,  vorzubohren  GrD. 

Lad-:  Ladstock  in  Schiessgewehren.  .Welcher 
euch  dem  andren  sin  pulver,  klotze,  ladbüchsen  oder 
1.  neme  one  syn  wissen  und  willen.'  Wükstis. 

Leg-:  1.  Eisenstab  unter  der  Spindel  eines  grossen 
Wagens  bis  gegen  die  Mitte  der  Achse  durchgehend, 
um  der  letztern  mehr  Festigkeit  zu  geben  AaF.;  S;  Z. 
—  2.  Fussangel?  ,Brech-,  Heb- und  Legeysen'  unter 
den  zu  verladenden  Kriegsrequisiten  aufgezählt  von 
HCLav.  1644.  —  2.  Es  ist  freilich  zu  bemerken,  dass  Lav. 
als  Syn.  zu  Fussangel  sich  sonst  immer  der  Ausdrücke  ,Fiiss-, 
Lähmeisen'  bedient. 

Läm-:  eine  Art  Fussangel,  welche  im  Kriege  dazu 
diente,  gewisse  damit  belegte  Passagen  ungangbar 
zu  machen  (die  Füsse  zu  ,lähmen').  ,Es  hat  auch  der 
Hauptmann  etlich  fussisen  oder  lähmisen,  so  man 
kegel  nempt  in  den  graben,  da  die  find  stürment, 
heimlich  geleit,  darmit  die  find  geletzt  und  verwüest 
wurdent.'  AgTschudi.  ,Die  Fussangel  oder  Lämeisen 
machet  man  mit  4  spitzen,  3  ligen  auf  dem  boden, 
und  stehet  allzeit  einer  in  die  höhe,  geh  wie  [wie 
immer]  man  sie  wirft.'  HCLav.  1644. 

Land-:  Eisen  von  einheimischem  Ursprung?  Die 
Z  Zollordn.  1725  legt  auf  .das  Foul-  oder  Stürisch 
Eisen,  item  das  Loufenburger  und  Landoisen.  so  auf 
die  Zahl  gemacht  wird',  einen  geringern  Zoll  als  auf 
die  übrigen  Arten.  ,Lantisen,  tüchelisen  und  stahel.' 
G  Chron.  XV. 

Läss-:  Lanzette  zum  Aderlassen.  ,Phlebotomon, 
ein  fliedmen  oder  lasseisen.'  Fris. ;  Mal.;  Denzl.  1677. 
,Lasseison,  -eisele,  scalprum  chirurgicuni,  (scalpellus), 
phlebotomon.'  Mal.  , Scalprum  chirurgicuni,  ein  lass- 
eisen wie  es  die  Franzosen  brauchend,  ein  länzle  i.  e. 
lanceola.'  Fiiis.  ,Die  blättern  soll  man  mit  einem  1. 
öffnen.'  BMiss.  1529.  —  mii.  laz-ucn,  Schröpfkopf  (Loxer). 

Lott-:  ein  keilförmiges  Eisenstück,  hinten  mit 
einem  Loch,  in  Gebirgsgegenden  von  den  Holzfuhr- 
louten  gebraucht,  um  in  den  Kopf  eines  Holzblockes 
getrieben  zu  werden.  Durch  das  Loch  des  ,Lottisens' 
wird  dann  eine  Kette  oder  ein  Strick  gezogen  und 
(liT  Block    damit    an    den   Hinterwagen    gebunden,    si> 


dass  der  am  Boden  hinrutschende  Block  den  Wagen 
beim  Bergabfahren  bremst  BS.;  S.  —  Wuhrsch.  von  loie, 
Baiuiistauim.    Vgl.  Giintdisrn. 

M.il-:  Münzstempel  Bs  XIV.     Vgl.  Münz-. 

Müli-:  in  der  alten  Mühle  die  eiserne  Achse  des 
Kolbens  (s.  d.),  die  auf  dem  Eisensteg  (s.  d.)  aufrecht 
steht  und  durch  den  Buchs  (s.  d.)  des  Bodensteins 
hindurchgehend  mit  ihrem  Dorn  (s.  d.)  in  das  Anträgli 
(s.  d.)  des  Läufersteines  passt  und  diesen  somit  zu  be- 
wegen vermag,  allg.  ,Die  müli-ysen  sun  [sollen]  euch 
guot  syn  und  fertig  der  müli.'  Z  Urk.  1301.  ,Für 
Bütelgschirr,  Dilliuägel,  2  Müllieisen  2  fl.  8  btz.' 
Schloss  RcED  1748. 

Muelt-:  das  eiserne  Gerät,  mit  welchem  der 
Bäcker  die  Mulde  auskratzt  LG.  ,Das  Muolteisen, 
radula.'  Mal. 

Münz-:  Münzstempel.  B  1554.     Vgl.  Mal-. 

Meiss-:  Messer  z.  Schroten  des  Heus  GrD.,  L.  Vgl. 
Heu-.  —  Mhd.  meizen,  schneiden,  hauen.    Vgl.  nhd.  .Meissel'. 

Meissel-:  chirurgische  Sonde.  .Meisseleisen  der 
Wundärzten,  specium,  specillum,  scalprum  chirurgicum.' 
Mal.   —   Von  meiW<;i,  mit  Charpie  verbinden. 

Nagel-:  ein  Eisen  mit  Löchern,  durch  welche 
Nägel  gesteckt  und  so  geformt  werden. 

Bügel-,  vorw.  Bögel-:  Bügeleisen,  allg.;  bes.  od. 
ausschliesslich  das  der  Schneider,  während  dasjenige 
für  die  Wäsche  Glättlsen  heisst  Bs;  Gr;  „Sch;  Vw";  Z. 

Piggier-:  Werkzeug  der  Schu.ster  S.  —  Von  frz. 
pifjner,   stechen. 

Bai-:  eine  Art  Meissel  ohne  hölzernen  Stiel. 
Lneichex.  Flaches  Dreheisen,  dem  Stechbeutel  ähn- 
lich, jedoch  mit  Gerspitz  Aa.  , [Statt]  Byellen,  als  mit 
welchen  es  manchen  schädlichen  Streich  gibt,  Bai- 
eisen, wie  die  Schreiner  haben;  mit  diesen  kann  man 
Ast  also  säuberlich  abhawen,  als  wann  sie  mit  einem 
Hobel  abgestossen.'  Rhagor.  —  Meissel,  der  sich  im 
Unterschied  zu  anderen  mit  den  blossen  Ballen  der  Hand 
regieren  lässt?     Vgl.  frz.  laitle.  Schränkeisen':' 

Pass-pol-  b-b-;  Schusterwerkzeug  S.  Zum  An- 
setzen von  Borten  oder  Streifen,  frz.  passepoil.  Vgl. 
Bordur-. 

„Balg-:  Person,  die  in  Einem  fort  balgt  [zankt]." 
—    Gebildet  nach   Rih-,   Zank-;  s.   dd. 

Bolz-:  Spitze  eines  Bolzes,  .spiculum'.  Denzl. 
1677;  1716. 

Bind-:  eiserner  Stab,  an  welchen  in  der  (Ilashütte 
ein  Glasfaden  genommen  wird,  um  die  Walze  zu 
schneiden  S. 

Bordur-:  Schusterwerkzeug.     Vgl.  l'ass-pol-. 

Pflueg-   s.   Wegcivs. 

Pflanz-:  eine  Art  Messer  oder  Sjiaten.  mit  wel- 
chem junge  Bäume  zum  Zwecke  des  Versetzens  mit 
sammt  ihrem  Erdreich  ausgehoben  werden,  einen  nicht 
völlig  geschlossenen  Cylinder  bildend,  der  luil  einem 
Spatensticle  verschen  ist. 

Blatt-:  kleines,  meisselartig  geformtes  Messer  mit 
breitem  Rücken  und  stark  abfallender  Schneide.  .Der 
Vogt  tat  dergleichen,  als  ob  er  über  mich  zucken  [den 
Degen  zücken]  wollte;  nun  hatt  icli  Nüt  dann  ein 
welsch  kurz  Blatysli.'  GStXheli  1559. 

Breni-.  .Postomis,  maulkorb,  bremeisen,  so  man 
den  pferdcn  an  die  nasen  legt.'  Dkn/l.  1677;  1716.  — 

\'oll    mild.    I>r!'iinn.    knirscbi'U;    vtri.    I>ri'mt<i;   /irrmi^ni. 


543 


i.s,  es,  IS,  OS,  US 


544 


Brenn-Isen:  Eisen  zum  Aufbrennen  eines  Zei- 
chens. .Das  br.  uif  der  Chorherrnstuben.'  Z  1572.  — 
iVIliil.  hirnnutn,   cauteriuiii,   ignimen.    Syn.  Brand  u.  das  folg. 

Brand-:  eine  zum  Aufbrennen  von  Hauszeiehen 
dienende  Patrize  OnPr. 

Brust-:  ehemals  ein  Artikel  der  Eisenhandlung.  — 
Mild,  hiess  bniit-imm  =  hrusl-lh-ch,   logiiim,  und  ähnlich  nhd. 

Bretzlen-,  Br'etzel-:  I.Modell  zum  Backen  von 
Bretzeln.  B  Kochb.  1756.  Vgl.  Hupen-.  —  2.  finsteres 
Gesicht  mit  gerümpfter  Stirne  BBe.  —  Die  Ähnlichkeit 
von  2   mit  1   beruht  in  den  verschlungrenen  Zügen. 

Bäb-,  Mab-  ÄAZei-:  1.  Rübenhechel  Schw.  ~ 
2.  Weib,  böse  Alte;  uneriuüdlich  arbeitsame  Weibs- 
person von  männlich  .strengem  Charakter;  aber  auch 
übertrieben  arbeitsame,  geizige  Alte  A.\;  „B;  VOrte;" 
L;  „S";  Frauensperson  mit  schlagfertiger,  scharfer 
Zunge  L. 

Bed.  i  leicht  aus  1  abzuleiten  (vgl.  JUh-).  lilth,  Rah 
=  weisse  Rübe.  Diese  Frucht  wird  mit  einem  raffel-  oder 
hobelähnlichen  Messer  anch  eingeschnitten  und  als  Vorrat 
für  den  Winter  eingesalzen.  Hier  kommt  bloss  die  Schärfe 
des  Messcis  in  Betracht.  Wo  das  W.  aber  wie  tw.  in  Aa 
mit  kurzem  Voc.  gesprochen  wird,  gehört  es  eher  mit  einem 
der  folg.  zusammen.  Die  Quantität  und  Qualität  der  Voc, 
und  dann  auch  die  Begriffe,  scheinen  z.  T.  ineinander  ge- 
flossen zu  sein. 

Ri-'b-:  Haken,  den  der  Weingiirtner  an  den  Fuss 
schnallt,  um  damit  die  Pfähle  in  die  Erde  zu  stossen  LG. 

Et; bei-:  sehr  geschäftiges  und  herrschsüchtiges 
Weib  UwE.    —   Von   ri'bkn,  mühsam  arbeiten. 

Kib-:  1.  eine  aus  Weissblech  verfertigte,  mit 
durchlöcherten  Buckeln  versehene  Raffel  zum  Rei- 
ben von  Zucker,  Muskatnüssen,  Meerrettig  usw.  Ap; 
Bs;  B.  Nach  Stockar  1519  musste  ein  Pilger  jener 
Zeit  auf  die  Meerreise  u.  A.  auch  ein  ,Ribiseliu'  mit 
sich  nehmen.  —  2.  böses,  zänkisches,  tadelsüchtiges 
Weib;  strenge  Hausfrau  Bs  (schon  b.  Spre.ng);  B; 
G;  ScH;  S;  Z.  Alt  Jiimpfere"  —  bösi  B.  Silher. 
,Er  ist  e  guete  Herr  t/'s;/",  aber  si/"  Frau  es  rerfhiechts 
R.'  GoTTH.  ,Wenn  er  gewusst  hätte,  was  sie  für  ein 
wüstes  Reibeisen,  eine  hässige  Krot  sei.'  ebd.  —  ,Da 
ich  nahm  das  alte  Riffeleisen  .  . .  Ach  Herr,  lass  sterben  das 
.ilteWeib!'   Altes  Volkslied.      Vgl.  i?äi-,   Muffel-,   Raps-. 

Ruch-:  Fusseisen  (Eisen  mit  ,rauher' Oberfläche) 

L.    —    Vgl.    Rürhchetti;   rüchin. 

Raffel-:  geiziges  Weib  S.  —  Vgl.  Rih-iscn;  Raffd- 
hiui».  typischer  Name  für  einen  allzu   sparsamen  Mann. 

Ruck-:  kurzes  Hebeisen  für  Maurer  und  Zimmer- 
leute Z.   —   Zum  , Rücken'  von  Lasten. 

Renn-:  die  eiserne  Ausflussrinne  an  der  Kelter 
ZWäd. 

Ring-:  liufeisenartiges  Beschlag  an  Schuhen  BSi. 

Raps-:  Geizhals  Bs.  —  Syn.  Rapfi  ni. :  von  rapnen, 
zsraffen,  -scharren.     Vgl.   Rih-,  Sclinb-ixrn. 

ßoss-:  1.  Hufeisen,  auch  (meist  dimin.)  für 
Ochsen  usw.  Aa;  Bs;  Gr;  Z.  Es  B.  verlieren  L  s. 
Isen  2  g.  Es  het  en  Blinde  es  R.  g'fimde:  a)  ein 
dummer  Mensch  hat  einen  guten  Einfall  gehabt  S. 
b)  die  Sache  ist  unwahrscheinlich,  unglaubwürdig.  Si'LG. 
T''  hätt  chönne"  R.  ablaufe"  [mich  aufs  Äusserste  an- 
strengen, beeilen],  es  hätt  doch  Nut  g'hulfc".  —  2.  ein 
(hufeisenförmiges)  (iebäck  Bs  (-IseÜ);  Gr;  Sch  (Kirch- 
wcibbretzon.    Syu.   Kätiibe.    Vgl.  Huef-Isen.  —  3.  ein 


am  Kaufhaus  in  Bs  angeschriebener  Reim  nennt  das 
lat.  Zahlzeichen  C  [100]  so. 

Rosen-:  Modell  zu  sog.  ,Rosenküchlein';  Syn. 
Stern-.  B  Kochb.  1756;  1796. 

Reist-:  1.  eiserne  Stange  zum  Heruuterschleifen, 
reisten,  v.  gefälltem  Holz  W.  Syn.  Sperr-.  —  2.  Feuer- 
haken B.  ,Und  hettent  das  warttürmli  ouch  gern  umb- 
geworfen;  da  hatt  man  weder  pickel.  hämmer,  r.  noch 
andern  züg.'  Früxd  1446. 

Söch-:  das  Eisen  der  Pflugschar  (Sech).  ,Ein 
sächysen,  so  am  pfluog  vornen  das  erdtrich  utfschnydt.' 
UCampell  1572. 

Säg-:  Umdeutung  aus  Segisse,  Sense,  s.  Segense. 
Vgl.  Gol-,  Toll-,   Weg-. 

Salis-:  Schusterwerkzeug  S.  —  Wahrsch.  aus  Jus 
AUn,   s.   Alesne. 

Schab-:  Geizhals  Aa.  „Karge  Haushälterin  L; 
Zg."     Vgl.  Rajis-. 

„(T)schägg-:  Hufeisen  für  Rindvieh,  zu  besserer 
Befestigung  vorn  über  die  Wölbung  des  Fusses  um- 
gebogen ScHW;  W;  Zg."    —   Tachägij.  Kindshuf. 

Schueh-:  1.  Gerät  zum  Anziehen  der  Schuhe 
Gr.  Syn.  Schueh-Löffel,  -Bein,  Schüel-er.  —  2.  (dim.) 
Fusseisen  Tu  (Pcpik.).  —  .3.  eiserne  Klinge,  vor 
den  Häusern  angebracht  für  die  Eintretenden  zur 
Reinigung  der  Fussbekleidung  von  Erde.  Syn.  Scharr-. 

Schin-:  Schien-,  Reifeisen  Z  1371. 

Schindel-:  Werkzeug  zum  Spalten  des  Holzes 
für  Bachschindeln. 

Scharr-:  Eisen  vor  der  Haustüre  zum  Abputzen 
der  Schuhe  S.  Das  iscli  es  nobels  Wirishus,  es  sy 
zweii  Sch.  vor  der  Tür,  und  wer  d'  Schueh  nit  dra" 
abputzt,  a'  dem  blybt  gern  Oppis  hange".  BWvss  1863. 
Vgl.  Schon--  1. 

Scher-:  ein  Hausgerät.  L  1438.  Wahrsch.  ähnlich 
der  Scheere  oder  diese  selbst. 

Schorr-:  1.  =  Scharr-  Bs  (ö);  San.  , Stimulus 
cuspidatus  rulla,  ein  gespitzter  gart,  der  ein  schor- 
eisen  hat  [zum  Reinigen  der  Pflugschar]'.  Fris.  — 
2.  ,Schoreisen,  schorschaufel,  scalprum.'  Mal.  —  Mhd. 
schor  f.,  Schaufel,  Hacke;  schüren,  zsscharren,  kehren. 

Schür-  („iS'c/iMr-"  2.  Aufl.):  „Feuerhaken  Sch;  Z." 
Eisernes  Gerät  zum  Schüren  des  Feuers  im  Herd. 
.Hölzernes  Sch.',  bildl.  =  ein  unmögliches  Ding,  ein 
offenbarer  Widerspruch,  contradictio  in  adjecto.  ,lr 
hütend  uns  das  hülzin  schüryselin  und  sprechend: 
Man  isset  in  wesenlich  lyplich.  doch  geistlich.'  Zwixgli 
1527.  ,Als  wenig  du  weist,  was  ein  hülzin  schüryselin 
sye,  wiewol  du  die  zsämengesetzten  wort  [die  Bestand- 
teile des  Comp.]  verstäst,  noch  ist  es  holz,  kanns  ye 
nit  ysin  syn.'  ebd.  ,C'hrysostomi  opera  in  duas  partes 
ligentur,  Erasmica  in  cartaceos  asseres  (hültzi  Schur- 
iseli).'  ebd.  1519  [das  Buch  soll  in  ,Bretter  von  Papp- 
deckel' gebunden  werden].     Vgl.  das  folg. 

Schürg-:  1.  =  dem  vor.  ,Ein  hölzis  Sch.'  Museum 
1793  und  so  noch  heute  in  Z.  —  2.  ein  die  Leute 
hinter  einander  hetzendes  (das  Feuer  des  Streites 
schürendes)  Weib  Sch.  Vgl.  Rib-.  —  Von  siMinjen, 
Si'liüren. 

Schorn-:  ein  Stück  der  Bewatt'nung.  .Liessent 
die  vigeud  ligen  schilten,  armbrosten  und  ir  schorn- 
vsen   und  werineu.'  L  Urk.   1425. 


545 


As,  es,  is,  OS,  US 


546 


Schurpf-:  Werkzeug  zum  Schürfen,  zur  ersten 
Bearbeitung  von  Kohstoli'cn,  Holz,  Erde  usw.  z.  B.  das 
Eisen  im  Hobel  Z. 

Schiess-,  <Sc/t«ss-,  „/Sc7m(ss-"  St.'':  Schiessgewehr. 
Flinte  ApI.  ,Schcussys<ä  und  Karrebüxe',  Flinten  und 
Kanonen.  Maiilexi  1712. 

Sehlif-:  Schlittschuh  Bs  ("-ise^i;,-  Uw.  —  schlif- 
iselen:  Schlittschuhlaufen  Bs. 

Schrot-   „Aa";  BO.;  Gr;   „W",   -Ö-  Aa;  S;   ZAtf.: 

1.  spatenartiges  Gerät  zum  Schroten  von  Heu  Gr. 
Syn.  Heu-.  —  2.  grösserer  Holz-  (oder  Stein-)  M  eissei 
Aa;  BO.;  S;  „W";  Z.  Syn.  Meiss-.  ,Etliche  ysine 
Schrodtysen.'  Z  ca  1600.  ,Excisorius  scalper,  schröt- 
eisen.'  Denzl.  171Ö. 

Schwingen-  oder  -Nfu/el  halten  die  Schwinyen, 
Hebel,  des  Seidenwebstuhles  an  ihren  Drehpunkten 
fest  Z. 

Spuel-:  1.  Eisen  zum  Festhalten  der  vollen 
Spulen  beim  Haspeln  Gr.  -  2.  das  ganze  Spul-  oder 
Spinnrad.  , Rhombus,  garn winde,  spuolrad,  spuol- 
eisen,  spinnrad.'  Fris.  ;  Mal. 

Sperr-  =  Beist-  1  W. 

Spitz-:  Werkzeug  der  Steinmetze  zur  ersten,  ober- 
flächlichen Bearbeitung  des  Steines  Z. 

Stab-  s.  Stabise. 

Stech-:  breiter  Meissel  zum  Ausstemmen  (der 
Breitseite)  von  Löchern  Z. 

Steg-:  „Fusseisen  B." 

Stig-:  1.  der  zum  Einsteigen  in  eine  Kutsche  die- 
nende Tritt  ZBül.   Vgl.  Stlglscnlüser.  —  2.  =  Klett- 1  Z. 

Steck-  -ae-  B;  Ndw;  S;  U;  ZKn.:  1.  Eisenstange 
zum  Bohren  von  Löchern  für  Reben-,  Bohnen-. 
Baumpfähle   Bs;   B;    „L";    S;  Z.     Vgl.  Ste'clhols.  — 

2.  eiserne  Hebelstange  Ndw;  Schw;  ü.  ,Wann 
Stadler  im  Hals  hätt  ein  Steckeisen,  So  müsse  er  doch 
ins  Gras  beissen  [enthauptet  werden].-  Erzähler  1856. 

You  Stecken,  Stab,  vgl.  uhd.  ,Stjickeu'.  Übrigens  kommt 
für  1  auch  die  Ausspr.  mit  e'  vor,  welche  Anlehnung  au 
das  trans.   Vb.   , stecken'  bedeutet. 

Stick-  Aa;  Bs;  S,  Sticket-  ZS.:  ein  von  den 
Winzern  an  den  Fuss  geschnalltes  Gerät  zum  Ein- 
stecken der  Rebpfähle  Aa;  BsLd;  S.  Syn.  Stöss-, 
Tret-  3.  —  Die  erstere  Form  von  sticken,  die  Pfäble  eintreten. 

Stemm- -«e- Aa;  Z:  Meissel,  Stechbeutel  zum  Ab- 
stossen  oder  Aushöhlen  von  Holz  (auch  Stein)  Aa; 
Bs;  Z. 

Stampf-:  Gerät  zum  Zerstampfen  weisser  Rüben 
udgl.  Z. 

Stern-  =  Rosen-Isen.  B  Kochb.  1756;  1796. 

Stöss-:  1.  Gerät  zum  Einstossen  von  Rcbpfählen 
Ai>K.;  „Gr;  GRh.";  Scu;  Tu.  Syn.  Stick-,  Tret-.  — 
2.  Gerät  der  Kaminfeger    zum  Lösen    dos  Techs  Z 

(Sl'ILLM.). 

Strich-:  zwei  Eisen  unterhalb  der  beiden  Mahl- 
steine der  Obstmühle  angebracht,  um  die  Treber  von 
diesen  abzustreifen  Z  IS. 

Streck-:  Geschlechtsn.  in  Bs.  —  Eig.  ein  Gerät  der 
Weissgerber. 

Dechs-  Te^x-:  Gerät  zum  Durchklopfen  des  ge- 
schwungenen Hanfes  oder  Flachses  Ae.  —  Mhd.  delucn, 
Flachs  schwingen. 

Schweiz.  Idiotikuu  I.  4. 


Dacht-.  .Dachtoiselin  der  ampeln,  mergulus,  das 
scheiblin  mler  rörlin,  darin  der  dachte  stecket.'  Dasyp. 
1537. 

Teller-:  Falle  zum  Fang  von  Fischottern  L. 

Toll-  s.  GoUsse. 

Dümel-  t-:  Daumenschraube  für  Verbrecher  auf 
dem  Transport  Z.  Als  Folterwerkzeug:  .des  Geizers 
maitli  mit  dem  D.  brüchen.'  Scn  Ratsprot.  1547. 

tüiiden,  die  Daumenschraube  anlegen.  Das  syn.  Dum-, 
nhd.  , Daumenschraube'  noch  als  Geschlechtsn.  ,Thumeiscn', 
gespr.   tum-. 

Teugel-:  der  Stock  (Amboss)  zum  Dengeln  der 
Sense  Z.     Syn.  Tangel. 

Doppel-:  das  Hobeleisen,  wenn  es  aus  zwei 
Stücken  besteht. 

Stube ntür-:  das  Schloss  der  Stubentüre.  Ein 
Kinderspiel  beginnt  mit  der  Anrede  an  das  Türschloss: 
StuhiCtir-hU,  Mir  liehet  [ist  bange],  der  rot  Hund 
hiss-mi"''  W. 

Tribulier-,  Tribilier-  Gr:  Sporn  GbD.  -  tribu- 
iicren  sonst :  quälen,  plagen,  hier  angelehnt  an  (rticn,  antreiben. 

Tret-  -,x-:  1.  auch  Trettnagel,  Bestandteil  des 
Wehstuhls,  runder,  dünner  Eisenstab,  der,  durch  das 
,Tretenböckli'  und  die  dazwischen  liegenden  durch- 
bohrten .Treten'  gestossen,  diese  festhält,  ohne  ihre 
Bewegung  zu  hindern  Z.  —  2.  breites,  scharfes  Eisen 
in  Gestalt  einer  Schaufel,  um  das  Heu  von  dem  Stock 
zum  Futtern  abzuschneiden;  oder,  weil  es  an  seinem 
Stiel  ein  rechtwinklicht  herausstehendes  Eisen  hat, 
abzutreten  ZAffolt.  Syn.  Heu-,  Schrot-.  „Auch  zum 
Verschneiden  der  festen  Masse  ausgepresster  Trauben 
auf  dem  Trottbette  in  viereckige  Stücke  gebraucht  Z." 
—  8.  Gerät  zum  Eintreten  der  Rebpfähle  Z.  Syn.  Stick-. 

Weg-    s.    Wegen.'ie. 

Weif-:  Fuchs-  oder  Wolfsfalle.  ,Uf  Dieben  soll 
es  erloubt  sein,  zue  hauwen,  zue  schlagen,  W.  zue  legen 
und  alle  Mittel  zue  gebrauchen.'  ca  1690,  Engelbg.  — 
Mhd.    weif,  junges  wildes   Tier. 

Wind-:  1.  Werkzeug  des  Drechslers  zum  üm- 
treibeu  des  Gewindkolbens,  mit  dem  er  das  Gewind  der 
Mutterschraube  ausbohrt  Aa.  —  2.  drehbarer  Riegel 
zum  Befestigen  des  Fensterladens;  Syn.  Vorrlber  Z. 
,Ein  fenster  mit  schyben,  hornafi'en,  haften,  w.,  bhenk.' 
1582,  B  Staatsrechn. 

Winkel-:  1.  Gerät  der  Maurer  und  Zimmerleute 
zum  Abmessen  rechter  Winkel  Aa;  Z.  Syn.  Winkcl- 
mess,  (-häijgen).  —  2.  eiserner  Winkel  zum  Stützen 
eines  liegenden  oder  Festhalten  eines  aufgerichteten 
Gegenstandes,  allg.  —  3.  Schieneneisen,  dessen 
eine  Längskante  rechtwinklig  umgebogen  ist.  allg. 

Wurst-:  urspr.  wohl  ein  Gerät  zur  Bereitung  von 
Würsten.     Geschlechtsn.  in  Bs. 

Zein-:  Eisen  in  Stabform.  —  Mhd.  zcin,  Stab;  vgl. 

Zcinc. 

Zank-  Zduri;/- :  1.  ein  Spielzeug,  aus  zwei  Eisen- 
stäbchen mit  Ringen,  welche  von  dem  einen  gelöst 
und  an  das  andere  gebracht  werden  sollton.  allg.  — 
2.  ein  Backwerk  bei  Festschmäusen  AAZein.  —  3.  Gegen- 
stand des  Zankes.  ,Das  |dass]  menschlicher  Vernunft 
zuosätz,  nss  dem  fridlicheu  Nachtnuil  Christi  ein  zangg- 
yscn  gemacht.'  HBull.  ,1'onuim  Eridis,  ein  Z.,  matori 
zu    Zweitracht.'    Dexzl.    1677;    1716.    —   4.  zänkische 


547 


As,  CS,  is,  OS,  US 


54S 


Person  Ar;  l!s;  L;  Uw;  U;  Z.  ,VV'eil  discr  Pater  ein 
rechtes  Z.  ist.'  Schob.  1695.  —  1  so  gc-nanut,  weil  es 
eiu  Ycxiersi)iel  ist;  vgl.  3.  —  2  wahrscli.  nach  iler  Gestalt 
von   1.    —    Zu  4   vgl.   liib-  usw. 

Zwack-Isen:  dient  in  der  Glashütte  dazu,  einen 
Glasfaden  anzulassen  und  um  die  Walze  zu  schlingen 
STh.    —    , Zwacken',  fein  uud  schucll  berühren. 

Zwing- JTscZi:  Scheltname  für  ein  Kind,  welches 
mit  Weinen  Etwas  erzwingen  will  Th.  Vgl.  Eib-, 
Zank-  4. 

ison:  mit  dem  Eisen  eingreifen,  nur  in  der  schon 
u.  Iscn  angeführten,  aber  viell.  auf  Missverständniss 
berulienden  Verbindung:  den  Hobel  l.  län  Gr.  Müsste 
für  isnen  stehen. 

isnen:  bügeln,  phätten  (mit  dem  Glettisen,  s.d.)  FJ. 
isin,  iseii^,  -i,  isis,  mit  dem  best.  Art.  {u.  prädik.) 
isi,  PI.  ispif  ScHwE.;  Z,  (sende,  -i,  -ends  OnVals, 
tsiff  B;  ScHwE.  (neben  isi");  S:  eisern.  En  ^sic/e 
Vater,  e  schmutzigi  Mueter,  es  iculligs  [wollenes]  Ching 
[Kind]  mit  t^ne  fürige  Gring  [Kopf],  Volksrätsel  (bren- 
nende Unschlittkerze  auf  eisernem  Stock).  Schild. 
Wenn  d'  en  Nur  n-itt  [wenn  du  einen  Narren  willst], 
se  cliauf  en  isige;  er  hebet  |  hält]  länger  GA.  =  ich  lass 
mich  von  dir  nicht  zum  Narren  halten.  Bildl.,  stark 
an  Gesundheit,  fest  an  Willenskraft  B. 

A'erk.  aus  mhü.  laenin,  weil  Verdopplung  der  Endung 
(subst.  -|-  adj.)  vermieden  werden  wollte.  Eig.  würde  inai 
beil.:  von  Eis,  nicht:  von  Eisen.  In  jenem  Sinn  gilt  laitj, 
welches  aber  auch  ,von  Eisen'  bedeutet,  da  die  Endung  -i;/ 
auch  in  andern  Stoffadj.  statt  -in,  -cn  eintritt^  und  überh. 
beliebt  ist.  Die  Form  ,ysig'  auch  schon  in  einem  Brief  von 
1574  ZWint. ;  sonst  gilt  in  der  ä.  Lit.  , eisin,  eisen'.  ,Ferreus, 
cysin.'  Fris.  , Eisin.'  Klingl.  1691.  ,Busswerk,  als  da  sind 
Wahlfabrten  geben,  ein  härines  oder  eisenes  Cilicien  [Buss- 
kleid] auf  dem  blossen  Leib  tragen.'  Schob.  169.5.  l)io  voll- 
ständige iirspr.  Form  nur  in  der  ä.  ZChron.:  ,in  ein  Isnin 
plannen.' 

Iser  ni.,  auch  dim.  „Iserli' :  I.Äsche,  salmo  thy- 
mallus.  im  zweiten  Lebensjahre  Bodensee;  Vw;  Z. 
Nach  einem  Schiedsspruch  von  1564,  wiederliolt  1603. 
müssen  die  Keussfischcr  dem  Kloster  Muri  liefern 
,30  Isler  und  '20  Aschen';  viell.  die  selben,  welche 
bei  der  Inventarisation  von  1596  erselieinen:  ,an  Issern- 
fischen  30,  an  Aschenlischen  20.'  ,Thymallus,  umbra, 
umbella,  ascia,  ein  Asch,  Escher,  sin  minor  adhuc  sit, 
ein  Eschling,  Iser.'  Wagn.  1680.  Syn.  Knab,  Knühli; 
vgl.  Kressling;  Aschling,  Mittler;  Asch.  —  2.  (auch 
Ischer)  a)  Ukelei,  cyprinus  alburnus,  im  zweiten 
Jahre  BS.  S.  Agone  Sp.  129.  —  b)  Alantbleke, 
cyprinus  bipunctatus  „B".  S.  Bambeli.  —  3.  Ischer, 
Gesclilechtsn.  B;  vgl.?  Escher. 

Vgl.  Isder,  Uling  nnter  Rislihij,  ein  kleiner  Flussfisch. 
Dieser  heisst  in  Deutschland  , Spierimg',  die  Franzosen  aber 
nennen  spirlin  den  cypr.  bip. ;  beide  Fische  werden  etwa 
4  Zoll  lang;  her  1  ist  7  Zoll  lang  und  so  lang  kann  auch 
cypr.  alb.  werden;  dieser  ist  aber  ein  Seefisch.  Welcher 
bei  FrHafn.  1C60:  ,cin  Mass  gemischt  Fisch  als  Gruudeln, 
Gruppen,  Butzli,  Yscherig  oder  dergleichen  under  einanderen 
3  Batzen',  gemeint  sei,  ist  ungewiss. 

Ises  s.  Jesus. 

issiparissi:  Ausruf  der  Überraschung,  wenn  man 
unerwartet  einen  Bekannten  erblickt;  bes.  bei  jungen 
Burschen  beliebt,  welche  sich  damit  ein  Air  geben 
ZWyla.   —    Frz.   ki  pur  ivi.  hier,  hier  her. 

Isler  s.  Iser. 


Blatt-Ise,  -Isli  s.  Flattise.  Isli'^g  s.  lilsli'g. 
Isop  s.  Hisop. 

Israeler:  Israelit.    ,Die  Moabiter  von  den  Israelern 
geschlagen.'  LLav.  1569  (,Israeliten.'  1670). 
leses  iest:S  s.  Je^iis. 

Os  in  der  Verbindung:  ns  Os!  I!uf  auf  der  Schlitt- 
bahn  =  macht  Platz  SB.,  NA.  —  Vgl.  y  die  syn.  Rufe 
höe!  und  unser  Ass!  aus  der   Gass'r' 

Ösen  —  nach  St."  m.,  nach  St.'  f.:  Fleiss,  Eifer, 
Achtsamkeit;  „einen  Ösen  haben,  Fleiss  anwenden, 
sich  befleissen.  Hob  0.!  gib  Achtung!"  sei  fleissig.' 
B  öO.  En  0.  hän,  Etw.  mit  Sorgfalt  und  Eifer  be- 
treiben. Wemmii  g'sehd  [wenn  man  sieht],  dass  d'  Lüt 
en  O.  hein,  su  ist-tuu  z'friden  BEi. 

Ob  das  Geschlecht  ui.  oder  f.  sei,  lässt  sich  aus  dem 
vorgesetzten  ™  (kern)  der  BO.  MA.  nicht  erkennen.  Be- 
merkenswert ist,  dass  das  W.,  ausgenommen  in  der  imperat. 
RA.,  mit  dem  unbest.  Art.  verbunden  ist.  Die  aus  BBe. 
stammende  Angabe  eines  Yerbu  ms  öseit,  Fleiss  haben,  scheint 
auf  Missdeutung  zu  beruhen.  —  Das  W.  steht  durchaus  ver- 
einzelt und  rätselhaft  da.  Ist  es  eines  von  den  nur  dem 
BO.,  sonst  etwa  noch  dem  W  und  Gr  eigenen  WW.,  welche 
altburgundisch  sein  mögen*:*  Au  Ywdtsch.  mit  ahd.  asön, 
bair.  aiiiscn,  sich  anstrengen,  kann  unseres  Voc.  (o)  wegen 
nicht  gedacht  werden.  Auch  Entlehnung  aus  dem  Juden- 
deutsch  der  Gaunerspr.  ist  nicht  eben  wahrscheinlich;  sonst 
böte  sich  allerdings  das  hehr.  öhch.  Ohr,  dar,  nur  müsste 
dann  die  Grundbed.  unseres  W.  Aufmerksamkeit  des  Gehörs 
gewesen  sein. 

Ösen  —  Ptc.  g'oset:  1.  hassen;  ungünstig  sein.  Er 
oset-mi''<  GrS.  Eltern  osen  das  eine  oder  andere  ihrer 
Kinder  [setzen  es  zurück]  GRVal.  „Uer  Markt  hat  micli 
g'oset  [ist  mir  ungünstiggewesen]  GaKh."  —  2.  Schmerz 
spüren,  schmerzlicli  empfinden.  Er  öset  's,  z.  B.  er  em- 
pfindet Berührung  einer  Wunde  schmerzlich,  zuckt 
GRHe.  —  3.  , ahnen,  befürchten  GnPr.,"  Schanf. 

Die  3  Bedd.  gehen  auf  einen  Grundbegriff  zurück,  wie 
bei  anden  I  n.  II  (s.  d.).  1  u.  2  insbes.  haben  den  von 
.nicht  leiden  mögen'  mit  einander  gemein ;  aber  auch  die 
Furcht  enthält  das  Moment  der  Abwehr  von  etwas  Unzu- 
träglichem, Widrigem.  Da  das  W.  ausschliesslich  in  Gr  vor- 
kommt und  sich  keine  Vwdtsch.  mit  deutschen  WW.  dar- 
bietet, so  wird  man  auf  romanischen  Ursprung  schliessen 
dürfen  und  müssen.  Obwohl  eiu  rätoroni.  Vb.  osar  nicht  lie- 
zeugt  ist,  kann  es  bestanden  haben  und  zwar  als  Abi.  vom 
lat.   Adj.  oHun,  verhasst,  eig.  Partie,  v.  odissc. 

ösi(ch),  OS  ig  s.  ob-sich. 

Ossi  n.:  Papierdüte  F. 

Diminutivform  aus  Um  (Untsche)  Sp.  3.57.  359.  Die 
lautliche  Umwandlung  nach  Fromm.  VIT.  31.  196/7.  386, 
wozu  noch  zu  bemerkeu,  dass  iu  F  MÄ.  durch  die  Vocali- 
sierung  des  ?i  das  u  getrübt  wird  his  zur  Verwechselung 
mit  o;  vgl.  Fofe  aus  , Funke'. 

Osli  Zg.  Öschli  GO.  —  m.:  m.  Taufn.,  Oswald. 
,Ein  Zegeiner,  den  man  nur  den  Seidenössli  nenne.' 
Monatl.'^  Nachr.  1754. 

Eig.  Diminutivform  zu  der  Verkürzung  '  Os.  Auch  als 
Flurn.  ,im  Osli'  nach  einem  frühem  Besitzer  Z.  —  Syn.  Üsd. 

Osöri  n :  Beinhaus  U.  —  Vom  lat.  oasorium. 

Ösel  m. :  m.  Taufn.,  Oswald  (im  Knabenalter)  (ji.. 
-   Vgl.  Osli. 

Ösen:  leeren,  ausschöpfen.  .Ich  liab  das  Schiff 
geösst,  gezogen  hart.'  Todtenschiffl.  1575,  It  Splgek. 
,Leren,  ledigen,  össen,  vacuare.'  Red.  1662.  (Einem 
sein  Gut)  aufzehren.    ,Und  ist  er  des  ungehorsam,  so 


549 


As,  es,  is,  OS,  US 


550 


sol  in  der  Probst   in   dem  hus  besitzun,    und  sol  im 
alls  syn  guot  tilggon  und  ösun.'  Wittnau  1344. 

Mlul.  ocsiii,  nlul.  öKJan,  leer  niacheu,  erscböpfeu,  verwüsten, 
vwjt  mit  oeile.  Hailloub  braucht  es  auch  i.  S.  v.  ,frei  machen, 
lösen';  mit  dem  letztem  W.  wird  es  anch  in  reimhafter 
Formel  verbunden. 

er-:  1.  entleeren,  erschöpfen,  einen  Vorrat,  die 
Kräfte;  mit  an,  von  oder  mit  Gen.  S.  (berauben)  Bs 
It  Spreng.  .[Wir  sind  des  Wubrholzes]  allenklich 
erözt  und  entblösst.'  Winterth.  Stdtb.  ,So  wurde  die 
Lindmag  an  fischen  ganz  eröst.'  Urb.  Baden  1490. 
, Dadurch  das  wasser  an  fischen  eröst  wirt  und  die 
fisch  zuo  ganzem  abgang  werden  kommen.'  15'24,  Absch. 
und  so  wieder  1652.  Vom  Gewässer  auf  seinen  Inhalt 
übertr. :  ,Die  Fische  e.  und  verderben.'  Aäraü.  Stdtb. 
15'26.  ,Sy  sprach:  die  kindbett  hat  mich  ganz  eröst.' 
NMan.  ,Ja  dass  er  damit  synen  nutz  schatFete  und 
wir  mit  disen  cren  erschöpft  und  erösst  wurdend.' 
Vad.  ,Do  erfand  sich,  dass  die  statt  an  spiss  und 
trank  ger  [gar,  ganz]  erös.st  was.'  ebd.  ,Exhaurire 
ajrarium,  den  gemeinen  seekel  leren,  den  gemeinen 
nutz  e.'  Fris.;  Mal.  ,lnfestatur  ager  quibusdara  se- 
minibus,  er  [der  Acker]  wird  erösst  und  alle  kraft 
darauss  zogen.'  Fris.  .Das  Holz  [der  Wald]  ist  gar 
eröst  und  zue  grund  gangen.'  Bertiscuwyl  1577.  ,Dar- 
durch  sy  dann  derniassen  geschunden  und  erösst  wer- 
dend, dz  sy  ir  feld  nit  mer  hauwen.'  SHoouholz.  1591. 
,Zu  der  nachkommenden  schaden  werdend  die  hölzer 
[Wälder]  eröset  und  entblösst.'  Mand.  Z  16G3.  ,Wylen 
diser  zeit  fast  aller  orten  die  hölzer  erösst  und  in 
abgang  kommen.'  Winterth.  Stdtb.  ,Der  Milchsack 
dehnt  sich  auss,  der  allererst  eröset  und  eingestrupfet 
ward.'  (Von  Lösung  des  Milchzaubers  der  Hexen.) 
EGwERB  1G46.  .Sich  täglich  ein  mal  oder  zwei  in  die 
Darm  erösst.'  JZiegl.  1647.  ,Ler,  ledig,  eitel,  erösset, 
öd,  vacuus,  inanis.'  Red.  1662.  ,Wer  Bäche  abschlagt 
[auf  die  Seite  leitet]  und  eröset  (erschöpft)',  wird 
gebüsst.  166'2,  Aa  Weist.  ,Wird  die  kirchen  Gottes 
erösst  durch  grassierende  seuchten  und  krankheiten.' 
Klingl.  1688.  ,Von  allen  guten  Qualitäten  eröset  und 
entblösset.'  Ulr.  1727.  ,Andre  urteilen,  dass  die  aus- 
gebrauchte Erde  [der  Acker  nach  mehreren  Ernten] 
an  wässericht-  und  irdischen  zähen  Teilen  eröst  werden 
kann.'  JScheuchz.  1746.  —  2.  erschöpfen  in  gutem 
Sinn:  einen  Vorrat  vollständig  einsammeln.  Mcr 
hei  [wir  haben]  so  vü  Obs,  mer  chimne  's  nit  e.  BsL. 
—  3.  ausrotten,  vertilgen.  ,Mit  solchem  kriechen 
und  fladern  nimmt  dieses  Gewächs  ein  grossen  Platz 
ein,  dass  es  schwerlich  zu  e.  ist.'  Zwinger  1696.  — 
4.  verwüsten,  zerstören,  eine  Stadt  oder  ein  Land. 
,So  ist  dieselb  kilch  niderfellig  und  hat  si  das  wasser 
eröset  und  schwerlich  geschediget.'  Bs  Urk.  v.  1420. 
,Opes  frangere  inimicorum,  zerstören,  e.'  Fris.  ,Vastare, 
verwüesten,  zerstören,  e.'  Fuis. ;  Mal.  ,Wyl  ward 
erösst  und  verbrennt.'  Vad.  ,Agros  vastare  et  ex- 
inanire,  das  Land  vcrwüe.sten  und  e.'  Denzl.  1677; 
1716.  ,Wüst,  öd,  erösset,  vastus,  desolatus,  desertus.' 
1662,  Eed.  —  5.  befreien  Bs  (POciis). 

er-ösigen  =  erÖsen 4.  ,Expopulari,  e.,  verwüesten, 
verbergen,  zerschleizen,  öd  machen,  geschenden,  es 
seie  leut  oder  vych.'  Fris.  ;  Mal.  —  Weiterbildung  von 
erÖsen  wie  nhd.  , peinigen'  aus  dem  einfachen  mhd.  jtlnen  u.  a. 

Öserli  n.:  Hohlmass,  der  10.  Teil  des  Viertels 
AAZof.  Syn.  Immi.  —  DiuiiHutivform.  Eigcntl.  .Scluiiif- 
gefiiss',   welche   Bed.   das  Schwab.  <inc  wirklich   hat. 


US  I  Präp.,  it-s(osAp)  vorwiegend,  mssBU. ;  FS.; 
GlH.,  M.:  aus.  1.  räumlich,  mit  tw.  Übergang  auf 
innere  Verhältnisse.  Us  Weg  gä",  its  Weg!  ohne  Art., 
wie  ab  in  einigen  Verbindungen;  vgl.  us  Os!  Dagegen 
es  war  nid  us-ein  W.,  nicht  unzweckmässig.  !"'ulger; 
auch  mit  beigefügtem  j/.si-  ZO.  Us-em  Platz  zieh",  eine 
Dienststelle  verlassen  B.  Wo-iner  ussenander  [ge- 
gangen] sind,  als  wir  uns  trennten  Gl.  Us  enand(er) 
chü",  sich  entzweien  Bs;  Z.  Us  enand  si",  uneinsAp; 
Z.  f/s-fWig  Biiech  lese"  Gr  (sonst  ,in'  und  früher  ,an'). 
Si  wöred  au^''  müessen  us-^m  Wasser  choche^,  werden 
sich  behelfen  müssen,  wie  sie  können.  Sdlger.  ,Man 
ass  simlen  uss  malfensiger',  in  Malvasier  getunkte 
Semmeln.  Edlib.  3Iit  dem  Veh  [Vieh]  us-em  Berg 
fare",  von  der  Alp  herunter  (weil  man  auch  sagt:  im 
B.  =  auf  der  A.)  U.  Wie  lustig  göt  's  us-em  Heu! 
auf  der  Heimkehr  von  der  Heuernte  Schw.  Scherz- 
haft, hyperbolisch  prägnant:  Du  frässist  Ein'n  nW'' 
us-em  Land!  du  wärest  im  Stande,  als  Gast  so  viel 
zu  essen,  dass  man  verarmen  und  das  Land  verlassen 
müsste.  Vgl.  z'  arme"  Tagen  üs  cho"  Sp.  455/6.  Ver- 
bunden mit  dem  (meist  nachgesetzten)  Adv.  use  [us-hin, 
-her  =  hin-,  her-aus];  vgl.rtw— a>ie,  uf—ufeusw.  Us-em 
Ermel  usr  schütte"  s.  Ermel  Sp.  458.  Es  ist  us-^m  use, 
(aus  der  Sache  heraus),  der  Vorrat  ist  erschöpft.  lez 
isch  's  us-em  use  mit  de"  Güetsrn^,  unser  Confekt  ist  alle 
ZStdt;  vgL  es  i  (Sp.  511).  Us  Allem  usk  sin,  1)  jeg- 
lichen Zshang  (Übung,  Gewohnheit)  verloren,  2)  Alles, 
alle  Geschäfte  im  Stiche  gelassen  haben  Z.  Si  schribed 
innen  use  (us  Amerika),  aus  dem  Innern  von  A.  heraus 
oder  bloss  ,aus  A.'  übh.  Z.  1  bin  uss  de"  Chöste",  der 
Kosten  ledig,  nicht  daran  beteiligt  Aa;  Bs.  I  hin  uss 
der  Sacli,  ich  habe  damit  Nichts  weiter  zu  tun.  bin 
auch  frei  von  Verdacht  von  Mitschuld  Z ;  Syn.  drüs 
si"  s.  dar-us.  Es  ist  mer  lis  em  Schimpf,  ich  nehme 
es  nicht  mehr  als  Spass.  Us-em.  Zu-lfel  sl",  von  Zweifel 
befreit  Bs.  Us-em  Wunder  si",  nicht  mehr  wundern, 
indem  die  Neugier  befriedigt  worden  ist  Z.  Er  ist 
US  der  Wuche  chö",  hat  sich  in  den  Wochentagen 
geirrt,  z.  B.  Donnerstag  für  Freitag  genommen  (gleich- 
sam aus  dem  Geleise)  W.  Uss-em  Kalender  (Mänet) 
chon  (sin),  die  Zeitrechnung  verlieren  (verloren  haben) 
Gr.  Er  isch  us  d'r  Gnad  Gottes  [ausgeschlossen  oder 
gefallen],  kann  nicht  recht  tun  L;  syn.  d'  Gnad  nüd 
han,  recht  z'  tuen.  ,Er  hett  [hatte]  uss  der  Christen- 
heit g'wibet',  Sodomie  getrieben.  UMet.  thron.  Us 
em  Winlcel  sl",  aus  dein  rechten  Winkel  verschoben  Z. 
.Excidunt  ossa,  [die  Knochen]  verrenkend  sich  oder 
gond  [gehen]  auss  glid.'  Fris.  Us-em  Hilsli  si",  ver- 
rückt Bs  (ebenso  nordd.  ,aus  dem  Häuschen',  von 
Sinnen);  Syn.  zum.  Hüs  üs.  ,Dcn  wiger  [Fischteich] 
besetzen  mit  Setzlingen  [jungen  Fischen],  die  uss  der 
band  gewachsen  syend'  [so  gross  geworden,  dass  man 
sie  nicht  mehr  in  der  Hand  halten  kann?].  XVI..  G 
Stiftsarch.  Me°  chunnt  nüd  us-em,  man  wird  nicht 
klug  aus  ihm,  kommt  mit  ihm  nicht  ins  Klare  G;  Z. 
Us  dr  Such  (=  dere  Musig,  eig.  dieser  Musik)  chü", 
die  Sache  durchschauen,  begreifen  Bs;  Z;  vgl.  drus. 
,Man  lernet  den  vogel  kennen  auss  den  federen.'  Hott. 
1666.  ,Wie  mandie  wurden  erschrecken,  wann  sie 
auss  ihrem  Gewissen  antworten  sollten,  ob  .  .  .',  aus 
gewissenhafter,  aufrichtiger  Selbstprül'ung.  .1  Mi'll. 
1661.  Us-em  Verstand  üfsäge.  in  der  .Kinderlchro' 
[Keligionsunterricht]  Fragen  des  Katechismus  frei  be- 
antworten, im  Unterschiede  von  blossem  .\ufsagon  von 


551 


As,  es,  is,  OS,  US 


552 


auswendig  Gelerntem  Z,  syn.  üsleygen.  Us  im  selber, 
aus  sieh  selbst,  aus  eigenem  Vermögen  oder  Antrieb 
Bs.  Das  Cliiiul  häd  us  sich  'danket  Z.  Es  gut  us 
im  (use),  auf  seine  Kosten  Z.  En  Bueb  w$  rnir  kleiden 
und  schneie,  aus  meinem  Vermögen  oder  Verdienst  Z. 
,Das  [damit]  nit  dise  unbesehnittne  treibind  einen 
sjjott  auss  mir.'  1531/48,  1.  Sah.  {.mit  m.'  1667);  yiell, 
eine  Verquickung  der  Ausdrücke:  .sein  Gespött  (Spiel- 
zeug) aus  Einem  machen-  und  .das  Spiel  mit  Einem 
treiben' ;  doch  vgl.  auch  .sich  lustig  machen  auf 
Kosten  Eines',  so  dass  die  Mittel  aus  ihm  kommen. 
—  2.  causal  =  zufolge,  gemäss.  Us  Allem  usr,  aus 
all'Sm  Gesagten  folgernd.  ,Frö\vt  uns,  dass  wir  uss 
üwenn  heissen  [auf  euern  Befehl]  söllent  heinikommen.' 
Strickl.  .Uss  befelch  und  gwalt  unser[er]  Herren.' 
1529,  Absch.  ,Wo  .sy  das  us  pitt  nüt  abstaltind',  falls 
sie  den  fremden  Fürstendienst  nicht  freiwillig  ab- 
stellten [so  werde  man  mit  Gewalt  einschreiten],  ebd. 
,.\uss  Regierung  der  Fürsehung  Gottes.'  JMüll.  1661. 
,Winterthur  ward  wider  uss  des  richs  verschriben  [auf 
schriftlichen  Befehl  des  Kaisers]  dem  herzogen  ghor- 
sara.'  BossH.-GoLDSCHM.  ,Den  stattknechten  [werden 
am  Hohendonnerstag  Semmeln  ausgeteilt]  und  das  nit 
uss  schuld  [sondern  freiwillig].'  L  1604.  .Aus  Befehl 
[der  französischen  Regierung].'  Brief  1810.  Us  dr 
Bise  regne,  hübsche,  regnen,  sich  aufhellen  durch  Ein- 
wirkung, unter  Einfluss  des  Nordwinds  BBe.;  Syn. 
roll,  in  Folge  von. 

■  Die  Präpos.  Us,  uilid.  flz,  in  unseren  ä.  Quellen  noch 
,iiss,  auss'  geschrieben,  verhält  sich  zum  Adv.  m«  und  jus 
genau  wie  Uf  zu  «/  und  vff,  vgl.  auch  an  :  an  :  arme,  in  : 
in  :  inn;  s.  dd.  Der  scharfe  «-Laut  hat  sich  stehend  nur 
in  dem  Adv.  uss  erhalten,  in  der  Präp.  (wie/-  hei  «/)  nur 
tw.,  hes.  vor  Consonanten;  vor  Voc.  in  Fällen  wie  usa-cm 
Wald  AaFri. ;  Gl ;  S  —  kann  »s  aus  s  u.  rf  des  Art.  ('cm  für 
dem]  erklärt  werden.  Der  Yoc.  ist  in  der  Präp.  verk.  in 
Folge  ihrer  Tonlosigkeit  und  bleibt  so,  auch  wenn  der  Satzton 
wieder  auf  dasselbe  tallt,  z.  B.  i  hin  Uss  der  Sneh;  dm  ist-mcr 
va-em  SrJii/trpf;  inimerliin  haben  einige  Gr  MAA.  die  Länge 
bewahrt,  .andere  MAA.  wenigstens  reines  u'.  Begriffliche 
Unterscheidung  hat  auch  das  Adv.  in  uss  und  rta  gespalten, 
s.  d.  In  den  letzten  Fällen  von  1  geht  die  räumlich  innere 
Bed.  leicht  in  die  causale  ('2)  über. 

üs  II  Adv.  ».SS  Gr.  ii's  GW.,  uss  GrAv.,  üss  U, 
ü's  PP.:  aus;  hinaus;  in  der  letztern  Bed.  allein- 
stehend in  Gr  (im  Ggs.  zu  üsser,  heraus);  PP.;  W, 
sonst  nur  in  gewissen  Verbindungen.  w"ährend  meist 
use  (us-hin)  eintritt;  vgl.  ab  III,  über  II Ib,  üf  IIB  1. 
Gang  üs!  geh  hinaus  GrL.  Wv  üs?  wohin  (aus)  geht 
dein  Weg?  A.4;  Bs.  En  Wiig  fis  gä"  L;  Z.  He,  er 
isch  nit  daheime  g'si",  er  sig  neue  üs  g'lüffe,  irgend- 
wohin gegangen  BM.  {üs  näher  zu  Weg,  neue,  als  zu 
gä",  laufe»,  jedenfalls  mit  den  Letztern  nicht  zsgs.). 
Bist  neue  üs  g'si"  [ausgegangen  gewesen]?  Gotth. 
's  Dorf  üs,  de  Weg  üs  Aa  ;  Bs.  Er  well  uff  en  angere 
Meister  üs,  einen  andern  M.  suchen.  Schild.  7«''  gä' 
dick  [oft]  ge"  Chur  üss  und  ab  Gr.  Uis  und  i  turn", 
immerfort  zur  Tür  hinaus  gehn  und  wieder  herein 
kommen  GW.  Zur  Tür  üs.  Derziie  üs,  daraus  her- 
oder  hinaus,  z.  B.  es  stinkt  derzue  üs,  aus  dieser  Öff- 
nung dringt  Gestank  Z;  es  git  en  Bläst  d.  üs,  aus 
diesem  Nebel  wird  sich  ein  Ungewitter  entwickeln, 
ebd.  D'  Amsle"  singed  dur''''  all  Stüde  üs,  aus  allen 
Büschen  hervor.  Stutz.  Dag.  d'  Stüden  üs  [in  die 
Büsche  hinaus,  die  Büsche  absuchen],  ga"  Bändli 
haue',  Vexierbescheid  auf  die  Frage  .wohin'  Z.     Zum 


Häs  üs  sl",  ausser  sich  sein,  die  Besinnung  verloren 
haben  BE.;  vgl.  us-em  Hüsli.  Über  de"  Chopf  üs  Bs; 
ohne  ,über':  Chopf-üs  bürzle"  =  überbärzle",  Purzel- 
baum sehlagen,  ebd.  Zur  Stobnn  üs  Av.  Zum  Mül 
üs  lö",  zum  Rüs  üs  jage",  ebd.  Vgl.  noch  die  Zss. 
dur-üs  usw.  Über  enand  üs  cho",  uneinig  werden  L; 
Z;  vgl.  Sp.  306  und  ms  enand.  Es  göd  über-e"  üs, 
das  Gerede  der  Leute  beschäftigt  sich  mit  ihm  L. 
Es  gad  über  in  üs,  er  muss  die  Folgen  tragen,  her- 
halten B;  Z.  Es  geit  über  's  Brod  üs,  es  wird  auf- 
gebraucht. Id.  B.  ,Es  tut  mir  wehe  für  euch  auss.' 
1707,  RrTU  (1860:  ,es  ist  mir  bitterer  ergangen  als 
euch').  Er  het  's  über  ''e"  Tüfcl  üs  ha"  welle",  durchaus 
haben  wollen  Aa(H.).  Über  all  Böden  üs,  über  alles 
Mass  hinaus  Z.  Mit  Acc.  der  Zeit,  i.  S.  v.  ,bis  zu 
Ende  eines  Zeitraums';  vgl.  uhd.  ,Jahr  aus  (Jahr  ein)'. 
De  Monet  üs,  diesen  Monat  hindurch  Aa.  Der  Tag 
üs,  den  Tag  über  Obw;  S;  ZK.  D'r  läng  Tag  üs. 
JoACH.  1881.  Der  Aben  üs,  den  Abend  hindurch  Uw. 
Die  ganz  Bredig  üs  geine,  während  der  g.  Predigt 
gähnen.  Spreng.  ,Er  wachet  durch,  wacht  ganze  nacht 
auss,  porvigilat  noctes  totas.'  Mal.  Etwas  anders: 
.Er  mag  dann  die  pfand  nach  den  vierzehen  tagen  ver- 
koufi'en  zuo  dry  tagen  uss'.  Offx.  GTa.  1471  [wahrsch. 
,bis  nach  Verfluss  von  3  T.'].  Die  ZU  üs,  die  Zeit 
her  Aa.  Bei  andern  Massbestimmungen:  Etw.  nicht 
bim  Zoll  üs  [auf  den  Zoll  hinaus]  wissen,  d.  i.  nicht 
so  ganz  genau  Z.  .Das  fragstückli  und  den  Catechismi 
ohne  anstoss  auss  können.'  Schulordx.  Heiden  ll'^i. 
Verdoppelt:  üs  und  üs,  bis  ganz  zu  Ende.  ,Er  habe 
von  Anfang  bis  zu  Ende  (uss  und  uss)  keine  Mühe 
gespart'  1532,  Absch.  ,Per  eos  dies,  die  selbigen  tag 
auss  und  auss.'  Fris. ;  Mal.;  s.  allradüs.  In  räum- 
licher Bed.  formelhaft  verbunden  mit  drüs  und  andern 
Adv. :  üs  und  drüs,  auf  und  davon,  z.  B.  von  einem 
durchgehenden  Pferde  GTa.  Er  isch  üs  und  dr.  Gr. 
Der  Imb  gut  üs  und  dr.,  sucht  das  Weite;  auch  üf 
und  drüs  s.  drüs.  „  Üs  imd  a",  Ende  und  Anfang 
beim  Kegelschieben  oder  Scheibenschiessen,  wenn  man 
mit  dem  selbcMi  Wurf  oder  Schuss  eine  Partie  endigt 
und  eine  andere  anfängt"  Ap;  BO.;  Z.  So:  üs  ond 
ä"  tue"  Av.  Es  gilt-mer  üs  und-ä"  B;  Z.  Etw.  anders 
vom  Ende  des  Tanzes:  ,Aus  und  an  und  Nichts  mehr 
dran,  Geiger  leg  den  Schöpen  [Jacke]  an.'  Kirchh.  ; 
vgl.  üs  ist  üs,  häd  de  Giger  g'giget  Z.  , Weder  aus 
noch  an  wissen',  ratlos  sein  Bs;  Z.  , Krank  an  rät, 
der  weder  auss  noch  an  weisst.'  Fris.  ,Der  arme 
Landmann  weisst  weder  aus  noch  an.'  UBrXog.  1788. 
,Ich  wusste  oft  [weder]  Weg  auss  noch  an.'  ebd.  1777. 
Doch  aucli  positiv:  Er  tceisst  wol  üs  und  ä"  z'  cho", 
weiss  sich  zu  helfen  ZFisch.  Üs  und  dnlich  glich, 
vollkommen  gleich  Bs;  Syn.  üf  und  ä.;  auch  üs  und 
dünne  LSemp.  Üs  (und)  amen,  ganz  zu  Ende,  vorbei, 
fertig  Bs;  B;  L;  Z;  Syn.  ms  und  übere  [vorüber]  Z; 
üs  und  rerbl  [vorbei]  Bs.  Doch  dies  auch  i.  S.  von 
,ausgcmacht,  festbeschlossen'.  ,Er  will  Husar  werden, 
da  ist's  aus  und  vorbei.'  Stutz;  und  ,klar,  einleuch- 
tend': Do  isch 's  US  und  vorbi,  de''  chunnt  halt  uegem 
Chind.  ebd.  Ebenso  üs  und  rergebe",  von  einer  aus- 
gemachten Wahrheit,  gegen  die  jeder  Widerspruch 
vergeblich  ist.  fDJass  d'  Sunne  steit  und  d'  Erde  geit, 
isch  üs  und  v.  Schild.  Fertig,  üs  und  dünne!  ZG.; 
s.  noch  drüs.  Verbunden  mit  abstr.  Verben  in  präg- 
nanter Bed.  der  Letztern:  üs  sl"  1)  von  Personen 
a)  ausgegangen,    abwesend  sein;    vgl.  o.     ,Also  seind 


553 


As,  es,  is,  OS,  ns! 


554 


sye  US  g'sin',  abwesend,  nämlich  auf  der  Reise  nach 
Jerusalem.  Cys.  b)  z'  Lumpe"  ns  sl",  bankrott  Z. 
c)  an  Öppisem  fi$  $1",  einen  ^'orrat  aufgebraucht  haben 
z.B.  von  Geld  Z.  d)  verrückt  sein  ÜRChur;  Syn.  «s 
e)ii  Hiidi,  zum  Hüii  i'is.  2)  von  Sachen  a)  bekannt, 
ruchbar,  entdeckt,  z.  B.  von  einem  Betrug.  Das  ist 
bald  im  Dorf  iimme  üs  g'si".  Was  me  als  Eine''  weiss, 
ist  gll  üs  S.  b)  zu  Ende;  s.  o.  Z7s  ist  fis  —  häd  de'' 
Giyer  gUßget.  lez  ist  Alles  üs  und  ömen  und  vorbi. 
Stütz.  Ond  ies  isch  üs  ond  d'  Chatz  hed  d'  Müs  Ar. 
Ond  üs  ist  mit  mir.  ebd.  Auch:  ausgegossen,  aus- 
getrunken, ebd.  ,Was  auss  ist,  das  schmirzt  nicht.' 
Mey.  Hort.  1692.  ,Es  ist  mir  Alles  auss',  mein  Zorn 
ist  ganz  versehwunden.  Hospik.  Ausgemacht,  von 
einer  Ansicht  oder  Willensbestimmung  GrI).;  Z.  Es 
ist  üs,  ist  üs,  ist  Nüts  [Nichts]  me  dra",  d'  Frau 
ist  her  [Meister]  ond  nüd  der  Sla""  Ap.  c)  aus  dem 
Sinn  geschwunden  sein.  ,Lass  dir  das  auss  sein-,  las.s 
das  bleiben,  fahren,  schlag  es  aus  dem  Sinn.  Hospin. 
3)  unpers.     3Iir  ist  üs,   weh  und  ach   Ap.     üs  hän: 

1)  ausgetrunken  haben  Bs.  2)  aus  der  Schule  ent- 
lassen sein,  ebd.;  Z.  3)  ausgetragen  haben,  von  einer 
trächtigen  Kuh  (auch  iri  ZU  üs  ha)  Z.  4)  verrenkt 
haben,  ein  Glied.  Gelenk  Z;  verloren  haben,  einen 
Zahn  B.  Ein  Glied  üs  machen,  verrenken  B;  Z.  Üs 
mögen:  zu  vollenden  vermögen.  Us  miiesen:  aus- 
getrunken werden  müssen.  Die  [Flasche]  mness  emmel 
no'''  US,  seh!  treichit  [trinket]!  Gotth.  Üs  wollen:  ,Der 
Herzog  sähe  bald,  wie  die  Sach  auss  wollt.'  Gr.\sser 
1Ö25.  Auch  mit  einigen  concreten  Vben  verbunden 
(nicht  eig.  zsgs.)  und  selbst  in  concret  räumlicher 
Bed.  steht  üs  prägnant:  «.s-  bringen,  ausser  Gefahr 
bringen,  ans  Land,  von  einem  Schirt'er.  ,Desglychen 
die  Schill"  nit  überlade  gefährlicher  wys,  in  kein  wetter 
noch  wind  fahren,  dass  er  biderbs  lüt  nit  wusste  uss 
zue  bringen.'  Fischerordn.  Schw/Zg  1479/1689.  üs 
sitzen:  fern  von  der  Kirche,  abgelegen  wohnen.  Us 
ligen :  die  Nacht  unter  freiem  Himmel  zubringen ;  aber 
auch:  offen,  brach  liegen,  von  Fluren  (Zeigen).  Us 
bieten,  mit  Dat.  P.:  verbannen;  aber  auch:  lieraus- 
fordern  Ap;  B.  Üs  schweren:  schwören,  die  Heimat 
zu  verlassen;  vgl.  .Einen  eyd  uss  üwer  gemeiner  Eyd- 
gnoschaft  land  und  gebiet  ze  gande  [zu  gehen]  und 
niemer  mer  darin  ze  komen  . .  .  also  uss  üwer  gnaden 
landschaft  ze  schweren.'  151C,  DHess.  In  zeitlicher 
Bed.  üs  üeben:  Streitsachen  erledigen,  beilegen.  Us 
bringen,  machen:  zu  Ende,  fertig.  —  In  wirklicher 
Zusammensetzung  zeigt  (7s- folgende  Bedd.  1)  rein 
räumliche,  vor  Vben  wie  in  der  Schriftspr.,  aber 
auch  vor  Subst.,  i.  S.  v.  aussen,  auswärts,  wofür 
sonst  die  Form  uss,  usse''  gilt.  Üs-frau,  eine  Frau, 
die  oft  nicht  zu  Hause  ist,  Wortspiel  mit  Hüs-frau; 
Üs-geländ,  anstossendes  Land;  Üs-ort,  abgelegener; 
Üs-burger,  auswärts  wohnender  Bürger;  Üs-pfrüender, 
der  seine  Pfründe  auswärts  verzehrt;  üs-zlt,  die 
Sommerzeit,  die  man  draussen  (im  Freien)  zubringt; 
dagegen  Üs-tag  (entstellt  Hüs-tage,  Frühjahr),  Ter- 
min;   Us-w'eb,  Ende  eines  Webstückes,   von  üs-treben. 

2)  auf  Grundlage  der  räumlichen  Bed.  entwickeln  sich 
abstraktere  Bedd.  von  üs-  vor  Vben.  a)  durch  fort- 
gesetzte Tätigkeit  etwas  herausbringen,  gewinnen;  aber 
auch:  zu  Grunde  richten,  abnutzen:  üs-iirglen,  -fixen, 
ausklügeln;  -guggcn,  ausspähen;  -gemeinden,  durch 
fortgesetzte  Abstimmung  erwählen;  -mfrcn,  durch 
Stimmenmehrheit    entscheiden;     -glüren,    die    Augen. 


durch  scharfes  Sehen  überanstrengen;  -geicerchct,  durch 
.\rbeit  abgenutzt  {üs-werchen  sonst:  einen  Acker  von 
Unkraut  säubern),  b)  vor  Vben,  welche  für  Zss.  mit 
üs-  erst  von  Subst.  neu  gebildet  sind,  bezeichnet  üs- 
a)  mit  dem  betr.  Gegenstand  vollständig  versehen, 
besonders  besetzen:  üs-pfälen,  mit  Pfählen  eingren- 
zen. Ahnlich  üs-lächelen,  -steinen,  -zilen,  abmarken. 
Etwas  anders:  üs-riglen,  Eiegelwerk  mit  Mauerwerk 
ausfüllen;  üs-al'ten,  -tolen,  mit  Abzugsgräben  durch- 
ziehen, entwässern,  ß)  von  dem  Gegenstand  los- 
machen: üs-gunten,  von  der  Kette;  -wirblen,  ver- 
renken; -chiflen,  aus  den  Schoten  nehmen,  y)  den 
Gegenstand  entfernen  oder  verlieren:  üs-walden, 
den  Wald  durch  Holzschlag  ausrotten;  -schwirren, 
Pflöcke  herausziehen,  Bauinwurzeln  ausgraben;  -asten, 
einen  Baumstamm  entästen;  -fädelen,  aus  gewobenem 
Zeug  den  Eintrag  herausziehen;  -hangen,  des  Honigs 
berauben,  ausbeuten;  -eggen,  Schwierigkeiten  bereini- 
gen, ausgleichen.  Intrans. :  üs-geisten,  den  Geist 
aufgeben;  -secklen,  Gold  ausgeben;  -rorlen,  ausfliessen. 
c)  aus  der  zeitlichen  Bed.  des  Endes  entwickelt  sich 
der  Begriff  der  Vollendung,  ausdauernder  oder  sonst 
gründlicher  Vollziehung  der  Tätigkeit  (zu  Ende  brin- 
gen), a)  bei  Transitiven:  üs-verkünden,  eine  Ver- 
lobung zum  letzten  Male  promulgieren;  -läten,  das 
Jahr,  das  Ende  desselben  durch  Geläut  verkündigen; 
-trösten,  einem  Verbrecher  den  letzten  Trost  spenden, 
ihn  zur  Richtstätte  begleiten ;  -zünden  (mit  Dat.), 
einem  Sterbenden  gei.stliche  Hülfe  leisten;  -gaumen, 
ihn  bis  zu  Ende  pflegen ;  -beten,  für  seine  Seligkeit 
beten;  -grifen,  greifend  durchsuchen;  -kennen,  gründ- 
lich kennen;  -schnäuggen,  vorwitzig  durchwühlen; 
-wunderen,  neugierig  ausfragen.  Hieher  gehören  auch 
viele  Verba  von  den  Bedd.  ,durchprügeln'  und  ,aus- 
schelten',  z.  B.  ü,s-schwarten,  -hauen,  -icalken;  -schän- 
den, -gänterlen,  -keiben.  Participien:  iis-gebünt,  voll- 
gestopft; üs-'tenkt  [-gedacht],  auf  Alles  bedacht, 
wohl  unterrichtet.  Von  Adj.:  üs-gräderen,  vollends 
grad  machen;  -rächen,  voll,  rauh  machen,  ß)  bei  In- 
trans. auch  der  des  Aufhörens  (zu  Ende  gehen) 
oder  völligen  Eintretens  eines  Zustandes:  üs-alj>cn, 
-senlmen,  aufhören,  Alpenwirtschaft  zutreiben;  -hüsen, 
das  Vermögen  verlieren;  -amten,  ein  Amt  niederlegen 
oder  verlieren;  -firen,  Trauerkleidung  bis  zu  dem  üb- 
lichen Termin  tragen;  -trüren,  die  Trauer  ablegen; 
-warten,  bis  zu  Ende  warten;  -käsen,  übh.  eine  Arbeit 
zu  Ende  bringen,  zu  einem  Entschluss  konnnen; 
-hröten,  den  Teig  formen  und  in  den  Ofen  schieben; 
-wiiben,  ein  Stück  zu  Ende;  üs-schtcachen,  -luygen,  vor 
Schwäche  sterben;  -litten,  ein  Ende  nehmen;  -yinggen, 
(die  letzten  Zuckungen  machen),  sterben;  -plampen, 
schaukelnd  ausschwingen;  -zellen,  der  Rede  ein  Ende 
machen;  -zanen,  alle  Zähne  bekommen;  -schnüfcn, 
zu  Atem  kommen;  -göygen,  aufhören,  närrisch  zu  tun; 
-chüpen,  aufhören  zu  schmollen;  -stechen,  -schwingen, 
in  Wettspielen  den  letzten  Entscheid  suchen;  -iuklere, 
vollends  heilen,  aber  auch:  als  unheilbar  aufgeben  .\p; 
-g'kdchet  haben,  die  Gunst  verloren  haben;  -'tanket 
ha",  nicht  zu  danken  brauchen;  es  ist  üs-'bctet  bi  im, 
er  ist  unerbittlich  B;  -tigenen,  ganz  dürr,  trocken 
werden;  -Oberen,  völlig  schneefrei  werden.  .So  er 
aussgespaciert  hat,  walet  er  sich  im  staub.'  Vogelb. 
l").")?.  Us-lfackcle,  Trunk  zum  Sehluss  der  Holzhauer- 
arbeit; -Schicsscn,  letzte  Schiessübung  im  Herbst. 
3)  üs-  wechselt    in   einigen  Fällen   mit   use-  (us-hin, 


As,  es,  is,  OS,  ns 


55G 


-her,  hin-,  her-aus),  oJer  entspricht  diesem:  üs-  oder 
tise-stechen,  ühertreifen;  üs-  und  usen-cmken,  ein  Ende 
nelimen;  sich  üs-  oder  use-tuen,  sich  rühmen;  üs- 
fonlcren,  herausfordern.  Sonst  aber  sind  beide  ver- 
schieden von  einander  und  von  üss-,  z.  B.  üs-län, 
(Butter  oder  Blei)  schmelzen :  use-län,  Tiere  aus  dem 
i<tall  entlassen:  üss-län,  bei  Seite  lassen,  übergehen; 
üs-fj'spitzt,  fein:  use-g' spitzt,  knapp;  üs-meren,  mit 
Stimmenmehrheit  erwählen:  use-meren,  durch  St.  be- 
seitigen (einen  Beamten).  4)  üs-  steht  zuweilen  pleo- 
nastisch,  allein  oder  mit  andern  Präfixen  combiniert: 
üs-üsseren,  eine  Aussage  machen;  -entUnen,  aus-(ver-) 
leihen;  -erscheidenJich,  ausdrücklich.  5)  es  entspricht 
oft  andern  Präpos.  oder  Präfixen:  üs-fallcn,  ent- 
fallen (aus  dem  Gedächtniss) ;  -trennen,  entrinnen  Gr; 
-wüschen,  entwischen;  sich  üs-zichen,  entziehen,  ent- 
fernen; -gibig,  ergiebig;  -klagen,  verklagen;  -ganten, 
versteigern ;  -geisten  s.  o.,  auch  ü  f- ;  -Idaff'en,  aufgähnen ; 
-brisen,  aufschnüren;  -icägen,  aufwägen;  -faren,  los- 
falircn;  -teilen,  einteilen  (im  Haushalt);  -schonen,  be- 
schönigen B;  Us-geivicltt,  Bei-,  Zulage  von  Knochen 
zum  Fleisch.  6)  vom  Nhd.  abweichende  Bedd. 
haben  u.  a.  üs-haiien,  castrieren;  -legen,  aufbieten 
(Truppen);  -leeren,  sich  zornig  geberden,  zanken;  -bre- 
chen, geschwollen,  ruchbar  werden;  -richten,  durch- 
hecheln; -leren,  mit  einem  Fahrzeug  umwerfen.  7)  wie 
in  der  Schriftspr.  haben  manche  Comp,  mehrfache 
Bed.:  üs-gän,  -geben,  -kommen,  -län,  -machen,  -nenicn, 
-schlän,  -stellen,  -tragen,  -tuen,  -ziehen. 

Mhd.  M2,  von  der  Präpos.  nicht  verschieden;  s.  o.  m»  /. 
Von  uss  unterscheidet  es  sich  begriiflich  so,  dass  üs  wesent- 
lich ,hinaus*  bedeutet,  also  Richtung  einer  Bewegung  auf  dit 
Frage  ,wohinV',  wähj'cud  uss  =  ,ausseK,  ausserhalb*  Auf- 
enthalt, Ruhe,  auf  die  Frage  ,wo?' 

oben-üs.  ,Ü.  aus'  logt  man  das  Schönste,  Beste; 
wachsen  die  schönsten  Früchte;  setzt  sich  auch  der 
Eahm  an.  ,Das  gebe  einen  Jurist  o.',  einen  hervor- 
ragenden, ausgezeichneten.  Scn  Pilger  1881.  0.  schwin- 
gen (machen),  beim  Wettkampf  des  .Schwingens'  um 
den  höchsten  Preis  ringen,  alle  Gegner  besiegen;  dann 
auch  übertr.  auf  andere  Kämpfe :  die  Oberhand  haben 
B.  ,Mit  Geld  und  Kraft  mag  den  Keiner  [sc.  über- 
treffen], der  schwingt  oben  aus  im  Schweizerland.' 
GoTTH.  ,Für  den  Augenblick  schwang  wider  die  Liebe 
obenaus  [hatte  die  Oberhand].'  B  (Gotth.  ?).  ,Er  wollte, 
dass  ein  Ausfall  gemacht  werde ;  es  gienge  wie  oben- 
aus, im  Nu  wären  die  Franzosen  [verjagt].'  Gotth. 
Bis  0.  (voll),  ganz  voll;  auch:  bis  auf  den  höchsten 
Grad,  mit  aller  Entschiedenheit  z.  B.  Etwas  behaupten. 
0.  und  nienen  a",  übermütig  lustig  B,  prahlerisch, 
hochmütig  L;  Sülger;  W;  adj.  od.  subst.  (en  od.  der 
O.-u.-N.)  mit  ,sein':  hoch  .streben  und  Nichts  aus- 
richten. Si'LG.;  zornmütig,  auf  bi'ausend.  KiR<'nH.  Auch 
obcnuse.     Vgl.  oben  Sp.  258. 

über-.  U.  laufen,  fallen,  über  den  Rand  (des 
Weges,  Berges)  hinaus  B;  L.  Auch  etwa  adj.  en  über- 
ftses  Ding  Z.     Auch  überuse. 

embr-:  aus  dem  Seitental  ins  Haupttal  hinaus  BO. 
—    Einbr-  s.   aber  Sp.    41. 

c-nen-:  jenseits  hinaus.  Öfter  -iise  s.  d.  Vgl. 
ohen-üs. 

under-:  unten  hinaus.  ,Ein  Würzligraber,  der 
die  Schichten  durchstöbert  hat  bis  z'nächst  ungerus 
[ganz  nahe  an  das  untere  Ende].'  Gottu.  —  Vnder  fUr 
«»(/<'/(  s.  Sp.  32(J. 


vor-:  1.  voran,  z.B.  v.  gä".  Der  Esel  v.  und 
d'  Cime  hinderdri",  wenn  ein  Grobian  Einem  vortritt. 
V.  si"  mit  Dat.  P.,  einen  Vorsprung  vor  JmJm  haben, 
ihn  übertreffen  (an  Talent,  Vermögen)  UwE.  —  2.  be- 
sonders, zumal  Bs;  S.  's  Muetterli  briegget  und  v. 
hriegget  der  Manzi.'  BWyss  1803.  ,Jewelten  bar  und 
V.  zuo  diser  zyt.'  1529,  Absoh.  Im  XVII.  ,füraus': 
,Fürauss  stiendend  diejenigen  in  Gefahr.'  JJBreit. 
XVII  a.    ,Fürus  aber  gott  dem  herren.'  1635,  BSpyri. 

—  3.  substantivisch.  Der  V.,  erbrechtlicher  Vorzug 
(Voranteil)  der  Söhne  in  der  väterlichen,  der  Töchter 
in  der  mütterlichen  Verlassenschaft  Z.  .Keiner  soll 
syn  dochter  usstüren;  doch  ob  einer  sün  hätte,  der  mag 
inen  woll  in  zimlikeit  ein  fürus  old  schenki  tuen,  doch 
alwegen  p'scheidenlich  farren  [verfahren].'  1545,  Ndw. 

Ausnahmsweise  1)  voni'ss,  draussen  W  ^voi-tiss,  -en;  und 
2)  ,voruss  führen',  ausser  Landes,  exportieren,  für  voruse. 
,So  es  im  Land  Niemand  kaufen  will,  mag  es  dann  Einer 
wohl  V.   f.'   LB.  ApI.    1585/1828. 

darfür-:  über  eine  angegebene  Summe  hinaus, 
obendrein.  ,Von  Gültbriefen  soll  ein  Schryber  folgende 
Belohnung  nenimen  .  .  .  und  darfüruss  im  ufstygen  von 
jedem  hundert  pfund  zehen  Schilling.'  B  1628. 

Gar-  m. :  wie  nhd.,  Ende,  Verderben,  Untergang. 
,Dann  es  dissmal  uns  der  gar  us  ist  diss  handeis  halb.' 
1528,  Absoh.  ,Der  garauss  kumpt.'  1531,  Ezech.  (.das 
ausreuten.'  1667).  ,Ad  extrema  ventum  foret,  ni  . . . 
er  were  an  die  lotst  not  gangen,  der  garauss  were  da 
gewesen.'  Fris.  ,Den  garauss  sehen,  ultima  cernere.' 
Mal.  ,Gleichwol  aber  noch  immerdar,  an  statt  des 
gar-auses,  uns  mit  seinen  woltaten  reichlich  über- 
schüttet.' JMüLL.  1073. 

hin-:  hindurch,  durch  einen  Zeitraum,  bis  zu 
dessen  Ende,  wie  das  einfache  ms  s.  d.  ,Durch's  Jahr 
hinaus.'  Mmii  XVII.  —  Sonst  umgestellt  ,ushin',  «»e  in 
räumlicher  Bod. 

dahin-  fallen,  ohnmächtig  liinfallen  BBe. 

binden-  allg..  hinder-  B:  1.  Vo' z' vorderist  bis 
hingerus.  Gotth.  , Meinst,  wir  seien  schon  hingerus 
[zu  Ende]'?'  ebd.  Usfare  bis  hingerus,  drauf  los  und 
fortfahren  bis  zu  Ende.  ebd.  H.  schlän,  v.  Pferden, 
dann  übertr.  auf  Menschen:  sich  störrisch  geberden, 
ungehorsam  sein.  ,Die  Jungen  schlagen  hindenaus 
[tuend  nöd  recht]  und  das  macht  Verdruss.'  UBragg. 
1785.  —  2.  zeitlich:  hinterher,  nachher.  ,Pressieren 
könnte  gut  sein,  hintenaus  könnte  es  fehlen.'   Gotth. 

—  3.  subst.,  ein  Mensch  ohne  Wert.  ,Die  kommt 
gewüss  einem  Hiudenauss  an'"  Hals,  die  sich  vorge- 
setzt hat,   einen  Vorauss  zu  wählen.'    UBragg.  1780. 

—  Vgl.   under-ÜH  =  undcn-. 

här-  (hör-)  Aa;  L;  SohwMuo.;  S,  hör-  ScuwE.: 
Haar  aus  (raufen),  Herausforderungsruf,  bes.  der  nacht- 
schwärmenden Bursche  (Nachtbueben)  verschiedener 
Ortschaften  gegen  einander,  zu  einer  Rauferei  oder 
zum  Kampfe  übh.  Aa;  L;  SchwE.,  Muo.;  S.  Syn. 
Bletzabl  Hörüs  rüefe  AaHI.,  brüele  [brüllen]  S,-büte 
[bieten]  Z,  zum  Kampf  herausfordern.  Einzelne  For- 
men des  Rufes  sind  etwa:  Härüs  und  Gummeli  g'nueg! 
ScHw.  Härüs!  ir  verflucclite  Chnüdere  [Knirpse]!  H. 
Alle"  sämme"!  Kampf  ist  euch  Allen  zusammen  an- 
geboten. Es  ist  i  Alle  mitenand  H.!  SchwMuo.  Vgl. 
He!  chumm,  wenn  d'  meinst,  dr;  mögist  en  Här  rupf 
verllde"!  Z.  Mer  sind  i"  die  Wälsche  g'fare  tcie  der 
Hagel  in  es  Haufland.  Härüs!  (Schlacht  bei  Giornico.) 


557 


As,  es,  is,  OS,  HS 


558 


Sciiw  Fasn.  1865.  ,Iii  einem  lüiegsrat  macht  der 
Führer  der  Bauern  den  Vorschlag  zu  einer  Besetzung 
von  Japan  und  fordert  die  Bauern  auf,  Beschluss  zu 
fassen.  Diese  antworten:  Haarus!'  ebd.  18ö3.  ,Be- 
nebelt  ist  da  keiner  trag  Mit  Schimpfen,  Pochen, 
Schelten;  Man  ruft  da  gleich:  Hellauf!  Häraus! 
Pletzab!  und  fordert  sich  heraus.'  Dietsch  18-14. 

Einiire  Angaben  deuton  anf  Ansspr.  Jiär-,  was  dann  nur 
^  ,her'  sein  könnte  und  dem  Sinn  des  Rufes  auch  entspreclien 
würde.  Auch  findet  sich  (in  den  Satzungen  der  Zg  Herrsch. 
Buonas)  die  positive  Angabe,  dass  der  Ruf:  ,bist  du  ein 
Bidermann,  so  iiomm  herus!'  als  Herausforderung  und  Frie- 
densbruch bestraft  wurde.  Er  konnte  auch  neben  dem  andern 
bestellen;  nnr  ist  sonst  (wenigstens  später)  her- (hur-)  its  in 
,usher*,  use,  umgestellt,  und  keinenfalls  konnte  jenes  kurze 
hfir  zu  När  verlängert,  eher  umgekehrt  ä  in  der  Heftigkeit 
des  Rufes  Tcrklirzt  werden:  auch  spricht  für  die  Ursprüng- 
lichkeit des  Ilär  die  handgreifliche  Anschaulichkeit  und  die 
Parallele  Bletzab! 

Kopf-  (hürzle)  s.  u.  «s. 

Ker-:  1.  ein  alter  Tanz,  SMdh  Müttelreie  genannt 
ScnSt.  Vgl.  Läng-üs.  —  2.  Abchiedsschmaus.  En 
Ch.  hä'  Ndw.  Sjn.  ÜsJccrete,  Ut<J;erintj.  —  3.  de  Cherüs 
mache,  Dienstboten  den  Abschied  geben;  bei  einer 
Schlägerei  aufräumen.  SnuiER. 

Lang-,  Läng-:  1.  alter  Tanz  =  Ker-?  S6.,  L.  — 
Vom  Weitauslangen  mit  den  Beineu.  —  2.  Langiis  mache, 
das  Schaukeln  oder  ein  ähnliches  Spiel  auf  die  Spitze 
treiben  Tu. 

neben-.  Einen  n.  neu,  i  ds  Stühli,  zu  einem  ge- 
heimen Gespräch  bei  Seite  führen  B.  iV.  gä",  von 
einem  Ehemann,  vertrauten  Umgang  mit  einer  fremden 
Weibsperson  haben  Bs;  S. 

papp-.  Es  ist  Alles  ^k!  oder:  F.,  fertig  isch's! 
der  Brei  ist  aufgegessen;  der  Vorrat,  die  Sache  ist 
zu  Ende!  Th. 

putz-.  P.  mache",  eig.  ein  Koch-  oder  Essgefäss 
bis  auf  die  Beste  der  Speise  ausschöpfen  (aufkratzen, 
auslecken,  üsputzen),  bildl.  =  völligen  Schluss  machen 
GRChur. 

Brüel-  m.:  Person,  die  herausbrüllt,  laut  schreit. 
,Es  tue,  als  ob  es  das  Herz  aus  dem  Leibe  sprengen 
wolle  . . ,  e  sellige  BrüUus.'  Gotth. 

allrad-  und  üs:  Alles  und  Jedes  UwE.  —  l!ud 
verk.  aus  dem   folg.  y'rad-f 

gerad-  allg.,  gradiisi(j  ScuwE.:  1.  gr.  wie-n-e  Sichle! 
absichtlicher  Widerspruch,  scherzh.  ZGlattf.  —  2.  gr. 
hrüelen,  laut  aufsclireien.  Gotth.  —  3.  subst.  ra.  sich 
aufsträubender  Haarbüschel  Tu.  —  Die  Erweiterung 
i/radusiy  wie  Unit/. 

Riss-.  ,Man  bleibt  zu  Hauss,  [oder]  num  spielt 
gern  das  Reiss  auss,  man  tut  sich  der  Eliren  bedanken.' 
Hott.  1702  [von  einem  unangenehmen  Vorfall]. 

staub-.  St.  mache"  mit  Jmdm,  ihn  ausschcltcn. 
(eig.  ausklopfen  wie  ein  Kleid)  S. 

dar-  drüs;  drüss  Gk  ObS.,  dröss  Ar:  daraus,  t. 
mit  bestimmter,  t.  mit  unbestimmter  Beziehung,  Letz- 
teres bes.  in  der  Bed.  räumlicher  Entfernung  =  fort. 
Z'letst  im  SacJc,  z'erst  dr.  L.  Er  will  drits,  sterben; 
ist  dr.  ScHwMa.  /  möcht  em  's  gönne",  dass  er  dr. 
[sterben]  chünnt.  Gotth.  Dr.  si",  aus  einer  Verbin- 
dung getreten  sein  Ar,  bei  einer  Sache  unbeteiligt 
sein   Bs;    Syn.  ms  der  Sach.     Dr.  laufen,   eine  Stelle 


vertragswidrig  verlassen  Bs.  Dr.  stellen,  davon  laufen 
B.  Si'''  dr.  mache",  Reissaus  nehmen  Bs;  Z.  Dr. 
chö"  1)  den  Zshang  verlieren,  z.  B.  in  einer  Rede 
stecken  bleiben  Bs;  Gr;  L.  2)  den  Verstand  ver- 
lieren; Etwas  nicht  verstehen  GnVals.  3)  eine  ver- 
wickelte Sache  durchschauen,  sich  zurecht  finden, 
klug  daraus  werden  Bs;  Z.  Ler  dr.  schlüfen,  ohne 
Schaden  oder  Strafe  davon  kommen.  Id.  B.  Eppis 
dr.  bringen,  bei  einer  Arbeit  Etwas  gewinnen  BRi. 
Dr.  lä"  gä",  von  einem  verlangten  Kaufpreis  Etwas 
nachlassen  oder  ihn  ohne  Markten  bezahlen.  Id.  B;  in 
einem  Streit  dem  Gegner  Etwas  zugestehen,  ebd. 
Eim  Nüd  drüs  gö"  lö",  durchaus  Recht  haben  wollen 
GTa.  ,Ich  Hess  Nichts  daraus  gehen',  ich  nutzte  die 
Gelegenheit  aus.  Gotth.  ,Nichts  drauss  gehen  lassen, 
explodere,  rejicere  alqd.'  Hospin.  , Obgleich  sich  Jere- 
mias  wegen  seiner  Jugend  entschuldigt,  so  hat  ihm 
dannoch  Gott  nichts  darauss  gehen  lassen  [hat  ihm 
Nichts  nachgelassen].'  AKlingl.  G.  B.  1688.  Drüs  rede", 
darüber  reden  Ap;  aScuw.  Hannes,  du  chast  abtrete", 
mer  [wir,  die  Richter]  icend  dross  rede".  Ap  Volksbl. 
1832.  Dross  ond  dre  [drein],  ohne  Ordnung,  z.  B. 
Einen  dr.  o.  dre  b'höre  [abhören]  Ar.  Er  ist  üf  und 
dr.  [syn.  derro]  g'gange",  hat  sich  aus  dem  Staub  ge- 
macht G.  Dr.  und  fürt,  auf  und  davon,  bes.  schnell 
und  heimlich  verschwunden  Z;  vgl.  fis.  Dr.  und 
dnnne,  aus  einer  verwickelten  Sache,  schwierigen  Lage 
entronnen.  Gotth.  Dr.  und  dänne  verchaufe,  ohne 
irgend  welche  Garantie  Aa. 

In  Ap  MA.  hat  sich  druaa  (s.  ms»),  welches  eig.  der  Frage 
wo?  entspricht,  an  die  Stelle  von  drüs  gedrängt,  da  jenes 
durch  (/«»»((■«)   überflüssig  gemacht  war. 

durch-  dur-  {der-  G);  dür-  B:  1.  räumlich:  in 
der  Richtung  oder  auf  dem  Wege  hinaus;  vorwärts; 
ins  offene  Feld  Bs;  Z.  Durüs  und  üs,  immer  weiter. 
Aus  dem  Gebirg  ins  offnere  Land  z.  B.  ist  dem  oToggen- 
burger  durüs  =  ins  Rheintal.  .Unz  durus',  bis  an  das 
Ende  einer  Reihe.  .Stirbet  da  der  eltste  bruoder,  den 
sol  das  gottshus  falln  [den  Erbfall  von  ihm  beziehen] 
und  darnach  den  eltston  unz  dur  us.'  Ofpn.  Birraensd. 
1347.  —  2.  zeitlich:  beständig  BHk.  ,lst  g'sj-n  ein 
trochner  Merz,  wann  er  ist  g'syn  ganz  schön  mit 
Sonnenschyn  durch  uss.'  UMey.  Chr.  —  3.  graduell: 
in  jeder  Beziehung,  vollständig,  gänzlich,  wie  nhd. 
Bs;  B;  syn.  dürl".  Er  ist  d.  e  g' rechte  Ma""  Schw. 
Er  ist  nid  d.  just  [ehrlich].  Spreng.  —  dardurch- 
drdur-  [-dür-  B):  durch  ein  Ganzes  hindurch.  In.  B. 
D.  sin,  das  Vaterland  verlassen  haben,  ebd.  Dcrdürü.s 
und  derdürl",  ganz  und  gar,  von  Grund  aus,  durch 
und  durch.  3Ier  u-ei  [wir  v.-oUen]  dir  dürüs  »'"'  der 
dürl"  Alli  bran  Schwlzer  sl".  GJKuhn  1806.  D.  gä" 
1)  entfliehen,  bes.  Schulden  halber.  2)  gradaus  vor- 
wärts gehen.  Id.  B.  Nit  d.  witzig  sl",  nicht  ganz  bei 
Sinnen  sein.  ebd.  —  des  durch-  de.'<dürüs:  von  hier 
n(b>r  dort  weiter  hinaus,  vorwärts  BSi. 

des-:  von  einer  bestimmten  (dieser)  Stelle  grad, 
platt  hinaus.  J).  falle",  auf  den  Boden  hinaus,  vor 
Schreck,  Ohnmacht  H.  Es  liet  im  [dem  Mädclien] 
welle"  g'scliiiiueclit  |ohninächtig|  werde";  wie  ni'r  liei'" 
st",  fallt  es  d.  i"  d'r  Chuchi  BM.  ,Manchnuil  kriege 
CS  einen  so  stürmen  Kopf,  dass  es  ins  ducche  |  ihm 
voi-koiiiiiii>|,  es  müsse  desaus   rallen.-  Got™. 

witscli-  uiilseliHs.  II'.  c/i»  |  konMnen|.  entwisdien 
Seil  (Kiisrnn.). 


550 


As,  es,  is,  OS,  US 


5öO 


Zil-üs:  ein  Hasardspiel.  ,Uli'  den  trink.stuben 
mag  nian  wol  das  vorgenannt  zil  us  im  brett  spilen.' 
Z  Rat  1421. 

Zwischen-  n. :  Nebengewinn.  ,Es  wäre  im  Vieli- 
stand  ein  ordentliches  Zwischenaus  zumachen.'  Gotth. 
—  Künnte  viell.  auch:  ,Ordentli(;Iies  zwischen-'  vcrstaudeu 
und  guschriühen  werden. 

üsig:  1.  ausgegangen,  herausgetreten.  Er  ist 
itsic/e  Gr.  Die  BlüeniU  werded  lang  nüd  usiy,  gehen 
nicht  auf,  aus  den  Knospen  hervor  ZNerach.  —  '1.  voll- 
endet, ganz.     Den  usige  Tay.  In.  B. 

Vgl.  ohifjy  (iliea  befindlich,  Sp.  54,  mir  dass  dieses  von 
ohcn  mit  Verkürzung  gebildet  ist.  Zu  2  vgl.  das  syn.  aber 
deutlichere  uucndifj  Sp.   3iy. 

üsnig:  fertig,  zu  Ende  gebracht.  En  lisiiigs  Sclirdi- 
heft,  vollgeschrieben  AaL. 

Mit  eingesciiobenem  n  nach  Analogie  von  Bildungen  auf 
-j'i/  von  adj.  starken  Participieu. 

u  s  s  vss  (oss  Ap)  :  Adv.  aussen,  z.  T.  =  usse"  und 
mit  diesem  wechselnd,  aber  daneben  auch  nhd.  aus 
entsprechend  und  von  üs  nur  darin  verschieden,  dass 
es  auf  die  Frage  Wo?  stehend  ruhiges  Sein  ausser- 
halb eines  Raumes,  nicht  Bewegung  hinaus  bezeichnet, 
also  sich  zu  ils  verhält  wie  uff :  iif  Sp.  118  (s.  Anni. 
zu  US  I  u.  II).  1.  aussen,  draussen  ß;  L;  S;  ZNA. 
(neben  usse").  Vor  dr  Chilkn,  im  Huf  uss  L.  I"-me 
Dürfti  iiss  SL.  I"-dr  Ghuchi  iiss;  im  Feld  uss  S. 
Uss  nme,  aussen  herum  B.  Vss  si",  in  Spielen  1)  aus- 
geschlossen sein,  eine  Partie  nicht  mitmachen.  2)  durch 
das  Anzählen  (z.  B.  piff,  paff,  puff'  und  du  bist  uss.') 
frei  werden  Z.  Uss!  Ruf,  Auftorderung,  die  (Schlitt-) 
Bahn  frei  zu  machen  B;  FS.  Ausserhalb  des  Hauses 
oder  unmittelbaren  Besitzes:  Geld  uss  fdusse")  ha", 
ausgeliehen,  ausstehend,  einzuziehen  haben  Z.  Ausser- 
halb dos  Landes,  im  Feld,  Krieg.  .Indem  diser  zug 
uss  was,  kam  ein  geschreig  [Gerücht  sc.  es  gehe  übel].' 
Edlib.  ,Dass  niemand  uff  diese  knecht  diewyl  sy  also 
in  gehorsami  [im  Kriegsdien.st]  uss  sind  [procedieren 
dürfe].'  ca  1507.  Bs  Rq.  Uss  hin,  auslassen,  aus  der 
Reihe,  überspringen,  omittere;  verschieden  von  üs-  und 
useldii,  emittere.  —  2.  aus  einer  Umfassung  heraus,  in 
der  Etwas  sein  sollte,  aufgeknöpft,  offen.  Es  ist  es 
Hiiftli  uss,  an  einem  Kleid  Z.  De  Bück  ist  uss,  nicht 
eingeknöpft.     .Halb  auss  halb  inn'  s.  inn  Sp.  291. 

I)ass  uns  aus  ««sc"  verkürzt  sei,  ist  nicht  anzunehmen, 
weil  die  letztern  Formen  z.  T.  neben  der  erstem  in  ver- 
schiedener Bed.  bestehen.  Wohl  aber  kann  es  .aus  nihd.  iize 
erklärt  werden,  wie  es  denn  in  der  Verhochdeutschung  immer 
den  Diphth.  (au)  erhält.  Sonst  schliesst  es  sich  lautlich 
näher  au  die  Präp.  u8,  welche  ja  auch  zuweilen  noch  uss 
lautet.  Unter  den  Zss.  sind  allerdings  einzelne  Formen  mit 
-uss  und  -ussc^  gleichbedeutend,  weshalb  wir  sie  unter  dem 
Letztern  zsfassen.  —  Als  erstes  Glied  von  Zss.  erscheint  es 
in  uss-trendüj  und  in  w*«-?ö"  s.  o.  In  Äp  in  Zss.  oss-  für 
osser-  und  oss«"-;  usshrnu,  auswendig  1.;  Ossdorßr,  Bewohner 
des  äussern  Bezirks  von  Herisau;  (issroda,  Ausserroden  (hier 
viell.  zsgezogen).  —  Zu  1.  Der  Warnruf  meint:  bleibet 
aussen,  ausserhalb  der  Bahn ! 

ussen  Hs.ve»  [ossa  Ar;  GaL.):  1.  räumlieh:  aussen, 
auswendig,  auf  der  Aussenseite.  U.  fix  [hübsch]  und 
inne"  nix.  Vor  em  Hus  u.'ise;  vgl.  vor-ussen.  Ussen 
am  Tor,  ausserhalb  des  Tores,  draussen  vor  dem  T. 
Z.  S.  noch  usscn-für,  -durchhin,  -umhin  usw.  Z'  usserst 
usse,  am  äussersten  Rand;  z' ti.  u.  hä",  (ein  Wort)  auf 
der  Zunge  haben  Bs;  z' u.  u.  .st",  auch  von  ökononu- 
scher  Notlage,  dem  Ruin  nahe  Ai';  Z;  und  von  gefälir- 


licher  Krankheit,  dem  Tode  nahe;  ebenso  wit  usse,  am 
Rand  des  Grabes,  auch:  nahe  an  Erschöpfung  eines 
Vorrats  Z.  Bi  de"  Lütnn  ossa,  unter  den  Menschen, 
im  Weltverkehr,  Ggs.  ,zu  Haus'  Ap.  —  2.  zeitlich: 
am  Ende  oder  gegen  das  Ende  eines  Zeitraums.  Im 
Summer  usse,  wenn  der  Sommer  angefangen  hat  oder 
vorgerückt  ist  (vom  Standpunkt  im  Frühling  aus)  Z. 
„Im  Tag,  in  der  Nacht  us.'ien",  gegen  Ende  des  T., 
der  N.  —  3.  geistig:  auswendig,  im  Gedächtniss, 
par  ceeur.  U.  chönne  [wissen],  Ure  [lernen],  säge 
[hersagen].    ,Si  lertend  der  münchen  predigen  ussen.' 

HBULL. 

Mhd.  üzfu,  ahd.  ffz((iii(.  In  Ap  usshni'i  für  ossa-.  , Aussen 
lassen,  emittere.'  Denzl.  (nur  im  deutsch-lat.  T.  so),  fehler- 
haft verhochdeutscht  für  .ausslün',  hinaus,  wenn  nicht  zu 
lesen  ist  ,omittere'.     Vsse  sta",  für  ß»-,  ausstehen  v.  Zinsen. 

oben -uss;  vor  der  Stadt  oben  B. 

über-ussen:  1.  draussen  vor  der  Tür.  im  Haus- 
gang oder  vor  dem  Hause  Sch;  Z.  —  2.  auf  der 
Aussenseite,  von  aussen.  Mängs  Hüs  ist  ü.  schilli''' 
[hässlich]  a"s'luege"  und  üherinne"  isch  es  mf''  recht 
artig  Z. 

vor-  i^car-,  vur-  Z,'  für-  kk)  ussen  (in  LG.  auch 
-uss):  eig.  vorn  aussen,  aber  meistens  nur  ^  draussen, 
vor  der  Tür  (im  Flur)  od.  vor  dem  Hause,  im  Freien 
Aa;  Ap;  Bs;  Gl;  LSemp.;  UwE.;  Z.  I"  dr  Stube  und  v. 
Stutz.  'sHüs  [welchem  ihr  nachfraget]  stätv.,  scherzh. 
Wegweisung  Z.  Vgl.  vor-''em  Hüs  usse.  V.  isch  's 
lustig  Ap.  Es  ist  so  lästig  wie  im  Himmel  v.  ebd.; 
Gl;  Z.  Da  ist  es  mit  Tanzen  und  Singen  zueg'gange", 
als  wie  im.  Himmel  v.  Gl  Volksgespr.  In  der  ä.  Lit. 
auch:  vor  dem  Tor,  vor  der  Stadt,  im  Ausland.  Der 
Markt  in  Beilenz  soll  gefreit  werden,  weil  die  Eid- 
genossen gemeinlieh  ihre  Lande  ,vor  ussen'  [ausser- 
halb der  Landesgrenze]  haben.  1522,  Aiiscii.  ,Ire  engel 
schreiend  vor  aussen.'  1531/48,  Jesa.i.  (=  , draussen'. 
1607).  ,Die  maur  vorussen.'  1531,  Ezech.  (,von  aussen.' 
1667).  .Extra  ostium,  voraussen.'  Fris.  ;  Mal.  ,Dz 
Petrus  vorussen  (voraussen)  stände.'  LLav.  1578/69 
(=  ,vor  dem  Tore.'  1670).  ,Es  soll  kein  wirt  Wirt- 
schaft brachen,  er  habe  dann  den  schilt  vorussen 
hangen.'  ca  1630,  U.  ,Dass  sie  [die  Bäcker]  die  Brot- 
lauben bei  Zeiten  öfi'nend,  dass  sie  [die  Kunden]  nit 
lang  vorussen  warten  müessind.'  Z  Ra'sv.  1036.  ,Die- 
jenigen,  welche  dem  christl.  lobgesang  nit  ausswarten 
mögen,  sondern  ehzeit  hinauss  eilen,  als  ob  nirgend 
besser  luft  were,  als  vor  aussen.'  FWvss  1653.  ,Es 
sind  hie  vil  lüt  krank  in  der  statt  und  vorussen.' 
.■ViiürBlaarer.  .Vor  aussen  auf  der  Gass'  [im  Wechsel 
mit:  .draussen'].  Gespr.  Zg  1747.  ,Voraussen  und  in 
meinem  Busen.'  UBräuuer.   —   Vgl.  auch  vor-us  Sp.  558. 

hie-,  /(«s.s'GRh.,  husse"  B;  OrHc.;  G  1799:  1.  hier 
draussen  BO..  Id.  B;  GrHo.  (syn.  hiu-^sne);  G.  Im 
Inland  gegenüber  Ausland.  ,Zuo  diser  zyt  was  ain 
legat  hussen  [in  der  Schweiz].'  Vad.  —  2.  aussen, 
draussen  BO.  (syn.  duss);  GRHe.  Vur  der  Tör  ist 
huss  GBern.  ,So  blib  ich  wol  myn  lebtag  huss,  und 
käme  an  syn  predig  nüt.'  NMan.  ,Wenn  es  husan 
[in  Europa]  Winter  ist,  so  ist  es  da  inen  [im  h.  Land] 
Sumer.'  Stockar  1519.  ,lch  bleib  hussen  [blieb  vor 
der  Ratsstube].'  1525.  Strickl.  (Bs).  —  3.  auswendig 
BBe.  —  Mhd.  Iiiize.  Die  Zsziehung  wie  in  nhd.  .hüben'  aus 
,hie-üben'. 

binden-    liiuucuusse:    hinter    dem  Hause    Sch;   Z 


5(>1 


A 


s,  es,  IS,  OS,  US 


562 


har-uss:  draussen.  ,I)o  sind  etlich  in  Jen  chor 
o-Vangcn.  aber  der  grösser  liüf  h.  'bliben.-  1529,  Absch. 

neben-,  iicbet-ussen:  abgelegen  (wohnen)  L;  Z. 

da-,  dits.f  BO..  sonst  dusse  (tüs'e  ZWl.):  da  oder 
dort  aussen,  draussen.  ,Die  da  ussen  in  den  emptern 
und  vogtyen  |ini(lgs.  zur  Stadt].'  1480,  L.  ,Daheiniend 
und  nit  da  ussen  [ausserhalb  seines  Hauses].'  1522,  EoLi 
Akt.  (Z).  ,Unser  Obervögt,  die  sigend  daussen  oder 
hie  in  unser  Statt  gesessen.-  1529,  Z.  .Sagt  ers  seinen 
beiden  brüederen  da  aussen.'  1531/48, 1. Mos.  (,draussen.' 
1007).  ,üang  mir  nit  in  luyn  huss,  blyb  mir  dussen.' 
ea  1540,  Gl.  ,Er  fand  sy  daussen  bym  brunnen  allein.' 
HBuLL.  1540. 

ussen en  itssnc  Git;  W.  usna  BGr.,  üsnen  u'sva 
WV.,  u'SHana  WL. :  aussen,  draussen.  Usna  im  Bcdeli 
(die  Gegend  von  Interlaken,  von  Grindelwald  aus  be- 
zeichnet). Im  W  wird  damit  die  (übrige)  Schweiz 
bezeichnet,  wie  die  Genfer  sagen:  aller  en  Suisse. 
,Ussna.'  1529,  Strickl. 

Eine  durch  z.  T.  dreimaliifc  Wiederholung  der  Enduug 
gebildete  Erweiterung  von  usucn,  wie  obeiiiin(tn)  von  oben 
Sp.  51,  umh-nen  Von  vnden  Sp.  3'24.  Vsnrii  beruht  auf  der 
VertauscJiuug  von   usi  mit  ms. 

hie-  hi-,  je-,  äi-itssna,  jehussiia :  hier  aussen, 
aussen   GrD.,  Fr.    Syn.  husse".    -    Über  hi-,  je-,  ui- 

s.   bei   intKn  Sp.   294. 

har-:  hier  draussen.  ,So  sy  [die  Nonnen]  befindent, 
Gott  mer  harussna  [hier  im  Kheintal]  zuo  dienen.' 
1529,  Strickl. 

„Ussner=  Usserer,  Fremder,  Auswärtiger,  sogar 
Einer  aus  einem  andern  Dorf  od.  Bezirk  des  Kantons.'- 

üsser  s.  us-her. 

usser  I:  1.  Präpos.  a)  aus.  Usser  äks!  Ruf 
auf  der  Schlittbahn  GnSchiers;  s.  Os.  ,Die  Eptischin 
soll  geben  u.  des  klosters  kästen  den  bruodern  [so  und 
so  viel].'  KüMGSFELD.  1332.  ,Das  wasser,  das  u.  dem 
Paradis  rinnet'  1380/1446,  Z  Chron.  ,Soll  u.  dem 
dinkel  ein  brot  machen.'  1400,  Kollikon.  ,Usserm 
Wittenbach',  aus  dem  W.  Ap  Krieg  1405.  ,Die  losunge, 
so  sy  u.  erbern  lüten  wyn  lösent.'  Bs  Eq.  1441.  ,Das 
denn  u.  synem  farenden  guot  die  Schuldner  bezalt 
sollen  werden.'  1483,  Stadtr.  Bülach.  ,I)ie  vermelten 
u.  der  grafschaft  Kyburg.'  1489,  Walum.  Spruchbr. 
,So  die  Eidgenossen  u.  kraft  und  gnaden  des  allmäch- 
tigen Gottes  erobert  habend.-  1501,  Püi-ik.  , Einen  so 
gelcrten  mann  u.  der  eidgnoschaft  ze  lassen,  sonder 
bedunkte  uns  besser  ze  syn,  ime  [1.  V  ,ine',  ihn]  harin 
ze  kouft'en.'  Bittscur.  Baden  1510  (DHess).  ,U.  denen 
[diesen]  Ursachen  und  tröwungen  vermeint  er  daran 
nit  unrecht  getan  haben.'  1529,  Absch.  —  b)  ausser- 
halb. ,Das  Beinhaus  ausser  Muvten.'  1790.  —  2.  Adv. 
ausserhalb  S;  W.  Osser-ä'^,  aussen  dran,  auf  der  Aussen- 
seite  Ap.  Vgl.  Osser-loft,  Ostwind  Ap.  —  3.  Conj.  aus- 
genommen, ausser  dass,  wenn.  ,Der  Jüngling  ehlichtc 
sie  nicht,  ausser  er  musste.'  HPest.  1790. 

ussert  I  Z,  usset  GlK.,  üsset  B  oHa.  =  usser. 
Adv.  und  Fräp.  m.  Dat.  oder  Gen.  1.  ausserhalb; 
jenseits  B;  Z,  talauswärts  B  oHa.  Lfsscrt  Wa/s  filem 
Weg),  unpassend,  überflüssig  Z,  syn.  ah,  us  Wi-g. 
,Es  ist  nicht  äussert  dem  W.,  dass  wir'  u.  s.  f.  JMüll. 
1665.  Usscii  Lands,  in  die  Fremde.  ,Garn  ussert 
Land  zu  verkaufen.'  UBragg.  1788.  .Meinen  die  lüt, 
es   syge   syn   magen   g'syn,    ist    aber   usset   dem    Ivb 

Schweiz.  Idiotikon  I,  i. 


g'haiiget.'  UMky.  Chr.  ,Dass  der  lyb  Christi  usset 
aller  umbzilung  allenthalbig  gemachet  worden.'  HBüll. 
1571.  ,Bei  StJost  ussert  Littaw.'  Cys.  1661.  ,In  und 
äussert  der  Eidgenossschaft.-  TcR.  sep.  — ■  2.  ausser, 
ausgenommen,  auch  als  Conj.  i.  S.  v.  es  sei  denn  dass. 
Sl  sind  wörschinli  g'storbe;  ussert  si  müestid  an  en 
ander  Ort  hl"  'zöge"  sl'  Sch.  Ma"  suecht  Niemad  hin- 
tnr'm  Ofm,  tissnrt  ma"  siji  selbnrt  dinui;  [im  Üfen- 
winkel]  g'sln  GrD.  ,Wir  sind  meist  fertig,  ussert 
noch  einigen  Verbesserungen.'  UBräkg.  1788.  ,Und 
fielend  die  inauren  usset  [ausgenommen]  dem  chor 
des  münsters  von  sterke  wegen  der  brunst.'  Vad.  — 
3.  ohne.  ,Ussert  einleben  [irgend  welche]  pflichten, 
uss  luteren  gnaden.'  Z  Rat  1544. 

Vtiwrt  niclit  wesentlicii  verschieden  von  unvo-,  und  aus 
diesem  erweitert  durch  zugesetztes  (  nacli  Analugie  von  e'ne;(, 
innert,  s.  dd.,  wor.anf  dann  r  ausgestossen  werden  konnte 
wie  bei  jenen  beiden.  Manche  Schriftsteller  wechseln  ohne 
Wahl:  ,ausser  Gott'  und  ,anssert  Christum'.  KdMey.  1674. 
.Ausser  Lands'  und  ,aussert  L.'  1791  Gl.  UMey.  Chron. 
schreibt  neben  , usset'  einmal  ,ussit  dem  gatter  [Gittertor] 
pliben',  was  eine  Ausdeutung  i.  S.  v.  ,Ausseuseite'  zu  ver- 
raten scheint.  Im  Z  Richtebr.  findet  sich  ,usserunt  sin'  im 
S.  V.  verbannt  sein  (aus  der  Stadt).  Diese  Form  auch  in 
andern  Quellen  des  spätem  Mittelalters,  daneben  ,uzerent' 
und,  ebenfalls  im  Z  Richtebr.,  .usscrnf,  mit  Eiuschiebung 
von  n  nach  Analogie  von  ,enent,  innent'  (im  Z  Richtebr. 
.inrunt');  ,ussernt'  scheint  die  ältere  Form,  in  welche  ein 
Hülfsvoc.  zwischen  r  und  n  erst  eingeschoben  wurde-,  vgl. 
noch  ä.  nhd.   ,jetzund-  .aus  ,iezuo,  iezet,  iezeut'. 

vor-.  ,Die  undere  Hard,  so  voraussert  StJohann 
Tor  ligt.'  Würstis.  1779.     Vgl.  vor-tissen. 

ussert  II  s.  tis-her. 

usser  IT,  üsser:  ausser.  1.  auswärts  gelegen, 
wohnhaft.  ,Das  äussere  Amt-,  der  zwischen  Thur  und 
Rhein  gelegene  Teil  der  alten  Grafschaft  Kyburg  Z. 
,Die  äussern  Pfründen',  die  vierteljährlichen  Unter- 
stützungen, welche  der  ßurgerspital  in  Bern  Personen, 
welche  für  sich  wohnen,  leistet.  ,Sich  mit  einer  äus- 
seren [nicht  aus  der  Heimatgemeinde  des  Bräutigams 
stammenden]  Weibsperson  verehlichen.-  B  Ratsv.  1751; 
daher  .sein  äusseres  Eheweib.'  ebd.  ,Enhein  [kein] 
usser  man  (extraneus)'.  Auswärtiger,  Ggs.  zu  .Burger-. 
B  Handv.  Anf.  XIV.  .Die  äusseren  und  landsfröniden 
Bettler.'  B  1090.  Substantivisch:  en  Ussere,  auch 
„  Ussner",  ein  Auswärtiger  (Nicht-Ortsbürger)  aus  einer 
andern  Gemeinde  oder  einem  andern  Bezirk,  auch  des 
gleichen  Kantons  AAf;  BSi.;  SciiwMuo.  In  W  heissen 
auch  Schweizer  aus  andern  Kantonen  so.  .Ein  inge- 
scssner  mag  ein  usseren  uinb  gichtige  schuld  pfenden.' 
1489,  L.  ,So  ein  innerer  einem  gast  oder  usseren 
Pfänder  gelobte.'  1535,  Thun.  , Keine  Güeter  einem 
ussern  ze  kouffen  gön.'  1566,  Zg.  .Ein  äusserer', 
ein  nicht  in  der  Gemeinde  Wohnender.  1674,  Mky. 
Wetzik.  .Damit  die  Äussern  nit  Anlass  habend,  den 
Berg  ze  behalten  und  also  nach  und  nach  die  Inntrrn 
um  denselben  kommind.'  1675,  BSigr.  .Ein  Beisäss 
oder  Äusserer.-  1731,  Obw.  .Die  Usseren'  hiessen 
auch  die  1336  aus  Zürich  verbannten  Bürger,  auch 
.Banditen-  genannt;  vgl.  .usserunt-  im  Z  Richtebr. 
Daher  ,das  Usser-  auch:  Fremde,  Verbannung.  .Der 
kriegsnumn  hat  das  ausser  oder  ist  ausshin  gestossen.' 
Fuis.  ,Das  ausser  zeigen  (haben):  vertreiben  (ver- 
trieben sein).'  HospiN.  .Der  äussere  Stand-  im  alten 
Bern,  die  Gesellschaft  der  jungen  Patrizier,  welche 
ihre  eigom-n  Ordnungen,  Übungen  und  einen  jährlichen 


563 


As,  es,  is,  OS,  us.  —  Ascll,  esch,  isch,  osch,  usch 


564 


Umzug  hatten.  —  2.  von  Himmelsgegenden  je  nach 
der  Ortshige:  dr  usser  Luft  [Nordostwind]  niaclit  chäel 
8cHwE.  Es  dicket  [sammelt  sich  Regen]  vom  iissren 
Wind  [West]  nahe  [her]  BRi.  —  S.  fremdartig,  un- 
freundlich, zurückhaltend  Ai-.  Vgl.  üsseren  und 
usserlich  1. 

Der  ,äussere  Stand'  zu  B  war  eine  Nachbildung  der  Ke- 
gierung,  gewisserniassen  ein  .äusseres',  nebenaus  stehendes 
Parlament. 

Gemeinds-Üsserer:  Einer,  der  nicht  zu  der 
betr.  Gemeinde  gehört.  ,Nie  an  einen  Gemeindsäussern 
verkauft  werden  dürfe.'  1733,  BÖigr. 

usserst,  üsserst:  äusserst.  Z' usserst  iisse  s. 
iissen.  Z'  üsserist  use,  bis  an  den  äussersten  Rand 
hinaus  B.  Z'  urserst  drä,  am  äussersten  Ende  U. 
Alles  nf  's  Usserst  liä",  im  Hause  sehr  vornehm  und 
zierlich  eingerichtet  sein  Z.  ,Eusseri.st  ihres  Ver- 
mögens', so  viel  sie  nur  irgend  vermochten.  Würstis. 

—  Ursei-Ht  dissini.  aus   msi;rKt. 
näch-üsserist:  der  zweitäusserste  ZW. 
usserig.     ,Dass  wir    üch   mit   unser   macht   zuo- 

ziechen,  ist  unsers  Vermögens  nüt,  [aus  dem  Grunde], 
dass  man  uns,  sobald  wir  uns  u.  machen  [unser  Gebiet 
verlassen],  anzegryfen  understän  [will].'  1531,  Absch. 
usserlich:  1.  fremd  im  Benehmen.  ,Si  tatend 
gar  u.  ab  der  Eidgenossen  Boten,  schier  als  ob  s}'  's 
nichts  anhörtind.'  ÄuTsi'Hiuu.  —  2.  äusserlich;  welt- 
lich. .Des  gloubens  halb  wollen  wir  nit.  dass  jemands 
darumb  gestraft  werde;  sunst  in  üsserlichen  sachen, 
in  bezalung  [von]  zins.  renten  und  anderer  üsserlichen 
pflichten,  soll  jederman  gehorsam  syn.'  1529,  Absch. 
,Was  das  mer  unter  uns  wird  in  üsserlichen  sachen, 
den  glouben  nit  beruerend.'  ebd.  ,Das  usserlich  re- 
ginient',  die  weltliche  übrigkeit.  ebd.  .Mögen  sy  die 
gemeind  halten  in  sachen,  so  das  göttlich  wort  an- 
tretfend,  aber  ir  gemeinden  [Gemeindsverhandhing] 
soll  der  weltlichen  oberkeit  in  zytlichen  üsserlichen 
dingen,  was  weltlich  regiment  belangt,  unvergriffenlich 
sin.'  ebd.  1530.  .Nit  in  Ansehung  des  Stands,  der 
göttlich  [ist],  sonder  in  A.  der  üsserlichen  Ordnung.' 
JMüLL.  1661.    .Aller  ausserlicher  Schein.'  Hott.  1666. 

ussler  ^  MÄser  IL    Die  Usslere,  die  Äussern  Th. 

—  Gebildet  nach  , mittler'. 

Üsseren:  1.  trans.,  fern  halten,  abwenden  (Scha- 
den). ,G'meinen  Nutz  ze  fürderen,  aber  Schaden  und 
die  Widerwärtigen  [Gegner]  ze  ü.  und  ze  hinderen.' 
Ansh.  M.  Acc.  P.  zurücksetzen,  in  der  Behand- 
lung Ap:  BRi.  (syn.  veriisi  hau),  Si.  (syn.  i-erässeren), 
auch  von  einem  Tiere  in  der  Herde  BRi.  Vgl.  iisser, 
usserlich.  —  2.  refl.,  sich  entfernen,  fern  halten,  ab- 
sondern; sich  entäussern,  entschlagen,  enthalten,  wei- 
gern (absol.  oder  mit  Gen.  S.  oder  mit  con,  ks).  ,Des 
herzens  sich  von  im  geüsseret  band.'  Zwingli.  ,Ist 
unser  bitt,  dass  ir  üch  nit  von  uns  sündren  noch 
üssren,  sonder  zuo  uns  ston.'  15'24.  Absch.  ,Der  prie- 
stern  halb,  so  ussert  dem  Thurgöw  sich  an  uss- 
ländische  ort  geüssert.'  1530,  Absch.  ,Zuo  dem 
gottsdienst  gän  und  sich  nit  weigern  und  üsseren.' 
ebd.  ,Dass  einer  oder  mer  sich  uss  synem  land  üsserte 
und  in  des  anderen  land  käme.'  1531,  Strickl.  ,Sy 
eüsserend  und  verbergend  sich.'  1531  60,  Psalm.  .Sich 
ü.  und  hinwegziechen.'  1533,  Z.  ,Bald  darnach  aber 
huob  er  [der  Abt]  sich  an  unserer  statt  zuo  üsseren 
und  verharret  zuo  Wyl.'    Vad.     .[Falls]    einer   krank 


gewesen,  alsdann  mag  er  wol  ain  zyt  lang  sich  des 
rats  ü.'  1552,  Sch  Ratsprot.  ,Se  removere  ab  aliquo. 
sich  von  einem  eüsseren,  mit  eim  nichts  mer  handien.- 
Fris.;  Mal.  ,T)er  sich  von  viler  todschlegen  wegen 
der  statt  geüsseret.'  LLav.  1569  (=  , statt-  und  land- 
flüchtig worden.'  1670).  .Alienus,  entfrömhdt  oder 
geüssert'  Fris.  ,Muosst  sich  die  Gesellschaft  der 
Edlen  der  Statt  Basel  eüsseren.'  Wcrstis.  1580.  ,Dass 
er  sich  des  Tabernakels  üsseren  muosst  und  mit  an- 
deren glöubigen  by  den  opferen  nit  erschynen  dorft.' 
GuALTH.  1581.  .Daher  es  [Kind,  das  nicht  weiss,  wann 
es  in  der  Kinderlehre  aufsagen  muss]  not  halben  zur 
kilchen  kombt  mit  angst  und  sorgen,  wol  auch  von 
desswegen  sich  genzlichen  üsseret.'  JJBreit.  16'26,  b. 
,Sich  der  Predig  üsseren',  sie  versäumen.  Ltndener; 
,von  der  Pr.'  Z  Mand.  1650.  ,Sich  von  einem  eüsseren, 
eines  müssig  gehen,  alienare  se  ab  aliquo.'  Hospix. ; 
De.nzl.  1677;  1716.  ,Da  sich  sein  Ehewyb  von  ihme 
geüsseret.'  LAnsechenb.     S.  flöken. 

ent-:  refl.,  sich  entfernen,  fern  halten.  ,Der  abt 
habe  sich  usser  land  entüssert.'  1529,  Absch.  ,Die 
Gasterleute  gemeindeten  zu  Schennis;  alle  (Wesen 
entäusserte  sich)  schwuren.'  JvMixl.  Schw.  Gesch. 

ÜS-:  pleonast.  =  äussern,  eine  Aussage  machen  Z. 

ver-:  hintansetzen  BSi.,  Syn.  üsseren;  z.B.  eine 
Mutter  ,verüssert'  die  Kinder,  wenn  sie  selbst  besser 
isst,  als  sie  es  ihnen  gibt. 

uss  n,  usse  in  s.  iins  Sp.  360. 

Usagien:  gewisse  Abgaben.  .Wenn  dieselben  [waadt- 
länd.  Edelleute]  Güter  bekämen,  welche  vormals  Usar/ia 
und  Bruch  gegeben,  so  will  man  solche  vorbehalten 
haben.'  1524,  Absch. 

Aus  miat.  umfjium,  frz.  usage.  Der  eine  der  o.  verbun- 
denen Ausdrücke  ist  die  wörtliche  Übersetzung   des  aiulurn. 

üse,  use,  usi   s.  us-hin. 

ussefer(t)   s.  ussen-für.  üs,    üser   s.  uns, 

unser  Sp.  346/7. 

iiss:  Lockruf  für  Schweine  ZRnil.  —  Vgl.  häs;  sugg. 

Üsel  Aa  (n.  u.  „m.");  BsLd  (in.),  Rüsel  G:  .Ab- 
fall, zunächst  vom  Getreide  beim  Rennein  (Gärben, 
Entbälgen)  und  Schwingen,  Getreidestaub  Aa;  Bs; 
auch  verallgemeinert,  Etw.  von  geringerer  Qualität  G 
(Götz.):  vgl.   Üsel-Geld. 

Nach  Form  (Geschlecht)  und  Bed.  eine  Verquickung  aus 
uilul.  die  usele,  mele.  Funkenasche,  mit  der,  das  Güxel,  Ge- 
treidestaub, s.  d. ;  viell.  auch  einfach  aus  Letzterem  ver- 
stummelt. —  In  Jlmel  ist  das  r  des  Art.  angeschweisst  wie 
II  des  accusat.   Art.  in  JS'uKfl,  Jfösel  deutscher  MAA. 


Asch  —  usch   s.   amli   die   Grii]iipe   As  —  u  s. 

Aschil  GrAv.,  Rh.,  Raschil  GfiSchiers  —  ni.  — 
PI.  ebenso:  Wagenachse.  —  Aus  churw.  mdinß  (lat.  'nxi- 
ciihm)  ni.      li-  aus  dem  Art.   augeheftet. 

Äsch  in.  B;  BoDKNSEE;  Gl;  S;  RCys..  Asche  f.  I 
Bs;  Bodensee;  S;  Z  (rti^f);  G  Hdschr.  XIV.  XV.;  Reu. 
1692;  Asche,  Alpenforelle,  salmo  thymallus.  im  aus- 
gewachsenen Zustande,  IV« — 2  Pfd  schwer.  ,Von 
seiner  güete  und  köstligkeit  wegen  ist  das  sprüehwort 
kommen:  der  äsch  ist  ein  Rheingraf.'  Fischb.  1563. 
,Eschli  werden  us  Hürlingen.'  RCvs. 


565 


Asch,  cseii,  isch,  oscti,  uscli 


566 


Mhd.  iixche  m.,  alid.  asco,  bei  uns  mit  Umlaut  durcli 
Einfluss  des  seh,  doch  Ijedient  sich  noch  Spreng  der  Form 
,Asch'.  Zuweilen  tritt  die  Schreibung  mit  t  auf:  , Frische 
Fisch  als  ein  Esch  und  Forellen,  das  Pfd  um  15  Kreuzer.' 
ca  1700  U.  ,Escheulaich.'  Z  Fischerordn.  1776.  —  Vgl. 
Kre>isUntj ;  BoUäuyli ;  Knab,  lner;  Aschlint/,  Mittler  —  Alters- 
stufen des  selben  Fisches. 

„Brand-  f.  =  Äse/»,  grösste  Art  BThun." 

Ascher  m.  ^  Asch.  ,Der  Escher.'  ECys.  ,Ein 
asch,  äscher,  iser,  thj'inallu.s,  umbra.'  Fische.  1563. 
,Die  äscher  seind  sehr  gesunde  Fische.'  JBEscher  169'2. 

Äschli"g  m.:  Äsche  im  '2.  Jahre  Bodensee. 

Äsche"  U  rfs^j  fe^-J  —  f.:  Asche,  allg.  Wenn  men 
erlig  teilt,  so  seil  me  d'  Ä.  im  Ofeloch  teile,  d.  h.  Alles, 
auch  das  Geringste.  Schild.  ,3  böse  [schlechte]  Fässli, 
in  eim  [=  einem  derselben  sc.  befindet  sich]  Esch.'  1571, 
Z  Inv.  Mit  Höh  und  A.  cha""-me"  u-äsche"  Z,  H.  u.  A. 
helfe'd  de"  ffile'  Wrischere  [Wäscherinnen]  w.  AAKais.; 
s.  u.  Ascher.  ,Zoch  mit  im  [einem  Seifensieder]  in  die 
dörfer  gan  äschen  koufen.'  ThPlatt.  Es  ist  z'  jyflause" 
(z'  achere")  wie-n-i"  der  A.  Z.  Lob  eines  leichten  Erd- 
reichs; syn.  me-H-im  Anlie.  Gebäude  sind  sprichw.  ,ein 
Viertel  Ä.',  d.h.  ihr  Wert  ist  unsicher  (wenn  sie  nicht 
gegen  Brand  versichert  sind).  ,Viel  Kirchen  und  Clöster 
legten  sie  in  die  Eschen.'  W^ürstis.  ,Dadurch  der 
erarmet  gmeine  Mann  viel  Häuser  widerumb  in  Ehr 
leget,  welche  sonst  in  der  Eschen  blieben  wären.'  ebd. 
Z'  A.  falle",  aus  einander  fallen,  zu  nichte  werden  L. 
,Hiemit  giengen  alle  anschläg  herzog  Luitfrieds  zu 
äschen.'  Gdler  1616;  auch  von  Personen:  So  hübsch 
und  früsch  ist  Eine''  [Jener]  dert  —  Der  fallt-is  no''' 
nid  z'  A.  JIneichen  1859.  , Ungebrannte  A.',  bildl.  s. 
V.  a.  Holz  zu  Knütteln,  Prügelstrafe.  Eine"  mit  iin- 
'brennter  A.  wasche,  mit  Prügeln  traktieren.  Ineichen. 
,Uli  hatte  schon  die  Geisel  [Peitsche]  am  dünnern 
Orte  gefasst,  um  zu  versuchen,  was  ungebrannte  Asche 
vermöge.'  Gotth.  ,Es  waren  büeche  [v.  Buchenholz] 
Knüttel,  die  man  auch  Brügel  heisst,  ein  ungebrannte 
Eschen,  wie  man  im  Schimpf  es  sait.'  Gr  Lied  162'2. 
,Verspielet  ihr  oder  veräusseret  dasselbige,  so  machet 
ihr  euch  der  ungebrannten  Aschen  fähig.'  Kriegsreoht 
1704.  ,Ir  keiner,  der  ihn  sähe  gern;  tatend  die  köpf 
in  d'  äschen  henken  [senken,  beugen,  verlegen  vor 
sich  hin,  zu  Boden  blicken].  Jeder  forcht,  ihm  etwas 
müossen  schenken.'  Salat.  ,Verwirft  der  Tod  mein 
hohen  Stamm,  Schreibt  in  die  Eschen  meinen  Nam.' 
EudMey.  1650.  .Der  verlobte  Jungfraustand  ist  ins- 
gemein mit  der  stinkenden  Äschen  von  Sodoma  und 
der  Weichligkeit  angesteckt.'  ClSchob.  1699.  Wer  nit 
geit  US  der  Ä.  [vom  Herde,  Hause  weg  in  die  Fremde], 
'herchunnt  NU  [bekommt  Nichts]  in  d'  Täschu  W. 
Er  het  ke"  warmi  A.  me,  von  männlicher  Impotenz, 
aber  auch  von  allgemeiner  Vermögenslosigkeit  S.  Bios 
mer  (in  d'J  Ä.  Bs;  GTa.;  Sch;  Z.  Du  chast  mer  A. 
blase  G;  Sch,  Formel  der  Abfertigung;  syn.  de  Hobel 
usbläse,  im  Füdli  blase.  Blösed-is  [uns]  d'  Litt  Ä.l 
die  Leute  mögen  sagen  was  sie  wollen!  (wir  kümmern 
uns  darum  nicht).  Stutz.  Bläs-mer  A.,  se  chann-i''' 
sichte  [die  Wäsche  laugen]!  Z.  ,Kutz  auss  der  ä.!' 
s.  liutz.  ,Wenn  sich  die  Asche  ballt  und  schwarz  wird, 
oder  wenn  es  darin  kleine  runde  Löcher  gibt,  so  stirbt 
bald  Jemand  aus  dem  Hause.'  Eotenb. 

Mhd.  nuchc,  PI.  -<n,  ahd.  asiä,  imgä,  got.  mgii  (nicht 
vwdt  mit  ask,  Esche),  ä.nhd.  auch  ,,\sche,  Esche',  wie  auch 
schon    mhd.  mche.     Der    Umlaut    (mit    welchem    das  W.    in 


unserer  ä.  Lit.  immer  auftritt)  entweder  aus  einer  ä.  Nbform 
mit  ableitendem  -i  Citffhja)  oder  nur  aus  Einfluss  des  fol- 
genden svh.  —  In  einer  Z  Grabschrift  1696  wird  auch  der 
PI.  gebraucht:  ,Anherr,  Grossvatter,  Vatter,  Sohn  Von  edler 
Luchsen-Escher-Stammen  —  Vier  Aschen  halten  hier  zusam- 
men', ein  Wortspiel  mit  dem  Geschlechtsn.  —  In  der  Ab- 
weisungsformel  mag  .i.  das  W.  Arseh  verhüllen. 

Felw-  s.  Felwesch. 

Für-,  Fir-:  Herd,  Kamin  PAger;  T. 

Syn.  Firplatte;  also  eig.  die  Stelle,  wo  die  Herdasche 
liegt,  nicht  diese  selbst.  Das  Comp,  bleibt  aber  seltsam  und 
viell.  ist  -(ische  hier  ein  anderes  W. 

Bei"-:  Asche  aus  Knochen  (von  Geflügel,  Kälbern), 
zum  Scheuern  von  Messing  verwendet  Z. 

Reckholder-:  bildl.,  Geld  Z  (Spillm.). 

Der  Eeckliolder  [Wachholder]  dient  zu  allerlei  Segen  und 
Zauber,  u.  a.  viell.  auch  zu  Eäucherungen  bei  Schatzgräberei "? 

Haupt-   Hau})-  —  in.     En  H.  ha":    nach   einem 

gewissen  Zeitraum  den  Aschermittwoch  mit  vermehr- 
tem Aufwände  begehen  ZWint. 

Verstümmelt  aus  Haupt- AiicJie"miltwui;he  m. ;  vgl.  den 
ebenf.  von  den  Wint.  verstümmelten  Gruss :  rjuete"  [sc.  Twj] ! 
S.  auch  Püache. 

Bächt-.  .Ein  grünlichtes  versteinertes  Holz  mit 
Pektiniten  [Kammstein,  versteinerte  Kammmuschel] 
vermischt,  welches  die  Bergleute  Pechtesche  nennen, 
befindet  sich  ebendaselbst  [sc.  am  Aubrig  in  ScuwW.].' 
Grüner  1760. 

Jedenf.  Umdeutschung  ans  dem  lat.  pecten,  Kannn ;  fraglich 
ist  nur,  ob.  das  (gewiss  in  ziemlich  willkürlicher  Schreibung 
überlieferte  W.  zsgesetzt  sei  mit  ,Pech',  also  zu  lesen  ,Pech- 
Täsche'  oder,  was  mehr  innere  "W.ahrscheinlichkeit  hat,  mit 
, Äsche',  da  dann  als  erster  Teil  nur  das  in  jener  Nachbar- 
schaft noch  gebräuchliche  Bucht,  Kehricht,  sich  anbietet. 

Pot-  Bod-  Z,    Bud-  GA. :    Potasche,    Laugensalz. 

Der  1.  Teil,  eig.  das  ndrd.  pot,  Topf,  mit  der  den 
Fremdww.  zu  Teil  werdenden  Erweichung  der  Conson.  und 
Verdunkelung  des  Voc. 

Reb-:  Asche  von  verbrannten  Rebschossen.  ,Räb- 
äschen,  cinis  armentitius.'  Mal. 

Tüfels-:  Wolfsrauch,  lycoperdon  bovista,  ein 
Schwamm  G  oT. 

Syn.  Til/eh  Tabuksack,  T.  Mtiauck ;  Stuhere,  welche  alle 
auf  das  in  der  reifen  Kugel  reichlich  enthaltene  Spurenpulver 
deuten.  Die  Beziehung  auf  den  Teufel  verdankt  die  Pfl.iuzc 
wohl  dem  verderblichen  Einflüsse  auf  das  Gesicht  und  auf 
den  Milchertrag  der  Ziegen ;  eigentl.  auch  der  sanitarischen 
Verwendbarkeit  bei   Rissen  in  der  Haut,  bei  Blutungen. 

Aschele  f.:  aschfarbige  Katze  Gr.    Vgl.  Äscheri. 

äschen  :  mit  Asche  bestreuen  z.  B.  eine  Wiese  ZWl. 

Ascher  I  m.:  1.  ein  grobes  Stück  Zwilch,  das 
man  über  die  in  einer  Bütte  befindliche,  zum  .Sechtcn' 
bestimmte  Wäsche  spannt  und  mit  Asche  belegt,  die 
dann  mit  aufgegossenem  heissen  Wasser  zur  Lauge 
wird  Gl;  W;  Z.  Wer  unbefugter  Weise  ins  Wasch- 
haus geht  und  den  Ä.  von  der  Sechtstande  hebt,  muss 
den  Wäscherinnen  Wein  bezahlen.  Syn.  Ascit entitech, 
-blache.  —  2.  zur  Wäsche  ausgelaugte  Asche,  Aschen- 
haufc  Aa;  Bs;  GnPr.;  L;  ScH;  Z.  Der  Ä.  abhebe",  uf  d' 
Matte  fitere".  Spren«.  Me"  muess  dr  Ä.  silde",  wenn-ttie" 
sichte"  ifill  Sch.  Dr  Ä.  i.tt  giiet  uf  d'  Wi^e.  ebd.  ,Wer 
dohein  [wer  irgend  einen]  escher  oder  lou  [Gerberlohe] 
usschüttet  in  das  wasser,  von  frue  unz  ze  nacht,  der 
git  [Busse].'  L  ä.  Ratsb.  ,Es  ensol  euch  nicman  weder 
escher,    noch    stein    [usw.]    über    die    Rüssbrugg   ab 


5G7 


Aseli,  escli.  isch,  osch,  usch 


568 


schütten.'  ebd.  —  3.  G-rube,  in  der  beim  Gerben  die 
Häute  mit  Asche  bestreut  werden  Zf.  ,Swer  [welcher 
sc.  Gerber]  dehein  hut  u.sser  dem  escher  ziet  und  si 
tages  in  dem  [öft'entlichen]  wasser  weschet,  der  git 
[Busse].'  L  ä.Eatsb.  —  4.  der  befeuchtete  und  an  eine 
Stange  gehängte  Lappen,  mit  dem  man  vor  dem 
Backen  die  Asche  aus  dem  Ofen  wischt  GSa. 

Das  "W.  in  der  ä.  Spr.  nicht,  dagegen  mhd.  einige  Zss. 
mit  asiher-  statt  aachen-.  Vgl.  ,Ascher-Mittwocli'.  Die  Bil- 
dung ist  aber  auffallend.  Sollte  das  W.  urspr.  der  PI.  eines 
Neutr.  'aach  sein,  der  dann  in  einen  Sg.  m.  umgeprägt  wurde, 
wie  Sprür,  Spreu  (ahd.  ajjrm-w-:i),  in  einen  Sg.  f.,  oder  ist 
es  verkürzt  aus  dem  syn.  Äat.heridi,  dessen  -er-  aber  die  Frage 
erneuert?  Wenn  es  direkt  mit  der  Abi.  -er  gebildet  ist. 
welche  an  Gerätnamen  vorkommt,  so  wird  die  von  nns  als  1 
angesetzte  Bed.  allerdings  die  urspr.  sein,  so  dass  man  vom 
Tuch  auf  den  Inhalt  desselben  übergieng.  Auch  die  Bed. 
3  u.  4  sprechen  eher  für  diese  Auffassung  als  für  die  um- 
gekehrte. Eine  letzte  Möglichkeit  wäre  Abi.  von  dem  Vb. 
üsfheren,  welches  mit  der  sonst  für  Yerba  frequent.  dienenden 
Silbe  -er  dir.   von  Äache  gebildet  sein  müsste.     S.  Äacherirh. 

Ascherech  Ap;  „VOrte"  ;  G,  -nch  B  (Zyro),  -[ch 
Aa;  B;  FM.;  UwE.  ;  Zo;  Z.  Äschrich  BRi.,  Äschcriij 
Aa;  Ar;  ß;  S;  Zg,  Ascheri  ApK.,  Ästrich  BSi.  — 
111.:  1.  ausgelaugte,  ausgesottene  Asche,  Bodensatz 
der  Waschlauge  beim  Waschen,  auch  beim  Sieden  des 
Garnes  Ap;  dienlich  zur  Düngung  steiniger  Wiesen 
Aa;  Ap;  B;  FM.;  G;  S;  Vw;  Z.  Syn.  Äscher  2. 
, Weilen  das  Erdreich  ganz  zart  und  wie  ein  Ascherich.' 
Carolina  1734.  —  2.  ^  Aschertuch,  Ascheri  „Ap; 
Gl;"  Zg;  Z. 

Fehlt  der  ä.  Spr.,  aber  etwa  gebildet  wie  mhd.  buien'rh, 
hüteric?!,  Schlauch,  Gefass,  im  Verhältniss  zu  botcch^  Bottich. 
Doch  erklärt  sich  diis  -er-  wie  bei  Ascher  am  Leichtesten  aus 
dem  Yb.  iUeheren  (wenn  nicht  umgek.  dieses  erst  von  Aacher 
abgeleitet  ist).  Das  -k-h  wäre  dann  das  selbe  wie  in  ,Bott-ich' 
(zu  nhd.   ,Bütte'),- , Eppich,  Fittich';  ahd.  -<ih. 

äscheren:  mit  Asche  umgehen,  resp.  Stoife  damit 
bestreuen  und  laugen.  ,Es  gebrauchen  die  Asche  die 
Hausmütter  bei  dem  Garnkoehen  und  Aschern.'  Gr 
Samml.  1780. 

ver-.  ,Swer  ze  Zürich  gorwen  wil.  sol  das  leder 
nüt  verweschen  noch  vereschern.'  Z  Richtebr. 

Ascheri  f.  —  PI.  Ascherne:  aschfarbige  Katze 
GRoHe.     Vgl.  Aschele  und  äscherig  2. 

äscherig:  1.  in  der  alten  Verbindung:  .äschrige 
Mittwuche'  =  Aschermittwoch.  ,Uft'  der  äschringen 
mitwuchen.'  Obw  1519.  ,Die  äschrigon  mitwochen.' 
15'21,  ÜPPN.  Gottlieb.  —  2.  aschfarbig,  von  Katzen 
GrAv.     Vgl.  Ascheri. 

äschig  :=  äsclierif)  1.  Eplib. 

Asche  ni  f.:  Asch,  oben  weiter,  unten  sich  ver- 
engender Napf  Bs  (Spreng)  f. 

Mhd.  lisch  m.,  tiefe  Schüssel,  urspr.  aus  dem  Holz  der 
Esche  (s.  d.).  Unser  "W.  (wenn  wir  es  so  nennen  dürfen) 
ist  aus  dem  PI.  von  ,Asch'  in  einen  weibl.  Sg.  umgeprägt, 
nur  dass  der  Voc.  (a  für  e)  spätere  Bildung  verrät.  Eine 
unumgelautete  Form  des  W.,  ,dascheu'  (1.  d'  aschen),  scheint 
bei  JFunkelin  1550,  Y.  220,  vorzuliegen;  vgl.  V.  177,  wo 
von  einem  , Geschirr'  voll  köstlichen  Trankes  die  Rede  ist, 
V.   198  allerdings  auch  von  einem  Krämerkasten. 

Wald- Ascher  ni. :  gemeiner,  weisser,  unechter 
Ahorn,  acer  pseudoplatanus.  (Dcrh.)  —  Aus  dem  Ital. 
(acero)  oder  Churw.    (aachiero)    entlehnt.    —    Syn.   Bcnjahnrn. 

(nii-)äscher  -•'-.•  ungeberdig,  z.  B.  unbescheiden 
beim  Essen  Gr1>. 


Die  syn.  unschliindicj,  viäaslcidit/^  deren  eigentliche  Bed, 
ist  ,nicht  (mehr)  essen  wollend',  legen  Zshang  unseres  YF. 
mit  , essen'  nahe;  freilich  bieten  zu  dem  Übergang  von  «  in  « 
in  solcher  Umgebung  die  Lautgesetze  der  betr.  MÄ.  keine 
Unterstützung;  vgl.  essiij,  ässig  GrD.  Eher  ist  Verderbniss 
aus  uii-äspcr  (s.  u.)  anzunehmen.  Das  Präf.  un-,  von  Bühl, 
angegeben,  von  Anderen  in  Abrede  gestellt,  lässt  sich  recht- 
fertigen wie  in  letzterem  W.  Die  Anderen  behaupten  auch, 
der  Ausdruck  sei  nur  im   Munde  geborner  Churwälschen. 

Äscher  II  m. :  Wein  von  Äsch  im  L  Hitzkilchertal, 
sprichw.  wegen  seines  Säuregehaltes.  Der  A.  hutzt 
i"  Süs  und  Brüs  Ei^'m  d'  Chriesistei'  [die  Steine  ge- 
nossener Kirschen]  zum  Güdel  [Bauch]  üs.  L  Hildebk. 

Auschlet,  Ouschlet,  Ouschlig  s.  Unschlicht 
Sp.  348. 

Esch  I  BHa.;  Gr;  aS.'Hw  (H'J:  Uw  (ebenso);  Z 
tw.  (e'i'J,  Ösch  AABb.,  Holderb.;  Bs;  B  (Si.  Ö);  W; 
Z  tw.  (oi^)  —  m.  (f.  Bs),  Esche  GREh.;  Sch,  Ösche  Aa 
It  H.  (oi^e)  u.  MüHLB.;  S  —  f.  —  PL  Esch  Uw:  Esche, 
fraxinus  excelsior.  Inip^n^  [in  einem]  Garte  under-^^ri; 
Laube  ro"  Öschletir  Aa  (Schwizerd.).  , Fraxinus,  ein 
Eschbauni.'  Fris.  ;  Mal.  , Eschbäumen  halb  zehauwen 
oder  verderben.'  L  Ansechenbuch.  Die  , Esche  in  Engel- 
berg' als  Gerichtsstätte  vielfach  in  Ofi'nungen  erwähnt: 
,Wär  dass  in  disem  hof  dehein  [irgendein]  urteil  stössig 
wurd,  die  soll  man  des  ersten  ziehn  gan  Buochholz 
unter  die  aft'oltern;  wirf  si  da  nüt  berichtet,  so  solls 
man  ziehn  gan  Engelberg  under  die  Esch.'  Offn. 
Buochs. 

Amhd.  aach  m.,  mhd.  auch  each(c)  f.  Es  lässt  sich  fragen, 
ob  die  Angaben  über  das  weibl.  Geschlecht  des  W.  bei  uns 
nicht  durch  das  Bücherdeutsch  beeinftusst  seien.  St.  setzt 
in  Dial.  ,m.'',  im  WB.*  sodann  ,f.'  Der  Flurn.  ,das  Esehi' 
z.  B.  Giswyl  1429  und  noch  mehrfach  im  Ktn  B  mag  aus 
'  Eachavh,  Eschengruppe,  entstanden  sein.  , Eschental'  ist 
wahrsch.  nur  Umdeutung  von  Oaautu  (Ursula?):  vgl.  Eschel- 
bach  =  Eschenbach. 

Vogel-:  Eberesche,  wilder  Vogelbeerbaum,  sorbus 
aucuparia  (Durh.).  —  Die  Früchte,  V<yel-,  Krvten-Beri, 
dienen  den  Yögeln  zur  Nahrung. 

Mos-:  dass.  GEh.,  We. 

Möa  =  Moor,  Sumpfland,  hier  i.  S.  v.  bloss  feuchtem, 
schattigem  Boden.  Diese  Benennung  muss  auffallen,  da  die 
gemeine  Esche  viel  mehr  nassen  Boden  liebt. 

Niel-:  dass.  ScHwGalg.  —  Aus  Wiel-E.  angelehnt  an 
Niele,  clematis  vit. 

„Büehl-Äsch  m. :  Ulme  B."    —   Büehl,  Hügel. 

Schwi"-Esch:  Eberesche  G  oT. 

Da  eine  Beziehung  der  Erzeugnisse  dieses  Baumes  zur 
Schweinezucht  nicht  besteht,  so  müssen  wir  wohl  Schwiii 
auf  den  heiligen  Eber  der  gernian.  Mythologie  beziehen;  vgl. 
Kuhn.  Herabk.   201. 

Stink-:  dass.  GWe.  —  Wegen  des  scharfen  Geruches 
der  Kinde  so  benannt. 

Wüel- GSa.;  Fürs.,  Wiel- Gl;  GSa.;  Schw;  Uw; 
U;  Zg,  Well-  Scnwib.:  dass.  .Wielesch.'  Vogelb. 
1557.  ,Ornus,  ein  wieläseh,  ein  staud,  tregt  rote  beere, 
sind  nit  ze  essen;  etlich  nennend  in  melbaum.'  Fris.; 
Mal.   —   Von  wüefen,  üppig  vegetieren. 

Wild-:  dass.  ScHwSchübelb. 

Eher  eine  Umdeutung  aus  dem  vorhergehenden,  als  mit 
Beziehung  auf  die  zahme  Eberesche  benannt. 

escliin,  -ig:  von  der  Esche  herrührend.  EsrJiis 
Laub  als  Ziegenfutter  gesucht.  ,Das  eschin  (äschin) 
gert'  wird  v.  Schw  LB.  144'2/lö44  durch  Bann  geschützt. 


5g9 


Ascli  —lisch.    Asff  -usg.    Ask — usk 


570 


Esch  II  iV  ScnSt.;  TiiHw.,  Äsch  Qr,  Osch  AABh. 
—  m.  Gr,  f.  AABb.;  Seil;  Th  —  PI.  Esch  (auch  Esche" 
für  m.  u.  f.?):  das  gemäss  der  alten  Dreifelderwh-t- 
scliaft  aus  der  Sommer-  und  Winterzeige  bestehende, 
auch  Wiesen  umschliessende,  eingezäunte,  gewöhnlich 
vom  Weidrecht  ausgeschlossene  Saatfeld  einer  Dorf- 
gemeinde, Zeige,  Flur,  meist  im  Gegs.  zu  Brach  und 
Äfierte  (s.  dd.).  ,Ager,  ein  esch  oder  bann,  die  ganz 
uniligende  [Umgegend],  felder,  matten,  wäld.  um  ein 
statt,  dorf  oder  fleck.'  Däsyp.-  1537.  ,Acker,  Feld, 
Esch  oder  Osch.'  Denzl.  1677;  1716.  Auch  einzelne 
Abteilung  der  Flur:  Häher-,  Ghorn-E.,  Ackercomplex, 
der  mit  H.,  mit  Dinkel  bepflanzt  ist  ScnSt.  Jetzt  an 
den  meisten  Orten  veraltet  oder  ausgestorben  und  nur 
noch  erhalten  als  Orts-  und  Flurn.,  auch  in  den  RAA. : 
um  d'  Esch  gö",  von  der  feierlichen  Procession.  mit 
welcher  die  katholische  Bevölkerung  alljährlich  am 
1.  Mai  auf  die  Kornzeige  hinauszieht,  um  dieselbe  vom 
Priester  -segnen  zu  lassen;  syn,  uf  d'  Chornzelg  gö" 
ThHw.  Etw.  ah  Osch  (aböi')  tuen,  beseitigen  BRi. 
TFe"»  die  Chiie  nüd  besser  ist,  loann  [als]  dass  's  iez 
d'n  Anschin  hed,  su  gän-i"''  denn  mid-ra  a.  (Vgl.  ab- 
faren).  Bis  [sei]  still,  sust  di'''  rumen-i'''  denn  a.! 
BRi.  Syn.  s.  ab  Sp.  25,  b  a.  In  6r  noch :  Wiese  (im 
Tal)  und:  Gras,  das  nach  dem  Grummet  noch  wächst. 
Der  lebendigere  und  genauere  Begrift"  des  Wortes  er- 
gibt sich  aus  zahlreichen  Stellen  der  alten  Dorfrechtc. 
,Ain  guot,  das  in  allen  eschen  hat  44  juch  akker.'  G 
Stiftsarch.  ,Hat  aber  jenian  frömdes  vich,  der  soll 
es  weiden  in  der  brach  und  nicht  in  dem  esche.' 
BiRMENSD.  1347.  ,Die  Müli  ze  Rieden  nid  dem  dorf 
in  der  ess  gelegen.'  Z  XV.  ,Wo  die  lüt  getrett  und 
traib  zesamen  haind,  da  soll  man  tryben  in  esch  rinder 
gegen  rindren,  und  an  die  brach  küe  gegen  küegen, 
und  in  die  hälm  soll  niemand  küe  tryben.'  Magdenau 
XV.  ,So  band  die  von  Honberg  rocht  gegen  den  höfen 
von  Reckenwiler,  in  der  zeig,  es  sy  in  der  brach, 
esch  und  egerten,  zuo  hüeten  und  triben  [usw.].' 
Klingenbero  1449.  ,Die  von  Burgou  band  trett  gen 
Flawyl  uff  die  zeig,  in  esch  und  in  die  brach.'  Borgaü 
1469.  ,Daz  yederniann  zun  machen  soll  zwüschent 
der  brach  und  dem  esch.'  Adorf.  ,Dz  Türli  zuo  [bei] 
der  Ess.'  Wetzikon  1475.  ,Und  mag  der  widmer  [Ver- 
walter des  Kircbengutes]  den  stier  zuo  den  meyen 
[jeden  Mai]  für  die  fallentor  [zufallende  Tore]  in  die 
esch  treiben;  doch  mag  einer  den  stier  usser  syneni 
körn  tryben.'  Mülheim  1475.  .Welicher  wisen  oder 
Waiden  in  den  eschen  hat,  der  soll  die  zünen,  und 
bricht  im  da  vich  herus  und  tuet  schaden  . . .'  Tobel 
149'2.  .Der  forster  soll  schweeren,  den  esch  zuo  ver- 
sechent.'  Güttingen.  ,Es  soll  ouch  niemandt  kain  ross 
in  die  esch  schlachen  [auf  die  Weide  treiben],  anders 
dann  die  ross,  so  ainer  desselben  tags  vor  dem  pfluog 
brucht  hat,  ungefarlich.'  Kilchberg  1515.  .Wenn  ein 
hirt  in  der  ess  bim  vich  schlaft,  und  dz  vich  schaden 
tuot.'  ZWiedikon  ca  1540.  .Damit  körn-  und  haber- 
äschen,  desgleichen  auch  die  brachwisen  zue  iren  go- 
bürlichen  zelten  in  guetem  schirm  liget.'  Tnllüttw. 
1594.  Ab str.  gewendet:  .Wenn  die  zeig  über  lewren 
[die  Anhöhe]  us  gebuwen  und  esch  [angebaut.  Gegs. 
zu  ,brach']  ist  und  man  da  schnydt,  so  mag  der  an 
der  huob  syn  hälm  usweiden  als  fer  syn  ackrou  gand 
und  nit  fürbaz.'  Obeiu'zwil  vor  1436.  ,Wenn  iro  zeig 
in  esch  litt.'  Oiierbüren  1481.  ,Die  wisen  im  hof  zu 
Tätuo'w  sond  [sollen]  ze  niittem  merzen  ingeschlagen 


[eingezäunt]  werden  und  also,  bis  das  embd  darus 
kompt,  in  ess  [Bann]  ligen.'  Töss  1536.  ,0b  man  aber 
die  embdwisen  gemeinlich  vor  disem  tag  uf  täte,  als- 
dann sond  die  ruchen  [sc.  wisen]  och  ufgetan,  nüt 
lenger  in  ess  ligen,'  ebd. 

Mhd.  ezzinch,  ezesch,  ahd.  czz'tsc,  got.  atisk  m.  oder  n., 
Saatfeld,  Flur.  Esvh  also  zsgezogen  aus  ez(e)»ch.  Der  Voc. 
ist  danach  cig.  das  aus  «  umgelautete  e  (d.  li.  c'),  welches 
aber  oft  mit  dem  urspr.  e  (e-,  ä)  sich  vermischt  hat.  Beide  c 
gehen  bes.  vor  Zischlauten  leicht  iu  ü  über,  vgl.  Match, 
Messing;  traschen,  dreschen;  nhd.  .löschen'  aus  li/schen.  Be- 
achtenswert ist,  dass  z.  B.  in  AaBb.  neben  Ösch  f.  für  das 
Appellativ,  (älteres)  Äsch  n.  als  Ortsn.  besteht.  Auch  in 
deu  Ortsn.  kommen  c,  n  und  ü  vor,  die  beiden  erstem  kurz, 
a  iu  der  einsilbigen  Form  auch  lang.  Für  die  Feststellung 
des  urspr.  Begriffs  ist  es  nicht  ganz  gleichgültig,  ob  man 
das  W.  von  , essen'  oder  , ätzen'  ableite,  denn  im  letzteren 
F.all  könnte  es  urspr.  wohl  nur  .Wiese'  (für  Viehfutter) 
bezeichnet  haben,  während  es  im  erstem  Fall  eher  auf 
menschliche  Nahrung  (Getreide)  zu  beziehen  wäre.  Jeden- 
falls ist  auch  später,  wie  bes.  die  Angaben  aus  Gr  zeigen, 
die  Beziehung  auf  Graswuchs  nicht  ausgeschlossen  (resp.  aus- 
gestorben), und  gemäss  dem  allg.  Gang  der  Cultur  von  Vieh- 
zucht zu  Ackerbau  ist  es  sogar  wahrscheinlich,  dass  jene  Bed. 
die  älteste  war.  Im  Rätorom.  steht  asc  e  pasc,  angebautes 
(doch  z.  T.  oder  zu  Zeiten  auch  zur  Viehnahrung  dienendes) 
Feld,  dem  ausschliesslichen  gemeinen  Weideland  (Äijeric, 
.Vhneind)  gegenüber.  —  Als  Ortsu.  resp.  Flurn.  erscheint: 
,Esch'  ZFi.,  (,Im  Esch',  Geschlechtsn.  W),  ,Äsch'  AaBb,; 
BsLd;  L;  G;  U;  Z,  ,Äschi'  BO.;  Th  (ä-) ;  Uw,  .Öschinen'  BO. 
(Dat.  PI.  auf  den  Wiesen':').  Dazu  die  Ableitungen  ,Ö3chingen' 
(KIcttgau,  vgl.  ,Donau-eschingen'),  .Öschgen'  (Eschikon.  d.  h. 
Eschinghofen)  Aa  und  die  Zss.  Üschticher  BsLd,  Chäteau  d'Oex 
(Osch)  Kt. .Waadt.  Der  Z  Geschlechtsn.  Bseher  wird  eher 
hieher  als  zu  Äsche  oder  Ascher  gehören.  Übrigens  ist  in 
den  Ortsn.  Vermischung  mit  oder  geradezu  Herkunft  von 
Esch  I  möglich.    —    S.  noch   Esch-Bann ;  Esch-Tur. 

Eschel,    eschjon    s.  Esel,   eslen.  Es  eh  er 

s.  Esch- Tor. 

esclileil  aes'le:  die  Zischlaute  nicht  rein,  sondern 
mit  Beimischung  eines  /  sprechen  Z.  --  Vgl.  oc««  Name 
des  Buchstabens  ». 

eschplizieren  s.  e.cpliciereit. 

Eusch  s.  Allst.  bi-oschen  s.  hi-. 

Ösch(i)  a.  Esch  I.  Höscit.  oschig  s.  l.  eschin. 
Ji.  viöschig,  mäusch.  Ousch-,  Usch-lech,  -lig, 
-lat   s.   Unschlicht  Sp.  348. 

iis('lie(li)  (h)in-c(li)  Bätz  Balz  Blitz:  Ruf  der  Ver- 
mummten in  der  Fasnacht,  welche  um  eine  Gabe  bitten 
Z.     S.  u.  Bütz. 

Uscheul  (""")  ni.:  niän;il.  Taufn.,  Eugenius  W. 

Uschi:  w.  Taufn.  1.  =  Ursele  Sp.  468.  —  '2.  Eugenic 

BsStdt. 

üsclielen    s.  nnschlichtclcii  Sp.  348. 

Uschi  111.:  in    Taufn..   Eugen  üsStdt. 


äsgen  s.  ansgen  Sp.  348. 

Osgi  111..  dim.  Ösgerli:  in.  Taufn..  Oskar  .\a. 


asketisch.  .Asketische  Gesellschaft':  Titel  oiiios 
i.  .1.  ITiiS  anfänglich  unter  dem  Namen  .Theologisch- 
kasuistisches  Kollegium'  gegründeten  Vereines  von 
Z  Gcistlidien.    —    Kig.    .Übungsgesellschaft'. 


r,7l 


Asp,  esj).  isp,  osp,  usp.  —  Ast,  est,  ist,  ost,  ust 


572 


Asp(e)  -«-  allg.,  Espe  ÄASins;  G  (Sa.  <#-);  Uw  (e'-) 

—  f.  (auch  m.  TJw,  Matthts)  —  Diiu.  Aspli:  1.  Espe, 
Zitterpajjpel,  populus  tremula.  allg.  Im  Kinderrätsel 
werden  die  Schenkel  des  Menschen  bezeichnet  als  zwo 
Aspe,  .sind  bed  (/lieh  (/'wachse".  Das  beständige  Zit- 
tern der  Blätter  wird  zurückgeführt  auf  den  Fluch, 
welcher  den  Baum  getroffen  habe,  weil  in  der  ganzen 
Natur  er  allein  beim  Sterben  Christi  unempfindlich 
geblieben  sei.  In  W  verquickt  sich  damit  der  Glaube, 
dass  das  Kreuz  des  Heilands  aus  diesem  Holz  ge- 
zimmert gewesen  sei.  Aspa,  du  Galguhuls!  habe  der 
Sterbende  gerufen,  so  lang  a  Baum  van  dim  G'schlicht 
stä"  ward,  soll  il'is  Laüh  zittrii"  wie  nn"  Lib  in-''er 
drlittinnigu"  Todsangst  und  immer  rüschv"  und  mis 
Sifzgii"  rerchintu  [verkünden].  Holz  von  der  Espe 
gehört  zu  einem  Zaubertranke  gegen  Rippsucht  und 
Rhaehitis  oder  unterwachsenen  Leib.  —  2.  Schwarz- 
pappel,   populus  nigra  ThHw.     , Aspenbaum.'  Dplnzl. 

1677;    1716.    —    Amlld.    najm,    nape. 

As]]  m.,  Aspii,  Aspi.  Kspi  n.:  häufiger  ürts- 
und  Flurn.,  eig.  Gruppe  oder  Gehölz  von  Espen.  Die 
appell.  Bed.  noch  erhalten  in  der  RA.:  ein  Gesumme. 
Wirrwarr,  eine  Unruhe  wie  im-me  Espi  TnSteckb. 

ÄK/ii,  das  jetzt  die  Form  einer  I'imiu, -Bildung  trügt, 
wird  wolil  aus  dem  Collelttiv   ' AejMch  gekürzt  sein. 

Aspele  U,  Asple  AäF.;  \jR\gi  ^  Aspe  1. 

Asper  e  f.:  Espenpflanzung,  Stelle  wo  Espen 
stehen;  nur  als  Flurn.  belegt. 

aspig,  aspi",  allg.,  äspig  S:  von  der  Espe  her- 
rührend, zur  E.  gehörend.  Zittere"  vie-n-en  as/ns  Laub. 

Aspan,  Espan  s.  Eseh-Baiin. 

un-asper  (iit,  -äijier  GnPr.,  -geasper  ü^kaiprr 
GnPr.:  1.  roh,  barsch  im  Benehmen,  von  Erwach- 
senen; wild,  ungeberdig,  von  Kindern;  böse,  ungestüm, 
von  Tieren;  Syn.  rüch,  rüchhärig,  iinwürscli,  untiien- 
lich,  iingewerlich.  unwallig,  nnäscher;    Gegs.  liebärtijj. 

—  2.  unansehnlich,  unerheblich  GRChur.  ,Es  syge 
numedi  [nur]  ei  unaspers,  magers  Mändli  [Männchen] 
g'sy°.'  GöLDi  1712. 

Bed.  1  viell.  aus  dem  riitorom.  asjwr  (it.  asjiro,  lat.  affjjrr). 
rauli,  lierzuleiten.  wobei  un-  steigernde  Bed.  liaben  miisste, 
s.  Uli-  4  (Sp.  294);  übrigens  besitzt  das  angrenzende  Mon- 
tafun  das  einfache  W.  (äsper)  mit  der  Bed.  ,muater'.  Das  ii 
liann  nicht  Umlaut  sein,  sondern  nur  die  vor  Zischlauten 
häufige  Trübung  wie  in  JUche  u.  a.  S.  auch  das  syn.  un- 
iuclier.  In  Bed.  2  scheint  eine  Yerniischung  mit  un-ailillmr 
(s.  d.)  Statt  gefunden  zu  haben,  welches  die  selben  zwei 
Bedd.  zeigt,  aber  erklärbar  aus  dem  verbalen   Grundbegriff. 

E speie,  Esple  f.  s.  Mesple. 

Esper  m. :  eine  Münze.  .Also  dass  ich  zu  der  zeit 
•")0  [Pomeranzen]  umb  ein  Esper  oder  Kreuzer  gekauft 
hab.'  Amm.  1630. 

Verderbt  (wahrsch.  in  Folge  unrichtigen  Hörens)  aus 
* Etscher  d.   i.   Etsclihrüzir,   s.   d. 

Esparsette  «/j£r«f((c  f.  B;  Bs;  L;  Sohw,  Sparsette 
(DuRH.),  Esper  lU  eiper  m.  Aa;  Bs  (c^-);  L;  G;  Sch; 
Th;  Z  (rf-),  Ösper  LE.:  1.  Esparsette,  Schweizer- 
klee, onobrychis  vulg.  (sat.).  allg.  Wie  schmöckt 
[duftet]  de''  E.  und  de"-  Chle  —  Es  Zucl-erbrütU  für 
mis  Veh!  KdMey.  1841.  De  E.  hcnH  sls  Chüpfli  dei. 
ebd.  ,Der  Esper.'  Z  Naturf.  1761.  Gr  Samml.  1780. 
Syn.  EspjerkU.  —  2.  falschl  Sparsette,  Espersette: 
Vogelwicke,    bunte  Peitsche,    coronilla  varia,    eine 


Giftpflanze  (Ddrh.).  —  S.  jcilde''  Esper  a)  gemeiner 
Wundkle,e,  Wollblume,  anthyllis  vulneraria  AARain. 
—  b)  Mengelkraut,  gemeine  Becherblume,  poterium 
sanguisorba  ÄARemig. 

Aus  frz.  cn/xirccttc,  dies  aus  lat.  aparganium,  Igelsko-lbe, 
mit  welcher  Pflanze  die  E.  der  stachlichten  Frucht«  wegen 
verglichen  wurde,  wie  hinwieder  die  unter  2  u.  3  genannten 
Pflanzen  mit  der  E.  wegen  der  Ähnlichkeit  der  Blüten, 
Blätter  oder  des  ganzen  Habitus. 

e  s  p  e  r  e  " :  den  Samen  obiger  Pflanze  einsammeln  ZB. 

Espessc  esspe^ssi;:  Art;  auch  adv.  =  auf  eine  Art, 
gewissermassen  B.  —  Eines  der  zahlreichen  frz.  Lehnww. 
(cspire)   der  Bstädtischen  MA. 

Espi   s.  Esch-Bann.  espliziere";   espress 

s.  expliziere";  express.  Ispe   s.  Ibi'ieh  Sp.  48. 


Ast  allg.,  daneben  Na  st  Aa;  Ap;  Bs  (auch  bei 
Hebel  u.  Spreng);  GTa.,  T.;  S;  Sch;  Schw;  Tu;  ZNA.. 
Dnast  ZRafz  —  PI.  (Nje'st  allg..  Äst  GrD.,  Klost. 
—  m. :  wie  nhd.  1.  Kei  Vögeli  sitzet  uf-''em  Na.'st. 
MiNNicB.  Er  nimmt  es  Nestli  uf  d'  Chappc.  KdMev. 
1844.  D'  Vögeli  luege  rerstünt  [erstaunt]  i^o"  de  hocke 
Näste  (hirahe  Bs.  ,Du  bist  ein  rechter  Tannenbaum 
Auf  deinem  Nästlein  ruht  Die  weiss  und  rote  Ritter- 
schaft.' ToBL.  VL.  De  Baum  llt  no'''  in'n  Este,  ist 
no'''  riüd  us  den  Este  =  no'''  nüd  usg'astet,  von  einem 
gefällten  Baumstamm  Z.  De  Baum  ist  i"  d'  Est 
(j'wachse,  's  ist  Alles  [an  diesem  Baume]  a'n  Este,  auf 
Kosten  seiner  Fruchtbarkeit  Z.  Er  schlot  uf  d'  Stüdcn, 
''ass  d'  Nest  zittere",  er  bringt  sein  Begehren  ohne  Um- 
schweife vor.  Schild.  Gang  doch  a"  e"  Ast  [geh  dich 
hängen]!  i"''  mag-di'''  nimme  [nicht  mehr]  a"  de"  Auge" 
lia"!  U.  Ast  als  Symbol:  Stechpalmen  mit  Beeren, 
auch  Tannäste  aufgesteckt  vor  Wirtshäusern,  wenn 
sonst  kein  Aushängschild  angebracht  ist.  Er  hat  en 
Ast  dusse,  er  schenkt  Wein  Z.  Syn.  Tannhüschli. 
Das  Zeichen  verliert  seine  Bedeutung  nicht,  auch 
wenn  es  im  Laufe  der  Zeit  verdorrt;  vgl.  Dürrenast. 
.Mein  Vater  hatt  ein  spil  componiert,  darin  solt  ich 
wirf  g'.s3-n  sein,  genannt:  der  wirt  zum  tieren  ast.' 
FPlatt.  1612.  Doch  lag,  nachdem  einmal  Schilder 
eingeführt  worden,  die  Vorstellung  der  Ärmlichkeit 
nahe  und  der  Volkswitz  wendet  den  Ausdruck  ethisch: 
Da  heisst 's  ,zum  dürren  Ast."  heiß  Gott  dem  Gast! 
in  diesem  Hause  herrscht  Kargheit.  Hartherzigkeit. 
SüLGER.  Der  Wirt  zum  dürren  Ast  bettlet  's  Brod 
und  git  's  dem  Gast.  Sutermstr.  Sprichw.:  1)  Uf 
en  zähen  Ast  g'liört  e  herti  Bisse.  Sülger;  vgl.  ,auf 
einen  groben  Klotz  gehört  ein  grober  Keil'.  Der  Ast 
ist  hart  z'  spalte,  diese  Arbeit  ist  mühsam.  Sulger. 
's  ist  Icein  Bom  [Baum]  so  glatt,  er  hat  Äst,  unter 
gefälligem  Aussehen  verbergen  sich  widrige  Eigen- 
schaften, ebd.  2)  Wer  si'''  z'  stark  uf  d'  Äst  use 
löt  [läs.st],  muess  gumpe  [springen],  wenn  man 's  auf 's 
Ausserste  kommen  lässt,  muss  man  sich  durch  ver- 
zweifelte Mittel  retten.  Ineichen.  Bildliche  RAA.: 
1)  Von  eim  Ast  uf  en  andere"  springe",  zusammen- 
hanglos sprechen  B;  auch:  von  eim  Ast  uf  dr  ander 
cho",  von  Allerlei  reden;  Syn.  tif  den  Ästen  umefare", 
ohne  Grundsätze  reden  und  handeln  (Ineichen);  un- 
beständig (Sulger),  unzuverlässig  sein  S.  2)  Si"''  uf 
d'  Äst  use  lä",   sich  in  Gefahr  begeben.     Er   löt-si''' 


573 


Ast,  est,  ist,  Ost,  ust 


574 


iii'ul  ^'  JcU  iif  d'  Eat  Kxe,  er  lässt  sich  nicht  in  zweifel- 
hafte Unternehmungen  ein  Gl;  Z;  auch  sclion  in  einem 
Lied  V.  1712.  Si'''  z'  osserst  of  de  Natit  xse  lö",  das 
Ausserste  versuchen,  wagen  Ap.  ,Er  lasst  sicli  zu 
weit  auf  den  a.  hinaus.'  Hosp.  Wäid-is  [wir  wollen 
uns]  frisch  uf  d'  NestH  la".  Lied  v.  1798.  Auch:  sich 
in  Specialitäten  einlassen,  hinauswagen,  in  einem  Exa- 
men B;  si  uf  en  Ast  use  lä,  in  specialia  descendere. 
Id.  B;  vgl.  übrigens  auch:  d'  Sach  uf  es  Ästli  use 
trlbe",  aufs  Ausserste.  Id.  B,  Zyro  ;  Ein'n  uf  d'  Est 
u.  tr.,  in  Verlegenheit  setzen  Gl,  u.  u.  3.  fZ'  usserstj 
uf  den  Äste  (ussej,  uf  den  üssersten  Ä.  si",  ökonomisch 
bedrängt,  ganz  nahe  dem  Bankrott;  nahe  dem  Verlust 
eines  Amtes  Aa;  B;  L;  üw.  ,Auf  dem  Ast  sein',  auf 
dem  Aussersten.  Sch  Pilg.  Kai.  ,So  für  Nichts  und 
wieder  Nichts  gebe  er  seine  Meitscheni  nit  weg;  so 
zu  äusserst  an  den  Ästen  als  D'r-Gottswille-Sühnis- 
wyber  [aus  Mitleid  angenommene  Schwiegertöchter] 
wolle  er  sie  nicht  hangen  sehen.'  Gotth.  Si'''  a-ine 
Estli  hebe,  an  einem  Strohhalm  halten  Ap.  3)  Um. 
d'  Est  ume  (uf  d'  Est  Aa)  schlü",  Gedanken,  Wünsche, 
Absichten  in  Worten  andeuten,  aber  nicht  offen  aus- 
sprechen Aa;  B;  .syn.  uf  d'  Stade;  nhd.  ,auf  den  Busch 
klopfen',  Bild  vom  Jäger,  der  in  einem  Gebüsch  nach 
einem  Wilde  spürt.  4)  „Jmdn  unter  die  Ä.  nehmen: 
scharf  ausforschen,  examinieren  BO.;"  auch:  einen 
Verweis  geben,  streng  anbefehlen.  5)  ,Das  [was  zur 
Kriegführung  dient]  ist  alles  da  zum  allerbesten.  Nun 
wend  wir  dran  von  fryen  esten.'  NMan.  =  frisch  dran; 
vgl.  0.  das  Lied  v.  1798?  .ausfliegen  frei  wie  der  Vogel 
von  einem  Bauni'?  —  2.  die  harte  Spur  eines  Astes 
in  dem  zu  verarbeitenden  Holze,  allg.  .Welcher  schütz 
[Schuss]  gölt  oder  brölt  [bloss  spielt  oder  abprallt] 
und  nit  fry  durchgät,  in  irre  dann  spän,  nagel  oder 
Ost,  der  gilt  nit.'  G  Gesellenschiess.  1485;  vgL  auch 
irren  2  (Sp.  409).  Bildliche  BAA.:  In-en  (i  den, 
in'n,  i  Aa;  Ap;  L)  Ast  [i  d' Est  Uw)  (i"-)  sage  [sägen]: 
1)  auf  Hindernisse  stossen.  allg.  Es  tuet  i  d'  Ä.  s., 
geht  schwer  vorwärts  Gr;  es  (jät  in  d'  Est,  man  stösst 
auf  Hindernisse  GuNuf.  2)  etwas  Gefährliches  unter- 
nehmen. Id.  B.  3)  Anstoss  erregen,  verletzen;  durch 
unkluge  Handlungsweise  sich  Schaden  zuziehen;  Etw. 
reden  oder  tun,  das  übel  angeht,  aufgenommen  wird ; 
durch  Reden  verletzen;  sich  verschwatzen;  etwas  Ge- 
wagtes sagen,  das  zu  Widerspruch  reizt,  allg.  I  de 
Nast  s.,  vor  den  Kopf  stossen  Ap;  ebenso:  in  en  Ast 
haue"  ScHwMa.;  vgl.  ,in  ein  Wespennest  stechen'.  Er 
het  wüest  i"  A.  -u/sagt,  arg  beleidigt  L.  ,Sie  sah,  dass 
sie  in  einen  doppelten  Ast  gesägt  [in  zweifacher  Be- 
ziehung Ärgerniss  gegeben  hatte].'  Gotth.  ,.\ber  da 
scheinet  es,  fange  man  an  in  einen  Ast  zu  sogen.'  L 
Predigt  1695.  Est  ha'",  von  Sachen  und  Menschen: 
schwer  zu  behandeln  sein,  Schwierigkeiten  haben  Gr; 
SchSI  Da"  Bing  hat  Est.  Sulger;  Syn.  Clmöpf;  e 
Meinig,  e  Gsicht,  e  Nase.  Do  het  's  en  Ast  —  hock 
dei,  seit  de  Buechstabicri  [A-B-C-Schütze].  Sutermstr. 
,Die  übrigen  Orte,  die  in  der  Sache  .,an  einem  A.st" 
[angekommen  sind],  darin  nicht  weiter  kommen.'  153(1, 
Absch.  ,Diss  ist  ein  harter  ast  [Widerstand],  dadurch 
man  die  hoche  notwendigkeit  der  Keformation  under- 
stehet  zweifelhaftig  zu  machen.'  ,Wann  die  saclieu 
[der  Bau  einer  Kirclie]  nicht  wiederum  neue  Äste 
[Anstösse,  Hemmnisse]  gewinnen.'  Sereuhard  1749.  — 
B.  (übertr.)  Abzweigung.  Uf  all  Ä.  use  gii",  einen 
Unterrichtsgegenstand    nach  allen  Seiten  und  bis  aut 


Einzelheiten  verfolgen  B.  Vgl.  auch  RAA.  2,  2.  Au.s- 
läufer  eines  Gebirgsstockes:  ,kns  dem  Grimsel,  wo 
ein  Ast  der  Furka  ist.'  Sererh.  1749. 

Die  "Versetzung  eines  aus  dem  Auslaut  des  vorborgehondcu 
,cia'  herübergezogenen  n  ist  bei  diesem  W.  bes.  stark  be- 
zeugt; auch  schon  bei  Euef  1.550,  S.  57  neben  ,ast'.  Bei 
der  .\usspr.  t-  oder  cc  (im  PI.)  lautet  das  W.  dann  =  .Nest', 
uidus,  und  kann  mit  diesem  verwechselt  werden;  aber  in 
der  Formel  .Hurst  und  Nest',  Alles  zusammen,  ist  offenbar 
eig.  .nidus'  gemeint:  das  Gebüsch  und  das  darin  steciende 
Vogelnest,  und  es  ist  Hebels  eigene  Kombination,  wenn  er 
diese  RA.  umgestaltet:  eingt  's  Tierli  nit  in  U.  und  Xattf 
—  Der  Zweig  einer  immergrünen  Ptl.anze  wie  das  ebenfalls 
zur  Bezeichnung  der  Schenke  dienende  Rad  in  älterer,  der 
Reif  in  jetziger  Zeit  deuten  auf  germanische  Verehrung  der 
Sonne,  die  auch  Trank  und  Speise  reift;  der  blosse  Zweig 
ist  viell.  ein  Überrest  des  ganzen  Tannenbaumes,  welcher 
neben  das  Wirtsh.aus  z.  T.  noch  heutiges  Tages  gepflanzt  wird. 
Die  unter  1,  4  zsgeüissten  Bedd.  haben  den  gemeinsamen 
Begriff:  scharf  hernehmen,  und  können  etwa  aus  der  An- 
schauung von  Ästen  abgeleitet  werden,  die  durch  Zerhacken 
zu   Brennstoff  hergerichtet  werden. 

Ab-,  nur  PI.  Abäst:  Abfall  von  Ästen;  Syn.  Ab- 
hoh  Aa.     S.  ab-asten.     Vgl.  Abkabis. 

Fleug-:  Zweig  mit  Laub,  der  dazu  dient,  von 
einem  eingespannten  Zugtiere  das  Ungeziefer  wegzu- 
scheuchen  B.  —  fleugasten:  (im  weit.  S.)  „Jradn 
schlagen,  prügeln  B;"  herumtreiben  UwE. 

Gold-:  Goldader  in  einem  Fluss.  ,[Bei  Rinken- 
berg]  ist  auch  ein  kleiner  Fluss,  welcher  Goldästlin 
führt,  und  sind  zum  öftern  allda  kleine  goldkügelein 
gefunden  worden.'  FSprecu.  1772.  Auch  Geschlechtsn., 
u.  A.  des  bedeutenden  Gelehrten  von  G  XVI. 

Hexen-:  Verknotung  eines  Astes  mit  .Auswüchsen 
Aa,  z.  B.  verkümmernder  Nebenast  eines  Kirschbaumes 
Z.  , Erblickte  bei  einem  Schober  Tannästen  einen  sog. 
H.,  ganz  und  gar  zur  Keule  geformt.'  Stutz. 

Wahrsch.  von  dem  Glauben,  dass  Hexen  durch  ihren 
Zauber  Bäume  so  verderben,  oder  dass  sie  beim  Blicken 
durch  Löcher  eines  solchen  Astes  erkannt  werden  können. 
S.    auch    Nni-ren-Äat;   Hexeiihesen. 

Kliäb-:  1.  Tannenast,  der  nicht  tief  im  Stamme, 
sondern  nur  an  der  Oberfläche  sitzt  (gleichsam  bloss 
.klebt')  und  darum  tief  herunterhängt  Sciiw;  Zg.  — 
2.  Ast  einer  gestutzten  Tanne,  der  1 — 2'  weit  vom 
Staiume  abgeschnitten  ist  und  daher  im  Sommer  Harz 
ausschwitzt  (also  , klebrig'  ist)  Zg.  —  3.  Ast,  der 
mehr  od.  weniger  parallel  mit  dem  Stamme  empor- 
steigt ZDüb.  —  Weisstannen  mit  Klebästeu  und  eingeris- 
senen Kreuzen  werden  in  einem  Landnmrchbr.  zwischen  Schw 
iiu'l   Zg  von   1545/60  erwähnt. 

Kris-,  Kres-,  Gris-:  Ast  eines  Nailelh"lzl]:iniiies, 
bes.  wenn  die  grünen  Nadeln  (das  Chris)  noch  daran 
sind,  Ast  mit  Reisern,  Tannreisig,  allg.  /  ha>i  en 
Hals,  ivie  wenn  i'''  Chrünest  drin  hett  [so  rauh]. 

Narren-:  unfruchtbarer,  weder  Blüten  noch  Fnrcht 
tragender  Ast  eines  Baumes  oder  Strauches.  1.  wildes 
Schoss;  Syn.  Wasscrscho.is..  -  2.  Ast.  bes.  am  Kirsch- 
baum, von  abnormer  Gestalt,  in  ein  krankhaftes, 
krojifartiges  (jlestrüppe  endigend  wie  ein  Besen  GG.; 
Syn.  Heren-.  Am  Vorabend  des  Mai  pflegten  die 
jungen  Bursche  in  GO.  spröden  oder  sonst  missfälligcn 
.Mädchen  einen  N.,  das  Symbol  der  Unfruchtbarkeit, 
hier  des  angewünscliten  Cölibats,  vor  das  Fenster  der 
Schlafkannner  zu  hängen.  —  A'hit  wird  ilbh.  von  üppigen, 
leeren,  trUgcrischen   l'llauzentrieboa  gebrauelit. 


575 


Ast,  est,  ist,  ost,  ust 


576 


Bi-Ast   SineslM:    kleiner  Nebenast   AABrugg;  Z. 

Palm-:  am  Palmsonntag  in  der  Kirche  geweihter 
Zweig  oder  Ast  von  Stechpalmen,  Sahlweiden  udgl. 
Einmal  humoristisch  auf  Knüttel  gewendet,  welche 
am  Palmsonntag  gebraucht  wurden:  .Da  habend  die 
Prettigäwer  sich  entschlossen,  den  12.  April  1622  (war 
Freitag  vor  dem  Palmtag)  sich  zu  widersetzen;  und 
weilen  sie  disarmirt  gwesen,  haben  sie  zu  grünen 
Brüglen  gegriffen  .  .  .  Am  Palmsonntag  liaben  sie  den 
Feinden  die  siegreichen  Palmäst  um  die  Ohren  ge- 
geben also,  dass  in  die  195  todt  geblieben.'  Gr  Handl. 
1622.  —  In  ürl).,  Pr.  wiril  dif  Salihvfide  zu  .Palnicu'  vlt- 
wendet. 

Baum-:  Ast  von  einem  Obstbaum  im  Gegs.  zum 
Kris-  Z. 

Ber-  (Z  .«"  u.  e-).  meist  dim.:  Blüte  und  Frucht 
tragender  Ast,  Fruchtzweig  GT.;  Th;  Z;  bes.  von 
Kirschbäumen.  Vgl.  Trith-.  Solche  Zweige  abzubre- 
chen gilt  für  eine  .Sünde  am  Baum'  Z. 

Mild,  heni  (nhd.  .ge-bären'),  tragen,  inslies.  von  Frücliten 
der  Erde  und  dur  Bänmu. 

Brand-:  Verzweigung  der  vena  iliaca.  .Die  Nabel- 
pulsadern kommen  an  Seiten  der  Blase  von  beiden 
Brandästen  des  Kindes.-  .TMfralt  1697,  S.  68. 

Rag-:  ein  stark  und  weit  vom  Stanmi  lieraus- 
tretender,  etwas  isolierter  Ast;  nicht  gerne  gesehen 
und  möglichst  beseitigt  ZZoll.     Gegs.  Kleb-. 

,  Runn-:  grosser  Tannast,  welcher  als  Unterlage 
dient,  um  eine  Bmine,  eine  Last  Reisig,  aus  dem 
Walde  nach  Hause  zu  schleifen  GrL. 

Tann-.  Ein  Tannenast  war  im  Beformationskrieg 
Symbol  der  kathol.  Partei;  vgl.  Salats  Spruch  .der 
Tanngrotz  [-wiiifel]'.  woraus  der  Neckruf:  ,Hie  Tann- 
ast! die  Zürcher  fliehen  fast!'  welcher  während  der 
Reformationsstreitigkeiten  viel  gebraucht  wurde.  ,Ha- 
bend  sy  ein  nüwe  rott  ufgericht,  die  tragend  zuo  eim 
zeichen  einen  dannast  im  huot;  da  hat  ein  redlicher 
gsell  uss  unserem  fryen  Ampt,  unwissend  dass  sy  ein 
sölhe  eonspiration  und  rotturig  habend,  ein  Stechpalmen 
estlin  ongefärd  im  huot  gen  Zug  ze  merkt  tragen;  also 
sind  über  in  gefallen  die  mit  den  tannesten  und  in 
jämmerlich  übel  geschlagen,  und  alle,  die  von  der 
rott  nit  gefridet.'  Aesch.  1529.  Wären  auch  sie  zu 
schwach,  so  soll  in  Lucern  die  grosse  Glocke  gezogen 
und  überall  Sturm  geläutet  werden,  wobei  jeder  Aus- 
ziiger  eine  Feder  mit  einem  Tannästchen  aufstecken 
soll,  ebd.  .Als  dann  etlich  diss  zyt  dahar  dannäst 
getragen,  daruss  dann  lychtlich  zweitracht  und  unruew 
in  ir  statt  mochte  gefolgen,  das  liinfür  niemand,  es 
.syen  heiniseh  oder  frönibd,  kein  dannästen  uf  iren 
baretten  oder  in  ander  weg  solle  tragen;  dessgelychen 
sol  keiner  dem  andern  cinich  dannast  gewaltiger  wyse 
abzüchen.'  S  Ratsv.  1582.  Daher  wohl  noch  die  Be- 
teurung:  him  Taiiiiast!  AAStauf.  und:  Nem-nii  der  T., 
liol  mich  der  Teufel!  Sutkrm.  In  W  auch  Familienn.; 
vgl.  , Goldast,  Kienast'. 

Dürren-:  althergebrachter  Name  gewisser  Wein- 
schenken bzw.  Weiler  B;  S.  —  S.  o.  Ast  j  als  Symbol. 

Trub-Estli:  Zweig  eines  Kirschbaumes  mit  reifen 
Früchten  Aa. 

Triib  gehört,  weil  «  als  kurz  angegeben  wild,  ziiuäelist 
zu  Triipjxii,  Häufchen,  aber  doch  auch  zu  Trühr,  Traube, 
zumal  da  'trühlet  voll  gerade  auch  von  Kirschbäumen  gesagt 
wird. 


Trauf-:  Ast,  der  von  andern  überdacht  ist  und 
deren  Traufe  empfängt.  .Die  unfruchtbaren  Traufäst, 
das  sind  die,  so  unden  an  den  fürnehmen  Asten  standen 
und  undersich  hangen.'  Rhag,  1639, 

Geäst,  Genäst  n,:  Astwerk  AABb.;  L. 

astachtig:  voll  Aste,  Verzweigungen,  Knorren. 
.Estachtige  .stock  [Wurzelstöeke,  Strünke],  die  von 
krümbe  und  grobe  wegen  nit  mehr  könnend  gebrucht 
und  zerspalten  werden.'  Z  Stifts-Prot.  1619. 

asten,  auch  nunte  Af;  SnJ.:  1.  trans.  a)  einen 
stehenden  oder  gefällten  Baum  seiner  Aste  bzw.  eines 
Teiles  derselben  berauben,  ihn  behauen  Ap;  B;  Gr; 
LE.;  Schw;  S;  Th;U;ZO.  —  b)  prügeln  BO. ;  ,7"  ; 
im  Krieg  schlagen  (besiegen);  hart  mitnehmen,  züch- 
tigen. D'  Luzerner  lii  [haben]  d'  Freischäre  g'astet 
BSigr.  —  2.  intr.  a)  Aste  treiben.  ,Der  Baum 
astet  stark',  wächst  mehr  in  die  Breite  als  in  die 
Höhe  B.  —  b)  die  Aste  von  einem  Baume  abhauen, 
Aste  (zu  Ziegenfutter,  zum  Brennen)  sammeln  B;  Gr; 
S;  U.  —  c)  streben,  trachten  nach  einem  Ort  oder 
Ziel.  ICt'irahin  a.,  irgend  wohin  zu  gehen  im  Begriff 
sein.  Wä  axtist  hin'!'  Ich  aste  obschich  [aufwärts]. 
A.  z'  h'üräten.  Auch  ■  von  Tieren  Gr.  ,Das  volk  [in 
der  Wüste]  astet  wider  in  [nach]  Egypten.'  1548,  II. 
u.  IV.  Mos.  ,Küng  Hilfrich  astet  und  eilet  nach  Paris.' 
Vad.  ,Die  bischof  astetend  nach  land  und  leuten.' 
ebd.  jNach  ämpter  und  titlen  a.  und  werben.'  ebd. 
,Dass  ain  abt  bi  sölichem  rechten  bliben  und  nit  witer 
a.  weit.'  ebd.  \g\.  nachasteit.  —  d)  zu  einer  Partei 
halten.  ,Die  edlen  astetend  zuo  den  von  Zürich, 
ein  [anderer]  teil  an  die  eidgenossen.'  Fründ. 

Bei  1  b  könnte  nn  ,.\st'  als  das  Werkzeug  gedacht  sein; 
wabischeinlicher  liegt  der  Baum,  der  eine  Behandlung  er- 
falirt,  dem  Bilde  zu  Grunde;  vgl.  die  syn.  nh-,  ümsUM; 
crjätcn ;  nhzimmcren  iidgl.  2  c,  d  entspringen  aus  a:  der  aus 
dem  St^mm  heraus  wachsende  .\st  strebt,  treibt  nach  einer 
Richtung.  Zu  d  vgl.  , wachsen  an  Jmdn".  au  ihn  gelangen 
mit  einem   Gesuch. 

ab-,  -nasten;  1.  die  Aste  von  einem  Baum  ab- 
schneiden, ihn  behauen  Ap;  BS.;  Gr.  —  2.  ab- 
prügeln  BO.;  F. 

ab  hin-  aben-,  ähen-,  ab  her-  aper-,  über-:  an 
einer  stehenden  Tanne  die  Aste  von  oben  herunter- 
hauen Ap;  Gr.  Uneig. :  heruntermachen,  abkanzeln  Ap. 

uf-,  -naste:  1.  an  Bäumen  bis  zu  einer  Höhe 
von  ca  20  Fuss  die  Äste  von  unten  an  abhauen 
Aa.  Syn.  uf  stücken..  —  2.  die  Aste  von  einem  ge- 
fällten Baum  schneiden  SGrindel. 

ent-ästen:  refl.  hässliclier  werden,  an  .' chönheit 
abnehmen.  Sitdem  si  cfhürötet  ist,  hat  si  sich  stark 
entästet  V. 

Von  einem  Baum,  dem  man  die  Aste  abgeschnitten,  übertr. 
auf  weibl.  Personen.  Wohl  aber  Missdeutung  von  t-iit-gästen, 
verunstalten,  wofür  bes.  auch  der  Umlaut  spricht,  der  uns 
sonst  bei  den  Zss.   von   , asten'   fehlt. 

üs-asten.  -nasten:  1.  einen  Baum  behauen  Gr; 
LE.;  ScHW;  W.  —  2.  einem  Baum  alle  Äste  aushauen, 
z.  B.  einer  Eiche,  bevor  man  sie  fällt;  auch  von  einem 
gefällten  Baum  AABb.;  B;  ZW.  Vgl.  sclineitlen.  — 
3.  flg.  a)  ausspotten  W.  —  b)  ein  geschlachtetes 
Tier  ausweiden  ZW. 

ver-:  1.  verastet  heis.st  ein  Baum,  dessen  Äste 
dicht  durch  einander  gewachsen  sind,  weil  man  ver- 
säumt hat.  ihn  zu  schneiden  B.  —  2.  abprügeln. 
ausklopfen  AAFri. 


Ast,  est,  ist,  (ist.  ust 


578 


liüs-:  im  tlausc  liennii  ^'escliäftig  sein  B.  iSyn. 
hitsräteii. 

nach-:  naclitracliten,  -stieben.  ,|  Mönche.  |  die. dem 
nachastend  und  nachstellend,  das  si  zuo  fliechen  ver- 
boten [gelobt]  habend.'  VAn. 

ge-a.stet  (/'astet  Ap;  GW.;  U,  f/'nastet  AABh.;  Ai'K. : 
ästig,  d.  h.  mit  Ästen  versehen,  astreich,  -förmig.  — 
Ab^eleitut  vom   Siibst. 

un-  ul'asted  BJii..  ui/h- \] :  1.  nicht  von  den  Ästen 
befreit  BKi.  —  2.  übertr.  grob,  ungezogen,  unfreund- 
lich BRi. ;  U.  —  Partie,  von  asten,  also  eig.  unbehauen, 
unkultiviert;  vgl.   .ungeschliffen'. 

Astete  f.:  Astwerk,  Geäste. 

astig,  ne'stiy  Bs:  1.  ästig,  d.h.  mit  vielen  und 
breiten  Ästen- Bs.  —  2.  knotig  (vom  Holz),  von  Ästen 
durchzogen  Gr.  Syn.  knüderig,  ijeknopfet.  —  ge- 
g'astig,  g'estig:  mit  vielen  Ästen  Uw. 

laub-.  .Caput  foliis  evinctus,  der  ein  loubastig 
schäppele  «der  krenzle  auf  hat.'  Fris.  —  Viell.  Druckt', 
für   .loubachtig'. 

ästlen  (n)e'stlen:  I.  kleine  Äste  abschneiden 
AABb.  —  2.  durchprügeln  ■  AABb.;  Bs.  —  üs-: 
kleine  Äste  abschneiden  Gr. 

asst,  asster  s.  (dasder)  dester.  aste,  astig. 
ästig,  astlig,  ästlig   s.  asig  Sp.  504.  Asten z 

>i.'  Astrem. 

Alpen- Astere  f.:  .^Ipenstcrnblume,  aster  alpinus 
GW. 

Wisen-Astere  f.:  schwarze  Flockenblume,  cen- 
tanrea  Jacea  AAWett.  —  Der  .Üinlichkeit  wegen  mit  der 
Sternblume  verwechselt. 

W  i  n  t  e  r  -  A  s  t  e  r :  eine  Gartenblume,  Chrysanthemum 
indicum. 

„astmen:  tief  und  schwer  atmen  VOrtk;  Gl." 
Wohl  aus  der  Sprache  der  Arzte  in  die  Volksspr.  über- 
gegangen;   vgl.   .Asthma',    ^Engbrüstigkeit,    aus   dem  Griech. 

astrant:  halsstarrig  GuKlost. 

Ein  romau.  Lehnw. ;  viell.  von  'aKimn:,  mondsüchtig  sein; 
vgl.  it.  antrom,  von  den  Gestirnen  beherrscht,  mondsüchtig, 
irrsinnig. 

Ästrenze  Ästränze  BO.;  Gu;  L;  Uw,  Ostrenze 
GrD.;  GO.;  Montafun,  Abstränze  B;  Gl  (D.);  J." 
(St.'>);  U  (D.),  Härstränze  GWe.,  Stränze  Gl;  L 
(D.);  GG..  0.,  oT.;  Schw;  UwE.;  U  —  f.,  Astränz  Gl; 
Gr  (auch  ()-,  Ö-):  GW.;  U  (D.):  Imperatoria  osthrut. 
GrD.;  GO.  Gilt  der  Volksmedicin  als  wirksames  Prä- 
servativ gegen  Erkältungen  und  gegen  böse  Ein- 
flüsse auf  Wunden  Gr.  Meisterwurz,  sowohl  die  ge- 
meine, echte,  imperatoria  osthrutium  (a.strantia  alpina 
minor),  als  die  falsche,  astrantia  maj.,  etwa  durch  die 
Attribute  tviss  und  schwarz  (gross)  unterschieden.  Die 
Wurzeln  dieser  t.  auf  den  Alpen  wild  wachsenden, 
t.  in  Gärten  gezogenen,  jetzt  ziemlich  in  Abgang  ge- 
kommenen Pflanzen  spielten  einst  eine  der  grössten 
Rollen  in  der  Volksmedicin,  daher  auch  der  Name 
.Meisterwurz'.  Noch  jetzt  wird  sie  in  Gr  geschätzt 
zur  Heilung  innerer  und  äusserer  Schäden,  und  um 
den  Einfluss  der  Hexen  abzuwehren  in  der  Öt.Toluinnis- 
nacht  ausgegraben,  über  der  Stalltüre  aufbewahrt  und 
der  Wäsche  beigemisclit.  .Sie  ziehet  auch  Kuglen 
und  Pfeile  auss  dem  Leili  lierauss.'  JMi;ualt  1715. 
Schweiz.  Itnotikon.  I  4. 


,Abstrenzenwurzeln'  von  dem  B  Stadtarzt  DKöNiu 
1721  gegen  die  Pest  empfohlen.  ,Essid  Sträiizeii 
(schwarzi  Ästränze)  und  BiberneUe,  se  slerbed-er  nid 
alle!'  soll  in  der  grossen  Pest  ein  Bergmännchen  ge- 
rufen haben  Sciiw;  Uw.  BiberneUe  und  Stränze  Sind 
giiet  für  Pestitenze!  It  der  Sage  in  Gl.  Die  von  der 
B  Obrigkeit  für  pestartige  Epidemien  veröffentlichten 
Vorsichtsmassregeln  wiederholen  ebenfalls  1721  aus 
der  Publikation  von  1667  die  Empfehlung:  .Abstrenzen 
werden  nicht  ohne  Nutz  im  Mund  gekeuet,'  Es  ist 
daher  nicht  zu  verwundern,  dass  von  Stockar  1519 
unter  den  Erfordernissen  zu  einer  Meerfahrt  ,Strenzen' 
namentlich  hervorgehoben  werden,  und  wir  begreifen 
die  grosse  Ehre,  welche  Zwingli  unserer  Pflanze  antut, 
wo  er  die  Vorzüge  seines  Heimatlandes  ins  Licht  stellt: 
.Ein  guüt  erdrych  —  treit  es  nit  zinmiet,  imber,  so 
treit  es  anken,  astrenzen,  milch,  pferd,  schaaf,  veh.- 
—  astränzen  stränze:  Meisterwurz  sammeln. 

Ahd.  astreiizn,  anthd.  antriza;  frz.  W  uutrirha.  Unsere 
MA.  hat  es  zu  einem  Comp,  mit  ab-  (vgl.  Syn.  Abfcrut),  Mar- 
und  mit  an-  (denn  das  steckt  in  a-)  um^ninodelt;  daher  dann 
auch  die  einfache  Form  Str.  KaSth.  18'29  hat  die  Furm 
Aiti-änzmeii,  gebildet  nach  Analogie  von  Enzeiien,  gentiana. ' 
Über  sachliche  Berührung  mit  dieser  letztern  Pflanze  s.  u. 
Sti-i'iizr.  ..Astenz,  ein  kraut  oder  angelica.  petroselium.'  Mal. 
wird   ein   Druckfehler  sein. 

Äst  rieh  s.  Ascherech  Sp.  567. 

ästimieren,  e'sti-,  estpniere:  wert  schätzen,  in 
Ehren  halten  Bs;  Gl;  G;  Th;  Z.  [Leute,  welche] 
Eecht  und  Unrecht  glich  eil  estemiercd.  Stutz.  Es 
ist  e  Ströf,  wie  das  e  Chranket  [Krankheit]  ist,  Und 
esteviieret  's  d'  LtU  noh  nüd  ,sv  vil.  ebd.  —  Beliebtes 
Ijehnw.  aus  dem   Lat.   (nistiinun). 

Ästemi  f.:  Hochachtung  ZU.  lez  häd-me"  liald 
me  Estemih  ror-''ent  Wächter  und  ''e»t  Chämifeger  [als 
vor  mir,  dem  Gemeindevorsteher],  Stutz. 

Nach  Analogie  von  .fantasieren :  Fantasi'  udgl.  rnnuiri. 
Lehuww..   weibl.    Abstracten,  gebildet. 

Aust,  austen;  Auster  s.  Anijst  usw. 

Anstere"  f.:  1.  missbräuchliche.  wohl  erst  aus  der 
Bücherspr.  eingedrungene  Benennung  unserer  ein- 
heimischen Wassermuscheln,  der  Entenmies-  und 


der    Malermuschel. 


schwarze   Meisterwurz, 


astrantia  maj.  Gl.    S.  Ästrenze.  —  ,Ostra:  ostermuscliel, 
öster.  l.ininostrea:  ein  pfi'itz- oder  seeostercn.'  Fischb.  1563. 

Äust  Gl,  Äusch  aScHw  («');  Zg  —  m.:  (meist  in 
dimin.  Form)  kleiner,  hinter  dem  Viehstall  angebauter 
Schuppen  zur  Aufbewahrung  der  Streue  (Jl;  kleine 
Scheune,  Hütte  (bes.  im  Gebirg)  zum  .\ufspeichern 
von  Streue  und  Wildheu  aSenw;  Z«. 

Olli  bei  Walth.  11.  v.  Engelberg,  XIII.  Jhdt,  noch  i.  S.  v. 
Schafstall.  Über  die  Abi.  des  W.  s.  zu  Äuijnt  Sp.  1  j-f.  Kuntrr 
I.Dwster.'  XVI.)  U  Geschlechtsn.  Wie  unser  W.  in  einigen 
Ortsn.   steckt,  zeigen   Gatschet    12,   Meyer,   Z  Ortsn.  8. 

est:  eigensinnig,  starrköpfig  GrD..  Pr.  -  Vgl.  ahd. 
Ii'int,   heftig,   und   it.   a-ttln,   (Jroll.  Neid. 

est   s.   1)  ('  /  (Sil.  10).     2)  einest  Sp.  276. 
Ester{i)  m.  s.  Estrich:   n.  s.  Esch-Tar. 

Esler  .c-  Z  f.:  weibl.  Taufn.,  Esther  Z  f.  Appel- 
lativ gewendet  i.  S.  v.  Liebchen  (V)  oder  init  Bez.  auf 
Ksin.  0.  D!  als  Typus  weiblicher  (irausamkeit  (V).  .Du 
uubarmlierzigs  Esterli,  willst  innner  niclit  glauben, 
dass  ich  dir  gut  sei.'  Sirrz. 


579 


Ast,  est,  ist,  ost,  ust 


580 


Estrich  c'-  AaBB.,  Lenzb.;  B;  Gr;  L;  «ch;  «;  Th; 
U;  W;  Z,  Estrech  Aa;  Ai-,  Esterech  Aa;  L;  ZO. 
(auch  -ach),  Estrig  BsStdt;  B;  GRt'hur;  S,  Esterig 
BsSt,;  Id.  B;  S,  Esteri  AaZ.,  Ester  Aa,  Estrich 
ZO.  —  in.:  1.  Pflasterguss  zu  Bilden  in  Haüsgängen, 
Tennen  und  vor  dem  Hause  ZO.  Steinboden  ijn  Ofen, 
im  Hause;  früher  auch:  Strassenpfiaster  L  (Ineichen). 
.Lithostrotos,  ein  besetze  oder  esterieh.'  Fris.  ,La- 
cunar,  der  estrich  zwüschend  den  tylböumon.'  Fris.; 
Mal  Als  Unterhige  für  Positionsgescliütz  .wäre  gar 
gut,  einen  esterich  machen  und  grosse  quaderstück 
darauf  tun.'  JKLav.  1044.  , Korngehalter  Yon  Mauren, 
Pflaster  oder  Esterich.'  JCNägeli  1738.  Auch  von 
den  Kömern  herrührender  Gussboden.  Zoller,  Mise. 
1724.  —  2.  der  oberste  Boden  eines  Hauses  zu- 
nächst unter  dem  Dach.  Dachboden,  auch  der  Dach- 
rauin  Aa;  BsSt.;  B;  VOrte;  Gr;  Sch;  Tu;  W;  ZBär. 
8yn.  Höheri;  Färhünl;  Schütti;  Schlaff';  Underclach : 
Tili,  Ober-,  Buess-,  Schitertili;  Winde;  Ufzug.  ,Pavi- 
mentum  ex  laterculis  supra  domuin.'  In.  B.  De  Holz- 
schlegel chulberet-em  uf-em  Esterig  obe  [einem  Glück- 
lichen]. Schild.  ,Cheller,  Spischammer,  Estrig.'  S. 
,PaTimentum,  ein  esterich,  gepflasterte  büne,  besetzte 
tile.'  Fris.;  Mal.  ,Der  von  Lunkhofen  estrich'  hiess 
um  1387  in  Z  ein  Gebäude  an  der  Stelle  des  jetzigen 
Zunfthauses  zu  Zinnnerleuten.  Für  sich  abgeschlossene 
einzelne  Abteilung  des  Dachraumes:  ,Eine  Kammer  für 
den  Grümpel  [altes  Geräte]  nebst  einem  Estrig.'  S 
Wochenbl.  1808.  t-  3.  verwitterter  Lehmfels,  wasser- 
dichte Erde,  auch  , Leberfelsen'  genannt,  rot-gelblich 
schimmernd;  zu  1  und  2  dienend  ZO.  —  4.  Unrat, 
Auskehricht,  z.  B.  Trester  ArH. 

St.  schreibt  auch:  1-,  ebenso  eine  Angabe  ans  W.  Der 
Laut  scheint  aber  vorherrschend  e'.  Der  Übergang  von  -ich 
in  -iij  wie  bei  den  Adj.  a,n f -Ihh  in  den  betr.  MAA.  Tschiidi 
schreibt  ,Österrich'.  In  ZBär.  wird  das  W.  für  die  das. 
wahrsch.  nur  importierte  Bed.  2  in  Eeirtch  umgedeutet  und 
von  der  sonstigen  Z  Form  JSsU^rrch  (Bed.  3)  differenziert.  — 
.\hd.  ast(e)i'ifi,  mhd.  est{e)rich,  udat.  aHrvrum,  astrirvs,  aber 
auch,  und  älter,  mtracus,  von  gr.  öatpaxa,  Scherben,  weil 
Fussböden  aus  Scherben  oder  Ziegeln  gemacht,  resp.  damit 
ausgelegt  wurden.  Anders  Höfer  in  Gernian.  XIV,  21'2  ff. 
Da  ein  solcher  Boden  aus  Lehm  oder  Mörtel  gegen  Feuers- 
gefahr auch  auf  dem  obersten  Stock  gelegt  wurde  (und  noch 
wird  Th;  U),  so  konnte  das  W.  Bezeichnuiig  des  obersten 
Bodens.  Dachraumes  übh.  werden  und  Ideiben,  auch  nachdem 
jene  ältere  Construktion.  wegeu  ihrer  Schwere,  aufgegeben 
und  durch  einfache  Holzdiclen  ersetzt  war.  Spreng  teilt  mit, 
dass  ausserhalb  Bs  der  unterste  in  der  angegebenen  Weise 
gepflasterte  oder  belegte  Boden  des  Hauses  E.  heisse.  — 
Bed.  4  lehnt  sich  wohl  an  1  an  oder  ist  aus  Trister  ver- 
stümmelt. 

esteren:  den  Blind-  oder  Schiebbodcn  mit  Tuff- 
erde oder  Mauerschutt  belegen  SL. 

eister(t),  eisterig,  eistig  s.  eisster  Sp.  532. 
eustelen   s.  imschlichtelen  Sp.  348. 

Enstett:  Nabelkraut,  kletterndes  Löwenmaul,  linaria 
cyinbalaria  (Duhh.). 

istanti:  sogleich  BHk.  —  Aus  lat.  in  ingiKuii.  im 
Augenblick.      Zu   der   Unterdrückung  des  n  vgl.   das   folg. 

Istermellt  Hirrm^nt  n.:  Instrument,  bes.  musikali- 
sches ScHwE.,  Ma.  Lünd  d' Istcniiente  stimme'.  Heng. 
183(j.  Früher  in  allg.  S.:  ,Uu  solt  ouch  nemen  ein 
isterment,  das  sol  sin  ein  isenträt,  mit  dem  soltu  in 
die  wunden  gryfen.'  XVI..  LiEUENAc'sches  Mscr. 


Oster  Ar;  GBodens.,  Ostner  GTa.;  Th,  Orschner 
ZSth.  —  m. :  (Nord-)Ostwind.  Der  Oster  mag  Meister 
[gewinnt  die  Oberhand]:  es  [das  Wetter]  chimnt  giiet 
(i.  , Oster  heisst  der  winde,  Er  wehet  uss  Österrych.' 
Lied  v.  1443.  ,Gegen  dem  Ostner.'  KTürst  1489.  ,Der 
Ostner.'  JörgVögeli  1531.  ,Am  Iti.  tag  abrel  flel  ain 
Schnee  mit  ainer  rüchi  und  ainem  gar  kalten  ostner.' 
Vad.  —  Mhd.  mtener,  öntner,  öHer.  In  OrHclmrr  r  nach  langem 
Voc.  eingeschoben  wie  oft,  (  nach  s  ausgestossen,  ebenf. 
häufig.    —    S  y  n.   Bine. 

Ostere"  I:  1.  das  Osterfest,  die  Osterzeit.  Der 
Ostere,  adv.  i.  S.  von  ,auf,  zu  0.',  wahrsch.  verkürzt 
aus  a"  der  0.  TnHw.  D'  Ostere  muess  de"  Summer 
bringe".  Schild.  Lang  nit  ().,  lang  nit  Summer,  ebd. 
Daher  begreift  der  Ausdruck  .von  0.  bis  Michaelis' 
die  Sommerszeit.  ,Ich  wünsche  den  Herr'n  einen 
gueten  Tag  Von  0.  bis  zum  Michelstag'  (aus  dem 
Spruch  zum  Spiele  mit  dem  glühenden  Schwefelhölz- 
chen ZW.).  Uf  d'  Faste  folget  d'  0.  bald  Und  die 
erfreut  so  Jung  als  Alt.  Sdlger.  Bildlich:  Nä''' der 
Charwtiche  chunnt  d'  0.,  nach  Trauer  Freude,  ebd. 
Es  ist-em  (oder  -mer)  wie  dem  (oder  em%)  Pfaff  z'  0. 
i.  S.  v.  Müdigkeit  S,  i.  S.  v.  Wohlsein  Z.  Es  ist  im 
nid  (sr  volj  wie-n-em  Ff.  z'  O.  Sülger.  Es  ist-mer 
nüd  wol  und  nüd  we,  wie  de  Pfaffe  z'  0.  Z.  Die  RA. 
es  ist  mer  wie  de"  Tlfle^  [Teufeln]  z'  0.,  d.  h.  sehr 
unwohl,  oder  ich  bin  in  grosser  Verlegenheit  Obw, 
bezieht  sich  auf  ein  altes  Osterspiel,  in  welchem  die 
Teufel,  welche  die  Kirche  besetzt  und  verrammelt 
halten,  von  der  christlichen  Gemeinde  unter  Anführung 
der  Geistlichkeit  belagert  und  überwunden  werden; 
so  noch  in  UAlt.  und  vormals  auch  in  Scbw  (s.  u.  d) 
und  in  Uw,  wie  aus  der  Klage  bei  Lneichen  1859,  51 
erhellt:  kei  Tüfel  me  a"  der  Osternacht!  —  Volks- 
glauben: Am  Ostertag  geht  die  Sonne  hüpfend  auf. 
Frick;  Eoihenbach.  (Vgl.  u.  Üffart.)  0.  gehört  zu 
den  bedeutungsvollen  Tagen  der  Volksmedizin,  s.  Eich 
Sp.  72;  Eiss  Sp.  530,  und  zu  den  sog.  Lostagen  für  das 
Wetter.  Fegen  am  Ostertag  Bringt  alle  Plag.  Sülger. 
, Regnet  es  am  O.-Sonntag  (Montag),  so  wird  es  an  allen 
Sonntagen  bis  Pfingsten  (an  den  7  nächstfolgenden  Sonn- 
tagen) ebenfalls  regnen,  ebd.  D'  Ostereier  hinder-em 
Ofen  i-sse"  und  d'  Fasnechtchüechli  o»  der  Sunne  Z. 
Trockne  Fasten  und  heitre  0.  deuten  auf  ein  gutes 
Jahr.  Ineichen.  Grüeni  Wihnächte,  iclssi  0.  oder  tcissi 
W.,  grüeni  0.  ZSth.  Z'  Wihnächte  hie  de"  Wände', 
z'  O.^tre  bie  de"  Brände",  d.  i.  wenn  es  um  Weihnachten 
warm  ist,  dass  man  die  Kuchen  gern  ferne  vom  Feuer 
geniesst,  so  wird  man  auf  0.  dieselben  lieber  beim 
Feuer  essen  BSi.  Liechtmess  im  Chle,  O.  im  Schi>e. 
Sülger.  Chömm  d'  0.,  wenn  si  well,  Se  chunnt  si  doch 
iii'n  Aberell.  ebd.  Der  O.-Sonntag  ist  einer  der  Tage, 
an  welchen  den  zuletzt  Aufstehenden  besonderer  Spott 
trifft;  s.  O.-Kalb.  —  Gebräuche:  a)  Geschenke. 
Am  Ostertag  (resp.  Weissen  Sonntag)  beschenkt  die 
Schuljugend  den  Pfarrer  mit  Eiern,  jedes  Kind  nach 
seinem  Vermögen  S.  Nach  der  alten  Schulordnung 
von  Brugg  im  XV.  gab  jeder  Schüler  dem  Schulmeister 
zu  0.  10  Eier.  In  dem  selben  Zeitalter  wurden  in  L 
die  Eatsherren  mit  Ostereiern  regaliert.  Vgl.  noch  u.  o. 
—  b)  Speisen.  Fleisch  am  Ostersonntag  auch  bei 
armem  Leuten.  ,Als  einist  uf  Osteren  das  Fleisch 
sehr  wert  [rar]  war  und  gineinen  Leuten  nit  wol 
werden  möchte.'  Schimpfu.  \Ki'1;  liauptsiichlich  Rind- 


581 


Ast,  est,  ist,  ost,  ust 


582 


Heisch  (der  vorher  festlich  bekränzt  hermugeführte 
Osterstier),  daneben  Schaitieiscli  (der  Braten  des  Oster- 
lamnis)  und  Schweinefleisch  (auf  dem  Lande)  L;  Kalb- 
fleisch It  ScHiMi'KK.  1652,  Tgl.  auch  Ostertcalb.  , Kost- 
spielig ist  die  Mästung  der  Kälber  mit  Semraelbrot  in 
der  besten  Milch  erweicht,  womit  sie  zum  Schlachten 
auf  0.  gemästet  werden.'  GLHartmann,  aG  Landsch. 
1817;  Fleisch  junger  Ziegen  in  Eiern  gebacken  Ap; 
G;  Fladen  (bei  den  Katholiken  vorher  kirchlich  ge- 
segnet) Bs;  GW.;  Uw;  (s.  Osterfladen);  solche  mit 
einem  Gebäck  von  jungem  Kraut  belegt,  Clirütchueche 
B;  Eier  (s.  Oder-Ei  Sp.  15  f).  .Gesottene  Eier  werden, 
dotier  und  klar,  jedes  für  sich,  klein  zerhackt,  mit 
rotem  geräuktem  fleisch  in  eine  schüssel  gelegt  und 
nach  röm.  gebrauch  ani  hl.  Ostertag  dem  pfatfen  zuo 
segnen  gebracht.'  Vogelb.  1557.  , Vor  Altem  wurden  [in 
Zürich]  an  dem  0. -Montag  hin  und  wieder  Mahlzeiten 
gehalten,  welche  meistens  aus  Eiern,  süssen  Fladen 
und  Kuchen  bestunden.'  Moos  1775.  —  c)  Spiele, 
bes.  mit  Eiern  (s.  Sp.  16  und  Nach-Osteren).  Im  Gr 
Münstertal  erhalten  die  Knaben,  welche  am  Palm- 
sonntag die  Palmen  in  den  Häusern  au.steilen,  am 
Ostermontag  für  jede  Palme  2  Eier,  welche  sie  dann 
zu  dem  bekannten  Glücksspiele  verwenden.  .Am  Sonn- 
tag nach  0.  las  man  hinter  dem  Wirtshaus  Eier  auf.' 
GoTTH. ;  anderwärts  am  Ostermontag;  vgl.  Eier-Leset. 
An  der  0.  wurden  auch  die  ersten  Frühlings.spazier- 
gängo  aufs  Land  gemacht  (s.  emausen)  und  zwar  bildete 
der  Brauch  gerne  feststehende  Zielpunkte  dafür  aus. 
In  Z,  wo  die  Geistlichkeit  strenge  über  die  Heilig- 
haltung der  Kirchenfeste  wachte,  war  es  der  Oster- 
dienstag,  wo  im  XVUI.  gesellige  Zusammenkünfte  und 
Lustpartieen  angestellt  wurden.  Moos  1775.  Vgl.  u. 
osteren,  österlen.  An  0.  muss  mau  sich  der  Welt  jn 
einem  neuen  Anzüge  zeigen  —  ein  Brauch,  der  wenig- 
stens für  die  Kinder  noch  gerne  innegehalten  wird; 
vgl.  O.-Kälhli;  -Küeli,  -Muchel.  Die  jungen  Mädchen 
paradieren,  wenn  immer  die  Witterung  es  gestattet, 
in  weissen  Kleidern  ZS.  Am  O.-Montag  zeigen  sich 
Neuverlobte  zum  ersten  Male  mit  einander  vor  der 
Öll'entlichkeit  G  oT.  An  dem  gleichen  Tage  beginnt 
das  .Tätschschiessen'  der  noch  nicht  eonfirmierten 
männlichen  Jugend  und  wird  eine  Reihe  von  Sonn- 
tagen fortgesetzt  bis  am  Pfingstmontag.  Dann  gehen 
die  Knaben  zu  guter  Letzt  im  Dorfe  in  den  Häusern 
herum  und  sammeln  Gaben  ZW.  In  ZSth.  tut  sich 
die  Schuljugend  zu  kameradschaftlichen  Kreisen  zu- 
sammen, wozu  Jedes  seinen  Beitrag  an  Wein  und 
Eiern  mitbringt;  es  wird  dann  entw.  im  Freien  ge- 
sungen und  Spiele  gemacht  oder  besonders  auf  den 
für  diesen  Anlass  in  den  Tennen  erstellten  Schaukeln 
geschwungen.  In  Ap  findet  am  O.-Montag  ein  Kinder- 
fest Statt.  Nachdem  die  Schulkinder  Probeschriften 
gemacht  haben,  ziehen  sie  an  jenem  Tage  festlich  ge- 
schmückt, paarweise  geordnet,  von  den  Schulmeistern 
geführt,  in  die  Kirche  zu  einer  Art  Examen  mit  Auf- 
sagen von  Sprüchen  und  Singen  von  Liedern.  Nachher 
bekommen  sie  einen  ,0. -Batzen'  und  ziehen  nach  Hause, 
wo  je  2  Gespanen  mit  einander  zu  Mittag  essen.  Am 
Nachmittag  werden  auf  einer  Wiese  Eier  aufgeworfen 
oder  aneinander  geschlagen,  auch  andere  Spiele  ge- 
macht. Auch  Erwachsene  machen  Spiele  oder  Aus- 
flüge. Früher  wurden  festliche  Umzüge  mit  Trommeln 
und  Pfeifen  gemacht,  wie  aus  einer  Verordnung  von 
161'2   zu    ersehen  ist.     Besonders    lebhaft    wurde   der 


O.-Montag  in  Bern  geleiert  (z.B.  in  den  20er  Jahren, 
s.  Hink.  Bot.  1820;  18'23).  Die  Zünfte  der  Metzger 
und  Küfer  machten  Umzüge  durch  die  Stadt  und  vor 
das  Regierungsgebäude,  wo  den  Behörden  Aufwartung 
gemacht  und  Gesundheiten  ausgebracht  wui'don.  Die 
Zünfte  übh.  versammelten  .sich  auf  ihren  Stuben  zu 
festlicher  Mahlzeit.  Auf  der  Schützenraatt  fand  das 
Spiel  des  Eierlaufens  und  ein  Schwingfest  Statt.  Aus 
benachbarten  Dörfern  kam  die  junge  Mannschaft  co- 
stümiert  in  die  Stadt  und  führte  das  Tellenspiel  auf. 
Unter  den  komischen  Figuren  durfte  der  Hanswurst 
oder  Uri-  [Eulen-]  xpiegel  nicht  fehlen.  Auch  wurden 
Tänze  unter  Blumengewinden  aufgeführt  und  zum 
Schluss  schwang  ein  Tänzer  einen  Reifen  mit  gefüllten 
Gläsern.  Der  Umzug  der  Küfer  war  auch  verbunden 
mit  dem  LTmzug  des  .Äussern  Standes'  bei  der  sog.  Re- 
giments- od.  Burgerbesatzung  (Neuwahl  der  Beamten). 
Auf  dem  Lande  fand  die  ,Tannenfuer'  statt,  s.  d.  -  - 
d)  kirchliche  Feier.  ,Am  h.  Abend  [Vorabend] 
taflet  [1.  ,rafflet-V  Jedenfalls  ist  der  Ersatz  des  vom 
grünen  Donnerstag  an  unterbrochenen  Glockengeläutes 
durch  ein  hölzernes  Lärminstrument  gemeint]  man  zur 
kilchen,  pettend  angends  die  priester  die  7  zeit  [usw.]; 
man  löscht  alle  liechter  ab  in  der  kilchen.  schlacht 
ein  nüws  für  uf  einem  fürstein  [jetzt  wird  das  neue 
Feuer  unter  der  Vorkirche  in  einer  Pfanne  gemacht 
und  darin  die  alten  Hostien  usw.  verbrannt]  und  gabt 
mit  der  pression  [Procession]  mit  unangezündten  kerzen 
für  das  gross  kilchentor  das  für  zu  segnen  [s.  Osterfiir] 
und  gat  der  kilchherr  3  mal  umb  das  für  mit  krüz 
und  fan,  darnach  procediert  der  pfarrherr  mit  rauch 
und  wychwasser,  vom  nüwen  für  die  kerzen  anzünden. 
. . .  Von  stund  an  lüt't  man  mit  allen  gloggen  der 
fasten  auss.  In  der  h.  nacht  zu  Osteren  um  die  2  uhr 
taflet  man  zur  mettin,  gat  mit  krüz,  fan  und  stangen 
umb  die  Kilchen  ussen  herumb,  versperrt  man  diewyl 
alle  tür  und  tor  an  der  kilchen.  So  man  widerum 
kompt  mit  dem  heiligen  Sacrament  für  das  gross  under 
kilchentor,  so  stoss[t]  der  Herr  mit  dem  fuess  an  die 
beschlossnen  türen  und  sprich[t]  also:  Attollite  portas, 
principes,  vestras  et  introibit  Rcx  gloria;.  Der  tüfel 
Lucifer  gibt  antwurt  in  der  kilch:  Quis  est  istc  rex 
glori«'!*  Der  Herr  antwurtet  dem  tüfel:  Dominus  vir- 
tutum  ipse  est  Rex  glori«.  Zum  dritten  mal  spricht 
er:  Tollite  portas.  So  stosst  der  pastor  die  tür  uf,  so 
flucht  der  tüfel  hinweg.  Darnach  gat  man  in  silentio 
pressionaliter  zum  grab,  und  wann  der  pfarrer  zum 
grab  kompt  und  sieht,  das  er  erstanden  ist,  so  spricht 
er  mit  den  Engeln:  Venite  et  videte  locum  ubi  positus 
erat,  Jesum  Nazarenum  crucifixum  quairitis.  Non  est 
hie,  surrexit  vere  sicut  prajdixit  [usw.].  Am  h.  tag 
zu  0.  soll  man  zu  rechter  zeit  wysi  lüten,  ein  lang 
herrlich  zeichen,  so  das  volk  zenien  [zusammen]  kompt, 
die  osterfladen  und  anders  segnen.  Demnach  soll  man 
herrlichen  umbgan  mit  allen  krüz,  tauen,  stangen' der 
bruoderschaft.'  Scnw  Kirchenordn.  1588.  Aus  solchem 
Kern  entwickelten  sich  kirchliche  Dramen,  s.  O.-IAcd. 
-Spil.  Jetzt  sind  (in  Scnw;  Z(i)  diese  kirchlichen 
Handlungen  zeitlich  mehr  zusammengedrängt  und  ent- 
behren der  dramatischen  Darstellung;  dagegen  gewährt 
es  ein  lebendiges  Bild,  dass  der  Flor  vom  gekreuzigten 
Heiland  weggenommen  und  ihm  die  Siegesfahne  in  die 
Hand  gegeben  wird.  .Mau  segnet  die  Fladen  und  das 
Gehackt  und  ander  ding.'  Stock.vr  15'20/'20.  S.  auch 
unter  b.     '/,\\    der  Einsegnung  des  Feuers  s.  O.-Fih; 


583 


Ast,  est,  ist,  ost.  iist.        At.  et.  it,  ot.  ut 


584 


-Kerz,  -Schlt.  ~  '2.  die  den  Katlioliken  für  die  O.-Zeit 
vorgeschriebene  Beichte  und'Communion;  iV  0. 
mache",  diese  Pflicht  erfüllen  S;  Uw.  --  3.  Oster- 
geschenke der  Paten  an  ihre  Taufkinder  Ar;  oTh; 
von  L  aus  Anf.  XVI.  bezeugt  durch  Collinus  (Mise. 
Tig.  I  1  3).  D'  ().  ge"  [geben]  Ar;  oTh.  D'  0.  Imle" 
Ap;  6  ((tLHartmann  1807).  I'<  d'  0.  gä",  von  den 
Kindern,  welche  die  bes.  in  grossen  Eierringen  be- 
stehenden Geschenke  bei  den  Paten  (zu  denen  sie 
eingeladen  sind)  abiiolen  oTh;  s.  österlen.  Syn. 
Zimpeltag.  .Noch  heut  zu  Tag  .speisen  die  Kinder 
ab  dem  Land  und  in  der  Stadt  an  Ostersonntag  und 
-Montag  bei  ihren  Taufzeugen  oder  Grosseltern  zu 
Mittag.'  Moos  177.5.  i,'"  G'sicht  mache",  als  oh  er  tvött 
[wollte]  gö"  ge"  [gehen  zu]  d'  0.  hola,  ein  vergnügtes, 
aber  iron.  i.  S.  des  Gegenteils  Ar. 

Mhd.  iiater  uoJ  ösiern  (PI.,  weil  das  Fest  mehrere  Tage 
dauerte;  vgl.  ,Weihuachten,  Pfingsten'),  bei  uns  durch- 
gehend nur  Sing,  und  mit  Art.  Dalier:  .bis  zur  Osteren' 
schon  1685  (Marktordn.  Heiden).  In  der  Zss.  schwaukt  die 
MA.  zw.  der  Sg.-  und  der  PI. -Form.  Die  E.\istenz  einer 
alten  Göttin  des  Frühlingslichtcs,  'Ostara,  ist  zweifelhaft, 
aber  der  in  einem  Jahrzeitbuch  von  Engelbg  (in  Z  freilich 
erst  im  XV.)  vorkommende  weibl.  Eigenn.  .Osterhild'  (später: 
.Usterlin')  könnte  doch  auf  eine  mit  dem  Namen  der  Zeit 
verbundene  mytholog.  Vorstellung  zurückgehen.  —  Das  Spiel 
mit  und  das  Verspeisen  von  Eiern  hat  ursprünglicli  eiüen 
mythologischen  Grund,  s.  Sp.  16/17,  doch  mag  das  Verbot 
derselben  während  der  Fastenzeit  mit  zu  einem  Faktor  ge- 
worden sein;  ähnlich  beim  Fleisch  und  Schlachten.  —  Die 
■Weissen  Kleider  der  Mädchen  sollen  viell.  die  ,neue'  Be- 
kleidung ersetzen,  sind  aber  wohl  eher  eine  k.atholische  Tra- 
dition von  der  Sitte  des  Weissen  Sonntags,  der  sich  auch 
sonst  mit  Ostern  berührt,  indem  z.  B.  in  Sehw  das  Spielen 
mit  gefärbten  Eiern  und  die  Bewirtung  der  Kinder  von  Paten 
und  Verwandten,  in  BM.  der  Eierleset,  auf  ihn  verlegt  sind. 
—  Von  der  0.  tragen  viele  Blumen  und  Kräuter,  auch 
manche  Gerichte  ihre  Namen.  —  Über  Berührung  mit  dem 
andern  Frühlingsfeste,  der  Pfingsten,  s.  das  letztere  W. 
S.   noch  u.   Kar-Wuche. 

Maien-Osteren,  -Östru  W:  Ostern,  die  in  den 
Monat  Mai  fallen  würden,  also  eine  Zeit,  die  niemals 
eintreten  kann;  daher  bei  iron.  Vertröstungen  auf  eine 
ferne  Zukunft:  z'  M.-O.,  sprichw.  für  niemals  Gr; 
GW.;  W;  in  L  noch  mit  dem  Zusatz:  nrnn  d' Ägerste 
chalbere'd.     .Nicht   kommen,    nicht   zahlen  bis  M.-O.' 

KiRCHHOFKR. 

Nach-:  der  Sonntag  nach  0.,  gefeiert  mit  Tanz 
im  Wirtshaus.  Die  Mädchen  beschenken  die  jungen 
Bursche  mit  farbigen,  mit  Sprüchen  versehenen  Eiern 
BsBuckten.     Vgl.   Nach-Uff'art.     Syn.   u-lss  Sunntag. 

Obiger  Brauch  hängt  wohl  noch  damit  zusammen,  dass 
bis  zum  Schlüsse  des  vorigen  Jhdts  der  Landvogt  je  im 
Frühjahr  die  jungen  Leute  nach  Bückten  berief  und  vor  ver- 
sammelter Landsgemeinde  die  Paare  zur  Ehe  auswählte. 


österen:  Ostern  feiern  mit  Lustbarkeiten.  In 
LG.  veranstalten  Frauen  und  Mädchen  Zusammen- 
künfte, bei  welchen  Most  (das  Landesgetränke)  und 
Eierkuchen  geschmaust  werden.  Auch  ziehen  die 
Leute  in  Gesellschaft  in  den  Wald,  kochen  daselbst 
und  machen  Spiele;  dabei  gilt  es  wie  in  anderen  Fest- 
weiten  als  Spass,  einer  andern  Partie  Speisen  in.sgeheim 
zu  entwenden.  Lt  Absc-h.  v.  1.535  hatten  die  Unter- 
waldner  die  Fasnachtlustbarkeiten,  weil  ein  Überfall 
von  den  Bernern  drohte,  abgestellt  und  auf  Ostern 
verschoben,  auch  wollten  sie  den  zum  Gesandten  ins 
Ausland  bezeichneten  Weissenbach  unter  solchen  Um- 
ständen nicht  entbehren,  da  die  Berner  gewiss  bald 
mit  ihnen  .ostren'  werden  [iron.].  ,Wie  [obgleich]  H. 
:nyner  herren  land  sott  (sollte]  mj'den,  kam  er  am 
o.stermentag  gen  Hochreyn,  wott  [wollte]  da  ostern.- 
Salat.  —  ver-:  an  O.stern  verprassen.  Die  L  Ohm- 
geldbücher enthalten  einzelne  Posten,  wie  viel  die 
Herren  auf  dem  Luginsland  oder  sonstwo  ,verosteret' 
'laben.  Liebenau. 

österlen:  (Dim.  des  vorigen)  1.  „zur  Osterzeit  sich 
4'ütlich  tun  Vw;  Zg."  ,Es  sind  verboten  die  nächt- 
lichen Zusammenkünfte  von  Manns-  und  Weibsper- 
sonen, als  da  sind:  das  0.sterlen,  die  Kunkelstuben 
[usw.].'  IG'27,  Bs  Rq.  ,Da  bin  ich  [von  meinem  Posten] 
heim  gegangen  und  will  an  einem  Ort  ö.;  da  kommen 
zwei  Knaben  [mit  dem  Auftrag],  ich  soll  geschwind 
kommen;  da  bin  ich  geschwind  von  dem  Essen  ge- 
loffeu.'  1G53,  Mohr  Arch.  2.  ein  paar  Tage  Oster- 
ferien  halten  UwE.  —  3.  von  Burschen:  das  Mädchen 
an  0.  ins  W^irtshaus  führen  Gr.  —  4.  von  Kin- 
dern: aus  geschenkten  Eiern  zu  Hause  oder  im  Walde 
einen  geselligen  Schmaus  bereiten  ScnwMuo.  f 
Ifl  AABb.  führten  nach  Ostern  die  Schulmeister  ihre 
Jugend  in  den  davon  genannten  Osterliwald,  wo  sie 
sich  mit  Speise,  Trank  und  Spiel  belustigte.  Schulordn. 
1699.  S.  auch  Osterei  Sp.  l(i  o.  —  5.  .Arn  Osterdienstag 
pflegen  Alte  und  Junge  in  und  ausser  der  Stadt  Zu- 
sammenkünfte und  Lustparteien  anzustellen,  um 
sich  mit  essen,  trinken,  spielen  usw.  unter  einander 
zu  ergötzen,  welches  man  österlen  heisst.'  Moos  1775. 
—  (i.  das  Spiel  des  Eierlaufens  BsLd,  weil  es  am 
O.-Montag  stattfindet.  —  Betr.  die  Bildung  des  W.  vgl. 
iicujärhit,   hf'chtcJeii,   ähcndlcu. 

,(>sterricher  m.':  eine  österreichische  Münze,  Sechs- 
kreuzerstück, Sechser.  .Herzog  Sigmund  satzt  sich  an 
der  Etsch  und  schluog  die  guoten  Österreicher,  zechen 
für  ein  guldin,   denen  man  noch  vast  hold  ist.'   Vad. 

Oustlig,   Ustlig,   -let   s.   UHschUcht  Sp.  348. 

Ustig   s.   Üs-Tag. 


At,  et,  it,  ot,  ut  bzw.  att  usw. 


Att  „F";  B  ;•>  u.  wO.,  Atta  FSs.,  Atto  „F;  W"; 
PP.t;  Tf,  Atter  „BSa.".  Ätti  {^  u.  e-)  Aa  (Bb.f, 
Z.t);  Ai'M.  (Kinderspr.);  Bs  (auch  Hebel);  BS.,  U., 
Schw.  (neben  Att).  G.;  GlH.  (Kinderspr.);  Gr;  LG.; 
«;  Uw;  USchäch.f;  W;  Zof;  ZB.,  0.,  Ktte  k\  Israel, 
Tatte.    -«.    7Vf7/c,    -/    GrD.,    He..   Gast.    (Kinderspr.). 


Bätti  Aa;  .\p;  Bs;  GlH.  (Kinderspr.).  Traft  B  (ZvRO); 
FJ.,  Tratto,  Trätti  FJ.,  Brütti  Aa;  BE.;  L,  ,Nätti.' 
JCWeissenb.  1702:  1.  Vater.  Nur  in  der  ländlichen 
Bevölkerung  und  auch  hier  abnehmend,  früher  aber 
so  herrschend,  dass  es  z.  B.  in  ZStallik.  als  .gottloser 
Hochmut'  ausgelegt  wurde,  als  in  einer  Bauernlamilio 


585 


At,  et,  it,  üt.  ut 


586 


die  Kiiuler  den  ,Atti'  mit  .Vattei"  titulieren  mussten, 
,'U'ie  "v  Hfre  [des  Pfarrers]  Chindc'.  In  Gr  gilt  an 
einzelnen  Orten  (z.  B.  Vals)  nur  ,Vater'.  An  vielen 
anderen  Orten  ist  das  W.  auf  die  Kinderspr.  beschränkt. 
Hintjer-em  Hüa  und  rnr-em  Hüs  hati-i''''  köre  [gehört] 
rumple",  dr  Atti  mit  dr  Ofegable,  d'  Miietter  mit  dr 
Chmikle,  vom  Hausstreit  S.  In  B  ist  es  naeli  Id.  B 
ehrende  Anrede  an  alte  Männer  übh.,  in  W  Atti 
Bischof  solche  an  den  Bischof.  Der  Atti  liet  's  V'hrocket 
und  der  Sitn  cha""  's  üsfriisse"  GrRIi.  (hildl.)  Er  hei 
's  Attis  Schueh  wy'leit  [angezogen],  ist  Vater  geworden 
k.\.  Wie  der  Acher,  so  d'  Bliebe",  Wie  der  Atti,  so 
d'  Buebe".  Ineichen.  /■"''  gö"  nid  hei'"  bis  's  Morgen 
ist,  bis  das  Trfiti  z'  Morgen  isst;  und  isst-er  Alles  iis, 
so  gon-i  nid  i  's  Hüs  Aa(H.).  .Vertluecht  sygist  du, 
aller  ketzer  ätti,  Zwinglü-  Salat.  ,Und  kumpst  aber 
mit  dynen  ättinen  [Kirchenvätern]  und  Concilien  und 
sind  vil  fröschen  im  bach.-  Gyrr.  1523.  ,Hiess  den- 
nocht  der  heilig  Atti,  Küng  Ludwig  von  Frankrych.' 
Ansh.  ,Das  er  mich  zum  gspött  einen  Meister  schrybt, 
der  doch  mich  selb  mit  gheinem  andren  tittel,  dann 
Uly  Zwinglin  dem  ätty  nach,  gekronet  hab.'  Zwingli 
1527.  .Yatter,  ätte.'  Fris.  ;  JIal.  ,Deni  ätty  Baccho 
ergeben.'  Wi:rstis.  Mehrfach  erscheint  das  W.  in 
Volksrätseln  bildl.  von  Teilen  eines  Gerätes,  z.  B. : 
Drei  isigi  [eiserne]  Brileder  und  en  hölzige  Atti,  d.  i. 
Heugabel.  A  chrunnuftn  Atti  und  a  holi  Muetor  und 
dri  spitzi  Chind,  d.  i.  HandgriH',  Hidihuig  und  Füsse 
eines  Kessels  GrD.  Khdli  [glatte,  schlüpfrige]  Mueter, 
en  dürren  Atti,  es  feisses  Chind:  seil  [das]  säg-nier 
g'schicind!  d.  i.  Butterfass,  Stössel,  Butter.  —  2.  Vetter 
GrD.  (Amstein).  —  3.  Schwiegervater.  ,Ätty  B.' 
1587,  FlSpreoher  (allerdings  in  einem  Briefe  an  seine 
Frau,  eine  geborne  B.).  —  4.  „Ätti,  Etti:  Rad  an 
einem  Wagen,  Karren  ScHwIngenb." 

Mhd,  alte,  ahd.  ntio,  got.  atut,  ein  durch  alle  Sprachcu 
gehender  (daher  auch  in  deu  benachb.irten  roni.  Dial.  [churw., 
tessin.]  vorkommender |  Naturlaut  aus  Kindermund,  darum 
auch  ohne  Verschiebung  des  (-Lautes  (ausgenommen  in  der 
Koseform  Etztl,  got.  aiiilu,  Väterchen);  vgl.  Fris.  und  Mal.: 
,pappare,  ätte  machen,  seim  ätte  od.  vatter  rüeffen,  wie  die 
kind,  so  noch  nut  reden  könnend.'  Weit  verbreitet  ist  auch 
diu  Vorsetzung  eines  d  oder  t  (Dalli),  wenn  nicht  umgekehrt 
von  dieser  redupl.  Grundform  das  <1  oder  (  abgestreift  ist 
(vgl.  DU-dä).  Unzweifelhaft  vorgesetzt  und  dann  versteinert 
festgewachsen  ist  der  Art.  in  Tmll,  Drätii  (aus  d'r  All,  d'r 
Ätli),  so  dass  dann  in  BE.  z.B.  auch  gesagt  wird:  zw  mim 
Jlrrüiti  und  diese  Form  in  B  auch  als  Voc.  gilt.  Die  sonst 
(in  BGadm. ;  FSs.|  übliche  Vocat.-Form  Atlo  (welche  It  StjilJ. 
Iiial.  in  F  auch  als  Noniin.  und  Hat.  neben  Au  vorkommt) 
und  (verdunkelt)  Atlu  Böu.  wO. ;  F,  Alte  BGu.  hat  ein 
interjectionales  -ü!  -e!  (s.  d.),  abgeblasst  -i  B  angehängt. 
Aus  der  amhd.  zweisilbigen  Grundform  ist  Alt  regelrecht 
verk.,  Ätti  (mit  unorganischem  Umlaut  oder  mit  kiudlichem 
(i  st.  a)  ans  dem  ahd.  Gas.  obl.  ntiin  (dessen  auslautendes  n 
abfallen  musste)  gebildet  wie  viele  persönliche  Appellativa 
(bes.  auch  Übernamen)  auf  -i  aus  alten  schwachen,  von 
Vben  abgeleiteten  Masc, -Formen.  iVätti  (wenn  es  jemals  für 
sich  allein  so  lautete;  denn  die  betr.  Stelle  ,ussä  [1.  fl«c", 
unser]  Nätti'  kann  ungeschickte  Schreibung  statt  iWn  A.  sein) 
erklärt  sich  aus  vorangehendem  den  oder  ein.  Aller  beruht 
wahrsch.  auf  Einfluss  des  vwdten  Eilei:  —  Der  PI.  soll 
(nacti  Tsch.)  in  Gr  nicht  vorkommen,  anderswo  lautet  er 
mit  (urspr.  verdoppeltem)  ii  Äitnic"  von  Ätti";  die  von  St. 
(wahrsch.  aus  BO.)  bezeugte  Form  Allitjc"  beruht  auf  einer 
dort  üblichen  Vermischung  der  Formen  auf  -i  mit  Ableitungen 
auf  -i";/.  —  Das  W.  kann  im  Nouiin.  auch  ohne  Art.  ge- 
braucht  werden   wie  ein   Eigenn.   B.    •  -    Bed.   2   und   !!   sind 


schwach  bezeugt,  aber  die  letztere  leicht  zu  begreifen,  da 
der  Schwiegervater  ja  immer  der  leibliche  Vater  des 
einen  Gatten  ist.  —  Wenn  4  zu  dem  vorliegenden  W.  ge- 
hört, so  mag  das  Bild  am  einrädrigen  Karren  seinen  Ur- 
sprung haben. 

Kit- Atti  GnFläsch,  -Atto  P  silv.:  Grossvater. 

„Ani-Att:  des  Grossvaters  Vater  F."   —   Syn.  .inl, 

Ur-;   s.    d. 

Gegen-  heissen  die  Väter  der  Ehegatten  gegen 
einander  B;  F.   —   Syn.  (Jajenachicährr. 

Gross-  BO.;  F,  -Ätti  Bs;  BU.;  Nüw:  Grossvater. 
Uf  Grossättis  Bänlli  uha  [hinauf]  luege,  scherzh.  = 
schielen  BJägist.  ,Der  grossätte,  grossvätter:  pappus, 
avus.'  Mal.   —  Syn.  Alt-Att;  Äni,  Alt-;  Gronti. 

Hüs-jif?/;  Hausvater  BsLd.  .Paterfaniilias,  ein 
haussvatter,  ein  haussätti.'  Fris.;  Mal. 

Kilchen-:  Pfarrer  L. 

Iji\ii\-Att:  der  Stock,  mit  dem  bei  dem  Knaben- 
spiel .Nöpperlen'  das  Stäbchen  (Nöpperli)  geschlagen 
wird  BsLd. 

Läfß  =  Läffli,  Dim.  von  Laß'r,  .Schulterblatt  der  Tiere. 
Vgl.  das  Folg.   und  Ätti  In   Rätseln  als  Name  eines  Gerätes. 

Sü-it<(i.'  das  Kind,  welches  bei  dem  Spiel  ,d'-Sü 
i  's  Chessi  trlbe"-  verliert  Ap.     Vgl.  Tatsch-. 

Schwäher-:  Schwiegervater  B  (Gotth.). 

Spittel-:  Spitalverwalter  B  Hink.  Bote  1791.  — 
Vgl.  , Waisenvater'. 

Stief-^«  S.  Stüf-Ätti  Gr;  Sulrer,  Steif-  L  (In- 
eichen), Stau f-  GrD.:  Stiefvater.  Stüfi'itti  —  Wett 
[ich  wollte],  dass  de''  Tiifel  hätti.  Suloer.  Steifmuetter 
lind  Steifätti,  Wett,  'hiss-si  der  T.  h.  Ineichen.  .Stiett- 
iitte.  StielTvatter,  vitricus.'  Mal. 

Stink-iiMi^  Stink- Ani  (s.  d.)  Z. 

Tatsch-!  ruft  man  schadenfroh  dem  zu.  welcher 
einen  Schlag  bekommen  hat  Aa.  —  Nach  Analugie  von 
.Su-.4Mi;  gleichsam  der  Schläge  zu  tragen  hat. 

Gross-Ätteler:  eine  Art  Äpfel  S;  s.  Sp.  368.  • — 
Urspr.  wohl  Äpfel,  die  ein  Grossätti  gepflanzt  hatte  oder 
besonders  liebte. 

Ätter  „BSa.";  F;  „W^  Etter  Gr  ObS.,  Attrn 
Psilv.,  Ettro  W,  E-e  GrV.,  Ättere,  E-  GrV.;  PP. 
(e*-):  1.  Oheim  FJ. ;  GiiV. ;  P.  , Keine  nähere  freund 
als  etter  und  bäsinen.'  ApI.  LB.  158.5/1828.  Mit  der 
genauem  Angabe:  0.  von  väterlicher  Seite  ,F";  P; 
W.  —  2.  Vetter  „BSa."  In  der  ä.  Spr.  auch  i.  weit. 
S.  =  Gevatter,  Freund  in  vertrauliclicr  .\nrede  an 
Standesgenossen.  So  bei  Manuel.  Funkelin  und  in 
.llJiiEFS  , Etter  Heini'  betiteltem  Schauspiel. 

In  der  ä.  Spr.  nicht  bezeugt.  Von  Alt,  -o,  Atti  mit  Ein- 
schaltung von  -er  gobildet  nach  Analogie  von  , Vetter  :  Vater', 
nur  dass  dort  e'  herrscht,  hier  v^,  »c.  Aus  dieser  Paralhde 
folgt  dann  auch,  dass  die  schwachen,  auf  -<■"  ausgehenden 
Formen  die  altern  sind,  aus  denen  die  auf  -r  ausgehenden 
durch  Abwerfimg  des  -c"  entstanden  wie  nhd.  , Vetter'  aus 
mhd.  ixUm;  ahd.  fatumt  (ßtlarjo).  Endlich  fidgt  aus  dieser 
Etymologie,  dass  das  W.  urspr.  einen  Verwandten  des  Vaters 
bezeichnet  und  zwar,  wie  , Vetter'  In  der  &.  Spr.,  den  Bruder 
desselben  (lut.  jKitruuH  Im  Unterschiede  von  tii^Hucidun,  dem 
mütterlicben  Obeim,  dem  unser  Orlii  entspricht),  erst  später 
den  Sohn  des  Vatersbruders.  Auch  Völler  hat  bei  uns 
neben  dieser  letztern  Bed.  noch  jene  erstere,  dann  freilich 
auch  die  allgemeinere  eines  entfernten  Verwandten.  Bei 
NMan.  nennen  Bauern  einander  bald  , Etter',  bald  .Vetter'. 
Auch  das  Apl.  I,B.  1.">8.")/1S2S,  die  Kaufbriefe  betr.  ZgHihi. 


587 


At,  et,  it.  ot.  ut 


&88 


Tou  1414  und  von  1416  wechseln  mit  beiden  Ausdrücken 
ab.  Bei  KudMan.  sagt  ein  Kriegskueuht  zum  andern:  ,Ett 
Gsell !'  Elt  verk.  aus  Etter,  entsprechend  Att,  wofür  in  BSa. 
auch  Atter,  offenbar  aus  Ettei-  construiert  wie  , Vater  :  Vetter'. 

Attach  s.  Ab-Dach. 

Atalleri,  Atilleri  =  Artillerie  Bs. 

Atem,  Otein  Ap;  Gr;  Sch;  Z,  ^Ite»  GRKlost.,  Ate, 
Ote  Aa;  B;  Gl;  Gr;  Ndw;  Schw;  S;  W  (ÄtoJ;  ZO., 
Nöte  Bs;  STh.  —  V\.  Ate"  Ndw  —  Dim.  NÖteli  Bs, 
Ötemli  Sch  —  ra. :  1.  Atem  lebender  Wesen,  Menschen 
und  Tiere.  De  Mensch  het  (mer  hend  Älli,  wir  Alle 
haben)  der  0.  i"  der  Nase,  ist  (sind)  sterblieh  Sch;  Z. 
Er  ist  nüd  wert,  dass-em  eiise  Herrgott  en  Otem  g'ge 
hed.  Bäükkngesi'r.  XVIU.  Eti  churze,  en  lange  A.  Z. 
En  enge,  en  schwere,  en  ringen  (J.  Ar  (Syn.  Cliich). 
Di  engen  Ate  blagid  vili  Mensche  Ndw.  Kei"  A.  ha", 
nicht  genug  Luft  schöi)fen  können.  Vull  A.,  schwer 
atmend,  z.  B.  bei  schnellem  Gehen  W;  Z.  Voll  A. 
werde",  schweren  A.  bekommen  Z.  I'''  In"  so  roll  Ate, 
dass  »'■''  meine,  i^''  müess  ersticke",  oder  dass  i'''  gar 
nid  rede"  cha""  B.  Es  verhebt  [hemmt]  -mer  der  0. 
Gr.  Es  hät-mi  vn"  A.  g'iiu  [genommen],  ausser  A. 
gebracht  GRMalans.  I  überchumme  der  A.  nid,  ich 
kann  nicht  A.  schöpfen  Aa;  Ndw;  der  A.  fast  nütnme 
äbercho"  7i.  Der  0.  hllbt-em  dfhindr  [zurück,  stecken] 
Aa.  Es  hät-em  schier  der  0.  i-ersteckt  [erstickt]  Z. 
,Es  war,  wie  wenn  Jakobli  den  Aten  verlieren  wollte." 
HPest.  1790.  Si'''  fast  uff-e"  ().  springe,  sich  ausser 
A.  laufen.  Schild.  (Vgl.  roll  A.,  und  sich  uf'sMül 
sitzen.)  Er  schnüft,  cha""  chüm  der  A.  zieh".  Kuhn. 
Der  A.  zieh",  verenden,  v.  geschlachtetem  Vieh  ZZoU. 
Kei  Ote  (Oteli)  vo"  Eppis  zieh  Bs,  verzieh  ZÜ.,  etwas 
Geheimes  z.  B.  einen  Kummer  gar  nicht  laut  werden 
lassen.  I'''  ha  's  scho"  Munet  und  Jör  lang  bl-mer 
h'halte"  und  Niem  Nät  g'chlagt  und  kei  Nöteli  'zöge. 
Breit.  1803.  Er  het  's  im  Stille  veriverchet  und  kei 
Nöteli  zöge  derco"  nnd  's  kei"  Möntsch  lo"  vermerke". 
ebd.  1864.  ,Er  hat  mir  von  Allem  keinen  A.  gezogen.' 
JSenn.  Eim  für  (vor)  ''en  A.  chö,  (auch  unpers.)  den 
A.  beklemmen;  den  A.  abschneiden  bis  zu  wirklichem 
Ersticken  B;  Schw;  Z.  Er  häd  miiesse"  sterbe",  ivil-em 
e  Bon  vor  der  Ö.  cho"  ist.  Bildl. :  unbequem  werden. 
Me"  seit,  's  chömm  Mängem  vor  en  Ate,  we""  d'  Erau 
im  Hus  d's  Szepter  füert  B.  ,Es  wollte  der  Bäurin 
fast  vor  den  A.  kommen,  wenn  der  Johannes  die  zweite 
Lampe  anzündete,  damit  ein  Knecht  im  Kalender  lesen 
könnte."  Gotth.  .Drumb  spartend  ir  wol  den  aten-  und 
sungend  Sanct  Jacobs  lied."  NMan.  ,Wic  er  solchen 
fürtrag,  da  er  wol  hett  mögen  den  atem  sparen,  ge- 
stellt habe."  1537,  Absch.  .Ich  war  schier  im  feld 
nider  gesunken,  ich  hatt  schier  weder  Vernunft  noch 
aten.'  NMan.  .[Beim  Komma  müsse]  ein  wenig  still 
gehalten  oder  aaten  gereicht  [geholt]  werden."  Salat. 
,I)o  Pacollet  dise  wort  geredt  hat,  do  bracht  er  zuo 
wegen  mit  synem  aten,  das  im  der  Soldan  ganz  syner 
Worten  gelopt.'  1521,  Zielv.  ,Er  hett 's  geredt  und 
wollt  's  geredt  haben,  diewyl  im  der  adt  gieng."  152"2, 
Strrkl.  Einem  ,den  Atem  lassen',  ihm  freies  Spiel, 
ihn  gewähren  lassen.  1529,  Absch.  ,Anhelatio,  das 
keichen  oder  schwerer  aten.'  Fris.  ;  Mal.  ,So  lang 
du  atem  halten  kannst,  lasse  mit  deinem  gebett  nicht 
ab."  AKlincl.  G.  B.  .Bis  an  den  letsten  Atem',  bis 
zum  letzten  Atemzug.  Lindener.  —  2.  (bewegte)  Luft 
in    liohlen     Körpern,    Röhren,    bes.    Weinhahnen, 


'l'abakiifeifen.  Die  Pfife  het  ekel"  A.,  ist  verstopft 
B ;  Nnw ;  Z ;  het  falsche"  A.,  hat  irgendwo  eine  Neben- 
öft'nung  B  (ZvRo).  .Seine  Pfeife,  an  der  er  trotz  ihres 
schweren  Atems  so  wohl  lebte.'  Gotth.  Das  Rörli 
hed  kei  Aten  GRKlost.  Die  Butelle  [Flasche]  hed  Ate, 
ist  nicht  fest  verkorkt  Ndw.  Viell.  hat  auch  das 
.Atenmoos'  bei  ZGräslikon  den  Namen  von  aufsteigen- 
den Gasen.  —  3.  das  Organ  des  Atems,  Luftröhre, 
Hals.  Di'n  A.  steche",  ein  Tier  beim  Schlachten  in 
die  Luftröhre  statt  in  die  Ader,  wodurch  der  Tod  ver- 
zögert wird  B;  bildl.  1)  empKndlich  beleidigen,  ebd. 
2)  für:  in  die  Nase,  in  die  Augen  stechen;  locken, 
reizen,  gefallen  S  (Hofst.).  In  einem  Volksrätsel  wird 
dem  Mohn  (wegen  seines  langgestreckten  Halses  d.  i. 
Stengels)  ein  .langer  0.'  zugeschrieben.  —  4.  bildl.  f. 
Geruch,  Leumund.  , Damit  ich  dester  baas  ettwan 
ein  widerwilligen  aaten  [stinkenden  A.]  erstecken  und 
temmen  rnög  und  myn  abzug  eerlich  von  inen  han.' 
Salat. 

Ahd.  ätaiii,  ätum,  mlid.  ätem,  äten.  Das  auslautende  >» 
liat  sich  da  und  dort  gehalten;  Mal.  sehreibt  mehr  schriftd. 
tw.  ,Ateni',  Fris.  der  Volksspr.  folgend  ,Aten';  wenn  es  zu 
71  geworden  war  (wie  in  nhd.  , Boden,  Faden,  Besen',  woneben 
wir  inlautend  noch  Bodmer,  in/ädmcit ,  besmen  haben),  so 
musste  es  in  den  meisten  MAA.  abfallen.  —  N  vorgesetzt 
wie  in  Jfiut  usw.  In  Zss.  mit  -los  ist  r  statt  71  eingetreten, 
wie  .Ascher-'  neben  .Aschen-';  vgl.  auch  encri  aus  enent.  — 
S.   noch   u.   entludten;  verhau;  gestdn. 

„eng-ätig,  -ätig:  engbrüstig,  einen  kurzen  A. 
habend  VUrte."  Das  neblige  Wetter  ist  tngutig,  er- 
schwert das  Atmen  AABb. 

kurz-  churz-ätig,  -ötig:  engbrüstig  AAFri.;  BsLd. 

Sür-Atler:  eine  Art  Birnen  (mit  säuerlichem 
Beigeschmack?  den  Atem  des  Essenden  versäuerndV) 
(Däniker). 

atmen  ötme  GRSeew.,  Ziz. ;  ZBauma,  ödme  GSa. 
(Henne),  nötme  STh.,  ätne,  ötne  Schw;  ZO.  Stand 
still!  [ich]  mag  nümme  z'  otne  g'kö",  zu  A.  konnuen. 
Stütz.  .Atmen  zue  dem  afteren'  [Winde  lassen,  far- 
zenV]  als  unanständig  in  der  Eatsstube  verboten.  B 
Nidau  1485. 

.Eiuatnuug.'  Muralt  1G97.  —  Der  wirklichen  Ausspr. 
des  t  vor  m   würde  besser  die  Schreibung  öpme  entsprecheu. 

er-.    ,So  dise  tier  [die  Schiltkröten]  oben  auf  dem 
wasser  sich  belustigend  und  eratniend.'    Tierb.  1563. 
atmeten  Ötnele:  sehwach  atmen,  von  einem  kranken 
Kinde  Z. 

Atenasi  C^^'):  Athanasius  ThHw. 

Atere,  Otere  AABb.;  Ap;  Gl;  Gr;  GA.,  Eh.;  Th 
Hw.;  Z,  Ottere  GStdt  —  Dim.  Äterli  GA.,  Ö-  GSa.  — 
f.:  Natter,  Eingelnattor,  coluber  natrix.  Das  gut  (so 
g'schicind  G;  Kirchh.,  ah  g'nöt  Ap)  icie  fs,  e)  Otere 
töde".  SüLGER;  ZSth.  Sl  häd  e  Zilngli  wie-n-en  0., 
eine  geläufige,  eine  spitze  Z.  Sulrer.  Auch  Schlange 
übh.  GA.;  Z;  s.  auch  Heck-,  Schiess-.  Volksglaube: 
die  N.  kann  nur  mit  einer  Haselgerte  getödtet  werden, 
von  dieser  aber  genügt  ein  leichter  Schlag;  immerhin 
wird  sie  wieder  lebendig,  sobald  die  Sonne  unterge- 
gangen ist. 

Mhd.  natere  oder  nät-,  got.  nadris),  lat.  natrix.  Durch 
Alistreifuiig  des  Anlauts  (wie  in  engl.  bull,  adder)  und  Ver- 
dunklung des  Voc.  ist  aus  .Natter'  nhd.  , Otter'  entstanden 
(entspr.  unserui  Otere,  nur  mit  verkürztem  Voc.).  Die  Ver- 
dunklung von  n  in  o  spricht  dafür,  dass  u  urspr.  lang  ge- 
wesen   oder    es    schon    früh    geworden    war;     unser    Dialekt 


589 


At,  et,  it,  ot,  ut. 


590 


boliaiidelt  OS  als  echto  Lauge,  wogegen  liie  U  Verkürzimg:  Nichts 
bowcist.  Eiiiü  Entlcliuuug  aus  deutsch  ,(Krouz-)Ottov'  scheint 
iu  der  sprw.  KA.  minki"  wie  neu  (Sau)-Olter  ScliSt. ;  Z  vor- 
zuliegen, da  die  Natter  es  ist,  welche  t.  wenn  sie  geängstigt 
wird,  t.  iu  der  Begattungszeit  einen  äusserst  widerlichen  und 
scharfen  Geruch  verbreitet.  Zu  der  Abwerfung  des  n  kann 
das  W.  Aden  beigetragen  liaben,  weil  die  Adern  kleinen 
Schlaugen  gleichen.  Ilarum  wird  wohl  auch  in  Z  Rieht. 
ÄÜereziinfjli  st.    Atere-  gesagt. 

,Heck-Nater':  dass.  ,Die  Scorpionen,  die  Heck- 
nateren.'  1531/1707,  Sirach.  ,Sein  gall  guot  für  gift 
der  scorpionen,  sclilangen,  auch  gro.ssen  Hecknateren." 
VoGELB.  1557.  ,Vipera,  nater,  liecknater.'  Fris.  ;  Mal. 
jNatrix  torquata  G.,   Nater,  Hecknater.'    Wägn.  1080. 

Der  Name  [liecktm  =  giftig  stechen],  so  wie  die  lat.  Über- 
setzung bei  Fris.;  Mal.  und  das  Comp.  Schine-  (s.  u.)  beruhen 
auf  irrtümlichen  Ansichten  und  Vermengungen  mit  giftigen 
Schlangen,  zunächst  wohl  der  Kreuzotter. 

,Hus-':  dass.,  da  die  Ringelnatter  sich  gerne  die 
tierische  Wärme  in  Ställen  und  sogar  in  Betten  zu 
Nutze  macht,  auch  sich  zähmen  lässt.  .Der  frommen 
tütschen  nation  den  sclilangen  [die  Schlange]  zeigen 
in  dem  gras  und  den  hussnater  ryssen  uss  dem  loch.' 
Gyrr.  1523. 

Das  männl.  Geschlecht  viell.  durch  ein  Schreibversehen 
aus  dem  vorangegangenen  .schlang',  welchem  jenes  allerdings 
gebührte,  auf  unser  W.   übertr. 

Schiess-  Sclmss-7i,  Schüs-OtereTH:  Viper,  Kreuz- 
otter. Wenn  sie  baden  will,  legt  sie  ihr  Gift  auf 
einen  Stein;  wird  es  ihr  unterdessen  gestohlen,  so 
schiesst  sie  in  der  Verzweiflung  hoch  in  die  Lüfte 
empor,  so  dass  sie  beim  Herunterfallen  zerschmettert 
wird,  sofern  sie  nicht  auf  den  Dieb  trifft  Th. 

Der  Name  bezieht  sich  darauf,  dass  das  gew.  spiralförmig 
aufgewickelte  Tier,  wenn  es  fliehen  oder  beissen  will,  sich 
mit  dem  halben  Leibe  vorwärts  wirft. 

Schnell-  =  Schiess-  Z. 

Wasser-  heisst  die  Ringelnatter,  weil  sie  oft  im 
Wasser  oder  in  dessen  Nähe  sich  aufhält  Th;  Z. 

Attich,  Attig  s.  Akten  IV  (Sp.  166).  Atore 
s.  An-Dorn. 

At  e"i;  Unkraut  GSevelen.  —  Aus  Jai,  Gejäte,  mit 
Dehnung  des  Voc. 

Attecher  s.  Ettike".        unätig  s.  unndig  Sp.  90. 

äter  ä-  BBe.,  Hk.,  'e-  BoSi.:  1.  munter,  lebhaft; 
wohlauf,  gesund,  heiter,  hellauf  blickend,  bes.  von 
Kindern  BO.,  Si.  Syn.  biischof,  fiflit/.  —  2.  „behende, 
hurtig,  geschickt  BO." 

Dass  das  W.  durch  Alifall  von  h  sich  au»  , heiter'  dif- 
ferenziert habe,  etwa  wie  ariij  aus  urtii;,  ist  uuwahrsch.,  weil 
die  Bed.  2  sich  aus  1  weniger  leicht  erklärt  als  umgekehrt. 
Für  den  .Abfall  von  k  und  Verengung  von  ci  in  e  wäre  aller- 
dings das  (ir  ent  (Sp.  578)  zu  vergleichen.  Für  urspr.  Kürze 
des  Voc.  spricht  aber  das  in  der  Bed.  (bes.  '2)  genau  eut- 
sprechende  ahd.  atar,  accr,  sagax,  celer,  nur  ist  dann  der 
Übergang  von  a  iu  ä,  e  schwer  zu  erklären. 

Kilcher-Äti   s.  K.-EUer. 

atltt'ntisch  Bs  faud-J;  Gr;  Uw,  liaupt-  Ba;  UM. 
(GoTTH.).  haut-  L,  haiid-  Bs;  L;  S,  haiiptendisch  Z, 
haiitendisch  Aa,  haudotdisch  S:  zuverlässig.  .Verboten 
über  den  See  zu  gehen,  bis  es  von  tlbrigkeit,  wenn 
einmal  das  Eis  authentisch  (stark  genug)  ist,  erlaubt 
werden  wird.'  1750,  GrI).  LB.  Übh.  tüchtig,  vorzüg- 
lich, wacker,  und  bes.  als  Adv.  zur  allg.  Verstärkung 
des  betr.  Begriffes.    En  autentesche  Mechner,  Bredeger 


Nuw;  e  hautentischi  Chöchi"  S.  Das  ist  tw''  e  hait- 
dentischi  Burefran,  die  ihrem  Hauswesen  nach  allen 
Richtungen  gut  vorsteht  L.  ,Er  hatte  einen  haupttän- 
tisehen  Staatsblick  trotz  einem  Sekretari.'  N.  B  Kai.. 
1845.  ,lch  möchte  einen  Meisterknecht,  aber  recht 
einen  hauptäntischen  (vorzüglichen),  der  Alles  wohl 
verstünde  und  dem  ich  trauen  dürfte.'  Gotth.  So  ne 
r'iche  haiidendische  Chnab  [Jüngling],  ne  g'scJiaff'rigc, 
hiisUge  Kerli.  Joaoh.  1881.  ledi  Buref'rcm  hct-mr  bim 
Bache  ne  rechte  hauclentische  Wegge  g'macht.  BWyss 
1863;  Syn.  u-ärschha/'t.  B' Gärtnerei  trtbe'  haudentisch. 
ebd.  D'  Muetter  het  d'  Hush<Ati"g  mim  ältere  Schivesferli 
ilherlö"  und  das  het-is  haudentisch  in  der  Ornig  g'ha". 
ebd.  Einen  autentisch  straffe"  Bs.  I  han-em  haud. 
üseg'ge,  habe  ihm  tüchtig  die  Meinung  gesagt  L. 
Hautentisch  arbeite"  L.  Es  chrüselet-ene  hauptendisch 
überinne,  kitzelt  ihre  Erwartung  sehr  stark.  JSenn 
1864.  Hauptendisch  gueti  Iliisti"g,  sehr  wirksame 
Arznei  ZZoll.  Es  hauptmdisch  bravs  Fraueli.  Gotth. 
Aus  lat./gr.  authenticus,  rechtskräftig,  mit  der,  für  einen 
Verstärkung  bezweckenden  Ausdruck,  nahe  liegenden  An- 
lehnung au  , Haupt',  mundartlich  vorwiegend  Haut  gespr., 
wie  iu  dem  Folg.;  z.  T.  mit  noch  weiterer  Anlehnung  an 
.Ende'  (Endzweck  od.  Vollendung),  vgl.   .endlich'  ^  gänzlich. 

Autor  Hauptd'r  m. :  der  Vornehmste,  Hervor- 
ragende ZB.  Euere  Hans  ist  bim.  G'sang  eisster  de''  H. 
D'  Vre  [Verena]  macht  mit  irem  Läff  alleioü  de"  H., 
dominiert  immer  mit  ihrem  Maul.  —  Vgl.  ,Hauptmann'. 
Das  -iir  mag  sich  ans  frz.  autew  erklären. 

autoritätisch:  würdevoll  Uw.  Aütoritetisch  der- 
her  gä". 

et-lich  B  ö  u.  wÜ.;  GrL.;  G;  W,  etlfch,  n.  etlis  U, 
eilig,  etlich,  etigG,  etl^'W.  etslich  GrD.:  1.  irgend 
ein.  Uf  etliche  Wig,  auf  die  eine  oder  andere  Weise 
BHk.  Z'  etlicher  ZU,  einmal,  bei  gelegener  Zeit.  ebd. 
Gangid  ier  nummen  vorab  [gehet  ihr  nur  voraus],  mier 
chommen  z'  etlicher  Z.  näha  [nach]  BBi.  Etlichen 
muess  er  alhit  üfsitzu",  es  gibt  Leute,  denen  er  nicht 
anders  als  aufsätzig  sein  kann  W.  ,In  etlich  weg, 
aliquo  modo.'  Mal.  —  2.  manch,  einig,  etwelch. 
a)  Sing.  Das  het  mier  scho"  Etleche''  (fem.:  Etlichi, 
ntr. :  Etlis)  g'seit  U.  An  etilem  Ort  W.  Etlichs  Ma""s 
Chrankheit  cliuniid  du  nalui  [davon  her]  BRi.  Etlifchjs 
Jär  BBe.,  Si.,  manches  Jahr.  Etlis  Mal,  mehrere  Male 
GrL.  ,lren  etlicher',  mancher,  der  eine  und  andere 
von  ihnen.  1529,  Absch.  .Etlich  gelt',  etwas,  einiges. 
RCys.  Zur  Bezeichnung  einer  unbestimmten  kleinen 
Zahl,  ein  paar  BHk.  —  b)  Flur,  ellech(i)  U.  etlegi, 
etegi  G,  etslichi  GrD.,  etli  W,  etler  7.  bäur.  Etlich 
und  etlich,  eine  grosse  Anzahl  G  oT.  ,ln  etlich  weg', 
auf  manche  Weise.  1531,  Absch. 

Mhd.  ei-,  i'ic-,  rtmlkii,  irgend  ein;  PI.  einige,  nmnche. 
-lieh  wird  in  manchen  MAA.  -heh  und  -liij  (-/«/),■  iu  etaji 
ist  gar  eine  Vertauschung  mit  der  Ableitungseiulung  -iij  oin- 
getreten.  —  Betr.  eller  als  Nom.  PI.  s.  das  o.  Sp.  '27:5/1  zur 
Flexion  von  ein  Bemerkte;  hier  kommt  dazu,  dass  die  Silbo 
-iett  dabei  ausgestosseu  ist.  Die  .\bleit,ung  von  der  Form 
eteH-  findet  sich  schon  früh  in  synk.  und  unreiner  Gestalt. 
z.B.  ,ezlichu'  (PI.  n.).  Copialb.  Kiiuigsf.  13:)'2;  .etschlich 
guad  und  fryheit.'  1Ü77,  Z;  u.  noch  spät:  .etzliche  Monate'. 
Discourso  17'21;  jetzt  ausserhalb  Gi-  nur  etwa  scherzhiift. 
—    S.    noch    iellieh;   il-ieeleli. 

etwa  1.  ette  (eti,;)  ApL,  K..  M.;  GlH.;  Gr  UVatz, 
ältn  Gk  tw.,  üHte  GlK.  2.  äpp^^  (^-,  e--)  Gr  tw. ;  PI". ;  T 
(äppn);  W,  öppe  (öpp-i,  e'ppe)  Aa  ;  Ai';  Bs;  B;  F;  VGktf; 


Sit! 


At,  et,  it,  ot,  ut 


592 


GlM.,  U.;  Gntw.;  L;  G;  8i:H;  S;  Th;  Z,  (IjJJie,  Cipp'i 
GrS.;  W,  oppr,  oppaBv/0.;  GlH.;  W,  op2)BG.,  oppmc 
ScH,  üppme  (vil)  ZBenk.,  öppene  F.  3.  etscha  ApI. ; 
„Gl";  GRUVatz;  GO.,  Rh.,  ötscha  G  oRh.  4.  öpsch 
(■iywc/f^  Hebel  (neben  öpjj«),  Walchner:  1.  räumlich: 
irgendwo  B;  Ndw;  W.  Öppe  mues-me"  sl"  Aa.  Du 
wimt  ö.  g'sl"  si".  Gotth.  Es  mues  emmel  [einmal, 
doch]  0.  [zu  finden]  si"  Z.-  Und  sehntet  öhsch  e  truiikne 
Ma  dur''  d'  Nacht.  Hebel.  (Häufiger  neisswo  udgl.) 
Verbunden  mit  nachfolgenden  Ortsadv.:  öppe-hi". 
irgendwohin  Aa;  B;  G;  SBb.;  Uw;  Z;  verblümt  = 
auf  den  Abtritt  (allg.),  und  so  auch  als  Subst.  m. 
und  n.  B.  F.s  öppe  (ettej  hi"  bringe'',  durch  Fleiss  zu 
Etwas  (.ansehen,  Vermögen)  kommen  Gl;  Z;  ö.-her, 
irgendwoher  B;  ö.-dttre,  hindurch;  öppen-a",  -ane,  wo- 
hin; -ihe,  hinein;  -ume,  herum  Aa;  Z;  ö.  ume  si", 
irgendwo  in  der  Nähe  zu  finden  sein  Uw;  Z;  ö.-filr, 
wofür,  für  Etw.  B.  In  solchen  Verbindungen  steht. 
bes.  vor  Voc,  auch  epper-,  öpper-  (s.  etwar).  Vgl. 
auch  etivo  und  etu-ann.  —  2.  zeitlich:  zuweilen, 
manchmal,  hie  und  da,  dann  und  wann;  betont  auch 
i.  y.  von  ziemlich  oft  Aa;  Bs;  GRÜb§. ;  S^ulger;  Tu: 
W;  Z.  Si  händ  ö.  g'lost,  horchten  von  Zeit  zu  Zeit 
auf  Aa(H.).  .Es  git  's  ö.,  ereignet  sich  etwa  Z.  Wenn 
's  eppen  ist,  vielleicht  ein  ander  Mal.  Sprenu.  Syn. 
esie  Sp.  21.  513;  üpped-ie  Sp.  21;  öjqngen  3.  , Vor- 
mals' (von  dauernden  Zuständen) :  .etschwa.'  CTürsi 
1489.  Syn.  ahven  (Sp.  209).  S.  übrigens  auch  etiranii. 
—  3.  modal,  a)  =  nhd.  etwa,  vielleicht,  wohl. 
Isch  's  ö.  das?  B.  Meinst  ö.?  Z.  Merksch  's  u.?  allg. 
Trink  e  ScMüekli  Brenz,  er  chuelt-der  öppe  di"  JasI 
ab.  Hebel.  Du  /if(.<c7t  ö.  nid  recht  y'luegt,  nicht  genau 
nachgesehen  B.  Er  meint  's  eppa  nit  so  bös.  Spreng. 
Das  ist  er  öppe  gar  nit,  gar  nicht  etwa  S.  Öppe  gar, 
wohl  gar.  Gotth.  Öppe  [wohl,  wahrscheinlich]  noch 
nie.  ebd.  ,Bist  du  allein  öpen  die  Nacht?'  JCWeissenb. 
1701.  l)ie  Volksspr.  scheut  sich  nicht  vor  Wieder- 
holungen wie:  irend-er  [wollet  ihr]  ette  ette-hi"?  Gl. 
Wo  si  im  öbbedie  Öbbis  g'schickt  het.  Breitenst.  Sonst 
bietet  der  Stamm  iieiss-  (s.  d.)  Abwechselung;  aber 
beliebt  ist  die  Zusammenkuppelung  der  manigfachen 
Zssen  des  et-  scherzweise  und  zum  Sprechspiele:  hät- 
der  öppen  Upper  Öppis  'tä"  (g'gi'",  g'seit)?  oder  hei 
eppen  Epper  Eppem  Eppes  'lö"?  — •  b)  =  nhd.  etwa 
i.  S.  von  ungefähr.  Wie  fiel  )««■"  's  ö.  si"?  welche 
Stunde  des  Tages?  B.  Vor  Zahlangaben,  allg.  Er 
hätti  's  Zimmere  bigost  [bei  Gott]  o'''  g'lcrt  [gelernt], 
trenn  er  opp  o'''  d'rzue  cho"  tri''  [wenn  er  nur  irgend 
Gelegenheit  dazu  gefunden  hätte]  BG.  -  c)  etwa, 
vor  ein.  Etschen  eina  GSa.  .Öppen  Eine,  aliquis. 
Öppen  Eise,  alicujus.'  Id.  B.  Vor  Adj..  besonders 
der  Quant. :  wohl,  ziemlich.  Öppe  mänge,  wohl  man- 
dier,  unbestimmt  viele  Z.  Er  häd  vpä  dick  [oft] 
under  euser  Sahlate  use  g' schösse".  Madleni  1712. 
Eppidick  s.  eticie.  Öpme  ril,  etwelche,  einige  ZBenk. 
.Etwa  menig  statt.'  1336/144t),  Z  Chr.  ,Das  üwer  etwa 
menger  den  lött'el  wirt  fallen  lan.'  Sempacii.  Lied.  ,ln 
etzwe  mengem  stuck',  in  verschiedenen  Punkten.  1402. 
B.  ,Ettwe  manig  Jare.'  1451/1544,  Schw  LB.  ,Etwe 
niänger  unser  lantlüten.'  ebd.  ,l)er  selben  etwa  menger 
ist',  ihrer  sind  ziemlich  viele.  15'23,  Absch.  ,A1s  sich 
dann  biss  har  ettwe  vil  zytes  [oft]  gefüegt  hat.' 
1451/1544,  Schw  LB.  ,Der[en]  ich  etwe  vil  hinus  ge- 
.scliickt.'  1531,  Steuckl.  ,A1s  der  turn  angfangen  und 
etwa  hoch  [auf  eine  gewisse  Höhe]  gf'üert  was,  buwt 


man  in  in  alle  höche.' .  Vad.  ,In  etwo  vil  höche',  in 
ziemliche  Höhe.  ebd.  ,Etwa  lang  nahen',  in  kürzerer 
oder  längerer  Frist.  Voüelb.  1557.  ,[Notker  hat  das 
Leben  des  h.  Gallus]  angefangen  und  etwa  ferr  voll- 
streckt', bis  auf  einen  gewissen  Punkt  vollendet.  Vad. 
Gerade,  eben:  Nid  üppe  grüsli  eil.  Schild.  Du  hast 
di  ö.  icacker  g'halte.  ebd.  Das  ist  ö.  hüt  Witzigs  von 
euch  [nicht  eben  verständig].  Gotth.  —  d)  wohl, 
doch,  gewiss,  hoffentlich;  zuversichtliche  Be- 
jahung oder  Verneinung  (resp.  Verwunderung, 
starker  Zweifel);  Erwartung  od.  Behauptung,  wobei 
man  meist  Anwesende  gleichsam  als  Zeugen  zur  Be- 
stätigung der  Behauptung  anruft,  also  mit  dem  hinein- 
gelegten Sinn:  ,Ihr  müsst  es  gewiss  selbst  sagen  und 
bejahen;'  meist  betont  und  in  S  mit  Dehnung  des 
Voc.  Öbbe  hringsch-mer  doch  no'''  Freud  und  heiteri 
iSY«nr?e.  Hebel.  Öy);>e  «'y/.'  hoä'entlich  doch!  Z.  Ö.ja! 
Th.  WoJ  ö.!  freilich  wohl!  BHk.  Wol  ö.  nid,  doch 
wohl  nicht,  kaum  BBe.  ,.\. :  Oppen  nicht  [das  wird 
wohl  nicht  so  sicher  sein]!  B. :  Oppen  wohl  [doch]!' 
HPest.  Ö.  nit,  hoffentlich  nicht  Bs.  (Es  icird)  ö. 
nid  (sl")!  Aa;  B.  ,Das  sei  öppe  noch  nie  erhört 
worden,  dass  so  Etwas  einem  Kinde  in  den  Sinn  ge- 
kommen wäre.'  Gotth.  ledere  Nar  g'seht  ö.  [usw.], 
sieht  doch.  Stutz.  Allein  stehend,  stark  betont:  öppe! 
gewiss!  B;  S.  Betont  und  verstärkt  durch  nachfolgen- 
des ,auch':  öppen-au!  Aa;  Bs;  Th;  Z.  —  Es  uiird 
[wird]  ütta  bald  schnla",  rechn-i,  ich  vermute,  dass 
es  bald  schneien  wird  GrD.  I  ha  ml"  Such  ö. 
g' macht!  doch  gewiss  wacker  gearbeitet  Bs.  0.  häm- 
mer  [haben  wir]  Schöchli  [Heuhäufchen]  g'macht! 
Hebel.  Si  chömme  [sie  kommen]!  si  holderen  ö.,  man 
hört  sie  ja  deutlich  genug  lärmen  Bs.  Er  wird  eppa 
kö!  Spreng,  's  isch  e.  g'nueg,  ich  dächte,  es  wäre  g. 
Bs;  B;  S;  Z.  /  han-em  's  e.  g'seit,  ich  glaube  ihm 
die  Wahrheit  deutlich  genug  gesagt  zu  haben.  Spreng. 
Er  hät-en  [ihn]  ö'.  g'rüemt !  Sulg.  Er  hat  ö'.  y'sporet, 
sich  lang  genug  oder  freilich  stark  gesträubt  S.  Es 
het  in  ö'.  g'heit,  freilich  sehr  geärgert.  0'.  isch  's  mer 
übel  g' gange!  freilich!  das  will  ich  meinen !  B.  Es  ist 
ö'.  f/uet  g' gange",  gut  genug,  über  Erwarten  Aa;  Bs.  " 
Ö'.  mäng  Mol,  oft  genug  Aa;  Bs;  versch.  von  dem 
unbetonten  ö.  m.  M.  Ö'.  mängist,  nur  zu  oft  Aa.  — 
Hilf-is  öppen  aW'  e  chll  [uns  doch  ein  wenig]!  Stutz. 

.\us  ahä,  eihleswar,  mhi].  ete(s)wä,  WOZU  ,etwo'  (Vadian) 
nur  spätere  (nhd.)  Nbf.  ist  mit  dem  Unterschied,  dass  au 
ihr  die  ausschliesslich  räumliche  Bed.  haften  geblieben  ist. 
Aber  neben  obiger  Ableitung  kommt  diejenige  von  i-twann  in 
Betracht,  da  schwor  zu  entscheiden  ist,  üb  das  n  der  vor  Voc. 
eintretenden  Form  etten,  i-'pjjen  nur  eiu  euphonischer  Zusatz 
oder  stamnihaft  sei ;  in  letzterem  Falle  wäre  die  oben  unter  '2 
augesetzte  Bed.  die  ursprüngliche.  —  Unsere  Formen  zer- 
fallen in  3  Hauptgruppen:  in  der  ersten  ist  iw  zu  tt  assi- 
miliert, in  der  zweiten  zunächst  zu  jiw  (vergröbert  in  (ijfmc, 
auch  in  Öpmcr,  etwer,  erhalten)  und  dies  zu  pp,  indem  hier 
der  Lippenlaut  siegte,  aber  auf  die  dem  (  entsprechende 
Stufe  erhoben  wurde.  Kbenso  verhalten  sich  die  Formen 
'jijjipel  und  i/ollcl  aus  (iult  ihU.  3  (und  4)  beruht  auf  der 
altern  Form  iie»-  (s.  bei  etlich),  deren  »  nach  Elision  des 
Voc.  zu  sfh  verdickt  wurde,  wie  aus  mr  auch  im  Anlaut 
»i-Aw,  aus  (»  oder  In  im  Inlaut  lach  geworden  ist.  Der  Untei- 
schied  zw.  der  dentalen  und  labialen  Bildung  (1  u.  2)  bleibt 
auch  in  diesen  Nbfen  ausgeprägt:  die  erstere  ist  aber  auf 
den  Osten  beschränkt  und  auch  dort  nicht  allein  herrschend. 
Das  alte  etcn-  hat  sich  daneben  verkürzt  in  es-  erhalten; 
vgl.  en-ie  Sp.  21  und  die  hier  folg.  Zssen;  .etzwa.'  ThPlatt. 
Der  aulauteiule  Voc.    war   urspr.  e  (gespr.  *■-  od.  ri).   woraus 


593 


At.  pt,  it.  ot,  ut 


594 


sich  die  Schreibuug  ü  erklärt  imd  der  Übergang  iu  a,  der 
übrigens  auch  durch  den  Laut  der  2.  Silbe  befördert  wird, 
wie  deutlich  aus  der  W  Form  Apixis,  Etwas,  neben  dem  syn. 
Ejijiin  und  neben  Epper,  Jemand,  erhellt.  Er  ist  aber,  wie 
im  uhd.  ,etw-',  an  vielen  Orten  in  e'  iibergegangeu,  denn 
der  Übergang  in  ö,  der  zwar  wesentlich  durch  die  folgende 
labiale  Lautverbindung  begüustigt  ist,  scheint  ein  e'  voraus- 
zusetzen, wie  in  nhd.  .Löffel,  schöpfeu'  usw.  In  öite  konnte 
ö  aus  iipir  eindringen,  weil  beide  Assimilationsformen  in  GIK. 
einander  begegnen.  Die  Nbfen  eppcr-,  etter-  liesseu  sich  allen- 
falls durch  Vertauschung  von  n  mit  r  wie  iu  aterlos  (s.  o. 
Sp.  58S),  über,  uiijer  für  vU-il,  unden  udgl.  erklären,  werden 
aber  einfacher  unter  elwur,  üppcne  F  unter  etwann  angebracht, 
es  sei  denn,  dass  man  letzteres  als  eine  Bildung  mit  repe- 
tierter End\ing  wie  obmenen  (Sp.  öl)  udgl.  .auffassen  wolle. 
—  Zwischen  den  3  Bedd.  ist  die  Grenze  sehr  unsicher  uud 
bestehen  Übergänge;  d.as  Zeitliche  ist  immer  auch  räumlich 
und  aus  beiden  Anschauungen  entspringt  die  Abstraktion  (3). 
deren  einzelne  Arten  wieder  nicht  streng  von  einander,  ge- 
schieden werden  können,  da  meistens  nur  der  Zshang  und 
die  Betonung  die  feinern  Unterschiede  anzeigt.  Es  ist  sogar 
fraglich,  ob  mit  Fug  die  BeJ.  2  aufgestellt  sei,  da  wohl- 
gemerkt der  modale  Begritf  in  allen  Fällen  mitspielt,  wenn 
nicht  vorherrscht  und  die  zeitliche  Erscheinung  immer  an 
Bedingungen  geknüpft  gedacht  wird.  —  Ett-vil  usw.  auch 
mhd.,  ahd.  eiesvilo,  aliiiuantispcr;  -milihll,  aliquantus,  nio- 
dicns;  -mmmrje,  aliiiuanti.  Eppidick  kann  aus  cpjie-  oder  aus 
eticie-  erklärt  werden;  es  findet  sich  aber  in  diesen  Ver- 
bindungen auch  etwann,  s.  d.  —  Unser  W.  ist  z.  T.  syn. 
mit  neue,  Heime  (s.  iiei^swe),  welches  aber  in  Fragen  nicht 
gebraucht  wird. 

etwa-igen  öppigeti  (e-):  1.  vor  Zeiten,  früher, 
sonst,  ehedem  B.  Ö.  si/"''  d'  Schtvi/ser  Manne  män- 
gisch  fründlig  z'sämme  cho".  B  Musikfreunde  1824. 
Alb-ö.  BM.  s.  alwen  Sp.  2U8.  —  Adject. :  en  öppige 
Mage",  ein  gesunder,  wie  ihn  frühere  Generationen 
hatten  B  (Ztro).  —  2.  zuweilen,  jedoch  nur  mit 
nachfolgendem  eins,  einist  B.  ,So  könne  ja  keiner 
o"*  öppige  einist  einen  Buchstaben  machen.'  Gotth. 
Auch:  ö.  teilen  einisch  B  (Zyro).     Also  =^  etica  3. 

Mit  der  beliebten  Silbe  -ir/  gebildet  als  adv.  Casus  eines 
Adj.,  entsprechend  den  mhd.  Adv.  auf  -liehen  von  Adj.  auf 
-lieh  oder  (viell.  noch  eher)  nach  Analogie  des  gleichbed. 
idbig  aus  alweg,   -en  s.  Sp.   208/210. 

et-wie  öp)petcie  Schw,  e^swie  GRChur,  D.,  Landq., 
etschwie  Gr Landq. ;  GW.,  Sa.:  irgendwie.  Es  isch 
äppnn  ijswie  g'gang<i,  es  gieng,  wie  es  mochte  GnChur. 
Eppidicl;,  ziemlich  häufig  BGr.  Aswieril,  nsw/'eiv/«, 
ein  Quantum,  ein  wenig  GrD.,  Pr.  .[Einen  Lohn 
geben]  als  etteswie  dick  g'gen  ist',  wie  ziemlieh  oft 
gegeben  wurde,  wie  zu  geben  der  Brauch  ist.  1311, 
Gfr.  (vgl.  u.  etwann).  .Verbrunnen  etwie  vil  hüsern.' 
XIV.,  Bs  Ratsb.  .Etzwievil  Volkes.'  Z  Urk.  1416. 
,Etwie  vil  zytes',  eine  Zeit  lang.  1424,  Gfr.  ,Sy 
hatten  aber  die  matten  ettwi  lang  har  für  etzweide 
ingehau.'  1437,  Obw.  ,A1s  sich  die  sach  also  etwilang 
verzogen  hat.'  G  Stifts-A.,  wofür  ÄoTsiiHJUi  ,etwa 
lang'.     ,Etwiemänger.'  Diessenh.  Stadtr. 

Vgl.  elicu  :i  e  und  eiirann.  Betr.  ep/ii-  Vgl.  die  Anni.  zu 
etmi.      Ein  ganz  verschiedenes  emcie  s.   Sp.    lyj,   4  a. 

e  t-  etsch-  w  o  Gr  UVatz ;  GO.,  We.,  •fiwa,  eswö  Gid»., 
UVatz :  1.  irgendwo.  Etschivo  hi"  gö".  ,Nüt  so  sch;id- 
licli,  das  nit  ctwo  nütze.'  Ansh.  —  2.  =  etica  2  resp. 
etwann.  ,Ich  bin  auch  etwo  ze  herberg  gewesen  beim 
Gabelo.'  1581/48,  Tonus,  wofür  , etwann'.  lüOT.  Wecli- 
selnd  mit  etwann:  ,Etwo  sind  der  abgestorbnen  lych- 
nam  ganz  erschinen,  etwan  allein  wie  ein  schatten.' 
LLav.  1569,  dag.  1578  ausschliessl.  .otwau'.  —  S.etwa. 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  4. 


etwann  1.  etschwenn  Qu  UVatz;  GWa.,  t^swenn 
GrD.,  UVatz:  irgend  wann,  einmal;  zuweilen.  ,Ich 
mag  mich  denken,  dass  ich  etwen  im  schnee  bestecket 
[stecken  blieb].'  Platt.  1572.  ,Wie  den"  etzwen  be- 
schicht.'  ebd.  ,Die  kommt  etwen  einest,  etzwen  nüt.' 
ebd.  —  '2.  einst,  ehedem.  .Sol  man  von  dem  sigrist- 
ampte  gen  garben,  als  etesswen  gt-n  wart  jerlich.' 
1324.  Gfrd.  ,l)ie  dann  etwend  ouch  da  gesessen  sind 
gesyn.'  1484,  Offn.  Suhr.  .Item  ist  des  Bapst  Palast 
noch  do,  darin  etwan  die  Päb.st  residieret.'  Platt. 
1012.  —  3.  (öppene  F)  etwa.  .Als  wir  Brisach  er- 
sehen, sind  wir  sorgfeltig  gewesen,  ob  uns  nüt  ötwen 
die  selbigen  stierlüt  [Steuerleute]  wurdint  sumen.' 
GeKell.  1576.  ,0b  es  von  etwan  eim  gehört  hette.' 
TiERB.  1563.  ,Das  nit  etwan,  ne  quando.  So  etwan,  si 
quando.'  Mal.  —  4.  ziemlich,  vor  Massbestimmungen. 
.Etwan  lang,  vil.'  Mal.  .Wenn  [die  Wolke]  aber  zwen 
tag  oder  einen  monat  oder  etwan  lang  auf  der  wonung 
bleyb.'  1531/48.  IV.  Mos.;  dafür  .eine  Zeitlang.'  1667. 
.Ward  uns  geschenkt  epschen  fil  brot.'  Stulz  1519. 
.Üb  ir  [ihrer]  joch  [auch]  etwann  menge  sind.'  Lied 
V.  Novara.  Vor  Zahlen:  ungefähr.  .Ettwen  vier  oder 
fünf.'  1610.  Rat  Willisau.  —  5.  irgendwo.  .Etwan 
her,  hin.'  Mal.  ,Viam  facere,  etwanhin  waudlen.' 
Eris.  ,So  einer  das  ei  nimpt  und  etwan  hin  streicht.' 
VOGELB.   1557. 

Der  zeitliche  Grundbegriif  ist  stufenweise  abgeschwächt 
und  verflüchtigt,  wie  der  räumliche  bei  eiim,  mit  dessen 
Bed.  3  a — c  hier  3  u.  -t  zstreffen,  uud  zwar  su  genau,  dass 
Verniengung  der  Formen  durch  Schriftsteller,  welche  die 
MA.  zu  korrigieren  glaubten,  muss  angenommen  werden. 
Zwar  lässt  sich  die  Bed.  5  auch  aus  der  Form  .etwann en' 
herleiten  unter  der  Annahme,  dass  die  Verbindung  mit  ,her' 
auf  die  mit  ,hin'  übertr.  worden  sei.  Die  Bedd.  .ehmals' 
und  , vielleicht'  hat  auch  ehwenne  im  spätem  Mhd.;  ebenso 
findet  sich  schon  dort  die  Verbindung  mit  Massangaben,  in 
welcher  .etwann'  offenbar  , etwie'  vertritt;  für  die  Bed.  .eh- 
mals' vgl.  auch  öppiijen  1 ;  ,ctwan'  =  ,etwa'  auch  nhd.  bis 
auf  neuere  Zeit. 

etwanig:  vormalig.  .Und  wurdend  gfangen  Graf 
Hans  V.  Hapsburg  und  Uulr.  v.  Bonstetten,  etwaneger 
des  grafen  diener.'  Vad. 

etwar:  1.  selbständig:  irgend  wohin  W  (auch: 
eswar).  —  2.  öjiper  (e-J.  nur  vor  andern  Ortsadv.: 
irgend  wo,  zur  Umschreibung  von:  irgend  Etwas: 
e.-oh,  an  (über)  irgend  Etw.;  e.-näch,  -üf,  -mit  W; 
ü.-iim,  und  sogar  mit  .wegen'  kombiniert,  weg  öppenim, 
wegen  Etw.  L;  e.-zue  tiow ;  ü.-ab,  -hl,  -für,  -üs;  auch 
ö.-dtirtwille,  von  wegen  Etw.  Aa;  ö.-dür,  durch  Etw.; 
ö.-gege,  ö.-hinder,  ö.-i",  -in,  -üf  Z  (Spillm.);  O.-mit. 
Ii).  B.  Eim  öpypcr-in,  -mit  diene";  Etwas  ö.-iif  stelle', 
auf  etw.  Anderes;  ö.-a'  denke';  er  het  si''''  ö.-ab  ver- 
sündiget; %''•  möclit  di''  ö.-für  'bete"  ha";  er  isch  ö.- 
hinder,  mit  Etw.  beschäftigt;  er  wird  irol  ö.-ziie  guet 
sl"  B.  So  auch  schon  in  der  ä.  Spr.  ,Wer  sich  setzet 
etwarauf,  darauf  [ein  Unreiner]  gesessen  ist.'  1.548, 
Levit.  .[Wer  einen  Heiligen]  etwarmit  eret,  welches 
allein  gott  zue  gehört.'  Zwixuli.  .Etwaran  gefallen 
haben.'  Fius.  .Einen  fründ  etwarmit  beschmeissen.' 
JJBreit.  1638. 

1  ist  icÄr,  wohin,  im  l'iifcrschiede  vuu  icu(r),  wo.  2  ist 
das  nhd.  ,war-,  wer-',  in  welchen  sich  das  alte  i-  wenigstens 
vor  Voc.  erhalten  hat.  Zu  der  Anwendung  vgl.  mv.  Über 
die   Berührung  mit  eiim  s.  d.    12  c   u.   Auiu. 

Etwer  1.  Etter  GlH.,  Ö»<m-GlK.  (neben  Upper). 
2.  ÄpperTisühii.;  GuP.,  Epper  Av;  BHa..  Si.;  GlH., 

38 


595 


At,  et,  it.  ot,  ut 


590 


Opper  (E-)  A\;  Bs;  BU.;  F;  VOrtb;  Gl;  Gr  tw.;  GA.; 
S;  Th;  W;  Z,  Öpmer  ScnHa.,  Opper  Soh,  Äpjjer  W 
Nat.  3.  Etxchicer  GO.,  Wa.,  Weisst..  Etschmer  GWa., 
Etscher  „Ap;  Gl;  Gr;  GSax",  Sa.,  Wa..  Esrri-r,  nswer 
Gr.  4.  Öppert  Gl;  GTa.  (auch  Öpperte),  Stdt;  Tu; 
Z,  Eppert  Ap;  Gr  tw.  (auchX);  GStdt  1799,  Öpperter 
GWa.;  Z,  Etschert  „Ap;  GL;GR;GSax",  i^Hert  „GRh.": 
Jemand;  Syn.  Neim er,  Näher  usw.,  s.  Neisswer.  De 
Herr  Öppert,  Jemand,  des.sen  Namen  man  niclit  an- 
geben kann  oder  will  Z  (vgl.  Bing,  Dingelcr).  Öpjier 
wott  [möchte]  diir  's  Täli  gä",  Öpper  Opper  chüsnc'': 
Oät  das  Opper  Öppis  a",  BnlcJit  das  Öpper  z'  irüssc"'^ 
AfgCorkodi. 

,Etwer'  in  der  Lit.  des  XV.,  XVI.  (.öthwer'.  Mcy.  Wirjt. 
Chr.).  daneben  ,etwar',  z.B.  Zwingli;  Salat;  Vad.;  Seh  Kats- 
liiot.  1.546.  1553;  Vogrelb.  1557;  Fabri  1557;  HBiiU.  1572; 
.l.JBi-eit.  1638;  JMüll.  1661.  ,Dass  etwar  etwas  finde.' 
Schinipfr.  1651  zeigt  uns  viell.  den  Weg,  auf  welchem  das  o 
in  das  niännl.  Pron.  gelangte.  Auch  in  Api<:r  neben  K.  (W) 
muss  n  aus  ujijm,  Ap/in».  wo  es  durch  Angleichung  entstehen 
konnte,  erst  heriibergenommen  sein.  E  vor  den  Lippen- 
lanten  bedarf  keiner  besondern  Beachtung  bei  denjenigen 
MAA.,  welche  übh.  immer  ö  durch  e  ersetzen;  es  sind  darum 
oben  zn  E^iper  nur  diejenigen  Bezirke  angegeben,  bei  welchen 
diese  Erklärung  nicht  ausreicht.  In  Etschmer,  Üjimcr  ist  "■ 
zu  m  vergröbert,  in  Eticlur  ganz  ausgefallen  wie  in  Encr. 
Im  Übrigen  s.  die  Formen  und  ihre  Erläuterungen  bei  etim. 
In  Öppert,  Etuvhirt  ist  (  angehängt  nach  Analogie  des  Gegen- 
teils Niemert,  Niemand  (s.  u.  Nieman],  Die  Nominativform 
Öpperter  (GTa.  Ojipertn)  hat  die  Nbbed.  des  Wichtig-,  des 
Geheinituns  und  enthält  nach  dem  angehängten  i  nochmals 
das  selbe  -er  wie  das  einfache  Öpiper.  —  Die  Flexion  voll- 
zieht sich  entweder  so,  dass  der  zweite  Teil  des  W.  noch 
in  seiner  ursprünglichen  Bed.  gefühlt  wird:  Dat.  Elichircm, 
Acc.  Btsdiiri",  Eieche"  GS.a. ;  oder  so,  dass  das  W.  als  ein 
einfaches  gefasst  wird:  Gen.  Eppm,  Dat.  Epperc  BSi.,  sonst 
Dat.  Öpperem  B;  Bs;  L;  Z,  Öppertem  Seh  (»i  händ-ni'''  Ö. 
"";;'»m",  haben  sich  .Imdes  angenommen);  ThHw.,  Acc.  Öjiperr 
(irinn  er  nur  Ö.  ij'iiärjiii,  sähe).  Gotth.  Ja  sogar  bei  deutlich 
erhaltenem  ,wcr  (war)':  ,One  sterkerung  [Unterstützung] 
etwars.'  Salat.  ,So  si  etwarn  syn  brot  verderben.'  Seh  Rats- 
prot.  1553.  .Wenn  yeman  etvverm  so  guets  gau  [giinnte].' 
1537/44,  Schw  LB.,  W{ifüi  in  der  officiellen  Ausg.  ,etwan  eini 
so  g.  gont.'  ,0b  er  etwaru  wüsse,  der  uns  gelt  geben  hab.' 
1526,  Abscb.  Die  durch  Assimilation  umgestalteten  Formen 
werden  aber  häufig  auch  als  Indeclinabilia  angesehen  und  es 
unterbleibt  namentlich  für  den  Acc.  alle  Flexion.  Auch  diese 
Erscheinung  schon  früh.  ,So  ihr  etwer  treffen  au.'  Com. 
Beati.  ,Ich  wil  ettwar  zu»  uns  reichen  [Jniden  holen).'  Mey., 
Wint.  Chr.;  und  sogar  der  Dat.:  ,Ein  gift,  etwar  damit  ze 
schaden.'  Vogelb.    1557. 

Etwas  1.  Ättns  GnChur.  D.,  Seh.,  Ettes  (-is)  Gl 
Grosst;  Gr;  „GRh.",  Öttis  GlK.  '2.  Opinis  Si-nHa. ; 
ZRfz,  Wl.,  Äppas  (-is)  GRChur,  D.,  Vals,  Val..  Eppes 
(-is)  Ap  (e');  BBe.,  Si.;  GlH.;  GrD..  Mal.;  GG.,  T., 
Öppis  (E-)  A.4;  Bs;  BM.,  S.,  U.;  F;  VOrte;  Gl;  Gr 
Chur;  GA.,  G.,  Stdt,  T.;  S;  Th;  W;  Z.  Oppis  ScnBarg.. 
Appas/^hiiUch.  'i.  EtesicasGW.,  Etschwas  Gi^a... 
W.,  Ötschwes  GBuchs,  Grabs,  Etschus  „Ap;  Gl";  Gr 
Chur,  UVatz,  Valz.;  ,GSax",  0.,  Ötschis  GBuchs,  We. 
■l.Esiväs,  As-  Gr;  P;  T;  W:  Etwas;  Syn.  Neiwes, 
Neu(m)is,  Nähis  usw.  (s.  Neisswas).  Mit  der  schon  bo- 
siiroehenen  Häufung:  Wenn  ÖpperOpperem  Öppisa"rer- 
traut,  so  isch  er  h'schisse"  [betrogen]  B  (Zyro).  Ö.  ron 
Eiere,  eine  Eiersiioi.se  Bs.  Ö.  tumms  eso!  Abfertigung 
einer  geäusserten  Ansicht.  Gotth.  So  Ö..'  Ausruf  der 
Befriedigung  Bs  (Spreng).  Ö.  mache,  Notdurft  verrich- 
ten, bes.  v.  Kindern  Bs;  B;  ScH;  Z.  Prägn.  Ö.sl",  zu 
bedeuten  liaben,  etwas  Rechtes  sein;  ein  Amt  bekleiden 


L;  Z.  Chiimm,  wenn  d'  Ö.  bist!  Herausforderung  G;  Z. 
Ja,  Stilb  ist  Ö.  g'sl",  schrecklich,  verwunderlich.  ,So 
lass  einer  das  auch  etwas  sein.'  Tierb.  1563.  's  isch 
im  Eppis  worde,  er  hat  Gift  bekommen.  Spreng,  ,0b 
in  [ihnen]  mit  werten  Etwas  [ein  Unrecht]  beschicht.' 
ScBACHZABEL.  Betont:  Ö.  hed-em  (/hört,  eine  kleine 
Strafe  hat  er  verdient  S.  Ö.  ist  hesser  als  Niit!  etwas 
Weniges  besser  als  gar  Nichts  Z.  Isch  's  nid  ril, 
se-n-isch  's  doch  Ö.  J-'ülger.  Es  ist  nllethalben,  an 
allen  Orten,  zentumc,  überall  Ö.,  irgend  ein  Mangel  Z, 
etwa  noch  mit  dem  Zusatz:  iintl  niene  [nirgends]  nilil 
Vulllummes  GlK.,  oder  mit  der  humoristischen  Um- 
deutung:  nw  i"  mim  Cluichihäfeli  (i  miner  Almäri) 
imtt"  ist  Nüd  Z.  Es  ist  alliird  Ö.,  allezeit  ein  Hinder- 
niss  Z.  Zur  Bezeichnung  eines  unbestimmten  Quan- 
tums: ,Hat  etwas  geweint'  GRTschiertschen.  Öpj)is 
und  301'',  Ö.  in'n  30""  inne  stö",  zwischen  30  und  40 
Jahren  alt  sein  Z.  ,Ein  Jahr  oder  Etwas.'  BSchwarzin 
(ScH  XVII.).  Mit  partit.  Genet.  a)  mit  Subst.  Ö. 
G' schüft,  Öpfel  Bs.  Vor  Ö.  Wuclie",  Tage"  Z.  Eswas 
Spruch  Gr.  Er  het  Ö.  Eids  'tä",  etwas  beschworen 
B  (Zyro).  Ö.  Chnebels,  etwas  Knebelartiges  Aa.  Ö. 
Hagels,  Tunners,  irgend  etwas  Verwünschtes  Aa;  Z. 
Ö.  Drecks  von  Eiere,'  eine  Eierspeise  von  irgend  wel- 
cher Form  (und  gleiche  sie  auch  der  Farbe  nach  dem 
Dr.)  Z.  Schu"  cor  Ö.  Zlts.  schon  vor  geraumer  Zeit 
Gl.  Es  vergilnd  [vergehen]  etis  Tage",  ebd.  So  bes. 
in  derä.  Spr. :  .[Zusendung  von]  etwas  briefen.'  1531, 
Stru'kl.  ,Lass  doch  die  magdt  etwas  tagen,  zum 
minsten  zehen,  bei  uns  bleiben.'  1531/48,  I.  Mos.  ,E. 
gelts  zins.'  ECys.  .Richtend  ihre  Badenfart  [Besuch 
eines  Bades]  uss  anderen  Bäderen,  die  auch  etwas 
Namens  [einigen  Ruf]  und  gute  Wasser  habent.'  ebd. 
,Vor  etwas  Jahren.'  JJBreit.  .Etwas  Tucks  verrich- 
ten', irgend  eine  Tücke,  ebd.  ,Darnach  zugen  wir  bei 
etwz  Behausungen  [einigen  Wohnungen]  hin.'  Amm. 
1630.  .Wann  gleich  die  warheit  etwas  zeit  getruekt 
wird,  so  wirdt  sie  doch  nit  gar  undergetruckt.'  1645, 
HoFMSTR.  .Versähe  etwas  Zelts  die  alten  Herren 
Pfarrer.'  Tur.  sep.  Mit  weggelassener  Flexion,  also 
appositioneil  gedacht:  ,Daran  wir  etwas  beduren  ge- 
hebt.' 15'28,  Absch.  b)  mit  Adj.  Ebenfalls  urspr. 
partitiv,  jetzt  appositioneil  aufgefasst:  Es  het  g'chlepft 
ö.  Elends!  es  gab  einen  schrecklichen  Knall  Gl.  Es 
het  ö.  Schröcldichs  g'macht!  ein  schreckliches  Gewitter 
hat  stattgefunden  B.  ,[Ge-]  trunken  sei  worden  ö. 
schröckligs.'  Gotth.  Ohne  Genet.  aber  partitiv  ge- 
dacht: ein  Teil,  z.  B.  der  Leute.  Es  hää  Ö.  [z.  B. 
Ä])fel]  fül  d'runder.  Es  ist  kei"  Schlacht  so  gross,  es 
chunnt  aif''  0.  d^rvo"  (mit  dem  Leben).  Auch  mit 
Priid.  im  Plur.  GT.;  Z.  Disjunctiv:  Öppis —  Öppis, 
die  Einen  —  die  Andern  aScnw ;  Z ;  vgl.  Sum  —  Siim. 
Die  Haupt-  und  Nebenformen  zu  erklären  wie  bei  etwa, 
riircr.  .Ötmass'.  1525,  Egii  Act.  (vgl.  öpme,  etwa).  Schon 
früh  mit  durchgedrungener  Assimilation:  ,öpes.'  XV.,  Offu. 
ZgHün.  ,Ö]}es  z  lachen.'  JCWeissenb.  1702.  .Eteswaz.'  äZ 
Chr.  .Etswas.'  1372,  L.  .Etzwas.'  ThPlatt.  .Etschwas.' 
CTürst  USi).  ,Eppsches.'  Stulz  1519.  —  Der  Dat.  (wo  er 
flektiert  wird)  lautet  Öppi«(ii)eni  («i'''  mit  Ö.  verteile"),  der 
Gen.   Öpiiieae"   Tb:   Z. 

Ettächsli  n.:  Eidechse  ZSth.  —  Vgl.  Sp.  91. 

ette    s.  etwa;   ettro;   ctiiann.  etter    s.  etwar 

(auch  in  der  Anm.). 

Etter  I  s.  Sp.  5<S6.  Etter  II.  Kttert  s.  Ettcer. 
Etter  III  s.  Letter. 


597 


At,  »^t,  it,  ot,  iit 


598 


Etter  IV  (rf-  bzw.  e'-),  ,Nätter.'  Id.  B  —  m. 
(in  Aa  auch  ii.):  1.  Geflecht  von  Gerten  oben  an 
einem  Zaun;  die  Tannzweige,  welche  zur  Befestigung 
der  Zaunlatten  in  Form  von  Ringen  oder  Kränzen 
um  die  Pfähle  geschlungen  oder  aber  der  Länge  nach 
30 — 10  cm  breit  um  die  Zaunstecken  geflochten  werden 
Gr.  Ein  solcher  Zaun  heisst  Etter-zün;  vgl.  Etter- 
ruete.  .Hette  jeman  da  gens,  findet  die  jeman  an 
synem  schaden,  der  sol  inen  das  haupt  stossen  durch 
den  etter  des  zunes  synenthalb  und  ihr  den  ars  über 
den  zun  werfen  und  si  lassen  hangen.'  Üffn.  Jonen. 
,Der  äter,  flechtung  des  setzhages,  flexio  sudium.' 
Red.  1602.  , Einen  Etter  machen',  dem  Zaun  eine 
Krone  von  geflochtenen  Gerten  aufsetzen  LG.  Bildl.: 
„Jmden  in  einen  E.  werchen,  in  die  Enge  treiben,  in 
grosse  Angst  bringen  BO.;  LE.;"  vgl.  Etterich.  Us-em 
A.  cho",  aus  der  Ordnung  kommen,  in  die  Brüche 
gehen  AäL.,  Kulm;  us-em  A.  sl"  1)  nicht  mehr  ordent- 
lich zshangen.  2)  verrückt  sein  AaZ.  Der  gefloch- 
tene Zaun  selbst  BsLd;  „B;  GRChur";  L;  „Z";  Syn. 
Freihag.  Sonst  besteht  zwischen  E.  und  Hag  der 
Unterschied,  dass  der  letztere  meist  aus  lebendigem 
Holz  besteht  (als  Grünhag,  Hecke),  der  E.  eben  aus 
gehauenem  Holz  (Pfählen,  Stecken,  Latten)  mit  ein- 
geflochtenen Ruten  oder  Tannzweigen.  ,Nättcr,  sepes 
ex  spinis  intortis.'  Id.  B.  Den  zum  Hofe  gehörenden 
Brühl  muss  der  Meier  jederzeit  in  einem  ,E.'  halten. 
um  ihn  vor  dem  Eindringen  des  Viehs  zu  schützen. 
1350,  ÄÄKlingn.  ,Die  wynreben  zu  Wülflingen  sollend 
also  in  guotem  frid  sein  und  ligen  als  ein  guot  in 
nun  ettern.'  Offn.  Wülfl.  Auch  diente  der  Hag  we- 
sentlich zur  Abgrenzung  von  Privatgütern,  während 
Zäune  von  jener  Art  ursprünglich  zur  Umhegung  des 
gesammten  Culturlandes  (der  Zeigen)  einer  Dorfge- 
meinde, gegenüber  dem  unangebauten  und  nicht  aus- 
geteilten, zu  gemeinsamer  Benutzung  von  Holz  und 
Weide  bestimmten  Gemeindeland  (AUmend)  und  zur 
Abgrenzung  gegen  andere  Gemeinden;  daher:  2.  Ge- 
meindebezirkj  Dorfmark,  -bann,  d.  h.  nicht  nur 
der  Zaun  selbst,  sondern  das  innerhalb  desselben 
liegende,  von  demselben  umschlossene  od.  eingefasste, 
angebaute  Dorfgebiet  L  (Inkicuen);  Sch  (Kirchu.);  „Z." 
Vgl.  Darfetter.  ,E.'  hiess  ein  mit  Kreuzen  bezeichneter 
Bezirk  um  die  Stadt  Basel,  das  Weichbild  derselben; 
in  BsLd  ,der  äussere  E.'  die  Allrnend.  ,I)ie  Geding 
sol  man  haben  in  dem  Fronhof  oder  inwendig  Etters 
wa  es  ist.'  Offn.  Bubend.  ,Hienach  folget  der  ätter 
und  efaden  zu  Hege  mit  allen  anstössen,  und  des 
ersten  die  zeig  uff  Grützen  genampt.'  Offn.  Hege. 
,Alle  frevel,  buessen  und  gebott  in  des  dorfs  e.,  zwing 
und  benn.'  Off.n.  OWinterth.  ,Alle  die  hie  ze  buwen 
[Ackerbau  treiben]  hend,  die  mögen  ross  haben,  sovil 
inen  zue  dem  buw  in  etter  gelegen  notturftig  ist.'  ebd. 
jSprechent  die  hotjünger,  das  sy  habind  das  recht, 
dass  nieman  sol  husen  usserthalb  etters.'  Offn.  Fäl- 
landen. ,Das  niemant  zue  weid  genoss  syn  sol,  so  usser 
ätter  sitzet.'  Offn.  Wetzik.  1472.  ,l)er  so  über  ätter 
hinin  wirbt,  soll  soUichs  tuen  mit  gewettneni  veech 
und  mit  verbundnem  sack.'  ebd.  1175.  .Romiuisliorn 
inn  und  usserthalb  dem  B.'  1501,  Piumk.  .Wellichor 
güeter  ererbt  oder  kouft,  die  nit  innert  etters  sind, 
und  er  ein  ehehofstatt  innert  etters  wüsste,  so  soll 
man  in  Ulf  die  ehehofstatt  lassen  husen  und  bauwen. 
Wellicher  ein  hus  will  buwen  ussert  etters,  der  soll 
weder    holzhouw    nucli    wiiiiii   und   weid    zun    iindcren 


lüten  han.  Wellicher  ussert  etters  güeter  hetti,  dem 
soll  man  das  zünholz  nit  abschlon,  und  wann  er  wollt 
ein  schür  buwen  uf  die  güeter,  so  soll  man  im  euch 
holz  gen."  1527,  Amtsr.  Meienberg.  ,Alle  gericht  ze 
Giebenach  in  des  steins  Rinfelden  oberkeit,  wie  dann 
der  etter  oder  zirk  daselbs  luter  und  eigenlich  under- 
steinet  ist.'  Kaufbrief  v.  1531.  ,Güeter  die  nit  innert 
ädters  sind  und  ein  ehhofstatt  innert  ädters.'  1526, 
.K.K.  ,So  und  aber  dieselbigen  wider  in  des  dorffs  eter 
ziechen.'  Offn.  Niederstetten  1559.  ,So  ein  dorffnian 
ein  dochter  usserhalb  dess  dorS's  etter  neme.'  ebd. 
.Es  sollen  jetzt  und  k-önftig  innert  dem  Etter  ulder 
Dorfgränze  und  auf  die  freie  Zeigen  keine  neuwen 
Häuser  erbauwet  werden.'  Spruchbrief  Schneisingen 
1562.  , Äussert  dem  E.,  doch  in  keinem  Hohwald, 
ward  es  dem  Burger  erlaubt,  einen  Haasen  und  eine 
Ente  zu  schiessen.'  Würstis.  1799.  Bildlich  aus- 
gedehnt auf  den  Begriff  a)  der  Landes-  (zunächst 
Kantons-)  grenze.  ,Das  amt  hat  inen  [den  Aposteln] 
Christus  zum  ersten,  do  er  sy  allein  im  Jüdischen 
land  herum  schickt  ze  predgen,  also  empfolen:  Gond 
nit  uf  den  weg  der  Heiden.  Zum  andern  hat  inen 
Christus  eben  das  selb  empfelch  g'geben,  aber  das 
ätter  wyter  gemacht,  do  er  zu  inen  sprach:  Predgend 
das  evangelium  aller  geschöpfde  [Welt].'  Zwinöli. 
Zürich  vermerkte  1524  übel,  dass  die  katholischen 
Eidgenossen  Rat  und  Hülfe  , ussert  ätters',  nämlich 
bei  Osterreich  suchten.  1524,  Absch.  ,Weliche  ussert- 
halb ätters  und  flüchtig  [werden].'  1530,  ebd.  ,Die 
gerichtsherren  mügent  gar  nüt  ussert  ätters  flöchnen.' 
ebd.  b)  Schranke  der  Begierden.  , Wo  sie  [die  Mönche] 
bei  der  leere  irer  väter  und  bei  der  schnuor  irer 
reglen  inderhalb  dem  etter  onmässiger  begierden  sich 
enthalten  bettend.'  Vad.  ,Der  oben  dargestellte  Be- 
griff des  W.,  im  Allgemeinen  ausgestorben,  lebt  nur 
noch  gleichsam  in  Trümmern  oder  verschleiert  fort. 
In  Z  Bauma  bezeiclinet  E.  das  Quellgebiet  der 
Brunnen  des  Dorfes;  in  ZStäfa  das  Gebiet,  innerhalb 
dessen  Häuser  gebaut  werden  durften.  Auch  auf  die 
Einzäunung  einzelner  kleinerer  Grundstücke  von  Pri- 
vaten übertragen:  eingezäunte  Flur,  Rebberg  „Scn"; 
Tu.  —  3.  Torgatter,  etwa  aus  Flechtwerk,  an  ein- 
gehegtem Land  Aa  (m.  u.  n.);  „BGerzensee" ;  L.  Syn. 
Esch-Tor.  —  4.  Flechtwerk  zum  Schutze  des  Erd- 
bodens z.B.  an  Ufern  „B";  L,  an  Halden  zur  Verhin- 
derung von  Rutschungeu  TuHvv.f  (n.).  —  5.  Schichte 
oder  Lage  von  (2x12)  Garben  (in  Zß.  auch  von 
Reisigbündeln)  auf  einem  Leiterwagen  und  zwar  über 
den  .Leitern'  [Seitenwänden],  nachdem  das  Gestell 
gefüllt  ist,  quer  mit  den  Köpfen  gegen  einander  gelegt 
Aa;  BsLd;  ScnSchl. ;  ZB.,  W.,  Kn.  Man  sagt  also:  ein 
Flieder  mit  3,  3,  4,  5  Alteren.  In  BsLd  werden  ge- 
wöhnlich 2',.>  Ä.  geladen,  2 — ß  Äter  AAFri. ;  Z.  Man 
unterscheidet  ganze  und  halbe,  d.  h.  zwei-  und  ein- 
seitige ^1.,  und  fragt  etwa:  Wie  mänge  A.  htüich':' 
Ein  sibenütterig  Fiicdcr  Garhen  AaZ.  Eh  E.  sclinide", 
so  viel  als  für  eine  Schicht  erforderlich  ist  ZB.  Syn. 
Legi.  —  6.  Saum  am  Kleide,  der  die  Fältelung  zu- 
sammenhält Aa;   Bs.     De  ii'ocA'  liet  iis-ciii  .1.  g'lö. 

Alul.  nur,  inlul.  i-ti:r  m.,  ags.  rmhi;  altu.  iuilar.  lu  Matter, 
,Netter'  (ür.  Wst.)  »  vorgoschoben  wio  iu  iV-a«(  u.  n.  —  Pas 
(ioschk'clit  nur  luisimhmswoise  his  ii.  vorirrt.  —  Die  üniiul- 
bcduutiiri},'  ,Kicclit\vc'rk'  liegt,  olnvolil  vcriluiikolt,  aiicli  iKt 
(srlion  nilul.)  liud.  (1  zu  Gniiiilo.  Nach  ciuer  (nicht  weiter 
liiwährton)  .^iigalio  würde  das  W.  aucli  Klcchtnerk  zwischen 


599 


At.  et,  it,  ot.  ut 


600 


Jeu  StänJern  der  Hauswiinde  bezeielmen  (oder  bezeiehiiet 
haben?),  vgl.  Eiifrlctimi".  Die  ».  1  angefülirteu  bildlichen 
RAA.  würden  sieh  auch  leiclit  aus  Bed.  5  oder  ans  6  er- 
klären lassen.  Der  n.  (1)  aufgestellten  Unterscheidung  zw. 
E.  und  (Grtien-)Hiig  scheint  die  Erinnerung  alter  Leute  in 
Z  zu  widersprechen,  doch  diese  mag  Ungleiches  vermengen, 
da  Beides  längst  verschwunden  ist.  In  einer  Ndw  Rq.  von 
1-180  scheint  ,Hag'  das  Abstr.,  ,E.'  das  Konkrete  zu  be- 
deuten: ,Wer  in  synen  güeteren  hagen  wil,  der  sol  gegen 
den  Strassen  den  h.ag  machen,  also  dz  einer  das  c.  uff  das 
syn  keren  [das  Zaunwerk  auf  seinem  eigenen  Grund  und 
Boden  anbringen)  und  nit  au  die  strass  und  soll  ein  jeglicher 
in  synen  güeteren  in  synen  hegen  das  e.  uff  das  syn  keren 
als  fer  [so  weit]  syn  hag  gat.' 

Hag-Etter.  ,Si  gierigen  uf  den  hagetür  ob 
hergi.swyle  nidern."  1308,  Segess.  EG. 

ii  weist  auf  Deutung  aus  ,Tür',  die  Bed.  wird  also  die 
von  Euer  3  sein;  doch  kommt  ii  (und  andere  Buchstaben) 
in  gleichzeitigen  Urkunden  der  Vw  nicht  selten  für  das  un- 
betonte c  vor. 

Dorf- =  JJ/iec  2;  „Dorfniark.  -bezirk  Z';  IxEim. 

Etterech  ni.:  l.^EtUrl.  Bildl.  „Jniden  im 
Atterech  liaben  (in  die  Enge  getrieben);  im  Ä.  sein, 
in  der  Klemme  BO. ;  LE."  —  2.  ,  eine  mit  Ruten  ein- 
geflochtene u.  ausgekleibte  Decke  LE."  Vgl.  Esterich. 
—  Das  W.  scheint  gebildet  wie  Asrhemh  (Sp.  .j6T)  vou 
Aschtr. 

etteren:  1.  „Gerten  für  das  Geflecht  einer  Ver- 
zinnung zurüsten,  indem  man  dieselben  ein  wenig 
anbrennt,  um  sie  biegsamer  zu  nuxchen  LG."  — 
2.  „zäunen,  flechten  LG."  Zaungeflecht  machen  L 
(Ineichen);  ThHw.  .Und  .sidlen  die  zun  [um  die  Reb- 
berge] mit  zweien  ättern  gciittert  syn.'  1475,  Opfn. 
Müllheini  (d.  i.  wohl  mit  doppeltem  Geflecht,  oben  u. 
unten).  —  3.  Flussufer  od.  Berghalden  durch  Etter  (4) 
befestigen.  Kaupbrief  von  1534  bei  Brückner.  — 
Mhd.  i'iertn,  umzäunen. 

in-  i-eHtere:  Etw.  mit  einem  Flechtwerk  umgeben 
ThHw. 

Ter-.  ScuwEizERR.  1813  berichtet  von  ,veräteten' 
|so]  Kaminen  (Kaminschössen)  im  Th  und  deren  Ge- 
fährlichkeit. Vgl.  Etterkämi".  ,Veretterung  kleinerer 
Schlijife  [Rutschhalden].'  Schatzmann. 

E tt e r i c h  n  s.  Ettiken.  Ettes,  Ettis  s.  Etivas. 
etesienig  s.  es-ie-n-U/  Sp.  '21.  etes-lich;  -wa; 
-wie;  -WO;  -wann;  -war;  -wer;  -was  s.  et-. 

Etti,  Ettich(en),   -er.  Ettig  s.  das  folg. 

Ettike"  1.  Ettike"  Sch  {-a  Kirchii.,  e-  Sulger), 
Ettikum  Spreng,  ,Retikon.'  ZHorg.  Msc.  2.  Ettik 
ßs  (Spreng),  Ettig  Aa  (rf-);  ApM.  (c'-);  Gr  (<■'-),  Etticli 
ApH.,  Ettech  GTa.,  Etti  ApK.  {e'-);  GRMaionf.;  Th 
SMarg.  3.  Ettiker  AaZ.  (««-);  Gl;  Sch;  SchwE.;  Z 
Lunn.,  Ediker  ZO.,  Bettiker  ZGlattf.,  Etticher  ZKn., 
Ättecher  Bs,  Ett iger  GhUoll.;  G,  Bettiger 'LH.  4.  Et- 
terich  GSa.;  aScHW;  U  (««-)  —  m.:  Schwind.sucht, 
Lungenfieber,  febris  hectica  (Spreng);  Krankheit,  die 
sich  durch  unnatürlichen  Appetit  äussert,  Fresssucht; 
Atrophie;  Darrsucht.  ,Retikon  (Magensäure).'  ZHorg. 
Msc.  Bes.  als  Kinderkrankheit  beobachtet;  Diarrhtce 
der  kleinen  Kinder  (a.  Z  Arzneibuch).  Du  insist  wie 
wenn  d'  der  E.  hettist  Gl.  Diese  unnatürliche  Ess- 
lust der  Kinder,  bei  schwacher  Verdauung,  wird  einer 
Geschwulst  bei  der  Herzgrube  (Gr),  einer  Geschwulst 
des  Schwertknorpels  (Ettig-G'nägeli),  weil  dieser  bei 


Abmagerung  hervortritt  (Ä.p),  zugeschrieben.  .Müessen 
sieh  hüeten,  dz  si  nüt  in  ettig  fall.  Dir  were  guot, 
möchtest  du  dich  vor  ettig  hüeten.'  Predigt,  in  Sarnen. 
,Vün  der  krankheit  Ptisis  oder  ethica.'  SMünster  154U. 
.Phthisis  . . .  Hectica.'  ebd.  16'28.  ,Soll  den  abserbenden 
leib  widerbringen  oder  die  lungensüchtigen,  den  ettiken 
heilen.'  Tierb.  1563.  ,Den  ausszerenden  febren  hectica 
genannt,  den  etdicken.'  Fiscbb.  15t>3.  .Tabes,  caehexia, 
der  schwynend  siechtag  oder  die  schwynend  sucht,  der 
ettik.  Extabescere,  verschwynen,  aussserben,  den 
schwynenden  ettiken  haben.'  Fris.  ;  Mal.  (auch  , Ettig'). 
.Hectica,  ein  fieber  oder  hitz  mit  abnemmen  des  leibs, 
der  ettiken.'  Fris.  ,Etik,  etichen:  swynsucht,  darbe  an 
kindern,  hectica,  tabes.'  Red.  165G.  ,Hectica,  ettich, 
herzfieber  mit  abnemmen  des  leibs.  Caehexia,  unge- 
sundheit,  ettich.'  Denzl.  1077;  1710.  , Die  Mutter  soll 
sich  vor  starkem  Wein  hüten,  so  lang  sie  schwanger, 
dann  sie  ziehen  denen  Kindern  den  Ettiken  an  den 
Hals.'  MtTRALT,  Heb.-B.  1097.  Die  Z  Gesetze  1779 
warnen  auch  davor,  dass  man  Säuglingen  Branntwein 
in  den  Brei  mische,  weil  dadurch  u.  a.  Gebrechen  ,die 
Eippsucht  oder  Rhetiken-  erzeugt  werde.  Bildlich: 
,den  fressenden  Ethiken,  wie  wir  reden,  der  Welt- 
sucht.' 1733,  Ulr.  Die  Vorstellung  gesteigert  bis  zum 
Begrift'  eines  gespenstischen  persönlichen  Etwas  (Ät- 
techer Bs,  de  fressig  Etti  Th  SMargr.).  s.  u.  Anderseits 
abgeblasst  zu  demjenigen  von  Heisshunger,  krankhafter 
Esslust  übh.,  welche  bes.  nach  langem  Hungerleiden. 
z.  B.  in  Teurungszeiten  beobachtet  wird  oder  wurde 
ZO.f.  ,Von  einem  grossen  Frass  sagt  man :  er  hat 
den  fressenden  Etiken.-  Schimpfr.  1051.  Man  unter- 
scheidet den  hungrigen  und  den  durstigen  E.; 
der  letztere  wird  durch  Zehrfleber  angezeigt  Gr;  der 
esscd,  fressender  —  der  tiirstcd,  Durster-Ettiker  ZKn. 
Das  W.  erscheint  überh.  gerne  mit  verstärkendem 
Attribut:  de  uessed  Ettig  Ap;  de  frUssig  (Sch;  Th), 
fresscd  (Z)  E.  ,Der  fressid  Ettikum,  Hunds- .od.  Küh- 
hunger.' Spreng.  Vgl.  EssferJ-,  FressferJ-,  Hunger-E. 
Syn.  Mit-Esser;  der  fresse'd,  hungrig  Serbe";  Derr- 
sucht.  Kinder,  die  diese  Krimkheit  auf  die  Welt 
bringen,  lege  man  am  Morgen  vor  Sonnenaufgang  in 
die  Krippe  [weil  das  Jesuskind  in  einer  solchen  lag] 
und  spreche  einen  Segen  über  sie.  In  Th  SMargr. 
legt  man,  um  die  Krankheit  zu  heilen,  gewisse  Kräuter 
vom  Felde  unter  besondern  zauberischen  Maniiuila- 
tionen  auf  den  Magen  des  Heisshungrigen.  Sind  die 
Kräuter  verdorrt,  so  heisst  's,  der  Etti  habe  sie  ge- 
fressen, es  sei  bloss  die  Haut  davon  geblieben.  Nach 
einem  alten  von  Rochh.  aus  AABrugg  mitgeteilten 
Kecept  füllt  man  2  Nussschalen  mit  ungesalzenem 
Mehlbrei  und  bindet  sie  vor  Sonnenaufgang  dem 
Kranken  auf  das  .Bluttmuseli'  [die  blosse  Herzgrube], 
auf  der  des  Kindes  .Musueli'  [Geiferläppchen]  hängt.; 
oder  man  schatt't  einen  Kreuzvogel  an  und  lässt  das 
Kind  aus  dem  Geschirr  desselben  trinken.  In  der 
Kapelle  der  Insel  Werd  bei  Stein  aRh.  befindet  sich 
ein  sog.  Etikengräblein.  worein  Mütter  ihre  kleinen 
Kinder  legten,  davon  die  Heilung  der  Auszehrung 
hotfend.  In  Schw  legt  man  auf  den  Bauch  des  Kindes 
gewisse  Fische  (Bammeli),  welche  vorher  ganz  zernagt 
werden.  ,Dise  fischlein  [die  Bammeln]  sind  sehr  gut 
den  Kindern,  wenn  sie  den  ettig  haben,  wie  wir  es 
nennen,  oder  den  mitesser,  morgens  in  aller  frühe 
lebendig  auf  das  herzgrüblein  zu  binden.'  Sererh.  1749. 
Als  Helfer  wird  in  ScnwE.  besonders  .der  h.  Bischof 


601 


At,  et.  it,  ot,  ut 


602 


ohne  Namen'  in  Cham  bei  Zug  angerufen.  .Für  den 
ottich  werdenil  die  lerchen  zur  speis  gelobt.'  Vogelb. 
1557.  ,I.st  bei  einem  grossen  teil  der  Weibern  kein 
gebräuchlicherer  .Segen,  als  der  Segen  für  den  Edtiken 
(ist  ein  aussdeerende  oder  serwende  krankheit  an  den 
Kindern).  Wenn  eine  Mutter  ein  Kind  hat,  das  den 
E.  hat  oder  sonst  ein  Serwlig  ist  und  nicht  drüehen 
[gedeihen]  will,  da  muss  des  kinds  Mutter  ihr  Kind 
3  Sonntag  nach  einandren  und  an  jedem  Sonntag  drümai 
äussert  das  Haus  tragen  under  den  freien  Himmel, 
wenn  der  tag  anbricht  und  die  Sonn  aufgehen  will, 
und  alsdann  gewüsse  abgöttische  wort  sprechen:  Komm 
du  heiliger  Sonntag  (usw.).'  KGwerb  1646.  Bildl. - 
scherzhaft:  De"  esurtl;  Ettig  und  de  süfi/hr  Gänls 
hä',  viel  essen  und  trinken  mögen  Ai». 

Mild.  t7iVn  f.,  etil:c  m.,  bei  Keisersberg  ,Etkuin' =  Eifer, 
-sucht.  Duich  Assimilation  von  A(  in  tl  aus  lat.-gr.  (h)ectica, 
ital.  fthhre  itica,  frz.  Jierre  etiquc,  Schwindsucht,  Zchrfieber. 
Das  Fremdw.  aus  dorn  Kreise  der  Arzte  ins  Volk  gedrungen, 
aber  hier  allerdings  mit  der  bemerkenswerten  Umdeutung 
und  Umgestaltung  (-er  und  -riclü  in  ein  Masc,  weil  man  sich 
Kr.inkheiteü  übh.  als  in  den  Körper  eingedrungene  Tiere 
(bes.  Würmer)  oder  böse  Geister  dachte.  Die  Bed.  von 
,Etknm'  macht  keine  Schwierigkeit,  da  Eifer  und  Eifersucht 
eben  auch  am  Körper  ,2ehren'  wie  die  Schwindsucht,  und 
auch  Gram,  Reue,  Sorge  .am  Herzen  , nagen'  wie  Würmer. 
Vgl.  das  syn.  .Geizwnrm'  in  Süddeutschi.  Die  lat.  Endung 
-lim,  griech.  -on,  bei  uns  nur  schwach  bezeugt  (iler  freme"d 
Etiikon  Bs  It  Fechter),  konnte  aus  einer  lat. -griech.  neutralen 
Xbf.  hecticum  in  die  Yolksspr.  übergehen,  wie  z.  B.  in  Ami- 
ttum  Sp.  219  aus  amylum.  Eine  Spur  weibl.  Geschlechts 
findet  sich  nur  für  .Ettig'  in  einer  Sarn.  Hdschr.  des  XIV. 
Etterich  kann  nach  Anal,  von  .Wegerich,  Wüterich,  Äscherich' 
erklärt  werden,  oder  als  Umstellung  aus  Eiliker,  -icher.  Die 
Endungen  -ich  und  -iy  wechseln  wie  bei  dem  ebf.  aus  dem 
Lat.  entlehnten  üieig  und  bei  den  Adj.  auf  -lieh.  Das  ;•- 
in  Beltlker  angeschweisst  aus  vorhergehendem  ,der'  oder  aus 
der  Endung  des  oft  vorgesetzten  ,(Fr)esser',  welche  Ver- 
bindung ihrerseits  viell.  zunächst  nur  eine  lautliche  Um- 
wandlung von  (/r)cs8ed  war,  weil  das  Ptc.  Präs.  überh.  in 
unserer  Spr.  nicht  fest  ausgeprägt  ist,  daher  auch  oft  in  die 
Form  eines  Adj.  auf  -ig  übergeht:  freasirj,  nach  Analogie  von 
, hungrig'  und  , durstig',  welche  umgek.  wieder  nach  Analogie 
von  .Fresser'  die  uuorganischcn  Formen  ßrseedcr,  durtter  an- 
uehnieu  konnten.  Diese  Verbindungen  schwanken  zwischen 
attrib.  Construktion  und  Compositiou;  doch  spricht  der  meist 
auf  dem  zweiten  W.  liegende  Accent  gegen  die  letztere  Auf- 
fassung; s.  die  Comp.  Zu  der  Form  Etliker  mögen  auch 
die  von  den  häufigen  Ortsn.  auf  -ikmi  abgeleiteten  Personenn. 
auf  -iker  beigetragen  haben. 

tlas-Edicher,  -edier  7,0..  Esser-Ettiger  ZHöngg, 
Essertrediker  ZB. :  dass. 

Fress(er)-  Ettiker  AaZ.  («e-);  Gl.  (e-);    Th    (am 

See  -Etticher);  Z  {z.T.  -Ediker,  in  Glattf.  -Kettiker): 

1.  =  dem  vorigen.  —  2.  ein  viel  essender  Mensch, 
Vielfrass  Z. 

Unnger-Ettiger  Gl,  -Ettiker  ZFlurl.,  -Ettig  GRPr.: 
1.  unnatürlicher  Appetit,  Heisshunger  Gl;  Gr;  Z. 
,Den  H.  ersinnet  haben',  so  essen  wie  noch  kein  Mensch 
ZFlurl.  —  2.  gefrässiger  Mensch,    Nimmersatt  Gl. 

nn-etlen,  -etjen  =  tmiggleii  Sp.  151.  —  Mit  Ver- 
tauschung der  gutturalen   Tennis  au  die  dent;ile. 

ettlcr  s.  etUcli  Sp.  590. 

Etoff:  seidener  Kleiderstoft".  .Im  Fall  aber  ein 
Bürger  aus  gefärbter  Floret  Ktott'en,  Strümpfe  usw. 
fabriziert.'  ZZoll-(.).  1711/57.   -   Aus  frz.  liuffe. 


Etzi^tera:  und  so  weiter,  allg.  Als  Subst.  m.  ein 
Schimpfw.  WLötsch.  —  Eig.  Etwas,  das  man  nicht  mit 
Namen  aussprechen   will. 

Eiter  n.  L ;  Sch  ;  SchwE.  :  1.  wie  nhd.,  doch  dafür 
volkstümlicher  Materi.  —  2.  Augenbutter  GRh.  — 
Als  n.  auch   Tierb.    1563. 

eiter:    disjunctiv,   „ei.  — ei.",   entweder  — oder  BSa. 

Synk.  aus  eitioeder  (s.   eindeweder).   Vgl.  oder  —  oder. 
Eutachs  s.  Eidechs  Sp.  94. 

it:  nicht  ÄAFri.;  BsL.  tw.;  GRh.  tw. 

Es  ist  die  Frage,  ob  diese  aus  der  deutschen  und  Osterr. 
Nachbarschaft  zu  uns  hereinragende  Form,  wie  das  bei  dem 
im  Binnenland  vorkommenden  dd  angenommen  werden  muss, 
bloss  durch  Aphäresis  von  n  aus  nit  verstümmelt  oder  ob  sie 
dir.  aus  altem  (w)iht,  eig.  irgend  Etw. ;  Nichts,  verdünnt  sei. 
In  letzterem  Sinne  in  alten  Urkunden  von  der  Nordgrenze 
z.  B.  ,mit  allem,  ganz  it  [gar  Nichts)  usgeschlossen.'  14.51, 
Kadelburg. 

Ita, /te:  Juditha  Th;  Zf.  nach  anderer  Annahme 
Guta  Z(i.  Ein  Kindergebet  beginnt:  O  heiiigi  StJte, 
Weck  mi''''  morn  bi  Zite"! 

Die  Gräfin  Ida,  Idda,  Jte,  v.  Toggenburg,  deren  Legende 
auch  zu  einem  Volksspiel  gestaltet  worden  ist  und  wohl  urspr. 
auf  den  Mythus  von  der  verkannten  uud  verfolgten  Göttin 
zurückgeht;  viell.   klingt  ahd.  iiia,  die  göttliche  Frau,  nach. 

ita  he!  Eingang  zu  öffentlichen  Ausrufen.  Itahe, 
was  han-i"''  g'seh",  Anfang  eines  Liedchens  L. 

„Ital,  Itel:  m.  Taufn.,  Eleutherius."  .Eytel  Ke- 
ding  von  Schweiz.'  Grasser  16'25. 

Itäli:   Italien.  Gl  Volksgespr.  1834. 

itel:  1.  töricht  Ap.  Du  itle  Mensch!  Gl.  Du 
bist  i.,  wenn  d'  das  nüd  tuest  GTa. ;  Sulger.  Das 
tunM-mi"''  i.  vim-em  [sc.  gehandelt]  Z.  .Daran  tätest 
du  eitel.'  JSenn.  E  Hlrot  [Heirat]  mit  im  vär  »it  l. 
Bs.  —  2.  lauter,  gänzlich.  ,[Es  werden]  itel  Männli 
[Spiegelfechtereien  angestellt].'  1529,  Absch.  .Das 
garnferben  hat  guoten  nutz  und  i.  baargelt  geben 
[eingetragen].'  ARyff.  .By  iteler  [dunkler]  nacht.' 
FPlatt.  .Itel:  in  allen  teilen  ganz,  leer,  ledig.  Die 
Heldfeter  [Helveter]  redend  meist  i.  Geltisch  [keltisch].' 
Red.  1656.  —  3.  eitel,  eingebildet.   En  Uh  Fratz  Z. 

Mhd.  llel,  leer,  ledig:  eitel;  ganz,  rein.  Unsere  Bed.  1 
ist  aus  dem  Grundbegriff  .leer'  (nichtig)  entsprungen,  2  ans 
dem  Mittelbegriff   ,leer  von  fremder  Zutat,    ausschliesslich'. 

itel-Iich,  itelig  ^  itel  3.  ,Genger  und  guoter 
ytelliger  haller.'  1395.  G  Urk.  (.italiger'.  1397).  ,Das 
die  stat  ittenlich  roch  was  [eitel  Rauch  war].'  GDacher, 
Konst.  Chr.  XV.  ,Dass  der  se  ganz  rotfarw  ward  von 
itligem  bluot.'  Edlib.  .Herzog  L.  fuort  mit  im  [sich] 
ettlich  karren  mit  ytelichen  stricken.'  Etterlin  1507. 

Auch  mhd.  iicl  von  Münzen:  echt.  —  Betr.  die  Form 
vgl.   nhd.    .adelich,  adelig'   aus   ,adel-lieh'. 

ver-itlen:  moralisch  eitel  machen,  mit  Eitelkeit 
anstecken.  .Seine  jungen  Söhne  und  Töchteren  zu 
einer  wcltfih'migen  Conversation  angewähnen.  wor- 
durch  meistens  junge  (iemüter  vereitelet,  alle  Tugend 
in  ihnen  erstecket  wird.'  1733.  Ulr.  ,Auch  wurde  man- 
cher Vereitlung  der  Beisassen  und  Dienstboten  da- 
durch gesteurt,  dass  sie  sich  nicht  über  ihren  Stand 
hinaus  kleiden  durften.'  JJSchalcu  1836. 

item:  1.  Adv.  gleichviel,  kurz,  wenn  man  eine 
längere  Rede  über  einen  Gegenstand  als  unnötig  ab- 
bricht Aa;  Hs;  Z.    Item,  er  cliu)i)it  ic:  halt  nie  iiüd! 


603 


At,  et,  it.  üt.  ut 


604 


er  kommt  nun  einmal  nicht,  was  auch  der  Grund 
.seines  Ausbleibens  sein  oder  so  unangenehm  es  uns 
sein  mag.  —  2.  Subst.  a)  m.  wichtiger  aber  meist 
widriger  Gesichtspunkt  an  einer  Sache,  Gegenstand 
des  Streites  oder  der  Frage;  Umstand,  Unterschied. 
Hinderniss.  Das  ist  halt  en  I.,  eine  schwierige  Sache, 
ein  Haken  Z.  Eine  unheilbare  Krankheit  ist  en  lösen 
I.  ebd.  Das  ist  en  (jrossniächtige'  L,  ein  gewaltiger 
Unterschied,  ebd.  Das  ist  der  I.,  das  wird  das  Hinder- 
niss, der  Weigerung.sgrund  sein.  ebd.  Selb  ist  en  ander 
I.  (hier  mit  sächlichem  Geschlecht),  eine  andere  Frage, 
ein  anderer  Punkt,  etw.  ganz  Anderes  Bs.  Es  macht 
en  I.,  es  macht  Etw.  aus,  einen  Unterschied,  ebd. 
—  b)  Posten  in  der  Buchhaltung.  , Jesus  hat  durch 
den  ungeheuren  I.  eurer  Schulden  mit  seinem  Blute 
einen  Strich  geniachet.'  JUlk.  1738.  ,Es  ist  durch 
diesen  Items-Item  ein  Strich  gemacht',  d.  h.  die  Schul- 
den sind  bezahlt,  ebd.  1727;  vgl.  Sünden-.  —  c)  n.,  die 
einzelnen  zinspflichtigen  Grundstücke,  die  in  den 
amtlichen  ,Berainen'  [Verzeichnissen]  mit  Angabe  ihrer 
Grösse,  Culturart  und  ihres  Zinsbetrages  verzeichnet 
waren.  .Bei  Vornemmung  einer  Bereinigung  sollen 
alle  Träger  und  Einzinser  die  Güter  mit  ihren  An- 
stössen  getreulich  angeben;  auch  wann  es  zur  gericht- 
lichen Fertigung  kommet.  Alsdann  sollen  die  Zins 
allda  ein  I.  nach  dem  anderen  langsam  abgelesen 
werden.'  Bs  Landesordn.  1757.  ,Wann  ein  solches  [in 
den  Registern  verloren  gegangene]  I.  wieder  gefunden 
wurde,  soll  selbiges,  ohngeacht  aller  eingewendeten 
Verjälirung,  wieder  in  das  Berain  gehören.'  ebd.  Daher 
noch  jetzt:  ein  I.  =  ein  Stück  Land. 

Lat.  item,  ebenso.  Der  subst.  Gebrauch  eutstaud  daraus, 
dass  seit  dem  XIV.  in  Rechtsurl;.,  amtliclien  Verzeichnissen 
und  Gesetzen  die  einzelnen  Artiliel,  Titel  des  Inhaltes  solcher 
Schriftstücke  mit  der  Formel  ,item'  hinter  einander  aufge- 
zählt wurden.  .Capitulatini,  durch  capitel  und  uuderscheid, 
durch  i.  oder  artikel.'  Fris. ;  Mal.  In  Bs  scheint  dies  iuslies. 
von  den  sog.  .Berainen',  Verzeichnissen  der  zinsiiflichtigeu 
Grundstücke  (etwa  den  älteren  ,Urharen',  den  moderneu  ,Ca- 
tasteru'   entsprechend)  üblich   geblieben  zu   sein. 

Sünden-Item:  vom  juristischen  (wie  .Sündeneiss' 
vom  medizinischen)  auf  das  theologische  Gebiet  über- 
getr.,  der  Punkt  oder  Schuldbetrag  der  Süuden.  .Die 
roll  der  verdammten,  darin  alle  gottlosen  mit  nanien 
genennet,  ihre  sündeniteni  nach  rechter  form  registriert 
und  was  sie  den  tag  ihres  lebens  verschuldet,  in  ge- 
wüsse  rubriken  und  titul  verfasset.'  AKlingl.,  G.  B. 
.Jesus  machet  durch  ihren  ganzen  S.-I.  einen  roten 
Strich.'  JUlr.  17'27. 

Itrnek  Ap  (e'tro^ck);  „W",  Ertrocl;  Arl.,  Druck 
Ap,  Nietruck  ApK.  —  ra.:  das  Wiederkauen  des 
Piindviehs.  D'  Cime  hed  grad  den  Etrock,  ist  eben 
am  Wiederkauen  Ap.  3Ia  mos  [man  muss]  der  Cime 
gc  [.\rznei  geben]  für  den  E.  [damit  sie  gehörig 
wiederkaue],  ebd.  Daher  auch  aufgefasst  als  fehler- 
haftes Wiederkauen  „Ap;  GRh."  .Ehrdruck.  Krank- 
heit der  Kuh.  wenn  sie  nicht  natürlich  wiederkaut.' 
Stkinm.  1804.  Vgl.  noch  Druck.  —  itrucken  ertrockn, 
Dim.  freq.  Irlröckla  .\vl.,  inträcke  GaGlar. :  wieder- 
käuen.    Syn.  mäuen,  erggen  X'  (Sp.  449,  nebst  Anm.). 

Mhd.  it(e) rücken,  idruckcn,  uuiged.  indrucken;  iterochc  f.. 
unigod.  indntck,  Schlund;  ahd.  üaruchjan,  itrucken,  itdruJcken; 
ags.  eodorcan;  hell,  ej^ricken;  bair.  itrucken  (auch  itkauen); 
kämt,  iterachen;  östr.  irdrucken,  ilric\'en:  hess.  niedcrreckm. 
Aus  dem  veralteten  Präfix  ite-,  wieder  (vgl.  lat.  it-em,  iterumf). 
lind  der  im  Griccli.  i-pi''>fuy,  lat.  riiri,in\  aufstossen.  erbrechen. 


enthaltenen  Wz.  ru.j.  Das  uralte  W.  ist  frühe  entstellt  und 
dann  umgedeutet  worden,  indem  man  an  , rucken,  rückeu' 
dachte,  oder,  den  Dental  des  Präf.  zum  Stamm  ziehend,  an 
iii-drucken,  eindrücken  (Ap  Etrock  ist  Indruck),  und  Ähn- 
liches. Eine  andere  Anlehnung  oder  Umdeutuug  konnte  statt- 
finden, indem  man  das  ;•  des  Stammes  auch  in  das  Präf. 
einschob  und  das  so  entstandene  ert-  mit  dem  ans  der  Ver- 
bindung er-ent-  (s.  Sp.  353)  entstandenen  combinierte  od.  ver- 
mengte, was  der  sinnlosen  Umdeutung  in  Erdruck  muss 
vorangegangen  sein.  In  der  Nbf.  Niet-  scheint  n  aus  voran- 
gehendem den  angescbweisst.  Das  syn.  enjijen  ISp.  449)  ist 
viell.  aus  ertmcken  zsgez. 

ietigC:  jeder  Gl;  GSa.  —  Aus  altem  ,iutlich'  durch 
Vertauschung  der   Ableitungsendung. 

ietlich  s.  iedlich  Sp.  95.  ietweder  s.  ie-de- 

u-eder. 

Ottava  O'ttova,  -uva  GrD.  (Bühl.);  W,  ÄHtaran, 
Otti-ran  GrL.  —  f.  (auch  n.):  1.  die  Zeit  zum  Melken 
am  Abend,  3  Uhr  W,  4  Uhr  GrL.  (aber  nur,  wenn 
die  Kühe  am  milchreiehsten  sind,  da  sonst  erst  später 
gemolken  wird),  5  Uhr  GrD.  (Bühl.).  —  2.  die  Zeit, 
wo  man  das  Vieh  nach  dem  (ersten)  Abendmelken  auf 
die  Weide  treibt;  in  GrL.  von  4  Uhr  an.  in  GrD. 
It  B.  Abends  8 — 9  (d.  h.  wohl  in  gewöhnlicher  Zeit, 
wo  Abends  nur  1  Mal  und  erst  später  gemolken  wird). 
Auch  die  hiezu  benützte,  in  der  Nähe  der  Ställe  lie- 
gende   Weide    selbst    GrD.,  L.;    Syn.  Ottaraweid.  — 

3.  die  Frist   von    einer  Melkzeit   zur   andern  W.  — 

4.  (n.)  die  Zeit  am  Abend  4 — 5  Uhr  übh.  Z'  O.  mäjen, 
am  Nachmittag  m.  GnArosa.  Insbes.  das  Vesper- 
brod,  die  Nachmittagsniahlzeit,  Spätmarend,  für  die 
Menschen,     's,  ds,  z'  0.  essen,  4  Uhr  GnL.,  Seh. 

Von  lat.  octäm,  ital.  ottava,  achte  sc.  Stunde  des  Tages. 
Auf  ronian.  Boden,  zu  dem  Gr  urspr.  ganz  gehörte  und  dem 
auch  W  nahe  genug  steht,  galt  die  Zählung  von  Morgens 
6  Uhr  an;  es  würde  also  die  0.  auf  2  Uhr  fiillen.  Aber 
mau  darf  diese  Zahl,  wie  bei  ,Nöne'  9,  nicht  so  genau  nehmen; 
Beide  bezeichnen  eine  NacUmittagsstunde  übh.,  wobei  prak- 
tische Rücksichten  und  lokale  Besondt-rheitun  die  Zählung 
modifizieren.  Wesentlich  scheint,  dass  0.  eine  ausnahmsweise 
Melkzeit  am  früheren  Abend  bedeutete,  ungefiihr  um  die  selbe 
Zeit,  wo  für  die  Menschen  die  Nebemnahlzeit  zwischen  Mittag- 
und  Nachtessen  f;illt,  also  etwa  um  4  Uhr,  was  die  Mitte 
zwischen  den  obigen  Angaben  hält.  Vgl.  Abend-,  Imhinn- 
Emen.  Bed.  3  erklärt  sich  aus  jenen  lokalen  Schwankungen 
des  Gebrauches,  deutet  aber  bestimmt  auf  (zeitweise)  doppeltes 
Melken  am  Abend.  —  Die  nach  germanischem  Prinzip  ein- 
getretene Verschiebung  des  Accentes  auf  die  Stammsilbe  hat 
Verkürzung  des  Voc.  der  Ableitungssilbe  zur  Folge.  Auf  die 
Schreibung  Ottoffa  bei  B.   wird  kein  Gewicht  zu  legen  sein. 

„Ote  f.:  Splitter  eines  vom  Bast  abgezogenen 
Flachsstengels  W."  -    Von  frz.  oter! 

Ottenherger :  der  zu  Ottenberg  bei  TuWeinfelden 
gezogene  Wein  It  W.\gs.  1080,  der  ihn  .saluberrhuum' 
nennt. 

Üttenbacher  s.  -Epfel  Sp.  386. 

Otter  L;  Z,  Utter  Id.  B  —  m.  B;  L;  Z,  f.  (Ottere) 
GrD.;  GWe. :  Otter,  Fischotter,  lutra,  mustela  lutreola, 
fcetorius  lutr.  Schlöfe"  wie-n-en  0.,  fest  ZG.;  Syn. 
icie  en  Batz  [Hatte].  Feiss  [fett]  vie  en  O.  Stütz. 
Mit  Eim  de  U.  jage,  Jmdn  zum  Narren  halten.  Id.  B. 
Name  des  einen  der  Z  Kriegsschiffe.  JEEscher  1692 
(vgl.  Biber).  —  Fisch-:  auch  bildl.  von  Menschen, 
die  Fische  stehlen  Aa.     VgL  ,Püst-,  Briefmarder'. 

Ahd.  otiar,  mhd.  otler,  nur  m.,  nhd.  auch  f.  ,Der  Otter.' 
.lEEscher  1692.  Mit  dem  Dimin.  Otterli,  glaubt  FrTschudi 
1807,  123,  sei   eine  besondere  Art  am  Bricnzersce  geuu-irit; 


H05 


M,  et,  it,  ot,  iit 


G06 


(loch  siud  Diiniuutivforuicn  im  BO.  übli.  beliebt.  —  Betr. 
die  R.\.  vom  Gestauk  s.  .\um.  zu  Atm  Sp.  SiSfl.  Das  Tierb. 
1.'>G3:  .Pauuether  es  in  ein  sprüchwort  Ivommen  in  ein  übel- 
riecheuJen  menschen:  Du  stinl(st  wie  ein  0.'  meint,  sie  von 
den  faulenden  Fisrhvorräten  des  Tieres  herleiten  zu  können. 
Zu   dem   Spiel    U.  Jaf/en   v^l.    EUgrirsli. 

Üteriiiäiinig  s.  Odermännig  Sp.  97. 

Ottiker:  1.  früeh  (>.,  Apfelsorte  Tn.  —  2.  s.  Erd- 
epfel  Sp.  380. 

Ottilia  s.  Appelone  Sp.  362. 

Olli  111.:  iiiännl.  Taufn.,  Otiiiar  ZLuiiii.  ,Ottli.' 
1529.  Aar.au.  viell.  =  Otto. 

Otmar:  1.  Oper  „LG.";  G,  Diin.  Öperli  G,  Otli 
ZLuiin.,  Öyvsc/i  (gering.schätzig)GLH.:  in.  Personenn. 
Von  den  Trägern  desselben  aus  älterer  Zeit  ist  in 
der  Ostschweiz  besonders  bekannt  der  später  h.  ge- 
sprochene Abt  des  Klosters  StGallen,  gestorben  759. 
Er  kam  mit  den  Gaugrafen  von  Alcniannien  in  Streit 
wegen  Güterbesitz,  wurde  wegen  angeblicher  Ver- 
brechen vor  ihr  Gericht  geladen,  und  als  er  sich  nicht 
stellen  wollte,  eingekerkert,  daher  später  als  Märtyrer 
gefeiert  und  von  der  Sage  mit  Wundern  umgeben.  Als 
10  Jahre  nach  seinem  Tode  seine  Leiche  von  der  Insel 
bei  Stein  a/R.  nach  StGallen  übergeführt  wurde  und  auf 
dem  Bodensee  ein  Sturm  losbrach,  der  die  Ruderer  er- 
müdete, fanden  sie  in  einem  mitgenommenen  Fläschchen 
Wein  reichliche  Erquickung,  welche  der  Wunderkraft 
des  Todten  zugeschrieben  wurde.  Seither  wurde  jenes 
unerschöpfliche  Fläschchen  (ähnlich  dem  Ölkrüglein 
der  Wittwe  in  der  Bibel)  unter  dem  Namen  ,Otniars 
Lägelin'  sprich  w.  ,Cornu  copi»,  ein  überfluss  alles 
guten:  Ohtmars  Lögelen.'  Denzl.  1677;  1716.  Das  Volk 
der  a.  Landsch.  G  versetzte  0.  (ähnlich  wie  anderswo 
mit  dem  h.  Ulrich  geschah,  s.  d.)  unter  die  Weinheiligen 
und  feiert  seinen  Tag,  s.  otmärleii.  Otmar  kann  in 
dieser  Bed.  an  die  Stelle  eines  alten  Stainnigottes  oder 
geradezu  Wuotans  getreten  sein.  —  2.  Opmer  ApH., 
(V)-ApK.,  M.;  „Gl";  G,  PI.  Ö-m.:  (wollenes)  Kleid. 
Leibrock,  welcher  vom  weibl.  Geschlecht  im  Winter 
unmittelbar  über  dem  Hemd  getragen  wird  ,Gi.";  G 
1790  mit  der  Bemerkung  .ehedem  v.  Scharlach-,  und 
so  auch  in  Ap  bis  E.  des  vorigen  Jhdts,  mit  einem 
Brusttuch  verschlossen.     Vgl.   WuUhemmli. 

Oper  aus  Otmer  entstanden  wie  Ejinr  tÖjxr)  aus  Etwir, 
indem  die  Lippenlaute  m  und  w  den  Zahnlaut  sich  assimiliert 
haben  und  dann  in  demselben  aufgefangen  sind.  In  den 
Koseformen  wird  der  '2.  Teil  des  Namens  meist  weggeworfen 
und  in  roherer  Weise  statt  dim.  l  ein  dim.  »ch  (eig.  identisdi 
mit  dem  Koseformen  bildenden  -z)  angehängt;  vgl.  Jlüeisch 
statt  Ruedi,  Rudolf,  Brinch,  Peter.  —  2.  Dass  Kleidungs- 
stücke nach  Personen  benannt  wurden,  ist  nicht  unerhört; 
doch  ist  ein  sachlicher  historischer  Grund,  diese  Bezeichnung 
auf  den  h.  Othniar  zurückzuführen,  nicht  bekannt.  Aber  os 
darf  kaum  an  A'erkürzung  eines  lat.,  von  ojimre,  decken, 
abgeleiteten  W.   gedacht  werden. 

otinärlen  öpmerle,  öjicrle  G:  den  Otmar.stag  (l<i. 
Nov.)  feiern  und  zwar  hauptsächlich  so,  dass  man  die 
Keller  besucht  und  den  neuen  Most  anza])ft  und  vor- 
kostet, auch  von  allen  vorhandenen  Sorten  Wein  trinkt 
(Hart.m.  1S17),  womit  am  .\bend  ein  geselliger  Schmaus 
verbunden  wird.  Hut  [heute]  mucs  an  alle  Fässere 
g'chlogyet  ki"  [geklopft  werden]:  es  ist  Öjierlistag!  GTa. 
Am  O.-Tag  mit  Nüssen  spielen  GWa. 

Der  Umlaut  der  ersten  Silbe  aus  der  dim.  Form  des 
Namens.    —    Vgl.   fe-ifc/t«   zu    .Berchtuhl'. 


öttc;  Otter;  Ottes,  Ottis  s.  etiva,  eltcann; 
Etwer;  Etwas. 

Ötfi:  männl.  Taufn.,  Otto  AaL.   -   Vgl.  Nutt. 

hirs-nlt:  Ruf,  mit  dem  die  am  Hirsmontag  Ver- 
mummten bei  den  Häusern  die  .Aufmerksamkeit  der 
Bewohner  zu  erregen  und  Gaben  zu  erhalten  suchen 
F ;  auch  von  anderen  Besuchern  gebraucht  (Schwetzer- 
BOTE  1818,  123).  —  Hirsutter  m.:  Vermummter  am 
Hirsmontag  F.  AaO.  geschildert  als  .mit  geschwärzten 
Gesichtern,  ein  weisses  Hemd  über  die  Kleider  ange- 
zogen, einen  Tragkorb  am  Rücken';  letztern  wohl  zum 
Einsammeln  von  Gaben.  —  Zu  dem  1.  Teil  des  W.  vgl. 
Hirsmantag;  der  2.  ist  viell.   aus  ü   tä,   üte  zsgez. 

utä,  ute  s.  M  Sp.  24.  uttan  s.  ungetan  (tuen). 
Ute  s.   Ursek  1  (Sp.  468).  Utel  s.   Üedel  Sp.  98. 

Utor  (allg.),  Süter  ZZoH.f  —  n.:  Euter  der  Kuh. 
im  TiERB.  1563  ,ein  auter'  auch  von  der  Eselin;  in 
grober  Rede  auch  von  grosser  Brust  einer  Frauens- 
person Ap.  Es  rierschröts  U.,  ein  mit  gleichmässigen. 
nicht  zu  langen  Zitzen  versehenes  Gr.  Es  ist  der 
Cliue  in  's  U.  chö",  sie  ist  krank  am  E.  ebd.  Bim 
U.  blihe",  fortwährend  Milch  geben.  Schild.  U.  (es 
grosses  U.J  maehe'  Gr,  es  brars  U.  z'w'eg  m.  Z,  volleres 
E.  bekommen,  vor  dem  Werfen;  Syn.  entlän,  keren; 
bildl.:  guten  Gewinn  eintragen,  aber  meist  mit  Ne- 
gation: nüd  es  gr.  U.  m.  BRi.  Bs  U.  werfen,  dass., 
gegen  die  Mitte  der  Trächtigkeit  und  sicheres  Zeichen 
der  letztern  BSi.  S.  noch /«(inrf/e».  Bildl. :  rfec  ffrmti 
im  U.  Hilde"  ha",  den  Kopf  hangen  lassen,  ein  ge- 
schlagener Mensch  sein;  eig.  von  Kälbern,  die  eine 
abnorme  Lage  hatten  und  darum  nicht  gedeihen  Schw. 
Am  Stdtsüter  sügunt  rili  Chalher,  es  gibt  viele  schlechte 
Staatsbeamte;  Alli  wellunt  am  St.  melchw,  alle  Bürger 
wollen  sich  auf  Kosten  des  Staates  bereichern  W. 
Als  Dim.  auch  das  als  Speise  gebratene  Fleisch  des  E. 
Bs.  ,Kuttlen,  ütterli  und  derglichen.-  G  Küchenordn. 
1495.  Der  Schultheiss  zu  Walenstatt  tut  1525  im 
Wirtshaus  bei  einem  ,gebratenen  Uterlin'  gegen  die 
Schwyzer  eine  schimpfliche  Äusserung.  Absch.  ,Üer 
gniein  mann  ist  merklichen  beschwert  der  zungen  und 
üterlinen  halb.'  1528,  Eon,  Act.  .Unser  H.  wellent, 
dass  die  metzger  dhein  zungen  türer  verkoufint  dann 
umb  2  batzen  und  ein  üterli  uinb  1  batzen.'  ebd. 
, Bring  's  ütterli  von  einer  feissten  kue.  stell  uns  ein 
suren  senff  darzue.  So  wi'nd  wir  by  dir  wonen.'  B  Lied. 

Ahd.  üiar,  mhd.  uier,  iuter  (daher  nhd.  .Euter'  neben  ä. 
, Auter').  In  Süter  ist  «  aus  voraugeheiidiuu  .Jas-  od.  ,e|ine|s' 
augewachsen. 

Fleisch-:  ein  E,,  das  auch  nach  dem  Melken 
ziemlich  gross  bleibt,  dag.  Milch-:  ein  soIcIh's,  das 
durcli  ilas  Melken  klein  winl  .\v. 

Küe-:  Herbstzeitlose.  Colchicum  autunniale  .\a1!1i.; 
I!;  Z.  Die  Zwiebel  wird  im  Sacke  oder  als  .\mulet 
getragen  gegen  Pest,  (.ileichsucht,  Podagra,  Zalm- 
schmerzen  (Pflanzenk.  1771).  gegen  Pocken  (TTobl. 
1844),  gegen  Ruhr  (i. 

Der  Name  bezieht  sirli  auf  die  (iestjilt  der  Frucht  wie 
die  8,vn.  Kiiej)iijijw ;  Munni-,  Jiumlfthtutm :  IhiHiln;  Mitiini-, 
Stirn'tt-,  KiietNclii-,  Sflid/nech-tl :  K(ill>rr-,  Itiii'trrurhtHxe ;  Skitzleit: 
vgl.  auch    liiiiderlituem :  Kiif(n)tsefii. 

Schlamp-:  grosses,  tief  herunter  liangeinles  E.. 
an  besonders  milchreichen  oder  alti-n   Kühen  Z. 


607 


At-  iit.    Ats— uts.    Afsch    ntsch.    Aw  -uw 


608 


ütere":  anschwellendes  Euter  bekommen,  natur- 
gemäss  ungefähr  von  der  dritten  Woche  vor  dem 
Werfen  an  Ap;  BSi. ;  Uw.    Syn.  Uter  machen  (werfen). 

ge-üteret:  „mit  vollem  Euter;  auch:  mit  voller 
Brust."     Es  (j'üterets  Meitschi  W. 

uterig:  mit  viel  Euter  Uw. 

Uterne  f.:  Hartriegel,  cornus  sanguinea  Gr.  — 
Eiiuuert  an  d.as  syu.  abd.   tirn-jioiim. 

UtiliUit  f.:  Gefäll  an  die  Obrigkeit.  Im  J.  17.81 
legte  die  Z  Gem.  Hirzel  bei  der  Regierung  die  Bitte 
ein.  dass  der  Bergvogt  aus  den  in  seinem  Bezirk  ver- 
fallenden .Utilitäten'  mit  etwelcher  Besoldung  bedacht 
werden  möchte.   —   Vom  lat.  viilitai-,  Nutzeu. 

üt:  irgend  Etw.,  auch  adv. :  irgendwie,  und  mit 
(etwa  bloss  hinzu  gedachter)  Negation:  Nichts.  .Er 
habe  harnesch  verlihen  ald  üt  anders  getan.'  Z  Richtebr. 
(neben  ,icht').  ,Wer  üt  nenie  von  eim  inren  (si  acce- 
lierit  aliquid  de  burgluti).'  B  Handfeste.  ,Wer  mit 
steinen  oder  mit  üty  anders  frevenlich  wirft.'  1384/1544, 
ScHw  LB.  (neben  ,ütte').  ,Hett  myn  her  ütt  ze  klagen.' 
14"27,  ScHw.  ,Wer  üt  wildes  fienge.'  XV.,  ebd.  ,Da 
was  yederman  enweg,  wer  ütt  [irgendwie]  mocht.' 
1499,  S.  ,0  reden  [redet]  fry,  wir  sind  nit  lüt.  Vor 
denen  solches  schade  üt.'  HBull.  1533.  ,Nit  drumb, 
das  ich  den  eid  üt  schelt.'  ebd.  ,Üt  irer  dingen.'  Äg 
TscHüDi  1538;  ,eut.'  ebd.  15t!0.  ,0b  ütt  von  nöten 
were  ze  schryben.'  Kessl.  ,Üdt',  Nichts.  Bossh.\rd, 
Wint.  Chr. 

Nbf.  zu  kht  Sp.  83,  entstanden  untcjr  Vorwiegen  des  in 
der  Gruudf.  enthaltenen  w-Lautes,  daher  der  Voc.  ii,  der 
wenigstens  iirspr.  und  in  betonter  Stellung  als  Länge  anzu- 
setzen ist.  Vgl.  ^Vm(.  Bemerkenswert  ist,  dass  in  den  selben 
Quellen,  denen  das  substant.  ,Üf  ohne  das  n  auch  für  den 
negat.  .Sinn  genügt,  die  abstrahierte  Negationspart,  liereits 
nicht  anders  als  mit  n-  (d.  i.  ne)  erscheint.  ,Ilarin  üt  buwen 
in  dehein  (keinen]  weg.'  1340,  Bs  Rq.,  neben:  ,die  man  nüt 
machen  s(dl.'  ,Er  wUsse  nit,  dz  er  inen  ütt  zueg'redt 
habi.'  1541,  Uw  Urk.  ,Er  dörf  Widerreden  ut.  Wenn  *s 
schon  von  herzen  im  g'fallt  nüt.'  .\al  1549.  Wo  die  Ne- 
gierung als  Gegensatz  hervorzuheben  ist,  tritt  «  selbstver- 
ständlich auch  dem  Fron.  vor.  ,llenii  stet  es  an  uns,  was 
wir  geben.  Ut  oder  nüt.'  h  Zollordn.  1426.  ,0b  man  eim 
des  ütt  oder  nütt  lasse.'   1470,   Obw.     Vgl.   U  Sp.   602. 

Üttlingen.  Zwiische  Üttlige  u  Wole  si",  sicli  zwi- 
schen zwei  streitenden  Parteien  befinden  BS.  —  C. 
eine  Nebeugemeinde  des  B   Vl'arrdorl'es  Wohlen. 

lietriscli:  die  Stadt  Utrecht  betreifend.  Ansh. 
Ueterich  s.    Wüctericli. 


Ats  — uts  s.  As  CAtzJ  -uz. 


ätscll  W.  ätsch  ß;  L:  ])fui  (Kdsjir.).  -  Atschi, 
Atschi  n.:  Menschenkot,  übh.  etwas  Ekelhaftes,  ebd. 

Durch  Wechsel  des  Organs  aus  ägcjach  (Sp.  160)  ent- 
standene, auch  in  Deutschland  verbreitete  Nbf.  —  Atachi 
Dini. -Bildung. 

atschi,  atschi,  ätschu  s.  (ätmj  ätsi. 

autschi,  äutschi  B;  LG.;  „S"  =  öfsc/t,  auch  als 
Subst.  —  Betr.  den  Voc.  vgl.  die  Syn.  Äuytji  Sp.  155, 
Urjyi  Sp.    160,   Auai  Sp.   509. 

Autschi.   Autschli.  Äutschli  s.  ^m  I  (Sp.  5). 

Etsch  ni.y  n.V  in  der  R.\.  iif-'jin  E.  sin,  die  Frau 
im  Wochenbett  haben.  Strohwittwer  sein  GrD.  (Buhl.). 

Falls  gedehnt  gesprochen  könnte  es  Nbf.  zu  obigem  aiicli 
sein  und  einen  Schimpf  ausdrücken. 

etsche,  etscha;  Etseher(t)I;  Etsch  es  s.  eHca, 
ettvann;  Etwer;  Etwas  Sp.  595. 

Etsclier  H  e'-  (GlK.  «*■-)  —  m.:  saure  Schotte  oder 
Molke,  Milchsäure,  Sehottenessig,  dazu  dienend,  nach 
der  Käsbereitung  die  Käsmilch  durch  Zusatz  von  Säure 
nochmals  zu  scheiden  zur  Bereitung  von  ,Ziger'  Gl; 
GRPr.,  Sav.;  GA.  Syn.  Acliis,  Echis  (Sp.  71);  Sür  n. 
Der  Etscher  wird  in  E.-Tansen  aufbewahrt. 

Eine  Ableitung  v.  lat.  acta  {acidus,  sauer),  vgl.  Gletiich(er) : 
frz.  ijhu-u-r;  also  nahe  vwdt  mit  Echt»,  Emiij  aus  lat.  aretum, 
ebenfalls  von  ot-erc,  sauer  sein. 

Etscher  III  s.  Eschtor. 

Etschländer  heissen  in  GT.  die  Grabser  u.  Buchser, 
weil  sie  sagen  etsche  statt  öjjpe  (etwa).  —  Vgl.  AlUijer 
Sp.   210. 

Etschmer,  Etschwer  s.  Etwer  Sp.  594. 

itsch:  i. .'  l.!  Ausruf,  mit  welchem  man  kleine 
Kinder  auf  etwas  Glänzendes.  Schönes  aufmerksam 
macht  BRi.  —  Weiterbildung  vjn  i  Sp.  19;  vgl.  i-t  und 
I-eneh  Sp.   20,  ilivh   Sp.    179. 

Otsehi  s.  Os.        ötsche  s.  ettca;  etwami. 

iitsch:  Ausruf  der  Überraschung,  wenn  ein  Glas 
bis  zum  LTberlaufen  voll  geschenkt  wird;  dann  geradezu 
üisch  mache":  das  Glas  zum  Überlaufen  voll  giessen. 
Will  Jemand  seinen  Becher  recht  voll  haben,  so  sagt 
er  zum  Schenken:  mach  mir  ütsch!  Bs  It  Spreng. 

Vgl.':*  ,Hui,  hem,  adverscs  eos  quibus  irascimur:  Spott- 
wort, hä,  utsch.'  Fris. ;   Mal. 


Aw,  ew,  iw,  o>v,  uw. 

S.  auch   die  Gruppen   A:    .\ch:   Ah;   AJ. 


A\vaiij;se"  äimys-r  Z,  Awanze  Bs:  (PL)  Schritte, 
die  man  zum  Entgegenkonnnen  von  sich  aus  zuerst 
tut.  So  ein  ttels  Ding  sei  so  siie.ss  und  zärtli,  mach 
Acanees  zum  Ekel.  MUsteri.  —  Vormals  in  städtischen 
Kreisen  aus  dem  Französischen  {amncea)  geborgt,  jetüt  wieder 
anfgegeben. 

awäiiti:    vorwärts,    zumeist  als  Treiberuf  Aa;  U. 
Aus  dem  It,al.  zunächst  an  der  Gntthardroute  eingebürgert 
und   von   hier  aus  gelegentlich   weiter  liin.aus  getragen. 


A weisse,  Uweisse  s.  Ameise  Sp.  '21ti. 

awertieren  an-ärtiere  Bs,  awätiere  S:  1.  =  frz. 
aeertir,  benachrichtigen  Bs.  —  '2.  drohend  anzeigen, 
befehlen.     I  han-em  's  scharf  g'awätiert  S. 

Awis  s.  Auwis.        Awerch  s.   Werch. 

ewen:  dauerhaft  machen  (das  Andenken  durcli 
Schrift).  ,Elich  getät  |  Rechtshandlungen]  und  all 
redlich  sachen  ewent  wis  lüte  mit  briefes  handvesti.' 
Eingang  einer  Winterth.  Urk.  v.  1304.  —   Syu.  n/'iV/./i. 


609 


Aw, 


CW,    IW.    I>W.    uw 


1)10 


ver-:  verchlichcii.  ,Vereheii,  anheften,  niaiitiue.' 
Das.  1537.  ,So  man  sich  vereet,  vil  minder  eebruchs 
wurde.'   ZwiNiiLI.    —    Mhd.  eiceji.    Bei  uns  jetzt  fEer;Aträ(ere. 

ewig  Ap  vor«-.;  BRi.;  Gr;  SchwMuo. ;  S  tw. ;  Uw, 
()äi(j  öim-ig  BM.,  ebig  Aa;  ßs;  Gl;  L;  G;  Sch;  SG.; 
Tu;  Z:  1.  wie  nhd.,  ohne  (Anfang  und)  Ende,  immer 
oder  wenigstens  sehr  lange  dauernd.  .Da  geht  es  zu 
wie  im  ewigen  Leben-,  lustig,  z.  B.  auf  dem  Tanzboden. 
S  VVochenbl.  18-15;  in  diesem  Sinn  des  .lenseits  auch 
substant. :  u'ie-n  im  Ebige"  denicbet,  theologisch  um- 
gedeutet =  in  gottvergessender  Ausgelassenheit,  wo 
man  nicht  an  die  Ewigkeit  denkt;  auch  von  luxuriösem 
Haushalt  ScnSt. ;  ThScc;  Syn.  ivie-n  im  Himmel  cor- 
itsse  (Sp.  506).  Er  hat  e.  [für  immer]  verschnüfet, 
sein  Leben  ausgehaucht.  Sutermstr.  Du  ebeg^  all- 
mächtege  Gott !  Ausruf  des  Erstaunens  oder  Schreckens 
Gl.  Potz  ewige!  Z.  Fechte  [eilen]  irie-n  en  ewige 
Brand,  wie  das  unauslöschliche  Feuer  der  Hölle  Z. 
,Die  ewige  Ewigkeit,  das  ewige  Wehe  und  e.  Ach, 
mit  welchem  Gassert  begehrt  mich  zu  erschrecken.' 
ClScbob.  1699.  Der  e.  (laufund  W)  Jud  ist  auch  in 
der  Schweiz.  Sage  bekannt  und  soll  mehrere  Orte, 
besonders  auch  das  Hochgebirg  des  Aare-  und  Rhone- 
gebietes zu  verschiedenen  Zeiten  besucht  haben;  der 
Grimselsee  ist  aus  seinen  Tränen  entstanden;  seine 
angebliehen  Schuhe  wurden  auf  der  Bibliothek  zu 
Bern  gezeigt;  s.  Lütolf  S.  58;  Rochh.  1856,  '2,  306; 
W  Saren  S.  95.  Er  ist  (het  's)  wie  der  e.  ./.,  hat  nir- 
gends weder  Rast  noch  Ruhe.  allg.  De''  e.  Jeger,  der 
Wilde  Jäger  Sch.  Der  e.  Hund,  das  (ewig  keine  Ruhe 
findende)  Dorfgespenst  in  LEscholzni.  Der  e.  Umgang, 
endlose  Schraube  B.  Sl"  oder  es  ha"  wie  der  e.  U., 
tadelnd,  von  einer  Schraube  mit  ausgelaufenem  Ge- 
winde, auch  (übertr.)  von  Jemand  oder  Etw.  Ruhe- 
losem Z.  's  e.  Werch,  Perpetuum  mobile.  I  bi"  g'si' 
wie  am  (oder  im)  ebige'  W.,  stark  angebunden  an  der 
Arbeit  Z,  eig.  angestrengt  wie  mit  dem  Probleme  des 
P.  ni.  Ewige  Ghle,  medicago  sat.,  weil  seine  Wurzel 
8— 10  Jahre  treibt,  während  der  gemeine  Klee  bloss 
1 -'2  Jahre.  Immerunde.  Aa.  Sprw.  Lang  ist  nid  i. 
T..  Tag  und  Nacht  wärt  euig,  man  findet  zu  Allem 
Zeit  B.  EntJi'''  hlibt  nid  c.  üs  (oder  uss),  wenn  nach 
langem  Warten  Etw.  oder  Jmd  eintrifft  Z.  E.  wärt 
am  Längste  Gr.  Wortspiel  zu  .ehrlich  w.  a.  L.'  In 
ernsthaftem  und  strengem  Sinn  bes.  in  der  Sprache 
des  Rechtes,  auch  hier  natürlich  menschlich  gemessen: 
zeitlich  unbegränzt  gültig,  unveräusserlich,  unauf-  od. 
unablöslich.  Das  ist  e.  [für  immer  gültig]  g'macht, 
abgemacht!  Formel  der  Zusicherung  und  Behaftung  Z. 
,Die  ewigen  Bünde  sollen  dauern,  so  lange  Grund  und 
Gi-at  stehen.'  Urk.  .Graf  Rudolf  hat  den  Armbrost- 
schätzen auf  ein  eewiges  ein  Ochsen  vergäbet,  der 
noch  jährlichen  mit  dem  bogen  verschossen  wird.' 
GiiLER  1616.  ,Zue  oflfem  Urkunde  und  ganzer  ewiger 
stätigkeit.-  Moor,  Urk.  ,H.  W.  hett  gesetzt  [gestiftet] 
den  bifang  an  ein  e.  mess.'  E.  XV..  Gfr.  ,Für  sich 
und  seine  ewige  Nachkommen.'  RCvs..  d.  i.  so  lange 
er  solche  haben  wird.  .Eines  ewigen  koufs  gekouft.' 
1387,  L.  .Zuo  einem  ewigen  erblehen.'  .Alpen  oder 
ewige  stuck  darf  keiner  einem  Iremden  verkaufen.' 
ca  1470,  Gl.  ,Das  von  dishin  nieman  nie  enkein 
ewigen  gülden  gelts  noch  enkein  ewig  pfunt  geltes 
kouffen  soll.'  1389.  Seiiw.  .Wer  dekeinen  [einen  |  ewigen 
guldin  gelts  uf  synen  guetern  hat,  das  der  soll  für 
jeclichen  guldin  geben  24  pfunt  pfeningen.'  1389/1544. 

Schweiz.  Idiotiliün  I.  G. 


ebd.  .Einen  ewigen  mütten  kernen  gelts'.  d.  i.  innner- 
fort  und  unautTiündbar  den  Wert  eines  Müttes  K.  W.. 
1.  H.,  Gfrd.  Häufig  finden  sich  ,ewig'  und  ,ablösig 
Zins'  einander  gegenüber  gestellt,  z.  B.  in  Offn.  Wildh. 
,1  Mltr  Korn  ewig  gült.'  RCvs.,  das  Selbe,  was  im 
XVII.  ebenfalls  in  L  .ewiger  Brief'  genannt  wurde. 
, Ewige  Zinsgülten,  so  benamset,  weilen  der  Ansprecher 
zu  keinen  Zeiten  den  Schuldner  zum  Ablösen  des 
Hauptguots  halten  und  treiben  mag.'  L  Stadtr.  1706/65. 
Im  Sinne  einer  unauflöslichen  Verordnung  wurde  i.  J. 
1326  zu  Beroniünster  bestimmt,  die  Stiftswaldungen 
sollen  auf  die  Pfründen  verteilt  ,und  ieklicher  pfruond 
ir  teil  mit  ewigem  knöpf  [unveränderlich,  festgeknüpft] 
zugeordnet  werden.'  Seit  1418  hatte  die  W  Gemeinde 
Blitzingen  gegen  Ulrichen  einen  sog.  ewigen  Dienst 
(perpctuum  servitium)  zu  entrichten,  der  in  Korn- 
lieferung bestand.  .Wann  Einer  bei  dem  Verkauf  oder 
Vertauschung  eines  Hauss  oder  Guots  für  sich  und 
seine  Nachkommen  den  ewigen  Zug  [nie  erlöschendes 
Zugsrecht]  vorbehaltet.'  L  Stadtr.  1706/65.  Nichts 
.anderes  wird  gemeint  sein  mit  dem  im  Rheint.  er- 
wähnten .ewigen  Verspruch'.  .Verzeichniss  der  Güter, 
die  von  dem  ewigeii  V.  teils  befreit,  teils  demselben 
unterworfen  sind.'  1738,  Steinm.  1804,  302;  s.  auch  u. 
Ewigkeit.  ,Die  ewigen  Einsassen'  in  AAFri.  hatten 
Hoimatrecht,  aber  keinen  Anteil  am  Genieindegut.  In 
Bern  (u.  ähnlich  in  den  Städten  des  von  B  beherrsch- 
ten Aa)  waren  seit  1643  u.  bis  1798  .ewige  Einwohner' 
eine  zwischen  den  eigentlichen  .Burgern'  und  den  In- 
sassen stehende  Klasse,  welche  alle  bürgerlichen  Frei- 
heiten und  Rechte,  au.sgenommen  die  des  Weingewerbes, 
genossen,  aber  nicht  regimentsfähig  waren;  sie  waren 
entweder  die  Nachkommen  von  urspr.  Fremden,  welche 
lange  in  der  Stadt  gewohnt,  oder  von  Ausbürgern, 
welche  ihr  Bürgerrecht  verloren  hatten.  In  Z  , be- 
dingte Burger'  geheissen.  Noch  i.  J.  1872  kamen  die 
Schweiz.  Räte  in  den  Fall,  die  Einbürgerung  von 
, ewigen  Einwohnern'  von  W  StMoritz  und  Port  ab- 
zuweisen. .N.  von  L  Hess  sich  als  ewiger  Bewohner 
in  einer  Wildniss  nieder.'  W.  Der  Stadtrat  von  Sch 
beriet  in  neuerer  Zeit,  ob  nicht  das  Kübelsystem  auch 
in  Privathäusern  eingeführt  werden  solle,  wo  sog. 
, ewige  Cisternen'  bestehen  (Syn.  Egraben).  ,Was  an 
Kornfeldern  in  der  Nähe  des  Dorfes  [GRSeew.]  liegt, 
wird  meistens  mit  Gerste  bepfianzt.  und  zwar  fast 
ohne  irgend  eine  Abwechslung;  diese  Äcker  heissen 
ewiges  Bauland.'  Gr  Samml.  1805.  —  Son.st  sehr  häufig 
nur  hyperbolisch.  E.  und  e.  um'fride".  Das  tuet 
er  e.  nie,  wird  er  nie  und  nimmer  tun.  ,Wir  lassen 
uns  e.  nicht  aus  dem  Geleise  bringen.'  Stütz  B.  1852. 
Das  wärt  doch  e.  lang  oder  en  e.-i  Längi  (Zit)'.  Er 
ist  das  Geld  schon  en  e.-i  ZU  schuldig.  Die  e.  g'fcget 
Laube.  ACorrodi.  En  Blctz  ab,  wie  wenn  er  en  scharfe" 
Pfnilsel  [Schnuiifen]  hett  und  's  com  ebige"  Schnüze" 
chäm.  ebd.  Der  c.  Student,  Jmd,  der  seinen  Be'ruf 
nicht  ausgelernt  Init  BStdt.  -  2.  immer,  d.  h.  oft 
wiederkehrend,  wiederholt,  uiul  dadurch  lästig.  Die 
ebige"  Zitigc"!  Z.  Es  euigs  (f'lir  und  G'f're,'is  B.  En 
eilige  Branzi,  der  immerfort  murrt  od.  streitet.  Gorni. 
En  euigs  G'slnrm  und  Gjasl.  ebd.  D((s  i.it  doch  en 
cwegi  Grannete,  Trinschete,  Tircte  [Klagen  und  Be- 
gehren |!  Gr.  En  i'bigs  Tärle"  [Türe  öttnen  und 
schliesseii  |.  —  3.  ohne  zeitlichen  Nebenbegrifi'  bloss 
verstärkend  und  zwar  so,  dass  die  ganze  Skala  von 
Eiiipfindungen.    vom    Innigen,   Herzlichen   bis   t.  zum 

3'J 


Gll 


Aw,  (iw.  iw.  o\v,  uw 


(n2 


Sarkasiims,  t.  zum  Ärger,  Zorn,  Abscheu,  darein  ge- 
legt werden  kann,  erstaunlich;  vollendet,  ausgemacht, 
erz-;  euphemistisch  für  einen  derbem  Ausdruck,  ver- 
dammt. Eh  e.-e''  Tätschi  kann  noch  ein  unermüdlicher 
Schwätzer  sein,  en  e.-s  Ghalh,  ein  Dummkoj>f  sein  Leben 
lang,  von  jeher  und  unverbesserlich  .so.  i.  8.  v.  1;  auch 
wenn  der  ungeduldig  werdende  Besteller  herauspoltert: 
.Ich  wollt,  dass  die  ewige"  Eier  bald  g'kocht  wärind.' 
GöLin  1712,  bewegt  sich  der  Begriff' an  der  Grenze  zw. 
concr.  u.  übertr.  Bed.;  ebenso  in  dem  Trostspruch  am 
Sarge:  es  ist  im  iez  c.  wol  oder  es  ist  im  e.  w.  (/'scheh'; 
aber  en  e.-e''  Kerli  ist  ein  gefährlicher,  dem  man  Alles 
zutrauen  kann;  und  so  drückt  auch  in  den  folg.  Ver- 
bindungen das  Adj.  nur  den  Affekt  aus:  en  e.-e''  Ldli, 
ein  erzdummer  Mensch;  en  e.-e''  Ltuj,  eine  unverschämte 
Lüge;  es  ist  doch  en  ebuß  Straf,  ein  unerträglicher 
Übel.stand  Z;  du  ehige  Hagel,  Schelte  und  Verwün- 
schung Aa;  Z;  d'e''  e.  dis-  und  jene' .'  Stutz  B.  [mit 
Unterdrückung  des  Schimpf w.];  en  ebegc  meineide'' 
Siech  Gl;  GA.;  him  ebige"  Strom,  Tunner,  Hammer 
[Strahl,  Donner,  Hagel]!  Stutz;  die  ebige"  Ströms- 
hammere".  ebd.;  bim  (oder  potz)  e.-e"  Wetter!  laufe' 
wie-n-en  e.-e''  Wetter  [msc.  persönl.];  oft  elliptisch  potz 
i.-C !  du  e.-e!'' !  Letzteres  etwa  mit  fingierter  Apostrophe 
zum  blossen  Ausdruck  der  Verwunderung.  Si  händ 
en  ebigi  Sach  mit  dem  Bnebli,  eine  unendliche  Freude 
und  viel  Aufhebens  Z.  Häufig  adv.  verstärkend  an- 
deren Adj.  vorgesetzt.  Noch  concr.  in  e.  lang  (vgl.  1), 
viell.  auch  in  <■.  tumni,  unendlicli  d.,  und  Da  han-i''' 
Chrätte",  sind.  e.  starch,  unzerbrüchlich.  Abstr. :  e.  guet, 
schön,  gern,  flissig  udgl. ;  e.  eige",  höchst  merkwürdig, 
sonderbar,  wunderlich,  öjjpis  e.  Eigcs,  G'sj)ässigs. 
Mit  auffälligen  Erscheinungen  vor  den  unbestimmten 
Zahlw.  mänge'',  rj/,  wo  gerne  Umstellung  und  damit 
Wechsel  der  Wortart  eintritt,  nämlich  e.  adj.  (flektiert) 
nachgesetzt  wird:  ril  ewig  Möl  Gr,  (77  ebigi  Jär.  Stutz. 
,Als  bisshar  vil  ewige  jar  brucht  worden  [der  Brauch 
war].'  Z  Mand.  1539;  und  subst.  Vilebigs  GStdt  1799; 
vil  ebesger,  ungemein  viele  GTa.,  mängs  ebezga''  Mala", 
sehr  oft.  ebd.,  ril  ebigeri  Chriesi  Ar;  r.  cbigerlei,  von 
unzähligen  Arten  Z ;  auch  mit  gehäufter  Flexion  e  chlfs 
i'bigs  Bitzeli  Tn,  langes  ebiges  Zu  nie  ZO.,  und  neuer- 
dings umgestellt:  teie  ebiger  ril  Lüt.  Stutz.  Danach 
in  cumulierenden  Zssen  in  die  Mitte  genommen:  wun- 
dcr-ewig(s)-schön  L;  Zg;  i'ü)er-e.-s-lut;  filr-e.-rot;  bluet- 
e.-nackdig.  Bei  ums  muss  e.  ohne  anders  sich  adj.  an 
das  Subst.  anschliessen:  .Ein  einzig  Fisch  auf  ein 
einzig  Mahl  —  was  ewigen  Rogens  gibt  er  von  sich!' 
JBkeit.  162.5  =  .wie  ewig  vil'. 

h  aus  10  verhärtet  wie  iu  ruehen,  ruhen,  grab,  grau,  lab, 
lau,  nhd.  ,albern,  gerben.  Milbe,  Farbe,  Schwalbe.'  In  euig 
ist  ir  hinwieder  vocalisiert  wie  in  ,grau,  lau',  vcue  (aus  *neifc, 
dies  aus  nc-wcisK-irie);  in  öuirüj  nach  w  noehmais  zugetreten 
od.  11  vor  w  entwickelt;  vgl.  mhd.  iuw  aus  iw,  otuo  aus  ow.  — 
Eigentümlich  ist  die  durch  Emphase  bedingte  Auffrischung 
alter,  voller  Flexion  langes  ebig^a  anstatt  der  in  landläufiger 
Weise  synkopierten.  Die  flektierte  Form  ebiger,  ebezger  ist 
ein  halb  erstarrter  alter  Gen.  PI.,  abhängig  von  dem  subst. 
Neutr.  .viel'.  Die  Flexion  ist  also  vom  Subst.,  weil  an  diesem 
die  Flexiou  sieh  nicht  vollziehen  lässt,  oder  von  vil,  dem 
sie  eigentlich  gebührte,  auf  cicig  übertragen,  wie  auch  die 
Stellung  umgekehrt  ist.  Nachgerade  .aber  versteinerte  sich 
die  bloss  syntaktische  Form  zu  einer  neuen  Wortbildung, 
welche  ihrerseits  weiter  adj.  flektiert  werden  konnte,  und 
zwar  zunächst  in  Fällen  wie:  Ma"  wor  mena  [wurde  meinen], 
wuf  etcigernch  en  war.  Er  menl,  min  ehigcrscU  er  rhcmn  Ap. 
Daraus  adv.   vilewigerxch,    selir  viel,  sehr  oft.      Ein   Gewirre 


von  syntaktischen  und  lautlichen  Vorgängen  steckt  in  dem 
G  Ausdrucke  vilebezgermöl ;  er  wurde  nur  möglich  durch  fort- 
gesetzte Yerkuö*'herung  der  Flexionsform  en-igs,  an  welcher 
nochmals  jene  Weiterbildung  mit  -er  vollzogen  wurde;  nun- 
mehr stellte  sich  Metathesis  ein  (ehezger),  ähnlich  wie  in 
gatzgen,  blitzgen,   Letzge  für  gaxen,  biLeen  (blichzen) ,  L^kze  (lectio). 

—  Zwischen  Bed.  1 — 2,  2  —  3  ist  stetiger  Übergang  möglich; 
doch  kann  3  auch  direkt  t.  aus  dem  Grundbegriff  .ewiger 
Bestimmung',  also  ursprünglicher  eingewurzelter  Natur,  ab- 
geleitet werden,  t.  aus  dem  abstr.  Begriff  des  Hohen,  All- 
mächtigen, Allgemeineu;  vgl.  Fromm.  ¥  183.  '246.  II  '29 
(das  judendeutsche  ulem,  hebr.  öIüw,  Ewigkeit,  i.  S.  v.  .sehr 
viel'  abstr.   verstärkend). 

Ewigkeit,  Euil'xeit  B  (Gotth.),  Ef-  A.\.  Eb- 
7i:  1.  wie  nhd.,  die  Zeitlosigkeit  des  himmlischen 
(oder  höllischen)  Daseins.  Wenn  man  Etw.  unerträg- 
lich lang  findet,  sagt  man :  das  ist  [heisst]  der  E.  es 
End  [Endstück]  a"g','ietzt  oder  wie  trenn  d'  E.  [ein 
Stück  oder  sicli]  wg'setzt  hält  Z.  Tue"  wie  wenn-me" 
i"  d'  E.  iehe  [hinein]  'dünge"  hält,  als  ob  man  seines 
Lebens,  seiner  Gesundheit  kein  Ende  zu  gewärtigen 
hätte  Z.  Das  Jenseits;  die  .untere  E.- =  die  Hölle. 
,Über  ihn  wird  kommen  Gerechtigkeit,  Die  ihn  stürzt 
in    die    u.    E.'    ca    1708,    Schweiz.   Erzähl.    1856.  — 

2.  lange  Zeit,  bes.  unerträglich  lange.  En  E.  (oder 
e  halbi  E.)  teure";  en  E.  nümme  cito",  lange  ausbleiben, 
=  ewig    lang.    allg.      Syn.   Haber-Ern    Sp.   463.    — 

3.  rechtliche  Gültigkeit  für  alle  Zeit.  .[Zins]  in  E. 
oder  auf  ablösung.'  XV.,  Z.  .[Güter  kaufen]  in  c.  oder 
[aber]  auf  ablösung.'  1576,  Absch.  .[Ein  Abkommen] 
in  die  e.  machen.'  Ansh.  ,Wo  Güeter  feil  sind  in  dem 
Land,  wend  sie  [die  Klöster]  dieselb  erlaufen;  Das 
ist  gwiss  der  Baursame  leid.  Lauft  wider  Badischen 
Abscheid,  An  d'  E.  z'  erkaufen.'  Eidg.  Dam.  .Der 
kaurt"  an  die  e.'  bildete  im  1.  Vilmergerkrieg  einen  Be- 
schwerdepunkt der  Züricher.  Der  Begriff'  auch  per- 
sönlich gefasst:  G  bittet  1582  um  Erläuterung  eines 
dunkeln  Artikels  im  Vertrag  von  1551  über  das  Zug- 
recht und  den  .ewigen  Verspruch'  der  Güter,  welche 
von  Gotteshäusern,  Spitälern  und  anderen  , Ewigkeiten' 
[geistlichen  Stiftungen]  angekauft  werden.  Absch.  .An 
die  Frömbde  oder  an  eine  E.  und  in  todtne  Hand  soll 
Niemand  einig  ligende  Güeter  verkaufen.'  L  Stadtr. 
1706/05.  —  A.  Name    eines    Gütchens   bei  LMeggen. 

e  w  igl  ic  h  (en) ,  e  wenklich(en).  ,Das  Gott 
ewenklich  wenden  welle.'   1531.  Strickl.   und  häufig. 

—  Ewenclich  mit  eingeschobenem  >i  auch  schon  mhd.;  vgl. 
innenkltch . 

ewigen:  dauerhaft  machen  (das  Andenken  durch 
Schrift),  =  ewen,  , verewigen'. 

Iwe°,  Ifjje  YOkte;  Gl,  E'i(,jje  Aa;  Bs;  BM.,  U.; 
LG.;  G;  S;  UwE.;  ZoBaar;  Z,  I  B;  L;  U,  E'i  B;  Z, 
E'ile  Aa  (Mühlb.),  Ib(e_)  AABb.,  Leer.;  Gr;  L;  GS., 
We. ;  ScnSt;  Th  —  f.  —  Ito  m.  „Gr;  L;  Seil",  Ei 
Btw.  —  Dim.  I-eli,  IU  (II)  Schw,  E'i(e)li  Z:  1.  Eibe, 
taxus  baccata  L.  allg.  .Taxus,  smilax,  ein  eiben,  ein 
ybenbaum.'  Fris. ;  Mal.  .So  die  hüener  die  frücht  von 
dem  ybenbaum  in  Italia  essend,  werdend  sy  scliwarz 
darvon.'  Vogelb.  1557.  .In  ihrem  gepirg  haben  sye 
[die  Solothurner]  trelfenlich  vil  ybenböüm,  daruss  man 
die  flitschbögen  macht  in  kriegen  zu  bruchen.'  KCvs. 
, Taxus,  ein  Eibe.'  Wagn.  1680.  Das  Holz  von  den 
Schnitzlern  gesucht   auch  wegen  seines  Farbensiiiels. 

—  2.  Armbrust  mit  Bogen  aus  Eibenholz  ScuSt.; 
Th.  ,Die  ybe.  yf,  eibe,  eje,  1.  taxus,  smilax,  2.  arm- 
brust,  arcus  arcuballista.'  Eed,  1662, 


til:« 


Aw,  ew,  iw,  ow,  inv 


614 


Ahd.  um,  mliil.  im:  —  In  lior  Ausspr.  verHiiclitigto  sich 
(las  ursprüngliche  w  zuuächst  in  eineu  blossen  Hauch,  der 
sich  aber  eben  so  wenig  zu  halten  vermochte:  s.  auch  Icjiv 
Sp.  74,  lye  Sp.  l-i'J.  e'i  für  i  ist  Consequenz  der  offenen 
Silbe,  h  Vergröbening  des  «•,  vgl.  ewiy.  Eile  aber  beruht 
auf  der  abgeleiteten  Form  'Iwi-le.  —  Für  1  ist  die  pleoua- 
stische  Zss.  mit  .Baum'  beliebt.  Nach  der  gescbätzteu  Pflanze 
finden  sich  zahlreiche  Örtlichkeiten  benannt.  —  Zu  2  vgl. 
BiitjU  als  Antonym.  In  dem  Bs  Ratsbeschluss  von  1531: 
,dass,  wann  die  von  Liestal  ein  Schiessen  halten  mit  stäh- 
leruen  Bogen  oder  Armbrusten  von  Hörn,  so  solle  ihnen 
jährlich  ein  Schürletz  [Stuck  Tuch]  zu  verschiessen  gegeben 
werden.  Und  dieweil  sie  diesen  Sommer  mit  Yben  allein 
geschüssi>n,  so  solle  ihnen  ein  Barchettuch  gegeben,  und  die 
Jugend,  so  unter  18  Jahren  ist,  mit  Bögen  und  Ybenholz 
zu  schiessen  verursacht  werden',  darf  Jbe  nicht  geradezu  mit 
Armbrust  identificiert  werden.     Vgl.  auch   frz.  nrhalmte»  d'i/f. 

Hag-Eie  Ax  {Mviilb.)  =  Itve  1.  —  So  genannt,  weil 
sie  hin  und  wieder  in  Hecken  gepflanzt  und  verflochten 
wurde. 

Bölleli-Eies:  dass.,  ebd.  —  i?ö(W(  bezieht  sich  auf 
die   Früchte:   zu  eies,   d.i.  Hein»,  ergänze  Holz. 

iwin,  iwig,  i-i"  Ndw;  Schw,  ei-i"  UwE.;  Z,  l-ig 
VOrte,  ei-ig  Bs:  aus  Eibenholz  verfertigt  oder  be- 
stehend. , Sollen  kein  iis  zue  verkolen  hauen.'  1571, 
Gl  Bergwerksconc. 

owa  ("*):  Ausruf  der  Verneinung  B  oSi.  -  Aus  der 
frz.  Nachbarschaft,  wo  o  mi  im  gleichen  S.     Vgl.  o  irätsch. 
U weisse  s.  Ameise  Sp.  216. 

Üwel  1.  Ü-el  GA.,  Öüel  ZTurb.,  Nöüel  L.  Aüel, 
Aiil  Th.  2.  Hüwel  Uiuel  Ndw;  U,  Hiiwel  Obw  [Höücl 
Engelb.),  Hü-el  I  Schw;  UwE.  (neben  *Hü-cl);  Zg, 
Höüel  Aa;  Bs  (auch  HaijeJ  d.  i.  *Häiiel);  LG.;  Sch; 
S;  Th;  Z  —  in.,  Öüle  Scu,  Öüele  ZRfz,  Höüle  BsPratt. 
—  f.:  1.  Eule  übh.  Aa;  Bs;  G;  Th;  Z.  ,Noctua, 
hüwel.'  CoLLiN.  Sobald  der  Wächter  z'  Lache  riieft, 
Der  Hiiel  üfhürt  chlaye",  Se-n  ist  der  [Kuckuck]  sclto" 
so  guet  Und  riieft:  Gugu!  's  loill  tage'.  Heni;eler. 
,Man  niüsste  oft  auss  anderen  Zünften  anstatt  der 
Falken  mit  Eulen  beizen  [d.  i.  sich  mit  geringeren 
Capacitäten  begnügen].'  Hedt.  16.58.  ,E.s  dunkt  einen 
Jeden  seine  Eni  einen  Falk  sein.'  JMey.  169'2,  aber 
,es  heckt  keine  E.  kein  Zeisslein  aus.'  ebd.  ,Wo  die 
Eulen  und  Katzen  einandern  gut  Nacht  sagen,  ubi 
cervi  cornua  deponunt.'  ebd.  An  die  Stelle  der  Füchse 
und  Hasen  treten  hier  die  zwei  Geschöpfe,  welche  uns 
wegen  der  vielen  äusseren  und  inneren  Berührungs- 
punkte wie  die  Übersetzung  vom  einen  Tiergeschlecht 
ins  andere  anmuten,  und  welche  sich  ebenfalls  auf  un- 
gesehenen Wegen  besuchen.  De'  H.  (wie  en  H.)  under 
de"  Vögle"  sl",  sich  durch  absonderlichen,  dem  der- 
zeitigen Geschmack  zuwiderlaufenden  Aufputz  oder 
durch  vernachlässigte  Kleidung  in  der  Gesellschaft 
auffällig  machen;  die  Zielscheibe  der  Neckereien  sein 
Z.  ,Ein  Eul  unter  den  Krähen,  ein  Ungelehrter  unter 
den  Gelehrten,  asinus  inter  simias.'  JMev.  lOffi,  wofür 
bei  Denzl.  1716:  .ein  einfaltiger  unter  den  weltkindern.' 
Liecht  wie  es  Hetteli  (HtveliJ  L;  U  (wo  das  W.  sonst 
nicht  verstanden  wird)  bezieht  sich  auf  die  im  Ver- 
hältniss  zu  dem  scheinbaren  Volumen  ungemeine 
Leichtigkeit  des  Vogels.  Jir  ist  dril  Pfund  Ucchter 
as  en  Heuel  AABb.;  vgl.  hüwel-,  Indichen-llcht.  ,I1ass 
du  eim  Euwel  gleich  darvon  Bei  Nacht  der  straaf 
entkommen.'  An  RfiRfifi  l(J7(i.  Auf  die  gespenstische 
Niitur    di's    Vogels    wird    im    Volksliedchen    gedeutet: 


I"''  han  emöl  e  ScliiUzell  g'ha",   Der  Heuel  hät-mer  's 
g'no",  wo  andere  Varianten  den  ebenfalls  dämonischen 
Kuckuck  zum  Entführer  machen  AAFri.    's  hült  trurig 
Öbhen  e  Heuel  dur''-  de"  Regen  und  Wind,  as  war  's 
ung'hilrig  im  Höh  inn.  Breitesst.  1864.    Man  schwört 
auch  bim  Heuel  L.    Die  Eulen,  welche  vor  die  Fenster 
kommen,  sind  Hexen  GO.;  s.  auch  Totenrogel,   Weklag, 
Huri,   Wiggle.    Über  einen  Hmcel  als  verwunschenen 
Menschen  s.  Lütolf  S.  1'23.    Eine  Eule  an  die  Pappel 
gehängt  oder  an  Scheune  und  Haus  ausgespannt  schützt 
gegen   den  Blitz  L.     Spezieller   bezeichnet  unser  W. 
den  Uhu,  strix  bubo  und  .strix  otus  und  zwar  als  das 
Männchen   zu   der   Wiggle,    Üle  udgl.   gedacht.     .Der 
Eul  jolet   überlaut,    des  Eulen    frauwe   ihr    „wiggen, 
wigge"  heult.'  RGwerb  1(346.     Übrigens  viel  häutiger 
die  Zss.  Nacht-.  —  2.  Person,   bes.  weibliche,   mit 
verworrenen  Haaren  Aa;  Bs;  LG.;  S;  Th;  Uw;  Z. 
Als  Nusshaumer  Hüel  werden  die  Weiber  von  TuN-n 
von  den  Nachbaren  tituliert.    Den  Übergang  zu  dieser 
Übertragung  veranschaulicht  MUsteri:    Und  chäm-i^'' 
tcie-n-en  H,   's  Mileterli  tuet  schmäle   [tadeln]:    ,Das 
Bilste"  und  das  Strüle"  [Kämmen],  es  tcärt  de"  ganze" 
Tag."    Syn.  Här-,  ScJmder-;  Här-Tschül;  Kuz;  Hotzle- 
babe;  Sirubli.  Vgl.  rerikvlen.    Rauhe  Weibsperson, 
welche   Mannesarbeit   tut   Sch.  —  3.  das  .verkauzte', 
struppige,  ungekämmte  Haupthaar  selbst;  das  Haar 
der  Frauen    in  aufgelöstem  Zu.stand  Aa;  Bs;  LG.  (in 
diesem  S.  mit   der  Nbf.  Nmlel);    S;   Th;   Uw;  Zg;  Z. 
En  H.  ha".     Einem   in'n  H.  fare,    in   die  Haare   ge- 
raten.    Hesch  [hast  du]  di"  Hör  no'''  mit  i"  d'  Ornig 
g'macht,   de  chunnsch  emmel  aw''  mit  dlm  Heuel,   ass 
■wenn  d'  hintertsi'^''  dur'''-c"  Hag  wärscli,  sagt  die  Mutter 
zur   saumseligen  Tochter,     's  fliegt   im   [dem  Wasch- 
weib] tcild  sl"  H.  um  's  G'sicht.  Breitenst.  1864.    En 
alte  Chruter  mit-ime  graue  Heuel.    ebd.  1863.     Syn. 
Tschüp,  Pudel,  Tschü-el.     Vgl.  Himel-Gret  u.  d.  Abi. 
hüwelen,  hüwelig.  —  4.  alte  Tanne  mit  vielen  weit- 
ausgebreiteten Ästen,  die  auf  den  Erdboden  herunter- 
reichen und  somit  den  Stanmi  verbergen  wie  die  Haare 
das  Antlitz   ,B0.:  LE."     Syn.  Huwlere.    \g\.  Huwele; 
Küzenforch.  —  5.  kleiner,  mit  Gras  bewaclisener  Erd- 
haufen,   Ameisenhaufen    Schw;    mit   Heidelbeeren. 
Farrenkraut,   Haidekraut  bewachsener  Erdliöcker  auf 
schlechten    Weiden    „Schw;    Zg".     Syn.   Üwel-,   Ho-. 
Hui-hüfen.     Vgl.  das  Huri  Uli' 

Diese  Maskulinbildung  fehlt  den  älteren  german.  Dialekten 
wie  der  nhd.  Schriftspr.,  nur  das  Mhd.  besitzt  sie,  aber  nicht 
ohne  den  gehauchten  Vorschlag  (hiiim-l),  durch  welche  er- 
weiterte Form  das  echtere  Ümd  bei  uns  fast  ganz  verdrängt 
wurde  wie  f'"'  (Sp.  23)  durch  Hu",  /..  T.  (vgl.  Üudliliß" 
neben  Hmirl,  noctua  ZTurb.)  nur  in  Zss.  und  verdunkelter 
Bed.  noch  sich  erhaltend.  Ein  .Üwelberg'  in  der  (iegend 
von  Rheinau  findet  sich  um  l.'ilS  erwähnt.  Die  Schriftsteller 
dos  XVI.  und  spätere  bedienen  sich  in  der  Regel  der  Form 
ohne  den  Hauchlaut  und  zwar  wohlverstanden  als  masc.  .V'wel'. 
Ruef  1.t3S.  ,Den  Eul,  so  D.  Gessncr  gesehen.'  Vogclb.  1.").")". 
,Der  nachteul  schreiet.'  Mal.  ,Die  Euel  mausen  lieber  zu 
Nacht  als  under  Tagen.'  ClSchob.  IfiiK').  ,0b  ein  Euel  oder 
was  sonst  im  Haus  ist.'  Schwz.  Museum  17i13.  Da  aber  hin 
und  wieder  auch  die  Form  ,H-'  mitunterläuft,  so  ist  ein 
sicherer  Schluss  auf  die  gleichzeitige  Vulksspr.  nicht  ge- 
stjvttet  und  werden  wir  in  den  FornuMi  ohne  A  eher  eine 
Concession  an  das  Schriftd.  erhlickcu  müssen,  dessen  weibl. 
,Eule'  von  allem  Anfang  an  (s.  bei  l'li:  Sp.  183)  ausser  bei 
uuserm  Laudsuuijin  Notker  den  Hauchlaut  ablehnte.  (Unser 
fem.  Iliulr  Bs  schliesst  sich  au  das  ennet-riicin.  ,Eule',  kom- 
biniert aber  damit  das  //-  der   masc.  Form,   mit  welchi'r  die 


Olf 


Aw.  L'w.  iw,  IIW.  iiw 


Uld 


fem.  auf  Bs  Bodcu  zsstösst.)  Den  Schritt,  welchen  die  Bibel 
von  1596  halb  tut  (.die  euvvel  werdend  wigglen  [schreien].' 
Jcsaj.  —  masc),  tut  diejenige  von  1683  ganz  (.die  Eulen' 
-  fem.);  Mal.  aber  setzt  männl.  und  weibl.  Form  neben 
einander:  ,die  eulen,  der  eul',  ja  sogar  (wicderholtj:  ,das 
cul  oder  euwel",  weil  ihm,  während  er  hochdeutsch  schrieb, 
ein  landläufiges  Dini.  {KiizH.  Gwif/fjli,  Huri  usw.)  vorschwebte. 
Zu  (lern  Anlaut  X-  vgl.  Nait  bei  Ast.  (H)Utrel  ist  nicht  wie 
,Eule',  utrila,  dir.  von  (H)U'*'  abzuleiten,  als  ob  es  etwa  den 
kleinern  Uhu  bedeutete,  L'"'  und  Üirel  sind  vielmehr  syn. 
und  lösen  einander  zeitlich  ab.  Das  letztere  muss  aus  dem 
Bedürfnisse  hervorgegangen  sein,  der  als  Weibchen  gedachten 
Eule,  Wirj(/h  usw.  gegenüber  für  das  allmählich  fast  gänzlich 
ausser  Cnrs  gekommene  Masculin  V,  'um,  eine  neue  Be- 
zeichnung des  Männchens,  wie  man  sich  vorstellt«,  zu  schaffen, 
welche  dann  auch  die  Gattung  übh.  zu  vertreten  hatte  und 
nachgerade  die  weibliche  Form,  .ins  welcher  sie  in  Folge 
einer  begrifflichen  Abstraction  gewonnen  worden  war,  ver- 
drängte. S.  U  1  Sp.  '23  f.,  Üle  Sp.  1S3,  und  vgl.  die  Gegen- 
überstellung bei  Ruef  1550:  ,Uwel  und  kutz  du  g'heissen 
bist,  der  wigglen  glj'ch  so  grob  du  singst',  und  (verkehrt) 
in  der  Magiologia  1674:  ,die  Nachteul  und  der  Wick.' 
Die  umlautslosen  Formen  Huird  (auch  mhd.),  ,Uwel'  hei  Ruef, 
.von  dem  Ul  oder  nachteul.'  A'ogell).  (wenn  letztere  nicht  auf 
blossen  Mängeln  der  damaligen  Typographie  beruhen)  nähern 
sich  dem  Maskul.  (U)ü.  —  Die  Diphthongierung  (welche 
regelrecht  ö'ii  für  ii  setzt)  konnte  nur  statt  finden,  nachdem 
ir  gänzlich  erstorben  war,  ii  also  in  den  Auslaut  zu  stehen 
kam.  Euh',  abweichend  von  Üle  nur  möglich,  wenn  ihm  die 
nicht  synk.  Form  Eiidt:  vurangieng.  Der  Diphthong  äu  ist 
als  .\usweichung  von  Hu  zu  taxieren,  welche  erklärlich  wird, 
wenn  Här-iiiiel  in  Ifar-riwd  umgedeutet  wurde,  s.  d.  —  Syn. 
(ausser  den  o.  genannten)  //wi-,  Fii i-V'i;iel.  fülenz.  Fmnk. 
Moi'ds-,  yioti-GelHh.  (jctftsUr.  Urhuulj.  Hui.  Nttnri.  Jliintf. 
Jfutv(el)er.  Jojn.  Küz.  tjeiHgbef/eHer,  -hläf/yer.  Puro.  St-huhu. 
Scliiwik:  Tvchul.  Tschaueile.  Tschaiciyye.  Wichser.  Vt'iyweg. 
Wiyyer.  Herzog.  Seiüti  Stimme  heilst  gwigt/en ;  holen;  john; 
juchzen;  l'lep/en ;  hrüelen;  rüefen;  schuchlen:  schrien;  triggen; 
tcigglen.  —  Die  Verwendung  des  W.  im  Schwur  könnte  auch 
als  blosse  Verhüllung  des  ähnlich  lautenden  gemeinen  Hagel: 
aufgefasst  werden.  Sonst  liegt  die  Beziehung  des  Vogels  mit 
dem  blitzenden  Auge  (YJ.auy.ffimj)  und  dem  rötlichen,  ge- 
flammten Gefieder  zu  dem  Schleuderer  der  Donnerkeile  nahe; 
vgl.  auch  die  hit.  Ableitung  striga,  Hexe,  von  strij:,  Eule.  — 
Für  die  Bedd.  2  —  5  darf  nicht  an  Umdeutung  aus  dem 
Namen  der  Göttin  Holle,  welche  den  faulen  Sijinnerinnen  die 
Haare  zerzaust,  gedacht  werden,  obwohl  die  deutschen  Aus- 
drücke .Hollerkojif,  verhollert'  eben  das  besagen,  was  unser 
2  und  3,  und  ,'Wichtelzopf  an  Wiggle  (Eule)  gemahnt,  ja 
sogar,  obwol  unser  W.  mit  den  Bedd.  2  und  3  au  manchen 
Orten  üblich  ist,  wo  man  den  Vogel  anders  benennt:  die 
Aleujanuen  kennen  Frau  Holle  gar  nicht;  auch  ist  die  den 
genannten  Bildern  zu  Grunde  liegende  Anschauung  so  natur- 
wahr, der  buschige  Kopf  so  charakteristisch  für  das  Eulen- 
geschlecht; vgl.  überdies  tri.  Weih,  mit  der  selben  Über- 
tragung. Dass  das  Bild  5  mit  Recht  zu  unserm  W.  gestellt 
ist,  beweisen  die  Schweiz.  Syn.  Durch  das  ndrsächs.  Syn. 
hVdle,  gras-huU  und  dessen  latein.  Übersetzung,  welche  mit 
colliculus  anhebt,  Hessen  frühere  Lexikographen  sich  auf 
falsche  Fährte  leiten,  ohne  sich  daran  zu  stossen,  dass  Hü-el 
unmöglich  aus  dem,  zudem  nicht  einmal  Schweiz..  .Hügel' 
werden  konnte.  Das  ndrs.  ist  das  selbe  wie  schrftd.  , Hülle', 
bedeutet  aber  eine  Pelzmütze,  welche  eben  so  gut  wie  der 
Kopf  der  Eule  zur  Vergleichung  mit  dem  üppig  bewachsenen 
oder  struppigen  Wiesenhügelchen  dienen  konnte. 

Ave-Uwel.  Bim  Ärelieuel!  Beteurung  L  It  Si'term. 

Vgl.  Üwel  7.  Das  Ganze  eine  Verkleidung  des  Schwures 
hei  [V]  ,Ave  Maria'  oder  ,Avc  (Maria)'  im  S.  der  Zeit  der 
Dämmerung  genommen. 

Ameisen-    Auijiei.'ifii-ltnel  =  Hüwel  .i    SciiwMuo. 

Ür-Heuel:    mittlere  Ohreule,    strix   otus  Luz.   — 

Syn.    (>r-hft,    -fnlz. 


Här-  (Hör-)  Heitd  Aa;  Bs  (-HeielJ;  B,  Üel  Gl. 
-Oiiel  Bs  (Höre'iel,  auch  b.  Spreng);  Z,  -Aüel  (Maüel) 
BsfHöraielJ;  TfiTäg.;  Z  (Äräuel)  —  m..  -Üle,  Ulf. 
GRtw.;  GW.:  1.=  Ün-el  3  Ax;  Bs;  B;  Gl;  Gr; 
GWa.;  Z.  —  2.  =  Üu'el  3  Bs;  Gl;  Th;  Z.  Mach  dln 
H.  e  chli"  z'w'eg.  Wie  chunnst  an"''  imene  H.!  — 
3.  Harheujeli  n.:  türkischer  Schwarzkümmel,  ni- 
gella  damascena  Bs. 

Das  h  sprang  in  der  tonlos  gewordenen  Worthälfte  leicht 
ab,  während  das  begrifflich  hieher  gehörende  Vb.  ihüwelen, 
heulen),  weil  die  Silbe  betont  ist,  nie  ohne  h  erscheint.  Das 
Umkippen  des  Diphthongs  od  in  nji  und  die  uns  vorliegenden 
Schreibungen  verraten,  dass  die  A^olksetymologie  aus  dem 
Geleise  geraten  ist  und  neue  Anlehnungen  sucht;  es  hat  eine 
solche  nicht  ungeschickt  gefunden  in  Jiäuel,  Kater  (s.  das 
bei  Uirel  1  Bemerkte  uud  Kalzen-Ütcel);  klingt  ja  auch  sprach- 
lich Küz^  Eule,  an  , Katze'  an;  vgl.  chutz,  .Scheucheruf  an 
die  Katze.  —  Auch  die  Syn.  zu  3,  sowohl  Spinn  als  Jhui 
im  Grüene",  Gretli  im  Struss,  .Jungfer  in  Haaren',  it.  dami- 
gelUl  (vgl.  auch  frz.  cheveux  de  Venus;  barbe-de-capucin) 
malen  die  in  verworrenem,  haarähnlichem  Blätterwerk  sitzende 
Blume;  beachtenswert  ist  ihr  ital.  Name  strega;  vgl.  .Srhuder- 
hetirli. 

Kilch-Ul:  Schleiereule,  strix  flammea  B.  .Schleier- 
eul.  kircheul,  ulula  flammeata.'  Mal.  —  Nach  ihrem  Auf- 
enthaltsorte benannt. 

Katzen-;  die  Eule  als  katzeniihnliches  Geschöpf. 
,Die  KatzenüUchens  Weiber!'  schimpft  Brägger  1780. 

Doch  sind  die  beiden  WW.  viell.  zu  trennen  und  jedes 
für   sich  auf  .Weiber'   zu   beziehen. 

'^acht-Heiiel  Aa;  Bs;  Gl;  L;  S;  Z,  -Ü-el  GA., 
-Öüel  ZO.,  -Üle  GrD.:  1.  die  gemeine  Nachteule, 
strix  aluco  Gl  (so  im  Winter,  im  Sommer  dagegen 
Wiggisser,  Wichser);  L.  —  2.  Nachteule  übh.,  die 
gemeinste  Bezeichnung  des  ganzen  Geschlechtes,  be- 
liebter als  das  einfache  W.  Es  G'sicht  mache"  u-ie- 
n-en  jV.  =  to  look  like  an  owl  in  an  ivy-bush.  ,Hie- 
ronymus  hat  die  Capuzinerische  Nachteuel  mit  den 
verstellten  Angesichteren,  artlich  [wunderlich]  ge- 
machten Kappen,  langen  Geissbärten  gar  zu  lebhaft 
beschriben.'  ClSchob.  1699.  .Das  Wyb  wird  zu  eim 
Nachteul:  zerkretzt  dem  Mann  's  Gsicht.'  Schimpfr. 
1651.  ,Dass  under  uns  derjenigen  Leuten  gefunden  wer- 
den, welche  fcstiglich  glauben,  wo  herum  der  Nacht-Eul 
und  der  Wikerlin  schreien,  da  werde  bald  ein  Mensch 
sterben.'  Zauberei  1704.  Kindern,  die  Abends  spät 
noch  sich  herumtummeln,  droht  man,  der  Nachtheuel 
u'erde  sie  nehmen.  Das  frisch  geworfene  Kälbchen, 
gibt  man  den  forschenden  Kindern  an,  hat  der  N.  ge- 
bracht ZO.  —  3.  auch  etwa  Finsterling.  Es  hilset 
ehrt  es  Mändli  [v.  Wessenberg],  das  l;eim  K.  g' fallt. 
Häfl.  1813.  ,Aus  der  Höllen  schwarz  Nachtheuel  ha- 
ben aufgsetzt  diss  Gebott.'  Lied  y.  Toggenburgerkrieg. 

Betr.  die  Formen  und  speziell  das  Verhalten  der  ä.  Schrif- 
steller  s.  die  Anni.  zu  Vicel.  ,Die  [Krähe]  und  der  Nachteul 
sind  feind.'  Vogelb.  1557.  .Nachtüwcl  oder  huw,  der  en- 
twerch  flUgt,  devia  avis.'  Mal.  .Nachteul  oder  huw,  bubo.' 
Fris.  JLCys.  1661  (.Nachteilen')  muss  speziell  süddeutsche 
Vorlage  gehabt  oder  sich  an  die  MA.  des  benachbarten  Uw 
gehalten  haben.  Beachtenswert  ist,  wie  die  Bibelübersetzung, 
anfangs  der  ennetrhein.  Bücherspr.  folgend,  in  späteren,  selb- 
ständigeren Überarbeitungen  wieder  die  Nationalsprache  ge- 
währen Hess:  .die  nachteul.'  1596;  .der  nachtheuel.'  1683; 
,den  nachtheul.'  1707.  —  Zu  dem  Storch  als  dem  Bringer 
der  kleinen  Kinder  ist  die  Eule  das  Gegenbild  im  Viehstalle: 
vgl.  0.  die  Eule  als  Menschen  raubendes  Gespenst.  —  Syn. 
Xaeht-Hü.    -Hniiri.    -l/iirl,    -A'iis. 


617 


Ä\v,  cw.  iw,  ow,  nw.  —  Ax,  ex,  ix.  ox,  ux 


618 


8ehuder-  Aä;  Bs,  Schüder-  Sch;  ThHw.;  Z, 
Gschiider-ZO.,h.,  rschuder-  THHoinb.;  ZS.  (-»-), 
Schur-  ZRfz  (neben  Schüder-)  -Heiiel  Bs;  Z,  -i/weZ  Z, 
-EwJe  ZRfz,  -£«^6  Sch:  1.  Nachteule,  Uhu  BsL. ; 
ScuSt. ;  Th;  Z.  Gra»5  hei'",  sust  nimmt-di'''  de''  Sch. 
zum  Kinde,  das  sieh  spät  auf  der  Ga.sse  herum  treibt. 

—  2.  vermeintlich  das  Eulen  man  nchen,  entsprechend 
dem  Gwi(j(jli  A.\Z.  —  3.  ^  Uicel  2.  ,Sic  sieht  aus  wie 
eine  Schudereule.'  Kirchhofer.  Auch  als  Neckname 
zw.  benachbarten  Dörfern  angeblich  wegen  des  un- 
ordentlichen Aussehens  der  Weiber  und  des  tinstern 
Blickes  der  Männer  Z.  -.-  •!.=  JJwel  3.  En  Gschuder- 
eiiel  ha".  Sträl  diu  G.l  Z.  —  5.  SchudereuiU:  Kar- 
thäusernelke, dianthus  C'arthus.  ScnSt. 

Der  Name  hebt  das  striijipige  Aussehen  des  Vogels  hervor; 
s.  der  (Gtschuder,  Tschuder,  Tschudi,  Svhudel,  Schudd/coj}/, 
('lengschüder.  Welchen  Ausdrücken  allen  die  Vorstellung  des 
Zusammengeballten,  Struppigen  zu  Grunde  liegt;  vgl.  noch 
iSV/i-,  Tschuderi-Uü;  Tfchiiirel.  Tech  entwickelt  sich  gerne  aus 
Kh,  und  k-ich  ist  hinwieder  in  der  betr.  Gegend  ein  beliebter 
Stellvertreter  für  das  erstere.  —  Kuel  auch  hier  nicht  als 
erhaltene  ältere  Form  zu  achten,  sondern  vielmehr  aus  der 
aspirierten  Form  zur  Erleichterung  der  Ausspr.  entstanden. 

—  Die  Blume  mag  den  Titel  den  auftallig  begrannten  Kelch- 
sclmppen  oder  dem  faserreicheu  Wurzelstocke  oder  dem  ge- 
häuften Blumenbüschel   verdanken;   vgl.   o.   Härheueli. 

Schnarch  „fSchnächJ-UIe:  Schleiereule,  strix 
flammea  Ap"  (St.'').  ~  So  benannt,  weil  sie  dem  Men- 
schen ähnlich  schnarcht;  daher  auch  holl.   ranmlle. 

Stock-.  ,Stocküwlen  und  Kränch.'  1531/48,  Ze- 
PHÄNU.  Heusslin  1557  weist  diesen  Namen  f.  ,ulula, 
Nachteul,'  nach  Deutschland. 

Stein-:  Uhuohreule,  bubo  raax.  Ap;  Gr,  nach 
NAlpknpost  1,  401  aber  in  Gl,  die  gemeine  Waldeule, 


strix  aluco.  —  Der  Name  bezieht  sich  auf  den  .Aufenthalt 
in  Felsen. 

üwlen:  rufen  wie  die  Eule.  ,Noctua  cucubat,  der 
nachtcül  schreiet  oder  euwlet.'  Fris.  ;  M.\l. 

Der  Verdacht  einer  tendenziösen  Wortbildung,  einer  mo- 
mentanen Schöpfung  ad  hoc  erhält  einen  Stoss  durch  das 
tiitsächliühe  syn.  huwlen,  welches  auf  Huwel,  die  Nf.  von 
Cirrl,  zurückgeht.  Üwhn  zeigt  uns  das  nhd.  , heulen*  in 
seiner  ältesten  nachweisbaren   Gestalt. 

Uwlich  ni.  .So  ist  dire  [dieser]  adler  gelich  worden 
der  uwlich'  neben:  ,Dire  uwlen  ogen.'  XV.,  G  Er- 
bauungsbuch. 

Viell.  nachgebildet  anderen  Vogelnamen  auf  -irh,  z.  B. 
, Habich,  Sittich',  und  denen  auf  -rieh,  welche  freilich  .alle 
Masc.  sind. 

Uwe"  I  Uwe  fnrej,  w-e  VOrte,  öüive  „Aa;  Ltw."; 
W  (e'iwpj,  „etce  W",  euje,  üije  Aa;  Bs,  öüe  Sch;  Z, 
„öirere,  üvesse  B":  euer.  Genct.  des  persönl.  Pron. 
2.  PI.  (selten). 

Statt  mbd.  iuicer  mit  schwacher  Flexion  wie  in  den 
übrigen  Personen;  ümre  setzt  dieselbe  an  die  bereits  flektierte, 
aber  als  Stamm  genommene  Form  (euwer) ;  ebenso  ist  öw^nsfi 
doppelt  flektiert,  vgl.  ein^tse  Sp.  '273,  Anm.  Über  die  Diph- 
thongierung s.   zu    a  Sp.  '24. 

üwere"  I  öäfjjere",  -i,  -s  Bs;  Z,  -s  Aa;  Ap  (-i), 
Uw  u.  U  (iwers),  üwe"  II  vice",  -i  Uw;  U,  öüwa,  -i, 
üäfu'Js  GrD.,  üüje,  -i  Aa;  Bs;  S:  euer,  Pron.  poss. 
2.  PI.  Auch  subst.  wie  unsere"  Sp.  347  (s.  d.).  Gräezed- 
mer  Euer,  grüsset  mir  euere  Leute!  ~  Betr.  die  Fle.vion 
und  die  substant.  Anwendung  s.   ümm"  Sp.   :J47. 

üvvere"  II  öüjere:  (unveränderl.  Adj.)  von  euerer 
Art;  zu  euerem  Besitztum  gehörend  Aa.  —  Nie  mit 
dem   best.    Art.   verbunden.      \g].   mlneye",   ipel''^'e>'f"   usw. 


Ax,  ex,  ix,  ox,  ux. 


Ax,  Achs  1.  ^.jAaZ.;  ApK.;  Bstw.;  GoT.;  Sch; 
ÖThierst.;  ThHw.;  ZÜ.  (Dim.  ÄchsU),  Dättl.,  BüL, 
Agsch  (-hi)  GrI>.,  hPr.,  Churw.,  ObS.,  Splüg.,  V.,  Val.; 
W,  Ä.e  kr;  GnThus.  bis  Mai.  [E.r  UVatz);  G  oRh.; 
U,  Ägsch  {-kij  GRAros.,  Nuf,  ObS.,  S.,  Tschapp.,  V. 

2.  Achs  ax's-  Aa;  Bs;  B;  L;  SNdramt;  UwE.;  Z,  Ächs 
Gl;  GA.  —  Pl.A.>e  ThHw.,  i.c  Ap;  Bstw.,  iae  Gr 
tw.,  Agsche  Gr  hPr.,  Achse  Aä;  Bstw.  —  Dim.  ÄjlU 
Ap;  Bs  (Spreng);  Gr  tw.,  Ä.rtU  SSchwa.,  Agschi  GrPp.; 
W,  Agschli  GrAv.,  Rh.,  Tschapp.,  Achsli  Aa,  ÄchsU 
Aa;  Bs,  [Sächsli  BsL.;  BBrisL;  S]  —  f.:  1.  Axt. 
Nach  einzelnen  Angaben  =  ,Beil'  GSev.,  oder  Beides 
Bs.  ,Securis,  ein  ax  oder  achs,  biel.'  Fris.;  Mal. 
,Securis,  Axt,  Beyel.'  Denzl.  1716;  s.  noch  Blei.  .\ber 
meistens  wird  unterschieden:  die  Axt  hat  längern 
Halm,  aber  schnuilere  Schneide  und  dient  besonders 
auch  zum  Schlagen  mit  dem  Rücken,  beim  Hauen  mehr 
zu  erstmaliger  Bearbeitung.  Abschneiden;  doch  vgl. 
Breita.r.  Es  ist  weder  A.  nn  [noch]  Biel  ZFlaach 
(vgl.  .weder  Fisch  noch  Vogel').  Bildl.  RAA.:  ,Die 
achs,  die  ist  schon  gschliffen  wol.-  Aal,  nach  Matthä. 

3,  1((.  ,Wann  Gott  will,  so  krähet  auch  ein  axt 
under  dem  Bank.'  Denzl.  1677;  1716;  vgl.  Ähnliches 
n.  halberen.  .Die  axt  stracks  hinwerfen,  desperare.' 
ebd.;  vgl.  ,die  Flinte  ins  Korn  werfen.'  ISIi  [man] 
mues  mit  dr  Achs  drhindr,  es  ist  grosse  Gewaltanstren- 


gung ni'itig  B.  De''  Fuster  [Förster]  het-ene  d'A.  g'nu 
[genommen],  sie  haben  ihre  Freiheit  inissbraucht  und 
darum  verloren;  von  mutwilligen  Holzfrevlern  übertr. 
auf  Personen,  Haushaltungen  und  Gemeinwesen,  die 
Übermut  durch  Verlust  ihrer  Rechte  büssten  Sch 
(KiRCHH.;  Sulger).  A"  d'  A.e  ge  [geben],  zur  Strafe 
überliefern,  preisgeben,  anklagen,  verraten.  ,Mach. 
was  du  willst;  aber  gib  mich  dann  zuletzt  nicht  an 
die  Axt,  ich  will  nicht  schuld  sein.'  Gotth.  ,Leute, 
bei  welchen  man  nicht  sehe,  dass  Gott  sie  apart  strafe, 
und  welche  jedenfalls  zuerst  an  die  Axt  müssten,  wenn 
Gott  sövli  ein  scharfer  [ein  so  strenger  Richter]  wäre.' 
ebd.  iSi'''  (seiher)  a"  d'  A.  ge",  sich  schuldig  erklären, 
(sich  selber)  verraten  B;  S;  Z.  ,Sich  an  die  Axt  geben: 
prodere  semetipsum.'  Denzl.  ,[Die  Reformierten]  ga- 
ben sich  domit  selbs  an  die  axt,  das  der  lutheri.s'ch 
gloub  war  ein  ungloub.'  Bs  Chron.  1522/32.  .Weil 
wir  uns  selbs  nicht  an  die  axt  geben  und  bekennen, 
weil  uns  die  [Mitschuldigen]  auch  nicht  verraten.' 
JMtiLL.  1673.  ,Besorgende,  er  wurde  zu  geistlichen 
Ämtern  untüchtig  geachtet  weiden,  weil  er  Einen  an 
die  Axt  gegeben.'  Wurstis.  1765.  —  2.  das  ArhsU  Bs 
Birs.,  Ä.illi  SSchwa.,  Sächsli  BsL.;  BBrisl.;  S:  ein 
nur  mit  einer  Hand  geführtes,  etwas  gekrümmtes 
Schneidewerkzeug;  grosses  Messer,  welches  bes.  zur 
Zubereitung    von    Reisigbündeln    dient,     Syn,  (Irrlil. 


(il9 


Ax,  ex,  ix,  ox,  ux 


62ii 


Mbd.  iic/.e»,  o/,»,  ax,  später  mit  angehängtem  t  (wie  in 
ulid.  , Habicht,  jetzt.,  einst');  PI.  akceeii,  exe;  ahd.  alcn«,  m:hus: 
got.  a<iizi.  Die  Fiirm  Achs  (aus  ahil.  achiia)  trifft  lautlich, 
z.  T.  in  ein  und  der  selben  MA.,  zusammen  mit  Ach»,  Achse 
des  Wagens,  S|).  74.  j-  (/.■«/  bezw.  W  gilt  im  Gebirg  übh, 
für  c/i«  der  äussern  Schwz;  im  vorliegenden  W.  aber  zeigt 
es  sich  (z.  T.  neben  c/i»)  auch  dem  ganzen  Laufe  des  Rheins 
entlang;  deutscher  EinHussV  Ä  aus  dem  PI.  in  den  Sg.  ge- 
drungen oder  aus  Einfluss  des  lat.  aicia.  Die  Form  mit 
augehängtem  (  ist  nicht  volkstümlich;  sie  tritt  zwar  schon 
in  den  Bibeln  1530;  159(5  usw.  neben  ,ax',  bei  Deuzl.  1677; 
1716  auf,  aber  Mey.  Wint.  Chr.  schreibt;  ,das  ys  zerschlagen 
mit  den  axen',  und  HBull.  1572  folgt  vollends  der  MA.  mit 
,achseu'.  Der  schwache  PL  .a.Kten'  z.  B.  1596,  Psalm  74 
und  zugleich  mit  dem  Umlaut  der  starken  Flexion  ,äxten' 
1707,  allerdings  neben  ,axten.'  5.  Mos.  20.  —  Nicht  A.  im 
8.  von  Beil,  sondern  die  Wagenachse  im  S.  von  Rad  niuss  in 
folgender  Stelle  gemeint  sein ;  ,Dem  schulthelss  von  B.  wart 
das  houpt  abgeslagen ;  wiewol  er  zur  ax  verurteilt  und  erkant 
wart,  bewisen  im  doch  mine  herren  gnadt  und  namen  das 
houpt  von  im.'  1585,  Bs  Chr.  Auch  bei  der  RA.  ,an  die 
A.  geben'  ist  nicht  an  Sit'  Axt  als  Werkzeug  der  Hinrichtung, 
sondern  an  Streit-  oder  Mordaxt  in  Schlachten  oder  an  das 
Werkzeug  der  Schlächter  zu  denken ;  im  letzteren  Falle  wäre 
die  RA.  vom  Schlachtvieh  auf  Menschen  übertragen;  vgl. 
Mord-,  Scidag-Ax.  —  Wahrsch.  ist  Siiclisli  =  Gertel  nicht 
Dim.  von  Achs  mit  vorn  (aus  vorangehendem  Artikel)  an- 
geschweisstem  *,  sondern  es  ist  nihd.  schstlin,  das  Dini.  des 
alten  sachs,  Messer,  z.  B.  ein  akcs  und  ein  sehmlin;  mittel- 
rhein.  .SV«;,  Rebmesser.  Ächdi,  Äxtii  im  S.  von  Gertel  be- 
weist nur  spätere  Vermischnng  der  dim.  Formen  von  Avhii 
und  Snih>i. 

A.st-  Nast-A.c:  A.  mit  kantiger,  breiter  Ose  S 
Thier.st. 

Füll-  ydJ-:  die  vom  Ziiniiierniann  zur  ersten 
Arbeit  (abfallen  s.  d.)  ifcbraucbte  A.  Aa;  (ju;  Z.  Syn. 
Han-;  Zw'cr-. 

Feig-:  A.  zur  Bearbeitung  der  Felgen  von  Kadern. 
,Felgax  oder  wagnerax,  ascia.'  Mal. 

Flöz  er-.  .Alldorten  laden  sie  [die  Flozer]  aus. 
zerstueken  ihr  flüzerholz.  verkaufen  und  kommen 
wieder  mit  ihren  fliizeraxten  an  den  ach.slen  heim.' 
Skr.  1749. 

Gunt-^4.c,  ll  untel-^'l.c  Gk:  .schwere  A.  mit  .stäh- 
lerner Ose  zum  Spalten  gröberen  Holzes  und  ,An- 
guntlen'  [befe.stigen]  von  Blöcken  zum  Schleifen  Gr 
Trimm.,  Valz.,  Jen.;  Syn.  Hüben-,  Spalt-.  .Guntäxt 
und  Schlegel."  Alt.  Haüsratbrief  Vw. 

Grab-;  halbmondförmiges,  rechtwinklig  an  einen 
langen  Stiel  befestigtes  Messer  zur  Anlegung  von 
Wassergräben,  einer  Hacke  ähnlich  L. 

Syn.  Friea-Axt  (Elsass,  Schwarzwald);  Wincn-Bicl.  An- 
lehnung an  unser  W.  ist  GmheUivhs  B,  welches  in  der  Spiel- 
formel r//i6«  gnihs  ijraieahs  für  letztere  Form  (eine  sinnlose 
l.autsteigerung)  eintritt. 

li:i\\-  =  Fäll-  Aä.     Vgl.  Hau-Biel 

Hüben-^.i-,  -Ayfich  =  Guntel-  Gr.  —  Nach  der  Öse 
(Hübe)   benannt,   weil   sie  an  dieser  A.   stählern   ist. 

Holz-.^.)-;  A.  des  Holzfällers  Z.  Wlt  und  breit 
uf  First  und  Halde  hör  i"''  kei  H.  Hebel. 

Hand-Äf,  -Agsch,  auch  dim.  -Agschi:  Beil  Gr.  — 
So  benannt,   weil  mit  einer  Hand  zu  führen.     Vgl.  Iland-Bid. 

'K-Y-amh-Ax:  A.  mit  schiefgestellter  Schneide  zum 
Aushöhlen  von  Dachrinnen  udgl.  Z. 

Krüz-:  eine  mit  einer  RiUliaue  verbundene  A. 
zum   Ausreuteii    von    üaunistrünki'ii   7,V\\w. 


Mord-:  Streitaxt  der  alten  Eidgenossen,  z.  B.  in 
der  Schlacht  bei  Dornach  (1499).  Eine  .Mordachs' 
noch  erwähnt  Z  1571,  .Mordax'  als  Zubehör  einer 
Canonikatswühnung  L  1637.  Auch  dim.  .Mordächsli'. 
zum  Kampf  im  Handgemenge. 

Vgl.  Schinzcr-,  ,Slril-A. ;  Mordüußi  Sp.  108  (wo  viell. 
unser  W.  zu  lesen  ist);  ,ein  Wehr  und  Äxle  dran.'   1675,  G. 

Nuet-Ü.c:  A.  mit  2  ungefähr  l'/2  Zoll  breiten 
Schneiden  zum  Ausbauen  von  .Nüeten'  [Fugen]  (in 
Castiel. 

Büffel-A''.-  „plumpe  A.  mit  stumpfer  Schneide 
zum  Eintreiben  von  Keilen  beim  Holzspalten  LG."" 
Nach  neuerer  Angabe  selbst  als  Keil  gebraucht.  — 
Syn.  Sddetjd-  oder  Scheid-, 

Bund-  Aa,  Bunt-  SThier.st.,  Vunt-  ZBättl;  Zim- 
mermannswerkzeug, A.  ohne  Halm,  aber  doch  mit  Öse 
zum  Anfassen,  mehr  zum  Stossen  gebraucht  wie  vom 
Schreiner  der  Steebbeutel,  daher  syn.  Stöss-A.  Aa;  S; 
Z.  ~  So  benannt,  weil  die  Bundseite  des  Holzes  damit  glatt 
gestochen  wird. 

Breit-:  A.  mit  breiter  Schneide  (und  nur  unge- 
fähr l'/a'  langem  Stiel)  zum  .Abflachen'  [glatt  hauen] 
des  schon  einmal  behauenen  Balkenholzes.  Mit  der 
B.  chö"  oder  dri"  haue",  bildl.,  grob  dreinfahren,  mit 
Wort  oder  Tat  Gl.  ,Er  fluchet  ihme,  fahret  mit  der 
Breitaxt  über  ihne  aus  mit  Worten.'  Ulrich  17'27. 
Vgl.  Schiinzer-A. ;  Breit-Blel.  --  breitaxen.  -aclisen: 

1.  „mit   der   Breitaxt   behauen    B;   F;   L"    (St.'').  — 

2.  nur  von  Geistlichen  im  Spott  gebraucht:  vom 
schmalen  Heilswege  der  Orthodoxie  abweichen  Gr. 
(Offenbar  niissdeutet.) 

Schit-:  A.  zum  Holzscheiten.  ,So  soll  nie"  da 
finden  ein  schitachs,  ein  houmesser  [usw.]'  1301,  Z  Urk. 

Schlag-:  „Schlacht-,  Schlächterbeil  LE."  —  Vgl. 
If<:n<l-Bu:l.      Syn.  ScMucht-Bid. 

Schlegel-:  1.  schwere  A.  mit  starker  Ose,  womit 
man  die  Keile  ins  Holz  treibt  Aa;  Bs;  S;  Z,  od.  auch 
direkt  zum  Spalten  AaF.  Syn.  Mürsel.  —  2.  Schlacht- 
beil der  Fleischer  B. 

Schwizer-:  eig.  wohl  Hallebarte  oder  Streitaxt. 
Er  haut  d'  Sach  mit  der  ScIi.  abenand,  fährt  groli 
drein.  Si;tkrm.  (mit  Anspielung  auf  nationale  Derbheit). 
Vgl.  Breit-. 

Spalt-:  \.  =:  Guntel-,  Hüben-  GrKI.  —  2.  die  ge- 
widinliche  A.,  z.  B.  zur  Zubereitung  von  Brennholz 
Aa;  SThierst.     Syn.  Spalt-Blei. 

Stüss-:  zum  Ausputzen  von  gestennnten  Löchern 
Z.     Syn.  Bund-. 

Strit-.     1489,  Waliim.  Invent.     Vgl.  Mord-. 

.Decbselax,  breitax.  zinimerax.  biel:  ascia.'  Fris.  ; 
Mal.  ,Dechselaxt,  dolabra.'  Denzl.  1716.  -■  Eine  ziem- 
lich tautol.  Zss.,  da  Dechsel  an  uiul  für  sich  schon  ein  Beil 
bedeutet. 

Twiir-  Aa,  Zwer-  BsL.;  Gr;  S;  ZDättl.:  Queraxt, 
Werkzeug  der  Zimmerleute.  1.  zum  Aushauen  von 
Zajifenlöchern.  Die  beiden  äussern  Hauseiten  stehen 
verkehrt  zu  einander;  die  eine  durchschneidet  die 
Längenfaser  und  ist  daher  breiter  al.s  die  andere, 
welche  quer  durchhaut  Aa.  —  2.  =  Fäll-  Gr.  So  be- 
nannt, weil  mit  ihr  Einschnitte  quer  über  den  Baum- 
stamm gemacht  werden.  .Also  zerschlahend  sy  alles 
geschnitzt  werk  des  heiligtuonis  mit  zweraxten  und 
mit  grossen  harten.'  I."i31;48,  Psalm. 


(i21 


Ax.  ex,  ix. 


622 


Zi  in  111  er-  =  Tirer-,  Fäll-  ük. 

ab-axen:  mit  der  A.  abhauen,  wie  ein  Ziinmer- 
iiiann  tut  Uw.  —  ver-:  mit  Hauen  ein  Holzstück  ver- 
derben, ebd.  —  vor-:  mit  der  A.  die  grobe  Vorarbeit 
machen  Ndw. 

A  \  II  s.  Achs  öp.  74. 

äx  X  x!  e'.i'  Ar:  Ruf  zur  Anreizuiig  für  einen  Stier 
Ar;  Gr. 

Scheint  nichts  .\mleres  zu  sein  als  der  .allgemein  übliche 
Hetzlaut  x  mit  voc.  Vorschlage;  vgl.  UrrUx  Mp.  :388.  Syn. 
jmu-.      Vgl.   ux  und  bair.  oix  als   Lockrufe. 

(>x  =  äggs  (Sp.  160)  in  der  Ausspr.  von  Gk. 

äggsen  e.ve(n):  necken,  reizen  und  tauschen,  zum 
Besten  halten  Gr.  Ex-di"''  ruft  man  dem  Gefoppten 
zu.     Auch  unpers.  das  ext-mi''',  ärgert  micli. 

Aus  der  Interj.  aygs  abgeleitet  wie  fingen,  eggni  (eben- 
falls Gr)  aus  dem  syn.  ägij  Sp.  l.j.5,  der  Begriff  ausgehend 
von  dem  in  den  genannten  Interj.  steckenden  Begriff  des 
Spottes  übh.  £x  dich  lässt  sich  als  Imp.  auffassen,  wohl 
richtiger  aber  als  Ellipse  des  Fron.   ,ich'. 

(•xakt:  1.  genau,  pünktlich  {.^dj.  u.  Adv.).  E.  wie 
en  Ur  Bs;  G;  Z.  —  2.  charakterfest,  von  strengen 
Sitten,  auch  streng  und  kurz  gegen  Andere  Ap;  BHk. 
Üsen  Ätntsma""  ist  en  e.-e  Herr.  —  3.  pedantisch 
genau,  wunderlich  Gr;  W;  Z.  ,Die  einen  [Leute  in 
der  Stadt]  deuchten  mich  entsetzlich  roh  und  rasch, 
die  andern  so  überaus  zimperlich  und  e.'  Stutz.  — 
-t.  wählerisch,  schwer  zu  befriedigen  BO. ;  Z. 
D'  Chatze"  xind  gar  e.  im  Fresse".  Die  Jutiipfer  ist 
halt  z'  e.  g'sl". 

Aus  dem  frz.  exactc.  Betonung  schwankend,  doch  scheint 
p.valct  die  volkstümlichere  zu  sein.  Syn.  3.  4.  dindick  (Sp.  45). 
cüjcnJu-h    (Sp.    146),    f:bf'nfff:'hi>i/iin. 

Exakter:  in  den  Klassen  der  Z  Lateinschulen  ein 
mit  dem  Klassendienst  beehrter  Schüler,  der  dem 
Lehrer  die  Türe  zu  öffnen,  in  den  Pausen  Aufsieht 
zu  führen,  die  für  den  Unterricht  erforderlichen  Gegen- 
stände zur  Stelle  zu  schaffen  und  auch  die  Bussen 
einzuziehen  hatte.  So  bis  etwa  1840.  —  Aus  lat.  ciiu-ior, 
Steuereinzüger ;   Aufseher. 

Exiime"  -«-  ZO..  Sth.,  sonst  fast  durchweg  mit 
gedehntem  a.  m.  Bs;  BU.;  Z,  f.  BU.,  n.  Bs;  B;  Z, 
Exämi  f.  Z  tw.,  n.  GRVal.:  öffentliche  Schulprü- 
fung, in  Gr  auch  Prüfung  bei  Anlass  eines  Besuches 
des  Schulinspektors,  auch  dieser  Besuch  an  und  für 
sich.  —  2.  kirchliche  Prüfung  der  Konfirmanden 
Gr.  ,Bis  1788  war  jeden  Montag  Morgens  eine  kurze 
Predigt  und  Unterweisung,  die  man  das  E.  der  Alten 
nannte,  indem  erwachsene  Leute  dem  Pfarrer  antworten 
nnissten.'  Glur  1835. 

Aus  lat.  exämen,  daher  unser  <f  auflallig.  Das  weibliche 
(ieschl.  (selten)  ist  wohl  vom  deutschen  Syn.  , Prüfung'  bewirkt. 

Bückli-:  die  öffentliche  Prüfung  der  Arbeits- 
schule G  f. 

So  benannt,  weil  die  Schülerinnen  ihre  Probearbeiten  den 
Vorsteherinnen    mit   einer  Verbeugung  darzubringen  hatten. 

Examinator.  Das  Kollegium  der  Examinatoren, 
bestehend  zu  Zwingiis  Zeit  aus  den  drei  Stadtpfarrern 
und  drei  Ratsgliedern,  von  l.'iyS  bis  E.  X\'III.  aus 
zwei  Ratsgliedern,  zwei  Stadtpfarrern  und  ileii  beiden 
Professoren  der  Theologie,  hatte  die  für  eine  Pfründe 
sich  Anmeldenden  zu  prüfen  und  dem  Kate  oder  an- 
dern Kollatoren  Wahlvorschläge  zu  machen  Z. 


üs-examinieren:   ausforschen  Ndw.   -    exami- 
nier ig:  gern  ausforschend  Ndw. 
E  x  e  h  0  m  o  s.  Eccehomo  Sp.  63. 

•'xeli-nt:  vorzüglich  in  seiner  Art,  zumeist  mit  Be- 
ziehung auf  Genüsse  des  Gaumens  G;  Z.  Als  Subst. 
(männl.):  bösartiger,  lasterhafter  Mensch  BBrienzersee 
(Freudenbg.). 

Aus  frz.  cxccUeiii.  Die  letztere  Übertragung  durch  Ironie 
oder  einseitige  Beziehung  auf  Böses,  gleichsam  ein  Meister, 
Muster  in  diesem  Fach. 

Exelenzm.:  Titel  für  Arzte.  Herr  E.'.V.  Früher 
allgemeiner;  so  hörte  der  Züricher  JJLeü  es  i.  .1.  170(i 
zu  Bs.  ,Ihro  Excellenz  Hr.  Docteur  L.  Zellweger;' 
1765,  Waisenhausstift«  Trogen.  Anderwärts  (Ndw) 
nur  noch  scherzweise  oder  spöttisch  zum  .\usdruck 
affektierten  Respektes  gegen  irgend  Jradn. 

Exempel  eex^empel  VOrte;  Z  —  n.:  1.  Beispiel, 
allg.  Mit  dem  deutschen  Ausdrucke  etwa  verknüpft: 
.Obgleich  man  viele  Beispiele  von  Exempeln  der  Art 
hätte.'  Gotth.  Für  den  adv.  Ausdruck  zum  E.  kann 
das  frz.  Vorbild  noch  weiter  kopiert  werden :  pdr 
Ixempel  Z  und  in  Folge  missverständlicher  Auffassung 
dieser  Wortverbindung  gesagt  werden:  zum  Barex.  Gl; 
S.  —  2.  Erzählung,  Geschichtchen  Uw;  U. 

Aus  frz.  exnnple,  Während  <«  für  frz.  e'  eine  Art  Uni- 
deutsohung  vorstellt,  will  par'irrmpel  der  fremden  Spr.  gerecht 
werden,  wie  auch  bar  das  W.  als  Fremdw.  charakterisiert.  — 
Bed.  2  meint  eig.  die  beispielsweise  Erzählung  und  gibt,  also 
den  amhd.   S.   des  deutschen   W. 

Exemplar  n.:  das  Originalmanuscript  einer  zum 
Druck  bestimmten  Schrift.  1523.  Aesih.  —  Entsprechend 
der  Bed.   des  W.   im   Lat.:   Muster,  Vorbild. 

exerzieren  exeziera  Ap,  exi-  Bs;  Zg;  Z,  cxU-  BHk.; 
ScHw:  1.  wie  nhd. ;  auch  übertr.  auf  Verhältnisse, 
welche  den  militärischen  bloss  ähnlich  sind:  Im  neue 
■für,  da  u'cm-mer  [wollen  wir]  denn  scho"  wider  e., 
sagt  der  Lehrer  zu  den  Schülern.  Im  Für  e.,  ernst- 
liche Arbeit  tun,  im  Gegs.  zu  bloss  vorbereitender, 
probeweise  zu  leistender,  leichterer.  —  2.  (im  Für) 
e.  mit  Einem:  ihn  ins  Gebet  nehmen,  auszanken 
Tii;  Uw;  Z.  —  ab-  (subst.):  Manöver,  Scheinkampf 
zum  Schlüsse  militärischer  Übungen  Z  f.  —  i  (fxli-) 
im    Wechsel   mit  r. 

i'Xgiisi  ee.xgüsi^:  Formel  der  Entschuldigung  zum 
Voraus  Bs;  Z.  Kinderreim:  e.  sechs  Biisi  ^  gciid  dril 
Pdr  Chntze'.  Auch  subst.:  Etw.  zum  F.  hd",  zum 
Vorwand.  Die  Weiber  nehmen  zum  F.  ein  Körbchen 
an  den  Arm,  als  ob  sie  ausserhalb  des  Hauses  Etw. 
zu  besorgen  hätten. 

Aus  frz.  excuKiz,  entschuldiget!  mit  der  den  Lehnww. 
eigenen  Konsonantenerweichung  (;/)  und  Zuspitzung  von  r'  zu  i. 

vor-exgüsiere"  Bs;  Seil;  Z.  -j/us-  Xv:  entscliul- 
digen.    —    Mit  pluonastischem   vn-. 

i'xisfiei'en:   wie  nhd.  (stark  verbreitet).   -    Aus  frz. 

<:ritl'i: 

e  X 1  i  z  i  e  r  e  II  s.  exerzieren. 

expedll  SriiwE.,  -petit  AAZein.:  aufgeweckt,  auf- 
merksam,   ]iünkt!icli.    ordnungsliebend.  ,—   Aus  lat.  <j- 

Expcns:  Auslage.  .Merklich  E.  gehept,'  I.MO. 
Absch.     -    Von  lat.  r-rpenmim  bzw.  dessen  I'l.  -o,   wovon  auch 

.die  Spesü*. 


(323 


Ax — ux.     Axt — uxt.    Az  -uz 


ß24 


explizieren,  vulkstümliolier  cyipliz.,  eipUz.:  er- 
klären, auseinamlersetzen.  Dazu  das  Subst.  KipH- 
kaziön.  —  ver-:  dass.  Da  häitd-er  die  ganz  Ver- 
explizierig.  AcgCorrodi. 

express  B;  G;  Z,  eg's-  B,  c.sc/j-  EG.:  (Adv.)  1.  aus- 
drücklich; mit  besonderer  Absicht,  bes.  zum  Trotz. 
—  2.  momentan  notwendig.  I  seit  's  e.  hä,  sollte 
es  jetzt  notwendig  haben  ZO.  —  Aus  lat.  e,epreme.  — 
Accent  scliwankend. 

Exspekfant:  ordinierter  Kandidat  der  Theologie 
Z,  bis  zu  den  Dreissigerjahren  unseres  Jhdts.  Wie  die 
übrige  Geistlichkeit  des  Kantons  in  (geographische) 
.Kapitel'  abgeteilt  war,  so  bildeten  die  Exspektanten 
ein  solches,  dem  ein  Präses  und  ein  Dekan  gesetzt 
waren;  sie  mussten  t.  Hülfsdienste  leisten,  t.  regel- 
mässige Übungspredigten  halten.  Die  Sittenmandate 
des  XVII.  hatten  Anlass.  ihnen  besondere  Aufmerk- 
samkeit zu  widmen.  Früher  (XVI.)  in  ähnlichem  S. 
in  den  Tagsatzungsverhandlungen  über  Tessin.  —  Von 
dum   )at.   Ptc.   crtpnlant-,   erwartend. 

Exspektanz  f.:  Anwartschaft,  specicll  diejenige 
auf  geistliche  Pfründen.  XVI.,  Absch..  betr.  Tessin. 
Im  J.  15.i8  wird  auf  den  Handel  mit  Exspektanzen  auf 
Chorherrenpfründen  Strafe  gesetzt.  Syn.  Spektatioii ; 
Wart. 

IX :  .\usruf  des  Spottes  gegen  kleine  Kinder,  ver- 
bunden mit  gabelförmiger  Ausstreckung  zweier  Finger 
BsStdt.  —  Wohl  voll  t  (Sp.  19)  weitergebildet  wie  das  syn. 
tij-  (Sp.  fi"21)  von  ä  I  (Sp.  I!).  Vgl.  aber  auch  </u.  (Androhung 
des  Stechens). 

Oxikrozi(um) .  Oxegrozium  a.  <). -Pflaster. 

Oxwentiniil:  Vexierwort,  scheinbar  Name  eines 
Stoffes,  den  der  Aprilnarr  in  der  .\potheke  verlangen 
soll  ZS.  —  Lautlich  =  Ochs  wend  di''''  um.  Dem  Namen  des 
el>en  genannten  Pflasters  nachgebildet.     Vgl.  Ibidum  Sp.  48. 

ux:  Interj.  der  Verachtung  für  Dummheit.  Ux, 
da  Stier!  W.  

Axt   s.  A.r. 

exteren    extra    Gr  Schanf ,    ei/itere    Nuf. :    plagen. 

1.  durch    eindringliche    Strafrede;     strafen    Nuf.    — 

2.  mit  Ei"'«  e.,  ihm  beständig  in  den  Ohren  liegen, 
um  ihn  zu  überreden  Schanf.  Schi  heind  lang  mit 
anander  g'extrad,  unterhandelten  lange  mit  einander. 

Das  W.  auch  ia  manchen  deutschen  MAA.  und  in  der 
ndrrhein.  Form  «ro-n  als  Nbf.  zu  dem  syn.  , espern'  («/)  im 
Wechsel  mit  »k,  ks)    und  weiterhin  zu   .eschern'  hegreiflich. 


extra  Bs;  Gr;  L;  Sch;  S;  Zg;  Z,  extrrn  .Kv;  (ii. 
(egiterej;  GrNuC.  fexterr);  Nnw  (ocriitere);  G;  ThHw. 
(ext<^^,  hegitre  B:  I.  ,\dv.  1.  ausschliesslich, 
eigens,  besonders,  absichtlich,  express  Bs;  L.  Bist  e. 
liege  dem  clw'^  Th.  Er  i.'st  e.  clio",  einzig  deswegen 
Gr;  Ndw.  =  apposta.  I  han  em  's  na'''  e.  g'seid,  noch 
ausdrücklich  eingeprägt,  anempfohlen,  einbedungen  Z. 
—  2.  absichtlich,  express,  einem  Andern  zu  Leid, 
einem  Verbot  zum  Trotz  Ndw\  Er  het  's  gad  [gerade] 
e.  'tue  [getan]  Th.  —  3.  besonders.  Etwas  e.  ha, 
a)  für  sich  allein,  als  Auszeichnung,  Vorzug;  b)  ge- 
trennt halten  Ap;  „Gr;  L;  Zg"  (St,").  E.  gä'  = 
nehenüs  g.  (Sp.  .557)  Sch.  —  4.  vor  Adj.  verstärkend: 
besonders,  ausgezeichnet  Ap;  Gl;  G;  Z.  —  II.  Adject. 
ausgezeichnet,  vorzijglich;  besonder,    1.  unflektiert. 

a)  prädik.    Da'  ist  nid  e.  Th.    Das  Tuech  ist  e.  Nuw. 

b)  attrib.  Da"  ist  ka'  e.  Wl'  Th.  En  e.  Gang,  ein 
expresser  Besuch  Ap.  Me"  mues  en  e.  Hüs  mache"  für 
dich  Th.  2.  flektiert,  bes.  im  Ntr.  Öj)pis  Extras, 
etwas  Besonderes  .\p;  Bs;  Z.  En  e.ctras  Wlnli,  ein 
vortrefflicher,  köstlicher  Wein  Z;  hier  (selten)  auch 
für  die  übrigen  Geschlechter,  z.  B.  en  extrane  Wl;  in 
ThHw.  nur  im  Fem.:  da'  ist  nid  en  Exteri,  eine  Frau, 
die  keiner  besondern  Achtung  geniesst.  —  3.  mit  an- 
gehängter adj.  Bildungssilbe  -ig:  tcgitirigs  Tuech  New. 
Ml  extranigi  Fraid,  besondere  Freude,  Liebhaberei 
Bs.  —  III.  substant.  n.  1.  Trunk  auf  eigene  Rech- 
nung, gegenüber  dem  Mittagessen  auf  Gesellschafts- 
kosten, bei  Schlittenpartien  GrD.  —  2.  Portion  Milch 
über  das  regelmässige  abonnierte  Mass  hinaus,  das 
der  Milchmann  ins  Haus  bringt  GrD.  —  3.  Zugabe 
zu  einem  fixen  Pfrundeinkommen  Sch  (Kirchh.).  — 
4.  Extrait  d'Absynthe  SBb. 

Lat.  extra,  ausserhalb,  angewandt  auf  Etw.,  was  über  die 
Grenzen  des  Gewöhnlichen  oder  Selbstverständlichen  hinaus- 
geht. Vgl.  ujmrt  (Sp.  :361),  welches  ebenf.  adj.  gebraucht 
wird.  Das  in  e.rtrra  eingeschobene  c  ist  nur  der  vor  )•  sich 
oft  entwickelnde  Halbvoc.  Der  «-Bestandteil  von  x  bleibt 
in  der  Ausspr.  nicht  allerorten  von  t  getrennt.  Der  Unter- 
schied zw.  adv.  u.  adj.  Gebrauch  lässt  sich  formell  und  be- 
grifflich nicht  streng  festhalten;  bei  II  1  könnte  auch  Ellipse 
eines  .\dj.  und  vor  Subst.  Zssetzung  angenommen  werden. 
In  der  adj.  Form  extrane  für  t^tra-en  ist  n  urspr.,  wie  in 
en  grä-n-e,  frm-n-e,  ein  grauer,  früher,  Endung  des  Acc,  die 
auch  für  den  Nom.  gilt,  und  den  Voc.  nebst  euphonischem 
(resp.  flexivcm)  n  nochmals  nach  sich  zieht.  Das  so  ent- 
standene exträn  kann  dann  nochmals  durch  zugesetztes  -iy 
deutlicher  als  Adj.  ausgeprägt  werden.  —  Das  Subst.  wird 
von  Bühl,  als  fem.  angegeben  (V).  III  4  beruht  auf  An- 
lehnung des   frz.    W. 


.\z,  e/,  i/,  0/,  uz. 


.\tz  ni.V:  1.  Speise.  Futter  für  Tiere,  aus  dem 
Abfall  in  der  Mühle,  ,Die  Müller  sollen  jedem,  der 
das  begert,  sein  Krüsch  [Kleie]  und  Atz  geben.'  Bs 
Müll.-Ördn.  1471.  .Krüsch  und  Atze.'  ebd.  , Krüsch. 
Asse  und  Spreuer.'  Bs  i.  XVI.  —  2.  Nahrung  eines 
Gefangenen,  Kosten  seines  Unterhaltes.  .Hette  ein 
solich  persone  nit  so  vil,  dass  si  atz,  vachgelt  noch 
turnlöse  geben  möchte.'  1417,  Bs  Rq.  ,Daz  der  atze, 
so  mit  den  gefangenen  ufgcgangen  ist.  von  solcher 
schatzunge  zu  voruss  bezalt  werden  solle.'  1441,  Absch. 
Syn.  Atzing. 


Mild.  alz.  atze  v\..  Speise.  Futter:  Bewirtung.  .Viif  sog. 
Riickumlaut  beruhende  Substantivform  zu  eizm.  Vgl.  .\lz- 
fueter,   -geld,   -iceid. 

Stall-  s.  Stallaz. 
atzen  (.atzte';  g'atzt)  s.  etzen. 
Atzi  f.  PI.  Atzine- =  d.  folg.  ApK. 
Atzi(n)g    f.:     1.    Nahrung.    Lebensunterhalt 
■  von  Menschen.  Speise  und  Trank  Zg;  ZBenk.    Ins- 
bes.  der  Unterhalt  von  Leuten,  die  in  Untersuchungs- 
verhaft liegen  L.     .So   sollend   sölliche  gefangne  be- 
1  zalen.  jederman    für   sich  selbs.   den  costen,   so  über 


Ö25 


Az,  ez.  iz, 


626 


im  gaiijfoii  ist  von  clor  atzuiit;  woiieii  in  der  iielUiigcn- 
schat't.'  ll-t.'!,  Aiiscii.  .Dio  T()ij>:fciibui'j,'er  scillcu  die 
Atzuiigskosteii  der  (ietaiiijenen  bezalileii.'  1534,  Aisscii. 
Audi  i.  S.  V.  ,Atz{:feld';  in  den  Absch.  des  XV.  ist  oft 
die  Kode  davon,  einen  (iefangenen  ohne  Lösegeld  gegen 
billige  ,A.'  frei  zu  lassen.  —  2.  Weide  und  Futter 
für  das  Vieh.  resp.  der  Ertrag  eines  Grundstücks  daran 
L,  Benutzung  desselben  zum  Abweiden  Gr;  Syn.  Ätzi. 
Die  Matte  hed  dl  A.,  Gras  L.  Ein  Grundstück  tuet 
[bietet]  e  grossi  (od.  chllni)  A.  BSi.  E  schlerliti  A.  ha', 
nicht  viel  Gras  z.  Weiden  Ap.  Man  unterscheidet  Früh- 
lings- u.  Herbstatzung  Uw.  .Niemand  soll  die  weiden, 
austagen-  und  herbstgras  od.  -atzig  den  fremden  lassen.' 
1676,  UwE.  Die  Benützung  eines  Stückes  Land  zum 
Abweiden:  ,l)as  (jrüenwaldgüetli.  Mattland  und  Wald 
und  Atzig  im  Grossbüelwald.'  L  Kantonsblatt  18.50. 
Auf  den  Bericht  des  Landvogts,  dass  Einige  ihre  Güter 
über  die  Marchsteine  hinaus  nutzen,  wird  ihm  be- 
fohlen, alle  diese  Stücke  und  deren  Ertrag  verzeichnen 
zu  lassen,  damit  die  dorthin  kommenden  Boten  die 
Fehlbaren  bestrafen  und  ihnen  verbieten,  die  Atzung 
und  Nutzung  der  betr.  Stücke  sich  anzueignen.  l.'JOT, 
Absch.  Früher  auch:  der  durch  Weide  von  fremdem 
Vieh  verursachte  Schaden.  SchwLB.  —  3.  zu  Weide 
gebrauchtes  Stück  Land  GrD.  Ds  Ve  cliann  uf  dr 
A.  gän  rcä  's  will.  ebd.  Atziga:  Alpwiesen,  Berg- 
weiden, ebd.  Es  gibt  Gemeinde-,  Gemein-  Gr  und 
Privatatzungen.  Manche  Gegenden  werden  nur  als  A. 
benutzt;  einzelne  Wiesen  nur  im  Frühling  vor  und 
im  Herbst  nach  der  Alpfahrt,  in  der  Zwischenzeit  ein 
Mal  gemäht.  Das  Atzungsrecht  ist  durch  die  neuere 
Landwirtschaft  und  Gesetzgebung  eingeschränkt  wor- 
den Gr.  .Kein  frömbdes  Vieh  solle  in  unserem  Land 
in  den  Atzigen  gegraset,  noch  in  den  Weiden  gesum- 
mert  werden.'  1756,  Schw  Rq.  ,Dass  je  eine  Atzung 
mit  der  andern  nächst  angränzenden  schuldig  sei,  [ihr 
Vieh]  einzuzellon,  um  zu  verhüten,  dass  keine  der- 
selben über.stellt  werde.'  1747  (1770),  GrD.  LB.  — 
4.  Streit.  ,Alle  fyndschaft  und  alte  a.,  so  jemand 
zu  dem  andern  hett.'  Wvi.  C.  B.  ,Das  an  kilwihenen 
und  an  tanzen  nieman  dhainen  uflouf  mache,  noch 
deliain  zerwürfnusz  noch  dehain  alte  a.  nit  äfre.'  Offn. 
Gebhardsw.  1466.  ,Das  kainer  kain  alte  a.  fürher 
suoche  zerächen.'  Offn.  Sulgen  1472.  .Verbietten  das 
nieman  dehain  alt  atzunge  fürrer  sueche  noch  dehain 
nüwe  mache[n]  täte.'  Hofr.  Oberbüren  1481. 

illul.  ntzumjc,  Speise,  Futter  (—  alz,  -e) ;  Streit;  von  atzen, 
Nbf.  zu  etzen  (s.  ä.).  Die  letztere  Bed.  berulit  wahrscli.  auf 
der  von  Schädigung,  welclie  durcli  Weiden  von  Vieli  über 
die  Grenze  eines  Gebietes  hinaus  dem  Nachbar  geschieht  und 
leicht  Ursache  von  Streit  wird  (s.  etzen  i>  e,  überetzen),  oder 
geradezu  auf  dem  Begriff  von  gewaltsamer  Verkfistigung  von 
Kriegsleuten  in  Feindesland.  Ao  1294  wurde  K.  G.  ver- 
urteilt, ,für  die  Atzung  und  die  frefii,  die  er  Mbn  getan 
bat'  ein  Mark  Silber'^  zu  leisten,  also  als  Schiidenersatz. 

Azingge  s.  A-Zingge". 

AtzlC  f.:  1.  Elster  A.\  (seit.).  ,Azel  (Atzel),  pica.' 
Vo(iKLii.  1557;  Fris.;  Mal.  ,Pica,  eine  Ägcrsten,  Atzel, 
Elster.'  Denzl.  1677;  1716.  ,Der  atzlen  wurden  wenig 
federn  blyben,  sonders  [sie  würde]  blutt  und  bloss 
bestan  [wenn  von  dem  Betreflenden  das  Geraubte 
zurückerstattet  würde].'  1537,  Ausen.  ,Die  da  haben 
äugen  der  sperberen.  zungen  der  atzlen,  stinnn  der 
schlangen,  zän  der  katzen.  klauen  der  raubvöglen  und 
bossheit  der  fuchsen.'  Klini;i,.  1688,  -—  2.  „Hatzle, 
Schweiz.  Idiotilion.  l  5. 


Häher,  corvus  glandularius  B."    Üonxt  Hätzle  (s.d.). 

—  3.  Hutzle,  Porrüke  Si-ii  (Kirchh.),  „niei.st  nur 
scherzh."   —    1.  Feuerlilie,    lilium    hulbiferum   GG. 

Mbd.  atzel.  Abi.  llätzle.  —  Zu  der  tjbertr.igung  in  :3 
vgl.  die  von  J/iin-el  iHruel)  auf  wirre  Koplliiuxre  (Sp.  613). 
Viel!,  sind  auch  die  zerstreut  stehenden  Blätter  der  Feuer- 
lilie  mit  solchen  Haaren  verglichen. 

A'tziim  in  der  Verbindung  ,A.  auf  Etwas  geben': 
darauf  eingehen  ZStdt  (seit.). 

Missverständliche  .Anwendung  des  lat.  Sätzebens  ndium, 
ich  bin  dabei,  stehe  zu,  nach  .Analogie  von  Vorbindungen  wie 
.Spatzif)  (Sjjtitiuvt)   geben'   ndgl. 

Äz  n.:  Köder.  Bodensef..  , Fischen  mit  Kugelin 
und  Geeczt.'  1526,  SeuNELL  Eq. 

Subst.  zum  folgenden  Yb.  Nbf.  Ge-äss  Sp.  499.  ,Geäzt' 
die  beliebte  Weiterbildung  mit  t;  doch  kann  in  der  obigen 
Stelle  auch  das  Ptc.  von  ,äzen'  als  adv.  Bestimmung  zu  dem 
Yb.   , fischen'  gemeint  sein. 

äzen  (ärze  GTa.):  I.  tr.  1.  mit  .\cc.  P.  a)  zu 
essen  geben.  Syn.  hirtcit.  a)  Menschen,  bes. 
Kindern,  Speise  zum  Mund  führen  oder  hinein.stecken 
GRt'hur,  oHe.  .Lieber  lass  mein  Schwester  kommen, 
das  sy  mich  ätze  und  mache  vor  mir  ein  essen,  das 
ich  zuosehe,  und  von  irer  band  esse.'  1531/48,  IL  Sah. 

—  ß)  Tieren;  sie  sorgfältig  füttern,  bes.  von  jungen 
Vögeln,  denen  ihre  Alten  Nahrung  ins  Nest  tragen 
und  in  den  Schnabel  stecken  AAKlingn.;  Ap;  B;  GTa.; 
ScH;  ZSt.  Nach  St.''  auch  von  Vieh.  VgL  noch  ge- 
etzen.  —  b)  Fische  durch  Köder  locken  GkD.,  He. 
,Inescare:  verleckeren,  reizen,  betriegen,  ätzen,  an 
sich  ziehen,  nahin  nemmen.'  Fris.;  Mal.  S.  an-;  vgl. 
Azi.  —  2.  m.  kcc.  S.:  abweiden,  aufzehren.  Gras 
oder  Heu.  Mit  dem  Ve''  e.  BHk.  —  IL  intr. :  weiden 
Gr;  USiL;  essen  B.  Die  von  P.  bitten,  man  möchte 
sie  bei  der  Äzung  uiul  Waide  in  den  Wäldern  der 
Herrschaft,  ,wan  daran  gebresten  des  Achrams  er- 
schint',  bleiben  lassen.  1563,  Absch.  Nbf.  ge-dasen 
Sp.  500.  —  ab-:  fertig  weiden  U.  ,Wo  man  noch 
das  Gras  auf  den  Wiesen  im  Tal  abäzt.'  Steinm.  18ii4. 

—  an-  =  dzen  I  h  Gr;  nach  anderer  Angabe:  den 
Köder  an  die  Angel  stecken,  ebd.  —  ver-:  überab  [V] 
weiden  GnChur.  ,Alles  Heu  und  Emd,  das  auf  dem 
Pfrundgut  gewachsen,  darf  nicht  davon  veräussert, 
sondern  muss  dem  Nachfahr  um  einen  billigen  Ver- 
äzungspreis  zum  Kauf  angeboten  werden.  Können 
sie  des  Handels  nicht  einig  werden,  so  darf  der  Vor- 
fahr einen  anderen  Veräzer  suchen.'  B  Pfrundkaufs- 
regL  1791. 

Mhd.  aezen,  f-zen,  auch  aenen,  eneu,  speisen,  ätzeu;  vgl. 
unsere  Nbf.  omni  Sp.  500.  Von  az  n..  Speise  für  Menschen 
und  Tiere  (s.  .4«»  Sp.  497),  und  von  ätzen,  etzen  zu  unter- 
scheiden, obwohl  in  der  Bed.  '2  mit  demselben  zusamnien- 
tretfend  und  gelegentlich  vermischt,  weil  man  früher  anch 
nach  langem  Voc.  tz  schrieb.  Für  die  Bed.  1,  lies,  von 
Vögeln,  scheint  bei  uns  die  Form  Sz-  allein  herrschend  und 
wesentlich.     Bed.  I  2   ist  schwach  bezeugt.    Vgl.  iiizen,  e/zeu. 

Azi  f.:  Lockspeise.  ,Abt  Uolriclien  [da  man  ihm 
die  Kardinalswürde  antrug]  wollt  gedunken:  man  wellt 
im  ein  ätzi  legen.'  Vad.  —  Von  Uzen  und  verschieden 
von   Ätzi  (von  ätzen,    etzen);    doch  zu    VorRzi  vgl.   Afurnfnltzl. 

Vor-:  gleichs.  Vorspeisung,  das  Zwischennuihl 
(Trunk  mit  Brod)  der  Tagelöhner  um  10  Uhr  Vorm. 

.'\l'.    —     Syn.    ]'aniiill,    Vetrlat/iran ;  z'  Xe'elini,   z'  .\uitt. 

Sü-  Söü-:  der  (iang,  der  bei  den  Schweinställen 
vorbeiführt  (resji.  hei  den  dortigen  Futtertrögen),  wo 
man  also  den  Sclnveinon  ilir  Fressen  liineinschütti't  SBb, 

40 


027 


Az,  ez,  iz,  oz,  uz 


ö28 


Äzeli  =  Iiit/erli  (Sp.  330),  Fi.sclichüii  in  der  Reuss 
L.  —  Walirsclieiulicli  eius  mit  Ärak  Sp.  498,  vidi,  mit 
Anlehnung  an  Szen,  ködern. 

ätzi  («e-)  GG.;  Z,  ätxchi  ZRüniL,  ütücliu  L,  atsclii 
ScH  (KiRCHH.),  hätzi,  hätscM  Zg  ('->J;  ZBül.,  hätschü 
aScuw.  hatschu  Uw:  Naturlaut,  mit  welchem  das  Niesen 
luichgemacht  und  z.  B.  einem  kleinen  Kinde  der  starke 
Geruch  einer  Blume  veran.schaulicht  wird  G;  Schw; 
Z«;  '/..  A.  mache",  niesen  Z;  substant.  '»•  Hatschi 
Im",  wiederholt  niesen  müssen  ZB'iil.  Auch  als  Gruss 
an  den  Niesenden  =  zur  Gesundheit!  lielf  dir  Gott! 
h;  ScH;  Uw;  Z.  —  Grundf.  zu  äjtsi  Sp.  oS4.  Zu  den  mit  li 
anlautenden  Formen  vgl.   '«  Hitziji  (htm). 

Ätzi  n.  s.  Gätsi. 

efZPll  c'-:  1.  speisen,  ernähren.  ..Jmdn  e.,  ihm 
den  Unterhalt  geben  Th;"  vgl.  ;(»(-.  Ein  Kind  auf- 
erziehen. .Eintönige  [eigensinnige]  Kinder  lassent 
sich  kum  on  d'  Euoten  ä.'  Ansh.  .Des  andern  find  nit 
enthalten  [beherbergen],  ald  denen  deheins  under- 
schubs  oder  hilf  gestatten  oiler  sy  husen,  hofen,  ä. 
oder  trenken.'  1409,  Absch.  u.  ähnlich  1518,  Z.  .Be- 
herbergt, gectzt,  getrenkt  worden.'  Wurstis.  1779.  — 
"2.  eine  Wiese  abweiden  lassen  oder  ihr  Gras  grün 
einfüttern  B.  Man  etzt  auch  die  Weiden.  E  Weid 
(mit-em  VehJ  e.  Gr.  D'  Bergn  si  hür  scho'  friiei  (fetzt, 
abgeweidet  BSi.  ,Die  Alpen  werden  mit  Schaf,  Geiss 
oder  Rindvieh  geetzt.'  Steinmüll.  ,Man  soll  euch  vor 
Sant  Michels  mess  14  tagen  darutf  [sc.  auf  die  ,Ge- 
meinmerkty.  AUmeinde]  faren,  wer  es  gerne  tuot,  und 
die  gmeinnierkty  e.'  1339/1544,  Schw  LB.  ,Wer  syne 
güeter  e.  will,  der  soll  si  e.  dem  andren  unschädlich.' 
1427,  Schw.  ,So  mag  er  's  einem  andern  verbieten, 
so  im  syne  pfand  e.  wellte.'  1572,  SchwE.  ,Wer  dem 
andern  das  synige,  es  wäre  körn,  heu  oder  gras,  fre- 
ventlich atzt;.'  LB.  Ai'I.  158.5;18'28.  ,Die  undere  All- 
mend  soll  in  dem  Frühjahr  mit  galtem  Vidi  ohne 
grosse  Not  nit  geetzet  werden.'  1713,  Oew.  Durch 
Übertragung  heisst  der  Heuraub,  der  auf  Land  nach- 
wächst, wo  das  erste  Gras  frühzeitig  abgeweidet  wurde, 
g'atzts  Heu  oder  ds  G'atzte  BHk.,  Ki.  Sonst  ist  nach 
einfachem  Sprachgebrauch  (BE.)  eine  solche  Wiese 
selbst,  von  welcher  das  Gras,  sei  es  an  Ort  und  Stelle 
oder  grün  im  Stalle  verfüttert  wird,  eine  geetzte. 
Auch  das  Gras  kann  als  das  Obj.  aufgefasst  werden; 
wer  etzt  ds  Gras  i"  der  Wisen  imde?  Gl.  Absolut: 
Wie  lang  Mt-er  [habet  ihr]  ohna  [auf  der  Alp]  z'  etze"  ? 
BSi.  ,Wo  man  an  einem  Ort  etzt,  am  andern  aber 
höuwet,  soll  der  da  etzt,  auch  die  Zäune  machen.' 
1()50,  S.\NEX.  .Es  sint  8  höf  um  Adelgaschwyl,  die 
söllent  ligen  in  stecken  [Einfriedigung]  und  sönd 
weder  treten  [mit  dem  Zugvieh  strecken  beim  Pflügen] 
noch  e.  in  disem  hof  [sc.  Adelgaschw.].'  Hofr.  L  Ad- 
ligenschw.  Es  kommt  hier  die  Benutzung  der  Brache 
und  der  von  Fruchtzeigen  eingeschlossenen  Wiesen 
als  Triften  in  der  ehemaligen  Dreifelderwirtschaft  ins 
Spiel  und  damit  ist  auch  der  Nebenbegrifl:'  des  Ab- 
nutzens,  Beschädigens  gegeben.  ,Wo  einer  das  [ver- 
lifändete]  guot  e.  und  schleipfen  wellte,  das  er  [der 
(Jläuhiger]  im  besorgen  müesste,  so  mag  er  das  an- 
gryfen,  das  den  bluomen  isset  [also  das  Vieh].'  LB 
Gkhsau  1605.  —  3.  einen  Nachbar  schädigen  durch 
Weidenlassen  des  Viehs,  sei  es  über  die  gesetzliche 
(irenze  hinaus  oder  durch  Anmassung  des  freien  Trieb- 
rechtes.    ,Ks  sind  ouch  sunder   iiove,   die   uns  weder. 


treten  noch  e.  süUcii.  wann  dz  si  süllen  nocli  inrent 
ir  stecken  bliben.'  Hofr.  Malters  XIV.,  1.  H. ;  ähnlich 
Hofr.  SiuwKüsn.  1501.  ,Und  ob  dweder  teil  den  an- 
deren frevenlich  ätzti  und  der,  so  da  geetzt  wurdi,  das 
nit  verkiosen  möchti.'  1474,  Si-rdchb.  UEngelb.  ,Wer 
den  andern  etzet,  so  mag  der  so  geetzet  ist  selb  vech 
so  er  in  dem  seinen  findet,  intuon.'  L  Rotenb.  Aratsr. 
1490.  ,So  Einer  den  Anderen  durch  sin  Haag  atzti.' 
LB.  Gersau  1605.  .Wo  aber  Einer  den  Andern  atzte 
Winterszyt.'  ebd.  —  4.  verfüttern,  als  Futter  ver- 
brauchen BO.;  GlK. ;  Gh.  Ds  Heu  mit  dem  Vech  e. 
BSi.  .Höw  und  strow  nüt  verkoufen,  in  sunder  uf 
dem  hof  bruchen  und  e.'  Lehnbr.  Gnadental  1509. 
,0b  einer  so  gfarlich  höuw  wolte  e.,  damit  er  syn 
acher  sparen  und  dem  andern  uf  dem  synen  schaden 
tuen  niöcht.'  1535.  Gl.  In  Gr  spec.  den  Heuertrag 
eines  Gutes  an  Ort  und  Stelle  verfüttern,  indem  man 
mit  dem  Vieh  auf  dasselbe  aufzieht.  .War  ouch  dass 
die  von  Dannusen  dehein  heustatt  deheines  jares  kouf- 
tind,  das  send  [mögen  sc.  sie]  mayen.  höwen  und  e., 
der  [den]  nachburen  von  Jenatz  an  ir  weiden  un- 
schädlich.' 1515,  Aroh.  Jenatz.  .Mit  welcherlei  vech 
der  Valentin  das  höw  am  winter  atzti  zuo  Jenatz  an 
den  zweien  höfen,  der  selberlei  vech  sollt  er  lönen 
[für  solches  Vieh  sein  Betreffniss  an  den  Hirtenlohn 
bezahlen].'  1538,  ebd.  ,Es  mag  einer,  so  Heuw  [an 
Zahlungsstatt]  enipfacht,  dasselbig  züchen,  wohin  er 
will;  so  aber  einer  [der  Schuldner]  nit  uf  seinen 
[eignen]  Güetern  Heuw  [als  Bezahlung  zu  geben] 
hette,  sondern  uf  einer  Löschung  [Pachtgut]  oder 
andcrstwo,  so  muoss  man  solches  an  Statt  e.'  LB. 
Dävos  1646/95. 

Mhd.  etzen,  speisen;  abweiden,  Causativ  von  , essen',  also 
eig.  , essen  (fressen)  machen,  lassen'.  Hiezu  die  Subst.  Atz. 
Atzinij.  Die  Formen  atzti  (Coudit.)  und  <j'iii::t  bernheu  auf 
dem  sog.  Kückuml.,  da  das  (mhd.)  Vb.  »tz.n  bei  uns  nicht 
belegt  werden  kann.  —  Bed.  -t  in  ihrer  Gr  Anwendung  kehrt 
zurück  zu  Bed.  2.  Die  aus  F;  6r;  S;  Uw;  U;  W  angegebene 
Erklärung  .grasen;  weiden'  ist  undeutlii-h.  —  Etzmtttt,  häu- 
figer Flurn.   in  Bs. 

ab-:  abweiden  GSa. ;  W;  von  weidendem  Vieh  ab- 
fressen lassen.  Er  het  N.'s  [sc.  Wiese]  ahg'etzt  kr. 
,Wann  jemand  im  Frühling  in  einem  ungefreiten  Gut 
a.  wollte,  mag  selbiges  beschechen,  jedoch  dass  einer 
Steg  und  Weg  auf  sein  Gut  habe.'  1666.  BSa.  ,Dass 
ihr  die  guote  weid  abetzet.'  HBüll.  1597.  Ahg'etzts 
als  Subst. :  das  Gras,  welches  wächst,  wo  im  Frühling 
eine  Wiese  .abgeetzt'  w'urde;  er  hed  A.  z'  hma,  Heu 
von  solchem  Gras  zu  machen  Ap  =  G'atzts,  s.  o.  ,Der 
Boden  einer  nicht  ganz  besetzt  gewesenen  Alp  wird 
durch  das  nicht  abgeätzte  Gras  für  das  nächste  Jahr 
gleichsam  gedüngt.'  Steinm. 

über-:  1.  (eine  Wiese  oder  ihr  Gras):  das  Vieh 
eine  Zeit  lang  darauf  weiden  lassen  GT.  (gleichs.  nur 
üüchtig,  oberflächlich  darüber  hin  treiben  und  ab- 
fressen lassen).  —  2.  (mit  Acc.  P.):  durch  Etzen 
über  die  Grenzen  übervorteilen,  schädigen;  =  etzen  3. 
Vgl.  über-eren,  -mäjen,  -zünen  udgl. 

ü  f - :  eine  Wiese :  fertig  abweiden ;  's  Veh  hed  Alls 
üfg'ätzt  L;  autfressen  lassen  Ap.  ,0b  so  vil  ackrat 
(s.  Sp.  70)  wäre,  dz  die  waidgenosseu  das  nit  möch- 
tind  u.  mit  irem  vich.'  Rheixaiier  Fischerrechtung  ca 
1415.  ,Die  wyl  das  winterhö  ufgeetzet.-  Kessl.  Das 
in  Kuh-  und  Rinderweiden  gesammelte  Heu  soll  man 
dem  vich.  so  allda  gesommert  wird,  aufzuätzen  geben 


(;'2f> 


Az,  ez,  iz,  oz,  uz 


030 


und  uicht  iib  iler  alp  f'crken.'  Gl  LB.  In  hänüschem 
Sinn  auch  von  Menschen :  ,Da  dann  dise  Brüder  die 
zubereiteten  Speisen  mit  grosser  Begird  aufätzen ;  im 
Fressen  schwitzen  sie,    sie    frieren    im  Arbeiten.'    Cl 

SCHOBINGER    1699. 

um-  ScH;  Tu;  ZSth.,  umhin-  nme-  ZO.:  der  Reihe 
nach  speisen,  unterhalten,  z.  B.  Waisenkinder  bei  Ver- 
wandten oder  Wohltätern,  so  dass  z.  B.  von  Vieren 
ein  jeder  ein  Kind  für  3  Monate  übernimmt;  ebenso 
Eltern  und  Grosseltern  bei  Kindern  und  Enkeln  Tu; 
so  bis  in  dieses  Jhdt  herein  auch  die  Schulmeister 
Th;  Z.  Arme,  meist  zugleich  arbeitsunfähige  Leute 
werden  auf  Beschluss  der  Gemeinde  tag-  oder  wochen- 
weise bei  den  Haushaltungen  unKj'ätst  oder  unuj'hä 
[gehalten]  Sch  (.umgeazt.-  Amtsbl.  1879);  ZSth.  Syn. 
im   Umgang  han. 

ü  s-  =  «/"-:  1.  eine  Matte,  auf  welcher  das  Gras  kurz 
abgefressen  wird  L.  —  2.  das  Heu  als  Futter  im  Stall 
aufbrauchen  Gl  {u$e-J;  GuObS.  —  Übertr.:  [Eine 
Kriegsschaar  hat  sich  eine  Provision  von  Mehl  u.  a. 
Nahrungsmitteln  angelegt]  ,da  nun  das  Land  den 
Strassen  nach  üsgeetzt  seie.'  1515,  Absch. 

ver-:  1.  a)  als  Viehfutter  verbrauchen  B. 
,Sie  [die  Engadiner]  verätzon  das  stroh  mit  ihrem 
viech.'  Sererh.  1749.  —  b)  abweiden,  auizehren. 
jVeretzet  pfand.'  Lied  v.  1480.  ,13  immen  genommen, 
ferner  bei  15  schalen  veretzt,  ohne  selbe  zu  bezahlen.' 
1500,  Absch.  Ubertr. :  , Einen  Curtisanen,  der  das 
verezt  (Var.  , verzehrt')  Eieggensperg  mit  Römschen 
Permenten  und  Bly,  wider  alle  Bitt  [der  Berner]  be- 
ständig anfacht  [und  wirklich  Prior  daselbst  ward].' 
Ansh.  —  2.  im  Krieg  beschädigen,  zerstören.  ,I>ass 
kein  party  der  andren  ersetzen  solle  das,  so  in  dem- 
selben krieg  veratzt  worden.'  1532,  Strh'kl.  —  Vgl. 
fretzen. 

g  e  -  g'etze"  =  äzen,  von  Vögeln  Bs. 

Etzi,  Ätzi  f.:  1.  Weide,  insbes.  als  Massbe- 
zeichnung ein  Stück  Weide,  das  in  einem  Tag  ab- 
geätzt werden  kann  W.  Grasfütterung  B.  G'nueg  E. 
ha"  W.  —  2.  Unterhalt,  Beköstigung  von  Arbeitern. 
,Für  ätzi.'  1793,  Hop  Kriess.   —   Mhd.  eine  f.,  Weidoplatü. 

Manns-:  Unterhalt  eines  Manns  (Arbeiters)  bei 
Gemeindewerken,  resp.  Geldentschädigung  dafür.  ,Wä- 
rend  der  Mannsätze.'   1789,  Hof  Kriess. 

etzlen  (ätzelen.  Si'RENo):  im  Herbst  Nachlese 
halten  an  Weinreben  und  Obstbäumen,  auch  etwa 
auf  Kartoffelfeldern,  und  nachträgliche  Viehweide  auf 
fremdem  Land,  Kindern  und  armen  Leuten  zeitweise 
erlaubt  oder  verboten  BsL.  ,Wie  man  nach  voll- 
brachtem Herpst  zu  etzlen  pfleget.'  Wurstis.   1580. 

Der  Form  nach  Uim.  zu  etzen,  von  der  Viehweide  auf 
audere  Nutzungen  übertragen.     Syn.  si'mvUen. 

üs-etznen:  ausnutzen;  =  üsetsen.  ,Ist  erkennt, 
das  die  metzger  mit  Iren  schalen  nit  die  wcid  uss- 
ctznet.'  Scn  Ratsprot.  1537.   —  ütziwn  badisclie  Nif.  zu 

etzlen . 

et z lieh  s.  et} ich  Sp.  590. 

iez  1.  iez  Ap;  Gl;  GA.;  ScnSt. ;  TnHw.  (allein- 
stehend oder  betont);  Z,  jits  B  (Zvro),  iz  GMarb.. 
ez  Scn;  ThHw.  (enklit).  2.  iei::  P,  jetze  L  (Seit 
Ineichen),  iezii  Ai>;  GTa.,  jüze  B  (Zvro),  jezeii  Bs 
(Si'RENii).  3.  iezrä  SrnSt.;  Z  (bei  MUstrhi  .jetzed'). 
iezet  Ar;  Z.     I.  irzi(/  Z,  jetzig  L  (IIaki.kikk):  Z  (Stiitz). 


jitzigB  {7i\Ko).  rt.  iezunder  S  f :  jetzt.  1.  rein  zeit- 
lich, wie  nhd.:  im  gegenwärtigen  od.  nächstfolgenden 
Zeitpunkt  (resp.  -räum).  Iez  isch  's  üs  und  d'  Chatz 
hed  d'  Müs  Ar.  Ich  hän  im  's  gad  [gerade]  i"  ds 
G' sieht  ina  [hinein]  g'sait:  iez  chann  er  dra"  schmOgge 
[riechen]  Gl.  Best  egoppil  iz  grea''',  (du)  bist  hoffent- 
lich jetzt  fertig  GMarb.  Iezet  chönnt  's  ander  Wetter 
ge".  Stütz.  I  glaube  's  jetzig  nah.  ebd.  ,In  disen  ietz 
geschribnen  [vorbenannten]  Jarzalen.'  1451/1544.  Schw 
LB.  ,I)ie  hat  er  uns  zuogesagt  ze  bezalen  uf  jetz 
[nächstkünftige]  Liechtmess.'  (Schreiben  v.  Dezember.) 
1521,  Strickl.  Disjunctiv  =  bald  — bald:  ,Örbis 
[Erbsen],  jetz  durchgeschlagen,  jetz  ganz.'  G  Küchen- 
ordn.  1495.  ,Jetz  da,  bald  dort.'  JHAmm.  1657.  Mit 
nachfolgendem  dann:  iez  (iezet)  denn:  nun  bald,  näch- 
stens GTa.;  Z.  I  säg  der  's  [dir  es]  iez  dann,  ich 
werde  dir  die  Neuigkeit  oder  das  Geheimniss  näch- 
stens mitteilen;  aber  auch:  ich  werde  bald  in  anderm 
Tone  mit  dir  reden,  dir  ,die  Meinung  sagen'  GA. ;  Z. 
,Jez  dann',  nun  bald.  Ruef  1550.  Mit  da:  Hör  iez 
do!  hör  doch  bald  einmal  auf!  GA.;  iezde  Gl.  Mit 
vorausgehenden  Advv. :  gad  iez,  gerade  jetzt,  in 
diesem  Augenblick  Gl;  Syn.  immersiez.  ebd.  Aniezo, 
vom  heutigen  Tag  an  P;  sonst  nur  im  Kanzleistil.  — 
2.  abstrakt,  a)  in  Ausdrücken  des  Erstaunens, 
der  Verwunderung  gleichsam  über  eine  neu  (erst  jetzt) 
gewonnene  Erkenntniss;  Syn.  alier,  nhd.  , einmal'.  Du 
bist  iez  staich!  (wie  ich  dir  es  bisher  gar  nicht  zu- 
getraut habe)  Z.  Der  Blieb  cho  [kann]  iez  springa"! 
G.  Ja,  das  ist  iez  rvär!  ironisch:  das  lass  ich  mir 
nicht  aufbinden  GTa.  —  b)  einschränkend:  einmal, 
wenigstens.  Iez  ich  glaub  's  nit  [ich  für  meinen  Teil] 
oder  das  glaub  i"''  iez  n.  —  c)  Bejahung  verstär- 
kend: jetz  icol!  allerdings,  freilich!  GA.  —  d)  mit 
nachfolgendem  da  Frage  verstärkend.  Hast  iezdo  au 
g'schribe?  hast  du  aber  auch  wirklich  geschrieben?  GA. 
Mild,  ir-zuo  (immer  zu,  fort,  eig.  also:  vom  gcgenwärtigeu 
Ztitpunlit  all  fortdauernd,  vgl.  ie-nur,  immer,  aus  tc  mer)  und 
aligesclivviicht  ieze  (ze  als  Präp.  entsprechend  dem  Adv.  zuo), 
dies  unser  iez,  iz,  ez.  Unser  ieze  Icouute  durch  das  euphonische 
liewegliche  vi  oder  durch  zugesetztes  uud  dann  abgescliwächtes 
an  (vgl.  unigek.  nn-iez  und  mlid.  alhz  an,  au  einem  fort)  zu 
iczen  erweitert  werden  f  jetzen',  den  Schreibern  des  XVI.  sehr 
geläufig;  ,ietzen'.  Gyrr.  152:3;  Com.  Beati),  au  dessen  n  dann, 
wie  oft,  ein  d  oder  (  sich  anfügte:  ,yetzint.'  XIV.,  .Stadtb. 
.Sch,  und  das  e  vor  «  zu  m  gesteigert,  so  dass  eine  scheiuliare 
Zss.  mit  ,und'  entstand,  welche  durch  den  relat.  Gebraiicli  des 
,und'  (vgl.  Jir  mlrund,  so  lange  als,  wiUireud)  eiuigennassen 
befordert  werden  mochte:  .yetzund'.  IIHull.  1540;  Gualther 
1559,  ,jetzund'.  JHott.  1666  und  noch  lange  so  in  Kauzleispr. 
Dies  seinerseits  weiter  gebildet  (weun  wir  uicht  lieber  Zss. 
zweier  Adv.  annehmen  wollen)  teils  iu  ,iezuiidan  (yetz-)'. 
JEuef  um  1540;  HBull.  1583  (vgl.  iVs-mi  und  an-iezo.  ,au- 
.jetzt');  t.  in  ,jezunder'.  Landr.  MUlinbacb  1594;  AKlingl. 
1691;  Pfrundaufsatz  Heiden  1766  (entw.  Comparativform  od. 
undir  als  Nbf.  zn  rinden,  wobei  mau  vicll.  au  die  Präp.  in 
zeitlichem  S.  dachte,  s.  tinder  Sp.  325)  und  endlicli  mit  'adv. 
genct.  s  (wie  in  immeraiez),  ,yotz-SHnders,  nun  fürhiu,  .jaur. 
Fris. ;  Mal.  In  der  MA.  fiel  das  n  von  iezent  aus  (wie  in 
enet  aus  ftitni).  Aus  -et,  -cd  wurde  dann  -iij  wie  in  Abii/ 
aus  Abe(H)d,  hfjcfitiff  aus  Iluehzit.  Es  ist  aber  möglich,  dass 
mau  bei  iezet  zugleich  uu  eine  Verkürzung  aus  iV-;i(  dachte 
(vgl.  ..jetzterzeif.  Wurstis.  1779),  uud  dass  -ly  nicht  rein 
lautlich  entstand,  sundern  als'adj.  lülduugssilbe  antrat.  —  iV 
ist  urspr.  und  mich  meistens  der  Hiphthiuig,  also  i'  rciu 
vocalisch;  die  Schreibung  u.  z.  T.  auch  .Vusspr.  mit  y,  wobei 
dann  e  doutliihes  e'  wird,  und  vollends  die  Form  jetzt' 
(1(  u.CMey,  1U.")0;   .izt.'   MiM.s  1775)   ist  aus  der  Schriftspi. 


631 


Az  — HZ. 


B-.  C-.  eil-.  D-.  Fa-Fu 


632 


eii]g(.Hlrinigeu.  Div  Form  ,jützouil'  uiich  Analogie  Tou  , mor- 
gend* als  Particiiiialforni  aiifgefasst  und  adj.  vorwendet:  ,al) 
dem  jetzonden  nächsten  fcig",  von  der  jetzt  bevorstehenden 
Tagsatzung.  1-521,  Alisch.  Ebenso  einmal  auch  die  Form 
.jetzt'  mit  adj.  Flexion:  .jetzterzeit'.  zur  jetzigen,  gegenwär- 
tigen Zeit.  Wurstis.  1779.  (Vgl.  oben  unflektiert:  ,uf  jetz 
Liechtniess.') 


Mhd.    ielcalicli   (aus   ie  ites- 


iezliclier:  jeder.  Ansh. 

Well}.      Vgl.   S\).  '.).".. 

Oz  I  ni. :  „Mensch  oder  Tier  von  schlechtem  Aus- 
sehen  W."  Dini.  Ozji:  Kälblcin  oder  Schätiein.  das 
nicht  gedeihen  will,  klein  bleibt,  Krüjiiiel  W. 

Ozi  (>t.schi  ni.:  Maskierter  \V.  Syii.  Butzi;  Fiidi; 
Bfi-Jöfjy. 

„öz:  ungesund,  siech  W." 

„ver-özen:  verkümmern,  hinschwinden,  bes.  von 
Menschen  und  Tieren,  die,  lange  schlecht  genährt, 
nachher  auch  bessere  Nahrung  nicht  mehr  ertragen. 
Ein  rerozetes  Geschöpf  W." 

Viell.  wie  onai  mit  ,öde',  ahd.  ndi,  vwdt  od.  sogar  davon 
abgeleitet,  wenn  nzeii.  aus  '  uihcn,  ahd,  'ödiscn,  gebildet  war 
niul  tlavon   erst  il;is  Nomen  abstraliiert  wurde.      iMe  liegriftV 


jVerlirüppelt'  und  ,niasliiert'  sind  leicht  zu  vermitteln,  da  .ja 
die  meisten  Masken  Entstellungen  einer  natürlichen  Gestalt 
sind;  vgl.  auch  , Larve',  Maske  u.  unreife  Tiergestalt,  Puppe. 

Oz  II  m.:  ein  roter  Farbstoff?  .Welcher  roten 
wyn  hat  und  der  selb  nit  ein  guot  farw  hat,  mag 
einer  dem  wol  ein  farw  geben,  doch  mit  söllichem  Oz, 
der  nieniants,  so  den  drinkt,  keine  krankheit  zuefüegen 
mag,'  149'2,  Sch  Ratsprotok, 

ÖZ  (indecL):  leibhaft  GnD.  ItBüHL.  —  Möglicherweise 
adv.  Genit.  v.  uedt  iii   der  Bed. :  leer,  eitel  =  rein,  ganz, 

(izen  BSa..  uzen  Aa;  A";  GStdt;  Scn;  TnDiessenh.: 

fo]]pen,  necken,  plagen,  verspotten,  zum  Besten  halten, 
sein  Spiel  treiben  mit....,  durch  Stichelreden  reizen; 
mit  sächl.  Subj.:  ärgern.  Dd.s  häd  mi  g'uzt  Z  (Spillm.). 
—    Wahrsch.  aus  dem  .ludendeutsch  (iiebr.  w2,  drängen). 

ütz,  ützit,  ützig  s.  ichfs  Sp,  83.  Die  .seltenere 
Form  , ützig'  auch  Vu2.  SchwE.  Waldstattb.  u.  1600,  L. 

Uez:  m.  Taufn..  Ulrich.  .Uoz.'  1-119.  Ausch.  Vgl. 
Uelrich  Sp.  183. 

nzx,  i<.-(ß:  Hetzruf  für  (Schäfer-)Hundc  (in. 


III.  Abteilung'. 
Wörter,  ihren  Hauptsilbe  ((Misoiiantisch  anlautet. 


B-  s.  P-. 

C-  s.  (jr   iiacli  der  Anss|ir.|  t.  K-,  t.  Z- 
<Jk-  .s.  K-, 
1>-  .'i.  T-, 


F-  re.sp.  V-,  PIi-. 


Fa  (Va,  Pha),  Fe,  Fi.  Fo,  Fii. 

Vgl.  audi  die  (irniipeu  Fach,  Fag,  Fah,  Faj,  Fan,  Faw. 

F  sp  n.  (m.):  hoher  Grad.  Seine  Sache  us-em  F 
verstau.  Schläge,  eine  Ohrfeige  us-em  F.  Das  ijät 
us-em  (oder  i"  's)  F,  geht  scharf  her.  .Auch  verdoppelt 
FF  cpep.  allg.  ,Dass  die  Leute  Preise  stellten  aus 
dem  FF,'  Gotth,  Auf  Personen  gewendet:  Eine''  us-em 
F,  der  seine  Sache  vorzüglich  versteht,  Pfiffikus, 

Hergenommen  von  den  musikalischen  Zeiclien  /,  ß'  für 
, forte,  fortissinio',  siark,  selir  stark. 

Fä  s.  Farn.  va  s,  von.  fa  s.  tui-fniKjiiKj. 
fä   s.  fall,  fiihii. 


Buchstabens  ,v,    -    Betr.   das  Ge- 


eli  s.  Viole  II. 

:  herum-  und  ausscliweifende 


Van:    Name  d 
schlecht  s.  bei   A. 

Ve  s.  Vieh.  V 

Fei  fai  f.   -  PI. 
Weibsperson  Ap. 

Schwerlich  mhd.  fii,  feie,  Fee,  da  dies  romanische  W. 
in  der  deutschen  Schweiz  nie  heimisch  gewesen  ist  und  der 
Begriff  zu  tief  gesunken  sein  nuisste;  eher  zu  ftieii. 

fei  s.  flu.        Feiel  s.  Fijel. 

feien  faia,  ßje,  feije  BSi. :  1.  siiielen.  im  Scherz 
mit  einander  kämpfen,  bes.  von  jungen  Hunden  und 
Katzen  Gu;  Üyn.  f/öleii,  f)öpen,  t/aiigglen,  galfeii;  docli 
auch  von  Lämmern  (OkD.)  und  von  Kindern  (GfiPr.). 


633 


Fa,  fe,  fi.  fo.  fu 


684 


D'  Chat::  fajet  mit  dr  Müs  Gr.  Von  erwacliscnen 
Menschen:  mit  Kindern,  auch  mit  Tieren  spielen  GWa. 
—  2.  die  Hände  zerwerfen,  sieh  lebhaft  geberden 
ÜRPr.  —  3.  herumschwärmen.  Urne  f.  BRi.  ,Hin 
und  wider  feyen,  ultra  citrave  pervolare.'  M.\l.  — 
4.  ohne  Zweck  be springen,  wie  die  Kühe  eine 
andere  Kuh,  welche  brünstig  ist  BSi. 

Lässt  sich  nicht  auf  mhJ./e/iCTi,  befeinden,  ziiiückfiihron, 
obwohl  dieses  einmal  (hei  JLenz)  in  der  Schruiliung  ,fcyen' 
vorkommt.  Die  schwäb.  Form  unseres  W.,  faiijf-n,  Iterechtigt 
uns  aueli  nicht,  auf  ahd. /«(/i/iön,  sich  (innerlich)  freuen,  zu 
greifen,  zumal  ;/ blosse  Vergröberung  aus  y  sein  kanu.  Lant- 
lich  und  begrifflich  empfiehlt  sich  am  besten,  unser  W.  für 
eine  Form  von  fähen,  fäje",  fe--e",  d.  i.  fangen,  zu  nehmen  i 
vgl.  n-hwe'ie",  schwe^-e,  echwäji'",  ein  Tuch  schwingen.  +  cha- 
rakterisiert sich  als  zweckloses  Spiel.  —  Abi.  V  l'ii  im 
Sinne  von  3. 

Ge-fei  G'f'ei,  TJmhag'fei  n. :  Hinundherlaufen, 
Herumschwärnien  BEi.;  z.B.  wenn  man  eine  wider- 
spenstige Kuh  treiben  soll,  die  immer  ausreissen  will, 
so  dass  man  ihr  nachlaufen  muss.  Das  liet  es  G'fei 
abg'setzt!  Vgl.  aber  auch  Ge-fcch. 

Feier  Faier  m.:  ein  Wilder  Mann.  Dr  F.  lät 
cV  Fuchs  üs!  droht  man  Kindern,  welche  nach  dem 
Betglockengeliiut  Abends  spät  sich  noch  im  Freien 
herumtreiben  Gl.  F.  (PI.):  Waldgeister,  Erdmänn- 
chen Gr;  vgl.  Fänggen. 

F.  wird  in  der  Gl  RA.  der  Wilde  Mann  sein,  der  nach 
altem  Glauben  eine  Herde  von  Tieren  des  Waldes  hütet  wie 
der  Hirt  zahme  Tiere:  sjtäter  mag  er,  wie  viele  andere  Ge- 
stalten, iu  Zshang  mit  dem  Wilden  Heer  gebracht  worden 
sein.  Aber  an  Abi.  von  Fee,  lat.  yiito,  ist  nicht  zu  denken, 
da  auf  räto-rom.  Boden  lat.  -ttta  nicht  wie  im  Franz.  zu  »'c, 
resp.  e»  geworden  ist. 

Veiel,  Veieli,  Veietli,  Veienönli,  Vi-eli, 
Vi-elette  s.  Viöle  II. 

veiolen  iime-veiöle:  herumfahren  BsStdt. 

Wenn  die  Angabe  t^i  zuverlässig  ist,  von  Vinti  I  mit 
Bez.  auf  wandernde  Musikanten.  Doch  s.  auch  fagUhn  und 
oben  feien. 

fi  s.  flu.        fi  s.  pfi.        vi  s.  vil. 

Fiangse:  Fayence  Bs.  —  fiangsig:  da.s  entspre- 
chende Adj. 

vi-elen,    vijelen    s.  bei   Viöle  IL  Fi-end, 

fientsch  s.  Find.        Viöhili  s.  Viöle  II. 

Viole  I  f.:  Musikinstrument,  Altgeige.  ,Dass  Mstr 
Jörg,  der  tischmacher  [in  Bern]  üch  [Zwingli]  4  fiolen 
od.  gross  gygen,  zuosanmien  gcstinipt,  wellte  machen.' 
1528,  Er.Li  Act.  ,Uie  krünmie  der  hörnen  sind  also 
gestaltet,  als  ob  die  weite  zwüschend  den  hörnen  mit 
einer  violen  niöcht  aus.sgefüllt  werden.'  Tierb.  l.'JGS 
(mit  entsprechender  Abbildung).  ,lteni  violen,  eiteren, 
so  domolen  erst  ufgiengen.'  FPlatt.  I(il2.  —  Aus  dem 

Ital.    (iHula).      Vgl.    veiolen. 

Viöle  n  f.  —  1.  a)  FiöZeA.iSins;  GoRh.;  JC'Näi;. 
1738,  Fjo?«  Ap  tw.;  G  Vocab.  1799.  mit  Diminutivform 
ViöK  Ai-;  G;  Sei!  (ö*),  Viökli  GSa.,  We.,  Wsst.  ("'"). 
b)  Viöhili  GSa.  c)  Viöne  L,  Viöndli  Aa;  Bs;  B; 
Gl  (Viü^ndli);  VOrte  (LRigi  Viöndrli;  U  Vi-entli);  Z. 
d)  Vihnndli  GT.;  ZU.,  Vi.joiili  SThierst.  e)  Vinöli 
GRh.,  Vinondli  AaKI.  ,Viniönlin.'  Mkv.,  Wint.  Chr., 
Vineiiöndli  ZNer.,  Mi/enöiidli  ZW.,  Vinehö)idli  ZBiil.. 
Dättl.,  re'(™,;«/i  Z  Wyl  b.  Rafz.  f)  Visenöndti  Xa 
Fis.;  ZHiint..    ]'ixeirti(iiidti '/AXast    g)   l'ü/o/e  (i  oKh., 


Viadeli  GSa.  —  2.  a)  VieJi,  Vy^U  B  ö.n.viO.;  F; 
Gl;  VOrte  (Ndw  'Vijili,  Engelb.  Ve'ijeli);  Gr;  GG.; 
S;  W;  ZKn.  b)  Ve'iel  üv«.  VeHAi  Aa;  Bs;  BM., 
U.;  GRHe.;  G;  Sch;  S;  Zstw.;  Z,  Ve.fi  GSa.;  USpir. 
c)  Vile  W.  d)  Vigeli  \i;  VeHgeli  G;  Sch.  e)  Ve'ietli, 
Ve'iedli  Bs,  Vientli  U:  I.Veilchen,  viola,  zunächst 
a)  das  wohlriechende,  v.  odorata  [Viole  AaSIus; 
GoRh.,  Viöle  A?,  Viöflijli  Av;  G;  Sch(-ö^-);  SchwE., 
Viönli  Aa;  Bs;  Gl;  L;  G;  Schw;  Uw;  U;  Z,  Vinönli 
Aa,  Vinehönli  Zßül.,  Dättl.,  Vi,,cnünh  ZW.,  Vidnle  G 
oRh.,  Vieli,  Veieli,  Vile,  Vicntli  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  G; 
ScHwE.;  S;  üw;  U;  Zo);  etwa  mit  dem  Zusatz  zams  L 
od.  g'schtiiöckets  LE.;  Schw;  U.  Blüwi  Aügu"  ivie  Vile 
W.  Über  's  Jar,  über  's  Jar,  iirnn-me"  Veigeli  zupft, 
komm-i''''  tnderum  zue  dir.  Volkslied.  .Ich  han  ein 
flniönlin  in  niinen  henden  g'hept.'  Mkv.,  Wint.  Chr. 
,Das  geringste  Viönlein.'  JUlr.  1727.  Man  gibt  den 
Kindern  zur  Erleichterung  des  Zahnens  eine  Veilchen- 
wurzel, bzw.  ein  Bündelchen  mit  solchen  in  den  Mund. 

—  b)  Vieli:  Bergveilchen,  v.  alpestris  GrD.  — 
c)  Viönli  Schw,  u-ilds  Vieli  ScnwKüsn.:  Ackerveil- 
chen. V.  arvens.  (auct.).  —  d)  gel^s,  tvilds  Viönli:  v. 
biflora  et  granditlora  BO.;  LE.  (Durh.).  —  e)  Viöhili 
GSa.,  fg'Jstinknigs  (u-ilds)  Veieftjli  Aa;  Bs,  g'stinlcigs 
Viönli  S,  uilds  Vi('njöli  G,  Visenönli  AaFIs. :  v.  ca- 
nina.  —  f)  ung'schmöckets  LE.;  Schw,  g'stinkets  U, 
ii-ilds  Viönli  Z:  haariges  V.,  v.  hirta.  —  g)  Veieli 
ZNer.,  Viadeli  GSa.,  iceisches  Viönli  GT.:  Stief- 
mütterchen. V.  tricolor.  .Freissamkraut,  so  man 
denkenblüemle  nennet  oder  andere  viönle.'  Tiekb. 
1.5(53.  —  2.  Goldlack,  cheiranthus  Cheiri  {Vione  L, 
Viönli  B;  Gr,  Vigeli  Ap,  Veieli  GO.  u.  oRh.).  etwa  mit 
dem  Attribut  gel"',  briin,  auch  als  Zss.  Gelceieli  Bs.  — 
3.  Levkoje,  matthiola  ( Ftü«7i  Aa ;  Bs;  B;  Gl;  GSa., 
Viöhili  S,   Vieli,   Veielfi)  AxAsli:;  BE.;  Gl;  GU.;  Sch). 

—  4.  Veiel:  Nachtviolo,  hesperis  matronalis  Sch. 
Ans   lat.  viola,    sowohl  Veilchen    als  Levkoje.     Auf   der 

rechtmässigen  Betonung,  aber  mit  Dehnung  bzw.  Diphthon- 
gierung des  Stammvoc.  i  beruhen  mhd.  viole  nebst  einer 
Masculinform  viul  und  die  Gruppe  2  unserer  Formen  sowie 
das  nhd.  .A'eilchen';  in  Vile  sind  '2  Silben  in  1  zsgez.,  während 
umgekehrt  durch  ein  aus  i  entwickeltes  j,  bzw.  dessen  Ver- 
gröberung (/,  der  Fortbestand  derselbsu  geschiitxt  ist.  Das 
Dim.  gab  in  seiner  vereinfachten  Form  Vieli  f.  Vtel-li  Ver- 
anlassung, dass  bloss  l'i  als  der  Stiimin  angesehen  wurde; 
dies  ermöglichte  die  Bildung  Vei-et-.  Gru|ipe  1  setzt  Ver- 
schiebung des  Tones  auf  die  2.  Silbe  unter  gleichzeitiger 
Dehnung  ihres  Voc.  nach  ital.  Weise  (viölu)  voraus:  gleich- 
wohl kehrte  der  Tou.  nachdem  die  Form  gebildet  war,  tw. 
wieder  auf  die  1.  Silbe  zurück,  was,  wie  die  wunderlichen 
Ausgestaltungen  der  genannten  Silbe,  auf  der  Aufflxssung  dos 
W.  als  einer  Zss.  beruht;  s.  nocli  Avifinli  usw.  (Sp.  lO.')), 
Ädeli  Sp.  85  (aus  Viadeli,  dies  aus  Viitole,  Viöle);  Fröleli. 
Gruppe  1  ist  schon  im  XVI.  vertreten:  ,F5'ünli(n).'  1531/GO, 
Psalm.  , Viönle,  viidbliiom:  viola.  Violgart:  violarium.'  Fris. ; 
Mal.  .Veiel,  veilgen,  viönlein,  viol:  viola,  benoolens  lloscuhis 
veris.'  Red.  IGG'J.  In  Viüle  ist  der  Umlaut  durch  die  Di<u.- 
Form  eingedrungen.  —  Die  männl.  Form  ist  aus  dem  Mlul. 
noch  (auf  engem  Gebiete)  erhalten  in  t'iiel,  auf  weiterem  iu 
der  Zss.;  sonst  herrscht  das  weibl.  Geschlecht  vor:  die 
Formen  auf  (/)i' siiul  dim.  —  Die  unter  2,  3,  4  aufgezählten 
Blumen  haben   mit  dem  Veilchen  den  Geruch  gemein. 

A  c  li  e  r  - ,  A  c  k  e  r  -  Vieli  Zu,-  Veieli,  -Viönli  ( D  r  r  n . ) : 
.\ckerveilchcn,  v.  arvensis. 

Ottere"-l'ic/t.'  Hundsveilchen,  v.  caniiia  GG.  — 
Vgl.  das  Syn.  ij'slinl.-ein  ViOnli  uml  die  RA.  »Huhn  irie  en  U. 
(Sp.  .-,8!!). 


IJ35 


Pa  -fu.     Pal)     Fub 


636 


H  u  Ulis- IViWJ.'  Huiidsveilehcii,  v.  ciiidna,  silv. 
Aa;  tiT. 

.Merzen -Vi ölen.  Viönle:  nigra;  violse.'  Fris. 
(1.  i.  V.  odorata. 

Biine°-F(eH  Ap,  -Veieli  Av;  G:  1.  üoldlack, 
clieirantlius  Clieiri  Ar.  —  2.  bunte  Feigbohne,  lu- 
pinus  varius  (i. 

Für  1  rührt  der  Name  ilavnn  her,  ilass  Jie  Pflanze  Schoten 
bildet;  bei  2  hat  Umstollung  und  Umdeiituujf  des  mbd.  rtc- 
'flH  ''ö"''  Statt  gefunden. 

Berg-„Fwfe  Bü.;  LE.",  -Vidi  B  ö.  u.  wO.,  -Viiinli 
(DuRH.):  V.  alpestris  BSi.  und  nach  der  Farbe  unter- 
schieden, gcl"'i  B.,  V.  grandiflora  „BO.;  LE.",  brüni  B., 
V.  calcarata,  coenisia  „BO." 

P  fingst- Fej'eK:  I.Levkoje,  matthiola  GWyl. — 
2.  Naehtviole,  hesperis  GWe. 

Samme  t- FjeZ(,  -Veieli:  Stiefmütterchen,  v.  tri- 
color  GG.;    Zg.     Man    unterscheidet   icihli  und  zami. 

—  Syn.   Samiint-Adeli,   -Biüciiili. 

Toten-  Dote"-VeieIi:  Immergrün,  viuca  minor  Bs 
Birseck. 

Teils  wegen  einiger  Alinlichkeit  der  Blüte  mit  dem  Veil- 
chen, t.  weil  Immergrün  auf  den  Gräbern  gepflanzt  wird,  so 
benannt.     Syn.   Tutcublikmli. 

,Wunder-Viole:  flos  Mexicanu.s,  Jalapa.'  JCStlz. 
1772,  d.  i.  gemeine,  zweifarbige  Wunderblume,  la  mer- 
veille  de  Perou. 

veielett:  violet  Bs.   —   Aus  frz.  inolct. 

„Vijelette"  BO.",   Vieläte«  BEL  =  Viole  11  1  a. 

—  Aus  dem  Frz.   (moletii).     .Violetens.'   Fris. 
viönlen  viendle  U,   ve'iele  Aa:    1.  Veilchen  sam- 
meln U.  —  2.  stinken  .^xStauf.   —   2  iron. ;    vgl.  fijel. 

F  i"i  s.  Füll.         vo,  vu  s.  rmi.        Fö,  Fü  s.  Fön. 
f  u  s.  jifii- 


Fab  (val)),  feb,  flb,  fob,  fub. 

Fal)i,  Fabscli  m..  dim.  Fabeli:  m. 'i'aufn.,  Fabian 
Gl.  —  Fabacli  in  verächtlichem  S.  —  ^Fi'lie,  I\Me  F"  wird 
als  Fäbi  verstanden  werden  müssen. 

,Fabian,  Meerkatz,  cercopithecus.'  Denzl.  1677; 
1716.  —  Umgestellt  aus  .Pavian',  Das  Tierb.  1563  an- 
erkennt nur  diese  Form  (.pavyon'). 

Karfritag-Pabilla  f.:  hölzernes  Instrument,  wel- 
ches in  der  Zeit,  wo  in  der  katholischen  Kirche  von 
allem  Glockengeläute  Umgang  genommen  wird,  die 
Klingel  bei  der  h.  Messe  ersetzt;  es  besteht  aus  einem 
mit  doppelarmigem  Schlägel  versehenen  Brettchen,  das 
hin  und  her  geschwungen  wird  W. 

Syn.  Klefele;  liuffle;  Hutn-he.  Viell.  nach  dem  ßuhiMiim 
(lat.),  Wedel,  benannt. 

fablen  fäWe  GrL.,  fapple  „B";  GrS.:  1.  Unnützes 
oder  unnütz  reden,  a)  leere  Versprechungen  ma- 
chen B.  —  b)  Schnurren  vorbringen.  Spässe  er- 
zählen „LE.";  GA.,  T.;  Z;  du  chast  NM  ireder  spotten 
und  f.  ZG.  , Zoten,  foppen,  fahlen.'  UBkägger  1788. 
— ■  c)  sinnlos,  ungeordnet  seh watzen,  unverständ- 
lich sprechen,  wie  z.  B.  ein  kleines  Kind,  ein  Träu- 
mender, eilfertig  und  ver,ständnisslos  lesen  Gr;  Uw; 
Z,  unniitig  reden:  Fs  lirücht  .<(■"''  da  Nüd  z'  fidile, 
.sagte  der  Präsident.  iji»\d  use,  /■''  lii"-i)ii''''  nüd  ifwont. 


e  Ding  ziveimal  z' säge.'  XVIIL,  Baurengespr.  —  l.iime 
f.:  mit  den  Gedanken  umherschweifen,  flatterhaft, 
zerstreut  sein  BO.;  „LE." 

we-:  wimmern,  klagen,  jammern  GF. ;  Th  (mit  dem 
Nebenbegriff  der  Übertreibung  oder  Ver.stellung).  — 
Syn.    tveH'den. 

Fahler,  Fabli  m.:  1.  Schwätzer  GWa.;  ZO. 
—  2.  Spassmacher.  lustiger  Erzähler  GA.;  Z.  — 
3.  flatterhafter  Mensch  BHk. 

Fablete  Fappleti  f.:  das  Vorbringen.  Lesen  von 
unnützem  oder  unverständlichem  Zeug  GrV. 

fabelhaft  „LE.".  fablig  ..B;  LE.",  g'fablig  Uw: 

1.  gern  und  viel  .fabelnd'  „LE.";  Uw.  —  2.  flatter- 
haft „B;  LE." 

fabulieren:  Lügen  erzählen.  Schimpfr.  1651. 

Fabrik,  Fabrigge  Bs;  BStdt,  Faheriggr  Gl,  sonst 
Fahfejrik/  —  f.:  1.  (abstr.)  a)  Erstellung  eines  Ge- 
bäudes, spec.  der  der  Erstellung  und  der  Unter- 
haltung eines  kirchlichen  Gebäudes  dienende  Fond. 
.Die  fabrik  und  die  jifruonden  betreffend.'  Vad.  1II.5'21. 
.Dise  strafen  [Bussen]  konnnend  der  stift  [des  Chor- 
herrenstiftes]  fabric  und  buwampt  zuo  guotem.'  1573, 
Z  Staatsarch.  —  b)  textile  Fabrikation.  Zu  aller- 
hand fabriijuen  geordnete  stuben  und  gemache.'  1656, 
JSpyri  1871.  ,Wylen  die  F.  im  Waisenhaus  der  meiste 
Teil  US  dem  Weben  bestände.'   1662,  Waisenh.  Z.  — 

2.  (concr.)  a)  Produkt  der  Fabrikation,  Fabrikat. 
.In  Welschland  führ  ich  hin  die  Waareu  diser  Statt, 
die  F.  unsers  Volks  von  Seiden  und  Borat.'  JEEscii. 
1692.  —  b)  Machwerk,  in  verächtlichem  S.  Uw.  — 
c)  Gebäude,  in  welchem  viele  Hände  und  Maschinen 
zur  Erstellung  von  Industrieprodukten  im  Grossen  ver- 
wendet werden,  bes.  Baumwollspinnerei  (Syn.  Ma- 
schine); Cotonnedruckerei. 

Für  B  erklärt  sich  die  .\usspr.  mit  t  nur  durch  moderne 
Entlehnung  aus  dem  Frz.  (Jidßriquc).  —  Bed.  1  a  gilt  ancli 
im   Frz. 

Fabrikant.  Fahrik/<int  LG.,  Fabli-  Aa  —  m.: 
Einer,  der  im  Grossen  Baumwoll-  oder  Seidentücher 
weben  lässt;  doch  werden  ausser  den  Weber-  (Ap) 
auch  Stiel;-,  Züiidhijlzli-  und  sogar  .S'cÄüey;c)j[Schin- 
A.a\\\\-Fabril;aHten  genannt. 

Fabrikler  m.,  Fabrikleri".  -ere  f.:  Fabrik- 
arbeiter(in)  Aa;  Ap;  L;  Z. 

fabrizieren, /aferittej-e  T,  fablisiere  Aa;2iO.:  wie 
nhd.,  doch  bes.  mit  Bez.  auf  die  Textilindustrie. 

Die  (auch  in  Tirol  übliche)  Form  mit  (  geht  auf  Fabrli, 
die  auf  Wechsel  des  Organs  beruhende  Nbf.  zu  Fabrik,  zurück. 

Peber  Bs,  sonst  Fieber  n. :  wie  nhd.  En  Rüsch  ist 
besser  [erwünschter]  nieder  [als]  es  F.  Z.  Dim.  Feberli 
mit  Beziehung  auf  ein  Kind,  abgesehen  vom  Grade  Bs 
(auch  Spreng).  Das  Meideli  liet  Fieberli  g'lia"  und 
leidigi  Gichter.  Hebel.  D's  hitzig  F.  B.  ,Das  viertägig 
feber.'  Vogelb.  1557.     BildL:  Rausch  Z. 

Mhd.  fiehcr,  Seiten  ßiier  aus  lat.  fehris.  Die  Form  mit 
dem  unveränderten  Voc.  des  Lat.  einst  bei  uns  allg.,  so 
z.  B.  1527,  Absch.;  1.531/48,  Matthä.  (1548  in  V.  Mos.  unser 
W.  ersetzt  durch  .brennende  sucht');  ,kam  mich  ein  feber 
.an'.  FPlatter;  ,kalt  und  warm,  als  ob  er  das  feber  hett.' 
Vogelb.  1557;  .das  feber  oder  das  kaltwee.'  Fris.  ^  ,den 
frörer'.  Mal.,  welchen  Redinger  noch  ,ritt'  als  Syn.  beifügt; 
,niit  einem  hitzigen  feber  entzündt.'  RGualth.  1584;  .JZiegl. 
1C4T;  ClScIiub.  Ifilti).  Völlig  an  die  gelehrte  Spr.  sehliess» 
sich   (JKdlili. :   .krank    vui   febris.' 


637 


Fab— füll.     Fiicll— fuch 


638 


Kill-:  I.  F  leckt  yiihus,  eine  schwerere  Form 
des  Tyiihus,  f.  —  2.  bil.ll.  scherzhaft  =  Faulheit  Z. 
\'gl.  Schuel-,  Stan(ie)i-. 

I  durch  Übersetzung:  des  niljit.  Ausilruckus  /fhi-tH  jiiiln'iln, 
welcher  sich  auf  die  {gewöhnlich  erlVdgende  lilutziTsetzun;^ 
liczieht. 

Glider-  Gled-:  rheumatisches  F.  Ar. 

Kalber-:  1.  Fieber,  welches  die  Kühe  nach  dem 
Kalbern  etwa  bekommen  Z.  —  2.  „Ochsenfieber,  das 
Frösteln  nach  dem  Mittagessen  Z."    Syn.  Kaiher froxt. 

Knüsel-  Cluiinel-:  Flussfieber,  Katarrh  BHa.  — 
Kn'il^el,  Schuupfen. 

Brust-:  jede  entzündliche,  mit  Fieber  verbundene. 
acute  Brustkrankheit  GTa. 

Kisel-:  Friesel,  miliaria,  rubeola  AABb.;  Ap; 
GSev. ;  U;  Z.  —  Aus  , Friesel'  umgedeutet,  mit  KUcksicht 
auf  die  Knötchen,  welche  auf  der  Haut  erzeugt  werden. 

Sucht-.  ,In  dem  Ao  1771  icrassierte  unter  den 
Menschen  die  Ruhr  und  S.,  so  dass  viele  Mensehen 
daran  haben  sterben  müssen.'  Schumi  1869. 

Schnei-:  bildl.,  scherzli.,  Abneigung  eines  Kindes 
gegen  den  Schulbesuch  Z. 

Schlich-,  Seh  lim-:  ein  leichterer  Grad  von 
Typhus  Z. 

Schwülen-:  Schwielen  erzeugendes  F.,  Nessel- 
fieber, Urticaria  Z. 

Stich-:  Aufregung,  in  welche  ein  Schütze  gerät, 
wenn  er  die  Schüsse  in  die  , Stichscheibe'  tun  soll. 

Stangen-:  scherzh.  bildl.,  Erektion;  syn.  üfstiycdi 
Gidanke"  Ar;  Z. 

Zer-:  Schleichfieber,  Typhus  Z. 

fieberen:  phantasieren,  irre  reden  Bs;  Z. 

fieberig:  wie  nhd.  .Glich  einem  febrigen  men- 
schen.'  1527,  Absch. 

Fab  seh  s.  Fahi. 


Fach  (vach),  fecli,  fich,  focli,  t'uoli. 

Vgl.  auch  die  Gruppe  Fah   usw. 

Fach  f.:  Fang.  ,Der  abt  ist  lantrünüg  | landes- 
flüchtig] worden  und  ist  in  aller  fach  [mag  von  Jeder- 
mann gefangen  werden],  ist  brys.'  Zwinuli  1529. 
Streifzug.  ,Am  donnstag  morgen,  da  die  fachen  an- 
gestellt wurden.'  G  Stiftsarch. 

Mhd.  vädi.  Zu  fähcH.  —  Im  Fischh.  1563  (,dass  auss 
dem  häring  faach  2000  menschen  sich  erhalten  habind')  als 
Masc.  oder  Ntr. ;  entw.  jenes  nach  Analogie  des  auf  der 
nämlichen  Buchseite  verwendeten  Syn.  ,häriugfang',  oder 
dieses  durch  Vermenguug  mit  Ftii'h,  im  genannten  Buche 
(es  ist  die  Rede  eben  von  der  Häringfischerei)  eben!'.  , faach' 
geschrieben. 

fach,  fach  s.  fühcn. 

Fach  (Facht),  z.T.  Fach  —  Fl.  Fach  (Facht), 
s&\ttiWir  Fächer  —  n.:  I.Teil  von  verschiedenen 
körperlichen  Gegenständen,  a)  Fach  Aa;  W. 
Facht  und  dim.  Fdchtli  Aa;  Ar;  Bs;  (jl;  L  (auch 
Fächteli):  Z.  Fachtli  Sch  (Kiru'nn.),  G'fächtli  Z:  Be- 
standteil eines  zsgedrehten  Fadens,  eines  Stranges 
von  Garn,  einer  Schnur,  eines  Seiles,  Syn.  Trom. 
„Mit    einem,    zwei  Fach    lisnien:    mit   ein-  oder  zwei- 


fachem Faden  stricken."  .Ein  Fächtli  ist  gebrochen': 
einer  von  zsgenommencn  Fäden.  2  Fächtli,  2  zsge- 
nomniene  Fäden  Gl.  Ist  's  Garn  rein  y'spunne",  so 
mucfis-mer  [man]  htm  Zwirn  ei's  bis  su-ei  Fach  me 
Hc'^  Aa.  Eine  Bäuerin  verschloss  ihren  Faden  in  die 
Tischschublade  und  Hess  für  den  Schneider  nur  ein 
Stück  heraushangen;  da  Hess  dieser  das  ,Fach'  hinein- 
wischen und  gieng  spazieren.  Fadensträhne  Z;  Syn. 
Triimli.  Eine  einfache  Schnur  Sch.  Insbes.  ein  Fach 
(iarn  (bzw.  ein  kleiner  Knäuel,  zu  welchem  aufgewickelt 
ein  solches  beim  Krämer  zu  haben  ist),  beim  Stricken 
zum  gewöhnlichen  Mass  hinzugenoramen,  um  einzelne 
Teile  des  Strumpfes,  bes.  die  Ferse,  fester  zu  machen 
Bs;  Ij;  Z,  in  Aa  Köll.  iV«-c- [Nachhin-]  7'V(c7i??f.  — 
As  Fach  Betiichorlini,  eine  Reihe  Körner  an  einem 
Rosenkranz  (B'etli)  \V.  Ein  Fach  od.  Fächtli  Chrälleli, 
(zum  Verkauf)  aufgereihte  kleine  Glaskorallen  Ae;  Bs; 
„B;  F;  ScH;  Vw;  Zg;"  Z.  , Zu  verkaufen :  eine  drei- 
fache güldene  Kette,   ganz  oder  fachtweis.'    1732.  Bs. 

—  b)  Falte  eines  Schleiers  oder  aus  Falten  be- 
.stehender  Schleier.  „Fächtli:  Trauerschleier,  den  die 
Frauen  bei  Begräbnissen  tragen  GT."  f.  .Wo  jenian 
kein  [irgend  einen]  sleier  vaehet,  dass  er  von  jedem 
vach  [Falte]  zwen  Schilling  geben  soll  und  soll  man 
den  sleier  in  sine  rechten  vach  legen.'  Z  Ratserk.  134'2. 

—  c)  Fach  am  Mühlrad,  pinna.  Sulger.  —  d)  ,Ex- 
cipulus,  ein  fach  oder  feimer,  gutteren  [Flasche], 
darein  das  roswasser  oder  dergleichen  empfangen  wirt, 
wenn  man  distilliert.'  Fris.  ;  Mal.  —  e)  Facht  G,  in 
Aa  auch  G' facht,  dim.  Fächli  und  Fächtli  Bs:  Teil 
eines  Kastens,  Schrankes.  Gestells,  einer  Schublade; 
Syn.  Tat,  TÖtli.  's  Brieggeli  und  's  Lächeli  [die  weiner- 
liche und  die  lachende  Miene]  sind  heidi  in  eim  Fächeli 
(Var.  Chächeli)  BBe.  Vum  cMlnste  Fach  ist  Alles  rolle 
bis  a"  's  Tach.  KMev.  —  f)  Teil  eines  Hauses.  ,Wenn 
es  seinen  Schopf  [Schuppen]  in  ein  sogenanntes  Fach 
[eine  Wohnung]  einrichtet.'  Z  Gerichtsakt.  .Übernehme 
auch  Reparaturen  jeder  Art  in  Dach  und  Fach.'  Senw. 
's  Hus  under  Dach  und  Fach  bringe  AAEhrend.  ,Den 
Chor  [der  Kirche]  in  vach  und  gemach  halten,  so  dick 
es  die  notdurft  erfordert.'  L  1531.  —  g)  Zwischen- 
raum zwischen  den  Balkon  eines  Rigbaues  AABb.; 
L.  .Dieselbige  Wand  bis  an  das  F.'  LE.  —  h)  mar- 
kierter Teil  eines  Grundstückes  von  Kulturland, 
eines  Weinberges,  Gemüsegartens.  As  Fach  liiehleni 
[Rübchen]  in  einem  Garten  W.  Ein  F.  Reben  ist  ein 
zshangendes,  abgegrenztes  Besitztum  ohne  Beziehung 
auf  die  Grösse;  vgl.  dag.  Kammer.  ,R(.'ben  genannt 
das  alt  fach.'  Urk.  ZZoll.  1416.  .Reben  genempt  das 
Langvachh    zu    Küssnach.'     Jahrzkitiuicm    Rajipersw. 

—  2.  Fach,  Fach.  Facht :  Vorrichtung  zum  Fisch- 
fang, wesentlich  bestehend  aus  Flechtwork.  Hürde, 
ein  Verschlag,  Gehege  in  Seen  und  Flüsse  (selten 
auch  in  Bäche)  hinaus  gebaut,  im  fliessenden  Wasser 
einfache  Wände  zur  Herstellung  von  ruhigem  Hinter- 
wasser, in  den  Seen  im  seichten  Wasser  je  2  Wände, 
aus  halbmondtörinig  in  den  Boden  gesteckten  Tann- 
ästen einen  sieh  verengenden  tiang  bildend,  dessen 
Schlund  durch  eine  Reuse,  einen  Hären  (Sacknetz) 
abgeschlossen  wird.  allg.  .Fach,  machina  ad  capicmlos 
pisces  parata.'  Id.  II  .Fache'  aus  Gerten  geflochten, 
an  der  Halde  gegen  die  Tiefe  des  Rheines  aufgestellt, 
so  dass  die  Wände  nach  oben  sich  nähern  Tu.  bes. 
znr  Winterlisclierei.  Fachen,  aus  Weiden  und  Ästen 
getlochtcM,  Syn.  Kric:e  'An.  .Hie  Anwobiier  des  h'hcines 


639 


Fach,  fecli.  tich.  focli,  fuch 


640 


uuil  lU'i-  Jll  stellen,  sobald  die  (iruiidt'iu-elle  den  Bo- 
donsee  im  Frühling  verlässt,  von  beiden  Ufern  her 
gegen  die  Mitte  des  Flusses  ihre  .Fachten'  aus.  J.  i. 
0 — 7'  hohe  Wände  von  Weidengeflecht,  die  durch  ein- 
gerammte Pfähle  befestigt  werden  und  in  der  Mitte 
zum  Dui'chzug  des  Wassers  eine  wenige  Fuss  breite 
(iflnung  lassen,  vor  welche  die  .Bären'  gesetzt  werden.' 
Härtm.  l.S'27.  Ähnlich  in  GrD.  (B.  II  48).  ,r)ie  Fächer 
alle  Jahr  uf  StJakobs  Tag  und  nit  darvor  machen, 
.sy  auch  auf  StMartins  T.  widrumb  schlyssen  und 
rumen,  damit  Niemand  Schaden  bescheche ;  die  F.  aber 
im  Seewasser  mögen  uf  St.'^ndreas  T.  geschlissen 
werden.'  LB.  Davos.  .Riser.  Fache  od.  G'wellstetten': 
die  mit  Reisern  ausgefüllten  Verpfählungen  von  250 
bis  .300  Quadratfuss  im  Umfange,  in  welchen  bei  stür- 
mischer Witterung  die  Fische  eine  Ruhestätte  suchen 
Th.  Die  Z  Fischenzenpächter  werden  von  Zeit  zu  Zeit 
aufgefordert,  die  ihnen  gemäss  der  Fischerordnung  zur 
Herstellung  obliegenden  ,Ferri  und  Faach'  bis  zur 
nächsten  Bannzeit  vollständig  auszurüsten  und  sich 
zu  diesem  Ende  mit  Tannroisern  zu  versehen.  Ein 
.Fach',  ein  ganzes  System  sackförmig  in  Spitzen  aus- 
laufendes Flechtwerkes  befindet  sich  z.  B.  neben  der 
Eapperswyler  Brücke  im  ZSee.  Bas  Kloster  Inter- 
laken  hatte  im  .Fächlein',  einem  kleinen  steinernen 
Gebäude  oberhalb  des  Städtleins,  wo  ein  grossartiger 
Reusenbau  in  der  Aare  angelegt  war,  seinen  eigenen 
wohlljestellten  Fischfang.  JR  Wyss  1816.  Die  ä.  Rcchts- 
qaellen  sind  reich  an  Bestimmungen  über  Fache,  bes. 
auch  weil  durch  dieselben  oft  die  Schitffahrt  auf 
Flüssen  gehemmt  wurde;  vgl.  überfachen.  .Piscatura 
in  Lindemaco  [Lininiat]  qua  dicitur  vach.'  Z  ca  1'210. 
,Swer  [wer  immer]  dehein  nawen  [grosses  Schiff]  ma- 
chet, der  sol  den  n.  henken  [befestigen]  in  die  Stat 
ans  vach  ald  an  die  swiren  [Pfälile].'  lo'23,  Z  Ratserk. 
.Die  Gottlieber  vächer.'  13o.j,  Constaxz.  Lehenbr.  .Die 
Lindmag  sol  och  an  dheinen  enden  mit  fachen  über- 
schlagen werden.'  XV.,  Z.  .Was  brest  sich  begipt  von 
fachung  wegen,  so  den  schifi'weg  irren  möcht.'  ebd. 
.Gerten,  darmit  sy  die  fach  bessren  mugent.'  Offn. 
Gottlieb.  1521.  Auf  dem  Tag  zu  Baden  1522  klagt 
Einer,  dass  der  Genuss  seiner  Fischenzen  im  Rhein 
durch  Zerbrechung  seiner  .Fach'  geschmälert  werde. 
.Dass  die  flscher  ihnen  mit  den  vesern  [1.  .vechern'] 
grossen  schaden  zuefüegen.'  1532,  Strickl.  .Im  fruh- 
ling  und  herbst  ein  klafter  lang  vom  land  in  das 
Wasser  [den  Rhein  bei  Felsberg]  fach  zue  machen 
und  reuschen  am  eingange  drei  tinger  weit  zue  legen.' 
Urk.  153'2.  .Das  nieman  in  unserm  land  in  kein 
Wasser,  noch  zue  keinem  wasser  kein  fach  schlachen 
noch  machen  soll,  ouch  nit  schwiren.'  1542.  Srnw  LB. 
.Die  Häring  werdend  von  den  fischeren  zuo  dem  faach 
gereizt.'  Fische.  1563.  .Ehe  die  bruggen  hinüber  ge- 
macht, sind  an  diser  dünne  vil  bürden  und  fach  ge- 
sein  zum  fischen  gerüst.'  HBull..  Tigur.  ,Die  fach, 
ilarinnen  die  reuschen  gesetzt  und  die  lachsfiseh  ge- 
längen werden.'  Alu;.  Fischerordn.  1652.  ,Deren  haben 
wir  ein  Menge  fangen  sehen  in  den  Rechen  oder  Fachen 
bei  dem  Auslauf  des  Flusses.'  JLCvs.  1661.  Einzelne 
Arten  solcher  .Fache'  s.  Comp.;  s.  auch  fachferjen. 
Vgl.  FischeraiKj  Sp.  136;  Areli  Sp.  433.  Bisweilen  ein 
den  Fachen  der  Fischer  ähnlicher,  aus  Faschinen  ge- 
bildeter Querriegel,  den  man  zur  Brechung  der  Strö- 
mung, also  zum  Schutz  eines  Ufers  gegen  Abschwcm- 
iiiung    in    den    Fhiss    iiinaus    baut.       -    3.  zugeteilter 


oder  selbstcrwählter  Beruf.  Handwerk  .^AElirend.; 
Lebensweise.  Gewohnheit.  WirUhisle  |  Besuch  des 
Wirtshauses]  ist  sunt  nid  sis  F.  Ndw.  Das  ist  mis, 
(Vis  f.,  geht  mich,  dich  an.  Ischers  F.,  unsere  Pflicht 
W.  Abstrakter:  i  dem  F.,  in  dieser  Hinsicht,  Be- 
ziehung Z. 

Mhd.  viirh  n.  GrundbeJ.  ist  Umfassung.  Abteiliiug  (ags. 
fäc,  Zeitraum:  Ms.  Jii'.-Jnl,-,  Zaun),  und  es  besteht  kein  un- 
mittelbarer Zsh.ing  imi  fällen,  fangeu,  denn  der  Voc.  ist  kurz 
(nur  in  Folge  der  Einsilbigkeit  z.  T.  verlängert)  und  t/i  ist 
/',  verschoben  aus  got.-sächs.  Ic.  Das  W.  berührt  sich  lautlich 
und  begrifflich  mit  dem  aus  mhd.  jjhuhi  entstandeuen  Farhi 
(s.  d.),  indem  man  den  Anlaut  pf  aus  d"'  Farht  deutete.  S(t 
erscheint  für  das  Dini.  in  Bed.  1  nur  die  Form  mit  -(,  welche 
dagegen  für  '2  nur  einmal  bezeugt  ist;  sie  findet  sich  auch 
beim  Adj.  einfach-t  usw.  (s.  dd.);  vgl.  (Ge-Ißchf,  Tieh,  und 
die  nhd.  Neutra  auf  ,-icht'  aus  ,-ich,  -ech'.  —  Zu  1  b  (/V<</i 
=  Falte)  vgl.  das  adj.  -fach  =  -falt(ig).  1  d  hat  mit  e  den 
Begriff  .Behälter'  gemein.  In  der  Stelle:  .Warumb  ist  umb 
deinentwillen  ein  fach  zerrissen?'  1531,  I.  Mos.  138,  '29  (^  ,W. 
hast  du  dir  ein  lucken  (einen  solchen  riss)  aussgebrochen ':*' 
1548/1667)  [Worte,  mit  welchen  die  Hebamme  den  kleinen 
Esau  empfiingt]  scheint  df'e  mhd.  Übertragung  des  W.  im  S. 
von  .Behälter'  oder  von  .Falte'  auf  den  Mutterschoss  sich 
fortvererbt  zu  haben;  vgl.  auch  bei  Schm.  1  685:  ,ein  Gefach 
des  mütterlichen  Leibes  zerrissen.'  Aber  eine  andere  .Vn- 
schauung  muss  bei  I.  Chron.  13,  11:  .Do  ward  David  uii- 
muotig,  das  der  Herr  ein  fach  (,riss'.  1548)  gerissen  hatt 
an  [dem  Wagenlenker]  Usa.'  zu  Grunde  liegen;  vgl.  d.azu 
cap.    15.    13. 

Herbst-Fach:  im  Herbst  für  den  Winter  ange- 
legtes F.  .Antreffend  die  netzen  und  herpstfach  in 
der  Lint.  da  man  bishar  in  der  Lint  gsetzt.'  1570,  Gl. 

Krnt-.  Die  Z  Fischerordn.  1710/57  gebietet,  dass 
.alle  Rohr-,  Land-,  Kraut-  und  Staub-Faach'  aus  dem 
Wasser  getan  werden  sollen. 

Land-:  ein  hart  am  Lande  zur  Laichzeit  ange- 
legtes F.  zum  Fang  der  Hechte  (von  kufs). 

Rör-:  ein  im  Schilfe,  .Röhricht',  angelegtes  F. 
Ln  ZSee  sollen  alle  .Färinen.  Fach  und  Schwirren' 
bis  spätestens  Martini,  alle  .Rorfächer'  binnen  8  Tagen 
beseitigt  werden.  Stadtb.  Z  1436. 

Ris-:  ein  aus  Reisig  geflochtenes  F.V  s.  Riser  als 
Syn.  zu  Fach  2.  .Das  nieman  kein  reissfach  (.ryss- 
fach.'  1507)  schlahen  noch  machen  soll  unz  uf  die 
gwellstatt'  [ausser  wenn  das  Wasser  so  steigt,  dass 
die  Allmeind  davon  bedeckt  wird].'  Offx.  Triboltingen 
1417. 

Schieb-.  In  der  Conferenz  der  Stände  Z.  Zc.  L 
wegen  der  Reusswuhrung  bei  Maschwanden  1662  er- 
klären die  Merischwander  das  Fach  der  Maschwander 
als  ein  verbotenes  .Schubfach',  während  diese  es  nur 
als  Streichwuhr  bezeichnet  wissen  wollen.  Z  Staatsarch. 

Schnell('en)-.  .Daz  die  vier  Mülinen  daz  snellen 
vach  gcmeinelich  machen  süllent.  wenn  es  notdürftig 
ist.'  1361.  Z  Ratsb.  Wahrsch.  Fach  bei  einer  Strom- 
schnelle. 

Staub-:  F.  zum  Fang  der  ganz  jungen  Fischchen 
(Hürling,  NÖdeli,  Staiib-EijliJ,  mit  einem  feinen  Stauh- 
Bären  statt  der  gewöhnlichen  Reuse  abgeschlossen  ZS. 

(von    RUFs). 

ein -fach  ei  fach  (eifacht  Bs  Sprenc;;  Z  tw.):  1.  von 
Beschaft'enheit  von  Körpern,  z.  B.  nur  aus  einem  Faden 
bestehend.  Ein  Dach  eifiwh  decken,  d.i.  mit  Ziegeln 
uml  untergelegten  Schimieln  im  (igs.  zu  in  'n  Drittel 
d.,  ohne  Schindeln  S.     .Einfache  Zeilel'  heissen  in  Ar 


(541 


Fach,  l'i'cli,  lii'li,  l'oili.  luch 


042 


ffnindveisiclierte  Schiililsohi'iiie,  deieii  Kapitalsuiniiit' 
nicht  griisser  ist  als  der  BoJeiiwert  der  betrett'endcn 
1/iegenscliaft,  die  (iebäulichkeiteii  niolit  eingerechnet. 
.Diso  Muschel  hat  einfachte  strich.-  Fischb.  1563.  -  - 
2.  abstrakt:  mm  einmal,  geradezu,  ohne  weiteres 
Bedenken,  trotz  Schwierigkeiten.  Geh  's-es  [gelinge 
es]  oder  ijeh  's-es  nüd,  's  mues  ies  halt  eifach  probiert 
si*  ZO. 

Die  Auhängung  uiues  -(  erklärt  sich  zunächst  aus  der 
Dopjielform  des  Subst.  FmIi  und  Facht,  «ahrsch.  aber  auch 
aus  Aulebuung  an  die  adj.  Bildungssilbe  -ndit,  -wht,  -l-echt 
=  nhd.   ,-icht,  (l)ich|t)'. 

dri-  drl-  Z.  Drif'ach  'zwirnet.  Topplet  und  dri- 
f'ach,  in  hohem  Grade.  .Drifach.'  ZMand.  1650.  ,Trey- 
i'aeht.'  GKöNUi  1698.  ,Wie  man  gemeinlich  sagt:  Alles 
dreifache  ist  vollkommen.'  Müll.  1673. 

zwei-  Ap  (zicü-,  zwä-fach,  -facht) ;  S  (ziceu facht) ; 
Z,  zwi-fach,  -f  Aa;  Z:  1.  eig.  z.  B.  von  doppelt  ge- 
nommenem Faden.  E  zwäfachts  Hüs,  zwei  aneinander- 
gebaute  Häuser  unter  einem  Dach  Ar;  syn.  e  topplets. 
Die  Verfassung  der  Landsgemeinde -Kantone  kennt 
einen  .zweifachen'  (auch  .dreifachen)  Landrat',  d.  1. 
eine  bei  bedeutenderen  und  folgereicheren  Angelegen- 
heiten die  Landsgemeinde  selbst  vertretende  Erwei- 
terung des  (einfachen)  Rates  zu  einem  zwei-  oder 
dreifachen,  entw.  von  dem  Volke  oder  von  den  Eäten 
gewählt;  s.JJBlumer  1850. '286  ff.  1858,  169  ff.  .Zwei- 
fache Zedel'  heissen  grundversicherte  Schuldscheine, 
deren  Kapitahsummen  die  Hälfte  des  Bodenwertes  (den 
der  Gebäude  nicht  mitgerechnet)  nicht  übersteigen. 
.Duplicare,  zweifach  oder  zwürig  machen.  Duplicato, 
zwürig,  zweifaltigklich.'  Fris. ;  Mal.  ,Die  doppleten 
oder  zwyfache  mäler  (wie  man  es  zu  nennen  pflegt, 
d.  i.  wo  so  vil  trachten  fürgetragen  werden,  dass  ilirer 
noch  2  oder  3  mal  so  vil  iJersonen  darmit  ersettiget 
werden  könnten)  sind  verbntten.'  G  Mand.  1611.  ,Die 
Urtel  mag  Einer  von  einem  einfachen  Gericht  für  ein 
zweifaches,  oder  neuw  und  alt  Gricht  zieclieu.'  L  Stadtr. 
1706/65.  —  2.  bildl. :  a)  (schier)  zu\  (jä",  sehr  gebückt 
gehen  (vor  Alter)  Aa;  Ar  (anagö,  einhergehen);  ,L; 
Si'H" ;  S;  W;  Z;  syn.  'tage".  —  b)  zw.  in  der  Welt 
lierum  laufen:  verehelicht  sein  (vgl.  nhd.  ,die  an- 
dere Hälfte'  :=  die  Ehefrau)  „Sch;  Vw;  Zu";  Z.  — 
c)  doppelzüngig,  falsch.  ,Waruinb  er  sich  Hesse 
die  zwyfachen  Savoyer,  die  Herzogin  und  den  von 
Roraond,  vorfüeren?'  Ansh.  —  i)  =  selbander. 

faclien:  l.  fachte",  rer-,  mehrere  Fächer  (Facti  la) 
von  Garn  zsdrelieii  ZHed.  —  2.  Kleidungsstoffe  be- 
arbeiten, falten.  ,Wo  jenian  kein  [irgend  einen]  sleier 
vachet,  [anders]  denn  er  von  recht  haben  solt,  dass 
er  von  jedem  vach  zwen  Schilling  geben  sol,  und  sei 
man  den  sleier  in  syn  rechten  vach  legen.'  134'2,  Z. 
Zu  Fach  Ib.  —  3.  „einen  Fluss  eindämmen  oder 
den  Damm  ausbessern  Z.  , Fächer'  (s.  Fach  3)  anlegen 
GkD.  ,Es  solle  weder  im  Landwasser  [Flusse]  noch 
Seewasser  Niemand  über  mittes  Wasser  hinein  f.'  LB. 
Davos.  ,Was  hrest  sich  hegipt  von  fachung  wegen, 
so  den  schifl'weg  irren  möcht.'  XV.,  Z.  ,Niemen  soll 
in  unseren  rünnenden  wasseren  vachen  noch  setzen.' 
Obw  ca  1500.  .Fischen  und  fachen  im  See.'  150'2, 
Absch.  ,ln  der  Küss  soll  niemand  f.  noch  euch  schwir- 
ren schlachen  bei  verlierung  des  fischerzügs.'  1607,  U. 
—  über-:  ein  fliessendes  Wasser  mit  Fachen  be- 
setzen, aber  mit  dem  Nebenbegriff  von  tibermass  und 

Schweiz.  Idiotikon  I.  5. 


Schaden  (an  benachbarten  Gütern  oder  an  der  Schiff- 
fahrt), daher  verboten.  ,Dem  Meyer  ist  befohlen,  den 
Bach  nicht  zu  ü.,  damit  die  Leute  nicht  an  ihren  Gü- 
tern geschädigt  werden.'  1521,  Absch.  .Soll  nieman 
in  unserm  land  kein  wasser  ü.  me,  dann  den  dritten 
teil.'  1542,  ScHW  LB.  ,0b  einer  giessen  [Bäche]  in 
synem  eigen  hette,  die  er  ynhaget,  da  mag  er  ein 
dritt  teil  inschlachen  oder  ü.  und  soll  zwen  teil  ott'en 
stan  lassen.'  1607,  U.  —  in-:  einzäunen,  umhegen. 
.Bald  hat  er  des  clausters  becirc  widerumh  i.  und  ver- 
muren  lassen.'  Kessl.  , Wollte  jeman  in  brachzeigen 
ichzit  [Etwas]  buwen  oder  säyen,  der  soll  doch  nit 
mer  i.  dann  das,  so  er  gesäyt  hett.'  Offn.  Tättw.  1456. 
.Wer  unser  alment  ynvacht,  der  soll  buess  gen.'  1480, 
L.  .Liessend  M.  H.  1582  einen  sonderbaren  platz  zu 
einem  künftigen  eichwald  y.' RCy.s.  —  ver-:  l.  =  über-. 
,Wie  die  von  Bremgarten  und  Mellingen  das  wasser 
und  Rüss  V.,  nit  ane  unser  feren  und  niderwä,sseru 
[Fährleute  und  Flussschiffleute]  merkliche  beschwerd.' 
1532,  Strickl.  Der  R.  habe  das  Flussbett  dermassen 
.verfachet'  und  mit  Steinen  verlegt,  dass  er  [der 
Kläger]  Schiffbruch  gelitten  und  seine  Fische  ver- 
loren habe.  1475,  Absch.  .Durch  solche  wüerung  oder 
verfachung  des  wassers  [im  Rhein]  den  armen  lüten 
grosser  nachteil  entspringen  möcht.'  1529,  Strii'kl.  — 
2.  =  In-,  aber  bildlich.  ,Den  bund  band  ir  verlachet, 
gar  hert  darin  verfachet  den  küng  von  Frankenrych.' 
LiEi)  um  1490.  .Seine  Güter  so  viel  möglich  vor 
Schaden  verzäunen  und  verfachen.'  Ufkn.  AARotcnscIiw. 
1691.  —  nach-.  Kein  Weidmann  soll  weder  ob  noch 
unter  9  Klafter  weit  n.,  damit  Niemand  gestört  werde. 
Fisi'HERORDN.  der  Städte  F.  B.  S  154(i,  d.  i.  soll  sich 
von  schon  errichteten  Fachen  9  Kl.  weit  sowohl  ober- 
als  unterhalb  fern  halten. 

fächeren:    Fache   zum  Fischfang   aufstellen    Tu. 

ein -fächig  äfächtir/:  einfädig  Th. 

fächlen:  1.  tr.  (das  Haar)  käinnien  FJ.  Zu  Fach  la. 

—  2.  intr.  „splittern,  auseinanderfallen  BU."  —  zer- 
fäclielen :  Holz  in  Splitter  spalten  BKi. 

um-facllig.  .Ein  u.  tuecli',  im  Testament  eines 
geistlichen  Herrn   in  B,  XIV.,    einer  Magd    vermacht. 

—  Es  käme  für  dio  Etynudiigie  und  die  Erklärung  darauf 
an,  ob  !>/''  oder  a/'  zu   lesen  sei. 

Fächle"  S;  Uw;  ZO.  (x'J,  Fäxhh  ßöü.;  Gk, 
Fackele  Faf/yele  Bs  —  f.  —  Dim.  Fächeli  ZO.: 
Fackel,  bestehend  aus  zsgebundenen  langen  u.  dünnen 
Holzstäben,  dünngespaltenem  Tannenholz,  vormals  auf 
nächtlichen  Gängen  z.  B.  von  Wildheuern  gebraucht 
a.  a.  0.  Syn.  Buchele.  Büschel  Stauden  Gu^pl.  .Schei- 
nende äugen  als  ein  fachlen.'  Vogelb.  1557.  .Tortschen 
und  Fachlen'  (syn.).  Salat.  -  Für-  Fir-F.  l'w.  Syn. 
Tschiifjffc. 

Mhd.  nfMi,  I.  alid.  ßuclmhi.  aus  lat.  finiiln'  Tuscr  rli, 
cntsprccbcnd  dem  /■  der  gut. -säclis.  Stufe  (jigs.  /(«<-*•/(),  wtist 
vii^ll.  auf  eine  andere  Ab].,  viell.  ;iuf  favh  als  Zsgcbundenes*:* 
ltder  zu  , Fächer,  fächeln',  welion':'  immerhin  so.  dass  das 
Lat.  eingewirkt  hätte.    ~    Es  gibt  aucli    Hiiir.-F.   l'w. 

fachlen,  fackle":  1.  „fackle:  Fackeln  liiii  u.  her 
tragen  od.  schwingen  VOrte."  —  2.  fächle:  flackernd 
liin  und  her  fahren  L;  S;  fackle  (fai)(/lc):  niit  einem 
Licht  unvorsichtig  hin  und  her  laufen  Bs;  Sin  St. 
Syn.  fachten,  fiichtlen,  schnnzeii,  zihisloi.  Und  husch, 
du  fächle"  JAechtli  nf  dr  ]\'cid  [bei  der  Ersclieinuiig 
eines  unseligen  Geistes].  Scun.n.  —  3.  fackle  Im.  .sein'): 

I  I 


643 


!'';icli.  fccli.  Hill,  fiirh.  fiu-h 


1344 


lieruriisclileniliTii .  Iirnniisrliwäniieii  Aa;  „L  (iiuch 
fcifkek]- .  —  I.  flaiiiiiieii  L.  Jlätt  '.s  dir''  es  BitzK 
y'facldH,  '.<  iiiir  doch  nit  c/to"  ^itm  Brand.  Häfligeh. 
.Seine  Wagen  facklen  wie  Feuer.'  1707,  Nahum;  dafür 
1530;  IfifK!:  ..sein  reisiger  zeug  ist  als  die  feurtacklen.' 
—  Fiicfiltn  mit  Bod.  '2.  "  kann  iiucli  als  Ali),  zu  Jm-kin 
j^enoHiniün   weiden. 

fächelen:  mit  einem  Gegen-stand.  z.  B.  einem 
Messer,  in  der  Luft  hin  und  her  fuchteln  BG.  — 
fä eklen:  Hackern  S.     Vgl.  ßcl:kn. 

fcdi:  1.  (Adj.)  bunt.  Der  'l'oggenburger  zieht  an 
Festtagen  ftchs  G'liäs  [Gewand]  an.  .Uf  ainem  plan, 
den  man  die  fechen  wisen  haisst.'  Vad.  —  2.  (Subst.) 
Dim.  FccltU:  a)  ,eine  gewisse  schöne  graue  Pelzart 
VÜRTK."  .Väch  nennen  die  Schweizer  seltenes  Pelz- 
werk.' JvMiLLER.  —  b)  ein  Tier,  von  dem  solches 
Pelzwerk  bes.  gewonnen  wurde,  nach  Oken's  Dafür- 
halten das  gemeine  Ziesel,  arctomys  citillus.  .Das 
Veeh,  mus  Ponticus  sive  Venctus,  ist  ein  tier  an  aller 
.gstalt  dem  aichorn  gleich,  und  wirt  sein  balg  für  ein 
köstlich  fuoter  gehalten ;  werden  gmeinlich  den  wei- 
beren  ire  beiz  darmit  verbriünbt;  die  Chorherren 
machen  und  tragen  kurkappen  daraus«.  In  Poln. 
Preussen,  in  Denmiärkischem  wald  wird  der  häuf  di.ser 
tier  gefangen;  die  Polacken  nennen  es  Popielitza.' 
TiERü.  1563.  .Gewild  und  gfüll  [Pelzwerk],  als  vech. 
marder.  füchs.'  Z  Mand.  1621. 

.  Mlul.  !■<;<://  1)  bunt,  bes.  von  Pelzwerk  :=  gr.  noi)i(iXo5); 
vgl.  auch  lierrli/cick.  2)  Inintes  l'elzHerk.  Bei  Aiish.  ist  es 
vielleicht  tjiiitolugisch,  wo  er  vuu  einer  .veciien  belzkappeu' 
sliriclit.  —  ;;  )i:  die  BezieluLiifr  auf  ein  bestimmtes  Tier  fmdet 
sicli  lubd.  noch  niclit  und  scheint  auf  späterem  Missverständ- 
iiiss  zu  beruhen,  da  unigek.  Namen  von  Tieren  aneli  für  ihriMi 
I'elz  gebraucht  werden.  Denzl.  sehreibt  1677  ein  Mal  .viehe". 
sonst   1G7  7    und    1710   .veh(e)'. 

Ruck-,  Scliin-Fech.  ,Das  gefül  vcrbreuit  mit 
guotem  r.  und  seh.'  Edleu. 

1!.  wird  (wenn  ,ruek'  nicht  etwa  ans  ni-li,  rauh.  vgl. 
nbd,  .Kauchwerk',  verderbt  ist)  I'elz  v.  Kücken  dc;s  Tieres 
bezeichnen;  Srh.  entw.  ghinzendes.  oder  künstliches,  unechtes 
Pelzwerk. 

fechin:  1.  von  buntem  Pelzwerk  gemacht.  ,üie 
vehinen  Futter  probiert  man  mit  einem  schwarzen 
Tuch,  ob  sie  mit  Kryden  besprengt  seind  oder  nicht.' 
JLCvs.  1661.  Hieher  wohl:  ,Kürsin  [Pelzrock],  feichy.' 
1385.  Z  Eatsb.  Betr.  ei  a.  hcniifeich.  —  '2.  bildlich: 
berauscht.  .Vehen  sein:  den  Wein  emiiHnden.  be- 
rauscht sein,  ganz  lind  und  weich  wie  vom  Weine, 
wie  Vieh.'  Si'reng. 

Spreng's  Angabe  lautet  unklar  und  verrät  eine  falsche 
Nebenbeziehung  auf  Yfli  =  Vieh  {.viehisch'  betrunken).  Die 
Vergleichung  der  Trunkenheit  mit  Pelzwerk  kann  sieh  auf 
Buntheit  (der  Vorstellungen)  oder  Weichheit  (des  Willens) 
beziehen.  Wir  haben  aber  .auch  die  RA.:  Er  hH  en  Pilz 
'Ininlx'^  (ann-i^iii  de  Swr  nid  ij'frYirii.  Sutermstr.  Viel],  meint 
Spreng  (als  zweite  Bed.l   .mit  Bez.  auf  den  Widn:   kahmig'. 

Ge-filcll  (r'fdchh;  UwE.;  7.  (hfe^/'j.  G'färchrt) 
ZP..  G'fdchf  AABb.;  B;  Gk  übS.,  V.;  aSenw;  Z:  1.  ge- 
räuschvolle Bewegung,  Hinundhertreiben,  bes.  der 
Kinder,  z.  B.  wenn  sie  sich  im  Zimmer  herum  haschen; 
I,ärni,  lautes,  wild  ausgelassenes  Betra.gen.  (Kn)  ti'fädi 
mache",  ha";  ^yu.  Leblari  E;  Uw;  Z.  Bliebe  Kind  still 
and  händ  kei  eso  e  G'f.,  er  wecl:ed-mer  siist  's  Chindli! 
ZO.  Unruhige  Geschäftigkeit  ZO.  <jeräuschvolle  un- 
ruhige Bewegung   aucli    in    der    leldosen    Natur:    das 


G' facht  [des  Windes]  mit  Birebäiiiii"'  and  Tanne" 
SiHW.  Heftiges  , Verwerfen' der  Arme  (in.  Ein  Bauer, 
der  gefangen  werden  soll,  sagt:  .Was  darfs  des  gfäehts':" 
HBuLL.  1533.  ,Was  für  ein  GTäuf  draussen  ist,  ein 
Gefach  hin  und  her.'  Museum  1793.  —  2.  ,Eile.  Hast, 
Emsigkeit  bei  einer  Arbeit";  Drängen,  Eilen,  sich 
überstürzendes,  hastiges  Hinundherfahren  Z.  7?s  yid 
esn  e  G'fäch,  es  wird  eine  Überstürzung  daraus  ZRüml. 
Herumsuchen  und  Betreiben  einer  Sache  B  (Zvuo). 
,Omni  festinatione,  mit  grossen  gfächt  und  eil.'  Fkis. 
—  3.  grosse  Liebe  zu....  Mühe  mit  Jemand  oder 
Etwas;  leidenschaftliche  schmerzliche  od.  freudige  Auf- 
regung; viel  Wesens,  Aufhebens;  Wiehtigtun,  Prahlen. 
D'  Maeler  hat  e  G'f.  mit  irem  Chindli  ZO.  Heb  an''' 
kei"  eso  c  G'f.  w'ege"  dem  Chind,  es  wird  wol  icidcr 
hei'"  cho".  ebd.  Chinde,  händ  kei  eso  e  G'fäch  wegen 
eso  eine  chline  Hündti!  Die  händ  cJiönne"  es  G'farch 
ha"  mit  enand  [in  Freundlichkeit  oder  Streit,  Syn. 
Ärhet]  ZF.  Du  bist  en  Gügel  [Narr],  dass  d'  eso  e  G. 
hast  n-Hgen-ere  Werre  [kleinen  Geschwürs]  Z.  Du 
hast  es  G'färch:  es  war  [würde]  Eine''  meine",  icas 
das  war!  ZF.  Niid  eil  G'färchs  mache",  nicht  viele 
Umstände  ZF,  '*'  mag-si''''  doch  au'''  rerträge  [lohnt 
sich  nicht],  derwege"  so-nes  G'fäch  z'  mache"  {derber: 
es  G'schlss  z'  ha")  L.  Da  tiieat  doch  rd  (r' facht  mache", 
du  prahlst  Scuw. 

Bed.  '2  rührt  am  nächsten  an  .fechten'  in  der  Bed.  .eilen' 
und  .jedenfalls  hat  dieses  W.  eingewirkt;  vgl.  (Ivß'chi,  Gefichi 
in  syu.  S.  Allein  der  direkten  Abi.  von  demselben  steht  vor 
Allem  entgegen,  dass  der  Voc.  unseres  W.  nicht  (,  Ja,  sondern 
lang  iin't  der  Qual,  c^  und  (seltener)  c'  ist,  rf  nur  in  den- 
.jenigen  MA.\.,  welche  <•*  übh.  nicht  besitzen.  Auch  zu  Ferk, 
(ivfrrhd,  Fehde,  stimmen  Bed.  und  Ausspr.  nicht  wohl.  — 
In  H'Jürcli  ist  I-  eingeschoben  wie  oft  nach  langen  A'uc.  Ilie 
Beisp.  vom  Treiben  des  Windes  und  von  der  Gestikulation 
köiniteu  eben  so  gut  zu    Ge/ci-ht  gehören. 

fachen  s.  fachten  (bei  Facht). 

feclien,  fehen:  hassen,  verfolgen  (auch  gericht- 
lich), befeinden.  Meist  in  formelhafter  Vorbindung 
mit  Syn.  und  im  Ptc.  oft  mit  dem  negat.  Präfix.  , Unser 
forster  unbekümbert  lassen  und  ungeveehet.'  1335,  Z 
Ratsb.  Wollte  ein  Frevler  verbürgen,  dem  Recht  ge- 
nug zu  tun.  so  .soll  man  in  nit  vehen.'  W^eggis.  Offn. 
1414.  .Wollt  er  [ein  bevogteter  Ehemann]  darund) 
syn  wyb  vechen  und  hassen  oder  mit  unfrüntlichen 
Worten  dester  herter  han.'  1465,  Gl.  .Nit  vehen  und 
hassen,  auch  unfreuntlich  nichts  ücben.  L'ngefächt. 
ungehasset  und  gäirzlich  unbekümbert.'  Urk.  v.  149U. 
.Oder  iemand  darund)  fäciiti.  hassti  oder  schmächti.' 
Gl  Blutger.-Ordn.  .Und  band  och  Rüden  Roner  von 
Marpaeh  so  vil  gevecht.  das  er  ir  lantinann  och  werden 
mu.st.'  1428,  6  Urk.  ,Yeraants  ze  durächten  noch  vehen 
um  des  gloubens  willen.'  Z  Kriegsprokl.  1528/9.  .Sy 
habend  biderb  lüt  durächtet,  gefechd  und  von  huss 
und  heim  'triben.'  1531,  Absch.  .Die  5  Ort  sollend 
das  alt  und  nüw  testament  in  iren  landen  ungfeclit 
utnl  ungestraft  lesen  lassen.'  ebd.  ,|Dass  ir]  die  bi- 
derben lüt  by  ufgerichtem  friden  ungefecht  und  un- 
getrcngt  blyben  lassind.'  1532,  ebd.  .Ungefecht  und 
unbezwungen.'  ebd.  .Desshalb  sy  in  hoti'nung.  ir  vetter 
hab  sovil  g!im]if  und  recht,  das  er  dieser  sach  nütze 
[Nichts]  entgelten,  sunders  ungefecht  zue  wyb  und 
kinden  widerum  gelassen  werde,'  1547  (Schinbein 
Ta,geb.).  MEstermann.  Rick.  .Dass  die  von  Au  ge- 
dachten   abt    hinluro    unbekümbert,     unsrefecht    und 


(i45 


Faeli,  fecli,  lu-li,  foch,  fuch 


646 


unselaiilijjot  sulteml  lassen.'  Vad.  ,Aiie  suiulcrn  trutz 
und  vechung.'  Salat.  .Wolle  er  nieniants  vons  ty- 
rannischen anhangs  wegen  uslassen,  ustriben,  fchen 
noch  strafen.'  Axsh.  .Feluing,  Schelkung,  so  einer  den 
anderen  anklagt  oder  veracht  und  im  vast  übel  zuo- 
redt,  insectatio.'  Mal.  ,\Var  och,  daz  einer  gefeclit 
war,  daz  er  gern  bald  über  war  [an  der  Fähre].'  Offn. 
ScHw  Wangen.  Auch  mit  sächlichem  Übj.:  .Die 
V  Ort  habend  Zwingiis  1er  und  gloubcn  für  ketzerisch 
usgeschruwen,  verbrennt  und  gevecht.'  152ti,  Z  Missiv. 
,l)ass  sy  iren  glauben  weder  vehen  noch  strafen  sol- 
lend.' Kessl. 

Mild,  rcluii.  Diu  VerJiulitmig  des  h  zu  <.7j  (/')  wurdf 
befördert  durch  das  Ptc.  (.gefechf).  In  letzterem  spielt 
übrigens  das  ayn.  fehden,  /tfhdm  herein;  s.  die  Schreibungen 
.gefechd.'  1531;  .gevehd'  neben  , gevecht.'  Kessler.  —  Im 
L  Rotenburg.  Anitsr.  1+90  ist  (mit  irrtümlicher  Anlehnung?) 
geschrieben:   .gefcckht';   doch  s.  auch  /ct7.v;i. 

Fech,  Fechd:  Hass,  Feindschaft,  Streit.  ,Darus 
die  von  Ure  ein  krieglich  vecht  und  uszug  wider  Mai- 
land tatend.'  1495,  Ansh.  ,Mit  uns  zu  offen  vecht  old 
krieg  old  vindschaft  kämen.'  1.501,  Absch.  ,Sy  sind 
zue  fechd  und  fyndschaft  angenommen.'  Z  Verantwortg 
15'25.  ,Und  hat  da.s  closter  kein  urlung  (wie  man  es 
nannt)  das  ist  fecht  oder  kriegsche  embörung  nit  g'han.' 
Vad.  ,Abschlahung  der  proviand  wol  ein  fecht  uff  ir 
[auf  sich]  treit.'  HBull.  157'2.  —  Mhd.  1)  wfc,  2)  reAcrfe,' 
nhd.   ,Fehde'.     ,Väch.'  HBull.  1572. 

Ur-Fech,  auch  -Fechi,  -Fechd  —  f.  u.  n.:  Ver- 
zicht auf  Rache  für  erlittene  Feindschaft,  auch  durch 
Eid  bekräftigtes  Gelübde  übh.,  bes.  in  der  Verbindung: 
,U.  schwören.'  .[Sie]  söUtint  ihme  ze  lohn  syn  Ur- 
fecht  harüs  geben.'  Ansh.  ,Samt  einer  urfecht,  solches 
nimmer  me  ze  tuen.'  Zwingli  15'29.  ,Wenn  sy  ir 
irrtumb  widerrüefend,  denn  will  ich  sy  mit  einer  ur- 
fäch,  sölichen  secten  müessig  ze  gond,  der  gefangen- 
schaft  ledig  lassen.'  1530,  Absch.  ,Er  hat  10  krönen 
von  dem  dieben  genommen  und  im  die  urfeehe  wider 
ushin  'geben.'  15.31,  Strickl.  ,Ein  urphödi  schweren, 
dass  er  der  gfangenschaft  nit  äferen,  allen  kosten,  so 
in  der  gfangenschaft  drutt'  gloft'cn.  innert  monatsfrist 
zahlen,  zum  anderen  ein  jähr  lang  seiner  ehren  ent- 
setzt und  niemand  weder  schad  noch  guet  sein,  soll 
auch  innert  dem  jähr  nit  umb  ehr  und  waffen  bitten.' 
1541,  Ai'I.  LB.  ,Verschriben  urfcchon  über  sich  geben 
und  urfechen  schweren  lassen  nach  gmainem  bruch.' 
Vad.  ,Nach  etwalanger  gefenknuss  Hess  er  in  uss  uf 
urfech  mit  wissen  der  orten,  die  sich  in  die  urfech 
stellen  liessend.'  ebd.  ,Hand  im  [ihm]  das  urfech  us 
dem  dorf  'gen.'  XVI.,  MEsterm.  .Supplicatz,  ein  ur- 
fecht in  geschrift.'  Fris.  ,Da.s  alles  hat  er  in  die 
Urvech  genommen,  war  und  stät  zu  halten.'  1Ö07, 
Ap  Jahrb.  ,Auf  den  Brangen  [Pranger]  gestellt,  her- 
nach die  urphedi  angelegt.'  1690,  Ai'I.  LB.  .Welcher 
denen,  welche  bannisiert  werden,  das  Urphed  gibt.' 
JCEsOH.  1723.  —  Mhd.  1)  urvehe,  2)  urveheik,  nhd.  ,Ur- 
fehde'.  , Urfech.'  Frlind  144();  Kessl.  (,urfäch'  neben  .nr- 
fechi');  1552,  LB.  Ndw  (neben  .urfechf).  .Urfeclie.'  Vad. 
,Das  urfö.'  UMey.  15-40/73.  .Urfecht.'  1353,  Argov.  3,  167. 
147G,  S  Katsman.;  1531,  Strickl.;  1531)  B;  FPlatter  1612. 
,Das  Urphed.'  1725.  Schw  (iericlitspi-ot.  —  Lands-  m.: 
die  landesübliche  oder  die  dem  ganzen  Lande  gebotene 
Urfehde  V  das  (ielübde,  eine  Zeit  lang  das  Land  meiden 
zu  wolleny  .Ks  s(dK'n  alle  gefangen|en|  nit  wytor 
haft  syen,  ilcn  giMiiciiicii  laiidsiulVrhl  i'rlragcn  |iis\\.|,' 


15()1,  AiiscH. ;  es  handelt  sich  um  eine  Gencralamnestie 
für  die  von  den  deutschen  und  den  schweizerischen 
Grcnznachbaren  einander  zugefügten  Schädigungen. 

ur-fech(d):  frei  von  Feindschaft,  unangefochten. 
,Swaz  [was  immer]  man  dien  [denjenigen]  täte,  die  do 
geschadiget  hättin,  darumb  soll  man  von  uns  urfe  und 
gänzlich  fry  und  lidig  syn  und  soll  enkein  klagde 
nachgän  [erfolgen].'  134S.  Absch.  K.  v.  Erlach  über- 
nahm den  Oberbefehl  im  Laupenkrieg  unter  der  Be- 
dingung, ,ob  er  deheinen  ungehorsamen  slüege.  darumb 
sollt  er  urfech  syn  von  der  statt.'  XV.,  Just.  .Wenn 
der.  so  sich  [bei  Notwehr]  hat  müessen  erweren,  ledig 
und  urfecht  ze  sind  erkennt  würt,  so  soll  der  ander 
für  in  leisten.'  1539.  B.  ,So  sol  er  [der  Angegriffene] 
im  [dem  Angreifer]  nützit  besseren  [keinen  Ersatz 
leisten],  sonders  von  mengliehem  ledig  und  urfech 
syn.'  ebd. 

ver-ur-fecht:  wer  L^rfech  geschv.-oren  liat.  ,Her- 
nacher  gebietet  der  Grossweibel  allen  denjenigen  Per- 
sonen auss  der  Vcrsamblung  zuo  trotten:  ...  5.  Wer 
verurfecht  ist.'  Hafn.  1666.  —  Von  einem  Vb.  ,sich  *ver- 
urfechen',  mhd.  Ntcli  renu-vehnflen  =  U.  schwören.  Vgl.  die 
.\nm.   zu  /rcliiii. 

Ge-fechd  =  Fech.  ,Wäre.  daz  zwen  geväht  gen 
enander  hettind.'  oa  1400,  Diessenh.  Stadtr.  ,Dass 
dehain  burger  vigentschaft  oder  geveht  hat  gen  ainen 
ussmann.'  ebd.  ,Item  und  ob  sich  in  einer  sach  oder 
in  einem  gfeeht  begeh,  das  sich  die  buessen  steigerten.' 
Bussenrodel  Wollerau  1524.  ,So  wir  jemands  von 
redlicher  ursach  krieg  und  gefecht  ansagen  wurden.' 
1.532,  Absch.  —  Tod-:  Todfeindschaft,  Blutrache. 
,0b  zwene  burger  mit  den  andern  kriegent  äne  umhe 
totgevehte,  das  die  der  Rat  scheiden  soll.'  Z  Eichtebr. 
,|  Während  des  Kriegszuges]  soll  keiner  dem  andren 
kein  alt  todtvecht  noch  viendschaft  ufheben  ncjch 
rächen.'  1540,  Absch.  — gefechdet.  ..Einem  gcfehdct 
iL  i.  aufsätzig,  gehässig  sein  Gr." 

fechden  =  feclien.  ,Und  ob  jemants  uss  inen  ge- 
fechtet, vergwaltiget  oder  überzogen  wurdi  umb  des 
Wort  gottes  willen.'  1529,  Ausch.;  ,angegriffen,  bo- 
vechtet  oder  überzogen.'  ebd.;  ,dem  angegriffnen  oder 
befechten.'  ebd.  ,Nit  gesinnet  sind,  üch  darob  zu 
vechden.'  1531,  Stkukl.  ,üie  Chorherren  zu  zwingen 
noch  fechten.'  HBüll.  1572.  ,ües  anderen  glouben 
vechtcn  noch  strafen.'  ebd.;  wiederholt  von  Hott.  1666. 
,Die  Meister  von  Kaufleuten  sollen  alle,  die  sich  un- 
gerechter, falscher  eilen  bedienen  würden,  vcechten. 
pfänden,  strafen.'  B  Ratsordn.  1575.  .Dieselben  sollent 
auch  wyter  nit  gestraft  noch  gevechdet  werden.'  Bossn. 
Wint.  Chr.  ,Wüssend  in  kraft  diss  bricfs,  wir  ob- 
hemeldten  gebrüeder  gefehdet  und  gelobt,  üch  ze 
haiton.'  StB.  Wint.;  =  gcurf.?  —  Mhd.  vilmkn.  Die 
beiden  Formen  ,fechen'  und  , fechden'  wechseln  bei  ein  und 
dem  selben  Schriftsteller;  so  bei  Kessl.   ,vehen  :  vehden^. 

fechtlich:  feindlich.  .Unsere  nachburen.  die  bis- 
har  zuo  uns  hoch  vertruwens  getragen,  also  fechtlich 
ze  Überziechen.'  1525.  Strickl.  .Keiner  soll  in  diser 
fechtlichen  lumdlung  kein  alt  lüt.  frouwen  oder  kind 
mit  gwaiVneter  band  nit  stechen.'   1540,  Anscn. 

Fecli.   Fe  ich  s.  Fench. 

Horrli-KiMch  m.:  Einer,  der  vornehmer  tut,  als 
n;u'li  seinen  ökcMKiniischen  Milteln  zu  erwarten  ist, 
iianienllicli     sicli    si-liiin    kb'idel    ZO.    —    Ft-'ivli   wahrsoh. 


(S47 


Fach,  fech,  fleh,  vidi,  fofli.   fuch 


648 


eife'.    Ailj.   und  blosse  Nbf.   zu  fleh,   da  f'  Iciclit  in  i^'-'i  über- 
geht; vgl.   .feichy"'   (ficliin)  Sp.  643. 

Vieh  Vlx'  AaRucJ. ;  Bs  (so  als  Schelte);  U Gösch. 
Alp,  V^ch  (bzw.  e')  ApH.,  K.;  Th;  ZAuss.,  Walt,  V^ch 
(bzw.  e'J  Aa  (als  Schelte);  Äpl.,  M.;  GA.,  Rh.  u.  T.; 
Sch;  Stw.;  ZO.,  B..  WL.  Rafz,  Ve  Aa;  Bs;  B;  VOrte; 
Gl;  Gr;  PP.;  GO.;  Sch  ('e'J;  S;  THTäg.  CeV;  Z  (Sth.  e') 
—  Diin.  VechH  Ap;  G;  Th;  Z  (ZB.  auch  F.«c7teZi), 
TW  Uw;  ZSth.  —  PI.  Vidier  Bs  (ij;  Vecher  Aa  ('e'); 
Th  (e^J  —  n.:  Vieh.  1.  die  unvernünftige  Kreatur, 
(loch  niei.st  nur  von  den  (vicrlüssigen)  Säugetieren. 
Siehe  1.  Mos.  1,  wo  die  .tiere-  nach  Ausscheidung  des 
.gevügels'  und  der  .fische'  speciticiert  werden  in  ,ge- 
würm,  das  auf  erden  kreuchet'  und  ,vych'.  ,Wie  grossen 
schaden  tun  zun  zelten  die  wasser  den  menschen  und 
dem  veihe  zufügen  V'  JMüll.  166.5.  , Hirschen,  Bären 
und  allerhand  Veich.'  Carolina  1734.  Vorzugsweise 
aber  das  Nutzvieh,  Stallvieh.  ,Von  dem  fihe  sol  man 
geben  [etc.]  =  de  peeoribus.'  Anf.  XIV.,  B  Handv.  ,Mit 
wes  [wessen]  vich  derselben  dri  dieren  [Beschäler, 
Stier  und  Eber]  deheis  [eines]  ieman[dem]  ze  hus 
kommt,  der  soll  si  denn  empflegen  [=  pflegen].'  1400, 
HoFK.  UwBuochs.  ,So  er  [der  Waclitposten  der  Murmel- 
tiere] ein  menschen,  ein  vech  oder  ander  gewild  er- 
sieht.' TiKHii.  ir>63.  .Wegen  dem  wortlin  Vich  ist  ein 
crleuterung  beschechen.  also  dass  furohiu  under  dem 
wiirtlin  Vich  rinder,  pfert,  schaf,  geiss,  kalber  udgl.,  wie 
man  es  nennen  kann,  begritfen  sein  solle.'  1664,  EiN- 
siEUL.  Hofr.  .Die  Hochwälder  werden  vor  dem  Rind-, 
Weid-,  Acker- auch  anderem  Viehe  beschlossen  und  be- 
schirmt bleiben.'  Bs  Waldordii.  16;t7.  ,I)er  selb  schnee 
uff  dem  gebirg  ist  so  gross  g'syn,  dass  die  sennen  mit 
dem  fech  und  küeen  hand  müesscn  wider  ab  den  alpen 
faren.'  Mev.,  Wint.  Chr.  Vorherrschend  aber  mit  noch 
engerer  Beschränkung:  das  Rindvieh.  Kei"  Veh,  nw 
e  pär  Geisse"  Z.  Me"  cha""  mit  dem  Veh  rede",  we^'-me" 
Menscheverstand  hed.  ,Swer  [=  wer]  dekcin  vich  von 
rintfleisch  feil  hat.'  13.39.  Z  Ratscrk.  ,Bis  Martini  gieng 
's  vech  noh  in  [die]  matten.'  Salat.  Oft  bleibt  un- 
bestimmt, wie  enge  die  Begrirtsumgrenzung  gezogen 
sei.  ,Wellicher  einem  schaden  täti  mit  sinem  vech.' 
1527,  Aa  Wst.  ,l)as  täglich  uns  die  nutzung  gyt  an 
heüw,  g'wächst,  vech,  käs,  ziger,  anken.'  Ruep  1538. 
,Wie  sy  um  das  väeh  und  um  alles,  das  sy  gehebt. 
kuTiimen  .syend.'  HBvll.  1572.  .Den  walt  inzünen  vor 
dem  fach.'  Mey.,  Wint.  Chr.  .Wie  einfaltige  leut  mehr 
sorg  tragen  für  ihr  vich,  als  für  ihre  seelen.'  JHott. 
1666.  ,Atzungsrecht  mit  seinem  Viech  in  den  Wäl- 
deren.'  1756,  ScnwMa.  LB.  Gewöhnlich  mit  coli.  S.; 
das  einzelne  Tier  (Rind)  wird  bezeichnet  mit  Haiipft), 
Häupftjli,  mit  und  ohne  den  Zusatz  V.  ,Die  tausent 
haupt  viehe.'  HBüll.  1597;  doch  gilt  von  einem  jungen 
Rinde  auch  das  Dim.,  Vechfeßi,  womit  aber  auch  in 
geringschätzigem  Sinn  Jemandes  gesanimte  Viehhabe 
gemeint  sein  kann  GT.  Sonst  wird  das  einfache  W. 
(mit  entsprechendem  PI.)  auf  Individuen  nur  in  jiiehr 
oder  weniger  übertr.  S.  angewendet.  —  '2.  (scherzh.): 
Ungeziefer  UUrs.;  Z.  —  3.  übertr.  auf  Menschen, 
vergleichend  oder  scheltend,  mit  Plur.,  z.  T.  diniin. 
Zu  lärmenden  Kindern:  Ir  tuend  grad  wie  's  W'ver- 
tiDuftiii  Veh  k\,  u-ie  Vidier.  SrLiiER.  Rohe  Menschen: 
AV  tued  ipie-n-cs  Veh  UwE.;  Z.  I>unmie  BsStdt.  Er 
sind  es  Veh!  sagte  Lavater  einmal  zu  einer  Magd, 
welche  ihm  das  Uintenfass  über  die  l'n-digt  ausgoss. 


's  Vich  mache,  sich  läppisch  benehmen,  faire  la  bete 
Bs  (vgl.  Kue).  Wie  's  Veh  sin,  abgehärtet  GrPf.  Es 
Veldi,  ein  grober,  roher,  widersetzlicher,  hartnäckiger 
Mensch  W.  Die  Wiedertäufer  , unchristliches  Vich' 
genannt.  1530,  Absch.  Ein  Krüppel  .unnützes  V.'  ge- 
scholten. AALenzb.  1548.  .Unverständiger  als  das 
veihe.'  JMüll.  1673. 

Mhd.  vihe,  vi'he  (viech,  vech,  ve) ;  abd.  ßhu,  feho  usw.; 
lat.  jiecu.  Verlängerung  des  Voc.  trat  erst  in  Folge  der 
entstandenen  Einsilbigkeit  ein  und  auch  dann  nicht  durch- 
weg. Die  Voc.  i  und  e  streiten  sich  früh  und  lange  um 
den  Vorrang:  .vich'  z.  B.  1339  Z  Ratserk. ;  U.jy,  Offn.  Fhiut. 
(,viche');  JGul.  16 IG:  Schinipfr.  1651;  Eiusiedl.  Hofr.  1C64; 
ECys.;  Z  Stadtgerichtssatz.  1715;  FSprecb.  1772.  Dag.  ,/cch' 
bei  Zwingli;  Bossh.  Wint.  Chr.  ISib:  Vadian:  Tierb.  1563: 
1548,  Absch. :  HBuIl.;  1611,  BsRq.  Auch  konnuen  Schwan- 
kungen vor,  z.  B.  ,ve'  neben  dem  Gen.  ,Tichs'.  XIV.,  Hofr. 
L  Adlig.  Der  Diphth.  ci  aber  beruht  nur  auf  unrichtiger 
Verhochdeutschung.  Die  Qualität  des  Voc.  e  war  urs])r.  t- 
(resp.  >*),  gieng  dann  aber  im  Zshang  mit  dem  Schwinden 
des  -ch  z.  T.  in  e'  über.  Das  Zstreffeu  dieser  vorherrschenden 
Form  (Ve)  mit  der  altn.  ist  auffallend,  um  so  mehr,  da  aucli 
der  lautlich  ganz  gleich  stehenden  Form  y'nch,  sehen,  udgl., 
aus  mhd.  (ijc-Jaehcn,  altn.  ck  »e  entspricht;  s.  noch  Xii'hmh 
neben  zccchc,  zehn  u.  a.  —  Stald.  erinnert  noch  an  piemont. 
u.  bürg. /ci,   Schaf.    —    Sya.   zu    1:   //«/.,■    War;   Lfbicäi: 

Un-:  Ungeziefer.  .Man  muoss  das  umfleh  stöiben. 
So  blybt  das  essen  rein.'  Lied  v.  1443. 

Feder-:  Spottn.  auf  die  in  Kanzleien  oder  Comp- 
toiren  angestellten  Schreiber  Z.  .Schlechte  Schreiber, 
sehreibsüchtige  Schmalgelehrte.'  Spreng. 

Fei-:  fehlerhaftes,  mit  .Mängeln'  behaftetes  Vieh. 
.Rindervich,  so  hirnmüetig,  soll  wie  flnnig  und  fehl- 
vich  wider  hinder  sich  genommen  werden.'  1645,  Zu. 

Fasel-:  I.Zuchtvieh  im  Ggs.  zu  Mast-?  ,Pecus 
gcnerans.'  Schulze.  —  2.  junges  Vieh  und  Sehmal- 
vieh UwE.  ,I>ass  die  Wältschen  by  den  Stälen  [kein] 
geniest  [gemästetes]  oder  Paselvych  (,-vech.'  1568) 
kaufen;  docli  mögend  die  unseren,  Metzger,  Burger 
ald  Landlüt.  Mast-  und  Fasclvych  by  den  Stälen  zu 
ihrer  notdurtt  kaufen.'  Z  Mand.  165(».  —  3.  mageres 
^■  ieh  Gl. 

Ge-  s.  Ge- rieht. 

Galf-  =  Galt-,  durch  Assimil. 

Galt-:  V.,  das  keine  Milch  gibt,  z.  B.  Kälber, 
Ochsen,  oder  das  nur  zeitweise  nicht  gemolken  wird, 
z.B.  trächtige  Kühe  Gl;  Gr;  GRh.;  UwE.  Auf  Galt- 
vehweiden  werden  auch  Pferde  getrieben,  wenn  sie 
keine  besonderen  Weiden  haben.  .Zue  mitten  Aprellen 
mit  dem  khue  und  galtveeeh,  darnach  zue  usgendem 
Mayen  mit  Rossen  uf  dise  Allment  fahren.'  1598.  Z 
übGlatt.  ,In  die  30  Kühe  ohne  [nicht  gezählt]  die 
Pferde,  [jungen]  Rinder  und  anderes  Galfvieh.'  JEEsi-h. 
1692.  ,Bei  dem  Gälteviech  und  solchem,  das  weit  um- 
herstreift.' Gr  Samml.  1779.  —  V.ui  ;/n/(,  unfruchtbar.  — 
Syn.    GuHt-. 

Geiss-  Geisscveh  im  Ggs.  zu  Chüe-Veh,  Rindvieh 
ZO.  Sonst  gehören  die  Ziegen  nicht  zum  Begriff  von 
V.  .Und  ist  die  Satzung  umb  Rindervecli  und  Ross; 
aber  umb  Geissveech  und  Schaf  soll  der  Schad  an 
klag  abti'agen  werden.'  1605,  ScHwG.  LB. 

Gust-  Aa;  B;  L,  Gusch-  («-")  Z,  Gusti-  Uw: 
1.  =  (t«?^,  z.  B.  jüngeres  Rindvieh  Aa;  BsL.;  L.  ,.\uf 
die  Braehzelg  trieb  man  Schafe  und  G.'  MEstermann. 
Halb  sclierzhafte  Schelte  an  mutwillige  Kinder:  du 
Gi(s('lii-eh!  ZZi>ll.  t    —    Uiiui  ~  yali. 


64f» 


Fach,  fccli.  ticli.  vidi,  foch,  fucl 


650 


Halb-:  1.  nicht  ganz  eigenes,  sondern  bei  einem 
andern  Besitzer  unter  gewissen  Bedingungen  zeitweise 
eingestelltes.  Einstellung  ,zu  Halbvieh'  =  Eisernvieh- 
vertrag. Z  Privatr.  §  1547.  1553.  Blümeu.  St.  u.  RG.  I' 
470  f.  , Hinnenhin  soll  kein  landtmann  von  keim  us- 
seren  keins  halbve  nenien  und  was  halbvechs  in  unsreni 
grieht  ist,  liz  soll  man  zue  dem  neehsten  SMichelstag 
sich  teilen  und  vom  land  tuen.'  1474,  Ndw.  .Welicher 
halbvech  bei  einem  hette,  es  seige  ochsen,  küeh,  kälber 
oder  ross.'  XVI.,  Z.  ,Es  beschwert  sy,  dass  man  die 
fäll  wider  Inhalt  irs  briefs  von  inen  neme:  wo  einer 
halbvich  hab  und  sust  [=  daneben]  eigens,  wann  dann 
das  h.  besser  ist,  so  neme  man  dasselb  onangosechen 
des  gmeinders  teil.'  15'25,  Absch.  ,Vile  burger  von 
Schaft'hausen  besitzen  da  höfe  und  halbvich.'  15'25. 
Strickl.  (Wäre  es  sach,  dass  einer  by  dem  andern 
halb  vey  hätte,  es  sygend  rinder  oder  küe  und  wann 
dann  der,  so  das  vey  ist,  teilen  will.. .'  1556/02,  Ofpn. 
ZDielsd.  ,Es  soll  Keiner  kein  halb  Eeech  uf  Eigen 
noch  uf  der  Almi  han  one  Erloubtnuss  der  Kilch- 
genossen.'  1605,  LB.  ScnwG.  Syn.  Gemeind-.  S.  auch 
Diny-:  halb,  verhalben,  Halber.  —  2.  halbgewach- 
sene Rinder.  ,Die  huober  habend  angehalten,  diewyl 
inen  verndriges  jar  vil  veech  abgangen  und  hardurch 
grossen  schaden  lyden  müessen.  man  wellte  inen  ver- 
gunnen,  das  luilbveech,  damit  söliches  desto  besser 
möge  erzogen,  aufkummon.  ingespannen  und  zum  acher- 
bouw  befürderet  werden,  in  den  verndrigen  winter- 
houw  ze  schlagen  und  allda  etzen  ze  lassen.'  1644, 
Hotz,  Urk. 

Heim-:  Vieh,  das  daheim  bleibt,  nicht  mit  dem 
übrigen  auf  die  AIjj  geht.  Gk  Samml.  1780.  Vgl. 
Ileiiii-Kuc. 

Hörn-  Hörnri':  nur  als  Schelte  auf  einen  rulien 
Menschen  Gl. 

Kue-  Chile-:  Kindvieh  im  Ggs.  zum  Schmalvieh. 
allg.  .Ein  stadel.  darin  das  küefech  gestanden  ist.' 
G  Stiftsarchiv.  ,Daz  man  allweg  kuevich  gegen  kue- 
vich  tryben  soll  ungefarlich.'  Gfkn.  Kilchberg.  ,We- 
licher  kain  kuefech  hat.  der  mag  ain  gaiss  han.'  Sch 
Ratsprot.  1533.  iHiuercchli:  älteres  Kulikalb,  so  lange 
es  noch  keine  Mildi  gibt  Tn.     Syn.  (ialteren. 

Leb-:  V.  das  man  aufzieht,  um  es  leben  zu  lassen. 
im  Gegs.  zu  Schlachtv.  GuPr. ;  UwE. 

Mäd-:  Vieh,  das  man  der  Milch  wegen  in  die  z.  T. 
Wochen  und  Monate  lang  andauernde  und  fern  von 
der  Winterwohnung  abliegende  Heuernte  (in  die'',Mä- 
der')  mit  sich  fuhrt;  vgl.  MiiäijeUs.  ,I)ann  sy  wurdent 
jetz  von  inen  überladen  mit  allem,  das  sy  bettend, 
mit  oxen,  mit  msidvech.  mit  kalber  und  mit  geissen.' 
1544,  Arch.  Jenatz.     Vgl.  Heunvich. 

Mül-  ,Mula-,  Muli-,  Mulen-,  Mülli-,  Umla-Vich, 
-Ve,  -Fee,  -Vech,  -Vihe':  1.  verlaufenes  Vieh,  das 
auf  fremdem  Boden  weidet  und  wenn  es  innerhalb 
einer  bestimmten  Frist  von  seinem  Eigentümer  nicht 
reklamiert  und  ausgeliist  wird,  dem  Grundherrn  an- 
heimfällt. ,Ein  vich,  das  0  wuchen  und  3  tag  umb- 
gieng  unansprechig,  das  sollt  dann  heisson  uiul  syn 
ein  mulefe;  dasselb  sölt  einem  lantgraven  geantwurt 
werden.'  Offn.  Tättw.  1456.  ,War  [wo]  der  von  Baden 
wuecher  [-Stier]  gienge  und  wie  lang,  so  sölt  kein 
mulefe  daruss  werden.'  ebd.  ,l)er  Vogt  habe  ein  Boss 
verkouft,    wäre    ein    Mulafee.'    1447,    Tschudi.     ,l>as 


niulveh  ist  verfallen  vech,  so  einer  herrschaft  ver- 
fallt, so  das  6  wuchen  und  etlich  tag  in  der  herrschaft 
sich  weidet,  darinnen  syn  herr  oder  meister  nit  sitzet 
oder  zue  demselbigen  weidgang  nit  ghört.'  Solches 
Vieh  soll  der  Herrschaft  verfallen  sein,  weil  anzu.. 
nehmen  sei.  der  Eigentümer  würde  es  nicht  so  lange 
ungesucht  lassen,  wenn  er  nicht  die  .strafbare  eigen- 
nutzige Absicht  hätte,  es  auf  anderer  Leute  Weide  zu 
sommern.  TuFrhkh.  Vor  dem  Rat  zu  Bern  wurde 
i.  J.  1470  geklagt,  .der  fryweibel  habe  uf  dem  mos  ein 
jung  ross  genommen,  so  niulve  sollte  syn,  da  man 
zuvor  erfaren  sollen,  ob  es  mulguet  und  demnach  der 
herrschaft  verfallen  wäre.'  ebd.  Herr  Johann  v.  Man- 
dach  emptieng  1326  von  Herzog  Leopold  das  sog. 
,Mulafe-  und  Veihirrgangsrecht'  zu  Lehen.  ,Wo  ein 
mulafe  oder  irgang  in  ir  gericht  käme,  das  sol  gon 
und  blyben  6  wochen  und  3  tag,  dann  mag  es  ein 
vogt  beheben  jar  und  tag,  und  kunnt  jeman  in  dem 
zyt,  der  recht  darzuo  hat,  so  soll  dem  selben  ein  vogt 
das  mulafe  wider  geben,  doch  dass  man  im  synen 
kosten  ablege.'  E.  XV.,  Rechtung  Dübendf.  ,Wie  ein 
anner  Gesell  ein  Stierle  in  eine  Scheune  eingestellt, 
bei  seiner  Wiederkehr  es  nicht  mehr  gefunden  und 
zuletzt  vernommen  habe,  dass  der  Landvogt  es  als 
Mulvech  geschlachtet  habe.'  1534,  Absch.  Nach  Spreng 
auch  das  Vieh,  das  von  Jmdem,  der  ohne  Erben  stirbt, 
hinterlassen  und  dem  Herrn  des  Orts  zugeeignet  wird, 
ebd.  —  2.  herrenlos  gewordenes  Gut  übh.,  ein 
solches  Grundstück,  auch  Fund  stück,  mit  demselben 
Rechte  des  Heimfalls  wie  bei  1.  ,Als  nun  diss  Gotts- 
haus all  herrlichkeit  hat,  [u.  A.]  niüUifiich,  lebendig, 
todt,  abständiges,  auf  dem  erdrych.  auf  dem  wasser, 
verrunnen,  schwebend  oder  versunken,  auch  das,  das 
leben  nie  gehabt,  aufzeheben  und  als  eigen  guot,  wie 
dann  ein  landherr  das  pflegt  ze  tuen,  ze  fassen.'  XV., 
GvWvss,  Abtei  Z.  Dazu  die  Erläuterung  in  der  selben 
Urk.:  ,Mullj-väch,  wird  genannt  väch  klein  oder  gross, 
gehörnts  oder  ungehörnts,  holz  oder  anders  auf  dem 
erdrych  oder  in  wasser,  das  von  manigklichen  3  tag 
und  6  wuchen  ohnansprecbig  gewesen  ist.'  ,Anno  1543 
geiicle  ein  acker  auf  dem  geheid  bei  Ölten  zu  Mulefe.' 
Hafneh  1666,  dazu  die  ,Nota:  Mulefe,  oder  mulfe  und 
Mulafe  ist  ein  altes  Wort  und  Recht,  dass  wann  ein 
stuck  Viche,  Wein  etc.  ein  lange  Zeit  unangesprochen 
bleibt,  oder  ein  unbeweglich  ding,  aber  in  6  oder  mehr 
Jahren  von  dem  rechtmässigen  besitzer  nicht  nach- 
geiragt  wird,  so  fallet  dasselb  einem  Aniptmann  eigen- 
tumblich zu.'  , Mulafe:  die  entdeckten  Schätze  und 
das  bei  Dieben  gefundene  Gut,  verlassenes  Land.' 
JvArx  1819.  ,ln  einer  schür  53  gl.  verborgen  fundcn 
und  für  Mulen  Veli  achten  wollen.'  L  Ansechen-B.  — 
3.  nach  Spreng  auch:  ein  Reit-  oder  Streitpferd, 
welches  chnuils  ein  Dienstmann  auf  eigene  Kosten 
seinem  Herrn  zu  einem  Feldzug  stellen  mnsste.  — 
I.  liiUilicli  mit  Umdeutung:  Ereitiscli,  Leckerei. 
Syn.  .gefundenes  Fressen',  ,1'arasitus,  tellersohleckcr, 
schmorotzer,  der  gern  mulefe  macht  ob  eines  anderen 
tisch,  der  eim  in  allen  dingen  redit  gibt,  allein  dz  er 
niulanf  mache  und  zefressen  habe.'  Fris.  .Sdili'ck 
und  guot  mulfec.'  Kuef  1550. 

M!»d.  mulajifh,  muh/e,  mulvUic,  miilvf  usw.  Mas  W.  scium 
frilli  vordiuikolt,  ilaliur  die  inaiii^'l'altigi'ii  UnigcstaltunfiMi  und 
riiHl«utiui(i;oii.  ,.\lle  iniilanV'.'  I:i(i7,  Sisitau  It  Oilis;  ,iiiula-' 
und  ,uuilon-rce'  1417  It  Tscliudi  iu'l)on  einander;  ,niulenfe.' 
1448,  Absch.;  ,-vili.'  l.-.'.'il.  ilul. ;  ,-racli.'  1544,  tdid.;  .mulife.' 


(i51 


Pacli,  fech,  licli.  vidi,  fooli,  fucli 


652 


1451,  ül)J.;  ,mulvcch.'  1533,  ebd.;  sogar  ,Umlateh.'  Offu. 
B  Seit,  (iinigestellt  aus  Mula-,  mit  Deutung  auf  um.  u.  lä", 
her  um  schweifen  lassen?).  Inilcsseu  scheint  der  2.  Teil  des 
W.,  wenn  er  auch  iiispr.  viell.  nicht  =  VU-h  war,  doch  sclion 
früh  auf  diesen  Begriff  gedeutet  worden  zu  sein ;  die  Ausspr. 
<ler  Silbe  Je  in  ,mulfe'  =/«,  Vieh,  ist  durch  den  Reim  bei 
Euef  gesichert  und  gerade  die  Verdopplung  .Miilefevich.' 
Vertr.  zw.  Z  u.  Bremg.  1527,  beweist  wenigstens,  dass  man 
selbst  bei  dem  verdunlielten  ,-efc-'  docli  wieder  zuerst  oder 
immer  noch  an  Vieh  dachte.  Die  Sclireibuug  ,Mulafe'  Ivonnte 
mit  verändertem  Acceute  auf  , Maulaffe'  umgedeutet  werden, 
aber  der  RA.  .Maulaffen  feil  haben'  liönnte  noch  eine  dunkle 
Erinnerung  .an  Feilbieten  herrenbisen  Viehes  zu  Grunde 
liegen;  die  vvirl<liche  Etyin.  v.  .Maulaffe'  s.  Sp.  101.  {Viell. 
hat  si'h  auch  .Laffe'  eingeu\lsclit.)  Bemerl;enswert  ist  noch 
die  Notiz,  dass  .mulve'  in  ä.  Scliriften  aucli  =  Lurind  vor- 
liomnie,  denn  dies  bed.  urspr.  ein  im  Vfald  verirrtes  und 
dariim  laut  brüllendes  Rind.  —  Noch  weniger  sicher  ist,  ob 
der  erste  Teil  des  W.  Mnl,  uhd.  Maul,  sei;  er  müsste  jeden- 
falls prägnant  erklärt  werden:  Vieh,  das  nur  sein  Maul  hat 
d.  h.  nur  frisst  und  dadurch  schadet  (vgl.  .fressender  Schaden'), 
nicht  (seinem  rechtmässigen  Eigentümer)  zum  Melken  und 
Ziehen  dient;  es  könnte,  immerhin  in  der  selben  Bed.,  mit 
Spreng  auch  an  das  Vb.  .mullen',  kauen,  gedacht  werden. 
Bed.  +  ist  zweifelhaft  und  beruht  viell.  auf  Missverständniss. 
5  konnte  nur  in  einer  Zeit  aufkommen,  wo  die  ä.  Bed.  fast 
erloschen  war  und  allerlei  Uuuleutuugen  versucht  werden 
durfton. 

Mulefe-fech  =  Mulfech,  s.  o.  —  Pleonast.  auf- 
gefrischte Zss. 

Mijlch-Vi  eil:  Milelivieh,  Külie  uiul  Ziegen  UwE. 

MiMin-:  Zugvieh  Z.  —  Minnen,  treiben. 

Meinscli-.  Das  Klo.ster  Ittingen  hatte  \h'M  in 
.seinem  Viehbestand  u.  a.  ,3  houpt  inein.schvecli.'  — 
, Meinscli'  =  Mäuse,   weibl.  Kalb   vnri    1  —  '2   .lahrcu. 

(x  ein  ein  d-  ^=  Halb-. 

Mast-:  Mastvieh.  .Mestvich.'  l."):n;fs.  I.  UEr.. 
Syn.  dem  folg. 

Metzg-:  Schlachtvieh  UwE.  .[Ernstlicli  zu  ver- 
ordnen, dass  während  der  Fasten  liein]  Metzgtvech 
[au.s  dem  Land  getrieben  werde].'  1-548,  Auscn.  ,Des 
Metzgveechs  halber,  im  faal  es  l'ul  funden  wurde,  soll 
CS  der  verkiiufer  wider  nenien.'  XVII.,  U.    Syn.  ScMer/-. 

Nutze"-  Z,  Nutz-  Seuw:  Milchertrag  lieferndes 
Vieh,  im  Gegs.  zu  Galt-. 

Bruch-:  Zugvieh,  im  Gegs.  zu  .müessiggängig 
vieh.'  Offn.  Kadelb.  1671. 

Binder-:  1.  aus  Rindern  (d.i.  jungen  Kühen) 
bestehendes  Vieh  Uw.  —  'J.  Rindvieh.  .An  den 
rossen,  rindervych  und  anderem  zamen  und  heimschen.' 
(iuALTH.  1584.  .Geld  oder  Pfand.  Rindorvech  vorab.' 
1605,  LB.  ScHwG. 

Rcss-:  aus  Pferden  bestellendes  Vieh.  .Kiie  oder 
Rossvich.'  1756,  Scnw  Rq. 

Geschänder-:  auf  der  Weide  Schaden  tuendes 
Vieh.  l>im.  scherzhaft  v.  Ungeziefer,  das  die  Pflanzen 
zernagt  Scnw  (Hkn(3F,ler).  ~  Von  g' icimndim  =  schädigen. 

Schind-:  Viell.  das  abgetan  werden  nuiss.  .Der 
hirt  sol  kein  scliiiidve  ut  die  weide  tryben.'  XV.,  Offn. 
Flunt. 

Schleg-:  Mastvieh  Gu  D.  Syn.  Met:/)-.  Vgl. 
iSchleg-Ochf!. 

Schmal-:  Kleinvieli;  Schare,  /iegcn.  Kälber  Gl; 
UwE.;  U.     ..Vlies   unsaubere   [angestecktej  geiss-  oder 


schinalvich  soll  jedermann  ausmusteren.'  1645,  Enöelh. 
.Weder  gross  noch  kleines  schmalticht.'  Gcrin.  Statut 
1747. 

Schnabel-  nennt  GHeidegcjer  173"2  die  Vögel. 
Noch  jetzt  in  scherzhafter  Drohung  gegen  Kinder, 
wenn  sie  ihre  Beinchen  entblössen:  wart,  's  Schnaliel- 
reh  ninniit-dl''',   die  Hühner  werden  dich  picken    ZU. 

Schnider-:  Ziegen.  .Schwindsüchtigen  ist  die 
Milch  von  den  Kameelen  tüchtig  und  vom  Schneider- 
vieh.' GHeidegger  17.3'2. 

Strich-:  Melkvieh,  Milchkühe,  allg.  .Solle  alles 
Strichvieh  (Milchkühe)  äussert  unser  Land  zu  fertigen 
verboten  sein;  einzig  ausgenommen  solle  auf  '20  Haupt- 
vieh eine  Melchkuh  denen  Welschländern  zu  Erhal- 
tung ihrer  Knechte  mitzunehmen,  erlaubt  sein.'  1787, 
Gl  (Steinm.).   —  StrXch  =  Zitze. 

Ding-:  Lehenvieh,  das  einem  Küher  gegen  Zins 
für  die  Zeit,  die  er  auf  der  Alp  zubringt,  zur  Be- 
nutzung übergeben  wird  BRi.     Vgl.  Halb-,  Gemeind-. 

Trib-:  Vieh,  das  auf  die  italienischen  Märkte  ge- 
trieben wird  Gr;  Nnw.     Syn.  Trib-Hah. 

Zug-:  1.  zum  Ziehen  geeignetes  u.  verwendetes 
V.  allg.  —  2.  Zuchtvieh.  Katholische  Orte  erneuer- 
ten 1526  das  Verbot,  während  der  Fastenzeit  Schlach.t- 
vieh  zu  kaufen.  ,Doch  wer  Zugvech  koufen  [wollte], 
so  man  ziehen  und  nit  metzgen  wellt,  der  mag  das 
tuen.'  Absch. 

Zit-:   ein  zum  er,sten  Mal  trächtiges  Rind  Scii. 

V  e  c  h  1  e  n  ve^chla  ApH.,  L,  M.,  rPhela  ApK.  :  1.  p  e  r  s. 
a)  Vieh  halten.  ~  b)  den  Hirten  spielen  od.  verraten, 
in  Geruch,  Kleidung,  Sprache,  Benehmen.  —  2.  un- 
jiers.  a)  nach  Viehwirtschaft  aussehen  od.  riechen. 
—  b)  roh  zugehen.  —  ver-:  durch  Halten  von  Vieh 
verbrauchen  Ap.     Vgl.  rer-rösslen. 

Vechler  m.:  Kuhhirte,  bes.  wer  nur  wenige  Külie 
hat  od.  sich  mit  Besorgung  v.  Kühen  gern  abgibt  Ap. 

vechlich:  viehisch,  tierisch,  sinnlich.  ,Si  lebend 
vichlich.'  Kessl. 

über-vechnen  -eine:  (refl.)  zu  viel  Vieh  halten 
ZZoll.  Mer  imnd-is  [wir_  wollen  uns]  di"  [diesen] 
Winter  nüd  ü. 

Ficlli  -/--  m. :  Schelte  für  ein  Kind,  das  viel  lacht 
ZZoll.  —  Von  dem  Namen  eines  viel  lachenden  Mannes 
übertr. 

,*Föclieiize'.  Z  1831;  1463;  1.533,  ,vockenze.'  L 
1418.  ,*vogkeze.'  Z  1537;  HBull.  1.57'2,  Fogenze 
,*Voggenze/  Fris.;  Mal.;  Z  XVL,  XVH.;  Denzl.  1716. 
*Fr>yeze  „GG." ;  SchwE.,  Ma. ;  ZS..  Stdt,  Wint.  u.  XVIII., 
*Fö(ii-sse,  *Fögisse  übr.  Z  —  f.,  jetzt  nur  in  der  Zss. 
mit  -Brod,  -Brötli,  oder  als  Diin.  Fotiessli  ZB. :  1.  Brot. 
das  man  sich  aus  eigenem  Gut  vom  Bäcker  backen 
lässt  ZStdtf-  —  2.  Brotlaib,  den  man  beim  Bäcker 
kauft,  von  weisserem  Mehl  als  das  Hüshrod  oder 
Buch-  und  Mittellirod  ZB.;  übh.  Weissbrot  Z  rS.; 
als  etwas  Leckeres  betrachtet:  i'''  wett  [wollte]  nid 
um  es  F.  ,Es  F.  macht-mi  y'sund'  heisst  es  in  der 
Parodie  eines  Kirchenliedes.  Es  liäd  e  Maitli  z'  Mur 
im  Dorf,  me"  said-em  [heisst  es]  nw  's  VroneygU:  es 
isst  (dl  Tag  .?  Fogessebrud  und  z'  Obig  wo"''  e  Weggii. 
lii  der  Regel  kleiner,  nur  halb  so  schwer  als  das  ge- 
wöhnliche (4 — 5pfündige)  Brot.  Daher  halbes  Br. 
iibh..  dgl.  zur  oftiziellen  Armenspende  verwendet  wurde 
ZBül.;  2 '/a pfundiges  Br.  ..GG.;''  SiiiwMa..  wo  es  weder 


«53 


Fach,  tV 


tich.  focll.  fucli 


Ö54 


in  iler  Gestalt  noch  in  iloi-  Qualität  vom  gros.sen 
Laibe  verseliieileii  ist.  Magst  es  F.-Bröili  'träge'' 
(oder  g'lnpfC'Yi  fragt  man  ein  Kind,  indem  man  es 
(in  grobem  und  gefährlichem  Scherze)  bei  den  Ohren 
zspresst  und  in  die  Höhe  hebt.  In  der  Regel  von 
.aufgesetzter'  Form.  d.  h.  mit  einem  .Kopf'  verseben, 
z.  T.  im  Unterschiede  zu  dem  mehr  platt  gedrückten 
oder  ganz  scheibenförmigen  Haus-  oder  Schwarzbrot; 
doch  hiess  z.  B.  in  ZGlattf.  auch  das  walzenförmige 
Hr.,  das  man  aus  der  Stadt  bezog,  so;  auch  in  SciiwMa. 
hat  es  zufällig  die  letztere  Form.  Übrigens  ist  der 
Name  allerorten  im  Aussterben  begritfen. 

Vou  der  Yolksetymologio    auf  iluu  ,Vogt,    ileiii,    wenn   lt 
zum  Gericht  kam,   Weissbrod  vorgesetzt  werden  iiiusstc',  ge- 
deutet, daher  viell.  die  schon  alte  Schreibiiug  ,Vogcntzer'  und 
auch  die  Vertauschung  des   richtigen  -</A-  an   -g  (;/;/)-.     Ilenn 
das  W.   lautet  mhd.  i-ovkmzi-.   alid.  Judianza  und   mit  rh  auch 
iu  siimmtlichcn  nljd.   MAA.,  richtig  entsprechend  dem  mlat. 
vucontiii,   dies  mit  eingescliel)enein  n  aus  fucauia  (it.  fuciwcia, 
frz.  J'ouace,     churw.  yii<y(ist/l«,  funtirlin ;   s.  FiujnHvhi-l'iUi:    und 
vgl. /ofuj/f,   Hcrdsüvttzins,  iu  den  Oft'uuugen  der  frz.  Schweiz, 
und  ,fockatzen',  Bezeichnung  von  Häusern  in  L  1.501:    ,syn 
guot  genannt  die  f.,  so  zwischen  der  [C'hor-]Hcrreu   im  Hof 
beder  f.  gelegen'),  eig.  auf  dem  Herd,  Jmus,  (in  der  Asche, 
ohne  Hefe)  Gelmckenes.     Also    das  Hausbrot   im   Gegs.  zum 
gekauften,    hei   uns  in  städtischen  Vorhältnissen  (L;  Z),    so 
weit    unsere    Kenntnisse    zurückgehen,    zuerst   das    durch 
eine    besondere  Klasse    von  Bäckern    verarbeitete 
Hausgut   der    Bürger.     ,Swele    pfister    [welcher  Bäcker] 
feiles    bachet,    der  sol  einen  tisch    han    in    der    hrotlauhen; 
sweler  aber  vuchenzius  hachct,  die  salin  niemau  cnkein  brot 
geben,   wann  [ausser  sc.   Demjenigen]   der  in   [ihnen]   ki'rncn 
vorhin  gif    Z  Eatserk.  1'331.      ,Die  pfister,  die  v.   bachent, 
sulln  sweron,    dass  si  mengliclicni,    der  in  ze  bachenne  git, 
dem  soll  man  syn  körn  an  brot  wider  geben  by  dem  eido.' 
ebd.     ,Welher   pf.  vockenzeu    bachet,    der    soll   anders  kein 
wyssbrot  noch  ki5rne"s  nit  bachen  noch  feil  hau.'   \,  Ratserk. 
1418.     Es  konnte  solche  BestelUmg  auch  von  Korporationen 
und  Anstalten  ausgehen;   ,Dass  man  am  Berchteltage  uss  dem 
gnieindsscckcl  nUt  me  verzereu  solle  denn  ein  mütt  vouhcnzer 
brot  und  ein  f'eissten  ziger.'   1.533,  ZWied.     ,Beranach  wollen 
wir  uns  mit  sollichem  gebächt  [nämlich  für  den  Spital  usw.] 
gar  gern  ein  höcher  gewicht,   weder  aber  [als]  das  voggentzer 
brot,    von  nrchen  kernen  gehaehen,    hat,    nach  unserer  Gn. 
Herren  gfalleu  uffsetzen  [vorschreiben]   lassen.'    Suppl.   d.  Z 
Fogenzer  \hH.    ,Zuo  den  predigcrn  ordnet  man  zwen  grosse 
häfen,  darinn  man  muoss  kochet,  und  darnach  alle  tag  den 
armen  ein  grosse  kellen  voll  sampt  einem  fierteil  vocketzer 
brots    nssteilt.'    HBull.  1.57'2.     Es  war  nämlich    von    diesen 
Bäckern  der  Gebraurh  eingeschmuggelt  worden,  das  Brot  iu 
verschiedenen   Qualitäten  herzustellen.    Schon  1.537   konnten 
sie  sich  daraufstemmen,  ,dass  man  von  yewelten  her  zweierlei 
büttel    [Beutel    am    Mehlkasten,    demnach    zweierlei    Sorten 
Mehl],    dessglychen   ein    wenigli    bonen    zum  vogketzer  brot 
nach    zinimligkeit,    damit    der  toig    dest    gerner    byeiuander 
belybe',   verwendet  habe,   und   der  Rat  erteilte  ihnen  damals 
die  Erlaubniss,  so  fortzufahren,  ,dicwyl  von  altcnihar  zweierlei 
brot,  ein  wyssers  und  ein  rüchers,  für  den  gemeinen  armen 
mann,    by  den  vogketzcren  'bachen    und    darznn    allweg   ein 
kleineli  [wenig]  boucn  im  vogketzer  teig  (als  man  dennacht 
inen    pfiigt   allerlei    korns,    das  etwa  nit  zum  besten,    ynzo- 
schüttcTi)   'brückt  worden.'     Allein  nach  der  Ratserkeuntniss 
von    15il3    sollen    sie   .einem   wie  dem  andern    glyches    brot 
geben  und  also  wyssers    und  rüchers  brot  von  einerlei   miil 
zebachen    inen    abgeschlagen    syu.'     Has    F.-Br.    solltu    von 
Rechtes   wegen  die  Mitte  halten  zwisclieii  dem   Gebäcke  der 
Feiler  (aus  Semmelmehl)   und  dem  lincliln-ud.     Damit  stiinnuMi 
die  Angaben    von    Fris.,    Mal.,    Denzl.   15.5(i— ITHi:    ,I'anis 
secuud(ari)ns,    civilis,    autopyros  [!| :    B\irgcrbrot.    haussliv.. 
Voggentzerbrot  by  uns  genannt,  das  nächst  nach  dem  wciss- 
brot.'     In    einer  Erwägung  des  Rates  von    1.57'2    wird    aus- 


drücklich gesagt,  dass  ,der  mentsch  mit  dem  voggentzerbrot 
vil   bass  und  satter  dann  mit  dem  leilerbrot  gespyst  werden 
mag.'     Auf  der  andern  Seite    sehen    wir    dem  Spitelmeister 
i.  J.   1.504   die  Vollmacht  erteilt,  da  Spital   und    Almosenamt 
das  Bereiten  ihres  Bedarfes,    der   natürlich  im   Allgemeinen 
in   KniMimd    bestivnd,    selber  an   Hand    nehmen,    den    öffent- 
lichen l'fistern   .Kernen   zu    wyssem  voggentzerbrot.    etwann 
krankenen  lüten    ald  snst  zebruchcu,    uss  dem  almuosenamt 
ynzuoscliütten.'  Ein  .Jhdt  später  (l(id9).  da  Teuerungen  die 
Bürger  veranlasst  hatten,   wieder  im  eigenen  Hause  Brot  von 
gröberer  Qualität  zu  bereiten,  vernehmen  wir  die  Behauptung, 
dass  ..ledermännigklich  Reiche   und   Arme  das   Voggenzerbr.. 
ob  es  auch  gleich  in  höcherem  Preis,  dem  anderen  vorgezogen, 
und  also  lieber    mit  einem    kleineren    und    guten,    als    aber 
grösserem  und  räucherem  Stuck  Brot  sich  vergnUcgen  wollen.' 
Den  genauem  Nachweis  über  die  Bestandteile  des  Foggenzer- 
brotes  erhalten   wir  durch  die  Pfisterordnung  von  1417   (re- 
petiert   1448);    .Dass    dieselben  Vockentzer    söllent   gerecht 
guot  brot  bachen  von  gnotem   kernen    [Dinkel],    als  dass  sy 
darundor  weder  roggen   noch   gersten    mischen.      Item    dass 
die  egenannten  von  den  lüten,  so  sy  dann  bachcnd,  je  unter 
4ü  niutt  kernen  einen  mntt  bonen    für    einen    mütt   kernen 
nemmen  söllent.'     Nur  für  W't;/»/''"  (halbe  Laibe?)  durfte  zu 
gleichen  Teilen   Roggen  unter  den   Dinkel   gemischt  werden. 
Um  die  Abrechnung  zwischen  Bäcker  und  Kunden  zu   ermög- 
lichen, musste  auch  das  Gewicht  der  Laibe  normiert  sein. 
Nach    der    Z   Verordnung    von    1417    .soll    derselben    broten 
jetlichs  wägen  2  kleine  pfund  und  4  lot.'     Dies  betrifft  das 
Zwänzgi-Ilr.,    d.  i.  je  20   Laibe    aus    1   Viertel    (des   MUttes) 
Dinkel.      Es  durften  aber  auch  ZiJlini-,   />/■»«;/('-  und   Vkrz;ii- 
Laibe  ausgewirkt  werden.   Später  (1693.  1700.  17.57)  wurden 
(auf  obrigkeitliche  Backproben   hin)  sorgfältigere  Unterschei- 
dungen   gemacht    und    k(uistatiert.    dass    .von   K   Viertel  des 
besten  Kerneumehls  [entsprechend  einem  Mütt  d.  i.   1  Vierteln 
Kernen]   50,    von   5  V2    Viertel  des  mittehuässigen   Mehls  47 
und  von  5  Viertel  1  Vieriig  des  geringeren  Mehls  44  Vogezer- 
brot.   jedes  2   Pfund    1   Vieriig    schwer,    gcliachcn    worden.' 
Ans  der  Herrschaft  Eglisau    wird   1698    das  Gewicht    eines 
.Voggentzerbrotes'    zu    '2   Pfd    angegeben.     Als   ein    Brotlaib 
von    bestimmter  Grösse    wird    das  F.-Br.    auch    in    der    bis 
1829    gültigen   Z  Waisenbausordn.   von    1771    erwähnt:    .ein 
Fogenzer   Brod   [je]  Mittag.   Abend  und  Nachts   wird   vor  die 
Dienste  in   8.  vor   die  Kinder  in   12  Stück   verschnitten.'  — 
Das   Aufhören  der  Naturalgültzinse    war  auch  dasjenige  der 
.Fochenzer';  der  Bäcker  war  nur  noch  , Feiler'   und  die  ,Fü- 
chenze'  war  fortan  feiles  Brot,    der  Name  dehnte  sich    nun 
auch  auf  die  Landschaft  aus   und  zwar  indem   die  anfänglich 
bloss    sekundären   Vorstellungen    einer    bestimmten   Qualität, 
Gestallt  oder  Schwere  die  alleinigen  geworden  sind.    So  ward 
in   Winterthur    ,ao    1630  das   Vogenzcrbrod,  ein  neu   Gebäck 
(leichter  als  das  andre   Br.,    aber  von  feinerem   Mehle I.    an- 
gefangen', und  dasselbe  erscheint  noch  1751  iu  den  Satzungen 
des    Musikcollegiums,    indem    an    der    froufastlichen    Musik- 
mahlzeit   den    abwesenden   Mitgliedern    u.    A.    je    ein    halbes 
,V.-Br.'    ins   Haus    geschickt    werden    soll.      In   ZStdt    selbst 
aber  lauten  am   Ende  des  XVIIl.   die  Andentungen   über  die 
Qualität  ober  geringschätzig  (s.  JHWas..   Geld  S.  48  f ;   Mu- 
seum 1789  S.  469).     Noch  in  den  ersten  .lahrzebuden  unseres 
.Units  liess  m.an  in  ZStdt  F.-Br.  aus  eigenem  Kerin-n   backen, 
welches    derber    war    als    das    gekaufte   .llrrieubrod'.    —    S. 
übrigens   Das  Brot    1868   S.  123      130. 

*F(ichenzer;  1.  Ibicker.  web-bcr  das  von  seinen 
Kunden  ihm  .eingeschüttete'  Korn  malilen  liess  und 
davon  eine  bestimmte  Anzahl  gesetzlicli  normierter 
Hrotlaibc  für  dieselljen  buk,  auch  etwa  das  Mehl  als 
solches  oder  zu  blossem  'l'eig  verarbeitet  zurück- 
erstatten musste  Z  XIV.-  XVII.  l>ie  F.  durften  auch 
den  Auftrag,  das  Korn  für  ilen  Bürger  zu  kaufen,  an- 
nehmen, in  beschränktem  Masse  Korn  vorstrecken  und 
in  Zeiten  der  Teurung  Hri>t  vcrUaufen.  Sie  buken  t. 
.linde'  aus  lauter   Kinkel   zn  ■_'   l'bl    1    1-ot.  I.  ^Vl•ggen 


655 


Fiuli-  fiicli.     Faclis     fiiclis 


65H 


aus  lliiikel  uiit  Roggen  zu  2  Pl'd  8  Lot.  Sie  waren 
schuldig.  ,von  einem  niütt  kernen  90  pfund  zegeben 
[die  Feiler  nur  80]  und  das  überig,  so  am  mutt  über 
die  90  pfund  turschusst,  [sollte]  dem  v.  für  syn  arbeit, 
holz,  salz,  für  und  belonung  belyben,  doch  inen  ir 
alter  lohn,  als  von  einem  mutt  1  Schilling  zuosambt 
dem  grüsch  [Kleie],  hiemit  nit  benommen  syn.'  Z 
Ptisterordn.  1530;  1593.  Vgl.  Feiler,  Klhihäck  (anton.) 
und  Hüsfürer,  Hüsbäck.  —  2.  Bäcker,  welcher  Weiss- 
brot (.Kochenzen')  und  zwar  auf  den  Verkauf  backt 
ZWint.  1630  bis  Anf.  XIX.  .-Antonym  Hüshnck.  - 
3.  .Brotlaib  von  halbem  Normalgewicht  GG." 

Mhd.  fochinzer.  Die  fiuheiniischcn  Foniien  des  W.  s.  ii. 
Fuoheme.'—   Vgl.   Das  Brot  S.  l:iO~U7. 

fochenzin:  so  wie  es  durch  den  ,Fochenzer'  be- 
reitet wird.  ,Üass  die  vochentzer  vochentzis  brot 
bachen  sollent.'  Z  Ptisterordn.  1463.  ,Vochenzis'  subst. 
Ntr.  =  Fochenzer  Brot.     S.  u.  Fochenze. 

Focher  m.:  Fächer  A.\Eued.  —  "UM.  jocher  aus  lat. 
fwAtrutx^   Instrmiioiit  zum  Aufachoii  des  Feuers.    Syii.   Wäjer. 

Flicllle  f:   nichtsnutzige  Weibsperson  LG.   —   Vgl. 

Fllrhth. 


Fcclid,  Ur-,  Ge- 


;hden  s.  Fecli. 


Fachs    fuchs. 


Vgl.   auch   die  iTrujipi!   Fn.i 


Fachs  Fa.r  ni.,  Faxe"  (PI.)  BU.;  Gk;  Uw;  U;  W: 
1.  glattes,  kurzes,  borstenartiges  Gras,  nie  recht 
grün,  das  an  Abhängen,  etwa  auch  aus  Felsenritzen 
hervor  büschelweise  und  um  Sennhütten  wächst;  bes. 
Borstengras,  nardus  stricta,  oder  Knäuelgras,  dactylis 
glomerata  B;  Gk;  U;  W.  —  2.  Heugras,  bes.  dürre 
Liesche.  phleum  GnNuf ;  Berg-  und  Wildheu,  das  spät 
zeitig  wird  und  seiner  schlechten  Qualität  wegen  auch 
etwa  bloss  zur  Streue  dient  UUrs.,  daher  hier  von 
einem  alten  .Junggesellen  spottend  gesagt  wird,  er 
könne  jetzt  auf  die  F.  gehen,  d.  h.  er  habe  keine  Aus- 
sicht mehr  auf  Verehelichung.  Me  bcrehunnt  [be- 
konnut]  äa  chkm  F.,  so  viel  wie  kein  Heu  W.  .Vuch 
etwa  Farnkraut,  das  zu  Streue  verwendet  wird  BBe. 
—  3.  als  PI.:  die  Rasenbänder  an  felsigen  Halden, 
wo  das  (immerhin  keinen  geschlossenen  Rasen  bildende) 
Gras  gemäht  wird  GrV.,  Spl.;  in  de"  F.  miljeH. 

Mhd.  mchs  in.  und  u.,  Haar,  hes.  Haarschoiif.  —  Syu. 
zu  1  und  2  :  Anni  (Sp.  264),  Bm-Ht,  Fufjij,  Gnn-^r,  Is*  lujrn^, 
Hunihhdr,    Nätxch,    Sojijjc,    Wulf. 

Gemsch-:  Borstengras,  nardus  W. 

fachsen  faxen:  1.  Flachs  od.  das  von  den  Fachsen 
gewonnene  Wildheu  fressen,  in  Fachs  weiden,  wie 
die  Schweine  tun  GrV.,  Paui.  —  2.  „den  Fachs  schnei- 
den und  zur  Streue  des  Viehes  einsammeln  BO. ;  U;  W." 

fechsen:  eine  Manijiulation  mit  dem  Flachs  und 
Hanf.  Nach  der  F'raucnf  Stadtordn.  v.  1331  wird  ge- 
biisst,  wer  gerösteten  Flachs  oder  Hanf  in  ein  Haus 
legt  und  da  zurüstet,  ,schwingt,  bleuelt  oder  tichset.' 

Es  könnte  das  Hecheln  gemeint  sein,  wobei  die  zerteilten 
Fasern ,  die  sich  allerdings  einem  Haarbnsch  vergleichen 
lassen,  geschlichtet  werden.  Allein  wahrscheinlicher  ist  obige 
Lesung  zu  verbessern   in  ,dichset'  von  drthneii. 

Fuchs,  Fax  —  PI.  Fügsch  Gr  —  Dim.  Fügschi 
Gr:  1.  das  Raubtier.  Auf  seine  rote  Farbe  spielt 
die  L  R.\.  vom  ,F.,  der  durch  dieKüche  gelaufen  sei' 


(wenn  eine  Speise  angebrannt  ist)  an.  Ähnlich  in 
AAEhr.,  wo  man,  wenn  das  Sauerkraut  od.  die  weissen 
Rüben  während  des  Kochens  rot  geworden,  singt:  de 
F.  ist  drüber  g' gange".  Und  eine  Z  Kochregel  lautet: 
de  F.  mues  de"  Schwans  dur"''  d'  Hübe"  'zöge"  ha", 
d.h.  die  weissen  Rüben  sind  erst  dann  gut,  wenn  sie 
ein  bischen  angebrannt  (rötlich)  sind.  Vgl.  2.  3  und 
das  Spiel  mit  dem  glinmienden  Hölzchen,  auch  die 
mythol.  Beziehung  des  Tieres.  Auch  andere  äusser- 
lichen  Eigenschaften  des  Tieres  spiegeln  sich  in  der 
Volksspr. :  ,So  viel  Tag  im  Jahr,  so  viel  der  F.  am 
Schwanz  hat  Haar'  ZWl.  (Schnellsprechübung).  F.,  F., 
de  h('(ttst  e"  guete"  Scliucster  g'gi"',  de  liäst  de"  Borst 
im  Mfd  (Aa  Kinderlied).  Luege"  icie-n-e"  F.,  mit 
kleinen,  schlauen  Augen  lauernd  beobachten  S.  Er 
wird  zum  Wetterpropheten,  indem  er  vor  dem  Eintritt 
kalter  Witterung  billt.  J'''  liän  en  F.  g'höre"  belle": 
es  wird  nn''''mol  räch  ZO.  Billt  er  im  Dez.  oder  Jan., 
so  tritt,  sagen  die  Jäger,  grosse  Kälte  ein.  PrTschudi, 
Tierl.  Man  hält  ihn  darum  für  eniptindlich  und  lässt 
ihn  sagen:  .Wenn  die  Sonne  im  Winter  7  Mal  auf- 
stände, müsste  ich  7  Mal  erfrieren'  [indem  es  beim 
Sonnenaufgang  am  kältesten  ist]  ZKn.  Vor  .\llem 
aber  ist  er  der  Typus  der  Schlauheit,  daher  man  einen 
hinterlistigen  Schlaukopf  ¥.  nennt.  Und  diese  Eigen- 
schaft ist  unzertrennbar  mit  ihm  verbunden:  ,der  F'. 
lasst  wol  seine  Haar,  aber  nicht  seine  Art.'  JMev.  1692. 
Wen)i  de  F.  prediget,  so  muess-me"  d'  Gans  i"tue" 
[einsperren].  Sulger.  Man  fürchtet  den  schleichenden 
Räuber,  wie  sonst  seinen  Vetter,  den  reissenden  Wolf: 
Wxm-mc"  vom  F.  redt,  so  ist  er  noch  [nahe]  oder  wit 
[iron.]  AABb.  In  der  Tiersage  übertölpelt  er  den 
Hasen,  der  durch  Einfalt  sein  Gegenbild  abgibt.  Noch 
das  Tierb.  1563  erzählt:  ,den  hasen  betriegt  er  mit 
schimpf,  mit  im  ze  gopen  [mit  Spass,  indem  er  mit 
ihm  spielt].'  Daher  noch  die  Gl  RA.:  F.,  biss-mi''' 
nüd,  ich  bi"  e"  Has  [eig.  =  ich  furchte  mich,  aber 
jetzt  in  übertr.  S.:  mach  mir  Nichts  weis].  ,Ha,  F., 
byss  mich  nicht!'  lässt  UBrXgg.  (1780)  ein  Mädchen 
zu  einer  neckenden  Kameradin  sagen.  Auf  den  ver- 
schiedenen Charakter  der  beiden  Tiere  bezieht  sich 
auch:  ,Du  musst  F.  und  H.  sein,  dich  in  alle  Sättel 
richten  und  schicken.'  JMev.  1692.  .Du  kannst  nicht 
F.  und  H.  zugleich  sein,  auf  beid  Seiten  hinken.'  ebd. 
Man  sucht  dem  diebischen  Tiere  mit  Fallen  und  mit 
Hunden  beizukommen.  .Ratsherr  zu  werden  fehle  ihm 
nicht  und  auch  seinem  Bruder  nicht,  sie  hätten  aber 
aucli  datür  getan  [die  erforderlichen  Mittel  angewendet] 
und  ilem  Fuchse  gerichtet.'  Gotth.  Aber  Fuchs  muess- 
me"  mit  Füchse'  fange"  [d.  i.  List  wider  List  anwen- 
den]. Sulger;  ursprünglich  wörtlich  geraeint;  so  bei 
Boner:  ,Swer  [wer]  fuchs  mit  fuchse  fahen  sol,  der 
bedarf  guoter  listen  woL'  Vgl.  Gr.,  WB.  IV  1  a  333. 
Die  Hunde  wagen  sich  nicht  gerne  an  ihn,  weil  er 
äusserst  heftig  um  sich  beisst  (vgl.  fuchswild,  -taub). 
Daher  wird  in  dem  Spiele  ,F.  us-em  Loch  (od.  us-der 
HöUY  dem  F.  neckisch  zugerufen  F.,  F.,  biss-mi''' 
nit!  RocHH.  1857,  29  u.  S.  95.  .Dann  si  ouch  den  ¥. 
nit  band  wollen  byssen  [weil  es  ihnen  auch  nicht  so 
Ernst  war,  anzugreifen].'  1521.  Ansrir.  .Aber  er  [Herr 
von  Neuenburg]  wollte  den  f.  nicht  bissen,  sonder 
wiche  widerumb  zurück.'  Wurstis.  1580.  .Die  da  Feur 
speuwen  sollen,  wollen  den  f.  nicht  bissen.'  ebd.  Man 
freue  sich  seines  warmen  Pelzes  nicht,  bis  das  Tier 
wirklich    todt    ist.     Im    Spiele    mit    dem   glimmenden 


657 


Faclis.  t'i'i'lis,  Ullis,  fii 


fuchs 


658 


Simii  ((Jk..  Wli.  IV  1  a  .">;il/.'))  lioisst  es  ilalier:  Stirbt 
der  F.,  so  ijilt  der  Bohj,  J.eht  er  lang,  so  tvird  er  alt, 
Lebt  er,  *o  lelil  er.  Stirbt  er,  so  st.  er,  Ist  er  tod,  so 
sei  er  t..  Denn  isst  er  weder  Chüs  na  Brod  ZW.  Das 
Tier  sucht  den  Schutz  vor  den  Menschen  in  weiter 
Abgelegenheit.  Wo  (d')  Fuchs  und  (d'J  Hasen  en- 
(iiid(ere')  (juct  Nacht  sägcfnjd  (oder  n'end  kv  It  T.) 
bedeutet  wie  3  (SO)  Stund  hiuder  Gotterharm  eine 
gleichsam  vnn  (iott  und  Menschen  verlassene  Einöde, 
l'er  F.  ist  auch  sorgfältig  und  klug  in  der  Wahl  und 
Einrichtung  seines  Baues.  .Lange  überlegte  und  stu- 
dierte er  [wie  machen];  endlich  hatte  er  dem  F.  ein 
Nest  gefunden.'  Schweiz.  Volksfr.  18-18.  De''  F.  treisst 
me  als  ei"  Loch  [Ausweg].  Sulcer.  Und  aus  seiner 
l!urg  liisst  er  sich  nicht  leicht  heraus  locken  noch 
schrecken;  aber  de''  Hunger  tr'd>t  [sogar]  de"  F.  ns-em 
Loch.  ebd.  .\llein  obwohl  .alte  Fuchs  bös  [schwer]  be- 
triegen  sind."  JMev.  1092,  heisst  es  doch  wieder  die 
alte"  Fuchs  sind  no'''  all  y'fanye"  cho"  [worden]  BS., 
und  .wenn  der  F.  zytig  wird,  so  freit  [trägt]  er  syn  balg 
selb  hinzue.'  Bossh.  Wint.  Chr.  —  Dämonisches  Wesen 
des  F.  und  viell.  Beziehung  auf  Donar  (der  Farbe 
wegen?)  tritt  mannigfach  hervor.  Ungern  hat  man  es, 
wenn  Einem  Morgens  zuerst  ein  F.  über  den  Weg 
läuft,  denn  in  ihm.  bes.  wenn  er  dreibeinig  erscheint, 
steckt  der  verkappte  Teufel ;  s.  Lrr.  Sag.  186  und 
ebd.  350  die  Erzählung  vom  Fuchse,  der  nicht  ge- 
schossen werden  kann.  Von  verzauberten  Füchsen 
erzählt  man  eine  Sage  in  GRPr. ;  obschon  geschossen, 
laufen  sie  dem  Jäger,  der  sie  heim  trägt,  vor  seinem 
Hause  davon  und  rufen  ihm  höhnend  seine  ihm  ge- 
läufige Verwünschung:  .dass  dich  die  Hexen  ritten' 
zu.  Ali'eni'.  Nach  Roohh.  jagt  ein  dreibeiniger  F.  im 
Gefolge  des  Türst  an  Stelle  des  Hundes.  Über  den 
feuerschnaubemlen,  do]ipelten  F.  s.  ebd.  1856,  2,  333 
und  ebd.  S.  393.  Dem  Glarner  heissen,  It  Rochu.,  auch 
die  Alpengeister  Füchse;  als  feldhütende  Grenzgeister 
dienen  sie  dem  Ackergotte  Donar  oder  sie  tragen. 
wenn  ,F'.'  so  viel  als  ,der  Haarige'  heisst.  ihren  Namen 
direkt  darum.  —  2.  {Fuj<t  GnVr.):  rotes  oder  braun- 
rotes Pferd,  allg. ;  auch  eine  solche  Kuh,  Schaf, 
Ziege;  und  zwar  als  Gattungs-  wie  als  Eigenn.  Aa  ;  BO. ; 
Gr;  L;  W.  ,Im  vierten  wagen  stuondend  schümniel 
und  füchs.'  1531/48.  Zachar.  .Equus  rufus,  Fuchs.' 
Denzi,.  1677;  1716.  Kothaariger  Mensch,  der  dann  als 
verschmitzt  gilt  Aa  ;  BO. ;  Gr  ;  L ;  S ;  Z.  Syn.  Flachs. 
Vgl.  noch  Mür-f.  —  3.  Name  der  Feuerglocke 
BsLie.  —  4.  Gewinn  durch  List,  heimlich  auf  die 
Seite  Geschafftes  S.  If  Chnechte  mit  ire  Chornchäste- 
fiichse.  JScHiLD.  Mit  Cliorn,  Eiere,  Anken  oder  dürre' 
Schnitze"  Fiichsli  mache",  ebd.  ,Es  sagt  keine  [der 
Sj)inncrweiber]  dem  Mann,  was  sie  wirklich  verdiene, 
alle  sagen  ihm  einige  Batzen  minder  und  heissen  dann 
das  hinter  dem  Mann  also  Ersparte  ihren  F.,  mit  dem 
sich  jede  Etwas  zu  gute  tat;  jetzt  fürchteten  sie,  das 
liatzensparen  der  Kinder  möchte  ihnen  ihren  F.  aus- 
bringen und  kleiner  machen.'  HPest.  1790.  -  5.  Die 
letzte  Garbe,  in  welcher  eine  schützenile  uiul  seg- 
nende Kraft  verborgen  i.st;  Etwas  davon  in  die  Krippe 
gelegt  fördert  das  Gedeihen  des  Viehs,  welches  bes. 
milchreich  wird,  wenn  es  am  Weihnachtsabend  während 
des  Einlaufens  mit  den  Ähren  der  letzten  (iarbe  ge- 
füttert wird.  Diese  wird  oder  wurde  auch  gemeinsam 
mit  der  ersten  unter  dem  Vordach  der  Scheune  be- 
festigt, den  Vögeln  zur  Speise.  Syn.  Mälschrof/el. 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  rt. 


QHygel,  Gliicksijarh,  Glitckshäiiijifeti,  Ifns,  Grossmüe- 
terli.  —  6.  Fii.f,  Fügschi:  der  Brotanschnitt  Gr. 
Syn.  Ög.ichi  (Sp.  132,  8),   Huhel.   Scherh.   Anhan.  — 

7.  Lederige  F.  in  der  RA.  zänne"  ivie-n-e  l.  F.,  vor 
Schmerz    oder   Zorn   das  Gesicht   verzerren    S  nj.  — 

8.  Name  eines  Kriegsschiffes  der  Urner  im  XIV. 
Vgl.  Gans;  Bär. 

Hie  zweisilbige  Form  lioi  '2  ist  angelehnt  an  IIiuik''.  — 
[•ic  Vurweudung  im  S.  von  3  wnhl  mit  Beziehiuig  auf  das 
.rotu'  Feuer.  •")  ist  als  tieigestiiltiger  Vegetatious-Hämon  aiif- 
gcfasst,  der  wälirend  des  Sehneidens  sieh  endlieh  in  die  letzte 
Garbe  fliichtct.  li  scheint  den  (iegs.  zu  ö  zu  bilden;  doch 
vgl.  auch  Ausdrucke  wie  .S'dW.cn/ui/i».  der  Erste  io  der 
Stube:  auch  könnte  die  Benennuug  von  der  Farbe  herge- 
uiimmen  sein.  T :  der  Ausdruck  .lederner  F.'  kommt  in  dem 
.Fuchslied'  der  Studenten  vor:  ,So  wird  der  lederue  F.  ein 
Burscli.'  Das  Verzerren  des  üesichts  erinnert  an  die  (Quä- 
lereien, denen  die  .Füchse',  .iungeu  Studenten,  bes.  bei  der 
Aufnahme  ausgesetzt  waren.    —    S.   noch  Fuhe. 

Edel-.  ,Tn  verschiedenen  Gegenden  der  Schweiz 
hat  man  für  F.  nach  ihrer  unterschiedenen  I"ärbung 
eine  Anzahl  eigentümlicher  Namen,  so:  Brand-,  Gelb-, 
Edel-,  Sonnen-,  Bisam-,  Kreuzf.,  die  als  mehr  nur  zu- 
fällige Spielarten  zu  betrachten  sind.'  FTschi'di,  Tierl. 

Ofen-:  wer  am  Sylvester  zuerst  an  den  Ofen  geht 
Z.    Syn.  Ofen/htder,  Ofenkatz;  vgl.  Kuchi-  u.  Stuhenf. 

Gel"-  Gel-:  1.  eine  Spielart  des  Fuchses,  s.  Edelf. 
—  2.  das  Spiel  F.  zum  Loch  B. 

Geld-.  Raiipe"-:  ein  (betrüglich)  auf  Erwerb 
Bedachter  G.  !''•  sig  eii  G.  di'ir''''  und  di'ir'''',  en  Chnorzi. 
Peurek  1881. 

Kuchi-:  wer  am  Neujahrstag  zuerst  die  Küche 
betritt  Aa. 

Krüz-.  .Werdend  in  unseren  landen  nit  gefunden, 
sonder  aus  fröniden  nationen  gebracht,  siml  seer  kost- 
lich an  der  gstalt;  habend  überzwerch  einen  strymen 
wie  ein  kreuz  durch  beide  vorderen  füess.'  Tierb.  1563. 
Dagegen  behauptet  Wacn,  1680.  dass  sie  in  der  Schweiz 
zuweilen  sich  finden  und  beschreibt  diese  .vulpis  cruci- 
gera"  als  mit  einer  vom  Kopf  über  den  Kücken  bis 
zur  Schwanzspitze  laufenden  schwarzen  Linie,  welche 
durch  eine  zweite  über  die  Vorderfüsse  laufende  ge- 
kreuzt werde,  ausgezeichnet. 

Lämmer-:  grösserer  Brandfuchs,  weil  den  jungen 
Schafen  sehr  aufsätzig.  JXSchnvd.  1782. 

Mür-:  Schwingelgrasfalter,  pararge  megiera, 
ein  Schmetterling  von  braunroter  Farbe,  der  u.  A. 
gern  an  Mauern  sitzt  Z. 

Blau-.  ,Der  Füchsen  befindt  man  dreierlei  ge- 
schlecht, nämlich  Brandfuchs,  Kreuzfüchs  und  Blauw- 
füchs.'  Tierb.  1563. 

„Bluem-:    mit  weissen  Haaren  gefleckter  F." 

Säug-:  eig.  die  Füchsin  in  der  Zeit,  da  sie  .lunge 
hat;  übertr.  eine  zänkische  Frauensperson.  Spriciiw. 
1869.  ,Die  Köchin  ist  wie  ein  S.;  wenn  man  unter 
der  Türe  steht,  riskiert  man.  dass  sie  Einem  in  die 
Beine  schiesst.'  Gotth. 

Schnei-:  Schüler,  der  von  seinen  Kameraden  .\llcs 
ausspäht,  um  es  den  Lehrern  zu  hinterbringen  Z. 

Stuben-:  wer  am  Sylvestermorgen  zuerst  die 
Stube  betritt  Ar;  Scii;  Scinv;  Zr,;  Z.  Wer  z^  erste' - 
hotts  |zuerst|  i"  's  Schuelhüs  .schlicht,  kriegt  Stubefuchs 
:iim   Titel  '/.. 


559 


Fachs— fuchs.    Facht — fiicht 


6t)0 


Mau  kiiiiut.u  ilun  Si.-  luml  Jeu  (>/■«-!  f'.  vuui  Hfgriff  Jos 
huiiulii'lieu  Sclileicliors  aus  ei-kläreu,  wie  der  uliigc  Vers  es 
iitlenliar  aucli  mciut;  allein  der  .Pflugstfuclis'  ist  .der  Letzte 
au   I'Hugsteu'   u.   F.  j   die   letzte   (jarljc. 

Katzoii-Gefux  n.:  ]»urclieinander  Bs. 

fuchsen  (-.(-):  I.  intr.  1.  dem  F.  Fallen  legen, 
Füchse  fangen  oder  scniesscn  B;  Z.  —  2.  wie 
ein  .Scliulfuchs'  durch  Angeberei,  freiwillige  Ar- 
beiten, devotes  Benehmen  das  Wohlwollen  der  Lehrer 
zu  erlangen  suchen  Z.  —  3.  fii.re:  „den  Mädchen 
nachjagen"    und    Unzucht    treiben    Si-h;    W.    — 

4.  „angebrannt    riechen    LG."     Vgl.  Fuchs  1.  — 

5.  um  die  Wette  nähen  oder  stricken,  so  dass 
z.  B.  eine  gewisse  Zahl  Maschen,  Stiche,  Nadeln  als 
Ziel  gesetzt  werden  Th.  Syn.  Hästi  Jane";  fechten. 
—  II.  tr.  1.  mit  Sach-Obj.:  „Kleinigkeiten,  wie 
z.  B.  Naschwerk  listig  entwenden  LU."  Etw.  eireg  f. 
G.  -  2.  persönlich,  a)  fiixe' :  necken,  reizen, 
zum  Besten  halten,  überlisten,  betrügen;  plagen,  ijuä- 
len,  durch  Spott,  Nergeleien.  allerlei  Zumutungen, 
Schelten  Aa;  Bs  (./■  auch  BsLd);  B  (r);  Gr;  L;  G;  Scn; 
SciiwE.;  S;  Th;  Uw ;  W;  Zg;  Z.  !'■>■  due"  d'  Buehe" 
iierii  e  Bitzeli  f.  dermit  Bs.  En  Hund  f.  Zu.  Kineni 
in  der  Schule,  an  einer  Prüfung  mit  Fragen  zusetzen 
GSt.  In  Versuchung  bringen  GnVal.  Auch  unpers.: 
CS-  fuxt  (fiuet  ScnNnk.)  »«»'''',  es  ärgert  mich,  ich 
schäme  mich  Aa;  Bs;  Sch;  S;  Uw;  Z.  —  b)  (durch 
Quälereien)  herumtreiben,  verjagen.  .Mit  tröwung, 
sy  in  kurzem  uss  dem  klosterMury  zue  fuchsen.'  HBull. 
1-572.  ,Als  der  Grav  an  die  Letze  zogen  was,  ward  er 
unsuber   von  dem  Landvolk   dannen   gefuchset.'    ebd. 

Bod.  I  3  erklärt  sich  aus  der  Hitze,  mit  welcher  die 
uiüuulielR'U  Füchse  die  Weibchen  verfi>lgen,  so  dass  sie  sich 
darüber  sogar  fangen  lassen.  5  ist  der  Jagd  entnommen. 
Zu  II  1  vgl.  Fncits  4.  2  a  wird  zwar  fast  durchweg  mit  .r 
gesprochen,  auch  wo  sonst  die  Lautverbindung  /s  gäug  und 
gäbe  ist:  diese  Ausspr.  führt  von  der  Abi.  von  Fuchn  ab. 
doch  in  UwE.  hört  man  fnjse  und  die  Begriffe  lassen  sich 
w(dil  auf  den  F.  zurückführen,  der  unmenschlichen  (Quälereien 
viui  Weite  der  Jäger  ausgesetzt  ist.  Ilie  Bed.  des  Betruges 
entwickelt  sich  aus  derjenigen  des  Vexierens,  kann  aber  auch 
selbständig  auf  der  Vorstellung  vom  listigen  Raubtiere  be- 
ruhen. St. 's  Angabe  _das  Geschäft  eines  Pädagogen  treiben 
(Burschenspr.)  Aa;  B"  wird,  weil  er  dieselbe  unter  die  trans. 
Bedd.  setzt,  heisseu:  die  Schüler  mit  übertriebener  Strenge 
behandeln.  Jedenfalls  bezieht  sich  die  Bed.  2  b  auf  den  F. 
und  seinen  Bau.    —    S.   noch  ftu-eti. 

ab-:    obstuprare   L   (Ineichen).     Vgl.  fuchsen  I  ,3. 

u  s  -  in  dem  Ptc.  iisrf fuchset,  usg'fiixt,  von  einer 
gemeinen  Dirne  „Ap;  L;"  W. 

Fuchser  (-./-)  m. :  1.  „Jagdhund  für  Füchse 
A'ÜKTE."  —  2.  „Mädchenjäger  Ai';  L." 

Knollen-:  ilicker.  runder  Töliiel  L.   —   ('//«..//(hat 

die   gleiche    Bed. 

Burrli-:  schlecliter  Wein   Z  rS. 

Her  Wein  als  (Quäler  des  Uaumens.  und  Magens;  linnli 
dient  zur  Verstärkung  des  Begriffs,  vgl.  bnrrU-nmnler.  Per 
.\usdruck  ist  aber  eig.  nach  dem  syn.  I'tn-rJi-  (Türli-)  (lUfer 
gebildet. 

Pfennig-,  Ra])pe"-Fuxer:  Geizhals  G;  Th;  W. 

Vom  \\}.  fuchaen  in  der  Bed.  II  2  a  abgeleitet.  Einer,  der 
sclum  um  eines  Pfennigs  willen  Andre  quält,  od.  der  Pfennige 
zsrafft,  wie  der  F.  überflüssig(!  Beute,  welche  er  irgendwo 
verscharrt.      Vgl.    /'«./i«  4, 


Geselle"-:  der  grijsste  .Nuthobel'  Aa. 

Als  unbequemes  Werkzeug,  das  die  Arbeiter  .fii.xt',  iiideiu 
es  leicht  aus  der  Kinne  springt  oder  an  einem  .Vst  aust^issl 
und  stecken  bleibt,  auch  mühsam  zu  handhaben  ist,  indem 
es  i  —  6  Hände  erfordert. 

ge-fuchset  {-x-):    fuchslärben.  riJtlich  GWe.;  U. 

fuchsig:  1.  schlau  Uw.  —  2.  „auf  den  F.  er- 
picht; von  .Jagdhunden,  welche  lieber  den  Füchsen 
als  den  Hasen  nachgehen."  —  o.  „angebrannt,  von 
Gemüse  LG."  —  4.  ärgerlich,  verdriesslich  (obj.) 
Bs.    —    Zu   :i   vgl.   F.  1.      4   vom   Vb.   (112  a|  abgeleitet. 

füchselen:  nach  dem   F.  riechen.  Dial.  195. 

füchsin:  vom  F.  herrührend,  von  Fuchsjielz  ge- 
macht. ,Ein  f.  teckli  [Decke].  F.  füeterli  [Futter].' 
XIV.,  L  Vogtrechn. 


Facht  I  s.  Fach  Sp.  637.  An-Facht  s.  b.  an- 
fechten. 

Facht  II  Ai"H.,  M.;  GStdt,  T.;  Th;  Z.  l'f^cht 
ApK.  tw.;  „B";  Gl;  Gr;  GA.,  0.,  Wa.,  Fach  Sch;  Z 
—  f.;  ,n.":  I.Vertrag,  Satzung.  So  diejenigen  von 
Alpgenossenschaften,  die  im  XIII.  dem  Klo.ster  Muri 
zinsptlichtig  waren.  Argov.  II  38.  —  2.  die  amtliclic 
Kontrolierung  von  Mass  und  Gewicht;  das 
konkrete  gesetzliche  Mass  selbst  Ap;  „Gr";  GStdt 
(nur  mit  Bez.  auf  das  Brotgewicht).  .Gemeinden, 
welche  eigene  F.  haben.'  ApA.  Verfass.  1854.  .Die 
Jahrzahl  der  vorgenommenen  F.'  ebd.  .Sowohl  für 
die  trockene  als  nasse  F.',  d.  i.  für  feste  Stotl'e  und  für 
Flüssigkeiten,  ebd.  .Khyntaler  mt'ss  und  vacht(e|.' 
1463.  .\btei  G.  .Sollen  die  vacht  und  omen  in  kupfer 
machen.'  Rhkint.  Rebiirief  1471.  Syn.  s.  Icli  Sp.  73/4. 
Fäclitli  n.  auch  das  Eichzeichen  Ap.  —  3.  das 
rechte,  gehörige  Mass.  a)  (subj.)  „die  Fertigkeit 
richtig  abzumessen.  Von  einer  Köchin,  welche  bald  zu 
viel,  bald  zu  wenig  nimmt  od.  gibt,  sagt  man,  sie  habe 
keine  Pfacht  Gr."  IJh  käst  aa"''  gär  kei  Pf.,  bist  ein 
Nimmensatt,  hast  kein  Mass  im  Genüsse  Gr  UVatz. 
Es  hat  kei  Pf,  hat  kein  Mass  GO.  Syn.  Fecht.  — 
b)  der  zugemessene  Anteil  an  Speise  und  Getränk 
Ap;  „B;"  GA.,  T.,  W.  Er  trinkt  sl  F.  nüd  G.  Gerne 
in  dimin.  Form.  Er  hed  (j'rad  asa  's  Fächtli  möf/a,  ver- 
mochte knapp  die  ihm  zugeteilte  Portion  zu  bewältigen 
Ap.  .Demensuni.  porz  oder  pfrüendle  oder  bestinipt 
mgss,  so  man  yedeni  knecht  für  sein  narung  all  monat 
gab,  die  vacht  (vaacht).'  Lasvp.  1537;  Fris.  ;  Mal.  und 
darnach  Denzl.  1677.  —  c)  (auch  P'ach  Sch;  ZStdt 
neben  Dim.  Fächtli)  das  zugeteilte  Pensum,  Tage- 
werk, auch  selbst  bestimmtes  Ap;  „B;  L;"  G  (f.  u.  n.); 
Sch;  Th;  Z  (f.  u.  n.).  P''  han  es  F.  z' mache"  G.  /  miiess 
mache  [mich  sputen],  *  ha"  e  grössi  F.  oder  i  ha"  d'  F'. 
TuTäg.  P''  han  iez  ml"  F.  (d'  F.)  Z.  Nüd  mc  tue" 
as  's  Fächtli,  als  Einem  obliegt;  aber  auch:  als  seine 
Kräfte  erlauben  Ap.  Es  nachtet  under  de"  Bänke", 
Die  Bliebe"  müend  gu"  tränke",  Und  u-enn  die  Meilli 
's  P\ich  nüd  händ.  Sc  mOend-s'  a"  d'  Biie.te  denke". 
,.\bsolvere  pensum,  die  vacht  spinnen.'  Dasvp.  1537. 
.Die  facht,  werkstuck,  lern.stuck:  pensum,  pra?scriptum. 
So  du  nu)rn  dein  facht  nicht  kannst,  si  cras  pensum 
tuum  nescis.'  Reh.  166'2.  .Vacht.  t;igwerk.  pensum.' 
Denzl.  1716.  .Gebet  ihm  von  Tag  zu  Tag  grössere 
Fache  auf  und  gewöhnet  es  so,    nacli  und   nach   sicli 


661 


Facht,  fecht,  ficht,  focht,  fuclit 


662 


anzustrengen.'  Hiktendkiefe  1777.  .Syn.  Acht  Sp.  80; 
Haxt;  Tagnun.  —  4.  das  in  bestimmten  Fristen  Wie- 
ilerkehrenJe;  die  Katamenien.  , Einer  wirt  gfraget, 
wann  sein  Frauw  gstorben  sei;  der  antwortet:  eben 
umb  die  Zeit,  da  die  vveiber  d'  f.  ghan  band.'  Schimpfr. 
1652  (Vexierbescheid).  —  h.  Abwägung  von  zwei 
einander  entgegenstehenden  Möglichkeiten.  Es  hed 
d'  F.,  ged  's  [ob  e.s  gebe]  morn  guet  Wetter;  dass  der 
Zug  e  Brosttüechli  geil,  zu  einem  (iilet  hinreiche  Ar. 
Vgl.  fachten.  Syn.  es  miiess  irellen.  Vgl.  .auf  der 
Wage  stehen',  fraglich,  zweifelliaft  sein ;  .einander  die 
Wage  halten',  an  Kräften  gleich  stehen. 

Mhd.  pliiilii  f.  (i"-li  ^^1"'-  i'Ik'IiIii  f.,  Gesetz;  Vertrag; 
Zins,  nhd.  .Pacht',  aus  pacta,  liem  PI.  des  \&t.  jMcItim.  F  für 
und  neben  pf  wie  in  Flümc,  Femchi  (Pfirsich),  oder  aus 
Deutung  von  P/acht  als  d'  F.  und  aus  Aulehnuug  an  Fach. 
Das  sächl.  Geschlecht,  welches  mitunter  gehraucht  wird,  ist 
dem  Facht  I  resp.  Fach  abgeborgt.  —  Für  die  Bed.  .Zins' 
bildet  Redinger  die  Verbindung  zw.  AMhd.  und  Nhd.  mit: 
,die  pfocht,  facht,  gülte,  pensum,  demensum,   tributum.' 

—  Vgl.  auch  noch  Ficht;  Ficht;  Fncl:  —  Syn.  mit  3  h,  c 
ist   Pfcmmvt. 

Ge-  Gfacht  =  Facht  3  h  u.  c  GStdt.  F.  Alli  Tag 
si"s  Gfächtli  trinke". 

Mueter-:  Originalmass.  .Nach  den  in  den  Ar- 
chiven liegenden  Mutterfachten  reguliert  werden.'  ApA. 
Verfass.   1854.   —    Nach  nhd.   .Muttermass'  gebildet. 

ßrod-  f.:  Kontrolierung  des  zum  Verkauf  kom- 
menden Brotes  nach  Gewicht  und  Güte.  ArA.  LB.  1837; 
Verfass.  1854. 

.Facht,  F6cht',  Ficht  f.,  Pflicht  n.:  1.  gesetz- 
liches Mass  GlH.;  G  Ratssatz.  1504/3'2.  .Ficht  und 
Gewicht',  obrigkeitliche  Bestimmung  von  Mass  und 
Gewicht  S  18t)8.  ,Die  soiid  den  zechenden  [zur  Mes- 
sung] in  des  kellers  hus  füeren  und  mit  verbunden! 
sack  dannen  farn  und  was  veclit  und  wannen  lät 
[durch-  oder  zurücklassen],  das  ist  eins  kellers.'  Hofe. 
Lunkofen.  —  2.  a)  obj.  der  einer  Person  rechtmässig 
zukommende  Anteil.  Hest  dls  Pf?  Bis  [sei]  z'fride, 
du  he.'it  dls  Pf.  Gl.  —  b)  subj.  die  Fähigkeit,  Mass 
zu  halten.  Du  hest  au'''  gar  keis  Pf,  kannst  nie 
Mass  halten  Gl.  Eine  Köchin,  die  mit  Butter  usw. 
geudet,  hat  keis  Pf.  ebd. 

Abgeleitet  vom  folgenden  Vb.  Über  die  Form  Ficht  s. 
ebd.  ,Das  vicht  und  gewicht  besichtigen.'  Sulz  c.  Zurzach 
11)70.      BrauchB.  Kadelb.  1671.    —    Syn.  Facht. 

Ge-fächt  n.:  1.  ,üas  Aichen  oder  „Rechtfertigen" 
der  Masse'  Bs  (Sprenh).  's  Gfecht  ist  richtig.  Hebel. 
Das  gesetzlich  festgesetzte  Gewicht  für  das  Brod  Gl. 
,Dem  Pauli  Goldschmid  sollen  die  waagen  und  das 
gfecht  überantwurt  werden,  so  er  werschaft  macht.' 
S(.:h  Ratsprot.  1536.  ,Verkoufte  jemands  salz  anders 
dann  mit  dem  rechten  mess  und  gevechte.'  Stadtsatz. 
Thun  1539.  —  2.  rechtes  Mass  im  persönlichen  Ge- 
brauch. P''  ha"  mls  Gfächt,  genug,  z.  B.  getrunken 
Gl.     Syn.  Pfemmet. 

fachte"  Aa;  Ap;Bs;  Sch;  S;  „Th;!!;"  7,,  pf  ächte» 
ApK.  tw.;   „B;"  GlH.;  Gr,  fichte-  ApK.  tw.;  Gl;  G;  S 

—  Ptc.  g' facht,  pfächt  Ap,  pfächtet  Gr;  GA.,  y'ficM 
Ap;  S,  g' föchte«  Aa;  Bs;  B;  Soh;  Z  —  3.  P.  Sg.' /Vic/(( 
Ap:  1.  Getässe  mit  den  obrigkeitlichen  Massen  in  tlber- 
einstimmung  bringen,  bezw.  sie  danach  bezeichnen 
GlH.;  G;  S;  und  zwar  insbes.  mit  Bez.  auf  a)  Trocken- 
mass  und  Gewicht  Aa;  Ap;  Bs;  (Jk;  ,.Srii;  'i'n;  Z." 
.Vom  Kiclitcn  der  Masse  und  Gewichte.'  ApA.  Verfass. 


185 1 ;  ,gehclitet.'  ebd.  neben  .fachten'.  ,Das  Reglieren 
und  Fechten  der  trockenen  Maasse.'  Z  Gesetze  1806. 
Syn.  eichen,  ichten.  —  b)  nasses  Mass  Aä;  Gr;  Sch; 
,U.'  Syn.  .ahmen',  sinnen,  heilen.  In  Ap  pfächten  von 
kleinen  Gläsern,  dag.  von  hölzernen  Trankgefässen 
meist  Ichten;  in  Bs  fachte  nach  Seiler:  Weinfässer 
ausmessen  und  bezeichnen  (nach  Spreng  dafür  sinne, 
f.  dag.  nur  von  Trockenmass,  z.  B.  auch  von  der  Elle). 
.Die  Zunft  zu  Weinleuten  focht  das  Sinngeschirr 
des  Rats.'  POchs.  .Das  Fechten  der  trockenen  Masse.' 
Z  1806.  .Die  Fruclit-  und  Weinniasse  zu  eichen,  zu 
sinnen,  zu  fechten.'  Hebel.  .Die  wynmes  sollen  ge- 
füehtet  werden.'  Umgcldtarif  Z  1376.  .Die  selben 
mess,  so  dann  einer  brucht.  alle  jar  zwei  mal  zu 
fachten  by  des  lands  mess.'  1501/44.  Si:hw  LB.  ,Es 
soll  kain  wynschenk  kainen  wyn  schenken  dann  mit 
aineni  becher,  der  in  jars  frist  gefacht  sy.'  Offn.  Gott- 
lieben 1521.  .Yseno  stein  [Gewichte],  so  bi  uns  ge- 
fechtet und  verzeichnet,  bruchen.'  1530.  Egli,  Act. 
.Wer  hat  die  wasser  mit  seiner  gouffen  gfochtenV' 
1531.  Jesa.7.  =  .m.  s.  holen  bände  gemessen.'  1667. 
.Sein  sinn  oder  fächung  soll  nach  dem  Homer  sein.' 
1531/48,  Ezech.  =  .sein  mgss.'  1667.  .Die  viertel,  vier- 
ling  und  müsslin  und  das  wyngeschier  fechten.'  Sch 
Ratsprot.  1547.  ,Von  jeder  ungevechten  mass  od.  ge- 
wicht.' 1548,  B.  , Eichen,  sinnen,  fechten:  mensurare.' 
Red.  1662.  .Gefächtete  (ao  1530.  .gefoehtene.'  1583) 
und  geschworne  Wagen.'  Z  Pfisterzunft.  En  g'foch- 
teiie  Schoppe,  voll  gemessener  Z.  E"  Trinker  i.H  niid 
g'fochte"  AaZ.  Ung'fochte",  icie  ne  Pfaffcsack,  unge- 
raessen,  unersättlich  Bs;  vgl.  u.  2?o(fe».  —  2.  „prüfen, 
vergleichend  untersuchen,  phys.  und  moral.;  Comp,  er- 
fechten Sch;  Th;  Z."  .Ist  die  Milch  auf  diese  Weise 
gefacht,  d.  h.  gewogen.'  Steinm.  1804.  —  3.  den  Unter- 
gebenen (Dienstleuten.  Kindern)  ihre  Speise  und 
Trank  zumessen  „B".  Ich  hi"  p) facht,  ich  bin  satt 
GA.  Vgl.  Facht.  —  4.  das  rechte  Mass  treffen,  bei 
Speisen.  I  ha'sgrad  chönne  f.  Ap.  —  5.  reciprok: 
im  Wettstreit  einander  die  Wage  halten.  Si  fächtid 
grail  denand  [einander]  Ap.  —  6.  unpers.  refl.  Es 
facht  si"''  =  es  hed  d'  Facht,  steht  auf  der  Wage,  ist 
die  Frage,  zweifelhaft,  z.  B.  öh  er  wider  chumid  Ap. 
Dazu  das  Ptc.  g' fecht  adv.  =  kaum  (knapp  gemessen) 
.\p;  'fiyn.  g'scIiniDiiC;  h'sclmtitten.  —  7.  bildl.  sprich  w. 
Anwendung  viell.  von  /'.  =  obrigkeitlich  messen  ist  die 
RA.:  nm  das  ist  nit  (vil)  g' föchte  =  das  wird  nicht  so 
genau  genommen,  darauf  soll  es  nicht  ankommen,  es 
liegt  nicht  viel  daran  ß;  FMu.;  S.  's  isch  um-enes 
Schnüerli  nid  gfochte,  es  liegt  Nichts  dran,  ob  man  es 
ganz  behalten  kann  oder  aber  zerschneiden  muss  B. 
Um  es  par  Krone"  ist  's  de""  nit  g'fnchte,  ve""-me"-se 
het.  GoTTH.  .Um  's  Hüsli  und  die  paar  Bohnenstauden 
ist  nicht  viel  gfochte.'  ebd. 

Mhd.  pfrchtcn,  prüfen,  messen,  eichen,  und  jifachtcn,  ge- 
setzlich bestimmen,  ermessen;  beide  Vba  aligel.  von  jißtcht. 
Unsere  Nbf,  //cA^n  l)erubt  auf  Vcrweclislimg  des  umgelauteten 
Järhtrn  mit  dem  starken ./i't/idii,  daher  auch  das  starke  Partie, 
.gefochten',  gemessen,  häufiger  als  das  riclitigere  ,gefäehtef' 
(.gefiehtef).  S.  noch  Ficht  und  Facht.  Neben  fachten  gilt 
aiudi  das  daraus  gebildete  fcchn  (s.  d.).  , Fachen'  aber  ent- 
stand aus  unriebtiger  Auflösung  des  sync.  Ptc.  .gofilcht', 
d.  i.  .gefächt't'.  -  Bed.  .')  u.  T  berühren  sich  mit  ß-chlen, 
kilinpfen.   und   diese   Nummern  gehüren   viell.    dorthin. 

ge-:  das  Gefacht  bestimmen  od.  vollziehen.  .Beim 
Gefäcliten  und  Sinnen  der  Fässer  und  Maasses.'  Gl 
LB.  183,5. 


Ö(i3 


Kaclit,  IVclit,  ticlit,  fui-ht.  fiu-lit 


ÖGI 


Fiichter  Ar;  „Seil;  Tu;-  /..  Fühler  (>i.  in.: 
iler  voll  der  Obrigkeit  zur  Prüfung  und  Zeiclinung  von 
Mass  (bes.  Trocken-)  und  Gewicht  bestellte  Beamte. 
.Pächter  oder  Eichmeister.-  ApA.  Verfass.  1854.  In  Z 
gibt  es  neben  dem  Slnner  für  das  nasse  einen  jP.  für 
das  Trockenmass,  auch  einen  .F.  der  Holzkloben.'  Für 
den  Wein  hatte  das  Kloster  (j  einen  .Iclitcr  oder 
Fachter.'  Vad.  .Der  Fechter  oder  Sibmacher  soll  die 
Korniness  erdauren  [])rüfen|  und  mit  dem  Stadtzeichen 
liezeichnen.'  Mem.  Tig.  1742.  .In  den  stetten  haltet 
man  gewicht-  und  mass-  und  elnstabschouwer  und 
fiichter.'  Vau.    (jeschlechtsn.  in   Bs  wie  , Sinner'  in  B. 

Viertel-:  der  das  Trockenmass  (eig.  ,das  Viertel' 
usw.)  zu  bestimmen  hatte  Z  XVIII. 

Landes-:  der  von  der  Landesobrigkeit  für  das 
ganze  Land  bestellte  F.  ApA. 

„Fächti  f.:    Eiclimass  Sch;  Th;  Z."     Syn.  Fecii. 

fächtlen:  eine  erhaltene  Aufgabe  ausfüliren  (beim 
Stricken)  TnSteckb. 

An-Facht.  Spiegel-Facht  s.  aii-fi'clitcH,  spieijel- 
fechten. 

ein -facht  udgh;  fachten  s.  -fach;  fachen. 

fachten:  mit  einem  Licht  unvorsichtig  hin  und 
her  fahren  Bs  (Seil.).     Syn.  fuchtlen;  faclkii. 

Gefacht  s.  Gefach,  ein-fächtig  usw.  s.  -fiichkj 
(Fach). 

'  techteil  (hebten)  —  3.  P.  Sg.  meist  ficht  (et),  doch 
fechtet  W  -  Ptc.  meist  g'fochte'  (s.  .\nm.):  1.  sich 
ängstlich  bemühen;  eifrig  arbeiten;  sich  beeilen 
Etwas  fertig  zu  bringen,  zu  erreichen  B;  Ndw;  Z. 
..Er  flehtet  früeh  und  spat,  ist  ohne  Fnterlass  den 
ganzen  Tag  geschäftig."  ,Du  fichtes  fruo  und  spate', 
sagt  die  Fliege  zur  Ameise.  Boner.  !''•  han  iez  afe 
[bereits]  lany  dran  tf  föchte"  BSi.  /;•  xoerded  s'  fechte" 
ha',  tcenn-er  fertig  werde"  iriH  [wollt],  ebd.  Mer 
muend  [müssen]  fechte",  ice""-mer  ',«  Heu  wenä  [wollen] 
r(n--em  Regen  le  [hinein,  unter  Dach]  bringe"  Z.  iler 
hiirid  g'fochte",  so  ril-mer  händ  möge",  ebd.  Du  fichtist 
aiv''  mit  Lese",  du  liesest  eilig  Z.  Und  si  lismet  druf 
his  und  ficht,  als  hätt .«  's  verdünge".  MUsteri.  .Einmal 
kam  der  Nachbar  zu  mir  mit  der  Bitte.  Nachts  nicht 
so  lange  zu  f.,  sein  Güggel  [Hahn]  möge  es  nicht  er- 
leiden.' GoTTH.;  gemeint  war  eifriges  Geigenspielen. 
.Mancher  hat  mich  wollen  und  grausam  [gar  sehr] 
gefochteu  mit  Zärtlichkeit.'  ebd.  ,Wenn  Abends  die 
Knechte  schon  lange  im  Nest  sind,  so  fichten-i'''  noch 
in  der  Küche  und  wasche  ab  oder  helfe  der  Mutter 
■/.'  Morgen  rüsten.'  ebd.  ,Do  ich  in  disem  vehtende 
was',  mich  damit  abmühte.  Niol.  v.  Bas.  ,Manibus 
tendit  vellere  nodos,  er  zerrt,  ficht,  arbeitet  sich.' 
Fris.  Von  den  unwillkürlichen,  zuckenden  Bewe- 
gungen Sterbender:  .Focht  er  schon  mit  erstorbenen 
Gliedern.'  UBräoger.  Lebhaft  gestikulieren  beim  Pre- 
digen oder  Selbstgespräch  W.  D'  Hä>idli  fechtid  öni 
liue.  UsTERi.  Mit  Etwas  f.:  sich  berufsmässig  oder 
sonst  eifrig  mit  Etwas  abgeben,  zu  tun  machen  oder 
haben;  eine  Arbeit,  ein  Gewerbe  betreiben  B;  FMu.; 
SciiiLU.  iV  hül  mit  Tubak  g'fochte  FMu.  D'r  Vetter 
liel  lig-n-is  [bei  uns]  g'n-oiit:  er  het  mit  der  Midi 
g'fochte",  d.  i.  unsere  Mühle  verwaltet  B  (MWalden). 
1'''  ha"  noni  [noch  nicht]  eil  mit-em  Sjiiegel  gfochte", 
mich  mit  ihm  abgegeben  B.  .Die  Wirtin  suiiiiete  eben 
ibre  Betten    und  focht    |  b:uili.Tte|    mit  Schlichti.'    N. 


B  Kai.  1840.  .Im  Garten  Hess  man  es  mit  dem  Maien- 
zeug f.  [die  Blumen  warten]  und  zur  Not  Kraut  säen; 
aber  auf  's  Feld  wollte  man  es  nicht  nehmen.'  Gotth. 
,Mit  diesen  [Schulkindern]  Hess  mich  der  Schulmeister 
f.'  ebd.  , Lisch  focht  ganz  ungeniert  mit  ihres  Mannes 
Geld.'  ebd.  Auch:  Medizinen  _oder  chirurgische  In- 
strumente anwenden.  ,Anne  Bäbi  focht  mit  Melisse- 
thee,  so  streng  es  mochte,  aber  es  half  Nichts.-  Gotth. 
(Mit  einem  Instrument  in  einem  erblindeten  Auge) 
Ojijiis  fechte,  irgend  eine  Operation  versuchen.  Etw. 
vornehmen.  Schild.  Zuweilen  statt  .mit'  ein  Adv. 
Ussefert  [auswendig]  chönn-me"  nit  helfe",  mi"  müess 
innefert  fechte".  Gotth.  .Eltern  vermeinen,  es  sei  wol 
gefochten,  wann  sie  nur  vil  in  sie  [die  Kinder]  schoppen 
[stopfen]  und  stossen  mögen.'  F'Wyss.  Weyhn.  16."jO. 
Miteinander  f.:  um  die  Wette  arbeiten,  bes.  v. 
Mädchen  beim  Stricken,  Strohflechten  u.a.  Arbeiten  Sch; 
Th;  Z.  .Und  ilt  ainer  nach  dem  andern  dar  und  vächten, 
dass  si  zue  dem  tod  kämind.'  Z  Chr.  Formelhaft  ver- 
stärkend verbunden  mit  der  Form  flehten:  „Man  kommt 
mit  dem  Fichten  und  Fechten  nicht  weit,  d.  i.  mit 
übermässiger  Eile."  Er  flehtet  und  fechtet,  bemüht 
und  beeilt  sich  aufs  eifrigste.  Schild.  Eefl.  absolut: 
sich  anstrengen.  Tue-di'''  nüd  n.s.i  f.  Ap.  —  '2.  sich 
lebhaft  bewegen;  mit  Ortsbestimmung:  wohin  eilen; 
mit  Angabe  eines  Gegenstandes:  nach  Etwas  streben. 
.Die  fachten  nach  keinem  andren  end,  dann  dass  sy 
üwer  verderbung  verfolgen  [=  erlangen].'  IhST,  Aesch. 
.Wir  fechtend  und  zahlend  umb  das  zytlich.'  Giialth. 
1555.  .Tendere:  reisen,  gestrackts  etwanhin  fechten 
oder  eilen.'  Fris.  .Ficht  an  das  selbig  ort,  so  fast 
[schnell]  du  magst.-  Vogelb.  1557.  .Darein  [in  die 
Kürbis]  wirt  ein  grosser  käfer  geworfen,  welcher,  die- 
weil  er  stäts  herauss  ficht,  ein  wild  getön  haben  wirt.- 
ebd.  .Interdictis  aquis  imminet  ajger:  das  im  verbotten 
ist,  darnach  ficht  er.-  Fris.  ,Dyn  fleischlich  herz  ir 
[einem  wyb]  nach  fic'nt.'  UtzEckst.  ,Und  dieweil  etliche 
nach  solchen  Pfründen  sehr  fechteten.'  Wurstis.  .Hatt 
ain  ersarae  oberkait  zuo  Zürich  nach  sprachenrychen 
raänner[n]  gefochten.'  Kessler.  ,Und  sich  oft  kümer- 
lich  [kaum]  lassen  durch  Leybs  Schwachheiten  von 
denselbigen  [den  Predigten]  abhalten;  ja  sie  haben  auch 
im  Todbet  in  die  selbigen  gefochten.'  RSchwarzexe. 
1607.  , Fechten,  eilen,  fretten,  strütten:  festinare.  pro- 
perare.-  Red.  1662.  .Er  fichtet  und  sahnet  sich  nach 
solchen  Anläsen.'  Ulr.  1727.  Auch  mit  Abblassen  des 
Begriffs  der  Eilfertigkeit,  übh.  Richtung  auf  einen 
Punkt  hin  nehmen  ZO.  Von  Naturkräften:  ,Sy  fech- 
tend obsich  wie  das  für-,  streben  immer  weiter.  HBi-ll. 
1533.  ,So  bald  die  Element  äussert  ihrem  natürlichen 
ort  sind,  fechten  sie  wiederumb  an  ihre  örter.'  JZiegl. 
1647.  ,Die  Höll  mag  ihren  Schlund  noch  so  auf- 
spehren;  das  Feuer  derselben  noch  so  gegen  ihm 
gleichsam  hinauf  fechten.'  Ulr.  1783.  ,Die  Flamme 
flehtet  aus  einem  Gemach  in  das  andere.'  ebd.  ,Die 
Flammen  haben  denen  Stegen  zugefochten.'  Monatl. 
Nachr.  1755.  Unpers.  obsi'''  f.,  v.  Atembeschwerden; 
Es  het-em  lestig  oh.^i  g' fechtet  U  (Syn.  Es  ist  im  starcli 
uf 's  Herz  cho").  —  3.  streiten,  zanken.  Si  fechtid 
e  chli"  gegen  enandere  Ndw.  Ringen  GRObS.;  Syn. 
.stechen.  Disputieren:  .V^iele  Katholiken  dürfen  sich 
auch  zum  F.  [mit  Protestanten]  frisch  präsentieren.- 
J.IBreit.  Z'  fechte"  cho",  vorwärts  kommen,  im  Kampf 
ums  Dasein,  in  der  Concurrenz:  Syn.  z'  Schlag  oder 
e'  faren  cho".  eig.  zum  Schlagen  an  die  Reihe  koinnii-ii. 


(!(;.-, 


Faclit,  feclit,  fidit.  i\<M.  hu- 


666 


einen  Vorteil  erreichen  Aa.  Unters.:  Kt  /iclitcf  mit 
im,  er  kämpft  mit  sich,  ist  unentschieden  1!  (auch 
Id.  B).  jBs  fechtet  ml'''  [es  ficht  micli  an,  ich  hin 
versucht],  i'*  well-d'r  Ei\^  ge"  [dir  einen  Schlag  zu 
versetzen]  Ndw;  häufiger  anfechten,  s.d.  —  -1.  betteln 
AaF.;  Gr;  Z.  Ach  du  yiil»  Gott  in  slnem  BicJi,  Wie 
(/'seht  das  Fechte"  dem  Bettle'  .so  yllch!  sagte  hinterher 
das  Bettelweib,  welches  der  Handwerksbursche  bei 
8eite  geschoben  hatte  mit  den  Worten:  .Oeh  sie  weg, 
Bettelweib,  ich  will  1'.!'  Von  einem  .walzenden'  Ge- 
sellen sagt  man  scherzweise:  die  hallii  Z'd  ficht  er 
und  die  midri  duet  er  bettle  AAZein.  ,l)ie  handwerks- 
bursch  haben  sich  des  fechtens  zu  enthalten.'  B  Mand. 
1701).  .Die  Handwerksgesellen,  abgedankte  Soldaten 
[usw.]  soll  man  anhalten,  dass  sie  des  zudringlichen 
und  unverschämten  Fechtens  sich  müssigen.'  Z  Mand. 
17S7. 

Mhd.  vPlilen,  in  beständiger  eifriger  Btiwcguug  nach  einem 
Ziele  sein,  streben,  ringen.  —  Zu  der  (klingcndeul  Verbindung 
ßfliten  und  J'tchten  Tgl.  uhd.  .mit  Sing  und  Sang'  u.  ä.,  mhd. 
«■igen  und  icayrn,  hin  und  her  schwanken.  Das  schwache 
Ptc.  ij'ßcktet  Gr  Val.  in  der  Bed.  .gebettelt'.  Diese  letztere 
Bed.  ist  urspr.  von  herumziehenden  Soldaten  |bes.  nach  dem 
SOjährigeu  Kriege)  ausgegangen,  welche  ilire  Fechtkunst  um 
field  sehen  Hessen :  dann  auf  die  ihnen  nahe  stehenden  wan- 
dernden Handwerksbursche  übertr.  Die  Bed.  ,mit  Waffen 
fechten'  Ist  sonst  nicht  volkstümlich.  Vgl.  noch  FiThtis: 
Ftnhthruedef,  -schuel.  Vgl.  auch  fachten  Sp.  6G1  und  ferhden 
Sp.  64G,    mit  denen  es  sich  in  Formen  und  Bedd.  berührt. 

ah-:  (refl.)  sich  bis  zur  Ernmdung  anstrengen, 
abmühen  Ai-  (Ebel).  ,Daz  sy  über  statt  an  den  berg 
yltend  und  sich  abfachtend.  insonders  die  nit  wol  zuo 
l'uoss  und  mit  harnesch  beschwaret  warend.'  HBull. 
1572.     Auch  bei  ÄgTschudi. 

über-:  (reÜ.)  sich  vermessen  Ar.  Sieh  übereii'ern: 
.So  voll  flannnender  Begicrd  zu  predigen,  dass  er  sieh 
überfieht,  überstrudelt.'  UBrXhher  178'2. 

an-:  1.  mit  pers.  Subj.  a)  mit  pers.  Obj.,  an- 
greifen, kriegerisch.  .So  facht  der  Kaiser  das  Küng- 
rych  Ungeren  an.'  Ansh.  Angehen,  mit  Bitten.  .Durch 
bitt  ward  ich  gefochten  an.'  Genüenu.  GM.  ,Conflictare: 
anfechten,  plagen.'  Denzl.  1077;  1716.  .Also  soll  ein 
chri.stlieher  eeman  syn  wyb  ouch  nit  fuossen,  südlen 
und  nienerfür  haben  [geringschätzen],  darumb  das  sy 
ctwan  unberieht  oder  sust  angefochten  und  verjäraeret 
ist.'  HBüLL.  1540.  —  b)  mit  sachl.  Obj.:  einen  An- 
spruch auf  Etw.  machen.  ,Wir  wellind  niemer-me  a., 
das  wir  die  pfruonden,  so  wir  besitzen,  unseren  kinden 
übergebind.'  Zwingli.  —  2.  mit  sachl.  Subj.  resp. 
unbest.  es:  a)  Einen  gelü.sten;  in  Versuchung  bringen, 
i'.s  ficht  mi'''  a",  dies  od.  jenes  zu  tun:  ich  spüre  Lust, 
Reiz;  es  juckt  mich  Aa;  „B;  Vütre;  S;  Z."  Das 
flehtet  mi"''  nit  a"  W.  Die  Chriesi  [Kirschen]  liänd- 
iiii'''  a"  ff  fechtet,  ebd.  Es  facht  {fach  Aa)  -mi"'  {Hecht, 
leicht)  a",  t  gäh-dr  en  Örßg,  ich  hätte  nicht  übel 
Lust,  konnte  leicht  zu  dem  Entschlüsse  kommen,  dir 
eine  Ohrfeige  zu  geben  ZHirzel,  Kn.  ,Es  mag  ouch 
ein  jotlicher  waldtman  gremplen  [Handel  treiben],  wor- 
mit  er  will,  welichen  solichs  anhebt  und  er  's  vermag.' 
1572,  SenwK.  Waldstattbuch.  Syn.  vergännen.  —  b)  an- 
gehen, berühren,  botretfen.  Das  ficht-mi  nüd  a",  lässt 
mich  gleieligültig,  mir  ist  daran  Nichts  gelegen  GF. 
Syn.  figgeii.  angefochten:  eifrig,  ]]arteiisch.  ,So 
ist  Gott  ouch  nit  vorteilig  und  angel'ocliten.  wie  wir 
arnicM    iiicnschen.    das  er   uiilirilarlitcr   wvs   uss  gunst 


oder  Ungunst  handle.'  Gualtu.  1550.  ,Syne  reden 
wareiul  nit  ein  ordenlicbs  disputieren,  sonder  ein  an- 
gefochtes  schryen.'  Grob  1599.  —  Angefochtni  f.: 
Eifer.  ,Vor  Nyd,  Hass,  j^ngefochtne  und  anderen 
Lastern.'  LLav.  1576.  .Es  redind  die  prediger  us  an- 
gefochtne  mer,  dann  Gott  inen  befolhen  habe.'  Gualth. 
15S4.  --  An-Facht  .■{/'.  f.:  Anfechtung,  heftiges  Ge- 
lüsten. Das  Jagen,  Spielen  ist  eine  A.  B  öO.  —  Be- 
wahrt dem  uhd.  Prät.  .focht  gegenüber  den  richtigem  Voc. 
—  a"fechtig:  1.  neckisch,  händelsüchtig,  wie  junge 
Leute  es  oft  sind  Aa.  ,Mit  anfechtigem  Maul  begabt.' 
GoTTH.  —  2.  unternehmend,  tätig,  arbeit.sam  B; 
ZKn.  ,Ein  klein,  aber  anfechtig  Bürschchen.'  Gotth. 
Syn.  angriffig.  —  3.  unzufrieden,  den  leicht  Etw. 
anficht,  dem  innner  Etw.  mangelt  Z.  —  Anfechtung: 
1.  sinnliclie  Begierde.  .Das  sy  nit  nach  dem  wort  des 
Herren  sich  vereelichetend,  sunder  iro  anfechtungen 
folgtend:  dann  die  anfechtung  und  nit  Gott  hatt  .sy 
zuo.sammengefüegt.'  HBull.  1540.  .Dass  sie  aus  eitler 
a.  eigens  geniesses  den  habenden  clöstern  nit  wenig 
übertrangs  antuon  [angetan]  habend.'  Vau.  ,Ubi  libido 
veniet  nausea;:  wenn  in  [ihn]  ein  a.  zeerbrechen  an- 
kumpt.'  Fris.  Anderweitiger  innerer  Antrieb.  .Weder 
fründschaft.  gunst,  noch  andere  sondere  anfechtungen.' 
1571,  S  Woch.  ,Nit  us  eigner  a.  oder  us  ime  selber.' 
GüALTH.  1584.  —  2.  Parteileidenschaft.  .Damit 
niemand  vermeine,  ich  schrybe  us  a.'  LLav.  1500, 
=  ,Verbunst  und  Religionshass.'  1670. 

er-:  1.  Etwas  durch  .Fichten  und  Fechten'  früher 
vollenden,  als  sonst  geschehen  wäre  Z.  —  2.  erobern. 
,Die  stat  Jericho  gruntlichen  e.  und  zerstören.'  XIV., 
Marcus  von  Lindau.  (Übersetzung  von  expugnare.)  — 
3.  erbetteln,  von  Soldaten.  ,Die  SoMaten  hatten 
ihr  Tractament  nicht,  einige  von  ihnen  hatten  den 
Hrn.  Hauptmann  umb  Erlaubnuss  gebetten,  auf  die 
nächsten  Baurenhöf  zu  gehen,  umb  ein  Stuck  Brot 
zu  e.'  Kriegsrecht  1704.  —  unerfochten.  .Bis  [sei] 
im  wie  ein  unerfochtner  spiegel  und  wüss,  das  er  nit 
bis  ins  end  rosten  wirf  1531/48.  Sirach.  —  un- 
erfoehtlich.  ,Ineluctabilis:  unerfochtlich.  unüber- 
windtlich.'  Fris.  1568/74.   —  Bei  Mal.  .uuertorcbtlich'. 

ÜS-:  1.  mit  .\cc.  S.,  einen  Handel  «.,  zu  Ende 
führen  und  die  Folgen  tragen  B.  —  2.  mit  Acc.  P., 
enand  u.,  mit  einander  in  der  Arbeit  wetteifern  Ai- 
Schöngr.  Di'''  will-i'''  usepfächte"  [beim  Rätselaufgeben 
überwinden].  EFeurer  1881.  —  3.  (intr.)  heraus  drin- 
gen, streben.  .Geschieht  gern,  dass  was  eingeht  zum 
einen  ohr,  al.sbald  widernmb  aussticht  zum  amleren.' 
F  Wvss.  Neujahrspred.  1650.  IJisefechte,  vom  .\uf- 
stossen  aus  dem  Magen  Ndw.  —  4.  ,Aussgefochtne 
jar,  alter  da  einer  nit  mer  werken  mag,  cmeriti  anni.' 
Mal.    —    In   2   spielt  Berührung  mit  färhim  herein. 

feder-:  kunstgerecht  fechten.  , Der  Zweck  ist  nit, 
jemanden  mit  hartem  oder  unzimmendem  F.  zu  be- 
schweren.' Hott.  1660.  ,Ihre  Waaffen  waren  weder 
wagen  noch  reuter,  sondern  zweier  oder  dreier  per- 
sonen  ausgepressetes  und  gleichsam  abgezwungenes, 
jedoch  ernsthaftes  F.'  ebd.     S.  Federfechter. 

vor-:  vorgreifen.  .Wir  wollend  niemand  vorge- 
lochten hau.'  ZwiNGi,!.  ~  Urspr.  wohl  Im  Zweikampf  los- 
schlagen, bevor  die   Krlaubuiss  dazu  gogcbon   worden   ist. 

S  p  i  e  g  e  1  -  F  e  c  h  t  e  n ,  -Gefecht,  .,  -  F  a  c  b  t  L" 
n.,  -Fechtung  f.:  scheinbar  ernsthaftes  Fechten. 
1.  Scheinangritf.   Wurstis.  —  2.  (übertr.l  unwahres, 


6ü7 


Faclit.  fecht.  ficht,  focht,  fiiclit 


668 


prahlerisches,  scheinheiliges  Gebaren.  .Habend  allein 
ein  spiegelfechten  geniachet.'  LLav.  1569.  ,Dass  sy 
nur  vor  den  leuten  ein  Spiegelgefecht  (,-fechten.'  1693) 
machen  können,  und  sich  von  menigklichem  sehen 
lassen,  wie  barmherzig  sy  gegen  den  arrnen  seien.' 
SHocHHOLZ.  1591.  —  „.Sji.-Faclit"  liei  St.''  war  wohl  als 
fem.  anzusetzL'U;   vgl.   An-Faeht. 

wider-:  1.  (absol.)  Widerstand.  Gegenwehr  lei- 
sten. ,Dass  ihn  auch  die,  die  ihm  hilf  schuldig,  nit 
nur  verlassint,  sonder  auch  mit  widerfechtung  schwe- 
chint  und  hinderint.'  Ansh.  .Das  syge  w^t  [fern]  von 
uns,  dass  wir  dem  h.  evangelio  ungehorsame  oder  mit 
dem  niinsten  buoehstaben  wollten  w.'  15'29,  Bs  Cartäus. 
.Wir  lydend  kein,  der  widerfecht."  Aal  1549.  ,Con- 
travenire;  widerstreben,  widerfechten.'  Fris.  ;  Mal.  — 
2.  (mit  Acc.)  angreifen,  bestreiten.  ,Gerüst[et],  alle 
ze  w.'  ZwiNfiLi.  ,Ich  bin  nit  kuninien,  evangelische 
oder  apostolische  leeren  ze  w.'  ebd.  .Hiemit  werdend 
zwei  gsclilecht  der  men.schen  widerfochten.'  Gualth. 
1559.  .Welches  exompel  der  h.  Tertullianus  anzücht 
und  dise  irrig  meinung  widerfichtet.'  LLav.  1569.  = 
.und  diser  Wahn  den  armen  Heiden  widervviesen  wird.' 
1670.  ,Den  Artikel  von  der  Allenthalbigkeit.  welchen 
vil  [Viele]  in  Sachsen  selbs  widerfachtend.'  LLav. 
157(i.  .Sy  wurdend  sy  und  Ire  junger  widerfechten.' 
Kessl.  ,Die,  so  diesen  Rat  widerfechteten.'  Wiirstis. 
1580.  —  .Widerfächung  und  ableiming  etlicher  reden.'  1576 
(Segcss.,  Pfvifcr),  viell.  mit  Anlehnuug  an/ec-7ie7i,  befehden.  -- 
Wider -Fechter:  Widersacher.  ,Weil  unter  diesen 
Widerfechtern  keine  Ruhe  mehr  wäre.'  1529,  A  von 
Mülinkn.    .Wider  unsere  Widerfechter.'  Wurstis.  1580. 

zue-:  dem  Herzen  z.,  zustreben,  angreifen.  .An- 
dere aber,  als  der  Kräuteren  und  Tieren  Gift,  liaben 
ein  Art  zum  Herzen  zuzufechten  von  wegen  der  an- 
mut.  so  sie  zum  herzen  liaben.'  JZiegl.  1647.  .Seelen- 
krankheiten, welche  dem  herzen  z.'  Hott.  1666. 

Blinden-ge-fecht:  Scheingefecht.  .Hinder  rugks 
und  bi'm  Unverstand  [vor  den  Unkundigen]  füerend 
die  blinden  schryer  ein  blinden  gfecht.  gend  's  ein- 
ander [gegen  die  von  ihnen  Verläumdeten]  gwonnen.' 
Salat. 

Fechter:  1.  Landstreicher,  eig.  herumziehender 
F.,  der  seine  Künste  auf  Jahrmärkten  sehen  lässt. 
Die  Gesandten  sollen  1535  vorstellen,  wie  gewisse 
Banditen  einen  Priester  auf  offener  Strasse  entmannt, 
und  daher  die  Orte  bitten,  sich  der  Eidgenossenschaft 
wegen  solcher  .Vechter'  zu  entschlagen.  Absch.  .Daher 
kommt,  wann  etwan  ein  neuer  niarktschreier,  gankler 
oder  spiler  angelanget,  dass  man  den  mit  grossem  Zulauf 
zu  sehen  und  zu  hören  sucht:  insonderheit  lauft  die 
menge  zusammen,  wann  neue  zweikämpfer  und  fechter 
ankommen,  um  zu  sehen,  wie  dieselben  auf  einanderen 
loss  gehen,  einanderen  parieren,  hieb,  stich  und  schlag 
versetzen.'  AKlingl..  G.  B.  1688.  Vgl.  F.-Possm.  — 
2.  lebhaft  gestikulierender  Redner.  Das  ist  e  scharpfe 
Fechter  bim  Predigw  W. 

F  e  c h  t i s.  Fichtis  Fechtis  mache" :  die  beim  Fechten 
üblichen  Bewegungen  machen,  tun  als  ob  man  föchte 
SchH.  —  Aus  .Fechtens'.  Gen.  des  subst.  Infiu.  wie  Fuhw 
iimrh^",   Kangens  spielen. 

t  echtbar:  zum  Fechten  geschickt;  wehrhaft. 
kam]iffäliig.  .Vil  unnützer  bürlinen.  die  nüt  1.  sind.' 
Kju.tb. 


Ficlit  f..  lichten  s.  Facht,  fachten  Sp.  601. 

Ge-viclit  kf-  n.:  1.  Vieh  überh..  ohne  Unter- 
schied (doch  vorzugsweise  Rindvieh  BRi.);  Viehstand. 
Viehbesitz;  die  gesammte  Habe,  so  weit  sie  in  Vieh 
besteht  BO.  Beim  Aufzug  auf  die  Alpen  heisst  es 
etwa:  Ganyet  afe  [geht  vorläufig]  mit  dem  G.,  wir 
u'i  [wollen]  Wirt  dem  Züijel  [Hausrat]  nahi"  chon  BSi. 
.Mit  keinerlei  Geticht  dasselbig  abetzen.'  1598.  Sanen. 
.Selbiges  Geticht,  es  seie  Ross  oder  Rind.'  1650,  ebd. 
.Aber  übrig  Pficht  als  galts  Veich,  Geiss.  Schaf  und 
Ross.'  ebd.  —  2.  mit  Nebenbegriffen,  a)  ver- 
hältnissmässig  kleine  Herde.  Er  het  so  für  nes 
gäbigs  G'riclitli  Siimiiierig  und  Winterig  [Nahrung  für 
Sommer  und  Winter]  g'niieg  BSi.  —  b)  Schmal v ich 
(Schafe,  Ziegen,  Kälber)  BSi.;  W,  auch  Schmalg' eicht, 
Syn.  Geschmeiss,  Triiecht,  Gefisel.  —  c)  alle  Haus- 
tiere, also  auch  inbegrifien  Geflügel,  Federvieh  BBe.; 
auch  von  diesem  allein  BU.  —  d)  übertr.  auf  Men- 
schen, aber  etw.  verächtlich;  v.  Kindern,  die  Einem 
im  Wege  stehen  oder  von  Jüngern  Leuten  geringen 
Standes  B.  Jungs  Gficht  ist  nid  vil  da  g'sl",  aber 
dest  me  ro'  dene"^  alte"  Bürgere".  Postheiri  1865.  — 
3.  G'vichtli,  kleiner  Grundbesitz,  kleines  Gut  (auf 
welchem  nur  wenig  Rindvieh  oder  nur  Schmalvieh 
ernährt  werden  kann)  BRi..  Si. ;  einmal  auch  verächt- 
licli  von  Kartoffelpflanzungen  (gegenüber  Wiesen  oder 
Getreidelandy).  Gotth.  —  Collectivbilduug  zu  Vu-h  mit 
angehängtem   t. 

Fieehte,  in  L  Füechte  f.:  Fichte,  aber  nicht  im 
S.  von  Rottanne,  pinus  abies.  sondern  von  Föhre. 
pinus  silvestris  Bs;  S  nJ.  Wtrstis.  erwähnt  Fussböden 
und  Getäfer  aus  .Fiechtenholz'.  Sonst  nur  noch  in 
Eigenn.  erhalten:  i"  der  Fieehte  n.  Fiechfeberg  BHuttvv.. 
Ficchtehif  BBrisl.,  i"  der  Füechte  LButt.  u.  Luth. 

Mild,  vichte,  ahd.  ßuhtn.  Unsere  Form  mit  ut  ist  An- 
lehnung an  ß'wclil,  feucht,  oder  pflanzt  die  älteste  deutsche 
Form  fort,  doch  mit  der  durch  th  hervorgerufenen  Diph- 
thongierung des  ü.  Den  Fris.  u.  Mal.  bedeutete  die  ,filechten' 
die  .Weisstanne,  abies' ;  ebenso  .Fichten-,  Flechten-.  Feuchten- 
baum,  Fliehten'  bei  Denzl.    1677;    1716,    aber  auch   .pinus'. 

*Tann-  zu  erschliessen  aus  dem  Adj.  ,tann- 
füeehtin'.  .Tannfuchtine  köpfli  [Trinkgefässe].'  149'2. 
Z  Invent. 

Becher  aus  .Fichtenholz',  d.  i.  wohl  dem  H.  der  harzigen 
Riittaune,  waren  im  Mittelalter  beliebt:  doch  deutete  die 
obige  Zss.,  sowie  die  Angaben  der  Z  Lexikographen  (unter 
Fieehte)  eher  auf  die  Weisstanne. 

Fi  echt  m.?  n.?:  Fichtengehölz  =  mhd.  riehtach; 
nur  in  L  Ortsn.  ,im  F.',  .auf  dem  F.'  überliefert.  — 
Vgl.  .der  Tann'.  T.annenwald.  udgl. 

ge-fochten  s.  1)  fechten,  2)  fachten. 

Fucht  f.:  1.  hastige  oder  wilde  Bewegung  in 
ernstlichem  oder  scherzhaftem  Streit  z.  B.  in  Knaben- 
spielen oder  im  Kampfe  mit  widerspänstigen  Tieren 
B;  S.  Eh,  iva-s  hei"  mir  für  e  F.  g'ha'  mit  dene" 
Hüener!  Er  het  e  rechti  F.  g'ha".  Mühe.  Umtriebe. 
—  '2.  PI.  Fücht:  Bewegungen,  Benehmen,  bes.  Listen. 
Ausflüchte.  I'''  kenna  dini  F.  scho"!  Dan  Mal  hen-em 
[haben  ihm]  slni  F.  Nüt  g'hulfn"!  Gr. 

fuchten:  zanken,  schelten,  derb  zurechtweisen  W. 
Mueter  hat  mit  de"  Chindru"  .streng  g'fuchtot.  Oft 
verbunden:  /'.  und  murren.     Syn.  muelen. 


669 


Facht  -flicht.     Fad     fn.l 


670 


Fuchtete  f.:  1.  Zank,  Wortwechsel  VV.  -  2.  c  F. 
mit  Jeiiianil  liaben,  viel  Wesens  machen  U.  Syn. 
G'jiiiik.  (fe/aclt. 

Fuchti  f.  =  F achtete  1  W. 

„Gefücht  II.  =  Gefecht.  Gefleht:  VAU  bei  einer 
Arbeit." 

Fuchtle"  f.:  1.  Hieb,  Streich,  Ohrfeige  Aa;  L. 
—  2.  tatkräftige,  entschlossene  Weibsiierson  von 
miinnlichem  Geist  GuChur. 

fuchtlen  =  fachten,  facklen,  mit  einem  Licht  un- 
vorsichtig hin  und  her  laufen  BsLd. 

Fuckt  von  /echten  iu  der  Gnindbed.  ,hiii  und  lier  fahreu" 
(Tgl.  bes.  auch  Ocßicht  ^  Gefecht);  Dhd.  findet  es  sich  nur 
in  der  Bed.  .Fächer'.  Fuchten  bezieht  sich  wohl  urspr.  auf 
Geberden  od.  Schlage,  welche  das  Zanken  begleiten.  .Fuchtel' 
i.st  auch  nhd.,  doch  bezeichnet  es  dort  einen  Schlag  nicht 
mit  der  Hand,  sondern  mit  einer  Klinge,  in  Baiern  ein  leicht- 
fertiges, herumschweifendes  Weib.  Zu  fuchtlen  vgl.  kämt. 
Fachtet,   Fackel. 

an-fnchten:  (unjiers.)  zum  Lachen  reizen.  Eshet- 
mv''  lestig  a'g'fiichtet  z'  lache'  U.  —  Aus  dem  Ptc.  an- 
iffuchten  (s.  an-fechten  Sp.    665),  an  p/uchea  angelehnt. 

fücht  ScH,  sonst  füecht  ffiechtj:  1.  feucht.  Füchti 
Hand  bidüt't  Liebt.  Sulger.  No'^  f.  hinder  den  Ore" 
s.  Ör  Sp.  413  m.  —  2.  bildl.  a)  bezecht  Bs  (Sprenr). 
Den  Wein  liebend.  .Die  Hebammen  sollen  ein  nüch- 
ternes, ehrbares  und  gottsförchtiges  Leben  führen  und 
nicht  schnatteren  oder  eine  feuchte  Scliwester  sein.' 
JMuRALT  1697.  —  b)  si'''  f.  mache",  sieh  wichtig  ma- 
chen, gross  tun,  prahlen  Z.  .Du  [Christus]  haltst 
dich  selber  mer  dann  flecht!  Lfnd  gibst  dir  selbs  so 
grosse  nammen.  Als  ob  du  syest  glych  alls  samen. 
Nempst  dich  das  liecht  der  ganzen  weit.'  Aal  1.549. 
Basel  hielt  sich  fücht  für  und  für.  trutzlichs  han- 
delns.'  Salat. 

Mbä.viuhte;  demnach  ist  fi  die  richtige  .\usspr.,  die  auch 
in  der  ä.  Litt,  noch  vorwiegend  überliefert  scheint,  z.  B. 
Fischb.  1563;  Fris. ;  Mal.:  Vad. :  aber  vor  ch  haben  bei  uns 
schon  in  alter  Zeit  einfache  lange  Voc.  sich  diphthongiert, 
vgl.  liecht  aus  liht,  leicht,  Wie'''necht  aus  mh-iiacht.  Die 
bildl.  Bed.  =  vornehm,  stolz,  auch  im  ä.  Nhd.  bezeugt,  kann 
aus  dem  vornehmen  (iebrauch  von  Pomade  erklärt  werden; 
aber  viell.  eher  aus  bildl.  Bed.  von  .feucht'  =  saftig,  voll- 
kräftig,  vgl.   .üppig'   von   Wachstum   und   Gharakter. 

■Win-:  berauscht.  .Wynfüechte,  toubschellige  [cho- 
lerische] Personen.'  1584/1626,  Scinv  LB.  -  Win- 
füechti:  Zustand  der  Berauschtheit,  Trunkenheit 
ZWl.  ,Hat  sich  in  aller  füUi  [Völlerei]  und  wyn- 
füechti  in  ein  kalt  wasser  geworfen.'  1559,  Mise.  T. 
,Wie  sich  oft  findt,  dass  einer  in  einer  wynfüechte 
(=  , füllerei.'  1670)  wyber  und  töchtern  anstrengt 
(=  ,unverschamt  anredet.'  1670),  welches  er  nit  dörfte 
in  sinn  nemmen,  wenn  er  nüechter  und  1er  wäre.' 
LLav.  1569.  ..\ls  seine  Frau  wegen  argen  Schwerens 
in  einer  Weinfüechte  in  Korschach  hätte  sollen  das 
Kruzifix  küssen.'  Ar  Jahrb.  z.J.  1627.  .Wann  einer 
des  Nachts  in  der  Weinfeuchte  eine  Pistolen  abschiessen 
wurde.'  AKi.iNin,.  1702.  .Indem  so  vil  herrliche  Psalmen 
mit  vollem  Magen  und  in  der  Weinfeuchte  gesungen 
werden.'  JCNaheli   1738. 

füechten;  1.  feucht  machen,  begiessen  oAa, 
Syn.  heschiUteii.  Neltcl  und  Wiilke  /iechlc"  '»•  Land. 
Bkeitenst.  —  2.  feucht  werden,  Feuchtigkeit  ziehen 
G;  Z.  —  in-:  besprengen.  Wäsche  zum  Glätten  li; 
Gr.  %yr\.  inspriitsen,  inbeüen.  —  er-;  feucht  werden 


Gu.  Bildl.;  trunken  werden.  ,Mein  schwert  wirt  im 
lünnnel  erfuechten.'  1531,  Jesa.i.;  dafür  1667:  ,ist 
trunken  worden.' 

Füechti  (Fiechti),  in  GiiSchud..  Tschiertsch. 
Fuechti  —  f.:  1.  Feuchtigkeit,  a)  abstr..  feuchte 
Beschafl'enheit  z.B.  eines  Hauses  G;  Z.  —  b)  concr., 
ein  geringes  Quantum,  ein  Tro)ifen  eines  Nasses,  Saftes 
Gr;  U  (als  n.  Gesch.-Alp).  Syn.  Nässeli  n.  Die  Chue 
gid  bloss  e  F.,  kaum  etwas  Milch.  Bildl.  Der  hat  e 
F.!  ziemlich  getrunken  UUrs.  —  '2.  bildl.  Rausch  Bs 
(Spreng).  .Übschon  solichs  in  einer  hitz  oder  fachte 
geschehen  wäre.'  Vad. 

Die  Ausscheidung  des  concr.  Begriffes  aus  ileni  abstr.  ist 
vollzogen,  wo  die  Form  F-i  als  Ntr.,  also  als  Dini.-RilduuK 
aufgefasst  wird. 

Wider-;  Feuchtigkeit  des  Bodens,  die  nach  einem 
im  Zeichen  des  Widders  erfolgten  Regen  stattfindet. 
D'  Bärsette  [Esparsette]  sell-men  i  d'  W.  tue  [säen]. 
Schild. 

füechtig  = /7tecfi/  Bs.  —  füeehtelig;  ein  wenig 
feucht,  ebd. 

füechtigen:  befeuchten.  .Besprengt  und  ge- 
fuochtiget.'  Kessl.  -  be-;  befeuchten.  ,Das  ghürn, 
das  im  wein  lang  befeuchtiget  ist.'  Tierb.  1563. 

Winter-füechti"g  f.:  vom  Winter  her  rührende 
Nässe  des  Bodens?  Siggt.  Chr.  1795. 


Fad  (Vad),  fed,  fld,  fod,  fiid. 

Vgl.  auch  die  Gruppe   Fat  usw. 

Fad  I  Fatt,  Fad  BO.,  Fftd  GlK.;  PP.,  Fed  GA., 
l'fad  BL.,  Fade  (PI.  Fäde)  Gl  ~  PI.  Fäder  Gl, 
Vf.xder  BL.,  Fäd  Gl,  F.td  (neben  dem  Ortsn.  i»  de" 
Fe'de  obe)  GlK.  —  iii.  BO. ;  W,  n.  Gl;  GA.;  (schwie- 
riger, schwindliger)  Fusspfad  Gl;  PP.  G'scidusses  F. 
heisst  eine  Stelle  auf  dem  Gl  Wiggis,  wo  selbst  ein 
Jäger  nicht  mehr  weiter  gelangen  kann.  Speciell 
1.  Rasonstreifen  am  schmalen  Absatz  eines  steilen 
Felsens  hinlaufend,  nur  Ziegen  und  Wildheuern  zu- 
gänglich BO.;  Gl;  W.  Syn.  Gelegni,  Band.  In  den 
Pfäderen  ohne,  an  den  Felswänden  BL.  Das  ist  e 
(ffärliche  Fad  W.  Mämjs  Gemschi  [manche  Gemse] 
hat  in  dischen  [diesen]  schuchlichen  Fäden  schis  [sein] 
Leben  Inn  miessen  [müssen],  ebd.  —  2.  Rasenplatz, 
der  schwer  und  nur  von  einer  Seite  zugänglich,  sonst 
von  Felsen ,  Wasser  oder  auch  durch  Zäune  ver- 
schlossen ist,  bes.  für  Schaf-  und  Ziegenweide  oder 
für  Bergheu  benutzt  BO.;  Gl  (c  g'schhsses  F.):  GA.; 
U.  —  Milch-Fäde"  (PL):  die  nur  Ziegen  und  Gem- 
sen zugänglichen,  mit  tretl'lichen  Milchkräutern  be- 
wachsenen obersten  , Bänder'  an  den  Bergstöcken  Gl. 

Wohl  eins  mit  ndul.  nhd.  ,Pfad',  aber  t\v.  vermengt  mit 
.Faden',  filum  (vgl.  das  syn.  Jliniil)  und  mit  prägnanter  Ein- 
schränkung des  Begriffs  auf  gewisse  schwierige  Wege,  da 
das  W.  , l'fad'  sonst  bei  uns  wenig  und  nur  in  engcrem  S. 
g(dirilachlich  ist.  Schon  in  der  i1.  Spr.  erscheinen  die  Fonueu 
iiiit  /;/■-,  ;>-;  auch  der  harte  Auslaut,  der  in  einigen  Angaben 
aufljiucht,  mag  ein  Kest  dos  mhd.  Gesetzes  sein.  Kbensn 
klimmt  auch  beim  alten  ,pl'ad'  das  sflchl.  Gesehleclit  neben 
dem  männlichen  vor.  Nehmen  wir  übrigens  Ftiil  als  die 
urspr.  Form  an.  so  wilrde  unser  W.  regelrecht  verschoben 
dem  gr.  IxdTO?  entsprechen,  während  die  nlnl.  Forn>  (:=  ud. 
jniii)    wie    ein   blosses   I.ehnw.   aussieht.  D.  r    Umlaut  ist. 


671 


Fad.  feil,  tili.  tVul.  lud 


67-2 


KU  IM-  im  S(;.  iuiltritt.  aus  ilciii  l'l.  iMU};i-ilnni!.'.'ii.  -  ll;is 
W.  tritt  lji;s.  iu  Lnk.iluaiiicji)  auf:  .Fadaljs  -honr  l'Mac. ; 
.Fall-  (Pfad-  Bü..  Si.)  fliieh'  Bü.,  und  (z.  T.  Plur.  mit  coli. 
S.)  diu  .Macugiiagafade',  der  alte  Sauniweg  viiiii  W  Saastal 
iiai'li  Mae,:  .Stellitäd',  Wildluniidatz  bei  (il  Hätzingen ;  der 
.Teilenfad'  (1767  .Taletad')  am  Pilatus;  das  .Stoeksfed'  GA.; 
.BiirfTidteu',  Viiral]!  liei  der  Bärngg  im  Üadniental;  .Steigelfat- 
Balm'  an  derKigi:  .Seliine-'  und  .Blauggcfad'  am  Glärniseh, 
.Hc.lifacp  rwNiederliauen,  ringslier  ziigänglieh,  aller  duieliaus 
.uMialdig'. 

Kall  II.  Falle"  r,  uiiil  III,  1*1,  ,Faileir  neben 
,Fatteii':  (ircnzzaun  zw.  (uuiulsfüekeii,  vun  Zeit  zu 
Zeit  auitlich  besichtigt,  .llass  man  hu  [ihm]  hulz 
ijeben  sollte  ze  syneii  vailen,  s.i  er  syu  bedürfte.'  Z 
!t!ohied.spr.  1332.  ,L*io  züno,  die  man  nenipt  vaden, 
die  man  macht  die  sät  ze  verhueteud.'  Offn.  Höngg 
1338.  ,Unz  an  das  e.stertürli  zer  vad,'  Aa  Wst.  .XV. 
,Dass  er  die  faden  niena  zünen  wollt.'  Okkn,  Bors. 
1412.  ,E.s  soll  deheiner  dehein  glegen  giiot  nit  kou- 
fen.  er  erfar  dann,  ob  das  guot  fatten  hab.'  Offn, 
Güttingen.  .Zcunschowor,  die  die  zeun  und  phaten 
schawcn.'  Offn.  Tribolt.  1417.  .Die  gebursame  sönd 
ir  vaden  gemacht  und  ir  körn  ingezünet  han.'  Offn. 
Bosw.  1421.  ,l>z  die  faden  frid  sond  han  vom  Meyen 
abent  unz  an  sant  Michels  [29.  8ept.]  abent'  Offn. 
SrnwPfätf.  1427.  , Welche  faden  nit  fridbar  sind,  die 
soll  man  niedertreten.'  ebd.  ,Uie  vaden  soll  man 
zwürent  [zweimal]  in  dem  jar  gebieten.'  Offn.  Plunt. 
148(1,  ,Wer  mit  der  vade  verleidet  [verklagt]  wird.' 
ebd.  .Rollen  die  sommerfaden  griich  |=  bereit]  sein 
an  StWalpurgen  abend  und  die  herbstfaden  an  StMar- 
tinus  abend,  und  welche  fad  nit  gräch  ist ,  ,  .'  Offn. 
Schwamend.  1.53:!.  ,Uf  der  Fad  ushin.'  L  ISS.").  , Weller 
die  faden  und  friden  uf  StMartins  tag  nit  genuichct 
hätte.'  Offn.  Kloten  1(J09.  Seltener  auch  von  der 
(ürcnze  eines  Stadtgebietes:  .[In  der  Stadt  und  davor, 
soweit  ihr]  Faden  [gieng],'  1.522,  Absiu,  .letzt  nur 
noch  in  Flurn.  erhalten  z.  B.  .Fadacker'  Zliob. 

Mild,  null-  f..  got.  fatha  f.  Die  Schrolbuug  mit  II  be- 
zeichnet wohl  nur  die  Kürze  des  A'oc, ;  daher  z,  B.  iu  der 
Offn.  Komishorn  1469  beide  Formen  abwechselnd.  Da  der 
PI.  des  urspr.  Fem.  auf  -en  ausgieng,  so  war  Vermischung 
mit  .Faden'  m.  u,  tw,  Übergang  in  m.  unvermeidlich.  ,Dass 
Tornauw  fad  soll  han  vor  einem  jetlichen  vech  und  soll 
man  auch  den  fad  beschauwen,  ob  er  guet  seig,'  Oifn.  Kl, 
Fahr  1749  bzw.  E,  XV.  Dazu  konnte  von  sachlicher  Seite 
beitragen,  dass  gebannte  Grundstücke  mit  Seidenfaden  um- 
hegt wurden;  s.  Grimm,  RA.  S.  183.  Auch  sind  beide  WW. 
wahrsch.  von  der  gleichen  VVz,  mit  der  Grundbed,  .umfassen' 
gebildet,  vgl,  nhd.   ,Faden'   als   Mass  ^  Klafter. 

,E-Fad  Z",  -Fade"  AAKais.;  Stald.,  ,-Fat', 
-Pfad  Aa  (H.);  ,Z",  ,-Falden'  —  f.  (m.  Aa;  „Z"): 
die  von  der  Dorfordnung  gesetzlieh  (s.  E)  vorgeschrie- 
bene Umzäunung  zw.  den  Zeigen  der  Dreifelderwirt- 
schaft ,Serva  prsdia,  eefaden,  sind  die  zäun,  welche 
die  zeigen  von  einanderen  scheidend,  als  die  kornzeig 
von  der  haberzeig  und  die  haberzeig  von  der  braach 
(sie  sollend  suninier  und  winter  beschlossen  syn,  ,si 
gangind  durch  wisen  oder  äcker);  damit  der  zölg,  die 
gesäyet  ist.  kein  schaden  geschehe.'  Fris.  ;  Mal,  Zäune 
und  Abgrenzungen  von  Herrschaftswäldern.  LMf.y. 
182(3.  ,Es  soll  euch  ein  efaden  syn  umb  des  pfalfen 
bunt  [Hausacker].'  Offn,  Rüedl.  1433,  welche  wegen 
der  darin  vorkommenden  Unterscheidung  zw.  .Efaden', 
.Feldzün'  und  .Hurd'  nachseheuswert  ist  (s.  Unot  S.  IG, 
Art.  2(1).     ,Von  .  .  ,  soll   ein  e,  stön  unz  an  ,  ,  ,'    ebd. 


,W elller  ein  efrid  oder  efatt  ze  zyten  oder  über  jar 
wtiest  |verheert|,'  Offn,  Oebhardsw.  14Hlj,  ,Es  soll 
ain  amptmann  jerlich  zuo  zyten,  so  das  billich  ist, 
gcpieten,  Efrid  und  Efaten  zuo  machen.'  Offn.  Burgau 
1472.  , Welcher  einem  ein  Ehfade  ushauet  oder  otl'en 
marche  u,shauet  oder  usgräbt.'  Offn.  Weinf.  1474, 
.Weliche  zeig  körn  hat,  da  soll  StMartins  tag  der  efad 
vermacht  [geschlossen]  syn,  und  da  [wo]  der  liaber 
gestaut  [steht],  da  soll  der  e,  ze  Ostern  v.  s.'  Offn, 
Flaach,  .Sidtmalen  diss  riedt  ein  offne  allinent,  so 
mit  dheinen  graben,  sonder  mit  rechten  Eefalden  und 
underschidlichen  utt'nen  marcheii  von  [den]  der  i'ndeii 
[^  da  herum]  liggcnden  güetern  abgesondert  und  uss- 
zilet  [ist],'  Vm.  ObGlatt,  ,Welicher  die  Efaden  nit 
verhaget,'  1004,  .Aa  Wst.  .Dem  Hag  oder  Ehfad  nach 
in  die  Reuss.'  löüti.  ebd.  , Ehefaden. •  lt)71.  Hot/,  Urk. 
Grenzgraben  Aa  It  H,  Umzäunung  einer  Gemeinde 
(eines  Hofes);  Genieindsbann  AAlvais.  f  .Von  genann- 
tem niarchstein  [geht  ,die  eefad']  gegen  zweien  eichen, 
under  welichen  die  ober  ussert  die  e.  in  [den]  zehnden 
dienet,  die  under  aber  innert  die  e.'  Markiie.si;iiu, 
Ottenb.  1585.  ,Die  Ehfad,  so  diese  Gemeinwerk  unter- 
schlagt, soll  von  beiden  Gemeinden  gemacht  werden.' 
1(566.  Aa  Wst.  .Innert  seinen  Gemeindsmarken  d.  i. 
in  allen  in  dem  sog.  Ehefaden  seiner  Gemeinde  ge- 
legenen Gütern.'  DWyss  179(5.  —  Gemeind-.  ,Den 
schlechten  Hag,  welchen  der  Dorfmeier  an  den  Ge- 
meindefaden findet,'  1662,  A\  Wst,  —  efaden:  die 
Grenzen  und  Marken  des  Gemeindebanns  jährlich  be- 
reisen und  besichtigen  AAKais,  —  Efädin  (Offn,  Suhr 
1484)  f.  —  PI.  .eefädinen-  (ebd.)  =  Efad  in  coli.  S. 
,Dass  N.  N.  den  underen  zun  machen  und  iu  eren 
haben  soll,  desglychen  die  von  Meilingen  die  eefädi.' 
Mellingen  15oü. 

.Epfad'  ist  Umdeutiing,  erklärlich  aus  dorn  Umstand,  dass 
die  F'eldwege  urspr.  zw.  Zäunen  liefen  oder  umgek,  mit  der 
Setzung  und  Begehung  eines  Grenzzauns  von  selbst  auch  ein 
Fussweg  gebahnt  wurde.  .Efad'  noch  fem.  z.  B.  in  .\a  Offn. 
Staretswyl;  Wettingen;  Oberwyl  1606;  so  auch  .Kfaldeu'; 
.Efaden'  msc,  z,  B,  in  Offn.  Rüedl.  (u.  danach  auch  .Efad,' 
Offn.  Flaach),  und  sogar  utr.  Hofr.  I.unkh.  (Argov.  1861, 
134,   14),      Syn,    Ehatj;  Efridcn. 

Haber-:  die  zum  Schutz  der  Hafersaat  dienende 
Umzäunung,  sonst  .Sunimerf,'  genannt.  .Die  herpst- 
faden  sond  frid  han  uf  StMichels  tag  [29.  Sept.]  und 
habesfaden  [so!]  uf  SanJörgen  tag  [23.  .April].'  Offn. 
ScHwPfälF.  1427.     Vgl.  u.  ,E-Faden'  die  Offn.  Flaach. 

Herbst-:  die  zum  Schutz  des  Kornes  hergestellte 
Umzäunung,  , Sollen  die  summerfaden  gräch  sein  an 
dem  meyenabend  und  die  h.  an  StMartinsabend.'  1671, 
Hotz,  Urk.  Vgl.  Fuä,  Ott'n.  Flunt.,  Schwamend. ;  E-Fad, 
Fris. /Mal.;  Oftn,  Flaach, 

faden:  umzäunen,  ,So  er  bedarf  holzes  dz  guot 
ze  vadenne.'  1332,  ä.  Urb.  Z  Grossra.     Davon: 

Fädi  f.:  Umzäunung,  .Ackergrenze.  .Und  sollend 
die  usseren  acker  den  weg  tragen  und  die  inneren 
acker  die  tädi  machen,'  Offn.  Spreitenb,  ,Es  sollen 
die  Fädinen  winter  und  sonimer  ganz  sein  um  die 
Matten,'  1420/1749,  Aa. 

fad,  fatt:  fade  i.  S.  von  ungesalzen  Gn.  —  Dafür 
sonst  öil,  h«,  hUkl. 

Fadem  (iu  noch  tw.  neben  Faden  und  Fade,  letz- 
tere Form  allg.  (P  u.  W  Fadn,  Fadu)  -  m.  —  PI. 
Fädevi,  Fäden  Hr  tw.,  sonst  Fäde  (W  Fädij)  —  Dini, 


673 


Fad.  fed,  fiil,  fod,  fud 


674 


Fädenili  Aa  f.  Födeniji  Gr,  Fädi  (PI.  Fädi)ti)  W. 
sonst  Fädeli:  1.  Bestandteil  von  Gespinnst  und  Ge- 
webe, Zwirn;  nach  8i'ren«  nur:  hänfenes  oder  fläch- 
senes  Garn,  hege  F.,  Eisendrat  P  silv.  An  Hm  F. 
laufe",  gut  zu  verarbeiten  sein  (nicht  verwickelt),  von 
Seide  Z.  Als  Kechtssy mbol:  ,Wär,  das  ain  gotts- 
husniensch  von  tods  wegen  abgieng  und  keinen  ge- 
boren fründ  hinder  im  verliess.  so  soll  und  mag  man 
aincn  faden  binden  an  des  abgegangen  menschen  her- 
bcrg  türnagel  und  den  strecken  an  des  nesten  [nächsten] 
gottshusmenschen  hus,  der  .selb  gottshusmensch  soll 
und  mag  dieselben  gottshu.sgiieter  erben.'  Offn.  Petersh. 
RAA.  Kei"  trovhne  F.  an  im  (am  L\b)  ha",  ganz 
durchnässt,  von  Kegen  od.  Schweiss.  allg.  Kein  guete" 
F.  an  Fim  !ä",  gar  nichts  Gutes  an  Einem  gelten 
lassen,  ihn  ganz  herunter  machen,  ausschimpfen,  ver- 
leumden Aa;  Bs;  Z.  Fs  ist  kein  guete  F.  me  o"  viir, 
ich  bin  ganz  sündhaft.  Stdtz.  E  laiige  F.  spinne", 
von  der  Katze:  anhaltend  schnurren  Bs.  F.  zieh": 
1)  ruhig  hörbar  atmen  Bs.  2)  vom  Wein,  wenn  er 
schal  wird  Bs;  Z;  syn.  fäden.  Z'  F.  sieh",  vor  Gericht 
ziehen  Bs.  .Einem  etwas  zu  Faden  ziehen,  actiones 
alicujus  ad  calculos  vocare.'  Mey.  Hort.  1092;  vgl. 
.zur  Rechenschaft  ziehen'.  Wenn  d'  Sach  recht  s'  F. 
zöge'  wird,  su  chunnt  's  guet.  Gotth.  Es  ist  am-ene 
Fädeli  glianget,  der  Entscheid  hieng  von  einem  ge- 
ringen Umstand  ab.  es  fehlte  wenig  S;  vgl.  bi-me  Här. 
Sls  Ixhe  hanget  am-ene  Fade.  Suloer.  's  Herz  hangt 
am-e  Fädeli,  von  einem  Ohnmacht  ähnlichen  Schwäche- 
zustand .\i\  Am  Fädeli  ha",  in  der  Ordnung,  in  der 
Hand,  Gewalt  haben  (eig.  vom  Gcspinnst)  B.  ,Wenn 
einem  Schulmeister,  der  Alles  am  Fädeli  zu  haben 
glaubt,  am  Examen  nur  eine  Floh  über  den  Weg 
springt.'  Gotth.  Er  cha""  nu  [braucht  nur]  am  Fädeli 
zieh",  er  beherrscht  Leute  oder  Dinge  vollständig  (wie 
der  Marionettenspieler  seine  Puppen)  Z.  Z'  Fade 
schlä" :  a)  eine  Näharbeit  vorläufig  mit  weiten  Stichen 
heften,  um  sie  nachher  sorgfältig  auszuführen  Bs;  B; 
GlK.;  L;  Z;  Z.B.  bei  Anfertigung  eines  neuen  Kleides, 
oder  auch  beim  Ausbessern  mit  Flicklappen  BRi.;  W. 
b)  übertr.  auf  Bauten :  ein  Haus  aufführen  ohne  die 
innere  Einrichtung  Gl;  eine  Strasse  abstecken  und 
die  ersten  Einschnitte  machen  W.  c)  allg.  irgend  eine 
Arbeit  anfangen,  entwerfen;  ein  Geschäft  einleiten, 
vorbereiten  Ap;  Bs;  B;  Gl;  L;  Sulger;  S;  W;  Z; 
vgl.  in-fädmen,  -fädlen.  Z'  F.  schrote',  vorläufig  zu- 
reclit  schneiden  L.  Er  ist  des  Fades  (iw"  dem  F.), 
von  der  selben  Art,  meist  in  schlimmem  S.,  verächt- 
lich L  (Ineichen);  vgl.  Har  Schm.  I'^  1146.  Sprichw.: 
Wie  länger  Tag,  wie  chürzer  der  F.  Ineichen.  Nur 
dem  F.  noh,  so  chunnd-me"  zum  Chlungeli  [Knäuel], 
ebd.  Me"  cha""  d'  Lüt  am-eiie  Fädeli  füere",  aber  nid 
am-ene  Seil.  ebd.  —  2.  Staubfaden  der  Blumen. 
,Pastillicantibus  barbulis;  mit  kleinen  kurzen  fädein- 
linen,  innerthalb  der  bluomen.  die  überzwerche  gipfele 
habend,  glychwie  ein  hammer  oder  hauwen,  pastinum 
genannt.'  Fris.  —  '^.  überaus  dünnes  Hlättchen.  das 
sich  bei  ungeschicktem  Schleifen  der  Werkzeuge  an 
der  Schneide  bildet  und  durch  das  .Abziehen'  wegge- 
nommen werden  muss  Bs;  L;  Uw;  Z.  En  F.  .scWi/c", 
beim  Schleifen  einen  solchen  hervorbringen;  de"  F. 
abtcetze".  Darauf  bezieht  sich  wohl  ,Eim  der  F.  ne", 
arrogantiani  alicujus  repriniere.'  Id.  B.  —  4.  in  schlecht 
gobackenem  Brod  der  dichte  graue  Niedersatz  über 
der  untern  Kruste  L.  —  5.  das  Zungenbändchen  Aa. 

Schweiz.  Idiotikon.  I  5. 


—  6.  raiie  F.,  gebranntes  Wasser  L.  Mit  rotem 
F.  näje,  Wein  trinken  B  (Ott).  —  7.  Fädemli  S;  Z, 
Fädungeli  S  —  n.,  Fädumel  S:  ein  kleines  Sing- 
vögelchen, Girlitz,  fringilla  serinus.  ,Das  fedemlin 
syn  stimm  darleit.'  Lenz. 

Ahd.  _/o(/<im,  -um;  nihd.  ntfleiii^  -en.  vathiie.  Der  urspr. 
kurze  Stiiiimvoc.  in  einigen  MAA.  verlängert.  Das  m  lassen 
grewisse  MAA.,  io  denen  es  im  Auslaute  sich  nicht  halten 
kann,  in  abgeleiteten  Formen  wieder  eintreten.  —  Bei  der 
KA.  ,zu  F.  ziehen*  ist  wohl  nicht  darau  zu  denkeu,  dass 
die  Schranken  des  Gerichtes  im  Mittelalter  durch  einen  ge- 
spannten Faden  abgesteckt  wurden  (das  Gericht  hegen),  son- 
dern der  Sinn  wird  nur  sein :  Etwas  genau  untersuchen, 
zerlegen,  ermessen.  —  Verstärkend  erscheint  das  W.  in  der 
Zss.  mit  den  Adj.  -</rad,  -imckig,  -nü.  —  7.  , Fädemli'  auch 
von  Mal.;  Vogelb.  1557;  JEEscher  1692  erwähnt,  hat  diesen 
Namen  viell.   von  seiner  Kleinheit. 

Oni-Fäde"  A-F.:  eine  Art  Bohnen  Z.  Syn. 
Schmalz-,  Welsch-,  Wildböneti.  —  Eig.  adj.  mit  Er- 
gänzung des  Subst.    , Bohnen';   s.   an/ädi<j. 

rräuli"-Fade°:  sog.  Dorkasfaden  aus  englischer 
Fabrik  Z. 

Nach  der  auf  der  Fabrikmarke  angebrachten  Figur  einer 
nähenden  Frau  (der  wohltätigen  .Itorkas'  der  Apostelgesch.) 
beuanut. 

Glücks-Fäde"  (PI.):  Spinngewebe  an  Hecken  Aa. 

—  Solchen  scheint  gute  Vorbedeutung  zugeschrieben  worden 
zu   sein. 

Harz-Fade":  ein  durch  Harz  gezogener  Faden, 
an  welchem  die  Schlaufen  des  , Webergeschirrs'  be- 
festigt sind  Z. 

Klüngeli-  B,  Krüngeli-  Z;  auf  Knäuelchen 
gewickelter  Faden,  im  Unterschiede  von  Schüblig-, 
Spüeli-,  Strängli-F. 

Lebens-:  1.  die  Linie,  welche  quer  über  die 
innere  Fläche  der  Hand  nahe  an  der  Wurzel  derselben 
läuft  und  von  der  man  annimmt,  wenn  sie  bis  zum 
Rande  der  Hand  auswachse,  müsse  der  Mensch  sterben 
Z.  —  2.  (bildl.)  Lebenskraft,  -länge.  De  L.  ab- 
schnide". 

Harlauf-  Härleft-:  die  am  Ende  des  Gewebe- 
stuckes noch  im  .Haarlauf'  steckenden  kurzen  Fäden, 
die  abgeschnitten  werden  Uw. 

Längsi-:  der  Länge  nach  (um  eine  Erdkugel) 
gespannter  F.,  Gegs.  zu  Drumsi-  (s.  d.).  FJSchild.  — 
-Kl  umgestellt  aus  der  genet.  Endung  -i«;  vgl.  Zwüri»-,  s.  d. 

Re-:  Uindeutung  des  it.  re/fi",  Zwirn.  Helvet.  Ver- 
ordn.  1801  für  den  Ktn  Lugano. 

Rost-:  in  den  Z  ZoUordn.  1640—1757  unter  den 
Mercerieartikeln  aufgezählt.     Vgl.  Bostgurn. 

Siden-.  Einen  Seidenfaden  bindet  man  um  den 
blossen  Arm,  um  in  dem  Spiel  dräjen  (s.  d.)  Glück 
zu  haben  UwHergisw.  .Sidef'ädeli'  hoisst  ein  Lajid- 
liaus  bei  Zürich,  viell.  früher  einmal  mit  S,  umhegt, 
nach  altem  Rechtsbrauch. 

Setz-:  in  der  Weberei  1.  ein  Stück  F.,  das  an- 
gesetzt wird,  um  einiMi  zerrissenen  zu  ergänzen  Ar. 
-  2.  der  kurze  Faden  im  Wcberblatt,  an  welchen 
der  Zettel  angedrelit  wird;  Einsetztaden  Nnw;  Syn. 
Triimm. 

Schau-:  der  äussere  Kand  eines  Gegenstandes, 
der  zur  Schau  (resp.  zum  Kauf)  ausgelegt  und  darum 
besonders  verziert  wird;  aucli  von  Äckern,  deren  Rand 

43 


675 


Fad,  feil,  fid,  tnd.  fud 


676 


bes.  leiclilicli  ^'cdüngt  wird,  iliuiiit  dir  doi-t  eiits|)ro- 
clieiul  reiclili(di  stellende  Fniolit  einen  Kanfer  anlocke 
Bs  {8eitKN(i).     Vgl.  Schau-Fall 

Geselürr-  G' seh i'r- Faden:  leinener  ungebleichter 
F.  zu  dem  sog.  Webergeschirr,  der  wegen  seiner  Stärke 
auch  zum  Nälien  beliebt  ist  'A.  Das  ist  goppd  mit 
G.-F.  z'siiiiniic  (/'iiiaclit,  von  Etwas,  das  fest  an  eiti- 
andi'r  liält. 

Sehne-:  Spinnweben,  die  sich  in  Winkeln  bilden, 
aber  gewöhnlich  erst  bemerkt  werden,  wenn  sich  etwas 
Staub  daran  .setzt  AAlJb.;  Z.  Man  iirophezeit  aus 
ihrem  Vorhandensein  Schnee  und  Fortdauer  winter- 
licher Witterung. 

Strangli-:  F.,  der  niclit  aufgewickelt  ist,  sondern 
einen  Strang  bildet  Z. 

Toiss-:  ein  Teil  der  Forellensclinin-.  .l>ie  Fo- 
rellenschnur lassen  wir  erlaubt  bleiben,  doch  dass  der 
Schnarch  [die  eigentliche  .Angelschnur  |  sei  1 '/a  Klle 
und  der  T.  1  Klle.'  Z  Fischerordn.  1710/79.  -  Vun 
dorn  frz.  f^jit,-,  rin  biiiifeiniiiiss.     Wohl  sachlich  (ins  Selbe  was 

Tötzli-:  Sclmüre.  durch  welche  die  Schwhnmer 
(l'iHzli)  mit  der  wagrecht  liegenden  Forellenschnur 
verbunden  sind  /. 

Trunisi-:  (^uerfaden;  a.  Laitf/si-]''.        Tnausi,  Nlil'. 

Vfill    frumiH. 

'I'riitscli-  Tröl seil- :  mit  Wolle  au.sgepolsterter 
Strang,  welcher  in  der  alten  F  Tracht  mit  den  Ilaaren 
ei'ngcHochten  wurde.   —   TriUsL-he,  Ha.irHcclitc. 

Zeichner-:  F.  (weisser  oder  roter),  mit  dem  auf 
Zeugen  Zeichen,  Namen  eingestickt  werden  S. 

Anzieh-:  der  lose,  in  grossen  Stichen  ein-  und 
zsgezogene  F.,  mit  welchem  die  Falten  eines  neuen 
Hemdes   gebildet   werden,    bevor  man  sie  festnäht  Z. 

Zwüris-  HIfi.,  Zwirnis-  Ndw:  Zwirn.  —  Zinir 
=  zwii;   2   Miil. 

fädelen;  1.  den  Faden  durch  das  Nadelöhr  ziehen 
W.  Syn.  nadelen.  —  2.  Etw.  fein  wie  Faden  machen 
Ni>w.  Da  tuet -nie"  nit  Slde  f.!  es  gilt  hier  derb 
dreinzufahren.  Addricu  1877.  —  In-:  eine  Sache  fein 
einleiten  Bs.  Dim.  zu  itifädmcn.  —  üs-:  aus  einem 
Stück  Zeug  den  Einschlag  Fädchen  um  Fädchen 
licrauszichen  Aa. 

fädemen  fii dm e  (reaf.  fäbiiw)  Aa;  B;  Gr;  S;  Uw; 
W;  Z.  fVidiieh;  GO.,  oRh.;  ScnNnk..  /V»,'/f(e  SciiStdt : 
1.  den  Faden  durch  das  Nadelöhr  ziehen  B;  W;  .syn. 
fiidelcn.  nadelen.  Mit  Aec:  1)  d'  Nadle  f.  Son ;  Uw. 
.Ein  nadlen  fädmen  (fädemen.  Denzl.  1677;  1716).' 
;\Ial.  .'Vis  Spiel:  Nadle  fädme:  ein  mit  verschränkten 
Beinen  auf  einem  liegenden  Krug  sitzendes  Mädchen 
(in  Aa  ein  Knabe,  in  B  ein  solcher  in  einem  ge- 
schaukelten Korbe  sitzend)  soll  den  Faden  durch  die 
Nadel  ziclien  ZUhwiesen.  2)  Beinchen,  die  man  durch 
ein  Nadelöhr  fädmen  könnte.'  Gotth.  —  2.  die  Fäden 
durch  das  ,Geschirr'  ziehen,  beim  Weben  GnObS., 
V.  —  .3.  die  überflüssigen  od.  nicht  gut  eingewobenen 
Fäden  am  Gewebe  aussclineiden  GrI).,  Pr.  —  4.  die 
Fäden  von  Bohnen  und  Erbsen  abziehen  (iRPr.  — 
5.  Fäden  ziehn.  von  schalem  Wein.  Geifern,  von 
zahnemlen  Kindern  L;  Syn.  fädlcn.  —  6.  eine  Strasse 
anlegen  W;  \g\.  z'  Fatle  schlan.  —  7.  fein  anrichten, 
anstellen  BO.  \Vi  ici-mer  [wie  wollen  wir]  das  acht  f.? 
Syn.  irifiidmcn.  hrittlen,  küechlen.  —  Mhd.  vcdemcn,  an- 
reilicT],  cintViiIiiin.      V|^'I.   fiitkn. 


iih -f'ädtne  Gr;  Z(i.  Bohnen  «..■  die  Schoten  von 
den  Fäden  befreien.  Syn.  ahmacheii.  —  u  f- fädmen. 
,l>as  gewoben  [Gewobene]  widerumb  aul'fädmen:  das 
wupp  wider  auftrennen  oder  auflösen,  retexere.'  Fris.  ; 
Mal.;  Dknzl.  1677;  1716.  —  in- fädme  Gk;  Uw;  Zc;, 
-fämme  Gi.H.;  ZF.,  -fadne,  -fädne  GO.  u.  oRh.,  und 
dimin.  -fäiiimele  ZF.:  1.  Faden  in  die  Nadel  fassen 
In.  B;  Gul).;  Ninv;  W;  Z(;;  Z.  —  2.  beim  Weben: 
in  den  Kamm  einknüpfen  (JuPr.  —  3.  (bildl.)  ein 
Geschäft  einleiten  In.  B;  GaPr. ;  Z.  M.  Acc.  P.:  Einen 
in  Etwas  hinein  ziehen  Nnw.  —  ns- fädmen:  1.  die 
Fäden  aus  einem  Gewebe  herausziehen  Git  ObS.  Syn. 
üsfransen.  —  2.  =  üf-.  Benzi,.  1677;  1716. 

fäden:  Fäden  ziehen,  vom  Wein  Aa;  ZKn.  — 
ab-:  Fäden  abziehen,  von  den  Bohnen.  Bauen  ahf. 
ThHw. ;   ZG.    —    Yerk.   Aws  ßUh-n-iii. 

fädig  (Aa  auch  fädnig):  1.  mit  Faden  behaftet, 
von  Bohnenhülsen  Aa.  —  2.  gerad  wie  ein  gespannter 
Faden,  auch  fädiy  (jrad,  z.B.  vom  Wuchs  eines  Bau- 
mes, Von  der  Körperhaltung  Gl.  Syn.  fadengerad.  — 
3.  adv.,  auch  fädiijs  (adv.  Gen.):  a)  senkrecht  steil 
(jl.  Wo  Fciseicänd  {/anz  fädigs  ahestlged.  Anderlinth. 
—  b)  zeitlich:  sclmell,  eilig,  ohne  Aufenthalt  Gl;  vgl. 
nhd.  ,jäh':  ,steil'  und  , plötzlich'.  —  Für  fäilcnig,  fiuletniy ,- 
s.    (jrob-, 

an-  ä-,  u'-:  1.  ohne  Fäden,  von  Bohnen  ZKn.  — 
2.  von  Hülsenfrüchten,  deren  F.  sich  leicht  ablösen 
lassen  ZThalw.  —  gv oh- fädmig:  aus  grobem  Faden, 
von  Garn,  Tuch  GrD.  —  lang-  länfi-fädif/:  1.  was 
lange  F.  hat  BBe.  —  2.  langwierig,  umstämllich; 
von  Personen:  wer  im  Reden  weit  ausholt,  Umschweife 
macht  B  (ZvRo).  Von  Sachen:  c  lämjfädigs  I'hrisen 
[Einnesteln I  BBe.  Fs  gcit  I.,  z.  B.  mit  iler  Beförderung 
von   Briefen  B, 

fädin.  -en:  Adj.  aus  Faden  bestehend.  .Fedin 
gewand.'  L  143.5  u.  noch  1777.  In  Z  Mandaten  des 
XVIII.  werden  ,fädene  Spitzen'  den  seidenen  gegen- 
übergestellt.   —   Verk.   für  fädenui. 

fädlen:  1.  „Faden  ziehen,  vom  Wein;  geifern, 
von  zahnenden  Kindern  L."  —  2.  =  in  fädmen,  in  eig. 
u.  bildl.  S.  Aa;  L;  S.  —  in-  =  Infädmen  1  (Aa;  G; 
Sch;  Z)  u.  3  (L;  G;  ScH;  UwE.;  Z).  Auch  mit  Acc. 
P.:  verlocken,  hintergehen  UwE. 

Nädle-Fädler :  Spottn.  für  Schneider  Aa  (in 
einem  Volksliedchen). 

Fädli"g  m.:  Abfall  von  einem  Nähfaden  Z.  — 
Vcrk.  aus  Fädrmli"ij. 

Fadüne  s.  Fortune. 

failuscll(gel)  ''^':  brach,  unbenutzt  öGr.  Eine 
Wiese,  einen  Rasenplatz  /'.  lä',  auf  das  Abmähen  der- 
selben verziehten,  was  z.  B.  bei  mageren  Bergwiesen 
je  das  andere  Jahr  oder  auch  während  2  von  3  Jahren 
vorkommt;  dafür  auch  das  einf.  Vb. :  vier  [wir]  /«- 
duschen's.  Auch  subst.  eine  solche  Wiese;  Gras,  das 
seit  2  (3)  Jahren  steht.  Fadnschft)  han,  solches  Gras 
stehen  haben.  F.  gan  Cgfi-)  1)  ungemäht  bleiben. 
2)  verloren  gehen.     Syn.  Bock. 

Jedunf.  churw.  Ursprunjics;  .vgl.  vnrlruilcft,  verkümmertes 
Täniichcu;  viell.  vwdt  mit  ,fade'  (engl,  /ar/y,  welk,  holl.  rnd^e, 
träge),  mit  einem  dem   it.   -tict-to  eiitsprechcnilcn   .Suff". 

a"-fädig  s.  an- fangig.  Fädli  s.  Ferlin  (Fer- 
chelinj.  Fädummel,  F^ädungel  s.  Fädemli  (Fa- 
dem) Sp.  672. 


677 


Fad,  feil,  fid,  fod.  fud 


678 


Ped    s.  1)  Fad  I  Sp.  070.     2)  FecM  Sp.  (jl.'). 
ge- feil  et   s.  (je-fechdet  Sp.  C46. 

Federe"  (e  z.T.  gedehnt)  f.:  1.  Bestandteil  der 
Hautbekleidung  und  der  Flugorgane  der  Vögel.  Eine 
F.  auf  dem  Hut  zu  tragen  war  nocli  im  vorigen  Jhdt 
Kaufbolden  von  aussergewühnlicher  Körperstärke  ge- 
boten, damit  Jedermann  sich  vor  ihnen  hüten  könne 
Gl;  Z;  vgl.  Hu-F.  Davon  viell.  die  RA.  's  Federli 
ha,  den  Vorrang  haben;  von  Etw.  das  Beste  besitzen; 
der  Beste  sein  Gl  (Schuler).  RAA.  Ei  muess  öni 
F.  /läge,  eine  Arbeit  unternehmen  ohne  die  nötigen 
Mittel,  aus  der  Not  eine  Tugend  machen  ZElsau. 
.Du  musst  F.  haben,  ehe  du  fliegen  kannst.'  Mev.  Hort. 
1692.  ,Mit  frömden  F.  ttiegen.'  ebd.;  vgl.  ,sich  mit 
f.  F.  schmücken.'  l\[e"  nieht  's  'em  Narr  ait'n  F.  a". 
Sblger.  ,So  man  in  zuo  den  F.  kummen  [zu  Kräften, 
eig.  zu  den  Schwingen  kommen,  erstarken]  lassen.' 
HBuLL.  1572.  ,üie  federen  fahend  an  mir  widerumb 
wachsen,  ich  heb  widerumb  an  mein  ansehen  ge- 
wünnen,  penns  renascuntur.'  Mal.  Me"  strupft  [rupft]. 
wo  F.  sind,  nimmt,  wo  man  findet.  Ineichen.  Usse, 
Federli!  het  der  Tafel  g'seit,  ivo-n-er  e"  MUlistei" 
g'schnüzt  het  (zur  Selbstermunterung  gesprochen,  wenn 
man  eine  schwere  Last  zu  bewältigen  hat)  L.  ,Giebt 
er  ihn  nicht  gern,  so  kann  er  mir  F.  blasen.'  Gotth. 
=  ich  lasse  ihn  gehen,  kümmere  mich  nicht  um  sein 
Tun.  Bhs-mer  F.  BHk.  Syn.  hlas-mer  i"  d'  Schnell. 
,Gib  ihm  ein  kurzen  bscheid  und  heiss  ihn  bald  ein 
F.  blosen  [abreisen].'  PGenoenb.,  von  der  alten  Sitte, 
dass  man  in  Unschlüssigkeit,  welchen  Weg  man  ein- 
schlagen sollte,  ein  Federchen  (etwa  vom  Reisehut) 
aufblies  und  der  Richtung  folgte,  in  welcher  der  Wind 
die  F.  trieb  (Rest  eines  Vogelorakels).  .Ich  will  ein 
Federlein  aufblasen,  dem  will  ich  folgen.'  Mev.  Hort. 
1692.  In  dem  von  Rochh.  angeführten  Kinderspiel: 
F.,  füg  hoch!  scheint  F.  s.  v.  a.  Vogel  zu  bedeuten; 
vgl.  Gr.  WB.  .3,  1395,  31.  Viell.  gehört  hieher  auch: 
Jmdm  d'  F.  lüpfen,  als  der  moralische  Urheber  hinter 
Einem  stehen,  ihn  zu  Etwas  antreiben,  urspr.  von 
einem  Vogel,  den  man  zum  Fluge  reizen  will.  D'  F. 
us-''em  G'sicht  hlase",  die  Verstellung  ablegen  S.  .Fe- 
dern lecken',  zsgesetzt  , federlecken'.  Mey.  Hort.  1692, 
schmeicheln;  Syn.  ,F.  lesen',  s.  lecken.  —  2.  Bett- 
feder, PI.  =  Federbett.  Vil  Federli  machen  es  Bett. 
Ineichen.  Federli  zu  F.  gid  z'letst  es  Dechli.  ebd.  £■.■-■ 
Meitli  soll  no-n-cre  [nach  einer]  F.  über  !>  Zun  (3  Hi'iyJ 
springe",  ebd.;  Sulc:.  Ufde"  F.  .s;",  eig.  weich  gebettet. 
,Allc  Abend  ward  der  [wieder  hergestellte  Haus-]  Friede 
inniger  und  es  hat  uns  Allen  geschienen,  wir  seien 
auf  den  F.'  Gottii.  Einen  ms  de"  F.  Jage",  aus  dem 
Bett.  Uf  de"  lange  F.  ligge",  auf  dem  Stroh.  — 
3.  Schreibfeder.  ,An  die  F.  reden',  diktieren,  zu 
Protokoll  geben.  ,Begerte,  ir  rede  dem  schryber  an 
die  federn  ze  reden.'  Bs  Rq.  1520.  ,Wo  ir  selbs  hie  by 
mir  wärind,  möcht  ich  etwas  underreden,  das  nit  in 
die  federn  ghort.'  1.518,  Absch.  ,Die  [ungehorsamen] 
Schryber  sollen  ihrer  diensten  und  der  Federen  still 
gestellt  [ihnen  das  Schreiben  verboten]  werden.'  B 
Ref.  Satz.  16'28.  .Seine  f.  dem  Teufel  in  Lugenen  dar- 
leihen.' JMüLL.  1665.  Wer  nid  will  lere  [lernen  |  mit 
der  F.  schrihe" ,  viuess  mit  der  Mistgahle"  högge". 
Ineichex.  Fr  hrücht  ireder  F.  no''''  Mal,  tut  gar  Nichts 
für  die  Sache.  FJScniLn.  Gnet  uf  dr  F.  si»,  gewandt 
im    Schreiben    Z.  t.  Sanienluuire    an    rflaiizcn. 


.Bocksbart  ist  ein  krut,  das  lange  f.  hat.'  XVIL.  B 
Arzn.-B.  —  ü.  Federli:  gemeine  Siegwurz,  gladiolus 
communis;  ^^\.  Federich,  Fideri,  nhd.  , Federgras'. — 
II.  Rippen-  od.  Schwanzstück  des  Fleisches  von  vier- 
füssigen  Tieren  Z.  Syn.  Fil'derenstuclc.  Vgl.  Sciuranz-. 
—  7.  Spannholz  auf  der  Mauer,  über  welches  die 
Balken  gelegt  werden,  allg.  Vgl.  Mür-.  —  8.  der 
mit  dem  Hobel  erstellte  Grat  an  der  Längsseite  von 
Brettern,  welcher  je  in  die  Nut  eines  angefügten 
andern  Brettes  passt.  allg. 

lllul./f(/frefe).  Beil.  6  beruht  wolil  auf  der  Vergleichung 
des  Ruckgrates  sammt  den  von  ihm  seitlich  auslaufenden 
Kippen  mit  dem  Kiel  und  den  Fasern  eiuer  F.  .\hulieh  wird 
Bed.  7  zu  erklären  sein.  Vgl.  noch  ähnliche  technische  Bedd. 
des  W.   iu   MAA.  hei  Gr.  WB.  3,  1393,  a  und   1397.  7. 

Äcke"-:  die  F.  des  Nackens.  Do  isch-cm  d' Galle 
g'stige,  xvie  ime  tauhe"  [einem  zornigen]  Gilggcl  d'  A. 
BWvss  1863. 

Fech-:  Pelze.    S.  Beitr.  d.  ant.  V.  Sch  11,  8  f. 

.Feller'  früher  auch  von  Haarbekleiduug  der  Tiere  und 
iiishes.   von  Pelzen  gebraucht.    Gr.  WB.  3,  1392,  1)  a. 

Vogel-.  ,Wann  ein  Krankner  auf  Vogeltederen 
lige,  könne  er  nicht  sterben.'  Zauberei  1704. 

Fisch-:  Flosse.  Mal.    Vgl.  Gr.  WB.  3,  1393,  1)  b. 

In  der  Tat  entsprechen  die  Flossen  anatomisch  genau  den 
Flügeln   und  lat.  /<j>i>ia  ist  uächstvwdt  mit  penna. 

Flug-:  fliegende  F.  , Einem  flugföilerlein,  weliches 
vom  wind  verwäet  wird.'  Hofmstr  1645.  —  Vgl.  .Feder 
aufhiaseu'. 

Gauch-:  I.Flaum.  Mal.  —  2.  Narren  feder,  F. 
als  Zeichen  der  Narrheit.  Gent.enb.  GM. 

Mhd.  ijourh,  Kukuk;  auch:  junger  Vogel  übh.  (d.iher 
Bed.  1);   Narr.    Gr.  WB.  4,  1,  l.-)34   oheu. 

Güggel- =  J/awcw-.  Zwinrli  1527. 

Hu-:  (weisse)  Feder  auf.  dem  Hut  als  Zeichen  der 
Herausforderung.  Hu  Federli!  cntsprecheniler  Ruf. 
XVIL  —  Bui!  .Aufruf  zu  rascluMii  Handeln:  .luih  .\usruf 
des  Widerspruchs.     Syn.   Ihmen-. 

Hüben-:  Löwenzahn,  taraxacum  id'tic.  W.  — 
Wegen  des  mit  Samenhaarm   dicht   besetzten   Frurlitbculiiis. 

Hanen-  =  Hu-.  .Es  soll  ouch  niemand  kein  dann- 
ast,  hanenledern,  paternoster  in  hosen  oder  sun.st  kein 
andere  tratzliche  zeichen  nit  tragen.-  151(1.  .\bscii. 
S.  Gr.  WB.  3,  1395,  4. 

Hart-.  .Pinna:  ein  hartteder.  das  gross  getider 
eines  vogels.'  Fris.  ;  Mal. 

Mür-:  1.  der  grosse  unterste  Balken,  die  Sdiwelle 
auf  Hausmauern,  als  Unterlage  für  die  Köpfe  des  wag- 
rechten Balkenlagers  eines  Stockwerkes  Uw;  U;  '/.. 
,Deni  N.  N.  zwei  aiche  Stumpen  zu  Jlaurtedern  durcli 
die  holzherren  wei'den  lassen.'  l(i:!7.  Siii  Katsprot. 
'2.  Wurm  farn  ,  cystopteris  fragilis  ScuwGalg.  Wegen 
der  fieilersi'luiittigen  Blätter  und  des  VurktuuuifUs  au  Maueiii. 

Pflüm-:  Flaum-.  XVIL.  B  Arzn. 

Ramscli-:    1.   Kerl)el   \V    und    zwar  11   St.  cIkith- 
pliylluni  silv.,    nach  direkter  Angabe    anthriscus  silv. 
-  2.  Löwenzahn,  tarax.  off. 

liami,  Jiäm*"'h<:{i:  bedeuten  sonst  Bärenlauch,  nllium  ur- 
siuiiiu,  aber  die  Blütenst,inde  dieser  Pflanzen  haben  etwelelie 
.\liulii'hkeit,  auch  ist  die  {lii.\ierende)  Wirkung  dieser  Pflanze 
und  des  Kerbels  auf  das  Vieli  allen  gemeiusaiu.  .Federe'  wegru 
iliT  z.  T.   doppidt  gehinderten,  z.  T.   gezahnten    Blätter. 

Hajipen-;  Raben-  zum  Einpinseln  von  Augen- 
Hecken  1-.    r.  Ar/n.  .WH. 


679 


Fad,  fed,  fld,  fod,  fiul 


680 


Sü-FeJere".  Der  Handel  stöt  uf  Sauf.,  d.  i. 
schlecht  Aa.  ,Sein  Sach  stehet  auf  Säufederen,  flcul- 
neis  utitur  rationibus.'  Mev.  Hort.  1692. 

Spreng  u.  H.  erklären  .S'.  =  Strnli;  vgl.  o.  hiiuji-  F.  Sonst 
könnten  .S'.  auch  Borsten  bedeuten  (s.  Gr.  WB.  3,  1393,  a) 
und  dieses  könnte  bildl.  Gegs.  zu  , glatt'  bezeichnen,  welches 
auch  , leicht,  glücklich'  bed. 

Schwane"-:  gebogene,  stählerne  F.,  z.  B.  an 
Kutschen.  Sulger. 

Schwanz-:  1.  Schwanzwurzel.  Steissbein  der  Kuh 
Ap;  Gr;  GA.  H'art,  v''  inach-di'''  d'  Sehw.  lupfe!  = 
den  Hintern  GRÜhur.  —  2.  Stück  Rindfleisch  über 
dem  Schwanz  „Gl";  Sch;  „Z".     Syn.  Federe  (i. 

Ge-fSder  n.:  1.  Gefieder.  Vogel«.  1557,  126,  b. 
—  2.  eine  Art  Netz.  .Gratius  beschreibt  ein  gattung 
eines  netzes,  so  man  Gteder  nennt,  darumb  dass  man 
federen  darein  fliehtet.'  Vogelb.   1557. 

ge-feder:  1.  gefiedert,  mit  Federn  bedeckt. 
von  Vögeln.  ,Die  bein  warend  ganz  g.'  Vogelb.  1557. 
neben:  ,mit  getederten  füessen'.  ,Die  zung  an  den 
enten  bedunkt  einen  an  beiden  orten  geföder  sein.' 
ebd.  ,Die  jungen  schwalmen,  dieweil  sy  noch  blutt 
und  ungefijder  sind.'  ebd.  .Ungfeder,  unflugbar,  in- 
Vülucris.'  Fris.;  Mal.  —  2.  bildl.  in  der  ä.  Eechtsspr. 
von  flüchtigen  Verbrechern,  welche  ,also  g.'  ausge- 
liefert werden  sollen,  il.  h.  gerade  so,  wie  man  sie  auf 
der  Flucht,  im  Flug,  frisch  ertappt  hat,  ohne  Weiteres. 
,yfer  dheinen  schädlichen  mann  vachet,  der  soll  in 
[ihn]  einem  landgrafen  antworten  als  g.  und  in  all 
wi.s  und  mäss,  als  er  in  gefangen  hett.'  Eechtdng  d. 
Freiamts  Art'oltern.  .Und  soll  im  also  den  als  gevijder 
antwurten.'  Ofkn.  Albisrieden.  —  Der  Verbrecher  als 
Raubvogel  gedacht  (vgl.  .loser  Vogel,  Galgenvogel,  vogelfrei' I. 
Vgl.  Gr.  WB.  4,  1,  1,  2135. 

„ge-fSderet:  ohne  Hinderniss,  wie  im  Fluge, 
ohne  den  Boden  zu  berühren  B;  LG." 

füderen:  1.  (intr.)  sich  in  Schwingungen  be- 
wegen wie  eine  Feder  Nnw.  -  2.  (refl.)  sich  biegen, 
elastisch  sein,  z.B.  Holz  Gl;  Z.  —  3.  (tr.)  eig.  mit 
Federn,  Schwingen  versehen,  bildl.  geschickt  machen. 
.[Schwierigere  Dogmen]  nit  herfür  bringen,  bis  das 
Volk  in  minderen  artiklen  underricht  und  gefederet. 
darnach  niocht  zuo  hocheren  dingen  uffliegen.'  Kessl. 

Federete  Federta  f.:  Einfassung  der  Bettfedern, 
Bettzieche.  We"  mit"  d'  Federte"  nit  h'struht,  so  hc 
si  Federe  gä"  F. 

Scheinbar  vom  Xh./i'iknn  mit  der  Endung  -iii  gebildet 
und  so  gedeutet,  aber  wahrsch.  mit  Verk.  aus  dem  Plur.  von 
Fe'derit,  Ffihricht,  Fethrich  in.,  Leinwand  zu  Bettziechen. 
Schm.  1^  691;   Gr.  WB.  3,  UOl;   s.  llepiUr. 

Federich  m. :  Wegerich,  plantago,  und  zwar 
iceiVe"' =  media  ScHwKüsn.;  spitze''  F.  oder  Spitz-F. 
=  lanceolata  AABühl;  ScnKl. ;  breite''  Spitz-F.  ^  major 
AAKadelb. 

Mit  Anlehnung  an  .Wegerich'  (das  auch  Umdeutung  in 
Wi/dm,  Wäyelitiocl:  erfahren  hat)  gebildet  und  entw.  nach 
den  gerippten  mit  einem  Fittich  vergleichbaren  Blättern  od. 
nach   den   Blütcheu   so   benannt. 

sporr-füd(e)rig:  lustig,  munter,  vom  Vieh,  über- 
tragen auch  von  Menschen  W.  —  Von  ijtönn,  mit  den 
Füssen  ausschlagen. 

fi;derlen:  die  Federn  od.  Flügel  leicht  bewegen. 
Und  's  FinIcK  ßderlet,  als  icett's  i"  d'  Mite.  JKMeyer 
1844.   —  ver-:  schrittlicli  abfassen,  festsetzen. 


Fi?derli  m.:  Name  des  Teufels  in  Hexenakten  ;  vgl. 
Federli-Tüfel.  —  Von  der  Hahnenfeder,  die  der  T.trägf^  (Gr. 
WB.  4,  '2,  166  u.)   Doch  s.  auch  WWackern.  Kl.  Sehr.  III  233. 

Ge-fider  n.:  1.  Federvieh,  eine  Anzahl  Hühner 
Ap.  —  2.  Federbett,  Bettstück  Ap;  Gl.  Nachtlager 
übh.  (seherzh.);  »>''  reott  i"  's  G.  Z;  sogar  mit  Bez. 
auf  schlafende  Hühner  Ap.  ,Des  gottshus  g.  und  bett- 
gwand  süberen  und  in  cren  han.'  145'2,  Mev.  Wetz. 
,l)ie  Brautbettstatt  mit  aller  zugehörd,  es  seie  g. 
[usw.].'  G  Mand.  1611.  .Schadlos,  von  zerschlagneni 
Tisch,  warf  er  [der  Blitzschlag,  welcher  i.  J.  1652  zu 
Zürich  eine  Pulverexplosion  verursachte]  Einen  ins  G.' 
JWSimler  1652.  —  3.  übertr.  auf  Etw.,  das  dem  Ge- 
fieder eines  Vogels  vergleichbar  ist.  .Schutt  das  Gflder 
der  Kunkel!'  d.  i.  spinne  fleissig.  HBdll.,  Niklaus- 
sjjruch  1549.  —  Mhd.  ijevidere  n.  —  Un-  Uc/fider  n.: 
roher  Mensch  Gl.  ~  S.  unyeßdeict.  —  Bett-  =  Ge- 
fider  Ji.  .Ein  geringer  husrat  von  französischem  B.  und 
Kuchigeschir.'  1667,  Z.  ,Der  Badwirt  sei  mit  weissem 
Plunder,  B.  usw.  be.sterniassen  versehen.'  1668,  ZHinw. 

ge-fider  =  gefeder.  ,. allerlei  gfiders  gefügel.' 
1.531/1.548,  Genes.  =  ,gefidertes  Gevögel.'  1667.  ,G. 
werden  =  federen  gewünnen  als  wenn  die  jungen  vögel 
anfahend  federen  haben,    plumare.  plumeseere.'    Mal. 

R6t-Fider:  Name  eines  Fisches  mit  roten  Flossen, 
Rotforelle  ZW.     Syn.  Böteli. 

Fidere"  f.:  Federbart  am  Bolzen  ScnSt. ;  ZKn.; 
auch  Stück  einer  Feder  am  Pfeil  SenSt. 

fideren:  1.  trans.  a)  mit  einer  Feder  versehen 
z.  B.  einen  Bolz.  —  b)  in  einander  fügen  z.  B.  Bretter, 
Nut  und  Kamm  an  denselben  anbringen  BO.;  Gl;  Gr 
(s.  Federe  S  Sp.  678).  —  c)  .Die  Schuhmacher  sollen 
die  Hinderstöss  nicht  mit  kälberigem  oder  schäflnem 
Leder  f.'  Stadtb.  ZWint.  —  d)  entwenden  ZKn.  — 
e)  Etwas  erdichten;  bes.  von  Kindern  Z.  Eine  Er- 
dichtung glaubwürdig  machen.  .Wer  lügen  will,  soll's 
nicht  krumm  drehen,  damit  er's  auch  f.  kann.'  Kirihh. 
.Superdicere  =  mer  .sagen,  mer  darzuo  tuon  dann  ge- 
redt ist,  ein  ding  wol  f.'  Fris.:  Mal.  —  f)  Jmdn  zum 
Besten  haben  ZStdtf;  «"-,  anlügen  B.  2.  intr. 
(haben)  a)  von  Bolzen:  durch  die  Luft  schwirren; 
auch:  im  Fluge  zstrett'en.  einander  streifen.  Sulger. 
—  b)  in  der  Rede:  durch  Verschweigen  oder  Hinzu- 
dichten einen  Sachverhalt,  Tatbestand  verändern,  mei- 
stens: aufstutzen,  ausschmücken,  aufschneiden,  über- 
treiben, oft  geradezu,  nur  etwas  milder:  lügen  Aa; 
BU.;  G;  Sch;  Z.  De  [du]  würst  im  doch  iiit  glaube"! 
dH''  fideret  am  Taglö"  [als  ob  das  sein  Beruf  wäre]  Sch. 
„Fiderete  f.:  Erdichtung  B;  L;  Sch;  Z."  Fideri  m.: 
der  es  mit  der  Wahrheit  nicht  genau  nimmt  Z.  .Der 
hat  sich  gewänt  bei  Zeiten  zum  Liegen,  Fideret,  dass 
sich  die  Baken  [1.  Balken]  biegen.-  Wahrsager  1675. 
,Ich  sage  nur,  wie  [der]  Kapuziner  fldere,  indem  er 
schreibt  [usw.].'  FXsi  1696. 

Mhd.  vidertn,  mit  Federn  versehen;  erdichten,  lügen. 
Bed.  1  e  bzw.  2  b  lässt  sich  leicht  aus  der  allg.  ,(mit  Federn) 
ausstaffieren'  ableiten,  so  dass  wir  nicht  auf  das  , fliegende 
Mähre'  des  Mittelalters  und  die  geltngelte  Fama  des  Alter- 
tums zurückzugehen  brauchen,  obwohl  die  Vorstellung  von 
,zum  Fluge,  resp.  zur  Verbreitung,  geschickt  machen'  an  jene 
halb  mythische  streifen  würde.  1  f  wird  auf  dem  Begriff 
,anlügen'  beruhen.  Zu  1  d  vgl.  frz.  volir  1)  fliegen,  2)  stehlen 
(im   Fluge  erhaschen';'!. 

ab-:  1.  (intr.)  in  Fasern  gehen,  z.B.  von  einem 
Leintuch  Aa.     \'gL  fiseren.    —   2.  (trans.)  züchtigen 


681 


Fa.!,  teil,  fld,  fod.  fnd 


682 


GMels.  —  Vgl.  , Feder-,  Flederwisch',  Kehrbesen,  iiueli  ^ 
Prügel ;  Tgl.   aber  auch  nUiilereti. 

Bolz-FiJerer:  bo.shafter,  streitsuchtig-er  Gegner. 
,Also  hat  Zwiiigli  geredt  und  diser  bolzfldrer  [der 
Generalvicar  Faber]  verkert  es  also.'  Gyrr.  1523. 

ge-fideret.  Gefiederte  Kugeln  zu  schiessen  wird 
in  G  und  Z  Keglementen  von  E.  XV.  als  eine  Über- 
vorteilung verboten.  —  un-:  missgestaltet,  unförm- 
lich, unsjiiimetrisch  Gl;  GoT.;  flg.:  roh  Gl.  Vgl. 
Ungefider. 

fiderig:  faserig.  Man  schnitzt  z.B.  die  Kanten 
eines  Scheites  /'.,  damit  es  leichter  Feuer  fange  GRPr. 

Vgl.  Yoyfl  lä,  ,Fider,  Feder' :  Fher  ^  ,Fadeu :  Faser'. 
Also  sind  auch   , Faden'   und  , Feder'  vwdt. 

fiderlen:  fein  regnen  GlK. 

Syn.  ßserlen ;  vgl.  ah/iilenii  1  lind  ßdfr'uj;  aber  i  für  l 
lässt  sich   nur  durch   Anlehnung  an  fi.   fein,  erklären. 

Fide:  weibl.  Taufn.,  Fides  Srn. 

fidehi:  Interj.  Fidehi  und  detcegg  [■^eg\.  Ruf  beim 
ßarrenfülzi-Spiol,  wenn  der  Ball  im  Loche  angelangt 
ist  und  es  gilt  sich  zu  flüchten  Bs. 

tidelen:  eine  Art  Kartenspiel  Z. 

Fidelett  aScHw,  Fideletes  Ndw,  Fideli  n. : 
Fadennudel  Ap;  Gl;  Gr;  G;  Z.  —  Aus  it.  fitklini;  die 
Formen  mit  -el  viell.  aus  einer  it.   Dim.-Form  auf  -ttio. 

Fideli  m.:  männl.  Taufn.,  Fidelis.  Gel,  trenn  's 
nur  dem  JF.  Nüd  tuet  —  vorwurfsvoller  Spott  gegen 
den  Selbstsüchtigen  L.  —  Letztere  RA.  wohl  mit  An- 
spielung auf  die  eig.  Bed.  des  W.  im  Lat.,  weil  Jeder  zuletzt 
au  sich   selbst  am   ,treusten'   hängt? 

Fidelität  f.:  Gelübde  gegen  die  übrigkeit  oder  die 
Lehensherrschaft.  .Kommen  die  aufgerufenen  Re- 
bellen zurück  und  tun  „hdelitat".  so  wird  man  ihnen 
ihr  Gut  lassen.'  1417,  Absuh.  ,Um  Huldigung  und 
„fidelität"  zu  Gun.sten  der  Herren  v.  Ch.  angesprochen.' 
1581,  ebd.   —   Aus  der  roni.  Schweiz;  lat.  fidelitas  feudalis. 

Fideri  n.:  eine  Art  Stauden  mit  feinen,  zerteilten 
Ästchen;  Gestrüpp,  wie  die  Cornicularien  und  Cladonia 
rangiferina  Gl.  Ds  Mutteri  in  der  Höchi  ohe  vcrtüret 
[verdorrt]  und  es  het  F.  drüs  g'ge"  Gl.  M.  werd  F.! 
hiess  es  in  der  Verwünschung  der  Blüemlisalii.  Vgl. 
Feder  4. 

Fidei'itseh  m.  BSa.;  GnChur,  Fiderst  SouwMa., 
Fiderste  aScHW,  Fidertsche  f.  BO.;  „LE.": 
1.  weisser  Hahnenfuss,  ranunculus  aconitifolius. 
aaO.  —  2.  Alpenhahnen  fuss,  ran.  platanifolius 
BSi.  —  3.  Bocksbart,  tragopogon  pratens.  BSa. 

1  u.  2  wahrseh.  nach  den  gefiederten  Blättern  beuaruit. 
Die  Nbft'.  durch  Umstellung  entstanden;  vgl.  diejenigen  zu 
Ayetatere  Sp.  1'25.      Zu   3   vgl.  Frtlt:i-i:  4. 

Fiderix,   Fidirix  und  Fidira.v,   Fiderunggung- 
gänscli:  sinnlose  Füllwörter  in  scherzh.  Liedern  L. 
Pidi   s.  1)  Fido.     2)  Fridi. 

FTdö  L;  Z,  Fidi  B  m.:  Name  für  kleinere  Hunde. 
—    Aus  it.  ßdo,   treu. 

Vidole  s.  Viok  II  (Sp.  (i33). 

Fidi'iz  f.  (auch  m.  Z):  Lu.st,  Eifer.  Mut  zu  Etwas 
Aa;   G;   Z.    ~    Aus  l&t.  fiducm,   Zutrauen. 

Fiduzi:  Name  für  Hunde  L.  —  Vgl.  Fida. 
Fod,  gefödsch    s.  Fud.  voder    s.   rnrder. 


foderen    s.  forderen.  födelen,    Födeli    s. 

fädele)!. 

Föd  Ap;  Gl  (?««);  GRh.;  W;  Z  (auch  Pftid)^, 
Föd  ApL,  M.,  St.,  Futt  BSi.  —  f.:  1.  vulva  BSL; 
ZKn.  f  S.  auch  Absch.  IV  1  a  359.  ,Vox  obsctena  in 
alpibus  Helvetiae.'  Bonstettf.n  II  131.  —  2.  unartiges, 
verwünschtes  Mädchenod.  Weib,  oft  als  Schimpfn. 
kv  (tüsiijiF.J;  ,GRh.;"  W  (rerhe.veti  F.).  —  3.  Feig- 
ling, Memme  Ap;  Sj'n.  Fadi  m.  —  4.  das  abge- 
rundete hintere  Ende  einer  Gans  Z  (Spillm.). 

Mild,  fut,  fud,  Vulva.  Das  o  der  Ap  Form  entspricht 
dem  in  nhd.  .Hundsfott';  der  Voc.  ist  nur  durch  die  Ein- 
silbigkeit verlängert.  In  Bed.  1  gilt  sonst  die  Form  mit  -z; 
die  in  4  hervortretende  Bed.  erscheint  auch  in  der  Abi. 
Füdli  und  im  Breg.  Wald  bed.  fud:  äuus.  St.'  gibt  aus  Ap; 
GRh.   für  Bed.    3   das  nmunl.   Geschl.  an.    —    Vgl.  itfud. 

Hunds-Fud  Ar;  Gl;  W;  Z,  -FuttGR;  L:  1.  (m. 
u.  f.)  boshafter  Bube,  bosh.  Mädchen  \V.  Feigling, 
der  Beschimpfungen  hinnimmt,  Mensch  ohne  Ehr- 
gefühl, allg.  ^  2.  (f.)  -Fud,  -Fod,  -Fiide  ZO.,  -Fud.j 
GG.:  Herbstzeitlose.  Colchicum  autumnale,  bes.  zu  der 
Zeit,  wo  die  Samenkapseln  gereift  sind.  —  Für  "2  sonst 
allgemeiner  Hunds-  Hode  oder  -Seckel  (auch  Murmi-,  Schuf- 
Seckd,  Haye-MoUt)  genannt.  —  Die  urspr.  Bedeutung  blickt 
noch  durch  in  der  RA.  .kein  Hundsfut  wert.'  um  1708, 
Schwz.  Erz.  1856.  Wird  andern  WW.  vorgesetzt.,  um  sie  z» 
WW.  des  Schimpfes  zu  stempeln,  z.  B.  Huudi/udn-,  Hundajhl«- 
Kerli,  -Ketztr.  -Züij.  —  hundsfudcu:  1.  Hundsfud 
schelten,  übh.  gemein  ausschelten  Ap;  L;  Zg.  — 
2.  Name  eines  Kartenspiels,  bei  dem  der  seine 
Karten  zuletzt  anbringende  Spieler  Hundsfud  ge- 
nanntwird Ap;  Z  f .  —  ver-:  verderben  (UBräoger). 
Vgl.  verpfuden.  —  hundsfüdelen  hondsfödela:  einem 
Hundsfott  gleich  sein  od.  tun  Ap.  —  hund  sfüdisch: 
ehrlos  Z. 

Harz-:  der  Teil  (gleichsam  der  unappetitliche 
Hintere)  des  Pfirsichs,  welcher  eine  Art  Gummi  aus- 
schwitzt. D'  Pfersi'-''  hiiml  Harz  fnd  ZZoU.  Vgl. 
H.-Fudi. 

Kue-:  F.  einer  Kuh.  ,Es  wäre  wäger,  er  prediget! 
einer  kuofud.'  1522,  EcLi  Act. 

Mären-:  F.  einer  Stute.  .Wer  nit  daran  glouben 
well,    der  gloube  an  ein  merchenfud.'    15"29,  Strickl. 

Matz-:  feiger,  niederträchtiger  Mensch  AaZ. 
Durch  eigene  Schuld  in  Not  geratener  Mensch.  Dö 
stö"  wie-n-e  M.-F.  co»  Träse"  ZGossau  f- 

,Matz'  Koseform  von  , Matthäus'  oder  von  ,Mechthild'  iu 
appell.  S.  Syn.  ,Matz-Fntz',  wie  es  auch  in  obiger  RA.,  die 
an  eine  Auekdote  von  dem  Baumeister  M.  Votzius  in  Dresden 
erinnert,  heisseii  seilte,  während  sie  so  an  das  Feiiiiii.  Fud 
angelehnt  ist. 

Plipp-Futt:  imaginäres  Gewächs  am  Gesicht, 
welches  demjenigen  angedroht  wird,  welcher  jilipjiet, 
d.  i.  ein  Geheimniss  ausschwatzt  BSi. 

„luden:  ohne  Eifer,  nur  spielend  arbeiten  'F. 
Syu.  fiidelen.''  —  fudelen:  geschäftig  sein  und  doch 
Nichts  ausrichten,  nur  von  Weibspersonen  Bs  (Spkknh). 

„Futtere.  Hunds-F.:  schlechte  Dirne  Aa;  B;  L." 

fudercn  1:    schnell,  aber  nicht  gut  arbeiten   HK. 

Fudi  I  Aa;  G,  Fütti  Si'iiw  —  ni.:  1.  Memme, 
Weichling  GT.;  SruwE.  —  2.  schlechter  Arbeiter  AaZ. 

1  gleichs.  die  niasc.  Fiirm  zu  dem  syn.  Fem.  Fudv.  — 
'1  Von  Fud  i.  S.  v.  anus;  vgl.  jud<l(H  und  Krhumrii  i.  S.  v. 
schlechte,  verächtliche  Arbeit  niaclieii.   (Hier  von  obigem /ti'/eii. 


083 


Fad.  fed.  fid,  fod,  fnd 


684 


Fudi  (■'")  U,  Füdi  n.:  1.  der  Hintere,  bes.  in.  der 
Kinder.sjir.  und  als  Milderung  des  Ausdrucks  Füdli 
Bs;  Gl;  S;  Z.  Daher  auch  adv.  fii'li,  (ifiyi  fidJi  Bs, 
füdi  Aa  =  iifui;  schmutzig,  und  wieder  subst.  gewendet 
'.V  Äygifiidi,  der  Hintere  Bs.  —  2.  „(f.)  cunnus."  — 
:!.  Vermummter  W. 

1.  Ilie  Fürni  ftidi  auch  ni.  Zu  dem  Adv.  vgl.  auch 
p/ndi,  ji/ihfi.  —  :■!.  eig.  allgeniciue  Bezeichnung  von  etwas 
Hässlicheni ;  vgl.  die  Syu.  Bvtzi :  Jimjtj,  St.  schreibt  übrigens 
h'udi:  (/an,  maskiert  unilierlaufeu,  und  scheint  daraus  das 
alistr.   Fem.   riiJr,  Veriiiuuimung,  erschlossen  zu  haben. 

Harz-:  schrundartige,  Harz  ausschwitzende  Ein- 
kerbung an  Tannen  (NSenn).     Sj-n.  H.-Täsche. 

Fudle  (*")  f.:  1.  grosser,  breiter,  fetter  Hinterer 
7t.  —  '2.  fette,  watschelnde  Weibsperson,  mit  dem 
Nebenbegriff  der  Trägheit  und  Ilnordentlichkeit  ZU. 
—    Aus  dem  als  I)ini.   verstandenen    /'(((//('  erschli>ssen. 

gefüdisch  {ifotsch:  feig,  furchtsam  Ar.  —  Vgl. 
Fi(d  :i. 

Füdle,  Füdli  n..  füdlen.   füdelen  a.  Fud-Loch. 

Pride  (»')  1  ni,  (,f.'):  Gussstein,  Gosse  G  oT.  ,Das 
sudelwasser  usser  [aus]  mynem  hüs  und  fuilen  [abzu- 
leiten] den  nächsten  [Weg]  usser  g'nannt  myner  fuden 
by  der  iiiür  herab.'  1.5?..''i,  Z  Ifrk.  .Vermeldte  f.,  tlichel. 
ror  oder  kännel  widerumb  danne   ztuund.'  ebd. 


Fiide  H  f.: 


Fiidi 


(Sp.  683). 

füilfr:  ein  Fluch.  Fuder  hlö!  Scuw.  Fotz  inin- 
derdi  fiiderdi!  oder  sakerdi  n.  f.!  Z. 

Aus  fiauz.  Kriegsdienste  heimgebracht;  /l/wr/zv,  Hlitzstrahl; 
htm,   blau;  fuudie  de  Dieu,   Gottes  Bl. 

fudere"  (*""')  II:  polternd  fluchen  FS.;  Z. 

Für  beide  WW.  l<ouinieu  .aber  auch  J'ulter,  fultemi  in 
Betracht,  zu  denen  sie  eine  blosse  Senkung  der  Ausspr.  sein 
knnnten. 

fudi  s.  /'Htii. 

„Fiidli,    Futli   m. :    heimtückischer  Mensch   LE." 
Vgl.  ,futteln',  betriegeu,  od.  .aber  Fud,  der  Hintere  (dazu 
hcHchiHHen^  betrügen). 

l'ürti  fudi:  Losungswort  an  Eidesstatt  bei  einem 
Tauschhandel,  der  nicht  n.ehr  rückgängig  gemacht 
werden  kann  TnTäg.  f   —   Aus  \üt.  fidcin),  Treue? 

Paeder  n.  —  Dim.  Fiiadarli  GRMaienf.,  Füederli 
Ap;  Z.  —  PI.  Füederer  Ap,  sonst  =  Sg.:  1.  Wagen- 
ladung. Chnimmi  F.  gerid  gross  HetistöcJc.  Sulcer. 
Das  hed  's  F.  'bonda",  hat  der  Sache  noch  den  Aus- 
sehlag gegeben  Ap.  Als  bestimmtes  Mass  mit  Be- 
ziehung auf  Wein  =  10  Zürcher  Eimer,  l.'jol,  Absch. 
,(,'arros,  fodras  (Fuder)  ipsi  appellant,  unaquicque 
autem  Kl  cados  (Eyraer)  continet.'  Wahn.  ItiSO.  Mass 
und  Wert  von  Wiesen  wird  nach  Fudern,  d.  h.  nach 
dem  Ertrag  bestimmt  Gr.  Eine  ,Beige'  [von  Schindeln] 
ist  1  F.,  wenn  sie  24  , Kreuze'  [=  48  Schichten]  ent- 
hält Gk.  Als  Längenmass:  ,4  F.  lang.-  Offn.  ScHwPfätf. 
1427.  Name  einer  Waldparzelle  und  der  betr.  Cor- 
poration, welche  durch  einen  Fuederroijt  zur  Arbeit 
aufgeboten  wird,  und  aus  dem  Erlös  verkauften  Holzes 
einen  Fuedertrmd;  hält  ZSth.  —  2.  (bildl.)  Rausch 
Bs;  L;  Dim.  Z;  vgl.  laden.  ,Er  hat  das  F.  umgeworfen', 
ist  in  Folge  seines  Rausches  zu  Boden  gefallen,  übw 
1608.  —  Mhd.  minder,  wahrscb.  vwdt  mit  .Faden',  welches 
ebenfalls  ein    Mass  bed.   kann. 


Er-.  ,Dem  Schultheissen  die  Ehrfuder  Holz  jedes 
Jahr  auszurichten.'  B  Thuu.  Handf.  —  Er  wabrsch.  im 
S.   V.   Ert'uju-au,   Frobndienst. 

Lumpen-:  schlechte  Ladung.  Es  L.  mache" :  mit 
dem   beladenen  Wagen   oder  Schlitten   umstürzen    Z. 

Not-.  ,Im  Winter  soll  es  einem  Jeden  zugelassen 
sein,  mit  einem  N.  über  des  anderen  Gut  zu  fahren, 
jedoch  mit  Abtrag  des  Schadens.'  1747,  BSi. 

Büren-.  ,Den  puren  [zu  A.]  hörend  fueder,  so 
man  p.-f.  nempt,  und  sol  jedes  p.-f.  syn  2  klafter  holz, 
und  sollen  zechen  ochsen  an  einem  jeden  zue  ziecheii 
haben.'  Hotz,  Urk.  v.  XVL/XVU. 

Brut-:  „die  Mitgift,  welche,  meist  auf  einem 
Wagen  hübsch  aufgerüstet,  aus  dem  elterlichen  Hause 
der  Braut  in  ihr  neues  Heim  zugeführt  wird;  auch  übh. 
Mitgift  Gl;  L;  Sch;  Zg;  Z.  Syn.  Brüt-Fuer,  -Wiujen." 
,Dass  von  keinem  Kind  das  empfangene  Brautfüeder 
niemahl  verzinset  werden  solle.'  1078,  LB.  ApI.  Sie 
besteht  hauptsächlich  und  durchschnittlich  in  einem 
(zweischläfigen)  Bett.  Kinderbett  (vormals  einer  Wiege), 
Tischchen,  2  Sesseln,  1  Schemel,  einem  mit  Kleidern 
gefüllten  (früher  auch  wie  das  Dach  des  Bettes  mit 
den  Namen  und  mit  Figuren  bemalten)  Kasten  und 
zu  hinterst  auf  dem  Wagen  einer  mit  Rei.ste  wohl- 
versehenen Kunkel  am  Spinnrad.  Dieselbe  wird  am 
Donnerstag  nach  der  (letzten)  , Verkündung'  der  Ehe 
auf  einen  festlich  bespannten  Wagen  geladen,  der  vom 
Bräutigam  bestellt  ist,  aber  nur  von  dem  Schreiner 
begleitet  wird.  Der  Fuhrmann  trägt  auf  dem  Hut  ein 
von  der  Braut  angeheftetes  neues  Nastuch  mit  einem 
Sträusschen,  ebenso  der  Schreiner  auf  der  linken  Seite 
des  Rockes.  Vor  der  Abfahrt  muss  der  Bräutigam  den 
herbeigeströmten  Kindern  und  armem  Leuten  des 
Ortes  kleine  Geldgeschenke  machen.  Dann  geht  er, 
begleitet  von  einer  Schwester  od.  Freundin  der  Braut, 
auf  einem  nähern  Wege  seiner  Heimat  zu,  wo  er  die 
Einfahrt  des  Wagens  durch  abermalige  Geldspenden 
an  die  dortige  Dorfjugend,  welche  den  Weg  mit  Stan- 
gen versperrt,  erkaufen  nmss  ZPfäfl'.  In  Münchaltorf 
fährt  der  Bräutigam,  hinten  auf  dem  F.  stehend,  mit 
und  wirft  von  dort  Geld  aus.  Anderswo  in  Z  geht 
die  Schwester  des  Bräutigams  od.  der  Braut,  in  einem 
Korbe  Lebensmittel  oder  Geschirr  tragend,  hinter  dem 
Wagen  her.  Der  Brauch,  dem  B.-F.  die  Abfahrt  in 
ein  fremdes  Dorf  zu  versperren,  herrschte  auch  in  der 
Landsch.  G.  In  Aa  wird  auf  dem  Wagen,  der  auch 
Brüt-trossel  heisst,  die  Braut  selbst  mitgeführt.  ,Das 
B.-F.  führen' :  spöttische  Nachahmung,  welche  statt- 
findet, wenn  der  Bräutigam  den  Burschen  des  Dorfes 
keinen  sog.  Hauss  (Einkauf  oder  Loskauf)  gegeben 
hat,  und  darin  besteht,  dass  sie  an  der  Brautnacht 
vor  dem  Hause  der  Braut  und  des  Bräutigams  ein 
Charivari  aufführen  ZO.     S.  Stutz  1850,  iTl. 

Die  Sitte,  dass  der  Brautwagen  von  der  Jugend  des 
Dorfes  aufgehalten  wird  und  vom  Bräutigam  losgekauft  werden 
muss,  beruht  ohne  Zweifel  auf  dem  alten  Bestreben,  die  Ehe 
auf  die  Gemeinschaft  des  Dorfes  einzuschränken.  Das  Chari- 
vari entspricht  einzelnen  Fällen  des  bair.  .Haberfeldtreibens'. 
—  Dass  urspr.  die  Braut  selbst  auf  dem  Wagen  mitgefübrt 
wurde,  entspräche  auch  der  vermutlichcu  Etyujologie  des  W. 
, Braut'  selbst:   skr.  jn-a-udfia,   die  davon  geführte.      S.   noch 

HaUHH  ;    Jluchzit. 

Spachen-.  ,Ein  spacbenfuoder  prepositure  dant 
bona  subscripta.  Item  ein  siiachfuoder  recipit  celle- 
rarius.'  Z  Stiftsurb.  l.'!50.  —  Mbd.  xjMuhi;  dürres  Reisliolz. 


685 


Fad— fnd.    Faf-fnf.    Fag-fug 


686 


Stein-Fueder   s.  Stein-Fueter. 

Den-.  Jjigna:  reciiiit  inepositus  1  fuodei,  vocatur 
Derretuoder.  Recipit  cellerarius,  vocatur  Terrefuodev.' 
Z  Stiftsurb.  o.  1350.  —  Vuu  lahd.  ,fo«,  T,iÄli)hn;  vgl.  E,- 
J'ueder,  woraus  es  mit  aiigeschweissteiu  Art.  und  Aiilehiiuiii,' 
an  denen,   dörren,  entstanden  sein   Ivönnte. 

Drossel-:  l.^Briitfueder  B;  S.  Syn.  Drosael,  Dr.- 
Fiter.  —  '/.  Charivari.  bes.  bei  ungleichen  Ehen  S. 

Zieh-:  Wagen  voll  Hausrat,  bei  Wohnungs- 
iinderung  (Ziehen)  Z.     .Syn.  Ziußete. 

fuederen:  1.  einen  Wagen  (stark)  beladen  Ndw; 
ZWäd. ;  in  Fudern  führen  Ndw.  lüldl.,  stark  essen, 
ebd.  G'fuedera  möga,  zu  ertragen,  verdauen  (eig.  ein 
F.  fortzuschaften)  vermögen  Ap.  —  um-:  mit  einem 
F.  umwerfen  SchwE. 

fuederig:  was  ein  F.  ausmacht,  z.  1>.  eine  Tanne, 
Steine  B.  .Von  jetlichem  Stumiien  [Stück  eines  Baum- 
stammes], der  fuederig  ist.  1  Pf.  Stumpenliisen  geben.' 
ÜKFN.  Schwameiidingen  1533. 


Faf  (vaf,  favj,  fef,  fif,  fof,  fuf. 

Bzw.  faff  usw. 

FätVl  m.:  Gegenstand  des  Gespöttes  BG. 
Viell.  vun  mhd. /ta'tYf  f.,   Fabel,  also  eig.   wer   im  Muude 
der   Leute  ist.      Oder  assimiliert  aus  Äo/e/,   Auswurf. 

Veve  f.  —  Dim.  Vici,  Veceli:  weibl.  Taufn.,  Geno- 
veva  VOrte. 

fif,  feuf,  föf,  füf,  fiferen  s.  fünf. 

Viva:  Begrüssung  des  Niesenden  Gk.  —  Aus  dem 
lt.  oder  Churw.  ■' 

Fifaltere,  Fifolter,  Fifolder,  Fifhultere 
s.  Fi-F alter. 

fifene"  (.haben'  und  .sein') :  hastig  dreinfahren, 
voll  Geschäftigkeit  sein  ohne  entsprechenden  Erfolg. 
Ume-f.  (,sein'):  geschäftig  liin  und  her  eilen  Uw. 

Arte-Fifi,  -Füfi   s.  Sp.  479. 

Vivis  m. :  1.  Vorrat,  bes.  geheimer,  v.  Esswaaren. 
Me  miies  alliw'il  0.  im  V.  ha"  (h'halte")  t'cn;  Süterm. 
—  2.  Aussicht.  Was  hast  im  V.,  dass  d'  so  lustig 
bist?  Z. 

Verk.  aus  frz.  vivrrs,  Lebensmittel,  mit  der  bei  Namen 
von  Speisen  häufigen  Endung  -in;  vgl.  Jiitrhit,  etwas  Ge- 
backenes; aber  auch  MmjijU,  geheimer  Speisevorrat.  Bed.  2 
beruht  auf  Vermengung   mit    Vui  (s.  d.). 

Flfle  f..  Dim.  Flfli:  Feifei,  Darmgieht  der  Pferde 
,ß;  LE.;  Z."  .Der  von  dem  fuoter  essen  wird,  der 
überkunipt  den  tifel.'  UEckst.  15'2<j. 

Mhd.  ßvel  f.,  ans  mlat.  riruluc,  it.  vivölc.  ,l)ie  fyfel  od. 
feibel.'  Tierb.  1563.     Bei  Steinm.    180  t   ,das  Feivel'. 

F  o  f e  s.  Funhc. 

föferle":  mit  spitzigen  Worten  necken  Ap.  —  Viell. 
vi>n7Ti/'.\p  =  fiinf,  also  eig.  Sputtfteberde  mit  den  fünf  FingernV 
füfzg    s.  fimf(zifj). 


Fag  (vag),  tVg,  lig,  IV.g,  fug. 

Vgl.   auch   die  (iru|ipe   Fcigg   usw. 

Fagällülgel  =  (rfinf/i/el  ZWint.  —  Scheinbar  uiin;  /ss. 
]iiit  letzterem  W..  in  der  Tot  aber  abstrahiert  aus  dem  Folg. 
—    S.  auch    //rt;/((((77<'/. 


Fagäugge",  Fagügge",  Fagöse",  Fagüne": 
(PI.)    komische    Geberden,    Possen    Z.   —  Vgl.  Fadune 

(unter   Forlune). 

vagöle":  zwecklos  herumschwärmen  „AaF." 

Scheint  aus  .vagieren'  und  .golen',  gaffen,  zsgeschweiss( 
zu  sein.      Vgl.   das   vorhergehende   W.    n.   vciolejt  Sp.   63-3. 

FagUiigger  m.:  verächtliche  Schelte  auf  einen 
erbärmlichen  Menschen  B.  —  Nbf.  zu  Fofjäugyil,  aber 
an  das  syn.  Hiiiyfjrl,  -er  angelehnt.  —  fagüngglerisch : 
liederlich  S. 

fägnen  s.  fädmen  Sp.  075. 

legen:  1.  reiben,  scheuern;  mit  Sand  oder  anderer 
körniger  Masse  (auch  Tuff)  und  Wasser,  mit  Lappen, 
Bürste  oder  Besen  den  Fussboden,  Wände,  Gefässe 
reinigen,  allg.  Blitzen  und  f.  gid  kes  Bnid  i  's  Htis. 
Ineichen.  Syn.  mit  Wüschen  und  Wäsche  häd-me" 
nüd  g'esse.  —  2.  ausräumen,  plündern.  ,Das  Feg- 
feur,  damit  sie  einfaltige  leute  vexieren  und  ihnen 
ihre  geltseckel  dapfer  f.'  JMüli..  1(366.  —  3.  an- 
streichen, beschmieren,  das  Gesicht  mit  Russ  L 
(Zyro).  —  4.  tüchtig  an  Etwas  arbeiten  Ni>w.  - 
5.  rumoren,  geräuschvoll  hin  und  her  fahren  Gr 
Landq.  —  6.  mit  enand  f.:  zanken,  streiten  (sich  an 
einander  reiben)  Ap;  BRi.  (auch  im  Handgemenge);  Zu. 
.Zanken  und  f.'  JJSchläpfer,  Pred.  1805.    Syn.  f'ecken. 

—  7.  heimsuchen,  strafen,  von  Gott.  Wenn  Gott  es 
Land  will  f.,  so  wird  er  ivol  Bi'se'  finde".  Inekhen. 
Von  einem  mensclilichen  Herrn:  .Er  liess  die  Bauren 
für  sich  kommen  und  sagte  da  in  einer  Summen,  wie 
er  sie  erst  recht  f.  wollt.'  CmrMurer,  Scliwzrgesch. 
1580.  —  8.  „(refl.)  sich  aus  dem  Staub  machen,  eilig 
wegbewegen."  —  Mhd.  veijen  (nach  Gr.  WB.  111,  1413 
mit  e'),  reibend  reinigen;  sich  rasch  bewegen.  —  Bed.  2 
i.  S.  des  vormals  landläufigen  .\usdruckes  .kistenfegen'.  — 
ab-:  1.  abreiben,  abnutzen.  Abg'fegcti  Ermel.  Syn. 
cerripset,  verschurret.  —  '2.  (Schulden)  durch  all- 
mähliche Abzahlung  tilgen  LG.  —  3.  einen  Gegner 
im  Gespräch  zum  Schweigen  bringen  S.  —  abe-: 
(m.  D.  P.)  Verweise  geben  Aa;  Sch.     Syn.  abebiitzen. 

—  üf-:  (den  Boden)  gründlich  reinigen  Z.  —  ume-, 
umenand-:  sich  unruhig  verhalten,  z.B.  v.  Kindern 
auf  einer  Bank  hin  und  her  rutschen;  herum.streichen 
.\p;  Uw;  U;  Z.  Umefeger,  -i:  unruhige  Person,  ebd. 
Ume  und  ane  f.,  verlegen  hin  und  her  rutschen  Bs. 
Vgl.  Fegnest.  —  er-:  mit  Aufbietung  aller  Kräfte  be- 
kämpfen BRi.  —  use-:  den  Leib  von  schädliclien, 
krankhaften  Stollen  befreien,  durch  medizinische  Mittel. 
D'  Dökter  rlwnned  Ein  scho"  u.  Z.  —  ver-:  durch 
Scheuern  verderben  Ap,  —  NOt-:  notgodrungene  Ab- 
wehr, EntscliuldigungV  ,Sömliche  red  [die  Predigt 
Zwingiis  zu  Pfingsten  1531  nach  Abschlag  des  Pro- 
viantes an  die  VOrtej  achtetend  ettlich  ufrüerig  und  ein 
anhetzen  syn  zum  krieg,  die  andern  ein  nodträgen  [so] 
syn.'  HBuLL.  1572.  ,Sömliche  predig  [M.  Franz  Kolbs 
nach  der  Schlacht  am  Gubel  im  reformierten  Lager] 
verdross  vil  in  dem  läger  gar  übel.  Dorum  wäre  des 
predicanten  red  ein  nodtvägcn.'  ebd.  —  toller-:  ein 
Spiel,  wobei  2  Mädchen  sidi  bei  den  Händen  fassen 
und  herumdrehen,  bis  sie  scliwindlig  werden  Bs.  Ein 
anderes  in  ZG.,  wobei  man  sich  ein  kleines  Kind  auf 
die  Kniee  setzt  und  mit  seinen  Händchen  maniiiuliert, 
als  ob  man  Geschirr  zu  fegen  liättc;  die  (ieberden 
begleitet  man  mit  den  Keimen:  T.  fege",  (r'.ichir  ah- 
triischc",  l)ey  Guggel  hm-ket  iif  der  Stege' ;    Nietiierem 


687 


Tag,  feg,  flg,  fog,  fug 


688 


Nüd  säge;  G'schincasser  üs-,  üs-,  üslere"!  und  hiebei 
beugt  man  das  Kind  über  die  Kniee  rückwärts  hin- 
unter. 

Feger  ni. :  1.  i)ersiiiil.  a)  tüchtiger  Kämiifer, 
Schläger,  Raufbold;  starlcer  Mann  B;  Gk;  Z.  Ubertr. 
auf  Tiere:  starker  Stier,  Hengst,  ebd.  —  b)  (auch 
diniin.)  Kerl,  Bursche,  Mann,  der  sich  in  irgend  einer 
Richtung  durcli  Leistungsfähigkeit  auszeichnet  BRi.; 
Gr;  ob  im  Guten  oder  Schlimmen,  wird  im  einzelnen 
Fall  meist  durch  vorgesetzte  Adj.  bezeichnet,  allg. 
Zu  en  riche  F.  vgl.  Fuger.  Synon.  Füllworter  sind: 
Vogel,  Fink.  Zeisig,  ÄeWi,  Götti.  —  2.  sachl.  a)  Gerät 
zum  Fegen,  Wischlappen  BHk.,  Ri.  Der  F.  i  dr 
Hand  hch  no'''  nüd  's  G'umnd  BHk.  Vgl.  die  Sprw. 
zu  fegen  1.  —  b)  Rausch  Aa;  Bs;    Ndw;    Schw;    Z. 

2  b  beruht  wohl  auf  2  a.  Vgl.  ,Hieb,  Stich,  San-as'  u.  ä.. 
auch  i.  S.  V.  ,Rausch*. 

Kamin-  Chümi-:  1.  Essenkehrer,  a)  in  eig.  Bed. 
Den  Kindern  ist  er  Gegenstand  der  Lust  und  Furcht 
zugleich;  sie  rufen  ihm  Reime  nach  wie:  Ch.,  schmirze 
Ma,  hnd  e  schwarzes  (grüsigs)  Hempli  n";  alli  Wöschere" 
TU"  Barts  chönned  's  niinniie  wasrhe"  viss  oder  nimmt 
de  Besen  und  de  Luwpe  (mit-deiii  B.,  wit-dcm  L.  oder 
Stumpe  oder  einlach  Ch.,  Chiicliilumjie),  macht  die  alte 
Wlher  z'  gutiipe"  (Letzteres  wohl  urspr.  mit  Bezug  auf 
Hexen,  welche  aus  dem  Schornstein  ausfahren)  Z.  De 
Ch.  chunnt!  Schreckruf  aScnw.  ,L)ie  K.  meinten,  ihre 
Arbeit  wäre  nicht  fertig,  wenn  sie  nicht  das  liied  oben 
zürn  Dach  hinaus  sängen.'  HPest.  1788.  Es  ist  dies 
ein  eigentümlicher,  langatmiger  Jodler,  der  übrigens 
nicht  bloss  aus  persönlicher  Lust  hervorgeht,  sondern 
urspr.  der  Controlierung  wegen  geboten  gewesen  zu 
sein  scheint.  ,Er  muss  sich  in  jedem  Kaminhut  mit  ver- 
nehmlicher Stimme  hören  lassen.'  Ar  Trog.  Feuerordn. 
1818.  Der  K.-F.  erscheint  auch  in  RMev.  Todtentanz 
1650.  —  b)  bildl.  1)  ,ein  Gewissen  wie  ein  K.',  d.i. 
ein  unsauberes,  schwarzes.  Gl  Jahrb.  2)  Beichtväter 
und  Missionsprediger,  sofern  sie  den  Leuten  die  Hölle 
heiss  machen,  aber  auch  den  Brand  löschen  W.  Vgl. 
Siind-F.  8)  de  Ch.  ha"  a)  in  der  Nase  grübeln  (welche 
oft  einem  Kamin  verglichen  wird)  Z.  ß)  Abführmittel 
nehmen,  laxieren  Ar;  ScHwMa.;  Z.  —  '2.  im  XVII., 
XVIII.  eine  Art  Krämer,  welche  ihre  Waaren  (Ju- 
welen) feil  trugen.  ,Die  K.  betreffend,  welche  ihre 
Waaren  in  Trucken  [Truhen]  und  Laden  tragend  und 
mit  denselben  in  Wirtshüser  inkehrend.'  B  16'28.  ,Von 
den  Waaren,  so  unsere  Burger  von  den  Jubiliereren. 
Käniifegeren  und  anderen  frömbden  Krämeren  abkau- 
fent,  es  sygen  guldin  Kettenen,  Ring,  Kleinodien  etc.' 
Z  Mand.  1640  und  noch  1757.  —  3.  Silhouette  Z. 
—  4.  Unke  SenSt.  —  5.  Chämifegerli :  a)  frühe 
Segge,  carex  prsecox  (Durh.).  —  b)  Bachnelken- 
wurz, geum  rivale  Z. 

1.  Syn.  Kaiin"jmtzcr.  ~  2  Itezieht  sich  auf  die  aus  di^n 
Tälern  am  Südabhang  der  Alpen  liuiuuu'nden  Hausierer  und 
Handwerker,  viel!,  indem  man  tcituni  pro  parte  alle  «\anderudeü 
Italiener  schlechtweg  Kaminfeger  nannte  (s.  .VgTschudi  1.t88 
0  IV  b  u.  ASchott  1842,  92  ff.(.  —  5b  wegen  des  schwärz- 
lichen Ährenkolbens. 

Panzer-Fegerin:  Bezeichnung  eines  bösen  Wei- 
bes. Gwerb  1646.     Vgl.  fegen  (>  und  Eilj-isen. 

Sünd-Feger  .Sundväger,  -in':  eine  Art  gauneri- 
scher Bettler;  die  Männer  gaben  vor,  sie  müssen  Geld 
haben,  um  einen  Mord  zu  sühnen;  die  Weiber,  sie 
seien  in  grossen  Sünden  gelegen  und  wollen  nun  ein 


besseres  Leben  anfangen.  Gengenb.  Bettl.  Vgl.  Kamin- 
feger 1  b. 

Pegeri":  Putzfrau  Ap. 

Feget  m.:  Fegezeit,  Zeit  des  Laubsammeins  Uw. 

Fegete  f:  1.  das  Geschäft  des  Fegens  Ap;  auch: 
Ausfegsei  Bs  (Spreng).  —  2.  Reibung,  Zank  Ap. 

Figi-Fegi  n.:  1.  die  Mitte  des  Brettes  auf  der 
Schaukel,  Punkt  des  Gleichgewichts.  Syn.  Wigi-M^ägi. 
Fr  ist  uf-em  F.,  unschlüssig  Gr.  —  2.  freier  Spiel- 
raum beim  Neunesteinspiel  (JRPani.  Syn.  Figgi.  — 
3.  unruhige  Person  Gr.  Syn.  Fegnest.  —  Bed.  I  viell. 
aus  dem  syn.    Wigi-Wägi  entstellt  oder  daran  angelehnt. 

feig:  1.  dehnbar.  ,Aes  ductile,  bügig,  feyg.'  Fris. 
—  2.  faul  i.  S.  V.  unsittlich.  ,Als  nu  ein  feiger  sit 
[Sitte]  u.sgät.'  ScuAcHZAB.  —  3.  mutwillig,  frech; 
von  Knaben.  ,Wie  die  feigen  knaben,  die  mit  benglcn 
in  die  böum  wertind.'  Vad. 

Die  obigen  Bedd.  entwirlieln  sich  jius  der  ursprünglichen 
von  .faul,  morsch'.  Der  lebenden  Volksspr.  ist  das  W.  nicht 
geläufig,  weslialb  auch  der  Diphthong  als  rU  gelesen  und 
demgeniäss  bei  mundartlicher  Verwendung  in  i  umgesetzt 
wird.  Auffallender  Weise  schreibt  aber  schon  Mey.  in  seiner 
Wint.  Chr.   ,figheit'    und  zwar  in  der  nhd.    Bed. 

Feigel  m.:  Rausch  GRh. 

Veigeli,  Vigeli  n.  s.  Viole  II  Sp.  633. 

Flg(e)  f.:  1.  die  Frucht  des  Feigenbaumes,  allg. 
Hut  ist  Hung  [Honig]  und  Fige,  uf  's  Jär  Chrüz  und 
Lide  Z.  , Zwetschgen  sind  nicht  Feigen.'  HPest.  1781 
i.  S.  V.  ,man  soll  Nichts  überschätzen'.  —  2.  Auswuchs 
am  Hals  des  Rindviehs  Gr.  „Feige,  Feigge:  Verhär- 
tung einer  Drüse,  besonders  an  den  Schenkeln  der 
Pferde  B;  L;  Uw."  Feigwarze.  —  3.  .stercus.  Er  nimmt 
's  ro"  Hand  [mit  blosser  H.],  wie  de'  Pnr  d'  Fige", 
greift  derb  zu,  macht  keine  Umstände  ZW.  ,Muesste 
dem  Esel  eine  Feigen  aus  dem  Hindern  ziehen.'  Hafn. 
1666,  1,  201.  —  4.  , Einem  die  Feigen  zeigen,  medium 
digitum  porrigere  alicui.'  Mev.,  Hort.  1692.  Geberde 
der  Verhöhnung,  des  Trotzes.  Hafn.  a.  a.  gibt  einen 
Ursprung  des  .Sprüchw.:  [ich]  zeig  die  F.'  an. 

Mhd.,  änhd.  datt  fuj  (ßvh.  feiy.  /eich).  Blut^eschwär  im 
Darm,  am  After.  St.'s  Schreibung  beweist  Nichts  für  ein 
anderes  W.  od.  eine  andere  Lautstufe  unseres  W.  —  3  auch 
mhd.,  änhd.  Vgl.  lions-  und  Figd.  —  4.  Im  Mittelalter  aus 
dem  itel.  far  /«•  ßche  ins  Deutsche  übergegangen.  In  dem 
von  Hafn.  erzählten  Vorfalle  (s.  aaO.)  scheinen  die  Deutschen 
von  1150  das  ital.  W.  nicht  in  seiner  eig.  Bed.  erfasst, 
sondern  in  (ebenfalls  derbes,  aber  unverfänglicheres)  Deutsch 
übersetzt  zu   haben.     S.   noch   Fiffijf:. 

Or-:  wie  nhd.  Am-cnen  erliche  Ma"  tuet  Nünt 
so  we  wie-n-en  0.  Sülger.  'em  Dri'c];  en  O.  ge',  ver- 
kehrt handeln,  allg.  DU''  Handel  hat  im  en  0.  g'ge", 
Schaden  gebracht.  Sülger.  Wer  en  O.  iiberchunnt  und 
weiss  nit,  rw  wem,  de''  mues.s-.si  b'halte'.  ebd.  Eine  0. 
wurde  nach  alt  deutschem  Brauch  bei  Grenzunigängen 
einem  Knaben  gegeben  als  innenionisches  Hulfsinittel. 

Umged.  aus  ndri.  veeg,  Schlag;  vgl.  ,Kopfnuss',  wo  ,Nuss', 
verschieden    von    der   Frucht,    ebenf.  eig.    ,Schlag'   bedeutet. 

Fasten-.  ,Carica:  dürr  feigen  oder  fastenfeigen.' 
Fris.;   Mal.    —    Wohl  einst  als   Fastenspeise   üblich. 

L(!tt-:  Scheltwort:  Tropf,  Memme.  ,Wann  wir 
da  sollten  stillschweigen  als  recht  zaghafte  lättfcigen.' 
Passionsspiel  1757. 

So  noch  in  Schwaben,  Baiern.  Ostreich.  Lett;  weiche 
Erde,  Leim,  Kot.     , Feige'  hier  wahrsch.  =  Excrement. 

Ross-:  Pferdekot  Gr.     Syn.  Boss-Äpfel. 


(iSil 


Pag,  feg,  fig,  vig.  f(t,ic.  vog,  fug 


690 


I 


FisiiU'ii.  ,Figalrii,  das  ist  blumiiwL'rk,  wie  es  die 
tisehiiKn-lier  auf  tatleii  zur  zierd  iiiacheiid,  umgewelzt 
schier  wie  Jacobsinusehelen :  voluta.'  Fris.  ;  Mal.  — 
Für  , Fiale'  mit  7  als  Vergröbenuig  eines  aus  1  entwickelten  y. 

FigalÖ'ri,  Figelö'ri  ra.:  Duminlcopf  aScHW.  — 
Vgl.   /'('(/(/  und    Galüri. 

Kigelm.:  1.  .harter  zusammengeballter  Kot,  z.B. 
von  Ziegen,  Miiusen  L."  —  2.  unbedeutende  Sache, 
Kleinigkeit,  uns  Chiml  hriegriet  [weint]  jcä/e"  ieäem 
F.  L.  —  3.  schwächlich  gebautos  Kind,  von  Erwach- 
senen nur  im  Scherz   'La. 

Walirsch.  zn  Fuj  in  der  Bed.  3,  denn  aucli  das  syn. 
.Dreck'  wird  verächtlich  von  Kleinigkeiten  und  kleinen  Per- 
sonen gebraucht.  Der  Voc.,  für  dessen  ehemalige  Länge  die 
bei  St.  nebenher  gehende  Schreibung  sprechen  dürfte,  kann 
in  Folge  der  Zvveisilbigkcit  und  der  Anlehnung  an  das  auch 
begrifflich  nahe  liegende  ,Igel'  verk.  worden  sein.  —  Die 
Begriffe   1   u.   3  vereinigt  auch  das  VV.   Kei/el. 

Vigele'gi  f.:  lustiges  Treiben.  Das  ist  e  V.  g'sl 
Llteid.  —  Eine  Koiiibinierung  aus  dem  Stamm  ri<j-  (s.  z.  B. 
viflihint)   und  halUi/i^rfn. 

Vigelet:    Yeilchen.syrup.     Zu   den   Requisiten  des 

Pilgers  für  die  Meerfahrt   gehörte    ,ain   büchsen  mit 

tigelott.'   Stockar   1519.    —    Von    rit>/f  //  abgeleitet;  vgl. 
mhd.    fiulät,  veikhenfarbiger  Stoff. 

tigele":  (vom  Hahn)  die  Henne  treten  ScnSt.  — 
Entw.  für  riii/cfcii,    riiijeltii   oder   für  /i'f/yrffji  von/o/yt«,    reiben. 

Figend,  tigenden,  figentlich  a.  Find. 

Piger:  Hundename  IT.   —   .\us  , Figaro'. 

vigilälit  riiirhmt  Sch;  Z,  rigiiJant  ZKn.,  r/'oig.  ZO., 
pflegehint  ZGlattf. :  lebhaft,  gewandt.  —  Aus  lat.  ri,jihtiii-. 
wachsam. 

vigiliere":  wachen,  Acht  geben  BsStdt. 

Vigilg  f.:  Gottesdicn.st  am  Vorabend  eines  Festes; 
Todtenamt.  NManuel.  —  Aus  lat.  viijiKue  (frz.  veiUes), 
indem  das   i  vor  Voc.  konsonantisch  gesprochen  wurde. 

figle":  luitzen.  reinigen  GlH.  , Alles  [Jedermann] 
putzt  und  strigelt  blank  wie  neu  getigelt.'  Scuw  Fasn. 
1809.  —  Von  .fegen'  oder  für  älteres /ö//'^»  von  Vvjli:,  Feile, 
also  eig.    feilen.      A'gl.  auch  ßijchn  :  ßfj'jf^i. 

Figler  I  (FügUr  ^in\).,V\\)  m.:  1.  Schweinstall 
BHa. ;  W,  insbes.  auf  den  Alpen  tii..  ,Ununi  sed  restat 
prif  cunctis  schönere  Zimmer;  K.st,  ubi  porcorum  grex 
grunit,  nomine  Vigler  (Schweinstall).'  Uw  Älplergedicht 
XVIU.  S.  noch  die  Comp.  —  '2.  das  Schlafgemach 
der  Hirten  in  einem  Teil  des  obern  Kaunies  unter 
dem  Dach  der  Sennhütten  SciiwMa.,  W.  Syn.  Nistere; 
Dril;  Gastere;  Bastere;  Deiclile.  —  ;!.  Schutzhütt- 
chen  für  die  Schaf-  und  Ziegenhirten  auf  hohen,  ab- 
gelegenen .\lpen,  nur  aus  einer  Steinplatte  oder  rohen 
Steinen,  seltener  aus  Holz  erstellt  (ii.;  GuD.,  Pr.  — 
-I.  ürtsn.,  ■/..  B.  ein  Wildlieuplatz  bei  lihHiity..;  eine 
FiglerfUich  bei  Morgarten. 

St. 's  Schreibung  r/ij  BO.  soll  wolil  nur  diu  Kürze  des 
Voc.  aiirtcuten.  Has  \V.  ist  wahrsch.  auf  lat.  rir/ilia,  Wache, 
(vgl.  das  Folgeuilel  zurückzufüliren.  mit  zurückgezogenem 
Accent. 

Ein-:  V\^achthütte  auf  den  Alpen.  —  Wahrsch.  so 
benannt,  weil  sie  nur  einem  Hirten  Obdacii  gewährt  (oder 
ganz  einsam  steht?). 

Schweiz.  Idiotikon  I.  ö. 


Süw-    W,    Siw-   B  oHa.,    Söii-   B,    Schwin-    W 
kleiner    Stall,     wenigstens    Zufluchtsstätte,    für    die 
Schweine   auf  den  Alpen.     Syn.  Schwin-Gädi,   -Stije. 

Figler  II:  schlechter  Musikant  Gl.  —   Für  .Fidler'. 

Vigliotäte":  Ausflüchte,  Ziererei;  Faxen,  Scherze 
GW.   —   Mag  von  ,Velleität'  ausgegangen  sein. 

Vigoli:  Ruf  zum  Stillhalten  bei  einem  Ballspiel, 
resp.  Name  des  letztern  Aa  (Rochh.). 

ab-figiiren:  abbilden,  abkonterfeien  Sch;  Z. 

Vögel  m.  —  PI.  Vogh  Btw. ;  W,  sonst  Vogel  — 
Dim.  Voyelti  GrD.;  W,  Vagi,  Vogetsli  Kdrspr.,  sonst 
VügeU:  1.  mit  der  allg.  Bed.  Ein  Kind,  das  gefragt 
wird:  tcesse'  bist?  antwortet  etwa:  Dem  Ätti  und  der 
Miier  [Mutter]  und  's  Vögelis  uf-em  3Iist  ZStall.  V. 
als  leckeres  tiericht:  AUeneinist  Vögeli  und  allen- 
eiiüst  Fisch  [usw.]  L  Liedchen.  Auf  die  neugierige 
Frage:  vms  häm-mer  z' Mittag?  wird  geantwortet: 
Chlini  Fisch  und  Vögel.  Brötnig  [gebratene]  Vögel  L. 
Me"  tuet-em  Vögel  uf-em  Buggel  hröte'  [von  Einem, 
der  sich  Alles  gefallen  lässt]  S.  Daher  als  Gegen- 
stand der  Nachstellung:  .meinen,  Vögeli  (es  V.  L, 
's  V.  Bs)  gefangen  zu  haben',  d.  i.  einen  bedeutenden 
Gewinn  gemacht  zu  haben,  immer  iron.  (allg.)  ,Ich 
hab  vermeint,  ich  hab  Vöglein  [,ein  Vögelein.'  Denzl. 
1716]  gefangen.'  Mev.,  Hort.  1(392.  Kit  Vögel  fah" 
clumne'',  nicht  sehr  gescheid  sein  Aa.  Er  hat  den  V. 
US  der  Ha)td  g'lö".  Sulc.er.  Den  Kindern  rät  man, 
dem  V.  Salz  auf  den  Schwanz  zu  streuen,  so  werde 
er  sich  leicht  fangen  lassen.  Der  V.  im  Schlag  ha", 
Jmdn  in  der  Gewalt  haben  BHk.  D'  Chats  hat  de" 
Vugil,  das  Geheiinniss  ist  verraten  GBerneck.  P''  hä" 
g'sch,  ji'o  de'  V.  ist,  syn.  tvu  d'  Chatz  im  Heu  llt  Z. 
Mit  dem  [damit]  tuet-me'  keini  Vögel  schiisse"  =  die 
Sache  braucht  nicht  so  exakt  gemacht,  behandelt  zu 
werden  Z.  Me  scltüsst  da  ke  Vögel,  ebd.  Aber  auch 
persönlich  gewendet:  Mit  dem  chann-me"  keini  Vö. 
seil.  =  er  ist  nicht  der  Gescheideste.  ebd.  Zwe  Vögel 
in  cim  Scliuss  =  zwei  Fliegen  auf  einen  Schlag  S. 
F.,  friss  oder  stirb  frerdirb)! -Bezeichnung  eines  ver- 
zweifelten Wagnisses  oder  einer  harten  Alternative. 
,Da  heisst  es  nicht:  Iss,  Vögelein,  iss!  sondern  da 
[gegenüber  so  schlimmen  Gesellen]  mag  es  wolil 
heissen:  Friss.  Vogel!  Apokal.  2,  17.'  Goliath  1741, 
217.  Der  V.  in  der  Freiheit:  ein  Leben  führen 
(lustig)  icie  d'  Vögel  im  Haufsäme  S;  Z,  im  Hirs. 
GoTTH.;  vgl.  rögeliii'ol.  .Jeder  Lustbarkeit  nachfahren, 
wie  die  Vögel  dem  Hirs.'  Gotth.  's  (guetj  Vögeli  la" 
sorge",  sorglos  dahin  lebeTi  (nach  Matth.  Ü,  26).  Loss 
fd'J  Vögili  sorge",  si  hend  dilnni  (oder  chlini)  Beinli. 
Si'LGER;  Inkichen.  ,Nun  lassend  vogel  s. !  1470,  Tobl. 
VL.  ,0n  ang.st  und  sorg  sein,  (das)  vögele  lassen 
sorgen.'  Fris.:  Mal.  ,lch  kann  es  wol  underwegen 
und  also  das  gut  V.  s.  1.'  JMüller  1661.  .In  den 
Tag  hineinleben  und.  wie  num  im  Sprüchwort  sagt, 
gute  (auch  .gut')  V.  s.  1.'  Ulrich,  Bergpred.  11.  7S1. 
1727.  S.  noch  Wuldv.  De"  Vögle"  si",  von  einem 
in  den  Bergen  'rodtgefallenen,  der  voraussichtlich 
von  den  Vögeln  wird  aufgezehrt  werden;  auch  über- 
tragen auf  unwicderhringlicli  verlorene  Gegenstände, 
z.B.  einen  vom  Winde  fortgetragenen  Hut  Vw.  D'n 
Vöglen  in  d'r  Luft  crlouht  sin,  jedem  Mutwillen,  jeder 
Bosheit  ausgesetzt  sein  HUi.  Klicnials  ein  Rechts- 
ausdruck =  für  vogelfrei  erklärt.    .Wo  iiit,  so  söUent 

4  4 


691 


Fag,  feg.  fig.  fog,  vog,  fug 


692 


s'  syn  erlaubt  dem  v.  im  luft  und  's  lebeus  b'raubt.'  Com. 
Beati.  .Verbaiidisicrung  Zweyers,  ja  die  sogar  dem  V. 
im  L.  Erlaubuiig.'  ZukGilg.  1656.  ,Der  ist  hiemit  dem 
V.  im  L.  erlaubt,  dass,  welcher  solchen  entleibet,  hat 
wol  getan.'  Schw  Kastenordn.  1664/71.  Die  Behendig- 
keit des  V.:  .geschwind  wie  ein  V.,  Lada  pernicior.' 
Mey.,  Hort.  1692.  V.  über  Dach:  a)  schnell.  Das 
(jää  nihl  V.  ü.  Tach,  nicht  so  schnell  ZWald.  Syn. 
Sclikjjel  a"  Wef/ye.  b)  oberflächlich,  flüchtig,  ohne 
Nachdenken  Ar;  ZO.  Mach 's  im-  V.  ü.  T.  Der  Buch 
i"-dr  Schnei  ist  all  [immer]  wie  V.  ü.  D.  GBerneck. 
V.  ü.  T.  schivätsa'^,  kopflos  Ar.  3Iir  mached  nid  V. 
ü.  D.,  entschliessen  uns  nicht  leichtfertig  B.  c)  im 
Kaufen:  en  bloc,  in  Bausch  und  Bogen;  ohne  Garantie. 
V.  ü.  T.  chau.f'a"  Ap.  Er  macht  V.  it.  D.,  schliesst 
einen  Handel  ohne  Vorbehalt  und  Nachwähr  L;  Th; 
vgl.  halfterlang.  Mir  mached  V.  ü.  (ds)  D.  (ine),  wir 
machen  nur  einen  allgemeinen  Überschlag,  ohne  Detail- 
berechnung Gl.  Gesang:  D'  Vögel  2't'fe"  dert  an- 
gersch,  dort  sind  die  Verhältnisse  anders,  besonders  iu 
ungünstigem  S.  FMu.  Von  einem  talentvollen  , Spott- 
vogel' sagt  man,  er  könne  den  V.  auf  dem  Dach  ver- 
spotten. ,Das  war  so  ein  lustiger  Nachtbub,  der,  wie 
man  zu  sagen  pflegt,  den  V.  in  der  Luft  v.  konnte.' 
Stutz.  Get  [gebet]  dem  Vögcli  aw''  es  Wiirmli!  B,  wenn 
man  einen  Pfeifenden  zum  Schweigen  bringen  will. 
Kleinheit,  Zartheit:  So  wenig  esse"  wie-n-cs  Vögcli. 
So  chlini  Bröckli  wie  für  es  V.  Er  hat  's  toie  's  Heiri 
Näfe  Vögeli:  scb  ist  s'  mitts  i'  der  Eni  rerfrnre"  Z. 
Vom  Weibchen  i.st  das  Bild  entlehnt  Vögeli  stä'. 
niederkauern,  bes.  bei  Kinderspielen  GA.;  auch  mit 
Dat.  P.:  (in  solcher  Stellung  GA.,  oder  übh.  Ndw) 
Einem  ( Werfenden,  Angreifer)  stille  halten,  trotzen. 
In  alliter.  Verbindung  mit  fi'il  zur  Bildung  von  Ver- 
stärkungsadvv.  vorgesetzt:  f.-i\-b'sesse",  z.  B.  lamen- 
tieren aScHW.  —  Sprichww.:  .Böse  Vögel  fliegen  mit 
einanderen  und  ist  das  Nest  nicht  besser  als  die  V., 
die  man  darin  speiset.'  .IMey.  1694.  D's  Ärgern"  ist 
ijs  zams  Vogolti,  blosse  äusserliche  Reue  nützt  Nichts, 
indem  man  bald  wieder  in  den  nämlichen  Fehler  ver- 
fallen wird  W.  Das  ist  e"  subere  V.,  wo  i"  sis  eige" 
Nest  hofiert  L.  Die  Vögel,  wo  me"  mit  der  A.rt  tod 
schlaf,  b'schüssen  am  beste"  [geben  die  reichste  Beute]. 
Der  Vogel  g' fallt,  aber  's  Nest  nild,  heisst  es  etwa, 
wenn  iTian  auf's  Freien  ausgeht.  Iner-hen.  En  füln 
V.,  e  fuls  G'sang.  Tobl.  Eh  seltsrin  V.,  e  siiltses  Nest. 
ebd.  =  wiinderligi  V.  hei  [haben]  «•.  Nester  B.  Einerlei 
Vögel  hocken  uf  einerlei  Ästli  Aa;  L,  Ne'.'it  [Äste]  S. 
Glichig  Vögel  strlchid  gern  mitcnand.  Sutekm.  Hed 
der  Tafel  der  V.,  so  nem  er  au''''  's  Chäfi.  Ineichen. 
Chlmi  Vögeli  chönne"  d'  Schnäbeli  o'''  wit  üftue"  B. 
Mit  böse  Vögle  fj'floge",  mit  b.  V.  g' fange"  Seil.  Wenn- 
me"  mit  b.  V.  fhlgt,  icird-me"  mit  [ihnen]  g'f.  Z.  Wer 
mit  füla"  V.  jl.,  wird  mit  füla"  g'f.  Av.  No'''  dem 
da"  de-  Ma""  ist,  so  bröt't-men  im  de"  V.  Sch.  Was 
de"  Vögle"  g'hört,  chiinnt  nid  ufde"  Gottesacker.  Sdlger, 
chömmid  d'  Fi.sch  nid  über.  Ineichex.  Wrnn-mii"  will 
Vogla"  fah",  muess-mn"  nit  mit  dum  Stecko"  an  d'  Stada" 
Scilla"  W.  Wenn-me"  nvmmen  l  [nur  einen]  V.  g'hört, 
g'hört-me"  nummen  Is  G'sang,  nur  einseitigen  Bericht 
BHk.  Zarti  Vögeli  händ  zarti  Schnäbel.  Süterm.  — 
Spiele:  aj  Vögeli,  Vögeli,  flüg  üs,  flüg  in  en  anders 
Hüs!  Auch:  Vö.  ab-em  Baum.'  Plätze  [an  Bäumen] 
wechseln  Ai«;  Z.  Syn.  Bänmli  tuschen.  Mit  Über- 
tragung auf  Sitzplätze:     17».,    riid:    de"  Sind!    L;    S; 


RocHH.  Nr.  —  73.  b)  Vögeli.  raten  S,  auch  V.  kaufen 
oder  verkaufen,  usjagen.  RocHn.  Nr.  72.  Die  Kinder 
nehmen  die  Namen  von  Vögeln  an,  bis  auf  2,  von 
denen  eines  den  Verkäufer  (oder  die  Mutter),  das 
andere  einen  Käufei  vorstellt.  Dieser  kommt,  fragt 
nach  der  vorhandenen  Auswahl  und  nennt  den  Namen 
einer  Art.  Der  betreffende  V.  fliegt  aus  und  der 
Käufer  sucht  ihn  zu  erhaschen.  Zwischen  den  er- 
haschten und  den  frei  gebliebenen  entsteht  am  Ende 
ein  Kamjif  ähnlich  dem  unter  .Engel'  S]i.  333  be- 
schriebenen. —  Glauben,  a)  Warnende  Schicksals- 
stimmen  nehmen  die  Gestalt  eines  Vogels  an.  's  Sprüch- 
wort  seit:  Es  chunnt  gli  nes  Vögeli  und  jifift  no'''  lüter! 
HoFSTÄTTER.  Die  Zu  ist  schlecht:  ich  aber  hän  es  Vö. 
g'hört  pßfe",  und  wenn  das  war  ist,  so  müend-mer  frö 
sl",  wenn  's  nu  deweg  blibt  [nicht  noch  schlimmer  wird]. 
Stutz.  Gewisse  Vögel  sind  Todesboten;  s.  , Leichen-', 
Toten-V.  Als  Antistes  JJBreitinger  am  Abend  vor 
einem  Unglücksfall  durch  Ertrinken  mit  dem  betr. 
Knaben  sich  im  Garten  befand,  kam  ein  unbekannter 
V.,  machte  sonderbare  Bewegungen  und  erhob  ein 
seltsames  Geschrei,  und  der  erleuchtete  Mann  erkannte 
nachher  die  Vorbedeutung  an.  Fremd  Vögel,  fremdi 
Völker!  SuLG.,  d.  i.  das  Erscheinen  ungewohnter  Vögel 
kündigt  an,  dass  fremde  Kriegsschaaren  über  das  Land 
kommen  werden;  vgl.  Kriegs-;  Imb.  —  b|  , Auf  Vogel- 
federn ligen  könne  ein  Kranker  nit  sterben.'  Gwerr 
1616.  -  2.  Raubvogel  insbes.  Syn.  (Hüenli-)  Wei, 
-Dieb  und  viele  der  u.  (olg.  Zss.  In  der  Aufzählung 
von  Abgaben  bei  Mev.,  Wint.  Chr.:  ,eier,  hüener,  gül 
[Hähne],  fogel,  gens  und  enten'  wird  ,f.'  den  Jagd- 
falken bed.  —  3.  geflügeltes  Insekt,  bes.  Schmetter- 
ling (s.  die  u.  folgenden  Zssen)  und  Biene.  .Und 
hernach  widerumb  ein  Wurm  oder  V.'  JZiegl.  1647. 
Von  einem  Bienenschwarm  oder  -Stock  sagt  man:  der 
Imb  häd  vil  (oder  wenig)  Vögel;  zuweilen  heisst  aber 
auch  der  ganze  Schwärm  der  V.  (Menzel).  Scherzhaft 
zur  Bezeichnung  iler  Einfalt:  er  kennt  kei  Vögel  weder 
d'  ührotte"  Z.  Ebenfalls  nur  in  Vexierrede  Vögel  = 
Läuse.  Hast  Vö.':"  zu  einem  Kind,  wenn  es  in  den 
Haaren  kratzt.  —  4.  Vogel  aus  Papier,  als  Spiel- 
zeug über  der  Wiege  eines  Kindes  schwebend  Ar,  in 
der  katholischen  Schweiz  heiliger  Geist  (s.  d.)  genannt. 
—  5.  Kuhname  B.  —  6.  schlauer  Mensch,  loser 
Schalk,  allg.  Vgl.  u.  die  Zssen.  Als  im  J.  1529  das 
Gerücht  gieng.  es  seien  Kaiserliche  in  den  4  Stätten 
am  Rhein  eingezogen,  verlangte  Bern,  man  solle  .die 
schädlichen  bösen  vögel  nit  im  land  sitzen  lassen.' 
Vgl.  dazu  die  .fremden  Vögel'  oben  1  (Glaube).  Vogel; 
Vögeli":  Geschlechtsn.  Schw;  Z.  —  7.  der  Hahnen- 
fleck. .Das  weiss  im  dutter,  daraus  die  jungen  güggele 
geboren  werdend,  mas  vicellus.'  Mal.  —  8.  ein  Stück 
aus  dem  Kessel  genommenen  gebrühten  Käsestoffes 
BHk.,  Ri.  Syn.  Käs-;  Gans,  Gugger,  Wigger.  — 
9.  Vögeli:  Semmel  aus  feinerm  Teig  in  Gestalt  eines 
Vögelchens  mit  Augen  aus  Rockholderbeeren  G;  ZO. ; 
ein  ähnliches  Gebäck  an  Kirchweih  AaZ.;  solche  Bröt- 
chen, die  der  Bäcker  aus  dem  Rest  des  Brotteiges  für 
die  Kinder  seiner  Kunden  anfertigt  L.  —  10.  ein 
Fleischgericht,  kleine  Stücke  von  Kalbfleisch  un- 
gefähr in  der  Gestalt  eines  Vogelleibes,  ühälberni 
Vögeli  Aa;  s.  Kalber-,  Fleisch-.  —  11.  gel"'i  Vögel: 
Goldstücke  Bs.  ,Gelwi  Vögeli.'  Salat.  —  1"-'.  (PI.) 
Späne  rings  um  ein  Scheit,  gefiederähnlich  hervor- 
stehend   (JR.    —    13.  zsgeballte    Federn    in    Bett- 


693 


Fag,  feg,  flg,  fog.  vas;.  fug 


694 


kissen  Z.  —  14.  kleiner  Sitz  hinten  am  sog.  Wurst- 
sclilitten  wie  ein  Liiffelstielende  (Vogelschwanz?) 
liervorragend.  für  einen  Knaben  oiler  Diener  (Vorjel- 
hueh)  GkD.  —  15.  Brett  mit  zwei  auf  den  Schultern 
getragenen  Armen,  auf  welchem  der  Handlanger  dem 
Maurer  den  Mörtel  zuträgt  Z;  hölzernes  Gefäss  zum 
selben  Dienst  Ap;  Sjn.  Pflaster-.  Ähnliche  Vorrich- 
tung der  Sennen  in  BSi.  u.  FJ.,  aber  das  (runde) 
Brett,  auf  welches  der  Käse  zu  liegen  kommt,  über 
dem  Kopf  des  Trägers  durch  4  Stützen  auf  den  Trag- 
armen ruhend;  s.  Laden-.  —  16.  eine  Vorrichtung  am 
Webstuhl:  ausgehöhltes  Holzstück  oder  Brettchen 
mit  einer  ledernen  Schhiufe,  je  eines  an  jedem  Ende 
der  Schnelllade,  dazu  dienend,  das  Schiffchen  aufzu- 
fangen und  wieder  zurück  zu  schnellen  Aä;  Ap;  Bs;  Z. 
Zu  1  (Glaubea)  s. !  JMüIler.  Biissspiegel  1673,  S.  158. 
—  2  vgl.  das  Tier  ^  eiu  R.iiibtier.  —  Die  Ausdeutung  von  8 
s.  u.  (Suijgir.  —  1,5.  Die  beiden  .\rme  mit  den  Flügeln  od.  dem 
gegabelten  Schwänze  eines  Vogels  verglichen.  —  16.  bezieht 
sich  auf  die  flugähnliche  Bewegung. 

Ülen-Vogel:  Eule.  Wer  mit  Eulerikjla"  fingt, 
vird  mit  JStda"  g'f'anga"  Ar. 

,0n-:  Meergans,  Kropfgans,  onocrotalus.'  Mal.; 
Wagner.  —  Wahrsch.  ans  dem  lat.  W.  abstrahiert.  Das 
W.  auch  von  Meisn.  u.  Seh.  ISlö  noch  wiederholt  für  den 
Pelikan,  pel.  onocr. 

-Ant-,  Ent-  Fris.;  Mal.:  Ente.  ,Antvögel  ze 
fohen  nimm  setzangel  und  steck  lungenstüklein  dran.' 
XIV.,  Medio.  Hdschr.  ,Dass  der  Zürichsee  ganz  über- 
froren und  die  .\nt-  auch  andere  Vögel  zu  Schaaren 
weis  in  die  Statt  kamen.'  Hapx.  1066.  Auch  bei 
WuRSTis.  1580.     Vgl.  Ent  Sp.  354. 

Are-  =  Ar  W.   —   Wegen  der  Form  s.  Sp.  .385. 

Is-,  Iscli-:  Eisvogel,  alcedo  ispida  B;  VÜrte. 
Syn.  Isengart. 

Fatz-:    Spassmacher,    Spötter  Gl;    G  1799;    Si'h. 

Vgl.   Spei-,   ISpott-,   Spats-.    —    Von  , fetzen',  spotten. 

Fleisch-:  gebratenes  Kalbfleisch  mit  Speckfüllung, 
um  die  es  gerollt  ist  Aa;  Z.    Vgl.  Kaiher-  u.  Vogel  10. 

„Gäbeli-:  Gabelweihe,  falco  milvus  Ap."  —  Von 
der  Gabelgcstalt  der  Flügel. 

Gade"-:  Alpenhachstelzc,  raotacilla  alpina  oder 
Alpenflühlerche,  accentor  alpinus  Gl.  —  Vom  Nisten  an 
Gaden?      Vgl,    Gaden-Räleli. 

Gold-Vögeli:     1.    gelber    Schmetterling    B.    -- 

2.  reiche    Tochter    (im    heiratsfähigen    Alter).    — 

3.  Goldstück. 

Galgen-Vogel:  I.Rabe,  weil  er  die  Eichtstätten 
hesucht.  SciiiNz;  auch  übh.  ein  schwarzer  Vogel  aus 
dem  Krähengeschlecht.  Tschudi.  —  2.  Scheltw.  für 
einen  Menschen,  der  für  seine  Bosheit  den  Galgen 
verdiente  (hyperb.).  allg.  Auch  in  Anzählsprüchcn 
als  Schluss:    Das  fule  Galgevögeli  isch  duss.    Si'uiLn. 

Geren-:  Häher,  corvus  gland.  Gl.  —  Syn.  Gertidic. 
Wahrsch.   verwechselt  mit  Hemi-  (s.  d.). 

Gersten-:  Goldammer,  emberiza  citrinella  Aa; 
Ap;  L;    ZO.     Syn.  Gelammer,    Gersteiif're.'iser,    Gilber. 

Muetergottes-Vogelti:  Tagschmetterling  W. 
Syn.  -Henni. 

Glücks-Vogel:  vom  (ilücke  Ijcgünstigter  Menscli 
L;  Z. 


Hui-:   Uhu  Gl. 

Reckholder-:  Wachliolderdrossel,  Krametsvogel, 
turdus  pilaris  Gr;  Sch  (St.*");  Z.  Äuge  wie-n-en  B., 
kleine  aber  lebhafte  Ap.  Vorsichtig  wie-n-en  E.  Siilg. 
Studiere  wie  en  H.  G.  Es  G'u-üsse  ha"  wie  en  li. 
Ap;  Z.  ,[1478  war  es  sehr  teuer;]  ein  frischen  reck- 
holtervogel  galt  gern  2  ß.'  Edlib.  .Pilaris,  trichada, 
bei  uns  ein  Reckoltervogel,  Wachholtervogel,  Wach- 
olterziemer,  anderschwo  aber  ein  Krametvogel  genennt, 
von  den  beerinen  her,  deren  er  gelebt.'  Vogelb.  1557. 
.Trutilare,  schreien  wie  ein  R.'  Denzl.  1716. 

Holz-:  Schwarzspecht  ZW. 

Hennen-:  Hühnerweih,  Busar,  falco  huteo  Ap; 
Turmfalke,  Wannenweher,  falco  tinunculus  W.  — 
Syn.  s.  Vogel  2. 

Hüener-,  Hüender-:  1.  Hühnerhabiclit.  -geier 
B;  Z.  —  2.  Huhn  U. 

Har-:  Rohrdommel,  von  ihrem  Rufe:  liär!  Sulger. 

Here"-  GG.,  Rh.;  U;  Zg;  Z,  Herre-  BSi.;  F; 
ScHW;  Uw;  GoTTH.;  VoGELB.  1557;  Mal.:  Eichelhäher, 
corvus  glandar.,  cornix  glandaria  BSi.;  Nussknacker 
GG.  Syn.  Gägscli,  Hlregägger,  Her,  Hutzle,  Hätzler, 
Herehätzler,  bei  St.  auch  -hexle.  Der  Vogel  wird  bes. 
wegen  seiner  lauten  und  unangenehmen  Stimme  oft 
genannt.  Singe  vie-n-en  .junge  H.  Stutz.  Weil  er 
immer  hüpft,  gibt  man  seinen  Namen  auch  lebhaften, 
unruhigen  Kindei'n  ZO.  ,Der  glarige  Herrenvogel.' 
GoTTu.,  wegen  seines  bunten  Gefieders.  Weil  Herr 
resp.  Her  bes.  den  geistlichen  Herrn  bedeutet,  so 
helssen  Hererögel  scherzhaft  aucli  die  Geistlichen  Z; 
dag.  in  allg.  Sinn:  die  Sapperments  Herecögel,  die  ver- 
dammten Herrenleute.  Stutz. 

11er  ist  zsgez.  aus  , Heber',  mhd.  heher,  so  dass  -Toj/t-? 
eig.  eiir  pleonastischer  Zusatz.  Nachdem  aber  die  Ausspr. 
von  c*  auf  e'  geraten  war,  fiel  die  zsges.  Form  mit  dem 
gleichlautenden  Stammwort  Bir  =  Herr  zusammen,  und  da 
//("/■  und  Herr  selbst  schwanken,  so  konnte  auch  im  Comp, 
die  Form   .Herren-'  eintreten. 

Herd-Vögeli:  1.  eine  Bachstelzenart,  wahrsch. 
motacilla  sulphurea,  deren  Weibchen  eine  rötliche 
Kehle  hat  BO.;  Senw;  Uw.  Nach  Tschudi  1860  der 
Wasserpieper,  anthus  aquaticus  Schw.  -  2.  kleine 
Heckcnbraunelle,  Prunellgrasmücke,  sylvia  (accentor) 
modularis. 

Nach  dein  Herd,  d.  i.  Erde  benannt,  1.  weil  es  in  Ufer- 
lüchern  nistet;  St.  nennt  es  zwar  .Rotkehlchen'  aber  i.  S. 
von  „motacilla  modularis  rnbetta';  '2,  wegen  des  t.  schiefer- 
blauen, t.   rostfarbenen  und  braunen  Gefieders. 

Kahis-  L,  Köl-Vogel  Schweizerb.  1817:  Kolil- 
weissling,  weisser  Schmetterling,  dessen  Raupen  bes. 
auf  dem  Kohl  leben.     Vgl.  noch  Krfit-. 

K  a  1  b  e  r  -  ^  Fleisch-. 

Kandli-  S;  Uw,  Karnä'ri-  Z.  Karinrdjc-.  G 
(Götz.),  Kardinal-  Ap;  G;  Schw;  Zg,  Kardinälirögeli 
ScHwBrunn.,  Kardinari(e')-  Z:  Canarienvogel. 

Korn-  Chore-:  Goldammer  Gu. 

Käs-  =   Vogel  H   BO.     Syn.  Käsmues,   Britschen. 

Kriegs-:  der  Seidcnsdiwanz,  bombycilla  (ainpelis) 
garrula,  sonst  aucli  J'esl-,  Böhmer roi/el,  Jiolniierli  ge- 
nannt. Da  er  nur  in  langen  Zwischenräumen  und 
unerwartet,  auch  in  grossen  Schaaren  bei  uns  ersclicint, 
glaulite  num  von  ilim,  or  verkünde  Krieg,  Pest  unil  Tod, 


6Ö5 


Pag,  feg,  flg.  fog,  VOR,  fug 


69Ö 


Kramiiiets-Vogel  Chrammi.'i-  Aa.  Grammis-  Bs, 
, Krauet-'  Fris.,  ,Kraiiat-'  Mal.:  \.  =  Iied;holder-.  — 
2.  (PI.)  unleserliche  Buchstaben  Bs. 

Ans  mlul.  hruneivit,  Wachholder.  In  der  MA.  gloiclisam 
luu-  als  Lehnwort,  daher  die  lautlichen   Verderbnisse. 

Krüt-Vögeli:  Braunkehlchen,  saxicola  rubotra  B. 
—  Weil  es  sich  gerne  auf  Dnldcnpflanzeu  und  Disteln  setzt; 
daher  auch    (jrasrU;irjU. 

Krüz-Vogel:  Kreuz.schnabel,  loxia  curvirostra  S; 
Z ;  und  .so  auch  bei  Mal.  u.  Denzl.  Scherzh.  spöttisch 
übertr.  auf  Chorherren  Aa. 

Laub-:  grosser  Weidenzeisig,  sylvia  fiths.  JIeisn. 
U.  SCHINZ    1815. 

Laden-:  Traggestell  für  Bretter  u.  A.,  auf  die 
Acliseln  gesetzt  BL.     S.    Voyel  15. 

Lueder-:  Raubvogel,  ä.  Zg  Mand.  —  So  genannt, 
weil  er  sicli  von  Aas  nährt  nder  damit  als  Ijockspeise  ge- 
fangen  wird. 

Lulle-:  Panulionn.  XIV.,  B. 

Miil-:  ein  Nachtfalter  GEh.  -  Wegen  der  dicht 
bestaubten  Flügel.      Vgl.   Mfl-Stäulcr. 

Martis-Vögeli:  Marienkäfer,  coccinella  septem- 
liunctata.  Die  Kinder  rufen  ihm  zu:  Marti-,  Mnrti- 
\'n(lfli.  jliKj  über  ds  Tiibili,  säg,  Voter  und  IMucier 
xiilleiid  (jud   Wetter  .■icliiclw!  GSa. 

Muse-:  Zaunkönig,  sylvia  regulus  f>.  -  Klein  wie 
eine  Maus? 

Nacht-Vogel:  1.  Fledermaus  OnPr.  Kindern, 
die  am  spätem  Abend  noch  im  Freien  bleiben  wollen, 
wird  gedroht:  de  N.  nimmt -dv'',  wobei  an  ein  un- 
bestimmtes mythisches  Wesen  gedacht  wird  Zu.  — 
2.  Nachtfalter  L.  —  .3.  nachtschwärmender  Bursche 
GRPr. ;  Z.  ,Wie  manche  süud  wird  in  der  finsteren 
nacht  begangen!  Ach,  dass  solche  gottlose  Nachtvögel 
betrachten  wurden  die  Wort  Davids.'  .TMüll.  Ititiö. 
,Der  Nachtwächter  soll  alle  böse  unnütz  Nachtvögel 
angeben  und  verklagen.'  167(i.  Glcu. 

Nachtigals-  =  Nacht-  3.  ,Alle  Nachtigalsvögel, 
so  die  Strassen  unsicher  machen  und  berauben  und 
darneben  keinen  Herren  haben,  sollt  du  henken  lassen.' 
JKLav.  1644. 

Nüsse"- Vogelti:  Zauiischlüpfer,  sylvia  troglo- 
dytes  W. 

Haselnuss-Vogel  Hase-:  Nusshähor  ÜKOby. 

„Pü-  BO.;  LE.",  Bü-  S,  Vui-  L:  grosse  ühreule, 
strix  bubo.   —   Von  seinem  Ruf  so  genannt. 

Bibi-:  Huhn,  in  der  Kinderspr.  Z. 

Bären-:  ein  Schmetterling,  chelonia  caja  Gl,  wo 
es  der  gemeinste  Spinner  ist. 

,Purper-:  ein  frömbder  vogel  mit  rotem  schnabel 
und  roten  füessen  und  hlauwen  federen,  jinrpliy  rio.'  Mal. 

Pest-  s.  Kriegs-. 

Pilaster-=  Vogel  lö  Aa;  Z.   —   /;//.,»(<■,  =  Mörtel. 

Bli-:  Vogel  von  Blei,  nur  in  der  hildl.  RA. 
schicimma"  leia  an  Wetzstein  oder  a)i  Bl..  hllarna 
Voyal  GrD.  (Bühl.). 

Plag-:  der  Rabe  Uw.  All  wie  de  MürU-Blag-V. 
OBwGiswil.  —  Play,  Aas.  Vgl.  I.uHla-.  Alter  Volksglaube 
schrieb  den  Raben  hohes  Alter  zu. 

Bluerad-,  Blüenid-:  Alpeu-Bach.stelze,  niotacilla 
alpina,  oder  Alpenflühvogel.  accentor  alpinus  BSi. 
Syn.  Bluem-,  Bliiei>iU-Ti(rli"g,  -Tiitteli.  -Trittli. 


Brach-:  grosse  Sichelschnepfe,  numenius  arcuata. 
HScHiNZ  1842.     Auch  bei  Fris.;  Mal. 

Reb-:  Rot-  oder  Weindrossel,  turdus  iliacus. 
HScHiNz  1842.  ,12  Rebvögel'  (neben  ,6:3  Rebhühnern') 
als  Badgeschenk.  Z  166-5. 

Regen-:  1.  „eine  Art  Schnepfe,  welche  Regen 
verkündigt.  Syn.  Immenfresser."  St.''.  —  2.  Beye- 
VöyeJi:  Stelle  am  Leib,  z.  B.  am  Kreuz,  an  welcher 
man  bei  nahendem  Regenwetter  Gichtschmerzen  em- 
pfindet Z  (KMey.).     Vgl.   Wmer-. 

Ratsch-:  1.  „Wachtelkönig,  rallus  crex  BE.; 
VOhte.  Syn.  Grasrätsch."  —  2.  Holzblock,  auf 
welchem  die  Hanfabfälle  geschlichtet  werden.  Rochii. 

—  3.  der  Haufe  von  Hanfahnen,  der  nach  be- 
endigtem   Brechen    verbrannt   wird   Aa    (Rochh.).  — 

4.  die  letzte  Garbe  oder  der  letzte  Ährenbüschel,  an 
welchen  sich  bes.  Vorstellungen  und  Bräuche  knüpfen. 

5.  d.  Syn.  Fachs,  Güyyel,  GUicUshiimpfeU ,  Has,  Gross- 
miieterli. 

1.  von  ratschen  i.  S.  v.  .schnarrend  schreien'  (daher  auch 
Knarrer  und  crex  genannt).  '2.  V(Ui  r.  im  eig.  S.  ,Hanf 
brechen'. 

Rauz-;    Schelte    für  einen  barschen  Menschen  S. 

—  Von   rnnz*m,   rauh  siirechcn. 

Sunmier-:  1.  Schmettorling  Aa  ;  Bs;  FU. ;  Gl; 
Gr;  L;  G;  ScH;  ScHwMa..  H..  Küsn.;  S;  Uw;  Z.  Er 
lueyet,  wo  d'  Summerrögel  ane  flüyed,  sein  Blick  ist 
zerstreut  ZO.  .Zweifalter,  Soramervogel.  papilio.'  Rsd. 
1662.  ,Butter-  oder  Somracrvogel.'  .USchevchz.  1699. 
,Die  Soramervogel,  so  von  Anderen  Fletterschen  oder 
Pfitfholteren  genannt  werden.'  Lucian  1702.  .Gleich 
den  Kinderen  den  gefarbeten  Sonunervögelein  nach- 
lauffen.'  Ulr.  1733.  —  2.  sommerlich  und  bunt  ge- 
kleidete Person  Z.  —  .'!.  wandernder  Arbeiter  aus 
Italien  U. 

„Satz-:  ein  vom  Vogelfänger  zur  Lockung  auf  den 
,Herd'  gesetzter  Vogel;  auch  einfach  Hatz  L;  Zn." 

Schabe"-Vögeli:  Kleiderimitte  Z.  Üyn.  Scladieii.- 
Mügyli. 

Seil  in- Vogel:  Lockvogel.  Vorwand.  ,I>er  Türken- 
zug was  bim  kaiscr  [nur]  der  seh.,  etwas  bi  einer  Eid- 
gnoschaft  zuo  erwerben.'  Vad. 

Schatten-:  kleiner  Nachtschraetterling.  der  um 
das  Liclit  flattert  ZWasterk.     Syn.  Liechtsteler. 

Schmach-:  Lästerer.  .Es  sind  solche  unver- 
schämte Schmach-  und  Lästerwort  eben  das  alte  Teu- 
felsleid [1.  -lied],  mit  welchem  dergleichen  Schmach- 
vögel die  Lehr  der  Wahrheit  beschmutzen.'  ClSoiiob. 
1699.     Vgl.  Siiott: 

Sehne-:  1.  -Vöyeli:  Citronenfink.  fringilla  citri- 
nella  BO.;  Gr  (Tscniroi  1860).  So  genannt,  weil  er 
sich  erst  zu  Anfang  des  Winters  ins  Tal    herablässt. 

—  '2.  Schnee fink.  fringilla  nivalis  Gl.  —  3.  Stein- 
schmätzer (eine  Art  niotacilla)  GuObS.  —  4.  Schnee- 
huhn, weisses  Rebhuhn.  .Der  Vogel  lagopus  wirf  von 
unseren  bergleuten  ein  Schneehuon,  Schneevogel,  weiss 
Eebhuon  [usw.]  geuennt.'  Vouelb.  1557. 

Spei-:  Spassvogel.  Spötter  „Gr" ;  Z,  .Calophanta, 
irrisor,  facetus,  scurra:  speiv.,  spottv.,  fatzmann.'  Fris.; 
Mal.;  Denzl.  .Ein  vexierer  und  sp.'  16'29,  Hotz.  — 
Von    nihd.  änlui.   speien,    besjieien.    spotten.      Vgl.   SjKiierreli. 

Spott-:  Spötter  GG.;  Z.  .Der  s|i.  hat  den  nit 
lieb,  der  in  straft.'  1531/48,  Prov,    .Uml  in  dem  xtuol 


rift: 


FafT,  feg.  fii,'.  U)^.  vng.  fug' 


698 


I 


der  spottvöglen  iiit  sitzt.'  1548,  Psalm.  —  spott- 
vogle":  (tr.  u.  intr.)  Jindn  zum  Besten  halten,  blossen 
Spass  treiben  ZO.  8pottvogli  ni.:  Einer,  der  dies 
zu  tun  liebt,  ebd. 

Spatz-:  Spassvogol.  Stutz.  —  Mit  AnlelinuDg  ;iii 
"ilor   Umdeutung  auf  Sjitiiz,  Sperling. 

Stech-  =  Vogel  3  BBe.;  „L."  ,Die  schädliche 
Stech-  und  Eaubvögel.'  1785,  Mand.  Grfsch.  Baden. 
—  Von   ,stecht'n*  =  ,stossen',  auf  tue   Beute  herunterfaliren. 

Sturm-:  Seesclnvalbe,  sterna  hirundo.  HSchinz 
1842. 

St6ss-=  Vogel  3  AfK.  Unfolgsamen  Kindern  wird 
gedroht:  Wart!  de''  St.  nimmt-di''' '.  L.  I'^  u-ött,  duss 
de"  St.  de"  g'no"  hätt.  Stütz. 

Strau-:  Goldammer  Gr  ObS.   —   Wegeu  der  Farbe. 

Strich-:  Vogel,  der  im  Sommer  auf  den  Alpen 
lebt,  im  Winter  im  Tale  L. 

Tube"-,  D-:  Taubenhabicht,  falco  palunibarias 
Aa;   Ap;   S. 

Ustag-:  1.  Ustiij- Vegel :  die  Lawinen,  welche  das 
Kommen  des  Frühlings  anzeigen  BGt.  —  2.  Hüstage- 
Vögeli:  kleine  Vögel,  die  sich  im  Frühlini^-  zuerst 
regen,  wie  Finken. 

Distel-  Ap;  Gr;  Fris.;  Mal.;  Vocklb.  1557;  Tikkb. 
15G3;  ÜENZL.  1677;  17Ui,  Biste^,  Tiste-  Z,  Dider- kk 
Holdb.:  Di.stelfink.  Er  gilt  als  klug,  daher  die  RA.: 
tem  D.  [nicht  sehr  gescheid]  s%"  Z.  Wenn  r''  .se/io" 
'kein  T.  bi",  hiti-i''''  doch  kein  Sjnitz ;  wenn  i'''  aclio" 
kein  Bernermeitli  ha",  han-i"''  doch  en  Schatz. 

Toten-:  1.  Zwergeule,  „strix  passerina  Ap."  Kleine 
Ühreule,  strix  scops  Gr,  so  genannt  wegen  ihres  Rufes 
töd!  tfid !  oder  kiu-tod-tod-tod!  oder  wegen  sonstiger 
Beziehung  seines  Rufes  auf  bevorstehende  Todesfälle. 
Sjn.  Wigurg.  Die  mittlere  ühreule  GuD.  (B.)  Bei 
Spreng  ^=  Wigyerli,  also  der  gemeine  Waldkauz,  strix 
aluco,  ,ein  Nachtvögelchen,  welches  etwa  vor  einem 
Fenster  einen  wilden  Gesang  zwitschert,  der  beileuten 
soll,  dass  nächstens  .Jemand  aus  dem  Hause  sterben 
werde.'  Für  ein  T.-Vögeli  resp.  einen  Seuchenbuten 
hielt  man  auch  den  Seidenschwanz,  ampelis  garrula 
Aa;  s.  Meisn.  u.  Sch.  1815  S.  Oti  ti'. !  und  oben  Kriegs- 
rögeli.  —  2.  Töte-Vügeli:  Fliegenschnäpper,  musci- 
capa  atricapilhi  (luctuosa)  B.  .Muscipeta  [also  Schnapp- 
liäbnchenj.  Es  wirt  etwa  ein  kleins  vögelin  umb  unsere 
.statt  gefangen :  unsere  weidleut  heissend  diss  ein  todten- 
vögelin,  villicht  darunib,  dass  es  zu  zeit  der  pestilenz 
nach  bei  der  statt  gesehen  wirt.'  Vo«elb.  1557. 

2  erselieint  allerdings  sehr  uuregeluiiissig  bei  uns;  doch 
scheint  ihm  obiger  Name  wie  auch  .Traiiervngel,  Mohren-, 
Todtenköpfchen',  ulat.  todus,  eher  wegen  des  seliwarzen  und 
weissen  Gefieders  gegeben  zu   sein. 

, Treib-':  eine  Art  wilder  lOnten  im  Hddensec. 
VofiELB.  1557,  42.     Syn.  Kälzli. 

Wald-.  .Denn  wendt  wier  prassen  bis  am  Mor- 
gen, guot  WalJvögeli  lassen  sorgen.'  (,'om.  Beati.  Vgl. 
Vogel  1.     Auch  als  (jeschlechtsn.  Scu. 

Wült-:  weltliebender  Menscli  Ap. 

Wandel- =  nlid.  , Wander-'.  Fris.;  Mal. 

Wind-:  leichtfertiger  Mensch.  ,Truet  nit  denen 
wiiidvöglen.'   1!vff   15!I4.    -     Vgl.    I.u/i-. 

Wetter-:  1.  krankes  (ilicil  (mit  einer  alten  Wunde 
oder  mit  einem  Leichdorn,  Hülmerauge.  Gicht  be- 
haftet), welches  bevorstehende  Wetteränderung  durch 


Sehmerzen  ankündigt  Ap;  Bs;  „Gl";  L;  „Zg";  Z; 
Sülg.  , Einen  W.  am  Fuss  usw.  haben.'  VgL  liegen-  2. 
,Ich  habe  vor  9  Jahren  ein  Bein  gebrochen  —  noch 
itzt,  puh!  sitzt  der  W.  drin.'  UBrägger.  .Niemals 
hatte  er  von  den  Wunden  die  geringste  Nachweh, 
selbst  nicht  einmal  einen  sogen.  W.'  Scheitlix.  — 
2.  Barometer  L.  Sonst  Wetterglas.  —  .3.  Wetter- 
prophet Ndw;  insbes.  ein  Mensch,  der  einen  W.  im 
S.  von  1  hat  W.  --  1  mit  Bez.  darauf,  dass  unversehens 
ers'-heinendeu  Vögeln  prophetische  Bed.  zugeschrieben  wurde. 
'2  Übertragung  v.  1.     Im  nämlichen  S.  Wenerluint  Breg.-Wald. 

Schönwetter-:  Buclifink  ZWl.  Bibibi,  Schön- 
u-ettervögili! 

gevogel:  (von  Eiern)  befruchtet.  ,[Die  Störche] 
legend  den  stein  lychniten  in  ir  nest,  damit  die  eier 
gvogel  seiend.'  Vogelb.  1557.  .[Die  Eier  von  Tauben 
ohne  Kuter]  sind  ganz  ungevogel  und  unnütz.'  ebd. 
—   Syn.  rj'ijüyrjhi. 

Gevögel.  Gevügel  n.:  Geflügel.  .Allerlei  ge- 
fügel  als  gens,  rappen,  kräyen,  hüener,  enten.'  Mal. 
iWassergefügel  und  krebs.'  Vogelb.  1557.  ,Tier  und 
gfögel'  neben  .gfügel',  .geflügel'.  I(i07,  U.  Bildl.  .Das 
man  sich  der  münchen,  des  unseligen  gcfügels,  nüt 
sollte  beladen.'  HBull.,  Tigur. 

Mhd.  ijettUjel  und  so  fast  durchweg  in  unsttrer  Lit.  I)ie 
Form  mit  «  ist  die  ältere  Bilduugsweise. 

vögelen:  1.  heruraschweifen;  im  Land  iiuie  r.; 
umenand  v.  Aa.  —  2.  coire  Ndw.    Bei  Fris.  .fügelen'. 

gevögelet:  mit  eingewobenen  Vogelflguren  ge- 
ziert.    ,Ein  g— er  schürlitz.'  L  1422. 

Vögi:  1.  ni.  a)  schlauer  Mensch  Z.  VgL  Vogel  (1. 
b)  Hurer  Z.  ~  2.  n.  a)  Dim.  zu  .Vogel'  Z  (Kdrspr.). 
b)  Spottn.  für  eine  liederliche  Weibsperson  L.  c)  penis 
eines  Knäbleins. 

voglen:  1.  Vögeln  nachstellen  Ndw;  PPo.;  T; 
ZO.f  .Das  v.  ist  in  [den  Bauern]  allen  erloubt.'  1525, 
Auscn.  .V.  und  jagen.'  Kessl.  .Aves  fallere  visco, 
fügleii.'  Collin.  ,V.,  den  vöglen  richten,  aucupari.' 
Fris.;  Mal.;  Denzl.  1677;  1716.  .Pirsen.  v.  und 
krepsen.'  L  Ansechenb.  Der  Henker  durfte  It  L  Mand. 
15SS  , weder  .jagen,  v.,  birsen,  noch  tischen.'  ..\n  den 
Sonntagen  sich  alles  jagens,  voglens,  birsens.  fischens 
udgl.  enthalten.'  Z  Mand.  1650.  .Wann  man  v.  will, 
muss  man  nicht  mit  benglen  darein  werfen.'  Hosp. 
168o.  Bildl.  vom  Stehlen  aus  dem  Opferstock:  .Hat 
einer  im  .stock  mit  lym  gevoglet.'  1459,  Willisau. 
Vgl.  gi'ld-.  —  2.  Streifzüge  maclien.  .Den  feinden 
in  das  land  fallen,  auf  die  feind  laufen,  hin  und  wider 
v.'  Fris.;  Mal.  .Decnrsionos  equitum:  das  scliarmütz- 
len,  oder  schnell  umbhin  v.  der  reisigen  mit  ringen 
[leichten,  hurtigen]  ])ferden  auf  der  feiend  bodeii.' 
Fris.  —  ü.  (auch  mit  ö,  Hkuslin  1557  ,vü-'  und  .fü-'. 
letzteres  auch  bei  Fris.)  coire;  obstnprare  (allg.);  zu- 
näch.st  (bei  Hkuslin,  Fris.)  von  den  Vögeln.  —  HcJ.  "2 
entw.  viui  der  liugartigen  Schnelligkeit,  der  unruhigen  Be- 
weglichkeit oder  von  der  Absieht  auf  Heute.  —  Ü  f  -  :  auf- 
fangen (wie  einen  Vogel),  aufbeben.  .Feind  waren 
vorhanden,  die  eydgnossische  Bottsdiaft  aulzuvoglen.' 
WiiRsTis.  (Beute)  aufbringen.  .Die  Kriegsknedite 
vogidten  auf.  was  in  der  Stadt  verborgen  big.'  DZwiN- 
GKR  1586.  --  geld-:  Geld  in  habgieriger  Weise  zu 
gewinnen  suchen.  Mit  Bez.  auf  den  .Ablasskram  bei 
H  Bull..  Ref.-G.  I  14.  Vgl.  voglen  I.  —  gassen-: 
sich    auf   den    (iassen    heriiintreibcn.    gleichsam    ein 


699 


Fag,  feg.  fig.  fog 


vog.  fng 


700 


.Gassenvogel'  sein.  .Das  nächtliche  unibsehweifen  und 
g.  uf  unser  Landschaft.'  Z  Mand.  1G58.  —  nacht- 
voglen:  Nachts  heninischweifcn.  .Obamhulatio  noc- 
turna:   das   n.,   das   gassatum   gehen.'    Denzl.   —  Von 

Vogler  m.:  1.  Vogelsteller  ZO.  f  .Fischer  und  v.' 
ZwiNGLi.  .Unsere  Seele  ist  entrunnen  wie  ein  Fogel 
dem  Strick  der  Fogleren.'  1707.  Psalm.  .Die  vog- 
lerei,  weidvverk:  aucupiura.'  Mal.  Auch  Geschlechtsn. 
Tu.   —  2.  der  Vogelberg.  Adula.  RCys. 

ungovoglet=  un-gevorjel.  Vocelb.  1.557. 

Fogez,    Fogisse    s.  Fochenz.  V o g i t i v u s 

s.   Vol-atic. 

Fogi:  (Fl.)  Feuerstätten.  Haushaltungen  T. 

Aus  dem  it.  fuorhi  [\a,t.  fuci).  Die  Erweichung  der  Tenuis 
schon  in  den  oberit.  Di.alekten  eingetreten.    Vgl.  das  folg.  W. 

„Poglere  f.:  Vertiefung  in  der  Erde  für  das 
Feuer  unter  dem  Käsekessel.  Feuerherd  in  der  Senn- 
hütte BO."  —  Von  it.  Joriihm,  dessen  Kndung  an  eine 
deutsehe  vertausclit  wurde. 

Fngel  rn.:  1.  der  Schellenkaiser  in  dem  .Kaiser-' 
oder  .Karnüft'elspiel'  genannten  deutschen  Kartenspiel, 
wo  jene  Karte  der  geringste  der  4  .Kaiser'  ist.  Daher: 
mit  dem  F.  .steche",  bildl.  =  alte  Schulden  mit  neuen 
bezahlen;  mit  geringem  .\ufwand  viel  gewinnen  wollen. 
Wo  dr  F.  i.sch,  i.sch  d'  Sach  (der  Inhaber  jener  Karte 
ist  Gegenstand  des  Spottes)  L.  —  2.  liederlicher, 
leichtfertiger  Spieler  L.  —  3.  unbedeutender 
Mensch.  Er  ist  nur  e  F.  L.  —  4.  Schalk,  Possen- 
macher L;  daher  füglen:  Spass  machen,  nichts- 
nutziges Zeug  treiben.  Er  füf/let  numine"  [nur]  L. 
.Zwingli  und  synen  verdanipten  fuglenten  jn'edikanten.' 
Salat. 

PiiKC"  (PI.):  „Sprünge,  Querstreiche,  Eänke  Aa; 
B;  VÜHTE;  S,-  1.  Spässe,  Possen.  Ungezogenheiten. 
F.  im  dhöpfli  (im  Griwj)  ha";  F.  mache"  Aa;  Bs;  B. 
Grillen  Aa.  Syn.  Mug(ie".  —  2.  Witz.  Scharfsinn; 
kleine  Bosheit;  Hintergedanken  B;  S.  .Freilich  ent- 
faltet sich  [dem  beobachtenden  Seelsorger]  hie  und 
da  ein  Fug.  den  man  verbergen  wollte.'  1795,  Dien. 
1863,  360.   —  3.  in  Wind  Gesprochenes  SchwE. 

Wahrsch.  ein  importiertes  W. ;  vgl.  frz.  fimguc,  Auf- 
wallung, oder  den  hekannteu  musikalischen  Ausdruck  (ital. 
fiiijit).  so  dass  das  Künstliche  der  Hauptbegriff  wäre;  oder 
nlui.   .Fuck'  m.,  schnelle  Bewegung,  Fertigkeit,  List. 

Füger,  en  rlche  F.:  Einer,  der  grossen  Reichtum 
besitzt  L. 

Auderswo  en  r.  Feycr.  Der  vorliegenden  Form  liegt  wohl 
die  Erinnerung  an  das  Augsburger  Kaufmannsgeschlecht  der 
.Fugger'  zu  Grunde  {vgl.  Mötu-Ji),  nur  wurde  sie  lautlich  au 
ein  zu   Filmen,   Ränke,  passendes  Vb.   angelehnt. 

Fügel  Flyel  m. :  griisserer  Hautausschlag  U.  - 
Vgl.   das  syn.   obd.    Voyf. 

Fneg  m.  (f.):  1.  glückliche  Fügung,  erwünschte 
Gelegenheit.  Es  ist-em  en  F.  y'se"  [gewesen].  I  cha"" 
's  denn  mit  F.  [gelegentlich]  richte"  Ap.  .Aber  ich  in 
einer  andren  f.  den  mynen  wol  ein  andres  sag.'  Eckst. 
1535.  .[Der  Landvogt]  suchte  Fug.  wo  und  wie  er 
könnte  den  Schaden  rächen.'  Mise.  Tig.  LI,  16.  ^ 
2.  Befugniss,  Recht  zu  Etw.,  ni.  G.  S.  ,Dass  sülich 
beger  i.  und  gestalt  haben',  rechtlich  wohl  begründet 
seien.  15'2'2,  Aiiscn.  ,Sam  [als  ob]  sy  irer  durchechtung 
guoten  f.  und  glimpf  liaben.'  Kessl.  .Dass  vogt  und 
gericht  ein  fall  abgesprochen,  des  si  nit  f.  gehept.  der  I 


hohen  oberkeit  zuogehörig.'  Sch  Ratsprot.  155.S.  .Gott 
hat  f.  und  macht,  die  Kinder  um  der  Eltern  willen 
zu  strafen.'  AKlingl..  G.  B.  .Dir  Spieler  könnt  mit 
guten  Fugen  unter  die  Dieben  gerechnet  werden.' 
JMey.  1694.  Rechtmässiges  Eigentum.  Untertan. 
.Du  wirst  Frau  Venus  F.',  Untertan,  Diener.  Gengenu. 
GM.  Mass,  im  Essen.  Z' Morget  mit  F.,  s' Mittag 
recht  g'nueg,  s'  Nacht  gar  Nüt,  das  macht  hübsch  Lüt 
GrD.  (BtiiLER).  —  3.  Gegenstand,  der  passt,  ge- 
fällt, behagt,  beliebt,  mit  Gen.  der  betr.  Person  oder 
mit  Pron.  poss.  ,l)ie  statt  [deren  Tore  offen  standen] 
wird  wol  dyn  f.'.  bietet  dir  gelegenes  LTnterkommen. 
.JLenz.  ,Wie  es  ein  elend  leben  ist.  wo  zwei  nit  wol 
mit  einandern  ziehend,  wo  nicht  jedes  allzeit  sein  f. 
findt.'  HBi'LL.  .Diser  leutpriester  sei  ir  f.  nit'.  nicht 
nach  ihrem  Sinn.  15'-!9.  AnscH.  .Jedermanns  f..  nie- 
mants  zewider'  =  Allen  angenehm.  Fris.  .Euer  ge- 
sellschaft  ist  min  f.'.  behagt  mir.  Salat.  ,Der  gast  ist 
unser  f.'  ebd.  .Werchlüt.  die  inyner  herren  f.  nit 
werint.  dieselbigen  soll  der  buwmaister  urloben.'  Scii 
Ratsprot.  1544.  ,Der  niemants  f.,  ist  stolz  und  kluog. 
Lied  um  1560.  Von  rechtlich  freistehenden  Hand- 
lungen: ,Ein  jeklich  lantniann  oder  lantfrow  mag  uss 
dem  land  züchen.  wenn  es  ir  f.  ist.'  1427,  ScnwMa. 
LB.  .Das  einer  alls  syn  guot  von  im  geben  mag,  oder 
er  mag  es  einem  hund  an  schwänz  binden,  ob  es  sin 
f.  ist.'  ebd.  —  4.  Art.  Gestalt,  Beschaffenheit,  urspr. 
anständige,  gebührende,  passende  i.  S.  v.  1  u.  2,  dann 
übh..  auch  im  Gen.  und  mit  Pron.  poss.  Si  ist  nit  des 
Fiiegs  g'si",  nicht  von  dieser  (leichtfertigen)  Art  Bs. 
.Der  ist  nicht  unsers  fugs'.  nicht  von  unserer  Partei. 
KiRCHH.  .Christus  und  Belial  sind  nit  eines  f-s,  lassen 
sich  nit  vergleichen.'  FWvss  1653.  .Ratschlagen,  mit 
was  fuogen  das  zum  allerfridlichsten  gschehen  luög.' 
Zwingli.  Mit  adj.  Beifügungen:  In  den  Absch.  von 
1530  wird  eine  Reihe  von  Spielen  mit  Namen  an- 
geführt, und  dann  hinzugefügt  ,und  andre  fuogen'. 
,So  g'wunn  die  sach  ein  bessern  f.',  eine  bessere  Ge- 
stalt, es  würden  bessere  Zustände  hergestellt.  Salat. 
.Zuo  anderen  gelegenern  zyten  und  fuogen.'  HBill. 
1572.  ,Wie  der  bettel  mit  koiumlichen  mittlen  und 
guoten  fuogen  möge  abgestellt  werden.'  SHocnn.  1591. 
—  5.  „.anstand,  Artigkeit;  Geschicklichkeit,  Kunst 
L."  St.''.  —  6.  „Flieg  =  Giigelftteg  B;  L;  Schw." 

Mhd.  fuotj  m..  fuotji:  f.  Dass  aber  St.*  für  die  Bed.  6 
.fem."  ansetzt,  beruht  auf  Verwechslung  oder  Vermischung 
mit  Fuer,  die  Bed.  selbst  zugleich  auf  der  von  , Unfug'. 

Un-  m..  Unfuege  f.:  Unrecht,  unrechtmässige 
Handlung.  Schädigung.  ,Den,  der  die  unfuoge  hat 
getan.'  Z  Richtebr. ;  gewöhnlich  verbunden  mit  .die 
vri-veli',  z.B.  .einem  burger  vr.  und  u.  tuon';  daneben 
die  Formen:  .vrevel  ald  unfuog.'  ,Dem  anderen  teil 
zun.'  WuRSTis.  1.580.  —  Meist  deutlich  als  fem.  —  un- 
fuegen:  Ausschreitungen  begehen.  .Sy  hofften,  das 
syg  unschädlich,  da  sy  nach  gestalt  der  löufen  ge- 
unfuoget  hätten.'  1489,  JHFüssLi   1780. 

Gegen-.  .Proportio:  gebürliche  niaass  zweier  din- 
gen gegen  einanderen,  Gegenfuog,  ein  vergleichung.' 
Fris.;  Mal. 

Gugel-  m.  u.  f.:  .,=  Giigelfart,  lustiger,  lächer- 
licher Aufzug  zu  Wagen  Aa;  B;  VOrte;  S;  Z."  Übh. 
lustiges,  unordentliches,  lärmendes  Treiben  od.  Spiel, 
bes.  junger  Leute  Aa;  B;  L;  S.  .Die  Buben  treiben 
allerlei  G.'.  Unfug  L.    .Lachen  und  G.  treiben.'  Gotth. 


701 


Fa.S,  feg,  tif,'.  fojLC,  filg 


702 


.0.  unter  einander  haben.'  ebd.  Syn.  (Guyel-)  Fiter. 
Fiteri. 

flnijel  =  mhd.  ;/";/(/,  ausgelassener  Selierz;  vgl.  Schweiz. 
yöt/len,  närrisch  spielen,  gaukeln.  Mhd.  ijuiiilriMye,  Possen, 
bestärkt  die  Vermutung,  dass  unser  Fiiey  in  dieser  Bed.  aus 
fiur  entstellt  oder  umgedeutet  sei. 

Klein-  s.  Khinfüaji. 

,Bein-Fuogen  (PL),  als  an  der  liauiitschüdlen 
[SchädelJ,  einer  naat  gleich,  sutiira\'  Mal.  —  ,Bein' 
i.  S.  von  Knochen. 

un-fueg:  ungeziemend.  ,N.  und  N.  .sind  unil.i  das 
[darum  das.s]  sie  mit  A.  ().  unfuoge  wort  an  offnem 
iisclimarkt  geiirucht,  buosswürdig  erkennt.'  1585,  Sch 
Ratsprot. 

ge-füeg:  klein.  .Gefüegc  Jucliarten'  im  Gegs. 
zu  .gueten'  in  den  Urbarien  von  Beroniünster,  XIV. 
,6  gefüege  clyn  tischlachen  über  sehyben  [Tische].' 
Z  Staatsarch.  ,In  einem  gefuegeu  Glutgeschirrlein.' 
L  Ordn.  1594/1611. 

So  schon  mhd.  gcfüeije.  Umgek.  bed.  mhd.  kUine  urspr. 
zierlich,    niedlich;    s.   engl,   ciain.      Vgl.   auch   das   Folgende. 

klein-:  gering  an  Ansehen,  Bedeutung  B  It  Id.  B. 
Dafi  ist  im  s'  chleifüeii.  Vormals  sowohl  von  Gestalt 
und  Umfang,  als  auf  das  Intellektuelle  und  Ethische 
übertr.  ,I)cr  alhniichtig  gott  durch  mich  kleinfüegcn.' 
ZwiNGi.i.  ,ln  gar  vil  miudren  u.  kleiniuegeren  sachen.' 
Z  Staatsarch.  .Unser  vordren  die  [Ostreicher]  nit  mit 
kleinfüegem  darstrecken  irs  bluots  und  guots  us  dem 
land  vertriben.'  1529,  Absch.  ,A1s  Gott  zuo  zyten  die 
Wahrheit  den  klainfuogen  nit  verhalt.'  Vad.  ,Wir 
wellend  die,  den  es  gebürt,  urteilen  lassen;  dann  wir 
disen  sachen  zuo  kleinfuog  sind.'  ebd.  ,Es  ist  nüt 
so  ring  und  so  kleinfüeg,  das  er  versume.'  1559. 
GuALTii.  .Ich  bin  im  zc  kleinfüeg.'  Bin.  1500.  =  ,zu 
gering.'  1667.  ,Plebejus.  kleinfüeg,  nidertrachtig,  un- 
achtbar.' Fris.;  Mal.  .Klein,  kleinfüeg.  ran,  dünn.' 
Mal.  ,Dass  die  Ptister  das  Brot  ze  gering  und  klein- 
füeg rüstind.'  Z  Eatserkenntn.  1577.  ,Um  ein  klein- 
füeg gelt'  als  Gegs.  zu:  .um  ein  gross  guet.'  Bossn., 
Wint.  Chr.  Auch  ,kleinfüegsam':  , Gewalt  haben  umb 
kl.  Sachen.'  1525,  Abscu.  ;  und  .kleinfuegend.'  Würstis. 
1779.  Als  Adv.:  ,Uns  bewegt  nit  kleinfüeg  darzuo 
der  gross  schad.'  1525,  Stutckl.  Dazu  das  Subst.  die 
Klein fiiegi:  Kleinheit,  Kleinigkeit.  ,Dass  ich  von 
wegen  meiner  Kleinfüoge  einer  sölichen  sachen  zu  ge- 
ring gehalten  werden  müssen.'  Hochh.  1591.  .Mit  einer 
kleinfüegcn  des  abenttrunks',  mit  der  Kleinigkeit  eines 
A.  RCvs.  ,Disere  Vogtci  ward  um  ihrer  kleinl'üge  wegen 
zu  der  Vogtei  Morgen  geordnet.'  JKEsiher  1692. 

Klein  tu  eg  m.:  ebenso.  ,8o  wird  aucli  der  Eid 
fast  für  Nichts  gerechnet,  an  einigen  Orten  nur  gar 
nicht  mehr  gegeben  [auferlegt],  oder  sonst  Kleinfug 
dazu  getan  [wenig  daraus  gemacht |.'  Hess,  Samml.  - 
Doch  könnte  ,kl.'  auch  das  Adv.  und  der  Sinn  sein:  gering- 
schätzig dabei  zu  Werke  gegangen.  —  verklein  fliegen: 
vei'kleinern  (moral.).  San  Pilger  1883.  —  Mhd.  hltiimmj,:. 
Vgl.  nhd.   ,geringfugig'. 

ring-,  gering-  ffrinr/fuef)  BO.:  geringfügig,  un- 
bedeutend. ,Umb  r.  summen.'  1530.  Ansi^L  ,Umb  r. 
und  klein  fixier  strafen.'  1548,  H.  , Nicht  geringfüge 
Adelsjiersonen.'  Würstis.  158(1.  Schlicht,  einfach.  ,Von 
den  Altvorderen  hargebrachter  Künsten  und  ringfüger 
[Heil-J  Mittlen.'  KCvs.  Dazu  das  Subst.:  ,Von  ring- 
füege  wiegen.'  1578.  Z  Staatsarch. 


wider-:  unfügsani,  widerspenstig,  streitsüchtig. 
,Eiii  gar  heftiger,  w-er  Biipstler.'  Bull.  .Etliche  wyber 
sind  also  w.,  das  wenn  der  mann  frölich  ist,  so  trurend 
sy.'  ebd.  ,Mit  w-en,  strytigen  reden.-  ebd.  mit  den 
Syn.  ,letzköpflg,  widerwärtig,  unwysig.' 

füegen:  1.  (trans.)  a)  mit  Sachobj.  Bretter  od. 
Dauben  aneinanderpassen;  das  Holz  nach  der  Schnur 
hobeln,  allg. ;  vgl.  Fücyhaum,  -hobel.  —  b)  verfügen, 
scheinbar  mit  pers.  Obj.,  beordern.  ,Es  fügten  auch 
die  von  Schweiz  die  fürnehmsten,  so  sie  ausreifen 
wollten,  dass  sie  dahin  zuo  kirchen  kämen.'  GStahel. 
c.  1560.  -r-  c)  ein  Testament  machen.  ,Soll  solcher, 
so  f.,  ordnen  und  machen  [vermachen]  will,  ohne 
stecken,  führen  old  tragen  von  ihme  selbst  für  die 
tachtrauilcn  gehen.'  L  Neud.  Probsteibuch.  —  d)  mit 
Infin.:  ,ze  wissen,  ze  vernemen  f.',  Nachricht  von 
Etw.  geben.  Beliebt  als  Eingangsformel  von  Briefen 
im  XVI.  u.  Anf.  XVII.  ,Uwer  schryben  han  ich  ver- 
standen und  füegen  üch  daruf  ze  wüssen,  dass  [etc.].' 
1529,  Strickl.  ,Und  füeg  e.  w.  [Eurer  Weisheit]  ich 
sölichs  im  besten  zuo  verntjnien.'  1531,  ebd.  Vgl.  ,ze 
wissen  schicken.'  —  2.  (intr.)  passen,  genehm,  ge- 
legen sein.  Es  füegt  mir  [das  zu  tun]  GT.  ,Mag 
ieglicher  verkoufen  als  im  das  fueget.'  1457,  Wetting. 
,Sidmal  mir  nit  f.  welle  gen  B.  kummen.'  Zwingli. 
,Es  füegt  nit  für  iedermann.'  NMan.  Auch  persönl. : 
,Er  soll  einen  käufer  geben,  der  dem  gottshus  füegt 
und  eben  ist.'  ca  1515,  Fischerrecht  Rheinau.  .Dir 
füegt  ein  schüsselblt?tz.'  Gengenh.  GM.  .Er  füegt  wol 
in  [den]  bettlerorden.'  ebd.  .Sind  sy  wild  worden 
und  schüch.  desshalb  füegt  inen  die  einöde.'  1531/48, 
Hosea;  dafür  .gefallet.'  1667.  ,Diser  [generöse]  edel- 
mann  füegt  uns  [Prassern]  gar  eben.'  Salat  1537. 
,Dorum  han  ich  üch  die  [Heraden]  geschickt,  das  ich 
mein,  die  füegen  üch  weger  [besser].'  XVI.,  Bs  Briefe. 
,Der  Wein  füget  des  Menschen  Leben  [Dat.]  wohl.' 
1707,  Sir.  =  .füget  sich  für  [usw.]'  in  späteren  Ausg. 
—  3.  (refl.)  sich  an  einen  Ort  begeben.  .Bitten 
wir,  üch  zu  uns  zuo  solichem  schiessen  guotlich  ze- 
fuegen.'  (Z  Einladungsschreiben  1472.  .Diewyl  dem 
also,  so  ist  unser  will  und  meinung.  dass  ir  den 
handel  lassen  also  anstän  und  üch  harheim  füegen.' 
1.5:21,  Absch.  .Sich  dahin  fügen.'  Aa  Katsm.  1603.  — 
ab-:  absenden.  .Damit  si  ir  botschaft  zuo  uns  ab- 
füegen  raijgend.'  1529,  Absch.  —  ent-:  scheiden  (Ehe- 
gatten). ,Vatter  und  mueter  muesste  entfücgt  werden.' 
ZwiNiiLi.  ,Was  gott  zsemmen  füegt,  soll  ghein  mensch 
e.'  ebd.  -  ge-:  refl.  1.  (sächlich)  sich  zutragen. 
,0b  (wenn)  sich  gefüegte  (gefuogti),  dass . . .'  Schw 
Rq.  XV.  —  2.  (pers.)  sich  verfügen,  begeben.  ,Als 
[so]  lang  ungelütet  belyb,  das  sich  einer  usser  sinen 
güetern  g.  muge  und  zue  dem  gericht  kommen.'  Offn. 
Neftenb.  —  be-:  {reH.)  =  fiefiieifen  2.  ,Woruf  ich  mich 
in    unser   Gartenhüsli   befugt.'    Z  1662.    -  be  füegt: 

1.  (porsönl.)    befugt.    .IMüll.  1661;    Hott.  1666. — 

2.  (sächlich)  a)  erlaubt.  .Keinem  meister  soll  in 
einer  Wochen  mehr  dann  4  St.  bratis  zu  inetzgen  be- 
fuogt  syn.'  Stadtb.  Winterthur.  —  b)  rechtmässig, 
rechtlich  begründet.  1586,  Absch.  .Dessen  sye  auch 
kein  befügte  ursacli  ghept.'  RCvs.  —  zue-:  1.  (mit 
Acc.  S.  u.  Dat.  P.)  zukommen  lassen,  zustellen,  zu- 
teilen, ohne  Übeln  Nebenbegritf.  .Gott  liat  es  üch 
zuogefüegt.'  ZwiN(iLi.  .Die  aufgefangenen  Briefe  sollen 
dem  Beraubten  wieder  znegefüegt  w.'  1522.  Aiiscii. 
.Dass  nieman  jenen  syne  güeter  weder  nmb  pfrüenden 


703 


Fas;  -fiiK.     Fiia-t  -  fugt 


704 


iiuch  uiiib  lybdiiig  zuefüegeii  noch  vorschrybeii  soll.' 
1523,  ebd.  ,Aber  ime  einich  hilf  mit  der  tat  zuoze- 
füejj'en  [Kriegsmannschaft  zu  schicken],  will  uns  ganz 
und  gar  nit  gelegen  syn.'  1530.  Strh'KL.  —  2.  (mit 
Acc.  P.)  wozu  bestimmen,  bewegen,  veranlassen. 
,Darunib  wir  bewegt  und  zuegfüegt  und  verursachet 
sind,  mit  inen  in  .solich  burgrecht  ze  gan.'  1473,  Absch. 

Lim-füeger  m.:  eine  Art  langer  Hobel  Ai'. 

ge-füeglet.  Ml"-  oder  fi"-fiYüeglet :  von  einem 
fein  gebauten  Kinde  Gl. 

füeglich:  1.  (v.  Personen)  wohlgefällig,  ange- 
nehm. ,Sy  wollten  keinen  zum  tedingsniann  [Unter- 
handler]  lieber  haben  und  war  inen  auch  keiner  füeg- 
licher.'  1499,  Kätia  18ö9.  85.  Ähnlich  nennt  HBuli,. 
1597  Christus  als  Mittler  für  Gott  und  Menschen  f., 
weil  er  beide  Naturen  an  sich  hatte.  ,So  [Christus] 
allein  Gott  gewesen  wäre,  wäre  er  dem  menschen  er- 
schrecklich und  unfüeglich  gewesen.'  ebd.  ,Dann  sy 
suocht  die,  die  iro  fuoglich  (fuogklich  1548,  füglich 
1667)  sind.'  1531.  Weish.  ,Die  Frommen  sind  Gott  f.' 
1707,  ebd.  Subst.:  angenehme  Person,  bei  Werbung 
Ap;  G  =  engl.  Mr.  Right.  De''  Herr  FUegli  (bzw. 
'*■  Füeglis  l'öchter)  chmmt  spat,  der  geeignete,  pas- 
sende Freier  (oder  die  Braut)  kommt  spät  zum  Vor- 
schein G.  Vgl.  aber  auch  Füefjlinij.  —  2.  (v.  Sachen) 
passend,  angemessen;  hübsch.  Von  einem  Schlosse 
heisst  es  15'24,  es  sei  für  die  umliegende  Landschaft 
ganz  und  gar  nicht  f.  Absih.  ,Begegne  dann  ihm 
fiiegliche  Antwurt,  solle  er  fründlich  abziechen.'  Ansh. 
Für  den  Fall,  dass  alles  Vermitteln  Nichts  helfe,  ver- 
sehe man  sich.  ,dass  man  einem  unfüegklichen  ynfall 
begegnen  könnte.'  1529,  Aksch.  .Doch  mag  Einer  .syn 
legen  rucken,  da  er  [1.  es]  in  fuoklich  tunkt',  d.  h. 
ohne  dass  er  hicniit  den  Frieden  verletzt  haben  sidl. 
1540.  LB.  Ndw.  ,Der  vogel  habe  einen  gansfuoss,  der 
im  füegklich  ze  schwümmen.'  Vogelb.  1557.  ,Eine 
fügliche  Wohnung.'  1707,  Weish.  Nach  E'ris.  u.  Mal. 
.füegklicli'  sowohl  ,commodus'  als  .concinnus,  fein, 
hübsch,  mit  guoten  lidmässen'.  —  3.  .\dv.  gehörig. 
.Wie  man  die  sach  fuogklich  angryfen  möchte.'  LLav. 
15Ö9  {=:  ,am  besten.'  167(1).  .Wann  man  f.  in  die 
Höhe  kommen   will.'   Schulordn.  Heihen  1737. 

Füegling  Füer/litj:  Personihkation  günstiger  Ge- 
legenheit.     Warte",  bis  dr  F.  chiinnt  Ac. 

Be-fuegsami  f.:  rechtliche  Befugniss.  , Der  Statt 
Winterthur  Befuegsame  in  Ehe.sachen.'  Z  Mand.  1750. 
Der  Mann  hat  .die  befuegsame',  Häuser  und  (iüter 
seiner  Frau  zu  verkaufen.    Stdtb.  Wintertu. 


Vogt  -  Gen.  Vugs  'L;  PI.  Vogt  —  m.:  Vertreter; 
Verwalter.  Beamter.  1.  Vormund  Ar;  ßs;  B;  GrI)., 
Pr. ;  L;  ScH;  Uw ;  Z.  Einem  einen  V. , setzen'  Bs.  Nehes 
[Etwas]  cogtsicis  tue",  in  der  Eigenschaft  als  V.  Ai'. 
In  B;  Gr;  Z  wird  mit  versuchter  Anlehnung  an  das 
röm.  Kecht  der  F.,  tutor,  unterschieden  vom  Blstand, 
curator,  indem  der  V.  mehr  Gewalt  hat  als  der  B.. 
d.  li.  er  hat  zu  , verfügen'  und  zu  .erlauben',  nicht 
bloss  zu  , beraten'  und  zu  .beschirmen'.  Häufig  am- 
pliticiorend  verbunden  en  V.  und  B.  Z.  Dagegen  It 
St.''  V.  auch  der  Berater  von  Wittwen  „Aa;  Gl;  Gr; 
L;  Zo"  —  als  Abschwächung  der  vormaligen  Ge- 
schlechtsvormundschaft über  alle  volljährigen  unver- 
chlichten   Frauenspersonen.    Massencurator,  Vertreter 


der  Gläubiger  bei  Concursen.  ,Uf  wen  ein  uffahl 
[Concurs]  kommen,  dass  dann  ein  Herr  v.  Kyburg  das 
guot  durch  ein  komniliche  person  bevogten  lassen  und 
dass  die  schuld  forderen  auch  einen  v.  nemmen  [dür- 
fen], weliche  dann  die  sach  mit  recht  verfertigen.' 
1573,  Urbar  Kyb.;  vgl.  'Teil-.  —  2.  Gerichts-  und 
Verw  altungsbeamter  für  einen  kleinern  od.  gros- 
sem Bezirk.  So  gab  es  in  der  Grafschaft  Kyburg  für 
jedes  der  6  Amter  je  einen  Untervogt  und  unter  diesem 
wieder  Unterbeamte,  Weibel  (an  einigen  ürten  Vogt, 
Untervogt)  genannt,  welche  vom  Landvogt  gesetzt, 
hauptsächlich  den  Eechtstrieb  zu  besorgen  und  nie- 
deren Gerichten  vorzustehen  hatten.  In  der  Grafschaft 
Baden  hiessen  ,V.'  oder  , Untervogt'  (auch  .Amtmann') 
die  Vorsteher  eines  , Amtes',  d.  h.  eines  kleinern  Kreises 
von  Gemeinden;  über  ihnen  allen  stand  der  Landvogt 
zu  Baden.  In  GnPr.  hatte  im  XVI.  der  Vogt  v.  Castels 
für  die  ö.streichischen  Fürsten  den  Lehenzins  einzu- 
cassieren ;  auch  hatte  er  (mit  Beisitzern)  das  Blut- 
gericht zu  verwalten  und  konnte  begnadigen;  Bussen 
und  Conflscationen  fielen  ihm  zu  (B.  1,  199).  Vgl. 
Ober-,  Undcr-,  Land-.  —  Gemeindevorsteher  Gr 
Pr. ;  jetzt  an  den  meisten  Orten  , Gemeindspräsident' 
oder  ,Amniann'  genannt,  =  , Schulze'  in  Deutschland. 
In  älterer  Zeit  auch  in  Z  in  der  Formel:  .Pfarrer, 
V.  und  Seckelmeister',  die  3  höchsten  Personen  einer 
Gemeinde;  z.  B.  er  hat  die  ganz  G'meind  hischimpft, 
l'f.,  V.  u.  S.  In  SchKI.  hiess  bis  1850  V.  der  von 
der  Regierung  gewählte  Präsident  des  Genieinderats 
(dann  auch  der  Vorsitzende  des  sog.  , Eossbuben- 
gerichts', s.  d.).  Unter  der  alten  Verfassung  von  B 
hiess  ,V.'  oder  .Untervogt'  der  erste  Gemeiiulsbeamte 
als  direkter  erster  Subaltern  des  Landvogts.  —  3.  Ver- 
walter einzelner  Zweige  des  Gemeindehaushalts. 
So  hiessen  in  (iSev.  seit  alter  Zeit  V.  die  Pfleger  von 
Fonds.  Aufseher  über  Gemeiudewerke  und  bes.  über 
das  Alpwesen,  Vorsteher  von  Corporationen;  ebenso 
in  GrD.  u.  anderswo.  Jedoch  gelten  dafür  mei.stens 
die  Compos.,  s.  dd.,  in  denen  -Vogt  z.  T.  mit  -Meister, 
-Flieger,  -Verwalter  wechselt.  —  4.  Vogtgerichts- 
herr, Inhaber  der  niedern  Vogtgerichtsbarkeit  zu 
eigenem  Recht;  so  bis  XVI.,  später  ,Gerichtsherr'  ge- 
heissen.  Vgl.  vogtbar  ä.  —  5.  RAA.,  meist  i.  S.  v.  2. 
I)e"  V.  lä"  geifere",  geufere  [sich  ereifern,  bemühen] 
=  sich  um  eine  Sache  nicht  kümmern  Aa.  Ijass  du 
nw  de"  V.  la"  g.l  Sfterm.  Lond  [lasst]  de"  V.  g.: 
er  geuferet  für  die  ganz  G'meind  (für  Alli).  .Ein 
Redhaus  [Mund]  wie  's  dem  V.  bescheert  i.st.'  Scn 
Pilger  1882.  d.  h.  grosse  Beredsamkeit;  s.  Landrogt. 
We""  d'  Chue  drüf  [draufgegangen,  crepiert]  ist,  so 
ge  [geben]  si  dr  Seili  [dem  Strick]  e»  V.  BBe.  (Sorg- 
falt konmit  oft  zu  spät).  Du  bist  iez  au  en  böse  V. 
[Aufseher.  Wächter]!  zu  einem  bissigen  Hunde  ge- 
sagt Z.  /"''  bi"  numen  en  imschuldige  V.,  bei  der 
Sache  nicht  persönlich  beteiligt  Bs. 

Mhd.   vof/ft,   ro(jl,   vuu  lat.  (ad-)vorntm.  Bell.  4   walir- 

sclieinlicli  aus  Belehniing  von  Vasallen  der  (irafen  und  auch 
aus  Uiiterkirchcnviigtei  entstanden. 

Ober-:  1.  Gemeindeaufseher  über  Bevormun- 
dete Ap.  —  2.  einer  der  von  der  Landsgemeinde  ge- 
wählten Beamten,  vormals  Präsident  des  Waisenamtes, 
jetzt  Aufseher  über  die  Liquidation  und  alle  gericht- 
lichen Verkäufe  Ndw.  —  3.  Vorsteher  einer  .Mp- 
genossenschaft  Ndw.  —  4.  ein  von  den  Kantonen 
in  die  Gemeine  Herrschaft  Thnrgau  zur  Aufsicht  über 


Fagt,  feg:t.  flgt,  fogt.  vii^t.  fugt 


706 


die  Verwaltung  der  Kloster  gesetzter  Beamter. 
1531,  AüsrH.  Syn.  Klosterrtigt,  s.d.  —  5.  Statthalter 
der  Regierung  in  einer  Vogtei.  So  im  Ktn  Z  bis  1831 
die  Dberbeamten  der  18  .inneren  Vogteien',  entspre- 
chend den  .Landvögten'  der  .äusseren  Vogteien'.  Vgl. 
(Inder-  u.  Landvogt.  , Unifressen  wie  des  ü-s  Geiss: 
von  einem  Tisch  zum  andern  schmarotzen  gehen,  als 
ob  man  das  Recht  dazu  hätte.'  Spreng.  Der  Vogt 
hatte  das  Recht,  sein  Vieh  auf  den  Gütern,  welche 
vormals  Allmeine   gewesen  waren,    weiden  zu  lassen. 

Egg-:  ßannwart,  welcher  die  Horgeregg  ver- 
waltete Z. 

Alp-:  Aufseher  über  eine  Alp  (nach  Schatzmann 
nur  Privatalp  einer  Genossenschaft,  nach  Tsch.  auch 
ött'entliche)  Gr;  Obw;  GSev.  (Syn.  Alpmeister);  W. 
,Ein  Jeder  soll  wcrchen  in  der  Alp,  wo  ihne  der  A. 
heisset.'  1709,  Obw  (hier  schon  Anf  XVll.  erwähnt). 
Vgl.   Ürti-,  Berg-,  Sei-,  S2>end-  3. 

Under-:  1.  der  unter  einem  Land-  oder  Obervogt 
stehende  Unterbeamte  eines  Bezirks  oder  einer  Ge- 
meinde; der  höchste  Beamte  einer  Gemeinde,  oft  auch 
einfach  ,Vogt'  genannt;  s.  d.  2.  ,Der  untervogt  ist 
Steuer-  und  tauengeld-  und  des  futterhabers  frei  und 
bezieht  von  jeder  haushaltung  eine  korngarbe  und  hat 
neben  sich  zween  geschworne.'  Bruckn.  Im  J.  1531 
wurde  den  reformierten  Freien  Ämtern  das  Recht  ent- 
zogen, ihre  Untervögte  selbst  zu  wählen,  welche  nun 


von   den  Landvögten   gesetzt   wurden. 


cherzh. 


entstellt:  der  Unterrock  der  weiblichen  Kleidung. 
wenn  er  unter  dem  Saum  des  Oberrocks  hervorguckt 
ZNerach.     S.  noch  Gerichts-. 

Ürti-:  Aufseher  über  das  Land  einer  Urte  (All- 
mendgenossenschaft);  auch  über  die  Waldvögtc  und 
Frevler.  Er  hat  aucli  die  Auflage  für  das  .auffahrende' 
Vieh  unter  die  Genossen  einer  Alp  zu  verteilen  Nnw. 
Syn.   Teilenrogt. 

Vieh-    s.  Allmender  Sp.   192  und  A!lmend-^'. 

Fueder-   s.  Ftieder. 

Vogel-:  Aufseher  über  die  Vogeljagd,  Schutz- 
massregeln gegen  EaubvögelV  In  GSev.  gab  es  V.- 
Vögte,  von  der  Gemeinde  angestellt  und  besoldet. 

Furchen-:  Aufseher  über  das  Ackerfeld?  oder 
über  eine  Weide  dieses  Namens?  ,Item  wellicher  ein 
rytross  oder  sonst  etwas  veechs  uf  die  füren  über- 
nacht  tat,  der  soll  den  Ion,  was  ime  ein  furenvogt 
ufleit,  geben.'  1572,  SchwE.  Waldstattbuch. 

Gugger-:  ein  scherzhaftes  Ehrenamt  an  dorÄlpIer- 
kirchweih  in  UwBeckenried.  Er  trägt  auf  einem  Stocke 
einen  Gugger  [Kukuk]  herum  und  stellt  diejenigen 
Alpler  vor.  welche  Giigiicr,  d.  i.  schlechten  Käse,  be- 
reiten. 

Gelte"-  Uw,  , Gülten-',  Gölta-  Ar:  Verwalter 
einer  Concursmasse,  Stellvertreter  der  Gläubiger  Ap; 
Uw;  im  Plur.  die  grössten  Gläubiger  eines  Concursiten. 
welche,  ehe  es  dafür  eine  besondere  Behörde  gab,  die 
Masse  verteilten  Uw.  .Die  gült,  so  den  geltenvögten 
ist  yngesetzt  worden,  wird  verplyben,  wann  nit  in  ge- 
bürender  zyt  <lie  gült  gelöst  wird.'  10(19,  E.ngei.h.  — 
fii'ltc  =  (iläiil)i^cr. 

Gassen-:  Aufseher  über  die  Gassen  und  Wege  (?). 
,Welcher   ein   ross  uf  die  alment  tuet,    nachdem  man 
uf  die  gemeinen    al|ien   ist  gefaren.    sol    einer   darfür 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  5. 


dry  tagwen  tuen  uf  der  almendt   oder  wo  in's  der  g. 
heisst.'  ca  1590,  ENciKLB. 

Geiss-:  das  Haupt  der  Ziegenbesitzer,  welcher 
einen  Hirten  zu  bestellen  und  zu  beaufsichtigen  hat, 
meistens  auch  beherberg-t  GSev. 

Gästling-:  Aufseher  über  ,Gäste-,  d.  h.  arme 
Fremde,  fahrende  Leute,  Pilger?  ,Ein  Gestling-  und 
ein  Spitalvogt.'  SchwE.  1572. 

Glatt-:  Aufseher  über  den  Fluss  Glatt,  Ktn  Z 
XVIII.  Es  gab  2  Glattvögte,  Glieder  des  Kleinen 
Rates. 

Graf  Schafts-:  Statthalter  des  Landvogts  im  Aa 
Amt  (früher  Grafschaft)  Lenzburg,  XVllI. 

Helgen-:  Beamter  einer  Schützenbruderschaft, 
bes.  zur  Besorgung  der  kirchlichen  Angelegenheiten 
derselben,  z.  B.  der  Leichenbegängnisse.  Bei  Umzügen 
hat  er  das  Bild  des  Schutzpatrons  der  Gesellschaft, 
des  h.  Sebastian,  voranzutragen.  —  Hi-Ige  =  Heiliger; 
Heiligenhild.      Vgl.   Kcrzm-. 

Hard-:  Forstaufseher,  Holzbannwart,  der  das  .An- 
schlagbeil führt  Bs  (Spreng).  —  ,Hard',  Name  eines 
stÄdtischen  Waldes. 

Hirten-:  Aufseher  über  den  Hirten  (wohl  der 
Ziegen)  Schw.     Vgl.  Geiss-. 

Käfer-:  Aufseher  über  das  von  der  Obrigkeit  an- 
geordnete Sammeln  von  Maikäfern  Ndw;  Schw.  Vgl. 
Scliäreii-. 

Kallen-:  Aufseher  über  die  Glocken.  L  1711.  — 
KaU'ii,   Glockenschwengel. 

Küchen-:  1.  Verwalter  des  Kirchengutes  Gl; 
GrD..  l'r.;  LE.;  Schw;  Z.  Syn.  Kilchineier,  Kilchen- 
pjleger.  Auch  Aufseher  über  Kirche  und  Pfarrhaus 
GrD.   —  2.  Vorsteher  der  Kirchgemeinde  Obw. 

Kaiipelen-  Chappele-:  Aufseher  über  eine  Ka- 
pelle Ndw;  Schw;  U.  ,Wir  habend  geordnet  der 
panner  ein  ewig  liecht  an  Jagmatt  und  soll  der  cap- 
pellvogt  das  fertigen.'  ca  1020,  U. 

Kerzen-:  Amt  bei  den  Sennenbruderschatten 
aScHw  u.  Muo.,  bes.  zur  Besorgung  der  Kerzen  an 
der  , Kilbe'  der  Gesellschaft.     Vgl.  Helgen-. 

Kast(en)-:  1.  Schirmherr  und  A^erwalter  der 
Strafgerichtsbarkeit  eines  Klosters  oder  geistlichen 
Stiftes,  ein  Amt,  welches  im  Mittelalter  gewöhnlich 
hohen  Adelichen  oder  sogar  Fürsten  zustand.  ,Wann 
dann  von  Alter  hero  ein  Gottshaus  Einsidlen  den  Ab- 
gesandten unsers  Lands  Schwyz  als  des  Gottshauses 
natürlichen  Schirmherrn  und  Castonvögten  ihres  Haus- 
haltens ein  durohüss  speziticierte  vollkommne  rech- 
nung  erscheint  und  vorgewisen.'  1040,  Schw  LB.  In 
Ndw  Verwalter  des  Frauenklosters  S.  Clara.  Vgl. 
lüoster-.  —  2.  Steuereinnehmer  Zg.  Syn.  Seckel- 
meister.  —  Der  Naiue  in  Bcd.  1  wohl  liergciKiimiieii  von 
dem  Schutz  für  das  kirchliche  Gut. 

Kloster-  =  Obervogt  4.  ,I)ass  sy  [die  Eidgenossen] 
einen  einzigen  oberisten  vogt  oder  pfleger  (so  der  kl. 
genempt  werden  soll)  ins  Thurgöw  setzen,  der  uf  die 
klöster  ufsechen  haben  und  sich  derselben  Verwaltung 
beladen  soll.'  1530,  Abscii. 

Knaben-:  der  über  die  armbrustschiessenden 
Knaben  gesetzte  Aufseher  Nnw. 

Land-:  Verwaltungs-  und  Geriehtsbeaniter  einer 
kantonalen  Regierung  in  einem  Untertanengebiet,  un- 
gefähr =  dein  heutigen  Statthalter  u.  Gerichtspräsidenten 

45 


707 


Fao-t,  fegt,  figt,  fogt.  Vogt,  fugt 


708 


eines  Bezirke.-;.  Vgl.  Obermgt;  Voyt  X'.  In  B  war 
.Junker  L.'  =  Oberamtmann.  Im  Volk-sleumund 
genos.sen  die  Landvögte  teils  des  Kredites  geistiger 
Überlegenheit  (.rechnen  könne  er  wie  ein  L.'  Stütz. 
.Bueli.staben,  die  kein  L.  könn  lesen.'  ebd.;  grosse 
Beredtheit  bezeichnet  man  mit :  rede"  chönne"  wie  e  L. 
.Sprww.  IS'24).  teils  aber  desjenigen  des  Eigennutzes, 
der  (Gewalttätigkeit,  des  Wohllebens  usw.,  nicht  ohne 
tirund  mit  Beziehung  auf  die  .Gemeinen  Herrschaften': 
.Die  Landvögte  haben  der  Schweiz  die  Freiheit  ge- 
bracht und  werden  sie  wieder  darum  bringen.'  Sprww. 
18'24.  Lünd  ir  de'  L.  geufere''  'L  (vgl.  Voiß  i).  E 
(jrossi  Gloggl  si  hrnmmlet  jo  uie-n-en  alte  L.  Stütz. 
Kr  hrücht  en  Platz  irie  en  L.  Sprww.  18'24.  ,Mach 
Mist,  dieweil  du  L.  bist',  benutze  die  günstige  Gelegen- 
heit, dich  zu  bereichern,  ebd.  .Tue  pfad  d.  i.  gemach, 
vorsichtig [y],  der  L.  kommt!'  =  lass  nicht  sehen,  dass 
du  Vermögen  hast,  sonst  bringt  dich  der  L.  darum 
Th  (Sprww.  1824).  Ach  Gott!  war  i"'-  Landmgt!  Wie 
wen  i'''  d'  Lüt  strafe  ZWjla,  .wie  wollt  ich  die  Bauern 
strafen!'  Sprww.  18'24;  oder  Chönnt  i''' d' Lüt  zicinge", 
Dass  si-mer  miiesstid  Gelt  bringe"  ZWl.  Ach  myn 
Gott!  !''•  weit,  i'''  tdir  Landcorjt,  So  chönnt  r''  d'  Bure" 
strafe",  Und  bi  de"  Jumpfere"  (W'ihere")  schlafe"  [das 
vermeintliche  jus  prima;  noctis],  oder  Bis  si  niimme 
chöiinted  schlafe".  ,Er  lügt  wie  ein  L.'  Sprww.  1824. 
S.  noch  Ufritt.  —  landvögtelen :  den  Landvogt 
spielen,  despöteln  (von  Beamten)  B. 

Allmend-Vogt:  Aufseher  über  die  Benutzung 
der  A.    BSi.  Rechtung  L558,  =   Vichr. 

G  e ni e  i  n  d  s - :  ein  Vogt  genannter  Gemeindebeamter 
GRPr. 

Massa-Vögte:  von  den  Gläubigern  im  Falle  eines 
Goncurses  aus  ihrer  Mitte  bestellte  Curatoren  zur  Li- 
quidation und  Verteilung  der  Concursmasse  Gl:  s.  Gl 
LB.  1807  §  154.     Vgl.  GeUenv. 

Meitli-Vogt:  Verwalter,  welcher  von  der  Knaben- 
schaft in  ScHwBr.  der  Zunft  der  alten  Jungfern  zur 
Verwaltung  ihres  fingierten  Gesellschaftsfonds  im 
Scherze,  aber  förmlich  gesetzt  wurde,  und  welcher 
jeweilen  an  der  Alten  Fasnacht  auf  öffentlichem  Platze 
seine   komische  Kechnungsablage    zum  Besten   gab  f. 

Genossen-:  Vorsteher  und  Verwalter  irgend  einer 
Genossenschaft  (G'nosssamiJ,  z.  B.  =  Urtivogt  Ndw. 

Bach-:  Aufseher  über  die  Bäche  Ndw. 

Bann-:  Aufseher  über  den  gebannten  Wald.  .Die 
gebannten  wäld  in  schirm  und  huot  zuo  halten  sind 
gestimbt  und  gesetzt  worden  zwOn  bau-  old  waldvögt.' 
1645,  UwE. 

Büren-:  ein  Landvogt,  der  es  (ausnahmsweise!) 
mit  den  Bauern  statt  mit  der  Regierung  hält.  1528. 
EEoLi  1878. 

Berg-:  1.  Aufseher  über  die  Benutzung  der  ge- 
meinen Alpen.  ,Ein  Landmann  soll  den  Bergvögten 
getrüwlich  angeben,  was  er  für  Hab  [=  Vieh]  auf  die 
Berg  treiben  wolle.'  1075,  BEschi.  Vgl.  Alp-,  Sei-. 
—  2.  Aufseher  über  das  ab-  und  in  der  Höhe  ge- 
legene Gebiet  einer  Gemeinde.  So  hiess  z.  B.  der 
im  sog.  ,Berg'  waltende  Stellvertreter  des  Vogtes  in 
Horgen  seit  Ende  XVI. 

Bettel-:  1.  Aufseher  über  herumschweifendes  Ge- 
sindel ScHW,  scljon  1572  (dal'ür  moderner:  Wacht- 
meister) ;  Uw  (BHtlerv.  neben  Harschier) ;  Polizeidiener, 


der  bes.  die  Bettler  zu  überwachen  hat.  Aa  ItilO.  — 
2.  Seckelmeister  der  armbrustschiessenden  Knaben, 
der  von  Vorübergehenden  Gaben  erbitten  muss  ZRüml. 
—  3.  B.-Vögtli  (scherzh.),   begehrliches   Kind    Z. 

Batzen-:  Verwalter  des  Ertrages  einer  besondern 
Einkaufsgebühr.  HoROEN-Vorderberg  seit  1685. 

Pfruend-:  Verwalter  der  Pfrundeinkünfte  Gr 
Seewis;  Ndw;  Schw. 

Brunnen-:  Aufseher  über  die  (öffentlichen)  Brun- 
nen einer  Gemeinde  G;  Z.     Syn.  Brunnenmeister. 

Richs-:  der  Kaiser  und  Reich  vertretende  Beamte 
in  einer  von  den  gewöhnlichen  Gerichten  eximierten 
Reichsvogtei;  später  in  Z  Bezeichnung  des  von  dem 
Rate  (an  den  die  Reichsvogtei  übergegangen  war)  mit 
dem  Blutbann  belehnten  Vorsitzers  im  Blutgericht; 
noch  später  des  die  Exekution  der  Todesurteile  lei- 
tenden Ratsgliedes.  .Latrunculator,  pra;tor :  reichs- 
vogt.  der  übers  bluot  richtet,  oberster  richter  über 
das  malefitz.'  Fris.  ;  Mal.  Er  wohnte  zu  Pferde,  be- 
gleitet vom  in  den  Standesfarben  gekleideten  Weibel. 
den  Hinrichtungen  bei  Ap;  üw;  Z.  In  G  hiess  so  der 
dritte  Bürgermeister;  in  ApI.  das  letzte  der  11  Mit- 
glieder der  Regierung,  welches  zugleich  als  öffent- 
licher Ankläger  fungiert. 

Gerichts-V.,  Unterv.-  hiess' unter  der  alten 
Verfassung  im  Aa  der  erste  Gemeindsbeanite  als  Pi'ä- 
sident  des  geistlichen  und  weltlichen  Gerichts. 

Regel-,  jBägul-'  hiess  der  Verwalter  des  Stifts 
Grossmünster  in  Z,  zu  dessen  Schutzheiligen  S.  Regula 
gehörte. 

Se-:  Aufseher  über  einen  See,  bes.  den  Fischfang 
und  regelmässige  Schifffahrt  auf  demselben.  In  Z 
hatten  2  Glieder  des  Rates  als  Seevögte  die  Gerichts- 
barkeit über  den  See.  ,SuIlent  die  von  Surse  einem 
8.,  den  die  von  Luzern  dar  setzent,  gehorsam  syn.' 
1380,  Absch.  ,So  sind  jetz  zu  Wesen  erweit  seevögt.' 
1532,  ebd.  ,Der  Schultheiss  von  Murten  berichtet, 
dass  Leute  im  Murtnersee  während  des  Laiciis  fischen 
und  nicht  betreten  werden  können,  weil  sie,  sobald 
sie  seine  oder  der  Seevögte  Ankunft  merken,  sich 
aufs  Land  zurückziehen.'  1581,  ebd. 

Sei-:  wohl  ziemlich  ^  Alji-.  Gotth.  —  Vou  »t/.«, 
eine  Alp  schätzen  und  verteilen. 

Siechen-:  Verwalter  im  , Sondersiechen-  u.  Blat- 
ternhaus' bei  Bern,  XVUI. 

Selen-:  Verwalter  der  für  Seelenmessen  gestifteten 
Vermächtnisse.  .Alldieweilen  zue  Zeiten  gewüsse  Ge- 
schlechter ihre  Gestifter  und  Jahrzeitscapitalia  in  den 
Händen  behalten  und  selbige  nit,  wie  gebräuchlich,  in 
den  Seelensack  hinder  den  jeweiligen  Hrn  S.  legen.' 
1701,  Schw  LB. 

Schnei-:  1.  Verwalter  eines  Schulfonds  resp.  auch 
Einzieher  von  Schulgeldern  Gr;  Ndw;  vormals  auch 
Ap;  Gl;  Z  z.  B.  in  Horgen  schon  1710  ein  solcher, 
da  sonst  die  Schule  unter  der  Kirche  stand.  Syn. 
Schuelcerw alter,  —  2.  im  Jahr  1882  nannte  man  spöt- 
tisch Seh.  den  in  einem  neuen  Bundesgesetz  vorge- 
sehenen, aber  in  der  Volksabstimmung  verworfenen 
Sekretär  für  Bundesaufsicht  über  das  Primarschul- 
wesen, wobei  der  Seh.  als  eine  neue  Aurtage  der  alten 
Landvögte  aufgefasst  wurde. 

Scheren-:  ein  zur  Vertilgung  Aer  Scheren,  Maul- 
würfe, bestellter  l>orfbeamter.  .Damit  dem  schädlichen 


700 


Fagt,  fegt,  figt,  fogt,  vogt,  fugt 


710 


Uiizifer,  Mäusen  und  Scheren  desto  besser  nachgesetzt 
und  das  l.and  geseübert  werde,  so  süUe  auf  jeder  Bür- 
sanie  der  Landschaft  Äsclii  ein  8ch.  gesetzt  sein,  der 
dann  von  einer  ICüewinterung  '/«  Batzen  und  von 
einer  Küeweid  ein  Kreuzer  jarlich  züchen  soll.'  1(575. 
\g\.  Käfer-. 

Schirm-:  von  der  Gemeinde  bestellter  Aufseher 
über  die  Verwaltung  der  Vormundschaft.  ,Wo  kind 
vorhanden  sj-gen,  so  weder  vater  noch  rauoter  band, 
oder  witfrowen,  die  nit  wol  husent.  und  zu  besorgen, 
dass  die  fründ  nit  notwendig  ynsehen  tüegind.  dass 
sie,  die  Schirniviigt,  dieselben  personen  beschielten, 
rechnung  von  ihnen  erfordern,  der  kinden  hab  und 
guot  uf  der  Stadt  schirnibuch  beschryben  lassen  und 
also  getrüwe  und  väterliche  fürsorg  für  witwen  und 
Waisen  haben.'  Z  1549.  Vgl.  Schutz-.  —  Schirm- 
Vogti:  das  Amt  und  Lokal  eines  Schirmvogts  Z, 
schon  1513  erwähnt. 

Schatz-:  Verwalter  eines  Kirchenschatzes '?  oder 
des  Staatsschatzes?  ScHwGers.  17(51. 

Schutz-:    Schirmvogt  (einer  Wittwe)  GWallenst. 

Sehmalz-.  In  GrI).  bestanden  noch  bis  1806  zwei 
Schm.-Vögte,  welche  den  .Hausarmen'  ihren  Butter- 
bedarf zu  ermässigtem  Preise  durch  eine  Abgabe  der 
Wohlhabenden  verschafften. 

Sp icher-:  Gemeindsbeamter  in  B Anisoldingen. 
Wahrsch.  Verwalter  eines  von  der  Gemeinde  gehal- 
tenen Magazins  von  Lebensmitteln. 

Spend-,  Spenn-  Gl,  Spetj-  Schw:  1.  Verwalter 
des  Armengutes  einer  Gemeinde  Gl;  Gr;  Schw.  Syn. 
Armenpileyer.  Auch  aus  Gk  .Tenaz  1540,  übw  l(j'29 
erwähnt.  ,ltem  4  elln  graws  landtuoch  soll  alle  jar 
ein  sp.-v.  den  hüsarmen  usteilen.'  BSigr.  15(i0.  — 
'2.  ein  dem  Alpvogt  zur  Seite  stehender,  mit  ihm 
alljährlich  wechselnder  Beamter,  der  das  für  das  Alp- 
vieh angekaufte  und  vom  Pfarrer  gesegnete  Salz  in 
die  Alp  trägt  und  dem  Pfarrer  für  die  Alpsegnung 
2  Stöcke  Zieger  zu  überbringen  hat  W. 

Spittel-:  Aufseher  über  das  Armenhaus  der  Ge- 
meinde, B.     Spitalverwalter  ('?)  Schw. 

Täufer-:  Verwalter  der  confiscierten  Güter  der 
Wiedertäufer.  Z  XVI.— XVllI. 

Tal-:  1.  ein  von  den  Schirmorten  des  Klosters 
Engelberg  über  das  Tal  gesetzter  Beamter.  XVI.. 
Absch.  —  2.  ^  Oberrogt  2  Obw,  auch  Waiden-  genannt. 
—  3.  der  von  Grafenort  her  in  jenes  Tal  einziehende 
Nebeh 

Teile"-,  Friteile"-:  1.  Verwalter  (der  Anteile) 
eines  Corporationsgutes,  Seckelmeister  der  Bürger- 
corporation,  Obw.  —  2.  Tal-:  ein  zu  Erbteilungen 
amtlich  bestellter  Aufseher  Ar. 

Dorf-:  Vorsteher  der  Bürgergemeinde  Scnw;  Ndw. 

Weg-:   Strassenaufseher  GrI).;  ZHorgen  f. 

Wölbi-:  scherzhafte  Benennung  der  Zuchtrute, 
welche  in  den  Bauernstuben  in  dem  Tragebalken  der 
Stuhenwelhl  [Decke]  steckt,  so  dass  die  Kliuler  sie 
allezeit  vor  Augen  haben  können  W. 

Wald-:  Waldaufseher  Ndw.  —  Bannwald-.  ,Es 
sollen  immer  2  Bannwaldvegte  sein,  die  sind  ver- 
pflichtet, für  die  Bann-  und  Howälde  zu  sorgen.'  1821, 
ÜBwLung. 

Tagwan-  Tagnic-:  Vorsteher  des  Tttjjme,  d.  i.  der 
Gemeinde  Gl;  GG. 


Werl-  =  Wasser-  Senw. 

Wuer-:  Aufseher  über  Eheindämme  GSev. 

Werch-:  Aufseher  über  die  Prohnarbeiten  für 
Strassen?  ,Die  zuo  Werkvögten  gebraucht  werden, 
sollent  Fleiss  ankehren,  dass  die  Straassen  erhalten 
werdent.'  Landr.  Avers  1022. 

Wasser-:  Aufseher  über  Wasserbauten,  besonders 
Schutzwehren  gegen  wilde  Wasser  GrD.;  Uw.  Ein 
solcher  heisst  dort  speziell  Aawasservogt  und  wird 
von  der  Landsgemeinde  erwählt.  ,Die  tallüt  [von 
Engelberg]  sönd  ein  mann  und  w.  dargen,  der  soll  bi 
dem  cid  verbunden  syn,  [dem  Aawasser]  zu  wehren 
old  werchen.'  1514,  Obw. 

Waisen-:  1.  Direktor  des  Armenhauses  in  BThun. 
—  2.  Vorsteher  des  Waisenamtes  Scnw;  Uw.  ,Der 
Vater  soll  synen  Kinderen  ir  müeterlich  Gut  vor  den 
Weisenvögten  zeigen  und  in  das  Woisenbueh  yn- 
schryben  lassen.'  1(523,  Aa. 

Zun-:  Aufseher  über  Zäune  am  Goffersberg  Aa 
Lenzb.  f 

Järzit-:  Verwalter  von  Stiftungen  für  Seelen- 
messen Scnw. 

vogten:  1.  (trans.)  unter  Vormundschaft  stellen 
(Waisen  oder  verschwenderische  Erwachsene)  Ai';  S; 
üw;  Z.  Wenn  de''  Tüf'el  (fragtet  icär,  so  chäm  er  um 
d'  Höll  Aa;  Schild;  Stutz.  Me"  sett  [sollte]  -mi'''  (bzw. 
di''')  -('.,  sagt  man  im  Hinblick  auf  eine  unüberlegte, 
unvorsichtige  Handlung.  —  2.  (intr.)  das  Amt  eines 
Vogtes  verwalten.  ,Ein  jeder  vogt  soll  alle  jar  rech- 
nung geben:  hat  er  gevogtet,  dass  erenleut  dunkt, 
dass  den  eren  gemäss  seie,  so  lasst  man  den  vogt 
wyter  blyben.'  15(53,  BSi. 

ent-:  der  Vormundschaft  entlassen.  ,I)ass  nieman 
anders  denn  ein  Abt  v,  Pf.  wittwen  und  waison,  die 
des  gottshus  sind,  bevogten  und  e.  soll.'  Opfn.  He- 
dingen, Anf.  XV. 

ver-:  (refl.)  einen  Vogt  nehmen.  ,Wann  zwei  ehe- 
leut  der  ehe  halb  einandern  rechtfertigen  [vor  (jericht 
ziehen],  so  sollen  sie  sich  irer  vogtei  [vögtlichen  Ge- 
walt über  einander]  gegen  einandern  verzeichen  [ent- 
schlagen], die  frauw  aber  sich  gleich  anderwärt  wider- 
umb  vervögten  und  soll  nit  zuogelassen  werden,  dass 
ein  frauw  für  sich  selbs  ohne  einen  vogt  am  eliegericht 
handle.'   1533,  Bs  Rq. 

miss-:  das  Amt  eines  Vogtes  schlecht  verwalten. 
,Vögt  sollent  blyben,  es  fundi  sich  dann,  das  einer 
missvogtet  bette.'  ca  1480,  Ndw. 

be-:  1.  (m.  Acc.  P.)  Jmdn  bevormunden  Ar;  Gr. 
.I'fogte,  tutorem  dare.'  Id.  B.  Jmdm  Vogt  sein.  LB. 
Ndw  1545.  —  2.  (m.  Acc,  S.)  a)  unter  Aufsicht  stellen; 
überwachen.  .Seewasser  und  Landwasser  sollen  mit 
zweien  Ehrenmannen  bevogtet  werden,  welche  ein 
fiyssig  ufsechen  haben  sollen.'  LB.  Davos.  ,Alle  4  Kir- 
chen sollend  bevogtet  werden,  jede  mit  2  Ehrenmannen, 
die  verschaffen  sollen,  dass  die  Gebüw  in  subern  Ehrn 
erhalten  werdend.'  ebd.  ,Eine  Landschaft  bevogten.' 
1529,  Absch.  —  b)  in  Schutz,  Verwahrung  nehmen, 
mit  Beschlag  belegen.  .Als  uf  genannten  H.  ein 
uffahl  konnncn,  sygen  etliche  -syner  seliuldforderen 
ihm  nachgeloffen  und  gepötten,  das  guot  ze  b.  und 
ihnen  umh  ihre  sachen  bott  [gericlitliche  Beschlag- 
nalimel  ze  erlauben.'  1573,  Uriiak  Kyburg. 


711 


Tagt— fugt..    Fagg-fugg 


712 


Vogti,  -ei:  1.  Voriuundschaft,  Amt  eines  Vogtes 
i.  S.  V.  1  Ap;  Bs;  UwE.  ,Wcr  notturftig  ist  zuu  be- 
vogteii,  den  soll  man  bevogten  und  soll  kainer  mcer 
dann  vier  vogtyen  haben.'  Ländr.  Henneb.-Peterz. 
1065.  —  2.  Herrschaftsbezirk.  Zu  Vogt  3.  — 
Geissen-Vogtei:  Spottn.  für  die  bis  z.  helvetischen 
Umwälzung  als  solche  bestehende  winzige  Landvogtei 
Uilgenberg.  —  Burg-:  Hof  ehemals  der  Markgrafen 
von  Baden  in  Basel,  jetzt  eine  grosse  Bierwirtschaft. 

—  Bolen-.  Die  S  Vogtei  Flumontal  wurde  auch  die 
D.  genannt,  weil  zahlreiche  Dohlen  die  Löcher  und 
Ritzen  der  dortigen  Balmfluh  bewohnen. 

Vögtin:  Frau  eines  Vogtes  (als  Blutrichters). 
.Dass  kein  v.  nit  meer  keinen  Übeltäter  dem  nach- 
richter  ab  der  band  schnyden  solle.'  1541,  Absch. 

Das  angedeutete  Vorrecht  vornehmer  Frauen  wurde  durch 
die  zu  jeuer  Zeit  sieli  ausl)reiteude  .Carolina'  immer  mehr 
heschränkt. 

Vögtli"g.  in  B  auch  VöijtJi:  Pflegbefohlener, 
Mündel  B;  Z. 

VötjtU  könnte  elier  Yerk.  des  diui.  .Vügtlin'  sein,  welches 
reiiproken  Bejiriff  haben  kann  wie  ,Pate'.  .Vügtlin:  Un- 
iiiUndiger.'  Zschokke   1797.      VüijiH  auch   Familienn. 

vogtbar,  -ig.  -lieh:  1.  (v.  Personen)  a)  eines 
Vogtes  i.  S.  von  1  bedürftig,  ihm  unterworfen,  un- 
niiin.lig.  .Kleinen  kinden,  die  vogtber  sind.'  Z  Rats- 
ordn.  1434.  ,Wer  vogtber  i.st  und  ein  vogt  hat,  es 
sy  frouw  oder  mann.'  14t>5,  Gl.  ,Wer  vogtberig  ist, 
es  syend  kinden,  die  under  tagen  sind,  frouwen  oder 
ander  lüt.'  ca  1500,  Obw.  .Sölichen  vogtberingen 
lüten.'  ebd.  .Mit  vogtbärigen  lüten,  die  bevogtet  .sind.' 
ebd.  ca  1500.  .Vogtbare  und  eigne  lüte.'  Edlid.  ,Wie 
man  vogtbarlich  bevogten  soll.'  1545,  Absch.  ,Bis 
herzog  C.  auss  seinen  vogtbaren  jaren  kam.'  Wurstis. 

—  b)  keines  Vogtes  mehr  bedürftig,  mündig.  ,Der 
vogtbar  und  zue  synen  tagen  kommen  wäre.'  1457, 
Bs  Rii.  —  2.  (von  Personen  und  Sachen,  Gütern) 
einem  Vogt  i.  S.  von  2  oder  4  unterworfen,  steuer- 
pflichtig, mit  Lasten  zu  Gunsten  des  V.  beschwert. 
Der  Boden  in  den  freien  Dörfern  war  , vogtbar'.  In 
einer  Seil  Urk.  1350  heisst  es  von  einem  verkauften 
Gute,  es  sei  .vervogtbär'.  .Welcher  ein  guot  kouft 
in  dem  hof  ze  Steten,  vogtbär  guot,  der  soll  es  em- 
pfaclien  von  einem  vogt,  er  sy  inder  alder  usser, 
in  jars  frist  umb  dry  Schilling  haller;  tuot  er  das 
nit,  so  mag  ein  vogt  das  guot  ziechen  zuo  synon 
banden  umb  die  dry  Schilling.'  Offn.  Stäfa.  ,Es  soll 
och  die  frygen  vogtbarlichen  güeter  nieman  verkoufen, 
er  Solls  vor  ofl:nem  jargricht  under  der  Thürlinden 
feil  bieten  sechs  Wochen  dry  tag  und  ein  jar.'  Offn. 
Thürlinden.  ,Die  gnossen,  die  in  den  twingen  .  .  . 
Rüssegg  sitzen  und  darin  vogtbarig  sind.'  1423,  Aa 
Wst.  ,Wöller  ain  hus  hat  uf  aim  vogtbar  guot.'  Offn. 
G  Zuozwil  1488.  ,Dass  der  Amtmann  des  Abts  um 
vogtbares  Eigen  nicht  zu  richten  habe.'  1548,  Absch. 
A'^gl.  Vogtmann. 

Mild,  votfetfxtere,  -har,  hcr'uj  auch  Schon  =  mündig.  Diese 
Bi-il.  Iii-niht  auf  Verwechslung  mit:  eines  Vogtes  ,baar',  ledig. 


Fag-g  (tw,  fegg,  ^^^,  fogg,  fngg. 

Vgl.   auch   die   Grupiicn   F  — g;   F  — k. 

Pägg  nur  im  Dim.  Fäggeli  n. :  schlecht  geklei- 
detes Mädchen  B  (Gotth.);  Suterm.  Auch  ein  Mäd- 
chen, das  Alles  mit  sich  machen  lässt.   Gotth. 

Fäiiy  für  /'Vo-;/;/,  mhd.  canh,  Schwein  (wovon  nlid.  .Ferkel'), 
lat.  purcus;  vgl.  J'^ätjy.  Mhd.  vtiW  m..  Schwein,  wahrsch.  das 
seihe  W.,  tirol.   Favk.      S.   noch   unten   fach. 

Fagg  ni..  faggen  =  2- 'acÄs,  fachsen  (Sp.  655)  Gr 
Pr.,  Tschiertsch. 

fllggeii:  leise  herumtappen,  im  Finstern  tasten; 
wiederholt  über  einen  Gegenstand  hin  oder  daran 
herumstreichen  BE.  Kleider  verschieben,  in  Unord- 
nung bringen.  .Vestimenta  modo  indecenti  complicare.' 
Id.  B.  Fägg  nid  a»  inine''  ühlelderen  ume  mit  dme" 
scliiHiit.:ige'  Hände"!  B;  vgl.  Gefägg.  Unruhig,  in 
Andere  belästigender  Weise,  hin  und  her  gehen,  ohne 
Etwas  auszurichten.  Waa  fäggist  geng  umenandere? 
bist  nit  gli'''  fertig?  B.  Uive  függe,  herum  fahren, 
streichen  B. 

Scheint  vwdt  \W\i  jietj<jni  =  fit/ijcii,  reihen.  Der  lauge  Voc. 
malt  die  laugsam  au  einer  Fläche  gleitende  Bewegung;  Be- 
rührung mit  Ftt'/y  (Schwein,  unordentliche  Person)  also  nur 
zufällig. 

Ge-fägg  n. :  unordentlicher  Anzug  B.  ,G'f"!h 
inconcinna  vestinientorum  complicatio.'  Id.  B.  Vgl. 
Ge/ogg. 

Faggefe  f.:  Tasche  in  den  Kleidern,  Rock-  oder 
Hosentasche  BG. ;  FSens.  Giigg,  i^''  ha"-dr  Epins  i" 
dr  F.  sc.  mitgebracht  BG.  —  Ablautend  vwdt  mit  Fiijrje, 
Tasche. 

Faggune  f.:  leichtes  Feldgeschütz.  BMan. ;  1532, 
G  Ratsatz.  , Starke  faggunen  und  halbschlangen.'  1548, 
Absch.  ,2  halbe  schlangen  und  2  faggünli.'  1535.  ebd. 
.Fagunen  oder  halbschlangen.'  1531,Strickl.  .Fakunen 
(vagkunen).'  RManukl;  1524,  Absch.;  1528,  Strickl.; 
Hafner  1000.  .Fakonen.'  Vad.  .Fackünli.'  1531,  Bs(_'hr. 
,Fackunli.'  Kessl. 

Aus  it.  falajne,  Falke.  Schon  gegen  Ende  des  Mittel- 
alters kommt  vitlke,  wie  andere  Vogeluameu,  als  Beueunuug 
von  (Jeschützen  vor,  indem  der  schwirrende  Flug  der  Kugel 
mit  dem  eines  A'ogels  verglichen  wurde.    Ebenso  fiz.  faurwi,  -et. 


Fagg  m.  „Ap";  Gl;Gr;GA.;   „W" 


Dim.  Fäggli 


„Ap";  Gl;  „W",  Fdggi  GrS&y.;  .,'W  " ,  Fägg,scld  GRÜav., 
Vals:  1.  Ferkel  Ap;  Gl;  Gr;  G;  W.  Verschnittenes 
einjähriges  Schwein  Gl.  Auch  Schwein  übh.  Gl;  GA. 
Feisst  ivie  ne  F.  (Syn.  speck feiss);  fräee"  [fett  werden] 
wie  ne  F.  Gl.  —  2.  schmutziges  Kind  Ap;  Gl;  Gr 
Pan.,  ObS. ;  W;  auch:  unordentliches  Gl.  Mi  [man] 
mues  nw  ds  Trögli  g'schaue',  we""-»!«"  xdll  !c/t.ssc", 
wie  ds  Fäggli  ist  Gl.  Unreinlicher  Mensch  Gl;  G.\.; 
auch:  der  unzüchtige  Reden  führt  GA. 

Aus  Färijy,  s.  Anm.  zu  Fany.  Der  Umlaut  ist  aus  dem 
Dim.  auch  in  das  Stammw.  gedrungen.   S.  auch  Fäiii  (Ferli). 

Lanzig-  m.:  junges  Schwein,  das  im  vergangenen 
Frühling  geworfen  wurde  GA.   —    Lanziy  =  ,Lenz'. 

Maien-:  1.  -Fäggli,  ein  im  Mai  geworfenes  Ferkel. 
M.,  Löffelstil,  i'''  c/ja""  di"''  für  en  Narr  ha",  wenn  i''' 
will,  Kiuderspruch  GA.  —  2.  M.-Fäggeli:  Unke  TiiM. 

Pigge  I,  in  Bed.  1  u.  2  auch  l''iggi  —  f.:  1.  in 
dem  unter  dem  Namen  Nünistein  oder  NüMtziehn 
bekannten    und    besonders    aucli    bei    der    ländlichen 


713 


Fagg,  fegg-,  figg,  fogg,  fugg 


714 


Beviilkening  sehr  beliebten  Brettspiel  diejenige  Stel- 
lung der  .Steine',  vermöge  welcher  zwei  .Mühlen'  (je  3 
neben  einander  liegende  Steine)  so  verbunden  sind, 
dass  mit  .Auftun'  der  einen  die  andere  geschlossen 
wird,  wodurch  der  Gegner  beständig  bedroht  und 
geschlagen  (aufgeriehen)  werden  kann,  also  eine 
sehr  vorteilhafte  Stellung;  Zwickmühle  (änhd.  .Fick- 
niühle').  allg.  Noch  vorteilhafter  wird  die  Stellung, 
wenn  neben  der  F.  noch  eine  Mühle  besteht,  weil 
dann  der  Gegner,  der  nicht  zugleich  an  beide  Orte 
einspringen  kann,  rettungslos  verloren  ist.  Daher  die 
RA.  (e)  F.  und  (c)  Midi  ha«,  allg..  F.  und  Falle  BBe., 
oft  bildlich  i.  S.  v.  doppelten  Vorteil,  zwei  Wege  zu 
sicherer  Erlangung  eines  Zieles,  gewonnenes  Spiel 
haben,  z.  B.  zwei  Bräute  zur  Auswahl  oder  für  den 
Notfall;  aber  auch  von  polygamistischem  Verhältnisse 
eines  Mannes;  Alles  aufs  Beste  eingerichtet  haben; 
auch  Raum  zum  Ausweichen  haben;  mit  4  Händen 
gewinnen;  2  Paten  zu  einem  Kind  haben;  2  Geschäfte 
zugleich  betreiben.  Mit  umgek.  Stellung:  .Er  hat  ein 
mühle  und  ein  figgen.'  Hosimn.  Hieher  gehört  auch 
der  Spruch:  Berligge  beflagge,  berlagge  herligge:  tued 
d'  Midi  nild  male,  so  malet-mer  d'  F.,  wobei  man  mit 
2  gestreckten  Fingern  in  abwechselnder  Stellung  auf 
dem  Tisch  an  einem  Messerrücken  vorbei  tupft  Z.  — 

2.  Vorteil,  Glück  in  Unternehmungen,  unvermutetes 
grosses  Glück,  freie  Stellung,  die  der  Schlaue  auszu- 
nutzen weiss  AaZci.;  BO.  (Zyro);  TuTäg.  Das  ist  c 
F.  für  in.  Spreng.  .[Er  möge  wählen,  bei  welchem 
Haus  er  bleiben  Tvolle,  da  man  ihm  diese  [Figge]  nicht 
zu  lassen  gedenke].'  1531,  Absch.  „Fein  ausgedachte 
List.  Kniff.  Schlinge,  einen  Andern  zu  fangen  B;  L."  — 

3.  schwankendes  Verhalten.  Hinundhertreiben. 
Aufundabsteigen  des  Nebels.  Im  Hetzig  ohe"  isch  's 
iez,  mein-i"'',  ehalt,  der  Nefel  ist  det  ordli'''  i  der  Figgi 
aScuw.  —  4.  „Streich,  Schlag.  Einem  eine  Figge 
geben  L.*-  Vgl.  Nacht-.  —  5.  Tasche  Sch.  ,Mar- 
supium  [Geldbeutel].'  Id.  B.  Schubsack.  Sulg.  .Hatte 
keinen  Heller  in  der  Fiegge.'  UBrägger.  Bildl. :  zwei 
Figgen  führen  =  2  Titel,  Namen,  und  daraus  Vorteil 
ziehen.  ,Fuort  also  zwo  figgen  [als  römischer  König 
und  Herzog  von  Ostreich].'  Frünp. 

Das  W.  ist  der  ä.  Spr.  fremd;  nhd.  uur  in  den  Bedd. 
4  u.  5  bezeugt,  5  auch  niederd..  dän.  u.  schwed.  Dieser 
Bed.  mag  ein  besonderes  W.  zu  Grunde  liegen  (mlat. /eoci'um, 
vgl.  ital.  ßcciivc,  liineiusteckea,  einheften,  einstossen.  Diez, 
Wtb.  1^  180),  aber  sie  lässt  sich  doch  auch  auf  den  Begriff 
.reiben'  (fiijijm)  zurückführen  wie  1  u.  (davon  abgeleitet)  '2, 
weil  beim  Einstecken  und  HcrausuLdimen  die  Öffnung  .ge- 
rieben' wird.  Die  Fiiirie  im  Mühlesiiud  ist  ganz  eig.  ein 
Hinundherreiben  auf  einer  Stelle,  zugleich  ein  Aufreiben  des 
Gegners.  4  ist  streifende  Bewegung.  Die  bei  1  u.  2  wech- 
selnden Formen  auf  -<■  u.  -i  unterscheiden  sich  grammatisch 
so.  dass  die  letztere  die  regelmässige  Endung  von  weibl. 
Verbalbildungen  ist  i.  S.  einer  Vorrichtung  zur  Ausübung  der 
betr.  Tätigkeit.  Sie  kam  an  das  vcirliegeude  W.  wohl  aus 
der  Verbindung  desselben  mit  MüU. 

Nacht-Figgi  n.:  der  letzte  Schlag,  den  Kinder 
einander  Abends  am  Schluss  des  Spielens  im  Freien 
geben  ZLunn.  Sonst  's  Letst,  Nachtstücldi.  Ziggi,  und 
wahrsch.  als  n.  diesem  letztern  nachgebildet. 

figge":  1.  reiben.  Etwas  oder  sieh  an  Etwas, 
meisten.s  von  einem  Teil  des  Leibes  gegenüber  einem 
äussern  Körper,  uiul  zwar,  im  Gegs.  von  rihen,  meist 
unwillkürlich,  allg.  .Fricare,  kratzen,  ryben.  jucken, 
ficken.'    Fris.;   Mal.;   Reu.  1662;   Denzl.  1677;  1716. 


.An  etwas  reiben  oder  ficken.  atfricare.'  Mal.  Von 
Kühen,  welche  den  Hals  an  Bäufnen  reiben.  .Zuiualen 
das  Vieh  auch  dadurch  schadet,  dass  es  mit  F.  die 
Rinde  verletzt.'  Anl.,  Z  1773.  Von  Kleidungsstücken 
oder  Schuhen,  welche  zu  eng  anliegen,  mit  und  ohne 
Acc.  P.  .Schmier  wirt  gelobt  [empfohlen]  zuo  den 
orten,  so  gefigget  sind.'  Tierh.  1563.  ,Wo  einen  die 
schuoch  geficket.'  ebd.  .Neue  Schuhe  ficken  Blotern.' 
Keisersbg.  Es  figget-mi  Oppis  Z.  Wenn  's  di'''  btsst, 
so  figg!  kratze!  Schnupfen  und  f.  Tued  's  Herz  er- 
quicke" L.  Aber  auch :  Wenn  's  di"''  figget  {figgt  Bs) 
[juckt],  so  chratz!  Es  bisst-mi'''  e  Flöh,  es  figget-mi''' 
zu-o,  es  steched-mi''''  drei:  röt  [rate],  trie  i-il  das  sei! 
ScH.  Am  G'u-and  umha,  f.,  Kleidungs.stücke  durch 
Reiben  beschädigen  Gk;  W.  An  Etw.  herunuirbeiten, 
um  es  los  zu  machen  GrV.  Obsc.  (trans.  u.  intr.) 
Ai>;  Bs.  Auch  von  Reibung  todter  Körper  aneinander. 
Biiecher  fest  z'sämebinde",  dass  si  nild  figged  Z.  Feilen : 
,[Der  Gefangene  machte  sich]  ein  loch  in  die  bodentile 
und  figget  und  filet  so  lang,  bis  er  das  loch  zu  wegen 
bracht.'  Vad.  F.  und  grigge",  mühselig,  mit  schlech- 
tem Werkzeug  eine  Arbeit  verrichten  ZO.  —  2.  un- 
ruhig sein,  hin  und  her  rutschen  Bs;  U;  bes.  auf 
einem  Sitz,  doch  auch  mit  den  Armen,  bes.  v.  Kindern 
UwE.;  meist  verbunden  mit  ume  (umer,  iimenandj  Gr. 
Uf  em  Baich  [Bank]  ume  f.  W.  In  U  auch:  hin  und 
her  ziehen,  den  Wohnsitz  öfter  ändern.  Her  Nabel 
figget  ume  Uw.  VgL  Figgi.  Daher  auch:  Anstellung 
häufig  wechseln.  Es  ist  für  e  Bur  besser,  underm 
Jör  [im  Lauf  des  Jahres]  mit  de  Lüte  [Dienstleuten] 
nid  z'  f.  L.  —  3.  „schlecht  fidein  U."  Vgl.  A'Crttee«. 
--  4.  (moralisch)  angehen,  berühren,  anfechten  Aa 
Stauf.;  Bs;  Gl;  G;  Sch;  S;  UwE.  Was  figget  dich 
das?  Figget  's-di'''?  geht  es  dich  Etwas  an?  Das 
figget-mi"''  nild  fnild  räss  öl).  Was  figget  's  mich? 
Mira"!  Hafl.  1813.  Was  überen  [vergangen]  ist,  das 
figget-mi"''  nid  L.  Doppelsinnig:  i"''  glaub,  es  figget- 
di"'' ;  tcart,  i'''  will -der  chratzen!  Sch  [gemeint  ist: 
Prügel  geben].  Gelüsten:  Der  Wl"  feggct-mi"''  nild 
Ap.  Es  figget-mi"'',  juckt  mir  (Etwas  zu  tun)  Uw. 
Verdriessen,  ärgern,  kränken:  Das  het-mi"''  g' figget. 
Si  hein-e  [haben  ihn]  g' figget  S.  Refl. :  A"  dem  u-ird- 
si"''  wol  Niemer  f.  Heng.  1836. 

Das  W.  fehlt  der  ä.  Spr.,  ist  aber  wahrsch.  als  Intens, 
von  .fegen'  gebildet,  wenn  diesem  ein  älteres  starkes  fi'tjeti 
zu  Grunde  liegt.  2u  unterscheiden  ist  es  von  ßti'jen,  der 
lokalen  Nbf.   v.  ßeken  (s.  d.}.     Vgl.  a,\K\\  ßer/yen ;  Ab\.  /ilsehen. 

ab-:  1.  abreiben,  -stossen.  -nutzen  Ap;  Bs;  Gl; 
GrD.;  G;  LT;  Z;  z.B.  Kleider  durch  Reiben  abnutzen, 
verderben  Bs.  I"''  han  en  Blätz  abg'figget.  .Dcfricare.' 
Dexzl.  1677;  1716.  —  2.  (refl.)  durch  häufigen  Coitus 
sich  ruinieren  Bs.  -  iif-:  1.  (iewebc  durch  Kratzen 
wollig  machen.  .Refricare,  wider  aufkratzen,  auf- 
ficken,  wider  erfrischen.'  Fris.;  Mal.  —  2.  wund 
reiben,  ,verseeren.'  Fris.;  Mal.  .Die  verseerung,  .so 
einen  die  schuoch  aufgeficket.'  Tierb.  1563.  -  ent- 
et-:  schadlos  halten,  entschädigen  B  oHa.  (Zvro).  — 
Eig.  Verwundung  abwehren  oder  heilen.  —  ver-  (zer- 
Gr  tw.;  W):  durch  Reiben  verderben,  abnutzen,  zer- 
reiben; z.B.  Bücher,  Kleider,  Seil,  Kette  Ar;  Bs;  Gl; 
Sch;  UwE.;  W;  Z.  .Confricare.'  Mal.  .Wu-  niiwcii 
schuo  z.  einem  die  füess.'  Keisershi;. 

Figg  f.:    Lustdirne  Ap. 

(i'figg  n.  Bs,  Figgete  (.  Uw:  das  liciben.  Kratzen, 
h'utschen. 


715 


Fagg — fugg.    Fah — fuh 


716 


fii:';;'eleii :   1.  ^  figyen  im  gew.  S.  Aa;  B;  S;  Viv; 
Z(i;  'A.  —  2.  die  Henne  treten  Obw. 


Figger, 


der  hin  und  her  rutscht; 


wer  niclit  lang  auf  dem  gleiclien  Posten  bleibt  Gl; 
Uw;  U.  tsere  Kaplan  well  scho'  toider  fort;  er  iscli 
nur  [geradezu]  e  Fiffr/i  U.  Eit  Fifir/i  und  en  Griggi 
ZO.,  s.  figgen  1. 

figglen:  zänkeln  GWe.  —  Dim.  zu/i/ara  in  Bed.  4; 
vgl.   .Keibimg,  sich   reilieii'   i.  S.   v.  Streit,  streiten. 

Figge  11  in  der  RA.:  FAiii  (d'jFigga  hüten.:  die 
Feige  weisen,  Trotz  bieten,  drohen,  herausfordern  Gr. 
Auch  Figga!  allein  als  Zuruf  zw.  Kindern  i.  S.  v.  es 
gilt  die  Wette!  versuch  es,  wenn  du  den  Mut  hast! 
wir  wollen's  darauf  ankommen  lassen!  z.B.  F.!  darfst 
du?  soll  ich  kommen'?  Antw.  F.!  ja  komm,  wenn  du 
es  wagst  BSi.  F.!  beziehst  mi'''?  lass  sehen,  ob  du 
mich  einholen  kannst!  GkD.  So  ruft  auch  die  Katze 
dem  sie  verfolgenden  Hunde  vom  Baum  herunter  zu: 
F.!  !ii;ziich  »«/<■''  [beziehe,  d.  h.  hole  mich]!  F.!  tuon's! 
ebd.  Daher  auch  spottend:  F.!  du  hüst-nii''''  nit  [nicht 
erwischt]  Gr.  Wenn  zwei  Rotten  nachtschwärniende 
Burschen  zstrett'en,  so  ruft  die  eine:  Holla  Püssi. 
[heraus  mit  <ler  Katze]!  die  andere  entgegnet:  Figga 
Püssi!  und  es  folgt  dann  wohl  noch  der  Kampfruf: 
Truts  dir,  Figga!  B.\delb.  Im  W  wird  der  ausbie- 
tende Zuruf  Figga!  mit  der  Geberde  des  Finger- 
schnellens  od.  -schnalzens  verbunden.  Dem  einfachen 
F.  wird  zur  Verstärkung,  mit  oder  ohne  ,bieten',  noch 
das  adj.  Ptc.  üsg'hUi  oder  g'hitigi,  üsl;ränzleti  vorge- 
setzt GRPr.,  Seh.,  Schud.,  Tschiertsch.,  z.  B.  (!'''  bilta 
drj  üsg'hiti  F.!  Zuweilen  auch  nur  im  S.  einer  Be- 
teurung,  ohne  feindliclie  Heraustorderung.  z.  B.  Sdiü- 
niii"  tuot 's-mer  mit  Melchfi",  Figga!  ich  kann  melken 
(dabei  Schaum  erzeugen)  so  gut  als  irgend  Einer, 
.trotz  Kinem!'  GuMastrils. 

Aus  it.  ßca  (s.  0.  Fig  4)  mit  luspr.  obscöuer  Bed.  (auf 
die  sich  auch  der  verstärkende  Zusatz  (üa-)  yehu  und  viell. 
auch  Mgji' trUnzlH  liezieht)  und  entsprechender  Handgeberde. 
Auf  ronian.  Ursprung  weist  aucli  die  auf  den  Süd,  Südost 
unsers  Landes  eingeschränkte  Verbreitung  des  W.  in  dieser 
Bed. ;  nach  BSi.   konnte  es  aus  W  kommen. 

Figge  111:  Flügel,  Fittig  B  (Ztro).  —  Aus  ,Fittig' 
zsgez.  durch  Assimilation  des  (  an  y,  während  in  der  gewöhn- 
lichem Nbf.  Ftd,-e  die  Assimilation  eine  Affrikata  (/,;f)  ergeben 
bat.  —  g'figget:  beschwingt,  ebd. 

Figge  IV  f.  —  Dim.  Figgi:  weibl.  Tauin.,  Sophie  B. 

Figgeli,  Figgi  11  in  Anzählsprüchen.  Figgeli, 
Fäggeli  Deminus,  der  ist  drl"  und  der  ist  drüs!  Gl. 
Ani,  mäni,  Figgi,  Fäggi  [usw.]  Z. 

Vgl.  äubd.  .Fickfack',  Rutcnschlag;  ,fickfackeu',  hin  und 
her   falirrn,   und   unser  ßgijfn. 

A'iggi  111  m.  —  Dim.  Viggeli:  männl.  Taufn. 
1.  Viktor  „B";  Gr;  S;  vgl.  Viel.  —  2.  Theophil 
BsStdt.  —  Für  i  liegt  bloss  die  verstümmelte  Silbe  jihi  zu 
liruude,  indem  ijiji  sich  in  der  dortigen  MA.  zu  einer  Art 
Miminutivsulfix  für  Personenn.  ausgeprägt  hat,  viell.  entlehnt 
aus  dem  ndrd.  Sufti.x  -km.  —  L üs-:  Schelte  für  einen  un- 
reinlichen Menschen   S.    —  Wohl  mit  Anlehnung  an /ij/^en. 

fieggen:  reiben,  sich  reiben  B,  z.B.  mit  den  Händen 
an  einem  Körper;  (im  Finstern)  tappen;  mit  dem  Glätt- 
eisen auf  einem  Stück  Zeug  herum  fahren;  mit  dem 
Nebenbegritf  schlechter,  energieloser,  langsamer  Ar- 
beit;   schlecht  geigen  (vgl.  jiggcn  3)\    Walzer  tanzen 


(verächtlich);  doch  auch  unverfänglich:  plätten.  Gotth. 
Sträle  f..  Kämme  fabrizieren  B  iJU.  Mit  Reiben  oder 
Rutschen  die  Kleider  verderben,  bes.  v.  Kindern;  mit 
dem  Hintern  auf  einer  Bank  rutschen. 

Fieggen,  von  St.  ohne  weitere  Unterscheidung  mit  /i;/'/«n 
verbunden,  ist  eine  besondere  Nbf.  des  letztem,  nur  in  B 
vi>rkummend  und  mit  dem  breiten  Voc.  lautlich  ein  breites, 
langsames  oder  mühsames  Reiben,  Streichen,  Rutscheu  noch 
deutlicher  darstellend  (vgl.  acltienggen,  tschienggen,  mit  den 
Füssen  schieftreten),  gegenüber  einem  rascheren,  aber  mehr 
nur  streifenden  Hinundherfahren,  welches  durch  den  kurzen 
und  dünnen   Voc.   von  figgen   bezeichnet  werden   mag. 

umhin-  ume- :  herumreiben,  -rutschen,  sich  herum- 
treiben B,  am  Boden;  uf  eme  Hemli,  schlecht  glätten. 

ver-,  zer-:  durch  Reiben,  Rutschen  verderben; 
zerreiben  B. 

Ge-fiegg  n.:  unruhiges  Verhalten,  Herumrutschen; 
das  durch  Fieggen  verursachte  Geräusch;  ermüdendes 
Geschwätz  B. 

Fiegge  f.:  eine  unruhige  Person  BM. 

Fieggel  m.:  Kammmacher  (etw.  verächtlich)  B  öO. 

Fieggi  m.:  wer  stets  hin  und  her  rutscht,  zu- 
nächst auf  einem  Stuhl,  dann  allg.,  wer  sich  keinen 
Augenblick  ruhig  verhalten  kann  (v.  Kindern);  wer 
häufig  seinen  Wohnsitz  wechselt  B.     Vgl.  Figgi. 


Fall  (vah),  feli,  fih,  foh,  fuli. 

Vgl.   die  ((iiii4M'n    Fa  usw.,    Fach   usw. 

fallen  1)  ^ahen  BO.;  Z",  fö-h,;,  f>%,;  Ap;  Gr; 
GSa..  T..  Stdt,  fü^je  GLf,  Joche  Ar;  GRh.",  fä(n) 
bzw.  fö.  f,V  Aa;  Bs;  B;  VOrtE;  Gl;  Gr;  GA.,  Ms; 
S;  W;  ZStdt.  2)  fäha  Ael.  (rf),  H.  {e'),  fe'ie,  ZF.  f, 
fe^-e  ZO.,  fe^  AaZbI.;  BsRotenfl.;  GG.,  T.;  SchwW.; 
ZS.  3)  faye  (neuer).  —  Präs.  Ind.  Sg.  fän  (fön); 
fast;  fää  (fät)  Aa;  PPo.;  GSa.;  Uw;  W;  Z  tw.,  fän, 
fast  BR.;  Z  neben  fä'  ffanej  —  PI.  fand  Uw,  fe^nfdj 
PPo.;  W;  Z,  fä-efnjd  W;  Z,  fand  Aa;  Z,  föu  B;  L. 
—  Präs.  Conj.  fe-Ji,  fäi:ji  BR. ;  PPo.,  ß'--i  Z  tw., 
föj  Aa;  fä  WLö.,  fa,j('ij  B;  GT.;  Uw;  Z,  fög  Z,  fach 
GlK.  —  Imp.  fä  Uw;  W,  fä  Z,  fach  Xh;  Gl;  PPo.; 
Uw;  ZStdt  t,  fang  G;  W;  Z.  —  Cond.  fie,j  Cfäti)  — 
Ptc.  meist  (ffayf;  in  Ae  g'fn^ha,  fo'/'a:  I.  trans. 
1.  fangen,  a)  Tiere,  auch  auf  der  Weide  schweifende 
Haustiere,  z.  B.  Scliafe,  Ziegen  (zstreiben)  SchwW.  — 
b)  V.  Menschen:  in  Kinderspielen  (s.  Fahens);  auch 
iibsol. :  Fangens  spielen  Gr  ObS.;  mit  enand  fä-e  Z 
Hedingen;  Buli  fah  BG.  (wohl  aus  frz.  poulet,  indem 
die  Kinder  Hühner  vorstellen,  die  vom  Fuchs  gefangen 
werden  ?  vgl.  Hüenli-Brüe).  Chette  fäh,  Fangens  spie- 
len, bis  alle  Kinder  an  einer  Kette  sind  G.  Bildl. 
Eine  n-o-me  [mit  welchem  man]  die  Andere^  mit  fangt 
(fähdj,  Schlaukopf;  übertr.  auf  Überlegenheit  übh., 
z.  B.  Körperstärke,  doch  auch  iron.:  Dunmikopf  Z. 
Überlisten,  daran  kriegen  Bs;  B.  IVie  der  Mei.-iter 
der  Dursli  suecht  z'  foh  und  der  D.  der  M.  Breit.  ,Tr 
wellind  mich  nit  verschmähen  noch  in  mynen  werten 
fahen  [bei  verfänglichen  Worten  fassen].'  NMan.  .Ehr- 
geizige menschen  fehet  man  mit  solchen  diensten,' 
Bull.  1567.  Ehemals  ein  Gerichtsausdruck:  gefangen 
nehmen.  .Faclien  (fahen)'  erklärt  im  Text  mit:  .ge- 
fänglichen ynzüchen.'  Gk1>.  LB.    .Söllent  vollen  gvvalt 


717 


Pah.  feh,  tih.  foli.  fnh 


718 


hall,  wen  sy  argwenig  habont,  zu  fragen,  zu  giehtcn 
[verhören]  oder  zu  vaahon.-  1110/1544,  Schw  LB. 
,Item  wäre,  das  jenian  verschuldte,  das  man  in  vachen 
sollte,  den  soll  der  Probst  rächen  und  behalten.' 
Offn.  Fluntern  ca  1459,  ,Dass  man  niemas  [Nieman- 
den] fachen  noch  turnen  solle,  der  trostung  [Bürg- 
schaft] ze  geben  hab.'  1525,  Er.Li,  Act.  ,üann  er  sie 
mit  fahen,  arrestieren  [usw.]  unlydenlich  beschwart.' 
KCys.  —  2.  bekommen,  in  übler  Bed.  2C  Spifs 
(e  Schine)  f.,  einen  Splitter  in  die  Haut  Gr.  Syn.  neu. 
—  II.  (intr.)  gerinnen,  von  der  Milch,  welche  in 
der  Sennerei  durch  Käselab  zur  Scheidung  gebracht 
wird  Ap;  W,  D'  Milcli  hat  y' fange,  ist  geronnen,  ge- 
schieden. Auch  unpers, :  es  hat  g'f.  Steinm.  1802. 
S.  noch  tjefanyen  und  Fangele. 

Mhd.  raluH,  vän.  Unsere  Formen  haben  eines  Teils  statt 
des  verdünnten  h  (, fahen.'  Z  Fischerordn.  ITTH)  ein  silbcu- 
treunendes  J  eingeschoben,  resp.  dasselbe  vocalisiert  (vgl. 
iimgek.  inäjen,  nhd.  .niähun');  oder  dasselbe  zu  cA  vergröbert 
(in  der  Lit.  des  XVI.  vorwiegend  so;  .faacht."  1531,  Matthä.), 
andern  Teils  alle  Spur  eines  Cons.  verwischt  und  schliess- 
lich Einsilbigkeit  und  damit  Anschluss  an  die  untheniatischen 
Verba  (s. /öjt.  in  1.  P.  Präs.)  erreicht.  Der  Umlaut  (.vächeu' 
schon  im  Einsiedl.  Hofr.)  hat  aus  der  '2.  3.  P.  Präs.  od.  dem 
Conj.  tw.  um  sich  gegriffen.  --  Auffallend  ist  die  sehwache 
Flexion  .vathiut'  (Cond.)  im  Waldmann.  Spruchbr.  H89.  — 
Die  intr.  Bed.  beruht  auf  trans.,  entw.:  die  Milch  hat  den 
Einfluss  des  Labs  empfangen,  in  sich  aufgenommen,  oder: 
die  Teilchen  derselben  haben  einander  augezogen. 

ge-fangen:  Part,  als  Adj.  1.  von  Vieh,  das  am 
Stricke  geführt  wird,  nicht  frei  läuft;  es  gibt  Weg- 
rechte, bei  denen  ausbedungen  ist,  dass  man  mit 
keinem  andern  als  ,gefangnem'  Vieh  durchpassieren 
dürfe  B.  ,Mit  gefangnem  und  ungefangnem  vieh.'  L 
1098.  , Eigenweide  ist  erlaubt  mit  gefangener  Waar.' 
Glür  1835.  —  2.  von  jungem  Wein:  verkorkt.  ,Aig- 
leuces,  semper  mustura,  verschlagener,  gefangener, 
süsser  Wein.'  Denzl.  1677;  1716.  —  3.  von  der  Milch: 
geronnen,  .geschieden';  s.  fahen  II.  Ist  cV  Milch 
g'fangtü?  BO.  Auch  subst.  G'fanges  n.  Ap;  Syn. 
Schluck,  Pfangile ;  churw.  cugliada  [coagulata].  — 
4.  von  der  Luft  in  geschlossenen  Wohnräumen,  oder 
auch  von  diesen  selbst:  dumpf  B;  Z.  Auch  von  Men- 
schen, die  solche  Räume  bewohnen,  von  frischer  Luft 
abgeschlossen   sind    Z.    —   (Ge-)  Fangeuschaft   f. 

1.  der  Zustand  des  Gefangenen  als  Strafe.  .Bei  der 
fangeuschaft  oder  andern  strafen.'   G  Mand.  1611.  — 

2.  (coli.)  Gesannntheit  der  Gefangenen.  ,Sie  ver- 
samlen  die  g.  wie  das  sand.'  1707,  Habak.  —  3.  Ge- 
fängniss,  als  Gebäude  Z.  -  Die  Vorsilbe  jfc- fehlt  auch 
in  dem  syn.  alten   ,Fanknuss'  ^^  Gefangniss,  s.  Fmuj. 

über-fahen,  -fangen:  fremden  Grund  und  Bo- 
den durch  Einzäunung  sich  aneignen.  .Wann  ainer 
freye  landstrassen  im  selb  eignete,  die  veränderte  oder 
überfienge.'  1555,  Landger.  Th. 

um-:  1.  annehmen,  anhangen.  ,Die  evangelisch 
leer  u.'  Zwingli.  Übersetzung  von  .amplecti',  vgl.  frz. 
emhrasser  un  parti.  —  2.  (refl.)  sich  mit  Etwas  be- 
fassen, beschäftigen?  anfangen,  Vorbereitung  treft'enV 
.Haben  die  würm  |  Drachen]  sich  umfangen  zur  ussfart 
rüsten.'  RC'vs.  Vgl.  auch  anfallend.  —  3,  Ptc.  Perf. 
adj.  ,Unumfangen'  =  unbefangen.  ,Gleich  ein  jeder 
unumfangener  Leser  gestehen  wird.'  Mise.  T.  1722. 

an-:  1.  anfangen,  a)  absolut.  ,Wohl  anfangen 
ist  nicht  genug,    sondern    wohl    ausmachen.'    Sulgkr. 


Wal  ag' fangen  ist  halb  g'u-erchet.  ebd.  Aföh  ist  scho" 
recht,  aber  äfhöre"  ho'''  hesser.  Ineichen.  Wer  gross 
afaht.  hOrt  chli"  iif  S.  —  b)  mit  Subst.-Obj.  ,Buehe', 
Buche",  lieht  B.,  fand  doch  aw''  kei  Händel  n».''  Z. 
—  c)  mit  Inf.,  wobei  das  Ptc.  des  Perfects  sich  dem 
folgenden  Inf.  gerne  assimiliert  und  selber  Infinitiv- 
form annimmt:  er  het  aföh  lache';  .von  Urseren  [an] 
haben  wir  anfangen  die  bäum  zu  verlieren.'  GKönig 
1693/7,  und  von  hier  aus  etwa  wieder  halbwegs  zur 
Participialform  zurück  kehrt:  er  häd  a'g'fäh  l.  '/,; 
doch  auch  regelrecht:  er  het  a"g'fohe  haue  Ap.  Mei- 
stens ohne  ,zu':  We""  d'  Amschli  [Amseln]  af'e  singe", 
chunnt  dr  Ustag  [Frühling]  FJ.  ,I)er  Geistlichen 
Sachen  habend  anfahen  hinken.'  Lav.  1569.  ,Es  facht 
mir  erst  an  z'  herzen  gän.'  1579,  Bigaxdus.  Häufig 
mit  pleonastisch  vorgesetztem  Inf.  a'fäh  selbst  (aber 
nur  nach  dem  Präs.  Imp.).  Es  faht  a-fah  blüete'. 
D'  Böse"  fand  afah  blüeje".  Ahorne  föh"  scho"  afe 
grüene"  S  (Schild).  Mit  Verkürzung  und  blosser  An- 
deutung des  Inf. :  Es  fangt  Cfohd)  a"  a"  bessere"  Ap 
(auch  f.  an  a  6.);  L.  Der  focht  mi  a"  r  foppe"  Ap 
(Mkrz).  —  2.  fangen,  empfangen.  ,Ignem  concipere 
[bildl.  V.  Liebe]:  hold  werden.'  Fris.  Von  weiblicher 
Empfängniss:  .anfallen  oder  empfahen.'  ebd.  .Anfahen, 
für  empfahen,  concipere.'  Mal.  —  3.  Etw.  als  Eigen- 
tum ansprechen.  G  Hdschr.  —  4.  .das  Recht  anf.': 
Recht  suchen  (vor  Gericht)  ScnwMa.  1538. 

Die  landschaftlichen  Formen  des  einfachen  Vb.  wieder- 
holen sich  in  dem  Comp,  mit  .\usnahnie  der  zweisilbigen 
falle,  fäe;  wohl  bei  HBull.  1Ö67:  ,fehet  an'.  Bei  Bigandus 
1-5T9  wechselt  ,ich  fah  an'  mit  .es  facht  an.'  Das  seltene 
Ptc.  a'y'/äk  schon  bei  Zwingli:  ,angefehne  gespräch.'  Die 
in  1  c  vorliegende  Wiederholung  findet  Parallelen  bei  lan, 
lassen,  und  bei  gän,  gehen,  nur  dass  bei  diesen  der  Inf. 
den  Voc.  verkürzt;  eine  Spur  davon  zeigt  auch  das  S  afe 
statt  aföh.  Daher  spielt  dieser  Gebranch  auch  in  den  des 
adverbialen  ä/i(n)  (s.  anfahendn)  ül)er.  So  erklärt  sich  viell. 
auch:  Mer  si  aföh  ejiriiige  S  (BWy.ss  1863|,  wir  haben  an- 
gefangen (zu)  springen;  vgl.  mer  hi  df^  [anfallend]  ij\pyungfj. 
Bed.  2  beruht  viclI.  auf  Analogie  mit  anijän,  in  Brand  ge- 
raten. Auch  umgekehrt  findet  sich  .empfahn'  für  .anfahn'. 
Bed.  3  stimmt  mit  mhd.  am^ahen,  als  rechtliches  Eigentum 
ansprechen,  nicht  mit  mhd.  anrantjni,  -rciiyen.  gestohlenes 
Gut  in  Beschlag  nehmen. 

Fahvilan:  Einer,  der  wohl  Vielerlei  anfängt, 
aber  nicht  zu  Ende  führt.  .Fahe-vil-an  bachet  wenig.' 
Mev.  Hort.   1692.   —   Eine  imperat.   Substantivliildung. 

anfahend(s),  anfangig  1)  mit  dem  Ton  auf 
der  1.  Silbe  amfa  P  sylv.,  af-ni,  afe»  BöO. ;  Gk, 
afa,  afe,  affa  Aa;  BsStdt;  BM.,  Si.,  Id.  B;  Gr;  L; 
PP.;  GO.,  W.;  Sch;  S;  Th;  Uw;  U;  W,  .<■/?  ZF., 
Gossau,  ^frs  Aa  Bez.  Z.;  äfed,  äfet  Gl;  GA..  (J.;  Uw, 
äfert  ZStdtf,  äfets  Z  f,  „af^dig" ;  üfig(s)  Aa;  B; 
L;  Schw;  S;  Uw;  U;  Zg.  —  2)  mit  dem  Ton  auf  der 
'2.  Silbe,  a)  a fanget,  rfanged  Ap;  ZBül.,  rfündtH 
Erm.;  ZTurb.,  nfönden  St,'',  nfentig,  efiinlig'/jW'mf.f. 
afädig,  afettig  .\a  selten,  b)  efangig  ZO.,  •J'atinig, 
'J'e'nnig,  i-fe-nnig,  rfönnig  B;  GF.;  Z,  afenni  ZLunn., 
fönnig  7j,  n fenn igs  iiV. ;  ZF.  c)af(ihe.  rfohe.  afähe, 
afncha,  rfah,  rfiih,  rfäh  Av;  BU, ;  Gr;  ScnSt. ;  G 
iMarb.;  Zf).,  S.,  Wl.,  aföcha  (Jr,  afange,  'Jangc  Aa 
Fri.  u.  städt. ;  Ap;  Bs  (auch  Hebel);  BM.,  öO.,  Id.  K; 
Gr;  GRh.,  Ta..  Stdt;  Seil  städt.;  S:  Tu;  ZWl.,  afenge 
.\i':  Z(l..  S.,  afenne  Ap;  G  oT„  fange,  fcnne  G  oT,, 
l'ii  Z(».  d)  afang  .\aZ.;  Sch,  efäng  .\\'A.  e)  efangis 
ZlUil..  efiuigs  .\.\Kri.;  Ap;  Z,  efängs  AaEpI.;  Z.  fanges 


rift 


Fall.  feil.  tili.  tnh.  fuh 


720 


(Lenggenbag.  1830),  fangs,  fä-  Z,  fänsif)  Th,  efengse 
AaZ.:  1.  für  den  Anfang,  für  einmal,  vorerst,  vor- 
läiifio;.  zunächst,  einstweilen,  allg.  Nimm  afe  das: 
(hl  iiherchunml  de"'  no''<  me.  F''  vill  afange  gö" 
(Andern  voraus),  i'''  chomni  af.  (ebenso,  aber  auch: 
eudlicli.  Andern  nach:  s.  3).  Ebenso  zweideutig:  Du 
chumidi.st  [konntest]  iezt  efange  gö".  —  Bdx  ist  ufa 
H'ldga"  lind  's  Ander  isch  nid  wiir  B.  Emmel  afan,  i 
I  ich  einmal]  hin  nid  drhi  g'si".  ebd.  Auch  im  Gleich- 
klang verbunden:  wer  wind  afig  af'oh".  Es  icett-mer 
afe  üfoh"  z'  erleide".  —  2.  bi.s  jetzt,  bisher;  bei 
Zahlangaben  sowohl  i.  S.  v.  ,erst'  als  , schon',  allg. 
/  liaii  a.  dril  Clünd.  's  ist  erst  ef.  ein  [einer]  äö. 
Er  ist  of'ed  sechsi  [(i  Jahr  alt].  Wie  -wit  hist  afed? 
Gi.H.  Afädig  es  Chrättli  voll  Aa.  —  3.  bereits, 
.schon,  seit  einiger  Zeit;  nachgerade,  bald.  allg.  Wo 
's  afe  ril  ist,  treit  der  Tu  fei  no''''  me  derzue  S.  M^ie 
alt  bist  afed?  Affen  alt  (scherzhaft  gedeutet)  Bsl>d; 
UwE.  Er  altet  afe  ati'''  afang  B  (jileonast.).  Er 
chiinnt  fange  dö  sV.  I'''  hi-mech  a'  das  f.  g'tvonet. 
's  war  iezt  a.  gll  (/'niiei/!  Oft  weniger  zeitlich  als  mit 
dem  Nebenbegrift'  von  Ungeduld,  Unmut,  Verwunde- 
rung, Drohung:  denn  doch,  aber  einmal!  's  ist  e  Meinig 
[ernstliche  Besorgniss  erweckend]  wie  's  ef.  göt  [in  der 
Welt  hergeht]!  Sirrz.  Das  wär-mer  ef.  lustig!  das 
werd  ich  mir  verbitten,  zu  verhindern  wissen  AABrugg. 
Seilig  Lüt  cliann  i''''  afe  hasse".  Gotth.  Aber  dass  es 
sich  grad  so  het  müsse  h'reiche  [eintreffen],  das  duecht- 
i)ii''''  afe!  ebd.  Das  will  efangcd  Öppis  heisse".  JKMev. 
18(50.  —  4.  (doch)  endlich  (einmal),  allg.  Chunnst 
afange'?  M^enn  nu  dr  Ätti  aW''fachäm!  Stutz.  Hei 
z'letzt  afe  welle"  'zalt  si".  BWyss  1863.  Afa  chunnd 
er,  oder  jetz  chunnd  er  äfen  GaLangw.  Vgl.  aber  1. 
Zu  dem  adv.  und  absei.  Gebrauch  des  Gen.  eines  Ptc. 
Vj;l.  luiijrnds  [angehendes],  sogleich,  nhd.  .eilends'  udgl.  .S'  und 
(l  konnten  succcssiv  abfallen,  sowie  vorn  das  an  (u)  in  ein- 
zelnen Formen  apok.  wurde.  Durch  jenen  Abfall  entstand 
die  scheinbare  Form  eines  Inf.,  die  denn  auch  in  der  ä. 
Sc-liriftspr.  deutlich  bezeugt  ist,  aber  nicht  ursprünglich  sein 
kann,  da  der  Inf.  solchen  adv.  Gebrauches  unfähig  ist.  Immer-, 
hin  bleibt  das  Vorherrschen  dieser  Form  (afan,  afc*^,  afaniji\ 
r/amje)  etwas  auffallend.  Die  bei  der  2.  Hauptgruppe  der 
Formen  vorkommende  Verschiebung  des  Accentes  von  der 
Vorsilbe  auf  die  Stammsilbe,  womit  auch  Verkürzung  des  a 
in  a  (dann  f)  verbunden  war,  kann  nur  darin  ihren  Grund 
haben,  dass  gerade  die  auf  die  Form  des  Inf.  reduzierte  Ge- 
stillt des  W.  nicht  mehr  verstanden  und  danu  die  verbale 
Composition  in  eine  nominale  Construktion  umgedeutet  wurde 
nach  Analogie  substantiver  Verbindungen  mit  an.  Als  das 
(als  Präp.  natürlich  unbetonte)  a  auf  diesem  Wege  zu  e  ver- 
dünnt war.  stellte  man  <■./««;/<•  usw.  mit  ähnl.  Bildungen  zs., 
deren  vorschlagendes  e  verschiedenen  Ursprung  hat  (s.  Sp.  12). 
Zu  der  Nbf.  -iV/  vgl.  Ahitj  aus  Ähcd  udgl.  und  erwäge  die 
Abneigung  der  Volksspr.  gegen  das  Ptc.  Imp.,  welches,  auch 
wo  es  adject.  verwendet  wird,  fast  durchweg  in  ein  schein- 
bares Adj.  auf  -i(f  übergegangen  ist  {glite-ü/.  glühend).  Das- 
jenige -iij  aber,  welches  noch  hinter  einer  Form  auf -d  an- 
gehängti  ist,  ist  wie  in  mhd.  i/liienrJ!;/,  nhd.  , lebendig'  die  bei 
Adj.  u.  Adv.  so  beliebte  Weiterbildung;  vgl.  adiy  Sp.  8.5. 
iederii/  Sp.  9,5,  dijniij  Sp.  146,  almiy  Sp.  208  ff.,  cissii/  Sp.  533. 
Betr.  den  Umlaut  s.  das  einfache  Vb.  Efiiiyic  scheint  eine 
Zwitterbildung  aus  afanijH  und  f/anije;  efci  aus  e/cngse  ver- 
kürzt oder  von  efä  genetivisch  gebildet.  In  ufert  ist  r  ein- 
geschoben wie  in  i'mTi,  innert  (s.  dd.);  viull.  der  Analogie 
von  ciHHitcrt  (Sp.  5:i3)  nach  gebildet.  —  Vom  einfachen  ge- 
wöhnlichen .schon'  unterscheidet  sich  das  z.  T.  syu.  afarnji- 
so.  dass  jenes  mehr  eine  unerwartete  Frühzeitigkeit,  ein 
plötzliches  Eintreten,  dieses  ein  nach  längerer  Fortdauer  einer 
Tätigkeit   erwartetes,    allmähliches  F.intretcn    eines  Erfolges 


bezeichnet.  Vgl.  es  Ut  m-hv  Tay,  wenn  der  Tagesanbruch  uns 
überrascht:  es  ist  a.  T.,  wenn  die  Zeit  in  langsamem  Verfluss 
so  weit  vorgerückt  ist;  mer  sind  seho  df"  halhe**  Wey  (gegangen], 
d.h.  weiter  oder  schneller,  als  wir  meinten;  mer  sind  «/' 
d.  h.  W.  =  erst  so  weit,  so  dass  die  zweite  Hälfte  noch  in 
ihrer  ganzen  Länge  vor  uns  liegt.  Doch  ist  in  einzelnen 
Fällen  der  Unterschied  fliessend  (s.  bei  2  den  Satz  aus  .S)  und 
es  können  auch  beide  WW.  verbunden  werden:  scluinfanyi, 
z.  B.  d'  Berg  sind  scha  e.  grüfu.  Da  auch  das  Ende  wieder 
seinen  besondern  .Anfang'  hat  (vgl.  sprichw.  ,der  Anfang 
vom  Ende'),  so  kann  die  ursprüngliche  Bed.  zuletzt  sogar  in 
ihr  scheinbares  Gegenteil  übergehen;  vgl.  einest  Sp.  276/8. 
Vom  Vb.  fin.  ,anfangen'  unterscheidet  sich  die  Anwendung 
des  Adv.  (auch  abgesehen  von  der  teilweisen  Accentverschie- 
bung  des  letztern)  im  Sinn  merklich.  A'gl.  es  fangt  a"  regne" 
mit:  es  regnet  afdnge ;  Letzteres  bezeichnet  nicht  die  einfädle 
Tatsache,  dass  Regen  eintritt,  sondern  vielmehr,  dass  Ein- 
tritt schlechten  Wetters  erwartet  war,  und  dass  dasselbe 
wahrsch.  noch  zunehmen  werde.  /  wdJ  iifnngen  esse"  (schon 
lautlieh  verschieden  von;  /  will  iifangen  ;■'.)  bedeutet  aller- 
dings faktisch  auch:  Ich  will  anfangen  (zu)  essen,  aber  mit 
dem  Nebensinn,  dass  weiteres  Tun  bereits  vorschwebt,  oder 
dass  noch  andere  Esser  kommen  sollen  usw.  Einen  Pleonas- 
mus ergibt  die  (bei  1  u.  'i  häufige)  Verbindung  des  Adv.  mit 
dem  Vb.  fin.  .anfangen'  selbst  (z.  B.  me"  chiinnt  efangen  äfäh] 
noch  nicht,  sondern  erst  die  Verbindung  verschiedener  For- 
men des  Adv.  mit  einander,  z.  B.  «■  altet  afa  au'''  afang  (wenn 
man  hier  nicht  auch  verschiedene  Bed.,  etwa:  , bereits'  und 
, endlich',  annehmen  will).  Der  ä.  Sprache  ist  der  ganze  (ie- 
brauch  fremd,  und  er  scheint  auch  auf  den  .alemannischen 
Dialekt  (mit  Einschluss  des  schwäbischen)  beschr.änkt;  in 
A'orarlberg  äfäli,  afanga  entsprechend  dem  schwz.  Adv.  — 
Beisp.  aus  schwz.  Lit. :  ,Dass  ich  's  gern  anderen  übergibcn, 
dann  ich  mich  äffen  g'nietet  han  [es  satt  bin]',  ('oin.  Beati. 
,Wann  sich  die  Blätter  anfangen  sehen  lassen.'  Rbagor.  1639. 
,Er  ist  anfangen  der  alten  Welt,  gehöret  unter  das  alt  Eisen.' 
Mey.  Hort.  1677.  .Wann  einer  afen  20  jähr  einerlei  fleisch 
geessen.'  Schimpfr.  1652.  ,Also  kann  dir  anfangen  Hoffnung 
gemacht  werdeu.'  .JMey.  1694.  ,Wann  3  oder  mehr  Kinder 
einen  Mutwillen  begangen  und  der  Vater  nimmet  anfangen 
das  erste  und  andere  under  die  Ruten,  so  ahnet  dem  dritten 
nichts  Gutes.'  Ulr.  1733.  ,Es  will  unter  den  Gelehrten  an- 
fangen ein  jeder  grösser  sein  als  der  ander.'  Gespräch  zw. 
Landm.   u.   Schiffm.   Z    1769. 

in-fahen:  einhegen,  umzäunen.  .Ein  Gut  ein- 
fangen, circumcludere  prsedium  sepe.'  Denzl.  1677; 
1716.  Als  im  XIV.  die  Klosterfrauen  im  Ötenbacli 
vor  dem  Z  Eate  angeklagt  wurden,  dass  sie  .ein  all- 
meinde  yngevangen'  hätten,  bedrohte  dieser  mit  Strafe, 
,swer  das  iemer  wider  yngevahe."  ,Holz  und  feld,  das 
gebannen,  yngevangen  und  geschirmet  ist.'  XV.,  Z. 
,Sy  sollent  auch  dise  Hofstatt  nit  fürer  wyteren,  dann 
wie  sy  jetz  yngefangen  ist.'  ECys.  Syn.  Inschldn. 
Gegs.  üslän,  -tuen.     Vgl.  Infang. 

under-:  unternehmen,  mit  dem  Xbbegritf  iles  Ver- 
botenen, Frechen.  .Welche  underfahend,  lüt  und  vidi 
zuo  segnen.'  Z  Mand.  16-50.  ,Ein  oft  underfangener  und 
endtlich  verrichteter  Kindsmord.'  LB.  Arl.  1.585/1828. 
Vgl.  nhd.  .sich  unterstehen'. 

ent-,  emp-  empfän  BEi.;  GRf'alfr.,  p^j/'ö  B.  ejifoha 
GaValz.;  GSa.  (auch  epffi-),  empfö  Bs;  S.  empfange 
Bs;  BSi.;  G:  1.  von  körperlichen  Einwirkungen, 
a)  trächtig  werden  GSa.  Vgl.  Enipfänijniss.  —  b)  (von 
Stoffen)  z.B.  Feuer  fangen.  De  Schirumin  [Zünd- 
schwamm] iroUt  nit  c.,  Feuer  fangen  BHa.  .Dürrholz, 
dass  das  feür  bald  empfacht.'  Fius.  1-568.  ,Uf  ein 
reine  subere  tai'el  kann  man  so  ein  klein  stüpflin 
[Stoss]  nit  tuen :  sy  empfaacht  [ohne  dass  sie  eine  Spur 
davon  zeigt].'  HBi'li..  1-510.  —  2.  von  innerlichen 


"•21 


Fall.  IVli.  fih,  tob.  fuh 


722 


Em])finduneren  als  Misstalleii.  Verwuiulein  und  Be- 
dauern; Leiden,  Strafe,  .Schaden.  ,Vor  dem  strenj^en 
Gericht  Christi  empfohen,  wie  er  gehandlet  hab  im 
Ljbe  [in  dieser  Welt].-  BsCartäus.  .Es  wurt  uns  an- 
zöisrt,  das  ir  ein  raisfallen  enphonon.'  ebd.  ,In  söliehcr 
lyblicber  gefenknüss  muossten  wir  uns  lyden,  wa  wir 
nit  inwendig  in  unser  conscienz  vil  ein  schwerere 
enphönen  betten.-  ebd.  ,Wir  haben  ab  sölichem  für- 
nemen  verwundern  und  beduren  empfangen.'  1530, 
Absch.  ,Dem  geschädigoten  um  syu  empfangnen  scha- 
den billichen  abtrag  tuon.'  1.531/1.544,  Schw  LB.  — 
3.  annehmen.  I  u-UVs  für  epfange  (W-)n'e"  (ha"  oder 
halte")  B;  Gr  (auch  ellipt.  ,füre.!');  Z,  Formel  dan- 
kender Ablehnung.  ,Sy  bi'achtend  im  ein  hostia,  die 
wollt  er  nit  empfahen.'  LLav.  1.569.  Einnehmen: 
,Empfahenbuch',  C'ontrolbuch  über  die  Staatseinnah- 
men. Bs  XVII.  (Einen  Eid)  schwören  müssen  (eig. 
vorgesprochen  bekommen).  ,Und  der  Vogt  wird  von 
dem  Gbervogt  den  Eid  erapfachen  und  schwören.'  L 
Ansehenbuch.  —  4.  mieten,  in  Pacht  nehmen,  ein 
Stück  Land,  Vieh,  eine  Wohnung,  ein  Zimmer  Bs  (auch 
schon  bei  Platt.  1572);  BU.  (auch  ah-epfah);  Gr;  G; 
S.  .Empfahen.  ün  demande  a  louer',  stehende  Über- 
schrift im  B  Inseratenblatt.  .Wählet  ihr  ein  Heim- 
wesen ZU7I1  Kaufen  oder.  Empfangen.'  Gotth.  Syn. 
dingen.  Auch  mit  Dat.  einer  Person,  für  die  man 
Etw.  mietet.  .Er  hatte  für  mich  gesorgt,  diess  Stüb- 
chen  hatte  er  mir  empfangen.'  Gotth.  Früher  auch: 
kaufweise  übernehmen.  ,Der  soll  die  reben  von  einem 
lütpriester  enpfahen  und  soll  im  ze  erschaz  [Hand- 
änderungsgebühr] geben  zwen  köpf  lantwyns.'  Urk. 
ZZüll.  131.5.  ,Dry  sh.  pf..  die  gibt  die  empfahend 
band  [Person].'  Offn.  Tablat  1471.  .Samstag  E.'s  hus 
empfangen,  Mentag  angfangen  schuol  halten.'  Salat. 
Der  Vogt  von  Neuenburg  berichtet,  die  von  Neuen- 
burg möchten  das  Kaufhaus  daselbst  .empfachen'; 
man  soll  sich  beraten,  ob  man  es  ihnen  leihen  wolle. 
1530,  Absch.  ,Die  Amptlüt  sollend  sich  überheben,  uf 
die  Zeenden,  so  in  offnen  ruof  kommend  und  verliehen 
werdend,  zu  bieten  und  derselben  einen  zu  empfahen.' 
B  Mand.  IG'28.  Dazu  auch  noch:  ,in  Empfang  nehmen', 
eine  Miete  antreten.  Z  1787.  ,Die  Güter  werden  ge- 
schwiret  [eingehegt],  wenn  die  Erben  die  Lehen 
nicht  binnen  8  Tagen  empfangen.'  1530,  Absch.  — 
5.  in  Empfang  nehmen:  (die  Hebamme)  ein  neu- 
gebornes  Kind  BHa. ;  Z;  hohe  Personen  bei  Besuchen. 
,Do  dann  herr  burgermeister  kais.  majestät  empfunge.' 
Bs  Chron.  —  6.  auffangen:  einen  Ball,  einen  ins 
Wasser  gefallenen  Gegenstand  B  öO.,  das  Blut  eines 
geschlachteten  Tieres  BHa.  .Zerfellt  uns  der  aller- 
beste kübel,  darob  wir  der  rychen  und  armen  säckel 
gemetzget  und  das  bluot  empfangen  habend.'  Zwingli. 
—  7.  anfangen:  Krieg.  ,Als  nun  der  frankrychisch 
Küng  den  burgundschen  Krieg  hatt  empfangen.'  Ansu. 
Bcd.  7  (auch  nihil.)  zeigt  lUe  schon  unter  an/ahen  lio- 
uierktu  Bcrühruug  dieser  2  Comp. ;  indessen  könnte  bei  dem 
Ohj.  .Krieg'  urspr,  die  Anuahnie  einer  empfangenen  Heraus- 
forderung gemeint  sein.  —  Ein  Lied  des  XVII.  zeigt  die 
apokop.  Form   .pfieng'.     Abi.  cnißüHim. 

cr-ent-  (erpfä):  empfangen  Nnw.  --  a.h-eri>fiingcu.: 
in  Pacht  nehmen  GSennwald.  —  ver-ent - fahen: 
empfangen.  Het  mich  der  Seim  mit  Freud  verpfangc". 
J.TRüTL.   —   Über  die  l'räfi.\e  s.   Sp.   :35:i'l. 

üs-fith:  das  Fangspiel  machen  Gl.  iVbl.  l's- 
fuhetsi   s.  Fahens. 

Schweiz.  Idiotikon.  I  5. 


ver-fahen:  1.  a)  mit  Sach-Subj.  helfen,  nützen, 
frucliten.  V  Bliebe  hetnnd  [beten],  (/».s  nit  rcrfaht  W. 
,Das  erbieten,  so  wir  bisher  allweg  getan,  will  nützit 
erschiessen  noch  verfachen.'  1531,  Absch.  .Wysheit 
und  Stärk«  verfahent  nüt  on  einander.'  Ansh.  ,Darumb 
hettind  ire  reden  wenig  mögen  verfachen.'  LLav.  1584. 
.Dass  gleichwol  alles  so  gar  nichts  verfahen  will.'  Hott. 
ItiCti.  Mit  -Acc.  P. :  .Das  verfät  in  nüt  (nihil  ei  pro- 
derit).'  XIV..  B  Handveste.  ,Es  mocht  sy  klein  ver- 
fahen.'Lied  v.  Granson  1(300.  —  b)  (mit  Pers.-Subj.) 
Etw.  ausrichten,  gewinnen.  .Nihil  promoves.  du  ver- 
fachst nüt,  es  gät  wenig  von  statt,  du  gast  aber  nit 
für  dich.'  Fris.  1568.  —  2.  a)  (das  Eecht)  anrufen 
(dazu  greifen).  .Vergangener  Tagen  seien  vor  dem 
Richter  ins  Eecht  gewachsen  der  Abt  als  Kläger  und 
J.  B.  als  Antworter,  und  darin  so  weit  gekommen, 
dass  beide  das  Recht  verfangen,  und  jeder  auf  die 
.Artikel  des  andern  Antwort  geben  sollte.'  1524,  Absch. 
Vgl.  3  c.  —  b)  (eine  Streitsache)  der  Entscheidung 
eines  Richters  anheim  stellen.  ,Dz  ir  spen  ver- 
fangen werden  sollend  ufbischofH.'  Edlib.  —  c)  durch 
schriftliche  Fassung  sicher  stellen.  .[Bischof  R. 
habe  eine  Stiftung]  mit  ewigen  rechten  verfangen.' 
Vad.  VgL  verfangen,  Adj.  2.  —  3.  refl.  a)  sich  ver- 
stricken, von  einem  Ochsen.  Chur.  Kai.  1712.  — 
b)  erbrechtlich  zukommen.  ,Den  kinden  gemeinlich 
verfahend  sich  alle  guter.'  Stadtr.  Badf.n.  .Gewinnend 
si  lyberben,  den[en]  soll  sich  die  eigenschaft  [das 
Eigentumsrecht]  an  den  güetern  verfahen  ob  ir  de- 
tweders  [eines  von  den  Eltern]  vor  dem  andern  abgät.' 
ebd.  .Sind  aber  da  eliche  kindskind.  die  sond  [sollen] 
oucli  belyben  by  dem  [sich]  verfahen  der  eigenschaft.' 
ebd.  —  c)  sich  ,des  Rechton'  [Rechtes]  v.:  gericht- 
licher Entscheidung  anheim  geben.  ,Ir  wellen  in  daran 
wysen,  unser  urteil,  so  er  sich  doch  des  rechten  ver- 
fangen gehept  hat,  nachzekoramende.'  S  1457.  Vgl.  2  a. 
—  d)  (sich  mit  Jmdm  einer  Sache  v.)  sich  verpflichten 
oder  verständigen,  verabreden.  .Ehe  ihre  Antwort 
kam,  da  hatten  wir  uns  eines  Tags  [=  einer  gemeinsamen 
Beratung]  verfangen  mit  den  ehrbaren  Leuten  ob  und 
nider  dem  See,  denselben  Tag  wollten  wir  geleisten  und 
schickten  also  gen  Feldkirch  unsere  Boten.'  Z  Instrukt. 
1437.  —  Partie. -Adj.:  verlangen:  1.  rechtlich  be- 
haftet, zum  Voraus  für  gewisse  Fälle  einer  Person  zu- 
kommend, bes.  Kindern  vorläufig  zugesichert  zum 
Besitz  nach  dem  Tode  der  Eltern  (jedoch  zunäch.st 
noch  in  der  Nutzniessung  der  letztern),  also  ander- 
weitiger Verfügung  entzogen,  Syn.  verhaftet,  ver- 
fallen. ,Es  soll  das  guot  den  ersten  kinderen,  ob  das 
überbliebene  ehegeniächt  [Gatte]  auss  nachgehender 
ehe  auch  kind  überkommen,  ein  verfangen  guot  hcissen 
und  sein.'  1.54'2,  Tu  Erbr.  ,Hat  ein  frouw  by  irem  ab- 
gestorbnen mann  eeliche  kind,  so  soll  man  iro  die 
morgengab  setzen  und  davon  zins  geben,  das  ist  dar- 
umb  das  die  morgengab  derselben  kinder  verfangen 
guot  ist.'  Z  Gerichtsb.  1553.  ,Nit  allein  das  ver- 
fangene vertun,  sondern  auch  gar  vil  auf  künftige 
Erbteil.'  LB.  Ai'l.  1585/1828.  ,Dass  die  Eiteren  in  den 
Heuratsabredungcn  den  Kinderen  ihr  Gut  künftig  nicht 
mehr  v.  setzen  sollen,  weilen  allein  bei  der  Gberkeit 
stehet,  ein  Gut  v.  und  verhalt  zu  machen.'  1721,  liErbr. 
,Uncheliclien  Kindern  ist  zu  testieren  nicht  erlaubt, 
massen  solcher  Leuten  Gut  der  h.  Obrigkeit  ein  v. 
Gut  sein  solle.'  Bs  Landesordn.  1757.  .Mit  verfan- 
genem Gut,    d.  h.  mit  solchem,   wovon   das  Eigentum 


723 


h'ali— fuh.     Faj-^fuj.     Fak— Fuk 


724 


Jeniaiiilfii  zwar  wirklich  angefallen,  die  Nntzniessung 
aber  zur  Zeit  noch  einem  Andern  zusteht;  Ggs.  freies, 
lediges.'  179.3,  Z  (jes.  Doch  auch:  Vennögcn,  welches 
zur  Tilgung  der  Schulden  haften  nuiss,  nicht  als 
Waisengut  angesehen  wird.  Suloer.  —  2;  sicher, 
zuverlässig?  ,Die  art  Hebräischer  spraach  ist  ein  su 
notwendig  ding,  das  man  on  die  nüt  verfanges  ge- 
scliatfen  mag.'  Zwingli.  Vg\.  verfallen  2  c.  —  3.  kurz 
gefasst,  eingeschränkt.  , [Wolle  sich  der  Verfasser] 
de.ster  kurzer  und  verfangener  halten.'  Kessl.  —  Ver- 
fangen Schaft  f.:  1.  der  Begritf  und  Inbegriff  , ver- 
fangenen Gutes'.  ,Übglich  einer  umb  syn  Anteil  [an 
einem  Erbe]  und  v.  verkäme.'  Bs  Rq.  1529.  ,In  all- 
weg  ist  den  Kindern  zu  den  ligenden  Gülten  und 
Gütern  eine  rechte  V.  vorbehalten,  dass  der  Vater 
solche  Güter  weder  versetzen  noch  verkaufen  mag.' 
Erbr.  iJiEssENH.  1(517.  —  2.  Zusammengehörigkeit, 
solidarische  Gemeinschaft  von  Personen.  ,Die  wir  in 
einem  glouben  und  cristenlicher  v.  mit  einander  ver- 
fasst  sind.'  1530,  Absiih. 

Pahens  Fahis  (FuhinJ  XvK.;  Git;  GStdt,  Wa., 
Fä-is  ZLunn.,  Fähis,  Fe--is  üT.;  Z,  Fc^s  ZS.,  Fälis 
B,  Fö-n-is  AAOFlachs,  Fanrjis  Aa-,  Ap;  Gl;  GTa., 
-s-  ZO.,  Fangisse  ZRafz,  Fäwjlis,  Fänyerlis  Bs,  Fn- 
lietis  GSa.,  fUs-)  Fü'^hetsi  Gl,  Faiigetsi,  Fanyezc 
i'jrHSt.,  Fe-melis  ZTalw.:  das  Fangespiel  der  Kinder; 
meistens  nur  in  der  Verbindung:  /''.  mache"  {tu"  AvK.). 
Syn.  Tschigolis,  Ziyiji,  bischen. 

Zu  Cinintle  liegt  der  Geu.  des  luf.,  bzw.  Gerundiums, 
iiihd.  rahniin)es,  abhängig  von  dem  Begriff  , spielen';  vgl. 
uhd.  ,Ver.-iteckenS  stielen'.  Durch  Zsziehung  (-i«i  gewann  die 
Enduug-  Gleichförmigkeit  mit  dem  Ntr.  der  Stoff-Ad.j.  auf 
-in,  -In;  vgl.  Bratiss,  Gebratenes,  Schinnis,  Schweinefleisch. 
Au  die  Stelle  des  meistens  verstummten  inlautenden  h  ist 
euijlionisclies  und  zugleich  Silben  trennendes  n,  bzw.  m  (Fa- 
mrli}^i  getreten;  doch  wird  Letzteres  eher  aus  dem  Ruf /ä/i- 
nft'"''.' ahzuleiten  sein.  FUnißis,  Falin  sindDini.  (aus  "/'aAt-'/c?«), 
Fiimiciiia  mit  frequentativem  -ir.  Die  Formen  mit  -(-  könnten 
aus  der  2.  PI.  Imp.  mit  -in  =^  ,uns'  erklärt  werden.  Die 
Endung  -»i  statt  -in  könnte  aber  auch  (wie  in  länfjni,  trnmsi'/) 
das  Pron.  .sich'  sein,  welches  auch  für  die  1.  n.  2.  P.  ein- 
treten kann,  oder  in  reciprokem  Sinn  ^=  , einander'  genommen 
werden  könnte. 

Isen-  Isefähis:  diejenige  Form  des  Fangespiels, 
bei  der  die  Kinder  durch  Berührung  des  ersten  besten 
Stückes  Eisen  vor  Verfolgung  geschützt  sind  Z.  Syn. 
henziycji.  Rochh.  1857,  405. 

Ein  merkwürdiges  Zeugniss  für  die  Schätzung  jenes  Me- 
talls, W'ohei  aber  nicht  an  göttliche  Zauberkraft,  sondern  nur 
au  symbolisches  Surrogat  von  Wehr  und  Waffen  gedaclit  zu 
werden  l)raucbt.     Vgl.   Uuf-Jsen. 

Helfer-,  Helfe"-  Z,  HiÜf-  G:  Fangespiel,  wobei 
jedes  neu  gefangene  Kind,  den  bereits  gefangenen  die 
Hand  bietend,  die  noch  übrigen  fangen  hilft  Z;  in  G 
etwas  anders,  paarweise. 

Holz-:  entsprechend  dem /sew-,  nur  dass  hier  die 
Berührung  von  Holz  die  selbe  Wirkung  tut  Z. 

Hüren-:  wobei  man  sich  durch  Niederkauern 
(huren)  vor  dem  Gefangenwerden  schützen  kann  Z. 
Audi  Hürige-,  Hürede-F. 

Wegli"-:  das  Spiel  findet  in  Gartenwegen  Statt 
und  besteht  darin,  dass  wer  dem  Fangenden  auf  einem 
solchen  Wege  entgegen  kommt  (statt  in  gleicher  Rich- 
tung mit  ihm  zu  gehen)  gefangen  ist  Z.  Syn.  Be- 
gegncrlis. 


Fähi  f.:  Fassungskraft.  ,C'aptus,  vähe  (fähe) 
oder  vermügenheit  des  Verstands.'  Fris.  ;  Mal. 

fähig,  ffix'ig  Nuw;  S:  1.  von  Gefässen:  fassend. 
,Becherle,  eines  schlucks  fähig,  cyathus.'  Mal.  — 
2.  fähig  einer  Leistung.  ,Des  rychs  vächig',  von  einem 
jungen  König,  der  Aufgabe  der  Regierung  gewachsen. 
Vad.  ,Einsi  [Jmdes]  freundschaft  fähig  oder  beglrig, 
capax  amicitiiE.'  Mal.  —  3.  wahlfähig.  ,I)ass  wann 
ein  Brueder  zuo  der  Ratsstell  befürderct  ist,  seine 
übrige  Bruederen  der  Ratsstell  nit  fächig  werden,  ge- 
stalten [=  da]  nit  zwen  Bruederen  zuosamenhaft  in  Rat 
gebraucht  werden  sollen.'  Iö74,  Scuw  LB.  Berechtigt 
zu  einem  Erbe:  ,Die  [Caplaneipfründe]  gestiftet  wor- 
den mit  der  Bedingung,  dass  die  Nachkommen  bis  ins 
4.  Geschlecht  derselben  vechig  sein  sollten.'  1530, 
.■Vbsch.  —  4.  (passiv)  zum  Gefängniss  bestimmt,  von 
einem  Schuldner:  ,Wenn  einer  von  schulden  wegen 
so  wyt,  dass  er  fähig  worden,  erobert  [sye],  dass  dann 
ein  vogt  denselbigen  fahen  soll.'  1525,  Absch.  Fang- 
bar: ,Nimn-,t  er 's  nit  in  demselben  ougenblick,  vergät 
es.  als  die  fischer  und  vogler  gewont  sind:  dann  die 
fisch  und  vogel  haben  ir  gewüsse  zyt  und  sind  nit 
alle  zyt  väliig.'  Zwinuli. 

bn''-.  ,Ein  acker,  alle  jar  bauw(buw-)fähig,  der 
alle  jar  ein  bauw  und  saat  erleiden  mag,  den  man 
alle  jar  säiet,  restibilis.'  Mal. 

hart-.  ,Der  bartfähig,  mannbar,  dem  der  hart 
anfacht  wachsen  oder  fürhinstechen,  vesticeps.'   Mal. 

Spiegel-.  ,Sein  Privilegium  ohne  spiegelfähigen 
Ceremonien  zu  gebrauchen.'  Wuhstis.  1779.  —  Ver- 
wechselt mit  -/fchtiij. 

Fahi"g  f.:  Gefangennehniung.  ,Uass  man  ihnen 
für  des  Möhren  [Lod.  Moro]  Fachung  ein  Monatsold 
sollt  usrichten.'  Urk.  1500.  ,Mit  fachung  gemelter 
eerenlüten  begangen.'  1531,  Stkukl. 

Föh:  Fuchs  Aa  Bez.  Brugg.  —  Mhd.  n,ln  f..  Fuchs, 
Füchsin. 


Fiij  (vaj),  fej,  flj,  foj,  fiij. 

S.   die   linippen   Fa  usw.,   Fah   usw. 


Fak  (vak),  fek,  fik,  fok,  fiik  bzw.  fack  usw. 

Vgl,   auch  die   (irnpiicn   Fach   usw.,   Fagg  usw. 

„Fack  1  L:  leichtsinnige  Dirne,  Fahrum  G.'  —  Zu 

fiifhcn    «der  ßiclcen,    herumschweifen.      Viell.  aber  =  Fa<j(j. 
Vgl.  auch  Fek  II. 

Fack  n  m.:  1.  Kampf,  Probe,  zunächst  vom  Wett- 
karapf  im  Nationalspiel  des  Schwingens,  dann  auf 
ernsthaften  Streit  übertragen.  Die  Schwinger  kein 
aber  fin  e"  F.  z'sämen  g'häben  BRi.  En  F.  mit  Ei'"m 
ha";  Syn.  vsgeschirren  B.  Dr  Meister  hed  mit  dm 
Lerjung  e  F.  g'häben  BRi.  ,Da  müsse  noch  ein  F. 
gehen  [geschehen],  ehe  sie  sich  ganz  untere  tun 
[unterwerfen]  Hessen.'  Gottu.  —  2.  Lustbarkeit 
mit  Schwank  B  (Zyro). 

Bed.  1  weist  auf  Zshaug  mit  ffxktn,  messen,  erproben, 
das  sich  teilweise  mit/ec/i(i';;  vermischt  hat  (s.  fachten)  und 
dann  viell.,  als  starkes  Vb.  gedacht,  einen  .Ablaut«  erzengen 
konnte,   der  an   Fueh   und  Faelit,  Mass,  eine  Stütze  fand.  — 


725 


Fak,  fek.  fik,  fok,  fuk 


?26 


Bed.  2  ist  etwas  maiiguUiaft  bezeugt,  liisst  sicli  aber  wulil 
denken,  wenn  1  nielir  in  scheizliaftem  8.  gfenonimen  wurde, 
wie  denn  /rrhcii   auch   ,Tiee,ken'   bedeutet. 

lacken:  1.  „uunützer  Weise  hin  und  her  lauien 
VOrte.  Daher  JVicA'  und  fackehn."  —  '2.  flackern, 
vom  Licht  L. 

Wahrseh.  eine  Ablautbilduug  zu  /ecken  II  |s.  d.)  mit  An- 
bahnung an  facMe7i,  faehlen,  Sji.  642  unten,  welelies  auch 
die  Bed.  von  /ackern  S  liat.  Vgl.  auch  das  gleichbedeuteude 
fiuhtlen  Sp.    Cß9. 

Lander-Fackete  s.  L.-Flackete. 

Fakiiier.     .Bajulus,   tragbar   oder  fackiner,  karron- 
zieher."   Fris.    —    Aus  ital.  /aeehiiw,   Lastträger. 
V  ä  c  k  e  r  e    s.   Vättere. 

Pauk  Bs;  ScHW;  Z,  Fäuk  Z.  Pfäuk  Pföik  S  m.: 

1.  auflodernde  Flamme,  in  Feuer  aufgehendes  Häuf- 
chen Schies-spulver,  das  Pulver  auf  der  Zündpfanne, 
wenn  es  verflackert  ohne  die  Ladung  zu  entzünden, 
leichter  Schuss  ohne  Knall  Scnw;  Z.  (Bildlich  zur 
Vorstärkung  der  Negat.)  nichtige,  wirkungslose  Er- 
scheinung:  das  nützt  ken  Fauk  Z.     Vgl.  pfeggen.  — 

2.  Wind  aus  dem  After  S;  Z.  —  3.  Pßukli  n. : 
kleines  Quantum  zunächst  von  Unrat,  aber  auch  von 
Schnee  udgl.  SchwE.  —  4.  nichtiger,  windiger  Mensch, 
Geck  Bs.  —  S.  auch  Flauk. 

Zu  .fauchen',  schnauben,  blasen,  mit  /,■  statt  eh  als  In- 
tensivbildung spee.  zur  Bezeichnung  des  Momentanen  der  Ex- 
plosion gegenüber  der  dem  Spirant.  Laut  ich)  entsprechenden 
Dauer.  —  Der  Umlaut  im  viell.  aus  dem  yh.  fauken,  viell. 
aber  nur  direkte  symbolisch  für  den  hohem  Ton  des  betr. 
Geräusches. 

Für-  Scuw;  Z,  Für-  Z  =  Fauk  1. 

Bölle^-Fäuk:  verächtliche  Schelte  auf  einen 
ohnmächtigen  Menschen  Z.  —  Eig.  ein  durch  Genuss 
von  Bällen,   Zwiebeln,  verursachter  F.  i.   S.  v.   2. 

fauk  si":  vernichtet  sein,  von  Sachen  und  von 
Pers.,  in  physischem  und  in  moralischem  S. ;  auch 
bloss  ermattet  sein;  f.  gä',  zu  Grunde  gehen  (auch 
ökonomisch:  fallieren).  Li  allitter.  Formel  f.  mid 
fertig:  aus,  zu  Ende,  todt  Z.     Syn.  futsch,  futti. 

Gefäuk  n.:  ein  Treiben  und  Jagen,  viel  Wesens, 
Lärms  von  Etw.  Der  Assonanz  zu  lieb  tautologisch 
verbunden  es  G'jäiik  und  es  G'fäuk  Z. 

fauke",  pfauke",  fäuke',  pfäuke":  1.  intr. 
a)  fauke,   Ptc.  g'fauket,   flackern,  lodern  SchwMuo. 

—  b)  fäuke,  fehlen,  wie  ein  unglücklicher  Schütze. 
Shrenh  (wahrsch.  unpers.  mit  Dat.  P.);  vom  Schiess- 
gewehre selbst:  versagen,  wenn  bloss  das  Pulver  auf 
der  Pfanne  abbrennt  Z;  faulce":  übh.  fehlschlagen, 
niissglücken.    ,Der  Streich  hat  g'faukt.'  BsLd  It  Spreng. 

—  c)  fäuke  AaZ.;  Z,  pfätike  Aa;  Bs  CpfaiggeJ;  S 
(pföike):  heimlichen  Wind  streichen  lassen.  Syn. 
pfüsen.  —  d)  p/Sm^-«  AAFri. ;  Bs;  SciiwE.;  S:  cacare, 
doch  mehr  nur  von  kleinen  Kindern  und  von  Insekten. 

—  e)  „fäuke,  rotbraun  glänzen,  glühen  AaF."  — 
2.  trans.  a)  fauke  Z,  fäuke  Th:  verjagen.  Er  ist 
g'fäukt  wordc.  Meist  mit  Ortsangabe:  sunt  Hüs  üs 
g'faukt.  Fauk  au'''  's  Hüenli  use!  Warted,  i'''  loill-i 
|euch]  iez  denn  det  [dort]  eweg  f.!  Dass  s'  aw''  nüd 
die  Hund  zur  Stadt  üs  feukid!   Bauehnoesi'r.  XVIll. 

—  h)  pfauke  AAFri.;  Bs;  S,  fäuke  „iÄ\." ;  Onw,  pfüike 
S,  listig  entwenden  (Sachen  von  niclit  bedeutendem 
Werte).  ,Batzen  fauken.'  UHKÄ(i«KR  17.S9.  —  S.  auch 
flauken. 


Fauken  kann  durch  Umlaut  (nach  Analogie  älterer  Bil- 
dungen mit  -i)  aus  Fauk  gebildet  sein;  doch  s.  die  Anni. 
zum  Subst.  —  Bed.  2  a  beruht  auf  der  das  Verjagen,  2  b 
auf  der  das  Weghaschen  begleitenden  Luftbewegung;  vgl. 
frz.  vuler,  Hiegeu  und  stehlen.  —  Übrigens  ist  die  Frage, 
ob  wir  nicht  wenigstens  für  einen  Teil  der  obigen  WW.  und 
Bedd.  von  der  Abi.  von  , fauchen'  ab  und  auf  diejenige  von 
nihd.  ranke,  vunke,  Funke,  gewiesen  seien,  da  auch  aus  diesem 
Begriff  diejenigen  der  schnellen  Bewegung  und  von  imlnre, 
(, funken'  in  deutschen  MAA.)  sich  entwickeln  lassen  und  aueli 
aus  unk  im  Aleuiaun.  regelrecht  entsteht.     Vgl.  noch  p/uken. 

Hunds-Fauker:  Hundefänger,  niedrig  geachteter 
Beamter,  der  die  Polizei  über  herrenlose  oder  wut- 
verdächtige Hunde  übt  Z.  De''  hett  hi  eus  nüd  emäl 
U.  g'ge,  wäre  bei  uns  n.  e.  H.  geworden.  ,Lieber  H. 
sein  als  ein  Schuster.'  Stctz. 

faukisch:  geckenhaft  BsStdt. 

„Fäuk  (Feik)  f.:  schlechte  Dirne  L;  U."  —  Vgl. 
Fauk  ==  Geck,  oi./auken  =  herumtreiben ;  viell.  Vermischung 
mit  Feutsch,  Hündin.     Vgl.   noch   die  Syn.  Fagg;  Faek. 

Fek  I,  Fekel,  Feggel  m.:  männh  Taufn.,  Felix  Z; 
gilt  jetzt  nur  noch  in  bäurischer  oder  in  grober  Rede. 
Der  Name  muss  früher  in  Z  häufig  gewesen  sein,  da 
der  Zürcher  sogar  sprichw.  Züri-Fekel  heisst  und  in 
einem  Spottlied  (nach  1784)  die  Z  Truppen  mit  ,Uf, 
uf,  ir  Fekels  Chetzere!'  angerufen  werden. 

Zunächst  von  dem  Schutzpatron  der  Stadt,  dem  Märtyrer 
Felix.  —  Mit  -el  werden  Verkleinerungsformen  gebildet;  vgl. 
Vechel  Sp.    74. 

Fek  II  f.:  1.  (Dim.)  Fekli:  weibl.  Taufn.,  ver- 
kürzt aus  Veronika,  Ludovika?  L.  —  2.  verdächtige, 
liederliche  Weibsperson  L;  Z.  Auch:  Diebin  L. 
—  Zu  2,  wenn  nicht  der  appellat.  gewendete  Eigeun.,  vgl. 
die   Syn.    Fack,   Fäuk  und   das  A'b.  /eken. 

Fckle  f.:  1.  =  Fek  II  ZWettsw.  —  2.  breit- 
spurig einher  gehende  Weibsperson  Z  (Schneeheu). 

feken  ~  Ptc.  g'fekt:  1.  (Kleinigkeiten)  heinilicli 
entwenden  Aa;  L;  UwE.  —  2.  (m.  Acc.  P.)  einem 
Fälscher  seine  Waare  abnehmen  B.  —  3.  herum- 
streichen U.  —  ab-:  Einem  listig  Etw.  abzwacken, 
ablocken  UwE.  —  Viell.  blosse  Nbf  zu  firkcn,  herum- 
schweifen (vgl.   nhd.   ,Beet'  aus   ,Bett'). 

G'fek  n.:  hastige  Geschäftigkeit  LT.  —  Vgl.  aber 
auch   GeJach  Sp.   643. 

Fek  er:  kleiner  Schelm  L. 

fcklen:  kleine  Dinge  stehlen  L;  heinilicb  ein- 
stecken, verschleppen  UwE.  —  ume-:  hernm- 
schweifon  L. 

fccken  I  -e'-  BBe.;  Uw,  -rf-  AaF.;  '/..  pf ecken 
pfcken  GhD.,  L..  Pr.  --  Ptc.  g'feckt:  1.  die  Masse 
obrigkeitlich  prüfen,  bestimmen  u.  bezeichnen,  eichen 
=  fachten  Sp.  üül  mit  Bez.  aut  Hohl-,  Längenniass 
und  Gewicht  Uw.  Von  Trockcnmass  BSi.  (doch  meist: 
sinnen),  Trinkgeschirr  GrD.,  Mass  und  Gewicht  Aa; 
L;  Ndw;  W;  1579,  Absch.  —  2.  übh.  prüfen,  ver- 
suchen (die  Eigenschaften  von  Personen  u.  Sachen 
im  Privatleben),  a)  m.  Acc.  S.  BBe.,  Interl.,  Langn.; 
Uw.  „Feck  's  nume!  versuch  es  nur!''  !"'•  will  f.. 
öh  j'"''  's  eha'"  BoSi.;  F.  Fcck  du!  versuche  du  es! 
BGut.  /'■''  ha"  lang  g'feckt  z' schrdie",  das  Schreibon  zu 
lernen,  ebd.  llmt  endlich  di'nift  mit  muntre  Ih'hide" 
Alls  AHs,  und  feckt  sg"  liuclielist;  niä)igs  Fierschäli 
chrachel,  beim  Glücksspiel  mit  den  Gstereicrn  BStdt 
(liWvss).     Fcck,  magst  du  ilas  [sc.  tragen  |'?  BSi.    Fs 


727 


fak,  lek,  tik,  fok,  fuk 


728 


lach  <i'rad  [nur]  um  nes  [ein]  F.  z'  tue",  es  handelt 
sich  um,  hraucht  nur  einen  Versuch  BHk.  Probieren 
(von  Geräten):  ,Alle  Teilnehmer  (an  dem  Hurnussen) 
mussten  sich  rüsten,  Schaufeln  probiren.  Stecken 
focken,'  Gotth.  Musikalische  Instrumente  (stimmen); 
,Wenn  nicht  in  ihre  Ohren  das  F.  und  Prüfen  der 
Geigen  und  Klarinetten  gedrungen  wäre.'  Gotth.  .Einer 
[Weibsperson]  das  Gesieht  [den  wahren  Charakter]  f. 
und  füre"  mache"  [ans  Licht  ziehen].'  ebd.  ,In  der 
Ernte  wird  die  Tüchtigkeit  des  Landniannes  gefeckt.' 
ebd.  —  b)  ni.  Acc,  P.  Einen  Menschen  auf  seine 
Kräfte  und  seine  Gesinnung:  .Werdet  mich  bloss  f. 
wollen,  was  ich  dazu  sage.'  Gotth.  , Versprich  meinem 
Knecht  einen  Neuentaler,  wenn  er  mache,  dass  du 
das  Korn  um  den  und  den  Preis  kaufen  könnest. . . , 
Darauf  erzählte  er,  wie  er  ihn  habe  f,  sollen,  und 
wie  Uli  es  aufgenommen  und  den  Meister  erraten.- 
ebd.  ,Und  der  Karrer  trat  zu  Uli:  Wei  m'r  [wollen 
wir]  (ippc  Eis  mit  enaiiyere  mache",  iue'"'-iV  darfst? 
Es  kochte  Uli  in  den  Adern  und  er  sah,  dass  das  ein 
angelegtes  Spiel  sei,  dem  er  sich  nicht  wohl  eiitziehen 
könne.  Früher  oder  später,  das  wus.ste  er  wohl,  niusste 
er  ihnen  stehen  und  sich  f.  lassen.'  ebd.  ,T)a  redeten 
die  Bursche  mit  einander  ab,  den  Schulmeister  zu  f., 
wie  weit  sie  es  wohl  treiben  können  mit  ihm.'  ebd.  ,Es 
niuss  Einer  erst  so  recht  gefeckt  und  gewogen  sein.' 
ebd.  ,Er  soll  selbst  kommen  und  versprechen,  dass  er 
dich  künftig  mit  Beizen  [Locken]  und  F.  ruhig  lassen 
will.'  ebd.  Wo  Albrecht  Züri  hed  g'feckt  [mit  Be- 
lagerung heimgesucht  u.  erprobt].  Ineich.  1859.  's  häd 
nur  d'  Vatriote  g'fcckt,  die  Not  der  Zeit  hat  nur  die 
wahren  Burger,  die  Vaterlandsliebe  auf  die  Probe  ge- 
stellt. Häfl.  181.S.  Reeiprok:  einander  f.,  mit  ein- 
ander wetteifern  BHk.;  F.  Anstrengen.  z.B.  wie  ein 
Meister  seine  Dienstboten;  erproben,  heimsuchen,  wie 
eine  Krankheit,  ein  Schicksal  es  tun,  von  Tieren  mit 
Bez.  auf  Zug-  oder  Tragkraft  BGut.  Zuweilen  nur: 
necken  B;  S.  Urne  [nur]  für  si  ;'  /'.  Joachim.  Fuppen 
L  (aucli  fechte»).  Einem  einen  Streich  versetzen  AaZ. 
181.').  Mit  Einem  f.,  zanken  Z.  Auch  ohne  Obj.:  ,Dass 
die  Zürcher  sich  immer  noch  darüber  zanken,  immer 
aufs  Neue  f.'  N.  B  Kai.  1844.  Flöget  und  nechet  und 
schtiülf'let  und  fecket !  S.  —  3.  sich  anstrengen, 
seine  Kräfte  aufbieten  BöO. ;  VOrte;  S.  3Ier  müösse 
f.,  his-mer  enander  cerstä"  [verstehen],  von  mühsamem 
Gespräch  mit  einer  alten  Frau  FJ.  Hieher  viell.  auch 
u-enu-ech  's  wett  der  Blasbalg  f.,  den  Atem  benehmen. 
.ICOtt.  Ohne  Sachobj..  mit  Gesellschaft  angebendem 
.mit',  in  friedlicher  Beziehung:  mit  einander  f.,  zu- 
sammen ein  Geschäft  betreiben  W.  Aber  auch :  mit 
einander  tanzend  oder  kosend  sich  belustigen,  von 
Liebenden  W.  Sich  ungeberdig  stellen  B  oHa.  Refl. : 
.««•"''  /'.  mit  Öjyiis.  suchen  Etwas  durchzusetzen  BG.. 
Ha.  Si'''  f.  [sich  Gewalt  antun]  z'  lache«  BHk.  „Sich 
gegen  Jmdn  feindlich  stellen,  verteidigend  oder  an- 
greifend. ,Er  hat  sich  gegen  mir  gefeckt',  mich  derb 
angegrift'en  BO."  —  4.  unpersönl.  a)  mit  Acc.  P., 
gelüsten  W,  —  b)  es  feckt  si"';  es  fragt  sicli,  z.  B.  oh 
er  chönn  cho"  GT.  —  c)  es  trifft  sich  (schlecht),  z.  B. 
das  feckt  sr''  eimel  g'rad!  wenn  man  Leute,  die  man 
besuchen  wollte,  nicht  antrifft  B  oHa.  Vgl.  .3.  —  er-: 
(genau)  untersuchen.  ,Sie  sollen  die  Pinten  und  Masse 
e.  und  verschaffen,  dass  sie  gezeichnet  werden.'  15'27, 
Absch.  ,|  Briefe],  so  wir  üwer  wysheit  gezougt  und 
zuo    e.    geben    haben.'     \h'M),    ebd.     .Nacli    erfeckung 


beider  partyen  rechtsame.'  153.5,  ebd.  .[Die  Gefan- 
genen] mit  p3'nlicher  gichtung  e.'  1532,  Strickl.  ,[Die 
von  F  werden  die  Briefe  beider  Teile  wohl]  erfeggen.' 
Absch.  (F).  .[Wenn  sie  dahin  kommen,  den  Zins  zu| 
erfeggen.'  ebd.  ,Wir  wend  den  keiben  [d.  i.  den  ver- 
wünschten Ablasskrämer]  strecken  [auf  die  Folter 
spannen]  und  mit  dem  seil  syn  g'werb  e.'  NManuel. 
,Ir  müessend  schritt  und  kuntschaft  zeigen;  damit  wird 
man  all  ding  e.'  ebd.  ,Erfeckung  der  gewicht  und 
mass.'  1548,  B.  —  üs-:  ausforschen  UwE. 

Bell.  1,  2  trifft  zs.  mit  fäuldtti  1,  i>  u.  5;  Bed.  4  c  mit 
fachten  6 ;  sodauu /ecA-e/i,  zanken,  mit  ftvhUn  3 ; /ecken  3  mit 
feeJtten  J.  Auch  die  Bed.  , wetteifern  |iin  Kampfe)'  rührt  au 
fechten  i.  S.  V.  ,um  die  Wette  arl)eiten' ;  feckeii  4  a  =  an- 
fccliten  2.  Feel:en  ist  ^orndezu  aus  den  beiden  fjenannten 
Vben  entstanden  durcli  Metathesis,  für  welche  zunächst  das 
Siibst.  Feclc  I Flügel]  durch  Assimilation  aus  Feit(c)cli,  nhd. 
.Fittig'  und  das  davon  abgel.  Vb.  fecken  JI  als  Anhalt  diente. 
Dazu  noch  Metatheson  wie  Milz;/  aus  Blickz  (nhd.  , Blitz'), 
plnlzfjcn  aus  plackzcn  (^)  u.  ä.,  s.  ZU  ehezij  Sp.  Gr2  oh.  —  Die 
Ausspr.  ee  weist  das  W.  in  der  Bed.  , zanken'  viell.  nach 
fecken  JI,  —  Vermengnng  von/efÄen,  fechden  {Öp.  644,  64(11 
zeigt  das  L  R4)tenb.  Amtsb.  1490:  ,Darnnib  soll  er  [der  eiueu 
Kindringling  in  sein  Eherecht  ums  Leben  bringt]  nit  gefeckht 
werden.' 

Feckerl  „Aa;B-;  F;. VOrte;  S",  PfeckerGR: 
Siichnieister,  =  lüichter.  ,Sind  die  recliten  F.  und 
Prüfer,  wie  es  mit  dem  Frieden  stehe.'  Gotth.  — 
Fass-:  Fassmesser  BS.  —  Milch-:  Milchschauer  in 
Sennhütten  B.  —  Müss-:  Aufselier  übor  die  Masse. 
,l)ie  Pünten-,  Mass-,  M(.'ss-,  Gewicht-  und  Waagfecker.' 
Haf.n.  lOtiiJ. 

Fecki  f.:  obrigkeitliche  Prüfung  der  Masse,  = 
Fächti  „Aa;  B;  VOrte;  S"  ;  W.  ,Es  soll  auch  ein 
kilchherr  ye  am  5,  jar  ein  fecki  haben,  und  soll  alle 
mäss  tacken,  mit  unser  G.  H.  von  Lucern  f.  oder  mess.' 
Kilchenrecht  LSchüpfen  1584. 

Fecke",  F eckte",  Fettchen  -^-  bzw,-e--  \)Fettge 
Gr.  2)  Fek/c  bzw.  Fehe  Aa;  Ap;  Bs  (Hebel);  B;  P; 
VOrte;  Gl;  ' GRChur  tw.;  GG.,  T.;  S;  W;  Z,  Fe'cke 
Si'HwMuo.  3)  Feckt  GrL.,  Pr.,  Feckte  bzw.  Fe%-tc 
AaZcI.;  BsLd.  Spreng;  B;  GRChur,  Sav.;  Sch;  SThierst., 
BWyss;  U;  ZAusseramt,  Sth.,  MUsteri,  Fe'kte  TiiHw., 
Feckete  Sch  (im  eig.  S.);  ZB.  u.  0.  —  m.:  1.  Fittig, 
Flügel,  von  Vögeln  (und  Engeln),  allg.  Bei  Forer 
1503  auch:  Flosse  (vgl.  Federe  Sp.  G77).  Wo  hest  die 
schwarze  Fegge"  g'no"?  [vom  Storch].  Hebel.  Die 
Vögeli  händ  schö»  F.  De"'  Vogel  hat  en  läme'  F. 
Katrlnli,  wenn  du  flüge  witt,  Gang  nüd  i  's  Paradisli, 
Wo  die  Engeli  Fecke"  händ  As  icie  die  Fiedermüsli. 
Ineichen.  Bildl.  .Es  schien  mir  fast,  als  hätte  ich  P. 
bekommen,  so  leicht  ward  mir.'  Ctotth.  F.  ha",  flüchtig, 
vergänglich  sein.  G'stolniys  [gestohlenes]  und  crspilts 
[im  Spiel  gewonnenes]  Gehl  hat  F.  ScHiLn.  .Das  Buch 
hatte  F.',  wurde  gestohlen  Aa;  ^jn.  Bei"  überkon.  F. 
übercho",  gestohlen  werden  Aa;  Bs.  D'  F.  lampe  [han- 
gen] lä",  in  demütiger  Geberde  dastelien  [.animo  frangi.' 
Id.  B]  VOrte;  Z.  ,Er  wirdt  d' Fäcken  lossen  hangen 
nider.'  GGotth.  1019.  D'  F.  lö"  hange,  mutlos  sein, 
nicht  mehr  gross  tun,  ermatten  Aa;  Bs;  Si'lger,  aber 
auch:  nachlässig  gekleidet  sein  S  (viell.  zu  2).  ,Iro 
fliegender  geist  die  fäcken  verloren  hat.'  HBull.  1530. 
Fr  wott  [möchte]  flüge',  ob  er  F.  hat  LG.  Me"  muess 
nit  welle"  flüge",  eh  d'  F.  ghvachse"  si"  S.  Fi"m  d'  F. 
schrote"  {.b'schröte,  potentiam  atterere.'  Id.  B),  die  Frei- 
lieit  nehmen  S.  —  2.  Flügel,    Schooss   des  Kleides, 


1-29 


Fak,  fek,  fik,  fok,  fuk 


7äo 


bes.  des  Männerrockes,  oder  der  Jacke,  des  Frackes. 
bes.  spitz  zuifesclinittene,  sog.  .Schwalbenschwänze" 
(s.  die  Comi).).  zuweilen  auch  nur  Zipfel,  allg.  l^or 
alte"  Zite'  häiid  d'  Rock  ih'uj  langi  F.  ij'ha"  Scn.  Eine" 
bim  y.  ni'"  Gr;  U;  Z,  hi  de"  F.  packe'  U  auch  im  S. 
von  festhalten  übh.  Heb-en  am  F.  od.  Frack!  halt  ihn 
fest!  Z.  D'  Frau  hat  de"  Ma"'  a"  de"  F.  us-em  Wirts- 
hüs  'zöge"  Uvu.  D'  F.  schlingge"  [fliegen  lassen],  .stolz 
einhergehen,  wichtig  tun  BG. ;  vgl.  fecken  II.  Auch 
von  weibliehen  Gewiindern :  ,T)ass  sy  inen  läpplin 
(zütteli.  1.548)  machind  an  den  iattichen  (geeren.  1.548; 
flüglen.  lüöT)  irer  kleidern.'  IV.  Mos.  15.  —  3.  der 
ganze  Rock  von  Mannspersonen  F  (Eicuhorn).  — 
4.  die  in  den  Seitenlappeu  des  Rockes  oder  Wamses 
befindliche  Tasche,  auch  Feckli  „Vw";  W.  Vgl. 
Faggete.  —  5.  Klappe  zur  Bedeckung  solcher  Seiten- 
taschen Uw.  —  ü.  Flatterndes  an  der  Kleidung, 
z.B.  Bänder  an  Frauenkleidern  Aa;  B.  Ao  1S;>'2  lässt 
Stutz  sein  Landmädchen  bei  der  Beschreibung  städti- 
scher Damenkleidung  sagen :  si  händ  wie  Fäckete  g'hn 
bi'n  Achsie".  Herabhangender  Fetzen,  Lappen  am 
Kleid  G  oT.;  Ndw;  S.  D'  Feckc  hange"  (an)  alien 
Orte"  ahe"  Zu.  Stück  Tuch  übh.  AAZei.  Ken  [kein] 
F.  G'u-and.  Es  Feddi  G'icand  Z.  Aufs  Ethische 
übertr. :  en  F.  von  Ei"m  ha",  eine  Spur  (wie  einen 
anhangenden  Lappen)  eines  erblichen  Übels  od.  Fehlers. 
—  7.  irgend  ein  Stück  oder  Teil,  z.  B.  ein  grosses 
Stück  Brod  AaZcI.;  LG.  En  schöne  F.  Land  lid.  En 
F.  mm  Tach  ist  nbe  [heruntergefallen]  ZKn.  's  hat  e" 
F.  glo"  [gelassen,  nachgegeben,  ist  gebrochen],  es  ist 
etwas  vorwärts  gegangen  Aa.  —  8.  Schneeflocken 
ÄAEhr.  's  git  F.  S.  —  9.  paarweise  vorhandener  Teil 
von  Gebäuden.  Fensterflügel  Ndw.  Vgl.  Dach-F. 
,ValviB,  tor  mit  zweien  fäcken,  oder  das  zuo  beiden 
seifen  aufgät.'  Fms.  —  10.  Flügel  eines  Heeres.  Im 
XVI.  wurde  es  üblich,  den  Schlachthaufen  aus  Büchsen- 
schützen gebildete  Flügel,  sog.  .Fecken',  anzuhängen. 
Elgher  Kriegskunst.  —  11.  Fickte  f.  (?) ,  Riester, 
Streichbrett  am  Pfluge  Gr  ObS. 

Die  beiden  Foriimn  (k  u.  /.()  besteheu  seit  ä.  Zeit  neben 
einauder,  doch  scheint  die  mit  blossem  /,■  etwas  stärker  ver- 
breitet und  sie  kommt  auch  der  Grundform  ahd.  ßddali, 
mhd.  vettech  (.Fättich,  Fettich'  in  Bib.  XVI.,  bei  Wurstis. 
und  Denzl.  1677;  171();  bei  Fris.  eiumal  ,fätek',  bei  Forcr 
,fetk',  Bib.  XVI.,  Mal.  und  Fris.,  Tierb.  1.568  ,fetclien,  fät- 
clieu,  fiitkeu'),  nhd.  ,Fittig'  näher,  indem  sie  unmittelbar 
durch  Assimilation  von  (  an  k  aus  jener  entstanden  ist, 
während  die  mit  kt  durch  Umstellung  (s.  Anm.  zu  fecken  II 
und  Akte  IV  .Sp.  166).  Diese  letztere  ist  von  Feckeie  zu 
unterscheiden,  welches  wohl  der  Bed.  nach  nur  eine  Nbf. 
von  Feckte  m.  ist,  der  Form  nach  aber  zu  den  weibl.  Verbal- 
subst.  auf  -ete  gehört,  indem  es  bei  der  Umstellung  aus 
, Fettech'  das  c  der  Bildungssilbe  beibehielt  und  dann  auch 
ein  flexives  hinzunahui ;  immerhin  behielt  es  wenigstens  tw. 
das  niännl.  Geschlecht  bei.  , Fäcken'  bei  Fris.;  Ruef;  HBull. ; 
JLCys.  1661;  ,Fäkte'  bei  Fris.;  Fischb.  1563  (auch  das 
Dim.  .faktlin');  Vogelb.  1557;  Denzl.  1677;  bei  Mal.  einmal 
die  seltsame  Häufung  ,Iatchteu'.  Auch  in  der  neu.  Volksspr. 
finden  sich  z.  T.  beide  Formen  am  selben  Ort  neben  einander. 
Bei  feckte"  kann  man  das  c  der  Endung  aus  der  Umstellung 
erklären,  bei  Fecke"  muss  es  aus  dem  Plur.  in  den  Sing, 
gedrungen  sein.  Das  a  der  Form  ,Fake'  bei  Red.  166'J 
(neben  , Fakte,  Fitich,  Flügel')  kann  nicht  echt  sein,  erinnert 
aber  au  Fuek  (das  wir  mit  /ecken  I  u.  //  vwdt  gefumlen 
haben)  und  Fayrjelc,  dessen  Bed.  .Tasche'  wir  auch  bei  Ferkr" 
finden.  Bei  der  Bed.  , Stuck'  z.  H.  Tucli,  wird  nicht  an  das 
gleichbed.  Fhck  zu  denken  sein;  auffallender,  aber  docli  widil 
auch   nur  zufällig,   ist  die   HeriUnung  von  Fecken   mit  Fiuhn 


(nhd.  , Flocke'),  als  ob  ein  ablautendes  starkes  Vb.  '/ecken, 
fack,  ije/ucken,  entsprechend  ,fechten',  zu  Grunde  läge.  Endlich 
rührt  F.  in  der  Bed.  , Fetzen'  auch  nahe  an  dieses  W.,  so 
wie  neben  /ecken,  mit  Einem  streiten,  gleichbed.  auch  /etzeii 
vorkommt,  beide  =  nhd.  .hadern',  von  mhd.  hiuler,  Lumpen, 
Lappen;  vgl.  auch  nhd.  ,ficken',  mit  der  Rute  streichen  = 
Schweiz,  fitzen.  In  der  Lit.  des  XVI.  beginnt  unser  W. 
immer  mehr  dem ,  allgemeiner  verständlichen  .Flügel'  zu 
weichen;  s.   d. 

Fisch-:  Flos'se.  ,Disem  fisch  streckt  sich  sein 
flüssföder  oder  fischfäcktcn  biss  auf  den  schwänz.' 
Pisciiii.  1503.  —  Häneli-:  Fliigelstück  eines  gebi'a- 
tenen  Hähnchens.  ,Ein  H.  war  das  Gemeinste,  an  dem 
sie  schleckete.'  Gotth.  —  Kittel-  S,  Kutten-  B, 
Rock-  Aa;  gg.;  U;  W;  Z;  Rockschooss.  Als  d' ■Jude" 
kante"  mit  Knüttel  und  Stecke  Und  wollte"  de  Heiland 
foh",  Envütscht  Eine''  de"  Peter  bim  Kittelßcke,  Die 
Andere  laufe"  devo".  S-i'unENTENLiEi).  ,Ich  wischte  die 
Kacholi  mit  meiner  Kuttenfecke  aus.'  Gotth.  Er 
g'waret  hinden  am  Bockßcke"  Öppis  Itübschli''''  zopfe" 
L.  —  Sack-:  der  die  Tasche  enthaltende  Flügel  des 
Rockes  oder  geradezu  unigek.  ^  Feckensack,  Rock- 
tasche L.  Es  Mttischli  [Semmel]  us-em  S.  stibitze". 
—  (T)sch6pe-:  1.  Flügel  der  Jacke,  des  Wamses 
Uw;  W;  Z.  -  2.  einfältig  guter  Mensch  Nnw.  — 
Geschirr-:  Flügel  des  .Webergeschirrs',  je  aus  einem 
,Geschirr.stecken'  mit  den  daran  befestigten  Zwirnfäden 
bestehend,  und  durch  das  Treten  mit  dem  Zettelfaden 
auf  und  ab  bewegt  Aa;  Z.  —  Dach-Feckt:  die  eine 
Hälfte  des  Daches  GnPr. 

Wr-  We'i-  Aa;  BsLd;  S.  Wcie-  Bs;  S,  Weii-  S, 
Weier-  S,  HaiveifeJ-  BS.,  Biji-  SStarrkirch,  Beie- 
L,  -Fecke  Aa;  BsLd;  B;  L;  S,  -Fückte  Bs  —  meist 
PI.:  1.  die  Blätter  der  vielnamigen.  zu  allerlei  Spielen 
und  als  Heilmittel  gebrauchten  Pflanze  Leontodon 
tarax.,  Löwenzahn,  so  benannt  wegen  der  Ähnlichkeit 
der  gezackten  Blätter  mit  den  Flügeln  des  Weihs. 
Die  Blüte  wird  zu  Orakeln  gebraucht,  der  Stengel  zu 
allerlei  Spielzeug,  das  Kraut  zu  üsterkuchen.  Vgl. 
RocHH.  18.57,  174/75.  —  '2.' spitzwinkliger  Balken- 
schnitt Z.  —  Bei-,  Äi/i- mit  Übergang  von  anlautendem  »• 
in  h  unter  Anlehnung  an  Beii,  Biji,  Biene.    Syn.  W.-,^chwma. 

Zieh- Feck(t)e".  1.  herumschweifende  Person, 
bes.  Mädchen;  auch  mit  dem  Nebenbegritt"  des  Zuges 
zum  andern  Geschlecht;  scherzhaft  wohl  auch  von 
einem  Knaben:  kleiner  Landstreicher  Bs.  Syn.  Umc- 
zug;  Biesch.  Wenn  's-em  dfjiaim  z'  langtf'ilig  tcordeii 
isch,  so  isch  de''  Ziehfeggde  in  der  Nochhcrschaft  tim- 
enander  rolliert  goge  dampc"  [um  zu  plaudern].  — 
2.  träge,  schwerfällig  einhergeheuder,  langsamer,  un- 
behülflichor  Mensch,  gleichsam  mit  lalimen  Flü- 
geln (Spreng),  oder  „den  man  gleichsam  ziehen  muss" 
Aä;  Bs;  B;  L;  „S;  Vürte."  Syn.  Züttel,  Züggi, 
Schlampt.  ,Er  müsste  wohl  viel  Zeit  versäumen, 
wenn  er  jedem  Z.  abwarten  wolle,  bis  es  ihm  sk-li 
schicke.'   Gotth. 

Das  erste  W.  wird  nicht  iuiperativisch  aufzufassen  sein, 
weil  dann  meist  der  Ariikel  stellt;  die  Bed.  bei  1  =  herum- 
ziehen i.  S.  V.  , herumschweifen'  oder  (beim  Nebenbegriff) 
traus.  .herunizcrren',  bei  2  i.  S.  v.  , schleppen'  oder  .nacli- 
holfeu'.      1    könnte  auch  geradezu  =  , Zugvogel'  sein. 

Gefeck  n.:  Ilügelartiges,  loses  Kleidungsstück 
.\AliUed.     Von  einem  weibl.  Unterrock.  .\(ivsi. 

fi'Cken  II  -,.c-  Si'HW;  Uw;  Z,  fecknoi  liRi..  fivkic" 
(in.    fechte"  (inS|düg.         I'tc.  g'ßckct:    1.  <lie  Flügel 


731 


Fak,  fck,  lik,  fok.  fuk 


732 


bewegen,  mit  den  Flügeln  schlagen,  flattern  BEi.;  Gr; 
Uw.  —  2.  fccläcn,  die  Flügel  abreissen  z.B.  ein  Huhn 
rupfen  GrD.  —  3.  eilfertig  laufen,  gleichs.  so,  dass 
lue  Kockfecken  fliegen  VOrte;  herumgehen,  wobei  die 
Flügel  der  Kleider  sich  schwingen  GRPani;  Kdw. 
Z'  f.  cho,  in  eiligem  Gange  dalicr  kommen.  Näcseli 
1S42.  —  4.  unruhig  herumfahren  (gleichsam  hcrum- 
fiattern),  unstät  müssig  herumstreifen  Aa;  Gr; 
Scinv;  UwE.  (auch  : -/ecA'(e);  Z.  (Trans.)  herumzerren 
ZKussik.  —  5.  heimlich  entwenden,  bes.  Kleinig- 
keiten B;  A^Orte.  Syn.  fid-en.  —  ver-,  zer-:  zer- 
zausen W;  Z.     AU  verfeclcet  Hose".  Stutz. 

Die  Abi.  von  Fi/dccn,  Füi-kten  sollte  ni^.  fid;lt)n<:n  lauten, 
aber  das  eine  n  wurde  gespart  wie  iu  ahcn  II  (Sp.  34), 
faden  (Sp.  676)  udgl.  —  Syn.  zu  1,  3,  4  ist /ccHcn,  s.  d. 
—  Bed.  5  erklärt  sich  aus  der  dabei  stattfindenden  raschen 
Bewegung,  gleichs.  im  Flug  erhaschen;  vgl.  fz.  voler  1)  fliegen, 
2)  stehlen,  und  Fei-I.-ete"  iihercho"  ^  gestohlen  werden.  Für 
Bed.  3  und  5  besteht  die  Nbf. /efc"  (s.  i.)  so  wie  fikle"  = 
ume-fccklen  ^  fechm  4.  Für  die  Conipos.  ist  luch  eine  trans. 
Bed.  (zausen)  des  eiuf.  "W.  anzunehmen,  welche  ebenf.  auf 
das  Subst.  Fecke  zurückzuführen  ist,  sei  es  in  der  Bed.  Flügel 
von  Vögeln,  die  einander  kämpfend  die  Federn  ausreissen, 
oder  in  der  von  abgerissenen  Fetzen  der  Kleider.  Übrigens 
kann  verjevhet  auch  direkt  (nicht  erst  als  Ptc.  v.  wrßchcn) 
vom  Sehst.  Ftcl-e^  gebildet  sein. 

g'fgcket  Z,  (ffecknet  B:  1.  zerlumpt  Z.  Ke'i" 
f/amea  Hemp  —  AlU  (fßlzct,  (j'fecket  und  rerschnurpft. 
Stutz.  —  2.  geflügelt,  z.  B.  von  Ameisen  BEi.  — 
Yom  Subst.  gebildet  und  zwar  die  letztere  Form  mit  Eiu- 
Verleihung  des  n. 

fecklen  faCk/h:  1.  flattern,  die  Flügel  schwingen 
oline  noch  fliegen  zu  können,  von  jungen  Vögeln  Bs; 
B.  Bei  GoTTH.  auch  bildl.  (flatterhaft  sein?).  —  2.  mit 
flatternden  Eockflügeln  einhergehen  A.i.  „stolz  ein- 
hergehen L;  Zg"  (St.''),  laufen  als  wenn  man  Flügel 
hätte  B.  .Daher  fücklen.'  Gotth.  —  urae-:  sich  ge- 
schäftig hin  und  her  bewegen.  Wie  sij"  die  Chur- 
lierre"  um  de"  ila""  ume  g'fäcldet'.  Schild.  Herum- 
vagieren  L.  —  Dim.  zu  ßd-en  II  ;  — -V,  mit  dem  es  auch 
diese  Bedd.  gemein  hat. 

Herre"-Feckler:  Stutzer  (der  mit  Herren  und 
selbst  wie  ein  Herr  gekleidet  einherstolziert).  Was 
stclJt-is  d'  Sdiuel  für  Litt  i"  d'  Welt?  Su  Donners  H., 
Sil  Tintescldecher,  füles  Zäg  und  g'höriy  Höijyesteclcler. 
Schild. 

ge-fccknen:  etwas  Scliwieriges  auf  kluge  Art  zu 
Stande  bringen,  die  zweckniässigsteu  Mittel  ergreifen 
BO.  Oppis  z'  g.  irüsse",  sich  von  Befriedigung  einer 
Lust  zu  enthalten  vermögen,  sich  ruhig,  still  ver- 
halten BEi.  Zu  der  Bed.  vgl.  fideren,  fertig  bringen, 
aber  in  der  angef.  Bed.  haujitsächlich  auf  Selbstüber- 
windung angewandt.     Vgl.  auch  fecken  I  3. 

Feckerllm. :  Gauner,  Landstreicher;  früher  eine 
eigene  Zunft  mit  Jahresversammlung  in  Gersau ;  s. 
J'  'ecl:cr-  Kilch  w  ih. 

Der  Name  ist  von /cW.iii  //  4  (vgl.  Zielißda")  od.  auch  .3 
gebildet,  da  diu  Landstreicher  sich  auch  von  Diebstahl  er- 
nähre». 

feikell  in  der  U.\.  iii<"  so  fcik  's!  Ausruf  der  Ver- 
wunderung GrL.  —  Syn.  nu  so  si 's  f-isch,  una);  nu 
sl  's  gehlüggt. 

Vick  in.:  inännl.  Taufn.    1.  Viktor  S.    Vgl.  Viggi. 
-  2.  Ludwig  SrnwE.         3.  (auch  Fickel)  Felix  ZF. 
—    2  beiulit  oltenbar  auf  der  (durch  das  Kloster  iu  Umlauf 
gcbrachteu)   lat.    Form    LudomcuH. 


Vikäi'i  m. :  Viear,  Stellvertreter.  1.  den  Pfarrer 
vertretender,  ilnn  zur  Hülfe  beigegebener  Gei.stlieher. 

—  2.  oberster  Kriminalrichter  im  Veltlin,  Gr  zur 
Zeit  seiner  dortigen  Herrschaft  (Sprecher).  —  3.  Un- 
terrichter in  den  gemeinen  Herrschaften  im  Tessin. 
,Dass  der  Eichter  vormals  schuldig  gewesen  sei,  einen 
studierten  Vicarius  oder  Unterrichter  in  seinen  Kosten 
zu  iialten.'  1513,  Abscu. 

Vlke  f..  dim.  Viki,  Vikli  n.:  weibl.  Personeiin. 
1.  Viktoria  L.   —  2.  Ludovika  L;  Sciisv. 

ticken:  Kleinigkeiten  entwenden  Gr;  Scn;  Tii;  Z. 
,Den  Eltern  über  ihre  Kisten  und  Kästen  bei  Nacht 
und  Nebel  brechen,  da  ficken,  mausen,  hinaustragen.- 
AKlinol.  1702. 

Die  Abi.  von  ,Ficke'  (s.  oben  Figyt)  i.  .S.  v.  ,in  die  Tasche 
stecken'  würde  begrifflich  gut  stimmen,  dagegen  macht  die 
Verschiedenheit  des  Gutturals  (k :  k)  Schwierigkeit.  Vwdtsch. 
mit  unserem /ii</(/«-cn  (s.  d.),  nhd.  ,fuckeln',  betrügen  u.  ähnl. 
mundartl.  WW.  ist  wahrsch.;  da  übrigens  a,uch  fecken  II  ö 
die  Bed.  .entwenden'  zeigt,  so  werden  wir  wieder  auf  die 
schon  mehrfach  berührte  Verbindung  der  Begriffe  .fliegen' 
und  ,stehlen'  (im  Fluge  erhaschen)  geführt.  Vgl.  noch  alt- 
eug].ßkde,  flattern,  ueuengl. /icWc,  flatterhaft,  mundartl.  /77,c, 
sieh  unstät  bewegen,  müssig  herumgehen;  begrifl'lich  ent- 
sprechend unserm  fecken  II  4,   ume-feckkn. 

Vokiinz  f.:  Schulferien  G.  Sonst  Vakanz,  doch 
allgemeiner  Ferie"  (Urlaub). 

Vökativus  BsStdt,  Vogitivus  ZStdt,  Vuhßv  ZGlattf. 

—  ra. :  schlimmer  Bursche.  Er  isch  alliwtl  e  V.  und 
e"  fvle''  Kuz  g'sl"  Bs;  Z.  Zu  liebkosender  Neckerei 
für  kleine  Knaben  ZGlattf. 

Aus  der  Grammatik  horgeuommen,  da  man  vormals  dekli- 
nierte , Nomin. :  Hans;  Vokativ:  oduH. !'  und  diese  Fi. rmel 
auch  zu  vorwurfsvoller  Anrede  verwendet  wird. 

Pocke"  m.,  PL  -u-:  Flocke,  Büschel,  Bündel,  Häuf- 
chen und  Haufen,  z.  B.  von  Haaren,  Wolle,  Baumwolle, 
Papier,  Heu.  Schnee  Gl;  G;  Z.  Insbes.  geringere 
Sorte  FlacUsreLste  SchwE.;  gekratzte  und  zsgerollto 
Fasern  von  Leinwand  und  Wolle  Z.  „Föckli:  länglich 
z.sgerolltes  Stückchen  Baumwolle  zum  Spinnen  am 
Rade  zubereitet  Aä.  Syn.  Löckli."  In  Gl  bes.  en 
Fogge  Heu,  ein  grosserer  Bündel  Heu,  so  viel  ein 
Mann  in  einem  Tuch  zsgepaekt  tragen  kann  und  deren 
3  die  Ladung  eines  zweirädrigen  Karrens  ausmachen; 
Syn.  Sdiochen ;  dann  auch:  ziemlich  grosser  Haufe 
Von  andern  Dingen,  z.  B.  Geldstücken,  Schlüsseln,  so 
viel  man  mit  einer  Hand  fassen  kann:  e"  ganze  F. 
Geld,  Taler.  Es  git  hür  Függe  Herdopfel.  Es  sdmlt 
ganz  Fögge;  und  von  Menschen:  e  F.  Lüt. 

Das  W.  fehlt  der  ä.  Spr.  uud  ist  wahrsch.  erst  durch 
Ausstossung  von  I  aus  dem  unserer  Volksspr.  sonst  abhanden 
gekommeuen  , Flocke'  entstellt;  altn.  /focf,  auch  , Haufe',  eugl. 
ßock,  aucli  Herde,  Sehaar,  Trupp.  ,Flocke'  selbst  aber  entw. 
aus  dem  Lat.  (ßuccus)  entlehnt  oder  Abi.  von  .fliegen' ;  /  wird 
wie  r  nach  Cons.  bald  ausgestossen,  bald  eingeschoben.  Vgl. 
Fecke". 

Här-:  Locke  Zr. —  Bauwel-Föckli:  Flöckchcn 
Baumwolle.     Das   Chind  ist  so  Ucht  wie  e  B.    Tu. 

—  Schne-Focke".  Chaiserlidi  [Ostreich.  Soldaten] 
diömmed  Sj  vil  as  Sdmeföcke.  Stutz. 

focko":  stark  (in  grossen  Flocken)  schneien  Gl; 
ZO.  —  er-,  ver-:  tüchtig  zausen  Z.  Syn.  erhdreti, 
erhiirsten. 

fueknen:  Heuhaufen  niacheiiGLNäf.  Syn. sdiOchlai. 


783 


Fak- fiik.     Fakt-Fukt.     Fiil— ful 


734 


lükrii:    1.  .steliK'ii,  iMitweiulen.  verschlepiieu  L.    - 
■J.  /.imi  licsteii  habun,  narren  BlJe. 

In  BihI.  I,  «nfür  aiii-h /rfcu  vorkmiiiiit  (s.  il.),  ist,  das 
VV.  wahrsch,  uns  /fül.rti,  Habe  tiücliteu,  eiitsiullt;  vj;l.  l-'ncf:r 
aus  ,Klocki.!'.  Zu  Beil.  2  vfl.  .t'ncki;!!',  ruiipuii  (Gr.  VVB.  8, 
IStiJ)  uud  uuser /mWcii;  diu  Ciuaiit.  wiiidc  sicli  verhallon 
wie  zwischen   uuserm  feckm  und  felccn. 

Fiik  f.:  herumschweifende,  aucli  diebisclie  Wuilis- 
person  L  =  ]<'ch\ 

Flick  m.  (l'l.  I'uck)  „Ar;"  G(i.  (Fmjg);  Z,  Fuckc 
Fii;it/e  f.  G:  1.  junge  Henne,  „die  zum  ersten  Mal 
Eier  legt."  Fückli,  Kiu-hlein.  —  2.  (Dim.)  Für/ui, 
Kosewort  GlK.  —  Walnscii.  zu  Jucken',  schlüpfen, 
hellend  sein;    Gr.    WB.   4,    1,  302. 

Fncker  1  m.:  grosse  Scheere,  die  scharf  schlies.st 
LBerom.  —  Ein  ebd.  voikommender  Zuname  (Wulli/urker'sl 
deutet  darauf,   dass  F.  cig.  den  Wollscherer  bedeutet  habe. 

fuckereii  „Gl  fftikcrej" ;  L,  furkere  L  {BRAtiosr.)-. 
„geringe  Diebcsgritte  versuchen,  heimlich  entwenden 
GL"t;  handeln,  tauschen,  mit  dem  Nebenbegrift"  un- 
redlichen  Gewinnsuchens   L.   —  Vgl.  ftckcn  II ;  Fuijur. 

Fucker  Fiigrjer  II  ni.:   Dieb  im  Kleinen  Gl  f. 

fucklen,  fuekelcn:  auslachen,  verspotten  LReid. 

Scheint  zu  f&ken  2  und  dem  dort  angeführten  ,focken' 
ZH  gehören,  aber  auch  zu  Juch-ren,  da  , spotten'  mit  , stehlen 
betrügen'   das  Merkmal  der  Heimlichkeit  gemein  haben  kann. 

Pückeler  m.:  1.  Mensch  von  kleiner  Statur  mit 
innner  lächelnder  Miene  L.  —  '2.  einfältig  gutmütiger 
Mensch  L. 

Püket   s.  Fül-ket. 

fueklich,  flieklich   s.  füctßich. 


Faktiuil  f.:  Klcidcrschnitt,  frz.  fd^im.  .Mit  kost- 
baren Kleidern  und  ausländischen  Factionen  und  for- 
men.' Abt  G  Mand.  1657. 

Faktor  m.:  1.  amtlich  bestellter  Spediteur.  p]inen 
solchen  gab  es  noch  bis  Mitte  d.  Jhdts  zu  Wallenstad, 
wo  die  aus  Italien  kommenden  oder  dorthin  gehenden 
Kaufmannsgüter  von  der  Achse  auf  das  Schiff  und 
umgek.  verladen  wurden.  ,Es  solle  von  Zürich  aus 
kein  Kaufmannsgut  änderst  als  in  der  oberkeitl.  Sust 
[in  Horgen]  ausgeladen  und  durch  keinen  andern  als 
durch  den  oberkeitl.  geordneten  P.  weiter  gefertiget 
werden.'  Übereinkunft  zw.  Schw,  Zg  u.  Z  1774.  ,üperfe: 
factoren  od.  lägerherren,  Verwalter,  die  den  kaufleuten 
ire  göeter  fergkend.'  Fris.  ;  Mal.  —  2.  beauftragter 
Unterhändler,  Stellvertreter  eines  auswärtigen  Ge- 
schäftes. ,Wäre ,  dass  Fremde  oder  ihre  Factoren 
Waaren  allhier  erkauften  oder  verkauften. . .'  Z  Zoll- 
ordn.  1711.  ,Diejenigen  unsere  Einwohner,  so  fac- 
torieren,  d.  i.  für  fremde  Personen  um  gebührende  Be- 
soldung und  Provision  sich  iinternclniien,  ihre  Waaren 
zu  verhandeln  und  dagegen  um  das  erliiste  Geld  andere 
Waaren  einzukaufen  und  also  mit  frcmdeiii  Gut  um- 
gehen.' ebd. 

F eckte"  s.  Flicke* . 

Vikter  L,  Viktöri  Srnw:  1.  in.  —  mäiinl.  Taufn., 
Viktor.  —  2.  f.  —  Vikter,  dim.  -li .  weibl.  Taufn., 
Viktoria  „U-. 

Vikti'il'i  f.:  Sieg;  Siegesehre;  Siegeslärm.  ,l»ass 
die  er,  lob  und  victory,    so  die  unsern  yngeleit,    sich 


endern  und  wider  durch  unser  fyend  gescbwechert 
werden.'  1512,  Absch.  .Wenn  aber  die  sache  sich  zuo 
V.  und  glück  schicke,'  1522,  Stkickl,  ,Victori  schreien.' 
15S7,  Aüseu. 


Fiil  (viil),  fei,  fil,  fol,  ful  res}),  fall  usw. 

Fal  m.:  Fehler.  ,\Viewol  ouch  ein  fal  in  disem 
ist,  dass  sie  den  tod  [Ottos  I.]  in  das  jar  977  stellend.' 
Vau.    —    Zu   mhd.   valen  neben  vcuhn,   fehlen. 

fal  s.  fahr. 

Fall,  mcistenorts  Fal  —  m.:  1.  sinnlich,  a)  wie 
nhd.  das  Fallen.  ,Faal,  lapsio ;  faal  des  tauws, 
roratio.'  Fris.;  Mal.  ,Wenn  grosse  ding  beschöhon 
sollend,  so  hört  man  merteils  vorhin  fäl  und  andere 
selzame  ding.'  Lav.  1578  =  , nachdenkliche  Wunder 
und  Vorbotten,  man  höret  geschwinde  Fälle,  Knallen 
udgl.'  1670.  ,l)z  man  fäl  hört,  nit  änderst,  ilann  es  falle 
etwas  schwer«.'  ebd.  —  b)  CJc fälle  eines  (fliessenden) 
Gewässers.  Dem  Wasser  (dem  Channel)  me  F.  ge",  das 
es  chann  ahlatife"  Z.  Absturz,  Querwand  in  einem 
, Graben'  BO.  —  c)  Leitung  des  Wassers  auf  ein  (ober- 
schlächtiges)  Mühlrad,  Rinne  dazu.  ,Wenn  er  je  noch 
einen  Pal  und  Rad  zuo  syner  Müli  buwen  und  rüsten 
lassen  welle,'  ZNerach  1611.  ,I)iewyl  syn  Müli  von 
alterhar  zuo  drygen  Pälen  und  Räderen  Gerechtigkeit 
habe.'  ebd.  —  2.  bildl.  a)  Sturz,  Niedergang,  Ver- 
fall. ,Nach  dem  was  gottes  will  und  b'ger,  dass  er 
ir'n  [der  gestürzten  Engel]  faal  ersetzen  wett,  und 
schuof  den  menschen.'  Rukk  1550.  ,Zu  allem  tahl 
seiner  Sachen',  zu  seinem  sonstigen  Unglück.  Vad. 
.In  Fahl  geraten.'  Wurstis.  1580.  —  b)  Anfall  eines 
Erbes.  ,Wenn  es  gott  geacht  hat,  das  sölicher  lyb- 
dinggüeter  Inhaber  von  zyt  scheiden  würden  und  sem- 
lich guot  widerum  an  die  rechten  erben  zuo  val 
kompt.'  1431  ,'1544,  Schw  LB.  —  c)  möglicher  Weise 
eintretendes  Ereigniss,  besonderer  Umstand,  Zufall. 
,Weil  die  Pähl  geschwind  sind',  d.  i.  die  Zufälle,  welche 
die  Anwesenheit  eines  Seelsorgers  erfordern,'  JMüll. 
1661.  In  formelhaften  Verbindungen,  wie:  ,zu  F. 
kommen.'  ,Sy  ermanen,  dass  sy,  so  es  zuo  fal  käme 
[wenn  der  Fall  einträte],  einander  retten.-  1530,  .\hscii. 
,So  will  ich,  wo  es  zum  fal  kompt,  gnuogsame  zügnus 
syn.'  Grob  1599.  .Also  wann  es  zum  Fahl  kombt.' 
L  Stadtr.  1765.  ,Was  bei  fahlszeiten  ze  tun  seic.' 
Hott.  1666.  ,Bei  Pallszeiten.'  Schuldbr.  Z  Adlikon 
1813.  ,Ira  fahl  es  je  gesein  mag.'  .IKLav.  1614.  Oft 
mit  syntaxwidriger  Verschiebung  des  Ausdruckes  aus 
dem  Haupt-  in  Jen  Nebensatz:  wenn  im  F.  =  im  F. 
dass  . . .  /'■''  bi'  nit  im'  F.,  oft  als  höfliche  Ablehnung. 
G'setzt  de"  F.,  den  F.  gesetzt.  G'setzt  de'  F.,  es  iriir 
rsö  und  der  F.  g'heiti  %mi,  wird  einem  stockenden  Er- 
zähler zugerufen  Z.  Ml's  Falls,  was  mich  betrW't 
Nnw.  ,In  disen  verbottenen  fehlen  und  graden-,  mit 
Bez.  auf  Khe-Licenz,  1533,  Bs  Rq.  Was  ein  vor- 
liegender Fall,  die  Sachlage  verlangt;  daher  die  RAA. 
„F.  und  Recht  a"tue  L",  F.  und  Mal  tue  ( rerschaff'e 
Üiiw)  BSi.,  das  Nötige,  bes.  an  Lebensmitteln,  ver- 
abfolgen, Menschen  und  Vieli  zukonniien  lassen,  sie 
besorgen,  pflegen,  ihnen  Hülfe  und  Heistand  leisten. 
Kr  soll  dem  Kinde  ocler  dem  Kranken  für  l-\  und  li. 
hiege";  es  ist  F.  und  li.  g'nueg  Üuw.  Lt  Ehtagsrodel 
liSigrisw.  XVI.  sollen  sich  die  Heirafcndcn  verptliditen, 


735 


Pal,  fei,  fil,  tnl,  ful 


736 


den  abtreteiiflen  Eltern  ,F.  und  B.  ze  tuon  an  spys 
und  trank,  und  was  sie  zuo  notturft  nianglen.'  Die 
Frau  .soll  das  (neugeborne)  Kind  ,mit  F.  und  R.  ver- 
seben.- l.')77,  Aa.  „f.  u.  E.  W'^chuffc,  d.  i.  Lebens- 
mittel." (St.'').  ,A1s  der  herzii,g  den""  von  Bern  bilf 
ange.seit,  do  liat  er  besorget  [dafür  gesorgt],  dass  die 
von  B.  [auf  ibrem  Durcbzuge  durcb  sein  Gebiet]  gross 
gemach,  v.  und  rat  haben  sollten.'  Justingeh.  Sjiez.: 
a)  Krankheitsfall.  Er  het  e  böse"  F.  g'ha'  Aa.  — 
ß)  Glücksfall,  Glück  Ap;  OrPt.  8yü.  Gefäll;  G.g.s.  Un- 
fall. Er  het  r/ueten  F.  zur  Milch,  er  melkt  viel  GRPr. 
,Utf  niorendes  ist  das  schie.ssen  angan,gen,  habend  die 
unseren  guoten  f.  .gehebt,  das  best  gewunnen.'  Kessl. 
.Küng  Hainrich  hat  grossen  fal  zuo  [in]  der  weit.' 
Vad.  .Damit  gibt  Gott  zuo  verstan,  dass  fal  und  unfal 
in  S3'ner  band  stände.'  LLav.  1.509,  =  .Glück  und  Un- 
glück.' 1G70.  In  pleon.  Verbindung  mit  , Glück'  und 
, Segen':  ,In  aller  weit  ist  ach  und  we.  kein  glück 
noch  fiil  an  keinem  ort.'  Ruef  1538.  .Nit  vil  fals  noch 
glucks.'  Vau.  .Bist  du  gottsförchtig,  wirst  erfahren 
guot  Glück  und  Fahl.'  HBüll.  l.'JSS.  .Sprw.:  wo  glück 
und  guoter  faal  ist,  da  ist  noch  nie  zuofals,  by  dem 
Unglück  aber  ist  aller  abfal.'  HBüll.  1572.  , Fromm- 
sein bringt  ins  haus  glück,  fahl  und  segen.'  FWyss 
165(1.  —  t)  ^  Unfall  i.  S.  von  Konkurs,  Bankerott. 
De  F.  ist  em  g'yangc"  Z.  ,Wann  ein  frauw  zu  irem 
mann  guet  zuebriugt  und  der  f.  kundt  und  was  sy 
mit  der  Wahrheit  ma,g  an  tag  bringen,  das  soll  iren 
Vorab  widerumb  werden.'  XV.,  Gesetzb.  Zo  Hünenberg. 
—  d)  das  dem  Grund-  oder  Halsherrn  von  der  fah- 
renden Habe  des  erwachsenen  Hörigen  oder  Leib- 
ci.genen  zufallende  Stück.  Es  wurde  das  beste  Stück 
Vieh  oder  das  beste  Stück  der  Kleidung  oder  des 
Bettes  (auch  das  beste  Bett)  entrichtet.  , Stirbt  ein 
gottshüsmann,  so  soll  er  zuo  fal  geben  das  best  hopt, 
so  er  hat ;  hat  er  aber  keins,  so  git  er  keins.  Item  er 
soll  geben  kleider,  als  er  an  den  dryen  hochzyten  zuo 
kirchen  gät,  und  lät  er  nit  ainen  knaben,  so  soll  ein 
herre  yederlei  waffen  eins  nemen.  Item  stirbt  ain  frow, 
so  soll  si  zu  fal  geben  ir  best  gewand.'  Offn.  Petersh. 
,Wann  ein  frauw  in  witwenstat  abgabt,  so  gefallt  einem 
herrn  ein  gewandfahl  und  ir  hoste  pet  und  alles  ir  ge- 
spunen  garn  und  alles  ir  unerschroten  tuch,  was  nit 
gehoptlachet  ist.'  Ofpn.  Mülh.  ,Und  das  ist  der  fahl: 
das  beste  haubt  ohne  eines  mit  einem  ,gespaltnen  fuss, 
ob  aber  einer  khein  veech  hette,  so  ist  dann  der  fahl 
das  beste  kleid.  darinnen  er  zuo  kilchen  gangen  ist.' 
Offn.  Höngg  1640;  .oder  .synen  hämisch  oder  wäfen 
und  syne  beste  kleider.'  Offn.  Tuggen.  ,Wenn  ouch 
ain  frouw  von  tod  abgat,  so  soll  ainem  bischof  ze  val 
werden  das  best  bett,  das  si  denn  tod  lät,  an  die  obern 
ziech,  und  ainem  keller  das  best  obergewand  und 
undergewand,  als  si  an  hochzytlichen  tagen  ze  kilchen 
gät,  und  das  best  houpttuoch,  das  si  denn  nach  tod 
lät;  darzuo  wirt  ainem  forster  von  ainer  frowen  ze 
val  '2  schuoch,  1  hüll  [Haube],  und  die  gurtel  und 
das  gurtelgwand,  als  si  es  denn  getragen  hat,  uss- 
genommen  die  Schlüssel.'  Offn.  Laufen.  ,Wenn  och 
ein  mensch,  der  gottshusguot  het,  erstirbet.  so  soll  er 
das  be.«te  hobt  ze  vall  geben,  dz  er  het,  dem  Probst 
und  soll  dz  antwurten  dem  keiner,  so  er  ab  dem  grabe 
gät;  wie  er  aber  dz  beste  verseit,  so  het  er  dz  erre 
[frühere]  verloren  und  muoss  aber  [nochmals]  dz  beste 
geben  ze  valle.'  Hopr.  Malters  XIV.,  1.  ,Wer  syn  erb 
verkouft,  dass  er  nit  nie  gottshusguot  in  dem  hof  het. 


der  Süll  ein  vall  geben  ze  ,gelycher  wys,  als  ob  er  tod 
wäre.'  Hofk.  Weggis.  ,Da  der  elte.st  [Sohn]  stirbet, 
so  soll  dem  gottshus  das  best  lioubt  ze  valle  werden ; 
stirbt  aber  der  jün.ger,  so  wirt  dem  gottshus  enhein 
v.,  ist  dass  si  nüt  von  enander  geteilt  baut.'  Offn. 
Engelberg,  Auf.  XV.  , Dieselben  feil  die  .stand  ouch 
also,  ist's  das  ein  mann  vech  hett,  das  soll  man  my- 
nem  herren  oder  synen  amptlüten  fürschlachen,  die 
sond  ungevarlich  nemen,  unbegrifet,  nach  den  ougen, 
weders  sy  wellent,  das  best  oder  das  schwechst,  und 
was  er  benamset  zo  nemen,  das  soll  er  nemen,  und 
soll  nit  hinder  sich  gryfen,  ob  [falls]  er  ein  bessers 
sech.  War  aber,  das  sy  ütz  verseitind  oder  hinder 
sich  hüebend,  so  ist  die  nachfrag  mynes  herrn.  War 
aber,  dass  niyn  herr  üt  erfragete,  das  ist  mynes  herrn 
one  gnad.'  Offn.  Brütten.  Ursprünglich  beanspruchte 
der  Herr,  da  der  Hörige  kein  wirkliches  Eigentums- 
recht besass,  die  ganze  fahrende  Habe  oder  einen 
grossen  Teil  derselben  und  der  F.  war  demnach  ein 
Loskauf  des  Erblassers  von  dieser  VerpHicbtung;  vgl. 
fallen  II.  Der  F.  war  ein  Zeichen  der  persönlichen 
Abhängigkeit  vom  Grundherrn,  wie  der  Er.'^chatz  das- 
jenige der  dinglichen.  ,Die  [Hörigen]  sind  schuldig 
ze  geben  unserm  closter  die  rechte  der  eigenschaft 
und  dienstes,  genannt  ein  vall,  d.  i.  das  aller  peste 
von  synem  vichc  Offn.  Tuggen.  ,Och  ist  mynes 
herren  recht,  ob  ein  mann  sturbi,  der  ein  gottshüs- 
mann gewesen  war  und  nutzit  hinder  im  Hesse  von 
farendem  guot.  so  ist  doch  derselb  verfallen  den 
rechten  schuoch  zuo  einem  val,  so  er  nichts  anders 
hett  zum  Wortzeichen  und  urkund,  dz  er  ein  gotts- 
hüsmann gewesen  sye.'  Offn.  Reichenburg  1464.  Es 
kam  aber  auch  vor,  dass  die  Fallpflicht  auf  dem 
Gute  lastete  und  der  Besitzer  desselben  kein  Eigen- 
mann war.  ,In  dem  hüse,  das  iiiyn  erblehen  ist 
unib  ein  järlichen  zins,  1  pfunt  zinses  gewonlicher 
münze  und  1  pf.  valles  der  münz,  so  in  Ure  geng 
und  geh  ist.'  133.8,  Gfrd.  20,  310.  Der  F.  konnte 
später  mit  Geld  entrichtet  od.  abgelöst  werden.  ,W^enn 
der  abgestorbnen  erben  mit  dem  landvogt  überkumpt 
[1.  , -kommen',  übereinkommen]  um  den  fall,  so  mäng 
pfund  haller  denn  dieselben  erben  einem  1.  für  den 
f.  gebent,  dass  sy  dann  eim  undervogt  so  mängen 
Schilling  geben  sollend.'  Urb.  Grafsch.  Baden  1512. 
Zwar  lässt  HiFL.  1813  den  Toggenburger  .jauchzen, 
vil  er  hei  Fol  me  zalt,  aber  noch  1831  war  die  Aa 
Staatsverf.  veranlasst  zu  erklären:  .der  Fall  [usw.] 
sind  für  immer  abgeschalft.'  Vgl.  Laus;  Erschatz; 
Besthaiqit. 

'2  d  auch  ntr.  (1501,  Vertrag  zw.  G  u.  X  Orten),  was 
sich  durch  den  Gedanken  an  , Besthaupt'  od.  .fällbares  Stück' 
erkliirt. 

E-Fall:  Gebühr  an  den  Herrn  bei  Ehen  unter 
Ungonossen.  1525,  .Absch. 

Ab-:  1.  (auch  PI.)  Abfallstoff  z.B.  von  zuge- 
rüsteteni  Gemüse.  ,Aus  dem  A.  der  Fabriken  Tut  der 
Bürger  Häuser  flicken.'  HBkandenb.  Du  cha'"'st  iez 
mit-cm  A.  z'fride  si",  icorum  bist  nüd  zur  rechte'  ZU 
chö"  Z.  Syn.  Abgang.  —  2.  die  Losung  (Excremente) 
der  (Weide-)  Tiere.  Lt  Rothenbach  muss  nach  dem 
Tode  als  hrön^iigs  Mannli  umgehen,  wer  den  A.  von 
einer  Viehweide  we.gnimnit.  —  3.  Verfall,  Abnahme. 
,Dass  wo  ir  üch  sölichs  nit  lassend  leid  syn.  ir  müesent 
zuo  merklichem  nachteil  und  abfal  koininen  und  für 
nütsöUent    lüt   gezollt    werden.'    1521.   Strickl.     ,Es 


r37 


Fal.  fei,  fil,  fol,  ful 


738 


hat  sich  in  allen  sj-eistlicheu  abtallen  [beim  Verfall 
der  Geistlichkeit]  alle  geilheit  sechen  lassen.-  Vad. 
,Da  das  Land  in  unerhörten  A.  gekommen.'  1525. 
Absch.  —  4.  die  Reformation,  von  katholischem 
.Standpunkt  ans.  Wo  d'r  [ihr]  bijm  A.  de  Selzechere, 
tro-n-aw''  hei"  welle"  ref'ermiert  werden  und  ame  [an 
einem]  Frltig  Fleisch  {i'kuchet  hei",  der  Chessel  tcey- 
(fno"  heit.  Schild  187().  .Sydt  dem  leidigen  Abfahl  und 
Religionszertrennung  un.sers  geliebten  Vatterlands.' 
RCvs.  .Die  Schaftuser  un.l  Diesenhoffer  streitcten  nnib 
diss  closter  im  abfahl.'  GlCoNi«  1715.  .Stadelniatt  war 
nach  Maschwanden   pfarrig  bis  'zum  Abfall.'   Staomn. 

Über-:  1.  Obst,  das  über  die  Grenze  fallt  B. 
Syn.  Herd-F.,  Anris;  vgl.  Landgarbe.  .Welcher  Bäum 
hat.  die  an  der  March  stehen  und  dann  das  Obs  im 
Herbst  geschüttet  wird,  so  soll  der  Überfal  in  gleiche 
Teil  geteilt  werden  und  dem  Anstösser  ein  Teil  zu- 
kommen.' 1747,  BSi.  Mhd.  überml.  —  2.  durch  ein 
Wehr  in  einem  Flusse  künstlich  erzeugte  Erhöhung 
desselben,  um  das  Wasser  zu  fassen  und  auf  ein 
Wa.sserrad  zu  leiten  Z.  —  3.  Vorrichtung  in  der  .Nuss' 
eines  mit  Stecher  versehenen  Gewehres,  um  zu  ver- 
hüten, dass  die  Stange  beim  Losschlagen  des  Stechers 
wieder  in  die  erste  Rast  eintreten  konnte  Z.  Syn. 
Kegel.  —  4.  der  Einfall  der  Franzosen  in  Ndw  i.  J. 
1798.  Vgl.  Übergang.  —  5.  C'oncurs,  Bankerott. 
.Wann  ein  üf-  oder  überval  uf  einen,  der  in  der  statt 
gesessen  wäre,  viele.'  lötiti,  Zr..  Syn.  Üf-.  —  6.  Zu- 
drang.  ,I)ie  merklich  vile  und  grosser  ü.  (^überlast. 
1693)  der  bettleren.'  SHochh.  1591.  ,Von  vpegen  des 
grossen  überfals  mit  gastung.'  Cys. 

Uf-:  1.  Unfall.  ,Dass  dir  der  wyn  nicht  seiger 
werd,  leg  ein  kisstein  uf  den  punten,  so  bewart  es 
den  wyn  für  allerhand  uft'al.'  Arzneiboch  ZZoll.  171ft. 
—  2.  gerichtlicher  Concurs  Ap;  VOrte;  Lf;  G;  Sch; 
Th;  Z.  In  U.  cho".  Der  U.  üt  über-en  g'gaiige  Z. 
,0b  ein  u.  uf  eines  nianns  guot  by  synem  leben  be- 
schicht.'  Z  Verordnung  1498.  .Begab  sich,  dass  ein 
u.  beschäche  und  die  gelten  [Gläubiger]  uf  die  gueter 
tringen.'  1545,  Absch.  ,Gott  hat  uns  alle  rechte  an- 
getan, er  hat  uns  gleichsam  biss  auf  den  auffahl  ge- 
triben.'  Müll.  1673.  ,Der  auffahl  ist  ihm  gegangen, 
publice  ejus  bona  proscripta  sunt.'  Hospin.  1683.  ,Wann 
eines  Schuldners  Übels  Haushalten  erforderte  den  Uf- 
fahl  über  seine  Mittel  ergehen  zu  lassen.'  Z  Mand. 
1694.  Bildl.  u.  iron.  Dem  BohnepardH  [Bonaparte] 
werd' der  U.  goh.  Stutz.  Üyn.  Fall.  —  verüf fallen; 
1.  (v.  Personen)  Jnjden  bankerott  erklären;  verüffalet 
icerde",  bankerott  erklärt  werden  VOkte;  Sch;  Z.  ,Viler 
husshaltungen,  die  veruffahlet  werden,  gänzlicher 
undergang.'  Z  Mand.  1663.  ,I)ie  Falliten  und  Ver- 
auftähleten.'  Z  1669.  .Dass  er  kein  Burger  zu  Ober- 
glatt seie,  weilen  sein  Vater  verauffahlet  worden.' 
1747,  Diener  OGlatt.  —  2.  {von  Gütern)  in  den 
Concurs  ziehen,  eventuell  gerichtlich  verkaufen.  .We- 
gen des  kaufs  derjenigen  güeteren  zu  Schw.,  weliche 
verauffalet  werden  sollen.'  1694,  Hotz,  Urk. 

Bei  Uß'itll  1  ist  frajilich,  ob  wir  es  nicht  mit  ungescliicktpr 
Schreibung  für  mundartl.  V/al  zu  tun  haben;  sonst  liesse 
sich  an  abfallen  als  correlaten  Bej^riff  erinnern.  —  2  entw. 
als  Drüberherfiillen  von  Seite  der  (iläubiger  gedacht  (vgl. 
.Concurs'  u.  o.  das  Belege  v.  154."),  auch  Z  (ierichtsb.  lo.'iS: 
,wann  einer  hinweg  gienge  und  die  gelter  ynfielend,  bezalt 
wUlltind  syn')  oder  als  ein  .Auffallen'  des  Gutes  ,auf  (an) 
die   Gläubiger;   vgl.   ein    Lehen   .auflassen',  d.  i.   abtreten. 

Schweiz.  Idiotikon  I.  5. 


An-:  1.  Obst,  das  auf  des  Nachbarn  Boden  fällt 
und  ihm  nach  altem  Recht  ganz  oder  tw.  zu  Teil 
wurde.  Syn.  Über-,  Herd-F.;  Anris.  ,Wo  nussbäurae 
sind,  da  jemand  sanfel  oder  anfall  hätte,  und  solche 
geschüttelt  werden,  dem  mag  er  [der  bannwart]  sagen, 
dass  er  seinen  anfall  hole.'  1426,  Twann.  —  2.  der 
Pfahl  oder  Pfosten,  an  welchen  der  zurückfallende 
Weidgatter  beim  Schliessen  aufprallt.  ,An  Koufmanns 
weg  soll  ein  türli  hangen,  das  selb  t.  soll  der  Blaiter 
guot  machen  und  henken  und  soll  des  Widerkers  guot 
die  stud  |s.  d.]  machen  und  soll  des  Gigers  guot  den  a. 
machen.'  Offn.  Spreitenbach.  —  3.  Erde,  welche  beim 
Ziehen  der  ersten  Furche,  beim  Bearbeiten  des  Bodens 
mit  der  Hacke,  durch  Rutschung  oder  Schwemmen  am 
einen  Ende  eines  ansteigenden  Grundstücks  sich  ansam- 
melt, und  welche  gewöhnlich  wieder  zur  Ausgleichung 
an  den  andern  Saum  desselben  geschafft  werden  muss 
(A.  träge");  auch  der  Ort  am  Rande  des  Grundstücks, 
wo  sich  diese  Erde  ansammelt  AaB.;  ApK.  ;  Z.  Syn. 
Vor  fein,  Herdträgi.  Vgl.  Schlag.  —  4.  Zapfenlager 
für  den  Wendelbaum  einer  Mühle  GnSculms;  auch  PI. 
Syn.  Anris.  —  5.  Erbe,  Erbteil  ,Dic  usgerichten  kind 
sond  fürbas  ankein  ansprach  zuo  ir  vatterguot  haben 
unz  an  ein  rechten  a.'  Schw,  XV.  ,Die  Mönche  pre- 
digen, dass  Gott  inen  so  glücklichen  a.  in  diser  zeit 
versprochen,  weil  si  alles  von  seinen  wiegen  verlassen 
habind.'  Vad.  .[Judas]  hatt  überkommen  den  a.  (=  das 
los.  1667)  dises  (apostel-)ami)ts.'  1531/48,  Act.  ,Du 
wirst  weder  teil  noch  a.  {=  los.  1667)  haben  an  disem 
ort.'  ebd.  Der  , ledige  A.'  war  das  Recht  ursprünglich 
des  Grundherrn,  später  der  Genossen  oder  der  nächsten 
Nachbaren,  das  Gut  eines  ohne  Leibeserben  Abgestor- 
benen an  sich  zu  ziehen.  .[Mit  dieser  Summe  sei  K. 
für  seinen  Anteil  gelöst.]  der  lidig  anfal  und  das  zugs- 
recht [bei  allfälligem  Verkauf  vorbehalten].'  1556,  L. 
.Was  zwei  eementschen  von  iren  geschwüstergiten 
erarbtend  oder  sonst  durch  ledige  anfäl  antielend.' 
Landr.  Henneberg  1565.  .Hienebent  solle  es  ouch  by 
allen  natürlichen  frygen  ledigen  anfälen  nach  gmeinen 
röchten  blyben.'  RGüalth.  1566. 

Aus  der  Nbf.  Sanfel  (zu  der  Verkümmerung  des  '2.  Teiles 
der  Zss.  vgl.  Elsis  Sp.  20'2,  alzet  Sp.  '21'2)  muss  geschlossen 
werden,  dass  unser  W.  früher  einmal  als  Ntr.  gebraucht 
worden  sei  ('s  Anfel). 

In-:  1.  Einsturz.  Wortspiel:  Er  het  Ifäl  wie-n-en 
alt  Äi7s  =  dumme  Einfälle  Tu.  —  2.  Eintritt  eines 
Ereignisses,  des  Alters,  bes.  unerwarteter  schädlicher 
Vorfälle;  Widerwärtigkeit,  ,0b  uns  deheinerlei  ynfäll 
oder  Unlust  herin  zuogezogen  wurde.'  1425,  Absch. 
.Bedunkt  uns,  solich  unser  ufenthalt  [Verzögerung] 
bring  uns  grossen  y.,  kuraber  und  abgang,  darurab 
uns  zuo  gefallen  wäre,  gestracks  an  den  herzogen  zuo 
ziechen.'  B  an  Bs  1476.  ,Uf  allen  lächenen  [Grenzen] 
markstoin  setzen  für  künftig  ynfälle.'  L  Spruchbr. 
14'24.  ,Dise  ynfäll  und  Sachen  lassen  wir  uns  ztio 
herzen  gän.'  1527.  Absch.  ,Für  all  krieg,  landsprijsten, 
für  acht,  bann  auch  für  all  ander  gepresten  und  ynfäl.' 
1530,  Absch.  ,Zuoletzt  und  am  y.  seines  alters  ist  er 
verdrossen  worden.'  Vad.  .Hagel,  wind,  ryffen.  niiss- 
gewgchs,  nach  [noch]  cinichen  anderen  y.'  ZStäfa  1555. 
,0b  dann  bescheche,  das  ynfäl  kommen  vvnrd[en].  es 
wäre  stürm,  brunst,  tod,  ald  anders.'  Landh.  Henneb. 
1565.  —  3.  Eingriff  in  Jnids  Rechte.  ,Dass  sem- 
lichor  y.  umb  kouf  heryu  ze  füerenne  [solcher  Ein- 
griff, welcher  darauf  ausgeht,  den  Markt  mit  Uniffehunc 

47 


739 


Fal,  fei,  til,  lol,  ful 


740 


der  stüJtiscliuii  Kräuicr  zu  Ijeliihreii]  an  ileii  rat  ge- 
forderet Wirt,  davon  iiiissehellunge  kommen,  möchte.' 
Beitr.  Lauf.  Z  133(3.  ,By  der  vorgeschribnen  urteil 
schirmen  und  handhaben,  also  daz  nieman  fürbass 
dhein  y.  daran  beschech.'  1403,  Argovia.  ,lJen  köu- 
fern  kein  schaden,  irrsal  noch  ynfäll  bringen.'  14.5ti, 
Kind,  Urk. 

Un-Fall:  Unglück.    .Ingerissne  Unfelil.  es  svgen 
Fehljahr,  Veechsterbent'  etc.  7,  OGlatt  1040. 

Erb-:  1.  Anfall  einer  Erbschaft,  auch  diese  selbst; 
Erbrecht.    ,Erhfal,  teilung.'  ca  1.520,  Bs  Rq.    ,0b  aber 
ir   eins   abstürbe,    ee    die    mechnis    [testamentarische 
Übereinkunft]  ernüwert  worden  war,  alsdann  fallt  der 
e.  an  die   rechten   erben.'   ebd.     ,Dass    enkle   in    den 
erbfälen,    so   von  iren  grossvatter  und  grossmueteren 
fellig   werden,   zuo    erb   kommen    sollen.'    152'2,   ebd. 
,0b  yeman  dem  andern  etwas  von  dem  synen  anders, 
dann   der   recht   natürlich    e.  zuolasst,    [Ver-]  machen 
wellt.'    1537/44,  Schw  LB.     .Eatserkanntnusse  wegen 
der    erbfällen    und    teilung    der    erbschaft,    allerhand 
irrung  künftig  zu  verhüten.'  1631,  Bs  Rq.    .Freier  E.-, 
ein  solcher  nach  Erbrecht.    ,I)emnach  [falls]  des  nach- 
richters  guot  nit  mit  frygem  e.,    sonder   durch  male- 
üzische  verwürkung   zuo  faal   kommen,   der   oberkeit 
zuoerkannt  sye.'  1.541,  Bs  Rq.     ,So  auch  sonst  ein  E. 
ledig  bescheche,  dass  nit  Kind  sondern  Geschwisterte 
od.  nächste  Verwandte  vor  Augen  sind.'  Erbr.  Diessenh. 
1617.     Vgl.  ,lediger  Anfall'.  -  2.  Erbschaftsta.xe. 
,In  Sachen  erbväl,    frid  und  frevel  betreffend,    darinn 
sich   lantsbrüch   und  stattrecht   am    höchsten   teilen.- 
1534,  Bs  Rq.  _  3.  =  Fall  2  d,  doch  mit  Ausdehnung 
des  Begriffes  auf  Erblehen.     .Dz  man  semlich  e.  for- 
dern und  ziehen  soll  nach  der  statt  recht  und  fryheit. 
da    derselb    erbteil   denn   gefallen   ist.'    1406,   Absch. 
Bern    beantragt,   ,dem   Prädicanten    zu  N.   den  E.   zu 
erlassen,  jeiloch  dem  Leben  in  anderer  Beziehung  un- 
schädlich.'   1.539,   ebd.     ,Dass    sie   den  Hof  40  Jahre 
besessen   und   dafür   den  E.  entrichtet   habe,    in    der 
Meinung,    dass   er   ein   Erblehen   sei.'    1544,    ebd.   ~ 
4.  Krankheit  od.  Gebrechen,  welche  ererbt  sind  Z. 
Vieh-:  1.  Erkrankung  des  Viehes,  so  dass  es  rasch 
verendet  oder  abgeschlaclitet  werden   muss.     ,Der  an 
etlichen  orten  erfolgete  vichfahl.'  AKlingl.  Gn.    Vgl. 
FiiU/kUch.  —  2.  =  Fall  ä  d,  in  Vieh  entrichtet.    ,Wie 
man   den  Vichfaal   währen  gleisten]   solle:    man    soll 
den  Fahl   geben  von  dem  Halbvich,   desglychen    von 
dem  tragenten  Vieh.'  160(l,  L. 

Vor-,  Für-:  Spielraum,  den  der  Besitzer  des 
Anthauptackers  (Sp.  67)  den  Besitzern  der  Stossäcker 
(^p.  68)  beim  Pflügen  gewähren  musste.  .Yedermann 
dem  andern  furval  geben  soll  zuo  dem  brächet  zwürent 
und  zuo  dem  bahret  ainest;  welcher  aber  das  nit  tat. 
so  mag  einer  si?lber  f.  nemen  und  soll  dann  nit  ge- 
frefelt  haben.'  Meierrodel  Rüdl.  1433.  Vgl.  FürfälU. 
Gegen-:  der  entgegengesetzte  Fall  ,[Uri  soll  an 
Luzern  eine  Erklärung  abgeben,]  ob  die  iren  [von 
Luzern],  so  ansprachen  zuo  Ury  [haben],  allso  ire 
Sachen  vor  den  gemeinden  erörtern  müessent  oder  nit, 
damit  sy  sich  im  g.  gegen  iren  [denen  von  Uri]  ouch 
ze  halten  wüssen  mögen.'  1582,  Absch. 

Güeter-:  Fall,  der  als  Reallast  auf  dem  Gute 
haftete.  ,I)ie  husgenossen  und  besitzer  der  pfruond- 
lehen  sollen,  wenn  sy  die  verändern  [veräussern] 
wellen,   [dieselben]   an   der  chorherrn    liand   ufgeben 


und  darzuo  den  g.  bczalen.'  1538,  Rathueb.  Urk     Vel 
Hoffall  '  ' 

Glück-:  glücklicher  Zufall.  ,llass  dises  alles  an 
gelegenheit  und  gl.  (=  Zeit  und  Zufal.  1667)  stät ' 
1531/48,  Pred.  Sal. 

Grund-:  Verfall.  Untergang.  ,Der  Grundfahl  der 
Stadt  Äugst.'   TsciUiDI,  Gallia.    -    Vgl.  .zu  Grunde  Rchcn'. 

Hof-:  Fall,  der  als  Reallast  auf  dem  Gute  lag. 
,Wenn  ainer  mit  lyb  abstirbt,  so  muoss  ainer  dem 
abt  ain  todfall  gen,  das  best  houpt  vech  on  den  h  ' 
15'29,  Strickl. 

Der  Charakter  der  .\l)gal)f  hatte  sich  mit  der  Zeit  su 
verändert,  dass  sie  von  den  fiuteru  statt  von  der  Person 
eriioben  wurde  und  dadurch  mit  dem  .Ehrschatz'  sich  inisclite 
(s.  d.).     Vgl.  GüeterjaU  und  s.  Segess.   RG.   I   159. 

Holz-:  durch  Sturmwind  gefälltes  Holz,  Holzbruch. 
.Damit  sie  bei  diesem  h.  auch  einen  nutzen  hätten.' 
1739.  Hotz.  Urk.  %yr\.  Selb-,  Wind-Fall:  Wiml-Gefält- 
Wuidfcitl-Hoh. 

Hin-:  Hinfälligkeit.  .Des  Lebens  Hinfahl.- Witrstis 

Hinder-:  Rückfall  eines  Erbes  aus  unbeerbter 
Familie  an  die  rechten  Erben,  nachdem  es  von  dem 
überlebenden  Ehegatten  leibdingsweise  bis  zu  seinem 
Absterben  besessen  worden;  das  so  zurückfallende 
Gut  selbst.  Syn.  Wider-.  Vgl.  hinder-fällig.  .Boten 
erschienen  vor  den  Räten  wegen  des  H-s.  Fast  alle 
Gemeinden  meinten,  es  solle  der  Erbfall  wie  früher 
fallen,  nämlich  so:  wenn  von  zwei  Ehegatten  der  eine 
stirbt,  ohne  eheliche  Kinder  zu  hinterlassen,  so  soll 
der  überlebende  Teil  des  andern  liegendes  und  fahren- 
des Gut  gänzlich  erben,  so  dass  Nichts  an  die  rechten 
Erben  falle.'  1537,  Absch.  ,Die  von  Arbon  wollen 
Erbschaften  und  Hinterfälle  in  die  Stadt  ziehen  und 
Nichts  hinaus  erben  [an  die  ausserlialb  wohnenden 
Erben  verabfolgen].-  1540,  ebd. 

(Best)Haupt-  =  Fall  2  d,  spec.  bald  mit  Rück- 
sicht auf  den  Ausdruck  Haupt  =  Stück  Grossvieh  die 
aus   dem  Viehstall   geholte  Abgabe   im  Gegs.   zu  Ge- 
wand-F.;   bald    wo    mehrere   .Fälle'   neben    einander 
entrichtet    werden    mussten,    der    bedeutendere,    aus 
Wertvollerem   bestehende    und   dem   Grundherrn   zu- 
kommende gegenüber  dem  geringeren,  den  niedrigeren 
Beamten,  z.B.  Keller.  Porster,  Weibel,   zustehenden; 
bald    auch    mit    Bez.    auf   das    ,Haupt'    der    Familie! 
a)  .Derselben    zyt   hat  der  abt  mit  denen  von  R.  ain 
span  von  des  gwandfals  und  geläss  wegen,  das  si  zc 
geben  gar  unwillig  warend.     Und  huoben  si  sich  an, 
ouch    des   hoptvalls    ze  sperren.     Braehtend   den   abt 
dahin,   dass  er  sich  bewilget,    den  gwandfal    und  das 
gläss   nachzelassen,   doch    dass    si   sich   verschribend, 
den  hoptval  on  widerred  ze  bezalen.'  1441,  V'ad.    ,We- 
liche  in  der  statt  Kl.  sitzend,  gebend  weder  vall  noch 
gläss,   dann  einen  houbtvall  und  ungenossamy.'    Urb. 
Baden  1490.     .Ein  hoptfal  und  ain  gewandfal.'  Recii- 
TüX(.i  Rheinau  ca  1515;  Absch.  v.  J.  1.568;  1578.     ,Die 
houptfäll,  als  die  so  nämlich  unz  bis  ufs  kind  in  der 
wiegen  gangep  sind.'   (Sie  wurden  sonst  nur  von  Er- 
wachsenen bezogen).  1529,  Absch.    ,Der  Abt  hatte  von 
einem  verstorbenen  Leibeigenen  den  ganzen  Hauptfall, 
nämlich   das   beste   Stück  Vieh    bezogen.'    1570,  ebd. 
,Und  soll  ein  äptissin  ein  schlechten  [einfachen]  hoptval 
da  nemnien  und  soll  auch  fürbass  da  nichts  ze  bieten 
haben,  sonders  das  best  lebend  huupt  ze  val  iiemmen 


741 


Fal,  tVl.  fil,  f..l,  fnl 


742 


und  nit  mehr.'  Hofrodkl  ZWaM  1.585.  —  b)  .Under- 
.stäiul  .sich  [übernähiiio|  ain  aigeiiiiiann  desselben  gotts- 
hus  sruot,  so  sollt  unserni  gnädigen  herrn  der  best- 
ho}ittal  werden  vor  desselben  abgegangenen  [frühern] 
hal.sherrn.'  Ofpn.  Zuzwyl  1488.  .Wenn  ein  hofjünger 
von  todeswegen  stirbt  und  abgeht,  das  da  einem  herrn 
von  Auw  von  ihm  werden  soll  das  best  haubt  vieh, 
das  er  hat,  zu  haubtfal;  und  soll  einem  keller  werden 
das  best  kleid,  als  er  am  sonntag  hat.'  Offn.  Well- 
hausen. ,Dass  jeder  hinziehen  könne,  woliin  er  wolle. 
dem  H.  des  Landesherrn  unbestdiadet.'  1510,  Absch. 
Vgl.  auch  Gr.,  Wst,  I  10(5.  2ü2.  —  e)  .Wenn  ouch  des 
vorgenannten  husos  eigen  lüt  von  todes  wegen  abgend, 
dass  denn  dem  vorgenannten  hus  Buebikon  von  je  dem 
eltisten  mann  ein  houptfal  und  syn  kleid  das  best 
werden  soll,  und  von  einer  frowen,  so  die  eltist  in 
dem  hus,  das  best  bett  und  ir  festgewand.'  Hausbrief 
Bubikon  1483. 

Herd-  1.  „Hcerdfel  BBrienz"  =  Überf.  od.  Auf.  1. 
,Der  halbige  Teil  dessen,  was  dem,  des  die  Bäum  nit 
sind,  auf  sein  Herd  [Erdreich]  fallt,  soll  für  den  Herd- 
fahl geboren.'  1G50,  BSa.  —  2.  Verwundung,  welche 
bewirkt,  dass  der  Getrotfene  zur  Erde  fällt;  Todt- 
schlag;  vgl.  herdfällig.  Der  .H.'  gehörte  als  .schwerer 
Frevel'  vor  die  hoho  Gerichtsbarkeit.  .Piepstal,  stein- 
üswerfen.  schuldung  der  Oren,  slachen,  wundat,  hert- 
vall.  fridhruch  und  dgl.  Sachen.'  1469,  Bs  Rq.  ,.1H, 
soll  selb  dritt  ein  h.  abtragen,  bringt  syn  teil  IX  pfd.' 
1558,  MEsTERM.  1882.  ,So  aber  ein  h.  oder  Scheltwort 
und  zuoredungen  [Schmähungen]  zwischen  Frauwen 
verlutfend.  das  soll  ein  vogt  ze  strafen  haben.'  Offn. 
Marthalen  1580.  ,So  zween  mit  einanderen  hauwen 
oder  schlachen  und  darus  ein  h.  folget,  solle  der  h. 
dem  vogt  zuo  K.  alleinig  zuo  büessen  zuostahn.'  ebd. 
—  8.  Knie  fall  a)  als  Ausdruck  des  Dankes.  Im  J. 
Iii5;'.  nach  dem  Bauernaufstand  erschienen  vor  dem 
8tiftskapitel  Beromünster  zwei  durch  dessen  Fürbitte 
gerettete  Rädelsführer  und  taten  einen  ,H,'  (MEsterm. 
1875.)  —  b)  kniefällige  Abbitte  vor  der  versammelten 
Gemeinde,  eine  auf  Lästerungen  u,  a.  Vergehen  ge- 
setzte Kirchenbusse  (bes.  im  XVI. — XVIII.)  B.  ,Die 
aber,  so  die  vermahnung  nit  achten,  sonders  darüber 
mit  schnödem  bscheid  begegnen  wurdend,  zum  härdfal 
vermahnen.'  B  Mand.  1628.  Syn.  Herdkuss.  —  4.  Erd- 
rutsch. ,Von  einem  Erdfall.  Ao  1678  ist  ein  Teil 
des  stotzachtigen  Gebirgs  abgerissen ;  gleichwohl  sind 
von  diesem  Bergfall  weder  Menschen  noch  Vieh  be- 
schädiget worden.'  Mem.  Tig.  1742.   —   Mlui.  ert-vul. 

Harnisch-:  =  Fall  2  d,  sofern  die  Abgabe  mit 
dem  Harnisch  oder  Waft'en  übh,  entrichtet  wurde, 
,Ao  1397  was  ein  span  zwüschend  dem  closter  Aller 
Heiligen  und  Hallow  von  wegen  des  harneschfals.' 
JJRüEGER.  Vgl.  ,0b  es  aber  wäre,  das  er  kain  liech 
oder  tier  hette,  der  ist  schuldig  ze  geben  synen  har- 
nisch  oder  wafen,  und  syne  peste  klaider.'  Ofpn.  Tuggen, 

Häss-("):  in  Kleidern  entrichteter  Fall.  Syn.  Ge- 
icand-F.  ,Es  syge  dann  sach,  dass  sy  [eine  abge- 
storbene Frau]  hett  unberatcn  [unverheiratete]  döch- 
tcrn,  den  sollt  nit  mer  genommen  werden  [als]  der 
h.  oder  lybfal  und  nicht  das  bett.'  Hausbr.  Bnbikon 
1483.  ,Wo  der  waibel  den  liessfal  ninipt.  so  scdl  er 
nünts  nemen,  dann  das  gwer  und  die  gürtelgwand  als 
er  [der  Pflichtige]  zue  kilchen  und  hangarten  gät.' 
Offn.  Sulgen.    Vgl.  ,Sind  aber  die  lyborben  tochtran, 


so  nimmt  der  ammann  zue  dem  val  des  abgangnen 
häss,  als  er  ze  kilchen  und  haingarten  gangen  ist.' 
Offn.  Appenzell  1379? 

Kinder-:  Fall,  der  sogar  aus  der  Hinterlassen- 
schaft von  Kindern,  welche  fälliges  Hofgut  un  zerteilt 
in  Gemeinschaft  (der  sog.  Zusammenteilung)  besassen, 
erhoben  wurde  und  zwar  beim  Tode  eines  Jeden  der- 
selben. 1574/1607,  L.     Seh.  RG.  I  158/60. 

Lib-:  1.  =  Fall  3  d.  ,So  soll  man  vorab  davon 
usrichten  und  bezalen  bodenzins,  huszinse  und  lyb- 
felle.'  1457,  Bs  Rq.  Vgl.  ,So  m<ig  der  herr  den  vall 
von  synes  eignen  mannes  lyb  nemen,  wie  der  gevallen 
ist.'  Urbar  Baden  1490.  ,Sy  habend  sich  dann  vor 
und  ee  irer  eigenschaft  mit  abtrag  des  lybfals  mit 
einem  herren  zuo  StBlasien  vertragen  und  irer  ledigung 
gloubwürdigen  schyn  erlangt.'  1548,  Bs  Rq,  ,0b  man 
den  Priestern  den  Leib-  oder  Todfall  erlassen  wolle.' 
1584.  Absch.  —  2.  Begräbniss;  Begräbnissmahl.  ,Uf 
lybfäll,  sibend,  dryssigst  und  jarzyt,  Do  was  mir  nocii 
nie  kein  myl  wegs  zuo  wyt',  lässt  NManuel  die  Begine 
sagen,  welche  gerne  guten  Mahlzeiten  nachzieht.  ,Bei 
seinem  Leibfall  erschiene  das  ganze  königliche  Frauen- 
zimmer [weibliche  Hofgesinde].'  Wurstis.  1765. 

1.  Der  Fall  wurde  vom  , Leibe'  tles  Hörige»  erhoben, 
war  ein  Zeichen  der  personlichen  Abhängigkeit  vom  Hals- 
licrrn.    —    Z«  2   vgl.   Gr.  WB.  VI  .598  b. 

Land-:  die  abschüssige  Lage  des  Bodens.  Mc 
muess  d'  Messlatte  im  Blei  a"ha",  nüd  nah-em  L.  ZWäd. 

Mülli-:  Abgabe,  welche  dem  Grundherrn  für  die 
Benützung  einer  Wasserkraft  zu  Mühlenbetrieb  ent- 
richtet werden  musste.  ,l)ie  mulli-fel  zu  entpfangen, 
haben  M.  G.  H.  für  das  künftig  nachgelassen  und  auf- 
gehept;  iedoch  mit  vorbehält,  dass  ihnen  solcher  nach- 
lass  an  ihren  habenten  röchten  der  wässern,  oder 
wasser-fällen  kein  nachteil  [sein]  solle.'  Vorschi-ar  zu 
Ruswyl  1653. 

Miss-:  1.  „Unglück  durch  Zufall  L;  Sciiw."  - 
2.  das  Missfallen,  sehr  häufig  in  der  altern  Lit. 
.Werdend  einen  m.  ab  euch  selbs  haben.'  1531/48, 
EzECH.  =  ,ein  missfallen.'  1667.   —  JIhd.  mugeml. 

Nach-:  nach  vollzogener  Ausrichtung  später  noch 
zu  erwartender  Erbteil.  ,Niemands  soll  Gewalt  haben, 
sein  N.  oder  andere  Erbschaft,  so  er  zu  erwarten 
hätte,  zu  versetzen,'  1666,  BSa. 

Not-:  Unglück,  s.  d.  Comp.  N.-Stube.  —  KM.nst-rai. 

Pen-:  1.  Straffälligkeit.  ,In  sorgen  stön,  dass  er 
gegen  k.  majestet  in  ungnad  und  peenfal  kommen 
möchte.' Vad.  —  2.  Busse;  Strafgeld.  .Uf  den  ebruch 
sind  härte  straf  und  penfäl  gesetzt.'  1526,  Ec.li,  Act. 
—  Abi.  penfälUg  (s.  d.). 

Bett-  =  Fall  2  d,  sofern  er  mit  einem  Bette  be- 
zogen wurde,  was  häufig  bei  verstorbenen  Frauen 
vorkam.  .Da  die  Hiltin  eine  Gotteshausfrau  ist  luid 
keine  unberatene  Tochter  hinterlässt,  so  soll  der  Abt 
beide  Fälle,  den  Bett-  und  Gewandfall  nehmen.'  1494, 
Absch.     Vgl.  Ofi'n.  Laufen  bei  Fall  3  d. 

Rü"-:  1.  „Reue  über  einen  geschlossenen  Ver- 
trag, Kauf.  —  2.  Busse,  Entschädigung  wegen  nicht 
gehaltenen  Vertrages  VOrie."   —  Syn.  Bü'^-KaHf. 

Rück-:  rechtlicher  Termin,  bis  zu  welchem  ein 
Kauf  rückgängig  gemacht  werden  kann.  .Zu  Verhütung 
gegenseitiger  Benachteilungen  wird  der  R.  od.  das  so 
betitelte  Zihl    und  Tag  ferners  beibehalten.'    S  1807. 


743 


Fal,  fei.  til,  f..l,  ful 


744 


Selb-Fall:  durch  Wind  verursachter  Fall  des 
Holzes;  solches  Holz  selbst.  Syn.  Holz-F..  Wind- 
Bnich.  ,Es  sond  ouch  alle  Windbruch  und  selbval 
in    den   hölzren  eines  vogtes  syn.'    Hofr.  T;unkhofen. 

Schau-:  1.  der  äussere  Rand  eines  Gegenstandes, 
bes.  eines  Stückes  Tuch  Bs;  Gl;  Z,  eines  Ackers  ZBenk., 
eines  Getreidehaufens  ZSth.,  der  den  Vorübergehenden 
oder  Prüfenden  in  die  Augen  füllt  und  sie  zur  Be- 
sichtigung oder  zum  Kaufe  lockt,  indem  er,  auch  etwa 
in  betrügerischer  Absicht,  schöner  ausgestatt.et  ist; 
Schau-Ende.  ,Aller  jammeren  obertilinen  am  schau- 
fäl  schürpfen  oder  riich  behoblen.'  15-54,  Hotz,  Urk. 
.Specimen,  seh.,  ein  prob,  probstuck.'  Denzl.  1G77; 
1716.  Syn.  Schaufaden.  —  2.  das  äussere  Ansehen, 
der  Schein.  ,Das  Tuch  ist  auf  den  Seh.  gemacht.' 
SuLGER.  ,Etwas  an  den  Seh.  stellen.'  ebd.  ,Uppige 
kleider  tragen,  stäts  uf  den  schowfaal  ufzieren.'  Bull. 
1540.  ,Das  ein  hübschen  schauwfal  hat,  das  köuflich 
ist.'  Pris.  ;  Mal.  .Componi  ostentationi,  zum  seh.  ge- 
ordnet werden.'  ebd.  .Gelegenheit  zu  einer  trefflichen 
Stadt  mit  schönem  Aussehen  und  Schaufahl.'  Tschcdi. 
Gallia.  —  3.  augenfälliger  Platz.  ,In  jedermanns 
schawfahl  und  zuvorderst  im  spil  sich  erzeigen.'  FWvss 
1(15(1.  —  4.  Besichtigung  der  Wohnung  und  der  Be- 
sitzungen des  Freiers  von  Seiten  der  Geliebten,  wenn 
sie  den  Heiratsantrag  erhalten  hat  Zg.    Syn.  Geschaui. 

Tod-:  1.  =  Fall  2  d.  ,Sollend  alle  todfäll  nach- 
glassen  syn.'  15'25,  Absch.  —  2.  Todesfall.  Es  gid 
Todfäl,  es  kommt  zum  Blutvergiessen  S. 

Wider-:  1.  Piückfall  des  abhängigen  Gutes  an 
den  Grundherrn.  ,r)och  soll  der  artikel  des  wider- 
fals  halb,  dass  man  die  güeter  nit  erben  soll  denn 
unz  in  das  ander  glid.  hin  und  ab  syn,  also  dass  sy 
yc  einer  von  dem  andern  erben  und  die  güeter  von 
eim  an  den  andern  fallen  sollen  wie  ander  güeter.' 
1538,  Eathgeb,  Urk.  —  2.  der  meist  nur  teilweise 
Rückfall  des  von  dem  absterbenden  Ehegatten  in  die 
Ehe  gebrachten  Gutes  an  die  rechten  Erben  des- 
selben, unter  Ausschluss  des  überlebenden  Gatten. 
.Wann  ein  erber  guot  fallen  wurd  in  frönibd  bände 
und  uss  der  linien,  da  das  guot  bar  kommen  ist.  da 
soll  dann  der  w.  an  einer  herrschaft  und  biderben 
lüten  stän  [in  ihre  Entscheidung  gelegt  werden].- 
1507,  B.  ,Wo  zwei  eliche  gemächlten  an  elich  lyb- 
erben  absterben,  dann  soll  es  w.  gen  und  sonst  nit.' 
1529.  B.  .Wenn  durch  sömlich  teilung  das  guot  in 
frömbd  liänd  fiele,  da  soll  der  dritteil  angends  wider- 
fallen des  toten  nächsten  erben  und  sünst  kein  wider- 
fal.'  ebd.  .Mächnussen  [=  Vermächtnisse]  beschuhen 
uf  ein  w.'  15.39,  Bs  Rq.,  also  auf  blosse  Nutzniessung. 
—  3.  was  der  Frau  in  Ansehung  ihres  Brautschatzes 
und  zu  dessen  Sicherstellung  von  dem  Manne  aus- 
gesetzt wird;  Gegenverraächtniss  B;  Syn.  Widerlag. 
Dann  auch  das  von  den  Ehegatten  auf  Ableben  hin 
einander  gegenseitig  ausgesetzte  Erbgut;  Vermächt- 
niss,  wodurch  der  Rückfall  des  Erbes  an  die  rechten 
Erben  verhindert  wurde.  .Zwei  ehemöntschen  mögen 
einanderen  die  widerfähl  mehren,  besseren,  ordnen 
und  all  ir  guet  geben  und  vermachen.'  1541,  B.  — 
4.  (Jlücksumschlag.  .Der  Abt  [hätte  gerne  nach 
König  Albrechts  Tod  Eroberungen  gemacht,  allein  er] 
entsa.ss  [fürchtete]  den  w.'  Vad.   —   Vgl.  wider/uUcn. 

Gewand-:  1.  der  Fall  (2  d),  sofern  er  in  Kleidern 
(auch    im   besten  Bett   oder   in  Kleinvieh)    entrichtet 


wurde,  ,0b  ain  gottshusmann  lyberben  verliess,  das 
nit  knaben  wärind,  und  der  erbfal  an  frowen  fiel 
oder  an  töchteren,  so  ist  der  gwandfal  des  waibels.' 
ÜFFN.  Sulgen.  Syn.  Hässfall.  Vgl, :  ,Hat  er  aber  nit 
vichs,.  so  soll  er  geben  das  best  gewand,  als  er  am 
sunnentag  ze  kilchen  gät.'  Üffn.  Schwamendingen  XV. 
—  2.  der  neben  dem  .Hauptfall',  welcher  dem 
Landvogt  zufiel,  dem  Untervogt  oder  anderen  Unter- 
beamten zukommende  , Todfall'  an  der  genannten  min- 
derwertigen Habe.  .Desshalb  die  unsren  sich  driiffen- 
lich  klagt,  wie  sy  von  den  undervögten  des  gwandfalls 
halb  fast  beschwert  werden  der  raäss,  dass  sich  zum 
dickern  mal  begeh,  dass  sy  eim  undervogt  mer  geben 
müessend,  denn  unserm  landvogt  worden  war  [=  sei].' 
Baden  1512.  ,Hat  es  hinfür  die  nieinung,  dass  die 
Thurgöwer  für  den  houptfal  nit  meer  dann  ein  guldin 
in  münz  und  für  den  gewandfal  ein  ort  eins  guldins 
und  nit  wyter  noch  ferer  und  das  allein  zuo  einer 
bekanritniss  schuldig  syn  und  also  mit  diem  fal  das 
geläss  ouch  bezalt  syn  soll.  Es  möchte  aber  einer 
des  gewandfalls  halb  so  gar  arm  syn,  weisst  sich  ein 
jeder  gerichtsherr  denn  im  selben  wol  zuo  halten.' 
1.530,  Absch. 

Wind-:  vom  Winde  umgeworfener  oder  schief 
gedrückter  Baum,  abgewehtes  Holz  Bs;  B;  L.  Wie 
früher  dasselbe  auch  Nichteigentümern  etwa  zur  Nutz- 
niessung überlassen  wurde,  so  darf  noch  heule  da  und 
dort  der  Pfarrer  aus  dem  Pfrundholz  ungefragt  davon 
nehmen.  ,Sy  sollind  selber  umb  laden  luogcn,  in- 
sonderheit dieweil  sy  das  holz  vom  w.  und  winterhouw 
anderswohin  verkauft  und  hinweg  geben  habend.'  1562, 
Hotz,  Urk.  ,Dcra,  dess  der  bäum  an  der  march  nit 
ist,  soll,  was  auf  sein  ertreich  fallt,  als  der  w.,  wie 
von  alter  har  werden.'  1563,  BSi.  .Die  Ziegler  sollen 
sich  hinfort  der  Windfahls-Dölderen  [Wipfel]  und  ge- 
meiner Afterschlägen  behelfen.'  1607,  Bs  Waldordn. 
(Die  Ziegler  hatten  an  den  Holznutzungen  der  Ge- 
meindswaldungen nur  bedingten  Anteil.)  .Der  Wind- 
fahl, so  zu  nichts  Anders  als  zu  Brennholz  taugend- 
lich.' 1747,  BSi.     Syn.    Windgefäll.   —   Mhd.  n-iniml. 

Wasser-:  das  Gefälle  des  Wassers.  S.  bei. il/üK-i^. 

Zue-:  1.  Zufälliges,  bes.  ein  Ereigniss  von  nach- 
teiligen Folgen,  wie  Krankheitsanfälle  u.  ä.  En  Z. 
überchö'  oder  g'ha'  hn"  Z.  Es  Zuefäli,  euphem.  bes. 
Schlagfluss,  es  Schlegli  Z.  ,Ee  Adam  in  d'  sünd  gfallen, 
ist  er  in  alle  weg  vollkommen  und  aller  gepresten 
oder  zuefälen  ledig  gsyn.'  Güaltu.  1555.  ,Dass  üwer 
macht  zuo  allen  unsern  zuofällen  [bei  Allem,  was  uns 
zustossen  sollte]  .schnell  bereit  syn  werden.'  1521, 
Absch.  —  2.  was  Einem  zu  Teil  wird,  a)  erbreeht- 
licher  Vermögenszuwachs  =  Fall  3  b.  .Als  ob- 
vermeldte  Satzung  [von  den  Pflichten  eines  Falliten] 
keinen  erblichen  zuofal  begryft  [ins  Auge  gefasst 
hat].'  1597,  Z  Erbr,  —  b)  zufällige  Einnahmen, 
Accidentien,  Sportein.  ,Das  in  semlichem  wesen  [da 
der  Stadt  durch  den  Vogt  Hagenbuch  alle  Märkte 
und  Gewerbe  abgeschlagen  worden]  alle  und  ietliche 
nutzungen  und  zuefäli  der  Statt  [Mülilliausen]  also 
abgangen,  das  sy  zu  nüt  worden  sind.'  1474,  Absch. 
.Habend  wir  doch  wenig  ingends  noch  zuofalls,  es 
syge  an  wuchenmärkt  noch  jarmärkt,  dann  dass  wir 
uns  uss  dem  erdrych  nerend.'  1525,  ebd.  ,Dass  der 
nüw  vogt  der  wittwe  des  alten  gelangen  solle  lassen 
den  jarlon  bis  Wychenachten,    doch    die  zuofäll   dem 


745 


Pal,  fei.  til,  ful.  ful 


746 


jetzigen  vogte  vorbehalten,  so  er  liinfür  verdienen 
würt'  1528,  Strickl.  —  3.  Einfall.  ,Mir  ist  ein 
guoter  z.  kommen;  das  mittel  würt  helfen!'  lässt 
NMan.  den  Arzt  am  Krankenlager  sagen.  —  4.  Zu- 
strömen einer  Menge.  ,In  disem  Dorf  ist  ain  grosser 
Z.  von  Wagen  und  Karren.-  Stockar  1519.  ,.\ls  grosser 
Z.  war  zu  unser  Frouwen  gan  Büren.'  Ansb.  ,Affluens 
studiis  locus,  ein  ort.  in  welchem  wol  ze  lernen  ist 
und  darvon  ein  grossen  z.  hat.'  Fris.  —  5.  Beitritt; 
Zustimmung.  Beifall.  ,Wa  ist  aber  meer  zuofals  zuo 
Christlichem  glouben,  meer  ufwachses  Christenlicher 
Unschuld  gewesen?'  Zwisgli.  ,Der  z.  des  gemeinen 
mannes  ist  unser.'  1529.  Absch.  ,Von  der  frucht  seiner 
predig  und  z.  der  glöubigen.'  1531,  Apostelg.  Vgl. 
zuefallen.  —  '2  b  eutspricht  wörtlich  dem  aus  dem  Lat. 
abgeleiteten   ,Accideuz'. 

allen -falls  aUrfäls :  wie  nhd. ;  auch  .beispiels- 
weise'. ,Gott  dankend  ass  sie  mit  ihrer  Haushaltung, 
was  der  Tisch  nutbracht,  allefalls  Erdäptel  und  Ge- 
müss,  das  sie  selbst  gepflanzt  hatte.'  Merkw.  d.  XVIU. 

glich-:  1.  ebenso.  Als  Antwort  bei  Glückwün- 
schen, bes.  auch  beim  Abschiede  gebräuchlich.  A:  Gott 
b'hüet-i'';  scMofed  imV.     B:  GUchfäh  fir  au"')!  Z.  — 

—  2.  gleichviel  ob,  als  Conj.;  vgl.  umgestellt  , ob- 
gleich'. , Weiss  woU,  dass  ich  kein  ruow  nit  hab.  Es 
syge  glychfals  nacht  old  tag.'  Com.  Beati. 

fall- bar:  von  Gütern,  mit  der  Pflicht  des  Falles 
behaftet.  ,Ouch  soll  man  wisun,  dass  die  schupposcn 
vallber  sint,  also  wer  die  seh.  inne  hat,  gät  der  ab 
von  todes  wegen,  also  mang  seh.  er  inne  hat,  ist  dem 
gottshus  von  jeklicher  seh.  ein  höpt  gevallen.'  Offn. 
Tettingen.     Svn.  fall-Jos. 

,Fäsch-Fäll  -F^l:  mit  ,Fäsehgras'  bewachsene 
Trift  oder  Bergweide  BE.;  LE."   —  S.  Gtfün  i  .-.  d. 

Gefäll  kfe'U.  ifäj  (kßl):  1.  concr.  a)  Abfälle, 
z.  B.  diejenigen  Teile  des  Schlachtviehes,  welche  man 
nicht  auswägen,  sondern  nur  als  Zugabe  vorwenden 
darf  Aa.  I"' ivünsch-ech  am  Wurstmäl 's  Allerbest :  im 
därmige  Säckli  'bräglet  [gebratene]  8  EU  von  alle"  Sorte' 
und  settigem  [solchem]  G'füU,  leie  zum  Exempel  no''' 
Schnörrli  [=  Schnauze,  eine  Delikatesse]  druff  jiehe 
[=  hinauf],  mit  andrem  .G'rümpel  [=  Durcheinander]. 
Wurstlied  ÄAStauf.  —  b)  G'fell,  steiler,  steiniger  Ab- 
hang, Trümmerhalde  W.  —  c)  G'fdl,  Abteilung  der 
Alpwcide,  welche  gedüngt,  eventuell  gemäht  und  darum 
eingezäunt  wird,  bes.  der  zunächst  um  die  Sennhütte 
gelegene  ebene  Platz,  der  seine  Itüngung  von  selbst 
durch  das  dort  zum  Melken  und  zur  Nachtruhe  sich 
lagernde  Vieh  empfängt  BE.,  öÜ.;  LE.  Ggs.  Magere; 
Syn.  Läger,  Heuplatz;  vgl.  gefallen.  .Sonst  bleibt's 
[das  Vieh]  in  dem  Getield  (Gefähl),  das  gleichet  einer 
Matten.'  Lied  v.  den  Handlungen  des  Hirten.  Daher 
„g'fäle",  Dünger  auf  ein  , Gefäll'  streuen".  —  d)  G'fäi, 
Weideplatz  mit  Sennhütte.  Der  Senn  zieht  mit  vor- 
rückender Jahreszeit  aus  den  ,Vorsässen',  Vorweiden, 
zuerst  auf  das  untere,  dann  auf  das  obere  G.  BHa. 
Syn.  Bochfäl;  Stäfel.  Vgl.  fälen.  —  c)  im  G'fe'll  BO. 
u.U.;  LHergisw.  (auch  -ö-);  Z,  G'fdl  BTrueb,  als 
Eigcnn.  von    Örtliehkeiten.  —  f)  G'fdl,    Vieh    BHk. 

—  g)  PI.,  Einkünfte,  Abgaben  (Kanzleis]ir.).  .Dem 
Weibel  von  Kilchlerauw  [als  Sold  für]  die  (ifällenen  all- 
dorten  einzuziehen.'  1742.  Schloss  h'i'En.  —  2.  abstr. 
a)  G'fe'll,  Neigung  einer  Strasse,  einer  Wasserleitung. 
Syn.  Fall.      -  b)  G'fe'll  Aa;  Ar  (f");   Bs;  BE.;  Gr;  L; 


G;  S;  Th;  W;  ZO.,  WL;  G'fel  B  (Id.  B;  Zyro);  L; 
ScHwMuo.;  S;  Uw;  Z(i,  G'feH  ZS.,  G'f.il  BRi..  Si.. 
G'fol  LH.,  äusseres  Glück  durch  Zufall,  sowohl  ein- 
zelner Glücksfall  als  fortdauerndes  Geschick,  a)  mit 
dem  best.  Art.  's  G.  ha",  vom  Glück  begünstigt  sein 
L;  Z.  Wortspiel:  Wenn  Eine'' 's  ganz  Sterneberg  hett, 
SU  hett  er  's  G.  [so  heisst  nämlich  auch  ein  Weiler 
der  sonst  als  arm  geltenden  ZGemeinde  St.]  J/e  mos 
[man  muss  sc.  zum  Wollen  und  Fleiss  hinzu]  «w*  's 
G.  ha'  Ar.  ,Ist  das  blinde  Glück,  der  Zufall,  das 
sog.  G.  schuld  daran y  Die  Leute  sagen  immer:  ich 
habe  das  G.  nicht,  es  ist  heut  zu  Tage  Nichts  mehr 
zu  machen.'  Gotth.  ,Es  kam  auf  das  G.  ab;  es  gab 
Tage,  wo  Einer  von  uns  Nichts  erhielt,  ein  Anderer 
viel.'  ebd.  Es  hanget  ril  [=  sehr]  vom  G.  ah.  Dem 
G.  underworfe".  Je  b'schissner  [betrügerischer]  d'  Lüt, 
um  so  grösser  's  G.  Schild,  ß)  ohne  den  best.  Art. 
Juhe,  u-er  G.  hed  g'ha'  mit  Finde"  [von  Ostereiern]. 
RWyss.  Mer  G.  ha"  als  Veistand  S.  Mer  hin  [wir 
haben]  ditz  Jär  vil  G.  g'han,  z.  B.  u.  bes.  in  der  Vieh- 
zucht BSi.  Guets  (es  grosses,  es  b'snndersj  G.  Es  ist 
es  G.  [blosser  Glückszufall],  trenn  Eine  d'  Schibe  trifft. 
Mhd.  ijeielle,  Fall;  Abgrund;  Abgabe;  Glück.  Die  Schwan- 
kungen des  Vüc.  erklären  sich  daraus,  dass  die  Ableitung 
von  .Fall'  mehr  oder  weniger  deutlich  gefühlt,  dazu  der  Um- 
laut in  älterer  (e')  oder  neuerer  Färbung  (oe)  angeschlagen 
wurde,  Beides  verbunden  mit  dem  Umstände,  dass  ,F,ill'  mit 
langem  Voc.  gesprochen  wird,  danebeu  , fallen'  und  , gefällig' 
mit  kurzejn.  Die  Färbung  e^  mag  sich  von  .Ungefall'  aus, 
das  sich  begrifflich  mit  ,fe'hlen'  berührt,  auf  .Gefall'  über- 
getragen habeu.  —  Zu  1  b  vgl.  die  syn.  G'hi  und  Hin  von 
i/ehijen,  riven,  fallen.  —  1  c  mag  sich  auf  die  Lage  der  Senn- 
hütten beziehen,  indem  dieselben  meistens  in  einer  Einsenkuug 
errichtet  werden,  gegen  welche  die  Umgebung  abfällt,  od. 
auf  den  Mist,  den  das  Vieh  dort  fallen  lässt,  wozu  das 
Präf.  mit  coli.  Sinn  gut  passen  würde;  vgl.  indess  auch  Fei 
bei  FM,  welcher  Zshang  jedenfalls  dem  Verf.  des  oben  auge- 
führten Hirteuliedes  bei  seiner  versuchten  Verhochdeutschuug 
vorschwebte,  c  u.  d  dürften  wohl  unter  einen  Begriff  zsgefasst 
werden.  —  Zu  e  lassen  sich  verschiedene  Grundanschauuugen 
denken,  indem  die  Deutung  als  haldige  Ürtlichkeit  nicht  auf 
alle  passt;  mit  Bez.  auf  andere  ist  der  Ausdruck  viell.  syn. 
nüt  Jiüti,  Schwand  (durch  Fällen  des  Waldes  urbar  und 
wohnlich  gemachter  Boden).  —  g.  , Gefällinen'  setzt  einen 
weibl.   Sg.   .Gefälli'   voraus.    —    Abi.  gefallen;  ge/älliij. 

Un-  Uv,  U'-,  0 Dim.  Olfelleli  Ar:  Miss- 
geschick, Unfall,  das  Gegenteil  von  Gefäll  2;  Unglück. 
Er  ist  iez  au  recht  i"  's  U.  i-e  [=  hinein]  cho".  's  Un- 
g'fell  ritet-e  [ihn]  aw''  recht!  S.  IJng'feler  [wieder- 
lioltes  Missgeschick]  im  Stall  mit-em  Veh  Z.  Wer  's 
U.  het,  bricht  uf-em  ebne  Boden  e  Bei'.  Suloer.  Es 
ist  lieis  Vg'fäl,  wan  es  ist  nah  es  G'fäl  derbl  BRi. 
Das  ist  mi/s  IL  g'si",  war  mein  Unglück.  .Das  war 
aber  unser  ungfell.'  Sciiüri-k  1497.  .Krieg,  türe,  stör- 
bend,  hagel,  ryf,  missgevvechs  und  ander  derglych 
ungefelL'  Bs  Rq.  .Gross  ungefal  was  dazuoinal  uf 
der  V.  Zürich  teil.'  Edlib.  ,So  kommen  wir  aus  un- 
gefall.' RiiEF  1545.  .Arm  das  grössest  ungefehl.'  Rud. 
Mev.  1051).  ,In  vielgedachts  Erdbidems  ungefell  un- 
wonhaft  worden.'  Wurstis.  Spec.  Ansteckung  mit 
Krankheit  GrD.;  U;  in  Gr  werden  zum  Schutz  da- 
gegen Halsschnüre  von  den  Frücliten  des  Spindel- 
bauiiies  getragen.  Eu|iheni.  und  verhüllend  z.  H.  für 
Todschlag  (vgl.  .kam  zu  schaden  und  nngefidl,  dass 
er  ein  burger  ersclilng.'  BWai.dis  IV  Fab.  07).  .Damit 
biiser  ungefell  und  unrat  verliüct  werden.'  153tl,  Aiisch. 
ist  eine  versteckte   Kricgsandndinng. 


747 


Fal.  fei.  fil,  toi,  ful 


748 


Mhd.  vnijfvflli-  ^  ungmil  m..  n.  In  iinserer  Volksspr. 
hat  es  den  Ausdruck  .Unglück'  heinahe  ganz  verdrängt.  — 
PI.  auch  ohne  Endung:   .die  künftigen  iingefell.'    I,j31,  Lucas. 

Miss-Gefäl):  da.-fselbe,  Bs. 

Sü"-  Soll-:  unerhörtes,  unverdientes  Glück  L. 

Welt-:  Glück  in  der  Welt.  Vil  W.  ha"  BSi.  — 
Ali!,  inii.iißmqi. 

Bucli-Fäl  n.:  „der  Bezirk  der  Alpweide  zunächst 
um  die  Sennhütte  und  zwar  der  gedüngte,  fetteste 
Fleck  derselben,  wo  man  das  Vieh  gewöhnlich  zum 
Melken  lagern  lässt  Ap."     Syn.  Gefäll  1  c.  ä;  Ferrig. 

gefäll:  fällig,  verfallen.  .Wegen  vers(."ssenen  und 
gevclnen  zins.'  Ukk.  14ü5  (Arh.). 

Falle"  f.  —  Bim.  Fälleli:  1.  Türklinke  Aa;  Ap; 
Bs;  B;  VOrte;  Gl;  G;  S;  Z.  D'  Tür  ist  uf  d'r  F., 
nur  angelehnt,  nicht  im  Schloss  Z.  ,T)ie  Türe  [einer 
Frei.statt]  in  der  F,  stehen  lassen',  nicht  schliesseri. 
Bsiiie.,  XVII.  Syn.  Gimchet;  Klinge.  —  2.  F'all- 
türe,  Klappe  Gr;  „Vürte"  ;  Z.  Liegende  Türe, 
welche  die  Öffnung  eines  Bodens  .schliesst  Ap.  Syn. 
(Fäll-jBalche",  -Lade'.  Der  Laden  oder  die  Öffnung, 
durch  welche  man  auf  einer  Treppe  in  einen  untern 
Raum  hinabsteigen  kann  Scn.  Vorrichtung,  den  Keller 
zu  schlie.sseu,  indem  man  von  der  Stube  aus  einen 
an  der  Kellerdecke  befestigten  Sparren  an  einem  Seil 
etwas  hinunterlässt  BSi.  Falltüre,  welche  in  den 
Keller,  auf  den  Estrich  führt  GrD.  Falltüre  an  einem 
Gefängniss;  der  Deckel  der  Chlche,  des  Gefängnisses, 
im  Rathaus  GrD.  , Einen  auf  die  F.  legen',  um  ihn 
dort  hinunterzusenken.  ,Der  ward  uf  der  f.  gehalten' 
[im  Gefängniss].  Bossh.-Goldschm.  Klappe  GRPr.,  an 
einem  Ofen  Gl;  Z.  Wasserschleuse  (iL  (z.  B.  an 
einem  Kanal);  GrD.  Ventil  SG.,  NA.  S.  noch  die 
Compp.  —  3.  beweglicher  Teil  verschiedener  Ge- 
rätschaften, a)  der  Haken,  der  in  das  Zahnrad  an 
dem  vordem  .Baum'  des  Webstuhls  eingreift  Z.  — 
b)  an  einer  Uhr.  .W^ie  wenn  einer  das  Fällelein  lupft 
an  einer  Uhr  und  sie  fängt  an  zu  schnattern,  bis  das 
(iewicht  am  Buden  ist,  so  war  es,  wenn  man  bei  Bäbi 
das  F.  lujifte  [=  ihr  Anlass  bot.  über  einen  ihr  sehr 
angelegenen  Gegenstand  sich  auszusprechen] :  da 
schnatterten  auch  alle  Rädlein  ihres  Gemüts  und  der 
Mund  klapperte,  dass  er  nicht  wieder  aufhören  konnte.' 
Breitenst.  1860.  '.s  Schnüerh  'söge,  's  F.  g'lüpft,  De'' 
und  de''  iscli  ttsepfüpft  [entwischt],  Anzählspruch  bei 
Kinderspielen  Aa;  Bs.  Er  het  's  F.  g'lüpft,  einen 
Wind  gelassen  Bs;  Z.  —  c)  ,die  welsche  Falle',  das 
Fallbeil.  XVI.,  L  (der  Vorläufer  der  Guillotine).  — 
Messerartiges,  zwischen  zwei  schweren  Klötzen,  welche 
eine  auf-  und  nieder.steigende  Bewegung  haben,  be- 
festigtes Eisen  der  Ratiere  (s.  Ratzenfalle)  eines  Web- 
stuhles, durch  welche  nach  bestimmter  Reihenfolge 
die  Geschirifiügel  an  ihren  Haken  in  die  Höhe  ge- 
zogen werden  Z.  —  4.  automatische  Vorrichtung 
zum  Fange  von  Tieren,  allg.  Eim  e  F.  lege"  BSi. 
{richte"  Aa),  auch  in  bildl.  S.  Teil  eines  Fischernetzes 
(Bären):  wenn  der  in  den  B.  gegangene  Fisch  eine 
am  einen  Ende  eines  Balkens  (Wag)  befestigte  Schnur 
streift,  so  zieht  diese  eine  am  andern  Ende  befindliche 
Falle,  wodurch  der  B.  über  das  Wasser  geschnellt  wird 
Rhein.  Figgen  und  F.  BBe.  =  Figgen  und  Müli,  s. 
Figge".  —  5.  unvollkommene  Ähre,  wenn  durch  Frost 
udgl.  einzelne  Körner  zu  Grunde  gegangen  sind  ZRafz. 
—  0.  betrübtes  Gesicht.     E  F.  mache"  Bs. 


Mhd.  rnth'  f.,  Falle;  Klinke.  —  Bed.  5  viell.  vom  Ah- 
oder  Ausfallen  der  Körner.  6  von  schief  gezogenen  Mienen 
i'h  Mfü  Innkeii):  vgl.  .'^yn.  MüHfaUeitijpnicht.  —  Ahl.  fitUni  I : 
/allncn. 

Ofen -Falle:  Klappe  zum  Offnen  u.  Schliessen  des 
Zuges  im  Ofen  Z.  —  Hurd-  =  Falle  4  aus  Flechtwerk. 
Die  G  Landsatzgn  des  XV./XVI.  verbieten  .hürdfallen. 
schupfreitel  u.  derglych.  damit  dheiner  dem  andern 
syn  hund  oder  katzen  fahe.'  —  Kichen-  fi.  Falle  2. 
.Sollend  alle,  so  die  Buoss  nit  zuo  gilben  habend  [ver- 
mögen], auf  der  Kirehenfallen  [so!]  gelegt  und  alldnrten 
bei  8  Tagen  mit  Wasser  und  Brot  erhalten  werden.' 
GrD.  LB.  —  Keller-  CMler-  fast  allg.,  GMrn-  ZRfz: 
die  Falltüre,  durch  die  man  in  den  Keller  („Neben- 
keller."  St.'')  hinabsteigt  Ap;  Sch;  Z.  —  Kämin- 
Che-mi-:  Kaminklappe,  d.  h.  Klappe  zur  Öffnung  und 
Schliessung  des  Rauchfangs,  Schorn.steins  Ap.  Syn. 
Rassli  (s.  Äsne  7  Sp.  .505);  Kämivdeckel.  —  Kajiu- 
ziner-:  hölzerne  Klinke,  wie  z.B.  die  aus  der  Wohn- 
stube in  die  Nebenstube  führende  Türe  eine  hat. 
RocHH.  1867,  1.  12'2.  —  Klotz-:  Falle  für  Mäuse  und 
Ratten,  bestehend  aus  einem  schmalen  Brettchen,  wel- 
ches über  den  Rand  eines  mit  verdecktem  Wasser  ge- 
füllten Kübels  oder  Topfes  hineinragt  und  auf  dessen 
innerer  Hälfte  ein  Klotz  ruht,  der,  wenn  die  Schwere 
des  vorwärts  spazierenden  Tieres  dazu  kommt,  das 
Brettehen  mit  Allem  zum  Sturz  ins  Wasser  bringt  ZO. 

—  Lös-:  eine  Art  Schleuse  an  einem  Schwellenwerk 
(zum  .Loslassen'  des  Wassers),  —  Lüs-:  (scherzh.) 
Kamm  ZStdt.  —  Lotter-:  1.  ein  von  Kindern  ge- 
machtes und  verdecktes  Loch  im  Boden,  in  welches 
ein  damit  unbekanntes  Kind  beim  Sjuelen  hineinfallen 
soll  L;  trügerischer,  unfester  Boden,  der  den  unvor- 
sichtigen Betreter  leicht  zu  Fall  bringt  B  (Zvro); 
vgl.  Falle  4.  —  2.  baufälliges  Gebäude,  altes  Haus, 
schlecht  gebaute  Hütte  Bs;  Gr;  L;  S;  ZKn.  Syn. 
KlüUere,  Gelütter,  Gehitter.  Altes  verlottertes  Gerät 
Bs.  Lockere  Türklinke  Bs  (vgl.  Falle  1).  —  Mus-. 
MAs-  {Mise-  Nnw);  1.  Mausfalle.  Bildlich  „eine  M. 
machen:  beim  Grüssen  den  Hut  nur  ein  wenig  heben 
Gr;  L;  Z."  —  2.  eine  Art  unterirdischer  Abzugs- 
graben für  Wasser.  .Alle  mäuställen  oder  wo  das 
Wasser  under  und  ob  dem  ertrych  heimlich  eingeführt 
wirf,  sollen  hinweg  getan  und  vermacht  werden.'  Stütb. 
Wint.  .Das  Wasser  in  der  Eulach  ist  mit  vilen  grossen 
Nebendgräben  und  heimliehen  Ausgängen  oder  Müs- 
fallen  verschweineret  [vermindert].'  ebd.  —  Schär- 
müs-:  eine  bes.  Art  unterirdischer,  zangenartiger 
Maulwurfsfallen  Z.  —  Niggeli-:  Mausfalle,  bei  wel- 
cher das  Tier  durch  ein  Brett  erschlagen  wird,  dessen 
Stütze  weicht,  sobald  jenes  an  einem  gewissen  Holz- 
klötzchen (Niggeli)  rüttelt  Gl.  —  Bären-:  Name 
einiger  Häuser  in  BHk.  (wo  viell.  früher  Bären  ge- 
fangen wurden).  —  Ratzen-:  Vorrichtung  zu  künst- 
licheren Seidengeweben  (Atlas  oder  Satin),  oben  auf 
dem  Webstuhl,  zum  .aufhängen  des  ,Geschirre5'  und 
zum  Ersatz  der  , Trieften',  frz.  ratiere  (aus  dem  es 
umgedeutet  ist),  die  Vorläuferin  der  Jacquardmaschine 
Z.  —  Schütti-:  Falltüre  oder  -laden,  die  auf  den 
Estrich  führt  Z.  —  Stuben-:  Klinke  der  vStubentüre. 

—  Stell-:  eine  Art  Schleuse  an  einem  Wässerungs- 
graben, welche  sich  mit  blosser  Hand  richten  lässt  Bs. 

—  Dach- =  ÄS/M m-7''.  ZWyla.  Durch  dieselbe  wird 
namentlich  das  Tageslicht  in  die  sonst  dunkle  Küche 
eingelassen.     -  Tür-:    Klinke  G;  ScH;  Z;    RsniNMiER. 


749 


Fal.  fei.  til.  fol.   ful 


750 


Wenn  >''•  ij'wügst  hett,  dass  du  chämist-,  w)  hett-i'''  ä'  T. 
(fßyet!  sagt  man  solierzh.  zu  einem  werten  Gast  GF. 
Allerhand  ist  c  T.  (\Vortspiel)  Z.  Syn.  ScMi-nijiic.  -- 
Tatsch-:  Klappt'alle  liir  Mäuse  GrD.  Syn.  Niggeli-F. 
—  Wasser-:  1.  „bewegliches  Fallbrett  über  dem 
Wasser  L;  Z."  —  2.  Wasser ventil.  .Unten  in 
jedem  Stiefel  [der  Pumpe]  ist  eine  W.,  welche  Ventill 
genennt  wird.'  Feveksi'r.  1790.  —  3.  Stelle,  wo  ein 
Wasser  von  einem  Berge  fällt.  So  heisst  eine  Stelle 
an  der  Limmat  im  AABb.,  eine  am  Schimberg  L,  ein 
Bergrücken  zw.  Bs  und  S.  Wehr:  .Drei  auf  einander 
folgende  Wasserfallen,  ca  7 — 8  Schuh  hoch,  sind  im 
Brühltobel  angelegt,  können  geschlossen  und  zu  Auf- 
schwellung des  Wassers  gebi'aucht  werden.'  Hekisäu. 
Avisbl.  1813. 

fallen  I,  dim.  fällelen:  wiederholt  an  der  Tür- 
klinke drücken,  mit  derselben  spielen  Bü.;  VOkte;  Z. 
S.  noch  fallnen. 

ab-fallen  I:  (trans.  u.  schwach)  Tiere  in  Fallen 
fangen.  ,Das  Murmeltier  wird  in  Saas  nicht  abge- 
schossen, sondern  abgefallt.  Auch  die  Gemse  ward  in 
der  Vorzeit  abgefallt,  zu  dessen  Begründung  man  noch 
heutigen  Tages  hoch  in  den  Gebirgen  deutliche  Spuren 
grossartiger  Pallwerke  bemerkt."  PJRui'I'en,  Saas. 

falle"  U  (/"eHe  Sch;  ZBenk.):  1.  von  Naturgegen- 
ständen und  Sachen.  ,Die  Sterne,  die  freilich  oft  auch 
fallen,  nach  der  Sprachweise  des  Volkes.'  XHerzog 
1862.  's  isch  en  grosse  Sehne  (/falle".  ,Es  fielend  zwen 
gross  rytfen.'  Bossh.-Golüschm.  's  Gras,  d'  Friieht  [das 
Getreide]  ist  g'falle,  hat  sich  gelegt  (von  Wind  und 
Regen)  AABb.;  Z.  ,0b  bei  ihnen  das  Korn  auch  schon 
gefallen  wäre,  ihres  [das  ihrige]  hätte  der  erste  Luft 
gestossen.'  Gotth.  Vo"  d'r  g'falhie"  Frucht  wird  eken 
[kein]  Pur  en  Lump  [weil  der  Schaden  dos  Fallens 
durch  die  .Schwere'  der  Frucht  ausgeglichen  wird]  Z. 
,Man  wählt  sich  [um  Kleesamen  zu  bekommen]  den 
wenigst  fetten  Boden  aus,  weil,  wenn  der  Klee  von 
[wegen]  der  Fette  fallt,  er  ein  Beträchtliches  weniger 
an  Samen  abwirft.'  Z  Ges.,  1798.  .Der  fallende  Bach' 
heisst  ein  Wasserfall  in  GrS.;  daher  viell.  auch  der 
Familienn.:  .Berchta  von  Vallenden  wäg  [Flut].'  Jahr- 
ZEiTB.  Sins,  XV.;  s.  auch  Brunnen.  Sonst  indem  der 
Grundbegriff  der  vertikalen  Bewegung  mehr  zurück- 
tritt, auch  von  der  blossen  Richtung  übh.,  welche  das 
Wasser  einschlägt.  .Wann  die  wasser  von  iren  alten 
yngängen  fallend  und  ander  ronsen  [Rinnsale]  gwön- 
nend.'  Vad.  ,Gott  geh  an  welcher  selten  die  töss 
immer  rünne  ald  falle.'  Stdtb.  Winterth.  Und  danach 
in  allgemeinerem  Sinn:  ,Von  erbinen  wegen,  so  von 
landt  vallend,  wie  man  die  ussern  darin  halten  soll.' 
153'2/44,  Scuiv  LB.  ,So  aber  einicher  erbfal  von  und 
uss  unsern  landgerichten  und  gebieten  viele.'  ebd. 
.Minder  sich  f.'  zurück  gehen.  ,Was  jedes  dem  andern 
[in  die  Ehe]  zuegebracht  hätte,  dieselben  güoter  f. 
wiederum  hinder  sich  auf  ihr  jedes  nächste  erben, 
daher  solche  güeter  kommen  sind.'  1617,  Erdr.  Diessenh. 
(vgl.  Hinterfall);  einfallen,  zssinken  und  so  abnehmen: 
,Die  geschwulst  fallt,  residet  tumor.'  HosfiN.  1683. 
Von  Tieren:  zu  Grunde  gehen,  crepieren  „Gr;  L; 
Zii"  (St.'');  Z.  Was  fallt,  ist  dem  Schinder  GHh. 
Aber  auch:  geworfen  werden.  , Der  Esel  ist  nit  gross, 
fallt  auch  nit  gross,  von  wegen  der  kelto  der  lands- 
orten,  da  sy  gmeinlich  fallen.'  Tier«.  lf)()3.  .[Ein- 
sidlens]  Land   ist   rcicli   au   aussbündigem  Weidgang, 


dahero  lällent  bei  ihnen  die  schönsten  und  besten  Pferd, 
so  in  der  Eidgnossschaft  mögen  gefunden  werden.' 
JLCvs.  1661.  ,Ein  Uchs,  so  an  dem  Wädenschweiler 
Berg  gefallen.'  JEEscher  1692.  Von  Produkten 
menschlicher  Gewerbstätigkeit:  erzeugt  werden.  ,Wz 
in  der  eignoschaft  gefallen  und  gemacht,  es  sye  leder, 
fei,  anken,  ziger,  käs,  ross  und  anders,  dass  denn  die- 
selb  koufmauschatz  zollsfryg  gan  Mailand  gäu  solL' 
Edlib.  ,Von  dem  sonderbaren  Zoll  etlicher  Waaren, 
so  im  Lande  f..  wachsen  u.  zubereitet  werden.'  Z  Ges.,  ' 
1757.  Vom  Ertrag  einer  Steuer:  Es  sind  10  Frkn 
g'falle  bi  der  Stür  Z,  eig.  viell.  ,in  die  Büchse  hinein- 
geworfen worden';  vgl.  aber  auch  , fallen'  von  Würfeln 
und  Loosen.  Vom  Fallen  des  Looses:  Ein  Mädchen, 
um  seine  Hand  gefragt,  antwortete  dem  Bewerber: 
Wie  's  fallt!  je  nachdem  die  Nachfrage  nach  ihm  aus- 
falle Z(Spillm.).  Von  zustossenden  Krankheitsanfällen: 
,Es  ist  dem  N.  ein  Schlag  [Schlagfluss]  gefallen.-  Ndw 
Kai.  1868.  Von  einem  Kinde,  das  plötzlich  stirbt:  es 
ist  im  es  Fliissli  [SteckÜiiss]  (/falle  BHk.  ,Es  ist  mir 
abgeflossen,  ist  mir  ein  Fluss  gefallen,  humorura  de- 
stillatione  laboro.'  Hospin.  1683.  Zur  Last  fallen,  ge- 
legt werden:  Die  Boten  von  Zürich  entschuldigten 
sich  .der  Rede  halb,  so  uf  sie  gefallen'.  1533,  Absch. 
.Welches  hier  auszuführen,  gar  zu  weitläufig  fiele.' 
JMey.  1694;  vgl.  nhd.  , schwer  fallen'.  Bildlich 
a)  in  stehender  Verbindung  mit  Subst.  .Der  Baum- 
wollengewerb  fiel  fast  gänzlich  ins  Kot.'  BrXgger. 
S.  auch  (in  den)  Brunnen,  b)  mit  Um:  1)  preisgeben, 
aufgeben,  darauf  verzichten:  dr  Chaufschilliy  la"  f., 
dahinten  lassen  aScnw.  E"  Wingert  (en  Acker)  f.  lön, 
aus  einem  Weinberg  einen  Acker  (aus  einem  A.  Wiese) 
machen  Gr.  2)  ein  Erbe  hinterlassen :  ,des  Ver- 
storbnen, der  das  Erb  hat  f.  lassen.'  LB.  Ndw;  vgL  3. 
—  2.  von  Menschen.  F.  ist  liechter,  ids  üfstö": 
Ineichen.  Von  einem  Mädchen ;  zu  Falle  kommen,  die 
Unschuld  verlieren  Uw.  Us  de"  Chleidere"  (Uw),  ms 
'em  Hds  (Gr),  us  'em  G'icand  (W;  Z),  rum  Fleisch 
(BHk.),  .1"  d' Chleider  (AABb.)  f.:  abmagern.  A" 
d'  Stange  f.,  bekennen,  frei  heraussagen  BHk.  (eig. 
sich  herbeilassen,  ergeben;  vgl.  .bei  der  Stange  blei- 
ben', im  Gespräch  nicht  abschweifen,  ursprünglich 
von  angespannten  Zugtieren).  I"  d'  Zug  f.,  die  letzten 
Atemzüge  tun  (vom  Todesröcheln)  BHk.  .Wollt  die 
[1.  .wöllti'?]  jeman  darüber  f.  [=  diese  Verordnung 
übertreten]  und  das  nit  halten.'  Offn.  Gottl.  In  Ver- 
bindung mit  enzwei  u.  Aec:  .Oft  geht  einer  seines 
wegs,  entschlipft  und  fallt  seinen  hals,  g'nick,  arm,  bein 
entzwei.'  Klingl.  Gn.  1688.  In  Etwas  f..  darüber 
herfallen,  wie  im  Sturme  Etwas  anfangen,  ergreifen. 
■i.  B.  i  (V  Chriesi  [Kirschen]  /'..  sie  alle  aufkaufen 
wollen;  sie  gierig  essen  Nnw.  .Dass  die  mttller  und  die 
pfister  in  die  merkt  fallint,  vil  ufkoulint.'  Z  Ratserk. 
1573.  ,Eim  in  kauf  f.,  prasmercari.'  Fris.,  ,intercedere 
emtioni.'  Hospin.  1683.  ,Es  soll  ouch  dheiner  d(?m 
andern  in  keinen  kouf  weder  heimlich  noch  otl'enlich 
f.,  damit  der,  dem  der  kouf  erstlich  angebracht  [an- 
getragen wurde],  dardurch  nit  beschwert,  sondern  nn- 
gcirrt  und  fryg  koufen  lassen.'  1545,  Absch.  Vgl.  nhd. 
.Einem  ins  Wort  f.'  Ei'm  i"  Wi;g  f.,  in  den  Weg 
treten  BHk.;  rechtlich  Etwas  ansprechen:  .Wann  der 
Mann  vor  syner  Frawen  abstirbt,  so  hat  diese  die 
Wahl,  das  Ihrige  mit  sammt  der  Morgengab  ze  nemcn 
oder  in  den  dritten  Teil  alles  fahrenden  Hab  und 
Guts  zu  f.'  Gesetze  Gr  Ob.  Bund.     .Alle  sollen  fortan 


751 


Fal,  fei,  fil.  fol,  ful 


752 


gefreiet    sein,    dass    niemaii   an   diieineii    liarnesch    f. 
soll,   es  seien  Klöster,    Herren    oder  der  Eido-enossen 
Vögte.'  Baden  1422.     ,Wer  dem  andern  an  syn  aigen 
oder  an  syn  lehen  fallt   und   anspricht.'    Offn.  Gottl. 
1521.    Einen  feindlichen  Angriff,  Einfall  machen: 
, Welcher  auch  in  zewürfnussen  oder  sonst  dem  anderen 
in  hart  fallt,  er  raupfe  ihn  denn  glych  us.s  oder  nit.' 
L  .\nsehenb.     ,Von  .sömlichs   Schadens  wegen   fiel  die 
landschaft  Zürych  für  die  Statt  durch  ein  merklichen 
uflouf.'  HBuLL.  1572;  rasch  hinziehen:  .Zugend  un- 
sere fygend  über  Ryn  [auf  Garns]  und  fielend  da  wider 
über  Ryn  [zurück].'  Edlib.    Von  einer  Partei  abfallen 
oder  zu  einer  andern   übergehen:    ,Die  gottshuslüt 
waren  von  dem  abt   geftillen.'    Edlib.     Syn.  ,sich  ab- 
werfen.'    ,Es  war  dann   sach,   dass    zwo   glych   urtel 
wurden,  dass  der  houptman  [Vorsitzer  des  Gerichtes], 
welche  in  göttliclier  dunk,  erkenn  zuo  dem  einen  teil 
f.  [Stichentscheid  |.'  15'29,  Absch.    ,Der  obnian  fiel  zuo 
denen  von  SGallen.'  Vad.    ,Dass  es  uns  erlich  [ehren- 
haft]   syge,    also  von  einem   herren    zuo   dem  andern 
zuo  f.'  1522,  Strickl.    .Zu  dem  feind  über  f.-  Hospin. 
KiSo.    Auf  Etwas  verfallen,  geraten,  dazu  übergehen, 
darauf    zu    sprechen    kommen:     .Jetzund    so    wir 
fällend   in   betrachtung   diser   unser  wunderbarlichen 
zyt.'    Kessl.    —    3.  in    der  Rechts  spräche,     a)  mit 
pers.    Subj.,    schuldig   werden,    einer   Busse.    Strafe. 
,Wann   ein  Burger   einen   Frevel   begienge    und   dem 
Landvogt  in  die  Buss  fiele.'  1712,  Vertrag  B/Z.    .Ge- 
fallen   syn',    schuldig,    verfallen    sein.     ,Wer    swüere 
unwönliche  bi  gott  oder  syner  muoter  sagt,  der  ist  an 
gnade  gef.  der  kilchen  an  den  bu  ein  phunt  pfennige.' 
BSigr.  Jahrzeitb.     ,Wer  darüber   [gegen   das  Verbot] 
täte,  der  ist  der  Statt  gef.  den  zehenden  pfenning.'  L 
1399.  .[Wenn  ein  Wirt  in  seinem  Hause  spielen  Hesse], 
so  wäri   er  gef.  des  vorgenannten   einunges.'    Stadtr. 
Diessenh.,    um    1400.    —    b)   mit    Sach  subj..    fällig 
werden,  von  Busse,  Zins,  Erbschaft  (mit  Dat.  P.,  erb- 
rechtlich  zufallen,    zu  Teil  werden),     is  I<Jib  ist-mn 
(-:m  Z)  g' falle»  Gr;  Z.    .Darumbe  der  statt  besserunge 
[Busse]  f.  soll.'  1411.  BsEq.    .Besserungen,  die  fallent 
und  darrüerent  von  . . .'  ebd.    .Da  der  zins  zu  StMartis 
tag  fiel  und  aber  erst  zu  StMichels  tag  sich  ynzoch.' 
1521/1544,  ScHw  LB.     ,Ir  mulken,  das  sie  koufent  od. 
inen  von  zinse  gevallet  in  dem  lande  ze  Ure.'    133ö. 
Gfr.     ,Gienge  da  die  frouw  ab,  so  wäre  dem  man  ge- 
fallen,  was  sy  farendts  guot  hetti.'    Ofpn.  ScnwPfäff. 
1427.    .Puegti  es  sich,  das  der  mann  ersclilagen  wurd, 
so  war  der  frowen  ir  erbrecht  als  gefallen.'  LB.  Schw 
Ma.  1427.    Das  Ptc.  adjectivisch  gefasst:  ,in  den  Erb- 
fälJen,   so  von  grossvätteren    oder  grossmüeteren  gef. 
werden.'  1611/31,  Bs  Rq..  wofür  .fellig  w.'  1522.   S.  noch 
fdllend  Tor.  —  4.  Infin.  subst.,  ds  Falle':  Fallsucht, 
Epilepsie    W.     Syn.  Hin  fallen;   das  Wi-,    u.  s.  hier- 
unten  6  u.  Valentin.  —  5.  Ptc.  Perf.  adj.   a)  tj'falleti 
ffl'fallcs)    Ob.^,   von   den   Bäumen    vor  der  Ernte    ab- 
gefallenes ScH;    Z.  —  b)  erblich   zugefallen;   (/'fallni 
Mittel  =  gearhtea  Gut  Ar;  GWa.     .Wann  ein  solcher 
profess  würklich  gefalles  guot  hat  vor  der  profession.' 
LB.  ApL  1585/18'28.    -    ö.  Ptc.  Imp.   adj.    (subst.): 
fdM  falkfnjd  {fallig  F.  g' fallet  GA.)  We  Ap;  BSi.;  S; 
W,  der  falled  Siech  W.  ds  Fallende  Gr  =  das  Fallen. 
.Fallende  Sucht,  Wehtätigkeit.  Epilepsie.'    Tu  Gesetz 
üb.  Viehhauptmängel  1811.    Jmdm  dieses  schreckliche 
Übel  anzuwünschen,  war  in  den  alten  Rechtsbüchern 
argen  Beschimpfungen  gleichgestellt:  ,Wer  einem  das  | 


fallend  übel  wünst,  der  sollte  es  büessen.'  1427,  Schw. 
.Derdeheinen  swuortuot,  dazuo  er  gottnempt  [=nennt] 
oder  das  fallent  übel  fluecht.'  L  1430.  .Gott  geh  dem 
leben  's  fallent  Übel!'  Aal.  ,Ich  wellt,  dz  dich  das 
fallend  übel  angieng!'  LB.  Ai>  1409.  ,Dis  sind  die 
frefnen  Wort:  des  ersten,  das  einer  den  andern  heisst 
liegen,  oder  er  hab's  erlogen,  oder  einem  das  f.  Ü. 
wünscht,  oder  er  syg  ein  schelm  oder  ein  keib.'  A.  LB. 
ScHwMa.  .Der  vallend  und  frölich  [s.  d.]  siechtag 
werd  dir  ouch!'  NMan. 

Die  Seh  Form  (ä),  welche  auch  der  StGaller  Kessl.  (s.  o.  •>) 
1  Mal  bietet,  findet  viell.  eine  Stütze  an  der  Stelle  der  alten 
G  Rhetorik,  wo  es  von  dem  verwundeten  Eber  heisst:  «u 
Imid  ellin  [seine  grosse  Kraft]  ue  lazet  in  rellii,.  was  von 
Haupt  als  .fallen',  nicht  ,fällen'  erklärt  und  durch  die  in 
der  Reimchrouik  des  Ap  Krieges  vorkommende  Form  .misse- 
vellen'  bestätigt  wird;  s.  M.-Sch.  Denkm.  zu  der  Stelle. 
Dass  der  Umlaut  aus  dem  Präs.  Sg.  in  den  Infin.  gedrungen 
sei,  ist  darum  nicht  wahrsch..  weil  er  sonst  in  unseren  MAA. 
gerade  bei  dieser  Coujug.  gar  nicht  eintritt.  Eher  ist  zu 
erinnern,  dass  auch  nhd.  .hängen'  missbräuchlich  intr.  neben 
.hangen'  vorkommt,  wahrscli.  weil  dieses  auch  trans.  vor- 
kommt. -  Die  Formen  fallend,  falled  ( /alhl  BSi.).  /alli.j 
zeigen  die  drei  Endungen,  welche  iibh.  das  Ptc.  in  unseren 
MAA.  annimmt.  —  Der  Ausdruck  .fallend  Weh'  steht  für 
.Weh  des  Falleus'  und  gehört  zu  .anderen  Fällen  von  Ver- 
schiebung attributiver  Bestimmungen.  —  Über  das  Verhältniss 
zu   dem  Syn.   •jehijen  s.   d. 

ab-fallen  U:    1.  vom  Wetter:  .sich  ändern,  uni- 
.schlagen.  schlecht  werden  Ap;  Gl;  Übw;  GA.;  aScnw; 
Zg.  ~  2.  vom  Wein:  abstehen,  schal  werden.     Syn. 
um-,     .Es  mögent  aber  disere  wyn    über   das  jar  nit 
wohl  behalten  werden,  geschieht  ihnen  auch  bald  von 
Tonder.    Sommerhitz    oder   der  glychen,   das    syc  ab- 
fallent  und  brfechent.'  RCvs.     .Fällt  einem  Wirte  der 
Wein  ab,    so    ist  geboten,   ihn    zuzuschlagen   bis   zur 
neuen  Abschätzung.'  1002,  Aa  Wst.  —  3.  an  körper- 
lichem Wohlsein.   Corpulenz.   sichtlich  abnehmen, 
von  Menschen  und  Tieren  B;  L.    .Es  ist  ewig  Schade 
um  die  Kuh;  bei  einem  armen  Mann  wird  sie  a.;  sie 
wird  mager  und  hässlich  werden.'  HPest.  1781;  1790. 
Von  Kühen  auch  =  ergalten,  am  Milchertrag  abnehmen 
BSi.    .A..  gemächlich  abni-mmen  und  hinsinken,  nach 
und    nach    hinfallen    und    zum    fal   kommen,    sublabi. 
contabescere.  decidere;   decrescere.   Schweinen  als  die 
waldwasser.'  Mal.  —  4.  einem  Glauben,  d.  i.  einer 
Confession.  untreu  werden  L;   en  Aby'fallne,  Apostat 
Ap.    —    .5.  (scheinbar   trans..   prägnant)    durch    einen 
Fall    ein    Glied   brechen,    sich    verwunden,   auch: 
eine   geistige  Fähigkeit   verlieren.     Fall-mer  nif  Icen 
Blelz  ab,  mach  nur,  dass  du  nicht  fällst  und  dir  ein 
Stück  Haut   abschürfst   Z.     Das   arm  Kind  hat   si'* 
d'  Med  abg'fulla  Gr.  ironisch,  wenn  es  aus  Blödigkeit 
keine  Antwort  gibt;  Syn.  's  Muli  CundcriregsJ  verlöre" 
oder  diheime"  g'lä".     .Da  es  sich  oft  begibt,   dass  ein 
solcher  darob  den  hals  abfallet.'  RGualth.  1584.    Es 
hat  Einer  .ein  arm  abgfallen'.  Mev..  Wint,  Chr.     Mit 
Hülfsvb.  .sein':  .Ich  bin  ein  bein  abgfallen.'  Schimpfk 
1651. 

abhin-  alh-:  hinunterfallen.  .Die  trällern  fallend 
abbin.'  Fris.  .Abliin  f.-.  deruere.  ruerc.  delabi.  deci- 
dere.' Mal. 

über-:  1.  intr.  niit  Ton  auf  über,  über  die  Grenze 
f.,  von  Obst  B.  Überfliessen  B;  Gl.  V  Milch  ist 
üherg'faUe  [beim  Sieden]  B.  —  2.  trans.  mit  Ton 
auf  dem  Vb.    a)  von  einem  Bergsturz.    .Der  Flt?cken 


753 


Fal.  fL'l  lil.  IV: 


fnl 


754 


Plurs  von  einem  "Bevg  ü.'  JMüller  1G65.  Ubertr. 
von  Verdunklung:  tiberfnlle  Adj.,  schattig  Gl.  — 
b)  überladen.  .Ein  armer  gsell,  mit  vil  kleinen 
kinden  ü.'  1523.  Assen.  —  c)  feindlich  angreifen. 
,Graf  Hans  wollt  Zürich  ü.  hau.-  Z  Chr.  133(3.  — 
d)  ein  Kleidungsstück  überfalten,  umkrämpen.  ,In 
Scena  10  kommen  die  junge  Helvetier  in  2  mal  über- 
fallnen  Hosen,   Wames  verhauen.'   JCWeissexb.  1701. 

üf-:  1.  zur  Last  fallen,  als  Aufgabe  zufallen. 
'*•  isch-mir  e  fchiccri  BiinJi  üfiffalle  B.  ,Es  war  fast 
sinnlos,  nahm  an  Nichts  Teil;  daher  alle  dessen  Ge- 
schäfte Meyeli  auffielen.'  Gotth.  .Eine  Sünde,  welche 
namentlich  den  Juristen  auffällt.'  ebd.  .Deren  viel 
mit  Weib  und  Kinden  den  Gemeinden  auffallend.'  B 
Bettler-Ordn.  1600.  .Indem  mancher  sich  an  Bettel- 
stab bringt  und  dann  folgends  den  Gemeinden  zu 
höchster  Beschwerd  auffallt.'  ebd.  —  2.  eintreten, 
sich  ereignen,  vorkommen.  ,Wäre  aber,  dass  solich 
missehell  uffiele.'  1348,  Absch. 

um-:  1.  umschlagen,  abstehen,  trüb,  schal,  kahnig 
werden,  vom  Wein,  Essig  ScuSt.  Syn.  ah-f.,  dusel 
werden.  —  2.  absterben,  von  Tieren.  , Fische  f. 
alsbald  umb  und  sterben.'  JLCvs.  1661.  —  3.  nieder- 
kommen, von  Frauen  Z  (Spillm.).    Ebenso  bremisch. 

an-:  1.  an  einen  andern,  festen  Körper  hin  fallen. 
Von  Falltoren:  ,W'o  türlin  sind  gegen  Fehleren,  die 
soll  man  machen,  dass  sie  gern  zuogangint,  anfallint 
und  wärschaft  sygint.'  1527,  A.i  Wst.  Vgl.  Anfall. 
Mit  Acc.  F.:  in  die  Arme  fallen.  Der  verlorne  Sohn 
, fallt  [bei  seiner  Rückkehr]  den  Vater  an'.  Sal.\t.  — 
2.  eintreten  (von  Unwetter).  .Und  was  semlichs  un- 
gewitter  [schlechtes  Wetter]  angefallen  am  donrstag.' 
Wyler  Copieb.  ,Es  ist  ein  grosse  Kälte  angefallen 
oder  eingefallen.'  Hospin.  1683.  —  3.  (mit  Acc.  P.) 
zufallen,  zu  Teil  werden,  als  Gewinn,  bes.  durch  Erbe, 
oder  Last.  ,Er  alt  swen  [oder  wen  immer]  die  reben 
anvallent.'  1315,  Urk.  Z  Zoll.  ,Swele  ze  Z  müline 
haut,  die  sun  enhein  müli  furo  [darüber  hinaus]  han. 
si  Valien  si  danne  an  von  erbe  ald  von  geniechde 
[Vermächtniss].'  Z  Eichtebr.  ,Hett  einer  kind,  die 
über  7  Jar  wären,  die  soll  und  mag  Dorfrecht  niemer 
angefallen,  weder  von  Vatter  noch  von  Mutter,  old 
sy  koufen's  von  den  Dorflüten.'  Doufh.  UwBuochs 
1433.  , Ererbt  oder  angefallen  guet.'  1566,  Erbr. 
Frauenf.  .Das  Eigen,  das  er  geerbt  hat  von  synem 
Vater  oder  welichen  weg  es  in  angefallen  ist'  1531,  Z. 
.Gloria  te  manet,  es  wirt  dich  ein  eer  a.'  Fris.  ;  Mal. 
,Sanipt  allem,  so  sy  inkünftigen  erbswyse  ald  sonst 
mag  a.'  1566,  Mise.  Tig.  ,Als  mich  anfiengen  Kinder  a.' 
Fru-kart  1470.  ,Der  unglöubig  furcht,  in  fallind  kind 
an,  vertrüwet  Gott  nit.'  HBull.  1540.  Mit  Dat.  P. 
'sisch  im  es  Erb  (es  Heimat)  aif  falle  B.  —  4.  trans.  mit 
pers.  Subj.  a)  mit  Sachobj.,  rechtlich  ansprechen. 
,Wie  die  Cortisanen  für  und  für  in  Üebung  syen,  die 
pirüenden  anzuofallen  und  denen,  so  die  lihung  zuostät, 
ir  gerechtigkeit  [=  Recht]  abzuobrechen.'  1521,  Absch. 
,Er  understät,  ein  alte  schuoppis  hofstatt  anzefallen. 
welche  aber  irer  huob  wider  zuogetan,  dass  sy  ganz 
syge:  dess  er  gar  kein  fuog  hat.  diewyl  er  das  ver- 
kouft  [hat.  Er]  woll  die  von  Schwamendingen  drum  a.' 
1593,  Hotz,  Urk.  ,So  ainer  ein  pfruond  mit  kainem 
rechten  mocht  a.  nach  [=  noch]  besitzen.'  Kessl.  .Er 
war  in  des  Papsts  Gwardi  gsyn,  darin  er  die  Pfruond  an- 
gefallen hat.'  (iSxÄiiKLi  1559.    Verbunden  mit  Dat.  P. 

Schweiz.  Idiotikon.  I.  5. 


(streitig  machen):  ,ür.  Ludw.  fiel  dem  von  Sunnenberg 
das  bistum  an,  doch  beliuob  das  bistura  der  v.  S.' 
Edlib.  ,15'24  fiel  N.  N.  den  frowen  zuo  StCatrinen 
ainen  wyngarten  an.'  Vad.  —  b)  mit  Pers. -Obj.,  vor 
Gericht  ziehen;  verhaften.  .[Die  Beamten]  söllent  die, 
so  die  todsieg  getan  band,  a.,  vahen,  beheben.'  1420, 
Bs  Rq.  ,Von  behebung  wegen,  so  einer  den  andern 
umb  ggltschulden  mit  recht  [=  gerichtlich]  anfallet.' 
1457,  ebd.  .Welicher  euch  den  andern  mit  dem  stabe 
[vor  dem  Richter]  anfallet  oder  behept,  es  sye  umb 
geltschuld  oder  umb  frefel.'  ca  1520,  ebd.  ,Dass 
ein  statt  StGallen  keines  ächters  [Flüchtlings,  der 
dort  Zuflucht  suchte]  entgelten  sollte,  der  bi  inen 
funden  wurd,  doch  dass  den  anfallenden  rechtens  ge- 
stattet würd.'  Vad.  —  5.  angreifen,  von  Krankheit; 
anfahren,  mit  Worten.  ,Es  hat  ihn  ein  Krankheit 
angefallen.  Mit  Worten  Einen  anfallen  =  anfahren.' 
HospiN.  1683.  —  6.  unternehmen.  .Sind  so  ring- 
sinnig und  frefen,  dass  sie  Sachen  dörfen  a.,  under- 
stehen,  denen  sie  nit  gewachsen.'  FWyss  1650. 

in-:  1.  einsinken,  zsschrumpfen,  z.  B.  vom 
menschlichen  Leib,  i'g' falle',  mager  geworden  G;  Z; 
vom  Ofen,  s.  d.  W.  (Sp.  110  u.).  —  2.  eintreten, 
von  Wetter  und  Ereignissen  in  der  Menschenwelt. 
Syn.  an-f.  .Die  nacht  fallet  ein.'  Hospix.  1683.  Es 
wird  bald  wider  schlecht  Wetter  icellen  ?.  Z.  Schne- 
chrideu-iss,  wiederlngfallu  Sehne  W,  frisch  gefallener'? 
,Wann  unter  währender  Zeit  äbern  Boden  wäre  und 
einfiele  [so  darf  man  fremde  Privatgüter  nicht  mehr 
als  Winterweg  benützen].'  1702,  ScHwReichenb.  Hofr. 
,So  am  morgen  ein  grosser  wind  einfiel.'  ValTschüdi, 
Chron.  ,Wo  [=:  wenn]  ir  den  krieg  liessend  y.'  1531, 
Absi'h.  .Wann  Vehesterben  y.,  es  trett'e  Rinder-  oder 
Ross-Vech  an.'  L  Ansehenbuch.  .Was  ynfallt,  lass 
mich  allweg  wissen.'  1538.  Bs  Briefe.  .König  Heinrich 
blieb  am  Bodensee,  damit,  was  inviel,  dass  er  an  der 
nächi  syn  möcht.'  Vad.  ,Es  fallen  gefahren  ein,  dirum 
fatum  imminet.'  Hospin.  1683.  —  3.  a)  feindlichen 
Einfall  machen.  ,Dä  wollt  der  graf  yngefallen  syn.' 
Z  Chr.  1386il44G.  —  b)  unberechtigt,  eigenmächtig 
eindringen.  ,Es  soll  Niemand  für  sich  selbst  und 
eigenen  Gewalts  in  das  [sc.  sein  eigenes]  Feld  mit 
Schneiden  einzufallen  befügt  sein.'  Z  Mand.  wider 
frühzeit.  Ernten  1757.  .\uf  dem  Markt  überbieten; 
vorzeitig  den  Markt  benützen;  vorkaufen,  fallen  2  (,m 
den  Markt,  Kauf').  ,Wer  auch  uf  dem  Merkt  dem 
anderen  ynfallt  und  mer  hütet.'  L  .\nsehenb.  ,Dass 
die  unsern  vor  jedermann  den  vorkouf  haben  und  kein 
frömder  vor  inen  y.,  markten,  feilsen,  vorkouf  oder 
geding  machen  solle.'  1529,  Egli,  Act.  ,Wenn  nach 
9  Uhr  die  Ankengrempler  | Butterhändler]  einfallen 
und  ein  Burger  sich  verspätet  habe,  so  sei  ein  .\nken- 
käufer  nur  dann  gehalten,  von  seinem  Anken  einen 
halben  Rüben  zu  verkaufen,  wie  er  ihn  gekauft,  wenn 
derselbe  noch  nicht  eingeschlagen  [eingewickelt]  sei.' 
1515.  Absch.  —  c)  rechtliche  .\nsi)rüche  geltend 
machen.  ,Wenn  Einer  abstürbe  und  die  Gelter  [Gläu- 
biger] ynfielend,  bezalt  wöUtind  syn.'  Z  Gerichtsb.1553. 
—  4.  (unpers.  mit  Dat.  P.)  sich  als  pjinfall  (Gedanken) 
darbieten.  Mit  Wortspiel:  Dem  fallt  au''''s  (janz  Jar 
Niid  l",  als  öppen  e  rerlecheti  Gelte  [ein  vertrocknetes 
Gelass]  Z;  vgl.  In  fall. 

ent-:  1.  abfallen,  resp.  abgesehlagen  werden. 
Probst  und  Capitel  legen  für  N.  N.  Fürbitte  ein,  ,sonst 

48 


r55 


Fal,  fei,  til.  toi,  ful 


75ü 


war  im  alsbald  der  köpfe  MEsterm.  1875.  Vgl.  4.  ~ 
2.  (mit  Dat.  S.)  aus  einem  Gemütszustände  heraus 
versetzt  werden.  .Wann  aber  die  Partei  ihrer  ge- 
fas.sten  guten  Hoffnung  entfallt.'  1618,  Z  Gei.stlichkt. 
—  3.  verleiden,  nicht  mehr  gefallen  Gl;  Sohw; 
Nnw.  ,Iu  Zeit  von  8  Tagen  entfiel  der  Person  ihr 
Geliebter  so  sehr.. .'  Inderbitzi  1826.  —  4.  schuldig 
werden.  Syn.  vei-faUen.  ,So  sullen  der  selb  her  B. 
und  syn  erben  enphallen  und  gebunden  syn  umbe 
liU  niarch  ze  gebenne.'  1301,  B  Urk.  .Der  ist  enphallen 
umb  drü  phunt:  condempnabitur  in  [etc.].'  B  Handfeste. 
Anf.  XIV.  .Welcher  schuldig  wäre  g'lihen  gelt,  em- 
ptallet  oder  g'sprochen  gelt  [Bussen]  oder  lidlohn.' 
LB.  ApI.  1585/1828. 

er-fallen:  1.  todt  fallen  Ar ;  Gl;  GA.;  Uw;  W.  ,0b 
das  Vieh  nicht  Gefahr  läuft,  in  der  Alp  zu  e.'  Steinm. 
1804.  .Erfallenes  oder  unter  Sehneelauinen  gekom- 
menes Vieh  darf  genutzt  werden,  wenn  selbes  noch 
ganz  frisch  ist.'  LB.  Gl  1885.  .Beinbrüchig  und  er- 
fallen  Vieh.'  1470,  L  Metzgerordn.  Syn.  ertrölen.  — 
2.  einfallen,  abmagern.  ,Weliches  vech  darab  [von 
dem  schlechten  Futter]  nicht  starb,  erfiel  doch  übel.' 
HBuLL.,  Tigur.  Auch  refl.  und  von  Menschen:  ,Söll- 
tend  sy  für  und  für  also  schlöchtlich  loben,  so  wurdend 
sy  sich  häftig  e.'  HBull.  1540. 

ÜS-:  1.  aus  dem  Gedächtuiss  entschwinden  BHa. 
.Mir  wäre  beinahend  ausgefallen,  so  doch  gedenk- 
würdig, dass  . . .'  JLCvs.  1661.  Sy"  Nama  ist  mir  «.«s- 
g'faUu.  GöLiii  1712.  —  2.  aus  einem  Zu.stand  heraus 
geraten:  ,Bis  [=  sei]  eingedenk,  worvon  du  auss- 
gel'allen  [=  .gefallen'  in  den  frühem  Ausgg.]  bist  und 
tue  buss  und  tue  die  ersten  werke."  Apocal.  2,  5.  ,Der 
Gnad,  Liebe  und  Huld  Gottes  aussfallen.'  AKlinrl. 
1691.  .abfallen  (vom  wahren  Glauben).  , Wendest  du 
aber  dein  herz  und  fällst  auss  {=  , fallest  ab.'  1667), 
dass  du  andere  Götter  anbettest.'  15ol/48,  V.  Mos. 

herüs-,  usher-  (use-J:  1.  einen  Ausfall  machen. 
,Daruf  der  Kaiser  für  Florenz  gezogen,  die  aber  h. 
gefallen  und  im  300  Spanier  erwürgt.'  15'29,  Aesch. 
Mit  Worten  heftige  Angrifte  machen.  ,Es  muoss  der 
Prediger  darumb  nit  uf 's  erschrockenlichist  heruss  f,' 
GuÄLTH.  1584.  —  2.  aus  der  Wahl  fallen  B. 

ver-:  1.  einsinken.  .Verfielen  uns  die  Eoss  [im 
Schnee].'  Stockar  1519.  Stürzen,  durch  Sturz  um- 
kommen, todt  fallen,  von  Tieren  und  Menschen.  ,Es 
verfiel  etwa  vil  liutes  dar  inne.'  Z  Chr.  1336/1446. 
,Wann  ein  Kuo  verunglücket,  verfiele  und  unnutz 
gieng.'  1769,  ScHwKüsn.  LB.  ,üiser  Berg  Eige  ist 
ganz  ohne  gfarliche  Abschlüpf,  da  Lüt  oder  Vych  v. 
möchten.'  ECvs.  ,Zween  Wildschützen,  deren  der  eine, 
dem  Gwild  nachsteigende,  v.  ist.'  JLCvs.  1661.  ,Wenn 
Tiere  durch  einen  äussern  Zufall,  wie  z.  B.  durch 
Sturz  od.  V.  zu  Grunde  gegangen  sind.'  G  Wasenordn. 
1849.  Durch  Einsturz  einer  Wohnung  verschüttet 
werden.  ,Piel  zuo  Basel  die  herberg  yn,  darinn  zwen 
mann  verfuolen.'  Eyff,  Chr.  —  2.  verloren  gehen. 
,Der  [ein  gewisser  Zeddel]  ist  zwar  nit  mer  zu  finden 
und  villicht  v.'  ECvs.  —  3.  abfallen  vom  wahren 
Glauben.  ,Wie  gar  vil  sind  gestorben,  welche  verfallend 
vom  Schöpfer  zum  Gschopf.'  JBreit.  1623.  —  4.  sich 
vergehen,  mit  einer  Person.  .Mit  ir  ze  vervallent.' 
XIII./XIV.,  Marc.  v.  Lindau.  .Weiher  mann  oder  frowe 
mit  anander  vervielin.'  1391,  Scn  Eichtebr.  —  5.  in  der 
Rechtsspr.    a)  t.  mit  Acc,  t.  mit  .von',  den  .\ns]iruoh 


auf  Etw.  verwirken.  ,Ir  band  im  üwer  pfruond  wider 
gen,  die  er  [als  Todschläger]  v.  hat.'  1517,  Z  Criminal- 
akt.  ,Dass.  wenn  dieser  3  Jahre  den  Zins  nicht  be- 
zahlte, er  dann  von  dem  Gut  v.  gewesen.'  1557.  Absch. 
Mit  Sach-Subj.:  Geltung  verlieren.  .Soll  der  totenfall 
V.  sein.'  1525.  Mev.  Wetzik.  —  b)  in  Kraft  treten, 
gültig  werden.  Wenn  der  Schuldner  der  Citation  vor 
Gericht  nicht  Folge  leistet,  ,so  soll  dem  kleger  syn 
ansprach  gen  synem  Schuldner  v.  syn.'  Gl  Landessatzg 
1387.  —  c)  mit  Acc.  S.,  schuldig  werden.  .Wann 
ein  burger  ein  buess  gegen  ein  gast  [Auswärtigen] 
verfallt.'  1480,  L.  ,Der  gross  oinung  wird  v.  an  allen 
Kilchwinen  und  Landsgemeinden.'  1560,  Gl.  ,Was 
buossen  angeschlagen  sygend  und  wie  die  ein  jetlicher 
V.  und  verschult  hab.'  1530,  Aa  Wst.  ,Bedunkt's  aber 
die  Vier,  das  einer  minder  geh,  dann  er  v.  heig.'  ebd. 
,Ein  bettler  hat  v.  ein  friden  [prägu.  =  Busse  für  Frie- 
densbruch] mit  der  band.'  ME.sterm.  1875.  ,So  habe 
B.  M.  ein  Friden  gegen  den  G.  gebrochen  und  v.' 
1520,  MEsTERM..  EicK.  Partie,  adj.:  Verfallniys,  ver- 
fallene Gelder.  Gotth.     Syn.  gefallen. 

für-:  1.  vorfallen,  vorkommen.  .Was  not  sein  wirt 
zum  haus  deins  Gottes,  das  dir  für  fall(e)t  auszegeben, 
das  lass  geben  aus  der  kammer  desKünigs.'  1531/1667. 
EsRA.  —  2.  in  Gedanken  vorkommen,  dünken:  ,Für 
das  dritte,  so  fallt  uns  das  auch  schwer  und  hoch- 
bedenklich für.'  ScH  Gutachten  1618.  .Dahero  dann 
nit  unbillich  zu  bedenken  fürgefallen,  wie  den  wais- 
linon  ze  helfen  [sei].'  1635,  Bittschr.  der  Z  Geistl. 
,Wann  einich  sachen  zuofallen,  die  ein  ersamer  rat 
an  dem  stattgericht  zuo  berechtigen  fürfallt.'  1513, 
Bs  Eq.  (porsönl.,  trans.  =  für  gut  finden?  od.  Wechsel 
der  Con.struction?) 

g  e  -  {(/feile  Sch)  :  1.  =  fallen  i.  S.  v.  Ergebniss. 
Ertrag  von  Steuern.  Bussen  und  andern  Einkünften 
einer  Gemeinde,  einer  Herrschaft.  .Von  dem  Allmosen, 
so  wuchentenlich  in  das  Seckli  [^  Kirchenbeutel]  g. 
tut.'  1656,  Z  Waisenhausordn.  .Wenn  ein  opfer  ge- 
fiele.' 1403,  S])ruch  d.  Abtei  Eins.  .Was  darüber  von 
zehenden,  zinsen  und  gülten  gfallt,  soll  den  dürftigen 
zuo  hilf  reichen.'  Z  Mand.  1523.  .Was  [von  den 
Bussen]  gefeilt,  soll  alles  zuo  der  Kilchen  Buw  ge- 
wendt  werden.'  Ansh.  .Was  oueh  buossen  gevallet.' 
1420,  Probsteirod.  Berom.  Vom  Erfolg  einer  Frage: 
.Was  allda  für  antwurt  gefällt.'  1525.  Absch.  —  2.  auf 
einen  Termin  eintreten,  trotten,  auch:  an  einem  Orte 
regelmässig  stattfinden,  bes.  von  Märkten.  ,Es  vallent 
jarmercht  zuo  kilchgass  [Schwyz]  der  erst  am  nientag 
vor  unser  frowen  tag.  Iteni  zwen  schafmerkt  gefallent 
in  muotochtal.'  1501/1544,  ScHw  LB.  .Gefallt  dise 
kirchweih  uf  sunntag  zuo  mitterfasten.'  Edlib.  .Basan 
ist  ain  hübschin  Statt  und  gefallend  gross  Merk  da.' 
Stockar  1519.  ,Gross  jarmärkt  zuo  Wyl  g'fallend  und 
vil  durchgangs  alda  ist.'  Vad.  ,Die  Immensch  wärme, 
welche  vor  Johanni  g..  sind  die  besten.'  Bauernregel 
aus  dem  Kai.  —  8.  regelmässig  zufallen,  zu  Teil 
werden,  bes.  von  Erbschaften  und  Einkünften.  .So 
gefeilt  dem  mann  das  ligend  guot  halb  dar  ze  niessen.' 
HoFR.  Mönchalt.  .Wann  ein  Person  sich  selbs  entlybt. 
gfallt  ihr  Guot  der  Oberkait.'  1555,  T»  Landgerichts- 
ordn.  .Auch  gefiel  inen  der  zehend  ze  Stadel.'  Bossh.. 
Wint.  Chr.  .Seelämter  und  jarzyt.  so  eins  gefiel  [je 
nachdem  eines  eintraf].'  ebd.  —  4.  fällig  werden, 
von  Zinsen.    ,So  der  zins  zuo  StMartis  tag  gfallt,  mag 


7b1 


H\.  fei,  til,  fül.  lul 


758 


einer  den   angends  ynziechcn.'    1521/1544,  Schvv  LB. 

—  5.  gefallen  im  nlul.  ISinn.  Wer  AUe"  will  g'falJe, 
muess  früeh  üfstö".  Ineichen.  G-'f'allst-mer?  (scherzh.) 
=  gefalle  ich  dir?  Z.  —  6.  sich  gefallen  lassen,  sich 
unterzieh6n(V)  ,Mit  früntlicher  vermanung,  ir  wel- 
lind  üch  dem  gottswort  und  den  biderwen  lüten,  bi 
denen  ir  wonen  müessend,  g.  und  meren.'  1529,  Absch. 

—  7.  gutdünken,  beschlossen  werden.  ,Do  geviel 
[ihnen]  mit  gesanirater  urteil,  dass  . . .'  1.370,  ül  Urk. 

—  8.  es  g'fallt-mer  derfür  (BRi.),  dözue  Ap,  es  kommt 
mir  wahrscheinlich  vor.  dünkt  mich.  Auch  bei  Un- 
angenehmem: Jss  (j.-mer  d.,  dass  's  Midli  d'  Us::eri"(j 
hed  Ai".  I"''  seiti  ijern  [ich  glaube],  es  slg  more  umlü" 
[wieder] /läfocfe,  mir  (/'fallt  's  drf'iir  BKi.  —  9.  nicht 
g.  ^  bedenklich  vorkommen,  bes.  vom  Zustand  eines 
Kranken  Z.  —  Die  umgelautete  Foini  ,gefellen'  auch  1707, 
Sirach  1.5,  17. 

Gefallen  n.  B;  L,  iil.  Z:  1.  Gefallen,  Gefälligkeit. 

—  2.  Wohlgefallen. 

Wolgefallerin  Waulg'f allere  f.:  Narne  einer 
Kuh  Ap. 

heim-fallen:  1.  zu  Teil  werden.  Hosi'in.  1öS3; 
als  Pfand  einem  Glaubiger  Aa.  —  2.  ,heimbfallender 
siechtag.'  Katsprot.  Sch  1673,  entstellt  aus  .hinfallen- 
der- (s.  d.). 

hin-:  1.  .hinfallender  Siechtag.'  Z  Spitalact.  z.B. 
1562  =  fallendes  We  (s.  fallen  6).  ,Der  h.  s.,  dz  bös 
we,  StVältins  plag,  sonticus  morbus,  morbus  cadueus.' 
Mal.  Subst.  (Inf.):  ds  H.  BSi.,  (Ptc.)  ds  Hinfalled 
GKh.  —  2.  vom  christl.  Glauben  abfallen.  Klingl. 
1691.  —  8.  sich  zu  einer  Ansicht  neigen,  dafür 
entscheiden ;  beschliessen.  ,Wo  dann  der  mehrteil 
hinfallt,  soll  der  minder  folgen.-  Gr  Gesetze  d.  Ob. 
Bundes.  .Valien  wir  hin,  ain  ander  closter  zu  buwen.' 
G  Hdschr.     V^gl.  mhd.  an  einen  rat  Italien. 

nider-:  einstürzen.  .Kam  diu  gröz  erdbidem.  daz 
vil  stett  niderfielent.'  Z  Chr.  1336,1446. 

bi-:  beipflichten.  Glauben  schenken.  .Ich  falle 
dem  Olao  gern  bei.  was  betreft'en  tut  die  schwarzen 
Sterken.'  JLCvs.  1661,  vgl.  .Beifall'.  .Darum  halten 
sich  die  Evangelischen  nicht  verbunden,  solchen  schrift- 
losen Offenbarungen  beizufallen.'  ClSchob.  1699. 

zesammen-  (zäme-J :  1.  zsbrechen.  von  einer 
Baute;  vom  menschlichen  Leibe  und  seinen  Kräften. 
Übertr.,  von  der  Milch,  gerinnen  Z.  —  2.  zshalten. 
sich  verbünden.  .Die  5  Ort  sind  herren  der  Eid- 
gnoschaft  mit  irem  zemenfallen  und  zenienrunen.  da- 
heim und  in  friimden  Sachen.'  1531.  Absch. 

zue-:  1.  zueilen  (zu  Hülfe):  .Dass  je  die  zunächst 
wohnenden  den  bedrohten  Plätzen  und  Pässen  zuo- 
fallen  und  dieselben  besetzen  sollen.'  1530.  Absch.  — 
2.  unerwartet  kommen  (von  Personen);  sich  er- 
eignen. .Das  einem  [Wirte]  gest  käment  und  zuo- 
fielent.  der  mag  wol  ein  oder  zwen  köpf  wyn  schenken, 
bis  im  der  wyn  von  eins  herren  amnian  ufgetan  wirf.' 
ScHwE.  Hofr.  .Wo  schwere  händel  zuotielen.'  Kessl. 
.Das  was  [wurde]  ains  tags  zuofallender  dingen  [=  zu- 
fällig] an  die  rät  bracht.'  Vad.  .Dass  jede  Nacht  in 
jedem  Stall  wenigstens  ein  Knecht  liege,  damit,  so 
dem  Vieh  Etw.  zuüele.  er  vorhanden  [zur  Stelle]  sei.' 
XVII..  Gesindeordn.  Mi'Ri.  Euphemist. :  .Icli  förcht, 
CS  seie  ihm  etwas  zugefallen,  vereor  ne  ijuid  huniani 
ei  acciderit.'  Hosimn.  1683.  -  3.  zu-,  beistimmen. 
.StAugustin    fallt    denen    zun,    die  darl'iir   lialli-nd,    dz 


[usw.].'  LLav.  1569  =  , stimmet  bei.'  1670.  .Andei'e 
wollen  [behaupten],  denen  ich  zufall,  dass  . . .'  GKonk; 
1715.  —  4.  einfallen,  in  den  Sinn  kommen.  .Mir 
ist  zugefallen,  ein  .spil  zu  halten.'  Funkelin  1550. 

zer-:  aus  einander  fallen,  sich  parteien;  nicht 
einig  werden  im  Urteil,  von  Mitgliedern  eines  Schieds- 
gerichtes. .Nachdem  die  4  verordneten  in  ir  urteil  ge- 
lychlich  z..  deshalb  sy  ungeschatt'et  verryten  müessen.' 
1531.  Absch.  .Wo  sie  [die  Schiedleute]  in  irem  spruch 
zerfielen,  einen  obmann  erwelen.'  ebd.  .Damit  si  dester 
minder  z.  möchten,  noch  einen  zuo  den  6  mannen 
ze  nemen,  damit  in  der  handhuig  ein  obmann  syn 
möcht.'  ebd. 

fallen  lII  (sw.)  fäle  ScHf,  gefallen:  1.  den 
.Fall'  entrichten,  a)  intr.  .Wo  lüt  ungeteilt  sind, 
da  vallet  ye  der  eltst.  teilent  aber  sy,  so  fallet  yet- 
licher  für  sieh  selb.'  1427,  Schw.  .Jeklicher  [von 
mehreren  Brüdern]  sollt  disen  fal  geben,  bis  sy  alle 
gefalletind.'  1449,  Schw.  .Wir  sin  och  also  herkommen, 
das  nieman  dem  gottshus  v.  soll,  won  der  des  gottshus 
eigen  ist.  und  vallent  von  dem  lybe.  und  nicht  von 
dem  guote.'  Offn.  Neuheim.  .Ob  jemand  einen  be- 
trogenen fall  fürtriben.  sich  aber  folgends  kundlich 
erfunde.  daz  er  nit  recht  gefallet  bette,  ist  der  erst 
hin  und  verloren.'  Offn.  Bünzen  1568.  —  b)  trans. 
a)  mit  sachl.  Obj.  .Stirbet  ein  frow.  so  soll  sy  f.  ir 
best  gewand.'  Offn.  Thayngen  1444.  .Gottshuslüt 
sollen  [dem  Kloster]  f.  disen  obgenannten  fal.'  1449. 
Schw.  —  ß)  mit  Acc.  der  Person,  für  welche  man  den 
F.  entrichtet.  Mir  dörid  [dürfen]  de  todt  Ma""  nit 
icegträi/e",  bis  er  (ffalet  sei  Soh  f  (APletscher).  — 
'2.  mit  Acc.  P.,  von  .Tmdm  den  .Fall'  beziehen. 
.Die  lüte  in  dem  ampte  soll  kein  ir  herre  weder  v. 
noch  erben.'  Amtsr.  Eigen,  vor  1313.  .Wer  [welches 
Gotte.shaus]  den  andern  behüset  oder  behovet.  der  soll 
in  euch  v.'  Offn.  Elflngen,  um  1322.  ,Man  soll  kein 
frowen  vaalen.'  Offn.  Pfyn  150'2/72.  .Kein  herr  soll 
synen  mann  f..  es  wäre  dann,  dass  derselb  mann  keinen 
erben  bette  gelassen.'  1531  (u.  früher),  Z.  .Ein  herr 
zu  Kyburg  vallet  und  erbet  die  lüte.  so  von  eigen- 
schaft  wegen  zue  dem  hus  K.  gehürent.'  Kyb.  Herrsch.-R. 
S.  noch  fällen.  —  Falling  f.  ^  FaU  2  d.  Do  clmnnd-i 
[könnte  ich  euch]  d'  Fälinij  rar  d'  Fiiess  g'lteie  [wer- 
fen], aher  i  mag  nit,  i  erchenne  da'  Eecht  nit  a"  Scii 
(APletscher). 

Alil.  von  Fall,  daher  sw.  u.  z.  T.  mit  dem  gedehnten  Toc. 
des  Subst.  —  Bed.  1  u.  2  begegnen  einander  in  der  Offn. 
Erlenbach:  .Spricht  m.  A.  v.  Eins.,  das  er  dz  recht  hab.  was 
l<naben  uf  dem  zinsland  geboren  wirt.  dz  er  den  fallen  soll; 
da  spreclient  die  hofjünger,  bette  ein  man  sün,  so  vallet 
enkeiner  dann  der  vatter.' 

ver-:  1.  ^fallen  1  b  a.  ,Dass  man  kein  tragend 
Vieh,  wann  es  schon  das  beste  verfallen  Haubt  wäre, 
V.  solle.'  1600.  L.  .Damit  sy  das  beste  Haubt  nit  v. 
müssten.'  ebd.  —  2.  =  fallen  /  6  ß.  ,Wann  ein  felliger 
Mann  in  Kriegen  umkäme,  dass  man  dann  solche  Per- 
sonen zu  verfaalen  nit  schuldig  sein  solle.'  1600.  L.  — 
3.  (ein  Grundstück)  den  Fall  davon  entrichten; 
vgl.  Güster-,  Hof-Fall.  .Wird  eine  fällige  Schuposse 
geteilt,  so  soll  si  der  elti.st.  der  der  schuposs  gewalt 
hat,  V.'  1379.  Stiftsarch.  Münster. 

fällen  1  fe'lle:  1.  zu  Falle  bringen,  fallen 
machen  in  sinnlicher  Bed.  a)  mit  Sachobj.,  z.  B, 
Holz,  Bäume  usw.  ZO.  Auch  ohne  .\ngabe  eines  Obj. 
=  llulzliau    vurneluMcn    /,\V1,,  Zoll,     lliit     Vurmitlag 


7r,9 


Fal.  fei,  fil,  fol,  ful 


760 


vem-mer  f.,  mer  chönnd  denn  am  Nahmittag  nfmache'  Z. 
ry  Furri  f..  die  Furche  aufpflügen  und  die  Erde  auf 
das  nebenan  liegende  Erdreich  umlegen  AABb.;  Syn. 
d'  Vorfälli  machen.  .Ich  will  im  das  schwört  aus 
seiner  hand  feilen.'  1531/1667.  Ezech.  .Arhorem  eruere. 
ein  bäum  abhauwen  oder  f.'  Fris. ;  Mal.  ,In  den  ge- 
bannten wiilden  .solle  niemand  was  f.-  1645,  UwE. 
•Der  Baum  ja  ligt.  wie  ich  ihn  feil.'  RiidMey.  1650. 
,]r  Amt  ist,  im  Notfal  die  Sehutzporten  hinabzuf.' 
Krieijsbüihl.  1644.  .War  der  Mantel  an  der  Gezelt 
also  zugerichtet,  dass  man  ihn  zucken  [ziehen]  und 
hinunder  f.  konnte.'  Würstis.  Über  das  Spiel  Chrüzll 
(Spissli,  Ti'itzli)  f.  s.  u.  diesem  W.  Auch  fallen 
lassen  Ap;  Ndw;  Z,  u.  hier  sogar  mit  pleonastischem 
.lassen'  verbunden:  Du,  häsch-es  lo°  f.,  das-es  verheit 
ist  Z.  —  b)  mit  Pers.-Obj.,  z.B.  beim  Eingen  und 
Schwingen  zu  Boden  werfen  BRi. ;  Gr.  Er  hcd  mir 
ds  Schwingen  an'böte  u  mi  yrad  yschtcind  wellen  feilen, 
aber  dem  han-i  '.s  sauft  mögen  glian.  .Die  gottlosen 
heimlich  strick  mir  stellen  mit  listigkeit  durch  tiick; 
darunib  lass  sie  in's  fewr  eyn  feilen!'  Guliun  1630. 
,Sein  Pferd  feilte  ihn  [=  warf  ihn  ab];  das  erschoss 
er.'  ScBiJiPFR.  1652.  Ubertr. :  Bas  hät-e"  g' feilt,  gab 
vor  Gericht  den  Ausschlag,  um  ihn  zu  überführen  und 
zu  verurteilen  Z.  Heiden  errichtet  i.  J.  1685  eignen 
Markt,  weil  .die  liorschacher  begehrt,  die  Unsrigen  in 
Unkosten  zu  f..  wann,  wie  und  wo  sie  hätten  mögen.' 
—  2.  tödten,  umbringen,  von  Gewild  und  Menschen. 
,Niemand  soll  in  disem  hof  kein  tier  f.  noch  kein  hörn 
erschellen  [Jagdhorn  blasen],  denn  ein  yngesessener 
genoss.'  Opfn.  Weggis  1414.  ,Wann  sy  beren  oder 
wilde  schwyn  vachen  oder  vollen.'  WALDiiAXN'scher 
Spruch  1489.  .Der  König  wird  sein  herz  erheben  und 
vil  10.000  f.'  1707,  Dax.  —  3.  (Pferde  oder  Stiere) 
kastrieren  B;  VOrte;  W;  „Z",  eig.  (binden  und)  zu 
Boden  werfen,  was  der  Operation  vorangeht.  Syn. 
Urnen ;  heilen;  brennen;  piggen.  .Zwischen  dem  ersten 
und  zweiten  Jahr  werden  die  Pferde  gefällt.'  Steinm. 
1804.  —  4.  einen  Ertrag  sinken  machen,  verringern. 
Beri  feile  Milch,  wenn  das  A'ieh  Beeren  frisst,  so  gibt 
es  weniger  M.  GRSpl.  —  5.  schriftlich  niederlegen, 
eine  schriftliche  Urkunde  ausfertigen.  .Einen 
Schein  f.  zu  lassen  zur  Aufnahme  von  Geld  tut  man 
sonst  nicht  gern.'  Gotth.  Wo  d'r  [ihr]  de'  Schln  heit 
[habet]  lä  f.  ebd.  .Eine  Urkunde  govellt.'  1538,  Absch. 
,Was  die  Urkunde  betreffe,  glauben  die  von  S,,  dass 
sie  eben  so  wohl  als  der  Freiweibel  eine  solche  v. 
mögen.'  ebd.  —  6,  einen  richterlichen  Entscheid  fällen, 
verurteilen.  .So  einer  umb  ein  Buoss  gleit  wird.' 
ApI.  LB.  1.585/18'28.  —  7.  (mit  Acc.  P.)  den  .Fall' 
von  Einem  beziehen.  .Er  soll  auch  den  [ältesten 
Bruder]  fahlen  also,  er  soll  nemen  das  best  hopt.' 
Opfn.  Eugwyl.  ,Die  amtlüt  sond  nemen.  weders  sy 
vvellent.  und  des  armen  mannes  erben  damit  gefellet 
han.'  Offn,  Brütten.  Syn.  fallen  III.  —  8.  ent- 
scheiden; bestimmen.  Ds  Mer  f.,  bei  Stimmen- 
gleichheit den  Ausschlag  geben  „B";  VOrte.  D'r 
Vdllniu"  feilt  d'  O.itere  [nach  der  Regel  über  die  Oster- 
berechnung] Gl,.  .Der  Bartholomä  fällt  den  Hünen- 
berger  Markt.'    Z<;  Kai.  1883.     Abi.  fKilbi-jFäller.  -^ 

9.  herabwürdigen,  entehren.  .Ich  hott  mich  nit 
zu  reden  gstellt.  Wann  ich  nit  sah,  das  all  tag  gfellt 
Wurd  unser  seel,  lyb,  er  und  guot.'  HBull.  1553.  — 

10.  zu  moralischem  Falle  bringen;  s.  ver-.  ,Ein 
wyb  ist  von  natur  bliid  und  begirig  nuwer  und  hüpscher 


dingen,  Zierden,  kleidren;  und  so  irn  denn  sölichs  vor- 
gespieglet  oder  geboten  wird,  meinstu  nit,  sy  wirf  zum 
minsten  etw.  bewegt,  ob  joch  nit  gar  gefeilt':"  Zwingh. 
—    Vgl.   noch  ßllen  II. 

ab-fällcn:  1.  mit  der  .Fällaxt'  (Sp.  619)  durch 
Querschnitte  in  den  Stamm  das  eig.  Behauen  einleiten 
Gr;  Z.  —  2.  entscheiden.  .Des  Leutpriesters  halb 
ist  mit  Mehrheit  abgefällt,  dass  er  Urlaub  haben  soll.' 
1529,  Absch.  —  Vgl.  noch  (abjfelkn  II. 

über-:  1.  ein  Geschirr  zum  Überfliessen  bringen, 
indem  man  es  schief  hält  oder  überfüllt  Nuw.  — 
2.  (Garn)  zwirnen  L.  —  1.  vgl.  überfallen.  —  2.  gleichsam 
den  einen  Faden  über  (um)  den  andern  werfen. 

um-:  zu  Falle  bringen,  zu  Boden  stürzen.  ,Der 
specht  g'lebt  der  [lebt  von]  holzwürmen,  welchen  er 
also  nachhalt,  dz  er  die  böum  aussgehölt  umbfelt.' 
VoRELB.  1557.  .[Die  Huber  sollen]  in  dem  wegführen 
[ihres  Holzes]  kein  jung  holz  damit  u.  und  mitzühen.' 
1671,  Hotz.  Urk. 

in-.  Ig'fellti  Eier:  eingeschlagene  GO.  Syn.  Eier 
in  Anke,  Sp.  13;  Stieren- Auge",  Sp.  138. 

er-:  1.  zu  Falle  bringen  od.  kommen  lassen,  z.  B. 
Vieh  an  gefährlichen  Stellen  Gr.  I  han  mis  Glück  uf 
d'  Stega  g'stellt,  da  cliunnd  a  Müs  und  hed  's  erfeilt 
Gr  (B.).  —  2.  durch  fallende  Bäume  Einen  tödten 
Ndw.    —    Mhd.   sich   errellen,    durch    einen   Fall   umkommen. 

ÜS-:  einen  Richterspruch  erteilen.  ,Der  4  catho- 
lischen  orten  ihres  usgefelten  sentenzes  zuo  verteilen', 
wegen  des  getanen  Richterspruchs  für  schuldig  zu 
erklären.  ZcrGilg.   1656. 

ver-«I:  1.  (Holz)  auf  die  unrechte  Seite  fällen 
ScHwE.  —  2.  durch  Fallenlassen  verlieren;  so  fallen 
lassen,  dass  man  es  kaum  mehr  findet.  verschlei>pen. 
vertragen  GnPr.  Vgl.  verfallen  u.  verwerfen;  aber  auch 
Verfällen  IL  —  3.  durch  Fallenlassen  ruinieren.  De' 
(Jliopf  V.,  sich  im  Fallen  den  Kojjf  arg  beschädigen  Z; 
durch  Untergraben  usw.  zum  (Auseinander-)  Fallen. 
Zusammenbruch  bringen,  zerstören.  .Die  Eidgnossen 
haftend  dz  schloss  undergraben  und  verfalltend  das.' 
EnLiB.  —  4.  in  sittl.  Bez.  zu  Fall  bringen,  verführen, 
entehren;  stärker  als  fällen  10.  .Sy  habend  eebrochen. 
jungfrowen  verfeit.'  Zwinsli.  ,Wenn  einer  wöll  wyben, 
hab  er  eini  beschissen  [betrogen]  oder  verfeit,  der  soll 
dieselb  haben  und  kein  anderi  nemen.'  1527.  Huttwvl. 
.Eapere  pudorem  puells.  ein  meitle  verfeilen,  (be)- 
schwechen.  entmägten,  den  bluemen  nemmcn,  um  das 
kränzte  bringen.'  Fris.;  Mal.  .Ob  glych  Gott  alle 
ding  müglich.  so  kann  er  doch  nit  verschaffen,  dass 
eine,  die  verfeilt  ist,  eine  reine  tochter  seie.'  LLav. 
1569.  ,Die  verteilte.'  1747,  Bs  Eq.  —  5.  mit  Erde, 
Schnee  und  anderen  herabfallenden  Gegenständen  ver- 
schütten. .An  disem  berg  verderben  vil  menschen,  die 
Von  dem  schnee  verfeilt  werden.'  SMünster  1546;  1628. 
.Man  solle  auch  alle  hohe  Turn  und  sonderlich  die 
Camin  abheben,  dann  durch  das  stäte  schiessen  die 
Weg  und  Platz  verteilet  werden.'  Kiuegsbüchl.  1644; 
durch  gefällte  Bäume  (einen  W^eg)  versperren;  Ver- 
haue anlegen,  durch  Verhaue  schützen.  Me'  het  der 
Grabe-Weg  mit  Tanne"  verfällt.  S<'hili)  1873.  .Darumb 
nu  die  von  Swyz  all  Strassen  zwüschent  R.  und  Grüe- 
■ningen  vervalltend  und  verletzetend  [mit  Letzenen, 
Schutzwehren,  befestigten].'  Fründ  1446.  .Sy  haben 
den  wald  darzwüschen  verteilt,  dass  wir  besorgen,  es 
werde  mit  not  zuogön.'   1531,  Strickl.     .Kein  graben 


761 


Fal,  fei.  «1,  fol.  ful 


762 


liand  si  nie  ufgew orten,  kein  nmnition  [Öehutzwehre] 
verfellen  oder  verselilahen  nie  gehept.'  HBull.  1532. 
.Tatend  den  angriff  durch  ein  liolz,  das  doch  die 
Züricher  nie  gedacht  haltend,  sonst  hettend  sy  es 
verfelt.'  1574,  JJuD.  ,Es  ist  verbotten,  Wege,  Schleif 
u.  HolzläsM  zu  V..  bei  5  Batzen  Buss  von  jedem  Baum.' 
1820,  Obw.  —  ü.  abstellen,  hemmen.  D'  Milch  r., 
die  M.  der  Wöchnerin,  welche  das  Kind  nicht  selbst 
stillt,  abführen  Gl.  Vgl.  fällen  4.  —  7.  (das  Recht) 
unterdrucken.  Lied  v.  1712.  —  8.  verurteilen,  a)  mit 
pers.  Obj.  En'n  i"  St.rof  ond  Buess  v.  Ap.  Wie's-mer 
schint,  Sit  dir  [ihr]  im  Feier  und  muess-ech  r.  Schild 
1876.  , Erscheint  nach  gesetzlicher  Verkündung  eine 
Partei  nicht  vor  Gericht,  so  tritt  Verfällung  ein,  d.  h. 
wenn  der  Beklagte  ausbleibt,  so  wird  dem  Kläger  un- 
bedingt entsprochen;  bleibt  dagegen  der  Kläger  aus, 
so  wii'd  er  mit  seiner  Klage  abgewiesen.'  Gl  Prozess- 
ordn.  1837.  —  b)  mit  Sachobj.,  verhängen.  , Feuer, 
ich  beschwöre  dich,  du  legest  deine  Glut!  Feuer,  das 
sei  dir  um  ein  Buss  [bei  Busse]  verteilt.'  Feuersegen 
bei  Schild. 

für-:  vorn  herunterlassen  zum  Schutze  vor  Etw. 
.Habend  200  pferd  yngelassen,  demnach  [darauf]  die 
schutzgätter  fürgefällt,  die  übrigen  duss  beschlossen 
[ausgeschlossen].'  15'28,  Absoh. 

ge-:  Glück  haben.  ,Das  böchisch  und  muotwillig 
stellen,  das  macht  nie  kein  mannschaft  gfellen.'  Ruek 
1538,    —    Von    Ge/äll.   Glück. 

dar-:  fällen  und  an  einen  bestimmten  Platz  hin- 
legen, z.  B.  Bäume  als  Wehr  gegen  den  Austritt  des 
Wassers  Ndw. 

zue-:  zuteilen,  durchs  Loos.  ,Sü11  die  gmeind, 
wann  es  eiehlen  hat,  der  herrschaft  darvon  ihren  anteil 
nach  gebühr  auch  erteilen,  den  holzhauw  aber  ihro 
durch  das  loos  z.'  Stadtb.  ZWint. 

Faller  m. :  Familienn.  Aa,  eig.  wie  Falhimtin 
(s.  d.),  Zinsbauer,  von  dem  der  ,Fall'  bezogen  wird. 
So  in  elsäss.   Wstt. 

Kilbi-F aller  m.:  der  Heilige,  bzw.  der  Festtag, 
von  dessen  ])atum  die  Zeit  der  Abhaltung  der  Kirch- 
weih bestimmt  wird  Gl.   —  Zu  fuUen  s. 

Pallere  f.:  Name  eines  Waldes  S.  —  Wegen  der 
Ableitungsendung  s.   Erlmrc  Sp.   4:!1. 

Fälli"  Fe'lli  f.:  1.  das  Fallen.  Es  hed  W"s 
[einmal]  f'in  en  F.  g'(ßn  [wenn  etwa  Mehrere  zugleich 
gefallen  sind].  Die  durch  Sturmwind  oder  andere 
Naturgewalt  herbeigeführte  Verheerung  im  Walde; 
auch  concr.  die  so  umgestürzten  Waldbäume  selbst 
Blli.  Vgl.  Hoh-Fall.  —  2.  gefährliche  Stelle  auf 
den  Alpen,  wo  das  Vieh  leicht  fällt  GA.  .Soll  man 
nit  vergessen,  die  Fcelilinen  zu  zäunen,  damit  der 
Haab  [^Vieh]  kein  Schaden  widerfahre.'  GW.  -Mpordn. 
1649.     ,Fellinen'  (PI.).  Flurn.  U.     Vgl.  crffUlen. 

Vor-  Aa;  S,  ,Für-',  Für-  AAEhr.;  Baden  Wies., 
, Grund-':  1.  =  Anfall  3,  Vorfall  (Sp.  739),  jetzt  nur 
bezogen  auf  das  ge])tlügte  Ackerland:  die  durch  die 
erste  Furche  aufgeworfene  Erde,  welche  von  geizigen 
Bauern  dem  eigenen  Felde  zugewendet  wird,  indem 
sie  zur  ersten  Furche  ,obsich'  pflügen,  obwohl  dies 
für  die  Zugtiere  schworer  i.st.  D'  V.  mache"  S.  .Das 
Schädliche  der  Nachriese  oder  Fürfälle:  Dieses  alte 
Übel  findet  liesoiulcrs  in  den  Kiddcrn,  die  bergan  liegen, 
statt;  nach  dem  Zclgrecht  ist  l'liung,  dass  Einer  vom 
Andern  beim  l'lUigrn  mit  „Anlüliren"  des  idiiTU  Ai'kcrs 


mehrmals  zum  Überfluss  sich  zueignet;  so  werden  die 
weiter  hinauf  liegenden  Acker  vom  Grunde  entblösst.' 
SrHWEizERBOTE  1824  (BsL.).  Un''  tuet  derniih  Furfälli 
trage",  daas-mc"  der  Kehberg  nit  am  End  gar  alte  in  's 
Tal  schafft.  Allemannia  1843.  .Sprach,  wie  dz  die 
obgenannten  furfelli  oder  gruntfelli  von  rechts  wegen 
zuo  synem  acker  gehöre.'  1420,  Aarauer  Urk.  ,Es  soll 
ouch  ein  yeder  in  ackern  und  reben  die  vorfeile  recht 
fallen  län.'  Opfn.  Riehen  1548.  ,Die  forfälli  in  den 
Schlossreben  zu  tragen.'  Schlossrechn.  Rued  1732.  — 
2.  Raum  zwischen  2  Äckern,  auf  welchen  ungehindert 
die  erste  Furche  je  der  2  benachbarten  Acker  aufge- 
worfen werden  konnte.  .Anstössere  söllent  ire  acker 
einandern  nach  eren  und  nit  einandern  furfelli  geben.' 
Gffx.  Knonau  1534/1001.  ,Wo  ackeren  aneandern 
ligend,  da  soll  och  ye  ainer  dem  andern  anwandt  und 
radwende  und  fürfellig  geben,  welicher  aber  dem  an- 
dern nit  fürfellig  git.  der  [sc.  der  Andere]  mag  dasselb 
nemen.'  Offn.  Kilchberg  1515.  ,[Es]  klegt  die  priorin 
uf  in,  wie  dz  er  [sie]  hindreti  an  ira  gruntfelli,  so 
gelegen  wäre  oben  an  irem  rebacker.'  1420,  Aakaüer 
Urk.  ,[Er]  sprach,  wie  dz  die  furfelli  oder  gruntfelli 
von  rechts  wegen  zuo  synem  acker  gehöre.'  ebd. 
.Damit  die  Acker  ohne  Hinderniss  bepflüget  werden 
können,  so  sollen  die  Besitzere  jenigen,  deren  Acker 
von  vornon  oder  binden  her  an  ihre  Einschläge  stössen, 
zu  einem  .^nthauirt  20  Schuhe,  jenen  aber,  so  unten 
daran  liegen,  statt  der  Fürfälle  eine  Radbreite  von 
5  Schuhen  äussert  dem  Graben  liegen  lassen.'  1764, 
Bs  Rq.  ,Dass  ihme  der  untere  Besitzer  statt  der  in 
der  Ordnung  bestimmten  5  Schuhe  15  Schuhe  für 
Furfälle  und  Radbreite  liegen  lassen  solle.'  1783,  ebd. 

,'Vor-  (für-)'  lässt  sich  leicht  auf  das  Fallen  ,vor'  die 
Grenzlinie  bezielien;  /ur  ersclieiut  in  Zssen  als  Nbf.  zu  ,für'. 
Doch  dürfte  diese  Form  auf  Ableitung  von  oder  wenigstens 
Anlehnung  an  Für  (Furre,  Furri),  Furche,  deuten,  da  die 
obeugen.  Tätigkeit  auch  heisst  d'  Furri  ßile"  (AaEhr.) ;  in 
diesem  S.  würde  sich  Fur-F.  decken  mit  ,6rund-F.'  (Grund 
=  Erde). 

Rüti-:  beim  Ruten,  Ausroden,  gefälltes,  kreuz  und 
quer  durch  einander  liegendes  Holz.  E  Tschupple 
\=  Schaar]  Bergstujer  sind  uf-em  Heu  chrüswis  und 
etwerist  über  enandere  g'Uge  wie  ne  B.  Gr  UVatz. 

fallig:  müde  zum  Umfallen.  ,Und  warend  die 
kneclit  ganz  f,  lass,  müed  und  hungrig.'  Kessl. 

fällig  fe'llig  allg.,  -ä-  Ai>,  -d-  ApH.:  1.  was  leicht 
lallt,  umkippt  L,  steil,  abschüssig,  gefährlicli,  von 
Stellen,  bes.  im  Gebirge  Gr;  L;  GW.  F.  gd",  an 
solchen  Stellen'  gehen  Gr.  A  felligi  Alp,  wo  Vieh 
leicht  stürzt  Gr.  Ggs.  zäm.  ,Wir  stosscnd  an  an  den 
velligen  orten  gleich  wie  die  todnähigen.'  1531,  Jesa.i. 
FälHgi  f.,  fallgefährliche  Stelle  Gr.  Syn.  Fälli. 
—  2.  (Adv.)  plötzlich;  auch  fäliga"  Zugs,  i'sfdiigs 
(eines  Falles,  auf  ein  Mal)  Ap;  vgl,  nhd.  ,jäh' =  , steil' 
und  , plötzlich'.  —  3.  verfallen  zur  Zahlung,  allg. 
Scherzh.  von  einem  Mädchen:  heiratsfähig,  alt  genug 
zum  Heiraten  L.  —  4.  a)  einer  Busse  oder  Strafe 
verfallen.  .Wäre,  das  yennm  um  disen  ciuung  beklagt 
und  V.  wurd.'  1409/1541,  Srnw  I,B.  .Der  soll  für  sein 
belonung  von  des  fclligen  und  gestraften  güeteren  be- 
lonet  werden.'  1531/48,  LH,  Maccau.,  dafür  ,fehlliaren.' 
1(167.  .Wenn  einer  ein  mit  der  fust  schlacht,  wird  er 
f  um  3  Pfd,'  1533,  li.  —  b)  schuldig  den  .Fall'  zu 
entrichten.  Syn.  falliiflichtig.  Ebkl.  .Wer  guot  hat, 
das  in  ili'ii   biif  biirt,  der  ist  v..  und  so  der  stirbt,  der 


763 


Fal.  lul,  ül,  M.  ful 


764 


soll  dein  trucbsessen  gefallen  syn  ze  vall  das  best 
houjjt.'  HoFR.  AAHolderb.  1424.  ,Pählig.'  1525,  Mev.. 
Wetzik.  —  c)  von  Gütern,  die  beim  Tod  ihres  Be- 
sitzers (id.  bei  anderweitiger  Handänderung  dem  Grund- 
berrn  neu  verzin.st  werden  müssen;  vgl.  un-f.  ,Wer 
schu]iiioss  hat,  die  f.  sind,  der  git  das  best  houpt  ze 
tale.'  1%Ü/1538,  Z.  Oft  verbunden  mit  ,erschätzig'. 
,Von.  auf  und  ab  meinem  Heimwesen,  ist  fählig  und 
ersehätzig  der  probstey.'  1089,  L  Gültbr. 

ab-fällig:  1.  „was  abfallt,  z.B.  Laub."  ,Abfellig, 
deciduus,  das  schier  fallen  will.'  Mal.  —  2.  „an  einem 
Abhang,  schief  gelegen,  von  Grundstücken;"  auf  der 
einen  Seite  niedriger  werdend  ZW.  Vgl.  siinnen-.  — 
?i.  „an  Leibesfülle  und  Kraft  abnehmend,  schwächlich." 
—  4.  vom  Glauben  oder  Gehorsam  abfallend,  resp.  ab- 
gefallen. ,I)as  wir  nit  rechte  kinder  Gottes,  sunder 
widerspännige  und  abfeilige  buoben  sind.'  Gualth. 
L559.  .Darob  nit  zag  und  kleinmüetig  oder  a.  wer- 
dind.'  BiB.  15t30.  ,Abfellig(er),  trausfuga,  dcfector, 
apostata.'  Mal.  —  über-:  plötzlich  überfallend,  un- 
vorgesehen. ,Von  unversechner  und  überfälliger  straaf 
der  gottlosen.'  Bib.  1548.  —  äugen-:  was  in  die 
Augen  fällt;  angenehm  B.  —  in-:  viele  Einfalle 
liabend,  launig,  gedankenreich  Gl.  -  un-:  l.  nicht 
fallpflichtig;  vgl.  fällig  i  c.  ,Wer  der  obgenannten 
[fall]iHichtigen]  güeter  hat  und  aber  uf  einer  un- 
fälligen hofstat  stirbt.'  Dorfr.  Aa  Bosw.  1421.  — 
2.  unglücklich.  ,8ylla  rüefet  die  Götter  an,  dass 
[sie]  söliche  stimm  im  nichts  böses  noch  unfelligs 
deuten  lassen  wollten.'  Tierb.  1563.  ,Bichtung  des 
unfelligen  Kriegs  in  der  Eidgnossschaft.'  Wurstis.  Von 
.Unfell'.  Sonst  iDH/efällig.  -  für-:  geneigt  zu  Etw.. 
voreilig.  , Er  was  gar  hitziger  reden  und  mit  schmutzen 
oder  Schalken  fürfellig.'  Vao. 

S'^'('jf^^^'ü)  '■  1-  vorwärts  gebeugt.  Er  rjcit  g.  U. 
Syn.  getogen.  —  2.  schuldig.  ,Swelcher  des  einungs 
g.  wird.'  1473,  Schw  LB.  —  3.  angemessen.  ,Ein 
g.  er,  congruus  honor.'  XV.,  G  Hdschr.  —  4.  wohl- 
gefällig. .Man  redt  gmeinlichen:  was  do  den  lüten 
gefeilig  ist  in  den  ougen.  das  ist  halb  verkouft.'  Zielv. 
,Wann  uns  aber  solich  misshell  und  zweitracht  leid 
und  nit  lieb  noch  g.  gewesen  ist.'  Bs  Eq.  —  5.  dienst- 
beflissen. —  ü.  {g'fOlUg  LH.)  glücklich,  vom  Zufall 
begünstigt  Aa;  Ap;  B;  VOrte;  Gr;  6;  S;  Z.  Du 
bist  doch  g.  g'sl",  ''ass  d'  so  ne  riche  Ma""  übereho" 
hesch  S.  Keni  ühing  [keine  Kinder]  u"'  sövli  rieh! 
e  g'felligere  Uimg  [Kerl]  weder  dir  [als  ihr]  git  's  nid 
g'rad  BE.  Von  Gefall.  ~-  un-g. :  1.  unzutreffend, 
unangemessen.  ,An  den  ungfelligen  stunden,  horis 
iiiconipetontibus.'  XV.,  G  Hdschr.  —  2.  undienstfertig. 
~-  3.  unglücklich,  vom  Missgeschick  verfolgt,  wer 
Unfall  hat  z.  B.  fung'f.  im  Stall)  mit  dem  Vieh,  das 
ihm  zu  Grunde  geht  Aa;  .Ap;  Bs;  B;  Gr;  VOrte;  Z. 
U.  werde",  sich  körperlich  schwer  verletzen;  um- 
kommen. Uf-dr  ungfellige  Site  sl,  ein  Pechvogel 
sein  L.  ,Er  was  ganz  siglos  und  u.'  G  Hdschr.  ,Pa- 
rum  felis,  nit  gefeilig.  wenig  glückhaftig.  ungfällig.' 
Fris.  Euphem.,  von  Mädchen,  die  ein  uneheliches 
Kind  bekommen  Bs;  B;  Z.  U.  i"  d'r  Warheit  sl', 
niclit  genau  bei  der  Wahrheit  bleiben  GStdt.  Auch 
von  Sachen,  Unglück  bringend.  .Der  ungefällige  Bat 
Kistlcrs.'  Frickart  1470.  ,An  ungefelliger  schlacht 
ganz  unglückhaft  umbkommen.'  Kessl.  ,Ein  unge- 
felliger =  verworfener  Tag.'  Fri.s.     .Durch  ungefellig 


feur  onzündet.'  BHuttw.  Chron.  —  weit-  g'felUi/, 
-fellig:  wer  in  der  Welt  Glück  hat  L;  sehr  glucklich 
Ndw. 

hueb-:  von  einer  Hube  zins]jtlichtig.  .Diewyl  si 
alle  uf  des  gstifts  güeteren  sitzind  und  des  gstifts 
zinslüt  und  ouch  darzue  h.  sygind.'  Hotz,  Urk.  — 
heim-:  an  einen  frühern  Besitzer  zurück  oder  übh.  an 
einen  Erben  fallend  ScuSt.  S.  Heimfall.  —  hinder-: 
von  in  die  Ehe  zugebrachten  Gütern,  für  welche  nach 
dem  Tode  der  beiden  Gatten  der  Hinderfnll  (s.  d., 
Sp.  740.  und  hinder  sich  fallen,  Sp.  749)  in  Anwendung 
kommt.  .Auf  ihr  jedes  nächste  Erben,  daher  solche 
Güeter  kommen  sind,  sollen  die  zuegebrachten  hinder- 
fällige Güeter  ordentlich  aufgeschrieben  werden.'  1617, 
Erbr.  Diessenh.  —  herd-  (,erd-.'  Offn.  Tabl.  1471): 
zur  Erde  fallend  1.  in  Folge  eines  empfangenen 
Schlages.  Syn.  ,boden-f.'  U.  mache":  zu  Boden  schla- 
gen oder  werfen  BGerzensee;  Sülger.  Syn.  bodigen; 
frz.  terrasser,  engl,  to  floor.  In  den  alten  Rechtsb., 
wo  auch  der  passive  Ausdruck  .h.  werden'  (und  einmal 
.h.  syn')  vorkommt,  häufig  mit  Strafe  gleich  blutiger 
Verwundung  bedroht.  .Machet  aber  einer  den  andern 
hertfellig,  da  ist  der  einung  ein  pfunt.  ob  er  nit  bluot- 
runs  wird.'  Stadtb.  Baden  1348.  , Weiher  den  andern 
härtfallig  macht  zornlich  und  frevenlich  mit  stechen 
Oller  schlachen.'  Offn.  GZuozw.  1488.  ,So  eine'  die 
ander  roufti  oder  schlüegi  und  do  h.  wurd,  sind  sy 
dheiu  buoss  verfallen,  es  wäre  dann,  das  sy  einandern 
mit  messeren  ald  sunst  waffen  latzten,  stächen  oder 
schluogend  und  h.  machtend.'  1572.  ScuwE.  ,Ain  freüi, 
die  h.  ist',  gleichsam  transitiv  (als  ob  von  , fällen'). 
Offn.  Wengi  1475.  —  2.  zur  Strafe  des  Erdkusses  (z.  B. 
für  verbotenes  Schwören).  Z  Statut  1628  It  Schuhe. 
Vgl.  Herd-Fall.  —  Herdfälligi  f.:  ,Von  bluotruns 
und  herdfal.  Es  sagend  die  alten  undervögt,  dass  by 
Iren  zyten  ein  bluotrunse  und  herdfellige,  nämlich  so 
einer  den  andern  bluotruns  oder  herdfellig  machte, 
syge  mit  9  pfunden  gebüesst  worden.'  Offn.  Knon.  1534. 

nider-fällig:  baufällig.  Vgl.  das  folg.  ,So  ist 
dieselb  ir  kilch  n.  und  hat  sl  das  wasser  eröset  und 
schwerlich  geschediget.'  1422.  BsLd  Urk.  -  bü"'-: 
1.  wie  nhd.,  baufällig,  von  Gebäuden.  —  2.  übertr. 
auf  den  Leib:  gebrechlich,  kränklich,  schwächlich  W. 
,Daniit  und  aber  Bullinger,  der  gar  alt  und  buwfellig 
was,  verschont  und  im  ein  arbeit  abgenommen  wurde.' 
LLav.  1576.  .Ein  bauwfelliger,  blöder  leib,  caducum 
et  inflrmum  corpus.'  Mal.  —  3.  baufähig,  von  einem 
Acker.  .Acker  zuo  allen  jaren  b.  =  der  alle  jar  ein 
bauw  und  saat  erleiden  mag.'  Mal.  —  boden-  = 
herd-  1.  ,N.  hat  den  H.  b.  und  blutruns  geschlagen.' 
1682/3,  ZKüsn.  Prot.  —  pen-:  strafbar,  busspflichtig. 
Vgl.  , Pen-Fall'  und  buessfälUg.  ,Welicher  umb  einung 
gefertiget  und  peenfellig  wirf.'  1539,  B.  ,Er  wirf  straf- 
wirdig  oder  p.  erkennt.'  HBull.  1561.  —  buess-: 
einer  Geldstrafe  verfallen  Ap.  .Dass  alle  die,  so  raesser 
tragent,  b.  syn  söllent.'  Schw  LB.  —  rü"-:  „reuig 
über  einen  geschlossenen  Kauf  oder  Vertrag  VOrte." 
,0b  einer  des  kaufs  rewfellig  und  wendschatz  geben.' 
HoFR.  Einsied.  1699.  —  ring-:  1.  dem  es  leicht  von 
Statten  geht  (nicht  schwer  .fällt')  Schw;  U.  —  2.  von 
Land:  leicht  zu  bewirtschaften  AaF.  —  „sunnen-: 
gegen  die  Sonne,  gegen  Mittag  geneigt,  von  einem 
Landgute."  VgL  db-f.  —  schlag-:  z.  Schlagen  reif, 
von  Holz  Ap.  —  weit-:  1.  irdisch  gesinnt,  eitel  G; 
W;  ZO.  —  2.  wer  sich  in  alle  Umstände  zu  schicken 


765 


Fal.  val,  tel.  Hl.  fol,  fnl 


766 


weiss  W;  „ZOttenb.-  ^  S.  mit  äussern  Oilüeksgütern 
gesegnet  Aa.  Dem  Alles  nach  Wunsch  geht,  höchst 
glucklieh  Gl.  Syn.  icclt(iefWi;/.  -  wind-:  vom  Wind 
gefallen,  von  Waldbäumen.  ,W.  tannen.'  1559,  Ratuüeh 
Urk.  —  zue-:  1.  leiblichen  Zufällen  unterworfen. 
,Honio  suin,  ich  bin  ein  mensch,  das  ist  presthaft,  z.' 
Fris.  .Blöder  leib,  der  z.  ist,  affectum  corpus.'  Mal. 
—  2.  a)  stark  besucht,  von  Märkten.  .Die  statt 
[ÖtGallen]  hat  euch  gar  zuofällig  grosse  wochenmärkt 
und  vil  zuokers  allerlei  nachpurschaft.'  Vad.  —  b)  ge- 
sprächig. ,Vil  gesprächer  und  beredter  und  zuofälliger 
durchs  lesen  in  einer  kunst  werden.'  Fris.;  Mal. 
Wahrsch.  von  ziiefaUen  i.  S.  v.  einfallen,  in  den  Sinn 
kommen.  —  3.  von  Dingen:  zustossend,  widerfahrend. 
.In  synen  glücklichen  und  guoten  zuofälligen  dingen.- 
15'21,  Absch.  —  Vgl.  Ziiefall,  ziiefaUen.  —  zins-:  zins- 
pflichtig. 1351,  Aa  Wst.  (KocHH.  41).    Vgl.  fällkj  4  h  c. 

fallne":  an  der  Türklinke  drücken  G.  Syn.  fallen!. 

Faläder  in  der  RA.  F.  )ie" ,  ausgelassen  lustig 
sein  GrSpI. 

Wenn  sich  nicht  ein  romau.  W.  daruutor  birgt,  ist  es 
woh!  nichts  Andres  als  eine  Variation  der  bekannten  RA. 
,Ton  Leder  ziehen'. 

Falander  s.  Laf ander. 

Valant  m.:  Teufel,  teufel-  oder  riesenähnliches 
Wesen,  Untier.  Ir  Saker-Valentsch-Buebe"!  AAFri. 
,Als  die  Risen  den  Göttern  den  himmel  ablaufen 
wollen,  do  seien  Vulcanus,  Liber  etc.  auf  eslen  daher 
geritten,  [do]  seien  die  esel  ab  den  vollanden  er- 
schrocken.' Tiere.  15ö3.  ,Pythagoras  hatt  ein  gar 
grausame  bärin  im  land  umblaufen  sehen,  die  grossen 
schaden  tat.  Er  beruoft  den  volland  [die  Bärin]  zuo 
im.  machet  sye  mit  sjieis  satt,  beschwuor  sy  hernach, 
dass  sy  in  wähl  gon  sollte.'  ebd. 

Mhd.  vähtnt,  Ptc.,  der  Betrügende.  Zu  dt-r  Aa  Schimiif- 
rede  vgl.    ü-  hoesen  valenden  man!  im   mhd.   Virgil. 

Falleis:  Valentin?  Edlib.  198. 

Wenn  das  dortige  Datum  auf  den  7.  Jan.  darf  gedeutet 
werden,  so  steckt  StA'alentin,  Bischof  zu  Passau,  in  obiger 
Bezeichnung,  welche  genetivisch  (mit  Ergänzung  von  ,Tag')' 
also  =  ,StValent's'  zu  fassen  wäre,  dessen  en(t)H  nach  dem 
in  Fromm.  VII  3:33  ff.  dargelegten  Gesetze  zu  ein  werden 
konnte,  sobald  das  s  nicht  mehr  als  flexiv.  empfunden  wnrde. 

Valentin,  FöZcdi  GStdt  (neben  Valdi);  SchwE.; 
Z,  VaMi  Kr;  L,  „Fe/ti  Gr",  Väli  ZO.  (als  Zuname, 
's  Väli's),  Väleli  (Dim.)  G  oT. :  1.  männl.  Eigenn. 
's  Väledme  Maryret.  Stutz.  Und  's  Fridli's  Hans  im 
Mätteli  Hat  gester  Haiiptme  y'ge",  Und  ich  bi"  nw  de 
Väledll  Stütz.  —  '2.  StV.-s  Krankheit  =  Epilepsie; 
s.  fallen  II  4.  6.  ,Er  fluochote  dem  priester  und  Seite, 
er  wellte,  dass  in  Sant  Valentins  siechtag  ankäme.' 
15'2'2,  EuLi,  Act.  ,Epilepsia,  sonticus  (caducus  oder 
comitialis)  morbus ;  ijuidam  S.  Joannis  et  S.  Lupi  vocant, 
der  (hin-)fallend  sieehtag,  StV'alentins  krankheit,  St- 
Vältis  (.Veltins.'  Denzl.  1G77;  1710)  plag,  das  bös 
wee.'  Fris.;  Mal.  Auch  der  blosse  Name  in  Ver- 
wünschungen: ,Wett  den  pfälty,  quiB,  malum!  est  ista 
tanta  audacia'?'  Mscr.  Ende  XVII.  — ■  3.  Popanz,  der 
am  Aschermittwoch  als  Väledi  vergraben  wird  GA. 

Der  verstärkte  Anlaut  in  Pßilti  durch  das  (  des  gewöhnlich 
vorgesetzten  Sunt  bewirkt;  vgl.  Tathc^  =  StAllHm  Bs.  In  2 
liegt  eine  verdeutschende  .\nlehnung  an  fnllmd  vor,  vgl. 
Uli  Ulli (jmzi,  Pankratius;  ßuhncfiizi,  Bonifacius.  Zu  3  vgl. 
Fftnnachtverfjralicn.  Die  vergrabenen  Puppen  sind  ReprSson- 
tanten  des  Winters,  der  verwünscht  wird;  also  Zshang  mit  '2. 


Valei'l'in:   Baldrian.  Valeriana  oflic.  (iWe. 

Valet,  -li  (ValettH  UwE.)  n.:  1.  Abschied.  ,Was 
ich  Euch  zu  einem  Valete,  zu  einer  Letze-Predigt 
hinderlassen  wollte.'  JMüller  1G7J5.  ,Valet-Predigt, 
'Valet-Kinderlehr.'  ebd.  —  2.  Eim  es  Valetli  spile, 
mache,  Einem  einen  Streich  spielen,  Etw.  in  den  Weg 
legen,  ihn  zum  Besten  halten  Ndw;  Scuw;  Z«;  Z. 
Zum  V.  miiend  s'  das  [sc.  eine  Zwinglifeier]  ha',  die 
Catholische.  XVIII.,  Bauerngesi'r.  /  han  y'meint,  me 
chonn  de  Catholische  jetzt  au'''  es  V.  spile".  ebd.  ,Doch 
allweg  [so],  dass  die  altglöubigen  kein  fallet  dadurch 
annemen,  sondei's  wie  bisher  irem  glouben  an  schaden 
gehandelt  werd.'  1533,  Absch.  —  3.  Schein,  Ausrede 
ZKn..  S.  D'  Naehheri"  hed  zum  V.  e  chli"  Sah  g'holt, 
dass  si  g'sech,  was  i'''  z'  Imhig  chochi  ZS. 

Ans  lat.  valete,  lebet  wohl.  —  2  urspr.  in  der  engern 
Bed.  ,zum  Abschied,  zur  Letze  einen  Streich  spielen,  einen 
Schaden  antun',  da  solches  Tun  am  liebsten  auf  .ienen  Mo- 
ment verlegt  wird,  wie  auch  Kinder  Abends  zum  neckischen 
Abschied  einander  einen  Schl.ig  (Zigiji;  '«  Lctst)  geben.  Ans 
der  Bed.  , Streich'  scheint  sich  dann  die  von  ,Schcin'  (3) 
entwickelt  zu  haben. 

Valleti:  Begehren.  .In  allen  zimlichen,  billichen 
und  rechtmässigen  Valleteyen  guot  und  gnuog  ze 
tuond.'   XVI.,   G  Stiftsarch.    —    Von  frz.   rolonlef 

Falletsche  (-^-)  Gr;  Z,  .,-tschye  Z",  .Faleschge'  Z 
It  Schweizerb.  1819,  .Vellentschen.'  üffn.  ZBors.  U12 
—  f.,  Fallätsch  m.  ZHörnli:  Nair.e  von  Kutschhalden, 
zerklüfteten  Abstürzen,  so  am  Z  Albis  (Leimbach), 
welchem  sich  bei  dem  jenseits  gelegenen  Äugst  ,Oisten 
vellentschen.'  1412  gegenüber  stellt;  am  Z  Hörnli;  im 
Hintergrund  von  GfiSa. 

Möglicherweise  gehört  auch  der  Ortsn.  Faltarhr  Aa:  HO. 
dazu.  S.  Arg.  I  98;  Gatschet  I  '243'4.  Der  Ableitung  von 
a\\A. /dllazaii,  fällizaii,  einer  Intensivbildung  von  .fallen'  {vgl. 
das  syn.  Jt'isl,  von  risen,  fallen),  steht  die  Accentuierung  (mit 
dem  Ton  auf  der  2.  Silbe)  entgegen.  Diese  würde  wohl  zu 
churw.  vaUdtseh  etc.  stimmen,  aber  dieses  bedeutet  bloss 
, Seitentälchen',  auch  ist  schwer  nachzuweisen,  dass  churw. 
Sprache  sich  jemals  so  weit  nach  Westen  erstreckt  habe. 

Falliment  n.:  1.  Bankerott,  allg.  —  2.  Fall,  Sturz 
(scherzh.)  Ae:  Z.  Wenn  ein  Kind  fällt,  sagt  man: 
Hed  's  es  F.  g'ge"?  —  It.  faUimenio,  Bankerott.  —  2  ist 
.an    .fallen'  angelehnt. 

fallieren;  Bankerott  machen,  allg.  —  '2.  miss- 
raten, schlecht  ausfallen.  Das  G'schäft  heil  (mir) 
g' falliert  UwE.  Bald  nach-em  Hochsig  hed  si  falliert, 
angefangen  sieh  übel  zu  betragen  Z  (Simllm.).  De'' 
Biir.'it  [Bursche]  het  ganz  falliert  ZLunn.  FalUerig, 
leicht  fehlend  Ndw.  —  3.  zeitweise  aufhören.  De' 
Bill:  [Puls]  falliert  kv;  Syn.  underzirhen. 

It.  jaUire,  fehlen,  misslingen;  bankerott  werden.  Bedd. 
2  u.  3  erinnern  an  , fehlen',  mit  welchem  fniliircn  in  letzter 
Linie  auf  lat.  /allere  zurückgeht. 

fallit:  zahlungsunfähig,  bankerott.  F.  sni,  gäii, 
machen.  Auch  als  männl.  Subst.  In  L  ist  das  Gesetz, 
dass  Bankerottierer  an  Markttagen  auf  einem  .Mtane 
am  Kornhausplatzo  iiifentlich  ausgestellt  und  mit  Trom- 
petensehall  als  ehrlos  verrufen  wurden,  in  neuerer 
Zeit  abgeschafft  worden.  -  „ver-faUiten:  zum  Ban- 
kerott bringen  VOrte;  Z." 

Füllandor:  ein  schlechter,  gemeiner  Tanz,  scherzw. 
Z.  —  fällandere:    beim   Trinken    öfters   anstos.sen ; 


767 


Pal,  fcl,  lil,  toi,  ful 


768 


behaglich  u.  viel  triTiken  Z.   Syn.  erlihacheren  (Sp.  451), 
bröselen.  —  Von  düin  Z  Dorfe  Fällanden,  bes.  hei  den  Nacli- 
bareu  aiifgekoninieu   uud   dann   weiter  verbreitet. 
Viiledi,  Viileli  s.  Valentiii. 

füllen  II  (  f<'llen  I)  fah  BE.;  Oßw,  fälle  B  ö  u.wO» 
—  Ptc.  iff-ci:  1.  mit  enandere  oder  z'säme  f.,  ringend 
die  Kräfte  an  einander  messen,  einander  hin  und  her 
.stossen,  bes.  mit  den  Ellbogen,  sich  herumbalgen  nach 
Art  junger  Tiere,  nur  scherzweise  und  von  dem  ernst- 
haften S()iel  des  , Schwingens'  auch  dadurch  verschieden, 
dass  dabei  ."Yngrittspunkte  und  Art  des  zu  Boden  Wer- 
fens (auf  den  Kücken)  durch  keine  Regeln  bestimmt 
sind  BE.,  öO.,  Si.  ,8o  an  einer  rechten  Küherin  hiitte 
er  Freude,  die  müsste  ihn  z"  g'rechteni  lehren  schwin- 
gen, er  W(]llte  sie  dann  b'richten.  wie  mau  fahle.'  Gotth. 
8yn.  rützcH,  jielyt/en,  laVberett,  ranzen,  narren,  Palpen, 
(jalfeii,  (jolen,  gürten.  Davon  übertr.  auf  das  hin  und 
her  Markten  zw.  Käufer  und  Verkäufer:  tceirjga"  und 
fühl"  B.  —  2.  (intr.)  mit  Kraitanstrengung  eine  .\rbeit 
verrichten  BBe.  Auch  von  geistiger  Arbeit,  z.B. 
beim  Lesen  eines  Buches  sich  abmühen,  von  Kindern 
BE.  ,Insudare  ojjeri.'  Id.  B.  —  3.  (trans.)  einen  schweren 
Körper  mit  viel  Kraftanstrengung  bewegen,  reissen, 
schleppen  BO,;  „Obw,  ume-.  ebd."  Syn.  weiggen  fzäg- 
gen).  —  ab-„/'«/e":  (refl.)  sich  sehr  ermüden  durch 
strenges  Arbeiten,  Laufen  BÜ.  AV  ist  ahg'fäUete,  abge- 
mattet BHk.  v er- fälle  II:  verschleppen,  vertragen. 
/)■  Itit-mcr  (iliir  niist  dan  rerfellet!  das  habet  ihr  mir 
wieder  einmal  v.,  —  schilt  die  Mutter  BSi.  --  Ge- 
fall II  G'fdl  n.:  Hin-  und  Herrutschen  auf  einer 
Bank;  rautwilliges  Ringen  von  Knaben  B. 

Zwar  si'heint  Bed.  1  auf  Identität  mit  .fällen  I'  zu  deuten, 
aber  derselben  stehen  die  Ausspr.  (-=e-)  und  die  tw.  vor- 
kommende Dehnuug  des  Voc.,  sowie  die  Form  des  Ptc.  ent- 
gegen. Wahrsch.  haben  wir  es  hier  mit  einer  Abi.  von 
,FeU'  (vorwiegend  F^l  gespr.)  zutun;  vgl.  das  syn.  , balgen'. 
pfffjc/c,  von  ,Balg',  Inm  Fi'll  tii'u.  Bedd.  2  u.  3  beruhen  jeden- 
falls auf  Übertragung. 

fäleii:  weiden.  B'  Bos,  Giss  und  Schuf  darf-mo" 
nit  i"  de"  Höher  la  f.  F.  Ubertr.,  umhi  fi-le  BHk., 
fäliere  BM..  sich  wild  herumtummeln,  ungebunden 
herumsclnvcifen,  bes.  von  Kindern.   —   Zu  tie/all  1  i  iL 

ge-fälen  s.  bei  Gefall  I  1  c. 

Fäulr  Git;  GSa.,  Föle  GW.,  We.  —  f :  1.  die  beim 
Buttersieden  zurück  bleibende  Hefe.  Syn.  Grübe,  Ge- 
lüre,  Griinse,  Gesig,  Trues(m)e,  Trünzig.  —  '2.  Eisen- 
schlacke L,  Peilenstaub,  Peilspäne.  ,Stricturie,  fou- 
len, das  sind  die  gneist,  die  vom  glüeyenden  eisen 
springend,  wenn  man  auf  dem  amboss  schmidet.'  Fris.  ; 
M.AL.  (Denzl.  1677;  1710  .schüepen  oder  gneist'  usw.) 
.üass  nieman  soll  föllan  brennen  in  unser  stadt.'  Scu 
Richtebr.  .Da  man  noch  gmür  under  der  erden  soll 
finden,  wie  auch  foulen  an  den  wegen,  in  den  wisen, 
anzeigungen,  dass  allda  fiJulen-  oder  ysenschmitteii 
gewesen.'  Rüegeii  1606.  ,Feulen.  feilenstaub,  limatura.' 
Denzl.  1677;  1716.  —  „Für-:  glühende  Eisenschlacken, 
Sinter  LE."  —  ,Schlosser-F  ölen':  Feilenstaub  aus 
Schlosserwerkstätten ;  werden  als  Präservativmittel 
gegen  Viehkrankheiten  genannt.  Imthurn,  Meni. 

Aus  lat. /f(ü(7/<(  mit  versetzter  Betonung  und  Vocalisieruug 
des  V  vor  /,  nachdem  das  unibuit- wirkende  i  ausgefallen. 
Denzl.  denkt  wohl  an   , Feile'. 

Fe-1  Z  (F^l  Nnw),  m.:  1.  Fehler,  Schuld.  .Keins 
fäls  mag  in  niemand  beschuldigen.'  Bibel  1531.    ,Das 


heisst  mir  aber  alles  „Beel",  Das  eben  hat  den  selben 
fäl.'  BiRK  1535.  ,Noxia,  ein  fäl  oder  Verletzung.  Cul- 
pam  contrahere,  einen  f  tuon.'  Fris.;  Mal.  ,Man  soll 
uf  den  span  gän  [den  Streit  untersuchen]  und  mäss 
und  unmäss  gegen  einanderen  bsichtigen,  wo  der  feil 
syge.'  1570,  Mev.,  Wint.  Chr.  , Habend  die  Rät  ihme 
seinen  fehlen  noch  nit  Verzügen  [verziehen].'  FrHafner 
1666.  —  '2.  Irrtum;  Mangel.  Oni  F.  Nnw.  F.  mache, 
unterschlagen,  in  Kassageschäften,  einen  Manco,  ein 
Deficit  verursachen  ZO.  ,Menda,  ein  fäl,  irrtumb. 
Memoriter,  auswendig,  on  allen  f'  Fris.;  Mal. 

Mhd.  nie/,  -c,  f.  Vgl.  auch  Fat  Sp.  734.  welche  Form 
auch  in  dem  Lied  von  den  Guglern  1:575  vorkommt:  ,Da3S 
Bern  sy  der  beiden  sal  und  ein  spiegel  uberal,  der  sich 
bildet  äne  val.' 

fe'^l:  1.  irrig.  Baser  umchere"  als  f.  gö".  Sülger. 
,Desshalben  ist  es  wyt  fäL'  Zwingli.  ~  2.  feli  Jär, 
Fehljahre   ZDüb. 

fe'1-haft:  fehlbar,  wer  sich  gegen  ein  Gebot  ver- 
fehlt hat.  B  Mand.  16'2H. 

un-fe^l-lich:  unfehlbar.  ,Wir  haben  hie  un- 
fälich  und  unpartysch  richter.'  Zwingli. 

fe^l-bar,  \\\s\st  f.elbrr :  1.  kränklich  (dem  oft  oder 
seit  längerer  Zeit  .Etwas  fehlt'),  unpässlich;  gebrech- 
lich B;  FS.  D'  Base  ist  geng  felberi  und  muss  doktern 
ds  Jahr  aus  und  ds  Jahr  ein.  (Jotth.  —  2.  von  Boden- 
erzeugnissen, die  häufig  missraten  BRi.  Von  ein- 
zelnen Jahren  des  Misswachses:  ,Von  wegen  der  kleinen 
herb.sten  und  feibaren  jaren-  [muss  eine  frühere  Lnst- 
l)arkeit  eingestellt  werden,  welche  .in  den  grossen 
herbsten'  gestattet  war],   1577.  Hotz.  Urk. 

feien  ((•-,  .<):  1.  mit  Sachsubj.  resp.  unpers.  es. 
a)  mangeln,  wie  nhd.  z.B.  es  fult-em  am  Geld,  Ver- 
sland G;  Z.  —  b)  von  körperlichem  Übelbefinden  wie 
nhd.  Was  felt-d'r?  Wo  fclt's-d'r?  ebd.  Mit  Angabe 
des  leidenden  Kör[)erteils:  ,Es  fleug  Lise  an  im  Kopfe 
zu  fehlen',  gefstig,  am  Verstand.  Gotth.  Ohne  ,es': 
.Essen  mochte  er  nicht.  Da  fragte  ihn  der  Vater: 
Fehlt  d'r'j  .Apparti  nicht',  sagte  Jakobli.'  ebd.  — 
c)  von  Mangel  an  Genauigkeit  einer  .\ngabe. 
Richtigkeit  einer  Ansicht;  auch  vom  Ausbleiben  eines 
Erf)lges;  aber  immer  mit  Negation  oder  ,wenig'  ver- 
bunden: SU  vder  81,  es  u-ird  nüd  starch  f.  Z.  Ohne 
.es':  feit  fnjud!  ja  freilich;  allerdings!  ganz  richtig! 
GTa. ;  Th.  Da'  feit  iez  scho"  nüd,  die  Sache  verhält 
sich  gewiss  so.  XVIII.,  Baürengespr.  ,Er  komme  darin 
so  stadisch  |  sei  d.  so  stattlich  gekleidet],  nit  viel  gfehlt 
[beinahe]  wie  der  Landvogt.'  Gotth.  ,Und  wenig  feit, 
er  wäre  durchgefallen.'  Vad.  ReÜ. :  ,Es  fehlte  sich 
nicht  [=  es  konnte  nicht  anders  kommen],  er  wurde 
trübselig.'  Stütz.  '.-.•  i.'tt-e'  [=  er  ist  es]  —  's  felt-si 
nüd!  ebd.  Es  »»»es-.s;  nüd  f.!  es  soll  nicht  ausbleiben, 
von  etwas  Versprochenem  Z.  ,Fs  fält  si  nüd:  non 
dubium  est.'  Id.  B.  Auch  bei  Hebel.  ,Es  wui'd  sich 
nicht  f '  WüRSTis,  Bei  Mass-  und  Zahlangaben  formel- 
haft adverbial:  znm  F.,  wenigstens  .\a;  Bs;  Z  (sogar 
wenn  es  zum  Fehlen,  übel  gehen  sollte;  den  schlimm- 
sten Fall  in  Rechnung  gezogen).  ,Die  Ochsen  werden 
mir  zum  F.  50  Taler  gelten.'  Ar  Volksbl.  1883.  Man 
zeigt  mit  Fingern  ,uf  es  Buremeitschi,  das  am  Herbst- 
märet  vo  keim  Chnab  zum  F.  zu  3  Tänze  ig'lade  wird.' 
Schild.  I"  zwenzg  Minute  zum  F.  MUsteri.  Vgl. 
.Vom  Wirt  muss  jetzt  gewonnen  sein,  wenn 's  fehlt, 
die  Hälfte  von  dem  Wein.'  HSi-lzer  1830.    Doch  auch: 


769 


Fal,  fei,  lil,  t'ol,  t'ul 


770 


für  den  Nnttall  (wlmiii  es  .felilcir  sollte,  i.  .S.  v.  d). 
Ks  ist  doch  yäni)  f/iiet,  wenn  nit:"  iiim  J<\  no'''  Oppia 
int  Vorrut  het  wie  anno  17.  Fi!.JSliiilii.  Oni  (ö;  cij 
F.  s.  (inc.  —  d)  a)  missraten.  von  Erzeugnissen  des 
Laiidbaiies,  der  Vielizucht,  der  Koch-  und  Schneider- 
kunst udgl.  Bs;  Z.  Es  hat  (ist)  (f  feit  ÜR.  .Die  Rosse 
[Flachsröste]  fehlte.-  Gorrn.  .Die  Ernd  hat  gefelilt  [i.st 
nicht  ergiebig  gewesen].  Der  Wein  hat  gefehlt  [ist 
missraten].'  HosriN.  und  so  noch  heute.  Woin  er  zico 
Chile  im  Stail  het,  so  feit  im  eini  [hat  er  Missgeschick 
mit  einer  derselben].  Wenn  si  [die  Kuchen]  /'.,  iss  i;/ 
si  selber  noche  [nachher].  JJoäcii.  1881.  /  hä"  scltn' 
mänys  Dlol,  wemmer  Oppis  (j'felt  g'ha  hat  im  Choche, 
[dasselbe]  ntC  hurtig  i  iV  Säusttinden  abe  (j'heit.  Stütz. 
Er  hat  's  an"'',  wie  's  heisst:  es  (frät  nüd  ril  und  feit 
schier  Alls  [er  macht  selten  etwas  Rechtes]  Z.  — 
ß)  niisslingen.  Es  hat  r/ feit,  ein  Anschlag.  Versuch 
ist  niisslungen.  hat  fehlgeschlagen.  Die  beste  Streich 
hdiid  (ff.  G.  Auch  mit  Dat.  1'.  Es  het-dr  (ff.,  deine 
Hoffnungen  sind  zu  Wasser  geworden.  Gotth.  .Sollte 
die  schanze  [=  frz.  cluince]  dort  f.,  so  wäre  grosser 
schaden  zu  befürchten.'  1.531.  Strickl.  .Der  mordt- 
liche  Anschlag  fehlet  ihm.'  Wurstis.  .In  selbigem 
Jahr  hat  meinem  Herrn  Vater  das  Seckelmeisteramt 
gefehlet  [er  wurde  bei  der  Wahl  übergangen,  also: 
seine  Bewei'bung  schlug  fehl].'  JCEscuer  um  1710. 
Un|iers.:  ,Es  will  fehlen:  inclinata  res  est.'  Hoscin. 
Es  hätt-ä'r  chöitiie'  f.!  bei  einem  Wagniss.  Von  einem 
lebensgefährlichen  Unfall  oder  Krankheitsanfall,  auch 
mit  Dat.  1', ;  oft  eupbem.  für  den  Tod.  .Hanse's  Frau 
ward  von  einem  heftigen  Fieber  ergriffen.  Es  werde 
f.  wollen,  sagte  Hans.'  Gorni.  ,Über  Nacht  kann  es 
mir  ja  f.'  ebd.  ,Es  will  mit  im  fäle,  res  ejus  ruinara 
niinitant'  Id.  B,  wie  noch  heute.  —  '2.  mit  persönl. 
Subj.  a)  einen  Fehler  begeiien,  wie  nhd.  Wer  nie 
(ffelt,  hed  mj''''  nid  (fleht.  1neiciik,\.  Ein  Ziel  verfehlen: 
l)e''  Schills  het  (ffelt  G;  mit  Gen.:  d'r  Schdje  f.  Uw. 
,Ich  will  aber  dabj  der  meinung  nit  fälen  [sondern 
sie  richtig  treffen].'  Zwinrli.  —  b)  Mit  Dat.  P.  den 
Dienst  versagen ;  ein  Versprechen  nicht  halten ;  Jmdu 
im  Stiche  lassen.  .Ach  nit.  mein  herr,  du  mann 
Gottes,  fäl  deiner  niagd  nit'  1548,  H.  Reo.  .Pfui  dich, 
du  schantliche  böse  w'elt!  Wie  hast  du  mir  so  gar 
gefällt  (gefeit).'  Salat  1537,  1135.  22?A.  .Wenn  lüt. 
zuu  denen  wir  uns  vil  guots  versehend,  uns  fälend. 
wenn  sy  uns  unser  bitt  abschlahend.'  LLav.  1584. 
.Seinem  freund  fälen  und  im  nit  zewillen  werden,  eines 
freünds  begür  nit  genuog  tuon,  deesse  voluntati  amici.- 
Mal.  ,Sein  kunst  habe  ihm  noch  nie  gefehlet.'  RGwekb 
1646.  ,Er  hat  mir  gefehlt',  sein  Versprochen  nicht  ge- 
halten. HosriN.  1683.  Ptc.  Per  f.  adj.:  verfehlt,  miss- 
raten. Es  (ffelts  Tuech  od.  e  (ffelti  Hut,  ein  Lump  S. 
En  (f feite  Pfarer.  Adv..  auf  fehlerhafte,  boshafte 
Weise:  , So  recht  gfehlt  und  mutwillig  kitzern.'  Stutz. 
In  einzelnen  Fällen  berühren  sich  das  Adj.  und  das 
wirkliche  Ptc.  (passiv  i.  S.  v.  .verfehlt').  Tez  isch  's 
(ffelt:  Bs;  Gr;  Z.  Die  Boten  von  Bern  eröffnen,  in 
dem  Abschied  von  Zürich  sei  in  Betr.  ihres  neuge- 
wonnenen Landes  Etw.  .gefehlt'.  1.548.  .\bsch. 

Feier  m.:  1.  =  Fei  1,  Fehler  des  Charakters. 
D'  F.  vun  Finde  soll  me"  kenne,  aber  nild  nenne. 
Siij.cjFK.  Es  hed  Jeden  en  F.  und  ich  ha"  gxve". 
I.NEicHEN.  Wer  ke  F.  macht,  lul  iif-em  Chilchhof  ebd. 
—  2.  Fehler  des  Verla lirens.  's  i.sch  ka  |kein]  7''.. 
Schweiz.  Idiotikon.  I  li. 


es  i.st  ganz  am  Platz  GTa.  —  3.  oni  F.,  unfehlbar. 
,Bäbi  erklärte,  dass  morgen  es  müsse  gegangen  sein, 
ohne  F.'  Gotth. 

Malefiz-:  .Wegen  diebstälilcn  und  anderen  ma- 
lefizfehlern  in  oborkeitliche  Ungnad  gefallen.'  1738 
ScHW  LB. 

G'schau-:  in  die  Augen  springender  F.,  -für  wel- 
chen man  darum  (beim  Viehhandel)  keine  Nachwähr- 
schaft leisten  niuss  wie  für  die  verborgenen  F.  Z. 

Trett-:  F.  bei  mehrtretigen  Bildgeweben,  welcher 
dadurch  entsteht,  dass  man  eine  unrechte  Trete  in 
Bewegung  setzt  Z. 

Feli  f.:  Wendung  zum  t'beln  S.  Hct-mer  [man] 
stf  Freud  amene  Boss  —  (jhcitss  chunnt  's  i  d'  Fälüi. 
.Joachim  1883. 

fclig:  mangelhaft.  Ebel;  irrig;  trügerisch.  ,Da.s- 
selb  hast  du  von  mir  nit  ghört,  drumb  ist  es  fälig, 
dass  du  werdist  gwärt.'  UtzEckstein.  ,Wie  alles  das 
so  ungwüss  und  fälig  ist,  das  die  weit  hoch  und  für 
schetzet.'  Gualth.  1551.,  ,Ain  feiiger  und  irrender 
weg.'  Kessl.  .Fälig  guot,  das  nit  so  vil  fruclit  bringt, 
als  es  aber  erzeigt  hat,  fundus  mendax.  Ein  fälige 
sach  haben,  periclitari  causa.'  Mal. 

Fei  s.  1.  Feld.     2.  Felwe. 

Fell  EM  GLStdt,  F^l  fFe'lJ  Aa;  Xv-  Bs;  Gr;  G; 
Tu;  Uw;  Z,  Fe'l,  Fe'l  GlH.  u.  K.  —  Dim.  Fäli  Ai- 
Z,  Fdlti  Uw  —  PI.  -er  Av;  Z  (neben  Fdl)  —  n. : 
1.  Fell  von  Tieren,  z.B.  von  Schafen  und  Ziegen, 
allg.;  auch  von  Mäusen  Gr.  .Der  Fürkauf  in  Häuten, 
Fählern  [usw.].'  17.34,  ApI.  .Ein  som  [=  Saum]  velli.' 
L  Schift'meisterlibell,  Anf.  XV.  .Braun  wie  die  fäl 
[Teppiche]  Salonions.'  1548/60,  Cantic.  .Ein  guetes 
Fell  ziehen-,  gute  Beute  machen.  Haut  v.  Menschen: 
.Das  fei  hieng  [den  Leuten]  am  ffaisch,  1er,  los,  ge- 
runzlet über  die  blossen  bain  [vor  grossem  Hunger].' 
Kessl.  Sonst  nur  in  bildl.  RAA.:  Eine"  bim  F.  ne", 
packen  Z.  Eim  's  F.  gerbe,  durchprügeln  UwE.  Ds 
F.  Wäsche,  prügeln  und  in  den  Brunnen  tauchen 
(Lauscher  und  Nebenbuhler  beim  Kiltgang)  B.  Gell 
[gelt],  's  hät-di'''  am  F.!  schadenfroher  Spott  Z.  Es 
dicks  F.  ha",  unempfindlich  sein,  körperlich  u.  gei.stig 
UwE.;  Syn.  Hut.  —  2.  Schimpf n.  eines  Menschen. 
Du  bist  nes  schlechts  F.  Aa;  Syn.  Tuech,  Hut.  En 
unnützes  F.,  ein  Taugenichts  GlH.,  bes.  ein  rohes, 
unsittliches  Weib  Aa;  Z.  Die  is-«  es  F.,  si  brüglet  ire 
Ma""  (dl  Tag  Gl.  Es  g'färigs  F.,  böses  Weib  W. 
Vgl.  Leder  und  nhd.  .Haut'  (dieses  aber  auch  in  gutem 
Sinn);  hit.  scart um,  Hure,  zu  coi'i»)»,  Haut.  Vgl.  auch 
Matzen-F.  ~-  3.  Schmutzfleck  an  den  Kleidern. 
"De  hasch  nes  sclmw  F.  corabe  [vorn  hinunter]  Aa.  -  - 
4.  Hautwunde,  Stelle,  wo  ein  Stück  Haut  abgerissen 
ist  oder  dieses  selbst;  e  F.  ab  ha"  ArL;  Gl;  Th.  Syn. 
m  Blctz  ab.  Wortspiel:  A.  Was  hüpfst  [=  hinkst] 
iisö?  B.  Ha,  i  ha  a  Fäal.  A.  Gang  toa  's  i  d'  Girbi 
GBern.  .Die  Lungen  von  dem  Wider  warm  aufgelegt 
heilt  ilie  fäl.  so  die  schuoch  abgetruckt  habend.'  Tierb. 
1563.  .Intertrigo,  der  wolf,  d.  i.  ein  abgeriben  fäl  oder 
aufgeriben  haut  im  gesäss  oder  sunst,  als  wenn  einer 
an  füessen  ein  f.  abstosst.'  Fris.  1568.  .Die  Zahl  der 
Schlägen,  Fahlen.  Wunden,  wie  sie  Christus . . .'  Ion. 
V.  Uheinf.  -  .5.  Hautausschlag.  Geschwür,  bes. 
chronisches.  C^uaddeln.  an  Mund  und  Gesicht  L;  GG., 
Rh.;  Z.  Er  hat  es  F.  am  G'sicht 'A.  D' FeUiT..  l'fe-l 
Tu:   Pocken;    Syn.    l'rscMachl.   lilätercn.    Masern  GT. 

4!l 


771 


Fiil,  fcl,  til,  lol,  ful 


„Wisse  F.,  Kimlerpocken ;  irüde  F.,  wilde  Pocken; 
röte  F.,  Flotsucht,  Masern  (tT.-  Vgl.  noch  Biipßi-F. 
und  feilen.  —  (j.  Schorf  oder  Kruste  auf  heilenden 
Wunden,  Geschwüren,  Hautausschlägen  Ar;  (iL;  L;  Z. 
Syn.  Huf,  Bif,  ilo.'ic.  In  Ar  unter.scheidet  sich  F. 
von  Bdfa  nur  dadurcli.  dass  das  letztere  niedriger  und 
Hacher  ist  und  von  ekelhaften  Ausschlägen  wie  vom 
Kopfgrind  gilt;  zuweilen  beide  pleonast,  verbunden: 
roll  Feier  ond  Biifa.  —  7.  eine  Krankheit  der 
Augen,  auf  denen  sich  eine  Haut  zu  bilden  scheint. 
Vgl.  Angen-F.;  Stern-F.  ,Loss  den  selben  rouch  in 
die  uugen  gon,  so  entschclen  sich  die  fei  bald.'  Bs 
Arznoib.,  XIV.  2.  .Die  gall  des  tiers  .soll  die  flecken, 
feien  oder  starren  der  äugen  vertreiben.'  Tierb.  15tiS. 
,l-)en  Sternen  oder  das  fäl  im  aug  vertreib  dise  äsch.' 
ebd.  ,Das  pulfer  der  gebrannten  Schnecken  verzeert 
die  fäler  der  äugen.'  FiscHii.  1568.  .Gebrechen  der 
Augen,  Fahl,  Dunkle,  Nagel.'  RC'vs.  —  8.  Rausch  L. 

Mhd.  Tel,  Haut  vüu  Tieren  uml  Menstlieu;  Staar;  dünue 
Eiskruste.  —  Bed.  8  mag  sich  aus  7  entwickelt  hallen  als 
Ijeiieblunsr  der  Augen.  —  Abi.  //7/.n,  G'c/ill.  —  Vgl.  auch 
/,ill,,i  IL 

Augen-Fell,  .'l'unica'  oculoruni.  augenfäl  oder 
augenschelfen,  so  das  aug  zuosamen  haltend.'  Fris. ; 
Mal.  .Aranei  tela.  Spinnweb,  Augenfell.'  Denzl.  ltI77; 
1711).  Vgl.  .Finstere  und  schwäre  der  äugen,  so  einem 
als  ein  spinwup  vor  den  äugen  schwebt.'  Tierb. 

Für-  Für-  (Fü-r-,  För-,  Fir-J  Ae;  Gl;  Th;  Uw; 
W;  Z,  Fn-r-  ZO.,  rS.,  Tor-  Ar:  Schurzfell,  lederne 
Arbeitsschürze,  von  Handwerkern  über  den  Vorderleib 
getragen  zum  Schutz  der  Kleider  „Vw;  Zs;  Z."  Syn. 
Sclmrz-F.;  Fürlcder;  Lcdersdwss.  's  Arbeitcrvolch  in 
(jrosse  Städte  sät:  u-enuj  Arbeit sstonde,  de  Tag  dore 
[durch]  's  Förfell  drülle"  ond  z'  Obed  en  grosse  IaY 
Tn.  ii/e"  muess  nüd  am  F.  chlopfe",  we/iin-me"  will 
Vögel  fange"  Z.  Die  .sterbende  Messe'  vermacht  dem 
Dr.  Han.s  ,Sohmid'  von  Constanz  ,myn  leder,  damit  der 
Altar  bedeckt  ist,  zuo  einem  fürfeil  in  syn  Schmitten.' 
NMän.  .Leite  ich  an  ein  fürfäl,  trüege  ein  zimmer- 
achs:  war  ich  darum  ein  Zimmermann?'  JJBreit.  IGUi. 
.Bekleidet  nach  form  der  Bergknappen,  in  einem  leinen 
zusammen  gebundenen  Hock,  samt  einem  ledernen 
Fürfell  um  ihre  Lenden.'  LLav.  1670.  .Die  sich  ihres 
Fürfäls,  ihres  Schurzes,  ihres  Ziehmessers  beschämen.' 
Ulr.  17'27.  .Leute,  die  sonst  die  Sonntagskleider  an- 
zogen, wenn  sie  an  die  Gemeind  giengen,  kamen  jetzt 
in  Werktag.shosen  und  Fürfällen.'  HPest.  1783. 

Haber-:  (PI.)  Haferspreuer.  als  Füllsel  für  Kissen 
verwendet  S.   —   /'.  ^  Hülle,  Hülse. 

Hirn-:  die  das  Hirn  umgebende  Haut,  resp.  Häute. 
, Welcher  wunden  er  aus  Verletzung  der  Hirnfehlen 
verschiede.'   Wurstis.   -    Vgl.  .Fehle',  (ir.  WB.  IV,  M22. 

Hirzen-:  Hirschhaut.  .Nebrides.  ein  hirzenfäl 
oder  gemsenfäl.'  Fris.;  Mal. 

Kalb(s)-:  Kalbshaut.  Fs  si'"'  nie  üh.  in  der 
Gerbi  vm"  [=  als]  Chüehüti,  es  sterben  mehr  junge 
als  alte  Leute  BBe.  (De"  lange"  Weg)  uf  's  ühalbfsjfiil 
nse"  g'lieie",  als  Tor  (,Kalb')  zum  Vorschein  kommen, 
bei  einem  Unternelimen  zu  Schanden  werden,  Schimpf 
und  Schaden  davon  tragen,  statt  vermeinter  Schlauheit 
eine  Dummheit  begehen,  eig.  (der  ganzen  Länge  nach) 
ungeschickterweisc  zu  Falle  kommen  Z. 

Lamm-:  ,1  lybrock  mit  wyssen  lambielen.-  1189, 
Waliok  luv. 


Lösch-  wie  Fliesspapier  verwendet':'  .1'2  ß  um  ein 
liischfel  zum  rätsbuoch.'  152.3,  L  Umgeldsb. 

„Milch-:  MilclLschorf  Z." 

Busel-:  flockiges  Fell.  Pelz,  z.B.  das  einer  Katze  Z. 

R  u  p  f  1  i  - :  Nosselausschlag  GT.  —  S.  llu/c  unter  Frll  5. 

Ratzen-:  Rattenfell;  als  Schimidwort,  s.  Fell  2. 
Du  alts  Batzef.,   du  alti  Hex!   XVIII.,  Baurengesi-r. 

Schurz-  =  Für- F.  B;  Ndw. 

Schwänzel-:  Tierfell  sammt  Schwanz'?  .r)ie  Kür- 
siner,  weliche  den  Gästen  allerhand  Wildwaar.  item 
Romanisch-  oder  Schwenzelfähl  verkaufeut.'  Z  Mand. 
1639;  1640;  169'2. 

Sti fei-:  Tierhaut  zu  Stiefeln  (Pelzstiefeln)?  .Stifel- 
fäll.  28  Stuck.'  1571,  Wegmann,  Inv. 

Stern-  =  Fell  7.  .Wider  die  tunklen  äugen,  stern- 
fäl  und  grawe  flecken  der  selbigen.'  Vohelb.  1557. 
.Augenwee  und  zuovor  das  sternfäl  vertreibt  Bären- 
gall.' Tierb.  1563.  .Stärnfäl.  das  starren  der  äugen, 
suffusio.'  Mal.;  Denzl.  1677;  1716. 

Stern-  scheint  entstellt  aus  staren,  stieren  uud  ilanu  uui- 
gedeutet  auf  den  .Stern'  des  Auges  seihst. 

Dachs-  am  Kummet  der  Pferde,  des  Handgauls, 
wenn  der  Bauer  zur  Stadt  fährt. 

Der  Gebrauch  ist  weit  verbreitet  und  scheint  auf  Aber- 
glauben zu  beruhen :  in  Italien  tragen  die  Ochsen,  die  nmn 
auf  den  Markt  bringt.  Streifen  von  D.  um  die  Hörner.  an- 
geblich zum  Schutz  gegeu  bösen  Blick  und  Hexenwerk.  Auch 
werden  aus  Dachshaaren  zierliche  Amulete  für  den  Hals 
kleiner  Kinder  verfertigt.  Mit  Dachsfelleu  wird  der  Hintere 
von  Pferden   und   Mauleseln    auch    in  Südfrankreieh    belegt. 

Web-:  Stück  Leder,  welches  der  Weber  sich  vor 
den  Leib  bindet  Ar. 

Wamm(s)-:  weisse,  weite  Schürze,  welche  die 
Männer  am  Sonntag  zur  Verrichtung  der  Hausgeschäfte 
tragen,  um  die  Sonntagskleider  zu  schonen  ScHNnk.f 

Zund-:  Zündschwamm.  ,Dass  ainer  an  [eine]  ge- 
ladne  handbuchs  an  syn  brüst  satz,  und  wie  er  das 
zundfal  darhept,  will  ablassen  [usw.].'    Kessl. 

feilen:  1.  fi-h; ■  .\usschlag,  Pocken  bekommen 
GG.;  s.  Fell  ö.  —  2.  ..Tuch  mit  einem  Glattglase 
weich  und  glatt  machen  G."  —  Vgl.  noch  fillen. 

Emp-.  Ent-Fcl.  Be-Fel.  ent-felen   s. -Felch. 

Fellach  s.  Felwe. 

Fellenberger:    Zwetsche  der  griissten  Art  BsStdt. 
Der  Name  geht  wahrsch.  auf  den  gnissen  Landökonomen 
und   Erzieher  Fellenberg  zurück. 

Vi'Illss  m.:  Schultornister  ZNer.  Fellise  n.  allg. : 
Felleisen.  .Mit  ihren  Vällis.  Geräten,  Kleinotern  und 
andern  ihren  Gütern  (Vallisiis,  arnesiis  et  jocalibus 
rebus).'  Wi-rstis.  .Der  Gubernator  der  Statt  besich- 
tiget aller  unsere  Fellis.-  TuPlatt.  159.'i.  —  Aus  frz. 
cfitise, 

Felix,  Feiig  (inVi-.,  Fix  Z:  Taufn..  bes.  in  Z  be- 
liebt gewesen,  weil  Name  eines  der  Stadtheiligen, 
denen  zu  Ehren  879  die  Abteikirche  (Prauinünster) 
geweiht  wurde.     S.  Fek  Sp.  726;  Amsle  Sp.  211. 

feil  (feH,  fäl):  käuflich.  ,Feil  und  zuo  denj  kauf 
gerü.st.  venalis.  Lassen  f.  aussrüefen,  sub  pnecone 
subijcere.'  Mal.  Feiles  Brod  (.Feilbrod'),  solches, 
welches  der  Bäcker  aus  seinem  eigenen  Mehl  auf  Vei-- 
kauf  buk,  im  Gegs.  zum  Hüsbrod  und  zu  dem  aus 
.Ingeschütt-etem'  für  fremde  Rechnung  gebackenen; 
s.  Fochenze  (Sp.  652  ff.)  und  Feiler.     ,Die  pfister,  die 


773 


Fal,  fei.  fil.  vil.  M.  ful 


774 


t'eileiis  baehend.'  ir>77,  Z  Ratsovk.  Es  war  das  feinere, 
weissere,  etwa  auf  Festtage  liiii  gebacken.  .AU  sanips- 
tag  nml  firabend  [Tage  vor  Kircbenfeston]  und  so  oft 
.\v  teils  brot  baehend.'  1535,  Elchek  Herrschaftsrecht. 
.Brot  f.  füeren.'  1413,  B  Stadtsatz.;  vgl.  Brotfüerer. 
Einst  spielte  eine  grosse  Rolle  in  der  .Autonomie  von 
.städtischen  Genieindewesen  und  der  Kantone  in  ihren 
Beziehungen  zu  den  Nachbaren  der  feile  Kauf 
(Markt),  d.i.  der  freie  Verkehr  zumal  mit  Lebens- 
mitteln. ,So  wurd  man  uns  feilen  kauf  abschlahen  und 
nüt  lassen  zuogön',  den  Markt  verschliessen,  verbieten. 
1524,  Absch.  ,Das  auf  Karen  und  Wägen  zu  feilem 
Markte  gebrachte  BroJ.'  Wurstis.  1779.  Auch  in  conor. 
S. :  ,An  die  von  Solotren.  dass  si  daran  syen  [sich 
bereit  halten  sollten],  den  lüten  feilen  kouf  nach  ze 
füeren.-  147li,  B  Ratsman.  ,Dass  sie  die  Proviant  und 
den  feilen  K.  frei  ergehen  lassen  sollten.'  MStkttler 
U)"27.  —  Das  W.  findet  sich  mit  folgenden  Vben  ver- 
bunden: a)  sin;  oft  fig.  gewendet.  .Wenn  er  noch 
nicht  genug  habe,  so  sei  noch  mehr  [v.  der  Züchtigung] 
feil.'  Breit.  1860,  als  Drohung,  's  ist-mer  f.  =  ent- 
leidet Bs;  Z.  Auf  die  Anfrage  des  Freiers  ziemt  sich, 
dass  der  Vater  des  Mädchens  vorerst  bemerke:  si  ist 
null  fül  GTa,  Syn,  vor,  fürig.  Den,  welchen  man 
l)eim  Weine  frei  halten  will,  ermuntert  man  mit  der 
Erklärung:  du  bist-mer  null  f.  iim-eue  Schoppe  TKj" 
GA.  b)  han,  f.  bieten,  z.  B.  Millaffe"  f.  ha;  auch  abs. 
den  Krämer,  die  Höckerin  machen.  Übertr. :  sich  zur 
Schau  ausstellen,  z.  B.  von  Mädchen,  welche  ohne  Be- 
gleitung eines  bestimmten  Burschen  auf  den  Tanz- 
platz gehen  G  fsi'''  f.  ha);  Z.  's  Hanse  Frau  het  zu 
ire'  Tüchterle"  (/'seit :  l;eis  ron-ech  sull-si"''  nie  erfreche", 
l)i  iJem  Schlenyijel  [Schlingel]  stunäelaiiij  ijo  f.  z'  ha". 
BWvss  18(33.  Er  ist  im  Wirtshüs  i/o"  f.  ha,  sitzt 
unter  dem  Vorwand  von  Geschäften  im  W.  ZLinim. 
Das  hat  nebet -enand  f..  Beides  ist  neben  einander 
möglich,  sohliesst  einander  nicht  aus;  ist  gleichberech- 
tigt Z.  Von  Mannspersonen:  die  Hosenklappe  oft'en 
haben  Ar  (Nebes  fäl  ha);  IT.  Von  Weibspersonen  (auch 
mit  dem  Zusatz  Fleisch):  die  Brust  stark  entblösst 
tragen  Z.  c)  triben.  Mer  heind  [wir  haben]  's  Veh 
Niemertem  f.  'tribe",  zum  Verkauf  vor 's  Haus  gebracht 
U.     d)  gen:  preisgeben,  hingeben  U. 

Mhd.  veile,  ahd.  frilL  Unsere  Formen  mit  a,  ä,  c  lie- 
ruhen  anf  lokalen  Laiitgebimgen  unii  haben  dnrch.Hus  keinen 
Bezug  auf  ags.  fiüe,  ahd.  fali,  fdi.  —  Bud.  d  aucli  schon 
lulul.    —    Abi.  fciheii. 

Übel-:  in  nüsslicher  Lage  steckend,  übel  daran, 
ratlos;  spec,  mit  einem  unheilbaren  physischen  oder 
geistigen  Gebrechen  behaftet.  En  übelfeile  Tropf 
VÜRTE;  „Z".  ,Den  Urnern  tat  sie  [die  von  einem 
Gespenst  heimgesuchte  Alp]  eben  .so  wenig  gut  und 
sie  waren  ü.  daran  wie  die  früheren  Besitzer.'  Lütolf. 
Sagen.  ,[ln  der  Hölle,]  tvo  sust  's  ganz  Jör  ke'  ühilbitaij 
und  Alles  übelf.  [ist].'  Ineichen  1859.  ,Nun  sind  wir 
aber  ü.f.,  kein  anschlag  mer  uns  g'raten  will.'  Ruef  1538. 

Kig.  der  tiegs.  zu  wnlfril,  also  von  knappen  Lebensver- 
hältnissen; dann  auf  die  Person,  welche  unter  solchen  zu 
leiden   hat,  bezogen.      Vgl,    wirs-f. 

bass-  bds-:  1.  wohlfeil  LRigi;  Zi:;  im  t'onip. 
(bassfeiler)  Schw;  U;  altes  LB.  GrD.  -  '2.  wohlfeiler 
•  ilS.  —  Zsgs.  mit  mhd,  Imz,  das  an  und  für  sich  (ohne  -n-) 
Uoniparativ  war.    —   Vgl.   wirs-f. 

wol-  meist  u-ülfrl  —  Comp.  ini/fi-Irr  Aa;  li.\l.; 
L;  S.  iriil/lcrlh  (wrlller);  G;  Z,  viilfiivr  Ztw.:   1.  wie 


nhd.  D'  Ischiine"  niached,  dass  's  nie  me  rv.  icird, 
keine  wohlfeile  Zeit  melir  kommt.  J"*  gab  's  nit  «',, 
es  ist  mir  wert.  7  gab  's  doch  w.,  es  ist  mir  sehr 
entleidet  Z.  Er  git  's  w.,  ist  nicht  schwierig,  lässt 
mit  sich  reden  Aä.  Sprw.  W.  derzue,  w.dervu",  wie 
gewonnen,  so  zerronnen.  —  2.  bescheiden,  den 
eignen  Wert  nicht  hoch  anschlagend.  ,Buben,  seit 
doch  nicht  so  w.;  werft  den  Bengel  nur  ein  Bisschen 
hoch;  er  fällt  von  selbst  wieder  tief;  in  diesem  Punkt 
[wo  es  an  Werbung  und  Heirat  geht]  darf  sich  Einer 
alleweil  was  Rechts  einbilden.-  UBrägger.  ,Sei  doch 
nicht  so  w.;  du  kömmst  noch  alleweil  früh  genug  zum 
Schick  [Glück].'  ebd.  —  stei"-erde"-,  spott-:  Stei- 
gerungen zu  Bed.  1.  —  wo  Heilen  B;  Uw;  Z.  u-öl- 
flera"  kr:  wohlfeiler  werden,  meist  unpers.  ,[Wie 
früher  die  Zohntfrüchte  nach  dem  Gefallen  des  Abts 
verkauft  worden  seien,  was  die  Märkte]  bewohlfeilet 
habe.'  1544,  Absch.  —  Wolfeili.  meist  Wülfli, 
Wölfeli  f.:  Wohlfeilheit;  wohlfeile  Zeit,  Ggs.  zu  Türi. 
allg.  Er  chauft  's  der  W.  nä''',  je  das  Wohlfeilste. 
,Da  wir  in  höchster  wohlfeile,  in  friden  und  wolstand 
wohnen.'  JMüll.  1665.  ,Ein  merkliche  w.  mensch- 
licher narung  ist  diser  zyt  gewesen.'  Wurstis.  1580. 
.Hat  euch  nieman  kein  soliche  fassdüre  [hohen  Preis 
der  Fässer]  erlebt  und  ouch  kein  mensch  soliche 
schnelle  wynwölfle.'  Bs  Chr.  Sprw.  E  Türig  im  Herbst 
bringt  im  Früehlig  c  Wölfeli.  Schild.  .Gedenkend  an 
die  gmeinen  sprüchwörter:  Gott  kann  bim  lären  casten 
machen  ein  wolfeile,  und  hingegen  bim  vollen  casten 
ein  türung.'  .TBreit.  1641.  Wortspiel:  En  Arme 
hätt-mi"''  gern  und  wünscht  mi'''  alli  Jör;  und  vilr 
i'''  gross,  i'''  frdss-en  üf  mit  Hut  und  Hör  Sc».  — 
wolfeilig  tcülflig  ^  vfohUeil  Bs. 

Die  in  Folge  von  Absorbicrnug  des  Tones  des  zweiten 
Teiles  durch  den  erstem  eintretende  Syuc.  zeigt  sich  schon 
früh.  ,Ouch  fleisch  was  [war]  in  wolfleni  gi-lt.'  Kyff,  Bs 
Chr.;  ,wölfler.'  ebd.  ,Das  wölflist  bclzwerk.'  Tierb.  l.'>G:i. 
.Das  bringt  dir  kein  wölfle  in  dyn  iand.'   HsRManuel. 

wirs-  wirsch-:  Steigerung  zu  übel-feil  UwE.  Vgl. 
bass-f. 

Feiler  m.  :  Bäcker,  welcher  Brot  aus  seinem 
eigenen  Mehl  zum  Verkauf  buk  und  solches  an  einem 
vom  Magi.strate  angewiesenen  ölientlichen  Lokale  feil 
bot  Z,  wo  das  W.  von  1331-1770  belegt  i.st  (s.  das 
Brot,  S.  123.  1.30  ü".  160  ff.  ,Ein  feiler,  der  brot  feil 
hat  und  simmelring  u.  dgl.,  crustularius.'  Mai..  Syn. 
Feil-,   lüeinbecli,   Kleinbrötler.     ^'gl.  auch  Fuchensei. 

Buech-:  hausierender  Buchhändler:  a.  durchaftcr 
Sp.  125.     Syn.  Buechfiierer. 

Veilette  s.  Vijelette  bei  Violc  II  (Sp.  633/4). 

vtl  (tw.  cF?,  inFi'iW):  viel.  1.  adj.  a)  «ieulid.. 
aber  im  Sg.  durchweg  und  meist  aucli  im  PI.  un- 
flektiert. Vil  Miiet;  vil  Lüt  (Manne",  Franc",  Chind"'); 
um  vil  Geld,  mit  vil  Müe.  Der  süess  Must  ged  gad  [gibt 
eben]  vil  Buch  Ar.  S,  vil-zlt.  —  b)  substant.  ver- 
wendet, a)  Sg.  Ntr. ,  in  rechter  Volksspr.  ebenfalls 
immer  ohne  Flexion.  Es  chann  ime  Jär  r.  an  Eine  ge 
od.  cho  [Einem  zustosson]  Z.  Wo  vil  ist,  chunnd  vil 
(vgl.  unter  anfalioid).  Ineichen.  Z'r.  ist  uiig'sund  und 
war  's  [wäre  es  auch]  g'nueg.  ebd.  G'nncg  ist  bcs.'ier 
weder  z'  r.  Sui.ger.  ,Vil  und  z'  wenig  verderbt  das 
.'pil.-  .TCWeissenh.  1701/2  (vgl.  u.  lüt-cl).  ,Des  Dings 
geschali  täglicli  mehr  dann  viel.'  IvnWmz  1653.  Es  hat 
na-''  ('.,  »■()  das  (de''  sc.  Wein)  ifsi"  ist,  Einladung  an 


Fal.  fei,  lil.  vil.  fol.  tili 


(70 


den  Gast,  sicli  die  Bewirtuiiff  unbedenklich  sfliniecken 
zu  lassen  Z.  Es  ist  vil  ron-em,  das'  er  selber  cho"  ist, 
ist  als  ein  Opfer  von  ihm  zu  schätzen  Z;  in  dieser 
Anwendung  auch  mit  Art.:  das  ist  e  vils  vorne  so  e 
junrje"  l'iirst  [Burschen]  =  ein  Grosses,  eine  hedeutende 
Leistung  \a.  I'''  weit  [wollte]  nüd  um  vil,  dass  er 
mi'''  i/'siich.  Mit  eil  chann  e  Soii  hüse"  [die  Haus- 
haltung führen],  Hät-ine"  ril,  sc  hrücld-me'  v.  Vil 
icilsse"  macht  Chopfive.  Silokh,  Wer  z'  vil  will,  dem 
wird  z'  weniy.  Vil  en  Drück,  iron.  =  Nichts  Z,  ,Uni  so 
vil  desto  mehr,'  JHott.  1666,  jetzt  dess  (desto)  nie,  nhd. 
,um  so  mehr'.  Einem  v.  si"  möye"  s.  stn  Vb.  ,Han  ich 
dir  ze  v.  tan,  so  verklag  mich,'  15Al.it  ^  Unrecht  getan, 
zu  nahe  getreten.  Das  ist  v.  rfsäid,  das  heisst  v,  ge- 
sagt =  ist  eine  Behauptung,  welche  schwerlich  mit 
der  Wirklichkeit  übereinstimmt  Z.  Ellipt,  ^  so  v.  als, 
Iss  und  trink  v.  d'  maf/st  ZO.  —  ß)  Plur,  Msc,  Viele 
(Leute).  Es  sind  nüd  Vil,  reo  das  scho"  ij'seh"  händ. 
Vil  wend  ha".  Viele  behaupten  . . .  ,Vil  reiten  [sc.  ein 
.Steckenpferd  |,  wann  sie  gehn  zu  fuss.'  JHAmm.  1657. 
Im  Dat.  mit  Flexion;  ivie  's  sehn"  (i)  Vile"  (Vilne") 
y'yanfjen  ist.  —  2.  adv.  a)  zur  Steigerung  eines  adj. 
(adv.)  Begriffs,  a)  sehr.  ,Vil  dankbar.'  Scnw  LB. 
15'24.  S.  auch  ril-näch.  ß)  nach  ze  (zue)  =  allzu. 
Z'  r.  ffuet  ist  büs.  Tneichkn.  .Zevil  frei.'  Fkis.  ,Ze  v. 
streng.'  Ansh.  .Der  in  [ihn]  zuo  vil  rüch  und  streng 
hielte.'  PiGu.^lth.  1584.  y)  vor  Comparativbegriffen 
=:  weitaus.  Er  ist  r.  de''  schlechter.  S.  auch  ril-e 
Sp.  10  (2  a).  .Der  grösser  hüf  und  v.  der  merteil.' 
1529,  Abscii.  .Vil  ein  andere  zyt.'  EGrALxn.  1553  = 
eine  ganz  andere.  .Viel  ein  andere  Beschaffenheit.' 
RiiAGOR.  16.39.  —  b)  oft.  allg.  ,Vil  hat  man  nachts 
gebort  geist'''"  sünfzen.'  LLav.  1569;  dafür  , oftmal.' 
liiTn.  ,Ich  wird  vil  bei  dir  sein  oder  oft  und  dick,' 
M.1L.  .Quotiescunque:  als  v,  und  dick,  so  oft  und  v.' 
FRts.  Die  selbe  Häufung  von  Syn,  noch  jetzt  üblich, 
—  3.  (Steigerungsformen.)  Am  Fi/.s(e,  am  Meisten 
B.  ,Nur  3  Batzen  auf  ds  Vielst.'  Gotth.  ,Wer  aller 
vilost  darum  git.'  Offn.  Oberutzw.  1436.  ,Ufs  vilist.' 
HBii.L.  1572.  .Ein  Ducaten  uf  das  aller  vilst.'  B 
Mand.  16'i8. 

Vit  i.st  iii  unserer  Vnlksspr.  ^'tiiiaii  geuomiiieü  uie  atlj. 
verwendet;  aucli  in  den  Fällen  von  1  a  ist  es  eig.  snijst. 
und  da.s  dabei  steheude  Sul)st.  als  Gen.  zu  verstehen,  der 
sich  nur  allmählich,  wohl  weil  die  Form  des  (ien,  der  MA. 
nahezu  abdorrte,  dem  regierenden  Worte  als  Apposition  aecüm- 
uiodierte.  Die  Bed.  2  a  (auch  mit  .vielleicht'  ins  Nhd.  her- 
üliergenummen)  galt  namentlich  im  Mhd.,  z.  B.  ril  dirke,  sehr 
oft,  aus  welcher  Verbindung  (zunächst  aus  der  copulativen 
Wendung  v.  jiml  d.)  sich  eben  unser  2  h  mag  heraus  ge- 
schält haben;  doch  da  r.  auch  prädik.  i.  S.  v.  .zahlreich' 
vorkommt,  was  sich  mit  der  Bed,  ,oft'  berührt  (.das  rebhuon 
ist  vil  in  der  insel  Gallinaria,'  Vogelb,  1557),  so  ist  auch 
Entwicklung  durch  diesen  letztern  Begrüf  hindurch  möglich. 
^  3.  Als  Steigerung  wird  allgemeiner  mist,  meint  verwendet. 
Über  die  absol.  Steigerung  eieiy  r.  und  die  formalen  Wand- 
lungen  derselben   s.   cieiti  Sp.    C11/I2.    —    S.noch   riz. 

als- vil,  as  fU,  rsfil,  affd,  affrl.  äf'rl,'if,J;  1.  (ab- 
sol.) so  viel.  A.  het  's  (fhisl't.  Ddr  hät-si'''  met  de 
Chlauen  um  avel  fest  i"  d'  Felseblatten  im  i/chlammeret 
Ai',  d.  i.  sehr  fest.  —  2.  (verbunden  mit  folgendem 
relat.  als  (as,  isj  oder  das')  eben  so  v.  als.  Es  mag 
enn  [ein]  Sticl.rr  mif-;m^n  iinziye  Stidi.^tuel  as  vilg'sticken 

as  100  llamlsiickere.    Tue"  asvilas,  tun  wie  wenn 

der  gleichen  tun.    Er  tuet  asvilas  ob  er  si  möchti  Gk. 
Dem  Anschein  nach,  gcwissormassen.    Er  hat  asvilas 


für'''ti(j  [ausnehmend]  früntli  tue  [getan],  ebd.  Es 
hat  a.-v.-a.  extra  schö"  sl"  .sülla".  ebd.  Er  iviU  as  (so) 
t.  as  rieh  si",  den  Eeichcn  spielen  Ap;  Ndw.  Er  mät 
asrilis  mächtif/,  aber  doch  mät-er  nid  ine  as  es  Wibs- 
bild  GrD.  Es  ist  nW  s'  vil  as .  . .  GlS.,  wo  diese 
Formel  auch  absolute  und  also  ellipt.  dem  Satze  im 
S.  V.  ,es  ist  nur  scheinbar,  vorgeblich,  i"  der  3Ieini"g', 
angehängt  werden  kann.  Syn.  Gott-mer-sprich.  Zur 
Hervorhebung  eines  Ausdruckes:  1  han  seile"  a.-v.-a. 
chdse"  W.  ,[st  er  einsmahls  als  vil  als  widerumb 
lebendig  worden.'  LLäv.  1576.  Auch  bejahende  Be- 
scheidenheitsphrase, indem  man  z.  B.  eine  Ehre  an  sich 
kommen  lässt.  .\.  Sid  ier  der  G'schirornai'  ü.  Asvilis 
wbl  GrD. 

S.  0.  Sp.  197  u.  Hill  „/«  /  «;  ;'  u.  Anm.  A/'el  ist  Ab- 
schwächung  aus  affil,  wobei  das  syn.  sovet  m.ag  mitgewirkt 
haben:  nß'il  aber  ist  durch  Assimilation  des  s  an  v  (ß  ent- 
standen. Ursprünglicli  wurde  die  Verbindung  um  a.  wolil 
nur  bei  ausdrücklicher  Vergleicbnng,  viell.  sogar  vor  einem 
Comp,  gebraucht,  erst  später  dann  auch  absolut.  Im  Unter- 
schiede zu  dem  sonst  gleichbed.  soni  (entsprechend  engl,  n« 
much  :  UV  iinich)  ist  n.  ursprünglich  vergleicheuil,  «.  einfacli 
hinweisend. 

mords-  Z.  bode"-  W.  hegelsding-  BBe..  welts- 
Z :  Steigerungen  des  Begriffes  ,viel'.  Es  wird  doch 
mords  vil  G'schirr  verheit  [zerbrochen].  Stutz. 

**o-  1)  ('•JsoVil  Ap;  BLaut.;  Z,  (i;)sövel  (sevel)  Xk\ 
BöO.;  FMu.;  Gh;  L;  GA.;  S;  Uw;  U;  W;  Zii;  Z, 
(jsö'vliy  (sevlig)  W;  Zg,  (i^Jsövlet  Gl.;  Zg,  (r).süvli  (sevlij 
BM,,  ü,;  FMu,;  S;  WLü,;  ZHinw.  2)  söli  SniBarg., 
sbli  Bst,  Hebel;  PPo.;  GRh.;  Sch;  ZO.,  u  Töss,  Sth., 
scli  AABb.,  F.,  Zm-z.  1815;  BLaut.;  Sohw;  ZAuss.,  B., 
Limm.,  0..  Wl.,  c.wZj.s  ScnwMuo.  —  dim.  süceli,  sevili : 
1.  so  viel  (quantitativ),  allg.  Süfel.  Id.  B.  Es  heiy 
[habe]  nach  en  anders  Wiisen  [ausser  Gott]  aW''  sövlet 
z'  regiere".  Becker  1876.  Sevlig  [Obst,  Getreide  udgl.] 
(/it  's  h'ir  nit  wie  feru"  [letztes  Jahr]  W.  Du  magst 
nit  halb  esövli  wie-n  ih.  Gotth.  Dim.  blö.'is  söreli, 
söveli,  ein  klein  wenig  GA.  's  isch  nesuvel!  RA.,  mit 
welcher  der  Unzufrieilene  zur  Ruhe  gewiesen  wird  = 
es  ist  immerhin  so  viel  und  nicht  zu  verachten  AaF, 
Es  ist  iez  esovel  —  häd  der  A)d;e"ma""  [Butterhäudler] 
g'sait .'  =  daran  lasst  euch  genügen;  dabei  bleibt  es. 
Deiktisch:  er  hat  nid  esovel  g'ye"  =  blutwenig,  gar 
Nichts.  Auch  bei  PI.;  sövel  Chind.  Selber  als  Subst. 
aufgefasst;  e"  ledrc  gid  [gibt]  es  Sövel  dran  BKi.;  es 
Sevili  31ilch,  Lit  [Leute]  Ndw.  -  -  2.  so  sehr  und  (ohne 
Hinweisung)  sehr  übh.;  so  oft.  allg.  a)  beim  Vb.: 
Das  ivird  öjtpe  nüd  sövli  pressiere.  Gotth.  E''  hau  dessen 
.sein  y'achtet  nid  BLaut.  Es  ist  kür  nit  sölli  y'räte". 
Er  het  sollt  'tue  [sich  arg  geberdet],  ivie  [als]  sin  Vater 
y'storben  ist  ScnSt.  Es  wundret-mi"''  yar  sölli.  Stutz. 
J"''  verstä-mi"''  eserel  nit  of  die  niwi  Schrift  U.  Wie 
häm-mer-is  selli  vergaffet!'  KdMf.v.  1860.  Z'  Neisele 
bin-i  dick  und  vil  und  sövel  z'  Wertistei".  Ineichen 
1859.  —  b)  vor  Adj.  (Adv.)  Esevel  fin  oder  (dem 
Begriffe  angemessen)  dimin.;  söveli  es  fins  z.  B.  Fräuli 
GrD.  Er  hät-mer  doch  selli  guet  y'viii.fse".  Es  j.st 
öppe  nit  sövel  wit.  Sovel  yuet  tanze".  Inkichen  1859. 
Gar  .sölli  tur  ist  Alles  y'si".  Si  sin''  vom  Schaffe"  her 
und  hi"  gar  sölli  müed  und  schlöfriy  y'si".  Heuel. 
, Sövli  bös  dran  sei  er  noch  nicht.'  Gotth.  ,l>er  Bnr 
soll  syn  einfältig,  trurig  und  bekünmiert,  doch  nit  so 
vil  ungschickt  und  jiürisch.'  HBull.  1533.  Die  Stelle 
des  unbest.  Art.  schwankt;  er  ist  en  sölli  yuete''  Ma"" 


Fal,  fei,  lil.  vil,  lul.  ful 


778 


'/A\\.  .Ein  sövli  witziges  Kind.'  (iriTTii.  iieljeii:  Sörli 
Cliiiiij  und  sürli  juni)  und  söfU  e  lüf'fiye  Miieler.  Siifcl 
€)>  chli's  iüch  es  BBe.  Säy-mer's:  du  hisch  xerK  eii 
h'xinnte  [(1er  viel  weiss]  BGydistl.  Derselbe  pleonastisch 
an  beiden  Stellen  gesetzt:  Ax  aiicU  es  schkcMs  bin 
ili  nit.  GoTTH.  Pleonastisch  werden  auch  die  Be- 
standteile des  W.  s.  selber,  weil  die  Zss,  nicht  mehr 
gefühlt  wird,  beigefügt:  so  selU  übel  AABb.;  sopel 
[  (sovli,  selK)  vil  B.  —  c)  absol.  und  scheinbar  prädik. : 
es  ist  nid  sülli,  nicht  besonders  geraten  ZSth.  Es  ist- 
nier  nüd  s.,  nicht  recht  wohl  üRh.  A.  Git  's-es  guet? 
B.  Nid  so  sölli  ZWl. 

Die  volle,  nicht  zsgezogeue  Form  koiiimt  ebenfalls  zur 
Verwendung,  aber  nur  im  eig.  S..  weuu  "n  auf  ein  folgeuües 
iih  oder  ifi>  weist.  —  Zss.  svHis-<lhti/.  —  Über  den  Vorsclilag 
(-  und  über  e  der  Stammsilbe  im  Wechsel  mit  ü  s.  Sp.  12  u. 
bei  m.  Siivluj  ist  adj.  Weiterbildung,  solltet  eine  Spielart 
dazu  (vg].  Ahcd  :  Äliii/ ;  Aiitht  :  AiitHg :  L'rlct :  Vrbliij,  Urlaub; 
animnl :  nmmiij  Sp.  209  u.  220)  oder  UmstelluDg  einer  mit  ( 
erweiterten  Form  'simlt.  ,Si)li  mag  r  eliminiert  oder  dem  / 
assimiliert  haben;  wahrscheinlicher  ist  Vermengung  mit  den 
Nbff.  von  so-tk-h,  solch.  Esohn  ist  gen.  Adv.-Form  wie  aV>eii 
usw.  Sp.   209,   immern  222. 

wie-,  iciev^l  Z,  icövrl  Sch;  Schw,  irecij  Schw; 
Niiw,  wövlrt  Gl:  wie  nhd.   —   Ö  nach  Analogie  von  sunl. 

—  Als   Ordinalzahl  wievrlt,   wev^lt   Gl.    —    Abi.   wiivleti. 
eswie-vil  s.  ettvie  Sp.  593. 

vile"  rilrt:  Adv.,  beinahe  Gr;  GO.  V.  nit.  Ver- 
.stärkt:  vile  vile;  v.  schier:  r.  gär;  r.  gottsgär;  v.  potz- 
gär.  Er  hat  rilla  gär  ei"  Nama  g'ha.  wie  min  Atti. 
(jöLDi  1712.  Viliin  aw'',  hoffentlich.  Du  liäst  v.-au 
(fnucg.  —  Wahrsch.  ist  vitc  Sp.  1 1  nicht  vü-c,  sondern  vUt^ 
zu   lesen   und  gebort  in   diesem  Falle  hieher.     Eigentl.  *m7-a;i.' 

vilen:  1.  (intr.)  viel  werden,  sich  vermehren.  ,I)o 
aber  die  eynwoner  der  erden  antiengend  v.  und  grosse 
Völker  wurdend.'  1581;48,  IV.  Esra,  =  .mehren.'  KiöT. 

—  2.  (tr.)  vermehren.  .Dieweil  Gott  dem  Abrahamen 
verheisst,  sein  geschlecht  ze  v.  und  ze  mecren.'  Bibel 
1531.  .Durch  Weisheit  wird  dir  dein  leben  gelängeret 
und  die  jar  mit  gesundheit  gevilet.'  1531/60,  Prov.  — 
Mhd.    villi  intr. 

er-.  .Wann  [da]  sich  die  genossen  einhilliglich  er- 
vilet,  versinnt  und  ervaren  band,  dass  der  hof  dieselben 
rechtung  je  dahar  gehebt  hab  und  euch  hinnethin 
haben  soll.'  1424,  Hofr.  Holderbank.  —  Syn.  ermtren? 

he-  iiflle"  (-V-}:  1.  unpers. .  (zu)  viel  dünken; 
verdriessen  AiFri.;  Bs;  BO.  Es pfUt  {pfikt  Ak;BO.) 
mich,  ärgert  micli.  dünkt  mich  unbillig;  ich  tue  es 
ungern,  kann  mich  kaum  dazu  entschliessen.  Wenn's- 
di'''  pfilet  z  gö",  sr  blib  äö!  ,Ab  keiner  fröud  tuet 
mich  bevilcn.'  Salat  1537.  Auch  (z.  T.  im  Wechsel 
mit  dem  Acc.)  mit  Dat.  P.  Bs.  Da  bevilt's  den  Benc", 
auf  diesem  (steilen)  Wege  werden  die  Beine  stark  in 
Anspruch  genommen,  wird  es  ihnen  ,zu  viel'  BBe.  — 
2.  (pers.  und  reti.)  An.stand  nehmen,  sich  sträuben. 
Dl- pfilsch-dv''  ab  Allem,  icas-dr  mache"  sottsch  |  solltest] 
BsStdt.  —  i)filig:  abgeneigt,  träge  Bs. 

Mhd.  hi^viliL  pers.  u.  unpers.  In  unserer  ä.  Lit.  stark 
belegt.  Zu  der  Synk.  vgl.  j;/oijif  Sp.  710.  In  BU.  scheint 
das  W.  mit  i'  an  l'/il  gelehnt  zu  sein.  —  Vgl.  nocli  licßlrhcn. 

Vili,  auch  etwa  Vilni,  f.:  1.  ab  st  r.,  Viellieit. 
allg.  Es  sijgc'  d'  Vili  g'si",  es  seien  Leute  die  Menge 
(in  M.)  da  gewesen.  Gotth.  Es  hat  hir  [=  dieses 
Jahr]  d'  V.  Obs  gig'i",  Übst  in  Menge  W;  mit  Ver- 
stärkung dos  Begrill's:  ds  Tiifels  V.  BK.  lY  V.  gät 
für  (/'  (jüvli.      1)'  r.  iiiachl  '.v  )iiid  lis,  !■>  kninnil    niclit 


auf  die  Menge  an.  V  V.  gid  (macht)  de"  (r'n-ünn  — 
meinte  der  Bote  von  Zug,  da  er  die  in  Zürich  zu  1 
dortigen  Schilling  gekauften  Sennnein  daheim  zu  einem 
(geringern)  Zuger  Schilling  wieder  verkaufte.  ,Vil  ge- 
bieten und  die  Gebot  nit  halten,  stärkt  die  Vile  der 
Lastren.'  Ansh.  ,Es  erzellet  auch  Moses  nach  der  vile 
und  lenge.'  HBüll.  1597.  ,Der  erlegende  zedel  [=  die 
zur  Auslösung  des  Unterpfandes  angebotene  Schuld- 
verschreibung] muss  dem  ins  Falanient  gekommenen 
an  der  v.  gleichen.'  LB.  Ai-I.  1585/1828.  ,Er  möge 
nit  wüssen,  wie  vil  im  entwendt  worden,  mutniässe 
zwähren  die  v.,  wyl  es  lang  müsse  gewert  haben.' 
Z  Stadtger.  16ti7.  .Proportion  der  Viele  oder  der 
Wenigkeit  unserer  schüler.'  ScuüLORnN.  Heiden  1737. 
,Da  die  Milch  einen  herrlichen  Nidel  [Rahui]  in  grosser 
vile  von  sich  gibet.'  JJScheuchz.  1746.  ,Die  Viele 
muss  in  kleinen  Dingen  wie  Hürling  [=junge  Fisch- 
chen] sind,  den  Nutzen  bringen.'  Bs  Ausrufb.  ,In  die 
vile'  hiess  ein  gewisses  Hazardspiel  im  XVI.  (Egli, 
Act.  866).  —  2.  concr. ,  (grosse)  Menge,  Masse.  Da 
ist  ies  e  Vili!  ,Die  barschaft  teilen  nach  fille  der 
lüten  und  nüt  nach  den  lendren.'  Edlib.  .So  der 
richter  die  vile,  die  da  zankt,  umbringen  wollt,  so 
wurdend  in  einer  unzalbaren  vile  gar  wenig  heil.' 
1531,'1667.  Esra.  ,Die  v.  der  büecheren  verwirrt  einen 
Studenten.'  HBull.  1553.  ,Confertum  agmen,  ein  dicke 
vile,  in  einanderen  gesteckt.'  Fris.  ,Habe  die  ganz 
vile  der  geisteren  als  vil  als  mit  einer  stimm  ge- 
schrüwen.'  LLav.  1569.  =  ,die  ganze  menge.'  1670. 
,Im  j.  1570  hat  man  diser  vöglen  eine  v.  gefangen.' 
JMüLL.  1673.  .Eine  grosse  Viele  der  Kriesenen  [Kir- 
schen] aufgekauft.'  Z  Mand.  1689.  ,Biss  dann  von 
viele  ganz  umringt,  Dannoch  sie  han  durchschlagen.' 
Lied  vom  Toggenb.  Krieg.  ,Üb  aber  ein  Wirt  mit  V. 
des  Volks  überfallen  wurde.'  Z  Metzgordn.  1770. 
viloohtig=  ril  Adv.,  oft  BHa. 

(ie-fill.  Gefüll  n.:  Pelzwerk,  Unterfutter.  .Was 
wildes  gefilles  hinnan  gät,  da  git  iedz  pfd  4.'  Z  Uin- 
geldtarif  137G.  ,1  arrissis  schäppli  mit  wyssem  gfüll.' 
Z  Invent.  1557.  ,Die  Geissfel  gilbend  guot  beiz  und 
gefüll.'  TiERB.  1563.  ,Es  soll  weder  burger  noch  bur- 
gerin  kein  märderin  ruggfueter,  noch  sonst  kein  ander 
höher  gefüll  oder  fueter  tragen.'  (J  Mand.  1611.  ,Als 
dann  etliche  Fremde  unsern  Bürgern  ctwann  Gewild 
und  Gefüll  an  die  Schulden  abnehmen.'  Z  Zollordn. 
1711/57.  —  Pelz-.  ,Eine  merkliche  Vile  Sehaaf,  dar- 
von  sie  vil  Beiz -Gefüll  zu  Bekleidungen  machen.' 
TscHUDi,  Gallia. 

Mhd.  ymiUe,  Coli,  zu  Fall,  ile/'ull  an  , füllen'  angelehnt, 
da  die  Pelze  bes.  zu  Unterfntter  verwendet  wurden;  .aber 
zuniobst  aus   MAA.,   die   i  und   ii   iibh.   verwechseln. 

Filadi  (Filladi);  Scidengespinnst.  Z  Znlh.rdn. 
1725.   —    Ans  itjil.  /Unif,  dem   PI.   von  lilnin. 

Vile  s.   Viöle  II  (Sp.  633). 

„Fille  f.:  Beule  F."   -  Vgl.  Fm  s,  «.' 

lillen:  mit  Ruten,  mit  der  Peitsche  schlagen.  ,Der 
da  kestigot  (=  züchtigt]  die  er  minnot  [=  lieb  hat] 
und  villet  ein  iegelich  kint,  dz  er  enplahen  will." 
1314/21,  Statut,  d.  Lazaritcr.  —  Mhd.  rillm:  vgl.  Kineni 
,das   Fell  gerben'. 

Ohne  n- F  il  1er :  der  im  liehiMi  dii'  Kniee  nach- 
lässig an  einander  schlägt  und  dabei  glcichs;ini  die 
Haut  (das  Fell)  an  jenen  Stellen  wuml  roilil   Ar. 

'1'  w  ;■■  r -  !•'  11  i  ( -  F  ii  I  i )  s.   1 1 ■(■n'-7''i(/i. 


179 


Fal,  li-l,  fll.  phil,  fnl,  vol,  ful 


780 


Plnli  111.:  'I'aufn.,  Tlieopbil  Bs. 

Filialist  m. :  (leistlichei",  welcher  eine  Nebenkircho, 
Filiale,  zu  besürsien  hat.  So  hie.s.seii  bi.s  Ende  XVIII. 
in  Zürich  die  Pfarrer  am  Sijital,  am  /uchthau.s  und 
in  den  Ausgemeinden. 

Piligräzie:    Wurmsamen,  ein  Medikament   BsStdt. 

—  Alls  iU;m  lat.  /aenum   Oratciac 

Pliilipp  ni. :  1.  der  Taufn.,  nelteii,  Zwilch  u.  l'Ii.! 
Kuf  des  Sperlings  während  der  Brütezeit  A.AEhr.  — 
'i.  eine  ideelle  Münze,  2  Gulden  20  Schillinge  wert 
U  bis  in  die  Neuzeit. 

■2.  Kigentl.  ciue  spauische  Münze,  die  von  Mailand  aus, 
da  Uli  mit  zum  Burroiuäisclien  Bunde  gehiirte,  sicli  diesseits 
des  liiittluird  (.-iultürgerte. 

Pliilistei'ill :  Weib  in  verächtlichem  S.  ,Ein  Muster 
solchen  Weibs  ist  die  Ph.,  genennt  Lausknisterin.' 
CMev.  1057.  —  Die  Anekdote  s.  Gr.,  WB.  s.  v.  ,Laus- 
knieker'. 

Pliilo  m.:  Hundename  L. 

Nil  lit  von  dum  gr.  PtTSonuiiii.  I'lu'h-ii,  sondern  eine  Coni- 
binatiou  ans  den    Ilnndenaiiieu   l'h^his  und   FUht. 

Fiele  fast  allg.,  File  Ar;  GitPr.  —  f.:  Feile. 

Alid.  fihttJa,  fiht,  nilid.  vlU,  fvid,  -ottjd.  Ob  unser  /''i/r, 
das  vielorts  als  individuelle  Ausspr.  neben  Fidc  vorkoniiut. 
an  die  entsiireclieiide  altd.  Form  sich  ansehliesse  odur  bloss 
auf  EiiiHuss  der  Büclierspr.  berube,  lässt  sieb  kaum  ent- 
scbeiden.     Zu  der  spec.  alemauu.   Form  vgl.  Bid,  Beil. 

Einer-,  Hand-:  gewöhnliche,  raittelgrosse  F.  Z. 

—  Arm-:  die  grosse  F.  der  Schlosser  Z.  —  Nid- 
liarts-:  Ungeziefer?  ,Dato  im  stinkenden  leger  zuo 
Caiiel.  das  mit  Nythartsfielen  wol  besetzt  ist.'  1529, 
Strickl.  —  Leder-,  Strau-:  scherzhaft  ersonnene 
Werkzeuge.  Vrüf  mit  der  L.!  Far  zue  mit  der  Str.! 
Aufforderungen,  Anfeuerungsrufe.  denen  die  Herbigkeit 
durch  den  luuiioristischen  Beisatz  benommen  wird. 
Vermutlich  wird  nach  diesen  Instrumenten  auch  am 
1.  April  geschickt.  —  Rüm-:  kleine  Feile  der  Schlosser 
zum  Verputzen,  Üsrümen.  —  Sage"-:  P\  zum  Schärfen 
der  Sägen.  —  Schlicht-,  Halbschlicht-:  Feilen 
von  verschiedenen  Graden  der  Feinheit. 

fielen:  feilen.  Übertr. :  Sage"  f.,  vom  Geschrei 
des  Esels.  Geringschätzige  Bezeichnung  übel  aus- 
geführter Tätigkeiten,  bei  denen  die  Hand  sich  hin 
und  her  zu  bewegen  hat,  z.  B.  schlecht  auf  der  Geige 
spielen;  plätten  mit  einem  kaltgewordenen  Eisen  Z; 
auch  obsc.  Die  Landstürmer  machten  Strohsensen  be- 
reit; mit  dene"  chänn-me"  recht  /'..'  den  Feind  kratzen. 
BWyss  1803.  —  Vgl.  figyen.  —  Fielete",  Ab-  f.; 
(coU.)  Feilspäne,  allg.  ,Scobs,  sagspän,  abfeileten  od. 
feilstaub,  sägniel.'  Fris.;  Mal.  ,A.  von  eisen.'  Vorelb. 
1557.  ,Eisenf.'  ebd.  ,Man  feilet  dise  klawen  und  die 
a.  gibt  man  den  presthaften  in  wein  zuo  trinken.' 
TiERB.  1503.     .Silber-  und  bleifeileten.'  ebd. 

Vieler  s.  Vierler.  Vieläte.  Vielette,  Vieli, 
Viele  s,  Vi-o!e  II  (Sp.  033). 

voll,  flekt.  m.  voUne,  f.  rollni  Gl;  U;  Z.  n.  volls  — 
Comp.  löUer  Bs;  S,  vüUner  Aa  (neben  cülUr,  voller); 
Z  :  1.  angefüllt  (mit  Bez.  auf  das  Gefäss),  vollständig, 
vollzählig  (mit  Bez.  auf  den  füllenden  Inhalt).  Me" 
rerbindt  mimije"  Sack,  er  ist  nüd  r.,  zur  Beschwich- 
tigung des  Ungesättigten  gesagt.  ,Vor  der  predig,  so 
das  Volk  V.  versammlet  ist.'  B  Mand.  1548.  E  völleri 
Hand    liftue,    freigebiger    sein   S  (Schild).     Alls  roll, 


in  eig.  S.  und  abs.  =  eine  Menge;  allsroll  Würzen 
a"  der  Hand  ha".  De''  Babel  häd  e  Stimm,  es  (ji''d 
nüd  a.  r.  .so,  eine  Stimme  wie  es  wenige  gibt.  Sti'tz.' 
,p;in  brut  und  ein  brütigam.  umb  weliche  alles  voll 
lauft,  narren,  butzen  [usw.].'  HBull.,  Tigur.  (Vgl. 
die  Zss.  AUsguet.)  Mit  scheinbarem  Mass  gemessen 
ist  en  l-hige  (oder  ganze)  Hagel  r.  Z.  Dick  r.,  dicht 
gedrängt  Bs;  Z.  S.  die  folgenden  Couipp.  —  2.  ge- 
rundet. Es  rolls  G'sicht;  rollni  Bagge"  Aä.;  Z.  Vgl. 
.Vollmond'.  Syn.  rollkommen.  —  3.  (über  und  über) 
beschmutzt  Bs;  Z.  Lueg,  du  machst -di^''  ganz  r. 
[die  Hände,  die  Kleider  voll  Unrat,  Farbe,  Blut,  Kuss 
usw.],  I'''  bin  ganz  r.  worde".  —  4.  von  Zeitmass 
B  50.  1  ha"  70  (Jar)  r.,  habe  70  J.  zurückgelegt. 
Volli  Jar  ha",  volljährig  sein.  Syn.  ob  Sp.  49/50.  — 
5.  satt  von  Speise  und  Getränke  bis  zur  Überfülle. 
lez  bin-i  v.  bis  a"  's  Halszäpfli  ufe  (oder  bis  z'  obrist 
ufe;  dass  i 's  macht  mit-eme  Finger  erlange"),  ver- 
mag nicht  weiter  zu  essen  Z.  Die  Cime  ist  z'  voll, 
hat  das  Aufblähen  Sch;  vgl.  VöUi.  Betrunken,  allg. 
und  so  schon  mhd.  E"  Volle,  ein  Betrunkener  Bs. 
Syn.  liüsdimann;  Vollzapf.  Der  Trunkenbold  rühmt 
sich,  dass  er  alle  Tage  ,voll'  sei,  während  dies  beim 
Monde  nur  je  ein  Mal  in  vier  Wochen  eintrete.  Am- 
cne  rolle  Ma""  muess  en  Wage  mit  Heu  ustoiche".  Sulg. 
.Drei  volle  Brüeder',  Hausn.  in  ZStdt  1796/1859.  Ad- 
verbial: voller  Wis  SenSt.  ,Noch  euch  yemands  die 
kiiuf  in  V.  w.  oder  in  den  schlaftrunken,  sonders  zuo 
rijchter  zyt  fürhand  nemme.'  Z  Mand.  1586.  ,In  einer 
vollen  wys.'  LLav.  1569  =  ,in  der  trunkenheit.'  1670. 
, Einer  lugete  etlichen  Pauren  zu,  wie  sie  v.  w.  immer- 
dar ganz  halbmössig  Meiel  [Gläser]  in  sich  sehluck- 
tend.'  ScHiMPFR.  1651.  Mit  Steigerung  des  Begriffes: 
V.  und  toll.  allg.  ,Der  du  alle  tag  v.  und  t.  bist.' 
JMüll.  1065.  jSich  alle  Tage  v.  u.  t.  saufen,'  HPest. 
1790.  V.  wie  nes  Pürehüs  BU.  Vgl.  Völli;  füllen; 
zuedeckoi.  Ubertr.  =  überdrüssig.  ,Ich  bin  sy  [dessen] 
V.,  dista-det.'  Fris.;  von  Arger,  Zorn  erfüllt  Z.  — 
0.  gravida,  von  Menschen  und  Vieh  Gr.  , Eine  volle 
bräckin,  fceta  canis.'  P'ris.  ;  Mal.  —  7.  incolurais,  Va- 
lens, substant. :  en  Volle,  Hengst  GrD.  Vgl.  ganz; 
Voller;  doch  wahrscheinlicher  zu  Folen.  Anton. 
Milnch.  —  8.  zahlreich.  Die  Moser  [Familienn.]  sl  im 
Jo  [Jaun]  am  Vollste  FJ.  —  9.  Flektierte  Formen. 
a)  in  jirädik.  Stellung.  We""  d'  Müs  volli  ist,  su  ist 
ds  Ma  bitters  (Sprw.)  BRi.  E  Stoba  volli  F.  D'  Stube 
volle  Chind  (und  kei  Brod  für  s'J  haben  die  Pfarrer 
und  die  Armen  Z.  Es  ist  volls  Straff'le,  wimmelt  von 
Heuschrecken  W.  .Er  sy  voller  tüflen.-  NMan.  De 
('heller  rolle  guete  Wl".  allg.  Bis  de  Chanel  rolle 
lauft.  HjiFL.  1813.  Diese  letztere  Form,  auch  als  Acc. 
=  vollen,  und  verknöchert  ohne  Rücksicht  auf  Ge- 
schlecht, Zahl  und  Casus.  E  Chiste  rolle  Büecher;  es 
Glas  rolle;  bed  Seck  [beide  Hosentaschen]  rolle  Geld; 
alli  Städli  volle  Bluest;  so  schon  früh.  .Das  unsere 
jugent  sich  vollen  suft.'  HBull.  1540.  ,Der  immerdar 
will  müessiggängig  und  doch  vollen  syn.'  ebd.  1561. 
.H. :  Doch  lueg,  dass  z'  ersten  werdist  voll.  K.:  Ob 
ich  dann  schon  wurd  vollen  wyn  . . .'  Rüef  1550. 
,Uwere  hend  sind  vollen  bluot.'  Güalth.  1559  (,bluots.' 
1555).  ,In  diser  weit,  die  so  vollen  irrtumbs  i.st.' 
LLav.  1509/78.  ,Dass  sy  ire  hüser  vollen  huslüten 
setzind.'  1573,  Hotz,  Urk.  , Vollen  äderlinen,'  Fris. 
.Die  Küh  vollen  äglen  worden.'  1734,  Dien.  OGlatt. 
—  b)  adv.     a)  mit  Genetivform,   rolls,  vollends.    ,Den 


781 


Fal.  fei.  fil  fol.  vol.  ful 


782 


liaiidol  V.  zuo  end  lüoren.'  1529,  Aiisi'ii.  —  ß)  mit 
l'riip.  s'  rallem  A-\ Staut'. ;  B  öü..  U. ;  L;  >S,  z'  rollme 
HHk.,  Si.,  z' voUmifi  BHk.;  L;  ZO..  z' röllmiij  BE.. 
z'  coUnig  AaL.;  L  (Häfl.),  z'  mlliy  Gk;  W;  Z  (auch 
etwa  z'  völlig),  z'  rollmir/s  AASeet..  z'  völlmis  S,  s'  voll- 
mist  LG.,  „rollmendig".  .prorsus,  penitus,  inaxime.' 
Id.  B.,  vollends,  völlig.  3Iach  's  no'''  z'  r.  fertig.  Z'  v. 
z'  vil ,  allzuviel  BHk.  Und  die  Wuche  ist  z'  völlig 
ccrstriche".  MUsteri.  Mer  wend  das  na  [noch]  z'  v. 
mache",  beendigen  Z.  Ires  Imgge  Bei"  het  nit  z' vollem 
mögen  a"  Baden  ahe  g'länge".  BWyss  1863.  Es  iscli 
im  z'  r.  Eicht  g'scheh;  er  chW"  jiz  gränne"  vie-n-er 
will  BM.  Du  bist  fi"  s'  V.  e  nüträtsige  [nichtsriutzer] 
Btirst!  BHk.  ,Du  bist  mir  ein  Guter  gewesen  und 
jetzt  z'  V.  gut.'  GoTTH.  Villgcht  cha""  de""  d'r  Ätti 
z'  volmig  liehe  [hinauf],  ebd.  So  ne  z'  vollem  fromme'' 
Ma"".  Alpenrosen  1811.  .Was  Lucifer  uns  heisst  und 
gebüt't,  darfyr  hilft  eben  z' vollem  nit  [Nichts]:  so 
niiend  mier's  tuo".-  Com.  Beati.  —  c)  den  vollen,  im 
vollen,  s.  d.  Subst. 

Die  Steigerungsfonii  mit  Unihiut  {.völler')  auch  bei  Ma- 
nuel; .fölleste.'  HEEscher  1692.  Das  in  den  Flexionsfurmeu 
aufsteigende  »i  (schon  hei  Edlib.  ,niit  irein  folnen  gwalt.') 
nach  Analogie  der  Ptc.  Adj.,  welche  -eii,  -in  schon  in  der 
Grundform  besitzen,  in  diesem  Falle  vielleicht  gefördert  durch 
den  unter  9  a  erwähnten  Sprachgebrauch,  bei  welchem  cuUen 
als  eine  blosse  Nbf.  von  vuU  verstanden  werden  kann,  wie 
imch  und  truchen  udgl.  neben  einander  bestehen.  —  An  der 
oben  angedeuteten,  von  Schm. -Fromm.  1^,  838  ausführlicher 
nachgewiesenen  Entstehung  dieses  Sprachgebrauchs  lässt  sich 
kaum  zweifeln;  das  Zsfallen  von  Nom.  und  Acc.  in  der 
Mundart  (daher  die  Unsicherheit  unserer  Schriftsteller:  ,Ci- 
cut)i  hat  ein  stengel  voller  gleich  wie  Fenchel.'  Tierb.  1563) 
und  das  Vorhandensein  eines  Adv.  vuUtni  im  Miid.  mögen  ihm 
iuiuierhin  Vorschub  geleistet,  auch  das  Sprachgefühl  eine 
Zeit  lang  die  F'le.fiou  auf  d,%s  folgende  Subst.  im  Gen.  be- 
zogeu  haben  (wie  auch  Manuels  .voller  türten'  sich  fassen 
lässt).  —  9  b  ß.  Z'  voUme  Umstellung  aus  der  richtigen 
l>ativform;  die  überflüssige  Bildungssilbe  -itj  ein  beliebtes 
.\nhängsel,  das  in  rifllmendii/  mit  einem  andern,  der  Parti- 
cipialbildung,  kombiniert  ist.  Statt  z'  vollem  wurde  im  Mhd. 
der  Dat.  PI.  des  Adj.  oder  des  Subst.  (s.  u.)  gebraucht  und 
auch  in  unserer  ä.  Lit.  herrscht  ,z'  vollen'  noch  vor,  z.  B. 
1.5'29.  Egli,  Act.;  HBull.  1531  (nebeu  ,ze  voll.'  15-10);  1531, 
Strickl.;  LLav.  1569;  Gualth.  1581;  1605,  Z  Ratsver. ; 
JJßroit.  1640;  Schimpfr.  1651;  ,zu  vollem'  erst  Wurstis. 
1580;  VFrider.  1619.  —  Abi.  Ar/d;  Mump/d;  füllen.  Vgl. 
Vitlle"  m.  —  Bei  den  folgenden  zsges.  Adjj.,  welche  sämmt- 
lich  (ausgen.  hand-)  Steigerung  des  Begriffes  bedeuten,  ist  die 
Häufung  der  Zss.  meist  copulativ  zu  verstehen. 

platt-ei-:  eig.  v.  wie  ein  Ei  Uw;  U.  —  (platt-, 
topf-)  ebe"-:  flach  v.  bis  zum  Rand  Gr;  Z.  — 
plattig-erde"-  Z.  .Erde',  versch.  von  Herd  (s.  hier  u.), 
dient  ohne  bestimmten  Begriff  zur  A'erstärkung  überhaupt 
(s.  Sp.  437).  Wegen  j,lani;j  s.  hier  u.  —  g'graplet-: 
dicht  (eig.  krabbelnd)  v.,  z.  B.  von  Ungeziefer  aScHW. 
—  graslet-  ».  gelra.slet-.  — gehütet-,  g'hüfnet-  Gr, 
(üf-J  g'hüfedig-  Bs,  g'hüfftjig-  Bs;  S;  Z:  gehäuft  v. 
's  Mes  g.  ge",  voll  messen.  —  blitz-hagel- (Spkeno), 
chatz-hagel-  L.  blind-storn(e")-h.-  L;  Sni;  U: 
arg  besoffen. 

hand-:  die  fassende  Hand  füllend.  Z' h.-v.  mel- 
dten, mit  natürlicher  Haltung  der  Hand,  indem  der 
haumen  wie  die  übrigen  Pinger  sich  um  die  Zitze 
legt  GRPr.,  anton.  tilmli"geii,  wobei  man  njit  einge- 
knicktem lUvumen  die  Zitze  drückt.  ,L>as  land  gab 
[ertrugl  ganz  hand  voll.'  ir):il/()0,  I.  Mos.  ,Manii)ula- 
tini,    handfollweise.'    N^estiii.   I(i9'2.  li  and  vollen: 


(tr.)  Einen  durchprügeln  (eig,  packen  mit  vollem  Griffe) 
GRPr.  —  Abi.  hiiud-viillig  (s.  hier  u.);  Hampfle. 

herd-  W,  hart-  GaObvS. :  eig.  v.  wie  Erde  (vgl. 
.steinreich').   Es  ist  herdrolls  Straffle"  [Heuschrecken]. 

Hüft  kann  auf  lokaler  Ausspr.  beruhen ;  sonst  müsste 
es  von  dem  Wall.  Ausdrucke  getrennt  und  als  ,hart-v.'  auf- 
gefasst  werden.      Vgl.   erden-v. 

kanone"-:  betrunken  Ap;  Z.  —  chatz-:  ebenso 
B.  Vgl.  ('?) /oÄe-v.  —  ehnüpisch-:  von  einem  Baume, 
der  mit  ganzen  Chnüpe,  Klumpen,  von  Früchten  be- 
deckt ist.  —  chrugel-:  betrunken  BBe.  (eig.  v.  wie 
eine  Kugel  oder  mit  Bez.  auf  die  .runden'  Füsse  des 
Betrunkenen).  —  g'kraslet-  Gl,  g'kroslet-  SrnSt., 
g'graslet-  ScnwE. :  dicht  voll,  von  Obstbäumen, 
Reben  (eig.  so,  dass  es  Einem  vor  den  .4ugen  wimmelt). 

—  löse"-:  betrunken  ZWl.  —  Wortspiel,  da  die  frucht- 
bare Lns,  das  Mutt«rschweiu,  in  anderm  S.  ,voll'  wird.  — 
g'niglet-:  dicht  besetzt  mit  Beeren,  Früchten.  Nar- 
ben udgl.  AABb.;  Gr;  L;  L%E.  Eig.  so  wie  der  Nigel, 
Igel,  voll  Stacheln  ist. 

bi-  W,  be'ie-  Z,  'piet-  ZZoll.,  platt-'p.-  aScHW, 
'pielet-  Gl,  'pilet-  ScHwMa.;  ZF.:  zunäch.st  von 
Gefässen  mit  nassem  (Schw;  Z),  dann  auch  von  sol- 
chen mit  trockenem  Inhalt  Gl  (z.B.  Korb  voll  Nüsse); 
auch  von  Fülle  der  Früchte  oder  Blüten  Z. 

Das  erstere  konnte  Zss.  mit  dem  .\dv.  sein  i.  S.  v.  ,Iiis 
nahe  an  den  Rand',  doch  steckt  in  den  übrigen  Formen  ent- 
schieden die  Beziehung  auf  die  Biene,  Bi,  ßeie,  Biji,  JBidi, 
und  zwar  entw.  wie  bei  bijeten  (s.  d.)  Bez.  auf  die  Menge 
und  das  Gewimmel,  den  dichten  Klumpen  des  ansitzenden 
Schwarmes  oder  auf  die  Snbtilität  und  Kleinheit;  um  die 
überstarke  Belastung  eines  Schiffes,  dessen  Räuder  last  auf 
das  Niveau  des  Wasserspiegels  herab  gedrückt  sind,  zu  be- 
zeichnen, sagt  man  am  ZS. :  es  ehonnt  n  Beili  (auf  dem  Rande 
stehend)   trinke". 

bunte"-  (p-):  zunächst  nur  von  Fässern,  v.  bis 
an  den  Spund  G;  Z. 

geberet-,  a,uch 'ßi.sset-'pcret- :  vollgestopft  Gl;  Z. 

—  Von  beren,   kneten,   drücken. 

„bort-"  St.*,  „bor-"  St.':  v.  bis  an  das  Burt, 
ilen  Rand,  oder  übervoll,  von  bor-,  empor  ..Ap". 

borzet  'jj-  AABb.;  Ap;  Bs  (auch  hovzetig-.  Spreni;)  ; 
GlH.;  GW.;  ScnSt.;  Z  {borze-  It  JCScuweiz.  18'20), 
i'-biirzet-  ZLunn.:  gestopft  voll.  En  Sack  'porzet-v. 
Herdöpfel.  In  weiterer  Anwendung:  's  lit  Alles  b.-v. 
Niiss.  SüHiER;  auch  von  Fülle  von  Früchten,  lilüteu 
Z.     Von  borzen,  hervorragen. 

ge  bisset-  jii.s.set- BRi. ;  Gh;  Sch;  Uw;  Z,  'pissnet- 
GRChurw.,  'pissmet^  GRChur,  i"2nsse-  Gr  Spl..  cbe"- 
pisseßj-  Z:  dicht  gedrängt  v. 

Von  biHii(n)en,  verkeilen  (so  dicht,  wie  wenn  der  Keil 
gänzlich  eingetrieben  ist  und  mit  der  überflächu  des  zu 
spaltenden  Holzes  eine  Ebne  bildet),  aber  tw.  mit  Anlehnung 
an  ,beisseu'. 

bitt-  s.  2>litt-v.  —  plumniig-  Z  oTö.,  plonig- 
Z  uTö.,  blonct-  SciiSt.:  ,gebläht'  v.,  geschwollen  v.. 
z.B.  vom  Bauch,  dann  übh.  strotzend  v.;  auch  von 
hohem  Grad  der  Trunkenheit. 

pläpplet-:  zum  Überfliessen  v.  Gl.  —  \ ou  pläjijiUn, 
stosswcise  überfliessen. 

platt-  „F;  L;  Zg"  ItST.'';  SiHwMa.;  Z,  plattig- 
Z.  plattet-  Bü.;  LG.:  zunächst  v.  bis  zum  Über- 
fliessen, doch  auch  (Z)  de''  llaitm  hanget  ijI.-v.;  vgl. 
platz-v.  .Wie  der  doctor  kam.  sach  er.  dass  er  fdcr.Vbt| 
blatvnl   was         wie   er   denn   ein  grosser  trinker  ist.' 


783 


Fal.  fei,  til,  fol.  vol.  ful 


784 


Vad.  ,Aheinim  undaiis,  kcssel.  der  überlauft,  oder  blatt 
vol.'  Fkis.  ,Das  bittere  trinligsclurr.  das  ibiu  Gott 
eiiig-eschenkt  hat  und  zwahr  blatvoll.'  FWyss  1ö50. 
Da  das  Adj.  ,iilatf  imsercn  MAA.  sonst  mangelt,  so  ist 
iliis  Torliegenile  Coniji.  wolil  als  Entlehnuns,'  zu  betrachten, 
die  diircli  die  Bildunfr  niit  -üj  der  MA.  mehr  acconiniodiert 
wurde.      A'gl.   aiieli    /llutir",   Schüssel. 

lilitt-voll  BS.,  bitt-  W:  zum  ÜberHies.sen  v.  — 
Her  durch  Aljlaut  erweiterten  Formel  *plitt-iiUttt-i\  entnommen. 

platsch-  Aa  (auch  platschet-);  ß;  L;  „Vürte; 
tili;  ScH",  blutschedig-  BsStdt,  platz-  Ar;  Gl;  Gr, 
jihUzend-  GRSpl.,  platzet-  GiiChur;  GW.:  ebenso,  aber 
auch  (Gl)  von  gerütteltem  Masse ;  auch  von  einem  Be- 
trunkenen. —  Von  jjiitsiheii  (platzen),  breit  und  klatschend 
auffallen. 

bri-  GÖtdt,  pre''-Ai';  GStdtf.  pre-m(e)-Ar:  v. 
von  Flüssigkeit  bis  an  den  liand;  in  Ap  auch  gehäuft  v. 

liri-  scheint  Ausweichung  ViUi  tji-  (s.  o.)  zu  sein,  deiui 
für  Bri,   Brei,  passt  weder   i  für   üStdt,  noch  e^  für  Aji. 

|iräglet-  GnCluir;  GKh.,  Stdt,  prigelet-  G  17'.l9: 
über  und  über  besetzt  mit  Etw.,  z.  B.  mit  Pockennarben. 

Von  jirmjlcii,  in  grosser  Menge  fallen,  l'rUijd,  Haufe; 
Peekengesiclit.      Vgl.   auch   ijcrafjlct-,   (ja-iijtct-. 

gebrisen-  (iinsc-J:  gehäuft  voll,  z.  B.  ein  Gesehirr 
mit  Erbsen  SciiSt.  Eig.  v.  wie  wenn  es  zsgeschnüvt 
wäre.  —  gebrutzi't-  (jinitzct-J:  eig.  geschwollen  v. 
GW.  ~  Von  /»'coli,  dicker  Körper.  —  g'rödet-:  dicht 
V..  eig.  so  wie  die  Körner  usw.  durch  das  Sieb  ge- 
fallen konnnen  SruwE.  —  g'raglet-  L;  .S;  Z  rS., 
ifraijVuj-  Aa;  ßs;  Z  (n),  g'riglet-  Gl,  (frigeluj-  k,\ 
Leugg. ;  ZTu.:  dicht  v.,  von  Menschenmenge,  aber 
bes.  von  reichlich  mit  Obst  behangonen  Bäumen;  bei 
SruKNo  aucli  übertr.  auf  Trunkenheit.  Mit  Ablaut- 
s|iiel:  fi'riijh'l -iiiul-i)'yi((ilrt  -  r.  LG.    Eig.  =;  wimmelnd. 

—  Sil-  (soii-J:  stark  betrunken  Ar;  Srii  St.  Vgl. 
luacn-v.  —  sigel-:  sjjnndvoU  (so  dass  man  das  Fass 
versiegeln  konnte)  Gr.  —  sü-  (söü-J  sack-:  über- 
mässig betrunken  (i;  Öen;  Z.  , Sackvoll  sein,  sich 
l)läien.  turgere.'  Mal.  —  g'sackt-:  so  viel  als  Platz 
hat  Bs.  Von  »«('/.-eil,  das  Gefäss  rütteln.  —  g'schlage"-: 
mit  Früchten  reichlich  behangen  .\ABb.;  Sch;  Z.  Eig. 
so  dicht,  wie  es  durch  Sehlagen  zuwege  gebracht  wird. 

—  g'schwenkt-:  zum  Überlaufen  v.  S<'HSt.  —  ge- 
spickt- (kipiket-):    dicht  y.   GG.     Eig.  voll  besteckt. 

—  spunte"-:  spundvoll  ßs;  Gl;  Z.  —  g'stuhet- 
P,  g'ste'ck(e)t-  Aa;  Z,  (fsteckedig-,  (/'stecktig-  Bs, 
g'stacket-  Aa  (auch  (fstackig-)  B;  LG.,  g'sticket- 
GrV.,  g'stücket- Bs;  B;  Ndw:  gedrängt  v.,  namentl. 
von  Leuten ;  hartgefüllt.  D'  Amtschrlberei  si;;  rjeng 
g'atucket  mll  Lid  n's'i'.  Gottb.  ,Meine  stett  werdend 
noch  g.steckt  vollen  glucks  sein.'  Zachar.  1531  ;I8. 
.Turgere,  gesteckt  v.  oder  getrungen  v.  sein,  vor  volle 
sich  bläjen.'  Fnis.  .Das  Münster  war  gesteckt  v.  Leu- 
ten.' WuRSTIS.  —  Die  Formen  mit  /,  «,  o  scheinen  blosse 
Spielarten  nach   Art  der   Alilautsformen  zu   sein. 

stock-;  ganz  betrunken  BG. 

g'stumpetig-:  von  einem  Sacke,  einer  Tasche 
gesagt  AAZein.  —  Kig.  so  voll,  dass  es  steht,  wie  der 
Siiniijuii,   Mehlsacli.  oder   übh.   ein   kurzer,  dicker  Korper. 

g'stopfetig-:  vollgestopft  AAZein.  —  (blitz-) 
Stern-;    arg  betrunken   Aa;  Af;  L;  „Gr;  Sch;  Vw''. 

—  g'.storzet-:  gedrängt  v.  Ndw;  „L;  Zg"  (St.'').  Eig. 
V.  bis  zur  Starrheit.  —  g'stösse"-:  ebenso  Z,  — 
g'striche"-:  von  Trockenniass  Gn;  Scn;  Z.    H.  Strich- 


holz. —  'triblet-  .\aZ..  'troblet-,  'trüblet-,  'trub- 
let-  Ndw,  'trüb(e)let-  Vürtk,  'trupjilet-:  diclit 
behangen  mit  Obst-  oder  ßlütenbüscheln.  —  Angelehnt, 
an  triblcn,  Brei  stampfen;  tiMcii,  polternd  und  in  Menge 
fallen;    Trülie,    Trüljel,   Traube;    Trwpple,   Schaar. 

'tschochnet-:  gehäuft  v.  GA.  —  Viui  T^r/,,,,!,,,,, 
Heuhäufchen.  —  zapf-:   berauscht  BLf.    Vgl.  Vollzajif. 

A'olle"  hl:  Fülle,  Überfluss.  Wer  rfe"  liogne" 
undcrstäuht  [in  staubige  Erde  säetj,  d'  Gerste  uiidcr- 
chleiht  [in  nasse  E.  s.],  de"  M^eize  säet  i'n  Scholle", 
de''  het  Alles  im    Volle.  Bauernr.  It  Sutermstk. 

Mhd.  Jn;  rfiV  volle.  ,Wirt!  si  (d.  i.  die  Gäste)  füll  so, 
dass  si  vollen  hau.'  Hadl.  ,Sy  bnttcn  denen  von  Swyz  recht 
für  ein  römschen  kUnge;  meinten  also  den  vollen  gchotten 
haben.'  Fründ  1-t-lG.  .Damit  ich  fleh  tue  den  vollen',  es 
euch  vidlends  antue.   Funkel   1.551.   —   Oben  viell.   d.as  Adj. 

vollen:  voll  w-erden.  allg.  —  er-:  1.  tr.,  voll 
machen,  erfüllen.  .Den  schaden  e.,  widerkeren,  uf- 
richten  und  abtuen.-  Archiv  GRüti  1392.  ,Inen  [d.  i. 
den  Richtern]  einen  zuosatz  geben,  dass  das  gericlit 
wider  erfollet  werd  und  besetzt.'  üff.n.  Burgau  117'J. 
.Süllen  doch  die  schützen  nit  me  geben,  sunder  wellen 
wir  von  Zürich  das  e.'  Z  Aussehreiben  1504.  ,|  Damit 
ihnen  ihr  Wille  auch  hierin]  erfollet  [werde].'  153(1, 
.Vbscu.  —  '^.  intr. ,  voll  werden,  in  bildl.  S.  a)  tüchtig 
werden,  sich  ausbilden,  z.  B.  von  einem  Arzte  Z;  doch 
häufiger  nach  der  Übeln  Seite  hin :  j"  der  Fülket  [Faul- 
lieit],  im  Trinke"  [udgl.]  errollet.  Me"  mucss  niid 
v:arte",  bis  er  ganz  errollet  ist,  sust  richt't-mc"  iVfki 
me  an-em  üs  Z.  ,In  solcher  frechheit  ist  der  geist 
erstarket  und  ervollct.'  FWvss  1Ö53.  ,Aber  nunmehr 
sind  wir  ervollet  und  wirket  die  Stimme  Gottes  fast 
nichts  mehr  an  uns.'  .UUlrich  1733.  —  b)  .sich  woran 
gewöhnen  Z.  Er  ist  i"  sire  Sach  errollet.  I"  dem 
Lärmen  errollet,  desselben  so  gewohnt,  dass  man  sich 
nicht  mehr  durch  ihn  stören  lässt.  ,Ein  sömlicher 
Prediger  erkaltet  im  eignen  herzen,  er  ervollet  syner 
eignen  Lehr.'  1033,  JJBreit.  ,Gott  der  Herr,  mit 
seinen  gerichten  und  strafen,  deren  wir  erfollet,  in 
denen  wir  erstarret.'  JMi-ll.  166(3.  —  Ervolling  f.: 
Erfüllung,  Genüge.  ,Dem  wellend  wir,  so  wyt  lyb 
und  leben  langet,  statt  und  erfollung  tuoir'  1531, 
Strickl.    —    .iuch  mhd.   ervultni  sowohl  tr.  als  inti-. 

V ollen (d),  colletst:  vollends  L.  ,Tribend  alle 
pfaft'heit  [die  Geistlichen]  zuo  der  Statt  hinüss,  bet- 
tend sy  lieber  zuo  vollet  zuo  todt  geschlagen.'  HBull., 
Tigur.  .Der  Rhein  wurde  dir  deine  Schand  nicht 
tollend  abwaschen.'  JMey.  1694.  .Hätte  der  Teufel 
ihn  nur  vollends  genommen,  und  der  Junker  ihn  zu 
vollends  gehenkt.'  HPest.  1790. 

Ans  mhd.  Adv.  vollen,  z.  T.  mit  der  nach  n  besonders 
beliebten  Anhängung  von  d  (I),  vor  welchem  n  verschwinden 
kann,  worauf  sich  dann  noch  eine  superlat.  Form  entwickelt. 
Vgl.   auch   mll  »  6  ß;  rJilliij. 

Voller  m.  =  roll  7  als  Subst.  GRh. 
Die  Flexionsendung  zur  Bildungsendung   umgedeutet  wie 
in  der  .Jumjer  n.  ä.     Doch    walirscheinlicher  von  Fokn  abgol. 

Vollung:  Erfüllung,  Genüge.  .Getrüwt,  sy  hab 
im  bishar  ,gnuog  und  den  v.  getan',  glaubt,  sie  habe 
alles  Obliegende  geleistet.  L  Urk.  1 17(1.  ,I)ass  uns 
um  allen  kosten  und  schaden  v.  und  genueg  beschehen 
ist.'  1569,  Z  Staatsarch. 

Mhd.  voUunij  f.,  doch  wie  das  Genus  in  der  L,  Urk.  zeigt, 
vermengt  mit  dem   Masc.   rollen.      Vgl.   Eimuuj  m. 


785 


Fal,  fei,  til.  fol,  vol.  fiil 


786 


Völli  f.:  1.  Vullni,  das  Vollsein  Z.  —  2.  Fülle, 
L'berfluss.  allg.  il/c"  (fsehd  wul,  dass  do  alU  V.  ist: 
es  häd  ml-  Fleisch  und  Wärst  i"  der  Säustande  inne, 
a's  mämje  Pur  im  Chämi  häd.  Stütz.  Alli  V.  ha". 
iSprw. :  Wo  alli  V.  ist,  chann  e  Soit  huse"  [haushalten]. 
.Das  lueer  soll  wüeten  und  sein  volle',  in  der  Pa- 
rallele: , und  alles,  was  darin  ist.'  1531/1683,  1.  Chron. 
,.\n  speis  sich  keiner  g'niegen  tuot,  Es  muoss  g'rad 
alle  Völle  syn.'  Com.  SBeati.  .Habend  bishar  keinen 
niangel  gehebt  und  sind  in  aller  vöUy  gewesen.'  HBull. 
1510.  , Hunger  und  volle.'  Wurstis.  1580.  , Fleisches 
Lust  und  alle  Völle  Stürzen  manchen  in  die  Hölle.' 
KuMey.  1674.  ,Von  fölli  wyns  wegen.'  Mey.,  Wint. 
Chr.  ,I>a  man  ihnen  am  ersten  die  volle  gegeben,  und 
letstlich  an  der  Proviant  abbrechen  wollte.'  Kriegsb. 
1644.  , Brots  die  Völle.'  JUlricu  1733.  —  3.  Zustand 
gänzlicher  Trunkenheit,  allg.  Etwas  tun  {"der  V., 
US  V.  ,Von  wegen  der  fölli  nümmen  künnen  und 
mögen  gän.'  Mey.,  Wint.  Chr.  —  4.  FüJli  AiF.;  Bs; 
LE.,  H.,  sonst  Tölli,  Krankheit  des  Rindviehs,  das 
Blähen,  Auflaufen,  Trommelsucht,  verursacht  durch 
übermässigen  Genuss  von  jungem  Gras  oder  Erkältung, 
allg.  Ich  ha"  nüd  chönne  schlafe,  ich  ha"  mi"''  miiesse 
unietrüle  ivie-n-es  Haupt  Veh,  u-enn  's  d'  V.  hed.  XVIII., 
Bacerngesi'r.  !'■''  gib-ne"  Haberstrau  iez  undrem  Chle; 
Xild  orche  ge";  chönnt  d'  V.  überchö.  Stütz.  Von  der 
.stillen'  oder  , ehalten  V.'  als  chroni|cher  Verdauungs- 
störung nut  Appetitlosigkeit,  unterscheidet  man  die 
Wind-V.  von  akutem  Charakter.  Kolik.  —  „Brand-: 
eine  langandauernde  Unverdaulichkeit  beim  Rindvieh, 
wobei  der  erste  Magen  (Wanst,  rumen)  periodisch  von 
entwickelter  Luft  aufgetrieben  wird,  und  das  Futter 
im  Fettdarm  (omasum)  gewöhnlich  mehr  oder  weniger 
vertrocknet  GRh.;  Z."  —  röZ/Hi  stimmt  zu  der  Flexious- 
form   vfilliu.    —   S.  auch  Fülli  f. 

völlig:  1.  voll.  ,Was  diser  zuvor  mit  fölligem 
Hals  gerühmet  hat.'  ClSchob.  1695.  ,Die,  so  stark. 
V.  und  blutreich  sind,  sollend  eine  Aderen  offnen 
lassen.'  DKönig  17'21.  —  2.  weit,  Gegs.  zu  enge, 
knapp.  Ein  Kleid,  eine  Axt  können  z'  v.  sein  B  öO. 
'  3.  (auch  (frellig  U;  W)  vollständig,  vollkommen, 
allg.  En  rüllige  Torebueb,  zum  wirklichen  Narren  ge- 
worden. Häufiger  als-Adv.  Es  tued  v.  sümmerle",  ist 
schon  wie  Sommer.  Me"  so'tt  v.  wider  V'heize",  weil 
es  wieder  so  kalt  geworden  ist.  Der  Vater  hed  uf 
de"  Schuele  fri  c.  Nüd  g'ha".  Scnw  Fasnachtspiel  1883. 
Es  het-m'r  r.  g'grüset  d'rab  BE.  V.  voll  g'sufj'tie,  ganz 
betrunken  Uw.  In  genetiv.  Form  oder  als  prädik. 
Adj.  auf  sächliches  Subj.  bezogen:  es  is 's  [ist  es] 
rölligs,  ist  gutgemessen  (gutgewogen)  die  fragliche 
Zahl  GrD.  Zu  blosser  Steigerungs-  (B  öO.)  oder  Be- 
jahungs-  (Z)  Partikel  abgeblasst:  riillig  eil.  V.  ainu 
0"}^,  ihn  eindringlich  bitten.  Isch-es  erlaubt,  da 
abz'sitze"?  Antw.  Völlig  []a  wohl].  —  Yg\.  voll  10  b  ^. 
—  itel-.  ,i-'att,  eitelvöllig,  solidus.'  Mal.  —  Ilazu  d,as 
Adv.    .fiilklichen'  =  vülliglich.    Edlili. 

band-:  die  Hand  ausfüllend,  faustgross  Gi.;  GO. 
, Wirft  er  in  mit  einem  handvölligen  stein,  mit  dem 
jemants  mag  getödet  werden.'  1548/1707,  IV.  Mos. 
,Handvonige  stein,  saxa  manualia.'  Fris. ;  Mal.  neben 
, Gross,  handföllig  piren.'   —   Gclit  zuniiclist  auf  l/nntli-otl 

zurück.       S.    Unch    hämpjUij, 

völlmig,  volhnis,  voUmist  s.  voll  10  h  ß. 
Fiilfii  1.  111.  -ö-  GnPani,    Föle  Gl;  GSa.,  W.:    Be- 
schäler.   ,Gkauft  ein  follen,  der  nie  geritten  was;  das 

Schweiz.  Idiotikon  I.  6. 


erst  ysen  warf  er  ei"m  an  stirnen.  Uf  die  zyt  hat 
der  fulen  mich  übel  geschlagen.'  1525.  HsStockar.  — 
2.  „f.:  Stute;  Alpen-,  Stute  auf  den  Alpen  Gl." 
Wahrsch.  dem  dortigen  LB.  1807  entnommen:  ,[Bei 
der  amtlichen  AIpzälilung]  soll  alles  Vieh  in  die  Zäh- 
lung kommen,  äussert  die  Alpfohlen  und  die  Senten- 
pfarren  [Herdestiere]  nicht',  wo  das  W.  aber  eher  als 
Msc.  i.  S.  V.  1  zu  verstehen  ist. 

Vgl.  das  von  B.  wahrsch.  unrichtig  angesetzte  voll  7  und 
Volhr.  Mhd.  vol.  alid.  ftlo.  Füllen.  Da  für  letztern  Begriff 
Fidli  sieh  festgesetzt  hat,  so  konnte  FuJen,  in  ni.  u.  f.  ge- 
spalten, für  das  erwachsene  Tier  (mit  Bez.  auf  das  Geschlechts- 
leben) verwendet  werden. 

„fölen:  ein  Junges  werfen  (von  der  Stute)  Gl." 
Syn.  fiillenen.  —  fölig:  brünstig;  kirre,  lüstern 
übh.  Gl.     Grob  scherzh.:  heiratslüstern. 

be-folen  s.  beßlchen. 

Volle"  I  m. :  das  gemähte  Gras,  bevor  es  aus- 
gebreitet ist.  Dl"  Heugras  ist  noch  a  Volla.  En 
grosse  V.  Wenn  die  Worberinnen  den  Mädern  nicht 
nachkommen,  sagt  man:  Schi  hend  Volle  GrV.  Syn. 
Mäd;  Schwaden. 

Der  letzte  Satz  könnte  von  dem  Adj.  voll  aus  erklärt 
werden.  Sonst  dürfte  das  vorliegende  Subst.  churwelschen 
Ursprungs  sein.      Vgl,  füllen. 

Folie"  II  f. :  trichterartiges  (hölzernes)  Gefäss, 
durch  welches  die  frischgemolkene  Milch  geseiht  wird, 
zu  welchem  Ende  die  untere  Öffnung  mit  grünen  Tann- 
reisern ndgl.  (F.-SchübelJ  verstopft  wird  B;  FJ. ;  Gr; 
LE.;  S;  Uw;  ü;  W.  ,Ihr  richtet  selbige  [die  Milch] 
durch  ein  Vollen,  darinn  sauber  Tannkriss,  in  ein 
Gepsen  [Milchgelte].'  SLutz  1732.  S.  noch  F.-Heber. 
Auch  wie  eine  Art  Sprachrohr  verwendet,  z.  B.  zum 
Abendsegen  auf  der  Alp;  zum  Jodeln;  s.  WSenn  1871. 
Syn.  Milchrichter ;  Signapf;  Siene;  (Trachter);  Lere. 
—  „Flueh-,  Wald-:  Oflnung  in  einem  Felsen,  Zu- 
gang in  einen  Wald,  die  am  Anfange  sich  weit 
auftun,  allmählich  aber  sich  verengern,  auch  ganz 
schliessen  LE."  —  volle":  die  Milch  durch  eine  F. 
seihen  GrD. 

Aus  dem  Syn.  Lere  scheint  hervorzugehen,  dass  die  Volks- 
etymologie unser  W.  mit  ,voll'  in  Beziehung  bringt.  Grimm 
stellt  es  zu  niundartl.  .Folge',  Gelte,  Eimer.  Viell.  ist  es 
wie  andere  Ausdrücke  der  Alpwirtschaft  rom.  oder  celt.  Ur- 
sprungs ;  vgl.  mlat.  folUs,  /oliuni,  fuUu,  eine  Art  Gefäss ;  ein 
gewisses  Weinmass. 

Vollez:  „Schnellkugel,  womit  die  Kinderspielen  F." 
St.  schreibt  zwar  „Folletz,  V-",  gleichwohl  legt  sich  die 
Frage  nahe,  ob  nicht  in  seiner  Vorlage  llollci/  (s.  o.  17)  ge- 
standen habe. 

Folio  n.:  eig.  grösstes  Format  für  Papicrbogon; 
übertr.  auf  den  höchsten  Grad  einer  Eigenschaft. 
Dubak  com  F.  [beste  Sorte].  Ineichen  1859.  Er  ist 
es  Chalb  (e  Chue,  e  Soxi)  im  F.  (und  wer  's  nüd  glaubt 
ist  aW''  esö)  Z.  In  alls  F.,  vollständig,  durchau's, 
gänzlich,  z.B.  Etwas  verpfuschen  BRi. 

Folilim  n.:  dünnes  Blatt  von  Metall.  Folie.  ,Das 
F.,  so  man  in  ein  ring  legt  under  das  cdelgestein,  das 
man  einfasset,  bractcola.'  Mal.  —  Der  Sg.  zu  dem  Plural, 
welcher  der  üblichem  Form   , Folie'  zu  Grunde  liegt. 

fiil  —  Comp,  filier:  1.  in  chemischer  Bed..  wie 
nhd.:  in  (fauler)  Gährung,  Auflösung.  Verwesung  be- 
griffen, zunächst  von  organischen  Stollen,  allg.  Von 
Ziger,   den  man  in  einem  Gefäss  gähren  (fülen)  Hess 

50 


787 


Fal,  fei,  «1,  fül,  ful 


788 


Bs.  ,l)u  [Lazarus]  stinkest  wie  ein  fauler  Mist,  Der 
sieben  Jalir  gelegen  ist.'  Tobl.,  Volksl.  Jetzt  wird 
/.  me  M.  als  Wortspiel  gebraucht  {f.  in  moralischem 
Sinn)  S;  Z;  vgl.  aber  u.  5.  ßildl.  Sürs  und  Ffils, 
Vorteil  und  Nachteil.  Mier  hein  's  O'schäft  z'sämmen 
II  S.  !(  F.  tilöm-mer  brüederlich  teilen  BRi.  Einen 
Handel  schliessen  für  S.  ii  F.,  dehin  u  etcegg,  ohne 
Nacliwährschaft  liHk. ;  Syn.  halfterlang;  {sür,  saftig, 
grün,  von  Holz).  S.  auch  Ei  6  (Sp.  18);  Fisch;  Käs. 
Von  unorgan.  Stoffen,  Gestein,  Felsen:  verwittert, 
meist  von  weichem  Tonschiefer,  der  an  der  Luft  bis 
in  die  dünnsten  Blätter  sieh  spaltet  und  endlich  in 
Tonerde  zerfällt;  Syn.  Flisch.  Vgl.  ,feig'  (Sp.  688) 
urspr.  von  morschem  Gestein.  Daher  die  Bergnamen 
Fidhorn  BÜ.;  der  Fule  oder  Miseltstoek  Gl  (dagegen 
Fidense  BO.,  urspr.  ein  stagnierender  See,  See  ohne 
sichtbaren  Abfluss).  Fidi  Brugg  s.  u.  4.  —  2.  von 
Metall,  Münzen  nur  bildl.  i.  S.  v.  schlecht,  gering, 
wertlos,  verrufen;  vgl.  6  b.  Nit  e  füle  Rappe  nie  ha" 
B.  ,Böse,  füle.  unwertschafte  münze.'  15-39,  Abscii. 
,Predicanten  sind  verrüeft  wie  das  f.  gelt,  ob  sie  gleich 
ein  guets  präg  habend.'  ,Nit  ein  faulen  haller  umb 
dich  geben.'  Schimpfr.  1052.  —  3.  von  krankhafter 
oder  übh.  mangelhafter  Beschaffenheit  einzelner  Teile 
des  tierischen  und  menschlichen  Körpers;  einer  der 
sog.  Hauptmängel  an  Pferden  und  Rindvieh  S,  oft 
verbunden  oder  syn.  mit  finnig.  ,Faul  ist  eine  Mast- 
kuh, wenn  sie  beim  Metzgen  finnig  erfunden  wird.' 
Au".  ISOG.  ,Wer  ein  hauptmürdig,  büchstössig,  spätig 
oder  ful  ross  verkauft,  soll  es  widerumb  zuo  synen 
banden  nemmen.'  B  Gsatz.  1615.  ,Die  Haubtmängel 
aber  des  Rindervichs  seind  er.stlich  faul,  zweitens 
finnig  und  drittens  hirnmüetig.'  1769,  ScuwKüsn.  LB. 
,l)ass  dises  Pferdt  mit  folgenden  mänglen  behaftet 
seie,  als:  erstlich  stettig;  2.  bauchstössig  od.  dämpfig; 
3.  räzig;  4.  haubtmördig;  5.  raänig,  oder  6.  ganz  faul.' 
ebd.  Mit  Lungentuberkulose  (Füli)  behaftet;  syn. 
dämpfig;  verschimrt,  von  Tieren  und  (roh)  auch  von 
Menschen  GrD.  Die  f.  Uszerig,  Auszehrung  in  hö- 
heren Graden  GTa.  —  4.  wer  in  Spielen  die  Partie 
z.  T.  oder  ganz  verloren,  seine  Spielrechte  verwirkt 
hat.  Vgl.  tot.  Eis  f.  si",  (im  Ballspiel)  einen  Punkt 
abzählen  müssen,  verloren  haben  ZRafz.  Ein  Spieler 
der  einen  Partei  ruft  einem  von  der  andern  zu,  ihn 
mit  dem  Ball  zu  treffen,  mit  dem  Stichwort :  fül  ver- 
rücrt  [der  Verlierende  verwirft]!  der  Andere  erwiedei't: 
Stand-m'r  f.  r.!  stehe  unbeweglich,  halte  still!  Bs.  F. 
(oder  füls  Ei)  heisst  aber  auch  ein  Fehlschlag  oder 
-wurf  mit  dem  Ball;  vgl.  Fülball.  (Rochh.  1857,  1, 
390.  395.  399.  400.  401.)  Wenn  die  Kinder  einander 
Rätsel  aufgeben,  so  sagen  die,  welche  die  Lösung  nicht 
finden:  .Wir  wollen  f.  sein  [verloren  haben,  verzich- 
ten].' N.  ScHw.  Kal.  1877.  Wend-er  f.  sl?  wollt  ihr 
bekennen,  dass  ihr  es  nicht  erraten  könnt?  Bs.  Urspr. 
zu  1  oder  2  gehörig  ist  die  Bed.  in  dem  Spiel,  wo 
zwei  Kinder  mit  gehobenen  Armen  eine  Art  gewölbte 
Brücke  darstellen  und  heimlich  ausmachen,  welche  der 
beiden  Seiten  ,die  goldene  oder  die  faule  Brücke'  (die 
gute  oder  schlechte  Seite)  sein  solle,  wenn  die  übrigen 
Kinder  unten  durchziehen  und  der  Reihe  nach  der  einen 
oder  andern  Seite  zugeteilt  werden;  s.  Rochh.  1857,  1 
S.  373.  Vgl.  Fülzi.  —  5.  träge,  wie  nhd.,  auch  subst.: 
de  Fül  ha,  gleichsam  faul  gelaunt  sein,  nicht  arbeiten 
mögen  A.^F.  Der  (jrosso  Rat  bestehe  aus  .faulen  Bäu- 
chen',   proklamierten    die    A.\  Revolutionsmänner   der 


30er  Jahre.  I  n-ott  ekei  füls  Fleisch  träge  oder  i  mag 
ekei  fillers  Fl.  tr.,  a's  i  selber  bi",  sagt,  wer  nicht 
dulden  will,  dass  ein  Andrer  sich  auf  ihn  stütze  Gl; 
Z.  Fül  n-ie  Mist  oder  irie  d'  Hund  Bs.  Uf  dr  fiile 
Hut  umc  rutsche",  sich  träge  herumtreiben  S.  En 
füle  Hund,  Schelte  für  einen  faulen  Menschen  G;  Z, 
ebenso  en  füle  Beiz,  e  füli  Su"  W.  Er  nüd  f.  und 
git  em  's  ume,  gibt  ihm  einen  empfangenen  Schlag 
rasch,  ohne  Weiteres  zurück  G.  Ich  nüd  f.  und 
tnit-em  uf  de  Biigge,  ich  benutze  die  Gelegenheit  und 
werfe  ihn  auf  den  Rücken  Gl.  Ebenso  in  ßs;  Z;  ins 
Komische  verdreht:  und  ich  nüd  f.  und  V  haut-m'r 
Ei's  Z.  Zuweilen  auch  nur:  müde,  schläfrig  Bs; 
B;  Z.  Bildl.  der  f.  Mänot,  das  letzte  Mondsviertel 
W;  Syn.  abgend.  —  6.  schlecht,  schlimm,  arg. 
a)  von  Personen.  E  füle  Schelm  L.  le  nöcher  bi  Rom, 
ie  füler  der  Christ  L.  's  göd  Fülem  nie  übel  L.  le 
führ  d'  Lüt,  desto  besser  Glöck  Ar.  Der  Ei'  ist  de'' 
füler  und  dr  Ander  de''  schlimmer,  Beide  sind  gleich 
schlecht  GA.  's  ist  Eine  .se  f.  as  dr  Ander  ZO.  Er 
ist  alliwll  der  fülst  Bs.  I  will  e  füli  He.x:  sl,  Be- 
teurung  in  weiblichem  Munde  ZWl.  Er  [der  Föhn] 
sig  im  Grund  e  füle  Heid  V.  ,Dise  Zügen  sind  merteil 
f.  tropfen',  elende  Kerle,  deren  Zeugniss  ohne  Wert 
ist.  1629,  Hotz,  Urk.  ,Wo  einer  also  [um  Amter] 
praticierte,  den  soll  man  strafen  als  ein  meineiden, 
fülen  und  heilosen  mann.'  1607,  U  Rq.  Im  Brauch- 
buch von  Kadelb.  (1671)  werden  verboten:  .alle  und 
jede  unbeharrliche  scheltungen,  darunder  alle  zue- 
namen,  darby  das  Wort  faul  gedacht  wird,  oder  auch 
hunds  etc.  verstanden  werden.'  ,Andere,  welche  ebenso 
faul  und  bös  als  ich.'  JMey.  1694.  Ao  1712  wurde 
N.  N.  überführt,  geredt  zu  haben:  ,Es  sei  bei  Gott! 
kein  füler  Städtli  als  Winterthur.'  untauglich. 
GoTTH.  unnütz.  ,Blinde  oder  faule  Rotte  nennt  man 
eine  eingebildete  Rotte  gewisser  Stadtwachten,  welche 
nur  bezahlt  aber  nicht  versehen  werden.'  Spreng.  ,Ein 
fuler,  forchtsamer  und  verzagter  kriegsmann  sieht  des 
fyendts  heerzug  für  sterker  an  dann  er  ist.'  LLav. 
1569/1670.  Listig,  schalkhaft,  schlau,  verschmitzt, 
verschlagen.  En  füle  Kerli,  Purst  [Bursche],  Schelm, 
Chetzer,  es  füls  Meitli  Aa;  Ap;  Bs;  B;  G;  Uw;  Z. 
Auch  etwa  von  Tieren:  füli  Tube",  die  nicht  im  Schlag 
bleiben  B.  Sprw. :  Wer  mit  füle  Vögle  flügt,  wird 
mit  füle  g' fange  Ap.  En  füle  Vogel  —  es  füls  G'sang. 
ebd.  S.  noch  7.  — ■  b)  von  Sachen  Uw;  U.  Das  ist 
f.  g'nueg!  Gl.  Öppis  Fülers  chönnt  's  nüd  g'e"!  ZO. 
De  Schade  ist  hie  am  Fülste  Bs.  Es  ist-em  f.  g'gange. 
ebd.  Füli  Liedli,  Zoteniieder  Ap.  En  füle  Lug  Uw. 
Die  fülste  Sottise.  Schild.  Alli  füli  erdenkti  Schand. 
E  füls  Mül,  Lästermaul,  Widerrede  Gl;  ZO.  Ei'm  ds 
f.  Mül  a'henia,  Jradm  Widerreden,  mit  bösen  Worten, 
Beschimpfungen,  Vorwürfen  begegnen  Gl  ;  GG.  Und 
hesch  [hast]  der  Mneter  sogar  im  Chib  [Zorn,  Zank] 
ds  f.  M.  ay'hcnl't  U.  Potz  füle  Wetter!  Stctz.  ,Der 
rechten  redlifüerern  einer,  der  vil  lugen  und  fuler 
pratikcn  under  die  üwern  gesäit  het.'  1531,  Strickl. 
Schwierig,  verdriesslich,  widerwärtig.  En  füle 
Handel,  e  füli  G'schicht  Bs.  ,Rauch  [rauhe]  und  faule 
weg.'  TiERB.  1563.  Unbrauchbar,  untauglich,  z.B. 
von  einer  Waage  Bs.  En  füle  Spuel,  eine  unordent- 
lich übersponnene  Spule  GT.  Die  fülen  use,  su  händ's 
die  guete!  (Selbst-)Aufforderung,  die  geringen  Karten 
zuerst  auszugeben,  um  die  bes.sern  zu  sparen  L. 
Wenn  's  am  Morga  in  da  Tau  ri-gnat,   git  's  an  füli 


789 


Fal,  fei,  fil,  fol,  fiil 


790 


Zetti,  so  wird  man  nur  wenig  Heu  an  diesem  Tage 
einheimsen  können  GrD.  (B.)  Unsicher,  von  zweifel- 
haftem Wert,  von  SehuldforJerungen,  die  schwer  ein- 
zutreiben sind  BKi. ;  GT.  ,An  faule  schulden  soll  man 
[sogar]  haberstroh  nemraen.'  Hospin.  1083.  .[Einen 
solchen  Schuldbrief]  soll  er  schuldig  sein  zu  behalten, 
oder  er  war  so  f.,  dass  etwan  das  Underpfand  ge- 
schleizt  [verringert]  wurde.'  1652,  SchwE.  Hofr.  Ffds 
Gehl,  schon  halb  verlorenes;  vgl.  2.  's  guet  Geld 
zum  füla  legga,  etwas  Törichtes  unternehmen;  eine 
schlechte  Spekulation  machen;  um  Verlornes  zu  retten 
neue  Opfer  bringen  Ap.  's  guel  G.  dem  füle  iiahe- 
riieie,  mit  Gefahr  neuen  Verlustes  verlornes  Geld 
wieder  zu  gewinnen  suchen  Z.  Füle  Fride,  unzuver- 
lässig, zweideutig,  nicht  dauerhaft.  Falsch.  F.  tue" 
(mache'),  beim  Spiel  betrügen  GT.  F.  mache",  einen 
argen  Streich  spielen,  ebd.  An  Öpperem  1000  /!.  f. 
mache,  durch  Betrug  ihn  um  so  viel  verkürzen  Z. 
F.  und  falxch  Gl;  L;  Z,  bes.  von  groben  Lügen. 
,üenn  faul  und  falsch  war  es  [das  Gerücht]  geben 
aus.'  vEuw  1708.  —  7.  stark  in  Etwas,  geschickt, 
tüchtig.  Der  Doktor  [Zauberarzt]  het  g'säit,  er  u-öll 
wol  öppe  ds  rechte  [die  schuldige  Person]  mache  z'  che; 
er  ist  de""  süst  füle  dm  f.  B  Hist.  Kai.  1775.  Das  git 
na  [noch]  de  fülst  Mehmen  ab  Z  (doppelsinnig,  daher 
oft  scherzhaft  gesagt).  Kräftig,  gesund  (vgl.  toll  in 
der  selben  Bed.)  oder  übermütig?  Das  Chind,  das 
hat  e  3Iaidschi  g'ge,  Me"  hat  kei  fülers  chönne  g'seh. 
Herdop felchost,  tut  Zuckerbrod  Macht  jiingi  Bagge 
rund  u.  rot.  Rochh.  1857.  Adv.  verstärkend.  F.  alt, 
eitrig  am  Alten  hangend,  stark  conservativ  Ap.  In 
Beteurungen  auch  von  Sachen:  e  fül-melneidi  Angst 
Gl.  Heize  uf  's  Fülst  AARued.  —  8.  sonderbar; 
lustig  B.  Das  dankt  mi'''  neume  f.  L.  Was?  i  chömm 
Nüt  über  [ich  sollte  Nichts  bekommen,  leer  ausgehen]  V 
das  ivär-mer  f.!  Bs.  Es  düecht-mi  (es)  Füls,  dünkt 
mich  ein  naiver,  witziger  Einfall  B. 

Zu  Bed.  4  Tgl.  mhd.  /eii/e,  zum  Tode  reif.  Zu  6  vgl. 
unser  ftit/  =  faul  i.  S.  v.  uusittlich,  nuitwillig.  Bed.  7  kann 
aus  6  a  mit  Alistreifimg  der  schlimmen  Beziehung,  also  = 
, durchtrieben'  in  lobendem  S.  erklärt  werden  (vgl.  arg  in 
abstrakt  verstärkendem  S.,  adv.  auch  vor  Ad.j.  guter  Bed.; 
u.  hüH\,  viell.  aber  direkt  aus  der  Bed.  von  ,faul'  mit  Ver- 
gleichung  von  ita.).  fmciJo  (faul)  inamorulo,  sterblich  verliebt, 
]&t.  perdite  amare.  Zu  den  Begriffsübergängen  .schlimm,  mut- 
willig, kerngesund'  vgl.  got.  ijnmuid,  gebrechlich,  ahd.  kameil, 
vergeblich,  eitel,  töricht,  übermütig,  mhd.  gemp.it,  lebensfroh, 
freudig,  stattlich,  tüchtig.  Bei  8  ergibt  sich  die  Bed.  , son- 
derbar' aus  der  von  ,arg',  , lustig'  aus  der  von  , sonderbar', 
, witzig'  aus  , lustig'  oder  aus  .schlimm,  schalkhaft,  neckisch'. 
Vgl,   arig   und  'trüg. 

„äglen-ful:  mit  der  Egelkrankheit  (s.Agle  Sp.  131) 
in  hohem  Grade  behaftet."  —  Knochen-:  scherzh. 
Name  des  Pferdes  in  einem  Spruch  vom  Hausstand ; 
s.  ToBL.  Volksl.  S.  152. 

mül-:  zu  träge  zum  Reden  Bs;  Gl.  —  Wahrsch. 
mit  scherzh.  Anspielung  oder  Anlehnung  an  die  Krankheit 
Mal/üU. 

mist-:  f.  wie  Mist;  durch  um!  durch  f.;  in  hohem 
Grade  tuberkulös.  M.  wie  en  alte  Tiichel  [Wasser- 
leitungsröhre] GrD.  —  matsch-:  durch  Fäulniss 
weich  geworden,  z.  B.  von  einem  Apfel  Gr.  Mainvli, 
breiartige  Masse.  Vgl.  pluder-f.  —  butzen-.  ,Mit  einer 
Erbsucht  od.  ansteckenden  Krankheit  behaftet;  übertr. 
auf  das  Moralische:  schelmiscli  durcli  und  durch.' 
Spreng.    Butz'",  das  Korngohäuso  des  Obstes.  —  pluder-. 


blöder-  GKorsch.;  Scn:  durch  und  durch  faul,  in 
weiche  Masse  aufgelöst,  von  Obst,  Spargeln  udgl., 
dann  auch  von  Menschen.  —  Pluder,  Blöder,  weiche 
Masse.      Vgl.   matsch-/. 

brand-:  ganz  faul,  z.B.  von  Äpfeln  Bs.  Br.  bis 
uf  d'  Hut.  Breitenst.     Vgl.  ,brand- schwarz'. 

stock-:  von  Bäumen,  die  auf  dem  Stock  und  bis 
auf  die  Wurzeln,  also  von  Grund  aus,  angefault  sind 
Aa;  Z.     Ggs.  zu  Fäulniss  geschlagenen  Holzes. 

dreck-:  stinkend  f.  ZO. 

Fulät,  -d  m.:  fauler  Mensch,  Faulpelz  Z.  F.! 
magst  nüd  ufstä"?  irottst  verfüle?  pfeift  die  Schwalbe. 

V^ahrsch.  dem  nicht  mehr  verstandenen  und  meist  nur 
als  Schelte  f\ir  einen  moralisch  verabscheuenswerten  Mensclien 
gebrauchten    Uflat  (Un-tlat)  nachgebildet.      Vgl.  ßät,   -ig. 

fulächt(ig)  Bs;  UwE.,  fulocht(ig)  BSi.i  etwas 
faul,  angefault,  in  Fäulniss  übergehend  (von  Obst) 
aaO.;  von  moralisch  schlechter  Art  UwE.,  schalkhaft 
BsStdt.     Syn.  ful-ärtig  (Sp.  477).  —  Mhd.  ful-Uch. 

fülen:  1.  intr.  a)  i.  S.  v.  füll,  faul  werden,  mo- 
dern,   verwesen  AaF.;  Gl;  S;  Uw;  W;  Z,    eitern  W. 

—  h)  i.  S.  T.  ftil  5:  träge  sein,  der  Ruhe  püegen. 
SuLGER,  vor  Trägheit  gähnen  GT.,  träge  werden  UwE. 
,Wo  er  [der  Ichneumon]  den  Crocodyl  besieht  an  der 
Sonn  faulen,  luogt  er  in  schelb  an  [von  der  Seite], 
bis  er  in  vermerkt  entschlaafen  sein.'  Tierb.  1563. 
,Ein  wenig  schlaafen,  ein  wenig  faulen.'  1548/60,  Prov. 
,I)ie  Wächter  ligen,  faulen  und  schlafen.'  1707,  .Jesa.j. 

—  c)  schlechter  werden,  v.  Menschen  und  Dingen, 
z.  B.  d'  Zelte  föulid  äister  me  UwE.  —  2.  (trans.)  aus- 
lachen   OsTSCHW.     Ursp.  =  faul  (i.  S.  v.  5)  schelten? 

um-:  abfaulen  und  in  Folge  davon  umfallen.  Von 
einem  Galgen.  1531,  Abscb.  —  ume-:  träge  herum- 
liegen oder  sich  herumtreiben  Ap;  GT.,  langsam  an 
Etwas  herum  machen  Gl.  —  er-:  1.  (ganz)  faul  wer- 
den i.  S.  V.  /'.  1.  Das  Holz  erfulet  kcinist,  wird  nie 
gänzlich  faul  Bße. ;  vermodern  OnPr.  Wenn 's  nid  hört 
[aufhört]  regne,  se  erfule"d  die  Schöche  [Heuhaufen] 
ScHW.  ,Der  das  selbe  holz  nit  usvertiget  [hinaus  be- 
fördert] ald  es  lat  e.'  Z  Bichtebr.  ,[Ein  Söldner],  der 
nun  langest  in  Meiland  umbkommen  und  erfulet  wäre.' 
1529,  Absch.  ,Dass  das  alt  hölzin  käppeli  erfult  und 
unnütz  worden  war.'  Edlib.  ,Ist  och  das  hö  [Heu] 
erfulet.'  Kessl.  ,A1s  etliche  uss  fürwitz  mer  gesammlet 
habind,  sj'e  das  selbig  mornderigs  erfulet  und  voller 
vvürmen  g'syn.'  Gualth.  1559.  ,Exputresco,  erfulen.' 
Fris.  .Man  soll  das  holz  nit  uss  den  hegen  tragen, 
sonders  in  den  hegen  e.  lassen.'  ca  1630.  U  Rq.  — 
2.  träge  werden  B;  (iL.  Fr  erfulet  ganz,  mi"  mues-nc 
zur  Arbeit  ha  [anhalten].  .Damit  sie  nicht  mit  müessig- 
gang  erfauleten  und  feig  wurden.'  Tscuiini,  Gallia.  — 
her  US- :  (rcH.  prägn.)  langsam  und  mühsam  sich  vom 
Lager  erheben.  , Viele,  wann  sie  des  Morgens  ein 
tiefes  Loch  in  den  Tag  hineingeschlafen  und  sich 
endlich  ohne  Gebet  aus  den  Federen  herausgefaulet.' 
JUlu.  1733.  —  ver-:  1.  (intr.)  wie  nhd.  Er  ist  sclio' 
verffilte,  verwest  W.  —  2.  (trans.)  in  Faulheit  hin- 
bringen (die  Zeit)  ArSchönengr. 

Fülen z,  in  W  Fületsch  m.:  1.  =  Fülenzer  1, 
Müssiggänger.  allg.  Der  F.  lied  eisdcr  Firtig.  Ineicu. 
Der  F.  frürt  bi  der  Arbet  und  .•ichicitzt  bim  E.ise. 
ebd.  ,l)ich  zu  einem  solchen  faullentzen  gemachet 
hat.'  Klingl.  1693.  Adj.:  ,Persegnis,  sehr  trag,  fau- 
lentz.'  Denzl.  1677;  1716.    -  2.  Uhu  GWe.    Vgl.  f" 


791 


Ful,  fei,  fil,  fol,  fiil 


792 


Sp. 23.  —  fülenzen  (fitletsche  W) :  1 .  ^  fühlen.  Spreng. 

—  2.  massig  gehen.  —  Pülenzer  m.:  1.  Müssig- 
günger.  allg.  —  2.  a)  eine  Art  Ruhebett,  aber  ohne 
Federn  G  Buchs,  We.  Syn.  Gütsche.  b)  Schlum- 
merrolle Z  (modern),  c)  linüertes  Blatt,  das  der 
Schreibende  seinem  (durchscheinenden)  Papier  unter- 
legt, E.selsbrücke  L.  d)  Buch,  Tabelle,  welche  uns 
Berechnungen  von  Zinsen,  Preisen,  Münzverhältnissen, 
Flächen-  oder  Korperinhalt  udgl.  mühelos  angeben. 

Schon  die  teilweise  Schreibung  mit  II  zeigt,  dass  m-in 
sich  das  W.  nicht  als  Ableitung  von  dem  einfachen  Vb. 
fultnzen,  eig.  fanl  riechen,  dann:  faule  Art  annehmen,  son- 
dern, mit  Tiefton  auf  der  zweiten  Silbe,  als  Zss.  aus/o(  und 
dem  (appellativ  gebrauchten)  Namen  Lcm  dachte,  daher  auch 
mit  aufgelöster  Form  , fauler  Lenz,  faule  Lenzen'  gesagt  wurde. 

—  Der  Vogel,  schon  bei  dem  Römer  Ovidius  ,bubo  u/navus' 
genannt,  trägt  jenen  Namen  entweder  von  seinem  langsamen 
Flug  oder  (eher)  von  seinem  Verhalten  während  des  Tages. 
Nach  SteinmUller  1821  heisst  er:  , Faulaus'  (Imperat.  von 
Tufulcn,  lang  ausschlafen V),  was  nach  Rochh.  AS.  H,  166  in 
BsLd  Name  der  Eule  ist.  —  Die  Form  fühtacheu  beruht  auf 
Ausstossung  des  ri  und  Vertauschung  von  (s  und  ti. 

Füler  m. :  Faulenzer,  Schlaraffe  Ap;  GT.  Jang^ 
Füler.  alti  Bettler.  —  Füleri"  f.:  1.  Faulenzerin! 
faules  Mädchen,  ebd.  —  2.  Name  einer  Kuh,  die  sich 
gern  legt  Ap.  -  ume-fiilere°:  faulenzend  umher- 
gehen GF. 

fülertschig:  faul  B. 

Eine  Zwitterbildung  aus/üiart/;/  (Sp.  477)  und  /alttuclieii, 
«ahrsch.  aber  auch  mit  Anlehnung  an  das  syn.  himärxrjiiif 
Sp.   467. 

Fulkeit  Frdkrt  Aä;  Ap;  Bs;  G;  Schw;  Th;  Uw; 
Z,  Füket  ZLunn.:  Faulheit,  meist  i.  S.  v.  Trägheit, 
früher  auch  von  moral.  Schlechtigkeit.  Es  ist  ka 
[keine]  F.  spät  üfstö,  aber  spät  i  's  Bett  GTa.  Arhet 
brinijt  Brod,  F.  brinijl  Nod.  Iner'hen.  De  magst  doch 
g'wüss  kein  Werchstreich  tue",  vor  F.  g'heist  schier  um. 
Stutz.  Fr  [der  Städter]  schiwpft-is  immer  d'  Ftdgget 
üs,  Salt:  trenn  der  Bür  nit  miiess  [usw.].  Allemaxnia 
1843.  ,Nüd  bösers  i.st,  denn  fulkeit,  ald  trägi,  wie 
man  's  nenjmen  [nennen]  will.'  Ruep  15.38.  .Durch 
trunkne  und  fulkait  und  spilen.'  Kessl.  ,Acedia,  faul- 
keit, hinlässigkeit,  tragheit.'  Fris.;  Mal.  ,Nequitia, 
buoberei,  f.  eines  menschen,  der  allem  wollust  ergeben 
ist.'  ebd.  Diese  Form  in  ä. Lit.  stark  belegt;  noch  1708 
bei  DToMANN.  —  fülken:  faulenzen  S.  —  Yer-fulce: 
sich  dem  Müssiggang  ergeben  S.  —  fulklich  =  fw/- 
lecht,  fulärtig,  i.  S.  von  träge,  nachlässig,  langsam. 
,Darzuo  man  sich  als  fulklich  bereift,  darvon  ent- 
springt die  fulkeit.'  UtzEckst.  1525.  .Languide,  ge- 
machsamlich.  faulklich.'  Fris.;  Mal.  ,Der  Esel  gat 
stäts  faulgklich  und  trag  einher.'  Tierb.  1563.  ,Tuon 
so  faulklich  ir  arbeit.'  SHochh.  1591;  1693. 

Die  Abschwächung  dos  Voc.  der  Endung  wie  in  Wäret, 
Wahrheit;  ähnlich  Armet,  Armut;  Hoffa-t,  Hoffait  u.  a. 
K  statt  ijh,  indem  eine  Form  '  FüJUi-heit  (mhd.  •fiilechtit), 
'fuUylkh  (mhd.  '/üledick)  vorausgesetzt  wurde.  Vgl.  nlid. 
, Junker'  aus  , Jungherr'. 

fülelen:  nach  Fäulniss  riechen  oder  schmecken 
Aa;  Ap;  Bs;  L;  G;  Schw;  Uw;  Z.  Was  fälclet,  stinkt 
Schw.  .Sentit  carieni,  es  fülelet,  hebt  an  ze  faulen.' 
Fris.;  Mal.  —  fulelig:  (ein  wenig)  faul  riechend 
oder  schmeckend,  ebd. 

fülen:  1.  (intr.)  = /»/cn  i,  laul  werden  Bs.  ,Ur- 
saeh  des  füllens  an  den  trüblen  [Trauben].'  BsCartäus. 

—  2.  (trans.)  faul  machen,  auflösen.    D' Näs.si  fület 


's  Holz  GP.  Der  Bege  fiilt  de  Sehne  und  der  nü  Sehne 
frisst  den  alte  Gr  (Tsch.).  Von  Geschwulsten:  weich, 
reif  machen.  Flachsmuos  fült  guot.  ebd.  ,Fculen, 
faul  machen,  verwüesten  und  verderben,  putrefacere.' 
Mal.  ,Die  Dachtropfen  fallen  auf  den  Schlagbauni 
und  feulen  und  verderbend  ihn.'  1639,  Scn  Ratsprot. 
.Ein  Schenkel  von  einer  Sau,  welcher  im  Rauche  ge- 
fäulet  worden.'  Discurse  1721.  -  in-:  in  Folge  von 
faul  (morsch)  werden  in  sich  zusammenbrechen.  Es 
wird  verordnet,  an  der  Stelle  der  .yngefülten'  Heu- 
häuschen ein  anderes  zu  erbauen.  1592,  Absch.  — 
er-:  (ganz)  faul  machen  Gr.  —  ver-:  =  dem  vorigen. 
Pc  Mist  rerfidt  's  Holz  [auf  dem  er  liegt]  Z.  ,4  Kries- 
bäum,  von  welchen  die  über  die  Tachung  hangenden 
Ä.st  selbiges  sehr  verfaulen.'  17Ü8,  Z  Staatsarch. 

Fülerich,  -ech  m. :  fauler,  schläfriger  Mensch 
Aa;  L;  Zg;  Z.  Der  Fiüereeh  und  der  Liederli,  Sind 
hedi  z'sämme  Brüederli  L. 

Von  dem  intens,  oder  freq.  Vb.  falirai  nach  Analogie 
vnn   .Wüterich'   (zu  ahd.    wtiutanii). 

Füli  f.:  1.  Fäulniss  Uw.  Eiter  in  Beulen  oder 
beim  Knochenfrass  W.  Vereiterung  der  Lunge  oder 
Leber  des  Viehs,  Tuberkulose;  PI.  fFülanaj  Geschwüre 
GrD.  ,Feüle.  Feülung.  putredo,  caries,  marcor.'  Mal. 
,Die  Füle  oder  sonst  der  4  Anlasteren  der  Rossen 
eins.'  1623,  Aa  Rq.  —  2.  Trägheit,  Schläfrigkeit 
B;  Gl;  W;  Z.  .Desidia.  träge  und  feüle.'  Fris.  — 
3.  Schlechtigkeit.  ,Succedunt  summis  optima  saepe 
nuilis:  es  wird  oft  nach  aller  faule  gut.'  Sylloge  B. 
1676.  Meist  in  Verbindung  mit  all  und  dann  in  concr. 
Bed. :  alle  möglichen  oder  allerlei  schlechte  Dinge 
(Streiche,  Kniffe,  Worte).  Alli  F.  tribe",  alle  mög- 
lichen schlimmen  Streiche  spielen  Gl;  Z.  ty  a,.  F., 
mit  aller  List,  Anwendung  aller  Mittel,  hartnäckig 
(einen  Zweck  zu  erreichen  suchen)  Bs;  B.  Eim  a.  F. 
säge,  Jmdn  mit  den  ärgsten  Schmähungen  überhäufen 
Ap;  Bs;  W  (auch  a.  F.  und  Gottlosi);  Z  (Syn.  alli 
Schand  und  Laster).  Er  ist  a.  F.,  ganz  schlecht  in 
seinem  Betragen  Z.  Nur  abstr.,  vom  höchsten  Grade, 
aufs  Ausserste  z.  B.  heizen  Aa.  Mit  Sturm  nnd  aller 
F.  [Unwetter,  Unheil].  Hengeler. 

Un-:    Steigerung  von  FiiU  Gr. 

Über  das  Präfix  uii-  vor  Wörtern  ungünstigen  Begriffs 
mit  verstärkender  -Bedeutung  s.  Sp.   2i)8. 

Ur-:  Mundfäule  der  kleinen  Kinder. 

Nach  Sp.  420  könnte  diese  Bildung  dem  verbalen  erfuhn 
entsprechen;  vielleicht  ist  sie  aber  nur  durch  Analogie  mit 
Urscidacht  (Ausschlag,  Pocken)  entstanden,  neben  welchem 
lJur(rh)scMucht  besteht,  wie  üurfüli  neben  Ur/uli,  oder  die 
letztere  Form  ist  geradezu  aus  der  ersteren,  durch  Deutung 
des  d  als  Art.  entstanden. 

Grüen-  Orüe-,  Grue-:  eine  Krankheit,  welche 
die  Weintrauben  befällt,  wenn  es  in  der  Zeit,  wo  sie 
reifen  sollten,  häufig  regnet,  indem  sie  dann  in  un- 
reifem (grünem)  Zustand  zu  faulen  anfangen.  Vgl. 
Bau-,  Sür-F. 

Heu-.  Wenn 's  am  Maitag  regnet,  so  git's  Heu- 
türi  oder  e  Heufidi  &.  —  ,Holz feüle:  caries.'  Mal.  — 
Lungen-,  Lungge-:  Lungenschwindsucht,  als  Krank- 
heit des  Rindviehs  und  der  Schweine  L  1706;  Z.  — 
Mül-  B;  S;  Uw,  Mund-  Bs;  GSa.;  Z:  Krankheitim 
Munde  (Kiefer)  von  Kindern  und  auch  beim  Vieh, 
Skorbut,  Bildung  von  Schwämmchen  (aphthai)  Bs;  B 
G;    S;    UwE.    (nur    beim   Vieh).     Vgl.  Durch-  1.    — 


703 


Fal,  fei.  fll.  fol.  fiil 


794 


Xabel-:  , Krankheit  bei  den  Ochsen,  da  der  Harn 
einen  Niederschlag  bildet,  und  sich  dadurch  selbst  den 
Abfluss  versperrt  Ap;  GKh.;  Z."  —  Eau"-  ÄABb., 
Sür-  ZS.:  Sauerwurm.  Krankheit  des  Weinstockes, 
•welche  eintritt,  wenn  die  Trauben  ausgewachsen,  aber 
noch  unreit  sind  und  zu  faulen  anfangen ;  häufig  ver- 
bunden mit  dem  .Brenner-  des  Laubes.  Syn.  Gruen- 
filli:  Bräter.  —  Stamm-:  Fäulniss  des  Stammes  vom 
Marke  aus;  entsteht  bei  Tannen  auf  morastigem  Grund. 
1762,  Z  Staatsarch. 

Sträl-:  Strahlgeschwür,  Krankheit  der  Sohlen  des 
Pferdes.  —  ,Strahl'  (mhd.  »trale  f.,  Pfeil)  heisst  auch  der 
einer  Pfeilspitze  ähnliche  mittlere  Teil  des  Pferdcluifes. 

Durch-  Biir-:  1.  Krankheit  im  Munde  =  MüJ-, 
skorbutartige  Entzündung  im  Munde.  Bildung  von 
Bläschen  (Schwänimchen),  Scharbock;  bei  Erwach- 
senen stomacare,  bei  Kindern  aphth«  Bs;  L;  Scii;  Z. 
Sjn.  HampeisseK  s.  Ameixe  3  (Sil  ■217).  ,Für  die 
dürchfüle  des  munds.'  Vorelb.  1557.  ,Die  füle  des 
munds,  durchfulc,  soll  man  inen  [den  Rindern]  wa- 
schen mit  essich  und  hepfen.'  Tierb.  1563.  ,Aphthse. 
Mundsversehrung,  insonderheit  der  jungen  Kinderen, 
r>urchfäule.'  Denzl.  1677;  1716.  Gegen  die  I).  zieht 
man  dem  Kinde  eine  ungerade  Zahl  Aterechndstengel 
durch  den  Mund  und  hängt  sie  dann  ins  Kamin,  da 
dann  mit  ihrem  Verdorren  auch  die  D.  weicht  ZZoU. 
—  2.  a)  Wundwerden  der  Haut  zwischen  den  Zehen 
der  Kinder,  bes.  in  Folge  von  Barfussgehen  derselben 
bei  nassem  Wetter,  Unreinlichkeit,  Fussschweiss  L; 
ZFehr.  —  b)  Klauenseuche,  Fäulniss  zwischen  den 
Klauen  des  Rindviehs  Aa;  S;  ZZoU.  Faulen  der 
Hufe  ZKn.  ,Für  die  Durfüli  an  Rossen  und  Fich 
nimm  Holderniuess  und  Beiliträst  und  Essig  und  Lor- 
mel  [etc.].'  Arzneib.  Zollik.  1710.  —  3.  (bildl.)  Faul- 
heit, Arbeitsscheu.  .Die  starken  müssig  gehenden 
Bettler,  die  die  Durchfäule  in  Händen  und  im  Ruggen 
haben,  nicht  arbeiten  mögen  [etc.].'  AKli.vgl.  1702.  — 

S.    Ur-füH. 

Trochen-:  von  vermodertem  Holz  BHa.,  von  Kar- 
toffeln Z.  —  Vgl.  Gr'uen-,  limi'"-,  und  erhrodcn.  AntOU. : 
,nass-f.' 

Füligi  f.:  Faulheit  B  (Zyro). 

fnlebiiiul:  Steigerungsadv.,  sehr,  ausserordentlich 
LEttisw.  —  Aus  .furibund',  \a.t.  furibundu»,  rasend;  vgl. 
die  gleich  angewendeten   ,Tasend';   w'mtig. 

füllen:  das  in  die  Scheune  eingebrachte  Heu  mit 
den  Füssen  feststampfen,  damit  es  seinen  guten  Ge- 
schmack behalte  B;  das  Heu  auf  der  Heubühne  mit 
der  Gabel  zerlegen  BRi.  ~  Füller  m.:  der,  welcher 
dieses  Geschält  besorgt. 

Aus  frz.  J'uuhr  (iiilat.  fvlarc,  fullare)  oder  dem  gleich- 
wertigen hoU.  voUcn,  walken,  stampfen.   Vgl.  Vo/fen /(Sp.  786). 

Ge-füll  s.  Gefdl  Sp.  778. 

füllen  I:  im  Allg.  wie  nhd.;  hervorhehenswert  sind 
folgende  Anwendungen:  1.  polstern.  , Sessel  mit  ge- 
füllten Kucken.'  Z  I)onnstagsbl.  1787.  —  2.  füllen  mit 
Ersetzung  od.  Erhöhung  der  natürlichen  Fülle  durch 
eine  gekünstelte.  G'füllti  Eier,  ein  Gericht  aus 
hartgesottenen  (halben  od.  auch  ganzen)  Eiern,  deren 
Dotter  mit  Gewürzen  präpariert  wurde,  und  einer  Sauce. 
XV.,  BiRLiNCiER,  Kochb.;  B  Kochb.  (Ausgg.  des  XVlIl. 
u.  XIX.);   s.  auch  Ei  2  (Sp.  13).  —  3.  auf  Blumen 


bezogen  hat  Scuw  die  differenziierte  Fonn  g' füllt.  Von 
einem  Trinker  sagt  man  verblümt:  er  liebe  am  meisten 
die  (/'füllte  GläsU  [Hj'acinthen].  —  4.  Jmdn  betrunken 
machen,  refi.:  sich  betrinken  Bs;  B;  L;  Z.  Vgl. 
rnll  5.  .Die  so  sich  vor  der  predig  füllend  und  in 
die  wynhüser  sitzend.'  Z  Mand.  1530.  ,Die  so  mit  im 
z'  nacht  gössen,  haftend  im  's  bracht  [zugetrunken], 
g'füllt  und  [er]  war  z'  nacht  ab  dem  bett  [zu  Tod] 
g'fallen.'  Salat.  Scheinbar  intr.  in  reflex.  S. :  ,Die 
mönche  bruchen  [brauchen  auf]  den  'zenden  mit  f.' 
1526,  Egli,  Act.  ,Me  sterbent  mit  f.  dann  vom  schwert.' 
Salat,  V.  S.  ,Man  begieng  den  tag  mit  hoffart  und  f.' 
BossH.,  Wint.  Chr.  —  5.  füttern.  ,Ein  kleid  mit  sol- 
chen feien  gefüllt.'  Tierb.  1563.  ,Gab  im  ainen  ge- 
fulten  rock  umb.'  Kessl.  ,Muosst  man  inen  filz,  beiz, 
kürschinen  und  was  man  gfülts  mocht  han,  den  söld- 
neren  in  die  schiff  liehen.'  Vad.  Vgl.  Gefill.  — 
6.  d'  Eerdöpfel  f.:  die  Erde  an  die  Stauden  heran- 
ziehen, so  dass  Furchen  entstehen  FS.     Syn.  hüfelen. 

er-:  1.  trans.,  im  Allg.  wie  nhd.  Besondere  An- 
wendungen: a)  einen  Zeitabschnitt  durchleben  B 
ö  u.  wO.  D's  Jar  e.,  ein  Jahr  zurücklegen.  J'''  han 
ml  Töfitag  erfüllt,  wieder  einen  Jahrestag  meiner  Taufe 
erlebt.  —  b)  eine  Summe,  eine  Zahl  voll  machen, 
ersetzen,  ergänzen.  , Solle  das,  so  ime  abzogen  und 
zuo  verlieren  gestanden,  mit  barem  gelt  ersetzt  und 
erfüllet  werden.'  L  1578.  ,Dass  wir  die  fendlin  er- 
frischend und  wider  erfüllend  [wieder  auf  den  ur- 
sprünglichen Bestand  bringen].'  1587,  S  Feldbericht. 
,Wäre  ouch  guot.  dass  wir  ein  Regiment  widerum  e. 
möchten.'  1591,  L  Hauptleute  in  Frankr.  —  c.  sät- 
tigen. ,Er  ist  nicht  zu  e.  z.B.  mit  speiss,  gelt,  do- 
liura  est  inexplebile.'  Hosi'iN.  1683.  Bildl.:  ,Dem  König 
die  äugen  e.  [so  dass  er  blind  wird  für  Anderes,  ihn 
täuschen].'  Wurstis.  1580.  —  2.  (intr.)  ,Man  lasst 
auch  bald  das  wasser  stark  hinein  [in  das  Bad]  laufen, 
also  dass  dieses  wieder  erfüllet.'  HPantal.  1578.  — 
ÜS-:  ausfüllen;  überschwemmen.  ,Da  die  wysspfenning 
schlecht  sind  und  aber  das  land  u.  wellen.-  1483,  Absch. 

—  ver-:  1.  eine  Höhlung,  eine  Lücke  (auch  im  bildl. 
S.)  ausfüllen,  allg.  ,Alle  tiefen  Karrengeleisen  und 
andere  Tiefenen  in  Strassen  sollen  mit  kleinen  stein- 
linen  verfüllt  und  verebnet  werden.'  Z  Mand.  1646. 
,In  disem  g'welb  soll  man  etliche  vögel  haben,  welche 
der    aussgenommnen    statt    verfüllind.'    Voi;elb.  1557. 

—  2.  durch  Füllen  (Völlerei)  vertun.  Gexcexb.  1221. 

—  sprütz  enge  füllt.  Spritseg'fillts:  Backwerk  aus 
Pfannkuchenteig,  der  in  eine  Spritze  gefüllt  und  durch 
diese  in  die  gewünschte  Grösse  und  Form  gebracht 
wird  BsStdt,  Vgl.  S2)riitz-Bir.  —  zue- füllen:  voll- 
ends f.,  z.  B.  ein  Fass,  eine  Flasche,  und  davon  übertr. 
auf  den  Menschen:  betrunken  machen  Z;  Syn.  sue- 
decken. 

Füller  ni.:  Säufer,  Fresser.  ,Wann  nun  der  gö'tz 
ein  f.  war.  So  war  er  gwüss  der  tugent  1er.'  Birk 
1535.  .Der  landvogt  .sye  ein  f..  spiler,  huorcr.'  HBull. 
1572.  —  Fass-:  Biriisorte  Tu.  —  Füllcri  f.:  Völ- 
lerei. .Öffentlich  an  dem  kanzel  ein  wehe  verlesen 
über  die  lüllerei  by  rychen  und  armen.'  B  Mand.  1567. 
.Dehein  gasterei,  füllerei  weder  mit  trinken  noch  essen.' 
XVU.,  Mi'Ri.  —  Füllericli  m.:  Prasser,  Trunken- 
bold. SeuENO.  .Der  füllerych  [.frässig.'  1667]  hat  einen 
schweren  schlaaf,  bauchwee  und  krymmen.'  1531/48, 
SiRAcn. 


795 


Pal,  fei,  fil,  fol,  ful 


796 


F Ulli  I  f.:  1.  Fülle  in  abstr.  S.,  Vollsein,  a)  Uber- 
fluss.  ,Diewyl  da  syn  wirt  fülle  gnuog.'  Kessl.  Jetzt 
nur  in  der  reinihaften  Verbindung  Hülli  und  F.,  z.  B. 
da  ist  H.  u.  F.;  Geld  i"  H.  u.  F.  allg.  —  b)  Trun- 
kenheit; s.  voll  Sp.  780.  ,In  aller  Fülle  und  Wein- 
feuchte hat  er  sieh  in  ein  kalt  \Va.sser  geworfen.' 
1.559,  Mise.  Tiu.  ,Wie  mancher  ist  in  einer  Wein- 
Fülle  unglücklich  gestürzet  und  dahin  gestorben.' 
JJUlr.  1733.  —  c)=  VolUi.  —  2.  (concr.)  a)  Füllsel 
bei  der  Kuchen-  und  Confektbäckerei.  allg.  , Fülle, 
wurst,  fartura,  farcimcn,  artocreas.'  Mal.  — b)  Schutt. 
,Svver  deheinr  slacht  f.  in  den  burggraben  schüttet.' 
alt.  L  Ratsb. 

Das  W.  in  den  Bedd.  1  von  ,to1I',  in  den  Bedd.  2  von 
.füllen'  abgel.  —  Über  den  urspr.  concr.  Begriil  von  //. 
«.  F.  s.  Gr.  WB.  4,  1  a  492  f.;  ebenda  484  über  das  Yer- 
hältniss  zw.  I\   und    Volli. 

PÜlli  11,    -«--  Bs;    Giitw.;    GW.;    S,     -ö-  F   —  11. : 

1.  Füllen,  Fohlen,  das  Junge  des  Pferdes,  Esels,  „Ka- 
meeles".  allg.  De''  Kerll  cha'"  süfe  wie-n-e  F.  Sch. 
Ufhaue  [mit  den  Füssen  ausschlagen,  springen]  teie- 
n-es  F.  ZO.  Er  het  wie  ne  Fühli  so  lustiq  möge  ijitmpe 
und  sprinije.  Bkeite.nst.  18G4.  Sprichw.  KAA.:  Dem 
F.  nahlaufe  und  d'  Miira  lä  z'  Grund  yä",  ob  dem 
Kleinen  das  Grössere  fahren  lassen  B.  Die  cldine 
Kossli  hUhe(d)  lang  F.,  Menschen  von  kleiner  Statur 
scheinen  lange  jung  B;  Sulger.  , Weilen  ich  des  Fuss- 
gehens  und  auf  meiner  Mutter  Füllin  zu  reiten  zimb- 
•lich    gelernet.'    Heutelia;    vgl.  Schuehmachers  Rapp. 

Wenn  d'  bim  erste  Lug  es  F.  g'ge'  hättist,  so  wärist 
scho"  en  alts  Boss.  Sdterm.;  oder:  Wenn  en  icdere 
Lug  von  im  es  F.  g'ge"  hätt,  so  liätt  er  vil  Boss  Z.  — 

2.  (scherzh.)  Benennung  eines  rautwilligen,  über- 
mütigen, ungezogenen,  unbesonnenen  jungen  Men- 
schen Aa  (von  Mädchen);  B;  Tu.  Vgl.  Hälli.  ,Er 
sei  halt  ein  V.  und  tue  kalberochtig.'  Gotth.  Mädi 
sei  d'r  ung' feil  ig  ist  Hang  g'si,  dass  es  so-n-es  F.  [zum 
Manne]  iibercho  hcig.  N.  B  Kai.  1843.  Du  bist  doch  e 
rechts  F.,  we  [wie]  t^l  tumm  tuest  Th.  —  .3.  junges 
Schwein.  ,Ein  Schwein  mit  jungen  Fühli.'  16t)9. 
B  Dok.-B.  —  4.  erbrochene  Speise  oder  Getränk 
Zg.     Vgl.  füllenen  2. 

I  in  der  .\usspr.  nicht  gemin. ;  die  (unreine)  Dehnung 
des  Voc.  nur  zufällig,  durch  allgemeinen  Zug  der  betr.  MA. 
bedingt.  Mhä.  ßjl(el,  ßil(e)  m.,  M.  jjullus  (junges  Tier  übh.). 
gr.  tcmXos  (aus  noFXoi).  Die  Endung  -i  aus  der  ahd.  Dekl. 
schwacher  Mask.  t-in);  dann  wurde  aber  -U  mit  der  Dim.- 
Endung  (-W)  vermischt;  vgl.  die  3  Formen  des  Verb,  für 
,F.  werfen'  unten.  S.  noch  Fütch.  —  Bed.  3  schliesst  sich 
an  die  allgemeinere  Gruudbed.  des  lat.  Wortes.  4  wahrsch. 
aus  der  Vorstellung  ,werfen'  zu  erklären:  Geworfenes  ^ 
Auswurf  (':*). 

Maie"-:  1.  (F.,  das  sich  im  Mai  fröhlich  heruni- 
tummclt)  in  der  bildl.  RA.  umegumpe  [uniherhüpfcii] 
icie-n-es  M.  L.  —  '2.  wer  am  1.  Mai  zuletzt  aufsteht 
LBottal. 

Hängt  viell.  noch  mit  dem  alten  und  weitverbreiteten 
Frühlingsfestbrauche  des  Mairitts  zusammen.  —  Wer  um 
Pfingsten  zu  spät  aufsteht,  heisst  ,PfingstlHmniel';  Lümmrl 
=  F'üli  2.      Vgl.   Merzen-. 

Mäns-:  F.  von  1—2  Jahren.  ,So  ein  waldmann 
[Bürger  von  EinsiedelnJ  veech  uf  der  waldlüt  almeind 
het,  der  soll  geben:  von  einem  ross  15  angster,  von 
einem  meisfüli  8  angster  [usw.].-  SchwE.  1572.  Der 
Valteuscheralpbrlef  setzte  hinsichtlich  der  Bestossung 
fest:  ,für  1  Mässfüllen  5  Stöss.' 


Mä}is  (Meix)^  weibl.  Kalb  von  1  — 2  Jahren,  übertr.  auf 
die  entsprechende  Altersstufe  von  Pferden. 

Merzen-:  1.  (ein  F.  im  März)  in  der  R.\.:  So 
starch  wie-n-es  M.,  von  einem  gesunden  Menschen 
ZWint.  —  2.  der  Grün-  oder  Schwarzspecht,  picus 
viridis,  in  GT.  der  Eichelhabicht,  Häher,  so  genannt 
wegen  ihrer  dem  Wiehern  ähnlichen  und  im  März 
zum  ersten  Mal  und  am  Häufigsten  hörbaren  Laute 
Ap;  Gl;  Gr;  ZO.  's  M.  lacht  Ap  Volkslied,  's  M.  hed 
Sehne  im  Födlech  [Hintern]  Ap,  wann  diese  Vögel  sich 
wieder  hören  lassen,  muss  man  doch  noch  immer 
einen  Bückfall  in  den  Winter  befürchten.  Den  Sommer 
über  zeigt  ihr  Geschrei  stürmisches  Wetter  an.  — 
3.  dummer  Mensch  BBe. 

Bed.  1  syn.  mit  Maien-  1,  auch  3  ähnlich  Maien- S :  in 
Montafun  werden  am  1.  März  geäffte  Personen  ,M.'  genannt. 
—  Bed.  2  mag  später  auf  .die  angegebene  Weise  verstanden 
worden  sein,  beruht  aber  viell.  auf  dem  lat.  ^n'ci«  il/nrt;u«, 
da  der  Specht  dem  Gotte  Mars  (der  allerdings  auch  Gott  des 
Frühlings  war)  heilig  galt.  Dass  Vögel  oder  getlügelte  In- 
sekten nach  Haustieren  benannt  wurden  (vgl.  .Habergeiss, 
Donnerziege'  =  Schnepfe),  wird  auch  nicht  bloss  auf  .\hn- 
licbkeit  der  Stimme,  sondern  auch  anderer  Eigenschaften 
(vgl.  IlerryottechüeU  ^  Marienkäfer,  , Heupferd' =  Heuschrecke 
und  Libelle:  WerrfuU)  und  viell.  noch  auf  älterer  mytho- 
logischer Anschauung  beruhen.  Wenn  nun  Stutz  von  eilig 
laufenden  Leuten  sagt:  Die  haued  uf  n-ie  M.  und  Lohrind, 
so  hat  er  offenbar  keine  Ahnung  mehr  davon,  dass  L.  die 
Rohrdommel  ist,  und  er  stellt  sich  unter  beiden  WW.  Vier- 
füsser  vor;  der  nämliche  Irrtum  liegt  viell.  unserem  M.  1 
zu  Grunde,  das  mit  Übertr.igung  von  der  Stärke  des  Ge- 
schreies auf  kräftige  Lebensäusserungen  überh.  eine  blosse 
Fiktion  sein  dürfte. 

Süg-:    saugendes  F.  GrD.     Syn.  Suger. 

Dutten-:  1.  ,Pupus,  ein  tüttcfüle  oder  junges 
kind.'  Mal.  (Fris.  hat  nur  ,tütti').  —  2.  ,Ditt-,  ver- 
zärteltes Kind,  das  immer  an  der  Mutter  hängt  (wie 
ein  F.  an  der  Stute).'  Spreng.  Syn.  Mneter-Ditti.  — 
Mhd.  tülie,  ahd.  tuiti,   Mutterbrust. 

Werr-  TF^rr/MK  Gl ;  N.  Eins.  Kai.  1880,  „Werri- 
fiili  ScHwMa.",  l\p^rfüli  Gl;  GG.,  -Fili  GA.:  Maul- 
wurfsgrille.    Syn.  Bossmörder;  Kornßrli. 

Die  Dehnung  des  ü  und  die  Nbf.  Werfiir(i)  (s.  d.)  machen 
zweifelhaft,  ob  das  W.  hieher  gehört:  jedenfalls  ist  es  sachlich 
=  dem   einfachen    Werre. 

füllen  II  Aa;  Gl;  L;  G;  S,  füllenen  BG.,  SL; 
GrÜ.;  SchwMuü.;  UwE.,  füll  eleu  Bs;  Gr;  GW.; 
ScH;  SchwE.;  Th;  Obw;  Zg;  K:  1.  ein  Füllen  werfen, 
allg.  —  2.  sich  erbrechen  Gr;  Schw;  Zg;  vgl. 
Fülli  4.  —  3.  (bildl.  Anwendung  von  1)  vor  Ungeduld 
(auch  vor  Zorn  Z)  vergehen,  ausser  sich  geraten 
SchwE.;  UwE.;  Z.  Du  wirst  emmel  iez  no'''  nid  fiilene! 
sagt  man  zu  einem  ungeduldig  Drängenden.  Syn. 
(ver)gitzlcn,  rergiblen,  eig.  (tote)  Zicklein  werfen ;  ver- 
strupfen. —  ver-füllelen:  ein  totes  Füllen  zur  Welt 
bringen,  missgebären  GSa. 

Fülen  statt  fülnten,  von  der  Form  Fült  gebildet,  wie 
dieses  von  Fülen.   Vgl./äf?t/i  Hüsfad^nen,  ahen  neben  äbenidjen. 

fiiele":  fühlen.  -  G'füel:  Gefühl  Aa;  Bs;  B;  Soii. 

Mit  richtiger  Bewahrung  des  Diphthongs,  denn  rahd. 
vilehn,  ahd.  fuolan.  In  anderen  Kantonen  hat  die  bücherd. 
Form  für  das  selten  gebrauchte  W.   Platz  gegriffen. 


797 


Falb    fiilb.    Palch-fulch 


798 


Falb-fulb. 


Vgl.   aucli   die   Gniiipc    Fiilii 


Falbel  jn.:    Eiiilepsie.   —  Synk.  aus  ,Fallüt)i.'l-   (Ukr). 

Fölb  f.:  Hülse,  in  welcher  das  Getreidekorn  sitzt; 
Felbe  (PI.) :  Spreu  BG.,  U.  ,üie  wyber  band  rot 
backen  wie  ein  felb  Und  sechend  u.ss  den  stücben 
[gelbgefärbten  Koiiftüchern]  wie  Ein  stuck  fleisch  uss 
einer  gelwen  brye.'  ützEckst.,  Conc.  1525.  Bildlich 
für  Wertloses:  ,[Der  Mensch]  nützt  vil  minder  denn 
ein  felb.'  ebd.  1525. 

Eine  aus  ,Fell'  (s.  Haler-Fell  Sp.  771)  und  mhd.  hilice 
(ahd.  helawa),  Spreu,  verquickte  Form  mit  der  iihd.  Ver- 
gröberung des  w  zu  b  (vgi.  in  der  Folge  die  WW.  auf  -Iw, 
-rir).  S.  noch  Gefilm.  —  Zur  Verstärkung  der  Negation 
dienten  mhd.  die  syn.  Ausdrücke  nicht  ein  sjwiu,  ndrd.  n. 
ein  CO/'  (engl,  chaff,   Sjireu). 

Fulbe  s.  Pfulu-e''. 


Falch  —  fulch.    —    Vgl.   auch   die   Gruppe  Fnlk   usw. 

falch:  falb  LG.;  S.  Falchi  EiiheJiIwse'  gehörten 
zur  alten  Bauerntracht  It  Schild  1,  141.  Bes.  heisst 
das  hellbraune  Rindvieh  f. 

Seheint  aus  einer  Vermischung  des  mhd.  .\d.j.  falle  mit 
dem  folgenden  Subst.  hervorgegangen,  von  weleli  letzterem 
auch  eine  Participialform  abgeleitet  ist:  ,Ein  gfalchete  s.  v. 
Kuh.'    1796,  Pfandb.   ZZoll. 

Falch  {Fal'ch  AaF.;  L;  ThHw.)  m.  —  PI.  Falche 
Z  (in  Bed.  2  auch  Falch)  —  Dim.  Falchli  u.  Fälchli  Z : 
1.  Falke  Z   (KdMey.  1844).     Sprw.  s.   Üwel  Sp.  613. 

—  2.  Kuh  oder  Pferd  von  fahler,  weissgrauer  oder 
hellbrauner,  gelblicher  Farbe  Aa;  Bs;  L;  S;  Sch;  Zg; 
Z.  Gelbrotes  Pferd,  Isabelle  Sch.  Tier  mit  Flecken 
und  Streifen  L.  —  3.  Schimpfn.  für  einen  dummen 
Menschen  mit  Haaren  von  jener  Farbe  AaF.  —  4.  u  n  - 
ehliches  Kind  LG. 

Bed.  1  nur  schwach  belegt;  scheint  längst  ausgestorben 
zu  sein,  und  mit  Bez.  auf  das  Wirtshausschild  wird  es  durch 
die  Ausspr.  mit  k/  als  Lehnw.  charakterisiert.  Vgl.  jedoch 
FaUhenßueh  B.  —  2.  , Falke'  im  heroischen  Zeitalter  als 
Eigenn.  für  Pferde  beruht  auf  der  beliebten  Übertraguug 
von  Vogelnamen  auf  Haustiere;  die  oben  angeführte  Über- 
tragung geht  spociell  von  der  Färbung  des  Vogels  aus  und 
dürfte  auch  das  Ad.j.  i/alchl  erzeugt  haben.  —  S.  Zu  der 
Beziehung  zw.  Farbe  und  Charakter  vgl.  den  Volksglauben 
betr.  die  Rothaarigen.  —  4.  beruht  auf  Übertragung  der 
Mischfarbe    auf   gemischte    Herkunft,    unreine  Abstammung. 

—  S.   noch  Falk. 

Roger-:  Höcker-F.  ,Disen  nennend  wir  ein  Hoger- 
falken  von  kürze  wegen  seines  halses:  dann  vor  den 
flügelbogen    kann   man   im    das    haupt    kaum    sehen.' 

VOGELB.    1557. 

Kol-:  Taubenhabiclit.  ,Falco  carbonarius,  niger 
falcü,  accipiter  palumbarius.'  Mal.;  Vogklb.  1557.  — 
Wegen  der  vorwiegend  schwarzen  und  schwärzlichen  Färbung 
so  genannt. 

,Berg-  (Birg-)  Falk,  falco  montanus.'  Vogklii. 
1557.     Wander-F. 

Reiger-:  kaum  eine  besondere  Art  von  F..  sondern 
F.,  der  eigens  zur  Reiherjagd  abgerichtet  ist,  ,I)ic 
Palken,  so  von  unseren  Reigelfalken  genennt  werdend, 
fahend  Rei,gel  und  Kränch.'   Vogelb.   ir).")7. 

,Saker-',  auch  .Kuppel,  Sacker,  Stockahr.'  ebd.: 
Würg-F.,  falco  laniarius  oder  sacer,  aus  welch  letz- 
terer (lat.)  Benennung  das  VoGf:LB.  das  W.  geholt  hat. 


Falclie"  m.  (übrigens  meist  PI.) :  fahle  dürre 
Gräser,  bes.  an  Waldrainen  ZO.  Vgl.  Falchengras. 
Häsch-mi"''  welle"  ahhaiie",  du  Chetzer!  sagt  der  F., 
wenn  er  beim  Mähen  hinter  der  Sense  wieder  auf- 
steht. SüTERM.  —  Subst.  Gebrauch  des  Adj.  (wie  bei  Falch'). 

Falcheren:  Ortsn.  in  BO.  —  Über  die  Endung  s. 
Dial.   ■2'20/l. 

Felcbli»  n.:  kleine  runde  Ört'nung  in  der  Mitte  der 
Stalltüren  ZGÄgeri. 

Viell.  ein  Überrest  der  Grundbed.  von  nhi./elahan  (nhd. 
,be-,   empfehlen'   s.   d.   folg.   u.   Anm.   zu  falijen,  Fehj). 

Ent-felch  Empf-  m.,  f.,  n.:  1.  Auftrag,  BefehL 
,Er  hat  von  mir  im  Empfel  gehan  zu  handeln.'  15'26, 
Stockah.  ,Hie  sehend  wir,  dass  die  apostel  das  gemein 
e.  gehebt  habend,  dass  [etc.].'  Zwingli.  ,Nach  gött- 
licher e.'  1529,  Strickl.  ,So  ir  wandlend  in  mynen 
geboten  und  beschirmend  myn  e.  und  tuond  die.'  Salat. 
.Du  hast  geboten,  dass  man  deine  e.  halte.'  1548/60, 
Psalm.  =  ,gebotte.'  1531.  ,Nuii-  los  du  wietrich,  was 
ich  in  enpfel  hon  dir  zuo  sagen.'  Zielt  1521.  In- 
struktion von  Gesandten:  ,Sind  wir  [die  Gesandten 
von  Bern]  gan  Murten  zuo  geritten,  da  uns  uf  der 
strass  unser'  mitburger  von  Fryburg  begegnet,  und 
allda  gan  Murten  komen,  daselbs  si  uns  ir  e.  erscheint 
[gezeigt],  wölichs  wir  ouch  geton.'  1530,  Absch.  ,Uff 
das  habe  er  wyter  e.  nit  von  synen  herren  und  obren.' 
1531,  Strickl.  —  2.  Empfehlung  in  Schutz,  Obhut. 
.[N.  bittet,  seine  Kinder]  in  gnädiger  entpfelch  ze 
haben.'  1522,  Egli,  Act.  ,Zuo  üwerein  bruoder,  der 
üch  mir  in  entpfel  geben  hat.'  Ziely  1521.  —  Alt.  nhd. 
,Empfehl'  m.,  .Empfehle'   f.  =  Empfehlung. 

Be-felch  Bi-,  Beßlch,  moderner  Bife'll,  BifA  — 
ra.  (älter  auch  f.) :  I.Befehl,  allg.  ,Dass  ich  uss  sondrer 
befelch  des  Vogts  zuo  gericht  gesessen  bin',  sagt  der 
LTntervogt  von  Grüningen  1488.  ,Jussus,  geheiss,  be- 
felch.' Fris.  —  2.  Auftrag,  Botschaft.  , Gott  tuet  b.' 
Zwingli.  ,Mit  der  b.'  1524,  Strickl.  ,Dry  ratsfründ 
von  Bern  mit  geschriftlicher  b.'  1528,  Absch.  Ein 
Kitter,  der  als  Bote  zum  Papst  kommt,  beginnt:  ,Vor 
anfang  myner  b.  du  das  wüssen  sott',  d.  h.  bevor  ich 
meinen  Auftrag  ausrichte.  NMan.  ,Si  betten  in  b.,  ein 
nialzeit  zuzuristen.'  RCys.  ,Ohne  sonderbaren  B.-  Heut. 
1658.  ,Nachdem  sie  [eine  Magd]  den  B.  abgelegt.' 
1662,  Z.  —  3.  obrigkeitliches  schriftliches  Mandat. 
,üie  Puncten  sollen  in  einen  Befelch  verfasst  und  in 
ilie  Stadtschreiberei  Liechstal  zu  könftigein  Verhalt 
geschickt  werden.'  1668,  Bs  Rq.  ,Der  HH.  XIII  Rat- 
schlag ist  in  Form  eines  Befehls  in  alle  Ämbter  ab- 
gefasst  worden.'  1692,  ebd.  —  4.  Amt.  ,Und  sollen 
si  bei  Antretung  ires  befelchs  schwören.'  1627,  Bs  Eq. 
.Kein  Befehl  solle  ausser  ihrem  billigen  Kehr  in  die 
Burgschaft  Leuk  kommen.'  1732,  W.  —  5.  die  Obrig- 
keit selbst.  .Die  h.  Standes-Betehl  soll  alle  2  Jahre 
verändert  werden.'  1732,  Leck.  —  6.  Obhut,  Füt- 
sorge.  ,So  bitten  wir  üch,  ir  wellend  uns  betrachten 
und  in  befelch  haben;  dann  wir  band  fast  uszert.' 
1531,  Strickl.  —  Mhd.  hefeleh  ni.  u.  f..  Verwaltung;  Obsorge. 

ent-fl'lchcn  empf-,  jetzt  meist  empßle  (cmpfc'le 
Z),  in  Ndw  erpf^e:  1.  =  nlid.  empfehlen  (selten). 
Einem,  der  zur  Kirche  geht,  sagt  man:  l'''  empfil  mi''' 
au^''!  (zur  Fürbitte]  aScHW.  —  2.  auftragen,  be- 
fehlen. ,Do  cntpfal  der  künig,  dass  man  Olwier  sötte 
Heren  zuo  synem  öbresten  ritter.'  Zielv  1521.  .Setzend 
aber,  das  glych  also  empfolht  wäre  cim  engel  zc  reden.. 


799 


Falch,  felcll,  lilth,  t'ukh,  fulch 


800 


ZwiNRLi.  ,\Vytcr  so  haiul  sie  anbracht,  wie  inen  der 
herzig  enpfolet  hah  . . .'  1531,  Absch.  ,A1s  Gallus  zucht 
ze  lernen  enipfolchet.'  Kessl.  ,Ic1i  han  dem  vogt 
enpfult  in  namen  myner  herren,  dass  [etc.].'  152.5. 
Strickl.  —  3.  übergeben,  zur  Verwahrung;  über- 
tragen (zur  Verwaltung).  ,I)ie  pfand  verkoufen  und 
die  pfennig  empfelhen  und  tuon  an  die  statt,  dahin 
dass  der  bischoff  und  die  statt  zuo  tuend  enipfelhent, 
oder  sust  des  iren  gewiss  sTent.'  1297,  Kind.  Urk.  ,Es 
soll  ein  vogt  selb  ze  gericht  sitzen,  oder  [ein  anderer], 
dem  er  es  enpfllchet.'  Hofr.  Lunkofen.  ,Denen  der 
gwalt  der  christlichen  kilchengschäft  empfolet  ist.' 
ZwiNGLi.  ,Als  ob  dir  nüt  von  der  sach  empfolcht 
sye.'  Gyrexr.  1523.  .Unser  herren  band  enpfolet.' 
1530,  Strickl. 

Das  Ptc.  ,empfol(ch)et'  ist  eine  Mischung  aus  starker 
und  schwacher  Form.  Erpfülcn  aus  er-ent-  oder  direkt  mit 
(T-  statt  ent-;  s.   Sp.    353.    403. 

be-felohen,  jetzt  gewöhnlich  hife'le  —  Imper. 
hifilch,  Cond.  bifulch  Ai;  Ptc.  bifölche-f,  bißle:  1.  em- 
pfehlen; jetzt  nur  vom  Schutz  Gottes,  in  der  ver- 
alteten Abschiedsgrussformel:  Gott  bifolfchje  Aa;  Z. 
.Sich  Gott  befelchen:  Gott  begrüssen.'  Mal.;  früher 
auch  von  menschlicher  Gunst  und  Obsorge.  ,Ward 
verrüeinbt  und  befolhen.'  Vad.  ,Dann  die  ere  eines 
cristliches  nainen  ist  uns  vil  bäss  befollen  und  lieber, 
dann  das  wir  uns  also  Übersechen  wollten.'  Byff,  Chr. 
, Alsdann  wollt  ich's  bim  leben  län.  Und  si  furbass 
befohlen  han.'  Co.m.  Beati.  ,Vom  Herzog  B.  ist  eine 
Stadt  Bern  dem  Sant  Vinzenzen  als  Patron  bevolchen 
worden.'  Ansh.  ,Commendator,  befeler,  der  einen  eim 
anderen  befolet.'  Fris.;  dafür  .Befelcher,  befilcht'  bei 
Mal.  ,Die  weisli,  die  uns  gott  in  synem  wort  so 
trüwlich  bevolchen  [hat].'  Iü35,  Z  Synode.  —  2.  be- 
fehlen, anordnen,  auftragen.  Im  Wirt.shaus:  be- 
stellen; daher  mit  Wortspiel  die  Abweisungsforinel : 
I'''  ha"  dir  en  Drecl;  [gar  Nichts]  z'  b.  und  du  mir 
en  Eiertätsch  [Kuchen]!  Aa.  ,Zuo  tragen  befolchet.' 
Kessl.  ,Eim  etwas  befolhen  oder  im  befelch  geben, 
demandare.'  Mal.  —  3.  (mit  Acc.  P.)  befehligen,  be- 
ordern, beauftragen.  ,l)erowegen  ihr  von  uns  bevelcht 
sygen.'  Z  Mand.  1541.  ,0b  seie  [sie]  befelchet  gewest.' 
ZurGilg.  1Ü5G.  ,Befelcht  werden.'  Z  Exercier-Ordn. 
1706.  .Welche  [Punkte]  ihr  bei  Vermeidung  von 
straf  zu  halten  befelcht  werdet'  1723,  Kadelbifrg.  — 
4.  übergeben;  der  Feder  b.  =  in  Schrift  fassen. 
,Der  hott  hat  uns  inuntlich  etwas  angezeigt,  welichs 
dermassen  uf  im  haben,  dass  es  der  federn  nit  zuo 
befelchen  .sy.'  1531,  Absch.  —  5.  (befolen  sin,  mit 
Dat.  S.)  zu  bedeuten  haben,  Etwas  heissen  wollen 
BRi.  Es  ist  Epjiis  Obses  g'waxen,  aber  doch  ist  im 
wenig  b.  —  Er  hed-m'r  afen  Eppis  g'gen,  aber  mw 
cha""  sägen,  dem  slg-  Nüd  b.  —  6.  (mit  Sachs ubj.) 
erfordern.  Bas  befiU  Öppis,  erfordert  viele  Kosten 
(S);.das  will  Etwas  heissen,  ist  eine  schwere  .Auf- 
gabe (BRi).  Das  befild,  so  ener  grossen  Hüslialtig 
vorz'stän  BEi.  Da  befild  's  de  Beine,  werden  die  B, 
müde  gemacht,  ebd. 

Mhd.  befelchen,  übergehen,  überlassen,  anempfehlen,  an- 
vertrauen. Vgl.  noch  nhd.  ,dcr  Erde  b.',  begraben.  —  Die 
eigcntUml.  Bed.  .">  beruht  jedenfalls  zunächst  auf  Übertragung 
von  Person  auf  Hache,  im  S.  von  ,einen  Auftrag  übergeben', 
woraus  sich  der  vun  , Bedeutung,  Gewicht  beilegen'  ergab. 
Merkwürdiger  Weise  entstand  bei  6  die  selbe  Bed.  aus  der 
Bed.   .befehlen,    veilangen,    erheischen'.     —    Die  Laute    und 


Formen  des  W.  sind  schon  im  XVI.  u.  XVII.  in  Schwankung 
begriffen.  Dasyp.  gibt  die  regelmässigen  Formen:  .befelhen', 
Imper.  .befilhe',  Ind.  .ich  hefelhe.  bevilch',  Ptc.  .bevolhen'. 
Auch  Mal.  hat  das  regelmässige  .befilcht',  Fris.  aber  neben 
.befelhen'  das  seltsame  .befolen',  wo  o  aus  dem  Ptc.  in  das 
Präs.  gedrungen  zu  sein  scheint,  wie  schon  mhd.  bei  komen 
(ahd.  tjufinaii),  und  schon  früher  erscheint  ,bevolhet'  ^  be- 
fiehlt. Herrschaftsr.  Elgg  1535.  Später:  ,Dass  ein  Studiosus 
th.  seiner  Theologia  nachzugehen  hefelcht  worden.'  JHHott. 
lGß6.  Neben  dem  regelmässigen  Ptc.  , befelchen.'  1517,  Bitt- 
schrift d.  Frauen  v.  Baden,  die  schwache  Form:  .das  so  er 
befeit  hat.'  1529,  Strickl.,  und  so  noch  im  XVll.  und  bis 
ins  XVIII.      Vgl.   empfelchen. 

an-be-:  zur  Obhut  übergeben.  ,So  die  knecht 
nit  recht  mit  dem  vidi,  so  einem  jedlichen  anbefohlen, 
umbgahent.'  XVIIL,  Muri.  —  für-be-:  anempfehlen 
(für  weitere  Zeit?).  ,Uns  den  h.  Glouben  und  Kilche 
fürbofolhen  haben  wellint.'  Ansh. 

, Befehler':  Vorsteher  auf  einer  Zunft.  XVII., 
Chur.     Mohr,  Archiv. 

befelchig  befelig:  zum  Befehlen  geneigt  Gr. 

befe lehnen  bif^lcline  Ndw:  befehligen.  „De 
Vater  bißlehnet  smi  Chnechte.  ,Die  Bettelviigt  sollen 
befelchnet  werden,  Aufsicht  ze  haben.'  B  Mand.  1690. 
.So  wurden  auf  selbige  Synodos  zwei  ehrliche  Miinner 
aus  den  Gemeinden  zu  erscheinen  befelchnet.'  Mise. 
TiG.  1722.  .Und  soll  die  Canzley  hochoberkeitlich 
befelchnet  sein,  fürohin  keine  Schuldbrief  weniger  als 
5  pro  cento  auszufertigen.'  1750,  VIIIOrte  zu  Frauenf. 
.Eine  Feuerspritze  oder  zwei  werden  jedesmal  be- 
felchnet werden,  noch  einige  Zeit  bei  der  Brandstätte 
zu  verbleiben.'  Fei'erspritze  1790. 

Weiterbildung  von  befelchen  mit  n,  viell.  nach  dem  mhd. 
Subst.   befeIhnüKie.     Bed.  u.  Construktion  wie  bei  befcichen  ,1. 

Felcll,  -e"  m.:  ein  zur  Familie  der  Lachse  gehöriger 
Fisch,  nach  den  widersprechenden  Behauptungen  der 
Xaturforscher  salnio  lavaretus  oder  s.  Wartmanni  oder 
s.  mara;na.  im  ausgewachsenen  Alter.  Bodexsee.  ,[In 
Ermanglung  von  F.  sollen  die  tributpflichtigen  Fischer] 
ie  für  ainen  felchcn  geben  vij  gangfisch.'  XIV..  Offn. 
Ermat.  , Feiken  (V-)!'  Offn.  Gottl.;  FrHafner  1666. 
,.\lbula  caerulea:  Felchen.  Baichen,  Blauling.'  Wagn. 
1680.  .Die  Felchen  enderen  ihre  Namen  nach  dem 
Land,  nach  dem  Alter  [usw.];  allerlei  kleine  Albulen 
werden  zu  Zürich  Migling  genannt,  zu  Thun  im  Bern- 
biet Buochtisch,  bei  den  Pündtneren  Stuben,  im  Lu- 
zerner See  Icichen  die  Baichen  oder  Blewling  umb 
StCatharina  Tag.  Zu  Costanz  umb  den  Bodensee  nennt 
man  sie  im  ersten  Jahr  Seelen  (auch  Hürlig,  Meidet. 
Hartm.  1827),  zu  Lindaw  Midelfisch,  im  andern  Jahr 
Stuben,  im  dritten  Jahr  Baien,  ßalchen  oder  Gang- 
hsch.  Watfisch,  im  vierten  Renchen,  zu  Lindaw  im 
fünften  Halbfisch  {.Halbfelch,  Springer,  im  6.  Dreier.' 
Hartm.),  zuletst  ganze  Felchen  oder  Blewling.'  JLCys. 
1661.  Über  die  volkswirtschaftliche  Bed.  des  Fisches 
s.  Hartm.  1827,  143  ff.,  158  ff.  In  GStdt  wurde  aus- 
gerufen: Wend-er  Felche?  ein  Fremder  verstand: 
iVeiid-cr  i  d'  Chilche?  und  pries  darum  die  Frömmig- 
keit der  StGaller. 

Mhit.  velcho,  bair.  Ferch;  vgl.  auch  Bnlah.  Etwa  von 
Fuleh  abgeleitet,  wie  auch  andere  Namen  zugleich  Vogel  und 
Fisch  bedeuten':'     Vgl.  das  Syn.   Miet-Adler. 

Adel-,  Wiss-:  grosse  Maräne,  salmo  mara-na 
(Hartm.  1827),  albula  nobilis  (Oken).  Bodensee.  Syn. 
Baichen;   Adelfisch.     .Sand-Gangfisch,    die    man  Adel- 


SOI 


Falch,  fcicli,  filch,  folcll.  volcll,  fukh 


802 


felchen  nennet.'  JLCys.  1661.  Die  Abscb.  von  1544 
verbieten  .im  Adelweichenlaich'  vor  Vesperzeit  Netze 
zu  setzen.  —  Halb-:  Blaufelch  im  halbausgewachsenen 
Alter  (5.  Jahr).  Bodensee.     Syn.  ,Halbflsch'. 

Kropf-:  Küchen,  salmo  marsna  media.  Bodensee. 
Lt  Hartm.  1827. 

So  gcnauut  wegen  seines  grossen,  hangenden  Bauches, 
Jiirch  welchen  er  sich  von  seinen  Gattungsgenossen  merklich 
unterscheidet.      Vgl.   Kropf- Alheh. 

Blau-:  salmo  Wartinaiini  im  ausgewachsenen  Zu- 
stande (Hartm.);  lileine  Maräne,  coregonus  manenula 
(Schinz  184'2),  cor.  cseruleus  (Oken).  Bodensee.  Vgl. 
Albele. 

Den  Namen  hat  er  von  der  schönen  hlauglänzenden  Farhe. 
womit  er  grösstenteils  bemalt  ist,  und  in  welcher  ihn  keiner 
seiner  Gattungsgenossen  erreicht. 

Sand-;  eine  Art  der  grossen  Mariine,  welche  im 
Unterschiede  zum  Miesadler  an  den  Halden  und  auf 
kiesigem  Grunde  laicht  (Hartm.).  Bodensee. 

Der  Nanu)  wegen  der  eben  genannten  Eigentiinilichkeit 
oder  im  Unterschied  zum  ,BUui-F.'  und  zum  blassgrüneu 
.Miesadltr"   wegen  seines  dunkelgraucn  Rückens. 

Tief-  Tüf-:  eine  Art  F.  von  breiter  Gestalt  und 
die  bis  2  kg  schwer  wird  Tn. 

Volcll  n.  —  PI.  Völcher,  Dini.  Völclüi  {Volchji  W): 
1.  die  Gesammtheit  der  stammverwandten  und  staat- 
lich organisierten  Einwohner  eines  Landes,  wie  nhd., 
mehr  aus  der  Bücherspr.  —  2.  die  an  der  Eegierung 
nicht  unmittelbar  beteiligte,  aber  in  letzter  Instanz 
entscheidende  Mehrzahl  der  Bürger,  unter  der  altern 
aristokratischen  Verfassung  die  .Untertanen'  gegenüber 
der  ,Oberkeit'.  ,Wyl  die  land  volklos,  entblösst  und 
das  Volk  ihrem  fürsten  zugezogen.'  RCys.  In  sozialer 
Hinsicht  die  untere  und  mittlere  Klasse  der  Bürger 
gegenüber  den  vornehmern  und  reichern,  ,der  gemeine 
Mann'  im  coli.  S.,  's  gmei'  V.  —  3.  gemischte  Menge 
von  Leuten,  meistens  der  untern  und  mittlem  Stände; 
vgl.  Volchn-erch  und  Getiikh.  Es  ist  (vilj  V.  im  Wirts- 
hüs,  uf-em  Märt.  Hut  ffit  's  V.  [strömen  Leute  zu- 
sammen], alH  Eggli  voll!  Stütz.  Das  tarf-mc  säge, 
tvo  's  V.  am  ticksten  ist  [vor  aller  Welt]!  Z.  Es  ist 
emmel  na  V.  i  der  Stadt!  L.  Es  V.  het  's  yka,  nie" 
liätt  käiine'  iif  de  Chöpfe  gu"  Gl.  Da  TU/ybi"*'  und  da 
Manni's,  c  grosses  V.  hat  's  g'gi"  [gegeben].  BBecker 
187(i.  .Nit  bin  ich  daran,  dass  man  dem  Jüngling  ver- 
hüte zimliche  fröud,  als  da  ein  volk,  wyb  und  mann 
gemeinlich  gewon  ist  zuosamen  ze  kumnien.'  Zwingli 
1526.  ,Und  war  das  Völkli  [die  Leute  in  Weiningen] 
fro,  dass  sie  das  Wort  Gottes  erlangt  hatten.'  GStäiieli 
1559.  S.  bei  Vili  Sp.  778.  —  4.  Leute  verschiedener 
Art,  meist  durch  Adj.  qualitativ  bestimmt.  Hieher 
die  meisten  Compp.  (s.  dd.).  G'ßlt  Liit,  e  grusam 
lätzes  V.  Stutz.  Böses  V.  =  Nachtvolh  (s.  d.)  W. 
.Frömbdem  Volk  fröfner  wys  herberig  und  under- 
schlauf  güben.'  Z  Mand.  1641.  ,Dem  frönden  volk 
I Hochzeitgästen]  z"  gfallcn.'  Si'himi'FR.  1651.  ,Dass  nie- 
mand an  syn  Hochzyt  laden  solle  von  jungem  Volk 
mehrers  nit  als  10  Knaben  und  10  Töchtcrcn.'  Z  Mand. 
1650.  —  5.  Kriegsvolk,  bewaffnete  Mannschaft. 
Militär,  allg.  Früher  auch  Dim.;  s.  Envss-,  Jioss-.  Es 
7nues  V.  fürt,  es  werden  Truppen  aufgcljoten.  Es  ist 
vil  V.  i"  dr  Stadt.  Es  chunnt  g'viss  V.  z'.^dnie. 
Fründs  V.,  fremde  Armeen.  ,l)ie  Winterturer  haben 
ein  wolgerüst  und  gehorsam  fülchli.'  1528,  Aiisen. 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  6. 


,Wo  man  das  völkli  [die  Mannschaft  eines  Dorfes] 
an  einen  guoten  platz  legen  könnte.'  1531,  Strickl. 
,[Der  Herzog  habe  verboten]  Volk  zuo  machen  [zu 
werben].'  1531,  Absch.  ,Mitlor  zyt  warend  die  Aid- 
gnossen  ankommen  mit  ainem  grossen  volk.'  Vad. 
,Die  allharo  erforderten  Völker  und  Compagneien.' 
1646,  WÄDisonwYLER  Handel.  —  6.  Dienstleute,  Ge- 
sinde (vgl.  Werch-),  oft  mit  Inbegriff  der  engern  Fa- 
milie die  gesaranite  Hausgenossenschaft  (s.  Hits-V.), 
auch  jene  allein,  allg.  ,Sie  ass  mit  ihrem  Volk  Erd- 
äpfelstöcke.' GoTTU.  Grüeset-mer  's  V.  daheimet!  Gr. 
Zu  dem  do  stelleH  s'  u-äger  Niemed  a",  Das  chünntet 
s'  g'wache"  mit-em  eigne  V.  Stutz,  's  Völclüi.  's  jung 
Volcll.  die  jungen  Glieder  der  Haushaltung  BsLd;  Z. 
Eigentümlich,  übrigens  viell.  zu  5  gehörend,  ist  ein 
Spiel,  wobei  ein  Kind,  mit  dem  Rufe:  Christo  chunnt, 
hett  gern  es  V.!  andere  zu  fangen  sucht  und  die  ge- 
fangenen der  Reihe  nach  die  übrigen  müssen  fangen 
helfen  ZRatz  f.  ,Er  und  syn  volk  gät  daryn.'  HsSchürpf 
1497.  .Grüezend  mir  myn  schwöster  und  das  folk  alls.' 
XVI.,  AReohburoerin.  , Etliche  versäch  dem  volk  die 
better,  dass  die  nit  geschendt  [verderbt]  wurdind.' 
BossH.-GoLuscHM.  ,An  [ohne]  myn  willen,  uf  anrichten 
mynes  volks.'  Salat.  ,So  er'.s  mit  sym  volk  in  synem 
hiis  brüche.'  UMey.  1540/73.  ,Dorab  [worüber]  das 
volk,  by  denen  ich  dienet,  übel  erschrocken.'  Platter 
1572.  ,Als  er  in  synem  hüs  by  synem  völkli  gsessen.' 
1532,  EiiLi,  Act.  ,So  ein  mann  von  Ew.  Gn.  statt  mit 
synem  Völklein  wollte  baden.'  1540,  Baden  an  Zur. 
,Ein  jeder  burger  oder  hindersess  mit  synem  hüsgsindli 
ald  volk.'  Z  Ratserk.  1575.  ,Es  sei  ihme  selbiges  oder 
seinem  volk  gesagt.'  Aid.  LB.  1.585;  18'28.  ,Er  [der 
Probst]  hat  auch  sein  eigne  behusung,  volk  und  gsind.' 
RCys.  ,Wenn  ein  Tabuann  droht,  mit  seinem  Volk 
aus  dem  Tal  zu  ziehen.'  Statut.  Pommat.  .Ein  jeder, 
der  mit  Volk  versehen  [ist],  wird  ein  mehrers  an  Korn 
haben  müssen,  als  wann  er  mit  Obs  versehen.'  Rhagor. 
1639.  Nach  der  Z  Waisenh.-Ordn.  von  1656  bildete 
das  ganze  ,Volch'  des  Waisenhauses  eine  Haushaltung. 
,Der  Bruoder  hinter  dem  Tischli  sass  und  mit  sym 
Völkli  z'  Morgen  ass.'  Volksl.  aus  LE.  .Vilmahlen 
kann  ein  Völkli  [Haushaltung]  des  Almosens  am  wür- 
digsten sein,  damit  es  sein  herbergle  und  Kühli  be- 
halte.' 1626,  JJBreit.  ,Sing  mit  deinem  völkle  einen 
psalmen  nach  dem  essen.'  .IRHofmstr.  1645.  —  7.  ein 
Färli  V.,  ein  Ehepaar,  Brautpaar,  s.  E-V.  Er  [ihr] 
tcösset  am  Beste,  wie  's  om  das  Färli  Volk  stöt  Ai' 
Volksbl.  1832.  In  der  W  Sage  kehrt  der  von  den 
wohlhabenden  Leuten  abgewiesene  Bettler  (od.  Zwerg) 
zuletzt  bei  einem  armen  Volchji,  Ehepaar,  ein.  — 
8.  einzelne  Person:  nur  in  den  Zss.  Mannen-, 
Wiber-,  s.  dd. 

Mhd.  volc  auch:  Kriegsvolk,  Heer;  Dienerschaft,  Haiis- 
genossenschaft;  ein  jiar  vulkc»,  Ehepaar.  —  Bed.  5  beruht 
auf  der  altgcrman.  Anschauung  des  Volkes  als  der  waffeli- 
fabigen  und  meist  (auch  in  der  Volksversammlung,  unserer 
liandsgcmcinde,  zu  der  die  Bürger  in  Ap  noch  mit  Seiten- 
gewehr erscheinen)  bewaffneten  Jlannscbaft.  Diese  Wohr- 
verfassuug  hat  sich,  verbunden  mit  der  republikanischen 
Staatsforui.  in  der  Schweiz  erhalten,  bevor  monarchische 
Staaten  zur  allgemeinen  ■\Veliiiillicbt  und  Volksbewaffnung 
zurückkehrten.  —  Das  unter  II  auget'übrte  mei-kwihdige  Spiel 
(das  doch  wahrscb.  erst  in  der  Keformationszeit  aufgekomnien 
ist)  beruht  auf  der  Vorstellung  von  der  Gemeinschaft  der 
Gläubigen  entw.  als  einer  Kamilio  oder  Dienerschaft  Christi 
oder  als  eines  Heeres  desselben.    IMc  kriegerische  Auffassung. 

öl 


803 


Falch,  felch,  filch,  folcli.  volch,  fulcli 


801 


schon  im  Alten  Testament  (.Herr  der  Heerschaaren',  freilich 
dort  der  himmlischen)  und  im  Neuen  (Eph.  VI,  11  ff.)  be- 
gründet, erscheint  in  Schweiz,  volkstümlichen  Liedern  aus 
der  Reformationszeit,  wo  Christus  als  Kriegshauptmann  die 
Schaar  der  Gläubigen  anwirbt.  Auch  das  got.  ilmvhnn,  ahd. 
iiuhtin,  Herr,  Gott,  ist  urspr.  das  Haupt  der  kriegerischen 
Gefolgschaft.  Eben  darum  bezeichnet  .Dienst'  bei  uns  vor- 
zugsweise auch  Kriegsdienst  (got.  ciriugan,  Kriegsdienst  tun). 
—  Im  Übrigen  ist  in  der  gesammten  Entwicklung  der  Bedd. 
des  W.  die  stufenweise  Verengerung  des  Begriffs  zu  beachten, 
von  der  weitesten  Gemeinschaft  einer  Kation  durch  einzelne 
Stände  hindurch  bis  zu  den  elementaren  Grundlagen  des 
Staates,  der  Gemeinschaft  des  Hauses  und  der  Ehe,  zuletzt 
bis  zur  einzelnen  Persönlichkeit  (Schmell.  1^  840  belegt  ,Volc' 
auch  als  zweites  Glied  von  Pers. -Namen).  Der  Übergang  des 
collekt.  Begriffes  in  persönlichen  hat  bekannte  Parallelen 
(Bursche.  Kamerad,  Frauenzimmer),  behält  aber  immer  etwas 
Merkwürdiges  und  lässt  f.ich  nur  mit  dem  Übergang  von 
Pluralformen  in  Sing.-Bed.  vergleichen  (s.  LTobler  in  Ztschr. 
f.  Völkerpsych.  XIV.,  Heft  i).  In  den  Compp.  hat  das  W. 
meist  den  mittleren  Begriff  einer  unbestimmteu  Menge  oder 
Gesellschaft  von  (meist  übel  gearteten)  Leuten  (auch  geister- 
haft menschlichen  Wesen:  Litten-,  Töten-,  Hexen-).  Halb  pleo- 
nastisch  sind  die  Bildungen :  Lüten-,  Pöbel-,  Natioruü-. 

E-Volch:  Ehei)aar;  Brautpaar;  s.  Volch  7.  En 
E-völkli  z'säme  ge,  copulieren.  Spreng.  ,Wann  ein 
Ehvolk  mit  einander  hauset.'  ApI.  LB.  1585/18'28. 
.Hatten  herberg  by  eiui  alten  par  ovolk.'  Platter 
157'2.  ,Ein  paar  Ehevolk  zu  Wolhusen  gewöhnet.' 
RCvs.  ,Von  den  Ehevölkeni  Kirchgang',  d.  i.  dem  den 
Neuvermählten  vorgeschriebenen  Besuch  des  öifent- 
lichen  Gottesdienstes.  Statut.  OVatz.  ,Dises  ehvölkli 
[ein  Paar  aus  dem  Augstal]  hau  ich  aus  erlaubung 
Herrn  Burgermeisters  H.  eingesegnet.'  1615,  Taüfb. 
ZoUik.  —  Fuess-:  wie  nhd.  .Fuoss-  und  rossvolk.' 
15.30,  Absch.  ,61eichfalls  haben  unsere  Fussvölker 
sambt  den  Dragonern  tapfer  auf  den  Feind  Feuer  ge- 
geben.' ViLMERGER  Schlacht  1650.  Aber  auch  indivi- 
duell (wie  Mannen- V.):  ,100  Fussvölker  und  100  Dra- 
goner.' ebd. 

Hu,del-:  Gesindel  Bs;  Uw.  ,Die  Sektischen  hat- 
tend  by  den  VOrten  vil  elends  Hudelvolk  gefunden, 
die  ihnen  lostend  [auf  sie  hörten].'  S.vlat.  ,Märk 
Sittich  habe  unnützes  hudelvolks,  so  im  zuogeloufen, 
nit  über  1'200  mann  ufbracht.'  15.31,  Strh'kl.  ,Das 
wir  nit  also  früsch  und  warm  dem  hudelvolk  so  lang 
band  gwert.'  HBull.  1533.  —  Hudd,  Lumpen;  vgl.  .Lum- 
penpack'. 

Hof-:    Hofgesinde.    .Per  Keiser  und  syn  hoffolk.' 

BOSSH.-GOLUSCUM. 

Hagel-:    „Lumpengesindel  L."     Syn.  Janhagel. 

Eig.  wol:  wild  zsgetrieben  wie  Hagel,  oder  schädliches 
V.,  da  mhd.  hagel  auch   .Schaden'  bedeutet. 

Herren-:  vornehme  Leute,  aus  der  Stadt,  im  Ggs. 
zum  Land.  Wir  sl'  nit  Herecolch.  W  Lesebüchl.  — 
Hüs-:  Familie  Gr.  ,Ein  yeder  [soll  das  gekaufte 
Korn]  allein  mit  synem  husvolk  bruchen  und  nit  wider 
uff  meerschatz  us  dem  land  fertigen.'  Z  Mand.  1519. 
.Die  nicht -wehrhafte  Bevölkerung  eines  Schlosses.' 
152'2.  Absch.  ,A1s  der  hoptman  von  Luzern  mit  sym 
husvolk  bar  kam.'  C'opie-B.  Wyl.  ,Mit  bitte,  üch  rayn 
husvolkli  allzyt  befolhen  lassen  syn.'  1542,  L  Brief 
,Das  ganz  hausvolk  (des  pauren).'  Schimpfr.  1561.  — 
Hexen-:  ein  Zug  schädlicher  Geister,  der  in  gewissen 
Berggegenden  wie  eine  Todtenprozession  vorüberzieht 
W.  Syn.  das  böse  V.  Vgl.  Nacht-,  Toten- V.,  welche 
aber  unschädlich  sind. 


Juheien-.  ,.^lles  junge  Juheienvolk.'  HPest.  1783. 

—  Juheien,    sich  lauter   Lustbarkeit  ergeben. 

Kessel-  Bs,  Chessler-  G;  Sch;  Uw;  W;  Z: 
1.  herumziehende  Kesselflicker  W.  —  2.  Landstrei- 
cher, Vagabunden,  Gesindel  übh.  Bs;  W.  —  3.  Haus- 
haltung, welche  nach  dem  Sprw.  ,Pack  schlägt  sich, 
P.  verträgt  sich'  mit  einander  lebt;  übh.  Leute  von 
unstätem,  unzuverlässigem  Charakter  G;  Uw;  Z.  — 
Chrüz-:  die  Leute,  die  (mit  Kreuz  und  Fahnen)  eine 
Prozession,  einen  Bittgang  machen  Ndw.  —  Leid-: 
die  Trauer  tragenden  Verwandten  eines  Verstorbenen 
beim  Leichenbegängniss.  allg. 

Lüte"-:  Volk  von  Zwergen  GSa.  I.sch  nit  e  Lüte- 
volch?  nw  huset  's  hoch  in  de  Pirge. 

Die  Zwerge  heissen  da  und  dort  auch  in  Deutschland 
einfach:  Leute,  Leutchen.   Anihd.  ^im(,  Volk.   Vgl.  ,Wild-leute'. 

Mannen-:  1.  die  Gesammtheit  der  (erwachsenen) 
männlichen  Personen,  a)  als  Teil  der  menschlichen 
Gattung,  allg.  's  M.  ist  rücher  als  's  Wlhervolch.  Es 
git  keis  nütnützigers  Volch  (kei  schlimmer  Lilt)  als  's 
31.  und 's  W.  —  b)  als  Teil  einer  kleinern  Gemein- 
schaft, z.  B.  einer  Hausgenossenschaft  GrL.,  Pr.  Alls 
het  gnue',  wie  's  M.  au''''s  W.  FJSchild.  —  2.  Mann- 
schaft BSi.  —  3.  einzelne  Mannsperson,  allg.  Si 
ist  mit-eme  M.  (f  gange.  Zwei  Manne rülcher.  Es  Manne- 
völchli,  ein  kleiner  Mann  ZO.  —  mannen-volchig: 
niannsüchtig.  den  Mannspersonen  nachhängend,  ver- 
buhlt B;  LE.     Syn.  mannig.     Vgl.  Mannenhein. 

Nacht-:  geisterhaftes  Volk,  das  nach  der  Sage 
Nachts  sich  regt  und  rumort  und  allerlei  unheimlichen 
Spuk  treibt,  das  namentlich  durch  seine  nächtlichen 
Leichenzüge  zum  Friedhof  einen  nahen  Todesfall  im 
Tale  ankündigt,  dessen  Erscheinen  vor  einem  Hause 
des  Tales  als  Vorzeichen  eines  nahen  Sterbefalles  in 
diesem  Hause  angesehen  wird  BHk.;  Gr;  GA.,  Rh., 
wo  der  Glaube  dazu  kommt,  dass  die  lebendige  letzte 
Person,  die  man  im  Zuge  sehe  (und  zwar  genau  in 
der  Kleidung,  die  sie  in  Wirklichkeit  trägt),  bald 
sterbe.  Nach  Henne  ist  es  eine  betende  Prozession 
aller  im  Orte  Verstorbenen.  Nach  einer  Angabe  aus 
GLNäfels  bekommen  neugierige  Zuschauer  geschwol- 
lene Köpfe.  Syn.  Töten-V.;  s.  auch  Töten-Tanz; 
Volch-Gang;  Grat-Zug;  Simphontj;  Synagog.  Aus- 
führlich beschreibt  u.  erklärt  die  Erscheinung  Vonbün, 
ßeitr.  S.  2—15.  Von  der  vwdten  Erscheinung  des 
Wilden  Heers  oder  Wuotisheers  (s.  d.)  unterscheidet 
sie  sich  durch   sanfteren  Charakter   und  engere  Bed. 

—  National-.  ,Die  N.-Völker  oder  Landskinder.' 
B  Mand.  1700,  als  Gegs.  zu  .frembde  Soldaten  und 
nicht  Landskinder.'  —  Pöbel-:  gemeines,  schlechtes 
V.  .Die  halsstarrigen  Juden  namend  zuo  inen  etlich 
boshaftig  menner  büfel-  (böfel-  1518)  Volks  und  mach- 
tend  ein  rott.'  1531,  Apostelc,.,  =  ,aus  dem  gemeinen 
pöifel.'  1667.  ,Das  pubel-  (pübel-.  1548)  v.  under  inen.' 
1531,  IV.  Mos.  =  ,das  gemein  v.'  1667.  ,Es  sind  etlich 
trunken  süw  und  bütfelvolk  by  zwölfen  nachts  ge- 
fallen in  die  pfarrkilchen.'  1532,  Strickl.  ,Turba. 
ignobile  vulgus,  das  schlecht  büffel-v.,  das  unachtbar 
und  gemein  volk.'  Fris.  ,Fiex  civitatis,  das  schant- 
lich  hudelvolk  oder  büffelv..  leichtfertig  und  unnütz 
leüt.'  Fris.;  Mal.  —  Bueben-:  Rotte  frecher  Ge- 
sellen, wilder  Soldaten.  Lt  Absch.  von  1530  besorgt 
der  Landvogt,  dass  .etwas  ungehorsamen  Bubenvolks', 
wenn  er  allein  gienge,  ihm  Ungemach  zufügen  könnte. 


805 


Palch  -fnlch.    PaM-fukl 


806 


.Bei  dem  andern  Bubenvulch  wusste  man  kein  eigent- 
liche Zal.'  WuRSTis. 

Bafel-:  schlechtes  V.  ,Dass  Egg  allerlei  bafel- 
volks  annehme'.  1531,  Strickl.  —  Bafi}:  Auswurf, 
schlochte   Waare. 

Büffel-  s.  Pöbel- V. 

Koss-:  Reiterei.  .Büchsenschützen,  fuoss-  und 
ross-v.'  1530,  Absch.  —  Schand-:  schändliches  Y. 
jl/e"  sott  dere  [dergleichen]  Schnndvolch  a  d'  Schandsül 
stelle".  MUsTERi  1827. —  „Strolch-:  Lumpengesindel." 
—  Toten-:  wesentlich  =  Nacht-,  d.  h.  nächtlicher 
Geisterzug.  der  nahen  Todesfall  verkündet;  der  Letzte 
im  Zug  ist  ein  noch  lebender,  der  nächstens  sterben 
niuss  Gr.     Auch:   Töten- Prozession,  -Schar. 

Wiber-,  TF*e-BHa.;FJ.;GRRhw.,  W^ftw-WVisp: 
1.  das  weibliche  Geschlecht  in  concret  coli.  Sinn,  ent- 
sprechend Mannen-  1;  auch  im  engern  Sinn,  als  Be- 
standteil der  Haushaltung,  allg.  's  W.  chunnt  u-yt 
ume  leie  alt  Chile  A.\WürenIos.  Besser  en  Hdlhi  g'so/f'c 
und  vom  W.  eu-eg  g'luß'e !  .\AStaufen.  Ond  's  W.  luegt- 
si"''  cherhähig  ond  chromm,  loenn  öjipemal  s^iät  t''*  vom 
Berg  abi  choinm  Ap.  .Weil  er  an  seiner  Frau  Weiber- 
volk genug  im  Hanse  hatte.'  Gotth.  Ds  Witter  ist 
länischus  old  gimtischus  [neidisch]  icie  ds  W.  (Sprw.) 
W.  Emal  im  Tag  g'seht-mw  alhit,  dass  ds  W.  Geis 
sind  [den  Ziegen  ähnlich].  Ds  W.  sV  mmdrigi  tcie 
d'  Geis.  ebd.  Er  mag  ds  W.  nid  [leiden]  Uw.  's  W. 
glwrt  dem  Manneroich  und  's  Gras  de  Cliilene  Z. 
.Sonderlich  die  alten  [Leute]  und  dz  wybervolk  [hiel- 
ten« für  wahr].'  ECts.  , Wybervolk.'  LLav.  1578, 
dafür  , Weiber.'  1670.  .Landtstrycher,  so  wybervolk 
mit  inen  [sich]  führend.-  Z  Mand.  1616.  ,Wic  übel 
der  Türk  hause,  die  kinder  als  junge  hünd  zu  tod 
schlahe,  die  alten  als  gäns  niderseble,  die  junge  mann- 
scliaft  aber  sambt  dem  weibervolk  gefangen  nemme.' 
JMüLL.  1665.  .Ohne  Weibervolk  und  Kinder.'  Einsidl. 
Clir.  nb'2.  —  2.  einzelne  weibliche  Person,  Weibs- 
bild, allg.  Es  hat  en  ieders  W.  en  List  Z.  We"'-mer 
[man]  a"me  Morge'  z'  erst  ame  W.  etchunnt  [begegnet], 
se  göt  's  Ei"»!  de'  seb  [an  jenem]  Tag  nild  giiet  (Aber- 
glaube) ZO.  's  ist  so  e  sübers,  bravs,  bravs  W.  Stütz. 
Ir  Wiberrülcher !  Anrede  an  zwei  Mädchen.  Dim., 
eine  kleine  Weibsperson  oder  in  schmeichelnder  oder 
in  geringschätziger  Rede.  Das  ist  e  grusam  holdseligs 
Wihervölchli.  HSenn  1864.  Es  nachpürlichs  Wiber- 
rölcldi,  eine  dienstfertige  Nachbarin  BBe.  —  wibe(r)- 
volchig:  weibersüchtig,  verliebt  BSi.;  W.  —  wiber- 
völchin:  (scherzh.)  aus  dem  weiblichen  Geschlecht. 
E  Wiherrölcheni,  eine  Frau.  —  Lotüteres  gebildet  nach 
Analogie  der  Stoffadj.,  wülclie  oft  substant.  gebrauclit  werden. 

Werch-:  Arbeitsleute,  Taglöhner.  ,I)ie  tauner 
und  ander  werkvolk.'  XVII.,  Muri,  Klosterordn.  Auch 
die  eigene  Familie,  sofern  sie  an  erwachsenen  Kindern 
Arbeitskräfte  ohne  Lohn  besitzt  GrD. 

Zudel-:  (meist  dim.)  eine  arme,  verlotterte,  ver- 
nachlässigte Familie  W.  —  Zudd  ivolil  =  mhd.  zmM, 
Mangel,  oder  aus  rf»  Iludii-! 

Piilcli:  1.  junges  Pferd,  das  zum  Geschlechtsleben 
reif  ist,  älter  als  FüUi  (s.  d.)  und  zwar  je  nach  dem 
Geschlecht  m.  (GSa.)  od.  f.  (Gl).  —  '2.  Mntterpferd 
mit  einem  Jungen  GWc.  Syn.  Eülligiirre.  —  Mhd. 
vüMi   m..  viillvlir,   i-ii//<.    f.      .Fulhin.'    TU-rh.    15G3. 


Fald(vald)  — fuld.     Vgl.  auch  die  Gruppe  Fatt  usw. 

Valdi  s.  Valentin  Sp.  765. 

Feld  {Fei  BU.;  FU.;  STh.,  Dim.  Felli)  —  PI. 
Felder,  auch  Feld,  Fei  —  n.:  1.  zu  Ackerbau  be- 
stimmtes Land,  einzelnes  Stück  oder  coli.,  im  Unter- 
schied oder  Ggs.  von  Wiesen  oder  Weinbergen.  Vgl. 
.Dreifelderwirtschaft'  u.  die  folgenden  Compp.  Drü 
schöne  Felli  [Zeigen]  umge"  's  Dörfli  tif  drei  Site 
im''  uf  der  Site  gcg-en  Morge  si  de""  d'  Matta  B.  — 
2.  Wiesen-  oder  Weideland.  Vgl.  Aclier  2.  Z'  F. 
fare",  das  Vieh  im  Herbst  auf  die  Weide  führen;  er 
ist  z'  F.,  mit  dem  Vieh  auf  der  Weide  ScaNnk.  Im 
W  noch  als  Eigenn.  von  mattenreichen  Ebenen  und 
Talmulden,  so  z.B.  das  Arner  F.;  das  Ochsen-F.  bei 
Binn,  nach  der  Sage  eine  verschüttete  Alp;  Imfeid. 
ebd.;  vgl.  den  Geschlechtsn.  Imfeld(erJ.  .Dann  der 
Stettenberg  einer  statt  Beuren  zuostuond,  mit  holz, 
veld  und  achrem.'  1508,  Spruchbr.  —  3.  in  allg.  S. : 
Niederung,  Ebene.  So  als  Orts-  und  Flurn.  ,Im 
Feld'  Z.  Vgl.  Filderen  und  in  Zss.  auf  -Felden.  — 
4.  im  Gegs.  zu  Haus  oder  Ortschaft  die  weite  freie 
Umgebung  einer  Wohnstätte.  Im  F.  sl,  vom  Bett 
aufgestaiulen  sein;  über  F.,  ausgegangen  Z.  Ober  F. 
tceba,  zur  Webstätte  über  Feld  gehen  müssen,  d.  h. 
an  einen  andern  Ort  als  wo  man  wohnt  Ap.  So  auch 
in  sprichw.  RAA.  .Gedenk,  dass  dir,  als  myner  Herren 
Ambtmann,  nit  zuostat  zu  antworten,  wie  ins  F.  [in 
den  Wald]  geruoft  wird.'  1558.  HBull.  ,Das  weite  F.' 
=  die  unbestimmte  Zukunft,  wie  nhd.  Das  ist  no''' 
uf  untern  F.,  sehr  ungewiss  GF.  =  im  w.  F.  Z  (wit 
betont).  jDns  stöt  no  im  w.  F.,  Syn.  bis  denn  wird 
no  mängi  Müs  in  en  ander  Loch  schlafe'  Sca;  Z  [vil 
Wasser  d'  Aare'  ab  fliesse  B)  u.  ä.  Eine'  i  's  w.  F. 
sprenge,  betören,  zum  Besten  halten  ('?)  Z.  ,Es  ist 
noch  im  weiten  F.'  Mey.  Hort.  1692.  .Auf  eigne  Schanz 
will  ich  jetzt  schauen,  Aufs  weite  F.  nicht  Häuale 
bauen.  Hab  ich  genug,  was  ligt  mir  dran.  Was  An- 
derer bekommen  kann?'  JCWeissenb.  1702.  —  4.  das 
freie  F.  als  Schauplatz  des  Krieges,  auch  geradezu 
=  Krieg,  wie  nhd.  En  3Ia"  i  's  F.,  tüchtig  (eig. 
zum  Krieg)  Scnw;  Z.  Mit  Wortspiel:  Er  ist  en  Ma 
i  's  F.,  wenn  der  Acher  hi)iderem  Ofe  lit  Z.  Bildl.: 
Si"''  für  Einen  i  's  F.  lä',  seine  Partei  ergreifen  und 
verfechten  Z.  Mit  Jmdm  z' F.  ligge':  im  Streite  mit 
ihm  liegen  ZW.  Eim  's  F.  a'ha",  gegen  ihn  das  F. 
behaupten  GT.  Eine'  iis  em  F.  sprenge,  aus  dem  F. 
schlagen,  besiegen,  überwinden  Z.  ,Syend  die  von 
Zug  uf  dem  f.'  [es  ist  von  einem  Kriegszug  über  den 
Gotthard  die  Rede].  1419,  Arch.  f.  schwz.  G.  ,Uf  die 
schlechten  [blossen]  wort  unser  f.  zuo  bri^ehen  [aus 
dem  Feld  nach  Hause  zurückzukehren],  des  willens 
syen  wir  nit.'  1503,  Anscn.  .Sie  könnint  ouch  wol 
erkennen,  dass  mengerlei  ungeschickligkeiten  mit  reden 
und  in  ander  weg  by  inen  türgangen  und  etwo  iren 
dry  old  vier  dise  ding  zuo  f.  [zur  Sprache,  aufs  Tapet] 
gebracht  und  also  grossen  Unwillen  gemachet.'  15'24. 
Anscn.  .Welcher  in  an  kostung  der  mess  halben 
muossen  [ihn  zu  Busse  zwingen]  wollt,  den  wollt  er 
bston  ze  wytcm  f.  [eig.  auf  ott'eneni  F.  den  Kampf  mit 
ihm  aufnehmen].'  1532,  Absch. 

Mhd.  plil  auch  schon  i.  S.  v.  Koldzug,  -lager:  zc  nhlt 
hriniim,  zu  .Stande.  —  FclO)  durch  Assimilation  von  W.  Der 
Pliir.  Fehl  uocli  nach  der  ült.  Kegel,  wio  bei  Walil.  .In 
ili'U   ranhi'U    WiibU'U.   liiTgi'ii   und    FiddiMi,'    Heut.    lCi.")8. 


807 


PalJ— fuld.    Palf-fiilf.     Falsr-fulg 


808 


E  -  F  e  1  d  :  ein  Ackerfeld ,  das  dem  Zelgenreeht 
nicht  unterworfen  war,  so  dass  die  Zäune  desselben 
auch  zu  den  Braehzeiten  geschlossen  bleiben  durften, 
es  also  vom  gemeinen  Weidgang  befreit  war.  ,Im 
Walde  ein  byfang  ob  XI  jncharten  und  ist  ein  eefeld, 
hoc  est,  das  er  das  mag  inhaben  in  der  brachzite.' 
MEsTERM.  Rick.  1882.  —  Acher-  =  Acker  Ai'K.  Vgl. 
Bx-F. 

Erech-  e'i-rch-:  eine  der  drei  Abteilungen,  welche 
der  Grund  und  Boden  von  ZBülach  umfas.st. 

Erech  scheint  eine  Abi.  von  «vn,  pflügen  (Sp.  4041,  ilas 
Comp,  also  =  Ackerzeige  in  der  Dreifelderwirtschaft. 

Fes-:  wahrsch.  mit  Spelt  bepflanztes  P.  ,Ein  vier- 
liiig  hanfveld.    ein   vierling  vessveld.'    1692,  Waster- 

KINGEN. 

Gersten-.  ,Er  ist  im  G.-F.,  ganz  verirret,  präsens 
absens,  quo  terrarum  raperis?'  Mey.  Hort.  1692.  — 
Vgl.  ,in  den  Bohnen  sein'  =  zerstreut  sein. 

Karren-  Chare-:  von  tiefen  Furchen  durchzogener, 
vegetationsloser  Pelsboden  auf  den  Alpen  Gl.  ,Dass 
er  in  einer  erstaunliehen  Höhe  Kalchfelsen,  die  wie 
Schermesser  senkelrecht  lagen,  und  mit  dem  schnei- 
denden Teile  der  Klinge  empor  stunden,  ein  ganzes 
Feld  erfüllet  gesehen  hat.'  AvHaller,  der  den  Namen 
dieser  Gebilde  nicht  kennt.  Syn.  Schrattenfeld,  Stein- 
wahen. 

Die  Vertiefungen  sind  t.  durch  ehemalige  Gletscherbäche 
ausgehöhlt,  t.  Folge  von  Terwitterung,  gleichen  aber  den 
Geleisen  von  Wagen.  Dennoch  ist  wahrsch.  nicht  an  .Karren' 
oder  .karren',  mit  K.  fahren,  zu  denken,  sondern  an  das  kelt. 
caiT,  Stein,  Klippe,  welches  im  Gl  Karre  f.,  Fels,  fortleben 
mag;  vgl.  Uipix  (Stein),  Name  für  Karrenfeld  in  frz.  Schweiz. 
.Karrenalp'  zw.  Gl  u.  Sehw.  Nähere  Beschreibung  bei  Rticlili. 
18ÖC,    I,  358. 

Liebi-.  Er  isch  uf  ds  L.,  zur  Liebsten  gegangen 
B  (ZvRo).  Wortspiel  mit  dem  Namen  einer  Ortschaft 
bei  Bern,  bezw.  einer  dortigen  Wirtschaft. 

Maien-.  Das  Gr  Städtchen  dieses  Namens  soll 
von  den  dort  einst  im  Mai  gehaltenen  Gerichtsver- 
sammlungen benannt  sein. 

Vgl.  .Marsfeld',  Gericht  und  Heerschau  im  März,  vuui 
alten  Rom  nach   Frankreicli   übertragen. 

Melch-:  Melkplatz.  .Der  einem  syn  veech  ab  der 
allmend  tribe,  usgenoramen  us  einem  ferrich  oder  us 
dem  m..  der  ist  ze  buoss  verfallen.'  1607,  U.  —  Bu-. 
.Ackerfeld,  worauf  man  Korn  und  Peldfrüchte  pflanzt, 
heisst  Baufeld  oder  Brach.'  Ap  It  Steinm.  1804.  .Zeigen 
und  Baufeld.'  1807,  G  Urk.  —  P  unten-:  zu  besondern 
Zwecken  eingehegtes  Pflanzland  Th.  —  „  Brüel-:  Ort 
mit  treiflichen  Wiesen." 

Eigel-:  Pachwerk  an  einem  mit  ,Rigeln' gebauten 
Hause  Ap.    G'rigelfeldet,  so  gebaut,  ebd.,  Syn.  y'rigld. 

—  .Feld'  auch  :=  Fläche  an  Bauwerken  und  Geräten. 
Stadt-:  das  zur  Stadt  gehörige  Feld  BUnterseen. 

—  Dorf-:  Acker  als  Privateigentum  im  Ggs.  zu  All- 
meinde  GRh.  It  Stein,m.  1804. 

Wit-:  uneiugezäunter  Raum,  ,0b  einer  das  syn 
wellte  ynschlachen  und  ein  anderer  das  syn  wellte 
w.  blyben  lassen,  der  soll  nit  schuldig  syn  halben 
hag  zc  geben.'  1607,  U. 

felden:  1.  Ackerbau  treiben,  das  F.  bestellen, 
ackern,  pflügen  Ar  (auch  bü- felden);  GF.,  Ta. ;  oTh 
(s.  Feld  1).  —  2.  weiden,  grasen,   von   den  Kühen. 


Ggs.  zur  Stallfütterung  BSi. ;  P  (s.  Feld  ä).  —  3.  Lein- 
wand zum  Bleichen  aufs  Feld  legen.  , Wie  mit  den 
blaicher  ghandlet  der  walchen  wögen,  des  büchens  [in 
der  Lauge  waschen],  veldens  und  anderer  sachen; 
dann  .  .  .  lang  im  veld  ligen  und  nit  netzen  fült  die 
lynwat.'  Vad. 

Peldi  I  n.:  Name  für  eine  Kuh  mit  weissem 
Rücken  W. 

Wahrsch.  von  .Feld'  i.  S.  v.  Teil  eines  Schildes,  da  auch 
.Schild'  =  .Fleck'  von  Tieren  gebraucht  wird.    Vgl.  das  folg. 

Feldi"g  f.:  Einteilung  eines  Wappenschildes  in 
Felder  und  ein  einzelnes  von  diesen.  .Aufgesetzt  durch 
den  Mahler  mit  einer  schönen  Peldung  und  Lysten.'  L 
Ratserk.  1431.  ,Der  [Schild]  was  übersilbret  die  vel- 
dung  und  mit  blower  färb  durchzogen.'  Ziely  1.521.  .In 
der  wyssen  feldung  zwo  roter  gefillter  rosen.'  Ryff, 
Autob.  .Brüekenjoch  mit  Feldung  und  Dach  weg- 
geschwemmt.' OlH.,  Aar.  Chron.  —  Mhd.  feldunye  f., 
abgeteilte  Fläche  auf  Wänden,  Säulen,  Wappen. 

Feldierung  f.:  Einteilung  eine.s  Wappenschildes 
in  , Felder'.  ,In  schwarz  und  geler  Feldierung.'  JJud 
1574. 

Feld  rieh  m.  n.?  .Peldriche  heissen  die  kleinen 
eingefriedeten  Landstücke  in  der  Nähe  der  Alphütten, 
auf  denen  die  Pächter  der  Alpen  bisweilen  Korn.  Kar- 
totteln  oder  Gartenkräuter  für  den  Bedarf  der  Haus- 
haltung während  der  Sommerzeit  pflanzen.'  Kastii. 
1828.    —    Viell.   gebildet  nach   Anal,   von   .Wegerich'. 

Fildere":   Flurn.     ,In  der  F.'  L;  Zn;  ZBirm. 

Feldi  11  m. :    Name    für  Jagdhunde.   —   Abgek.  aus 
.Feldmann'   mit  Anlehnung  an  die  Masc.  auf  -i. 
Vi  eider  s.  Vier-ler. 


„Fulf  f.:  Schimiifn.  für  eine  Weibsperson  L."  f- 
.\us   l:it,    riih-n. 


Falg  I  m.:  Feuchte.  Wenn  das  Erdreich  durch 
den  Winter  stark  angefeuchtet  i.st,  so  sagt  man:  es 
hat  F..  und  diese  Feuchte  selbst  heisst  Winterfalg 
W.  —  falgig.  g'falgig,  g'falget:  feucht,  i.  S.  des 
Subst.  W.  —  Das  W.  gehört  wahrsch.  mit  falyen  i.  S.  v. 
,das  Erdreich  auflockern'  zusammen. 

Falg  n  f.:  das  zweite  Aufhacken  und  Umgraben 
im  Weinberg;  s.  folgen  1  b.  ,Ein  ieclich  huob  soll 
tuon  in  den  wyngarten  zwen  ertagwan  zuo  der  brach 
und  zwen  zuo  der  falg.'  Ofpn.  Klingenberg  1449.  — 
Bair.   Fnlg  auch  =  Brachland. 

falge"  (falke  Bs  It  Becker;  Gr  It  Kil.),  fiilgc  TuM.. 
feige  AaZ.;  BsLd:  Kulturland  zum  zweiten  Mal  im 
Laufe  des  Jahres  bearbeiten,  und  zwar  nur  die  Ober- 
fläche auflockernd  (um  der  Luft  und  dem  Regen  Zutritt 
zu  verschallen  und  Unkraut  zu  beseitigen),  kleinere 
Pflanzungen  und  Weinberge  mit  der  Hacke.  .Ackerland 
mit  dem  Pflug.  Insbes.  1.  Erdreich  aufhacken  a)  bes. 
Kartoffel-  u.  Maispflanzungen  GfiMaienf.;  G  oRh., 
Sa.;  solches  Land  zum  ersten  Mal  (vgl.  hü/len)  um- 
arbeiten GRUVatz;  kleine  Pflanzen  behäufeln  GWe. 
In  G  uRli.  wird  der  Boden  um  die  Pflanzen  im  Laufe 
des  Sommers  3 — 4  Mal  .gefalgt',  d.  h.  mit  der  Hacke 
gelockert  (Steinm.).  —  b)  in  Weinbergen.  Nachdem 
der  Boden  im  Frühjahr  mit  dem  Karst  aufgebrochen 
worden,  ihn  zum  zweiten  Mal.  mit  der  Hacke  [.Haue']. 


^!09 


Palg,  feig,  fllg,  folg,  Mg 


81Ö 


auflockern  Gr  (Mal.).  Den  Boden  der  Reben  im  Spät- 
sommer leicht  behacken,  zur  Entfernung  des  Un- 
krautes, das  seit  der  ersten  Bearbeitung  (.Hacken') 
entstanden  ist  Tu;  mit  der  Zinkenhacke  (,Kretze')  die 
Reben  zum  zweiten  Mal  hacken  TuTiig. ;  ZRafz,  Sth.; 
in  Z  Dättl.  mit  der  .Breithaue',  etwa  im  Juni;  in  Z 
Benken  im  Frühling  mit  dem  Karst,  nachdem  die 
Reben  .erbrochen,  geläublet  und  verzwickt',  d.  h.  von 
den  üppigen  Schossen  befreit  sind.  Im  Frühling  das 
Gras  mit  der  Hacke  ausreuten  Sch;  Th.  Doch  auch: 
Z'erst  tuet-me'  d'  Bebe  hacke  und  spöter  f.  Th.  Im 
Maie"  sött-me"  d'  Hebe"  f.,  wenn-me"  müesst  e  Wanne 
über  si'''  dure  ne  [selbst  wenn  man  sich  mit  einer  W. 
decken  müsste  (vor  Unwetter)].  Sulger.  In  Gr  ge- 
schieht die  Arbeit  gewöhnlich  3  Mal  im  Jahr  !und 
heisst  auch  rüeren  und  schurpen.  In  G  oRh.  wird  das 
Rebland  ungefähr  Ende  Mai  mit  der  Spitzhaue  ,ge- 
falget'.  (Steinm.)  Vgl.  hauen;  scliorpen.  .Der  Ion  in 
die  reben:  ainem  knecht  des  tags  von  schnyden,  hagken, 
valgen,  gruoben  2  ß.'  ScH  Ratsprot.  1483.  ,Ein  hof 
soll  zwen  tag  eren  und  zwen  tag  graben  in  dem  wyn- 
garten  und  zwen  tag  falgen;  und  war  sach,  dass  nach 
disen  diensten  uns  überblieb  ze  brachen  und  ze  falgen 
in  dem  wyngarten  [usw.].-  Offx.  Klingenb.  1449.  ,Ich 
hatt  myn  wyngarten  gefalget,  erbrochen  und  geheft.' 
BossB.-GoLDscHM.  —  2.  mit  dem  Pflug  zum  zweiten  Mal, 
aber  nur  leicht,  über  das  Brachfeld  fahren  AaZ.; 
ScH;  ThHw.,  Tag.,  über  den  Acker  nach  der  Ernte 
TuM. ;  den  Acker  im  Sommer  für  die  Wintersaat  zum 
zweiten  Mal  pflügen  BsL.  Vgl.  «-e«  Sp.  404;  brachen; 
sät-eren  (Sp.  40.5) ;  drei  faren ;  u.  s.  JohMey.  1880,  33. 
Daneben,  doch  nur  selten,  falgen  für  das  erste  Pflügen 
des  Brachfeldes  ZElgg,  0.,  tw.  neben  sfrüchen  für  das 
zweite.  Mit  , falgen'  als  zweiter  Pflügung  verbindet 
sich  zuweilen  die  Bed.  gleichzeitiger  Düngung  ZB., 
und  auch  in  Tu  bed.  f.  Mist  untergraben,  nachdem  man 
.das  Brach  geeiert'  hat.  .F.,  iterare  campum,  subarare, 
den  Acker  stürzen,  stoppeln,  leicht  pflügen.'  Spren«. 
,Agrum  novare  (iterare),  f.,  d.  i.  zum  anderen  mal 
brachen  (widerumb  eeren).'  Fris. ;  Mal.;  Denzl.  ,F., 
gegenpflügen,  ott'ringere,  iterare  arationem.'  Red.  1662. 
.Auf  Solches  (Umackeren  und  Egen)  kann  man  in 
Brachmonat,  wann  [wenn]  der  Grund  feucht  ist,  die 
Acker  f.  lassen ;  wann  aber  das  Feld  mager  und  dürr 
ist,  muss  man  erst  im  Herbstmonat  f.'    JCNio.  1738. 

Mhd.  falgen,  fdgen,  umackern,  umgraben;  engl.  faUon-, 
braclien.  stürzen.  Wahrsch.  abgel.  von  dem  alten  filhnn 
(s.  /eichen),  das  auch  .begraben'  bedeutete.  Die  Grundbed. 
scheint  aber  .umwenden',  woraus  sich  auch  , Felge  (des  Rades)' 
erklärt;  vgl.  ,Felg'.  der  Aufschwung  am  Reck  beim  Turnen. 
Ahd.  folga  bed.  auch  eine  Art  Egge  oder  vielmehr  Walze. 
Schmeller  hat:  .den  Mist  einfalgen'.  —  2.  Die  Ausdrücke 
für  das  Pflügen  scheinen  z.  T.  verschoben  und  falgen  in  Ab- 
gang geraten,  seitdem  die  alte  Dreifelderwirtschaft,  resp. 
reine  Brachäcker,  aus  dem  Gebrauch  gekommen,  ßraehen 
\mA  folgen  haben  gemein  den  Begriff  weniger  tiefer  Pflüguug 
gegenüber  sattren.  Die  Angabc  von  St.*":  ^folgen  =  tief 
pflügen,  wobei  man  wo  möglich  die  Furchen  bergan  legt", 
wird  also  wohl  tw.  irrig  sein. 

F alger  m.:  der  die  Arbeit  des  Palgens  1  b  ver- 
richtet; Arbeiter  im  Weinberg.  ,Ein  Valgcr  hat  2  ß 
Ion.'  ScH  Ratsprot.   1.506. 

Falget  m.:  die  Verrichtung  des  Falgens  Ib.  die 
auf  den  Hacket  oder  Grabet  folgende  und  dem  Schurjiet 
vorausgehende  Bearbeitung  des  Bodens  in  den  Wein- 
bergen; Verkleinerung  der  Schollen   und  Ausrottung 


des  Unkrauts,  auch  die  Zeit  dieser  Verrichtung:  im 
F.,  lim  de  F.  ume.  Der  Weinberg  oder  die  Rebe 
sagt :  De  magst-mi'''  hacke,  wie  de  witt,  Nw  verglss- 
mi''''  im  F.  nit!  Sulger. 

Falgiines:  Erdbeeren  GnSeew. 

Überrest  aus  der  ehemaligen  (churw.)  Spr.  der  dortigen 
Gegend  fragüns,   it.  fragola. 

Falgetz   s.  Flagetz. 

Felg(e")  f.  (m.  GuVal.) :  1.  wie  nhd.  eines  der 
krummen  Holzstücke  des  Radkreises.  ,Die  Felgen  an 
ein  rad  oder  der  bogen,  apsis,  curvatura  rota.'  Mal. 
Vgl.  Fehj-Ax  Sp.  619.  —  2.  Leiste,  z.B.  an  der 
Tür  BSi.  —  3.  Ausschnitt;  ausgebrochene  Lücke 
in  Messern,  Sensen  GrL.  ;  Quereinschnitt  in  einen 
Baumstamm  mit  der  Tu-eräx  (s.  Sp.  620)  Gr;  (ein- 
geschnittenes) Zeichen  in  den  Ohren  der  Schafe  und 
Ziegen  GfiMastr.  —  Wiegen-:  geschweiftes  Holz, 
auf  dgl.  einem  Paare  die  Wiege  schaukelt  Uw. 

Mhd.  feige,  vom  Rad,  aber  auch  Name  eines  zum  Wursten 
dienenden  Gerätes  (Wiege);  ahd.  auch  eine  Art  Egge  oder 
Walze,  s.  falgen. 

feigen:  1.  ein  Rad  mit  Felgen  versehen  ThHw.; 
Z.  —  '2.  sich  herumbalgen  BSi. 

felglen:  Falten  machen,  in  geordnete  Falten 
legen;  umwenden  L  (Ineuhen).     Syn.  fäldlen. 

Wegen  des  Begriffsüberganges  s.  Anni.  zu  falgen.  Es  liegt 
aber  auch  die  Möglichkeit  nahe,  dass  felglen  mit  dem  bes. 
nach  /  (und  n)  häufigen  Übergang  von  d  in  g  aus  fäldlen 
entstellt,  also  von  .falten'  abgeleitet  sei. 

G'filg,  seltener  G'felg  Z  —  n.:  die  Gesammtheit 
der  Felgen  am  Rade  Aa;  Z.  Im  , G'filg'  des  Spulrades 
befindet  sich  die  Kerbe,  Rinne,  in  welcher  die  Saite 
läuft.    —    Gebildet  wie  nhd.   ,Geflld'  von  ,Feld'. 

überfilgen,  -feigen:  ein  Rad  (teilw.)  mit  neuen 
Felgen  versehen  Z  (Si-illm.). 

Folg  f.,  früher  zuw.  m.:  1.  Leichengeleit  Bs  XIV. 
,Er  warf  Ire  ceremonien  und  ander  kilchenbruch  um, 
desglich  volge,  jarzit,  selgret;  er  verwarf  alle  bruoder- 
schaften,  volge,  sibend,  drisgist  und  jorzyt  [usw.].' 
Ryff,  Bs  Chr.  —  2.  Folgsamkeit,  Gehorsam,  Zu- 
stimmung. Bereitwilligkeit.  ,Und  wo  ir  nit  folg  und 
willen  funden.'  1523,  Absch.  ,Dass  wir  an  beiden 
partyen  folg  erfunden.'  ebd.  =  worin  uns  beide  P. 
Folge  geleistet  haben.  Nachdem  die  Boten  der  Eid- 
genossen bei  keiner  der  .streitenden  Parteien  so  viel 
Nachgiebigkeit  (,Volg')  gefunden,  dass  die  Sache  hätte 
zu  Ende  gebracht  werden  mögen,  ebd.  1533.  ,So  der 
Frommen  loblich  [Taten]  zu  Dank  und  F.,  der  Bösen 
schmechlich  zu  Warnung  und  Flucht.'  Axsh.  ,So  hat 
er  doch  die  selbigen  [die  rechten  Mittel]  von  wggen 
der  vile  widerwertiger  mcinungen,  mit  keiner  f.  er- 
halten mögen.'  SHoinn.  1591.  Objektiv:  Ansehen, 
Autorität,  Geltung  einer  Person  oder  Sache,  in  Ge- 
horsam, Beistimmung  der  Untergebenen  usw.  sidi 
äussernd.  ,Vor  alten  zyten,  da  fronnngheit  und  eer 
vil  mc  f.  gehebt  hat  denn  zuo  unseren  zyten.'  Zwinoli. 
.Ein  ansechlicher  Mann,  der  guoten  F.  habe.'  1646, 
LB.  GrD.  --  3.  bes.  die  Zustimmung  zur  Jleinung 
eines  Andern  bei  gerichtlichen  Verhandlungen 
Zg  1432;  daher  auch  die  dabei  stattfindende  Umfrage; 
die  geäusserte  Meinung  selbst.  .War  euch,  das  under 
den  raten  dheiner  dehcin  urtel  sprech.  züg  oder  war- 
tend war,  die  [Urteil]  mag  er  wol  zühen  und  warten 
und  soll  damit  syn  stimm   an   der  volge  nit  verloren 


811 


Palg.  felfj.  filg,  folg,  fulg 


812 


han.'  Städte.  Baden  1384.  ,Daruf'  er  [der  Obmann] 
denn  syn  (,synen.'  1504)  volg  oder  erkanntnuss  in  der 
saeh  tuon  soll.'  150Ü,  Ahsch.  ,L)yn  Tolg  und  rat',  dein 
Votum  in  der  Umfrage.  Rhef  1538.  —  4.  das  bei  der 
Abstimmung  sich  ergebende  Verhältniss  der  Stim- 
men oder  Parteien,  Mehrheit  und  Minderheit,  ,mere 
und  minre  F.'  ,Und  wer  da  die  meren  Volge  under 
inen  gewünnet.'  Offn.  Flunt.  1489.  ,Swa  dehein  urteilde 
gezogen  wirt  für  die  mengi  von  der  minren  volge.' 
L  alt.  Katsb.  Der  Weise  gegenüber  dem,  der  eine 
grosse  Verwandtschaft  hat,  vermag  durch  seine  Eede 
sich  doch  ,kein  volg  noch  mer  zuo  machen.'  Euef  1538. 

Mli(i.  fiAtje  f.,  Leicliengeleit,  Beistimmuiig,  Alistimmung, 
Stimmenverhältiiiss.  An  die  bei  der  Umfrage  stattfindende 
Reihenfolge  ist  bei  3  u.  4  nicht  zu  denken.  —  Das  männl. 
Geschlecht  wie  bei  .Einung'  u.  a. ;  vgl.  ,das  Urteil'  aus  dem 
altern   ,die'. 

Erfolg  m. :  das  Eintreten,  Geschehen  (aber  nicht 
die  Wirkung).  ,Bis  zum  Erfolg  des  Urteils.'  15'21,  Absch. 

folgen:  1.  (mit  D.  P.  u.  absol.)  gehorchen,  folgsam 
sein.  i>'  Chirid  müend  [müssen]  /'.  .Er  rühmte,  wie 
gut  ich  es  bei  ihm  haben  werde,  wenn  ich  folgen 
wolle.'  GoTTH.  , Folget  er,  so  soll  im  gnad  geschehen; 
wo  er  aber  widerspännig  syn  wurd . . .'  153CI,  Absch. 
—  2.  beistimmen,  dem  Urteil  eines  andern  Richters 
oder  Eatsmitgliedes.  ,Und  sond  [sollen]  dann  [wenn 
ein  Richter  persönlich  beteiligt  scheint]  die  rät  einen 
andern  an  syn  statt  setzen,  der  entweder  urtel  ge- 
folget hat.'  Stadtb.  Baden  1384,  =  der  noch  keiner 
Ansicht  beigepflichtet  hat.  ,Es  soll  nieman  dawider 
ertailen  [urteilen]  noch  volgen,  und  wer  dawider 
ertailt  oder  urtail  volget . . .'  Stadtk.  Diessenh.  ,Es 
syge  [sei],  dass  er  [der  Obmg,nn]  den  zuosätzen  in 
iren  urteilen  volge  oder  sie  ihm.'  15  0,  Absch.  ,0b  ein 
richter  in  einer  umfrag  bedunken  wellt,  dass  an 
einem  gricht  mit  ufheben  [der  Hände]  oder  f.  etwas 
gefär  [Unredlichkeit]  fürgun  wollte.'  1545,  Absch. 
,Wann  man  an  dein  Gericht  die  Urteil  scheidet,  da 
soll  niemand  t.  noch  sein  Hand  aufheben,  er  seie  dann 
gefragt.'  L  Stadtr.  170ü;(j5.  So  noch  bis  auf  neuere 
Zeit  die  Formel:  Ich  folge  [stimme  bei],  absol.  oder 
mit  D.  P.  Zu  181.5.  —  3.  (mit  Sach.subj.)  rechtlich 
zukommen,  zu  Teil  werden.  ,Soll  im  [=  dem  Vater 
des  Täuflings]  f.  und  werden  alles,  was  dem  kind  yn- 
gebunden  [=bei  der  Taufe  geschenkt]  wird.'  1478/1544, 
ScHW  LB.  .Von  jetlichen  [gestorbeneu  Hausvater]  soll 
einem  heren  einen  fal  f.  und  werden.'  XV.,  SchwE. 
Hofrodel.  Oft  verbunden  mit  , lassen':  ,Den  zins  lassen 
harvolgen',  entrichten,  verabfolgen  (lassen).  Bs  Carth. 
1532.  ,üoch  ohne  ynkommen,  dann  die  Berner  ihme 
nüt  f.  lassen.'  RCvs.  —  Mhd. /o/jc»  auch:  gehorchen;  bei- 
stimmeu;   rechtlich  zu   Teil  werden. 

folgends:  (adv.  Gen.  des  Ptc.)  hernach.  .Erstlich 
in  euwercr  Schuol  zuo  Cappel;  f.  bin  ich  geförderet 
wox'den  in  M.  Gn.  Hrn  Collegium  zuo  dem  Frauwen- 
Münster.'  BLkemann  1531/1613.  ,An  3  Schilling  ge- 
pieten  und  ouch  volgunts  die  buossen  ynzüchen.'  Offn. 
Thalw.  157'2.  .Nicht  allein  in  seinem  irdischen  Vatter- 
land  lieb  gehalten,  sonder  auch  f.  in  das  himmelisch 
Vatterland  aufgenommen  werde.'  JHHott.  1666. 

fo-folgend:  zweit-folgend.  Die  vo-folged  Wuche 
Z.  —  Ni'.'ht  eigtl.  Ecdupl.,  sondern  wahrsch.  dem  Gegenteil 
vo(r}vori(/  nachgebildet. 

ab-folgen:  zu  Teil  werden  = /b?(/en  5.  Vgl.  nhd. 
, verabfolgen    lassen.'    Kanzleispr.     ,Dises    solle    ihme 


ohne  einleben  Aufzug  oder  Verweigerung  also  bahr 
und  flüssig  a."    Z  Mand.  1694. 

er-:  1.  intr.  a)  wirklich  werden,  sich  bewähren, 
erwären.  ,Muoss  auch  das  gemeine  Sprichwort  e.' 
HPantal.  1578.  —  b)  rechtl.  zukommen  =  folgen  3 
und  ab-f.  ,Das  guot  soll  in  2  teil  geteilt  werden  und 
der  halb  teil  dem  mann  gelangen  und  e.'  1541,  Assch. 
—  2.  trans.  a)  befolgen.  ,Du  aber  hast  erfolget  mein 
leer.'  1531/48,  IL  Tim.,  dafür  , erreichet.'  1667,  ,bist 
mir  nachgefolgt  in  der  Lehre.'  1860.  —  b)  erstreben, 
erlangen,  erreichen,  bes.  auf  dem  Gebiet  und  Wege 
des  Rechtes.  ,üie  berge  ze  hoch  sind  ze  ervolgene.' 
XIV./XV.,  Mark.  v.  Lindau.  .Begirig  ze  e.  [=  ,assequi'] 
die  vollkomraenhait.'  KSailer  1460.  ,Wie  sy  ervolget 
hett  die  arzeny  irs  siechtages.'  ebd.  ,Willt  du  voll- 
kommelich  erfulgen,  das  du  vor  dich  ha,st  genommen.' 
FCöLN.  ,Die  das  lob  und  ehre  von  dem  allmächtigen 
Gott  und  der  weit  erfolgt  haben.'  1451,  Absch.  , Lassen 
uns  e.  die  ding,  die  sich  zuo  friden  zühend.'  Zwingli. 
.Die  herschaften  durch  krieg  oder  ander  mittel  wider- 
umb  ze  e.'  1532,  Absch.  .Fechten  nach  keinem  andern 
end,  denn  dass  sie  üwer  gänzliche  verhergung  e.'  1537, 
ebd.  ,[Der  Schultheiss  soll]  dem  kläger  völlige  pfand 
syner  erfolgten  [mit  Erfolg  rechtlich  anhängig  ge- 
machten] Sache  heissen  geben.'  löOO,  BsRq.  ,Die  wein- 
saufer  und  prasser  ervolgend  zuoletzt  armuot,  zerrissne 
kleider  und  schlafen.'  1531/48,  Prov.  Unerfolgt  des 
Rechtes,  absol.  Ptc:  ohne  den  Weg  des  Rechtes  be- 
treten zu  haben,  auf  gewaltsame  Weise.  ,Haben  sie 
im  genommen  syn  husrat  und  synen  plunder  unervolgt 
des  rechten'  =  ,über  [gegen]  alles  Recht.'  1419,  Absch. 
,Tet  sich  jemand  mit  selbs  gwalt  on  erfolgt  rechtens 
ynsetzen.'  Um  1520,  Bs  Rq.  —  Erfolgi"g:  rechtliche 
Erlangung  oder  Vollziehung.  .Damit  dem.  so  die  urtel 
erlangt  hat,  ervolgung  und  execucion  möge  erstattet 
werden.'  1516,  Bs  Rq.  ,Diewyl  wir  gegen  den  unsern 
nichts  dann  e.  unsers  Stifts  herkommen  und  gerechtig- 
keit  suochen.'  1521,  Absch.  ,Dass  sie  mir  zuo  e.  des 
rechten  verhelfen  wellend.'  1537,  Absch. 

Mhd.  erfuUjm,  durch  richterlichen  Ausspruch  zu  Teil 
werden:  trans.,  rechtlich  erlangen.  —  Die  Schreibung  ,on  e.' 
beruht  auf  der  nahe  liegenden  Vermischung  von  ,un-'  mit 
.ohne'  und  ,on  erfolgd'  z.  B.  lö'2-t,  Absch.  zugleich  auf  Um- 
deutung  des  Ptc.  in  ein  Subst.  .Erfolgd'  =  Erfolgung;  vgl. 
Klegd,   Klage;    Gnll,   Begräbniss. 

ver-:  1.  trans.  a)  übergeben,  verabfolgen.  .Dass 
jeder  frevel  derjenigen  Obrigkeit,  bei  welcher  derselbe 
geschehen  ist,  verfolgt  werden  möge.'  1545,  Absch. 
,Soll  das  gras,  so  uf  dem  kilchhof  wachset,  eim  jeden 
todtengreber  verfolgt  syn  und  werden.'  Staiitr.  Diessen- 
hofen  ca  1400.  —  b)  leisten.  .Wiewol  gemein  eid- 
gnossen  die  obere  herschaft  habent,  so  wöllent  sy  [die 
von  Bremgarten]  doch  dheiner  gerechtigkeit  bekannt 
syn  den  eidgnossen  zuo  v.,  dann  mit  reisen  dienstlich 
.syn.'  XV.,  Urb.  Baden.  ,Das  sie  mir  ouch  gegonnen 
und  verfolgt  band.'  1449,  Gfd.  —  2.  intr.  a)  rechtl. 
zukommen,  zu  Teil  werden;  oft  verbunden  mit  .lassen'. 
.Dieselben  zins  sollen  inen  v.,  gelangen  und  werden.' 
1527,  Absch.  ,Sie  wider  zuo  gnaden  annemen  und 
inen  den  merkt  v.  lassen  [olienen  Markt  erlauben].' 
1531,  ebd.  —  b)  beistimmen  = /o?(/e«  5.  ,Dass  ich 
einer  urteil,  die  mich  die  besser  bedunket  syn,  v.  soll 
und  mag.'  1450,  Absch.  —  Verfolgung:  Betreibung 
einer  Sache,  BestrebungV  ,Mich  by  myner  v.  äne 
entgeltnisse  lassen.'  1450,  Absch.   —   Mhd.  m-fuhjen  ebso. 


S18 


Falg— fulg.     Falgg-^fulgg-     Falk— fulk.     Falm— fnlm.     Fals-fuls 


814 


i,'i-:  1.  folgen,  einem  Eate.  ,Weil  d' mei'm  rat 
so  gscluvind  gfolgest.'  Com.  Boati.  —  2.  zu  Teil 
worden,  rechtlich  zukommen.  ,Ist  myn  will  und 
meinung.  dass  dem  Dr.  Eck  gefolge  das  öl  in  den 
ampelen.'  NManuel.  ,Dass  sy  obgemeldten  personen 
irn  teil  g.  zelassen  und  usszemarchen.'  1545,  B  Rats- 
beschl.  .Wem  dieselben  [Bussen]  heimbdienen  und 
g..  da  ist  beschlossen,  das  soll  den  Gerichtsherren 
zucgehören.'  159d,  Z  Gerichtsordn.  ,Als  dann  ilime 
g.  solle,  was  recht  ist.'  XVI.,  Muri.  Klosterordn.  ,Dass 
ein  priester  sülle  uf  denselben  crüzgang  ein  predigt 
ordentlich  tuen,  davon  soll  im  g.  VIII  seh.,  und  so 
die  predig  unterlassen,  süllen  die  VUI  seh.  den  armen 
g.'  1580,  MEsTERji.,  Eickenb.  ,Es  soll  dem  Schult- 
heissen  zur  Belohnung  jährlich  g.  und  werden.'  1715, 
Z  Stadtger.   —   Mhd.  ebenso. 

nach-:  nachahmen.  ,Die  amslen  geleert  des  men- 
schen stimm  n.'  Vogelb.  1557.  ,Xachfolgende'  [1.  ,-ends'], 
Adv.  ±=  hernach.  ,Doch  so  wäre  soliche  wal  n.  be- 
stätigt.' 15'29,  AiiscH.  —  Nachfolger:  Angehöriger, 
.letweders  teils  undertanen.  anhänger,  n.  und  mitteiler.' 
14'2tj,  Absch. 

Folger:  Anhänger  einer  Ansicht;  Teilnehmer, 
Mithelfer.  ,Die  v.  und  mitanträger  [der  Werber].' 
14U9,  S  Eatsbeschl.  ,0b  aber  zwo  oder  mer  urtelen 
um  ein  sach  erteilt  wurden  und  eine  wurd  das  mer, 
und  einer,  so  der  andern  urtelen  eine,  so  nit  das  mer 
worden  war,  bette  nun  ein  oder  nie  volgeren,  alldann 
so  mag  der,  der  die  urtel  verlorn  hat,  die  sach  ziechen 
gan  Scliwyz.'  Bi'ssenr.  Wollerau  1524.  ,Er  ist  ein 
F.,  pedarius  Senator.'  Mey.  Hort.  1692,  d.  h.  der  nicht 
selbst  votieren,  sondern  nur  andern  beipflichten  darf. 
,Wo  der  Obrist  Eichter  zwar  die  Feder  hinder  dem 
Ohr.  aber  wenig  Witz  darhinder  stecken  hat,  die 
Eichter  aber  lauter  F.  sind.'  Schweiz.  Kriegsr.  1704. 
—    Mhd.  J'olger  ebenso. 

Folgen'  f.:  Consequenz.  .Zur  verhüetung  viler 
geschehen  könnenden  volgereien.'  LB.  ApI.  158.51828. 

folgig  BSL,  (j'folgig  Bs,  fölgig  BE.;  FMu., 
rfß^giy  Ap;  B;  ScH ;  Z:  folgsam.  ,Dem  sollend  alle 
Christen  gefölgig  .syn.'  Zwingli.  ,Wo  ir  der  stimm 
des  Herrn  nit  gfölgig  sind.'  1531/48,  Barcch.  ,Wir 
haben  üch  üwer  ungehorsamen  undertän  geholfen  ge- 
wärtig und  gefölgig  machen.'  15.31,  Absch.  ,Wo  eins 
oder  mer  [ihrer  Kinder]  ir  rauoter  übersächend,  nit 
gfölgig  und  gehorsam  syn  woUtend,  dann  soll  es  stän 
an  iren  und  der  ganzen  früntschaft.'  ca  1.544,  Arcii. 
Hertenst.  .Sequax,  völgig,  das  Icichtlich  volgt,  zügig, 
gehorsam.'  Fris.  ;  Mal.,  neben  ,gefölgig  (gefolgig)'. 
,Den  Bäb.sten  als  Gottes  statthalteren  gehorsam  und 
den  geistlich  genempten  gefelgig  und  geneigt.'  Ansh. 
,Zuo  allem  disem  seinen  Amt  soll  ihm  [dem  Ober- 
pfister]  ein  Underplister  allzeit  behilflich,  gefolgig  und 
gehorsamb  sein.'  XVI.,  MiRi,  Klosterordn.  , Seinen  ge- 
botten  und  verbotten  bis  [sei]  gfölgig.'  FWvss  l(j50. 
.Dass  Gott  euch  ein  gefölgig  Herz  gebe!'  J.IUlricii 
17'27.  ,Treu  und  gefölgig.-  JKHokmstr  1744.  -  un- 
iifii}(ii<i  FMu.,  ii(n)(jf.  B;  Scii;  Z:   ungehorsam. 

folglich:  in  Folge  davon?  od.  nur:  nachher?  ,I)ie 
Schul  widerum  in  Stand  stellen,  in  welcher  f.  vieler 
Bürgers  Söhn  daselbst  aufgeiiohmen.'  Leu,  Scliw.  Lex. 

folgsam:  (Adv.)  folglich.  ,l)er  von  seinem  vatter 
Noe  verflucht  worden  und  f.  von  Gott  gestraft.'  (TEOK<i 
KiixiG  1715.     ,l)ie   zu  dem  rcfonii.  Glauben   sich    be- 


kennen, f.  hiesiger  Kirche  sich  ottentlich  einverleiben.' 
1759/79,  Z  Gesetz.  .Weil  die  Anzahl  der  Armen  durch 
die  betrübte  Zeiten  täglich  vermehrt,  folgsam  das 
Armleut-Säckelmeisteramt  die  anhäufende  Ausgaben 
nicht  mehr  zu  bestreiten  im  Stande  ist'  1801,  G  Alpb. 


Faigg— fulgg.     Vgl.  anch  die   Gruppen  F(i}(i  usw.,  Falk  usw. 

Felgij:  m.  Taufn.,  Felix  (für  Knaben)  GlH.  —  -ijy 
eine   Art  Dini. -Bildung;   vgl.    Fiijije  IV;  (AnijrjelO- 


Falk— fulk.     Vgl.  auch  die  Gruppe  FaU-h  usw. 
Falkez,   Falggez  s.  Fluggez. 

Falkoiiierer  m.:  Falkner,  der  die  Jagdfalken  zu 
besorgen  hat.  .Falconierer,  der  mit  den  vöglen  umgät, 
aviarius.'  Mal.  —  Aus  dz.  fauconier  (/ah.)  mit  deutscher 
Endung. 

„felken:  Trockenmass  aichen.  Felker:  der  betr. 
Beamte  U."  —  Kasfenken  I  (Sp.  T26)  verderbt,  wenn  nicht 
verschrieben. 

völklich  s.  röllitj-lich  in  Anm.  zu  rülHy.  ver- 
fülken.  Fülket,  fülklich  s.  bei  ffd- 


Feime    s.  Fehce.        Gefilm    s.  Gefdw. 

volme,  volmig,  völmig,  volni endig  s.vull9h^. 

„Volnie  f.:  ein  ungefähres  Längenmass,  so  viel 
man  mit  der  Faust  und  dem  ausgestreckten  Daumen 
zu  erfassen  vermag;  z.B.  das  Kindlein  ist  5  V.  hoch 
W."  Spanne?  —  Ahd.  folma  f.,  lat.  ;«/mn,  HandHächc. 
Vgl.    (li^miinil. 

Volmer  m. :  geringer  Arbeiter,  der  die  zwischen 
den  Häuserreihen  liegenden  Kloaken  zu  reinigen  hat. 
,Die  V.,  eegrabenraumer,  fornicarii.'  Mal. 

f alniiniere" :  (mit  Jmdm,  über  Jmdn)  heftig  schelten, 
tobend  zanken  B;  ScnSt. 

Aus  ]a.t.  /utinitmre,  blitzen,  donnern,  Jnidu  uicdürdomicrn  ; 
vgl.    , wettern' :  jiutz  Ifui.ner  Jlayel! 


Felse"  f.  AABb.;  B;  Sc»;  UwE.;  U;  ZWäd..  Benk.? 
—  m.  AAtw.;  Z  tw.:  Fels.  I"  dr  F.  iihe'  B.  E  gäcin 
J?".,  jäher,  schrofter  Felsabhang  U.  ,Zur  Felsen'.  Wirts- 
haus in  SrnwE.  Nach  Hunziker  gilt  das  m.  für  einen 
einzelnen  Block,  das  f  für  anstehende  Masse.  In  den 
Alpen  ist  das  W.  fast  ganz  verdrängt  durch  Ausdrücke, 
welche  Gestalt  oder  Beschaffenheit  bezeichnen.  ,UI 
einer  harten  Felsen.'  ECvs. 

Mhd./iV«  und/ete  ni.,  ahd. /c/i»  ni.  nehnn  feiiiti  f.  Es  ist 
bemerkenswert,  dass  dieses  alt.  Geschlecht  bei  uns  vorwiegend 
geblieben  ist. 

Leber-:   Mergelsandstein  Ar;  Z. 

Wnhrsch.  von  Ähnlichkeit  dos  (verhilltuissnuissig  weichen, 
zühen)  Gesteins  mit  der  lieber;  Li'hn  heisst  auch  Mergel. 
Vgl.   , Leber-Berg'. 

Leder-,  Lade-:  harte  Erde,  weiclies  Gestein  Z 
(Si'iLLM.).  —  Wahrsch.  aus  dem  selben  Grund  wie  das  vorige, 
wenn  nicht  aus  diesem  entstellt,   wie  Arir/t  jedenf.  aus  ttiU-r. 

Nagel-:  Nagelfluh  ZO.;  Wagn.  Ui80,  319.  .Ein 
statt  zuo  StGallen  liess  ein  steinin  wassergang  in  den 
ii.-felsen  honwen.'  Vau.;  Z  1781.  —  Neben-:  gelehrt 


815 


Fals— fuls.    Falsch— fuls 


816  •■ 


sein  wollende  Deutunjj  des  wahrscli.  rhätischen  Gl 
Ortsn.  ,Näfels-,  iVrf/'c/s,  bei  den  Schriftstellern  des 
XVII.  —  Natur-  =  Leder-F. 

Bönen-Felse":  Nagelfluh  GEh.  —  Vou  dur  äussern 
Gestalt  des  Gesteins,   wie  das  syn.   Nngel-F. 

Stein-.  .Unsere  Herzen  wären  härter  als  ein  St.' 
AKlingl.  1702. 

Das  (iu  Z  jet^t  noch  als  Geschlechtsn.  vnrkomniendo) 
Comp,  scheint  anzudeuten,  dnss  ,rels'  urspr.  Ton  ,Stein'  ver- 
schieden, wohl  nur  Bezeichnung  von  harter  Erde  oder  etwa 
Sandstein  war.  Die  alt.  Spr.  braucht  .stein'  auch  für  das 
Ubh.  seltene  ,fels'. 

Tatsch-:  Stelle  eines  Wasserfalls.  Jetzt  nur  als 
Ortsn.  ZTlln.  —  Vgl.  .Tätschbach'.  Von  tätuchen,  breit 
aufschlagen. 

Fels  er.  ,Den  er  Petrum,  d.  i.  den  F.  oder  Steiner 
genennt  hat.'  Gualth.  15.55. 

feilsen  Gr;  NDw(i''BG.,  e^BStdt,  e' Aa;  L;  SchwE.; 
S,  eu  resp.  e'  BU.):  1.  feilschen,  markten,  um  Etwas 
handeln  BG.,  Jegenst.;  L;  Ndw;  SchwE.  —  2.  zu 
kaufen  begehren,  beschauen  und  nach  dem  Preise 
fragen  BE. ;  S.  Si  hei"  es  Stück  Matte  (j'ha",  das  er-ne" 
scho"  mänffisch  (ffehel  (fha  het;  nie  hein-em  's  die  weih 
feil  biete"  [den  Kaufjueis  dafür  angeben].'  JHofst. 
,Dass  einer  den  Stein  [einen  Diamanten]  gefeilset  hab.' 
1481,  Absch.  .Praemercari,  ein  ding  kaufen,  ee  es  ein 
anderer  felse.'  Fris.  =  ,dieweil  es  ein  andrer  felset.' 
■  Mal.  ,Liceri,  auf  ein  ding,  das  feil  ist.  bieten,  etwas 
feilsen.'  ebd.  u.  Denzl.  (.felsen'  u.  .feilsen',  tr.  u.  abs.). 

—  3.  feil  bieten.    Er  hel-mer  ds  Boss  nit  icelle  f.  B. 

—  Mhd.  feilsen,   um  etwas  handeln. 

ab-:  (Einem  Etw.)  ihn  zum  Verkauf  davon  zu  be- 
reden suchen  Aa;  BHk.,  es  ihm  unter  dem  gehörigen 
Preis  abnötigen  Gl. 

an-  äfeilse  Gr,  äfelse  SchwE.,  äfeiUtJsche  Gr 
Chuv,  Jen..  n/'äZsc/jft  GrD.,  afeilzeU,  afeizeGul,.. 
Luz.:  1.  auf  Etwas  bieten,  nach  dem  Preise  davon 
fragen  Gr;  SchwE.;  z.  B.  eine  Kuh  n.  -  2.  feil 
bieten  Gr. 


falsch  fcdti  (Ap  tw.  -/(■-)  —  Comp,  fe'ltschfnjer : 
1)  von  Personen,  a)  treulos,  wie  nhd.,  z.  B.  in  Liebe 
und  Freundschaft.  En  f.  Hund,  von  einem  Menschen 
als  Schimpf.  Verstärkungen:  /.  wie  Gahje'hulz  Bs;  S; 
Z,  wie  G'xgeliarz  S.  —  b)  unrichtig.  F.  im  Schritt, 
nicht  gleichen  Takt  mit  den  Andern  haltend  Z.  — 
c)  böse  i.  S.  v.  aufgebracht,  zornig  AAFri.;  Ap;  Bs; 
B;  L;  GTa.;  Sch;  U;  W;  Z;  syn.  tauh.  F.  über  Einen 
oder  Etw.  Mach-mi'''  nüd  f.!  lez  wird-i'''  denn  f. 
-  2.  von  Sachen,  a)  unrichtig,  verfehlt,  z.B.  von 
einer  Fiechnung,  wie  nhd.  F-i  Chindbetti,  Fehlgeburt, 
Übersetzung  von  frz.  fausse-couche  Bs.  —  b)  un- 
regelmässig.  Fältsches  Wasser,  gesund  aussehender 
Urin  eines  Kranken  Apf  (könnte  auch  .täuschend'  bed.). 
,Eine  Jagdhündin  mit  einem  falschen  Fleck  an  der 
einten  Seite  vornen  am  Kopf  [der,  weil  einseitig,  die 
Regelmässigkeit  der  Zeichnung  stört].'  1787.  Z  Inser. 
—  c)  versteckt;  von  Luft  (Ate")  in  Saugapparaten. 
Blasinstrumenten.  Tabakpfeifen,  die  durch  eine  un- 
gehörige Öffnung  eintreten  od.  entweichen  kann  BRi.; 
Z.  —  d)  verstellt,  von  der  Stimme.  F.  reden,  mit 
verstellter  Stinmie  ZKn.  Syn.  d'  Red  verl-eren.  — 
e)  scheinbar.     .F.   Balken'    im   Bauwesen.    Balken- 


köpfe ohne  wirkliche  Fortsetzung  Z.  —  Verstär- 
kungen: gigen-f.  in  Bed.  2  a  (weil  falsche  Töne  auf 
der  Geige  bes.  empfindlich  sind)  Z.  —  grund-erde-f. 
in  Bed.  2  a  ZO.  Die  Verstärkungsww.  nur  in  abstrakt 
beteurendem  Sinn;  vgl.  -voll.  —  hunds-f.  in  Bed.  la, 
von  einem  au.sgemachten  Heuchler  AABb.  ,Hund-'  in 
vergleichender  oder  nur  abstrakt  beteurender  Bed. 

Die  Bed.  1  c  entspringt  daraus,  dass  der  durch  Beleidi- 
gung zu  Zorn  Gereizte  leicht  auch  die  Treue  vergisst.  Vgl. 
ScliaUi  (urspr.  Knecht)  und  hö».  —  ä  in  dem  veralteten  Ap 
Gebrauch  ein  aus  dem  Subst.  .Fälsche'  od.  dem  Vb.  .fälschen' 
eingedrungener  Umlaut. 

Falsch  m. :  Falschheit  in  Gesinnung  od.  Handlungs- 
weise, Betrug;  auch  Fälschung  von  Waaren,  Massen 
und  Münzen.  ,Swa  si  [wage,  eine  und  gelöte]  unrehte 
stant,  dast  der  vals;  unde  sol  der  munzemeister  den 
vals  anegrifen,  an  allen  stetten,  da  ern  vint.'  Wack., 
D.  R.  1260.  ,Swer  an  dem  felsche  begriifen  wird,  es 
sig  an  gewege,  an  messe  oder  an  swes  felsches,  das 
felsch  heisset,  der  git  dem  rate  1  pfd.'  Stadtr.  Aa 
Rheinf.  1290.  ,Wird  yeman  gefangen  umb  ein  f.' 
Strafr.  AABaden  1.384.  ,Das  ist  ein  offner  f.'  L  1417. 
.Als  etlich  houptlüt  am  herzogen  den  valtsch  begangen 
und  ir  etlicher  in  umb  500  gl.  in  einer  mustri  be- 
trogen [mit  Angabe  einer  grössern  Zahl  von  Soldaten 
als  vorhanden  war,  um  mehr  Sold  zu  beziehen].'  1501, 
Absch.  ,Mit  des  göttlichen  Wortes  kraft  mag  aller 
falsch  ires  gwalts  und  missbruchs  umgestossen  wer- 
den.' 1524,  ebd.  ,Umb  den  f.  und  umb  den  schyn, 
den  wir  im  tempel  gfüert  hond  fyn  [sagen  die  , Götzen' 
in  ihrer  .Klagrede'].'  Manuel.  ,Es  ist  ein  f.  und  be- 
trug, ja  lötige  buobentäding.'  HBüll.  1531.  .Welcher 
eorenmann  könnte  es  zuo  guotem  ufnemmen,  wenn  du 
dynen  ofl'entlichen  f.  und  betrug  under  syneni  nammen 
verbergen  wölltist?'  Gualth.  1559.  ,Redliche  [Redlich- 
keit] füeret  die  frommen,  untrüw  aber  und  f.  [Falsch- 
heit] ist  ein  verderbnuss  der  schälken.'  1560.  Prov. 
.Der  gefelscht  bisem  erzeigt  an  dem  gschmack,  farw 
und  andern!  seinen  f.'  Tiere.  1563.  .Die  bösen  gei.ster 
bruchind  disen  f..  dass  sy  sich  für  die  abgestorbnen 
us.sgebind.'  Lav.  1569.  .Impostura.  ein  betrug,  falsch, 
beschiss.'  Fris.;  Mal.  .Sine  fuco.  on  allen  f.'  ebd. 
.Accusare  tabulas.  anklagen  eins  falschs.'  Fris.  ,Mit 
vil  betrüglichen  Erdichtungen.  Verhcissungen  und 
Schmeichlereien.  das  doch  alles  ein  F.  war.'  RCys. 
.Welicher  einicherlei  faltsch  bruchte.  der  uf  freien 
Schiesseten  verbotten  ist.'  Z  Mand.  1601.  ,Behüet  uns 
vor  allem  f.  und  untrüw.'  Z  Kirchengebet  1603.  ,Der 
F.,  so  etwa  mit  diesen  [Mark-]  steinen  getriben  wurde.' 
1627,  BsBirseck.  —  Mhd.  fuhch,  fat«  m.,  betrügerisches 
Wesen,  Betrug;  Falschmünzerei. 

falschen:  1.  „falsch  werden".  —  2.  fälschen, 
falsch  deuten.  .Diss  ist  der  Inhalt  der  predig,  die 
mir  von  etlichen  widerspännigen  böslich  usgerupft, 
verkert  und  gefalschet  ist  worden.'  1534,  Absch.  — 
Mhd.  fahchen,   falsch  sein. 

Falschheit:  Wenn  d'  F.  hrennti  wie-n-e  Fnr, 
So  war  's  Holz  nid  halb  so  für!  Suloek. 

f  eis  eben:  für  falsch  erklären,  Lügen  .strafen. 
.Swer  dem  andern  an  syn  ere  sprichet.  oder  dass  er 
im  an  synen  eid  sprichet  und  im  den  velschet.'  Stadtr. 
Frauenf.  1331.  Die  Klagen  über  den  Statthalter 
scheinen  auf  Verleumdung  zu  beruhen,  denn  sie  gehen 
auf  N.  N.  zurück,  der  mit  seiner  Kundschaft  sich  selbst 
.fälschet.'  1547.  Absch.   —  Mhd.  /<7»(A<n,  ebenso. 


81( 


Falsrli— fulsili.     Fall      lull 


818 


Felsehc  , Fälsche  f.  St-inv",  Vcrfelsclii"ji'  f. 
Nwv:  ein  Stück  Zeug  von  geringerem  Stoff  oder  un- 
anselmlicherer  Arbeit,  welches  an  Stellen,  die  den 
Blicken  entzogen  sind,  zwischen  den  bessern  Zeug 
eingesetzt  ist,  z.B.  die  untere  Hälfte  des  Überzuges 
einer  Bettdecke;  an  den  Röcken  der  Weiber  der  von 
der  Schürze  bedeckte  Teil. 

Felsch(n)i  f.:  1.  Falschheit.  —  2.  zornige  Stim- 
mung. Das  hat  mi'''  aw''  e  F.  g'macht!  mich  doch 
sehr  zornig  gemacht.  !''•  hin  au'''  e  F.  u-orde!  Z. 
Zu  fahcll  1  c.  —  Mild,  fihehc,  Falschheit.  Das  Subst.  iui 
.\cc.  adv.  gebraucht  von  einem  hohen  Grad  von  Zorn. 

felschlen,-elen,  />-;  betrügen,  bes.  beim  Karten- 
spiel, Kniffe  brauchen  VÜrte;  Gl;  Z.  —  Fei  sc  hier 
m.:  der  beim  Spiele  betrügt  Gl;  Uw.  —  Felschleri, 
Fclschlete  f.:  Betrügerei  Uw. 

Fälsclie  f.:  eine  Art  Beil,  Hippe  zum  Abhauen  der 
Äste   W.    —    Von   lat.  fah-eiiii),   Sichel, 
felschen  s.  an-feilsen. 


Falt  Aa  ;  LE. ;  Z  NA.,  Fa  hl  BU. ;  SchwE.  ;  ZO.  (Dim. 
FäUli),  Füld,  -t  Ndw  -  PI.  Fült,  Fäld  —  m.  (n.  i.  S. 
V.  o  Aä,  i.  S,  t.  4  Z):  1.  Falte  in  einem  Kleid.  ,Ein 
jüpplin  on  feld'  =  ohne  Falten.  Platter  1.572.  ,RugK 
vestium,  die  fält  oder  falt  an  kleideren.-  Fris.;  Mal. 
.Wann  d'  fält  [vom  Kleide]  fry  von  einanderen  tuest.' 
Com.  Beati.  'Zoijni  Fäldli,  beim  Nähen  durch  blosses 
An-  und  Zuziehen  gebildet.  (fJeiti,  einzeln  zurecht  ge- 
legte Z.  Falte  der  Haut:  .Die  Elephanten  zerstreckend 
die  haut,  ergreifends  [die  Fliegen]  in  ire  fält  und  brin- 
gend also  die  fliegen  um  ir  leben.'  Tierb.  1563.  Von 
Muscheln:  ,Die  grät  oder  fält  sind  weiss.'  Fische. 
1.503.  Daher  auch:  ,ronde  und  gefaltete  Schnecken.' 
eljd.  Vertiefung  an  einem  Kijrper  übh.,  verborgene 
Stelle.  Bildl.  Wenn  aW'  d'r  G'schidist  ehünnti  bis 
i  '.s-  hinderst  Fählli  g'seh.  Ochsn,  v.  Eins.  —  2.  das 
untere,  nicht  geflochtene  Ende  der  Peitschenschnur 
(.Schlinge'),  woran  der  .Zwick'  befestigt  ist  ZDüb.  Vgl. 
Zui-F.  —  3.  Bestandteil  von  Schnüren  u.  Seilen,  ein- 
zelner Anlegteil,  Faser  Aa  (ntr.;  PI.  gleich).  Vgl. 
Faeh  1  a.  —  4.  Scheidewand,  Verschlag  zw.  den 
Teilen  eines  Hauses;  die  durch  solchen  gewonnene  Ab- 
teilung. Vgl.  Fach  1  f,  (j  und  dn-füUitj.  's  Uüs  hat 
4  Falt  =  ist  3  mal  undcrschlaye,  d.  i.  hat  Stube,  Kam- 
mer, Stall  und  Scheune  ZN.  ,N.  N.  ist  berechtigt,  aus 
dem  obern  Schopfanbau  für  sich  ein  F.  Haushöhe  auf- 
zubauen.' ZW.  Prozessakten. 

Mhd./<i/(.  V\.J'clt(,m.  mv\  fulti-.  fnJdi- t.  Falte  (auch  der 
Haut),  Faltenwurf;  Klcidcrlade;  Ver.schluss,  Versteck.  -  IM. 
,trilt.'   JKLav.    1(U4;   .Falte.'   ttoli.    1741. 

ein-  Hfalt  (fem.  i-felti  und  -«-  BSi.):  1.  Adj. 
1.  einfach;  schlicht  von  Menschen  (und  Tieren),  auch 
i.  S.  V.  .unschuldig,  harmlos,  unbefangen;  ungebildet'. 
,Dö  sprach  das  einvalt  schadolin.'  Boner.  .Ein  einfalter 
Kock.'  1  I.SO,  Waldm.  Inv.  ,Und  wiewol  diser  fürtrag 
mit  einfalten  Worten  beschechcn,  syo  doch  einer  statt 
Kotwyl  vil  daran  gelegen.'  1547,  Anscii.  .Vor  80  jaren 
ist  in  der  Eidgnoschatt  gewesen  ein  schlecht  einfalt 
fromm  volk.'  HBdll.  1572.  .Kurze,  einfalte  und  wahr- 
hafte Erzellung.'  LLav..  der  sich  selber  156'J  unter- 
zeichnet als  .einfalter  dicner  der  Kilchen  Zürich'.  ,Der 
einfalt  LBser.  der  sich  ab  solchem  schryben  derGleerten 
stosst.'  ebd.  .Kurzer  underricht  für  die  jungen  und  cin- 
Schweiz.  Idiotikon.  I  U. 


falten.'  BLeemann  160ü.  ,Mit  seinem  g'werb  der  paur 
einfalt  Vast  alle  stand  der  weit  erhalt.'  Emblemata  Z 
lt)22.  ,Die  ynbindpfenning  sollend  in  luterm  einfaltem 
papyr  überantwortet  werden.'  Z  Mand.  1027.  ,üie  ein- 
falten glatten  kräglin  habend  wir  erlaubt.'  ebd.  1650. 
,Ich  bin  ein  einfalt  mensch,  kann  weder  schreiben  noch 
lesen.'  FWvss  1653.  .Bisweilen  erforderen  die  fragen 
eine  einfalte  antwort.'  AKlingl.  1688.  .Einfalte  Schaaf 
merken  es,'  JHFäsi  1696.  Adv.:  ohne  Weiteres,  ge- 
radezu, bloss,  nur.  ,Dass  auch  wir  ei.  by  der  heiligen 
geschrift  belybind.'  LLav.  1569.  ,Uf  dise  klag  gebend 
wir  ei.  dise  antwort'  HBull.  1571.  ,Eund  und  ei. 
verholten.'  SHochh.  1591.  —  2.  einfältig,  töricht 
B;  FS.  Du  ei  falte  Tropf.  Gotth.  Grüsam  e  sehüclie 
[ein  ausserordentlich  schüchterner]  «  für  e  Hüshrüch 
en  eifalte  [in  praktischen  Dingen  unbehülflicher].  ebd. 
,Er  solle  nichts  Einfaltes  machen.'  ebd.  .Dann  ein- 
falt, forchtsam  und  abergläubig  lüt  beredind  sich 
selbs.'  LLav.  1569  =  ,einfaltig.'  1670.  ,Ach  einfalter 
Prinz!'  JJUlr.  1733.  Als  Subst.  m.:  einfältiger 
Mensch.  Dummkopf,  Tor  Bs;  F;  Z.  —  Einfalti  f.: 
Einfachheit.  .Ich  habe  mich  der  Einfalte  und  Wahr- 
heit beflissen.'  XVI.  XVII..  Mise.  Tig.  —  einfältelen: 
etwas  Einfältigem  gleichsehen  Sch.  —  ei"fältig,  allg., 
^efaltig  L" :  I.  Adj.  1.  einfach.  Eifältigs  Tuech, 
schlecht  gewobenes  L.  ,Der  einfaltig  [Branntwein] 
ist  gebrannt  von  schlechtem  [einfachem]  wyn  und  der 
zweifaltig  von  gesottenem  wyn  und  mit  gewürz  ge- 
beizet.' XV.,  L  Hdschr.  .Indigesta  ligni  simplicitas, 
ein  glatt,  einfaltig  und  schlecht  [schlichtes]  holz.' 
Fris.  .Doch  nur  kurz  und  einfaltig  beschreiben.' 
.JJEüEUER.  , Einfeitiger  Todtschläger'  im  Gegs.  zu 
.Mörder'.  1613,  Absch.  ,Die  einfaltigen  Schlagbuessen.' 
1656,  ScHW  Rq.  ,Weit  einfältiger  [als  die  Wasser- 
fälle], aber  nicht  weniger  verwunderlich  sind  die  vielen 
Brünnen,  die  man  an  den  Bergen  siebet.'  JJScheuchz. 
1706.  Auch  i.  S.  v.  unbedeutend,  geringfügig:  Nit  emöl 
[einmal]  e  ä fältig  Gdssböckli  Sch.  Wege"  dem  eifalte 
Ding!  einfach,  geringfügig  im  Verhältniss  zu  dem 
Wesen,  das  man  davon  macht  Z  (Spillm.).  —  2.  ein- 
fältig, a)  i.  S.  v.  unbefangen,  unschuldig,  schlicht. 
,So  kompt  der  gute  alte  L.  wie  ein  alter  einfeltiger 
Eidgnoss  daher,  wattet  mit  Stifel  und  Sporren  durch 
das  Bad  und  beutet  dem  [badenden]  Fürsten  die  Hand.' 
HPantal.  1578.  ,Wo  der  einfaltigest  und  gelehrtest 
gleiche  wüssenschaft  haben  werden.'  JMlill.  1665. 
,.\ndre  urteilen  einfältiger  und  der  Wahrheit  ähn- 
licher.' .J.IScHEUCHz.  1749.  —  b)  nachlässig,  ober- 
flächlich L.  ,üass  die  Dorfwachten  nit  nur  einfaltig 
mit  den  Halbarten  uf  der  Achslen  umbhin  gangind.' 
Z  Mand.  1641.  —  c)  töricht,  allg.  Fif.  ist  nü'fältig 
(wie  eine  Zwiebel),  Wortspiel  mit  Bed.  1.  Ufen  eifeltigi 
Ard  um  's  Lehe  (es  Aug  udgl.)  <7io»,  durch  blosse  (eigene 
oder  fremde)  Torheit.  Eif.  lache".  Substant.  sagt  man 
von  Einem,  der  unbändig  und  ohne  Grund  lacht,  dir 
EifnUig  plage  ihn  (als  ob  ein  neckischer  Geist  ihn 
dazu  triebe,  wie  man  von  Launen  sagt:  Er  hnd  de 
Guet,  de  Bös).  —  IL  Adv.  1.  kurzweg,  schlechthin, 
ohne  Weiteres,  nach  St.  i.  S.  v.  „nun  einmal  L" ;  syn. 
m.  einfart.  .Turncrus  nennt  den  [vielnaniigen  Vogel] 
einfaltig  ein  Mcrchen.'  Voc.elh.  1557.  .Dass  es  ein- 
fältig by  der  Urtel  verblyben  seile.'  1621,  Oiiw  Staatserk. 
.Sie  warcnd  ihres  begehrens  einfaltig  abgewisen.'  1663, 
Z  Weggenzunft.  ,Sonst  hätte  man  es  einfaltig  bei  der 
gemeinen    Catcchisation    lassen    verbleiben.'    .LIHott. 


819 


PiiK.  It-'lt,  lilt,.  tolt,  lult 


820 


löGU.  ,M;iu  liat  ihm  [einem  Bestraften  bei  der  Be- 
erdigung] einfaltig  abgedankt.'  ITOO,  Todtenb.  ZGlattf., 
d.  i.  bloss  die  betr.  Liturgie  abgelesen  ohne  die  übliche 
Leichenrede.  —  2.  wenig.  lez  bräiselet  [brennt]  's-es 
nit  elf.',  bezeichnet  hohen  Wärmegrad  U.  —  ver- 
einfaltigen: durch  Dummheit  verscherzen,  verderben 
BSi.  —  Mhd.  cin/ah,  eiufach,  arglus,  einfältig,  uur;  tiiißtltec. 
-fcitie,   einfach,  scliliclit,  arglos,  leichtgläubig. 

Eng-Palt.  nur  als  V\. -Fält  =  ManigfaU  Ti(.  - 
Ker-  CherfäklU:  aneinander  gelegte  kleine  Falten 
eines  Kleidungsstoflfes  oder  -Stückes,  Bohren  bildend, 
deren  Langseite  abwechselnd  nach  der  einen  und  der 
andern  Seite  often  ist  Z.  —  lA3,gen- =  Manigfalt 
Ap  It  Steinm.  1804. 

Manig-  Aa;  Bs;  ScuSt.;  „Th;  Z",  Mänuj-  ZZoll., 
M.äng-  Ming-GSa,.,  Manglet-  GT.,  Mäng-,  Mangel- 
FflZf  (Pl.V)  Ap,  „Manigfal  LE."  —  m.  GSa.;  SciiSt.. 
n.  Aa;  Bs;  Z:  1.  der  dritte  Magen  oder  der  Psalter, 
Blätter-,  Kuttelmagen  des  Rindviehs,  wegen  seiner 
vielen  Falten  Aa;  Ap;  Bs;  L;  G;  Scn.St.;  Z.  Bildet 
den  geringeren  Teil  der  Kaidaunen,  gewöhnlich  Hun- 
den und  Katzen  zukommend.  Spreng.  .Die  Hoden  des 
Hirzen  [Hirsches]  oder  sein  mänigfalt.'  Tiekb.  1563. 
Syn.  Mängfäsi,  Lä.ssi.  —  2.  runzlichte  Vettel.  Spreng. 

Mild,  (alemanu. I  muntv/ait  m.,  Blättermageu  des  Viehs. 
—  Das  Msc.  wird  auf  hiüzugedachtera  , Magen'  beruhen,  das 
Ntr.  auf  dem  Begriff  einer  uubestiuunten,  verwickelten  Menge 
(vgl.  das  Syn.  '*  Tii/ch  A'ameiibiinhli);  übrigens  schwankt  ja 
,auch  das  (ienus  des  einfachen  W. 

..Mangel-  m.:  Fieber  von  Kühen,  denen  man 
bald  nach  dem  Kalben  zu  viel  oder  zu  kaltes  Wasser 
zu  trinken  gegeben  hat,  wodurch  sie  wild  werden  Ap." 

Der  Name  scheint  auf  Umdeutung  von  Maiiii/ßtll,  resp. 
i'bertraguug  von  jenem  Körperteil  auf  einen  krankhaften 
Zustand   dessellten  zu   beruhen. 

Schau"-  ni.:  der  äussere  Schein,  Augenfälligkeit. 
.Der  pracht  und  sohowfalt  sj'ner  [des  Abts]  cercmonien.' 
Kessl.  ,Syn  ard  zuo  reden  war  unfalsch,  pur  und  nit 
nf  den  seh.  zuogebutzt'  ebd.  Big.  die  zum  Beschauen 
(zur  Lockung  für  Käufer)  ausgelegte  Falte  eines  Stückes 
Tuch,  die  schöne  Aussenseite.     Vgl.  Sehaufall. 

zi-  BRi.,  zwi-  „Gl  (-1-  K.);  LE.",  zwei-  su-ö- 
BBe.,  swü-  BHk.:  zweifach,  doppelt.  Gegs.  einleit. 
Zir.  gä",  gekrünnnt  Gl;  Syn.  zwifach.  Mit  zw.  [über- 
gelegter] Zunge  rede",  undeutlich  sprechen,  lallen,  vom 
Zungenschlag  Kranker  und  Betrunkener  GlK. ;  „zwei- 
deutig, wer  anders  redet,  als  er  denkt  LE."  ,Dass  der 
probst  und  das  capitel  ir  yngesigel  henken  an  disen 
brief  zwivalten.'  131.5.  Urk.  Zoll.  ,Zwyfalte  Mailänder 
batzen',  Zweibätzner.  1533,  Absch.  ,Winterthur  . . . 
mit  guoten  zwifalten  gemürten  hüseren',  d.  h.  wohl 
doppelten,  aus  Vorder-  und  Hinterhaus  bestehenden. 
Bossh.-Goldschm.;  Ygl.FaltS.  ,Mit  zweifaltigera  Herze.' 
1707.  Sirach.  —  Zwi-  m.:  Teil  der  Geisel  unmittelbar 
vor  der  Sehwippe,  weil  aus  zwei  Faserteilen  gedreht. 
Vgl.  Fah  :i.  —  zwifaltigen:  ein  Aktenstück  in  zwei 
Exemplaren  ausfertigen.  ,Und  ist  euch  dirre  brief  ge- 
zwivaltiget.'  Uhk.  v.  1137. 

E-Falde  f.:  Umdeutung  von  E-Fad  i.  S.  v.  Fall  4. 

„Lach-Falte  f.;  Miene,  die  sich  zum  Lachen 
verzieht."  —  Zwi-  f.;  Falte,  die  den  betr.  Gegenstand 
gleichsam  zu  einem  doppelten  macht,  z.  B.  eine  Spalte 
in  einer  Sense  Nuw. 

falten  fälde  GrS.,  fälde  Gl;  GhI)..  Pr.,  falte 
GBSchud.,  Tschiertsch.:    Falten  machen,  in  F.  legen. 


—    in-.     , Einfalten  =  einfiechten.    interplicare,    in- 
flectere.'  Mal. 

Fi-F_alter(e)  in.  (f.)  1)  Fifolter  BHk.  ß);  Gr; 
,L",  FffauterB,  Fifalterc  i^imwE.;  UwE.,  Fifoltere 
BBe.,  Fifiihler  A>'H.,  Her..  Pfipfnlder  ApGais, 
Pfiffolter  BU.;  GuD.,  Pr.,  Eh.,  -e  BG.,  Ei.  (i),  Si.; 
GlS.  (f),  l'ifoltere  (wo?),  IfoUerli  GRVaL,  Llb-, 
Trib-Folterli  GrV.,  Pflffolder  ApM.  2)  Pflfhalter, 
-Hoher  „W",  Pßfholtre  GLStdt;  Gr;  W,  -Holder  ApH. 
(PI.  -Holder);  GRÜhurw.,  D.,  Sa.,  -Holdere  GrAv.,  Flf- 
holtere  BBe.,  Feighohlcre  U.  3)  Pijiolter  .B";  Gr 
Mal.,  „L",  Bibolter  Ap,  Pipolder  GRLandq.;  GQuint., 
Pipnlper  GlK.  {i>);  GSev.,  We.  (auch  BibiilperU);  W: 
Schmetterling.  Syn.  Summer rogel,  Muetergottesrogel, 
-Henni;  frz.  Patois:  roladze  (volage).  ,[ Wohlhabende 
Weiber,]  welche  glitzerten  wie  Pfyfolter.'  Gotth.  ,Zur 
Pfifholter',  Name  eines  Hauses  in  TuDiessenh.;  Wirts- 
hausschild in  BG.  Wem-))ian  im  Friielig  z'  ersta  Botts 
[zum  er.sten  Mal]  cn  gela  [gelben]  Pfifolder  siet,  so 
hed  man  im  sUba  [jenen]  Jör  wlsses  Brod  Ap.  Eint 
wie  en  Pfifholder,  ein  stattlich  geputztes  Mädchen  Gr 
Churw.  Bildlich  geradezu:  Mädchen,  welches  bunte 
Kleider  und  Flitter  trägt  Ap;  BSi.;  vgl.  u.  allemandren 
Sp.  171.  ,10.  dag  Merzen  die  ersten  fygelin  [Veilchen] 
funden  und  die  ersten  Pfitt'holtaren.'  1520,  Stockar. 
,.Anno  1543  sind  im  Ängsten  vil  pfiffholteren  gflogen; 
dieselben  vögeli  band  gel  [gelbe]  ding  geschissen, 
darus  sind  dann  worden  würm.  die  band  das  krut  ge- 
fressen.' UMev.  1540/73.  .Flügel  wie  bei  uns  die 
pfeifholter.'  Vogelb.  1557.  ,I>er  Wannenwähcr  gelebt 
der  pleyholteren,  mausen,  wespinen.'  ebd.  .Hepiolus: 
ein  licchtniuck.  pfeiffolter.  Papilio:  ein  pfeiff'holter, 
zweifälter.'  Dasyp.  1537.  , Papilio:  ein  pfyfi'holter  oder 
Summervogel.'  |Pris.  ;  Mal.  ,Die  pfeifholter,  papilio.' 
Mal.  .Die  Mucken,  Pfeifholtern,  Fröschen.'  JZiegl. 
1047.  ,PHffholtercn.'  Stanser  Urk.  1063.  ,Chrysalis: 
Goldkäfer,  Pfeif  holder.  Papilio:  Sommervogel,  Pfeif- 
holder (-holter),  Molkendieb.'  Denzl.  1677;  1716.  ,1724 
war  der  Jonner  so  warm,  dass  zu  Appenzell  und  zu 
Hundwyl  junge  Vögeli  und  Eierli  waren  von  Pfif- 
holder.' Ap  Chron.  bei  T.  —  Ärmeselw  -  Pfif- 
holterli  W,  nach  der  alten  raythol.  Beziehung  zw. 
Schmetterlingen  und  Seelen  (resp.  Eiben). 

Ahd.  ßfaUm  f.,  ßßiltir  m.  u.  f.,  änhd.  .Feifaltcr'  ni.  u.  f. 
Das  W.  geht  mit  Nbformen  wie  die  unsern  durch  alle  german. 
Sprachen  und  MAA.  und  entspricht  der  redupl.  Bildungsform 
nach  doni  lat.-roman.  papilio,  nur  dass  hier  die  Vorsilbe,  im 
German.  die  Stammsilbe  vollen  Vocal  hat.  Die  Bed.  der 
letztern  ist  offenbar  ,faltei.',  von  der  Bewegung  der  Flügel; 
später  in  Folge  der  Verdunklung  des  n  in  u  selbst  verdunkelt, 
dann  mannigfach  umgeformt  und  umgedeut^'t.  Vgl.  noch  die 
Entstellungen:  Zicißaiter ;  Flickßuiukr ;  Pßfcn-,  Flie<jcii-Ti'-rli; 
Fiß:ntriiijpr.  Die  Entstellung  wurde  walusch.  dadurcli  be- 
günstigt, dass  die  Vorsilbe,  sei  es  nur  zur  Verstärkung,  sei 
es  in  Felge  Anschweissung  des  Art.,  pß  statt  /  angenommen 
hatte.  Da  aber  doppeltes  pß  das  W.  zu  schwer  belastete, 
so  wurde  es  an  beiden  Stellen  auf  ^  reduziert;  potttr  konnte 
dann  durch  Assimilation  oder  nochmalige  Redupl.  in  polpter 
übergehen.  Der  Voc.  der  Vorsilbe  scheint  urspr.  lang  ge- 
wesen und  es  auch  bei  uns  meist  geblieben  zu  sein.  Un- 
sicher sind  die  Angaben  über  die  Form  auf  -ere,  mit  welcher 
auch  der  Flur,  gemeint  sein  könnte. 

Ge-falter.  .Zuo  zelten  .sagend  die  liirten,  das 
vych  sei  in  ein  böseu  wind  oder  g.  konnnen,  in  ein 
bösen  anwaat;  solchem  helfend  sy  mit  der  astrenzen- 
wurzen.'  Tierb.   1563. 


8-21 


Falt— fult.     Pahv     fulw 


822 


Has  sonst  nirgends  bezeugte  W.  kann  wohl  nur  daraus 
einige  Aufklärung  gewinnen,  dass  Winde  mythologisch  als 
getlüKelte  Wesen  vorgestellt  wurden.  Dass  nun  ein  Name 
für  solche  von  .falten'  gebildet  werdeu  konnte,  zeigen  Fi- 
i:iliei-  und  Zicijalter,  wobei  noch  zu  erinnern  ist,  dass  im 
Volksglauben  die  Schmetterlinge  wirklich  zu  den  Vögeln  ge- 
zählt, daher  .Somniervtigel'  genannt  werden.  Auch  im  Mär- 
c-hcu  vom  Zaunkönig  halten  die  geflügelten  Insekten  mit  den 
Vögeln. 

Zwi-Falter  m.  „ScnwE.''t;  U,  -FaUere  t  aScinv, 
-Foltere  Vy/I^.:  Schmetterling.  ,Der  pepel,  zweifalter: 
papiliü,  Tolatilis  eruca.'  Redinser  1662.  , Zweifalter 
oder  SoiuraerTOgel.'  Monatl.  Nachr.  1755.  -  Schon 
mhd.   diese  naheliegende   Umdeutiing  von  Fi/alter. 

.'iiben-faltigen:  vorsiebenfachen.  ,Ich  will  myn 
straaf  wider  üch  s.'  Z  Mand.  1571. 

sorg-fältig:  ängstlich  besorgt  oder  (v.  Sachen) 
Besorgniss  erweckend.  Syn.  sorglich,  hesorysam;  eng- 
geächst  (Sp.  75).  ,Für  die  ich  allweg  sorgyeltig  bin.' 
ZwiNGLi  1524.  ,In  Anbetracht  der  schweren  und  sorg- 
feltigen  Läufe  und  Zeitungen.'  1534,  Absch.  ,So  unsere 
leichnam  gleich  auf  einmal  sterben,  sollen  wir  doch 
nicht  s.  sein,  denn  die  glaubigen  werden  dorumb  be- 
graben, dass  sie  mit  Christo  wider  auferstehen.'  Bull. 
1597.  ,Als  der  Küng  dry  Zil  Bezahlung  Übersechen, 
wurdent  sie  s.,  dass  sie  bezahlt  würdint.'  Ansh.  ,An- 
xius,  angsthaft,  sorgfeltig.'  Fris.;  Mal.  .Solicitudo  ex 
te  afficit  nie,  ich  bin  s.  von  deinetwi^gen,  ich  trag  sorg 
für  dich.'  ebd.  ,Es  wurdent  ouch  ire  fründ  s.  für  sy, 
dass  sy  nit  etwan  gfangen  und  getödt  wurdind.'  Kessl. 
.Bekümmerte,  sorgfeltige,  angsthaftige  Herzen.'  1633, 
JBreit.  -  Sorgfältigkeit:  ängstliche  Sorge  um 
Etwas.  jDarus  aber  ein  statt  Bern  und  die  Iren  in 
merkliche  s.  gesatzt  sind.'  1521,  Strickl.  , Christus 
verhütet  angst  und  sorgfaltigkeit  der  zeitlichen  und 
lyblichen  dingen.'  1531/48,  Matth.  , Wider  s.  aller 
notturft  leibs  und  seel.'  Bibel  1548/1607.  .Desshalben 
wir  dise  bitt  wider  unsers  fleisehs  s.  bruchen  sollend.' 
GüALTH.    1559. 

dri-.  F  dräfeltigs  Hüs:  ein  Haus  mit  3  Stuben, 
d.i.  Wohnungen  ZW.    S.  Fult .3.  —  Dr i-faltigkeit: 

1.  die  Dreieinigkeit  der  göttlichen  Personen,  ,0b  wir 
mit  unserra  Volk  sagen:  Dreifaltigkeit,  oder  mit  den 
Theolügen:    Dreieinigkeit.'    Ev.  Wocuenbl.    1882.    — 

2.  Name  einer  Pflanze,  auch:  Drifaltiglceitsblaem. 
.Dryfaltigkeit  oder  Wellkraut.'    XVII.,  B  Arzn. 

fältle"  Bs,  fäldle  L;  Z:  in  kleine  Falten  legen. 
.Weite  gefäldlete  Casaquen.'  Z  Mand.  1703.  S.  auch 
felglen. 

Vältin:  m.  Taufn.,  Valentin.  NManuel.  Wie  Va- 
lentin 2  in  Verwünschungen.  ,Botz  marter  Küri  [Qui- 
rinus]  Veltü'  ebd.  ,Hab  frischen  muot  und  bis  [sei] 
guot  mann !  Lass  lunggen  und  leber  sant  Veitin 
han!'  HsRManüel.  , Welcher  Kurri,  Velti,  Tomis  räch 
schwuor,  sollt  gstraft  werden.'  Vad.  .Schweeren  by 
Clement  und  sacranient,  by  S.  Välti  und  Küry.'  HBull. 
1561.  —  S.  noch   Yalentvn. 

Volte  f.:  1.  Vorraum  vor  dem  Keller,  Kellerhals, 
auch  Cheller-V.  Gr.  —  2.  d'  V.  schlü",  betrügerisclier 
Kunstgriff  beim  Abheben  der  Karten  B.  -  Ans  rnui;iu. 
rnftti   (frz.   rultr,   rofiff],   Wendiuig:   Gewrilbe. 

I-.  Lib-.  Trib -Folter  s.  Fi- Falt  er. 


Faiw      fulw.      Vgl.   auch   die   Gruppe  /■'«//.  usw. 

liilw  falb  BO.;  F.  (Comp,  fälber).  fal"b  W,  fäl 
BHa.;  L  (Ineichen):  1.  blond,  von  Haar  BÜ.;  F;  W. 
blassgelb,  verblichen  L.  ,Bis  des  Abends  falber  Schein 
durch  die  Espenwipfel  dringet.'  Salis.  —  2.  .Falw,  so 
für  [mehr  als]  andere  Pfgrd  glatt  und  schön,  von 
danncn  das  sprüchw.  kompt,  den  falben  hengst  strei- 
chen.' TiERB.  1563.  ,Geschickt  zum  flattieren,  der  den 
falben  ganl  wol  reiten  kann,  eruditus  ad  assentationem.' 
Mal.  .Den  f.  H.  reiten:  heuchlen,  schmeichlen.'  JMey.. 
Hort.  1692;  Denzl.  1677;  1716. 

Mhd./ii'("'),  bleich,  entfärbt,  verwelkt;  gelb,  blond.  .\hd. 
/ulii  (fuhiw)j  vgl. /oM.  —  Die  Deutung  2,  welche  das  Tierb. 
gibt,  ist  nur  dem  Versuche  entsprungen,  die  betr.  R.\.  zu 
erklären. 

falwen  falbe"  BSi.;  W:  fahl  oder  falb  werden. 
Es  falbet,  wenn  das  Grün  matt  wird  BSi.  Alls  fät 
an  s'  falbu,  die  Farbe  des  Herb.stes  anzunehmen  W. 
Er  fät  scho'  a»  z'  f.,  graue  Haare  zu  bekommen,  ebd. 
—    Mhd.  falwen,   falb   werden,  sich   entfärben. 

„felwen  falben:  falb  machen." 

Mhd.  felwen.  ,So  felwent  si  [die  Vorboten  des  Winters] 
dem  sumer  syne  schoene  far  [Farbe].'  Hadloub. 

Fehve  Felbe  GRh.,  We.;  Suloer  (auch  l'felbe), 
Fe-lme  ScnSt.;  ThHw.;  ZBenk.,  Felach  (m.)  W  — 
f.  (m.  ThHw.):  1.  Weide,  Weidenstock,  Salix  alba 
GRh..  We.;  SuLGER;  ThHw.  .Bäume  und  Felben-; 
.Eichen  und  Felben.'  Steinm.  1So4  (GRh.).  .Soll  die 
stock,  felwen  und  unnützen  böuni  und  ouch  nämlich 
die  kriesböum  genzlich  abhouwen.-  14'29,  Hotz,  Urk. 
,Die  werdend  wachsen  wie  die  felwen  bei  den  wasser- 
tychon.'  1531,48,  Jesaj.  =  .weiden.'  1667.  .Wer  dem 
andern  syn  brennholz  oder  felwen  stumpf  und  ab- 
liout.'  1552,  Opfn.  Wagenh.  ,Es  syge  holz  oder  velben 
mit  abhouwen  noch  mit  banden  [Flechtruten  ab- 
nehmen] schädigen.'  G  Stiftsarch.  ,Die  widfelwen  und 
stock  zu  synen  zyten  crhouwen  [erdünnern].'  ebd. 
.Ein  fi^lwenstuck  ist  im  in  das  [Auge]  gangen  und  in 
gar  verblendt.'  Grob  1599.  —  '2.  Pappel  GMarb. 

Mhd.  fehi'e  m.  a.  f.,  Weide,  Weidenbauni,  ahd.  feluint, 
wahrsch.  zu  falw,  also  von  der  Farbe.  Auch  in  Ortsu.,  s. 
Gfrd,  Reg.  2,  338.  ,Agrnm  dictum  zum  Velwe  (zum  velwen 
bäum).'  1327  und  1330,  S.  ,Feldbach'  Z  aus  ,Felb-bach': 
vidi,  auch  im  Falmis  Z  aus  ,Felw-mos'.  ,In  Felben'  ZZoll. 
, Felben.'  GKiiti,  Arch. ;  Dorf  in  Tb.  Verk.  steckt  das  W. 
in  dem  Compos.  ,Fel-,  Fälbaum.'  Fdarh  wahrsch.  urspr. 
Weidengebüsch:   ahd.  'felwahl. 

Felber  m. :  1.  Weidenbaum  Ar.  .Die  böura,  so 
gern  an  wassern  wachsen,  als  lelber,  weiden,  sar- 
weiden, erlen,  auch  aspen.'  Tierb.  1563.  ,Die  felbe, 
felber,  weide,  salix.'  Red.  1662.  —  2.  Geschlechtsn.  S. 

Mhd.  felirer  m.  ^/rlwe.  Vgl.  noch  .Felbinger'.  Felber- 
gerten.  -standen,  -stocke  kommen  im  Aherghvuben  mehrfach 
vor,  besonders  werden  Kränkelten  in  Felberstöcke  gebohrt 
uud  vernagelt  ZZoll. 

felwin:  (Adj.)  aus  Weidonliolz.  Kine  .fchvine 
stiid'  als  Marke.  1521.  Krikss. 

Felwcscll:  heisse  Asche.  .Wan  [man]  soll  enheiu 
velwesch  schütten  wand  [ausser]  an  die  Strasse,  unt 
ouch  dar  nüt  schütten,  want  so  er  wol  erlocschen  ist. 
mit  ouch  nüt  wan  tages.'  L  ä.  Ratsb. 

Kill  uraltes,  merkwürdiges  W.I  Mhd.  fulwifehe,  /clwe^elu; 
ahd.  ftilawiska,  walirscli.  abgeleitet  von  /»tw,  spiiter  uinged. 
in  eine  Zss.  mit  .Asche',  zu  welchem  Subst.  ,fahl'  noch  jetzt 
i4ii  stehendes  Beiwort  ist.     Bair.   .Falwisch'  m.   I.oderasoho. 


8-23 


Palw— fulw.     Killz     fulz.     Killll     rinn 


824 


die  vvoUichtc  Russflockc,  die  aus  der  Flamme  auffliegt;  siebcn- 
bürg.-säclis.  ,FaImasclien',  die  schwarze  Stroliasc-he.  Die  Er- 
klärung des  alul.  W.  aus  ital.  ,falavesca',  umgest.  aus  ,faTa- 
lesca',  von  lat.  ,ravilla',  Asche  (s.  Fäule),  ist  unwahrsch.  und 
eher  uniziLkehrcn;  denn  auch  das  altn.  ,fölskvi',  Asche,  wird 
zu  .f(il-r',  fahl,  gehiiren   und  uicht  aus  dem  Süden  stammen. 

Uofiliii  11.:  stauljartigor  Abfall  z.  B.  beim  riuiiiigeii 
Tun  Hanfsamen  und  Korn  BKi. 

Wahrseh.  aus  (jt-Jilw  (wie  Svku'alm,  Schwalbe,  aus  siro/frc) 
und  dieses  mit  Feih  (Sp.  797)  zn  ,Felwesch'  und  fahr.  Staub 
und  Asche  sind  in  Farbe  und  übriger  Beschaffenheit  nahe 
verwandt;  auch   Oiifiel  vereinigt  beide  ßedd. 


Falz  in.  (n.  Gk  ObS.):  1.  eine  Art  Fuge,  Einschnitt 
zum  Einlegen  eines  Brette.s,  Einpassen  einer  'J'üre, 
eines  Fensters  Aa  (Hürb.);  Z.  Eingehefteter  Papier- 
streifen, auf  welchen  ein  Blatt  aufgeklebt  werden 
kann.  —  2.  vorstehender  Kamin  au  einem  Brette  zur 
Zsfügung  6r;  Syn.  Chambe.  —  3.  Fälzli,  horizontale 
Leiste  gleich  unter  dem  Fenster  auf  der  innern  Seite; 
auch  an  Geräten,  z.  B.  Büffet  Ndw.  —  4.  Wandung 
einer  Tenne   GfiTschiertsch.   —  Mhd.  ynfe,  Fuge,  Rinne 

falzen:  1.  einen  Falz  machen;  ein  Brett  mit  einem 
/''.  1  (Aa  fähe).  Bretter  oder  Balken  mit  einem  F.  ä 
(Gr;  Z)  vorsehen;  dazu  die  Compp.  ah-,  In-,  üs--f.  — 
2.  Chöre  f.,  Korn  an  den  F.  4  schlagen,  damit  die 
Körner  hi^rausfallen  ÜKTsehiertsch.  —  3.  tadeln, 
beleidigeny  .Ungetüme  Worte,  dadurch  Gott  im  Him- 
mel wegen  seinen  guten  Früchten  gcfalzct  wird.'  1631. 
Lknzd.  Ehcger..  von  unclirerbietiger  Rede  über  Gaben 
(iottes.  --  Mhd.  fnhfii,  krümmen,  biegen.  —  Zn  :•  vgl. 
Iil.~.,}i,   luit  dem   vieJI.   eine  A'erwechslung  Statt  gefunden   hat. 

fei Iz eil  s.  feilsen. 

Pilzni.:  1.  verdichtete  Wolle,  wie  nhd.  Im  Mittel- 
alter wurde  F.  auch  als  Zins  entrichtet.  2.  kurzes, 
diclit  verwachsenes  Gras  auf  Bergwiesen  LE.;  Z;  Öyu. 
]'\'iscli.  Si  I  Spinnmaschinen]  n-achsed  ivie  F.  zum  Bu- 
den US.  Stutz  (wohl  mit  ,1'ilz'  verwechselt).  —  3.  „V  o  r- 
weis,  Strafrede,  allg."  Kim  en  F.  ge  Bs.  Im  XVI. 
u.  XVII.  häutig.  .Und  sind  sy  beid  mit  einem  guten 
Filz  ermahnet  wurden.'  Z  Ratserk.  159.5.  .Einen  statt- 
lichen filzen  geben.'  XVI.,  Obw  Staatsprot.  ,Morndess 
verklagten  sie  den  C,  darüber  ihm  ein  filz  ward.' 
Platt.  1G12.  ,Mit  werten  hat  der  Herr  denen,  die  ihn 
gefangen,  den  ernst  gezeiget,  indem  er  ihnen  einen 
filz  gegeben.'  FWvss  1650.  .Die  Herren  Seevögte 
strafen  denselbigen  neben  einem  guten  Filz  mit  höch- 
stem Ernst  ab.'  JEEscher  1692.  ,Jede  Partei  neben 
einem  guten  Filzen  um  1  Pfd  gebüsst.'  1696,  Eocr.w. 
(Glur.)  —  ■).  grober  Mensch;  Geizhals  Aa.  ,Grober 
f.,  knörtschi,  düppel,  stipes,  fungus.'  Mal.  ,I)u  bist 
doch  auch  der  filzen  einer  Und  anderer  narrenbader 
g'meinder.'  Bir.ANUus  1579.  .Schlecht  in  mit  dem  kol- 
ben,  spricht:  Filz,  heb  das,  hast  du's  jetz?'  ebd.  ,Du 
bist  ein  Filz,  grob  Laur  und  karg.'  Wahrs.  1675.  — 
Mhd.  Jih  auch:  grober  oder  geiziger  Mensch,  weil  der  F. 
grober   und  zäher  Stoff  ist.    —    Bed.   3  aus  filzen  3. 

filzen:  1.  die  Haut  oder  das  Fell  eines  Tieres 
abziehen  „L;"  Scii;  W;  „Zg."  —  2.  Hut  oder  Mütze 
abziehen,  als  Zeichen  der  Ehrerbietung  Bs;  UwE.;  Z. 
■ —  3.  „derb  ausschelten,  allg.;"  beschimpfen,  ver- 
leumden W.  , [Viele  gehen  trotz  des  Verbotes  zur 
evangelischen  Predigt.,]  dorumb  .sy  etwan  beschickt 
und    gi'ülzi't    wcrileii.'    (iRou   1599.     ,l)ass  diso  eeren- 


frouw  den  mann  gebalget,  mit  verbissnen  Worten  an 
in  gstanden  und  in  gefilzet  habe.'  LLav.  1584.  ,Re- 
prehendo,  schelten,  strafen,  filzen,  au.sfllzen,  tadlen.' 
Denzl.  1677;  1716. 

Mhd./i7ze>i,  Etwas  aus  oder  zu  Filz  machen.  Bed.  1  aus 
,Filz'  =  Fell :  Bed.  '2  ans  der  Studentenspr.,  F.  i.  S.  v.  .Filz- 
hut';  '.i  von  der  derben  Behandlung,  welche  die  Wulli' udgl, 
bei  der  Umwandlung  in   Filz  erleidet. 

er-:  ausschelten.  ,üer  Landvogt  ist  kommen,  sy 
[die  im  Wirtshaus  Lärmenden]  zu  stauben  und  hat 
die  vollen  Zapfen  erfilzet.'  1649,  Z  Staatsarch.  ,Si 
erfilzet  und  palget  ihren  mann.'  Schimpfr.  165'2.  — 
u  S-:  1.  =  filzen  1  W.  —  2.  ausschelten,  -schimpfen, 
arg  schmähen  BHk.;  Sulger;  UwE.  Er  hät-nu  [ihn] 
wüest  üsg'filzet  W.  ,Ich  wil  im  under  d'  nasen  stän 
und  in  flaf.,  dass  er  wett,  dass  er  's  vermiten  [ver- 
mieden] g'lassen  hett.'  HsPiManuel.  .Dass  er  die  hotten 
Davids  anfart  und  sy  usülzet'  LLav.  1584. 

vilz   s.  vis. 

Piilzi  n.:  ein  BallspieL  an  dem  sich  mehrere  Kna- 
ben beteiligen,  und  das  verschiedene  Arten  mit  be- 
sondern Namen  hat  (s.  d.  Compp.).  Das  einfache  W. 
gilt  auch  =  LöchU-  und  Bären-F.  Bs. 

Das  Spiel  ist  wahrsch.  benannt  von  dem  dabei  vorkom- 
nicndcn  Stichwort  ful  (s.  d.  4).  Die  Endung  si  wohl  zu 
erklären  nach  Aual.  von  Fahet-si,  s.  Sp.  723,  wenn  man  nicht 
ein   von  ful  abgel.  Vb.  'fuhen  ansetzen   will. 

Egge"-:  ungefähr  =  Baren-.  Die  Spielenden  be- 
setzen gewisse  Punkte  (.Eggen'),  z.B.  4  Bäume.  Nä- 
here Beschreibung  s.  Seil.  S.  96''.  —  Kappen-.  Dabei 
wirft  Einer  den  Ball  in  die  Kappe  eines  .\ndern.  — 
Loch-.  Löchli-.  Ein  ausserhalb  oder  gegenüber 
der  Reihe  der  Spieler  stehender  Knabe  rollt  seinen 
Ball  in  eines  der  Löchlein,  welche  vor  den  Füssen 
Jener  in  den  Boden  gegraben  sind.  Der,  in  dessen 
Loch  der  Ball  kommt,  wirft  ihn  dann  auf  einen  der 
Fortfliehenden  BsStdt.  (Nach  Seil.  193"  springt  der 
Getroffene  mit  dem  Ball  zu  seinem  Löchli  und  wirft.) 
Syn.  Löchli;  Zied.  —  Bare"-.  Barren  (Schranke) 
heisst  bei  Spielen  das  .Asyl,  wo  man  nicht  darf  ge- 
fangen oder  getroffen  -werden.  Das  Ballspiel  wird 
,cin-'  oder  ,zweibärig'  gespielt.  Man  teilt  sich  im 
letztern  Fall  in  2  Parteien;  die  eine  stellt  sich  an 
.der  Bare'  in  eine  Reihe,  die  andere  in  einiger  Ent- 
fernung vor  .sie  hin.  Einer  von  der  erstem  Partei 
schlägt  den  Ball;  ein  zunächst  stehender  von  der 
andern  sucht  ihn  aufzufangen  und  den  Schläger  zu 
treffen,  bevor  dieser  fliehend  ,die  Bare-  erreicht  hat 
BsLd;  s.  Seil.  S.  21  u.  22.  —  Rössli-:  Reiterballspiel. 
Je  ein  Knabe  sitzt  dabei  auf  den  Achseln  eines  andern. 
Wenn  der  geworfene  Ball  nicht  aufgefangen  wurde, 
springen  alle  Reiter  ab  und  eines  der  ,Rüssli'  wirft 
nach  einem  der  Fliehenden  BsStdt.  —  Schlegel-  = 
Bären-F.,  wenn  der  Ball  nicht  mit  der  flachen  Hand, 
sondern  mit  einem  Brettchen  (,Ballenschlegcl')  ge- 
schlagen wird. 


Ptam  (vam),  fem,  Arn,  foiii,  fniii,  resp.  famm  usw. 

Fäni ,  Föm  s.  Flant. 

Famili  f.  (n.  LG.)  —  PI.  Fanulene  NOkif.;  (iL;  Z: 
Familie.  —  (ilaser-:  zunftartig  geschlossene  Ge- 
nossenscliaft  der  Glasbläser,  welche  nur  ihre  eigenen 


825 


Faul.  fViii.  lim.  lom.  lum 


826 


(niännlicheu)  Nachkommen  zum  Gewerbe  zulässt  STh. 
--  Die  roman.  Eud\ing  des  Fremdw.  wui-iic  an  deutsclu' 
Endiingcn  (t.   weibl.,  t.  säclil.)  vcrtausclit. 

in-familene":  (refi.)  .sich  in  eine  Familie  ein- 
lieiraten;  eine  Hau.shaltung  gründen  Nnw. 

Fänielis  s.  Fahens  (Sp.  723). 

Fäinnie,  Femiuc  Gl,  „Feineva  Sc-hw;  Zo":  weiljl. 
Taufn.,  Eupheniia. 

fämmen  ^  fiidmcn  (Sp.  075  f.)  Z. 

Fem  s.  Feim.  Femmel.  feramelen  s.  Fim- 
mel usw. 

ver-femeii:  (refl.)  die  Zuneigung  der  Leute  ver- 
lieren, .sich  mit  aller  Welt  verfeinden.  Er  liät-si'''  ver- 
femt ZB.  f  ~  Mild,  wi/t-men.  verurteilen. '  S.  noch /ci'mt;« /7. 

Feim  B  (F,  e  Sa.,  Si.),  I<Y(((»i  aScHW,  Fein  BHa. 
—  m.:  dünner,  z.  T.  mit  Unreinigkeiten  gemischter 
Schaum,  der  sich  beim  Sieden  von  Flüs.sigkeiten,  bes. 
Milch  (B  ö.  u.  wO.;  aScuw;  W)  oder  Butter  (BHk.),  auf 
der  Oberfläche  bildet;  auch  die  Haut,  welche  beim 
Erkalten  auf  Milch,  Fleischbrühe  udgl.  obenauf  ent- 
steht SoHw;  U.  ,Spuma:  Schaum,  jast,  feim.'  Denzl. 
1677;  1716.  .Traume  sind  Fäume.'  Si'rww.  1824; 
.TRWvss  181.5.  —  Anken-  [Oicli-  BHa.):  die  beim 
Schmelzen,  Sieden  frischer  Butter  erst  obenaufschwim- 
mende und  dann  sich  niederschlagende  Unreinigkeit 
BHk.,  Ki.  Syn.  Äiilen-Rftme,  -Riifene,  -Schrim,-Tri(ese; 
Liire;  Süderech.  —  „Ziger-:  Schaum,  der  auf  dem 
/iif/er  [resp.  der  Käsemilch]  im  Alpkessel  hervorge- 
bracht wird  W." 

Mild. /eimm.:  engl. /«im,  Schaum,  im  eine  vor  Lipiieii- 
lauten  in  mehreren  MA.\.  eintretende  Verdunklung  viui  ri; 
im   Sprw.   hervorgeloekt  durch  den   Reim.      Vgl.   Flum. 

fcimen  I  -äu-  Gr  vorw. ;  GA.;  Z:  1.  von  einer 
Flüssigkeit  das  Oberste,  Feste  oder  den  Schaum  weg- 
nehmen BKi.;  Gr;  Uw;  Z;  den  zurückgebliebenen 
Käsestotf  im  Kessel  zsnebmen  Gr;  abschäumen  GrI). 
Er  hed  ds  hinderst  [letzte]  Tröplli  Nidle  ab  der  Milch 
(ffeimt  BO.  , Etliche  gedachtend,  in  disem  rumor  iren 
fändet  [Gewinn]  zu  f.'  HBull.  1.572.  .Feimen,  obenher 
abnemen,  schäumen,  despumare.'  Red.  1062.  —  2.  aus 
einer  flüssigen  Masse  Etwas  herausfangen,  z.B. 
Brocken  aus  einer  Brühe,  Fische  aus  einem  Behälter; 
Holz  aus  dem  Wasser  ziehen  G;  Z.  ,Wir  verbieten 
das  Fischfeimen.'  Z  Mand.  1757.  Bildl.  ,Lyb,  guot 
zuo  inen  [sich]  feiment  s'  gar.'  XVI.,  unter  einem 
Bilde,  auf  welchem  Mönche  die  Netze  nach  Menschen 
auswerfen.  Auch  intr.,  mit  einem  sog. , Bären'  [Schöpf- 
netz an  einer  Stange]  fischen  Uw;  U.  ,Niemand  soll 
in  der  Eüss  fischen,  vorbehalten  mit  dem  zugangel  und 
feimen.'    1607,  U.  —  3.  ?  (unpers.)   Schaum   machen 

Z    (Sl'ILLM.). 

ab-:  den  Feim  abheben  Gr;  Schw;  Uw;  Z.  ,l)ass 
die  Äbte  und  der  Gonvent  die  besten  Pfründen  ihrem 
Tische  incorporiert  und  den  Kahm  ab  der  Milch  ab- 
gefeimet,  den  Pfarrern  kaum  die  blaue  Milch  ge- 
lassen haben.'  1530,  Strickl.  ,Wird  die  feisste.  so 
auf  schwümpt,  abgefeimpt.'  Tieuh.  1563.  —  Ptc.  adj. 
(alig' fäumt  üruw;  Z):  wie  nhd.  B;  ScH;  Schw;  UwE.; 
Z.  Üyt).  ahfje!<cliümt,iif:(ietit^l.  -  Abfeimetef.  ,Scoria. 
schäum  oder  abfeimcten  des  mctalls.'  Fris.  -  ,Ab- 
feimling:  abgefeimeter,  schaiultlicher  leckcrsbuob. 
iie(iuam.'  Mal. 

uinbin-  iDiie-:    herumstreifen  GO. 


Feimer  I  {-du-  AASeeng.;  ZS.)  m.:  1.  „Gefäss  od. 
anderes  Gerät,  womit  man  Etwas  auffängt,  bes.  ein 
kleines  Netz,  mit  einfassendem  Bügel  und  Stiel,  womit 
Fische  aus  dem  Behälter  herausgenommen  werden." 
Trichterförmiges  Sacknetz,  oben  mit  eisernem  Ring  ge- 
fasst,  an  welchem  ein  hölzerner  Stiel  befestigt  ist,  ge- 
braucht, um  Fische,  Krebse  und  Köder  sei  es  aus  dem 
Behälter  od.  aus  dem  offenen  Wasser  herauszunehmen 
Aa;  Gl;  Vw;  ZS.  Auch  dim.  FäumerK  ZS.  .Die  Fo- 
relle, der  Äsch  usw.  werden  teils  mit  dem  Angel,  teils 
mit  Reuschen  und  Fäumern  gefangen.'  Steinm.  1802. 
.üass  sy  [die  Brachsmen]  mit  einem  feimer  gefangen 
werdend.'  Fische.  1563.  ,Funda,  ein  zuggarn  oder 
feimer.'  Fris.;  Mal.  .Feimer,  kescher.  excipulus.  funda.' 
Red.  166'2.  ,Eine  solche  Menge  Stichling  wurden  an 
das  Land  getrieben,  dass  man  derselben  mit  den  Hän- 
den, Feimeren,  Zeinen  [Körben]  etc.  über  die  drei 
Centner  gefangen  hat'  HsEEsch.  1692.  —  2.  Häscher. 
,Vor  dem  wier  kament  gan  Venedig,  wurdent  wier 
noch  zwirent  [zweimal]  angerent  von  den  feimeren 
und  rechtfertigeten  uns  und  hattent  wier  unser  guoten 
gelitsbrief  von  der  herrschaft,  sust  hett  man  uns  alles 
genummen.'  Stülz  1519. 

Spät  mhd.  feimer,  kleines  Fischernetz.  Die  Benennung 
rührt  nicht  daher,  dass  es  Schaum  erregt  (Gr.  WB.),  son- 
dern das  W.  ist  gebildet  vom  Vh.  feimen,  üben  abschöpfen, 
herausfischen.     Bed.   '2   beruht  auf  der  Vorstellung  .fangen'. 

Mucken-:  ein  Garn  zum  Fang  von  Mücken. 
.Muggenfeimer,  culeus  muscarius.'  Mai. 

Feimete"  -äu-  f.:  der  zähflüssige  Schaum,  der 
sich  beim  Käsen  zuerst  bildet;  der  Kästeig  in  der 
Schotte;  nach  einer  Angabe  die  Milch,  bevor  der  fer- 
tige Käse  aus  dem  Kessel  herausgenommen  wird  GrT. 
Syn.  Fürbriich,  Schluek. 

feimen  II:  fehmen,  hinrichten  V  .Und  wellten  sy  vom 
land  schlahen,  henken  und  feimen.'  Frijno  1446.  — 
Feimer  II  m.:  Fehmer  i.  S.v.  Wissender  des  Fehm- 
gerichts.  1427,  L  Ratsprot.  -  ■  i  l'iir  <•  vor  N.isalen  beliebt 
im   XV.,    XVII.    Vgl.    verfemen. 

Fimmel  I  (-e-  BSi.,  -c-"-  ZRlz)  m.  AAZein.;  Bs 
(SruENc);  GRPr.;  LHabsb.;  GKh.;  S;  ZB.,  Dättl.,  Rfz, 
Fimmele  (-e-  GrHc.)  f.  BG..  Ha.;  FS.;  Gr;  LE.,  In- 
EICHEN;  P;  GSa.;  ScHW;  SG.,  NA.;  Uw ;  U;  W  (Fimula) 

—  Plur.  =  Sing.:  1.  männlicher  Hanf,  der  nach 
der  Blüte  zuerst  ausgezogen  wird,  während  der  weib- 
liche (Sämenhanf;  Hausset;  Mäseh;  Tregel)  nocli  zum 
Ausreifen  stehen  bleibt,  fast  allg.  ^  2.  weiblicher 
Hanf  BsSchönenbuch  (S.):  LHabsb.  (Schei'rm.);  GSa. 
(Henne);  Ndw  (Mattys).  Sprw.  's  ist  böse  Hanf,  u-enn 
dr  F.  drfis  ist.  Scheurm.  .Der  Fimel,  cannabis  femina.' 
Red.  1662.  —  3.  Rispe  von  Hafer  und  Hanf  SG..  NA. 

—  4.  die  männlichen  Stöcke  von  Spinat  Aa  (Mi'iiLii.); 
Z.  's  ist  IUI'  Fimmel!  —  5.  (Fimmel)  das  aus  männ- 
lichem Hanf  bereitete  Garn  OnPr.  6.  ..(Fimele) 
lange,  hagere  Person  L;  Uw." 

WciA.  fimmel  f.,  wcibl.  Hanf  (nur  aus  einer  späten  ynelle). 
Das  W.  ist  aus  lat.  femeUn  gebildet  wie  das  Gegenteil  Muiichel 
aus  mdneidus.  Die  Verkehrung  der  sachlichen  Bed.  erklärt 
sich  daraus,  dass  man  die  männliehen  Stengel,  weil  sie  kilrzer 
und  zarter  sind,  für  die  weiblichen  ansah,  und  umgek.  — 
Bed.  2.  Diese  Angabe  rührt  z.  T.  von  des  Lateins  kuudigou 
Männern.  S.  aber  auch  /immelen.  —  Bed.  0  erklärt,  sich 
leicht  aus  der  Ähulichkeit  der  Gestalt  einer  solchen  Person 
uiit  einem  llanfstengel ;  aueh  .Stange'  wird  scherzli.  so  ge- 
lirauclit. 


827 


Farn — fnm.     Faiiip     finii]).     Famscli — fnmscli.     Faii— Fun 


828 


fimmelen  BU.,  Si.;  Gr;  Ndw;  ZBüL.  fimmie  A\; 
Es  (SPRENCi);  ,B;  L";  OWe.;  Z,  fummele  FS.;  UwE.: 
1.  die  mäiinliclieu  Hanfstengel  (s.  Fimmel)  ausziehen 
ßs;  B;  GrPi-..  Sav.,  Seulnis  (Hanf  übh.);  „L;"  Z  (auch 
weiter  damit  verfahren,  zum  Dörren  ausbreiten).  Auch 
übertr.  auf  den  Wahl,  phintern,  i.  S.  v.  das  Jungholz 
von  Gesträuch  und  öclilingpflanzen  reinigen,  den  ersten 
Reinigungshieb  tun  AAZein.  —  2.  den  Samen  vom 
Hanf  allstreifen  GVVe.  De'  Hausset  mues  g'fimmelet 
sl"  BHerz.  Syn.  lüchen.  ~  3.  (intr.)  in  weibl.  Hanf- 
stengel auswachse n  Nnw;  auch  u's-f.  —  4.  bildl. 
a)  „mit  vieler  Mühe  herausklauben,  ausfindig  ma- 
chen, erlesen  B."  Ds  Broä  us  der  Siqjpe  use-f. 
ScHwMuo.  --  b)  durchprügeln.  Syn.  flachsen,  doch 
milder  als  dies  BU. ;  auch  ab-f.  Der  N.  N.  icürd  dirh 
de""  scho"  eis  f.!  G'hdcht  tcürst  [gehenkt  wirst  du]. 
Berna  1803.  -  c)  kleine  Dieberei  begehen  UwE.; 
syn.  fischen.  Vgl.  fummlen.  —  d)  hin  und  her 
fahren.  Im  Hausset  ume  f.  BU.  .Wann  ein  frömbder 
dienstbott  in  die  Landschaft  kombt,  und  nur  hin  und 
wider  von  einem  bauren  zu  dem  andern  vimmlete  und 
die  gedingete  zeit  nit  ausdiente.'  1769,  SchwKüsu. 

Bcd.  i  a  11.  c  erklären  sich  leicht  aus  1,  viell.  aucli  d; 
li  uns  der  Ähnlichkeit  von  Hanf  mit  .Flachs',  auch  in  der 
Hehnndlung.  Indessen  scheint  sich  au  einigen  ^iaWuü  fummUu, 
lici  4  a  ßimm,  eingeniisclit  zu  hahen.  Die  Bed.  .pläutcrir 
beruht  auf  ünideutuu;,'  ans  nhd.    .fehineln'. 

Fimiiiclcr  m.:  der  langsam  und  wälilcrisch  isst 
Srnwlluo. 

Fimmel  11.   Heu- F.  s.  Finnel. 

Fiiniliele  II  f.:  Schelle  beim  katholischen  Gottes- 
dienst aSciiW. 

Wahrsch.  aus  dem  Iiei  uns  nur  nueli  in  bildl.  Bed.  er- 
luiltciii'U  Sin,/,'!,'  uiiised.  (viell.  an  jimimhu  4  d  angelelint). 
Vgl.   aliei-  .iiifli    .liliiuiieln'. 

VOllie",  vume":  1.  auch  rumetic.  von  einem  (unbe.st. 
Art.).  —  2.  in  der  Verbindung  r.  selber,  von  (ihm  d.  i. 
sich)  selbst;  .syn.  ror-em  s. 

1  zsgez.  aus  vnn-rmtjiu^} ;  s.  ein  Sp.  27'2.  —  2  entweder 
ebenso  (man  hört  auch  von  cnn  ».)  oder   umgestellt  aus  von- 

rtll    (imi   «. 

Finiiinel  in.  -  PI.  ii  Z;  1.  wie  nhd..  Werkzeug 
aus  Buchsbaumliolz,  womit  die  Schuster  die  Bänder 
der  Sidilen  glatt  reiben.  —  2.  f.  (auch  Fummle)  kleine 
weibl.  l-'ers<in.  mit  spöttischem,  verächtlichem  Neben- 
sinn BRi. 

fummle":  1.  wie  nhd.,  mit  dem  Glättholz  reiben; 
übh.  tüchtig  abreiben,  reinigen,  putzen,  polieren  .Aa  ; 
BsStdt.  Er  fummlet  e  chlei"  mit  sim  Lumpe"  über 
d'  Schueriiiriye  [Schnallen].  BWvss  1863.  ,Die  Har- 
nische sauber  gefummelt  und  poliert.'  Postheiui;  auch: 
waschen  BHa.  —  2.  körperlich  züchtigen,  schlagen. 
mit  der  Rute  strafen;  misshandeln,  bewältigen  B; 
ScHwE.  —  3.  betrügen,  überlisten,  -fordern,  -vor- 
teilen AAFri.  Mit  .sachl.  Obj.:  fwegjf..  auf  feine  Weise 
bei  Seite  schaffen,  entwenden  L;  vgl.  fimmlcn  4  c. 

umhin  (uHie)  -funimelen  =  -fuchtlen,  mit  einem 
Gerät  hin  und  her  fahren  Bs.         Vgl.  ßmmuhn  4  d. 


„fiiilipeleii:  unterdrückt  weinen  GRAnt." 
Ob  nicht  von   St.  verlesen  für  «-/    Dies  dann   von   ,siiin- 
men*   oder    von   ^mulirn'it.   dumpf  tönen  V 


fiimscli:  ohne  Fresslust,  ungefrässig  Gr  ObS. 

Zsgez.  aus  ,famisch'  (vgl.  hümiili,  /./•/«/«c/i  udgl.)  und  dies 
eine  deutsehe  Abi.  von  lat.  .fames',  Hiiiigei-,  mit.  Bi'grifTs- 
verdrehung  wie  in  andern  Leliuwiv. 


Fall  (vau),  fen,  fiii,  foii,  fiiii. 

fän,  fän  s.  fahen.        Fan  s.  Farn. 

Fäilflule,  Pf-  f.:  Stangenbohne,  phaseolus  vulg.  F.T. 
Aus   welsch  fai-imda,   auf  .Fahne'   gedeutet. 

Kane"  meist  ä  («  Gl),  Fä  ZStdtf  --  PI-  «  («  W) 
-  Dim.  Fändli  -  -  m.:  1.  Fahne  im  Krieg,  als  Mittel- 
liuiikt  des  Heeres  od.  einer  Abteilung  desselben.  Nach 
JJBlumer  1858,  191  unterschied  man  .Landesfane-  vom 
.Landespanner'  in  der  Weise,   dass  jener  zu  kriegeri- 
schen Auszügen,  dieses  bei  der  Verteidigung  des  eigenen 
Landes  gebraucht  wurde.    Nach  altem  Brauch  tauchte 
bei  drohender  Kriegsgefahr  die  ausziehende  Mannschaft 
ihre  F.  ins  Wasser  und  schwur,  nicht  zurückzukehren, 
bis  der  Feind  geschlagen  oder  die  F.  an  der  Luft  ge- 
trocknet   wäre    (Glctz-Blotzh.).     Dr  F.  über   Öppis 
schwinge.  Frieden  schliessen.  zugefügte  Unbilden  ver- 
zeihen und  vergessen  UwE.    ,I)ie  Fänli  lupfen',  noch 
jetzt:    in   die  Bürgerversammlung   gehen    GrD.,    weil 
man  urspr.  (wie  zur  Landsgemeinde  in  Ap)  bewatfnet 
und  kriegerisch  geordnet  gieng.     Vgh    Volch.     Denen 
von  Baden  ist  erlaubt,  ihr  Fähnlein  von  Coblenz  heim- 
zunehmen ,und  ein  gemein  venly,  rot  mit  eim  wyssen 
crüz,  daselbs  hinzutuen.-  1499,  Adsch.     Man  soll  .die 
fendli  ussher  henken',  damit  die  Bündner  in  Schreck 
gejagt  werden.  1607.  Absch.  Bildl.:  .Ich  hette  wol  ver- 
dient des  bettelordens  fahnen.'  R.  u.  CMey.  1G50.  ,Wenn 
Pharao  noch  lebte,  könnten  wir  nicht  grösstenteils  uns 
under  seinen  fahnen  aufschreiben  lassen'?-  JMüll.  1665. 
.Sammle  dir  redlich  Bauren  under  den  Freien  Fahn.' 
Neuer  Tell  1712.  —  2.  kleinere  Heeresabteilung 
selbst;  Compagnie.    „Hauptmann  über  einen  F.  (W)." 
„Ein  Trupp  Leute  Sch."  .Das  Fähnlein  der  7  Aufrechten' 
(an  einem  Schützenfest).  GKeller.     Vgl.  Gaurn-,  Us- 
sug-F.    In  der  ä.  Zeit  unterschied  man  genau  Auszüge 
mit  dem  .Panner',  mit  ganzer  Heeresmacht,  von  Aus 
Zügen  mit  dem  .Fenlin',  kleineren  Contingenten  oder 
Freischaaren.    (Vgl.  Frl-F.)     ,Die  Appenzeller  sollen 
sich  mit  ihrem  Landespanner  rüsten,  um  uns  im  Not- 
fall zuzuziehen.    Wenn  sie  dies  nicht  täten  und  wider 
mit  dem  Venly   kämen,   so  würden  wir  es  von  ihnen 
nicht  zu  Dank  aufnehmen;  denn  wir  werden  auch  mit 
den  Pannern  ziehen.'    1476,  Absch.     Als  i.  J.  1477  zu 
einem  gemeinsamen  Auszuge  von  Stadt  und  .Äusserem 
Amte'  Zr,    die   Äussern    ihr    ,Venlin'    mit    einem    der 
Ihrigen  besetzt  hatten,   behaupteten  die  Städter,   was 
tür    das  Panner   gelte,    welches   nach   alter   Ordnung 
einem  Stadtbürger  zukam,  gelte  auch  für  das  V.,  weil 
alle  V.  ihren  Ursprung  im  P.  hätten.    ,Wir  haben  zuo 
einem    vendlin    dyner   Verwaltung   unser   herrschafte 
Donierk  ufgelegt  H"'  mann;   fürnehend  ouch,  wofern 


829 


Fan.  fi'ii.  tili,  fiin,  fiiii 


830 


es  Jarzno  kaiiio,  dass  man  mit  lieiu  veiiillin  anzieclieii 
müesste,  werden  ouch  wir  die  übrigen  luuiertanen  zuo 
dem  panner  nennnen,  ütuianen  und  dem  vendlin  nach- 
vlen.-  1572,  S  Missiv.  ,33  fendli  tuet  11,000  mann.' 
1582,  MuHK,  Areh.  .Unsere  Keginient  werden  gemein- 
lich zu  3000  Mann  geordnet,  zu  10  Fänlinen  (oder 
Companeien).'  VFkider.  1ö19.  —  3.  Fahne  hei  kirch- 
lichen Processionen  und  Volksfesten.  Ein 
Fahnenschwingen  fand  am  Jahresfest  der  Metzger  in 
Freiburg  und  findet  noch  heute  an  den  Sennenkirch- 
weihen  in  Uw;  ein  Fänlizug  in  Basel  beim  Amtsantritt 
eines  neuen  Oberstschützenmeisters  fStatt.  Daher  von 
solchen  Anlässen  vlell.  die  RA.:  ,Er  lasst  das  Fähn- 
lein fliegen,  macht  sich  lustig.-  JMev.  Hort.  1092,  und 
die  Ausrufe  der  Verwunderung  oder  jles  Schreckens: 
Pdt:  heitere  F.!  p.  irüeste  F.!  Z.  Vgl.  Heiden-,  Jvrüz-, 
3Iihi-F.  —  4.  Stück  Zeug,  von  Betten  od.  Kleidern 
(verächtlich).  .Zwei  Fänlein  von  Leintüchern'  Bs. 
Bes. :  schlechtes,  abgenutztes  oder  unordentlich  flat- 
terndes Kleidungsstück,  z.  B.  ein  Halstuch  Z.  ,Gute, 
haltbare  Kleider  und  nicht  lurapichte  Fähnchen.'  Gotth. 
—  5.  (auch  dini.  Uw;  W)  Wetterfahne.  Daher  bildl. 
Fänli  als  Bezeichnung  einer  wankehnütigen.  flatter- 
haften Weibsperson  W.  S.  Wetter-F.  —  0.  Pflanzen- 
nanie.  .Fan,  herba  ajstiva  in  agris  secali  consitis. 
culore  luteo.'  Gessser,  Hort.  Vgl.  Sied-,  Rain-,  Tür- 
ken-F.  .Wann  von  dem  selbigen  vych  eins  hinder 
den  würzen  bhangete,  hinder  den  vhanen  [Schilf- 
rohren? Farnkräutern?]  verfiele,  in  mösern  besteckete.' 
El««,  Herrschaftsr.  1535.  Daher  viell.  auch  .Fanen' 
als  Name  eines  Wildheuplatzes  bei  Hätzingen  Gl.  — 
7.  Rausch  (in  verschiedenen  Graden)  Ap;  Bs;  B;  Gl; 
G;  ScHW;  Uw;  Z.  Vgl.  Heiden-F.  Oft  wortspielend 
mit  Bed.  3,  z.  B.  von  einem  Fest  einen  F.  nach  Hause 
bringen.  Den  Leberbergern  wird  nachgeredet,  dass 
sie  ehemals  am  Maitag  mit  Kreuz  nach  Solothurn  ge- 
kommen und  mit  Fahnen  wieder  heim  gegangen  seien. 
.Bei  Einweihung  von  Eisenbahnen  Will  .Jeder  haben 
seinen  Fahnen:  Drum.  Amtler!  kehrt  beim  Hausheer 
ein.  Da  soll  er  Euch  bescheeret  sein.'  1801.  Z  Fest- 
inschrift. 

Mhd.  /«ne  m.  uur  in  Bed.  1,  aber  ahd.  yaiio,  got.  Jana 
auch  in  Bed.  4;  vgl.  das  cutsprechonde  lat.  pannua  und 
}htnd-l\;  frz.  draju-au,  Wnidel.  Bed.  6  wahrsch.  von  der 
faliuuuartigen  Gestalt;  nhd.  , Fahne'  bed.  auch  das  oberste 
Blatt  der  Schmetterlingsbluine  uud  die  Fasern  zu  beiden 
Seiten  dos  Federkiels;  s.  auch  Fani ;  doch  könnte  ,Fan'  = 
,Faru'  auch  entstellt  sein  ans  diesem.  Bed.  7  von  der  schwan- 
kenden Bewegung  der  Tuch-  oder  Wetterfahnen  oder  als 
einer  der  syn.  Ausdrücke,  welche  eig.  ein  Anhängsel  be- 
deuten, wie  Sahel,  Zoj:/  udgl.  —  Das  niännl.  Geschlecht  durch- 
gängig auch  in  der  altern  Litt.  Der  Plur.  .Fahnen'  auch  in 
der  Bs  Chronik   1779. 

Alper-:  Fahne  der  Alpgenossenschaft  in  Nnw,  jnit 
dem  Bilde  des  h.  Wendelin.  —  Vor-Fänlin.  ,Die 
Zunft  mit  ihren  vorfenlincn  [sollen  auf  das  Sturm- 
läuten sich  versammeln].'  Bs  XVI. 

Fri-:  (meist  iliin.j  eig.  die  Fahne  einer  Freiscliaar. 
meistens  aber  diese  selbst,  im  Unterschied  von  dem 
regelmässigen  Bundescontingent.  Im  März  1499  wur- 
den Freifahnen  streng  verboten.  (.JvMüllek.)  .Die 
von  Rottwyl  richtend  ouch  ain  frygfendlin  uf  hie  in 
diser  Statt,  zugen  zum  Franzosen.'  1523.  HsStockau. 
.t'f  zjnstag  zoch  ,Iocab  Meyger  mit  2(1(1  knechten  mit 
eim   frygen    lenly.'    IIvkf,   Bs  Chr.     ..\lso    täten    sicli 


etlich  burger  von  Basel  ouch  zuosamen  in  meinung. 
denen  im  Loufental  zuozuoziechen,  Hessen  ouch  also 
hinder  ruck  myner  herren  ein  fry  fenly  machen,  des- 
glych  houptlüt  und  fenrich  on  myner  herren  wissen 
und  willen.'  ebd.  A.  1582  fragten  die  Berner,  welche 
Hülfe,  es  sei  an  einer  Anzahl  Knechte  [besoldeter 
Kriegsleute]  oder  an  Freifähnchen  sie  zu  erwarten 
hätten.  Absch.  .Diejenigen,  so  unter  die  4  Freifahnen 
verordnet  sind,  sollen  mit  erforderlichem  Krüt  und 
Lot  versehen  sein.'  Z  Mand.  1067.  .Freifahnen  hiessen 
im  Verteidigungskriege  der  Waldstätte  gegen  die  Fran- 
zosen a.  1798  solche  Banner,  unter  denen  sich  allerlei 
Volks,  so  für  die  gleiche  Sache  kämpfen  wollte,  sam- 
melte; diese  Fahnen  waren  meistens  mit  Heiligen- 
bildern geziert  und  mit  Inschriften,  die  den  kathol. 
Landniann  zum  Kriege  anfeuerten.  z.B.:  Wer  unter 
dieser  Fahne  streitet,  hat  vollkommene  Absolution.- 
ZscHOKKE.  Wer  damals  mit  der  Freifahne  von  Schwyz 
zog.  erwarb  laut  Beschluss  der  Landsgemeinde  das 
Bürgerrecht.  —  Freifänler:  die  um  Neujahr  frisch 
eingereihten  Rekruten.  Sie  tragen  Sträusschen  (Frei- 
fähnlersträusschen)  auf  den  Hüten  Sch. 

Gaum-Fänli:  Fähnchen,  durch  welches  den  .Gäu- 
mern',  den  zum  Polizeidienste  beorderten  Bürgern,  die 
Reihenfolge  angekündigt  und  sie  aufgeboten  wurden, 
indem  wahrscheinlich  dgl.  den  Betrefltenden  ins  Haus 
geschickt  wurden,  wie  noch  jetzt  in  W  der  Nacht- 
wächterspiess;  s.  auch  Tessle.  —  Ger-:  keilförmiges. 
.in'n  Geren'  geschnittenes  Fähnlein.  ,Zwei  rechte  bur- 
gunsch  syden  panner  und  2gerfenlin.'  1474,  Bsan  Kidn. 
So  hiessen  in  Bs  im  XIV. — 5V1.  die  Kriegsfahnen  der 
Zünfte. 

Heide"  -  Fane"  :  1.  gewaltiger  Rausch  Z.  — 
2.  Fluchformel:  Potz  H.!  Du  H..>  Z.  Vgl.  Fane  3 
und   Kriiz-F.    —    .Heiden-'  oft  nur  abstr.  verstärkend. 

Hand-:  Handtuch;  auch  ein  Teil  der  Priester- 
kleidung. .Zwo  stolen.  dri  hantvann.  viervärwig  ge- 
würket  und  undenan  ein  wenig  mit  berlen.-  1357. 
IxvENT.  Königsf.  .Vornen  an  der  Alb  [Chorhemd] 
legten  si  [die  Priester]  köstlich  Ermel  an  für  Hand- 
fanen  und  bunden's  mit  seidenen  Schnüren.'  ÄGTscnini. 
—    Mhd.   huntfanc,  ahd.  hanlfano,   mantile.  niappa. 

Krüz-:  nur  in  der  Fluchfonnel:  Potz  ühriitz fane! 
auch:  Chrüzfanesticke!  Ax.  In 's  Chriizfanix  Kante! 
Zu.  Potz  Chrüzifane  und  Chriesititei",  d'  Buche  fitere 
d'  Meitsehi  hei'"!  Si'term. 

Chrüzifane  wahrsch.  aus  ,Chr.  uud  F.',  vgl.  e  für  .und* 
Sp.  12.  6.  also  eigentlich  von  einer  Prozession  mit  K.  u.  F. 
Übrigens  wird  auch  .Kreuz'  vor  andern  WW.  abstrakt  ver- 
stärkend gebraucht. 

Lib-:  Hauptfahne,  s.  (in..  WB.  .l>er  Leibfahne 
wurde  au.sgestreckt  und  von  Seiten  des  Feindes  eine 
Capitulation  verlangt.'  Monatl.  Nachr.  1753.  —  Land-: 
ebso.  .Den  Landfahnen  abgeforderet.'  Wurstis.  HvO-. 
Verschieden  vom  .Landesiiannor',  daher  (übertr.  auf 
die  Mannschaft)  ,Lands-Fabne  (-Fähi\li)-  =  der  erste 
.\uszug. 

Milde-:  ein  Fluch  S.  Vgl.  Heiden-,  Krilz-F.  — 
Heni  aus  dem  Frz.  entlehnten  milliUtlir  (niillo  de  Dieu)!  nach- 
gebildet. 

Milzi-:  Beteurung  S;  Z.  Vgl.  das  vorhergchciidi- 
nnil  andere  Compp.  ^.l//7.ri'-//(()i(/.  -Keib).  Markt-: 
F..  durch  ileren  .Vufstecken  nnm  den  Beginn  des  Marktes 
anzeigte.  1085.  MKoiiN.,  Heiden. 


831 


Filii.  feil,  liii,   fiiii.   I'nn 


832 


Itieil-Fäiil  i":  breitblättriges  Wollgras,  eriopho- 
rmii  latifol.  Oiiw.  In  Kietern  (Sümpfen)  waclisend. 
mit  wollciihnliclieii  Bürsten  an  den  schwebenden  Ähr- 
chen: daher  auch  die  Syn.  Bied-  (oder  3Iös-,  Federe-) 
Basel;  Biinseli;  Flimli ;  ChntzU;  BaiieK (-Gras) ;  Bä- 
seUr/ras;  Riedchüz. 

Rain-Fane  f.:  Kainfarn.  am  Kain  wach.sende 
Stengelpflanze  GRVal. 

Mild,  rfhijanc,  -/tir(nj,  ahd.  reiui/aun,  tauacetiiin,  iirspi-. 
als  Grenzzcichen  angesehen.  Die  .Üinlichkeit  der  Blätter  mit 
denen  des  Farnkrautes  veranlasste  die  Umdeutun^  von  /Vni 
in   Fftni. 

Ilenn-Fanli:  Fahne  der  VorhutV  SeuM. '2^  111. 
.Sandten  die  von  Zürich  200  Mann  auf  die  Strasse  gen 
Feldkirch  mit  der  Stadt  .Rennfendlin'.  1417.  Aiiscn. 
.Fünf  grosse  panner  und  22  rennfenli'  erbeuten  die 
SGaller  bei  Granson.  Vad. 

Selen-Fanen:  Trauerfahne  L.  .Die  Scelenfalmen 
der  Leiche  vorzutragen'  ist  fakultativ  gelassen  in  der 
Begräbnissordnung  für  die  Stadt  Luzern  181S. 

1 )  u  n  n  e  r  s  -.  ,Die  christenlichen  Sohlaten  under  dem 
sogenenneten  Donnersfahnen  (Donner-  und  Blitz-F.).' 
JMüLL.   1666;  1673. 

Auf  das  Gebet  der  Christen  im  römischen  Heere  unter 
Marcus  Autoninus  fiel  auf  dieses  ein  erquickender  Regen,  auf 
die  Feinde  aber  Donner  und  Blitz;  von  da  an  trug  die  Fabiie 
der   cbristlichL'n   Abteilung  obigen  Namen. 

Türken-  Türijijefiinießi:  die  männlichen  Rispen 
am  blühenden  Türytien,  d.  i.  Mais.  S.  Fane  (>.  — 
Wetter-:  wie  nlid."  allg.  Bildlieh:  es  WelterfUndU. 
Mensch  von  unstäteni  Charakter  W ;  s.  Fiiiie  .j.  — 
Uszug-:  ehemals  die  (2)  Infanteriekompagnien  der 
Stadt  SGall.  Miliz,  zum  Unterschiede  von  der  Grena- 
dierkompagnie. —  Z ehcnden-Fändli":  Fähnchen 
eines  Zehendens  (Bezirks)  in  W. 

fanen  ume-fäne:  müssig  herumgehen,  etwa  mit 
der  Absicht,  sich  sehen  zu  lassen  Ndw.  —  fänlen 
fändle  L;  Scuw;  Ndw,  fände  Gl:  1.  die  Fahne,  ein 
Fähnchen  schwingen  Gl;  Schw;  Ndm\  Mid-eme  Fnzze- 
netU  f.,  ein  Nastuch  schwingen  Schw;  Syn.  schireien. 
—  2.  =  f(iiien  L;  UwE.  Das  Stadtrolcli  fändlet  dick 
[häutig]  CO  Hüs.  Ineichen  1859.  Da  mach  es  nieders 
Tschiidi  [jede  Dirne]  d'  Flangye  ti'"'  fänii  destime 
[herum]  wie  e  Narr.  Gotth.  Syn.  time-fänderen.  Über- 
tragen: unstät  sein;  den  Mantel  nach  dem  Winde 
drehen,  die  politische  Partei  wechseln  L.  —  fänline": 
die  Fähnrichstelle  besetzen  W.  -  Vgl,  die  Plnralfurm 
ili's  Dimin.   FüitUiü. 

Fani  n.:  Ackenmdui,  Korn-.  Klatschrose,  papaver 
Rliuias  BHa,  —  Die  inirpurrote  Blume  auf  hohem  Stengul 
mitten  aus  der  einfarbigen  Saat  wie  eine  Fahne  sich  erhebend. 

Fänner  .Venner'  Bf,  Fänder  (I)  W,  Fänrrrch 
ZKn..  Fiiiiderech  Tn,  Fändfejri  kv;  Gl;  Uw.  F.vnderi 
Scuw;  '/,  —  m.:  1.  Fähn(d)rich,  Fahnenträger,  allg. 
,l)es  Fendrychs  Kid:  der  Fenner  soll  dem  Fendli, 
so  im  befolhen  ist,  warten,  euch  das  in  gefechten 
offenbar  und  ufrecht  halten.'  Z  Kriegsordin.  1531. 
Frsle,  zweite  Fändri,  die  beiden  obersten  Würden- 
träger bei  der  Obw  Älplergenossenschaft,  von  denen 
der  erstere  den  Fe.stprediger  an  der  Älplerkirchweih 
mit  einem  Käse  zu  beschenken  hat.  —  2.  .Venner', 
in  B  seit  1'295  das  militärische  Haupt  eines  der  vier 
Stadli|na,rtiere    der   lliin]it,stadt:    im  XVI.  auch  Beirat 


der  Regierung  in  militärischen  Angelegenheiten.  .Über 
die  Sachen  der  Mannschaft,  über  Steuer,  Vormund- 
schaften und  Erbrechte  wurde  nachmals  ein  V.  ver- 
ordnet.' JvMi'LL.  ,So  einer  wandelbar  guet  uf  die 
almend  tribe  und  ime  das  von  den  venneren  wurd 
geboten,  darab  zu  tryben  . . .'  1535,  Thun.  .Welcher 
Ijegert,  in  der  herschaft  Mülenen  landmann  zu  werden, 
der  soll  das  bringen  an  den  tschachtlanen,  den  v.  und 
die  landlüt.'  1469.  B.  ,Der  als  V.  der  Obrigkeit  Rechte 
wider  die  Herrschaftsherren  zu  verteidigen  über  sich 
genommen  hatte.'  L.\upfer,  Schweizergesch.  —  3.  in 
W  der  (militärische)  Vorsteher  eines  Zehntens  (Be- 
zirks). —  4.  Venner,  Name  einer  Kuh  (die  den  andern 
vorangehtV)  ß.  —  5.  Fänder,  Gehülfe  des  Kuhhirten 
auf  der  Alp  GnFr.     Syn.  Statter. 

Mhd.  fcnre.  Jener,  aus  ahd.  y«;i«j-i.  Fänid)fich  hievon  ab- 
geleitet, entw.  nach  Anal,  der  Name»  auf  -rieh  {?,.  B.  Friderich, 
.Enterich'),  also  für  '  Fäti(d)cr-ric1i,  oder  mit -ich  (vgl.  .Gänser- 
ich"), das  aber  jedenfalls  von  der  Gelehrtheit  des  XVI.  XVII. 
■als  ,Fänd-rich'  verstanden  (s.  o.  HBull.  u.  .Fendreich.'  JJHott. 
1CG6);  jenes  -icA  später  durch  Abschleifnng  mit  der  Endung 
-i  der  Nomina  ageutis  vermengt.  Kürze  des  A'oc.  ist  tw. 
bewahrt  neben  und  trotz  der  Ausspr.  Fane,  FäiulU.  —  .Fän- 
derich.'  VFrider.  1619.  .Fendrich.'  HsKdLav.  1644.  —  Durch 
zwischengesehobenes  d  erleichtert  die  Vcdksspr.  sich  den  tiber- 
gang von  II  zu  den  (homorganen)  Liquiden  (vgl.  flnrf/i,  ähnlich). 

—  5.  vergleicht  das  Verhältniss  des  Gehülfen  zum  Ober- 
hirten mit  demjenigen  des  Fähnrichs  zum  Befehlshaber.  (Oder 
soll  man  für  5  ein  eigenes  W.  aunclimen,  eine  Ableitung 
von  fand.  Ptc.  zu  ,fahen',  also  /•'.  der,  welclier  die  Kühe 
zum  Melken  usw.  herbeiholt'^) 

Vor-:  Adjutant  des  eig.  Fähnrichs.  Ar  XVII.  .Das 
Amt  des  Vorfendrichs  ist.  dem  Fendrich  das  Fendlein 
im  marchieren  nachzutragen,  doch  nicht  für  [vor]  den 
Feind;  er  soll  auch  die  Gefreiten  commandieren,  die 
Kranken  besorgen,  [die  Gestorbenen]  bestatten  lassen.- 
HsKiiLav.  1644.    -    Vgl.  A-cbend-F. 

Fetze"-Fänder:    der  zerlumpt  einhergeht   BHa. 

—  fetze^-fänderisch:  zerlumpt  ZBül. 
Herunterhangende  Lappen  werden  mit  F'ahnen  verglichen, 

so  z.  B.  der  Zipfel  des  Hemdes,  welcher  kleinen  Knaben  aus 
dem   hintern  Hosenschlitz  etwa  hervorguckt. 

Lands-Fänd(e)ri  Ap;  Gl;  Uw,  .-Venner'  in 
ä.  Spr. :  urspr.  der  Träger  der  Landesfahne  in  Feld- 
zügen, verschieden  von  Panner-Herr,  -Meister  (s.  d. 
u.  Landfane);  im  Laufe  des  XVI.  mehr  oder  weniger 
in  ein  politisches  Amt  übergehend.  So  in  BSa.  .Land- 
venner'  im  XVIL,  XVIII.  der  Vorsteher  der  Land- 
schaft, der  Archiv  und  Siegel  verwahrt,  die  Oberauf- 
sicht über  den  oft'entlichen  Sehatz  führt,  der  erste 
Urteilsprecher.  —  Nebe"t- Fänder.  Einen  solchen 
neben  dem  eig.  ,Sennen-F.'  gibt  es  in  der  Sennen- 
bruderschaft Schwyz.  —  , Drittel- Fcnder' :  der 
Fähnrich  eines  .Drittels',  d.  i.  der  Unterabteilung  eines 
Zehntens  W  XVIH.  —  Zch(e)nden-:  der  F.  eines 
der  7  Zehnten  des  Kt.  W.  XVII 1.,  nicht  so  hohen 
Ranges  als  der  .Pannerherr'. 

fänd(e)re":  1.  die  Stelle  eines  Fähnrichs  neu  be- 
setzen W;  daselbst  auch  als  Kinderspiel.  —  2.  (auch 
ume-f.  und  in  dim.  Abi.  fänderle  Aa;  Bs;  B)  herum- 
streifen, vagieren;  bloss  zum  Vergnügen  reisen  B 
ö.  u.  wO.;   Gl;  gg.     Die  Ziegen  fähndern  im  Herb.st. 

—  „Fänderli  m.:  Mensch,  welcher  umherreist,  an- 
statt bei  seiner  Arbeit  zu  bleiben." 

Da  der  .Fänder'  im  Kinderspiele  der  Fangende  ist,  so 
scheint  das  Vb.  in  dieser  Auwi'uduug  zu  Fihuhr  II  zu  geboren. 


883 


Fan.  IVii.  vmi.  tiii,  ton,  fuii 


834 


l-"aiiil    s.  Fcnillc.  Faiiis.    Fuiiis    s.  Fahens 

Öp.  T-23. 

Faiiiing  f.:  Fang.  Das  SciiwKüsii.  LB.  17(39  ver- 
bietet, eine  gewisse  Art  von  Netz  anzuwenden  ,in 
Fahnung  der  kleinen  Fischen'.  —  Unrichtig  von  der 
Infiuitivforni  ,fan'  statt  von  dem  Stamme  ,fah'  gebildet. 

fä n  li  e  s.  an- fallend  Sp.  718.     F  ä n i s c h  s.  Fennich. 

Penn  I.  .Fänn:  luindin.  breckin.  hundsbraut.'  Fris.; 
Mal.  —  Mist-:  eig.  auf  dem  Jlisthaufen  gelagerte 
Hündin,  viell.  mit  dem  Übeln  Nebenbegriff,  zu  welchem 
die  Zss.  mit  ,Mist'  Yeranlas.sung  gibt.  ,Du  tuest  glych 
wie  die  bösen  mistfennen,  die  bellend  alle  menschen, 
euch  die  fründ  an.  mcigend  inen  doch  nüts  angewünnen.' 
ZwiNGLI  1.527.  —  Viell.  aus  dem  lat.  ,(canis)  femiim' ;  linch 
s.  Gr.,  WB.  3,  1.518. 

Fenn  II  (F^ne  m.  u.  f.  Gl)  :  Sumpfland  Gl  (Schind- 
ler). ,Ven,  venne,  weid:  palustre  pascuum,  palus.' 
Red.  1662. 

Wahrsch.  nur  noch  als  Eigenu.  erhalten,  so  ,im  G'fänn' 
ZDüb.  =  .in  venne.'  1287;  .Gefend.'  Jahrzcith.  E^'lisau. 
irfänrj  n..  sumpfiger  Wald  in  ZZoll.,  Füniuwi«  ebd.  Mhd. 
mint  n.,  ahd. /eiiiin, /eniii  f.,  Sumpf.  —  Der  Z  Geschlechtsu. 
.Fenner'  eher  hieher  gehörig  als  zu   ,Venner'  (Fähnrich). 

Venedig  in  seinem  alten  Glänze  schimmert  noch 
immer  in  der  Phantasie  des  Volkes  nach,  's  isch  uf- 
drait  [aufgetragen]  u-urde  so  hriiihtuj,  wie  z'  V.  im 
roten  Oxe.  LSieber.  Hätt  er  de"  Zoll  am  Bhiß  Und 
trär  V.  si/",  's  müesst  Alls  rerhrmpet  si/".  Sülger. 
Vom  Stolzen  sagt  man:  Es  icur''  Ein'n  meine",  er  irär 
z'  V.  am  Gatter  (fsy  [der  blosse  Blick  durch  das  Tor 
zu  V.  genügt,  ihn  aufzublähen],  ebd.  ,Zurn  V.'  Name 
eines  Hauses  in  Basel,  ,'s  Venedigli'  Z,  Name  eines  von 
einem  i.  J.  1740  gestifteten  Vereine  junger  Zürcher, 
die  sich  in  Italien,  namentlich  in  der  venezianischen 
Stadt  Brescia,  aufgehalten  hatten,  erbauten  und  rings 
mit  Wassergräben  umzogenen  Klubhauses  vor  der 
Stadt. 

Venediger:  Venetianer.  1.  eine  venetianische 
Münze.  A.  1487  wurde  1  V.,  der  sonst  .5  Schilling 
galt,  zu  26  Angster  gewertet.  Absch.  ,Die  nüwen 
topjiel  V.,  so  bissher  10  ß  gölten  band,  haben  an  der 
march  an  fynem  silber  15  lot  und  4  gran.'  Münz- 
probe  von  1-503,  Absch.  —  2.  Volkssagen,  welche  bis 
nach  Süd-  und  Mitteldeutschland  reichen,  erzählen 
von  sog.  V.  (in  Deutschland  auch  , Walchen'  oder 
, Walen',  Welsche,  in  Ostreich  , Venesleute'  genannt) 
als  Bergleuten,  Schatzgräbern,  Metallarbeitern,  die 
in  geheimnissvoller  Weise  das  Gebirge  nach  Gold 
durchsuchen  und  dann  wieder  verschwinden,  nachdem 
sie  Einheimische  als  Führer  benutzt  und  reichlich 
belohnt  haben.  Auch  Zauberkünste,  Heil-  u.  Wetter- 
kunde und  Weissagung  werden  ihnen  gelegentlich  zu- 
geschrieben. Schweizer,  welche  später  zufällig  einmal 
nach  Venedig  kommen,  finden  dort  ihre  alten  Bekann- 
ten als  reiche  Goblschinie^le  od.  Juweliere  uml  werden 
von  ihnen  durch  einen  Zauberschlag  in  ihre  Heimat 
zurückversetzt.  Ö.  Lütolp,  Sagen  68.  5uS  11.;  Osexbk.. 
N.  kulturhi.st.  Bilder  2,  12  f.  In  ihrem  Wesen  haben 
sie,  abgesehen  von  der  Gestalt.  Manches  mit  den  Zwer- 
gen (Erdmännchen)  gemein  und  es  scheint,  dass  sich 
Erinnerungen  an  tatsäcliliche  Reisen  venetianischer 
Gescliäftsleute  in  die  Alpen  und  an  Reisen  schwei- 
zerischer Pilger  (nach  dem  li.  Lande)  \ind  Söldner  nach 
Schweiz.  Iiliutikou  I.  0. 


Venedig  mit  Zwergensagen  vermischt  haben.  In  G.\' 
heissen  V.  Tausendkünstler,  dgl.  als  fahrende  Quack- 
salber, Kräuterhändler,  Kleinkrämer  aus  Italien  ka- 
men und  noch  jetzt  mit  scheuer  Ehrfurcht  genannt 
werden ;  vgl.  Venezianer.  Näheres  u.  Weiteres  s.  .111. 
Schweiz' 1873,  182—184;  192—196;  '283—284.  Vad.  I 
224  erwähnt  die  V.  als  südliche  Nachbarn  der  slavi- 
schen  Winden  (Veneti)  im  Gebirge  von  Forviuli  (Friaul) 
und  um  Laibach  (Krain). 

venedisch:  1.  venetianisch.  ,V.  Supplic  soll  Gift 
bedeuten.  AHaffner,  Chron.  (suppliciumV  nicht  suppli- 
catio?)  .Wiewol  der  Herzog  um  Absolution  gebeten, 
soll  er  jedoch  [nicht?]  ohne  ein  venedische  S.  hin- 
gelassen syn,  auch  jez  in  schwerer  Krankheit  liggen.' 
1572.  WiNT.  Chr.  —  2.  venerisch  (wohl  absichtlich 
euphemistisch  aus  diesem  entstellt)  Ostschweiz. 

venen  s.  rechnen  Sp.  652.  Venner  s.  Fänner 
Sp.  831.  ' 

Venezianer  m. :  I.Krämer  aus  dem  Friaul  u.  d.  E., 
welche  mit  Spezereien  hausierten,  die  sie  in  hohen 
hölzernen  Kasten  auf  dem  Kücken  trugen.  So  noch 
in  den  Dreissigerjahren  Z  f.  Syn.  Venediger;  Ma- 
terialist. —  2.  Apfelsorte  Th. 

Veni(e)  f.:  Geberde  inbrünstigen  Gebetes,  Kniefall. 
,Sy  fiel  an  ir  strak  veni.'  Anf.  XV.,  Ita-Leg.  Ausge- 
spannte Arme:  ,Mit  schwebender  Venien.'  Grosses 
Bett  1511.  —  Mhd.  »«yV,  fussfalliges  Gebet;  aus  lat.  crasn, 
Gnade.    —    S.  noch  ttalvaveui. 

Fennicli  AABb.,  Pfennech  ebd.,  Fench  Aa;  B; 
GW.,  Pfench  (Dürh.),  Ferch  ZW.,  Fech  AAEhr., 
Feich  f>j;  .AaSIus;  LRigi;  Schw;  Z.  —  2)  Fönisch 
ScHwMa.,  Fensch  LE.  —  m.:  1.  Hühnerhirse,  pani- 
cum  crus  galli  L;  ScHwMa.  ,Ain  muoss  von  ryss, 
fenk  oder  sust  [ohne  solche  Zutaten]  von  milch  ge- 
kochet.' G  Stiftsarch.  ,Lynsat,  hirs,  fenk,  linsi.'  ebd. 
..^.m  müesli  von  fench  oder  hirs.'  G  Küchenordn.  1495. 
,Liess  ime  das  straw,  hirs,  fenck  und  räben  [weisse 
Rüben]  an  syn  arbeit  [zum  Lohne].'  L  16'23.  ,5  jurten 
an  hirs,  fenchen.  bonen  [etc.].'  L  1627.  Vormals,  vor 
der  Verbreitung  des  Kaffees,  neben  der  gemeinen 
Hirse  als  Nahrungsmittel  in  Breiform  viel  verwendet; 
s.  F.-Stampf.  ,Veich'  im  Jährl.  Hausrat  1767  unter 
den  allgemeinen  Produkten  der  Grafschaft  Kyburg  auf- 
gezählt. Nach  ihm  sind  viele  (Jrtlichkeitcn  benannt, 
z.B.  FeichrUti  Z,  ,Fenichlanda',  jetzt  Fällande"  Z; 
Feichriede"  Aa,  d' Fenchere  B  Kappelen  (eig.  Land- 
strich, wo  P.  gepflanzt  wird).  Jetzt  liefert  unsere 
Pflanze  nur  noch  Vogelfutter.  —  2.  gemeine  Hirse, 
panicuin  miliaceum  AAEhr.;  GW.  S.  Ferch  -  Pappe. 
—  3.  gemeiner  Fenchel,  ficniculum  off.  Aa  It  H.  — 
4.  tcilde  F.,  wilde  Hirse,  panic.  viride  (DuRU.). 

Mhd.  phenich,  ven(i)ch,  regelrecht  verschoben  aus  dem 
lat.  W. ;  in  deu  Formen  "2)  ist  die  lat.  Endung  (-tc-)  durch 
die  entsprechen  Je  deiitschu  (-i«7i)  ersetzt;  bei  Tabcrn.  1661 
im  Te.xtc  ,Fench,  l'euich  [soll',  im  Kcgister  , Fensch.'  Wegen 
Feieh  s.  Fromm.  Zeitschr.  VIT  :3:i.").  —  IHe  Widersprüche  in 
den  .\ngabon  von  Namensformen  und  Bedeutung  betreffend 
ein«  fast  nur  noch  im  Gedäthtuiss  alter  Leute  lebende  Pflanze 
und  Kultur  sind  begreiflich,  aber  um  so  weniger  beachtenswort. 
.Auch  schon  Dasyp..  Fris.,  Mal.  vermengen  pauicuni.  das  sie 
mit  .fench,  heidel.  butzweisse"  »hersetzen,  mit  pidygiinum 
fagopyrum.   —   S.  auch   Fütarh. 

Misti-Feich:  eine  Art  von  /•'.  1,  welclier  die 
Nähe  der  Düngerliaufen  liebt  Schw. 

53 


835 


Fun.  fpii.  (in.  f" 


fm 


83Ö 


FenigrPk  Finif/re  Z:  ein  Arziieiuiittel.  die  Erbsen 
des  Bockshoniklees.  trigonella  fenum  sra'cum.  .Et- 
liche gebend  inen  [den  Fasanen]  5  oder  6  tag  fenigreck. 
damit  sy  die  purgierend.'  Vogelb.  1557.  .Erbs,  f.  und 
körn.'  ebd.  als  Taubenfutter  erwähnt.  .Silieia,  herba; 
man  nennt  es  teutsch  F(enogrecum.'  Fris.  —  Aus  dem 
],at.  entlehnt. 

B'enille  GRHe.,  Vfenllc  (Pr.),  „Fanille",  Fa- 
niiUa  (Chur).  PfaniUa  (Mal.),  Pfnilla  ÜO.,  oEh. 
—  f..  Fmül  w.  GrD.,  Pfnill  m.  GSax:  1.  der  neben 
dem  Stalle  (zwischen  diesem  und  der  Tenne  oder  in 
besonderm  Anbau)  befindlicdie.  gewöhnlich  vertiefte 
Raum  für  das  Heu.  das  zunächst  zur  Verfutterung 
kommt,  oder  für  Streue  (in.  .Dieses  Heu  muss  wohl 
getrocknet  und  auf  einem  luftigen  Heuboden,  nicht 
aber  in  Fanüllen  (Fönillen)  aufbewahrt  werden.'  Gr 
Samml.  1779.  In  GO.  ein  an  die  Scheune  angelehnter 
Bretterverschlag  z.  Aushülfe.  —  2.  übertr.  a)  Pfnilla, 
verächtliche  Bezeichnung  eines  ärmlichen  und  bau- 
fälligen Gebäudes  GG..  Rh.  —  b)  korpulenter,  derb 
gebauter  Mensch,  Pfnill  vom  männl..  Pftiilhi  vom 
weibl.  Geschlechte  GO.,  W. 

Alis  churw. yJiiiiVi  m./u.,  ilies  aus  lat. /owti'fe  u.  S.  auch 
Find;  Pfnelhr  ii.  d.  folg.  Vgl.  auch  Legi.  —  Bcd.  2  1)  beruht 
auf  der  Vergluicliuug  der  vorragenden  Körperteile  mit  dem 
.Sclieuuenanbau.  —  Vgl.  der  ober  und  der  under  Fön,  Namen 
für  die  beiden  symmetrisch  gebauten  und  placierten,  ge- 
mauerten Ökononiiegebäude  am  Fnsse  des  Kbisterhügels  zu 
Muri,  vicll.  aligeli.  aus  bat.  /wiiiV. ,  wenn  nii-ht /o,in/m,  Heu. 
selbst. 

Fenissa  f.  =  Feiiillc  l  Gr  (Klotz). 

Auch -Fein  s.  Äiiken-Feim. 

ge-feint.  ,Ein  Paar  gfeint  Ring,  die  man  braucht, 
wenn  man  Pfyl  [Pfähle]  schlägt  zum  Stegen  [Brücken- 
bau].' ca  1650,  Invent.  Glattk. 

Bucherdeutsch  gewendete  Form  für  .g'fynt'.  fein  genuicbty 
Eher  von  ".feinen'  =  feien,  also  =  durch  Zauber  fester  gemacht. 

fln  fi\\';  BsStdt;  Gl;  (iA.,  oRh.,  sonst  fm  (fc'in 
GRSchanf.;  UwE.)  -  neutr.  /"f.s  (Ju  Schud. ;  W: 
I.  Adj.  (resp.  Adv.)  1.  dünn,  von  Faden.  Garn;  syn. 
rein-,  vgl.  auch  flii-her  und  das  Adv.  Auch  von 
einem  Baum  oder  Menschen  BG.  Von  der  Stimme: 
hoch.  E  fiiie  Ton  BG.  F.  »inge,  die  obere,  erste 
Stimme,  bei  mehrstinnuigem  Gesang  (Sopran  oder 
Tenor)  GA.;  doch  auch:  mit  gebildeter  Stimme,  im 
Gegs.  zu  naturwüchsigem  Volksgesang;  '.s-  xl»  Städter 
da,  die  singe  f.  F.  Vgl.  5.  —  2.  lauter,  von  reinem 
Metallgehalt  der  Münzen.  .Verzeichnung  ihres  Halts 
an  Fin',  von  Münzen  in  ilen  welschen  Vogteien.  1587, 
Absch.  Bezüglich  der  Kreuzer  wird  Nichts  abgeändert, 
, weder  Eingerung  am  Fin  der  Mark  noch  Mehrung  der 
Stucken  an  derselben.'  1590,  ebd.  ,Die  mark  dicken 
[hat]  einlif  lot  am  fyn  und  3(3  stuck  an  der  ufzal.'  Z 
Hand.  162'2.  ^  3.  trefflich.  ,Wylen  die  Gemeind 
ein  fyne  Nutzung  von  dem  Mooss  [Allmend]  hat.' 
1647,  B.  Scharf,  genau,  vom  Schiessen:  .Und  was 
[war]  das  finnist  schiessen  zuo  den,  die  die  leiter  uff 
stigend  in  turn.'  Edlib.  —  4.  schön,  von  Natur- 
erscheinungen und  menschlicher  Gestalt,  's  ist  Alles 
süfer,  fin  u  rar  B  (Lieohti),  von  dem  landschaftlichen 
Charakter  der  Gegend.  Vom  Wetter:  freundlich,  an- 
genehm GrD.  Vgl.  noch  fin-her.  Auch  i.  S.  v.  gross, 
ganz:  e  flne  Wusch  .lehnien  BKander.  Gesund,  ge- 
nesen.    Er   ist    irider   alle   fme,   ganz    wolil    BHa.  — 


5.  gebildet,  sittsam,  artig  im  Benehmen;  Syn. 
frein.  Ds  Land  lern  ron  Städtere  's  Fine!  F.  En 
hübschi,  fini  Meitja  GrD.  Er  ist  nit  dr  feinst,  un- 
gezogen, ohne  Zartgefühl  S.  TFe»»  d'  nit  fina  bist, 
so  hecliiinnst  Chläpf  [Schläge]  GRPr.  Kinder,  trenn 
der  [ihr]  fi  sV,  so  kemmen-er  Ejjpis  über  [bekommt 
ihr  Etwas]  Bs.  Auch:  wacker,  rechtschaffen.  E  fme 
Ma"'  FS.  —  6.  leutselig,  umgänglich,  freundlich, 
liebenswürdig,  gutmütig  B;  FS.;  Gr;  Syn.  herz-fm, 
frein,  gemein.  E  grusig  [überaus]  fine  Her  GrD.  — 
7.  gewogen.  Er  ist  'ra  [ihr]  /w.  Si-mer  fis!  W. 
Vgl.  .Minne,  wei-de  mir  noch  fin.'  Hadl.  —  8.  still, 
zufrieden.  Bis  fi!  sei  fromm,  halte  dich  wohl,  gib 
dich  zufrieden  Bs  (Spreng).  —  9.  fromm,  aber  meist 
i.  S.  V.  frömmlerisch.  Die  Fine'  heissen  Pietisten. 
.Stündler'  Gr;  GRh.;  Syn.  geßnt.  —  10.  klug,  ge- 
scheid, listig,  durchtrieben  Gr;  Z.  Es  ist  Keine  so  f., 
er  findt  no  e  Finere.  Ineicren.  —  IL  Adv.  in  abstr. 
S.  mit  verstärkender  Bed.,  vor  Adj.  und  Verben;  oft 
aber  nur.  um  der  ganzen  Rede  oder  einem  Teil  der- 
selben einen  leisen  Nachdruck  zu  geben;  kaum  durch 
ein  einzelnes  anderes  W.  zu  übersetzen,  etwa  i.  S.  v. 
recht,  sehr,  ziemlich,  wohl,  fast,  geradezu,  ganz,  gar, 
wirklich;  zuweilen  mit  einem  von  diesen  verbunden; 
auch  i.  S.  V.  ,doch'  zum  Ausdruck  der  Verwunderung; 
Syn.  fri,  gad,  naitice,  nadisch,  geuilss.  Besonders  be- 
liebt in  BO.,  selten  auch  in  Ap  u.  W;  und  zwar  vor- 
wiegend apokop.  (/?,  in  BU.  ländl.  fe'i)  ausser  vor  dem 
unbest.  Art.,  z.  T.  auch  mit  ?.  S.  noch  fiz.  a)  vor 
Adj.  (Adv.).  Fl  ril,  selUin  udgl.  Ap.  Chüm  dass  si  fi 
n-ol  [so  recht]  entschlafe  sind  W.  Er  i.si  f.  erstig  [emsig] 
g'gange  BM.  Fei  trurig  BE.  Fin  e  chli.  ziemlich  viel 
BO.  Fi  ordeli,  ebenso  BBe.  Fl  chli  Öppis,  ebenso  B. 
Fi  Niit,  ganz  und  gar  Nichts  B.  Du  sollt  fi  z'  tüsig 
Male  Dank  ha!  B.  Druf  g' schaut  der  Her  en  a"  fg 
streng  BHk.  U"'  hed-ne  fg  wiest  [stark]  'packt  bim 
Chragen  u  g'schrüen  fg  as  tcie  ne  Leu.  SLiecbti. 
.Damit  er  fein  gnug  für  uns  leide  und  sein  leiden 
gnug  sei  uns  zu  erlösen.'  FWvss  1650.  ,Doch  stund 
man  noch  in  grossen  Schmerzen,  betrachts,  mein  Christ, 
fein  recht  von  Herzen.'  Vilm.  Schlachtlied  1656.  .Den 
Katechismus  mit  Fragen  und  Antworten  fyn  verständig 
machen.'  JJBreit.  ,Rys  [Reisig]  darzetten  fyn  dick 
wie  strau.'  Arzneib.  Zollik.  1710.  Vor  .ein':  fei  (fln 
BSi.)  es  grosses  Hüs  B.  Vor  ,dcr'  beim  Superl. :  er 
ist  nid  fi  der  g'schldst  B.  Vor  .ein'  allein  i.  S.  v. 
Sp.  271:  du  bist  fi  Ine!  ein  Wunderlicher  BSi.  Auch 
vor  Subst..  welche  einen  adj.  Begriff'  (gross,  schön, 
wunderbar)  mit  enthalten  od.  hinzugedacht  verlangen. 
F.  en  Ornig,  eine  saubere  Ordnung!  (iron.)  BRi.  Fin 
e  Schutz  (BHa.),  es  Cherli  (BBe.),  es  Eastli  (BHk.), 
eine  ziemliche  Weile.  Ein  es  Dingeli,  e  Bletz,  e  Bits, 
ein  ziemliches  (.schönes')  Stück  BBe.,  Hk.  Das  ist  f. 
e  Ma'"!  ein  ausserordentlicher,  nicht  zu  beschreiben 
BSi.  El-  hat  fi  a  Tross  [eine  schwere  Last]  z'  trägu' 
W.  Ja,  gege  die  [im  Vergleich  mit  diesen]  ist  üse 
Benz  fei  umme  [nur]  so-n-e  Tscholi  [einfältig]  B.  Das 
si'  fin  Tütschega  [Prachtexemplare  von  Kartoffeln] 
BRi.  —  b)  absol. ,  bei  Verben.  Du  hä.9f  fi  [ganz] 
Becht  B  (ZvRo).  Du  machst-mer  fei  Angst  B.  Tsch 
es  nit  fei  e  Schang'r'  eine  rechte  oder  geradezu  eine 
Schande  BE.  Murh  /i  irie  d'  v-itt  [du  willst]  B.  Er 
ist  umg'falla  und  het  es  Loch  i  Chopf  g'.-ichlaga,  dass 
ds  Bluet  fei  so  ist  cho  z'  zuhala  [heraus  ((uellen]  SBelpb. 
Die  Ouge'  hei' Eim  fei  eso  a'blitzei .  MWalhen.    's  het 


I 


837 


Fan,  feil.  liii.  rmi.  fiui 


838 


Eim  fei  (furiiset.  SLiechti.  Mi"  ist  fy  iciäcr  z'wiiij 
worde".  ebd.  3Ie  sott  fei  ylouhe,  man  möchte  fast 
meinen  B.  Dräit-si'''  fy  z'  rinysedum.  G,TKuhn  ISUO. 
Die  Frucht  [Getreide]  fallt  ja  fei  um.  B  Laiulw. 
Wuehenbl.  1817.  Mit  Negation:  Daxs  viii  fyn  y'rad 
tiimma  iveisu,  u-a  Eim  dr  Grind  sieit  BGr.  Jl/e"  cha""-se 
[sie]  fei  nit  vie  la  yä".  JRWvss  j.  Das  ist  schön  y'sl, 
iiie"  cha"'  t>  "i't  säye  icie  BSi.  Pleonast. :  Seiti  er  's 
im  fi  doch  yrad  use!  B. 

Mild,  jin,  nur  i.  S.  v.  fein,  schön.  Uic  Diiilithongienuig 
des  streng-al.imann.  i  ist  ia  dem  .fein'  der  nürdl,  MAA.  nur 
gelegentlich  und  dann  der  Emphase,  mit  welcher  das  W. 
gesprochen  wird,  und  der  Aulelnuiug  .in  die  Biicherspr.  hei- 
znmessen;  in  /<•/  (B)  dagegen  ist  der  A'oc.  irrtümlich  (wohl 
durch  die  Analogie  von  fri  :frci  veranlasst)  als  .\uslant  he- 
handelt.  Es  fr;igt  sich  ja  überh.,  ob  nicht  das  abstr.  Adv. 
aus  dem  syn.  fri  resp.  frei  entstanden  oder  wenigstens  mit 
ihm  tw.  zsgeflossen  sei.  Übrigens  kommt  dieser  Gebrauch 
von  .fein',  nur  nicht  so  ausgedehnt  und  vielseitig  wie  in  BO., 
auch  in  andern  deutschen  MAA.  vor.  —  Bei  /.  nnye  ist  /. 
adj.  aufzufassen,  vgl.  frz.  .parier  bas,  chanter  fan.x.'  -  7.  Die 
Form  fia  erklärt  sich  aus  der  grossen  Vorliebe  der  W  MA. 
für  das  sächl.  Geschlecht. 

herz-:  gut,  liebenswürdig  GnChur. 

tinelen:  ein  wenig  fein  sein  oder  werden;  Fein- 
heit att'elvtieren  ßs;  s.  Fmeii  (Flnerli).  —  finelig: 
zart,  fein,  z.  B.  v.  Zeug  Bs.  Vgl.  fmzeliy.  —  Finelle  f.: 
verzärteltes,  eitles  Mädchen;  auch:  Feinschmeckerin; 
„Finelleli  n.,  zuekersüsses,  feines  Mädchen-  S.  Üs 
y' falle"  die  Finelle  und  Trthliüsji/ldnzli  i  dr  Stadt  nit. 
J Hopst.  1805.  Finelle  und  Wespiy'stalte".  ebd.  — 
finen:  fein  werden,  allg.  Das  Ptc.  als  Adj.  ,Die 
gfynten  und  die  den  naraen  haben  wollen,  sy  sygind 
nur  fromm.'  1G33,  JBreit.     Vgl.  fin  !). 

Finerli,  Fineli  n.:  „Geschöpfchen  v.  schmäch- 
tigem Körperbau  Vw;  Zg."  Fein  tuendes  Mädchen 
Aa.  De  Ma""  ist  au"'  heis  Fineli  Z.  —  Von  einem  Freq. 
II.    Dim.  finn-lcn  neben  dem   einfachen   Dim.  fliieJen,   s.   d. 

Finesse  f.:  Tücke,  List,  Verschlagenheit;  Ränke 
Aa;  GW.;  Eigenheiten  ZKn.  (auch  Finisse).  —  fines- 
sisch AAZei.,  finessig  Bs:  tückisch,  listig.  In  Bs 
auch  Finess  m. :  listiger,  pfiffiger  Mensch^  Fino.  — 
Finetti,  -ettli:  beliebter  Name  für  kleine  Hunde 
L;  S;  Z.  -  Aus  dem  Ital.  —  Fini  I  f.:  Feinheit  Bs; 
Gr;  Z.  —  Fino  m. :  1.  Hundenaine  S;  Z.  —  2.  Schlau- 
kopf Bs;  S;  Z.  —  Zunächst  in  Bed.  1  ans  dem  Ital..  dann 
i.  S.  des  deutschen  fin  umgedeutet. 

Finale,  Final  n.:  Schaugefecht,  mit  welchem  je  im 
Anfange  des  Herbstes  die  militärischen  Übungen  der 
Z  .Pförtner'  (s.  d.)  für  das  betr.  .Jahr  abgeschlossen 
wurden.    Will. 

Finanz  f.:  (meist  PI.)  Li.st,  Kunstgrift",  Kniff,  Be- 
trug, bes.  zum  Zweck  von  Geldgewinn.  ,Die  Eiteren 
stecktend  voll  falscher  finaiizen  wider  Susannah.'  1531, 
Susanna,  =  falschen  betrugs.'  1007.  ,Mit  fynanz  und 
argem  list.'  Birk  1535.  ,Es  [schlauer  (jewinn]  ist  die 
vinanz  uf  uiiscrm  orden',  sagt  eine  feile  Dirne,  also: 
Mittel  zu  Geldgewinn.  Salat  1537.  , Diese  Äusserungen 
haben  ihm  den  Verdacht  erweckt,  es  sei  auf  eine  F. 
abgesehen.'  1531,  Stkicki,.  , Liste  und  finanzeii  der 
wuocherer.'  HBull.  1597.  ,Was  gwalt  nit  vermocht, 
bracht  der  venanz  zuo  wijgeii.'  Kessi,.  ,Pfäfers  sei 
durch  arglistig  vinanz  und  pratik  von  StGallen  im 
[dem  Bistum  Ohur]  entzogen  worden.'  Vad.  .Solertia. 
gcscheidigkeit  oder  f'    Fius.     .l>iilus    malus,    böse  f. 


ein  avglister  betrug.'  Fnis. ;  Mal.  ,1'nbilliche  Pacten. 
List  und  Finanzen.'  lOOU,  L.  ,Wir  haben  alles  Spilen. 
es  sye  mit  Karten,  Würflen,  Keiglen  und  ander  der- 
glychon  finanzen  verbotten.'  B  Mand.  IG'28.  .Da  man 
im  auszahlen  allerlei  gsüch,  finanzen  u.  vörtel  braucht.' 
FWyss  1051.1. 

Mhd.  finaiaie,  finanze,   f.,  unredliches  Geldgeschäft,  mlat. 
Jinniitiit,   ital.  fiuama,  frz.  finance.   urspr.  =  Zahlung. 

Finanzeri  f.:  Gelderpressung,  wesentlich  ^  .Fi- 
nanz.- .Was  für  grosse  F.,  Boschiss  und  Trug'  mit 
diesem  Geld  geübt  werde.  1015,  Absch.  .Hienebend 
vil  Fiuanzerei,  Geltwechsel,  Wuocher,  Schinderei!' 
Denzl.  Zeichen  1031.  ,Sich  vor  vorteiligen  Gesuchen, 
Griffen  und  Finanzereien  hüten.'  Z  Mand.  1050.  .Wider 
den  Zwang,  Financery.  Und  auch  des  Adels  Tyranny.' 
Weissen!!.  1701.  —  finanzieren:  , Finanzen-  anwen- 
den, die  Wahrheit  verdrehen.  .Diesem  zuwider  habe 
Hr.  v.  D.  lang  remarkiert  oder,  wie  er  [sein  Gegner | 
s.agte.  financiert.'  Frickart  1470. 

tinäglen  fimrijh;  fuw'ijlc:  (tr.)  Einen  mit  feiner  List 
betrügen  ZStdt  f. 

Die  Unsicherheit  der  Erinnerung  au  die  Ausspr.  macht 
es  schwierig,  sich  über  die  Abi.,  ob  von  eghm  (Sp.  151  ff. 
und  vgl.  uneyhn,  kuoneylen.  hornitjhn,  welche  ebenf.  doppelt 
zerlegt  werden  können]  oder  von  .Nagel'  (also  eigentlich  mit 
Nägeln  fein  oder  mit  feinen  Nägeln  beschlagen)  oder  oli  von 
frz.  .vinaigre',  Essig  (mit  Beziehung  auf  das  behutsame  Be- 
giessen  des  Salates)  usw.,  zu  entscheiden. 

Vinehönli,  Vinenönli  s.  Viole  II  (Sp.  033). 

Finel  BFruttigtal  m.  (n..  Adelb.  It  ZyRo).  Fimel 
BSi.;  FJ.  (i)  m.,  ,^Fimele  f.  BGast.":  1.  kleiner,  leicht 
gebauter  Schoppen  auf  den  entlegenen  Bergen  oder 
auf  Mooren,  dort  zur  Versorgung  des  Heues,  hier  zur 
Aufbewahrung  der  Streue  BwO.;  FJ.  ,Von  der  Vor- 
schrift, alle  Gebäude  mit  Ziegeln  einzudecken,  sind 
ausgenommen  alle  Senn-  und  Melkhütten.  Käsespeicher 
und  (Jaden  auf  den  Allnieiideu.  Bergen  und  Vorweiden, 
so  wie  auch  die  kleinen  Moos-  und  Bergscheuerlein 
(Finel).'  B  Verordn.  18'28.  .Eine  Weide  mit  St-äffelein 
und  Heufihnel.'  B  Amtsbl.  188'2.  —  2.  „einzeln  ste- 
hende Alphütte  auf  Vorweiden  B  (seltener]."  St.'' 
Syn.   Weidyemach.     ..Fimele,  Ziegenhütte  BGast." 

Aus  dem  gleichbed.  /eni?«  des  angrenzenden  Waadtlandes 
(.Vingelz',  Name  des  B  Dorfes  am  Bielersee.  der  Heimat  des 
Minnesängers  Rud.  v.  Neuenbürg,  genannt  ,der  Fenis')  und 
dieses  =  nfrz.  fenil  (lat.  foeinJc)  mit  auf  die  Stammsilbe 
zurückgezogenem  Accente,  wogegen  die  Gr  bezw.  G  Formen 
(s.  II.  Fcnillr  Sp,  835)  die  nun.  Bet(Uiung  beibehalten  haben, 
womit  die  ungleiche  Behandlung  der  Voc.  nach  Qualität  und 
Qu.antität  zshängt  und  sich  leicht  erklärt.  I>as  Gesrhl..  wo 
es  weibl.  gewendet  ist,  richtet  sich  nach  dem  Oberbegriff 
, Hütte'  oder  ,,Schür  (Scheune)'. 

Finne"  Pfinne  f.:  1.  Finne,  Pustel  auf  der  Haut. 
S.  Bluet-F.  .So  derselben  [Sau]  eine  pünneii  uff  der 
Zungen  wirt,  soll  dem  säugeschauvver  dieselbe  heilii- 
fallen.'  Winterth.  Stdtb.  -  2.  Würmchen  hu  PMeisch 
in  (iestalt  runder,  weisser  Körnchen.  .Finnen  oder 
Pf-  |P1.].  eine  nicht  seltene  Krankheit  der  Kühe 
Stkinm.  1802  (Gl!h.).  Die  Perlsucht  beim  Uindvieh 
GrD.  ,Und  ist  die  Zeit,  dass  Einer  währ  stahn  |gut 
stehen  I  muss,  was  die  Pfiiien  antrirt't,  1  .lalir  und 
3  Tag.'  LB.  Gr  VDörf.  ,So  ein  Kind  inwendig  Füliiia 
I  faule  Stellen  |  hätte,  es  wäre  au  der  Lunkcii  oder 
Lebreu  oder  anderstwo.  und  darum  das  IJind  nnigc- 
talli'ii   I  krepiert  I   wäre    und   doch   iiil   die   lauter  |nielit 


839 


Fan,  feil,  liii,  l'oii.  von.  lim 


840 


geradezu]  Pfiiina  erfunden  wurden,  sü  sull  ein  Vcr;,'leich 
geschehen.'  LB.  GRKlo.st.  Auch  im  Fisch:  ,Hart  [liaum] 
ein  egli  gefunden  wird,  welches  [dessen]  leber  nit 
etliche  pfynle  hab.'  Fisrnii.  1563.  .Nach  dem  Leich 
werden  die  Treuschen  schädlich  geachtet,  dann  et- 
lichen ihre  Leberen  voller  Ptiimen  wachsend.'  HsEEscn. 
1692.  —  Bluet-.  .Die  Bluttinnen  oder  die  Blutge- 
schwär,  so  man  Carfunkel  nämbt.'  Arzneib.  Zollik. 
1710.    —    Mlui  plinne,   vinm    1)   Nagel,   Pflock,   2)  Fäulniss. 

finnig  Aa;  Gl;  L;  S;  Z,  pf-  Ap;  Gr:  1.  mit  der 
Finnenkrankheit  behaftet  A.\;  Ai>;  Gl;  Gr;  L;  S;  Z. 
.Das  man  pinniges  [so!]  fleiscli  nit  soll  under  das  bergin 
[Schweinefleiscli]  henken.'  L  ä.  Ratsb.  ,Die  metzger 
sollen  kein  unsuber  finnig  oder  sunst  presthaftigs 
voech  verkoufen,  allein  finnigs  schweinfleisch  vor- 
behalten, das  mag  man  uf  dem  flnbank  vor  der  metzg 
verkaufen.'  1643.  B  (It  Rfbix).  ,Es  werdend  die  seuwen 
pf.,  so  ein  gattung  ist  des  aussatzes.'  Tiere.  1563. 
,Wann  darnach  das  s.  h.  Haupt  Vieh  pf.  fiele,  so  soll 
es  der  Käufer  an  ihme  Selbsten  haben.  Wann  aber 
ein  Stuck  Vieh  böser  dann  pf.  wäre  oder  gar  faul 
fiele,  so  muoss  es  der  Verkäufer  an  ihme  selb.sten 
haben.'  LB.  Ai'I.  1585/18'28.  ,So  die  Schwyn  f.  ge- 
fallend.' L  ä.  Stadtr.  Die  Redaktion  von  1705/85  unter- 
scheidet bei  den  sog.  Hauptmängeln  des  Rindviehes 
.finig'  von  .faul'.  .Wurde  das  Schwein  auf  der  Zungen 
sauber  und  in  dem  Fleisch  darnach  pfinig  erfunden  . . .' 
.ebd.  Übh.  (von  Naturerzeugnissen)  fehlerhaft,  krank- 
haft, faul,  giftig,  stinkend  L.  Das  Kinderlied:  Hinder 
iiiifner  Schwiijeri"  Hüs  schhit  c  fiiimi/e  Nia^sbüiim  üs;  eb 
(u-ennj  de''  N.  Birli  Iniit,  trüji-ech  am  niij  Scliiriyeri  Leid 
(RoiHH.)  kann  den  innerlich  faulen  Stamm,  von  dem 
eben  so  wenig  ein  Ausschlagen  als  von  einem  Nuss- 
baum  übh.  Birnen  zu  erwarten  sind,  oder  sein  mit 
krankhaften  Rcstflecken  angestecktes  Laub  meinen.  — 
2.  übertr. ,  vom  Charakter,  verdächtig,  perfid,  be- 
trügerisch Gl;  L;  Z.  Wenn  die  Halbe  von  üserer 
Party  f.  sind,  so  häm-mer  's  denn  frlli  i-erspilt.  Gl 
Volksgespr.  1824.  —  fül-]jfinnig:  an  der  Lunge  mit 
Fäulniss  angesteckt  (v.  Rindvieh)  Ai>  It  Steinm.  1804. 
—  Pfinnigung:  Finnenkrankheit.  .Was  hineinwärts 
über  die  Bergen  verkauft  wurde,  das  solle  kein  Ver- 
käufer der  Pfinnigung  halber  zu  währen  schuldig  sein.' 
Ges.  Gr  OBund  lS'i7. 

Finester  m.:  spanische  Wicke,  lathyrus  udor.  .\i-K. 

Aus  .Fimster'  wegen  liesseu  lautlicher  Unbeiiueiulichkcit 
erleichtert  uuj  dieses,  welches  eig.  Jen  Erdrauch,  fuiiiaria 
offie.,  bedeutet,  wegeu  der  Ähnlichkeit  der  Bliitcn  auf  obige 
Vtlauze  übertragen. 

Finett(l)i  s.  u.  fin. 

Fini  II  n.:  weibl.  Taufn.,  Josephine,  in  dim.  .'^.  Bs. 
Viniönli.  Vinü(n)li   .s.  Viole  II  (Sp.  633). 
Rose°-rinirk  s.  Jericho.  Fino  s.  u.  pii. 

von  fiin  BHa.;  GnChur  (wenn  betont):  Bad.  0. 
rvtm  obe),  fn-'-  GlK.;  GS.;  ScHSt,  Stdt;  S;  ZStdtf 
u.  n.-ö.,  fein  BGr.,  Sa.,  Si.;  PSilv.;  WLö.,  fä"  BG.; 
F;  Gr;  PP.;  Ztw.,  sonst  Z'ö».'  1.  a)  räumh  Ent- 
fernung, Trennung;  in  einzelnen  Fällen  (betont)  adv. 
oder  adj.  prägnant  i.  S.  v.  entfernt  von,  getrennt  von  . . . 
Es  Chälbschi  tarn  Hälsiy  [Stricke]  lassen  BSi.;  vgl. 
ab  ä  a  (Sp.  26  f.).  Es  gät  Alles  Ojanz)  ron-em,  er  [der 
Patient]  lässt  das  Genossene  unverdaut  von  sich  Z. 
Von  Opjips   rlui.    I'^twas    los  werden   GuS.;    ra  Lerir/a 


cho.  aufhören  (Eier)  zu  legen  GuPr.  Von-enand,  aus 
einander;  gä",  klatt'en.  z.B.  von  Sohlen;  sich  öffnen, 
von  Blumen  ScH;  Z;  tiie",  zerstreuen,  ausbreiten  Z; 
si",  verschieden  sein.  z.  B.  im  Alter;  si  sind  ganz  t\, 
die  Eheleute  sind  ganz  geschieden  Ap;  BO.  .Paulus 
lasst  ouch  nach,  das  die  eelüt  (als  von  bettens  wegen, 
in  grossem  anligen  oder  wenn  sunst  gfaarliche  zyt 
sind)  wol  von  einandren  betten  mögend.'  HBi'll.  1540; 
s.  auch  Sp.  307.  Von  Eim  [sich]  selber  sin,  in  Ohn- 
macht BRi.  Tue"  wie  vom  Verstand,  sieh  unsinnig 
geberden.  Stütz.  Si  'n  Lata  und  vo  'n  Lüta  ist  eine 
Wohnung,  nahe  an  einein  Dorfe  und  doch  alleinstehend 
GTa.  (die  Präp.  betont).  ,Das  du  mir  machest  ein 
wonung  von  der  weit'  Anf.  XV.,  Italeue.nde.  ,Dass 
er  da  gott  diene  und  v.  den  lüten  sy.'  StMeinr.  1464. 
.Storken,  welche  nur  in  dem  Gemöss  [dem  Sumpfe]  v. 
den  Leuten  und  nicht  auf  die  Häuser- nisten.'  JLCts. 
1661.  Si  war  gern  ron-em,  von  ihm  [ihrem  .Manne] 
geschieden.  Sprekg.  Er  isch  rorra,  der  Mann  hat  sie 
[seine  Frau]  verlassen,  ist  von  ihr  geschieden  Bü. 
,Wo  aber  die  Frau  vor  ihrem  Ehemann  abstürbe,  der- 
weilen sie  also  v.  ihme  wäre.'  L  Stadtr.  1706/65.  Gang 
com-mer  [von  mir  weg]!  BRi.  ,Du  wollest  redlich 
studieren,  so  du  v.  dem  magister  [entlassen  oder  aus- 
getreten] sygest.'  XVL,  BAmerbachin.  ,Stond  wir  von 
im  [fallen  wir  von  ihm,  d.  i.  Christo,  ab],  wirf  er 
unser  ouch  verleugnen.'  Zwingli.  Gib  's  cun-der! 
sprich  dich  aus!  GnChur;  Z  (co).  ,Von  iren  arbeiten 
kommen'  s.  bei  Arbeit  1  (Sp.  422).  Vom  Ma"'  {vön- 
demmä  Aa,  rondermä  S,  rundnnie  AAZein.)  si»,  fare", 
d.  i.  rechts  an  der  Deichsel,  reehtshin,  da  der  Fuhr- 
mann auf  der  linken  Seite  geht  oder  sitzt.  Er  chupplet 
's  Füchsli  conderma  nibe'"  Choli.  JSchild;  daher:  de' 
Vundem-  (Vonder-)  mä,  das  an  der  rechten  Seite  der 
Deichsel  befindliche  Zugtier  AAEhr.;  S;  vgl.  auch 
rot -händig:  eonawärts,  rosi''''wärts,  auswärts  Ap,  und 
Vonem-Htiss;  Ant.  zuederma;  an  der  Hand.  ,lst 
er  nun  jar  v.  dem  lande  gewesen,  also  das  er  die 
erbe  nie  angesprochen,  der  ist  v.  synen  rechten  [hat 
seine  Rechte  verloren].'  Ofs-k.  Birmensd.  1347.  ,Ge- 
schicht  des  nicht,  so  soll  er  v.  synem  Burgrechte 
[desselben  verlustig]  syn.'  1316,  Z  Ratsverordn.  ,Von 
dem  amt  kommen,  desselben  verlurstig  werden.'  Hospin. 
1683.  ,Vom  Bettlerorden-  s.  bei  ander  4  b  (Sp.  304). 
.Erhenken  oder  sunst  vom  lyb  tuon.'  1416/1544,  Schw 
LB.;  ebenso  ,vom  leben  tuon.'  1450,  L.  ,Der  Jesus, 
der  V.  üch  [weg]  empfangen  ist  in  himmel'  =  ävaXrj- 
cpS-eiS  äy'  S[i(öv.  Zw'i.kuli  1527.  .Es  ist  gar  ein  strow 
vom  für,  geh  man  im  ein  wyb!'  =  da  heisst  es  recht: 
fort  mit  dem  Stroh  vom  Feuer  weg!  ebd.  ,Da  es 
gegen  der  Sonnen  und  etwas  bass  vom  wind  ist  [ge- 
schützt vor  d.  W.].'  RCys.  .Die  Redleinführer,  die 
v.  den  Steuren  ledig  ausgicngend.'  XVII..  JJ Breit. 
.Von  der  Stür  stahn'.  von  der  Steuer  abstehn.  1646, 
Wadenschw.  Handel.  Vor  gewissen  Subst.  ohne  Art.: 
Jetzd'e"'  gät  's  bald  ra  Land  =  zur  Alpfahrt.  Gl  Volks- 
gespr. 18'24.  Es  schnit  vii  Alp,  schneit  auf  den  Alpen, 
so  dass  man  mit  dem  Vieh  heimfahren  muss  Gl,  also 
prägnant  verkürzt.  My  Ma""  het  afah"  trinke",  het 
vo"  Hüs  g'schlage"  u"''  sy"  B'ruef  v'rsümt.  MWalden 
(BE.).  i'o  Hus  {Heime"  Z)  gä  BG.  Vo  ühille  gä, 
aus  der  Kirche  aScHw.  De  Vogel  löt-si  [lässt  sich] 
ro  Sode,  fliegt  auf.  Henc.  1836.  .Dem  schuolmeister 
S.  soll  der  cid  v.  stadt  und  land  geben  werden'  =  der 
Eid  auferlegt  werden,  sich  von  St.  u.  L.  fern  zu  halten. 


s-n 


Fan.  t'ou.  fiii.  f(ni,  vnii.  fun 


842 


1017,  Sai,at;  vgl.  ,iii  die  statt  schworen  und  nit  danis', 
d.  i.  sich  nicht  aus  der  St.  entfernen  zu  wollen,  ebd. 
,lst  er  dann  ein  Hindersäss,   so    soll   er  unsers  Land 
niyden  und  v.  Land  geschickt  werden.'  1005,  ScuwG. 
LB.     S.  auch  bei  flüken.  —  b)  von   zeitlichem  Ab- 
stand.    Vit  Morge  bis  z'  Abid    Z.     Vu  erst   a',    von 
Anfang   an.    anfangs   G.     Vo   Jctst,   jüngst    B  (Zyro). 
.Wir  wellend  von  ersten  von  der  kilchen  ze  reden  an 
die    band   nemnien.-    Zwingli.     .Von  etwas  Zeit   har', 
.TMi'Li,.  Ititjö.    ,lui  jar  von  Christi  geburt  1509.-  LLav. 
15(19  =  .in    d.   J.   Christi.'    1670.    —    2.    Herkunft. 
V  Bach  chümmid  cii  'n  Berge  her.  KdMey.     I'''  bi  vo 
Zürv'' ;   wenii-i  niid  vo  Z.  V'är,   so  u-är-i  dert,   Wort- 
spiel mit  Bed.  1.    ,Die  Mutter  Bärbel,  von  dem  Vater 
eine  Sonderegger  und  von  der  Mutter  eine  Benziger.' 
BBiscHOFB.  ca  1695.  —  3.  Stoff,  aus  dein  Etwas  be- 
steht.    Öpj'is    vo  Eiere,    eine    Eierspeise.     Vo   Gold, 
aus   G.    bestehend   oder   gemacht,    aber    wortspielend 
(mit  Bedeutung  1  und  mit  Betonung  der  Präp.)  auch: 
weit   entfernt  davon,   Gold   zu   sein,    von   Gold   ver- 
schieden ,    z.  B.    aus    Messing   bestehend.     Das   ist   e 
Sach   g'macht   co   Nilt,   das   will  gar   Nichts    heissen 
FMu.     ,Von    edlem    gestein    und    berlin    koschlichen 
versetzt.'  Eulib.    .Scaliger  hat  gesehen  von  Fröschen 
regnen.'    JZiegler    1647;    vgl.    .kpidibus    pluere.'    — 
4.    Ursache,    Kraft,    Mittel.     Denn   g'hört   me'    vo 
dem  G'rassel  nW  l-eis  Vög'li  me  vornsse  singe".  Stütz. 
Er  isch   va    Chlupf  [Schrecken]   g'storbun   W.     Das 
ist  Nüt  als  vo  Becht,   Nichts  als  recht  BGunmi.     Vo 
Erist,   im  Ernst,  ernstlieh   B.     Es  nimmt-mi  vo  Gott 
[im  höchsten  Grade]  Wunder,  wie  si  das  mache"  BBe. 
,Wenn  es  [schon]  Nichts  sei,  so  hätten  sie  [die  Arzte] 
ein  Brüll  vom  Tutel  [machten  einen  höllischen  Lärm, 
viel  Wesens],  dass  man  meinen  sollte,  was  sie  wären.' 
GoTTH.     ,Die  Magd   will   der    Frau,   der  Tochter   des 
Hauses  es  gleich  tun;   das  soll  glitzern    und  glänzen 
vom  Tüfel.'  ebd.    Ohne  Art.:   Vo  Hand,  mit  blosser 
Hand,  ohne  Gerät,  allg.    .Er  wird  von  [in  Folge]  syner 
schulde    von    dannant   Verstössen'  =  .pro  culpa    sua.' 
Auf.  XIV..  B  Handv.     .Guot,    das  er  behüeten  soll  v. 
synem   ampte    [von  Amts   wegen].'    1342,   Hotz,  Urk. 
,Wenn   denn   die  selbe   person    v.  tode   abgät.'    1418, 
BSi.     ,Wir  [ver-]mochtend   nit   faren   von  dem  unge- 
stümten  Wetter.'    Stockar   1519.     ,Ich   tieng   an    von 
andacht  schwitzen.'  NMani'el.    ,A1s  ich  aber  von  klar- 
heit  dises  Hechts  nit  sach.'  1531/48,  Apostels.  =  ,von 
wegen   der  kl.'    1667.     ,Dass    er   nicht   gichtig   syge, 
solichs  V.  [aus]  im  selbs  gesagt  [zu  haben],  wol  aber 
[habe  er  es  von  Anderen    sagen  hören].'    1532,  Eiju, 
Act.    , Diejenigen,  die  die  büecher  zu  koufen  v.  armuot 
nit  habend.'    Kessl.     .Dann  er  v.  kranchheit  nit  hett 
mögen    in   das   rathüs    kummen.'    UMev..   Wint.  Chr. 
,Ün  alle  leer  v.  iren  selbs  gelernet.'  Voc.elb.  1557.    ,Die 
Hund,  so  sich  v.  beiwesen  [Anwesenheit]  ires  herren 
nit   dürfend    zuo    wer   stellen.'    Tierb.  1563.     .Inflarc 
ambas   buccas,    blasen    was    einer    von  Hals    vermag.' 
Fris.     .V.  alter.'   ebd.  (s.  bei  Aberwits).     .Schlug  die 
hend  in  einanderen  v.  fröuden.'    LLav.  1569  =  .vor.' 
1670.     ,V.  leid-,  vor  L.  1707.  L  Makk.     ,Frid  v.  Hand 
geben',  Jmdui  mit  Handschlag  Frieden  geloben^Ar  It 
Zeli.w.  1747.  —  5.  Eigenschaft.     Vo  Tue  und  La, 
im  Tun  und  Lassen    BHk.;    vo  Mül,   was   den  Mund 
betrift't.  ebd.     Wettet  Si  vo  der  Güetikeit  .si".^  wollten 
Sie  so  freundlieh  sein?  Z.     Oiipis  vo  der  Höchi,  drei 
Schueh    vo)u  Bode,    iron.  =  wenig   buch    ZHafz.      1'»/ 


Körper  [physisch]  schivach  B.  Von-^r^  Tilmmi,  un- 
säglich dumm  G;  Z.  —  6.  Objekt.  I  will  vo  dir 
hoffe,  du  chömmist  G;  '£.  Mir  hend  von-ene  g'ha, 
wir  haben  von  ihnen  gesprochen  (jenseit  Kaiserstuhl). 
Es  Gruse  v.  [vor]  Eppes  ha'  W.  Si  grüsed  nit  von 
enand  Sch;  Z;  syn.  ab.  , Stirbt  er  [der  Verwundete], 
so  soll  man  von  im  richten  [über  den  Täter  Gericht 
halten].'  Strafr.  Bailen  1384;  syn.  ab  (s.  Sp.  27  M.). 
.Der  5  orten  unkönnende  des  regierens  ist  ein  ursach, 
dass  man  von  [mit]  inen  teilen  muoss  [die  gemein- 
samen Vogteien,  weil  sie  ungleich,  z.  T.  schlecht  ver- 
waltet wurden].'  1531,  Absch.  ,Daniit  Niemants  v. 
dem  geist  zweiflete.'  Bossh.,  Wint.  Chr.;  vgl.  .dubitare 
de.'  ,Wann  wir  fasten  nur  v.  der  leiblichen  nahrung 
und  nicht  vil  mehr  von  der  sünd.'  JMüll.  1665.  .Sich 
entsetzen  von  einem.'  AKlingl.  1691.  —  7.  Teil.  Mir 
[wir]  siiid  vo'n  Erste'  g'sl",  unter  den  E.  ,Die  F'roweu, 
so  von  ersten  [aus  der  Clausur]  hinusgangen  warend.' 
1525,  Bossu.-GoLDScHM.  Me"  wird-em  säge",  tcas  ro 
der  Ell  ist,  ihm  sagen,  was  Trumpf  ist,  eig.  ihm  die 
Rechnung  stellen  Z.  Er  het  vo  de"  mesten  übercho, 
ist  einer  von  denen,  die  am  Meisten  bekommen  haben 
Aa.  Es  ist-'re  [ihr]  nüt  vom  Beste  g'gange"  Bs.  ,lhr 
Befinden  ist  nicht  vom  besten.'  HDies.  1863.  ,Da 
wurdend  inen  von  eidgenossen  [ihnen,  den  E.?  oder 
,v.  ei.'  mit  dem  folgenden  Zahlwort  zu  verbinden?] 
8  erschossen,  dass  [während]  des  grafen  lüt''''  nie  nütz 
[Nichts]  beschach.'  Edlib.  ,40  personen  von  weih  und 
mannen.'  HPantal.  1578.  —  8.  Umschreibung  des 
gewöhnlichen  (attributiv  posscssiven)Genetivs,  wenn 
er  dem  regierenden  W.  nachfolgt;  wie  rom.  de,  engl.  of. 
ällg.  E  Bur  [vo  dem  Land  BHa.  —  9.  besondere 
Verbindungen,  a)  mit  ,zu'.  ,Es  warend  vil,  die 
von  und  zuo  giengend.'  1531/1667,  Marc.  VI;  vgl.  bei 
vonen.  Basel  ermahnt  1545  die  Eidgenossen  ernstlich, 
,zuo  und  von  zuo  geben,  damit  wir  uns  vereinbaren.' 
Absch.  ,Dass  durch  gassenschrei  geschechnen  dingen 
oftmals  von  oder  zuo  gesetzt  wii't.'  Kessl.  .Fragtend 
sy,  ob  si  den  von  Strassburg  zuo  oder  von  stundent 
[von  ihnen  abhängig  wären  oder  nicht].'  Edlib.  .Zuo 
und  von  gehn',  Aufsicht  üben.  KDasyp.  1578.  — 
b)  mit  wegen,  s.  d. 

Die  Formen  nüt  a  und  m  stehen  unjefiilir  gleich  weit 
von  o  ab;  a  für  o  lässt  sich  in  ZMA.  aus  uuorj.  Dehnung 
(vän  z.  B.  als  Adv.  in  Zss. ;  vgl.  z.  B.  Tar.  das  Tor,  cAo, 
kommen),  welche  dann  in  der  Präp.  wieder  Reduciening  erfuhr, 
erklären;  in  den  Gebirgs-MAA.  scheint  darin  die  ursprüng- 
lichere Form  des  W.  fortzuleben.  Über  m-m-ene,  m-me  neben 
und  für  vo-n-eme,  von  einem,  vun-ere,  von  einer,  s.  u.  ein; 
ebenso  wegen  vo-n-ere,  oo-re,  von  ihr,  unter  iV.  —  Bed.  4, 
wie  auch  1  u.  2,  ist  z.  T.  syn.  mit  ah,  nach  welchem  eben- 
falls einzelne  Suhst.  ohne  den  best.  Art.  steheu  können.  Die 
.Zuwendung  4  bei  Stutz  wird  eher  aus  nachlässiger  Ausspr. 
(to"  für  vor)  zu  erklären  sein.  Sonst  wechselt  ro«  allerdings 
syn.  mit  vor,  wie  mit  anderen  uhd.  Präp.:  ,iu'  (5),  ,aii'  (7), 
,zu'  (1  h),  ,mit'  (4),  ,übcr'  (0);  aber  umgekelirt  tritt  irr- 
tümlich aucli  vor  für  von  ein.  Da  von  ilherh.  dt-n  Genetiv 
ersetzen  kauu,  so  entsjiriclit  auch  der  (iebraucli  .'>  dem  lat. 
Gonet.  qualitatis.  der  mit  dum  .\b!.  wechselt.  Kigentlhulicll 
und  vereinzult  (dem  Rhythmus  und  Reime  zu  lieb)  stellt  ,von' 
für  .davon';  ,So  lang  man  nicht  gewusst,  dass  er  der  Author 
von.'  Acerra   1708. 

niener-:  von  Nichts;  syn.  nienen-a>i.  .Und  wissend 
die  von  Underwaldcn  niener  von  nünts.'  Kessl.  .Ob  sy 
niener  v.  nichts  wüsstind.'  LLav.  1569.  Häufig  in  Absch. 

dannen-:  davon.  Gang  dannuran!  W.  Wir  si" 
<t.  ;'i?«?  clio,  darauf  zu  sprechen  gekomnicn.  lOid. 


848 


Fan,  feil,  fiii,  foii,  von.  tun 


844 


dar- von  dni-ü  Bs;  B;  L.  ilnea  Gk  ObS.,  dervu  G, 
d^vr,  B;  Z,  d:;vn^  nwZ:  1.  i.  S.  v.  ron  1.  Es  ist  guel 
dezue  und  devo  c/to",  leicht  dazu  zu  gelangen,  be- 
queme Zu-  und  Abfuhr,  z.  B.  von  einem  Acker  Z. 
D.  chö,  ohne  Sehaden  davon  kommen  Bs;  am  Leben 
bleiben  [chuntist  dem':'  scherzhafte  Frage  an  Einen, 
den  man  bei  gutem  Essen  und  Trinken  trifft)  Z;  auch 
von  Pflanzen,  die  den  Winter  überstehen  Z;  um  Etw. 
kommen,  es  verlieren  BBe.  ,.S'j'''  derto  ha,  se  amo- 
vere.'  Id.  B.  D.  sl,  davon  geheilt  sein  B.  Näclier  de' 
Sihczye'  ireder  d.,  den  70er  Jahren  eher  nahe  als  von 
denselben  entfernt  Z.  Dehin  und  d.,  Alles  in  einem 
Abschluss,  Pauschalabfiudung  Gl.  Nüd  d.  und  Nüd 
derzue,  die  Sache  gerade  .so  geben,  wie  sie  ist,  ohne 
Schminke  und  ohne  Tadel  L.  Hing  [leicht]  derzue, 
ring  derco!  wie  gewonnen,  so  zerronnen  Z.  ,Enuiag  er 
nicht  [vermag  er  n.]  ze  sweren  [seine  Unschuld  durch 
Eid  zu  erhärten],  so  git  er  buosse;  ist  aber,  dass  er 
sweret,  so  ist  er  davon  [freigesprochen].'  1313,  Lauf., 
Beitr.  ,Es  ist  des  gnuog;  woluf,  darvan!  Die  ding 
wend  nit  lang  beitends  han  [leiden  nicht  langen  Auf- 
schub].' HBuLL.  1533.  ,Als  syn  tochtermann  under- 
standen  die  ganz  huob,  so  syn  schwäher  sei.  besessen, 
zuo  synen  banden  ze  bringen  und  syne  niitcrben  davon 
zo  koufen . . .'  15l)0,  Hotz,  Urk.  —  '2.  i.  S.  v.  ron  7. 
Weit-der  au  d.?  wollet  ihr  auch  welches?  Bs.  We"" 
dr  's  zwänge"  weil,  so  zwängit  's,  aber  ih  wott  Nüt 
d'rrii.  GoTiu.  Was  ist  d.?  was  habe  ich  für  die  ge- 
■  lieferte  Arbeit,  Dienstleistung  zu  bezahlen?  Z.  — 
3.  i.  S.  V.  vmi  4.  , [Rechttun  aus  Furcht  ein  niederer 
Grad  der  Tugend,]  Davon  man  nieman  twingen  soll. 
Das  er  durch  forhte  tuege  wol.'  Schachzab.  Vgl.  das 
folg.  —  Ni'Iji'ii  .van  :  liiiTi'  reimt  HBiiM.  an  amlerfv  Stelle: 
.von  :  srun." 

wo-:    warum?  ZG.  f     Syn.  nm  ircgc". 

voiie"  I:  hinweg  SciiwE.  V.  stä",  sein  Kapital 
verloren  geben,  von  Anspruch  darauf  ab.stehen  Schw; 
Zg.  Syn.  himvegstän.  —  Aus  einer  alul.  (irnnilf.  r;,i,iiiii. 
nach  Analogie  von  <>Iwn,   innm  nsw. 

vonne"  II  s.  vornen. 

Fönigs  =  JWte»?.?  (Sp.  7'23)  Aa. 

Fön  Aa;  „Gl  (ü);"  GRPr.;  L;  S;  Uw;  U  (e);  W, 
Fö  GG.;  ScH  (Ö'J;  zw.,  Ftl  BHk.;  Gl  (ü'J;  Gr.Av., 
Föne  BG.;  GrS.;  W;  Z,  Pfön  GRPr.,  PfÖ  Ap  (t.  ö', 
t.  ö-'};   GKh.,  Ta.,  T.;   ScnSt.;   Th,    Pfü'  GSa.  —  in. 

Aa;Ai';  BHk.;  Gl;  Gr;  G;  ScU;  Uw;U;  W;  ZS.,  W., 
f.  BG. ;  L  vorvv. ;  ScnSt. ;  ZHörnli,  Lunn.,  W^.:  eine 
vorzugsweise  süd-ö.stl.  bis  südliche  stürmische  Wind- 
ströraung,  welche  die  Temperatur  bedeutend  erhöht, 
den  Druck  der  Luft  vermindert  und  diese  austrocknet; 
etwa  auch  der  gewöhnliche  Südwest  (Äquatorialstrom). 
,Die  statt  Zürich  ligt  gegen  der  pfön  [gegen  Süd]  an 
einem  see.'  KuTürst  1489;  Gegs.  .gegen  der  bys'. 
,Notus,  der  Sudwind  oder  Mittag-w.,  Piggen-w.,  die  Fön 
von  mittag  hör.'  Fris.  ;  Mal.  , Welchen  die  Welschen 
Syrocum.  wir  Deutschen  aber  den  Fönen  nennen.- 
MLussY  1.590.  .Die  Fön.'  Um,  Hiob  =  .Mittagwiud.' 
1530.  .Da  kam  ein  starker  Wind  von  Mittag  her,  den 
wir  Pfön  oder  Sudwind  nennten.'  LTscHirni  HiOü. 
,Die  fön.  föh,  sndwind,  auster.'  Reu.  1Uü2.  .Australis 
ventus,  die  Fön.'  Wagn.  1(580.  , Mittagwind,  die  Föhn 
genennet.'  HsEEscher  1(592.  ,ln  den  Jahrgängen,  die 
nass  und  feucht  sind,  und  in  welchen  die  Föhn  herr- 
schet.' Z  Mand.  1771.   Doppelsinnig:  Im  Ahrcllen  (1708) 


hend-is  [uns,  den  liberalen  Luzernern]  d'  Sclnoyzer  gar 
noh  d'  Fön  i"  Bliese  g'jagt.  JHäfl.  1801.  Der  F.  heisst 
, Schneefresser';  in  U  (u.  a.)  ,der  älteste  Landsmann'. 
/"''  wett,  der  Pfö  näm  die  ganz  G' Schicht!  GBerneck. 
lu-ött  lieher,  das-mi'''  der  Pfö  niem,  a's . . .,  wollte  lieber 
dahin,  wo  der  Pfeffer  wächst!  Ap.  Es  ist,  a's  öh  's  der 
Pfö  nid  [nimmt,  nähme]  Ap,  wenn  Etw.  rasch  abnimmt, 
spurlos  verschwindet.  Wem-mer  das  alls  g'Hssa"  hönd, 
nemmt-is  der  Pfö  numma,  kann  uns,  weil  unser  Ge- 
wicht zugenommen  hat,  nicht  mehr  forttragen  GBern.; 
vgl.  u.  Bettgatter.  Lose"  wie  d'  Schtvi"  dem  Fü,  er- 
staunt aufhorchen  Gl.  Der  lieb  Gott  und  die  guldi 
Sunn  vermöge"  Nüd  [am  Schnee  im  Frühling],  wenn 
de  Fü  nid  chunnd  Gr.  De''  F.  vermag  i"  2  Tage  me, 
a's  der  lieh  Gott  und  d'  Sunne  i"  zechne'  U.  D'  Fön 
Macht  schön;  Wenn  si  vergöd.  Fallt  si  i  's  Chod. 
Ineichen.  Übe"  Fön,  macht  's  Wetter  hön;  Marge"  F., 
macht  's  Wetter  schön,  ebd.  ,Us  kraft  einer  ganzen 
landsgemeind  ansuchen  [Besehluss]  durch  [wegen]  be- 
hütung vor  fürsnöten  und  sonderlich,  dass  der  all- 
mächtig Gott  den  schädlichen  fönen  von  uns  nemmen 
welle,  ist  solcher  krüzgang  järlich  uf  StPolegen  [Po- 
leien]  tag  bestimmt.'  Jahrztb.  UBürglen.  Noch  bis 
zur  Zeit  der  französischen  Revolution  war  im  Ktn 
Schw  folgendes  Gebet  üblich:  Fön!  mach-mv''  nid 
hön!  schad-mi"''  nid  a"  Fach  und  G'macJi;  du  weisst 
ja,  dass  mer  's  Niemerl  macht.  Man  unterscheidet 
einen  warmen  und  einen  kalten  F.  Ap.  Stübe'de  Pfö, 
ein  besonders  heftiger  F.,  der  das  Wasser  aufpeitscht 
und  Tropfen  fortträgt  Ap.  Die  flüge'de  Pfö,  schnelle 
Windstösse  aus  Süd  Th.  Die  unld  Pfö,  der  F.,  falls 
er  sich  gegen  Nord  gedreht  hat,  im  Winter  mit  grosser 
Kälte  verbunden  ScuSt.  D'  Pfö  ist  offe".  ebd.,  d'  Föne 
sännet  ZLunn.,  das  Gewölk  ist  licht  gegen  Süd,  die 
Schneeberge  hell  und  anscheinend  nahe;  der  Pfö  ist 
in  'n  Gänge"  oder  -itösst,  F.  weht  Ar;  bricht  aha.  fällt 
von  den  Höhen  herunter,  ebd. ;  d'  Pfö  got  zue,  der 
ganze  Himmel  bedeckt  sich  (bei  Föhnwetter),  ein  Vor- 
zeichen nahen  Regens  ScaSt. ;  ist  dus.ie,  wenn  bei 
Föhnwetter  ein  greller  gelber  Schein  sich  über  die 
ganze  Gegend  verbreitet,  ebd.;  der  Fü  lert  us.  es 
regnet  in  Folge  von  Föhnwetter  Gl. 

Aus  a-liüvw.  favougit,  favotgn,  faguijti,  fuoffu  (schweiz.-frz. 
fu(,  fueii,  tess.  fogn)  und  dies  aus  lat.  favonins,  Westwind  ; 
vgl. 'i*  &\\i.  fonno  m..  fonnaf.  —  Das  weibl.  Geschl.,  welches 
in  ä.  Lit.  fast  ausschliesslich  gilt  (auch  bei  Vad. ;  Tierh. 
IöG;!;  UMey.,  Wint.  Chr.;  1596,  Hiob,  in  den  früheren  Ausg. 
uiasc!  1634,  JJBreit.;  JJScheuohz.  170S;  JTobl.  1797), 
scheint  in  Folge  mythologischer  Anschauung  als  von  der 
Winds-Braut,  welche  JRWyss  in  Alpcnr.  18'27,  338  für 
BHa.  behauptet,  eingetreten  zu  sein.  Später  wich  diese 
poetische  Auffassung  der  nüchternen  Snbstituierung  des  Be- 
griffes .Wind'  und  gewann  das  männl.  Geschl.  die  Oberhand. 
Aus  .jener  altern  Periode  rührt  der  Anlaut  pf  (schon  bei 
Türst  u.  Vad.)  als  die  mundgerechte  Verschmelzung  des  Art. 
d'  mit  /.  —  Syn.  Sunderluft.  —  Unser  W.  auch  als  Ge- 
schlechtsn.   1400  in  SclnvÄrth   (.des  Vönuen  hus'). 

Hasli-:  ein  vom  Westwind  auf  das  Haslitaler 
Hochgebirge  zurückgetriebener  Föhn.  Südostwind  L; 
Uw.  —  „Heiter-:  der  helle  Witterung  herbeiführende 
Nordostwind  B;  Gu;  LE."  —  Heu-Birli-:  F.  zur 
Zeit,  da  die  Frühbirnen  der  Reife  nahe  sind,  diesen 
sehr  verderblich;  übertr.  scherzh.,  die  übelriechenden 
Ausdünstungen  von  einem  Menschen  L.  —  Stei"-: 
kalter  Wind,  der  im  Winter  aus  dem  an  kahlen  Fels- 
wänden roichen  Wägitale  weht    SciiwMa..    in  anderer 


SIS 


Fan     fnii.     Kaiicli     f\nir 


Fand— fiHK 


846 


.Tiihreszoit  ebd.  Tal-F.  genannt.  —  Timnier-:  Süd- 
ostwind, der  die  Luft  trübe  (timmer)  macht,  indem  er 
gleichzeitig  mit  dem  Regen  ins  Tal  herabfällt  Gl;  Uw; 
U,    Ggs.  Heiter-F.  —  West-:  Westwind  ScHwMa. 

föne",  fü-ne.  pföna  —  Ptc.  g'fünct:  1.  (mit  dem 
dim.  fände  Gr)  vom  Föhn  wehen,  allg.  Auch  tr. :  ,Der 
Wind  fönt  das  Schneeli  wider  fort.'   UBkäugek  178.3. 

—  2.  schnell  laufen;  iimlia  f..  umherstürmen  Ar;  BRi. 

—  3.  „Diebsgriffe  tun,  heimlich  entwenden  LG." 
Zu    3   T^l.   bei  Fön  die  Anspielungen  auf  den  liiebisrhen 

Wind.  Man  Tgl.  aber  auch  die  Anm.  zu  ficken  Sp.  731,  dessen 
Bedd.  3   n.   5  sich  mit  2   u.   3   des  vorliegenden  W.  decken. 

US-:  durch  Föhn  und  Pöhnrcgen  den  Schnee 
schmelzen.     lez  het  's  ei's  recht  tisg' fönet  BHk. 

fön  ig,  pf-:  zu  Föhnwetter  geneigt,  von  solcbem 
beherrscht,  allg. 


Fench  s.  Fennich  Sp.  834. 

Fenchel  S;  Z,  Fgnkel  F.e,jkX'J  A.i.  tUeyl-d  Gl;  U 
--  m.:  Fenchel.  Dill,  freniculum  offic.  .Marathrum, 
tänchel.  Hippomarathrum,  wilder  fänkel.'  Fkis.  ;  Mal. 
Wird  in  den  Gärten  gepflanzt;  die  Früchte  als  Gewürz 
den  .Birnweggen'.  dem  Branntwein  usw.  beigemengt, 
auch  zur  Erlangung  einer  guten  Stimme  gegessen  und 
zii  Hustonthee    benutzt.   —   Mlid.  i-enehel.   ahd.  ßnniihnl. 

Bären-:  ehenf.  eine  Doldenpflanze.  .Seseli  Massi- 
liense  ferulse  folio;  seu  siler  raontanum  offlcinarum. 
Bärwurz,  Bärenfenchel.  Mutterwurzel.'  Warn.  1090. 
.üaucus  Creticus,  bärenfenchel,  mutterwurz.'  Denzl. 
1677;  1716. 

Der  1.  Teil  der  Zss.  nach  anderen  Compp.  mit  dem  Namen 
des  Tieres  umgedeutet,  da  urspr.  vielmehr  Bezug  auf  die 
.Biirmutter'  gemeint  war,  für  welche  die  Pflanzen  officinell 
verwendet  wurden. 

Sau-:  .Haarstrang,  Schwebelwurz.  agriophyllum; 
pinastellum.'  Denzl.  1677;  1716.  Vgl.  Fris.-Mal.  : 
.Peucedanum,  ein  kraut  vulgo  fmniculum  porcinum, 
haarstrang.- 

„Wasser-:  Wasserhahncnfuss,  ranunculus  aquat. 
BO."  —  Der  Name  entsprechend  dem  faiutu  d'aigtte  der 
benachbarten  Waadt. 


Fand  (vand)-  fund.     Vgl.  auch  die   Gruppe  Fiiiit  usw. 
Vandeli,  Vander,  Vänderli  s.  Lavander. 

Fandiideli  n.;  gutmütiges,  einfältiges  Mädchen  B. 
Syn.   Trüdeli;  ToggeJi. 

Scheint  eine  Verquickung  aus  ital.  fuutc  f.,  Dienerin, 
(i)der  frz.  Jantoche  m.,  Marionettenfigur)  und  Ti-vtddi,  Traut- 
i'hcn,  zu  sein. 

ver-fänd.  mit  der  Negation  verbunden:  unver- 
mögend, kraftlos,  unpässlich,  kränklicli.  Er  ist  scho" 
lang  nit  rerfdnde  W.  —  Eig.  Ptc.  Imiif.  zu  rir/ahu  i. 
S.  V.  1  b. 

Fändel  m.:  liahm.  .(Vhört  er  [der  Eigennützige ) 
etwan  von  eim  muti  [Schatz]  sagen,  da  ist  im  seel 
und  leben  feil,  wie  er  syn  band  zum  erst  drin  wasch, 
den  besten  f.  zuo  im  nasch.'  Salat.  S.  noch  u.  feimeii 
Sp.  825.  —  Von  mbd.  M»i(,  i\.  \.  f'iml.  Nutzen  (Fund);  vgl. 
mhd.   venden,   einernten. 

ver-fänden  s.  verpfänden.  Fänder.  F;iiidri 
s.  Fnnnei-  Sp.  831. 

ver-fän deren    s.  rer-pfdiidereii. 


Fend  m. :  Fusssoldat;  Bauer  im  Schachspiel.  Bis 
heute  erhalten  als  Beiname  des  Geschlechtes  Kopp  in 
LBcroni.  ,Des  fendinen  [Koppen]  matten.'  1486,  Jahk- 
zEiTB.  Neudorf. 

Mhd.  reni/e.  Viell.  spielt  der  Beiname  bereits  in  den 
schielenden  Begriff  über,  welchen  d.>is  nlid.   .Fant'   bat. 

Vendur i  s.  Venturi. 

find.  Find  fient  GRPani  f,  fiet  GrS.,  SpL  f. 
find  BHk.  (V);  GrS.,  Sculms  fe'ij,  Spl.,  sonst  find: 
feind,  Feind.  En  ieders  Tierli  häd  sin  F.  Eusi  Bebe" 
händ  l-ein  F.,  haben  eine  vorteilhafte  Lage,  sind  frei 
von  Wind  und  Schatten  Aa.  Fient,  Geschlecbtsn.  Gr 
Pani.  .üass  niemen  synen  flgiml  spysen  sollt  als  [wie] 
synen  fründ.'  Eplib.  ,Uf  die  zyt  kam  ich  mit  Hans 
L.  in  finden  und  für  [vor]  gricht.'  1.5'26,  HsStockar; 
vgl.  ,in  Fründen.'  ,Ich  nenn  dich  nun  fürhin  ein  bös- 
haftigen  flgend.'  ZiELY  15'21,  Findio!  Ruf  über  den 
Feind;  vgl.  Sp.  20.  .[Die  Nachbarn  sollten  meinen, 
das  Sturmgeläute]  wäre  fürjo  und  nit  fyndjo,'  Grob 
1.599,  Adj.,  mit  Steigerung:  ,0b  du  schon  deinem 
Volk  feigend  wärest,  so  soUtestu  es  mit  deiner  band 
strafen.'  1531,  IV,  Esra  =  , feind.'  1548.  ,[>a  wurden 
sy  im  noch  feinder.'  Bib.  1560.  ,Darumb  der  Adel 
der  Stadt  Zürich  noch  vil  finder  und  ufsätziger  ward.' 
HBüLL.,  Tigur. 

Mhd.  vint,  vlent,  nhi.  /laut.  Die  zweisilbige  Form  (.Damit 
nicht  myue  fyend  sich  Erfreuend  allzyt  über  mich.'  Birk 
1535.  ,Vor  synen  vyend  z'  todt  erschlagen.'  BGlett.  1557. 
.Macht  es  den  fyeudt  z'schanden,'  1558,  Tobl.,  Volksl.l,  in 
welcher  sieb  etwa  J  bezw,  ij  als  Silbentrenner  entwickelte 
(,vigind.'  Ap  Krieg  1405.  .fygeud.'  J  Lenz  1500;  1521, 
Strickl.:  Gualth,  1555  neben  , fyend.'  1553.  .figent.'  Bossh.. 
Wint.  Chr.  , flgend.'  JJRüeger  1606),  uud  die  (uhd.)  Diph- 
thongierungaufkam (,feigent.'  1531,  IV.  Mos.,  neben  .feindt.' 
1548.  .feiend.'  Tierb.  1563;  Fris. ;  1619.  J.IBreit.).  erhielt 
sich  wenigstens  in  der  Lit.  noch  lange  neben  der  einsilbigen 
(,flend.'  Salat,  neben  ,Tiud:  sUnd.'  ,feind.'  Mal.),  deren  Voc. 
wie  derjenige  des  Ant.  Fribul  schon  frühe  vom  Diphthong 
durch  die  einfache  Länge  (i)  zur  Kürze  herunter  sank. 

Erb-  hicss  den  Eidgenossen  bis  zur  .ewigen  Rich- 
tung' Österreich,  indem  die  Feindschaft  vorher  nie 
definitiv  beseitigt,  sondern  mit  temporären  ,Prieden' 
von    einer  Generation  auf   die  andere  vorerbt  wurde. 

spinne"-  Gl;  Z,  spille"-  ZWint:  feind  in  ver- 
stärktem Grade.  ,Der  Tüfel  seie  allen  guoten  werken 
spinnfyend.'  LLav.  1569.  .Allem  guten  spinnfeyend,' 
1619,  JJBreit.  Auch  substant.:  si  sind  Sp.  Gl.  .Die 
Bauern  öfter  Spilenfeind,  Im  Herbst  sinil  allzeit  gut 
Freund.'  HSulzer  1828. 

Eig.  =  einander  grimmig  befehdend  wie  die  Spiniun  tun. 
~  .S'/)i?/p-  viell.  nicht  bloss  auf  dem  zwar  nicht  seltenen 
Wandel  zw.  n  und  (  beruhend  (vgl.  eben  .s'/.i7«iii;/;/  für  A/n'nn-), 
sondern  mit  Anlehnung  an  .S/ji7/t,  Spimlel.  liier  i.  S.  eines 
grausamen  Mordinstrumentes;  vgl.  auch  die  Spindi'l  Dorn- 
röschens. 

finden:  anfeinden,  verfolgen.  ,Sy  band  all  mit 
einandren  gfündet,  darumb  werdend  s'  ouch  all  gfindet.' 
Eckst,  1525.  ,Es  stdl  kein  Ort  das  ander  in  sachen 
den  gelouben  betreflend  tygenden,  fechten,  nyden. 
hassen,  schenzlen.  schölten.'   15'i9,  .Xiiscn. 

an-  li finde:  (tr.)  Einen  gerichtlicli  zu  Schaden- 
ersatz anhalten  .\a.  -  Docli  viell.  zu  /inilm  in  gericht- 
lichem  >S. 

f  i  n  d  i  s  c  h ,  ,v  y  e  n  t  s  c  li,'  Alii.  v.  Bonstett.  :  feindlich. 
,lhis  (indisch  ia  mördisch  gefenknus.'  G  Handscbr. 


847 


Faiiil.  feiiil,  lind.  fnii<l,  fuml 


848 


findlich  (fintli):  1.  feiiiJlich.  ,Fygentliche  läfzen 
[Lippen]  und  ein  böses  herz.'  1.531,  Prov.  =  .giftige.' 
1.530.  ,Wa  ein  burger  swert  trüege  und  dass  ein  rat 
erkannte,  dass  es  vientlich  oder  argwenlich  wäri  be- 
scheclien.'  XIV.,  Bs  Rq.  —  2.  heftig,  schädlich,  von 
Naturerscheinungen,  denen  eine  bewusste  Gehässigkeit 
angedichtet  wird.  .Fienge  es  an,  fintlichen  fast  regnen.' 
Edlib.  ,So  kumpt  ein  Blitzg  uss  dem  Luft  und  an- 
gents  darüf  ein  vigentlicher  Donderklapf.'  ÄgTschudi. 
—  S.  noch  ftniUii-h.  Zu  '2  vgl.  nhd.  .feindlich'  ^=  sehr, 
aher  auch  kib(el)ii/. 

Findschaft:  1.  wie  nhd.  ,Ist  dass  dehein  burger 
vingentschaft  oder  gevecht  hat  gen  einem  ussmann.' 
Stadtr.  Diessenh.  1400.  —  '2.  Absagebrief.  Im  J. 
1492  wurde  von  den  regierenden  Orten  im  Thurgau 
ein  Untertan  bestraft,  weil  derselbe  einem  andern 
wegen  Schmähung  ,eine  F.'  geschickt  hatte.    (Absch.) 

findselig,  ßtsailigScnviE.:  unleidig,  hektisch,  z.B. 
von  Patienten  ScnwE.  .Melancholicus,  voll  schwarz 
geblüets,  feientselig.'  Fris.;  Mal.  .Molestus,  der  eim 
gar  kein  ruow  nit  lasst,  müesalig,  feientselig.'  ebd. 

linden  (//»cBU.;  S)  —  Cond.  fimd  ffuyj  -  Ptc. 
fmide"  Aa;  BU.;  Gl;  L;  S-,  Z  f,  g'fimna»  P  u.  W  tw.. 
g'f'unnot  ebd.  tw.,  fiinned  PIss. :  1.  wie  nhd.  's  liet 
e  hlindi  Sau  en  Eichle  fimde  L.  Me"  fhidt  Öpjns  und 
bringt  Öppis  [beim  Wechsel  der  Wohnung,  der  Herr- 
schaft]. Ineichen.  Es  'bauets  Hus.  es  g'fundnigs  Hus 
'S.  E  g'fundcs  Fresse"  fFresseli),  ein  unverhoffter 
Zufall,  Gewinn.  G'fnnde",  y'stole",  g'hauft!  Spruch, 
mit  welchem  man  an  den  Knöpfen  des  Rockes  oder 
der  Weste  des  Kameraden,  der  mit  einem  neuen  Klei- 
dungsstücke oder  andern  Besitztum  auftritt,  abzählt, 
wobei  man  sich  den  Anschein  gibt,  als  befrage  man' 
das  Orakel  über  die  Rechtmässigkeit  jenes  Besitzes. 
.Die  Münz  findt  einandern  [Gleich  und  Gleich  gesellt 
sich].'  UBräcg.  1780.  Von  einem  der  Trunksuclit  oder 
einem  andern  Laster  Ergebenen  sagt  man,  wenn  dieses 
ererbt  ist:  er  hat  's  nüd  g'fnnde.  ,Wäre,  dass  das 
deheiner  übergienge.  der  soll  eines  aptes  hulde  ge- 
wünen.  als  er  es  an  im  finden  [erlangen]  mag.'  Offn. 
Pfäffikon  1427.  ,Si  schämend  sich  nit,  wie  dick  si  an 
luginen  funden  [ertappt]  werden,  als  verlogen  lüt.' 
1444,  Absc'h.  ,So  ist  funden  und  ergrundt.'  1498,  Bs 
Eq.  .Diebstal,  so  er  tan  hat  mit  gelt  finden,  kernen, 
habern,  garn.'  UMev.  1540/73.  ,M.  ist  für  diesmal 
wegen  des  Guldens  ledig  gesprochen,  mit  dem  Bei- 
fügen, dass  das,  was  künftig  gefunden  oder  geschlagen 
wird,  dem  Schultheiss  überantwortet  werden  soll.' 
1543,  Absch.  ,Diewyl  by  keinem  aufhöre  von  Juberis 
funden  wirf.'  ÄciTscnum  1565/72.  ,Nit  billich  zu  sein 
funden  wirt.'  1690,  Hotz,  Urk.  .Leuten,  die  das  An- 
sehen von  ehrlichen  Stadthandwerkern  hatten  und  die 
ich  nicht  zu  dem  [flott  und  reich  aussehenden]  Fuhr- 
werk f.  [dazu  reimen]  konnte.'  Unsichtb.  1793.  .Gefun- 
denes und  Ungef.',  in  der  ä.Rechtssp.  =  Bekanntes  und 
L^nbekanntes.  .Dass  die  von  Sigriswyle  die  vor  geschri- 
benen  güeter  mit  gebuwenem  und  ungeb.,  fundenem 
und  unf.  söllent  han.'  1317,  Hagenb.,  Sigr.  ,Hand  myne 
Herren  gerechnet  mit  Meister  P.  umb  alle,  die  wir 
im  je  schuldig  waren,  fundes  und  unf..  nützit  us- 
genommen.-  L  Eatsb.  1440.  .Ehehaften,  gewonheiten. 
es  seie  fundens  und  unf.,  benenibts  oder  unbenembts." 
1460,  Zellw.,  Urk.  .Ob  der  Auskauf  für  gefunden 
und  ohngcfundcnc    schulden  ergangen.'    Bs  Rq.   1757. 


-  2.  gerichtlich  belangen  Aa.  Ich  irill  dich  scho'  f.! 
Drohung  Z.  —  3.  f.  gän  fchonj,  besuchen  PP.  Vgl. 
Öpper  z'  finge  sueche  fi'''  bi"  g'gange  gn  Opper  z'  f.  s.J, 
stehender  Terminus  von  verliebten  Rendezvous  B. 

Die  Verzichtleistung  auf  das  Präf.  im  Ptc.  rührt  aus  dem 
Änihd.  und  herrscht  auch  in  unserer  ä.  I<it.  bis  ins  XVIII. 
herein  vor;  vgl.  kommen.  ,(Ge)funnet'  verschmelzt  (wie  tm- 
pfelchen  Sp.  799)  starke  und  schwache  Abwandlung,  welch 
erstere  in  der  Berührung  mit  den  Welschen  übh.  zu  kurz 
kommt.  —  Bed.  1.  In  Thüringeu  heisst  der  Spruch:  .ge- 
stohlen, genommen,  gekitt.  (=  vertauscht),  gekauft,'  —  3.  Die 
Umschreibung  des  einfachen  Begriffes  uach   rom.   Vorbild. 

ent-,  emp-  eji-:  1.  (refl.)  sich  befinden,  a)  an  den 
Tag  kommen,  sich  herausstellen.  ,Wäre,  dass  sich 
enpfunde  inwendig  jaresfrist,  dass  der  selb  hof  nicht 
so  vil  gult.'  1367,  Urk.  Dübend.  ,Wenne  sich  das 
enpfindet.'  1404,  B.  Syn.  sich  erfinden.  —  b)  ,sich 
wol  empfinden,  belle  se  habere,  bene  valere.'  Denzl. 
1677;  1716.  —  2.  wie  nhd.,  doch  nicht  recht  volks- 
tümlich. Wer  's  cpfindt,  der  glaubt  's.  Sulger.  Si 
hat  das  Mecliholterekaffe  grusain  guet  empfunden  uf 
der  Brust  BBe.  ,So  empfindend  sy  in  irem  herzen  des 
fridens.'  1555.  Gdaltu.  ,Des  hungers  empfinden,  hun- 
ger  leiden,  famem  sentire.'  Mal.  Häufiger  i.  S.  von 
Empfindung  im  Geniüte :  übel  nehmen  Z.  ,Wo  man 
Gott  umbsonst  zur  buss  rufen  lasst,  das  enipfindt  er 
gar  höh.'  JMvll.  1665.  —  v er- ent-.  I''' hit"  bi  zku, 
drei  Viertelstunda  Du  schw  der  Alpeluft  ecrpfunda. 
.I.IRi'TL.  1824.  --  Empfindlichkeit:  I.Erforschung, 
Wahrnehmung,  Erkundung.  ,Durch  entpfintlichait  der 
warhait.'  G  Stiftsarch.  —  2.  der  die  Empfindung  ver- 
mittelnde Sinn.  .Eintwöders  durch  innerlichs  nach- 
sinnen, oder  durch  die  äusseren  fünf  empfindtligkeiten.' 
.IRHoFFMSTR  1645.  ,Das  Gehör  und  andere  Empfind- 
lichkeiten.' LLav.  1670,  =  ,empfindnussen.'  1569.  — 
Empfindung:  1.  Erfahrung,  .ünderwiset  durch 
nionger  band  enpfindung  (per  niulta  experimenta)  ze 
fechten  wider  den  tüfel:  qui  jam  didicerant.'  1425. 
Hertens!.,  Waldregel.  —  2.  wie  nhd.;  spec.  das  Er- 
wachen des  Geschlechtstriebes :  ,  Bürschchen  oder 
Jüngferchen,  das  nächstens  _in  die  Empfindung  geht" 
oder  bereits  darunter  steht.'  Spreng. 

er-:  1.  auffinden,  entdecken.  ,Wo  dieselb  unge- 
horsame schwöster  erfunden  und  ergriffen  wurd,  so 
möchten  die  hotten  zuo  ihr  gryfen.'  1453,  Zellw.,  Urk. 
.Will  disen  gsellen  suochen  gscliwind,  Bis  dass  ich 
gwisslich  ihn  erfind.'  Com.  Beati.  .Jetzt  sei  durch  das 
Gütteswort  so  viel  erfunden,  dass  man  auf  die  päpst- 
lichen Rechte  Nichts  mehr  halte.'  1525,  Absch.  ,Dass 
in  India  söliche  Atfen  erfunden  werden.'  Tierb.  1563. 
.In  der  nüw  erfundnen  weit.'  LLav.  1569  =  ,neu- 
gefundnen.'  1670.  .I>er  herlich  schön  marmor,  durch 
ein  welschen  steinmetz  erfunden.'  RCvs.  Refl.,  zum 
Vorschein  kommen,  sich  erzeigen.  ,Es  erfint  sich  ouch 
ein  alt  Landrecht  syn.'  1524,  Schw  LB.  .Diejenige 
Ort,  wo  selber  glaubt,  dass  Creditoren  oder  Debitoren 
sich  e.  möchten.'  1756,  Schw  Rq.  —  2.  Recht  und 
Unrecht  durch  Richterspruch  ergründen;  das 
Recht  .schöpfen'.  ,Dass  er  ein  marchstein  verrückt, 
das  soll  sich  vor  den  hoflüten  und  irem  gericht  er- 
finden mit  recht.'  Bussenr.  Wollerau  1524.  Mit  der 
Präp.  uf  zur  Bezeichnung  der  Person,  ,auf'  welche 
eine  Schuld  hinauskommt:  ,Dass  sy  alle  die,  uf 
wölich  sich  sölich  ungeschickt  reden  erfunden,  strafen 
wollen.'     15:-!1,    Abscu.     .Von    der    zvt    an.    dass    der 


f<4!> 


Piiiid.  tViiil,   liiiil.   fdlld.   fllliil 


850 


Ehebriu-li  uf  ihne  |so!]  erfuiulon  inul  ofl'enbar  wird.' 
'L  Bland.  1(.;50.  Zu  einem  auf  Keclitserkenntniss  be- 
ruhenden Schlusoe  kommen.  ,Ich  kan  in  mir  e.  nit, 
das  man  den  küni;  g'wär  syner  bitt.'  HBull.  1533.  — 
be-:  wahrnehmen,  gewahr  werden;  emptinden.  ,I)as 
befant  der  künig  Pharao.'  XV.,  MvLiM>.ir.  ,Wann 
gütt  in  allen  creaturen  ist,  warum  befinde  ich  syn 
denn  nitV-  XV.,  FrKijlser.  ,Die  Enten  erschüttlend 
die  I  Flügel]  darum,  dass  sj'  der  feuchte  des  lufts  be- 
findend.' VoGELB.  1557.  ,B.,  innen  worden  und  wüssen, 
prae.sentire.  Minder  ungunsts  b.  oder  gespüren,  invidia 
minore  uti.  B.  am  versuochen,  sapere.  Befunden,  per- 
spectus.'  Mal.  ,So  b.  und  gespüren  myn  herren  täg- 
lich, dass  irer  Ordnung  gar  nit  statt  geton  werde.'  Z 
Katserk.  1573.  ,Dann  lege  dises  [im  Badwasser  ge- 
tränkte Hemd]  an,  damit,  so  der  Schweiss  verbanden, 
der  Leib  des  Bads  Art  befinde  und  nicht  bald  ein 
Änderung  bekomme.'  HPantal.  1578.  ,l>ass  das  Weiber- 
volk sich  bei  hinrichtnngen  nit  befinden  lassen  solle.' 
Z  Mand.  1650.  , Die  Frau  befindet  Schmerzen.'  JMrRALx 
1697.  Kefl.  =  sich  finden.  .Wie  sich  dann  solches  in 
nach  volgender  verzeichniss  b.  wird.'  BCts.  ,Liechter 
[hervorleuchtende  Männer]  haben  sich  befunden.'  Z 
Ofeninschr.  .Diese  Vorteile  [der  Holzzäune]  befinden 
sich  eben  so  gut  bei  den  Stein-Zäunen.'  Z  Naturf. 
17ö4.  Mild,  ebenso.  —  er-be-  erj]-:  emptinden  Ndw. 
—  befindlich:  .Befindtlich  =  das  leichtlich  beflndt, 
und  das  man  befindt,  oder  befunden  wirf,  sensibilis.' 
Mal.  —  Befindlichkeit:  Empfindung.  .Denn  wird 
alle  befindtlieheit  und  verstand  verborgen  und  abge- 
sündcret  in  ire  gmach.'  1531,  1\'.  Esra.    .Sensus.'  Mal. 

findlich:  was  sich  finden  lässt,  in  die  Augen 
springt,  an  den  Tag  kommt.  ,One  redlich  flndelich 
ursach.'  1176,  B.  ,Wer  dem  andern  die  synen  ver- 
kupplet und  das  vintlich  wirf  1480,  L.  ,Dem  ge- 
schädigten sein  findlichen  kosten  und  schaden  ab- 
tragen.' 1541,  B.  ,Wäre  dass  der  hirt  in  dem  raoos 
ützit  verlure,  beschrüwe  aber  dasselbig  denne  nit  by 
der  tagzyt,  das  es  tindtlich  wurde.'  1581,  Berom.  ,F. 
werden',  bewiesen  werden.  .Welcher  den  andern  über- 
grabt und  das  vintlich  und  klagt  wird.'  Amtsr.  L 
Rotenb.;  neben  ,wcr  den  andern  ubereret  und  sich 
das  flndt  und  das  klagt  wird',  und  ,ob  einer,  so  an- 
griffen wird,  sich  sins  libs  und  leben  weren  muoss 
und  sich  das  mit  kuntschaft  vindet.'  ebd. 

In  der  Stelle:  ,Sy  essend  die  fast  gern  und  nemmend 
darvon  feindtlicb  zun.'  Vogelb.  1557,  lassen  wir  dahingestellt, 
ob  wirklich  , findlich'  gemeint  sei  i.  S.  v.  ,sehr',  oder  ob 
dem  Verf.  eine  unrichtige  Verhochdeutschuug  von  .findlich' 
entwischt  sei. 

Findung:  Erfindung.  ,Du  hast  der  verhassten 
statt  gleich  sein  wollen  in  allen  Iren  werken  und  fin- 
dungen.' 1531/48,  IV.  Esra  =  ,erfindungen.'  1667. 

Findi:  m.  Taufn.,  Vintan.  ,Findin  scherer',  ein 
Kheinauer  1496.   ,Sant  Findis  tag.'  Rhein.  Lehenr.  XV. 

Fond  m. :  Kapital,  aus  dessen  Erträgnissen  gewisse 
öft'entliche  Zwecke  unterstützt  werden.  ,Dass  in  wol- 
bestellten  Republiiiuen  öffentliche  Bänke  [Banken]  und 
Fündc  möchten  angerichtet  werden.'  .IJUlr.  17'27.  — 
Aus  frz.  /und«. 

H onoranzen-.    Kriegs-:    F..    aus   welchem    im 
vorigen  Jhdt   die    Unkosten    der   freiwilligen  Jlilitär- 
inanöver  bestritten  wurden  Z. 
Schweiz,  liliutikou.  I.  6. 


Der  erstere  Name  bezieht  sich  auf  die  Entstehung  dos 
F.  aus  den  Vergabungen,  welche  bei  Ehreubeförderungeu 
(auch  bei  Entlassung  aus  dem  Militärdienste)  in  diese  Kasse 
gemacht  wurden. 

Krämer-:  eine  im  J.  1788  errichtete,  aus  den 
Patentgebühren  der  fremden  Krämer  genährte  und  zu 
Polizeizweeken  verwendete  Kasse  der  Stadt  Zürich 
bis  zur  Staatsumwälzung.  —  Krüt-:  ehemals  in  Z 
Illnau,  Kyb.  u.  Lindau  ein  Gemeindefonds,  angehäuft 
aus  den  Geldgeschenken,  welche  seit  1556  als  Ersatz 
für  die  Schmauserei  des  sog.  ,Krütmäles'  bei  der  jähr- 
lichen Versteigerung  des  dem  Kloster  Allerheiligen 
zustehenden  Zehntens  von  den  Zehntherren  verabreicht 
wurden.  —  Patrouillen-:  F.  zur  Bestreitung  der 
Unkosten  für  die  im  J.  1736  errichtete  ,Patrouillen- 
wacht',  d.  i.  Vagabundenpolizei  Z  (bis  zur  Umwälzung). 
—  Pfruend-:  F.,  aus  welchem  die  Pfarrer  besoldet 
und  die  Pfarrhäuser,  Pfruendhüser,  unterhalten  wer- 
den Gr.  —  Brügger-:  ein  von  dem  Canon.  JBrügger 
1548  gestifteter  und  durch  andere  Legate  vermehrter 
F.  zur  Unterstützung  studierender  Jünglinge,  jetzt 
für  Lehrknaben  und  jüngere  Gymnasiasten  der  Stadt 
Zürich,  —  Säckli-:  eine  aus  den  Gaben,  welche  an 
den  Kirchtüren  mit  den  sog.  Säckli  gesammelt  werden, 
angelegte  und  bis  1781  besonders  verwaltete  Almosen- 
kasse der  Stadt  Zürich.  —  Direktorial-,  kauf- 
männischer F.:  Kasse  der  seit  M.  XVII.  be.stehen- 
den  freiwilligen  Vereinigung  der  Kaufleute  der  Stadt 
Zürich,  verwaltet  von  dem  selbstgewählten  .Direk- 
torium' und  zur  Unterstützung  öffentlicher  Bestre- 
bungen, welche  auf  Handel  und  Gewerbe  Bezug  haben, 
so  s.  Z.  zur  Verbesserung  des  Postwesens,  verwendet. 

Fund  I  m.:  1.  wie  nhd.  (allg.).  —  2.  Ersonnenes, 
Erdichtung,  List,  Kunstgrift',  Ausfluchte  AaZ.  1815; 
ScnSt.  Und  was  's  ersinnt,  sind  Verl  Fitnd.  Sülger. 
.Und  süllent  oueh  darüber  dakeinen  f.  suochen  noch 
finden.'  Alt.  Copialb.  Könihsf.  .Wir  entziehn  uns  aller 
fünden  und  uszügen  und  alle[r]  geferden.'  1301,  B. 
.Mit  keinen  fünden  noch  artikeln.  die  nu"  funden  sint 
oder  noch  funden  mochten  werden.'  1393,  L.  ,Wan 
nu  ein  alt  gesprochen  wort  ist:  fund,  fand,  fündli,  ein 
list  ander  list.'  Fründ  1446.  , Weder  mit  gericht  noch 
an  gericht,  noch  mit  endheinen  andern  artikeln,  listen, 
funden  noch  geferden,  so  nu  funden  und  erdacht  sind.' 
1461,  Gpr.  ,A1so  erdoehten  gemein  eidgnossen  ein  f., 
wie  sy  dise  zwen  menner  möchten  hindergon.'  Bs 
Chron.  1514/85.  .Und  predigen  das  Evangelium  fry 
On  alle  eigen  fünd  und  all  trügery.'  NMan.  ,Und 
verzyehen  sich  aller  fund,  so  durch  menschen  möchten 
erfunden  werden' =  bloss  erfundener,  listig  ersonnener 
Ansprüche.  Bs  Oarthäus.  1522/3'2.  ,Es  soll  von  beiden 
partyen  alles  stät  und  fest  gehalten  werden,  all  fünd, 
gesüech,  gefärd  und  fürzug,  so  dem  zewider  syn  nioeh- 
tend,  usbeschlossen.'  1532,  Absch.  ,Confictio  crimini;i, 
ein  falscher  fund,  ein  laster,  das  einem  fiilschlich  und 
boshaftigklich  aufgetrochen  [in  die  Schuhe  geschoben] 
wirt.'  Fris.;  Mal.  .Welcher  auch  G'fahr,  List  und 
Neu-Fund  hierin  brauchen  würde.'  1611,  Ap.  ,Und 
sollen  in  disen  Stucken  alle  Fündt  und  List  ver- 
meindt  sein.'  1751,  Sciiw  G.  Artikelb.  Juristen-. 
,Dass  sy  aber  fürwelbent  [vorschützen  |,  wir  gebruchind 
uns  nüwer  juristenfündli.'  1531,  Absch. 

S)jitz-:  listiger  Kunstgrift'.  .Dolus,  ein  list,  betrug, 
spitzfünde.'    Fris.     ,|)as  Hecht  durch   List  und  Spitz- 

ü-t 


851 


Fand  —  fiiiul.     Fant-  fünf 


852 


fülid  uppriuiieren  und  truckon.-  lüli!,  Aa.  —  Die  Furui 
bei  Fris.  ist  wahrsch.  als  Sg.  (,spitzfündi',  al)str.  Fem.)  zu 
verstellen. 

üs-fuud,  -fündig:  1.  klar  in  Folge  von  Unter- 
suchung, allg.  ,Wer  das  übert'uer  [dawider  handelte| 
und  das  von  im  usfund  wurde',  an  den  Tag  käme. 
Rhein.  Fischerrecht  1515.  .Damit  dann  die  warheit 
usfundig  an  den  tag  komme.-  Bs  Chron.  1514/85.  — 
2.  sich  auswärts  finden  lassend;  sich  ausser  dem 
Hause  herumtreibend.  .Wenn  syn  wyb  unfrüntlich 
mit  im  ist.  so  wirt  er  usfünd,  gat  zuo  guoten  gsellen. 
by  denen  er  fröud  und  kurzwyl  suocht.-  LLav.  1584. 
.Ward  sein  Buch  austundig  [kam  ins  Publikum].- 
WuRSTis.  158U. 

fünd(e)len  findh  U:  1.  in  kleinlicher  Weise  er- 
forschen, ausspähen,  grübeln,  .üen  [Glauben]  wir  one 
allen  zwyfel,  grüson  noch  gründen  und  füntelen  sollend 
halten.'  Salat.  ,Dass  sy  sich  alles  nachgrublen  und 
tundien  müssigen.'  1600,  L.  ,Mit  fürwitzigen  fündelen 
und  fräglen  umb  verborgen  ding  und  geheimnuss  uber- 
lestig  syn.'  RCys.  —  2.  Lotterieloose  ziehen  U. 
--  er-:  genau  erforschen;  ausfragen.  .Des  erfragoten 
und  erfündloten  die  vorgenannten  hotten  etwievil 
stucken  [Punkte].'  1404,  U.  .Mich  wundert  ser,  das 
man  fromm  lüt  also  uf  das  gnöust  erfündlet  und  er- 
suocht  und  dass  si  sollen  jo  oder  nein  sagen,  nit 
bedacht.'  1529,  Bs  Carthäus.  , Lassend  uns  andächtigk- 
lich  und  fleissig  alle  ding  erkennen,  erfüntelen  und 
'ergründen.'  1531,  Bibel.  .Herr,  du  erfüntele.st  mich.' 
1531/60,  Psalm.  ,Sölieh  urteil  [Gottes  mit  Hiob]  wird 
mit  raangerlei  red  und  widerred  erfüntelet.'  1500,  Bibel. 
.Der  Papst  hielt  circatores  [herumreisende  Spione],  die 
clöster  zuo  erföntelen  und  zuo  examinieren.-  Vad.  — 
durch-:  durchforschen.  ,Ein  weidenlicher  stryter 
Gottes,  der  mit  grossem  ernst  die  geschrift  durch- 
fündle.'  1526,  Absch. 

F'ündel  m.  SchwE.,  dimin.  .Pündeli'.  z.B.  Zielv 
1521;  1538,  Aesch.;  SHochh.  1591/1693:  Findelkind. 
Und  eh  ich  es  Fünderli  si  weit  [wollte].  Weit  siievhe", 
bis  {"'•  tnl's  Müeterli  hett.  Aa  Volksl.  In  SchwE.  nur 
noch  als  Bein,  einer  gewissen  Frau.  .Diu  fundeli,  die 
der  Spital  zühet.  Swas  kint  in  den  Sp.  komment  ald 
darin  geleit  werdent,  diu  der  Sp.  erzühet,  sont  des 
Sp-s  syn  als  ander  syn  eigen  lüte;  darumb  dass  man 
in  Sp.  dest  gerner  fundeni  kint  ynneme.'  1343,  Sc« 
Ratsordn.  .1419  dem  fündelin  12  ß  umb  ein  röcklin 
und  windeln.  1410  geben  10  ß  uff  das  fündelin.  1410 
dem  fündlinge  22  d.  umb  2  schüehlin  und  umb  ein 
wegelin.'  Bs.  ,Der  jünger  kesslerknab  ist  ein  füudeli 
gsyn,  ist  erzogen  Zürich  im  Spital.'  UMev.  1540/73. 
,Infansprojecticius,  ein  fündele  oder  fündelkind.'  Fris.; 
Mal.  ,Sie  wollen  das  Fündelin,  welches  uf  der  Staig 
gefunden  worden,  in  den  Spital  ufnehmen.'  Sch  Batspr. 
1617.  Syn.  Fündelkind.  --  Fundier  in  f.:  eine  zur 
Pflege  von  Findelkindern  bestellte  Frau.  Bs  im  XIV, 

Fund   11    s.   Pfund. 

Fiindeiiiü'nt  n.:  1.  Grundlage,  zu  einer  Baute. 
Bildl.  ua-em  F.,  von  Grund  aus,  gründlich,  allg. 
,Ein  Mann,  welcher  alle  landwirtschaftlichen  Arbeiten 
vom  Fundament  versteht.-  Schw  Zeitungsinser.  Haupt- 
sache, das  Vorzüglichste.  Schöns  Linicjs.  das  ist's  F..' 
Die  Baiielerustig  [BaumwoUenzcug]  ist  bald  tertrennt 
Zg  (KCKeiser  1846).  —  2.  vulva  mul.  Xv.  —  sdion 
ahd.  fimdamüitt.     .S.  noch  I'/ulmcnt. 


vundeme  s.  cuii  1. 

er- fundiere":  durch  Nachforschen  tinden  Ndw.  - 
nachhin-  nache-:  nachforschen,  ebd. 

Eine  Yerquicliung  von  deutschem  ßhulelcii  (8p.  S.51I  und 
lat.  fujidus,  Grund. 

g'fundiort:  geschickt,  gewandt  S.  Lieber  e.s  ei'- 
fnchs,  aber  g'fundierts  und  (f schaff erigs  Buremeitschi. 
JSchild.  Es  g'schafferigs,  g'fiauliertnigs  Bürschteli. 
ebd.    —   Von  frz.  fand  i.   S.  v.  geistiger  Begabung. 

Fundus  m.:  Grund.  Ursache  S.  Das  ist  der  F.: 
hier  liegt  der  Hase  im  Pfeffer.  Joach.  1882. 


fünf  füf  bezw.   ßf  Ap  {o');   BO.  (Si.  Ö  nasal.); 
VÜRTE  (UwE.  oi);  FO.  (ü);  Gl  (m^);  Gr;  G  (Stdt  ö't); 

Sch;  S  tw.;  Th;  W,  föijf  Aa;  Bs;  BM.,  U.;  LG.;  S 
tw.;  Z,  moderner  fümf  —  mit  Subst.  unflektiert;  dag. 
absol.  ntr. -«',  allg.,  fem.  -u  FO.:  1.  adj.  Zahlwort. 
B'hüet-mer  Gott  mini  feuf  Sinn,  Das-mi'''  kein  böse'' 
Geist  übenvind,  aus  einem  alten  Gebet  L  (LtiioLF). 
,Nodum  in  scirpo  quaris:  du  machest  ein  ding  schwer, 
das  aber  nit  ist;  suochst  5  füess  an  einem  schaaf,  da 
eben  4  sind.-  Fris.;  vgl.  ,das  fünfte  Päd  am  Wagen.' 
,Fünf  liden!-  1646  als  gotteslästerlicher  Fluch  bestraft. 
EuLi,  Act.;  gemeint  sind  (wie  in  dem  elliptischen  und 
verderbten  Fluche:  ,Getz  [Gottes  d.  i.  Christi]  fünf 
Herrgott!  •  1540.  Absch.)  die  5  Wunden,  welche  Christus 
am  Kreuze  empfleng;  davon  sinnlos  übertragen:  .fünf 
krüz!  f.  kr.  im  himmel!'  ebd.  Mit  weggelassenem 
Subst.:  f-i  g'rad  si"  (gelte"  GTo.)  lä",  es  nicht  genau 
nehmen,  zu  leicht  Glauben  schenken  und  nachgeben, 
allg.  ,Es  ist  zwaren  uns  anerboren,  dass  wir  niemands 
gern  erzürnend,  und  ist  derjenig  gern  lieb  gehalten, 
der  fünfe  kann  grad  syn  lassen.'  16'24,  JBreit.  ,Der 
Urner  Fränzli  betet  fünf  und  sibne  für  einen  zum 
Schaffet  geführten  Mitgefangenen.'  1819,  Mscr.,  mit 
Bez.  auf  die  in  gewissen  Gebeten  genannten  5  Wunden 
Christi  und  die  7  Schmerzen  Maria's ;  vgl.  2  b  8.  Nit 
chönne  Füifi  zele,  dumm  sein  S;  vgl.  drü.  Z'  F-e"  ttsge" 
üwE.,  öS  mache"  L;  Z  (auch  ab-)  1)  beim  Eanisen, 
einem  Kartenspiel,  die  Partie  abkürzen,  indem  jedem 
Mitspieler  statt  7  oder  10  bloss  5  Striche  angekreidet 
werden  L ;  Uw ;  Z.  2)  ein  Geschäft  rasch  und  energisch, 
auch  oberflächlich  abtun  L;  Uw.  Es  gät  z'  f-n  üs, 
man  lässt  5  gerade  sein  L.  Wart,  i'''  butz-d'r  f-i! 
Drohung  Bs,  scheint,  da  das  .Putzen',  Wischen,  beim 
Kartenspiel  Gewinnst  bedeutet,  diesen  Terminus  hin- 
über zu  spielen  auf  die  5  Finger,  mit  denen  eine  Ohr- 
feige erteilt  wird.  -  2.  Subst.  mit  Art.  a)  mask. 
,Die  Fünf',  in  Gl  ehemals  ein  Gericht,  zuerst  1457 
erwähnt,  welches  wenigstens  später  bes.  über  Schuld- 
forderungen zu  entscheiden  hatte;  vgl.  fünfzehn;  nun. 
S.  Fünfer;  fünfen.  —  b)  ntr.,  F-i  1)  die  Zitier  5, 
die  Fünf.  A'me'  Föfi.  zusammengekauert;  er  hät-en 
an  es  F.  [über  den  Haufen]  g'schlage  Gl.  2)  kleiner, 
dreieckiger  Riss  in  einem  Kleidungsstück,  ähnlich 
der  röm.  Fünf  GlH.  Syn.  Driangel.  3)  fünf  Uhr. 
Guet  Nacht  am  F-i  fSechsiJ!  Ausruf  des  Hohnes  über 
das  F^ehlsehlagen  eines  Versuches  Z;  wohl  von  allzu- 
frühem Hereinbrechen  der  Nacht  hergenommen.  ,Mor- 
gen  um  füfi.'  Salat.  4)  das  (zweite)  Vesperbrot 
um  5  Uhr;  z'  F-i  7ie",  und  subst,  d.i  Zf-i  L;  Ndw. 
5)  Fünfer  a)  Fünfcentimesstück  B.  b)  Mass  f.  Flüssig- 
keiten, 5  Deciliter  haltend  .\AStaut.     (I)  Schelte  für 


853 


Faul'    fiiiiC.    Kiuijr    fuiitr 


854 


einen  sehleoliten  (G).  hiisslichen  (B.vn.  bei  Kaiserst.), 
einfiiltiijcn.  bäurischen  (Aa;  Bs;  Gr)  Menschen.  l)u 
scMecUtfi  Fiifi!  G.  Du  fürchip  Fün/i,  fiähist  fast  e 
Sexi,  bei  Kaiserst.  —  7)  lebhaftes  Kind  GkV.  — 
8)  Gebet,  das  aus  5  Vaterunsern  besteht  VOrte;  S. 
i?r.s-  F-i  um  's  atuUr  bete".  Vsjl.  u-o  d'  LeidliU  htm 
Grab  feufi  | sc.  Vaterunser]  'betet  hei»  (Schild)  u.  o.  1. 
Als  Zeitmass;  es  Fiifi  {Feufis  LG.)  hiiiyV,  eine  kurze 
Weile.  Kei"s  Füf  lang  —  so  chunnd-er.  Heng.  183U. 
tm'ne  F.-lang,  im  J'fiff';  i"  minder  als  im  F.-l.  ebd. 
Keis  F.-l.  vergöd,  .50  bringt  si  's  scho".  ebd.  Vgl. 
Vaterunser  Sp.  347. 

Jlbd.  rii/i/;  ahd.  Jun/,  desson  Voc.  iu  W  MA.  und  in 
weiterem  Kreise  für  die  Abi.  -ziij  erhalten  ist.  -  Ausfall 
des  Nasals  nach  Dchunug  des  Voc.  einst  allgemein  alomann. 
(wie  ags.,  alts,,  ndrl.  ßf):  s.  auch  ßifzij.  Zur  Flexion  vgl. 
.die  andern  fiinfi  | der  Schiffe].'  HsSchürpf  1497.  —  2  h  6. 
Das  .schlechte  F.'  bezieht  sich  viell.  zunächst  auf  die  schlecht 
geratene  Ziffer,  welche  ja  zu  den  schwierigsten  gehört  (vgl. 
.lauge  Achte',  ,kr«mme  Neune',  scblcs.  Spottnamen),  und 
der  Begriff  wurde  auf  das  moralische  Gebiet  hinüber  gespielt; 
im  Sinne  der  Tölpelhaftigkeit  ist  es  viell.  verk.  aus  liumi-F. 
(s.  d.)  oder  bezieht  sich  auf  die  zackige,  unförmliche  Gestalt 
der  römischen  Ziffer  (bes.  im  Gebrauch  der  Bauern)  oder 
auf  die  Ungeradheit  der  Zahl  selber. 

Erde"-r-i  n.:  1.  erzdummcr  Bursche  ZStdt.  Vgl. 
fiinf  3  h  6.  —  2.  potz  (oder  du)  F.!  scherzhafter 
Schwur  als  Ausdruck  der  Verwunderung  Z.  —  E.  nur 
in  abstr.  verstärkender  Bed.  s.   Sp.   +36/37. 

Buren  (Pure)-:  1.  die  alte,  aus  der  lat.  Schrift 
herrührende  und  von  den  Bauern  namentlich  für  Rech- 
nung auf  dem  Kerbholz  oder  mit  der  Kreide  bis  in 
unsere  Zeit  beibehaltene  Form  der  Ziffer  5  (V,  A,  Y 
oderO)  Aa;  Ar;  BO.;  L.  , Schreiben  und  Geschriebenes 
lesen  konnten  sie  nicht,  auch  nicht  rechnen;  doch 
machte  der  Grossvater  wackere  Bauernfünfe.'  Gotth. 
,Er  soll  gelehrter  werden  als  die  Bauern,  die  sich  mit 
Bauernfünfe  (Römerzahlen)  behelfen  müssen.'  Joachim. 
Vssieh  [aussehen]  ivie  e  P.  Ap.  Bas  ist  so  grad  tvie-n-e 
Burefnfi,  das  kann  dir  nicht  fehlen.  Sdlg.;  vgl.  linglen. 
—  '2.  auf  den  menschlichen  Körper  übertragen, 
a)  e  P.  mache',  am  Boden  die  Kniee  ein  wenig  ge- 
öffnet halten  Ap.  b)  vulva  BHk.  —  3.  Bauer,  Bäuerin 
mit  dem  Nbbegritl'  des  Tölpelhaften,  bes.  von  Weibs- 
personen vom  Lande,  z.  B.  das  zur  Städterin  gewordene 
I^andmädehen  Aa;  Bs;  BM.;  L;  „Vw;"  Zu;  Z.  Ubh. 
einfältiger  Mensch  Gr. 

Da  P.  i.  S.  der  Ziffer  einen  zurückgebliebenen  Kultur- 
zustand bezeichnet,  so  heftete  sich  der  verächtliche  Neben- 
begriff leicht  an  den  ersten  Teil  des  Comp.,  woraus  Bed.  3 
erwuchs.  In  Zg  u.  Z  will  man  den  Ausdruck  von  der  am 
Kücken  des  Fraiiennüeders  in  AaF.  n.  ZKn.  aufgenähten,  aus 
Bort(.'n  bestehenden   Figur  in  der  Gestalt  V  erklären. 

Stigele"-  =  d.  vor.  1  Aa.  —  Weil  im  Ggs.  zur  arab. 
Ziffer  gleichsam  aus  geraden  Stäben,  Stiijdc,  gebildet. 

Stiere"-  {Stierfüfi  W):  1.  Dummkopf,  unbeson- 
nener Mensch   L;  W.   —  2.  hartnäckiger  Mensch  W. 

fünfen:  1.  unter  den  wegen  ihrer  Kostspieligkeit 
verpönten  Glücksspielen  aufgezählt.  1533,  Egli,  Act. 
Vgl.  queiislen.  —  2.  als  .Fünferherr'  (s.  d.  folg.  4) 
funktionieren.  ,Bass  hinfüro  nit  mce  dann  5  an  das 
fünferamt  gesetzt  [werden]  und  f.  sollen.'  1500,  Bs. 
,So  dick  und  vil  sy  f.,  soll  man  inen  [den  Fünfer- 
herren] ihr  urtelgelt  usrichten.'  ebd.  —  3.  das  Urteil 
des  Fünfergerichtes  ansprechen,  an  dieses  ge- 
langen.    .So   jemand    mit   dem    anderen    fnnfet.    dass 


dann  derjen''-'''.  so  die  füuferurtcl  verlüret,  dem  ob- 
ligenden  teil  synen  kosten  abtragen  soll.'  ebd. 

Fünfer  Fäfer,  Föifer  m. :  1.  die  röm.  Fünf,  als 
Nidsi''''-  oder  Obsi''''-F.  (mit  abwärts  oder  aufwärts 
geöffneten  Schenkeln)  auf  Flössholz  eingehauen  Schw 
Muo.  —  2.  „Krümmung  Scnw;  Zg."    Vgl.  fünf  1.  — 

3.  Münze,  welche  5  Einheiten  wert  ist,  jetzt  ein 
Fünfcentimesstück.  I  gib-d'r  en  F.,  icenn  d'  mit-m'r 
chunnst.  Fünfliellerstück  XV.,  XVI.  Im  J.  1488  wurde 
beschlossen,  da  zu  viel  F.  vorhanden  seien,  dieselben 
abzuschätzen  und  keine  mehr  zu  schlagen.  Absch.  — 

4.  Mitglied  einer  aus  Fünfen  bestehenden  Behörde, 
in  BsStdt  (bis  zur  Umwälzung)  eines  Baugerichts,  das 
schon  vor  1500  missbräuchlich  mit  7  Mann  besetzt 
war.  —  Buren-:  spöttische  Benennung  des  Land- 
volkes S  1814.  -  Sack-;  Trinkgeld,  das  der  Müller 
dem  Bäckergesellen  für  das  Abladen  der  Mchlsäcke 
entrichtet.     In  Z   1881  abgeschafft. 

fünferen  f ufere  (fi-,  foi-):  Zickzacklinien  be- 
schreiben, bes.  vom  Gange  des  Betrunkenen  Schw; 
Uw.  Vgl.  einundswänzg ;  Süseich;  it.  far  l'arma  Vis- 
conti, da  diese  eine  Schlange  im  Wappen  haben.  Urne-, 
umherstreichen.  Er  ist  no'''  hing  rerusse  ume  y'füferet, 
ob  er  i"  's  Hüs  ine  cho*  ist.  —  G'füferet,  geschlängelt, 
ziekzackförmig  Schw. 

fünferlen  filferle:  1.  =  d.  vor.  (G).  —  2.  sich  ver- 
geblich um  Jmdes  Gunst  bewerben.  Du  ];a"''st-m'r 
f.  flris  's  Seclisi  scMdd,  bis  am  Morge"  um  se.ci)  Gr;  G. 
Me'  n-ird-d'r  f.! 

2  meint  viell.  ,in  Schlangeuwindungcn  um  Einen  herum- 
gehen' ;  oder  , beten  für  ihn'  (vgl. ./""/  -'  ''  'S),  wie  die  Bettler 
tun;  oder  zur  Frühmesse  läuten. 

Fünfing  Foifig  f.:  Spielkarte,  welche  5  zählt, 
z.  B.  d'  Schellefoifig  UwE. 

fünft,  -ist:  fünft.  —  Zu  der  zweifiiclien  Sopcrlativ- 
bildung  vgl.  acht. 

fünfzig  füfzig  BHk.,  fufzfijg  BsStdt,  fäfzg 
Aa;  B;  VOrte;  F  \ö);  Gl;  G;  S;  Z,  fufzg  Sch  u. 
angrenz.  Z. 

Betr.  n  und  u  s.  d.  Anm.  zum  einfachen  Zahhv.  Kürzung 
des  Voc.  hält  Schritt  mit  der  Abschwächung  des  zweiten 
Teiles  der  urspr.   Zss.    —   Flexion  wie  bei  ßinf. 

ein-und-  einefüfzg:  in  RAA.  1.  Da  hast  iez  de" 
Dreck  und  's  E-i!  da  hast  du  das  (selbtstverschuldete) 
Mis.sgeschick  in  der  ärgsten  Gestalt,  da  hast  du  nun 
die  Bescheerung  Z.  —  2.  E-i  mache",  hinken  Z. 

1.  Drectc,  Kot,  bed.  schon  an  sich  schlimme  Bescheerung; 
die  Zugabe  '«  E.  scheint  den  Ausdrücken  der  Gewinn  brin- 
genden Zahl  beim  Kartenspiel  nachgebildet  zu  sein;  vgl.  eii\- 
und-drimitj,  -zwamiij.  Dass  die  urspr.  Bed.  nicht  inelir  l)ewusst 
und  der  Zehner  weniger  bedeutsam  ist  als  der  Kincr,  zeigen 
die  Varianten.  —  2.  =ßir  cinquaiituno  in  der  Sprache  von 
Neapel  und  Sizilien,  von  wo  der  Ausdruck  viell.  direkte 
(durch  Söldner)  zu  uns  kam.  Der  Ausdruck  will  wohl  nuj- 
etwas  Ungerades  l)ezeichuen. 


Fang — fung.     Vgl.  auch  die  Gruppen  J'uml  usw.;    Famitj  usw. 

Fang  ni.:    1.  Beute.  Er  hed  en  guete  F.  g'machl. 

2.  der  Todcsstoss,  urspr.  von  der  Jagd,  dann 
auch  von  Menschen.  .Den  F.  geben-,  den  Garaus 
machen:  einen  empfindlichen  Stoss  versetzen  (i'hys. 
und  moral.).  Sulger.  ,Nit  nur  das  ist  blutgelt,  das 
einer  nimpt  und  einem  andern  ilen  f.  gibt   |d.  h.  ihn 


8B5 


Fang,  f'ensr.  fing-,  fimg.  fiiiiff 


S5(; 


umbriugt].'  FWyss  1650.  Syn.  Herz-,  JJe-F.  —  3.  „die 
geronnene  Milchiiiasse  im  Alpkessel  od.  der  käsichte 
Teil  der  geronnenen  Milch,  die  sieh  oben  auf  setzt 
BO.";  L.  Syn.  Fangele,  Fisch,  Dickete,  Buldere, 
Schhickete.  Vgl.  fahen,  gerinnen.  —  4.  eingefriedigtes 
Land  B;  L.  Syn.  In-fang,  Bl-fang.  ,Es  .syge  in 
Matten,  Fängen,  Weidencn  oder  Bergen.'  1652,  BSa. 
Daher  häufiger  ürtsn.  in  FO.,  VOrten.  —  5.  s'  erst 
Fangs,  zuerst  einmal  B.  --  lu  .j  bat  eine  Anlehuiing  des 
Adv.  tmfani/em  (Sp.  71'J)  an   das  Subst.   Statt  gefunden. 

Über-Fang:  Übergrift'  auf  fremden  Grundbesitz. 
,Dass  die  burger  umb  unser  rechtunge,  die  wir  haben. 
Stangen  und  überveuge,  mit  uns  lieblichen  virrichtet 
hant.'  1290,  Segess.  RG.  I  81.  ,Hat  zu  richten  über 
alle  frevlen  us.sgenommen  umb  übergriff  und  über- 
fang.' Offn.  Mühlehorn.  —  An-  .4-:  wie  nhd.  Aller 
A.  ist  Hecht.  Ineichen.  Bösen  A.  hätl  selte  gvet  End. 
Wie  der  A.,  so  das  End.  ebd.  Alles  was  en  A.  nimmt, 
nimmt  aw''  en  End.  Sclgek.  Kei  A.,  keis  End,  was 
keinen  A.  hat,  hat  auch  kein  E.  Schild.  Gen.  adv. 
von  Raum  u.  Zeit:  Afangs  im  Wald,  Afanys  Nacht. 
BWvss.  ,Anfangs  ihres  Ehestands.'  JMvll.  1661.  In 
der  Rechtssjir.  die  Veranlassung  eines  Streites:  ,So 
zwen  mit  einander  frevlent.  welcher  dann  den  a.  tan 
liat . . .'  ÜFFN.  Helfersw.  .Wo  zwen  einandren  schlue- 
gen,  so  ist  es  dem  angfcnger  [,.\nfänger.'  1751]  zechen 
Schillig  Buos.s;  und  so  Einer  des  Anfangs  [.Anschlags.' 
1751]  wellte  lougnen,  so  niuos  er  sölchs  mit  dem  Eid 
erhalten,  das  er  unschuldig  mit  dem  Angriff.'  160.5/1751, 
ScHwG.  —  In-:  1.  Einhegung.  Es  Heime'  in  Hm  I., 
rings  abgeschlossen,  in  sich  zshangend,  an  einem 
Stücke  Z.  —  2.  wolil  eingehegtes  Stück  Land,  Wiese, 
Weinberg  Gr;  GW.;  Si'HSt. ;  zu  Sonderbenutzung  aus- 
geschiedenes Stück  Allmend  Z.  , Einfang,  verzäunt 
Gut,  conseptuni.'  Denzl.  Früher  bes.  ein  gegen  die 
Weide  eingefriedigtes  Stück  Land  auf  dem  Brachfeld 
oder  im  Wald.  .Ein  infang  uf  der  brach.'  Offn. 
Neftenb.  .Das  nieman  keinen  i.  noch  keinen  ruchen 
wald  mag  inne  hau.'  Hofh.  Einsid.  .Niemand  soll  dem 
andren  in  sinen  bomgärton  und  infengen,  die  einer 
selbs  unibzünt  und  befridet,  hüeten  noch  weiden  [son- 
dern jeder  soll  das  selbst  tun].'  Elrg.  Herrsch.-R. 
15.35.  Häufig  als  Fluni.  Z  z.  B.  Afloltern  (zw.  Strasse, 
Bach  und  Fussweg);  If'ängi  f.,  Name  einer  Alp  und 
eines  Landgütchens  UwE.  Syn.  Bann.  —  3.  Umfang 
des  Gebietes  einer  Stadt,  eines  Klosters.  Syn.  Bl-F. 
.Dass  das  Gottshus  blyben  solle  by  dem  y.,  wie  sy  das 
bishar  besessen  band.'  1525.  Adsi'H.  ,[Das  Schloss]  hat 
in  seinem  Einfang  zwo  Festungen  gehept.'  Wurstis. 
,Vor  y.  der  Statt  gelegen.'  RCvs.  ,ln  dem  y.  des  ge- 
dachten Clusters.'  ebd.  .Der  Hinterliof,  dessen  Ein- 
fang an  Wiesen  und  Waldung  gegen  40  Jucharten 
beträgt.'  DHess  1818.  ,Den  weitläufigen  E.,  der  mit 
mancherlei  Gebäuden  und  Gärten  besetzt  ist.'   ebd. 

Under-,  nur  dim.  -Fängli:  ein  kleines  Gebinde 
von  Garn,  etwa  2  Spulen  voll.  Sulger. 

Von  ,underfangen',  d.  b.  in  der  Mitte  (mit  dem  .Under- 
rilttel')  unterbinden.      Syn.    Unikrlmul. 

Ent-  Epfang.  Jn  E.  ne  (ge):  1.  ein  Grundstück: 
zu  Lehen,  in  Pacht  nehmen  (geben)  Ai>;  G.  Syn. 
Bestand.  —  2.  das  Kind  von  einer  Gebärenden,  diese 
entbinden  (von  der  Hebamme)  Ap.  --  Vogel-:  die 
Vogeljagd,  resp.  das  Recht  auf  dieselbe  in  einem  be- 
.stimmton  Gebiet.    .Wir  |das  Kloster  Wettingen  |  liaben 


auch   in  diesem  Umbkreis  V.  zu  besetzen,   entsetzen, 
zwingen  und  pannen.'  XV.,  Opfn,  Schlieren. 

Für-:  Pfand  (, Tröstung'),  welches  der  Kläger  zu 
hinterlegen  hatte.  Osenbr.,  Stud. 

Mbd.  Bescblagnabnie  eines  gestohlenen  Hutes  und  die 
dafür  dem  Richter  zu  zahlende  (Tcbühr. 

Fernen-:  Forellenfang  und  die  bestimmte  Zeit 
desselben.  ,Ein  vogt  in  Gryfensee  mag  zu  herbst  jär- 
lichen  im  f.  14  tag  hären  [Netze]  in  den  bach  setzen.' 
Weist.  —  Ge-:  Umfang.  ,Dass  alles  in  den  g.  bei 
5000  schritten  halte.'  RCys.  Yg\.  Infang 3.  -  Gegen-: 
eine  Gefangennehmung  od.  gefangene  Person,  die  man 
einer  von  der  Gegenpartei  entgegenhalten  kann  zur  Aus- 
gleichung, zum  Austausch.  1524,  Absch.  —  Guggeli-: 
(vom  Gesetz  verpönter)  Fischfang  mit  Anwendung  von 
Kockelskörnern  Uw.  —  Geld-:  Geldgewinn.  , Dieses 
Geltfangs,  als  einer  begangenen  Simonei,  soll  der 
Kaiser  grossen  Reuen  empfangen  haben.-  Wurstis. 
1765.  —  Hürling-:  Fang  der  .Heuerlinge',  jungen 
Fische.  Derselbe  ist  in  der  Z  Fischerordn.  v.  1757/79 
beschränkt.  —  Herz-:  Todesstoss.  Syn.  Fang  2  und 
Te-F.  .Gebet  denen  täglich  überhand  nehmenden 
Gräueln  und  Lasteren  einmal  den  H.  und  Todesstich.' 
SLupicH.  1728.  —  Kugele"-:  Wall,  der  beim  Probe- 
schiessen mit  Kanonen  die  Kugeln  auffängt  Bs,  auch 
-Fänger.  —  Nasen-:  der  Fang  der  .Nasen'  genannten 
Fische.  1535,  Absch.  An  Sonn-  und  Festtagen  war 
das  Fischen,  ausgenommen  Lachs-  und  Xasenfang. 
verboten.  Fischerordn.  am  Rhein  1652. 

Bi-  AaZcL;  BsLd;  B;  L;  S,  Bi-  AALeer.;  BE.; 
GlK.,  Bc-  G  oT.,  Bcfig  Ap,  Büfig  BG.  —  PI.  Bifäng 
S:  1.  „Einzäunung.  , Ein  Bauerngut,  Hof  in  cmh  S.', 
an  einem  Stück  oTh;  Syn.  Infang.  Bes.  die  Umzäu- 
nung eines  auf  einem  Brachfeld  angepflanzten  Ackers, 
zum  Schutze  gegen  das  von  Andern  auf  die  Weide 
getriebene  Vieh."  Einschliessung  des  besten  Matt- 
landes BsLd.  ,Diser  acher  treit  allweg  [irmuer]  die 
hurd  [Zaun]  und  den  weg,  wann  byfang  vor  dem  hard 
ist.'  1449,  ZWied.  —  2.  „ein  von  Furchen  oder  Zaun 
umgebenes,  mit  Bäumen  besetztes,  niei.st  als  Wiese  be- 
nutztes Stück  Land;  in  die  Allmende  hineinragender 
Acker"  AaZcü;  BsLd;  B;  L.  ,Disseptum  prope  do- 
mum.'  Id.  B.  Ein  von  der  Geineinweide  nach  obrig- 
keitlicher Erlaubniss  abgezäuntes  Stück  Land  (Bs, 
Spreng),  eingezäunte  Wiese  in  Bergweiden  (.-^p).  einem 
grössern  Landgut  angeschlossenes  Gütchen  (BG.),  mit 
Dünger  belegtes  Stück  Graswuchs,  im  Ggs.  zu  .Weid', 
eingehegt  (während  ,Wunn'  ein  offenes  bezeichnet) 
Ap;  G.  Abweichend  von  der  gewöhnlichen  Bed.:  Das 
Bürstli  [Bürschchen]  chönnt  z'  Weid  fare  uf  die  grosse 
u-ite  Bifäng.  Joach.  ,Wer  den  bifang  [den  in  die  All- 
mende hereinragenden  Acker]  inn  hat,  soll  och  den 
frid  [die  Umfriedigung  desselben]  machen.'  Offn.  Ellik. 
.Dieselbigen  höf  band  3  bifäng.'  Offn.  Wetting.  .Dass 
uf  dem  b.  by  dem  kruz  vor  unser  stadt  [Meilingen] 
ein  jährlicher  zins  hafte.'  1486.  ,Zu  verkaufen:  ein 
1  '/ä  Jucharten  starker  ßeifang  mit  vielen  Nuss-  und 
andern  fruchtbaren  Obsbäunicn  angefüllt.'  BsStdt  1732. 
,Ein  B.  von  Reb-  und  Feldwerk  über  2  Jucharten 
gross.'  ebd.  Noch  vielfach  als  Eigenn.:  Bifang  Aa; 
bei  Klein-Bs;  Gl;  eine  Matte  am  Tobelbach  ScHW;  Z 
Niederurdorf;  ,im  Beifang-  [jetzt  Bi'fang]  GArbon  1589; 
Büfig  LE.;  im  Befang,  Weiler  bei  ApTrogen,  am  Berg 
gelegen:  Bifig  LHergisvv.;  Biffiger,  Geschlechtsn.  W. 


S57 


Fans^.  tVii!?.  fiiia:.  foiig',  Cmva: 


858 


—  .').  Um  lang.  8jn.  In  fang  o.  .Reben,  ackern,  mat- 
ten, die  ligcnt  in  der  gebiete,  begriffen,  bifengen, 
kreisen,  geriohten  und  zuogehörungen  des  closters.' 
1400,  Bs  Rq.  ,Und  rust  .sich  ze  buwen  das  gross 
gasthus  [zu  Rorschach]  und  den  bifang  beider  muren, 
die  tor  hend  und  an  den  see  gond.'  V'ad.  Der  B.  der 
.Johanniter    in    B.sStdt    war    ein    ummauerter   Bezirk. 

-  4.  üefangennohmung;  Gefangenschaft;  vgl.  bi- 
fangen.  ,An  Geld  oder  mit  Beifang  gestraft.'  1548, 
Absch.  .Was  si  [die  Täufer]  in  bifangen  oder  fry 
verheissen,   habend  si  nie  gehalten.'    15'28,  Eüli,  Act. 

—  5.  „Neben zahn  Th." 

Mlui.  bimnv  [i  betont,  alipr  kurzV)  in  Bed.  1,  '2.  3.  Si-hon 
ahd.  neben  Infawj  aiioh  bef.  und  noch  Frisch  und  Henisch 
liaben  diesen  Laut  neben  i.  Das  verbale  Präfix  kann  .jenes 
/./■-  nicht  sein,  eben  weil  es  betont  ist,  wohl  aber  eine  ältere 
kurzvücalisclie  Gestalt  der  Präp.,  wie  in  neben  in.  Kurzes 
betontes  i  konnte  in  einzelnen  Fällen  und  MAA.  (bes.  Apl  e 
werden,  wie  unigek.  unbetontes  c  in  Endunsen  i  geworden  ist. 
Die  Verkürzung  -firj  ist  Folge  der  Betonung  des  Präf.  (vgl.  -tu) 
aus  -taij).  In  Büfig  ii  statt  i  durch  Einfluss  des  folgenden/.  — 
4.  .Bifangen'  15'3S  könnte  auch  Inf.  sein.  —  ö  wahrsch.  i.  S. 
V.  Btziin.  Xebenschoss  an  der  Rebe,  und  mit  diesem  vermengt. 

bi-fangen  (schw.  Vb.):  1.  a)  „einen  auf  einem 
Brachfeld  liegenden  Acker  zum  Schutze  vor  weidendem 
Vieh  einzäunen  AaF.;  Z.*-  b)  das  von  der  Hauptzeig 
und  dem  Zeigenrecht  durch  Umzäunung  abgesonderte 
Land  mit  Sommerfrüchten  bepflanzen  Z.  Von  Bi- 
fang 1.  ,2.  —  2.  einschränken  überh.  .Damit  das 
kloster.  abt  und  münch  byfanget,  yngenommen  und 
in  abgang  gericht  werd.'  1529,  Absch.  ,Wie  Gott  die 
gwaltig  macht  der  statt  Rom  beifanget  und  genidert 
hat.'  Vad.  —  3.  gefangen  nehmen,  verhaften.  .Ze 
fahenne  und  ze  by fangen ne,  swele  [Alle,  welche]  buoss- 
wirdig  sind.'  Stadtr.  Diessenh.  1400.  ,Es  sie  uf  den 
gas.sen  oder  in  hüscrn,  da  sy  denn  byfanget  oder  be- 
gritt'en  mögent  werden.'  1420.  ßs  Rq.  .Wäre  aber  das 
ein  solicher  von  unser  statt  entwiche,  dass  er  nit 
bivanget  wurde,  nach  dem  soll  man  stellen.'  1450, 
Bs  Rq.  ,Uf  das  [nachdem]  vil  todsiegen  bescheen 
[geschehen]  und  die  täter  ungebyfangt  hinkommen 
sind.'  1494,  ebd.  ,So  einer  angenommen  und  byfanget 
wurd.'  1529,  Absch.  ,Fengklich  angenommen  und  zum 
rechten  byfanget  werden.'  1530,  Absch.  ,Und  die 
frombiien  i)ersonen  soll  man  b.  und  in  gewarsamy 
nemmen,  damit  die  besserungen  [Bussen]  bezalt  wer- 
den.' 1557,  Bs  Rq.  .Der  künig  Hess  ihn  b.  [.gefangen 
setzen.'  1070]  und  fragen,  do  bekannt  er  das  mord.' 
LLav.  1509.  .Eingezogen,  gebeifengt  und  so  lang  ent- 
halten werden,  bis  er  gehorsam  würdet.'  159Ö,  Bs  Rq. 
, Beifangen,  capere.'  Dknzl.  1677;  1710.  ,Dass  der 
Fallit  sollte  beigefengt  und  abgestraft  werden.'  1789, 
Bs  Rq.  —  4.  von  Etwas  gewalttätig  Besitz  ergreifen. 
,Dass  die  puren  dem  vogt  das  syn,  by  300  fi.  wert, 
im  schloss  bifangotend.'  Vad. 

Neben  dem  schwachen  .bifangen'  auch  starkes  ,bifahen', 
,[Die  Verschwornen  waren  entschlossen,]  so  einer  |der  Ihrigen | 
bygefangen  wurde,  .alsbald  zu  dem  Vogt  zu  gryfeu.'  I(i4ß. 
Z  Verhürakt.  ,Die  KedlifUhrer  byfahn  und  gefänglich  allhor 
bringen.'  1646,  Z  Ratserk.  .Lasterhafte  leut  beifahen,  in 
getanknus  werfen.'  FWyss  1650.  —  .Bifengen'  ist  mit  regel- 
uiässigoni  Umlaut  chenf.  von  .Hifaug'  gebildet.  Zum  starken 
Vb.   vgl.   mbd.  herähan,   umfangen;  einfassen. 

Streu-Fang:  Sumpfstrecke  auf  den  Alpen,  welche 
erst  im  Herbst  abgemäht  wird  und  die  Streue  für  den 
Winter  ergibt.  Sciiatzmann. 


De-  BsStdt;  „L;  Sch;  Zir'  It  St.'';  ZLd.  Te-  ZStdt, 
Ti-  Z  (Oberst  Wolf):  1.  Gnadenstoss,  Todesstoss, 
(jaraus,  der  letzte  vernichtende  Schlag  in  phys.  und 
moral.  S.  Einem  (no''')  de'  D.  ge".  ,Die  Dernokraten- 
führer  hätten  uns  niemals  den  D.  geben  können.' 
KLocHEK  1869.  Das  hää-em  no  de'  T.  g'ge',  ihn  voll- 
ends ruiniert.  Lt  Spreng  eig.  der  öeuickfang.  welchen 
man  dem  Gewilde  versetzt.  —  2.  Reissaus;  de"  B. 
ne'  ZRüml.,  Zoll. 

'2  beruht  auf  Verniengung  mit  Deioang  (s.  Dew-),  aus  frz. 
ilevttnt.  Letztere  Ableitung  würde  auch  für  1  1.  S.  v.  Stoss 
von  vorn,  mit  dem  man  dem  zum  Stehen  gebrachten  Tiere 
den  Garaus  (s.  Herzfanrj)  macht,  im  Gogs.  zu  den  dem  flie- 
lienden  Tiere  beigebrachten  Verwundungen,  treulich  passen, 
allein  franz.  so  wenig  als  deutsche  Jägerspr.  bedient  sich 
dieser  Bezeichnung.  Vielmehr  sind  ,abfangen'  (vgl.  .Hirsch- 
fänger'), ,Faug.  Genick-F.'  die  technischen  deutschen  Aus- 
drücke. Der  1.  Teil  unseres  Comp,  scheint  verderbt  oder 
bewahrt  uraltes  Sprachgut.  entw.  Die,  Vieh  aus  mhd.  dicch, 
.Schenke!  (vgl.  , Demut'  ans  diemuot),  oder  ahd.  tfeican  (engl. 
die),  sterben.  Syn.  zu  1  Gut;  Rest;  ToUtich;  Bodenuli»!» : 
■/Ki/strcirli  :   Tiitaeli :    Treff. 

Wild-:  1.  Jagd.  .Die  brief  wysent,  dass  der  w. 
des  gottshus  eigen  i.st  und  der  apt  mag  jagen  nach 
seinem  willen.'  UwE.  1599.  ,Der  W.  soll,  damit  der 
Fasel  [Nachwuchs]  erhalten  werde,  länger  nit  als  von 
Bartholomei  bis  zum  neüwen  Jahrstag  währen.'  Z 
Mand.  1649.  ,üer  W.,  das  Jagen  und  Fangen  des 
Gewilds  und  Federwildpräts.'  Z  1757.  —  2.  gefangenes 
Wild,  Jagdbeute.  .Im  wald  luog  umb  dich,  sorg,  hab 
acht,  ob  du  ein  w.  sßhi.st  ston,  in  hölzern,  feldern 
umbhergon:  verstäub  es  nit!'  Ruef  1550,  wo  in  der 
Wiederholung  des  Auftrages  statt  ,w.'  gesagt  ist  ,reech 
[Reh]'.  Bes.  Falken,  Habichte,  die  in  wildem  Zu- 
.stande  gefangen  werden.  .Habicht,  nistling  genennt, 
und  auch  die  wildfeng  magst  du  also  neeren.'  Vogklb. 
1557.  ,lch  hab  etwa  einen  w.  [von  Krummschnabel  | 
gefangen  [der  sofort  zutraulieh  war].'  ebd.  —  3.  wild 
gewachsener,  .junger  Fruchthaum,  Wildling,  der 
dann  versetzt  und  veredelt  wird  Aa;  Bs;  B;  Z.  .Plan- 
tarium,  une  bastardiere.  ein  ort.  da  man  die  Wild- 
fäng  oder  wilden  Stämmen  zusammensetzet,  damit  sie 
nachwärts  gezweiget  werden.'  Rhag.  1039.  , Semina, 
Wildfang  oder  Pfianzstöek,  Sauvageaux.'  ebd.  .Für 
4  Dotzen  Öpfel-  und  Birren-wildfäng  1  ti.  11  btz.' 
Schloss  RuEn  1728.  ,Ein  Baumgarten,  in  dem  Nichts 
als  Wildfänge  anzutreffen.'  JUlr.  1733.  —  jMlid.  n-di- 
l'ttnij,   .Jagdbezirk,  .lagdrccht. 

Wind-  .Windfandt':  Mantel.  Gungenb.,  Bettler- 
orden. --  Ein  frühes  Beispiel  von  der  Verweciislung  von 
nij  und   nd. 

zit-:  zeitig,  erwachsen.  ,Ein  Stier,  der  zitvang 
[zweijährig]  ist.'  XIIL/XIV.,  Gfrd.   —   Mhd.  ;irmiiyc. 

Kar-Fangel  m.:  1.  (A/nr/ajiW  Zllln.)  „Rostim 
Getreide  .\a;  'A.-  —  2.  (7v7(c/(i»//("  PI.  Bs)  Schimmel, 
schwarze  oder  graue  Flecken  in  verlegener  Wäsclu' 
Bs;  Z.  Syn.  Kastennmuen.  -  3.  Stellen  in  der  Garn- 
strähne, im  Fadenknäuel.  wo  der  Faden  sieli  spi- 
ralisch aufgedreht  (Z).  sich  zu  Knoten  verwickelt  hat 
(Srn).  Syn.  Krangeh  —  g'karfange"  k^■,  Bs;  ZRfz 
(neben  -el).  -fangcch,  -fanech  ZGlattf..  -fanglig  Seil 
(neben  -let);  Z,  -fauktig  AABb.,  Kais.:  1.  von  Getreide 
und  Schotenfrüchten,  krank,  indem  sie  kurz  vor  der 
Heife  schwarz  werden  und  verschrumpfen  Aa;  Bs. 
,l>ie  Schwarzilornheeken  halten  Luft,  liegen  und  Tau 


85Ö 


Kang.  feiitf.  tinjr.  fmis.  i'm\ii 


860 


al),  .Uuuiu  ist  auch  die  Frucht  [Getreide]  um  solche 
Zäune  schlecht  und  meistens  cartanglicht  (rostig).'  Z 
Naturf.  1764.  —  2.  von  Zeug,  Garn,  Holz,  Stroh- 
halmen, Samen  udgl.,  schiramlicht,  mit  Moderflecken 
behaftet,  stockfleckig  Aa;  Bs;  Sch;  Z.  Syn.  angelaufen; 
yemäuclmj ;  versport;  verstickt.  —  ?>.  von  Fleisch,  von 
der  Fäulniss  angegritten,  übelriechend  ZN.  —  kar- 
fangle":  1.  schimmlicht  werden,  anlaufen  Z.  — 
2.  „sich  verwirren,  von  Garn  udgl.  ScH;  Z." 

Da  die  Bed.  1  des  Subst.,  an  welche  2  (auch  Bed.  3  des 
Adj.)  sich  leicht  anschliesst,  sonst  auf  das  W.  ,Karfunkel' 
fällt  (s.  Gr.  WB.  .5,  212),  so  ist  nicht  zu  zweifeln,  dass  wir 
es  hier  mit  einer  blossen  Nbf.  des  letztern  zu  tun  haben, 
welche  sich  auf  Schweiz.  Boden  durch  die  blosse  .\blautsform 
KarfinJtd,  y'kurfanktiij  (dies  aus  der  Particijiialf.  g'/.ar/ntd-ei 
abgeleitet  und  syuc.  wie  imrktiy  ans  uilid.  nm-kci]  hindurch 
(vgl.  rahd. /«/lÄe  neben /MiiAc)  der  .\nlehnung  an  den  Begriff 
.fangen'  zu  lieb  herausgebildet  hat  (s.  das  Particiiiial-Adj. 
g'karfanijen).  Bed.  3  des  Snbstautivs  erklärt  sich  aus  laut- 
licher und  begrifflicher  Borühruug  mit  dem    Worte  Kranijd. 

—  Dem  Adj.,  bzw.  Ptc,  in  Z  auf  der  1.  Silbe,  also  als  wirk- 
liches Comp.,  in  Aa;  Bs  auf  2.  Silbe  betont  (als  ob  hur 
blosses  Präf.  wäre),  gebührt  die  aus  y'c/t  oder  y'k  hervor- 
gehende Affrikata,  welche  von  hier  aus  oder  als  Merkmal 
eines  Lehnw.  tw.  auch   im  Subst.  und  Tb.  gesprochen  wird. 

Fangele,  Pfangola,  Pfangüa  f.,  Fangeli 
(dimin.V)  =  Fang  3  W.  fange(s)    s.  aii-fahend 

Sp.  TIS.  fangen  s.  fahen. 

Fanger:  Geschlechtsn.  UwE. 

Vielleicht  verk.  aus  dem  gleichbed.  Imfanger,  ebd.. 
welches,  wahrsch.  von  In/amj  abgeleitet,  den  Besitzer  eines 
solchen   Grundstückes   bezeichnet. 

Hunds-:    Hundefänger  Z.     Syn.  -Fauker. 

Mond-:  Spottn.  auf  die  Einwohner  einer  gewissen 
Z  Gemeinde,  von  denen  die  bösen  Zungen  der  Nach- 
barn, neben  andern  Proben  von  Einfalt,  erzählen,  sie 
haben  einmal  den  Mond  in  Gestalt  seines  Spiegel- 
bildes auf  einem  Wasserzüber  fangen  wollen. 

In  einer  andern  Gemeinde  sprangen  die  Leute  in  eine 
.lauchegrnbe.  weil  sie  den  sich  dort  spiegelnden  Mond  für 
einen  Käse  hielten.     Tgl.  noch  JirätUntupfcr. 

Schär-  Z,  Schäreföher  GRHe.:  Maulvvurfstänger. 
An  vielen  Orten  noch  ein  besoldetes  Aint!  Syn.  Schär- 
muser. 

langete  CF.mache'J  ZSth.,  Fangetse,  Fangis, 
Fangisse.  Fäng(er)lis  =  Fahens  Sp.  723. 

an -fangig  s.  an- fallend  Sp.  718. 

Sand- F angle  f.:  eine  Art  kleines  Wuhr,  hinter 
welchem  sich  Sand  anschwemmt  U. 

Pangniss,  -nuss,  -nust  f.:  Gefangennehmung, 
-schalt;  Gefängniss.  ,Mit  brande,  mit  roube,  ald  nut 
vanknust.'  1291,  Gfr.  ,Mit  vangnüst.'  1.S04,  Z  EBr. 
,Unibe  die  vangnüst  (gevangnust),  in  der  ich  ze  Roten- 
burg was.-  1307,  Gfr.  ,In  fangniss.-  1349,  ebd.  ,Er 
nam  mich  in  vanknuss.'  1428,  Arch.  Baden.  ,Hat  mich 
US  T.  gelassen.'  ebd.  .St  Peters  tag  der  vanknuss 
[1.  August].'  1491,  Z  Urk.  ,Er  i.st  der  fenknus  er- 
lassen.' 1535,  Sch  Ratsprot.  ,Sölich  person  in  die  fenk- 
nus ze  leggen  und  die  f.  liggen  [so!],  so  lang  bis  dass 
.sy  ir  gelten  [Schulden]  entrichten.'  Z  Gerichtsb.  1553. 
,Die  gfangncn  widerum  in  die  venknuss  keren.'  Vad. 

—  Ge-  Gfängnuss  Uw,  Gfänknuss.  Stütz  —  f.,  mo- 
derner n.:  1.  =  dem  vor.  ,Wäre  dass  kein  angriff 
ufstunde  von  totslegen,  von  gefangnust,  von  brande 
oder  von  roube.'  1350,  Absch.    ,Uss  der  gefängknuss.' 


Bossii.-GüLDSi'HM.  -  2.  rechtliche  Verfangenschaft. 
.\ngehörigkeit,  Anspruch'?  .Ich  han  es  gevertiget  und 
mich  erzigen  mines  lybdinges,  gevangnusse  und  alles 
rechtes,  so  ich  darzuo  hatte.'  1305,  L  Fertigungsbrief 
einer  Ehefrau.  —  Mhi.  fancnÜHc,  -niw«e,  -nu«;  -iiüst,  -nust 
(Letztere  verk.  aus  'fancmusedc) ;  yefanc-,  gefenc-. 

Ent-,  Empf-:  Empfängniss.  ,Ich  will  deine 
schmerzen  und  empfanknuss  vil  machen.'  1548/60,  Bib. 

Kar-Fängel  s.  Kerbel. 

an- fangen  (schw.):  1.  =  an  fahen,  intr.,  frans,  u. 
refl.  ,Die  Evangelisten  sollend  wol  gelert  syn  und 
nit  nüwlich  angefengt  [nicht  Neulinge].'  Zwingli.  ,Den 
augefengten  krieg  erlich  uszuoüeben.'  1527,  Absoh.  ,Es 
ist  des  Keisers  pratik.  dass  diss  spil  des  ends  ange- 
fengt werden  soll.'  1530,  Absch.  ,A1s  sich  die  tag- 
leistungen  zuo  Bremgarten  angefengt.'  1531.  ebd.  ,In 
anfang  hat  es  vil  ein  andere  gstalt  umb  die  klöster 
gehept;  dann  sy  nit  der  g.stalt  angfängt,  wurdend,  wie 
sy  yetzund  stond.'  HBull.  1531.  .Will  uns  bedunken, 
dass  der  kardinal  von  Sitten  sölichs  zuo  habe  wellen 
rüsten;  denn  es  was  wol  angefengt  mit  dem  hotten 
von  Wallis.'  1521,  Strickl.  ,Uie  wyl  aber  sollich 
treffenlich  gross  werk  angefengt  sollt  werden.'  Kessl. 
—  2.  in  e.  S. :  ,das  Recht  anfengen'.  eine  Sache  vor 
Gericht  bringen,  einen  Rechtsanspruch  erheben.  ,Von 
angefengtera  rechten  steen  [abstehu].'  1521,  Absch. 
,An  unserm  angef.  r.  verhindern.'  ebd.  ,Wo  aber  die 
sach  rechtlich  angefengt  und  fürgetragen  wurd.'  1523, 
ebd.  ,Das  recht  a.'  1525,  ebd.  —  .3.  äfävggu  W, 
äpfängge  U:  (ein  Licht)  anzünden.     Syn.  ent- f. 

in-:  einfassen,  eine  Stadt  mit  einer  Mauer.  ,St  Jo- 
hans  Vorstadt,  so  damals  mit  der  äussern  Mauren  und 
Graben  noch  nicht  eingefengt  war.'  Wurtsis.  1580, 
=  , eingefangen.'  1765. 

ent-  epfäye,  an-epf.:  anzünden,  ein  Feuer,  Licht 
B  öO.  E.i  Liecht  empf.  Id.  B.  ,Wer  in  die  vorge- 
nannten zil  züchet  und  er  ein  füre  enphenget,  den 
soll  man  schirmen  für  ein  gnossen,  welicher  herren 
er  syge.'  Offn.  LSchwanden  1562;  vgl.  , eigenen  Rauch 
führen'  und  -Für.  —  Causativ  von  cmpfahen  i.  S.  v.  1  b 
mit  Uml.   gebildet.    —    Syn.   an-f. 

Anfänger  m. :  1.  pers.  a)  wie  nhd.  /'''  hin  no"'' 
en  A.  b)  (Angefänger  ,Angfenger.'  1605.  SchwG.)  in 
der  Rechtsspr.:  der  Anheber  eines  Streites;  s.  bei 
Anfang.  —  2.  sachlich:  die  unterste,  breiteste  Stufe 
einer  Treppe  BSi. 

Kugelen-Fänger  =  K.-Fang. 

anfängig:  wer  angefangen  hat,  z.  B.  einen  Streit. 
Zu  1432.  —  wit-:  von  grossem  Umfang.  .Ein  w-er 
Hof.'  L  1574. 

fänglich:  1.  gefangen;  nur  in  Verbindung  mit 
Ausdrücken  des  Ergreifens  oder  Festhaltens.  ,Uf  hüt 
mittags  sind  uns  dry  niissifen  fänkUchen  von  dem 
commissari  zuo  Lowis  überantwurt.'  1521,  Strickl. 
,Zuo  citieren  oder  vänklichen  anzuonemnien.'  1522, 
B  Missiv.  .Als  wir  dann  etlich  widertöufer  by  uns 
fänklich  enthalten  [in  Gewahrsam  halten].'  1528,  ebd. 
.Etliche,  so  von  bemolten  V  Orten  fänklich  behandot 
[sind].'  1531,  Stkickl.  ,Venklich  an  ein  Seil  legen.' 
B  Mand.  1563.  .Hat  er  sy  lassen  fengklichen  hand- 
haben.' RCvs.  S.  auch  ge-f.  —  2.  fähig,  zu  einem 
Amte.  .Zu  Mei.stern  der  Zunft  sollen  die  allerfengk- 
lichsten  gewählt  werden.-  Bs  1519.     S.  rer-f. 


8H1 


Kiilis.  ti'iii,'.  (iii";.  rims'.  I'uns,' 


862 


;iii-:  1.  begiiiiiend.  .Ant'enklicli  von  dem  Taut' 
Joiuiiiis  bis  auf  den  tag.  do  er  von  uns  genoninien 
ist.'  1587,  Apostelg.  Im  Anfang.  ,Anfengklielien.- 
Kplib.  —  2.  nächstens?  Vgl.  awjends.  ,Mit  ge- 
dingen,  so  üch  antänklieh  sollen  angezeigt  werden.- 
1531,  Absch.  —  3.  neulich,  vor  Kurzem.  .Hast  du 
die  niisstat  erst  yetz  anfengklich  (nunc  primuni)  ge- 
hört?' Fris. 

ent-.  emp-:  angenehm,  willkommen.  ,Dass  er  im 
syn  werk  lass  loblich  und  enphenklich  syn.'  G  Hdschr. 
.Ain  statt,  die  dir  enpfeuklich  (acceptabilis)  syg.'  G 
Hausheil.  1460.  ,I)ass  es  gott  empfengklich,  euch  uns 
erbittlich  syg.'  XV.,  Processionsordn.  ,Dann  wir  nit 
angenem  noch  empfänklich  sind.'  1521,  Absch.  —  Passiv, 
wie  lat.   acceptus  =  (jnittis. 

ver-:  1.  wirksam,  nützlich;  s.  cerfahen.  ,Ver- 
vanklich.'  HFrIjüd.  ,So  aber  das  alles  nit  verfenklich 
ist  gewesen,  begeren  ir  wyter  gschriftlieh  antwort.' 
15'29.  Bs  Carthäus.  ,Das  ir  einen  rat  kiesen  von  den 
burgern,  die  der  statt  die  nutzlichsten  und  verfeng- 
lichisten  dünken  sin.'  Bs  Chron.  151-1/85.  .Ein  meister, 
der  einem  rat  am  verfenglichsten  syge.'  ebd.  .Weil 
man  besorgen  muss,  mit  Schriften  nichts  Verfängliches 
ausrichten  zu  können.'  1531,  Absch.  .War  alles  un- 
verfängklich.'  Wurstis.  1580.  —  2.  empfänglich  für 
Lehre,  fähig  zu  einer  Leistung;  s.  fänglich  ä.  .Vier 
bürgere,  die  der  erre  rat  kiuset  und  denne  allerver- 
vanglichest  sint.'  1337,  Wack.  DK.  , Sechs  us  denen 
[Knaben],  so  sy  am  geschicktisten  und  verfänklichesten 
zur  leer  bedunken,  erkiesen.'  1530,  Absch.  .Diejenigen 
Personen,  welche  wir  nach  unserer  Achtung  die  taug- 
lichsten und  verfenglichsten  zu  sein  befinden.'  Bs  1688. 

Zu  1  vgl.  uihd.  £2  vernähet,  es  hilft,  es  nützt;  und  noch 
nhd.  =  wirksam  sein. 

ge-  ^  fänglich  1.  Einen  g' fänglich  Vzieh",  i"  g-i 
Haft.  G'tcäivami  iie'  Uw.  ,Als  er  gen  Kyburg  gfenk- 
lich  geführt  worden.'   Schimpfr.  1651. 

Vingenönli  s.  Violc  II  (Sp.  633). 

Finger  —  PI.  Fingra  F;  W  —  Dim.  Fingschi 
Gr:  1.  das  Glied  der  Hand,  nach  seiner  vielseitigen 
Anwemlung  und  Bedeutsamkeit  in  zahlreichen  Ver- 
bindungen und  sprichw.  RAA.  a)  der  F.  als  der  an- 
tastende, anfassende;  nehmende:  .Und  kumpt  der 
amman  und  mag  das  schetf  [Schiff]  mit  zwei  f-u  herüss 
ziehen,  ist  wol  und  guot.'  1454,  Zellw.  Urk.  Einem 
diebischen  Menschen  soll  man  uf  d'  F.  luege"  [nid 
uf  's  Mfd,  d.  h.  sich  nicht  durch  seine  Rede  betören 
lassen).  Ineichen  ;  Öuloer.  Langi  F.  ha",  diebisch 
sein,  allg.;  aber  gleichbed.  auch:  churz  F.  ha"  (ab- 
genutzt von  vielem  Stehlen)  S.  Chrumhi  F.  ha",  dass. 
Si'LGER.  Daher  zur  Geberde  rechtlicher  Besitz- 
ergreifung verwendet:  de  F.  druff  ha",  auf  Etwas 
zählen,  mit  Bestimmtheit  rechnen.  Da  häh  du  num- 
men  [nur|  de  F.  dr.,  das  mu^-dr  gäng  [innuer]  nihci 
Chkider  choufi!  [iron.]  Du  brächst  niid  de  F.  dr. 
z'  han,  das  d'  das  uberchömmiat  BRi.  —  b)  das  am 
Meisten  vorgestreckte  (und  gefälirdete)  Glied,  der 
zudringlii  he.  D'"  F.  zu-iischen  ine  (iahe)  ha",  sieh  in 
ein  gefährliches  Geschäft  einlassen;  sich  in  fremde 
Angelegenheiten  einmischen  B;  L;  S;  Uw.  iS'c/ti  [sie] 
wctlunt  in  Allum  d'  F.  hä"  W.  Fr  het  s'ini  F.  gäng 
z'  corderisch,  ist  voreilig  B  (Zvro).  T)'  F.  use  zieh, 
sich  von  einem  gefährlichen  Geschäfte  losmachen  B. 
/>'  F.  drüs  tue",  sicli  von  Etw.  fernhalten  Bs.    !>'  F. 


drusl  's  isch  e  Herenisse' !  ebd.  Fr  wellt i  gern  d'  F. 
wider  z'rugg  zieh  W.  D'  F.  cerbrcnne,  unvermutet 
bei  einer  Unternehmung  Schaden  leiden,  allg.  De" 
F.  under-em  Fass  ha",  gebundene  Hände  haben  Z. 
Daher  zum  Lecken  und  zum  Saugen  geeignet.  I)' F. 
na"''  Öppis  schlecke",  sehr  lüstern  darnach  sein  Sch;  Z. 
Öpjns  US  de  F-e"  süge",  leicht  lernen.  Sulger.  Da" 
het  er  nild  us  de"  F-e,  nicht  selbst  erfunden,  ebd. 
Vgl.  Tä^ew.  Auch  zum  Auslöschen.  Mit-em  nasse" 
F.  derdur'''  fare",  seine  Forderung  an  Einen  streichen, 
bezieht  sich  urspr.  auf  Kreiderechnung,  wie  umgekehrt 
das  syn.  i"  's  Chämi  schribe"  auf  Dintenschrift.  Daher 
mit-em  n.  F.  zale",  seine  Schulden  gar  nicht  bezahlen 
A.1;  aber  auch  mit-em  n.  F.  chönne"  zale".  Gegen- 
forderungen machen  (Schulden  des  Andern  gegen  die 
eigenen  auswischen,  ausgleichen)  L.  .Ich  wollte  wol 
mit  nassem  f.  gan,  da  das  widerspil  probiert  wurd 
[wenn  das  Gegenteil  bewiesen  würde].'  1526.  Absch. 
/"''  wett  di"  chönne  mit-eme  nasse  F.  erlange",  im  's 
g'stole  het,  der  Dieb  steht  in  meiner  unmittelbarsten 
Nähe.  SüLGER.  —  c)  Bewegliclikoit,  Biegsamkeit. 
Kein  F.  chrümbe",  sich  nicht  die  geringste  Mühe 
geben  Sch;  Z.  .[Sich  darüber  weniger  Bedenken  ma- 
chen] als  einen  f.  zu  verroden.'  JMüll.  1665.  Daher 
zu  Geberdenspiel  verwendet.  Me"  bracht  im  numme 
e  chrumme  F.  z'  mache,  eine  leichte  Geberde  genügt 
für  ihn  W.  Noch  gilt  das  Krümmen  des  Mittelfingers 
(wenigstens  in  der  Knabenwelt)  als  Geberde  der  Heraus- 
forderung (eig.  wohl  zum  .Häkeln')  ZF.  Hinwieder 
,war  die  F.  spitzen  noch  zu  unserer  Mütter  Zeiten 
eine  seltsame  Gebärdung  ehrbarer  Weiber  und  Jung- 
frauen, wenn  sie  sich  vor  Jemand  zierten,  indem  sie 
die  Hände  vorn  in  einander  schlugen  und  die  Zeig- 
finger unter  sich,  die  Daumen  über  sich  zusammen- 
spitzten. In  Holzwarts  Schauspiel  ,Saul',  welches  1571 
in  Bs  aufgeführt  wurde,  gibt  Sauls  Weib  ihrer  Tochter 
bei  ihrer  Trauung  u.  a.  die  Lehre  für  züchtiges  Ver- 
halten: Dein  hend  davorn  zusammenleg,  beim  tisch 
sollt  du  auch  züchtig  sitzen,  bei  leib  kein  f.  nit  be- 
weg, mit  Zucht  dein  zarte  f.  sp.'  Spreng.  Auch  ist 
das  Steifen  (und  Emporstrecken)  der  Mittelfinger 
(s.  Schicer-F.)  Geberde  des  Schwures.  D'  F.  ufhebe", 
ufha",  einen  Eid  schwören  Bs;  B.  .Wann  einer  zuo 
dem  andern  über  [gegen]  den  friden  spräche,  ob  er 
[der  Angeredete]  syn  gelten  [Schulden]  mit  dry  f-n 
wollte  bezalen,  und  mit  andern  glychen  werten,  so 
scbalkbar  sind,   bricht  man  den  friden.-    1480.  L.  — 

d)  wegen  seiner  stabförmigen  Gestalt  und  mit  Bez. 
auf  seine  Dicke  zum  Messen  verwendbar.  I  bin  so 
voll  [habe  mich  so  voll  gegessen],  dass  i  's  mit  dem  F. 
erlange"  chönnt  Z;  Syn.  s.  Halszäpßi.  Nicht  einmal 
es  Fingers  z'  verbinde"  ha",  so  viel  Zeug,  als  es  braucht, 
einen  F.  zu  verbinden,  also:  sehr  arm  sein.  .Stückle 
so  lang  als  ein  grosser  F.'  Bs  Kochb.;  vgl.  F. 'J.  Me" 
chünnt-en  um  de  F.  ume  irickle",  er  ist  zu  .\llem  willig 
(eig.  so  geschmeidig,  dass  er  die  engsten  Wimluugen 
eingeht)  Bs;  Z.  Düss  und  so  zum,  a.is-inen  in  um  e 
F.  hält  chönne  wiggle.  Breitenst.  1864.  .Demnach 
wnrdend  sie  [die  Wiedertäufer]  so  geschlacht,  dass 
man  sie  um  einen  f.  gwunden  hotte.'  Vad.  .Wie  er 
das  Volk  wollte  so  weich  und  zam  machen,  dass  man 
sy  möchte  umb  ein  f.  winden.'  JosSimi,.  172'J.  Von 
der  Zeit:  all  Finger(s)  lang,  nach  jedem  kurzen  Zeit- 
raum, jeden  Augenblick  (von  Neuem)  B;   Gr;    L.  — 

e)  Empfindlichkeit,  Nervosität.    öV*  i'nF.bisse, 


863 


Fang,  feiii;',  iiufj,  l»!!«-,  luiig- 


80-1 


seiner  Heue  über  eiue  lliiiiiUuiig  Ausdruck  geben;  sich 
selbst  schälligen.  allg.  (Anders  >iich  cV  F.  ab-b.,  s.  u.  f ). 
,Es   sei   ihm   in   alle  F.  gekommen',    die  Empfindung 
habe   ilm   lebhaft   aufgeregt.    Gotth.     Eh  häd-mr   i" 
alk"  F-e"  if juckt,   ich   konnte   mich  kaum  enthalten, 
Hand  anzulegen,  bes,  eine  Ohrfeige  zu  erteilen  Z.  — 
f)  Kostbarkeit,  Wert  und  daherige  Schonung,    Er 
trird-id'''  i/'miss  schier  d'  F.  abbisse'    Z.     ,Er   klagte 
sich  last  die  Finger  ab.'  Gotth.    I'*  tcett  en  F.  (auch: 
de  chli  F.)  ab  dr  Hand  drum  ge,  ich  gäbe  viel  darum 
Z.    ,Wie  er  einen  F.  ab  der  Hand  geben  wollte,  wenn 
er  Etwas  gestudiert  [hätte].'    Hott.  1660.     Si'''  lieber 
all  F.  lä"  abstemme"  [als  Etw.  tun  oder  zugeben]  Z. 
i'''   mucht-e   [ihn]   mit  kei"m  F.   Wrüere"!   Ausdruck 
der  Geringschätzung,  des  Ekels  Sch;  Z.  ,Si  wellend  die 
selben  [Bürden]  nit  mit  einem  f.  regen.'  1587,  Matth. 
—  g)  als  Teil  der  Hand.    Mach  e  Fust,  wenn  d'  ke"' 
F.  hast!  Gl;  Z.     Dur''  d'  F.  (durch  die  Siialten  zw. 
den  Fingern)  luefje",  nachsichtig  sein.  allg.    Er  hritcht 
eke«   Spiegel   [Brille],    er   tueijt   dm-"'*  d'  F.    Ineichen. 
Wer  cha'"'  dur'''  d'  F.  luet)e",  bracht  ke  Brille,    ebd.; 
SuLGEH.     Vgl.  u.  ,durch  die  F.  lachen.'     Si  sind  wie 
ei"  F.  am  andere',   so  vertraut  W;    vgl.  engl.  ,to  be 
tinger  and  thuinb.-    T)e  Wirt  und  de  Landjäger  [Po- 
lizist] sind  tcie  sioe  F.  an  einer  Rand,  der  eine  zieht 
den  andern  nach  sich,  vom  Wirtshausbesuch  als  Quelle 
von  Armut  oder  Verbrechen.  Gotth.    , Baselstadt  und 
■Baselland  sind  zwei  F.  an  einer  Hand',   gehören    zu- 
sammen. Vgl.  fünfzinggiij.   Nit  dr  F.  biite  [geschweige 
die  ganze  Hand],  weit  zurückstehn  GWa.;  vgl.  ,nicht 
(einmaU  das  Wasser  reichen.'    Wenn  men-em  de  F.  git, 
so  will  er  d'  Hand.  vSulukr.    (In  den  '2  letzten  Fällen 
steht  ,der'  =  .ein'.)    De  letz  F.  verbinde,  verbünde  ha, 
Etwas  Verkehrtes  unternehmen,    sich  verrechnen  Bs; 
B;  S;  Z.    Daher  die  primitivste  Zahlenleiter.  DafsJ 
cha'"-mena'n  Fingere' abzelle  Sca;  Z,  Syn.  abfingerlen: 
das  han  i  uf  de  F-e  Gr,  das  ist  leicht  zu  berechnen. 
—    h)   als    Vertreter    der    ganzen    Hand,     a.)   der 
fassenden.     Eine'  i"  d'  F.  ne,  hart  mitnehmen,  züch- 
tigen  B.     ,Die   Dienstboten    zuweilen    in   die    Finger 
nehmen,   das    war  d's  best.'    Gotth.     Enand  i"  d'  F. 
ne",   einander  prügeln    B;   S.     Ei'm^  i'n  Fingere"  si", 
in  seiner  Gewalt,  seiner  Misshandlung  ausgesetzt  sein 
B.     Was  er  a'  d'  F.   nömmt   [unternininit.    anfängt], 
g'rät't-em  F.    's  Hefti  i"  d'  F.  ni>,  eine  Sache  energisch 
an  die  Hand  nehmen  B.     .Ich   wollte  die  Sache  ganz 
anders  in  die  P.  nehmen.'  Gotth.    Eppis  guet  um  d'  F. 
winden,   ein  Geschäft  gut  einricliten,    z.  B.  bei  einem 
Eechtshandel   sich   Garantie   geben    lassen,    dass  Be- 
dingungen erfüllt  werden,  ehe  man  einem  Abkommen 
lieitritt   BKi.     Da    milesst-mr   d'  Such   guet  um  d'  F. 
g'irundni  sin,  ob  i  mit  dem  [einem  solchen  Teilhaber] 
Üppis  afieng.  ebd.   (Das  Bild  hergenommen  von  einem 
Strick,  den  man  um  die  Hand  windet,  um  einen  daran 
gebundenen    Gegenstand     sicherer    festzuhalten.)    ■ — 
g)  der  züchtigenden.     5  F.   Usg'wicht  gii".  Einem  auf 
eine    unverschämte  Forderung   die  Hand   ins  Gesicht 
schlagen.    Gotth.;    das   Bild   hergenommen    von    dem 
Brauche  der  Metzger,  dem  Fleische  (hier  der  Backe) 
noch  Knochen  (hier  die  Knöchel  der  F.;  vgl.  Toten-F.) 
udgl.   beizulegen.  —  y)  der    waschenden.     ,Die  F.  in 
Etwas   wasclien',    Etwas    mis.sbrauchen,    z.  B.    davon 
entwenden.     De    Vogt   [Vormund]   häd  i"    mim    Ver- 
möge"   d'  F.    g'wäsche    Bs.    —    8)    der    bedeckenden 
.Durcli    die  Fing(.'r    lachen',    liohnliclic  Schiuh^nfreudc 


empfinden.  .Dann  [wenn  unsere  Freiheit  verloren 
gienge]  wurdend  die  durch  d'  f.  1.,  die  uns  jetz  guot 
geschirr  [freundliche  Miene]  machen.'  HsHMan.  ,[Da 
Manche  über  Zürichs  Unfall]  d.  die  f.  1.'  1531,  Stkickl. 
Vgl.  oben  (g)  dur  d'  F.  luegen.  —  i)  besonderer 
F.  De''  chll"  F.  hät-mer's  g'seit,  i'g'ge  [eingegeben], 
Vexierbescheid  auf  die  Frage,  woher  man  dies  und 
jenes  wisse  Sch;  Z.  Auch:  dc  chll  F.  hätt-dr 's  seile 
säge",  der  einfachste  Verstand  hätte  es  dir  eingeben 
sollen  Z.  ,Der  Alte  hätte  am  kleinen  F.  mehr  Ver- 
stand als  der  Junge  an  der  ganzen  Hand.'  Gotth. 
—  '2.  fingerförmiges  Gebäck  Z.  Syn.  Schenkeli,  Män- 
deli.  —  3.  Fingerli"  Gr,  Fingerji  P:  Fingerring. 
,Guldine  flngerli.'  1385,  Z.  Mhd.  vingerlln.  —  4.  eine 
Pflanze:  Ziegenbart.  Korallenschwamm,  clavaria 
botrytis  Z. 

Der  Vorzug  des  .kleiuen'  Fingers  als  Wissers  und  An- 
gebers (als  welcher  er  auch  in  dem  bekauntiai  Kinderspiel 
und  -Spruch  von  den  5  Fingern  erscheint)  lieruht  wohl  (ab- 
gesehen davon,  dass  man  ihn  zuweilen  ins  Ohr  steckt)  gerade 
auf  seiner  Kleinheit,  die  ihn  befähigt,  Manches  heimlich  zu 
beobachten  und  auszuüben,  wie  ein  kleiner  neckischer  Haus- 
geist (engl,  thf  Utile  hird);  denn  auch  die  andern  Finger 
werden  in  einzelnen  KAA.  und  Bräuchen  als  selbständige 
beseelte  Wesen  aufgefasst.  Vgl.  darüber  Kiichh.  1857,  S.  99. 
Kindersi)rüche  zur  Bezeichnung  der  einzelnen  Finger  uach 
solcher  Auffassung  ebd.  S.  109.  5i4.  Spiele  mit  Ausstrecken 
der  Finger  ebd.  434.  —  4  entspricht  würtlich  it.  dituhi : 
vgl.  auch   das  syn.  manctta,   eig.   Händcht^u. 

Oren-Finger.  ,Auricularis  digitus.  der  o.  oder 
klein  finger.'  Fris.;  Mal. 

Viell.  so  genannt,  weil  er  heimlich  ins  Ohr  Hüstuit;  oder 
auch  nur,  weil  er  im  Ohre  grübelt;  s.  die  ahd.  Stelle  bei 
Eochh.    1857,  S.    106. 

Arzet-:  der  Kingfinger.  .An  dem  ohn  ein  den 
leisten  Finger,  sonst  der  A.  genanipt.'  Auzneib.  Zollik. 
1710.     Syn.  Lachsner. 

Wegen  ihm  zugeschriebencir  Heilkraft  hat  dieser  F.  schon 
im  ,\itertum  entsprechende  Namen:  d'ujitux  inedictiM,  ags.  läw- 
finycr.   Kochh.    1S57,    105.      Vgl.  auch  Sp.   467,  4. 

F^ünf-:  Fünffingerkraul,  pentaphylluni.  E.  XV.. 
L  Arzneib.   —    So  genannt  wegen  seiner  5  Blätter. 

Gross-:  der  Mittelfinger  Gr. 

Herren-:  ein  Gebäck  von  feinem  Mehl  mit  Zucker; 
2  Finger  breit  und  1  Schuh  laug  S. 

Herz-:  der  Ringfinger.  .Digitus  annularis,  der 
Gold-,  Herzfinger.'  Dknzl.  1677;  1716. 

Nach  altem  Glauben  dun'h  einen  besondern  Nerv  mit 
dem   Herzen  verbunden. 

Knollen-:  dicker  F.  Z.  -  Knölpli-:  breiter, 
vorn  stumpfer  F.  Bs.  ~  Leck-:  der  Zeigfinger  Gr 
Sculms.  Vgl.  Mues-,  ScMeck-F.  —  Lurtsehi-:  der 
Finger,  an  dem  kleine  Kinder  saugen  B.  Chann-i''' 
mi"  L.  ha",  i'''  lebe  herrewol  dura'.  FrHall.  1871.  -- 
Mues-:  der  Zeigfinger  GnSchud.  Syn.  Suppenschlapper, 
Leck-F. 

Nopperi-:  dicker,  ungeschickter  F'inger  S.  Vgl. 
Knollen-,  Knölpli-F.  --  Von  iiujjjjinn.  langsam,  ungeschickt 
arbeiten. 

Schleck-:  Zeigefinger  GA.;  Xnw.    6\n.  Schlecker. 

Schwer-:  die  3  ersten  Finger,  Daumen  bis  Mittelf. 
der  rechten  Hand.  allg.  ,Den  Eid  sagen  wärcnder  auf- 
hebung  seiner  3  schw.'  Ael.  LB.  1585/1828. 

Die  Ureizahl  wird  auf  die  h.  Dreifaltigkeit  gedeutet,  die 
abwärts  gebogenen  F.  auf  Leib  nnd  Seele  des  Schwörenden, 
wi'lclif  vordaunnt  sein  s  db'U  im  Falb-  v.  llrineid  ;  s.  aaO.  S.  8  f. 


ytiö 


Fall}; — l'iins.     Fiiuss  — l'iiii^'>.     KallK^'     ImhSK-     Vunk     l'iink 


^HH 


Tiil'els-:    Belciiiiiit   JniA;    Uw;   Z.  'I'ühilmi- 

s.  2'ümc". 

TOten-Fingerli:  (gekochte)  Schwarzwurzen  Bs. 

In  Märchen  kouiuit  vor,  dass  die  iu  UDgehorsaiii  srugou 
ilio  Mutter  erhobene  Hand  eines  Kindes  zur  Strafe  aus  dem 
Grabe  desselben  empor  ragte.  Fingerähnliche  Gestalt  van 
Wurzeln,  bes.  von  so  bleicher  Farbe,  konnte  solchen  Glauben 
veranlassen. 

Twer"''-  Z,  Z werch-Finger  G:  ein  F.  quer  ge- 
messen, die  Breite  eines  Fingers,  als  Masseinheit.  ,Die 
rinden  nit  nier  dann  dr_y  twerflnger  über  einandereu 
lan  gan.'  1480,  Nuiv.  ,Die  dicke  aber  was  4  zwerch- 
finger.'  1531/16ti7,  Jeeem.  , Zweier  zwerchfinger  tick 
ungevarlich.'  Z  Büchsenschützen  1553.  ,Die  dicke 
Sdwerchttnger.'  Tierb.  1563.  ,Ab  hac  regula  non  licet 
digitiim  discedere,  nit  unib  einen  zwerchfinger.'  Fitis. 
.Welcher  etlich  mit  ihrer  lenge  zu  3  twerfingeren 
kommen.'  JLCys.  Itiöl.  .Eines  twerfingers  breit.'  Z 
Mand.  1643.  —  Zeig-.  Bei  Denzl.  1677  .Zeiger-',  in 
GrV.  Zeich-F. 

fingeren  fingre":  in  die  F.  nehmen,  mit  den  F. 
betasten,  bes.  was  man  nicht  sollte,  mit  dem  Neben- 
begriff der  Verunreinigung  oder  Schädigung,  z.  B.  von 
Knaben,  die  Alles  antasten  BRi..  Si.  Umha  f.,  in  den 
Händen  lierum  ziehen,  oft  berühren  W.  —  ab-.  Das 
kusch  [kannst  du]  ja  am  Arsch  a.!  das  versteht  sich 
doch  von  selbst!  derbe  Steigerung  und  Verdrehung 
der  RA.:  .an  den  F.  abzählen'  Bs. 

Finger(e)tc  f.:  so  viel  (Flachs)  man  mit  einem 
F.  umfassen  kann.  Id.  B.     Syn.  Fingerli'g  3. 

fingerlen:  1.  die  F.  schnell  bewegen,  mit  den 
F.  spielen  .\aH.;  Gr;  S;  Z;  z.B.  zum  Spiel  auf  einem 
Musikinstrument  Uw.  —  2.  mit  den  F.  betasten, 
daran  herum  tasten.  .Eine  Pflaume,  welche  eine 
(irämplerin  zum  F.  zurecht  gelegt.'  Gotth.  Besonders 
aber  weibl.  Personen  in  unanständiger  Weise  Ar;  Bs; 
B;  L;  ScH;U.  Si  kU  sich  f.  SuTBRM.  , So  eine  Tugend 
ist  ein  zartes  Wesen;  sie  mag  das  F.  nicht  erleiden.' 
Gotth.  S.  Fingerler.  —  3.  in  die  F.  nehmen  zur 
Züchtigung  BRi.  Zu  andern  Zwecken,  z.B.  Geld- 
stücke aus  dem  Sparkästchen  L.  —  ab-:  an  den  F. 
abzählen,  leicht  und  sicher  berechnen;  auch  nur:  zu- 
versichtlich sich  einbilden  Z.  Mit  Abgehen  von  der 
urspr.  Anschauung:  ,an  der  Nase,  am  Arsch,  P^üdle 
abf.',  nur  in  Verbindung  mit  .können'  wie  bei  ab- 
fingeren und  im  selben  S.  Bs;  Sulger.  —  „Fingerler: 
der  mit  Mädchen  unanständig  spielt  B;  L;  Sch."  — 
Finger li  m.:  der  die  Unart  hat.  Alles  zu  betasten  B. 

Pingerli"g  in.:  I.Finger  eines  Handschuhs,  von 
Tuch  od.  Leder,  bes.  als  Überzug  über  einen  (kranken) 
Finger  Ap;  B;  Gr;  L;  GSa.;  Zg;  ZKn.  Syn.  Tümli'g. 
.Fingerhuüt,  tingcrling.  flngorheuble.  alles  das  den 
tingeren  zu  schirm  gemacht  ist,  digitalia.'  Mai,.  — 
'2.  Ring  GrL.  Syn.  FiiigcrU".  Mhd.  fingerUnc.  — 
3.  Büschel  an  den  Fingern  abgezogenen  H  a  n  f e  s  od. 
Werges  VOrte.  So  viel  Werg,  als  man  beim  Beiteln 
au  einen  F,  hängen  kann  AABb.     Syn.  Fingerete. 

fingerzen  =  fingerlen,  bes.  in  Bed.  i  W.  Umha 
f.,  in  den  Händen  herumziehen,  oft  berühren,  ebd.  — 
■i  ist  Intensivbildung. 

Fiinee  f.:    Spass  li  It  St'',  u.  Zvro.         Vgl.  Funk. 


Schweiz.  Idiutikou.  I  G. 


fangs,  fängs    s.  an/ahcnils  Sp.  71fS.  Fnngs, 

Fungs,  Föngsi   s.  Fiins. 

Fingschi  s.  Finger.        Fengster   s.  Fenster. 


Fangg  — fungg.    Vgl.  auch  dieGruinieu  /'<iw;/ usw.,  /Villi- usw. 

fingge-failgge :  mit  Ablaut  gebildete  Form  für  ,fünf' 
im  Anzählspruch  Einli  Beinli  usw.  Aa;    s.  Hunz.  85. 

fienggen:  an  Etwas  herumreiben,  kratzen,  fegen; 
mühsam  plätten  AAFr.;  BsLd;  S;  üw;  U;  mit  den 
Füssen  spielen  UwE.  —  ver-:  durch  Reiben  ver- 
derben, z.B.  Kleider.  —  Es  ist  das  ah.ßetjgen  (Sp.  715) 
mit  durch  Nasal  verstärkter  Stammsilbe.   —   Ab]. ßetaen. 

fiengglen:  das  Dimin.  zum  vor.  S.  Albe  wo-n-i''' 
jung  g'sV^  bi",  han  r*  Söili  g'hiietet,  lian  es  höhigs 
Glgeli  g'ha,  ha"  druff'  umme  g'ficngglet. 

Fnngg,  Füngg  m.  —  PI.  Füngg :  1.  Fusstritt, 
Stoss  mit  Fuss  oder  Knie  BRi.,  Schw.;  F.  S.  auch 
Flungg ;  Pfungg.  —  2.  unordentliche  Falte  „B"; 
GrA.  —  Funggel,  Pf-  BSi.  —  m.:  dicker  und  zu- 
gleich kurzer  Mensch  B.  S.  auch  Pfungg,  Pfunggis; 
P/Iunggel;  ?  Pfhinfsch.  -  fungge".  füngge": 
1.  (pfungge  BSi.)  Etwas  stossend  in  ein  Behältniss, 
z.  B.  in  die  Tasche,  einen  Sack,  fest  hinein  stopfen, 
häufig  mit  dem  Nebenbegriff  der  Unordentlichkeit  B. 
.F'arcio:  einfunggen,  einstossen.'  Fris.  ^yn.  stnnggen. 
—  2.  (nur  -H-)  unordentlich  zsdrücken,  zerknittern, 
z.B.  Papier,  Wäsche  B,  rer-  Gr;  W.  die  zerfunggel 
Brattig  [Kalender],  ebd.  .Das  Erste,  was  bei  der 
Hand  lag,  fungete,  wüschte  man  den  Kindern  an  und 
Hess  sie  laufen.'  Gotth.  Pfunggete  f :  etw.  unordent- 
lich Zusammengeballtes  BSi.  —  3.  {pfunggc  BSi.; 
„L")  „mit  etwas  Stumpfem  stossen,  stechen,  wie 
z.B.  das  Rindvieh  mit  den  Hörnern;"  mit  Faust  oder 
Ellbogen  Rippenstösse  (BSi.;  „L"),  Fusstritte,  Knie- 
stösse  geben  B  («);  F  (h).  Schttemister,  der  Christi 
fungget-mi  gfingl  Auch  zue  F/rm  BG.  Du  biin-i'^'' 
wvM  chn  [da  kam  ich  liinauf  ]  bis  zur  Türe  des  Hum- 
mels  !/"''  hn"  afen  a  Biitzg  [ein  wenig]  d'ra"  g'f'iiiigget 
[mit  den  Füssen  gepocht]  F  (HsNydegger).  „Ich  wart 
gestossen  und  gepfunket,  dass  ich  fiele.  Psat.t.  Arg." 
.Gepfunket'  =  lat.  imjjulsus.  GHdschr.  —  4.  (-»-)  ob- 
stuprare  B.  —  5.  (-li-)  derb  iirügeln  B.  in  gemeiner 
Rede.  —  F  unggi  BS.;  S,  -ii-  B  —  ni.:  kleines  Bursch- 
chen, Knirps  B;  pausbackiges,  überh.  dickes  Kind  S. 

Vgl.  amhd,  plninc  (pfumj),  Beutel,  Bündel;  got.  jmi]yi 
(1.  jinnij),  gleichs.  Behälter  zum  Hineinstoi)fen  ;  das  Zsgestopfto ; 
daran  schliesst  sich  die  Bed.  ,dioke  kleine  Person';  vgl. 
Ilündrl,  von  Kindern.  Ywdtes  unter  dem  Anl.  Pf-  und  dem 
Aiisl.  -MtJHvh,  welcher  zuweilen  die  Verbindung  ii.7(/  er.setzt; 
auch  bei  Fl-,  l'jl-,  allcnthalhon  sieh  berührend  mit  andern 
Wortfamilien.  Vgl.  auch  timujijiii  i=funiiytn:i).  Znf.n.-i 
vgl.  obd. /miii'tii,  nndl.  hnnkrn,  prügeln;  östr.  ^j/«eAcii,  stupfen; 
und  lat.  pu-ntji-n  '  —  .\bl.  /uiu-m. 
.  Fl-. 


Fank      funk.     Vgl.   auch  di.'  Giiippeii  /-'"iiy;/  usw.,    /•'im;/  usw. 

Kiir-Faiikol  s.   h'.-Fiiugcl  Sp.  S5S. 

Flink,  Fank  i-  m.,    Fiiide  m.  u.  f.     -  PI.  Fiitike': 
wilder  Mann,  wildes  Weib,  mythische  Wesen,  in  Berg 

und  Wald  sicli  aiithultcml.  urspr,  dem  Kiesengeschlecht 

ü5 


8(>1 


Fank,  fenk,  flnk.  funk,  funk 


868 


nahe  steheiul,  später  mehr  den  Zwergen  sieh  an- 
schliessend Gk;  GSa.  Auch  Berg-,  Wald-,  Wild -F. 
A  Frau  hat  as  iin'taufts  Kind  r/'ha",  und  da  sind 
wild  Fangga  Ixho"  und  händ-es  vervechslet,  und  das 
Kind  ist  gar  nit  g'icachse,  vil  es  as  Wildfanggekind 
g'si"  ist.  Mehr  bei  Vonbün  1862,  S.  44 — 65;  s.  auch 
Mannhardt,  Baumk.  89  ff.  625,  b.  644,  a.  Sie  heissen 
in  einigen  Teilen  ihres  Gebietes  auch  Vinetier  (s.  Ve- 
nediger),  die  Weibchen  im  OnPr.  auch  Waldtinleter. 
Fänkestein  heisst  ein  im  Walde  versteckter,  von  Yolks- 
sagen  umwobener  Felsblock  in  GnPr. 

Der  Name  wird  als  VerkilrzuDg  aus  roni.  mh-uiiij'j  (frz. 
Huuwgc  aus  mlpatinta)  erklärt;  es  ist  aber  auffallend,  dass  er 
nur  in  (.jetzt)  deutseh  redenden  Gegenden  vorkommt.  Jeden- 
falls entsprechen  diese  Wesen  den  Wiidleuten,  später  den 
ErJniännchen  und  Hausgeistern  des  deutscheu  Volksglaubens. 
Mit  Eiben  als  Lichtwesen  haben  sie  wenig  Ywdtsch.;  darum 
ist  auch  die  Zurückführung  des  W.  auf  , Funke,  Funke'  (tir. 
WB.  III,  1317/8)  schwerlich  annehmbar,  il'if  Funicel,  Fän- 
kcrt,  Teufel,  haben  unsere  Fämjijtn  in  ihrem  Wesen  Nichts 
gemein,  mit  den  Zwergen  dagegen  Dienstverhältniss  und 
Kiuderaustausch  mit  Menschen,  (iemsenzucht  mit  Käse-  und 
Ooldbereitung,  Wetter-  und  Heilkunde;  ihr  Verkehr  mit  den 
Menschen  wird  durch  Mutwille  der  Letztern  gestört. 

f ä n  k e  1  e  n /*(;Je/e :  den  Zorn  auslassen  Gl. 
Bezieht   sich    vidi,  auf  das  reizbare,    empfindliche  Teui- 
perameut,  welches  dem  Zwergvolke  beigelegt  wird. 

„Fenk  m. :  Fenchel  L."  St.'' 

Fenkel:  1.  Fenchel,  IVeniculum  B;  Gk  (yl).  — 
2.  , wilde  Hirse,  panicuni  viride  L."  St.''    Syn.  Fench. 

—  Süess-:  Gartenfcnchel,  tcenieulum  officin.  All.  Aa. 
Später  als   , Fenchel'  aus  dem   Lat.  (foeni'rulum)   entlehnt, 

daher  die  Tennis  k  nicht  verschoben.  —  Es  hat  den  Anschein, 
dass  von  St.''  die  beiden  WW.  verwechselt  worden  seien. 

(ge-fenklet:  mit  Fenchel  gewürzt.)  G'ßnl-lete", 
Schnaps  Gr  Gaunerspr.     Vgl.  Knmmrl. 

Fink  1  {Pßnl-  Gl)  —  ni.:  1.  der  Vogel  fringilla. 
Sich  um  Ojijier  so  vil  chümmere"  wie  d'  Spatzen  um 
d'  F-e",  d.  i.  wenig;  der  Fink  aber  ruft  ,du  Dieb!  du 
Dieb ! '  und  meint  den  Spatz.  So,  F.,  hast  du  do  dl' 
Nest?  Ausruf  bei  einer  unverhofften  Entdeckung  G  uKh. 

—  2.  (FunV  AAFri.)  übertr.  auf  pfiffige,  schlimme, 
lustige,  auch  boshafte  Menschen  ÄAFri.;  Bs;  B;  G; 
S;  Uw;  Zg;  Z.  Meist  mit  Adj.:  lustige,  f'ule,  schöne, 
schlimme,  sübere  udgl.  De''  schelmiseh  F.!  scherzh. 
vom  Monde.  PrJSchild.  Bichi  F-e-,  reiche  Leute, 
ebd.  Spilerf.,  passionierter  oder  pfiffiger  Spieler,  ebd.; 
Syn.  Spil-Batz.  D im.  J-MH/i/t,  Dirnchen  Z.  Vgl.  , Vogel' 
übh.  ~  Fjuit  verhält  sich  zu  Finl.-  wie  Srhunl.r"  zu  .Schin- 
ken';  vgl.  auch  Fink  II;  Funk   .5. 

Fürli-:  im  Rätsel  =  Schnapskrämer  Gr  (B.  1,  318). 

—  Gold-,  Goll-:  ,Gollfink,  Dompfaff,  GoU,  loxia 
pyrrhula.'  BsAvisbl.  1732.  .Den  Güger  nennend  etlich 
Gold-,  Lob-,  Bluot-Fink.  in  Niderlanden  Goutvink.' 
VoGELB.    1557.     ,Bluot-    oder   gold-f.,    rubrica.'    Mal. 

—  Gel"-:  scherzhafte  Benennung  eines  GoMstückes. 
FrJSchild.  Syn.  gel"  Vögel.  —  Grüen-  L;  Sch;  Z. 
Gruen- S,  Grue-  ZoTöss:  1.  Buchfink  S;  Z.  ,Gr.  F-en' 
von  HsEEscHER  1692  neben  ,Buch-F.'  unter  den  ge- 
ringeren Speisevögeln  genannt.  —  2.  Mensch  von 
blasser  Gesichtsfarbe  L;  Scb;  Z.  Syn.  Zigerbriie; 
Milchsuppe;  Bleichschnahcl.  —  Hirs-:  kleiner  Kern- 
beisser.  loxia  coccothraustes.  ,Ossifraga,  ein  gattung 
der  adleren;  villeicht  ein  steinbrüchel  od.  steinbeisser. 
kernbeiss  nnd  li.  bei  uns  genannt.-  KdGessn.  bei  Fris.. 


Mal.  226.  Vielleicht  ein  Lesefeliler  für  Kirs-,  wie 
Mal.  244  schreibt.  ,K.  F-en'  führt  HsEEscher  1692 
unter  den  geringeren  Speisevögeln  auf.  —  Knoll{e")-: 
plump  gebauter,  zugleich  grober  und  dunjmer  Mensch 
Bs;  L;  „G";  W.  , Solcher  Suppenbäuche,  Knolflnken 
und  Musikstürmer  gibt's  noch  heutigstags,  die  mehr 
der  Kuchi  als  der  Musik  nachsinnen.'  Stiftüngsi'rk. 
Musikcoll.  Wint.  1629.  Von  einem  .groben  Knollf.', 
welcher  sich  auf  seinen  Klepper  setzt  und  um  es  diesem 
zu  erleichtern  die  Egge  an  seinen  eigenen  Hals  hängt, 
s.  ScHiMPFR.  1652.  .Ein  grober  kuoll.  knollfink,  homo 
stolidus,  rusticus.'  Denzl.  1716  (nicht  1677).  Das  Bild 
vom  Vogel  ausgemalt:  ,I)ass  sein  Pfeifen  bloss  aus  dem 
Hälslein  eines  idiotischen  Knollfinkleins  her  zische.' 
Goliath  1741.  A'no//tH  =  Klumpen,  Kloss.  —  Lob-  s.  u. 
Gold-F.  —  Lin-:  Meerzeisig,  fringilla  linaria,  Syn. 
Bluetschössli  Z  It  HSchinz  1842.  ein  dem  Hänfling  nahe 
verwandter,  nur  nach  längeren  Zwischenräumen  bei 
uns  erscheinender  Vogel.  ,=  Hänfling.' Spreng.  .Lyn-I'\ 
oder  Schösslin  [unterschieden  vom  Hänfling].'  Vogelb. 
1557. 

Lanzig-:  der  F.  im  Frühling  ScHwMa.  Frö  und 
flink  as  tvie-n-e  L.  Hengel. 

Der  Ausdruck  wird  vom  Vogelb.  1557  illustriert:  .Das 
uiänulin  singt  im  anfang  des  glenzes.' 

Mist-:  1.  Bergfink,  fringilla  montifringilla,  nur 
zeitweise  bei  uns,  wo  er  seine  Nahrung  auch  auf 
Miststätten  sucht.  Tschudi.  —  2.  Mensch,  der  sich 
(gerne)  mit  unsauberer  Arbeit  abgibt  Gr;  Sch.  Syn. 
Mist-Gilggel.  —  Most-  als  Scheltw.  bei  HsKManlel. 
—  Buech-  Bue-  Aa;  Z,  Bü-  Aa  vorw..  Po'-  BBi.; 
Gl;  Sch:  1.  der  Vogel,  allg.  —  2.  kleiner  Junge 
Gl;  vgl.  F.  3.  "  Bluet-:  Dompfaff  Gl.    S.  Gold-F. 

Bletzli-:  Spottu.  für  Schneider  Aa. 

Weil  man  ihnen  nachredet,  dass  sie  die  vom  Tuche  der 
Kunden  abfallenden  .Blijtz',  Lappen,  für  sich  einstecken.  Als 
Vögeln,  nicht  ungeschickt  erfunden,  da  das  Kleid  des  Finken 
aus  bunten   Flicken  zsgesetzt  scheint;   vgl.   BletzH-Bbijy. 

Schild-:  Buchfink.  HSchinz  1842.  —  Schmir- 
(Bs),  Schmutz-  (B;  Z):  unsäuberliche  Person.  — 
l9.ni\-  =  Mht-F.l.  Vogelb.  1557.  —  Dister-:  Distelf. 
ZGlattf.    Syn.  Disteh-ogel  Sp.  697 ;  Disteli. 

iim- =  Lln-F.  It  Vogelb.  1.557,  53^ 

Wenn  nicht  ein  Druckfehler  (fol.  ni""  nur  ,lyn-f.'),  su 
muss  diese  Benennung  sich  auf  die  Färbung  (Zime,  Streifen) 
beziehen. 

„Zipper-:  Mädchen,  das  köstlich  [spröde]  tut  B." 
St.i*  —  S.  Ziprlnli. 

finken  I:  1.  auf  Finken-  und  übh.  Vogelfang  aus- 
gehen „B";  Sch  (Kirchh.).  —   2.  Unzucht  treiben  „S'-. 

finklen:  sein  Interesse  mit  Schlauheit  verfolgen, 
nicht  übermässig  ehrlich  sein  B.  Finkler:  Pfiffikus  B. 

Fink  II,  fast  durchweg  -e",  in  AaEtL;  BsStdt;  F  so 
und  Funke  —  m. :  1.  aus  bunten  Tuchenden  (Tuch- 
anschrot,  daher  auch  Endi-F.),  anderw.  aus  Ziegen- 
oder Pferdehaaren  geflochtener,  in  neuerer  Zeit  auch 
aus  Filz,  Tuch,  Pelz  gemachter,  mit  Wolle,  Stroh, 
Werg  gefütterter  Winterhausschuh  Aa;  Ap;  Bs;  BU. ; 
Gl;  GrHb.;  L;  G;  Sch;  S;  Th;  Uw;  Z.  Syn.  Fiitsche; 
Gim(t)sch.  F-en  flechten  eine  Beschäftigung  der 
Waldbrüder  s.  BWvss  1863,  51.  Vom  Verzärtelten, 
der  wenig  Kälte  ertragen  mag,  heisst  es.  er  leiti 
d'  F-e"  zum  Stösse  [eine  im  Frühjahr  vorzunehmende 
Arbeit  im  Weinberge]  a"  Sru.    ,Der  Gerichtschreiber 


809 


Faiik,  foiik,  fink,  t'onk,  funk 


870 


sagte,  CS  friere  ihn  an  die  Füsse,  er  sei  an  F-en 
gewöhnt  und  möge  die  Lederschuhe  auf  d'  Länge 
nicht  erleiden:  er  hülfe  hinein  [beantrage,  dass  man 
sich  ins  Haus  verfüge].'  Gotth.  D'  Chajjpen  «i»  und 
d'  F-en  a'!  d.  i.  den  Kopf  kühl  und  die  Füsse  warm 
gehalten!  D' F-C  hipfe,  sich  auf  die  Beine  machen  L. 
D'  F-e"  chhipfe,  den  Keissaus  nehmen,  sich  eilfertig 
daviin  machen  Aa;  Bs;  S;  Z.  .So  hend  au'''  die  ver- 
spätete Starre  [StaareJ  afo  d'  F-e  clil.,  so  dass  i"  churser 
Zu  keis  Federli  me  ume  und  äne  g'sl"  ist.  I"  de" 
F-e'  hei'"yH'',  in  aller  Stille  Hochzeit  feiern  ZLunn. 
Hausschuhe  übh.,  Pantoffeln  BsTerw.;  BE.;  GRMai. 
Syn.  Schlarpe  (-Schueh).  —  2.  „aus  Wolle  gestrickte 
oder  aus  Leinwand  verfertigte  Socke,  unter  dem 
Strumpfe  getragen."  Wollene  oder  Pelzsocken  über 
die  Strümpfe  angezogen  BG.;  F;  L  (Inekh.).  ,Fünkli, 
Socke,  Leinschuh.'  Spreng.  ,Fingge  m.,  ein  gestrickter 
Schweissschuh,  ein  Strumpf,  der  nur  den  Fuss  be- 
deckt; auch:  geflochtene  Überschuh.'   Zschokke  1799. 

—  3.  Über  strumpf,  Kamasche,  guetre  Bö.  u.  wO.; 
ScHwMuo.;  W.  Syn.  Ge(r)te;  Pafrjtme;  Poss;  Ra- 
tine; Tappi. 

Eins  mit  F.  I  und  nach  dem  Vogel  beuanut  wegen  der 
Buutscheckigkeit?  Die  fast  ausschliessliche  Zweisilbigkeit 
erklärt  sich  leicht  aus  dem  fast  ausschliesslichen  Gebrauch 
des  W.  im  Plural.  Der  Ablantswechsel  (i:u)  im  Stamme 
aber  stinnnt  zu  dem  bei  F.  I.  Allerdings  bleibt  aber  auch 
mlat.  fico,  eine  Art  Schuhe  für  Mönche  und  Priester,  zu 
erwägen,  da  Einschiebnng  von  )i  oft  begegnet.  — -  Folgende 
litter.  Belege  ermangeln  der  genauem  Begriffsbestimmung. 
,SüCcns  pedibus  adimere,  die  finkle  oder  söckle  ausziehen.' 
Fris. ;  Mal.,  welche  anderw.  ,Sock,  Söckle'  als  , hohes  Ge- 
schüech  wie  ein  Sack';  leinernen  Schuh,  Saudale  erklären. 
,Der  Wilde  Mann  [das  Wappen  des  XGerichten-Bundesl  acht't 
weder  Strumpf  noch  Finken',  d.  i.  verschmäht  jede  Fuss- 
bedeckung.  1601,  Lied.  .Finken,  1'2  par.'  160i,  L  Hausrodel. 

Chalbs-:  Winterhausschuhe  von  besonderer  So- 
lidität ZStdt.  —  Syn.  Chalber  Schueh,  d.  i.  von  Calw  im- 
portierte.    Die  obige  Form  beruht  auf  Missverstand. 

Schelmen-:    Wiuterschuhe  mit  Filzsohlen  UwE. 

—  So  benannt,  weil  man  in  denselben  so  leise  auftritt  wie 
lue   Diebe. 

Finkel  m.  =  Finken  1  UUrs.  Es  schnit  wie  F., 
schneit  grosse  Flocken;  vgl.  Bettelbueb. 

ab-finken  =  ,die  Finken  klopfen'  AAZein. 

Finkete  BG.,  -nete  BSi.  —  f.:  Mass  für  Schnee- 
fall, so  tiefer  Schnee,  dass  er  das  Bein  bis  oben  an 
die  Überstrümpfe  bedeckt. 

Vinkeli.  ,Uf  tinkelly  petri-,  Petri  Kettenfeier, 
1.  Augstm.  XVL,  ARedhihirGERIN.   —  Aus  dem  lat.  »mc«;«. 

finken  U  =  ßuken  1  e  (Sp.  725)  BHk. 
Steht  im  Ablautsverhältniss  zu  mhd.  ranh-  und  dem  syn. 
, Funke';  vgl.  die  Anm.  Sp.   726. 

Fank,  -e-,  Föfe  F,  Funkte  ThHw.;  ZSth.,  sonst 
Fuijkxe  {hiw.  Fungge)  —  m. :  1.  Funke;  (ilanz.  ,üns 
zündt  [leuchtet]  ein  nüwer  sterne,  (iar  heiter  ist  syn 
funk.'  1444,  Kriegslied.  ,Er  braucht  den  list,  dass 
er  allwi^gen  den  schwcchisten  beistand  tat,  erhielte 
[unterhielt]  damit  den  funken  und  zundcl  ihrer  krie- 
gen.' 1584,  Zellw.  Urk.  Dafür  in  der  Volksspr.  Gluiis; 
Gneist;  Spränge.  —  2.  Feuer,  bes.  Freudenfeucr 
CFreiide"-,  Fasnucht-,  Merze'-F.J,  welches  am  ,Funken- 
sunntag'  (s.  d.)  oder  übh.  in  der  Fasnaclit  an  weitliin 
sichtbaren  Stellen  noch  immer  angezündet  wird,  wie 
sehr  auch  der  Realismus  der  Behörden  und  mancher 


Volksökonomen  dagegen  eifert  Ap;  F;  G;  Th;  ZWl. 
Abbildung  in  der  Februarvignette  des  Ap  Kai.  In 
ApL  werden  gleichzeitig  die  Kirchenglocken  geläutet 
und  läuft  man  mit  Harzfackeln  um  das  Feuer;  in  F 
spielte  etwa  die  Alusik.  ,In  den  katholischen  Gegenden 
ertönen  mitten  hinein  geistliche  Lieder.  z.B.:  ,Maria, 
du  schönste  Himmelskönigin',  die  wiederum  von 
Schnurren  und  Jauchzern  unterbrochen  werden.'  G  u. 
Umg.  1859.  ,Die  Fastnacht  des  J.  1571  wurde  durch 
grosse  Funken  auf  dem  hart  zugefrornen  Bodensee 
gefeiert.'  JCSchäfer  1813.  Davon  die  Eigennamen 
, Funkenplatz'  ZBik.,  , Funkhalde'  ZBauma.  Syn.  Fas- 
nacht-, Fasten-,  Merzen-  (Johannis-,  Jakobs-)  Für. 
S.   auch    funken;    Schiben.    —    3.   Fackel    GRh.    — 

4.  gering  geschätztes  Mass.  Nid  es  Fünkli  dervo' 
verstä"  B.  Ekei'  Funke  uerd;  nid  e  F.  tue'  Uw. 
Syn.  Flüche;  Gluns;  Klauch.  —  5.  Lüge,  List;  Spitz- 
findigkeit. ,Der  Sünden  funk  werd  nicht  nier  b'herr- 
schen  mich.'  Zwingli.  ,Das  hat  er  erlogen  und  er- 
stunken, sind  nur  Zeberg's  arige  Funken.'  vEiw  1708. 

—  6.  =:  Fink  1 3.  —  Vor-:  Fastnachtfeuer  von  klei- 
nerem Umfange,  welches  eine  Dorfschaft  anzündet, 
um  die  anderen  Gesellschaften  zum  Abbrennen  der 
ihrigen  zu  verlocken,  so  dass  sie  danach  mit  ihrem 
Hauptfunken  das  Feld  behaupten,  d.  h.  glänzen  kann, 
nachdem  die  anderen  Feuer  bereits  erloschen  sind  Th. 

Vgl.  Funkhart,  Licht;  Funkartol,  Kachelofen;  funkdn, 
sieden,  braten  (Gaunerspr.).  —  Fofe  zunächst  aus  'Foche  (vgl. 
whiifter,  Wiftrerh  (B),  Clilißa  (W)  aus  ,schiichtern,  Wichtrach', 
Chüchlc,  und  umgek.  nd.  cht  =  hd.  ft)  und  dieses  für  Füche, 
Fü'che;  im  Übrigen  vgl.    Fromm.  Ztschr.  VII,   25,   29.    346. 

5.  noch  Flüche;  Klauch.  —  Zu  Bed.  5  Hesse  sich  allenfalls  ^luch 
au  eine  abgeleitete  Nbf.  zu  Finfc  I  2  denken,  abstr,  gewendet 
wie  Ftiiti  u.  a. ;   Zwingli  aber  meint  viell.  , (Feuers-)  Gefahr.' 

Kar-Funkel  m.:  1.  roter  Edelstein  von  strahlen- 
dem Glänze.  ,Carbunculus,  karfunkelstein  oder  ein 
rubin.'  Fris.  Im  Volksmunde  ein  Gebilde  der  Phan- 
tasie. ,Ein  grosser  K..  dessen  Leuchtkraft  das  Gestein 
durchdringt,  sitzt  im  Schinberg  des  Wägitals.  Alte 
Leute  wollen  in  später  Nacht  einen  geisterhaften  Schein 
haben  davon  ausstrahlen  sehen.'  Osexbr.  1804.  Auch 
in  Uw  wähnt  man  das  Innere  von  Bergen  durch  K. 
erleuchtet;  s.  Lütolf,  Sagen  S.  256.  In  der  von  Hebel 
mitgeteilten  Sage  schwatzt  der  Vitzli  Butzli  seinem 
Opfer  einen  Fingerring  mit  K.  an:  es  sin  rerborgeni 
Chräfte  i  dem  rote  Ch.  0  lueg  doch,  wie-n  er  Ein'n 
a'blitzt!  Wenn  der  Ritig  am  Finger  steckt  und  wenn-de 
in'n  Sack  Uingsch  alli  Tag  e  Mol,  so  hesch  e  bairische 
Taler;  nummen  [nur]  «»»  ke"m  Ftrtig !  —  So  schön 
wie-n-e  K.  under-em  (im)  O/'eloch  |iron.,  da  der  Glanz 
des  Steines  in  dieser  Lage  geschmälert  istVj  SeiiwMa. 

—  2.  von  Fieber  begleitete  Kntzümlung.  Geschwür; 
roter  .\usschlag,  besonders  im  Gesicht.  Pack-di'''  vom 
Ofen  abe!  G'lust  's-di  irider  )uy''-n-em  Ch.:'  Hebel.' 
,Der  K.:  Giftbeule,  jede  von  Flüssen  entstehende  Ge- 
schwulst oder  Entzündung;  laufender  K. :  unstätes 
Gesuchte.'  Spreng.  ,Der  Carbunkel  wirf  damit  [mit 
Taubenkot]  vertriben.'  Vogei-ii.  1557.  .Carbunkel,  an- 
thrax.'  JvMuKALT  1(192.  ,\Vo  sich  ein  Carb.  oder 
etliche  erzeigen  (welche  die  Unsern  nennen  die  Guten), 
als  nämlich  eine  kleine  Blatteren  dabei  ist,  soll  man 
den  Guten  bei  Zeiten  töden,  dass  er  nicht  hernach  unib 
sich  fresse.'  DKönig  1721.  —  3.  .Oarfunkel  oder  ein 
Tag  währendes  Fieber,  febris  cpheniora.'  JvMvr.u.t 
lli'.i'i. 


«71 


Fank     flink.     Fiiiis  -  t'iiiis.     Pansch     fiiiiscli.     Faust — fuiist 


872 


Aus  lat.  carliunculus  auf  ,funkelu'  umgedeutet.  Wo  im 
,\nl.  i'h  gesprochen  wird,  liat  die  Verdeutseluing  das  ganze 
W.  ergriffen.    —    S.  aucli  Kar-Fantjel;  Kiu-funl-dwami^r. 

funken:  ,Funkcn'  anzünden.  .Die  Rorschacher 
[liabcn]  an  obgedachteni  Sonntag  llnvucavit]  gefunket 
und  ihre  Fasnachtkurzweil  gehalten."  BBischofb.  1(382. 
.Verbot  gegen  da.s  Motten.  Funken  und  Reutebrennen 
in  der  Nähe  der  Waldungen.-  G  1808. 


Fans — funS.     Vgl.  auch  die  Gnipiien  t'univh  usw..    Fun:  usw. 

Vanseli  n.:  Lavendel,  lavandula  ArK.  —  Kntstollt 
aus  Fanddi  der  benachbarten   ü  MA.;   s.   Sp.  84.J. 

fänsig  s.  anfahends  Sp.  718.  Fens    s.  Fem. 

fin.se rlig  s.  finzelig. 

Finsler,  Fe'islerm.:  Grübler  Z.  .Ein  frommer  Christ 
lasse  sich  durch  die  seltsamen  finsler  und  spiritöuser 
nit  in  ein  subtyle  yn  füeren.'  HBüi-l.  1-561.  .Darumb 
wir  des  Schwenkfelds  und  synes  gelychen  subtylen 
tinslern  unartige  Spitzfindigkeit  weder  annünmiend. 
noch  rueniend.'  11.  Helv.  Conp.  1566/1718.  Noch  als 
Geschlechtsn.  Z. 

Vgl.  mhd.  vinselwtrc,  Spieiwcrli,  Tand  ivinel,  Lüge,  Aus- 
liuclit.  Scherz).  S.  noch  Gii/u  und  /eitlen.  Mögliclierweise 
durch   Einschiebung  von  n  aus  fUlen. 

FullS  Fu^nsi  SrnwE.;  SOlt..  Funsel  A.^Fri.,  Fiijjsfi) 
BsStdt,  Füi/di  AABrugg,  Fiiii,schi  ScnwE..  Funz(i), 
Funzel  VOrte,  Fonz  W  —  m.,  Dini.  Foiizji:  1.  Taufn.. 
Alfons.  —  2.  (dim.)  Funseli  (o-),  Schelte  für  ein 
ungeratenes  Söhnciien  Ap.   —   Vgl.  noch  Funzel  IL 


Hinsehen:  Leinwand  zerfasern,  zerzupfen;  Fän- 
schete  f.:  Charpie  GrV. 

Von  Fiinehe,  Ciiarpie,  mit  Kiuschiebung  von  //,  welche 
durcli  die  Nbf.  'fuichne,!  (s.  Fi/frhmete)  gefördert  wurde. 
Vgl.    Fense-d). 

Fensch  s.  Fench ;  Fetiz. 

tinsch:    von    Personen,    bliide    Gülili.  (H.)     -   Aus 

'/'m-inch.'   vgl.  Jinzehij. 

Fun  sohl  ».  Fiins.  fienschgeii  s.  fien.reii. 


Fenster  1)  e  allg.,  Pf-  Gr,  Feyster  L.  2)  Fäi.tter  Ap, 
Pfemter  (nasal.)  BSi.  ?,)  Fester  ArK.,  M.;  GStdt.  Pf- 
(i  oT.,  Fäster  Bs.  Pf- AxFrl;  Bs;  GA.,  J-^wicr  (nasal.) 
GRUVatz;  GW.,  Pfi-'iiterüG.,  We.  (nasal.);  Gl.  FeHster 
Ai'H.,  L;  BsLd;  ScnSchl:  Z.  Pf-  Aa;  BE..  0.;  VOrte; 
GG.;  S;  Th  (auch  ä)  —  n.,  Fenstro  f.  P  silv. : 
1.  Fenster.  Eine'',  vo  seiher  nit  wiiss,  n-o  (Iure  [wo 
liinaus]  undfieng  [immer]  d'F.  bi  d'r  Türe  hinger  suech. 
(ioTTii.  I  cha""  mi"  Brod  niid  under'm  F.  rerdiene"  G 
(s.  tmder,  Sp.  32.')).  Fi'm  emäl  en  Stet"  derfür  i  's  F. 
(in'n  (fartej  riiere,  Einem  Etw.  vergelten  Z.  D' F.  üf! 
er  fdii'Lmjl  clmnnt  sust  d'  Stube  rersprenge",  od.:  Mer 
wend-e"  zum  F.  üs  lä"  Z.  ,Nirgends  [als  in  Basel] 
ist  das  Frauenzimmer  einer  strengern  Etiquette  unter- 
worfen; ('s  F.  auf!  —  doch  nein)  es  würde  höchst 
unanständig  sein,  wenn  ein  Mädchen  von  Stande  das 
F.  öftnen  und  hinaus  sehen  wollte.'  WHuber  1787. 
Smer  Chind  luege"  zue  andere^'  Lüte"  F.  use  Bs;  B; 
S;  Z.  Auf  die  (zudringliche)  Frage:  was  händ-er 
z'  Imhig?    erfolgt  der   Ve.vierbcscheid:    Tiiidrli  |,Brod- 


schnitteir.  aber  auch  .Dunkelheit']  oder  Hammenix 
[anklingend  an  Hnmmensehnitz ,  Schinkenschnitten, 
aber  auch  an  .Haben -wir -nichts']  oder  Chätini  [an- 
klingend an  Chihni-,  aber  auch  an  Iceni,  keine]  Wurst 
und.  d'  Feister  zue  [anklingend  an  Fleisch  dei-ziie]  Z. 
Mir  händ  all  Tag  drü  Mal  Suppe  und  d'  F.  zue  Z. 
Bildl. :  jHarwiderum  [ist]  den  äbten  erst  das  f.  [Tür 
und  Tor]  uftuon  worden,  durch  welichs  si  iren  gyt 
[Geiz]  zuo  ersettigen  haftend.'  Vad.  In  den  ä.  Tag- 
satzungsabschieden ist  das  Gesuch  um  gemalte  oder 
.Wappenfenster'  stehendes  Traktandum.  .Die  Boten 
sollen  heimbringen  das  Gesuch  des  H.  Z.  von  V.,  es 
möchte  ihm  jedes  Ort  ein  F.  in  sein  neu  gebautes 
Haus  schenken.'  1.521,  Absch.  Schon  1-517  war  das 
Betteln  um  F.  abgestellt  worden,  ,da  daraus  grosse 
Kosten  entstehen ;  kein  Vogt  soll  künftighin  Gewalt 
haben,  in  unserm  [der  Orte]  Namen  und  ohne  unser 
Wissen  F.  zu  geben,  und  anniit  das  Fensterbetteln, 
ausgenommen  für  Kirchen.  Ratsstuben  und  Gesell- 
schaftshäuser, gänzlich  verboten  sein.'  S.  Wappen-F. 
Zu  BSigr.  wurden  im  XVI.  ,\rmen  Fenster  aus  dem 
Spendgut  angeschalft,  um  sie  die  Wohltat  der  Hellig- 
keit auch  geniessen  zu  lassen.  Abergl.  Wer  aus 
dem  F.  steigt,  wächst  nicht  mehr  Z.  Vgl.  Tagloeh: 
Beie.  —  2.  Verschluss  einer  Öönung  am  Ofen,  des 
Ofenlochs.  ,Alle  die  bachöven,  die  in  der  statt  sint, 
suhl  blattan  ald  isen  venster  hän  und  nüt  vor  offen 
sin.'    ScH  u.  Z  Riohtebr.     Vgl.    Vor-Asne',    Sp.  506. 

—  3.  scherzhaft  für  Auge.  D' Feisterli  siitd  z' chli", 
wenn  Anwesenheit  von  Kindern  eine  gewisse  Mit- 
teilung nicht  gestattet  ZO.  Mues-mer-der  [man  dir] 
F.  mache'  (i'setze^J,  wenn  etwas  .augenfälliges  nicht 
gefunden  wird  ZO.  ,Die  Prügelei  hinterliess  blaue 
F.  und  Beulen.-    Sch  Volksfrd  1850.     Vgl.   Vor-F.  ä. 

Mhd.  venitcr,  aus  lat.  Jhiestra.  Pf.,  welches  auch  in  der 
ä.  Litt,  sehr  häufig  (neben  F.)  erscheint,  z.B.  Z  1368,  iiu 
ä.  Ratsb.  L  (.Swer  ze  der  herren  im  hof  pfenstern  wirft.'): 
Bs  14üi)  (.Kein  liecht,  pf.  oder  gesiebt  usser  [aus]  der  hof- 
statt  haben.'):  Liestal  1497;  F  1.^12;  B  1.5'2'Z:  in  den  Absch. 
lü'2G;  Beroni.  1.567  usw.,  ist  aus  dem  angetretenen  c  des 
Art.  entstanden,  da  das  W.  und  die  Sache  meist  in  der 
Melirheit  gebraucht  wurden.  Über  die  Wandlungen  der  In- 
knte  s.  Fromm.  Ztschr.  VII  19.  35.  335.  345.  365.  373. 
.Pfeister'  im  Kirchenr.  Neudorf  1C78,  , fester'  bei  Ziely  1521. 

—  Von  den  papierenen  Fensterscheiben  der  altern  Zeiten 
gieng  man  zu  den  gläsernen  über,  die  man  aber  für  ge- 
wöhnlich etwa  in  einem  Trog  verwahrte;  vgl.  Härder,  Kaufl. 
Vgl.  auch   Horn-Aff.   —   S.  Dr.  HMejer,  Glasscheiben. 

Über-:  die  (Innern)  Doppelfenster  ZO.,  W.  Syn. 
Vor-F.  —  Vor-  (Für-,  Pfür-J:  1.  Doppelfenster,  allg. 

—  2.  scherzhaft  für  Brille.  D'  V.  »"sc7(7«"  Z.  — 
Flammen-:  F.  mit  Waldglas  [aus  dem  Schwarzwald] 
versehen  B.  XVI.  —  Glas-:  im  Ggs.  zu  Papier-  und 
Horn-F.  ,Man  soll  nieman  kein  schilt  nach  glaspfenster 
geben  bis  zu  nieyen,  so  man  ein  amnian  setzt.'  Ndw 
1482.  —  Gnaden-:  aus  Gefälligkeit  [Gnade]  gestat- 
tetes F.  .Ich  bekenne  durch  diesen  Verzichtschein, 
dass  ich  dieses  sog.  Gn.  auf  Verlangen  auf  der  Stelle 
zumauren  lassen  will.'  L  1797. 

Chatze"-:    F.  mit  Butzenscheiben  LBerom. 

Vorgesetztes  Katze  gibt  dem  W.  einen  geringschätzigen 
Nebenbegritf.  Übrigens  mögen  diese  Scheibchen  alter  Hänser 
auch  an  und  für  sich  mit  Katzengesichtern  verglichen  werden. 

Nebe''d-:  (einzelnes)  F.  auf  der  Firstseite  des 
Hauses  Ndw;  Z.  —  Bli-:  F.  mit  runden,  in  Blei  ge- 
fasston    Schoibfii    GA.  ((ilas-)    Ruten-:    F.  mit 


'<n 


Fanst  — fmist.     Pant     l'nnt 


874 


iMUtentonnisren  Scheiben.  .Den  frouwen  in  Niiwen- 
kilch  ein  ruttenfenstev  in  ir  kuche.'  L  Fabrikrcchn. 
1.J77.  —  Schiben-:  F.  mit  Scheiben,  im  ljeg.s.  zu 
F.  ohne  solche.  .Der  chlän  bickt  stark,  alsu  dass  er 
etwan  scheibenfenster  durehbickt.-  Vogel«.  Vt-ü.  — 
Schlitz-:  eine  so  schmale  Liehtötlnung  in  der  Mauer, 
dass  man  den  Kopf  nicht  herausstrecken  kann.  Bs  Xl\ . 
—  StOss-:  Schiebfenster  ZO.  Syn.  Guggerli;  Läuf- 
terli.  —  Dach-:  Giebelfenster  ZO.  —  Wappen-  s.  o. 
,Dem  Einzieher  Ph.  B.  werden  für  seine  treuen  Dienste 
W.  verehrt.'  1581.  Absch.  —  Pfaggetezitli-Fen- 
sterli:  Glas  der  Taschenuhr  F. 

fenster(l)en  pfeiMere  BE.,  0.;  Obw,  feisterle  L, 
pfeisterle  S;  Ndw:  gern  am  F.  sein;  mit  demselben 
spielen,  indem  man  es  auf  und  zu  macht  Ndw;  bes. 
„auf  eine  kleine  Weile  unter  dem  F.  mit  Jmdm  plau- 
dern BE.,  0.;  Uw."  Sich  Nachts  so  mit  einem  Mäd- 
chen unterhalten  BO.;  L;  S.  Si  [die  Entlibucher] 
ßnsterlid,  bis  d'  Leitere  bricht,  und  schäizid  d'  Meitschi 
noch  der  G'icicht,  noch  alter  G'wicht  L  (HsTheiler). 
ly  Meitschi  hei"  Freud  dra",  icenn  e  Naehtbueb  uf  dr 
Schlterbigi  steit  und  pfeiisterlet  S  (FrJSchilu).  Auch: 
bei  einem  Mädchen  Nachts  klopfend  Einlass  begehren 
BO.  Vgl.  kilten.  —  ver-:  mit  Fenstern  versehen. 
,Die  kilchen  soll  man  verpfenstern,  vorab  mit  glass, 
oder  zum  wenigisten  mit  tuoch.'  1567,  Gfrd.  , An- 
suchen von  Schultheiss  und  Bat  um  Schenkung  von 
Fenstern  mit  den  Ehrenwappen  der  Orte  in  den  Herren- 
Garten,  den  sie  v.  lassen  möchten.'   1585,  Abscu. 

finster  fitßter  Ai-  (neben  -w-),  ß'ster  (nasal.)  BSi., 
fUter  BM.  (neben  -ei-);  F;  GSa.;  Sch;  ThHw.;  Ndw, 
feiter  Th Bisch.,  fe'i<ter  Aa;  BsLd;  S;  UwE.;  Z: 
1.  dunkel,  als  Adj.  und  Adv.  Es  f-s  Liecht.  D's 
Ampeli  brönnt  f.  B  (Zyro).  's  macht  f.,  ist  trübes 
Wetter  A.i.  Von  Dämmerung  und  Nacht:  's  ist  ap-  f. 
's  ist  so  f.,  me"  chöunt  Ei"m  i"  d'  Auge  i"-e  lauge" 
AAEhr.  Vgl.  Kue:  Saclc.  's  isch-em  z'  Nacht  ehe"  so 
i/'.s-i",  's  s'ig  Ei's  oder  Zwei,  u-o  's  en  g'hert  heig  f.  in  's 
Bett  gö'  Bs  (EKkon);  Svn.  duiikligen,.  Von  dunkler 
Scliattierung  einer  Farbe,  z.B.  fistergrüen  L;  f-e  Wi", 
dunkelroter  W.  7"^.  Möu :  Neumond  BE.  E.  wache" 
oder  ge".  Schatten  werfen  Aa;  Bs.  In  Ortsn.  dient  es 
zur  Bezeichnung  schattiger,  düstrer  Lokalitäten,  z.  B. 
, Finstersee'  Zg;  ,i"  der  Finsterenau'  ZF.;  , Finsterbach' 
ZWald.  Die  ,flnstern  Nächte',  die  Fronfastennächte, 
bes.  vor  Weihnachten,  in  welchen  die  Gespenster 
Macht  über  den  Menschen  haben,  vgl.  Lütolf  Sag., 
S.  159.  Es  wird  Einem  f.,  ohnmächtig  BEi. ;  Syn. 
schwarz,  dunkel.  Vom  Gemütszustande  und  Blick:  Er 
het  sur  und  feister  in  ei"  Loch  ine  g'luegl.  Breitenst. 
18G4.  Melancholisch  Sch.  —  '2.  verborgen.  E-er 
Stachel,  dornige  Hauhechel,  ononis  spinosa,  weil  die 
Stacheln  verdeckt  unter  den  Blattstielen  sitzen.  Vgl. 
, blind'.  —  Über  die  Wamllungeii  dfs  Inlautes  s.  Zeitsehr. 
VU,  9,   22.    192.   201. 

schüder-:  f.,  um  , Schauder'  zu  erregen  Siiiw.  — 
stich-  BHa.,  sticke"-  AiEhr.:  so  finster,  dass  man 
keinen  Stich  (Sticken)  mehr  sieht.  ,Nacht  und  dunkel 
und  sticht'.'  Valentin  (um  1800). 

Finster  f.:  Finsterniss,  Dunkelheit.  ,In  der  vinster 
des  Waldes.'  G  Hdschr. 

( in-)  finster(l)en:  dunkel  werden,  z.B.  beim 
Einbrechen  von  Nacht  od.  Nebel  Aa;  GSa.;  UwE.;  \V. 
—  ver-:  dunkel  werden,  .Der  Mon,  welcher,  obwohlen 


er  v.,  ja  gar  unsichtbar  werden  kann,  hat  er  doch 
nicht  gänzlich  aufgehört  zu  sein.'  ClSohob.  1695.  — 
be-:  ,finster  und  dunkel  machen,  inobscurare.'  Mal. 
.Dessen  gedächtnuss  nit  allein  kein  alter  nit  usstriben, 
dann  auch  nit  b.  mag.'  1474,  Absch. 

Finsteri  f.:  Finsterniss  Aa;  Bs;  L.  ,So  die 
vinstren  des  bittren  todes  niyne  ougen  verelendent.' 
JScHENKL.,  XIV.  ,Die  Frau  entrann  ihm  in  der  Fin- 
stere.' GStaheli  1560.  —  Abend-  Äbefistri  -~  PI. 
-reni:  1.  Abenddämmerung  BO.  —  2.  Übername  von 
Mädchen  mit  auffallend  dunkler  Haut  u.  kohlschwarzen 
Haaren  BRi.  —  Tag-:  Morgendämmerung.  ,Daz  die 
tagmesse  [Frühmesse]  gesprochen  sy  in  der  tagvinstre, 
e  daz  es  volliklichen  tag  wirde.'  S  1370.  —  , finsterig: 
voll  finsternuss,  dunkel,  tenebrosus.'  Mal. 

finsterlächt(ig) :  von  dunkelni  Teint.  Joach. 
1883.     ,F.,  subobscurus.'  Mal. 

finsterli"g  fisterlig  B,  feisterlig  S;  UwE.,  -e"  Aa; 
B;  L;  S;  Z:  im  Dunkeln.  /''■  ha  d'r  Weg  fisteiiige 
g'funde,  ohne  Licht  B.  .Also  f.  wirt  die  stuot  ver- 
wänt  [zu  der  Meinung  gebracht],  als  ob  es  |das  unter- 
geschobene Eselein]  ein  rossfüllin  wäre.'  Tierb.  1563. 
Syn.  dunkli"ge". 

Finsternuss  f.:  oft  scherzweise  der  ä.  Bücher.spr. 
entnommen  Aa;  UwE.;  Z. 

Funst   s.  Eüst. 


Fant — funt.      Vgl.  .auch   die   Gruppe   Fand   usw. 

Fant  m.:  1.  Possenreisscr,  Geck  Aa.  Stecken-: 
Landstreicher ,  Bettler  Gl.  —  '2.  Fante'  als  P 1. : 
Possen,  mutwillige  Grillen,  Spässe;  F.  im  Chopf  ha" 
Aa;  L.  Was  d'  Zltig  seid  [sagt],  sind  mängist  numme" 
F.  HXfl.  1801.  Drum  göd-me"  zum  Esse  und  g'rueiet 
[ruht]  e  chll"  und  hed  sini  F.  ebil.  1812.  ,S'i7^  hi" 
[ans  Klavier],  spil  dini  F.!  Hen«.  18.'?(;.  --  ..fantc": 
Possen  treiben,  Schnurren  vorbringen  L.- 

1  eig.  =  Bursche  iibh.,  eiues  Ursprungs  mit  aliJ.  jemUt, 
Fusssolilat,  mhd.  vend)'  (,fent.'  Boiiev),  Bauer  im  Sehachsidel. 
Für  i  scheint  ein  ähnlicher  liegritt'swandil  Statt  gefunden  z« 
haben  wie  bei  Phmitast  und  Fanz;  vgl.  auch  Pma,  Bursche,  und 
, Posse'.  Doch  dürfte  auch  das  syn.  Fintt  erwogen  werden.  Bei 
Heng.  spielt  d.as  W.  .Phantasie'   im  musikalischen  8.  herein. 

Pliantasi :  1.  etwas  Unwirkliches,  das  unsere  Ge- 
danken und  unser  Trachten  beschäftigt;  Trugbild,  z.T. 
beängstigend,  z.  T.  uns  von  unseren  realen  PHichten 
abziehend.  ,Darus  uns  grosse  unruowe  und  mancherlei 
fantasy  erwuochs.'  Bs  Carthäus.  ,Du  wollest  alle  fan- 
tasei  üsdriben  und  redlich  studieren.'  BAMFRBAi'ntx. 
XVI.  .Incessit  cum  cupido.  es  ist  in  [ilm]  ein  begird 
und  fantisei  ankonmien.  De  eo  nulla  ratione  iielli 
potes:  man  mag  dich  in  kein  weg  nit  von  der  fantasei 
bringen;  du  magst  ganz  und  gar  nit  von  diser  nieinung 
abgetriben  werden.  Quid  in  ista  revolvor:  warunib 
kunun  ich  auf  dise  fantasei  oder  bctrachtung'r"  Fris. 
, Fantasei  oder  gesicht  so  einem  für  kompt,  tigmentunu' 
Mal.  —  2.  Faschine.  ,Man  wirft  Fantaseien  oder  Bü- 
schelein mit  Keis  u.  französisch  Saussysen,  in  den  Gra- 
ben, solchen  zu  füllen.'  HsKdLav.  1644.  —  phan- 
tisieren:  irre  reden,  allg.  Etwas  vorspiegeln:  ,Der 
erst  schlaaft,  der  zweit  trinkt,  der  dritt  singt,  der 
viert  jdiantisiert  sonst  etwas'  [von  Jägern,  welche  ihre 
Nachstellung  durch  simulierte  gleichgültige  Hand- 
lungen zu  verdecken  suchen |,  T[kkii.   1563. 


875 


Fant— fmit.     Fanx  -fnnx. 


876 


Phantast  in.:  1.  persönl.  (Pfdnfast  BsStdt, 
Fantasch  BHk.  —  PI.  -äst  BsStdt,  -äste"  Uw),  wer 
phantasiert,  im  Reiche  des  Unwirklichen  sich  bewegt. 
Unwahres  vorbringt,  a)  Schwärmer.  ,Die  unverschäm- 
ten Sternenseher  —  dise  frefne  fantasteu.'  Gualth. 
1S84.  .Seind  deshalben  alle  die  [-jenigen]  grosse  fan- 
tasten und  eitele  menschen,  die  solches  [sc.  die  Übel 
in  der  Welt]  den  constellationen  und  gestirn  zuogebeii 
dörfen.'  HBill.  1-597.  —  b)  ,Philosophus,  ein  lieb- 
haber  der  Weisheit,  ein  geleerter  f.'  Fris.  —  c)  wer 
sich  verstellt;  der  Fh.  mache",  sich  verstellen  G;  Uw ; 
Z.  Schalksnarr  (Schimpfr.  1652);  Schalk,  boshafter 
Mensch  Gl;  Sonderling  Bs;  Gl;  G;  Einfaltspinsel 
(ScHiMPFR.  1652).  Die  ciirioseste  Chöpf  sind  die  u-ider- 
spänstigste  Pf  antust.  Breitknst.  1863;  Witzling,  Spass- 
macher  BHk.;  eingebildeter  Kranker:  's  cha""  mänyi 
Hi/pochtinder  und  Brieggi  [der  leicht  weint]  oo"  Ph. 
CO"  Ddkterzily  e  Plunder  [ein  grosses  Quantum  von 
Arznei]  «"»i-"  —  dem  arme  Tropf  feit  's  glich.  PHeng. 
18.36.  Ph.  nennt  die  Mutter  den  lebhaft  .strappelnden 
und  sich  rührenden  Säugling  Ap.  —  2.  abstr.  Ver- 
stellung Bs;  B;  GTo.;  Vgl.  Fant  2.  ,Wer  gruchse 
[stöhne],  trib  ume  [nur]  F.'  Gotth.  Was  het  er  für  c 
('hraniheit?  oder  ist  's  de""  z'letsch  ume  [nur]  F.?  ebd. 
Syn.  Mä}i>di.  Mutwille:  Drüf  riieft  's-m'r  icider  hinter 
de"  Bäume:  Bot,  ico  bin-i  iez!  —  und  het  sl  urige 
Phatest.  Hebel.  Phantastischer  Einfall:  ,A.  Ich  mein, 
du  syest  völler  narren  [Possen],  dann  der  sunimer 
niugken.  —  B.  Ich  mein,  ir  syend  völler  fantasten, 
dann  ein  zottetcr  hund  flöchen  [von  Flöhen]  im  oug- 
sten,  und  unsinniger,  dann  die  süw,  die  sich  im  meer 
ertranktend.'  NManuel.  —  phantaste"  Z,  -ästle" 
BU.:  sich  verstellen,  namentlich  Kranksein  simulieren 
Z.  —  phantastisch:  bloss  vorgespiegelt,  unwirklich. 
, Christus  beutet  kein  phantastisches,  betrugliches,  son- 
dern sein  wahres  fleisch  und  blut  an.'  FWvss  1653. 
.Welche  [behaupten]  wollten,  dass  der  Leib  Christi  nur 
fantastisch  were  gewesen.'  FrHaffn.  1666.  —  phan- 
tästig,  pf-  AAZein.;  Bs,  faitd-  BsLd:  verstellt,  simu- 
liert, z.B.  mit  Bez.  auf  Krankheit,  Verrücktheit  Bs; 
G;  wirklich  beherrscht  von  verrückten  Ideen:  ,Üieselb 
frow  was  fantästig  und  mit  eim  schwindelgeist  be- 
schwert.' BossH.-GoLDSi'HM.  ,üerselbig  ein  wenig  bo- 
steibt  [betrunken],  wie  er  on  das  vilmolen  fantestig 
ward,  eröft'nete  mir,  ich  durte  in,  dass  ich  sein  Schwe- 
ster bekam.'  FPlatt.  1612.  Störrisch,  von  Menschen 
und  (Zug-)  Tieren  ÄAZein.;  Bs.  .Cerebrosus,  hirn- 
wüetig,  f.,  eigenrichtig,  kybig.'  Fris.;  Mal.  Launisch, 
von  Stimmungen  beherrscht  BsTerw.  Eingebildet: 
Sust  sin''  die  junge  Burst  mängmol  e  wenig  phatestig, 
meine",  si  heigen  elei"  mit  Löffle  d'  Glersemhcit  g' fresse. 
Hebel.     Launig,  mutwillig  BsLd;  BHk. 

Phantom:  1.  gespenstisches  Ungeheuer.  Am  F 
Schönenberg  befinden  sich  die  Fantume"löcher,  Höhlen, 
ehemals  von  Unfug  treibenden  Stollenwürmern  und 
Gespenstern  bewohnt.  —  2.  (dim.)  Fantumli:  leicht- 
sinniges Mädchen  F  (Kuenl.);  eigtl.  Püppchen.  S.  auch 
Fant-Dudel. 

ver-fänt  =  ver-fänd. 

Pentibert.  ,Ein  Bing  von  fentibert  30  Schill.' 
Invent.  aus  L  XVIH. 

vciitcliere"  i'^-:  1.  sich  selber  rühmen,  seine  Vor- 
züge ins  Licht  setzen  Ndw.  —  2.  neckende  Bemer- 
kungen   in    tadelndem  Sinn  gegen  Andere   machen. 


ebd.  —  Beide  Bedd.  von  .ventiliereu'  (frz.  ventiler)  i.  S.  v. 
, verhandeln;  wiederholt  betrachten  und  besprechen.' 

Ventni'{i)  ni.:    Bonaventura  L;  S. 

Ventuse  Ap,  Vi-  Tu  —  f.:  1.  Schröjifkopf  Ap. 
,Piss  nSst  seie  als  ein  vintauss  oder  schräpfhörnlin 
mit  einem  langen  hals  gstaltet.'  Vogelb.  1557.  ,T)ie 
Vintuss,  darmit  man  das  bluot  auszeucht,  cucur- 
bitula.'  Mal.  ,Ventosen  oder  sehräpfhörnle.'  Fische. 
1563.  .Wilt  schräpfen?  ist  Liecht,  Vintauss,  Lanzett 
hierV'  Epigramme  1712.  ventüse":  schröpfen  GEh. 
-  2.  kleines  metallenes  Gefäss,  z.  B.  ein  sog.  Balsam- 
büchsli,  das  in  der  Tasche  getragen  wird  TfiTäg. 

Schon  mhd.  vin-,  renf«s<%  mlat.  ventofta.  frz.  ventoune, 
welches  auch  Saugeaapf  bedeutet,  an  welche  Bed.  vielleicht 
unser  '2  (wegen  Ähnlichkeit  der  Form'i')  sich  anlehut,  wenn 
nicht  etwa  die  Riechdose  direkten  Bezug  zum  Schrüpfen  hattn. 

Finte  f.:  Vorspiegelung.  1.  als  Fechterausdruck, 
Scheinangriff.  ,,\lso  was  er  allweg  in  f.  [immer  in 
Händel  verwickelt,    eig.  kampfbereit].'    Kuchimeister. 

—  2.  (im  PI.)  a)  blosser  Vor  wand  Gr.  —  b)  Ein- 
fälle, lose  Streiche  im  Kopf  SchwE.  —  Ans  .finctum' 
statt  ,fictum',  Ptc.   des  lat.  ^n^n-e  (frz. /cinrfrc),  erdichten. 

Fontane  f.:  Quelle,  reines  Quellwasser,  nur  als 
Eigenn.  BHa. ;  LE.  (-Ö-);  auch  zur  Bezeichnung  von 
Gegenden  LE.  (i'  der  F.);  Uw.  —  .So  auch  im  Rätorom., 
vgl.   it.  foiitfina,   Springbrunueu. 

Fontange  f.:  ein  Kopfputz.  , Erinnert  euch  bei 
dieser  Historie  des  gleichen  Ursprungs  der  Fontangen, 
die  in  einichen  Cantons  unserer  Eidsgenossenschaft 
bei  dem  Frauenzimmer  in  eben  so  grossem  Credit 
stehen,  als  bei  euch  die  Püsche  . . . ,  dass  schon  die 
römischen  Damen  durch  eine  Art  F.  ihrer  natürlichen 
Grosse  einen  Zusatz  gegeben  haben.'  Discourse  1722. 

—  Wahrsch.  von  der  Ähnlichkeit  mit  einem  Springbrunnen, 
frz.  foiitaine   (aus   'fontania,    'fonfnnje). 

fintscli  =  ßndisch  (Sp.  846)  und  daraus  sync.  ,Wol 
ist  mit  inen  beschechen  ein  red,  aber  niendert  [keines- 
wegs] für  ein  vintsch  zuo  achten.'  1489,  Zellw.,  Urk. 


fienxe"  Schw;  Uw;  Zg,  fuenxe  Ndw  (neben  ie), 
fienschge  W:  1.  heftig  reiben.  Man  fienxet  dem 
Vieh  mit  einem  Strick  zwischen  den  Klauen.  Rutschen 
mit  starker  Reibung:  '.s-  G'wand  ver-f.  In  wegwerfen- 
dem S.  auch  vom  Feilen,  Schleifen  (er  fien.vet  doch 
we  wild  uf  dem  Schilf stei"  ume!)  und  namentlich  auch 
vom  Geigen;  aaO.  Und  liest  emol  es  'braches  E,  so 
stimmt  kei  andri  Saite  me,  du  Gigen  ist  nur  g'fienxet. 
Hengeler  1836.  Fienxer,  schlechter  Fiedler.  In  W 
sogar  Orgele"  f.  —  2.  hastig  hin  und  her  eilen,  eil- 
fertig   Geschäfte    verrichten    Uw.    —    Intensivabi.   von 

fiiitfftjnt. 

Fuenx  m.  —  PI.  Fien.r  und  Fuen.x-e:  kleines,  ge- 
ringes Kinderschlittchen  ohne  Eisenbeschläge,  daher 
mit  stärkerer  Reibung  Ndw.  —  Viel!,  nur  entstellt,  resp. 
missdeutet,  aus  ^Fietix,  da  dieses  in  Ndw  ^  ' Fiienx  sein 
konnte. 

fnnxe":  mit  der  Rute  züchtigen  Uw.  —  Intensivabl. 
viiri  fiinyi/ni  mit  Eiumischung  von   ,fuxen'. 


Fanz— fiinz.    Kap— fu|i.    Far-fiu- 


878 


FanZ— funz.      Vgl.  :iui;li   Jie  Gruiilif   Funn  usw. 

Fanz  m.:  1.  mutwilliger,  toller  Einfall.  Der  hat 
(loch  alkirile  smi  Fänz  TWV&g.  —  2.  P  o  s  s  c ii  in a c  h  c  r , 
mutwilliger  Mensch  Ap.  .Hiemit  liefe  das  toreclit  vnlk 
hinauf,  die  schönen  fanzen  [die  FlagellanteiiJ  zuo 
sehen.'  Wurstis.  —  Wie  mhd.  tonz,  Betrug;  Schalk,  aus 
Akjanz  (Sp.  171)  verkürzt;  doch  vgl.  auch  Pßtim  und  für 
die  Poppelbed.  Fant  und  Phantuit. 

Fanzeri»  f.:    Kuhname,  die  , Lustigtolle'  Ap. 

fänzele":  foppen  GWe.  —  Vgl.  ahd.  y-anu-ixnzöii, 
cavillari. 

fänzig:  1.  zierlich,  niedlich,  wunderlich  geputzt, 
aber  auch  bloss  als  Spielzeug  oder  zur  Augenweide 
dienlich,  nichtig  GrI)..  Pr.  .Der  knab  [understät  zuo 
haben]  die  üppigen  ussgestrichnen  fenzigen  niätzen.' 
HBuLL.  1540.  —  2.  lustig,  neckisch  Ap. 

Fenz  Ap;  Gl;  GO.,  T.,  W.,  We.;  Schw;  Uw,  F^ns 
aScHw,  „Fenscli,  -tsch''  —  m.,  Feisi  n.  TJ  (Ithen): 
1.  beliebtes  Gericht  auf  den  Alpen,  aus  reichlich  zer- 
lassener Butter,  geröstetem  Mehl,  mit  nachgegossener 
Milch  oder  Sirte,  ohne  Salz.  F.  ijid  hert  Bügge"  und 
hert  Schwänz  [macht  die  Nerven  stark]  Scnw.  Syn. 
G'hiiim  {Sp.2'28),  Büentm  (Sp.  230),  Feissmues.  Spctsch; 
vgl.  Stunggemcerni.  —  2.  ,.Kahmmus,  d.i.  eine  Art 
Suppe  von  Milchrahni  und  Weissbrot  durch  einander 
Ap."  —  3.  ein  lustiger  Schmaus  U.  —  Nidel-: 
dass.,  mit  Bahm  statt  mit  Butter  bereitet  Gl. 

Vgl.  schles.  Fauz-  (Fallit-)  miiuke,  Mehlklösse  mit  liuttur 
bogosseu;  vriea.fanzeln,  uaschen;  ha,ir.  Fanzrl,  Brei,  J'faim!. 
weiches,  aufgedunsenes  Gebäck. 

„Fenzel  m.:  Hader,  Fetzen  F.  Fenze"(Pl.):  ge- 
zupfte Leinwand  zum  Verband  der  Wunden  BE." 

Vgl.  entw.  Fivifhr,  aus  dem  die  WW.  mit  einem  vur 
Dentalen  sicli  entwickelnden  n  sich  gebildet  haben,  das 
erstere  unter  Anlehnung  an  , Fetzen';  oder  das  syn.  FmitHe, 
'Frajizf,    'Frenze.    —    Syn.   ScklUHe. 

finzelig  Bs;  LG.,  -erlig  Bs;  S,  pfinzerlig  AAFri., 
finselig  Bs:  1.  überfein,  subtil,  dünn,  z.  B.  von  Garn- 
fäden Bs;  L;  S;  „auch  mit  dem  Nbbegrift'  der  Un- 
ebenheit LG.";  von  Schriftzügen  und  Zeichnungen, 
kaum  sichtbar  AAFri.;  Bs;  von  Farn,  fein  gezackt. 
Stecken  uf  d'  Chäppli  finzerlig  Farechrut  wie  Federe- 
bi'isch.  Breitenst.  1864.  F-e  Arbet  mache,  z.  B.  Flüli 
an-e  Fuerwerlc  g'schirre'  Bs.  Syn.  fiserUg,  rein;  vgl. 
finelig.  —  2.  winzig,  äusserst  klein  AAFri. 

Von  'ßncson,  'ßncznn  {s.  feslen  =  ' ß n«hii /)  unter  Einlluss 
von  Jherlitf  abgeleitet,  oder  von   Fcnze. 

Vincenz  ZämfiJ  B;  „F";  LG.;  Sch,  „Zanz(i)  B" : 
Personenn.  und  Benennung  des  2'2.  Jan.  ,Vincens  hell 
und  klar  bringet  ein  gut  Weinjahr.'  Z  Kai.,  XVIII. 
Vinzenze  Sumieschl'  füllt  d'  Fass  mit   Wi"  SoiiSt. 

Fie.nz:  Personenn.,  Faventia.  ÄgTschudi  1538. 
V  i  0  n  z  e  1  s.   ViernzeJ. 

HeilZe":  strafen  AAFri.  —  Durch  Vermlsihung  von 
ßcnyijae'  und  ßtzen  gebildet. 

Fonz(ji),  Funz(i),  Funzel  I  s.  Fitiis. 
Fiiiizel  11  m.:    kleines  Kind   G  oT.     Vgl.  Fiins  3. 


Fap,  fep,  fip,  fop,  fup,  ivs\).  fapp  usw. 

fappleii,  Fapplete  s.  falilen  Sp.  63."). 

flppe":    beständig   hin    und  wieder   gehen    BLenk. 

Vgl.  Gr.  Wtb.  3,  IGTl  und  Le.tcr,  kärnth.  Wtb. :  .fippern', 
beben,  zittern;  doch  könnte  es  auch  von  yiy;/cii  ausgewichen 
sein.    —    Vgl.   Fipp-Ballc 

foppen,  dim.  föpp(e)len:  1.  durch  schmeichelnde, 
spitztindige  Reden  bei  Jmdni  nach  einem  Geheinmiss 
spüren  B.  —  2.  (auch  üs-)  tr.  u.  intr.,  in  ironischer 
Weise  zum  Besten  halten,  sticheln,  Scherz  treiben 
auch  mit  ernsthaften  Dingen,  allg.  Föpple  umme 
[nur]  recht,  es  loird-d'r  tvol  no'''  um  d'  Nase  ume  cho' 
kk.  Wend-is  [wollen  uns]  frisch  uf  d'  Nestli  Uc  und-is 
nümme  foppe"  lä".  Lied  1798.  ,Als  wenn  der  Herr 
voppenweis  gesprochen:  tue  das,  wann  du  es  kannst.' 
Klingl.  1702.  Einen  ausschimpfen  BMadisw.  —  3.  er- 
sinnen, lügen.  ,So  es  gevoppt  ist,  was  si  sagen.' 
Gengenb.  \g\.  Fopjienwerch.  —  4.  (refl.)  sich  plagen, 
a)  sich  kümmern,  sich  fruchtlos  mühen  V  sich  lächerlich 
machen  V  ,Was  willt  der  rettichV  Wie  magst  dich  num- 
men  also  voppen,  sie  gend  die  aller  sürsten  koppen 
[Rülpse].'  NMas.  —  b)  sich  närrisch  geberden.  ,Ut 
ludos  facit:  sich,  wie  göucht  oder  foppet  er  sich'?'  Fris. 

Fopper:  Bettler,  welcher  Wahnsinn  vorschützend 
sich  von  einem  Führer  begleiten  lässt,  der  für  ihn 
bettelt.  Gengenb.  —  Föppler,  -in:  der  (die)  Andre 
gern  auszischt,  allg.  -  Vgl.  Gr.  WB.  3,  1887.  .Einen 
locken  mit  der  Absicht,   ihn  zu  betrügen.'  Schni.  1,  73G. 

Fips    s.   Pfiffi. 


Far  (var),  fer,  (ir,  for,  für,  lesp.  hwv  lusw. 

Par  1,  Ge-  Gfär.  Gför  allg.,  Gefärd  Gfnrdi  Gr 
Schiers  —  f.  (in.,  n.):  1.  (snbj.)  listige  Nachstellung, 
Untreue.  Ränke,  Betrug,  böse  Nebenabsicht;  G forde 
[PI.]  tribe"  Bs  (Geschäftsspr.).  .Über  die  Frage,  auf 
welche  Weise  man  es  einbringen  könne,  wenn  Andere 
Gefährden  trieben.  Es  wollte  nämlich  Niemand  eigent- 
lich betrügen.'  Gotth.  .Ist,  das  die  nüne  [von  12  Rats- 
gliedern]  bi  dem  eide  dunket,  das  die  dri  ald  ir  dehcinr 
mit  vare  sich  entseit  [von  den  .\ndern  losgesagt]  ha- 
ben, die  suu  [sollen]  die  nüne  ze  buosse  setzen  [in 
Busse  verfallen].'  Z  RBr.  1304.  .[Wenn  der,  welcher 
den  Zoll  entrichten  soll]  mit  geverde  (seicnter  et 
fraudulenter)  enweg  füere.'  B  Handv.,  .\nf.  XIV.  ,I)ie 
wirte,  die  mit  geverden  lant  [lassen]  ir  barn  [Pferdc- 
kripfen]  lochrecht.'  Schaciizabkl.  ,Es  sye  mit  un- 
glychem  mgss  und  mit  anderer  gelahr.'  L  Ansi'chenb. 
.Bescbowen  den  berg  mit  gefer  [hinterlistiger  Absicht, 
bei  einer  Recognoscierung],  ob  er  und  wie  er  zu  gwinnen 
wer.'  JLenz.  ,Mit  was  grosser  gfar  der  abt  etlich  ze 
reden  gelöcklet.'  1524,  ,\bs<  ii.  Es  beklagt  sich  Einer, 
dass  ihm  die  Urfehde  .mit  gferdcir  abgenötigt  worden 
sei.  ebd.  .Alsdann  die  kornköufler  die  frucht  zuo 
märkttagen  zuosammcn  gescbütt.  da  wollend  wir,  dass 
sölich  gcfar  abgestellt  syn,  sich  dcss  hinfür  keiner 
mcr  gebrucliCM.'  l.">20,  Egli,  Act.  .Es  sind  die  iniren 
bös,  dass  ir  böser  gfärd  nit  ist  fUrgangen.'  1531,  ebd. 
.Darinit  sy  uns  mit  botrüglichen  gefärden  vor  dem 
gemeinen  man  vcrleident  [vcrläunidon|.'  1531.  Absch. 
,Ir  practik    und  die  grosse  gfaar.'   HBill.  1533.     ,0b 


879 


Far.  fer.  lir.   t'"r.   Tiir 


SSO 


glycli  wol  Jas  [sc.  eiiu.'  Verwechslung  von  Arzneien] 
nit  mit  gferden  vom  apoteker  beschehen.'  LLav.  1584. 
.Vom  gottsdienst  soll  sicli  niemand  mit  einiclierlei 
gferd  [ersonnenem  Vorwand]  abzülien.'  Z  Mand.  16.')0. 
.Sollen  die  Stichscheiben  alle  Abend  durch  zwei  Herren 
des  Rats  verwahret  und  versiegelt  werden,  damit  kein 
Gefahr  möge  unterlaufen.'  Wintkkth.  Schiessplan  1741. 
Beliebte  Verbindungen  sind:  .(keine)  G.  brauchen'  und 
,äne  G.'  ,Sy  sollen  bei  ihren  Gerechtigkeiten  [Rechten] 
über  die  Pischenzen  bleiben,  doch  darin  [in  der  Be- 
hauptung ihres  Monopols]  gnädig  verfahren  und  kein 
Gfahr  bruchen  [nicht  etwa  die  Unberechtigten  zum 
Freveln  verlocken,  ihnen  eine  Falle  legen].'  1524, 
Absch.  .Des  roten  gwilds  sollend  .sy  sich  müessigen, 
in  keinerlei  weg  sehiessen.  und  sollen  hierin  ganz 
kein  gfar  br.'  1525,  ebd.  .Gegen  den  Rinderen  soll 
der  Schulmeister  kein  Gefahr  [Parteilichkeit]  brau- 
chen, nicht  ansehen  Liebe.  Freundschalt,  weder  Reich- 
tum noch  Armut.'  171P,  Z  Landscliulordn.  .Were  de- 
heine  der  rihter  alse  krank  ane  geverde,  das  er  bi 
der  klage  nit  syn  möhte.'  1304,  Z  RBr. ;  vgl.  die  Anm. 
,Es  sollend  an  desselben  abgangnen  statt  ander  zunft- 
maister.  die  si  ongeverde  aller  nutzest  und  best  be- 
dunkend,  erwället  und  gesetzt  werden.'  Sch  Pfisterzunft 
1535.  Daher  in  der  ä.  Spr.  als  stehende  Schlussformel 
in  Satzungen  und  Verträgen :  ,alles  on  gefärd',  i.  S.  v. 
.ohne  hinterlistige  Auslegung',  sehr  häufig,  auch  nach 
den  verfänglichsten  Verordnungen.  Mit  Syn.  ver- 
bunden: trüli  nnd  oni  Gfar  ScH;  Z.  .Trüwlich  und 
on  alle  gefärd.'  1531.  L  Macc.  =  .treulich  und  gut- 
willig.' 16(37.  Andre  formelhafte  Verbindungen  sind: 
,Kein  gfar  oder  betrügnuss.'  1533.  Bs  Rq.  .Weder  list 
noch  gefahr  gebraucht.'  1(348,  ApI.  LB.  ,Von  un- 
billichen  gfehrden,  bösen  kaufen  und  gesuechen  ab- 
stahn.'  Z  Mand.  105(1.  ,Kein  gfahr  ald  vorteil  bruchen.' 
ebd.  ,Dass  zu  höcherem  Wert  des  Guots  kein  Vorteil 
und  Gefahr  seie  gebraucht  worden.'  L  Stadtr.  170(3/(35; 
vgL  ,Ein  V.  und  gefährliehe.s  Absehen.'  ebd.  .Gefahr 
und  Betrug.'  Z  Satz.  1715;  s.  auch  lütncl,  Mitilung. 
Spec.  in  der  ä.  Rechtsspr.  gilt  G.  =  bewusste,  rechts- 
widrige Absicht,  dolus;  Rechtsverletzung.  Eine  Schä- 
digung ,mit  geverden'  wird  mit  der  doppelten  Busse 
belogt.  Mll.  Bs  Ri|.  .Wer  aber  hierin  gfar  bruchte 
und  dem  zuwider  handlete.'  Ansehemi.  .Wer  im  jar 
boumstützen  houwt  und  dieselbigen  nit  bhaltet  über 
jar  und  gfar  damit  brucht  [d.  i.  sie  etwa  verkauft], 
soll  büessen.'  15(39,  Hotz,  Urk.  ,Soll  da  kein  gfar 
brucht  werden,  sonder  by  dem  artikel  der  otfnung 
blyben.'  ebd.  ,Der  missbruch  und  gefahr.  so  durch 
kostliche  Schenkungen  fürgangen.'  Z  Mand.  1650.  ,In 
etlichen  Läden  [sind]  zu  dem  täglichen  Verkauf  mit 
scheinbarer  Gefahr  unter  die  eine  Wagschalen  hohe 
Stöckloin  gemachet.  Selbigen  [wird]  solches  für  eine 
vorsetzliche  Gefahr  ausgedeutet.'  Z  Mand.  1699.  .Wann 
Jemand  um  Baargolt  marktet  und  das,  so  er  kauft,  auf 
Gefahr  hinweg  tragt  [gewissermasseu  =  auf  Borg].' 
li  Stadtr.  1706/65.  .Zur  G.  (,z'  gferdt.'  Fetscherin, 
Proz.)  anrechnen',  für  gravierende  Schuld  erklären. 
.Und  irgend  eine  Verehrung  dem  Geber  und  dem 
Nehmer  zur  Gefahr  gerechnet  werde.'  Z  1784.  — 
2.  object,  Gefahr,  Risiko,  allg.  As  ist  a  Gnad  va 
Gott,  daas  nid  mf''  ine  U" glücker  arririerend,  wa  di 
Gferdi  sn  augasclitnli  ist  GuSchiers.  Vgl.  Wäg.  ,Si 
zugend  hin  on  alls  gefar  ein  ganze  halbe  niyle,  eb 
.si    ir    [der    Feinde]    wurdend    gewar.'    Tohl.,    Volks!. 


.Wo  sy  |die  Bildwerke]  hettind  die  geferd  der  ab- 
göttery  mögen  gebären.'  Zwingli.  ,Es  ist  frid  und 
liat  kein  gfard.'  1531/48,  L  Sah.  .Obschon  grosse 
gfarden  eintallend.'  1531/60,  Psalm.  ,Daz  um  ein 
wenig  nit  gfar  syge  [Gefahr  durch  Hader  entstünde].' 
1535.  Absch.  ,Er  mag  nit  alle  faar  versehen  [ab- 
wenden]: über  in  wirf  kommen  gottes  ruot.'  Aal  1549. 
,Dorumb,  wenn  [die  lüt]  uf  den  bergen  benachtend 
und  dise  gfert  [des  Erfrierens]  wissend,  sy  einander 
by  den  henden  nemend.'  Platter  1572.  Gefahr  des 
Irrtums,  statt  des  Lebens,  in  der  Formel:  's  het 
ekei"  G'f-  ihr  dürfet  euch  darauf  verlassen;  gewiss 
(nicht).  les  han  i  g'meint  —  es  hiit  kei  G'for  —  de*' 
Summer  chömm  mit  Hvt  und  Hör.  .TKdMey.  Mehr 
dem  eig.  Sinn  des  W.  nahe,  von  bloss  unangenehmer 
Befürchtung:  Vergesstt-is  nit!  Antw.:  's  het  ekei  G. 
[dass  es  geschehe]  B;  Z.  Numme  nit  z'  fllssig!  Antw.: 
'.■>■  het  kei  G'för  (oder  's  ist  nit  so  g'förlig,  mein  Fleiss 
ist  nicht  besorgnisserregend)  Bs.  Anders:  's  tcird  ei 
G.  si"  [ob  man  sich  so  oder  so  entschliesse;  =  es  ist 
gleichgültig]  G;  Z.  Dann  mit  dem  unbest.  Art.  statt 
des  (bedeutungsvollen)  Zahlw.:  's  war  e  G'for  [Mög- 
lichkeit], mer  hetted  na'''  g'nueg  Z.  I  prdbier-es,  's  ist 
e  G'for  [gleichgültig,  wenn  es  auch  scheitert,  oder  = 
es  lässt  sich  wagen].  Sti'tz.  Chomm  se  [nimm]!  ihaii 
an  Batze  vor  [übrig],  i  geb-nen  dir,  es  ist  a  G'for 
[liegt  mir  Nichts  dran].  AHalder.  Daher  gelegentlich 
in  eine  Foimel  der  Betcurung  übergebend.  Viell.  aber 
in  den  letzteren  Fällen  G.  mit  ironischer  Betonung 
zu  nehmen  s.  v.  a.  , keine  ernstliche  G.'  Ebenso  mit 
Ironie:  's  ist  e  G'for,  eh  du  das  tüegest  oder  hlibe" 
lösest,  d.  h.  es  ist  bei  dir  überhaupt  Nichts  zu  er- 
warten, oder  =  man  kann  es  darauf  ankommen  lassen, 
weil  nicht  viel  daran  liegt  Z. 

Mild,  var  ni.,  väir,  v<terc  f.,  später  ijeväre.  tjf^vner(cl)f  f.. 
Betrug,  Hinterlist.  Bed.  1  und  2  sind  .\vcrs  und  Revers 
der  sellicn  (Jnmdlicd.  und  in  mancliem  Falle  mag  die  Ent- 
scheidung zw.  der  einen  und  der  andern  .\nffassung  schwan- 
ken, so  z.  B.  ,Ist  aher,  das  der  beklaget  wirt.  vur  synes 
lybes  vorhte  gewerlich  [sicher]  in  das  riehthns  nit  kommen 
mag,  dem  soll  der  rat  das  geleite  geben  ane  .allen  var.'  Z 
RBr.  1304.  Ähnlich  berühren  sich  in  dem  Ausdruck  .auT 
G.  hin'  die  Bedd.  .zu  Betrug'  und  .für  einen  möglichen  Fall'. 
.lUe  Grafen  sind  ausgestorben  und  ein  Kind  führt  den  Titel, 
von  dem  die  Rede  geht,  es  sei  ein  auf  Gefährde  |auf  den 
Fall  hin,  dass  der  (iraf  keinen  leiblichen  Nachkommen  ge- 
wänne'^ aufs  Geratewohl ':")  angenommenes  Kind  anderer  Per- 
sonen.' 1519,  Absch.  ,Soll  die  zehende  Garb  zum  Zehendun 
gestellt  und  nicht  etwann  auf  G.  hin,  das  was  unter  dun 
Bäumen  wachst,  dafür  entrichtet  [werden].'  Z  Zehenden-Mand. 
1717. 

äne-(ge)fär  1)  änifär  Z  f.  änigfür  L  (Häfl.);  Z 
Stall.,  önegför  Ai-,  ögför  Ar;  Th;  ZO.  (ö-J,  a(n)- 
gfär(d,t),  -e-  B;  UGesch.;  W.  2)  ungfär  (-Ö-)  A\: 
Bs;  BÜ.;  Gr;  ZF.,  ungfürt  BG.,  unijfiirt  .\a;  Z,  ii-gfär 
ScH;  Z  —  Accent  schwankend:  1.  unversehens,  zu- 
fällig, von  Ungefähr,  allg.  's  nächst  doch  alles  Holz 
ungfär  [ohne  dass  man  es  merkt'?  oder  von  selbst 
(eig.  ohne  Absicht)?  oder  wie  es  sich  gerade  tritftV| 
Bs.  Von  ung'fär  —  wie  d'  Meitli  suin  Tanz  nnd 
d'  Chrämer  z'  Märt.  Sütermstr.  ,[Wenn  Zug]  on  gferd 
[bei  Gelegenheit,  eine  Botschaft  nach  Zürich  schickt].' 
1534,  Absch.  ,So  der  hund  on  gfaar  des  bibers  nest 
antriift.'  Tierb.  1563.  ,Dass  nichts  ongefärd  beschehe. 
sonder  unser  leben,  tod.  fal  und  unfal  in  syner  band 
Stande.'    LLav.   1569.     .Die   aber,    die    sunst    ungefert 


881 


Far,  tt>r,  lir,  f'iH-,  für 


882 


|.ciliiit,'el't'lii'.'  1(J70]  ilaselbst  liin  kommen ,  habimi's 
oif,'cMtlich  arehört.'  ebd.  .Einer  lallt  nnj^'oferd.'  Schimpfk. 
lt)51.  ,Aueh  ilie  Ding,  wek-he  sresehehen  ungefehrd.' 
JMi'LL.  Ititil.  .Welche  ungefehrd  in  dise  Revier  kom- 
men, aber  ihr  stäte  Wohnung  da  nicht  haben.'  Cys. 
llHil.  .Felssteine,  welche  ungefehr  einbrechen  könn- 
ten.' JJScuEDCuz.  1707.  Verbunden  mit  .all':  ,So  kurapt 
on  aller  geferd  dahar  ein  koufmann.-  Ziely  15'21.  ,So 
der  fuclis  one  alle  gefärd  [ganz  von  Ungefähr]  in  ein 
]>fad  des  hasen  kouipt.'  Tierb.  1563.  —  2.  bei  unbe- 
stimmten Angaben,  ungefähr,  annähernd.  Es  sind, 
(lenk  |ichl  öjipen,  oni  Gf'or  drü  Dotset.  Häfl.  1813. 
,L)a  lieg  ich  ungefährt  14  Stunde  lang.'  W  Grabschr. 
ISli'J.  .Bis  ungefärd  anno  1531.'  JJRükoek  (neben 
.ungfar.').  .Ohne  Gefehrd  (.ohngefähr.'  181 1)  in  einer 
halben  juchart.'  1707,  1.  !Sam.  .Hier  aber  siehst  du 
ungefehrd.  wie  man  beim  Kufen  sich  geberd.'  Bs 
Ausrufb.  [oder  zu  IV].  —  3.  etwa  einmal  W.  Di 
BitrW  wellunt  Heber  in-ner  Dummheit  verriclcu"  [zu 
(i  runde  gehen].  oIs  (uxjfert  in  as  giiets  Lesehiiech  hlicku". 
(tAiKLERSi'RrcH.  Verallgemeinernd:  irgend  einmal,  od. 
Wühl:  .Ein  so  keiserlicher  fugenden  ein  keiser,  als  ohn- 
gefährd  unter  den  tutschen  je  gesyn.'  Ansh.  I,  39.  — 
l.  obenhin,  oberflächlich,  ohne  Bedacht,  in  Bausch 
und  Bügen,  im  Ganzen  genommen.  Er  nimmt  's  ugfär, 
wie  de  Tiif'el  d'  Bure.  Sitlger.  Scherzend:  Trflli  und 
iiiii/for,  wie  die  Bure  d'  Pflume  fresse".  Si'Reng  (vgl. 
Gefdr  1).  Er  het  's  angfert  anhi  gsU  [gesagt,  hin- 
geworfen] BSchw.  Ägfärt  p' reicht  o''\  auch  derjenige, 
der  nur  auf  Geratewohl  Etwas  macht,  trifft  zuweilen 
das  Rechte  BR.  ,Sie  hülfen  [beantragten]  afe  angfähr 
über  's  Hausbuch  luegen.'  Gütth.  —  5.  beispiels- 
weise, (wie)  etwa.  ,An  esiger  spj's,  ungfar  digen 
fleisch,  kesen  und  zigern.'  Z  Invent.  ca  1600.  —  6.  als 
Subst.:  Busse  für  einen  unbewussten  Frevel;  s.  o. 
Gef'är  A.'.  ,Wemi  ein  ungevärd  verfallet,  so  gehört 
der  dritt  pfenning  myner  gnädigen  frawen.'  Offn. 
Nieder-Kord. 

Über  die  urspr.  Beil.  v^'l.  o.  Gr/är  1.  Den  Übergang: 
von  der  eigentlicheu  zu  der  abgeblassten  Bed.  zeigt  eine 
Stelle  iu  Josua:  ,Eiu  tudschlegor,  der  ein  seel  ongerar(d) 
l.ohnu  gefehrd.'  1607/17071  und  unwUssend  schlecht  |er- 
schlägt].'  15;il/-18;  eine  andere  aus  I.  Sam.  (>,  9:  .Wir 
wUssen,  dass  seine  hande  uns  nicht  geiühret  hat  [dass  es 
nicht  eine  absichtliche  Strafe  von  Gott  war],  sonder  es  ist 
uns  ohne  gefehrd    widerfahren.'    1707. 

gefär.  gefär  g'fe'r  Bs;  BBrisl.;  S.  g'f'i'irt  AaZ.; 
1.  feindlich  nachstellend,  gefährlich,  drohend,  zum 
Schaden  geneigt,  wie  z.  B.  die  Katze  den  Mäusen,  der 
Iltis  den  Hühnern;  mit  Bez.  auf  Menschen:  abgeneigt, 
nicht  gewogen  Aa;  Bs;  B.  .Nu  höret,  wie  es  mir 
gieng  so  gfar.'  Salat.  .[Daher  werde  man  das  be- 
treffende Geschütz,  wenn  es]  ungefährer  wys  [geführt 
werde,  ungehindert  passieren  lassen].'  1545,  Absch. 
,Üer  bär  ist  dem  esel  auch  gfar  und  aufsetzig.'  Tierb. 
1563.  .Dem  esel  ist  er  [der  Bär]  feind.  dem  löuwen 
ghass.  dem  maultier  gfaar.'  ebd.  .Disen  böumen  sind 
die  meerkatzen  gfaar,  verwüsten  den  einwoneren  vil 
an  disen  böumen.'  ebd.  .In  disen  elenden  gefahren 
zyten  verband  sich  Zürich  mit  ihren  benachpurten.' 
HBin.i...  Tigur.  .Doch  so  möchten  die  reden  als  grob 
und  gefar  syn.  in  wyter  zuo  strafen  an  eren  oder 
guot.'  Obw  LB.  1570.  —  2.  erpicht  auf  Etw..  Lieb- 
haber von  Etw.  Bs;  S.  G.  iif  Öppis  sl".  I  bi"  dem 
sure  Chrut  g'fdr.  Spreng.     Vgl.  uf  Sp.  117  o.;  darufj' 

Schweiz.  Idiutikon.  I.  6. 


Sp.  110;  we.  .Weiss  hären,  die  dem  honig  gar  gfaar 
sind.'  TiKKB.  1563.  .Beinebens  seint  die  hiesige  Weibs- 
bilder mehr  dann  die  männer  dem  wein  gefähr,  so  bei 
den  weltschen  Weibspersonen  für  das  grösste  laster 
gehalten    wird.'    GKönig  1715.   —   Mhd.  gemere,   ebenso, 

gefären  I  t/färe  fgförej :  1.  mit  wesentlich  pers. 
Obj..  gefährden  B;  VÜrte;  Z.  Wenn  nid  wi/s  Amtli 
gforet  tcär,  si  chünnte'  mira"  [nieinethalb]  schelle"  [ich 
würde  doch  nicht  zur  Kirche  gehen].  Lux.  u.  Hill. 
1845.  ,Dass  es  daby  blyben  solle,  von  den  andern, 
so  nit  dar  [zur  Verhandlung]  kommen  sind,  ganz  un- 
geforet  und  unbekimbret  [nicht  beanstandet].'  1469, 
Gfrd.  ,Es  soll  dhein  teil  den  andern  hierin  g.,  bis 
sich  die  löuf  widerunib  in  guote  ruow  schicken.'  15'27, 
Absch.  .Wie  gefarlich  der  landvogt  die  gönner  evan- 
gelischer warheit  gefaaren  und  undertrucken  lasse, 
aber  die  widerwärtigen  [Gegner]  erabor  und  inen  für- 
hebe.' 1531,  Strickl.  ,Wyl  wir  in  so  wichtigen  Sachen 
niemanden  zuo  überylen  ald  zuo  gefahren  begerend.' 
Z  Mand.  1639.  ,Ich  will  dir  aushelfen,  aber  gefahre 
mich  ja  nicht'  =  bringe  mich  nicht  in  Schaden,  indem 
du  mich  um  die  Bezahlung  prellst.  Unsichtb.  1793. 
.Fischfangen  und  Vogelstellen  Gefahret  alt  und  jung 
Gesellen.'  Wappen  d.  B  Pfister.  Im  Besondern:  Einen 
beim  Worte  nehmen,  behaften.  I"''  lä"-mi'''  um  100 
Fuess  nüd  g.,  falls  meine  Angabe  auch  um  100  F. 
irrt,  verwahre  ich  mich  gegen  die  Behaftung  Z.  Eine 
Verordnung  aufs  Jota  gegen  Einen  anwenden,  ihn 
für  die  geringste  Übertretung  verantwortlich  machen : 
,Das  keiner  mit  einem  Rohr  schiessen,  das  .syge  dann 
4  Werkschuoch  lang;  doch  das  einer  umb  zwen 
oder  drei  Zoll  nit  geiahret  werden.'  Z  Mand.  1619. 
Es  wird  den  Maurern  zwar  verboten,  sich  als  Stein- 
metzen zu  geberden,  ,glych  wol  dieselben,  wann  sy  uf 
der  Landschaft  arbeitend,  etwas  alten  Zuges  widerumb 
zu  recht  ze  machen,  nit  so  gar  gnauw  angesehen  und 
gefahret  werden  sollind.'  1653,  Z  Ratserk.  ,Der  ober 
Müller  ist  schuldig,  [Wasser]  laufen  ze  lassen  bis 
.\bend  umb  8  Uhren,  umb  1  Stund  nit  gefahret.'  1669, 
ZMeilen.  Vgl.  angefar.  Mit  hieraus  verkümmerter 
Konstruktion,  refl.:  (•"''  g'for-mi'''  nüd,  lasse  mich  nicht 
verantwortlich  machen  bei  allfälliger  Ungenauigkeit 
meinerseits  Ap  (T.).  —  2.  mit  Sach-Obj..  riskieren, 
besorgen,  befürchten  (s.  Gefär 3)  Bs;  B;  Gl;  G;  S;  Z. 
's  isch  NiU  ^'  g.  derbi.  D'  Franzusc"  hebe"  Geissfiless, 
aber  me"  heig  [habe]  i"  der  Schwiz  Nüt  z'  gfore.  BWyss 
1863.  I  hau  gwiisst,  ass  m'r  under  clene"  Bäume"  Nüt 
z'  gfore"  hei"  vom  Blitz,  aber  's  Herz  het-m'r  doch  afo" 
chlopfe".  ebd.  En  gwaltige  Burckerli  slg  uf  Iri  Maje- 
stät loskallct  [tölpelhaft  losgegangen],  nie'  heb  für  Irer 
Majestät  Lebe  gforet  und  de"  Ma""  weg  gjagt.  ebd. 
.Nachbarn,  ihr  spielet  gross  Spiel.  Die  Erfahrung 
sollte  euch  lehren,  dass  ihr  zu  Vieles  gefahret.'  HPesx. 
1790.  —  3.  intr.,  List  (,Gefahr')  anwenden  Aa  (H.). 
Mhd.  lijif)rarcn,  racmi,  gefährde».  —  Wegen  begrifflicher 
Berührung  mit  faren  s.  d.  —  Die  KA.  .sich  nicht  g.  lassen' 
rührt  ans  dem  alten  Kechtsicbeu  her,  in  welchem  .Gefahr' 
im  Bosondern  sich  auf  den  Fall  bezog,  da  Einer  vor  Gericht 
einen  Konni'ehler  begiong.  den  der  aufpassende  Gegner  sich 
zu   Nutze  nmi'hte. 

gefivrlich  gforli  ZO.,  färlich,  gförii(g)  vorherr- 
schend: 1.  in  gefährdender,  böser  .\bsicht,  mit  ab- 
sichtlicher Missachtung  bestehender  Verordnungen, 
dolos,  frevelhaft.  .Die  uns  värlich  gen  im  [bei  ihm] 
verklagt  baten.-  Z  Cliron.  1336/1446.    .Und  einer  möcht 


883 


Fai",  l'er,  lir,  l'or,  für 


884 


sich  hierin  so  gelarlicli  übersehen  [sicli  darüber  hin- 
weffsetzen].'  Dossh.-Goi.dsciim.  ,Was  er  dem  aiiniiann 
värlichs  zuezogen  und  gcredt  habe,  [sei]  schantlich 
und  histerlich  [erhjg'en].'  Obw  Urteil  1534.  Jedermann 
soll  die  Dienstagspredigt  besuchen  und  Niemand  sich 
derselben  ,gfaarlieher  oder  unnotvvendiger  wys  üsseren.' 
Z  Ratserk.  1575.  Ein  Eheversprechen  wird  nicht  an- 
erkannt, ,diewyl  es  beschehen  gefarlich  und  zwungen- 
lich.'  LiNDENER,  Wint.  Chr.  , Weder  überflüssig  noch 
gefarlich  gasteryen  halten.'  1586/1626,  Schw  LB.  ,Wo 
er  gsehe  und  erfuere  einen  gefarlich  holzen.'  Hausoi-dn. 
MfRi,  XVII.  ,Viel  aber  brachend  aus  in  gefarliche 
[drohende]  Wort  und  redten  unverholen.'  Anf.  XVII., 
JJBreit.  ,Wann  ein  Lych  fürgät,  soll  derselben  Gegne 
Niemand  gfahrlicher  Wys  [in  der  Absicht,  die  Ruhe 
und  gute  Sitte  zu  stören]  uf  der  Gassen,  undcr  den 
Fen*teren  noch  auch  hernach  uf  dem  Kilchhof  sich 
sehen  lassen.'  Z  Mand.  1650.  ,Guet  bruchen  und  ge- 
fahrlich vertuen,  ohn  Notdurft.'  Ötadtr.  Eglisau  150P. 
,Die  Gantmeister  sollen  nicht  zu  lang  machen,  danüt 
die  Leute  mit  gefährlichem  Verweilen  nicht  verzögeret 
werden.'  Es  Laudesordn.  1757.  Bes.  durch  Betrug  oder 
Unterschlagung,  auf  Kosten  Anderer,  sich  ökonomische 
Vorteile  zu  erwerben  suchend;  betrügerisch.  ,Wenn 
der  schuldener  das  syn  gevarlich  verenderte  [zum 
Nachteil  der  Kreditoren  veräusserte].'  1433,  Bs  Rq. 
,Ganz  on  alle  geverliche  vorteile.'  1465,  S  Woch.  ,Und 
ob  einer  meinte,  die  dry  mann  im  gevarlich  geben 
oder  im  ze  lützel  [wenig]  geben  wollten.'  Offn.  Bürgaü 
1472.  , Welcher  gefarlich  und  unredlich  schusse,  der 
soll  ze  stund  um  syn  schütz  kommen  syn.'  Z  Schiessen 
1504.  Die  Fähren  keines  Orts  sollen  am  Gestade  des 
andern  ,gefarlich'  auf  Leute  und  Gut  warten.  1544, 
Absch.  ,0b  sich  jomands  gegen  dem  weibel  gfarlich 
erzeigen,  sollen  die  herren  des  stift  in  by  synem  Ion 
schirmen.'  1564,  Hotz,  Urk.  ,In  der  restanz  bis  in 
die  200  pfd  haller  gfarlicher  wyse  uskratzet,  des  ver- 
meinens,  so  vil  weniger  in  derselben  schuldig  ze  sind.' 
1587,  WiNTERTH.  ,So  vil  Guot  auf  einen  Schirm,  dass 
es  den  Schuldgläubigeren  zu  Nachteil  geschehe,  also 
gefährlich  hinder  sich  genommen.'  L  Stadtr.  1706.  In 
syn.  Verbindung:  ,Ungewonlich,  gevarlich  und  mit 
ufsatz  (fürsetzlich).'  1441,  Bs  Rq.  ,Gefarlich  und  bc- 
trugenlich.'  1529,  Absi'II.  ,1m  scheiden  [eines  Strei',- 
handels]  gevarlich,  parthysch  und  ungebürlich  sich 
halten.'  1539,  Bs  Rq.  .Eigennützig,  wuecherisch,  gfahr- 
lich  und  unehrbar.'  ZMand.  1650.  Das  Adv.  oft  in 
bes.  ausgeprägter  Form  .gefärlichen'.  In  Anbetracht, 
dass  der  Totschlag  nicht  ,gefarlichen',  sondern  in 
,scheidenswys'  [um  Streitende  zu  scheiden]  geschehen, 
wird  der  Schuldige  bloss  in  die  Kosten  verurteilt. 
1523,  Absch.  ,l)ie  Herren  mögen  Kaufleuto  beher- 
bergen, und  ihnen  zu  essen  und  zu  trinken  geben, 
doch  nicht  gfarlichen  wirten,  noch  sich  darauf  rüsten.' 
1541.  ebd.  ,Dass  Niemand  kein  Obs  und  Trüben 
nemmen  und  einer  möchte  das  der  Zyt  [Nachts]  und 
so  gfahrlichen  tun,  man  wurde  es  für  ein  Diebstal 
[nicht  bloss  als  Frevel]  rechnen.'  Z  Mand.  1650.  — 
2.  gefährdet  ZN.  H  y'förlis  Chind,  wegen  schwacher 
Gesundheit  Besorgniss  erregend.  ,Des  Bleikers  Frau, 
als  sie  gross  schwanger,  nehig  [der  Niederkunft  nahe] 
und  gefahrlich  war.'  ZZoU.  Pfarrprot.  1692.  Mit  Neg.: 
niclit  so  schlimm,  iron.,  nicht  so  weit  her.  1'''  ijluube 
nie,  dass  'a  t>e  iffurli  sei,  stell-der  's  au"''  nüd  su  scliüli 
cor.  Stutz.    Mit  dere"  Fri'mdschaß  .^nilsched  mir  und 


im  isch-cs  nid  su  (jur  uf.  Süh;  Z.  ,FjS  ist  mit  unsrer 
Massigkeit  weit  nicht  so  gefährlich.'  Herz.  1863.  S.  o. 
Gefär  2.  —  3.  als  Adv.  (j'fdrlichs  \i(ji.,  y'/'ärligs  FSs. : 
wahrscheinlich,  ^.s-  nachtet  schu",  er  tvird  g.  nit 
me''  chö".  Warum  chömme"  si  echt  nid'^  Si  werde  's 
(j.  nid  tcüssC.  —  (Ge-)färlichkeit  f.:  1.  Hinter- 
list; böse,  unlautere  Absicht;  Betrug.  ,Das  menglich 
ver.stande,  dass  hierin  dehein  gef.  gehandelt  werden 
solle.'  Z  Schiessen  1504.  ,Brot  das  tenk  [fest]  und  mit 
gf.  gcpachen  were.'  Z  Ratsordu.  1519.  ,l)ass  sy  sü- 
liche  tat  us  unbedachter  gferlikeit  geton  habind.' 
ZwiNOLi.  Würde  aber  der  Landvogt  wahrnehmen, 
dass  hierin  [in  der  Benutzung  des  Alprechts]  ,Ge- 
fahrlichkeit'  getrieben  würde,  so  . . .  1544,  Absch.  — 
2.  Gefahr.  .Grosse  färlichkeit  und  schaden.'  Kessl. 
, Trübsal,  angst,  blössi,  gfarligkeit.'   Eckst.  15'25. 

Mild.  (y<:)raerhcli,  liiuterlistig ;  iijcmKrHchkeit,  Hintorlist. 
Ue/arlü-hi  entwickelt  sich  aus  der  Bed.  des  Kisiko,  des  auf 
der   Wage  Stehens,  daher:  unsicher,  bloss  möglich. 

un -gefarlich:  1.  ohne  böse  Absicht,  Hinterlist, 
bes.  gern  formelhaft,  syn.  mit  ,äne  {Ge-)fär',  s.  o.  ,Ge- 
treuw  und  ungefehrlich.-  Eid  der  Z  Forster.  ,Wer 
dem  andern  mit  atzung,  (an]  säten  und  fruchten  un- 
geverlich  schaden  zuefüeget  [zahlt  nur  die  halbe  Busse, 
als  wer  ,mit  gefärden'  handelt].'  1411,  Bs  Rq.  ,4it0  fl. 
zue  rechtem,  ungevärlichem  | gesetzlichem]  pfandschil- 
ling.'  1451,  AR(i.  , Abends  ufhören  [mit  Schiessen],  so 
die  glogg  fünfe  schlecht,  ungefarlich.'  Z  Schiessen 
1504.  —  2.  sich  n-icht  gefährdet  glaubend,  furchtlos, 
ohne  Argwohn.  Das  anerbotene  Geleit  für  die, 
welche  ,ungefarlicher  gestalt'  mit  ihm  kämen,  sei  ihm 
etwas  befremdlich.  1524.  Absch.  -  3.  ungefähr  Bsf. 
,Und  soll  man  da  eim  ze  kofen  geben  ein  stein  ankcn 
oder  ein  halben  oder  ein  tierling  ungefarlich,  so  vil 
er  vergelten  mag.'  1427.  Si'uwMa.  LB.  .Syner  under- 
tanen  ungefarlich  by  sibnen  das  sacrament  |ge-]geben.' 
1524,  Absch.  ,Jeklichs  ein  ungefarliclien  kindsteil, 
eins  so  vil  als  des  anderen  [das  andere]  darvon  nemen.' 
1542,  ebd.  , Ungefarlich  umb  dise  Zyt'  LLav.  1576/1722. 

Mhd.  iini/evartich,  ohne  Hinterlist,  ungefähr.  Wie  hei 
(le/ar  lässt  sich  wieder  schwanken,  ob  Bed.  '2  oder  :i  mehr 
vorwiege,  ■/,.  B.  ,Dass  was  er  auslehnt,  er  in  zweien  ninneten 
uugfarlieh   wiisse  zu  banden  ze  stellen."  a.LB.  Ndw  1.562. 

fären  I.  fören,  ge-  U:  1.  scharf  zielen;  es  auf 
Etw.  absehen  Gl;  Gr;  G  {(/'f.  GG.);  Th.  Wilhelm 
Teil  sagt  (in  einem  hdschr.  Schau-spiel  von  G):  Wenn 
*'■''  mi/"  Chind  troffa"  hält',  so  hätt'  i  grad  <)''•  uf  ew'' 
gfuret  ond  ywüss  u'''  guct  troffa'.  ,Wie  man  nun  zuo 
im  [auf  ihn]  schoss,  huob  er  an  iren  ze  spotten  und 
sait.  si  solltend  synen  foren,  dass  si  in  in  den  arsch 
treffind.'  Vad.  .Tendere  aliquo  arcum,  etwarauf  [auf 
Etw.]  foren.'  Fris.  .CoUimare.  zylen  oder  aut  das 
schwarz  sehen  und  faaren.'  Fris.;  Mai..  Intr.,  behutsam 
abwägen,  dass  man  z.  B.  bei  dem  Sprung  über  einen 
Abgrund  die  Richtung  nicht  verfehle  TnTäg.,  vgl. 
mhd.  des  le'eges  cären:  bei  einer  Arbeit  tteissig  Acht 
geben,  sorgfältig  sein  GMarb.  —  2.  Jiiidm  aufpassen, 
einen  Hinterhalt  legen.  ,Ich  furcht,  man  well  üwer  f.' 
Ai'  Krieg  1405.  Mit  schwankender  Konstruktion  (Gen. 
u.  Dat.):  .Catilina  tet  Sextorii  f.,  euch  Ciceroni,  dem 
wysen  mann.'  Salat.  In :  .Werder  wäre,  der  den  an- 
ileren  farete  oder  lagete  [ihm  auf  der  Lauer  läge| 
und  wartet  oder  nachlouf  in  holz  oder  in  feld  oder 
uf  dheiner  strass  in  zornigem  muet,  der  ist  kommen 
um  5  pfd.'   ä.  LB.  Obw,    ist  gewiss  der  Dat.  gemeint. 


88n 


Par.  Cor.  fir.  fnr,  für 


886 


—  .").  auf  Ktw.  achten,  a)  auf  Zeit  und  Gelegenlieit; 
lue  Zeituuistiinde  beriioksichtigen.  ,Suti.  faar  [.gcwahv.' 
1(>C)71  derzeit!'  l.SSl,  Sm.  J)er  ander  seil  wygt,  dass 
er  einer  fücglichcn  zeit  fore.'  ebd.  .Bist  du  undor 
den  unweison,  so  faar  der  gelcfrenlieit  [richte  dich 
nach  den  Umständen]:  under  den  weisen  aber  red 
frei.'  ebd.  .Das  aug  des  eebrechers  faaret  der  finstor- 
nuss.'  1531/tiO,  Biii.  (jetzt:  .nimmt  der  Finsterniss  in 
Acht.')  ,Ein  rechter  vernünftiger  hnsvatter  haltet 
mass.  faaret  rechter  zyt,  lasst  nüt  ungestraaft.  das 
strafwirdig  ist,  hingen.'  HBull.  1540.  , Entschüttend 
euch  und  faarend  kummlichcr  zeit,  denn  es  sind  böse 
tag.'  lötlO.  Ei'HEs.  (jetzt:  .erkaufet  die  gelegene  Zeit.') 
.Edipus  understuond  sich  eins  lists,  gefaret  der  zeit, 
erstach  sy  [die  Sidiinx].'  Tierb.  15G3.  .Obedire  tem- 
pori.  der  zeit  faren,  sich  nach  der  zeit  schicken. 
Tempus  capere,  der  zeit  und  komnilichcr  gelegcnheit 
faren  [k.  g.  nach  f.'  Mal.]  und  acht  haben.  Coni- 
pendia  temporis  sequi:  ein  ding  auf  das  allei'kürzi.st 
machen  oder  der  kürze  und  der  zeit  f.  Seen«  servire, 
der  zyt  f..  sich  in  den  weltlauf  schicken.  Itane  at- 
temperate  venit  hodie  in  ipsis  nuptiis'?  Grad  eben 
recht,  als  ob  er  ,sy  [dessen]  gefaret  hette.'  Fris. 
.David  faaret  der  glegenheit  der  zyt,  dann  als  er  hört, 
dass  N.  syne  schaaf  beschar,  da  schickt  er  syn  bott- 
.schaft  zuo  im.'  LLav.  1584.  ,Als  das  der  unrüewig 
Eberwin  vernam,  gfaret  er  der  zyt  und  glegenheit 
und  schlouft  sich  us  synem  closter.'  JJKceger.  , Judas 
gefahrete  auf  ein  zeit,  da  es  nacht  wäre.'  FWyss  1050. 
--  b)  auf  Jnids  Willen  Kücksicht  nehmen  und  dem- 
selben entsprechen ;  vgl.  nhd.  .willfahren' :  ,Jacob 
faaret  ires  willens  und  hat  des  [dafür]  lob.'  HBull. 
1540.  ,Als  er  synes  [des  Abts]  willen  nit  faren  wollt.' 
Vad.  .Sich  nach  einsi  willen  schicken  und  gestalten 
seinem  willen  ze  faaren.'  Fris.;  Mal.  (neben:  ,Wenn 
das  glück  unserem  fürnemmen  wol  will  od.  willfaret'). 
,Dio  wir  uns  allersyt  gehorsam  erzeiget  und  euers 
willens  gefaret.'  Z  Acta  Eccl.  —  c)  auf  Mass  und 
Gebühr  achten;  schonend  verfahren:  ,Das  wellen  wir 
gern  halten,  darumb  dass  nieman  gedenk,  dass  wir 
keines  [irgendeines]  ungelimpfes  v.  wellin.'  1395,  Gl 
an  Z.  ,\Vas  glinipfs  und  fuogs  wir  all  weg  gefaret  haben.' 
1526,  Aiisrn.  ,Man  dürft  gar  wol  euch  foren  glimpfs 
[gegen  die  Vertriebenen],  dass  man  nit  sprach,  zuo 
vil  ist  Schimpfs.'  HBiill.  1533.  ,Uud  also  hast  [siehst] 
du  auch,  das  in  di.ser  ee  [Isaks]  des  glaubens  zum 
höchsten  gefaret  [den  Geboten  des  Gl.  nachgelebt] 
ist.'  ebd.  1540.  ,Damit  in  diseni  hochwichtigen  Ge- 
schäft der  erheusehenden  Gebühr  gefahren,  dass  noch- 
mahlen eine  Zusanimenkonft  angestellt  wurde.'  IdlS, 
Mise.  Tifi. 

Zuweilen  kann  die  Auffassung  schwanken  zw. /arm  und 
flim:  ,|I)or  städtische  Auktionsbeainte  soll  das  Pfand]  ver- 
knufen  untdi  »yuum  Word,  zum  türesten,  so  or  uing.  iingfarlich 
und  darin  nieinauds  vfircu  uiit  liel>  uocli  leid.'  l.j.'j",  Bs  Rq. 
=  auf  Nieniauduu  Kückiiilit  uchmuii,  weder  um  ihm  einen 
Vorteil,  noch  einen  Xiu-htoil  zu/ufüjceu  l':'),  oder  wenn  ,Niu- 
mands'  als  unflektierte  Knrm  und  als  Dat.  aul'gefasst  wird, 
=  fahren  (J'tlrcn)/  Berührun(?  mit  fiinu  scluui  mild,  bei  der 
RA.  filnen  n'Htfn  (jcvän-n  tieljcu  wilhnvtim  (v^l.  o.  Fris.) ;  so 
liosse  sich  .Glimpfs  f.'  allenfalls  mit  .glimiiflieh  (verlfaliron' 
(d.  i.  fiimi)  vereinigen;  hei  unzweideutigem  llenot.-  iider 
priiposit.  Ohj.  und  der  Ausspr.  «i  alter  ist  il n rduiu s  y'ii  rr/i 
auzunclinien. 

be-faren.  -färcii:  I.  gclahrdcn.  .\.  .Kedct.  helfet 
mir  dncli.'     11.    .Icli   hrfa'ire  mich  selbst   daliri,    wenn 


ich  dir  rate.'  Unsii'htb.  1793.  Rechtlich  haftbar,  ver- 
antwortlich machen:  Der  Bischof  soll  mit  seinen  Unter- 
tanen denen  von  Basel  Hülfe  leisten,  wenn  er  aber 
derselben  nicht  mächtig  wäre,  so  will  er  darin  ,un- 
befärt'  sein.  1547,  Absch.  , Besser,  man  zeige  gleich 
zum  Voraus  an.  wessen  man  sich  beschwere,  als  erst 
zur  Zeit,  wann  man  begrift'en  [mit  hinein  gezogen] 
und  bcfert  sei.'  1548,  ebd.;  vgl.  erfären.  —  2.  be- 
fürchten, besorgen;  riskieren.  , Sehet  da  einen 
Mann,  den  ihr  zu  b.  habet,  er  führet  die  Bosheit  im 
Schilde.'  DiscorRSE  17"21.  ,Die  sorgensvollen  Gedanken, 
welche  unsere  Töchtern  wegen  einer  Tracht  haben, 
deren  Verbietung  sie  b.'  ebd.  1722.  ,üer  Sünder  lebt 
in  den  Tag  hinein,  ist  ruhig  und  fröhlich,  als  wann 
er  nichts  Böses  zu  b.  hätte.'  Ulr.  1733.  ,Jede  Ellipsis, 
bei  welcher  keine  Dunkelheit  zu  b.  ist.'  Mahl.  d.  Sitt. 
1740.  Refl.:  ,Weil  die  Bündtner  verspeureten,  dass 
man  sich  des  Kriegs  zu  b.  hette,  machten  sie  ein 
Bündtniss  mit  gemeinen  Eidgnossen.'  Heldenb.  1625. 
.Wo  man  die  rechte  Zeit  in  Acht  nimmet,  hat  man 
sich  keines  Schadens  zu  b.'  Ulr.  1733.  —  Bcßimi  c\g. 
das  Factitivum  zu  he/arm. 

fären  fe'ra :  (unpers.)  auf  der  Wage  stehen, 
zweifelhaft  sein.  Kn  tued-em  f.,  öh  er . . .,  er  trägt 
Bedenken  Ap.   —   Vgl.  ei/en.     Mhd.  ßurcn,  gefährden. 

er-:  überlisten ,  überraschen ,  erwischen ,  er- 
schrecken. ,Was  best  ist,  das  soll  ich  tuen  und  mich 
nit  glych  erfaren  [1.  -ä-]  Ion.'  1523,  Stockar.  ,Wenn 
sich  in  solichem  die  Leute  des  Bischofs  ungehorsam 
erzeigen  würden,  dann  sollen  wir  unsers  zusagens 
unerfärt  syn,  und  soll  die  Stadt  Basel  dem  Bischof 
die  Seinigen  helfen  gehor.sam  machen.'  1542.  Absch.; 
vgl.  befiiren  1. 

gefärig:  feindselig.  .Den  gfärigen  bösen  puren 
ist  gseit,  dass  si  von  ir  ufsatz  und  hass  abstandind.' 
1531,  Egli,  Act.   —   Mhd.   vaerec,  ebenso. 

Fär  Für  II  n.:  1.  i'oncr.  a)  Fähre,  Ort,  wo  man 
über  einen  Pluss  (oder  See)  gefahren  wird;  das  hiezu 
dienende  Fahrzeug,  allg.  Auch  als  Eigenn.,  z.  B.  Fär, 
F^erli,  Kloster  an  der  Limmat.  ,Es  gat  ein  weg  von 
Rüdlingen  unz  gen  Ellikon  an  das  var.'  1433,  Offn. 
Buchberg.  .Wäri  aber,  das  yeman  an  ein  far  känii, 
so  es  unzimlich  weiter  war.  mit  wind,  regen,  schnyen 
oder  nachts,  und  doch  nun  faren  wellti.  unangsijchen 
die  beschwert,  die  der  schilfman  darin  hctti,  alldann 
mag  im  [sich]  der  schitt'inan  woll  ein  zimliche  besserten 
[Aufbesserung  des  Lohnes]  geben  lassen.'  1518/44, 
ScHW  LB.  ,Und  soll  ein  vcr  [Fährmann]  an  dem 
selben  var  männlichen  [Je  lermann]  uinb  syn  Ion  über 
füeren,  was  joch  [auch]  ein  mann  getan  habe.  Und 
wenne  er  von  land  gestosset,  käme  denne  jeman  nach- 
jagen und  nachschryeii.  des  er  nicht  achten  und  soll 
fürsich  faren  an  mänlichs  strafen  und  soll  aber  denne 
den  nachjagenden  oucli  reichen  |  holen]  uiul  über  füeren 
umb  synen  hm.  Und  kämeiul  zweii  |  Flüchtling  und 
Verfolger]  loufen  an  das  var,  denne  soll  er  einen 
hinder  sich  neinen  und  einen  für  sich  und  sy  bcd 
über  füeren  umb  ir  Ion.'  Offn.  Lunkh.  Wegen  an- 
derer Verptlichtungcn  s.  u.  Naiien  (Olln.  SrinvWangen). 
,Wier  rittend  zuo  <lem  f.  und  fuorend  von  Wallenstatt 
gan  Wesen.'  Stockar  1519.  ,Es  sygen  im  all  f.  am 
see  verleit  ]  versperrt]  worden,  also  hab  euch  der 
schill'niann.  der  in  gefüert.  100  gülden  müessen  ver- 
lrr>strM    [verbürgen].'    1529.  Absch.     .Gi'n   Bnoehenass 


887 


Par.  fer,  fir,  for.  für 


888 


fBuonas]  an  Jas  f.  und  fuorenJ  über  gen  Zug.'  Salat 
1529.  ,Das  die  far  [,Furt.-  1607]  verlegt,  die  niöser 
[Moore]  verbrennt  syend.'  1531,  Jerem.  ,Trajeetus, 
übcrfart,  das  faar.  Portoriura,  ein  f.  oder  zoll.'  Fris.  ; 
Mal.  ,Limenarcha,  ein  fürgesetzter  des  meers,  da  die 
far  sind  in  frörabde  land.'  Fris.  ,Dass  an  den  Passen, 
bei  den  Brücken  und  Fahren  kein  Bettelvolk  in  das 
Land  gelassen  werde.'  1757,  Z  Satz.  —  b)  Fahr- 
stras.se,  resp.  Wasserstrasse.  .Unser  f.  und  wasser 
[die  Limmat  als  Kaufmannsstrasse]  zuo  bruchen.'  1530, 
Absch.  —  2.  abstr.  a)  das  Recht,  Privilegium,  Per- 
sonen und  Waaren  überzusetzen  Uw.  ,Item  dictus 
Kanderer  de  arca  et  de  navigio  vnlgariter  dicto  var, 
IX  sol.'  Bs  Zehentrod.  1311.  .Vermaint  ain  gemaind, 
dass  ain  herr  von  Sant  Gallen  jedermann  ufm  see  mit 
dem  faren  [überführen]  nach  ains  jeden  vermögen 
farcn  und  gewännen  la.ssen  solle  on  alle  beschwerd, 
dann  by  dem  schweren  zins,  damit  ain  herr  den  far 
beschwert,  hat  man  sich  uf  andre  ort  und  end  ge- 
rieht.' 1525,  Absch.  .Bitten  unib  das  f.  des  nideren 
Wassers  [von  Schaff'hausen  abwärts].'  Scu  Eatsprot. 
1553.  ,Dass  wenn  eine  ledige  Weibsperson  Land, 
Häuser  oder  Fahr  an  sich  kauft,  jeder  Landmann  den 
Zug  dazu  haben  soll.'  1788,  Obw.  Auch  die  entspre- 
chende Pflicht;  s.  Gefärt.  —  b)  ein  einmaliges  solches 
Überführen  Uw.  —  c)  Verkehr  zu  Wasser.  ,Das  er 
zuo  dieser  zyt  das  f.  gen  Costanz  allein  versehe.'  Sch 
Ratsprot.  1552.  .Damit  dises  Fhar  [der  Waarenzug 
von  Zürich  nach  Graubünden]  nit  in  Abgang  komme.' 
1003,  Absch. 

Mhd.  viir  n.  (masc.  ein  Mal  in  Absch.,  s.  o.  2  a,  und 
noch  bei  Wurstisen  1765:  ,(Jcn  F.  im  Sprung  |Örtlichkeit  in 
Basel]  zu  verwahren.')   —   Vgl.  auch  Fart. 

Die  folgeniifn  Compp.  enthalten  z.  T.  den  A'i'ibalbegriff 
und  sind  Ableitungen  von  den  betr.  Verben. 

.\b-far.  ,Ir  haus  ist  ein  weg  zuo  der  hellen  und 
ein  a.  zuo  den  gmachen  de,s  todes.'  1531/00,  Prov.  — 
Über-:  Überfahrt.  , Sollend  sy  nit  schuldig  syn  uf 
dem  Meer  zu  kriegen  für  ein  Uberfhar.'  1003,  Ab.sch., 
ungeschickt  übersetzt  aus  dem  it.  Texte:  ,ne  andar 
in  mare  se  non  per  transito.'  -  An-  „n."  G  oEh.,  I"- 
111.  Aa;  „L;"  Th;  Z  rS..  f.  S,  n.  L;  ZIS.:  1.  Zugang 
zum  Scheunentor  Aa;  Th;  Z,  bes.  Damm,  welcher 
ei'möglicht.  den  Heuwagen  in  das  obere  Stockwerk  der 
Scheune,  auf  den  Heuboden  einzuführen  L;  (.i  oEh.;  S; 
Z  IS.  Bei  GoTTU.  verhochdeutscht:  .Mächtige  Bauern- 
häuser mit  gewaltigen  Einfahrten.'  Syn.  Teiiiihniijfj; 
AnM.reb.  —  2.  Zufahrt  zu  einem  Grundstücke  Th;  Z. 
—  Irr-.  f.V:  Irrfahrt.  .Hand  ein  gross  feler  uns  tan, 
da.ss  sy  also  ungegründt  uns  in  irfaren  geschickt  band.' 
1590,  Segessf.r^  Pfytier. 

Ur-,  n.:  Fähre.  ,Des  Urvars  ze  Früudnowa  [Aa 
Freudenau].'  1355,  Gfr.  ,Das  Nol  [Dörfchen  unter- 
halb des  Rheinfalls]  würt  oueh  etwan  U.  d.  i.  Überfar 
genannt.'  JEüerkr  1000.  -  Mhd.  ebenso.  Vgl.  .das  Ur- 
w.tP   bei  Schaffh. 

Feld-,  n. :  Zugang  zu  der  Flur,  das  Recht  der 
Benützung  derselben.  ,An  irem  f.,  wunn,  weide  und 
einigung  unschädlich.'  1534,  Bs  Kaufbr. 

Vor-,  m.:  1.  Vorgänger  im  Amte.  ,Der  Land- 
schreiber soll  seine  und  seiner  Vorfahren  Bücher  dem 
Nachfahren  zustellen.'  1091,  Z.  —  2.  wie  nhd.  (allg.). 
Syn.  Vorfarer;  Vorder.  ~  Hier  wie  in  .V,(,-I,ß,r  ist  Fn, 
aus   dt'Tii   si.'liw.    Msls.    Ftut    verk. 


Fergg-.  n.:  die  den  Verkehr  mit  Luzern  ver. 
mittelnde  Schiftergesellschaft  in  Alpnach.  ,Üas  Verg- 
var'  auf  einer  von  ihr  geschenkten  Glocke  in  Sarnen. 

Eig.  die  Fähre,  von  welcher  aus  nach  L  ,geferggut'  (ge- 
fertiget  d.  i.  spediert)  wnrde;  die  Schifffahrt  (nach   !■). 

Ge-,  n.:  das  Hin-  und  Herfahren,  hauptsächlich 
mit  dem  Nebenbegrift'  der  Belästigung,  allg. 

Gans-,  n.:  nur  als  Name  einer  Landungsstelle  in 
UFlüelen  1487.  —  ,Gans',  eine  Art  der  Schiffe  des  VwSecs. 

Müli-,  f.:  Fahrt  (mit  dem  Getreide)  zur  Mühle. 
,Dass  niemand  dem  andern  kainen  konden  abstellen, 
sonder  bi  fryer  m.  belyben  [solle].'  Vad.  —  Nach-, 
m. :  1.  Nachfolger  im  Amte.  (Jotth.  , Papst  Niclas,  dar- 
nach sein  n.  papst  .\drian.'  Vad.  Der  Mann,  der  eine 
Wittwe  heiratet,  Nachfolger  des  ersten  Mannes.  1580, 
B.  Tronfolger.  1602,  Absch.  , Brief  umb  kauf  sollen 
jedem  nachfahren  zur  nachricht  [damit  er  sich  dar- 
nach richten  könne]  überantwortet  werden.'  Z  1053. 
.Zwingiis  N..  Herr  HBullinger.'  JMüll.  1005.  ,Der 
Blitz,  der  insgemein  zum  N.  hat  einen  Knall,  welchen 
wir  heissen  den  Donner.'  Nägeli  1738.  Vgl.  Vor-F. 
—  2.  Nachkonmie.  allg.  —  Pilgri-,  n.:  die  Über- 
führung der  (Einsiedeln-)  Pilger  den  See  hinunter 
(nach  Zürich);  das  Privilegium  hiezu.  ,Uns  ze  be- 
lyben lassen  by  dem  bilgry  far,  wie  die  von  Zürich 
mit  uns  überkommen  sind.'  1484,  Wollehau.  Bussenr. 
,Es  söllent  ouch  die  hoflüt  blyben  by  dem  bilgeryfar, 
die  bilgery  zu  füeren.'  ebd. 

Will-,  f.:  Gewährung,  Erlaubniss,  Zustimmung, 
Gefallen.  ,Uns  zuo  willfar.'  1530,  Absch.  ,Liberum 
arbitrium,  ein  freier  will  oder  willfor.'  Fris.;  Mal. 
,Durch  günstige  W.  uns  ein  Ehre  erweisen.'  1001,  Sch 
Gevatterbr.  .Ich  bat  sy  [die  Geliebte]  by  ihren  Eltern 
um  die  völlige  W.  anzuhalten.-  1002,  Z  Tasch.  — 
S.   färni,  auf  welche  Abi.  auch  die  Form   ,willfOr'   weist. 

Wasser-,  n.:  der  Fahi'dieiist  auf  dem  Wasser; 
das  Privilegium  dazu.  ,Die  Schill'lüt  sowol  des  obcr- 
als  under  Wasserfahrs.'  Z  1039. 

.Ober-Wasser'  =  der  See,  , Under-  (oder  ,Nider-')  W.'  = 
die  Lininiat.  In  der  Publikation  von  1757  unrichtig  ge- 
wendet:  ,so  wol   des  Obern-  als  untern  W.-Fahrs.' 

fare"  -(7-  Gl,  sonst  fast  allg.  färe  II;  Präs.  Ind. 
färst,  fürt;  Cond.  fuer  L,  fier  Z:  1.  im  eig.  S.  a)  sich 
von  einem  Ort  an  einen  andern  begeben  a)  mit  dem 
Nbbegriif  grösserer  Umständlichkeit  od.  Distanz,  etwa 
auch  der  Gewaltsamkeit.  Fortziehen;  daher  als  eine 
.\rt  Abschiedsformel:  .Far.  far,  strych,  pack  dich: 
valeas!  Far  hin,  gang,  du  bist  ein  redlicher  mann: 
abi,  viruiu  te  judico.'  Mal.;  vgl.  engl,  fare  well!  Steine 
[das  Dorf]  hiiii-mer  [wir  d.  i.  der  Fluss  und  sein  Be- 
sehreiber]  liyen  und  fare"  duren  [hinüber]  in  d'  Matte. 
Hebel.  Uf-enand  z'  Dorf  [eig.  =  auf  Besuch  |  /'.,  auf 
einander  los  gehen  BBe.  E.s  fart  Keine  für  der  Ander 
z'  Himmel.  Ineichen.  ,Müsste  aber  ein  vogt  von  des 
vogtkinds  wegen  ussert  unsers  land  farn,  denn  soll 
im  das  vogtkind  zum  tag  4  plaphart  für  kost  und  Ion 
geben.'  1399/1544,  Schw  LB.  ,Wann  einer  von  land 
f.  old  landflüchtig  werden  sollt.'  1480,  L.  Dies  son.st 
ein  technischer  Ausdruck  der  Gerichtsspr.,  =  leisten,  in 
die  Verbannung  gehen.  ,One  verziechen  von  unserem 
land  f.'  14'24/1544,  SchwLB.  .Wer  ohne  Lattärncn  mit 
Liechteren  an  sorgkliche  ort  gabt,  der  soll  ein  Monat 
f.  von  unser  Statt.'  B  Satz.  1015.  Ziehen  mit  Kriegs- 
mannschaft   iider    sonstiger    Begleitung:    .Die    botteii 


889 


Pai',  t'er,  tir.  for,  für 


890 


wellen  die  soldner  von  t'rankenreich  nit  lienis  niancn ; 
dann  sy  haben  sy  nit  heissen  hinyn  f.,  sy  wellen  s_y  oucli 
nit  heissen  henis  f.'  1481,  Absch.  .Brutus  war  willens, 
mit  synem  Iieerzüg  us  Asia  in  Europam  ze  f.'  LLav. 
1509  =  .seinen  Heerzeug-  in  E.  hinüber  zu  bringen.' 
1()70.  ,Die  kräneh  [Kraniche]  farend  beider  hinweg.' 
VouF.LB.  15.57.  ,Es  führend  etliche  Jahr  gen  Baden 
die  Herren  Bürgermeister,  eins  Jahr  umb  das  ander, 
alle  Jahr  der  ein.  gleich  als  wenn  es  ein  gesetzt  Ord- 
nung war.'  XVII..  JJBreit.  ;  vgl.  Baden-Fart.  Mit 
dem  Verurteilten  (zu  Fuss)  zur  Eichtstätte:  ,I)er 
Schultheiss  hat  zum  Nachrichter  gesagt:  Jörg,  fahr 
du  fort  mit  ihm!-  GHerm.  1(508.  Mit  Vieh,  z.B.  (mit 
de'  CliüeueJ  nf  d'  'Weid  /'.  L.  's  Hans  Martis  Buch 
l'art  goge"  [um  zu]  Itäete"  [weiden].  Stutz.  D'  Häefer- 
liiiebe"  fared  xcluv  hei"',  ebd.  /"  ds  WeheMand  f., 
Vieh  auf  die  italienischen  Märkte  führen  (vgl.  7<ar- 
tchln);  i"  d'  Atzi"g  f.,  sein  Vieh  in  eine  Wiese  treiben 
Uw;  i/se"  /'.,  das  Vieh  ins  Freie  treiben  BHk.  (vgl. 
in-,  ü.sfaren);  z'  Alp  f.  Gebirg,  Syn.  üftnhen;  vgl. 
Bergfart,  Far-Tag,  -Schelle,  -Trinkle,  Farerin;  ab 
A.  f.  ebd.  (vgl.  auch  Sp.  '25);  fürerfsj  f.  a)  mit  dem 
Vieh  auf  eine  neue  Weide  ziehen;  tcie  mengist  chennet 
ir  fUrer  [weiter]  f.?  wie  oft  könnet  ihr  die  Weide- 
plätze wechseln  y  BSi.  b)  mit  dem  Vieh  (im  Winter) 
aus  einer  8tallung,  deren  Heuvorrat  aufgezehrt  ist,  in 
eine  andere  ziehen  BHk.;  U.  ,Uf  die  gmeinmärkti  f.' 
s.  Sp.  027  unter  etsen.  In  diesem  8.  auch  ohne  alle 
näheren  Angaben:  rvend  u-it-er  f.?  wann  wollet  ihr 
die  Alp  beziehen?  BSi.  ,Und  soll  ouch  vor  im  |dem 
GberherrnJ  nieman  f.  [auf  die  Weiden].'  14'27.  Ofpn. 
Si:Hwriärt'.  Das  Vieh  als  Subject:  ,Zuc  selber  zyt 
fuore  zuosamen  MöUschdorfer  vech,  Mölligker  vech 
und  Wyssligker  vech,  das  kein  hag  zwischent  inen 
wäre.'  1549,  Klinox.  u.  Wislik.  Ebenf.  absolut:  die 
Kuh  zum  Stiere  führen  Ar;  Bs;  S.  Mit  der  Hand  einen 
Zug  tun  bei  gewissen  Spielen,  z.B.  bei  den  Brett- 
spielen, beim  Niisslen  (wo  es  das  Recht  bedeutet,  seine 
Nüsse  der  Keihe  nach  je  den  Häufchen  der  Mitspielen- 
den beizulegen,  um  möglicherweise  mit  der  letzten 
zu  gewinnen) ;  s.  auch  in  d'  Hell  f.  —  ß)  hin  und 
her  gehen,  vagiereu.  was  sonst  ume,  umenand  f. 
D'  Gls  [(ieissen)  faren  dr  ganze  Tag  BSi.  Vgl.  Far- 
Bnck;  Far-iim  Sp.  '2'27.  Einen  .Gang'  an  den  Zettel- 
rahmen legen  Z;  mit  40  [usw.]  /'.,  einen  Gang  von 
40  Fäden  anlegen;  vgl.  üs-f.  D'  Nebel  fare",  wenn 
sie  umher  ziehen  S.  .Unbeständige  und  fahrende 
Regen.'  1787.  Taheb.  v.  Ndrglatt.  Daher  in  ä.  Spr. 
, farend'  =  unstät,  heimatlos  umher  irrend  oder  zu 
Berufszwecken  in  der  Welt  umher  ziehend.  .Farende 
kriegsknecht'  1416  im  Aa  erwähnt.  , Farende  arme 
lüt,  umb  Gotts  Worts  willen  vertribne  us  Frankrych.' 
Haoenb.,  Sigr.  1882.  .Die  gmeinen  fahrenden  Dirnen 
und  offnen  Mätzen.'  1050,  Z.  Von  g'f'arete  Schiielere" 
klingen  noch  jetzt  Erzählungen  nach  VOrte;  ZF. 
(s.  tieh.).  .Farend  lüt'  im  Mittelalter  stehender  Aus- 
druck für  heimatloses  Gesindel;  doch  begriff  dieser 
Titel,  in  diesem  Falle  nicht  ehrrührig.  auch  die  Spiel- 
leute, welche  sich  von  hohen  Herrschaften  und  Obrig- 
keiten patronisieren  und  förmlich  belehnen  Hessen. 
.Des  Apts  zuo  den  Einsidlen  varend  mann.'  1430. 
S.  OsKNBRiniiiEN  ISöI'.  lo5  ff'.  Vgl.  Lavdfarer.  — 
Y)  sich  od.  einen  Gegenstand  rasch,  heftig  bewegen. 
1)'  W'ulclie  j'are"d  g'si'Meiiid,  woraus  man  Regenwetter 
prophezeit    Z.     Im   llils    iimenainl  f..    ■/..  !!.   von  einer 


eifrigen  Hausfrau.  Mit  Fi'm  über  d'  Stegen  abi  f., 
ihn  über  die  Treppe  hinunter  werfen;  auch  bildl..  ihn 
abfertigen  Gr.  Sobald  's  mit  de  Franzose  emäl  hinkt, 
fart-me'  mit-tie"  und  mit  der  niie'  Knuterstuziu  [Kon- 
stitution] wider  uf  d'  Site  [beseitigt  .sie].  Gl  Volks- 
gesiiräche  1834.  .Wann  die  Flausen  in  meinem  Hirn 
nisten  wollten,  bin  ich  wacker  mit  ihnen  über  's  Bort 
gefahren.'  UBrägg.  1780.  Auch  ohne  Ortsbestimmung, 
im  eig.  S.  (hinaus,  über  den  Haufen  werfen)  u.  bildl., 
sich  Jmdn  oder  Etwas  vom  Halse  schaffen,  aus  dem 
Feld  schlagen,  den  Garaus  machen,  einen  unver- 
schämten Schwätzer  zur  Ruhe  bringen  B;  Gl;  Gr; 
sonst  ab- f.  ,Fare  mit-ere  Savh,  rem  tollere,  oculis 
subducere.  dilapidare  opes;  exjiedire.'  Id.  B.  Fr  isch 
mit  si/'r  Sach  g'fare",  hatte  sein  Gut  bald  aufgebraucht. 
Dr  Fön  fart  mit  dem  Sehne,  fegt  ihn  weg.  J"  den 
eitere"  /Cite"  wär-me"  mit  suttige  [solchen]  Bürste' 
g'fare".  Gl  Volksgespr.  1834.  Abe  [hinunter]  /'.,  tech- 
nischer Ausdruck  beinr  Keltern:  den  .Trottbauni'  durch 
Herumdrehen  der  Spindel  dazu  bringen,  dass  er  sich 
senkt  Aa;  Z.  .Segni  fungebantur  militia:  sy  giengend 
langsam  an  die  arbeit,  sy  fuorend  faulklich  daran.' 
Fris.  ,Im  eins  zum  Gring  [an  den  Kopf]  zu  geben, 
da.ss  es  es  dünke,  es  fahre  z'  ring  um  d'  Welt.'  Gotth. 
Es  [eig.  das  Blut]  ist  süttig  heiss  dur'''  mi'''  iif  g'fare, 
Angst  (oder  Zorn)  wallte  in  mir  auf.  Es  ist  en  Stern 
g'fare.  eine  Sternschnuppe  gefallen  B;  ZG.;  Syn. 
schiessen.  .Sieht  man  einen  Stern  f.  und  nimmt  wäh- 
rend der  Fahrt  schnell  einen  Stein  in  die  Tasche,  so 
sieht  man  in  der  Kirche  die  Hexen.'  Rotrenbach. 
Fig.:  Fi'm  über  's  Mül  f.;  ns  d'r  Hut  f.,  wie  nhd. 
.Die  kilch  Gottes  müsse  wychen  und  zuo  grund  f.  [zu 
Grunde  gehen].'  Gpalth.  1559;  vgl.  .zur  Hölle  f.'  — 
d)  tanzen.  Eine"  [Gang]  /'.  allg.  Vgl.  Heim-Fari. 
—  e)  als  Gegs.  zu  .still  liegen,  fest  sein'.  Far^di 
Hab,  bewegliches  Gut.  Fahrhabe  im  Ggs.  zu  Liegen- 
schaft Z;  ausgedeutet:  1)  Er  ist  halt  e  f.  H.,  de''  lät- 
s'i«''  nild  a'binde",  zieht  immer  umher;  ist  so  zu  sagen 
nirgends  zu  Hause.  2)  Mensch  od.  Sache  ohne  grossen 
Wert  Z.  .Fahrendes  Gut.'  Z  Eechtsspr.  .Wer  in 
unsrem  land  guot  versetzen  will,  es  sy  ligents  oder 
verents.'  1397/1544.  Schw  LB.  .Sampt  anderen  de.s 
gottshus  güetern,  ligender  und  farender.'  1531.  HBull.. 
Ref.-G.  .Farender  hausrat,  was  nit  nuet  und  nagel 
begreift,  stüel  und  bänk.'  Mal.;  auch  subst.  Fareds 
Ar;  L.  ,Von  jeglichem  pfund  haller  in  ligendem  und 
farendem  4  pfennig.'  1389.  L.  Zum  fahrenden  Gut 
gehört  nach  alten  Dorfrechten  auch  das  (urspr.  fahr- 
bare) Haus  von  Holz.  Rochh.  Hinwieder  wird  zu- 
weilen unterschieden  .varendes  guot'  und  .barschaft'. 
z.  B.  1400,  Bs  Rq.  In  W  ds  Farimdij,  Farndn  vor- 
zugsweise der  Viehbesitz  (Syn.  Gericht,  War,  Hab). 
während  sonst  dieser  als  .essendes  Pfand'  von  ,farendem', 
gerade  unterschieden  wurde,  s.  Sp.  5'24  o.  .Farende 
Schuld',  nicht  durch  Unterpfand  versicherte  und  kon- 
solidierte L.  .Der  farenden  geltschuld,  so  die  abge- 
gangene person  schuldig  bliben.'  1500.  Zu  Stadtr. 
.Wann  Einer  Einem  schuldig  ist  umb  eine  gichtig- 
und  richtige  falirende  Ansprach,  der  mag  von  dem 
Anspreclier  durch  den  Richter  für  Pfand  angelangt 
werden.'  L  Stadtr.  1700/05.  Syn.  .laufen  Ic;  s.  Sp.  357 
(Intresse)  und  dazu  die  Angabe,  dass  bei  einer  solchen 
kein  Unterpfand,  sondern  bloss  eine  Handschrift  als 
Siclierheit  gegeben  werde.  bl  als  (iegs.  des  Zu- 
fussgeliens  gilt    im  Allg.   ih'r  ecliten  \'iilksspr.  ri?«-«; 


891 


Par,  fcr,  flr.  for,  ht 


892 


faren  nur  in  beschränktem  S.:  1)  spazieren  fahren  Ar. 
2)  reiten  AaZoT.  ;  B.     De""  d' Hüter  sprenge"  hiist  u 
hott,  it  faren  uf  de  Schummle".  JRWvss  ii.     3)  fuhr- 
werken; kutschieren,  ein  Fuhrwerk  lenken  od.  selbst 
ziehen  Ai»;  B;  Z.     .Ich  war  noch  nie  befahren  (hatte 
noch  kein  Ross  geleitet),    fürchtete   mich   davor   und 
sprach  nicht  gerne  einen  Bauer  um  Ross  und  Wägeli 
an,    aber  Mädeli   [die  Braut   des   Sprechenden]   wäre 
gerne  geritten.'    Gotth.     ,F.,  Fuhrwerk  treiben,  auri- 
gare;  jumenta  agere.'  Hospin.  1ö83.     I'n  Chle  f.,  auf 
den  Kleeacker  fahren,  um  Klee  zu  holen  Z.    Z'  Müh 
f.,  sein  Getreide  zur  Mühle  fahren,  mahlen  lassen  Z; 
vgl.  Midi-Far.    Als  trans.  sich  mit  , führen'  berührend: 
,Wir  haben  niemant  gewert,  profant  durch  unser  statt 
ze  faren,    sunder  jedernian   lassen   faren    und    füeren, 
das  [was]  ein  jeder  getruwe  ze  verantwurten.'    1531, 
Stru'Kl.    4)  mit  .haben',  (z'  Acher,  z'  Acker)  f.,  ackern, 
pflügen  s.  Sp.  66;  Syn.  den  Acker  umchiren.  laiie"- 
machen.    Do  hei"  si  g'spatel  [mit  der  Spate  gearbeitet], 
dürl    hei"   si  z'  Acher   g' faren   im    Feld.    JBrkitenst. 
Hand- er  scho"  g'farc"?     Vom  Pflügen  viell.  entlehnt 
das  Si)rw.:   Utng'kert  i'<t  aw''  g'fare",  mit  welchem  man 
sich  oder  Andern  die  Umkehr  von  einem  Irrtume  er- 
leichtert.   Auch  tr.:  Mier  händ  scho"  Alls  g'fare.    Es 
heisst   Öppis,   bis   nu''  d'  Acher  g' faren  und  a"g'säit 
sind.     ,Also   tdird  dr  Fiats   [Stück  Acker    für   Hanf, 
Erdä])felJ   z'erst  g'fare  und  de""  g'hacket  und  'putzt.' 
■JoACH.     ,Die   Acker    durch    andere   um   den    Lohn    f. 
lassen.'  Bs  Landesordn.  1757.     Mist  widere"  /'.,  durch 
Pflügen  unter  den  Boden  bringen.    Bildl.:  .darüber  f.'. 
über  die  Bestinnnungen  einer  Abrede,  eines  Vertrages, 
eines  Gesetzes,   gleichsam    über   die  gesetzten  Grenz- 
marken hinaus  gehen,  dieselben  übertreten,  ihnen  zu- 
wider handeln.    ,Dass  aber  die  Herdmännlin,  wann  die 
jeger  darüber  gefaren  [mehr  Gemsen  schössen,  als  die 
Abrede  gestattete],  sie  schwerlich  geschediget.'  RCvs. 
Vgl.  überfaren    u.  unten  2  b.     Mit   Fi"m.    (z'  Acher) 
f.,    s.    Sp.  66.     5)   bei    der    Schiffahrt   technischer 
Ausdruck:   das  am  Hinterteil  des  Schiffes  befindliche 
und   das  Schitt   hauptsächlich    leitende  Ruder   führen 
Bodensee;    Z    (nähe"  f.,   auch   n.  uerchen),    Gegs.   zu 
ziehn,  werchen;    vgl.  Farhengst.  —  2.  in    uneig.   S. 
a)  sich  an  Etw.  machen,   darauf  greifen  (Rechtsspr.). 
,Vart  ieniand  uf  der  [Genannten]  güeter  mit  gerichte 
und  die  verhütet'  =  nimmt    er   sie  auf  gerichtlichem 
Wege  für  sich  als  Pfand  in  Anspruch.    1420,  Bs  Rq. 
, Würde    euch  yeniand   dem    andern   uf  syn   guet,    es 
wäre  ligends  oder  varends,  umb  syn  schulde  v.'  1457, 
ebd.    ,Vi^er  da  ye  ze  erst  heft  oder  recht  darzuo  suocht 
umb  schuld,  der  fert  synem  ze  erst  umb  syn  schuld, 
usgenommen   ain    vogt   des    geriohts.    fert    vor   allen 
haften  und  schulden.'    1472,  Offn.  Burgau.  —  b)  mit 
Bez.  auf  das  Durchbrechen  einer  Schranke,  das  Ziel 
überschreiten;    z.B.   beim    Schreiben   und   Zeichnen; 
beim  Errichten  von  Bauten,  allg.;  vgl.  üf-f.   .Jeder  soll 
seine    Landveste   [Uferbefestigung]    in   guetem   Stand 
erhalten,  under  keinem  Vorwand  aber  in  den  Bach  f. 
[hinein  bauen].'    1770,   Bs  Gescheidsordn.  --  c)  ent- 
wischen,   hingehen,     in    Verbindung    mit    .lassen'. 
,Vatter,   lasse  in  |  ihnen]  es  f.,   wann   sy  wissent  nit, 
was  sy  tuond.'  1476,  G  Hdschr.    .Das  si  nieman  dehein 
Unzucht  v.  lassen,  rät  und  meister  heissent  es  denne.' 
Bs  Rq.     .Und  was  mangels   da  sy  noch  inn  getan  [in 
dem   vorliegenden   Schauspiele    vorhanden    sei],    doch 
wollend    im  's   [dem   Diciitcr]    güetlich    i.  lan,'    Sai.at 


1537.  —  d)  verfahren,  sich  verhalten,  handeln,  sich 
benehmen,  auftreten,  leben.  Sor'  clnmnsl  iez  de"weg 
-'/'.?  konnnst  du  so  zum  Vorschein?  Z.  Mr  fart  guet, 
macht  seine  Sache  gut.  befriedigt  die  Leute  B.  ,Lass 
uns  an  jedermann  so  frombklich,  redlich  und  glück- 
lich f.,  dass  niängklicher  gespüren  möge,  unser  einige 
begird  seie  . . .'  a.  Eid  der  Z  Richter.  .[Die  Wyler 
haben]  yewelten  an  eim  gottshus  wol  gevarn.'  Wyl. 
Copieb.  ,I)ie  oberherren  farend  mit  gewalt.'  1530. 
Matthü.  ,Auch  haftend  ire  knaben  mit  gewalt  gefaren 
über  das  volk.'  1531,  Nehem.  =  .herrschetcn  mit  gewalt 
über  . . .'  1667.  .Stond  [stehet,  bleibet]  im  glauben, 
iärend  mannlich!'  1531,  I.  Cor.  =  ,seit  mannlich!' 
1667.  ,Üas  sy  den  Gott  lieben,  nienen  fälschlich  an 
im  f.  wöllind.'  1531,  Bib.  ,Du  will  kostlicher  f.  mit 
kleidung.  essen  und  trinken,  dann  dyne  g'werb  erlyden 
mögind.'  HBull.  1531.  .Wie  0.  S.  von  uns  gehalten 
[worden  sei],  du  dorglychen  an  im  [HSeeholzer]  f. 
wellest.'  1532.  Stiuckl.  .Mit  der  straf  zue  f.  u.  zue 
handien,  nachdem  uns  billich  sein  dunkt.'  1533,  Bs  R([. 
,Ein  schenki  tuon  und  doch  allwegen  bscheidenlich 
farren',  d.  i.  es  nicht  übertreiben.  1545.  Ndw  LB.  ,[Das 
soll  im  Kaufschuldbricf  bemerkt  werden,]  damit  der. 
so  denselben  brief  koufte.  dest  gwarsamer  [vorsich- 
tiger] f.  könne.'  1614.  Z  Engstring.  Vgl.  1  a  3.  — 
e)  sich  befinden,  (gutes  oder  schlechtes)  Glück 
haben.  Guet  f.,  Erfolg  haben,  prosperieren;  ,niit  Etw.', 
sich  gut  dabei  befinden,  allg.  Auch  unpcrs.:  ,Wie  es 
um  das  kind  gefaren  was  [mit  ihm  ergangen  war].' 
Anf.  XV..  G  Hdschr.  Prägnant:  z' f.  clio"  AAEhr.;  Z. 
i/'fare"  möge",  allg.,  zurecht  kommen,  Gelingen  haben; 
auskommen,  sich  behelfen  (vom  Fuhrwerken  unter 
Schwierigkeiten  hergenommen).  Du  chämi.4  dise"  Weg 
]auf  die  andere  Weise]  besser  z'  f.  NU  g'f.  möge",  in 
Schwierigkeiten  stecken  bleiben.  Du  magst  darmit 
nit  g'f..  dies  ist  nicht  zweckmässig,  dient  dir  nicht 
zur  Erreichung  deines  Zweckes.  .Er  trieb  undjastete 
sich  fast  zu  Tode  von  früh  bis  spät,  aber  er  fühlte, 
er  möge  nicht  g'f.  und  die  Andern  täten  ihm  Alles 
zuwider.'  Gotth.  Chummeren  und  chlage.  me'  uerdi 
z'  arme  Tage  g'essen  und  mag  nümme  g'f.  FrJSchild. 
Mhd.  crfr«.  —  1  b  4.  Die  Conjug.  mit  ,liaben'  ist  zu- 
nächst in  der  trans.  Construktion  .^ufgekonimeu.  —  S.  auch 
fämi,  mit  dem  unser  'W.  sich  berührt.  —  Abi.  Fi-r:  .ferig? 
Fuer;   Fart;   Färlt? 

ab-faren:  1.  intr.  mit  .sein'  a)  mit  dem  Vieh  von 
der  Alp,  vom  Markte  ziehen,  allg.  —  b)  sterben 
(grob  scherzh.)  Tu;  vgl.  .zur  Grube  fahren';  abreisen. 
—  c)  bildl.,  beseitigen.  A.  mit  Öppis:  z.  B.  mit 
einem  Handelsartikel  rasch  aufräumen,  bevor  er  im 
Preise  noch  weiter  sinkt;  far  ab  demit,  packe  dicli 
fort  damit  (weil  es  nicht  taugt,  oder  um  es  unbe- 
rufenen Blicken  zu  entziehen),  allg.;  bei  Steigerungen 
einen  Verkaufsgegenstand  eilfertig  einem  Bieter  zu- 
teilen. ,Die  Gantmeister  sollen  an  den  Ganten  niclit 
zu  geschwind  a.,  aber  auch  nicht  zu  lang  machen.' 
Bs  Landesordn.  1757;  ein  Traktandum  abtun:  ,Die 
Städte  haben  sich  bisher  beflissen,  so  bescheiden  ab- 
zufahren, damit  sie  und  die  Gegenpartei  nicht  zu  viel 
bemüht  würden;  nun  werde  diese  Kürze  missdeutet.' 
1548,  Arsch.  Ganz  absolut:  mit  langer  Nase  abziehn. 
allg.;  Syn.  abstinken.  Mit  Öpperirm,  ihn  abfertigen; 
überwinden.  .A.  mit  ei(ne)m,  dimittere  mala  gratiä 
al(|m,'  IlosiMN.  1683;  Denzl.  1677;  1716.  —  2.  tr.,  mit 
.haben-,    al  liciiii    Ackern    (Faren)    dem   anstoasenden 


893 


Far,  ter,  lir.  for.  für 


894 


Felde  ein  Stiuk  entziehen,  resp.  sieh  zuwenden,  znni 
eignen  Aclver  hinzupttügen;  vgl.  ühcr-f.  —  b)  diireli 
F.  abnutzen,  z.  B.  die  Kufen  eines  Sehlittcns  Gr; 
ein  Kad  vom  Wagen  verlieren.  Ei"'ni  en  Eijije  (FAjtj- 
stei")  ab-em  litis  «.,  dureh  ungeschicktes  Fahren  die 
Hausecke  beschädigen  Z.  -  c)  Etw.  umgehen,  sei 
es,  dass  man  einen  Umweg  macht  oder  eine  kürzere 
Linie  einschlägt,  allg.  ,Als  der  Fuhrmann  ein  Lachen 
abgefahren  uf  ein  8_vten.'  Schimpfr.  1652.  .A.  einen 
Weg,  declinare.'  Uen/.l.  1677;  1716.  —  über-:  1.  Jnidn 
beeinträclitigen,  indem  man  Tieim  PHügen  (Faren)  übei 
die  Marken  hinaus  ptiügt,  Erde  von  seinem  Acker  dem 
eigenen  zulegt.  , Welcher  den  andern  übereret  [,über- 
tart'  in  der  Überschrift],  buesst  von  jeglicher  füren 
[Furche].'  L  Rotenb.  1490.  .Welicher  dem  andern 
gfarlichen  über  syne  markstein  inhyn  in  synen  acker 
eeret,  oder  den  andern  mit  gefärden  übermäyget  [über- 
mäht] usw.,  der  soll  den,  so  er  überfaren  und  über- 
nosseu  hat,  vou  schaden  wysen.'  Offn.  ZKnon.  1534/1601. 
Ebenso,  indem  man  Vieh  auf  die  Weide  des  Andern 
treibt.  ,Die  parteien  erklagen  sich  ab  einander,  wie 
sie  einander  mit  irem  vieh  überfueren  und  grossen 
frevel  an  einander  begiengen.-  1398,  BSigrisw.  .Ob 
gross  achrat  wurde,  und  darunib  ander  lüt  mit  Iren 
schwynen  zuo  inen  und  uf  sy  ziehen  wollten,  oder 
dass  man  sy  süss  [sonst]  übervarn  wollt...'  Offn. 
ZDüb.  um  1485.  —  2.  einen  Gegenstand  überdecken, 
mit  einer  Schicht  von  anderem  Material  überziehen, 
z.B.  eine  Strasse  mit  Kies;  Bleistiftzüge  mit  Dinte. 
allg.;  Hülzwerk  udgl.,  ein  Gemälde  leichthin  mit  Farbe 
überstreichen,  allg..  .frisch  anstreichen.'  Id.  B;  eine 
Wunde  mit  Salbe.  Sulger.  ,Digitis  extremis  attingere, 
ein  ding  nun  ein  wenig  u.  und  bloss  anrüeren.'  Fais. 
—  3.  bildl.  a)  mit  pers.  Obj.,  Einen  anfahren,  mit 
Scheltworten  über  Einen  her  fahren.  Hosp.  1683.  — 
b)  mit  Sachobj.,  eine  Schranke  missachten.  .Wer 
das  gebot  uberfert . . .'  1491,  Sch  Katsprot.  .Die  Zür- 
cher haben  sölich  friden  an  uns  und  den  unsern  über- 
farren  mit  Worten  und  mit  werken.'  Edlib.  um  1500. 
,Und  habend  sy  ir  eid,  eer  und  geschworne  pündt  an 
uns  gröblich  gebrochen  und  tätlicher  findlicher  wys  ü.' 
1531,  Strickl.  ,Wer  das  überfüere  und  nit  hielte.' 
Offn.  ZSchwam.  1533.  ,Wo  sy  sich  diser  gnädigen 
nachlassung  [Erlaubniss  betr.  Holznutzung]  nit  be- 
nüegen,  sonders  die  ü.  wurden...'  1541.  Bc.  Laupen. 
,Dass  unsere  gebott  ü.  und  verbrochen  werdend.' 
HBuLi.  1572.  .Wer  dise  Zeit  [des  polizeilich  ver- 
ordneten Schlusses  der  Zeche]  überfahrt,  da  solle 
jeder  gast  gestraft  werden.'  G  Hand.  1611.  Von  Unter- 
lassungssünden: .Hat  er's  (der  Landbesitzer  die  Auf- 
forderung zur  Säuberung  der  Flur]  Übersechen,  so  ist 
er  3  ß  verfallen  und  soll  man  im  denn  bieten  an  6  ß 
und  aber  besuchen,  und  uberfert  er's  aber  [wieder], 
so  ist  er  die  6  ß  verfallen.'  1488,  O^-fn.  Zuozwyl.  Die 
Person,  deren  Rechte  verletzt  werden,  als  Obj.  ge- 
dacht (vgl.  1):  ,Je  länger  sie  gehorsam  waren,  je 
strenger  sind  sie  überfahren  [misshandelt  worden,  von 
den  Vögten |.'  Lied  v.  1669.  .\uch  absolut  (mit  .sein' 
und  mit  .haben')  Recht  und  Gesetz  überschreiten,  eine 
Missetat  begehen,  unbillig  handeln.  .Die  ze  leiden 
I  verzeigen  |.  die  der  obgenanntcn  stucken  keines  über- 
fueren. des  berren.  under  die  der  überfarer  hat  gehört 
und  sessliaft  ist;  es  solt  auch  ein  jegliclier.  der  also 
überfahren  hat  [10  Pfd  verfallen  sein).'  1479.  S.'iiw-Z(i 
Fischerbr,     ,Uf  wedren  dann  kuntlich  wurde,    das  er 


an  dem  andern  übertan  und  übervarn  habe.'  1431/1544, 
ScHW  LB.  .Welcher  dermass  übertärt  und  [dass  er] 
oin|en]  lyblos  tuot  [entleibt]. '  1525,  Aiiscn.  .Do  gnad. 
junkfrow,  ich  bin  warlich  überfaren  [habe  mich  über- 
eilt]. Ich  hab  euch  nit  gwüsst.  dass  ir  so  edel  waren.' 
NMaxitel.  ,Dass  sie  mit  dem  guten  Mann  ü.  und  mehr 
Gewalts  dann  Recht  an  ihm  geübt  haben.'  GHerm.  1608. 
Das  Mass  überschreiten,  zu  weit  gehen:  .So  aber  ein 
Schuolmeister  in  der  Straf  ü.  wurde,  der  soll  gestraft 
werden.'  B  Mand.  1628.  Zu  hohen  Preis  fordern.  Id.  B. 
,Dieweilen  die  Meister  mit  ihrem  Lohn  ü.,  sind  m. 
gn.  H.  veranlasset  worden,  denselben  zu  massigen.' 
B  Küferordn.  1691.  Auch  refl.,  sich  verfehlen:  ,Hette 
sich  syn  bruoder  ü.,  so  soll  man  ihn  strafen.'  Vad. 
,Dass  der  von  ützingen  sich  gröblicli  an  dem  gottshus 
mit  unrecht  ü.'  RCvs.  —  uf-:  1.  (von  einem  Fahr- 
zeug oder  von  Schittenden)  sich  auf  dem  Grunde  fest 
fahren,  allg.  .Aufgefahren',  bildlich:  verdutzt,  ver- 
blüfft, erstaunt  (eig.  übel  angekonnnen,  angerannt).  .Er 
fuhr  den  Knecht  an:  Höre,  Bürsclichen  [usw.].  Somit 
fuhr  er  von  dannen  und  hinterliess  böse  Eindrücke, 
namentlich  bei  dem  aufgefahrenen  Knechte.'  Gotth.  — 

2.  die  Alp   beziehen    B;    L;    Syn.  z'  Alp  laden.  — 

3.  seinen  Posten  beziehen;  vom  Wirte  Aa;  vormals 
bes.  von  den  Landvögten  in  den  Untertanenländern. 
Vgl.  Ufritt.  —  4.  eine  Baute  in  die  Höhe  führen,  höher 
machen,  allg.    Nw  dem  Xachber  z'  ehe"  [gleich  hoch]  n. 

—  5.  sich  rasch  emporrichten,  aus  der  zusammen 
gesunkenen  Haltung  des  Schlummers,  im  Zorn  usw. 
allg.  —  um-:  1.  beim  Fahren  einen  Umweg  machen, 
allg.  —  2.  im  Umkreise  von  Ort  zu  Ort  ziehen. 
,Nichts  beschliessen,  bevor  die  Schiedleute  volls  um- 
gefaren  [in  allen  Orten  gewesen].'  1531,  Absch.  ,A1s 
die  von  Zürich  umbfuoren  im  Thurgöw,  Ryntal  [usw.] 
und  bildeten  denen  yn.  wie  wir  an  inen  übel  täten.' 
ebd.  .Die  Gemeinde  und  die  Boten  haben  sich  mit 
einander  verschrieben,  Kosten  und  Sehaden,  in  den 
sie  dieses  Umfahrens  [sie  waren  ,von  Ort  zuo  Ort  ge- 
ritten-] wegen  kommen,  gemeinsam  zu  tragen.'  1547, 
ebd.  Abi.  Farum  (Sp.  '227);  Um-Fari.  —  unie-: 
1.  intr.,  umher  fahren;  herumstreifen,  allg.;  vgl.  Furz; 
Tüfel.  Abi.  Ume-Farerin.  —  2.  tr. ,  pflügen  Sch;  Syn. 
fiireii.  —  a"-:  1.  intr.  a)  heran  fahren,  auf  den  Plan 
gefahren  kommen.  ,Wer  einen  Zug  stellt  [seine  Netze 
im  Wasser  anbringt],  soll  ihn  in  einer  Stunde  tun, 
wo  nicht,  mag  ein  Anderer  ungesäumt  a.'  1544,  Absch. 

—  b)  mit  Fahren  den  Anfang  machen,  a)  der  Erste 
sein,  welcher  fährt,  bei  Brettspielen,  den  ersten  Zug 
tun.  allg.  Syn.  anziehn.  -  ß)  das  Fahren  zum  ersten 
Mal,  aufs  Neue  vornehmen,  z.  B.  ein  Fuhrwerk  in 
Gang  bringen  .AAEhr..  .jumenta  ex  liibernis  deducere.' 
Id.  B.  <1.  i.  wohl,  das  Vieh  nach  dem  Winter  wieder 
auf  die  Weide  zu  treiben  anfangen.  ,A.,  vom  land 
faren,  darvon  schiffen,  solvere.'  Mal.  ,A1so  fuorenf 
wir  am  frytag  an  und  kament  in  4  tagen  in  ein  statt.' 
HsSchOrpf  1197.  —  c)  mit  dem  Fuhrwerk  oder  Fahr- 
zeug anstossen.  anprallen,  allg.;  .curru  impingere.' 
Id.  li.  Bildl.:  schlecht  ankommen,  die  Rechnung  ohne 
den  Wirt  machen,  allg.;  Syn.  <ui-l(iiifeii,  ■imt.sclieii. 
-retinen.  ,(juuni  multi  sa'pe  ofl'enderint:  habend  unfäl 
gebebt,  sind  übel  angefaren.'  Fris.  ;  Mai,.  —  2.  t  r. 
a)  einen  neuen  Wagen  durch  Gebraucli  gängig  machen 
B.  —  bl  in  feindlicher  .\bsicht  an  .Imdn  lieran  t'aliren; 
ihn  angreifen.  .Sy  torli'cnt  uns  alior  nit  a.  u.  fuorent 
neben  uns  für.'   HsSrnOurw  1497.    ..\dpngnare:  a..  be- 


895 


Far.  ler,  fir,  lor,  tur 


896 


streiten,  wiiler  einen  fechten.'  Fuis.  Bikll.,  Einem 
mit  liarter,  barscher  Kede  hegx'gnen.  allg. ;  Syn.  an- 
raiicn,  -ranzen.  Halb  im  übertragenen,  halb  im  bild- 
lichen S.     Eine"  a.  toie  iV  Sü  de"  Bettelsack.  Öülger. 

—  i"-faren:  1.  intr.,  das  Vieh  von  der  Weide  heim 
treiben  Z.  .Wenn  der  Abendnebel  sich  leise  auf  das 
Tal  hernieder  legt  und  zum  Aufbruch  mahnt,  so  ertönt 
hundertfaches:  Ifare!  ifare!  Den  Schlussrefrain  dazu 
bildet  ein  ohrenbetäubendes  Peitschenknallen,  fest 
und  sicher  im  Takt.'  Girsb.  ,Einfaren :  ab  der  weid 
füeren,  eintreiben,  dispescere.'  Fkis.  ;  Mal.  .Einfahren 
mit  dem  vieh,  cogere  domum  pecus.'  Denzl.  1677;  1716. 
Mit  dem  Vieh  von  den  Alpen  ins  Tal  herunter  ziehn 
BÜ.;  vgl.  iis-f.  —  2.  tr.  a)  beim  Fahren  eindrücken. 
z.B.  einen  Zaun  B.  —  b)  ein  Zugtier  an  das  Fahren 
gewöhnen,  dazu  abrichten,  allg.  —  dri"-:  rücksichtslos 
verfahren.  ,Ich  möchte  nicht  derjenige  sein,  der  mit 
seinem  Weib  drin  führe  und  drin  polterte.'  BrXcger 
1777.  Dri"  f.  wie  d'  Sau  i"  d'  Eiclile"  oder  rvie  de 
Tüfcl  i"  <r  l'fdffe".  —  under-:  1.  intr.,  unter  ein 
Obdach  f.  nut  einer  Sache,  sie  unterbringen.  ,Deni 
Abt  überlassen,  ob  er  Frevelgericht  halten  lassen  od. 
die  Klagen,  damit  die  Sachen  nicht  vergessen  werden 
oder  verjähren,  an  die  Muttgerichtc  bringen,  d.  i.  mit 
den  Klagen  u.  wolle.'  1543,  Absch.  ;  vgl.  underhin 
nchlie/'en.  —  2.  tr.  a)  eine  Baute  neu  untermauern, 
ihre  Unterlage  verbessern  Z;  Syn.  widersetzen.  .Als 
das  hus  sich  gegen  dem  berg  senkt  und  die  seilen 
[GrundschwellenJ  im  herd  [Erde]  ligen  und  von  dem 
Wetter  erfulet  sind,  das  selbig  hus  sollen  sy  u.  und 
mit  einem  mürli  und  eichinon  seilen  wol  versechen.' 
1511,  Hotz,  l'rk.  ,Als  sy  die  tür  ans  tischmachers 
keller  ufrichtend  und  die  selb  mur  underfuorend.' 
153-1,  Z  Grün,  Amtsr.  ,Wenn  einer  ein  alte  mur  gegen 
synem  nachpuren  nüwlich  u.  oder  dryn  brechen  wellte, 
soll  er  vorhin  synem  nachpuren  das  z'  wüsscii  tuen.' 
1539,  B.  —  b)  Einen  beim  Kingkampf  packen, 
indem  man  unter  seinen  Armen  durchfährt,  um  ihn 
vom  Boden  zu  heben;  einem  Gegner  mit  dem  Nacken 
zwischen  die  Schenkel  fahren  ;  Syn.  underlaufen.  — 
underhin  andere-:  durch  Pflügen,  Z''«re«,  Etw.,  z.B. 
die  Kartotl'eln,  unter  die  Ackerkrume  bringen  B.  ,r)er 
Wasen  [Basen  |  ist  frisch  untergefahren.'  B  Laudw. 
Wochenbl.  1847.  —  cnt-:  aus  einem  Behälter  hinaus 
f.,  fortgetragen  werden.  ,l)as  wasser  nam  im  koufhüs 
alles  hinweg  und  geschandt  [verderbte]  merklich  vil 
guots  on  das  deunest  [das  welches  ohnehin]  endfuor.' 
KvKK.  Chr. 

cr-farcn;  1.  mit  Fahren  erreichen,  eine  Strecke 
in  einer  gewissen  Frist  zurücklegen;  nie"  mag  's  nit 
e.  i"  zum  Stunde"  Gr.  ,Die  schitl'  [.'^ccus.]  erfarent 
sy  [die  schnell  segelnden  Seeräuber],  es  syg  gegen 
wind  oder  wieder  [wie  der'r']  wind.'   HsSoui'RrK  1497. 

—  2.  ein  Gebiet  durchziehen,  um  den  Stand  des- 
selben kennen  zu  lernen  Gr.  ,Ein  nunnenmacher 
[Schweinverschneider]  soll  geloben,  den  kreis  der  her- 
schaft alle  jar  zue  syner  rechten  zyt  ze  ersuochen 
und  ze  e.'  Urb.  Baden  1490.  , Solche,  welche  Künsten 
und  Hamlwerken  sich  widmen  und  in  den  Fall  kommen 
mögen,  in  die  Frenule  zu  gehen  und  die  weite  Welt  zu  e.' 
,TS(;ni;i,Tn.  1817.  —  3.  abstr.  a)  Besitz  ergreifen, 
ein  Kecht  durch  abgegebene  Erklärung  in  Anspruch 
nehmen  (eig.  wohl  =  durch  Falirt  vor  das  Gericht 
erlangen).  .Welches  von  den  3  Erbrechten  dem  über- 
lebenden  Teil    gefällig   ist,    das   soll  er  e.  innert  den 


2  ersten  Monaten;  sonst  mögen  die  Erben  des  Ver- 
storbenen das  Eherecht  auch  auswählen  und  e.  Das 
Eherecht  zu  e.  soll  geschehen  bei  einem  Herrn  des 
Rats,  und  dieser  lässt  es  in  das  Eherechtsbuch  ein- 
tragen.' Gl  LB.  1835;  nach  demjenigen  v.  Ende  XV.: 
,er  soll  syn  ereclit  also  e.  in  den  nächsten  2  manoten 
und  soll  das  tuon  vor  dem  rechten.'  Vgl.  1.  —  b)  er- 
forschen, nachforschen.  ,Unser  botschaft  soll  acht 
und  erfarung  haben,  ob  andern  orten  derglych  euch 
zuokommen  wäre,'  1522,  Absch.  , Haben  ouch  uf  et- 
licher sundrigen  personen  fürtrag  erfarung  gehebt 
[Nachfoi'schung  angestellt]  und  nützit  funden.'  1523, 
Striokl.  ,Erfarend  [.bewähret.'  1667]  alles  und  das 
guot  behaltend.'  )  531/48,  I.  Thess.  ,So11  der  Decanus 
ouch  erfaaren  und  Bericht  geben,  wer  der  Lehenherr 
sye.'  1532,  Siml.,  Urk.  ,Beruef  auch  vil  zuo  dir  dyne 
Amtslüt;  erfar,  wie  sy  handlind.'  HBull.  1558.  .Vires 
hereditatis  excutere,  e.  und  erdauren,  was  das  erb 
vermöge  und  ertrage.'  Fris.  ,Einsi  [Eines]  haab  er- 
suochen und  e.,  damit  man  wüsse,  ob  einer  bezalen 
möge,'  Mal.  S,  eigenjich  Sp.  147  o.  Daher  im  alten 
ßechtsleben,  über  einen  streitigen  Punkt  sich  beim 
Gerichte  Kats  erholen  oder  denselben  feststellen : 
,N.  N.  bat  [vor  dem  Schultheissen ]  eins  fürsprechen,  ze 
erfarende  mit  rechte,  ob  er  wol  syner  efrowen  einen 
vogt  erlouben  möchte.'  133'2,  Königsp.  Copialb.  ,üass 
von  den  alten  erfarn  [definiert]  ist,  was  ein  wundat 
[Körperverletzung]  ist  und  syn  solL'  1449,  Bs  Rq. 
,Hat  lassen  an  ein  [1.  .eim'V]  urteil  e.',  hat  auf  einen 
gerichtlichen  Ausspruch  abgestellt.  1490,  S  Wochenbl. 
,Soll  der  richter  dem  anrüefenden  teil  syn  recht  mit 
erfarungen.  verkündungen,  citationen  ergän  lassen  und 
lenger  nit  uf  halten.-  1532,  Bs  Eq.  In  diesem  S.  auch 
abs. :  ,[Ura  Verwundungen]  sollont  rate  und  meister 
und  nit  die  unzüchter  [Polizeirichter]  e.'  1450,  ebd. 
,Dass  man  hinfür  ze  stund,  wenn  ein  todslag  beschicht, 
darnach  e.  und  one  einich  Verzug  darüber  richten  soll.' 
1484,  ebd.;  rcfl.  ^=  sich  erkundigen:  ,Es  syg  inen 
umb  die  sach  nüt  ze  wüssen;  sie  wellend  sich  gern 
darum  e.'  Edlib.  ,Hiernebend  sollen  sich  unsere  botten 
zuo  dem  geheimisten  es  syn  mag,  e.,  ob  die  9  ort  ein- 
helling  gsyn.'  15'24,  Absch.  ,Wir  band  zwen  von  un- 
sern  Käten  verordnet,  die  sich  der  sach  eigentlich  e.' 
1525,  Striokl.  ,Wir  möchten,  dass  sy  sich  des  zuovor 
e,  und  denn  erst,  das  sy  guot  dunkt,  getan  heften.' 
1531,  Absch.;  und  so  auch  in  dem  oberwähnten  spec- 
juridischen  S. :  mit  den  Schöifen  =  zu  Eate  gehen. 
.[Wenn  der  Propst  zu  Gericht  sitzt,]  so  soll  der  meier 
üfgeben  den  meierliof  in  des  probstes  band  [ihm  den- 
selben wieder  anheim  stellen];  so  soll  sich  der  pr.  e. 
mit  den  dorflüten  bi  geswornen  eiden.  ob  der  meier 
dem  hof  mng  nütz  syn,  dass  man  im  in  wider  lyehe.' 
1338,  Offn.  Höngg.  —  c)  Jnidn  ausforschen,  prüfen, 
, Beschick  die  Dien>tt[boten]  und  erfar  sy,  wie  sy  hand- 
lind.' HBull.  1558;  vgl.  bei  a).  .Aber  Stoutacher  be- 
sorget, er  [der  Freiherr  von  A.]  redte  villeicht  sölichs 
[gegen  den  Landvogt],  dass  er  ihn  [der  Freiherr  den 
St.]  e.  möchte.'  Siml.  1577.  , Jedoch  mit  dem  geding, 
das  man  sy  grundtlich  erfare,  wer  sy  seien.'  SHochu. 
1591.  —  d)  wahrnehmen,  inne  werden,  ohne  eigenes 
Dazutun,  allg.  -  Das  Ptc.  als  Adj.  wie  nhd.  ,Dic 
Erfahrenen  gehen  über  die  Gelehrten.'  Breitenst.  1860; 
sonst:  en  Erfarne  ist  besser  als  10  G'lerti.  —  un- 
erfare":  1.  unwegsam,  ungangbar.  ,So  die  alpen  und 
weg  so  grusam,  u.  und  ungemacht  gsyn  wärend.'  1538, 


897 


Fiir,  i'er,  fii-,  tVir,  für 


898 


ÄiiTsc'iiüDi.  S.  erfaren  1.  —  2.  nicht  in  Erfahrung 
gebracht,  unbekannt,  ,0b  Caspar  ein  geistliche  oder 
weltliche  person  gewesen  seie,  ist  mir  u.'  JJud  1574. 

—  3.  wie  nhd.;  s.  ungesalzen.  —  Erfarenheit:  Er- 
fahrung. {/;.■  E.  rede"  ZO.  .Diewyl  die  E.  bezeuget.' 
HBiLL.  1.553.  ,Dass  man  hie  siclit,  wie  so  kunst- 
reich er  g'west,  der  Kunst  e.  vilfältig  g'han  [bat]."  Z 
Emblemata  1622.  ,Dass  es  ohne  Reuen  nicht  abgeht. 
hat  mau  aus  der  E.'  JHott.  1666.  —  Welt-Erfarer: 
Einer,  der  die  Erde  bereist  und  erforscht.  ,Dass 
Euphemus,  ein  w.,  zuo  etlichen  inslen  kommen.'  Tierb. 
1563.  —  Erfarnuss  f.:  Nachforschung,  Erkundigung. 
.Wir  wellen  deshalb  unser  flyssig  e.  haben.'  15'29, 
Abscu.  —  2.  Erfahrung.  ,Als  die  e.  geleert  hat.' 
V06ELB.  1557.  ,In  täglicher  e.  acht  ze  haben,  wie 
Gott  syn  Ordnung  so  styf  haltet.'  Giialth.  1559.  ,Us 
mancherlei  zügnuss  der  historien,  auch  täglicher  e. 
[.Erfahrung.'  1670]  mag  bewärt  werden,  dass  gspenst 
syend.'  LLav.  1569.  —  erfärlen:  .erforschen,  er- 
fräglen,  etwas  heimlichs  aus  einem  bringen,  expiscari, 
elicere  arcana.'  Fris.  ;  Mal.     Syn.  trotten. 

In  einzclneu  Auwendungen  von  er/ann  schwankt  die  Ent- 
scheidung zw.  der  sinnlichen  und  der  abgeleiteten  Bed.,  ■/,.  B. 
,'Wie  sy  uns  besichtiget,  was  ich  etwas  frevener  denn  die 
andren:  ich  hatt  nier  e.  denn  die  andren  [war  als  fahrender 
hichüler  weiter  hernm  verschlagen  worden?].'  ThPlatt.  ,Wir 
wüllton  das  Meer,  dieweil  und  wir  doch  an  demselhigen  jetz- 
under  wären,  auch  unib  etwas  erkundigen  und  erfahren  [darauf 
herum  fahren?].'  DEclil.  1.575/1667.  ,Die  so  jetzunder  in 
gfangenschaft  ligend  oder  noch  e.  [eingeholt?]  werden  möch- 
tend.'  1570,  Absch.  .Wo  die  e.  werdend  [wo  man  auf  solche 
st<isst?],  zu  denen  soll  man  gryfen  und  sy  uns  gefängklich 
zubringen.'  Z  Mand.  1650;  doch  .dieselben  sollend,  wo  die 
e.  werdend,  by  den  eiden  geleidet  [angezeigt]  werden.'  XVI., 
Z  Christi.  0.    —   S.  noch  erfären. 

ÜS-:  1.  intr.  ,evehi,  proficisci,  excurrere.'  Denzl. 
1677;  1716.  a)  das  Vieh  auf  die  Weide  treiben  Bs; 
,jumenta  ex  hibernis  deducere.'  Id.  B,  wohl  =  mit  dem 
Vieh  die  Alp  beziehen.  Die  Alpordnung  von  BSigrisw. 
1650  verbietet,  auszufahren  vor  dem  von  der  Behörde 
jeweilen  festgestellten  Ausfahrtstage.  ,Mit  den  säuwen 
ausf.,  exigere  sues  pastum.'  Denzl.  1677;  1716.  — 
b)  in  den  Krieg  ziehen.  ,Swer  der  ist,  der  mit  den 
burgern  nicht  usfert,  so  man  das  zeichen  gibt,  er  hab 
synen  ganzen  harnesch  oder  nicht .  . .'  XIV.,  Z  Rats- 
ordn.;  vgl.  üsfüeren.  —  c)  ins  Ausland,  in  die  Ver- 
bannung ziehen.  ,Swer  niht  swern  [huldigen]  wollte, 
den  soll  der  rat  betwingen ,  üs  ze  varne  von  der 
statt.'  1286,  Bs  Rq.  —  d)  mit  Wucht  zu  Boden 
stürzen.  ,Wenn  Eim  ein  Rad  abgienge,  so  führe  man 
ja  des  US,  es  wüsste  kein  Mensch  wie  weit.'  Gotth. 
Üonsi  use- f.  —  e)  spazieren  fahren,  allg.  —  f)  zu 
Ende  fahren;  beim  Zetteln  die  letzten  Gänge  am 
Rahmen  tun,  was  häufig  mit  Verminderung  der  Fäden 
geschehen  muss,  z.  B.  mit  strölfen  ü.  Z.  —  g)  mit 
einer  Bewegung  weit  ausgreifen,  z.B.  beim  Schrei- 
ben, Schlittschuhlaufen.  —  h)  ausschlagen,  ander 
Oberfläche,  der  Haut  sich  zeigen,  von  Unreinigkoiten 
im  Organismus.  Diese  Bed.  zu  erschliessen  aus  dem 
adj.  Ptc.  iisg' fare" :  mit  einem  Ausschlag  behaftet  Ar. 

—  i)  bildl.,  der  Unzufriedenheit,  dem  Ärger  in  hef- 
tigen Worten  gegen  Einen  Ausdruck  geben  B;  v.  mit 
FA"»!,  invehi  in  alqm.  Id.  B.  Bei  Gotth.  ein  Mal  nach 
.\nalogie  von  ,an-f.-  tr. :  ..\lles  fuhr  die  Bursche  aus: 
war  Etwas  zerbrochen,  sie  hatten  es  getan.'  ,Sich 
nicht  zu  verwundern,  wenn  er  auch  crn.stliaft  in  Worten 

Schweiz.  Idiutikuu  1.  G. 


ausfahre.'  XVII.,  Dien.  1863.  ,Da  er  mit  so  scharfen 
Worten  wider  sie  ausgefahren,  dass  er  sie  genennt 
Kinder  des  Teufels.'  AKlinul.  1691.  —  2.  tr.  a)  Etw. 
durch  F.,  d.  i.  Pflügen,  aus  dem  Boden  reissen,  z.  B. 
einen  Markstein.  Erdäpfel  Aa;  Z.  —  b)  in  Erfahrung 
bringen,  genau  erkunden.  ,Die  reden  waren  ungewiss; 
des  sind  zuo  mir  kon  guote  fründ,  band  beten,  ich  soll 
das  II.  und  mich  hierinnen  gar  nit  sparen,  wie  es 
gruntlich  und  warhaft  gangen;  uf  das  band  s'  mich 
erst  gspannen  yn,  ich  sollt  's  in  tütsche  rymen  stellen.' 
1576,  Reise  n.  Strassb.  Vgl.  er-f.  {er-  oft  =  aus).  — 
Usfarete  f.:  1.  „Ausfahrt,  Lustfahrt,  -reise  VOrte." 
—  2.  Ausschlag  bes.  mit  Pusteln  Ar. 

ushin  usi--:  1.  bis  ans  Ende  f.  ,0b  einer  an  einem 
acker  die  zechend  zal  [beim  Abzählen  der  Garben  zur 
Ermittlung  des  Zehntens]  nit  gar  erfüllt,  [soll  man] 
alsdenn  am  andern  acker  uf  die  vordrige  zal  anzelen 
[mit  dem  Zählen  sich  anschliessen]  und  für  und  für 
also  hinüs  f.'  1.530,  Abscb.  —  2.  auf  den  Boden  hinaus 
stürzen  Bs;  Z.  —  3.  eine  Baute,  Schriftzüge,  eine 
Zeichnung  über  gewisse  Grenzen  hinausführen, 
allg.  .Limites  transsilire.'  Id.  B.  —  4.  handeln,  sei- 
nem Eigenwillen  Ausdruck  geben.  ,Auf  seinem  köpf 
heraus  f.,  arbitratu  suo.  ad  libidinem  facere,  ingenio 
suo  vivere,  suis  consiliis  uti.'   Hosr.  1683. 

ver-:  1.  intr.  a)  fort  ziehn;  abreisen.  ,Ir  band 
zuogeseit,  ir  wellind  üch  des  pfafFen  entschlachen  und 
in  v.  lassen.'  1523,  Egli,  Act.  ,[Der  Gefangene,  ein 
.ausländer,]  begehrt,  dass  man  ihn  mit  N.  N.  v.  lasse.' 
1526,  Z  Widertäuf.  (Füssli.  Beitr.).  ,Das  wir  in  mit 
synem  geerbten  guot  v.  lassen  an  ort  u.  end,  do  er 
dann  euch  wonhaft  syn  mög.'  HBüll.  1533.  ,Also 
Hessen  die  von  Zürich  nach  disen  3  Tagen  ihre  Priester, 
welche  auf  diser  Disputatz  erschinen  waren,  v.  und 
heimkehren.'  Salat  (Füssli,  Beitr.).  ,Hat  sy  des  nit 
wellen  gständig  syn,  haruber  [wir]  sy  güetlich  mit 
dem  iren  lassen  von  statt  v.'  1533,  Absch.  .Dann 
jetzinal  zuo  L.  niemand  [von  den  Gesandten]  dann  vogt 
H.  und  ich  sind;  die  übrigen  all  v.'  1540,  ebd.  ,Die 
wollend  unsere  herren  mit  irem  ererbten  guot  von  statt 
und  land  one  abzugsbeschwerde  fryg  erben  und  v.  lan.' 
1542,  Bs  Rq.  .Abigael  hat  irem  mann  nichts  darvon 
gsagt;  dann  er  hefte  sy  nit  wellen  v.  lassen  mit  der 
schenke  [David  entgegen].'  LLav.  1584.  Scheinbare  Be- 
rührung mit  der  nhd.  Bed.:  ,Wenn  man  einen  in  synem 
falschen  wohn  lasst  v.'  RGualth.  15tS4.  ,Wann  auch 
fromme  lüt  sich  darmit  lassend  befridigen,  will  ich  sy 
lassen  v.'  1616,  .IBreit.,  eig.  =  mit  ihrem  guten  (Jlauben 
dahin  ziehen  lassen,  sich  überlassen;  abeant!  ,Wann 
dise  8  Tag  verflossen,  sollen  die  Pfiind  dem  Ansprocher 
[Gläubiger]  sein  und  selbiger  darmit  ohngehiiulert  des 
Schuldners  v.'  L  Stadtr.  1706/65.  —  b)  aus  einander 
gehn.  zerfallen,  zerlaufen.  zerspringen,  z.  B.  von  Teig,' 
Gebäck,  allg.;  von  Geschirr,  das  der  Glühhitze  aus- 
gesetzt wird  .\a.  Die  Herdöpfel  cerfare'd  [im  Sieden] 
wie  Chahh.  —  c)in  die  Irre  fahren  L;  Z  (refl.), 
irre  gehn.  ,In  dem  kamen  in""  die  mär,  wie  Cur  yn- 
gcnominen  war;  da  wandt  man  sich  gon  Cur  hin;  da 
sy  alsodar  kommen  waren,  bahl  sy  vernommen  [haben  |. 
dass  sy  v.  [den  Zug  vergebens  getan  hatten].'  JLenz 
1500.  .Kam  ich  in  ein  dicke  hur.st;  Wie  ich  so 
schüzlich  bin  v.  Nun  widiinV'  Salat.  ,Kin  kleiner 
meertisch,  der  den  waalliscli  leitet,  darmit  er  nit  ver- 


fare 


Fnis.     .Wann    ein    Säumer    (iüter    führet    und 


899 


Far,  l'er,  fir,  ior,  für 


900 


Unglück  da  wäre,  das  er  verführe  [,che  vadi  fuori 
della  strada']  und  das  Gut  sich  geschäudte  oder  ver- 
löre/ 1700,  U.  Bildlich:  ,Vorus  aber  soll  Gott  ge- 
betten  werden,  dass  er  uns  [bei  der  Wahl  des  Ehe- 
gatten] nit  V.  lasse,  sunder  dass  er  uns  zuo  rechter  ee 
verhelfen  wolle.'  HBull.  1540.  —  d)  unglücklich 
fahren,  stranden.  .Verfuerend  an  der  brugg  und  er- 
tränkend wol  bin  XXX  personen.'  Eulib.  ,Dass  wir 
zuo  dem  [in  einem  Schiffbruche]  verfarnen  guot  kein 
gerechtigkeit  [Anrecht,  Strandrecht]  haben.'  150'2. 
Absi.'h.  ,Wir  fanden  300  dürggen  da,  die  v.  warend 
und  was  inen  ier  schiff  zerbrochen.'  Stockar  1519.  — 
e)  sterben,  die  Seele  aushauchen  VOrte.  V.  wie  es 
Liecht,  sanft  verscheiden.  ,Si  hette  iren  mann  seligen 
in  gewär  der  selben  güetern  ungesumet  funden  und  si 
[er  sei]  ouch  in  der  selben  gewär  v.,  darumb  si  zuo 
den  güetern  recht  bette.'  1386,  Bs  Rq.  .Von  lengi  des 
wegs  sind  zwo  personen  unbewart  christanlicher  Ord- 
nung [ohne  Sakrament]  v.'  1-179,  Zellw.  ,0b  dehein 
burger  stirbet  old  verfert  und  nach  inie  lat  synen  sun 
ze  einem  erben.'  Geschworn.  Brief.  .Sollten  eliche 
kind   in  wärender    diser   ehe   tods  v.'    Erbr.  AAKais. 

—  f)  das  Bewusstsein  verlieren;  ohnmächtig 
werden  L.  V.  si",  bes.  von  Somnambulen  im  ok.stati- 
schen  Zustand,  im  Scheintod  Z.  ,Es  feiet  wenig,  er 
wäre  vor  angst  v.'  Tierb.  1503.  Von  Zerstreutheit  der 
Gedanken,   Geistesstörung  Bs;  Z.     Der  Apoplektische 

•  verfart  öppe,   verspricht   sich  etwa,   redet  verworren. 

—  g)  Einem  aus  dem  Gedächtniss  schwinden  Bs; 
L.  —  2.  tr. ,  umgehen.     ,Den  zoll  v.'   153'2,  Absch. 

Mh(J.  vervdru  ^  1  a.  c.  d.  2.  Für  die  im  Nhd.  vorherr- 
schende Bed.  bedient  die  echte  Volksspr.  sich  des  einfachen 
Vbs  oder  anderer  Ausdrücke  (umyan  udgl.).  Ob  sie,  prägnant 
.iiigeweadet,  in  fulgunder  Stelle  anzunehmen  ist':"  ,Zuo  eeren, 
umb  Gotts  willen  [zu  wohltätigen  Zwecken]  und  zur  notturft 
spaaren  ist  v.'  HBuil.  15-10  L  6.  —  1  e  u.  f  lassen  sich 
im  Anschluss  au  syn.  Ausdrücke  {veireiien  udgl.)  aus  1  a 
ableiten,  e  aber  auch  aus  dem  Begriffe  des  Verschwiudeus, 
der  Auflösung,  welcher  im  Mhd.  vorherrscht,  g  auch  aus  c. 

Genis-Verfaron  n.:  Inquirierung  einer  Kreissen- 
den über  Paternität  Z  Rechtsspr.;  Syn.  G.-Verhör. 

vor-faren:  anderen  Fuhrwerken  od.  Fahrzeugen 
voran  f.;  auch  sie  überholen  Z;  in  übertragenem  S. 
a)  zuvorkommen.  ,Mit  dem  wott  [wollte]  er  das  schwort 
ab  dem  hals  nemen  [von  Leder  ziehn];  ist  im  Herr 
Hans  vorgefaren,  in  zuo  der  erden  geschlagen.'  15'24. 
Strickl.  ,Im  [ihm]  vorgefaren  und  [ihn]  um  sein 
leben  bracht  habe.'  Vad.  —  b)  den  Vortritt  haben. 
,So  sollend  unser  herren  der  bischof  [usw.]  v.  und 
bezalt  werden  vor  allen  hotten  [angehobenen  Rechts- 
betreibungen], darnach  die  kirch;  darnach  wer  der 
erst  wäre  am  hott.'  Opfn.  ZWen.  —  c)  zeitlich 
voran  gehen  oder  gegangen  sein;  vgl.  Vor  far.  ,Synen 
vorfarenden  äpten  und  pflegern.'  G  Stiftsarch.  ,Syn 
vorfaren  [Ptc.  Perf.'?]  apt.'  Hermann.  .Ihre  habende 
und  von  vorfahrenden  Köm.  Keiseren  erlangte  Fry- 
heiten.'  RCvs.  —  Vorfarer:  1.  Vorfahr  S.  Der  Vater 
predigt  dem  Sohne,  wie-n'r  seil  Sorg  ha,  ''ass  'r  nit 
um  (V  Sach  chümm,  wo  er  und  sini  V.  so  siir  z'säme 
krocht  hebe".  Joaoh.  —  2.  Vorgänger.  ,Ist  auch  ein 
Schlosser  gsyn,  des  Bastians  v.'  UMey.,  Wint.  Chr. 

für-:  1.  vorwärts  gehen,  im  Verfahren  fortschreiten. 
,Der  apostel  erfordert,  dass  sie  mit  heilgung  furtfarind 
und  verraant  alle  glöubigen.  dass  sie  nach  einer  regel 
fürfarind.'  Vad.     .Schnell  im  bauwen   f..  strenue  iedi- 


ficare.'  Mal.  ,F.,  vollstrecken,  grassari.'  ebd.  Fort- 
schritte machen:  ,Im  studieren  f.,  progressus  facere.' 
Hosp.  1683.  Mit  etwas  Angefangenem  fortfahren,  es 
fortsetzen  Bs;  B;  Gl;  Scb;  Z.  Far  nw  für!  nur  weiter 
mit  der  Erzählung!  .fjrnstlich  ermanen,  furzefaren  und 
sich  nit  mcr  an  den  papst  ze  keren.'  Kessl.  .Mit  den 
rechten  f.',  dem  angehobenen  Prozesse  seinen  Gang 
lassen.  1562,  Absch.  und  oft,  wie  auch  noch  heute. 
,Nüt  desto  minder  fuor  der  Herzog  nüt  dem  nüwen 
Bund  für.'  Ansh.  .Weliche  aber  in  irer  halsstarrige 
fürführend  [beharrten]  und  sich  nit  berichten  lassen 
wellten.'  1612,  Z  Mand.  ,Gott  fahrt  mit  strafen  für.' 
R  u.  CMey.  1650.  ,Fahr  für  (perge),  wie  du  angefangen 
hast'  Hosi>.  1683.  —  2.  =  vor- f.  im  eig.  S.  Bs;  Gl.  — 
ge-  im  adj.  Ptc.  g'farend,  gfaret  s.  färenla^.  - 
hei™-:  s.  faren  1  a,  bildlich,  h.  f.  mit . . .  =  einheimsen, 
in  Sicherheit  bringen;  abziehen  mit  Etw.  Z.  Far  hei 
mit  der  Eos,  denn  Schilte"  drüf  lös!  wohl  Selbst- 
gespräch eines  Kartenspielers.  HBranuenb. ;  vgl.  hei"' 
tue",  ebenfalls  v.  Karten.  —  hin-:  1.^  ver-f.  la  und 
mit  diesem  wechselnd.  ,Dass  der  vogt  ihn  h.  lasse.' 
1526,  Z  Widertäufer.  —  2.  ^  verf-.  1  e;  vgl.  Hinfart. 
,So  louf  du  schnell  zuo  Collatin  Und  sag  ihm,  wie 
die  liebst  faar  hin.'  HBüll.  1533. 

land-:  im  Lande  umher,  durch  die  Länder  ziehn; 
spec.  eine  Pilgerfart  tun  S.  ,0b  das  L.  zum  zeitlichen 
und  ewigen  Wohl  erspriesslicher  sei  als  andächtiges 
Beten  in  der  Pfarrkirche.'  Schweizerbote  18'24.  — 
Landfarer:  Fahrender,  meist  herumziehender  Bettler, 
Vagant,  Landstreicher.  .Und  so  denn  uns  von  wegen 
der  ougstalcr.  gryscheneieren,  wälschen  parretlis-  und 
andern  frömbden  krämern,  wämlistrageren  und  land- 
farern  vilerlei  klegten  fürkommen.'  1530,  Z  Mand. 
,Von  den  starken  landfareren,  stirnen.stösslen,  geng- 
ieren, kriegsknechten,  so  merteils  ire  dirnen  mit  ihnen 
füerend.'  ebd.  ,Der  gfangnen  landfereri  wegen.'  1533, 
Z  Grün.  Amtsr.  ,Ein  1.,  welcher  söllich  tier  für  ein 
schouwspil  umbher  fuort.'  Tierb.  1563.  ,Eine  arme 
1-in.'  HBi:ll.  1572.  ,Die  Portner  soUent  die  Tor  be- 
schlossen haben,  deheine  frömbde  Krämer,  Lantfarer 
sambt  Weib  und  Kinden  einlassen.'  XVII..  Muri,  Ge- 
sindeordn.  .Und  sintemahlen  auch  viel  Landfahrer  in 
das  Land  sich  einzuschleifen  understehen  dörfen,  die 
den  Leuten  nicht  allein  mit  ihrem  Müssiggang  über- 
legen sind,  sonder  oft  ihre  Jungen  bei  sich  haben  und 
mit  schandlichen  Worten  und  Geberden,  ja  unver- 
schämter Unzucht  männiglicheni,  der  Jugend  sonder- 
lich, ärgerlich  seind . . .'  1637,  Bs  Rq.  ,Terram  terra 
mutans.'  Denzl.  1677;  1716.  .Liederliche  L-in.'  Gr 
Samml.  1779.  Ohne  üble  Nbbed.  und  i.  S.  v.  ,Pilger' 
meint  vielleicht  NMan.  (Bächt.  S.  55)  den  Ausdruck, 
da  der  Betr.  von  sich  sagt:  ,Ich  bin  iez  fünfzehen  jar 
gangen  allwegen  uf  Sant  Jakobs  strass  [nach  S.  Gia- 
como  di  Compostella].' 

miss-:  sich  ungebührlich  aufführen.  ,Und  sont  sie 
noch  ihre  heiter  damit  in  dehain  wyse  wider  uns  nicht 
getan,  niissvarn  noch  gefrevelt  hau.'  1392,  GRheineck. 
.Überall  nichts  frevel  verschuldend,  noch  missfarend.' 
1395,  Zellw.,  Urk.  —  mos-  s.  Mos-Fart.  —  nach- 
nä-,nö-,  n  a  ebb  in  -  wac/ie-,  TCOCÄc-,  «ö-e-,  Mö-e-;  1.  auf- 
merksam nachgehen,  einer  Norm.  Spur  folgen,  sich 
davon  leiten  lassen,  z.  B.  beim  Buchstabieren,  Lesen 
mit  der  Fingerspitze  udgl.  der  Zeile,  beim  Schreiben. 
Zeichnen.    Malen    einer   durchscheinenden    Unterlage, 


901 


Par,  for,  fir,  for,  für 


902 


einer  Icicliten  Vorzeichnung'  folgen.  Übertr.,  ein  Bei- 
spiel befoltren:  .Derhalben  icli  demselbigen  löblichen 
Brauch  auch  nachgefahren  und  [nämlich]  hiebe!  ein 
Register  yngesetzt.'  RCys.  —  2.  den  8puren  eines 
Vergehens,  einer  Gesetzesübertretung  nachgehen,  po- 
lizeilich nachspüren.  ,Dass  der  schultheiss  der  un- 
gehorsam}' n.  soll.'  ca  1520.  Bs  Rq.  —  3.  nachahmen, 
nacheifern,  es  gleich  tun  Z.  Dem  chann  ich  nüd  nähef., 
er  ist  en  Herr.  —  -1.  nache-f.,  nachziehn,  nachhalten, 
z.  B.  einer  Dirne  B.  —  5.  Einem  in  einer  Stelle,  einem 
Amte  folgen.  Hosp.  1683.  Vgl.  vw-f.  —  zesammen 
zümme-:  1.  intr.,  als  Äusserung  des  Schreckens,  wie 
nhd.  —  2.  tr. ,  einen  Acker,  ihn  in  der  Wei.se  pflügen, 
dass  von  beiden  Seiten  her  die  Erde  der  Mitte  zu- 
gewendet wird  Th;  s.  gräten.  —  dar-:  1.  unver- 
sehens dazu  kommen;  dazwischen  fahren.  ,l)a  kam 
der  müller  dargefaren  und  Hess  den  brnnnen  ver- 
bieten.' 1.501,  MEsTERM..  Pfäff.  —  2.  mit  dem  Vieh 
einen  .Stafel'  beziehen,  sei  es,  um  dort  eine  Zeit  lang 
zu  weiden,  sei  es,  um  es  das  dort  gesammelte  Futter 
aufzehren  zu  lassen  BHk.  —  durch-,  durchbin-: 
,Grad  durch  f,',  von  einem  Pfarrer,  der  bei  ,Verkün- 
dung'  eines  Paares  die  übliche  Titulatur  ,der  ehrbare', 
,die  ehr-  und  tugendreiche'  weglässt,  was  als  schimpf- 
lich gilt  S  (Joachim).  --  da(r)durch-:  Etw.  in  einer 
gewissen  Weise  behandeln,  abtun,  ,0b  sy  schon  etlich 
gestraft,  sind  sy  doch  so  law  und  ringfüeg  [leicht] 
dadurchgefaren,  dass  es  bei  keiner  rechtmässigkeit 
gnuogsam  geachtet  werden  mag.'  l-'iSl,  Absch.  ,[Der 
Teufel]  Von  syner  reis  ihn  hinderen  wott.  Und  mit 
[damit]  ich  kürzlich  dardurch  far,  Hat  er  im  nach- 
g'stellt  immerdar.'   Com.  Beati. 

dri-,  dre'i-:  einen  Acker,  welcher  den  Sommer 
hindurch  brach  gelegen,  zum  zweiten  und  dritten  Mal 
für  die  Wintersaat  pflügen  Bs;  SThierst.  —  Zsges.  mit 
dem  Zahlw. ;  nicht  zu  Terwecliseln  mit  dn",  s.  o.    Syn.fnlyiii. 

Trossel-  s.  trosslen.  —  weid-  s.  Weidfart.  — 
zeweg-  ziret)-:  eifrig,  erbost  in  die  Rede  fallen,  auf- 
fahren, aufbrausen  B,  ,Mein  Landvogt,  der  anfangs 
hören  zu  wollen  schien,  fuhr  tüchtig  z'weg,  als  das 
Weib  so  redete:  Wenn  es  nicht  plötzlich  schweige, 
so  lasse  er  es  acht  Tage  bei  Wasser  und  Brod  an 
Schatten  tun,'  Gottb.  Vgl.  zetreg  =  gerüstet,  weg- 
fertig. —  will-  3.  Will  für  und  Anm.  zu  fären.  — 
zue-:  1.  mit  dem  Fuhrwerk,  dem  Fahrzeug  zum 
Hause,  ans  Land  f.  allg.  Es  ist  det  nit  yuet  [es  lässt 
sich  dort  nicht  leicht]  z.  —  2.  rasch  zu  Werke,  rück- 
sichtslos aufsein  Ziel  losgehn,  zugreifen,  rücksichtslos 
nach  amtlicher  Vorschrift  verfahren,  allg.  ,Wilt  du 
des  nicht,  so  far  ich  zuo  und  nimm  die  kuo.'  Boner. 
jAUdann  sollen  die  werimeister  zuofarn  und  ab  dem 
selben  guot,  von  deswegen  man  die  weristür  erfordert 
hat,  pfänden  höw  oder  ströwi.'  1.523/44,  Schw  LB. 
,Fuorend  auch  etlich  uf  dem  land  zuo  und  zerwarfend 
die  fenster.  Also  fuor  die  Obrigkeit  zuo  und  hiess 
dieselbigen  stillston.'  Zwingli.  ,Uf  das,  wie  es  Mötteli 
fürkommen  [zu  Ohren  gekommen],  ist  er  zuogfaren 
und  dem  pfister  für  syn  hüs  kommen  und  hat  im  .syn 
hüstüren  nfgestossen.'  1539,  Absch.  —  3.  in  der  an- 
gefangenen Weise  fortfahren  Z.  —  zer-:  aus  einander 
f.  =  cer-f.  1  h  B.  Auch  bloss  ideell :  ,Sind  gedachte 
huoben  etliche  von  einanderen  kommen  und  in  vil 
besonderbare  güetcr  und  stuck  zerteilt  worden,  die- 
selbigen   ouch    dermassen    z.,    dass    sie    nie    mehr    zu 


ganzen    huoben    wider    zusammen    gebracht   worden.' 
ca  1509,  Hotz,  Urk. 

Baden-Farer:  der  eine  ,Badenfart'  tut,  s,  d.  — 
Wol-:   Wallfahrer  VOrte.     Vgl.   Wnlfart. 

Fareri"  f.:  1.  bei  der  Alpfahrt  die  Leitkuh,  welche 
die  grosse  Schelle  trägt  Ap.  —  2.  Färp-^,  Weibsperson, 
die  nicht  gerne  zu  Hause  bleibt  Ndw. 

Krüz-Farete:  Kreuzfahrt,  kirchlicher  Auszug, 
Reise  mit  Kreuz  und  Fahne.  ,An  der  Creuzfarete 
[von  U]  nach  [Schw]  Steina.'  1387,  Gfrd. 

Fari  I  -n-  Gl,  sonst  meist  -«-:  L  persönl.  a)  m., 
Einer,  der  gerne  umher  zieht  Nnw,  vgl,  Farerin; 
Mädchen,  das  den  jungen  Burschen  nachläuft  GRVals, 
Syn.  Rolli.  —  b)  n.,  Person,  die  nirgends  Ruhe  hat, 
gerne  umherzieht;  schlechte  Dirne  W.  —  2.  sachlich. 
n.  a)  Lustfart,  lustiger  Ausflug,  gesellige  Lustbarkeit 
übh.  B;  Gl;  L;  UwE.  ,Ein  Fahri,  eine"  Schiitteten, 
ein  Musikfest  oder  ein  Schiesset.'  Gotth.  , Andere  be- 
gnügen sich  mit  weniger  Gästen,  Speisen,  Flaschen, 
Kutschen,  aber  ein  F.  muss  sein.'  B  Sonntagsp.  Es 
F.  [eine  Spazierfahrt]  mache"  B.  Eine  Tour  heim 
Tanz;  mer  icend  mich  es  F.  ni  [nehmen]  Gl  =  no''' 
eine'  fare".  Abstr.,  Mutwille,  Lust.  '.«  F.  ha",  das 
Vergnügen  ungehemmt  und  unbeschränkt  geniessen  L. 
Dert  isch's  nit  l'aiischer  [geheuer];  mänge''  Ma"'  het 
dert  scho  oft  sls  F.  g'ha"  =  gelumpt.  B  Dorf  kai.  1879. 
Dann  nach  Analogie  sinnvwdter  Ausdrücke:  „'ä  -F. 
ablä",  der  Lust  die  Zügel  schiessen  lassen".  —  b)  un- 
versehens daher  und  vorüber  fahrendes  Unwetter,  ein 
Regenschauer,  ein  Schneegestöber  Gl;  ein  heran- 
ziehendes Gewitter,  iez  chunnd  es  rechts  F.  dether! 
aScHW.  —  c)  ein  ungewöhnlich  starker  Blutfluss  bei 
Weibern,  auch  eine  allzu  frühe  Geburt  ScHwMa.  — 
Um-  in.:  der  Fuhrknecht  der  Mühle,  der  bei  den 
Bauern  herumfährt,  um  das  zum  Mahlen  bestimmte 
Getreide  abzuholen  ZZoll.f  Syn.  Karrer,  Karri.  — 
„Heim-  in.:  rascher  Tanz,  init  dem  ein  Tanzfest 
beendigt  zu  werden  pflegt  W."-  —  Buobe"-  m.: 
Mädchen,  das  den  Knaben  nachläuft  GRVals. 

In  dem  männl.  W.  ist  -i  die  Endung,  mit  welcher  No- 
mina agentis  gebildet  werden,  wälirend  es  in  dem  sächl.  nur 
als  Dimin. -Endung  sich  deuten  lässt. 

farig  -ä-  Gl,  -ä-  Sch;  Uw;  U,  färig  Bs;  L: 
1.  gut  zu  befahren,  z.  B.  von  einem  Wege,  ,auf  wel- 
chem man  mit  Vieh  und  Saumtieren  durchkommen 
kann  LE.";  Ndw.  —  2.  gerne  umherfahrend  Ndw; 
unruhig,  hastig  Gl.  —  3.  färig,  fertig,  bereit,  von 
Personen  und  Sachen    BsStdt.    -  4.  „brün.stig   BGr." 

—  5.  als  Ersatz  der  Participialforni  fahrend.  Täch- 
tere'  [Töchter]  sind  e  farigi  Hab  ScaSt.  En  farige'' 
Schiieler  U;  vgl.  gefarend  Sp.  900. 

Zu  :5  vgl.  jedoch  auch  /eriii/  und  ß-rrig,  da  die  Vokal- 
dchnung  in  der  genannton   M.\.  eine    sekundäre   sein    kann. 

—  4.  cig.  ^  bereit  zum  Fahren  (i.  S.  v.  füren  Ina  anf 
Schluss),  wenn  niclit  Eins  mit  f (irrig;  s.  d. 

hin-färig:  im  Abreisen  begriften.  .Sy  söUtind 
uns  [ihren  Bescheid]  gan  Stein  überantwurten,  dann 
wir  h.  wärind  gon  Zell.'  1525,  Absch. 

Farniss  Ap;  Bs,  -nuss  Z,  i"«»«*"«  ZHörnli,  Fär- 
nuss  Ap  —  f.  —  PI.  -a"  Ap:  Fahrhabe.  .Eine  Feuers- 
brunst verzehrte  alle  Fahrnuss  und  Hausrat.'  Mem. 
Tig.  1742.  ,Die  Fahrnus,  Wein  etc.,  werilen  unter  die 
Söhne  und  Töchter   gleich  verteilt.'    JCEscher  1723. 

Der  Uml.,  dir  auch  in  der  (i  (iantordn.  ITCl  belegt  ist 
(.Kärnus'l,   ninss  auf  die  Endung  -niis  /uri\i'k  goflllirt  werden. 


903 


Far,  fer,  tir,  lor,  für 


904 


t'äreii:  in  einem  Nachen  überführen.  ,l.):is  sy  uns 
umb  mittenacht  in  die  gale  siilltent  vären.'  HsSchükpf 
1497.  —  Wahrscli.  eins  unt/cmi;  doch  vgl.  aiidi  got.  farjim, 
sdiiifen. 

Parr  Pfarr  Gr;  ,GG.",  Pfär  GlH.;  GA.,  oRh.,  T., 
„Pfarren  Gl;  ObW  —  PI.  .Pfarren'  G  oRh.  It  Steinm. 
—  m. :  1.  Zuchtstier  aaO.  Er  ist  mit  der  Cime  stim 
Pf.  ,Der  meiger  soll  euch  haben  einen  pharren,  einen 
eher,  einen  wider  und  einen  bock.'  1351,  Aa  Wst.  ,Soll 
ein  keller  einen  pfarren,  einen  voleu  und  ein  eber- 
swyn  zuo  der  lüt  vych  haben.'  1400,  Üffn.  AäKöU. 
,Welicher  ein  jifarren  hat,  diewyl  er  im  driten  [JahreV] 
i.st,  der  git  kein  hirtenlon.'  14'20,  Otfn.  ZDietl.  ,Der 
farr  oder  stier,  taurus.'  Mal.  .Taurus,  ein  stier,  ein 
wuucherstier,  das  wuocher,  ein  mummelstier,  ein  hagen, 
etlich  ein  varren  oder  farr,  ander  ein  bellen.'  Tierb. 
1503.  ,Die  Farchen,  wann  sie  Schaden  tun.'  1G5U, 
BSa.  [im  Gegs.  zu:  , Stieren,  Galtvieh,  Geiss,  Schaf 
und  Eoss.'].  ~  2.  Schnecke  in  eingedeckeltem  Zu- 
stande GnSeew.  —  Kib-:  eig.  der  Farre  nach  seiner 
zornigen  Gemütsart  benannt;  vgl.  Ktb-Eber;  Kiber. 
Nur  im  bildl.  S.  belegt:  ,0b  aber  über  alles  [trotz 
dem  sc.  dass  ich  für  meine  Streitschrift  gute  Grunde 
liabe]  die  genannten  untrüwen  kybpfarren  sprechen 
werdend:  „Dennocht  ist  es  [es  ist  denn  dochj  bös, 
dass  sy  [die  Evangelischen]  wider  einander  schrybend!" 
ZwiNGLi  (vorher  hat  er  von  ,ufrüerischen  gemüeten' 
geredet).  —  Sennte"-:  der  das  Senntum,  d.  i.  die 
Alpherde  begleitende  Ziiclitstier  Gl.  ,So11  alles  Vieh 
in  die  Zählung  kommen,  ausser  die  Alpfohlen  und 
Senntenpfarren  nicht.'  Gl  LB.  1835.  —  Stig-:  der 
F.  nach  seinem  Zweck  benannt;  vgl.  , Schellhengst'. 
,Ptinnig  fleisch  und  stigpfarren  (stigende  pf )  niendert 
anders  denn  uf  dem  pflnnbank  verkoufen.'  Son  Richtebr. 
Das  Fleisch  dieser  Tiere  wird  gering  geschätzt. 

Ulli,  varre,  vur,  ühA.  faiio,  far.  Der  Anlaut /;/',  welcher 
zunächst  im  Pliir.  durch  Verschmelzung  des  Art.  rV  mit  dem 
Subst.  entstand,  verdankt  seine  fast  ausschliessliche  Herr- 
schaft viell.  einer  Parallele  zw.  Herde  im  eig.  und  im  geist- 
lichen S.  —  Syn.  ausser  den  oben  genannten  :  Muniil,  Mnrrli, 
Pfari-,  Schen-Slier.  Vgl.  die  Zssen  l'fan-Eher,  -BoA;  -Wkhivr 
und  Ochs.  —  Bed.  -2  beruht  viell.  auf  Vergleichung  phy- 
sischer Verschlossenheit  mit  derjenigen  des  Sinnes,  welche 
dem  anscheinend  in  sich  gekehrten  Stier  beigelegt  wird; 
s.  Mumii.  —  Die  Form  Faich  eine  unnütze  und  verfehlte 
Rekonstruktion  etwa  nach  Analogie  von  Fätii,  Ferkel,  für 
FärcfUi  von  Farck,  Schwein. 

Färi  11  u.  Färi  Glj  —  m.  —  Furr.  —  färrig, 
färig:  nach  dem  Farren  verlangend,  .stierig'  Bs 
(Spreng).     Vgl.  färi;/  Sp.  90'2. 

Far  111  f.  s.  i<'((r&.  Far  IV,  Farre"  m..  f,  n. 
s.  Farn.         fareu  111  s.  farnen. 

Farinate  1'.:  aus  Italien  eingeführtes  Mehl  Gr.  ~ 

It.  farinata. 

Farine  f.:  Mehl.  Nur  in  der  an  das  Ohurw.  an- 
gelehnten Formel:  tutt  ine,  Mel  oder  F.!  es  ist  Alles 
eins  Gn. 

Färre  m.,  Färi  n.  s.  l'ferrich. 

Färet,  Pfarre",  Pfärret  —  m.:  kleiner,  schmack- 
hafter Fisch.  Try sehe!  Färet!  Alböek!  Färet!  lässt 
Ki'iiN  1819  das  Bieler  Fischweib  ausrufen.  Zvro  aber, 
ebenfalls  ein  Berner,  gibt  den  Namen  als  syn.  mit 
Albock,  Blaufelchen,  salmo  Wartm.,  während  er  den 
Färiy  als  junge  Äsche,  salmo  thymallus,  einen  Fluss- 


tisch, angibt.  „Pfarren,  salmo  ferra.  ein  schmackhafter 
Fisch  im  Genfersee  (St.);  =  Hägling,  albula  minima 
F.  (St.'')."  Beide  fussen  wohl  auf  KdGessner  1558: 
.Albulam  m.  hunc  piscem  voco,  quem  nostri  [die 
Zürcher]  Hagele  vel  Hägling  appellant,  Friburgi  Hel- 
vetiorum,  ut  audio.  Plärren,  Lucern«,  Nachttisch.' 

.Pferret.'  1548,  Absch.  (FMurten).  .Pfarrat.'  1549/68, 
LStTJrban.  In  einer  Zusamuienstellung  der  Lebensmittel- 
preise, welche  der  Z  Pfarrer  Fries  i.  .1.  1589  in  Biel  ver- 
anstaltete, compariert  ,1  Vlg  Pferret  10  kr.  (1  Pfd  Rind- 
fleisch 2  kr.).'  Die  Schreibung  .Pfarren  (Adelfisch,  Bläuling, 
Felchen,  Gangfisch  usw.,  alba  casrulea,  albula  min.,  lavaretus, 
halecula  usw.  F'  It  JLCys.  1661)  ist  viell.  eiu  Druckfehler. 
Sämmtlichen  Formen  scheint  das  miat.  f(ra  zu  Grunde  zu 
liegen. 

Ver  I  Veri  m...  Dim.  Vereli,  verk.  aus  Xaver  L; 
ScHW;  Uw.  Ein  beliebtes  Lied  vom  ,Vereli  im  Exame"' 
abgedruckt  in  .Schwyzerdütsch'  I  8,  42. 

Per  e'  Aa;  Ap;  B;  L;  Ndw;  Zo;  Z,  Far  LH.  - 
PI.  Fere"  —  m. :  Fährmann,  und  zwar  zunächst  ein 
zur  Haltung  und  Bedienung  einer  Fähre  (s.  Far  n.) 
berechtigter  (wird  mit  hol!  od.ilbere!  gerufen),  dann: 
Schift'mann  übh.  Uw.  Syn.  Wardmann.  Kei"  liueder 
ij'.iehn-i'''  und  kei"'  lere»  L  (RM(dir).  Z'  Chublez 
hät's  ril  Fere,  de  [die]  ij'hi)rt-me"  fluechen  und  schirere". 
UocHH.  AK.  (.\uch  am  ZSee  waren  die  Schili'leute  für 
dieselbe  Eigenschaft  bekannt).  .Ein  Schill'  mit  zwei 
Fähren.'  Uw.  ,Enhein  wirt  [kein  Bürger]  soll  enhein 
ferren  gegen  üren  [nach  Uri]  me  ze  lone  geben  denne 
.\IIII  den.'  ä.  L  Eatsb.  , Welcher  je  ferr  an  der  Thur 
ist.'  Otfn.  Z Rhein.  (Zwischen  Flaach  und  Rheinau 
befand  sich  ein  bis  auf  neuere  Zeit  viel  gebrauchtes 
.Fahr'.)  .Von  des  fars  wegen  ze  Widen.  dz  da  ein 
ferr  soll  haben  ein  weidling,  der  16  mann  müg  ge- 
tragen; er  soll  och  hau  ein  nawen;  aber  soll  er  han 
ein  tannen;  dieselben  drü  schiff  soll  er  ze  stätti  han 
über  jar.  und  dannen  hin  all  jarmärkt  soll  er  haben 
so  vil  schiften,  dz  er  lüt  und  guot  wol  gefertgen  müg 
gen  Rapiienswil  und  danneu.'  Hofr.  ScHwWangen. 
Über  andere  Pflichten  und  Rechte  s.  o.  Far  II 1.  .Alle 
Zinstag  sond  5  lerren  mit  dem  grossen  nawen  [nach 
Luzern]  faren.'  14T4.  Obw.  .Lintrarius.  der  schillmann 
oder  feer  über  das  schilt'.  Porthmeus.  ein  feer  oder 
schilfmann,  der  die  leut  über  das  wasser  füert.'  Fris.  ; 
Mal.;  Denzl.  1G77;  1710  (.Fähr').  Auf  einer  Conferenz 
zwischen  L  und  U  1575  wurde  beschlossen,  dass  die 
Fehren  von  Flüelen.  wenn  sie  an  einem  Mittwoch 
nach  Luzern  kommen  und  ein  .Gefährt'  mit  Personen 
oder  Waaren  antretlen,  dasselbe  mitnehmen  dürfen, 
ebenso  die  Fehreu  und  Pfisterleute  von  Luzern  an 
einem  Freitag  in  Flüelen.  .Haben  den  Feeren  oder 
Schitfmann  daselbs  an  dem  Seegestad  us  synem  Hus 
gefordert,  sy  über  Seew  ze  füeren.'  1007.  RCvs.  .Es 
sollen  alle  und  jede  Besitzer  des  Fahrhofes  [an  der 
Reuss]  dem  Fehr  zu  seinem  neuerbauenen  Fahrhause 
jährlich  0  Klafter  Brennholz  geben.'  1000.  Aa  Wst. 
.Den  Fähren  muess  der  Vogt  das  Fährenhäuslein  ma- 
chen lassen  und  erhalten,  die  Schalten  desgleichen.' 
1075.  Hof  Kriess.  .Bei  denen  im  Land  beflndlichen 
Fahren  über  das  Wasser  sollen  die  Herren  Amtleut 
die  Feer  vor  sich  bescheiden.'  B  Mand.  1754.  .Fehr' 
Geschlechtsn.  in  Aa;  L;  Z;  vgl  aber  auch  Ver.  Über 
das  angesehene  Geschlecht  der  F.  in  Luzern  gieng  der 
Spruch:  Mer  müend-is  were",  dass  die  Herre'  Fire" 
ils  nid  Stadt  und  Land  rerehere". 


905 


Far.  fer,  ver,  fir.  for,  für 


906 


MilU.  ver,  vere,  verje,  verye;  ahU.  auch  /en-o  (aus  'ferjv). 
Die  Verlängerung  des  Voc.  ist  erst  später  (in  Folge  der  Ein- 
silbigkeit des  "VV.)  eingetreten,  das  doppelte  r  iu  ,ferr'  aber 
nieht  nur  Zeichen  der  urspr.  Vokalkürze,  sondern  Rest  der 
ahd.  Assimilation. 

Fere"  f.:  Fähre  =  Far  n.  ThHw.  —  Wahrseh.  nur 
lükalo  Ausspr.   des  nhd.   W. 

Ferene  I  f.:  Felirin,  d.h.  Frau  des  Fährmanns, 
die  wol  auch  statt  seiner  den  Dienst  tut  Ndw.  —  Ge- 
bildet wie    Wirtene,   Wirtin;   nihd.   -inne,   ahd.   -inna. 

feren  (in  SrnSt.  auch  l"-):  1.  rudern,  im  Gegs. 
zu  .segeln'  und  im  Unterschied  von  schalten,  dorn 
Stossen  mit  der  Stange  (vom  Ufer  oder  vom  Grund 
ab)  SchSI  ;  Th.  '*■  chunnt  Alles  z'sämme'^,  's  Schalten 
und  's  F.,  sagt  man,  wenn  widrige  Geschäfte  zu  glei- 
cher Zeit  einer  Person  zufallen.  Sflg.  Eim  's  Schalte' 
und  's  Ifere'  verhüte',  Einem  alle  Freundschaft  auf- 
künden, ebd.  —  2.  (ein  Lastschiff)  steuern  mit  dem 
langen  Ruder.  Soloeh.  —  Vgl.  auch  Feri  III. 

Feri  I  f.:  der  Raum  in  einem  Schiffe  vor  dem 
Mast,  wo  die  Schiffer  rudern  Th. 

ver-  neben  .ge-'  das  häufigste  und  vielseitigste  von 
den  untrennbaren  Prätf.  Die  Zahl  der  mit  demselben 
gebildeten  Verbalcomposita  (die  scheinbar  nominalen 
sind  von  verbalen  abgeleitet)  beträgt  über  1000.  Die 
Häufigkeit  und  Vielseitigkeit  unsers  ,vor-'  rührt  davon 
her,  dass  es  mit  den  Bedd.,  welche  ihm  urspr.  und  auch 
in  der  Schriftspr.  zukommen,  noch  die  von  andern 
Prätf.  verbindet,  entw.  diese  vertretend  od.  neben  ihnen 
gleichbedeutend.  Auch  kommen  Combinationen  von 
,ver-'  mit  andern  (bes.  mit  ,ent-'  u.  auch  mit  sich  selber) 
vor,  wobei  es  immer  voransteht.  Es  ist  schwer,  die 
abstr.,  auf  Raumanschauungen  ruhenden  Grundbedd. 
zu  fixieren,  aus  einander  zu  halten  und  die  konkreten 
spezielleren  aus  jenen  oder  aus  einander  abzuleiten, 
auch  zu  unterscheiden,  wie  viel  von  der  Gesammtbed. 
eines  Comp,  auf  Rechnung  des  Präf.  allein  oder  vor- 
zugsweise falle.  Da  das  Präf.  ,ver-'  etymologisch  am 
Nächsten  mit  den  (unter  sich  selbst  vwdten)  Präpp. 
,für'  und  ,vor'  zshängt,  so  muss  seine  Grundbed.  in 
dieser  Richtung  gesucht  werden.  Es  ist  die  bei  ,für' 
z.  T.  noch  in  unserer  Volksspr.  fortlebende  räumliche 
Anschauung  des  .vorwärts'  und  .vorbei',  an  welche 
sich  die  von  .über  Etw.  hin'  und  .hinweg'  leicht  an- 
schliesst.  Es  entspringen  daraus  die  abstrakteren 
Bedd.  des  Präf.;  der  Begritt'  der  Vertretung  und  Gel- 
tung, auf  den  .für'  in  der  Schriftspr.  fast  ausschliess- 
lich eingeschränkt  ist.  fliesst  eben  f.  aus  der  räumlichen 
Grundanschauung  ,vor  Etw.  hin',  kommt  aber  bei  ,ver-' 
wenig  zum  Vorschein,  nur  etwa  in  i'er-sprechen,  ver- 
teidigen, entschuldigen  (vgl.  .Fürsprech-);  -stellen,  einen 
Dienst  versehen;  -.s(äw,  vertreten,  beschützen;  -diesen, 
eine  Stelle  vertreten.  Einen  ersetzen.  Die  Anschauung 
,uber  Etwas  hinaus'  liegt  in  rer-bringen,  über  sich 
bringen;  -vorteilen  =  über-;  -icinden  =  überwinden 
(einen  Schmerz,  Verlust).  1.  die  Grundbed.  erscheint 
zunächst  in  Zss..  welche  den  Begriff  räumlicher 
Verbreitung  und  zeitlicher  Fortsetzung  ent- 
halten; z.B.  trans.:  rer-küssen,  mit  Küssen  bedecken; 
-laufen,  überziehen;  -schlirj/ije)i,  verschmieren;  -stechen, 
mit  Stichwundon  bedecken;  -stellen,  refl.,  sich  gespreizt 
hin  stellen;  -strecken,  aus  einander  ziehen;  -tuen,  aus- 
breiten; -tr'ilieii,  in  Umlauf  bringen.  Intr.:  rer-faren, 
fort-;    -jUetjen,    bekannt   werden;    -ziehen,    zögern.  — 


'2.  Fortsetzung  kann  zu  Vollendung  führen,  und 
diese  kann  den  Begriff'  der  Verstärkung  ergeben:  ver- 
füllen,  auf-,  aus-;  -rechtfertigen,  vor  Gericht  fertig 
verhandeln;  -kästen,  durchkosten;  -kützlen,  zu  Tode 
kitzeln;  -bringen,  voll-;  -richten,  beilegen  (einen  Streit) ; 
-setzen,  fest-;  -strecken,  voll-;  -tuschen,  gänzlich  zum 
Schweigen  bringen.  Bei  Intransitiven  geht  der 
Begriff'  der  Vollendung  (a)  nicht  selten  in  den  der 
Sättigung,  Erschöpfung  und  des  Aufhörens  der  betr. 
Tätigkeit  (b)  od.  des  zu  Grunde  Gehens.  Verderbens 
durch  das  Ubermass  derselben  (c)  über  (vgl.  .5);  z.B. 
a)  ver -nachten,  völlig  Nacht  werden;  -sören,  ein- 
trocknen; -sitzen,  sich  ganz  setzen  (von  Speisen  im 
Magen);  -schieinen,  zsschwinden;  -schwarzen,  völlig 
schwarz  werden;  -stän,  stehen  bleiben,  zurück-,  aus- 
bleiben; -ernen,  die  Ernte  vollenden;  -heizen,  das  Heizen 
beendigen.  —  b)  rer-gumpen,  den  Jugendübermut  ab- 
legen; -jamslen,  verzweifeln  (aufhören  zu  jammern); 
-jesen,  ausgähren ;  -klehen,  ausser  Atem  kommen  (aber 
auch:  zu  A.  kommen,  d.  h.  aufhören  stark  zu  atmen); 
-klenken,  aufhören  zu  läuten;  -melehen,  aufhören  Milch 
(auch  Wasser,  Eier)  zu  geben  (aber  auch :  fertig  mel- 
ken) ;  -rächen,  den  Geruch  verlieren ;  -recken,  aufhören 
die  Glieder  zu  regen;  -singen,  das  Singen  beendigen; 
-schämen,  das  Schamgefühl  verlieren ;  -stähen,  auf- 
hören zu  stieben;  -täubelen,  aufhören  zu  schmollen. 
—  c)  ver-läUen,  verschmachten ;  -bopperen,  vor  Herz- 
klopfen oder  Zittern  fast  sterben;  -braten,  vor  Hitze 
vergehen;  -zablen,  vor  Ungeduld  vergehen  (aber  auch: 
aufhören  zu  zappeln).  —  3.  Vorba  mit  ver-  bezeichnen 
als  intrans.  das  Heraustreten  aus  einem  Zustand,  resp. 
Eintreten  oder  Geraten  in  einen  andern,  als  trans. 
Versetzung  in  denselben,  Bestimmung  für  einen 
Zweck;  das  Gemeinsame  ist  Veränderung  der  Lage 
oder  Beschatt'enheit.  a)  von  einfachen  Verben  ge- 
bildet, a)  intr.:  ver-langen,  zu  Teil  werden  (in  eine 
Hand  gelangen) ;  -bachen,  hart  werden ;  -schnellen,  an-, 
auf-.  —  P)  trans.  (bezw.  reff.):  ver-henken,  (mit  ein- 
ander) verbinden  (aber  auch:  ans  einander  hängen); 
-lügen,  durch  Lügen  verleumden ;  -brüchen,  fortschicken ; 
-schaffen,  sich,  in  eine  andere  Lage  versetzen;  -stellen, 
(Kinder  oder  Vieh)  bei  fremden  Leuten  unterbringen; 
-stössen,  irgendwo  hineinstecken,  auch:  entwenden, 
und:  abtreten,  übertragen  (Schulden);  -werfen,  auf 
eine  andere  Stelle  werfen.  —  b)  von  Substantiven. 
a)  intr.:  ver-iglen.  strupiiig  werden,  aus  Mangel  an 
Pflege  verkommen;  -kröpfen,  ersticken;  -lüften,  an  die 
freie  Luft  kommen  (trans.  -lüften);  -maseren,  zswachsen 
(von  Wunden);  -nachten,  von  der  Nacht  überrascht 
werden;  -buderen,  ein  Krüppel  werden  oder  bleiben; 
-bocken,  hart  und  saftlos  werden,  von  Übst;  -bäumen, 
mürbe  werden,  von  liegendem  Holz;  -plagen,  ver- 
modern, -faulen;  -brösmen,  in  Brosamen  zerfallen;, 
-stäuben,  sich  in  Staub  auflösen;  -tatschen,  zu  einem 
flachen  Klumpen  werden;  -tcuchnen,  eine  Woche  nach 
der  Begattung  träclitig  worden;  -zipflen,  ausser  sich 
geraton  (vor  Angst,  Ungeduld).  —  ß)  trans.  1)  in 
den  betr.  Zustand  versetzen,  mit  dem  Betreffenden 
verschen,  dazu  machen:  ver-gauken,  zum  Narren 
halten;  -gcren,  schief  zsfügeii;  -glimpfen,  verhehlen, 
beschönigen;  -glätten,  mit  Glasur  überziehen;  -keiben, 
Aas  schelten;  -kerzen,  Unsclilitt  zu  Kerzen  machen; 
-käsen,  (Milch)  zu  Käse  verwenden;  -krapfen,  zu  Kra- 
pfen verbacken;  -lochen,  verscharren;  -letzinen,  ver- 
schanzen; -mieten,  bestechen;  -nisten,  verlegen;  -ndtet. 


907 


Far,  fer.  ver.  flr,  for,  für 


908 


von  Nähten  ilurclizogen,  entstellt;  -nilten,  zu  Nichte 
machen;  -händlen,  mit  Bändern  versehen,  bildl.  auch: 
bestricken;  -sarren,  mit  Schutt  überdecken;  -schreHen, 
in  Verruf  bringen;  -stuefen,  durch  Fussstapfen  uneben 
machen  (den  Boden);  -dieben,  Dieb  schelten;  -törlen, 
kindlich  unterhalten;  -dornen,  (eine  Wiese)  mit  Dornen 
bestecken ;  -wursten,  (Fleisch)  zu  Würsten  verbrauchen, 
in  diese  Gestalt  verwandeln  (dann  auch:  herumbalgen, 
zerdrücken).  —  2)  das  Subst.  als  dir.  Objekt  oder 
Appos.  zu  einem  solchen  oder  zum  Subj.,  das  Verbum 
prägnant  in  entsprechender  Bed..  z.B.:  ver-ahgaben, 
als  Steuer  entrichten;  -kundschaften,  Zeugniss  ablegen; 
-brauen,  refl.,  (die  Brauen  bewegen)  sich  rühren;  -in- 
satzcn,  als  Pfand  einsetzen;  -schämen,  den  Schaum 
oben  abnehmen;  -erscltatzen,  -schnitzen,  als  Steuer  ent- 
richten; -bannwarten,  (einen  Wald)  überwachen.  — 
3)  das  Subst.  auf  freiere  Weise  in  adv.  Verhältnissen 
gedacht,  das  Verbum  in  der  Bed.:  behandeln,  bewirken 
mit  dem  betr.  Ding,  in  entsprechende  Gestalt  bringen 
usw.,  z.B.:  ver-iostgelden,  an  die  Kost  geben;  -//otten, 
bei  Gott  schwören;  -wlnkaufen,  einen  Kauf  mit  Trunk 
bestätigen;  -kirnen,  in  die  Luftröhre  schlucken;  -kirnen, 
refi.,  sich  an  einem  Kern  verschlucken;  -kostieren,  an 
die  Kost  geben;  -klafteren,  in  Klafter  abteilen;  -krüsp- 
len,  sich,  verwachsen  (Knorpel  bilden);  -kräzen,  in 
einem  Tragkorb  vertragen;  -Urnen,  verdingen;  -naglen, 
mit  einem  Nagel  verzaubern;  -rechten,  verurteilen; 
-tagen,  vorladen;  -geltstagen,  zum  Bankrott  bringen; 
-trümpelen,  in  kleinen  Portionen  ausgeben;  -warten, 
darlegen;  -zedlen,  hypothekarisch  verschreiben.  — 
c)  von  Adjektiven,  a)  intrans.:  rer-galten,  keine 
Milch  mehr  geben;  -mulben,  -mürben,  morsch  werden; 
-rüchen,  verwildern;  -sc/ie/(>e«,  schief  werden;  -dignen. 
durch  Verdunstung  austrocknen ,  zsschrumpfen.  — 
ß)  trans.:  ver-uneinen,  vergiften;  -einigen,  vereinzeln; 
-üsseren,  hintansetzen,  vernachlässigen ;  -Uten,  zu  Eitel- 
keit verführen;  -fillen,  faul  zubringen  (Zeit);  -gräden, 
grad  machen ;  -honen,  verderben ;  -klüegen.  beschönigen, 
verzieren;  -leiden,  anzeigen  (ein  Vergehen);  -rüchlosen, 
verwahrlosen;  -gemeinen,  verdeutlichen  (gemeinver- 
ständlich machen);  -mutzen,  verkürzen,  verstümmeln; 
-ringeren.  erleichtern;  -schie(n)ggen.  schief  treten 
(Schuhe);  -stdten,  befestigen;  -tiefen,  sich,  in  etwas 
Gefährliches  einlassen;  -wilden,  scheu  machen.  — 
4.  rer-  ergibt  den  Begriff  der  Entfernung,  a)  rein 
räumlich,  in  die  Weite  od.  auf  die  Seite,  a)  intrans. 
meist  mit  dem  Begriff  des  Vorübergehens.  Entschwin- 
den»; z.  B.  ver-faren,  fortziehen;  -stirren,  vorüber- 
schwirren; -schiessen,  aus  dem  Sinn  schwinden;  -schlie- 
fen, sich  verkriechen;  -springen,  fort  eilen,  entlaufen, 
sich  verlaufen;  -tlchen,  weg  schleichen;  -trölen,  fort 
rollen;  -wichen,  wegrücken,  verfliessen  (von  der  Zeit); 
-ziehen,  weg  ziehen.  —  ß)  trans.:  ver-ferggen,  fort 
schatten;  -müpfen,  Verstössen,  zurücksetzen  (bes.  arme 
Kinder);  -rüeren,  refi.,  sich  von  der  Stelle  bewegen; 
-schuggelen,  -schupfen  =  vermüpfen;  -schleiken,  ver- 
schleppen. —  b)  Entäusserung,  Versagung:  rer- 
gessen,  einschlafen,  ohnmächtig  werden  (Besinnung 
verlieren);  -loben,  geloben  Etw.  nicht  zu  tun;  -reden, 
ablehnen ;  -schweren,  abschwören ;  -sprechen,  bestreiten, 
verweigern;  -wegen,  sich,  verzichten.  —  c)  Verhin- 
dern, Verschliessen,  Vorbergen:  rer-gaumen, 
verhüten;  -heben,  verschliessen,  zurückhalten,  ver- 
scliweigen;  -hagen,  versperren;  -hocken,  sitzend  Platz 
einnehmen;  -halten,  vorentlialteii ;  -kommen,  verhindern 


(zuvorkommen);  -gemeinsamen,  ausschliessen  (aus  der 
(iemeinschaft);  -büezen,  zunähen,  flicken;  -schlän,yer- 
stopfen,  verwahren,  verbergen,  unterschlagen;  -schwel- 
len, wasserdicht  machen  (bildl.  einweihen);  -stechen, 
zunähen,  flicken;  -stellen,  abwenden  (Schaden);  er- 
sparen; refl.  V.  Sachen:  sich  der  Besinnung  entziehen, 
nicht  einfallen  wollen;  von  Ziegen:  sich  versteigen; 
-stein,  stehend  Platz  einnehmen  (also  Andern  weg-); 
-strichen,  bemänteln;  -icerfen,  werfend  zudecken  (ein 
Loch).  —  .5.  der  Begriff  der  Entfernung  kann,  seine 
räumliche  Grundlage  noch  mehr  verlassend,  übergehen 
in  den  1)  der  Entstellung  und  Verkehrung,  des 
Verfehlen s  und  Verderbens,  zuletzt  2)  in  den 
der  Vern|einung,  Aufhebung  des  ursprünglichen. 
Die  unter  '1)  genannten  Begriffe  mögen  zwar  z.  T. 
schon  in  der  Bed.  des  einfachen  Vbs  enthalten  und 
durch  das  Präf.  nur  deutlicher  au.sgedrückt  oder  ver- 
stärkt sein  (auf  dem  Wege  von  2);  es  kann  aber  auch 
aus  einem  urspr.  indifferenten  Begriff'  ein  ungünstiger 
entstehen,  indem  das  Präf.  Übertreibung,  Missbrauch, 
Verfehlen  von  Mass  und  Ziel  bedeutet  (vgl.  ebenf.  2). 
a)  von  einfachen  Verben,  a)  intrans.  u.  reflex.: 
ver-Ugen,  durch  zu  langes  Liegen  zu  Grunde  gehen; 
-räblen,  -ratzgen,  durch  Arbeit  und  Not  sich  aufreiben; 
■rlfen,  überreif  werden;  -sitzen,  -stein,  durch  zu  langes 
Sitzen  usw.  zu  Grunde  gehen;  -trunlcen,  dem  Trünke 
ergeben  und  dadurch  herunter  gekommen.  Hieher 
gehören  auch  spezielle  Benennungen  der  Fehlgeburten 
einzelner  Hau.stiere  und  fehlerhafter,  nachteiliger  Be- 
treibung einzelner  Geschäfte  der  Milch-.  Haus-  und 
Landwirtschaft,  z.B.:  rer-fnren,  mit  dem  Schiff' oder 
Wagen  anstossen;  -gitzlen,  ein  todtes  Zicklein  werfen; 
-käsen,  keinen  rechten  Käse  zu  Stande  bringen.  Refl.: 
sich  ver-hauen,  zu  tiet  eingreifen  (urspr.  mit  Messer 
oder  Hacke);  -jucken,  sich  zu  hoch  versteigen,  von 
Ziegen;  -kaufen,  durch  Kauf  in  Schaden  kommen; 
-biegen,  in  Staunen  versinken ;  -schämen,  falsche  Scham 
empflnden  oder  zeigen;  -schiessen,  sich  übereilen; 
-schnäpfen,  sich  durch  übereiltes  Reden  verraten; 
-schwimmen,  schwimmend  verirren;  -teilen,  zu  viel 
verschenken;  -tragen,  tollkühn  wagen.  —  ß)  trans.: 
rer-hüzen,  durch  wildes  Leben  durchbringen  (das  Ver- 
mögen); -laufen,  (Schuhe)  abnutzen;  -Inmperlen,  durch 
kleine  Ausgaben  verbrauchen;  -litzen,  verschwenden; 
-baden,  für  Bäder  verbrauchen;  -bölen,  durch  Würfe 
beschädigen;  -bletteren.  durch  Blättern  die  Lesestelle 
verlieren;  -sitzen,  Wohnungsmiete  verlieren;  -schlar- 
pfen,  durch  nachlässigen  Haushalt  zu  Grunde  richten; 
-schnäpiperen.-schnätzlen,  falsch  zuschneiden;  -spannen, 
(eine  Sense)  schief  hämmern;  -stellen,  an  einen  un- 
rechten Ort  stellen;  -strecken,  (ein  Glied)  lähmen; 
-tragen,  an  einen  unrechten  Ort  tragen;  -wlsen,  irre 
führen.  —  b)  von  Substantiven.  Das  Subst.  be- 
zeichnet mei.st  den  Gegenstand  oder  Zustand,  in  den 
das  Subj.  oder  Obj.  des  Vbs  verwandelt  oder  versetzt 
wird,  aber  auch  das  Mittel  oder  die  Art  und  Weise 
der  zum  Verderben  führenden  Veränderung;  vgl.  S  b  ß. 
a)  intrans.:  rer-geisten,  den  Geist  aufgeben  (von 
Menschen)  oder  verlieren  (von  Getränken);  -gütterlen, 
fast  vergehen  (vor  Affekten);  -kiben,  in  Zank  und 
Ärger  sich  verzehren;  -kümmeren,  vor  Kummer  ver- 
gehen; -kräglen,  zu  Grunde  gehen  (eig.  ersticken,  von 
Kragen  rsHals'?);  -krüglen,  (sich  zskrümmen)  fast  ver- 
gehen (vor  Affekten);  -wuesten,  in  Unrat  zu  Grunde 
gehen.  —  ß)  trans.:     rer-ganden,    verschütten,    ver- 


not) 


Far,  fer,  ver,  fir,  for,  für 


910 


wüsten  (durch  Bergstürüe);  -(juirglen,  vertrinken  (durcli 
die  Gurgel  jajjeu);  -ijütterlen,  verscherzen,  verderben 
(eig.  Flaschen  zerbreclieii);  -haißen,  verderben,  zer- 
stören; -hüenereii.  verderben  (wie  die  Hühner  den 
Boden  durch  Scharren V);  -küenen,  im  Kuhhandel  ver- 
lieren; -Reiben,  verderben,  zerstören;  -kachlen,  ver- 
scherzen, verderben  (eig.  Getasse  zerbrechen);  -Iceylen, 
um  Etwas  kegeln,  durch  Kegeln  verlieren;  -kübenen. 
auf  Kirchweihen  vertun;  -landskneclUen,  nach  Art  der 
Landsknechte  durchbringen;  -mören,  durch  Unreinlich- 
keit,  Unordnung  entstellen  und  verderben;  -bürgen, 
durch  Bürgschaft  verlieren;  -prächUen,  an  eitle  Pracht 
wenden;  -rufenen,  -runsen,  verschütten,  verwüsten 
(durch  Bergstürze);  -sauen,  durch  Unreinlichkeit,  Un- 
ordnung entstellen  und  verderben;  -solden,  durch  Sold 
verlocken,  bestechen,  verderben;  -sattle7i,  -schmiden, 
Arbeit  des  Sattlers  usw.  zu  bezahlen  haben;  -strähn, 
verderben,  zerstören;  -tukteren,  für  Arbeit  des  Arztes 
zu  bezahlen  haben;  -timneren,  verderben,  zerstören. 
—  2)  ver-gunnen,  missgönnen  (doch  Vergunst  auch: 
Erlaubniss);  -gesten,  entstellen,  verunstalten  {gesten, 
schmücken);  -güeten,  eine  heilende  (guetendej  Wunde 
verschlimmern;  -heilen,  castrieren  (von  heil,  ganz); 
-htisen,  vergeuden,  verlieren  (Gegs.  hüsen,  sparen); 
-kiesen,  tibersehen,  nicht  achten,  verwerfen;  -bücken. 
Falten  ausglätten  (doch  auch:  eindrücken);  -richten, 
aus  der  Richtung  bringen,  verrücken;  -rüsten,  zer- 
stören (etwas  Zubereitetes);  -sche'inen  (Gaus,  zu  ver- 
schlnen,  verschwinden),  unscheinbar  werden  lassen, 
vernachlässigen;  -schätzen,  -Zeilen  (eig.  nicht  mehr 
zählen),  gering  schätzen,  für  verloren  achten.  —  6.  in 
manchen  einzelnen  Conipp.,  deren  Gesanimtbegriff  dem 
von  4  und  5  am  Nächsten  kommt,  ist  derselbe  nicht 
sowohl  eine  durch  rer-  angedeutete  Modifikation  des 
Grundw.,  sondern  ein  neuer,  zu  dem  das  Letztere  in 
prägnanter  Bed.  eine  untergeordnete  Angabe  des  Mittels 
oder  der  Art  und  Weise  beiträgt  (vgl.  5,  2  und  4  c); 
z.  B. :  cer- fällen,  durch  gefälltes  Holz  versperren; 
-schliefen,  heimlich  umgehen,  versäumen  (den  Besuch 
von  Kirche  oder  Schule);  -schwappten,  zitternd  ver- 
schütten; -schweren,  durch  Schwören  missbrauchen, 
entweihen;  -täuben,  durch  Reizung  vertreiben;  -tublen, 
schmollend  verschmähen ;  -trinken,  mit  Trinken  feiern, 
z.  B.  Geburt  oder  Taufe  eines  Kindes;  -zivinken,  durch 
Winken  mit  den  Augen  abmahnen.  —  7.  schon  viele 
der  bisher  angeführten  Conipp.  zeigen  eine  vom  Nhd. 
abweichende  Bed.,  welche  freilich  nicht  inmier  nur 
auf  anderer  Anwendung  des  Präf.  beruht.  Weitere 
Beispiele  dieser  Erscheinung  sind:  verfassen,  versehen 
mit...;  -hinderen,  sich,  zurückbleiben;  -hängen,  ein- 
willigen, zulassen  (vgl.  nhd.  ,mit  verhängtem  Zügel-); 
-kcren,  verändern,  abwechseln;  -lümden,  anklagen,  auch 
mit  Grund  (cerlümdet,  berüchtigt);  -lan,  hinterlassen; 
verabreden;  -letzen,  eine  Brautfuhr  aufhalten  und  an- 
betteln; -merken,  angeben,  verraten  (mhd.  merker, 
Aufpasser);  -bannen,  (einen  Wald)  verbieten,  (das  Ge- 
richt) die  Schranken  desselben  abstecken  und  die  Ver- 
handlungen feierlich  eröffnen;  -bergen,  mit  Sennerei 
(Milchwirtschaft  auf  dem  Berg)  verlieren;  -hiräten, 
<lurch  Heirat  verlieren;  -sorgen,  (Sachen)  an  ihren  Ort 
bringen;  -abschiden,  an  einer  Tagsatzung  bcschliessen; 
-schrlbcn,  verfassen;  ächten  (iiroscribere);  -stechen,  an- 
schwärzen, verleumden,  aber  auch:  stechend  verletzen, 
flicken;  -dingen.  Einem  Etwas,  durch  Bedingungen 
verwehren;     -truren,    verschmerzen;    -vechslen,    den 


Milchertrag  in  die  Sennerei  abliefern;  -weinen,  aus- 
weinen. Participien  adjectiviseh  gebraucht:  ver- 
fänglich, förderlich;  -hasst,  von  Hass  erfüllt;  -schroben, 
verschlagen,  schlau;  -wendt,  verdreht  i.  S.  v.  vertrackt, 
verzwickt,  und  abstr.  =  sehr.  Subst.  Ver-mueting, 
Willkür,  Gutdünken.  —  8.  manche  Compp.  zeigen 
eine  bemerkenswerte  Mehrheit  von  Bedd.,  die  dem 
Nhd.  grösserenteils  fremd  und  durch  die  vielseitige 
Bodeutungskraft  des  Präf.  mit  bedingt  sind;  so  z.B. 
rer-füeren;  -geben;  -grifen;  -hören;  -kommen;  -knüpfen; 
-legen;  -lan;  -richten;  -reden;  -schaffen;  -schiessen; 
-schlahen;  -sprechen;  -stellen;  -stan;  -stossen;  -tuen; 
-denken;  -tragen;  -trinken;  -ziehen;  -zeren.  —  9.  die 
Fruchtbarkeit  des  Präf  offenbart  sich  auch  darin, 
dass  es  sogar  aus  Partikeln  Vba  zu  bilden  vermag. 
Von  Interjektionen:  ver-hiimmen,  verstummen,  von 
hum  als  Ausdruck  des  Erstaunens  und  Bedenkens; 
-hotten,  in  Unordnung  bringen,  von  dem  Fuhrmannsruf 
hott;  -jttheien,  in  Lustbarkeit  durchbringen  (vgl.  nhd. 
.verjubeln');  -pfujen,  mit  Abscheu  vorwerfen;  von  dem 
Adv.  hin:  ver-hinen,  hinschwinden,  vergehen  (vgl. 
,hin  sein'  =  verloren  sein).  —  10.  aus  der  Vieldeutig- 
keit von  ver-  ergibt  sich  von  selbst,  dass  es  in  vielen 
angeführten  und  noch  weitern  Fällen  mit  andern 
Präf  f.  und  mitPräpp.  gleichbedeutend  erscheint. 

a)  mit  (ebenfalls  untrennbaren)  Präff.  a)  mit  zer-, 
also  mit  dem  Begriff  der  Trennung,  der  sich  aus 
dem  der  Entfernung  (4)  leicht  entwickeln  konnte.  Der 
Gebrauch  von  rer-  statt  zer-  ist  auf  unserm  Sprach- 
gebiete fast  allgemein  (schon  1644:  , verrissen.'  Lav.); 
nur  in  BU.;  Gr  und  W  kommt  neben  rer-  auch  zei'- 
vor.  Übrigens  bezeichnet  ver-  nicht  bloss  gewaltsame 
und  zwecklose  Trennung  wie  zer-,  sondern  es  kann 
auch  den  Nebenbegriff  zweckmässiger  Verwandlung 
und  Verwendung  der  getrennten  Teile  mit  sich  führen 
(vgl.  3).  So  ist  ver-zatteren  das  dem  Zwecke  der 
Trocknung  dienende  Zerstreuen  des  Heus;  -schiten 
nicht  bloss  übh.  Holz  spalten,  sondern  es  in  brauch- 
bare Form  (zum  Brennen)  verwandeln;  -stücken  nicht: 
in  beliebige  Stücke  zerhauen,  sondern :  in  ordentliche 
Stücke  zerlegen,  wie  z.  B.  der  Metzger  mit  dem  Fleische 
tut,  um  es  zu  verkaufen.  Dagegen  ver-bätzen,  Holz 
zerschnitzeln  und  dadurch  für  zweckmässige  Verwen- 
dung unbrauchbar  machen,  also  verderben  (vgl.  5). 
—  ß)  mit  er-,  ebenfalls  häutig  (bes.  in  Bs),  doch  auch 
hier  mit  feinen  Unterschieden,  z.  B.  ver-frieren  aller- 
dings =  erfrieren,  aber  verfrorne  Finger  niclit  wirklich 
abgefrorene,  sondern  nur  mit  Frostbeulen  behaftete. 
Beispiele  gleichgültiger  Vertretung  sind:  rer-ledigen 
(Hafpn.  1066);  -liggen,  erliegen  (Heüei.);  -nüueren 
(Kessi,.);  -raten;  -schrecken;  -dulden  (Kt.ssi..);  -tragen; 
-Zellen  u.  v.  a.  —  y)  mit  bc-,  z.  B.  cer-geiferen ;  -grifen; 
-hüeten;  -kommen,  begegnen;  -legen,  mit  Beschlag  be- 
legen; -mäntclen;  -solden;  -wachen;  -willigen;  -ant- 
worten; -zeichnen;  -zügcn,  bezeugen;  sich  -zügen,  sich 
berufen  auf...  (Kessi..);  -friindt,  befreundet,  verwandt; 
-nachbart  (Z  Mand.  16'2(t);  -rüemt;  Ver-dank,  Bedenk- 
zeit, Aufschub.  —  8)  mit  ent-,  z.  B.  ver-tmchten, 
völlig  Nacht  werden  (aber  auch  =  benachtcn,  von  der 
Naclit  überrascht  werden);  -scldijifcn  (auch:  zerfallen); 
•stellen;  -zucken,  entziehen.  —  s)  mit  ge-,  z.  B.  ver- 
bieten, gebieten;  aber  .versanipt'  bei  Häkfner  1660 
vielleicht  nicht  =  .gesannnt',  sondern  .versammelt'. 

b)  mit  (trennbaren)  l'räpp.  u.  .\dvv.:  nr-nützen.  ab- 
nutzen; -tri)jifen,  tropfenweise  abfallen;  -zwicken,  oben 


911 


Far,  fer,  vor.  fir,  f<ir,  für 


912 


ab-schneidcii  (Kebensoliosse),  kurz  abbrechen  (Kede); 
-halten,  anhalten  zu...;  -leiten,  anleiten  zu...;  -stossen, 
an.sttissen  im  Sprechen,  .stottern;  -lullen,  aussaugen, 
er.schöpt'en;  -suchen,  einsinken;  -winden,  einwickeln; 
-Üen,  übereilen;  -blasen,  aufgeblasen;  -drucken, 
unterdrücken;  -schlän,  eine  Zwischenwand  machen; 
-schmoren,  -schnurren,  zusammen  schrumpfen ;  -trüllen, 
zsdrehen;  -iciflen,  zsflicken;  -län,  hinter-,  loslassen; 
-heilen,  zuheilen;  -sehen,  Tor(aus)sehen;  -grlfen,  in- 
begreifen. —  11.  cer-  wird  auch  mit  andern  Präff. 
conibiniert,  doch  eig.  nur  mit  ent-  (s.  Sp.  333)  in  der 
Form  ver-t-,  wobei  bald  rer-,  bald  ent-  der  vorherr- 
schende, für  die  Bed,  massgebende  Bestandteil  ist; 
z.  B.  rert-hän,  verhalten;  -wennen,  entwöhnen.  Bis- 
weilen ergibt  sich  der  Begritf  eines  andern  Prüf.,  z.  B. 
vcrt-cho,  begegnen  (=  ep-cho,  entbekommen);  -hielten, 
ausziehen  (Pflanzen  aus  dem  Boden);  -nören,  ein- 
schlummern; -schütten,  erschüttern.  Im  Grund  ist 
hier  rer-  doch  meistens  nur  verstärkend  vor  ein  be- 
reits dagewesenes  Comp,  mit  ent-  getreten.  Dagegen 
ist  es  vor  Compp.  mit  festgewachsenem  ge-  für  die  Bed. 
meist  wesentlich,  z.B.  cer-g'arnen,  büssen;  -g'heien, 
ver-,  zerfallen;  -g'leiten,  geleiten;  -g'näggelen,  ver- 
derben; -g'räten,  missraten;  von  Adj.  gebildet:  ver- 
g'meinen,  verdeutlichen;  -g'ringeren,  verringern;  vor 
festgewachsenem  be-:  eer-b'unnen,  missgönnen;  -b'rei- 
clien,  verfehlen;  -b'scheiden,  Antwort  geben,  verab- 
schieden. —  12.  auch  allein  stehend  hat  ver-  zuweilen 
nur  abgeschwächte  Bed.  oder  steht  geradezu  pleo- 
nastisch.  a)  vor  deutschen  WW.,  wie  auch  nhd. 
.vermischen,  verschwinden,  verschliessen,  verschonen' 
u,  a.  von  den  einfachen  Vbn  wenig  verschieden  sind. 
So  in  unserer  Volks-  und  ä.  Schriftspr.  (bes.  bei  Kessl.). 
z.  B.  cer-ärgeren;  -hören;  -kosten,  gustare;  -lupfen,  von 
der  Stelle  heben;  -lesen;  -anleiten  =  verleiten  oder 
anleiten;  -leiten  (auch  zum  Guten);  -meint,  besagt 
(Absch.  1529);  -merken;  -namsen,  nennen;  -roden,  be- 
wegen; -rennen;  -rüeren,  bewegen  (aber  auch:  aus- 
einander-, wegwerfen);  -schaffen,  sorgen,  dass  Etwas 
getan  werde;  -schmähen;  -schmäleren;  -schnabelieren. 
gierig  verzehren  (vgl.  ,fr-essen');  -sehrlben,  schriftlich. 
bes.  amtlich  mitteilen;  -schwinen,  abnehmen;  -spen- 
dieren; -Stelen  (vgl.  nhd.  , verstohlen-) ;  -steinigen; 
-icidmen ;  sich  -wagen ;  -zälen.  Adj.:  ver-giftig.  S  u  b  s  t. : 
,Ver-sühnopfer'  (Müller  166.5);  .-kuudschafter-  (Bib. 
1531/4S)  neben  ,k.';  .-besserung'  (Müller  1665);  ,-zeug- 
nuss'  (Bibel  1531/48)  =  .Zeugnuss'  (1667).  —  b)  vor 
Fremdww. ,  wo  sich  der  Zusatz  z.  T.  aus  mangel- 
haftem Verständniss  erklären  mag,  aber  der  Pleonasmus 
als  solcher  oft  noch  störender  ist;  z.  B.  ver-arrcstieren, 
verhaften;  -excüsieren ,  entschuldigen;  -malestieren, 
herabwürdigen,  verleumden  (gemischt  aus  .molestare' 
und  ,maledicere');  -ruinieren  (auch  entstellt  -nnieren, 
vgl.  -uneinen,  vergiften);  -schameriert,  verliebt  (aus 
seharmiert,  frz.  charme,  welches  bereits  verzaubert 
bedeutet);  -tuschieren,  verunglimpfen  (vgl.  Tusch,  Be- 
schimpfung). Weniger  pleonastisch:  rer-admodieren. 
in  bestimmter  Weise  (ad  modum)  verkaufen  oder  ver- 
pachten; -strablizieren  (aus  strapazieren),  abnutzen 
(aber  auch:  durch  Strapazen  vertreiben,  ein  Leibes- 
übel); ,-debauchirt%  aus.schweifend  (Klingl.  1691).  — 
c)  doppelt  steht  das  Präf  in  ver-franteren,  ver- 
spotten (vgl.  .fressen'  aus  ,ver-essen',  wovon  ebenfalls 
,ver-fressen'  gebildet  werden  kann;  vgl.  noch  v'rö- 
reinigen,  verunreinigen. 


Mhd.  vfr-  abgeschwächt  aus  ahd.  fur-,  ßr-,  seiteuer  fnr- 
und  für-.  Das  Letztere  leitet  zu  fnri,  für  hinüber,  welches 
mit  rer-  unzweifelhaft  nahe  verwandt  ist,  so  dass  wir  oben 
die  Grundbed.  unsers  ,ver-'  aus  der  von  ,für'  ableiteu  konnten. 
Für  diesen  Zsliang  sprechen  auch  Furuien  wie  fürhi-Hnnen  = 
verbrennen  (Gotth.);  .fufüeren  [1.  fur-,  für-)'  im  Wechsel  mit 
,verfHeren'  (Edlib.  171);  , fürrennen,  fürlaufen',  den  Weg, 
eig.  voraus  laufen,  aber  zugleich  im  S.  von  , verrennen,  ab- 
schneiden'(NMan.);  ,lass  unverständiges  Geschwätz  ver  Oren 
gän',  an  den  Ohren  vorbei  (für)  gehen  (Kessl.):  ferner  die 
Tatsache,  dass  noch  heute  das  Adv.  ,für'  in  Verbindung  mit 
vor-  und  nachgesetzten  andern  Ortsadvv.  in  der  abgeschwächten 
Form  ftr-  erscheint;  z.  B.  fur-  und  fur-ab,  abwärts,  tiefer 
unten;  ßr-(ihi,  -uhi,  -umbrüf,  ab-,  aufwärts,  weiter  hinauf; 
-Mi',  auswärts  BLenk;  -hinderschk-h,  rückwärts  W;  unse-fer, 
auf  der  Aussenseite  BsLd;  vor-fer  (vorn  für)  auf  der  Vorder- 
seite, an  derselben  hin;  ßir-fer,  hervor  B  (Zyro);  hiiide-fcr, 
auf  der  Hinterseite  u.  a. ;  s.  für.  Vgl.  rer-bs,  vorbei,  und 
,es  Einem  verinen'  =:  zuvortun,  ihn  ttbertreifen.  da  auch  ,fUr' 
und  ,vor'  sich  berühren.  Dahin  gehört  auch  die  altertüm- 
liche und  erstarrte  Verbindung  veri/iut  (hfin,  netnen),  für  gut 
halten,  i.  S.  v.  nicht  übel  aufnehmen,  zufrieden  sein  (daher 
dann  veryueten,  gestatten,  gut  sein-,  gelten  lassen);  s.  guet. 
Ebenso  verlieb  jie",  sich  begnügen,  auch  ,vor-',  urspr.  aber 
,rur-'  (s.  d.).  Zweifelhaft  ist,  ob  in  der  ebenf  alten,  daher 
später  nicht  mehr  recht  verstandenen  und  z.  T.  enstellten 
R.\.  rn-ijnldt-,  für  O'nid  (jaii,  untergehen  (urspr.  von  der  Sonne), 
,ver-'  oder  , für'  das  Ursprüngliche  sei;  s.  Gold.  Ferner  ent- 
sprechen einigen  Verbalcompp,  der  ä.  Spr.  mit  ,für'  (dieses 
allerdings  betont  und  trennbar)  solche  mit  ,ver-';  so  ,ver- 
kommen',  hindern  (zuvorkommen),  neben  gleichbed,  ,für- 
kommen',  und  da  auch  zw.  ,für'  und  ,vor'  zahlreiche  Über- 
gänge stattfinden  (s.  o.),  so  kann  noch  .sich  fürsehen'  :^ 
sich  vorsehen  ^  sich  verschen  (gefasst  machen  auf),  und 
,versetzen',  sich  fest  vornehmen,  mit  .einen  Vorsatz  fassen' 
zsgestcllt  werden.  , Einen  zu  Recht  verbieten'  =  für-bitlfii, 
vor  Gericht  laden.  Von  den  Formen  des  Subst.  Für-,  Vor- 
und  Vernüeihter,  erstes  Frülistück,  Frühtrunk,  ist  die  mittlere 
wohl  nur  der  ersten  untergeschoben,  zwischen  dieser  und 
der  dritten  kann  die  UrsprUngiichkeit  fraglich,  resp.  i'er- 
nüechter  von  einem  Vb,  vernüechtereii,  die  Nüchternheit  ab- 
legen, abgel.  sein.  Für  Verzui/,  Zögerung,  findet  sich  auch 
Fürztuj,  so  dass  ,für-'  und  ,ver-'  sich  verhalten  würden  wie 
mhd.  ur- :  er,  ant- :  ent-,  H-:be-  (vgl.  Bifmuj),  die  volltonige 
betonte  Form  als  nominale,  die  abgeschwächte  unbetonte 
Form  als  verbale  Gestallt  des  selben  Präf 

fer(r)  P  silv,,  feh-  K.K;  ÄP;  BO.;  ,Gr;  L;"  U;  „Zg;" 
ZO.,  feren  BSa.:  Adj.  und  Adv.  fern,  weit,  urspr. 
rein  räumlich,  dann  bei  Bestimmungen  des  Grades 
und  bei  Bedingungen.  Er  ist  f.  ossa,  dem  Tode  nahe 
Ap.  Das  ist  nü(s)  ferest  Tenka,  meine  fernste  Er- 
innerung, das  Früheste,  worauf  ich  mich  besinnen  kann 
Ap;  ZO.  ,Each  und  Spott  sei  Euch  ewig  f.!'  Wunsch 
an  ein  Hochzeitpaar.  Stütz.  ,Drum  hilf  uns,  Herr, 
tryb  von  uns  fehr  des  Krieges  arge  List!'  alt.  Kirchen- 
lied, bei  dems.  Er  ist  f.  in  e  frönds  Land  'zöge' 
GT.  Sonst  nur  noch  in  der  Verbindung  wit  und  f. 
Bi  wit  e  [und]  f.,  bei  Weitem  Aa;  meist  mit  Neg,: 
w.  u  f.  nüd  BBe. ;  bi  wit  e  f.  nid  so  ril  BHk. ;  bi  u\ 
und  feren  nüd,  unter  keinen  Umständen  BRi. ;  da.^  isch 
bi  w.  e  f.  nit  's  Gliche  S  (Hofstätter).  En  Dokter,  demu 
bi  w.  u  füren  fhier  i.  S.  v.  weit  und  breit?]  keina  süst 
hat  zuochi  mögen  [gleichkommen]  BSa.  Abstr. :  Safer, 
sofern  GMelsf.  So  f.  [so  wahr]  i  leb  oder  du  stö!  Be- 
teurung  A-iZein.  „Ase  [also]  fer,  sofern  (als),  unter 
der  Bedingung."  St.''  Wofern  AaF.,  wofär  AAFri.. 
wenn.  —  ,Farn  nicht  verrer  von  üwrcm  hüse,  wand 
so  verre  [dass  Heimkehr  am  selben  Tag  möglich].' 
Anf.  XIV..  B  Handv.     .Und  ist  ouch  ze  wüssen,  dass 


913 


Fai-,  fer.  tir,  lor,  hu 


914 


ein  iiieiger  [Meier.  Verwalter,  Gerichtslierr]  iiit  ine 
sjewalt  liat  denne  als  verr,  so  er  mit  dem  stab  sitzet' 
=  so  lantre  als.  Hol'r.  AALunkh.  ,VVie  ver  und  war 
[wohin].'  Frvnd  1446.  ,War  und  wie  verrc  ebd. 
.Kein  blyben  ist  in  diser  zyt.  Wir  farend  all  daliin 
l'err  und  wyt.'  NMan.  .Machend  euch  aber  nit  zuo 
vast  veer  von  der  statt.'  15.30,  Josüa.  ,Diss  volk  nahet 
sich  zuo  mir  mit  seinem  mund,  aber  ir  herz  ist  verr 
von  mir.'  1530,  Mattha.  .Wenn  man  die  sach  ver- 
stand, wie  fier  uns  die  langt  [angeht].'  Edlib.  ,I)avor 
wir  syn  wellend  [was  wir  verhindern  wollen],  so  fier 
uns  lyb  und  guot  gelangen  mag.'  ebd.  ,Ich  wäre  alt 
und  dem  spital  fer  gesessen  [weit  davon  wohnhaft].' 
ebd..  da  er  das  Aint  eines  Spitaliiflegers  niederlegte. 
,Deni  verosten  schützen  1  fl.',  d.  h.  demjenigen,  der 
unter  den  TreÖ'ern  der  äusserste  vom  Zwecke  war. 
ebd.  .Der  verr  voranhin  louft.'  1531,  Bib.  .Bis  uf 
ferer  unser  bestätigung.'  1534,  Mey.,  Wetzik.  ,Mit 
fererem  Inhalt.'  LLav.  1576.  ,So  er  einen  menschen 
von  verrem  sieht.'  Vogelb.  1557.  .Söliche  färben 
sollend  sy  all  haben,  so  verr  müglich.'  ebd.  , Darnach 
w'eich  [wich]  Abram  verrer  und  zoch  aus  gegen  mittag.' 
1560,  Bib.  ,So  ferr  dass  sölichs  mit  maass  und  be- 
scheidenheit  beschehe.'  ebd.  ,Ein  verren  weg.'  LLav. 
1569,  =  .weit.'  1670.  ,Avius,  reniotus:  verr,  weit.  In 
orbem  diversum:  in  weiten  oder  verren  landen.'  Fris. 
,Sy  sollend  iren  schaden  wenden,  so  verr  sy  ver- 
mögend.' LLav.  1584.  ,Als  fehr  [so  weit  als]  ihne 
sein  gwüssen  wyst.'  LB.  ApI.  158.5;18'28.  .Derhalben 
ich  mit  der  hilf  Gottes  so  verr  kommen,  dass  es  zuo 
einer  weitliiufigen  beschreibung  geraten.'  SHochholz. 
1591.  .Dass  tiott  tu'  wundersam  bescheren  brot  den 
seinen,  so  ihn  lieben  recht,  Feer  ausbin  bis  ins  tausent 
g'schlecht.'  Z  Emblem.  16'22.  ,Ins  fehre  Land.'  1635, 
auf  einer  Glasscheibe.  ,Fehr  von  der  Statt.  So  f.  ist's 
[es  fehlt  so  viel,  dass].  Das  seie  f.  =  behüete  Gott!' 
Hosp.  1683.  ,Pehre  Reisen  tun.'  JHHott.  1666.  ,Fehr 
bat  nicht  Ehr:  non  sunt  amici  qui  procul  degunt.' 
Mey.,  Hort.  1692.  ,Wann  ein  Herr  verreiten  will,  es 
syge  nach  oder  feer.'  ca  1700,  Muri.  Gesindeordnung. 
.Weit  und  fehr.'  JCWeissenb.  1701.  ,So  fehr  ist,  dass 
welcher  einmal  angehebet  hat  zu  baden,  die  Badcuren 
notwendig  fortsetzen  müsse,'  Hott.  17ir2.  ,So  ferr  ist 
OS,  dass  es  uns  Dank  sagen  könne,'  DTomann  1708. 
Daneben  ,fern'  z.T.  in  den  gleichen  Quellen:  ,Am 
fernist  abgelegen.'  JZiegl.  1647.  .Fehrn  entlegen.' 
JHoTT.  1666.  ,Pehrners.'  AKlingl.  1691.  .Nicht  fehrn 
von  der  Limniat  gelegen.'  Hott.  1702.  .Sie  so  fehrn  zu 
bringen,  dass  sie  Christum  bekennen.'  1720,  Mise.  Tig. 
Mhci. /i'ire,  dessen  kurzer  Voc.  sich  in  unserer  ä.  Spr. 
noch  Jeutlich  erhalten  hat,  Die  Verlängerung  des  c  und 
Vereinfachung  des  r  entstand  hier  nicht  bloss  in  Folge  ein- 
getretener Verkürzung  auf  eine  Silbe,  sondern  noch  mehr  in 
Folge  der  Neigung  unserer  MAA.,  Silben  mit  kurzem  Voc. 
vor  rr  übli.  so  zu  behandeln.  I)us  Gegenstück  dazu  ist  nhd. 
(und  schon  nilid.  het-re)  .Herr'  aus  ti4y(eh-e,  Schweiz.  Her. 
Die  im  Nbd.  herrschende,  nie  recht  volkstümlich  gewordene 
Form  .fern*  ist  entst.anden  ans  dem  Xdv.  ft'rnn,  ahd. /errfoin. 
von  fern  (vgl.  .von  dannen,  von  hinnen'l.  Die  Bod.  hat 
sich  von  der  räumlichen  und  gradbestininienden  in  fort- 
schreitender Abstraktion  zu  der  couditiunalen  entwickelt, 
welche  durch  Verbindung  des  W.  mit  dem  vorausgehenden 
relativen  Adv.   ,als,  so,  wo,  da'  entsteht:   s.  d.  folg.   Zss. 

eben-:   gleich  fern.    Als  Subst. :  Parallele.    ,Eben- 
ferren:  geleichstend  kreiss  oder  linien,  paralleli.'  Mal. 
—  als-:  wie  weit,  in  wie  fern.    ,Als  ver  sie  gelangen.' 
Schweiz.  Idiotikon.  I  6. 


1387,  Gfr.  —  u  n  - :  nicht  weit.  ,Unfeer  von  dem 
Usslauf  des  Seews.'  RCys.  Zeitlich:  unlängst,  vor 
Kurzem  ('r').  .Wenn  sie  beide  erstorben  sind,  so  soll 
das  vorgeschriben  lybgeding  und  was  sie  lassent,  es 
sy  ligendos  oder  varend  guot.  das  sie  unver  geben 
haut,  an  den  spital  fallen.'  1354,  Argov.  —  so-: 
sofern.  .Denn  ie  so  fer  ir  uns  nit  schirmen  wellten, 
wurden  wir  geursachet,  uns  mit  andern  Schirmherren 
zuo  versechen.'  1529,  Absch.  ,So  veer  und  er  aber 
nit  by  der  statt  ist  und  zuo  der  wal  nit  kommen 
mag.'  1535,  Sch  Pflsterzunft.  ,Sofehrne  er  gesund.' 
Hott.  1666.  —  da-:  wofern,  wenn.  ,Dafern  er  aber 
den  geringsten  Fehler  begehen  wurde.'  XVIL,  Hotz, 
Urk.  .Dafehrn.'  AKlingl.  1691.  —  wo-:  wenn.  ,Wo 
feer  er  nur  scharpf  schiessen  wollte,  soll  er  die  Kugel 
[etc.].'  VFriderich  1619.  .Wofehr  sie  gut  sind.'  Hott. 
1066.  .Wofeer  etwas  versaumpt  wurde,  soll  er  solches 
zu  ersetzen  verbunden  sein,'  ca  1700,  Muri,  Gesinde- 
ordnung. .Wafehr  aber  etwan  Personen  wären  . . .' 
WuRSTISEN   1779. 

fere''klich:  weit  gehend.  .Doch  so  gib  ich  im 
nit  ferrenklichen  glouben.'  1532,  Strickl.  .Klein  ring- 
wüchtig  Frijfel,  die  unser  Statt  Lob,  Ehr  und  Nutz 
nit  berührend  noch  z'  ferrengklich  wider  der  Statt 
Satzung  wärend,'  1615.  B  Satzung.  —  Aus  mhd.  verrer, 
entfernt,  mit  eingeschobenem  n. 

feren  II:  entfernen;  verlängern.  .Seine  gesellen 
verrend  sich  von  ihm.'  1560,  Prov,  .Wer  sich  vom 
weg  des  verkerten  feeret,  bewart  syn  seel.'  HBull. 
1561.  .[Da]  hett  er  sy  gebetten,  sy  wellind  mit  im 
gan,  sy  ferind  den  Weg  nit  so  vil  [machen  keinen 
grossen  Umweg].'  1561,  Mey.,  Wint.  Chr.  —  Mhd./i'n™, 
in  die  Ferne  schweifen,  entfernen,  entfremden,  entziehen. 

ferele"  Ap,  fern-  Ap;  Z:  von  ferne  schöner 
scheinen  als  Etw.  wirklich  (in  der  Nähe)  ist. 

Feri  II  f.:  Ferne  (auch  zeitliche);  Weite.  Wenn 
d'  Sunnaschtbu  fürhergugyi  i'  ra  [in  der]  Feri  dussna 
GrPt.  Za  discher  Zyt,  in  alU  Feri  nnd  in  Ewigkeit! 
ebd.  .Da  uns  solches  reisen  nicht  kommlich  wäre 
von  fereri  des  lands.'  1430.  Z  Stadtb.  .In  der  veere 
i.st  guot  lügen,  es  kumpt  nit  allweg  der  verlogen  dar.' 
ZwiNiiLi.  .Von  unkuraniligkeit  und  ferre  wegen  des 
wegs.'  1529.  Absch.  ,Verre  oder  verrnuss.  distantia. 
longinquitas.  spatium.'  Mal.  .Feere  des  wegs  halb  gar 
ungelegen.'  JJEiieger  1606.  ,In  der  nehe  und  fehre.' 
1650,  Z  Mand.  .Daheim  und  an  der  frömde,  in  der 
nähe    und    in  der  fehre.'    JMüll.  1673.   —   Mhd.  rirrc, 

vcrre. 

Fernuss  f.:  Ferne.  Nur  in  der  Verbindung  ,von 
vernus.'  1460,  G  Hdscbr.  .Von  vernis.'  Etteri.in,  Chr. 
.Petrus  folget  im  nacli  von  veernuss  bis  in  den  bot.' 
1580,  Matthä.  ,Von  vernuss,  eniinus;  procul.  Voa 
V.  her  kommen,  ex  longin(|uo  venire.  Die  verrnuss, 
longin((uitas.'  Fris  ;  Mal.  .Von  fehrnus  anzudüten.' 
.I.IUkkit..  Kilbe  1639.    .Fehmuss'  noch  1741,  Goliath. 

för  (e"-.  ed)  s.  ffm. 

Ferrcn(il):  Tribut,  Abgabe.  .Diss  sint  die  ferreii: 
Item  Kuonr.  v.  W.  soll  Va  ferren  von  dem  guot  ob 
dem  hof.  Item  die  von  Küssegg  l'fj  L'  ea  1400, 
L  Prohstei  Urbar.  .Sunt  adhuc  certi  census  cum  coriis 
liircinis  et  caprinis.  Gitz  |  Fellen  von  Bocken  und 
Zicklein|,  cum  censibus,  que  vulgo  ferrent  nominantur.' 
ebd.    l■^llll.  Aus   lut.  fvrrivinm.   das   herbei  zu   Tragende. 

58 


915 


Far.  fer,  ver,  fir,  for.  für 


916 


Verene  Vre'tia  GoT.;  UwE.,  Vri'ne  Gl,  Vre'n 
Bs  (n.);  Salat,  Vre'  L;  G;  Z,  Vre'  Sch;  TuSteckb. 
—  Dim.  Vre'ni  Bs;  B;  VOrte;  S,  Vreneli  B;  VOrte; 
GT.;  Sch;  S;  Th,  Vri'neli  Gl,  Vrendli  UwE.,  VreHi 
Sch,  Vrentschi  aScnw  (spottend),  VrVntschi  Gl:  weibl. 
Taufn.,  zugleich  Name  einer  Heiligen,  deren  Tag 
(1.  Sept.)  im  Kalender  der  Bauern  manigfaclie  (nach- 
gerade in  Verwirrung  geratene  und  sieh  widerspre- 
chende) Beziehung  auf  Wetterprognose  und  landwirt- 
•schaftiiche  Arbeiten  hat.  Ende  August  soll  das  Emden 
beendigt  sein,  denn  d'  Vre  dert  [dörrt]  niimme.  Vor 
VrenetMj  g'emdet,  noh  Vr.  g'emdeJet  AABb.  D'  Bäbe" 
[weissen  Rüben],  u'O  z"  Vrenetag  hackiij  sind  [welche 
dann  bereits  so  weit  erstarlit  .sind,  dass  das  Feld  ge- 
hackt werden  kann],  gend  Bäbe",  ebd.  .Wie  [am  Tag] 
Verena  die  Witterung  ist,  so  soll  sie  4  Wochen  blei- 
ben.' S.  Heiteri  Vre  Bringt  gli  [bald]  Bife  und  ril 
Sehne.  Ineichen.  Wenn  d'  Vrene  schön  chunnt,  so 
chunnt  der  Michel  mit  Bock  ti  Uuet,  und  umgekehrt: 
Wenn  d'  Vr.  tvüest  eh.,  so  eh.  der  M.  mit-emne  gsterktc 
Hemli  [barermlig,  zum  Zeichen  des  milden  Wetters] 
BBe.  Ist  St  Vrene  en  heitere  Tag,  en  guete  Herbst 
folge"  mag  AABb.  Am  Vr.-Tag  sett-me  [sollte  man] 
chönne"  de"  Säsack  wltenke"  ZBaur.  Am  Vr.-T.  settid 
all  Stil  rlf  sl"  AAEhr.;  ZWl.  Vr.-T.  yilnnt  [pflückt] 
d'  Stil  ab  iedem  Hag.  Rochh.,  Gaugött.  Es  ist  nit  guet, 
wenn  d'  Vre  brümlet  [wenn  es  an  diesem  Tag  regnet], 
ebd.  Wenn  's  an  StVrenatag  regnet,  so  regnet  's 
0  Sunntig  noch  enander  S  —  umgekehrt  It  Frei  in 
AAEhr.:  so  git  's  e  Tröchni  (oder  so  winteret  's  früeh 
i"  L)  und  seil  der  Bur  es  Stückli  Brod  in  Sack  ne" 
und  z'  Säit  fare,  so  weidli  as  er  mag  Aa  (oder  's  Zöbe- 
seckli  a"  's  Chummetschlt  henke'  und  Tag  und  Nacht 
z' Acher  fare'.  Schild;  oder  bis  z'  Abig  nümme  ab- 
sitze" L),  d.  i.  soll  seine  Herbstarbeiten  beschleunigen 
und  sich  kaum  Zeit  zum  Essen  gönnen.  Doch  wieder 
aus  benachbarter  Gegend:  Wenn  d'  Vrene  d'  Hube 
nüd  cha'"  wasche',  cha'"  de  Galli  d'  Hose  niid  tröchne". 
's  Vreneli  hat  's  Chrüegli  üsg'schütt  od.  umg'lert,  wenn 
es  am  1.  Sept.  regnet  Z.  I)'  Vrene  muess  's  Chrüegli 
lere'  und  wenn  's  numme  drei  Hröpf  drin  sy'  S. 
H'  Vri:  seit  Vormittag  's  Chrüegli  löse"  und  Nomittag 
's  Chiiteli  tröchne".  Ineichen,  's  Vreneli  seit  a"  sim 
Tag  d'  Jüppe  wasche"  und  n-ider  chönne"  tröchne"  Z. 
Wenn  's  Vreneli  's  Chrüegli  droit,  so  git  's  e  nasse 
Herbst.  Schild,  's  Vreneli  nimmt  's  Zimmischörbli 
fürt  und  's  Mareieli  [2.5.  Miirz]  bringt  's.  ebd.  ,Vren 
am  Rain  Trägt  's  Abendbrod  heim',  dasselbe  wird  von 
diesem  Tag  an  nicht  mehr  aufs  Feld  hinaus  getragen. 
Rochh.,  Gaugött.  D'  Marie  löscht  üs  un  d'  Verene 
zündet  's  wider  a",  d.  h.  nach  Maria  Verkünd.  pflegt 
man  Abends  kein  Licht  mehr  anzuzünden,  dies  erst 
wieder  nach  Verenentag,  um  Abends  noch  zu  arbeiten 
BBe.  Jakob  chunnt  mit  dem  Brentli,  ds  Vreni  mit 
dem  Tuttel  und  Michel  mit  dem  Stecke',  d.  i.  um 
Jakübstag  nimmt  der  Milchertrag  der  Bergkühe  ein 
wenig  ab.  um  Verena  noch  viel  mehr  und  zu  Michaelis- 
tag muss  abgefahren  werden  BO.  Wenn  's  am  Vrinetag 
heiter  ist,  so  schmt  's  ru"  Alp,  so  schneit  es,  dass  man 
mit  dem  Vieh  heimfahren  muss  GlH.  Am  Verenen- 
sonntag  flndet  auf  dem  Urnerboden  ein  Älplerfest  Statt. 
A7n  Vr.-Tag  göt  der  Chabis  z'  Bot,  ob  er  reell  chöpflen 
oder  nit  [eb  er  seil  bltbe']  Häuptli  oder  Salut  AABb.), 
darum  soll  man  an  diesem  Tag  die  Pflanze  unberührt 
lassen.     Schild.      Verena- Her dep fei    s.    Sp.    380.    — 


Alljährlich  am  V.-Tage  lassen  die  Müller  im  .\ASurbtal 
die  Mühlsteine  schärfen  und  die  Mühlbäche  putzen; 
denn  die  Heilige  war  nach  der  Legende  einst  auf  einem 
Mühlstein  die  Aare  hinunter  gefahren;  darum  ist  sie 
auch  Patronin  der  Schiffer  und  Fischer.  Die  Mühle  ist 
Symbol  der  Fruchtbarkeit,  zunächst  des  Ackers;  darum 
spei.st  und  tränkt  die  h.  V.  .\rme  und  Kranke  mit  un- 
erschöpflichem Weinkrug  und  Brodkorb;  die  ihr  ge- 
weihten Heibiuellen,  z.  B.  die  in  Baden,  erweisen  ihre 
Kraft  bes.  an  Frauen;  darum  ist  sie  auch  Bringerin  und 
Pflegerin  von  Kindern  und  erscheint  sie  mit  Waseh- 
kanne  und  Kamm.  Am  V.-Tag  werden  in  der  alten  Graf- 
schaft Baden  die  Kinder  festlich  frisch  gekleidet,  ihnen 
bes.  auch  die  Köpfe  gewaschen  und  die  Haare  ge- 
kämmt, wobei  sie  zum  Stillhalten  ermahnt  werden 
mit  dem  Spruch:  (Jhind,  bis  still  und  fin,  oder  es  chunnt 
Frau  Vrin,  Die  het  en  grosse  Strigel  und  zert  di''' 
chech  am  Bigel  [Schopf].  Für  erwachsene  Mädchen 
gilt  der  weitere  Spruch:  Ach,  ml  liebi  Jumpfere  Vre, 
g'sehst,  i"''  ha'  kes  Schätzeli  me;  sträl  und  wäsch-mi''' 
doch  au  nett,  dass  mi"  Hansli  Freud  a'-mer  het.  Die 
hl.  V.,  ehemals  Kirchenpatronin  von  ZStäfa,  ist  mit 
Kanne  und  Kamm  in  das  dortige  Genieindewappen 
übergegangen.  Verenas  Sorge  um  Körperpflege  äussert 
sich  u.  A.  auch  darin,  dass  sie  Warzen  vertreibt,  indem 
man,  über  dieselben  hauchend,  dreimal  spricht:  Vrene, 
Vrene,  dorr  erreg!  Rochh.,  Gaugött.  Noch  dauert  in 
ZMdf,  der  Nachbargemeinde  von  Stäfa,  die  Benennung 
eines  Brunnens  als  Vrene-Br.  und  die  besondere  Wert- 
schätzung seines  Wassers  fort  (vgl.  das  .Fraubrünneli' 
in  ZHott.).  Der  Verenatag  als  Anfang  des  Herbstes 
war  im  bürgerlichen  Leben  ein  Termin  für  Allerlei. 
Das  LB.  V.  ScHw  verbietet,  vor  demselben  Murmeltiere 
zu  fangen;  er  eröö'net  also  die  Jagd.  In  5  Bezirken 
des  Aa  begann  an  demselben  ein  Rechtsstillstand. 
Die  B  Obrigkeit  setzte  1595  auf  den  Verenensonntag 
eine  Communion;  eine  Ordnung  von  Aarau  1688  auf 
Verena  und  Martini  die  obrigkeitliche  Visitation  der 
Weinkeller.  Rochh.  aaO.  Die  ältere  heidnische  Natur- 
grundlage all  dieses  Glaubens  und  Brauches  verrät 
sich  schon  darin,  dass  von  V.,  wie  von  appellativen 
Frauennamen  (Frau,  Jungfrau,  Windgelle),  Berge  be- 
nannt sind.  .Vreneli',  ein  zerklüfteter  Felsenkopf, 
gleich  einer  verfallenen  Ritterburg,  oberhalb  Isenfluh 
BO.  Vereina  eine  Alp  am  Silvretta  mit  Höhlen  von 
wunderbarer  Eigenschaft.  Rochh.  aaO.  145.  .Vrenelis 
Gärtli'  {der  Frau  Vrene  Garte  ZO.f)  das  weithin  sicht- 
bare viereckige  Schneefeld  am  Glärnisch,  über  dessen 
Entstehung  verschiedene  Sagen  gehen  (s.  Rochh.  aaO.). 
Daher  die  RA.:  ,So  dumm,  als  wenn  Einer  uf  Frau 
Vrenelis  Gärtli  hinauf  Reben  und  Rosinli  pflanzen 
wollte.'  Stutz.  ,Frau  Vrenes  Berg',  jetzt  .Tiergarten' 
genannt,  ein  Hügel  zwischen  Sargans  und  Ragatz, 
an  der  alten  Römerstrasse,  wo  die  Sage  vom  Tann- 
häuser in  einem  Liede  sich  erhalten  hat  (s.  Tobl., 
Volksl.  S.  10'2/4).  Im  .Frau  Vrenenberg'  sind  nach  dem 
Volk.sglauben  noch  andere  Männer,  z.  B.  Spieler  und 
fahrende  Schüler,  eingekehrt.  Lüt.,  Sagen  S.  89.  Die 
RA. :  Es  göd  wie  im  Frauvrenenberg  L,  bezieht  sich 
auf  die  Lust,  welche  bei  der  in  einem  Berg  fort- 
lebenden alten  Göttin  (Vrene  =  Venus)  herrschen  soll. 
Die  andere  RA.:  Ich  bi'  nW''  hinterm  Vrenelisberg  de 
heime  g'sl",  ich  war  noch  lange  nicht  geboren  (GA.), 
bezieht  sich  auf  die  selbe  alte  Göttin  in  ihrer  Eigen- 
schaft als  Mutter  alles  Lebens,  also  auch  des  Kinder- 


917 


Far,  fer,  ver,  fir,  für,  für 


918 


Segens;  s.  o.  In  einer  B  Sage  erscheint  .Frau  Vrena' 
als  Schwester  von  ,Frau  Fasten'.  Wiihrend  aber  diese 
eine  eifrige  Spinnerin  war  (gleich  der  sagenhaften 
Frau  Bertha),  war  V.  eine  leidenschaftliche  Tänzerin, 
deren  Wunsch,  ewig  tanzen  zu  dürfen,  in  Erfüllung 
gieng,  indem  sie  in  den  Felsen  des  BO.  tanzen  muss, 
wo  die  von  ihr  bezauberten  Tänzer  in  Steine  ver- 
wandelt werden. 

nie  IJentitJlt  der  mythologischen  Verena  mit  der  römischen 
Venus  (romanisch  Venere)  und  der  altdeutschen  Freia  ist  laut- 
lich und  sachlich  unzweifelhaft;  dagegen  klingt  das  (ührigens 
sonst  gleichbedeutende)  rätorom.  Vereina  viell.  nur  zufiUlig 
an,  und  das  norddeutsche  ,Fru  Freu'  (Kuhn,  Nordd.  Sagen 
S.  414)  ist  nicht  aus  ,Verene',  sondern  aus  ,Freke  (Frigg)' 
zsgezogen.  Die  Umwandlung  der  altdeutschen  Naturgöttin  in 
die  christliche  Heilige  ist  zwar  stark,  aber  nicht  beispiellos 
und  nicht  uubegreiflich,  da  von  der  Göttin  eben  nur  ihre 
milde,  freundliche  Seite  in  Betracht  gezogen  wurde,  während 
die  schreckhaft  wilde  (die  in  der  deutscheu  ,Holda,  Frau 
Holle'  und  , Hertha'  teilweise  hervortritt)  nur  in  der  Sage 
von  ,Vrenelis  Gärtli'  (vgl.  , Maria  zum  Schnee'  auf  der  Rigi) 
und  in  der  des  BO.  zum  Vorschein  kommt,  wo  die  Tänzerin 
mit  der  Herodias  des  Mittelalters,  der  stürmischen  Winds- 
hraut,  zstrifft.  Das  Gefäss,  aus  dem  die  Göttin  befruchtenden 
Regen  und  Heilquelleu  ergoss,  konnte  leicht  in  das  Krüglein 
der  christlichen  Wohltäteriu  umgewandelt  werden  und  er- 
innert an  das  Fläschchen  des  h.  Otmar  (s.  d.),  der  Kamm 
und  die  Sorge  Verenas  für  Haarflechten  an  den  stehenden 
Zug,  dass  die  , Weissen  Frauen'  ihre  eigenen  Haare  kämmend 
erscheinen  und  dass  die  hohe  Göttin  selbst,  wenn  sie  in 
schreckhafter  Gestalt  erscheint,  umgekehrt  die  Haare  von 
Menschen  und  Tieren  verwirrt. 

Verenacher  Vreni-chir L ; Th,  Vrenelcer L,  Vrenach 
B,  auch  Süess-Vr. :  eine  Sorte  süsser  Äpfel. 

Vgl.  Aeher  Sp.  65.  —  Wahrsch.  so  benannt,  weil  sie 
um  den  Verenatag  zu  reifen  anfangen,  oder  weil  ihr  süsser 
Geschmack  dem  milden  Wesen  der  V.  entsprechend   schien. 

Yerener  hiessen  die  pjigenleute  des  Verenastiftes 
in  AaZ.,  einem  Hauptschauplatz  der  Legende  und  des 
Cultus  der  Heiligen.  Arg.  IV  440;  Roohh.,  Gaugött.  102. 

Ferene  s.  Forene. 

Feri  III.  ,Ein  fery,  der  nagel,  daran  [, darauf.' 
Mal.]  man  das  ruoder  welzt,  scalmus  [,ruderring.'  Eed. 
16tj'2].'  Fris.;  Mal. 

Obwohl  diese  Vorrichtung  auch  Hengst  heisst,  so  darf 
man  doch  das  obige  W.  nicht  mit  Färri,  Stier,  zshalten,  da 
die  Vokale  nicht  stimmen.  Eher  liegt  eine  Abi.  von  feren, 
rudern,  vor;   vgl.   Feri  Sp.   905. 

FS'ri  IV  f.:  unruhige  Geschäftigkeit,  Wichtig- 
tuerei.    Du  liest  doch  au'''  e  F.!  ZRfz. 

Nicht  aus  frz.  affaire,  sondern  zw /Aren;  s.  das  syn.  Fucr, 
Geßirt.     Vgl.  auch    Gefach  Sp.    643. 

Fe'ri  V  f.:  Ferie  Gl;  ZO.  (e'>). 

Anderwärts  hat  die  MA.  diesem  erst  in  neuerer  Zeit 
aufgenommeneu  W.  (dafUr  älter  Vakanz,  Urlaub)  seine  Drei- 
silbigkeit gelassen.  —  Wo  die  Schule  auf  die  Landwirtstdiaft 
KUcksicht  niunnt,  unterscheidet  nuin  Ifeu-,  Emd-,  //erileji/el-, 
Herhsi-F.   usw. 

Perri  I  f.  —  PI.  -ine':  im  See  unterhalb  des 
Wasserspiegels  angebrachte  etwa  10  m.  hohe  Tannen, 
zwischen  deren  Ästen  der  Laich  der  Blaulinge  vor 
den  bloss  den  Boden  absuchenden  Räubern  geschützt 
bleibt  ZSee.  Vgl.  Fach  Sp.  639.  Im  Gcgs.  zu  der 
dort  erwähnten  Vorschrift  gebietet  das  Z  Stadtb.  14l:i6 
die  Wegräumung  aller  ,Färinen,  fach  und  schwirren', 
da  der  See  frei  sein  und  Niemand  Eigentum  darin 
haben  solle.    ,Die  flschenz  Izel  Zürich  zwüscliciit  der 


obern  und  der  nidern  Brugg  gelegen  mit  vachen,  mit 
värinen,  mit  gangen,  mit  dem  hüttlin.'  Z  Fischer- 
rechtsbr.  143(3.  ,Die  Nasen  werden  zwüschen  den 
Pallisaden  in  den  Fohrinen  (sind  von  Stauden  und 
Tannästen  gemachete  Ein  fange,  darein  sie  sich  Winters- 
zeit verbergen)  in  grosser  Menge  gefangen.  Ich  hab 
selbs  gesehen  eine  solche  Föhrin  mit  Garneu  um- 
stellen und  die  Fische  in  Behren  [Sacknetzen],  so 
man  darein  leget,  heraus  ziehen.'  HsEEsch.  1G92.  Die 
Z  Fischerordnung  1710/76  verbietet  das  ,Lupfen  der 
Ferrinen  vor  StVerenatag,  mit  dem  Anhang,  dass 
solche  mit  keinem  engen  Geschirr  [Netz]  umsetzet, 
auch  des  Jahrs  nicht  mehr  als  einmal  gelupft  werden', 
und  gebietet,  ,dass  alle  die  Burdenen  und  Ferrinen, 
welche  vor  mitten  Aprillen  nicht  zusammengelegt  sind, 
bis  zu  ausgehendem  Maien  still  und  unverruckt  ge- 
lassen werden  sollen.'  (Ebenso  1809.)  ,E3  soll  Nie- 
mand durch  Faach  oder  Ferrinen  einen  Zug  ver- 
schlagen.' ebd.  u.  1809  mit  dem  Zusatz:  ,kein  Hegener 
dem  Andern  in  seine  Fach  od.  Ferrenen  hegenen  [eine 
Schnur  mit  vielen  Angeln  senkrecht  ins  Wasser  lassen].' 
Es  wird  erlaubt,  ,zu  einer  tiefen  Ferri  2  Beeren  zu 
setzen,  doch  dass  solche  nicht  vor  eingehendem  Herbst- 
monat in  den  See  getan  und  mit  ausgehendem  Hornung 
wiederum  heraus  genommen  werden.'  ebd.  Ebenso 
1809,  aber  mit  neuer  Wendung:  .Eine  tiefe  Ferri  solle 
. . .  getan  werden,  auch  aus  nicht  mehr  als  2  Beeren 
bestehen.'  , Keiner  [der  Fischer]  soll  befügt  sein, 
einig  Faach  oder  Ferri,  vielweniger  seine  ganze  Fi- 
schenzen  auszulehnen.'  ebd.  So  auch  1809.  ,Für  ein 
Ferri'  muss  1757  die  obrigkeitliche  Bewilligung  mit 
10  Schill.,  ,für  ein  Faach'  mit  2  Seh.  [mit  ti  Btzn 
bezw.  8  Rp.  It  Verordn.  1809J  bezahlt  werden.  S.  noch 
F.-Netz.  —  AI-:  Einrichtung  zum  Fang  der  Aale.  In 
den  alt.  Z  Fischerordnungen  mit  .Aalstube'  genannt. 
Vorausgesetzt,  dass  die  Schiffstellen  übh.  vormals  , Fähren' 
genannt  und,  wie  noch  zu  unserer  Zeit  durch  einen  aus  ein- 
gerammten Pfählen  gebildeten  , Habhaggen',  vormals  durch 
wirkliche  Tannen  geschützt  wurden,  so  könnte  die  solchen 
Schutzwehren  abgesehene  Fischereinrichtung  von  jenen  auch 
den  Namen  bekommen  haben.  Doch  erklärt  sich  unser  W. 
einfacher  aus  Ferri,  der  verstümmelten  Nbf.  von  Firricli 
(s.  Pferrieh),  mit  Umdeutung  der  Endung  auf  dasjenige  -i", 
welches  Feminina  bildet.  Mit  der  Schreibung  ,öh'  hat  Escher 
.Anlehnung  an   , Föhre'  gesucht. 

Ferri  II  —  PI.  -ene»;  Hemrakette,  welche  nötigen- 
falls unter  den  Kufen  des  Schlittens  angebracht  wird 
Gr  UVatz. 

Aus  churw.  fiero,  Eisen,  wozu  namentlich  die  Nbf.  Fierjc 
stimmt;  od.  mit  stärkerer  Verderhniss  aus /crmncc,  hemmen '^ 

„Fcri"g  f.:    Waarentransport." 

Di(i  Knappheit  von  St.'s  Angabe  lässt  ungewiss,  ob  spec. 
Transport  zu  Wasser  gemeint  sei,  in  welchem  Falle  dieses 
Subst.  von  feren  (Sp.  905)  abgeleitet  wäre.  Sonst  mUsst» 
man  etwa  an  eine  irrtümliche,  nach  Analogie  der  abstr.  Fe- 
minina auf  -inij  (-ung)  vollzogene  und  von  'feriijen,  d.  i.  fer- 
tigen, spedieren,  ausgehende  Bildung  mit  einmaliger  Unter- 
drückung der  Silbe   iij  denken. 

Ferrich,  -ig   s.  Vf-, 

fcrig  1  c'  L,  t'  BöO.;  Gl;  Gr;  Ndw.  <•'  Bs;  Ouw, 
i:'  BSchw.,  .5  BSi. :  1.  von  Sachen:  leicht.  be(iueni 
beschaffen  zur  Bewegung  oder  Handhabung,  z.  B.  von 
Werkzeugen.  Wagen  „Aa;"  Bs;  150.;  „S;"  Vw;  W; 
„Z(j;  Z."  Auch  von  einer  Strasse:  gut  fahrbar  W; 
s.  I'ari;/.     .Damit  ir  |dcr  Ihiliichte]    schwingen  dester 


919 


Par.  fer,  fir.  for.  für 


020 


feriger  zum  tlug  seiend.'  Vobelb.  1557.  .Meabilis, 
gäng,  ferig,  das  leichtlich  alles  durchstrycbt  u.  durch- 
fart.  Via  moUis,  ein  ringer,  feriger  weg.  Erat  expeditum, 
das  was  der  aller  nächst  weg  und  der  aller  ferigist 
ze  tuen.'  Fris.  ,Die  ander  sträss  ist  vil  ringer  und 
feriger  zuo  reisen.'  JJRüeger  1G06.  —  2.  von  Per- 
sonen: rüstig,  hurtig,  gelaufig.  gewandt,  schnell,  flink 
BSi. ;  Gl;  Gr;  L;  Ndw;  von  alt.  Personen,  die  noch 
gut  gehen  Obw  ;  Syn.  wirig.  Chumm  (yang),  mach  f. ! 
BSi.  .Lernend  also  das  handwerk  ye  lenger  ye  feriger.' 
HBoLL.  1510.  .Alter  und  geschäft  verhindrend  mich 
vil,  oueh  das  zittern  rnyner  bänden,  das  ich  nit  alweg 
ferig  geschriben.'  AgTschudi  an  Simmler.  ,Zwen  ha- 
bich,  der  ein  zum  weidwerk  ganz  f.,  der  ander  aber 
fäuler  und  traager.'  Vooelb.  1557.  ,Volucer,  schnell, 
behend,  bering,  ferig,  hurtig.  Expeditus.  geräcli,  ge- 
rüst.  f.,  ring.  Librum  aliquem  strictim  attingere.  ring 
dardurch  faren,  gcstrackt  aus,  f.  durchlesen.  Proniptus 
ingenio,  eines  geschwinden  und  ferigen  Verstands.' 
Fris.;  Mal.,  daneben  aber  auch  , fertig'.  .Schleift  den 
Spiess  mit  der  linken  Hand,  welches  geschwinder  und 
feriger  geschieht,  denn  , .  .■  ValFriderich  1619.  ,Das 
niederländische  exercitium  zu  feriger  anleitung  der 
kriegsleuten  bequem,  dienstlich  und  erforderlich,'  ebd. 
,Mit  dem  geschoss  zuo  fahlszyten  [im  Falle  der  Not] 
in  allweg  feriger  und  abgerichter  syn.'  Z  Mand.  1638. 
.Der  eine  f ,  der  andere  langsam.'  FWvss  1650.  .Damit 
er  [der  Schulmei.ster]  aber  desto  besser  fortkommen 
möge,  kann  er  die  Fehrigeren  auch  zum  Behören  [Ab- 
hören] gebrauchen.'  1684/1719,  Z  Landschulordn.  — 
■i.  vollendet,  von  Werken;  zu  Ende  gegangen,  von 
Vorgängen  oder  Zuständen,  z.  B.  d'  Fraiä  [Freude] 
ixeh  f.  Bs;  erschöpft,  von  Vorräten,  Lebenskraft 
oder  Vermögen;  auch  wie  nhd.  .fertig'  activ  von  Per- 
sonen :  der  vollendet  oder  erschöpft  hat  (Verbreitung 
wie  bei  1).  Es  ist  mit  im  f.  oder  er  ist  f.,  es  geht 
oder  ist  mit  ihm  zu  Ende,  vom  Tod  oder  ökonomi- 
schem Ruin.  Da(s)  ist  (emal)  f.,  ausgemacht,  unbe- 
streitbar Bs;  Z. 

Mhd.  ferec  (spät  und  selten),  zur  Ausfalirt  bereit.  .So 
weit  iius  die  Ausspr.  uusers  W.  l)ezeiigt  ist,  neigt  der  Yoc. 
melir  uach  e  als  nach  «,  und  die  Lauge  desselben  ist  erst 
spätere  Dehnung.  Es  ist  also  uiclit  aas  färiy,  vielmehr  Beide 
iiualihäugig  von  einander,  Letzteres  erst  später,  als  das  a 
des  \h.  fan-n  bereits  gedeiint  war.  /eri(f  nocli  von  der  urspr. 
Kürze  umgelautet,  entstanden.  Dass  ,ferig'  aus  ,fertig'  ent- 
stand, wie  ,arig'  aus  ,artig'  (s.  Sp.  387),  durch  fortschrei- 
tende Erweichung  und  zuletzt  Ausstossung  des  Dentals,  wäre 
lautlich  nicht  unmöglich;  allein  die  Bedd.  decken  einander 
nicht  vollständig,  und  ,ferig'  ist  zu  früh  schon  als  selb- 
ständiges W,  neben  , fertig'  bezeugt;  gegenseitige  Berührung 
namentlich  auch  in  den  Compp.  soll  immerhin  nicht  ge- 
läugnet  sein. 

un-ferig:  unbequem  zum  Fahren  oder  Tragen, 
nicht  leicht  transportierbar,  z.  B.  von  grünem  Holze 
gegenüber  dürrem  BRi. 

? glich-.  .Linggetuss,  der  beid  händ  gleich-f, 
braucht,  ambidexter.'  Mal.  —  Es  ist  fraglich,  ob  ,gleich' 
nicht  als  getrenntes  Adv.  aufzufassen  sei. 

hob-  s.  lioch-f artig. 

licht-  Jiech-ferig,  -fertig  B;  LE.",  liecht-ferig 
BHk.,  -fertig  W,  Uch-fertig  Z:  1.  leicht  beweglich 
zum  Ziehen,  z.B.  von  Wagen,  Schlitten  „B;  LE.;" 
W.  —  2.  in  moral.  S.,  leichtsinnig,  unbeständig  Z. 
'Der  apostel  weert,  dz  wir's  nit  so  lyclitverig  schätzind. 


ein  lerer  syn.'  Zwingli.  .Solicher  liechtferiger  per- 
sonen.'  1529,  Strickl.  ,Die  lychtverigen  widertöufer.' 
HBdll.  1531,  neben  ,-fertig.'  1533.  ,bann  er  ein  lich- 
ferig  mann  und  zuo  nachtail  allem  gottshus  erboren 
was.'  Vad.,  in  der  mehr  schriftd.  gehaltenen  kleinern 
Chronik  umschrieben:  ,er  hielt  sich  zerhaft  und  leicht- 
sinnig'. , Andere  derglychen  lychtferigkeiten.'  Güalth. 
1553.  .Funditare,  leichtferigs  gschwätz  treiben.  In- 
stabilis  homo,  1.,  unbstendig.'  Fris.  ,Leichtferig, 
-fertig,  incon.stans.'  Mal.  ,Wann  die  bettler  das  gebet 
leichtferig  achtend.'   SHochholz.  1591. 

Hier  i.st  die  Form  , ferig'  offenbar  die  ältere  und  abge- 
leitet von  , faren'  i.  S.  v.  .leben' ;  vgl.  das  neuere  .leicht- 
lebig'.     So   wahrsch.  auch   in   dem  folgenden  Comp. 

bös-,  bös-ferig.  -fertig:  bösartig,  boshaft. 
.Bösfehtige  Leut.'  Wurstis.  1580.  wofür  .bosfertige'. 
1765.  wie  auch  Mal.  .schwankt  zw.  .bösfätigklich.  bos-, 
bösfertigklich,  tückisch,  subdole.'  ,Ein  wenig  bös- 
fertig und  ungeschickt,  improbulus.  Bosfertigkeit,  im- 
probitas,  facinus  illiberale.'  ebd.  ,Bosferig.'  JJBreit.. 
Kilbe  1639.  ,Die  bosferigen  und  fridhässigen  anstifter 
dises  Unwesens.'  Z  Mand.  1653.  ,Wäre  das  nicht  ein 
bosferigor  mutwillen ':*  ■  JMüll.  1666.  .Bosfertige  men- 
schen.' LLav.  1670,  ^=  ,niuotwillig  und  boshaft  lüt.' 
1569. 

(un-) recht-  s.  rechtfertig. 

ring-ferig  Bs;  „B;  Gr;  L;"  G;  „Sch;  S;"  Uw, 
-fertig  Gr;  Uw:  1.  leicht  beweglich,  V.Geräten,  z.B. 
Wagen  „B;  Gr;  L;  S;"  UwE.;  von  einer  Arbeit,  die 
leicht  von  Statten  geht  Uw.  .Aphractum,  ein  ringfertig 
schiff.'  Frls.  ,Ringferigkeit  der  zungen,  linguse  volu- 
bilitas.  Ringferigklich,  ordenlich  nach  einanderen,  als 
wenn  ein  red  wol  fallt,  volubiliter.'  Mal.  ,Es  gehören 
den  Soldaten  ringferige  Musqueten.'    HsKuLav.  1644. 

—  2.  bequem  GrD.;  von  einer  Aussicht:  frei,  weit, 
schön;  von  einer  Wohnung,  einer  Gegend:  hell,  luftig, 
aussichtsreich  GrD.;  He.  —  3.  von  Menschen  und 
Tieren,  a)  körperlich:  schnell,  behend,  leichtfüssig, 
gewandt,  leicht  Bs  (Spreng);  „L;  Sch;"  G;  Uw.  R.  im 
Laufe";  er  lauft  r.  ,Ich  hab  gesehen,  dass  im  lauf 
überwinden  nit  des  ringferigen  ist.'  1531/60.  Pred. 
Sal.  =  ,dass  das  Laufen  nicht  immer  dem  Schnellen 
gelinge'  (spätere  Übersetzung).  .Ein  ringferig  [.-fertig.' 
1667  usw.;  danach  JUlr.  1733]  Dromedary,  der  senft 
daher  gat.'  1531,  Jerem.  .Seine  reuter  ringfertiger 
dann  die  adler.'  1530,  ebd.  .Ringferig,  velox,  levis, 
celer.'  Mal.  .Der  Musquetier  ergreift  den  Spiess  ring- 
ferig mit  der  rechten  zu  vorderst  an  seinem  End.' 
ValFriderich  1619;  vgl.  u.  ferig  ä.  —  b)  moralisch: 
leichtfertig,  unbeständig;  „leichtsinnig  L;  Sch,"  ,Sö- 
lichen  ringfertigen,  unnützen  Worten  lychtlich  glouben 
geben.'  1529,  Absch.  ,Dem  bischof  Hatte  von  seines 
ringferigen  und  feilen  gemüets  wegen  niemand  vil 
guots  verjach.'  Vad.  ,Das  Herz  ist  noch  so  neidig, 
das  Gmüt  noch  so  ringferig.'  FWvss  1653.  .Durch 
ringferiges  und  unfürsichtiges  Handien.'  Z  Mand.  1669. 

—  4.  geringfügig.  ,Umb  kleiner  und  ringferiger 
Ursachen  willen  in  gefengnuss  geworfen.'  JosSiml.  1577, 

Mhd.  riiuverte,  -vertic.  leicht  und  schnell  gehend  oder 
handelnd.  —  Zu  Bed.  '2  (eigtl.  wohl  =  ,wo  der  Blick  be- 
quem, ungehemmt  schweifen,  fahren  kann')  vgl.  das  Folg. 
(Bed.  1)  und  das  syn.  fromüeiig,  von  Wohnungen. 

schwer-.ferig",  -fertig  B;  FS.:  „1.  =  , schwer' 
i.  S.  v.  düster,  von  Wohnungen;"    vom  Gemüte:   .Der 


021 


Far,  fer,  flr.  vier,  for,  für 


922 


sy  stet  trost  [stets  tröstete]  in  irein  -wiilermiuit  [Un- 
mut], wann  sy  g:anz  und  gar  sehworl'ertig  was.'  Ziely 
iri'Jl.  —  2.  seh wertällig- (schwer  zu  ziehen),  pluniii, 
unhehülflich,  (iegs.  Ucht-f.  B;  FS.;  „L."  Im  B  Frei- 
tasfsbl.  1723  wird  das  Tanzen  emiifuhlen,  .weil  unsre 
Nation  bei  Fremden  um  etwas  dick  UTid  schwerfertig 
angesehen  wird.- 

ferig  II  f-irig  s.  fern-rig. 

Ferli"  (e'),  mit  den  Nbft'.  FerkeUi  W,  F,^(Ui  BHa., 
Interl.,  Färtschi  BHa..  J'.eJscÄf  BSi.  (");  LE.;  Übw 
—  n.:  1.  junges  Schwein,  Ferkel  AaZcI.;  Bs;  B;  Gr; 
l'P.;  G;  Sch;  S;  Tu;  Uw;  W;  Z.  Syn.  Häsi,  HaschiU. 
In  FJ.  ausgewachsenes  Schwein,  während  das  junge 
(fiisel  heisst.  Trüeje'  wie-n-es  F.  GW.  D'  F.  hent  kei 
Buch,  wenn  seh'  nit  süfe"  GrAv.  Als  Jemand  klagte, 
dass  sein  F.  nicht  trinken  wolle,  riet  ein  Anderer: 
Mach  ass  's  [dass  es]  i'n  G'meindrat  cliunnt!  GA. 
Du  diost  [tust]  as  wie-n-es  F.,  zu  einem  unartigen 
Kind  Obw.  I)ii  drecMgs  F.,  zu  einem  unreinlichen  PP. 
Wer  's  F.  ha"  will,  miiess  de'  Sack  üfhebe".  Sulger. 
,Man  muss  das  F.  anschauen,  nicht  den  Trog.'  Kirohh. 
,Ein  schwyn  mit  siben  färlin.'  NMan.  .Nefrens,  ein 
entwent  [entwöhntes]  oder  abgesaugts  färle.'  Fris. ; 
M.^L.  F.  werden  als  Bestandteil  des  Kleinen  Zehntens 
neben  Imben.  Hühnern  und  Kälbern  erwähnt.  —  2.  der 
Inhalt  des  Magens,  sofern  er  erbrochen  wird;  die 
Kaidaunen.  Der  hat  e  scliönc  Hüfo  Ferliiii  'hcrchn", 
hat  viel  erbrochen  W.  Eim  d'  F.  us  cm  Buch  schlan, 
scherzh.  Drohung  gegen  einen  Dickbauch  GrD.  Vgl. 
ferlfinjen. 

Mhd.  verlln  wie  das  auf  Sp.  712  angeführto  Fägy  uns 
vcrjii'lin,  von  uart-A,  .Schwein;  e,  c^  in  der  MA.  ist  also  eine 
Ausweichung  für  e'.  Länge  des  Voc.  wohl  allg.,  wie  meist 
vor  r;  e-  auch  iu  Z  wegen  der  Verbindung  rl;  d  stiitt  r  ist 
eine  nicht  seltene  Lautaffektion.    —   S.  auch  Jmjer;  Läufir. 

Korn-:  1.  Maulwurfsgrille  AABb.,  Fri.;  ZW.  Syn. 
Kornfresser ;  Herdkrebs;  Werre;  Wer r für.  —  2.  Ham- 
ster. ,Von  dem  hamester.  Cricetus,  hamester,  korn- 
färle.'  TiERB.  156.3.  ,Der  hamster,  kornferklein,  cri- 
cerus.'  Red.  l<iÜ2.  —  Beide  Bedd.  wahrsch.  von  der  Eigen- 
schaft des  Wiihlens. 

Meie"-:  Unke;  ganz  junge  Kröte  Tn.  Syn.  Gügen- 
moli.  S.  auch  M.-Fägg  Sp.  712.  — •  Süg-:  junges 
Schwein,  Milchschweinchen  AAZein.  Syn.  Span- F. 
,Lacteus  porcus,  ein  saugfärle.'  Fris.;  Mal. 

Span-  Spä-  AAStauf.;  Ar;  GRh.;  S;  UwE.;  Z, 
Spä-  Ni)w:  Spanferkel,  Saugschweinchen.  ,Umb  ein 
spannferlin  5  ß  4  d.'  Bs  15ö2.  ,Porcellus,  färle,  seuwle; 
und  so  es  noch  saugt,  ein  spanfärle.'  Tierb.  15Ö3.  — 
Vom  alten  Vb.  spanen,  saugen,  locken,  ziehen;  vgl.  nhd.  .Ge- 
span', Milchgeschwister. 

ferlen,  in  BSi.;  GRRh.;  W  ferlene",  ferlinu": 
1.  ferkeln,  junge  Schweine  werfen,  allg.  .Die  loosen 
färlend  auf  den  sommer,  dann  sy  tragend  4  monat.' 
Tierb.  15(j3.  .Elidunt  tVetus  sues.  färlend  oder  brin- 
gend ire  färle.'  Fris.;  Mal.  .Wo  g'ferlet  [geworfen 
worden]  syge  diso  moor.'  1576,  SciiwvNniRT  u.  Schitoler. 
—  2.  s.  erbrechen  Gr;  W.  Vgl.  Fidli  und  füllen 
Sp.  795/6.  Ferner  übertr.  auf  den  Hcubündel.  der 
nicht  gut  zsgefasst  ist.  so  dass  das  Heu  beim  Tragen 
aus  dem  Seile  weicht  GRPr. 

Diese  Form  des  Vh.  (mit  r)  auch  in  Gl  neben  ytiij'j  für 
das  Subst.  -  Die  nieltrsilbige  Form  dos  Vb.  geht  auf  dif 
di'ii    betr.  MAA.   ('ig.  IMuralfnrm   -i'ni,   -ini  d<'s  Subst.  zurück. 


Über-:  refl.,  zu  viel  Junge  werfen  und  dadurch 
verderben  Nuw.  —  umha-:  herum  schweifen  (wie 
Schweinchen)  und  sich  dabei  beschmutzen;  von  Kin- 
dern BSi.  —  ver-:  ein  todtes  Ferkel  werfen  GSa.  — 
„neben-für-:  gar  zu  leichtsinnig  und  dumm  handeln; 
unsinnige  Lustigkeit  äussern  LE." 

Ferliner:  der  sog.  .Kotzergeist',  der  sich  zu  kirch- 
lichen Festzeiten  in  der  Dunkelheit  erbrechend  hören 
Hess  und  als  Weinprophet  galt  W. 

Feire  f.:  Weibsperson  von  anrüchiger  Moral  UUrs. 
—  Vgl.  Fei. 

Fir  f.:  Feier.  —  Juge"d-:  besonderer  Kinder- 
gottesdienst am  sog.  Bettage,  am  Charfreitag  und  ein 
Mal  im  Laufe  des  Sommers  GStdt.  —  Peter- Stuel-: 
katholischer  Festtag  (22.  Febr.).  zugleich  .Loostag' 
für  Witterung.  .So  manchen  Tag  die  Störche  nach 
P.-St.-F.  ankommen,  so  manchen  Batzen  schlägt  der 
Sack  Korn  auf;  und  so  manchen  Tag  vorher,  so  man- 
chen B.  schlägt  er  ab.'  S.  .Petri  Stuhlfeier  kalt  — 
die  Kalt  noch  länger  anhält.  Wenn  's  friert  auf  P. 
St.-F.,  friert  es  noch  14  Mal  heuer.'  Hebelkal. 

fire":  feiern.  1.  festlich  begehen  oder  ver- 
ehren, wie  nhd.  Mit  Acc.  der  gefeierten  Person: 
einen  Heiligen  /'.  und  fasten,  am  Tag  vor  seinem 
Feste  fasten,  was  ehemals  gebräuchlich  war  L.  Bildl. 
von  gewöhnlichen  Menschen:  Fr  ist  iveder  z'  f.  no''' 
z'  faste,  gar  nicht  zu  befriedigen,  wunderlich,  übel- 
launisch L.  ,Der  alte  Knecht  [mit  Arbeit  überladen] 
war  nicht  mehr  zu  feiern  [äusserst  ungehalten].'  XHerz. 
1863.  Mit  Dativ.  ,Es  fyret  wenig  lüt  den  heiligen 
mer.'  Edlib.  —  2.  einen  Verstorbenen  f.,  zu  seinem 
Gedächtniss  Trauerkleidung  tragen  und  in  der-  Kirche 
auf  der  Trauerbank  sitzen;  z.B.  st  hed  erem  Ma"' 
nüd  lang  g'firet  Ap.  —  3.  schonen,  m.  Dat.  P.  Wmn- 
me'  de"  Chi-nde"  z'  eil  firet,  so  ivöret  [werden]  si  mäster- 
losig  [ungezogen,  unverschämt]  Sch.  ,Der  schelmshals 
uns  gwüsslich  nit  fyrt'  lässt  HsRMan.  einen  Zecher  zum 
andern  vom  Wirt,  von  dem  er  die  Rechnung  verlangt 
hat,  sagen.  ,[Dass]  wir  durch  solich  und  ander  mittel 
disen  frevelern  zuokommen,  inen  nit  fyren,  sonder  sy 
dermass  strafen  wellent,  dass...'  1532,  Stru'KL.  — 
4.  ,Fire,  deesse  alicui.'|  Id.  B  ^  im  Stich  lassen,  Nichts 
für  Einen  tun?  —  5.  absolut,  a)  fasten  Ai-H.  Vgl. 
f.  und  fasten,  b)  ruhen,  säumen,  zögern.  ,Unser 
Widersacher  sind  gschwinder  pratica  und  fyrent  nit 
weder  tag  noch  nacht.'  1531,  Strickl.  ,Ü.  g.  pittende, 
ylends  darzuo  ze  tuond  und  nit  f.,  dann  es  nit  beit 
[Verzug]  will  haben.'  1531,  ebd.  ,AIs  der  gemelt 
Göldlin  inen  zuogeschrihen,  dass  dhein  fyrens  me  da 
wäre,  dann  dass  die  Länder  sy  angryfen  wurden.'  1531, 
ebd.  Mit  von:  ablassen.  ,Vom  schreiben  feiren,  va- 
care  a  scribendo.  Der  teufel  feiret  niemal  von  seinen, 
aufeätzen  [Anschlägen].'  Hosimn.  1683. 

Bed.  3  eutspriugt  aus  dem  in  , Feier'  liogcuden  Begriff 
, ruhen'  und  .ruhen  lassen'.  Bed.  4,  wouu  richtig  angegeben 
und  erklärt,  wäre  gleichsam  das  Negntivo  zu  3;  iiuf  Hiilfc 
warten  lassen. 

ÜS-:  die  Traucrkleidung  ablegen  .'Vi'. 

Firrc"  m..  Firri  f.    s.  Fir)i. 

vier:  d:is  Zahlw.  1.  Ailj.  /^nr  lliishiiltig  (/höre" 
4  Pfennig:  e  Zer-,  en  Fr-,  e  Wer-  und  e  Xoljiftnnig. 
Ineiohen.  Der  Hnssege  heil  t  Stuck:  e  gnädige  (iott, 
e  g'sunde   Ldi.  es  frumiiis   Wdi  und  e  selige  'Dnl.  ebd. 


923 


Par,  fer,  fir,  vier,  for,  für 


924 


Allcinsteliend  als  PI.  n.  flektiert  rieri.  Vieri  nid  g'raä 
sy  lo",  Alles  bestreiten  ScuSt. ;  vgl.  fünf.  AUi  Vieri : 
alle  4  Beine;  resp.  von  Menschen:  Arme  und  Beine, 
allg.  ,Sei  zu  bodeii  gefallen  und  habe  alle  vieri  von 
ihm  gestreckt'  1610,  Absch.  Z' alle'  Viere",  ventrc  ä 
terre,  in  gestrecktem  Galopp,  sehr  eilig  G;  ScnSt. 
Mit  z'  alle  Viere  g'sprengt  (von  einem  Erntewagen, 
der  eilig  nach  Hause  geführt  wird).  Hafl.  1813.  ,[Mit 
einem  Schifte]  gang  's  oft  vil  gschwinder  als  z'  allen 
Vieren.'  Schimpfk.  1651  (scherzh.).  Mit  alle'  Viere' 
d'  Wand  uf  chlettere",  eine  Vexieraufgabe  bei  Pfänder- 
spielen, welche  damit  gelöst  wird,  dass  man  einen 
Sessel  mit  allen  4  Beinen  die  Wand  hinaufschiebt.  Er 
isch  fast  z'  a.  V.  d'  Wand  uf.  war  der  Verzweiflung 
nahe  Sch.  Z' a.  V.  gö',  vor  Müdigkeit  gebückt  gehen  S. 
Von  der  Tageszeit:  am  Vieri,  um  4  Uhr;  z'  Vieri,  zum 
Abendessen,  Vesperbrod  um  4  Uhr;  auch  subst.  (wie 
z' Abed,  z'  Imhiss  udgl.)  dieses  Essen  selbst  BSi.;  Z 
(Syn.  z'  Vesper);  zweites  Abendbrot  (wenn  das  Mittag- 
essen z'  Abend  heisst),  Arbeitern  im  Sommer  verab- 
reicht Obw.  —  2.  Subst.  mit  Art.  ,die  Vier',  Dorf- 
vorsteher, auch  Vierer  (s.  d.  u.  Ztschr.  f.  Schwz.  R. 
Ta  45).  ,Der  Twiugherr  setzt  den  Ammann  und  die 
Vier;  jährlich  sollen  zwei  neue  gesetzt  werden.  Sie 
sollen  darauf  achten,  dass  ohne  Bewilligung  kein 
Fremder  sich  einhause.'  1669,  Twingr.  BRoggw.  und 
so  bis  1819.  Von  zufälliger  Richterzahl:  ,Erfindet 
sieh  denn  vor  den  fieren  und  dem  fünften  [ihrem  Ob- 
n^anne],   dz  der  hof  gan  Grüeningen   gehört'    Edlib. 

—    Abi.   Vierdirntj;    Viertel  (s.   Ykr-Teil);   viemteHt  (s.  Slund); 
Vier(n)z€l, 

ein-vier:  eigensinnig?  ,Man  findt  etwa  so  stolze 
einfiere'köpf.'  ÄgTschüdi,  Gallia. 

Viell.  nur  verschrieben  statt  des  syn.  eimckier  oder  dann 
jedehf.  diesem  nachgebildet  unter  Einfluss  von  .geviert',  s.  d. 

Vierer:     1.  Mitglied    des    Vorstandes    städtischer 
und   ländlicher  Gemeinden;    vgl.  die  Vier.     Ziemlich 
syn.  erscheinen  ,. Anwalt,  ewalt,  geschworner'.    ,Die  v., 
so  von  aira  vogt   und   den  nachpuren  erweit  und  ge- 
ordnet sind.'  1495,  Ofpn.  Rickenb.    .Nach  erkanntnuss 
der  geschwornen  vierer,  die  die  gemeind  alle  jähr  be- 
setzen sollen  in  beiwesenheit  eines  amtmanns.'   1506, 
ütfn.  TnKessw.   ,Das  Recht,  einen  Amniann,  die  Vierer, 
den  Bannwart,   die  Wein-,   Brot-  und  Fleischschätzer 
zu  setzen.'  1669,  BRoggw.    Auch  von  Unterbehörden: 
,In  Bern  wurden  von  der  Gemeinde  zur  direkten  Auf- 
sicht und  Execution   betr.  die  Stadtfelder   nach   dem 
Beispiel  beinahe  aller  Gemeinden,  wo  Bural-Angelegen- 
heiten    zu   besorgen   waren,    V.  bestellt.'    BLMessmer 
1830.    So  bis  1798;  der  Name  Viererhüsi  aber  ist  dem 
einen  ihrer   ehemaligen  Sitzungs-  und  Archivgebäude 
bis   heute  geblieben.     ,Uf  16.  malen   1536   ward   ich 
von  mynen  herren    zue   der   armen   lüten   stock   [Al- 
mosenkasse]  zu  einem  fierer  verordnet'    Kessler.  — 
2.  Scheidemünze  im  Wert  von  4  Hellern  od.  Pfen- 
nigen,   Yi  Kreuzer,   vormals   in  Aa;  B;  L.     ,4  vierer 
für    1  blaphart.'    1383,  L  Bürgerb.     „Ein   bernischer 
Vierer  war  (noch  in  der  2.  Hälfte  d.  XVIII.)  der  dritte 
Teil   eines   alten   B  Schillings."     E  Chrüzer  tin  e  V. 
wurde  gesagt  statt  l'/a  Chr.  BO.    In  Bs  f  =  2  Rappen 
(4  Heller),  aber  schon  zu  Spreng's  Zeit  nur  noch  ideell, 
im  Rechnen  gebraucht.     Auch  allg.  i.  S.  v.  geringem 
Wert    I'''  gehti  [gäbe]  kei  V.  derfür  GkPt.    ,Von  den 
Vierern    sollen  293 '/j  Stück  1  Mk  wiegen  und  6  Lot 


fein  halten.'  1565,  Absch.  Im  J.  1573  wird  gerügt, 
dass  eine  Menge  Zuger-Kreuzer  oder  Vierer  ausgegeben 
werden,  die  im  Reich  nicht  angenommen  werden,  was 
auf  den  Grenzverkehr  hemmend  wirke,  ebd.  —  Mhd. 
vierer  in  beiden  Bedd. 

Etsch-.  ,Quadrans  gilt  als  vil  als  1  Basler  hälb- 
ling,  2  alt  angster,  1  quatrin,  etschvierer.'  Fris. 

Über  die  Benennung  s.  Österrtcher  Sp.  584.  Vgl.  auch 
Esjier  Sp.    571;   Etach-Krüzer,  -Plaphart. 

Basel-.  ,1  Baslervierer  =  Sheller.'  1504,  Absch. 
,=  3  Angster.'  1533,  ebd.  ,1  Pfund  =  10  Kreuzer  = 
10  Basler-V.'  2.  H.  XVI.,  ebd.  ,As,  ein  kleiner  Basel- 
vierer, Schilling,  blappart'  Fris.  —  Pfund-:  ,(in 
BsStdt)  die  Gebühr  des  Stadtkäuflers  bei  den  Ganten, 
nämlich  ein  Vierer  von  jedem  Pfund,  den  Käufer  und 
Verkäufer  zu  bezahlen  haben.'  Spreng.  ,Gebühret  ihm 
nach  der  Ordnung  der  Pf.,  d.  i.  vom  Pfund  4  \).  und 
weiter  Nichts.'  1740,  Bs  Rq.  —  Bettelstuben-:  vor- 
mals einer  der  , Vierer'  der  Z  Gmde  Sth.,  Aufseher 
über  die  Bettelstube.  .Hans  Jagli,  Bettelstubenficrer 
uff  dem  gmeindhus  zu  Oberstammheim.  1630',  aut 
einer  Glasscheibe.  —  Doppel-.  ,Es  soll  1  D.  7'/2 
Angster  gelten.'  1533,  Absch.  ,5  Doppler  oder  Doppel- 
vierer =  2  gute  Batzen.'  2.  H.  XVI.  (ital.  Vogt.),  ebd. 
,Dupondiu.<i.  ein  doppelvierer.'  Fris.  .Welcher  in  dises 
bad  will,  gibt  zuo  einzug  zwen  d.  oder  1  angster  und 
3  crüzer.'  HPantal.  1578.  ,Doppelführer.'  Wurstis. 
1765,  176.  —  Dorf-:  Dorfvorsteher;  s.  das  einf.  W. 
In  den  alten  Ofthungen,  z.  B.  von  ZFlaach,  Töss,  auch 
,D.-fyrer'  geschrieben  und  mit  ,Dorf-meier'  wechselnd. 
—  Dischli"-:  1.  vormals  ein  Beamter  der  adelichen 
Gesellschaft  zum  Distelzwang  in  Bern;  s.  B  Taschenb. 
1865.  -  2.  Geldstück,  den  Kindern  in  Bern  am  O.ster- 
montag  ausgeteilt.  —  Diachli  =  Ditteli,  Distelfink. 

Vieri  f.:  viereckige  Gestalt  =  Geviert,  -i.  I'  d'  V., 
ins  Geviert  SchwE. 

Ge Vieri  f.:  Vierheit  Vierzahl,  Viergestalt?  ,Des 
[Rades]  gstalt  was  aucli  nach  der  gfiere  der  tieren.' 
1531,  Ezech.  1,  15. 

Vieri  n.:  1.  die  Ziffer  4  (s.  o.).  —  2.  Spielkarte 
mit  4  Zeichen.  —  Rosen-:  diese  Karte  in  der  .Farbe' 
der  ,Rosen';  im  Kaiserspiel  eine  der  wertlosesten  Kar- 
ten, daher  die  RA.  fliege'  icie  's  B.  Ineichen  1859. 

Stuel-:  einfältiger  Mensch  G. 

Wahrsch.  gedacht:  so  dumm  wie  ein  vierbeiniger  Stuhl, 
d.  h.  ein  Stuck  Holz  (vgl.  .stockdumm'),  aber  viell.  mit  An- 
lehnung an   (Büren-)  Fünfi. 

Vieri-g  f.:  1.  die  Zahl  4.  —  2.  die  Karte  oder 
die  Nummer  4  Ndw.  —  3.  viereckige  Gestalt  .Die 
stein  [Bausteine]  sollen  an  keinem  egken  abgebrochen, 
sonders  völlig  syn,  dass  sy  in  allweg  die  vierungen 
ergryfen  (erlangen)  mögent,  damit  da  kein  presten 
erschyne.'  1539,  B. 

Vierli''g  m.:  der  vierte  Teil  eines  Massganzen 
(z.  T.  wie  .Viertel',  nur  dass  dieses  den  4.  Teil  eines 
grössern  Ganzen  bezeichnet  und  nur  von  Hohlmassen 
gebraucht  wird;  s.  5).  1.  ein  Vierlolhundert,  bes.  von 
Kohlköpfen,  welche  nach  diesem  Mass  verkauft  werden 
B;  GTa.  —  2.  der  4.  Teil  eines  Pfundes.  ,1  Vierling 
haltet  4  Unzen,  oder  8  Lote,  oder  32  Quintlein,  oder 
'/4  Pfund.'  JBEscHER  1685.  —  3.  eine  Viertel- Elle  Z. 
Scherzh. :  en  V.  blaue  Himmel,  wenn  nur  wenig  Blau 
am  bewölkten  Himmel  oder  nur  ein  kleines  Stück  des 


925 


Far,  fer,  fir,  vier,  for,  vor,  für 


926 


(blauen)  Himmels  sichtbar  ist;  vgl.  blaue  U.  [so  viel 
als  Zeuff  erforderlic-h  wäre)  zti-n-ere  Schöss  (zumene 
Par  Hose").  Scherzh.  (von  einer  Pockennarbig-en): 
st  jciir  recht,  wenn  si  nW  en  V.  ändert  Hut  hätt'.  — 
4.  '/«  Juchart  Z,  z.  B.  von  Weinbergen.  ,Ein  winzlcr. 
der  ein  ganz  lechen  hat,  mag  1  tag  mit  4  personen 
lesen,  ein  flerling  mit  ainer  person.'  151.5,  Rheinaii. 
Fischerrecht.  —  5.  der  4.  Teil  eines  Viertels,  selbst 
wieder  in  4  Mässli  eingeteilt  (Hohlmass  f.  Trocknes) 
Z.  So  auch  bei  JBEscher  1685.  ,1  ferling  öpfel  galt 
1  ß  [Schilling].'  Edlib.  Das  entsprechende  Mess- 
geschirr: ,Die  viertel,  vierling  und  messlin  und  das 
wyngeschier  fechten.'  1547,  Sch  Eatsprot.  Syn.  Kopf. 
—  6.  Teil  eines  geschlachteten  Tieres  (?).  ,[Die 
Metzger  sollen]  dehein  fleisch  nit  waschen,  denne  so 
das  ingewaid  herüs  kunnt  und  das  denn  furo  nit  in 
die  kübel  stössen  und  waschen  an  den  fierlingen.'  ea 
1400,  Staiitr.  Diessenh.  ,'Wüss  ein  schäfenen  f.  zu 
emphahen  und  leb  well  drob  und  (gn)ag  in  suber  ab.' 
Anf.  XVU.,  BScHWARziN. 

Wuchen-:  die  (vierwöchentlichen)  Katamenien. 
Den    W.  ha"   Z.    —    Verdreht  aus  'Vierwuchli''ij. 

viernist:  4  Mal  Es.  —  Wie  nceu-n-isi,  drü-n-wi  mit 
eingeschobenem  n  nach  Anal,  von  einiet. 

viert:  Ordn.-Zahlw.  ,Zu  Vierten  verwandt'  ist 
man,  wenn  die  Urgrosseltern  Geschwister  waren  GlH. 
Anderswo  gleichbed.  z'  vierte"  Chinde".  ,Da  sich  nun 
aber  ergibt,  dass  sie  [die  Eheleute]  zu  den  vierten 
Kinden  sind,  so  ferne  Verwandtschalt  bisher  zugelassen 
worden,  so  möge  man  sie  ehelich  bei  einander  bleiben 
lassen.'  1545,  Absch.  Ehemals  konnte  man  in  Gl  in 
den  Fall  kommen,  auch  ,zu  Vierten'  zu  steuern,  d.  i. 
im  vierten  Grade  der  Verwandtschaft  zur  Unterstützung 
von  Waisenkindern  herangezogen  zu  werden. 

geviert:  1.  quadratisch  viereckig,  z.  B.  von  den 
4  Seiten  eines  behauenen  Balkens  Z ;  vgl.  überlang-t. 
jGcviert  schüsslen',  als  Requisit  für  das  Heer.  G  Stifts- 
archiv. ,Gevierd  teller,  quadra.'  Däsyp.  ,Quadratus, 
vierschröt,  gfiert.'  Fris.;  Mal.  ,Die  erste  Proportion 
[von  viereckichter  Schlachtordnung]  ist  geviert  von 
Mannschaft,  d.  i.  wann  so  vil  in  ein  Glid  als  in  einen 
Reien  gestellt  werden.  Die  andere  ist,  wann  die  Sol- 
daten ein  gevierten  Boden,  auf  welchem  sie  standen, 
machen,  welche  geviert  von  Land  oder  Boden  ge- 
nennet wird.'  VFrider.  1619.  ,Fenster  von  gevierten 
Scheiben.'  Z  1760,  Von  Zahlen:  a)  viermal  genom- 
men. ,Überantwortet  in  vier  gefierten  kriegsknechten.' 
1531/48,  Apostelgesch.  =  ,4  mal  4.'  1667.  —  b)  mit 
sich  selbst  multipliziert,  mit  2  potenziert:  ,Neune  ist 
ein  gevierte  zahl,  die  da  entspringt  aus  drei  mahl 
dreien.' FWvss  1650.  Von  Menschen:  „vierschrötig, 
stark  und  plump  von  Gliedern."  —  2.  geschickt 
BHa. ;  listig,  schlau.  ,Er  war  gefiert  und  böslistig.' 
Zielt  1521.  ,So  wird  das  wyb,  wie  wol  's  ist  gvierdt, 
fry  bschissen,  trogen  und  verfüert.'  Ruef  1550.  .Denn 
d'  schlang  listiger  ist  und  gfierdt  uf  allem  veld  denn  alle 
tier.'  ebd.  ,Wie  dann  abtUolrich  uf  sölichen  vcrdackten 
anschlegen  und  pratiken  unseglig  listig  und  gfiert  was.' 
Vad.  .Und  ist  kain  abt  so  gfierd,  geschwind,  vorteilig 
und  fürsichtig  gsyn.'  ebd.  .Astutus.  gescheid,  listig, 
gefiert,  boshaftig,  ausgefitzt.  Pejor,  böser,  gfierter.' 
Fris.;  Mal.  ,Die  h.  gschrift  nennt  torechtig  lüt,  die 
glych  [zwar]  weltwys  sind  und  gfiert,  aber  in  denen 
kein  gottsforcht  ist.'    LLav.  1584.     Vgl.  dag.  fr/,.  tHe 


carree  und  .vierschrötig'.  —  3.  Subst.  ,(4evierter'  = 
Vorsteher,  einer  der  .Vier',  s.  d.  ,Ware  daraal  Seckel- 
meister  HJH.  und  Gefiertne  T.H.  und  HJR.  [usw.].'  1726, 
AAAbtwyl.  —  ab-  =  (leviert  3.  ,Hab  meine  Sachen 
wol  g'studiert  Und  bin  durchüss  gar  wol  abgfiert.  Ich 
weiss  ds  geistlich  und  weltlich  recht.'  Com.  Beati.  — 
schräg-:  nach  der  Form  eines  verschobenen  Recht- 
eckes; auch  schräg  im  (i"'s)  G'viert,  z.B.  schneiden, 
machen  (Zimmermannsspr.).  —  G'viert  Gvierd  Bs  n.: 
(quadratisch)  viereckige  Gestalt;  Quadrat,  Viereck; 
.3  Schueh  i"s  Gv.  Grundstock  eines  Hauses.  Bis  i  's 
Gv.  uf'e  (d.  i.  bis  da,  wo  das  Viereck  sein  Ende  hat); 
roni  Gv.  ufe  bis  i  'n  Gibel  Z ;  vgl.  das  folg.  Viereckiges 
Gestell  eines  Webstuhls  Bs.  —  Gevierti  f.:  1.  der 
obere  Teil  eines  Gebäudes,  auf  dem  das  Dach  ruht  L. 

—  2.  (quadratisch)  viereckige  Gestalt  übh.  ,Sie  hahen 
allda  das  Läger  geschlagen  und  ihre  Hütten  die  Gvierte 
[adv.  Acc.  =  im  Quadrate]  eingeteilt.'  ühimm  1786.  — 
3.  Abstractum  zu  geviert  2:  Listigkeit,  Schlauheit.  ,Ich 
will  im  [dem  Teil]  syner  gvierte  nit  vergessen!'  sagt 
Gessler  bei  Ruef.  ,Astutia,  gescheidigkeit,  geschwindig- 
keit,  listigkeit,  gefierte,  gefltzte,  list.'  Fris.;  Mal. 

Mhd.  ijevieret,  viereckig,  fest.  —  Bed.  '2  des  Adj.  viel), 
nach  dem  lat.  iiuadmtus,  eig.  vierecltig  zugeschnitten  und 
dadurch  passend,  schicklich;  dann:  geschickt  und  dieses  nach 
der  schlimmen  Seite  ausgedeutet. 

halb-viert:  3'/->  Masseinheiten  haltendV  ,Ein 
halbfiert  kanne.'  1422,  L  Urk.     Vgl.  viert-halb. 

vierzig  viersg.  „Die Vierzig",  eine  Behörde,  Volks- 
vertretung. .Schultheiss,  Rat  und  V.  und  andre  ihre 
Ämter  und  Gerichte  besetzen.'  1450,  Bad.  Freih.  .Der 
Geschwornen  sind  38,  welche  sammt  dem  Landsweibel 
und  Landsschreiber  die  40  oder  Vierziger,  auch  ge- 
meine Vierzger  der  Landschaft  Entlibuch  genannt 
werden.  Sie  versammeln  sich  alle  2  Jahre,  um  sich 
über  das  geraeine  Beste  zu  beraten.'  JXSchnyd.  1782. 

—  nünundvierzig:  He  z'  Nünevierzgi!  Ausruf  des 
Erstaunens  Bs.     Vgl.  einund  fünf  zig. 

Vierziger:    1.  Mann  von  40  Jahren    (wie  nhd.). 

—  2.  ein  im  Jahre  40  Geborener.  Vgl.  Järgänger.  — 
3.  Plur.  =  ,die  Vierzig'.  —  4.  Laib  Hausbrot,  deren 
40  aus  dem  Viertel  eines  Müttes  gemacht  wurden,  so 
dass  der  Laib  ';*  Kilo,  je  nach  dem  Jahrgang  mehr 
und  weniger,  wog.  XV.— XVIIL,  Z;  Syn.  Vierzgi-, 
Vierzger-Brod ;  s.  auch  Drissger-,  Zechner-,  Zivänzger- 
Brod.  Um  die  Zunftschranken  zwischen  .Feilem'  und 
,Fochenzern'  (s.  Sp.  654  u.  774)  aufrecht  zu  halten, 
wurde  1463  den  Feilern  eingeschärft,  ,dass  sy  dehein 
vochenzis  brot  20,  30,  40  oder  10  vom  viertel  oder 
gottel  [in  welchem  Verhältniss  das  sei]  nit  bachen 
söllent;'  und  mussten  in  der  Folge  auch  die  Fochenzer 
auf  das  ,Vierzger-Gebäck'  (wohl  weil  es  zu  nahe  an 
das  Kleingebäck  der  Feiler  streifte)  verzichten;  s.  ,das. 
Brot'  isti's,  76  f.  127.  134.  135.  139. 

Fiei'je  f.:  Henimkette  unter  den  Schlittenkufen  Gr; 
Syn.  Verlieb-,  Underlcgketti.  —  Aus  cliurwälsch  /i'.i;/«.- 
vgl.  y,rH  II  (Sp.  918). 

vor.  in  Z  far  fo'J:  1.  Präpos.  A.  mit  Dativ. 
I.  räumlich,  wie  nhd.,  doch  in  einzelnen  Verbindungen 
mit  besonderm  Sinn.  V'or-'d»  Hus,  auf  der  ttstseite 
desselben  {hiiider,  westlich,  ol),  nördlich,  iinder.  süd- 
lich; ebenso  beim  Adv.  rör  u.se,  nach  der  Gstseite 
heraus  usw.)  G.  bei  entsprechenden  territorialen  Ver- 
hältnissen.    Im    Siinic    von   .\usschliessung:     \'i>r   der 


927 


Far,  fer,  fir,  for,  v(U'.  für 


928 


Tür  ist  dtinsc!  B  (Zyro).  ,In  allen  gerichteii  und  ge- 
bieten derer  von  Schw}-^  in  und  vor  dem  land.'  1545, 
Absch.  In  Verbindung  mit  andern  Eaunibestimniungen : 
D'rnoh  [darnach]  nimmt  'r  c  Frise  und  lächelet  so 
g'keimnissiull  vor  anem  ane  [vcr  sich  hin]  S  (Joachim). 
Vor  Eim  ane  gä",  vor  Einem  her  gehen  Z.  Ich  cha'"' 
d'  Wussergelle  nüd  vor-m'r  ane  träge",  i'''  miies-si  uf 
de'  Chopf  ne"  Z.  iSV  ist  vor-m'r  ane  [an  mir  vorbei 
gegangen,  sonst  für-mi'''  «ne]  und  hät-mi'''  nüd  emäl 
g'grüezt  Z.  Möge"-mer  cor  enand(ere)  ko?  an  einander 
vorbei  kommen  (ausweichend,  ohne  störende  Berührung) 
Gr,  anderwärts  vor-en.  dure  fdurij  cho",  in  Z  auch  in 
bildl.  S.  =  einträchtig  sein,  ohne  Streit  mit  einander 
auskommen.  Übergehend  auf  innere  Verhältnisse, 
Gegenstände  des  Bewusstseins  und  Willens;  Etwas 
vor  si^''  ha",  vorhaben,  sich  vornehmen  (zutun)  B  öO. 
Etwas  noch  zu  verrichten  haben  Scn.St. ;  etwas  Ver- 
gnügliclies  oder  Beschwerliches  in  Aussicht  haben  Z. 
,Als  dick  [so  oft]  sy  vor  inen  [sich]  hatten,  die  von 
Zürich  selb  zu  fragen.'  Fkünd  1447.  , Damit  sie  uns 
mit  betrüglichen  gefärden  vor  dem  gemeinen  mann 
[bei  ihm,  in  seinem  Urteil]  verleiden  [anklagen].'  1531. 
Absch.  .Landleut,  so  Geissen  haben,  sollen  dieselben 
jederzeit  vor  dem  Hirt  [in  seinen  Augen,  unter  seiner 
Hut]  haben  oder  in  Stall  tun,  damit  Bäum  und  Gärten 
nit  von  ihnen  verderbt  werdend.'  1675,  BEschi.  Im 
Sinn  von  Hinderung:  Ei'm  nüd  vor  Öppis  sV, 
es  ihm  nicht  verwehren  Z;  vgl.  ror  sV,  Adv.  ,So 
dann  nun  die  Creatur  gleichsam  keine  Ruh  nicht  hat. 
Avann  ihro  unser  Undergang  so  viel  zu  schaffen  gibt 
und  uns  so  gern  vor  demselben  wäre.'    JMüli,.  1665. 

—  2.  zeitlich.  D'  Ürte  cor-em  Wirt  mache"  AaKöII.; 
sonst:  ,ohne  den  W.'  3Ie  mues  de"  Lo"  vor-em  Seckel 
sueche,  nicht  zuerst  den  Beutel  Z.  Vor  Järe",  vor 
etlichen  (nicht  , vielen',  wie  nhd.).  ,Diser  handel  ist 
V.  langst  [längst  vorher,  schon  lange]  offenlich  ver- 
antwurt.'  1524,  Absch.  ,I)as3  wir  um  unsere  hotten 
noch  nit  vernommen,  dann  wie  sie  von  ihm  [dem  Kö- 
nige] V.  lengest  seind  wohl  empfangen.'  RCvs.  — 
3.  causal,  z.T.  wechselnd  oder  vermischt  mit  von. 
Dert  grodlet  's  v.  Lite,  dort  wimmelt  es  von  Leuten 
Bs.  FaM  verhuggle"  c.  Lache",  sich  fast  buckelig 
lachen  G.  Vor  enandere,  einer  wegen  des  andern 
Aa  (H.).  Vor-em  selber,  von  (sich)  selbst,  aus  eigenem 
Antrieb,  ohne  äussere  Ursache  S;  Z  (auch  von).  Wcts 
hesch  am  Finger?  (irgend  ein  Geschwür).  He,  's  isch 
for-em  s.  ko  Bs.  Göt  's  Gatter  [Gittertor]  vor-em  s. 
uf.  BWyss  1803.  Bin  Atto  hed  g'slagnd  [geschlachtet] 
das  Chalb.  ror  der  Freido,  dass  er  's  [das  Söhnchen] 
hed  g'siehd  ffsinds  (gesund  wieder  gesehen]  PRini. 
.Als  das  schiff  an  zweien  enden  brann.  das  wir  es  nit 
löschen  konnden  v.  dem  schiessen.'  HsSchürpf  1497. 
,Du  weist  schier  v.  alte  gar  nüt.'  NMan.  ,Bass  der 
sehne  nit  die  dächer  intrückti  v.  schweri  wegen.' 
UMey.  1540/73.  ,Das  volk,  das  morgens  v.  gschäften 
zur  predig  nit  kummen  mag.'  XVI..  Z  Ordn.  .Under- 
wylen  plagend  der  mann  und  's  wyb  einanderen,  dass 
die  nachpauren  v.  ihnen  z'  eng  habind.'  Schimpfe.  1651. 

—  4.  bei  , kennen'  i.  S.  v.  .unterscheiden'  =  von.  A" 
was  tuet-mer  [man]  d'  Hampcrchslüt  [Handwerker]  i\ 
emmd  kenne';'  Zu.  Mer  kenned  d'  Hund  und  d'  Chatze 
c.  enand  und  's  Silber  vor-em.  Blei.  Stutz.  I)ert  füll 
der  Arm  und  füll  de  Bgch,  Me  kennt  s'  nüd  i\  enand. 
ebd.  —  B.  mit  Accus.  1.  vor  Etwas  hin,  wie  nhd. 
Fi'm   r.  d'  Sunn  stä',   das  Licht   verdecken    Z.     Ein 


unartiges  Kind  v.  d'  Tür  use  stelle"  usw.  Personen, 
Gegenstände,  Geschäfte  ror  enand  richta",  eine  Reihen- 
folge darin  herstellen  Gr.  Vor  enand  mache",  wett- 
eifern, wer  mit  einer  Arbeit  früher  zu  Ende  komme, 
aber  urspr.  vom  Wettlaufe  GG.  Im  S.  v.  ,zu':  ,Die 
Rute  vor  die  Hand  genommen.'  D  Tomann  1708.  — 
2.  statt  ,für',  in  verschiedenen  Bedd.  dieser  Präp., 
vom  XVI.— XVm.  u.  noch  in  P  (s.  Schott  293.  294). 
,V.  immer  und  ewig.'  LLav.  1576.  ,So  pflegest,  was 
V.  mich  [den  Tod],  dem  kranknen  einzugeben.'  Rüd. 
Mey.  1650.  .Bist  die  rechte  waar  v.  mich.'  ebd.  ,Nicht 
V.  den  rechten  angesehen  werden.'  Hott.  1666.  ,Er 
arbeitete  v.  ihn.'  Lec,  Lex.  , Wovor  ich  bitte.'  Acerra 
1708.  ,V.  einfältig  passieren.'  ebd.  ,V.  das  Waisen- 
hus.'  1730,  BSpyri  1871.  .V.  das  Könftig.'  1731,  Dien. 
1863.  ,Sie  halten  die  goldene  Ketten  nicht  v.  so  alt.' 
JGSuLz.  1741.  ,V.  Dienst  und  auch  für  Kinder.'  1771, 
BSpyri.  ,Ein  geräumiger  Laden  v.  allerhand  Hand- 
werker oder  Handtierungen.'  Z  DonnstagsbL  1787. 
,Was  tat  er  nicht  v.  Sünde!  Er  hat  v.  das  Neu  ge- 
stritten. Dass  er  sorgt  für  sein  Intressen.'  HGWipp 
um  1805.  —  IL  Adv.  A.  räumlich,  concret  und  in 
abstr.  Anwendung.  1.  vorn  B;  S;  Z.  Sjn.  cornen. 
Im  Lade"  v.  Vor  am  Wage.  NIgeli  1842.  Drei  Nollc 
[Nullen],  r.  en  Strich  =  1000.  Stütz.  Er  ist  r.,  vorn 
im  Zuge  (voran,  voraus)  B  (Zyro).  Me  as  zeh  Löcher 
hän-i  r.  im  Chopf.  Stütz.  Du  g'sehst  [siehst]  v.  gtiet 
US,  aber  hinde  nniest  B  (Zyro).  Weder  r.  no'''  hinnen 
BRi.  Hinnen  und  r.  a"  dem  G'säg  [Gerede]  sei  keis 
Wörtli  tcär.  Stütz.  Hingenevor  veder  Oppis  z'  büse 
n.o"''  z'  g'nage".  BWyss  1863.  S.  noch  u.  hinden  und 
rornen.  ,Vor',  vorn.  1534,  Mey..  Wetz.  Prägn.;  ror 
sl",  vor  Gericht  stehen;  Audienz  haben  Z.  —  2.  vor- 
aus, vorgerückt.  V.  sin,  weiter  sein  als  ein  An- 
derer, z.  B.  im  Spiel  oder  Marsch  B  (Zyro).  Eim  vor 
cho",  ihn  im  Lauf  überholen  Z.  Wlt  r.  .si",  im  Wachs- 
tum, von  PÜanzen  im  Frühling  Z.  —  3.  vorhanden, 
gegenwärtig.  ,Corrige  prateritum,  praesens  rege, 
cerne  futurum.  Mach  besser,  was  gefeit;  was  vor  ist, 
tu  recht  leiten.  Und  was  zukünftig  ist,  vorsehe  auch 
bei  Zeiten.' Sylloge  1676.  For /jä",  verhandeln.  ,Wenn 
wir  auch  bei  Tische  die  gleichgültigsten  Sachen  vor 
haben,  nie  redt  er  ein  Wort  dazu.'  —  4.  übrig,  über- 
schüssig, -flüssig;  bildL  beschwerlich,  lästig. 
Syn.  vorig;  für,  fürig.  Subst. :  im  Vor,  noch  vollauf 
(im  Vorrat,  Überfluss)  GrD.  Mit  sin:  seb  [jenes] 
Bröckli  ist  r.  Ap  (auch  för,  für).  Es  sind  chum  me 
drü  Möckli  [Bröcklein,  Bissen]  v.  Stütz.  Er  ist  v., 
man  könnte  ihn  entbehren  ZO.  Er  ist-m'r  v.,  lästig 
GF.  Der  Wage  ist-m'r  v.,  feil  GTa.  VgL  vorig. 
V.  ha",  übrig  haben  Ap;  L;  G;  Z.  /«'■  ha"  Nüt  v., 
kann  Nichts  entbehren  GG.  .Ich  hätte  kein  einziges 
[meiner  Kinder]  v.'  Stutz.  F''  ha"  na  [noch]  3  Franke 
V.  g'ha  Z.  ,Das  Stroh,  das  er  v.  hatte.'  Z  Processakt. 
Er  meinti  sust,  er  müesst-is  Öppis  ge  und  hat  jo  leider 
selber  aw''  Kud  v.  Stütz.  Hat  es  Chind  es  Mäppli  v., 
so  muess-'s-es  dri  [in  die  Sj)arkasse]  tue",  ebd.  De 
liest  denn  künftig  's  Sträle"  vor  [du  brauchst  dich 
nicht  mehr  zu  kämmen],  bist  nümme  'ploget  mit-em 
Hör.  EFeurer.  D'  Milch  hat  nüd  vil  f.,  die  Milch 
ist  auf  dem  Punkt  zu  brechen  G.  Es  het  nüd  vil  v., 
es  fehlt  wenig,  ist  nahe  daran  G.  Es  hat  Nüt  v., 
man  darf  nicht  pochen,  es  könnte  leicht  fehlen  ZHörnli. 
Es  hed  vil  r..  ist  mehr  als  wahr  Ap;  GF.,  Ta.;  Syn. 
me  a's  eben.  Vgl.  .vor  |inehr]  dann  [als]  einmal.'  Edlib. 


929 


Far,  lur,  tir.  Inr.  vor.  für 


930 


und  ,eben  vil'.  ,Syii  barschaft  schetzeii  und  syn  gelt- 
schuld, was  er  über  jjeltsehuld  vorhat.-  1503,  Ekzähleh 
185,").  Mit  bhben:  e^  ist  vom  E/ise"  Nüt  vor  'blibc  Z 
Dättl.  Ebenso  .vorschiessen'  in  der  ä.  Sprache.  Mit 
machen:  erübrigen,  gewinnen.  Er  clia""  bi  dem  G'schäft 
Nüt  c.  mache  Z.  Ebenso  ror  lösen,  hüseii.  er.sparen; 
rorgeiid,  überflüssig,  vorrätig  (aber  auch:  vorher- 
gehend); rorstünd,  vorrätig  (aber  auch:  bevorstehend). 
—  5.  hinderlich.  ,Vor  stan,  vor  dem  Lichte  stehn. 
visum  intercipere.'  Id.  B.  Mit  sin  und  Dat.  P.  und 
z.  T,  Gen.  S.,  in  der  ä.  Spr.  =  verwehren,  verhüten;  vgl. 
corgän.  .Süllen  wir  inen  des  nüt  v.  syn,'  Bundesbr, 
1352.  .Soll  uns  das  kein  herr  nit  wercn  nach  [noch] 
V.  sein.'  Offn.  ZBinz.  1435.  ,[Sie]  redten,  sy  wärend 
dem  M.  rechtes  nie  v.  g'syn',  hätten  sich  nie  geweigert, 
den  Streit  mit  ihm  vor  Gericht  auszumachen.  1473. 
Zellw.,  Urk,  ,0b  ir  vermeintend  etwas  ansprach  zuo 
haben,  wellen  min  herren  dem  nit  v,  syn%  Nichts  da- 
gegen haben  oder  tun,  153U,  Absch.  , Solchem  Betrug 
V.  zu  syn.'  15fJ2,  Ndw  LB.  .Desnahen  soll  kein  Fischer 
dem  andern  vor  sein  [verwehren],  in  den  Grausen  zu 
sehen  [ob  er  etwa  verbotene  Fische  darin  habe].'  1757, 
Z  Ges.  Auch  in  der  Formel:  ,da  Gott  vor  si',  was 
Gott  verhüten  möge.  .Beschäch  ouch,  da  Gott  vor  sye, 
dass  ein  hofmann  den  andren  zc  tod  erschluege.'  1484, 
ScHW.  ,0b  einer  ein«'"  vom  leben  zum  tod  brächte 
(das  gott  vor  sy).'  1582,  Obw;  spätere  Eedaktionen: 
1)  ,das  gott  lang  wende',  2)  , davor  gott  seie.'  Mit 
,kommen':  , Solchem  fortan  vorzukommen,  haben  wir's 
abgestellt.'  1540,  B.\den.  Hieran  ,  schliesst  sich  auch 
die  Bed.  von  ,Vorbehalt',  mit  , haben':  ,Wir  haben 
aber  harunder  v,,  das  das  vorgenannte  antwerk  die 
brotschal  nieman'''^"'  fürer  verkoufen  [soll],'  B  Stadt- 
satz. 1413.  Ausnahmsweise  erscheint  einmal  die  ent- 
gegengesetzte Bed.  ,behülflich',  mit  .sein':  ,Dass  sie 
ihnen  v.  sein,  als  oft  sie  des  notwendig  seien.'  1352, 
Olh,  Vgl.  Vorgängerin,  Gehültin.  —  6.  aus  räum- 
licher Bed.  übergehend  in  geistige  oder  zeitliche:  vor- 
schwebend als  bevorstehend,  gleichsam  vor  dem 
(geistigen)  Auge,  in  der  unpers.  Verbindung:  Es  ist- 
mer  V.  L;  ScnSt.;  S;  Z,  loie  v.  Av;  Bs;  Gl;  GRh,;  Z, 
mir  ahnt  oder  ich  ahne.  ,Vorsi':  augurari,  pra'sagire.' 
Id.  B.  's  isch-mer  g'sl"  wie  v.,  er  mach  öppis  Un- 
g'schickts  Bs.  ,Es  ist  mir  so  schwer,  ich  kann  nichts 
Anderes  glauben,  als  dass  ich  meinem  Unglück  ent- 
gegenfahre: es  ist  mir,  als  wenn  es  mir  v.  wäre.' 
GoTTii.  's  Herz  het-m'r  doch  afo'  chlopfe'  und  d'  Glider 
zittere'  us  luter  Angst  fiir-''e  Fridli;  's  isch-m'r  v.  g'si", 
es  müess  öppis  Ung'sinnts  ge".  BWvss  18tj3.  ,Es  ist 
mir  wie  v.,  es  gebe  Etwas.'  HPest.  Es  isch-m'r  allweg 
wie  V.,  's  Schiclzerland  chömm  no'''  i"  G'för.  Stütz. 
,Es  ist  raynr  schwester  g'wesen  vor.'  Birk  1535.  ,Mir 
was  V.'  Salat  1537.  ,Alles  das  mir  v,  ist  g'syn.'  Kitef 
1538.  ,Und  wie  im  vor  g'syn  was,  also  gieng  es.' 
Vad.  ,Hos  ego  tum  animo  intuebar,  die  warend  mir  v„ 
ich  sach  sy  dozemal  künftig  sein,'  Fris.  ,Wanu  dem 
Geschö|ifteder  Jammer,  der  über  die  Menschen  ergehen 
soll,  gleichsam  v,  ist.'  JMüll.  lüüS.  ,Es  ist  mir  v„ 
animus  pra-sagit,'  Hosi'iN.  Mit  Bez.  auf  Vergangenes 
(statt  auf  Künftiges)  von  undeutlicher  Erinnerung  (statt 
Vorahnung),  's  isch-m'r  alls  »rie  c,  i  lieb  de  Name  sclio" 
emid  g'hiirt,  ich  glaube  immer,  mich  zu  erinnern  Bs. 
Es  isch-m'r  wie  v.,  es  schwebt  mir  deutlich  vor  (der 
Erinnerung)  Z.  Etw.  cor  ha",  beabsichtigen,  im  Schilde 
führen  Z;  vgl.  nhd.  ,Vorhaben-.  —  7.  weiter  oben 
Schweiz.  Idiutikou.  I.  7. 


(geschrieben),  vorher  (gesagt).  .Möchtin  sy  |  Eheleute] 
einandren  nit  heimlicher  [vertrauter]  werden,  denn 
vor  geschriben  stat.'  1427,  Offn.  ScuwPfätf.  —  8.  ,vor 
und  nach.'  V.  und  nä  ge",  Kechnung  tragen,  sich 
dem  Willen  od.  den  Launen  eines  Andern  anbequemen 
Gl;  GTa.  V.  und  nahe,  sein  Verfahren  od.  Verhalten 
den  Umständen  und  Verhältnissen  anpassen  Z.  — 
B.  zeitlich.  1.  vorhin,  vor  Kurzem,  so  eben  Ap;  Z. 
Trotz  allem  dem  Guete,  das  er  [ihr]  ebe  voi-  vernö  händ. 
MUsterl  Syn.  vorhin.  —  2.  früher,  eher.  /''''  ha' 
nüd  chÖHue"  v.  cho'  Ap.  —  3.  vorher,  zuvor.  ,Er 
zwang  vil  herren  und  stett,  die  v.  kainem  römschen 
künge  nie  gehorsam  wollten  syn.'  1336/1446.  Z  Chr. 
,Do  giengent  sy  beider  [rascher]  won  v.'  KSailer 
1460.  ,Der  was  v.  15  mal  by  dem  beigen  grab  gesyn,' 
HsScBüRPF  1497.  ,I>as  niemant  kein  eigen  guot  an 
keinem  zuo  kofen  geben  soll,  der  nüt  lantmann  ist; 
er  soll  V.  koflüt  suoclien  im  land.'  alt.  LB.  ScHwMa. 
,Nüt  [nicht]  mer  wie  var  zuo  grab  getragen,'  Eölib. 
.Und  bat  man  nit  mer  für  die  statt  der  cristenheit 
wie  for,'  ebd,  ,Das  ir  for  zuo  uns  kommend,  ob  ir 
rittend  in  das  welsch  land.'  1521,  Bs  Brief.  .Er  hätte 
vor  den  vordrigen  gegloubt,  jetz  müesste  er  den  jetzigen 
glouben,'  Zwingll  ,Rychlicher  dann  v.'  ebd.  ,Es  sy 
denn  v.  das  gelt  in  bänden.'  NMan.  ,Du  söUtist  wider 
umbhin  gan  und  dich  aber  [wiederum]  zwicken  lan 
wie  V.'  ebd.  ,So  bald  aber  die  straf  aufhört,  ist  er 
gottlos  wie  V.'  1531/48,  Exod.  , Erlab  dein  herz  v. 
mit  einem  bissen  brots.  darnach  sollend  ir  ziehen.' 
RicHT. ;  dafür  an  beiden  Stellen  , zuvor.'  1667.  .Als 
ich  üch  dann  v.  zweimal  und  jetz  zuo  dem  dritten 
geschriben.'  1531,  Striokl.  ,Dass  kein  zins  mehr  ver- 
jaren  soll  wie  v.,  sunder  mag  jetz  einer  uf  syn  under- 
pfand  gan.'  1543,  ScHwMa.  ,So  g'sich  ich  nüt  ligen 
noch  ston:  V,  raüend  wir's  suochen,  nachhin  [nachher] 
gon.'  Euef  1555.  ,Mag  yetlicher  teil  dem  andern  eiu 
fronvasten  [ein  Vierteljahr]  v.  abkündeu  und  wenn 
er  dann  abscheidet,  soll  er  v.  schweren  vor  eim  go- 
sessnen  rat.'  alte  Schulordn.  Brugu.  .Widerumb  wie  v.' 
HiLDR. Campell  1572.  ,V.  war  ich  Prior,  jetz  Abt.' 
Rud.Mey.  1650.  ,Jetz  wie  v.'  GMüll.  1657.  , Bricht 
aber  nur  die  dünne  schnür,  dardurch  er  v.  so  hohe 
fuhr.'  JHAmm,  1657.  ,Vor  mein  feder  wurd  erligen. 
Der  tag  vor  wurd  neigen  sich.  Ehe  all  wurden  her 
geschriben,  die  wie  beiden  g'halten  sich,'  1712,  Togg. 
Lied.  ,Die  Früchte  funkeln  da,  wo  v.  die  Blüte  stand.' 
AHall.  173'2.  ,V.  war  ich  ganz  krank,  jetzt  aber  ge- 
nesen,' Lied  1792,  —  4,  bevorstehend,  in  Aussicht, 
Freued-i'''  [euch],  Chinde,  er  händ 's  [z.B.  ein  ver- 
schobenes Vergnügen]  iez  na''''  v.!  Z,  —  5.  voraus. 
Vorne,  seinen  Teil  voraus  nehmen.  Id.  B.  Subst. : 
im  Vor,  zum  Voraus  GrD.  (vgl.  11  A  4).  .Ein  frow 
mag  ir  guot  v,  dannen  nemen  von  des  manns  erben,; 
alt.  LB.  SeiiwMa.  Vor  un(d)  e:  chmals  W;  vorher, 
schon  längst  B.  Vor  und  nacli:  1)  r.  und  nah, 
sonst,  immer  W.  2)  car-e-nah,  nach  und  nach  B.  — 
Ui.  Conjunktion:  bevor,  ehe  (früher  z.  T.  mit  dem 
letztern  W.  formelhaft  verbunden)  Ar;  Bs;  Gr;  UwE.: 
Z.  V.  i'''  das  tat,  war  [würde]  c''  lieber  sterbe!  V.  i''' 
gang,  will  i'''  z'  Nüni  ne'.  Da  chOnnl-mcn  Ei»'"  ja 
morden  und  töde',  v.-men  Ein"'  g'hörti  um  llidf  ritefe'. 
/'■''  han-en  g'seh"  yrad  vor  er  clirank  worden  ist.  Mit 
nachgesetzter  Coiij.,  wobei  vor  selbst  dann  eigentlich 
noch  Adv.  ist.  Vgl.  auch  ob  Sp.  53.  Vor  'as  [dass] 
er    cho"    isl,    cho...    Git.     .Er    was    for.    ch    \c\tc\    er 


931 


Far.  fer,  fir,  for,  vor,  für 


932 


ihn  schneid,  gar  hlind.'  UMev.  1.569.  ,Vor,  oh  ich  dich 
vom  leben  bring,  muoss  ich  dich  recht  beschouwen.' 
1576,  Nku.t.  Ant.  ,Järlich  by  guter  zyt,  v.  ob  man 
uffare  [zur  Alp  fahre].'  ca  1630,  U.  V.  und  e.  ,V.  und 
e  er  an  syn  arbeit  gang.'  Stiftungsurk.  OGlatt  148'2. 
,V.  und  06  das  Gottswort  vollendet  ist.'  XVI.,  Z  Ordn. 
,V.  und  ehe  er  das  almuosen  ausgibt.'  XVU.,  Gesiude- 
ordn.  MoRi.  ,V.  und  ehe  wir  unsere  ampelen  werden 
zugerüst  haben.'  JMüll.  1665.  -  IV.  als  erstes  Glied 
von  Zss.  1.  vor  Subst.  streift  vor  zuweilen  an  die 
Bedd.  a)  vorder,  z.B.  Vor-achs;  -schnell;  -geschirr. 
b)  voraus,  erst,  z.B.  For-i'»i6,  erster  (vorausziehen. 
der)  Schwärm  der  Bienen  (vgl.  nhd.  .Vorhut,  -trab'); 
Vorred,  erster  Vorschlag,  Einleitung  zu  einem  Ge- 
spräche, c)  vorn,  z.B.  Foc-f»)',  Feuer  vorn  im  Back- 
ofen. In  Vor-cliile,  Eniiiorkirche,  bedeutet  es  einen 
hervorragenden,  vorspringenden  Teil.  Bemerkenswerte 
Zss.,  in  welchen  ror  z.  T.  ähnliche  prägnante  oder 
sonst  besondere  Bedd.  hat:  Vor-essen,  erstes  Gericht, 
Fleisch  an  Brühe,  .statt  Suppe;  -felli,  Grenzfurche 
(s.  Vor-fall);  -brilggem,  Brautführer;  -geiss;  -gesliitz, 
leiterartige  Aufstützung  vorn  am  Henwagen;  -haupt; 
-hi(s;  -knab;  -lag;  -lasn;  -lauf;  -luft;  -l&t;  -mal;  -nach; 
-ort;  -helt;  -brat;  -briich;  -brüt;  -hurt;  -hrugg;  -hühel; 
-riber;  -sass;  -sager,  Gewährsmann;  -sagerin,  Wahr- 
sagerin; -satz;  -stafel;  -winteri"g;  -urteil,  Entscheid 
einer  gerichtlichen  Vorfrage;  -zug,  Vorhut,  -spann.  — 
'2.  vor  Verben,  in  ähnlicher  Weise  prägnant  wie 
bei  1;  z.  B.  ror-geisten;  -hegetioi  (im  Fischfang);  -klagen 
(von  Leichenklage);  -scharen,  in  der  Schar  voranstellen; 
-schnüeren,  mit  der  Richtschnur  vorzeichnen;  -strupfen, 
beim  Melken  die  Zitzen  vorläufig  anziehen;  -ziehen, 
intr.  den  Vorzug  haben;  -reden,  andeuten,  verraten; 
-kommen,  zu  Ohren  kommen;  scheu  werden,  ausreissen, 
von  Zugtieren,  ^ /■«»•-,•  -praktizieren,  durch  ,Praktik'. 
Umtriebe,  vorweg  nehmen.  —  3.  vor  andern  Advv. 
des  Raumes  steht  es  (z.  T.  syn.  mit  ver-  und  für-, 
s.  dd.)  a)  betont,  in  der  Bed.  vorn;  z.B.  tor-nahe, 
nach  vorn  hin  oder  auf  der  Vorderseite:  -dure,  vorn 
durch;  -i-e,  zur  vordem  Haustür  herein;  -ufe,  vorn 
hinauf;  -wse,  vorn  hinaus,  dagegen  b)  mit  Betonung 
des  zweiten  W.:  oor-use,  ins  Freie,  vor  das  Haus 
hinaus,  an  die  Luft;  -tisse,  draussen;  -umie,  unten  vor 
dem  Hause;  -ane,  voran,  -aus,  -her;  auch:  auf  den\ 
Herweg;  -dure,  aussen  vorbei;  -abe,  hinunter,  und:  im 
Heruntergehen;  -abe  luegc,  zur  Erde  blicken;  -ine  gä", 
gebückt  einher  gehen  (dagegen  vor  ine  gä",  vorn  ein- 
treten, -dringen);  -füre  (laufen),  voran,  -aus;  -üme 
cho  (mit  Tiefton  auf  ivr),  zu  einer  andern  Ansicht 
kommen,  eig.  vorn  angelangt  umkehren.  Eigentümlich 
ist:  vor-heim,  heimwärts,  auf  dem  Heimwege;  vergleiche 
vor-füre.  Vor-züe  ist  =  vorweg,  der  Reihe  nach,  nach 
einander;  syn.  vor-etveg;  z.  B.  rorzue  brüchen.  Vorhan- 
denes, z.  B.  Geld,  immer  sogleich  verbrauchen,  statt 
zurückzulegen;  doch  auch,  in  Verbindung  mit  kommen: 
im  Vorbeigehen  einkehren,  vorsprechen;  roräh  ne', 
(das  Beste)  vorweg  nehmen.  —  4.  gleichbed.  mit  für 
oder  vielmehr  durch  Entstellung  statt  desselben  .steht 
ror  in  den  Subst.:  Vornüechter,  er.stes  Frühstück, 
Frühtrunk;  -Sprech,  Advokat;  -bitt;  ferner  in  vorlieh 
vemen.  Vor-bündig,  ausgezeichnet,  scheint  eine  Uni- 
deutung  des  syn.  usbündig.  Neben  vorkommen  im  S. 
von  zuvorkommen,  hindern;  -halten,  versperren,  ver- 
wehren, verheimlichen;  -heben,  vorenthalten  (aber 
auch:    vorbehalten),    bestehen   gleichbed.  Compp.  mit 


ver- ;  in  rormanen,  vermahnen ;  -schlicssen,  verschliessen, 
scheint  vor-  nur  missbräuchlich  statt  ver-  eingetreten 
zu  sein;  s.  d. 

lu  betonter  Stellung  gedehnt  gespruchou,  was  in  gewissen 
MAÄ.  notwendig  die  Trübung  des  Voc.  zu  o-,  «  zur  Folge 
hat;  von  hier  aus  teilte  sich  diese  Klangfarbe  dem  W.  Ubh. 
mit.  Kürze  des  Voc.  unter  gewissen  Bedingungen  ia  Z  auch 
in  der  Tonsilbe  einer  Zssetzung  bewahrt,  z.  B.  Vänchijiz.  — 
I  A  4  kann  auch  zu  1  gezogen  werden,  wenn  mau  die  Vor- 
stellung des  Unterschiedes  mehr  räumlich  fasst,  so  dass  die 
Gegenstände  an  einander  vorbei  gerückt  werden  oder  einer 
durch  den  sich  vordrängenden  andern  gleichsam  verdeckt 
würde.  Aber  da  schon  bei  3  nihd.  von  galt,  so  wird  wohl 
auch  hier  vor  aus  von  entstellt  sein,  viell.  unter  Mitwirkung 
lautlicher  Veruüschuug  von  n  und  r;  vgl.  enert,  inert  aus 
encnt,  innsn(i).  Rein  lautliche  Entstellung  ist  wohl  vor  für 
von  in:  2^^' hoj'e"  vor  dir,  iki'itt  du  usw.  GEbn. ;  vgl.  (^er  für 
(foi  (wenn  dabei  nicht  die  prinzipielle  Vermischung  von  Nomiu. 
und  Acc.  mitspielt).  Die  Setzung  von  vor  statt  fi'ir  bei  I  B  2 
beruht  wohl  zunächst  darauf,  dass  umgek.  für  in  der  ä.  Spr. 
z.  T.  den  Begriff  des  nhd.  ,vor'  umfasst,  weiterhin  auf  der 
ursprünglichen  nahen  Vwdtschaft  beider  Präpp.  ühh.  —  Die 
bei  II  A  1  und  dann  auch  bei  IV  1  u.  3  a  erscheinende  Bed. 
.vorn'  kann  nicht  aus  lautlicher  Abstumpfung  erklärt  werden, 
denn  .vorn'  lautet  in  unserer  .Spr.  durchaus  vomr".  Vielmehr 
ist  die  Bed.  ,vorn'  (auch  in  manchen  Fällen  der  SchrKtspr.  I 
nur  eine  spezielle  schärfere  Auffassung  des  räumlichen  ,vor' 
selbst,  kraft  dessen  ursprünglicher  Bed.  Der  bei  I  A  1  und 
auch  bei  IV  3  a  vorkommenden  speziellen  Beziehung  der 
Vorderseite  anf  die  Ostseite  widerspricht  der  Ap  Lokalname 
Vordorf,  einen  südlich  gelegeneu  Weiler  des  Dorfes  (Heiden) 
bezeichnend,  nur  scheinbar,  da  jene  Lage  nur  zufällig  ist 
und  daneben  der  Unterschied  von  .Vorder-,  Hinter-,  Ober-' 
und  ,Unterdürf'  besteht,  so  dass  vor  dort  nur  einen  Vor- 
sprung,  nicht  die  Himmelsgegend  bedeutet.  —  Die  bei  III 
vorkommende  Verbindung  vor  und  e  ist  wahrsch.  urspr.  kein 
blosser  Pleonasmus,  sondern  beruht  z.  T.  auf  dem  Sp.  32'2 
besprochenen  relativen  fiebrauch  von  und.  Da  man  sagen 
konnte  vor  und  und  e  und.  i.  S.  v.  priusquam,  so  combiuierte 
man  daraus  mechanisch  ein  vor  und  e,  welchem  dann  eig. 
erst  wieder  ein  relatives  und  i.  S.  v.  ,als'  oder  ,dass'  folgen 
sollte,  das  aber  wie  bei  nhd.  ,ehe'  und  ,bevor'  wegblieb, 
nachdem  man  angefangen  hatte,  diese  Advv.  aus  dem  Haupt- 
satz als  Conjunctiouen  au  die  Spitze  des  Nebensatzes  zu 
rücken.  —  Was  endlich  die  Berührung  und  tw.  Vermengung 
des  vor  mit  ßir  und  rur-  (IV  3.  4)  betrifft,  so  ist  auf  diese 
zu  verweisen,  jedoch  mit  dem  Unterschied,  dass  ver-  vor 
Raumadvv.  mit  der  Bed.  ,vorn'  allerdings  aus  vor-  abge- 
schwächt sein  kann,  während  gegenüber /«>•  diesem  die  Prio- 
rität zukommt.    —    Abi.   vorder;  vorncn. 

hie-vor:  1.  vorhin,  weiter  oben;  in  einem  Schrift- 
stuck. ,Die  stuck  alle  wie  sy  hiefar  geschribcn  stand.' 
1.521,  Z  Taschenb.  ,Uf  des  pliarisäers  gebot,  von  wel- 
chem wir  glych  hievor  gehört  habend.'  Gualth.  1559. 
—  2.  früher,  ehemals,  bisher.  ,So  h.  gsyn',  wie 
früher  Brauch  gewesen  ist.  Scnw  LB.  15'21/44.  — 
3.  Fräp.  =  cor,  in  zeitl.  Sinn,  .fluch  die  köif,  so  h. 
disem  gemächt  geschecheu   sind.'    1521/44,  Scnw  LB. 

bo-:  1.  zuvor.  Zg  17.39.  —  2.  Conj.  in  der  (kanzlei- 
mässigen)  Verbindung  c  und  bevor  A.A.  —  3.  =  cor  im 
S.  von  Überscliuss,  Vorzug  in  den  verb.  Verbindungen : 
,b.  haben',  übrig  behalten.  ,Hat  bin  [an  die]  30  Gld. 
b.  gehan.'  1570,  MEsterm.,  Rick.  ,Hat  wenig  b.,  das 
ihm  nicht  das  haupt  entpHele',  es  fehlte  wenig,  so  wäre 
er  ums  Leben  gekommen.  Wurstis.  1580.  ,B.  geben': 
einen  Vorzug  einrännien-,  nachgeben,  nachstehu.  .Und 
ist  das  Teutschland  mit  solcher  schönen  Gelegenheit 
gezieret  gewesen,  dass  es  keinem  Lande  etwas  b.  geben.' 
,B.  tun'  =  nhd.  (es  einem)  zuvor  tun  =  übertreHen. 
,Denn    die   [Katholiken]    haben    uns    das    Handwerk 


933 


Fiir,  Cor.  lir.  f(ir.  \uV.  fur 


934 


I  Killderlehren  zu  haltenj  nicht  allein  abgelernet,  son- 
dern tun  es  uns  eben  weit  b.'  Bhkit.  ltio-1.  -  ent-, 
enipl'or=  hevor  i.  S.  v.  zuvor,  (zum)  voraus.  ,Wird 
der  Krieg  vor  l!  Monaten  beendigt,  so  hat  der  Papst 
soviel  empfor.'  154G,  Absch.  ,Inen  hierin  enpfor  fry 
iisgedingt  das  letst  pott.-  Iü06,  Uft'n.  ÄAÜberw.  ,E.  be- 
haben,  behalten':  zum  Voraus  ansbedingen,  voi'be- 
halten,  bei  Verträgen;  öfter  bei  Vad.,  z.B.:  ,Dass  er 
mit  dem  rönischen  küng  sich  veraint  und  die  aid- 
gnossen  in  solicheni  nit  empfor  bhalten  hettc.  —  In 
diseni  aid  bhieltend  inen  die  puren  ir  alt  landrecht 
klarlieh  empfor,  wie  es  ouch  von  denen  von  Schwiz 
und  Glaris  empfor  glialten  was.' 

da(r)-  (Irr-,  dr-,  dt-:  1.  absolut,  a)  räumlich. 
Divor  =:  dirorne,  im  vorderen  Zimmer  Z.  Decor  ai", 
sich  ausserhalb  des  Bettes  halten,  aufbleiben  UwE. 
—  b)  zeitlich  =  zuvor,  vorher.  Scho  lang  d.  BHk. 
7).  isch  es  nüd  so  (j'st;  der  Ahed  d.  Gl.  Bring  das 
Zein(d)li  [Körbchen]  urider  'deckt  wie  d.  Stütz.  Larve- 
g'sichfer  legged  s'  «"  und  händ  doch  d.  scho"  g'ha. 
HNiG.  1842.  leg  u-eiss-i  was  d.  XVIII.,  BArERNRESPR. 
,Wird  man  nicht  meineidig  wie  darvor?'  JMüll.  1665. 
S.  noch  3  unten.  —  2.  relativ,  d.h.  bezüglich  auf 
einen  vorher  genannten  Gegenstand.  D.  si",  es  ver- 
hindern, s.  cor  II A  5.  I  hä"  nümme  chörme  d.  si,  es 
verhüten  oder  verweigern  Z.  I  hi  (dir)  nüd  d.,  will 
es  (dir)  nicht  verwehren  G;  8cii.  Er  hätt  im  chönne 
d.  sV,  sich  davor  hüten,  dagegen  verwahren  BHk. 
's  Babeli  hätt  chmine  heirate,  aber  d'r  Vater  ist-em  d. 
g'sei"  UwE.  Gott  h'hiiet  is  d.!  S;  Z.  ,Darumb  so 
sind  darvor  und  luogen!'  seht  ouch  vor,  gebt  Acht! 
HsRMan.  ,Cavere  aliquem  facere  aliquid,  eim  weeren 
oder  darvor  sein  etwas  ze  tuon.'  Fris.  ;  Mal.  .Der 
Teufel  kann  nicht  darvor  sein,  dass  . . .'  JMüll.  1661. 
Etwas  anders:  ,Eine'  dervor  ha',  distrahere  alqm.' 
Id.  B,  wohl  im  S.  von  davon  ab-,  zurückhalten.  — 
3.  ,davor  oder  danach':  ungefähr,  bei  Zeitbestim- 
mungen, die  nicht  ganz  genau  gelten  sollen,  ,V\'ir 
sullent  auch  je  ze  zechen  jaren,  d,  o.  d.  ungevarlich, 
sölich  eid  nüwern.'  14.52,  Absch. 

zc-,  zue-:  1.  zuerst,  zunächst,  zuvörderst,  vor 
Allem.  So  im  alt.  Kanzleistil  zur  Einleitung  von 
Briefen  in  der  Formel:  ,Unsern  Gruss  zuvor.'  , Jetzt 
wünsch  ich  euch  ein  gutes  Jahr,  erstlich  dem  Herr 
Pfarrer  zuvar  und  allen  Vorgesetzten.'  (Wächterruf) 
Z  oGlatt.  Mit  besonderer  adv.  Bildung  ,zuovoren'. 
1472,  Z  Schiessen.  —  2.  Conj.  =  bevor.  , Zuvor  und 
ehe  letster  ufbruch  geschehen.'  1585,  Absch.  , Jeder 
Schütz  soll,  zevor  er  anfacht  schiessen,  bei  Verlierung 
des  Schutzes,  den  Toppel  loggen.'  Z  Mand.  1601. 

vore  I  s.  vorn.  vore  II,  vori  =^  vorhin,  s.  d. 
u.  vgl.  vorig  II.         vorede  s.  bei  vorhin-denn. 

vorig  1  ö  Ap;  Bs;  G;  Uw,  ä  Cö^J  Z,  d  BBe.; 
U  tw.  CeJ:  1.  übrig,  überflüssig,  -schüssig,  vorrätig, 
entbehrlich.  Syn.  für  HAT  und  in  ilieser  Bed.  wech- 
selnd mit /iini/  (Ap;  Bsiid;  B;  VOrte;  Gl;  Gr;  GA.; 
S;  W).  Fürig  si",  ha"  Id.  B.  Es  ist  Nüd  f.,  bleibt 
Nichts  übrig,  's  r.  E.'ise,  was  von  der  Mahlzeit  übrig 
geblieben  ist.  Und  fraidig  schoikt  si  dem  Beppeli 
das  V.  Kaffi  in  's  Tässli.  RHacenhach.  llind-cr  [habt 
ihr]  nüt  Vorigs?  »■'''  hau  e  mächtige  Hanger!  GSa. 
Das  han-i  /'.,  kann  ich  entbehren.  I'''  hä"  kei  vorigs 
Gehl.  En  lioldat  hei  ril  f-i  iHmopf.  Vorigs  Holz 
[mehr  als  hinreiclicnd|   fnr  de"    Winter.     !■''  ha"  keis 


Hai  [Heu]  me  v.,  aber  mei"  Nachböur  hed  na''''  rorigs 
üwE,  .Sollte  der  himmlische  Brotvater  nicht  jeder- 
zeit im  V^orrat  haben  ein  fiiriges  Stücklein  Brots?' 
JJUlr.  1727;  vgl.  .zur  Itecke  des  Leibes  irgends 
wissen  ein  übriges  Sehöplein  [Röcklein].'  ebd.  Heit-ei- 
keim  fürigi  Schlich?  fragt  ein  Bettler  Bs.  Fürigs  Obs, 
vorrätiges.  Förigi  Milch,  die  nach  Bedienung  der 
regelmässigen  Kunden  übrig  geblieben  ist.  Wie  me« 
de""  ordinäri  nit  fürig  z'  esse  het.  Gottu.  Wenn  's 
a"  Maria  Empfängniss  regnet,  so  hei-mer  no  f.  Höii- 
welter.  Breitenst.  Aus  dem  Begrifl'  des  unbenutzten 
Vorrates  entwickelt  sich  der  dos  Abgelagerten:  ,Ci- 
barius  panis,  widergebachen  brot,  biscoten  genannt 
oder  fürig  brot,  grob  hausbrot.'  Fris.  In  mehr  bild- 
lichem S.:  Nüt  Fürigs  tue",  kaum  seine  Pflicht  tun. 
sich  nicht  anstrengen  Bs  (Spreng).  Es  hed  nüd  Fü- 
rigs, die  Ernte  ist  nicht  reichlich  BRi.  Förigs  ha", 
in  moralischer  Bez.:  vor  der  Kritik  resp.  dem  gött- 
lichen Gerichte  gut  bestehen,  gleichsam  über  das  ge- 
forderte Mass  hinaus  tugendhaft  sein  Ap.  Nüt  Vorigs 
ha",  eig.  keinen  Uberfluss  an  Etw.  haben  G;  aber  oft 
in  positivem  und  besonderm  Sinn:  a)  keine  Zeit  zu 
verlieren,  ,hohe'  Zeit  haben  Z.  b)  mit  Gesundheit 
oder  Vermögen  nicht  glänzend  bestellt  sein,  schwäch- 
lich, dürftig  sein  G;  Z.  c)  Er  het  nünt  V.  g'ha,  er 
war  fast  i'n  Hi  g' falle,  es  fehlte  wenig,  so  wäre  er . . . 
Sclc.er.  d)  Nüd  ril  V.  ha",  z.  B.  an  Nüchternheit 
vor  einem  völlig  Betrunkenen  nicht  viel  voraus,  ihm 
nicht  viel  vorzuwerfen  haben  Z.  Daher  der  adv. 
Gebraucli:  varig  schön,  guet  usw.,  überflüssig,  mehr 
als  nötig  oder  genug  Z;  Syn.  guet  und  me  das  [als] 
guet;  mit  Negat. :  nüd  fürigs,  nicht  eben  sehr.  Er 
ist  n.  f.  g'schickta.  D'  Suppe  ist  n.  f.  g'sahen.  's  Hau 
ist  n.  f.  zitigs,  noch  nicht  ganz  reif  zur  Ernte  BRi. 
—  Vorigs  ha",  euphemist.  für  Ungeziefer  auf  dem 
Kopf  Z.  Auch  geradezu:  unbequem,  beschwerlich, 
lästig,  im  Wege.  Es  ist-m'r  /".,  ich  habe  es  satt  B 
(St.'');  bes.  aber  von  Personen  BO.;  Gl;  G;  U;  Z. 
Er  ist-m'r  v.  Zwei  vörigi  Stuck  [Personen]  BBe.  Si 
hätted  d'r  Alt  [Vater]  afig  [bald]  fin^g^,  er  ist  ihnen 
zur  La.st  U.  Sich  f.  mache",  durch  Übermut.  Du 
brüch.'it-di''''  nid  aso  fürig  z'  macha  ß;  Syn. /if st/»  nid 
so  usa  z'heuscha.  ■ —  2.  (z.T.  vfirig,  in  Z  -ö-)  vorher- 
gehend, vergangen  Bs;  Gl;  Gr;  G;  Z.  's  v.  Jar; 
die  r.  Wuche,  Nacht.  Syn.  vorder,  vordrig.  Uf's  V. 
z'rugg  cho"  Gl.  —  e-:  drittletzt  Aa.  —  für-  för-: 
vorletzt  Aa.  —  Von  i»w  bzw.  fm  gebildet.  Per  Umlaut 
(v!Jrii/)  in  BBe.   ist  aiiffallenil.    —   Zu  Beil.    1   s.  vor  II  A  4. 

vorig  II  ßj,  -ä-  Z,  -ö-  Bs:  .\dv.,  vorhin,  so  eben, 
eben  erst  Aa;  Bs;  Gl;  Gr;  G;  UwE.;  U;  Z  (auch  rw- 
hinig) ;  Syn.  vori,  vore  (s.  vorhin). 

Erweitert  aus  rori,  A.  h.  rortiin,  weil  -i^  auch  zur  Bildung: 
von  Advv.,  gerade  auch  von  Advv.  der  Zeit  {cieiiij  Sp.  532< 
lUbitj  Sp.  iJ08;  liiaig,  bisher)  beliebt  ist.  Wegen  der  Zwei- 
silbigkeit ist  kurzes  o  beibehalten. 

voris  (ö):  vorwärts  Nuw.  il/er»M'ie>irf  (wir  müssen] 
ja  alli  V.  yä"  und  Keine''  wird  dehinde"  g'ln". 

Mit  der  adv.  Kndutig  -/«  (vgl.  iicrria,  nilid.  in-frlus,  quer: 
irhfrhiii,  schief)  aus  vor  gebildet.      Vgl.  /iiri«.  ß'niyts. 

Vöri  ö*  —  m.:  vorn  weisse,  hinten  schwarze  Ziege, 
auch   Vo'WMS  genannt  Ap. 

For,  Forre  f.  s.  Forch.  Foretsch  s.  Buretsch. 
vore  II,  vori  s.  vorhin. 

furren:  stehlen  I'.        Aus  it.  /'in-n..;. 


93S 


Far,  fer,  fir,  for,  fiir 


93() 


Forene"  Furne  Aa;  B  (ö);  F;  L;  S;  Ni>w;  „Z', 
,För(h)ine'  Ferene  ApGais  (e^);  U,  Firme  Bodensee 
(nach  Mörik.  Forn,  PI.  Förn);  Z  f,  .For(h)cn'  Fora 
BÜ.  (Zyio),  Före,  Für  Th;  ZWyt.,  auch  bei  Stalder, 
.Fovhel,  Förel',  FnrellfeJ  modern  —  f.  —  "Dim. 
Fomeli  LStdt,  Forndli  L,  Förndli  BU.;  „L;  Zg"  It 
St.'';  Th,  ,Forei\Vm,  Fi)-' FcreliV:  Forelle.  D' Forna 
ribe"  ein  Sand,  laichen  F.  .Unvernünftige  Zucht  kann 
bei  den  im  Tierzcichon  dos  Fisches  Geborenen  aus 
einem  Förnleiu  einen  argen  Hecht  machen.'  B  Hist. 
Kai.  18.59.  Wortspiel:  .Als  einer  anzeifi^e.  wie  under 
allen  ti.schen  die  förenen  [s.  forchin]  am  besten  seiend, 
antwortet  ein  anderer:  Ja,  sie  sind  sonst  ein  guts  besser 
als  die  rot-dännenen  [aus  Eottannenholz].'  .Schimpfr. 
1651. 

Der  Guttural  der  anilid.  Form  forhana,  fnrhen,  forhe  ist, 
da  die  Schreibungen  bei  Fris.-Mal.  Nichts  beweisen,  nur  in 
den  Aufzeichnungen  iforhet,  mirchen)  zweier  G  Mönche  XIV. 
und  XV.  erhalten.  Die  im  Mhd.  angebahnte  Verkürzung  des 
W.  ist  z.  T.  regelrecht  weiter  geschritten  bis  zur  Einsilbigkeit. 
,CilTorene',  F.  aus  der  Zihl.  1180/90,  Bs  Statut.  ,Fornli.' 
.Tustinger.  .Fernen.'  NMan.;  1.531,  Strickl.;  1.5y2,  RCys. 
Bei  Fris.  u.  Mal.  u.  im  gleichzeitigen  Fischb.  neben  einander: 
.forhenen,  forhinen,  föihinen,  förene(n),  forhen,  ffire(n)',  bei 
den  Erstereu  auch  , förel',  welches  auf  die  richtige,  im  Fischb. 
aber  .forell',  welches  auf  die  moderne  Betonung  der  mhd. 
Dimiu.-Abl.  ftlralk  sich  deuten  lässt.  , Fürinen.'  .JJRüeger 
1606.  ,Fürencu,  Förneu,  Forneu.'  JLCys.  1G61.  .Forelle, 
Füren.'  Red.  IGG'2.  '  .Forell,  Foren.'  SWagn.  1680.  .Fö- 
renen, Forellen;  Forenlin.'  HsEEsch.  169'2.  ,Fore.'  Vestib. 
1692.  , Förenen.'  Wurstisen  176.5.  Auffallend  ist  e  für  ö 
in  Ap.  —  Ein  Mal  (Fischb.  173  b)  das  männl.  Geschl.:  ,ein 
gi'lber  förenen;'  abwechselnd  m.  u.  f.  bei  Ji,Cys.  1661,  39  ff. 
—    S.    noch   Form;   Funi;  FitrnirkeL 

„Alp-Forne:  Bachforelle,  salmo  fario",  wie  sie 
in  den  Bächen  und  Seen  auf  den  Alpen  vorkommt; 
s.  Oken  6,  .347.  —  Awasser-:  die  Grundforelle,  salmo 
lacustris,  sofern  sie  den  Vw-See  verlassend  um  zu 
laichen  bei  Alpnach  in  die  Aa  eintritt.  —  Grund-: 
die  Lachsforelle  Bodensee;  Vw.  ,Trutta  magna  vel 
lacustris,  ein  grundförinen,  ein  seeförinen.  In  dem 
Züriclisee  facht  man  solche  gemeinklich,  die  auf  20 
pfund  wägend.'  Fischb.  1.5t>3.  Vgl.  Gr.-Förmli.  Syn. 
SMn-Lank.  Eig.  neben  Schu-eb-F.  die  eine  Art  der 
Seeforelle.  —  Niderwässler-:  nach  Hartmann  18'27 
(u.  St.)  =  Bachforelle,  salmo  fario  Z.  Der  Name  deutet 
spec.  auf  die  Limmat  (und  deren  Zuflüsse).  —  .,Bach- 
Forne,  -Före:  Bachforelle,  salmo  fario."  —  Rüss-; 
Lachs,  trutta  salar  L.  —  Rot-:  Karpfenforelle,  .salmo 
umbla  Vw.  Syn.  Bot,  Hotte.  , Grata,  rot-förel  oder 
-förenen.'  Fris.;  Mal.  .Umbla  major,  rutilus.  ein  Root- 
foreu.'  Wagn.  1680.  —  Schweb-:  eine  Art  der  See- 
forelle Bodensee.  , Trutta  magna;  in  Lacu  Podamico  alise 
in  fundo,  alia;  ad  superficiem  lacus  degunt.  et  victum 
quiHrunt;  hinc  illa?  Grundföhrenen,  hs  vero  Schweb- 
vel  Springföhrenen  vocantur.'  Wagn.  Der  letztere 
Name  auch  bei  RCys.  —  Wiss-:  Bachforelle  Bodensee. 

Vorlander  s.  Lavander.        Vöri  s.  bei  ror. 

Fnr(r)e"  fi  BRi.;  Gr;  GTa.;  U;  Zg;  Z  vorw.,  ne 
ApK.,  «^  Aa;  Bs;  B;  Gl;  L;  SG.,  na.;  GWa. ;  Ndw; 
UUrs.;  W;  ZKn.,  ö  AASeet.;  L,  Für  GhfüV;  Z  (bes. 
als  Eigenn.),  Furi  AAEhr.;  Sch;  Th;  ZDättl.,  W.,  Fori 
ApH.,  M.;  Th,  Flierl  ApH.  —  Dim.  Füreli  AkBh.; 
GTa.;  ThHw.,  „FiirH"  —  f.:  Furche,  Einschnitt  in 
der  Oberfläche  des  Erdbodens  und  entsprechende  Er- 
höliung    auf    den    Seiten.      1.   die    dunli    den    Pflug 


gezogene,  nachher  etwa  mit  der  Hacke  vervollständigte 
Faltung  von  Pflanzland  zum  Zwecke  der  Bebauung. 
D' F.  falle",  s.  Sp.  7-59  o.  I»  der  F.  nme  stachle" 
[herumtreten]  ZKn.  ß'  F.  pertanze',  zertreten  ZG. 
Herdöpfel  i  d'  F.  legge"  L.  Hü,  TrciWt  [Ochsenname  |! 
iner  wend  no'''  e  F.  zieh" !  De''  Biir,  wo  si''''  nid  bückt, 
macht  Iceni  grade"  Füre'.  Ineichen.  Chrutnm  wöred 
[werden]  (/'  Furenen  und  rerchert,  wenn-me"  mit  Narre" 
der  Acker  ert  Sch;  vgl.  Kirchh.  '240.  De''  Donners 
Schelm  het-m'r  hüt  nider  e  ganzi  Füren  ahg'f'are" 
[s.  übereren^.  Gotth.  Füre"  hacke",  dem  Pflug  nacli- 
gehend  die  aufgeworfenen  Schollenreihen  mit  der  Hacke 
zerschlagen  B  (Zyro).  ,Das  Jauchzen  auf  den  Weiden 
lustiger  als  Fuhren  hacken.'  GoTm.  Lieber  F.  hacke" 
[strengste  Arbeit]  als  das!  B.  , Wollt  einer  eren,  der 
soll  je  den  einen  stecken  in  der  füren  han.'  1563, 
SoHW  Rq.  ,Item  wellicher  ein  rytross  oder  sonst  etwas 
veechs  uf  die  füren  [das  Brachfeld]  Übernacht  tat,  der 
soll  den  Ion  geben.'  157'2,  ebd.  ,Sata  aequant  sulcos, 
der  saamen  [Saat]  gat  bis  an  die  furhen  [d.  i.  bis  an 
die  Kämme  derselben].  Ein  furhen  oder  lange  gruob, 
Weinreben  oder  bäume  ze  pflanzen.  Delirarc,  ein  letze 
furhen  machen,  aus  der  f.  faren,  wenn  einer  eeret 
oder  ackeret  und  die  f.  nit  behaltet,  sunder  nöbendtaus 
fart  über  das  erdtrych,  so  zwüschend  zweien  f.  auf- 
geworfen ist.'  Fris.;  Mal.  Überh.  auch:  ein  schmaler 
Streifen  Land  BHk.  Er  liäd  eke  [keine]  F.  Land  ZW. 
.Mängeln,  der  der  güetcrn.  daruf  der  zins  stät.  gar 
nit,  ja  (wie  man  spricht)  nit  einer  band  breit  ald  ein 
furren  hat.'  1566,  Z.  Mit  Übertragung  von  dem  Werke 
des  Pfluges  auf  das  der  Sichel  und  dann  mit  Jan  sich 
berührend:  ,Er  [der  mit  Futtermangel  kämpfende  Bauer] 
grasete  [mähte  Grünfutter]  und  gieng  [mit  der  Sense] 
immer  2  Streiche  hinter  einander  über  die  gleiche 
Fuhre,  welche  er  machte.'  Gotth.  ,Wer  wissentlich 
übereret  oder  überschneidet,  büsst  von  jeder  Füren 
3  Pf.'  1533,  Absch.  Bildlich:  de»  Stier  i  d'  Füre" 
z'  reise"  [lenken]  wüsse",  Ordnung  zu  schaffen  wissen. 
Gewalt  haben.  Schild.  O  Grossniiieter,  wie  hesch  du 
nit  e  letzt  Meinig  g'ha".  hesch  der  Pflueg  i  's  Attis 
Furre"  g'fiiert  [am  alten  Glauben  gehangen];  d'  ZU 
isch  angersch  worde.  ebd.  Du  [dann]  isch  der  Schult- 
hess  Wengi  cho'  und  liet  da^  ganze  Zug  du  wider  i 
die  alti  Furi  [zum  Festhalten  am  bisherigen  Glauben] 
'brächt,  ebd.  ,Ich  will  mich  hier  nicht  mehr  lange 
aufhalten,  sondern  um  eine  Furche  weiter,  wie  der 
Landinann  sagt.'  Herz.  1863;  vgl.  um  es  Hüs  witei: 
Hieher  gehört  wahrsch.  auch  die  RA. :  es  gut  e  F., 
es  geht  eine  Arbeit  oder  ein  Geschäft  einen  tüchtigen 
Ruck  vorwärts;  dann  auch  i.  S.  v.:  es  geht  lebhaft, 
lustig  zu  Aa;  Bs;  BO.;  L.  Es  muess  e  F.  gä".  Etwas 
geschehen,  gewagt  sein  BHk.;  L.  Hüt  mues  no''''  e 
F.  gän,  mei'  machen  eis  [einmal]  fertig!  Hüt  ist  im 
Wirtshiis  aber  eis  [wieder  einmal]  e  F.  g' gangen;  si 
hein  g'macht,  wie  icenn  der  Tüfel  los  icän!  BRi. 
.Wenn  du  dieses  Mal  einen  Bub  hast  [gebierst],  dann 
muss  e  Fuhre  gä";  ist's  ein  Maitsehi,  so  machen 
wir's  nur  wohlfeil  [am  Taufefest].'  Gotth.  Ahnlich : 
e  F.  ne"  F,  und  die  Angabe  St.'s:  „F..  Versuch,  An- 
fang. Er  hat  eine  F.,  ein  Fnrrli  gemacht  B;  LE.  Es 
Fürli,  ein  Mal;"  vgl.  Fart,  Gang,  Ker,  Bung  u.  a. 
—  2.  insbos.  die  Furche  am  untern  Ende  des  Feldes, 
welche  ausgeschöpft  wird,  um  Anhäufung  der  Erde 
daselbst  zu  verhindern,  und  von  welcher  aus  die 
Pflügung   beginnt    Gk.     Vgl.  3    und   Acker-F.,   auch 


037 


Far,  fer,  fir,  t'oi-.  Cur 


938 


anfurieii  uiul  VorfeUi.  —  o.  in  Weinberg'eii  und 
steilen  Äckern  der  lierab  geschwemmte,  wieder  hinauf 
zu  tragende  Erdwall  B  (Zyro).    Vgl.  2  und  üffurren. 

—  4.  Vertiefung  als  Grenzscheide  zwischen  zwei 
Ackern  AAEhr. ;  ScnSt. ;  STh.  Der  Erst,  wo  chunnt, 
au  d'  Vuri  rümt,  der  zuerst  zum  Schneiden  kommt, 
nimmt  auch  das  in  der  E.  gewachsene  Korn  ganz  für 
sich.  ScLGER.  Der  Kaum  zwischen  zwei,  verschiedenen 
Besitzern  gehörenden  Stucken  Kebland,  nicht  immer 
eine  Vertiefung  oder  zugleich  ein  Weg,  sondern  auch 
nur  eine  schmale  Linie  AABb.  Auch  von  anderm 
Pflanzland;  vgl.  E-F.  Der  Schaffner  des  Klosters 
Muri  soll  zusehen,  dass  im  Herbst  nach  der  Aussaat 
,die  Fussweg  durch  die  Samenzeigen  in  guter  Weite 
gemacht  werden,  zu  jeder  Seiten  ein  Furre',  mit  Sag- 
spänen belegt.  XVII.  ,Die  Abteilung  eines  Kraut- 
gartens mit  seinen  Beten,  item  Füren,  Gengen  und 
anderm.'  Rhag.  1039.  ,Da  wird  durch  die  Furhenen  als 
durch  breite  Wege  gegangen.'  1717,  Pfarrber.  Z  üGlatt. 

—  5.  ausgewaschene  Stelle  (Runse)  am  Gebirge 
UUrs.  —  6.  Graben,  bes.  zur  Ableitung  des  Wassers 
GrD.;  s.  yVasser-F.  ,So  hat  ein  jeder  gewalt,  zuo 
dem  selben  bach  einen  Spatenstich  oder  pfluogsfuri 
durch  syn  wisen  zuo  machen  [zum  Behufe  der  Be- 
wässerung].' 1581,  Ortn.  ZSteinm.  ,Wenn  man  dem 
Wasser  offene  Furren  macht,  fliesst  es  ohne  Schaden 
vorbei,  wo  aber  keine  F.  sind,  siget  alles  in  die  Erde 
und  verderbt  die  Saat.'  JCEscher  17'23.  Grabenähn- 
liche Vertiefung  in  sonst  ebenem  Land  Uw'E.  Hieher 
viell.  auch  die  bildl.  RA.:  er  ist  i'n  der  F.,  berauscht. 
SuTERM.  F.  auch  von  Mäusen  herrührend:  ,Meus,  so 
im  f'eld  wonend.  machend  furinen  und  löcher  under  dem 
wasen.'  Tierb.  1503.  —  7.  „Tiefe  mit  Höhen  zu  beiden 
Seiten,  auch  als  Eigenn.  von  Gütern  BO. ;  LE."  Furre, 
eine  Gasse  in  LStdt;  Litfurre,  der  obere  Teil  einer 
Schlucht  bei  Zg  (LU,  Abhang);  Nüfy-en  Th  aus  Nü'^- 
furen,  novale?  und  noch  andere  Conipp.  auf  -furren 
s.  Gfr.  Andere  Ortsn.  lauten:  ,in,  an  der  F.';  bei 
manchen  ist  zu  erwägen,  ob  sie  hieher  oder  zu  8  ge- 
hören. Vgl.  Fruit,  eig.  Einschnitt,  auch  Ortsn.  A  b  - 
hang  eines  Hügels,  Halde,  Rain  BO.;  Gl;  Gr;  Ndw. 
Stelle  am  Ufer  eines  Sees,  wo  der  Grund  anfängt 
abschüssig  zu  werden  Aa;  B;  Gr;  L;  Ndw;  U;  Zg. 
An  solchen  Stellen  nisten  Aale  (L)  und  werden  für 
Badende,  die  nicht  schwimmen  können,  Stangen  zur 
Warnung  aufgerichtet  (Zg);  die  dort  beginnende  Tiefe; 
vgl.  Grund-,  Se-F.;  Halde;  Trieehier.  ,Was  ausser- 
lialb  der  Füren  ist,  triechterhalb,  ist  des  Gottshauses.' 
1401,  L  Fischerordn.  (Segess.)  —  8.  Erddamm  oder 
-wall,  bes.  die  Braue  eines  Plateau  BO.;  Gl;  Gr;  Uw, 
auch  Felswand  U;  steiler  Hügel  GRNuf.  Vgl.  Crn«ri-F. 
Ortsn.  ,uf  der  F.'  B;  Gl;  GrD.;  Z.  —  9.  lederner 
Schlauch  am  Geschirr  der  Zugtiere,  durch  dgL  zwei 
die  Zugstränge  geschleift  sind  Aa;  L;  Z  (so  genannt 
von  der  furchenälinlichen  Höhlung;  vgl.  (i). 

Ahd. /»r«/i,  \n\\i\.  fnrrh  (furech,  -ich),  fnrvh,  zu  lat.  />orcrf 
wie  fm-ah,  farvh  | Schwein |  zu  porcuH,  also  wahrsch.  vom  Auf- 
wühlen benannt;  engl,  furrow.  Unsere  Formen  gehen  aber 
wie  die  nlid.  auf  eine  zweisilbige,  scliwuclie  Form  /urüclv 
und  zwar  im  (ig»,  zur  nhd.  mit  Ausstossung  des  inlautenden 
ch  oder  Assimilation  desselben  an  r  (wit;  in  Furt,  FOhre, 
aus  forehe;  vgl.  auch  xcemn,  aibeiten,  neben  Werch).  Vor 
dem  so  entstandenen  n-  konnte  auch  in  JIAA.,  welche  die 
Tonsilbe  nicht  an  und  für  sich  dehnen,  Verringerung  des 
Voc.  eintreten.  Die  Nbf.  /''lu-»  (mit  l'l.  Fnirne")  setzt  eine 
nihd.  Nbf.  'furhin   voraus,    wie    denn    i'ibb.    Feminina  beider 


Kennen  neben  einander  liestehen  und  sich  stellenweise  ver- 
mischen. —  Der  Unterschied  von  .Vertiefung'  und  .Erhöhung' 
beruht  auf  natürlicher  RelativitÄt  (wie  nhd.  ,Teich'  nur  die 
Kehrseite  des  in  der  Form  halb  ndrd.  .Deich'  ist);  Ap  unter- 
scheidet  etwa  F.  für  Letzteres  und  F.-Graba    für  Ersteres. 

—  In  Elsass  und  Baiern  lässt  sich  der  Ortsn.  ,Niifern'  auf 
Fnr,  Überfahrtsstelle,  zurückführen;  anf  unsern  Fall  passtdies 
kaum.     Von  /'.  als  Flurn.  der  Geschlechtsn.  ,Furrer'  U;  W;  Z. 

E-:  1.  (Efurre)  rechtsgültige  Grenzfurche  zw. 
Grundstücken;  vgl.  E-Faden,  -Graben.  .Sodann  wer- 
dent  zwen  viertmann  gsetzt,  die  dann  steg,  weg,  zun, 
oegräben,  eefuren  und  fridinen  söllent  beschowen.' 
150'2,  MEsTERM.,  Rick.  —  2.  (Efiirri)  Furche  zur  Ab- 
leitung des  Wassers  in  Rebbergen  AAÜött.  —  Acker-: 
1.  ,Ackerfurhen:  sulcus.'  Fris.  ;  Mal.  Vgl.  umgekehrt 
.Fuhrenacker'  bei  Gotth.  —  2.  der  steile  Rand  am 
untern  Ende  des  Ackers  Gr. 

An-Furi:  Anfangs-,  Grenzfurchc?  ,Und  gat  der 
äfuri  ein  [eine  der  A.-en]  zwüschent  den  anthöupteren 
ushin  unz  an  [usw.].'  XV.,  Ofpn.  Spreitenb.  —  A-  nicht 
etwa  ,Wasser',  denn  es  folgt  nachher  ,Wasser-F.',  sondern  an 
wie  in   Anwand,   zunächst  aber  gebildet  vom  Vb.  an/unn. 

Gand-Fure:  mit  Steingeröll  bedeckter  Abhang, 
Moräne  BHa.  —  Grund-:  die  Stelle,  wo  sich  das 
Ufer  des  Sees  plötzlich  zur  Tiefe  senkt  B  (Zyro).  — 
Nach-  Nö-:  die  letzte  Furche,  wenn  keine  Erde  zur 
Ausfüllung  derselben  hinauf  getragen  wird  und  sie 
also  offen  bleibt.  Bas  sind  hi'lässiy  Biirslüt,  si  lu'ind 
e  tüfi  Nohfurre"  ZO.  --  Sc-  =  Grundf.  L;  Uw;  Z. 
Auch  das  Recht  des  Fischfangs  auf  dem  betreffenden 
Teile  des  Sees,  über  welches  L  mit  Uw  schon  im  XV. 
Streit  hatte.  —  Spalt-:  die  Mittelfurche,  welche 
gleichsam  den  Acker  in  2  Hälften  (Spähen)  teilt 
TnTäg.  —  Strüch-:  die  vom  oberflächlichen  Pflügen 
fStrüchen)  entstandene  F.  S.  —  Wasser-:  quer  durch 
den  Acker  gezogene  F.  zur  Ableitung  angesammelten 
Wassers  L;  Th;  Zg.  ,Ein  wasserfuren,  die  man  machet 
mit  zweien  angeschlagnen  riestern  zwüschend  zweien 
ackeren,  dass  das  wasser  dardurch  ein  ausgang  oder 
auszug  habe,  sträng.'  Fris.  In  eine  andere  Wortsippe 
hinüber  gespielt:  ,Man  soll  haben  im  Brüel  [feuchte 
Wiese]  wasserfuoren.'   XV.,  Ofpn.  Spreitenb. 

furren  AAEhr.;  Gr;  Soii;  W,  f'ören  AASeet.: 
1.  allg.  im  Acker  Furchen  ziehen  Aa;  Gr  ObS. ;  Uw; 
W;  zu  ,\cker  fahren.  PjHEL.  —  2.  die  unterste 
Furche  im  Feld  ziehen  OnPani.  —  3.  die  Erde  des 
Ackers  zur  Ausgleichung  nach  oben  hin  tragen  GrAv.. 
Sav.,  Vals.  Syn.  üf-furren,  -lierden.  ,Die  steile  Lage 
der  Äcker  macht  das  Aufführen  der  Erde  (Äufherden. 
hier  Fuhren)  nötig,  eine  mühsame  Arbeit.'  Gk  Samml. 
1805.  —  1.  mit  der  ,Haue'  [Hacke]  der  Mark  nach 
zw.  zwei  Äckern  eine  kleine  Furche  ziehen  AAEhr.; 
ScnSchl.  (nach  der  .Furschnuer');  längs  der  Äcker. 
Gräben  ziehen  GrD.  —  5.  mit  dem  Pflug  (der  dann 
zwei  Streichbretter  hat)  in  einem  .\cker  die  Wasser- 
graben öffnen  AaEIw.  , Lirare,  füren,  wasserfuren 
machen.'  Fris.  —  ü  f -  =  füren  3  Gr.  —  a"  - :  die  ersten 
Furchen  auf  einem  .'Vcker  ziehen,  ihn  zu  pflügen  an- 
fangen AAÜb.;  L;  Tnllw.;  Z;  durch  WegsduUl'en  einer 
Furche  die  Einleitung  zum  Pflügen  trellcn  Aa(H.); 
Bs.     tiberh.  mit   einer  Arbeit  anfangen  L  (Ineiclien). 

—  dri-furen:  zum  dritten  Mal  pflügen  ScnScIil.  (f); 
das  seit  dem  .Unimachen'  gewachsene  Unkraut  unter- 
pflügen W.  iSo  ril  ('hiisle"  (fliu'  mit  dem  Acker: 
'hrövhet,    g'falyet,    (/'»lislel.    'drifurel.    tun  Sömechnru 


939 


Far,  fer,  fir,  for,  für 


9in 


(l'kduft.  AI'lktschek  18S().  ,ln  dem  Ackerfeld,  so  vor 
dem  12.  Mai  gebrächet  worden  ist,  war  darnach  das 
Falg'en  und  das  Strnchen  oder  anstatt  stviichen  das 
Drifurren  gut  [zweckmässig],  wann  es  schon  trocken 
war.'  1793,  Tageb.  Z  NGlatt.     Vgl.  dri-faren. 

Fur(r)eze"  ScuSt.,  -ütsc  ZAuss..  i-ze  Si:n;  Th, 
Furrezi,  PI.  -inen  Bs  (Spreng)  -  f.:  Querfurche  durch 
den  Saatacker  zur  Ableitung  des  Wassers  Es;  Scn; 
Th;  ZAuss.  .Furrezinen  und  Gräbli  nuichon.'  Sphenc. 
.Furetzy,  die;  l'uretzinen  niaclien,  das  sind  die  tiefen 
furhinen  und  grüble,  so  man  machet  auf  dem  feld, 
wenn  es  schon  gesiiyt  und  geegget  ist,  damit  das 
Wasser  dardurch  geleitet  und  aufgehan  werde,  lira, 
wasserturhen.'  Mal.  —  fur(r)eze",  -ä'zen:  Wasser- 
furchen ziehen  ZAuss.,  Sth. ;  Doppelfurchen  ziehen: 
die  Mittel-P.  ziehen  Th. 

Ob  das  Vb.  vom  Siibst.  oder  umgek.  abgeleitet  sei,  wäre 
au  sich  gleichgültig;  aber  da  die  Endung  -ne  hier  nicht  wie 
z.  B.  in  Fotjese  auf  ein  (in  diesem  Fall  nirgends  bezeugtes} 
-emeii  zuriiclizuführea  ist,  und  von  urspr.  Subst.  auf  -cse  nur 
etwa  Ilimlizi-,  Betthimmel,  bei  uns  vorkommt,  so  wird  wohl 
ein  Vb.  intens.,  von  fur(th)cn  gebildet,  anzunehmen  und  das 
Subst.  von  diesem  abgeleitet  sein.  Auffallend  bleibt  nur  die 
Schreibung  mit  «,  welches  sogar  laug  und  iiochtonig  ist.  Es 
nuiss  also  eine  mit  Umdeutuug  verbundene  Yerschiebung  des 
Accentes  angenommen  werden,  etwa  nach  Amil.  von  .faulenzen', 
dessen  '2.  Silbe  urspr.  auch  nicht  betont  war. 

fiir(r)elen  I  L;  Z  IS.,  furlen  AiStauf.;  BE.;  Z, 
förle  Aa(H.);  L:  kleine  Furchen  ziehen  L;  Z;  Syn. 
mädlen.  a)  zwisclien  zwei  •  angesäeten  Ackern  eine 
ganz  kleine  F.  mit  der  Hacke  AAStauf.  —  b)  im  Kar- 
tofl'elfeld  mit  dem  PHuge  BE. ;  die  Karte fi'eln  furchen- 
weise setzen  „B;"   ZIS. ;  syn.  ln%f(ejlen. 

Lang-Fürler:  eine  Art  Birnen  Tu.  Vgl.  Lang- 
furi-Äpfcl.  ebd.  —  Lokal  und  nach  einem  zufillligcTi  Stand- 
orte benannt. 

furi  s.  für-hin. 

Furre  f.:  zornmütiges  Weib,  weibliches  Ungeheuer 
GW.  —  Scheint  aus  dem  fidgendcu  W.  mit  Anlehninig  an 
J'fuiic,  Brummkreisel,  gebildet  zu  sein. 

Furi  f.  I:  Wut.  Furie,  auch  bloss  Hast,  Eile  Gh. 
Ettes  in  der  F.  tue".  .Weil  die  Uneinigkeit  in  einer 
F.  u.  Weinfeuchto  entstanden  ist.'  1610,  Ausca.  ,Er 
fangt  an.  die  ev.  Kirchen  mit  grosser  F.  anzustürmen.' 
(IlSchou.  1695.  , Niemand  grüssen,  Niemand  einen 
Gruss  abnemen.  sonder  als  in  einer  F.  hinlaufen.' 
Zauberki  1704. 

Furi'i  f.  II:  einmalige  schwere  Not,  Drangsal, 
AnlUll  W.  Das  ist  a  härti  F.  g'si",  z.B.  von  einer 
Krankheit.  —  Syn.  Stuß;  Stür;  Tar.  Gehört  eher  zu  Furrt-  i 
im   biUll.  S.  als  zu  dem  vorhergehenden. 

Fnrier(er)  m.:  in  älterer  Zeit  ein  Militürbeamter, 
welcher  für  den  Unterhalt  (Fourage)  und  die  Unter- 
kunft seiner  Soldaten  zu  sorgen  hatte.  Quartiermeister. 
,Dass  syn  furier  nit  mcr  dann  uf  40  mann  herberg 
bestellt.'  1.531.  iVsscn.  Bildl.:  .Alle  wallfisch  habend 
einen  füerer,  leiter,  zeiger  oder  furier.'  Fischb.  1563. 
,Metatores:  lagerschlaher  unil  herberg-besteller.  die 
so  den  kriegsleuten  ordnend,  wie  sy  lusieren  sollend, 
furierer.'  Pkis.  Bildl.:  Vorbote.  ,Es  kommend  uns 
alle  tag  nüwe  gest,  durcli  die  wir  gescliwächt  werdend, 
dise  sind  des  tods  furrierer  oder  vorbotten.'  Gualth. 
1584.     j.lohannes   der  Tan  fer    ist    in    der    Morgenröte 


des  h.  Evangeliums  als  ein  lieblicher  Morgenstern  und 
Furier  vor  der  Sonnen  der  Gerechtigkeit  vorher  ge- 
gangen.' AKwNGL.  1688.  Jetzt  ein  Kontrolschroiber 
bei  der  Kompagnie,  der  beim  Fassen  und  Austeilen 
der  Lebensmittel  und  des  Solde.s  für  die  Kompagnie 
betätigt  i.st;  dem  .Qnartiermeister'  des  Bataillons  unter- 
geordnet.   —    Von  frz.  fourriii-. 

furicren:  ein(iuai'tieren.  Quartier  und  Traktament 
bereiten.  ,Dass  ieder  [Soldat]  sich  nss  den  würts- 
hüsern  in  die  herberg  mache,  ja  so  er  nit  darin  ge- 
fuoriert  ist.'  1553,  Zellw.,  Urk.  ,Aliquem  coUocare 
apud  hospitem:  eim  herberg  bestellen  oder  furieren.' 
Fris.;  Mai.  ,0b  er  wollt  das  rathaus,  da  man  dem 
fürsten  gefuriert  hat  [,da  der  P.  traktiert  werden 
sollte.'  17'22],  aufrüsten.'  Sua.  1577.  —  In-:  dass.. 
nur  trans.  ,Und  ward  in  gemeldte  hbf  die  kais.  Maj. 
und  die  übrigen  [sein  Gefolge]  hin  und  wider  by  den 
bürgeren  und  in  herbergen  zum  besten  eingefuriert.' 
Platt.  161 '2. 

Fnr  (Fir,  Foir)  —  PI.  Für,  Fürer  —  n.:  Feuer. 
1.  als  wildes  Naturelement,  a)  im  Blitz.  Der  Blitz 
hat  F.  {/'schlage',  es  hat  geblitzt  (nicht:  der  Blitz 
hat  gezündet)  VV;  vgl.  füren  H.  (Eig.  bereits  Über- 
tragung vom  Feuerschlagen  der  Menschen  mit  Stall  I 
und  Stein;  s.  3).  —  b)  in  Feuersbrünsten.  F.  im 
Tacli.  Zorn,  Eifer  L;  S.  Es  ist  F.  (Gl),  d's  F. 
ist  (Id.  B),  er  kfd  's  F.  (UwE.)  im  T.  [bildlich  für 
.Schädel'],  er  ist  in  Zorn  entbrannt;  in  GlM.  auch:  der 
Meister  treibt  eifrig  zur  Arbeit.  Bi-n-im  ist  grad  's 
F.  im  1).,  er  wird  leicht  zornig.  Sülüer.  Fr  hat 
g'scliti'itid  d's  F.  im  D.  GA.  's  F.  ist  em  zum  T.  u.ie 
g' gange  ZWindl.  Säge-n-i  Öppis,  isch  's  F.  im  1). 
und  er  wüetet  wie-n-e  Leu.  Breitenst.  ,Wenn  wir 
von  im  die  lauter  Warheit  schi'ybend,  denn  ist  das  F. 
im  T.'  LLav.  1576.  Vgl.  6  c.  F.  (.zem  f.'  Bs  Peuer- 
ordn.  XIV.)  laufen,  laufen,  um  eine  Peuersbrunst 
löschen  zu  helfen  (vgl.  Z''.-Xn»/'=  Löschmannschaft); 
also:  schnell,  daher  bildl.:  laufen,  die  Hebamme  zu 
holen  Z;  dann  auch,  mit  Verschiebung  des  Bildes, 
Paten  suchen  Z  (vgl.  die  syn.  RA.  de'  fürig  tichöpen, 
Kock.  n"legge":  s.  auch  3  b).  Nüt  im  F.  ha",  Nichts 
zu  verlieren  haben  (vielleicht  zu  3  c  ß).  Du  hesch 
chummlich  [bequem,  leicht]  z'  reden,  du  hesch  Nüt 
im  F.  GoTTH.  NM  us  'em  F.  bringe",  trotz  An- 
strengung in  der  Ökonomie  nicht  vorwärts  kommen 
GTa.  (urspr.  keine  Habe  aus  dem  F.  retten?  kann 
aber  auch  nach  3  erklärt  werden:  etwas  fertig  bringen, 
von  Handwerken,  die  mit  Feuer  arbeiten).  Brand 
als  Mittel  oder  Art  der  Verheerung  im  Kriege.  Mit 
F.  und  Schwert  dräue".  Sulger.  ,Trug  F.  u.  Schw. 
in  den  Gau  und  auf  die  Güter.'  Wild,  Eglis.  ,Dass 
syn  hus  zuo  rotem  f.  [in  Flammen]  nfgieng.'  1522, 
Strickl.  S.  auch  fürio  Sp.  20.  —  2.  eine  Krankheit. 
vergliclien  mit  einem  um  sich  greifenden,  verzehrenden 
Feuer  oder  wegen  Böte  der  Haut,  welclie  sie  mit 
sich  bringt-.  ,Das  laufende  F.,  eine  gefährliche  Ent- 
zündungskrjinkheit,  namentlich  junger  Kühe,  während 
welcher  sie  Blut  misten.'  Alp.  1806.  .Das  fliegende 
F.,  der  fliegende  Krebs,  eine  ansteckende  Viehkrank- 
heit.' ebd.  Auch:  .das  wilde,  kalte  F.'  .Erysipelas. 
morbi  genus,  das  heilig  F.,  die  rose,  überröte.'  Denzl. 
Vgl.  StAntons-,  Heid-,  Heil-,  Wild-F.;  Karfunkel; 
Angriff;  Lendvnliluet;  Bot;  Biisüch;  St Antims- Bauch : 
Vierteil.  —  3.  F.  in  der  Hand   des  Menschen   als 


941 


Far,  t'or,  Hr.  t'or,  Jür 


942 


Mittel  zu  Kulturzwecken,  a)  als  Signal  in  Kriegs- 
zeiten. Vgl.  Kridni-,  Lärm-F.  .Welichs  tags  sy  aber 
Jen  stryt  tuon,  so  wellen  sy  an  demselben  ort  die 
grossen  für  machen.-  B  Katsman.  147t).  —  b)  als 
Criminalstrafe.  Verbrennung.  Scheiterhaufen.  Vgl. 
Ziianij-F.  .Jene  Frau,  welche  mit  dem  F.  gerichtet 
worden  ist.'  l.JTd,  Absch.  Hieran  schliesst  sich  viell. 
der  bildl.  Begritf  der  Feuertaufe.  ,Ein  jetlicher  mensch 
muoss  mit  für  gesalzen  syn  [getauftV].'  1531,  Absch. 
(als  eine  der  Bibelstellen  angeführt,  welche  nicht 
buchstäblich  verstanden  werden  dürfen).  —  c)  in 
Handwerken,  a)  dem  der  Bäcker.  ,F.  intuenS  im 
Backofen  F.  machen.  ,Ze  F.  lüten',  den  Feilbäckern 
mit  der  Glocke  das  Zeichen  dazu  geben.  ,Swer  hie 
bachet  veilbrot.  der  soll  nit  f.  yntuen,  e  dass  man  ze 
f.  lüt.'  Stadtr.  DiESSE.NH.  ca  140Ü.  —  ß)  der  Schmiede. 
Wer  '»■  F.  Schacht,  mtiess  nid  Schmid  teerde".  Ineichkn. 
—  d)  im  allg.  Hausgebrauch,  im  Herd  zum  Ko- 
chen, im  Ofen  zum  Brodbacken  und  Heizen,  auch 
zum  Anzünden  von  Licht.  \ g\.  filren  1.  ,Iias  f.  lüten', 
das  Einbrechen  der  Nacht  durch  Läuten  der  Bürger- 
schaft anzeigen.  ,Die  wächter  sond  zuo  sumerszyt 
und  zuo  winterzyt,  so  man  das  f.  lütet,  uf  das  rathüs 
gan  und  die  4,  so  an  die  gassen  zuo  wachen  gehörent. 
sollent  zuo  stund  üsgan.'  Scu  Bichtebr.  Ds  F.  treche", 
s.  tr.  Ob  'em  F.  ha"  s.  ob.  So  u-olt  ich  für  eui  Be- 
ligion  nümme  F.  schlö,  wollte  nicht  viel  darum  geben, 
wohl  mit  Bez.  auf  Tabakrauchen.  Klostf.ukräpfleix 
1841.  .Diser  [Magentrunk]  lasst  sich  trinken,  wann 
schon  kein  feur  im  haus  ist',  d.  h.  wenn  man  noch 
keine  warme  Speise  im  Leibe  hat.  Schimpfr.  1C51. 
Jez  isch  in-ere  assa  schuJiye  [so  schrecklichen]  Armuet 
■inne,  dass  's  F.  iw  noinina  [nicht  mehr]  icarm  git 
Arl.  Tr<'c  dem  F.  am  Nöcliste",  der  u-ärmt - si'''  am 
Beste.  Ineichen.  Wer  z'erst  a's  F.  chuniit,  de''  ivärmt- 
si'''  ZWl.  F.  und  Eauch  formelhaft  verbunden  zur 
Bezeichnung  des  Haushaltes,  bes.  mit  dem  Zusatz 
eigen.  Eigi  F.  u.  R.  hä"  Gl.  In  diesem  S.  auch  F. 
allein:  ,üie  so  in  der  dorfmarch  sitzend  mit  eim  f. 
[in  ungetrennter  Haushaltung]  und  [wenn]  us  dem 
zwei  f.  wurdend,  also  dass  ein  sun  oder  tochter  von 
vater  und  mutter  zuge.'  1476,  B.  (In  Ai-  auch  nur: 
ägna"  Bauch  fiiera";  vgL  ,Brot  und  Eauch.')  Vgl. 
dagegen  F.  m.  B.  in  bildl.  BeJ.  unter  4  e.  Ebenso 
F.  und  Liecht  A.\;  Ap;  Schw.  F.  ond  Liechl  b'sitsa' 
kv.  ,Zum  Bezug  dos  Holzteiles  sind  berechtiget, 
welche  eigenes  Feuer  und  Licht  besitzen.'  Sc'hw.  ,Ein 
jeder,  so  mit  f.  und  \.  in  dem  gricht  [Bezirk]  sitzt 
[wohnt].'  1470,  B.  ,I)o  ich  mit  f.  u.  1.  g'sessen  [an- 
sässig, wohnhaft]  bin.'  NM.4N.  ,Wer  ein  Jar  lang 
allhie  in  dem  Kilchgang  [Kirchspiel]  F.  u.  L.  gehaii 
hat.'  IG'29,  ÜBW.  Aber  mit  buchstäblichem  Sinn  im 
Nachtwächterrufe:  Lüsched  F.  u.  L.!  , Unbehutsame 
fürer  oder  liechter  tragen.'  1535,  ZElgg.  Herrsch.-K. 
Zwiisclisftj  F.  u.  L.,  in  der  Abenddämmerung  (zwischen 
dem  Anzünden  des  Herdfeuers  zum  Kochen  des  Abend- 
essens und  dem  Anzünden  des  Lichtes  in  der  Wohn- 
stube oder  wie  under  JJechten  Sp.  3'25  u.  Anm.  .zwi- 
schen dem  Tageslichte  und  dem  künstlichen',  dem  7''«;') 
Ap;  Gl;  GWa.;  TnHw.;  Vw;  Zc;  Z.  ZKÜschct  F.  u. 
L.  g'si-ht  's  Niemer  Z  OGlatt,  scherzh.  vcrk.  und  ent- 
stellt: Zw.  F.  und  g'seht  's  Niemer  Z.  —  e)  als  Über- 
rest alten  Natnrgottesdienstes  (F..  Sinnbibl  der 
Sonne),  an  .lahreszeit-.  Kirchen-  und  Volksfesten.  .In 
den  Gemeinden  des  GlH.  besteht  die  uralte  Sitte,  dass 


am  StFridolinstag  unil  den  ihm  vorangehenden  Tagen 
überall  von  der  Jugend  der  Gemeinden  auf  den  Höhen 
Feuer  angezündet  werden.'  Z  Anz.  ISöfi;  s.  Fridli-F. 
Die  Sitte  solcher  F.  ist  allgemein  und  einzelne  solche 
F.  haben  besondere  Namen;  s.  d.  Conipp.  —  f)  das 
Schiessen  mit  Feuergewehren  und  die  technische 
Beschatlenheit  der  letztern.  Im  F.  cvereiere,  mili- 
tärische Übungen  mit  Schiessen  machen;  aber  auch 
bildh:  streng  verfahren,  ernsthaft  Etwas  betreiben, 
z.  B.  den  Unterricht  in  der  Schule  L.  WU  vom  F. 
(Syn.  G'schütz)  git  alt  Lüt  (auch  ChriegsliU)  Gl;  Z. 
Wahrsch.  gehört  hieher  auch:  J*'.  schmücke',  Gefahr 
wittern;  nhd.  , Lunte  riechen'.  Er  het-si'''  'packt: 
i  glaub,  er  het  F.  g'schmeckt.  Breitenst.  18tj4.  .Neues 
F.'  s.  das  Comp.  Nü-F.  —  4.  F.  rein  bildlich. 
a)  .Anfahen,  fhür  empfahen,  concipere.'  Mal.,  zszu- 
halten  mit  der  Redaktion  von  Fris. :  ,Concipere  mu- 
lieres  dicnntur:  anfahen  oder  empfahen.'  und  .Ignem 
concipere:  hold  [verliebt]  werden.'  —  b)  Schamröte. 
,Notat  ora  pudor,  das  feur  gat  im  vor  schäm  durch 
das  angsicht  aufher.  er  wirt  ganz  rot  von  seham.' 
Fris.  —  c)  Zorn.  Vgl.  F.  (im  Dach)  1  b.  Es  geit-mer 
es  F.  fif,  ich  werde  unwillig,  zornig.  Es  gähs  F. 
fassen,  in  jähen  Zorn  geraten  W;  Syn.  g'fürigs  cho, 
ergrimmen.  Er  het  's  F.  im  Chopf  (Syn.  Dach),  ist 
zornig  UwE.  /"  's  F.  cho",  hitzig,  zornig  werden, 
ebd.;  Syn.  üfbrennen.  Yg\.  füren  (J  a.  Werden  tcie  F. 
und  Biichsepulrer,  d.h.  von  Zorn  entbrannt.  KSchärer 
18Ü4.  —  d)  Streit,  Wortwechsel;  auch  dim.  Fürli. 
Es  ist  zwischun  isch  [uns]  as  Fir  (Firli)  üfg'gangti" 
W.  F.  tragen,  F.  zutragen,  aufhetzen.  Schild.  Es 
git  F.,  es  entsteht  Streit  Z.  Vgl.  füren  (ib.  —  e)  ver- 
mischte bildl.  KAA.  Öl  i 's  F.  schütte'.  Strau  zum 
F.  träge".  Ei"i)i  dur'''  e  F.  dure  laufe",  ganz  ergeben 
sein.  Si'Lii.  Ich  tvär  im  [ihm  zu  Liebe]  dur  d's  F.  dure 
g'spyrange  Gl;  Z.  Si  gienge"-mer  dür''  sehe  F.,  wenn 
i  ivetti  B.  !''•  will  d'  Hand  i  d's  F.  hü",  's  isch  nid 
war  (Rest  eines  F.-Ordals;  vgl.  Gift)  B.  's  F.  fallt-em 
vom  Chopf  uf  d'  Füess,  er  fällt  aus  einem  Unglück 
ins  andere.  Schild.  Zwüsche  zwei  F.  cho'.  Sulgek. 
, Einem  F.  in  die  Schuhe  legen,  in  den  Schuh  machen': 
Angst  machen,  zu  Etw.  antreiben.  Vgl.  .einen  Floh 
ins  Ohr  setzen;  die  Hölle  heiss  machen;  die  Katze 
den  Buckel  hinauf  jagen.'  ,Ja,  's  mag  ihm  Feur  in'n 
Schuh  gmacht  worden  sein  [darum  hat  er  sich  aus 
dem  Staub  gemacht].'  UliRÄu«.  178'2.  ,Wart  sie  nur, 
die  hagelsüchtige  Xantippe,  ich  will  ihr  Feur  in  die 
Schuh  legen.'  ebd.  1777.  ,F.  in  den  Schuhen  haben', 
das  Passiv  zum  vorigen.  , Laufst,  als  wenn  du  Feur 
in  den  Schuhen  habest.'  ebd.  Ebenso:  ,F.  im  Sack.' 
,Er  lauft,  als  wenn  er  Feur  im  Sack  hätte  —  wann 
er  Geld  hat.'  ebd.  1780.  ,F.  im  Hintern.'  Er  lauft, 
wie  wenn  er  F.  im  Hindere  hält,  wie  ein  Pferd,  deni 
mutwillige  Jungen  einen  brennenden  Zunder  unter 
den  Schwanz  gelegt  haben.  Sri,(iBK.  Ähnlich  ferner: 
Er  lauft,  wie  tcenn-e  [ilin]  grad  's  F., jage  wor  [würde]. 
Stutz.  Es  rennt  und  springt  do  Alle^;  wie  wenn  s* 
.v'cher  's  F.  wor  jage.  ebd.  's  F.  im  Elsiss  [Elsass] 
(Aa;  Bs;  B;  S(.HW;'S;  Zu;  Z),  i  Holland  ('/A,  z'  Basel 
(Aa;  L),  t»i  Schwarzwald  (Aa?  SV  Dietsch),  z' Bade» 
(ZWettscIiw.)  g'seh,  i.  S.  v.  in  Folge  eines  Schlages 
od.  Stosses  an  den  Kopf  subjektive  LichteiiipHndungen 
haben;  meistens  in  Form  der  Angabe  des  Betroffenen; 
/■''  ha'  g'meinl.  j'*  g'sech  \i  F.  usw.,  oder  der  Dro- 
hung eines  .Vnilern.    z.  H. :    Sclurni,  mlcr  (•''  hau  di'''. 


943 


Far,  fer,  fir,  far,  für 


944 


dass  d'  's  F.  z'  Baden  unne  g' sehst!  Oder:  Du  liriefßt 
e  Mühchclle  (es  Chlefi  L),  dass  d'  Basel  im  F.  g's'ehst. 
Rheinsohnaken.  Oder:  Gcnd  im  Ei's,  dass  er  's  F. 
im  F.  Hilde  (jscht.  Fkeiämter  1841.  Auch  in  anderer 
Verbindung:  ,Er  kriegte  einen  Schlag  auf  's  Auge, 
und  wie  liell  ihm  das  Feuer  im  Elsass  dabei  zündete, 
so  konnte  er  doch  nicht  erkennen  von  wem.'  Er  hed 
der  Chopf  a'g'schlage,  dass  er  d's  F.  im  E.  unde  g'seh 
hed  ScHw.  ,Mädi  hatte  noch  nicht  ausgeredet,  so 
hatte  es  Eine  im  Gesicht,  dass  es  das  Feuer  brennen 
sah  im  Elsass.'  Gotth.  Er  [der  Stier]  giislet  [stösst] 
mi'''  mit  'em  Hörnli  i  de  Biqipene  [Rippen]  ume,  ass 
i  's  F.  im  E.  g'seh  bis  iif  Slrushurg  abe.  Joach.  Wenn 
i'''  o"  seJbi  Biiete  denke,  's  isch  mir,  i  g'sehi  jetz  no''' 
's  F.  im  E.  BWvss.  .Schlägt  auf  die  .\ugen,  dass  es 
sprüht,  Dass  man  das  Feur  im  Schwarzwald  sieht.' 
.\DiETsi:u  1844.  Auch  mit  Bez.  auf  die  tätige  Person 
als  Subj.:  Eim  's  F.  z'  Basel  (im  Elsass)  zeige",  mit 
Schlägen  abstrafen  L.  Auch  zur  Schilderung  grossen 
Schreckens:  i'''  ha  y' meint,  i'''  g'sech  's  F.  im  E.  S. 
Mit  Veränderung  des  Sinnes  wird  wohl  auch  etwa 
gesagt:  De''  het  's  F.  im  E.  aw''  scho"  g'seh!  hat  auch 
schon  einige  Welterfahrung,  z.  B.  in  unsauberen  Din- 
gen Bs.  F.  und  Rauch  sprichw.  verbunden  und  ver- 
glichen: De''  hed  me  B.  als  F.,  oder:  ril  B.  aber  wenig 
F.,  zur  Bezeichnung  eines  dummstolzen  Menschen  L. 
Frönd  F.  ist  nit  so  hell  wie  de  B.  diheim,  man  schätzt 
das  Eigene  höher  als  das  Fremde.  Si'ujer.  .Unsern 
Rauch  heller  dann  frömbdes  F.  achten.'  Wurstis.  Es 
ist  kes  [kein]  Bnnchli  öni  es  Fürli  (od.  es  ist  allimäl 
aw''  es  Fürli  derbl),  oder  umgek.  kes  F.  öni  es  B. 
(derbl),  keine  Erscheinung  ohne  Ursache,  oder  keine 
Ursache  ohne  Wirkung.  Wer  's  F.  will  g'nüsse,  de" 
muess  de  B.  nid  vcrdrilsst".  Suloer.  F.  und  Wasser. 
Wie  F.  und  W.  geg  enand  si"  ZO.  ,Die  VÜrte  finden 
für  gut,  das  F.  mit  W.  zu  dämpfen.'  158.5,  Absch. 
,[Der  Verräter]  trug  W.  in  einer,  F.  aber  in  der  andern 
Hand.'  Lauf.,  Beitr.  2,  15'2.  F.  und  W.  sind  ztce  giiet 
Chnecht,  aber  bös  Herre".  Sulger.  F.  und  Strau  sind 
g'förligl  [gefährliche]  Nöchbere.  Ineichen.  F.,  Wueste 
(Husten]  und  Bud  [Krätze]  sind  bös  [schwer]  z'  ver- 
berge^, ebd.  —  Aberglauben:  Wenn  men  i  's  F. 
speazt  [spuckt],  chniint  me"  Bifen  über  [bekonnnt  man 
Hautausschlag]  B;  ZWl.  Numme  der  Tüfel  speut  i  's 
F.  B.  Wenn  men  i  's  F.  brünzlet  [pisstj,  so  chunnt 
me"  Blöteren  [Blattern,  Hautblasen]  über.  SiiL(iER. 
Wenn  das  F.  knallt  oder  knistert,  so  schliesst  man 
auf  Regen  oder  Wind. 

Mbd.  /iuirei:  UtT  l'hir.  mit  zvigesetzter  Emliiu;;  -er  iiucli 
im  Elgg.  Herrscli.-Keclit  1535  (.flirer');  bei  HBuU.  1572 
(,Da  wurdena  wachteu  gestellt  und  vil  fluiwrer  gemacht.') 
u.  bei  AKlingl.  G.  B.  (,Alle  feurer  der  weit.').  —  3  d.  .Für 
lüten'  bezieht  sieb  auf  die  Tageszelt,  da  man  Feuer,  d.  i. 
Licht,  anzUudet.  —  4  e.  Die  RA.  vom  /'.  im  EUma,  in  Hol- 
land, historisch  mit  Bez.  auf  die  Kriegsführuug  der  Fran- 
zosen unter  Ludwig  XIV.  in  jenen  Gegenden  zu  erklären, 
deren  Schrecken  durch  das  Gerücht  den  Rheiu  liinauf  bis 
in  die  Schweiz  gedrungen  wäre,  ist  nicht  wahrscheinlich  und 
auch  nicht  notwendig  (ddch  vgl.  auch:  wu  tt«  «o  angatUg, 
brönnt  's  iipiie  im  Ehi».'  B);  jedeuf.  wäre  ,ieue  Erinnerung 
später  erloschen,  da  man  sich  mit  den  nähern  und  damals 
nicht  betroffenen  Orten  Basel,  Schwarzwald  und  zuletzt  sogar 
AaBaden  begn«gte.  (Vgl.  ähnlichen  Wechsel  z.  B.  in  dem 
Kinderliede  von  den  drei  Marien  usw.)  Im  Schwarzwald 
seihst  wird  im  selben  Sinn  abwechselnd  mit  Ehis  auch  der 
benachbarte  Heg.au  (Hei/il  genannt.  Ohne  Ortsangabe  sagt 
man  gleichbed.   t'rz.  j'ai  cru  vuii-  :i'>    rliaiiddlen !   it.  vf:d4;rc  le 


aiellc,  und  es  ist  ja  ganz  natürlich,  dass  man  in  der  deutschen 
Schweiz  zur  Bezeichnung  der  Ferne  den  einzigen  einheimischen 
Strom  gewählt  hat,  auf  dem  man  zu  Schiffe  ins  Ausland 
gelangen  kann.  Verwandte  RAA.  sind:  Hast  y'seh  lüchtt", 
läihe"  [rauchen],  womit  man  auf  eine  überraschende  Kund- 
gebung aufmerksam  macht;  und  er  hat  mi^^  f/'sishüttht.  i'"'' 
ha"  rfiuciiit,  i''''  müe>i  min  Chopf  im  Ehi*ln  unne  nuerhc^  Z.  — 
In  dem  angeführten  Aberglauben  erblicken  wir  einen  Rest 
der  alten  Scheu  vor  dem  Elemente  als  einer  heiligen,  aber 
eben  darum  auch   furchtbaren   Macht. 

Aglen-Für:  Feuer  auf  dem  Felde,  in  dem  Aglen 
(s.  Ägne  Sp.  l'27/8)  verbrannt  werden,  bes.  im  Herbst, 
eine  Freude  der  Jugend  ZDättl.  Vgl.  Herdöpfel-F. 
—  Alp-:  am  Abend  vor  der  Alpfahrt  auf  einer  weithin 
sichtbaren  Ecke  eines  .Maiensässes'  an  einer  aufge- 
steckten Tanne  entzündetes  F.  GRPr.  —  In-:  kleines 
F.  im  Ofen,  wenn  man  nur  schwach  heizen  will.  Nur 
es  I.  machen  BO.  —  Antonis-:  eine  verzehrende 
Krankheit,  gegen  welche  der  h.  Antonius  (s.  Sp.  3.51) 
angerufen  wurde.  ,Eine  sehr  bedeutende  Krankheit 
unter  den  Schweinen  auf  den  Alpen  des  Gl  Grosstals. 
N.  erklärt  diese  Krankheit  für  ein  bösartiges  Schar- 
lachüeber  (febris  erysipelatosa  maligna),  auch  Rotlauf, 
Rose  oder  das  StAntoniusfeuer  genannt,  welche  mit 
der  sogenannten  Plag  oder  mit  dem  Milzbrand  sehr 
nahe  verwandt  war.'  Alp.  1821,  304.  .Ignis  sacer, 
SAntonis  feur  oder  die  brennend  raaeh.  Pusula,  ein 
böser  umbfressender  schad  mit  vil  bläterlinen,  wilde 
und  hitzige  zittermal;  etlich  nennend's  SAntonis  feur 
oder  plag  (raach).'  Fris.  ;  Mal.  ,Es  sollen  Zeugen 
verhört  werden,  welche  schwören  sollen,  dass  Gottes 
Rache  und  das  h.  A.-F.  sie  verderben  möge,  wenn  sie 
falsch  zeugen.'  1574,  Absch.  Vgl.  Für  2.  —  Herd- 
Öpfel-:  von  der  .Tugend  am  Schluss  der  Kartoffelernte 
aus  den  Stauden  der  Pflanze  entzündet  Sch;  Z,  Vgl. 
Aglen-F.  —  Osler-:  eines  der  vom  Volke  seit  alter 
Zeit  veranstalteten  Jahrzeitfeuer;  s.Fär  3 e  (also  ohne 
Beziehung  auf  das  christliehe  Fest,  ausser  so  weit 
diesem  selbst  ein  um  die  selbe  Zeit  geübter  heid- 
nischer Brauch  zu  Grunde  lag).  In  AaEIu-.  wird  am 
Ostermorgen  zwischen  7—8  Uhr  das  auf  dem  Kirchhof 
entzündete  F.  vom  Pfarrer  gesegnet;  jede  Familie 
lässt  dabei  etwa  ein  Scheit  anbrennen  und  bewahrt 
es  als  segenskräftig.  Im  BAmt  Delsb.  verbrannte  (um 
1822)  der  Pfarrer  in  dem  Ü.-F.  ein  Neues  Testament 
(um  das  F.  segenskräftig  zu  machen V),  und  sein  Scheit 
nicht  anbrennen  zu  dürfen,  galt  als  Strafe. 

Feg-,  Feck-  AABb.  (.«);  LB.;  S  (rf;).  Meinst  gang 
no  [immer  noch],  dass  e  Hell  und  F.  .lind?  LE.  Vor 
rile  tüsig  Jöre  ist  weder  Hell  no'''  F.  g'sl".  Schild. 
Us  ''em  F.  i'n  Himmel  kxBh.  's  ist  e  Sei  iis  ''em  F. 
erlöst  (auch:  i"'"  Himmel  g'lüpft  S)  worde",  wenn  eine 
alte  Jungfer  heiratet  L  (Egli),  aber  auch  (mit  Var. 
en  Schnider),  wenn  zwei  Personen  im  selben  Augen- 
blicke den  selben  Gedanken  äussern  Sch;  Z. 

Die  Ausspr.  mit  k  weist  auf /cctoi  entw.  i.  S.  v.  , flackern', 
sich  hin  und  her  bewegen  (s.  ß'clen  II  Sp.  731)  oder,  so 
weit  es  mit  c'  gesprochen  wird,  von  , prüfen'  (s.  Sp.  7'26), 
da  ja  das  F.  ein  Läuternngsjjrocess  sein  soll.  S.  auch  I\x-E. 
—    Zu  der  obigen   RA.   vgl.   Stl. 

Vor-  Bs,  Für-  ZZoll.,  Für-  Aa:  das  nach  be- 
endigtem Heizen  des  Backofens  aus  den  unter  dem 
Loch  desselben  (also  vorn,  s.  ror)  zsgcscharrten  Kohlen 
unterhaltene  kleine  F.,  das  entfernt  wird,  sobald  das 
Brot  eingeschoben  ist  und  bevor  der  Ofen  geschlossen 
wird.    Svn.  Bliis-  (Bleeh-)F.    Vgl.  ,das  Brot'  28.    's  hat 


915 


Far,  ffi-,  tir.  inr.  für 


946 


lustig  e  V.  g'lället  im  O/'elocli,  'ass  d'  Hits  nit  het 
chänne"  verfliege".  Bkeitfnst.  1804.  —  Verfassi^gs-: 
zur  Erinnerung  an  die  Annahme  der  Verfassung  des 
Kts  B  am  31.  Juli  1830.  Auch  Jakobs-F.  genannt 
(s.  d.)  und  später  auch  auf  die  Verfassung  vom  Jahr 
IS-ltj  bezogen.  Die  urspr.  zur  Feier  des  Hochsommers 
üblichen  Feuer  (vgl.  Johaniiea-F.)  wurden  um  einen 
Monat  verschoben  und  auf  Termine  der  politischen 
Geschichte  gerichtet.  Die  Kinder  in  den  Dörfern 
schaaren  sich  zu  Umzügen  mit  Papierlaternen  udgl. 
zusammen.  —  Mitte-Fasten-:  Fastnachtfeuer  in 
der  Mitte  statt  im  Anfang  der  Fastenzeit.  So  in  Obw. 
wo  man  um  eine  grosse  Tanne  herum  Schilfrohr  band 
und  es  anzündete.  Auch  in  LG.  wurden  die  Fast- 
nacht-F.  bisweilen  erst  um  Mittefasten  abgebrannt. 
LüTOLF,  563/64.  In  Ndw  auch  einfach  Fasten-F.  ge- 
nannt.    Vgl.  Öster-,  Märzen-,  Fasnacht-F. 

Fex-:  =  Feg-F.  ,[Dass  man  für  die  armen  Seelen 
Niclits  zu  tun  brauche]  dann  kein  f.  nüt  wäre,  denn 
Gott  hat  uns  all  mit  sym  tod  erlöst!'  Anhang  zu 
Eui.lB..  Chr.  —  Dieses  Fex-  viel],  nicht  von  ,fegen',  sondern 
ümileutuug  von  lat.  rtxare,  vgl.  bern.  I'ä.c  ni.,  Verweis. 

Flöh-:  ein  neben  dem  eigentlichen  Fastnacht-F. 
entzündetes  kleineres  BsPfefF. 

Flack-:  Strohfeuer.  Nw  so  es  F.,  das  git  nüd 
heiss  Z.    —    Zu  flachern,   schnell  aufflammen. 

Pride U-.  jFlamraae  pacales,  fridenfeur,  fröuden- 
feur.'  Fris.;  Mal.  —  Fridli-:  zu  Ehren  des  Landes- 
patrons StFridolin  am  6.  März  auf  den  Höhen  ent- 
zündet Gl;  s.  Für  3  e. 

Heid-:  1.  Feuer  auf  der  Heide,  aus  verdorrtem 
Gras.  Rasen  ['?]  ZLunn.  —  2.  Rotlauf,  wandernde  Ent- 
zündung Es.    Vgl.  Für  3.  —  3.  =  Heiden-F.  4. 

Da  das  Fem.  .Heide'  unserer  Sprache  sonst  fremd  ist 
(ausgenommen  Heidberi,  entstellt  Ueu-peri,  Ifeiii,  Heidelbeere), 
so  beruht  1  viell.  auf  Irrtum  oder  Umdeutung,  etwa  aus 
dem  folg. 

Heide"-,  Heid-  Zo;  UwE.  (in  Bed.  4  neben  Haut-): 
1.  F.,  das  Heiden  anzünden,  z.  B.  Zigeuner.  ,Mit  den 
Zigeunern  und  Bettlern  im  Wald  bei  gestohlenen  und 
gebettelten  Braten  und  Kuchen  um  ein  H.  herum- 
tanzen.' HPest.  1787.  F.,  das  aus  heidnischer  Vorzeit 
stammt:  Fastnachtfeuer  Aa  (Roehh.);  s.  Oster-F.  — 
'2.  grosses,  gewaltiges  F.  Z.  [Heiden-  in  abstr. 
verstärkender  Bed.;  vgl.  Höllen-.)  —  3.  eine  um  sich 
fressende  Hautkrankheit  [V].  Vgl.  Für  2.  Wenn 
mir  nw  eini  [Fabrik]  ufchi'  lönd,  se  fresset  s'  noh 
[nach,  um  sich]  wie  's  H.  Stütz.  .Macht  doch,  dass 
die  G'rücht  nicht  weiter  um  sich  fressen  wie  das  H.' 
ebd.  Doch  an  beiden  Stellen  viell.  i.  S.  v.  4.  —  4.  das 
sog.  Windfeuer,  d.  h.  die  Erscheinung,  dass  bis- 
weilen in  dem  am  Boden  und  an  den  Seiten  von 
Pfannen  oder  Kesseln,  die  über  dem  Feuer  stehen, 
haftenden  Russ  zahlreiche  kleine  Funken  entstehen, 
die  durch  einander  wimmeln;  die  Erscheinung  wird 
meistens  als  Vorzeichen  von  Witterungswechsel,  Ein- 
treten von  Wind  od.  Regen,  betrachtet  SchwE.;  UwE.; 
Zg;  Z.  Vgl.  füren  2,  heid  füren,  fürig.  's  lii'it  Heidef. 
g'hii"  d"  der  Pfcuiiie,  's  diil't  iif  Slunii  und  \Vi>td. 
Stutz.  In  tiStdt  sagt  man  von  den  wimmclnilcn  Glüt- 
chen:  der  Mesmer  hisorgct  d'  Lüili;  älmlidi  in  Z  beim 
Verglimmen  von  Papier:  d'  Lüt  giiiid  us  dr  Chile 
[Kirche]. 

Schweiz.  Idiotikon  I.  7, 


Bed.  :i  kann,  wie  4,  auf  der  Ansicht  beruhen,  dass  die 
betr.  Auffassung  des  F.  eine  heidnische  Grundlage  habe;  doch 
kann  Heiden-  bei  3  anch  die  Bed,  von  .verflucht,  verderblich' 
haben  wie  lat.  ,sacer'  in  der  Benennung  ,ignis  sacer'  für 
,Antonius-F.'  Vgl.  auch  Heil-F.  Die  mit  i  verbundene  Vor- 
bedeutung stürmischen  Wetters  mag  zunächst  darin  begründet 
sein,  dass  die  Seelen  und  die  ihnen  vwdtn  el  bischen  Geister 
teils  als  Lichter,  teils  als  Lufthauche  gedacht  wurden;  es 
konnte  also  die  Lichterscheinung  auch  eine  Luftstrfimung  zur 
Folge  h,^ben,  ähnlich  derjenigen,  welche  nach  dem  Volks- 
glauben durch  einen  erhängten  Menschen  bewirkt  wird,  dessen 
unselige  Seele,  in  das  Luftreich  zurückkehrend,  demselben 
ihre  stürmische  Bewegung  mitteilt,  und  entsprechend  der  Be- 
deutung des  Wilden  Heeres  als  Sturmwind  und  Geisterschaar. 

Heil-:  Hautausschlag  auf  der  Hand,  den  man 
durch  Zaubersprüche  vertreiben  zu  können  glaubt  BO. 

Gemäss  der  Anm.  zu  Heiden-F.  kann  Heil  in  dieser  Ver- 
bindung auch  .Unheil*  bedeuten;  aber  viell.  ist  geradezu  an 
Heilbarkeit  zu  denken. 

Hölle-:  grosses  F.  Z.  Vgl.  Heiden-F.  3.  Ir  sölled- 
iiier  es  H.  in  euerer  Chuchi  «.s-.se  ha",  so  heiss  ist  die 
Suppe.     Es  H.,   wie  trenn  er  wetted  e  He.v  brate'   Z. 

Hengert-.  ,Am  Abend  zünden  die  Älpler,  wenn 
es  Nacht  wird,  mitten  in  der  Hütte  das  Hengertfeuer 
an.'  Gk  Kai.  1872.  —  Hmyert  (Heimgart)  =  Abondbesuch, 
-gesellschaft. 

Hau(p)t-  s.  Heiden-F.  —  Rü^tev-Furli":  Feuer, 
welches  die  das  Vieh  hütenden  Knaben  im  Herbst  auf 
der  Weide  machen,  zum  Zeitvertreib  oder  um  sich 
dran  zu  wärmen  Th.  —  Johannes-Für,  Santjohanns- 
BS.,  Johanni-  W :  urspr.  zur  Feier  der  Sommersonnen- 
wende, in  allen  deutschen  Landen  und  noch  weiter, 
seit  alter  Zeit  üblich;  im  Kt.  B  mit  veränderter  Zeit 
und  Bedeutung  in  Jalobs-  und  Verfassungs-F.  ver- 
wandelt, s.  dd.  —  Jakobs-:  im  Kt.  Bern  an  die  Stelle 
der  (mehr  bei  den  Katholiken  üblichen)  Jnhannes-F. 
gesetzt  und  auf  das  .Andenken  der  siegreichen  Schlacht 
bei  Vilmergen  ('25.  Juli  1712),  später  auch  auf  die 
Annahme  der  neuen  Verfassungen  in  den  Jahren  1831 
und  1846  (im  letztern  Fall  nüt  halb  scherzhafter 
Nebenbeziehung  auf  den  dabei  hauptsächlich  tätig  ge- 
wesenen Staatsmann  Jakob  Stämpfli)  bezogen;  s.  Ver- 
fassungs-F. —  Kuchi"-.  ,Bei  uns,  wo  das  Feuer 
auch,  das  wir  brauchen,  nicht  elementisch,  sonder 
nur  Kuchifeuer,  ein  angezündeter  Flamme  oder  Luft 
ist,  kann  es  nicht  änderst  sein,  dann  dass  die  bei  uns 
scheinenden  Element  einen  immerwähreuden  Streit 
miteinanderen  haben.'  JZieclf.r  1647.  —  Kriden-: 
Signalfeuer  bei  Ausbruch  von  Krieg;  s.  Für  3  a  und 
Lärm-F.  .Dass  die  wehrfähige  Mannschaft,  sobald 
das  Krydenfür  und  das  Krydengeschütz  angegangen, 
bewaffnet  an  die  bestimmten  Plätze  ziehe.'  1543,  Abscii. 
-   Mhd.  kmk  f.,  Kriegsgeschrei,  Losungswort;  zu  frz.  critr. 

Laub-  in  der  R.\.:  Es  göd  umme  wie  ncs  L.,  ent; 
stellt  aus  dem  gleichbed.  Lauf-F.,  mit  Umdeutung  auf 
ein  F.,  das  etwa  nach  .\rt  eines  Waldbrandes  in  dürrem 
Laub  entstehen  und  um  sich  greifen  könnte.  —  Lärm-: 
Kriegssignal,  s.  Knden-F.  Und  wenn  de  Find  t*  's 
Land  vfallt.  Und 's  L.  uf  de  Firne  wallt.  MisN.  1836. 
—  Baumer-Märt-:  F.  am  Tag  vor  dem  Jahrmarkt, 
der  in  ZBaunia  je  am  ersten  Freitag  des  .\pril  Statt 
findet.  Audi  diese  Feuer,  zunädist  eine  Fortsetzung 
der  Fastnadit-K.,  sind  ein  Rest  der  zur  Feier  des 
Frühlings  üblichen  F.  Vgl.  Oster-.  Märzen -F. 
Märzen-:  einer  der  Namen  für  die  Frühlings-F.  .Hy 
ilni  Fassiiadit-  und  Mi'rzcntürcron  wirf  vil  wuols  und 


947 


Far,  fer,  Hr.  for,  für 


048 


ergcrliclic  sachen  mit  tanzen    und  in  an'lere  weg-  ge- 
triben.'   Z  Mand.  IGOl. 

„Mott-,  Mutt-Für:  Schniauclifeiier  in  ausge- 
stochenem und  aufgeschichtetem  Rasen."  Sj-n.  Motf- 
Hüfen.    —    Motten,  schwelen;   Mulle,  ausgestochener  Rasen. 

Fasnacht-:  bis  auf  heute  in  den  meisten  Kan- 
tonen (also  auch  reformierten)  üblich  (nur  an  yer- 
schiedenen  Tagen,  docli  meist  am  Abend  des  ersten 
.Sonntags  der  Fastenzeit,  in  Ap  am  sog.  Fuiikemonntag. 
s.  d.)  und  bes.  ein  Pest  für  die  Jugend.  Mit  dem 
Abbrennen  der  Fasnachtfeuer  sind  d'  LiechtU  furt- 
g'schicJct,  d.  i.  hört  die  .Arbeit  bei  Lichte  für  einmal 
wieder  auf  ZO.  Die  Knaben  haben  Holz  dazu  von 
Hause  mitgebracht  oder  vorher  herumziehend  vor 
andern  Häusern  gebettelt,  wohl  auch  gestohlen.  Das- 
selbe wird  auf  einer  Anhöhe  um  eine  Stange  oder 
Tanne  herum  aufgeschichtet  und  bei  Einbruch  der 
Nacht  angezündet.  Die  Jugend  tanzt  unter  Jubel- 
geschrei um  das  F.;  auch  werden  glühend  gemachte 
Scheiben  (s.  Sclühen]  unter  Au.sruf  von  Wünschen  in 
die  Luft  geschleudert  (ZBachtel.  Kegensd.).  Sind  die 
letzten  Funken  des  Feuers  verglüht,  so  kehrt  die 
Jugend,  alte  Lieder  singend,  ins  Dorf  zurück  (ZSth.); 
die  altern  Bursche  und  Mädchen  schwärmen  die  Nachl 
durch  (S).  In  AABb.  gilt  der  Spruch:  Wenn'x  F.  rim 
.  (hticind  zieH,  so  häd  me"  's  Jör  (Iure  vil  Oberwind. 
Im  L(t.  war  die  Jugend  beim  F.  früher  z.  T.  ver- 
mummt und  mit  Kesseln,  Peitschen  und  Schellen  ver- 
sehen. Auf  dem  Pfahl  oder  Baum  Tvar  eine  Stroh- 
puppe (,Hexe')  angebunden,  welche  mit  verbrannt 
wurde.  Auch  wurden  mit  Stroh  umwickelte  alte  Räder 
angezündet  und  bergab  gerollt  und  sprang  man  über  die 
•zssinkende  Flamme  des  Holzstosses  hinweg.  In  alter 
Zeit  wurde  das  Feuer  auch  in  der  Stadt  entzündet, 
auch  nachdem  in  Folge  davon  im  Jahr  1508  eine 
Feuersbrunst  entstanden  war.  Im  Jahr  1.596  wurden 
die  mit  dem  F.  verbundenen  Missbräuche  auf  dem 
Lande  verboten,  ebenso  wieder  1742  (natürlich  ohne 
Erfolg!).  LüTüLP  S.  563.  Klagen  über  Verwüstung  von 
Wäldern  durch  Ausbeutung  derselben  für  F.  werden 
in  Z  z.  B.  aus  dem  J.  1573  laut.  Der  Weibel  wurde 
angewiesen,  den  Knaben  für  jenen  Zweck  Etw.  ver- 
abfolgen zu  lassen.  Im  J.  1569  vergleicht  LLav. 
schweifende  Irrlichter  mit  den  Fackeln,  welche  Kna- 
ben bei  den  F.  hin  und  lier  schwingen,  und  noch  1670 
lieisst  es:  .Gleichwie  die  jungen  Gesellen  zu  Anfang 
der  sog.  Fasten  mit  ihren  angezündeten  Fackeln  bei 
ihren  F.  etwann  von  allen  Seiten  her  zusammen  kom- 
men, etwann  sich  wieder  verstreuen,  etwann  auch 
samtlich  einen  langen  Reihen  machen'  usw.  In  einem 
B  Mandat  von  1628  werden  die  F.  sammt  den  Mum- 
mereien ,heidnisch'  genannt  und  verboten;  1790  in 
AASarm.  das  nicht  immer  ehrbar  abgelaufene  Ver- 
gnügen abgestellt.  Laut  vMoos  .liefen  unsere  Alten. 
wie  die  Kinder,  den  F.  nach'.  —  Nu-:  1.  zunächst 
die  neue  Gestalt  der  Schiessgewehre,  d.  h.  Percussions- 
gewehre  (mit  Zündkapseln  statt  der  frühern  Peuer- 
steinschlösser)  Z ;  s.  Für  3  f.  —  2.  scherzhaft  bildl. : 
die  Hosenschlitze  gegenüber  den  Lätzen  der  altern 
Tracht  Z;  Syn.  Geschwind-F.  —  Nacht-:  F.,  das  in 
der  Nacht  (auf  Feuerstätten,  in  Öfen)  brennt,  oder  F.. 
das  bei  Nacht  auibrechen  könnte,  näclitliche  Feuers- 
gefaiirl^  .Haben  IdGnH.  angesehen  [beschlossen]  von 
des  Nachtfüers  w6gen:  wann  Nachts  Wind  gand.  dass 


die  Geordneten  send  üfstan  by  Iren  Eiden  und  uf  die 
Gassen  gan,  bis  der  Wind  gestellt  wirf.'  1497,  JKdTroll 
1843.  Ebenso  ,und  in  jeklicheni  Hüs  die  Menschen 
wecken  und  inen  bevelchen,  jeglichs  in  syni  Hüs  zum 
Für  ze  luogen.'  1501,  ebd.  —  Baichen-:  das  von 
den  Fischern  zum  nächtlichen  Fang  der  Baichen  an- 
gewendete F.  L. 

Blech -i^((Wj:  das  F.  vorn  in  grössern  Backöfen 
zu  Beleuchtung  derselben  beim  Einschiessen  der  Brote 
ApK.,  M.  Vgl.  auch  Vor-F.  —  Wahrsch.  entstellt  ans 
BVlH-  umi  uuigedeutet  auf  den  blechernen  Ofenloehverschluss. 

Bläs-Für:  1.  =  Blechfürli  ZO.  Syn.  Vorfür. 
Nach  anderen  Angaben  soll  es  das  Entweichen  der 
Hitze  während  des  Einschiessens  verhindern.  .Feuer 
von  leichtem  Holz,  welches  man  vor  einem  geschlos- 
senen Backofen  brennen  lässt,  um  dem  Brot  eine 
schöne  Bräune  zu  geben.'  Sprkng;  vgl.  blasen.  — 
2.  das  grosse  F.  im  Backofen  ApK.   —  BUu,  Feuerbrand. 

Herd-Platten-:  Feuer  des  Herdes,  bildl.:  ,Aber 
ach  wie  leicht  mischet  sich  ignis  foei,  fremdes  Herd- 
blatten-Feur  und  der  kalte  Brand  eigener  Passionen, 
under  ignem  arai,  das  Feur  des  göttlichen  Heiligtums!' 
Mise.  T.  1722.  —  Schön-:  Brand,  der  zur  Ausreutung. 
Säuberung  (Schönen)  des  Bodens  veranstaltet  wird 
aScHW.  —  Geschwind-  s.  Nü-Für.  —  Trott-:  F.. 
das  Nachts  bei  der  Trotte  [Kelter]  unterlialten  wird. 
Rheinschnaken.  —  Wacht-.  Im  J.  1656  wurden  in 
dem  Rapperswylerkrieg  73  Klafter  Holz  ,us  Bevelch 
m.  gn.  Herren  zu  den  Wachtfüren  in  disem  Wald  weg- 
genommen.' Hotz,  Urk.  —  Wild-:  1.  die  unter  i^iic  ^' 
bezeichnete  Krankheit.  .Das  wildfür  ze  löschen.'  XV.. 
L  Hdschr.  .[Spatzenkaat]  mit  schweinschinalz  aufge- 
strichen benimpt  die  hauptsucht  und  bricht  das  wild- 
feur.'  VoGELB.  1557.  ,Das  schmalz  des  baren  ist  vast 
guot  zum  wilden  feur.'  Tierb.  1563.  —  2.  Windfeuer 
(s.  Heiden-Für  4)  und  aus  diesem  Worte  umgedeutet? 
Irrwische?  ,Er  sei  wandelbar  wie  Wildfeuer,  von 
einem  Ort  zum  andern  wie  ein  Hase.'  UBrähg.  1782. 

Werr-Ffirn.  Z,  M^erre-Füri  ScaviMa..,  Twer-Füri 
n.  GSa..  Werr-Füli  n.  (il  (neben  -Fnri),  Tuer-Füli 
GG.,  Twer-Fili  GA.:  1.  Maulwurfsgrille.  Erdkrebs  Gl; 
G;  Z.  Syn.  Kornferli;  Sossmörder.  —  2.  Engerling 
unter  der  Haut  des  Rindviehs  ZWäd.     Syn.  Ini/er. 

Betr.  den  ersten  Teil  des  W.  s.  das  gleichbed.  einfache 
Werre.  Dass  der  zweite  Teil  das  W.  .Feuer'  sei,  ist  sehr 
zweifelhaft,  und  die  Form  mit  t  viell.  nicht  Umdeutnng  oder 
Dissiinilationsforiu,  sondern  das  Ursprüngliche.  Das  vorge- 
setzte (  aus  dem  Art.  angewachsen  unter  Anlehnung  an  licet-. 
zwerch. 

Zwang-:  als  Zaubermittel  im  Criminalprocess. 
,[Die  Pfarrer  verboten,]  dass  man  keine  zw.  (sind 
noch  in  60  jaren  gebraucht  worden)  anrüsten  und 
damit  die  misstäter  an  das  liecht  ze  bringen  under- 
ston  sollte,  wie  bei  unserer  vätter  zelten  noch  vor 
banden  gweseu,  da  aberglöubig  leut  vermeinen  wellen, 
mau  könne  über  ein  hell  feur  weiss  was  henken  und 
darzuo  etliche  wort  sprechen  und  streich  tuen,  dar- 
ilurch  ein  mensch  etwas  ze  tuen  oder  ze  lassen  ge- 
zwungen werde.'  Vad. 

füre":  1.  Feuer  machen  (anzünden  und  unter- 
halten) im  Ofen  (heizen,  Syn.  in-f.)  oder  Herd  (vgl. 
an-f.).  allg.  T)'  Stube'  ist  heifs,  er  händ  [ihr  habt] 
yuet  (f  füret  Z.  Se  unt-me'  füret  und  chochet,  auf  der 
ganzen  bewohnten  Erde.  Stutz,    lüldl. :  Fi'm  under 's 


Ü49 


Par,  fei',  tir,  for,  für 


950 


lAH-h  f.,  ihn  von  seinem  Platz  vertreiben  AAEhr. 
(wahrsch.  lierg^enüninien  von  der  Fuchsjagd).  -  -  2.  mit 
Keuersrewehr  sehiessen  Z.  Bildl. :  Uf  Eine"  f.,  mit 
Steinen  nach  Einem  werfen;  auch:  mit  Worten  schmä- 
hen. Id.  B.  —  S.Empfindung  des  Brennens  ver- 
ursachen; a)  von  geistigen  Getränken.  De''  M'l" 
füret  im  H<ils  Z.  Der  Brandui"  firot,  ii^C'-mw-nu 
(ihn]  scliliekt  [schluckt]  W.  's  füret  wie-n-en  Sibe- 
chelser  dur  d'  Hahriire"  ab.  Stutz.    Geist  haben  Ai'  f. 

—  h)  von  schmerzenden  Körperteilen,  jucken,  zucken. 
Das  hat  (/'füret !  z.  B.  bei  der  Abnahme  des  ersten 
Verbandes  einer  Wunde  „Vw;  Zc;"  Z.  Das  Sewpf- 
pflaster  firot,  dass  i-sus  [es]  nimme  erlidw  mag  W. 
Da'  füret  Ki'm!  z.B.  bei  Schlägen  auf  die  Finger- 
spitzen. Süi.HER.  Es  füret  doch  rerfluecht,  sagt  Einer, 
der  mit  dem  Kopfe  gegen  einen  Andern  gestossen. 
Stütz.  Es  fnret-mer  i"  de"  Fingere"  Aa.  3ii,ni  Filess 
füred  ganz,  teil  (•"''  vorher  so  g'frore  ha"  dra"  Z.  Es 
füret-mer,  ich  empfinde  Hitze,  Entzündung  BSi.  — 
1.  (trans.)  erhitzen.  ,Ein  ysen,  so  es  gefüret  wird, 
brennt.-  Zwingli.  —  5.  glühen,  vom  Kuss  an  der 
Pfanne,  i.  S.  v.  Heiden-Für  4  und  heid-füren.  Di 
l'fanne  tuet  f.,  es  git  schUchts  Wetter  W.  —  6.  (un- 
pers.)  blitzen  AAEhr.;  W.  Es  hat  die  ganz  Nacht 
(ffilret.  Ahnlich  von  subj.  Licbtempfindung  i.  S.  v. 
Für  4  e.  F''  hä"  dr  Chopf  so  ang'schiagn",  dass  's-mer 
oor  den  Augu"  g'ßrot  hat  W.  —  7.  erhitzt  sein, 
a)  „von  körperl.  Anstrengung,  z.  B.  laufen."  Urne  f., 
hastig,  ungestüm  herum  laufen  G;  ScaSt.  De''  Letst 
chiimit  g'schnüfig  [atemlos]  ine  z'  f.    Z  (ESchönenb.). 

—  b)  von  Zorn:  toben,  heftig  werden,  in  Zorn  aus- 
brechen. DU''  hat  g'firet!  Uw.  Vgl.  Für  4  c.  d.  — 
Mild,  ßureii,  feurig  sein,  -werden,  -machen. 

üf-:    in    Zorn   geraten    Ap.     Vgl.  iif -brennen.  — 
a"-:    1.  F.  anzünden  B;  G;  Z.     S.  an  Sp.  256,  Anni. 

—  2.  sich  antrinken  UwE.  Er  isch  a"g'fürt,  hat  einen 
Rausch  BBrisl.  —  .3.  zum  Zorn  reizen  L  (Ineichen); 
UwE.;  intr..  Händel  stiften  L  (Ineichen).  M'enn's 
a'g' füret  isch,  so  brönnt  's.  Schild.  —  i"-:  1.  ein- 
heizen Ap;  Bs;  B;  G;  Uw;  Z.  Auch  trans.,  z.  B.  Bü- 
scheli  [Reisbündel]  I.  GA.  —  2.  (unpers.)  von  herr- 
schender Sommerhitze.  Es  firot  in  W.  —  3.  sich  durch 
Essen  und  Trinken  erwärmen  Uw;  bes.  aber;  tüchtig 
und  zu  viel  trinken,  sich  betrinken  Bs;  „L;"  GA.; 
ScH.  —  4.  ei"m  l. :  a)  ernste  Vorstellungen,  Angst 
machen  Bs;  ZO.  Sjn.  d' HöUheiss  mache;  imder-f.ä; 
zice-f.  2;  zünden.  —  b)  verklagen,  Verlegenheiten  be- 
reiten, indem  man  ungünstig  über  ihn  bei  Andern 
spricht  GA.;  ZWj'la.  'i^yn.  z' bös(es)t  reden.  ~  under-, 
undere-:  1.  Feuer  unter  Etwas  legen  B.  —  2.  mit 
Dat.  F.,  anreizen,  antreiben,  aus  Trägheit  aufjagen  B. 
Durch  Verweis  abhalten  Etw.  ferner  zu  tun  B;  FMu. 
Vgl.  in-,  zue-f.  —  er-;  erheizen,  d.h.  durch  Heizung 
hinlänglich  erwärmen,  il/n"  mag  d'  Stoba  gad  fast 
ni'id  e.  Ap.  —  vor-;  den  Backofen  einige  Stunden  vor 
dem  Einschiessen  des  Brotes  halb  heizen  ZFisch.  — 
heid-  heut-:  1.  glühen,  Funken  sprühen  im  S.  von 
füren  2  und  Hcid-Für  4.  D'  Pfanne  hed  hined  [diese 
Nacht]  g'heutfüret  Scuw.  —  2.  wetterleuchten  Si'hw. 
Syn.  hitz-,  wetter-leichen.  —  hris-:  das  Gewerbe  des 
jHusfürers'  betreiben;  s.  d.  —  mott-;  1.  sog.  Mott- 
haufen verbrennen;  s.  M.-Hüfen.  —  2.  übertr.  a)  in 
grossen  Zügen  rauchen  S.  b)  ein  Haus  in  Hrand 
.stecken  S.  • —  zue-;  eigtl.  ein  Feuer  unterhalten, 
schüren;  Syn.  zue-srhürgen.    tibertr..  m.  Dat..  ornsilich 


zureden,  zu  Etw.  ermahnen  oder  von  Etw.  abmahnen. 
Schi  heint-ra  [haben  ihr]  tichtig  zueg'ßrot,  dass  scM 
nit  hlratun  sella  W.  \'g\.  in-f.  4  a;  ander- f.  2.  ,Ignem 
ac  materiam  seditioni  subdere,  einem  aufruor  zuo- 
schürgen,  zuofheuren,  fürderen.  Parere  soinnum  alicui 
mcro,  Eim  mit  trinken  redlich  zuof.  oder  zuoscliürgen, 
dass  er  entschlaft.'  Fris.  ;  Mal. 

Fürcr:  Geschlechtsn.  Gl;  GT.  —  UM. firmiere,  der 
das  Feuer  entzündet  oder  unterhält. 

Hüs-  nannte  man  ehedem  diejenigen  Bäcker  in 
Bs,  welche  in  der  Stadt  selbst  wohnten  und  den  Bür- 
gern ihr  Hausbrot  zu  backen,  dabei  aber  nur  schwarzes 
Brot  zu  verkaufen  pflegten,  im  Unterschied  von  den- 
jenigen, welche  in  den  Vorstädten  oder  in  der  kleinen 
Stadt  wohnten  u.  nur  weisses  Brot  verkauften.  Spreng. 
Im  XIV.  erscheinen  daselbst  und  in  Liestal  die  Bäcker 
in  , Feilbäcker'  und  .H.'  geschieden.  .Die  brotbecken, 
es  sygend  husfürer  oder  andere  [nämlich]  weissbecken.' 
1411,  Stadtr.  Liestal.  Im  XV.  wurden  die  H.,  welche 
sich  angemasst  hatten,  auch  auf  Verkauf  zu  backen, 
wiederholt  in  Bez.  auf  Quantum  und  Qualität  in  ge- 
wisse Schranken,  i.  J.  1.545  aber  wieder  durchaus  auf 
ihr  ursprüngliches  Gewerbe  zurückgewiesen.  Eine 
ähnliche  Einrichtung  taucht  im  XVI.  wiederholt  und 
gelegentlich  (wegen  Teurung)  in  Z  auf,  wo  inzwischen 
die  ,Foggenzer'  allmählich  aufhörten,  dem  ursprüng- 
lich gleichen  Zwecke  zu  dienen;  förmlich  organisiert 
aber  und  zwar  nach  dem  Basler  Muster,  tw.  mit  dem 
von  dort  entlehnten  Namen  (neben  Hüslieel;),  wurde 
sie  1622/3  und  dauerte  in  dieser  Form  bis  M.  XVIII., 
da  es  den  ,Pflstern',  d.  i.  den  bislierigen  .Feilern' 
und  ,Foggenzern',  gelang,  durch  freiwilliges  , Haus- 
feuern' die  neuen  Zunftgenossen  lahm  zu  legen.  ,Die- 
weil  die  gemeine  Burgerschaft,  rych  und  arm,  sich 
bei  den  Hausbecken  die  Zyt  her  nit  übel  befunden, 
da  sollend  dieselben  fürer  belyben,  also  dass  menk- 
licher  den  Husfeureren  das  Brot  nach  wyters  ze  bachen 
geben  möge,  von  den  Mstr  Pfisteren  unverhindert. 
Welicher  aber  bei  den  Husfeureren  bachen  lassen 
will,  der  solle  das  Mehl  daheim  knetton  und  den  Teig 
zurüsten,  und  erst  alsdann  denselben  den  Husbecken 
bringen,  da  dann  hiemit  die  Hausfeurer  dheinen  Kun- 
den das  Mehl  wyters,  wie  etwa  vor  der  Zyt  be- 
schechen,  abnemmen  sollen,  inniassen  ein  soliches  an 
anderen  Orten  und  Stätten  auf  die  Formb  auch  ge- 
brucht  wird.  Was  aber  die  Würt  belanget,  was  sie 
lür  Brod  ums  Gelt  verbruchend  und  den  Gästen  auf- 
stellend, das  sollend  sie  wie  von  Alter  her  by  den 
Ptistern  nemmen  und  kaufen.'  Z  Katsverordn.  IC'23. 
.Dievvil  besagte  beid  [2  mit  Namen  genannte  Bäcker] 
mit  Bachen  der  Burgerschaft  und  mit  dem  Husfüren 
(wie  inan's  nempt)  anders  Nützit  [Nichts]  getan  dann 
was  MGnH.  inen  erlaubt,  so  sollint  ire  Schilt  in  die' 
Zunfttafelen  widcrunib  recht  getan  werden,  auch  si 
mit  wytercm  Bachen  und  Husfüren  bis  zu  Ustrag  der 
Sach  fürfaren  und  sie  beide  für  ehrliche  Meister  und 
Zünfter  gehalten  werden.'  ebd.  1()25.  ,Dass  ernannter 
tirob  sich  eines  Gebächs  allein  gebruchen  und  hiemit 
nebent  dem  gemeinen  Bachen  und  Hausfeuren  kein 
sonderbar  Brod  bachen  und  verkaufen  oder  aber  hin- 
gegen des  Hausfeurens  sich  nit  gebruchen  mögen 
solle.'  ebd.  1(131.  ,l>iewyl  doch  das  Hausfeuren  kein 
Ilandworch  ist.  diweil  gemeinklichen  die  Leut  den 
Winter  baclii'ii   d;ih('iiiii'n.-     Iii:'.!,   /    Arch.   z.  Wey-geii. 


!>51 


Par.  fer.  fir.  for.  für 


952 


Vgl.  noch  Fochenzcr  Sp.  654;  Hiisbeck;  Ofenmann; 
Hüshrod;  u.  s.  , Das  Brot' S.  142/9.  —  ,Wiss-':  Weiss- 
Ijäcker  Bs,  .s.  den  vorigen  Art. 

Fürete"  ScHSt..  l'-F.  Ap  f.:  .so  viel  Holz,  als 
man  zu  einmaliger  Heizung  brauciit.     En  I.  Holz. 

Püri  m.:    rothaariger  Mensch.  Id.  B. 

Püri  f.:  Brennstoff,  Holz  für  Herd  und  (»fen  B 
(Zyro).  —  A"-:  kleines  Holz,  das  man  zum  Anzünden 
des  P.  braucht.  D'  Ä.  ist  rerliideret  [verlodert],  aber 
's  Für  ist  doch  nid  a'g'yanrje  [aufgegangen]  BStdt. 

fürig:  1.  brennend,  glühend.  F  furigs  Schlt,  ein 
Feuerbrand  Gl;  Z.  En  f'-c  M(V",  es  f-s  Mannli  Ap; 
Bs;  B;  üch  ( 3IännU) ;  Z;  en  f-e  Ma"  mit  eine  g'lam- 
)iete  [herabhangenden]  Huet  GMels:  Irrlicht,  -wisch, 
gedacht  als  die  in  Peuergestalt  umgehende  Seele  eines 
unseligen  Menschen,  bes.  eines  Markfrevlers.  Syn. 
hriiiniger  31.;  Für-M.;  Zünsler.  F-i  3Iännli  aber 
auch:  Glut  an  der  Pfanne  Bs;  vgl.  füren  3,  heidfüren, 
Heidenfür  i  (bes.  der  Mesmer  und  die  kleinen  Leut- 
chen). Die  färigi  Frau  heisst  ein  Kinderspiel  und 
in  demselben  das  in  der  Mitte  des  Kreises  der  übrigen 
stehende  Kind,  über  dessen  Haupt  jene  den  Saum 
seines  Kleides  mit  der  Hand  enip(irhalten.  bis  sie  ihnen 
von  einem  herumgehenden  Kind  heruntergeschlagen 
wird,  worauf  zuletzt  die  f.  F.  allein  steht  und  die 
weggelaufenen  andern  Kinder  suchen  gehen  muss  Aa; 
Syn.  .Königs  Töchterlein'.  En  f-e'  Mn",  wo  [der] 
inuess  g'loscht  si",  heisst  ein  Ehemann,  der  für  ein 
neugebornes  Kind  Paten  suchen  muss  ZWyla.  Vgl. 
Für  laufen  unter  Für  1  b.  Von  einem  solchen  sagt 
man  auch:  de  f.  Schöjje"  [Jacke]  a"ha'  G;  Z  (Stutz), 
wlegge"  Z,  bräche".  XVIII.,  Baüerngespr.,  im  fürige 
Schöpe"  laufe"  Z.  —  2.  leicht  heizbar,  von  einem  Ofen 
Ap.  Gegs.  xm-  (ü-)  f.  —  .'?.  scharf,  brennend  auf  der 
Zunge  oder  im  Hals,  von  Gewürzen,  wie  z.  B.  Pfeffer 
Ap;  vgl.  füren,  von  gei.stigen  Getränken.  —  4.  rot- 
liaarig  B.  —  5.  zornig  L  (Ineichen).  —  G.  fürigi  Liebi, 
eine  purpurrot  blühende  Pflanze,  a)  Gauchheil,  Ana- 
gallis  phwnic.  Z;  Üyn.  Bliietströpfli,  roti  HennetuiugU. 
b)  Tag-Lichtnelke,  Lychnis  chalced.  GSa.,  We.;  U; 
Syn.  Für-Nägeli.  —  7.  fürige''  Busch,  immergrüner 
Weissdorn,   Crata;gus  pyracantha  (nach  IL  Mos.  3,  2). 

MhcJ.  fiurcc.  —  Der  GLiube,  d.ass  die  Seele  Licht-  oder 
Feuergestalt  annehmen  köone,  ist  alt  und  weit  verbreitet: 
das  Feuer  ist  aber  bei  den  /.  Mannen^  verbunden  mit  der 
unstäten  Bewegung,  zugleich  Element  der  Qual,  statt  des 
höllischen  Feuers.  —  Der  Grund  der  Benennung  die  f.  Frau 
ist  nicht  sicher  zu  erkennen.  A'iell.  ist  sie  ebenfalls  Sinn- 
bild einer  zu  Unseligkeit  verdammten  Seele.  Bei  /.  Schupen 
bezeichnet  /.  die  Eilfertigkeit  des  Laufens  oder  die  be- 
drängte  Lage. 

ge-fürig  g'ßrig  U;  W:  1.  siedend  heiss  BBr.;  U. 

—  2.  brennend;  en  g'firige  Liechtstocl;  W.  —  3.  leb- 
haft. Es  g'f-s  Meitschi  W.  —  4.  zornig.  G'firigs  cho, 
zornig  werden,  in  jähen  Zorn -geraten  W.  VgL  Für  4  c. 

-  -  5.  bösartig.     Es  g'f-s  Fell,  böses  Weib   W. 

für  in:  feurig.  ,Mit  einem  fürlnen  schwort.'  Hs 
ScBi-RPF  1497.  .Also  do  sy  lagen  geflochten  in  diser 
marter  und  sy  das  fürin  rad  triben  und  dis  gross  für 
hin  und  her  gewendet  ward.'  Ende  XV.,  Ant.  Z.  ,Mit 
fürinen  zungen  oder  flämmlinen.'  HBill.  1561.  ,Die 
äugen  glänzend,  als  ob  sy  feurin  wärind.'  Tierb.  1563. 
.Celestes  faces,  feurine  facklen.'  Fris.  .Purin  mannen', 
Irrlichter.  LLav.  15G9;  1670  (neben  .fürig').  ,Er  flani- 
rnet    wie    ein  füriiier  scliaul).'    BossH.-(joi,nsi'HM.     .Die 


flammen  flackon  heraus,    wie   feurene  Funken.'    1707, 

HlOE.    —    Mhd.  ßuiin. 

fürle":  kleine  Peuer  machen,  mit  solchen  sich 
vergnügen,  wie  viehhütende  Knaben  im  Herbste  tun  B. 

für  (för  Ap,  für  F;  P  It  Schott):  I.  Präp.  A.  mit 
.\ccus.  1.  räumlich,  a)  vor  Etwas  hin.  Der  Ober- 
länder stellt  geng  [immer]  eis  Bei"  f.  d's  andere,  geht 
beim  Bergsteigen  stetig,  abgemessen,  ruhig  BBe.  F'' 
mag  nümme  stige,  es  chunnt  mer  i"  d'  Bei"  und  f.  en 
Ate  aScHw.  F''  göne  nu  f.  d'  Feister  e  chli  goge  güggle 
[um  ein  wenig  zu  gucken].  Stutz.  Eiin  der  «S'ncfc  f. 
d'  Tür  {de"  Bese"  f.  d'  Füess.  Spreng)  g'heie",  den 
Dienst  aufkünden  Bs.  Kei"  Blatt  f.  's  Mül  ne".  ebd. 
.Will  er  nicht  mehr  nach  ihrer  Pfeifen  danzen,  so 
schnellen  sie  ihm  f.  die  Nasen.-  Goli.  1741.  ,F.  den 
köpf  stossen.'  Hospin.  Ei»i  f.  's  Liecht  stö",  im  Wege, 
hinderlich  sein.  Sulger.  .Deshalben  sy  uns  nit  f.  das 
liecht  stun  müessent.'  1596,  Zellw.,  Urk.  ,Lä  mich 
sten  f  dich.'  Hadloub.  ,D6  stuond  der  kaiser  üf  f. 
die  fürsten.'  Z  Chr.  1336/1446.  Oft  noch  mit  einem 
auf  das  Subst.  folgenden  Adv.  verbunden,  welches 
genauere  Ortsbestimmung  angibt.  Dö  stöt  si  a.-i.ve  [so] 
f.  in  zue.  Stutz.  F.  den  Ofen  ane  stö  Ap.  De  [du] 
wirst  f.  mi'''  ane  chö"':'  im  Vorbeigehen  bei  mir  an- 
kehren.  Stitz.  F.  's  Hüs  abe,  vor  das  Haus  hinunter; 
-üne,  hinaus;  -nohe,  bis  vor  das  H. ;  -u-e,  vor  das  H. 
hinauf;  -zue,  bis  dicht  vor  das  H.  Aa.  F.  st'"*  ane, 
vor  sich  hin  Bs;  Z.  {Für  sich,  vorwärts,  s.  sich.)  Du 
hä.'it  nüd  f.  dt  [vorwärts,  geradaus]  g'hieget.  MUsteri 
1827.  ,1ns  Kat  fällst  z'lest,  drum  i.  dich  lug.'  Wahrs. 
1675.  Aber  f.  sich  biegen:  für  sich  selbst  sorgen,  s.  u. 
.So  gang  f  dich  und  hab  wol  acht.-  Ruef  1555.  .Rieht 
f  dich  [fahr  fort  in  deinem  Geschäft]  und  schwig 
klaffen!'  rief  Beding  in  Greifensee  dem  Scharfrichter 
zu.  Edlib.  .Swenne  si  i.  die  herberge  gat,  daz  die 
ti-agen  soll  ein  rotes  keppeli.'  1319,  Z  Katserk.  ,Wenn 
pfant  f.  sie  [die  Schätzer]  kämen,  das  sy  die  schätzten.' 
1469,  UwE.  .Knüwetend  wir  bcde  f.  den  brief  [Ab- 
lassbrief].' NMan.  ,Für  und  in  der  scheidlüt  ampt 
gehörend.'  1486,  Bs  Bq.  ,Sy  fuortend  in  f  rat.'  1530. 
Apostelg.  .Doch  sollte  solicher  predikant  [bevor  er 
zum  Amte  zugelassen  wird]  f.  unsere  gelerten  ge- 
fertiget und  allda  vor  denselben  erkennt  [geprüft] 
werden.'  15'29,  Absch.  ,A1so  namend  si  i.  mich  ir  ker 
[sie  zogen  an  mir  vorüber];  fuorend  dahin,  ich  was 
vast  fro.'  Salat.  ,Mit  dem  vech  f.  iro  mülle  hin 
gfahren.'  1603,  Ap  Jahrb.  ,Wer  dem  ewigen  das  zeit- 
liche vorziehet,  der  setzt  den  wagen  für  die  ross.' 
JMüLL.  1666.  ,Er  sihet.  dass  diser  Ratschlag  nichtig 
ist  und  er  seine  Räte  hinderfür  angefangen,  auch  den 
Wagen  i.  die  Ross  gespannet  habe.'  JHFasi  1696. 
Das  Vieh  kommt  ,i.  <ien  Hirt-,  wenn  es  zum  ersten 
Male  auf  die  Weide  getrieben  wird  GrD.  ,Im  sommer 
die  sciiwyn  hissen  gän  f  den  hirten.'  1495,  G  Küchen- 
ordn.  .Wann  man  das  vych  uslasst  und  f  den  hirten 
trybt.'  Elgg.  Herrsch. -R.  1535;  ebd.  auch  gleichbed. 
,f  d.  h.  schlän'.  ,So  wurd  täglich  [während  der  Be- 
lagerung] dz  vech  von  Zürich  uss  der  statt  f.  den  hirten 
uf  die  ahnend  getrieben  zuo  weiden.'  Edlib.  ,Zugent 
f.  die  statt  und  lägent  vor  der  statt.'  Z  Chr.  1336/1446. 
,Sy  schluogend  meng  hoch  gezelte  f  Murten  und  f. 
das  schloss.'  1476,  Murtenlied.  ,Man  würdi  unsern 
herrn  f.  ir  statt  fallen.'  1.539,  Amtsrechn.  Grün.  ,Und 
geh  der  Marsch  auch  noch  so  fern,  Selbst  f  den  Feind. 


953 


Far,  l'er,  fir,  for,  für 


954 


so  tun  wii's  ^ern.'  Lied  von  1798.  ,F.  (die)  Hand 
neinen':  Etwas  vornehmen,  zur  Behandlung,  Be- 
treibung. ,Er  käme  auch  darunib  gen  Ernen.  die  sach 
f.  h.  ze  n.,  die  aber  daselbs  nicht  vollendet  wurde.' 
1419,  Absch.  .Daselbs  sie  und  ouch  er  kommen,  aber 
[abermals]  die  Sachen  f.  h.  ze  n.'  ebd.  ,So  wollend 
wir  nun  mer  die  selbig  [Kegel]  f.  d.  h.  n.'  Guälth. 
1055.  .F.  d.  h.  n.,  capessere  aliquid;  manum  admovere 
alicui.'  HospiN.  ,F.  die  Hand  kommen',  begegnen. 
.Nun  kombt  uns  aber  unser  wasserturn  widerumb  f. 
d.  h.'  ECts.  Auch  einfach:  ,f.  sich  nemen';  vgl. 
nhd.  ,sich  Etw.  vornehmen'.  ,Der  nam  f.  sich,  von 
der  weit  ze  gän.'  DScbilling.  ,A1s  wir  aus  bitt  vil 
guetherziger  bewegt  [bewogen],  f.  uns  genommen 
habend,  beider  testamenten  alle  bücher  zesammen 
in  zwei  teil  ze  trucken.'  Bib.  1531.  ,Hett  sin  ersti 
predig  hie  tan  und  f.  sich  gnummen  den  evangelistcn 
Mattheum.'  UMey.  1540/73.  .Ich  will  zum  ersten  die 
erschynung  Samuels  für  mich  nemmen  [d.  h.  zur 
Erörterung  vornehmen].'  LLav.  1569  [.reden  von  der 
E.'  lt!70).  —  b)  an  Etw.  vorbei,  darüber  hinaus, 
ebenfalls  oft  mit  beigefügtem  Adv.;  vgl.  für-über,  -üs. 
F.  enand(er)  ane,  an  einander  vorbei  Bs;  Z.  Bildlich: 
F.  e.  itse  cho,  sich  entzweien,  ebd.  I  bi  f.  in  ane 
g'gange  Z.  F.  's  Hus  äne,  am  H.  vorbei  Aa.  Hand 
ir  de"  nüd  (/'kennt,  wo  f.  eti"''  dure  (f  gangen  ist?  Stütz. 
Wenn  [du]  im  Fall  [vielleiclit]  /'.  e  Platsg  use  cho 
bisch  [um  die  Stelle  gekommen  bist],  so  channsch  sue 
mir  cho.  Joach.  1881.  F.  enänd  gä",  bei  einander 
vorbei  gehen  SchwMuo.  ;  z,  B.  die  bede  Brief  sind  f. 
enand  g'gange,  haben  sich  gekreuzt.  Wo  sind  ier  f. 
enand  g'gange?  Ebenso  f.  enand  dure  gä",  sich  kreu- 
zen Z.  F.  enand  möge",  bei  einander  vorbei  mögen; 
z.  B.  die  ztcei  Fueder  hend  schier  nid  f.  enand  möge'; 
und  bildl.  im  Frieden  fertig  werden,  auskommen;  z.B. 
die  swc  Nachhiire  mögid  schier  nid  f.  encind  (dure) 
ScHwMuo.  F.  enand  dure  gä",  von  Handlungsweisen. 
Grundsätzen :  nicht  zusammen  trort'en,  Gegensatz  bilden; 
es  gät  f.  e.  d.,  wenn  Einer,  anstatt  dem  Verdienste  ob- 
zuliegen, lumpt  und  sein  Geld  vertut;  das  gät  (wltj 
f.  e.  d.,  macht  einen  (grossen)  Unterschied,  ist  fast 
das  Gegenteil;  500  Fr.  rerspile"  oder  giinne  [gewinnen] 
göt  reit  f.  e.  d.  ZO.  ,Das  gehet  f.  obren,  haec  prseter- 
volant  aures.'  Hospin.  ,Er  muoss  län  red  f.  obren  gän, 
der  weit  g'spott  sich  nicht  [län]  fechten  an.'  Emblem. 
16'22.  .Wir  müssen  f.  sie  [die  Todten  auf  den  Kirch- 
höfen] anhin',  d.  h.  an  ihnen  vorbeigehen.  JMüll. 
1665.  Bei  geographischen  und  topographischen  An- 
gaben: ,Die  Aren  ab  f.  Hasli.  f.  Bern  hin.'  Bundesbr. 
1351.  ,In  allem  Zürichgau  üf  durch  Glarus  f.  Wallen- 
statt  üf  unz  an  den  grünen  Hag.'  Z  ürk.  .Under 
Balgach,  do  man  t.  den  nagelfelsen  an  die  aichprugg 
gät.'  Vad.  ,Der  Berg  hat  f.  das  Eigental  hinauf'gute 
Weiden.'  Cys.  1661.  ,Fisch,  die  man  f.  Abläsch  hin- 
unter fachet,  um  18  Kr.,  und  die  man  f.  Abi.  hinauf 
fachet,  um  22.'  ca  1700,  U.  ,[Tell  sagte:  die  Kuder- 
knechte  sollten  recht  ziehen,]  bis  man  f.  dieselb  blatten 
käme',  d.  h.  darüber  hinaus,  daran  vorbei  gekommen 
wäre.  TscHUDi;  von  Schiller  missverstanden:  ,bis  dass 
wir  vor  die  Platte  kämen.'  ,F.  das  land  aus  ver- 
kaufen.' Ai'  LB.  1585.  ,F.  dasselb  gässlin  hin  [über 
. . .  hinaus]  hat  man's  [das  Gespenst]  nit  gesehen  wyter 
ziehen.'  RCvs.  1607.  ,F.  d'  eidgnossschaft  aus',  über 
das  Gebiet  der  E.  hinaus.  Lied  v.  1069.  Bei  Mass- 
bcstimnmngcn :     .Unsere    I'flanzungon     stunden    ganz 


prächtig,  so  dass  wir  f.  das  aus,  was  Mädeli  zu  spinnen 
glaubte,  noch  ein  Ordentliches  zu  verkaufen  hatten.' 
GoTTH.  ,Der  hocho  mastboum  gieng  wol  eins  manns 
lioch  für  das  wasser  uf.'  HsSchürpf  1497.  ,Item  von 
einem  langen  mantel  f.  daz  knü  zwifalt',  über  das 
Knie  liinunter  reichend.  XIV.,  Scu  Stadtb.  .Ich  üch 
warnen  will,  dass  ir  nit  laufend  f.  das  zil',  über  das 
Ziel  hinaus  schiessen.  1536,  Absch.  ,Dass  enkeiner 
f.  fünfe  oder  f.  sechse  und  nicht  mer  zu  einandern  ze 
Geselleschaft  gan  suln.'  Ladp..  Beitr.  Eines  f.  das 
Andere:  zur  Bezeichnung  der  Abwechslung  und  Aus- 
gleichung innerhalb  eines  Bestandes.  Es  ist  Eis  f.  's 
Ander:  Licht-  und  Schattenseiten  gleichen  sich  aus  Z. 
D'  Böscheli  [Reisbündel]  sönd  eso  f.  enand,  im  Ganzen, 
im  Durchschnitt  leidlich  G.  Es  ist  an  Tag  f.  den 
äne",  das  Befinden  (eines  Kranken)  ist  den  einen  Tag 
so,  den  andern  anders  G;  vgl.  ein  Sp.  270.  „Einer  f. 
den  Andern:  hie  und  da  einer  Vw;  Zu."  —  2.  zeitlich: 
über  einen  Zeitpunkt  hinaus,  nach,  seit,  von  —  an. 
In  der  neuern  Spr.  nur  in  Verbindung  mit  ,hin'  Aa; 
Ap;  f.  morn  hi",  von  übermorgen  an.  F.  die  Wocha 
hi,  in  der  Woche,  welche  auf  diese  folgt  ZZoll.  F. 
3  Wuche"  hi",  nach  Verfluss  von...  F.  de"  Tag  hi", 
nach  Verfluss  dieses  Tages.  ,Ein  ingesigel,  das  wir 
f.  dishin  haben  wellen.'  1395,  LE.  ,Nu  oder  f.  dishin', 
jetzt  oder  in  der  Folge.  1416,  Stadlin.  ,F.  das  hin, 
als  sy.  uns  gefangen  hatten,  band  sy  uns  dhein  leid 
nit  me  tän.'  HsSrutiRPF  1497.  .Treftlich  guot  wetter 
gsyn  f.  höwet  hin.'  Salat.  .Wer  f.  disen  tag  hin  von 
einichem  frömden  herren  nämi  Pensionen,  der  soll 
vom  landrecht  syn.'  1522,  Absch.  .Und  hat  sich  die 
ader  gänzlich  gesetzt  [aufgehört  zu  bluten]  und  f.  das 
hin  [von  der  Zeit  an]  also  bstanden.'  RCys.  ,F.  das 
mal  hin  bin  ich  nit  mer  über  den  Uruer  see  gefaren', 
seit  diesem  M.  Platt.  1572.  ,Dass  einer  am  Mitt- 
wuchen  darnach,  wann  er  bestetiget  wirt,  einen  Abent- 
trunk  halten  möge,  und  aber  f.  disern  Mittwuchen  hin 
keine  wytern  Malzyten  haben  solle.'  1627,  Z  Ratserk. 
.So  soll  desselben  Bürgschaft  f.  das  Datum  hin  des 
Zihls  und  Zeits,  so  lang  sich  einer  verschriben  hat, 
nichts  mehr  gelten.'  Stadtr.  L  1706.  ,F.  dieses  Jahr 
hin  in  Zukunft  auf  den  12.  Sept.  gesetzt.'  Wöch.  Bei- 
trage 1785.  In  der  ä.  Spr.  häufig  auch  allein  stehend: 
,F.  den  tag  als  dirre  brief  geben  ist',  d.  h.  später. 
1316,  Gl  Urk.  ,Swer  dehein  stuben  heizet  v.  vesper 
zj't,  der  git  iii  ß.-  alt.  L  Ratsb.  .Und  soll  nieraan 
enheins  holz  f.  ein  nacht  da  län  liggen.'  ebd.;  Kopp 
übersetzt:  .länger  als  1  nacht';  vgl.  ebd.  .lenger  denn 
über  nacht'.  .Sw'er  in  der  statt  für  complet  zyt  unz 
mornande,  das  man  dien  pfistern  lütet,  smidet.'  ebd. 
.Swa  ouch  |zu]  Züricli  ollende  wyn  f.  das,  so  er  üfgetan 
ist,  ab  gelassen  wirf  1342,  Z  Ratserk.  Auch  con- 
junctionell  (vgl.  7  u.  oben  die  Stelle  aus  Schürpf): 
.In  einem  halben  jars  frist  f.  das  [nachdem]  der  kou'f 
beschechen.'  1565,  Landr.  Henneb.-Peterz.  ,F.  das  sie 
einmal  hinter  dem  Tisch,  da  ist  kein  Aufstahu.'  JJBheit. 
1631.  —  3.  i.  S.  V.  Vorrang,  Vorzug,  Übertreffen. 
Vgl.  1  b.  ,Sy  [die  Schweizerbauern]  tragend  iez  die 
kröne  f.  ritter  und  f.  knecht.'  liiED  v.  1443.  ,F.  ander 
menschen  [vor  andern  aus]  Inst  hab  in  schönen  gemäld 
und  stehenden  bilden.'  Zwinuli.  .Kein  ort  f.  das  ander 
sondern  |dem  andern  vorziehen].'  1530.  Absch.  ,Ein 
jede  tuot  sich  fürhar  spitzen,  F.  andere  will  sy  gsehen 
syn.'  Aal  1519.  ,F.  alle  gschöpft  liebst  [gefällst  du] 
mir.'  RuEF  1550.    ,Sölichs  gab   uns  allen  im  schiff  ein 


055 


Par.  fer.  flr,  for.  fiir 


Ö56 


herz,  dass  ie  einer  f.  den  andern  iis  hagert,  dapferlich 
ze  zühen  an  den  moderen.'  GeKeli-kr  1576.  ,Daniit 
wir  kein  anlass  habind.  mit  lioffart  und  pracht  uns  f. 
andere  unsere  nebendmenschen  zuo  .spieglen.'  (jualth. 
1584.  , Wiewohl  die  Chaldeer  f.  andere  Völker  aus 
den  Zaubereikünsten  ergeben  waren.'  JjVIüll.  1061. 
.Man  soll  auf  gott  f.  alles  aus  sehen.'  Hospin.  ,l)ass 
er  von  seinen  Pra'ceptoribus  f.  andere  aus  geliebet 
worden.'  Mise.  T.  17'23.  Vgl.  fürfts,  überaus.  —  4.  i.  S. 
V.  Stellvertretung:  anstatt,  's  Uinder  f. 's  Vorder 
=  verkehrt  Z;  vgl.  hinderfür.  !''•  sott  dv''  era"  f. 
diiza'  Ai>.  ,[Pabst  Leo  bestätigte  Karl  den  Gr.]  f.  den 
griechischen  zu  Constantinopel  zuo  ainem  römischen 
kaiser.'  Kessl.  .Mit  nienschensatzung  und  ceremonien 
f.  Gottes  wort  ze  regieren.'  ebd.  —  5.  i.  S.  v.  Gel- 
tung, Schätzung.  F.  Sjns  ond  Lö",  der  Tagelohu, 
ohne  dass  man  dem  Arbeiter  die  Kost  gibt  Ap.  Scherzh. 
/'.  Spis  ond  Hunger,  ebd.  Da  hast  iez  f.  's  Lache! 
da  hast  du  nun  den  Lohn  oder  die  Folgen  deines 
Lachens  Z.  Dos  gib  r*  na  [noch]  lang  nüd  f.  ver- 
löre' (rerspilt)  Z.  F.  100  Fr.  rerhirstig  icerde".  ebd. 
Wenn  's  Hecht  f.  Hecht  gut  [gilt],  .so  mucis-es  bim 
Alte  blibe"  Gl.  ,P.  alle  Gewalt  Etw.  haben  wollen', 
mit  aller  Gewalt,  um  jeden  Preis.  Gotth.  Eine'  f. 
schlecht  ha",  halten,  ansehen  Ap.  F.  ne  Narre  ha, 
zum  Besten  halten.  Gotth.  Eine"  f.  Oppis  hü  [halten], 
hochschätzen,  mit  Achtung  und  Rücksicht  behandeln 
G;  vgl.  ,wol  für  han'  II  A  8.  F.  das  kenn  ich-ne 
[ihn],  das  trau  ich  ihm  zu  Z.  ,I»ass  man  si  iilt  f. 
ort  [als  Kantone]  darin  [in  künftigen  Bündnissen] 
vergryfen  [inbegreifen]  soll.'  1501,  Absch.  , Einen  f. 
einen  obmann  erkiesen.'  ebd.  ,F.  eigen  verfolgen',  als 
Eigentum  zu  Teil  werden.  15'29,  ebd.  ,So  ist  diss 
mvner  herren  antwort;  [die]  git  man  inen  [den  Ge- 
sandten] heimzcfüeren  und  f.  süessholz  daran  ze  kuwen 
[kauen].'  1531,  ebd.  ,Wir  kennend  in  vil  bass  dann 
ir,  ir  band  uns  aber  nit  dafür  [wollt  uns  das  nicht 
zugestehn].'  1536,  ebd.  ,One  allen  yntrag  und  f.  alle 
recht  [unbedingt].'  XVI.,  Hotz,  Urk.  ,Wann  es  zu 
tun  ist,  Christum  zu  verfolgen,  da  halten  sie  zusammen 
f.  einen  Mann  [wie  ein  M.].'  ClSchob.  1695.  Hieher 
(oder  zu  4V)  gehört  auch  der  (allg.  nhd.)  Gebrauch 
des  ,für'  bei  Aufzählungen,  wie:  .für's  erste'  {,f.  eins.' 
153'2,  Absch.)  und  in  der  Verbindung  .allerhand  f., 
was  f.'  (s.  d.).  Ferner  die  ebenfalls  fast  bis  zu  Zss. 
fortgeschrittene  Verbindung  des  ,für'  mit  einigen  Adj. 
F.  {rer  BG.)  g'wilss,  ganz  gewiss  Z.  Danach  gebildet 
auch:  das  iceiss  i'''  f.  grunlli,  das  weiss  ich  gewiss 
BHa.  S3-n.,  mit  Subst. :  !"'•  cha""-dcr  's  f.  e  Woret 
(Wort)  säge'  Z.  ,F.  treulichen',  fürwahr.  1530,  Ap 
Urk.  i'\  lieb  ne',  vorlieb  nehmen  Bs;  anderw.  zu  rer- 
ver,stümmelt  oder  an  vor  vertauscht  (s.  dd.).  ,F.  lieb 
nehmen.'  Hosp.  Nüt  f.  {ver-  W)  ungiiet!  nehmt  Nichts 
übel  Z.  ,Bona  venia  vestra  liceat,  habend  nit  f.  übel, 
lassend  euch's  gefallen,  oder  zürnend  nüt.'  Fris.  ,F. 
übel  haben,  übel  aufncmmen.  iegre  ferro.'  Mal.  ,Quod 
adest,  boni  consule,  hab  f.  lieb;  vel:  esset,  was  da 
ist,  und  denket,  was  ihr  wollt.'  Sylloge  1676.  - 
6.  Angemessenheit.  Das  ist  f.  mi''',  gefällt,  passt 
mir;  ist  mir  angenehm,  wert  B;  U.  Mit  Schln  isch 
sl  nit  f.  di'''?  sie  scheint  nicht  nach  deinem  Geschmack 
zu  sein  B.  Er  isch  nid  f.  d'  Lüt,  ist  nicht  beliebt  B. 
,Er  und  ihr  Blass  [Haushund]  hätten  es  accurat  gleich, 
wenn  es  f.  sie  sei  [ihnen  schmecke],  so  nähmen  sie 
den    ganzen    Tag.'    Gotth.     Wo    viele  Ameisen    sind: 


iJ'r  Bode  schint  f.  si  z'  sl",  die  Art  Erde  scheint  ihnen 
besonders  angenehm  B.  F.  enand  sl" ,  zusammen 
passen  Ap;  Z.  Die  sind  nüd  f.  enand,  sind  einander 
nicht  gewogen  Z.  A'hängli-''  f.  [an]  die  Bikannte'  Z. 
.[Er  habe  bisher  einen  Schatfner  gehabt,  müsse  aber 
finden,  dass]  sie  nit  mehr  f.  einander  syn  wollen.' 
1544,  Absch.  .Der  mag's  versuchen,  ob  es  f.  in  alhie 
syn  möchte',  ob  es  ihm  vorteilhaft  sei.  1583,  Aarau. 
Ratserk.  .Das  ist  ein  ort  f.  dich.'  RudMey.  1650. 
.Wol  f.  Jmdn  sin':  mit  ihm  befreundet,  in  freund- 
lichem Verhältniss  BHk.,  Ri.  Die  Jungfrau  [Magd] 
muos  uöl  sin  f.  ire  Meisterlüt  [Herrschaft]:  si  hei'-ra 
[ihr]  es  schö's  G'schenk  g'macht  BRi.  Nüd  recht  wol 
f.  enandere  sin,  sich  nicht  wohl  mit  einander  ver- 
tragen, in  Zwietracht  leben,  ebd.  Öjjpe  aparti  wöl 
f.  mi'''  isch  er  nie  g'si.  Gotth.  »Si  sl"  gar  uöl  f. 
enandra,  sie  verstehen  einander  gut,  gefallen  einander 
B;  Syn.  es  giiet  z'säme'  chönne".  .Wäret  ihr  wohl  f. 
einander.'  Gotth.  Doch:  Wol  f.  enand  sl",  auch:  ein- 
ander gewachsen  sein;  z.  B.  die  Zwe  sind  tcöl  f.  enand 
ScHwMuo.;  Syn.  «««d  an  enand  z'  wage'.  —  7.  Ab- 
sonderung, Bestimmung  für  einen  Zweck.  F.  si''' 
selber  sl",  eigenen  Haushalt  führen  B;  UwE.;  auch: 
selb.ständig  handeln.  ,Br  ist  f.  sich  selbs,  1)  perpau- 
coruni  hominum  homo  est.  2)  suo  sensu  fruitur.'  Hospin. 
Lueg  f.  dv'' !  gib  Acht  ScHSt. ;  aber  auch :  sorge  f.  dich 
selbst!  Z;  vgl.  1.  P*  ha"  so  f.  mi  selber  [bei  mir 
selbst]  'denkt  Scu;  Z.  Er  hat  Sls  [das  Seinigo]  f.  Sis, 
lebt  still  f.  sieh.  Sutekm.;  Syn.  er  ist  uf-em  [ihm,  sich] 
selber.  Es  het  gad  Nüt  am  Handel  g'macht  Und  Sis 
f.  Sls  so  g'ha".  JJRütl.  jP.  de'  Ofen  brücht-me"  vil 
Holz  Ap;  Z.  f.  Dokter  fVikari,  geistlig)  studiere, 
Medizin  (den  geistlichen  Stand,  das  geistliche  Amt) 
S  (wie  im  Engl.).  /  wüsst  nit  f.  was,  zu  welchem 
Zweck;  f.  Nüt,  nin  Nichts  Bs;  Z.  Zangge'  f.  Nüt 
und  aber  Nüt  Z.  F.  e  [den]  Nüechter,  als  Frühstück, 
s.  ver-  (Anm.)  und  nüechter.  Bes.  häufig  im  S.  der 
Abwehr,  Heilung  eines  Übels  =  nhd.  .gegen';  vgL 
schützen,  bewahren,  sich  hüten,  fürchten  ,vor';  urspr. 
räuml.  vom  Bilde  eines  vorgehaltenen  Schildes.  Fei- 
Welpen  han,  entgegenstemmen,  damit  der  Wagen  nicht 
umstürze  (welpej  BRi.  Sorg  ha"  ist  f.  's  Trüre"  guet, 
Vorsicht  bewalirt  vor  Schaden  BGüm.  Nüd  ist  guet 
f.  d'  Auge'.  Wenn  das  nüd  guet  f.  d'  Wäntele* 
[Wanzen]  ist,  was  ist  denn  guet  f.  d'  Flöh';'  Z.  F.  's 
(über  's,  zum)  Wetter  lüten  s.  lüten.  I  chumma  f.  nan 
Antivort,  um  eine  Antwort  zu  holen  B.  Luege  für  . . ., 
sich  nach  Etwas  umsehen,  dafür  sorgen  B.  Zuweilen 
plconastisch  mit  Ürtsbcstimmungen  verbunden;  vgl. 
frz.  ^omt;  nach,  auf  die  Frage:  Wohin V  Er  hätt  fast 
Inder  verlangt  f.  fürt  und  durah  der  Weg  unter 
d'  Füess  g'nö".  Breitenst.  1864.  I  ha"  pressiert  f. 
hei'"  [nach  Hause].  B  Kai.  1840.  Ebeuf.  pleon.  oder 
dann  mit  verkürzter  Construction :  f.  uf  Basel,  f.  die 
Reise  nach  B.,  um  nach  B.  zu  kommen  BsLd.  .Mittag- 
wärts  geht  der  Fussweg  f.  in  die  Stadt.'  JXSohnyd. 
1782.  Du  hesch  kei  ZU  f.  zum  Tor  use,  du  hast  hohe 
Zeit,  wenn  du  noch  hinaus  willst.  Spreng.  Bei  einer 
zeitlichen  Zweckbestimmung:  f.  uf  d'  Fasnecht,  auf 
die  Fastnacht  hin  Bs.  F.  immer,  immer  LE.  Bei 
reiner  Zweckbestimmung:  Wideherd  hole"  f.  zu  de 
Majestöcke".  BWyss  186o.  Hieran  schliesst  sich  der 
Gebrauch  von  für  zue  =  um  zu,  vor  Infinitiven 
Bs;  B;  Gl;  S;  W.  Er  hätt  Muet  übercho  f.  nes  Ab- 
si-hidslied   z'  singe.    BWyss  ]S(iH.     Es   (l'schirr  f.    im 


I''ar.  IVr,  lir,  Inr,  fiir 


958 


:iiimnicr  drin  M'asner  tif'e"  Berg  ue  z'  schleipf'e".  ebd. 
Wier  si'"'  nit  hie  f.  über  d'  Lüt  z'  arrachu"  [zu 
scliwatzoii]  W.  F.  eck  d'  Wäret  z'  säye,  um  euch  die 
Walirheit  zu  sagen  B.  Fer  iif  die  G'selleni  z' lotzen  |uui 
zu  liiuern]  ßSa.  Für  bi-n-iru  z'  spinnen,  um  bei  ihr 
zu  spinnen  B  oSi.  /''■  han  em  g'schribe"  f.-nen  i"z'lade 
Gl.  .f.  auf  dem  Meer  gen  R.  zu  faren.'  1572,  Geilfus 
1871.  Wenn  der  Intin.  nicht  eine  Zweckbestimmung, 
sondern  ein  Objekt  angibt,  steht  ,für'  pleon.  (wie  oben 
yor  ,zue'  bei  Subst.).  I  bün  chrankna  f/'sM»  u  (nahij 
f.  z'  sUrbe  P.  Si  hei-si'''  gar  nit  g'wert  f.  se-n  a'z'ne". 
Hofstätter.  Er  sig  z'letst  frö  f.  's  z'  ge.  ebd.  Si 
hoffed  f.  wuel  üppe  desseinte  [einig]  z'  tverde"  mit 
enander  Gl.  Statt  ,für  zuc'  mit  Infin.  bei  Zweck- 
angaben kann  auch  ein  Nebensatz  mit  ,tur  dass'  ein- 
treten. F''  ha'  Wg'fange"  englischi  Wörter  lere",  ver 
das  »'■''  Oppis  z'  brichte"  [plaudern]  tciisst,  ivenn  i''' 
dettne  a"ch(im.  B  Dort'kal.  1883.  ,Dass  lüt,  die  gewesen 
vermöglich  und  reich,  f.  dass  sie  sich  solcher  künsten 
underwunden,  geraten  in  die  äusserste  armutei.'  Gwerb 
1646.  Verschieden  davon  ist  ,für'  mit  weggelassenem 
,dass',  conjunctional  gebraucht,  i.  S.  v.  ,da  doch',  eig. 
aber :  ,seit',  s.  2  und  vgl.  fürthi"  dass  =  da  nun  einmal. 
F.  t"*  iez  do  bi",  da  ich  nun  hier  bin  GWa.  F.  men 
emäl  dobe"  ist,  da,  wenn  man  einmal  oben  ist  GT.  Und 
denn  nimm  gad,  für-d'  nohmöl  hei"  muest,  d'  Sackür 
««■■''  mit- der.  JJRittl.  1824.  F.  doch  d'  Welt  am 
l'i.  Ängste  nüd  het  weile  lindere  [sc.  auf  jenen  Tag  des 
J.  1872  war  der  Weltuntergang  prophezeit],  so  sütt-me' 
ehe"  lebe"  GT.  Für  d"  den  Ardliga  hest  [weil  du  übler 
Laune  bist],  so. . .  Ap.  Seltener  noch  zeitlich  =  .sobald 
(als)':  Für 's  lütet,  chumm  g" schwind  Gl.  Vgl.  2  u.  dar- 
für  2.  —  B.  mit  Dativ  =  cor,  fast  nur  in  der  ä.  Spr. 
1.  räumlich.  Es  böckelet  [stinkt]  für  'em  Stall  Gr 
Klost.  Hindarm  Tisch  und  für-em  [dem]  Tisch  GrD. 
,Warent  etliche  f.  uns,  etliche  nebent  uns.'  HsSchI'rpf 
1497.  ,Vom  krieg  f.  [vor]  Waldshut.'  Edlib.  ,Dass 
die  menschen  aus  gnaden  f.  Gott  gerecht  werden.' 
Bull.  1597.  ,P.  einem  fürnemmen  Herren  fürüber 
wandlet.'  Hofmstr  1645.  ,Sihet  nicht,  was  f.  den 
füessen  [ist].'  RudMey.  1650.  ,Er  hält  die  wach  f. 
deiner  tür.'  ebd.  ,Eine  reis  f.  sich  haben.'  Hott. 
1666.  —  2.  zur  Angabe  eines  Objektes;  i.  S.  v.  gegen: 
,F.  für',  feuerfest.  G  Hdschr.  .Beschützen  f.  dem  Tod.' 
RudMev.  1650.  ,F.  deren  Zorn  man  bebt  wie  f.  des 
Bapstes  Bann.'  ebd.  .Sich  f.  etwas  förchten.'  HosriN. 
,F.  Unheil  warnen.'  GMOll.  1657.  ,Mit  deinem  (inaden- 
schutz  behüt  auch  dieses  Haus  F.  Unfahl  und  f.  Leid, 
die  Spötter  weis  hinaus.'  1681,  Inschrift.  , Rettich 
nüchterlingen  gössen  bewart  f.  Gift.'  Arzneib.  Zollik. 
1710.  —  3.  causal.  ,Damna  compescere  cantu,  f. 
unmuot  singen.'  Fris.  ,Wie  zittern  deine  geister  f. 
meiner  gegenwart'r"  RitdMey.  1650.  ,Dir  billich  f.  mir 
grausst.'  ebd.  ,P.  forcht  weiss  ich  nicht,  was  ich  tue.' 
Hospin.  —  IL  Adv.,  betont  und  darum  mit  ge- 
dehntem Voc.  ü^  (für).  Grundbed.:  vorn  hin.  vor 
Etw.  hin  und  darüber  hinaus.  A.  allein  stehend  oder 
in  mehr  und  weniger  freier  Vei'bindung  (nicht  eig. 
Zss.)  mit  Verben  (s.  d.  für  genauere  und  weitere 
Belege).  1.  vorwärts,  a)  räumlich.  ,Ich  bin  für- 
kommen.' Sir.  1707.  F.  tragen,  frommen  (fördern). 
-  b)  zeitlich;  weiter,  ferner,  fort.  F.  faren,  eine 
Tätigkeit  fortsetzen.  iSV'  irlt  f.  b'sinne,  weit  rück- 
wärts erinnern.  Gotth.  ,Her  Burgermeister,  fragend 
für  Ifahrt  fort  mit  der  Umfragel.'   HBn.i,.   1533.     ,Er 


aber  hat  nicht  dester  minder  [trotz  Verbot]  f.  ge- 
prediget.' Kessl.  ,Item  f.  ward  bekennt  [erkannt,  be- 
schlossen].' Edlib.  , Fürdauernd',  fort-,  HPantal.  1578. 
Vgl.  auch /Vir-rtn  Sp.  257.  Verdoppelt;  , Hierum  sollend 
wir  gheins  wegs  hinder  sich  [rückwärts]  sehen,  nüt 
dann  für  für  [Nichts  als  immer  vorwärts].'  Zwingli. 
Für  und  für:  a)  räumlich;  immer  vorwärts,  weiter. 
.Von  dem  bildstein  f.  u.  f.  unz  in  die  alten  landmark 
[bei  einer  Grenzangabe].'  1530,  Absch.  b)  zeitlich, 
a)  immerfort  BHk.  ,Bis  zur  Fasnacht  ist  f.  und  f. 
ein  kelti  gewesen.'  UMey.  1544.  ,Und  damit  er  [der 
Schulmeister]  mag  verneinen  der  schüloren  wol  und 
übel  tun,  soll  von  im  f.  u.  f.  ein  lupus  heimlich  ge- 
setzt werden.'  Schulordn.  Brui.;g.  ,Für  und  fürter.' 
1523,  Absch.  ß)  nach  und  nach  BHk.;  Ndw;  Schw. 
Es  besseret  f.  n.  f.  ,Das  Euter  war  warm,  bald  wurde 
das  Euter  wärmer,  f.  u.  f.  wurde  das  Euter  heiss.' 
Kyp  1800.  ,Es  wäre  wünschenswert,  wenn  die  reichen 
Familien  diese  Hütten,  die  mitten  auf  ihrem  Boden 
stehen,  f.  u.  f.  kaufen  würden.'  Schweizerbote  1819. 
Für  und  wider:  hin  und  her.  F''  gange  bi  euem 
Hüs  vil  f.  u.  IC.  BHk.  Ebenso  umgek.  w.  u.  f.:  ,So 
trib  er's  den  ganzen  tag,  gieng  w.  u.  f.,  unz  er  starb.' 
Salat.  , Treib  sjn  vagieren,  zoh  w.  u.  f.,  jez  in  d'  statt, 
dann  in  berg.'  ebd.  ,W.  u.  f.  loufen  ze  streipfen  und 
verwüesten.'  1530,  Strickl.  ,Bass  die  Unseren  etlich 
heimlich  setzent.  die  w.  u.  f.  [da  und  dort]  syen,  und 
sölich  Schwüer,  so  sie  die  hören,  an  unser  Amtlüt 
bringen.'  Ansh.  Gleichbed.  auch;  hin  und  für.  ,Stäts 
h.  u.  f.  ryten  und  posten.'  1532,  Strk'kl.  Vgl.  .für 
und  hin.'  Grimm,  WB.  IV  1,  653  y-  Für  und  an.  ,Du 
krätzist  stätigs  in  dym  har,  zerwirfst  die  händ  auch  f. 
u.  a.'  Com.  Beati;  vgl.  Sp.  256  u.  Grimm  aaO.  ß.  Für 
und  na'''':  früher  oder  später'?  TFe""-»(C"  das  öppe 
f.  u.  näh  z'  gelte"  mach.  Gotth.  Übergehend  in  den 
Begriff  eines  Quantums  oder  Grades  (vgl.  8):  mehr. 
Ee  für  dann  hinder,  eher  mehr  als  weniger  (eher 
über  das  Geforderte  hinaus  gehend  als  dahinter  zurück 
bleibend).  ,Wir  wellend  alles  das  tuon,  so  unser 
burgrecht  wyset,  ee  f.  dann  li.'  1530,  Absch.  Fast 
gleichbed.  für  und  nit  hinder.  reichlich,  nicht  spär- 
lich. ,Er  hat  inen  alles  zuosagen  by  eim  wort,  f.  u. 
n.  h.,  gehalten.'  1529,  Absch.  ,Schwyz  glaube,  dass 
es  mit  den  vorigen  Knechten  der  Vereinung  f.  u.  n.  h. 
Statt  getan  [Genüge  geleistet]  habe.'  1542,  ebd.  ,Das 
ich  söllichs  f.,  n.  h.  üsgeben  hab.'  LPfyffer  1569.  — 

2.  voran,  voraus.  F.  sl"  B;  Gr.  ,F.  gän,  ante- 
vertere.'  Id.  B.  F.  gän,  laufen  Gl.  Gang  du  f.! 
BHk.  F.  faren.  ,F.  geschickt.'  GKeller  1576.  F. 
cho",    ausreissen,    scheu    werden,    von    Zugtieren.  — 

3.  vorüber,  vorbei,  a)  räumlich.  F.  gän;  f.län; 
f.  schnurre",  unfreundlich  rasch  vorbei  gehen.  Id.  B. 
F.  mögen,  vorbei  passieren  können  U.  F.  faren  ZDättl. 
G''ad  iez  sönd  s'  /'.,  soeben  sind  sie  vorbei  (gegangen) 
Ap.  ,An  dem  fürwandern  [Vorbeiweg]  vor  üwereii 
raten  erschinen.'  1528.  Absch.  .Zuo  zyten  des  tags 
zuo  Baden  sind  etlich  von  Glarus  am  fürryten  in  unser 
statt  kommen.'  ebd.  ,I)ass  sy  [die  .hingen  im  Nest] 
von  fürfiiegenden  Muggen  erhalten  werdind.'  Vooelb. 
1557.  ..\ugustus,  als  er  fürgegangen.'  ebd.  .Die  für- 
reisonden  [.fürüberreisenden.'  1603)  anfallen.'  SHochh. 
1591.  .Das  Scliift' kommt  f.',  fährt  vorbei.  1707.  Wkish. 
—  b)  zeitlich;  Syn.  übfrc"  B;  FMu.  Fs  ist  f.  Ch<i" 
wenn  d'  Fasnecht  f.  ist.  (si)ricliw.)  zu  spät  kommen. 
Gn'ii,  I'oggw.    J)i"    Winter,  de''  liegen  ist  f.    Schiiiiilr" 


•(f)!» 


Far,  fev,  fir.  fur,  für 


9H0 


[ausschelten]  tuet  riütl  ire  und  Schlaf/  si  biild  f.  ,Es 
duech's  doch  Laxieren  minder  hart  als  Wercheu  und 
noch  eines  Tages  für  [vorbei  in  einem  Tage],  ilas 
Werchen  aber  komme  alle  Tage  wieder.'  Gotth.  Ist 
ei"-s  Unglück  f.,  so  ist  oft  d's  andra  vor  der  Tür,  selten 
kommt  ein  Unglück  allein  W.  i\  stan  =  f.  sin. 
F.  (jän,  auch  von  der  Zeit  selbst,  vergehen.  ,Wie 
ihm  jetzt  der  Nachmittag  f.  gegangen?'  Gotth.  ,Ee 
dass  die  '20  jar  vergangen  und  f.  sint.'  14r2,  Absch. 
Von  Menschen:  sterben.  iV  ist  f.  Ap;  GTa.  Un- 
persönlich: Es  ist  f.  mit-em,  er  stirbt  B.  Hieher 
vielleicht  auch:  .Es  ist  früh  f.,  bis  er  kommt,  ce- 
leriu.s  elephanti  pariunt.'  Mey.,  Hort.  1G9'2.  —  4.  fort, 
hinweg.  .Pack  dich  flux  f.!'  152-1.  Strickl.  ,Für 
wysen',  ausweisen,  verbannen.  1529,  Absch.  ,F.  kom- 
men', mit  dem  Leben  davon  kommen,  fortkommen, 
gedeihen;  auch  von  Pflanzen  und  jungen  Tieren.  Wie 
mänge  Muluff  chunnt  f.  und  lauft  g'sund  unten  und 
stöt  do  wie  's  Uchrut,  tvu  nit  verdirbt  S  (Joachim). 
Entsprechend  trans. :  ,F.  bringen,  vitam  conservare.' 
Id.  B.  —  5.  hervor.  ,Wenn  er  für  bricht  [in  Zorn 
ausbricht]  ist  er  gar  gäch.'  Salat.  F.  gän,  hervor- 
ragen; s.  auch  /'.  schiessen.  .Trag  es  f.-,  setz  es  auf 
den  Tisch.  Vogelb.  1557.  —  6.  vor.  a)  räumlich: 
Wer  ist  hie  f.?  vor  der  Türe.  Volksi..  F.  cho".  er- 
scheinen (im  Schlaf,  Traum);  vorkommen,  dünken. 
F.  g'c",  dem  Vieh  Futter  vorlegen;  Kindern  Aufgaben 
geben;  entspr.  f.  ne",  empfangen;  Syn.  m/'«c".  F.  ha", 
vorhalten,  -werfen.  ,F.  heben,  oculis  obtendere.'  Id.  B. 
F.  .st",  vor  Gericht  stehen;  /'.  müessc,  vor  Gericht 
erscheinen  müssen  Z;  /'.  bieten  und  /'.  tagen,  vorladen; 
f.  forderen,  f.  nemen,  vor  Gericht  ziehen;  vgl.  Grimm. 
WB.  IV,  1.  728.  —  b)  i.  S.  v.  Vorsprung,  Vorrang:  /'. 
treffen,  übertreften;  f.  ge",  im  Wettkampf  einen  Vorteil 
gewähren.  —  c)  zeitlich:  zuvor.  ,F.  cho",  praevertere.' 
Id.  B.  F.  liawfen.  —  d)  1.  S.  v.  Hinderniss,  Wider- 
stand. F.  .sj",  verhüten.  ,Da  Gott  f.  sye',  was  Gott 
verhüten  möge.  1403,  Absch.  F.  stän,  entgegen  treten, 
(Feinden);  f.  legen,  in  den  Weg;  f.  han,  den  Weg  ver- 
sperren; f.  icerfen,  einen  Einwurf  machen;  f.Jcommen, 
zuvorkommend  verhindern.  Daher  auch  vom  Ver- 
schliessen  von  Türen  durch  Riegel  oder  Schlüssel. 
De  Rigel  ist  f.,  vorgeschoben  GrD.  So  auch  f.  schiessen, 
vorschieben.  Xsf  de  Schlüssel  f.  'träitV  vor-  oder  um- 
gedreht B.  F.  machen,  tuen,  vcrschliessen.  —  7.  übrig, 
überschüssig,  -flüssig,  vorrätig.  Syn.  filrig  u.  vor,  -ig. 
F.  nfc,  zu  weit  hinauf.  Id.  B.  /''.  warm,  überflüssig 
warm  BBe.  F.  g'nueg,  übrig  genug,  plus  satis.  Id.  B. 
F.  und  g'nueg  Gl.  Es  ist  na  [noch]  /'.,  Vorrat  BBe. 
F.  si",  auch:  zu  viel,  überflüssig  sein.  Du  bist  f.,  in 
unserer  Gesellschaft  entbehrlieh  od.  lästig  Bs  (Spreng). 
ly  Knseshumser  [Casuisten]  sind  iez  för.  Häfliger. 
Zu  spät  kommen,  einen  Vorteil  versäumen.  Wenn 
nie"  scho"  meint,  me"  chörnm  näume  z'  fechte"  [man 
komme  zu  irgend  einem  Vorteil],  isch-me  doch  jelemol 
I  jedesmal]  /'.  AaZcI.  Was  an  wirten  verzert  ist, 
gät  an  den  21  pfd  ab.  und  was  da  f.  ist,  das  soll 
er  üssrichten.'  L  Katsb.  14'28.  ,Doch  ob  harnischs 
f.  war,  nie  dann  uf  die  güeter  geleit  war,  denselben 
hämisch  mögen  die  erben  wol  teilen  [d.  h.  wie  fahren- 
des Gut  behandeln,  sonst  gehörte  er  zum  liegenden].' 
1491.  Landr.  LE.  ,Also  nach  abzug  ist  f.  und  blibe 
ich  schuldig  1  pfd  9  ß  6  hlr.-  1583/7,  Hotz.  Urk. 
.Erst  sollen  die  gelten  [Gläubiger]  bezalt  worden, 
darnach    der    kram    und    ilaniach,    ist    etwas    f..    des 


Manns  Erben.'  L  Stadtr.  F.  bltben.  Isch  Nüt  f. 
'blibe"  vom  z'  Mittag'^  Rest  vom  Mittagessen  Bs.  Das 
blibt  mir  f.  Inbichen.  F.  ha",  mehr  haben,  als  man 
braucht  Ap;  Bs;  L;  S.  Fr  het  es  neus  grosses  Hüs 
lo"  ufrichte,  und  het  doch  no  vil  Holz  fürg'ha".  HoF- 
STiTTER.  Mit  Nüd  schier  hed-me"  doch  no'''  f.  Häfl. 
,Vil  Waffen  f.  haben',  im  Vorrat.  Rüeger  1606.  ,Das 
trifft  40  für  einen  Gulden  und  schiesst  vor  [,het  für'] 
14 'fe  Denari.'  1451.  Absch.  Es  häd  dran  nit  eil  f., 
fehlt  nicht  viel  W.  Vgl.  vor  han.  .Hat  dise  sect 
Waltshuot  gar  umkeert;  zuo  Wormbs  hat  es  nit  vil  f.'. 
fehlte  es  nicht  viel  (an  eben  solcher  Wirkung).  Bull. 
1530.  F.  hin,  übrig  lassen  B;  S.  Mer  händ  vom 
E.i.^e  Xüt  f.  g'lo"  Aa.  Iss  nit  mit  de  Biche  Chriesi,  si 
lönd-d'r  d'  Stil  f.  L.  F.  machen,  gewinnen,  vor- 
schlagen; Syn.  /'.  schlan,  -bringen;  ersparen;  Syn.  /'. 
hüsen.  Auch:  vorarbeiten.  F''  ha  hit  [heute]  /'.  g'macht 
[so  dass  ich  morgen  desto  weniger  arbeiten  muss]. 
F.  lösen,  bei  Verkauf  Etw.  erübrigen.  ,Die  Pfand  uf 
dem  nöchsten  Märcht  verkoufen  und  löst  er  f.  [darüber 
hinaus],  das  soll  er  im  herus  geben.'  1432,  Zo.  ,Löst 
er  f.,  so  soll  er  ushin  gen.'  1460,  L.  F.  heischen, 
Etw.  über  eine  bestimmte  Summe  heraus,  mehr  be- 
gehren. F.  schiessen,  übrig  bleiben,  als  Gewinn  oder 
Rest.  F.  gellen,  mehr  als  nötig.  Id.  B;  so  viel  geben, 
dass  Etwas  übrig  bleibt  (?)  Bs  (Spreng),  vorgeben. 
,F.  nemen,  superfluuni  sumere.'  Id.  B.  F.  kochen,  im 
Vorrat  Ndw.  F.  versehen,  mit  oder  auf  Vorrat.  ,Oder 
dass  die  ptistery  mit  mel  nach  notdurft  und  f.  nit 
versehen  wäre.'  XVII.,  Mitri.  —  8.  einige  vereinzelte 
Fälle,  a)  f.  län,  im  Preise  Etw.  nachlassen  (näher 
dem  Angebot  entgegenkonmien,  zu  1?  vgl.  syn.  en 
Übrigs  tuen).  —  b)  /'.  tueti,  dergleichen  tun  (leeren 
Schein  vormachen?).  —  c)  irol  f.  han,  mit  Acc.  P. : 
hoch  achten,  rücksichtsvoll  behandeln  G;  Schw.  Er 
het  si'''  w.  f.,  hat  eine  hohe  Meinung  von  sich  selbst 
GWa. ;  Syn.  er  ist  wol  g' meint.  Der  hed  sini  Gofe 
[Mädchen]  vil  z'  wöl  f.  Schw.  ler  müend  die  frönde 
Herren  e  clili  bas  f.  ha.  ebd.  (Prägnanter  Gebrauch 
von  ,für  Etw.  halten'  s.  I,  5).  —  9.  die  alt.  Sprache 
setzt  in  vielen  Fällen,  die  neuere  nur  noch  selten, 
.für-'  vor  Verben  gleichbed.  mit  dem  später  herrschend 
gewordenen  .vor-'  und  zwar  auch  noch  in  andern  Bedd. 
dieses  Adv.  als  in  den  unter  6  angeführten.  So :  für- 
nemen;  -halten;  -bringen;  -tragen;  -legen;  -kommen; 
-schlän;  -schriben;  -irenden;  -geben;  -schiessen;  -schnx- 
den;  -sehen;  -setzen;  -welben,  vorschützen;  -fressen, 
Lohn  zum  voraus  verzehren  =  rwesseM,  s.d.;  -schie^sen, 
vorstrecken  (Geld),  aber  auch  intrans.  voreilig  sein. 
Stütz  schreibt  auch  noch  fürtnvlen,  vormalen.  In  Ap 
gilt  förlese  (vorlesen);  sonst  in  vielen  Fällen  beide 
Formen  gleichbedeutend;  dagegen  mit  Unterschied: 
för-gö,  neben  Etw.  hindurch  gehen:  vor-gö,  vorgehen; 
fiyr-lö,  vorbeilassen,  eor-lö,  vorlassen;  för-fare,  vorbei-, 
vor-,  voranfahren.  Eigentümlich  ist  f.-äbere",  früher 
schneefrei  werden,  und  .für-'  i.  S.  v.  sehr,  überaus,  in 
der  Verbindung:  ,furgeliebte!'  als  Anrede  in  Predigten 
bei  Müller  1058/66;  Ulrich  1727.  Vgl.  für  I,  3.  — 
10.  ferner  setzt  die  ä.  Spr.  zuweilen  vor  Verben  .für-' 
statt  des  sonst  geltenden  .ver-'  (s.  d.),  z.  B.  , fürschulden.' 
1339,  LB.  Schw;  , fürbürgen.'  Beitr.  z.  Lauf.  So  auidi 
noch  fürsch wige '.  geschweige!  Gotth.  Vgl.  umgekelirt 
verlieh,  verguet(ne"J,  verg'wüss  statt  für-  s.  I.  —  B.  vor 
Subst.  und  Adj.  in  untrennbarer  Zss.  steht  häufig 
auch    noch    in    der    neuem  Spraclie  .für-'  statt  ,vor-'. 


961 


Far,  ter.  flr,  for,  für 


meist  in  der  gewöhnlichen  Bed.  des  letztern.  doch  zu- 
weilen auch  noch  in  der  dem  altern  ,für'  eigenen. 
Subst. :  Fürgang,  Fortgang:  Vorbeigehen;  Kand  de.s 
Kleides;  Vorgang;  Vorzug;  -hang  (Lav.  15(iO  =  ,Vor-' 
ItiTO);  -zeichen,  Vorhalle;  -schwelle,  Tritt  vor  oder 
unter  der  Tür;  -tiiech,  -gürtli,  -feil,  -achübe,  -scho.ss. 
alle  i.  iS.  V.  Schurz,  Schürze ;  -fleck,  -fuess,  VorderstücV 
am  Strumpf;  -bikl:  -schuh;  -u-and;  -spann;  -altar; 
-fall,  Spielraum  auf  der  Ackergrenze ;  -kauf;  -nüechter 
(neben  Vor-  und  Ver-,  s.  dd.).  Frühstück;  -kappe,  mit 
vor.stehenden  Spitzen;  -leder,  Klapjie  an  den  Schuhen ; 
auch  =  -feil;  -gestütz,  Gestell  vorn  am  Heuwagen,  auch 
Vor-;  -haupt,  Ackergrenze;  -hängll,  Geiferläppchen; 
-bug,  Brustrionien  am  Pferdegeschirr;  -satz,  Geldvor- 
schu.ss ;  -schcrni,  Vordach ;  -schöpf,  kleines  Vordach ; 
■schütz,  Vorbau;  -sparz,  Vorrat  (auch  Vor-);  -suech, 
Fürkauf;  -tili,  Vordiele;  -n-erk.  Landgut;  -icitz;  -wort. 
Vorwand,  -behalt;  --»«7.  Mit  Accent  auf  dem  zweiten 
W.:  Fiir-iis,  Voranteil,  eig.  nur  subst.  Adv.  Adj. 
(von  Verben  oder  Subst.  abgeleitet):  fitrnem,  vor- 
trefflich, prächtig;  -trächtig,  vorsichtig;  -sctzlich,  vor- 
sätzlich; -sichtig;  -trefflich.  Hieran  schliessen  sich 
auch  von  bereits  zsgesetzten  Subst.  abgeleitete  Verba: 
/"w/m»»rfeH,  Vormundschaft,  Fürsprache  leisten;  ■bilden, 
vorbildlich  bedeuten.  —  C.  in  Verbindung  mit  andern 
.\dvv.  1.  voran  stehend,  aber  unbetont,  daher  z.  T. 
in  der  abgeschwächten  Form  fer-  (s.  rer-).  bezeichnet 
für  in  einer  nicht  sehr  bedeutsamen,  doch  auch  nicht 
bedeutungslosen  Weise  die  im  zweiten  W.  enthaltene 
Ortsbestimmung  als  eine  mit  fortgesetzter,  an  einem 
andern  Orte  (resp.  dem  Standpunkt  des  Sprechenden. 
z.  B.  dem  Hause)  vorbei  gehender  Bewegung  verbun- 
dene. Vgl.  iiber-  in  den  selben  Verbindungen.  Das 
Ganze  entspricht  also  urspr.  der  Frage  .Wohin ?•  indem 
auf  die  Frage  ,Wo'r"  das  erste  Glied  ,vor'  lautet;  jedoch 
ist  dieser  Unterschied,  wie  überh.  der  zwischen  den 
beiden  Advv.,  später  meistens  verwischt  und  zwar  so. 
dass  ,vor-'  auch  statt  ,fur-'  eintritt;  z.  B.  für-ima. 
-uni,  auf  dem  Wege  hin-  oder  herauf;  -tisa,  -usi. 
auf  dem  Wege  dahin  (her)  -aus;  -hindere,  auf  dem 
Wege  nach  hinten ;  -abe  (fer-ahi),  abwärts,  weiter  od. 
tiefer  hinab;  -fiire,  weiter  hervor;  aber  betont,  mit 
Abschwächung  des  zweiten  W.  (vor):  für-fer,  hervor; 
-nahe,  weiter  nach,  näher  hinzu;  aber  (mit  betontem 
für-?)  auch:  vorbei;  -use,  aus  dem  Hause  hinaus,  vor 
die  Türe  hinaus,  auch:  auf  dem  Wege  hinaus;  filr- 
und  ror-iisse",  vor  dem  Hause  draussen ;  fiir-anne 
cho',  vorbei  kommen,  ankehren;  auch  -zue,  -nahi  gä'. 
vorbei  gehen,  auch:  in  Vergessenheit  geraten;  s.  die 
zweiten  WW.  resp.  -her  und  -hin.  Kinzelne  Fälle  der 
Verbindung  auch  schon  in  der  ä.  Spr.  .Sollte  diser 
zng  [dies  Heer]  fürabhin  [abwärts],  das  ander  für 
hinuf  zuhen.'  1531.  Strickl.  —  2.  nachstehend  be- 
zeichnet -für  Fortsetzung  od.  Verbreitung  des  Raumes 
in  der  vom  ersten  W.  angegebenen  Richtung,  aber 
immer  nur  auf  die  Frage  .WoV  i.  S.  v.  auf  der  betr. 
Seite  oder  an  derselben  hin;  s.  die  folg.  Conipp.  Auch 
hier  kommt  die  Abschwächung  -fer  vor.  welche  dann 
aber  durch  angesetztes  (  verstärkt  werden  kann ;  z.  B. 
ror-fer,  vorn  für.  an  der  Vorderseite,  auch  in  der  Ver- 
bindung hinger-  und  rorfer,  hinten  und  vorn. 

M1i<1./m/',  aliil. /k/i',  als  Präp.  nur  mit  .\cc..  in  den  scilion 
Bedd.    wie  bei   uns  nnd    .lucli    noch    im  il.    Nhd.   (s.   tirinim. 
WB.).     Die  verhiUtnissniässig  seltene  und  nur  in  Ur  in  die 
MA.  eingedrungene  L'onstruction  mit  Dativ   beruht  auf  Ver- 
Schweiz. Idiotikon.  I  7. 


niischung  von  für  mit  dem  vwdten,  aber  urspr.  im  Gebranch 
strenger  geschiedenen  vor  (s.  d.),  ahd.  /om.  Die  Vertanschung 
der  beiden  WW.  übh.  begauu  schon  im  ä.  Nhd.  und  führte 
zuletzt  zu  fast  gänzlicher  Ersetzung  von  für  in  räumlicher 
und  zunächst  davun  .ibgeleiteter  Bed.  durch  ror.  Das  Fest- 
halten Tun  für  mit  Acc.  in  weiterni  Unifaug  als  im  Nhd.  ist 
einer  der  Vorzüge  unserer  Sprache,  dessen  sie  sich  leider 
zu  begeben  anfängt  (s.  vor).  Der  scheinbar  conjunctionalc 
(iebrauch  (I  A  2.  7)  ist  doch  eig.  ein  präpositionaler,  denn  er 
beruht  auf  erst  später  ausgelassenem  .dass',  wie  auch  nhd. 
.seit,  ehe,  bis,  indem,  nachdem,  weil,  damit'  nur  auf  diesem 
Wege  Conjunctioncn  geworden  sind;  vgl.  engl.  /.>r,  denn,  aus 
angcls.  for  timm  the,  aus  dem  Grunde,  dass  ...  —  Das  Adv. 
für  zeigt  im  Mhd.  die  selben  Bedd.  wie  bei  uns,  ausgen.  8, 
welche  auf  die  Vorstellung  ,über  Etw.  hinaus'  (I  1  b)  zurück- 
geführt werden  kann.  Übrigens  durch  Missbrauch  auch  bei 
uns  z.  T.  (im  Nhd.  ganz)  auf  vor  übergegangen  ist.  Mit  der 
Bed.  .nach  vorn'  erscheint  das  Adv.  in  der  Verbindung 
hinderfür.  nicht  eig.  Zss.,  schon  weil/iii-  Ijetont  ist  und  bei 
Fris.  noch  ,das  hinder  für  kuoreu'  neben  .hinderfür  k.'  (beides 
=  verkehren)  vorkommt;  s.  hindf.r-f.  —  Die  Setzung  von 
für  viir  andere  Ortsadvv.  stimmt  merkwürdig  mit  dem  Ge- 
brauch des  uMnnrA.  fijrir,  z.B.  f.  ofni  (oben),  -mdlmn  [uieden], 
ülan  [aussen]  usw.  Eigentümlich  bleibt  dagegen  der  Ge- 
branch nach  andern  Advv..  wo  für  dem  nhd.  .-seits'  oder 
.-halb'  entspricht,  z.  B.  ene-f,  jenseits,  ohe^f,  oberhalb.  In 
fiir-aii  iSp.  2571,  meistens,  aber  auch  , fortan'  BO.  (vgl./iir(iin 
=  forthin)  ist  die  räuml.  Grundbed.  von  für  noch  ziemlich 
zu  erkennen.  Mit  i-or  wechselnd  uud  gleichbedeutend  erscheint 
für  iu  für^iilf,  vorweg  (Sp.  31);  ■über  (Sp.  60;  aber  in  der 
ä.  Lit.  auch  räumlich  u.  einmal  =  .gegenüber');  -u«,  überaus, 
auch  subst.  .Voranteil'  (Sp.  556);  ,-aiissen',  draussen  (Denzl.; 
Sp.  560);  -lii,  vorbei;  -zue,  allmälig.  .aber  in  Verbindung  mit 
.kommen'  i.  S.  v.  im  Vorbeigehen  ankehren.  Dagegen  ist  in 
für  akh,  vorwärts,  .für'  das  einzig  richtige  und  herrschende; 
nur  ein  Mal  begegnet  auch  vor  sich.  —  In  den  unter  II  A  10 
angeführten  Fällen  ist  /((/•-  =  ver-  unbetont;  zweifelhaft  da- 
gegen die  Betonung  iu  den  schon  unter  m-r-  angeführten /lir- 
reiimii,  -laufen,  einen  Weg  verrennen,  versperren,  indem  man 
zuvorkommt,  z.  B.  ,du  wärist  gern  entwichen,  denn  [nur] 
dass  man  dir  den  Weg  fUrlief;'  denn  die  Grundbed.  .voraus 
laufen'  (nnd  d.adurch  abschneiden)  blickt  hier  noch  deutlich 
durch  und  scheint  Betonung  des  Präf.  zu  verlangen.  Das 
Selbe  gilt  wua  für-lmiiimen,  zuvor  kommend  verhindern,  neben 
ver-kommen  und  vielleicht  auch  von  Fünrencr,  Verwalter,  neben 
l'e»-.  Zu  II  B  ist  bei  Fürfuem,  -fM,  -für  noch  die  Nbf.  mit 
Für-  (nnd  für  übh.)  in  F  u.  It  Schott  iu  P  zu  bemerken. 
als  Beispiele  von  ausgebliebenem  Umlaut.  So  auch  ,fur- 
ordnet'  =  ,fUr-,  ver-.'  1530,  Cor.  uud  Ähnliches  bei  Edlib. 
u.  AA.  —  Von'  den  folgenden  Zss.  besteht  für  diejenigen, 
welche  läumlicbc  Verhältnisse  bezeichnen,  in  Aa;  BsLd;  B; 
„L;"  S;  „Zg^  auch  die  .\ussprache  -fer,  welche  das  Adv. 
zur  blossen  Ableitungssilbe  herabdrnckt  und  mit  .-Viihängung 
von  (  und  -/;/,  beliebten  Bildungselementen  bei  Advv..  die 
Nbff.  -frrlWV.,  -füritj  B  oSi.  Betr.  die  Anwenilung  eben  dieser 
l-'ompii.  ist  zu  bemerken,  dass  sie  in  Verbindung  mit  an  oder 
construi(u't  mit  Dat.  (bzw.  Acc.)  anch  als  l'räpp.  dienen. 

oh^e"-für:  oberhalb,  auf  der  obern  Seite,  am  obern 
Knde  B;  F;  Scnw;  S;  Z.  D's  ][ü,i  o.,  das  Nachbar- 
haus nach  oben  B.  Der  Anke  iich  obcfer  .*o  schön 
wz'luege"  g'sV.  BWyss  1863.  .Brich  im  den  .schnabel 
0.,  damit  das  under  teil  dester  bass  wachsen  möge." 
VooKi.ii.  IT),')?.  —  ene"-  (-für.  -fir)  fenet-  Onw>  — 
'e.-fürig  als  Adj.;  jenseits,  auf  der  andern  Seite,  drüben; 
Syn.  enc'-dra",  iibcr-cne":  Ant.  hiehur.  i'nefür  am 
/,üri''''sc  utiil  ufc  bis  go'  Luche",  Dert  han-i  en  grosse 
Walfisch  g'seh',  do  huu-i  miic.'ie'  lache*.  -  irii.v  iiliere" 
i-ft.  ist  e.  iNKiiiiKN.  H'c""  Fine'  .stirbt,  su  sott  er  geng 
selber  d'  Schuld  .11,  inncfcrt  oder  K.v.sc/'crf,  n  we'"  nie'' 
nit  iinefcrt  war,  si  chämte'  Fi"ni  lur''  ctw"  wüest  säge", 
dass  mc  g'storbe  tvär.  Gottu. 

öl 


963 


Far,  fer,  flr,  for.  für 


inne''-für:  1.  innerhalb,  inwendig,  drinnen;  anl 
der  innern  Seite,  im  Innern,  z.  B.  des  Kiirper.s,  des 
Mundes.  Es  ist  (/'stucket  ixM  p'sl"  innefcrt,  u'"'  wi''' 
eil  si"  ussefert  </si"  it  hei"  f/'irartel.  Gotth.  Er  si 
poriisse  (j'stande  und  hei  ditv''  die  o/feue  Türe  y'luecjl. 
iras  innerer  corr/cniij.  Bkeitenst.  18fil.  3/e  mues  dr 
Strumpfhändcl  nild  inncfür  am  Bei"  chuüjife"  (Volks- 
glaube) Z.  ,De.s  liaselhuons  fleisch  ist  aussenfür  schwarz. 
innenfür  weiss.'  Voi^elb.  1557.  ,Er  werde  innenfür  von 
dem  h.  Geist  erleuchtet.'  11.  helv.  Conk.  15(;i;itill.  - 
'2.  ins  Innere,  z.  B.  des  Hauses,  herein.  ,l>ie  Kränierin 
enipfieng  .sie  recht  freundlich,  liiess  sie  innefür  cIki". 
Gotth.  —  Der  Gebnuicli  '2  wie  ln-i  aiideruii  Ortsiulvv.,  wcli-ln 
der   Frage  iWo*;*'   und  »wohin':''   zugluich  entsprechen. 

unde"-,  unne-:  unten,  an  der  untern  Seite,  am 
untern  Teile.  Undefer  HösH,  oben  e"  Schhttti  [lose 
Jacke]  lind z' mit::et  e"  Gürtel  BV.  —  ussen-:  1.  ausser- 
halb, an  der  Äussenseite,  draussen  Bs;  B;  Z.  Feit  's 
inneferl,  sii  säge"  si  [die  Ärzte],  mi"  chönn  nit  iclie 
luei/e";  ii  feit's  ussefert,  sii  säge"  si,  ussefert  chihm-mc" 
nit  lielfe".  Gotth.  .Die  ding,  die  uns  von  ussenfür 
werdend  angetoii.'  Zwinkli.  ,Was  ihr  us.senfiir  dem 
kilchspell  [.ausserhalb',  nicht  ,aussen  vor  dem  Kirch- 
spiel'] wird,  das  soll  sy  mit  den  siechen  teilen.'  150(1. 
Ndvv  Siechenordn.  -  2.  aussenher,  von  aussen  Scnw. 
,Ussenfiiriii,  ab  exteriore  jiarte'  B.  —  3.  nach  aussen. 
.  ,Es  soll  ouch  ein  jeder,  der  zu  zünen  hat,  die  bitten 
oder  stecken  also  versorgen,  dass  das  gespalten  ussen- 
für gekert  syc,  damit  niemanden  am  vech  schad  be- 
schechc.'  1597,  Amtsr.  Malters.  —  vor-:  1.  vorn  Aa; 
Bs;  L.  llet  vorrer  st"  gross  Chittelchmipf  ilsto".  BWyss 
1803.  .Die  Kappe  sei  W(dil  gross  und  falle  dem  Bub 
über  die  Augen  herab,  aber  de  Gring  [Kopf]  wachse 
alle  Tag,  und  wenn  man  sie  hingerache  [hinten  hinab] 
stosse,  so  bessere  es  vorfer.'  Gotth.  So  ne  Gäuggel 
[Narr]  mit  Latsche"  [Bandschleifen]  hinger  für,  und 
Lutsche  mrfer(t).  ebd.  Von  vorn  Aa  ;  Ü\^.  Fah  wider 
r.  a"  di'''  h'sinne".  Gotth.  —  2.  zuvor,  nur  in  Ver- 
bindung mit  .kommen':  1)'  Galle  ist  im  jetzt  nsg'runne, 
und  rillicht  schlüt  si  im  in  es  Bei',  oder  es  cha"" 
d'  Wassersucht  g'c",  u'e""-men  im  nit  cha""  rnrfür  cho". 
Gotth.  ,Dass  so  vieler  Menschen  Vergangenheit  nichts 
Anders  i.st  als  die  Scheidewand  zwischen  ihnen  und 
ihrem  Glück;  dass  was  sie  tun  und  sagen,  immer  v. 
kommt  und  sich  zwischen  sie  und  ihre  Wünsche 
stellt.'    ebd. 

hin-:  fortan,  in  Zukunft.  , Allen  den,  so  disen 
brief  jetz  oder  h.  lesen  oder  hören  lesen.'  1409,  B. 
.Ir  machend  h.  wol  ein  suwtrog  us  im.'  1535,  Absch.  — 
binde"-  (hiijc-  BsL.  tw. ;  BU.):  1.  auf  (von)  der  hintern 
Seite;  weiter  hinten  Aa;  Bs;  B;  Z.  Hingefer  im  Mage. 
Gotth,  Nehe"zue  lit  Wgl  und  h.  g'seht  me"  ro"  Lorecli 
no'''  ne  Stück.    Breitenst.  —  '2.  statt  hinderfür,  s.  d. 

hinder-  (hender-,  hönder-  kr;  Gtw.,  hinger-  BU.) 
Bs;  L;  G;  Seil;  S;  Z,  's /».-  G,  s' h.-  B;  VOrte;  Gl;  Z. 
z'  hindfejra-  Gr;  W,  z'  hinnere-  BSchw.,  z'  inner- 
GBuchs.  Wa.,  z'  hindersich  fz'  hinderschij-  GiiPr.  —  mit 
der  Nbf.  (z)hinde-  Aa;  Bs;  B;  L;  S:  I.  Adv.  und 
Adj.  (doch  dies  meist  nur  prädik.).  1.  rückwärts. 
Hinderf.  gn"  S  (Schild).  Z'  h.,  in  umgekehrter  Ord- 
nung und  Keilienfolge  Gl.  —  '2.  von  vorn,  von  Neuem 
B;  vgl.  Uferen.  ,VVenn  man  nur  so  Eins  um's  Ander 
kaufe,  so  müsse  man  innner  hingerfür  anfangen.'  Gotth. 
Man    musste    wieder    h.    mit    dem    Versuchen.'    ebd. 


Warum  cha""-me"  nit  Ii.  ne",  o,  wie  angers  miech  me"  's 
doch!  ebd.  Wechselnd  mit  der  Form  hindefUr.  Es 
rechet  so  schlecht,  dass  ine"  geng  hindefür  (noch  einmal 
rechen]  mues.  Chuinm  doch  nid  geng  h.!  wärme  die 
Sache  nicht  innner  wieder  auf  B.  ,Die  Diensten  klag- 
ten, heute  hätten  sie  Das  machen  müssen  und  Jenes 
noch  und  am  Ende  noch  hintenfür  müssen,  es  sei  Alles 
nicht  gut  genug  gewesen.'  Gotth.  —  3.  verkehrt, 
von  Sachen,  Handlungen  Aa;  .Kf;  Bs;  B;  VOrte;  Gl; 
Gr;  G;  Sch;  S;  Z;  Üyn.  z'  letze-fär.  De  hast  de"  Rock 
h.  a".  Etwas  (z')  h.  u"fah",  mache",  w'liiege".  Er 
sjiannt  der  Esel  hindefür  a"  S.  Hinderfür  (z'  hindefür 
I.neichkn)  ist  aw''  g'fare".  Sfrww.  18'24;  d's  Hindara 
für  geid  aw''  dardür'''  Gr;  Syn.  uiiig'kert  (s.  faren). 
Der  Loser  \  Horclier]  a"  der  Tor  verslöd  Alls  hönder- 
för  G.  Z'  h.,  fehlerhaft  gestellt,  gelegt  U.  /'  h.  go. 
clio  1)  Reissaus  nehmen,  von  Pferden  U  =  für  chon, 
s.  für  II  A  ä.  2)  sich  entzweien  W.  Einem  den  Ko[i( 
h.  .•fetze",  zurecht  setzen  Bs.  .Konntind  sy  die  aller- 
letziste  wys,  alle  ding  widerwertig  und  h.  ze  tuon, 
erdichten.'  Bull.  1501.  ,ßetro  aliquid  agere,  ein  ding 
h.  keeren.'  Fhis.  ;  vgl.  den  Selben  in  der  Anm.  zu  für. 
.Machet  Alles  h.'  KudMey.  1050.  ,Erwig  in  ieder  sach 
auch  selber  die  gebür,  und  was  erraten  ist,  das  acht 
nicht  h.'  JWSiML.  1052.  .Die  Person  hat  getrauet,  Alles 
h.  zu[sagen  [zu  widerrufen ':'].•  JMev.  1094.  .Alles  ist  letz 
und  h.'  Ulk.  1727.  ,Das  Wesen  macht  mich  halber  zu 
h.'  Nachtl.  1790.  —  4.  irr-,  wahnsinnig,  verrückt, 
verwirrt,  vernarrt,  albern,  närrisch  Aa;  Ae;  Bs;  H; 
Gr;  G;  Z;  Syn.  verhürschet,  stigelsinnig,  letz  im  Chojjf, 
z'  underobsi'''.  II.  si»,  werde".  Er  ist,  tuet  [geberdet 
sich]  wie  h.  Eine"  h.  f='s  Tüfels,  Utz]  mache",  um  den 
Verstand  bringen  Bs.  Mi''  hätti  's  miusleidcgi  [ver- 
driesslich]  und  z' hinderschi für g' machat.  Schwyzeku.  19. 
Adjectivisch  ohne  Flexion:  h.  Lüt  Ae.  —  Mit  Flexion: 
hinderfüri  Gidanke  Z.  Mit  Ableitungssilbe:  z'hindcr- 
filregi  Lüt  BKi.  E  hinderfürigi  Brut,  die  ihre  Jung- 
frauschaft nicht  bewahrt  hat.  Scn  Pilger  1809.  — 
II.  Subst.  m.  1.  a)  halb  od.  ganz  verrückter  Mensch, 
der  Alles  verkehrt  macht  GTa.;  Z;  Syn.  Lelzkojif. 
,Er  geigte  drauf  los  wie  ein  Z'h.'  Stutz.  Als  schein- 
barer Geschlechtsn.  scberzh.:  Hans  H.  Bs;  GStdt;  Z; 
vgl.  Hans  Dampf  u.  a.  unter  Hans.  —  b)  Unordnung 
im  Kojif  und  Geschäft,  eig.  die  Laune,  Gemütsver- 
fassung eines  Verrückten.  Der  IL  lui"  Sciiw.  —  2.  vor- 
mals eine  Art  Kopfbedeckung  der  Frauen  aus  dicht 
an  einander  gesetzten  schwarzen  seidenen  Bandsclileif- 
cheu  erstellt,  den  natürlichen  Haarwuchs  in  vergrosser- 
tem  Masse  darstellend,  vom  Luxus  noch  mit  Pelz  ver- 
brämt Sen;  Th  („n."?);  Z.  ,Der  Kopf  der  Frauen  war 
[nach  der  Reformation]  mit  einem  Schnupftuch,  einer 
Haube  oder  einem  H.  geschützt.'  Strickl.  Horg.  .Des 
Pfarrers  Wyb  sannnt  Kinderen  sollend  niyden  die 
grossen  Kröss,  sanunatine  H.  [usw.].'  Z  Mand.  102s. 
,Die  Mägt  sollend  keine  sanimetine  H.  mit  Marter- 
oder anderen  Bremenen  besetzt  tragen.'  ebd.  1030. 
,Den  Wyberen  und  Töchteren  [sind  untersagt]  alle 
H.  von  Zobel  und  sonsten  von  kostlichen  Breminen. 
grossen  Büschen  [Wülsten],  auch  von  Gold  und  Silber 
und  in  ander  Weg  kostlich  geziert,  sanipt  den  dar- 
under  herfür  stehenden  grossen  Spitzen  und  ko.stlichcn 
Kuben.'  ebd.  1050.  .Die  Töchteren,  so  oft  sy  zur 
Kirchen  gahnd,  sollen  die  Stürmli  und  Spitz  an  Hüben 
gänzlich  under  die  H.  tuon.'  ebd.  .Eine  als  sie  Haupt- 
wee  hatte,  verheisst,  wann  sie  gsund  werd.  ihr  Lebtag 


flrtö 


Fai-,  fer,  fir.  t'or.  für 


dee 


kein  H.  mehr  zu  trafen.'  Schtmpfr.  1651.  ,1063  wurde 
ilii'  Frau  des  Quartierhauptmanus  N.  verklagt,  sie  be- 
.sitze  einen  H.  von  Zobel  im  Werte  von  ungefälir 
:fO  Gulden.-  Gem.  Z  18l(i.  ,Es  soll  kein  [Kürschner-] 
(iesell  mit  keinem  H.-  oder  Kapiienmacher  kein  ge- 
meinschaft  haben,  auoli  keinem  Nichts  sagen  weder 
mit  Lideren  [betr.  Lederarbeit]  noch  anderer  Arbeit.- 
ItiTJ.  Z  Kürsii.  Art.  .Wir  verbietend  die  tragenden 
Stirnen  der  erwachsenen  Töehteren  under  den  Hinder- 
tühren  mit  auch  gar  vilen  Ne.stlen.'  XVII.,  Z  Mand. 
,Uei  den  Kindhebeten  [Taufen]  sollen  eintweders  Haar- 
band oder  H.  von  den  Töchtern  getragen  werden.'  ebd. 
.Die  Zuchtinutter  |  Hausmutter  im  Waisenhaus]  Hess 
sich  aus  unrechtmässigem  Erlös  Hochhüben  und  H.  zu 
U  ti.  an  Wert  machen.'  1696,  Winieuth.  ,H..  mutzen, 
mitra.'  Dexzl.  1716.  Das  W.  noch  spät  (1S'21)  von 
dem  Altertiimler  Ml'steri  aufgefrischt:  ,lst  gut  das 
Herz  und  bieder,  sind  alle  Kleider  gut.  Drum  fort 
mit  dem  Verbote!  Tragt  Tüll  und  Caschemir,  liergere 
und  Capotte,    Ja  selbst  den  Hinterfür!' 

l»if  Fnrni  hinde-  berulit  entw.  auf  Vernienguni^  der  zwei 
älinlii-'li  lautfuduu  Coiiipp.  oder  auf  ileiii  auch  sonst  in  Eu- 
ilungou  vorkounneudun  Wechsel  von  r  und  n  (z.  B.  nienen 
.lus  niritei-,  umgek.  tnn-t  aus  fnent).  —  Ob  das  (nur  bei  Bed. 
;}  und  4)  etwa  vorgesetzte  z  die  Präp.  s*-  oder  den  verk.  Art. 
■/■«  entlKilte,  ist  fraglicli.  Deutlldi  meint  Fris.  (,das  hindert.'; 
s.  .-Vnüi.  zu  für)  und  meinen  die  Ftunien  Itinchn-n,  hinnere 
.das  Hintere  voran'  (vgl.  auch  uaiEpov  Ttpdxspov).  's  da- 
iri'gen  könnte  eine  blosse  Abschwäobuug  für  z  sein,  trägt 
also  Nichts  zur  Eutscheidung  bei.  Wohl  aber  föllt  für  die 
rrä|i.  ins  liewicht,  dass  dieVerkürzuug  von  ,das'  in  z  (ilal 
nicht  (oder  nicht  mehr':')  auf  dem  ganzen  Gebiete  der  Form 
■~'li.-f.  gilt.  Es  bestand  also  von  Anfang  an  neben  jeuer  adj. 
Formel  mit  Art.  eine  aJv.,  welcher  nach  Anal,  von  z  himlent, 
z  hiHt  USW.  die  Präp.  vorgesetzt  werden  konnte,  und  mög- 
lichtTweise  ist  dieses  der  ursprünglichere  .\usdruck,  aus 
welchem  der  .adj.  erst  nuigedeutet  wurde.  Vgl.  die  in  Bil- 
dung und  Bed.  ganz  ähnlichen  zuiuU:rüf  Sp.  121,  zunderohcn 
Sp.  50,  zunihroh-ticli  und  z'Ulze-ftir.  Zu  der  Annahme  einer 
Adverbialform  'hinder  neben  liindifv  aber  berechtigt  u.  A. 
und^'.y  (Sp.  3*2(>)  =:  undeit.  —  In  der  Nbf.  h Indernirh-ß'tr  ist 
fich  aus  der  geläufigen  Verbindung  JiindcrsU-h,  rückwärts, 
hereingekommen.  —  Die  Grundbed.  u.  urspr.  Anwendung  der 
Formel  war  jedenf.  (aucli  bei  der  Erklärung  ,das  Hintere 
vor')  .idv.;  aber  adj.  Gebrauch  (mit  ,sein'  statt  .machen') 
konnte  wie  bei  andern  Adv.  (z.  B.  ,wohl')  eintreten  und  aus 
dem  adj.  auch  substantivischer  entspringen,  persönlich  und 
säclilich.  Die  Kopfbedeckung  war  so  genannt,  weil  sie  vorn 
und  hinten  ganz  gleich  war  uml  daher  beliebig  aufgesetzt 
wtjrdcu   konnte. 

her-:  hervor  =  ,für-her'  (fürr)  der  lebenden  MA. 
,Diewyl  wir  nit  wüssend,  in  was  gcstalt  sy  in  dem 
pnnd  sygend,  und  uns  der  zuo  hören  noch  nie  Init 
mögen  h.  werden.'  1.^)29,  Absch.  ,H.  kommen':  zu 
Ansehen  gelangen.  Hnse. ;  vgl.  nhd.  ,sicli  liervortun'. 
.Kamen  Kriegsliändel  h.',  /.nni  Vorschein  oder  einfach 
=  ,vor'.  WiLu,  Eglis. 

z'  letze-  =  z'hinderf.,  verkehrt,  z.B.  de"  Jfiiet 
z' I.  nfsetse';  auch:  geistig  ver.stört,  nicht  ganz  bei 
gesundem  Verstand  L. 

/^  =z  dn  (das),  also  .das  Verkehrte,  ilie  inueusriic  vor":* 
Gder  bloss  äusserliche   Nachbildung   von   z'fiiiider/i'tr  ' 

nebe"-:  neben  Etw.  vorbei,  auf  die  Seite,  meist 
i.  S.  v.  nicht  an  den  geliörigen  Ort.  nicht  ans  Ziel  H; 
,SrH;"  S;  „Vw;"  W.  Bist  )l.  Iraiiprl  |  fehl  getreten  |'r' 
•  «OTTH.  .Es  hatte  heute  nocli  Niclits  gehabt  |zu  Essen 
bekommen  |,  es  war  allentlialben  n.  cho".'  I!  Kai.  18415. 
RA.    N.  ist  oi  [auch]  es  G'schir!   wenn  .lemand    eine 


.Sache  nicht  an  ihren  t)rt  oder  in  das  für  sie  bestimmte 
Gefäss,  sondern  daneben  wirft  oder  schüttet  Obw;  vgl. 
der  gross  Kasten.  I)u  hasch  wider  eitiisch  schmi  n. 
ifsciwsse,  fehlgeschossen,  mit  einer  Vermutung  S 
(Scliild).  Das  ist  n.  (fgangit  W.  .Eren  halb  nit  n. 
[nicht  umhin]  konmien  können.'  IS.'il,  Strickl. 

niene"-  B.  niener-  B;  Uw:  für  Nichts,  zu  Nichts  B. 
1.  zu  keinem  Zwecke  dienend.  Das  ist  n.-fir,  taugt 
zu  Nichts,  hat  keine  Art  Uw.  Das  ist  n.  mi  guet.  Das 
ist  n.  als  Jiine'  z'  ärgere"  B  (Zyro).  ,Was  sy  darmit 
meinen,  semlich  fert  zuo  tuen,  es  sy  n.'  1.5'24,  Absph. 
.Es  war  doch  n.'  NMan.  —  '2.  aus  keinerlei  Ursache':* 
.Den  eid  soll  man  von  Im  neinen  [ihn  schwören  lassen] 
und  soll  man  in  nienanf.  umb  die  sach  wysen.'  XIV., 
Arp,.  1861,  1'27.  —  3.  als  .Opposition  zu  einem  Objekt 
i.  S.  V.  für  1 5,  in  Verbindung  mit  , halten,  achten, 
rechnen'.  .Und  [wir]  könnend  anders  nit  befinden, 
es  auch  nienarf.  änderst  acliten,  denn  dass  .  .  .'  15.S1, 
Absch.  ,A1so  soll  ein  christlicher  eemann  syn  wyb 
ouch  nit  fuossen  [mit  Füssen  treten],  südlen  und 
nienerf.  haben  [mit  Verachtung  behandeln].'  HBixi,. 
1540.  ,N.  halten,  nüt  schätzen,  verachten,  nihilifacerc, 
naucifacere.'  Mal. 

Menti",  nirgends,  mhd.  niener.  Das  r  der  Uw  Form  wird 
aber  nicht  mehr  dieses  alte,  sondern  statt  n  eingetreten  sein : 
vgl.  zu  liuider-f. 

da(r)-  d-_r-,  d^-:  1.  räumlich.  De  für  ana,  davor 
Irin.  D.  a.  cho"  =  detiebet  oder  dewider  [darwider] 
a.  cho",  einen  Zweck  verfehlen  Ai>.  D.  use  cho",  über 
die  Schnur  hinauskommen  Aa.  ,D.  use  sl,  Judicium 
vulgi  spernere',  über  das  Urteil  der  Menge  hinaus, 
ilarüber  erhaben  sein,  oder  sich  Niclits  daraus  machen. 
Id.  B.  ,I)ass  iro  iekliches  ziechen  mugent,  wa  sy  wel- 
lent,  es  syg  in  die  statt  ze  Saut  tjallen  oder  d.',  davor, 
ausserhalb  derselben  od.  darüber  hinaus,  weiter?  1401, 
Zellw.,  Urk.  .Wir  kament  aber  nit  daryn,  wir  fuorent 
d.  [daran  vorbei].'  HsSchürpf  1497.  —  2.  zeitlich  (vgl. 
für  13,  aber  in  umgek.  Richtung;  rückwärts).  Di/rfir, 
vor  Diesem,  früher  als  dies  W.  Erst  grad  d.  [kurz 
vorher?]  endli"''  fertig  g'tiiacht  W.  .Dass  das  gottshus 
ze  L.  von  alter  har  also  lang,  dass  nieman  darfür  ge- 
denket [weiter  hinauf,  einer  frühem  Zeit  sich  erinnert] 
also  harkonnnen  i.st.'  ca  1346.  Gfr.  Doch  auch  i.  S.  v. 
.nachdem',  als  t'onjunction:  Dofür  er  AUs  rerlue' g'ha 
het,  nachdem  er  Alles  verschwendet  hatte  G  oT.  Vgl. 
für  I  A  am  Schluss.  —  3.  i.  S.  v.  für  I  A  G.  7  od.  B  2. 
Es  ist  d.  und  defrjirider.  es  sprechen  Gründe  dafür  und 
dagegen  Z.  In  anderm  Sinn:  ,lia  für  und  da  wider  [als 
Gegenleistung,  Entsdiädigung  tür  seine  .\u.sgaben]  soll 
im  der  aht  gehen...'  G  Stiftsarch.  Gott  h'hiet-isch  derßr! 
behüte  uns  davor  W.  Nüt  d.  chonne,  gegen  ein  Übel 
Niclits  vermögen,  auch :  daran  unschuldig  sein.  /•*  cha"" 
Nüt  d.  Z.  ,Nicht  d.  können',  nicht  ändern  können, 
nicht  anders  können.  l."j:U.  Hki.v.  D.  tue",  (aber- 
gläubische, zauberisclie  HHa.)  Mittel  gegen  Etw.  an- 
wenden, es  abzuwenden  oder  abzustellen  suchen.  Mit 
Dat.  P.,  Einem  Etw.  verleiden,  ilm  von  Fortsetzung 
oder  Wiedcrliolung  eines  Tuns  ablialten  Bs.  Wart. 
i  will-der  .•ichii'  d.  lue"!  Droliung  Z.  .Dorfür  halten', 
einer  Meinung  sein.  ScnniPFR.  16iM.  Eine"  d.  ha", 
für  Etw.  lialteii.  iliiii  Etw.  ziitranen  und  ihn  dem- 
gemäss  mit  Achtung  behandeln  {ilafür  eig.  entspre- 
chend, angemessen  dem,  was  man  von  dem  Andern 
erwartet  oder  wün.scht).  Vgl.  uol  f.  hau  (für  II  S). 
De    miiest-e"  d.  hä",   de""    irird   er  t/iiet  geije  dich  si' 


Ö67 


Par.  fer.  fir.  for,  für 


068 


Ndw.  Daher  auch:  mit  Bitten  bei  Jnulm  um  Ktwas 
anhalten.  iV  lied-en  d.  (j'ha",  darum  «uebeteu  Z.  Sich 
d.  ha",  sicli  ilen  Anschein  von  Etw.  geben,  oder  den 
Schein  an  sich  kummen  lassen  wollen;  meist  mit  Ne- 
gation. , Fängt  man  an.  Schulden  zu  machen,  so  hält 
sich  selten  ein  Mensch  d.,  dass  er  nicht  dings  gebe 
[borge];  merkt  man  aber,  dass  der  Schuldner  in  der 
Klenmie  sitzt,  dann  mangelt  auf  einmal  Jeder  Geld 
und  Jeder  bestürmt  ihn.'  Goirn.  .Und  doch  hält  sie 
sich  nicht  d..  Jedermann  gerade  auszufragen.'  ebd. 
.Daneben  denke  sie,  die  andern  Kinder  täten  an  ihm 
ein  Exenipel  nehmen  und  keines  sich  d.  halten,  nicht 
das  Möglichste  zu  tun,  um  ihn  so  viel  möglich  zu 
ersetzen.'  ebd.  So  hart  v''  mi''  nit  d.  g'ha  z'  brieyye' 
[zu  weinen].  Walden.  Er  het-si'''  nüt  d.,  er  macht 
(das  u.  dasj  BBe.  Bid  l'arteie  ujigersclirlbe;  der  [vom 
Augenarzt  glücklich  operierte  |  Huxn  het-si  aber  nit  d., 
'ans  er  g'seht  und  schrlhe"  cha"";  drum  muesu  der  Sehis 
für-en  ungerschribe'.  Schild.  Eh  d.  lia",  Etwas  für 
empfangen    halten,   als    empf.  betrachten,   rechnen  Z. 

—  äese-für:    diesseits    F.  —  wol-für    s.  für  II  8. 

—  wor-  =  wo-  Z  (Spillm.).  ,Hebe  [halte  sc.  dich] 
sworfür  [wofür  immer]  du  willt,  wand  [ausser]  für 
guot!'  galt  It  L  geschworn.  Brief  1252  als  Beschimpfung. 

was-für  s.  für  I A  ö  am  Ende.  —  was-fürig 
Ap;  Bs;  Z  (tw.  wa-),  -fürnig  Gl,  -fürtig  L;  Uw;  U:  wie 
beschatten,  von  welcher  Art.  Wasfürige"  Wl"  wend-er 
[wollet  ihr]V  Wasfürigi  Litt  sl's  [sind  es]V  Eigen- 
tümlich ist  die  Trennung  der  Bestandteile  der  Ver- 
bindung in:  Waa  wmd-er  fürige  Wl^'!'  Z.  .Leibliches 
Creuz,  was  ihnen  auch  immer  füriges  begegnen  mag.- 
Ulr.  1727,  und  die  Verwendung  für  den  Sg.  i.  S.  v. 
,was  für  ein':  Wasfürtige  Bock  hasch  du  mache"  la"?  U. 

Die  beliebte  Verstärkung  mit  (  hier  noch  bes.  durch  die 
Analogie  des  syu.  witiy  gefördert;  n  aber  ist  eingeschoben 
nach  Analogie  des  in  der  Flexion  und  Wortbildung  auf- 
taucbeudeu  stimmhaften  n.  Man  hört  aiicli  etwa  die  pleo- 
nastischti   Zss.   wmf^i/üriij. 

türe,  füri  s.  für-hin,  -her. 

fürelen  II:  die  Grenzen  eines  Gutes  auf  Kosten 
des  Nachbars  erweitern  AaKI. 

Eig.  ein  wenig,  unmerklich  vorwärts  rücken :  von  füre, 
fiirhin,  nach  vorn  hin;  viell.  mit  beabsichtigtem  Wortspiel 
(s.  /tin-ehn  1   Sp.    93«). 

„fürren:  die  Wohnung  verändern,  in  ein  anderes 
Haus  ziehen  B."  —  Zsguz.  aus  fiiremt;  von  rimr;  vgl. 
dort  {\)  fureri»)  z'ütjlen, 

füren:  .\dv.  melir.  , Keinem  teil  f.  ilann  dem 
andren  anhangen.'  Xh'lü,  Gpr. 

Entweder  entstellt  aus  fürer  (da  n  und  ;•  bes.  im  Auslaut 
leicht  wechseln)  i.  S.  v.  »weiter,  mehr',  oder  aus  fürhin, 
welches  später  immer  füre'  ergibt.    Gruudbed.   , weiter  vor'. 

fürene  für^na  GnSpL,  fürendo  GnSav.:  den- 
noch, ohnedies,  ohnehin ;  z.B.:  !'■''  hätt  de  Weg  f. 
müesse'  mache". 

Sclieinon  nacsli  Analogie  von  ohcnen,  undenen;  obnende  ge- 
bildet zu  sein.  Der  in  dem  W.  liegende  Nebenbegriff  ja 
doch  einmal'  erinnert  an  das  am  Schluss  von  ßir  I  A  an- 
geführte conjunctionale  für  =  da  docli.  -end  könnte  auch 
durch  d.is  in  den  Uebirgs-MAA.  leicht  nach  n  aufsteigende  (/ 
erklärt  werden. 

fürer  U;  L;  VV.  fürers  Bs;  B;  FMu.;  L;  W, 
fürersch  BHerz..  fürescli  HBurgd.,  fiircs,  füris  BBe.: 
1.  räumlich:  weiter  (nach  vorn  BSi.)  vorwärts;  von 
der  Stelle,  an  einen  andern  Ort.     Wo  kei"  Jäger  fiirers 


cha"",  eine  unwegsame  Stelle.  JHWvss.  Er  ma«  nüt 
nie  f.,  kann  nicht  mehr  gehen,  niuss  stets  das  Bett 
hüten  BHk.  .Nicht  f.  mögen',  nicht  von  der  Stelle 
mögen,  lang.sam  sein.  Gotth.  I'\  gä",  lä",  cho".  F. 
trappele",  trippeln,  von  Kindern  liStdt.  Eine"  f.  ge", 
in  Bewegung  bringen,  treiben  B  (Zvro).  Eine"  f.  Iiringe" 
BRi.  I'\  stelle":  a)  tr.,  z.  B.  eine  Leiter,  an  eine  andere 
Stelle  rücken  Bßi. ;  LG.,  auch  f.  tue"  udgl.  b)  intr.. 
rasch  laufen,  ebd.  (Vgl.  drü.s  stellen,  davon  laufen.) 
D's  Veh  f.  stelle",  von  einem  Stall  in  einen  andern, 
wenn  dort  kein  Futter  mehr  ist  „BO.;  LE.;"  \V; 
/'.  fare",  mit  dem  Vieh  auf  eine  andere  Weide,  ebd. 
F.  lege",  einen  Kranken  in  ein  anderes  Bett  B  (Zyro). 
F.  züglen,  in  eine  andere  Wohnung  ziehen  B.  Arm 
Lüt  neste"  geng  f.  B.  .Sie  wolle  lieber  lebig  i"  Bode, 
als  sich  von  mancher  Nachbarin  auslachen  lassen, 
wenn  sie  alle  Morgen  mit  dem  Säckli  f.  müsst  [zum 
Freitisch  von  einem  Haus  ins  andere,  ,in  die  Kehr 
gehen'].'  Gotth.  F.  gä".  den  Dienstplatz  wechseln 
BBe.  ,So  soll  man  in  [den  Übeltäter]  nienent  furer 
büessen  wan  ze  W.'  Amtsr.  LWillisau.  ,Dass  enhein 
einiger  kein  urteild  fürer  ziehen  [an  eine  höhere  In- 
stanz appellieren]  mag.'  L  ä.  Stadtb.  .Streck  dich  f.!' 
mach,  dass  du  fortkommst!  Salat.  ,Quicquid  pro- 
gredior,  je  weiter,  f.  ich  gon.'  Fris.  ,Sy  soUent 
auch  dise  Hofstatt  nit  f.  wyteren,  dann  wie  sy  jetz 
yngefangen  ist.'  RCvs.  .Kumiu,  mir  wend  noch  bass 
f.  gan.'  Com.  Beati.  , Setze  die  6  vor  die  5  und  das  1 
fürer  [d.i.  lt>5].'  VFrider.  I(il9.  —  2.  räumlich- 
zeitlich:  ferner,  sodann,  bei  Aufzählung  der  Keihen- 
tolge  nach.  .Och  soll  man  wüssen.  dass  die  dorfmeier 
f.  gewalt  band,  dass  si  holz  geben  mögen.'  XIV.,  Aa 
Wei.st.  ,F.  sprechent  si.'  Hofrod.  ZMönch.  —  3.  rein 
zeitlieh:  von  jetzt  an,  in  Zukunft:  .Besser  sorg 
haben  wellind.  damit  f.  übel  und  schaden  verhüetet 
werden.'  1.5ol,  Striukl.  ,Da  ward  man  zuo  rat.  was 
im  f.  zuo  tuen  war.'  Edlib.  .Was  er  f.  und  wyter 
ze  machen  willens  wäre.'  154.5.  MEsterm..  Rick.  — 
l.  übergehend  von  Zeitbestinnnung  in  Gradangabe, 
oder  schwankend  zw.  diesen  beiden,  wie  nhd.  .eher'; 
so  bes.  in  Verbindung  mit  ,desto'.  ,Und  doch  uch 
solichs  anzöugen  wellen,  üch  dest  f.  wüssen  ze  halten.' 
1531,  Strickl.  .Dardurch  zuo  zyten  vil  unfrid  ent- 
sprungen, ouch  des  vil  unrüewiger  lüt  sieh  vertröst 
und  dester  f.  zank  und  hader  angefangen.'  1545,  Absch. 
, Damit  man  des  klapperns  de-ster  ee  und  f.  abkomme.' 
151)8.  Ndw  LB.  .Dorunib  man  mich  denn  ouch  dester  f. 
zuo  der  schuol  tat.'  Platt.  1572.  .Damit  sy  dess  f. 
zucht  und  lere  brächen  . .  .'  alte  Schulordn.  Bru«g. 
Rein  zeitlich  (aber  i.  S.  v.  .später')  viell.  in:  .Damit 
unser  Bund  dester  f.  [länger? |  beharren.'  Ans».  — 
5.  Mass  bestimmend  über  eine  Grenze  hinaus;  mehr; 
z.  T.  noch  mit  zeitlichem  Grund-  oder  NebenbegriÖ'. 
.Da  derselben  dieren  deheis  [irgend  eines]  ieman  an 
synem  schaden  findet,  der  soll  es  ustryben  mit  synes 
rockes  ermel  und  nut  furer.'  XII..  UwE.  Hofr.  ,Soll 
ze  erschaz  zwen  köpf  lantwyns  gSben  und  soll  nicht 
f.  umb  erschaz  gemüet  werden.'  1315,  ZZollikon.  .Wir 
hätten  wohl  getraut,  sie  hätten  daran  ein  Begnüegen 
gehabt  und  uns  f.  nicht  ersuocht.-  1437,  Lauf.  Beitr. 
Mit  folgender  Vergleichungspartikel  (/e««  [als]:  ,Swer 
wider  die  iclit  redet,  die  den  schaff  nfhant,  das  went 
die  burger  f.  richten  danne  amler  ding.'  L  ä.  Stadtb. 
,[Dass  der  Zidlner  sie  mit  dem  Umgeld]  last  f.  be- 
kündjere  [belästige],  denne  vor  zyten  beschijhen.'  141U. 


Ü69 


i*'ar,  i'pv,  flr.  for,  fiir.  für 


Ö70 


HAiiExii.,  Sigr.  ,Weiin  stöss  [Stroitigkeitcii]  zwisi'hcii 
inen  erwüchsen,  soll  sich  nicnianil  jiartysch  machen 
einem  teil  f.  zuo  helfen,  dann  dem  anderen.'  lo-lo. 
Absch.  .Die  darzue  in  den  VersamTnlunfjen  f.  dann 
ander  Leut  unruhig  sind.'  Z  Mand.  Absolut  i.  S.  v. 
.ganz  besonders':  Da.i  ist  /'.  en  guete  Chiivcht,  f-s  e 
feissti  Ohne  W. 

Mhil.  Jnrrr  erst  spät  und  fast  nur  in  Schweiz.  Quellen. 
Das  W.  ist  regelmässige  Coinparativfiirm  zu  für  (wie  altu. 
i'i/rir,  welches  aber  geradezu  ^y>/c  gebraucht  wird;  s.  .\nni. 
zu  J'iir);  ftirers  adv.  Geiiet.  davon  (wie  alt.  nhd.  .weiters, 
ferners',  vgl.  auch  .anders');  ßiremh  mit  der  durch  ;■  be- 
wirktcD  A'erdickung  des  s  und  davon /iiir^cA  mit  Ausstossung 
des  (•  uud  so  wohl  auch  /'hi-ch,  welclies  sich  allerdings  mit 
tTtris  (s.  d.)  berührt. 

fürig  Ä  BsLd;  liBe.,  Ki.;  du  tw.,  «-  (Ö^,  VJ  Ap; 
VOrte;  Gl;  Gr tw.;  GA.:  \.  =  voriyIl.  —  2.  eigen- 
tümlich, sonderbar  U.  Jede  Gemeinde  hat  firicfi 
Werter.     Das  ist  e  Firige! 

füriges  fö-:  vorwärts  LE.     F.  gö".    Nid  f.  cho". 

Syn.  für-sich;  f'ärer. 
I  Adv.  (ien.   wie  /uns,  entw.   von  einer  deui  vorii/  II  aua- 

'         logen  Adverbialbiblung  od.  von  einem  vorauszusetzeuden  Inf. 

'fürii/en  (vgl.  Fa/iin  aus  Fahens  Sj).    7'2:3|. 

füris  (Ö^J  =  fürer  1,  vorwärts,  von  einem  Platz 
weg  L.  />'  Murgatei*  üs  und  f.  tue.  F.  zieh,  die 
Wohnung  wechseln.  F.  cho",  in  einen  andern  Dienst. 
Hüs  [spare]!  dass  d'  f.  chunnst! 

Mit  der  adv.  Endung  -i«  nach  Analogie  von  twi'ris,  mhd. 
tweihfv,  quer;  scherliltt,  schief,  gebildet  uud  durch  die  Länge 
des  Voc.  geschieden  vou  dem  gleichbed. /an'«  Sp.  967.  Da- 
neben lautet  eine  Angabe  aus  Ndw  vi^rin  (imr  m'nend  [wir 
müsseuj  ja  AUi  vorr'tH  yö"  und  Ki-iiie''  icird  dehiadc"  ff'tä'\i, 
welche  aber  nicht  zu  obigem  W.  zu  stellen,  sondern  aus  .vor- 
wärts'  oder  aus  mr-i»   [i«  =  Uns,   uns)  zu  erklären  sein  wird. 

fürlich:  beförderlich,  bald.  .Unib  5  Schilling  ge- 
straft, die  auch  f.  von  im  bezallt  werden  sollent.' 
15R0,  Z  Ptisterordn. 

Fürli"g  m.:  1.  Vorteil;  Voranteil;  Profit.  Syn. 
Fürderling.  En  ist-d'r  ekei"  Fiirlig,  wenn  d'n  tuest 
BHk.  , Stubenmeister  und  Wirt  sollen,  wenn  man  die 
Urteil  anleit  [die  Zeche  macht],  den  F.  glych  in  die 
Buchs  legen.'  1400,  Winterth.  Herrenstube.  .Ein  mann 
mag  synen  sünen  gen  ein  bescheiden  billichen  lüer- 
ling.'  XV.,  ScHwKüsn.  ,Es  sollen  Alle  in  der  Stadt 
und  ausserhalb  in  gleichen  Rechten  stehen;  Niemand 
soll  mehr  einen  F.  haben.'  1403,  Seuess.  KG.  ,l>arum 
sollend  Zürich  und  Bern  hiehar  sehen,  dass  sy  inen 
den  f.  derniäss  in  die  händ  fassind,  dass  sy  nit  müessind 
folgen,  so  die  5  Ort  etwas  ze  meren  understandint.' 
1531.  AiiscH.  ,Beder  stetten  heil  und  f.'  ebd.  .Eine 
statt  soll  verhelfen  zuo  f.  und  ufwachs  der  andern.' 
ebd.  —  2.  Vorzug.  ,Die  Ebreische  sprach  setz  ich 
darnmb  zum  letsten.  dass  [usw.].  sunst  hett  ich  der 
Ebreischen  billich  den  f.  g'geben  (alioqui  Hebniicie 
merito  primas  tribuissemus).'  Zwinoli.  —  3.  „Aus- 
bund, das  Vornehmste;  z.B.  dieses  Pferd  ist  der  F. 
LE."  —  4.  Überschuss,  Überrest;  z.B.  von  Tuch 
B;  „VOuTE;"  S.  Der  Schulder  het  de"  F.  h'hidte". 
,1hm  seine  eigenen  Güter  oder  den  F.  seiner  beiden 
Pfründen  in  Haft  zu  legen.'  1494,  Aiiscu.  (od.  zu  Vi). 
—  Bed.  1~3  i.  S.  V.  für  I  A  :i ;  Bed.   4    i.  S.  v. /iic  //  A  7. 

furo:  fürderhin.  von  jet'/.t  an,  in  Zukunft.  Mit 
angehängtem  liiii:  !''•  hi' f.  hi"  nnmmc  der  wert,  dass 
i'''  dln   Buch   ]ieisse,    sagt   der    verlorne   Sohn    G  oT. 


.alleinstehend:  .F.  so  wellen  wir...'  1485,  G  (Jesellen- 
schicss.  .Nichts  mer  geben,  sonder  f.  warten,  was 
inen  MGH.  mit  recht  angewinn.'  1525,  Absch. 

Erst  in  der  Kauzleispr.  des  XV.  XVI.  aufgekommen, 
viell.  nach  Anal,  vou  dcro,  der;  im,  ihre;  vgl.  auch  die  Zil 
/mm;  ijnr-o  und  das  auch  begrifflich  parallele  nihd.  nu-a, 
nur-ä.  —  In  der  Kanzleispr.  des  XVI.  begegnen  auch  die 
gleichbed.  Couipp.  .hinfüro,  fürohin'  =fiirtfiin,  hin/ürt;  s.  Jiin. 

für r Ien  s.  b.  Furre,  Sp.  939. 

Fner  f.:  1.  a)  Beförderung  von  Waaren  und  Per- 
sonen auf  der  Achse  od.  zu  Wasser,  Fahrt,  Spedition. 
.Evectus,  ein  fuor  zuo  land  oder  zuo  wasser.  Vecturis 
vivere,  sich  der  fuor  (sich  mit  fuoren)  begön.'  Fris. 
Die  Gr  Kaufleute  beklagen  sich  über  das  Auf-  und 
.abladen  der  Waaren;  .dann  in  keinem  Land  ein  sö- 
licher  Bruch  der  Fuor  halben  syge.'  Iti(i2,  Absch.  ,Der 
Glarner  Ziger  mag  auch  die  Fuhr  erlyden.'  BCvs. 
Ouch  ist  derselb  hof  am  schloss  kein  fnur  ze  füeren 
(keine  Frohnfuhre  zu  leisten  sc.  schuldig].'  Hofr.  Z 
Wald  1586.  Bildl. :  e  F.  ha"  mit  Öpperem,  sich  viel 
.Vlühe  mit  Jmdm  geben  oder  geben  müssen,  ihm  viel 
.Vufmerksamkeit  erweisen  Ap;  GBern.;  S;  Z;  vgl.  aber 
auch  5.  —  b)  Fuhrlohn  BSi.  —  2.  Fracht,  die 
beförderte  Waare,  der  beladene  Wagen  Aa;  BSi.;  Uw; 
W;  Z.  Es  lichts  Fuerli  Nnw.  Fuder,  als  mehr  oder 
weniger  bestimmtes  Mass,  z.  B.  e  F.  Holz  ZSth. 
Scherzw. :  volle  Brust  GRCliur;  vgl.  Höh  ror-eni  Hüs. 
—  3.  Ross  und  Wagen,  Fuhrwerk.  ,Mit  ihrer  Fuhr 
zwei  Ehrtagwen  [Frohntagwerke]  zu  leisten.'  1557, 
Absch.  —  4.  Führung.  !''•  will  di'-''  lere"  s' F. 
fs'  g'fuertj  ya".  will  dich  lehren,  was  sich  gebührt, 
schickt;  will  dich  gehorchen  lehren  Gl;  ScHwMa.; 
s.  auch  u.  fiteren  S.  —  5.  Aufführung,  bes.  lär- 
mendes Treiben,  Lustbarkeit,  Kurzweil,  Freude  (viell. 
eig.  vom  Schreien  und  Rufen,  welches  ehemals  von  der 
Beförderung  der  Lastwagen  unzertrennlich  war.  Vgl. 
auch  Flieg  6  Sp.  700)  Aa;  Ap;  Bs;  Gl;  Sch;  Z.  Do  [im 
Wirtshaus]  ist  e  F.!  Me"  hört  si"  äge*  [eigen]  Wmi, 
iiiimme"  [nicht  mehr]  Sch.  Da  ist  e  F.  g'si",  wo  die 
wider  z'säme"  cho'  sind!  ebd.  Machet-mer  iinie"  [nur 
ja]  keini  Euere  nie  esö,  ir  Chinde!  AaZcIh.  D'  Suebe" 
liend  ir  F.  in  der  Kilche",  dass  me"  der  Pfarrer  nüt 
rcistöt  Bs  (Spreng).  /"■''  ha"  mt"  F.  und  Kilbi  mit-em 
ifha"  Bs  (Ochs).  iSV)  het  's  mengi  Freud  und  F.  'ge". 
Bkeitknst.  1804.  Über  Öppis  d' F.  ha",  mit  Öppis 
d' F.  trdie",  darüber  spotten  und  lachen  Bs;  Z.  iVw 
für  d'  F.,  nüd  für  Ernst  Z.  Si  hei"  e  häli  F.  g'hä' 
mit  im,  sich  über  ihn  lustig  gemacht  Bs.  Syn. 
Gugel-F.,  Füeri,  Gefärt  und  in  verstärktem  S.  Erz-, 
Heide'-F.  —  0.  a)  Unterhalt.  Nahrung.  Futter  für 
das  Vieh  Aa;  BSi.;  L.  Es  Haupt  Veh  i"  d'  F.  ne"  L. 
.Die  rebhücner  bei  Cirrha  habend  nit  ein  ässig  flei.sch 
von  ir  fuor  wegen.'  Vooelb.  1557.  .Etliche  entdacktcnd 
ihre  strowdächer  und  legtend  dem  vech  das  strow  für 
zur  f.'  HBuLL.,  Tigur.  ,l)er  Schatfner  soll  zu  allen 
Schüren  luogen.  dass  man  rechte  Fuore  gebe.'  XVIL, 
Gesindeordn.  Miri.  b)  Nährkraft    einer    Speise 

Blie.;  l'w.  Das  Tirod  hed  ekei'  F.  Feitse''  fVia.s-  hed 
giieti  F.  UwE.  Schlechtes  Gras  gibt  minder  Milcli  und 
minder  F.  B.  —  c)  Sättigung  Ae;  G.  Xei",  danke. 
i'''  bin  i  der  F..  bin  übersatt.  -  7.  das  halbverdaute 
Futter  im  Magen  des  Rindviehs,  welches  nmn  ihm 
bei  der  .Völli'  herausnehmen  muss  Aa;  L.  Kot  eines 
Tieres  L;  „Zc;;"  Z.  D' F.  gät  nüd.  gut  recht.  .Man 
habe  nienschlichc  f.  oder  töwung  golt  zuo  schniacli  in 


971 


t'ar.  fer.  fir.  fur.  i'nl' 


Ö72 


tlie  han^enil  aniiiel  gelegt.'  Zwingli.  ,Pas  Führlein  oder 
liechsehwarze  Mateii  gehet  in  die  Tücher.'  .IMtralt 
U197.  Syn.  Gef'üer.  —  UM.  vuore  f..  F.ilirt.  Fuhre,  Lehens- 
weise;  Futter,   Unterhalt. 

Ab-Fuer:  1.  die  Fortschaffung  der  Alifiille  und 
Unreinigkeitcn  au.s  der  Stadt  mit  Karren  ZStdt.  Bas 
polizeiliche  Wegführen  von  Gesindel  u.sw.  aus  einer 
(ienicinde.  XVI.,  Hauexb.  Sigr.  —  2.  „Gebühr,  die  ein 
fremder  Schiffer  oder  Fuhrmann  an  dem  Orte  ent- 
richten mu.ss,  der  da.s  Stapelrecht  hat  Sch;  Th."  — 
,U  f- :  Streue  u.  Futter  zur  Verhe.sserung  des  Wiesen- 
landes, eigtl.  .\lle.s,  was  von  einem  Stück  Land  an 
Futter  und  Streue,  ohne  demselben  den  Dünger  davon 
zu  geben,  auf  anderen  Grundstücken  verfüttert  wird 
B;  LE."  Syn.  Ufzug;  vgl.  %if-füeren;  ferggen  3  b  a.  — 
In-:  Auffahrt  zur  Scheune  Bs.     Vgl.  In-far(t). 

Un-:  1.  Verstoss  gegen  gute  Leben.sart  und  Sitte, 
Unfug,  Unordnung,  Ungebühr,  unrechtmässige  Hand- 
lung; s.  F.  4.  ,Von  grosser  notturft  und  u.  wegen, 
so  ZUG  Chur  beschicht.'  14.')3,  Kind,  Urk.  ,Wer  den 
andern  vor  gericht  beschalkot  mit  bösen  Worten  und 
semlich  u.  trib.'  147'2,  Offn.  Burgau.  .Nieman  uf  der 
gassen  soll  klopfen,  schryen  und  ganz  kain  u.  haben." 
1494,  SoH  Ratsprot.  ,Blündertent  ouch  das  dorf  und 
triben  vil  u.'  Edliu.  .Welcher  u.  und  frevel  begicng 
mit  gottslestrungen  oder  andrer  Worten  und  werken.' 
Sthafk.  Rheinau.  ,Es  soll  all  trummen,  pfyfen  und 
ander  unzimlich  u.  und  wesen  abgetan  syn.'  Stadtb. 
VVthur.  ,Alle  u.,  so  nachts  beschicht,  es  syc  schryen 
oder  anders.'  G  Ratssatz.  ir)04/3"2.  .FüUtend  mir  den 
knecht  und  junktrow  voll  wyn  und  driben  vil  grösser 
u.  in  mym  hüs  bis  um  mittnacht.'  Stockar,  Tageb. 
I."j2ti.  ,Als  nuu  von  beiden  partyen  vil  u.,  röubery 
und  Unsicherheit  in  der  Strassen  entstanden  war.' 
Ansh.  , Welche  fast  vil  wider  enander  u.  und  unwort 
brüchten.'  ebd.  ,Wir  sind  nie  des  willens  gwesen. 
mit  jemand  krieg  und  u.  anzefachen.'  1.5:>(l,  Absch. 
Zu  leerer  Amplitikation  mit  dem  positiven  W.  ver- 
bunden. .Kein  unfuor  noch  fuor  [Streit,  Hader]  stiften. 
sonder  tultmüetig  [geduldig]  sich  gon  lassen.'  Vad.  — 
2.  „übertriebene  Lustbarkeit,  Unniass."  —  o.  Mass- 
best.imniung  für  einen  unförmlich  grossen,  ungeschlach- 
ten Gegenstand.  E"  Unfuer  vom-ene  Brocke",  Huet 
udgl.  GuChur.  —  un-fueren:  Unfug  treiben.  .Die 
in  der  statt  ze  u.  und  den  wirten  ufzeschlachen  [Zeche 
auf  Rechnung  auflaufen  zu  lassen]  sich  understuon- 
dend.'  Vad.  ,N.  N.  ist  gestraft,  urnb  dass  er  nachts 
uf  der  gassen  geunfueret  und  nach  ilen  nünen  trunken 
hat.'  1.544,  Si'H  Ratsprot.  .Und  so  dann  etlich  den 
friden  mit  einanderen  uf  die  gfar  abtrinkend,  dass  .sy 
glich  angents  mit  einanderen  u.  und  einanderen  sche- 
digen.'  ISS.*!,  ZWültl.  Herrschaftsr.  --  ver-:  durch 
•  Unfuer"  zu  Grunde  richten.  ,l)a  habind  si  ein  Un- 
wesen mit  trinken,  gläser  ze  werfen  gehejit;  er  habe 
mit  verunfuorung  der  spys  nit  ungeschickter  wesen 
gesechen.'  l.''>27,  Ecm,  Act.  —  un-fuersani:  voll 
itis.sgcschick  und  Verwirrung.  .Von  Unfuhr.same  dis 
Jalirs.  Als  nun  dis  Jahr  mit  Ungewitter,  Türe  [Teu- 
rungj,   Mord  und  UIVuhr  fast  unfuhrsam  war."    Ansh. 

Mhd.  vnmim,  schlechte  I.eheuswcise.  Unfug.  -  lu  Beil. 
2  und  3  des  Sahst,  luit  un-  viel),  nicht  negative,  sondern 
verstärkende  Bed. 

Fron-:  Gespanndienst  mit  Ross  und  Wagen  für 
die  Grundherrschaft,  ang.iria.    17(3.'),  Gem.  Aa.     Gegs. 


fjön-F.  —  Gabel-:  leichter,  zweirädriger  Wagen  mit 
einer  Gabel  statt  der  Deichsel;  Gegs.  I)iechsel-F. 
.Weilen  wir  gewahren  müssen,  dass  das  enge  Gleis 
und  die  Gabelfuhren  unsern  Strassen  den  grössten 
Schaden  zufügen,  als  wollen  wir,  dass  in  Zukonft 
keine  andere  als  Weitgleiswagen  gebraucht,  die  G-cn 
völlig  abgekannt  und  hingegen  die  Deichsclfnhr  ein- 
geführt werde.'  1774.  Z  Mand.  —  Gegen-:  1.  Rück- 
fracht. .Gegenfuhren  von  Kaufmannsgütern  aus  den 
Bünden  fehlten  diesmal  gänzlich  [klagen  die  Schiff- 
mei.ster  des  Oberwasserfahrs].'  1022,  Absch.  —  2.  Er- 
wiederung, Gegengrund.  .Man  muss  aber  mit  G.  aus 
dem  Luthero  selbst  verfasset  [versehen]  sein.'  Hott. 
1666.     Vgl.  Gegen- flieg  Sp.  700. 

Gugel-  (Gauggel-  ZBauma):  „Posse  L;  Zo; 
geckisches  Betragen  L;"  Scherz,  Spass,  Mutwille,  Ge- 
lächter, Lärm  Aa;  Ar;  Bs;  SoH;  ScHW;  S;  U;  Zo ;  Z. 
.S'i"'  G.  mit  Ki'in  ha",  tnbe",  Jmdn  hänseln  Bs;  Z. 
Das  ist  aw''  e  G.  g'sl'  i  der  G'meind  [Genieindsver- 
sanimlung].  D'  L-ilt  händ  derhy  iri  G.  'trihe'  und 
icüesti  Miller  g'ha"  [der  bösen  Zunge  den  Lauf  ge- 
lassen] Aa  (J Keller),  's  isch  vor,  mer  hend  in  der 
Jiiged  e  lustigi  ZU  g'ha",  vietuji  G.  Bs  (Hagenb.). 
.Seltsam  geschrei  und  gugenfuor  si  erhuoben,  schaltend 
einandren  huoren  und  buoben."  Salat.  Possenspiel. 
z.B.  bei  der  Zskunft  junger  Leute  UwE.  ,[B.  habe 
geredet,  wenn  die  Priester  über  dem  Sakrament  die 
.•Vrnie  ausbreiten,  sei  dies]  ein  luter  g."  l.")23,  Absui. 
,Zue  wettingen  habind  etliche  gesellen  der  mess  be- 
gert,  dargegen  andere  gesagt,  sy  wöUind  der  gugelfuor 
[possenhaften  Aufzugs]  nüt.'  HBcll.  1572.  —  „gugel- 
fuerisch:  lächerlich,  komisch,  überaus  spasshaft." 

Mhd.  ])  go(jel- ,  (IV (jd vuore ,  Possen,  Ausgelassenheit; 
•2)  ijitukcl-i\,  Zauherwerk.  Vereinzelt  gil)t  Postheiri  186.5  das 
Wiirt  für  B  als  m.  an;  vgl.  Guijel-ßiei/  S\i.  700,  wo  auclvdie 
ICrklärung  des  Comp,  zu  entnehuien  ist,  welche  uns  der  Not- 
wendigkeit üherhebt,  an  Fasnachtsaufzüge  zu  Wagen  mit 
.Gugeln'  I Spitz-  od.  Narrenliütenj  zu  denken.  Rein  äusserlich 
ist  die  Berührung  in  einem  Beleg  aus  dem  XVII.:  ,Wcil 
der  Major  mit  diesem  [ij'  hoheuj  Hut  ein  G.  und  Gespött 
anzuriciiteu  versucht  habe."   Bs  Taschenb.  186'2. 

Güsel-:  die  Abfuhr  des  Kehrichts  aus  den  Häu- 
sern und  Gassen  der  Stadt  L.  Syn.  Kütiragen;  auch 
ligürl.  —  „Güeter-:  Praclitwagen  mit  Kaufnianns- 
waaren."  Vgl.  G.-Schiff'.  —  Holz-:  1.  das  Zuführen 
von  Brennholz,  spee.  als  Leistung  der  Bauern  an  den 
Pfarrer  S.  —  2.  das  Gastmahl,  das  der  Pfarrer  den 
Bauern  dafür  zum  Besten  gibt  S. 

H  ä  m  p  f  e  1  i  - :  Ernährung  mit,  der  (jenuss  der  Sauer- 
ampfer (SiirhampfeJe,  Hrimpfelisür).  IL  macht  d'Meitli 
xOr  Z  (Kdspr.);  das  Gegen.stück  s.  u.  Hnhcrniurch.  — 
Aus   Ilumjßfdinir  nmgcstitltet  für  obigen  Reim. 

Hand-:  Fracht  auf  einem  mit  der  Hand  gezogenen 
Sclilittcn  GkPt.  ;  Ggs.  Üoss-F. 

Herc-;  Frohnfuhre.  Si'LCiKK.   —   //n  =  Herr. 

Hörn-:  durdi  übermässiges  Trinken  verursachter 
Durchfall  des  Rindviehes.  Alp.  1806.  —  So  geheissen, 
weil   beim   ,Horu'-Vieh  auftretend. 

Kue-  =  Kue-Esset  Sp.  526.  ,Item  [die]  N.  N.  haut 
fünft  halb  k.  f.  und  1  fuoss.'  1454.  UwBuochs  It  Z  Anz. 
1S83.  430,  wo  die  Siiecitication  zu  berichtigen  ist:  .das 
git  nidergaden  3  k.  f.  [1.  , fuoss' ?|  und  das  turmattlin 
und  das  hofstätti  [verstehe  .je'?]  2  k.  f.  und  die  liof- 
statt.  da  das  steinhus  uff  [stät]  1  fuoss.'    Jteni  E.  v.  U. 


973 


Far,  fer,  fir.  for.  fiiP 


974 


gid  8  k.  f.  von  syner  hofstatt  und  stad  das  tuiniattli 

3  fuoss.'  150(1,  ebd.  —  /  fuiin  =  der  i.  Teil  eiues  ganzen 
Anteiles. 

Ki'is-:  die  am  Ijcstiimiiten  Tage  stattHndende  Ab- 
liet'frung  der  frischen  Kiiso  an  den  Kiiseherrn  [Kiise- 
händler]  durch  die  rrodiizenten,  wobei  diese  mit 
schönem  Fuhrwerk  jnunken,  nachher  regaliert  wer- 
den, so  dass  sich  ein  lustiges  Gelage  entwickelt.  Vgl. 
(lOTTH..  Vehfr.  230.  -  Ledi-:  der  Transport  einer 
vollen  Schiffshidung;  vgl.  Lcäi-Schiff.  .Dass  die  i^cliitt- 
meister  statt  der  bisherigen    10  Batzen  für  die  L.  mit 

4  Batzen  weniger  sich  begnügen  möchten.'  I<i5l,  .\bsiii. 
—  Neben-:  das  unbefngte  Füliren  von  Kaufmanns- 
gütern gegenüber  den  privilegierten  Fuhren.  ,l>ie 
Nebenfuhren,  welche  zuwider  der  Sc-bitfsordnnng  aul 
der  Lintli  vorgenonnnen  werden,  wenlen  abge.stellt. 
Die  Scliilfmeister  sind  befugt,  auf  die  Güter  solcher 
Nebenf.  Arrest  zu  legen,  bis  ihnen  für  erlittene  Fin- 
gritt'e  Ersatz  geleistet  ist.'  lti'22.  Absch.  —  Pilgrim-: 
die  Beförderung  der  Pilger  nach  Einsiedeln;  Schiffe 
und  Wagen  mit  Pilgern.  Die  .Bilgerifmdiren'  au  P^est- 
tagen  werden  von  dem  Z  Mand.  10.50  untersagt.  ..\uch 
mögen  neben  den  (immer  befreiten)  Posten  die  frömde 
Land-  und  Pilgrim-Fuhren  am  Sonntag  nach  12  Uhren 
aus  der  Stadt  fahren.'  Z  Verordn.  1704.  —  Bettel-: 
Frohnfuhre,  durch  welche  des  Gehens  unfähige  Bettler 
auf  polizeiliebe  Kosten  von  Gemeinde  zu  Gemeinde 
transportiert  wurden.  Inehuen;  Hebel.  Bern  besehwert 
sich  im  .1.  1743,  dass  ungeachtet  des  Mandates  von 
1739,  wodurch  alle  Bettelfuhren  unter  gewissen  Ke- 
strictionen  abgestellt  worden,  dennoch  dieselben  immer 
noch  missbraucht  würden,  so  dass  sich  allerhand  frem- 
des Gesindel  auf  Karren  und  Wagen  seiner  Bequem- 
lichkeit nach  von  Dorf  zu  Dorf  führen  lasse,  und 
erklärt,  dass  es  dergleichen  auf  B  zugeführtes  Ge- 
sindel wieder  zurückschicken  werde.  Absch.  ,Die  Über- 
nahme von  B-en  ist  den  Grenzgenieinden  ernstlich 
untersagt.'  DWvss  1796.  —  Brut-  s.  Brüt-Fiiedcr 
Sp.  684.  —  Rod-:  in  einer  gewissen  Reihenfolge 
[Rod],  wie  sie  frnbor  die  Fuhrleute  festgesetzt  hatten, 
wiederkehrende  Fuhre.  ,Die  schweren  Lastwagen  aus 
Schwaben,  deren  wöchentlich  13  bis  14  ankonnnen 
und  abgehn,  ohne  die  vielen  täglichen  Itood-  und 
andere  Fuhren  zu  rechnen,  erschweren  die  pünkt- 
liche Erhaltung  des  Pflasters.'  Churer  Beitr.  1792.  — 
Rum]iel-:  elendes  (rum|ielndes)  Fuhrwerk  und  die 
darauf  Fahrenden  Z  (Sjiillm.).  —  Eoss-:  Fracht  auf 
Schlitten,  welche  mit  Pferden  bespannt  sind  GrD.  ; 
^.  Hand-F.  Hyn.  BosS-IiKrdi.  -  -  (jcschirr-:  Wagen 
herum  ziehender  Tonwaarcn-  und  Lumpenhändler  Z. 
.4m  End  [/'hörst  du  zu-n-ere  Sciltänzcrbande  oder  :n- 
n-erc  G'schirfuer,  die  chommed  eso  verhätschet  dcihar. 
ACoRRODi  1875.  --  Spüse-:  Mitgift,  die  am  Freitag 
nach  dem  kirchlichen  Aufgebot  vom  Bräutigam  und 
seinen  Freunden  auf  Wagen,  vor  welche  jeder  sein 
schönstes  Rind  mit  der  grössten  Glocke  gespannt  hat, 
unter  Begleitung  aus  dem  Haus  der  Braut  abgeholt 
wird.  Zuerst  fährt  der  Bräutigam  mit  dem  .'l'rog' 
(Kott'er)  unil  ilem  Brantbett,  den  Schluss  bildet  der 
m'ichste  Anverwandte  der  Braut  mit  dem  Spinnrad, 
dem  Werg  usw.  Hinter  den  Wagen  folgt  die  von  der 
, Brautjungfer'  geführte  Braut  GrScIi.  Am  e  Fril'Kj 
f'ahd  nie"  nid  (jern  c  vnchtiyx  Werdi  tf;  tiiiderst  ehe 
kväd  [gerade]  d'  Sp.  fuerc"  Gr  (Walkni.).  Vgl.  noch 
Schwyzerdütsch  19,  22  f.    und    Brut- Flieder   Üy.  0.S4. 


—  Sjjwe,  Braut.  —  Diechsel-:  Wagen  mit  Deichsel; 
Ggs.  Gabel-F.  Z  Mand.  1791. 

Tannen-  (auch  -Filcrete):  das  häufig  mit  den 
Fasnachtslustbarkeiten  oder  der  Autführung  von  Volks- 
schauspielen  verbundene  Einholen  einer  stattlichen, 
mit  Bändern  geschmückten  Tanne,  die  auf  einem  Wa- 
gen aus  dem  Walde  geholt  und  durch  das  Dorf  ge- 
zogen wird,  U7n  nachher,  wann  sie  (von  Gemeinden 
oder  Privaten)  geschenkt  war,  an  den  Meistbietenden 
verkauft  zu  werden.  Der  Erlös  oder  der  durch  den 
Eigentümer  bezahlte  Fuhrlohn  wird  am  Abend  bei 
Tanz  und  liUstbarkeit  verjubelt.  Dem  Zuge  gehen 
Tänzer  mit  Tannreisern  auf  dem  Barett  und  von 
einer  Hand  zur  andern  sich  spannenden  Blumenbogen, 
die  mit  Moos  und  Bändern  geschmückt  sind,  vorauf; 
Maskeraden,  Bajazzokünste,  militärische  Begleitung 
nnd  die  herkömmlichen  Typen  des  bernischen  Volks- 
huniors,  wie  z.  B.  der  ,Bärenmutz',  der  , Wunderdoktor', 
das  ,Kuder-'  und  ,Mieschmannli'  und  ein  ,Bajasshansli' 
dürfen  nicht  fehlen  B.     Syn.  Taimen- Karrete. 

VwJt  ist  ein  Brauch  in  Z  UStli.  Bevor  bei  der  Feier  des 
Berchtoldstflges  die  ,Kuaben'  zum  Uenieindetrunk  kommen 
durften,  nuisste.n  sie  von  einer  schwer  zugänglichen  .Stelle 
lies  Gemeindewaldes  einen  Tannblock  holen,  wobei  sie  ein 
Tambour  und  ein  verkleideter  Lustigmacher  begleitete.  Lt 
Dennler  1817,  S.  '27ö,  soll  der  Brauch  i;n  Kt.  B  erst  im 
XVIII.  au  die  Stelle  ,der  militärischen  Kvolutioueu'  getreten 
sein;  doch  ist  das  Einholen  des  Christbluckes  und  des  Mai- 
baumes  als  des  Symbols  des  Vcgetationsdämous  ein  alter 
Brauch.  Vgl.  Maunh.,  Baumk.  S.  2:37;  Illustr.  Schweiz  1865, 
,S.  160,   und  Schweiz    1858,  S.  65. 

Drossel-  s.  Drossel- Fueder  Sp.  C85.  —  Wider-: 
Rückfahrt,  Rückfracht.  ,Wie  si  etwas  in  der  w.  iu  ire 
schiff  geladen.'  1531,  Strickl.  ,Wenn  die  Fähren  von 
Lucern  Leute  irach  Uri  führen  und  daselbst  Leute  und 
Gut  zu  W.  finden.'  1544,  Absch.  In  bildl.  S.  F.  ii.  W. 
=  Angritf  und  Widerrede,  Hader:  ,Wann  Moses  und 
Aaron  im  Guten  nicht  recht  zusammen  setzen,  sondern 
es  zwüschen  ihnen  etwan  nur  Fuhr  und  Widerfuhr 
gibt,  und  sie  dieselben  nicht  mit  einanderen  abladen.' 
JMüLL.  1673.  —  Win-:  Einholen  des  Weines  mit 
Ross  und  Wagen,  in  stattlichem  Aufzug;  die  Wirte 
schenken  nach  der  Rückkehr  aus  dem  Waadtlande 
schon  im  Freien  vom  Fasse  weg,  was  für  ilas  Dorf 
zur  Festlichkeit  wird,  die  im  Hause  als  Gelage  sich 
fortsetzt.  Von  Wirten  auch  etwa  als  Knitf  benutzt, 
um  Gäste  anzulocken  BM.  —  Wasser-:  Wasser- 
leitung, t.  aus  an-  und  ineinander  geschobenen  Ridiren 
oder  Känneln,  t.  als  Kanal  erstellt,  um  z.B.  Wiesen 
zu  bewässern  .\i';  W;  im  W  oft  in  schaudernder  Höhe 
geführt,  fast  in  der  Luft  schwebend.  In  diesen  lebens- 
gefährlichen Orten  haust  die  .Eisjungfrau',  auf  diu 
Männer  Jagd  machend.  Vgl.  Ali'ENI'.  1S71,  413  tf.  , Die- 
selben höf  sond  uns  das  wildwasser  uffahen  zuo  dem' 
wyer;  was  Wassers  ilahin  nit  mag  kommen,  das  sond 
si  zwüschen  den  höfen  hinab  füeren  mit  iren  wasser- 
fuermen  [1.  -fuerenen].'  1433,  Meierr.  Buchb.-Rüdl. 
S.  auch  Wasser-Fiirre.  —  Zue-:  das  Zufahren  von 
anderen  Orten  her.  ,Das  StrassenpHastcr  muss  von 
starker  Zufulir  innner  leiden.'  Hess  1818.  S,  noch 
Znefiier-Liieh.  —  Zügel-:  1.  „das  Wegführen  der 
Fahrhabe  nach  der  neuen  Behausung."  '1.^=  Drossel- 
Flieder  B. 


f  u  c  reu;      1.    Iiiiirwerkcii. 
I'ulircn,  ilri'srlii'M,  mctziren  usw. 


.\n     Festtagen     nicht 
1638,  Absch.     Fuhr- 


975 


Far,  fer,  fir.  for,  fner 


f»76 


od.  Gespanndienste  in  der  Frohnde  leisten  (s.  Fiier  3). 
,Dann  sollen  sy  zue  dem  schloss  ze  fronen  und  ze  f. 
schuldig  syn.'  1525,  Aiiscn.  —  2.  trans.  (Vieh)  füttern, 
speisen;  selten  mehr  und  nur  im  gemeinen  oder  iron. 
S,  von  Menschen  gebraucht  Aa;  Ap  (St.'');  BE.,  Hk., 
M.;  Gl;  L;  B  (s.  Fuer  0;  vgl.  auch  Fuer-Tenn).  Wenn 
er  aw''  Land  hält  und  Veh  f.  müesst  Aä.  ,D'  Sau 
g'fuhret.'  GoTTH.  „  WuJg'fuert,  gut  genährt,  beleibt 
B;  L."  ,Ist  es  ein  essend  phand  [ein  Stück  Vieh], 
so  soll  er  es  f.  uf  du  hut  [also  verhungern  lassen].' 
1348,  Offn.  Berkon.  ,Gütt  uns  us  luter  gnaden  spiset 
und  fuoret.'  Kessl.  ,.\lsdann  soll  man  sy  [die  jungen 
Hühner]  mit  gerstenniel  f.'  Vogelb.  1557.  ,[Ini]  Pry- 
taneuni  wurden  enthalten,  gespeiset  und  gefuoret  aus 
gmeineni  seckel,  die  dem  gmeinen  nutz  guots  bewisen 
hatten.'  Tieuh.  IStiii.  .Darunib  gab  er  ini's  täglich 
brot,  I'as  selbig  rauch,  ein  haberbrei,  Damit  uuiosst 
er  gefuoret  sein.'  Schertw.  1579.  ,Umb  dass  sy  das 
viich  nit  f.  kennen  [mit  Gras],  auch  kein  höw  darzue 
g'han.'  KCvs.  ,Uass  der  senn  das  vich  ordentlich 
fuore.'  XVII.,  Gesindeordn.  Muri.  ,Was  tuot  die  Speis 
am  Menschen';'  Sie  führet  ihn.'  FWvss  1653.  ,Pue- 
teren,  fueren,  hirten;  pabulari,  vesci,  pascere.'  Ked. 
1662.  , Weilen  ein  jeder  Mann  sein  Frau  schuldig  syge 
zuo  f.  und  zuo  fassen  [kleiden].'  Schw  Ratsb.  1668. 
wofür  1769,  LB.  SrnwK.  durch  Vermischung  .fueren'. 
Abs.  gebraucht:  Um  Vieri  sott  i"''  irider  hei'"  (/a  f. 
[das  Vieh  füttern].  Gotth.  .Erst  um  Fuhrenszeit  heim- 
kommen.' Glur  1835.  .AU  er  mit  1500  pfenlen  gan 
V.  war  kommen,  da  ze  fuhren.'  Ans».  Mit  sachlichem 
Obj.,  verfüttern  Aa;  Ap;  B.  I'''  ha"  InijDpp  srluj"  der 
halb  Heiistock  ahe  [bis  zur  halben  Höhe  lierunter] 
g'fueret.  Mer  fueren  iez  Grau  [statt  Heu].  —  3.  schnell 
sättigen,  den  Magen  füllen  (und  belästigen,  ohne 
gerade  nahrhaft  zu  sein);  nachhaltig  sein,  etwa  mit 
dem  Nbbegrift'  ,Durst  erzeugen'  Aa;  Bs;  B  (Id.  B); 
Gl;  Gr;  L;  G;  Schw;  UwE.;  U;  W;  Zg;  Z  (s.  Fner  6). 
Syn.  xpisen,  zünen,  d'  M''iiriiilöcher  verscJwppen.  So 
Verl  GiimmeU  [Erdäpfel]  fiierid  nid  gar  icol  Schw. 
.Die  Pastete  fuhr'  afe',  damit  wäre  man  für  einmal 
gesättigt.  Gotth.  Das  häd  iez  emäl  g'faeret !  .Ein 
guots  und  schleckerhaftigs  fleisch  habend  die  gitze, 
speisend  und  fuorend  auch  nit  wenig.'  Tierb.  1563. 
,F.,  guote  narung  geben,  eibare  fii'niiter,  nutrire.'  Mal, 
,Bonenköch  fuoret  buss  dann  erbsen.'  Mal.;  Denzl. 
Bildl. :  Und  Mängeni  h'sehilsst 's  nnd  fiieret 's  nüd, 
und  regnet  's  Glück  zun  Fistren  i'  [selbst  wenn  das 
Glück  durch  die  Fenster  herein  geregnet  kommt]  GT, 
(JKuoni).  Gottes  Segen  allein  fueret  nnd  macht  trüejen 
[gedeihen].  Siiesse  Worte  fueren  nid  Bs  (Spreng). 
Das  mag  nüd  f.,  kann  nicht  helfen  Ai-.  Weba"  mag 
Niits  geha",  spuela"  mag  nüd  fuera"  [Nalirung  geben], 
spinna"  mag  Nüts  bringa'  Ai".  Iron. :  Einen  schlagen. 
dass  es  fueret  GrI  >.  Mit  Acc.  P. :  .Probier  's  und  friss 
ein  Mutten  voll,  ich  glaub,  es  wird  dich  fuhren  wohl.' 
Ai'  Kuhreihen.    Abs  iron.  Wunsch:  Fs  seil  di"''  f.  GG. 

—  4.  fressen.  .F.,  essen,  fressen,  edere,  vesci.'  Red. 
1656;  s.  Anm.  —  5.  cacare,  vom  Vieh  Schw;  ZO. 
Alles  bald  uider  use  f.  D'  Chue  fueret  dünn;  s.  Fuer  7 
und  diiun-fuerig. 

Mhd.  vuitreu,  .aliJ. /wxr'iH,  z.  B.  hei  Notkor,  näliri-ii,  speisen. 

—  Die  iinsicliero  Beil.  4  erliillt  viel).  Uiiterstützuiii;  durcli 
felgeiidi'  stelle  des  'i'ierl).  1 5(1:3:  ,So  sy  [die  s|iaiiischen 
Wicken  |  nit  zno  spiuit  gcderrt,  so  fuoret  sy  anstatt  des  heus 
das  vych  gar  wo]',   wenn  ,das  vych'  als  Sulij.  zu  verstehen  ist. 


„er-fueren:  mit  Füttern  gewinnen,  ein  Stück 
Vieh  durch  [reichliches]  Futter  in  höhern  Wert  setzen 
B;  LE."     Zu  Fuer  5. 

zeweg-:  durch  Nahrung.  Futter  in  bessern  Stand 
und  zu  Kraft  bringen  B.  .Kaum  hätte  man  sie  z'weg- 
g'fuhret,   so    sei  ihr  Nichts  mehr  gut  genug.'    Gotth. 

zue-:  die  geleerten  Jauchetröge  teilweise  wieder 
mit  Wasser  auffüllen.  \g\.  Fuer-Loch.  —  Zue-fueri 
f.:  das  zu  diesem  Zwecke  in  besondern  Gruben  ge- 
sammelte Wasser  ZDättl.     Zu  Fuer  7. 

fuerhaftig:  im  fig.  S.,  gesalzen.  ,Ein  vuerhaftigs 
verantwurten',  Titel  einer  Murnerschen  Streitschrift 
(viell.  anspielend  an  .wahrhaftig'). 

fuerig,  ge-:  1.  nahrhaft,  den  Hunger  schnell  und 
für  lange  Zeit  stillend,  allg.  E  dick  Habermues  ist 
e  fuerig  Esse  Sch.  .Nutricius,  fuorig  [.füerig.'  Mal.], 
das  wol  .speist  und  erneert.'  Fris.  .Cibarius  panis, 
widergebachen  brot,  biscoten  genannt,  oder  fuorig 
brot.  grob  hausbrot.'  ebd.  , Valens  cibus,  ein  starke 
fuhrige  speis.-  Denzl.  1677;  1716.  Den  Magen  be- 
lästigend, drückend;  schwer  zu  verdauen  Bs;  B  (Id.  B). 
Auch  figürl. :  wirksam,  erfolgreich  GRh.;  erwünscht 
AABb.,  aber  ebd.  (u.  au  a.  Ü.)  e  fue.rigi  Ärbet,  e  fuerigs 
Fresse",  ein  schweres  Stück  Arbeit;  und  von  geistiger 
Nahrung:  ,Fuerige  Worte,  schwerverdauliche  Spreng. 
E  fuerigi  Predig  B.  —  2.  =  fuerisch  Bs  Riehen.  — 
un-:  wenig  sättigend,  nicht  nahrhaft,  allg.  —  Mhd. 
rvnnr,   nalirhaft. 

dünn-fuerig,  „-füor(ig)'' :  an  Durchfall  leidend, 
chronische  Diarrhöe  habend,  vom  Vieli  gebraucht 
„Schw;  Zg;"  Z;    s.  fueren  i. 

fuerisch:  ergötzlich,  komisch  Bs.  Und  esö  Das 
und  Selb  het  's  Fuerisches  g'gc'  ufde"  Weide".  Breitekst. 
Zu  Fuer  5. 

Fuerung  Fuerig:  1.  =  Fuer  1.  ,Wenn  Steuer- 
holz zu  fällen  gewesen  sei  bei  schlechtem  Wetter  oder 
an  wüsten  Orten,  so  hätte  er  der  Erste  und  Letzte 
dabei  sein  müssen,  an  die  Fuhrungen  seien  dann  seine 
Brüder  gefahren.'  Gotth.  ,Bot  zu  einem  neuen  Hause 
den  Boden  unentgeltlich,  nur  sollte  man  ihm  die 
Fuhrungen  .schenken.'  ebd.  ,Fuerig,  advectio  lig- 
norum.'  Id.  B.  ,Die,  so  ir  holz  ergengt  und  eröst, 
und  deshalb  bitten,  ihnen  die  iuorungen  zu  erlassen, 
werden  abgewiesen.'  1517,  Absch.  Zuweilen  ist  die 
mit  solchen  verbundene  Lustbarkeit,  Trinkgelage, 
gemeint:  Sy  Grossätti  heig  einist  d'r  Tüfel  selber 
g'seh'^,  iro-n-er  ron-ere  Fuerig  hei'"  cho"  sgg.  Gotth. 
—  2.  Fuhrwerk,  s.  Fuer  3.  ,Uf  das  haben  die 
frömbden  kouflüt  in  dem  dorf  f.  wollen  bestellen,  das 
hat  inen  der  vogt  abgeschlagen  und  müesseu  sy  erst 
von  unser  statt  f.  bestellen,  das  guot  haryn  zuo  fer- 
tigen.' 1526,  Absch.  --  3.  Umfahrt.  Umzug.  ,Es 
gieng  mir  fast  wie  denen,  die  Fuhrig  halten,  d.  h.  wie 
denen,  die  bei  Bauten  das  Holz  von  Waldbesitzern 
von  Haus  zu  Haus  sich  erbitten.'  Gotth.  —  4.  Füt- 
terung ÄAZein.  ,l)ie  fuorung,  narung,  speis;  nufritus, 
victus,  alimentum.'  Dasvp.;  Mal.  ,Heu.  Embd.  Strau. 
zuo  der  F.  des  Viehs  dienende.'  XVII.,  Gesindeordn. 
Muri.    —    Mhd.    rui>nin;j<;  Nalirung.  Speisung. 

Ge-füer  =  J<^Hej'  7  ZLunn.  .Dise  tier  gelobend 
der  wol  geschmacktisten  bluonicn.  daruinb  auch  ir  g. 
eines  edlen  geruclis  ist.'  Tiekb.  1563.  .Retrinientum, 
das  g.  und  kaat   oder   schlymerächtig   ding,   das   von 


im 


Far,  t'er.  lir,  lor,  für.  luer 


978 


I 


iiicnscheii  gät.'  Kris.  ;  Mal.  —  Us-:  Ottnung  zur  Ent- 
leerung iler  Excreniente.  ,Das  vorder  teil  [der  Mu- 
schel], an  welchem  ort  das  maul  und  ausgetuer  ge- 
sehen wirt.'  FiscHB.  1.503. 

d  ü  n  n  -  f  ü  e  r  .s.  -f'uerig. 

fiiereii:  1.  Etwas  irgend  wohin  bewegen,  wie  nhd. 
..\uf  dem  Grimselweg  bis  zum  iSpital  sei  die  Führunge 
[das  Recht  des  Transportes]  stets  den  Wallisern  zu- 
gestanden.' 1417,  Absch.  Spec:  die  Kuh  zum  Stier, 
die  Stute  zum  Hengst  Ar;  Gr;  Z,  auch  bloss  cV  Chue  f.; 
Syn.  zuehiti  län;  auch  absol.  ziiehe  f.  BHk.  Ebenfalls 
abs. :  ,Gfüert  werden,  sagt  man  von  Huren  und  Ehe- 
brechern, welche  neben  andern  Strafen  leiden  müssen. 
da.ss  sie  vom  Ehegerichtsbüttel  mit  aufgehobenem  Stabe 
durch  gewisse  Strassen  und  sonderlich  auf  die  Khein- 
brücke  bis  zur  Kapelle,  über  deren  Türe  ehemals  ein 
schändliches  Hurenwapen  eingehauen  gewesen,  zu 
öffentlichem  Gespötte  herumgeführt  werden.  Diese 
Strafe  nennt  nian  kurzweg  füere.'  Bs  (Spreng);  vgl. 
iis-f.  In  der  Rspr..  im  Wechsel  mit  .stellen'  =  vor- 
führen: ,I)as  solle  nicht  von  denen  Zeugen,  die  Einer 
selbst  gestellt,  verstanden  werden,  dann  dem  Pro- 
ducenten  seiner  selbst  geführten  Zeugen  Person  an- 
zufechten billich  nicht  zugelassen  wird.'  1719,  Bs  Eq. 

—  2.  den  Weg  zeigen,  allg.  Auch  abs.:  als  Führer 
dienen,  von  Beruf  Fremdenführer  sein  LE.  Eine 
Versammlung  und  ihr  Tun  (Verhandlungen)  leiten. 
D'  G'mend  f.,  der  Landesgemeindc  präsidieren  Ar. 
.üozemal  swuoren  der  von  W.  by  vierzigen,  gemeine 
gericht  zue  f.'  1419,  Absch.  .Scheidlüt  schweren,  dem 
scheid  gehorsam  ze  sind  und  den  [Entscheid]  recht 
helfen  f.-  1503,  Bs  Kip  .[Haller  lud  Zwingli  dringend 
ein.]  damit  er  den  Tanz  [die  Disputation]  führe.'  1.5'27. 
MEsTERM.,  Pfäff.  .Das  Gesang  f.  [als  Vorsänger].'  1737, 
MKoHK.  S.  die  Compp.  u.  Abll.  u.  Stab.  -  3.  einen 
Menschen  (Kind,  Greis,  Blinden)  an  der  Hand,  ein 
Tier  am  Stricke.  Halsband  usw.  führen;  leiten,  len- 
ken; daher  das  adj.  Ptc.  g'fuert,  lenksam,  ruhig  und 
regelmässig  gehend  Nnw.  Z'  g.  gä',  vom  Rindvieh 
gebraucht,  welches  an  einem  Strick  um  die  Hörner 
geführt  wird,  damit  man  es  besser  in  der  Gewalt  habe 
und  es  sich  nicht  ungeberdig  benehmen  könne;  dere 
sprützege  Binderli  clUinnit  schier  nid  z'g.  gä"  ScHwMuo. ; 
auf  Menschen  übertragen:  gehorchen,  recht  tun;  die 
Buche  da  n-ett-i'''  scho'  lere"  z'  g.  gä".  ebd.  Auch  ein- 
fach füere"  =  zurechtweisen,  bemeistern.  ebd.  Du 
füerst  Uli'''  de""  «h  [noch]  nid!  Di''''  irill-i''''  scho"  f.! 
Keciprok,  enand  f.,  einander  die  Hand  geben,  nut  ver- 
schlungenen Armen  oder  Händen  gehen.    Vgl.  Fiter  4. 

—  4.  tragen,  ertragen;  eig.  eine  Last  fahren  Ai';  Z. 
Kr  mag  Öjijii.'i  g' füere",  d.  h.  kann  ziemlich  viel  trin- 
ken, ohne  berauscht  zu  werden  Z.  Er  häd  au"''  me'' 
'trmike"  (g'lade"),  tceder  er  mag  g'f.  ZS.  E"  Huchmuet 
hat  er,  er  luag-e"  nüd  g'filere",  so  grossen,  dass  er 
kaum  damit  zu  fahren  vermag  GA.  ,Wa  ein  burger 
harnesch  trüege  oder  fuorti  ane  eines  rates  urloub.' 
Bs  Einungbr.  —  5.  ein  Betragen  zeigen,  eine  Tätig- 
keit ausüben.  ,Wie  er  sonst  mitten  in  der  Nacht  ein 
Geschrei  geführt.'  111.  Schweiz  18ti'2.  Sonst  ver-f. 
.Wellicher  Nachts  uf  der  gassen  oder  in  wirtshüsern 
juchzete.  schruwe,  und  ein  unrüwig  wesen  fuerte,  es 
wcre  mit  gschänden,  Worten  oder  werken.'  157'2,  Scnw 
Rq.  ,Es  haben  die  landleut  ein  guoten  niuot,  führen 
mancherlei  gesang.'  lU'.VNr.M,.  lö7S.  .Wie  ihro  ge- 
Schweiz. Idiotikon.  I.  7. 


wogen  g'syn  sygen  die  gmüeter  aller,  die  von  ihro 
und  ihrem  geführten  wesen  hören  reden.'  Auf.  XVII., 
Mise.  TiG.  ,Soll  ein  grewlich  Unwesen  geführt  worden 
sein.'  1660,  Z  Synodalbericht.  ,Nun  jauchze,  o  du 
Tochter  Zion.  führe  ein  Freudengeschrei!'  17(17,  Zeph. 
,In  einem  spyl  [Schauspiel]  nennest  den  einen  Saul. 
den  anderen  Samuel,  den  dritten  David,  die  ir  person 
[Rolle]  allein  füerend.'  LLav.  I.jti9  [1670:  .weil  sie 
derselbigen  Personen  vertreten'].  Refl.:  sich  betragen, 
sich  aufführen  GrD.  Dia  vor  Ahg'schmäckti  nid  wüs- 
sand,  wia  schi  schi'''  füara"  weiland.  Bühl.  Daher 
Füeri"g,  Betragen. 

S.  auch  fueren.  —  (l'fttert  bemerkenswert  wegen  des 
altertümlichen  Rückumlautes.  Ze  iu  z'  g'fuert  tjä"  nur  wegen 
des  adv.   Charakters  der  RA.  zugesetzt;  vgl.  2'  F-mr  yän. 

ab-:  1.  Steine  aus  dem  Acker  entfernen  (mit  weg- 
gelassenem Obj.)  S.  (Heu)  vom  Stocke  weg  verkaufen, 
anstatt  es  seinem  Vieh  verfüttern.  Einen  andern  Fall 
von  Abführen  s.  u.  üf-f.  —  2.  im  Fahren  Etwas  be- 
schädigen oder  wegreissen.  verlieren;  z.B.  es  Stuck 
Mür,  es  Rad  am  Wage"  Z.  Syn.  abfaren,  abkarren. 
~  3.  bezahlen,  entrichten  BHk.  .Die  Aufforderung, 
dass  die  Schuldner  ihre  Schuldigkeiten  an  ihn  ab- 
führen möchten.'  L  Intelligenzbl.  1835.  .Damit  der 
gebührende  Zoll  richtig  abgeführt  werde.'  1755,  Z  Ges. 
,Die  gewohnte  Sterbkösten  solleu  allezeit  aus  dem  ge- 
meinen Erb  des  Manns  abgefüert  und  abgerechnet 
werden.'  1756,  Schw  Rq.  ,Dem  Müller  ist  ein  Vier- 
ling  vom  Mütt  zu  nemmen  bewilliget;  daraus  er  dann 
das  Mülli-Umgeld  abzuführen  verbunden  sein  solle 
1770,  Z  MüUerordn.  ,Bernang  soll  aus  seinem  Ge- 
meindsteil die  bisherige  Belohnung  des  Bannwarten 
alleinig  a.'  GBh.  Verordn.  1771.  Syn.  abherrschen, 
-stossen.  —  4.  mit  treffender  Antwort  abfertigen  Gr 
Chur.  ,Als  Eisi  mit  dem  Ansinnen  kam,  dass  er 
kaufen  solle,  führte  er  es  ganz  trocken  ab.'  Gotth. 
Vgl.  abfären  Sp.  89'2,  aber  auch  hier  unten  6.  — 
5.  Ptc.  „abgeführt:  erfahren,  abgefeimt,  doch  nicht 
immer  im  bösen  Sinn.  Eine  abgeführte  Person  ist, 
die  schon  viel  in  der  Welt  erfahren  hat,  in  mancherlei 
Lagen  war,  ohne  dass  man  ihr  durch  diese  Benennung 
gerade  Böses  nachreden  will  Gr;  L."  En  abg'fuerti 
Chatze,  eine  listige  Gr.  —  6.  a)  trans.  (Unreinig- 
keiten)  aus  dem  Leibe  schaffen;  häufiger  mit  pers. 
Obj..  purgieren.  Als  Subst.  das  A.,  Diarrhöe;  Syn. 
Buch-,  Durchlauf.  Daher  dann:  .Jmdn  empfindlich 
mitnehmen  VOrte";  doch  vgl,  auch  4.  —  b)  neutr. 
ein  purgierendes  Mittel  nehmen.  —  Ahfüeri"g  f.: 
Purgiermittel  Z. 

Zu  3  vgl.  ,einf  Schuld  abtragen'.  —  Zu  .5  vgl.  frz. 
nmtier:  1)  wegkundigor  Meusi-h,  '21  alter  Praktikus:  rmilinc, 
Mache;  auch  vgl.  , durchtrieben'  | von  lUirchtreibeu  =  durch- 
streifen]; doch  auch  aljytrkn  Sp.    Uiti   und  gmicrt   ;'. 

über-  I  (""""):  1.  eine  Fläche  mit  eineyi  her- 
geführten Materiale  bedecken,  bes.  Kulturboden  mit 
Schutt  bei  einer  Über.schwemmung  BO.  Syn.  In-be- 
sinderen,  rer-.saren;  vgl.  übcr-faren.  —  2.  übervor- 
teilen, betrügen.  Syn.  über-langen.  .Wenn  du  vil 
gewünnst  und  damit  dynen  nächsten  nit  überfuerst, 
hast  du  es  für  einen  scgen  Gottes.'  Bull.  1531. 
.Den  andern  hetriegen,  schädigen  und  ü.'  15.'?9,  B. 
,Emi)torem  inducerc  hiantem:  einen,  der  eins  dings  fast 
köufig  ist.  überfüeren  und  im  eins  über  das  aug  geben.' 
Fris. ;  vgl.  Aug  g.  Sp.  134.  -  3.  bestechen,  verleiten, 
verführen;    vgl.  ithcr-fureu    Sp.  893.     .Welicher    dem 

ü'2 


079 


Far.  fer,  fir.  for,  für.  fi'ier 


980 


aiidcrn  die  syiien  betrügt  und  ein  junkfrowen  über- 
l'üert  und  verfeilt.'  1489,  L.  ,Ist  doch  von  wggen 
der  gefärden  der  unver.schanipten  töchteren  [Dirnen] 
manigem  bidermann  syn  sun  wider  synen  willen  über- 
füert  und  ungehor,sam  worden.'  1.539.  Z  Eesatz.  ,Ex- 
pugnare  pudicitiara  puellse,  ein  meitle  mit  gaben  über- 
füeren  und  denn  verfellen  oder  beselieissen.'  Fris. 
Big.  mit  Geschenken  überdecken  (vgl.  Einen  [mit 
Wein]  zuedeckeii,  u.  nhd.  ,Jmdn  [mit  Schuldbeweisen] 
überführen').  —  II.  (^''-")  den  eine.s  Todschlages  Ver- 
dächtigen zum  Reinigungseid  über  den  (auf  einer 
Bahre  ,im  Gerichte'  liegenden)  Leichnam  des  Ge- 
tödteten  führen,  das  sog.  Bahrrecht  an  ihm  ausüben. 
,Es  kam  in  rechtfertigung,  dass  man  sy  überfüert  iinder 
der  linden  all  dry,  aber  es  fand  sich  kein  zeichen  [die 
Wunde  fieng  nicht  an  zu  bluten].'  Sai.at.  ,Der  ward 
überg'füert;  hie  im  hof  schwuor  er,  aber  es  kam  kein 
zeichen.'  ebd.  —  uf-:  1.  „Streue  oder  grobes  Heu  zur 
Verbesserung  der  Wiesen  herbeischaffen.  Uffuerig  f.: 
solche  Streue  LE."  —  2.  „Jmdn  feierlich  in  ein  neues 
Amt  einführen,  z. B.  einen  Pfarrer  B;  L;  Sch."  ,Wer 
einen  vogt  uf-  ald  abfüeren  soll.  So  der  vogt  mit 
syner  hüshab  und  varendem  guet  ufziehen  wellte, 
söUtend  inen  die  von  Egg  mit  iren  rossen  und  karren 
den  vogt  uf-  und  abzefüeren  schuldig  syn.'  1520,  Z 
Arch.  ,Die  Botten  der  new  aufführenden  [aufzu- 
führenden] Landvögten.'  16.54,  Absch.  —  3.  bei  der 
Weberei  die  Kette  a)  auf  die  Drille  bringen,  b)  auf 
den  Zettelbaum  aufwinden  Aa.  Syn.  üf-,  an-wimlen. 
—  4.  aufziehen,  gewöhnen.  ,LTnd  sie  also  zu  gar 
vielem  Essen  aufgeführt  und  gewendt  [gewöhnt]  wer- 
den.' Iö89,  BSpvri  IHTl.  -  5.  Jmdn  aus.spotten  L; 
vgl.  nf-ziehn. 

umme"-füeren:  Jmdn  plagen,  ihm  viel  Arbeit 
verursachen.    Das  lied-en  iimmen  g'füert.  Hafl.  1813. 

an-:  1.  einen  Gegenstand  im  ,Führeu'  beschädigen, 
bes.  vom  Rande  eines  anstossendeu  Ackers  mit  dem 
Pfluge  etwas  Erde  mit  in  den  eigenen  Acker  herüber 
ziehen,  s.  Sp.  701;  vgl.  u.  4.  —  2.  die  Geschäfte  einer 
Versammlung  führen;  d' Laiidsy'meind  a.,  präsidieren 
Ap;  Syn.  füeren.  —  3.  anleiten,  unterweisen,  in  ein 
Amt,  einen  Dienst  einführen,  z.B.  Dienstboten;  vgl. 
füeren  4.  ,Im  glauben  recht  ang'füert.'  Aal  1543. 
.Die  militärische  Anführung  der  Mannschaft.'  Strickl.. 
Horg.  Auch  von  Tieren:  .Wann  sie  junge  stieren  an- 
füeren',  d.  h.  zum  ersten  Mal  in  den  Pflug  spannen, 
XVII.,  Muri,  Gesindeordn.  —  4.  (eine  Sache)  zu  brau- 
chen anfangen,  bes.  neues  oder  frisch  gewaschenes 
Gewand  zum  Gebrauch  nehnieu,  so  dass  es  nicht  mehr 
als  intakt  gelten  kann  Z.  Syn.  anbrüchen;  -schlurzen, 
-sülchen.  Vgl.  anfaren  1  b  (Sp.  894).  —  h.  hinter- 
gehen, zum  Besten  halten,  betrügen,  z.  B.  eine  Jung- 
frau njit  dem  Eheversprechen;  missleiten  Bs;  L;  G; 
S;  UwE.;  Z.  ,Die  Menschen  durch  Betrug  angeführt.' 
WuRSTis.  .Ein  knab.  der  von  bösen  leuten  übel  an- 
geführt worden.'  Hosi-IN.  —  Mlul.  an/Urmi,  (uiii  Klnid) 
tragen. 

In-:  1.  Vorräte  in  die  Scheune  bringen.  Id.  B. 
,Wäre,  dass  jemand  uf  den  wisen  höw  infuorte,  e 
dass  10  fuoder  dürres  höw  daruf  were.'  Offn.  Wä- 
ningen.  —  2.  prägn.  hastig  essen  Aa.  Vgl.  .frequenti 
potu  se  ingurgitare  [übermässig  trinken].'  Id.  B.  — 
3.  einwenden,  geltend  machen;  anführen,  citieren,  auf- 
zählen,   eigtl.    , redend'    einführen.      .Alles    mit    meer 


beweglichen,  verhas.sten  infüerungen  [Behauptungen  |. 
als  ob  sy  von  nie  keim  fygend  so  vil  übertrangs  er- 
litten.' 1531,  Absch.  ,Ein  person  in  einem  gespräch 
einfüeren  oder  anziehen,  inducere  loquentem.'  Mal. 
,Mit  diser  ob  ingefüerten  meinung.'  RCvs.  .Dass  die 
Päbstlichen  die  konstantinische  Schenkung  hoch  ruo- 
mond  und  infuorend.'  Kessl.  ,Und  des  Dings  könnten 
wir  einführen  noch  viel.'  JMüll.  1005.  , Selbige  hierin 
mit  mehreren!  ynzeführen  und  zu  erzellen  ohnnot- 
wendig.'  1076,  Z  Processe.  ,Exempel  einführen.'  Klingl. 
1091.  —  4.  Jmdn  in  die  Falle  locken,  verführen;  an- 
führen, zu  Schaden  bringen  GrD.  ;  L;  UwE.  Syn. 
über-f.  .Wöliche  kuppler  einem  bidermann  syn  tochter 
verkupplet,  ufenthalten  [ihr  bei  sich  Aufenthalt  ge- 
geben], yngefüert  oder  gewölbt  [zu  Falle  gebracht] 
haben.'  1526,  Egli,  Act.  .Die  einfaltigen  werden  durch 
syn  süesse.  aber  schädliche  wort  yngefüert,  syner 
meinung  naehzefolgen.'  Zwingli.  ,l)er  Abt  wurde  ge- 
warnt, dass  er  sieh  sein^helfer  [vermeintliche  Freunde] 
nit  zuo  ferr  einfüeren  lassen  wellte  [sich  von  ihnen 
nicht  zu  weit  verleiten  lasse].'  Vap.  ,[Die  Rheintaler 
versprechen  dem  katholischen  Landvogte,]  sich  nit 
mer  y.  zu  lassen,  wie  inen  vor  von  Zürich  beschechen.' 
Z  Ref.-Arch.  ,Consuadere,  rateu,  einen  hüpschlich 
[sachte]  einfüeren,  übertörlen.  Stimulos  alicui  condere 
in  pectore,  einen  anreizen,  ermanen  oder  einhinfüeren.' 
Fris.  .Mit  schmeichlen  und  liebkosen  einfüeren  und 
hindergon,  allectare.'  Mal.  ,T)ie  Underhändler.  so  von 
Geniesscs  wegen  des  Wynkaufs  die  Partyen  geholfen 
y..  sollen  gebüesst  werden.'  B  Gsatz.  1615.  ,Wer  hat 
dich  eingeführt'?'  fragt  bei  Hf.rmann  1755  der  Vater 
seinen  von  einem  Wahne  befangenen  Sohn.  ,tfüere, 
intricare.'  Id.  B.     Syn.  in-ziehen. 

In  den  Z  Eesatz.  von  1.539  usw.  |,Oucli  sull  ein  jeder 
pfarrherr  sölich  personen  [Brautleute]  all  ufzeichncn  und 
keiner  dem  anderen  syne  nndertoneu  y.  on  syn  gunst  und 
öffentlichen  kundtlichen  willen']  bleibt  nngewiss,  ob  ,ynf.' 
i.  S.  T.  4  (verlocken,  abwendig  machen),  unter  ,dem  anderen' 
der  Vater  bezw.  Vormund,  von  denen  verlier  die  Bede  ist, 
oder  der  Leibherr  zu  verstehen,  oder  ob  die  geistliche  , Ein- 
führung' in  die  Ehe  gemeint  sei,  da  dann  der  ,andere'  den 
.^mtsbruder,  in  dessen  Kegister  die  betr.  Eintragung  gehört 
hätte,  bedeuten  dürfte:  vgl.:  ,Welc.he  oueh  einanderen  über 
das,  dass  sie  wüssen,  dass  sie  verwandt  weren,  nennnen  [zur 
Ehe|  und  derselben  Bericht  ireni  Pfarrherren  und  ehe  die 
Einfüerung  heschicht  und  die  Hochzeit  gehalten  wirf,  nit 
anzeigten,  wollen  wir  strafen.'  1638,  Absch..  wo  aber  die 
,Einf.'  auch  in  weltlichem  S.  als  diejenige  der  Braut  ins 
Haus  des   Bräutigams  verstanden   werden   kann. 

ent-:  1.  wegführen,  spec.  ausserhalb  den  Bann 
eines  Gerichtes  führen.  , Wider  recht  ausser  gericht 
abverwandelte,  veräusserte,  entwerte  oder  entfüerte 
pfand  sind  zu  ersetzen.'  1551.  Hofrod.  Buonas.  — 
2.  der  Entrichtung  einer  schuldigen  Abgabe  auswei- 
chen, bes.  den  Zoll  verschlagen,  defraudieren.  ,Wo 
iemaud  sähe  mynen  herren  iren  zoll  zuo  entfüorend, 
das  sollend  sy  wenden.-  1411,  Bs  Rq.  ,Des  büchsen- 
meisters  halb,  so  das  bulver  in  offner  vecht  gefnert 
by  nacht  und  nebel,  geleit  [Geleitgeld]  und  zoll  ent- 
füert.'  1529,  Absch.     Syn.  rer-füeren. 

ÜS-:  1.  Etwas  aus  dem  Hause,  der  Scheune,  von 
einem  Orte  weg  führen;  spec.  Dünger  auf  Feld  und 
Wiesen  bringen  Aa;  Bs;  Z.  Syn.  iisbestössen ,  üsträgen. 
Bes.  heimlich  wegschaffen,  entwenden  Aa;  Bs;UwE.; 
Z.  Mit  Acc.  P.,  begleiten.  ,Es  sei,  wenn  es  seine 
Frau  ansgctührt  des  Abends,    mit    der  Laterne   nicht 


1)81 


Far,  fer,  flr,  f'or.  für.  fiiei" 


982 


lieimgegangen.'  N.  B  Kal.  1840;  spec.  aus  der  Stadt 
zur  Exekution:  ,Stiess  Jerselbig  Böswiclit  in  Aus- 
führung zur  Kichtstatt  L.  [den  geistliehen  Begleiter] 
über  einen  Stein.'  Tun.  Skp.  1778/80.  Daher  Usfüeri, 
.-füerung-  f.:  Leidensbihl  Jesu  Christi,  wie  er  zur 
Kichtstätte  geführt  wird.  .Die  üliliechter,  die  da  brin- 
nen,  eins  vor  der  usfüeri . . .  Das  lieeht  vor  der  us- 
füerung.'  Jahrzeitb.  LWillisau.  Eeü.  i.  S.  v.  sich  ent- 
fernen, abkommen  von  (bildl.).  ,Deerrare,  sich  selbs 
im  reden  ausfüeren,  ab  der  matery  kommen.'  Fris.  ; 
Mal.  Abi.  Usßerf.  —  2.  ausspütteln,  bekritteln,  her- 
unter setzen,  lächerlich  machen,  verleumden,  mit  Spott 
und  Schande  überschütten  B;  S.  , Steffen  rühmte  seine 
Sache,  führte  die  andern  aus.'  Gotth.  ,Eisi  hörte  für 
sein  Leben  gerne  andere  Weiber  ausführen.'  ebd.  ,0b 
denn  die  Kirche  da  sei,  auszuführen,  oder  wo  das 
Gesetz  sei,  dass  man  anehocke  und  selber  hören  müsse, 
wie  man  da  ausgeführt  und  heruntergemacht  werde, 
als  man  in  keinem  Schuh  gut  sei.'  ebd.  .Er  führte  ihm 
Alles  aus.  vernütigte  Alles  und  rühmte  dagegen,  was 
er  hatte.'  ebd.  Wie  me  süst  die  neue  Hilser  usfüert 
u  de  Bi/che  verijönnt.  N.  B  Kal.  1841.  B's  Pfarrers 
Tochter  sijg  im  de""  zu  ne  üsfüerischi  [spottfertige].' 
Gotth.  —  3.  in  der  Eechtsspr.  durchführen,  voll- 
ziehen, bes.  eine  Schuldbetreibung,  Exekution;  den 
dazu  erforderlichen  Rechtstitel  nachweisen.  .Betrifft 
es  aber  Bodenzins  an,  alsdann  sollen  die  Kecht  uf  die 
Güeter,  darvon  sie  gangind.  usgefüert  werden.'  1611, 
Bs  Eq.  .Dass  derselbige  solliches  innert  zwei  .Tahren 
nach  des  Schuldners  Ablyben  desselben  Erben  an- 
melden und  forderen,  und  da  soliche  Anspraach  strytig 
wurde,  rechtlich  nssfuchren  [solle].'  1670,  Z  Mand. 
,Es  sollen  bezahlt  werden  die,  so  ihre  ausgeführte 
Bott  über  liquidierte  Schulden  haben,  mit  welchem 
dann  Lidlöhne  auch  eiiistahn,  weil  sie  auch  ein  aus- 
geführt Kecht  habend.'  a.  Auffallsordn.  Th.  .Der,  so 
die  Eecht  .bis  zur  Execution  ausgeführt  hat.'  1704, 
Bs  Eq.  Die  Frist  als  Obj.  gedacht:  .Die  Commission 
erachtete,  dass  ein  Creditor,  so  den  dritten  Eechtstag 
ausgeführt  und  solcher  ihme  zuerkannt  worden,  ein 
Vorrecht  vor  den  übrigen  Handschulden  haben  solle.' 
1751,  ebd.  Der  Schuldner  als  Obj.:  ,Dass  welicher 
eine  laufende  Schuld  uf  jemand  zuo  forderen  haben 
vermeinte  und  dem  Schuldner  innert  [l(t  Jahren]  nichts 
geforderet,  noch  er  [der  Schuldner]  mit  Recht  darumb 
ersuocht  oder  angelanget,  und  innert  der  Zyt  nicht 
rechtlich  u.sgefüert  wurde,  dass  dann  dem  Ansprecher 
der  Schuldner  nicht  mehr  schuldig  syn  [solle].'  1670, 
Z  Mand.  Syn.  roll-,  rer-füeren.  —  Mhd.  n«viieien,  heraus, 
weg  führen;  vgl.  ut/ttren  <:. 

voll-:  1.  vollziehen,  halten,  handhaben.  ,Ist  der 
ewig  kouf  geton  und  vollfüert  worden.'  1484,  Zellw., 
Urk.  ,Darzuo  unser  oberkeiten  gericht  und  rechtsame 
unser  jedem  teil  gevolgen,  gedychen,  volnfüert  werden 
sollend.'  15.34.  Bs  Eq.  ,Diewyl  er  syn  stattrecht  [Hechte 
und  Pflichten  als  Stadtbürger]  ordenlich  vollfüert.'  B, 
ca  lOOO.  Häufig  wechselnd  und  syn.  gebraucht  mit 
dem  Folg.  —  2.  durch  ,Vollfulu'cn'  befriedigen  ZO. 
Mer  händ  denn  de"  G'lust  egoppel  aw''  [sollte  ich 
meinen]  ehe'  recht  rollfüert.  JSknn  1864.  —  S.  be- 
treiben; ygl. /'iwren  5.  .Syn  handwerch  vollf.'  UMey. 
1540/73.  —  4.  handeln  von  Etwas.  ,In  disem  capitel 
vollfüert  Joannes  von  der  liebe  gegen  dem  nächsten.' 
1531/48,  I.  Jon.  Vgl.  in-füere».  —  Mhd.  vdnhrrn,  zu 
Kudc    Iiriiij^Gii,    ausfuhren;     roolitlii'h    iiur*"hliilii\'ii,    -sotzen. 


beweiseu.      Die   Kurin    ruiln-   gellt    auf    diu    nihd.   .\dv.-Fonn 
rollen  Zurück. 

ver-:  Waaren  an  ihre  verschiedenen  Bestimmungs- 
orte wegführen  Gl;  Z;  ausführen,  exportieren.  Syn. 
rer-ferggen.  ,Es  soll  niemand  kein  liöw  noch  ströwy 
noch  niist  verkoufen  noch  v.  zuo  verkoufen  vom  land." 
XV.,  ScHw.  ,So  mögen  die  kaufleut  sollich  fehl  [Felle] 
kaufen  und  die  v.'  1504/20,  Bs  Eats-Erk.  .Verfüerung 
iler  fruchten  an  frömbde.'  1678,  Absch.  ,üiese  Waaren 
werden  in  die  nachgelegene  Insulen  verführet.'  Caro- 
lina 1734.  Im  Detail  verkaufen,  bes.  verhausieren 
PP.  (cerßere).  -  2.  wegschwemmenV  mit  Schutt  be- 
decken :=  üfter/'.  .**  ,Es  laufen  viele  Bäche  durch  ihre 
Güter,  die  ihnen  Äcker  und  Wiesen  verführen  oder 
ertränken.'  1524.  Absch.  ,A.  1609  verführte  und  ver- 
schwemmte der  Wolfbach  die  Strassen.'  JEEsoh.  1692. 
—  3.  unrichtig,  an  einen  unrechten  Ort  f.  (allg.); 
ungeschickt  f.,  eventuell  dadurch  gefährden  oder  zu 
Grunde  richten.  ,Die  fehren  sollen  weder  schiff'  noch 
weidling  überladen,  dan  [denn]  so  jemand  leut  oder 
güeter  v.  oder  ertrenken  tete.  wurde  man  das  [be- 
strafen].' Ff.hrenordn.  Kadelb.  In  übertr.  S. :  zu  Irr- 
tum, zu  einer  falschen  Meinung  veranlassen;  ins  Un- 
glück f.  Das  hed-mi'''  verfüert  Aa;  Z.  ,üer  schreig 
[deren  schrie]  einer  den  hoptmann  an  und  redt,  er 
wellte  biderb  lüt  fu'füeren  und  umbringen.  Da  sprach 
der  hoptmann :  den  tag  will  ich  niemer  g'leben,  dass 
ich  ienen  kein  bidermann  verfüeren  welle.'  Edlib. 
,Der  lütverfüerer  Zwingli.'  1531,  Aiiscu.  —  4.  durch-, 
aus-,  vollführen;  halten,  vollstrecken,  handhaben;  vgl. 
fileren  ä  u.  ö.  ,Da  nun  der  küng  zog  wider  heim  und 
die  romfart  nüt  verfüert  ward.'  Edlib.  .Uf  dass  sy 
den  krieg  gegen  den  Hispaniern  dester  bas  v.  niöchtent.' 
1531,  Absch.  ,Hand  sie  ein  Ehetag  ghan  und  nach 
14  Tagen  den  Kilchgang  verführt.'  1580,  JMijll.  1867. 
.Er  hab  myner  herren  stattrecht  ordenlich  verfüert.' 
ca  1600,  B;  wechselnd  mit  ,vollfüert.'  ,Der  Schuld- 
forderer  mag,  so  er  sich  nit  erbitten  lasst,  den  dritten 
Tag  V.  [den  dritten  und  letzten  Schuldenruf  vornehmen 
lassen].'  1611,  Bs  Eq.  , Haben  in  Namen  der  Statt 
Solothurn  einen  Landtag  zu  W.  verführt  u.  gehalten.' 
Hafn.  1666.  ,Die  Gerichtesganten  werden  zu  Liechstal 
verführet.'  1687,  Bs  Eq.  ,Über  das  Vermögen  des 
N.  N.  i.st  die  Verführung  eines  Geld.stags  erkennt.'  S 
Wochenbl.  1810.  ,Den  Erben  des  X.  N.  ist  die  Ver- 
führung eines  amtlichen  Güterverzeichnisses  richter- 
lich gestattet  und  zu  Eingabe  der  Anspraclien  Tag 
bestimmt  worden.'  S  1831.  Bes.  einen  Prozess  an- 
heben und  führen,  verhandeln ;  das  Eecht  üben  und 
brauchen.  ,üass  es  an  Vollstreckung  dessen,  so  ime 
mit  recht  bekannt  [zuerkannt  wurde],  gcmanglet,  und 
[er]  also  auf  selbiges  [nach  der  Zuerkennung]  minder 
dann  vor  verfüerung  rechtens  gehept.'  1596,  Bs  Eq, 
,Missbräuch  in  Verführung  des  Eechtens.'  1711.  Bürdn. 
.Soll  denen  frembden  Personen  ihre  Eeclitshändel  mit 
ordinari  Wochen-Gerichten  zu  v.  ohnbenommen  sein.' 
1719,  Bs  Eq.  , Selbsten  in  Person  ihrer  Vogtsiiersonen 
Sachen  [Prozesse]  v.'  1719,  ebd.  ,Dass  Schuldbetrci- 
liungen  nur  an  ordinari  Gerichten  verführt  werden 
sollen.'  1795,  ebd.  --  5.  =:  füeren  ö.  Syn.  verferggcn. 
En  (Heide."-)  Lärm,  es  G'schicät:  udgl.  r.  Bs;  Gl;  L; 
ScH;  Sriiw;  Zu;  Z.  Werd  vo"  de"  Trämle"  [Drohnen] 
G'sclirei  rerf'üert.  HXfl.  1813.  .Manchmal  ist's  grau- 
sam |arg|,  wie  die  Häher  ein  Toben  v.'  Scn  Pilger  1883. 
Kti  scldiuiiiic"  [Lebens-]   Wdinlcl  r.  ZO.     Ks  G'schcrl 


983 


Par,  fer,  fir,  for,  für.  füpr 


ft84 


V.,  viel  Aufhebens  machen  Ndw.  —  ß.  betreiben, 
fördern;  Tgl.  roUfüeren  3.  ,Mit  was  [wa.s  für]  Hand- 
werk sie  verführen  ihren  Nutz.'  JosWetter  1642.  — 
verfuerisch:  verfuhrcri.sch ;  irre  führend.  ,Wenn 
Gott  die  ungläubig  Welt  gar  verdampf,  sollte  er  sy 
dann  nit  auch  sunst  mit  gespensten  und  mancherlei 
verfüerischen  erschynungen  lassen  geplaget  werden.' 
LL.4V.  1569. 

Mhd.  vervüeren,  we^-,  eutfiiliren,  irre  führen,  falirend  um- 
gehen, durch  Fahren  verderben,  vollführen.  Zu  3  vgl.  lat. 
Hfdncrre.  5.  Lärm  v.,  ihn  gleit-'hsaui  wie  eiue  Waare  in  alle 
Welt  hinfuhren,  verbreiten;  doch  vgl. /iifir/i  ä. 

hin-füeren:  wegführen;  unrechtmässig  auf  die 
Seite  schaffen.  ,Als  bishar  etlich  houptlüt  knecht  in 
der  herren  dienst  genommen  und  hingefüert  haben; 
dieselben  houptlüt,  ufwigler  und  hinfüerer  soll  man 
vom  leben  zum  tod  richten.'  1500,  AuscH.  ,Die  fünf- 
örtischen  vögt  sind  g.ytig  und  üppig,  rupfend,  ver- 
schlahend  [unterschlagen],  füerend  hin,  gutzlend  und 
gylend.'  1531,  Absch.  ,Eine  Brücke  zu  bauen,  da  das 
Wasser  gefährlich  sei  und  viele  Leute  hinführt.'  154'2, 
ebd.  —  hinder-:  betrügen,  täuschen  Scuw;  Z.  Hexerei, 
TüfelsKst  um  Neumer  z'  h.  Heng.  1836.  ,Den,  so  ine 
[ihn]  dergestalt  hinderfüert  und  betrogen.'  1566,  Z 
Zinsordn.  .Niemand  soll  uns  mit  glatten  werten  mehr 
hinderführen.'  Wurstis.  —  miss-:  irre  führen.  ,Es 
niissführet  die  Stiftherren  ihr  Hoffnung  mit  dem  von 
■  B.,  dann  er  das  Bistumbe  noch  mehr  schwechet.' 
WuKSTis.  —  nider-:  Jmdn  zu  Bette  geleiten,  ihm 
ein  Nachtlager  anweisen;  vgl.  nideryün.  ,Als  man  sy 
niderfuert,  ich  und  die  andren  kleinen  bueben  im 
rossstall  lagen.'  ThPlatt.  1572.  —  wider-:  zurück- 
führen (von  einem  Irrtum).  ,Ü  herr  gott,  widerfüer  all 
irrenden  von  irm  fall.'  Salat  1537.  —  zue-:  1.  (tr.  u. 
intr.)  das  h.  Abendmahl  spenden  Ap;  L;  GTa.;  UwE. 
(ziiedie-);  vgl.  zue-gan  und  lat.  admitiere  im  kirch- 
lichen S.  Lt  T.  =  einen  Sterbenden  mit  den  Sakra- 
menten versehen  Ap.  —  2.  die  Kuh  zum  Zuchtstiere 
f.  Ap  =  fixeren  1.  —  3.  Jmdni  zusetzen,  ihm  Ver- 
suchungen zuführen.  ,Diewyl  der  böse  fyend  zur  zyt 
der  krankheiteu  uns  am  meisten  zuefüeret.'  Güalth. 
1584.  —  zer-:  1.  (wie  mhd.)  zerstreuen,  in  Unordnung 
bringen;  verwüsten,  verderben  BHk.;  „L".  Der  Wind 
het  das  Dach,  die  Spreiti  Werch  zerfüert.  Gras,  Heu 
z.,  es  zertreten,  darin  sich  wälzen.  ,Wer  an  einer 
gesäiten  Zeig  ein  Ester  [Gittertor]  zerführte,  soll  es 
ersetzen.'  1669,  Twinhu.  Roggwyl.  —  2.  stark  pur- 
gieren BHk.   Vgl.  abfüeren  6.    's  liüd  mi'''  leid  zerfüert. 

Euerer  m. :  1.  Bergführer,  allg.  —  2.  Gängel- 
band SCH. 

Ö1-:  Feiltrager  von  Öl  (früher  eine  häufige  Er- 
scheinung). Syn.  .Farbentrager.'  ,Was  die  Mahler 
an  Kupfer-  und  Kunststucken  den  Landkrämeren  und 
Kunstführeren  verkaufent  oder  was  sy  von  den  Farben- 
trageren  und  Ölführeren  ynkaufent.'  Z  Mand.  1639/40. 
—  Vgl.  in  der  modernen  Geschäftsspr. :  , einen  Artikel  führen.' 

Alp-,  Molchen-:  der  erste  Zuscnn,  der  mit  einer 
Ladung  Butter  usw.  wöchentlich  ein  oder  zwei  Mal 
aus  der  Alp  heimfährt  Gr.  —  Anken-:  Butterhändler; 
als  Beruf  genannt  bei  Edlib.  —  Fisch-:  Fischhändler 
Z.  ,Wir  bestäten  die  sechs  sogen,  geschworne  Fisch- 
führer, sammt  dem  verordneten  Schwebfischf..  in  der 
Meinung,  dass  ein  jeder  unter  ihnen  trachte,  übrigen 
Fischern  in  Haltung  des  Einungs  mit  einem  guten 
Exempel    vorzugehen    und   alle  Fehlbaren    zu    laiden 


[verzeigen].  Es  soll  auch  jeglicher  Weidmann  ver- 
bunden sein,  fangende  Fische  auf  den  Fischmarkt  zu 
fuhren  oder  aber  den  7  Fischführern,  damit  sie  ohne 
Fehl  auf  den  Markt  gebracht  werden,  zu  verkaufen.' 
Z  Fischerordnung  1710/76.  —  Gläser-:  Feiltrager, 
Händler  mit  Glaswaaren.  Syn.  Glastrager.  .Die  krä- 
mer,  buechfüerer.  gl.  uf  die  selben  tag  [Feiertage]  ire 
laden  zuehalten  und  darin  nicht  feil  haben.'  XVI., 
Z  Christi.  Ordn.  —  Hueren-:  Hurenwirt.  Kuiipler. 
,Buob,  h.,  hüering.  adulter.'  Mal.  —  Kunst-:  Kunst- 
händler; s.  0.  Ölfüerer.  —  Karren-:  Kärrner;  ein 
Mann,  der  mit  einem  Karren  Waaren  führt.  Als  Be- 
rufsn.  wiederholt  bei  Wurstis.  —  Molchen-  s.  o. 
Älp-F. 

Buech-:  Buchhändler,  wandernder  Bücherver- 
käufer, Hausierer  mit  Büchern,  fliegenden  Blättern 
usw.  Syn.  B.-Feiler  Sp.  774.  Noch  1830  von  den 
.Schweizer.  Literaturblättern'  auch  i.  S.  v.  Verleger 
gebraucht.  .Um  den  alten  christlichen  Glauben  zu 
schirmen,  wird  geraten,  die  Buchdrucker  und  B.  nicht 
zu  dulden.'  1526,  Absch.  ,Wenn  Zwinglische  Schriften 
bei  einem  B.  gefunden  werden,  so  ist  derselbe  schwer 
zu  bestrafen,  und  wer  solche  Schriften  dem  Krämer 
wegnimmt  und  zerreisst  oder  in  den  Kot  wirft,  soll 
damit  nicht  gefrevelt  haben.'  1525,  ebd.  .Wir  haben 
von  stund  an,  als  uns  fürkomnien,  wie  solich  lied 
vorhanden,  den  b.,  der  die  feil  hett,  gestraft  und  alle 
die  büechli,  so  er  noch  gehept,  genommen.'  1538,  B. 
, Einige  von  Uw  seien  am  Martini-Jahrmarkt  in  B  ge- 
wesen und  haben  bei  den  dortigen  B.-n  ein  gedrucktes 
Liedlein  g'esehen,  über  das  sie  Verdruss  gehabt  haben.' 
1538,  Absch.  ,Biblioj>ola,  ein  buechfürer,  buechver- 
kaufer,  buechtrager.'  Fris.;  Mal.;  Denzl.  ,Den  B.-en 
soll  glychwol  die  nutzlichen  guten  Bücher  von  einer 
Zyt  zur  anderen  feil  ze  haben  nit  verbotten,  die  un- 
erbuwlichen  aber,  als  auch  unnnütze,  üppige,  erger- 
liche  Schriften  und  Gemahl  feil  ze  halten  nit  gestattet, 
sonders  ynzepacken  befohlen,  wo  nit,  und  sy  die  über 
Warnung  und  verbott  usslegten,  confisciert  werden.' 
B  Eef.-Satz.  1628.  .Teils  in  hiesigen  Buchläden,  teils 
by  frömbden  B.-eu  und  Liedertrageren  werdent  Büe- 
cher  und  Gemahl  funden,  die  zu  Üppigkeit  und  Mut- 
willen Anlaass  gebend.'  XVII. ,  Z  Mand.  ,Wenn  ein 
berühmter  Gelehrter  oder  ein  erfahrner  Buchführer 
ein  Buch  kaufet,  folgen  viele  haufenweise  nach.'  Dis- 
course 1722.  ,Es  soll  kein  B.,  Buchbinder  usw.  einig 
Schul-  oder  Kirchenbuch,  die  nur  allein  in  hiesiger 
Stadt  gedruckt  werden  sollen,  an  der  Fremde  verlegen 
oder  drucken  lassen,  viel  weniger  einige  Veränderung 
in  solchen  Büchern  eigenmächtig  vornehmen.'  Z  Ver- 
ordn.  1757.  .Buchdrucker,  B.  und  Binder  von  Buchern 
haben  den  Pfundzoll  zu  bezahlen.-    Z  ZoUordn.  1757. 

Ballen-:  (wie  mhd.)  Karrer,  der  die  von  aussen 
her  ins  Kaufhaus  gelangten  Waaren  in  der  Stadt 
herum  an  die  Adressaten  bestellt  GStdtf.  —  Brod-: 
Hausierer  mit  Brod.  ,Ein  brotfüerer  habe  ihm  mit- 
geteilt...' 1529,  Strickl.  —  Brut-:  bei  sog.  geladenen 
Hochzeiten  derjenige  Pestgenossc,  welcher  die  Braut 
an  ihrem  Wohnorte  abholt  und  in  einer  Ansprache 
förmlich  abfordert,  sie  dann  in  das  zum  Hochzeits- 
raahl  bestimmte  Wirtshaus,  hierauf  in  die  Kirche  und 
drei  Mal  um  dcu  Altar  und  nach  der  Copulation  ins 
Wirtshaus  zurück  fülirt,  wo  er  sie  dem  Bräutigam  mit 
einer    Ansprache    übergibt.    G  lt  Hartm.   1817.     Syn. 


985 


Vnr.  fer.  fir,  t'or,  für,  fiiei' 


986 


Ereiifjesell.  —  Brütigam-.  .Bieutgam-,  ein  Verwalter 
iiini  aiileiter.  anricliter  und  anweiser  des  liochzeits, 
auspex.'  Mal. 

B.ä.d.\i  (Redli)-  Ap;  Z,  Bedlis-  Gl;  Nnw:  Rädels- 
führer. .Redlyfüerer.'  Edlib.  ,Die  rechten  matzen- 
nieister,  redlingstüerer  und  anfänger  diser  unbillicher 
-machen  [sc.  eines  Aufstands].'  1528,  B  (Strickl.).  ,Die 
rechten  redlif.  und  usteiler  der  peuzionen.'  NManuel 
1523.  .RedlingstV  1533,  Absch.  .Die  hoptsächer  und 
rädlifuerer.'  Vad.  , Alpha  penulatorum:  der  hauptniann 
oder  rädlifüerer  der  bettleren.-  Fris.;  Mal.  .Urheber, 
anstifter  und  r.  diser  unruowen.-  1607,  Absch.  ,Cory- 
phffus,  Rädleinführer  (redlif.),  Urheber.'  Denzl.  1677; 
1716.  ,Die  diser  Dingen  Redleinführer  warend.'  XVII., 
Breit.  .Weilen  man  so  viel  Exempel  hat,  dass  die  Re- 
bellen und  insonderheit  die  Redliführer  ein  schlechtes 
Trinkgelt  bekommen.'  Z  Kai.  17'21.  —  Eig.  =  der  das 
Kädlein  (einen  Kreis,  Reihen)  führt;  vgl.  /ihren  g.  Über 
.Rädleia'  als  militäriscbeu  Ausdruck   s.  Schm.  2,  50. 

Eoss-.  1812  wird  beim  Feuerlöschpersonal  in  ß 
ein  R.  angestellt.  B  Taschenb.  186'2.  —  Schuel-: 
Lehrer,  Erzieher.  ,Darumb  ist  das  Gesatz  unser  Seh. 
zuo  Christo  gewesen.'  II.  helv.  Conf.  1566/1644.  — 
Spüse"-:  Brautführer,  oft  der  Vater  od.  der  Schwieger- 
vater der  Braut  GhChurw.,  D.,  Pr.  Ihm  entspricht  auf 
Seite  des  Bräutigams  der  Gesell. 

Stab-:  1.  Stabhalter,  d.  i.  Vorsitzender  beim  Ge- 
richt. , Sechs  richter,  so  by  dem  hofmeister  als  dem 
stabf.  sitzen.'  1566,  Absch.  ,Dass  die  Richter  zu  Ab- 
fassung der  Urteil  hinaus  gehen  und  der  jeweilige  St. 
nur  alsdann  dabei  seie,  wenn  die  Stimmen  inn  stehen 
[sich  die  Wage  halten],  um  das  Mehr  zu  machen.' 
1746,  Bs  Rq.  ,Dass  die  dasige  Untervögt  als  St.  von 
den  eingegangenen  Gerichtsgeldern  den  halben  Teil 
sich  zugeeignet.'  1749,  ebd.  ,Von  einer  Gerichtsgant 
dein  Gericht,  St.,  Fürsprechen,  Schreiber  in  allem 
mehr  nicht  als  1  Pfd  5  ß.'  Bs  Landesordn.  1757.  — 
2.  der  Präsident  des  Rates  in  Zug;  so  16U8/1798. 

Der  Kichtur  führt  vou  Amts  wegen  einen  Stab,  s.  d.  W. 
Der  Rat  der  StjiJt  Zug  besass  Gerichtsbarkeit,  wobei  der 
AmtmaDU  ursprunglicli  vom  Hause  Ostreich  als  Richter  be- 
stimmt worden   war.    —    Svu.   StahhaUer. 

Gewalt-:  Bevollmächtigter  zu  Verhandlungen. 
Häufig  in  den  ä.  eidg.  Absch.  ,Die  vorgen.  gwaltf. 
und  hotten  aller  lüten  und  manne  der  gen.  gemeinden, 
Steffen,  tälern  und  lendern.'  1426,  Absch. 

Wetter-:  Tonangeber,  Hetzer,  Aufwiegler.  ,[Dio 
Täufer]  behüsend  und  behofend  all,  die  in  der  töufer- 
sect  die  w.  sind  on  underlass.'  1528,  Egli,  Act.  ,Die 
obresten  houptsächer,  usteiler  und  w.  der  pensionen.' 
1529,  Absch.  ,Doch  die  w.  und  predicanten  und  ander, 
an  denen  etwas  gelegen  syn  möchte,  wol  vergoumen 
und  behalten.'  1531,  Strickl.  .Damit  der  gemein  mann 
in  ländern  wider  die  w.  zue  raach  gerichtet  werden 
möchte.'   1531,  Strickl. 

Vgl.  e»  iit  ander  Wetter,  eine  schlechte  Stimmnug;  ,W.-F.' 
also  gewissermassen   ,der  Stimmuugmacber'. 

Kue-Füeret  m.:  die  Ausfuhr  von  Rindvieh,  spec. 
diejenige  nach  Tessin  und  Oberitalicn.  ,Dass  bei  dem 
deutschen  Kühführet  [der  Ausfuhr  durch  Inländer] 
derjenige  zuerst  abfahren  solle,  welcher  am  Gestade 
zuerst  anlange.'  1772,  Absch.  .Der  wälsche  K.  [der 
Viehaufkauf  im  Lande  durch  nniiländische  Händler] 
benachteilige  die  Eidgenossen  in  Nichts.'  1771,  ebd. 
,Zug  und  Zürich  verlangen  von  Schwyz  in  Beziehung 


auf  den  .Nachtrieb'  des  Viehs  auf  den  Lauisermarkt 
oder  den  sog.  wälschen  K.  und  die  Abfuhr  zu  Brunnen 
eine  Erklärung.'  1775,  ebd. 

Mist-  m.:  scherzw.  fiir  Jahr,  da  der  Mist  im  Jahre 
je  nur  ein  Mal  auf  die  Äcker  und  Wiesen  gebracht 
wird.  Es  pär  M.  älter  ZStall.  Vgl.  Lauhrisi  udgl. 
in  der  nämlichen  Bed. 

Heiin-Füerete  f.:  das  Heimbegleiten.  Im  Jahr 
1745  schenkte  N.  N.  von  Frauenfeld  bei  seiner  Auf- 
nahme in  das  Winterthurer  Musikkolleginm  für  die 
sog.  H.  [unter  Musikbegleitung]  4  fl.'  Troll. 

Fueri  f.:  1.  einmalige  Fahrt  BHk.,  Ha.  Ausflug, 
mehr  in  iron.  S.,  mit  ungeschicktem  Verlauf  und  Aus- 
gang für  die  Teilnehmer.  —  2.  Fuder  GRÜnterv.  (ver- 
;ichtlich);  Mannsbürde  BHa.  %yn.  Fert.  Übertr.,  eine 
Überlast  von  geistigem  Getränke,  Rausch  GaMaienf.; 
vgl.  laden.  —  3.  Wiederholung,  Mal.  Zivo  Fiereni 
tue",  2  Mal  z.  B.  hingehen,  2  Mal  an  die  Reihe  kommen. 
Die  erder  Fieri,  das  vorige  Mal  BGu.  Syn.  Fart, 
Gang.  —  4.  obschwebende  Arbeit,  Plan.  Uf  der  F. 
hä°,  im  Schilde  führen,  mit  Etwas  eben  beschäftigt 
sein,  vorhaben.  Er  hed  nie''  tcann  [als]  Ei's  uf  der 
Fieri  BGu.,  oHa.  Syn.  Fart.  —  5.  Tätigkeit  übh., 
Brauch.  Uf  der  F.  sin,  von  Sachen :  zum  Gebrauch 
aus  einer  Hand  in  die  andere  gehen,  gebraucht  werden ; 
von  Personen:  anhaltend  tätig  sein.  Wie-m-mu  [man] 
O'hiird,  ist  d'r  N.  en  yuete"  DoUer;  er  ist  tjeng  uf 
d'r  F.,  in  seinem  Beruf  innner  in  Anspruch  genonmien. 
Mer  milessen  d'm  Chind  Bokterzüg  [.\rznei]  gen  und 
desstn-egen  heim-mer  die  ganzi  Nacht  milessen  uf  d'r 
F.  sin  BSi.  Syn.  Fart.  —  6.  Aufführung;  besonderer 
Anlass  mit  lärmenden  Auftritten;  Unwesen,  Lärm. 
I'''  ha'  no'''  ei"s  e  (leidij  F.  mit-me  g'hähen,  habe 
einmal  einen  Strauss  mit  ihm  gehabt,  ihm  eine  derbe 
Zurechtweisung  werden  lassen  BGu.,  Hk.  7»  d's  Nach- 
bers  Hüs  sl"  si  o'''  niid  geng  einig  inid  enandren,  es 
setzt  da  mengist  fi"  [geradezu]  Fiiereni  ab  BSi.  Syn. 
Üskerete.  B'  Nachtbuehe  hein  aber  e  F.  g'häben  BHk. 
Launenhafte  Aufführung,  Laune.  Er  hed  aber  ei's 
[wieder  einmal]  s^"  Fieri!  BHa.  —  Sehne-:  die  Zeit, 
wo  man  durch  winterlichen  Rückfall  der  Witterung 
genötigt  ist,  sich  mit  dem  Vieh  von  der  Alp  nach  ge- 
schützteren Lagen  zurückzuziehen  BHa.  —  Wider-: 
Rückfracht.  Ein  junger  Mann  aus  BHasleberg,  der 
bei  der  Rekrutenprüfung  als  untauglicli  erklärt  wurde, 
trug  zum  Spott  ein  Heubündel  im  Gewicht  von  2  Ztr 
30  Pfd  und  als  W.  einen  solchen  von  160  Pfd  einen 

2  Stunden  langen,  holprigen,  von  Schnee  bedeckten 
Bergweg. 

ge-füerig:  zum  Fülircn  geeignet,  leicht  zu  trans- 
portieren. Schwyz  begehrt,  man  möchte  ihm  von  den 
Büchsen  zu  Baden  4  Schlangen,  so  ,g'füerig  werend'i 
geben.  15o3,  Ab.S('H.  —  wider-:  verkehrt,  zu  Wider- 
spruch und  Streit  reizend;  vgl.  Fuer  4;  Widerfuer. 
.Zwytrachten,  widerfüerige  ding  leeren,  anhäng  machen 
und  besondere  kilchen  samiulen.'  Bull.  1531. 

Füerling  m.:  Fuhrfass,  höchstens  5  Saum  lial- 
tend,    kleiner   als  ein  Sttlckti   Bs.     .Ein  Vierling  von 

3  Säumen.'  Bs  Avis.-Bl.  1732.  .Einige  gut  erhaltene 
Führlinge.  ca  100  JVlaass  haltend.'  Bs  .Vnnonce.  —  Kig. 
eine  , Zuglast',  so   vir!   mau  auf  lirinial   führen   kaiiu. 


987 


Pari),  l'erb,  firb,  forb,  furb 


ft88 


Färb— furb. 

Färb,  in  Gr  tw.  Farj>,  in  TJw;  U  Fartv,  in  U 
auch  Für  —  f.:  S'arbe.  1.  im  gew.  S.  F-e"  üsteile" 
{a"(/e",  angeben,  verchaufe"  Z),  ein  Kinderspiel,  bei 
welchem  abwechselnd  ein  Engel  und  ein  Teufel  durch 
Erraten  der  heimlich  ausgeteilten  oder  gewählten  Far- 
ben (in  Th  Vogelnamen,  in  Aa  z.  T.  Klosternameu) 
die  Kinder  unter  sich  verteilen  oder  (L)  ein  Krämer 
durch  Erraten  in  einer  bestinimten  Zahl  von  Malen 
so  viele  Kinder  als  möglich  zu  Engeln  erlöst,  worauf 
dann  gewöhnlich  ein  Ziehkamijf  zwischen  Engeln  und 
Teufeln  -entscheidet,  welche  Partei  i^piessruteu  laufen 
müsse  VOrtk;  Th;  W;  Z.  Speziell  die  gesunde  Ge- 
sichtsfarbe: et;ei(-f)  Färhliha",  bleicli  sein,  tvie's  Chälsli 
am  Bilchli  ScH;  Z.  D' F.  äiulere",  erblassen  B.  Mit 
Bez.  auf  Eindvieh:  das  landesübliche  Grau  LG.  — 
"2.  bestimmte  Kleider  färbe,  Uniform,  Livree,  Landes- 
farbe. I"  (Vr  F.  x}"  od.  chu":  d'  F.  »"ha",  vom  Staats- 
diener (Läufer,  Weibel),  den  Amts-Kock  od.  -Mantel 
tragen  bei  hoher  Funktion,  z.  B.  ehemals  im  Dienste 
der  Tagsatzungsherren,  oder  wo  sonst  die  Standes- 
häupter oder  die  Vertreter  der  Regierung  feierlich 
aufzutreten  hatten;  im  Dienste  des  Gerichtes,  zu  Bot- 
schaften, Verhaftungen  usw.  allg.  ,Schankt  man  dem 
urenmacher  7  ein  löntsch  tuoch  der  Statt  farw  und 
dem  knecht  2  lib.  zuo  trinkgelt.'  1531,  Z  Anz.  .Haupt- 
mann S.,  meines  vatters  fründ,  Hess  mich  kleiden  mit 
geteilten  hosen  und  wammist,  die  eine  seifen  weiss, 
die  andre  rot  und  blaw,  wie  sein  f.  was.'  FPlatt. 
161'2.  .Der  N.  N.  war  hauptniann.  hatt  by  100  burger, 
alle  seiner  f.  angeton,  under  seinem  fänlin.'  ebd.  Ge- 
legentlich concr.,  der  betr.  Mantel  selbst:  ,Wann  der 
Landvogt  den  VVeibeln  ein  Patent  gegeben,  müssen 
sie  solches  von  dem  Rate  bestätigen  lassen,  ehe  sie 
die  Farbe  überkommen.'  JCEscher  1723.  Wahrsch. 
figürlich  zu  verstehen:  ,Dass  Anschläge  von  den  Gross- 
sprechern als  Herr  N.  N.,  die  sich  alle  in  eine  F. 
kleiden  [gemeinsame  Sache  machen  V],  gegen  die  Städte 
gemacht  werden.'  1530,  Absch.  —  3.  eine  der  vier 
Arten  der  Spielkarten.  F.  a'^ge"  oder  bikenne',  die 
der  ausgespielten  Farbe  entsprechende  nachspielen, 
eine  Regel,  deren  Verletzung  als  ein  Hauptkniff  un- 
redlicher Spieler  verpönt  ist.  Bildl.,  offen  zu  seiner 
Partei  stehen,  seine  wirkliche  Ansicht  bekennen  Aa; 
ScH;  Z.  ,lch  wollte  seinem  Herrn  einmal  unter  die 
Nase  treten  und  von  der  Farbe  reden  [frisch  die 
Wahrheit  ins  Gesicht  sagen].'  ScH  (APletsch.  188(1). 
,0  edels  pluot  von  Österrych,  halt  farw  den  aidge- 
nossen.'  RiidMontic.el  1474.  —  4.  die  F.  als  deckende, 
unwahrer  Schein.  ,Desshalb  solch  fürwort  [Ent- 
schuldigung] nun  [nur]  ein  farw  ist,'  Zwingli.  ,Das 
doch  nütz  [Nichts]  dann  ein  f.  der  erdichten  Worten 
ist.'  ebd.  ,So  denn  im  die  Christen  ein  andre  gstalt 
machend  und  ein  andre,  falsche,  erlogne  färb  an- 
strychend.'  ebd.  ,Was  ist  es  auch  anders  dann  ein 
gesuochte  f.  zu  irer  vermeinten  Verglimpfung  [Be- 
schönigung].' BossH.,  Wint.  Chr.  .Verstand  [dis]  von 
uns  on  alle  färb  und  betrug.'  1532,  Strickl.  ,Es  syge, 
mit  welchen  färben,  fünden,  listen  oder  geferden  [sie] 
erdacht  werden  mögend.'  1,545,  Z  Mand.  ,Speciem  in 
dicendo  adhibere,  circumvestire  dictis,  der  red  ein 
gestalt  geben  oder  ein  f.  anstreichen.'  Pris.  ;  Mal. 
,Du  hast  ein  schönes  färblin  angestrichen  so  einer 
abscheuchlichen  Übeltat.'  Tikrb.  1503.    ,Der  rede,  sach 


eine  f.  anstreichen,  einen  [schönen]  schein  geben.'  Hosp. 
1G83.  ,üder  wie  man  deme  änderst  ein  F.  und  Vor- 
wand geben  wollte.'  L  Stadtr.  1706/65.  —  5.  Färberei, 
.\nstalt,  Ort,  wo  gefärbt  wird  Aa;  B;  L;  S;  Uw;  Z. 
Syn.  Färbt.  ,Das  Ferggen  in  die  Farben  und  Bleiken.' 
1775,  Mev.,  Wetzik.  —  Mhi.  varwe,  ahd. /«ruidi.  ,Kaiwe.' 
LLav.   1569,  dagegen  , Farbe.'   16T0. 

Eier-:  rote  Farbe  zum  Färben  der  Ostereier  Gr. 
—  Endi-:  Indigofarbe,  zu  dem  einheimischen  Gewebe 
und  der  Landestracht  verwendet  Gr.  —  Fade"-:  dass. 
mit  Bez.  auf  das  Garn.  ebd.  Syn.  Faden-Bläui.  — 
Hose"-:  Campeche-  oder  Blauholz,  mit  Vitriol  ver- 
mischt, zur  Färberei  Ap.  —  Land-Ap,  Lands- Uw: 
die  Wappenfarbe  eines  Landes.  —  Mö^li-:  Farbe  (od. 
auch  nur  Scheidwasser),  mit  welcher  zum  Behuf  der 
Controle  .'Vnfang  und  Ende  des  Zettels  bezeichnet  wer- 
den Z.  Syn.  Mvli.  —  Miss-:  unbestimmte  F.;  F., 
welche  eine  Mittelstufe  bildet  Z;  verfehlte  Färbung 
Scu.  Auch  adj.,  bes.  von  ungesunder  Farbe,  blass. 
bleichgrüu,  z.  B.  an  Lippen,  Zahnfleisch,  ebd.  — 
Milch-Mues-:  blasse  F..  vom  Teint.  Abg'strabliziert 
y'siehst  üa  und  liest  a  M.-F.  bis  in  ds  Mid  y'  Gr 
(Schwyzord.).  Vgl.  Milchsuppengesicht.  —  Bäggeli-: 
F.  der  Schafwolle.  Vgl.  B.-Züy;  von  Bäggeli,  Schaf, 
Kdrspr.  —  Berg-:  „helle,  braune  F.  VOrte."  Nach 
Alp.  1806  aber  spez.  die  Färbung  des  Entlibucher 
Viehes,  nämlich  schwärzlich  braun  mit  weis.sgrauem 
Strich  über  den  Rücken,  eben  solchen  Ohren,  Nase 
und  Innern  Seite  der  Schenkel. 

Perli-  Bi'rli-:  blassblaue  F.,  z.B.  zu  Zimmer- 
anstrich beliebt  Z.  —  Wahrsch.  nach  deu  Eiern  der  Perl- 
hühner. 

Bresillen-:  Brasilein,  roter  Färbestoff  aus  Bra- 
silienholz, u.  A.  zu  den  Ostereiern  beliebt  Z.  ,Mit 
bluot  oder  br.-f.  dem  Salvatori  gsicht  und  band  ze 
besprützen.'  RBrandst.  1884.  —  Von  frz.  Ii-<<«i7,  Bra- 
silieuholz. 

Brüsch-:  die  Farbe  des  Juchtenleders  (Brüsch) 
ZB.  —  Sehne-:  falber  Frühschein  (an  Stelle  des 
Morgenrots),  der  im  Winter  Witterungsumschlag  be- 
deutet (wie  das  Morgenrot  im  Sommer)  ZF.  —  Stadt-: 
die  heraldische  F.  eines  städtischen  Gemeinwesens. 
,Die  Bettelvögte  sollen  nicht  mehr  in  einem  weiss  und 
roten  Rock  in  der  Stadt  herum  gehen;  der  zweite 
Bettelvogt  solle  sogleich  den  Rock  mit  der  St.  ablegen 
und  in  einem  andern  ordinäri  Rock  herum  gehen,  weil 
die  erstere  Kleidung  die  Bettelvögte  allzu  kenntlich 
mache.'  1783,  JKdTroll  1843.  —  Wolfs-:  ,Ravus 
color,  schwarzgel  oder  wolfsfarb.  himmelfarb.'  Fris.  ; 
Mal. 

-färb  in  adj.  Zssen,  in  welcher  Weise  auch  die  meisteu 
der  unter  dem  Subst.  aufgeführten  Compp.  vorkomnieu  können 
(wie  auch  umgekehrt);  übrigens  (bes.  in  flektierter  Stellung) 
von  der  lebenden  Spr.  immer  mehr  gegen  das  breitere  -/ärhij/ 
aufgegeben. 

äsch-:  aschgrau  Z.  —  viol-:  veilchenblau.  ,Die 
Hügel  sind  grün,  aber  der  inner  teil  derselbigeu  zickt 
purperfarb  mit  v.-f.  vermengt.'  Vogelb.  1557.  ,Violfarb 
oder  viülbraun  rock,  amethystina.'  Mal.  —  vogel-: 
von  der  Farbe  des  Falken,  Habichts.  Weihes  (s.  Vogel::!). 
,Für  die  kirclie  sollend  die  schuoler  erbere  rocke  tra- 
gen, aber  us  gmeinem  tuoch,  der  farw  halb  ysengrow 
oder  vogelfarw,  nit  schwarz  wie  die  predicanten.'  1578, 
Z  Schulprot.  —  ge-:  Nbf  zu  dem  einf.  -färb  u.  weiter 


989 


Farli,  ferb,  fiib,  forb,  für 


990 


zsges. :  wul-ij.,  voll  -siliöiier  Farbe  (Teint).  , Macht  den 
lyb  woll  gfarb  und  gesund.'  T.  219a.  —  gauch-: 
von  der  Farbe  (und  dem  Charakter)  des  Kuckucks. 
,Dass  er  nit  ein  gougler,  als  er  mich  nennet,  sunder 
ein  gouchfarwer  Strüss   ist.'    Zwingli  c.  Struss  15'27. 

—  bar-:  fiachsfarbig.  ,Ein  harvarwes  sidin  mess- 
gewand.'  XIV.,  Argov. 

hirze"-  Z,  hirzli-  BsStdt:  hellbraun.  —  Von 
Hii-z,   Hirsch. 

lib-:  leibfarben.  Die  Z  Hirsbreifahrer  von  1.576 
.waren  lybfarb  bekleid't,  alls  glycher  art.' 

Mhd.  IJjivai;  bezw.  Hprarioe.  —  Übri},'eus  legt  die  betr. 
Situation  die  Frage  nahe,  ob  das  W.  hier  nicht  bereits  in  dem 
später  auftauchenden  S.  von  .Livree,  Uniform"  zu  verstehen 
sei.   Die  Wämser  waren  schwarz,  nur  die  Hosen  (carmoisin)rüt. 

niüs-:  blond  LG.  ,Blonde  oder  mäusfärbige  Kinder, 
wie  man  ihnen  auf  dem  Land  zu  sagen  pflegt.'  XHerz. 
186'2.     Von    der   (helleren)    Farbe   der   Feld-Mäuse. 

—  metzger-:  hellbraun,  elh  (s.  Sp.  211).  wie  das  Tuch 
von  ungefärbter  Wolle,  welches  die  Metzger  tragen. 
.Metzgerfarbige  Hosen.'  1875,  Z  Signalem.  —  berg-: 
die  sog.  Bergfarbe  (s.  o.)  besitzend.  .Nur  bergfärbiges 
Vieh  wird  als  eigentliche  Kaufmannswaare  über  den 
Gotthard  verhandelt.-  Alp.  IBOti. 

bleich-.  .Und  hett  die  sonn  nit  gar  hell  geschinen, 
ist  minder  ald  mer  pleichfarb  gsyn.'  Mev..  Wint.  Chr. 

—  bluetes-far:  mit  Blut  gefärbt.  Lied  v.  d.  Schlacht 
bei  Laupen,  ItiOO.  —  rosin-farb.  .Wenn  du  die 
schnuor  dises  roseinfarben  seils  in  das  fenster  knüpfest, 
damit  du  uns  herab  gelassen  hast.'  1530/1707, 11.  Josita. 

—  tier-:  von  der  Farbe  des  Rotwildes,  der  Gemse. 
,Vil  kameud  dann  guot  weltlich  bkleidt:  ir  habit  was 
wyss,  schwarz,  etlich  blaw,  brün,  rouclifarw,  tierfarw, 
eselgraw.'  Salat  1532.  —  wiechs-:  rotbraun?  vom 
Rindvieh  ZWl.  .Eine  Kuh  sog.  wichsfarbig.'  1870, 
Z  Amtsbl.    Vgl.  das  Folg. 

wissel-.  ,Zuo  under-st  furfarb  oder  wisselfarb.' 
Kessl.,  in  der  Beschreibung  einer  feurigen  Lufterschei- 
nung. —  Von  Wund,  der  schon  mhd.  Nbf.  zu  Wu-hwl,  Weichsel- 
kirsche. Der  alem.  M.4.  besser  entsprechend  wäre  aber  -ie- ; 
vgl.    wiechi/firbiff. 

farbacht  farwiichd:  ein  wenig  farbig  Ndw. 

färbe":  1.  Farhe  gewinnen  Aa;  S;  Dial.  193.  — 
2.  Farbe  halten,  in  übertr.  S.  =  treu  bleiben.  Beim 
Kartenspiel  , Farbe  bekennen'  (s.  Färb  3);  davon  in 
übertr.  S.  =  seine  Gesinnung  an  den  Tag  geben, 
damit  herausrücken  Aa  (s.  H.  321). 

g' färb  et  Ap;  VOrte;  GTa.;  Z,  (/'farwet  Uw, 
g'farbt  Bs:  1.  farbig,  allg.  Gf'arheti  Side".  E  (jfarht 
Hemmli  [Hemd].  Für  toas  chuniint  du  schwarz':'  warum 
trägst  du  Trauer?  Vexierbescheid:  für 's  Gfarbet,  in 
Ermanglung  farbiger  Kleider,  aber  mit  scherzh.  Wort- 
spiel scheinbar  ,u  m  die  f.  Kl.';  vgl.  für  die  ferndrig 
Freud  (bei  Kaiserstuhl).  Gfarbets  loebe",  bunt  weben. 
Gegs.  zu  weissem  oder  schwarzem  Gewebe.  —  2.  rot- 
wangig Ap;  GTa.;  Uw.  —  3.  die  Farbe  v.tx.i'  ^.ofic 
(F.  l)  besitzend,  vom  Rindvieh  VOrte;  (iegs.  iin-pf.. 
d.  i.  rot-  oder  weissfarbig. 

-farbin  =  -färb,  i.  B.  niörli-:  braun  B.  ,.\n 
Werktagen  waren  [selbst]  die  Vornehmsten  in  graues 
wollenes  Landtuch  gekleidet,  an  Festtagen  trugen  sie 
Kleider  von  miihrlifarbenem  und  von  schwarzem  Tuch.' 
Anna  1847.  —  natur-:  ungefärbt.    .Der  Emmentaler 


in    seiner   Bauerntracht   von    naturfarbner  Wolle    fiel 
dem  Consul  auf.-  DHess  1818.     S.  elw  8p.  211. 

färbele":  nach  (frischer)  Farbe  riechen,  allg. 

färbe"  {fünve  P;  Uw) :  1.  im  gew.  S.;  auch  den 
Färberberuf  treiben.  F''  ha"  's  F.  g'lert.  allg.  ,Es 
wäre  dann,  dass  einer  den  gewerb  koufte,  so  mag  er 
ouch  wohl  alles  gefärbt  gewand  schnyden.'  1535,  Sch 
Zunftbr. ;  Ggs.  zu  Linnen;  vgl.  Gefarbets.  —  2.  malen. 
als  Handwerk  und  als  Kunst  B.  —  ,3.  Spielkarten  von 
einer  sog.  Farbe  in  solche  von  einer  andern  verwan- 
deln, eine  Kunst,  welche  vom  Aberglauben  einzelnen 
Spielern  zugeschrieben  wird  Zu.  —  4.  (auch  a\>-f.)  die 
Farbe  lassen,  nicht  halten,  bes.  von  künstlicher  Fär- 
bung B;  Z.  —  5.  einer  Sache  einen  falschen  Schein 
geben,  sie  fälschen;  s.  Farh  i  u.  vgl.  .Schönfärber'. 
,Mit  list  einer  erdachten  und  geferwten  underricht 
beschlossen.'  1507,  Absch.  .Denn  er  mit  ytel  geferwten 
luginen  umbgat.'  Gyrenr.  1523.  .Worüber  man  den 
Boten  viel  Gefärbtes  gesagt.'  1523,  Absch.  ,Es  nienar- 
für  änderst  achten,  dann  dass  es  ganz  laws,  kalts  und 
gefärbts  ding,  on  allen  grund  erdichtet  syge.'  1531, 
ebd.  ,Umb  dispensation  mit  etwas  gefärbtem  schyn 
werben.'  RCys.  —  (i.  .Ungefärbts',  ein  Gewürz.  ,Mus- 
katnuss,  Nägelein,  Pfefter.  U.'  Stüpanus,  Kochb.  1790. 
,Zuo  dem  ungeferwcten  bulfer  soll  man  nemen  ein 
halb  pfund  wyssen  ingber.  8  lod  zyraent.  2  1.  negelin, 
2  1.  muschadnuss,  2  1.  negelin  pariskornlin.'  1413/1514, 
Zunftb.  Bs  Krämer. 

an-:  bemalen  GÜ.  Fr  hat  an  Hochmuet  tcie  an 
agfärbta  NachtstueJ ;  das  Gesicht  mit  Euss  B.  —  e"t-: 
(refl.)  seine  Farbe  wechseln;  stehender  Ausdruck  von 
den  Weintrauben,  wenn  sie  anfangen  blau  zu  werden 
Z.  ,Die  Trauben  waren  im  Juli  ausgewachsen  und 
entfärbten  sich.'  JRDenzl.  1858.  ,Die  Traub  fängt 
an  sich  zu  e.,  Das  Bäu'rli  fängt  schon  an  zu  pochen.' 
HSdlz.  1828.  —  ver-:  den  rechtlichen  Bestand  ver- 
ändern (verringern,  verletzen);  Gut  veräussern;  bes. 
mit  Bez.  auf  das  in  die  Ehe  eingebrachte  oder  ererbte 
Gut,  dasselbe  der  einen  Linie  der  Erben  entfremden. 
Syn.  veränderen  3  (Sp.  310).  .Gezierde  [Kirchenornat] 
weder  versetzen,  noch  verkoufen,  noch  ververwen.' 
13'24,  KöNiGSP.  Copialb.  .Das  wir  mohtin  kein  ding 
wider  disen  kouf  getuon,  damit  er  ververwet  oder  ge- 
krenket  [geschwächt]  mohti  werden.'  ebd..  XIV.  .Dass 
in«"  ir  kind  vorsperrent  die  güeter  ze  verkoufene,  die 
mit  Geinechde  [Verinächtniss|  verferwet  sint.'  1333, 
Z  Ratserk.  ,Die  güeter,  diu  ir  von  dem  manne  ze 
lypdinge  verferwet  und  gemachet  [vermacht]  sint.'  Z 
Richtcbr.  Der  Verkäufer  eines  Hofes  verzichtet  ur- 
kundlich auf  alle  Ansprüche,  damit  dieser  ,in  de- 
heinem  wege  verwerwet  oder  geirret  inöhte  werden.' 
1343,  Arg.  5,  87.  .Wenn  derselb,  der  [das  von  seinei' 
Mutter  ihm  zugekommene  Erbe]  also  meinet  ze  ver- 
ferwen  [nämlich  ausschliesslich  seinen  Verwandten 
von  mütterlicher  Seite  zu  vermachen],  vor  dem  rat 
Zürich  das  geinecht  getan  hat,  als  vor  bescheiden 
ist  [nämlich  ohne  Beeinträchtigung  von  Leibeserben 
und  Gläubigern],  und  der  Statt  brief  und  sigel  darüber 
geben  werdent.  damit  soll  es  guot  kraft  haben.'  138li. 
Z  Ratsver.  ,Daz  ir  beider  guot.  so  sy  zu  einander 
bracht  haut,  ligeii  solle  in  cstür  wyso  unverferwct, 
ouch  wie  dick  es  verferwet,  widerkouft  und  andrest 
angeleit  wirt...'  1401,  Bs.  —  bc-:  cig.  mit  Farbe 
bemalen;  übertr.:  betrügen.  Gengknii.;  Syn.  bestrichen, 


991 


Fäi-1)     fiii-li.     Fari'h     fiircli 


992 


beremen,  lirsefeln.  KcH.:  Farbe  gewinnen.  .Finj^e  der 
Leicliiiam  an  sich  wieder  zu  b.  und  zu  leben.'  Kinsidl. 
Chron.  1752. 

Färbcre  f.:  geschwärzte  Akelei,  aijuilegia  atrata 
GWe. 

Blau  (fOieu  die  Farbe  dieser  Pllanze)  ist  dem  Landvolke 
die  Kunstfarbe  xax'  Igox^iv,  indem  es  das  Selbst-Gesponnene 
und  -Gewobene  nur  lilau  zu  färben  pflegt  und  versteht;  vgl. 
BuyyuHfier-Hemtij  Eudi-,  Fatltii^,  Homn-Fayh;  .zur  blauen 
Fahne  schwöien'  =  Färber  werden. 

Färbi  Aa;  Sch;  S,  Färvvi  Uw  —  f. :  =  Farh  ö. 
,Die  ferwe  by  dem  Holderbrunnen  ist  gebauwen  wor- 
den.' Mey.,  Wint.  Chr.  ,Taberna  tinctoria,  die  färbe.' 
Fris.  ;  Mal.  .Baphia,  Färbe,  Färbehaus.'  Denzl.  1677; 
1710.  ,Ain  Sonntag  Tuch  in  die  Färbenen  und  Blei- 
kenen  tragen.'  1703,  Z  JVIand. 

Färwi  n.:  Maler,  sowohl  als  Handwerker  (auch 
Vergolder),  wie  als  Künstler  W. 

Die  Bildung  des  W.  erklärt  sich  aus  der  Vorliebe  der 
Gebirgs-MAA.   für  diniin.   Ausdruck. 

-färbig,  immer  mehr  das  ältere  -färb  verdrängend; 
von  dem  Vb.  (färben)  abgel.  und  nur  schriftlich  mit 
,-farbig',  welches  Anlehnung  au  ,-farben'  sucht,  wech- 
selnd. —  un-:  nicht  die  rechte  (beliebte)  Farbe  tra- 
gend, von  Rindvieh  (s.  o.  I\trb  1;  Berr/farb;  gefarbet  3). 
,Mit  dem  Beding,  dass  die  Stieren  nicht  rot  oder  sonsten 
unfärbig  seien.'  1749,  Alpr.  Engstlen.  —  falsch-: 
nicht  solid  gefärbt,  so  dass  die  Farbe  nicht  hält  Z. 
—  guet-:  in  der  Wolle  gefärbt,  die  Farbe  nicht  ab- 
gebend Z. 

Verba  PL:  Spässe,  Schwanke  Ai'.  —  Aus  dem  Lat., 
wo   i'urha  auch   leere  Worte,  Possen,   bed. 

fül'beil  förbii:  1.  mit  Besen  und  Kehrwisch  säu- 
bern, kehren  Ap;  G  aL.,  Rh.,  T.  Syn.  icüschen.  Vor 
siner  [der  eigenen]  Tör  f.  Mit  dem  Besä  [d.  i.  nicht 
bloss  mit  Wischlappen  oil.  Kehrwisch]  f.,  Meister  sein 
Ap.  Die  Feister  yicäsche,  d'Stoba  f/förbt.  Lenggenhag. 
18.30.  Neiii  Bese  förbid  wol,  die  alte  icössid  d'  Witilel 
wol.  P'  säg  nöd,  as  [dass]  er  g'stola  hei,  aber  jro-n-cr 
g'förbt  hat,  isch  's  suber  W(>r''a"  GRh.;  vgl.  nf-eme" 
ung'vilschie"  Bank  finde".  ,Es  süllent  die  husgenossen 
an  sant  Regien  abende  jeglicher  mit  einer  bürde  gras 
in  den  umbegang  kommen  und  den  umbegang  fürwen 
und  wüschen,  darumb  soll  man  inen  geben  4  ß.'  XV., 
ÜFFN.  Fluntern.  ,Dise  reformatores  haben  den  römi- 
schen hof  mit  fuchsschwenzen  gefürbt  und  'keret.' 
Kessl.  Allmählich  auf  den  Nbbegritf  des  Kehrens  mit 
derberem  Werkzeug  (dem  Besen)  sich  vor  wüsclic 
(mit  dem  Borstenwisch)  zurückziehend  TuSteckb.;  auch 
spec.  vom  Kehren  der  Eisbahn  ScuSt.  —  2.  „weissein; 
beim  Gipsen  die  letzte  Hand  anlegen  Th.-*  —  ab-: 
durch  Abwischen  reinigen  .Ap;  GRh.  —  z'säme-:  zu- 
sammenkehren Ap.  il/rt"  cha"'  's  o/'  der  Ga^f  mit-dem 
Besä  z.,  die  Spatzen  auf  dem  Dach  pfeifen  davon.  - 
Mhd.  vürhen,  viirwcn,  ,ahd.  furhjan,  ßirlu'n ;  daher  auch  frz. 
fourhir,   it.  forhiff. 

F  ü  r  b  e  r  m. :  1 .  Kehrwisch  aus  Borsten  A  p ;  TuSteckb. 
Syn.  Härbesen;  Wiischer.  —  2.  .Barbier  (mittelländische 
Schweiz).'  Spreng.  —  Gassen-:  Gassenkehrer  Ap.  - 
Chämi-:  Kaminfeger  ApM. 

(Stoba-)  Fürbete    f.:    Keliriclit  (aus  der  Stube) 

Ap;    aG.     —     Ahd.  /llrhitln. 


Farch      furch.      Vgl.   auch    die  Grujipe    Fo,/.-  usw. 

Pai'Ch  s.  Farr  1  (Sp.  Ol  13). 

Gefärch  s.  Gefach  Sp.  ()43.  Ferch  I,  Ge-F., 
ab-,  m-ferchen  s.  I'ferrich.  Ferch  II  s.  Fennich 
Sp.  834. 

„Ferch  III  n.:  Eichenholz  GSax." 

AM.  ferelia  und  vgl.  nhd.  ,Ver-Eiche'  (Gr..  WB.  3,  1.527). 
Das  von  St.  angegebene  Genus  dürfte  auf  Missverständniss 
beruhen. 

Erst-Fercher  m.:  Stier,  der  zum  ersten  Male  zur 
Züchtung  verwendet  wird?  ,Stieroehsen,  die  zwei- 
järig  sind  oder  elter,  euch  ochsen,  die  erst  vercher 
sind  oder  elter.'  1607,  U.  —  Vgl.  1)  &«(,:fe  Sp.  472;  mt- 
melch,  von  Kühen;   2)  obiges  Fanh  od.  ahd.ym/i,  Lebenskraft':' 

Ge-Firch  s.  b.  Pferrich. 

Forcll  Aa  tw.,  Fo^re  .Aa;  Ap;  Gr;  P  silv.  (Fnrro); 
G;  Soh;  Schw  ;  Tu ;  Z,  Füre  ScHwtw. ;  S;  U,  Fu-rr 
AAEhr.  (ö);  Z.  Forle  Sch  —  PI.  -e»  -  Dim.  Fö^rrK 
Z,  Forchli  (zu  Fore)  AaH..  Furli  S  —  f.  allg.,  ni. 
GRPani  (Foren):  Föhre,  Kiefer,  pinus  silv.  (allg.). 
Syn.  Fiechte  (Sp.  668),  Forch-,  Kien- Tanne;  Tnle. 
Gelegentlich  die  Zwergföhre,  pinus  pumilio  Schw 
Morsch.  Syn.  Fure-Chris;  Druese.  Die  Fruchtzapfen 
heissen  F.- Igel  (Sp.  150),  -Güggel,  -Bibel,  -Bickel, 
-Manch,  -Zäpfli. 

Mhd.  !io)-Ae,  ahd.  forhu.  Unsere  verschiedeneu  Formen 
lassen  sich  weit  zurück  verfolgen;  .Die  forhan.'  1442/1544, 
Schw  Kij.  .Fuhren.'  1497,  Offn.  ZSchwani.  .Handbogeii  us 
for  gemacht.'  HsSchürpf  1-197.  ,Forhenbaum.'  KdGessner 
1.542  neben  ,förinen'.  .Die  forhen,  daraus  man  kien  macht, 
teda.'  Mal.  .Foren,  pinaster,  pinus  silv.  montana  tertia.' 
Wagn.  1680.  .Die  Forle  oder  Kiefer.'  Gr  Samml.  1783. 
Die  letztere  Form  scheint  aus  dem  Dim.  abgeleitet  zu  sein, 
viell.  unter  Einfluss  von  ,Arlc,  Erle'  udgl.  , Forren'  nicht 
selten  als  Fluru.  und  solchen  vorgesetzt.  ,Im  Forren',  Wald 
bei  ZEuibr.,  Sg.  aus  einem  PI.  abstrahiert,  im  kollektiven 
S.  V.   , Forach',  welches  in  Z  ,ForchrUti'  steckt. 

Chüze"-Förrli  n.:  verkümmertes,  kleines  und 
buschiges  Exemplar  von  Föhre  AAEhr.  -  Zu  dem 
Bilde  Vgl.    Üirel  4  (Sp.  61-t). 

Leg-Fore:  Bergkiefer,  pinus  montana,  p.  pu- 
milio BO. 

forchig  forig  L,  forchin;  förri^Z:  von  einer 
Föhre  stammend.  Foregi  Agle",  Nadeln  von  Föhren. 
,Es  sye  tannin,  forin,  kriesboumin.  eichin  und  mel- 
boumin  holz.'  1605/26,  Schw  LB. 

,Es  soll  niemand  kein  lortannen  | Lerchen]  noch  förene 
|sc.  Tannen 'i"]  hinaus  verkaufen.'  1585/1828,  Ap  LB.;  vgl. 
Furch-Tanne;  doch  lässt  sich  auch  eine  allerdings  nicht  direkt 
belegte  Substantivbildung  ,Förin'  f.  annehmen. 

Forche  1  s.  Forene  Sp.  935. 

Lilien-Fnrcli:  wildes  Geissblatt.  Specklilie,  loni- 
cera  periclym.  (Durh.). 

Wenn  die  Angabe  richtig  ist,  so  bietet  sie  wahrscheinlich 
die  Grundform  [Furrh  f.  Furcln-,  zweizinkige  Gabel]  zu  dem 
sinnlosen  nhd.  .Lilien fr u cht',  indem  sie  die  Pflanze  nach  der 
Farbe  und  (wie  viell.  die  mit  .Geiss-'  zsgcs.  Benennungen) 
nach  der  zinki-n  (hiimchon-)  artigen  Stellung  der  Blüten  be- 
nennt. 

Furche  I    s.  Furre"    Sp.  935.  Furche    II; 

Fnrcher;  Furo  hie  s.  Furlce. 

Fiirch,  -e"  (ä-j  f.:  Furcht.  /•''  ha-  Ice"'  F.  Von 
dem    Begleiter   eines    Zaghaften    heisst   es,    er   müsse 


i)iW 


Faich,  (eitli,  lircli.  Imcli,  furch 


994 


mitgehen,  um  ihm  iV  F.  i' rerhehe",  den  Ausbruch  Jer 
Furcht  zurückzuhalten  ZW.  —  Abgeleitet  vou  jnrrlun. 
fiircliteu;  in  der  ADweiidung  verseliiedea  von  Fuiclii. 

fürchen;  furchig  s.  fürchten  usw. 

Ge-färcht  s.  Ge-fäch  Sp.  643. 

Furcht  (-0-,  -rt-  Aa;  Ai-;  Gl;  S;  ZStdtt,  W.,  N., 
und  in  der  Lit.  des  XVII.)  —  f.  (m.  ZO.):  1.  abstr., 
wie  nhd.  De''  F.  und  d'  Hoffnig  ist  hall  hl  dir  z'  gross. 
Stütz.  —  2.  concret:  ein  Furcht  erregender  Gegen- 
stand, z.B.  ein  schrecklicher  Anblick;  doch  nur  in 
der  KA.:  es  ist  e  F.  Er  tuet,  dass  's  e  F.  ist,  ge- 
berdet sich  schrecklich  ZO.;  vgl.  furchten. 

Mhd.  /oilite  f.,  nnJ  (selten)  faiht  als  m.  wie  das  syn. 
ani)est;  so  auch  ein  Mal  im  XIV.  It  Aleni.  2,  32.  Auf  den 
bei  nns  vereinzelten  Gebrauch  des  ZO.  mfigen  die  Syn. 
Schriclx'  oder   Grus  eingewirkt  haben. 

fürchten  1)  fürchte  (resp.  -!-)  BO.;  VOrtk;  Gl; 
GKtw.;G;  Scb;  W,  förchte  Ai;  Bs;  BU.;  FS.  (Ö);  S. 
2)  fürte(n)  Gr  vorw.,  /ör(e  Bs  (-e-).  3)  furche  {ü-) 
Scu;  Z,  furche  Ar;  G;  Hebel  —  Fte.  g'forchtc  ZLinini., 
g'furchte"  ZKn.,  sonst  g'fürcht(et),  g'fürt't,  g'fürcht 
usw.  —  Condit.  furli  Gr:  1.  persöul.  a)  absolut, 
neutral:  Furcht  empfinden.  Wenn  i'''  nit  Chraft  hässti 
[hiesse],  ylauhl-v''  a"  Hexerei;  dro  chiem-mer  no"''  's 
Furche"  Suh  (APletscher  1880).  Wol,  hält  g'meint! 
furche!  ach  warum  nicht  gar  sich  fürchten!  Z.  Sonst 
mehr  nur  in  der  RA.:  üsg'seh  zum  F.,  schrecklich, 
auch  bloss  garstig,  aussehen  Z;  en  Ornig  zum  F.,  eine 
schreckliche  Unordnung  (vgl.  Furcht  2),  und  in  der 
Verbindung  Fin"  z'  f.  mache",  Einem  Schrecken  ein- 
jagen Bs;  B;  Z.  Einmal  intr.  mit  Gen.  F.:  ,ich  förchten 
dynen  [für  dich].'  ThPlatt.  1572.  —  b)  trans.  mit 
Acc.  P.  od.  S.  Drum  hass  i'"''  Niit  wie  's  Chartespil; 
i'''  furche  's  wie-n-es  Schwert.  Bkänuenberuer.  .[Ich] 
furcht  ihn  [den  ütecken]  wirs  dann  ein  scharpfes 
Schwert.'  Com.  Beati.  Förchtisch  (fürchcd-crj  de('rj 
Wolf  niit?  bei  dem  Kinderspiel.  Wer  alU  Wetter 
fürchtet,  chunnt  nie  z'  Scherme  B  oSi.  Nut  z'  förchte" 
ha".  GoiTH.  Fs  [ein  Mädchen]  ist  g'sund  und  bös  und 
[doch]  furcht  's  Niemert,  Vexierbescheid  Z.  ,In  dem 
andern  holz  dörfcn  sie  dürrs  und  ligends  holz  nemen 
und  fürchtend  ihn  [den  Förster]  nüts  darum;  doch 
wenn  sie  grüens  holz  daselbs  hüwen,  da  raüessend 
sie  in  fürchten.'  1475,  Mev.,  Wetzik.  Zuweilen  nur 
i.  S.  V.  .scheuen,  besorgen.'  Si  furched  nw  d'  Chind, 
von  Leuten,  welche  aus  Geiz  nicht  heiraten.  Den 
Vergleich  mit  Jmdm  scheuen:  .Wegen  'm  Vermögen 
hätte  es  öppe  nicht  Manche  zu  f.  im  Kanton',  lässt 
GoTTH.  die  Kupplerin  von  ihrer  Klientin  rühmen. 
Oder  im  S.  von  Ehrfurcht  (vor  Gott),  Respekt  (vor 
Menschen)  BÜ.  ,l)as  ir  euweren  Gott  förchtind  alle 
zeit.'  1587,  JosuA.  ,Und  forchtend  in,  wie  sy  Mose 
forchtond.'  ebd.  —  c)  refl.  und  meist  ohne  äusseres 
Obj.,  insofern  =  1,  sonst  zuweilen  mit  ,vor,  um; 
dass.'  a)  das  Refl.  als  Dat.  Ar;  Bs;  B;  L;  G;  Z. 
Wer-em  [ihm,  sich]  färcht,  ist  nena  secher  GBerneck. 
,Wer  ihm  fürchtet,  ist  nirgend  sicher.'  Hosimn.  1(J83. 
U  Muclter,  teer  wird-em  denn  furche'.  Hebel.  ,Si 
vorclite  ir  sere.'  Hadloub.  ,Der  im  fürcliten  will.' 
ScHAciizAB.  ,Ich  forclit  mir.'  153(1,  I.  Mos.  =  , förchte 
mich.'  1()()7.  .Forclit  dir  nit!'  1531/87,  1.  Könihe  = 
.förchte  ilich  nicht!'  1507.  ,Sy  forchtend  inen  vor 
dem  Volk.'  1531/00,  Mattii.  ,Wenn  er  im  lörclit,  so 
flucht  er.'  VooBLB.  1557.  .IVi  kam  ein  wind,  das  im 
Schweiz.  Idiotikon  I.  7. 


Heinrich  übel  forcht.'  TuPlatt.  157'2.  ,Metum  con- 
cipere,  im  fürchten.'  Fris.  ,Sy  solle  iren  nit  fürchten.' 
LLav.  1678.  ,Bis  nicht  stolz,  sondern  fürchte  dir.' 
JMi'LL.  1605.  —  ß)  das  Refl.  als  Acc.  AABad.;  BO. 
J/h"  muess-si'''  nit  grad  firchte,  seit  der  Brienzer.  Mit 
einem  eigentümlichen  Gen.  S.  verbunden:  r''  tät-mi"'' 
der  Sünde  drum  furche,  ich  wollte  das  für  mein  Leben 
nicht  tun,  ich  würde  mich  schämen,  das  getan  zu 
haben  SouNnk.;  eig.  wohl:  ich  würde  mich  davor  als 
vor  grossen  Sunden,  ebenso  wie  vor  Begehung  grosser 
Sünden  fürchten.  ,Förcht  dich  nit  vor  ihnen.'  1587, 
JosüA.  , Entlieh  aber  hat  er  sich  vor  dem  Hausvolk 
nit  mehr  geforchten.'  JLCvs.  1661.  —  2.  unpersön- 
lich: Es  fürcht(et)-mer  Gl;  Schw;  W;  Z.  Furcht 
m'r  mit,  so  g'schieht-m'r  Nünt  [Nichts]  Ap  =  furcht 
dir  nüd,  so  g'schehd  dir  Nüd  B;  L.  Wem  Nilnt 
g'förcht't,  dem  g'schicht  Nünt  G.  ,Es  furche  im  und 
dorfe  nit  allein  im  hüs  ligen.'  UMev.,  Chr.  Etwa 
auch  mit  Acc.  statt  Dat.,  es  furcht -en  Z  vereinzelt. 
Die  neben  der  Grundform  mit  ü,  mhd. /ürlUen  (aus  ahd. 
fur(u)litjnn),  fast  noch  verbreitetere  Form  mit  a  findet  sich 
nicht  bloss  in  MAA.,  wo  o  regelmässiger  Vertreter  von  ü 
ist,  sondern  auch  in  andern  (bes.  westlichen)  und  geht  auf 
das  schon  in  der  alten  Spr.  neben  fürliten  vorkommende 
fnrhtm,  resj).  auf  das  Subst.  forht(e)  zurück,  deren  o  dann 
aber  nach  nhd.  Weise  in  ö,  statt  ii,  umlautet.  Dieses  o 
haben  unsere  Quellen  des  XTI.  und  XVII.  oft,  nur  Fris. 
hat  meist  ii.  Das  Prät.  lautet  (mit  Rückumlaut)  , förchte'. 
Zu  dem  Condit. /m-te  (für  'furicle)  vgl.  .wenn  einer  furchte'. 
LLav.  1569.  Das  Ptc.  bei  C'ys.  bald  ,geförcht',  bald  .ge- 
forchten' (was  schon  mhd.  vorkommt).  Im  Cond.  und  im 
Ptc.  kann  nach  altem  Brauch  das  (  des  Stammes  zugleich 
das  der  schwachen  Conjugation  vertreten.  Schon  alt  ist  auch 
der  Ausfall  von  cji,  dagegen  nicht  der  von  (,  welchen  auch 
MAA.  Deutschlands  kennen;  s.  Gr.  WB.  IV  1,  695.  Älteste 
Belege  desselben  bei  uns  finden  sich  1529.  Z,  und  LLav. 
1584.  —  Dass  beim  refl.  Gebrauch  der  Dativ  des  Prou. 
alter  als  der  Acc.  und  urspr.  einzig  richtig  ist  (da  er  ja 
auch  nicht  ein  eig.  Objekt,  sondern  nur  Innerlichkeit  des 
Vorgangs  zu  bezeichnen  hat),  erhellt  aus  nnsern  Belegen. 
Zweifelhaft  konnte  scheinen,  ob  in  dem  Spruch:  Furcht  dir 
nüd,  SU  ij'sclicht  dir  A'iil  wirklich  unpersönliche  Construktion 
anzunehmen  sei.  da  f'ürcht  auch  Imper.  sein  könnte  und  es  in 
ZO.  ebenf,  persönlich  lautet:  fürchst-d'r  niid,  so  f/'sckfhd-d'r 
-Vfif;  aber  das  entsprechende  f'ürchi  mir  und  die  syn.  Wen- 
dung wem  nüd  ij'ßirvht  (mit  bemerkenswertem  ,gc-*,  s.  d.) 
sprechen  für  die  erstere  Auffassung. 

furcht  ölig  förcheUg:  schauerlich  Ai'.  Vgl.  ge- 
fürchtig. 

fürchterlich  förchterli:  oft  nur  zur  Verstärkung 
vor  andern  Adj.  u.  Adv.,  auch  nut  gunstigem  Begritf. 
i.  S.  V.  .selir'.  z.  B.  /'.  schön  BBe.  Fs  war  dem  Buch 
f.  a"g'hulfcn  [höchst  erwünsclit]  Fppis  z'  Urcn  BRi. 
Ebenso  fürchtig  und  syn.  schrecklich,  scitühlich,  grn- 
saiii  u.  V.  a. 

Fürchti  (-()-)  B;  L.  Fürclitli"g  i<'ö)'c/iyZiV;  Ar', 
Förchlig  G  -  m. :  rnn-jitsamer  lIcMsch.  Syn.  Fürch- 
Gret. 

fürclitig  bzw.  -(-  N'OiiTE;  (iiiChur;  tiVV.;  SinStdt; 
Th.  förchtig  AAFri.;  Ai>;  Bs;  FS.;  S;  Z.  fürtigOnV.; 
Z  verein-/..  (-Ö-).  furchig  ScnSchl. :  1.  furchtbar, 
fürchterlich,  schrecklich  .\AFri.;  Ar;  L;  SciiSchl.  Fn 
f-e  Wind  Z.  Fn  f-e  Lärme.  Süfzge'  und  Jämcrc", 
dass  's  f.  g'si"  ist.  Fs  hed-em  f.  g'gruset.  Da  isch 
cigeli  au  furchig.  BArEii.NisKsru.  XVlll.  F.  hinder 
CHund  cho"  [in  Streit  geraten].  .Ein  Mann  mit  grossen 
uiiil  förclitigcn  .\ugcn.'  1700.  Z  Jland.    -  2.  übergehend 

63 


995 


Farch-fiirch.    Pard-furd 


990 


in  den  allgemeinen  aljstr.  Begriff  hohen  Grades  = 
überaus,  sehr,  vor  Adj.  und  Verben  von  guter  und 
schlimmer  Bed.  Bs;  B;  VOrte;  Gr;  G;  Sch  (auch  in 
der  Form  f'ürchiff);  Th;  Z.  Vgl.  fürchterlich.  — 
3.  furchtsam  FMu.;  Ndw  (furchtig).  —  Mhd.  vorhtec, 
furchtsam  (furchtbar). 

ge-fürchtig  -u-  U,  g' fü^rchig  Z:  I.Schrecken 

einüössend,  z.B.  von  Geistererscheinungen,  Masken  U; 

Z.   E  g'f-ti  Tier.   Es  ist  g'f.  [schwindlig]  do  abe  z'  biege. 

-  2.  furchtsam,  ebd.    Es  uird-mei-  ganz  g'f-  7'.    Was 

tuest  au  eso  g'f.?  ebd. 

furchtsam,  ,forcbtsam':  Furchterregend,  furcht- 
bar, gefährlich,  z.  B.  von  einer  ansteckenden  Krank- 
heit Z.  ,Forchtsam  als  ein  gewaffnet  hör  [Heer].' 
1476,  G  Hdschr.  ,F.  kometen.'  Salat.  ,Wie  f.  ist  diese 
statt!'  1531/60,  Z  Bibel  =  , erschrecklich.'  1667.  ,Gott 
ist  erschrocklich  und  f.  über  alle,  die  umb  in  sind.' 
15-18,  Psalm.  ,[Solothurn  ist]  iren  vijenden  jederzyt 
erschrecklich  und  forchtsamb  gewesen.'  AHäffner 
1577.  ,Pii)in  machet  Frankrjch  dem  feiud  f.  und  er- 
schrockenlich.'  Rüeger  1606.  -  Mini,  vwliimm,  furcht- 
sam uud  furchtbar. 


Fard— furd.     Vgl.  auch  die   Gruppe   Furt  usw. 

Fardel  I  -ä-  GrV.,  Val.,  -ö-  GrAv..  -e-  GrS.  —  m.: 
einjähriges  Rind,  R.  vom  2.  Halbjahr  bis  zum  2.  Alters- 
jahr, an  einigen  Orten  ausschliesslich  das  weibliche 
Tier.  Syn.  Järli'g ;  Einderli.  Vgl.  auch  F.-Kue, 
-Mänse,  -Stier;  F.-Heu.  —  Churw.  •  cadd,  mdl,  P!.  nt- 
iMh,   lat.   vitcllus,   Kalb. 

Fardel  IT  ii.:  Waarenballen,  -Bündel.  ,Es  soll 
ouch  enhein  unser  talniann  keinem  koufmann  enhein 
gelt  anfordren,  wann  als  das  fardel  wäg.'  U  Säumerbr. 
1363.  ,Es  soll  ouch  keina  dem  andern  syn  v.  ver- 
wechslan.'  ebd.  ,Ein  v.  mit  spezry  oder  mit  tuech, 
das  von  Lamparten  usgät.'  1386.  Busing.  1811.  ,Der 
treip  koufmannschaft  bi  sym  lebende  und  gap  v.  und 
ander  koufmannschaft  uf  briefe  und  Sicherheit'  1388, 
L  Arch.  ,Die  Lamparter  süllent  ze  koufen  geben  mit 
ganzen  tuochen  und  nicht  by  der  eile  und  schürlitzv. 
[Ballen  mit  rotem  Barchent]  ouch  mit  ganzen  vardeln 
und  nicht  bi  tuochen  [nicht  stückweise]  verkoufen.' 
1409,  Z.  .Värdech  mit  büteltuoch.'  G  Hdschr.,  wofür 
1490  im  Urbar  Baden:  .färdenli  mit  b.'  ,Die  kleinen 
linfärdenlin  [Leinwandpäcke]  als  man  si  von  Costanz, 
von  Eavenspurg  oder  Sant  Gallen  füert.'  1490,  Urbar 
Baden.  ,A1s  die  seil  an  den  ballen  und  vardlen  ver- 
brunnen.'  HsSchürpf  1497.  ,Ein  f.  briefen.'  1521, 
Absch.  In  Bs  im  XIV.  auch  Geschlechtsn.  —  Mhd. 
vnrdd,   von  it.  Jardello.     Färdtch   ciuc  Collectivbildung. 

Ge-färd(i),  an-gefärd  s.  Ge-far  Sp.  878. 

Färdech  s.  Fardel  II.  L a n d - g e  f ä r d ,  - g e  v  e  r  d 
s.  Land-ge-wer.        Ferdel  s.  Fardel  I. 

Verden,  in  Schwurformeln :  .V.  bluosts  [Bluts] 
willen!'  NMan.  ,Botz  V.  willen!'  Aal  1.549.  —  Viel), 
entstellt  aus  Veiten  Sp.  S21,    Valentin  Sp.  76.5. 

f  er  der  ig  s.  femig. 

Ferdi  Sch;  Z,  „Fe'di  Bs":  1.  männl.  Eigenii.,  Fer- 
dinand.   Vgl.  Nanti.  —  2.  starker  Rausch  G.\. 

In  Bed.  2  entstellt  aus  Ft-rt,  Ladung,  und  bloss  angelehnt 
an   nbigi'n   Personoim.  (ihIit  an    Venleii^), 


vierd  s.  vier. 

Viei'deling.  Vierdung,  -ing  Vierdi(g)  Ae.  .Vier- 
tig.' UBrägg.  1770  —  m. :  vierter  Teil  eines  Viertels 
als  Getreide-  und  Mchlmass  Ap';  GT. -j-;  ehemals  auch 
mit  Bez.  auf  andere  Masseinheiten  und  Zahlen.  ,Swaz 
holzes  du  Sile  [ein  Fluss]  nider  treit,  das  soll  man 
gilben  100  umb  12  ß,  ein  halb  hundert  und  ein  vier- 
deling  [Viertelhundert]  in  dem  selben  koufe  [Preise], 
als  e.s  gezühet  [trifft]  nach  dem  hunderte  [jedes  nach 
Verhältniss].'  Z  RBr.  1304.  Huber,  Klingn.,  erwähnt 
vom  J.  1811  die  jährliche  Leistung  des  vierten  Teils 
, eines  vierdungs  wachses.'  ,Zweinzig  und  dry  march 
und  einen  v.  silbers.'  1328,  L.  .Soll  nieman  enkein 
ander  syden  koufen  under  einem  v.'  1336,  Z  Ratserk. 
,Man  soll  ouch  dem  gottshus  ierlich  geben  von  20 
schuopessen,  so  da  heissent  der  vierdling  schuopessen, 
von  ieklicher  1  mütt  kernen.'  1351,  Hofr.  Ernlispach. 
, Welches  werk  [geprägter  Münzen]  ringer  [leichter] 
funden  wirf,  denne  die  10  ß  [eine  Münze]  am  v.  [Viertel- 
pfunde] zwene  pfenn.,  das  pfunt  [eine  Münze]  am  v. 
viere  pfenn.,  soll  man  wider  ynsetzen  und  brennen.' 
1377,  Absch.  .Die  cramer  sont  han  an  ir  gewege  [Ge- 
wichten] der  burger  zeichen,  an  halben  vierdungen 
und  an  allem  irm  gewege,  das  hoher  wigt,  denne  ain 
halbe  v.'  Städte.  Diessenh.  ,3  fierding  roggen.'  1412, 
Arg.  .Fesviertal  ain  ganz,  ain  halbes,  ain  vierdling, 
ain  halb  v.'  Sch  Stadtb. 

Mhd.  vierdung,  -(elUnc  in  der  selben  Bed.;  etwas  anders 
Schni.  I  845  f.  Die  End.  -ine  in  MUnznamen  findet  sich 
ancb  in  Pfenning,  Schilling.  D  nach  r  wird  auch  sonst  ein- 
geschoben; hier  mag  aber  auch  das  Ordnungszahlw.  .viert' 
(bezw.   .Viertel')  eingewirkt  haben. 

vorder,  vorder  ZStdt,  i^öder  (vorder,  vaderj  Aa; 
Ar;  Z  vorw.:  Adj.  u.  Adv.  1.  räumlich,  vornan,  vor 
den  Augen  stehend.  Die  vorder  Welle"  [Baum  am 
Webstuhl] ;  Syn.  TuechKelle'.  In  Zg  bedeutet  der 
.vordere'  (auch  ,der  grosse)  Schnorz'  das  Hinterteil 
des  Fischerkahns,  was  anderw.  umgekehrt  .hinderer 
Gransen'  heisst.  Er  fingt  [findet]  Öpjns,  wenn  er 
mit  de  v-e  Beine  [den  Händen]  d'ruf  g'heit  =  er 
stiehlt.  Schild,  's  Hinderst  z'  vorderst  tue',  Etwas 
verkehrt  hinlegen,  machen.  Sulgeh;  vgl.  hinderfür. 
Vofrjdei-  sl",  von  keimenden  Pflanzen:  aus  dem  Boden 
gucken,  bald  aufspriessen,  hervorbrechen  Ap;  auch 
übertragen:  's  Blera  [Weinen]  ist  v.  [nahe]  Ap  = 
z' rordrist  fvornej  S;  Z.  De  Huesten  ist  allnril  z' rur- 
derst  bl-n-em,  kann  alle  Augenblicke  ausbrechen  Z. 
Uf  de"  vorderste"  i^)(«.<.se"  st",  sogleich  bereit  sein  ZW. 
Zum  Böse"  bist  alleiril  uf  de'  r.  F.  Er  ist  vordra 
g'sl",  hat  als  Brautführer,  Vorknab,  den  Zug  eröffnet 
SThierst.  's  Geld  ist  tiüd  vader,  es  ist  Ebbe  in  der  Kasse 
Ap.  Hervortretend:  ,Ein  kleines  Weiblein  mit  grossen 
fordern  Augen.'  Z  Nachrichten  17.54.  —  '2.  Rang, 
Reihenfiilge  bezeichnend,  als  Übergang  zum  temporalen 
Gebrauch.  Bern  wird  in  einem  Streit  mit  Preibnrg 
als  ,das  vordere  Ort',  d.  h.  als  diesem  in  der  offiziellen 
Reihenfolge  der  Bundesglieder  vorangehend,  ersucht, 
die  Malstatt  zu  bestimmen.  10'23,  Absch.  Als  Sup. 
daher  ,das  vorderste  Ort'  =  der  Vorort  der  Eidge- 
nossenschaft. 1630,  Absch.  .Dem  vordersten  [obersten] 
Ufseher.'  Z  Mand.  1650.  ,V-er  Pfleger  am  Almosen- 
amt.' XVII..  XVIII.,  Z.  .V-er  (Jesandter.-  ebd.  ,V-er 
Pfahrer.'  Mise.  T.  1722.  was  später  .obrister  Pfarrer'. 
jetzt  .Antistes-  Z.  .Die  Apotheker  oder  ihr  v-er  Gesell.' 
Z  Mand.  1777.     , Vorderste  Schulhorren'  im  XVIII,  in 


997 


Fard,  ferd,  fini  ford,  vord,  furd 


998 


Z  die  oberste  Erzieliungsbehorde.  Spee.:  vorgesetzt.  So 
nennen  die  Kapperswyler  die  4  Sohirniorte  ,unsre  Vor- 
dem.' 1544,  Absch.  Aber  auch  unigek.  =  die  geringste, 
letzte  Stelle  einnehmend:  ,Uuter  den  Sibneren  waren 
fünf  stehende  Sibner  ad  vitani  gewählt,  zwei  der  jähr- 
lichen Erneuerung  unterworfen ;  diese  Letzteren  hiessen 
die  vordersten  Sibner.'  Erinn.  1878.  Hauptsächlich, 
als  Adv. :  vor  Allem  aus.  ,Der  die  vorderst  Ursach 
ist.'  GMüLL.  lt>57.  .Liecht  und  Klarheit  im  Verstand 
nebet  rechtem  Amtsberuef  soll  ein  Pfarrer  v.  haben.' 
ebd.  ,Die  voderste  [grösste]  Liebe  zum  Menschen- 
geschlechte.'  JToBL.  1781  als  Übersetzung  von  engl, 
.chief'.  Als  Einführung  von  Aufzählungen:  vor- 
nehmlich; zuvor,  erstens.  .Und  hiemit  vorderist  die  Ehr 
des  hohen  und  türen  Namens  Gottes.'  1650,  Z  Mand. 
.Zu  Abstellung  des  yngerissenen  Missbruchs  ist  an- 
gesehen, dass  zum  vorderisten  Niemand  keine  Knaben, 
dessglychen  auch  keine  ganze  Gesellschaften  zu  Ge- 
fätteren  nemmen  [solle].'  ebd.  ,Zum  vorderisten  . . . 
und  volgends . . .'  1676,  Z  Spruchbr.  In  der  Wert- 
schätzung voranstehend,  lieb.  Jradm  voder  si.  Si 
ist-mei'  ene  ro"  de"  vodere",  eine  Person,  die  ich 
sehr  schätze.  Andern  vorziehe  Ap.  —  3.  rein  zeit- 
lich: vorig,  früher,  vergangen,  vorhergehend,  jüngst- 
vergangen; 's  V.  Mal  B;  S.  Am  v-e"  Tag,  am  Tag 
vorher  GrL.  Im  v-e"  Märt  TB.  Die  r-e'  Tag,  letzt- 
hin L.  ,Am  vordem  Tag  ist's  herau.sgekommen.  wo 
die  Strasse  durch  kömmt,'  Gotth.  .So  band  die  an- 
walten dise  stuck  us  iren  vordren  briefen  gezogen.' 
HoFR.  Bosw.  14'21.  ,Dio  eidgenossen  rüstend  einen 
andern  schirm  zue  und  zugend  den  ouch  an  des  vordren 
statt  [Stelle].'  Eni.iE.  ,I)er  vorder  fundenen  [vorher, 
oben  erwähnten]  kinden  eins.'  Salat.  .Dass  der 
eemann  mit  dem  lob  der  vorigen  frowen  nit  hab  für- 
nemlich  die  vorder  frowen  loben,  sunder  die  yezig 
schelten  gewöllen.'  HBull.  1540.  Und  wieder  der  Sup. 
als  Adv.  =  zuerst:  ,Wofehr  aber  einem  Undertonen 
das  Weib  vorderst  Tods  abgienge.'  Bs  Rq.  1603;  vgl. 
ebd.:  ,Do  aber  ein  U.  vor  dem  Weib  Tods  abgienge.' 
,Vorderst  im  Schuldienst,  hernach  zum  Kirchendienst.' 
JMüLL.  1673.  Als  Subst.,  im  PL:  die  Vorfahren, 
Vorgänger,  Voreltern.  ,\h  unser  vordem,  die  land- 
lüte  ze  Swyz,  vor  alten  zyten  in  friden  geleit  band.' 
1457/1544,  SrHW  LB.  Die  Sigriswyler  erinnerten  sich, 
,wie  die  vorderne  mit  grossen  kosten  vil  geschwendt 
[gereutet].'  1533,  Hagenb.  ,Der  felsen,  von  welichem 
alle  unsere  forderen  getrunken  habend."  IL  Helv.  Conf. 
1566/1644;  und  so  noch  1757,  Z.  Syn.  , Altvordern'. 
Daher  auch  , unsere  Reginientsvordern'  =  Vorgänger 
in  der  Regierung.  1653;  1756,  Absch.  In  Bezug  aber 
auf  das  Heute  ist  die  v.  Witchc,  die  r.  Nacht,  der 
V.  Tag  bestimmt  je  die  (der)  vorletzte  im  Unter- 
schied von  gester,  nacht  usw.  Aa;  BBe.,  Stdt;  Gr;  Z. 
Syn.  vor-gester,  -nacht. 

Mhd.  vorder,  ebenf.  als  Adj.  u.  als  .Siibst. ;  gebildet  mit 
Comparativ-Suff.  (ahd.  -rfcra),  dessen  r  das  der  Stamiiisilbo 
gefiihrdeu   konnte ;   vgl.  fwUre.n,   fordern. 

alt-,  als  Adj.  selten;  als  Subst.  häufig  neben 
,Vordern'.   ,Nach  briieh  unsern  a-n  Eidgnossen.'  Salat. 

Vor-vordere"  (PL):  Ahnen  Z  f. 

ge-vorder:  ganz  vorn,  am  äussersten  Kande  GSa. 
Du  näist  [nähst]  ri!  z'  g'r.,  das  fiserlel-der  gif''  [bald] 
üs.  Bildl.:  Si  hat  d's  Briegge"  ganz  g'r.  g'hä";  vgl. 
vorder  1. 


be-vorderist:  (Adv.)  in  erster  Linie,  hauptsäch- 
lich. ,Bevordrist  soll  ein  jeder  alle  Zyt  vor  Augen 
haben  . . .'  B  Christ.  Mand.  1628. 

vord(e)rig,  vortrig'Bs,  rnderig  Z  =  vorder 3  Aa; 
Bs;  B;  UwE.;  ZO.  ,Und  verschmachten  die  pin  als 
die  vordrigen  [Märtyrer].'  Z  Chr.  1336/1446.  ,Und  ir 
hindersten  [letzten]  zyt  die  bösem  sygent  denn  die 
v-en.'  KdSailer  1460.  .Die  selb  Insel  heisst  Zarigo, 
die  V.  [früher  erwähnte]  aber,  als  wir  lagen,  heisset 
Roguso.'  HsScHüRPF  1497.  ,Das  im  Gott  den  v-en 
trost  wider  gebe.'  1531/48,  Ps.  ,Auf  dem  v-en  [letzt- 
vergangenen] Tag  der  .Tahrrechnung.'  1540,  Abscii. 
,Syni  beden  sün  von  der  v-en  frauw.'  1564,  Taufb. 
ZZoll.  ,Mein  v.  Gedanken.'  Platt.  1612.  -  Mhd.  vor- 
r/free,   vorig. 

Porder  f.:  Forderung,  häufig  in  der  ä.  Kanzleispr. 
,Dass  wir  die  v.  unsers  Herren  Abbets  han  also  ge- 
scheiden.'  1277,  Gfr.  ,Hein  uns  enzigen  alles  rechts, 
und  darzue  aller  der  vordere  und  der  anspräche,  die 
wir  haben  ald  gewinnen  möchten.'  1345,  ebd.  —  Mhd. 
vorder  f.,   dass. 

Schuld- 

KVBCRG. 


111.  —  PL  -en:     Gläubiger.    1573.  Urb. 


forderen  (f ödere  Ap;  GRh.;  W;  Z):  wie  nhd. 
Eine'^  für  de'  Schade"  f.,  belangen  Z.  Wie  Hl  hast 
du  z'  f.  an-em.  was  für  eine  Schuldforderung  geltend 
zu  machen  gegen  ihn?  Z.  Das  ist  e  Forderi'g,  (mit 
Nachdruck)  eine  starke  Zumutung  Z.  ,Ungefordert' 
als  Ptc.  adj.  ,Wie  lang  alte  Schuldbriefe  u.  [ohne 
dass  an  die  Abzahlung  gemahnt  werde]  gelten  sollen.' 
1573,  Absch.  ,Uf  welches  Pridbieten  auch  von  Stund 
an  die,  denen  der  Prid  geboten  und  u.  ist.  Ruw  und 
Frid  haben  sollen.'  1627,  Bs  Rq. 

Mhd.  vordem.  Die  Form  ohne  r  häufig  im  XVIIl.  ?..  B. 
bei  AvHiiUer,  Pestalozzi,  vMoos. 

ab-:  zurückrufen,  bes.  Truppen  aus  dem  Felde.  . 
,Alle  die,  so  enweg  in  krieg  züchen  wollen,  sollen 
abgefordert  werden.'  1537,  Sch  Ratsprot.  ,Dass  sie 
mit  der  Wiederabforderung  des  Volks  nicht  fürfahren.' 
1617,  Absch.  —  unabfordorlich :  gegen  Rückruf 
sicher  gestellt.  .So  sollten  ihm  die  Eidgenossen  Hilf 
verwilligen  un.  so  lang  syn  Heiligkeit  deren  bedarf.' 
Ansu. 

an-:  (mit  Acc.  P.)  Einen  (zu  Etwas)  auffordern, 
ihn  darum  angehen.  ,Die  alten  haftend  die  gnad  von 
dem  Herrn,  dass  sy  sich  nichts  liessind  irren,  wiewol 
sy  darumb  angeforderet  wurdend,  häutend  für  und 
für.'  1531/1667,  111.  Esra.  ,Span  mit  der  Bursarae, 
umb  dass  sye  uns  anvorderten,  den  Chor  zu  bauwen.' 
RCvs.    —    Vgl.   .fordern  an   Kinen'   (auch  , Einem'). 

er-:  1.  fordern,  auffordern,  ersuchen;  das  Sachobj. 
häufig  mit  ,umb'.  ,Ervordert  werden  umb  libfäll,  ge- 
läss  und  ungenossame.'  1490,  Urb.  Baden.  , Welcher 
umb  frid  erfordret  würt,  der  soll  den  unverzogenlicli 
geben.'  1497,  Obw.  ,Dass  er  in  us  synem  hus  an  die 
gassen  erfordert.'  15'24,  Strickl.  ,So  werden  unsre 
herren  die  zuogsatztcn  e.,  den  obmann  zuo  erwelen.' 
1525,  Absch.  ,Der  Vogt  habe  einen  Landrat  berufen 
und  zwei  dazu  von  W.  erfordert  [zu  erscheinen  auf- 
gefordert].' 1526,  ebd.  .Harumb  wir  üch  bitten,  e. 
und  ermanen.'  1529,  ebd.  .Demnach  wurdend  oueli 
ze  lijsen  | Kanzelvorträge  zu  halten]  ervorderet  N.  X. 
und  N.  N.''  Kessl.     ,Wie  es  ibnen  dienet  zu  grossen 


999 


Fai'il,  ferd,  finl.  ford.  füril 


1000 


Ehren,  dass  ihre  Gelehrten  erforderet  werden  in  so  ferne 
Land  zu  den  allerwiclitigsten  Geschäften.'  Dordrac. 
1618.  ,Die  redliführer  zu  e.  [gerichtlieh  vorzuladen] 
und  über  sy  das  standrecht  ze  halten.'  lülü,  Z  Arch. 
Zurück  fordern;  heiniberufen.  ,Der  küng  erfordert 
ie  syn  lüt  und  ouch  darzuo  syn  land  [den  eroberten 
Aargau].'  Lied  1443.  ,Darnf  wir  sy  [die  Aufständi- 
schen] angends  la.ssen  e.,  aber  dieselben  habint  sich 
entschlossen,  über  die  Thur  für  F.  zuo  ziechen.'  15'24, 
Assen.  Uner fordert:  aus  freien  Stücken.  ,Er  habe 
glych  unerforderet  zuo  den  sachen  geredt.'  Gualth. 
1559.  —  2.  Etw.  beanspruchen,  bes.  unter  Wah- 
rung der  Formen  um  Etw.  höhern  Orts  einkommen, 
gerichtlich  oder  rechtlich  ansprechen.  ,Und  also  ward 
der  Kaiser  um  [wegen]  erfordrung  syner  grechtsame 
unschuldig  verbannt.'  Ansk.  ,Wo  sölich  ussländische 
lüte  solich  erb  und  guot  mit  recht  nicht  erfordernt, 
noch  dem  nit  nachjagten.'  1451/1544,  Sciiw  LB.  ,Ee 
sy  [Eigenleute]  von  irem  herren  angefochten  und  von 
einem  vogt  der  herrsehaft  erfordert  werden.'  1490, 
Urb.  Baden.  ,Weliche  person  von  einem  herren  oder 
gottshus  eigen  syn  [als  Eigentum]  erfordert  [wird] 
und  der  der  eigenschaft  nit  bekannt  [geständig]  ist.' 
ebd.  ,N.  N.  habe  ohne  E.  [ohne  bei  der  Tag.satzung 
darum  einzukonimen]  Knechte  geworben.'  1521,  Absch. 
Spec:  ,das  recht  e.',  Kechtsansprüche  wahren.  1457; 
1557,  Bs  E(|.  Daher  die  häutige,  formelhafte  Ver- 
knüpfung: ,unerfordert  des  (mit  dem)  rechten'  in  act. 
S. :  ohne  Geltendmachung  rechtlicher  Ansprachen;  oder 
in  pass.  S. :  ohne  durch  solche  streitig  gemacht  zu 
werden.  ,Wer  gelegen  guet  inu  hat  onerfordert  des 
rechten.'  1475,  Erbr.  GAltstätten;  syn.  .onansprechig 
mit  dem  rechten.'  ,Dass  erber  lüte  angesprochen 
worden  sind  um  sölich  guot  und  erbschaft,  so  sy  dann 
etwe  manig  jare  unerfordert  mit  dem  rechten  inne 
gehept  band  und  also  darinne  kein  eigenschaft  der 
jarzalen  und  jaresfrist  die  erbi  zuo  e.'  1451/1544, 
St'HW  LB.  ,\Ver  der  ist,  der  solich  ansprach  zu  haben 
vermeint,  und  unerfordert  des  rechten  lasst  anstän 
nun  jar  und  zechen  loubrisete  [Herbste].'  1501/1544, 
ebd.  —  3.  gerichtlich  vornehmen,  untersuchen,  er- 
örtern. , Dieselben  sjjän  sollen  erforderet  und  ent- 
schlossen werden  durch  glyche  zuosätz  [Schieds- 
richter].' 1532,  Stkk'KL.  —  Mbd.  ervonlcm,  fordern,  laden, 
gerichtlich  verfolgen. 

US- forderen:  herausfordern.  , Wider  die  Brüder 
T.  des  begangenen  Frevels  halber  mit  Ausforderung 
des  Ritters  0.  den  Prozess  aufzurichten.'  1637,  Absoh. 
,Auf  einen  Zweikampf  ausgeforderet.'  Tur.  sep. 

ge-:  fordern.  Die  Ehefrau  des  Verkäufers  einer 
Liegenschaft  verzichtet  auf  die  ihr  daran  zustehende 
Nutzniessung  und  verspricht,  .dz  si  's  niemer  wider 
[zurück]  gevorder.'  1323,  Z  Urk. 

heim-:  nach  Hause  rufen.  Der  Z  IJat  verlangte 
1664  von  demjenigen  von  Winterlhur,  dass  er  einige 
dortige  Bürger,  welche  sich  dem  Verbot  zuwider  in 
die  Bäder  von  Baden  begeben  hatten,  heimfordere 
und  bestrafe. 

Be-vordre  f.:  die  Spendung  der  Sterbesakramente 
zur  ,Beförderung'  ins  andere  Leben?  oder  das  , Hervor- 
segnen' einer  Wöchnerin  bei  ihrem  ersten  KirchgangV 
Lt  Z  Urk.  von  1477  i.st  der  Kajjelle  Kyburg  die  Be- 
fugniss  zu  Beichte.  B.  und  Kindtaufe  erteilt. 


fürder,  meist  fibierfsj:  (.\d,v.)  von  einem  gewissen 
Punkte  an  vorwärts;  fürderhin,  weiterhin,  ferner.  ,F. 
als  bishar.'  15'24,  Strickl.  ,[Der  Teufel  an  einem 
Sterbebette  das  Sündenregister  anfertigend]  weckt  den 
Schwachen  auf,  förters  herzusagen.'  AKlingl.  1691. 
, Warum  deine  Buss  aufschieben  und  dir  fürters  einen 
Schatz  des  Zorns  sammeln?'  Ulr.  1727.  —  hin-: 
fürderhin.  1550,  Sch  Ratsprot.  —  Mhd.  ßu-der,  ßuier; 
ahd.  furdir,  dass.  Die  Form  mit  (  schliesst  sich  näher  an 
.fort'  au. 

fürderen,  tr.:  beschleunigen;  vorwärts  schaffen, 
befördern,  „allg."  („L;  Zu"  lt  St.'>).  ,So  es  [das  Uhr- 
werk] zu  balde  [rasch]  gat,  so  henke  die  blyklötzU 
hinüs  an  das  redelin  und  so  es  ze  trege  gat,  so  henke 
si  hinin  an  das  redelin,  hiemite  macht  [magst]  du  es 
hindern  und  fürdern,  wie  du  witt.'  1385,  Gfr.  Zu 
Stellen  u.  Amtern  befördern.  , Einer  zu  Z.  war  gern  uf 
ein  Ampt  gfürderet  worden.'  1651,  Scuimpfr.  , Mancher 
ehrlicher  Mann,  der  unib  das  Vatterland  wohl  verdient, 
vilniahlen  ungefürdert  bleibt.'  1658,  Absch.  Spec:  in 
Arbeit  nehmen,  anstellen.  ,Diewyl  in  dem  ganzen 
Rych  kein  Gsind  [Gesellen  und  Lehrknaben],  so  by 
Witfrouwen  [von  Handwerkern]  arbeite,  von  anderen 
Meisteren  und  Gsellen  ires  Handwerchs  nit  gefürderct 
werde.'  1603,  Z  Ratsentscheid.  ,Ohne  diese  [die  zur 
Aufnahme  unter  die  zünftigen  Meister  erforderlichen] 
Eigenschaften  haben  keine  Gesellen  das  Recht,  Gesind 
zu  fördern,  sondern  mögen  unter  einem  zünftigen 
Meister  arbeiten.'  1805,  Z  Ordn.  der  Zimmerlente.  ,Es 
ist  jeder  Meister  berechtigt,  zu  seiner  Arbeit  Gesind 
so  viel  zu  f.,  als  er  bedarf.'  ebd.  ,rörderung  der  Ge- 
sellen betreuend;  Beförderung  der  Lehrjungen  betr.' 
ebd.  ,Ein  fallierter  Meister  mag  wohl  für  seine  Person 
arbeiten,  darf  aber  so  lange  keine  Gesellen  und  Lehr- 
knaben f..  bis  er  wieder  rehabilitiert  ist.'  1828,  Z  Ordn. 
der  Tischler.  In  abstr.  S.  ,Iren  schaden  warnen  und 
wenden  und  iren  nutz  zu  f.'  ScuwE.  Hofr.  ,Sust 
[sonst]  müessten  wir  unsern  schaden  mit  dem  unsern 
[unserm  Gute]  f.'  1530,  Absch.  Refl. :  sich  beeilen, 
vorwäi'ts,  an  einen  gewissen  Ort  zu  kommen,  „allg." 
.Ein  jeder  soll  sich  an  die  predigen  f.'  1530,  Absch. 
,Dass  sy  sich  zu  rechter  Zeit  heimbf.'  L  Ansehenb.  — 
Mhd.   vürdern,  dass.;    Ggs.  hindern  und  wie  dieses  gebildet. 

be-:  1.  fördern.  ,Die  Gerechtigkeit  wird  befür- 
deret.'  1708,  Jesa.i.  —  2.  refl.:  sich  beeilen.  ,Der 
Landvogt  möge  den  katholischen  Pfarrherrn  ernstlich 
untersagen,  dass  sie  sich  mit  ihrem  Gottesdienst  be- 
fördern und  dann  denen  von  der  andern  Religion 
Platz  geben.'  1630,  Absch. 

fürderlich:  (Adv.)  1.  rasch,  hurtig,  z.B.  f.  gä" 
BBe. ;  Syn.  f/leitifi;  treiillich.  Beförderlich,  ohne  Ver- 
zug, alsbald,  eilends.  ,Und  sollend  och  wir  beide 
stette  gegen  einandern  also  f.,  so  deweder  statt  von 
der  andern  gemant  wirt,  ze  tagen  kommen.'  1406, 
Absch.  ,F.  und  zur  stund  bezahlen.'  14'24,  Gem.  Aa. 
.Dass  sy  die  zum  fürderlichosten  hinweg  schickent.' 
1518,44,  ScHw  LB.  ,Das  Werk  gieng  f.  und  glücklich.' 
1707,  in.  Esra.  ,Fürderlichen  anzeigen.'  Muri,  Ge- 
sindeordn.  —  '2.  vorzugsweise,  mit  Vorliebe.  ,Wur- 
dend  dis  ordenslüt  f-er  an  der  fürsten  hofen  g'brücht, 
dann  niemand  anders,  diewyl  man  geschickter  nit  han 
mocht.'  Vad.  —  Mhd.  viirdcrlicli,  -tvi,  Ailj.  und  Adv.,  be- 
l'iii-dcrlich,  alsobald. 


lixn 


Pard— fiird.    Parf  -  fiu'f.    Pai'g — (nrg.    Pargg— fm-gg 


1(M)2 


Fürderli"g  ni.:  1.  Vorteil,  Vorsprung,  Vorschub 
Aa;  Gr:  L;  Uw;  U.  .Ein  Züricher  muoss  allweg  den 
hinderling  nnd  ein  Schwab  den  f.  haben.'  1528,  Egli, 
Act.  .Welcher  ein  handwerk  kann,  wie  es  ghört,  der 
hat  allweg  ein  f.;  der  sudler  blybt  allweg  dahinden 
ston.'  HBiiLL.  15-10.  ,Doch  wirt  diss  dem  habichen 
einen  grossen  f.  bringen,  wenn  er  ab  einem  hohen 
ort  auf  den  raub  gelassen  wirt.'  Vogelb.  1557.  ,Plus 
ad  miseram  vitam  affert  monienti,  hilft  nier  oder  bringt 
ein  grösseren  f.  zue  eilendem  leben.'  Fris.  ;  Mal.  — 
2.  bestimmter  Voranteil  an  dem  Erbe;  Syn.  Für- 
dermifl  1.  ,Ist  denen  Söhnen  heimbgestellt,  von  der 
väterlichen  Verlassenschaft  je  von  Zechen  Eines  zum 
P.  nenmien  zu  mögen.'  1756,  Schw  Eq.  ,l)er  Sohn 
aber,  der  solche  von  seinem  Vater  erkauft,  solle  denne 
von  der  Verlassenschaft  des  Vaters  den  P.  nicht  mehr 
zu  beziehen  das  Recht  haben,  sondern  der  P.  solle 
dann  allein  an  seine  noch  übrige  Brüder  fallen.'  1769, 
ebd.  Syn.  Vor-Teil.  —  3.  Überschuss,  Vermögens- 
vermehrung. Der  Hinderlig  hed  de"  F.,  trotz  aller 
Anstrengung  übersteigen  die  Ausgaben  die  Einnahmen 
GrD.  —  4.  Vorliebe;  vgl.  fürderUch  2.  ,Welicher 
Nation  Volk  wir,  als  Beschirmer  der  Kilchen,  mit  be- 
sonderem F.  und  Liebe  unifachend.'  1546,  Mise.  T.  172'2. 

Pürdernuss,  -niss  f.:  Empfehlungsschreiben, 
Fürsprache.  Syn.  Fürderung.  .Ihiss  üwer  wysheit 
unser  bruoderschaft.   wellind  f.  geben   an  die  üwern.' 

1502,  Z  Anz.  1884.  .Unser  Eidg.  von  L  habend  dem 
Murner  ein  schriftlich  f.  gan  Fryburg  geben.'  1529, 
Absch.  ,H.  B.  soll  ein  f.  an  graf  N.  gegeben  werden, 
dass  gemelt  graf  inen  gnedig  syn  welle.'  1535,  Sch 
Ratsprot.  —  Mhd.  viirdernime,  Förderung,  Beihilfe,  Em- 
pfehlung. 

fürdcrsam:  beförderlichst.  ,Uf  wölche  Neigung 
wir  uns  uf  die  Fürdersame  [Beschleunigung]  gcricht, 
dises  löbliche  Werk  so  wyt  möglich  abzereden.'  1034, 
Absch.  ,Man  hat  die  Markung  uf  hüt  fürdersamist 
undernonimen.'   1737,  Arch.  Wyl. 

Fürderung  f.:  1.  =  FürderUng  2.  ,Den  un- 
erzogenen Söhnen  soll  ein  zinilicher,  billicher  Vorteil 
oder  F.  aus  des  Vaters  Verlassonschaft  geschöpft 
werden,  damit  dieselbig  bes.ser  erzogen  werden  mögen.' 
ca  1700,  U.  —  2.  Empfehlung.  ,Man  soll  daran  syn, 
dass  man  ihm  geleit  und  darzue  f.  an  [den]  fürsten 
gebe  umb  geleit  [dass  er  von  diesem  einen  Geleits- 
brief erhalte].'  1477,  Absch.  ,Er  hat  uns  an  üwer 
lieb  umb  furdrung  angerücft  [um  E.  an  euch  gebeten].' 

1503.  Z  Anz.  1S7S.  Syn.  Fürdeniixs  (-Brief);  Für- 
schrift. 

Farf— furf. 

Farfantm.:  Missetäter.  , Murner  habe  die  Züriclier 
und  Berner  Schelmen.  Lecker,  Buoben.  Furfantcn  ge- 
scholten.' 1529,  Absuu.  —  Von  ital. /..//»/•<-,  üiisstun;  vgl. 
frz.  /urfait. 


Farg- — furg.     Vgl.   aucli   die  (iruiiiif   F'irriii   usw. 

Pargetz  m.:  Klössegericht  aus  feinem  i\lelil  be- 
reitet, indem  man  den  Teig  durch  einen  durchlöcherten 
Kochlötl'el  oder  einen  Trichter  ins  Wasser  fallen  lässt 
und  die  gesottenen  Klösse  mit  geriebenem  Brot  od.  Käse 
überbrennt  Gr1>.     Churw.  fliitscheds.     Vgl.  Bazoggel. 


Ferg  =  Fer  Sp.  904.  .Zürich  hat  tüchtige  Schiif- 
leute  und  P-en  auf  die  Lintmagt  verordnet  und  em- 
pfiehlt diese  Wasserstrasse  den  Kaufleuten.'  1530. 
Absch. 

Fergünm.:  Gepäckwagen  der  Post,  Eilfuhre  UUrs. 

—  Vgl.   frz.  fvui-tjon.  Pack-,  Munitiouswagen. 

Virgeli  n. :  1.  Tüpfchen  auf  dem  i.  Strichelchen  G. 

—  2.  etwas  Unbedeutendes.     .Auf  's  V.',  bis  auf  das 
Genaueste,    bis   auf  die  unmerklichste  Kleinigkeit  G. 

—  Lat.  virguhi,  kleine  Linie;  Streifc'hun ;   Koiuiua. 


Fargg — furgg.     Vgl.  auch  die  Gruppen  Fury  usw..  Furk  usw. 

Ge-Fergg  „Fergg,  G'fergg  Ak;Bs;  B;  VOrte;  S", 
aus  der  jetzigen  MA.  nur  die  letztere  Form  nach- 
weisbar und  zwar  t.  mit  e',  t.  mit  e',  e',  auch  G'ferg 
—  n.:  1.  Fuhrwerk  für  Personen,  Wägelchen  oder 
Chaise,  Kutsche.  Reisewagen;  auch  Dim.  G'fergfgJU 
Schw;  UwE.  Syn.  G'firt;  Bltuägeli.  Es  offnigs 
[offenes]  Gf.  Gottu.  Mi'''  ime  Fueruerch  i 's  BliUtiir- 
spital  uf  Genf  ie  fitere" .  . .  und  händ-mv''  im  glichlige 
G'ferg  ividcr  retur  g'schicM  Aa  (AGysi).  .Offiziere 
fuhren  in  ganz  commoden  Geferggen  vor  oder  hinten 
drein.'  ADennl.  —  2.  das  Geführte  selbst,  Wagen- 
ladung Ndw.  —  3.  das  hin  und  her  Schalten  (.Perggen') 
von  Dingen;  mühsames  Tragen  oder  Schleppen  B.  — 
ge-ferggen  g'ferge:  ausfahren,  spazierenfahren  S. 

Von  fenjijin^  fortschaffen,  transportieren,  ijij  ^  /-,•  die 
Schreibung  mit  einfachem  tj  z.  T.  vidi,  nur  ungenaue  Be- 
zeichnung des  selben  Lautes;  a  wohl  durch  Vermischnng  mit 
dem  syn.   G'firt. 

Fe^'rggel  (Firggel  GWa.)  m.:  1.  Rinnstein  in 
Küche  und  Waschhaus  Ar;  Gl;  Gr;  G;  vgl.  Verfäll- 
Loch.  „Rinne  vor  den  Häusern,  welche  das  Spülicht, 
z.  B.  aus  der  Küche,  aufnimmt;  Kanal  zur  Wegschwem- 
mung des  Unrats  Gl;  Gr;  GRh.;  Tn."  Abtrittrohr 
GA.  Vorrichtung,  den  Mi.st  aus  dem  Stall  zu  schaffen 
GrL.  Syn.  Fergger  2;  Kiinel;  Schütt-Loch.  .Ist  er- 
kennt, dass  die.  so  f.  haben,  dieselben  machint,  damit 
das  spüelwasser  dardurch  gewarsamlicli  [sicher]  laufe.' 
1547,  Sch;  vgl.  Baie.  —  2.  Arch,  Wandkasten  Gr 
Chur  (?). 

yon  fergt/rii,  fortschaffen,  mit  spec.  Anwendung  auf  Spül- 
wasser und  Unrat;  vgl.  fenji/en  ?  u.  .9  b  (Fris.).  Pas  syn. 
Fenjtjer  hat  nur  mehr  persönliche  Endung,  wie  viele  Namen 
von  Geräten.  Bed.  '2  scheint  unsicher,  ist  aber  mit  1  zur 
Not  vereinbar  durch  den  Mittolbegriff  von  Behälter,  da  auch 
die  Kinne  kasteuähnliche  Gestalt  hat;  vgl.  Anh  ?  (Sp.  433) 
nnd  Are  (.Sp.  389);   im  Schwarzw.   F.  =  Küchenkasten. 

ferggen  ferge  AAZein.;  Bs;  S  (tw.  neben  fergge), 
fe'rke  GT.,  fertga,  fiertga  Ar;  sonst  fe'rle',  in  ä.  Lit. 
auch  .fertigen':  von  einem  Ort  an  einen  andern 
schaffen,  tragend  oder  führend;  daher:  1.  tragen 
B;  L.  Hundart  Mann  mid  Isana  Stanga  biingand 's 
nid  apar  [das  Ei  von  dem  Estrich  herunter  |;  «,•>■  älts 
Wih  ferggat  's  uf  dr  Hand  Gr  (Kätsel).  Öppis, 
was  me"  chumndig  cha""  f.,  in  der  Tasche  mitnelimen 
BStdt.  Das  ist-iner  s' schurr,  i  mag 's  nid  g'f.  UwE. 
Also  oft  mit  dem  Nehenbegritt'  von  Jlühseligkcit, 
Anstrengung,  schleppen  Bs;  BSi.;  so  von  Kii\dern 
oder  scliwaclien  Leuten,  sei  es,  dass  diese  selbst  die 
Tätigkeit  ausüben  oder  Gegenstand  derselben  sind 
BSi.    Di''  ferggel  g'nueg  a"  dein  Bueh,   wenn  er  ilm 


1003 


Fargg,  ferjSfg,  flrgg,  forgg.  furgg 


1004 


tragen  rauss  Ndw.  ,Sie  ferggete  mich  überall  mit 
sich  herum.'  Gottii.  Tanne"  düi"''  es  Tohel  [Wald- 
schlucht] /'.,  schleifen  üuSchiers.  —  2.  führen,  Per- 
sonen an  der  Hand,  am  Arm.  's  dhinä,  die  blind 
Mueter,  enandru  f.,  am  Arm.  beim  Spazieren  W. 
,Swer  dekeinen  dürftigen  fertiget  und  leit  ze  der 
wasserkilchen.'  Z  1843.  Von  Tieren:  die  Kuh  zum 
Stier,  mu"  muess  die  Chue  ferggu";  Vieh  auf  den 
Markt;  Weinfässer  zum  Wagen  W;  s.  noch  3  b  a. 
J.  S.  V.  handhaben:  Geräte  BRi.  ,Pecten  manualis: 
ein  sichlen  udgl.,  so  man  mit  einer  band  fertiget.' 
Fris.  Bildlich:  d'  Spi.i  g'f.  möge,  bewältigen.  Id.  B. 
„Ein  wollüstiges  Leben  f.  Gr;  W."  Leiten,  Wasser 
auf  Wiesen  W.  Die  Gradier  tient  im  Sumvier  fer 
z'  wässeru"  4  Wasser  (od.  Wasserleite")  ferggu".  ,Man 
soll  das  Wasser  leiten  über  die  sträss  und  danne  en- 
niitten  uf  dz  veld;  da  söllent  es  denn  die  obern  acker 
fertgon  bis  in  den  grund  [Talsohle].'  1363,  Aa  Wst. 
,I)en  bach  fertigen,'  ab.  weiter  leiten.  143C,  Offn.  Z 
Mettmcnh.  ,[Den]  bacli,  so  den  berg  nider  kumpt  und 
das  dorf  aben  louft,  soll  N.^  und  N.*  nemen  [auf- 
fangen] by  dem  grossen  stein  und  in  fergen  us  dem 
weg  in  irem  costen  unz  zuo  des  N.'  hof,  dannenthin 
so  soll  des  N.'  hof  inen  den  abneraen  [usw.],  damit 
und  der  bach  gefergent  werde  in  die  gassen.'  1556, 
Offn.  /Dielsd.  .Den  krummbach  soll  ein  gnieind  gra- 
ben und  fergen  unz  zuo  des  meiers  wisli  usw.;  dann 
soll  in  ein  gmoind  zuo  maien  fergen  in  das  Riet.'  ebd. 
,Es  sollen  auch  2  Mann  allwegen,  so  oft  Brunst  ufgät, 
zum  Rettenbach  Acht  haben,  damit  das  Wasser  in  die 
Stadt  geferget  werde.'  1501,  JKdTroll  1843.  In  Be- 
wegung setzen,  von  Schiffen:  ,Actuaria!  naves,  ruoder- 
sclüff,  die  man  mit  moderen  und  nit  allein  mit  seglen 
fergket,  ringe  schiff,  galeen.'  Fris.  ,Ein  Schiff  nüttel- 
mässiger  Grösse  und  ring  zu  fergen.'  Rphsbeschrve.  1676. 

—  3.  mit  bestimmterer  Bez.  auf  die  Orts  Verände- 
rung: a)  herbei  schaffen,  bringen,  holen  Bs;  BSa.; 
GrD.,  Pr. ;  P  (wo  die  eben  genannten  Ausdrücke  nicht 
volkstümlich).  Fergged-mer  noch  eine"  [Schopjien]!  — 
Eeit  >wch,  ech  ferggan-der  otn  [einen]  Bits  Win  us-ani 
Cheller.  — ■  Fergged  es  feists  Chalb!  —  Schi  heind  de 
Nutze  g'fergat,  sie  haben  die  Alperzeugnisse  nach 
Hause  gebracht.  Dr  Alt  hei  g'freget,  warum  'r  nid 
me  g'fergget  hei;  dua  hei  dr  Buah  g'seid,  wil  'r  nid 
me  tragen  hei  mögen.  -  Er  het  's  [eine  Ladung  Fleisch] 
dem  Dokter  mit  Ross  u  Schlitten  vmessen  zum  llus  f. 

—  Hut  hed  er  wider  en  rechti  Tasche  [Rausch]  heim 
g'fergget.  Zueche  f.,  herbei  schatten,  schleppen.  ,Das 
gschütz  mocht  nit  nach  notturft  gefertiget  [zur  Stelle 
gebracht]  werden.'  HBüll.  1532.  ,Materiari,  holz  zuo- 
hin  fergken,  holzen.  Convehere,  zuofüeren.  füercn, 
ferken,  es  sei  auf  der  ax  oder  zuo  wasser.'  Fris.; 
Mal.  (Kinder)  zur  Welt  bringen,  gebären  Gr.  Ebenda 
auch  übertr. :  D'  Prattig  [der  Kalender]  hed  en  Us- 
zug  darcon  g'fergat,  gebracht,  geliefert.  —  b)  fort 
schaffen,  expedieren,  verschicken,  senden,  a)  von 
Sachen,  Waaren,  zu  Wagen  oder  Schiffe  Bs;  B;  L; 
G;  UwE.;  W.  Auch  Äste  von  einem  Baum  abe  f. 
SBuchsg.  ,So  ensoll  enhein  mülner  gebunden  syn, 
dien  pfistern  ir  mel  ze  tragenne  ald  ze  fertigonne 
iendert  hin,  wände  [ausser]  so  verre,  so  sie  wen 
[wollen].'  Z  RBr.  1304.  ,Swer  in  den  ussern  graben 
vor  der  statt  hert  [Erde]  gefüert,  dass  in  der  wider 
fis  fertigen  soU.'  1327,  Z.  ,[Der  Weinhändler,  der 
ohne   die    Erlaubniss   der  Behörde  Wein    einkellert.] 


soll  den  wyn  wider  uss  dem  keller  fertegen.'  XIV.,  Z. 
,Unz  dass  si  das  mnlken  von  dem  lande  gefertgen 
mugen.'  1338,  U.  , Söllent  die  tallüt  die  stein  koufen 
und  fertigen  [auch  ,ferggen']  unz  an  Stansstade.'  1413, 
Gfr.  ,Welicheni  dann  das  schitfrecht  geliehen  wirt.  die 
söllent  dien  lüten  das  iro  fertigen  zum  trüwlichosten 
und  fürderlich.'  1518/44,  SchwLB.  ,Und  darnach  vil 
schiff  darkommend  und  das  erst  fiergat  man  zum 
ersten.'  Stockah  1519.  Als  Beweis  der  Gerichtsherr- 
lichkeit des  Stiftes  Berom.  wird  im  J.  1520  u.  A.  be- 
zeugt, dass  die  betr.  Untertanen  den  Leichnam  eines 
Selbstmörders  haben  ,an  die  Aaren  fertigen'  müssen 
[um  ihn  dem  Flusse  zu  übergeben].  MEsterm.,  Rick. 
,Wo  einer  [geraubte]  kleider  oder  kleinoter  wurde 
sehen  fertigen,  füeren  oder  tragen.'  1521,  Absch.  ,Da 
werdend  sy  [euere  Leute]  zwei  schitt'  linden;  die  wel- 
lend [ihr]  schnell  zuo  denen  gen  Lunkhofcn  ferggen.' 
1531,  Strickl.  ,Güeter  von  Nüerenberg  giengend  in 
das  Sovoy,  dieselben  gen  Leion  zuo  ferggen.'  Vad. 
,Dannenher  die  belg  [des  Fuchses]  von  kaufleuten 
aufgekauft  und  in  andere  land  gefergket  werdend.' 
TiERB.  1563.  , Behilft  sich  ein  grosser  teil  der  land- 
lüten  des  souniens  und  fertigung  allerhand  kaufmann- 
schatz  und  waaren  zu  ruck,  uf  rossen  über  das  gepirg 
hin  und  her  zu  fertigen.'  BCvs.  ,Ime  das  buoch  wider 
hinab  bis  gen  Zürich  ze  ferken.'  ÄgTschudi  1565/72. 
,Ein  crüz  wurde  man  im  sacramenthüslin  finden,  das 
sollte  man  gen  Rom  fertigen.'  LLav.  1569;  dafür: 
.geschickt  werden.'  1670.  .Dann  wie  wir  in  unserem 
land  boumöl  in  schlüchen  fertigend,  also  habend  sy 
gmeinklich  wyn,  wasser  und  anders  darin  gefüert.' 
LLav.  1584.  ,Merces  convehere  ex  Hispauia,  die 
waaren  führen  oder  fergken  [fertigen.  1716]  aus  Hi- 
spanien.'  Denzl.  1677.  ,I)as  in  Weiden  gesammelte 
Heu  soll  man  dem  Vieh,  so  allda  gesommert  wird,  auf- 
zuetzen  geben  und  nicht  ab  der  Alp  ferken.'  1694/1854, 
Gl  LB.;  s.  ah-f.;  üffuer  (Sp.  971).  ,Ihre3  die  Aaren 
hinab  ferggenden  Weins.'  1739,  B  Mand.  .Nahrungs- 
mittel auf  die  Wochenmärkte  f.  und  tragen.'  1757,  Z. 
.Kein  Schiff  soll  gefertiget  werden,  es  habe  dann  seine 
gute  Decke  und  Ladzedul  [Frachtbrief]  bei  sich.' 
Republikaner  1801.  —  ß)  von  Personen:  weiter 
befördern,  spedieren;  bes.  (Boten)  abfertigen,  aus- 
senden. .Das  die  von  Buobikon  inen  muossten  wägen 
darstellen  und  sie  nach  notdurft  fertgen.'  1441,  Schaüb. 
Ri^.  ,Vergtend  die  hotten  also  zuo  dem  röm.  küng.' 
Edlib.  ,Er  soll  unser  knecht  [Söldner]  uf  dem  land 
und  erdrych  und  nit  af  das  mer  bruchen  und  f.'  1521, 
Absoh.  .Die  Eidgnossen,  so  uf  der  strass  sind,  hie 
zuo  empfachen  und  si  uns  nachzuoferggen.'  1524, 
Strickl.  ,Hat  man  uns  glycli  uf  die  schiff  gesetzt 
und  also  darnider  gefertiget  bis  uf  Affyam.'  UHard. 
1524/25.  .AU  frömd  Husiorer.  Landstrycher  u.  Bettler 
US  ihren  Gebieten  zu  fergen.'  Ansh.  ,Und  soll  man 
auch  die  Botten  mit  vollem  Gwalt  uf  denselben  Tag 
fertigen.'  ebd.  Auch  Jmdm  zur  Flucht  behülflich 
sein,  ihm  forthelfen,  z.  B.  „einer  Schwangeren,  damit 
sie  in  der  Verborgenheit  eines  fremden  Ortes  das 
Wochenbett  durchmachen  kann,  allg."  ,Die  welche 
sülich  Missetäter  annehmen  oder  fertigen.'  Ansh.  .De- 
portare in  solas  terras,  ins  eilend  fergken,  verschicken. 
Alqm  tollere,  einen  ab  der  weit  f.  und  tödten.  Domum 
conjicere  ahim,  einen  heim  f.  oder  in  sein  haus  treiben.' 
Fris.;  Mal.  ,Mag  der  amtmanu  dannethin  den  sü- 
niigen    in    die    gefengnus    fertigen.'    L  Ansehenb.   — 


1005 


Fai-ffg-,  fersK,  tii'jsrff,  forgrs.  <'"i's:ff 


1006 


■1.  unfreundlich  abwoiseii;  vom  Halxe  schaffen,  den 
Laufzedel  geben  Aa;  Ap;  Bs;  Z;  bildlieh:  Einen  be- 
meistern  G  oT.  /■■''  lia)i-e  [ihn]  g'fcrget  (zur  Stnhen 
US  g'f-J,  er  chunnt-mer  allwey  nümiiie.  ,Abei"  er  ferget 
sy  [die  bittenden  Frauen]  hin',  hiess  sie  wieder  nach 
Hause  gehen.  JJud  1574.  .Die  Stadtdokters  sind  gar 
grässlich  teuer;  der  [mein]  Mann  würde  mich  ferken 
[wenn  ich  einen  solchen  beizöge].'  B  Hink.  Bot  1791. 
—  5.  befriedigen,  bedienen.  Personen,  die  ein 
geschäftliches  Anliegen  haben,  'so  dass  sie  dann  wieder 
sich  entfernen  können;  besonders  Kunden  von  Ärzten 
Audienz  erteilen  und  sie  mit  den  nötigen  Anweisungen 
resp.  Arzneien  versehen;  Kunden  von  Handwerkern 
und  Krämern  die  gewünschte  resp.  bestellte  Waare. 
Arbeitern  von  Fabrikanten  neue  Arbeit  geben  Aa; 
Ap:  Bs;  BU.  (nicht  Si.);  L;  Sch;  S;  Vw;  Zg;  Z.  Syn. 
spedieren.  .Die  Rapperswyler  bruehtend  [während  der 
Belagerung]  ain  zugmüli  und  ain  rossmüli,  mit  welchen 
man  die  weit  erberlich  tergget.'  Vad.  .Bis  mengklich, 
so  zuo  schaffen  [Gerichtsgeschäfte]  hat,  gefertiget 
werde.'  Z  Ratsbeschluss  1550.  ,Myn  läufer  ist  bi 
14  tag  bi  Augsburg  still  gelegen,  ee  man  in  geferkt 
hat.'  ÄgTschudi.  ,Die  burger  vor  den  fremden  ferggen.' 
Wild,  Eglis.  .Das  Werchvolch  [Gesinde]  alle  Morgen 
bei  rechter  früer  Zeit  mit  dem  Brot  fertigen  [rechtzeitig 
versehen  und  dann  wieder  an  die  Arbeit  schicken].' 
Gesindeordn.  Muri  XVll.  .Auf  den  Dorfschaften  kann 
einer  ald  höchstens  zwei  Meister  [Bäcker]  Alles  ferggen 
[den  ganzen  Bedarf  befriedigen].'  1098.  Urbar  Weggen- 
zunft Z.  .Dass  sie  den  Landvogt  nit  mit  Weitläufig- 
keiten aufhalten,  weil  sie  wissen,  dass  er  Andere  auch 
muss  fertigen.'  JCEscher  172.3.  .Kann  er  gar  ring 
[leicht]  alle  Audienzen  f.'  ebd.  Kranke  pflegen  [ihnen 
die  nötigen  Dienste  lei.sten].  Gotth.  Von  männlichen 
Zuchttieren:  mit  Erfolg  bespringen  ZKn.  f  —  6.  mit 
Sach-Übjekt:  ein  Amt  versehen;  z.B.  e  Vogti  f., 
die  Verwaltung  von  Waisengut  führen  W.  Ein  Ge- 
schäft besorgen.  .Der  sehuolmeister  soll  die  letzgen 
[Lektionen]  der  4.  Ordnung  [Klasse]  ferggen.'  15.3'2. 
Egli.  Akt.  Ein  Gewerbe  befriedigend  betreiben. 
,0b  er  [ein  Wirt]  verklagt  wirt,  dass  er  die  täfry 
[Taverne,  Wirtschaft]  nit  fergete  [mit  dem  nötigen 
Vorrat  versehen  betriebe].'  Üffn.  Würenlos.  .Seinen 
Gewerb  liederlich  ferggete.'  Wild,  Eglis.  ,0b  yeman 
ein  tuochgwerb  fertigote.  der  selb  mag  dann  an  syn 
erlösten  schulden  oder  gelt  woll  nüt  dester  minder  käs 
oder  ochsen  koufen.  semlichen  tuochgwerb  zu  fertigen.' 
1523/44,  SoHw  LB.  ,Was  usserthalb  ilem  hus  ze  hand- 
ien ist,  als  hin  und  har  reisen,  gwünn  und  gwerb 
fertigen,  koufen  und  verkoufen,  und  dcrglychen  eehafte 
stuck,  ist  des  manns  arbeit.'  HBull.  1540.  ,l)ie  Seiden- 
und  Wullengewerben  in  einer  Stadt  Zürich  soll  jeder- 
mann helfen  äufnen  und  denen,  die  sie  treiben  und 
ferggen,  darum  danken.'  AKlincl.  1702.  —  7.  zu- 
bereiten, rüsten,  einen  Weg  oder  eine  Person,  zur 
Reise;  vgl.  nhd.  .reisefertig'.  ,Uf  das  so  haben  wir 
uns  an  dem  zystag  früeg  gefertiget  und  ufgesessen.' 
1521.  Strickl.  .Der  Herr  wird  deine  weg  fertigen 
und  glücken  [glückhaft  machen.  I(i(i7|.'  Bin.  15Sl/<i(). 
.Dem  [verheissenen  Christo]  will  ich  syn  rych  fertigen 
und  den  stuol  synes  kunigrychs  fertigen.'  Kessl.  ;  vgl. 
,dyn  stuol  soll  ewigklich  fertig  syn.'  ebd.  —  8.  (be- 
stellte) Arbeit  in  hinreichendem  Vorrat,  nötiger  Be- 
schaffenheit und  zu  rechter  Zeit  fertig  bringen 
(verfertigen),  liefern  1!;  Gr.     J)<"  Schriller  feri/l 


Drucke  [Truhen,  nämlich  als  .Aussteuer  für  die  Braut |. 
JWalkm.  ,lch  muoss  tag  und  nacht,  frytag  [FyrtagV] 
und  Werktag  arbeiten;  damit  und  ich  es  fergen  mög 
uf  die  Frankfurter  mess.'  1522,  ChkFroschaukr.  ,Ex- 
pedire,  einen  handel  fergken  und  ausmachen.  Defungi, 
ausrichten,  f.,  eins  dings  abkommen.'  Fris.;  Mal.  .Das 
sy  [die  Wittwe  eines  Steinmetzen]  uf  dem  Steinmetzen- 
handwerch  Gsellen  anstellen,  auch  kleine  Arbeit  ma- 
chen und  ferggen  möge.'  1603,  Z  Ratsentsch.  .Orgalen, 
durch  die  Closterfrauwen  selbs  ohne  frömbdes  zutun 
zierlich  und  perfect  gefertiget.'  RCvs.  Arbeit  be- 
schleunigen, ohne  Aufschub  beendigen.  .Ferggen,  ne- 
gotium accelerare.'  Id.  B.  .Mortem  promovere.'  ebd., 
wohl  =  US  der  W^elt  f.,  s.  ob.  .Bis  dise  stallung  gänz- 
lich gefergget  und  vollendet  wird.'  1530.  Absch.  .Rem 
in  pauca  conforre.  ein  ding  schnell  ab  statt  fergken.' 
Fkis.  ;  Mal.  —  9.  insbes.  in  gewissen  Gewerbszweigen, 
welche  durch  Hausarbeit  betrieben  werden,  a)  von 
den  Arbeitern:  das  von  Fabrikanten  zugeteilte  Stück 
Arbeit  fertig  abliefern  Z;  vgl.  Fergg-Bank,  -Stube, 
-Tag.  Syn.  z'  Markt  gän.  —  b)  von  Mittelspersonen, 
den  sog.  Ferggern  (s.  d.),  den  Verkehr  zw.  Fabrikant 
und  Arbeitern  vermitteln,  den  Letztern  Arbeit  zuteilen, 
abnehmen,  untersuchen  und  bezahlen  Ap;  „B;  Gl;" 
ScHW;  Z;  Vgl.  Übrigens  5.  —  10.  „hausieren,  trö- 
deln Gr."  —  11.  gerichtlich  erledigen,  bes.  den 
Kauf  von  Grundstücken  in  Rechtsform  be.stätigen, 
in  das  Grundbuch  eintragen.  Urspr.  geschah  die  Ver- 
äusserung  von  Grundeigentum  vor  dem  Volksgericht 
der  Freien,  oder  vor  dem  Hofgericht  des  Grundherren, 
unter  feierlichen  symbolischen  Formen;  später  ver- 
flachte sie  sich  zu  Ausfertigung  einer  Urkunde  unter 
Zuziehung  von  Zeugen.  Das  Gericht  (ß).  der  Ge- 
meinderat (Aa;  L),  oder  der  Notar  (Landschreiber  Z) 
.fergget'  nun  auf  seiner  Kanzlei  den  Kauf;  der  Ver- 
käufer lässt  auf  diesem  Weg  den  Besitz  des  Gutes 
dem  Käufer  zusichern  Aa;  Bs;  B;  L;  Z.  Vgl.  Ferggi; 
Fergg-Gang ;  Fertig-Gericht,  -Brief;  Fertigungs-Gebür; 
Zuefertigungs-Urkund.  ,Du  wirst  meinen,  du  hockest 
am  G'richt.  sagte  die  Mutter,  und  es  inüess  c"  Acker 
g'ferget  .sy"  und  kein  Pünktli  vergessen.'  Gotth.  .Der 
Grossvater  hatte  den  Hof  (iOOO  Pfd  teurer  übernommen, 
als  er  geferget  wurde  vor  Gericht.'  ebd.  /"  rierzeh" 
Tage'  drüf  iscli  ä'r  Chniif  g'fergci  vnrde.  Joach.  1881. 
,Dass  umb  des  gottshus  eigen  und  erbe  nienian  richten 
soll  noch  fertigen,  denn  ein  hofraeister  ze  küngsfeld.' 
1351,  Aa  Weist.  ,Dü  selben  güeter  syen  nu  anderswa 
hin  verkouft  und  mit  der  statt  ynsigel  geferget.'  1374, 
Z.  .Von  koifen.  von  gemachten,  von  fcrgung  oder 
geltschuld  wegen.'  1383.  Z.  .Ein  mann  mag  wol  syn 
guot  geben  synem  kind  an  fertigen  [ohne  Fertigung].' 
1427,  Scnw.  ,Wer  umb  geltschuld  köuf  ferge,  so  soll 
ein  ammann  gericht  haben.'  1432.  Opfn.  Fisch.  .Das  voc 
gericht  gefertgot  und  üfgericht  werden  soll.'  147'2,  Opfn. 
Burgau.  .[Der  Crcditor]  soll  für  ein  gericht  kon  und 
anrüefen,  das  im  die  jitand  [des  SchuUlners|  geferget 
und  verbriefet  werdend,  das  soll  ein  richter  ciuem 
ferggen.'  1 180.  L.  .Die  von  Tal  haben  merkliche  jähr 
einen  animan  zuo  Tal  gehabt,  der  auch  gericht  und 
gant  daselbst  mit  allem  handel,  ganten,  brieten  und 
Siegel  hab  geferget  und  nicht  ein  amman  zuo  Kheineck. 
Doch  so  möchten  sie  wohl  ihre  käut  unter  einander  ge- 
ferget haben  mit  briefen  und  siegeln.'  1 198.  GRheineck. 
.Fergot  uns  Heb  v.  Hümlang  vor  unserni  gericht  '/,.  das 
sloss  und  dorf  Hümlang  mit  lüten.  güetren.  gricliten, 


1007 


Fargff,  fergg,  firps.  for^g,  furgg 


loiis 


zwingen  unil  bennou.-  EuLin.  .Wölclier  eiui  ein  liüuf 
ferggen  will  am  rechten,  der  niuoss  haben  zwei  ge- 
richt;  das  erst  gericht  ze  ferggen,  soll  urtel  geben 
[usw.].'  1530.  Aa  Wst.  ,Hat  gar  noch  jetzt  die  Pfruond 
[die  Einkünfte  seiner  Pfründe"]  gefergget.'  1.533,  Z 
isynodalcens.  ,Und  sollen  alle  köuf  und  verköuf  vor 
gricht  geschlichen  und  gefertigt,  ouch  brief  darüber 
erkannt,  ufgericht  und  besigelt  werden  nach  lut  der 
vertragen,  damit  niemands  betrogen  werde.'  1534,  Bs 
Etj.  ,So  güeter  verkouft.  aber  innert  jaresfrist  nit 
gefergget  wurdint,  dass  .sy  dann  eim  probst  zum 
Grossmünster  heinigefallen  syn  sollen.'  1543,  Hotz. 
Urk.  ,Wann  ein  guot  vor  recht  soll  gefertiget  werden.' 
1550;  1550.  Bs  Kq.  ,Es  soll  niemant  dehein  guot 
länger  denn  einen  nutz  ungefertiget  inn  haben.'  Hofrod. 
ScHwE.  ,Wenn  einer  nicht  genugsam  bewysen  könnt, 
dass  ihme  die  Güter  geferket  worden.'  16(»3,  Bs  Mand. 
,üem  Gericht-Schulthessen  anzuzeigen,  dass  er  keine 
Verpfründungen  mehr  fertigen,  sondern  dergleichen 
für  E.  E.  Rat  zu  weisen.'  1660.  Bs  Ri|.  .Welcher  zuo 
ziechen  begehrt,  muoss  gleich  bei  der  fergung  ge- 
schehen; so  lang  nit  geferget,  stehet  auch  das  zug- 
recht [still].'  1678,  Kadelcurs.  ,Es  soll  deheiner 
dehein  [kein]  gelegen  guot  [Liegenschaft]  koufen,  der 
verkoufer  vergge  im  ilenn  das  vor  oifnem  gericht.' 
ebd.  ,Dannzumahlen  die  zwischen  der  Baursauibe  ge- 
schlossenen Kauf  und  Verkauf  am  Stab  gefertiget.' 
1761,  Bs  Bq.  Früher  galt  das  W.  auch  von  gericht- 
licher Übergabe  verpfändeter  Güter  an  den  Gläu- 
biger; so  in  Zg  143'2  und  sehr  häutig  im  alten  LB. 
Ndw,  z.  B.  .pfänden  und  forgen  (verken);  der  das 
pfand  ferget.'  —  ,Kundschaft  f.',  Zeugen  vorführen 
in  einem  Kechtshandel.  .Wenn  man  eimmderen  nit 
gichtig  ist  und  darum  ein  kuntschaft  vergget,  brucht 
allwegen  eins  gerichts  mer  dann  gichtige.'  1530,  Aa 
Wst.  Übh.:  eine  Rechtssache  erledigen.  ,Wer 
ein  urtel  fertigen  will,  dass  er  nit  mer  schaden  [Un- 
kosten] darüf  tryben  soll,  dann  dass  hienach  geschri- 
ben  stät:  des  ersten  [jedem  Richter]  soll  man  geben 
2  plaphart,  einem  vogt,  die  urtel  ze  ferggen,  4  pl.,  und 
einem  herrn  von  jetlicb  urtel  ze  scheiden  5  Schilling.' 
1414,  Offn.  ZKn.  ,So  einer  ein  urtel  an  unser  gn. 
herren  appellieren  will,  so  muss  er"s  von  stund  an 
tuen  und  ferggen.  eb  er  von  dem  fürsprechen  stand.' 
1533,  B.  .Sortiri.  losen,  welche  rechtsach  man  zum 
ersten  fergge.  Man  leget  vor  Zeiten  aller  namen  in 
einen  hafen  oder  gschirr.  und  welche  zum  ersten 
heraus  genommen  wurdend,  die  fertiget  man.'  Fris. 
Vgl.  übrigens  zu  letzterer  Stelle  auch  5.  .Uer  Amt- 
mann soll  sich  nicht  unterstehen,  Maletizsachen  als 
Frevel  zu  ferggen.'  1751,  Absch.  Schulden  (in  subj. 
und  obj.  S.)  bereinigen,  Schulden  abtragen ;  Guthaben 
geltend  machen,  einziehen.  ,Dass  ein  Stadt  Bern  ihren 
Ratsbotten  in  Frankryeh  [sandte],  ihre  Schulden  [Gut- 
haben an  den  König]  und  Pensionen  zu  ferken.'  Ansh. 
,Ein  Amtmann  soll  Fiscalbussen  am  Untergericht  fergen 
lassen.'  17'29,  Absch.  (Ausgaben)  bestreiten:  Ao  1697 
wird  ein  Betrag  verwendet  .zu  Fergung  der  merk- 
lichen Ausgaben  an  Studierende.'  Z  Memorial  1801. 
—  12.- mit  persönl.  Obj.  a)  vor  Gericht  fordern, 
gerichtlich  belangen,  ,0b  Jemand  ihn  syner  Worte 
in  Jahresfrist  wollte  fertigen,  dem  vor  mynen  Herren 
solle  zu  Recht  stahn.'  Ansh.  ,Nu  hett  der  N.'  den 
N.-  ze  recht  gfergget  vor  dem  rat.'  1563,  Winterth. 
Ygl.  recht-f.  —  b)  gerichtlich  aburteilen.  .Ob  sölichs 


darüber  [gegen  das  Verbot]  von  jemand  beschäch,  als- 
dann solle  derselb  durch  den  vogt  darunib  gefertiget 
und  gestraft  werden.'  1526.  Aar.  Stadtb.  .Welicher 
umb  einung  [Busse]  gefertiget  und  peenfellig  wirf 
1539,  B.  .Den  Oberamptlüten,  welche  dieselben  [Über- 
treter] rechtlich  fertigen  und  büessen  sollend.'  16'28, 
B  Ref.-Satz. 

Zsgez.  aus  mlid.  riTtlgcn  (zur  Fahrt  rüsten;  fortschaffen, 
eutlassen;  gerichtlich  übertragen),  welches  von  tir.  WB.  3, 
1530  richtig  als  Grundf.  erkannt  war  (während  die  in  4,  146 
versuchte  Deutung  verfehlt  ist),  und  z.  T.  gleichbedeutend 
(doch  lieute  wohl  nur  in  Bed.  10)  daneben  besteht.  Mhd. 
kommt  die  verk.  Form  nicht  vor  und  auch  später  nur  in 
südd.  Spr.,  z.  B.  .ferken'  i.  S.  v.  9  a  in  der  Baar.  Die  mehr- 
fach bezeugte  Form  , fergen'  ist  wnhl  nicht  allenthalben  un- 
genaue Schreibung,  sondern  kann  neben  der  mit  i/y  (1-)  be- 
stehen wie/t'n'j/  (s.  d.)  neben  fertig.  Die  unassirailierte,  aus 
Ap  und  auch  in  älteren  Quellen  bezeugte  Form  .fertgen' 
steht  dem  Jh-ggen  näher  als  dem  .fertigen'. 

ab-ferggon:  1.  mit  Acc.  P.  a)  unfreundlich: 
Bittende,  Lästige,  Zudringliche  abweisen  Bs;  B;  Gl; 
L ;  GRh. ;  Uw ;  Z.  Die  Rlchc  fergge'd  d'  Bettler  mit- 
eme  ,Hdf-ech  Gott!'  ab.  Churs,  wüest  [grob]  o.  Z; 
mit  Ruess  und  Sah  abfertigen.  Spreng.  .Einer  wie 
der  Andere  [der  Freier]  erhielt  seine  Abfergeten.' 
GoTTU.  Böse  Schüler  soll  der  Schulmeister  dem  Schnl- 
herren  anzeigen,  dieser  der  Schulpflege,  ,dass  der  knab 
bald  abgefertiget  [fortgeschickt,  au.sgestossen]  werde.' 
1532.  Egli,  Act.  —  b)  freundlich,  befriedigend: 
Arbeitern  ihren  Lohn  ausrichten  Bs  (Spreng);  Z,  Söld- 
nern den  Sold;  Erben  ihren  Anteil;  Gläubigern  eine 
Schuld;  Boten,  Begleiter  mit  einem  Geschenk  ent- 
lassen. .Er  ferget  die  Boten  ehrlich  ab,  wann  [nämlich] 
er  löst  sie  ab  der  Herherg  und  schankt  dem  Burger- 
meister Escher  250  Kronen,  nit  weiss  ich,  was  Andern 
ward.'  ÄgTsceudi.  .Fergk  mich  ab!'  sagt  der  verlorne 
Sohn  zum  Vater  =  lass  mich  mit  meinem  Anteil  ziehen. 
Salat.  .Abfergken  und  bezalen  die  kriegsleut.  den 
knechten  den  sold  geben.  Stipendium  persolvere.  Die 
Schuldner  abfertigen,  zefriden  stellen  und  bezalen, 
creditores  dimittere.'  Mal.  ,Er  ferket  sy  vorhin  frünt- 
lich  ab.'  LLav.  1584.  .Ich  ferget  den  [Begleiter]  ab, 
schank[t]  im  mein  mantel.'  FPlatt.  161'2.  —  c)  aus- 
senden. .Wir  [die  eidg.  Söldner]  sygent  abgefertiget, 
bäpstlicher  Hoheit  ze  dienen.'  1521,  Absch.  Befördern, 
transportieren:  ,Ein  solcher  unnützer  Gscll  in  unser 
Statt  durch  den  Profossen  abgefertiget  werden  solle, 
allda  man  ihn  so  lange  aufbehalten  wird,  bis  dass 
er  recht  zu  tun  anerbieten  wird.'  1637,  Z.  —  2.  mit 
Acc.  S.  a)  in  der  Verbindung:  Heu  a.,  das  Heu  von 
dem  Ort.  wo  es  gewonnen  wurde,  fortschaften,  um  es 
zu  verkaufen  od.  anderswo  als  Futter  zu  verbrauchen, 
statt  es  an  Ort  und  Stelle  .aufzuätzen'  BRi.;  vgl.  Uf- 
fuer.  —  b)  Schulden,  Zins,  Steuer  bezahlen;  auch 
absolut.  So  isset  mäiige  Bettehna"'  besser  iveder  mir 
[als  wir],  der  Nut  a.  tind  Nüt  zale"  miuvs.  Stutz. 
Me'  miiess  zeise"  und  a.  ebd.  Bis  d'  Sturen  abg'fergget 
sind.  ebd.  Syn.  abherraehen.  .Den  zechenden  abfer- 
tigen.' 1552,  Z  Staatsarch.  .Bezalen  und  a.  [Process- 
kosten  ersetzen],  was  von  der  sach  wegen  daruf  ist 
gangen.'  1563.  Winterth.  ,Ich  ein  Wechsel  hab  an 
dich;  denselben  ferg  mir  ab.'  R.  u.  CMev.  1650.  — 
c)  ein  Grundstück  durch  gerichtlichen  Spruch  in  Besitz 
eines  Andern  übertragen  lassen  L.  —  ver-ab-  = 
ab-  2  li.  .Ein  Amtmann  verrechne  [seiner  Regierung] 
für  jede  Einbindeten  [Taufgeschenk]    1  Pfd  2  ß   und 


1009 


Fargg,  fergg.  tirgg,  forgg.  furgg 


1010 


verabferge  das  übeiig  aus  dem  Seinen.'  1624,  Z  Staats- 
archiv. —  an-fertigon:  ansprechen,  zu  Händen  neh- 
men. ,Was  süliehen  [verlaufenen]  vychs  6  wuchen 
und  o  tag  nit  redlich  angefertigt  und  kehrt  wird,  als 
recht  ist,  das  mag  ein  herrschaft  für  das  ihr  behalten.' 
XIII. — XV.,  Kleinbukuund.  —  in-:  einregistrieren. 
,Das  Amt,  in  dem  sie  sässhaft  oder  eingefertiget.- 
JXScHNYD.  1782.  —  ÜS-:  1.  ein  vom  Arbeiter  ein- 
geliefertes Stück  ihm  definitiv  abnehmen  und  aus- 
bezahlen, was  etwa  bei  fehlerhaften  Stücken  nicht 
geschieht,  indem  dort  der  Lohn  oder  ein  Teil  desselben 
,in'behalten  wird,  bis  der  Schaden  des  Fabrikanten 
ermittelt  ist  Z.  —  2.  abordnen.  ,Wir  bitten  üch,  üwer 
schiessgesellen  zu  solcher  kurzwyl  güetlich  uszefer- 
tigen.'  1465,  LE, 

ver-:  1.  transiiortieren,  weiter  befördern,  an  einen 
andern  Ort  schaffen,  „allg."  a)  Tiere  an  einen  Ort 
hin  bringen,  von  welchem  sie  den  Heimweg  nicht 
wieder  finden  sollen;  aussetzen  Gr;  z.B.  Katzen  in 
Körben;  Syn.  vertragen;  junge  Ziegen  im  Frühjahr 
ins  Gebirg,  von  wo  sie  erst  im  Herbst  wieder  abgeholt 
werden  Gk  uVatz.  NÖsser  [junges  Vieh]  sind  lieinr 
bi  Hns  (/'s!",  die  hed-me'  im  Langsi  [Lenz]  verfergget. 
ScHWYZERD.  —  b)  Sachen  fortliefern,  Waaren,  z.  B. 
Fleisch  in  Körben  oder  Wagen  zu  den  Kunden  brin- 
gen Z.  .Das  mehrere  in  Stäfa  gebachene  Brot  wird 
auf  Wuchenmärkt  an  nächstgelegenc  brotmangelhafte 
Ort  verfertiget.'  Z  Weggenzunft.  .Alle  bürgere,  so 
für  sich  selbs  tüechli  allhie  machen  lassend  und  an 
die  frömbde  verfertigend.'  1621,  Z  Mand.  ,Wie  Paulus 
die  aufgenohmenen  Steuren  aus  Macedonia  in  [nach] 
Syrien  verfertiget.'  1026,  .TBreit.  ,Viel  Fische  werden 
anderwerts  verfertiget.'  JEEscber  1692.  ,Exercitor, 
Exercitator,  Factor,  so  die  Waaren  verfertiget.'  Denzl. 
1716.  ,Das  V.  [Exportieren]  von  Lebensmitteln  ausser 
Landes  wird  verboten.'  1740,  Z  Mand.  ,Dass  allent- 
halben in  der  Eidgenossenschaft  Jeder  sein  eigen  Gut 
mit  seinem  Schiff  und  Geschirr  selber  verfertigen 
[spedieren]  mag.'  1748,  Absch.  Von  Schriftstücken: 
verbreiten;  auch:  in  Druck  geben.  ,Ir  habend  des 
Fabers  schandlich  gschrift  uf  den  tagen  hin  und  wider 
verfergget.'  1526,  Absch.  ,[Ge]geben  [in]  Zürich  und 
in  Truck  verfergket  anno  1532.'  ,Dises  Mandat  ist 
in  Truck  zu  verfertigen  befohlen.-  1650.  Z.  Bildl. : 
,Lärm,  Geschrei,  ein  Geschäft  v.',  Mutwillen,  Freude, 
Wohlsein  durch  Reden,  Lachen  und  Geberden  kund- 
geben BO.;  Syn.  ver f Heren.  —  c)  eine  Gesandtschaft 
ab-,  weiter  senden.  ,Dass  ir  üwer  botschaft  uf  StGallen- 
tag  zuo  Seh.  habint.  und  ob  not  syn  wurd,  wyter  ver- 
fertigen gen  Dwiel.'  1522,  Absch,  —  '2.  Etw.  auf  die 
Seite  schaffen,  so  dass  es  nicht  mehr  zu  finden 
ist,  verschleppen  od.  verstecken  BO.  —  3.  gericht- 
lich verhandeln,  auch  schriftlich  ausfertigen.  ,Und 
so  dann  diser  kouf  mit  beider  Orten  wissen  und  willen 
verfergget  und  zuogangen  [ist].'  1530,  Absch.  ,Das 
Süll  under  dem  Namen  und  Stab  eines  Zwingherren 
verferget  und  von  ihnie  beschriben  und  gesiglet  wer- 
den." 1670,  Ar«.  ,Alle  und  jede  kauf  und  täusch 
sollen  vor  recht  [gerichtlich]  verfertiget  werden.'  1678, 
ÄAKadelb.  , Unsere  Vogt  und  wer  mehr  die  uffähl  zu 
verfertigen  hat.'  1604,  Z  Mand.  ,Doch  sollen  solche 
Verpfründungen  durch  die  behörigen  Schreibereien 
verfertiget  und  von  unsern  Ober-Amtleuten  besieglet 
werden.'  1757,  Bs  Rq.  ,So  hat  doch  kein  Baur  seit 
mehr  als  20  Jahren  ein  Kaufbrief  verfertigen  lassen.' 

Schweiz.  Idiutikuu.  I  7. 


1761,  ebd.  —   4.  zur  Hand  nehmen,   bes.  Pfänder. 
1.566,  Zg. 

fri-:  freisprechen,  entlassen.  ,Vindicta:  erkannt- 
nuss  zur  freiheit  oder  freiferkung.'  Fris.. —  hei""- 
fertigen:  1.  (trans.)  nach  Hause  schicken.  ,So  muoss 
nothalben  folgen,  dass  man  die  frömbden  zuo  den  iren 
h.  [heimweisen.  1693]  solle.'  SHocnn.  1-591.  —  2.  (refl.) 
sich  nach  Hause  begeben.  .Wir  band  angesehen,  dass 
wir  uf  nächst  Frj-tag  zu  Appenzell  wellen  syn  und 
uns  darnach  ane  Verzug  h.'  1524,  Absch. 

recht-:  1.  vor  Gericht  ziehen  und  behandeln. 
Li)  mit  Acc.  P.:  zur  Rechenschaft  ziehen,  zur  Rede 
stellen;  zurechtweisen;  verurteilen  Bs.  ,So  si  enander 
reehtfertegent  vor  dem  gerichte.'  1348,  Z  Batserk.  ,Wo 
lüt  gefarlich  in  der  vogty  giengeu,  da  soll  ein  yeg- 
licher  gwalt  haben,  ob  ain  amptmann  nit  darby  wäri, 
die  selben  zu  r.'  1472,  Offn.  Burgau.  ,Dass  ich 
selb  dritt  uss  dem  kloster  stig  und  giengen  in  welt- 
lichen kleidern  uf  die  gass,  da  wir  alsbald  gerecht- 
fertigt wurden  von  etlichen,  und  nach  ungefüegem 
angriff  entrann  meiner  gesellen  einer  [usw.].'  ca  1510, 
SiML.,  Urk.  ,Wenn  wir  .sy  [die  Sünde]  ungehindret, 
ungrechtfertiget ,  unabgeschnitten  lassend  wüeten.' 
ZwiNGLi.  ,Wenn  das  gericht  üfstöt  und  furer  nit 
richten  will,  so  soll  der  Schultheiss  die  amptlüt  ieg- 
lichen  insunders  frogen  und  r.  [zur  Rede  stellen,  hier: 
zur  Äusserung  der  Meinung  veranlassen].'  1520.  Bs  Rq. 
.Etlich  Zuger  habent  einen  Züricher  des  glouhens 
halb  trutzlich  gerechtfertigt.'  1531,  Absch.  .Sind  etlich 
ge.syn.  die  sich  im  Dorf  verschlagen  band  [aus  Furcht 
vor  dem  erwarteten  Feinde  verkrochen  haben],  welchi 
[Accus.]  die  wyber  im  Dorf  umher  gejagt  und  ge- 
rechtf'ertiget  band.'  1531.  Strickl.  .Herodes  Hess  die 
hüeter  r.'  1531/48,  Ai'ostelgescu.,  dafür  , ersuchen.' 
1667,  .verhören.'  1860.  ,Als  er  auf  der  Hinreise  nach 
Memmingen  gekommen  sei,  habe  der  Burgermeister 
daselbst  ihn  gerechtfertigt,  wohin  er  wolle.'  1546, 
Absch.  ,Ist  einer  [Lot]  kommen  und  will  uns  r.'  Bib. 
1548/60,  dafür  1531 :  ,Bist  du  herein  kommen  als  ein 
frömdling  und  wilt  nun  richter  sein.'  .Heigi  neiwar 
[habe  Jemand]  etwas  an  in  ze  s]n'echen,  derselbig  solle 
in  r.  vor  eim  Schultheiss  und  Rat  zu  Winterthur.' 
UMev.  1540/73.  ,0b  ein  Wächter  jemand  sähe  im 
rtücken  argwoniglich  wandeln  oder  ryten ,  die  soll 
er  r.'  1581,  LBerom.  1610  wurde  Einer  im  Rate 
.gerechtfertiget  [zur  Rode  gestellt],  dass  er  nächster 
[letzte]  Nacht  aufm  Münsterplatz  gejauchzet  hätte.' 
Bs  (Ochs).  .Wann  sie  ihn  [die  Pharisäer  Christum] 
seines  Berufs  halben  rechtfertigten,  fragende,  aus  was 
Gewalt  tust  du  disesV"  ClScuub.  1695.  ,So  sollen  die 
Fehlbare  von  den  Oberbeaniten  gerechtfertiget  wer- 
den.' Bs  Landesordn.  1757.  --  b)  mit  Acc.  S.  .Sölich 
ungehorsam  strafen  und  dieselben  buoss  r.,  vollziehen 
und  ynziehen.'  1490,  Urb.  Raden.  , Totschlag,  mördery 
und  ander  frevel  sond  gerechtfertiget  werden  nach 
gestalt  der  tat.'  1529,  Absch.  ,Was  händel  zuo  K. 
gereclitferliget  werden.'  1544,  AAKad.  .Frevel  vor 
Amtsgericht  r.'  1576.  Z.  —  2.  obrigkeitlich,  amtlich 
untersuchen,  ordnen,  z.B.  die  Maasse  =  eichen. 
fechten,  sinnen  Bs  (Spreng).  ,Es  sond  ällu  mess  [alle 
Maasse]  ze  A.  von  des  gottshus  wegen  ze  StG.  [im 
Namen  desselben]  gerechtfertgot  werden.'  t)fYn.  Ap. 
.Mass  und  Gewicht  zu  besetzen  und  entsetzen,  auch 
ze    r.'    GHdschr.     .Versahcnd    ire   land    mit    wachten. 


1011 


Far^— fnrgg.    Park— fnrk 


1012 


rcchtfertigett'iul,  wer  uss  oder  yn  zog.'  HBcll.  1572. 
.Rechtg'tertiget  etlich  giiiein  Waaren  und  Gwcrb.'  Ansii. 
—  Eechtfertigung:  gerichtliche  Verhandlung,  Er- 
ledigung. ,Diewyl  darinnen  mit  dem  küng  rechts- 
IVrtigungen  angefangen  [worden  seien].'  1521,  Absch. 
,Uss  besorg[ni,ss],  dass  die  r.  langsam  zuogan  [werde].' 
15'23,  ebd.  ,Da  in  der  E.  die  4  Schiedsrichter  in  ihrem 
Urteil  zerfallen  sind.'  1525,  ebd.  .Der  verfallenen 
Zinsen  halb,  ob  es  zu  r.  oder  uffälen  käme.'  1530,  Z. 
,.\ls  dann  sich  spän  und  stöss  erhaben,  derhalb  ich 
mit  den  gmainden  in  ein  r.  gewachsen.'  15o9,  NSenn, 
Taniins.  .Späne  und  r-en,  so  von  den  erbfällen,  freflen, 
bnossen  und  andern  Sachen  wegen  entstanden.-  1545. 
.\Bseii.  Gerichtliche  Bekräftigung:  R-en  [von  gewissen 
Rechtstiteln],  die  aus  Unwissenheit  oder  hinlässigkeit 
underlassen  worden  sind.'  Vad. 

Mhd.  rrhi/friei/en,  rechtmässig  machen,  z.  B.  das  Gewicht: 
berichtigou:  ausfertigen;  reclitlich  übergeben;  vor  Gericht 
verteidigen,  vor  G.  ziehen.  Unser  .reditfortigen'  1  ist  nicht 
vom  Adj.  .rechtfertig'  (s.  d.)  abzuleiten,  sondern  urspr.  = 
vor  Recht  (Gericht)  fertigen;  wohl  aber  l<ana  2  auf  jenem 
Weg  erlilärt  worden. 

ver-rechtfertigen:  1.  mit  .\cc.  P.  den  Konkurs 
gegen  einen  Falliten  durchführen  Z.  „Die  Gläubiger 
eines  Falliten  vermittelst  gerichtlicher  Untersuchung 
aus  einander  setzen."  —  2.  mit  Acc.  S. :  gerichtlich 
geltend  machen;  z.B.  Pfandrechte;  gerichtlich  ver- 
'  handeln,  erledigen.  .Welicher  uf  einem  guot  veech 
oder  ander  farendi  hab  pfandti  umb  syn  zins  und  die- 
selbigen  pfand  ab  dem  guot  kämend,  vor  und  ee  diser 
die  pfand  verrechtfertiget  hat.'  1572,  Schw  Rq.  .So 
einer  pfändt  wird,  ist  geordnet,  dass  die  pfand  vor 
dem  gericht  verrechtfertiget  werden  sollen.'  1585, 
DoKFR.  Böttstein.  ,Dass  alle  frevel  und  buossen  vor 
dem  nidern  gericht  daselbst  haben  sollen  verrccht^ 
fertiget  werden.'  1595,  AAKadelb.  ,Wie  die  unver- 
sicherten ussstehnden  Kaufschilling  von  liggenden 
Güeteren  in  Uffählen  verrechtfertiget  werden  sollen.' 
1631,  Z  Mand.  ,Die  in  myner  gn.  Herren  Gerichten 
sesshaften  Burgere  und  dero  Liggends  und  Farends 
sollen  an  hiesigem  Stattgricht  verrechtfertiget  wer- 
den.' 1682,  Z.  , Damit  er  [der  Untervogt]  dasjenige, 
so  allda  fürkäme,  das  der  Oberkeit  ze  büssen  ald  ze 
V.  zuständig,  daselbst  hin  züchen  und  bringen  möge' 
ScHADBG,  Beitr.  IV.  22o. 

ring-,  weg-  s.  riii;/-,  wcgfcrtig. 

zue-:  gericlitlich  zusprechen,  z.  D.  Liegenschaften. 
1790,  Bs  Rq. 

Fergger  (Ffrtger  Ap):  1.  persimlich  a)  ein  den 
Verkehr  zwischen  Fabrikanten  und  Hausarbeitern  ver- 
mittelnder Geschäftsmann,  der  den  Letztern  die  rohe 
Waare  einhändigt,  die  verarbeitete  prüft,  abnimmt 
und  bezahlt  Ar;  Bs;  B;  Gi,;  G;  Z.  Der  Betreifende 
ist  meist  von  einem  Geschäftshause  angestellt,  um  an 
einem  entfernten  Orte  die  daselbst  wohnenden  Ar- 
beiter zu  besorgen;  er  kann  aber  auch,  von  beliebigen 
Fabrikanten  nur  den  Rohstoff  übernehmend,  auf  eigene 
Rechnung  eine  Anzahl  Arbeiter  beschäftigen  Z.  Syn. 
Faktor;  vgl.  Träger;  Anräster.  —  h)  .\uf scher  in 
einer  Fabrik  BsStdt;  Spediteur,  der  die  Fabrikwaaren 
zum  Versenden  bereif  macht,  ebd.  Spediteur  übh. 
UwE.  ,ln  vil  tütschen  flecken  wirt  der  Verwalter  der 
vergger  genannt.-  1538.  AiiTsciU'Di.  —  c)  , Hausierer. 
Trödler  Gr."   —  d)   ..einer  der  Beamten,  die  bestellt 


sind,  den  Besitz  eines  Landgutes  einem  Andern  ge- 
richtlich zu  übergeben  L;  Zo."  —  2.  =  Fcrggel  Ap; 
G.  ,. Aquarium;  ein  wasserstein  oder  schuttstein,  ein 
fergger.'  Fris.;  Mai,.  —  Guet-:  1.  ,Exercitor,  ein 
guotfergker,  der  kaufmannschatz  oder  gueter  auf  was- 
sern füert  und  fergket,  ein  faktor.'  Fris.;  Mal.  , Faktor, 
eines  kaufherren  Verwalter,  institor,  ein  guotfergker, 
exercitor.'  Mal.  ,Die  G.-Fergger  klagen  von  Mailand 
aus,  dass  die  Waaren  zwischen  Beilenz  und  Altorf 
saumselig  befördert  werden.'  1652,  Absch.  —  2.  (bildl.) 
V e  r  s e  h  w  e  n d  e  r.  ,Er  ist  ein  Gutferger,  vertut  Alles.' 
JMey.  1692.  —  Holz-.  .Materiarius:  zimbermann  oder 
holzfergker  zuo  einem  bauw.'  Fris.;  Mal.  —  Siden- 
s.  Fergger  la.  —  Stückli"-:  ebso  Ar.  —  Werpfen- 
G  ebso.  —  Zins-;  Besorger  eines  gemeinsam  von  Meh- 
reren zu  entrichtenden  Zinses  ZBauma.    Syn.  Träger. 

Ferggeri°:  Stickwaarenlieferantin  Ap. 

Ferggete  f.:  1.  „Waarentransport",  sowohl  der 
Akt  des  Ferggens  als  (auch  dim.)  die  Waare,  z.  B. 
eine  Bürde,  Traglast  oder  ein  kleines  Fuder  Heu  B. 
Syn.  Fert.  —  2.  „gerichtlicher  Akt  der  förmlichen 
Übergabe  eines  Grundstückes  an  einen  Andern  L;  Zg;" 
auch  Ferggi  f.  „ebd." ;  Bs.  Syn.  Fergy-gang ;  Fertigung. 

Ferggi''g  f.;  1.  Spedition  von  Gütern.  .Solche 
Fertigung  gat  auch  stäts  fort,  Sommer  und  Winter.- 
RCvs.  —  2.  gerichtliche  Verhandlung,  insbes.  =  Ferg- 
gete 2  SThierst.,  auch  der  Tag,  an  welchem  dieselbe 
geschieht  L.  ,Wenne  der  schulthess  nidergesitzet  ze 
richtende,  so  soll  er  des  ersten  fragen  umb  köife  und 
vei-tigungen.-  XIV.,  Bs  Rq.  ,Man  soll  ouch  wissen,  dz 
die  koüf  und  fuerggung  [so!]  beschechen  ist.'  1369,  Z. 
,Wenn  der  richter  mit  6  rechtsprechern  sitzt,  so  ist 
es  gnuog  zuo  ainer  vergung.'  1472,  Offn.  Burgau. 
, Winkauf;  von  einer  F.,  der  Kauf  sei  hoch  oder  nider, 
hat  der  Käufer  güben  5  ß  und  2  Mass  Wein,  der  Ver- 
käufer 5  ß.-  1687,  Bs  Rq.  ,Voii  Fertigung  liegender 
Güteren.'  1757,  ebd.  —  3.  Abfertigung,  Abweisung 
eines  Angriti's  (V).  ,Und  ob  zur  Fertigung  solcher  In- 
fälle  Hilf  not  wäre.'  Ansh. 

flrgge"  =  figgm  1  (Sp.  713)  GhV. 

Furgge,  Forgge,  Fnrggle,  fnrggen  s.  -rt. 


Park — furk      Vgl.  auch  die  Gruiipe   Faich   usw. 
Fcrkel(ti)  s.  Ferli  Sp.  921. 

ferklicli  =  .ferenklich'  Sp.  914.  .Unser  Eidgnossen 
werdint  nit  so  verklich  wider  uns  handien.-  1521. 
Strickl. 

Fiirke"  (vorw.  »-),  Furka  F,  Furche  ZO.tw..  Fürte 
BÜ.,  E.;  Gl  {Dim.  Furkeli);  Gr;  GRh.;  Uw;  U;  ZAuss., 
0.,  See,  W.,  Wl.  —  Furkle  Aa,  J^«rfWcZReg.,  Furkle 
Ap;  Gl;  GA.,  T.;  Si'H  (auch  Furgle);  Th;  ZKn.,  W., 
WL,  Fttrggele  GlK.,  Furtle  Th;  ZAuss..  WL  —  f. 
—  Dim.  Fnrggli  Gr,  Fürgqli  Gr;  GWe.,  Fiirggi  BO. ; 
Uw,  Furggeli  Gl.  FürggeU  GA.:  Gabel.  1.  grosse, 
vornehmlich  die  in  Stall  und  Scheune  (zum  Abladen) 
angewendete  (Syn.  Lad-,  Miat-Gahle)  Aa;  Ap;  Gl;  Gr; 
G;  ScH;  Th;  Z.  doch  in  Y  die  (hölzerne,  etwa  mit 
Eisen  beschlagene)  Ofengabel,  in  diesem  Sinn  in  Ap 
OfaforggJa ;  in  GrD.  in  neuerer  Zeit  auch  die  hölzerne 
Heugabel  im  Ggs.  zn  der  altern  eisernen  Gahia;  höl- 
zerne G.  auch  in  (inV..  Val..    sonst   meist  umgekehrt 


1013 


Fark— fui'k.     Pari— fui'l.     Farm  — fiuiii 


1014 


die  G.  mit  eisernen  Zinken  und  zwar  zumeist  zwei- 
zinkig  (im  Ggs.  zu  der  dreizinkigen  Trien:e  Glili.),  in 
liA.  unterschieden  Furyyle  die  grosse  Mist-,  pünjfieVi 
die  Heugabel,  beide  mit  '2  eisernen  Zinken;  dreizinkig 
und  auch  zum  Graben  verwendet  und  dann  aucli  titech- 
fiiitle  genannt  Tu.  Zahla"  [zappeln]  uie  e  Chrolt  an-ere 
yuryyla  [eine  mit  der  Mistgabel  gespiesste  Kröte]  Ap. 
, Furtellen'  =  Gabeln.  1431,  Sch.  ,Die  furk,  mistgabel, 
füreilis,  furca.'  Mal.  ,Furgen',  zwischen  Gabeln  und 
Messern  aufgeführt  1000  in  einem  Z  Inventar.  Zu 
einer  im  J.  1041  in  Ar  angeordneten  Wolfsjagd  soll 
sich  Jeder  an  den  Sammelplatz  verfugen  ,mit  seinem 
Übergewehr.  Feuerrohr.  Hellbarten.  Daehgabeln  und 
Furkeln'.  ,Die  gabel,  gatfel,  furk(e):  gabalus,  furca, 
tridens.'  Red.  1002.  .Furckel,  mistgabel.'  Denzl.  1710. 
Daher  Garbe-  Tb;  Heu-  Gr;   Mist-  Gu;  GEh.;  ZSth. 

—  2.  gabelförmig  auslaufende  Stange  zum  Stützen 
der  Wäscheleine  (Syn.  Stogle),  ein  solcher  Pfahl  für 
Zäune  zum  Tragen  der  Querstangen  BSchw.  —  3.  E  i  n  d 
mit  nach  vorn  gebogenen  Hörnern  Gr;  GT.  Hotze! 
hoize!  Furg!  JJEütl.  1824.  —  4.  dim.  ,Furkelin': 
Gabelweih,  roter  Milan,  falco  milvus  Gr  It  Alp. 
1821.  Syn.  Furkeligli;  Gäheliwi.  —  5.  dim.  FurgyeU 
Gl,  Fürggli  Gr;  GWe.:  gabelförmiges  Eigentunis- 
zeichen, spitzer  Winkel,  an  den  Ohren  der  Schafe 
und  Ziegen  eingeschnitten;  s.  WSenn  1871,  297;  in 
Gr  auch,  die  ursprüngliche  Bed.  vergessend,  ein  ein- 
facher, geradliniger  Quer-  od.  Längenschnitt,  im  Ggs. 
zu  .Winkel'.  —  0.  läppisches,  dummes  Mädchen  TiiHw. 

—  7.  Name  vieler  grosser  und  kleiner  Pässe,  welche 
tief  eingeschnitten  zwischen  hohen  Bergen  liegen  B; 
Gr;  G;  Uw;  U.  Furggle  Ae;  Gl;  GW.,  A.  ,Uf  der 
Fürgken  gegen  Wallis'  schreibt  RCys.,  der  U  MA.  sich 
anbequemend.  ,Ein  Berg,  jetzund  Bicornus  oder  Fur- 
ken  genennt.'  JLCvs.  1001. 

Alld.  furka,  furktlhi  (vgl.  nordd.  Forke,  Förk,  holl.  rork). 
Schweiz,  regelrecht  -nh  wie  in  tlnnli  usw.;  daneben  rk  Iriiij), 
wie  in  einigen  anderen  Buisiiielen  die  Stiifeu  mit  einander 
wechseln  (l'offe,  Toche,  Tuyye,  Puppe;  Tulchc,  Tulyye,  Klecks; 
Muri-h,  Muiyy,  Knochenmark),  oder  viel!,  als  Wiedergabe 
lat.-ronianischen  Lautes  bei  direkter  Entlehnung  aus  diesen 
Sprachen,  lat.  furca,  cburw.  furca,  fuorcla  (furclctta),  Gabel, 
Haus-,  Tierzeiehen,  Bergsattel;  für  Entlelinung  aus  letzterer 
Sprache  spricht  das  Überwiegen  der  letztem  Ausspr.  Der 
Wechsel  -(-  mit  -k-  wie  z.  B.  in  leyyit  f.  leist.  —  Bed.  6  üliertr. 
von  dem  willenlosen  oder  dem  steifen  Werkzeuge;  vgl.  Sju, 
Snye:  !<tnylf.  Den  Namen  ,dic  Forch'  für  einen  Bergübergang 
bei  Zürich  an  das  vorliegende  W.  zu  halten,  hat  einige  (laut- 
liche) Schwierigkeiten,  doch  nicht  mehr  als  die  Deutung  auf 
das  schwach  belegte  Forch,  Föhre,  oder  auf  ,das  Forach', 
Föhrengehölz. 

furken  fitrggc:  1.  mit  der  Heugahel  arbeiten  ZG. 

—  2.  das  gedroschene  Korn  mit  der  Furke  aufwerfen, 
um  die  Korner  hinaus  zu  schütteln  Gr;  Syn.  Viren, 
schütten,  schwingeti.  —  3.  sticheln,  plagen,  (luälen 
GRVal. 

Für  eher  m. :  Derjenige,  welcher  bei  der  Ernte 
[vgl.  Aniräger,  Binder]  die  Garben  vermittelst  einer 
,Furke'  auf  den  Wagen  reicht  ZB. 

Furket  f.:  Gabel,  in  welche  die  Muskete  beim 
Schiessen  gelegt  wird.  VFrider.  lOlit.  —  Aus  it.  for- 
chettu   f. 

furkcren  s.  fuckeren  S]).  733. 


Farl     furl. 


Parle  s.  Farn. 


Fiirle.  Pfärlc  f.:  niedriger,  mit  der  Hand  ge- 
zogener Schlitten,  bestehend  aus  zwei  schmalen,  vorn 
etwas  aufgebogenen  und  mit  einer  eisernen  Stange 
verbundenen  Schleifbrettchen  als  Kufen,  in  welchen 
senkrechte  Stangen  verzapft  sind,  um  die  Ladung 
(Heu,  welches  im  Winter  von  den  Bergen  zu  Tal  ge- 
bracht wird)  zusammenzuhalten  GrD.  Vgl.  Heii-Schit, 
-Schlitten. 

Abi.  von  Fcrli  Sp.  921,  das  Bild  eines  Mutterschweines 
mit  seinen  Jungen,  da  dem  beschriebenen  Schlitten  emc 
Reibe  von  Heubündeln  angehängt  werden  (s.  B.  1  30)'/  Oder 
von  churw.  /iaWo,  ferla  {lat.  Jiruhi),  Zweig,  Sprosse,  mit  Bez. 
auf  das  leichte,  dünne  üefuge'/ 

ferlen(en).  Ferli  s.  Sp.  921. 

ftrle":  stark  reiben;  blind  drauf  los  feilen  GWc. 
—   OnomatopöYe. 

Firli  (Fierli-  TuTäg.)  -fanz  Bs;  Schw;  Th;  Z, 
-franz  BBurgd.,  -fanx  L  —  iii.  Bs;  Scbw;  Z,  n.  L: 
1.  geckenhafte  Aufführung.  Lustbarkeit.  Was  iscli 
das  für-ne  Firlifans  und  e  Fassnachtstanz,  was  s'  da 
tuend  üffiiere"?  Sdiw  Fasnachtspiel  1883.  —  2.  Vor- 
spiegelung, Ausrede,  täuschender  Schein,  allg.  7''. 
mache"  B.  .Wohlgefallen  haben  an  einem  Lau.sj unker 
und  seinen  Firlifaxen.'  UBrägg.  1788.  —  Firlitan- 
xerei:  Umstände,  Aufwand  L. 

D.as  Subst.,  das  eig.  einen  Tanz  bedeutet  (s.  Gr.,  WB.), 
hat  viell.  dem  voranstehenden  Vb.  den  Ursprung  gegeben.  — 
Brägger  lehnt  sich  an  ein  gangbares  Simjilex  an. 

Vierler  Vieler  und  Vieri  .\p,  Vierlder  GT., 
Vielder  A?  ra. :  vierter  Teil,  Vierling,  Viertel  als 
Hohlmass,  Viertelstunde. 

Eine  liybride  Bildung,  indem  l  aus  der  Ableitung  Vicr- 
liny  mit  der  Endung  -er  verbunden  wurde;  d  steigt  leicht 
zwischen  Liquideu  (z.  B.  Hiimdli,  frz.  ■ehn-d-rai,  mou(t)drc) 
auf  und   /•  verschwindet  oft  in  der   A]'  M.\. 

Forle   s.  Forch. 


Farm— furm. 


fcrill  (-o--AABb.;  Srn;  UwE.;  Z):  1.  kräftig,  fest, 
tüchtig,  wacker  ÄAPri.;  Bs;  B;  Gr;  Nnw;  Seil;  Z, 
als  Adv.  auch  sehr.  E"  f-e  Bursch,  Stecke'  udgl., 
e  f-i  Orfige.  Häb  fcrin,  halte  fest!  BSi.  Fs  gu.mt 
(donnrot,  hlitzgot,  irindot)  f.  W.  Si  schliiijen  uf 
d'  Trmiime  so  ferni,  ''as'  d'  liothris feister  erzittre". 
ScHwvzERD.  Fiii'n  f.  in  d'  Kur  ne'  od.  ditre'  i>riigh' 
Bs.  „F.  »■"  de"  Sprache",  in  den  fremden  Sprachen 
gut  bewandert  BHk.;  L;  Sen;  Z."  Bas  ist  f.!  wacker 
gehandelt!  Gewandt,  entschlossen,  herzhaft.  F.  de" 
A"trag  verwerfe".  MUsteri.  „Selbstbewusst.  zuver- 
sichtlich." —  2.  vollkommen,  treft'lich,  gut,  schön  Aa; 
B;  S.  Derbg  stöt  en  f-e  laufede  Brunne".  Hofst. 
E  ferms  [stattliches]  Ifüs.  In-ere  f-e  B'chleidig. 
ScHwvzERi).  E  f-e  Lug,  e  f-i  [ausgemachte]  He.r  UwE. 
Das  ]]\'rch  ist  f.  [vollständig]  g'hinge.  —  3.  als  Adv., 
zur  Verschärfung  einer  Verneinung:  ganz  und  gar. 
Er  hed  f.  Nid  g'seid  Ndw.     Syn.  ganz. 

Aus  iri.fvrmc,  fest,  stark,  staiulhaft,  nacbdrüi-klidi  i^xtrUr 
f.  d  y.}.  Ö  viell.  durch  .Vnlehuuug  au  y'jiirmt,  welche  auch 
in  der  Bed.  '2   durchseliimmert. 


mir, 


Farm,  ferm,  firm,  form,  fvuin 


1016 


vennalisch:  höllisch,  z.B.  von  Ge.stank  Sciiw;  zur 
Begriffssteigerung  übh.,  z.  B.  f.  vermacht  [geschlossen]: 
pots  f. !  GRHe.  —  Aus  ,(in)ferna!isch'  entstellt  mit  Anlehnung 
an  olliges /;■«  oder  an  rei-mal,  verwünscht  (ä.  vcrmahdien). 

Ferment  n.:  Weizen,  triticum  dicoccum  GKh. 

Churw.  Furmenl,  allerlei  Getreide,  vornehmlich  Weizen; 
vgl.   frz.  fromf-nl,   l.at.  fnimmtvm. 

firmanägele" :  seine  Zeit  mit  Kleinigkeiten  ver- 
tändeln BStdt. 

Nach  einer  .Firma  Nägeli'   [.V.  =  Gewürznelke]  benannt; 
ilcr  GewUrzkränier   als  Kleinigkeitskrämer    ühh.    verstanden 
oder  an  eine  bestimmte  Persönlichkeit  erinnernd? 
Pirmeli  s.  Form. 

firmen:  1.  wie  nhd.  —  2.  ühcrtr.  (auch  ab-):  zur 
Strafe  prügeln,  bes.  mit  klatschenden  Schlägen  B;  S; 
zurechtweisen,  in  Zucht  nehmen.  -  3.  a)  geschäftig 
sein,  bes.  in  nichtssagender  Weise  BH.  ,Ura  das^Haus 
herum  firmtc  noch  die  geschäftige  Hausfrau.'  Gotth. 
Herumstöbern,  hastig,  aber  unnötiger  Weise  Etwas 
(durch-)  suchen.  Hest  aber  aui  [alle]  Eiiffeli  uKg'firmf^ 
BM.;  S.  —  b)  «nie-,  umherstreifen  B.  .Benz  und 
seinDiebsgeselle  wollten  f.  gehn  im  Walde  herum.' 
N.  B  Kai.  1843.  —  4.  geschwind  entwenden  B. 

2  hergenommen  von  dem  bei  der  Firmung  erteilten  syni- 
bolis"chen  Backenstreich;  vgl.  die  ebenfalls  von  kirchlichen 
Handlungen  entlehnten  Synn.  nalbi'n,  absolviemi  (den  Text, 
•  die  Leviten  lesen,  abk.apiteln).  3  a  u.  b  mögen  im  Munde 
des  protestantischen  Berners  auf  hämische  Beurteilung  der 
Firnningsreisen  der  Bischöfe  zurückgehen;  indessen  berühren 
sich  die  Begriffe  .streichen'  und  ,streifen'  auch  sonst;  s. 
fl-chm  II,  flkm,  ßden  und  Jilzen.  i  entwickelt  sich  leicht 
aus  dem  Begriffe  des  Herumstiiberns. 

firniig;  gefirmt,  erwachsen?  zum  Kirchsprengel 
gehörend?  .Welicher  eigen  wagen  hat,  der  soll  einem 
kaplan  ein  fart  holz  schuldig  syn  ze  bringen  und  mag 
[der  Kaplan]  einen  jetlichen,  der  f.  ist,  und  sölichs 
nit  tuen  wollt,  umb  das  fürnijmen  [zur  Rede  stellen].' 
1510.  Z  OGlatt. 

Form  (Funii  GbL.)  f.;    1.  Gestalt;   Stück,  Gegen- 
stand von  gegebener  Form.     ,Ist  in  das  ingesigel  er- 
graben ein  frowenforme  [.Weibsbild'],  knüwende.'  1329, 
Alt«.  1861.     .I>a  nimpt  ein  glöubiger   mit  einer  band 
ein  form   des   ungehebleten   brots   [des   ungesäuerten 
Abendmahlbrods].'  1603,  Z  Kirchenordn.  —  '2.  Modell 
Aa;   FürmK,  M.  für  Änisbrötli   Bs.    —    3.  Furmcl  m. 
Ai'H.,  Form  m.  (PI.  Form)  BRi.;  GA.;  ZO.,  Forme  f. 
ZO.,  häufig  Dim.;  Fürmli  BsBirs.  ('J'ermZi;;  Z,  Förmeli 
\p;S;tiitv(Fe'rmiliJ,  Färmcli  BsfFirmell);  SThierst.; 
Scheibchen  aus  Holz  oder  Bein,  das  umsponnen  oder 
mit  Tuch  überzogen  wird,    um  daraus  einen  Kleider- 
knopf zu  machen;  Knopf  ohne  Öse,  aber  mit  Löchern 
zum   Annähen;    Syn.   Wirbeli:   Wirtel;    vgl.  Formen- 
hiopf;  Kindern  auch  als  Formtrülk"  zum  Spiel  dienend 
Ae;  Bs;  BRi.;  GA.;  S;  Nuw;  Z.    Als  Bezeichnung  von 
Wertlosem   in   der   verstärkten  Verneinung;    I'''  gab 
l:ci"s   Formen    derfiir,   gar    Nichts    S.    —   4.   (abstr.) 
Muster,  Vorschrift.    Die  Gotteshausleute  bitten,  dass 
eine  Verordnung  (,ein  mäss  und  f.')  getroffen  werde, 
wie  die  Halsgerichte  zu  wirken   haben.    1530,  Abscu. 
—  5.  Art  und  Weise.    .Sich  uf  die  [folgende]  f.  ent- 
schuldigen.' ScHiMPFR.  1651.     Vgl.  Schrot. 

Die  Umlautung  in  «  ist  die  ältere;  das  u  in  Funu  scheint 
(unrichtig)  aus  solchem  «  des  Dim.  abstrahiert  zu  sein.  — 
Das  Masc.  erklärt  sich  aus  Anlehnung  an  .Knopf;  sobald 
aber  Form   zum  Masc.  gestempelt   war,    schien    die  Bildung 


f\wme  für  das  Fem.  geboten.  —  In  einigen  der  folgenden 
Compp.  gebt  unser  W.  (wie  Färb  Sp.  987)  ins  Adj.  über, 
berührt  sich  also  mit  -Junnig. 

TJn-,  PI.  U'förm  ScnwE.:  ungeeignete  Form,  Form- 
verletzung, Unschicklichkeit.  Unanständigkeit,  Ver- 
worfenheit. .[Hie  alten  Spartaner  Hessen  die  Kinder 
betrunkene  Sklaven  sehen,]  damit  sy  ab  der  unf.  ainen 
Widerwillen  empfangen.'  Kessl.  ,Dio  Päbste  haben 
ihre  unf.  und  ir  verderben  nit  erkannt.'  ebd.  ,ün- 
angesehen  aber  diese  U.  [Unfug  im  Reden]  untersagt 
worden,  hat  doch  ein  Arminianer  folgenden  Tags  ein 
noch   vil    längere    und    vil    schärfere   Red   gehalten.' 

DORDRAC. 

für-:  von  spitz  auslaufender  Gestalt  wie  eine 
Feuerflamme.  .Feurform,  wie  ein  kegel,  pyramis.'  Mal. 
—  glich-:  gleichgestaltet.  .Proxime  morem  Roma- 
num,  dem  römischen  sitten  aller  gleichförmest.'  Fris. 
S.  glichförmig. 

Leder- =  i^ocm  3,  aus  Leder  gemacht  S.     Wenn 
z'letzt  Lederförmeli  d'rin   [in  den  Geldrollen]   wäre", 
so  war  's  de"  no'''  z'  til  für  so  ne  Jiid.  Schild. 
Formel    s.  Form  3. 

Formeler  m.:  Evangelier,  s.  Sp.  108.  ,Dass  man 
ieglichem  f.,  das  sint  die  evangelier,  die  by  den  zyten 
dannocli  stuonden  in  den  underen  stüelen  unsers  kores, 
göben  sollti  3  köpfe  rotes  wynes."  ca  1320/30.  Z  Stifts- 
Url).  _  \ Oll  forma, /onnulu,  Betstätte  (sedilia  plicatilia),  wo 
auf  dem  Chor  die  Sänger  sassen. 

formieren:  einrichten.  ,Das  gottshus,  darin  ge- 
formiert sind  gewesen  80  zellen  zuo  geistlichen  mannen, 
mit  kapellen  und  krüzgängen.'  1489,  JvMüll.  -  Mhd. 
formüren,   gestalten. 

in- firmiere'':  sich  vorsehen,  in  Acht  nehmen.  Er 
het-mi"'' nit  chennen  erlischlen  [betrügen],  wil  ich  mich 
ha-  infermiert  g'ka'  [gehabt]  B  oSi.  —  Aus  frz.  n'in- 
former,  sich  erkundigen. 

ex-formiert:  wohlgeregelt,  gesittet.  ,Zu  einem 
frommen,  wohl  exformierten  wandel  und  leben.'  RCys. 
förraelen:  1.  Knöpfe  von  der  unter  Form  3  be- 
schriebenen Art  machen  Ndw.  —  2.  spielen  mit 
solchen  Knöpfen,  a)  solche  (oder  Geldstücke)  in  der 
Hand  schütteln  und  dann  hinwerfen,  um  zu  sehen, 
welche  Seite  obenauf  zu  liegen  komme  GS.;  Syn. 
höschelen,  tötzlen.  —  b)  Knöpfe  nach  einem  durch 
ein  Stäbchen  bezeichneten  Ziele  werfen.  Der  dem 
Ziele  am  Nächsten  Gekommene  darf  die  geworfenen 
Knöpfe  schütteln  und  diejenigen  als  Eigentum  be- 
halten, welche  auf  die  Tuchseite  fallen,  worauf  der 
zweitnächste  sein  Glück  mit  den  übrigen  versucht  usw. 
GA.  —  3.  tändeln  S. 

formen  (-«-  Gr);  gestalten,  bilden,  in  bestimmte 
Form  bringen,  ein  Ansehen  geben  Gu;  Z.  .Die  flscher 
verschlahend  das  loch  mit  einem  geförmpten  nagel, 
welche  sy  bereitet  habend.'  Fischu.  1563.  Rofl.;  „Das 
formt  sich  nicht,  hat  keine  (gelungene)  Form  B." 
Den  Sachverhalt  nach  seinem  Sinne  darstellen,  schön- 
färben Z.  —  Als  Pte.  g' formt  (-«-  Gl;  GW.):  von  ge- 
fälliger Form,  wohlgestaltet,  wohlgeordnet,  schön;  als 
Adv.  auch:  in  gehöriger  Weise  Ap;  Gl;  L;  GW.;  Z. 
Fso  g' formt  hend  s'  no'''  nie  g'icäht  [das  Wahlgeschäft 
betrieben],  diiss  weniger  b'schisse"  worden  ist  Z.  Syn. 
gattlig;  gemodlet.  .Keine  Kirchen  seien  in  der  Lehre 
vollkommener,  geformter  und  gestalteter  gewesen,  als 
die    ersten    apostolischen    Kirchen.'     1610,    JJ Breit. 


1017 


Farm    t'nrni.     Pam     lurn 


inl« 


Fn,(?p/o^M^  unförmlich.  —  an-förme(le)ii:  anzetteln. 
Etwas  schlau  einleiten  Th  (Pnp.).  Syn.  an-fiattuieti. 
—    Zu  tj'ßinnt  vgl.  lat. /ormo»M«,   schön  gestaltet,  von  forma. 

,alt-förmig:  altmodisch,  z.B.  ein  Kleid  L."  — 
glich-:  entsprechend,  gemäss,  gleichbeschaffen,  von 
gleichem  Rang,  gleichstehend;  als  Adv.:  in  gleicher 
Weise.  .Sie  haben  sich  mit  dem  houptmann  von  Zürich 
vereint,  [sich]  im  gelichf.  zuo  halten.'  1521,  Strickl. 
,So  fer  und  unser  hotten  inen  gl.  syn,  wellten  sy 
unser  hotten  by  inen  sitzen  lassen  und  helfen  handlon.' 
1530,  Aiisi'H.  ,0b  sölich  hiindel  unsern  geschwornen 
bünden  gemäss  und  gl.  sygen.'  ebd. 

förmlich:  formgerecht,  richtig,  in  aller  Form, 
nach  Brauch  und  Vorschrift,  schicklich.  ,Sy  handlend 
nit  geschickt  und  f.'  Zwikgli.  .Die  Erkanntnisse, 
welche  der  Stadtschreiber  erneuert  hat,  sollen  die 
Seckelmeister  besichtigen  und  wenn  sie  dieselben  f. 
linden,  entgegennehmen.'  1545,  Absch.  Da  der  ein- 
geleitete Prozess  nicht  hinreichend  erseheint,  so  wird 
befohlen,  , einen  hinlänglichen,  förmlichen  und  ernst- 
haften Prozess  aufzurichten.'  163(3,  ebd. 

un-  (ufürmlich),  un-förmiglich:  1.  ungestaltet 
Gr;  formwidrig,  ungeschickt.  ,Derglychen  unformb- 
kliche  [die  Vorschriften  des  Mandats  verletzende]  Ehen 
Nützid  gelten  lassen.'  1650,  Z  Mand.  .Eine  bescheiden- 
liche  Ablehnung,  [die]  nicht  unformklich  auf  folgende 
Weis  geschehen  kann.'  Hott.  1666.  Eine  unpassende 
Titulatur  wird  1731  als  eine  .Unförmlichkeit'  gerügt. 
Absch.  —  2.  ungebildet,  unverständig,  unerzogen, 
ungezogen  [mit  der  .Form'  noch  nicht  vertraut].  ,Eure 
Arbeit  bei  der  unförmlichen  Jugend.'  AKlingl.  G.  B. 
Vgl.  ungebildet. 

Vormel  s.  Vor-Mäl. 

Form:  1.  Förmli  n.,  kleine  Forelle  bis  auf  l'/s 
oder  2  Pfd  Bodf.nsee  It  Ferd.  Keller  u.  Mörikofer.  — 
2.  Form,  Föni,  Grund  fisch,  cyprinus  (leuciscus) 
rutilus;  ein  Bachfisch,  der  kaum  '/a  PM  schwer  wird 
Th.  —  3.  Form,  Plötze,  cyprinus  erythrophthalmus, 
vom  3.  Jahr  an.  Hartsi.  18'27.  Syn.  Fiirn,  Ei(chli"fi, 
Rötel.  —  Grund-:  Seeforelle,  trutta  lacustris  =  Gcioirf- 
Forene'  Bodensee  It  Sulger  (von  anderer  Seite  wider- 
sprochen). —  In  BeJ.  1  jeiJcnfalls  für  Fornli,  zu  F,i,-r,v 
(Sp.   935).      Vgl.  auch  Fum. 

form:  in  Essiggährung  übergehend,  vom  Weine, 
der  bereits  kahnig  geworden  ist.  —  fürmelen:  in 
Essig  übergehen  ScnSt. 

fnerine":  den  Beruf  eines  Fuhrmanns  betreiben 
VOrte;  Gl.  Ich  chännt  mit  de"  MAse'  f.,  wenn-mc- 
vter  d'  Schwänz  i"  d'  Hand  gab,  Ironie  auf  Einen,  der 
sich  gescheid  dünkt  Gl.  Syn.  fuerwerchen.  —  Aus 
Fiicniic  (s.  Fuer-Mann)  gebildet,  wie  z.  B.  Hchloüin-tn  .aus 
Schimmer  udgl. 


Farn— furn. 


Farn  B;  L;  GT.;  Ndw;  Zg;  zu.  (-ä-),  FäH  AAtw.; 
SNAmt,  G.;  ZO.  tw.,  i^ö  ZTagelsw.,  Ji'rii-e  AABb.; 
BBe.,  Ri.  (-ä-);  VÜrte;  Gl;  Gr  (-ä-);  S,  Far  AaL., 
Ku.;    LG.;    ZKn.,    Farnle  Färle  GlK.;   GA.;  SchKI. 

—  vorwiegend  iil.;  aber  ii.  AaE.,  Ku.;  „L;  Zo;"  ZTag. 

—  PI.  ebenso:    1.  Farnkraut,    verschiedene    Spezies, 
oft  als  grobe  Streue  verwendet,  allg. ;  s.  farnen.    Auch 


in  Fliirn.,  z.  B.  FarnenbJanl-en  Gl,  Farmvang  LE., 
Farnegg  ZF.  .Farnkraut,  gross  far:  filix  mas.'  Kd 
Gessn.  1542.  .Allmend-Strcuwy.  Der  Fahrn  kann  das 
ganze  Jahr  gesammelt  werden,  doch  sollen  dabei  keine 
Sensen  gebraucht  werden.'  1836,  Obw.  Syn.  Fasle", 
JeuHs-ChriUiis-Wurs.  Vgl.  Farn-Sanifn.  —  2.  grobe 
Streue  mit  Stengeln  ZKn.  —  3.  Hirschzunge,  scolo- 
pendriuni  off.  Gl;  vgl.  Re-,  Stein-F.  —  Mhd.  larm,  mm; 
ahd.  Jaram,  /arm   ni. 

Federe"-:  Schildfarn,  aspidium  oreopteris  LE.  — 
Xach  der  federigen  Teilung  der  Wedel  benannt. 

Fül-:  schuppiger  Schildfarn,  aspidium  filix  mas  U. 
—   Nach  dem  fauligen  Geruch  benannt. 

Geiss-:  1.  =  Fül-F.  LRigi;  Schw;  U;  Zg.  — 
2.  beblättertes   Läusekraut,    pedicularis  foliosa   U. 

1  ist  der  weichere,  .auch  kleinere  Schildfaru  gegenüber 
dem  harten,  oft  mannshohen  Adlerfarn  (s.  Kih-F.);  doch  vgl. 
aucli  fi eiis-Lciterai.  —  2  wegen  der  Ähnlichkeit  der  Blätter 
mit  denen  des  Farns. 

Gross-:  Adlerfaru.  pteris  aquilina  ScHwGers.  — 
Hö'=''-  Höffäre  U.  hoche  F.:  1.  dass.  Schw;  U.  — 
2.  beschnittenes  Läusekraut,  pedicularis  recutita  U; 
vgl.  ßeiss-F.  2.  —  Chüe-:  Adlcrfarn  ScHwGers.;  vgl. 
Geiss-F.  1. 

Leiterli-:  Rippenfarn,  blechnum  spicant  LE.; 
Schw;  U.  Syn.  Brüsch-F.,  Geisü-Leitcre.  —  Die  Fiedern 
stehen  wie  Leitersprossen  am   Blattstiel. 

Baum-:  1.  Adlerfarn  ZO.  —  2.  Eichenfarn,  poly- 
podium  dryopteris.  .Baumfarb  [1.  -farn],  ein  kraut, 
dryopteris.'  Denzl.  1677;  1716. 

1  so  genannt  seiner  baumartigen  Verästlung  wegen.  — 
2  nach  den  alten  Botanikern  ebenso  oder  weil  er  an  den 
Stümpfen  abgehauener  Eichbäunie  wächst. 

Brüsch-:  Rippenfarn  LE.,  W. 

Brüsch,  verschiedene  Erica-.\rten,  in  deren  Gesellschaft 
Farnkraut  häufig  vorkommt.  "     '   '  '  ' 

Re-:  1.  Schildfarn  L;  Schw  (tw.  mit  dem  Znsatz 
wilde);  U.  -  2.  Rainfarn,  tanacetum  vulgare  Aa 
(H.);  L;  G  oT.;  ScHW;  Nuw;  U.  Zu  Bädern  für  Glieder- 
süchtige und  auch  sonst  officinell  verwendet;  vgl. 
Wurm-Chrüt,  -Samen.  —  3.  Hirschzunge,  scolo- 
pendrium  off.  ScuwMa.  —  4.  Kreuzkraut,  senecio 
crucifolius  AABb. 

Entstellt  aus  ,Raiu-F.'  und  dies  aus  ahd.  ri-ine-Jann;  vgl. 
Sp.  831.  Eine  Umdeutung  auf  ,Keh'  mochte  um  so  leichter 
stattfinden,  da  1  und  3  an  abgelcgenc'n  Orten  vorkommen. 
Die  äussere  Ähnlichkeit  veranlasste  die  Vermischung  von 
1  und  3,  sowie  der  ähnliche  Blutenstand  die  von  3  und  2; 
1   und  2   wurden  beide  als  Wurmmittel  gebraucht. 

Ross-:    Schildfarn  LVitznau. 

Zu  Rons  in  Compp.  vgl.  lioaK-Knmmi''',  -tiön ;  ,Ross- 
Kastanie'  u.  a. ;  doch  ist  die  vorliegende  Gattung  nicht  durch 
Grosso  hervorragend. 

Stock-:    Adlerfarn  LE. 

Vidi,  mit  Bez.  darauf,  dass  man  ihn  an  .Stöcke  sammelt 
und  faulen  lässt,  um  ihn  als  Streue  oder  als  Dünger  zu 
verwenden. 

Stein-:  1.  lanzettförmiger  Schildfarn,  aspidium 
lonchitis  LE.;  Schw;  Obw;  U.  —  2.  .Scolopendrium, 
asplenum.'  Fris.  ;  Mal.  —  Nach  dem  Sfemdorte  au  Felsen 
benannt. 

Stengel-:  1.  Adlcrfarn  LW.;  S,nw;  Obw;  V.  — 
2.  schuppiger  Schihlfarn  S  (Schild I;  vgl.  Farn-Samen. 
-  Die  Benennung  passt  besser  auf  1,  den  stengligen  Adlerfarn. 


1019 


Farn,  fem,  firii,  torn,  fuin 


1020 


Strüss-Farn:    schupjiiger  SchilJtarn  ZF. 

Kinder  tragen  einzelne  grosse  Wedel  etwa  als  Fäciier; 
die  Stengel  stehen  in  Büscheln  am  Stocke;  vgl.  Futwnkrüt. 

Wald-:  Rippenfarn  LE.,  W.;  Schw;  Ndw. 

Wurm-:  Blasenfarn,  eystopteris  fragilis  LE.  —  Die 
.ilten  Kräuterblicher  empfehlen  Farnkraut  ühh.  gegen  Würmer. 

farnen,  färe,  Ptc.  g'faret  ZWL:  1.  Farnkraut 
mähen  oder  schneiden  und  einsammeln  GRPani;  L; 
Ni)W;  Zg;  Z.  Im  ZWl.  an  einem  bestimmten  Tatj  von 
der  ganzen  Gemeinde  vorgenommen,  auch  anderwärts 
eine  der  letzten  Jahresarbeiten  im  Freien  bildend.  — 
2.  Ackerland  von  auFspriessendem  Farn  säubern  L? 

Farner:  Familienn.  Z.  , Farners  guot  zuo  Hergis- 
wyl.     Henslis  Farners  wirtin  von  Ruswyl.'  Upr. 

In  den  letztern,  aus  LHergisw.  stjinnnenden  Angaben 
kaum  vom  Vb.,  sondern  von  dem  folgenden  Ortsn,  abgeleitet. 

Farnere"  f.:  Ort,  wo  Farnkraut  in  grösserer 
Menge  gedeiht  UwE.  Flurn.  B;  L  (z.B.  ein  Berg 
im  E.).  ,C'uonrad  ab  farnera.  Uolis  an  farnera  ewirtin.- 
XV.,  LHergisw.     Vgl.  Erhsere'  udgl. 

Farni:  Flurn.  B.  ..■Vuf  dem  Fahrni-Escl.'  Gotth. 
Audi  Geschlechtsn.  B.  -  Entw.  =  Funien:  oder  aus  «/ 
Ami  verschmolzen   wie  Fin^hnl  aus  uf  I. 

fern  Aa;  kv;  Bs;  GRh.;  S;  Z  (e-y,  fe-n  Ztw.. 
fe'r,j  ZSth.,  ßre'  BO.;  VOrtk;  Gr  (e  UVatz) ;  GO.; 
W,  fer  FO.;  GkL.,  ßred  Gl  (t.  e,  t.  e),  fe'rnd  ZN., 
'fcri(/  G.\.,  G.;  SoHwE. :  vor  einem  Jahre,  letztes  Jahr, 
allg.  Ferig  der  Summer,  vor  einem  Jahr  im  Sommer 
GA.  Tanze'  tuen-i'''  schüli'''  gern,  Hur  wf''  lieher 
weder  f.  S;  Z.  U'i'r  hl  [haben]  enandre  Jure  g'er, 
schier  hur  noh  1.  u:  ßr,  u  z'  Jar  [übers  Jahr]  ßr- 
g'u-iiss  w''  noh  F  (Schwizerd.);  vgl.:  ,Es  ferret  lihte 
[wird  leicht  fern],  est  [es  ist]  hiure  ferrer  [s.  ßr 
Sp.  912]  danne  fort.'  Singenberg.  De''  Guggü  schreit 
hür  nüd  ,wie  f.'  [sondern  eben  ,guggii!'].  Vexierrede. 
.Suochten  mich  meine  Kunden,  so  mir  fern  abkauft 
hatten.-  Bs  Chr.  1.514/85. 

Mhd.  vSnu-,  vcrne(n)t,  vert.  ,Fernd  und  hür.'  1428,  G 
Urk.;  1523,  Egli,  Act.  ,Fernd.'  1491,  Seh  Ratsprot. ;  1522, 
Strick!.:  1.527,  Absch.;  1536,  ebd.;  1611,ZMand.  ,Fern.' 
Ruef  1538.  ,Fehr.'  1707.  I.  Kon.  —  Die  Form  firig  mit 
der   beliebten   Adverbialenduug. 

e-  GrV.,  vor-  (allg.):  vor  2  Jahren.  —  bas-e- 
GrV.,  enen-  (teni-)  vor-  GRÜbS.,  vor-vor-  Bs, 
noch-vor-  GrD.,  Pr.,  bas-vor-  GA.:  vor  3  Jahren. 
,Vorfernd.'  1491,  Sch  Ratsprot. 

fernerig  SchwE.,  ßrndßjrig  Aa;  Ap;  Bs  (tw. 
ßrntrig  und  ßnterig);  BSa..  Stdt;  Gl;  L;  GSa.;  S; 
UwE.;  Z  (tw.  feiidrig),  ßrdfejrig  BSi.;  Gr;  GA.,  Sa.; 
UwE.  (f^rdirig  Now),  ßrnig  Ap;  GlH.;  GG.,  Rh.;  Z. 
ßrig  GRCh.;  Scuw,  ßrdig  GrS.  :  letztjährig,  allg. 
T>e(r)  f.  Sehne,  Etwas  das  niclit  (mehr)  erhältlich  ist. 
So  weist  man  ein  unverständiges  Begehren,  eine  solche 
Nachfrage  (z.  B.  nach  Speiseresten)  mit  der  Gegenfrage 
ab:  Wo  ist  de(r)  f.  Sehne?  B;  Z;  =  frz.  oit  est  la  neige 
d'un  an?  So  übh.  auf  eine  Frage,  auf  welche  man 
keinen  Bescheid  geben  kann  od.  will  Bs.  Was  suechst? 
Antw.  De'  vor-f.  Sehne  L.  Wenn  ein  Schüler  ver- 
gessen hat,  so  spottet  der  Lehrer  mit  obiger  Frage 
Bs;  Z.  De'  f.  Sehne  Suech  nit  nie!  Kirchu.  Für  de' 
f.  Anke"  und  für  de'  hiirig  Schmutz  und  de  seigist 
[du  seiest]  en  N&dnutz  —  scherzhafte  Ablehnung  des 
Dankes,  wenn  dieser  mit  den  Worten:  P*  ha'-d'r  denn 
na''''   z'danke',   anhebt.     Es   G'sicht   wie   vurßrudrige 


Holzessig,  eine  sehr  saure  Miene  S  (BWyss).  ,Bei 
der  vorferndrigen  Rechnung.'  1539,  Absch.  ,Ferndrigs 
Jahrs  [letztes  Jahr].'  FWvss  165.3.  .Fernerige  Pfing- 
sten.' JMüll.  106.5.  ,Üass  ir  das  ft^rnig  [alte.  1667] 
faren  lassend  vor  neuweui.'    1531/48,  Levit. 

Es  gehen  2  Bildungen  des  Adj.  neben  einander  her,  eine 
auf  dem  Comp.,  die  andere  auf  dem  Positiv  des  Adv.  be- 
ruhend. In  der  erstem  steigt  il  auf  ifi-nuleriij),  vor  welchem 
dann  n  etwa  preisgegeben  wird  (ferdcri;/).  Alle  MAA.  (selbst 
Gl:  GA.,  G.  u.  SchwE.  —  s.  o.)  greifen  dabei  aaf  fern  als 
Grundform  zurück;  nur  die  spärlich  heiegten  /erig  u.  fmlig 
dürften  eher  zu  för  und  /irtil  gehalten   werden. 

Ferndering,  Fernderli'g  m.:  Jmd  oder  Etw., 
das,  im  Ggs.  zu  Hürfljing,  bereits  im  2.  Jalire  seiner 
Existenz  sieh  befindet.  1.  von  Pflanzensprossen.  Bildl. 
.Nach  der  zügnuss  Cliristi  ist  der  ain  geschriftglerter, 
welcher  us  ainem  schätz  herfür  bringt  hüringe  und 
ferndringe.'  Kessl.  [nach  gewöhnl.  Übersetzung:  .Neues 
und  Altes'].  —  '2.  vom  gemeinen  Barsch  Bohensee.  Vgl. 
Fgli  Sp.  144. 

fe'rn,  fe'rnelen  s.  ßr  Sp.  91'2. 

ferniere":    einen  Gänsekiel  [Feder]  sehneiden  Gl. 

Vgl.  ,fourniereu',  aus  frz.  foumir,  liefern,  rüsten.  Die 
Kntziehung  des  Haupttones  hätte  die  Schwächung  des  «  zu 
<•  (<«)  erzeugt. 

Firn  Fire  m.  BO.;  Gl.  f.  Zg,  Firi  f.  U  (Weilenm.), 
Firne  f.  UU. :  1.  f^is  oder  körniger  Schnee,  der  von 
vorigen  Jahren  (seit  ßrn)  auf  den  Bergen  liegt  und 
durch  Auftauen  und  Wiedergefrieren  nach  und  nach 
in  Gletschereis  übergeht;  dah.  geradezu  ^=  Gletscher. 
„allg."  ,Der  F.  gienge  wieder  weg,  und  die  [ver- 
wunschene] Alp  wäre  wieder  gras-  und  blumenreich.' 
KvD  1860.  Der  Firen  ist  oben  abe"  chw  [herunter 
gerutscht,  gestürzt  gekommen]  Gl.  Sini  Füess  sind 
ehalt  wie  ne  Firne  UUrs.  VgL  Gletscher  u.  s.  Gem.  U, 
S.  24  f.  —  2.  (lang  gestreckter)  Haufe,  z.B.  zu- 
sammengewehten Schnees,  aufgeschichteter  Kanonen- 
kugeln; dah.  Herd-,  Stei'-F.,  solche  von  Erde,  Steinen 
Zg.  —  3.  Bergrücken.  Über  d' Firen  {Ferne  Zs 
Walchw.)  üs  Zg.  —  4.  altes,  über  den  Winter  an  der 
Wurzel  gebliebenes  Gras.  G' fürige'  Schwumm  in 
en  Hampfeie  Heu  ol  Firen  t'h'schliesse'  BR. 

Ahd.  virni  hat  nur  die  abstr.  Bed.  .Alter'.  Zu  1  vgl. 
das  syu.   bayr.  Fet-ner,   Firncr,   und  adj.  ferner  (ßrtu-r)  Sehne. 

—  3  mag  aus  1  (da  Firnschnee  oft  auf  Bergrücken  liegt) 
oder  aus  2  entwickelt  sein,  konnte  aber  auch  mit  Letzterem 
auf  einer  Verwechslung  mit  dem  W.  .First'  beruhen,  welche 
Annahme  auch  durch  d.is  absonderliche  Geschlecht  unter- 
stützt wird. 

firn:  letztjährig.  .Firnen  Wyn.  ferndrige  Wyn.' 
ScHEiicHZER.  .Brauch  Ingwer.  Met  und  firnen  Wein.' 
B  Kai.  1745.  .Und  man  im  Sommer  garnahe  kein 
firnen  Wein  ankommen  [bekommen]  mochte.'  Wurstis. 

—  Mhd.    virile    (virmrin),    got.  fairneiH,   alt« 

firnen:  Laub  und  altes  Gras  im  Walde  zur  Früh- 
jahrszeit sammeln,  um  Streue  oder  bei  Heumangel 
auch  Futter  zu  gewinnen  BR.     Zu  Firn  4. 

r\inig  =  finnig  (Sp.  839)  ÄASt. 

Firniess  m.:  Firniss  Z.  Was  brächt 's  de'  Für- 
niess,  wo  d'  Sach  glänzt?  Usteri.  .Einen  ganz  andern 
Sinn  andichten  und  einen  fremden  Fürniess  angiessen.' 
Ulr.   1733.    —    Mhd.  Jiinin,  aus  mlat.  ßmiiium, 

firnisiere":  einen  Firnissanstrich  geben,  mit 
solchem  versehen  Bs.   —   Mhd.  fimum. 


1021 


Farn — fnrn.    Fars — fürs 


1022 


Fornelle    s.   Fmttell.  Foriie"    s.  ForenC 

Sp.  935. 

vo-rne"  Ar;  Bs;  Gh  (-Ö-  V.);  W;  Z  (-ä-  S.,  Stdt), 
eune  Ar;  ZF.,  vöre  Aa;  L;  S:  1.  vorn,  vornhin;  in 
einigen  MAA.  wechselnd  mit  dem  Adv.  ror  (Sp.  928) 
und  wie  dieses  concr.  und  abstr.  AUg.  V.  weg  und 
hinde  dra",  ein  Sjiiel,  drei  Mann  hoch  Bs.  Er  ireisst 
V.  nid,  dass  er  hinne"  lebt.  Si'lger.  Hiiuie'  und  v. 
Nüd  ha'  furüsse"),  gar  Nichts  G;  Z.  ,Wenn  ir  kom- 
mend vornen  in  das  wasser  des  Jordans.'  1587,  Josua. 
jVornen  an  den  [Namen  derj  Tugenden'  =  voran.  HPest. 
1787.  V.,  zunächst:  auf  der  Hauptseite  des  Hauses 
(abgesehen  von  der  Himmelsgegend),  dann  spec:  auf 
dessen  Südseite  liegend  Ai";  „L";  Z.  V.  use' sl',  nach 
der  Hauptseite  des  Hauses  wohnen  U.  V.  use'  ligge', 
in  einem  nach  der  Hauptseite  (gegen  Mittag  Ap)  gehen- 
den Zimmer  schlafen;  s.  auch  vor  Sp.  92Ü.  Verstärkt 
f  vorder(i)st  v.  -Auf  die  Zeit  ubertr. :  V.  i"  der  Wuche", 
in  den  ersten  Tagen  derselben  Ap;  Z;  s.  hinden.  — 
2.  draussen,  im  Freien  W;  Syn.  vorussen  (Sp.  560); 
Ggs.  d(r)inne'.  Vs  Veh  v.  lä",  es  (bes.  bei  Nacht) 
im  Freien  lassen.  Hut  is  [ist  es]  v.  nit  richtigs,  heisst 
es,  wenn  man  sich  vor  Kälte  und  Wind  in  die  Woh- 
nungen zurück  zieht.  —  3.  (mit  sin)  nach  Wert- 
schätzung voran  stehen,  wohl  angeschrieben  sein 
Ap.     Er  ist-mer  tvit  c;  vgl.  vorder  2. 

Mhd.  vorne,  vorn;  ahd. /omit«, /orTia.  Unsere  MAA.  habeu. 
um  zu  dem  Ggs.  hinden  eine  entsprechende  Form  zu  liaben, 
an  der  Zweisilbigkeit  festgehalten,  daher  auch  (das  syn.)  mir 
weiter  gebildet  zu  vnre. 

über-:  im  vordem  Gemach,  nach  der  Vorderseite 
des  Hauses,  nach  der  Haustüre  hin  Aa;  B;  ScnSt. ;  S. 
Selhi  Chinder  sl"  alli  l'b' schlösse"  tcorde"  i  's  Uinder- 
stiihli,  [denn]  es  sig  gar  e  f'romde  ßla""  übercore". 
BWyss  1863. 

har-:  hervorgesprosst.  geöffnet  (von  Blüten).  ,Es 
war  ouch  alle  bluost  harforn.'  Vai>. 

da-  dr-  Ap,  di-  Z,  di-r<me  ZF.,  d^-vöre  Aa;  L: 
1.  räumlich,  a)  vorn.  Hü  dev.,  so  göt  's  dehenne 
[hinten]!  ruft  man  dem  Vordermann  scherzend  zu  Ap 
(eig.  von  einem  Fuhrwerk  mit  Drei-  oder  Viergespann 
hergenommen).  ,Syne  [des  Pelikans]  füess  sind  g's3'n 
schwarz,  kurz  und  davornen  breit.'  UMey.  1540/73.  — 
b)  draussen.  , Welcher  frid  versait,  so  er  under 
ougen  ist,  den  soll  man  zue  der  landlüt  band  nemen; 
welcher  aber  davornen  um  lief  und  nüt  frid  wellte 
ggn  und  man  in  nüt  ergryfen  möcht,  so  soll  man  den 
gehorsamen  schirmen.'  1409,  ApI.  LB.  Mitsl";  1)  ,nach 
dem  Nachtessen  noch  ausser  dem  Bett  im  Wohnzimmer 
•sein  L;  Zg"  It  St.'';  Nachtwache  halten,  bei  Unfällen 
im  Stalle,  in  Erwartung  von  Jmds  Ankunft  L;  Syn. 
üf  sin.  2)  von  Pflanzen,  Knospen,  Blüten:  hervor- 
gesprosst, aufgebrochen  sein  Bs;  ScaSt. ;  Z;  vgl. 
vorder  1.  De  Söme",  's  Bluest  ist  d.  ,I)ie  Bohnen 
sind  all  divornen.'  179'2,  ZZoU.  Tageb.  3)  übertr. : 
bereit  sein  (d.  ha",  in  Bereitschaft  halten  Z).  4)  „(refl.) 
sich  hüten,  verwahren  L."  Aus  de'vm'  si'  in  der  selben 
Bed. ;  das  Refl.  wahrsch.  aus  den  syn.  si'''  g'iraren, 
si"''  in  Acht  n'en  udgl.  —  2.  zeitlich  =  da -vor  b, 
Sp.  933. 

Förn  s.  Form. 

Fiirn,  PI.  Eürn  (Tu  Beitr.  18G1)  m.:  Weisstisch, 
leuciscus  rutilus,  vom  3.  ,Tahr  an.  lionKNSKK  nach 
Siebold.     Vgl.   Form.     .Zuo    Lindonw    am    liodensce 


nennend  sy  die  schwalen  im  ersten  jar  fornhsch,  im 
anderen  ein  gnitt,  im  dritten  ein  fnrn.'  Fischb.  1563. 
.Etliche  nennend  sy  im  ersten  jar  blieck  oder  rot- 
äuglin,  im  anderen  fürnling,  demnach  furn  od.  schwaal.' 
ebd.    —   Mhd.   rurnt.     ,Funi.'    1469,   G  Hdschr. 

Furnickel  m. :  Plötze,  cyprinus  erythrophthal- 
nuis,  in  der  .Tugend.   Haktm.  18'27. 

Aus  einem  dem  a^ü.  /orn<wtlcU,  formt  trat  i  entsprechenden 
W.  zsgez.   mit  Anlehnung  an  yiijtjfl,   lileines  Ding. 

(was-)fürnig  s. -fürig  Sp.  967.  fernd,  ferng 
s.  fern.        Fernster  s.  Fenster. 

Viernzel  Vienzel  i.  AAFri.,  Vierzel  m.,  f.,  n.:  ein 
Hohlmass,  Getreidemass.  ,Vierterteil,  viertel,  vierzel: 
quadrans,  modiolus,  quarta  pars.'  Red.  1662;  der. 
4.  Teil  eines  Malters?  Vor  der  Einführung  des  neuen 
schwz.  Masses  galt  in  AAFr.  und  Bs  1  Vienzel  bzw. 
Vierzel  =  12  alte  Viertel  od.  %  Malter  od.  2  ,Säcke' 
(welch  Letztere  It  H.  16  Vierteln  gleich  kommen). 
■Der  Zehntherr  Hess  bei  der  Verleihung  den  Zehnt 
aufrufen  nach  Vierzeln  oder  Stucken.  Der  V.  hatte 
zwei  Säcke  oder  Stucke.'  Ztschr.  f.  Schvv.  R.  III  a  65. 
An  Gewicht  hielt  es  von  ,Korn'  227  Pfd.  von  Hafer 
247  Pfd;  It  Bs  XIV.  aber  '242 '/j  Pfd  Dinkel  und  wurden 
80  Wecken  daraus  gebacken.  , Lauft  sich  die  halbe 
Vierzel:  Mel  4  Seser  [1.  Sester],  Krüsch  [Kleie]  3  Küjiflin 
[etc.].'  1712,  Bs  Mand. 

Mhd.  vierzal,  viernz(tl,  latinisiert  vierdencella  {viertrnceU  It 
vArx  1819),  Viertel,  modius.  ,Viernzal  f.'  1:369,  Eid  der 
Bs  Müller.  , Viernzel.'  1.525,  Absch.  ,Vierzcl-acher,  -matt' 
als  Eigenn.  1467,  Obw.  .Vierzel.'  Bs  Briefe  1538;  Platt. 
1.572;    Wurstis.    1765.    —    S.  auch    Virzel. 


Fars  (vars)  — fürs. 

Vers  fast  allg.,  Versch  .\\;  GlK.  (e-),  Vesch  Aa: 
Strophe,  allg.  Syn.  G'sätzU.  ,Wo  er  nit  abstuond 
von  sym  wesen.  Den  vers  wett  ich  im  glatt  vorlesen.' 
Aal  1549.     Vgl.  ,den  Text  lesen'. 

Ferse"  I  Bs;  GrS.,  VaL,  V.;  SThierst.;  Z,  Fersch'e" 
Ap  (PI.  Feriina  und  -sina);  GT.;  ScnwE.;  ZO.  (»-) 
—  m.  Bs;  Z,  f.  Ap;  GkS.,  VaL,  Fersi  n.  ZS.,  Stdt, 
Ferschi  I  Gl  (Dat.  PI.  Fersclu^fii.);  GSa.,  Fersen.;  f. 
GrV.  (Feesene),  Ferschene  BSi.,  Schw.  (PL  Fersche); 
FO.;  GlH.,  K.;  GrD.,  Pr.;  GRh.;  ScHW;  Uw,  Fersrir  f. 
Aa  (-,«-  Aarau);  Gr  ObS.;  L  (neben  Ferse),  Ferschele 
GStdt;U;  Zg,  Fers,-rf{.  B;  L;  SBb.,  Niederamt.  Fer- 
schrrne  GiiTschiertsch.:  1.  Ferse.  Me"  g'sehd-e"  \\\m\ 
lieber  bi  de"  Fersele"  als  bi  de"  Zeche",  lieber  gelien 
als  kommen  L.  ,Die  fersinen  zeigen,  die  flucht  nemen, 
terga  dare.'  Mal.  .Der  wirt  fersn<'n  wider  ihn  uf  han.' 
1557,  JAltenburger.  ,Die  fersinen  von  Camcitieren.' 
VoGELB.  1557.  , Anstatt  der  fersinen  an  vöglen.'  ebd: 
,Bis  an  die  vörschinen  oder  antritt  des  fuoss.'  Vad. 
-  2.  Fersenstück  am  Strumpfe,  allg.  D' Ferschene 
ist  dürhi  [zerrissen]  BSchw.  K  dopiihii  Ferschele, 
ein  doppolt  gestricktes  Fersenstück  üStdt.  .Die  [zer- 
fetzten] Ferseren  vor  den  Scliuhcn  haben.'  Gottu.  Vgl. 
Fiir-Fuess,    HÖH,    Käjijdi.  11  Inder-:    weit    vor- 

stehende Ferse  Ndw. 

Mild.  i'i.T«fu  f.,  selten  n. ;  ahd.yiVwiiui;  gut. /airaiin.  Die 
volle  Korui  hat  sich  zunächst  im  PI.  (.Forsenen.  Fersinen") 
■  ■rbaltrn,  welcher  glcii'li  sehr  zu  dem  urspr.  .Fprson(e)'  und 
zu  der  (dim.':')  Bildung  .Fersi"'  passt.  per  scheinbar  vulle 
Sg.  , Forsuno'  ist  nicht  dur  alul.,  simdern  aus  ilcr  l'lur.ilform 


1023 


Fars— fürs.     Fai'sch— fiirscli.     Farst—fuist 


1024 


eutlehut,  da  sonst  das  auslautende  n  der  luhd.  Form  in  der 
MA.  regelrecht  fallen  musste.  Der  Wechsel  von  -ene  mit 
-eh,  -erc  erfolgte  um  so  leichter,  als  alle  3  Ausgänge  der 
Wortableitung  dienen.  —  «  vergröbert  sich  nach  r  leicht 
zn  «,  vgl.  Hirsch,  Hirse;  nhd.  .herrscheu'  für  mhd.  hcrsen. 
—  Uas  Masc.  kann  man  als  Anlehnung  an  Fucm,  Jtist,  Zehe 
erklären.    —    S.  noch  Firsene. 

fersen  ferschene:  herumschweifeii;  in  tadelndem 
Sinne  BSi.  Syn.  fumejschucliiwn,  —  an-:  die  Fersen 
heben,  Turner.spr.;  beim  Schwingen:  mit  der  Ferse 
ansetzen,  angreifen.  RSchäuer  1864. 

Fc'rse  II  s.  Fesen.        Fersich  s.  Pfersich. 

(g'-) versiert:    wolil    erfahren,   kundig   UwE.  — 

Lehnw.    aus    lat.    versare   (=  vermtlus,    frz.    ver>ii). 

Under-Pirsene  f.:  eiserne  Schiene  auf  der  untern 
Fläche  des  Pilughauptes  SThierst.  —  Zu  Fi-rse,  alsder 
Basis  des   Körpers. 

For.sse  Bs;  Z  selten,  Forach(e)  Ai-;  ScHSt.  —  f.: 
Gewalt,    Stärke;    Talent.     Das    isch   ni   hsimderi   F. 

BreITENST.    18Ö3.    —    Aus    frz.  fonc.      S.    noch  inr/oms. 

forssen:   Kraft  anwenden  Bs. 

Vörseli  n.:  Geiferlatz  der  Kinder  AaZ.  Syn.  Mues- 
Ueli  (Sp.  185);  Gäuftr-Mäntdi. 

Als  W.  der  Kdsjir.  wohl  nach  Analogie  des  der  selben 
Spr.  angchörigen  W.  -XimeU  aus  vor  (vgl.  Vui-IIäinjcl)  gebildet. 


FarSCh — fursch.     S.  aucli   die  vorhergehende   Gruppe. 

Färse  he"  s.  Fäschc. 
Förschi  s.  Pfersich. 

forsch:  entschieden,  kräftig,  stramm  Bs;  B.  Do 
lauft  nehen-'m  [dem]  Landicirma""  ganz  f.  und  tapfer 
st  Frau.  Bkeite.nst.  1861.  ,Er  stellte  sich  vor  den 
Spiegel,  drehte  den  Schnauz,  warf  sich  forsche  Blicke 
zu.'  GoTTH.  ,Er  war  gewohnt,  auch  wenn  er  schlot- 
terte, sich  f.  zu  machen.'  ebd. 

Nach  dem  frz.  force,  in  RÄÄ.  wie:  etrc  de  force  a  (mit 
Inf.),  im  Stande  sein  zu;  faire  foree  de  nimes,  mit  aller  Macht 
rudern;  force  gens,  gewaltig  viel  Leute. 

forschen:  mit  Acc.  P.  1.  fragen.  ,I)ie  in  forsche- 
tend,  wie  sy  sich  halten  sölltind.'  Zwingli.  —  2.  auf- 
suchen, aufspüren.  , Allda  ward  er  gefangen,  im  zuo 
guot,  damit  er  nit  von  den  regenten  geforschet  und 
von  niemat  wyter  ersuocht  wurd.'  Kessl.  —  er-:  for- 
dern. .Habe  man  die  Gegner  vor  Recht  erforschet.' 
1535,  Absch. 

försch(e)len:  auf  feine  Art  zu  erfahren  suchen. 
—  ÜS-:  (mit  Acc.  P.)  Jmdra,  ohne  dass  er  es  merkt, 
ein  Geheimniss  entlocken  Uw;  Z. 

fürschi,  firschi(g)  s.  für-sich. 


Farst— fürst. 

First  {Fürst  AAEhr.;  BU.;  Sch;  ZWl.)  m.  Ap;  Gl: 
GuNuf.;  GT.;  W,  auch  Sch  u.  ZWl.  in  Chollfürst. 
Name  eines  Berges,  sonst  f.:  1.  Itachgiebel,  First, 
allg.;  bes.  der  altern,  mit  Stroh  oder  Schindeln  ge- 
deckten Häuser  mit  mehreren  Wohnungen  AAEhr. 
,De  culniine  summo,  ab  dem  obri.sten  first  aben.' 
CoLLiN.  ,I)er  First,  Gipfel,  columen,  fastigium.'  Eed. 
166'2.  ,C'ulmen,  Gipfel,  First  [,Fürst.'  1716]  eines 
Hauses.'  Denzl.  1677.    Lt  Dorfrechteu  bestimmte  nuui 


auf  der  First  stehend  durch  einen  Sichelwurf  den 
Weidebezirk  der  Hühner.  , Wollte  einer  das  [gepfän- 
dete] vich  nit  lösen  und  die  gnossen  entschadgen,  so 
soll  man  wasser  uf  das  übertur  stellen  und  höw  uf 
die  f.  legen  und  lassen  essen  unz  uf  die  hüt.'  üffn. 
Adligenschw.  Aberglaube  betr.  Mordbrenner:  Wenn 
der  Ferst  fallt,  fallt  d'  Sei  Ap.  Übertr.  auf  den  Grat 
von  Bergen;  scharfer,  felsiger  Gebirgskamm.  „allg."; 
bes.  in  Flurn.  —  2.  (nur  als  in.)  Giebelbalken,  Dach- 
träger Ap;  GflNuf. ;  GT.;  W.  ,Wcr  ein  nüw  hüs  machen 
will,  dem  süllent  die  herren  geben  4  seilen  [Schwellen] 
und  einen  tirst.'  1413,  Gero.  ,Wa  first  und  soll  geleit 
wird,  da  man  zimmret  in  unser  ürte.'  1433,  ebd.  Syn. 
First-Bauin.  —  3.  jedes  selbständige  Gebäude  selbst, 
bes.  bei  Zählungen,  allg.  ,84  fürst  wurden  verbrennt' 
Vad.  .Indem  durch  ein  Brunst  5  Firsten  oder  Häuser 
eingeäscheret  worden.'  Müll.  1665.  .Nebst  der  Kirche 
lagen  25  Fürsten  in  der  Asche.'    JRWvss  1817. 

Mhd.  !•!>»«  m.;  dieses  Geuus  auch  in  der  Oifu.  ZFäll.  u.  ö. 
Das  Masc.  blieb  im  Berguauien  und  in  ßed.  '2  erhalten  aus 
Anlehnung  an  Berij  und  an  Baum.  —  Bed.  1  u.  'i  vereinigen 
sich  in  folgendem  Beleg:  .Der  Landvogt  erhält  den  Auftrag, 
die  durch  den  Brand  Geschädigten  mit  20  Pfd  auf  jede  First 
zu  unterstützen:  wohnen  mehrere  Haushaltungen  unter  einer 
First  [einem  Dache],  so  wird  ihm  Handolfn.mg  zu  einer 
grössern  Steuer  gegeben.'   17'21,  Absch. 

Vogel-:  F.,  über  welche  eine  sog.  Vogel-Latte 
(s.  d.)  statt  eines  First-Baumes  läuft;  diese  primitive 
Konstruktion  meist  nur  noch  auf  Scheunen  u.  Ställen 
GrPt.  —  Cher-:  F.  zweier,  in  einem  Cher  [Winkel] 
an  einander  gebauten  Dächer,  so  dass  die  gebrochene 
Firstlinie  die  Schenkel  des  Winkels  bildet  Z.  Vgl.  Ger. 

Chur-:  die  an  der  Grenze  des  cliurischen  Rhätien 
[des  Bistums  Chur]  zw.  Wallensee  und  Toggenburg 
neben  einander  stehenden  Berge.  —  Lange  auf  die  ,7  Kur- 
fürsten' gedeutet. 

Chruz-:  in  Kreuzform  gebaute  First  Ap;  Z.  — 
Zue-:  Balken,  jiarallel  mit  dem  Firstbalken,  auf  den 
Seitenflächen  des  Daches  augebracht  und  die  Dach- 
sparren verbindend  BU. 

firsten:  beim  Bauen  das  Gerippe  des  Dachgiebels 
aufrichten  Ap.  S.  First('cr)-Wiu.  —  ge-firstet:  mit 
abgeschrägten  Giebelseiten,  aber  doch  scharfkantig 
sich  treffenden  Längsseiten  konstruiert  LE.  Vgl.  zwei- 
schiltig. 

„firstig:  in  eine  vorstehende  Längskante  zu- 
sammenlaufend, eine  First  bildend;  schmal-,  hreit- 
firstig,  schmal-  oder  breitrandig,  selbst  von  der  Nase 
gesagt  Z." 

Forst  1  m.  (f.):  Wald,  bes.  Bannwald,  Fronwald; 
nur  erhalten  in  Flurn.  B;  Z;  in  Z  1796  ein  Haus 
zum  .Tanzforst'  (=  , Tannsforst'  1859).  ,Er  hab  das 
hüs  gebuwen  us  dem  f.  oder  wannen  es  im  kommen 
ist.'  XV.,  Z.  ,Ich  will  auf  sein  hiJhe  und  in  die 
först  [, Wälder.'  1683]  seiner  bauwfüldern.'  1531,  Jes. 
,Z'  forst  fahren.'  B  G.-Satz.  1615.  ,Die  Scliitf  zu  samm- 
len  und  sogleich  bis  an  die  Forst  zu  bringen.'  Herm. 
1755;  so  heisst  nämlich  (noch  heute)  eine  Flur  bei 
Solothurn,  deren  vormalige  Natur  sich  auch  noch  in 
dem  entsprechenden  .Eichtor'  der  Stadt  verrät  (BWyss). 

Mhd.  roi(»(,  viirsi  ra.,  f.;  vgl.  Gr.  Wtb.  4,  1  a  3.  Der 
Hausname  erinnert  au  die  Zeit  der  Mandate,  wo  die  Lust- 
barkeit sich  in  den  Wald  flüchtete.  In  der  Stelle  aus  den 
Schw  Rq.  S.  47:  ,Von  dem  hof  ze  Arnnn  da  soll  ouch  ein 
probst  syn  vorst  hau',  scheiut  das  Wort  ,Waldantoil'  zu  be- 
deuten;  vgl.   indess  auch   Fust. 


1025 


Farst -fiirst.    Fart- fnit 


1026 


Forster,  Föstcr  AaK.;  BLaii<rii-;  TiiTägerw.;  Z 
(f^tutz;  Usteri;  '/.  Kai.  1811;  Ottn.  Rorbas;  17:!2.  Hotz, 
Urk.)  —  m.:  Förster,  Waldhüter;  gniiulherrlicher  Be- 
amter zur  Beantsichtigung  der  Fron-  und  Bannwälder, 
an  dessen  Walil  die  Hofgenossen  schon  frühe  einen 
gewissen  Anteil  hatten;  vgl.  Offn.  Höngg.  Auch  zu 
andern  Zwecken  gebraucht,  z.  B. :  ,So  der  meyger 
jifenden  will,  so  soll  der  keller  und  der  f.  mit  im  gön 
und  so  im  helfen  ijfenden.-  1300.  Th.  S.  Wasser-F. 
Syn.  Bayiiiunrt.  ,iMyn  frow  [die  Äbtissin]  git  jerlich 
einem  ieklichen  f.  ze  Ion  einen  grawen  rock  [usw.].' 
XV.,  Z.  Scherzweise  wurden  nach  der  Laupenschlacht 
die  Flüchtlinge,  die  sich  bei  Beginn  der  Schlacht  im 
Wald  geborgen,  ,F.'  genannt.    Als  Familienn.  B;  G;  Z. 

Feld-:  Feldhüter,  mit  der  Aufsicht  über  die  Feld- 
früchte ZWthur.     Syn.  Gaumer. 

Holz-:  Förster  Z  Zoll.  ,Damit  die  Hölzer  be- 
schirmpt,  so  soll  us  der  Gmeind  ein  H.  genommen 
werden,  welcher  alle  Tag  in  alle  der  Gmeind  Hölzer 
gän  und  zue  denselben  luegen  soll.'  1590,  Z.  .Von 
dem  Holzvoster.-  1691,  Dorfordn.  AiRotenschwyl. 
Furchst  de'  H.  nid?  fragt  man,  indem  man  einem 
Andern  mit  der  Hand  nahe  vor  den  Augen  auf  und 
ab  fährt  (um  zu  sehen,  ob  er  mit  denselben  furclitsam 
zwinkert)  ZW.  —  Der  Beamte  im  letztera  Fall  als  Schreck- 
gespenst für  Beeren  oder  Holz  Suchende. 

Revier-,  underirdische  B.:  scherzh.  für  den  von 
der  Gemeinde  bestellten  Maulwnrfsfänger  ZSth. 

Wasser-:  Aufseher  über  die  Brunnenleitung  Z 
Mönch.  Syn.  Dorfmeier;  Brunnennieixter.  Wassor- 
aufseher,  welcher  die  Verteilung  des  zur  Bewässerung 
dienenden  Bachwassers  auf  die  Wiesen  der  Berech- 
tigten anordnet.  175.5,  ZGrün. 

,Forsf  kann  nicht  nur  einen  irebarmteu  Wald,  sondern 
Alles,  was  dem  herrschaftlichen  Banu  unterliegt,  also  auch 
das  , Wasser'  in  sich  begreifen;  dem  entsprechend  erweitert 
sich  auch  der  Begriff  .Forster'.  Übrigens  kann  sich  der 
Begriff  des  letztern  W.  (viell.  von  dem  Comp.  H<>Jz-F,  aus) 
auch  verallgemeinert  haben  zu  demjenigen  von  Aufseher  ülih. 

umme''-fo(r)steren:  (im  Bett)  sich  schhifhjs 
wälzen  Z.    —   Wie  der  streifende  Förster  keine  Ruhe  habeu. 

z'sämme"-,  z'weg-:  ohne  richtige  Kenntniss, 
unter  Scliwierigkeiten  eine  Arbeit  tun  ZW.  En  Rock 
selber  z.,  en  obere  Stock  z.  [auf  die  übrigen  Stockwerke 
setzen].  Syn.  z'.mmtnen-schiiestere».  —  Vou  dcui  müh- 
samen Schweifen  des  Fürsters  herzuleiten. 

Porst  11  Fast  GA.  m.:  1.  gesetzliche  Befugniss 
eines  Grundbesitzers,  fremdes  Vieh,  welches  wider- 
rechtlicher Weise  sein  Eigentum  betritt,  in  Gewahr- 
sam zu  nehmen  (in  den  gesetzlichen  Pfandstall  als 
Pfand  zu  stellen  GA.)  und  so  lange  zurückzubehalten, 
bis  er  vom  Eigentümer  Ersatz  erhält;  Aufenthaltung 
des  Viehs  im  Bannstall,  Bannzeit  Gl;  GA.  Vieh  o" 
[an]  Fast  tue",  Syn.  fösten.  ,Wer  das  Vieh  gewaltsam 
aus  dem  F.  nimmt  oder  aber  den  For.stlohn  zu  be- 
zahlen sich  weigert,  soll  bestraft  wenlen.'  1835,  (ii.LB. 
,l)er  [durch  fremdes  weidendes  Vieh]  Beschädigte  soll 
die  Anzahl  Vieh  und  die  Tage,  da  gectzt  worden, 
durch  Forst  oder  Zeugen  beweisen.'  ebd.  2.  die 
Busse  selbst.  ,Vom  Viehforst.  Den  F.  in  den  Tagwen- 
und  Kirchenwäldern  zu  bestimmen,  ist  den  Gemeinden 
überlassen.  In  allen  übrigen  Teilen  nnsers  Landes 
ist  der  F.  auf  jedes  Stück  und  jeden  Tag  bestimmt." 
1835,  Gl,LB.  -  -  Ygl.  den  solbcu  Bpgrifrsn)icr!.'iing  in  Kininuj. 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  7. 


forsten  fösle:  verlaufenes,  namentlich  auf  un- 
erlaubtem Gebiete  betroffenes  Vieh  im  Pfandstall  ver- 
wahren, von  wo  der  Eigentümer  es  mit  einer  Busse 
zu  lösen  hat  Gl.  .Wenn  ein  Schaf  auf  dem  Wildheuet 
in  fremdem  Gebiet  ertappt  wird,  so  wird  es  gepfändet 
(geforstet),  dann  gelöset.'  Gl  1860.  .Und  sont  die 
vorgenempten  hoQünger  in  demselben  uspriet  f.  und 
mügent  da  niimen,  was  vichs  si  da  findent.  ieklich 
houpt  für  3  ß,  und  mügent  dasselb  vidi  gen  Wangen 
in  den  hof  tryben,  es  syg  denn,  dass  es  ieman  von  in 
lösi.'  ScHW  Rq. 

Die  Pfändung  des  entlaufenen  Viehs  wurde  dem  Förster 
übertragen  (vgl.  Offn.  Benkeu  1:322:  ,Und  soll  einer  äbtissin 
vorster  und  laider  alles  das  vich,  das  nit  gnossami  hat,  nach 
mittom  meyen  in  die  höf  tryben'l,  weil  die  Waldung  wie  die 
Weide  auch  zum  Gemeinland  gehörte,  ja  selbst  dem  Yiehtriob 
geöffnet  war;  so  ist  Forst  II  ohne  Zweifel  mit  /  identisch. 
Da  eine  Auslösung  des  geptaudeteu  Viehs  sofort  nach  der 
dem  Eigentümer  gemachten  Anzeige  zu  geschehen  hatte,  an- 
sonst  der  Pfänder  von  der  Verantwortlichkeit  frei  wurde, 
auch  wenn  er  dem  Vieh  gar  Nichts  zu  fressen  g.ab  (vgl. 
.fuorea  uf  die  hat'),  so  scheint  nicht  an  Zshang  mit  engl. 
to  fmter,  nähren  (zu  ahd.  fodjun,  nhd.  .füttern'),  gedacht 
werden  zu  können,  wenn  auch  der  Pfilnder  verpflichtet  ist, 
so  lange,  bis  er  Mitteilung  gemacht  hatte,  ,das  Vieh  an  das 
Futter'  zu  nehmen,  od.  es  so  lauge  im  Bannstall  besorgt  wird. 

Forst  III  f. :  Eingang  an  einem  Zaun,  einer  Hecke 
Zg.  S3'n.  B'legi;  Furt.  —  Möglicherweise  Zwitterbildung 
aus  .Pfosten'   und  ,Pforte'  od.  =  Forst  I  i.  S.  v.  Banngreuze. 

Fürst  I  s.  First. 

Fiirst  n  m.:  wie  nhd.  Si'''  vertue'  wie-n-en  F., 
sich  breit  hin  setzen,  stellen  ZO.  Ir  törfeä  die  War 
Herren  und  F-e"  zeige":  si  ist  nüd  g'stole".  ebd.  — 
.Ein-:  Alleinherr,  ein  eniger  herr.  der  über  ein  volk 
herrschet  und  gewalt  hat,  ein  landsherr  für  sich  selbs 
allein,  monarcha.'  Mal.  —  Gross-.  ,Der  G.  Michael' 
für:  .Der  Erzengel  M.-  1707,  Dan. 

Chor-:   Kurfürst.    Bei  Bossh.-Goldschm.  öfters. 

Das  Kurfürstcnkollegium  als  ein  ,Chor  von  Fürsten',  die 
den   Kaiser   umgeben,  vorstanden. 

Landes-:  Landesherr,  Regent,  im  spött.  S.  ,Was 
werden  solche  Nachtbuben  vor  Landesfürsten  abgeben? 
Hungerleider,  Lumpen  [usw.].'  1790,  Nachtl. 

fürsten:  1.  mit  fürstlichem  oder  herrschaftlichem 
Wappenschild  versehen  (z.B.  von  Landmarchen).  ,Habe 
ihme  einen  grossen  klotzten  Stein  [Marchstein  mit 
Wappen  und  Schilt]  gezeiget,  so  gefürstet  gsein.'  1761, 
Z  Arch.  —  2.  (scherzw.)  unter  den  Pantoffel  bringen. 
Er  ist  g'fürstet;  wird  ics  g'hörig  g'ßrslct  Uw. 

fürst  =  für  A  7  (Sp.  957),  Conjnnction  Gk;  G. 
F.  es  so  ist,  da  [eig.  seitdem]  -es  nun  einmal  so  ist. 
,So  vermeinend  sy,  f.  dass  sy  allen  koston  miessend 
halben  tragen,  dass  man  den  hotten,  so  man  uf  den 
tagen  geschickt,  den  soll  num  ouch  abraten  halb  und 
halb.'   1.^36,  Gr.   —   Mlid.  t>iir«(,  seitdem. 

Fürste,  Fürstet  s.  Für-Statt. 


Fart(vart)       fürt.      S.   auch   die   liruppe    /'.Ol/   usw. 

Flirt  f.  (PI.  .Fert(e)'  ä.  Lit.):  1.  Fahrt  mit  Schiff 
odiT  Wagen.  ,Hand  sich  die  feren  erbotten.  sy  widlind 
ain  jar  lang  von  jeder  fart  zwen  guldin  gi'bon.  bringt 
ain  jar '20  fert.'  1517.  Seil  Katsprot.  —  2.  (n.1  Fähre. 
.Ein  WciiUing  oder  l'arf  zahK   S  Hatzcn  Zoll  auf  dem 


1027 


Fart,  fert.  firt,  fort,  fürt 


1028 


Rhein.'  1671,  Absch.  ,Das  Fahrt'  neben  ,Jie  Rhein- 
fahrt.' 1754,  Z  Nachrichten.  -  3.  Laiiung  eines 
Fuhrwerks  (so  viel  man  auf  ein  Mal  .fahren'  kann), 
bes.  Holz;  Fuder.  Diui.  Fiiiili,  z.  B.  Dünger  Th. 
,Wenn  er  die  lotsten  fart  darüss  füeret.'  14'20,  Offn. 
ZDietl.  ,Der  soll  einem  caplan  ein  f.  holz  schuldig 
syn  ze  bringen.'  1482,  Stiftungsurk.  Z  OGl.  ,23  fert 
huw.'  152.'),  Absch.  —  4.  Fährte,  Spur  des  Wildes. 
,Kam  der  hund  uf  die  f.'  G  Hdschr.  ,Odori  canes, 
guote  leithünd,  die  dem  geschmack  nach  bald  auf  das 
gewild  kommend,  die  guot  auf  der  faart  oder  gespor 
sind.'  Fius.  —  5.  Zug,  Reise;  bes.  Bittfahrt.  Wall- 
fahrt. ,Näfelser  F.':  die  jährliche  Feier  der  Schlacht 
bei  Näfels,  bestehend  in  einem  Zug  des  ganzen  Volkes 
auf  das  Schlachtfeld  mit  Festrede,  Gottesdienst  und 
Gesang  daselbst  Gl;  s.  Simmler  1722,  574;  BBecker 
1876,  131/172.  RA.:  er  gät,  we  wenn  er  a  (V  F.  (jienij, 
d.  h.  ganz  con  amore  GlH.  ,Hand  gross  fert  ver- 
heissen  [gelobt].'  Gengenh.  Bettl.  ,Gelübt  und  fert  ze 
verwandlen'  liegt  in  der  Befugniss  des  päpstlichen 
Legaten.  1517,  Absch.  ,Vota  reddere,  sein  gelübd  voll- 
bringen und  leisten,  sein  f.  ausrichten.  Itinera  lon- 
ginqua,  grosse  reisen,  lange  färt.'  Fris.  .Ein  Kapellin 
steht  noch  da,  dahin  die  von  Telschberg  järlich  in 
der  Charwochen  Ferte  tun.'  Wurstis.  1765.  ,Uie  letzte 
(jüngste)  F.',  der  Hinschied,  Tod;  vgl.  Hin-i\  ,Iter 
supromuni  carpere,  die  lotst  reis  oder  f.  tuon,  sterben.' 
Fris.;  Mal.  Boteuerungsformel:  ,lch  reden 's  uf  myn 
iüngste  f.',  so  wahr  ich  selig  zu  sterben  hotte.  NMan. 
,Uas  sag  ich  uf  m.  j.  F.'  1793,  Mdseum.  —  6.  Be- 
wegung übh.  Uf  der  F.  sin:  a)  in  beständiger 
Bewegung,  unstät;  von  Personen  (nie  zu  Hause;  Syn. 
Fiieri)  und  Sachen,  von  Letztern  bes.:  ausgeliehen 
sein,  b)  im  Begriff  Etw.  zu  tun.  .Instant  a  me  tibi 
bona,  ich  bin  auf  dem  tritt"  oder  auf  der  f.,  dir  guots 
ze  tuon.'  Fris.  —  7.  Mal  PP.  Vgl.  die  syn.  Gang, 
Ker,  Bung;  auch  Fert  und  Füeri,  Fürli  (Furre  1, 
Sp.  986  unten).  Die  F.  Aa;  Gr.  De"  F.  Z  f.  ,1« 
oder  zue  diser  F.,  dieses  Mal  BO. ;  LG."  Noch  a  F. 
Gr  Obs.  Wir  st"  nw  a  F.  [ein  Mal]  g'gangw  W; 
yg\.  ein  fart.  ,Will  man  doch  mich  nit  fachen?'  Antw.: 
.Die  f.  nit.'  1533,  Hof  Kriess.  .Ob  sy  [Ziegen]  schaden 
tätind,  da  soll  man  sy  leiden  [anzeigen]  zuo  jetlicher 
f.  umb  3  seh.'  1536,  Schw  Eq.  ,Und  diser  wolf  uf 
diss  f.  dadannen  nünt  ryssen  mooht.'  Vad.  ,Per  vices, 
jeder  sein  f.  Vicissim,  f.  urab  f.'  Fris.  ,Uf  der  f.', 
bei  jener  Gelegenheit,  damals.  1601,  Lied  v.  Laupen. 
Daher  all  F.,  allfart:  immer.  ,Du  sollt  dem  slunde 
dyn  Alle  f.  nit  gefolgig  syn.'  Schachzab.  ,Dass  du 
stube  ze  dem  sneggen  alvart  soll  beschlossen  syn.' 
1345,  Lauf.,  Beitr.  ,So  sollen  wir  werer  [Bürgen] 
syn,  so  dick  [oft]  des  der  Toni  und  Andres  notdürftig 
sind,  alll'ard  in  unserem  eignen  schaden  [Kosten].' 
1547,  Arch.  Jen.  ,Und  wellend  wir  den  vorgenannten 
köfern  dis  kofs  getrüw  weren  [Bürgen]  syn  vor  allen 
gerichten,  wo  sy  des  iemer  bedürfend  und  alle  fart 
one  der  köfer  schaden  [Kosten].'  1555,  Senn,  Kirch. 
—  ein  F.,  ein  fart,  mit  verschiedenen  Nebenff.  und 
Bedd.  1)  ein  Mal  oder  das  eine  Mal  von  zweien, 
correl.  mit  anderf.  (s.  d.).  „Eifart  ist  er  früntli"'', 
ander  fart  wider  u'frimtli^''  BO.;  LG."  Efert  all  Jar. 
jedes  Jahr  GRpr.,  afcrt  ZStdt  f.  ,Den  Ryn  alle  Jar 
ein  f.  zu  beschowen  von  unden  unz  obnen.'  Eid  der 
G  Rlieinwuhrbohördc.  .Die  so  wittwen  und  weislinen 
vögt  .sind,  sollend  alle  jar  ein  f.  rechnig  geben.'  1550, 


Gl.  .Ein  f.  oder  ein  mal.'  Fris.  Für  einmal,  einst- 
weilen: ,0b  sy  glycli  das  holz  oinfart  zuo  den  huob- 
hüseren  füerend,  aber  dann  by  nacht  heimlich  das 
selbig    überus   hin    verschleikend.'    1573.    Hotz,   Urk. 

—  2)  irgend  einmal.  ,Er  bat  mir  eifart  gesagt.' 
Ebel.  Wenn  's  eifort  me  [wieder  einmal]  zum  Chriege 
chunnt.  Ineichen  1859.  Afjt  GRChur.  ,Du  [Schweizer- 
kuli]  hast  ain  f.  dynen  schwänz  gereckt  hinan  den 
Zürichse.'  1444,  Lied  der  Zürcher.  ,Wir  müessend  s' 
ein  f.  an  d'  grind  schlau.'  1468.  Tobl.,  Volksl.  ,In 
gelüste  nüt  bas,  dann  dass  er  einfart  die  götzen  über 
den  altar  abhin  gehygte  [würfe]',  sagt  ein  Bilder- 
stürmer. 1523,  Egli,  Act.  ,Man  werde  bei  dem  einfart 
gegebenen  Worte  bleiben.'  1528,  Strickl.  ,Wir  warend 
a  vart  in  eim  land,  do  dis  wesen  anfieng.'  1529,  Strickl., 
neben  ,was  ein  f.  gegeben  syge,  das  soll  gegeben  syn'. 
.Ammann  Rychmuot  ist  ein  fart  alleinig  zuo  dem  von 
Müss  gefaren.'  1531,  Absch.  ..\1s  er  ein  f.  zuo  holz 
wollt  gOn.'  RuEF  1538.  ,Das  hatt  Gott  wollen  der 
Welt  einfaii;  zemal  in  diesem  Buch  fürstellon.'  Bib. 
1560.  ,Hoft'  ich,  ir  werdend  etwa  ein  f.  zuo  mir  kom- 
men.' AgTschudi.  .Aliquando  tandem,  doch  ein  fart, 
etwann,  underweilen.'  Fris.  —  3)  nun  einmal.  ,Es 
ist  eifart  so  VOrte;  Z."  Es  ist  efort  esö  (e  Wäret, 
Wahrheit),  es  lässt  sich  dagegen  Nichts  sagen  ZStdt  f. 
Äfart.  Ebel;  afurt,  afort,  halt  Z  f .  ,Wie  soll  ich 
doch  d' Sach  gryfen  anV  Hei™  darf  ich  eifart  nimmen 
me.'  Com.  Beati.  Bndlich  einmal:  ,Gotts  Wunden! 
unser  lierrcn  sind  nüt!  Ein  landscliaft  muoss  ein  f. 
die  sach  in  d'  band  nemen.'  1532,  Strickl.  .Ir  klagend 
wol  und  hör  doch  nüt  Von  üch,  das  üwer  keiner  üt 
Hie  red  vom  weg,  durch  den  man  gieng.  Und  gharz 
I  beherzt]  die  sach  einfart  anfieng.'  HBull.  1533.  ,Dass 
sy  deren  alten  schulden  ein  f.  ledig  werden  möchtind.' 
1557,  Hotz,  Urk.  ,Nunc  jani,  nun  wolan.  nun  ein  f.' 
Fris.  Überspielend  in  die  Bed.  .gleichwohl,  nun  doch'. 
,Wie  wol  der  kost  gross  will  werden,  so  werden  wir 
ein  f.  den  kosten  druf  muesen  gän  län.'  M.  XVI.,  Z. 
,Die  lüt  bildend  inen  ein  ding  yn,  das  weder  gstobon 
noch  gflogen :  noch  so  muoss  es  ein  f.  syn  und  lassend 
sich  nit  darvon  bringen.'  LLav.  1569.  ,Er  müessted  's 
eifart  lydo".'  Madleni  1712.  —  4)  bald  einmal.  „Efart 
BO."  31ir  icend-is  [wir  wollen  uns]  eifart  dra'  wage" 
UwE.f     Offert,    endlich    einmal    Gl.     Vgl.  off'ert-hin. 

—  5)  einmal  =  wenigstens.  „Aff'art  so  hin  ich  nit 
UUrs."  ,Güttliche  Ehr  einfart  nit  tüegest  an  den 
Hoil'gen.'  Geistl.  Lied  v.  1619.  ,Wartit  eifart,  bis  ich 
mit  der  Antwort  wider  kumme.'  Talhochz.  1781.  — 
6)  immerfort.    Afrrt  ZWthur.  et/jrt  BsLd  (Spreng). 

—  7)  sich  berührend  und  vermengt  mit  einfach,  ein- 
falt.  .Dieweil  wir  niclits  anders  begehren  dann  ein- 
fahrt bei  unseren  freiheiten  zu  bleiben.'  1598,  ApA. 
an  Z;  dazu  vgl.:  ,Sie  begehren  einfalt  boi  ihren  frei- 
heiten zu  bleiben.'  1.599,  Ap  Landeswirren.  Eifart  de 
seigist  i  Duckis  [ins  Grab],  wie  dy"  Ma'".  Madleni 
1712.  —  ander  F.,  anderfart,  t.  correl.  mit  cin-f., 
t.  alleinstehend  =  ferner,  weiterhin,  wiederum  BHk. ; 
W.  „Er  hed-mit  [ihm]  es  Glas  Wi"  und  der  [sie]  ander- 
fart no'''  e  grosse  Bitz  Brod  g'ge'  BO."  In  der  ä.  Spr. 
meist:  zum  zweiten  MaL  ,Item  und  der  ansprechig 
kündet  im  ander  fart  ein  twing  und  er  kumpt  aber 
nit.-  1519/44,  Schw  LB.  .Darnach  ward  der  künig 
gefüert  in  ein  kammer.  das  er  sich  zuorust  und  sich 
a.  anleit  mit  kleidern.'  Zielv  1521.  .Wenn  sich  die 
[verwittwete]  inuetter  a.  verehcliclien  wollte.'  1541,  B. 


1029 


Fart.  fei-t,  firt.  fort,  fürt 


1030 


.Sollen  deswi'o-en  etwann  längere  Personen  die  Küblin 
[voll  Trauben]  in  die  Brenten  schütten,  damit  man 
nacliwärts  nicht  a.  aufzulesen  habe.'  Rhagor.  1089. 
Dafür  bei  Mal.  und  bei  Kief  .ein  ander  f.' 

Mild,  wirf,  Fahrt,  Zug,  Reise,  Lauf,  Weg;  Fährte:  Ladung  : 
(wi,  uj  der  v.,  bei  dieser  Gelegenheit;  uf  dim  c,  dies  Mal; 
ain  \\,  ein  Mal;  ulh  u.,  immer;  auch  correl.  mit  mal,  und 
mit  abgeschwächtem  Voc.  wie  unser  (iß^rt:  ein  vert  ämal 
[Ämd).  ztto  dein  andern  hüu  (in  einem  "Weist.).  Dem  mhd. 
Plur.  verie  entspricht  noch  das  .Fort'  unserer  ä.  Lit.  Ab- 
weichung vom  weibl.  Geschlecht  fiudot  sich  nur  hei  Bed.  2, 
wo  offenbar  das  Geschlecht  des  gleichbed.  f'ar  (Sp.  886) 
eingewirkt  hat.  und  einmal  bei  de''  F.,  diesmal  (syn.  di" 
Ftikte^},  und  underfitrt  (W(;nn  dort  uicht  statt  der  zu  lesen 
ist  de,  dann).  Übrigens  wäre  das  Masc,  nicht  allzu  auffalleud, 
da  in  der  Formel  ein  Fart  das  unflektierte  ein  mit  etn'n 
leinen]  gleichlantet;  auch  könnten  die  syn.  Masc.  Ganij,  Ker 
usw.  eingewirkt  haben.  Dass  neben  ei'/art  in  Bcd.  3  syn. 
ei'fah  vorkommt,  wird  zugleich  auf  der  Lantähnlichkeit  be- 
ruhen; oder  -ßdt  könnte  sogar  nur  untergeschoben  sein,  um 
das  nicht  mehr  verstandene  -/ni-(  zu  deuten.  Übrigens  vgl. 
Sp.  818  unten.  Eine  ähnliche  Umdevitung  und  Unterschiebung 
ist  ein  gleichbedeutend  mit  ander/ari  vorkommendes  andencerl 
nnd  aiidericärtii/;  Letzteres  ähnlich  dem  nhd.  .anderweitig' 
aus  .ander  Weid-ig',  denn  auch  ireide  i.  S.  v.  Tagreise  (mit 
abendlicher  Weiderast)  war  eines  der  concreten  WW.,  welche 
die  ä,  Spr.  statt  des  abstr.  ,Mal'  gebrauchte.  —  Die  Ver- 
bindung eiu/art  (welche  wie  ander/art  nicht  als  Zss.  zu  be- 
trachten ist,  sondern  auf  ganz  gleicher  Linie  steht  wie  die 
Verbindungen  mit  dem  Pron.  demonstr.)  hat  verschiedene 
Bedd.  angenommen,  je  nachdem  ein  als  Zahlwort  genommen 
wurde  (bei  1  und  6)  oder  als  unbest.  Pron.  (bei  2  —  ö),  wo 
dann  fortschreitende  Abstraktion  noch  weitere  Verschiedenheit 
erzeugte.  6  ist  wohl  zu  erklären:  in  einem  Zuge,  au  Einem 
fürt  (vgl.  das  syn.  eister  und  ade  Sp.  8.5,  welches  aber  auch 
.ehmals'.  einmal,  bed.);  d.igegen  ist  d,as  bei  2  nnd  3  vor- 
kommende fiirt  nur  eine  lautliche  Färbung  von  Fart;  die 
noch  stärkere  Abschwächnng  -fert  entstand  in  Folge  der 
stärkern  Befainung  des  ersten  Teils,  ähnlich  wie  emmel  aus 
,ein  Mal'  neben  e  Mal.  Übh.  gruppieren  sich  die  Nebeuff. 
in  2  Reihen,  je  nachdem  der  Auffassung  des  .ein'  in  der 
Grundf.  ei'/art  entsprechend  der  erste  oder  der  zweite  Teil 
den  Hauptton  hatte,  a-  in  der  ersten  Silbe,  wenn  sie  betont 
ist,  konnte  nicht  direkt  aus  ei"  entstehen,  sondern  scheint 
eine  Lautverstärknng  von  ä,  e,  um  den  zurückgeworfenen 
Accent  zu  tragen ;  viell.  hat  auch  das  z.  T.  syn.  afig,  afed 
(s.  an-fahens  Sp.  718)  darauf  eingewirkt.  Dieses  a  konnte 
wieder  in  o  verdunkelt  werden,  ff,  wenn  wirklich  gesprochen, 
kann  aus  Assimilation  von  >'-|-/  erklärt  werden.  Verschieden 
von  dem  so  entstandenen  oß'ert  ist  das  in  offerthin,  wahrsch. 
aus  nu-fort-hin  (s.  -hin).  Doch  kann  die  hier  besprochene 
Form  auf  jene  eingewirkt  oder  sich  mit  ihr  gemischt  haben, 
denn  auch  die  Bedd.  .nun  einmal'  und  ,nun  forthin'  lassen 
sich  mit  einander  vermitteln;  lässt  es  sich  ja  auch  fragen, 
ob  nicht  afert  in   Bed.   6   vielmehr   mit  ,fort'   zsges.   sei. 

Ab-Fart:  Erweiterung  eines  Fahrweges,  damit 
Fuhrwerke  an  einander  vorbei  kommen  BBe.  —  Von 
abfaren  i.  S.  v.   ausweichen,  vgl.   Sp.   893. 

Übel-:  Ggs.  von  ,Wol-',  also:  Unheil.  .Der  euch 
schindt  nnd  schabt  und  nach  ewer  ü.  trachtet.'  Zwinoli. 

Uf-;  1.  Ufert  Z,  Üff^t  IM.,  Vffert  TnHw.:  die 
Himmelfahrt  Christi,  resp.  die  kirchliche  Feier  der- 
selben und  der  betr.  Tag;  vgl.  .Himmel-F.'  ,l)er  uffart 
abint  [Vorabend]  und  der  tag  wurde_nd  ouch  sclilecht- 
lichen  [einfach]  begangen  mit  singen  lassen  nnd  nicss 
haben  und  am  tag  nach  imbiss  kein  iion  [Nachmittags- 
gottesdienst, Vesper]  gehept  und  das  bild  unsers  herron 
nüt  mer  ufgezogen.  wie  von  alter  har  der  brnch  ge- 
wesen ist.'  1.524,  Z,  Die  Feier  trägt  seit  alter  Zeit 
eine  ziemlich  weltliche  Gestalt  (s,  bes,  Neuj.  Z  w'ais. 


1879,  12)  t.  in  Folge  der  .Jahreszeit,  in  die  sie  fällt, 
t.  wegen  der  freudigen  Bed.  des  gefeierten  Ereignisses 
selbst.  Ausflüge  waren  zu  Stadt  und  Land  beliebt, 
bes.  aber  das  Besteigen  benachbarter  Berge,  um  da- 
selb.st  die  Sonne  aufgehen  zu  sehen,  was  man  in 
ZWthur  nannte:  uf  (V  U.  itfe  gä';  so  von  Z  auf  den 
Ütliberg,  von  AASchinzn,  auf  die  Gislifluh,  aus  der 
Umgegend  von  Bern  auf  den  Bantiger,  Die  Sonne, 
sagt  man  den  Zurückgebliebenen  oder  den  Neulingen, 
sieht  man  in  3  .Sätzen'  aufsteigen  oder  3  Purzelbäume 
schlagen.  .Wider  das  laufen  an  Uffahrtstagen  uf  den 
Hüetliberg  und  Kolbonhof.'  1627,  Z  Mand.  In  Ap  ist 
der  Besuch  der  Berghöhen  auf  Pfingsten  verschoben 
und  am  Himmelfahrtstage  macht  man  vielmehr  Aus- 
flüge in  die  Niederungen,  um  die  Augen  am  Anblicke 
der  Blüten  und  Saaten  zu  weiden.  Festgerichte  waren 
und  sind  z.  T.  noch  Butter  und  Honig,  welche  auch 
den  Dienstboten  reichlich  geboten  werden;  so  in  B; 
fj;  Z;  in  AAZof.  auch  Zieger;  s.  u.  Maiete  u.  Ariken- 
brüt.  Zum  Gottesdienst  trugen  die  Schüler  .Kränzlin' 
wie  am  Fronleichnamsfest.  Bossh.,  Wthur,  Chr.  Der 
(nachmittägliche)  Jugendgottesdienst  war  aber  in  Z 
schon  1648  eingestellt.  Dennoch  wurde  iilfentlicher 
Tanz  (BRoggw.  Chr.)  bestraft.  In  L  herrscht  der 
Glaube,  an  der  Auffahrt  kehre  die  seit  Ostern  gestörte 
Ordnung  in  die  Natur  zurück,  nachdem  in  der  Zwischen- 
zeit die  kleinen  Buben  im  Himmel  regiert  haben.  Ebda 
linden  an  diesem  Tage  auch  Flurumritte  Statt,  so  der 
bes.  stattliche  in  Münster,  bei  welchem  auch  die  Pferde 
Butterbemnien  zur  Bewahrung  vor  ansteckenden  Krank- 
heiten erhalten.  An  dem  genannten  und  manchen  an- 
deren Orten  lässt  man  in  der  Kirche,  meist  um  Mittags 
12  Uhr,  in  Beromünster  Abends,  während  die  Procession 
in  den  Flecken  einreitet,  das  Bild  des  aufer.standenen 
Erlösers  gen  Himmel  schweben,  , Sobald  das  Bene- 
dicamus gesungen  ist,  facht  der  schuolmeister  das 
Responsorium  an  und  gat  man  processionaliter  zum 
bild,  so  man  ufziehen  ist  [will],  und  so  das  E.  gar 
usgosungen  ist,  stät  der  kilchherr  zur  rechten  syten 
des  regenbogens,  der  helfer  zur  linken,  fahend  an  zu 
singen:  A.scendo  ad  patrem  meum  etc.  Zum  anderen 
[Mal]  aber  also  singen  und  a  wenig  höcher  und  hebend 
das  bild  a  wenig  üf  von  dem  tisch.  Zum  3.  mal  sin- 
gend sy  mit  hocher  stimm.  Dann  ziehend  .sy  die  ge- 
bildnus  gar  hinüf,  so  gat  man  dann  wider  in  den  chor 
liinüf.  Und  würl't  dann  nuss  und  otflaten  oben  von 
dem  täfer  hervor  nach  altem  bruch.'  1-588,  Scnw 
Kirchenordn.  Letzteres  zum  Frommen  der  Kleinen, 
denn  noch  heute  führt  und  trägt  man  die  ein-  bis 
vierjährigen  Kinder  (die  Mädchen  weiss  gekleidet)  zur 
Kirche  und  lässt  von  ihnen  das  Christusbild,  das  zu 
diesem  Ende  mit  Haken  versehen  ist,  mit  Kränzen 
(s.  Herrgotts-Bluem)  schmücken.  An  diesen  Akt  des 
Aufziehens  knüpft  sich  der  Glaube,  dass  von  derjenigen 
Himmelsgegend,  gegen  welche  das  Bild  sich  kehrt,  die 
Gewitter  des  .Tahres  kommen  werden  Seiiw.  Eine  das 
ursprüngliche  Verhältniss  vergessende  Moditik.ation 
berichtet  ein  rationalistischer  Augenzeuge  1833  aus 
Krciburg:  ,Bei  den  Chorherren  zu  StNiklaus  steigt 
nach  dreinuiligem  Geläute  punkt  12  Uhr  der  Heiland 
aus  einem  Loche  im  Chor  vom  Himmel  herab,  von 
Kugeln,  Blumen  und  Kerzen  umgeben.  Mit  Jubel 
empfangen  ilm  <Iie  Kapitclherren,  singen  ihm  ein  Lcvli- 
lied  mit  Musikbegleitung;  dann  steigt  der  Heiland 
wieder  zum  Hiinnicl    und  verschwindet,'    SrHWKizEnii, 


^ 


1031 


Part,  fert.  tirt,  fort,  fürt 


103'> 


Der  Tag  hat  auch  landwirtschaftliche  Bed.  Cha"" 
me"  a"  der  U.  drei  Roiioenüri  zeh,  so  sind  s'  i"  dbe' 
Wuche"  i"  dr  Belle,  i"  dr  U.  sett-  [sollte]  mc-  scho^' 
eu  Ankehalle  [die  Festspeise!]  chönne"  im  Häuf  [iia.ni\ 
imie-  m-herge".  A'  der  U.  weisst  Niemer,  tco  Barth 
de"  Most  holt.  SuLGER.  ,Weini  's  an  diesem  Tage  regnet, 
so  fehlt  das  Heu.'  Ineichen;  vgl.  Pßngstcn,  Drlfaltuj- 
leitstaq.  —  '2.  (3.n(,\\  Alp-Uf-F.)  der  gewöhnlich  Ende 
Mai  oder  Anfang  Brachmonat  Statt  findende  Zug  mit 
dem  Vieh  auf  die  Alpen,  von  den  Sennen  festlich 
begangen  Sl'HW;  S.  Syn.  AI})-,  Berg-F.  Just  isch's 
am  FrHig,  's  isch  e  gaete  Tag,  luo  [der]  hi  der  U. 
Glück  und  Seqe  hringt.  Schild.  .Wann  wegen  zu 
früher  Besatzung  und  Auftart  sich  Streit  ereignen 
sollte.'  1T47,  BSi. 

Mhd.  üfvwt,  Fahrt  stromaufwärts;  Himmelfahrt.  —  Das 
Besteigen  der  Höhen  an  diesem  T:vg  («ie  anderswo  schon 
am  Ostertag)  ist  Rest  heidnischen  Katur-  resp.  Sonnoukultes. 

Nach-Uf-Fart:  Nachfeier  der  Uf-F.  1  am  fol- 
genden Sonntag  mit  Tanz  im  Wirtshaus  und  Gegen- 
geschenken der  Bursche  an  die  Madchen,  welche  an 
der  .Nachostern'  ihnen  Eier  geschenkt  hatten  BsBukt. 

Ein  Nacliklang  aus  der  Zeit,  da  der  l.andvogt  auf  Hom- 
burg je  im  Frülijahr  die  lieiralsmhigeii  Uutertaueii  uacli  B. 
besehied,  um  vor  versammeltor  Laudsgomeiiide  die  l'aare  zur 
Ehe  auszuwählcu;  so  bis  Ende  XVIII. 

Aktien-:  Fahrt  an  eine  Versammlung  von  Ak- 
tionären ZUewis. 


^^Ij,..    i   —  ijf.p,  0.    In  Ap  und  GT.   gehen   im 
Zug   voran   der   sonntäglich    geschmückte    Senn,    mit 
roter  Weste,    Alpenblumenstrauss   auf  dem  Hut,   und 
mit  der  blank  gescheuerten  Milchbütte  auf  dem  Bücken, 
und  die  ,Meisterkuh',    welche   zwischen  den  Hörnern 
den  Melk.stuhl   aufgebunden  trägt.     Aus  Wirts-   oder 
Bauernhäusern,   an    welchen    der  Zug   vorbei  kommt, 
wird  Wein   angeboten.     In  Gii   werden  die  schönsten 
und  stärksten  Kühe  bekränzt;  die  .Herkuh'  bekommt 
auch  die  grösste  und  schönste  bekränzte  Glocke.     In 
W  wird  der  Ortsplarrer  berufen,  das  Vieh  zu  segnen. 
,Bass  sie  nach  der  A.  mit  all  ihrem  Vieh  in  die  Alp 
sollen  und  mögen  tryben   und  fahren.'    1495,  Zelw 
ürk     Es  bestehen  geschriebene  A.-Ürdnungen.    Schil- 
derungen der  A.  s.  bei  Schild  11  61;    Tscuitdi,  Tierl. 
1865,  547.  5.55;  WSenn  1871,  206;  JKZellw.  186.,  .59; 
Kronfels   1826,    277  ft".,    und    besonders    anschaulich 
BüTL.  1824,  123.     Es  sind  auch  etwa  4  m   lange   co- 
lorierte,  in  Holz  geschnittene  Darstellungen  der  Alp- 
fahrt verbreitet;  ähnliche  in  ausgeschlagenen  Messing- 
blechen   tragen    die    Ap   Sennen    auf  ihren    Gürteln. 
—  2.  das  Recht,  mit  Genossen  eine  Alp  zu  benutzen; 
auch  eine  solche  Alp  selbst.    ,Wer  mit  jeman,  der  nit 
landmann    ist,   güeter-  ald  alpferty-gemeinschaft   hat, 
soll   ze   buess  Verfallen    sin.'    15U4,  Ndw.     ,Welcher 
besitzer  in  das  künftig  ein  a.  abtreten  und  ligen  lassen 
wolle,  bis  auf  das  neüwe  jähr  iederzeit  darvon  stehn 
und  abtreten  solle.'  1524,  Schw  LB.     ,Anno  1611  ha- 
bent  U.  Gn.  Herren   ein  A.,   der   Spital  genannt,   von 
N.  N.  erkouft   und   zuo  der  Landlütcn  Ahnend  u.sge- 
lassen    worden.'    ebd.    —   3.  das    zu    (oder   von)    Alp 
ziehende  Senntum.    ,Man  sollt  faren  durch  die  güeter 
uf  und  ab  den  fuessweg   und  mit  ungebundnem  guet 
[Vieh]  und  alpfcrten.'  1483,  Obw. 

Uf-Alp-  =  Alp-F.,   aber   in  bestimmterem  Gegs. 
zu  Ah-Ah)-  oder  Von-Alp-F.,  dem  Verlassen  der  Alp. 


Steinmcll.    Zur  Ab-A.-F.  vgl.  in  sachlicher  Bez.  Amh. 
1879,  '228. 

TJm-:  feierliche  Procession,  welche  alle  Jahre  um 
die  ganze  Stadt  herum  gehalten  wird  und  zwar  in 
Folge  eines  von  1522  (?)  datierenden  Gelübdes,  .um 
dass  Gott  unser  Statt  desto  fürer  von  Fürsnot  (sinte- 
malen unser  Statt  von  hölzinen  Hüsern  erbuwen)  und 
andern  Unfall  behüete.'  L.  Vgl.  Bom-F.:  Umgang. 
An-:  1.  (f.)  Brücke  über  Seitengräben  Ap.  — 
2.  Landung.  ,Ir  sollend  an  allen  Orten  im  See  und 
am  Rhyn.  wo  man  anfaren  oder  lenden  old  überhin 
setzen  kann,  Palisaden  ynschlahen  und  hadurch  [sie] 
die  A.  zu  verhindern  haben.'  1647.  Abscu.  —  3.  (ii.) 
Stätte,  wo  man  landen  kann.  ,Das  Anfahrt  oder  Nol.' 
1651,  AWild  1883. 

In-:  1.  =  An-Far  Sp.  887  B.  —  2.  Weg  in  eine 
Alp.  1375  wird  in  Obw  eine  Alp  verkauft  .mit  steg, 
mit  weg,  mit  usfart,  mit  y.  und  mit  aller  der  rech- 
tung, so  darzuo  gehöret'. 

Is-:    Eisgang.  UBrIgger  1786. 
Us-:  1.  Ausgang  aus  einer  Alp,  s.  In-F.  —  2.  die 
Vorsasse  (untern  Bergweiden)  W.  —  3.  Hautausschlag, 
auch   Us-Farete  Ar. 

Feld-:  Fahrweg  über  Gemeinweide,  resp.  das 
Recht  der  Benutzung  desselben  und  derselben;  im 
XVI.  oft  als  Streitpunkt  neben  Weidgang,  Tratt,  Wmm 
und  Weid  usw.  genannt.  ,Wie  die  vorderne  [Altvor- 
dern] mit  grossen  kosten  vil  geschwändt,  dadurch  sy 
ire  gemeine  f.  verbessert.'  1533,  Haoenb.  Sigrisw. 
.Fehlfarten  und  Weidgänge.'  1535,  Absch.  ,Der  Abt 
behauptet,  die  F.  durch  einige  Güter  gekauft  zu  haben.' 
1539,  ebd.  .Die  von  Lugnorre  klagen,  dass  die^  von 
Mur '  vermittelst  gemachter  Einschläge  sie  an  ihrer 
Trätete  [Tretrechf]  und  F.  verhindern,  und  bitten, 
dieselben  anzuweisen,  benannte  F-en  zu  öffnen.'  1511, 
ebd.  .Der  ahnend,  wunn.  weid.  f.  und  andern  bürger- 
lichen eehafte  und  nutzuugen  genoss  syn  solle.'  1545. 
B  Ratserk.  .Beider  Teilen  Untertanen  an  ihren  Wun- 
nen,  Weiden,  althargebrachten  F-en  und  Trättenen 
dheinen  Schaden,  Neuwerungen  noch  Nachteile  ge- 
bären.' 1549,  BBüren.  ,Streithandel  wegen  Atzweid 
und  F.'  1558,  Abscu.  »Gemeinden,  die  sonsten  in  dem 
Leuzigerwald  die  gemeine  Weid  und  F.  haben.'  1680, 
B  Schiedspruch. 

Von-:  fahrbarer  Ausgang  aus  einer  Alp  (Gegs. 
Zue-F. ;  vgl.  Von-Alp-F.)  od.  das  Verlassen  derselben. 
.Dieser  Alp  stehe  das  Zu-  und  Vonfahrtsrecht  durch 
den  Mühletalwald  zu.'  1854,  Schätzmann. 

„Gugcl-:  mutwilliges  Possentreiben,  lärmende 
Lustbarkeit  L;  U."     Vgl.  G.-Fuer. 

Gotts-:  Wallfahrt.  ,Da  früher  Brauch  gewesen 
ist,  bei  Kriegen  und  Nöten  Kreuzgänge  und  Gottsfärt 
und  andere  Guottät  anzuordnen.'  1534,  Absch.  ,Der 
auf  die  G.  des  güldenen  Jars  [Jubiläum]  nach  Bora 
zu  reisen  vor  hat.'  1599,  ebd.  —  Mhd.  yote,mri,  Kreuzzug. 
Hoch-,  Hof-  mtt\-rt  AaBK;  Ap;  B;  ScnSt.;  UwE.; 
Z.  Ifutfert  GT.,  Hör  fit  GTa.;  Z  tw.  -  f.:  1.  Hoffart, 
bes.  Übermass  uiid  Eitelkeit  in  der  Kleidung,  auch 
concr.  Kleiderpracht,  prächtige  Kleidung  und  solche 
häusliche  Ausstattung.  Alls  o"  d'  H.  henke,  darauf 
verwenden.  Si'"  alli  H.  a'schaffe«.  D'  H.  mues  (.sfV 
Me'  od.  Zwang  Me",  sprichw.  von  zu  engen  Kleidern, 
in  die  man  sieh  zwängt.    H.  löscht  's  Für  i"  dr  Chuchi, 


1033 


F'art,  fert,  Art,  fort,  t'urt 


1034 


behält  Nichts  für  Jas  Notwendige.  Ineiciien.  ,Es  hat 
die  ^eiss  etwas  hoohfarts  in  iren:  ein  geissbocli  j^ät 
vor  der  geiss  anhin  [etc.].'  Tierb.  15U3.  .Superbia. 
hüchlart,  stolze.'  Fris.  ;  Mal.  ,Den  Rinderen  nit 
alle  llotl'art  und  überflüssige  Kleider  kauten  wollte.' 
SciiiMi'FR.  lijjl.  Übermut,  ,0b  einer  ein  urlob  [Ent- 
richtung einer  Kaul'gebühr  an  den  Vogt]  verseiti  von 
h.  wegen  oder  von  ungehorsami  wegen  underwegen 
Hesse.'  1464,  ScHW  Eq.  Überfluss,  Verschwendung, 
unnötiger  Aufwand.  Es  ist  kei  H.,  u-e""-me"  scliu" 
heist  B.  Dim.  HöffertU,  hoffärtiges  Mädchen;  Name 
einer  kleinen,  aber  fetten  Kuh  Äp.  Mw  Schätzeli  ist 
es  H.  (aus  einem  Volkslied).  —  2.  (vorw.  m.)  stinkeäi 
fstinlete'',  g'stinkete'')  H.  a)  Samuietblume,  tagetes 
patnla,  eine  schön  aussehende,  aber  übel  riechende 
(dah.  it.  p»r^o?a  genannte)  Gartenblume  AABb.;  G;  Z. 
,8ammetblumen,  Indianische  Nägelein.  Africanen  (Plos 
Africanus,  seu  Tunetanus),  von  Etlichen  auch  .stin- 
kende Hoftart  genennt.'  Sulzer  177'2.  —  b)  Kingel- 
blume,  Calendula  Sch. 

Mhil.  Jiuchmrt,  hövart,  Hochsinn:  Glanz,  Pracht,  Aufwand; 
Übermut.  —  Die  Assiniilation  von  ch  und  /'  war  um  so 
leichter,  da  diese  beiden  Laute  auch  sonst  zuweilen  in  ein- 
ander übergehen;  nachher  hat  sich  wul  auch  Unideutuug  auf 
,Hor  eingestellt.  Die  Verkürzung  des  o  war  Folge  der  Doppel- 
Cüusouanz,   resp.  Assimilation. 

hoch-farten:  Hoffart  treiben.  , Fressen,  sütt'en, 
spilen,  gyten,  nyden,  hochfarten,  muotwillen.'  HBull. 
1561.  —  hoffärtelen:  (dim.)  dasselbe  BSi.  —  Mhd. 
hvchverten. 

hoffärtig,  -fertig  Aa;  Bs;  BSi.;  L;  GT.;  Sch; 
S;  Uw  (/■');  Z  {höf'-^rtiy,  auch  -/''-),  horfürtig  Zö; 
ZW.  (auch  harfätig),  höfriig  BsLd  (auch  liofrig);  S 
nJura:  1.  stattlich  gekleidet,  geputzt  BU. ;  L;  GT.; 
Uw;  Zg;  Z.  tiyn.  köstlich.  Daher  die  RA.  h.  si"  Aa; 
Bs;  L;  Sch;  S;  ZB.,  0.,  W.,  h.  stä"  AABb.:  als  Pate 
ein  Kind  aus  der  Taufe  heben,  wobei  besonders  die 
Patinnen  möglichsten  Staat  entfalten,  Jungfrauen  einen 
besondern  Kopfputz  (Scliappelj  trugen.  Syn.  hübsch 
sin,  majestäten.  Jes  xiärsch  üsstaffiert,  as  wenn -de 
liofertig  stu'  icottsch  [wolltest].  Hebel.  Hut  taufe"-si 
i's  Länge  Rädini.  Wiisset-er  au''',  teer  hoffäriig  isch'f 
JoACH.  1881.  ,Am  Sonntag  (nach  dem  hier  gewohnten, 
sehr  ungeschickten  Ausdruck,  den  sie,  anstatt  „ein 
Kind  zur  Taufe  heben"  brauchen)  hotiartig  zu  sein.' 
SiMLER,  Schött'listorf.  1703.  Nach  Spreng  nur  von 
Jungfrauen,  aber  auch  mit  Beziehung  auf  hochzeitliche 
Parade.  Vgl.  hofen,  Hochzeit  halten;  Hoffert-Win. 
Stattlich,  ansehnlich  übh.  Ke  hoffärtigc  Chäufer 
[für  das  verdächtige  Pferd]  löt-si''''  itiunme  zue.  Joach. 
1883.  —  2.  sich  zierlich,  voruehni  benehmend;  stolz, 
eitel  Bs;  Zg;  Z.  Syn.  öd.  Er  hat  e  Guggere  uf 's 
Dach  ue  lö  mache,  horfärtig  wie-n-er  selber  ist.  JSenn 
1864.  E  suberi,  scharmanti  Frau,  aber  h.  und  teng- 
gelig  [geziert],  ebd.  Nid  g'schicätsig  elei,  hoffärtig, 
(fivundrig  und  diebisch,  g'schleckig  sind  d'  Agerste. 
SuTERMSTR.  , Niderlag  der  hochfertigen  pfatt'heit.'  Kessl. 
,Das  sy  nit  zart  erzogen  und  ein  hochfertig  weich  tier 
was,  sunder  redlich  und  dapfer.'  1540,  HBüll.  ,l)ie 
hochfertigen  und  stolzen.'  1560,  Jesa.i.,  dafür  ,hof- 
färtigen.'  1683,  ,horffärtigcn.'  1707.  .Das  hiiffärtige 
Babylon.'  AKlingl.  1688.  —  3.  schön,  vom  Wetter 
ScH;  Z. 

Mhd.  hi'>fhverti:c,  hochgesinnt,  übermütig.  Die  MA.  scheint 
da   und    dort  Differenzierung    der    Formen    nach    den   Hcdd. 


gesucht  zu  haben,  doch  stehen  uns  keine  sicheren  Angaben 
zu  Hubote.  Lt  Spreng:  ,h6tt'ertig'  von  der  Patin,  neben  ,hof- 
nirtig'  mit  hellem,  langem  «,  s.  v.  a.  stolz;  in  dem  erstem 
Falle  scheint  die  urspr.  Bed.  verdunkelt  und  darum  auch 
tlie  Form,  resp.  Laut  und  Betonung,  hus.  schwankend  ge- 
worden zu  sein.  Die  Ausstossung  des  (,  nachdem  aller  Ton 
sich  auf  die  1.  Silbe  gewandt,  ist  übrigens  um  so  weniger 
anftallend,  da  auch  einfache  WW.  dieselbe  zeigen;  so  arig, 
z.  T.  auch  feriij.  Die  Form  mit  hor~  erklärt  sich  zunächst 
aus  dem  Gefühl,  dass  vor  dem  f  urspr.  ein  anderer  Cons. 
gestanden  hatte:  dass  dann  zum  Ersatz  desselben  r  gewählt 
wurde,  mochte  z.  T.  durch  das  r  des  zweiten  W.  veranlasst 
sein,  z.  T.  durch  die  Neigung,  übh.  nach  Voc.  vor  folg.  Cons. 
ein  )•  einzuschieben.  Um  so  eher  kounte  dann  in  harfätUj 
das  zweite  r  ausfallen. 

Holz-Fart:  Fahrt  in  den  Wald  und  Nutzung 
desselben.     , Weidgang  und  H.'  1480,  ÄAMell. 

Himmel- =  Üf-F.  1.  —  Mariä-H.:  grosses  Fest 
der  katholischen  Kirche  am  15.  Aug.,  lt  B  Kai.  1740 
auch  genannt  .grosser  Frauentag;  Wurzweihe.'  An 
demselben  werden  Kräuterbüschel  und  Wurzeln  ge- 
segnet (Aa),  mit  denen  man  sich  vor  Gespenstern, 
Zauber  und  Blitzstrahl  schützt  (B  Kai.  1740).  Die 
Witterung  des  Tages  ist  vorbedeutend:  Maria-H. 
Sunneschi",  bringt  gern  vil  und  guetc   Wi'  Aa;  S. 

Hin-:  Weggang,  Abreise.  .[Die  Feinde  hotten,]  dass 
wir  nach  der  bezalung  zum  teil  abziechent  und  uns  zuo 
unsers  lands  buw  tüegen  werdent,  dardurch  si  [den] 
durch  etlicher  h.  geschwächerten  hüten  überwinden 
möchtent.'  1522,  Strickl.  Ein  B  Offizier  erstattet  15'23 
aus  dem  Felde  seiner  Obrigkeit  Bericht  ,bis  uf  die  h.' 
seines  C'ollegen,  der  bald  nachher  als  Bote  auf  der 
Tagsatzung  erscheint.  ,Abitus,  das  hinziehen,  h.  oder 
das  scheiden.'  Fris.  Tod;  oft  mit  dem  Zusatz  .jüngste, 
letzte';  s.  Fart  6.  ,SolI  ich  denn  die  warheit  sagen, 
so  behebe  ich  es  by  mynem  stürben  und  j-n  h.,  dass 
ich  von  denen  Sachen,  so  ich  denn  geschuldiget  bin, 
nützit  weiss.'  1453,  BsLd,  Urkundenb.  ,N.'  habe  uf 
syn  1.  h.  genommen,  es  gehören  dem  N.'-  noch  50  Gldn.' 
JHFvessli  1780. 

Cham-:  Fahrt  nach  ZoCham  im  Dienst  des  Klo- 
sters Engelberg.  Auf  grössern  Gütern  dieses  Klosters 
haftete  die  Servitut,  Feldfrüchte  von  auswärtigen  Be- 
sitzungen desselben,  z.  B.  in  Cham,  abzuholen,  was 
später  nach  Verkauf  solcher  Besitzungen  in  eine 
Summe  Geldes  (.Chamschilling')  umgewandelt  wurde. 
,Wer  euch  ein  kanschilling  soll,  der  soll  ein  fart  tuon 
gen  Kam,  der  VI  kanpfennig  soll,  der  soll  ein  halb 
kanfart  tuon,  wele  aber  minder  soll,  da  nuig  ein  abt 
die  Pfenning  län  stän,  unz  das  er  ein  sch.  schuldig 
wirt  und  soll  denn  ein  k.-f.  tuon.'  UwE.  Hofr.  ,Mit 
den  gedingen,  dass  inen  die  Herren  ze  tissen  und 
trinken  giiben  söUent,  die  wyle  si  die  k.  tuon,  als  das 
von  alter  har  kommen  ist.'  1413,  Gkr«.  ,Es  soll  oucR 
iedennann,  es  sy  mann  oder  wyb,  die  die  güeter  hand, 
darauf  die  kamzinse  ligent,  ein  k.  tuon,  und  wer  es 
selber  nit  tuon  mag,  der  soll  einen  an  syn  statt  ge- 
wünnen,  der  die  k.  tue.'  ebd.  ,Uf  etlichen  güetern  [im 
Tai  Engelberg]  stuendcn  kanischilling  oder  kampfennig, 
und  welicher  ein  kamscliilling  söUti,  der  müessti 
ushin  gan  Kam  faren  und  helfen  ir  [der  Kloster- 
lierren]  guet  inhar  tuen."  .116!>,  Ztschh.  f.  Schwz.  R. 
.Olini  instituebantur  Cham-fahrten,  sou  vasalli  nostri 
et  eorum  mulieres  ;igros  monasterii  [Engelberg]  in 
Argoia  et  Turgoia  sitos  debebant  meiere.'   1750,  ebd. 


1035 


Fart,  fert.  firt.  fort,  fürt 


1036 


Karren -Fart:  Veriifiiehtung-  der  Herrschaftsleute, 
die  Naturalien  der  Herrschaft  auf  Wagen  derselben  zu- 
zuführen. Brückner,  Merkw.  Vgl.  o.  das  einfache  W. 
Krüz-:  Wallfahrt  mit  Kreuz  und  Fahnen.  .In 
der  kirchen  lohlichen  hrüchen  als  fasten,  heten,  bych- 
ten,  buesswürkung,  singen  und  lesen,  krüzfert.  opfren 
kein  enderung  tuen.'   1525.  Gfrd.     Syn.  Krüzgmuj. 

Müli-:  Eecht  des  Müllers,  in  einem  gewissen  Be- 
zirk bei  den  Häusern  Getreide  zum  Mahlen  zu  holen 
B  (vMülinen).     Vgl.  Kerfartrecht. 

Mos-;  ein  in  SchwMuo.  in  Zwischenräumen  von 
10 — 15  Jahren  an  verschiedenen  Stätten  im  Freien 
(auf  dem  ,Mos')  zur  Aufführung  kommendes  Fastnacht- 
spiel mit  stehenden  Hauptpersonen  und  auch  ziemlich 
gleichniässigem,  nur  durch  Beziehungen  auf  Zeitereig- 
nisse stellenweise  modifiziertem  Text,  in  seiner  neuern 
Gestalt  hauptsächlich  den  Kampf  zwischen  Weltlust 
(Bacchus)  und  Kirche  (Bussprediger)  darstellend,  aber 
wahrsch.  aus  einer  einfachem,  rein  weltlichen  und 
auch  anderswo  üblichen  Fastnachtposse  der  ledigen 
Bursche  mit  den  Mädchen  entstanden.  Vgl.  Mos  und 
bes.  G-irizemnos.  Der  übliche  Name  des  Festes  ist 
uf's  Mns  fare";  z.B.:  Fared-er  hür  aw''  uf's  Mos? 
Eine  Beschreibung  des  Spieles  in  seiner  neuern  Ge- 
stalt nebst  Angabe  des  Hauptinhaltes  s.  ,dic  Schweiz' 
1850,  S.  148—154. 

nachtfärtig:  nachtwandelnd  AiKais. 
Bü-Fart:  ein  Frohndienst,  bestehend  in  Zuführen 
von  Dünger.    ,Der  fäll,  lassen,  tagwan  und  buwfcrten 
halb,   diewyl  der  arm  gmein  mensch  damit  grosslich 
beladen  syge.'  1530,  Aesch. 

Baden-:  Reise  nach  AABaden  mit  Aufenthalt  da- 
selbst zur  Benutzung  der  dortigen  Heihiuelle.  oft  aber 
auch  nur  zur  Erholung  und  Belustigung  daselbst,  seit 
dem  XV.  bes.  bei  den  Zürchern  beliebt  wegen  der 
Nähe  und  Leichtigkeit  des  Besuches.  Auf  den  Glauben, 
dass  das  dortige  Badewasser  namentlich  die  Fruchtbar- 
keit der  Frauen  fördere  und  die  Geburten  erleichtere, 
bezieht  sich  die  RA.  das  ist  cho"  wie  e  B.,  von  Etw.. 
das  ohne  besondere  Vorkehrungen,  wie  von  selbst,  zu 
Stande  gekommen  ist.  Zur  Zeit  der  Reformation,  gegen 
welche  Baden  sich  feindselig  verhielt,  drohte  Zürich 
seinen  Verkehr  mit  dem  Kurort  abzubrechen.  , Zürich 
ist  Willens,  der  Stadt  Baden  den  Proviant  sammt  der 
B.-F.  abzukünden.'  1531,  Absoh.  .Das  6.  bad  [im 
Hinterhof]  heisset  der  Königin  bad,  in  welchem  mehr- 
teil der  adel  sein  b.-f.  vollbringet.'  1578.  HPantai,. 
,Es  sollen  die  Fuohrcn  zun  Badenfchrten  an  einem 
Sonntag  abkennt,  jedoch  denjenigen,  so  notwendigklich 
am  Montag  by  guoter  zyt  zu  Baden  syn  muossten. 
erlaubt  syn,  solche  Fuohren  am  Sonntag  nach  der 
Abendpredig  zu  laden.'  1650,  Z  Mand.  , Weder  in 
währender  B.-F.,  oder  nach  Endung  derselben.'  ebd. 
,Gb  jemand  aus  der  Statt  Soloturn  zu  einer  B.  Wein 
und  Anders,  so  nit  Kaufmannsgut  wäre,  abführen 
wurde,  dass  darvon  Nützit  [kein  Zoll  zu  Brugg]  geben 
werden  solle.'  1Ö65,  Absch.  erinnert  daran,  dass  vor- 
mals die  Badegäste  sich  selber  beköstigten ;  vgl.  Baden- 
schtnki.  ,Die  B.-P.  ist  wol  gericht,  Mein  Vogt  hin- 
füran  Nichts  mehr  spricht-  [sagt  Bauragarten,  nachdem 
er  den  Vogt  in  dem  Bade  erschlagen  hat].  JCWeissenb. 
1702.  ,Unnütze,  kostliche  Badenfärten,  Mahlzeiten, 
Lustreisen.'  JJUlr.  1727.  .So  ich  alle  Wollüste  ver- 
suchet und  mein  ganzes  Leben  gleichsam  eine  urchene 


B.  gewesen.'  ebd..  1733/4.  .Indem  er  im  Laufe  seines 
Lebens  '24  B-en  gehalten.'  DHess  1818,  wo  übh.  nach- 
zulesen. 

Berg-  =  Alp-F.,  der  Zug  mit  dem  Vieh  von  den 
Vorsässen  auf  die  Alpen,  um  Mitte  Juni  BSi.  Auch 
der  Zuchtstier  ist  dabei  mit  einem  Blumenstrauss. 
etwa  auch  mit  einem  Spiegel  auf  der  Stirne  geschmückt. 

Bet-,  Bitt-:  Wallfahrt.  ,Da  dienstmann  oder 
burger  umbe  eigen,  biteferte  oder  herferte,  hileiche 
oder  rossen  [zu  Hochzeiten  oder  um  Pferde  zu  be- 
zahlen] Silber  choutfent'  1260.  Wack.,  D.-R.  .Wen- 
dete er  sich  bittfärtlich  zu  Maria.'  Einsidl.  Chr.  1752. 

Brut-  =  Brütfueder  Z.  De''  Tisdimacher  häd  e 
B.  z'  mache".  Mitgift  Z.  .Einer  jeden  Schweizer- 
bürgerin, die  sich  in  eine  Gemeinde  des  Kantons  zu 
verheiraten  gedenkt,  liegt  ob,  auch  eine  anständige 
Brautfahrt  in  die  Ehe  zu  bringen.'  Sch  Gesetze  1831. 
In  einem  durch  die  Notariatskanzlei  ZMeilen  in  den 
Dreissigerjahren  redigierten  Testamente  wird  einem 
Ehemanne  auferlegt,  ,seinen  Kindern  [es  waren  Mäd- 
chen] eine  anständige  Brautf.  zu  verabfolgen.'  ,190 
Gldn  per  Brautf.  der  noch  ledigen  Schwester.'  1843. 
Z  Schuldbr.  —  Hinimelrich-=  Maria  Himmelfahrt. 
.Das  fronamt  soll  begangen  werden  uf  abent  unser 
frowen  h.'  M.  XIV.,  MEsterm.,  Rick. 

Rom-:  1.  Pilgerfahrt.  ,Dass  wir  bepstlichen  ap- 
lass  und  r.  in  unser  Eidgnossschaft  ze  legen  ver- 
willgen.'  1501,  Absch.  —  2.  die  in  der  Stadt  Luzern 
seit  dem  XIII.  jährlieh  am  Vorabend  von  Maria  Ver- 
kündigung übliche  Procession  der  sämnitlichen  Ein- 
wohner- und  Priesterschaft  um  die  Stadt  herum.  Syn. 
Um-F.;  Müseyg-Uvigang.  Dieselbe  war  viell.  Ersatz 
einer  urspr.  gelobten  und  veranstalteten  Wallfahrt 
nach  Rom.    —   Mlid.   rommrt  mit  Bed.    1. 

Zesammen-:  gemein.samer  Weidgang  zweier  Ge- 
meinden. ,Mullwyl  war  im  Weidgang  auf  seine  eige- 
nen Güter  beschränkt,  hatte  mit  Rickenbach  keine  Z.' 
MEsterm.,  Rick.  —  Schiff-:  Schiffsladung;  syn.  Schif- 
fete;  Ledi.  ,Eine  gute  Sch.  Ziegel  wohl  geladen.' 
1546,  Absch.  —  Schlitt-:  gi-osse  Schlittenpartie  der 
.ledige"  G'sellschaft'  einer  oder  mehrerer  Gemeinden 
GRD.,Pr.  (B.  2,  71).  —  Schueler-Schlitt-:  Kinder- 
fest in  GrD.  Gegenstück  zum  vorigen,  wobei  ein  Teil 
der  Knaben,  durch's  Loos  bestimmt  oder  freiwillig, 
als  Pferde  sich  vor  die  von  je  einem  Pärchen  besetzten 
Schlitten  spannt.  Den  Schluss  der  Fahrt  macht  eine 
Mahlzeit  mit  Rahm  (Schneler-Nidle).  —  Ständli-: 
eine  Fahrt  auf  der  Limmat  in  Zürich  in  einem  Ständli 
[kleine  Kufe],  althergebracht  und  noch  vorgenommen 
bei  den  Festen  des  Limmatklubs. 

Tag-:  bestimmter  Tag,  an  dem  man  vor  Gericht 
zu  erscheinen  hat  „Aa;  B;"  Z  und  häufig  in  ä.  Lit. 
—    Mhd.    tatjevait,   Tagreise;   Gerichtstermin.      Syn.    T<i<j. 

Berchtoldstag-:  das  Einholen  des  u.  .Tannen- 
fuer'  Sp.  974  erwähnten,  von  den  Gemeindsbehörden 
oder  auch  von  reichen  Privaten  geschenkten  Wald- 
baumes durch  die  Jungmannschaft  auf  selbstgezogenem 
Wagen  mit  Fuhrmann.  Vor  '20  Jahren  in  ZSth.  noch 
üblich.  Nachts  fand  im  Gemeindehaus  Gelage  und 
oft  Schauspiel  Statt  und  der  Pfarrer  CHerJ  musste 
dazu  den  sog.  Hereiticeggen  spenden,  dessen  Vorent- 
haltung i.  J.  1840  einen  Proeess  veranlasste. 


1037 


Part,  fert,  firt,  fort,  fürt 


1038 


Dank-:  Bitt-  und  Dankt",  an  Gedenkstätten  wie 
Tellskapelle,  Näfels.  Sempach.  —  Turn-:  Gang  in  den 
Turin  (Turn)  als  Get'ängniss.  .Hauptmann  Belniond. 
der  brav  Mann,  Hätte  auch  sollen  eine  Turnfahrt  hau ; 
Ins  Haus  kamen  die  Läufer  [Gerielitsboten]  in  der 
Eil.-  vEuw  170S.  —  Weid- =  Weidgang.  Benutzung 
der  Gemeinweide.  , Holzhau  sammt  der  W.'  1571, 
Abs(:h.  , Einen  Teil  der  Ahnend  und  des  Mooses  zu 
gemeiner  W.  ausschlagen  [ötfnen].'  158Ö,  ebd.  Noch 
Ititiö  in  BBüren.  ,Das  Weidfahren  mit  Schafherden' 
verboten.  Z  Amtsbl.  1859. 

Wider-:  1.  Rückkehr;  Heimweg.  ,Da  ich  uf  der 
w.  bis  uf  den  Gotthard  gesyn  bin,  da  uns  die  übrigen 
boten  begegnet.'  1521,  Absch.  ,Uf  der  w.  von  Hieru- 
salem.'  LLav.  1569.  ,Regressus,  widerfart,  widerkunft, 
das  widerkeeren.'  Fris. ;  Mal.  —  2.  Wiederher- 
stellung. .Doch  von  gotts  gnaden,  als  ich  hoff,  uf 
gnoter  w.'  ÄgTschudi.  .Wir  sollend  ersuocht  [auf 
unsern  Glauben  betr.  die  Transsubstantiation  erforscht] 
werden,  die  doch  in  der  w.  des  evangelii  die  ersten 
gewesen  sind.'  1531,  Strickl. 

Weg-:  Reise.  ,Kein  täschen  zur  w.'  1531/60, 
Matth.     ,Quä  itineris:  umb  die  reis  und  w.'  Fris. 

Wall-  Wull-  Gr;  L;  P;  S;  Obw,  Wöl-  Ndw; 
früher  auch  ,Wahl-'  (Lied  1712),  ,Wol-'  —  PI.  ,-fert.' 
LLav.  1569,  ,-ferten.' 1548,  B  Mand.:  Wallfahrt.  ,Eine 
Wolfart  ins  Wirtshaus  versprechen.'  Obw  (spöttisch). 
Si  ist  icollfartswls  da,  als  Wallfahrerin,  auf  einer 
Wallfahrt  Gr  UbS.  ,Bezüglich  der  waldferten  oder 
antheissen  [(ielübde].'  1540,  Absch.  .Peregrinari,  wahl- 
fahrt [wall-.  1677]  tun.'  Denzl.  1716.  ,Die  Prozes- 
sionen, die  Wolfahrten,  der  Rosenkranz  usw.'  ClSohob. 
1699.  —  wallfarten,  woU-:  eine  Wallfahrt  machen. 
,Wahl-.'  JHoTT.  1666.  .Welche  wolfartend.'  1679, 
EsTERM.,  Neudorf.  — •  Wol-farter:  Wallfahrer  Scnw. 

Die  Umileutung  in  ,Tv6hl'  erklärt  sich  aus  der  Ausicht 
von  der  Verdienstlichkeit  und  Heilsamkeit  der  Wallfahrten. 
Dagegen  ist  die  Schreibung  ,Wahl'  nur  Bezeichnung  des 
Lautes,  den  gedehutes  o  in  einzelnen  MAA.  wirklich  annimmt. 
Vgl.   vor  :  var.     Übrigens  vgl.  noch    Wul-F. 

Will-:  Willfahrung,  Willfährigkeit.  S.  Sp.  885. 
888.  ,Mit  aller  eidgnössischer  W.  begegnen  und  ent- 
sprechen.' ZiRüiLG.  1656. 

Wol-:  Heil.  .Solcher  gruss  [ist]  uns  menschen 
ze  wollfart  und  heil  beschöchen.'  1586,  Absch. 

Wald-:  Fahrt  in  den  Wald,  um  Holz  zu  Imlen 
BBür.  1666.     Vgl.    Weid-F. 

Zue-:  Visitation,  bes.  der  Besuch  des  Hofherrn 
zur  Beiwohnung  am  Dinghofgericht,  bzw.  das  Recht 
auf  Verpflegung  bei  solchem  Anlasse.  .Aecessionis 
tempore  quod  vulgariter  dicitur  zuofart.'  1250,  Urk. 
LMünst.  Graf  Ludwig  von  Froburg  und  der  Bischof 
von  Basel  verzichten  im  J.  1276  gegenseitig  auf  alle 
Anforderungen,  der  Graf  ,sunderlich  an  der  zuoferte 
von  Frickowe.'  .Dass  ein  Tumprobst  von  Basel  allü 
jar  zwo  zuoferte  zuo  Hüningen  hat,  einen  [sie]  ze 
mayeii,  die  andern  ze  herbste;'  s.  Bi'KKH.,  Dinghöfe, 
S.  65. 

a"  (un)-gefärt,  -gefärt  s.  äncijef'ar  Sp.  88(1. 

f»rliU.  -isch  GrV.,  {.-j-  GRMai.,  .\dj.  und  Adv.: 
fatal,  verhängnissvoll,  verdriesslich. 

Pert  1  m.:  Fahrdienst,  Bedienung  einer  Fähre; 
berechtigte  Ausübung   der    Schitl'fahrt   an    einem    be- 


stimmten Orte  (?).  .Wer  den  f.  hat  an  dem  süide.  der 
git  8  Schill.'  ca  1340/50,  L  Cammereirodel.  Streit  zw. 
L  und  U  ,von  des  fertes  wegen  ze  Fluelen'.  1357, 
Absch.  .Sprachen,  si  säs.sen  da  an  eim  .stad  und 
wären  [9]  feren  und  hätten  9  f.;  der  ferten  hette  Welti 
Meiger  ein  nünden  teil.'  1449,  UwSarn.,  Urk.  .Den 
f.  versorgen.'  ebd.  —  Das  W.  findet  sich  sonst  nirgends 
und  wird  wohl  aus   Oefert  (s.  d.)  verk.  sein. 

Fert  II,  in  Gl  auch  -d;  e  BG.;  Gr;  sonst  meist  e' 

—  Dim.  Fertli  BSi.;  Gii  (auch  Fertji).  Färtli  ThHw. 
-  PI.  Ferte   {Ferti  BSi.)  —  f.    (und   n.  Gr  UVatz): 

1.  Fuhre,  Fuder,  Ladung,  Lieferung  zu  Wagen,  als 
Mass,  bes.  von  Heu  und  Holz  BHk.;  Gr;  „Th;"  Z. 
E  Färtli  Heu  ThHw.,  kleines  Fuder,  Ggs.  ein  Wagen 
voll ;  Last  übh.  G.  Es  chitnnt  wider  e  F.,  ein  Regen- 
guss.  unter  dem  Bild  einer  schwer  beladenen  Wolke 
als  Schilf  Z;  Syn.  es  Schiff  roll.  ,Ein  dusent  fert  holz 
und  dusent  f.  sand.'  Stockar  1519.  ,Um  3  f.  sand 
geben  9  p.'  ca  15.50,  ZWint.  ,Suffaraneus,  einer  der  ins 
läger  körn  und  mel  füert,  doch  mit  kleinen  ferten.'  Fris. 

—  2.  Last,  die  ein  Mann  auf  einmal  auf  dem  Rücken 
tragen  BO.;  Gr;  Schw;  Zg;  Z  (was  man  fer(j(jen 
mag)  oder  auf  einem  Handschlitten  führen  kann  Gl, 
bes.  von  Heu,  Holz;  Syn.  Burdi,  Seilete,  Tregi;  auch 
was  eine  Magd  auf  ein  Mal  (an  Holz)  in  die  Küche  trägt 
GrÜ.;  doch  auch  von  Käse.  Firtli,  Heubürde,  Syn. 
BürdeU,  aber  Fert  mehr  als  Pünyyel  [Bündel]  BSi. 
F  traye'di  F.,  eine  Bütte  voll  Z  (Spillm.).  —  3.  ein- 
maliges Gehen  oder  Fahren,  um  eine  Last  abzu- 
holen, z.  B.  an  einem  Tag  so  und  so  viele  Ferten  tun. 
Syn.  Oang.  Mer  möged  's  nid  i"  zico  F-e"  BHk.  — 
4.  Mal.  Synn.  s.  u.  Fart.  Noch  e  F.  [ein  Ruck]! 
Ruf  der  Zimmerleute  beim  Ziehen  eines  schweren 
Balkens.  Mit  vorgesetzten  Grundzahlen  oder  mit  De- 
monstr.  Gr.  Die  F.,  dies  Mal;  auch:  in  diesem  Fall. 
Allein  stehend  adv.:  Ich  bin  da  nur  iioch  fert  g'si", 
ein  einziges  Mal.  Serardi.  —  5.  eine  Weile  Gl 
(Schuler). 

Das  W.  ist  wahrsch.  nur  eine  Scheideform  zu  Fiu(,  indem 
die  Gestalt,  Avelche  dieses  W.  im  mhd.  Gen.  uud  Dat.  .Sg. 
uud  im  PI.  annahm  (verlel,  verkürzt  als  neuer  Nom.  Sg.  auf- 
gestellt wurde,  wie  nhd.  .Fährte'  (s.  u.  Ferii),  ebenso  , Stätte' 
ueben  .Statt'  u.  a.  —  Das  sächl.  Geschlecht  ist  viell.  nach 
dem  des  syn.  , Fader'  angenommen.  Eine  woibl.  Scheideform 
ist  ftrti,  Last  von  Heu  usw.  Z,  viel!,  nach  deui  syn.  Ilurtti; 
verschieden,  auch  in  der  Bed.,  aber  ebenfalls  aus  fari  ab- 
gespalten,  ist  Ferte,   s.  d. 

(Je-  k-fert  n.:  1.  (in  ZSth.  auch  G'ferg;  G'fergg 
HU.)  Wagen,  Fuhrwerk,  aber  nur  i.  S.  v.  Equipage 
(Kutsche  oder  Chaise)  BG. ;  Th;  Z;  s.  unt^h  Ge-f'crgg. 
,  Jakob  half  schnell  der  Mueter  aus  dem  Gferg.'  IUtern- 
KAL.  1883.  ,Die  Gassen  sollen  weder  mit  Kntscben, 
Wägen  noch  andern  Gefährten  überstellt  werden.'  Z 
(jes.  1793.  —  2.  a)  das  Recht  und  der  Dienst  einer 
Fähre  od.  der  Schi  ff  fahrt  übh.  an  einem  bestimmten 
Ort.  ^yn.  Fert  I.  .Ansi)racbcn  |Reclitsansprüche]  auf 
die  Sust  und  das  gefert  zuo  Zug.'  1399,  Absch.  .Öff- 
neten die  feren  vor  uns  mit  ir  fürsprechen,  wie  sie 
das  g.  ze  Alpnach  ingehebt  band.'  142t,  Sakner  ürk. 
,Welichen  das  schitiVecht  und  g.  geliehen  wirf,  die 
söUent  des  fars  und  der  sdiilVung  warten.'  1518/44, 
SchW  LB.  Insbes.  eine  Kehrordnung  oder  Ab- 
teilung, nach  welcher  die  Scliitflcutc  l'a.ssagiere  und 
(iütcr  fahren  durften.  So  in  ScnwBrunn.,  wo  die  sog. 
(leiisirr  (s.  d.)  Passagiere,    die    zu  Fuss  angekommen 


1039 


Fart,  fert,  firt,  fort,  fürt 


1040 


waren,  ,iii'  Gferd'  weiter  führten.  Uf's  ff.  tüsse,  auf 
Gelegenheit  oder  Kunden  die.ser  Art  lauern,  ebd.  In 
Bs  hiess  in  der  1.  Hälfte  des  XV.  ,G.'  die  Rangordnung 
der  Schilf leute,  welche  alle  3  Wochen,  abwechselnd 
je  eine  Woche  lang,  ausschliesslich  die  Fahrt  von  Bs 
abwärts  nach  Strassburg  unternahmen.  Syn.  Far  (s.  d.). 
—  b)  eine  Schift'sladiing,  Gelegenheit  oder  Be- 
stellung zum  Fahren  oder  ein  Fahrzeug  selbst. 
,Wäre.  dass  ein  g.  von  Ure  har  käme  und  der  schiff- 
meister  hie  och  ein  g.  hätte.  e.s  wäre  lut  [Leute]  oder 
guot,  so  soll  der  schiffmeister  halben  Ion  nemen,  nach 
dem  und  das  schiff  ist  ald  er  das  g.  verdinget  hat. 
und  soll  das  bescheidenlichen  teilen  dem  schiff,  den 
knechten  und  ouch  im  [sich  selbst]  und  soll  dann  den 
andren  halb  teil  Ions  und  ouch  das  g.  den  von  Ure 
lassen.'  Auf.  XV.,  L  Sclüffmeistcrlib.  ,Was  die  Fähren 
dem  Knecht,  der  das  G.  bestellt,  für  Arbeit  u.  Lader- 
lohn geben  sollen.'  1544.  Anscii.  .Die  Schiffleute  von 
L  und  Flüelen  sollen  hinsichtlich  der  Gefährte  an 
beiden  Orten  gleich  gehalten  werden,  also  dass  jeder 
Teil  ein  Gefährt,  wo  er  es  antreffen  mag,  auf  der 
Kückfahrt  mitnehmen  darf,  auch  wenn  die  Schiftleute 
dort  es  bereits  verdungen  hätten.'  1575,  ebd.  ,Es  soll 
kein  Teil  der  Schift'leute  auf  dem  VwSee  auf  Gefährte 
mehr  denn  2  Stunden  warten  und  es  ist  ihnen  ver- 
boten, einige  Gefehrten  über  See  zu  führen,  wenn 
.  dieselben  nicht  dem  Zoller  angemeldet  worden  sind.' 
1(127,  ebd.  —  c)  speziell  die  volle  Ladung  eines 
sog.  Segners  auf  dem  Bodensee.  Hartm.  1808;  davon 
Gefärtler.  Ein  ff.  (8alz)  a)  lU  Fass  Salz,  ß)  die  je 
zu  2  od.  3  zur  Talfahrt  an  einander  befestigten  Weid- 
linge,  welche  diese  Ladung  führen  ZEgli-sau.  —  3.  un- 
ruhiges, geräuschvolles  Wesen  und  Treiben  BG.;  W. 
Syn.  Gefach  Sp.  643.  Er  macht  nit  vü  ff.  Das  ist 
doch  as  hellisches  ff..'  Er  hat  as  scharpfs  ff.  mit  der 
Fersu",  tut  sehr  verliebt.  Die  lieint  doch  an  Bits 
z'  ril  ff.  mit  anandre,  besuchen  einander  zu  oft  W. 
Spass,  Spott.  Si  hei"  nnme  d's  ff.  mit  im  BG. 
I  möchti  nit  ire  ff.  si,  Gegenstand  ihres  Spottes, 
ihnen  zum  Sj).  dienen,  ebd.  ,Wie  vor  etwas  jaren 
in  dem  land  Wallis  sich  ein  gesellschaft  erhuoben, 
die  nampten  sich  von  dem  hund,  die  villycht  etwas  be- 
sunders  geferts  angehept  wollten  haben.'  1410,  Absch. 
.Wurde  ein  Zweitracht  und  gefert  [GcfärdeV]  under 
inen  [2  Parteien  von  Weideansprechenden]  also  gross, 
dass  es  der  schultheiss  innen  wart.'  1453,  B.sL.  Ur- 
kundenb.  .Der  Herzog  ist  ein  zyt  krank  gesyn  und 
sagt  man  sich,  hab  nachts  in  synem  hus  ein  wild  ge- 
färt  erhept,  dass  si  meinten,  der  bös  geist  wollt  in 
hinfüeren.'  1476,  B  an  Strassb.  .Soliche  nüw  gefärt 
und  Wesen  [die  evang.  Predigt]  syg  nüt  anders,  dann 
des  tüfels  herhorn.'  15'23,  Egli,  Act.  .Damit  die  pfaften 
band  ir  giert'  UzEckst.  1525.  .Was  darf  man  des 
gfeerts,  das  du  erzelt  hast,  mit  den  sprachen,  künsten, 
historien'?'  HBull.  1531.  ,Eyss  mir'n  z'boden,  mach 
wenig  gfeert  [keine  Umstände]!'  Birk  1535.  ,Und 
ist  ein  unruowig  gefert,  wie  dann  .an  kilchwychinen 
geschieht.'  ÄfiTscHCDi.  .Gesticulari,  etwas  geferts  trei- 
ben, pössisch  sein.  Manus  arguta,  ein  geschwinde 
band,  die  vil  geferts  und  hoflerens  macht.  Circumciso 
agere.  mit  kurzen  Worten  abbinden,  nit  vil  geferts 
machen.'  Frks.  .Also  treib  ich  ein  feines  gefehrt' 
ScHKRTW.  1570.  .Treibt  mit  dir  ein  wildes  g'fert.'  ebd. 
.Die  Vögel  ihr  geferd  treiben.'  RCvs.  .Jagen  mit 
-Hunden,   Hornblasen    nn<I   anderm   gfert.'    ebd.     .Das 


gab  ein  wilds  geferte',  ein  wildes  Treiben,  Hin-  und 
Herfahren,  Verwirrung.  Schlachtlikb  1600.  ,Als  er 
mit  schreien  und  rufen  sein  gefärd  trib,  merket  der 
Vogel,  dass  es  umb  seine  Vögelin  zu  tun.'  JLCts.  1661. 
—  4.  Lebensweise,  Verhalten;  Sachlage,  Verlauf. 
.Er  fragte  ihn.  was  syn  geferte  wäre,  oder  was  er  da 
in  der  wildi  täte.'  Z  Chr.  1336/1446.  .Da  duht  die 
rät,  wie  der  [eines  Diebstahls  verdächtige]  kneht  und 
syn  gefert  nit  rehtfertig  war.'  1362/81,  G  Mitteil. 
.Schowetend  das  g..  wie  es  stuond.'  Fründ  1446.  .Der 
Bettel  ist  ein  wild  g.'  Gengenb.,  Bettl.  ,Dyn  frömd 
bluetsüchtig  giert  [sc.  das  Reislaufen]',  sagt  der  alte 
Eidgenoss  zum  jungen.  NMan.  .Syn  wyb  blybt  uf 
irem  alten  gfärt;  si  halt  sich  wie  vor  im  wirtshüs.' 
1.530,  E(iLi,  Act.  ,Si  füeren  ein  seltsam  gfert.'  Salat 
1537. 

Mild,  (jevertc  n..  Weg,  Falirt,  Reise;  ErscheiiiuDg,  Be- 
nehmeu,  Lebeasweise;  Schicksal,  Umstände.  Bed.  3  von /aren 
i.  S.  V.  sich  hin  und  her  hewc-gen;  4  von /(ircn  i.  S.  v.  leben, 
ergehen,  verlaufen. 

Wagen-Fert  f.:  Wagenladung.  ,Mit  zweien  wa- 
genfeerten  unsers  hüsplunders.'  JosMaler,  Selbstbiogr. 

Ferte  I  f.:  F"'ährte,  Spur  eines  Wildes  S;  Th. 
D'  F.  verlöre"  ha";  Ei"m  nf  der  F.  sl'.  —  Nur  Scheide- 
form  V.  Fart  (s.   d.   5  und  .\um.  zu   Fert  II). 

ferten:  ,die  Spur  des  Wildes,  bes.  der  Hasen  und 
Füchse,  verfolgen.  Der  Hund  hat  gefärtet."  —  üs-: 
die  Fährte  aufspüren  S;  auskundschaften  Z  (Spillm.). 

Ferte  II  f.:  Ausfahrt,  Ausflug  zum  Vergnügen. 
Hand  ir  scho"  wider  e  F.  im  Viris  [Sinn,  Plan]?  Z. 

Hof-Ferte:  wahrsch.  =:  Zue-Fart.  ,Es  sye  syn 
meierampt,  kelrampt,  h.,  syn  vogtye.'   1389,  L. 

Ferti  f.  =  Fert. 

fertig  I:    was  eine  Fert  bildet  GrLuz. 

Fertler:  spöttische  Benennung  der  Katholiken 
als  Wallfahrer.  Ein  Prädikant  soll  die  VOrte  u.  A. 
.Fertler'  genannt  haben.  15'29,  Absch.  —  Von  Fan  in 
Bed.   6. 

Gc-fe  rtler:  Schiffraann.  der  mit  einem  sog.  Segner 
fährt;  s.  Gefert  3  c. 

vert-   s.  ver-ent-  Sp.  353  f.  fert   s.  1)  fern 

Sp.  1019.  2)  für  Adv.  Sp.  961  unten  und  Schluss 
der  Anm. 

fertig  11:  1.  bereit,  urspr.  zur  Fahrt  od.  zu  fahren, 
von  Personen  und  von  Sachen  (immer  mehr  älteres 
t/cräch  verdrängend).  Zu  irgend  einem  Gebrauche  ge- 
eignet oder  geschickt;  geläufig.  .Die  niüliysen  sun 
[sollen]  guot  syn  und  f.  [zum  Gebrauch]  der  müli.' 
1301.  Z  Urk.  .Der  geist  des  herrn  ward  f.  über  in.' 
1531/1667,  RicHT.  =  ,kam  über  ihn.'  1860.  Man  hätte 
den  Johannitern  auf  Ehodus  gern  Hülfe  gegönnt,  ,aber 
in  söllicho  ferre  will  kein  hilf  mer  f.  sein.'  Vad.  Eine 
Gartenspritze  |Giesskanne|  .giesst  erstlich  etwas  ge- 
mach, aber  bald  darauf  f.'  Sulzer  177'2.  Von  Personen: 
rüstig,  gewandt.  .Durch  welche  [weisen  Sprüche]  die 
jungen  kinder  f.  und  geschwind  werdend  und  die  jungen 
gsellen  weis  und  ratschlegig.'  1531,  Prov.  .Junge, 
f-e  Gesellen.'  Siml..  Reg.  17'2'2.  —  2.  vollendet, 
erschöpft,  zu  Ende ;  ausgemacht,  allg.  F.  bis  a"  's 
Wurste".  SüLCER.  eig.  mit  Bez.  auf  das  Schweinmetzgen 
der  Bauern,  dann  scherzb.  auf  andere  Verrichtungen 
angewendet.  Ebenso:  .F.  bis  auf  das  Weisssieden', 
eine  bekannte  RA.  der  Goldschmiede,    wenn    sie  eine 


1041 


Fart,  fert,  firt,  viert,  fort,  fürt 


1042 


Arbeit  beinahe  vnllendet  haben.  In  Bs  gebraucht 
man  sie  auch  von  einem  verarmten  oder  verdorbenen 
Mann,  der  wie  eine  fertige  Arbeit  nächstens  aus  dem 
Hause  soll.'  Spreng.  Ks  ist  f.,  ausgemacht  Sch;  Z; 
HS  und  f.  <=  üs  und  ame'J,  eine  ausgemachte  Sache  Z. 
Nei',  's  ist  mV  f. :  r*  miies  us  de"  Fc'dre" !  JSenn.  F., 
Geiss,  innest  (fmetzfiet  sl"!  heisst  es,  wenn  man  end- 
lich zu  einem  Entschlüsse  gekommen  ist  Z.  Es  ist 
f.  mit  im,  aus  B.Si.  Er  ist  f.,  insolvent,  fallit  Z. 
E.  gä",  zu  Grunde,  zu  Ende  gehen;  von  lebenden 
Wesen  und  von  Sachen,  z.  B.  vom  Haushalt.  Vermögen 
Aa;  Uw;  Z.  Sis  Hüs  und  Hei'"  ist  f.  g' gange".  E. 
mache",  (Einen)  tödten  Bs;  Z;  Etwas  (z.B.  ein  Klei- 
dungsstück) zu  Grunde  richten  Z.  Syn.  kaputt.  Ohne 
Objektsangabe:  Er  hat  f.  g'macht  =  iisg'hüset,  sein 
Vermögen  verbraucht  G.  Es  wacht  mit  im  f.,  er  ist 
todkrank  Zo.  Wir  hei"  mit  enand  f.  g'macht,  abge- 
rechnet W. 

Mild,  vericr,  -ir  nur  in  Bed.  1.  Beide  Bedd.  hat  ancli 
j'eri^,  s.  Sp.  919.  Vnn  den  Zss.  sind  hier  nur  noch  die- 
jouigen  anzuführen,  in  denen  -/eftiij  wahrsch.  die  urspr.  Form 
oder  weuigsteus  üblicher  als  -yb-iy  i.st. 

un-:  unrechtmässig.  ,Dann  durch  (umj  das  bös 
unf.  guot  Vergüsst  manch  christenmann  syn  bluot. 
Unf.  guot,  sollt  merken  recht.  Straft  Gott  bis  in  das 
nünt  geschlecht.'  Gengenbach  1.51.5.  ,l)as  unf.  guot 
nit  tcmplen,  clöstern  etc.,  sunder  den  dürftigen  geben 
soll  werden.'  Zwincli.  ,Syn  guot,  unf.  gewunnen,  ver- 
tedigen.'  Kessl.  ,Ich  hab  unf  guot  verlassen  [hinter- 
lassen]', spricht  Einer  im  Fegfeuer,  ebd.  So  auch  bei 
JRüEF.     Gegs.  rechtfertig. 

Mhd.  uiivertic,  ehso.  , Unfertiges  Gut"  ist  wohl  , nicht  amt- 
lich zugefertigtes';  ihm  war  als  nnrechtuuissigem  Gut  die 
Gangbarkeit,   Gültigkeit  im  Verkehr  (Fahrt,  fahren)  versagt. 

heim-:  zur  Heimreise  bereit  oder  bereits  auf  der- 
selben begritfen.  .Nachdem  letzerc  gestern  h.  ge- 
worden.' 1.548,  Absch.  —  buess-:  bussiifiichtig,  straf- 
fällig. , Verfallen  und  b.'  Ofkn.  Wäuingen.  —  post-: 
ganz  bereit  (f.  wie  die  Post?  f.  für,  auf  die  P.V  vgl. 
weg-f.).  ,Siud,  was  er  ihneu  pfeift,  p.  nachzudanzen.' 
JHAmm.  1(J57. 

recht-:  1,  „mit  Recht,  auf  rechtem  Weg  er- 
worben." .Nicht  aus  ßaub,  sonder  aus  rechtfertigeni 
Gut.'  AKiiNfiL.  1688.  —  '2.  rechtschaffen,  gerechtfertigt 
vor  Gott.  ,Die  das  gsatz  tuond,  werdend  r.  sein.' 
1531/48,  Köm.  =  .gerecht  gesprochen  werden.'  ItiOT. 
—    Mhd.  rehtvertic,   rechtmässig,  rechtschaffen. 

Rechtfertigkeit:  Beweglichkeit,  normale  Be- 
schaifenheit  der  Glieder.  .Verlurent  all  syn  glider 
die  r.'  KdSailer  1460.  -  Vgl.  mhd.  rnlic  auch:  beweglich, 
un-recht-fertig,  -ferig:  1.  unreclitmässig.  Syn. 
un-fertig.  ,Wee  dem,  der  u.  bös  guot  begirlich  in 
sein  haus  raspet.'  1531/48,  Hab.  .Lassend  ander  lüten 
das  iren  ligen,  widerkeerend  [erstattet  zurück]  das 
unrechtferig  (unrechtfertiges.  107u)  guot.'  LLav.  1569. 
.Dass.  so  wir  etwas  unrochtterigen  guots  bishgr  be- 
sessen habend,  flyssige  nachtrachtung  habind,  wie  wir 
dasselb  denen  widerum  zunordnind,  denen  es  von 
rechts  wögen  gehiirt.'  Gialtii.  1584.  ..Mit  verbotnen 
und  unrechtfertigen  mittlen  ir  narung  suochen.'  SHociin. 
1591.  ,Unr.  Gut  zerrünnet  bald.'  HnsriN.  .Sie  be- 
kennen, dass  sie  u-es  Gut  an  sidi  gezogen.'  ClSchob. 
1695.  —  2.  nicht  rcchtsciiatt'en.  ,0b  der  kiieht  fromm 
war  oder  unrehtfertig.'  1362/81,  G  Mittli.   —   Mhd.  ««- 

rehtvertic   ehso. 

Schweiz.  Idiutikun  I.  7. 


ring-fertig  s. -/Vrtji  Sp.  9'20.  —  „ringfertigen: 
angenehm  werden,  von  einem  Zimmer,  durch  bessere 
Ordnung  oder  Ausstattung." 

schlecht-feptig:  erbärmlich?  saumselig?  ,Was 
die  armen  Leute  [von  Eottweil]  aus  schl-em  Hinlass 
der  Eidgenossen  dazu  drängte,  diesen  nachteiligen 
Anlass  [Frieden]  anzunehmen.'  1540.  Absch. 

weg-:  reisefertig.  ,Harus  in  Tütschland  w.'  1524, 
Absch.  ,W.  und  gerüst  syn  glych  wie  der,  der  sich 
g'nestlet  und  g'ringlet  hatt'  HBcll.  1531.  .Einen 
w-en,  der  einmalen  ryten  niuoss,  under  dem  schyn  der 
liebe  und  früntschaft  ufhalten.'  Gualth.  1584.  .Frömb- 
den  durchreisenden  und  w-en  leuten.'  1611,  G  Mand. 
.Der  Wirt  sagte  uns,  dass  er  w.  nacher  Haus  seie.' 
Hect.  1(358.  Mhd.  wer/vei-tiij,  reisend.  —  weg  fertigen: 
(refl.)  sich  auf  den  Weg  machen.  HBull.  —  Weg- 
fertigung: Eeisebercitschaft.  Mrßkv  aipste  el{  xr^v 
656v,  ir  sollend  üch  uf  die  w.  nützid  ufbrechen  [kein 
Geld  mitnehmen].'  HBcll.  1531. 

will-:  bereitwillig.  .Promtus  ad  faciendum:  w.' 
Denzl.  1677;  1716. 

fertigen  s.  ferggen  Sp.  10(l2. 

Arten:    feiern.     ,Mit  f  und  opfer.'  Edlib. 

Aus  .firtagen,  firtigen'  verstümmelt  oder  eher  selber  .ils 
Subst.  zu  verstehen? 

viert  s.  bei  i'»er  Sp.  925.  Viertel  s.  Vier-Teil. 
Vierti"g  s.  Vierdung  Sp.  996. 

viertle":  1.  (tr.)  Etwas  (z.B.  ein  geschlachtetes 
Kalb)  in  vier  teilen  B.  —  2.  (neutr.)  a)  „ein  VierteU 
(eine  Viertelsniass)  nach  dem  andern  trinken,  lange 
beim  Weine  sitzen."  —  b)  vom  Mond,  in  ein  neues 
Viertel  eintreten  Uw.  Wenn  's  viertled,  se  gid  's  de"" 
bessers  Wetter.  —  c)  von  der  Uhr,  die  Viertelstunde 
schlagen,  allg.  Da  viertlet  's  am  ZU.  MUsterl  Dri- 
viertle",    die    Dreiviertelstunde    schlagen    Bs.    —    Von 

Viertel.    —    Zu    2  c  vgl.   katbei-en. 

fort  I  -o-  GlK.;  LE.;  P  silv. ;  Uw ;  U,  sonst  -u-  (ilas 
in  Ar  o  lautet;  daneben  aber  auch  ue,  s.  T.  22a):  meist 
wie  nhd..  bes.  auch  in  der  Weglassung  des  Vbs  ,gehen' 
bei  Verben  der  Modalität,  z.  B. :  Was  brächt  si  alliwü 
[immer]  f.?  Z.  Amplificiert  üf  und  dem"  und  f.gä". 
Prägnant  f.  hocke",  fort  bleiben.  I  loill  f.  gen  esse', 
ausser  dem  Hause  Ai".  Euphemistisch  er  igt  f.,  ge- 
storben Gl;  ScHwMa.;  U;  Syn.  verreist.  F.  gä",  Ab- 
gang. Nachfrage  finden,  von  Waaren;  verschwinden. 
entfernt  werden  können,  von  leiblichen  Übeln.  Id.  B. 
F.  chö",  von  Sachen:  verloren  gehen  B;  Z;  es  ist  m'r 
fürt  cho,  mir  abhanden  gekommen,  gestolilen  worden ; 
von  Personen:  gehen  können,  z.  B.  von  einer  Schwan- 
geren, die  noch  innner  des  Gehens  mächtig  ist  Z. 
Nüd  f.  cho"  mit . . .,  mit  einem  Werkzeug  oder  mit 
Jmdm  zusanniien  eine  Arbeit  nicht  fördern  Z.  Weit--;y 
f.  mit'f  wollet  ihr  f  damit?  Begrüssung  des  Bauers, 
wenn  man  ihn  beim  Düngerführen  antrifft  Bs. 

Das  u  statt  o  ist  rätselhaft;  vgl.  für  für  v^jr.  Vor  r 
bildet  sich  goruo  ue  aus  u  (wie   ic  au.s  i'l. 

alls- Bs,  «Ht- L:  immerfort.  Syn.  alliwil,  in  Ei"m 
fürt,  geng,  eister  und  das  Folg.  —  Alias.  Sp.  170.  Alli 
wohl  verk.  aus  iilHij  Sp.  20S. 

ein-  ei  fort  L,  eifert  ZStdtf:    an  Einem  (. 

Scher-dich-  Scher -di-fiirt  m.:  .\bscbied,  uiiil 
zwar:  1.  letzter  Trunk  der  Wäscherinnen  am  Ende 
der  grossen  Wäsche;  kleines  .\bendessen,  mit  dem  die 


1043 


Fait.  fert,  firt,  fort,  vort,  fort 


1044 


Glätterinnen  entlassen  worden;  aueh  Wein  und  Fleiscli. 
den  Wäscherinnen  nach  Hause  mitgegeben  BsStdt.  — 
2.  das  letzte  Gericht  an  einer  Mahlzeit  (besonders 
Leichen-  oder  Taufe-),  meist  in  Schinken  bestehend; 
für  die  Gäste  ein  Zeichen,  dass  sie  nichts  Weiteres 
zu  erwarten  haben,  also  aufbrechen  können  ZPfäö'. 
—  3.  Abschiedsgeschenk.  Etwas  zum  Seh.  geben. 
G  1799.  —  4.  Jindm  Seh.  geben,  ihn  aus  dem  Dienst 
entlassen  oder  fortjagen  Schw. 

Imperativische  KA.  als  Sulist.  geprägt  wie  Schabab  (Sp.  32) 
iimi  viele  ältere  Personennamen;  vgl.  das  aus  einem  Optativ 
gebildete  Danhheigist  (sagen). 

yört  II:  vorhin,  soeben;  z.B.:  Er  ist  grad  vort 
furtij' yanr/C  Scn'Nk.  —  Syn.  n,r  und  aus  diesem  mit 
adv.   I  gebildet. 

Vortel,  vortlig,  vörtelen   s.   Vor-Teil. 

Fortune"  f.:  1.  Glück.  F.  mache,  sein  Glück 
machen  ÖcuwE.  Jetz  mach  numme  di  F.  och,  probiere 
dein  Glück  auch  BSi.  —  2.  Missgeschick  UUrs. 
(Weilenm.);  in  der  ä.Spr.  insbes.  stürmisches  Wetter 
auf  der  See,  Sturm.  ,Die  gale  [Galeere]  hätte  mögen 
in  einer  fortun  zerbrechen  und  undergän.'  HsSi'hüri'f 
1497.  ,Von  eini  grossen  fortun,  der  wol  für  uns  was, 
wie  wol  das  Wetter  sorgklich  kam.'  ebd.  .Kam  ein 
fortun  und  ein  ungestüeme.  das  schlug  unser  gale  und 
die  andern  schitt  ganz  von  einandern.'  ebd.  .Doch 
.  heind  die  Venedyer  ein  schifflendi  vor  behept,  das  ire 
schitt'  da  ein  zuoflucht  heigent,  so  die  fortun  kumpt.' 
ebd.  .Gross  stürm  und  gross  furdunam.'  Stockau  1519. 
,Uf  den  abend  kam  gross  stürm  und  gross  fortuna 
gegen  einanderen.'  ebd.  ,Hetten  wir  eine  grusamliche 
fortun  mit  regneu  und  mit  mcngerlei  wind.'  Stulz  1519. 
,Es  bekannton  auch  die  schiftleut  selbs,  dz  sy  der- 
gleichen fortun  nie  erlitten.'  Tierb.  15Uo.  —  3.  (PI.) 
Fqrtüne,  Futilne,  Fatüne,  Fatüne,  Fadüne  mache, 
seltsame  Geberden ,  Grimassen  machen ,  Gesichter 
schneiden  Z.  Syn.  Fagängye  usw.  (Sp.  686),  Faxe, 
Spargimenter. 

Ans  dem  lat.,  resp.  it«l.  fmiuna,  und  zwar  1  in  der 
gewöhul.  Bed.,  '2  in  der  erst  im  Ital.  ausgebildeten.  Das 
einmal  aul'taucbeude  männl.  (Toschl.  erthirt  sieb  aus  dem  niit- 
gedachten  Syn.  , Sturm'.  Ausstossung  resp.  As.similation  des  r 
ist  eben  so  häufig  als  Eiuscbiebnng,  ebenso  Übergang  von  o 
in  «  gerade  in  ZM.\.;  ü  in  der  zweiten  .Silbe  erklärt  sich 
aus  der  frz.  .ausspräche  des  W.  Auch  Erweichung  von  ( 
zu  d  ist  in  einem  Fremdw,  niclit  auffallend.  Bed.  3  moclite 
etwa  aus  der  Praxis  der  Wabrsagerei  od.  Zauberei  entstanden 
sein,  wobei  unter  Anwendung  von  allerlei  sonderbaren  Ge- 
berden die  Scbicksale  von  Personen  erforscht  oder  auch  ge- 
radezu gemacht  werden  sollten;  das  Macheu  wäre  dann  von 
seinem  urspr.  Gegenstand  oder  Zweck  auf  das  Mittel  über- 
tragen worden  zu  einer  Zeit,  wo  die  an  sich  schon  unklare 
Praxis  noch  dazu  in  Verfall  geraten  war. 

förtig  s.  fürchtig. 

Furt  m.  u.  f.:  1.  fahrbarer  Durchgang  durch  einen 
Zaun,  bestehend  aus  2  Pfosten  mit  liegenden,  ver- 
schiebbaren Stangen;  Einfahrt,  Gatter  in  einer  Latten- 
hecke L;  ZKn.  (f.).  Syn.  B'legi;  Pforte^  Serli.  In 
ZZoll.  heisst  P.  als  Flurn.  eine  Stelle,  wo  ehemals 
das  Vieh  zur  Weide  in  die  Allmend  eintrat.  Im  Fu-'rt, 
Flurn.  ZHittnau.  Vgl.  Forct  III.  , Welcher  durch  ein 
gehag  faren  muoss,  der  soll  glych  zuo  statt  [auf  der 
Stelle]  den  f.  und  gatter  widerumb  zuotuon.'  On-s. 
TnZilschl.  ,Sie  sollen  die  Felder  dem  gemeinsamen 
Weidgang  offnen,  beide  Parteien  sollen  einander  die 
Furten  nicht  vorschliessen.'  XVIL,  MEstebm.,  Rick.  — 


2.  wie  nhd.,  Flussübergang.  , Funden  ain  f.,  den  si 
ritten.'  Z  Chr.  1336/1446.  .Der  soll  ouch  den  f.  undcr 
der  bruggen  offen  hau,  das  man  dadurch  ouch  gefarn  od. 
geryten  mög,  ob  yeman  lieber  durch  das  wasser,  dann 
über  die  bruggen  faren  oder  ryten  wellte.'  Schw  LB. 
,An  dem  f.  der  Thur.'  Türst  1495/1500.  ,Und  zoch 
an  den  [die.  1860]  f.  Jabok.'  1531/48,  Genes.  ,Und 
machtend  den  [die.  1531]  f.  über  den  Jordan.'  1548, 
II.  Sah.  ,Vada  cseca,  ein  heimlicher  f.,  den  man  nit 
sieht.'  Fris.  ,Der  f.  eines  wassers,  dardurch  man  fart 
oder  wattet,  vaduni.'  iVIal.  ,Vadum,  f.,  grund  und 
boden  im  wasser.  Tentare  vadum,  den  f.  suchen.' 
Denzl.  1677;  1716.  —  3.  Rinnsal.  Betteines  Flusses 
oder  Baches.  Vgl.  Fiirtel  und  Bach-Furt.  ,So  man 
ein  wasser  abgraben  will,  facht  man  nit  an  bi  dem 
rechten  f.  und  wasser,  sunder  fer  davon  und  an  dem 
end,  da  man  das  wasser  vermeint  hinzuobringen.' 
Salat.  ,Alveus,  der  runs  und  f.  eines  wassers,  ein 
wasserkennel.'  Fris.  ,l)en  Doribach  in  eeren  ze  haben 
und  im  rechten  f.  und  gang  zue  erhalten.'  1596,  Z. 
,Dass  die  schiftenden  des  furts  achten.'  RCys.  ,Das 
Wasser  dises  Bachs,  welches  sich  damahlen  oberhalb 
Kriens  geteilt  und  mit  halben  Runs  ein  andern  F. 
gefunden.'  JLCys.  1661.  ,Der  Reuss  einen  neuen 
60  Puss  breiten  Canal  graben  und  das  Streichwuhr 
in  die  Grädi  nach  dem  neuen  F.  zu  richten.'  166'2, 
ÄiisoH.  ,Dem  Grabenbach  soll  sein  F.  (,Lauf.'  1835) 
gelassen  werden.'  1755,  S.  ,Das  Wasser  ist  von  da 
wieder  in  seine  alte  F.  geloffen.'  B  Hink.  Bote  1765. 
,Die  Ebene  zw.  dem  Berg  und  der  Emmenfurt.'  ebd. 
.Da  die  3  schittreichen  Wasser,  die  Aare,  Limmat  und 
Rüss  in  einem  F.  in  Rhein  fallen.'  Wurstis.  1765. 
.Niemand  darf  oberhalb  dem  Dorf  den  Bach  aus  seinem 
rechten  F.  leiten.'  1790/97.  Gericutsprotok.  Kirchd. 
—  4.  Wassergraben  in  Feldern  und  Wiesen,  zu- 
nächst zu  Ableitung  oder  Zuleitung  von  Wasser,  dann 
wol  auch  zu  Grenzbestimmung.  VgL  E'-Furt.  ,Ein 
weg  uf  dem  Bachtal  unz  harin  den  f.  an  dem  rechten 
eeweg.'  XV.,  Aa.  ,Incile,  ein  känel  oder  f.  oder  gräble, 
dadurch  man  das  wasser  aus  einem  fluss  etwanhin 
leitet.'  Fris.  .Demselben  grat  nach  in  die  fürten  ob 
der  Richeten.'  1569,  Gl  LB.  ,Die  Werkleut,  so  das 
Fundament  zu  dem  Rathaus  gegraben,  haben  under 
dem  Erdrych  ein  Vacuum  oder  holen  F.  oder  Gang 
gefunden,  aus  welchem  Schwalben  heraus  geflogen.' 
JLCvs.  1661. 

Mhd.  fürt  m.  f.,  Fnrt,  Flussbett;  Bann,  Weg.  Pas  m. 
viell.  durch  das  Geschlecht  der  syn.  ,Runs.  Gang.  Weg'  be- 
stärkt. —  ,Furt'  i.  S.  V.  2  auch  in  zsgs.  Ortsn. :  ,Eselsf.' 
1217  in  der  Gegend  von  ZRüti  an  der  Jonen;  .Krewelf.' 
ZWied.;  .Sihlf.'  1332,  SchwE.  Z' Furt,  Name  eines  Berg- 
sturzes in  U,  viell.  aus  Fmit  verderbt.    —   Abi.  füniii. 

E-:  Grenzgraben.  Syn.  E-  und  Efurt- Graben, 
E-Ru)w.  ,Für  das  Offnen  und  Reinigen  der  Bäche 
und  Ehfurten  wird  den  Anstösserii  Frist  anberaumt.' 
1867,  ZWl.  ,0b  einer  wässeren  wellt,  der  nit  an 
einem  e.  läge  und  einem  andern  wollt  durch  das  syn 
faren.'  1495,  Aa  Wst;  ähnlich  1595.  ,Die  Marchen- 
beschreibung  von  1612  sagt  nicht,  wo  der  alte  Eefurt 
unter  Ellikon  durchgegangen  sei.'  1747,  Absch. 

Ochsen-:  nur  in  der  sprichw.  bildL  RA.:  Er 
ist  vo"  0.,  dumm;  ungeschickt.  Sulger.  —  Fingierter 
l^appoUat.)  Ortsn.  nach  Anal,   von  .Schweinfnrt'  nsw. 

An-  f.:  das  Anfahren.  Landen;  Zufuhr.  ,In  der 
Stadt  ScH   ist   ein    namhafte  A.    und    Niederlag   [von 


1045 


Part— fort.    Partsch     fnrtscli.    Faix— fnrx.    Farz  -furz 


inifi 


Salz].'  lt>54,  Z0L1.VKKHANDL.  ,Den  Feinden  die  A.  ver- 
wehren.' Laüff.  17?.li/9.  —  In-:  Einfahrt.  ,In-  und 
Usfürten.'  1580,  AWild  1883.  .Der  einf.  in  den  Alp- 
naehersee.'  JLCys.  ItJül.  —  Bach-.  ,Dass  in  dem 
rechten  Bachfort  Wasser  zu  Underhaltung  der  Fischen 
genug  verbleihc.'  Hect.   1658. 

Furtel  n.:  Rinnsal  eines  Baches  oder  Flusses. 
Das  F.  offnen:  das  Plussbett  wiederherstellen,  von 
Schntt  befreien  Gl. 

fürten:  ein  Rinnsal  graben.  De  Bach  fürtet, 
gräbt  sich  selb.st  neue  Wege  Gl. 

Furtle  s.  Furie  Sp.  1012. 

furtlicll.  ,Der  houptman  was  ein  f.  man,  hätt 
gern  das  allerbest  getan.'  JLenz. 

Die  UuzHvevlässigkeit  der  Quelle  in  Bttr.  von  Sprache 
und  Schreibung  erlaubt  viell.  eine  Verderbnis«  ans  fruetirj 
(s.  d.)  anzuuobuien.  Verderbniss  aus  '/urchilieh ,  1.  S.  v. 
Furcht  einllösseud,  scheint  nicht  zu   dem  Zshaug  zu  passen. 

fiirt:  Nbf  zu  für  als  Adv.  ,Hinfürt',  fortan,  für- 
derhin.  1542,  Bs  Zunftprot.  Auch  .fürt'  allein  'mit 
der  selben  Bed.  Ruep  1538.  —  S.  für  11  1  b  und  betr. 
das  angeschobene  t  Sp.   962  Anm.  am  Schluss. 

Fürte  s.  Für-Tuech.     fürten,  fürtig  s.  furcht-. 

was-fürtig  s.  was- fürig  Sp.  967. 

fiü'tig:  zu  Fuss  durchschreitbar,  Furten  darbietend. 
.Wie  der  Rhyn  durch  abschw.ynen  [Abnehmen]  der 
wasseren  f.  und  wandelbar  werde.'  JJRüeger  1606. 

Gefuert  s.  Fuer  4  (Sp.  97i_i). 

Us-FUert  f.:  .\usfuhr.  Einem  LNeudorfer  wird 
1794  von  der  Victiialienkammer  gestattet,  eine  Anzahl 
Kohlköpfe  ausznfuliren.  doch  sollten  die  Zollner  bei 
jeder  ,Ausführt'  und  Zurückkunft  die  Stücke  Vieh  am 
Wagen  abzählen.  Esterm.  1875. 


Fertschi   s.  Ferli  Sp.  921. 


Fuerx:  Kinderschlitten  Ndw. 


farzen,  fiirzen:  pedere,  frz.  piler:  etzt  durch 
furzeti  (s.  d.)  aus  der  lebenden  Sprache  verdrängt. 
.Welcher  auch  auf  unserer  stuben  in  offen  urten  oder 
sonsten  mit  koppen  [Rülpsen],  f.  oder  speiserbrijchung 
Unzucht  begienge,  der  soll  1  ß  zuo  buoss  geben.'  1508, 
Rebleutenordn.  Wthuk.  ,Wer  ein  Unzucht  begoht,  es 
s)'e  mit  färzen,  koppen  lassen  oder  anderen  groben 
Üppigkeiten,  dieselbige  person  soll  gestraft  werden 
urab  ein  mäss  wyn.'  15S2,  Badordn.  BEngistcin. 

Färze:  Adlerfarn,  pteris  GW.  Vielleicht  mit  dem 
vorhergehenden  Vb.  vwdt  (vgl.  das  syn.  Wunmviirze) 
oder  eine  Abi.  von  Farre  [Farn  Sp.  1017). 

Vierzel  m. :  auffallend  dicker  Gegenstand,  beleibtes 
Mädchen  AaVHI.  —  Geisse"-:  1.  (meist  dim.)  Mass- 
lieb, Gänseblümchen,  bcUis  perennis  Aa.  —  2.  (meist 
mit  dem  Zusatz  gronse)  Johannisblunie,  chrj.santhemum 
leuc.  Aa. 

In  dem  Sinipie.x  lässt  sich  leicht  eine  Nbf.  zu  Viernzd 
(Sp.  102'2)  anuehnien,  da  man  auch  u.  ,V.  einen  auffallend 
dicken  Kopf  mit  einem  .Viertel'  vergleicht,  und  eine  kor- 
pulente Weibsperson  auch   Siiniile,   Kufe,  ginannt   wird;   vgl. 


noch  .vierschrötig'.  In  dem  Pll,anzenn.  ist  das  erste  W.  (wie 
in  den  Syn.  Irfin^rnftie  usw.)  aus  .Gänse-'  lautlich  gesetzniüssig 
geworden. 

Furz  («-)  —  PI.  Fürz  —  Dim.  Färzli  —  m.:  Wind 
aus  dem  Unterleib,  bes.  der  hörbare,  doch  heisst 
es:  .Salomo  der  weise  spricht:  Laute  Fürze  stinken 
nicht.'  allg.  En  F.  (ah)hi'  Aa;  Z;  vgl.  Fiirzlassbiind. 
Bildl.  RAA.  Nid  en  F.  [nicht  das  Geringste]  iverf  W. 
/•■''  wett  Heber  en  F.  vs-eme  töte  Boss!  Z  (Spillm.). 
Dil  bist  z'  churz  um  en  F.,  um  ein  Weniges,  ebd. 
Urne  (-)iandj  fare"  fschiesse",  springe")  wie-n-en  F. 
iii-cre  Laterne,  (in  einem  verschlossenen  Raum)  un- 
stät,  verlegen  sich  hin  und  her  bewegen  Bs;  S;  Z. 
Us-eme  F.  e>i  Doiiiterchlapf  (c  Donnerwetter)  mache", 
eine  Kleinigkeit  übertreiben  L.  Er  meint,  smi  Fürz 
scige  [seien]  Wiehrauch  L.  Von  einem  um  seine  Ge- 
sundheit übertrieben  Ängstlichen  sagt  man :  Er  geit 
zum  Dllliter,  wenn-em  en  F.  im  Füdli  b'stecht  [stecken 
bleibt]  BRi.,  wenn-em  en  F.  nüd  recht  etrünne  [ent- 
rinnen] cha"'  Z.  ,Ich  hau  ein  F.  in  d'  Chilchen  [Kirche] 
g'lon'.  sagt  ein  Teufel  bei  Eoef,  Adam  u.  Eva.  ,Ich 
lachet,  das  mir  ein  f.  entwuscht.'  NMan.  ,Sä  da,  iss 
das  imberwürzlin,  Dass  dir  vor  angst  nit  entwüsch 
ein  fürzlin.'  Aal.  ,F.,  scheiss,  ein  pfüse,  crepitus.' 
Mal.  Sprichww.:  i^  iJ)-7i>e  [Prise  Tabak]  und  en  F. 
Macht  d'  Zu  churz.  Schild.  Eigeni  Fürz  schmecl'en 
am  Beste  L.  Dokter  F.  hilft  den  Arme"  L.  En  rechte 
F.  schadt-em  Dolter  e  Mixtur.  Sulger.  Wer  vom 
Dräue  stirbt,  wird  mit  Fürze  begrabe"  L.  .Und  wel- 
cher ab  tröuwen  [von  blossen  Drohungen]  stirbt,  dem 
wird  mit  furzen  g'lüt  [geläutet].'  1499,  Lied.  Daher: 
Me"  sütt-e"  mit  Fürze"  higraiic",  Ausdi'uck  höchster 
Verachtung  Z.  Dim.  bildl.:  kleiner  Schuss  aus  einem 
Gewehr,  mit  und  ohne  Schrot  BHk. ;  winziges  Ding, 
z.  B.  eine  kleine  Baumfrucht,  ein  Zuckerbrötchen  Ndw. 

—  Mhd.  furz.     Vgl.  farzen.     Syn.   (auch  in  übertr.  S.)  I'atd: 

Hennen-.  ,Truckne  [trockne]  Henuenfürze':  Eier. 
GHeid.  1732.  VgL  H.-Pfitz.  —  Juden-:  1.  Churz 
wie-n-en  J.  Z.  —  2.  gem.  Püster,  lycoperdon  gem- 
matum,  ein  Pilz  Bs.    Vgl.  Syn.  ,Bo-,  Weiber-Fist.' 

Knoden-:  verwachsener  kleiner  Bursche  AAStauf. 

—  Kiiuden,   Knöchel. 

Nunnen-Ap,  sonst  meist  dim.  -Fürzli":  Leine 
Art  Gebäck.  Confect,  meist  in  Form  kleiner  Krapfen, 
mit  Füllsel  aus  Confitüre,  in  Nonnenklöstern  ver- 
fertigt und  käuflich,  oder  von  ihnen  zu  Geschenken 
verwendet,  allg.  „Eine  kleine  Art  Makroneu  B." 
,Butterbrödcheii.'  Screnc;.  ,Nunnenfürzle.  ein  gattung 
küechliiien.'  Mal.  —  2.  Stachelbeere  TuUntersee.  Syn. 
Brunnen-,  Dunnen-F. 

Bed.  1  ist  unter  dem  selben  oder  .ihulichen  Namen  weit 
verbreitet:  Nounon-Brod  (Kiienliu,  Alpeubl.),  -Kräpflein 
(Würzburg),  Nuuefirzker  (Siebenbürg. |,  Nunueufurte  (nd.,  iir 
Holstein  ein  Festgebäck  um  Weihnacht  uiul  Silvester,  eine 
Art  Apfelkuchen  oder  Kräpflein),  sogar  Übersetzt  in  roni. 
Sprachen:  frz.  jjet  de  wmiu-,  span.  jiellizco'i  ilc  iiioiija  (eine 
Art  Makrone).  Der  Grund  der  Benennung  ist  nicht  sicher 
zu  erki'uncu,  klar  nur,  dass  der  zweite  Teil  des  Comp,  nicht 
das  W.  Furz  iu  seiner  obigen  Bod.,  sondern  nur  eine  Au- 
lebnung  od.  Uuuleutuug  sein  kann  (vgl,  iiniuerhin  die  liildl. 
Anwendung  von  /■'.  in  Ndw).  .Viu  Nächsten  liegt  eine  Abi. 
\ini  \iit.  ftrvin- ififtum),  stopfen,  wiu  frz. /ui-c-e.  Fülle,  wobei 
noch  zu  bedeukeu  ist.  dass  neben  ,Fur/.'  auch  ,Far/'  üblicli 
war.  Das  W.  wurde  also  urspr.  wohl  ' Xunmnfitrzil  oi.  -frzel 
gelautet  haben.  Doch  haben  wir  es  viell.  mit  der  mildernden 
l'mdeutiing  eines  obsciineu  ähulieh   lanteuden  .Ausdruckes  in 


1047 


Parz— fnrz.    Fas  -  fus 


1048 


tun    (vgl.  z.B.   .Fuchs-Luinmern'   bei  Weinh.,  Beitr.  55). 

—  Bed.  2  mag  auf  der  Ähulichkeit  der  Beere  mit  einer 
Krapfe  berulien,  indem  Beide  zwei  Zipfel  und  in  der  Mitte 
eine  Ausohwellung  haben. 

Brunnen-Fürzli:  Stachelbeere  ZGlattf.  Syn. 
Brunnengütterli  [-fliiseliclien]. 

Sü-Furz:  Mauer-,  Kelleresel,  Mauerwunn,  frz. 
cloporte  UwE.  —  Tüfels-  =  Juden- F.  Bs.  Syn. 
Tu f eis  -  Äsche ,  -Melsaek,  -Geldseckel.  —  Dünne"-, 
Dunner-  (auch  Diiu.):  Stachelbeere  Scu.  \g\.  Nun- 
tien-, Brunnen-F.  ■ —  Wolfe"-  =  Juden-F.  Syn. 
Wolfs-Fist  (lycoperdon),  -Hauch;    frz.  resse-loup. 

Sunnen-Furzele    f.  =  Bunnen-Furz  TuUnters. 

furze":  1.  (lauten)  Wind  von  sich  geben,  allg.; 
derber  als  fäuken,  pßf'en,  ab-,  üslän,  dämpfen.  ,Pe- 
dere,  f.,  ein  furz  oder  scheiss  lassen.'  Fris.  ;  Mal. 
.Welicher  an  der  Zilstatt  und  besonders  so  Wyn  und 
Brot  da  ist,  vor  den  Gsellen  mit  Koppen  oder  F.  ald 
anderer  Unvernunft  Unfuog  tribe,  der  soll  die  Buoss 
verfallen  syn,  ohn  gnad.'  1601,  Z  Schützenniand.  Bildl. 
RAA.  Ga"  F.  schmecke"  nennt  man  es  spöttisch,  wenn 
Jmd  dem  Tanze  zusehen  geht  W;  S-yn.  Fhili  stäuben; 
Hotscn  dröschen;  stücklen.  il/e"  cha""  nur  nid  ruehiy 
f.  [so  sehr  ist  man  beschäftigt]  L.  Im  Umnut  soll 
einst  der  gelehrte  S  llatsherr  Gl.  den  Ratssaal  ver- 
lassen liaben  mit  den  Worten:  We""  das  heisst  regiere, 
■sn  heisst  f.  musiziere!  Anfg  XIX.  Sprww.:  Die  Pro- 
phete",  wo  [welche]  f.,  wüsse"  Nüt.  Zvro.  Wir  wol  mag 
esse'  und  irul  mag  f.,  de''  brücht  rke"  Dokter  L.  War 
dem  Esel  's  Loch  nüd  z'  chli",  so  mächt  er  gern  mit 
de"  Rosse'  f.  ScHwMa.  Boss  und  Ma'"  städ  's  F.  a', 
Wib  und  Cliue  —  heb  's  Füdli  (d'  Löcher)   zue!   Z. 

—  2.  auf  einer  Furze  (s.  d.)  blasen  Th;  Z.  —  3.  furz- 
ähnliche Töne  von  sich  geben,  von  Werkzeugen,  Gerät- 
schaften,   z.  B.  Spindeln,    Rädern,   durch   Reiben    Th. 

Furze°  Aa;  Th;  Z,  Furzere"  GTa.  —  f.:  eine 
Art  Blasinstrumentes,  das  Kinder  aus  dem  hohlen 
Blütenstengel  des  Löwenzahns,  auch  aus  der  Rinde  der 
Ziegenweide  bereiten  und  in  letzterm  Fall  als  Mund- 
stück für  grössere  Instrumente,  bes.  für  die  aus  Rinde 
verfertigten  Hörner,  gebrauchen;  s.  Guge,  Gugge; 
Waldhorn;  auch  ein  selbständiges  kleines  Instrument, 
bestehend  aus  zwei  in  einander  gepassten  Hölzchen, 
zwischen  welche  ein  Getreideblatt  zu  liegen  kommt  Z. 
.Furzen:  ein  pfuse  [Blasrohr].'   Mal. 

Pech-Furzer:   Spottn.  des  Schusters  Z. 

F  u  r  z  i  ni. :  Schelte  für  einen  unbedeutenden  Men- 
schen L. 

Spendi-Fürzi  s.  Splendifözi. 

Buebe»-Fürzleri":  Mädchen,  das  den  Buben 
nachläuft  Gr.  Syn.  Buchen -Miter in,  -Sclimeckerin, 
-Trat. 

vierzg  s.  Sp.  920.     « 


Fas,  fes,  fis,  fos,  fus,  lozw.  fass  usw. 

Pas  (ii)  f.  Aa  (Hürbin),  Fase"  ni.  L;  Z  ~  Dim. 
Fäseli:  1.  glatt  u.  einfach  abgeschrotete  Kante,  techn. 
Ausdruck  der  Steinmetzen  und  Schreiner  Aa;  L;  Z. 
,Inwendig  in  der  Kirche  die  Gesiniser  sammt  den 
Eggen    und    F.    anzustreichen.'    1781,   ScHwWoUerau. 


—  2.  das  so  bearbeitete  Werkstück  selbst.  .Braucht 
es  890  Schuh  Fasen  oder  Sockel,  diese  sauber  ge- 
arbeitet.' 1781,  Kirchenbau  ScHwWollerau. 

Vgl.  (rz.  face,  Kaute,  facette,  geschliffene  Seitenfläche: 
doch  unser  W.  viell.  deutschen  Ursprungs,  eins  mit  Faseyt  II, 
Saum.   —   Sachlicii  vgl.    Itif  bei  .Schneidewerkzeugeu. 

Fass  I  m.  (f.  GBättl.):  1.  Griff,  Ort,  wo  man  an- 
fasst  Gl;  Gr;  GBättl.;  auch  beim  Ringen  und  Schwin- 
gen GrD.  f.  ha",  a)  anfassen  können  oder  angefasst 
haben  Gr.  Syn.  Fassi,  Hab.  b)  festen  Fuss  fassen 
GBättl.  Syn.  Fuess  han.  —  2.  Hundenanie.  1504,  Z. 
V^gl.  ,Packan'.  —  Vom  Vb.  , fassen',  nach  Analogie  von 
, Griff,  Halt'. 

Fass  n  n.  —  PI.  meist  noch  =  dem  Sg.  —  Ditn. 
Fassli,  Fässli:  1.  Gefäss,  grosses  oder  kleines,  meist 
von  Holz,  zur  AutTjewahruiig  fester  und  flüssiger  Stoffe 
(vgl.  die  Compp.).  Insbes.  a)  tonnenförmig.  gross,  für 
Wein,  Bier,  Wasser.  Jauche  u.  A.  (allg.).  .Des  glychen 
jars  ist  also  vil  wyns  worden,  dass  man  alle  alten 
fas  hat  müessen  binden.'  Mey.,  Wthur.  Chr.  ,Die  Fass, 
darin  man  ihn  [den  Wein]  fasset.'  RCvs.  .Hupschlich 
trinken  oder  nit  vil  über  das  f.  gon,  parcere  cadis.' 
Mal.  Fini  tcie  es  F.,  korpulent  U.  ,Ein  alt  weih, 
die  ein  bauch  hat  wie  ein  f.,  doliaris  anus.'  Mal.  Als 
bestimmteres  Mass,  nächster  Überbegriff  zu  Saum 
(,1  F.  =  4  Sautn.'  1761,  Absch.)  und  zu  Sester  (,1  F.  = 
10  Sester.'  1555/86,  Absch.).  Auch  zur  Aufbewahrung 
od.  Versendung  trockner  Gegenstände  dienende  Tonne. 
,1  f.  mit  sichlen.  Die  negel,  wievil  der'"  in  fässlinen 
ander  der  stijgen.  Itu  vorkeller  3  böse  [beschädigte] 
fässli,  in  einem  [derselben]  äschen.'  1571,  Z  Inveiitare. 
Vgl.  die  Compp.  von  Legele.  In  ein  F.  schlagen, 
(den  Leichnam  eines  Selbstmörders)  in  eine  Tonne 
stecken  (und  —  damit  die  entweichende  Seele  auf 
Erden  kein  Unheil  anrichten  könne  —  einem  fliessen- 
den Wasser  übergeben).  ,Beschäch  ouch.  das  jeman 
im  selber  den  tod  antat,  den  soll  man  verschlahen  in 
ein  f.  und  an  yetwederen  boden  ein  brief.  was  er  getan 
hat,  und  soll  man  in  lassen  uf  die  Lindmagt  [Limmat] 
und  lassen  rünnen.'  1384,  Stdtb.  AaB.  Andere  Bei- 
spiele aus  XV..  XVI.  und  Erläuterung  s.  bei  Osenbr. 
1881,337/45.  Sprw.  RAA.  D' Hand  under-em  F. 
ha",  gebundene  Hände  haben,  in  gezwungener,  be- 
drängter Lage  sein,  z.  B.  verschuldet  Ap.  D'  Hand 
ligg  im  [liege  ihm]  under'm  F.  Schimpfr.  1652.  ,Noch 
ärger  sind  die,  wenn  sy  sehen,  dass  dem  artnen  die 
h.  under  dem  f.  ligt.'  SHochholz.  1591.  .Du  Capitalist 
hast  zehen  und  mehr  per  cento  von  Leuten  genommen, 
denen  die  Hand  in  der  oder  dieser  Not  unter  detn  F. 
gelegen.'  JJUlr.  1727.  Dem  F.  de'  Bode'  ü.'istosse' 
ScH,  —  üstrucke"  Z,  dem  F.  de'  Sinoite"  [Spundzapfen] 
usse  schlä'  GWa.,  das  Mass  voll  tnachen,  der  Sache 
den  Ausschlag  geben,  ein  Ende  tnachen;  den  völligen 
Untergang  herbeiführen,  das  Unglück  voll  machen. 
TFo  .so  e  [eine  solche]  Frau  ist  im-e  Hüs,  g'heit  [fällt] 
ghvüss  dem  F.  de  Bode'  üs.  Stütz.  ,l)arumb  so  in 
Beschluss  des  Testamefits  [von  Benz]  erst  dem  F.  der 
Bode  usgestossen.'  HBüll.  1571.  , Unser  hl.  Vatter 
wollte  den  wyn  [gern]  wider  im  f  han',  die  Sache 
rückgängig  machen.  1521,  Strkkl.  .Hän.schen  im  Fäss- 
chen verschwellen',  ein  Abendschniaus,  den  die  beider- 
seitigen Eltern  dem  jungen  Ehepaar  geben,  wann  die 
junge  Frau  anzeigte,  dass  sie  guter  Hoffnung  sei. 
Troll  1844.     ^]'enn■mc'-s'  in  es  F.  täti  und  umrugele. 


1049 


Pas,  fes,  fis,  fos,  (us 


1050 


chämfd  eister  AU  ohe>iuf  =  Alle  sind  gleich  schlecht  Z. 
(Wi"-jFüssli  trölc"  Bs.  trüle"  Z,  tvale"  ZUhwies.,  ein 
Kinderspiel:  sich  auf  dem  Boden  einen  Abhang  hin- 
unter wälzen.  Kätsel:  is  ist  es  yässU  öiii  Bänilli 
und  iiveiirlei  (Ti(mj)ist  [C'ompost]  drin,  das  Ei;  iiiid 
en  schn-arze  3la""  drin,  der  Prediger  in  der  Kanzel; 
aber  auch:  und  trinked  Cluinig  und  Fiirstc"  d'rüs, 
die  Mutterbrust;  vgl.  die  Stelle  im  Simplicissimus: 
,Sie  könnte  wolil  glauben,  dass  dies  Hetel  [Ziege]  viel 
Milch  gebe;  denn  sie  habe  ein  schönes  Fass  [Euter], 
wie  es  die  Schweizer  nennen.'  As  F.  mit-ama  nüwa 
Reif  liet  d'  Nasa  vil  z'  teuf,  Vexierbescheid  auf  die 
wiederholte  Frage  ,was?'  GrV.  Sprww.  Me"  muess 
a"  lern  [keinem]  F.  chlopfe",  uderme"  u-ell  drtls  trinke", 
sagte  Einer,  dem  man  an  den  Hintern  kloptte  L. 
Wenn  's  F.  voll  ist,  so  seil  nit"  spare",  iif  de  Tntesen 
[Hefe]  isch 's  s' spot.  ebd.  —  b)  kleineres  üetass, 
Hausgerät,  von  verschiedener,  doch  meist  rundlicher 
Uestalt,  z.  B.  hölzernes  Geschirr,  in  welchem  man 
Wasser  in  die  Küche  trägt  W;  Syn.  Hand-,  Wasser-F. 
FassU,  Nachtgeschirr,  meist  von  Holz  BÜ.;  Syn. 
Nacht-F.;  Kidiel;  vgl.  Gany-Gelte.  Korb  L  und  spez. 
Bienenkorb  L;  S;  Syn.  Imhen-F.,  Blji-Stoclc,  Bicher. 
.Ein  silbrin  f.'  KdSailer  14(J0.  ,Avcntüren  us  dem 
hafen  oder  fesslin  [Glückstopf  der  Lotterie]  ze  ge- 
winnen.' G  1485.  Bildl.  nach  bibl.  Sprachgebrauch, 
wonach  der  menschliche  Leib  oder  die  Person  als 
Geläss  oder  Werkzeug  der  göttlichen  Gnade  aufgefasst 
wird:  ,Des  heiligen  und  userweiten  fass"  S.Pauli.' 
1491,  UwE.  Jahrzeitb.  ,Dass  ein  ietlicher  wüsse  syn 
f.  [.geschier.'  lUtJ7]  zuo  behalten  in  heiligung.-  1531/48, 
I.  Thessal.  —  2.  Fässli,  Stachelbeere  ZWyl.  Syn. 
Krüeyli,  Kruselheri  (von  Krasle,  bauchiger  Krug).  — 
3.  Tuchüberzug,  worein  Etwas  ,gefasst'  wird,  z.B. 
Bettstücke.  Syn.  Fassi;  Gefäss.  ,34  eil  rystis  [rei- 
stenes]  tuodi  zuo  den  lasen.'  1397,  L  Stift. 

Mb.  v<iz  u.,  Gefass,  Fass,  Schrein;  auch  Bienenkorb  und 
bildl.  in  geistlichem  Sinn.  Die  unveränderte  Pluralform  ist 
die  alte  Regel  der  Neutra;  dag.  unregelmässig  tlexivisches  n 
im  Gen.  Flur.  ,der  völlige  Halt  [volle  GehaltJ  der  Fassen.' 
1757,  Z  Ges.  Zweifelhaft  ist,  ob  in  der  .\ngabe:  ,Cur  nou 
ludo  hunc  alinuantisper?  Warumb  fatzeu  ich  den  nit  etwan 
lang'i'  Warumb  hab  ich  in  nit  ein  wenig  im  vass'i''  Fris. 
unser  W.  gemeint  ist,  oder  Fass  I,  oder  ob  ,va3s'  geradezu 
=  ,Fat2',  Spott,  zu  nehmen  ist.  —  Als  zweiter  Teil  in  Zss. 
erleidet  das  W.  (wie  Fuen8  in  Ham/iH,  d.  i.  Hahnenfuss),  vor- 
nehmlich in  der  MA.  von  GrPr.  solchen  Entzug  des  Tones, 
dass  es  den  Schein  blosser  Ableitungssilbe  erhält;  s.  Mtl-, 
Bad-,   Sah-,    Schih]/'-,    Schenk-,   St*iin-F. 

Achis-:  Gefäss  zur  Aufbewahrung  von  Achis  (s.d.) 
GuAv.  Syn.  Achis-Kilhel,  Sär-Fässli.  —  Imben- 
Imb-  ÄAFri.,  Inijie-  L,  Ime-  Ap:  Bienenkorb.  Syn. 
Ime-G'fäss;  B}ji-i:ltocl-.  —  Anken-:  1.  „Buttertopf ;" 
hölzernes  Gefäss  zur  Aufbewahrung  geschmolzener 
Butter  BHk.  Syn.  A.-Kübel.  —  2.  Butterfass,  in  wel- 
chem gebuttert  wird  Bs.  ,T)as  .\.  oder  Liren,  darin 
der  eingeschüttete  Nidel  [Sahne]  durch  stätiges  Uni- 
treiben  der  Handhabe  [Kurbel]  in  Butter  verwandelt 
wird.'  JScHKiicTiz.  1706.  Es  ist  in  ß  und  jetzt  auch 
anderwärts  ein  ticfä.ss  in  Gestalt  eines  grossen  Käses 
oder  Schleifsteins.  —  3.  -Fässli,  Fässclien,  Tonne, 
worin  die  Butter,  gewöhnlich  centnerweise,  versendet 
wird  UwE.  —  Essig-.  ,In  der  andern  stubeu  ein 
essichvass.'  1489,  Waldmanns  Hausrat.  ■  —  Fueder- 
=  Fuer-F.  ,So  wurden  die  Ituttcrkübel.  Käsgestell, 
die  Fleischhäfen,   die  Geldseckel  der  geistlichen  Vät- 


teren  und  Müteren,  die  Weinfässer  und  grosse  Fuder- 
fässer in  dem  Elsass  in  den  Capuzinerklösteren  grossen 
Schaden  leiden.'  ClSchob.  1699.  —  Fuer-:  grösseres 
Fass  zum  Transport  von  Getränke  auf  Wagen.  ,15  ß 
gab  ich  von  einem  f.,  sinnzuber,  sinngelten  und  umb 
tracliter  von  Z  hinuszefüeren.'  1541.  Z  Grün.  Amts- 
rcchn.    Auch  Tri»-  Z  (.schon  1492/1504). 

Fueter-:  hölzernes  Gefäss,  den  Wetzstein  zum 
Schärfen  der  Sense  in  Wasser  getaucht  enthaltend 
Ap;  Bs;  „Gl;"  Gr;  L;  GRh.;  STh.;  Th;  Z.  Syn. 
Stein-Fass,  -Fueter.  's  F.  amene  liieme  und  de'  um 
de"  Buch  nmme  b'bunde".  JKMey.  1844.  ,Das  f.,  darein 
die  mäder  den  Wetzstein  behaltend,  theca.'  Mal.  Auch 
als  Trankgefäss  bzw.  -Mass  für  Tiere  zum  Einschütten 
von  Arzneien  gebraucht.  Vgl.  Stein- F.  ,Von  dem 
Trank  schüttet  man  einem  Stuck  Vieh  4  Futerfass 
voll  ein.'  1779,  Z  Ges.  —  Ftwter  i.  S.  v.  Futteral.  Mhd. 
vuoiervuz,  taschenartiger  Behälter. 

Güllen-:  langgestrecktes  Fass,  in  welchem  die 
Jauche  aufs  Feld  geführt  wird  Z.  Syn.  Beschütti-F. 
Vgl.  G.-Kasten.  -  Gumpist-:  Gefäss  zur  Aufbewah- 
rung von  ,Compost'  (Eingemachtem,  Sauerkraut  mit 
eingelegten  Äpfeln).  1428,  L.  —  Giess-:  zinnernes 
Wassergefäss,  ungefähr  '/a  Mass  haltend,  jetzt  meist 
mit  flachem  Rücken,  an  der  Wand  (oft  in  einer  Nische 
—  s.  Giess  fass- Käspli)  hangend,  mit  Deckel.  2  , Ohren' 
als  Handhaben  an  den  Seiten,  und  unten  mit  einem 
kleinen  drehbaren  Hahn,  aus  dem  das  Wasser  in  ein 
zinnernes  od.  kupfernes  Becken,  das  Handbecki,  fiiesst, 
zum  Waschen  der  Hände  und  des  Gesichtes  nach  der 
Arbeit,  noch  heute  eine  fast  stehende  Zierde  der  Wohn- 
stube wohlhabender  Bauern.  Nach  dem  Gebrauch  wird 
das  Becken  (aus  dem  das  Wasser  zuweilen  durch  eine 
verborgene  Vorrichtung  abgeleitet  wird)  meist  um- 
gestülpt. Daneben  hängt  eine  Ilandzu-ächele  [Tucli  zum 
Abtrocknen]  Aa;  Bs;  BM. ;  VOrte;  Gl;  GrD.;  Ndw;GA.; 
UwE.;  Z.  Syn.  Fichle  (s.  d.),  Handgiess-Fnss,  Guss, 
Brunnenkesseli,  Wasserstlze.  In  ZZoll.  herrscht  bei 
alten  Leuten  noch  der  (wohl  aus  der  katliol.  Zeit  ge- 
bliebene) Brauch,  am  Morgen  gleich  nach  dem  Auf- 
stehen am  Giessfass  die  Hände  zu  netzen,  damit  den 
Tag  über  Einem  nichts  Scliädliches  begegne.  De'' 
Brunne  rünnt  g'ad  nw  wie-n-es  G.,  liefert  nur  einen 
dünnen  Wasserfaden  GA.  ,Antwerklüt,  die  zinnin 
kanten  [Kannen]  und  giessfasse  und  schüsselen  ma- 
chen.' ScH  Stdtb.  ,Ein  möschin  [messingenes]  g.'  XV., 
Z  Anz.  Nach  Z  Ehrecht  1447  gehören  der  Wittwe 
vom  Hausrate  ,in  der  stuben:  ein  g.,  ein  handbecki, 
ein  brunnenkessi  [u.  A.].'  ,Ein  zinni"  g.  in  der  kanimer 
neben  der  stube.'  1530,  Z.  ,Ein  z.  g.  mit  knpferinen 
handbecki.'  1571,  Z.  ,Malluviuni,  ein  g.  oder  hand- 
becke,  daraus,  darüber  oder  darein  nuvn  die  händ 
wäscht.  Guttus,  ein  g.  oder  tropfgschirr.'  Fuis. ;  Mal'. 
,Giessfass.  giessbecke.'  Red.  ltjt)'2.  ,Wann  sie  [die 
Gäste]  die  bände  gewaschen  über  dem  handbccke  aus 
dem  g.  und  abgetrocknet  haben  mit  einer  sauberen 
liandzweliel.'  Vkstib.  I(i9'2.  —  Gnaden-:  parodisch- 
scherzh.  Anwendung  der  unter  7''ri,s'.s-  1  b  angeführten 
geistlichen  lied.  in  dir  .Aufzälilung:  Ober,  (Inder,  Ass, 
Gn.!  Z.  -  Hand-:  mit  einer  Handhabe  versehenes  od. 
mit  der  Hand  leiclit  tragbares  (iefäss  (vgl.  Giess-F.); 
Dini.  //r(m//V(,«/i,  hidzerncs  Geschirr.  1 — 2  Mass  hal- 
tend, in  welchem  man  Milch  oder  Supi)e  z.  B.  Ar- 
beitern aufs  Feld   trägt   (Syn.  Melchterti,   'I'ruter)  W. 


1051 


Pas,  fes.  fis,  fos,  fus 


1052 


,Das  h.  mit  seinem  fuoss.'  Bib.  1531  (.Wäschkessi.'  1548). 
,Oft  das  H.  springen  maclien  dienet  wohl  gesund  zu 
sein.' üHeid.  1732.  —  Harnisch-.  .Ein  harnesehvessli.' 
1422.  L  Urk..  ein  Stück  Hausrat;  Korb  aus  gefloch- 
tenen MetalldrähteuV  (vgl.  li.-Blets,  Scheuerwisch  aus 
eben  solchem  StotfV)  od.  Behälter  für  den  Harnisch? 
—  Kalb  er-:  offenes  Gefäss  mit  Röhre,  die  mau  jungen 
Kälbern  ins  Maul  steckt,  um  sie  Milch  oder  Mehltrank 
saugen  zu  lassen  Gr.  Syn.  KaJberkühel ;  Tränkfass.  — 
Käs-:  das  Gefäss,  in  das  der  junge  Käse  gebracht  wird 
Gr.  Syn.  Väliere.  —  Kät-Fässli:  hölzernes  Geschirr 
zur  Sammlung  von  Kehricht  GStdt.  Syn.  K.-Kühel.  — 
Löffel-Fass:  Loffelbehälter.  Früher  bewahrte  man 
Löffel,  Gabeln  und  Messer  in  einem  kleinen  .Fässchen' 
oder  einem  .Kratten'  [Korb]  auf,  die  au  der  Wand 
des  Wohnzimmers  hiengen  Z  (Stutz),  's  Löffel fasfi, 
's  Chnpfliii.sli  [hoher  offener  Schrank  mit  einem  ver- 
schlossenen Kästchen  oben],  's  ZU  [die  Stubenuhr] 
hat  äe)ie'  Weberstüele'  müesse"  flieh'  [weichen],  ebd. 
Scherzh.  in  dem  Spottreim:  Züri  ist  e  yrossi  Stadt, 
Mlnterthitr  es  L.,  Frauefeld  en  Lyrechübel  [Butter- 
fass],  Eglisau  dC  Teckel  drüber  ZWyla.        «'     ■' 

Läger-Fass:  grösseres  Fass  zur  Lagerung  von 
Wein  Bs;  S.  Ggs.  Fuer-,  Land-F.  .Eichene  läger- 
vass.'   Vad.    —    ,Leger,   Lager'   alte  Form   f.    , Lager'. 

In  leg-:  das  Fass,  die  Kufe,  in  welche  das  zum 
jBrennen'  bestimmte  Obst  zur  Gährung  gelegt  wird 
L;  Z.  —  Leck-:  Gefäss,  aus  dem  man  dem  Vieh  zu 
lecken  gibt  Aa.  —  Land-:  Fass  zum  Transport  von 
Wein  Bs;  B;  S.  Ggs.  Läger-F.  .Ein  Bauch  wie  ein 
L.'  GoTTH.  Lt  S  Wochenbl.  1807  hält  ein  grosses 
Lägerfass  ungefähr  40  Laudfässer,  ein  kleines  6;  und 
heissen  kleine  Landfässer  auch  Boller.  Eine  B  Ordn. 
von  1691  unterscheidet  ,L.'  von  Ri/ffass  (s.  d.);  das 
Grössenverhältniss  scheint  2:  1  gewesen  zu  sein.  Nach 
dem  B  Zolltarif  von  1754  wird  ,von  einem  L.  mit 
Wein,  so  nicht  den  Burgern  gehört,  30  Kreuzer  Zoll 
bezahlt,  von  einem  Ryffass  15.' 

Leit-:  Transportfass  für  Wein  und  trockene 
Waaren,  Fuhrfass.  ,Lieber  vogt,  bis  [sei]  daran,  dass 
die  1.  yetz  gebunden  werden  und  nit  die  lägerfass.'  G 
Stiftsarch.  , Sollen  die  gesellen  haben  ain  wagen  mit 
4  rossen  und  uff  dem  wagen  2  leitfass  und  gehört  in 
das  ain  fass  4  viertel  habermel.'  ebd.  ,Die  niuren 
warend  nit  hoch  und  muosst  man  \.  stellen  und  die 
mit  ertrych  füllen,  darmit  man  sich  darhinder  weren 
möchte.'  Vad.  Mit  einer  Decke  versehenes  Fass,  worin 
man  im  Herb.st  die  getretenen  Trauben  zu  der  Kelter 
(,und  bei  den  Brünsten  das  Wasser.'  Spreng)  herbei- 
zuführen pflegt  (,und  das  zu  diesem  Gebrauch  in  der 
Mitte  mit  einem  grossen  Laden  versehen  ist.'  Spreng) 
Bs.  ~  Mild,  hittxiz,  Fulir,  Wagenladuug,  Transportfass,  von 
leiten,   führen. 

Low-:  Fass  für  Gerberlohe.  1422,  L  Urk.  —  Mel- 
Melf^s  GRPani:  an  die  Wand  gehängtes  Geschirr  mit 
einem  Deckel,  zum  Aufbewahren  von  Salz,  Mehl. 
Kleie  udgl.  Gr;  Z.  Weisch,  wo  der  Weg  zum  M. 
isch,  zum  volle'  Fass?  Hebel.  Bildl.,  dicker  Bauch: 
De''  hed  e  Lende  wie-n-en  Stier;  er  g'seht  bald  nümme 
aber  sls Melfüssll  usse  ZWettschw.  —  Milch-,  Melch-: 
hölzernes  Geschirr,  in  welches  gemolken  wird  W. 
Ubertr. :  , Joseph,  der  stark  und  in  seiner  Beste  war, 
dessen  M6lkfasse  voll  Milch    und  seine  Gebeine   voll 


Mark  waren.'  JJUlr.  17'27.  —  Most-.  In  einem  G 
Mand.  von  1641  wird  geklagt,  .dass  nach  Endung  der 
Predigten  Etliche  Wein-  und  Mostfässer  ausrüefen 
lassen.'  —  Mxiss\er-  =  Spre>ig-F.  —  Mutteli-:  klei- 
neres, mehr  dickes  als  langes  Fass  S.  Syn.  Boller.  — 
Nacht-;  Nachttopf  W. 

Buch-:  Bottich  für  die  zu  reinigende  unsaubere 
Wäsche  Gr.    —    Büeheii,   waschen. 

Bad-  Bäpfrs:  längliche  Badewanne  für  Kinder 
GnPr.  —  Buekler-:  Kufe,  in  welcher  Spätkohl  unter 
dem  Namen  B.  eingemacht  wird,  der  bis  Mitte  des 
Winters  als  saures  Gemüse,  von  da  an  als  Schweine- 
futter verwendet  wird  aSiuiw.  .Der  Biedern  [der  111- 
gauer]  soll  kein  Witzling  spotten;  Man  teilt  wie 
Freund'  in  Ernst  und  Spass:  Sie  geben  uns  von  ihrer 
Schotten,  Wir  [Muotataler]  ihnen  aus  dem  B.'  1831, 
Gastgesellsch.  Muotatal.  —  Passanten-:  das  Fass 
im  B  Burgerspital,  dessen  Inhalt  zur  Verpflegung  der 
almosenbedürftigen  Durchreisenden,  ,Passanten',  be- 
stimmt war.  1543/1814;  s.  Messm.  1831,  14.  -  Kind- 
better-: Fass  für  guten  alten  Wein,  der  für  Wöch- 
nerinnen bestimmt  ist.  ,Die  Thurgauer  haben  ge- 
droht, das  Kloster  Kreuzungen  zu  überfallen,  um  Wein 
und  Anderes  wogzunehmen,  wie  denn  Etliche  schon 
Kindbctterfässlin,  um  den  Wein  zu  fassen,  gebunden.' 
1529.  -Absch.  —  Bütel-  =  mhd.  hiutelraz,  lederner 
Sack,  der  oben  zugezogen  werden  kann?  mit  Beutel- 
tuch überspanntes  Sieb?  ,1  bütelfass'  zwischen  Bot- 
tichen und  Mulden  genannt  in  einem  Wthurer  Inventar 
von  1409.  —  In  beiz-  Bs,  Beizi-  Z:  Gährfass  beider 
Branntweinbrennerei.  , Beizefässer  mit  Träsch  [Tre- 
stern].'  Z.  Vgl.  Inleyg-F.  —  Botzen-.  ,Salz  in  seinen 
verschiedenen  Transportarten  als  luckschyblin,  grosso 
schyben,  eichene  fass,  b.  und  stupich.'  1542,  AWild 
1883.  —  Plunder-:  Behälter,  Tonne  für  Kleider 
oder  Bettzeug.  ,Von  eim  PI.  oder  Reiskasten  6  ß.' 
1670,  Absch.  —  Brüe-  Bri'iej-:  Jauchefass  SStarrk. 
—  Rif-:  Fass  für  ,Rifwin',  Wein  vom  Gestade  (rivej 
des  Genfersees,  nach  B  importiert.  Vgl.  Land-F.  ,Das 
Umgelt  würde  von  einem  Landfass  einen  halben  Gulden 
und  von  einem  B.  5  Batzen  betragen.'  1581,  Absch.  — 
Rumpel-:  (in  einem  Volksrätsel)  der  Bauch,  weil  es  zu 
Zeiten  darin  .rumpelt',  kollert.  —  Rönsehi-:Gefässfür 
Bönschi,  kleine  Zieger  GrV.  Vgl.  Ziger-F.  —  Rap- 
pisser-:  starkes  Fass,  in  welchem  der  noch  nicht  ge- 
gohrene  Weinmost  (eig.  von  Rajjpisser,  s.  d.)  luftdicht 
verschlossen  und  bis  in  den  Winter  (auf  Neujahr)  süss 
aufbehalten  wird.  Syn.  Zwangfässli.  ,Ein  sogenanntes 
R.  sammt  eichenen  Schalen  und  Lager.'  Z.  —  Rüer-: 
.•Va;  GBerneck;  TuHw.;  ZF.,  Buer-  ZSth.:  Gefäss  zur 
Bereitung  von  Butter  durch  .Rühren'.  Umdrehen, 
Herumwälzen  von  Sahne.  Dim.  -Fässli  ÄAEhr. ;  ThHw., 
von  Privaten  für  kleinere  Mengen  gebraucht,  B.-Fass 
in  den  Sennhütten.  Syn.  Tröl-F.,  Lire,  Lirum,  und 
vgl.  Büer-,  Stöss-Kühel  als  ältere  Einrichtung,  welche 
hinwieder  die  primitive  ManipuUtion  des  ,Fitzens' 
verdrängt  hat. 

Reis-:  Behälter  für  Kriegsbedarf,  in  G  Hdschr. 
neben  , Reistrog'  und  , Reiswagen'  angeführt.  Vgl. 
Plunder-F.   —   .Reise'  =  Feldzug. 

Seig-.  .Seigfass,  Seigtrichter,  um  Wein  in  den 
Keller  herunterzulassen,  couloir.'  Dk  la  Cour  1736.  — 
.Mild.   »ei'</e»,  seukcu. 


1053 


Fas,  fes,  fis,  fos,  fus 


1054 


Salz-  Salfis,  -frs  OnPr. :  Salzfrefiiss  Gr;  Z;  ge- 
wöhnlich neben  liem  Mehlt'ass  und  diesem  in  Grösse 
und  Gestalt  entsprechend.    .2  S.  in  der  Kuchi.'  1571,  Z. 

Zu  .s'ii{^'«  (vgl.  Aiim.  zu  Fass)  braucht  inim  uieht  auf 
roiuan.  ml,  Salz,  zurückzugelieii,  da  bei  dieser  Art  vou  Wort- 
umbildung auch  der  erste  Teil  der  Zss.  in  Mitleidensch.ift 
gezogen,  bzw.  verstümmelt  wird  (vgl.  Hostet,  Hofstatt;  Arjil, 
Armvoll,  usw.). 

Sür-Fässli:  Getass,  worin  das  ,Sür'  [der  Molken- 
essig] aufbewahrt  wird  Ap.     Syn.  Achis-I . 

Schüef-  Schüefis,  Dim.  SchüefrsHi :  hölzerner 
Schöpfeimer  mit  langem  Stiel,  für  Wasser,  Jauche 
usw.  A.\Ehr.     Syn.  Gmi ;  Schüefi  n. 

Aus  der  letztern,  sonst  allein  gültigen  Form  gewisscr- 
massen  weitergebildet  mit  Anlehnung  an  das  ebf.  in  AaEhr. 
übliche  Svliimpfit  (s.   Schenk-Fase). 

Schenk-Fass,  Scheich-  GrD.,  ScJi^mpfU  ÄAEhr., 
„F.  m.",  Z.:  „grösseres  Weingefäss,  woraus  man  klei- 
nere füllt."  1.  Weingeschirr,  aus  welchem  unmittelbar 
in  die  Gläser  (od.  zunächst  in  Flaschen)  eingeschenkt 
wird,  in  GrD.  ein,  einige  (10—1.3  AaZ.)  Mass  halten- 
der, von  unten  nach  oben  sich  erweiternder  Trageimer 
mit  Deckel  und  Ausgussrohr,  der  statt  der  Flaschen 
gebraucht  wird,  wenn  eine  grössere  Gesellschaft  zu- 
gleich bedient  werden  soll.  Syn.  Eimer;  Setter;  Stize. 
■^y^gjcbgj.  ^j,]«n  schlecht  [schlägt]  mit  einem  schenkfass, 
sester  oder  kanten.'  1456,  Offn.  Z  ARegensb.  ,Der 
sester  (schämpfis):  obba.  futuni,  simpo.'  Red.  1662.  — 

2.  Fass  im  Keller,  dessen  Inhalt  vom  Wirte  zum 
Ausschenken  in  Brauch  genommen  ist.  ,Es  sollen  keine 
andere  als  gesinnete  Schenkfasse  gebraucht  werden, 
dannethin  die  Beamteten  bei  dem  Füllen  der  Schenk- 
fassen gegenwärtig  sein.  An  den  Schenkfassen  sollen 
nicht  nur  der  Punten  [Spund],  sondern  alle  übrige 
Beizäpfen  versiglet  werden,  so  dass  darvon  Nichts  als 
der  Hauen  oder  Zügeli  [kleiner  Zapfen,  durch  dessen 
Entfernung  der  Luft  Zutritt  verschafft  wird]  offen 
bleiben  mag.'  1774,  Z  Uuigeldsordn.,  wo  auch  gerügt 
wird,  dass  ,füraus  bei  kleineren  Schenkfassen  in  An- 
sehung der  Gratifikation  des  5.  Teils  oftmals  erst  nach 
fünfmaliger  Füllung  selbe   berechnet   worden  ist.'  -- 

3.  radschuhförmiger  Schöpfeimer  mit  Handhabe,  der 
besonders  bei  der  Kelter  in  Anwendung  kommt  AAEhr. 

Bcd.  3  eignet  eig.  eher  dem  W.  Schmjin,  scheint  aber 
der  Dissimilation  zu  lieb  (jenes  für  laudwirtschaftlichen  Ge- 
brauch, dieses  für  den  Weinl  sich  des  vorliegenden  W.  be- 
mächtigt zu  haben. 

Schotten-:  altes  Fass,  Tonne,  in  welcher  die  zur 
Schweinefütterung  bestimmte  Schotte  [Molke]  aufbe- 
wahrt wird  ZU.  —  Be-schütt-  L,  B'schütti-  L;  S: 
Jauchefass.     Syn.  CrüUen-F. 

Schieb-:  wahrsch.  =  mhd.  shgeras  =  slegekilbel, 
Rührkübel,  also  syn.  Biter-F.  ,Von  einem  seh.  8  Schil- 
ling [Zins].'  Urbar  d.  Grafsch.  Baden.  —  V.  .schlahen", 
schlagen  (Butter  stossen);  vgl.  Schleg-Mileh. 

Seh  Win-:  Gefäss  für  Schweinefuttcr,  namentlich 
in  den  Sennhütten  ein  Fass,  in  welchem  die  Schotte 
gesannnelt  wird  W.  —  Span-  (Spo'-  Z):  mit  einer 
Lage  von  Cedern-  od.  Hobelspänen  versehenes  Fass. 
über  welche  man  die  im  Keller  oder  in  der  Schenk- 
stube sich  ergebenden  Weinre-stcn  giesst.  um  sie  zu 
klären  und  wieder  ausschenken  zu  können;  jetzt  meist 
durch  das  Verfahren  des  sog.  Schönens  ersetzt.  Mit 
diesem  geringen  Getränke  werden  nnsidide  Zahler  od. 


unwissende  Kunden  bedient.  ,Er  verkaufte  ihm  den 
Wein  aus  den  grossen  Spänfässern,  in  welche  die 
Weinhändler  alle  möglichen  Restchen  werfen.'  Gotth. 

—  Spreng-,  Mussier-:  besonders  starkes  kleineres 
Fass,  dessen  Hahn  bloss  halmdicke  Oflnung  hatte,  zur 
Aufbewahrung  von  Weinniost  Z  f. 

Stege-Fässli.  ,Der  köstlichste  der  selbst  ge- 
pflanzten Weine,  für  Ehrenanlässe  im  sogenannten 
Stegenfässchen  gewissenhaft  bewahrt.'  Troll  1844. 

So  geheissen,  weil  das  betr.  Fässchen  au  eiuesii  besoudern 
Ort,  uuter  der  Kellertreppe,  sich  befindet. 

Stuck-Fass:  Weinfass  von  bestimmter  Grösse, 
bes.  ein  solches,  in  welchem  der  Rheinwein  trans- 
portiert wird,  5 — 600  Liter  haltend,  also  etwas  kleiner 
als  das  für  den  Landwein  gebrauchte  Fiierfass.  Vgl. 
Piesse.  Mir  nend  im  [wir  nehmen  dem  Pfarrer]  es 
St.  guete"  Wl'.  Feierabend,  Bauernkrieg.  —  Auch  das 
einfache  Stuck  bedeutet  ein  Fass;  s.   d. 

(Wetz-)Stei°-,  -f^^s,  fis  GRPr.  =  Fiteter-F.  B; 
Gr;  Scnw;  üw;  U;  W;  Zg.  .Züge  der  heimkehrenden 
Abendschnitter  schritten  mit  der  Sense  auf  dem  Rücken, 
das  W.  im  Gürtel  befestigt,  stattlich  durch  Feld  und 
Wiese.'  B  Album  1858.  Syn.  auch  M'etz-Fass,  -Kübel. 
Auch  Name  eines  Hauses  in  BHk.  Bildl.  de'  Verstand 
im  St.  Vge",  d.  h.  in  grober  Weise,  mit  einem  Masse, 
das  sonst  dem  unvernünftigen  Vieh  zukommt  (s.  o. 
bei  Fueter-F.),  da  doch  die  Menschen  die  Weisheit 
mit  , Löffeln'  fressen  ScHwMa.  —  Stand-:  Kufe  BSi. 
Syn.  Stande.     Ggs.  zum  liegenden  F. 

Trochen-:  eine  Abgabe  an  den  Grundherrn, 
welche  die  Bewohner  einiger  Berge  des  FO.  (Greyerz) 
nach  dem  Alpaufenthalt  zu  entrichten  hatten  in  Ge- 
stalt von  Käse  oder  Geld,  nach  der  Zahl  der  Kühe; 
frz.  Uautscierges,  Occierges.  Kuenl.  Dict.  2,  65/6. 

,Trockeu'  von  Waaren  im  Gegs.  zu  Flussigkeiteu,  hier 
also  wahrsch.  eben  auf  Käse  zu  beziehen;  vgl.  Küa-F. 

Tröl-:  Butterfass  i.  S.  v.  Rüer-F.  (s.  d.)  F.  — 
Trank-  ^  Schotten-,  Schwln-F.  Uw.  .Zunächst  bei 
der  Feuerstatt  steht  d's  schmutzige,  russige  Tr.'  XVIII., 
Alplerijedicht.  ,Das  Trankfass  oder  Trankbrunggen, 
darin  man  aufbehaltet  das  Saurtrank  oder  Saurschotten 
zu  völliger  Scheidung  der  Sirpen.'    JJScheuchz.  1706. 

—  Tränk-:  hölzernes  Geschirr,  aus  welchem  man 
Kälber  mit  Milch  tränkt  W.  Syn.  Kalber-F.,  Saiig- 
Kübel.  —  Wi"-.  l-Ci/osA/i  trö/c",  Kinderspiel  =  7^a«s/i 
tr.  Bs.  —  Wind-:  fingiertes,  an  die  WindmäU  (s.  d.) 
erinnerndes  landwirtschaftliches  Gerät.  Der  unge- 
schickte Neuling  beim  Dreschen  wird  etwa  nach  dem 
W.  ausgeschickt  Z  (WSenn).  —  Ge-würz-:  Gefäss 
für  Pfeffer,  Muskatnuss  udgl.  Z.  —  Wasser-:  höl- 
zernes Geschirr,  Kübel,  in  welchem  man  Wasser  in  die 
Küche  trägt  W.  \ '^\.  Fass  1  b.  —  Wasch-.  ,Wösch- 
vessli',  kleine  Waschbütte.  14'2'2.  LUrk.  —  Wetz-  = 
Fueter-F.  tinSav..  Sculms.  -  Ziger-.  .Vorbehalten 
die  überlästigen  Zigerfass,  weliche  man  an  der  Anken- 
wag  Schwere  lialben  nit  gewägen  nnig.'  1640,  Z  Mand. 
Vgl.  I{(Jii.schi-F.    -  Zwang-  =  IiiH)j>isscr-F. 

Fasan  m.:  1.  wie  nhd.  .Fasan  oder  Fasant.  Ka- 
sian.  ]ihasianus.'  Fris. ;  Mai,.  .Phasianen  u.  Pfawen.' 
AKliN(;l.  16.^8.  —  2.  Birkhahn  Vw  (Tschndi).  Syn. 
Schild-,  Sjiil-Hnti.  Ilei  vie  (ti  F.,  auflallend  dicke 
Heine  Z«;  Syn.  .Sc/i/cf/cWici»,  I.irenkiihel.  .\nch  Jierg-F. 
It   Meisn.  u.  Schinz   ISl.'i.         JIlol.  ihs,i,i  uud  a;i«iiii(. 


1055 


Pas,  fes,  fis,  fos,  fus 


1056 


Pasandle  f.:    unzuverlässige,    leichtsinnige  Person 
GStdt.    —    Auch   schwilb. 
Fase    s.  Fasöle. 

Fäsel  ni. :  1.  junges  Vieh,  junge  Zucht,  bes.  von  der 
selben  Mutter  und  um  sie  versammelt,  von  Schafen, 
Ziegen,  Schweinen  Aa;  Bs;  BM.;  Gl;  G;  Zg;  Z;  übh. 
ein  Haufe,  Truj)!),  eine  Schaar,  Herde  von  jenen  Tieren 
G,  aber  auch  mit  Rücksicht  auf  die  Qualität  (Art, 
Kasse,  Schlag),  bes.  von  Schweinen  Aa;  BRi.;  L,  und 
auf  Bestimmung  zur  Zucht  Gl;  L;  GA.,  T.,  W, ;  Zg;  Z; 
dalier  auch:  mageres,  nicht  zur  Mästung  bestimmtes 
Kleinvieh  Aa;  Z;  vgl.  Fasel-Mast;  Syn.  Fasel- Vieh. 
F.  nalie  zieh  [aufziehen]  Z.  ,üer  Grossätti  zog  jungen 
F.  nach.'  UBkäcc.  Ein  Rind  z'  F.  ha"  (fuetcrenj,  mit 
grobem  Futter  erhalten,  wenn  und  so  lange  man  es 
nicht  will  ax  Ntit:e'  hrinf/en,  d.  h.  als  Mast-  oder 
Milchvieh  verwerten  B;  ZO.;  man  tut  das  z.B.  mit 
einer  abgemagerten,  halbkranken  Kuh,  damit  sie  eine 
Zeit  lang  Ruhe  habe,  sich  erhole;  auch  aus  Mangel 
an  Putter  in  schlechten  Jahrgängen.  Die  (junge 
Schweine]  wachse"  und  man  brüclU  si  nit  es  fjaiizes 
Jär  z' Fasel  füetere".  B  Bauernkai.  188o.  , Da  hilf  man 
durch  die  hüser  und  robat  man  das,  so  man  dann  da 
fand,  hüener,  swvn  und  sänimlichen  f.,  das  hat  alles 
den  hals  verloren.'  Fründ  1446.  ,Es  soll  keiner  kein 
Schwein  koufen,  weder  zuo  f.-  oder  nietzig-süw,  wann 
er's  verkoufen  wollte;  aber  wann  er's  selbs  will  han 
zuo  f.  old  zuo  metzgen,  .so  mag  einer  wol  koufen.' 
1530,  Aa  Wst.  ,Bona  natio  (in  pecoribus):  grosse 
Zucht  oder  ein  guoter  f.'  Fris.;  Mal.  ,Die  bruet, 
zucht,  f.:  proles,  soboles,  pullities.'  Redinger  1G6'2. 
.Diejenige  Kälber,  welche  zum  Erzeuhen  oder  zum 
F.  bestimmt  sind.'  XVIU.,  Gemeindst.  Auch  eti  F. 
Henne",  ein  Volk  Hühner  Ap.  Von  Fischen:  ,Das 
Kräh  soll  in  dem  See  zu  Erhaltung  des  Laichs  und 
F-s  unbetrübt  und  ruhig  gelassen  werden.'  1710,  Z 
Fischerordn.  Die  Brut  von  Bienen.  , War  aber  sach. 
dass  einer  einen  imben  verkoufte  zc  f.'  Offn.  AAWürenl. 
,Eine  bine,  welche  einen  schwärm  ausstosset,  d.  i. 
einen  f.,  zucht  oder  junge  von  binen.'  DTomann  1708; 
s.  auch  F.-Stock.  Von  gemeinen  Insekten,  Unge- 
ziefer: ,Pecus,  fliegen  [usw.],  fasel,  ungsüber.'  Fris. 

—  2.  übertr.,  von  Menschen.  ,Progenies,  Geschlecht. 
Zucht,  F.,  Kinder,  Stamm.'  Denzl.  1716;  doch  meist 
mehr  od.  weniger  verächtlich:  a)  Kinder;  junge  Leute, 
allg.  En  F.  China,  Haufe  kleiner  Kinder  Bs;  Gl; 
(iu;  G.  Diin.  PI.  .Ganze  Fäseli  halbnackter,  hülfloser 
Kinder.-  1788,  UBkägr.  Gelegentlich  von  einem  Kind: 
,S'('  [die  Vagantin]  het  F.  hei'"  'brächt  Z.  Schaar  junger 
übermütiger  Bursche  B  (Zyro).  JuwjC,  lehir/e''  F., 
Haufe  junger,   lebhafter,   mutwilliger  Leute  Aa;  BM. 

—  b)  Menge  Leute  überh.,  Gewirr  von  Menschen 
BThun ;  Gl.  Züri"'',  Bern  und  Basel  (ßnd  e  Tii;)i)ersch 
[Teufels]  e  F.,  eine  grosse  Einwohnerzahl  GA.,  früher 
aber:  ,Z..  B.  und  Bs.,  das  ist  des  Teufels  F.  [Brut]', 
mit  Bezug  auf  die  Reformation.  —  c)  schlechtes, 
gemeines  Volk,  Gesindel,  Pöbel  (auch  vornehmer) 
Ap;  BRi.;  G;  Sch;  Ndw.  Syn.  Fasel-Biistig,  -War. 
Vo"  Bern  smid  d'  Truppa"  scho"  marschiert,  vom  Aar- 
f/au  und  ro"  Basel  sönd  s'  ojf-em  Weg,  nüd  für  vexiert 
[nicht  zum  Spass],  die  uerid  s'  [werden  sie,  die  auf- 
ständischen Landlcute  am  Zürichsee]  ne",  das  F.  1804. 
Ap  Soldatenlied.  Vgl.  noch  die  Compp.  IJn-,  Gemein-, 
Beitel-,    Bfaff'cn-F.     .Des    Teufels    F.'    nennt    Eckst.' 


(15'26)  Mönche  und  Nonnen.  .[Der  Prädikant]  hat  vil 
erlitten  vom  f.  z'  Costenz.  bischof  und  tuomherren.' 
1530,  Strickl.  .Der  aufrührerische  böse  f.  des  wider- 
toufs.'  1531,  Egli,  Wiedert.  .[Eine  Rotte  von  Zechern] 
band  oucb  niätzen,  unnütz  fasels  vil.'  Salat  1537. 
,Und  müessend  aber  die  grossen  göuch  vil  mit  grössern 
sorgen  den  schandlichen  f.  erziehen.'  BHull.  1540. 
.Alle  mächt  des  gottlosen  vassels  [der  Geistlichkeit].' 
Vad.  .Gepreng  des  pepstlichen  fasels.'  HBdll.  157'2. 
.Überlegne  [lästige]  unverschämte  Schuolmeister  und 
derglycher  fuler  F.'  1651,  Z  Mand.  ,Tät  nur  Ehr  sein 
allein  zu  Basel  [bei  StJakob  an  der  Birs],  so  wären 
wir  [die  am  Leben  gebliebenen  und  darum  verbanntun 
Eidgenossen]  ein  schlimmen  F.'  JCWeisseni«.  17u'2. 
,Dem  gottlosen  Heidengesind  oder  Ziginereu.  den  be- 
schwerlichen Landstreicheren  und  dergleichen  faulem 
F.'  17Ü-2/5.  Z  Mand.  —  d)  Geschlecht.  Der  ist  vo- 
mene  sühere  F.  nache  [abstammend]  U.  Vgl.  Wd/er-F. 
—  3.  junger  Nachwuchs  von  Pflanzen,  bes.  junger 
Wald  ZF.  (auch  Wisel),  Zoll.  En  schone,  ticke  F. 
De"  F.  stücke",  die  Äste  behauen  Z.  Die  tlberständer 
in  den  Winterhäuen.  die  zu  Grossholz  heranzuwachsen 
bestimmt  sind  TuTägerw.  .Den  wald  einzäunen  und 
in  huot  halten  vor  dem  vech,  damit  der  jung  f.  mög 
aufwachsen.'  1556,  Troll.  Junge  Schosse,  Frühjahrs- 
zweige an  den  Weinreben  Gr.  il/e"  miies  d'  Bebe" 
rso  schulde",  dns-me"  F.  überchunnd  Z.  ,Man  lasst 
da  nur  den  F.  stehen,  auf  welchen  man  das  nächste 
Jahr  schneiden  will,  und  was  Fruchtschosse  sind.' 
Chi;rer  Beitr.  179'2.  Wurzelfasern,  junge,  zarte 
Wurzeln  ApK. ;  ScnSt.  —  4.  übertr.,  von  Sachen: 
Menge  geringfügiger  Dinge,  unnützes  Zeug,  geringes 
Hausgerät  Aa;  Bs;  Gl  (St."");  G;  Soh;  Ndw.  — 
5.  Zuchttier.  ,Des  soll  ein  keller  allen  f.  haben, 
einen  hengst,  einen  pfarren  und  einen  ober.'  Offn. 
AAHelfersw.  —  6.  Geschlechtsn.  F. 

Mhd.  vtiid  Hl.:  männliches  Zuchttier,  u. ;  Nachkommen- 
schaft. Die  erstcre  Bed.  (in  welcher  iu  einer  Hdschr.  des 
(t  Stiftsarch.  einmal  .vaisel'  imd  .baisei'  vorkommen)  ist  bei 
uns  erloschen,  dafür  Fasd-Henijut,  -^tier  nsw.  Das  sächl. 
Geschlecht  (1  Mal  Schweizerb.  1833  aus  Ap)  konnte  sich 
einstellen  gemäss  dem  coli.  Begriff  des  W.  und  nach  Anal, 
der  Syn.  .Volk,  Gesindel'.  Ein  PI.  steckt  vielleicht  in  dem 
Namen  .Fäselalp'  ül.  wenn  er  eig.  eine  Alp  für  Schmalvieh 
oder  junges  Vieh  bed.  Die  Bed.  .Wurzelfasern'  (Ap)  ist 
allerdings  coUectiv  und  nicht  mit  Plur.-Korm  verbunden; 
auch  findet  sich:  .eine  tief  gefasslete  [.gewachsene',  nicht: 
.gefaserte']  Wurzel';  aber  daneben  die  Angabe:  juuge  zarte 
Wurzel  (Sulger).  so  dass  Vermischung  mit  FuMm  (s.  d.). 
Faser,  nahe  liegt,  zumal  da  I'asc!  unzweifelhaft  geradezu  in 
diesem  Sinn  vorkommt  (Gr..  WB.  3.  l:J37,  '2),  und  auch  in 
den  Bildungen  fniUij,  (Scfmd,  faden  beide  Stämme  und  Bedd. 
zstreffen.  Übrigens  ist  Faien  mit  Fand  ohne  Zweifel  ety- 
mologisch vwdt.  Eben  so  nahe  lag  von  einer  andern  Seite 
Vermischung  mit  phnaeolue  in  der  Angabe  Denzlers  (1677): 
;phaselus,  Fasel,  welsche  Bohnen.' 

Un-:  Unwesen,  schlechtes  Leben  oder  Volk.  .Da 
man  mit  dem  zehenden  fule  unnütze  menschen,  item 
trunkenheit,  fressery,  gurrenlöutschen  und  derlei  un- 
fasels  neert  und  erzücht.'  HBcll.  1531,  wo  ,g.-l.'  entw. 
persönlich  (faulenzende  Dirnen  oder  Gesellen,  die  mit 
Dirnen  sich  herumtreiben)  oder  als  Infin.  gedeutet  wer- 
den kann.  .Exhaurire  sentinam  furum  ex  urbe:  allen 
Unrat,  unfassel  der  schelmen  und  buoben  zur  statt 
auswerfen.'  Fris.;  Mal.  —  Fisch-:  Fischbrut.  Die 
Fischer  am  Rhein  haben  durch  Gebrauch  enger  Netze 
.auch    den    F.    verilerbliclieii    [auf   schädliche    Weise] 


1057 


Fas,  fe.s,  tis,  fos,  fus 


1058 


aufgefangen.'  1052,  Fischerordn.  Zurz.  —  „G'inein-: 
herumstreifende  Menschen  aus  dem  Pöbel  Ap;  Gl: 
L;  GKh.'-  St." —  Bettel-:  Bettelvolk.  .Krankheiten, 
mit  denen  der  b.  oftmalen  behaftet  ist.'  SHocnii.  1.^91. 
—  Pfaffen-:  Pfaffenbrut.  ,Von  dem  adel  und  pf.' 
Vad.  Auch  bei  HBull.  —  „Wiber-:  Weibervolk 
Ndw."   (Dial.) 

G'fasel:    Geschwätz  UwE. 

Fas  eil  f.:  einfältiges  Geschwätz,  Hirngespinnsl 
TnTäg. 

fasle»  I:  1.  sich  fortpflanzen,  vermehren  Bt 
(Spreng);  Z.  a)  von  Tieren:  {fäsle,  fasele  Gl)  Jungt 
werfen  GF.,  (Ferkel)  werfen  Gl.  Von  Menschen  auch: 
fett  werden.  Ineichen.  Wol,  lool,  de  faslist  ividcr! 
freudige  Begrüssung  und  Beglückwünschung  eines  Re- 
convalescenten  Z.  Von  Geflügel  wohl  nur  in  dem 
scherzhaften  Kettenspruch:  Mini  Henne  faslet.  Wa^ 
faslet  si?  Zwe'  Güggel  und  es  Hue'  usv!.  Eefl. :  ,Sobo- 
lescere,  sich  fasslen  und  meeren.'  Fris.  ;  Mal.  Von 
männlichen  Zuchttieren:  bespringen,  befruchten.  Vgl. 
Fasler  1.  ..Jährlich  zwen  Stier  zue  den  Küehen  in 
die  Alp  tryben,  damit  das  Vieh  gefasslet  werde.'  1405, 
Zellw.,  Urk.  ,Zuolassen,  lassen  f.,  admittere  marem 
fceminse,  aut  mari  fceminam  admovere  ad  initum.'  Fris. 
.Springen,  reiten,  f.,  als  wenn  der  springhengst  aul 
die  stuoten  springt,  salire  dicuntur  animalia  bruta.' 
Fris.;  Mal.  —  b)  von  Pflanzen:  neue  Wurzeln. 
Fasern  treiben,  keimen  ScHSchl.  .Eine  tief  gefassletc 
Wurzel.'  JKHoFMSTR  1744.  Von  Kartoffeln:  Frucht- 
knoten (gleichsam  Junge)  anzusetzen  beginnen,  wach- 
sen Z.  Refl.,  Fruchtknospen  für  das  nächste  Jahr 
bilden.  Im  Augste  fasled-si'''  d'  Bäum  ZW.  Trans.: 
die  fruchtbaren  Schösslinge  an  den  Weinreben  nach- 
ziehen, die  unfruchtbaren  ausbrechen  Z.  Syn.  brechen: 
verswicken.  —  c)  von  Sachen.  Gütern:  gedeihen. 
U'recht  Guet  (da^J  faslet  nid.  Spreng;  Ineich.  Chirche- 
guet  f.  n.  Siilger.  ,Kein  guot  ist.  das  mehr  fasle,  kein 
gelt  ist,  das  mehr  werke,  als  was  gelegt  wird  in  den 
Gottskasten.'  FWyss,  Pass.  1650.  .Unrecht  Gut  das 
faselt  nicht:  de  male  quasitis  non  gaudet  tertius 
hieres.'  Svlloge  1076;  Denzl.  1677;  1716.  .Unrecht 
gut  fasslet  und  gedeiet  nicht,  ungrecht  gut  hat  zwei 
dieben.'  AKlinol..  Gn.  1688.  ,Euer  gestolen  gut  wird 
nicht  f.  noch  an  den  dritten  erben  kommen.  Euer  gut 
wird  gewiss  zwei  dieben  haben,  den  vatter,  der  es 
zusammen  gestolen,  und  den  söhn  oder  tochtermann, 
oder  einen  ungerechten  Vormund  der  kinderen.  der 
es  wider  hinweg  stilt;  wie  gewunnen,  also  zerrunnen.' 
ebd.  —  '2.  ungereimtes  Zeug  schwatzen  UwE.;  plau- 
dern, scherzen  G.  Chumm-mer  nüd  gu^ 'iixl]  f.!  niacli 
mir  nicht  blauen  Dunst  vor  GF.  Viel  Getriebe  und 
Lärm  machen;  gedankenlos  handeln  B  (Zyro).  — 
3.  straucheln  B.  —  4.  „umher  streifen."  —  an-: 
Wurzeln  bekommen    oder  treiben,   anwachsen    ScnSt. 

Spät  und  seltcu  nihJ.  fanlen.  gedeihen.  Beii.  1  a  und  b 
entsprechen  denen  des  Subst.  1  und  2;  bei  I  b  crscheinl 
die  dort  in  der  Anni.  besprochene  Berührniifr  mit  Fa»rl  = 
Faser.  Bed.  '2  beruht  auf  dem  Bejrriff  iip[ii^eii.  überflüssigen 
Herviirbriugens;  3  wahrsch.  auf  1  b  wie  ..stniuchehi'  von 
.Straurh'  gebildet;  also:  auf  eine  Wurzel  stossen;  4  viell. 
wieder  auf  1  b.  indem  üppige  Schosse  sieh  weit  verbreiten, 
gleichsam   hin   und  her  schweifen. 

Fasler:  1.  männl.  Zuchttier,  Eber  GWe.  .Fassler 
oder  zuchtstiere.'  1569,  Arch.  GAltst.  —  2.  Ferkel- 
hüter GWe.  —  3.  Schwätzer  GF.;    Possenreisser  .\\\ 

Schweiz.  Idiotikon.  I.  7. 


gefaslet:  reich  an  Nachkommenschaft  (Fasel  3). 
E  (ffasleti  Sü,  eine  Sau,  die  oft  und  viele  Junge 
wirft  ScHW.  Auch  etw.  roh:  e  g'fasleti  Familie  ZKn. 
Me'  viuess-si'''  nid  verwundere",  das  si  wider  6S  Chind 
hed,  .yi  ist  gar  us-ere  g'faslete  (oder  Fasel-)  Familli, 
aus  einer  durch  gar  grosse  Fruchtbarkeit  sich  aus- 
zeichnenden ScHW.     Vgl.  fällig. 

Fasli  m. :  1.  schlechter,  oberflächlicher  Arbeiter 
Aa  oEnd.  —  '2.  Mensch  mit  verwirrtem  Kopf,  der 
allerlei  durch  einander  vorbringt  B  (Zyro);  unruhiger 
Bursche,  der  hastig  spricht  und  handelt  G.  Syn.  Gabli, 
Schwafrjhli.   —   Zu  faslen  2. 

faslig  1  „faselig" :  fruchtbar,  zunächst  vom  Mutter- 
schwein Gl;  Schw;  Uw;  U;  in  Gl  auch  von  frucht- 
barer Ehe.  e  fasligi  Art,  eine  kinderreiche  Familie; 
an  den  anderen  Orten  nur  in  grobem  Scherze  auf 
Frauen  angewendet.  Si  ist  nu'  grat  [gerade]  e  fas- 
legi  U.  Von  einem  Mädchen:  .ein  ländlichfasliges  M.' 
Feierabend  1858,  wahrsch.  =  von  ländlicher  Art. 

Mhd./e»i7,  fmdlg  (dies  schon  bei  Notker).  fruchtbar.    Der 
Umlaut  aus  einer  Grundform  jimilii)  neben  faml  (vgl.  .edel 
adel')  oder  von  einem  starken  Vb.  fnaan. 

fäs(e)le"  I  s.  faslen  I. 

„Fase""  II,  Fäi'e  Gr  m.:  „Faden,  Nicht  einen 
trockenen  F.  an  sich  haben."  Vgl.  fasen-nackt.  Faser 
von  Lein,  Charpie  Gr.  Franse:  ,Das  Fähnlein  des 
Ratstrompeters  in  Basel  1388  bestand  aus  Seiden, 
Vasen,  Schnüren  und  Zotten,'  Bs  XIV.  ,Zwei  sydin 
fasen,  hörent  an  die  altartöcher.'  XV.,  Z  Anz.  ,Es 
ist  ain  fändli  g'syn  und  habend  die  von  Abbencell 
die  sydinen  fasen  zuo  Costanz  machen  lassen.'  Kessl. 
,Fäslein,  zäserlein:  fibra,  capillamentuin.'  Reding.  166'2. 

Mhd.  vnae  m.  u.  f..  Faser.  Franse,  Saum.  Nahe  vwdt 
mit  .Faden',  alt.   Fadem;  vgl.  Fcvinu:'^.     S.  auch  Fä-id. 

fäse"  I  Gl  (Schuler),  -i'-  Gr  :  faserig  werden, 
ausfasern.     Syn.  faslen  II. 

fäsen  II:  1.  zusammenlesen,  -raffen,  -suchen,  eilig, 
um  Nichts  zu  verlieren,  dagegen  ohne  strenge  Ach- 
tung fremden  Eigenturas,  also  auch:  an  sich  bringen, 
reissen,  entwenden;  z.B.:  Er  hed  Alls  g'faset  und 
ist  fort  mit  Gl.  —  2.  gefangen  nehmen,  verhaften 
GA.  —  3.  das  Vieh  (auf  der  Alp)  zusammen  und 
heim  zur  Melkstätte  oder  zum  Schutze  gegen  Hitze 
und  Unwetter  zu  den  Schirmdächern  und  Ställen 
treiben  GRUVatz;  GO.,  Wa.     Vgl.  Fisler. 

Bed.  1  scheint  spec.  Gl  eigen,  hingt  aber  mit  2  und  3 
offenbar  zusammen.  Die  ebenf.  auf  61  bezügliche  Angabe 
,in  ein  Gefäss  einsammeln'  (St,'')  scheint  nur  eine  einzelne 
Anwendung  der  Grundbcd.  hervorzuheben.  Wenn  das  ahd. 
fimon,  quairerc,  investigare,  sich  in  unserni  W.  erhalten  hat, 
so  mUssto  der  Voc.  verlängert  worden  sein,  wahrsch.  mit 
Anlehnung  au  fahen,  Jan,  fangen,  wie  in  dem  nhd..  bes. 
nnserra  , fasen'  2  nahe  kommenden  .fahnden' aus  ahd, /iiidiM, 
(zu  finden)  suchen;  auch  die  Bed,  hätte  sich  in  beiden  Fällen 
ähnlich  modifioicrt.  Doch  konnte  /Vi«cii  auch  direkt  als  In- 
tensivbildung  i'/ahinen)  von  fahen  abgeleitet  werden,  nur 
mit  mangelndem   Umlaut, 

Faser  m,:  der  junge  Bursche,  der  auf  der  Alji  das 
Vieh  zusammen  zu  treiben  hat  GMels.  Sa.    Syn.  Fisler. 
fäsig:    rapax  (?)  Gl. 

fassen:  1.  anfassen,  ergreifen,  packen.  Vgl,  Fass- 
daltle.  Me"  fasnet  de'  Stier  bi  de'  Horue'.  de"  Ma" 
bi  de'  Worte'  und  d'  Frau  bim  Hock.  Inkuhen.  Bari 
|Hundonamc|,  fass!  oder:  y>'.,  iiiiiim!  (uirrii,    Zsfassen, 


1059 


Pas,  fes,  fis,  fos,  fus 


1060 


-packen;  lieiii)  Keltern:  das  auf  den  Seiten  des  Trott- 
bettes  frei  liegende  Obst  sammeln  und  in  die  Mitte 
aufschütten;  eben  so  die  unter  den  Pressbrettern 
hervor  guckenden  Trauben,  nachdem  man  sie  abge- 
schrotet hat  Ap.  Gefangen  nehmen  B  (Zyro);  sonst 
ab- f.  Dn'n  f.,  Einen  beim  Worte  nehmen  Ap;  auch 
zum  Behuf  der  Anklage  vor  Gericht  Ap;  Z:  i"''  han-a 
[ihn]  nüd  cliönna"  f.  In  Eecht  f.,  rechtlich  be- 
langen; vgl.  ver-f.  .Compotit  in  cum  actio,  man  mag 
ihn  in  recht  f.  oder:  es  begibt  sich  ein  klag  wider 
ihn.'  Fris.  ,Dass  mich  genannter  N.  in  Recht  gefasst 
hat.'  S  Wochenbl.  184G.  In  die  Feder  f.,  beschrei- 
ben; vgl.  ver-f.  ,Wann  man  den  Zürichsee  in  die 
Federen  fassete.'  JEEsi'her  1092.  Absolut:  Boden  ge- 
wiunen.  ,So  der  gegenteil  mit  der  zyt  gnuegsani  gfasset, 
habend  sich  alle  [von  unserer  Partei]  eines  allgemeinen 
bluetbads  zue  versechen.'  JJBreit.  16'29.  —  2.  in  sich 
fassen,  aufnehmen,  empfangen.  G' fasset  ha",  schwan- 
ger sein  Ap ;  Syn.  üf-nen.  ,Den  Atem  fast  nicht  mehr 
f.  können  vor  Schmerzen.'  alt.  Arzneibuch.  .Daselbst 
[bei  Lyon]  fasset  er  [der  Fluss  Koddan]  ein  ander 
Wasser,  die  Sona  genannt.'  ECys.  Geistig  erfassen, 
erlernen  (vgl.  frz.  apprenAre).  ,Das  Französisch  hat 
er  in  Frankrych  gefasset.'  RCvs. ;  vgl.  ,die  französische 
Sprach  in  Parys  ergriffen.'  ebd.  Sich  Etw.  vornehmen: 
,Ein  selbs  gefasster  kyb  [Trotz,  im  Gegs.  zu  wahrer 
christl.  Geduld].'  Gualth.  1.553.  —  3.  messen,  a)  ein 
Mass  enthalten.  Sis  Mass  f.  Nnw.  —  b)  in  ein  Mass 
fassen,  füllen.  „Wein,  Früchte  messen  VOrte;  S;  W." 
Ghorn  f.,  in  Säcke  messen,  füllen  Bs;  L;  Z.  Z'  Muli 
f.,  (ietroide  zur  Abholung  in  die  Mühle  BE.  .16  herren- 
nial  [dem]  N.  N.,  myner  lierren  kornmesser,  und  die.  so 
im  Imlfend  das  guet  f.'  1537,  Amtsrechn.  ZGrün.  ,We- 
licher  [unter  den  Zinspflichtigen]  der  ist,  der  under 
6  becher  [Schmalz]  bringt,  dem  soll  man  syn  geschier 
Avider  geben;  welicher  aber  ob  6  becher  bringt,  der  soll 
das  gefasset  bringen;  dasselb  geschier  soll  man  bezalen 
und  nit  wider  geben.'  SohwE.  Hofr.  Wein  f.,  in  ein 
Fass  tun  AaZ.  ,Niemands  soll  keinerlei  wyns  an  reben, 
vor  und  eemalen  er  gewümmet  [gelesen]  und  gefasset 
worden,  ald  sonst  uf  fürkouf  uf  den  ligerlingen  [Fass- 
lagern] koufen.'  1568,  Z  Mand.  ,An  dem  F.  des  Weins 
ist  viel  gelegen.'  Eha«.  1639.  Ein  bestimmtes  Mass 
von  Etwas  in  Empfang  nehmen.  So  von  Soldaten: 
Mundvorrat  oder  Pferdefutter,  Munition,  Sold  für  be- 
stimmte Zeit  (Kation)  beziehen;  auch  absol.  allg.  An 
einer  obrigkeitlichen  Stelle,  öffentlichen  Kasse  udgl. 
Geld  erheben.  Zvro.  —  c)  De»  Bank  f.,  beim  Lenken 
eines  Wagens  die  Biegung  des  Weges  richtig  abmessen 
ThHw.  , Einen  Streich  f.',  zielen,  ausholen  (eig.  ab- 
messen). N.  N.  wird  beschuldigt,  mit  einem  Schlacht- 
schwert nach  dem  Landammann  ,ein  vollkommnen 
streich  gefasset'  zu  haben.  1610,  Absch.  —  4.  ein- 
fassen, z.  B.  etw.  Gemaltes  mit  andersfarbigen  oder 
Goldlinien  Z;  Bilder  mit  Rahmen  und  Glas  versehen; 
Statuen,  Altäre  mit  Farben  und  Gold  verzieren  Vw; 
vgl.  Fassmaler;  „eine  Wand  übertünchen  VOrte." 
Beli  [Korallen  udgl.]  f.,  zu  Rosenkränzen  verwenden 
UwE.  Ein  Bett  f.,  Decken  und  Kissen  frisch  mit 
Federn  spicken,  ebd.,  dag.  in  Z:  das  .Gefäss'  für  die 
Bettfedern  erneuern,  wenn  das  alte  durchlassend  ge- 
worden ist;  Tgl.  In-f.  Geschirr  f.  (auch  als  Zss.). 
für  den  Weber  zwischen  Stäbchen  die  Fäden  spannen, 
zwisclien  denen  er  dann  den  Zettel  .einzieht';  s.  Geschirr; 
Fass- Nadle,    -Stange.     Mit    Kleiihing    versehen: 


,Der  Mann  soll  sein  Weib  f.  und  fueren,  das  i.st 
.Stands-  und  verraögensgeniäss  kleiden  und  ernähren.' 
1769,  ScHwKüsn.  LB.;  s.  fueren  Sp.  974.  Beim  Glätten 
die  glühenden  Steine  in  die  Eisen  schieben  B.  Binden, 
mit  einem  Band  versehen  „B;  VOrte;  S;"  z.B.  eine 
Bürde  Holz  oder  Heu  W.  —  5.  (refl.)  wieder  fetter, 
stärker,  gesunder  werden;  bes.  auch:  wieder  Haare 
bekommen  Ndw.  Daher:  g'fasst,  dicht,  z.  B.  von  Gras- 
wuchs U;  „vom  Balg  eines  Fuchses,  wenn  die  Haare 
desselben  ausgewachsen  sind  und  ihre  vollkommene 
Schönheit  haben;  in  weiterem  S.  auch  von  andern 
Tieren,  die  wohl  bei  Leibe,  von  gehöriger  Grösse  und 
Fettigkeit  sind  BO.;  L."  —  6.  in  der  ä.  Spr.  , ge- 
fasset': a)  absol.,  in  der  nötigen  ,Verfassung-,  Be- 
schaffenheit oder  Lage  zu  einer  Verrichtung;  vgl. 
rer-f.  ,Er  .saeh,  dass  die  Israeler  übel  g.  und  gar 
und  ganz  erschrocken  warend.'  LLav.  1569;  dafür 
1670:  .schlechtlich  bewaffnet'.  ,Sam  [als  ob]  sie  ihrer 
Glaubensgenossen  sich  dapfer  zu  beladen  eintweder 
nicht  gewillet.   oder   nicht  g.   seien.'    1618,  Mise.  T. 

—  b)  .gefasset  mit'  =  versehen.  .Sollten  wir  vor 
guet  nemen,  er  wäre  jetz  nit  wol  g.  mit  gelt.'  1521, 
Strickl.  .Dozuemal  waren  die  Eidgnossen  mit  kriegs- 
rüstung  nit  dermässen  g..  wie  sy  auf  den  heutigen 
tag  sind.'  Sisil.  1576.  .Frylich.  so  etwann  ein  pfarrer 
gf.  [ist]  mit  einem  natürlichen  trunk  und  desselben 
teilt  mit  kindbetteren.  kranknen.  betagten  und  ehr- 
lichen lüt.  auch  um  ein  billiches  [geziemendes]  geld, 
wo  ist  dasselbe  noch  iemandem  verarget  worden '?  ■ 
JJBreit.  1626.     .Sich  g.  machen  auf  Etw.',   wie  nhd. 

Mhd.  vuzzen,  fassen,  erfassen,  einfassen,  zsfassen;  packen, 
laden:  überziehen  (mit  Gold.  Farbe);  kleiden,  schmücken. 
Das  Vf.  ist  nicht  vom  Subst.  .Fass'  abgeleitet,  ausgcuommen 
viell.  in  der  Yorbiudung  .Wein  f.',  in  eia  Fass  tun;  vgl. 
Fassi'ij.  Diu  Bed.  ,eine  Wand  übertünchen'  ist  viell.  von 
l'rz.  face,  Vorderseite,  abgel.  oder  wenigstens  an  dieses  W. 
augelehnt;  vgi.  F(i*i<m,  /asenia-en.  Bei  ,gefasst'  von  Haar- 
wuchs konnte  man  au  Assimilatioa  aus  .gofaehsct',  von  mhd. 
ftihs,  Haar,  denken,  welches  aber  nur  vom  menschlichen 
Haupthaar  gubraucht  wird;  uud  auch  an  nhd.  .sich  fassen', 
sich  erholen,  zur  Besinnung  kommen,  ist  nicht  zu  denken, 
obwohl  etwa  nach  Krankheiten  auch  verlorner  Haarwuchs 
sich  wieder  einstellt;  w.ahrscheinlicher  liegt  also  die  verbale 
Bed.  4  zu  Grunde,  da  die  Haare  die  natürliche  Einfassung 
und  Bekleidung,  z.  T.  auch  Zierde  des  tierischen  Körpers 
sind.  , Gefasst'  in  Bed.  0  berulit  auf  der  ebenfalls  in  4  cut- 
haltenen  Bed.  .versehen  mit  Etw.'  Die  Stelle  des  Wthurer 
.StB. :  .Sind  beid  teil  widrum  vor  uns  gefasset  erschinnen' 
bezieht  sich  wabrsch.  auf  die  zu  Auftreten  vor  Gericht 
nötige  Ausrüstung  mit  Beweisstücken  oder  entschlossene  Ge- 
mütsverfassung. 

ab-fassen:  1.  verhaften,  gefangen  nehmen  Ap;  Z, 
auch  von  Sachen :  in  Beschlag  nehmen.   Syn.  päcklen. 

—  2.  =  fassen.  .Einen  Ratschluss  a.'  Hess  1818.  .So 
können  wir  keine  Hoffnung  der  Seligkeit  a.  von  denen 
[für  die],  die  an  der  Gnad  verzweifeln.'  AKlinol.  1691. 

—  ver-ab-:  abfassen,  verfassen  (ein  Schriftstück) 
BStdt.  -  u  f- :  empfinden,  in  übelm  S.  Er  fasset 
Alles  g'rad  eso  uf,  von  der  schlimmen  Seite,  als  Ver- 
letzung ZF.  —  an-  (das  Eecht):  das  gerichtliche  Ver- 
fahren anheben.  .Wann  ein  Amniann  zuo  Gricht  ge- 
sitzt und  das  Recht  angefasset  wird.'  16(i5,  LB.  Schw(t. 

—  in-:  1.  einfassen.  z.B.  Edelsteine;  ein  Bild  in 
Rahmen  (Syn.  hinder  Kam  und  Glas  tuen);  (Bücher) 
einbinden  B;  VOrte  ;  S;  W.  —  2.  einfüllen  (resp.  au.s- 
füUen);  Korn.  Mehl  (in  Säcke)  Gr.  (Einen  Strohsack) 
mit  Stroh  ausstopfen  W. 


10(51 


Fas,  fcs,  fis,  ibs,  fus 


1062 


ver-:  1.  a)  rerfasst,  vorbereitet,  „z.B.  für  einen 
Vortrag  VOrte;"  ausgerüstet,  bereit,  im  Staiule  Ktw. 
vorzuneliraeu  oder  zu  leisten,  mit  oder  ohne  Angabe 
des  betr.  Gegenstandes.  Vgl.  fansc»  (i.  ,Wissent  wir 
jetz  kein  antwort  zuo  schicken,  denn  wir  nit  verfasset 
sind  mit  unseren  amptlüten.'  15'23.  iStriokl.  .Sobald 
ein  oder  mehrere  Orte  [unsere  Meinung]  begehren, 
sei  man  v.,  sie  beförderlich  abzugeben.-  ir)24,  Ausch. 
,Die  unseren  sind  gerüst  und  v.,  unsern  fygend  an- 
zuogr3'fen.'  1531,  Strickl.  ,Dass  nocl)  immer  knechte 
geworben  werden,  die  1 — 4  gülden  erhalten,  je  nach- 
dem sie  V.  seien.'  1531,  ebd.  ,Do  hatt  sich  der  Nach- 
richter erklagt,  er  syge  iezmal  nit  v.,  das  er  in  künd 
dis  tags  richten.'  1559,  Wthur.  Neujahrsbl.  ,r)as  ich 
darauf  rechnen  und  mich  v.  machen  konnte.'  UBrägo. 
1787.  .Kann  mich  also  riterieren  [zurückziehen]  oder 
mich  V.  machen.'  ebd.  Einmal  refl.  mit  Gen.  d.  S. : 
sich  zu  Etw.  bereit,  darauf  gefasst  machen,  .üarumb 
wir  jetzmal  uns  keiner  antwurt  vcrfasst  band.'  1524. 
Absch.  —  b)  versehen  mit.  ,Mit  geschütz,  munition 
verfasst.'  1531,  Strickl.  ,Den  iren  zuo  trost  hinüber 
uf  die  anstöss  [Grenzen]  geschickt,  bis  sy  sich  mit  ir 
panner  verfassen  möchten.'  ebd.  ,Doch  solltu  nützit 
anfahen,  unz  du  mit  gemelten  hufen  versehen  und 
verfasset  bist.'  ebd.  ,l)ermässen  mit  wer  und  watfen 
verfasst,  dass  si  ze  retten  undernommen  bettend.'  Vad. 
,Die  in  mit  guotem  wyn  verfasstend.'  ebd.  ,Wäre  er 
glych  mit  gelt  wol  verfasst  gsyn,  so  hette  er  nichts 
an  dem  ort  fanden  zuo  kaufen.'  LLav.  1584.  ,Die 
Zünfte  sind  mit  Geld  und  Behausungen  wohl  verfasst.' 
JJBreit.  (Mörik.)  ,A1s  die  Helveter  sich  mit  ihrer 
besten  Haab  verfasst  [ilire  beste  Habe  zsgenonimen].' 
WüRSTis.  1765.  ,Es  solle  ein  jeder  Pundsmann  mit 
gut  Under-  und  Überwehr  jedcrweilen  verfasset  sein, 
mit  sampt  wenigst  24  Schützen  Pulver  und  Blei.'  Gu 
Ges.  1827.  —  2.  in  Schrift  fassen,  aufzeichnen.  ,In 
die  federen  v.'  Bossh.-Goldschm.;  vgl.  fassen  1.  .Man 
soll  mit  den  [Kriegs]  knechten  luter  und  heiter  ab- 
rechnen, Sechen  und  v.,  was  jeder  verdient  und  was 
man  inen  noch  schuldig  sye.'  1590,  L  Vertrag.  ,Was  sie 
verschuldet,  in  gewüsse  rubriken  und  titul  verfasset.' 
AKlingl.,  G.  B.  —  3.  ,in  (zu)  Recht  v.',  rechtlich 
belangen;  vgl.  fassen  1.  ,0b  die  den  lüten  schuldig 
und  zuo  r.  verfasst  wärend.'  1520,  Bs  Rq.  ,Diewyl 
wir  umb  disen  handel  mit  üch  in  r.  verfasset  sind.' 
1525,  Absch.  ,Ex  sponso  agere,  agere  ex  stipulatu. 
einen  in  r.  v.  und  mit  eim  handien  von  wegen  eines 
gschwätzes  oder  einer  zuosag.'  Fris. ;  M.\L.  .Einen  in 
r.  V.,  formulam  alicui  intendere.'  Mal.  Von  einem 
friedlichen  Rechtsverhältniss.  ,Das  burgrecht,  so  [in 
dem]  die  beid  .stett  mit  einandern  verfasst  sind.'  1526, 
Abscu.  , Verfasst'  auch:  in  einem  Tun  begriifen,  in 
eine  Sache  verwickelt,  davon  betrolfen.  ,Die,  so  in 
discrn  niissglouben  und  handel  [Bauernkrieg  und  Nei- 
gung zur  Reformation]  verfasst  [sind].'  15'24,  Absch. 
Zu  einer  Strafe  verurteilt:  ,Um  2000  guldi  in  ain 
trostig  [Busse,  Bürgschaft]  verfasst.'  1537,  Zellw., 
Urk.  —  4.  verfangen,  nutzen,  helfen,  fruchten. 
,Söliche  üwer  argument  mögen  nüts  v.'  Zwinoli.  -- 
5.  auffassen,  aufnehmen.  , Welche  schmaclivvort,  so 
die  unsern  das  geredt  [hätten],  werend  [wären)  sy  im 
[der  sie  gercdet|  hoch  verfasset  [worden]',  d.  h.  sehr 
übel  genommen,  als  ein  schweres  Vergehen  ange- 
rechnet. 1524,  Absch.  —  ti.  in  begreifen.  Syn.  rec- 
(jrifen.    ,Das  Gesuch  des  Grafen,  ihn  in  die  Vereinung 


mit  Frankreich  mit  zu  v.'  1521,  Arscb.  ,ln  allen  Ge- 
scliäften,  bei  denen  sie  sitzen  und  raten,  sollen  .sie 
billig  eingeschlossen  sein;  reden  sie  dazu  nichts,  so 
werde  man  sie  [in  die  Beschlüsse]  nicht  v.'  1524, 
ebd.  .Wir  sammt  andern  eidgenossen,  so  in  disem 
handel  sonderlich  zuosammen  verfasst  [sind].'  ebd.  — 
Verfassi"g  f.:  1.  Bereitschaft.  I'''  hi"  nid  i'  der 
V.,  nicht  bereit  Aa;  Z.  Kampfbereitschaft,  Gegen- 
wehr. .Wider  sy  sich  in  Verfassung  stellen.'  1646, 
Wädenschw.  Handel.  —  2.  Staatsverfassung,  wie  nhd. 
Vgl.  V.-Für.  —  3.  Zustand  des  Gemütes  oder  des 
Äussern  eines  Menschen  Z. 

Mhd.  va-Dazain,  aufuelimen;  rcli.  uiit  Gen.  S.  sich  auf 
Etwas  einlassen.    ■ 

vor-:  an  den  untern,  nach-:  an  den  obern  Teil 
des  .Flügels'  am  .Geschirrfassstuel'  einfache  Schlaufen 
anlegen  Z. 

ge schirr-   s.  fassen  4. 

Fasser:  Angestellte  an  den  Kaufliäusern  in  Sch 
und  Z,  welche  bes.  die  Kornsäcke  zu  wägen  oder 
messen  hatten.  ,Die  f.  sind  bestraft  umb  das  si 
schenkinen  von  den  kouflüten  annemen.'  1542,  Sch 
Batsprot.  ,Glarus  beklagt  sich  wegen  des  Messer- 
und Schleiker  [Schlepper]-Lohns,  welcher  seinen  An- 
gehörigen durch  die  F.  und  Sackträger  zu  Züricli 
abgefordert  wurde.'  1622,  Absch. 

Holz-:  Holzmesser  od.  -lader,  als  Zuname.  Hotz, 
Urk.  Ebd.  erscheint  als  Zuname  auch  einfach  N.  N. 
.der  Fasser'.  —  Kernen-  =  Fasser.  Es  waren  ihrer 
in  Z  sechs,  ,von  Rät  und  Burgeren'  erwählt.  ,lhre 
Pflicht  ist  auf  der  Stadt  Schüttenen  [Kornspeichern] 
den  Kernen  [das  Getreide]  zu  ratsamen,  denselben  in 
Treuen  aus-  und  einzumessen  [usw.].'  Memoh.  Tig. 
1742.  —  Geschirr-:  der  das  .Geschirrfassen'  für  die 
Weber  besorgt  Z.  —  Tafeli-:  Leute,  welche  die 
kleinen  Schiefertafeln  (des  Plattenberges)  in  Rahmen 
fassen  Gl. 

Fassete  f.:  ein  Milcligefäss  und  -mass.  Syn. 
Schi)]) f.  BildL:  Der  Her  git  jetz  e  scliöni  F.  Milch, 
der  Geistliche  gilt  viel,  steht  in  grossem  Lob  W. 

Fassi  f.  —  PL  Fasseni,  Dira.  FassH  BSi. :  1.  „Ein- 
band eines  Buches  B;  VOrte  j  S."  Syn.  Gefäss  1, 
Fassi'g.  —  2.  Fassung,  innerer  Überzug  der  Bett- 
federn aus  festem  Barchent  B;  „VOrte;"  S.  Syn. 
Gefäss  2.  Eine  neue  P.  wird  ,gelickt',  eine  alte  ,be- 
strichen'  B.  ,Sie  habe  die  Fassene  aufgetan,  um  sie 
waschen  zu  lassen.'  Gottu.  ,Ein  Baucrntöchtcrchen 
mit  17  Fassene".'  ebd.  —  .3.  Collectivbezeichnung  für 
Fässer  ApK.;  „Schsv;  Zu.''  Syn.  Fassi"g.  —  4.  „weisse 
Tünche,  Überzug  einer  Wand  VOrte."  Fai,'ade.  Vor- 
derseite eines  Hauses  BE.  (selten).  Sclicrzli.  übertr. 
auf  das  Antlitz:  Si  het  g'hichet,  dass-ere  [ihr]  die  gaiizi 
vnrderi  F.,  d's  Oberhüs  u  d's  Unterhüs  iife  luid  ahe 
(f  gange  sy",  wie  amene  liachstelzli  d's  Schwänzli.  Gotth. 
-    5.  fester  Griff  GuPr.    Syn.  Fass  m. 

Stald.  gibt  als  gleiclibod.  für  1  —  4  Faiisi'ij.  Bcd.  3 
schliesst  sich  näher  an  ,Kass'  n.  und  ftiKsen  in  der  entspr. 
lifii.  (in  Fässer  fassen).  Bed.  4  beruht  viell.  z.  T.  auf  Ver- 
iiiiscliuiig  mit  frz.  face,  Vorderseite. 

Bett-  =  Fassi  2  Aa  (auch  -Fnssig);  LG.;  S.  Syn. 
(ISett-)Heiti.    Über  die  li.  wird  die  Bettzieche  gezogen. 

Fassi"g  f.:  1.  Einfassung,  künstliche  Verfertig\ing 
von  Gegenständen  i.  S.  v.  fassen  4.  allg.  „Einband 
eines    Buches  =  Fassi   1."    —    2.   collect,    Gefiisse 


1063 


Pas,  fes,  fis,  fos,  fus 


1064 


Geschirre,  Behälter  Gl;  Gr;  L  (St.'');  meist  für 
Flüssigkeiten,  Wein,  Milch  U.  Fässer  für  Wein,  Most 
Ap;  Gl;  Gr;  L;  Uw ;  Syn.  yassi  S.  Fasslager  als 
Versteck:  Hagel!  We  heil  der  g'luegt  und  g'lust  dert 
hinder  der  F.  Schwz.  Erzähler  18b6.  Für  trockene 
Vorräte,  Säcke,  Körbe,  z.  B.  für  Kartoffeln  Ndw  (auch 
G'fassig).  —  3.  besonders  dichtes  Tuch  zur  Fassung 
von  Bettfedern  =  i^fl.sst .2  AaF.;  L;  Ndw  (auch  G'fassig). 
—  4.  Proviant,  den  z.  B.  Holzhauer  für  eine  Woche 
nütnelimen  Gr.  Zu  fassen  3.  —  Mhd.  mzzunge,  F.ass, 
Fässer;  Bekleidung,  Schmuck. 

Vasi  m. :  männl.  Taufn.,  Gevvasius  S. 
Pasian  =  Fasan. 

Fasle"  (PI.):  1.  die  zarten  Saugwurzelu  der  Pflan- 
zen, bes.  der  Bäume  TaTäg.  —  2.  Farrenkraut,  Alices 
Gl.    —    Vgl.   Fand  H  und   Auin.   dazu;  auch   Faxen. 

faslen  II:  sich  in  Fasern  auflösen,  von  Kleidern, 
deren  Nähte  aufgehen  Sc-hw;  UwE.  Vgl.  fäsleii  II 
und  foslen,  fotslen.  —  2.  Fasern  treiben,  keimen  Sch 
Schi.;  wahrsch.  =  faslen  IIb. 

ÜS-:  1.  ausklopfen,  schlagen  ZBauma.  —  2.  =  /(is- 
Icn  1  UwE. 

1  eig.  die  Fasern  des  Kleides  oder  faserähnlichen  Staub 
auf  demselben  ausklopfen?      Tgl.   (us-)fannen ;  /mm  I. 

faslig  11:    fadenbrüchig,  zerfasert  UwE. 

Fasme"  (PI.),  Dim.  Fäsemli:  1.  Faser  GrS.  — 
2.  Kräuter,  Gemüse?  y!g\. Fasmrs (Fast-Mues).  ,Con- 
tribuere  medicam  [die  Lüserne]  leguminibus,  under 
fassnien  oder  gemüess  zellen.'  Fkis. 

Tgl.  Anui.  zu  Fase".  Das  m  einer  Grundf.  'Famm  = 
Faden  (Fadem)  tritt  hier  deutlich  hervor;   vgl.  in-fäsmen. 

(üs-)fasmen:  ausfasern,  in  Fasern  zerfallen  oder 
zerreissen  (?)  GrS.  —  Vgl.  (ua-)/aslen  und  ßuhn. 

Wurm- Fasle  s.  Ameise. 

faslen  111 :  sammeln  GW.  —  Wahrsch.  zu  Fuh,!. 
Kleinvieh  ;   doch   vgl.  auch  fa^^en  II. 

Fasmes,    Fasniiss    s.  Fas-Mues.  Fasnet 

s.  Fas-Nacht. 

Pasöle  Aa  (Drh.),  Faschöle,  Fä-,  Fe-,  Fisole,  Fi- 
schöle Gr,  Faso  Fase  U:  Stangenbohne,  phaseolus 
vulg.  —  Zunächst  wohl  aus  it.  faymoli.  Vgl.  auch  Ftuleii; 
Fiael;   Pfaffiüle. 

Fasön  C")  Bs;  Z,  Faso  Ap;  Th,  Fasoij  Nnw,  Fasüu 
U  —  f.:  1.  Form,  Schnitt,  Faltenwurf,  von  Kleidungs- 
.stücken Ap;  Th;  U.  Os  dr  F.  cho",  die  (gute)  Form 
verlieren  Ap.  —  2.  Art,  Aussehen,  meist  in  günstigem 
Sinn;  Form,  Art  Bs;  Ndw;  Z;  vgl.  Art,  Gatti"g.  Das 
macht  aic*  [doch]  gar  kei  F.,  sieht  gar  zu  formlos 
oder  hässlich  aus  Bs.  il/e"  g'seht-ene"  W,  die  wüsse' 
sj'''  wo''"  ne  F.  z'  ge".  Breitenst.  Wenn  Eine''  under- 
nH"  [ihnen]  ist  vo"  seber  [jener]  Fassong  und  so  settit 
s'  ne  [sollten  sie  ihn]  ericürge".  —  Aus  frz.  faron. 

gefasönt:  geformt.  Dass  es  [ein  Buch]  e  chlei" 
g'fassönter  use"  cho"  ist.  Schild. 

fasonieren  fas^iiere:  eine  Form  geben  z.B.  cn 
Huet  f.  Th. 

fasoniert,  von  Geweben:  geblümt,  bunt  Bs.  Ggs. 
glatt.  —  Frz.  favunne,  mit  Figuren,  Zeichnungen  (dfoaiiis) 
gewoben. 

Fäs  s.  Fahens.         Fasten-Fäs  s.  -Fese. 

Ge-fäss,  Gfe'ss  Z  —  n.:  1.  „Einband  eines  Buches 
BO.;  LE."  —  2.  Einfassung  der  Bettfedern  SchwE.; 


s.  Bett-G.  —  3.  die  Genitalien  Ndw  (-^-).  —  4.  Heft, 
Griil"  eines  Werkzeuges.  ,Das  hafte,  griff,  gefäss:  ea- 
jinlus,  manubium.'  Redinger  1662.  —  5.  ein  Bestandteil 
des  Webergeschirres,  Litze.  Vgl.  geschirrfassen. 
.Das  gefess  oder  haarlaufen  hinder  dem  weberkamb, 
licium.'  Mal.  -  6.  ein  Teil  der  Hosen,  wohl  die  Aus- 
weitung für  die  Genitalien.  Vgl.  Bloder-G.  u.  Gefässi. 
,Ein  paar  hosen  mit  einem  ledrinen  gfäss.'  1585,  Lie- 
iiENAü  1881.  —  7.  Fussfossel  des  gezähmten  Raub- 
vogels. ,Soll  man  dem  gezamten  raubvogel  das  gefess, 
so  er  zum  raub  gebraucht  wird,  abuemmen.'  Vogelb. 
1557.  .Der  adler  facht  auch  den  habich  und  einen 
jeden  raubvogel,  so  er  sy  sieht  riemen  oder  ein  g. 
von  selbigen  an  den  füessen  tragen.'  ebd. 

Mhd.  iftrvaeze  scheint  nur  selten  und  im  Sinn  des  ulid. 
.Gefäss',  Behälter,  vorzukommen.  Die  Bedd.  und  so  weit 
^iie  sich  neben  der  Anlehnung  an  nhd.  Orthographie  kon- 
statieren lässt,  auch  die  Aussprache  (Ji,  i)  unsers  W.  deuteu 
nicht  auf  Ideutität  mit  dem  muhd.  Subst.,  sondern  auf  Abi. 
vun  ,Fass'  (Bed.  3  'i)  und  vornehmlich  vom  Vb.  , fassen'. 
Bed.  7  erinnert  an  die  bekannte  Stelle  des  sog.  Kürenberg, 
wo  von  dem  gezähmten  Falken  einer  Dame  gesagt  wird:  ,er 
t'uort  an  synem  fuoze  sydiue  riemen';  vgl.  übrigens  auch 
Feegel  und  altn.  fat,  sowohl   Gefäss  als  Fessel. 

Bett-g'fe'ss:  der  Überzug  von  Barchet,  in  welchen 
die  Bettfedern  gefasst  werden;  die  innerste  Umhüllung 
derselben  Z.  Syn.  Bettreiti.  —  Blöder-:  wohl  =  Ge- 
füss  6.  Vgl.  Pluderhosen.  ,1  lidrin  [ledernes]  bloder- 
gefess  mit  äschfarwem  taftet  gfuotrot.'  XV.?  L.  ,I)ie 
liosen  der  schuoler  sygend  glatt,  keine  bludergefess 
mit  secken  drin  und  uss  gmeinera  tuoch.'  1578,  Z 
Schulprot. 

Gefässi,  -rf-  Ndw,  -e'-  UwE.  —  n.:  Tragriemen 
an  einem  (Rücken-)  Korb,  einer  Traggabel,  einer  Bütte 
udgl.  Ndw.  Syn.  Fessel;  Gereisig,  Düssli'g;  vgl. 
Bretschel;  Träg-Band,  -Riemen;  Wid.  Auch  (wie  Ge- 
reisig) die  Bütte  selbst  UwE. 

Fasel  Fe'sel  (Dim.  Fteseli)  m.  =  Fase  II,  Faser. 
Faden  Gl.  ,Lemnisci.  fäsal  (fässal.  Mal.)  und  bendel 
an  den  kränzen.'  Fris.  ;  Mal. 

Ge-fäsel  n.:  fadenartiges  Wesen  oder  Aussehen. 
,Ein  gfäsel  gleich  wie  baumwollen  oder  flachs.'  Tiekb. 
1563. 

fäselen  s.  faslen. 

Fisell-Fäseli,  nur  in  den  Verbindgn:  1.  .Einem 
ein  F.  vormachen',  Etw.  weis  machen,  vorspiegeln  S. 

-  -  2.  ,nicht  lange  F.  [Federlesens,  Umstände]  machen'  S. 

fäsen:    Fäden   ausziehen   BSi.  (neben  fisren);   U. 

—  1"-:  einfädeln  ZStall.  —  Nädlen-Fäser:  Spottn. 
f.  Schneider,  ebd.  Ghunnd  en  lustige  Schmdersg'sell: 
,Jungi,  Hübschi,  wend-er  [wollt  Ihr]  mi'''?'  „Net", 
0  nei",  du  N.!"  Z. 

faseren:  (intr.)  fasern,  wie  ungesäumte  Stoffe 
tun  BSi.  Ge-fäsert:  mit  Fransen  versehen.  ,Ge- 
fässerte  Kragen  mögen  von  Standspersonen  vierfach, 
von  den  gemeinen  Leuten  aber  nur  zweifach  getragen 
werden.'  1671.  L.  —  ab-:  aus  einem  Stück  Tuch 
Fäden  ablösen  Z. 

ÜS-:  dass.  W  (axiehus-fäserlen);  Z.  —  Us-fäsere" 
f. :  die  einzelnen  aus  einem  Gewebe  ausgezupften  Fä- 
den oder  ein  Bündel  davon,  z.B.  Charpie  Z.  —  Us- 
fäserete"  f.:  1.  (auch  Ab-f.)  =  Usfäsere  Z.  —  2.  lose 
Fäden,  die  man  beim  Nähen  beseitigt  Z.  —  3.  die 
Tätigkeit  des  Ausfaserns  selbst  Z. 


1065 


Fas,  fäs,  fes,  üs,  t'os,  fus 


1066 


Fäseri  Fäsri  f.:   Faser  Gl. 

Fäsete»  f.:  Streit,  Zank,  lebhafter  Tadel  GMarb. 
yg\.  frUen,   zauken;   an  Kiuoni  ;«;./'> n;  unil    iilid.  .liailiTM' 
von  , Hader',  Lumpen. 

Fäsi  n.:  ausgezogener  Faden,  als  PI.  =  Charpie  U. 

Mäng-  M^,j<j-  und  it^tjk-  n. :  1.  der  Blättermagen 
des  Rindviehs  Gl  =  Manigfalt.  —  2.  was  sich  in 
zerfetztem  Zustand  befindet  Gl.  Die  Falten  des  Ma- 
gens mit  Fasern  verglichen. 

Päsle°  I  f.:    Franse  GA. 

(üs-)fäsle°  (-e'-  Gl,  -ss-1  U),  fasele n  fäsnJu 
W:  im  Allg.  =  faseren.  1.  Fäden  auszupfen,  an  einem 
Zeug  od.  Kleid  SchwE.;  Kdw;  W;  Charpie  machen  U. 

—  2.  Fasern  bekommen,  zu  Fasern  werden  Gl;  Ndw. 
G'fäslet:  zerrissen,  z.  B.  von  einem  Kock;  üs- 
g'fäslet,  ausgefranst  GA.  —  zer-:  zerfasern.  .Da 
inen  der  wein   die  zugadern    zerfässlet'    Tiehb.  1503. 

Fäsleten  (ss-?  U)  f.:  Ausgezupftes;  Charpie  Gl 
(auch   Üs-);  U.     Syn.  SMlsse. 
in-fäsmen:   einfädeln  Z. 
Fäsmete"  FiUmete  f.:    Charpie  Gr. 

Fäse"  f.:   Herde,  bes.  von  Ziegen  SchwW. 

Da  das  W.  nicht  Zsgehorigkeit  durch  Abstuminung  lie- 
zeichuet,  kann  es  nicht  mit  Fa>fd  vwdt  sein ;  vgl.  dagegen 
famn  Sp.    1058. 

Fäslen  II  (PI.)  =:  Fasole.  , (Gross)  faseln,  welsch 
bonen,  phaseolus  (phasioli).'  KdGessn.  1512.  .Faseolus, 
ein  gemüsgschlecht,  fässlen,  sinwell  und  klein,  oder 
wgltschbonen.'  Fris.  ;  Mal. 

Wie  Fasiih  aus  dem  lat.  W.,  aber  wie  es  scheint  an  die 
deutsche  "Wortfamilie  Fäticl  usw.  angelehnt  wegen  der  Laut- 
ähnlichkeit und  der  Fäden  der  Schoten;  vgl.  auch  Ftse".  Nbf. 
Fiah"    (s.    Finel   1). 

fässlen.  ,Fesslen,  hin  und  wider  fesslen,  bewegen, 
treiben,  agitare.'  Mal. 

Wenn  unser  Stichwort  richtig  angesetzt  ist,  so  mag  es 
von  ,Fass'  abgeleitet  sein  und  urspr.  bedeuten:  kleine  Ge- 
fässe  oder  Fässchen  hin  und  her  bewegen. 

nachhin-.  De"  Hüsröt  nachef.,  damit  herum- 
ziehn  ScinvMa. 

Fans  BRi.;  ZBauma.  Wettschw.,  Fauz  ZVVl.  —  m. 

—  Nur  in  den  Verbindungen:  Ei''m  de'  F.  reisen 
[richten,  zubereiten],  den  Meister  zeigen  BRi.,  und: 
Ei'm  de'  F.  brenne",  Böses  nachreden  ZBauma;  als 
scherzhafte  Drohung  ZWl.:  Ich  will  dir  sclw  de'  F. 
hr.!    M'r  wend-em  denn  de' F.  scho'  br.  Z  Wettschw. 

Der  Sinn  der  RA.  ist  iu  beiden  Formen  deutlich:  Einem 
einen  Schaden,  eine  Strafe  aatun.  Die  urspr.  concreto  Vor- 
stellung aber  ist  nicht  mit  Sicherheit  zu  erraten.  Da  der 
Stamm  /«»«  in  der  ganzen  folgenden  Wortgruppe  den  Grund- 
begriff , streichen,  streifen'  zu  entlialten  scheint,  so  kiinnte 
Faun  urspr.  etwa  .Strich,  Streifen,  Striemen'  bedeutet  haben, 
und  es  wäre  in  der  Verbindung  mit  , brennen'  viell.  an  ein 
Brandmal  in  streifenähnlicher  Form  zu  denken.  —  «  und  z 
wechseln  nicht  selten  im  Auslaut;  so  heisst  ,mit  der  Rute 
streichen"  sowohl  Jausen  als  Jauzen.  Die  Form  mit  z  dürfte 
eine  spätere,  lautnachahmende  Verstärkung  sein. 

Fansel  (UBrägg.  1785),  Fäusel  ZG.  m.  —  Dun. 
Fäimli  Ol;  LM.;  GStdt;  8chwE.;  ZG.,  Fauseli  L; 
GA.,  F.;  Uw  (Faasili);  ZG.:  1.  Büschel  von  Haaren 
oder  Fasern,  oft  Ditn.  Syn.  Beseli;  Büscli;  häitseli. 
a)  Haarbüschel  am  Schwanzende  der  Kinder  ZHörnli. 

—  b)  Quaste  an  der  Zipfelkappe,  welche  eben  darum 
auch  Föuselkappe  heisst    ZG.     Mit  eine  (jrossmächtige 


Fäusel  a"  dr  Chappe.  JSenn  1864.  Han-i"''  nit  gar 
les)  ordeliys  Cliäppeli  uff'  und  aw''  gar  ordligi  (hüsbchi) 
Feuseli  (und  gar  es  ordligs  Fauseli)  druff  i'  L  Volks- 
lied, wofür  Federli.  Tobl.,  Volksl.  1,  157.  Quaste 
an  der  Schmitze  einer  Peitsche  ZF.  Fauseli,  Zucht- 
rute für  kleine  Kinder  SchwE.  ;  vgl.  Fausle.  Fäden, 
die  an  aufgetrennten  Kleidern  hangen  geblieben  sind 
GStdt;   Fädchen,    Fläumchen    Gl.  —  "2.  Flöckchen. 

a)  von  Wolle  od.  Baumwolle  GF.;  Uw;  auch  Pfianzen- 
teilchen,  die  von  Kindern  spielend  in  die  Luft  ge- 
blasen werden  GA.;  Syn.  Bäuseli;  Mauseli.  Knöpf- 
chen, Unebenheit  im  Gewebe  Ndw.  —  b)  feines 
Sehne 6 flöckchen  oder  Regentröpfchen  Schw;  Ndw; 
leichter  Schnee  UwE.  .Rauhe  Winde  stöbern  Schnee- 
fäusel  in  der  Luft  herum.'  UBRXr.G.  1785;  der  Sg.  in 
coli.  S. :  .Grimmiger  Ost  mit  Schneefausel.'  ebd.  — 
3.  persönlich:  a)  mutwilliger  Spassmacher;  auch 
Schelte    für    einen    verächtlichen    Menschen    ZG.    — 

b)  Fauseli,    geckiges,    hoffärtiges    Mädchen     L.    — 

c)  Schmeicheln,  für  ein  kleines  Kind   ZG. 

Bed.  1  u.  2  lassen  sich  wieder  auf  .streichen,  streifen' 
zurückfuhren;  Bed.  3  von  der  I  u.  2  ähnlichen  Leichtigkeit, 
resp.  leichten  Beweglichkeit  oder  Leichtfertigkeit.  Übrigens 
ist  zu  a  auch  das  syn.  Fäusi  i.  S.  v.  Streichetuiacher)  zu  vgl. 
Immerhin  bietet  sich  fast  für  diese  ganze  Gruppe  auch  die 
mit  Fl-  anlautende  des  Nhd.  zur  Erwägung  an,  und  auffallend 
ist  auch  eine  parallel  gehende  Reihe  mit  Jl-  in  der  MA. 

Pili-  m. :  Schelm,  Schalk.  Du  lustige  F.,  du 
Bändeliw acher,  du  Lütenüslacher,  du  bist  m'r  nachte 
[letzte  Nacht]  zum  Schätzeli  g'gange  L  Volksreim. 

Fili-  nur  onomatopoetische  Verstärkung.  Fauid  in  dieser 
Verbindung  streift  am  Nächsten  an  WiherfavHle,  fausen  1; 
kann  aber  auch  au  die  allg.  Bed.  von  Fnunen,  Streiche,  ge- 
knüpft werden.     Vgl.   auch  FUi-Fäusi. 

fauselen:  leicht  schneien  UwE.    Üyn.  fäusefrjlen. 

—    Zu   Fäusel  2  b. 

fausen:  streichen.  1.  (intr.)  .,umhin-f.,  herum- 
streichen, oft  in  böser  Absicht,  bes.  um  Weibspersonen 
herum  Sch."  Syn.  füselen.  —  2.  (tr..  auch  dure-)  mit 
der  Rute  streichen  AaZcI.  ;  Bs.  Syn.  fauzen,  fauslen, 
fauseren;  fitzen.  Vgl.  Fausle  1.  TJf  's  Blutt  [den 
blossen  Hintern]  f.  Es  bindt  für  en  Andere  Mänge 
öppen  e  schöni  Buete,  wo  selber  viuess  dermit  g'faust 
si".  Breitexst.  Spreng  unterscheidet  f.  ^=  rot  schlagen, 
von  haue'  =  bis  aufs  Blut  schlagen. 

Pause"  I  (PI.):  1.  .nichtige  und  hinderliche  Um- 
stände oder  Wörtereien.'  Spreng.  —  2.  „schlimme  oder 
schnakische  Streiche  AaZ.;  L";  nach  neuerer  .\ngabe 
aus  LM.  auch  Sg. 

Der  Bed.  nach,  bes.  1,  übereinstimmend  mit  .Flausen', 
aber  doch  schwerlich  aus  diesem  entstellt,  da  es  sich  (bes. 
in  Bed.  2)  eben  so  gut  direkt  aus  der  Grundbed.  .Streich' 
ableiten   lässt;  s.  die  Anm.  zu  Faua. 

fauseren:  (ein  Kind)  mit  der  Rute  züchtigen  Gbw. 

Fausi.  fau Serien  s.  Fäiisi,  fäuserlen. 

Fausle"  f.:  1.  „Rute,  Rutenhieb  VOrte."  Syn. 
Fauze,  Fitzi-Fäusi ;  Fauseli.  ~  2.  Schwätzerin  Z; 
luch:  weibischer,  unselbständiger  Mann,  der  kleinliche 
unnütze  Geschäftigkeit  liebt.  Topfgucker  Z.  Syn. 
l'\auhäs. 

Bed.  I  direkt  aus  fuusni  ;?;  Bed.  2  aus  dem  Begriff  des 
Herumstreichens  (/miwn  I)  mit  der  Absicht  zu  schwatzen 
(oder  zu  liebeln;  vgl.  das  folg.   Comp.). 

Wiber-:  Weiberfreund.  -Jäger  (der  den  Weibs- 
personen nachstreicht)  Z.  Syn.  Wibersclimöcker,  Meilli- 
füseler;  vgl.  auch  Fäusi. 


1067 


Fas,  fans,  fes.  fis,  fos.  fus 


1068 


lausleii:  1.  „mit  der  Eute  streichen."  Syn.  fausen, 
fauzen.  Vgl.  Fausle  1.  —  2.  (auch  üs-)  Fasern  be- 
konimeu,  von  Tuch,  das  keinen  genähten  Saum  hat 
ZU.  Fädchen  ausziehen  Gl;  .syn.  üs-fäden.  —  üf-, 
ver-:  los  werden,  sicli  ablösen,  von  Fäden  eines  Ge- 
webes ZO.  —  umhin-  (ume-J:  zaudernd,  untätig 
herumstehen  oder  -gehen  Z.     Zu  Fanslen  2. 

fauHlen  2  schliesst  sicli  in  der  Bed.  an  au  die  eütspre- 
cheuden  Bildungen  mit  fus-  und  fäa-  (auch  /»-),  lässt  siclj 
aber  auch  mit  den  Bildungen  auf  fav,»-  vereinigen,  da  das 
Fasern  auch  ein  Streifeu  ist  und  dieses  in  Streichen  über- 
geht.    Vgl.   ni)ch  Fäuad,  Fleckchen,  Fädchen. 

Gefäus  n.:  1.  Menge  von  Menschen  bei  einander 
G;  allerlei  Volk  durch  einander  Ap.  Lärm,  Verwirrung 
(Pujiik.).  —  2.  ((x'feinj  kleines  Gestrüpp,  Auswüchse 
unten  an  einem  Baumstamm  BsTcrw.  —  Herren-: 
Herrenvolk  od.  (verächtlich)  Herrengesindel,  vornehme 
Leute  aus  der  Stadt  im  Ggs.  zum  Landvolk.  ,Das  H. 
habe  immer  etwas  Apartes.-  Bueitenst. 

Bed.  1  kann  auf  den  Gruudbegiiff  ,hin  und  her  streifen, 
herumstreichen'  (fauften  1)  zurückgeführt  werden,  und  2  auf 
das  üppige  wilde  Wachstum.  Vgl.  aber  auch  Fasd,  Fiud, 
Wurzelfasern,  da  ün  durch  Einfluss  des  syn.  G'^tilnnän»  küunte 
eingedrungen  sein. 

fäuselen  AiBb.;  L;  S;  ZO.,  /(«(*7e  Srn;  ZO.. 
fausde  Nnw  {-ai-):  1.  fein  regnen  A.^Bb.  (auch:  stark 
nebeln);  ZO..;  Syn.  feiseien,  /isefrjleri,  fäuseiien;  fein 
.schneien  aScHw;  ZO. ;  Syn.  fäuselen.  ,Nun  hat's  ein 
Bisschen  Schnee  hergefeuselt.'  UBräug.  1784.  ,Du 
[Mai]  feuselst  eiskalte  Flöckle  herab.'  ebd.  1782.  Syn. 
füselen.  —  2.  (Baumwolle)  zu  kleinen  Flocken  zer- 
zupten  und  diese  zswickeln  Nnw.  Intr.  von  Geweben: 
kleine  Unebenheiten,  Knöpfchen  bekommen,  ebd.  — 
3.  langsam  an  Etwas  arbeiten  L.  —  4.  tun  wie  ein 
petit-maitre :  „beim  Frauenzimmer  herumschwänzen, 
süss  tun,  liebeln,  spielen"  Sch.  Syn.  fislen,  füselen. 
—  „an-:  ein  zu  Ende  gehendes  Webstück,  wenn  es 
den  Webebaum  nicht  mehr  erreicht,  mittelst  einer 
Vorkehrung  von  Stricken  in  Spannung  erhalten  Schw." 
Eig.  mit  Faden  (ein  wenig)  anheften. 

Die  Bed.  ,fein  regnen  od.  schneien'  ist  mit  , Faden  ziehen, 
Flocken  zupfen'  leicht  zu  vereinigen;  ebenso  3  mit  der  von 
, Baumwolle  zupfen',  da  dies  eine  langsame  Arbeit  ist.  4  ist 
Dini.   zu  fauceii   1 ;  vgl.   Fäuai. 

Fäuseler  =  Fäusi  1  b  Zg. 

fäuserlen  Gr;  L;  U;  ZO.  (-ÖJ-),  -au-  GnArosa; 
Ndw  (-ai-):  1.  fein  neblig  regnen  oder  schneien  Aa; 
Bs;  Vürte;  Gr;  GS,;  S;  Z.  Syn.  (lüften,  fi,ierlen, 
fislen,  häuelen,  fläuijlen,  hiiuserlen.  —  2.  mit  leisem 
Geräusch  rinnen  AAHallw.,  Minnich.  —  3.  zart  singen, 
von  der  Nachtigall.  Minnich.  —  4.  Es  het  mi"''  welle 
f.,  der  Schlaf  hat  mich  befallen  wollen  Gr  (B.). 

Bed.  '2  und  3  lassen  sich,  wenn  sie  nicht  auf  Lautnach- 
ahiuung  beruhen,  auf  die  Anschauung  von  , Faden  ziehen' 
zurückführen.  4  wahrsch.  darauf,  dass  anhaltendes  eintöniges 
leises   Geräusch   leicht  zu   Schlaf  stimmt. 

Fäuserli  n.:   leichte  Schneeflocke  ZWyla. 

Fäusi  I  „VOrte";  GStdt;  ScH,  Fausi  Bs  —  m. : 
1.  a)  „Junge,  der  allerlei,  auch  schlechte,  Streiche 
spielt  VOrte."  —  b)  Schönherrehen,  petit-maitre. 
Schwänzler,  .Tungfernjäger  Sch.  Stehende  Figur  im 
Z  Witzblatte  .Nebelspalter'.  Vgl.  fWiber-J Fausle,  Fil- 
seler.  —  2.  (meist  mit  vorgesetztem  röte'')  Spitzn.  eines 
rothaarigen  Menschen  Bs;  GStdt;  ScnSt. 

Bed.  I  gehurt  zu  fauucn  J  und  Faunen  i".  Bed.  '2,  resp. 
die   Verbindung   mit  ,ruf,    kann    nur    darauf    beruhen,    dass 


rothaarigen  Leuten  allerlei  Schlimmes  zugetraut  wird.  — 
,Feusi',  Geschlechtsn.  in  SchwFeusisberg  und  .Voisi'  im  XV. 
iu  ZUster.  ,Füisi'  hiess  im  XVI.  auch  ein  Z  Katsknecht, 
welcher  Verurteilte  zu  stäupen  hatte,  dessen  Geschäft  (fnuain} 
aber  nur  zufällig  au  seinen  Namen  anklingt. 

Füdi-  Aa;  BM.,  Fitze-  Z  (Dkr),  Fitzi-  Gr;  Zg 
(-Fausi),  Fitzi-Fäuseli  SchwE.  —  n.  Zg:  Eute  zur 
Züchtigung  von  Kindern,  auf  den  Hintern  (Füdi) 
appliziert.     Syn.  Fitze",  Fausle"  1. 

Fisi-  m.:  Geck  (Suterm.);  verzärtelter  Knabe  Sch. 
Vgl.  Fäusi  1  b. 

Fi*ti-  wahrsch.  zu  beurteilen  wie  Fili-  iu  Fdifavsd;  doch 
liegt  in  fis-  der  bestimmtere  Begriff  des  Herumstreichens  od. 
Scliöntuns. 

Fäusi  II  Foisi{w.'i):  ungeduldiges  Begehren,  Lust. 
Es  macht  im  [ihm]  F.  BHa.     Syn.  walz. 

Der  Begriff  der  Lust  kann  auf  dem  eines  Hautreizes, 
eines  prickelnden  Gefühles  beruhen  und  insofern  mit  dem 
von  Rutenstreichen  zshangen,  da  Gefühle  jener  Art  je  nach 
dem  Grade  des  Reizes  angenehm  od.  unangenehm  sein  können. 
Vgl.  nhd.  ,i]geru,  eilen',  vom  Stumpfwerden  und  Wässern 
der  Zähne. 

„fäusig:  geil,  wollüstig  Scu."    —   Zu  Fuml  l  h. 

Panse"  IL    .Fousen'  nennt  Stulz  1519  unter  andern 
,Werinen',  d.  h.  Waffen  oder  Rüstzeug. 
Fes  s.  Fahens  Sp.  728. 

Fes  f.     ,Die  fess,  scrophula,  ein  krankheit.'    Mal. 
Vgl.  die  Free,    eine    Geschwulst   der  Pferde    (Gr.   WB.); 
der  FeHcii,   eine   Krankheit  der  Schweine  (Schmell.). 

Fesach  er    s.  P/ersacher. 

Fessel  I,  Fesel  m. :  Bursche,  Gesell  F.  „Entolle 
[schöner,  wackerer]  Fesel."  , Morgen  ist  die  Tanzkilbe, 
da  wird  es  wohl  den  meisten  tollen  Fesselen  beim 
Heissalustig!  etc.  den  Geldbeutel  zusammendrücken.' 
Schweizerb.  1817. 

Das  W.  ist  das  selbe  wie  in  den  Compp.  St-ltand-,  Scliind-F. 
und  aus  diesen  abstrahiert,  indem  der  allg.  Begriff  von  ,Bube' 
iu  den  günstigeren  von  , Bursche'  übergehen  konnte.  Im 
Zshang  mit  dieser  Umdeutung  konnte  (vorausgesetzt,  dass 
St. 's  Schreibung  zuverlässig  sei)  auch  Fcnspl  zu  Feitd  abge- 
schwächt und  dies  viell.  auf  Fmd  bezogen  werden,  welches 
auch   , Gesindel'   bedeutet. 

Schand-:  Schandbube,  schlechter  Mensch.  .Die 
schandfässel,  so  den  mannen  anreizungen  einbilden, 
zuo  latyn  succubi  benamset.'  Tiere.  1563.  —  Umgedeutet 
aus  dem  Folgenden. 

Schind-:  als  allg.  Scheltwort,  verworfener  Mensch. 
,Muoss  er  uns  syn  ein  unflat,  ein  alter  gris  und  schly- 
ferscsel,  ein  lumpenmann  und  schindfesel.'  Ruef  1538. 
, Allein  die  armen  Tütschen  muessend  all  versalzen 
suppen  üsfressen  und  in  allen  gfarden  aller  Christen- 
heit die  schindfessel  syn.'  Vad. 

Mhd.  schiltvezzel.  Band  zum  Umhängen  und  Tragen  des 
Schildes;  dann:  schildtragender  Knappe,  Trossbube,  und  zu- 
letzt: räuberisch  herumziehender  Kriegsknecht,  als  Scheltw. 
und  darum  entstellt  in  schind-,  schimpf-  und  »chand-v.  Vgl. 
Schm.  2^  430. 

Fessel  II  m.  (f.  GA.):  1.  Tragband,  -riemen  an 
ilen  auf  dem  Rücken  getragenen  Gefässen  (dah.  Fessel- 
tansli)  aus  Leder  oder  Tuch,  Stricken  GA.;  ZKn.,  IS. 
Syn.  Trafi-F.,  Fessling;  Gefässi.  —  2.  der  untere  Teil 
des  Fusses  (zwischen  Huf  und  Gelenk)  von  Tieren, 
besonders  Pferden  (weil  ihnen  dort  zuweilen  Fesseln 


lOtiP 


Fas,  fes,  fis.  fos,  fus 


1070 


angelegt  werden).  .Man  soll  es  [das  Füllen]  an  rauhe 
ort  laufen  lassen,  da  werden  inen  die  hüef  und  fessel 
liert."  TiERB.  15(33.  .So  der  huof  und  der  fässel  (des 
Maulesels]  kein  schirm  hat.'  ebd.  —  3.  Fesslene  nennen 
Kinder  den  Löwenzahn,  weil  sie  aus  den  Stengeln  der 
Pflanze  Ketten  [oder  Tragbänder]  flechten.  Rochh, 
1857,  175.     Syn.  Kettemli.  —  4.  Fessle",   Flurn.    Gl. 

1'««;  ID.,  Tragbaiid;  Fessel.  Aus  der  Anm.  zu  Schind- 
t'tuMl  ergibt  sich,  dass  Fessel  I  u.  //  das  seihe  \V.  sind,  also 
auch  zsgofasst  werden  konuteu.  —  Fesdme  ist  violl.  Dat.  PI. 
des  Dini.  fesseli.  —  4  wahrsch.  Dat.  PI.,  der  Gruud  der 
Benennung  aber  unerkennbar  (wenn  das  W.  überh.  hieher 
gehört). 

Trag-  od.  Trag-  =  Fessel  1,  auch  aus  Weiden- 
ruten oder  Holzschienen  mit  kurzen  Kettenstücken  Z. 

Fessli"g  m.  =  Fessel  1  „Schw;"   Zg. 

Fese-  W,  -e'-  ThHw.;  ZEmbr.,  -e--  Ar;  Gl;  G; 
Sfu,  Ferse  A.K7j6m.;  BsTerw.;  LG.;  SG.,  NA.,  Fesche 
Gr  —  PI.  Feschene  Gr  —  Diiu.  Feseli,  Fesli  —  m. 
(f.):  1.  a)  Hülse  des  Kornes  sammt  dem  Gehalt  (2 — 4 
Körner),  einer  der  einzelnen  Bestandteile,  aus  denen 
die  Gesaynntähre  zsgesetzt  ist,  .festuca'  (Id.  B),  oder 
umgek.,  das  Korn  noch  in  den  Hülsen,  allg.  Nach 
der  Trennung  heisst  der  Inhalt  Cherne',  die  Hülse 
Spnir  AABb.;  L;  Z.  Das  Chorn  hed  20  F.  \  IGfcsir/s 
Chdvn  L.  3  Viertel  F.  gend  1  Viertel  Cherne  Z.  Fs 
Fesli  Chorn  macht  z'letst  es  Viertel  üs.  Stutz.  Fr 
jämeret,  es  chimnt  e  Türi  ge",  er  hei  Iceis  Fesli  vor 
[übrig],  ebd.  's  Volch  ivert-si'''  nüd  bim  volle  F.. 
sioider  erst  hi  de  Sprüre,  in  der  Not,  oder  wenn  es 
fast  schon  zu  spät  ist  AABb.  ,LTnd  swenne  man  in 
einer  muli  melt  so  vil  vesan,  das  sehs  mutt  und  ein 
viertal  kernen  darus  werdent.'  XIV.,  iSou  Stdtb.  ,In 
welcher  form  (gerellt  oder  in  fesen)  diese  frucht  ver- 
sendet werden  sollte.'  1531,  Stkickl.  ,Diss  jar  liatt 
gar  ainen  lidigen  winter  und  warmen  früeling,  also 
dass  man  in  dem  raaien  zytige  kriesi  fand  und  uf 
8.Uolrichs  tag  uüw  f.  in  den  mülinen.'  Vad.  ,Mutica 
spica,  ein  äher  on  f.'  Fris.  Ebenso  Denzl.  1677;  1716. 
,Da  es  nicht  wüsste,  ob  man  ihm  Spreur  für  F.  gäbe.' 
JHFasi  1ü96.  .Oft  schneit  es  auf  die  Frucht,  ehe  sie 
zeitig  und  geschnitten  wird,  also  dass  etwan  die  F. 
auf  den  Helmen  wieder  auskeimen.'  Wurstis.  ,üass 
ein  Ähre  '20  F.  und  ein  jeder  F.  . .  Körnlein  gehabt.' 
JCNaoeli  1738.  —  b)  auch  f.  —  Feschene  (PI.)  Gr  — 
die  leere  Kornhülse,  Spreu  nach  dem  Dreschen  L;  W. 
Dem  wo  schaffet,  wachst  au"''  's  Esse,  für  ne  Fidjieh 
ijid  's  kei  Frn;  Nüd  a's  Brand  [Kornschwamm]  loid 
leri  F.  g'rotid  i"  der  Ffdket  gern.  Häfl.  1813.  Wenn 
die  Hülsen  sich  üppig  auf  Kosten  des  Kerns  ent- 
wickeln, heisst  es,  ,die  Frucht  sei  in  die  F.  geschossen' 
Z.  ,Der  f.,  kornbälglein,  gluma,  utricula.'  Bedinger 
1662.  —  2.  die  Getreideart  selbst:  Dinkel,  Spelz. 
Korn,  triticum  spelta  Ap;  G;  Z,  sowohl  wenn  die 
Frucht  noch  auf  dem  Acker  steht  (Gr),  als  wenn  sie 
ausgedroschen  (ZZoll.)  und  von  den  Hülsen  gereinigt 
ist  Gr  (im  letztern  Zustand  meist  Kernen  genannt; 
s.  1  a).  Der  Weizen  noch  in  der  Spreu  GFih.  Bart- 
weizen GlK.  ,Der  F.  gibt  eine  vortreffliche  Winter- 
frucht.' Steinm.  In  ausdrücklichem  Unterschied  von 
andern  Getroidearten:  .Für  den  F.  (Winterkorn)  wird 
der  Acker  besäet  und  dann  erst  gepflügt.  beiTii  Weizen 
hingegen  werden  vor  dem  Aussäen  die  Furchen  ge- 
zogen.' Steinm.  1804.  Unter  den  Abgaben  der  Kloster- 
güter von  AAMuri:  ,An  väsen   1  uuillei-  2  vierling,  an 


kernen  . . .,  an  roggen  . . .'  Arg.  1861.  ,I>ie  keller  band 
üuch  dz  recht,  dz  jedes  hüs  inen  soll  senden  einen 
Schnitter  zuo  den  f.  und  ouch  zuo  dem  haber  und 
sond  die  keller  einem  jeklichen  gl-ben  1  nachtbrot, 
dero  drüzechen  kummet  von  einem  viertel.'  Üffn.  Z 
Embr.  ,Järlich  10  malter  f.,  4  raalter  haber,  5  pfund 
lialler  höwgeld.'  JJEüeger.  ,Von  des  Bechlers  huoba 
git  man  18  mütt  habern,  18  viertel  f.  und  3  viertel 
kernen.'  1320/30,  Z  Stiftsurb.,  mit  dem  um  20  Jahre 
spätem  Zusätze:  ,Item  1  mod.  avense,  I  quart  speltse 
et  3  ymmi  tritici.'  ,Es  suln  ouch  die  Kornmacher 
und  die  Pfragner  [Händler],  die  Pfragen  mit  Korne 
trybent,  dekeinen  F.  koufen.'  1332,  Beitr.  z.  Lauf. 
.Wenn  der  kilchher  die  zehenden  verlycht,  so  soll  er 
denen,  die  den  zehenden  buwent,  ein  malter  fesan 
,'8ben  ze  vertrinken.'  ca  1440,  Gprd.  .Welcher  in  den 
drygen  zeigen  rüthölzer  hat,  der  mag  die  rüten  und 
dann  die  zwen  nütz  in  haben,  sonder  f.  und  habern.' 
1493,  Ütin.  GKrinau.  , Weizen  und  gersten,  bonen  und 
linsen,  hirs  und  f.  [.körn.'  1667.].'  1531/48,  Ezecu. 
, Haber  und  F.'  bei  JBEsi'her,  Rechenbüchlein,  zu- 
sammengefasst  gegenüber  der  , Korn-Rechnung'.  ,Nun 
weil  man  den  F.  dem  Haber  gleich  kaufet.'  ebd.  — 
3.  von  Hülsenfrüchten:  die  grüne  Schote  der 
Erbsen,  Bohnen  Gr;  W;  Z.  \g\.  F.-Landg.  BildL: 
Er  list  [Buchstaben]  wie  Bone"  us  de'  F.,  ganz  ge- 
läufig W.  PI.,  Stangenbohnen,  phaseolus  vulg.  ü. 
, Pelle,  hülse,  schotte,  f.,  palea,  foUiculus.'  Red.  1662. 
—  4.  (PI.)  Fasern  SchwE.  ,Die  langen  F.  an  der 
WurzeL'  JCSulz.  1772.  ,Sydin  F.'  Z  Invent.  Vgl. 
Fase'  II.  —  5.  sprichw.  Bezeichnung  von  etwas  ganz 
Kleinem,  mit  Neg.  verbunden  zur  Verstärkung  der- 
selben. „Keis  Fäseli,  nicht  das  Geringste."  ,Es  half 
nit  umb  ein  fesen.'  1536,  B  Lied. 

Ahd,  /c«n  nur  in  Bed.  1;  spät  nihd.  wmii  (P\.'i)  auch  in 
fJed.  '2:  der  unenthülste  Spelt.  Aus  dem  (concreten)  PI. 
scheint  ein  Masc.  Sg.  in  der  abstr.-colloct.  und  dann  aller- 
dings auch  wieder  coucr.  Bed.  2  erwachsen  zu  sein,  dessen 
Geschlecht  bei  uns  auch  für  Bed.  1  geltend  wurde,  während 
uur  bei  1  b  auch  noch  das  Fem.  sich  erhalten  hat.  —  Über- 
gang oder  Schwanken  zwischen  1  a  und  2  war  leicht,  weil 
Bed.  1  eben  nur  bei  '2  vorkommt,  und  scheint  in  einigen  der 
zu  '2  angeführten  Belegstellen  vorzuliegen.  S.  noch  F.-Koni. 
Auch  in  Korn  vereinigen  sich  Bed.  1  a  und  2,  in  , Spelz' 
Bed.  1  b  und  2.  —  Bed.  4  ist  wahrsch.  nur  der  umgelaut«te 
PI.  von  fuse'  II  oder  mit  diesem  vermengt,  ür.  WB.  belegt 
Fesen  (PI. 'J)  =  Faser,  bei  Burkh.  Waldis,  und  ScUmell.  hat 
Feelein,  Feslach,  Fäsercheu,  Gefaser.  —  Bed.  ö  ist  wahrsch. 
von  1,  nicht  von  4  abstrahiert,  da  im  MhJ.  noch  andere 
Namen  kleiner  Fflanzenteile  ebenso  gebraucht  werden.  — 
Die  Ausspr.  e'  kann  nicht  ursiirünglich  sein,  obwohl  auch 
der  Name  der  von  Embrach  stjimmeuden  Familie  ,Fäsi', 
welche  eine  Ährengarbe  im  Wappen  führt,  dort  so  (sonst 
aii.  c^)  ausgesprochen  wird,  tlbrigens  ist  dieser  Geschlechtsn. 
luitiirlich  nicht  =  Fese',  sondern  von  diesem  abgeleitet  etwa 
i.  S.  V.  Fesonpfianzer  oder  Ährenleser  (':'). 

Fasten-F6s  n.:  Vorrat  v.  Hülsenfrüchten  (Erbsen, 
Bohnen,  Gerste)  zur  Speise  während  der  Fastenzeit. 
1/  ä.  Stadtr.  —  Das  W.  hier  einsilbig  und  als  n.  wahrsch. 
uaili   Analogie  der  sinnvwdten  Fiis-,   Fast-.Vun. 

Brugg-Fgse":  ein  in  einer  Naturalabgabe  (an 
/■ftsi;«)  bestehender  Brückenzoll.  Die  Schiffleute  im 
untern  Aargau  beschweren  sich,  dass  Baden  von  ihnen 
einen  Schillszoll  verlange,  da  sie  den  sog.  B.  ent- 
richten.   1715,  Aiisi'H.     Vgl.  lirugghaher. 

Bis-:  Keishülse  oder  Keis  in  Hülsen.  .Den  Zoll 
von  den   Bvssvesen  entricliten.'   \U\\.  .Vnson. 


1071 


Fas,  fes,  feis,  fis.  fos,  fus 


1072 


Stil-Fese":  der  unterste  Teil  der  Ähre,  die 
untersten  inhaltlosen  Hülsen  derselben  Ba.  ,Verun- 
cuin.  stilfesen.  das  zwüschend  dem  halm  und  iiherii 
ist,  minder  dann  ein  körn.'  Fris.  ;  Mal. 

gefeset:  von  Korn,  in  Gestalt  von  F.  i.  S.  v.  1  a. 
also  unenthülst,  im  Gegs.  zu  Kernen.  ,16  malter  ge- 
vesetes  korns  und  10  mütt  kern,  den  man  nemet 
wyssen  kern.'  1.387,  Z  Staatsarch.  In  einer  Urkunde 
von  1320  von  dem  selben  Ort  steht,  wahrscheinlich 
gleichbed.,  ,den  zehenden,  der  drü  stucki  geveskorne> 
giltet.' 

fesere":  sich  rasch  hin  und  her  bewegen  Aa  (H.). 

—  Vwdt  mit  ßteren? 

fesle":  auf  langweilige  Weise  in  raürriscliem  Tone 
Vorwürfe  wiederholen;  Feslete  f.,  solches  Tun;  Fesler. 
der  es  tut  Ar. 

Vieli.  aus  'fvnslcn  und  dies  aus  '/eiizkn^  Dini.  von  ahd. 
(gi-ana-l/tnzön,  necken,  spotten  (wie  ÄpM.  fenUr  aus  F^'nster)': 
Oder  aus  'fimUn,  'fiulm,  von  uüid.  vieel,  Scherz,  riniidwerl;. 
Tand   (wie  Ap   trcaie  aus  trinseii) '{ 

fe'^iss  Aa;  BstW.;  B;  VOrte;  GT.;  S;  Z,  feisst 
Ap  (fe'sst  H.,  J.,M.,  fässt  K.);  Bs  tw.;  Gl;  Gr;  GBern.. 
Ta.  (fässt,  foasstj,  We.;  P  silv.:  1.  fett  im  gewöhnl. 
eig.  Sinn.  allg.  a)  von  Menschen  und  Tieren,  zu- 
weilen auch  nur:  wohlgenährt,  beleibt  GT.  Wüest  f.. 
gar  zu  fett,  bis  zur  HässUchkeit  Z.  E  feisses  Meith 
[wird]  e  mayeri  Frau.  Inkichen.  E'  ranne  [schlanker] 
Vatter,  e  holi  Mueter  und  es  feissts  Chind,  Stössel. 
Butterfass  und  Butter  (Rätsel)  GrD.  Selber  esse" 
macht  f.  G;  S;  Z.  Zicei  schmali  Mali  [Mahlzeiten] 
mached  Niemer  f.  Z  (Spillm.).  Dreck  macht  fässt, 
teer  's  nüd  ivässt  [weiss]  Ap.  ,Unsauber  gibt  feisst.' 
Mev.  hört.  169'2.  ,Uise  Titel  machen  dich  weder  f. 
noch  weiss  [weise]  und  gelehrt.'  Schimpfk.  1651.  Vgl. 
,fett.'  Gr.  WB.  3,  157'2,  17.  E  feissi  Sou,  e  feissi  Chui' 
und  e  feissi  Frau  häd  Niemer  um^sust  und  ist  Nie- 
mer'"' z'  vergunne"  AiBb.  Es  feissts  Schlegchüeli  [Mast- 
kuh zum  Schlachten]  GRSchiers.  Feisses,  subst..  Mast- 
vieh. ,Am  meisten  Galle  machten  ihm  die  Metzger: 
sobald  man  öppe  einist  abhocke,  so  brüll  's  i"  d'r 
Kuchi  usse:  heit  'r  [habet  ihr]  nüt  Feisses'?'  Gotth. 
, Steffen  musste  über  Feld,  musste  F.  kaufen.'  ebd. 
,Ein  zager  Hund  wird  nie  feisst.'  UBräg«.  F.  wie-ne 
MUlichatz,  wie-nes  Chiigeli  Z,  u-ie-ne  Mungg  [Murmel- 
tier] ScHW;  s.  noch  die  Compp.  F.  Möcke  [Brocken, 
Bissen],   f.   Vögel  L.     Feissti  Henne   s.  Feisst-Henne. 

—  b)  von  tierischen  Stoffen,  Produkten;  Fleisch. 
Milch,  Käse,  Ziger.  ,So  das  feisse  [Fett]  dariune  [im 
Hafen]  swimme.'  Hadloub.  ,Feisse  braten.'  ebd.  Dazu 
viell.  die  bildl.  RA.  er  mag  's  f.  (od.  's  F.,  das  Fette  V) 
erlule'  [ertragen],  er  darf  sieh  gegen  Angriffe  auf  seine 
Ehre  nicht  wehren,  man  darf  ihm  stark  oder  scharf 
zusetzen,  er  muss  Alles  leiden;  eig.  er  kann  viel  Fett 
ertragen?  (viell.  aber/",  i.  S.  v.  dick,  derb,  arg;  s.  u.) 
F.  von  Festtagen,  an  welchen  man  noch  reichlich 
Fleisch  isst,  vor  der  Fastenzeit;  s.  u.  Feiss  sauge". 
mit  Milch  die  Kälber  zum  Sehlachten  fett  machen  Z. 
P'-c  Chäs,  Käse  aus  unabgerahpiter  Milch;  f.  chäse'. 
solchen  Käse  machen.  Iron.;  Er  irird  feiss  chäse"!  bei 
seinem  Unternehmen  mehr  Schaden  als  Vorteil  haben. 
ScHiLU.  Bildlich:  /'.  rede":  1)  schmutzig,  obscön  reden 
Ap;  vgl.:  Wenn  's  i  [euch]  z'  fuasst  ist,  neammid  Brnil 
dazue  GBern.;  Syn.  saftig.  2)  rühmen  S  (dick  auf- 
tragen).    F-e''  Ziger:    .Man   soll  alle  jar    ein    feisseii 


ziger  koufen  uss  der  spend  gelt  [für  die  Hau.sarmen]., 
1566,  BSigr.  Voll  von  Honig,  vom  Bienenstock: 
,Düechte  si  guot  syn,  dass  man  ouch  ein  mal  ab  inen 
[den  Pfaft'en]  näm,  wie  [ab]  den  feisten  imben.'  EEgli 
1878.  —  c)  von  der  Erde  in  Hinsieht  auf  Pfianzen- 
wuchs  und  Produkte,  Gras,  Heu.  .Grasreiche,  feisste 
Erde.'  JScheüchz.  ,raiste  Matten'  Bs.  Weit-er  [wollt 
ihr]  f.  mache"?  fragt  man  Bauern,  die  Dunger  aus- 
fuhren Bs.  Von  Wiesen,  gedüngte,  im  Gegs.  zu 
.mageren',  die  man  nicht  zu  düngen  pflegt  Gr.  Vgl. 
F.-Oras,  -Heu.  Oft  in  Flurn.:  d' Feissidse'  ZÖrl. 
(vgl.  Pres-gras  bei  Verrieres);  .Feisstenberg'  GfiLugn.; 
,qnoddam  nemus  mixtum  pratis,  Feisstenboden  nomi- 
natuni  in  Liuterbrunnon.'  1'253;  der  selbe  Name  1669 
in  GKries.  —  d)  von  Festtagen,  übertr.  von  b  (s.o.). 
,Der  feisste  Sonntag:  der  siebente  vor  Ostern,  quin- 
quagesima,  auch  Herren-  oder  PfafFenfasnacht.'  vMoos. 
,Feiss  Mändig,  der  letzte  Montag  in  der  Fasnaeht 
Obw;"  Syn.  beschissen  31.  Feiss  Zistig,  Dienstag 
(FMu.),  f.  Donstig,  Donnerstag  (Aa)  vor  Aschermitt- 
woch; Syn.  schmutzig;  vgl.  frz.  mardi,  jeudi  gras.  — 
2.  vom  Schnee,  wenn  er  in  grossen  Floclien  fällt, 
feucht,  schwer,  weich,  saftig,  leicht  zu  ballen  B; 
VOrte;  Z;  Syn.  fett.  Feisste  Köt,  zäher  Strassen- 
schlamm  GRPr.  —  3.  „weich,  lind,  wässerig,  im  Ggs. 
von  ,fest'  VOrte."  —  4.  angenehm,  herrlich  (übertr. 
von  1  b  von  fettem  Kochfleisch,  das  den  Bauern  als 
Hochgenuss  gilt).  Bas  ist  fässt,  dass-m'r  de'  Namittag 
MsrÄctoi  [spazieren]!  GStdt.  R  eichlich,  einträglich, 
von  Geldgewinn,  Einkünften  Z  (wie  nhd.  ,fett').  — 
5.  arg,  ,dick',  zum  Uberdruss  (ebenf  übertr.  wie  4, 
aber  im  entgegenges.  städtischen  Geschmack,  der  das 
fette  Fleisch  nicht  liebt).  Das  chmmt-m'r  rfange 
wol  f.!    I"*  hätt  's  f.,  satt,  genug  Bs. 

Mhd.  veiz(e)t,  veiz,  von  Menschen,  Tieren,  Erde;  auch: 
dicht,  von  Rauch,  Dunst.  la  einem  Teil  unserer  MAA.  ist 
das  auslautende  (  abgefallen;  in  der  Lit.  des  XVI.  (XVIII. 
ist  es  noch  häufig;  Vogelh.  1557  schreibt  neben  ,feisst'  den 
Superl.  .feissist',  dieses  wahrsch.  nur  um  die  Wiederholung 
von  st  zu  vermeiden.  Die  (niederd.)  Form  ,fett'  ist  unserer 
Volksspr.  weniger  geläufig  und  auch  beschränkter  in  Bez.  auf 
die  Bed.  —  s  wird  nicht  (wie  sonst  vor  t)  ^  i  gesprochen, 
weil  urspr.  ein  Voc.  folgte;  doch  tw.  Feischte,  gedüngte 
Wiesen  Gl.  —  Der  von  Spreng  angegebene  Unterschied,  /eint 
gelte  nur  von  Tieren,  findet  keine  weitere  Bestätigung.  Zu 
der  Bed.  .zotenhaft'  vgl.  schmutzig,  welches  bei  uns  auch 
.fett  gekocht,  reichlich  geschmelzt'  bedeutet;  zu  /.  redfn  ^ 
.rühmen'  vgl.  ,fett',  vom  Pinsel  (Gr.  WB.  3,  1571,  14),  und 
, fette  Lüge'  (ebd.  9);  fett  =  feucht  (ebd.  6,  7),  aber  uiclit 
von  Schnee. 

äl-:   fett  wie  ein  Aal.  z.B.  von  Mastvieh  ZFlaach. 

speck-erden-:  doppelt  gesteigerter  Ausdruck, 
z.  B.  von  einem  Huhn.  XVIII..  Bacrengespr.  —  ,Speck-' 
hat  eigentliche,  , erden-'   nur  abstrakte  Bed.;  s.  Erde. 

halb-:  von  Käsen,  die  aus  z.T.  abgerahmter  Milch 
bereitet  werden  B;  s.  halb-fett.  —  heimli'^''-:  1.  in 
eig.  S.,  im  Verborgenen  fett,  von  den  Ziegen,  weil 
man  ihnen  die  Fettheit,  auch  wenn  sie  dieselbe 
besitzen,  weniger  als  andern  Tieren  ansieht  L;  Z; 
auch  von  Menschen,  welche  schwerer  und  fester  sind, 
als  ihr  Körperumfang  vermuten  lässt  Z.  Heimlifeiss 
heisst  mi"  Geiss,  in  einem  Hausspruch  L;  vgl.  feissen. 
—  2.  von  Menschen  (auch  subst.,  der,  ein  H.): 
a)  heimlich  reich,  wer  seinen  Reichtum  nicht  zeigt 
Bs;  B;  Gl;  L  (auch  mit  dein  unter  1  angeführten 
Spruch);    Z.    —    b)    verschwiegen,    verschlossen    von 


1073 


Fas,  fcs,  f'cis,  üs,  l'os,  fus 


1074 


Charakter,  meist  in  übclm  Sinn,  hfimtückisch,  vor- 
schlagen, .sthaiientVoh,  boshaft.  Esö  h.  iV  Hand  nhc 
Aa;  BSi.;  Gl;  Schw;  UwE.  Syn.  hünchch,  vcrxteckt. 
Aber  auch  etwa  in  gutem  Sinn:  wer  im  Verborgenen 
arbeitet  UwE.  —  hert-:  hart  f.,  tl.  h.  so,  dass  Jas 
Fett  eine  dichte,  hart  anzufühlende  Schicht  bildet  (>k. 
Syn.  g'schoppet-,  -haUe"-,  l'iwU-f.  —  knoll-:  knollig  f., 
so  dass  das  Fett  gleichsam  Knollen  bildet,  z.  B.  von 
Pferden  ZTurb.  Vgl.  er  verchneUt  [zerplatzt]  schier 
vor  Ticki.  —  last-:  schwer  f.  BO.;  W.  —  bock-: 
iron.,  mager  wie  ein  (geiler)  Bock  SchwE.  —  ballen-: 
sehr  fett,  kugelrund  (wie  ein  Ball)  Gr.  Vgl.  erbauet, 
fett  geworden. 

platz-:    zum  Platzen  fett  Gl;  GSa. 

Auch  jtlatach-,  aber  vielleicht  nicht  ganz  glciclilieil.,  da 
.platschen'  sonst  bed.  breit  und  schwer  auffallen,  von  weichen 
Massen.     Vgl.   tätach-f. 

sü-  SrHwMuo.,  schwi"-  Gr:  fett  wie  ein  Schwein, 
z.  B.  von  einer  Frau.  , Mastig,  schwynfeisst,  obesus. 
crassus,  opimus.'  Mal.  —  g'schoppet-:  vollgestopft 
f.  Gr.  —  tige"-:  gediegen  (fest)  fett  Z. 

teigg-:  sehr  f.,  z.B.  von  Kochfleisch  Z.  -  Tritjij 
^  nhd.  teig,  eig.   weich,  von  überreifem  Obst. 

digge-  =  heimlich-f.  Er  ist  en  D.  ZGlattf.  — 
A'ersch.  vou  , gediegen' V  A'gl.  den  Z  Geschlechtsu.  ,Diggel- 
niaun'  V 

tatsch-  =  platsch-f.  LE.;  UwE.  —  Tätach,  weiche, 
breite  Masse. 

dotz-;  ebso  UwE.    —    Dutz.  dicker,  runder  Klotz. 

feiss(t)e'':  fett(er)  werden,  allg.  ,Die  gcissen 
feissend,  so  sy  junge  tragend.'  Tiere.  1563.  ,Wo  der 
niaulesel  mageret  und  nit  feissten  will  oder  sunst 
scrbet'  ebd.  ,Feissteu,  feisst  und  mastig  werden,  pin- 
guescere.'  Mal.  —  er-:  dass.  .Nachdem  sy  erfeisstot 
und  gross  worden  in  zytlichen  rychtagen  und  eeren.' 

ZwiNGLI. 

Feiss(t)i  f.:  1.  abstr..  Fettheit.  Wohlbcleibtheit 
Ap;  Bs;  Gl;  Gr;  G;  U;  Z.  Vor  F.  fast  rerspriitze" 
Ar;  G;  Z.  Er  ist  e  F.!  von  einer  erstaunlichen  Fett- 
heit Gl.  ,Er  veränderet  seine  federen  von  der  feisste 
wegen.'  Vogelb.  1557.  —  2.  concr.  a)  Fett  v.  Tieren, 
in  Küche  und  Apotheke  gebraucht  Ap;  Bs;  VOrte; 
Gr;  G;  Z.  .Schmalz.'  Spreng.  ,Von  den  erstlingen  der 
schaaf  und  von  irer  feisste.'  1530/1707,  1.  Mos.  ,So 
luan  die  feisste  [der  Kraniche]  in  die  oren  tröuft.' 
VoGELB.  1557.  .Tuon  ein  guot  teil  feisste  von  hüe- 
neren  und  rindermark  [daran].'  Ende  XVI.,  Bs  Tasch. 
,Adeps,  feisste,  scbmalz.'  Denzl.  1677;  171<i.  .Die 
Äscher,  deren  feisste  zu  der  Arznei  hoch  gepriesen 
wird.'  HsEEscHEK  169'2.  —  b)  Fett  des  Bodens.  .Das 
Wasser  ziehe  die  Feissi  aus  dem  Boden  heraus.'  B 
Woch.  1817.  —  c)  Düngstoff,  Dünger,  und  zwar 
fester,  im  Unterschied  von  B'schiitti  [.lauche]  G.  — 
d)  (PI.  Feistene  Gr,  Feiste  Gl;  Gr)  gut  gedüngtes 
Stück  Rasen;  fette,  gedüngte  oder  wasserreiche  Wiese, 
die  2  Mal  gemäht  und  nur  kurze  Zeit  im  Spätherbst 
abgeweidet  wird  Gl;  Gr;  GWa.;  coli,  das  unten  am 
Berg  gelegene  Wiesenland.  Es  het  (/'schneit  bis  in 
(VF.  Gk.  Syn.  (/ebües  Land;  Ggs.  il/cr/cri';  vgl.  Nach-F. 
Oft  Flurn.:  i"  der  F.  ZBub.,  Wald  (vgl.  SpUckivis; 
siiesse''  BVclz  udgl.).  —  e)  bildlich,  das  Beste  von 
allerlei  Geniessbareni.  .Dass  also  diese  arme  Leut 
[die  Kapuziner]  von  .\llcm,  was  auf  der  Erden  wachst 

Schweiz.  Idiotikon.  I.  7. 


und  lebt,  in  dem  Wasser  schwimmet  und  in  der  Luft 
fleuget,  die  Feisste  geniessen.'  ClScuob.  Ui90. 

Kuttel-:  Kaidaunenfett.  In  den  Z  Metzgerordn. 
des  XVn.  u.  XVllI.  neben  andern  Fettstoffen  genannt. 
—  ,Mast-feisste:  uberige  feisste,  die  einer  von  wol- 
leben und  nit  von  natur  hat,  sagina.'  Mal.  —  Nach- 
Näfeissti  f.:  solches  Wiesenland,  das  nicht  zum  2.  Mal 
gemäht  und  auch  nur  schwach  gedüngt  wird  Gr.  — 
Nieren-Fcissi:  Nierenfett  Bs.  —  Brätis-:  Braten- 
fett Z.  —  ,Rind-Fcisste  oder  rinderin  unschlit.' 
TiERB.  1563.  —  Suppen-:  das  von  der  Suppe  ge- 
schöpfte Fett  Bs.  —  Schwi"-:  Schweinefett  B. 

feisslächt:    zur  Fettigkeit  geneigt  BSa. 

.feisslen:  feisst  werden,  crassescere.'  Mal. 

Peisel,  ,Vaisel':  männliches  Zuchttier.  ,Der  keller 
soll  halten  einen  v.  zu  den  Schweinen.'  6  Stiftsarch. 
92,  35.  —  S.  Anm.  zu  FuwI.  Poch  lässt  sich  auch  Fisel, 
Ochsenziemer,  erwägen. 

feiseien,  feiserlen  s.  fisefrßen. 

Feise"  m.  ,Wenn  ich  by  dir  war,  wott  ich  dich 
und  dyn  feisen  dran  manen'  droht  Salat  (ed.  Bäch- 
told  S.  SO)  einer  gewissen  Wittwe,  welche  mit  einem 
Bacchanten  zusammen  wohnt  (S.  82). 

Salats  Orthogi-aiihie  Hesse  wohl  die  Korrektur  ,feissen' 
zu;  besser  passen  würde  aber,  wenn  wir  das  W.  mit  obigem 
, Feisei'  identificieren  dürften,  da  Salat  offenbar  den  Verdacht 
eines  unkeuschen  Verhältnisses  ausspricht  (s.  S.  S3  M.).  Vgl. 
auch  Fänsi. 

Ge-fis  G'fl-s  n.:  Neckerei.  B's  G.  mit  Ei'm  ha" 
Gl.     Syn.  Euer  5,  Gefert  3.     Vgl.  ßsle'  2. 

Fisänder  GRLuzein  (B.),  Fisenter  GRHe.  —  m.: 
Gehilfe,  bes.  der  im  Taglohn  vorübergehend  angestellte 
des  Hirten.     Eine"  zum  F.  ha'. 

Von  churw. ßljichsncla,  -la  (it./«c.<-ii(/«),  Geschäft.  Vgl.  den 
Sjielter  in  städtischen  Verhältnissen,  von  ,.S]ieditor'.  S.  auch 
Fiirnfr,    Finlrr. 

Fisel  I,  auch  Fistel  BO.  —  m.  B;  Gl  —  PI. 
gleich  (Fislc  BSa.;  Gl):  „Hülsenfrüchte,  z.  B.  Erbsen, 
bes.  pisum  ochrus  Bü.;  Gr;  anderswo  (Erbs-)Käfen ;' 
pisuni  arvense  BO.;  phaseolus  vulg.  Gl;  Schotenerbsen 
FJ. ;  GlK.  ;  diejenigen  Erbsen,  die  als  Gemüse  sanimt 
den  Schoten  gegessen  werden  Gl;  Windenbohnen  BHa. ; 
übh.  alle  Schotenarten  BGa.  Syn.  Erbes;  Bingel-, 
Dräi-,  Wind-Erbs;  GrCiperli;  Höckerli;  Kifel.  In 
GlK.  heisst  F.  die  volle  Schote,  die  leere:  Oiäfe, 
der  einzelne  Same  Bon. 

Die  Etymologie  schwankt  zw.  lat.  jda"'",  woraus  _/i>-  regel- 
mässig vcrscliobeu  wäre :  oder  /«»-  in  phucolu«  (s.  o.  F(xmh) 
mit  Anlehnung  an  deutsches  ,fis-,  fas-'  in  FUr,  ,F,isor';  in 
diesem  Fall  nahe  vwdt  oder  urspr.  identisch  mit  /'iW  //; 
vgl.  Fäden.  —  Die  Form  Fialel  muss  auf  Eutstclluug  be- 
ruhen, da  umgek.  auch  Fiawl  für  Finhl  vorkommt.  —  Der 
Fl.  Fiale"  setzt  einen  gleichlautendon  weibl.  Sing,  voraus.  , 

Erbs-  BSi..  Ess-  od.  Frcss-Erbs-  Gl:  Erbsen 
mit  essbaren  Hülsen.  i<yi\.Fiscl-Erlis,  Kifel.  —  Klein- 
K  r  1)  s -  ( ■hlcierbscß'ik :  ' fasclns  BSa.  D  r  ä j  -  E  r  b  s - : 
phaseolus  vulg.  BO. 

Grui>li-:  niedrige  (kriechende)  Bohnen  BHa.  Syn. 
GriiperU;  Hockeni,  Höckerli.  —  Von  yiii/«,i,  kauern, 
hocken. 

fislen  1:   Fisel  pllnckcn  (Jl. 

Fislete  f.:  coli.,  eine  den  Bohnen  vwdte.  aber 
breitere  Hülsenfrucht  mit  süsslicheni  Geschmack  Gl. 
Syn.   Fischöle,   Kiife. 

(IS 


1075 


Fas,  fes,  fls,  fos,  fus 


1076 


Fisel  n  in.:  1.  Rute,  Gerte  B  (Zyro);  Spitze  von 
Zweigen  und  Ruten  Ap.  Vgl.  Fiselplatz,  Raum  für 
Brennholz,  u.  Fiselruete,  Zuchtrute  aus  Birkenreisern. 

—  2.  Rute,  Oeisel  des  Fuhrmanns  Gr;  s.  Ochsen-, 
Hagen-,  Mimi-F.  —  'i.  Rute  als  männliches  Glied, 
meist  von  Tieren,  bes.  Uchsen  oder  Stieren,  Ziemer; 
s.  Uclisen-,  Muni-F.  ß;  VOrte;  Gr.  —  4.  junges 
Wäldchen  ApK.  Syn.  TrätÜi.  —  5.  Last  (Servitut) 
auf  einem  Grundstück,  z.B.:  B'  Wasserftier  [Wasser- 
leitung] ist  en  böse  F.,  eine  grosse  Last  Ap.  Auch 
der  Weg,  auf  welchem  das  A'ieh  zum  Brunnen  ge- 
trieben wird,  insofern  derselbe  auf  dem  Grund  und 
Boden  eines  Andern  liegt  ApH..  M.     Vgl.  Fisel-we;i? 

—  6.  „kleines,  schmächtiges  Geschöpf  Mensch  od. 
Tier  L;  Sch.^  Fiseli,  Gewächs,  Frucht  von  verküm- 
mertem Wuchs  ScHSt.  —  7.  Knabe,  Bube,  Kamerad, 
in  der  Spr.  der  Gauner  und  der  gemeinen  Gasseu- 
jugend  von  ßStdt  (PI.  Fisle).  Wenn  i'''  no"''  e  F.  wä'' 
ice  va  [wie  vor]  oO  Järe!  BG.  Nach  Lütolf  gaunerisch 
auch  , Hurenbube'.  Spottn.  AaZ.  (auch  Lagyen-F.).  — 
8.  El''m  de  F.  striche'',  schmeicheln.  Suterm. 

Mhd.  viml,  penis,  ramex;  viseln,  Fasern,  Fransen.  Vgl. 
Fiserc".  Find  S  könnte  lautverschoben  zu  lat.  ptiii»  aus 
'jtcs-nis  gestellt  werden,  aber  die  Bedd.  1.  4.  6  weisen  zii- 
uächst  auf  Vwdtscli.  mit  fuset,  resp.  ein  starkes  Vb.  ßmn, 
erzeugen,  hervorbringen  usw.  1  wahrsch.  die  Grundbcd., 
aus  der  2  und  3  folgen  wie  bei  nhd.  ,Rute',  wenu  nicbt 
etwa  iu  Gr  der  Ziemer  als  Fuhrmannsgeisel  gebraucht  wurde 
wie  anderwärts  als  Zlichtigungsmittel.  4  wahrsch.  coli,  zu  1 
uud  nahe  vwdt  mit  Fiiwl  in  der  selben  Bed.  5  wahrsch. 
aus  2  i.  S.  V.  Plage,  wie  auch  Straf  i.  S.  v.  ,Not,  beschwer- 
licher Umstand'  gebraucht  wird;  doch  könnte  F.  i.  S.  v.  Weg 
auch  einen  solchen,  der  mit  Hüten  (als  Grenzzeichen)  besteckt 
ist,  bedeuten,  oder  das  sog.  Trattrecht  könnte  (von  4  seinen 
Ausgaug  nehmend)  die  Bedd.  von  -i  n.  5  vereinigen.  6  aus 
Übertragung  von  1  auf  lebende  Wesen,  vgl.  ,Spross,  Spröss- 
ling'.  7  wahrsch.  aus  3,  pars  pro  toto,  wie  das  entsprechende 
weibl.  W.  auch  Mädc;hen  bezeichnet;  doch  vgl.  Böni,  Spottw. 
auf  eiueu  Knirps  (in  diesem  Falle  =  Füel  1).  8  entw.  aus  3, 
vgl.  das  syn.  ,deu  Balg  streichen',  oder  =  F.  in  FhMuijen 
=  Fiedel-,  von  ßsden,  hin  und  her  bewegen. 

Ochsen-:  l.  =  Fisel3,  Farrenschwanz  Bs;Vürte; 
„Gr."  —  2.  =  Fisel  2  Gr. 

Hagen-:  Ochsenziemer  ThHw.  —  Hagen,  Hinji. 
Zuchtsticr. 

Laggen-  =  Fisel  7. 

Liujyen  wahrsch.  =  UKjtjd,  grosser,  plumper,  fauler  (jun- 
ger) Mensch.  Fromm.  3,  306.  5,  461.  -n  aus  -(  dissimiliert 
wegen  des  l  von  Fisel. 

Munni-:  \.  =  Oclisen-F.  iBa;  „B;"  VOrte;  ,Gl; 
S;  Z."  —  2.  kurze  dicke  Geisel  zur  Züchtigung  LG. 
Die  ausgetrocknete  Rute  des  W^icherstiers  wegen  ihrer 
Zähigkeit  und  Elastizität  zum  Schlagen  des  unbändigen 
Viehs  gebraucht  Aa.  Syn.  Karren-,  Hagenschtcanz ; 
Munni-,  Rinder-Zäch,  -Zänner,  -Zierling. 

Nä'^'"-,  vorzugsw.  Dim.  -Fiseli:  spät  und  letzt 
geborenes  Kind  Gl.    Syn.  -Wiseli.  —  Vgl.  Flwl  i>. 

Ge-flsel  n. :  1.  (abstr.)  Herumwirbeln  mit  einer 
Rute  BM.,  Si.  —  2.  (concr.)  a)  leichter  Schnee  UwE.; 
leichter  Regen  L.  —  b)  feine,  unleserliche  Schrift  ,B; 
Gl;  L;"  UwE.  —  c)  mit  kleinlicher  Ziererei  überladene 
(Stick-) Arbeit  B;  L;  UwE.  —  d)  kleine  Wurzeln  an 
Bäumen  und  Sträuchern  B.  Wilde  Zweige  am  Keb- 
stock  SciiwMa.  Kurzes,  dünnes  Reisig  Aa.  Zartes 
Holz  Tu.  Eulensi)iegel  sagte,  ,das  Gfisel  muss  weg'. 
als  er  IMähle  in  die  Reben  stellen  musste,   und  hieb 


die  Reben  weg.  Syn.  Geßser.  —  e)  „die  langen  Haare 
hinten  am  Kötcngelenk  der  Pferde  B."  Syn.  Fislen, 
Fessel.  —  f)  ausgefranster,  zerschlissener  Saum  eines 
Kleides  BSi.  Los  gewordenes  Gewebe,  herabhangende 
Fäden  unten  an  einem  Kleid;  nasser  Rocksaum  GRh. 
—  g)  allerlei  Kleines  durch  einander  SohwNuoI.  Keh- 
richt Ndw.  Schmalvieh  BSi.  Kleine  Kinder  Aa.  Vgl. 
Un-F. 

1  u.  2  a — c  zu  den  Wta.  ßsehn,  ßsten;  vgl.  auch  fiserbn. 
Bei  d  — f  tritt  die  Bed.  .Faser,  Faden'  hervor,  g  iu  den 
2  letzton  Angaben  erinnert  an  Fasel  wie  auch  d. 

Un-:  Ungeziefer.  .Fliegen  und  anders  u.'  Tierb. 
1503.  ,Der  rauch  vertreibt  die  schlangen  und  allen 
[sie!]  u.'  ebd. 

fisele":  1.  mit  einem  dünnen  länglichen  Körper, 
z.  B.  einer  Gerte,  schnell  hin  und  her  fahren  Ap;  mit 
einer  Rute  leicht  berühren  L.  „An  Ojjpis  /"."  Vgl. 
fislen.  —  2.  zu  sehr  mit  kleinlichen  Sachen  umgehen, 
z.  B.  mit  einer  Nadel  zu  feine  Zieraten  machen  Ap 
(auch  fisla"  und  fisla").  —  3.  fein  und  undeutlich 
schreiben,  kritzeln  Ap;  L;  TfiTäg.  —  4.  (i  L,  i  ZRfz, 
e'i  ZGlattf,  W'ast.)  fein,  leicht  regnen  L;  Sch.  Syn. 
fäuselen,  fäuserlen;  fiserlen. 

Bei  St.  mit  fiden  zsgefasst  und  z.  T.  schwer  davon  zu 
scheiden.  Vgl.  auch  /«sefen.  —  Die  Nebenff.  mit  gedehutem 
Stamuivoc.  führen  von  der  Zsstelluiig  dieses  Vb.  mit  Fud 
usw.  ab  und  verlangen  durchaus  (Fromm.  Ztschr.  7,  21  f. 
200  f.  360  f.)  eine  Grundform  'ßiu-,  welche  als  Abi.  von 
/in,  fein,  sich  wohl  ansetzen  lässt ;  vgl.  bair.  fci"adn,  fehteln 
i.  S.  V.  unserm  /.  4  und  unser  /i?Me?t3  (Sp.  877),  dazu  /izdiij, 
halblaut  (,fein')  weinend,  uud  hiezu  wieder /csfeii  (Sp.  1071). 
FiwJni  kann  sich  dann  mit  einem  von  Fud  abgel.  Vb.  ver- 
mengt od.  sein  langer  Voc.  sich  verkürzt  haben.  Die  selben 
Verhältnisse   wiederholen  sich  bei  ßnerlen,  finlen. 

Fiseler:  1.  allzu  geschäftiger  Mensch,  bes.  der 
Weibspersonen  den  Hof  macht  Ap.  Vgl.  i^nim.  „Wer 
sich  gern  einschmeichelt  G:  Z."  —  2.  „wer  auf  einem 
Saiteninstrument  schlecht  spielt  B;  VOrte."  (Bei  St. ^ 
Fisler.)  —  3.  „wer  schlecht  (zu  fein)  schreibt  B;  Gl; 
L."  —  4.  „wer  zu  fein  verzierte  Arbeit  macht  B;  L." 
Fiselete  f.:  Kritzelei;  missratene  feine  Nadel- 
arbeit Ap. 

Fiseli  s.  Fäseli. 

fiselig:  zu  fein  geschrieben,  gekritzelt  „B;  Gl; 
L;"  TiiTäg. 

Fiser  m.:  Stelle  im  Garn,  wo  es  nicht  glatt  und 
fest  genug  gedreht  ist  ZO.  Dinu  Fiserli,  Fäserchen  Z. 
Syn.  Fitzer. 

Ge-fiscr:  l.  =  Gefisel2d  Aa;  SenwMa.  —  2.  Fa- 
sern, aufgerissene  Fäden  an  einem  Tuch  oder  Kleid 
Bs;  B;  vgl.  Gefisel  2  f.  —  3.  Getieder  eines  Pfeiles  B. 
—  4.  =  Oefisel  2  e.  Bei  der  grossen  Schlacht  am  Ende 
der  Welt  sollen  nach  alter  Prophezeiung  die  Pferde 
bis  ans  G.  im  Blute  stehen  L.  —  5.  undeutliche  Schrift 
UwE.     Zu  fiseren  2. 

Fisere"  f  —  Dini.  Fiserli:  kleine  Faser  Aa; 
Bs;  GA. 

fiseren:  1.  „auseinanderreissen,  (sich)  in  Fasern 
auflösen,  von  einem  Kleid,  allg.;"  Bs  (auch  pfiseren). 
Vom  Holze,  wenn  es  beim  Hobeln  nachzieht  GMels. 
Syn.  fäsen.  (Trans.)  ein  Tuch  am  Rand  aufreisscn; 
ausschleissen,  Faden  um  Faden  ausziehen.  Charpic 
machen  Bs;  BSi.,  Id.  B.  G'fiseret:  faserig,  fransig 
GA.   —   2.  „unleserlich   schreiben."    —    3.  „an    einer 


1077 


Fas,  fes,  fis,  fos,  t'us 


1078 


Arbeit  zu  viel  kleinliche  Zierereien  anbringen,  allgf." 

—  4.  fein  regnen  Gl  (auch  fiserhn,  fäiiserlen).  \g\. 
täuclen,  vertier fen.  —  üs-:  (intr.)  sicli  abfasern,  in 
Fäden  auflösen  Bs  (auch  -x)fiseren);  BStdt;  vun  einem 
abgetragenen  Kleid  GMels.  (Trans.)  Fäden  au.sziehen 
Es;  B.  Sjn.  üsfäseren.  Ein  BibulU  üspfineroi  Bs.  — 
V  e  r  -  =  vs-f.,  intr.  Bs. 

Fiserete  f.:    faseriges  Wesen  Id.  B;  GA. 

fiserig:  Ton  Garn,  welches  nicht  glatt  und  fest 
genug  gedreht  ist  ZWyla;  s.  Fiser.  Von  einem  Scheit, 
dessen  Kanten  faserig,  gefiedert  geschnitzt  sind  GnPr. 
Von  der  Schrift:  undeutlich  Bs. 

fiserlen:  1.  {fis-  ScuNk.;  ZRfz/Wyl,  fe'is-  ZO., 
Stdt)  leicht,  fein  regnen  Bs;  Gl;  L  (neblig);  GA.; 
ScHwE.;  Th  (neblig,  staubig);  TJwE.;  Z;  fein  schneien 
GMels;   üwE.     Syn.  fäuserlen,   fiderlen;   vgl.  föselen. 

—  2.  (zu)  fein,  undeutlich  schreiben  LM.;  Th;  UwE.  ; 
Zg.  Syn.  fitseren.  —  3.  kleinliehe  Zierereien  (Gefisel) 
machen  UwE.  —  Vgl.  die  Anni.  zu  fiaden. 

fiserlig:  1.  faserig  Bs.  —  2.  (auch  g'f.)  fein, 
undeutlich,  von  der  Schrift  UwE.;  Z. 

fisig:  1.  artig,  nett,  von  einem  Mädchen,  Kleid, 
geschickter  Arbeit;  auch  vom  Benehmen.   F.  tuen  BÜ. 

—  2.  gescheid  B. 

Dieses  W.  lässt  sich  mit  den  vorhergehenden  und  hmcIi 
folgenden  Bildungen  vom  Stamme  ßi-  vereinigeu,  wenn  man 
als  Grundlied.  ,fein'  oder  , geschickt',  von  flinker  Bewegung, 
annehmen  darf;   doch  vgl.   auch  vinierlich. 

Fiselier  s.  FiXs-.  Visenönli,  Viserenönli 
s.   Viole  II  (Sp.  63.3).        Fisenter  s.  Fisänder. 

Visl  Z,  Vüsi  Th,  Visis  Gl  —  n.:  1.  Öpjns  im 
V.  ha',  Etw.  im  Auge,  heimliche  Absicht  darauf  haben 
Z.  Im  V.  b'halte",  im  Auge  behalten  Gl.  —  2.  im 
V.  ha',  im  Vorrat  Th.  Syn.  Vivis.  I"''  ivett-ene"  gern 
Öppis  nfwarte',  aber  vi'r  lebed  eso  ei'fach,  das  m'r 
nie  Nüd  im  V.  händ  Z.  —  3.  günstige  Stinnnung. 
D'  Meiert  ist  im  V.,  die  Frau  Meier  ist  in  Gunst  Z 
(Sjiillm.).  's  ist  £Hi  nüd  im  V.,  er  ist  diesmal  nicht 
aufgelegt  zu  freundlicher  Unterhaltung  ZO. 

1  offenbar  aus  dem  lat.  in  vim  und  nur  dem  Geschlecht 
der  syn.  deutscheu  WW.  .Gesicht,  Auge'  zu  Liebe  als  n. 
aufgefasst.  Aus  dieser  Bed.  lässt  sich  dann  auch  3  ableiten  ; 
im  ersten  Beispiel  durch  den  Mittelbegriff  ,wohl  augesehen, 
gern  gesehen',  im  zweiten  durch  die  Vorstellung  von  , Ge- 
sicht' i.  S.  V.  .Miene'  od.  i.  S.  v.  ,er  hat  das  nicht  im  Auge, 
Sinn,  denkt  nicht  daran,  will  Nichts  davon  wissen.'  Auch  '2 
kann  das  selbe  W.  sein,  wenn  man  den  Begriff  der  Heim- 
lichkeit von  Absicht  auf  Vorrat  überträgt;  indessen  weist 
das  syn.  Vivis  (Sp.  685)  auf  Lebensmittel  und  Visit  kfjnnte 
hier  durch  Verwechslung  untergeschoben  sein.  Füsi  scheint 
rein  lautliche  Entstellung  zu  sein,  die  bei  Fremdww.  bes. 
leicht  eintritt;  aber  auch  die  Bed.  derselben  unterliegt  natür- 
lich mancher  Unsicherheit  und  seltsamen  Übergängen. 

PTsi  I  m.:  naseweiser  Herr,  der  sich  in  die  ge- 
ringsten Weibergeschäfte  mengt;  wunderlicher,  klein- 
licher Mensch.  So  pflegen  unsre  Weiber  einen  Mann 
zu  nennen,  der  so  viel  als  eine  Küchin  oder  Spinnerin 
verstehet  Bs  (Spreng). 

Vgl.  das  syn.  Fäusi  und  Fisifiiw^i,  wonacli  Fisi  nur  ein 
ablautend  reduplizierender  Vorsatz  zu  Füusi  und  aus  dieser 
Verbindung  abstrahiert  sein  könnte;  es  kann  abcrauch  wie 
Fiai'f.  von  dem  in  Jishn  und  fiscren  steckenden  einfachen 
yi»«i  i.  S.  V.  unstäter  kleinlicher  Tätigkeit  abgel.  werden; 
vgl.   FiseUr,   Füsettr^ 


Fisi  II  f.:  Lärm,  Aufsehen,  Wesen,  Treiben.  Me" 
brückt  iiüd  grad  '.so  e  F.  und  e  Metti  z'  mache'  Z. 
Das  ist  iez  e  scliüni  F.!  eine  saubere  Geschichte  ZUhw. 

—  Wahrsch.   zu  //stn,  jish-n,  Jismn. 

Fisibns  m. :  Fidibus  zum  .\nzünden  des  Tabaks  Z 
(neben  Fid-). 

Pi.sidflr  m.:  Taufn.,  Isidor  TnMamm. 

visieren:  Hohlmasse  obrigkeitlich  prüfen  BSi.  Syn. 
(Imen;  fecken;  sinnen.  F''  tvarte  dö  ganz  silf  visiert, 
in  abgemessener,  vorgeschriebener  Haltung  (?)   Schw. 

—  Mhd.  visieirn,  aus  frz.   viser,   nachsehen. 

Visier(i"g)  f.:  Entwurf,  Skizze,  Plan,  Grundriss, 
Zeichnung  eines  Werkes  der  bildenden  Kunst,  bes. 
von  Ol-  und  Glasgemälden  des  XVI.  .Dem.  so  mynen 
Herren  die  V.  der  Eidgenossenschaft  [wohl  einer  Glas- 
scheibe mit  den  eidg.  Wappenschildern]  geschenkt  hat. 
6  Pfd.'  B  1.52.5.  ,Und  David  gab  seinem  sun  Salomo 
ein  visierung  des  vorschopfs,  darzuo  visierung  alles, 
was  bei  im  in  seinem  gmüet  was.'  l.'>31/48,  I.  Chkon. 
=  ,vorbild.'  1667.  ,[Ein  Bildwerk]  nit  nach  der  visier 
des  maiers,  sonder  kostlicher.'  Vad.  Solothurn  legt 
die  .visicrung'  von  Ehrenwappen  der  Orte  vor,  die 
an  seinem  Rathaus  angebracht  werden  sollen.  1578, 
Absch.  ,Visierung  eines  gebeuws  und  anderer  dingen, 
forma.  V.  oder  anbildung  des  antlitz.  ductus  oris.' 
Mal.  —  Von  .visieren'  i.  S.  v.  ins  Auge  fassen,  eine  vor- 
läufige Ansicht  gewähren. 

visierlich:  1.  „delikat,  lecker  im  Essen;"  em- 
pfindlich W.  —  2.  „artig,  nett,  fein  VOrte;  Z."  Auch 
ironisch,  z.B.  das  ist  v.,  wie  's  dem  g' gangen  ist! 
[Schadenfreude]  Z  (Spillm.).  , Schön  und  v.  anzuo- 
sechen.'  1576,  Ant.  Z.  ,V.,  artlich,  concinne,  eleganter, 
solerter.  Visierlicher  mensch,  poss,  bullatus,  elegans 
homo.'  Mal.  —  3.  „drollig,  von  Menschen,  welche 
sonderbare  Ideen  im  Kopf  haben  Sch;  Z;"  possierlich. 
,Mir  ist's  hüt  am  morgen  v.  gangen.'  1651,  Schimpfr. 

—  4.  verschmitzt.     ,Fysierlich:   callide,  astute.'  Mal. 
St.  fasst  Bed.  4  mit  3    zs.,    was    nicht   ganz    klar    und 

kaum  richtig  ist,  ausgenommen  wenn  4  ironisch  genommen 
wird,  wo  es  dann  eher  mit  2  zsfallt.  In  Bed.  2  —  4  sind 
syn.  urig  und  arlig,  und  diese  rühren  auch  nahe  an  1.  Bed.  1 
beruht  auf  .visieren'  i.  S.  v.  genau  .ansehen ;  2  auf  .sehens- 
wert' oder  ,mit  feinem  Blicke  abgemessen';  3  ist  im  Grunde 
nur  ironische  Anwendung  von  2. 

Fisifatent   s.  Fisimatent. 

Pisigänggis,  Fisigügg  Z,  -giigg  G  oT.,  W.;  S, 
-griggesG\199,  -gunggi  kv,  -giigger  B{'Ayro);  Si'term., 
-giiggi,  -gugi  Bs,  -gngg  Sch,  -güggi  Z,  -güggcr  B.  -gu.r 
h;  SoHW,  -gü.v  Gh,  Fisigitgg  GW.,  -gugyer  Bs.  Fidi- 
gügger  L;  Filigux  Schw  —  m.:  1.  „superkluger, 
subtiler  Kopf,  Mensch,  der  Alles  erklügeln  will.  .\lli's 
bis  aufs  Kleinste  durchstöbert,  seltsame  und  verwirrte 
Vorstellungen  hegt.  Halbgelelirter."  l)r  Philosoph 
Hegel  isch  jo  ne  kei  Zürcher  g'si'.  Die  hei'  ire'  Strüss 
und  dr  Moleschot  g'ha';  aber  vom-ene  Visigugg  vo' 
Hegel,  do  het-mc"  dort  nie  Nüt  g'hört.  HofstXtter. 
tiuerko|)f;  cn  gölige  [seltsamer]  F.  Ae.  Eingebildeter 
sonderbarer  Mensch  B;  Gl;  Scu.  Dummer,  unge- 
schickter, zugleich  zudringlicher  Mensdi  1..  Vor- 
witziger, neugieriger  Menscli.  der  sich  in  .\lles  mischt 
GW.;  Syn.  HiifeU-Gugger,  -Schmucker.  .'Vusspäher, 
Spion,  Schlaukopf  Bs;  GoT.;  Syn.  l'olizei-SchmOckcr. 


1079 


Pas,  fcs,  fis,  fos,  fns 


1080 


Der  sich  um  Kleinigkeiten  viel  Mühe  maclit  Bs;  klein- 
licher Plil'fikus  Z ;  engherziger  Mensch.  Suterm.  Spass- 
vügel.  I)er  da  ist  e  F.,  macht  mit  de"  Litte"  (ßre' 
(gern]  Jux.  SciiwFasn.  1883.  Spasshafter  Schimpfn.  ü. 
—  2.  Filigux,  kleiner  Knirps,  z.  B.  von  einem  Täuf- 
ling Scuw. 

Die  Aiisspr.  mit  langem  i  und  betonter  erster  Silbe  deutet 
■luf  das  oben  behandelte  Vi«i,  resp.  auf  das  demselben  zu 
(Jiuude  liegende  lat.  W.,  welches  eben  den  scharfen,  auch 
das  Kleine  erfassenden  Blick  bed.  Da  aber  eben  diese  Ausspr. 
sciiwächer  bezeugt  ist  als  die  entgegengesetzte,  so  könnte  sie 
aus  dieser  erst  uuiged.  sein.  Fui-  ist  ohne  Zweifel  das  selbe 
wie  das  gleich  lautende  und  gleich  bedeutende  selbständige 
W, :  s.  d.,  auch  viiieAU-h.  Für  die  überwiegende  Ausspr. 
-tjiitjfj  bietet  sich  keine  passende  Erklärung:  dagegen  für  -'jüij(j 
das  Yb.  yugijen,  neugierig  oder  heimlich  blicken,  was  mit  der 
Krklärung  von  Vihi-  zsträfe  und  gleichsam  eine  Übersetzung 
des  Fremd  w.  wilre;  vgl.  Jiaiyihjylen  ;'.  Die  Formen  -ijux  uud 
-i/ux  situl  wahrscli.  aus  -ijufjtjcn  zsgezogen  (vgl.  Srhtlüiüx,  der 
Schieleude):  -(/uHyy/V  würde  zu  (läw/ijcl,  Geck,  Narr,  gehören 
uud  passenden  Sinn  gewähren,  ist  aber  zu  schwach  bezeugt, 
wie  -(jvtufiji,  welches  durch  (eingeschobenes*:*)  n  erweitert, 
an  das  im  alt.  Nhd.  vorkommende  ,Visigunk',  wunderlicher 
Kauz,  Phantast,  ,Viseguuklen',  schwatzhafte  Männer  (?)  rührt. 
Die  daneben  einmal  bezeugte  Schreibung  .Hhysirunkes"  im 
S.  V.  .Halbgelehrte'  hat  wohl  in  Gr.  WB.  auf  die  Erklärung 
geführt,  dass  das  seltsame  W.  eine  spöttische  Verdrehung 
des  lat.  ,physicus'  i,  S.  v.  Naturforscher,  Grübler  udgj.  sei, 
uud  wir  müssen  diese  Deutung  offen  lassen,  um  so  mehr, 
da  auch  bei  uns  ,Fisikus'  in  ähnlichem  Sinn  vorkommt;  doch 
könnte  dieselbe  auch  erst  eine  Umdeutung  sein,  und  die  Um- 
gestaltung der  Silbe  -cuh  in  -fiunl:  oder  unser  -fj"UU  usw. 
bleibt  uuerklärt,  wenn  nicht  wenigstens  eine  Anlehnung  oder 
Unterschiebung  eines  selbständigen  deutschen  W.  für  den 
zweiten  Teil  des  W.  angenommen  wird.  Für  Fhi-  kommt 
auch  noch  Fiaimatente'  (s.  d.)  in  Betracht.  —  Die  Bildungs- 
silben -cj-  und  -i  in  unseren  Formen  sind  gleichbedeutend; 
das  von  St.  ebenf.  angefühi-te  -huiz  scheint  auf  Entstellung 
oder   Missdeutung  zu    beruhen. 

Moiio-Fi.sigug:  spiJttisch  verdrehter  Name  iler 
altchristlichen  Sekte  der  Moimphysiten  (welche  gegen- 
iiher  der  Kirchenlehrc  von  der  gottmenschlichen  Doppel- 
iiatur  Christi  eine  einheitliche  behaupteten,  wie  die 
Monotheleten  nur  einen  Willen  desselben).  ,Mit  der 
lehr  der  Monotheliteren  od.  Monophysigugen.'  2.  helvet. 
CoNPESsioN  1500/1(344. 

fisigügglen  (u) :  1.  den  l'flfflkus  spielen  Aa.  — 
2.  (-güfjfflenj  gucken,  hervorschauen;  schlau  verstohlen 
nach  Etwas  blicken  Z;  tr.  «s-  [fimgngdere  Bs,  -fidi- 
gii.re  ZSeuz.),  ausspähen.  Syn.  üslüsteren.  Dur'''  alU 
Schli.'iselhi.-liU  han-i'''  g'h'isteret  fir  E}ipi.s  üsz' ßsiguggere" 
Bs  (Schwizerdütsch). 

Fliisiker:  1.  Stadtarzt  Bsf;  Syn.  l'oHater.  ,Stadt- 
physici'  mit  kleinrätlicher  Ehre  und  pfarrherrlicher 
Würde  unterschieden  vom  , Stadtarzt'  und  höher  als 
dieser,  welcher  anfänglich  der  Chirurg,  schliesslich 
.Spitalarzt  gewesen  zu  sein  scheint  ZWthur  XVII.  bis 
1S14.  —  2.  eingebildeter  Sehlaukopf,  Püftikus,  der 
besondere  Ideen  im  Kopf  hat;  der  Amlere  durch  List 
übervorteilen  zu  können  meint,  während  er  selbst  von 
ihnen  verspottet  wird   Z  (Spillm.). 

1  und  2  viell.  nicht  das  selbe  W.,  oder  wenigstens  2 
erst  auf  1  umgedeutet.  1  entspricht  dem  engl.  ,physician', 
Arzt,  eig.  Naturforscher,  -kenner.  Bei  2  kann  Fiiii-  das  o. 
als  selbständiges  und  unter  dem  z.  T.  syn.  FiHiijuijij  besjiro- 
chene  W.  sein,  -iker  die  von  Ortsn.  auf  ,-ikon',  resp.  Ge- 
schlechtsu.  auf  -iker  abstrahierte  und  dann  auch  zur  Bildung 
von   .\piiell,ativen  gebruiichle   Endung;   vgl.   Kitiker  Sp.   GOl. 


Immerhin  müssen  die  Fremdww.  .Hektiker,  Pliysiker'  in 
weiteren  Kreisen  irgendwie  bekannt,  wenn  auch  nur  halb 
verstauden  gewesen  sein,  um  jene  Umdeutungen  zu  veranlassen. 

Fisimatente"  S,  -fatente  ZUhw.  (PL):  I.Flitter, 
Firlefanz  an  weiblichen  Kleidern  ZUhw.  —  2.  Flausen; 
Künsteleien,  in  der  Verbindung  F.  mache",  meist  imper.- 
neg. :  mach  mer  keiiii  oder:  iiit  z'  vil  F.!  z.B.  beim 
Spiele  S. 

Flui-  ist  ohne  Zweifel  das  Selbe  wie  in  dem  selbständigeu 
Fiti  und  in  Figiijwjij  etc.  Vgl.  Gr.  WB.  5,  2661,  c:  ,Fisi- 
matentchen,  Fisepatenten'  udgl.,  mhd.  fiaimcnt,  unverständ- 
liche leere  Zieraten;  vimmctU(e),  Physiognomie,  Aussehen, 
Gestalt,  Schöulieit;  Visierung,  Einteilung  und  Beschreibung 
eines  Wappens.  Vgl.  Vlaieri'tj.  Der  zweite  Teil  von  Fisi- 
inateiit  mag  aus  viianient  entstellt  resp.  erweitert  sein,  -J'ateni 
dem  Fisi-  als  Redupi.  uachgebildet.  Für  die  Erklärung  des 
ersten  Teils  eoucurriert  das  lat.  vib-  mit  dem  deutschen 
Stamm  ßn-  i.  S.  v.  iiin   und  her  bewegen. 

fisin:  das  den  Stoft'  (die  Getreideart)  bezeichnende 
Adj.  zu  Fesen.  ,12  garb  halb  visi  und  halb  liäberin.' 
14Ö9,  Üffn.  THAad.-Dän. 

Visis  s.  Vlsi. 

Visitaz  Visidäts  m. :  amtlicher  Besuch  (eines  Mit- 
gliedes) der  kirchlichen  Oberbehörde  beim  Pfarrer, 
zur  Untersuchung  seiner  Amts-  und  (früher  auch) 
Buchführung  B. 

Unser  W.  männl.  viell.  in  Anlehnung  an  , Besuch' ;  doch 
sind  die  Fremdww.  auf  -utz  Ubii.   Mase. 

Hüs-  f.:  Hausuntersuchung  (polizeiliche?).  Bl 
dere  schändliche  H.  MUsteki. 

Visite  f.:  1.  Besuch  Bs;  B;  Z  (jetzt  meist  IF-). 
Slt-er  z'  V.  g'si"?  BSi.  Audi  in  persönl.  Bed.:  Fs 
ist  e  V.  i"  der  Stidie  Z.  Ein  Brocken,  der  zufällig  in 
die  Kaffeetasse  fällt,  bedeutet  V.  Syn.  Dorf'(Stuhete). 
—  2.  Mantille  Ap;  B.  —  3.  Gemeinalp  U.    Syn.  Hirle. 

Bed.  2  auch  allg.  nhd.  (so  z.  B.  in  Modezeituugen);  wohl 
weil  man.  um  Besuche  zu  macheu,  jenes  Kleidungsstuck  um- 
wirft. Bed.  :3  vom  allgemeinen  Besuch  einer  solchen  Alp':" 
Viell.  anders  betont  und   ein  anderes  W. 

visitiere",  Bs  und  Z  auch  mit  d:  untersuchen 
Bs;  S;   Z.   —    Frz.   i-i«iiir,  besuchen;   uutersuchen. 

Fislach,    -loch    s.  Fisle'  II.  Fislen  I    s. 

Fistel. 

fi"sle":  1.  mit  Etw.  unnützer  Weise  hin  und  her 
fahren  Gl.  Syw.fiscleti,  fislen.  —  2.  sich  herum  treiben, 
herum  flattern  fume  f.).  Mit  einem  Andern  f.,  sich 
neckend  herumtreiben,  =  ds  G'fis  ha"  Gl. 

Wahrsch.  aus  /?««(«*,  nasale  Verstärkung  Yoiißnien;  vgl. 
auch  feden  und  die  Anni.  zu  Jiselen.  Übrigens  könnte  auch 
das  syn.  hau. Jf.mdn,  (ir/mz  (Schm.  I"  736)  zu  Grumle  liegen; 
vgl.   I'fi'ater  in   Gl   MA.  f.   .Fenster'. 

Fislerm.:  Erdäpfelbranntwein  F.  -  Von/i«/«i= 
liitlin  i.  S.  V.   kratzen':'  kitzeln':"    Vgl.   Flnlrti^,    Sclmapsgelage. 

Fisle"  n  f :  1.  die  Fasern,  der  Büschel  am  Ende 
des  Schwanzes  und  der  Peitsche  Aa.  —  2.  die  langen 
Haare  hinten  an  der  .Fessel'  [Gelenk]  des  Pferde- 
fusses.  Syn.  Gefisel  2  e,  Gefiser  4.  —  3.  die  ,Fessel' 
selbst  Z  (Dkr).  ,So  ein  Boss  rüdig  ufern  Kranz  oder 
in  Fi.slen.'  Arzneib.  ZZoll.  1710.  ,Von  Fisslen  bis  uf 
den  Fuss.'  ebd. 

2  scheint  verk.  aus  oder  vermischt  mit  dem  gleichbed. 
/■V»/m7i  ,Aa;  h;  Z"  (St.),  welches  in  alt.  Gestalt  , Fislach', 
mhd.  visidoch,  vislach  lautet.  Dieses  scheint  mit  der  coli. 
Rnd.  (ahd.)  -uhi,  später  -uch,  geliildet  und  z.  T.  mit  , Fessel' 
vermischt,    später  auf   Fiw},    Faser,    und    ,Loch'    umgedeutet 


1081 


Pas,  fes,  lis,  fos,  fus 


1082 


zu  seiu.  Betr.  -loch  =  -U  (-li)  vgl.  t'ihllc  (-i)  aus  fikUocIi. 
lu  uuseru  Offnuugeu,  z.  B.  der  von  ZWies.,  erscheint  die 
BestiiHiiinng-,  dass  das  Pford  eiues  Herrn,  um  reichliches 
Futter  zu  bekouiuien,  his  an  ,das  fisslach'  (iider  ,die  fiss- 
lOcher')  in  den  Haber  gestellt  werden  soll. 

fisle":  1.  mit  einem  beweglichen,  iliinnoii,  liing- 
lichen  (auch  spitzigen)  Körper,  be.s.  mit  einer  Rute 
Oller  Peitsche  (Fisle)  hin  und  her  fahren,  spielend  oder 
schlagend  Aä- BS.,  Si.;  „L;  Zg."  Vgl.  8.  ,I)ie  Bursche 
haben  so  blutrote  Gesichter,  als  ob  sie  drüberhiu  ge- 
tisU't  worden  wären.-  Hklt.  1853.  ,Fisle,  agitare." 
Id.  B.  An  Ei"m  ttme  f.,  von  einem  Arzt,  mit  einer 
Nadel  an  einem  Patienten  B;  S.  Syn.  giislen,  riglen. 
—  2.  sich  (selbst)  schnell  hin  und  her  bewegen;  umc  f. 
BE.,  Si.;  unstät  oder  untätig,  z.B.  ums  Haus  lierum. 
GoTTH.;  bei  Weibspersonen  sieh  ein.fchmeichelnd  „kv; 
G;  Zg;"  i>yn.  fntisle>i.  Andern  Personen  durch  lästige 
Nähe  hinderlich  sein  Ap;  Z  (auch  iime  füselen).  — 
3,  schnell,  eifrig  arbeiten  BE.,  Ü.;  fide"  «'"'  spute" 
li(i.;  aber  auch  ohne  Erfolg.  Gotth.  Unter  dem  Schein 
von  Geschäftigkeit  Nichts  tun  Z.  Kurze,  schnelle 
Schritte  machen  BO.;  äervo' pfisle'  BMerl.  —  4.  „mit 
zu  grosser  Genauigkeit  an  Etwas  arbeiten,  zu  viel 
Zierereien  machen  B;  L;"-  ,absolvere,  perficere.'  Id.  B; 
Syn.  üs-f.  Syn.  flseren,  fiserlen.  —  5.  „zu  fein,  un- 
deutlich schreiben,  kritzeln  B;  Gl;  L;  g'fisht,  un- 
leserlich geschrieben  L;  Zg."  St.""  Syn.  fheren,  fiserlen. 
--  (i.  „auf  einem  Saiteninstrument  stümperhaft  spielen 
B;  Vw;  Zg."  \g\.  Fiseler  ä.  —  7.  Fasern  zupfen  „L;" 
Ni)W;  „Z."  Intr.,  in  Fasern  sich  auflösen,  zerfallen 
Nnw.  —  8.  mit  der  Rute  züchtigen  L;  schlagen  und 
jagen  BO.  (Zyro).  —  9.  „fein  (staubig)  regnen  L;  Sch; 
Th."  Syn.  figerfljen,  täitelen.  —  10.  flüstern  G.  Syn. 
fisjieren,  llismen.  —  11.  Nüsse  enthülsen  und  auf- 
knacken BO.  —  1'2.  brunzen,  von  Hühnern  B.  - 
13.  fntuere.     Vgl.  Fi.'iel  II  3.  —   Vgl.  liaclcu,  ;</;«//</. 

US-:  ,Tergere.  limare;  absolvere,  perficere.  En 
ii.ig'fishti  Med,  oratio  tersa.'  Id.  B.     Syn.  ua-fieJen. 

Fisler  (-ÄS-  GO.):  \.  =  Fiseler  2.  Auch  als  Ge- 
sclilechtsn.  Z.  —  2.  Gehülfe  des  Sennen  oder  Hirten 
auf  der  Alp,  meist  ein  Knabe  GO.    Syn.  Fmier,  Fii-^er. 

2  könnte  davon  kommen,  dass  dieser  Gehülfe  hauptsäch- 
lich das  Vieh  mit  der  Rute  (Fiale)  zu  hüten  resp.  zu  treiben 
hat.      Doch   s.   Aum.   zu  Fhiur. 

fisligen:  (mit  ,sein-)  sieh  beständig  unilier  be- 
wegen BSi.  —  Scheint  von  einem  Adj.  '/iilij,  unruhig, 
gebildet;  dies  von  Jislen  S. 

fismen:  sich  unruhig  hin  und  her  bewegen;  }(mme 
f.  BSa.     Vgl.  fädmen. 

Fisner  Gr  UVatz,  Val.,  -ss-  GnSav.,  Schud.,  Fi- 
schener  GaPani,  Fischender  GsTschiertsch.:  Un- 
tergehülfe  des  Sennen  od.  Hirten,  bes.  der  Hüterknabe 
für  Schafe  und  Ziegen  Gr.  Syn.  Fisler.  Der  Schafhirt 
und  sein  F.  erhalten  je  für  1  Schaf  1  Essen  als  Lohn. 

Die  Nbff.  von  t'itmer  sind  der  Annahme,  dass  dieses  als 
Spiehirt  aus  Flahr  umgebildet  sei,  entgegen,  da  sie  vielmehr 
auf  Identität  mit  Fincnder  (s.  o.)  deuten.  Finner  muss  wohl 
als  (allerdings  starke)  Verstümmelung  des  Fremdw.  betrachtet 
werden,  welcher  das  A'erschieben  des  .\ccentes  nach  deutscher 
Weis'c  auf  die  erste  Silbe  Vorschub  leistete.  Mit  Fiulvr  ist 
das   Frenulw.   vollends  in  deutschen  Zshang  gebracht. 

Flslpfe  f.:  1.  Schnapsgelage  in  Winkeln  und  Wäl- 
dern BScliw.  -  2.  s.  bei  Fisel  1.  Zu  1  vgl.  /'W.r, 
lirauntwein. 


Ge-fless  n.:  lärmendes  Getriebe  von  Kindern  Gl. 
Syn.  Gesclwr.  —  Von  /it-itn,  reiben,  also  eig.  starke  Be- 
wegung hin   und  her? 

fiesen:   stark  hin  und  her  reiben  Schw;  „Zg.'- 
Viell.  aus  'fiien  durch  Eiulluss  der  syii.  ßedüi/tieii,  finufii; 
ein  solches  /i»eii  wäre  das  Stammw.  der  ganzen  vorhergehenden 
Sippschaft.     S.  noch  ßeachen, 

Vogel-Fieserni.:   Eisenhut,  aconitum  BHk. 

Her  erste  Teil  des  Comp,  bezieht  sich  viell.  auf  die 
Honiggefasse,  welche  in  G  Tübli  genannt  werden.  Zum  zweiten 
Teil  vgl.   Pfiser,   Pfieeer,  Faserbüschel. 

Fossm.:  Taugenichts,  Faulenzer,  Lump.  , Du  hast 
bishar  genossen,  Dass  man  dir  armen  fossen  Vil  mer 
hat  noch  gelän.'  UEckstein.  -  S.  Gr.  \VB.  IV,  1,  1,  42. 
Viell.   zum   .4dj.   ,foss',  mürbe,   welk,  faul  (ebd.  41);  ge/oseii. 

Chuchi-Fosel  (Suterm.),  -FöselB;  S:  Schelte  für 
einen  Menschen,  der  sich  in  der  Küche  aufhält  oder 
herum  treibt  oder  an  dieselbe  gebannt  ist.  ,Du  hast 
Nichts  in  der  Stube  zu  reden,  und  ds  Ganze  geit  di''' 
Nüt  a",  du  Chuchifösel!'   Gottu.     Vgl.  Fö.'^el. 

Fosele    f.:    liederliches    Weibsbild.    Schulze.   - 
Vgl.   Fosli  und   Fodt;  also   eig.   die   Zerlumpte';' 

foselen:  1.  possierlich  watscheln,  wie  kleine  Kin- 
der Ap.    Syn.  foslen,  pföselen  (s.  d.).  —  2.  =  foslen  3. 

Foseli  m.:  kleiner,  unansehnlicher  Bursche  Ap. 
Syn.  Foserli;  Pfösel.  Pfösi,  Ffosli. 

fosere"  G,  foserle"  Ap,  pfosere"  G:  wacklig 
gehen,  watscheln.     Vgl.  foselen,  pföserfljeit. 

umme-stoll-fosere":  zwecklos  herum,  hin  und 
her  gehen  Z.  —  SiuUe,  Fussgestell,  plumiier  Fuss.  Vgl. 
Htolflii/sficn. 

Foserli  m.  =  Foseli  Ap.     Vgl.  l'föser. 

Fosle"  f.:  Faser,  Franse;  losgerissen  lierabhan- 
gender  Faden  od.  Fetzen  von  einem  Kleid;  Dim.  Foseli 
G;  Schw.     Syn.  Fäu.seU,  Fotzle.     Abi.  Fösel  usw. 

fosle":  1.  „sich  in  Faden  oder  Fetzen  auflösen, 
in  solcher  Gestalt  herunter  hangen,  von  alten  Klei- 
dern G;  ScH;  UwE.  Syn.  fotzlen."  —  2.  „{fo.^ele",  pf- 
L6.)  von  Menschen:  in  solchen  Kleidern  gehen  LG.; 
Sch."  --  3.  fosle  Aa;  BMad.;  ScHwMa.,  pfo.-ih  Aa  (H).; 
Bs;  BO.  u.  U. ;  L  (auch  pfosele);  Uw  —  mit  ,haben- 
BSi.;  Uw:  plump,  mühsam,  wackelnd  einher  gehen 
wie  kleine  Kinder  oder  wie  der  Bär  B;  L;  ScuwMa.; 
Uw;  Syn.  pfosen,  pfodlen,  u-odlen,  zotüen,  zuiiipleii. 
I)a  clmnnt  e  Suedeli  daher,  er  pfoslet  wie-ne  Berner- 
hör. ScHwvzERD.  .Jakuboli  war  ganz  still  an  der 
Mutter  Hand  in  die  Schule  gepfoselt.'  Goi-rn.  ,Der 
Schulkonimissär  pfoselte  [gieug  gemächlich]  den  glei- 
chen Weg.'  ebd.  Nachlässig,  unaditsam  drauf  los 
trapjien.  z.B.  auf  schmutzigem  Wege  .\a;  Bs;  B;  L. 
.Näjere-Schlärpli  [leichtfertige  Nähterinnen  |  pfosehi 
mit  ihren  ausgesclinittencn  Sanimetsdiühlene  in  band-' 
holiem  Kote  [Strasscnsclimutzj  herum.'  Goir».  Auch 
von  Weibspersonen,  denen  der  nass  gewordene  Kock- 
saum  hinderlich  und  unordentlich  um  die  Füsse  sehlägt 
B.  .\ndern  unbenuem  werden,  in  den  Weg  kommen, 
indem  man  idine  Zweck  nmhertrippelt  B.  —  4.  sich 
sclmell.  auch  ängstlich,  hin  und  her  bewegen  BoSi.; 
auch  ftislcH.  5.  schnell,  aber  schlecht  arbeiten  .\a 
oEnding. ;  auch  faslen.  —  ns-^fo.slen  1  UwE. 

g'foslet:  1.  mit  Fransen  versehen  G.  —  '2.  zottig 
LG.  "  ;!.  in  Lumiien  herab  liangond  LG.  —  4.  un- 
förmlicli  ilick.  von  Personen  Seiiw.     Syn.  ijefotzlet. 


1083 


Pas.  fes,  fis,  fos.  fns 


1084 


Fosli  n. :  1.  (-Ö-).  Tue'  vie-n-es  oder  wie  d'  F. 
(PI.),   sich  laut  und  wild,   unartig  geberden  ZMünch. 

—  2.  Sclicrzn.  für  listiges,  tückisches  junges  Mäd- 
chen Bs  (Spreng).  —  3.  „(arme)  Person  in  zerrissener 
Kleidung  Scii;"  auch  eine  überh.  arme,  von  der 
Natur  vernachlässigte,   geistesschwache  Person,    ebd. 

—  Huere"-:  junges  Hürchen;  gemeiner  Scherzn., 
den  Mütter  ihren  Tiichtern  geben  Bs  (Spreng).  — 
Vgl.  P/mli.  —  1  muss  nach  iler  angogebeuen  Aussjir.  ein 
ganz  andres  W.  sein. 

ge-foslig:  1.  auch  pfoslig,  lumpig,  luftig,  leicht 
oder  nachlässig  gekleidet  AaHI.  —  2.  =  gefosen  ZO. 

Pose"  f.:  Name  eines  Berghofes  bei  Krummenau 
in  (iT.  —  Aus  ahd.  /imu,  Sanm,  da  der  genannte  Hof  den 
Kaud  einer  Terrasse  bildet? 

ge-fösen  gföse  n.  iiföse  7AV..  g'fndio  ZO. :  faserig, 
morsch,  schwammig,  von  Rüben,  auch  Selleri.  die 
keinen  Saft  haben,  fast  nur  aus  den  Häuten  des  Zell- 
gewebes bestehen  W.  Syn.  möhcli,  maser,  mäusch, 
möt.sch;  tveaem,  gewesen.  —  pfoser ächtig.  ,Mala 
vieta,  gerunzlet  oder  pf.  öpfel.'  Fris.;  Mal.  —  Zu 
,foss,  ioKcii'.   mürbe,   welk,  faul. 

Füseclili  11.:  kleiner  Kuchen  ohne  Käse  Ap.  — 
Lt  T.  eingeschleppt. 

Püsel  m. :  leiblich  und  geistig  unbedeutender, 
schwacher  Mensch  B.  Syn.  Fötzeh  vgl.  PfOsel.  ,Was 
so  eine  mutige  Wirtin  für  eine  Herrschaft  übt;  der 
Wirt  ist  immer  nur  ein  F.  dagegen.'  Gotth.  ,Ini 
Handel  ein  rechter  F.;  jeder  Schulbub  möge  [über- 
trett'ej  ihn.'  ebd.  .Wenn  er  Nichts  ist,  wenn  er  ein 
F.  ist.'  ebd.  —  Zu  /V,»/™. 

f  ÖS  eleu:  1.  fösde  B;  Schw,  jjf-  B;  F  (pfosele); 
L;  S;  Uw:  wackelig,  mit  kleinen  Schritten,  langsam 
oder  mühsam  gehen,  von  Kindern  und  kleinen  Per- 
sonen B;  Sciiw.  Syn.  foselen,  foslen.  Du  liest  nassi 
Füess,  du  hist  wider  'pfoselet  [durch's  nasse  Gras  ge- 
gangen, ohne  die  Füsse  zu  heben]  FS.  F''  g'seh-di''' 
n<r'',  du  yuete  alte  Gritti-Manz,  a  zwe"  Stecke"  dur"''  's 
Dorf  dure"  pf.  JHofst.  1865.  —  2.  sich  in  Fasern 
auflösen,  von  Tuch,  etwas  schwächer  als  foslen  1; 
fotzlen  ScHwMuo.  —  3.  fein  anfangen  zu  schneien 
ScHwE.  (verseh.  y.  fiserlen).  Syn.  fäiiserlen.  —  ver-: 
zerfasern  SchwMuo. 

Föseler:  1.  schwacher  Mensch.  ,Wenn  man  solche 
Waschlurapen  und  F.  zu  Regenten  macht.'  Gotth.  — 
2.  Pfüseler,  der  watschelnd,  mühsam  einhergeht,  von 
kleinen  Kindern  und  alten  Leuten  B. 

Fösi  m.:  armer  oder  dummer  Kerl  ScuwB.  Vgl. 
l'fösi. 

Hose"-J'ÖÄi  m.:  1.  (if.-P/ösi  Schw;  ZO.,  -Pfe-rsi, 
-Pfü'rsi  ZB..  S.,  Stdt)  scherzende  und  kosende  Be- 
nennung eines  kleinen  Knaben,  der  seine  ersten  Hosen 
trägt.  —  2.  (-FüsiJ  Mensch  von  kleinlichem,  feigem 
Charakter  Z  (ükr). 

Wenn  wir  obige  Formen  unter  ein  konstruiertes  U.-Fijn 
zsfassen  dürfen,  so  zühlcu  wir  Letzteres  unter  die  Spotttitel, 
welche  die  kleinen  Knaben  erhalten,  mit  Bez.  darauf,  dass 
ihnen  ein  Hemdzipfcd  hinten  aus  den  Huschen  hervorguckt, 
und  bringen  es  zunächst  in  Zshang  mit  Fnsh,  Fetzen;  föschu, 
watseheln  wie  ein  Knirps,  könnte  dann  vom  .Subst.  abgeleitet 
sein.  Jedenf.  ist  Fßiifi  erst  durch  Einsehiebung  von  r  an 
unsere  Benennung  des  Pfirsichs  angelehnt,  weniger  geschickt 
als  (nach  obiger  Zsstellung)  Füti   entweder  an  Ffmdcr  oder 


an  p/üsen,  einen  Wind  streichen  lassen  (vgl.  ,Hosenscheisser' 
=  Memme),  angelehnt  wäre. 

„Fössli  n.:  feile  Buhlerin  =  Föfzli  B;  VOrtk; 
S.h;  Z." 

Föse":  Akelei,  aquilegia  (Drh.).  Syn.  Schlotterhosen. 

Fusel  Im.  —  Dira.  Füseli:  Taschentuch  (Kd.spr.) 

ThHw.    —    Vgl.    y-useU   und  ]i/üs^7t. 

Püsel  n  (j7^AAZein.;  GW.)  m.:  1.  etwas  Geringes, 
Verächtliches;  Mist,  Kehricht  Bs;  vgl.  Fu.'<el- Arbeit 
Sp.  422.  —  2.  geringer  Branntwein,  allg.  (vgl.  Gr. 
WB.  4,  1,  a,  961  f.).     Syn.   Sumpxmzele-M^asser.    — 

3.  Schnapsrausch  AAZein. 

fus(e)le''  (intr.):  1.  unordentlich,  rasch  eine 
Arbeit  abtun,  pfuschen;  z.B.  einen  Gegenstand  schlecht 
reinigen;  Alles  durch  einander  werfen,  Unordnung 
machen  AAZein.;  Gr;  Fusler  m.:  Pfuscher  Gr.  Ge- 
schäftig und  eifrig  sein  ohne  Erfolg.  ,An  ein  paar 
Orten  sähe  ich  Bauersleute  elendes  Gras,  das  sie,  um 
Etwas  zu  bekonnnen,  bei  der  Wurzel  abfeilten  und 
ihre  Sensen  an  dem  Erdreich  stumpf  hauen  mussten, 
einsammeln.  Eine  lächerliche  Heuernte!  Es  schien, 
als  wenn  sich  die  Leute  bei  ihrer  Fuselei  schämten.' 
Reise  1790.  Umme'  f.,  ohne  bestimmten  Zweck  in 
Zimmer  und  Haus  sich  zu  scharten  machen,  nicht 
wissen,  was  anfangen,  verlegen  oder  zwecklos  hin  und 
her  gehen  Bs.  Aber  er  fuselet  no'^  im  Zimmerli  um- 
men  und  ane  und  göt  hin  und  her  und  's  will  im 
niene"  hihage".  Breitenst.  1864.  Syn. /'ude«  (Sp.  682); 
fislen,  foslen,  füselen;  füllen.  —  2.  bei  der  Bereitung 
eines  Getränks  nicht  ordentlich  und  ehrlich  ver- 
fahren Gl;  zu  Fusel  2.  —  3.  beim  Spiel  unredlich 
sein,    betrügen    Gr;    G.     Syn.    unredlich   tuen.    — 

4.  gedankenlos    reden,   plappern    G  oT.   —   Vgl.  Gr. 
WB.  i,  1,  a  960  u.  9G3   und  Schm.  1,  769. 

füsele":  1.  eine  Arbeit  bedächtig,  mit  kleinlicher 
Genauigkeit,  aber  ohne  sichtlichen  Erfolg,  verrichten. 
An  Öppis  umme'  f.  ZS.,  Stdt.  Syn.  päsclielen.  „  Um- 
me' f.,  von  Ort  zu  Ort  rücken,  überall  und  nirgends 
sein  Ap;  Z."  Syn.  ummen  fiselen,  ya\.  fuslen  1.  Hei'" 
f.,  gemächlich  heim  gehen  ZRüml.  —  2.  (mit  Dat.  P.) 
Jmdm  schön  tun,  schmeicheln,  bes.  bei  den  Mädchen 
sich  Wohlgefallen  zu  erwerben  suchen.  En  glatte 
Fiiseler  Z,  syn.  en  liäle  Schllcher.  An  Ei're  umme'  f., 
sich  ihr  kosend  und  zutäppisch  nahen  (auch  in  obsc. 
S.)  Z.     En   Wiherfüseler  Z.     Syn.  füuslen.  fiselen.  — 

Zu     Wiber/iisekr   vgl.   auch    W.-Fausk,    Meilli-Fützder ;  schwäb. 
MtülUH-Futteler.   -Finder. 

Piisel  rn.:    Geisselung  Ndw. 

fuse":  Jnidn  überwältigen,  prügeln  BE.  Vgl. 
fuzen. 

fusle":  geissein  Ndw.  Syn.  guslen.  S.  auch /««sew, 
fauzen,  fislen,  fitzfljen,  futzen. 

Betr.  die  Doppelformen  mit  s  und  z  vgl.  auch  foilm  und 
fotzhn.     Vgl.  mit  ,Ruten  streichen', 

viisi:  von  sich  Z. 

Füseli,  im  Wundsegen,  lt  Rochh.  1857,  947:  Heile- 
hcile-Sege',  's  F.  uf  der  Stege',  ein  unbekanntes,  ge- 
heimnissvolles Tierchen,  das  man  nicht  nennen  will, 
bezeichnend.  Eine  Variante  setzt:  Büseli  under  der 
Stege'.    Oder  ist  an  Wuseli,  kleines  Kind,  zu  denken? 

füsenen    s.  Fiisis.        Füsi  I   s.   Vlsi. 


1085 


Fas,  fes,  fis,  fos,  fns 


108G 


Pttsi  U  -ü-  Gl;  Z  tw.,  -ü-  Ai>;  Gr;  Z  tw.,  Ftssi 
GRObS.,   Pfiisi  Ap  1788  —  n.  (Ap  tw.  jn.):    1.  das 

an  die  Stelle  der  Muskete  und  der  Hakenbüchse  gre- 
tretene  Kleingewehr,  Flinte,  früher  für  die  Watte  des 
Infanteriesoldaten  die  gangbarste  oder  ausschliessliche 
Benennung,  jetzt  mehr  nur  noch  in  scherzh.  oder 
spöttischem  Sinne;  spez.  geringes  Gewehr  mit  dünnem 
Rohr,  Vogelflinte,  allg.  Vgl.  Schilsxe.  Wenn  i'''  aw'' 
e  F.  hält,  de''  miief!st-mer  eidli'''  abeg'schosse  si".  Stutz. 
Ziel  Mustermatine'  mit  Füjsene'  fFüsiJ.  ebd.  De  Pfmi 
her!  de  Sahel  om !  Ai>  (Lied).  .Vil  Spiess  und  vil 
Fusan.'  Stockar  1510.  ,I)ie  gezogene  Kohr  und  fran- 
zösische Füse  führen,  haben  das  Quartier  verwürkt.' 
Kriegsb.  1644.  ,Carbinner  und  Füse.'  1710,  Scbümi. 
,Füsils,  Spiesse  und  Hirschfänger.'  Disi'Oürse  17'2'2. 
,In  den  Rechnungen  von  1733/41  kommen  Ausgaben 
vor  für  das  Säubern  der  Füsi  in  dem  Züghäusli.' 
Sti'der.  -  2.  Schloss  am  Feuergewehr  „BÜ.",  eig. 
Schloss  mit  Selbstentzündung  im  Gegs.  zum  Lunten- 
schloss.  1705  werden  in  Bern  und  um  die  selbe  Zeit 
auch  in  Zürich  statt  der  Musketen  bei  der  Miliz  die 
sog.  Füsils  eingefülirt,  nachdem  man  kurz  vorher  sie 
als  nicht  ordonnanzmässig  in  Zürich  bei  den  Schiessen 
tw.  verboten  hatte.  ,Mit  lebendigem  Feur,  nicht  aber 
mit  einigem  Fusil  oder  Feurschloss  soll  man  nach 
den  oberkeitlichen  Gaaben  schiessen,  jedoch  mag  man 
nach  den  Freigaben  auch  die  Fusil  und  Peurrohr  ge- 
brauchen.' 1Ö9Ö,  Z  Mand. 

Ans  dem  Frz.  (fmil)  wie  viele  andre  Waffeun.  zu  und 
seit  der  Zeit  Louis  XIV.  Das  überwiegende  Nentr.  t.  der 
Endung,  t.  der  Anlehnung  an  ,Rohr'  wegen.  Die  Dehnung 
des  Voc.  beruht  auf  Anlehnung  an  ji/üscii,  sausen,  zischen. 
r/-  ebso  oder  durch  Vorlehnung  des  Artikels. 

Fuselier  {Fis-  GF.)  allg.,  Füslcr  jVa  —  m.:  Linien- 
soldat (mit  Ausschluss  aller  Specialwaften) ;  in  Z  nur 
bis  in  die  Mitte  dieses  Jhdts.  —  Frz. /«»idVi-,  Liniensoldat. 
Füsler  in  spöttischer   Rede.     Vgl.   noch    Grenadier;  Jätjer. 

Hosen-Füsi  s.  -Fusi. 

Pusis  (-oi-  UwE.)  f.:  1.  Zusatz,  verdoppelter  Ein- 
satz bei  Karten  UwE.  ~  2.  Verlust  UwE.  Mei"«  Geld 
ist  i"  d'  F.  y'yangc^,  ist  verspielt.  Z'  F.  oder  adv. 
f.  si",  verdorben,  zu  Grunde  gegangen  sein  L.  Syn. 
Anders  (S}).  91).  --  füsene°:  den  Einsatz  verdoppeln 
UwE. 

Vgl.  bair.  Vi>iit,  Vi>il  m.,  das  was  ,invisis  chartis'  zum 
Voraus  vom  Ersten  zum  Spiele  gesetzt  wird.  Bed.  2,  weil 
dieser  Zusatz  für  die  Meisten  —  denn  es  müssen  Alle,  die 
mitspielen  wollen,  den  Zusatz  erwiederu  -  verloren  ist; 
bair.  iiißna  [zum   Voraus,  ohnehin]  volorn  nein. 

Fness  (-s'  GRPr.;  U)  m. :  1.  Fuss  als  Körperteil. 
Er  hat  es  Bei'  am  (im)  F.,  Spott  auf  einen  einge- 
bildeten Kranken,  da  sonst  es  B.  im  Hals,  ein  in 
den  Schlund  geratener  Knochen,  vorkommt  Z.  Über 
einen  alten  Rechtsbrauch  vgl.  umr}sse)i.  a)  als  Glied, 
das  dem  Körper  zur  Stütze,  zum  Stellen  dient.  Wer 
grossi  Füess  hed,  rersteit  vil,  Wortspiel,  eig.  braucht 
viel  Raum  zum  Stehen  BE.;  s.  auch  ver-stän.  Uf 
d'  Füess  clw,  aufrecht  zu  stehen  kommen;  bildlich 
1)  zurecht  kommen,  genesen  Ar;  L;  2)  (wider),  (öko- 
nomisch) in  bessere  Umstände  kommen  Z.  Wenn  d'r 
e  F.  feit  [wenn  dir  ein  Fuss  ausgleitet|,  so  bist  d's 
Tods.  Id.  B.  De''  F.  ist  im  e^tgange",  d'  Filess  sind-em 
linden  fts  'gange',  er  ist  gefallen,  ebd.  Firie"  wider 
nf  d'  Fiiess  stelle',  ihn  aufstellen;  bildl.,  ihn  heilen, 
ebd.   ,Wir  befindend,  die  armee  volante  uf  die  Füess 


zu  stellen  [aufzubieten],  unnotwendig.'  1629,  Absch. 
Dag.:  Fr  stöt  (göt)  nf  de'  leiste'  Füesse',  eilt  dem 
Grabe  entgegen  L  =  er  hat  scho'  en  F.  im  Grab. 
allg.  Uf  eigne'  Füesse"  stä',  selbständig  sein.  Uf 
giiete"  Füesse'  stä',  gut  situiert  sein  Scn;  ant.  uf 
.ichwache"  F.  F.  halte"  (han),  1)  stille  stehen,  ruhen. 
,Wann  dein  topich  [Kreisel]  F.  haltet,  si  dormit.' 
Red.  1662.  Nicht  ausgleiten  B  (Zyro).  2)  in  feind- 
lichem Sinn :  Stand  halten,  nicht  weichen,  gewachsen 
sein,  die  Spitze  bieten  B  (Zyro);  Gr;  L;  ZO.  ,Der 
abt  was  keines  andern  willens,  dann  dass  er  seinen 
widerwilligen  mit  gewaltigem  widerstand  f.  halten 
wellte.'  Vau.  ,Halt  mir  f.  [setz  dich  zur  Wehr]!' 
Funk.  1551.  ,Warumb  wollt  ein  kriegsmann  am  sig 
verzwyflen,  diewyl  er  dem  fyend  mag  f.  halten  und 
sich  noch  nit  in  die  flucht  bogeben  hat?'  Gualth.  1559. 
,Satis  venire  duobus,  zweien  f  halten,  gnuogsam  sein, 
zweien  wider  ze  ston.'  Fris.;  Mai,.  ,Collato  pedc  pne- 
liari,  eim  dapfer  f.  h.,  einanderen  redlich  zum  zil  ston 
[also  Mann  gegen  Mann  kämpfen].'  Fris.  ,Cominus 
gladiis  rem  gerebant,  sy  warend  mit  geweerter  band 
an  einanderen,  sy  hieltend  einanderen  redlich  f.'  ebd. 
u.  Mal.  ,Die  Appenzeller  haben  ihnen  [ihren  Feinden] 
dapfer  f.  [, festen  F.'  1722]  gehalten.'  JosSiml.  1577. 
.Nachdem  aus  dem  Mund  dessen,  der  mit  mir  gredt, 
anstatt  der  Worten  harfür  kommen  ein  Kraft,  da 
konntend  die  Wort  nicht  mehr  F.  halten  der  Kraft, 
noch  ein  sterblicher  Mensch  widerstahn  dem  allmäch- 
tigen Gott.'  JJBreit.  1641.  3)  im  S.  der  Unterstützung, 
zu  Einem  stehen,  es  mit  ihm  halten.  .Welche  dapfer- 
lich  nach  der  warheit  handletind,  dass  sy  [die  Übrig- 
keit] die  schützind,  schirmind,  euch  inen  f.  haltind.' 
1532,  Egli,  Act.  4)  , Einem'  oder  ,niit  Einem'  oder 
absolut.  Schritt  halten  „B;"  VOrte;  Sch;  „Z."  .Jedem 
Bild  geben  könnt  sein  G'stalt,  Dass  nicht  bald  [leicht] 
Einer  F.  im  halt  [einen  Vergleich  mit  ihm  aushält].' 
Emblem.  162"2.  .Entspringet  der  Rodanus,  welcher  der 
nidergehenten  Sonnen  F.  haltet  [folgt]  bis  auf  die 
berühmte  Stadt  Lyon.'  GKönig  1693.  Daher:  will- 
fährig sein.  ,Da  muoss  die  arm  brut  allen  dänzeren 
i.  halten,  niemants  mitzuohätschen  [schlumpen]  ab- 
schlahen,  er  sye  glych  wie  wüest  er  wolle.'  HBüll. 
1540.  Einer  Vorsclirift,  Entscheidung  nachkommen. 
.Exceptio,  wenn  ein  ansprächiger  nit  will  im  rechten 
i.  halten  noch  auf  den  hauptartikel  sich  füeren  lassen.' 
Fris.;  vgl.:  , Burgschaft  für  Gericht  leisten,  allda  dem 
Rechten  F.  zu  leisten,  Judicium  sisti  et  judicatum 
solvi.'  Freuler,  jur.  Voc.  1752.  In  abstr.  Bed.,  Grund- 
lage, Norm  (auf  der  die  Art  und  Weise  des  Handelns 
beruht,  wie  der  Körper  auf  den  Füssen  ruht),  l'''  ha" 
niv''  iif-ene'  F.  g'setzt  [mir  zum  Gesetz  gemacht], 
Niemerem  Bürg  z' si'.  Id.  B;  s.  auch  setzen.  Uf  dem 
F.  [unter  diesen  Bedingungen]  hegeren-i'''  's  nit.  ebd.. 
!''•  mag  's  welle'  ri'e",  uf  wellem  F.  i'''  leill  [ansehen, 
wie,  von  welcher  Seite  ich  will],  ebd.  Uf  grossem 
F.  lebe",  ebd.  /'''  kemie-ne  itf-eme  giiete  F.,  er  ist 
mir  von  einer  vorteilhaften  Seite  bekannt,  ebd.  ,Sie 
bringend  niicli  uf  die  füess,  dass  ich  fürohin  ouch 
fast  werken  müess.-  NMan.  ,Sy  vermeintend,  dise 
sach  bette  ein  breiten  f.  [sei  weit  angelegt].-  Grob 
1599.  Vgl.  damit  viell.  noch  in  eig.  Bed.:  .Ein  wirt 
mit  einem  breiten  f.  [wohl:  der's  lange  aushält  |.  Den 
stell  ich  an  und  frag  im  nach',  sagt  der  Liederliche. 
1579,  BiGANDUs.  Da  die  Vollmacht  der  Gesandten 
ganz   variabel    befunden    wird,    lassen   die  Orte    dem 


1087 


Fas,  fes,  fis,  fos,  fns 


1088 


Abschied  inserieren,  dass  sie  keinen  , satten  [aus- 
reichenden] F.'  für  Friedensvorschläge  zu  haben  glau- 
ben. 1712,  Absch.  S.  noch  bei  hinder.  —  b)  als  (un- 
entbehrliches) Gangwerkzeug;  s.  eften  (Sp.  43),  vorder. 
Man  geht  nicht  auf  einem  F.  (Bei"),  scherzende  Er- 
munterung bei  Tische,  sich  zum  2.  Male  zu  bedienen. 
Mit  bedc  FüessC  drin  ie  springe"  [blindlings].  Ineiohen. 
Dolii"  ijö,  wo  de''  Chaiser  z'  F.  (jül  [eupheni.]  Aa  ;  ükD.  ; 
ScnSt. ;  Z.  Guet  z'  F.  (oder  r/'fuesset)  sl',  ein  guter 
Fussgänger.  allg.  Ken  F.  mc''  rüeren  chönne"  [vor 
Müdigkeit].  Id.  B.  Fs  (er)  liet  Füess  übercho',  von 
Sachen:  ist  gestohlen  worden  GW.;  von  Personen:  ist 
endlich  vorwärts  gekommen,  rührt  sich.  allg.  Daher: 
Ei'm  Füess  mache",  ihn  zur  Eile  antreiben,  allg.; 
übertr. :  ,Alle  diso  Erscheinungen  Gottes  sollen  uns 
Füss  machen,  dass  wir  mit  Jacoben  die  Füss  aufliebon 
und  mit  unserer  Buss  eilen.'  JMüll.  1665.  „Jmdn 
geneigt  machen,  Etw.  auf  sich  zu  nehmen."  .Hurtige 
Füsse  ersparen  viel  Geld.'  Kirchh.  D'«  Gras  ander 
de"  Füesse"-  la'  wachse",  seine  Geschäfte  nachlässig 
betreiben  B,  ,lentum  esse.'  Id.  B.  Kei"  Gr.  (Miesj 
u.  d.  F.  w.  lö"  1)  schnell  gehen  Uw;  Z,  2)  sehr 
eifrig  arbeiten  Bs;  S.  Me  lot  im  kei  Gr.  u.  d.  F.  w., 
man  lässt  ihm  nicht  viel  Müsse.  Sulger.  Uf  de" 
Füesse"  nuche",  auf  den  Fersen  folgend  B.  Fiiess  für 
F.,  langsam,  gemessen.  Id.  B.  ,Uie  anstösser  unser 
landen,  die  wir  ze  überfallen  willens,  wurden  sich 
uns,  wenn  wir  hindersich  zugent,  uf  unserm  f.  nach- 
machen.' 1531,  Strickl.  Er  het-eti  [z.B.  einen  Knecht] 
bis  a"  d'  Füess  [ja,  wenn  er  ihm  nicht  draus  läuft], 
SixGER.  , (Einen)  flüchtigen  F.  setzen',  sich  aus  dem 
Staube  machen,  ä.  Rspr.  ,Die,  so  flüchtigen  f.  setzend 
umb  ire  schulden.'  1598,  Z.  ,Br  hab  zum  dritten  Mal 
den  Eid  übersecheu  und  also  einen  fl.  F.  gsetzt.'  16«3, 
Ar  Jahrb.  Daher:  ,im  fl.  F.',  auf  der  Flucht.  ,Wie 
das,  .so  einer  in  synem  fl.  f.  synen  schuldforderen 
gibt,  solle  behalten  möge  werden.'  1580,  Z  Ratsverordn. 
Zur  Verstärkung  einer  Neg. :  Kei"  F.  für  Öppis  lüpfe". 
Id.  B,  verhipfc"  Z ;  vgl.  bei  stö.f.'^en.  Mit  keim  F.  brinr/t- 
me"  mi"''  jetz  unter  dene"  Bäume"  füre"  [hervor].  BWyss 
1863.  Ei"m  d'  Füess  (Bei"')  ablaufe"  für  Opj'is  [Jmdn 
durch  häuflge,  gleichsam  die  Füsse  abnützende  Bitt- 
gänge belästigen]  S;  s.  ablaufe".  Als  äusserstes,  ge- 
fährdetes Glied,  auch  ohne  Rücksicht  auf  ,Gang'. 
Uf  d'  Füess  luege",  sich  im  Gehen  vorsehen  Gl. 
, Einem  den  F.  vorhalten',  ihm  in  den  Weg  treten, 
ihn  hindern.  Gottu.  Es  chüm-mer  [könne  mir]  ejjpeti 
es  Unylück  ober  de"  F.  ga"  U.  Gang-m'r  us  de" 
Füesse",  du  Wst  mer  eistig  i"  de"  F.  [im  Wege]  GRh. 
Auch  übertr.:  ,aus  den  F.  kommen',  entfernt  werden, 
von  Menschen,  die  durch  ihre  Gegenwart  belästigt 
haben  Bs  (Spreng);  vgl.  ex  tioSöv,  Adv.,  aus  den 
Füssen,  fort.  , Damit  alles  zerbroclien  und  ylends  us 
den  füessen  getan  und  us  der  kilchen  gefertiget  wurde.' 
XVI.,  SiML.,  Urk.  —  c)  als  empfindliches  Glied.  Ei"m 
Glüet  uf  d'  Füess  zieh"  [warm  nuichen]  L.  Ei"m  a"  de" 
Füesse"  chratze",  ihn  zu  begütigen  suchen,  ilim  augen- 
dienerisch nachgehen  (JR.  Für  nen  Änuera"  de"  F. 
III  Baiih  liebe,  für  einen  Andern  sich  nass  machen, 
herhalten,  namentlicli  mit  Geld  GitFläsch.  ,Sy  ist 
weder  die  erst  noch  letst,  die  mit  dem  f.  in  bach  ist 
treten  [einen  Fehltritt  begangen  hat].'  NMan.  ;  vgl. 
cn  Schueh  roll  ii.ie  ne".  Ei"m  uf  d'  Füess  trete",  ihn 
empfindlich  verletzen  Z;  Syn.  z' nach  kon.  ,Uns  mag 
man  leicht  auf  den  F.  treten,    wir  sind   im  Harnisch 


[so  fahren  wir  auf].'  FWyss  1650.  Mit  Etw.  sich  selber 
uf  d'  Fiess  trampe",  zu  seinem  eigenen  Scliaden  han- 
deln S.  ,Du  niusst  auf  deine  Füsse  treten,  auf  meinen 
wirst  du  nicht  reich'  scheint  wie  das  Kinderspiel: 
,Uerr,  i'''  trüt-d'r  uf  di"s  FüessW  (oder:  I  tritte' 
der  Jumpfere"  uf 's  F.  ZO.,  oder:  Herr,  tramp-m'r 
uf  d'  F.  L).  „Warum?"  ,Wil  i'''  en  arms  Tierli  bi".' 
„  Was  haitisch  gern?"  usw.  auf  ein  altes  Rechtssynibol 
zu  deuten,  durch  welches  Hilfe.  Schutz,  Belehnung 
gesucht  oder  zugesagt  wurde;  vgl.  das  Setzen  des 
Fusses  von  Seiten  des  Täuflings  auf  den  des  Paten 
oder  umgekehrt  von  Seiten  des  Lehnherrn  auf  den 
des  Vasallen  (Gr.  Rechtsalt.  S.  85;  s.  d.);  die  von 
Rochh.  A.  K.  S.  442  unter  Eli,  Eli,  [ich]  tnimp  dir 
uf  dmi  lichüehli,  mitgeteilte  Variante  des  Spieles,  da 
die  Tierchen  eher  bestraft  als  in  Schutz  genommen 
werden,  ebenso  die  aus  L  u.  ZO.  aufgezeichnete  Va- 
riante ,e  böses  Tierli'  dürften  auf  .späterer  Miss- 
deutung beruhen.  Eine  alte  Gesundheitsregel  em- 
pfiehlt: D'  Brust  frei  (oder  der  Chopf  chüel  und) 
d'  Füess  tcarm,  macht  de"  best  Dokter  arm  L;  Z. 
D'  F.  u:  und  de"  Chopf  ehalt,  macht  d'r  Möntsch  alt 
BGümra.  —  d)  als  Glied,  um  symbolisch  die  Besitz- 
nahme, die  Herrschaft,  aber  auch  die  Verachtung 
damit  auszudrücken.  Eine"  nnder  d'  Füess  ne",  ihn 
verfolgen,  unterdrücken,  verächtlich  macheu  B.  Eiii'n 
under  de"  Fies.ie"  ha",  ihn  geknechtet  halten  W.  Ist- 
mr"  [man]  de"  Lüte"  im  Mül,  so  ist  men-e  [ihnen] 
bald  under  de"  Füesse".  ,Subjicere  pedibus,  under  die 
füess  werfen,  verachten,  zum  fuosslauder  machen,  eins 
dings  kein  rechnung  haben.'  Fris.  ;  Mal.  ,Etw.  under 
den  F.  trucken',  es  unterdrücken,  nicht  zur  Geltung 
kommen  lassen,  verschweigen.  , Welches  alles  mich 
gar  nahe  von  mynem  vorhaben  abgetriben,  dass  ich 
dasjenige,  so  ich  aus  büechern  mögen  bejagcn  [auf- 
treiben], under  den  F.  getruckt  bette.'  Wurstis.  ,Die 
Patriarchen,  die  ouch  geschmächt  worden  sind  von 
undankbaren  lüten,  aber  alles  habend  under  den  fuoss 
getruckt  [sich  Nichts  daraas  gemacht  haben].'  LLav. 
1584.  Dagegen  ist  in  der  Verbindung  , Einem  Etwas 
unter  den  F.  geben'  (es  ihm  nahe  legen,  heimlich 
anraten,  unterschieben,  gleichs.  unter  die  Füsse  legen, 
dass  er  , darauf  kommen'  muss  BM.)  der  F.  wieder 
nur  als  der  ausschreitende  gemeint.  ,Sie  gab  daher 
Steft'en  unterm  [sie]  F.,  Eisi  sollte  doch  wäger  noch 
ein  wenig  kochen  lernen.'  Gotth.  .Einige  Pfiffige  in 
der  Gemeinde  kamen  öfters  zu  dem  Pfarrer  und  wussten 
das,  was  sie  wollten,  ihm  so  fein  unter  den  F.  zu 
geben,  dass  er  glaubte,  es  sei  seine  eigene  Meinung.' 
ebd.  ,Er  hätte  unter  den  reichsten  Fabriktöchtern 
auslesen  können;  man  hätte  ihm  manchmal  unter  den 
F.  gegeben,  man  möchte  gerne  ein  Geschäft  der  Art 
mit  ihm  machen.'  ebd.  —  Sich  vor  Jmds  Füssen  hin- 
zuwerfen, sie  zu  küssen,  ist  das  Zeichen  der  Unter- 
würfigkeit; doch  sind  in  dem  Ausdrucke  ,den  Heiligen 
die  Füsse  abbeissen'  (hämische  Bemerkung  von  zu 
häufigem  und  ostentativem  Besucli  von  heiligen  Orten, 
zunächst  vom  demutsvollen  Küssen  der  Heiligenbilder 
VOrte;  S)  die  Füsse  nicht  in  diesem  ethischen  S.  zu 
verstehen,  sondern  bezeichnen  nur  den  untersten,  er- 
reichbaren Teil  des  Körpers.  Er  will  alle"  Heilige" 
d'  Füess  abbis.fe",  spielt  den  Frommen  und  Demütigen, 
ist  ein  Kriecher.  Es  alts  Maidli  [Betschwester],  das 
alle  Heiige  tuet  d'  Füess  abbis.se,  überall  hin  wall- 
fahrtet und  vor  jedem  Bild  kniet.     ,Was  vermeint  wol 


1089 


Fas,  les,  fis,  fos,  lus 


1090 


der  Herr  Tator,  was  für  ein  an.selioiiliclie.s  BücUeleiii, 
so  ich  liiii  und  wider  in  dem  Beichtstuhl  von  Ordens- 
leuten gesanunlet,  wollt  konucii  fürlegen,  und  von 
eben  solclien  Leuten,  die  sich  stellen,  als  wollten 
sie  den  Heiligen  die  Füss  abbeissen.'  ClSchob.  1U95. 
,Wilt  du  denn  recht  z'  tuoii  dich  beflissen,  spricht 
man,  du  wollest  d'  fiess  abbissen  unserem  herrgott.' 
Cum.  Beati.  Ei"»)  d'  Hand  under  d'  Fiiess  kgyC,  ihm 
Alles  zu  Liebe  tun  L;  Z  =  ,tendere  manus  supplices, 
die  Hände  bittend  ausstrecken,  demütig  bitten.'  Id.  B. 

—  e)  mit  andern  Gliedern  zusammen,  ihnen  gegenüber 
gestellt.  Was  de-'  Chopf  vergisxt,  müciul  d'  F.  etgt'lte". 
Eidg.  N.4T.-KAL.;  oder  tcas  [wer]  kei  Sinn  (oder  wer 
nid  Chopf)  häd,  häd  Fiiess  (FiiessJ;  oder  het  me"  dr 
Sinn  nit  im  Ghopf,  so  het  vien-e  i"  de"  Füesse"  B,  der 
Vergessliche  kann  nach  dem  Vergessenen  laufen,  allg. 
Wenn  er  Öppis  im  Chopf  hat,  so  hat  er  's  nüd  in 
Füesse',  Wollen  und  Vollbringen  decken  sich  nicht 
bei  ihm  Z.  Du  häsch-es  im  Chopf  und  nid  i"  de"  F. 
wird  von  der  Mutter  dem  eigensinnigen  Kinde  vor- 
geworfen B.  B'r  Fiiess  frisst  nie  as  's  Müül,  bei 
anhaltend  nassem  Wetter  zertritt  das  weidende  Vieh 
mehr  Gras,  als  es  frisst  UwE.  Was  er  macht,  hat 
Hand  und  Fiiess,  ist  ganz,  nach  allen  Richtungen 
gelungen  L;  Z.  Me"  hät-e"  [ihn]  mit  Hände"  nnd 
Filesse"  zum  Hirate'  g'stosse"  [gedrängt]  U.  ,Seht! 
wir  warten  euch  mit  den  Füssen  [aber  nicht  mit  den 
Händen]',  rufen  scherzend  die  an  der  Mahlzeit  Sitzen- 
den dem  zu  spät  Eintretenden  zu  L.  Syn.  .mit  der 
linken  Hand'.  Was  Ei"m  uf  d'  Nase"  falle"  muess, 
fallt  Ei'm  nid  uf  d'  Füess.  N.iT.-KAL.  1881;  s.  auch 
Nase".  —  2.  bildl.  und  scherzhaft,  der  dritte  F.  = 
Stab  als  Stütze  des  Gehenden.  ,Weh  dem,  der  seine 
Buss  aufzeuhet  und  verschiebt  bis  auf  den  dritten  F. 
des  grawen  Altertums  [Alters].'  RüdMey.  1050.  Obsc. 
=  , elfter  Finger.'  Schimpfr.  1651.  —  3.  unteres  Ende 
eines  Gegenstandes,  a)  (auch  dim.  Fücssli)  das  spitze, 
testgebackene  und  deshalb  beliebte  Ende  am  aufge- 
setzten Brote,   dem  , Kopfe'  gegenüber   Z;    syn.  Knü. 

—  b)  (Anfang  und)  Ende  der  Kette  eines  Gewebes 
Aa;  Z.  —  c)  Mauersockel,  als  Brückenträger.  ,Bei 
der  Engibruck  sollen  Alle  einander  helfen  den  F. 
machen.'  1835,  Gl  LB.;  s.  jBrw^iy-i^.  —  d)  Erdgeschoss 
und  Keller  eines  Hauses;  ant.  zu  Kopf.  1054,  Sch. 
Übel-  F.  icone",  zu  ebener  Erde  Bs.  --  c)  unterer 
Teil  des  Segels  Bodensee.    So  auch  gr.  noög,  lat.  .pes'. 

—  1.  Fuss  am  Strumpfe,  vgl.  Fi'a--Fuess.  —  5.  Name 
von  Kühen  mit  4  weissen  Füssen  W.  -  U.  Mass- 
einheit, wie  nhd.  —  7.  (f  »es  Ndw)  vierter  Teil  des 
Einheitsmasses,  nach  welchem  die  Vieharten  betr.  die 
Benutzung  der  Gemeinalp  gerechnet  werden,  gleichs. 
ein  Kuhfuss.  .i^uf  gemeinen  alpen  soll  wegen  mangel 
des  grases,  wie  zuvor  ein  kuo  für  4  füess.  insRünftigte 
für  5  f.  gelten.'  1078,  UwE.;  daher  •/4  eines  Berg-  od. 
Alprechts,  d.  h.  des  Rechts,  eine  Kuh  zur  Söniinerung 
auf  die  gemeine  Weide  zu  treiben,  oder  '/»  J*-'«  betr. 
Weideertrags  BÜ.;  GrL).;  GMs;  in  Ni>w  '/i  einer  Hin- 
dere" (s.  d.),  so  dass  es  tür  eine  Kuh  5—0  F.  braucht. 
Auch  als  ideeller  Landanteil:  , Welcher  einer  halben 
kue  weid  ererbt,  den  lasst  man  z'  berg  und  welcher 
ein  f.  ererbt,  den  lasst  man  sein  weid  nutzen,  welcher 
aber  minder  hat,  dann  ein  f.  weid,  das  soll  im  in  kein 
bergbueeh  geschriben  werden,  sonder  die  bergteiler 
sollen  im  dasselbig  abkaufen.'  1558,  BSi.  S.  Kue-Fucr 
und  Kue-Essen. 

Schweiz.  Idiotikon  I.  8. 


Zu  dem  PI.  ,ze  russ  und  fiies.sen.'  Eillih.,  und  ,vicrzich 
lüusse  wyt.'  Bs  Dienstniannenr. ;  vgl.  iiiich  Gr.  WB.  4,  1,  a, 
1)94:  ,zu  Füssen  gehn.'  —  Ob  iler  Z  Familienn.  ,Füessli, 
pcdiculus  oder  fusor  bcileute,  rcsp.  aus  Ictztorm  lat.  W.  um- 
^'edeutet  sei,  bleibe  dahin  gestellt;  Letzteres  möchte  wahrsch. 
sei»,  da  die  Familie  von  14'21/183U  der  Giesserei  oblag.  — 
S.  auch  noch  Bein. 

Uber-Püess(li):  Gamasche.  Rociiu.  1857.  Syn. 
Finke  3,  Überstrunipf  —  Ofen-Fuess:  der  Stein, 
auf  dem  der  Ofen  gebaut  ist  AAEhr.  —  Elends-: 
Fuss  eines  Elentiers,  wahrsch.  als  Gefäss  verwendet. 
,1  beschlagener  E.'  1570,  Z  Invent.  —  Federe"-: 
l.  Vogel,  besonders  Huhn  und  Taube,  mit  gefiederten 
Füssen  Ap;  als  Eigenn.  Gr.  ,F.,  plumiger.'  Mal.  — 
■2.  weiblicher  Scheltn.  Aa.     Vgl.  Huen  als  Schelte. 

Fülli-:  Blatt  1.  des  Huflattigs,  tussilago  farfara 
GG.,  Sa.,  oT.;  ScHwE.,  Ma.;  Z.  Sust  händ-er  [habet  ihr 
sc.  im  Acker]  vil  Chatzeschwänz  und  Tüf eismilch  und 
FüUifüess.  Stütz.  Die  Blätter  werden  auf  Wunden 
gelegt,  und  von  Schwindsüchtigen  gebacken  gegessen 
ScHwLowerz;  reibt  man  das  Gesicht  mit  denselben, 
so  entstehen  Sonnnersprossen  G.  Syn.  JRosshuebe.  Die 
Blüten  heissen  Märzenblüemli.  —  2.  der  Pestwurz, 
petasites  albus  (tussilago  alba)  ScnwMa.  Ebenf.  auf 
Wunden  gelegt.  —  3.  der  Seerose,  nymphaia  alba 
GRli.  —  Fülli-Füessleri  f.:  eine  ausgeartete  Rebe, 
mit  grossen,  dunkelgrünen,  denen  des  Huflattig  ähn- 
lichen Blättern  und  geringem  Ertrag  an  Beeren  ZErl. 

Die  Blatter  von  1,  2  u.  13  zeigen  der  Grundform  u.ach 
.(hulichkeit  mit  dem   runden   Hnf  des  Pferdes  (Füllens). 

Für-  Aa;  Bs  {-l-  u.  -j-);  ER,  Schw.,  U.;  VOrte; 
Gl;  GSa.;  S;  W,  Fü'^r-  BSi.;  ZNer.,  0.,  rS.,  Für- 
Filessig  GlH. ;  GRh.;  Schw;  Ndw  —  m.,  Fiir-Filessi 
n.  GA. ;  UwE.:  1.  der  vordere  Teil  des  Fusses  BSchw. 
—  2.  die  Socke,  die  denselben  bedeckt  Schw.  ,Der 
Sock,  Fürfuoss,  Filzschuech,  soccus,  pedale,  laneus 
calceus.'  Red.  1002.  —  3.  der  Fussteil  des  Strumpfes, 
Füssling.  allg.  Er  lauft  i"  de"  Für  füesse",  in  den 
blossen  Strümpfen  GSa.;  Ggs.  harfüessiy.  ,Er  müsse 
daheim  Kuder  spinnen  und  dem  Muetti  strählen  [käm- 
men] und  Fürfüesse  platzen  [flicken].'  Gotth.  ,Sie 
tragen  Halbstrnmpfe,  denen  die  Vorfüsse  (Socken) 
fehlen.'  U  It  WSenn  1870.  ,Die  fürfüess  von  den 
hosen  [Bedeckung  des  Untersehenkels]  abhauwen  und 
barfuoss  gan.'  ca  1510,  F.  Syn.  Füessling.  —  für- 
füesselen,  -füessiglen  Sohw:  den  Gestank  der 
schweissigen  Püsslinge  von  sich  geben,  nach  Fuss- 
schweiss  riechen  BSi.;  VOrte ;  Gl;  GA..  Sa.;  S;  Z. 
Im  weit.  S.:  a)  „nach  schmutziger  Wäsche  riechen, 
sich  unreinlich  halten  Z."  b)  „nach  altem,  ganz  fau- 
lem Käse  riechen  L."  —  für  ('/'«r^-fuessen,  -üe-  Bs; 
B;  L  (Ineichen);  W;  Z,  „-fuessnen  L;  Schw;  Zg", 
-fiiessncn  HU.,  -füessgcn  U:  1.  neue  Fussteile  an  alte 
Strümpfe  stricken,  ,0b  es  neue  Winterstrümpfe  kriö- 
gcn,  oder  die  alten  neu  g'fürfüsset  werden  müs.stenV' 
Gotth.  —  2.  an  Schuhen  das  Vorderledcr  machen  oder 
ersetzen.  ,Ein  gereister  Schuhmacher  spricht  davon, 
wie  man  in  Schenetf  [Genf]  die  Schuhe  fürfüsset.' 
Gotth.  —  Für-Füesser  m.:  armer  Schlucker,  un- 
bedeutender Mensch.  Spkw.  1809.  F.  sind  si  gegc" 
ene".  Klosterkuäi'klein  1841. 

Über  die  Fiirui  J'iir-  vgl.  Sp.  962.  —  l'as  Vb.  ist  t.  V"in 
IM.,  t.  vom  Sg.  abgeleitet.  -  FitrfüviHtiin  mag  sich  ans  der 
Form  l'rirfui-i»!ij  erklilren  lassen:  vgl.  aber  auch  ärhzijen 
(Sp.   81). 


1091 


Fas,  fes,  fis,  fos,  fas 


1092 


Flacli-Fuuss:  Plattl'uss;  Mensch  mit  fiacher 
Fusssolile.  Audi  als  Schelte:  Was  will,  du  jlach- 
fücssige  Cheib?  Bs. 

Geiss-:  1.  Ziegenfuss.  .Die  Schnäbel  [iler  Schuhe] 
zwar  vornen  abgetan,  die  sich  nun  hinten  unter  die 
Schuoh  und  [1.  .in'?]  Tötzlin  [hohe  Absätze]  oder 
gleichsam  Geissfuoss  verändert  haben.'  E.  XV.,  Uw. 
An  demselben  erkennt  man  in  der  Sage  den  Teufel, 
vgl.  T.  214.  Die,  wo  in  eusem  Dorf  Öppis  hei"  welle" 
oerntö",  hei"  Vhauptet,  cV  Franzose"  hebe"  Geissfüess. 
BWvss  18()3.  —  2.  klauentorniig  gespaltene  eiserne 
Werkzeuge,  a)  als  Heb-  oder  Brechstange,  um 
Wurzeln  aus  der  Erde  oder  schwere  Lasten  zu  heben, 
bes.  von  den  Steinbrechern  verwendet  Ap;  L.  — 
b)  als  Nagelzieher  bei  Zimnierleuten  Z;  Reciuisit  ins 
Feld.  KuiEtisu.  1644.  —  c)  als  Instrument  der  ,Zahn- 
breeher'  Ar.  ,Rhizagra  oder  Geissfuss,  darmit  die 
Wurzel  eines  abgebrochenen  Zahns  ausgezogen  wird.' 
Uenzl.  1G77;  1716.  —  d)  als  Instrument  der  Holz- 
arbeiter, um  damit  die  Vertiefungen  der  Schrauben- 
gewinde zu  schneiden  Aa  ;  Z ;  s.  Schnuhüg.  —  3.  Geiss- 
blatt, lonicera  caprifolium  ZAff. 

3  nach  den  um  den  Stengel  zsge wachseneu,  einem  ge- 
spaltenen Huf  vergleichbaren  Blattpaaren  benannt. 

Herrgotts-Püessli:  Wundklee,  anthyllis  vul- 
neraria  UUrs.  Syn.  Frauenschueh.  —  Wegen  der  kleinen, 
zierlichen  LipiieublütcH  so  benannt. 

Hei-,  Heu-Fuess  s.  Hanen-F. 

Hoch-Füessli:  kleines  Wein-  oder  Branntwein- 
glas Bs.  , Gläserner  Spitzkelch.'  SriiEN«.  —  Eig.  ein 
Glas  mit  einem  hohen  Fuss  unter  dem  Kelche. 

Hooken-Fuess:  einer  der  vielen  Namen,  welche 
der  Böse  in  den  Hexenprozessen  des  XVI.  führt. 
Seg.  kg. 

Hanen-  1)  Han^-  AaIw.;  Bs;  B  (-«-);  GuD.;  Scn; 
W;  ZBenken,  Hani-  S  tw.  2)  Hennen-  Hene-  S, 
i/cni-  Aa  vor w.;  Bs;  BE.;  L;  ScuwMa.;  Ndw;  ZO., 
W.,  Zoll.  3)  Hanflß  ScuSt.,  Hampfis  TnHw.,  Hampißz, 
Dim.  Hämfcsli  Z  tw.,  Häufls  SchwE.;  Uw  {-eH-). 
4)  Heu-FüeüsK  Uw:  verschiedene  Spezies  ranunculus, 
deren  Blüten  Glisserli,  Ankenbluem  usw.  heissen.  Bes. 
a)  scharfer  (brennender)  H.,  r.  acris  AALeugg. ;  LE.; 
SoHwMa. ;  TnÜettighof. ;  V-w  fgelbs  Hei</uessU).  Dient 
gesotten  gegen  Räude  ScuwTuggen,  die  Blüten  dienen 
zum  Blasenziehen  GWe.;  ScnwLowerz;  die  Kühe  be- 
kommen, wenn  sie  darauf  liegen,  kranke  Zitzen  LE. 
—  b)  kriechender  H.,  r.  repens  AAÜberflachs,  F.,  Ki. ; 
ScH;  Z.  Die  rutbraunen  Flecken  sollen  auf  der  Pflanze 
nur  in  der  Passionszeit  zu  finden  sein  und  die  Bluts- 
tropfen des  Heilandes,  unter  dessen  Kreuz  sie  wuchs, 
bedeuten.  Die  Wurzeln  breiten  sich  hahnenfussartig 
aus  und  r.  r.  soll  daher  eig.  der  spezifische  Naniens- 
träger  sein  (Frei);  doch  s.  u.  Anm.  —  c)  feigwurzliger 
H.,  r.  iicaria  NnwEmni.  —  d)  (auch  Bölle"-U.  LE.; 
Uw)  knolliger  H.,  r.  bulbosus  AaKI.  Bei  KdGessn. 
1542  =  .gehöslete  gleissblüemle,  kleiner  hanenfuss.' 
.Batrachium,  gehöslete  gleissbluomen.'  Fris.  ;  Mal. 
Die  Knollen  dienen  zum  Blasen  ziehen  ZZoU.  — 
e)  eisenhuthlättriger  H.,  r.  aconitifolius  Uw  (wisses 
Ueufilessli,  weiss  blühend).  —  f )  platanenblättriger  H., 
r.  platanifolius  Obw,  weiss  blühend.  Syn.  Fideritsch, 
Sp.  681.  —  g)  goldgelber  H..  r.  auricomis  AaKI.;  früher 
(in  den  Kräuterbüchern)  auch  .süsser  H.'  genannt.  — 
h)  Garten-H.,   r.  asiaticus  AABb.  (dick  Hänifüess).  — 


i)  verderblicher  H.,  r.  sceleratus,  wobei  zu  bemerken, 
dass  in  den  ä.  Belegen  z.  T.  auch  einige  anderen  Arten 
von  r.  mitverstanden  werden  müssen.  ,Glyssbluomen. 
rappenfuoss,  hanenfuoss:  batrachium  [eig.  .Frosch- 
kraut'], ranunculus.'  KdGessn.  1542.  .Glyssbluom, 
hanenfuoss:  polyanthemum,  batrachium.'  ebd.  .Gleiss- 
bluomen, brennender  hanenfuoss:  ranunculus,  flore 
luteo,  interdum  purpureo;  vulgo  pes  corvi,  ulceraria, 
scelerata.'  ebd.  , Batrachium.  ein  kraut,  genannt  gleiss- 
bluomen oder  hanenfuoss,  eigentlich  der  da  brennt,  als 
der  bei  den  wasseren  wachst.'  Fris.;  Mal.,  welche  aber 
unter  b.  auch  r.  ficaria  (.figwerzen-eppich'  Sp.  365)  und 
r.  bulbosus  (s.  o.)  verstehen.  —  2.  Geissfuss,  sego- 
podium  podagraria  U.  —  3.  Hühner fennich,  pani- 
cum  orus  galli  SonSt.  —  4.  Geissblatt,  lonicera  Bs. 

—  5.  „(Henne fiiessi,  -li  n.)  Keulenpilz,  clavaria 
coralloides  L."  —  6.  Zeichen,  aus  drei  zslaufenden 
geraden  Strichen  bestehend,  und  daher  einem  Hahnen- 
fuss  ähnlich  sehend,  das  an  dem  Wagebalken  der 
Schnellwage  früher  je  bei  der  6.  Kerbe  (von  fünf  zu 
fünf  Kerben  It  B.)  zur  Erleichterung  der  Übersicht 
angebracht  war;  daher  auch  das  Mass  6  solcher  Ker- 
ben auf  der  Wage  und  das  entsprechende  Gewicht  Git ; 
s.  Han,  Krinnen. 

Die  meisten  Hahnenfussarten,  so  wie  die  unter  2  und  S 
erwähnten  Pflanzen,  liaben  gespaltene,  einem  Hühnerfusse 
nicht  unähnliche  Blätter;  daher  auch  die  lat.  Namen  von 
'2  und  3.  Der  Tausch  von  ,Hahnen-F.'  an  ,Henneu-F.'  musste 
crfiilgou,  da  ,Hahn'  uusern  MAA.  nicht  geläufig  ist;  der 
Form  nach  ist  an  Henni-Darm  zu  erinnern.  Die  Umdeutung 
der  nach  Fromm.  Ztschr.  7,  360  synkopierten  Form  Häi/is 
(welche  hinwieder  auf  der  in  der  Anm.  zu  Fivis  erwähnten 
Entziehung  des  Accentos  beruht)  zu  ,Heu-F.'  erklärt  sich 
daraus,  dass  die  Hahnenfussarten  im  ersten  Gras,  im  Heu- 
gras vorkommen.  5  führt  auch  von  seiner  Gestalt  die  Namen 
, Bärentatze,  Händling'   und  .Kranfuss'   (Östr.). 

Hüener-:  fingerförmiges  Bartgras,  andropogon 
ischsmum  B.  —  Benannt  nach  den  fingerigeu  Ahrchcn, 
die  den  Zehen  des  HUhnerfusses  verglichen  werden. 

Hase"-:  1.  Sauerklee,  oxalis  acctosella  G  oT.  — 
2.  wunderlicher,  hypochondrischer  Mensch,  schrullen- 
hafter Hagestolz  BHk. 

1  wegen  der  .Ähnlichkeit  der  Blätter  mit  dem  Fuss  des 
Hasen.  2  wegen  des  scheuen  Wesens;  vgl.  nhd.  .Hasenfuss', 
rahd.   hanenvuoz. 

Kugel-:  Klumpfuss.  ,Der  hinkend  vogt  am  Bron- 
nen mit  dem  kugelfüessli.'  Vad.  Vgl.  Stoll-,  Tull-Fucss. 

—  Chälher-:  Herzrauschel,  cardium  AAAarau. 
Kunkel-Püess:  Complimente,  Umstände  GRChur. 
Umged.   aus  -fia,    lat.  J'üsuh,    Spindel,    frz.  fusn\  fuHtau ; 

vgl.  die  Umdeutung  ISl-Fucst  aus  hi-böz.  Vgl.  ,Kunkelfusen' 
bei  Gr.  WB.,  ,K.-Fuss'  bei  Schm. 

Chaste"-Fuess:  unterster  Satz  eines  aufrecht 
stehenden  Kastens,  bzw.  der  innere  Raum  desselben, 
wo  etwa  wertlose  Dinge  aufgehäuft  werden  Zu.;  s. 
Fuess  2. 

Chatze"-:  1.  der  Absatz  des  walzenförmigen  Auf- 
satzes altmodischer  Öfen,  worauf  die  Katzen  sich  zu 
legen  pflegen  Ap.  —  2.  etwas  Nichtiges,  zum  Ausdruck 
starker  Verneinung.  Boch  zag  nW  nüd,  i'''  weiss  schu" 
Bot.  —  En  Gh.,  tveisst  du  cn  Röt.  EFeurer. 

2  wohl  euphemistisch  für  das  sonst  in  dieser  Anwendung 
übliche  Katzen-Vrecl,-. 

Chräjc"-:  1.  gemeine  Senehiere,  senebicra  coro- 
nopus  Aa.  —  2.  Hauswurz,  sempervivum.  .Kreenfuss 
oder  Huswurz  oder  Donderblatt.'  Arzneib.  ZZoll.  1710. 


1093 


Fas,  fes,  fis,  fos,  fas 


1094 


1  genau  das  griecli.  koroimpm,  von  den  tief  fleJcrspaltigen 
Blättern.  1  nach  dem  Standort  auf  Däelicrn,  wo  die  Blatt- 
rosette wie  ein   Krähonfuss  sich   fest  zu  haken  scheint. 

,Krumb-fuoss,  der  gewunden,  knimb  fües.s  oilor 
schenke!  hat,  loripes.'  M.\l. 

Bi-Fues.<i:  Wermut,  artemisia.  .Buckelen,  bci- 
fuoss.  artemisia."  KdGessn.  1542.  ,Beifuoss,  herha 
artemusia.'  Mal.     ,Beifuss.'  Arzneib.  ZZoll.  1710. 

Ahd.  i'ij'uz;  mhd.  bilöz,  hlvuoz ;  später  allg.  .Beifuss'; 
Tgl.  Gr.  WB.;  schon  ein  Heilmittelhuch  von  1400  ahcr  lehrt 
den  weitverbreiteten  Aberglauben,  Beifuss  in  den  Schnhen 
getragen  schütze  vor  Ermüdung. 

Pär-  (auchSä»'-):  Frauenschuh,  cypripediuni  cal- 
ccülus,  mit  zwei  statt  einer  Blüte  an  einem  Stengel. 
ein  seltener  Fund  ZF. 

barfuess,  härfs'f-s-J:  1.  barfuss.  allg.  B.  bis 
a'  's  Chinni  ufe".  Wer  i.  göd,  de'  drückt  kc  Schueh. 
Ineu'hen.  I'''  uriU  drei  Tag  b.  der  Post  nö'''  npringe' 
(Beteuerung)  Bs.  Einem,  der  barfuss  im  Hause  herum 
lauft,  droht  man  scherzend:  Wer  b.  umme"  lauft,  wird 
y'henkt,  worauf  derselbe  schnell  erwiedert:  /''''  legg 
d'  Schueh  a"  und  gang  au'^  go  luege'  Bs  (S.).  Mit 
harfisfn  Fiiesse'.  BWtss  1863.  Als  Subst. :  .StAntonis 
Capell  zu  Barfussen.'  RCys.,  der  an  andern  Stellen 
jBarfüsser'  setzt.  —  2.  von  Tieren:  nicht  beschlagen 
ZWäd.  —  bar-fuesse"  GrL.,  -filessle'  GitLuzein: 
barfuss  herumlaufen.  —  ,Die  Barfuoser-Mönchen.' 
ClSchob.   1095.    Am  Frltig  Iienkt-mer  [man]  d'  Bar- 

füessler  uf  S.  —  Mhd.  Adj.  Imrvuoz,  barviieze;  Subst.  Ijarvuoze. 

Blau-Fuess:  1.  eine  Falkenart,  falco  cyanopus. 
,Von  einem  sperwer,  blauwfuoss  oder  falken  4  d.  [als 
Zoll].'  1539,  Stautsatz.  Thun.  ,Da  er  Rebhüener  mit 
dem  Bl.  und  bisweilen  auch  mit  dem  Habicht  gebeist 
[gebeizt]  hab.'  Hf.iit.  1658.  ,Habich,  Blawfüss.'  Cys. 
1061.  ,Falco,  Falk,  Blaufuss.'  Denzl.  1677;  1716.  — 
2.  Waldschnepfe,  seolopax  rusticola  Var.,  mit  blauen 
Füssen.  FrTschudi.   —   Mhd.  Uaouoz  =  I. 

blöss-füess:  barfuss  TB.  —  Die  Pl.-Form  erinnert 
an  frz.  nu-pieds. 

Brugg-Fuess  =  Fuess  2  c.  ,Die  dasselb  guot 
besitzend,  söllent  schuldig  syn,  den  bruggenfuoss  uf 
derselben  syten  zuo  machen.'  Scnw  LB.  .Der  Bach 
spülte  die  Brücke  sammt  den  Brückfüssen  mit  sich 
fort.'  Ai>  Volksbl.  1831.  .Der  Bruckfuss  auf  der  Glarner- 
seite  der  P^nnondaner  Linthbruck  ist  vom  Tagwcn 
Glarus  gemacht  worden.'  1835,  Gl  LB. 

Breit-:  1.  Gans,  Ente.  Gengenb.  Rotwelsch.  - 
2.  ein  Gespenst,   das   sich   zu  ScnBargen  hören  lässt. 

ScilWYZERÜ.   X. 

Gewisse  mythische,  bes.  clbische  Wesen  verraten  sich 
durch  Tierfüsso;  vgl.  Schrüwli-F.  und  die  Sago  von  ,Bertha 
mit  dem  grossen  Fuss  (Berte  aus  grans  plus)'. 

Ried-Füessli:  Sumpfdotterblume,  caltha palustris 
OiiwLung.  --  Nach  dem  Standorte  an  nassen  Orten  und 
nach   der   pferdeluifilhnlichen  Gestalt  der  Blätter   benannt. 

Rien-Fuess:  10  Q.-Fuss  in  einem  Streifen,  als 
Plächenmass.  ,üie  gevierten  Ruten  werden  geteilt  in 
10  R.,  ein  R.  in  10  gevierte  Schuh.'  Kkieusu.  1641. 
—    Hicn  fUr  Jiiemten),   Streifen:  vgl.   noch    liien-Dam. 

Rappen-:  schlitzbliittriger  Wegetritt,  plantago 
coronoims.  ,R.,  ein  salatkraut,  milvinus  pes,  pes 
milvi.'  Mal.  —  /^i/>;imi- f Raben- 1 /■'nr«»  der  Blattfonn  wogen, 
daher  auch   Clinijfiifiu-xti  (s.   d.)  genannt. 


Schaf-:  Hammelskeule.  ,Die  Freigebigkeit  der 
Grindelwaldner  zeigte  sich  bei  Verlobungsanzeigen, 
Kindstaufen  etc.;  bei  solchen  Anlässen  gab  es  ge- 
räucherte Schinken,  Käsleibe  etc.,  von  geschlachtetem 
Kleinvieh  ein  Schaffüessli  u.  A.  m.'  III.  Schweiz  1873. 
~  Schueh-:  eiserne  Form,  über  welche  man  den 
Schuh  schiebt,  um  die  Sohle  zu  nageln  L. 

Schrätteli-:  Drudenfuss,  Pentagramm,  wirkt 
zauberkräftig,  It  Rochh.  Arg.  4,  182,  185.  —  Schriuieli, 
Alp,  Elb. 

S\)eTr  (Sper)-:  Fuss.  der  sich  gegen  Etw.  sperrt; 
bildl.,  Hinderniss.  En  Sp.  mache",  ein  H.  in  den  Weg 
legen  Ac. 

Stoll-  AAtw.;Ap;  ScHSt.;  Uw;  ZKn.,  Stüll- Aa 
tw.  (H.);  „B;  VOrte;  Gl;  S"  :  1.  Klunipfuss;  kurzer, 
verkrüppelter,  einwärts  gedrehter  Fuss  eines  Menschen. 
.Hat  ein  Mädchen  einen  Stüllfuss,  oder  gar  einen 
krummen  Rücken,  ach!  da  wäre  dem  guten  Kind 
besser,  dass  es  nie  geboren  wäre.'  XHerz.  1862.  — 
2.  hölzernes  Bein  UwE.  —  3.  Mensch  mit  einem 
Klunipfuss,  auch  Stollfiessler  genannt  New. 

StoUtii,  rund  gedrechselter  Fuss  z.  B.  eines  Bettes,  Kastens 
usw. ;  tituUen,  straucheln. 

Stelz-:  1.  =  Stoll-F.  —  2.  Mensch,  der  einer 
Stelze  bedarf,  allg.  —  Tübe"-Füessli:  1.  Acker- 
schotenklee, lotus  arvensis  AAMöhntal;  vgl.  Herr- 
gotts-F.  —  2.  Schmeicheln.  , Liebs,  artigs  Tauben- 
füessli.'  ScH  Pilger  1882. 

Toll-Fuess  =  Stollfucss  1  u.  3  Ar  (auch  Troll-); 
Bs;  GSa.,  Stdt;  „Schw;  Zo;"  Z  (auch  Tolle"-Fucf:s,  resp. 
ToH-Füessler).  ,Was  einer  von  Bödmen  mit  dem  toU- 
fuess.'  UMev.  1.540/73.  ,Ein  Ungestaltcr  mit  einem 
Hoger,  Kropf  oder  Dollfuss.'  Ulr.  1727.  .Jener  krumm- 
und  toUfüssige  Oedipus.'  ebd. 

Mhd.  fhdviioz,  v.atrax;  tnVefum,  XV.,  Lindau  (am  Bodensee). 
Vgl.  Gr.  WB.  2,  1'2'28.  Tr„U-f.  in  Anlehnung  an  Indl,  gross, 
von  plumper  Gestalt.  Vgl.  auch  SidU-F.  Her  (els.'issische) 
Familienn.  ,Dollfus'  viell.  eher  aus  (A)Dolphus  oder  daraus 
umgedeutet. 

Tatz-:  Hausn.  in  ZStdt.  —  Zu  Tnizc,  Pfote,  wahrsch. 
von  einem  Hauszeichen. 

Dri-  Gl;  PP.;  TB.;  UwE.;  W,  Drl-  Scnw,  Tri- 
Nuw,  Drei-  S:  1.  ringförmiges  Gestell  mit  3  Füssen, 
über  welchem  am  ott'nen  Feuer  in  einer  Pfanne  ge- 
kocht wird;  mit  der  Einführung  der  modernen  Koch- 
herde zurückgedrängt  in  die  Berge  (Sennhütten)  und 
abgelegenen  Orte  P;  Scuw;  Uw;  W;  früher  allg.  zum 
notwendigen  Hausrat  gehörend  und  häufig  in  alten 
Inventaren  erwähnt;  in  Z  1558  unter  den  Gegenständen 
genannt,  welche  die  Frau  von  ihrem  Manne  erbt. 
Abergl.:  ,WeBn  ein  Dr,  leer  auf  dem  Feuer  bleibt, 
müssen  die  armen  Seelen  daran  brennen  W  (vgl. 
Heidcn/ür  4).  ,Er  bestehet  wie  ein  halber  Dreifuss, 
wie  Schnee  an  der  Sonnen.'  Mkv.  Hort.  1692.  , Röste 
sy  über  einem  linden  [gelinden]  Kolfür  auf  einem 
Trifuess.'  ZZoll.  Arzneib.  1710.  —  2.  Eisen  mit  Ein- 
schnitten, worauf  der  Glasbläser  seine  Pfeife  legt, 
wenn  er  die  Glaskugel  im  Ofen  wärmt  SThicr.st.  — 
•>.  überspannter  Kopf  Gl;  einfältiger  Jlcnsch  W;  vgl. 
Ih-lfuess-Büß'cl.  ^  Mhd.  rfci/tioi.  ,1  Trüfuess.'  7.  MG9. 
Bed.    I!   nacli   dem   , bockbeinigen'   Geräte. 

Well-:  Klunipfuss  Ar.  ,N.  N.  der  wellfuess.' IG02, 
.\l'.\.   Katsiirot.    ■      Zu   mhd.   («/.i-lic./.   rund. 


1095 


Pas,  fes,  fis,  fos,  fns 


1096 


Wiss-Fuess:  Eiiid  mit  weissen  Füssen  Gl;  üA. 
Vgl.  wissg'fuesset,  WissfüessJerin. 

Wisel-:  Fuss  von  einem  Wiesel.  Ein  Student 
aus  AALaufenl).,  der  1598  zu  L  gefangen  lag,  besass 
einen  W.  Wenn  ein  Mädchen  den  berührte,  war  ilini 
der  Liebesbann  angetan.  Lüt.  Sag. 

Das  Tier  wurde  für  giftig  gehalten  uuil  mau  traute  iliut 
auch  sonst  allerlei  geheimnissvolle  Kräfte  zu. 

fuesse"  (fliesen  GnPr.),  ,fuessen',  fuessne  Gl: 
1.  (mit  ,sein'  und  tw.  mit  .haben')  zu  Fuss  gehen, 
angestrengt  marschieren  Aa;  Bs;  BSi.;  Gl;  Gr;  „L;'' 
GT.;  S;  ZB.  Bis  ig  ivider  ha"  chünne"  schaffe''  und 
besser  fuesse'.  BWvss  18(i3.  Ha"  lanyi  ZU  d'  Hoffnig 
g'ha",  mis  lame  Bei"  tüei  ■eillicht  doch  notisno  [nacli 
und  nach]  so  z'iveg  cho",  ''ass-  i'^'  wider  recht  ler  f. 
JoACH.  1881.  lez  fart  Alls  uff-em  Ise  [sc.  der  Eisen- 
bahn]; das  Fuessne"  macht  de"  Lilte"  Not  Gl.  I'' 
chann  au"''  vom  Beste"  nit  f.,  das  Gehen  wird  mir 
schwer  ßs.  ,Ein  gerühriger  alter  Mann,  der  noch, 
tapfer  fusset.'  Spreng.  ,Habt  ihr  den  ganzen  Wey 
g'fuesset?'  GrAv.  Syn.  schuehnen.  —  2.  (mit  .haben') 
Fuss  fassen  Gr,  daher  uf  Öppis  f.,  sich  auf  Etwas. 
z.B.  ein  Versprechen  verlassen  „B;  L;"  Z.  —  3.  mit 
Füssen  treten.  ,l)ie  hüls  der  hochmüetigen  hat  sy 
undcrsich  gefuosset,'  1470,  G  Hdschr.  .Ich  hab  die 
feind  in  meinem  zurngetretten  und  in  meinem  grimmen 
■gfuosset.'  1581,  .Iesa.i.  =  ,zertretten.'  1007.  .Fuossen. 
mit  füessen  tretten,  pessundare.'  Mal.  —  4.  mit  der 
Füssen  ausschlagen.  .Wider  den  stichel  fuossen.'  153(1. 
Ai'OSTELfi.,  dafür  1607:  .aufschlagen'.  ,Warumb  fuossesl 
du  und  widerlegst  dich  denn  wider  meine  opferV'  1531. 
I.  Sam. ;  dafür  l(j(j7:  .schlagest  auf'.  .Wider  den  Stachel 
zu  leclien  oder  wider  den  Sticher  zu  fussen.'  ClSchoh. 
1099. 

Fuesse"  f.:  Kuh,  die  über  den  Khiuen  weiss  is! 
Gr.  Syn.  Tschägge.  Auch  dim.  I<\iessi  W.  doch  in 
Gr  nur  von  kleineren  Tieren,  bes.  von  Hunden.  Vgl. 
Füessi. 

Bar -Fuesse  r  s.  har-fucss. 

ge-fu esset  g'fuesset.  Guet  (sciüccht)  g'fuesset  si". 
gut  (schlecht)  zu  Fusse  sein;  bildl.,  festen  Boden, 
gute  Gründe  zur  Verteidigung  seiner  Sache  haben, 
gerüstet,  gewappnet,  mit  solider  Stütze  versehen  sein 
Bs;  BM. ;  UwE.  Die  eingesandten  Titel  und  Doku- 
mente sind  , wohlbegründet  und  wohlgefusset-  befunden 
worden.  1749,  Absch.  —  wiss-:  mit  weissen  Füssen 
verseilen  sein,  vom  Vieli  GA.,  s.  Wtss-Fupss. 

Fnessete,  „Puessnete"  f.:  Fussende.  Fuss- 
brett  des  Bettes  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  6r;  L;  Z.  ,Und 
setzte  sich  zur  Fussete  auf  meine  Bettstelle.'  Srnz. 
Mc"  mucss  dem  Kranken  eppis  Warms  z'  F.  lege"  Bs. 
/<■''  ha'  niid  chönne"  schlöfe",  i'''  bi'  all  i"  d'  F.  dbe" 
g'rotschet  [gerutsclit]  Ap.  In  dem  bekannten  Kinder- 
nachtgebet  werden  zwei  Engel  zu  Hiiupten,  zwei  zur 
Fussete  erbeten.  Aus  der  häufigen  Verbindung  mit  der 
Präp.  erwächst  eine  neue  Form  des  Subst.  Z' fnessete  v. 
Nnw  (vgl.  das  Zäben  Sp.  34,  u.  a.  m.).  Ant.  Haupiteten, 
Köpfeten.  —  Kasten-:  Kastenfuss  ZAndelf. 

fuessnen  s.  fuessen.       füesselen  s.  füesslen. 

Füessi  m.:  Kuhname  B  It  Alp.  I  138.  —  Für- 
Füessi,  -ig  s.  Für-Fuess.  —  Hennen-Füessi  s. 
Hanen-Fuess  5. 

, Hörn  füessi,  was  hürnin  schüele  [Hufe]  hat, 
als  1  wie]  die  geissen,  cornipes.'  Mal. 


vollfüessig:  ein  Fehler  bei  Pferden,  indem  die 
Sohle  über  die  Wände  des  Hufes  hervorquillt  und  das 
Tier  immer  mehr  verwundbar  wird. 

füessle":  1.  mit  den  Füssen  stossen,  treten,  auch 
um  sich  Etwas  heimlich  zu  verstehen  zu  geben,  die 
Fusssprache  (unter  Verliebten)  führen  Ar;  BSi.;  Gl; 
Sch;  W;  seinem  Vormanne  mit  den  Schuhen  an  die 
Fersen  stossen  Sch,-  Syn.  Schueh  aiimes.ieu.  Die  Re- 
grute",  ico  no''''  nit  recht  marschiere"  chöiinet,  füesslet 
enand.  —  '2.  den  Fuss  vorhalten,  um  Jmdn  zu  Falle 
zu  bringen,  bes.  beim  Raufen  oder  Eingen  als  Kunst- 
griff oder  Kniff  angewendet  Gl;  GrD.,  L.;  SoHSt. 
,Supplantatio,  das  Füsslen,  da  Einer  dem  Andern  den 
Fuss  fürbaltet.  dass  er  falle.'  Denzl.  1716.  —  3.  bar- 
fuss  gehen  GrD.,  Pr.,  V.  —  4.  füessele,  einhertripiieln, 
bes.  wie  eine  zimpferliche  Dame  L.  —  5.  „öfter  umber- 
gehn,  sich  viele  Geschäfte  machen,  ohne  etw.  Rechtes 
zu  tun  ß;  L." 

Füessler  m.:  1.  der  Fussschwung,  wobei  der 
Angreifer  den  Fuss  des  Gegners  zu  ergreifen  sucht, 
um  diesem  den  festen  Stand  zu  entziehen.  Sciiärer 
1804;  s.  füesslen  3.  —  2.  wer  im  Gegs.  zu  einem 
Älpenhür  (s.  d.)  auf  den  Alpweiden  bloss  Weidereclit 
und  zwar  weniger  als  ein  ganzes  und  höchstens  1 — 2 
Kuhrechte,  also  keine  Alpwiese  und  keine  Sennerei 
besitzt,  sondern. in  der  Regel  nur  einige  Stücke  Schnial- 
vieb  (auch  gepachtetes)  auf  die  Weide  stellen  kann 
GrD.     Vgl.  Fuess  6.  —  Fülli-  s.  Fülli-Fuess. 

Vier-:    Eidechse  GWe.  (-«'-);  -Th." 

Wohl  im  Ggs.  zu  den  als  verwaudt  betrachteten,  fuss- 
losen  Schlangen.  Vgl.  syn.  Vierrjcbein.  Fromm.  VI  473.  47.5. 
Synn.   s.   bei    Eideehs. 

Gel"-:  rotbeinige  Schnepfe,  scolopax  calidris. 
Hartm.  1808.  Syn.  Rotbeitili.  —  Geiss-:  ausgeartete 
Rebe,  die  tiefeingeschnittenes  Laub  hat  und  wenige, 
kleine,  saure  Trauben  trägt  ScuSt.  —  Bar-  s.  bar- 
fuess.  —  Kot-:  Strandschnepfe,  scolopax  totanus. 
Hartm.  1808.  ~  StoU-  s.  StoU-Fuess.  —  Wiss-: 
solche  unter  den  Bewerbern  um  Grossratsstellen, 
welche  einer  Empfehlung  sicher  waren,  und  darum 
in  weiss  seidenen  Strümpfen  den  Wahlherren  ihre 
Aufwartung  machten,  während  die  Andern  in  schwar- 
zen Strümpfen  umlier  zogen  ß  (vMülinen). 

Wiss-Füessleri"  f.:  Kuh  mit  weissen  Füssen 
GrV. 

Füessli"g  Gr  (Files'-  GRArosa,  Pr.,  Fuess-  Gr 
Chur):  L  Socke  Bs;  Gr.  —  2.  Fussende  des  Strumpfes 
Gr;  Z.  Nid  j  Strumpffüesslig  volle  Schiltituble  [Schild- 
dublonen] hetten-sche  [sie]  me  z'ruggg'hebt  Gr  (Schwi- 
zerd.).    Vgl.  Fürfuess. 

füessli°ge",  Adv.:  mit  den  Füssen  voran.  F.  abe' 
falle"  ß;  Gl;  L.  —  zesammen-f.,  z'sämme-  (g'f.): 
mit  geschlossenen  Füssen  Aa;  Bs;  B;  L;  anton.  ge- 
stötzlingen.    Übertr.,  mit  Gewalt,  kopfüber,  rasch,  un- 


besonnen :     Wo 


Nacht  i"  mim  Hus  b'brünnt  het. 


wol!  da  bin  i'"''  z.  i'  d'  Hose"  g'fare".  ,lch  möchte 
dir  z'säniefüesslige  ins  Gcsiclit  springen.'  Gotth.  ,Das 
mahne  ihn  daran,  wie  wenn  zwei  in  den  Tänzen  davon 
führen,  wie  wenn  sie  Fecken  hätten  und  in  die  Hölle 
fahren  wollten  z.'  ebd.  ,Wenn  man  so  z.  darein  [in  die 
Ehe]  springe,  so  fehle  [missrate]  es  Eim  gar  gerne.'  ebd. 
für-füessnen  s.  F.-Fuess. 


im 


Pasoll,  fesch,  fiscli.  fnseli.  fusch 


1098 


Fasch     fusch.    Vgrl.  auch  die  Gnippen  Fim  usw.,  Fant  usw., 
Fntsck  usw. 

Fasclii  n.  s.  Fätschi. 

Fascliine"  f.:  Bündel  Reishok.  A^\.  z.B.  in  den 
Ofen  geschoben  weiden  Gr.  Syn.  Heizi;  Bürdeli. 
Buschlen;   Wedelen;   Wellen.   —  Aus  churw.  (it.)yiminn. 

Fase  hole,  Fäsch-  s.  Fasolen. 

Fasch  I  B;  „L",  Fätsch  Gl;  GSax  —  n.:  1.  das 
gesaninite  Wickelzeug  für  einen  Säugling,  als  ,Kopf-. 
Herz-,  Lib-  und  Gesäss-Windle,  Hülli  [Mütze],  Nabel- 
binde, Fuesslunipen,  die  grosse  Windle  und  das  Fäsch- 
band'  B  öO.;  LE.  St"  wie-nes  China  im  F.,  unbeholfen, 
unfähig  sein.  —  2.  „Band  von  biegsamen  Ruten,  z.  B. 
zur  Verbindung  der  Teile  eines  Flosses  L," 

G 'fäsch  n.:  1.  =  Fäsch  1.  —  2.  „Gespött,  Neckerei. 
Es  G.  mit  Ei'm  ha",  ihn  (auch  wenn  er  abwesend  ist) 
bespötteln  B." 

2  eig.  sich  viel  mit  ihm  zu  schaffen  machen,  ihn  wii 
ein  kleines  Kind  behandeln?  Eher  eine  verderbte  Nbf.  zu 
Oc/ach,   ,Sp.   643,   oder  zu    Oeßet. 

Fäsche»  I  Aa  tw.;  Gr  tw.;  GW.  (>');  Uw;  W;  Zg, 
-e-AAtw.;  Gntw.;  GO.,  Färsche  ScuwE.,  Fätsche 
AAFri. ;  GRtw.;  Schwarzw.,  -e-  L  —  f.:  Wickelband 
für  Neugeborne;  in  neuerer  Zeit  an  den  meisten  Orten 
zur  blossen  Nabelbinde  geworden;  Windel  Aa;  VOrte; 
Gr;  GO.;  W.  Wundbinde  SchwE.;  Zg.  Es  ist  no''' 
CS  Chind  in-ner  [in  der]  F.,  wird  noch  in  Windeln 
eingebunden  gehalten  W,  =  no  es  Füschckind.  ,Die 
Kinder,  denen  sie  in  ihrer  Barmherzigkeit  die  Fäsche 
löste  und  das  Leiblein  voll  Schnatten  [Einschnitte] 
mit  Nydle  salbete,  weil  die  baumstarke  Mutter  siu 
zugezogen  hatte,  dass  sie  3  Tage  halte,  die  löste,  als 
die  gute  Frau  gestorben  war,  Gott  selbst  aus  dieser 
fürchterlichen  Fäschi.'  N.  B  Kai.  1840.  BläUli  so  zar: 
und  chrüs,  si  winde"  sich  cMch  us  der  F.  Minnicii 
IX'Mi.  Daher  ,zur  F.'  =  dem  Täufling  zum  Angebinde 
eig.  ins  Wickelband.  Rochb.  A.  K.  290. 

Mhd.  fam-hie),  Binde,  ahd.  fasca  aus  l.at.  /aacw.  a  vor  i 
wird  in  unsrer  MA.  zu  ä;  die  auffällige  Dehnung  des  Voc. 
beruht  viell.  auf  Anlehnung  an  Fase  (Fene)  udgl.  Tä  wechselt 
nicht  selten  mit  »,  zu  welchem  es  eine  Art  Vergrüberun^ 
bildet.      Vgl.   auch   FätHch   und   Fauchen. 

fäsch^e-  Bs;  B;  Gr;  W,  pfäsche  GrV.,  „fät- 
schen  Gl;  GSax":  1.  ein  Neugebornes  einwickeln 
was  früher  mit  festem  Einschnüren  des  Leibes  mil 
sammt  den  Gliedchen  geschah.  ,Lise  muss  das  kleine 
(iriteli  besorgen,  es  aufnehmen,  waschen  und  f.'  Pkst. 
1790.  ,Fäsehen,  fälschen,  binden,  fasciare,  involvere.' 
Reoingkr  1G()2.  Ein  krankes  Glied  einwickeln  Gr.  — 
2.  ein  kleines  Kind  übh.  besorgen,  waschen  usw.  BO. 

—  .3.  weichlich  erziehen;  verhätscheln  BD.;  „Gr;"  W. 

—  in-fäsch  =  (!"  Aa;  Bs;  B;  GW.;  Uw;  Zh;  Z  f. 
-fä3chne'',-/'e-G0.,  -färtsche  SvmvMno.  —  fä.schenJ. 
,Gertrud  nahm  den  kleinen  Pfausbacken  zur  Wiege 
hinaus,  trocknete  ihn,  fäschete  ihn  ein.'  HPest.  1785. 
,Pas  jetzt  nur  beim  zähem  Landvolk  so  halb  und  halb 
nodi  übliche  Einfäschen.'  Dennl.  1817.  D'  ]Iehnmtii 
hct  dem  junge  Prinz  roti  sidiyi  Bändel  und  Latsch 
um  die  unsse  Deckene  (i'wiyylet,  wo  si  in  l'f/'feschl 
hcn.  Bkeitenst.  18i13.  ,Ich  fäsclit  mich  yn  gar  wol 
und  sclion.  noch  [dennoch]  könnt  ich  nit  zuo  scliwitzen 
kon.'  Salat.  ,Obvolvere,  verwicklen,  einfätschen.  Fas- 
ciatus,  gebunden,  eingefätscht.'  Fms. ;  Mal.  —  us-: 
ans  den  Fäsehen  wickeln  Gr. 


Fäschi  f.  =  Fäsch  1,  Gefäsch  1  Bs ;  B. 

F  ä  s  c  h  II  s.  Fätsch.      F  ä  s  c  h  e  EI  s.  Fesen  Sp.  1 009. 

Fäsche  III  f.:  Bündel  Holz  oder  Eeiswelle  W; 
„zsgebundener  Büschel,  z.B.  Heu.  ebd." 

Von  St.  mit  Fäache  vermengt,  was  von  begrifflicher  Seit« 
wohl  tunlich  war,  aber  durch  die  Ungleichheit  der  Quant, 
des  Voc.  abgewiesen  wird.  F.  II  ist  vielmehr  zu  Fan-hinc 
(s.  d.)  zu  stellen  und  entspricht  it.  fuHcio,  lat.  fasch,  nicht 
lat.-it.  fascia. 

fäschu":  Zweige  von  Gesträuchen  abschlagen,  um 
Bündel  daraus  zu  machen  W. 

Fäsch mete"  s.  Fäsmeten.  Pausche  s.  Fäutsch. 
Vesch  s.  Vers  Sp.  1022.         feschenen  s.  b.  Fesen. 

Fisch  m.  =  Fang  3  (Sp.  855)  Ap.  Vgl.  ,Vischmilch, 
coagulum'  in  einem  VocabuL  v.  1482. 

Die  Angabe  T.'s,  dass  die  Masse  im  Käsekessel  in  läng- 
liche Form  gebracht  werde,  spricht  für  die  Annahme,  dass 
unser  W.  nur  eine  differenzierte  Nbf.  zu  , Fisch"  sei,  indem 
der  längliche,  weissliche  Klumpen  mit  einem  Fische  ver- 
glichen wurde,  wie  ein  ähnliches  Gebilde  aus  Zieger  mit  der 
(weissen)  Gans  (s.  Ziijrrtjans).  T.  selber  denkt  vielmehr  an 
frz.  ßf/vr,  gerinnen.  Viell.  aber  ist  unser  W.  durch  Ablaut 
mit  bair.  , Falsch",  das  (geronnene)  Blut  des  Jagdtieres,  ver- 
bunden. 

Fisch  {Fische,  PI.  ebso  PKima)  m. :  1.  wie  nlid.  im 
eig.  S.  RAA. :  , Recht  lustig  hatte  ich  es  bei  den  Alten, 
wie  ich  es  nur  wünschen  konnte,  und  fast  Fischeli 
z'  Morgen  und  Krebseli  z'  Nacht.'  Gotth.  V  Fischli 
wend  sclmümme,  zu  gebackenen  Fischen  gehört  ein 
Trunk.  Der  F.  will  drii  Mal  schtrümmc:  im  Wasser, 
im,  Schmalz  [bei  der  Zubereitung],  int  Wi"  [weil  or 
Durst  erweckt].  Ikeichen.  Vil  chlini  Fischli  gend  aw'' 
es  (grosses)  Mal  AABb.;  UwE.  =  vil  chl.  Vögeli  gend 
aw''  en  Brate.  So  g'sund,  icie  en  F.  (Fische  sind  im 
Allg.  anscheinend  wenig  Krankheiten  unterworfen;  vgl. 
Ehin-Egli  Sp.  144).  Es  ist  mcr  wol,  uie-n-em  F.  im 
Wasser  (in  seinem  Element).  Es  dürsl't-mi''''  sicher 
ivie  nen  F.  [der  es  ohne  Wasser  nicht  aushalten  kann]. 
Stutz.  ,Der  F.  ist  ins  Wasser  gefallen  [der  Betreuende 
ist  an  den  rechten  Platz  gekommen].'  Sulrer.  ,Aq'uila 
in  nubibus.  das  sind  ungefangene  F.:  ein  herrlich 
Ding,  das  aber  nicht  leichtlich  zu  langen.'  Denzl.  1716. 
S.  auch  Beren.  Das  ist  weder  Vogel  no''''  F.,  weder 
Halbs  no"''  Ganzes  (vgl.  nhd.  ,weder  Fisch  noch 
Fleisch').  Me''  Wasser  a's  F.,  Vexierbescheid  auf  die 
Frage:  Was  isch?  Ap.  Vor  dem  faulen  (vgl.  Fill- 
fischkrüt),  durch  einen  bes.  widrigen  Geruch  ausge- 
zeichneten Fisch  hütet  man  sicli;  daher  übertr.  1)  von 
Personen:  loser,  verdäclitiger  Geselle.  ,Von  N.  N., 
einem  sonst  faulen  F.'  104(3,  ZArch.;  vgl.  ein  ,an- 
rüchiger'  Mensch.  ,Vom  G'schutz,  das  mit  Kuglen 
g'laden  lag  auf  dem  Tisch,  so  g'rü.stet  hatten  etlich 
faule  F.'  vEiiw  1708.  2)  von  Sachen:  verdächtiger 
Plan,  eitles  Projekt,  verwerflicher  Gedanke.  ,Du  gast' 
mit  fulen  fischen  um.  Wie  mich  dunk,  das  muoss  dier 
sagen.  Dann  .gar  z'  vil  auf  dir  selbst  tuost  haben." 
Com.  Beati.  Noch  spielend  mit  der  eig.  Bed,  des 
Wortes:  ,[Der  savoyische  Gesandte  hat  in  seinem  Vor- 
trag] vil  fuler,  .stinkender  tischen  foil  'potten.  do  eijier 
miicht  den  tod  doran  fressen.'  1529,  .\bsch.  Aus- 
reden B.  In  der  Kdspr.  ist  alles  im  Wasser,  in  der 
Suppe  usw.  Schwimmende  , Fiscli'.  Glaube  und 
Braucli.  Es  gibt  mehrere  Seen  in  der  Schweiz,  in 
welclien  die  Fisdier  bisweilen  einen  unbekannten,  un- 
gclieuer  grossen  Fisch  gesellen  haben  widleii.   Hautm. 


1099 


Fasch,  fesch,  fiscll.  fosch.  fusch 


1100 


1827;  vgl.  alt  Sp.  205.  über  Unheil  verkündende 
grosse  Fische  s.  Lüt.  Sagen,  S.  281  und  Cts.  1G59;61, 
S.  25.  Die  Fische  sind  auch  Wetterproplieten.  ,Es 
ist  den  Fischern  beliannt,  dass  eine  Kälte  vor  der 
Tür,  wann  die  Fische  sich  in  die  Tiefe  hinunter 
lassen.'  JJSciieüchz.  170|).  Über  die  Verwendung  eines 
Fisches  bei  einem  gegen  Leberverhärtung  angewen- 
deten Heilverfahren  vgl.  Schild  III  168;  s.  aucli  oben 
Sp.  600  u.  —  Fische  bildeten  eine  hervorragende  Ab- 
gabe. So  hatten  It  Kaufbrief  von  1461  zwei  Steuer- 
pflichtige zusammen  500  Fische  an  eine  Caplanpfründe 
zu  LRusvvyl  zu  liefern.  Die  Meier  des  Klosters  Muri 
hatten  auf  Weihnachten  zur  .Visitatio'  den  sog.  Gross- 
fisch im  Werte  von  5  ß  zu  Zinsen;  s.  Arg.  2,  34.  S.  auch 
Anm.  zu  Albcle  und  Zinsfisch.  —  2.  Gegenstand  von 
Fisch-  od.  länglicher  Form,  a)  eine  auffallend  lange 
Kuh  Ar.  —  b)  hiilzerner,  als  F.  abgedrehter  und  be- 
malter Griffelbehälter  für  kleine  Schüler  ThHw.  ;  ZO. 
—  c)  Gurkenkartoffel;  (/'/leclcH  Fischli,  eine  Abart 
dieser  Sorte  Z.  Syn.  Müsler.  ~  d)  Fischli,  die  kä- 
sigen Teile  in  den  Molken.  —  e)  im  Sturzmodell  ge- 
formtes Gebäck  von  der  Gestalt  einer  fingerlangen 
(Jrundel,  früher  eine  beliebte  Fastenspeise  Aakau; 
ein  Kirchweihgebäck  AaZcIu.;  ein  Weihnachtsgebäck 
Si'HW;  Zg;  ZO.  (Fhisch-)Fischli,  mit  gehacktem  Fleisch 
gefüllte  und  aufgewickelte  Omelette  Th.  Vgl.  Leh- 
kitechenfisch,  Brod fisch;  Fischt irfjgel  u.  über  ähnliche 
Bezeichnungen  Eochh.  (Arg.  1866,  S.  35  f.),  der  den 
Fisch  für  eine  heidnische  Festspeise  zu  Ehren  des 
Thor  hält.  Lt  Ölhafen,  Chron.,  soll  seit  1551  zu 
Aarau  am  Maienfest  ein  obrigkeitliches  Fischessen 
Statt  gefunden  haben;  s.  Suls-F.  und  Fischgcld.  — 
f)  Fischli,  der  Zuckergast,  lepisma  saccharina,  ein  in 
Büchern,  Kramläden,  Speisekammern,  Kastenfüssen 
vorkommendes  Insekt.  —  g)  eine  Münze  (Haller y)  mit 
dem  Gepräge  des  Fisches  (?),  im  L  Münz-Mand.  1766 
verrufen.  —  3.  Sternbild  des  Fisches,  in  der  scherzh. 
Regel:  We""-mw  im  F.  d's  erst  Mal  i"  d's  Wasser 
(jeid  [geht],  .so  lert  nie'  (jiod  [gut]  schuimme"  BBe.  — 
4.  Beschläge  an  Türen  Gr,  sonst  Fischhand. 

4  (auch  nhil.)  wird  zwar  gewöhnlieh  anttrz.ßehe  zurüclc- 
gcführt,  aber  dass  solche  Beschläge  "ehemals  wie  Fische  ge- 
staltet und  geschuppt  waren,  beweist  wenigsteus,  dass  das 
Fremdw.  umgedeutscht  wurde.  —  Das  Wort  .Fisch'  in  zahl- 
reichen Flurn.  enthalten.  .Den  bach  ufwert  danue,  geneinpt 
der  fischgrab.'  1606,  Aa  Weist.  FiaclihuKn  GG.  Fücheyy 
ApA.  Fiachmatt  Zg;  ,ze  buochs  an  der  f.-m.'  1509,  Ndw. 
Figclihach  (t.  Bäche,  t.  Weiler  und  Dörfer  bezeichnend)  Aa; 
B;  L;  Th;  Z;  ,N.  N.  aus  dem  Fisch  bach.'  1696,  ZZolI.  FUch- 
hodvn  B.  FischhatuiujarUn  ZStäfa.  Fivchrnriet  GS.  Fvicheiirüti 
ZHorgen.  Füchental  Z.  Fischingm  Th,  aber  in  vielen  muss 
ein  Persooenn.  oder  das  W.  mit  anderer  Bed.  zu  Grunde 
liegen.  Das  Kloster  ,Fischingen',  mlat.  ptac'ma,  urspr.  ,Fi- 
schinon',  in  der  MA.  Fiichenen,  führt  zwar  zwei  Fische  im 
Wappen,  hat  aber  so  wenig  wie  das  benachbarte  ZFischental 
fischreiche  Gewässer.  Für  Letzteres  ist  urkundlich  .Fiskines- 
tal'  belegt;  nebenher  geht  ,rischtal'  (das  heutige  Fistel  in  ZF.l. 

Adel-Fisch:  Bodenrenke,  coregonus  fera  (Sie- 
bold) Bodensee.  Nach  Hartm.  1827,  S.  139  ff.,  der  sie 
unter  ,grosse  Maräne,  salmo  marana',  beschreibt,  ein 
sehr  geschätzter  Fisch.  ,(Lavaretus)  dise  art  der  al- 
bulen  ist  das  alleredlest  und  köstlichest  geschli^cht, 
aus  welcher  ursach  sy  umb  den  Bodensee  adelfisch  ge- 
nennt werdend:  etlich  nennend  sy  weisse  blauwling.' 
FiscHB.  1563.  Vgl.  Add-Felch  Sp.  800  und  Gr.  WB. 
1,  177.  —  Edel-:    1.   Renke,    coregonus    Wartnuinni 


(Siebold)  oder  Blaufelchen,  salmo  Wartmanni  (Hartm. 
18'27),  wenn  der  Fisch  ausgewachsen  ist  VOrte.  ,Ini 
Lucerner  See  leichen  die  Baichen  oiler  Blewling  umb 
StCatharina  Tag,  derselb  Leich  erwachst  erst  im 
Hewmonat  des  folgenden  Jahrs  eines  Fingers  lang, 
werden  dann  Nacht-Fisch  genannt,  dannenhin  über 
ein  Jahr  Edelspitzling,  weiter  EdelHsch,  dannoch  ein 
halben  gewachsnen  Baichen,  zu  letst  ein  Baichen.' 
Fische.  1563;  JLCys.  1661.  —  2.  Raubfisch  (Salmoneer) 
übh.,  im  Gegs,  zu  allen  übrigen,  den  , Weissfischen' 
(Cyprinoiden)  Bodensee.  I)'  Fdelf.  händ  gtildi  Schtvänz, 
sind  teuer.  Sulger. 

U  n  - :  grösserer  Fisch,  wie  er  zur  Zeit  des  Gang- 
fischlaichs in  der  Segi  [einem  weitmaschigen  Netz] 
im  Rhein  gefangen  wurde.  ,Iteni  dawider  so  git  man 
ainem  herren  alle  die  fisch,  die  ob  6  pfenning  wert 
sint,  die  man  mit  dem  selben  garn  facht  [fängt]  ent- 
zwüschen  sant  martis  tag  und  dem  zwölften  tag  zc 
wihennächten,  heissent  unfisch.'  1521,  Offn.  Gottlieb. 

Kleinere  Fische  durften  die  Fischer  für  sich  behalten; 
im-  (s.  Sp.  298)  kann  hier  nur  die  ungewöhnliche  Grösse 
ausdrücken;  es  wird  vorzüglich  die  Eenke  verstanden  werden 
müssen. 

Iser(n)-  =  Iser  1  (Sp.  547).  1596,  Urbar  Muri. 
—   Violl.  von  der  , eisengrauen'   Farbe. 

Aschen-  s.  Asch  Sp.  564  f.;  Iser  Sp.  547. 
Forn-  s.  Furn.   —  Fleisch-  s.  Fisch  2  e. 

Gang-.  ,Die  gangflsch  ziecht  man  auf  drei  ge- 
schlScht,  nämlich:  1)  sandgangfisch,  die  man  adel- 
felchen  nennet,  2)  grüen  gangflsch,  aus  welchen  die 
blauwfelchen  sind,  die  dritten  weiss  gangflsch,  welche 
iren  naramen  nit  enderen  sollend,  auch  zuo  der  anderen 
grosse  nit  kommen.'  Fiscuii.  1563;  JLCys.  1661.  — 
1.  Bodenrenke,  coregonus  fera  (Siebold);  grosse  Ma- 
räne, salmo  manena,  im  3.  Jahr ;  zum  Unterschied  von 
andern  Gangflschen  auch  Sandgangflsch,  Renken,  Fel- 
chen  genannt  Bodensee  (Hartm.  1827).  ,Albula  farra 
vel  ferra,  ein  ander  art  der  weissen  gangflschen.- 
Fisi'HD.  1563.  —  2.  Renke,  coregonus  Wartmanni,  im 
3.  Jahr  (halbwüchsig),  grüner  G.  Bodensee.  Vgl. 
Albcle  Sp.  185  und  Blaufelchen  Sp.  802.  ,G.,  .junger 
blaufelchen.'  XIV.,  G  Hdschr.  .Je  für  ainen  felchen 
geben  7  g.'  XIV.,  Offn.  Ermat.  .Gilt  järlich  400  g., 
ze  mittfasten.'  1373,  Th  Urk.  ,Wir  tuen  dir  hiebei 
zue  bewegung  eines  lustigen  trunks  verehren  mit  200 
gedigener  gangflsch.'  1515,  Th  Beitr.  ,Item  des  ersten 
do  hat  ain  herr  von  Constenz  alli  jar  ze  Gottlieben 
13000  g.  järlich  gelts  nf  die  zil  und  ab  den  güetern, 
als  hernach  stät  [der  Bischof  verlangte  demnach  nach 
einer  auch  jetzt  zutreffenden  Durchschnittsberechnung 
die  Hälfte  des  jährlichen  Gangfischfanges].'  1521,  Offn. 
Gottlieben.  ,Item  nimpt  man  1200  fisch  vor  dem  12. 
tag,  so  soll  man  's  grüen  gSn,  git  man  's  darnach,  so 
soll  man  's  türr  gen.'  ebd.  ,Umb  den  Bodensee  nennet 
man  sy  [<lie  Blauling]  im  dritten  jar  baalen,  halben  od. 
gangflsch,  watflsch,  im  vierten  renchen  zuo  Lindauw, 
im  fünften  halbflsch,  zuletst  ganze  felchen  oder  blauw- 
ling.' Fische.  1563.  ,Albula  cserulea,  ein  gangfisch.' 
ebd.  S.  noch  Felchen,  Uäglinci,  Hilrling,  Baichen, 
Blciuling,  Sele,  Stube,  alles  Bezeichnungen  von  c.  Wart- 
manni. —  3.  kleine  Maräne,  salmo  marsnula  (Hartm. 
1827),  welche  Art  aber  nach  Siebolds  Beweis  (S.  247) 
in  Süddeutschland  und  der  Schweiz  gar  nicht  vor- 
kommen   soll,    da   Hartm.    die    erst   8'/aZöllige  Renke 


1101 


Fascli,  fe.seh,  fisch,  l'oscli,  fusch 


1102 


(s.  1  u.  2)  als  Gaiifrfisch  mit  der  lileinen  MarUne  ver- 
wt'cliselt  liat.  S.  Wt^ii-Gang-y.,  Watt-1''.  —  Sand- 
Gang-  =  0(i>ig-F.  1.  ,l)er  adelfisch  wird,  so  er  jung 
ist,  zu  Costanz  ein  s.  genannt.'  Fisc^hb.  15(38;  JLCvs. 
liiGl.  —  Wiss-Gang-:  Weissfelehen,  cor.  fera.  ,A1- 
bula  parva,  ein  albulen,  weissgangtisch;  dis  sind  die 
wolbekannten  albulen,  welche  den  blauwlingon  ganz 
iinlich  sind,  also  dass  etlich  vermeint,  kein  anderer 
underscheid  sein,  dann  allein  so  vil  das  alter  betrifft. 
Die  alten  tischer  widersprechend  solches.'  Fisohb.  1.563. 
Ihm  folgen  Hartm.  1827  u.  Oken  1836.  S.  Gang-F.  3 
u.  Anm. 

Mhd.  gancfisch.  Zur  Laichzelt  (Nov.,  Dez.)  ziehen  die 
Fische  in  Masse  See-  und  Rheinaufwlrts  —  daher  der  Name, 
welcher  sieh  mit  .vadipiscis'  latinisiert  findet  —  und  werden 
dann  von  Neujahr  au  iu  Garuen  gefangen.  Cys.  1661  meldet, 
dass  in  einem  Zuge  bisweilen  ,20  —  40  Tausend  gefangen 
werden,  die  mau  auch  G.  nennet,  ist  ein  weisser  Fisch, 
kleiner  etwas  denn  ein  Häring,  seind  gut  gesalzen  und  im 
Kauch  gedörrt."  Die  Gangfische  vom  Bodenseo  wurden  mit 
Salz,  Essig  und  Gewürzen  eingemacht  in  Töuucheu  versandt. 
Hartm.  1827.  —  Ganz  zutreffend  und  allg.  gebräuchlich  ist 
der  Name  Gangfisch  für  2,  welche  Art  auch  die  im  Handel 
gesuchte  ist;  mit  diesem  cor.  W.  wird  aber  häufig  cor. 
fera,  Weissfelch,  verwechselt  (da  auch  cor.  W.  in  der  Jugend 
oft  ganz  farblose  Flossen  hat),  obwohl  dieser  kein  Herden- 
fisch ist.  Bei  cor.  W.  nimmt  im  Alter  die  blauschwarze 
Pigmeutierung  des  Rückens  zu,  weswegen  die  ausgewachsenen 
Kenkeu  den  Namen  Bluu/rhlKii,  BluuUmj  führen.  —  Sund- 
(ntn<j-F.,  weil  er  auf  sandigem  Grunde  laicht;  s.  Sund-Fdch 
Sp.  801. 

Ger-:  1.  Hornhecht,  esox  belone.  —  2.  Nadelfisch, 
syngnathus.     ,Acus.'  Mal. 

Mhd.   r/cr,    Wurfspiess,    wurfspiessfürmiger    ücgenstaud. 

—  Unter  ,acus  mariua,  ein  hornfisch,  ein  meernadel,  ein 
schnackotfisch'  sind  im  Fischb.  1563  verschiedene  Arten  auf- 
gezählt (s.    Hwitfiavh). 

„Sand -Garn-  =  Ganyfhch  1  Bodensee  ;"  vgl. 
Saiidyanyfiäch.  —  Weil  mit  dem  ,Ganr  auf  dem  Saude 
gefangen  V 

Grund-:  Grundforelle,  trutta  lacustris,  fortpflan- 
zungsfähige Form,  während  die  sterile  , Schwebforelle' 
heisst  Bodensee  (Siebold).  —  Heu-:  Entstellung  von 
.Haitisch'.  So  toör  der  Jonas  3  Tag  und  3  Nacht  im 
Buch  vom  H.  ziiehrocht  het.  Schild  1876. 

Halb-:    \.  s.  Halb-Felch  Sp.  800  u.  Gang- Fisch  3. 

—  2.  Alantblecke,  alburnus  bipunctatus,  nach  JLCvs. 
1661.  ,üie  grösser  schüpecht  Bainblen  vergleicht  sich 
mehr  einer  liotteneii,  Rutilo,  und  sagt  Gesn.  von  diser 
also;  discs  ist  bei  uns  Schweizeren  nur  ein  Seefisch, 
aber  lebhaft  genug;  er  wird  in  unserem  und  im  Boden- 
see überflüssig  gefangen ;  die  Fischer  zu  Costanz  und 
ain  Bodenseo  sagen,  er  leiche  mit  den  Brachsman, 
davon  komme  der  Halbfisch.'  ebd. 

Gemeint  ist  jedenfalls  ein  Fisch,  der  das  halbe  Stadium 
seines  Wachstuuis  erreicht  oder  überschritten  hat,  aber  nocli 
nicht  völlig  ausgewachsen  ist;  vgl.   Gr.  Wlj.  4,  2,  200. 

Hund-:  Hai.  ,H.,  carcharias,  mustelus.'  Mal. 
Stockfische,  Hundsfische  u.  s.  f.  durfte  nur  der  Gräm- 
per  verkaufen.  XV.,  POcns. 

Übersetzung  des  alten,  für  den  Hai  gebrauchten  Arten- 
uamens.  ,Cauis,  ein  mcerhund,  schund,  ein  hiindfiscb."  Fischb. 
156:5.  Vgl.  engl.  Jorj-  oder  liinunlßsh,  eine  Haiart.  Lt  Oken 
Süll  z.  B.  der  Engelhai  vom  gemeinen  Manne  gegessen  werden. 

Hürling-  s.  HürJing.  -  Hoxn  (IloreJ-:  1.  Fo- 
relle im  Davosersec,  sich  auf  der  Seite  des  Seehorns 
aulhaltend,  deren  Schnauze  mit  dem  Kücken,  wie  bei 


den  Haien,  in  gerader  Linie  liegt,  während  die  K(3pfe 
der  andern  etwas  abgeschrägt  sind  GrI).  (B.)  — 
2.  Hornhecht,  esox  belone,  mit  ]d'riemenfiirinigen  Kie- 
fern oder  hornartig  verlängerter  Schnauze.  ,H.,  ein 
meerfisch,  hat  ein  langen  dünnen  Schnabel,  wie  ein 
alsen  od.  lange  nadel,  belone.'  Mal.  —  Lebkuechen-: 
Gebäck;  s.  Fisch  2  e,  vgl.  Brodfisch.  ,Was  für  löb- 
küechige  fisch,  lebkuechen  und  anders  mehr  uf  Muri 
[an  den  Abt]  zum  guotjahr  geschickt.'  Arg.  1861.  Am 
StNikolaustag  wird  in  Stans  ein  L.  von  einem  kostü- 
mierten Burschen  in  jedes  Haus  am  Wege  getragen; 
der  Hauptperson  (StNikolaus)  folgt  der  Lebkuchen- 
wagen. KocHH.  —  Kilch-  s.  Kilch'".  —  Chäs-:  läng- 
liche, schmale  Schnitzel  neugekochten  Käses,  die  beim 
Pressen  in  der  Form  (s.  Järb)  zwischen  Reif  und  Brett 
durchgedrückt  und  dann  abgeschnitten  und  etwa  von 
Kindern  gegessen  werden  Gl;  Sohw;  Zg;  Z.  Syn. 
Käs-Mettel,  -Riemen,  -Schwanz,  -Span.  Vgl.  Zigcr-F. 
Köt-Fischli:  1.  Elritze,  phoxinus  l»vis  (Siebold). 

—  '2.  „Bitterling,  cyprinus  amarus  B;"  Bodensee. 

1  hält  sich  auch  in  Bächen  auf,  die  über  Schlamm  und 
Müorgrund  fliessen;  2  in  todten  Gewässern. 

,Kuttel-Fisch,  Dintenfisch,  sepia.'  Mal.  ,Von 
den  kuttelflschen.  One  bein,  one  bluet,  wie  ein  kuttel- 
bletz.'  Fische.  1.563.  —  Laubelen-  s.  Lauben,  Lau- 
gelen. —  Leb-:  lebender  Fisch.  ,Uf  dem  flschnierkt 
soll  niemand  khein  1.  in  die  wyer  koufen.'  1539, 
Stadtsatz.  Thun.  —  Laich-:  Fisch  in  der  Laichzeit. 
.[Den  Amtleuten  wird  geboten]  guet  ufsechen  ze  haben, 
dass  die  fischer  nit  1.  noch  ander,  die  ihr  mess  nit 
band,  fachint.'  Ansd.  ;  vgl.  ebd.  .fisch  nit  im  leich  ze 
iahen.'  —  Midel-:  Bodenrenke  und  Eenke,  cor.  fera 
und  cor.  Wartmanni,  im  ersten  ,Iahre  Bodensee  (Sie- 
bold); vgl.  Felchen  Sp.  800.  Hartm.  1827  bezieht  das 
W.  nur  auf  c.  W.     Syn.  Buechfisch. 

Molli-:  Kabeljau  (Stockfisch),  gadus  morrhua. 
1808  wird  das  Pfund  .Laperdan  od.  sog.  Mollenfische' 
zu  S  für  5'/2  Btzn  verkauft.  Lt  Bs  Mand.  1791  bleibt 
die  Versendung  der  , Stock-  und  Mollifische',  der  Hä- 
ringe    und   des  Käses    erlaubt.  —  Mulli  wie  frz.  munu, 

it.    muluti   aus  morrhua. 

Mön-:  Mondfisch,  schwimmender  Kopf,  orthra- 
goriscus  mola;  soll  des  Nachts  leuchten.  Fiscnii.  1563. 

—  Mandel-:  hochzeitliches  Gebäck  G  f.  S.  Fisch; 
Mändeli;  Teig-Mandel.  Wahrsch.  weil  mit  Mandeln 
versetzt. 

Mues-.  .Einem  herren  von  Co.stenz  alle  jar  uf 
die  äschrigen  mittwocben  fisch  zu  einer  schüsslen,  die 
32  den.  wert  syent  und  das  heissent  muessfisch.'  1521, 
Ottn.  TnGottl.  —  Vicll.  im  Ggs.  zu  .Bratfisch',  weil  sie 
gekocht  wurden':' 

Nacht-:  Renke,  cor.  WartnL  L  (Siebold).  Hägling, 
.salmo  albula.  Haktm.  1827.  Vgl.  Fdcl-F.  ,Ao  1602' 
band  MGH.  by  XX  gl.  buoss  verbieten  lassen,  dass 
keine  nachtfischlin  gefangen  werden.'  L  Ansehenb. 
.Ilalecula  [Hägling]  heisst  man  zu  Lucern  Nachtfisch, 
dass  sie  zu  Nacht  gefangen  werden.'  JLCvs.  lOfil. 
,N.,  US  den  werden  edelfisch.'  RCvs. 

Mhd.  nalitriMrh,  der  bei  Nacht  mit  Fackeln  gefangen  wird. 
Siebold  vereinigt  Hartnianns  salmo  a.  mit  s.  Wartnuinni  und 
s.   maruuiula  zu  einer  Spezies. 

Buech-:  Renke,  cor.  Wartm.,  und  Bodenrenkc, 
cor.  fera,  im  ersten  Jahre  B'l'liun  lt  Fisrnn.  I."i(i3  und 
JLCvs.   1661;    s.   Fcichcn    Sn.   Siui.  Brod-:     1,   ein 


1103 


Fasch,  fcscl),  fiscll,  foscli,  fusch 


llü4 


PHichteiibrot  von  besüiulercr  Güte  und  Grösse,  das 
der  Meier  auf  Weihnachten  statt  des  ursprünglichen 
Grossfisches  dem  Kloster  Muri  zu  entrichten  hatte. 
_  2.  ein  Festgebäck,  mit  dem  man  sicli  in  der  Zeit 
vom  StNikolaus-  bis  zum  Neujahrstag  in  Gl;  Schw;  Z 
It  RocHii.  Arg.  II,  31,  34  zu  beschenken  pflegt;  auch 
,Lachner  Brodfische,  Schwummfischo'  genannt.  Vgl. 
Fisch  2  d,  Lehkiiechen-F.;  Fisch-Geld,  -Brud,  -Tirggeli. 
Brnn-Fisch.    .Braunfisch,  balena.'  Mal.;  Fischb. 

1563. 

Die  Gattung  lialii-im  der  .\lteii  umfasst  die  Delphine,  lies, 
dcliihinus  phocwna,  Meersdiw.-iii,  mit  schwarzem  Oberkörper, 
nnd  die   Wale. 

Brät-:     Renke,    cor.  Wartm.    GWallen.st.;    ZSee. 
Syn.  BlanUftg.    Bei  den  alten  Naturhistorikern  Gesn., 
Wagn..  Scheuchz.  albula  ca-rulea  (.Blaufelchen').    ,A1- 
bula,    Bratfisch.'    Denzl.  1677;    1716.     ,Die   Blauling 
werden  mehrenteils  gebraten  und  danaheu  Bratfische 
genennet.'   HE  Escher  1692.     Nach  Hartm.  1827    und 
ScHiNz  1842  die  grosse  Maräne,  cor.  (salmo)  maraiiia. 
Nach   dem  Urteil  von  Kennern   möchte    für  Br.  eine 
eigene  Art  oder  Spezies  müssen  angesetzt  werden.  — 
Khin-;  Schellfisch,  gadus  »glefinus.    ,Der  Kheinfisch 
wirt  in  der  Donauw  gefangen:  bekumpt  seinen  namen 
von  dem  Rhyn,  nit  dz  er  darin  gefangen  werde,  sonder 
dass  man  solche  auf  dem  Rhein  an  andere  ort  füere.' 
.  FiscHB.  1563.   —  Rüss-:  Fisch  aus  der  Reuss.    ,Zue 
der  bürg  ze  Rotenburg  hörent  fischenzen  in  der  Rüss, 
die  geltend  jerlich  26  rüssfisch.-    XIII.,  Österr.  Urb. 
Ebenso  erwähnt  1552  in  den  Rechnungen  v.  LStUrban. 
-  Silber-:   Raupe  des  Eichenspinners,   gastropacha 
quercifolia,  mit  weissen  Binden  Zf-  —  Sulz-:  Fisch 
en  sauce.     Am  Jugendfest  zu  Aarau  1551  wurden  ,ze 
imbis  mit  den  fisch  voressen  us  fischrogen,  gebachen 
fisch  zue  dem  krüt,  gepraten  äl  und  prachsmen,  sulz- 
fisch' aufgetragen;  vgl.  über  das  Fischessen  Fisch  3  e. 
—  Surse-:     Renice,    coreg.  Wartm.    LSursee,    nach 
Wyttenbach  1777,   der   ihn  mit  dem  Albock  und  dem 
Briemling  identificiert,   nur   dass  in  der  Grösse  eine 
Verschiedenheit  sei.  —  Sittern-:  Bachforelle,  trutta 
fario,  in  der  Sitter  gefangen  G.  —  Setz-:  1.  als  Köder 
an  die  Setzangel  gesteckter  F.     ,Die  Fischotter  frisst 
die  S-e   von  der  Angel.'    FrTsohüdi,  Tierl.  —  2.  zur 
Bevölkerung  eines  Gewässers  in  dieses  versetzter  FW 
Uie  Bs  Jahrrechn.  1466   verzeichnet   eine    Einnahme 
von  den  S-en  aus  dem  Weier  ob  Waidenburg. 

Schaub-:  der  über  2  Jahr  alte  Barsch,  perca 
lluviatilis  Bükensee.  S.  FgU,  liiiu-Fyd  Sp.  144.  ,Bei 
uns  um  den  Costenzer  see  [heissen  sie,  die  Barsche] 
er.stlich  hürling,  so  er  grösser  worden  kretzer,  stich- 
ling;  im  dritten  [Jahr]  schoubfisch.'  Fischb.  1563. 

Von  der  mcssinggelbcn  Farbe  des  Körpers  benannt,  welche 
derjenigen  von  Scliauh  [Roggcnstroh]  ähnelt. 

Scheid-:  Wels,  silurus  glanis.  ,Sylurus,  ein 
schaidfisch,  Salut,  Waller,  Wäller,  Wälline,  Wels, 
Wils.-  Fischb.  1563.  JCEscher  1692  fügt  hinzu,  ,dass 
vor  etwas  Zcits  gewüsse  Herren  von  Zürich  discr 
Gattung  Frischen  aus  dem  Schwabenland  beschicket 
und  in  disen  See  getan,  welche  aber  alle  widerum 
gefangen  worden.-  Bauern  am  Berg  bei  LSempach 
hatten  It  Urkunde  an  das  Kloster  Einsiedeln  ein  ge- 
wisses Quantum  Seheidfische  zu  liefern. 

Seine  Blasi:  wnrdi;  wie  Haiisenblasc  zum  Ausscheiden 
von  Unreinigkcilen  aus    Flüssigkeiten   gebrauclit. 


Schnider-:  I.Laube,  Uckelei,  alburnus  lucidus; 
bei  den  alten  Naturhistorikern:  alburnus  Ausonii, 
später  cyprinus  alburnus.  ,Am  Bodensee  wird  er 
zwibelfischle,  weissfischle,  bliegge,  schnyderfischle  ge- 
nennt. Ist  ein  schlechter  fisch,  aus  Verachtung  man 
solche  umb  den  Bodensee  schneiderfischle  nennet.' 
Fischb.  1563.  Meist  nur  als  Köder  gebraucht.  — 
2.  Strömer,  telestes  Agassizii  (Siebold);  von  Hartm. 
1827  irrig  cyprinus  aphya  benannt,  auch  meist  nur 
als  Köderfisch  verwendet.  Syn.  lüssling.  —  3.  Rot- 
feder, Rotauge,  scardinius  erythrophthalmus  (Siebold). 
Der  vielen  Gräten  wegen  für  nur  geringen  Preis  vom 
gemeinen  Volke  gekauft.  Hartm.  1827,  der  ihn  cyprinus 
rutilus  nennt.  —  4.  Rotauge,  Plötze,  leuciscus  rutilus 
(Siebold)  =  cyprinus  erythrophthalmus  (Hartm.  1827) 
,im  3.  Jahr."     Syn.  Furn,  Schwal 

Die  Qualität  der  genannten  Arten  scheint  dem  Volke 
.gerade  für  einen  Schneider'  gut  genug  geschienen  zu  haben; 
vgl.  auch  SrhiiideyU.  Verwechslungen  der  Arten  3  u.  4  s.  bei 
Rotauy.  für«.  1  heisst  auch  in  Würzburg  nnd  Schwaben 
.Schneiderfisch':  s.  Schmid,  schwäb.  Id.,  der  den  Namen 
ins  der  Magerkeit  des  Fisches  erklärt. 
Sehn  eis-  s.  Schneisen. 

Schnöt-  1469,  G  Hdschr.;  Hasel,  squalius  leu- 
ciscus (Siebold)  =  cyprinus  dobula  (Hartm.  1827). 
Der  Strassbnrger  Baldener  1666  nennt  den  Hasel 
.Schnottfisch'. 

Letztere  Namensform  Hesse  sich  aus  der  zsgedrückteu, 
schmächtigen  Gestalt  des  Haseis  erklären;  vgl.  bncknoitcji, 
knapp.      Mhd.   mwtinsch. 

Schweb-:  Fische  solcher  Gattungen,  die  sich 
mehr  an  der  Oberfläche  als  in  der  Tiefe  des  Wassers 
aunialten.  Hartm.  1808.  Vgl.  Schn-eh-Förcne  Sp.  935. 
,Schweeb',  nach  Hartm.  die  Oberfläche  des  hohen, 
ott'enen  Sees;  vgl.  Schiveh-Garn,  -Netz. 

Schwumm-  s.  Brod-F.  —  Viell.  nach  dem  leichten, 
schwammigen   Gebäck  benannt. 

Spis-:  gemeiner,  kleinerer  Fisch  als  Futter-  oder 
Köderfisch.  ,Dass  ein  vogt  zue  G.  in  demselben  bach 
fischen  müge,  spysflsch  in  die  wyger  [Weiher]  zu 
fachen.'  XV.,  Rechtung  Usterbach. 

Stad-:  Fisch,  der  nichtdie  Tiefe  bewohnt,  sondern 
das  Gestade.  ,Uer  Muraal  soll  mittler  art  sein  under 
[zw.]  den  stadfischen  und  denen,  so  in  tiefem  meer 
wonend,  dann  sy  haltend  in  die  löcher  "der  steinen 
und  felscn,  so  vollen  kleiner  muschelfischen  sind.' 
TiERB.  1563.  Vgl.  ebd.:  .Gestadfisch,  d.  i.  der  art, 
dass  sy  am  gestad,  [an]  sandechten  orten  gelebend.' 
Stock-:  1.  wie  nhd.  An  der  Fasnacht  geht  man 
mit  der  Familie  ins  Wirtshaus  .in  die  Stockfische' 
Th.  ,Er  will  geblewet  [geschlagen]  sein  wie  ein  Stock- 
fische.' Denzl.  1716.  —  2.  dummer  Mensch,  allg.  ,Der 
jünger  was  ein  st.  und  einfaltig  mann,  man  lart  in 
das^schriohmacherhandwerk,  aber  es  wett  [wollte]  nit 
in  in.'  1574,  Mise.  T.  —  2  nach  der  Steifheit  und  Starr- 
lieit  des  gctrockueteu  Fisches;  vgl.  Stock  als  Schelte. 

Twcr-:  Stör.  .Die  von  Bs  habcnt  sich  erklagt, 
wie  U.  V.  H.  wolle  von  den  salinen  und  laxen  [Lachsen] 
und  twerfischon  bei  Rheinfelden  den  zoll  haben.'  1523, 
AbSCU.  —  Der  Stör  gehört  den  .Quermäulern'  an  nnd  war 
früher  im  Rhein  eine  häufigere   Erscheinung. 

Weid-:  Bodenrenke  (grosse  Maräne),  cur.  fera, 
wenn  sie  der  jungen  Fischbrut  als  ihrer  Nahrung 
nachzieht.  Hautm.  1827,  S.  141.    ,Unsere  blauwlig,  so 


1105 


Fascli,  fesch,  lisch,  fo.scli,  tusch 


llOti 


sy  den  liüiliiigeii  O'ler  eglineii  iiachstreicheiul  als  der 
weid  [Nahruiitr]  aus  dem  oberu  see  in  den  undern. 
werdend  davon  wcidfiseh  genannt.'  Fisohb.  1563;  JLCys. 
ItilU. 

Well-:  Quappe,  Butte,  Plusstrüsche,  gadus  Iota 
Bodensee;  mustela  bei  den  Altern.  .Andere  [von  der 
Species  m.  fluviatilis]  sind  auch  seetrüschen,  schwüm- 
mend  zuo  aller  oberst  in  wassern,  welche  man  well- 
fisch pflegt  zu  nennen.'  Fische.  15ö3.  ,V1I  p  d.  um 
frischen  und  w.-  G  Arch.  ,Der  w.,  mustela  parva.'  Mal. 
Oken  183(J  gibt  für  den  Bodensee  auch  die  Namen 
.Moserlein  und  Gewellfisch'. 

Zu  .Welle',  wie  Gesn.  anuimmt?  Die  erwachsene  Trlische 
wird  jedoch  meist  in  der  Tiefe  gefangen;  s.  Hartui.  18'27, 
S.  56,  und  vgl.  Gevdhiatt.  durch  Pfahle  eingefriedigter  Platz 
im  See.  zum  Zwecke  des  Fischfangs.  Die  Form  .Gwellfisch' 
erscheint  auch  XIV.,  G  Hdschr.  neben  .wcllifisoh';  1415. 
ÄgTschudi  (,1  mass  g.  um  20  pf.')  und  bei  Hafu.  I(i66  ohne 
nähere  Angabe. 

Weller-  s.   Welleren. 

Über- Wässer-:  Fisch,  der  im  Z8ee,  Nider- 
Wässer-,  der  in  der  Limmat  gefangen  wird.  .Piscis 
fluviatilis,  fisch  in  rünnenden  wassern,  niderwässer- 
fisch.'  Fris.  ;  Mal.  .[Die  N.  sollen  nicht  anders  als 
bei  dem  Gewichte  verkauft  werden.]  mässen  der  er- 
höhte Preis  der  edleren  N.  [Forellen]  an  der  in  dem 
Fischmarkt  hangenden  Fischtafel  auch  ausgedruckt 
ist,  übrige  N-e  aber  sollen  nach  dem  Tax  der  Ober- 
wassertischen ausgewogen  werden  mögen.'  1710,  Z 
Fischerordn.    Über  Ober-  u.  Nider-Wasser  s.  Sp.  888. 

Wiss-:  I.Hasel,  Häsling,  squalius  leuciscus  (Sie- 
bold); bei  den  Frühern  =  cyprinus  dobula  und  bei 
JLCys.  1(561  =  capito  minor,  squal(i)us  fluviatilis.  .Syn. 
Gänger,  Gänger,  Hasel.  —  2.  Bodenrenke,  coregon.  fera 
(Siebold)  =  ,die  grosse  Maräne.  der  Bläblig,  Bläuling, 
Weissfisch.'  Alp.  18'27;  vgl.  Wiss-Felchen  Sp.  800.  — 
3.  „Blaufelchen.  Renke,  cor.  Wartm. ;  bei  den  Frühern 
albula  Cierulea  Vw;"  vgl.  Gang-Fisch.  —  4.  die  Cy- 
prinoiden  übh.  Bodensee.  s.  Edel-F. 

In  der  Färbung  stimmen  Renke  und  Bodenrenke  ziemlich 
übcreiu,  nur  dass  sie  in  der  Jugend  heller  erscheinen,  am 
Bauche  ist  c.  W.  silberweiss.  Wie  schon  unter  (laiuj-Fufh 
gesehen,  umfasst  wenigstens  Gesners  alb.  eser.  Renke  und 
Bodenrenke,  sowie  albula  parva  (=  salnio  marcenula  der 
Spätem):  s.   d.  Folg. 

Watt-:  Renke,  cor.  Wartm.;  nach  Oken  u.  Hautm. 
salmo  marscnula,  und  Ersterer  hält  ihn  für  den  be- 
rühmten Gangfisch.  .Baiehen  oder  Gangfisch,  Wat- 
fisch.' JLCys.  1661. 

Watt-  wird  aus  dem  in  alten  Urkunden  Vdrkiiintni'rulen 
lat.  mdi-  (pineeu)  hervorgegangen  sein,  da  vadum  alid.  mit 
watt  glossiert  wird;  Anlehnung  an  rahd.  waten,  gehen  (vgl. 
(lanij-FiHch)  oder  mitr,  Zugnetz,  lag  nahe. 

Zibel-:  Schleimfisch,  blenn(i)us.  .Blennus,  ein 
meergropp,  ein  z.,  an  der  färb  ein  böUen  oder  zibel 
[Zwiebel];  so  bekommend  sy  den  nanimen  von  dem 
zibelen  her.'  Fischb.  1563.  —  Ziger-:  Schnitzel  von 
Zieger,  welcher  wie  der  Käse  in  Formen  gepresst 
wird;  s.  Küs-F.  Z.  ond  icas  guet  ist  ond  Wa.sser  ah 
der  Höre'  Ar  Spruch.  —  Zins-:  Fisch,  als  .\bgabo 
entrichtet.  ,Man  soll  im  Urbar  suclien  des  Sidlers 
und  des  Segonsers  wegen  um  den  Z.'  1430,  Absch. 
,'2  pfd  verzarten  vogt  Blüwler  und  ich.  als  wir  zue 
Rapperschwyl  sind  gsyn  von  der  z-cn  wegen.'  1.^11, 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  8. 


.\mtsrechn.  ZGrün.  S.  aucli  (ifr.  1,  S.  3ii7.  und  Al- 
beJcn-Zins. 

„Ge-fisch  n.:  Pflanze,  die  anstatt  einer  Haupt- 
blunie  viele  Nebenschosse  hat,  z.  B.  Blumenkohl  Sch." 
—  Vgl.  unten  Fitz  nnd  Gr.  Wß.  ,Fitü',  verwirrte  Fäden; 
,Gefitz',  verworrener  Knäuel. 

Fischbächler:  schöne,  saure  Birne  von  weiss- 
gelber  Farbe,  bes.  zur  Mostbereitung  verwendet  Z  IS. 

fischele°:  nach  Fischen  riechen  oder  schmecken, 
sowohl  nach  frischen  als  bes.  nach  in  Fäulniss  über- 
gegangenen, allg.  ,In  der  speis  wiltelet  er  [der  Storch] 
und  flschelet  seer.'  Vooelb.  1557.  ,Die  grundlen  fische- 
lend nit  so  stark.'  Fischb.  1563.  .Das  Fleisch  diser 
Fischen  ist  lieblich  zu  essen,  indem  sie  nicht  stark  f.' 
JLCvs.  1661.  ,Die  Gyritzen  [Möven]  fressen  sehr  viel 
Fische,  werden  nicht  zur  Speise  gebraucht,  weilen  sie 
allzu  sehr  f.'  HEEscher  1692.  —  (g')fischelig: 
nach  Fischen  riechend  oder  schmeckend,  allg. 

fische°  {fischne  SchwE.):  1.  wie  nhd.;  in  der 
ä.  Spr.  auch  frans.,  (ein  Gewässer)  mit  Fischfang  aus- 
beuten: ,Die  gmeind  ist  gestraft  [worden],  darumb  das 
sy  in  der  Wueten  [Wntach]  die  giessen  und  gumpen 
[Wasserbecken]  onerlopt  gefischet  haben.'  1549,  Sch 
Ratsprot.  Bildlich:  .Wenn 's  Nacht  ist,  soll  man  die 
Kinder  [von  der  Gasse]  ins  Bett  f.'  TTobl.  1830.  ,Wer 
nicht  fischt,  fängt  Nichts'  BS.  Isch-es  nid  g' fischet,  so-ii- 
isch-es  doch  g'krebset  [wenn  nicht  ein  grosser  Gewinn, 
doch  ein  kleiner].  Sdlger.  Er  will  fische  und  chrebset, 
statt  zu  gewinnen  verliert  er,  kommt  zu  Schaden. 
Ineichen.  ,Er  wollte  f.  und  hat  gekrebst',  hat  seinen 
Endzweck  nicht  erreicht.  G  1790.  ,Es  wird  ihnen 
gehen  wie  Jenem  ist  g'gangen,  der  f.  hat  wollen,  hat 
aber  Krebs  g'fangen.'  Lied.  I'''  ha"  da  am  legten 
Märt  e  Chue  g'choiift,  aber  r''  gloube,  i'''  heig  niid 
g'fischet,  keinen  gewinnreichen  Handel  abgeschlossen, 
keine  gute  Wahl  getroffen  BR.  Chiinst  fischet  ttienen 
umsunst.  Sulger.  ,Die  Venedier  schwygen  noch  still; 
der  Herzog  von  Ferrär  der  fischet.'  1523,  Absch. 
.Winterszeit,  wann  vil  Schnee  ligt,  Hess  sich  keiner 
[der  Bauern]  gelüsten,  dass  er  dem  Herrn  [dem  Geist- 
lichen] vorflschete,  oder  zum  ersten  daryn  träte,  sonder 
er  habe  die  Ehr  allein  [Pfad  zu  bahnen].'  Schimpfr. 
1651.  Etwas  erlangen,  erhaschen  Bs.  De''  chunnt, 
wenn  's  neume'  [irgendwie]  Öjipis  tcär  s"  f.,  alliwil 
hindedri".  Breitenst.  1863.  Fiin  Eppis  abfisclie", 
sehlau  von  ihm  Etwas  erlangen,  erreichen  Ndw. 
Vgl.  auch  fischlen.  Stehlen  GrL.;  S;  UwE.  ,Die 
Soldaten  sollen  nicht  auf  den  Strassen  in  ihre  Sack 
und  Ranzen  f.'  Schweiz.  KuiE(iSR.  1704.  —  2.  (Jnidn) 
überlisten.  Der  dumm  K'erli  hent  s'  doch  atf''  nu 
rieht  g'/i.'ichet  U.  Zu  Etw.  listig  bewegen,  verlocken. 
Die  Luedcr  hetid-e"  au'''  g'wisst  rio»  Ummesüfe"  a'- 
;'fischc"  ('a"z' f'esche'J  U.  Eine  Weibsperson  zu  vcr- 
tühren  suchen  Z. 

Fischenz  Fisvhens  A^.  Fi.-<chtcnzeViK,  FischesCe) 
Z  —  f.  (m.):  1.  Ort,  wo  gefischt  wird;  Fischteich, 
Fischwasser,  Fischweide  Bs  (Spreng).  ,Bin  [bei]  der 
fischenz  in  dem  bach  zue  Ustri.'  Schluss  des  XV.. 
Oppn.  Usferbacli.  ,|l'ic  .\uf'stiindischen  haben]  die 
hschezen  zerstört'  15'28.  .\ns(H.  .Darnach  verehren 
die  verordneten  herren  von  der  statt  wegen  mit  einer 
bestimpten  anzahl  fischen  (aus  ihren  fischezen  und 
wygeren,  deren  .sy  vil  erhalten).'  Siml.  1577;  Siml.- 
Lei-  172'2.     .Man  idlogf  die  Rotton  in  die  Fischenzen 


Il(i7 


Fasch,  fesoli,  lisch,  fosch,  fusch 


1108 


oder  Weier   zu  setzen.'    JLCvs.  1061.     Vgl.  Fischetc. 

2.  Fischerei-Regal,  -Gerechtsame,  Recht  zu  tischen 

AAZeiu.;  Bs;  Z,  von  der  Obrigkeit  streckenweise,  in 
genau  umschriebenen  Abteilungen,  welche  selbst  Fi- 
schenzen  heissen,  gegen  eine  Abgabe  veriiachtet.  Unter 
den  herrschaftlichen  Rechten  neben  dem  Wildbann  und 
Ilochflug  regelmässig  aufgezählt.  ,Derselb°"  fischer 
jegkliclier  zum  jare  7  ß  hlr  gen  Clingnow  geben  sol- 
lend und  dannahin  von  der  fischazen  wegen  von  mengk- 
lichera  unansprechig  syn.'  1413,  Arg.  ,Üb  die  fischazen 
von  Kadelb.  hinuf  unz  an  die  obern  trenki  gange.' 
ebd.  .Ein  berr  und  vogt  hat  auch  die  fischenzen  in 
der  glatt  als  wyt  syno  gericht.  zwing  und  penn  ufhin 
stössent.'  HoFR.  OBüren  1481.  .Wegen  der  Fischizen 
zuo  Windisch.'  10.5'2,  Arg.  ,Wann  einem  Herren  der 
Fi.scbätzen  das  Wasser  benommen  wird.'  Hevt.  1658. 
,Die  Fischetzen  pro  1738  hat  nichts  ertragen.-  Schloss 
RiiEB  1734.  .Der  Regierungsrat  ist  befugt,  im  Interesse 
der  Fischerordnung  und  behufs  Äufnung  der  Fischenzen 
die  Fischereigereehtsame  der  Korporationen  und  Pri- 
vaten loszukaufen.'  Z  Ges.  1855.  .Behufs  der  Er- 
haltung der  F.  soll  für  den  ZS.  jährlich  zwischen 
dem  15.  April  und  15.  Brachmonat  eine  Bannzeit  von 
mindestens  6  Wochen  angeordnet  werden.'  ebd.  — 
3.  Fischfang,  Erlaubniss  dazu.  ,Der  [sie]  Fischenz 
mit  der  Angel  ist  für  den  Landmann  frei.'  Gem.  Uw 
1836.  ,Sy  habind  all  jar  ein  gemein  tischezen  [Fisch- 
fang] und  dann  mit  samt  iren  wyberen  ein  guoten 
ques  [Gasterei]  darob  gehabt.'  Stadtb.  Wthur.  Vgl. 
den  ,I5achfischet'  von  Aarau. 

Die  silmmtlichcn  Formen  unserer  MA.  u.  Lit.  beruhen 
auf  mhd.  vinchmze,  dessen  oinBesoholjener  Nasal  (vgl.  alid. 
lim/izzi)  gesetzmälssig  verschwinden  muss,  ausser  wo  der  Accent 
"der  Analogie  lateinischer  Lchnww.  folgend  sich  auf  die  En- 
dung legte.  —  Im  Ndw  LB.  um  I.JIO  neben  einander  .Fischetz' 
und  .Fistcnz'. 

Ror- Fischenz:  im  LSee  ein  Fischereibezirk, 
welcher  sich  ,2  Schiff  und  2  Netzen  lang  vom  Land  iis 
in  die  Schachen  [Vertiefungen  im  Seeboden]'  erstreckte 
und  den  sog.  Rohrgesellen  verpachtet  war,  bzw.  gehörte 
(Lechenlibell  d.  Stift  L  1681.  Kaufbr.  1835,  wo  es 
heisst  ,100  Klafter  in  den  See  hinaus').  Ausserhalb 
der  angegebenen  Grenze  begann  die  an  einzelne  Fischer 
verpachtete  Schach  en-F.,  wo  mit  Netzen  und  grossen 
Zuggarnen  statt  mit  Fachen  und  Bären,  wie  in  der 
erstem,  gefischt  wurde.  So  bis  1835,  wo  beide  Fi- 
schenzen in  der  Hand  einer  städtischen  Korporation 
vereinigt  wurden. 

Fischer  m.:  1.  wie  nhd.  TrochnC  Fischer,  nasae'' 
Jäger,  wenn  im  Vorfrühling  (der  eigentlichen  Fischer- 
zeit) die  atmosphärischen  Niederschläge  spärlich  ein- 
treten, so  regnet  es  um  so  mehr  im  Vorwinter,  der 
.Jagdzeit.  Iseichen.  ,Syner  Heligkeit  brief,  under  dem 
ring  des  fischers  [StPetri]  beschlossen.'  1514,  Absch. 
Vielfach  in  Flurn.  enthalten:  Fischerrjas«  ZRheinau. 
Fischerhüs  GGossau;  THMamm.,  Fischerried  BUeten- 
dorf,  im  Fischer  ZEgg;  und  auch  als  Ueschlechtsn. 
Übertr.:  ,Die  Ruhm-,  Ehr-,  Postli-  und  Ämtlifischer, 
wie  diese  bei  Wahlangelegenheiten  ihre  Angel  ins 
Volksmeer  auswerfen.'  Stütz.  Die  Fischerin  =  Buh- 
lerin '?  ,Ich  weiss  mir  ein  frye  frau  fischerin.  und  die 
fuer  über  den  Rhyn.'  NMan.;  vgl.  [?]  das  Studenten- 
lied: , Freifrau  von  Droste-Vischering  zum  heiigen 
Rock  nach  Triere  gieng.-  —  2.  Flussadler,  aquila 
haliaetus.    .Am  Rhein  und  Bodensee  Pischgeier,  Fisch- 


adler und  nach  CGesn.  ebda  Entenstösser,  Mosweih 
oder  Fischer  [genannt].'  Alp.  18'21.  ,Fischcrlin',  als 
Name  eines  Vogels.  1695,  HUWeber.    Vgl.  das  Folg. 

Königs-  =  Ismgel  (Sp.  693)  GRChur. 

.Burdenen-.  ilesgleichen  sind  viel  Fischer,  die 
den  ganzen  Sommer  über  Fische  in  den  Bohren  [Sack- 
netz] fangen,  des  Winters  aber  dem  Land  nach  Bur- 
denen und  viel  Fische,  so  sich  darein  verscliliefen, 
herausziehen.'    HEEscher  1692.   --   Burdi,    Reisigwelle. 

Tracht-.  ,Im  Sommer,  sonderlich  wann  die  T. 
nächst  bei  der  Statt  ihre  Garn  auswerfen.'  HEEscher 
1692.    —    Tiachttjani,  ein  grosses  Zuggarn. 

Wald-:  Holz-  oder  Wilddieb?  Wegelagerer  im 
Walde?  .[Der  Tod  apostrophiert  den  Landstreicher:] 
Du  stiller  Mausekopf,  verschlagener  W.  und  du,  eh 
man  verlcurt,  eilfertiger  Aufwischer;  im  schwarzen 
Todtenwald  sollst  finden  deinen  Sitz.'  RudMey.  1650. 

Fischere":    1.  ein   kleinerer   Gebirgsbach   L.  — 

2.  Flurn.  ApUrn. 

Fischet  m.:  Zeit  des  Fischfangs  Aa.  —  Bach-: 
Lustbarkeit  der  Schuljugend  von  Aarau  zur  Zeit  der 
Reinigung  des  Stadtbaches  (Ende  August),  wenn  der- 
selbe abgeleitet  und  die  im  Bache  sich  vorfindenden 
Fische  von  Jedermann  gefangen  werden  dürfen;  wenn 
der  Bach  wieder  in  sein  altes  Bett  geleitet  wird,  holen 
ihn  grosse  und  kleine  Kinder  Abends  mit  ausgehöhlten, 
beleuchteten  Kürbissen,  langen,  grünen  Zweigen  oder 
Fackeln,  unter  Tambour-  und  Musikbegleitung  und 
unter  Absingung  eines  stets  wiederholten  Liedes  in 
dem   benachbarten  Dorfe  Suhr   ab.     Vgl.  Schwyzerd. 

3,  39  f.  Früher  wandelten  am  B.  viele  Aarauer  Fa- 
milien nach  Suhr,  um  dort  Fische  zu  essen,  fremden 
Wein  dazu  zu  trinken  und  nachher  sich  beim  Tanze 
zu  belustigen. 

Fischete  f.:  1.  =  Fischenz  1.  ,Wirt  in  den  seen 
und  flscheten  oder  wyeren  gefangen.'  Fische.  1563.  — 
2.  =  Fischenz  3  Sch.  —  3.  Fisch  zug.  im  bildl.  S.  ,Da 
es  hier  von  dem  unbefangenen  Jakobli  Nichts  heraus- 
quetschen konnte,  so  sprang  es  auf  den  vergangenen 
Sonntag  über.  Hier  kriegte  es  eine  Fischeteu  [von 
gewünschten  Neuigkeiten].'  Gotth.  —  4.  Gesammtheit 
der  zum  Fischen  nötigen  Gerätschaften  Z.  Vgl.  Lis- 
meten  und  dgl.  Bildungen. 

Fischi  f. :  Flurn.,  in  der  Nähe  von  Treib  am  VwS. 

fischlen.  Etw.  idsa  fischju,  durch  Nachfragen 
eine  Neuigkeit,  ein  Geheimniss  herausbringen  W. 

g'fischlet:  mit  fischförmigen,  dunklern  Stellen 
besetzt.  G'fischlets,  ein  solches  Bildgewebe  Z.  Vgl. 
gemügglet. 

fischnen  s.  fischen. 

Fischung  i.  =  Fischenz  3.  15-50,  Pfrundbr.  LKeid. 

Fiscliele  I  [Fischaln,  Fistola  W),  auch  Fistle, 
, Fistel  BO",  Ziger-:  hölzerne,  selten  bleclicrne, 
länglich  viereckige,  ca  '/»'  ™  Durch.schnitt  und  2'/»' 
in  der  Höhe  messende  Form,  die  teilweise  siebartig 
zum  Abfluss  der  Sirte  und  zur  Erleichterung  des  Luft- 
zutritts durchlöchert  ist  und  zur  Aufnahme,  Pressung 
und  Formung  des  Milch  ziegers  dient,  indem  man  die 
geronnene  Masse  einstamid't  und  mit  einem  Block 
(s.  Zigcrtütschi)  beschwert  BO.;  W. 

Aus  mlat.  fixdlu.  ß»all«,  Kaseform  (lat.  /i«cW«,  geflochtenes 
Gefäss,  Korb),  mit  verschobenem  Accent,  oder  aus  dem  gleich- 
bfidontcnden  lat.   fUrin«   mit   Vortausi-liimg  dor   Li(|iiid;>.     Ha 


1100 


Fasch— fnscll.     Fask— fusk.     Fasp — Fusp 


1110 


aber    auch  Distel   (s.  li.l    für    den    frleielien  Gegenstand    ge- 
braucht wird,    so  kommt    auch   lat,  listuln,    Röhre,    röhren- 
tunniger   Gegenstiiud,   in   Krwägung. 
Fischele  II   s.  Visel. 

Pischelin,  Fischel,  Fisch"!  n.:  1.  grosses  Gc- 
treidemass  zu  6  Napf  oder  4  Viertel  W.  ,Duos  flche- 
linos  siliginis.'  1337,  Ginoins  1847.  ,Fischy.'  1440/57, 
W  Urk.  im  L  Arch.  ,In  der  Teuning  von  1709  kostete 
das  Fischel  Korn    eine  Krone.'    W  Monatsschr.  18()4. 

—  2.  so  viel  Acker,  als  mit  1  F.  Korn  besäet  wird  W. 

—  Von  einem  der  hol   , Fischele  I'   erwähnten  lat.   WW. 
Fischen (d) er  s.  Fisner  und  FisÜHder. 
Fischölen  s.  Fasulen. 

Fisch^'u  n.:  grosse,  wollene,  gewobene  oder  i;e- 
striekte  Winterhalsbinde,  etwas  kleiner  als  die  Baja- 
dere Z.    —    Frz.  /;./iii,   Busen-,  Halstuch. 

fiesche"  BSi.,  fusche(le)°  ,B" :  Unzucht  treiben. 

—  Vgl.  jUnrhen,  fvlKchrn,   reiben,  und  ßetm,   S|).    IOS'2. 
t'u sehen  s.  pfitschen. 


Fiskal  m.:  Staatsanwalt  Bs  f.  früher  daselbst  ein 
Mitglied  des  Rates,  bestellt  und  besoldet,  um  die  In- 
teressen des  Fiskus  zu  wahren,  indem  es  als  ötlent- 
licher  Ankläger  auftrat.  ,Dass  ein  Oberstknecht  in 
gewissen  Fällen  die  Stelle  eines  Fiscalen  versiebet 
od.  im  Namen  des  Fisci  agieret.'  1779.  Bs  Eq.  Fiskale 
setzten  die  regierenden  Orte  im  Tessin  zur  Wahrung 
des  obrigkeitlichen  Kammerinteresses;  sie  hatten  bei 
Mordtaten  ein  visum  repertuni  aufzunehmen  und  bei 
geschehenen  Verzeigungen  Beschuldigte  und  Zeugen 
zu  vernehmen;  s.  Absch.  (Register).  Sie  bezogen 
1  Procent  von  den  Bussen  der  landvögtlichen  Kammer- 
rechnung, durften  auch  zugleich  das  Amt  des  Malefiz- 
scbreibers  versehen,  aber  nur  in  beschränkten  Fällen 
sich  in  die  Orte  begeben,  um  als  Fürsprecher  auf- 
zutreten. ,Zum  Civilgerichte  Fürstenau  gehört  der 
Seckelmeister  oder  F.,  welcher  auf  Verlangen  der 
Parteien  in  ihrem  Namen  die  Klage  vorbringen,  ihm 
bekannt  gewordene  Vergehungen  anzeigen  und  die 
Strafgelder  einkassieren  muss.'  JHLehm.  1790. 

Von  , Fiskus'.  —  Auch  in  Zürich  wurde  bei  Gerichts- 
sitzungen des  Rates  ein  (jüngeres)  Mitglied  aus  diesem  selbst 
zum  Ankläger  bestimmt.  —  In  der  Strassb.  Polizeiordn.  1028 
lieisst  F.  der  Bettelvogt. 


Fasp  (vasp) — fusp. 

Vesper  m.  Ar  {'!'.).  n.  BSi.;  Gi. :  1.  (aui-li  Vixperi 
L;  G)  f.  {m.  kr  It  T.)  Nachmittagsgottesdienst  um 
2,  3  Uhr;  der  nachmittägliche  Chorgesang  der  Chor- 
herren und  Mönche  (kathol.  Schweiz).  Bliebe",  mer 
wend  [wir  wollen]  Öppis  bette"  —  äci*  [sagt]  der  Senn 
—  es  ist  au''''  [ja]  Snnntig  und  im  Tal  wider  der  V. 
[ist  es  während  der  V..  wird  eben  V.  gehalten].  Er- 
zähler 185t;.  ,Dass  er  [der  Schulmeister]  notwendig 
auf  die  Kilbi  [Kirchweih]  heim  müsse;  es  sei  Niemand 
da,  der  die  Vesperi  schlage  [auf  der  Orgel].'  XHkr/.og 
1862.  Ml"  Nachhfir  hät-iih;r  ns-rvi  V.  [als  wir  aus 
der  V.  traten]  es  Fucder  a'''treit.  Gi.  Volksgespr.  1834. 
,Zuo  Vesper,  complet,  prim  oder  non  gon.'  Kksbi,.  — 
2.  die  Abendzeit,  auch  das  dieselbe  anzeigende  (ie- 
läute  (,:'  ]'.  liile").    Letzteres   an   vcrschie(b'nen  Orten 


zu  verschiedenen  Stunden,  in  BSi.  um  4  Uhr.  in  Z 
tw.  im  Sommer  ebenso,  im  Winter  um  3  Uhr.  Am  V., 
um  3  Uhr  Abends  Gl.  Es  ist  V.,  3,  bzw.  4  Uhr  Nni. 
,Es  soll  niemand  nach  v.,  so  die  sonn  vergolt  gät 
[untergeht],  in  ofen  füren  zue  bachen.'  1491,  GnThusis. 
.Es  soll  an  einem  samstag  nach  v.  keiner  dem  andern 
das  Wasser  ab  synen  wisen  ngraen.  unz  der  sonntag 
iiberen  kunnt.'  ca  1560,  Offn.  ZDielsd.  Das  isch  e  V. 
und  e  Füröbe,  eine  gar  kurze,  eig.  gar  keine  Frist 
(da  V.  und  F.  das  Selbe  sagen),  Etw.  das  nur  kurzen 
Bestand  hat  S;  vgl.  twn  Elfi,  bis  Mittag  (Sp.  283). 
.Halbseiden,  halbbauelig,  kurz  halbbatzig  [d.  i.  was 
viel  scheinen,  aber  wenig  kosten  soll]  ist  e  V.  u""*  e 
Füräbe,  dure  [verbraucht,  zerrissen],  ehe  man  daran 
sinnet.'  Gotth.  —  3.  Zwischen  imbiss  zwischen 
Mittag-  und  Nachtessen  Ap;  G,  um  3  Uhr  Nm.  Gl; 
SoHW;  Zg,  um  4  Uhr  BSi.;  Z.  Z'  V.  esse:  Z'  Y. 
trage",  den  Abendtrunk  den  Arbeitern  zutragen.  .I'a 
könnte  man  warten  bis  zum  jüngsten  Tag  z'  V.'  Stiitz. 
Die  Präp.  auch  verwachsen  mit  dem  Subst. ;  vgl. 
Zimbis,  Zäbend  usw.  —  Abendtrunk  in  der  Schenke 
ZWthurf.  ,Der  Mittelmann  und  der  Handwerker 
Geht  zu  dem  Wirte  oder  Becker,  All  Tag  [im  Winter] 
zum  V.'  HSulzer  1828.  .Zum  V.  geh  ich  dann  und 
wann,  zweimal  in  jeder  Woch  etwann;  ich  kann  oft 
etwas  Neues  hören  und  mich  dadurch  manchmal  be- 
lehren.' ebd.  1829.  —  Freud-.  Lob-Vesper(i): 
V.  mit  festlichem  Gesänge;  Psalmengesänge  an  Fe.st- 
tagen  zur  Vesperstunde,  im  Unterschied  zu  der  im 
Folgenden  genannten  V.,  welche  einen  düstern  Cha- 
rakter hat.  —  Sel(e°)-:  V.  mit  Gebet  für  die  .armen 
Seelen',  d.  i.  die  Abgeschiedenen.  An  .Mierheiligen 
die  der  Freud-V.  sich  unmittelbar  anschliessende  zur 
Vorbereitung  auf  den  folgenden  Allerseelentag;  zn 
derselben  erscheint  man  durchaus  schwarz  gekleidet  U. 
.Am  abent  zuovor  [vor  Fastenanfang]  mit  einer  Vigil 
und  Sählvesper,  auch  über  die  Gräber  der  lieben  Ab- 
gestorbenen solle  3  Zeichen  gelytet  werden.'  ItJOO, 
Gfrd. 

vespere"  (reyjr«  W):  1.  die  Vesper  halten,  bzw. 
-singen,  -beten  (kath.  Schweiz).  —  2.  eine  flüsternde 
Unterhaltung  mit  Jmdni  haben.  »SV  hend  cissder  Oppis 
z'säme  z'  v.  L.  —  3.  (mit  Jmdni)  einen  Wortwechsel 
halten,  keifen,  zanken;  markten  A'Orte;  lärmen  W. 
Daher  e  Vesperete  mit  Epperem  ha"  U.  —  4.  (mit 
,sein')  unruhig,  unstät  hin  und  her  fahren  „Scn;  Zis;" 
It  St.''  Ap;  Gl;  Gr.  ,Hin  und  wider  v.,  concursare.' 
Mal.  —  5.  Vesper  läuten  (trüber  als  das  z'  bete"  lüte", 
s.  Schwyzerd.  4  a,  22).  Es  chtinnt  rinöl  e  ZU,  denn 
resperet  's  litt  rf»»'"*  Berg  ii  Tal.  „'s  ist  fis,  gmid  [gehet  | 
hei"'!"  so  rüeft  's  ob  Berg  ii  Tal,  dass  d'  Gräber  tif-'ni 
Chilchhnf  springen  i< f.  AHenne.  —  6.  Vesperbrot  essen 
Xv;  Gl;  G;  Sch.  —  7.  (mit  Bez.  auf  die  Genossen, 
einer  Wässerungseinrichtung)  zusammentreten  zu  Be- 
ratung, z.B.  zur  Festsetzung  der  Reihenfcdge;  daher 
Vesperi'g  f.,  eine  solclie  Versammlung  u.  Beratung  BU, 

2  und  3  sind  Üliertragungen  von  dem  eifrigen  Gemurmel 
der  in  der  Vesper  halblaut  botondon  Gemeinde.  4  ist  sjn. 
mit  jisjimn  und  wahrsch.  erst  durch  .Anlehnung  ans  diesem 
entstanden.  7  hat  seine  Benennung  davon,  dass  dieses  Ge- 
schäft auf  die  Nachniittagsstuuden   verlegt   wird. 

Ge-iis])  n.:    mutwilliges  Treiben.  Gespött  BHk. 

fis]ie"  '/,  (Spillm.),  sonst  fispere"  —  dim.  fisperle: 
1.  unruhig  sein,  zajiplig  tun.  nicht  stille  sitzen,  liastig 
tun,    z.B.  wenn    man    Ktwas    sucht,    mit    den   Armen 


1111 


Fasp-  fiisp.    Fast — fust 


1112 


umher  fahren,  mit  den  Häiuien  umher  tasten,  mit  den 
Fü.ssen  umher  tappen,  unnötige  Bewegungen  machen,; 
spielend  an  Etw.  herum  zupfen  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gr 
ÜoRh.;  SinSt.;  TnTäg.;  ZB.,  Rfz.;  (von  Kindern) 
sich  mutwillig  umhertreiben  (Zyro).  Am  Bergicerch 
fisperlet 's  [danBäc^lein]  abe.  Hebel.  .Wispelen,  flspe- 
ren,  fitschen,  discurrere,  vagari.'  Red.  1662.  Daher 
Fisjiferji  m.,  unruhiger  und  dadurch  lästiger  Mensch, 
Mensch  von  quecksilberner  Natur,  fisper  ig  Bs;  G. 
ff' f.  ZRfz,  lebhaft,  zapplig.  Von  Licht  und  Schatten  ■ 
unruhig  zittern,  Mimmern  See;  Z.  Syn.  zwisperen ; 
/lintereti.  —  2.  (leises)  Geräusch  verursachen  durch  die 
oben  genannten  Bewegungen  Gr;  G;  Z;  Syn.  wisplen  ■ 
z.B.  von  Mäusen,  wenn  sie  zwischen  Papiere  udgl. 
geraten;  auch  von  Personen,  im  Dunkeln  umher  fahren 
und  sich  durch  Geräusch  verraten  Gr.  lez  fangt  's 
a'  süse"  u.  pfife  u.  chrosie  u.  f.:  zo  alle'  Löchlene"  l" 
schihset  Otere'.  Schwvzerd.  10,  8.  —  3.  flüstern  Aa; 
Ap;  B;  Gl;  Gr;  L  (häufiger  t^esperen);  G;  Sch;  S. 
Syn.  fislen;  flismen;  bismen.  Daher  G'tisper  n.,  Ge- 
flüster. Einem  Etwas  i"-/".,  einflüstern,  auch  zum 
Zweck  der  Überredung. 

Ahd.  (k)vt'ijHdmi ;  schw.  vispa ;  mhd.  iriupdn,  zischehi ; 
nhd.  wispern,  wispeln.  W  zu  /  vergröbert  wie  in  tß/eu, 
tß(j,   wtferen. 

„Fisperamentli,  Fisperc-  n.:  1.  Ausflüchte, 
Possen.  Mach-m'r  keini  ]''.!  —  2.  kleiner  Excess, 
Ausschweifung.  Kr  hiid  i'  der  Jugeil  F.  (/'macht  Si:h." 
—    Aus    h'iniptttutf  in   oiiijri-   Wortfaiiiili«!   lioriilierirezogren. 


Fast      fust.      Vj?].   .inrli   die   Gruiipo   Ffutrh   usw. 

Filst  m.:  im  Wettlauf  errungener  Anteil  an  den 
Zwischennutzungen  des  Waldes  TuTäg.,  wo  je  auf 
einen  bestimmten  Tag  von  Gemeinde  wegen  die  Kir- 
schen, Holzäpfel,  Streue,  Eicheln  als  reif  und  vogel- 
frei erklärt  werden.  Das  Stück,  wovon  jeder  der 
Waldberechtigten,  die  auf  ein  gegebenes  Lärnizeichen, 
früher  Glockengeläute,  jetzt  Böllerschüsse,  durch  die 
bestimmten  Eingänge  in  den  Wald  gerannt  sind,  zuerst 
Besitz  zu  ergreifen  vermag,  ist  sein  F.  Huhö!  häM 
en  f/iietc  F.'f  oder  Hoho!  eil  jirächtige  F.!  sind  die 
Rufe,  welche  danach  erschallen. 

Von  fahen  wie  Funt  aus  '/u''««  (Wz.  puy-),  Ulänt  von 
,l)l!iheu'.  —  Vgl.  Lrieh.  Ahnliclie  Bräuche  anderwärts  ohne 
diesen  Ausdrueli;  so  vurmals  in  ZAltst.  mit  Beziehung  auf 
den  Kirschenertrag  auf  der  Allniend. 

fast  [fasch  B;  S):  Adv.  1.  fest,  stark,  heftig,  eifrig, 
schnell  B;  GrV.  ;  S;  Uw;  U;  W.  ,Wenn  man  nur 
nicht  zu  f.  am  Alten  hienge.'  Gottii.  ,[Das  Mädchen] 
hat  grüsli  f.  an  ihm  g'hanget.'  ebd.  's  Heßi  z'  fasch 
i"  de"  Hände"  ha".  Schild.  Jmdm  de"  Stecke"  vil  z'  f. 
i"  d'  Hand  ge°  U.  F.  laufe".  F''  ha"  z'  f.  Hunger 
g'ha:  Es  friert  mi'''  f.  Si  tue"  grüseli  f.  danke", 
lassen  [Euch]  gar  sehr  danken.  I  la-i  [lasse]  im  f. 
z'  tü.n«  Mala"  d.  B  wO.  Du  durist  mi'''  eil  z'  f.  Gotth. 
,Das  Gerede  sei  schon  zu  f.  unter  die  Leute  gekommen.' 
ebd.  ,Fa.st  üss,  f.  üss,  du  fule  merclien!'  lässt  NMan. 
die  Bauern  zum  Bettelmönche  sagen.  ,Myn  hüsfrow 
tuet  üch  f.  grüessen.'  1529,  Stru-kl.  .Versieh  du, 
das  wir  habend  wyn;  schenk  f.  und  bis  [sei]  nicht 
trag!'  Badenfart.  ,In  dem  jar  starb  man  f.  an  der 
pestilenz.'    Bossn.,  Wtliurer  Chr.     .Dannast   stand  f.! 


lo"bast  fluch  f.!'  1531.  Kessl.  (Tratzrut  der  VOrte 
gegen  Z.)  ,F.  uss  dem  rat  die  fulen  lüt!'  HBpll.  153.3. 
,Ich  bitt  üch  von  gotts  willen,  das  ir  f.  zuo  my°r 
Schwester  gangend."  XVI.,  ARechbi'rgerin.  , Wasch 
mich  f.  von  myner  ungrechtigkeit!'  Gdalth.  1569. 
.Fugitare,  fliehen  eins  fliehens,  f.  fliehen.'  Fris.  ,A1s 
solches  das  landvolk  innen  worden,  haben  sy  f.  ir  hab 
und  guot  in  die  statt  hinyn  geflüchtet.'  1569,  Bs  Chr. 
,Wer  auf  undankbar  leut  f.  bauwt.'  Emblem.  1622. 
.Admodum,  f.,  heftig.  Bene  doctus,  f.  gelelirt.'  Denzl. 
1677;  1716.  , Kindskinder  trauren  f.  und  klagen  über- 
raassen.'  1691,  zu  JCEschers  Brgrmstrwahl.  .So  f.  sie 
immer  sich  bemühen.'  Goliath  1741.  Gradation  fester 
BO.;  Uw.  Es  rennet  hüt  f.  a's  gester  Uw.  Das  het- 
mi"''  am  Festiste  verzännt  [gelüsten  gemacht]  BHk. 
,Si  wurden  ab  dem  land  wider  in  die  stadt  fallen  und 
als  fast  bymenzelten  ijssen  als  vor,  ald  vil  fester.' 
1521,  Egli.  ,Ye  fester  der  wagen  gelaufen.'  Fris.  — 
"2.  mit  Bez.  auf  Zeit  und  Raum,  a)  häufig,  wieder- 
holt, gewöhnlich  GRRh.,  S.  Syn.  fest.  ,Den  ich  im 
zig  [Verdacht]  hatt,  das  er's  mir  gestolen  hätti,  das 
ist  der  B.,  wann  er  was  f.  um  myn  Drog  [Kott'er].' 
HsStockar  1519.  ,Famagustam  ist  die  best  houptstatt 
in  disem  küngrych  und  ist  die  herschaft  f.  da,  die  im 
land  wandelet  [hat  die  Regierung  ihren  Sitz  meistens 
da].'  ebd.  ,Es  sei  f.  durch  Betrunkene  geschehen  und 
der  Ehrbarkeit  [den  elirbaren  Leuten]  nie  gefällig 
gewesen.'  1530,  Absch.  ,Er  kumpt  f.  zuo  Winterszeit 
in  unsern  see.'  Vogelb.  1557.  ,Wie  f.  alle  wyber 
weben  können,  gand  die  mann  vor  dem  winter  f.  in 
ßerner  piet  wullen  zuo  koufen.'  Platt.  1572.  Fester, 
häufiger;  meistenteils  BHa. ;  der  Festist,  am  Mei-sten  U. 
—  b)  nahe  B  (Zyro).  Fester  bi  'r  Chilcha,  näher 
bei  der  Kirche,  ,0b  boum  zuo  f.  an  die  sträss  stie.s- 
send.'  1500,  Übw.  S.  auch  fast  (anfliin,  bisher,  und 
vgl.  span.  hasta  (aus  ahd.  fasto),  bis.  —  3.  vor  Adj. 
sehr,  wie  engl,  fast;  vor  Compar.:  um  Vieles  ApK.; 
Bsf;  B;  FS.;  GrV.;  PP.;  W,  verstärkt  hudefast, 
z.  B.  6.  ehalt  W.  ,F.  besser',  viel  b.  1 157,  Bs  Rq. 
,Dem  einfältigen  leser  f.  nütz  und  dienstlich.'  1531, 
BiB.  ,F.  lutherisch  gesinnt.'  1533,  Absch.  ,Und  siehe 
da,  es  was  alles  f.  guot.'  1560,  Bib.  =  ,sehr  g.'  1667. 
,Vil  habend  schier  zuo  allen  Worten  ire  schwüer. 
als  da  sy  sagen  wollend,  das  sye  f.  guot  oder  bös, 
sagend  sy,  es  sye  lyden  guot  und  cruz  bös.'  HBull. 
1561.  .In  einer  fast  bekannten  statt.'  RGwere  1646. 
Und  selbst  mit  .sehr'  (in  wechselnder  Stellung)  ver- 
bunden:  ,was  man  ser  f.  bedauren  müsste.'  1525, 
Absch.  ,S.  f.  regnen.'  Kessl.  ,Freueten  sich  f.  sehr.' 
1707/1811,  LSam.  Fester  1)  mehr,  magis  BHa.,  Ri.; 
Uw;  U.  Fester  ob-si"'',  mehr  aufwärts,  /'.  rechts  udgl. 
F''  han  f.  Turst  wa"  [als]  Hunger.  Es  ist  hiir  f.  vil 
Höw  BRi.  ,F.  wegsam'  =  wegsamer.  1538,  AgTschüdj. 
,Siud  ettlich  brünnen  f.  versigen  weder  vor.'  1548, 
UMev.,  Wthur.  Chr.  2)  eher  UwE.  F.  Das  als  Enes 
[Jenes].  ,Tu  magis  id  diceres,  si...  Du  wurdest  das 
vil  f.  sagen,  oder  mer  bestäten,  das  du  sagst,  wenn 
du  . . .'  Fris.  3)  ziemlich ,  recht  sehr  (eig.  ,eher 
als  das  Gegenteil')  BHa..  Ri.  Er  ist  f.  e  G'sehänti, 
nicht  viel  anders  als  ein  Dieb.  Die  [diese]  Milch  ist 
f.'Nidle,  fast  lauter  Rahm.  Du  bist-m'r  f.  a  louba, 
recht  lieb.  F.  ireni^.  Der  Reeonvalescent  ist  «o'"''  f. 
schvacha''.  Syn.  härter  (ivirsj.  Ja  f..  Bejahungslorinel. 
In  letzterm  S.  aucli  ja  fast  GRChur,  und  hinwieder 
als    Ausdruck   der    Verneinung,    keineswegs,    nit    (so) 


1113 


Fast,  fest,  fist,  fost.  fust 


1114 


l'iiM  B;  Gr;  U.  Git's  Chriesi  bi-H-ech?  gibt's  Kirschen 
bei  euch?  Nidf.B.  —  4.  beinahe,  allg.  Üyn.  schier. 
S.  auch  gar;  fast-zuehin.  i\  und  f.  =  bl-mene  Hdrli. 
F.  z'  säge,  so  zu  sagen  Bs.  Wahrscheinlich  SchwMuo. 
Mild.  vasHe),  ah J.  _/a»(o,  die  adv.  Grundform  zu  dem  Adj. 
,fest',  ahd.  funti,  wie  tw.  lany,  nanjt,  rann,  uhd.  ,sclioa'  als 
Advv.  zu  den  entsproclicuden  Adjj.  lümj,  »änft,  räas,  ,scliün'. 
Im  Comp,  fallen  .\dv.  und  Adj.  zusammen,  s.  deshalb  auch 
/rat;  in  ä.  Spr.  finden  sie  sich  etwa  (wohl  mit  Bedacht)  aus 
einander  gehalten:  ,übelt's  aber  ir  Herr  vor  [nahm  er  es 
vorher  Übel],  er  übelt's  da  noch  faster.'  1360,  Segesser,  RG. ; 
im  Mhd.  kommt  r<i«(<T  und  realer  als  Adv.  vor.  Auch  über 
die  Grenze  zw.  Bed.  1  und  3  kann  gemarktet  werden  und 
—  was  von  grossem)  Belang  ist  —  zw.  1  bzw.  3  und  4 : 
.Mau  habe  das  ziemlich  f.  gehalten,  wie  es  die  frühere  Be- 
sitzerin getan."  1,t'25,  Absch.  .Die  klein  Stadt  was  dasmal  noch 
f.  uf  dem  alten  wesen.'  1529,  Bs  Chron.  .Welche  [4  Sprachen] 
den  Wallissern  f.  nötig  sein,  wegen  der  Nachbarschaft  mit  dem 
Bernergebiet,  Italien  und  Genfersee.'  JJScheuchz.  1708,  wofür 
1746  wirklich  .beinahe'  eingesetzt  erscheint,  i*"''  A«"/.  luixtfi 
Uünd,  sagt  Einer  etwa,  dessen  Hände  ganz  nass  sind  Bs 
(scherzhaft?).  Auffallen  ninss,  dass  Bed.  4  mit  1  (3)  sich 
in  ein  und  der  selben  M.\.  verträgt.  Vgl.  noch  ärthd.  , nicht 
so  f.   [nicht  so   wohl],  als  (vielmehr).' 

not-:  heftig,  arg.  ,N.  wurden  die  uf  den  muren 
trengt.'  Väd.  —  S.  auch  n.-fait. 

fastlochtig:  in  (ziemlich)  starkem  Grade  oder 
Masse  BO.     Gegs.  hitzelochtig. 

Faste"  f.;  das  Fasten,  die  Fastenzeit,  durch  Icirch- 
liche  Gebote  eingeführt,  welche  für  die  betr.  Tage  t. 
die  Mahlzeiten  beschränkten,  t.  Enthaltung  von  ge- 
wissen Speisen  verlangten;  vgl.  Fast-Mues,  Fasten- 
Spis.  145Ö  gestattet  der  Papst  denen  von  L;  Schw 
und  Zg  den  hergebrachten  Genuss  von  Butter  an 
Fasttagen,  da  bei  ihnen  keine  Oliven  wachsen.  Absch. 
Es  entstanden  in  der  Fastenzeit  als  Ersatz  für  die 
verbotenen  Speisen  bes.  gebräuchliche  Gebäcke,  s. 
Fasten-Brod,  -Ring,  -  Wäjen.  Anfang  und  Ende  der 
grossen  Fasten  vor  der  ernsten  Passionszeit  bezeich- 
neten laute  Festlichkeiten,  s.  Hirsmontag,  Fiinkcn- 
sonntag,  Fasnacht;  Ustcre".  Vom  Sonntag  Judica  an 
werden  die  Cruciflxbilder  in  den  Kirchen  mit  Tüchern 
verhüllt,  s.  Fasten-Grat),  -Tuech.  ,Die  beigen  frau- 
fasten und  die  helgen  f.  uss  von  der  alten  fasnacht 
hin  bis  zuo  ussgenter  osterwuchen  sind  alle  spil  ver- 
bottcn,  die  den  pfennig  gewinnen  oder  verlieren  inü- 
gent.'  ScHwMa.  LB.  Lt  Schweizerbote  1818  pflegten 
in  F  junge  Tochter  sich  sogar  die  Haare  zur  Busse 
abzuschneiden  (allerdings  um  dann  auf  Ostern  aus 
dem  Erlös  ein  neues  Ginge-Band  zu  kaufen  —  setzt 
der  Berichterstatter  boshaft  hinzu).  Fr  haltet  's,  wie 
der  Hund  d'  (oder  's)  F.  Ineichen;  Sclgek.  Es  ist 
guet  vo"  der  F.  predige",  wenn  de  Buch  roll  ist. 
Ineichen.  Ghurzi  Fasnecht,  lanyi  F.  ebd.  ,lch  dar 
[darf]  nit  nie  lügen,  es  ist  zuo  fer  in  der  f.'  XVI., 
ARechbiroerin. 

Fron-  Frö-  AaF.,  Fri.;  ApI.,  K.  {-o'-);  Gl;  GA.; 
ZF.,  frohi  F.  Z  tw.,  From-  S;  Uw;  U;  Z,  Frau-, 
Free-  AABb.,  Zein.;  ArH.,  M.;  Bs;  EM.;  Gl;  GnPr.; 
LG.;  GStdt,  We.;  Sch;  SchwE.;  Th;  Uw;  U;  Zg;  Z: 
1.  die  Quateniberfasten,  dreitägige  Fasten,  welche  das 
kirchliche  Jahr  in  4  Jahreszeiten  teilen;  sie  fallen 
auf  den  ersten  Mittwoch,  Freitag  und  Samstag,  je 
nach  Aschermittwocli,  Pfingsten,  Krcuzeserhöliung 
(14.  Sept.)  und  Lucia  (1:!.  Dez.).  .Das  hinfür  ein 
yeder  probst  zuo  Wislikon  soll  liabon  ein  luuhtlicclit 


in  der  capell  zu  Böbikon  und  all  fraufasten  brennen 
lassen.'  1513,  JHub.  Klingn.  Am  Vorabend  betete  man 
einen  Psalter  aScHW.  Leicht  wurden  auch  für  welt- 
liche Verrichtungen,  wie  terminweise  Zahlungen,  Rech- 
nungsstellungen, Märkte  (Fraufastenniarkt  in  Bs),  Ver- 
sammlungen usw.  die  Quatemberfristen  gewählt  und 
nacli  ihnen  gerechnet,  daher  heissen  die  Fronfasten- 
tage auch:  ,zalte  [gezählte,  bestimmte]  Tage'  (s.  d.). 
Vgl.  Fronfasten -Geld.  TFe""-«ie"  iimme  [nur]  alli 
Fr.  Speck  heig,  es  duech  [dünke]  Fi'm  am  Beste". 
GoTTH.  Alli  Fr.,  häufig  Bs;  S3'n.  alli  Bott,  Begentag. 
,Und  soll  man  dise  gesetzde  otfenen  zuo  ieclicher  fr. 
vor  aller  der  gemeinde.'  1337,  Wack.  D.-R.  ,Das  alle 
fr.  mit  den  raetzgern  abgerechnot  werde.'  1495,  G 
Küchenordn.  ,Also  dass  im  [dem  Gerichtsweibel]  syn 
belonung  uf  die  fr.  erleit  und  bezalt  werden  solle.' 
1557,  Z.  jNachdem  und  ich  iez  37  jar  und  3  frofasten 
schuelmeister  gsyn  was.'  ThPlatt.  157'2.  ,Der  Schmit 
soll  alle  Fr.  Rechnig  in  die  Canzly  liefern.'  Gesinde- 
ORDN.  Muri.  An  den  Fr.  wurde  aus  der  Stiftung  des 
HSchwend  im  Z  Fraufaste'hüs  (s.  d.)  seit  dem  XVI. 
Brod  unter  die  Armen  verteilt.  Im  Interesse  der 
.\rnienverpflegung  wird  beschlossen,  für  die  Armen 
ein  Gewisses  an  Geld  od.  Getreide  auszusetzen  und  es 
.fronfastentlich'  auszuspenden.  1715,  Absch.  Glaube 
und  Brauch.  Fr.  guet,  später  guet  Ar.  E  schöni 
Fr.  bringt  guet  Wetter  AAEhr.  Dinkel  soll  an  Fr. 
gesäet  werden  Aa;  Z.  Die  (spec.  aus  der  December-Fr.) 
personificierte  ,Frau  Fasten'  greift,  bes.  vor  Weih- 
nachten, gespenstig  ins  Menschenleben  ein;  darum 
heisst  es,  dass  man  an  Fr.  keine  Ziipfe  flechten  solle, 
sonst  falle  Einem  das  Haar  aus  ZNer.  (vgl.  Krungeli 
und  .Frau  Holle',  die  in  der  Weihnachtszeit  uniziehen, 
dem  verspäteten  Gespinnste  und  den  Haaren  gefähr- 
lich; ferner  Verena,  Sp.  910  o.,  deren  Schwester  ,Frau 
F.'  ist,  Sp.  917);  und  am  Vorabend  muss  aufgesponnen 
sein  aScHW.  Wenn  man  in  der  Fronfastenzeit  länger 
als  bis  10  Uhr  aufbleibt,  so  suclit  ein  Geist,  Fr.  ge- 
nannt. Einem  zu  schaden.  EorENiiAcH.  An  der  Fr. 
darf  man  nicht  waschen;  denn  das  .Fronfastenwibli' 
geht  um.  ebd.  So  ist  die  Fronfastenzeit  eine  ernste, 
düstere ;  vgl.  Fr.-Gesicht,  -  Wetter.  Auch  andere  Geister 
(s.  Jäger)  wählen  sie  zu  ihren  gespenstigen  Zügen, 
z.B.  das  Fr.-Müeterli,  s.  d.;  doch  wem  sie  hold  sind, 
dem  helfen  sie  Schätze  heben  (s.  Fr.-Nacht)  und  den 
bevorzugen  sie  mit  besondern  Gaben  (s.  Fr.-Kind). 
—  '2.  der  Betrag  einer  auf  Fronfa.sten  entrichteten 
Quartalzahlung.  ,Hrn  Predicanten  die  Fr.  zalt  17  fl. 
7  btz.'  1724,  ScHLOss  Rued.  —  3.  ängstlicher,  be- 
dächtiger Mensch  Z.    Vgl.  (altij  Fasnacht. 

Mhd.  riön(r)-vaitc,  dass.,  eher  zsges.  mit  dem  verhärteten 
Gen.  PI.  vröii,  Herren,  als  mit  dem  erst  daraus  abstrahierten 
Adj.  vmn,  herrschaftlich,  heilig.  An  den  QuateuibertAgen 
wurden  nach  kirchlichen  Anordnungen  von  41)4  und  109j 
die  Priester,  die  , Diener  des  Herrn',  geweiht  und  diese  er- 
schienen dem  Volke  gegenüber  selbst  als  die  .Herren'  (s.  Her), 
denen  zu  Khren  die  Kasten  gehalten  werden  mussten.  Die 
Limdeutungen  des  unverstandenen  Fru"  (z.  B.  ,in  der  frow- 
fasten.'  HsSchllrpf  14!)7)  lehnen  sich  an  ,froh'  und  an  ,Frau' 
(s.   0.);    Frvm-  dag.   beruht   nur  auf  lautlicher  .\ssiniilation. 

Gold-  =  Fronfasten.  ,Hienach  ist  zue  merken  von 
den  4  goltfasten.  Dy  erst  goltfast  [usw.].'  XV./XVl., 
L  Gebetb.   --   Mhd.  ijnlivisir. 

Mitte-  aiitti-  Bs;  ZO.,  Mittcr-  Nnw.  Mitleli- Bs: 
.Mittfasten,  der  dritte  Mittwocli  nacli  Asclicniiittwocli, 


1115 


Fast.  fest.  fist.  fost,  fust 


lllG 


als  Mitte  der  grossen  Fasten.  ,Uf  mittfasten  1352.' 
Z  Chron.  1336/1446.  ,Ze  niitterfasten.'  Edlib.  u.  so  ö. 
in  der  ä.  Lit.  A'  der  Mitti-F.  stellt  me  's  Liecliüi  in 
Clittste" :  stellt  vier  's  denn  niid  drl',  so  stellt  mer  's 
denn  doch  s'  Ostere'  drl'',  d.  li.  man  hört  auf.  bei 
Nacht  zu  weben  ZO.  Vgl.  M.-Für  Sp.  945.  Um  Bs 
war  es  Sitte  der  Kinder,  um  jene  Zeit  betteln  zu 
gehen,  unter  Her.sagung  eines  besondern  Verses,  dessen 
Anfang  lautete:  Mitli-,  Mitti-Fasten,  mer  hei  kei  Korn 
im  Kaste,  und  der  Schluss:  Wenn  dir-is  [ihr  uns] 
Nüt  tveit  g'e",  so  nem-mer-ech  Hüener  und  Eier  üs. 
Mhd.  mittinvastc,  zuo,  ze  miUer  vtt>itcn  (auch  als  Comp,). 
Mittfasteii,  Souutag  Lätare,  der  auf  den  oben  genannten  Mitt- 
vvucli  nächstfolgende  Sonntag,  an  wclcliem  häufig  Feuer  an- 
gezündet wurden,  s.  bei  Lütnre  und  bei  LicchtU-Sunntaij. 
Über  Mittfasten-Gebriiucbe,  welche  d.as  Ende  des  Winters 
und  die  Wiederkehr  des  Lichtes  und  des  Frühlings  feiern, 
vgl.   Gr.  Myth.',  741  f. 

Bann -Faste":  gebotener,  ,gebannter'  Fasttag. 
,.\m  24.  März  ist  Bannfast'  XV./XVL,  L  Gebetb. 

faste":  die  Fasten  begehen.  Mit  Fastespise" 
einsig  wird  fio'''  nit  g' fastet.  111.  Schweiz.  Trans.: 
Eppis  f.,  es  unterlassen  Ndw.  —  Mhd.  vmien.  Vgl. 
/./v/1  /.  4   (Sp.   922). 

Fastete  f.:  Erfüllung  des  Fastengebots,  Fasten, 
.[(jlott]  verlieh  üeli  und  wer  üch  zuogehür,  ein  lichte  f." 

-WI.,    AliECHBURGERIN. 

Fastirti,  i'rtsiiii«:  Anstrengung  UUrs.  Ei'in  Füstidi 
mache",  Schwierigkeiten  bereiten  U. 

Aus  ital. /««(/Wio,  Verdruss.  Langeweile.  Ekel.  Über  die 
Kndung  -/«  s.   .\nm.   zu   FaJuni. 

Fi-st  11.:  1.  {G'ßst  ZO.f)  Fest,  Festfreude.  Wie 
grösser  [heiliger]  's  F..  wie  fiiler  [gefährlicher,  ge- 
schäftiger] der  rufel  L.  Gell  [gelt]  ati^';  Segel  [Re- 
gula], well  an'''  (es)  [welch  ein]  F.!  wird  in  neckender 
Nachahmung  lallender  Sprache  Demjenigen  zugerufen, 
der  in  blöder  Verwunderung  Etw.  anstarrt  Z.  ,Was 
hilft  gross  rychtumb  und  palä.st,  desglychen  euch  vil 
pracht  und  g'fest.'    NMan.  —  2.  es  G'ßst  ha",   bildl. 

a)  „Lärm,    lärmende    Bewegung   machen    B;    L."   — 

b)  Aufliebens  machen.  Er  het  es  G'f.  mit  sl"m  Bueh 
Aa.  —  o)  Jmdn  höhnisch  aufziehen,  ihn  necken  BHk. ; 
„L."  —  3.  (Festli")  ein  Buch  des  Frauenklosters  im 
Bruch  L  mit  den  für  gewisse  hl.  Feste  bestimmten 
Gebeten  und  Lesungen. 

Mhd.yV/tf,  aus  m\a,i.  ßstum .  Zu  Bed.  2  vgl,  Festivli  und 
Ge/iisch  Sp,  1097,  (?,;/<>■<■;/  Sp,  G43,  Schon  bei  Fischart:  ,Vil 
gefests  von  den  episteln  machen.'  Tgl.  frz.  faire  feie  a  q., 
.Iindin  viel  Ehre  antun;  de  q.  ii  rj.,  in  Jmdm  eine  gute  Mei- 
nung von  .Jmdm  erwecken;  se  donner  um  f.  aux  depens  de  q., 
sich  über  Jmdn   lustig  machen. 

Alpler-:  von  den  Sennenbruderschaften  geleiteter 
Festtag  der  mit  ihren  Tieren  zur  Herbstzeit  wieder 
ins  Tal  zurückkehrenden  Sennen ;  in  UwEinm.  wer- 
den acht  Tage  vorher  zwei  Fähnriche  und  der  .Vor- 
steller' oder  Redner  gewählt.  Am  Tage  selbst  gehen 
die  Mitglieder  der  Bruderschaft  zuerst  in  feierlichem 
Aufzuge,  mit  einem  ungeheuren  Blumenstrausse  auf 
dem  Hute,  in  die  Kirche;  aus  derselben  geht  der 
Zug,  zu  dem  sich  nun  auch  einige  ,Wildniännli'  ge- 
sellen, unter  Musikbegleitung  ins  Wirtshaus;  ein 
blumengeschmückter  Älpler  teilt  an  die  Armen  auf 
dem  Wege  von  einem  gewaltigen  Stück  Braten  und 
aus  der  zinnernen  Flasche  Spenden  aus.  Die  Haupt- 
iierson  des  Zuges  bildet  der  Fähnrich,  der  mit  seiner 


Fahne  die  schwierigsten  Kunststücke  auszuführen  hat. 
Nach  dem  Mahle  stehlen  sich  zwei  Mädchen  hinaus 
und  plötzlich  treten  die  .Wildmännli'  ein  und  melden, 
die  Fahne  sei  gestohlen  worden.  Nach  langem,  necki- 
schem Suchen  werden  endlich  die  Diebinnen  einge- 
bracht und  nun  über  sie,  unter  Nachahmung  der  üb- 
lichen Formen,  ein  Alplergericht  gehalten,  welches 
mit  der  Bezahlung  von  einigen  Mass  Wein  endigt, 
kva  folgenden  Tage  belustigt  sich  das  junge  Volk  mit 
Tanz.  In  Schw  ist  in  neuerer  Zeit  eine  am  Vormittag 
abgehaltene  Viehschau  mit  dem  Fest  verbunden  wor- 
den; am  Nachmittag  finden  allerlei  Kampfspiele  Statt, 
und  wird  das  Banner  der  Sennenbruderschaft  auf  dein 
Festplatze  aufgepflanzt.  An  dem  i.  J.  1865  in  Ein- 
siedeln abgehaltenen  Feste  wurden  die  drei  Banner 
der  Urkantone  von  Jünglingen  in  den  kantonalen 
Farben  vorauf  getragen.  Vgl.  Bauernkal.  1806.  145  ff. 
Die  Alpenhirtenfeste  in  Unspunnen  1805  und  1808 
verdankten  ihre  Abhaltung  der  Anregung  einiger  vor- 
nehmen Berner  und  sollten  allgemeine  Kampfspiele 
für  die  ganze  Schweiz  werden;  sie  vermochten  aber 
schon  im  BO.  nicht,  die  Zusammenkünfte  der  Sennen 
(s.  Schieingfest ;  Dorf;  Wald-,  Weid-Stubeten;  Sennen- 
kilchwih)  zu  ersetzen  oder  zu  verdrängen.  S.  hierüber 
Neujahrsbl.  der  Z  Hülfsges.  1806  und  Schwab,  die 
Schweiz  3,  219.  —  Schutz-Engel-:  ein  meist  anl 
den  1.  Sonntag  im  Juli  fallendes  Erinnerungs-  und 
Dankfest  für  die  schützenden  Engel.  Kathol.  Schwz. 
Syn.  Schutzengel-Bonntag.  —  Drifaltigkeits-  s.  Dr't- 
faltigl'eits-Snnntag.  —  Fänli-:  mit  einem  kriegeri- 
schen .Aufzug  und  militärischen  Übungen  verbundenes 
Fest  in  WUlrichen  f.  Alle  Jahre  mussten  auf  das 
um  Pfingsten  gefeierte  Fest  Fähnrich  und  Hauptmann 
neu  bestellt  werden,  wozu  jeweilen  die  zwei  ältesten 
Männer  des  Dorfes  erkoren  wurden,  welche  diese 
Würden  noch  nicht  getragen  hatten.  Am  Abend  hatte 
der  Hptm.  mit  einem  Aljikäse  und  der  Fähnr.  mit  Ge- 
tränke die  Krieger  für  die  ausgestandenen  Strapazen 
schadlos  zu  halten  und  sich  zugleich  für  die  zu  Teil 
gewordene  Ehre  dadurch  zu  bedanken.  Amh.  1879.  — 
Jakobs-  s.  Jakob. 

Josephs-:  Narzisse,  nareissus  poeticus  .^AWohlen- 
schwyl.  —  Die  Pflanze  kann  am  Josephstag  (19.  Mär/.)  schon 
in   Blute  stehen. 

Dri-Königs-  s.  Drl-Königen.  —  Kisten-:  jähr- 
liche Gedäehtnissfeier  der  Eröffnung  der  Rettung.s- 
anstalt  BBächtelen;  so  genannt,  weil  der  Vorsteher 
anfänglich  in  Ermanglung  von  Hausgeräte  seine  ersten 
Mahlzeiten  auf  einer  Kiste  halten  musste.  —  Klausen- 
s.  Klaus.  —  Knöpfli-:  Missionsfest,  spottw.  so  ge- 
nannt, weil  im  Missionshause  vorzugsweise  Mehlkost 
(Knödel)  genossen  wird  Bs.  —  Mai-  s.  Mai.  —  Most-: 
Festlichkeit  zur  Zeit  der  Obsternte,  wenn  der  neue 
Most  noch  süss  ist  oder  gährt.  Der  Landvogt  im 
(obstreichen)  Th  soll  auf  die  Unfugen  an  den  Kircli- 
weihen.  Mostfesten  und  an  den  Sonntagen  Acht  haben. 
1726,  Absch.  —  Narren-:  Festlichkeit  in  TnWeinf. 
bis  an  das  Ende  des  XVllL,  hervorgegangen  aus  dem 
Aufzuge  der  waffenfähigen  Mannschaft,  die  jeweilen 
am  Aschermittwochtage  auf  dem  Schlosse  dem  zürcli. 
Landvogte  die  .Aufwartung  zu  machen  pflegte.  Die 
Jünglinge  wählten  sicli  einen  König,  der  den  Zug 
leitete,  und  konstituirten  sich  als  Parlament;  nach 
dem  Zuge  wurde  vom  Wirtsliaiise  herab  die  Geschichte 


1117 


Fast,  fest,  tist,  fost,  fust 


1118 


der  zürch.  Mordiiaclit,  danach  eine  Liste  aller  Lächer- 
lichkeiten und  Toilieiten,  welche  das  Jahr  über  in 
der  Umgegend  vorgefallen  waren .  verlesen.  Eine 
Mahlzeit,  au  welche  der  zürch.  Obervogt  alle  Jalire 
■zwei  Eimer  Wein  beitrug,  machte  den  Beschluss.  Wer 
seine  Torheit  aus  dem  Narrenbuclie  sich  nicht  wollte 
vorlesen  lassen,  kaufte  sich  gerne  durch  Geschenke  an 
die  Narrenzunft  los.  Vgl.  Narreiirat  und  über  ähn- 
liehe parodierende  Kechtsgebräuclie  Osenbrüggen,  Stu- 
dien 1881,  407  ft'.,  und  über  die  N. -Feste  in  den  Kirchen 
Wander,  Sprww.  3,  937.  —  Nasen-:  Erinnerungsfest 
an  die  Schlacht  bei  StJakob  am  26.  Aug.  1444,  durch 
welche  die  damalige  Kriegsgefahr  von  Basel  abgelenkt 
wurde.  Die  Basler  gehen  an  demselben  nach  StJakob, 
wo  sie  gebackene  Nasen  essen,  die  zu  jener  Zeit 
massenhaft  aus  dem  Rhein  in  die  Birs  treten.  Vgl. 
Schwlserhluet.  —  Eueten-  s.  H.-Zmj.  —  Sennen- 
s.  Sennen- Kilchtcih. 

G'scher-  -e-  Git,  ebenso  {-e--,  -e'-)  und  G'serfe'st 
ScH,  G'sehe'rßfit  Th,  G'i<ch.erf^-iit  AaP.,  Z.,  Zer-  GTa. 

—  n. :  Wirrwarr,  unruhiges  Wesen,  geräuschvolles 
Hin- und  Herlaufen,  Lärm  AaF.,  Z.;  ScnStdt;  unruhige 
Geschäftigkeit  GTa.;  SruSldt.  Müdes  Drängen  und 
Treiben  Th.  Viel  Wesens  unbedeutender  Dinge  wegeu 
GTa.;  ScuStdt;  ungewöhnliche  Aufregung,  Freude  od. 
Verdruss,  mit  lauter  Äusserung  derselben  Sch  (Kirchh.). 
Er  hat  oh  dem  Bini/  a  G.  g'ha",  ma"  hett  g'mänt  [ge- 
meint], was  es  [Grosses]  war.  Die  Sach  hat  im  eil 
G.  [Mühe]  if  macht. 

Eine  tautol.  Zss.  aas  l/'m-hfr  (s.  d.).  zu  ahd.  sciron.  mut- 
willig sein,  jauchzeu,  uud  Fest  i.  Das  imverstandeue  erste 
Glied  des  Comp,  hat  Umdeutungen  iiud  Aulehnnugeu  au  zerren 
uud  Ser  erfahren.  St.  scheint  sogar  au  Zshang  mit  Mnetimr 
[Wuotans  Heer]  zu  denken.  Auch  der  2.  Teil  hat  Umdcutung 
auf  das  Adj-Adv.  ,fost',  das  ganze  Comp,  damit  eine  solche 
auf  imperative  Bildung  erfahren. 

Bogenschützen-:  Pest  der  Bogenschützengesell- 
schaft in  Bern  am  ersten  Dienstag  im  Mai;  die  Mit- 
glieder zogen  mit  Musik,  in  LTniform,  in  festlichem 
Umzüge  nach  der  Schützenniatt,  wo  mit  dem  Bogen 
nach  einem  hölzernen  Papagei  auf  einer  hohen  Stange 
geseliossen  wurde;  wer  ihn  herunter  schoss,  wurde 
für  dies  Jahr  SchiUzenkmig.  Das  Fest  verschwand  mit 
dem  Ende  des  letzten  Jhdts;   vgl.  Armbritstfchiessen. 

—  Schwing-:  festliche  Zusammenkunft  aus  ver- 
schiedenen Gemeinden,  Talschaften  oder  auch  aus  ver- 
schiedenen Kantonen  zum  Wettkampf  im  , Schwingen' 
(s.  d.).  Es  gilt  ländliche  Preise,  wie  kleinere,  meist 
von  den  Zuschauern  erbettelte  Geldgabon,  höchstens 
etwa  ein  Schaf,  mehr  aber  die  Ehre,  als  Sieger,  bes. 
aus  dem  fisschivini/et  (s.  d.),  hervorzugehen.  Ort  und 
Zeit  sind  meist  herkömmlich  festgesetzt.  Am  Oster- 
montag (wann  unter  dem  alten  Regiment  in  Bern  die 
Ratsglieder  wiedergewählt  wurden)  versammelten  sich 
die  Schwinger  aus  dem  Emmental  und  dem  Oberland 
auf  der  kleinen  Schanze;  später,  als  man  in  dem 
Treiben  der  Hauptstadt  den  Untergang  des  .Volks- 
festes' befürchten  musste,  lud  man  (18(!H)  die  Schwin- 
ger aus  HB.  u.  0.;  LE.  u.  Obw  nach  Langnau  und 
(18()7)  nach  Unspunnen  ein  (s.  Alpenr.  18li8.  S.  174  K.). 
Bei  dem  letztern  Anlasse  zerfielen  die  Wettkäiripfe  in 
den  allgemeinen  od.  VorschwingH  (s.d.),  in  das  Stein- 
.stossen  u.  in  den  entscheidenden  od.  rssi-hiringet.  Ein- 
facher und  volkstümlicher  verläuft  der  Si-Iiwinijet  od. 
Dorf,  Diirfet  auf  dem  Rasen  einer  hochgelegenen  Alp. 


fc'st:  1.  festhaltend;  unbeweglich,  allg.  Ei"m 
d'  Schrifte"  f.  mache",  seine  bei  der  Polizei  nieder- 
gelegten Ausweisschriften  mit  Beschlag  belegen  Z. 
Eine  Zusage  ,f.  und  stet  halten',  häutige  Formel  in 
der  ä.  Lit.  , Steif  und  f.  [unerschütterlich]  verbleiben.' 
ZurGilc.  1Ö56.  Das  isch  ml"  f.  Gidanlce,  meine  sichere 
Überzeugung.  Schild.  I'''  cha""  's  nid  f.  säge",  i''' 
wei$s-es  nid  f..  I'''  bi"  festa'',  bin  meiner  Sache  sicher 
und  halte  darum  meine  Aussage  aufrecht;  i  hi  festi, 
sagt  die  Geschwächte  mit  Bez.  auf  ihre  Paternitäts- 
klage B.  Ich  spile  f.,  Erklärung  beim  Kartenspiel, 
dass  man  das  Spiel  gegen  die  übrige  Gesellschaft  auf- 
nehme und  zwar  mit  Verzichtleistung  auf  das  ,Eauben'. 
Dazu  als  Adv.  .festenklich.'  LLav.  1569,  =  ,festiglich 
glauben.'  167U.  —  2.  a)  solid,  kompakt,  derb;  stark; 
robust,  gesund,  allg.  Syn.  kech;  toll.  Vgl.  F.-Brod. 
Von  geronnenem  Fett  Gr.  Syn.  g'kalet;  bestanden. 
E  festi  G'siindheit.  Euse  Her  [unser  Pfarrer]  ist  nüd 
de''  festist.  —  b)  durch  Zauber  unverwundbar  gemacht 
.\a.  Syn.  gefroren  (s.  d.).  ,Zu  N.  hat  Einer  einen 
Knaben  (der  aber  zum  Andern  sagen  dörfen,  er  soll 
nur  schiessen,  er  könn  sich  f.  machen)  geschossen.' 
1750,  Z  Nachrichten.  —  c)  wohlhabend  (eig.  mit  festem 
Fundament  versehen)  Ar.  Mi  Brügi  ist  voll  Chorn 
und  Weisse  [Weizen],  Der  Cheller  volle  guete  Wi"; 
Das  muess  bim  Dunstig  Oppis  heisse",  Das  muess  cn 
feste  Buedi  sl"!  JKMey.  1844.  —  d)  in  Titulaturen, 
ehrenfest?  ,Man  sagte  noch  i.  J.  1362:  der  edle  Marg- 
graf, der  fromme  Ritter;  nachgehends  kam  der  veste 
Ritter  und  endlich  der  strenge  (strenuus)  auf.'  POcns. 
,Ihr  Gn.  Streng,  Vest,  Ehrenvest  und  Gunsten.'  1779, 
WuRSTis.  —  e)  adv.,  stark,  heftig,  sehr  Bs;  U;  Z. 
Und  wenn  me"  s'  öppe  b'schelke  wett  [ausschelten 
wollte],  rumored  s'  nW  no'''  fe.siter.  Schwyzerd.  Duet 
's-d'r  ice?  Nit  so  f.  Bs.  , Sonders  noch  fester  uf  sy 
geschlagen.'  M.  XVI.,  Z  Gerichtsakten.  ,Der  esel  lief 
under  der  burdi  fester  [schneller],  dann  ich  sunst  ye 
ein  esel  1er  laufen  sehen.'  Tierb.  1563.  Vgl.  fast.  ~ 
f)  adv.,  oft,  häufig  GrS.  Syn. /asf.  —  un-:  schwach, 
nicht  geschützt,  befestigt.  ,Die  Grafschaft  Burgund 
sei  ein  kleines,  unvestes  Land,  das  Herzogtum  Cham- 
pagne aber  stark  und  fest.'  1544,  Absch. 

band-:  1.  h.  machen,  mitAcc.P.:  Jmdn  in  feste 
Hand,  festnehmen,  gefangen  setzen.  , Jeder  schlug 
[prügelte]  den  Buben  ab,  wo  er  ihn  h.  machen  konnte.' 
GoTTH.  .Wann  leichtfertige  Leute  sich  vom  Betteln 
nicht  abhalten  [lassen  wollten,  ist  unser  ernstlicher 
Befehl,  dass  solche  h.  gemachet  und  verwahrlich  an 
allhiesiges  Schellenwerk  geschickt  werden  sollen.'  1693, 
Z  Mand.  Diessenhofen  wird  gestattet,  das  Lunipen- 
und  Strolchcngesindel  h.  zu  machen.  1727,  Absch. 
2.  handgemein  Uw.  -  o.  kräftig  (eig.  fest  in  der 
Hand);  von  gedrungenem  Körperbau  Z.  Auch  mit 
Bez.  auf  Institutionen:  .Damit  dise  Ordnung  by  hand- 
festem weson  bestön  mög.'  Z  Mand.  1530;  vgl.  4.  — 
4.  standhaft,  beharrlich,  mannhaft,  kernhaft.  Syn. 
handhaft.  ,Mit  handfester  Gemütsart.'  Gotth.  ,Uf  das 
wir  in  dem  burgk-  und  landrecht  in  die  ewigkeit  h. 
mugen  beharren  und  blyben.'  1473,  Absch.  ,Er  wäre 
merklich  unrüewig  und  h.  gsyn  [er  beharrte  darauf], 
dass  man  nit  abznge.'  1524,  Stricku  ,By  göttlichem 
wort  styf  und  h.  blyben.'  1532,  Z  Mand.  .Nit  mee, 
dann  bis  [sei]  h.'.  schreiben  seine  heimlichen  .\nliänger 
an  Tarciuinius  nach  Rom.  llBuLi..  1533.  .Ir  sidlciul 
svn  h.  uud  gerecht.    Nit  ansglien  d'  frümlschaft  noch 


1110 


Fast,  fest,  fist,  fost,  fu.st 


11  •JO 


geselileclit.'  ebd.  ,Las.st  uns  lehenUlt  nur  h.  sein, 
unsere  herren  werden  uns  müe.ssen  an  Zinsen  nach- 
lassen, dann  sonst  niemand  vorhanden,  der  die  güeter 
empfangen  (kann).'  l.'iSS,  Z  Arch.  , Handhaft,  h.,  der 
steif  auf  cim  bleibt,  firmus  accusator.'  Mal.  ,H.  und 
unverzagt.'  Würstis.  Als  Adv.  .handfestenklichen', 
mannhaft:  .Unsern  statt  vor  niengklichs  angriff  h. 
schirmen  und  fristen.'  1480,  Bundesbr.  —  5.  in  Titeln 
und  Anreden  ^  , streng,  gestreng'.  ,H.,  strenuns;  stre- 
nuitas,  handveste,  strenge.'  Mal.  —  6.  emsig,  ruhrig. 
tätig.  .Wenn  die  burgor  nit  so  h.  werind  gsyn,  so 
wer  der  ganz  durn  verbrunnen.'  UMey.  1.540/73.  — 
7.  gewaltig,  verderblich:  unbändig.  .[Die  Oster- 
reicher]  tribend  's  aber  z'  vil:  des  ist  inen  druss  er- 
wachsen ein  sölich  h.  spil  [durch  die  Schlacht].' 
Halbsuter.  .Fraenum  moniere,  widerspennig  und'  h. 
sein.'  Fris.  ,H.,  handhaft,  nit  ze  dennnen.  indoniitus.' 
Mal.  —  rechts-h.:  das  Recht  fest  handhabend.  ,R- 
V.  H.,  welcher  in  ein  r-e  Eidgnossenschaft  zog.'  Ansb. 

kapitel-fest:  1.  die  Bibelsprüche  nach  Kapitel 
und  Vers  genau  kennend;  bibel-,  schriftkundig  Z.  — 
'i.  übertr.,  fest  übh.;  von  Sachen,  dauerhaft,  solid; 
von  Personen,  sicher,  zuverlässig,  erprobt,  im  Besitz 
der  körperlichen  und  geistigen  Kräfte,  standhaft  Z. 
Syn.  standfest. 

nagel-:  fest  genagelt,  durch  Nägel  unter  und  in 
■sich  genau  verbunden,  daher  formelhaft  verbunden 
mit  ,niet-f.':  fest  genietet,  allg.  Was  niet-  und  nagel- 
fest ist,  gehört  zum  Hause  und  bleibt  beim  Wechsel 
des  Besitzers  in  demselben;  was  nicht,  gehört  zur 
fahrenden  Habe.  ,Eine  senkrechte,  nagelfeste  Leiter.' 
ZAndelf.  Proz. -Akten.  , Mauer-,  nuet-,  nagel-  oder 
schraubenfest  verbunden.'  1882,  Z  Amtsbl.  Vgl.  nuet-f. 

not-:  1.  fest  in  der  Not,  standhaft  und  tapfer, 
namentlich  im  Kampfe.  ,Es  hat  sich  Julianus  in 
diesem  Streit  also  n.  erwiesen.'  Würstis.  .Es  würde, 
glaube  mir.  hier  mancher  Tugend  bange,  die  sich  wer 
weiss  wie  n.  glaubt.'  Com.  Erzählungen  176.5.  — 
'2.  ((fnotfest  Ar)  unablässig  auf  das  Selbe  dringend, 
in  lästiger  Weise  beharrlich;  pressant  Ap;  Z.  Vgl. 
der  Müedi;  Nöti,  Nuter.  N.  tue",  e  notfests  Wese" 
ha",    wie   kleine   Kinder  Alles    erzwingen    wollen.  — 

Mliil.    iif7>lvt'fite. 

nuet-:  fest  verschlossen,  ohne  klaffende  Fugen, 
solid  gebaut.  Z'  Gr.  isch  einiseh  der  Fall  g'sl,  ''ass 
nie"  dür-e'  Winter  in-ere'  nit  gar  nuet-  und  nagel- 
feste' Biirestube  Schnei  g'ha"  het.  Schild  18(J6.  — 
Xiut,   Bretterfuge. 

boden-:  grundfest,  sehr  fest.  allg.  —  Buden-  im 
vei'stärkcmlen  Sinne,  wie  z.  B.   iu  hudciJinn. 

bickel-:  vom  Erdbuden,  so  fest  (gefroren),  dass 
er  mit  dem  Bickel  [Spitzhacke]  aufgehauen  werden 
muss;  steinhart  Sru. 

Yiell.  .jedoch  eig.  hart  wie  Stein,  vuu  JlickeJ  |Kiiächel, 
steinerne  Spielkugel] ;   vgl.  zc  Bickel  tjefrorcn. 

bumnien-:  bombenfest,  nicht  verrückbar  oder 
umzustürzen  Bs;  Z  (eig.  fest  gegen  Bombenschüsse). 
—  regen-  sind  Strassen  und  .\ckerland  nach  heftigem 
ßegen,  wenn  derselbe  Schmutz  und  Unreinigkeit  weg- 
gewaschen u.  den  Boden  fcstgeschlagen  hat  Aa;  Z.  Syn. 
radtfäsch.  —  ge-satz-:  die  Regeln  (das  Gesatz)  be- 
obachtend. Gs.  rede*,  mit  geordnetem  Gedankengang  Z. 

feste",  festne"  Aa;  Gl;  ,Gr;  L;"  SonwE.;  Z: 
1.  befestigen,  festmachen,   allg.     .Mit  jifälen  bewaren 


und  vestnen,  palare.'  Fris.  Übertr.:  bestätigen,  be- 
kräftigen, in  Rechtskraft  stellen.  ,Hand  wir  unser 
landrecht  ernüwert  und  gefestiiet.'  1501/44,  Schw  LB. 
,üas  dem  gottshüs  diss  landsatzung  von  artikel  zue 
artikel  in  kreften  erkennt  und  gefestnet  ist.'  1525, 
G  Landsatz.  .Darby  verwirft's  [das  Wort  Gottes]  all 
fantasy,  die  uss  dem  wort  nit  g'festet  sind.'  Euef  1538. 
,Darumb  [hierüber]  sollt  mir  die  warheit  festen.'  Man. 
,Zuo  den  kranken  kommen  und  sy  mit  dem  wort  des 
Herren  vestinen  [stärken].'  Kessl.  .Vestnen,  confir- 
mare,  consolidare.'  Mal.  —  2.  mit  Bretterwänden  ein- 
fassen ScHwE.  Vgl.  Festi  2.  —  Mhd.  iv^lm,  veslentm,  ahd. 
faKtjun,  fuKtinnn,  befestigen,  verschanzen,  als  Festung  erbauen. 

ver-:  festmachen,  befestigen  Aa;  „6r;  L;  Z." 
,Welche  statt  starch  verfestnet  worden.'  ZurGilg. 
105(3.  —  gr'und-:  (tr.)  das  Fundament  zu  Etw.  legen. 
,l)a  man  den  Tempel  gegrundvestnet  hat.'  1707,  Haggai. 

be-:  befestigen,  stärken,  bekräftigen,  rechtskräftig 
machen,  gültig  erklären.  ,Onch  dis  alles,  so  diser 
brief  von  uns  wyset,  ie  zue  zechen  jaren  mit  unsern 
eiden  befestnen.'  14.54,  Absch.  .Da  bracht  der  Küng 
zuo  wijgen,  dass  der  Bericht  gefürderet  und  uf  ihn 
zuo  befestnen  gestellt  [ihm  anheimgestellt]  ward.'  Ansh. 
.Wider  alle  anfechtungbevestinen.'  Kessl.  ,Befest(n)en, 
stabilire.  tirmare,  emunire.  solidare.'  Mal.  .Dass  ich 
mich  mit  den  Verheissungen  des  h.  Evangelii  befestne 
wider  alle  Angriffe  des  Satans.'  AKlingl.  1691.  ,Be- 
festnete  Gesundheit.-  JMey.  1694.  ,Zur  Befestnung 
der  römischen  päpstlichen  Monarchei.'  ClSchob.  1695. 
,In  der  hl.  Schrift  unbefestnet.'  ebd.  1699.  ,Weh  dem, 
der  die  statt  mit  Blut  bauet  und  mit  Bosheit  befestnet.' 
1707,  Hab.  —  Mhd.  hfvmten,  beveulcnen,  festmachen,  festsetzen. 

festeren:  fester  werden;  uneig.  von  einem  Men- 
schen, der  an  Leibesumfang  sichtlich  zunimmt  Ar. 

Festi  f.:  1.  Festung,  Burg,  befestigter  Ort.  allg. 
,Dass  man  nieman  ze  burger  hie  nemen  seil,  er  swere 
dann  10  jar  hie  oder  in  ainer  ander  gemürter  f.  sess- 
haft  ze  synne.'  Ende  XIV..  Stadtr.  TuDiess.  1415  ver- 
setzt der  König  den  Zürchern  ,die  nidcre  [untere]  f. 
an  der  brugk  zue  baden.'  Hess  1818.  ,Die  kinder 
Ismaels  in  Iren  höfen  und  festinen.'  Bis.  1560  [dafür 
.stetten.'  1531].  Auch  in  Flurn.  in  BLiegerz  und 
Melchnau.  —  2.  äussere  Bretterwand  an  Gebäuden 
ScnwE.  Vgl.  festfnjen.  —  3.  Vertragsurkunde  (s.  Hand- 
Festi).  ,Disen  vertrag  findet  man  in  abt  Wilhelms 
feste.'  Vad.  —  4.  Festigkeit,  allg.  —  Mhd.  vmte,  sicherer 
Ort,  Festigkeit,  Bekräftigung,  Sicherung.     Zu  2  vgl.  natjelfent. 

Halb-.  Als  man  die  ,Hochwerinen'  am  Schloss 
Luggarus  geschlissen  habe,  seien  einige  ,Halbvcstinen' 
und  starke  Mauern  übrig  geblieben.  1548,  Absch. 

Hand-:  1.  Kernhaftigkeit,  Tüchtigkeit  (speziell 
Kriegstüchtigkeit),  Ehrenhaftigkeit.  ,Dis  ist  wunder- 
barlich  und  grüsam  zu  hören  von  der  Handveste  diser 
Lüten  der  Eidgnossen,  dann  sie  zogent  die  blutigen 
Pfeil  uss  ihrem  Leib.'  ECvs.  1600.  .Weil  sich  das 
Capitel  zu  diesem  N.  N.  seiner  H.  wegen  des  Bistumbs 
Ledigung  und  .\ufgang  versehen.'  Würstis.  ,ln  Sachen 
aber,  die  allein  uf  Muetmassungen  standen,  in  denen 
sollen  die  Richtere  die  Handfeste,  Ersame  und  Glauben 
beeder  Teilen,  des  Klägers  und  Antwurters,  mit  Fleiss 
bedenken  und  ermessen.'  1627,  Bs  Rq.  —  2.  Macht. 
Kraft.  .Nicht  das  Recht  suchen,  sondern  sich  auf  die 
Handveste  vertrösten.'  1530,  Absch.  Bes.:  reclitliche 
Kraft  und  Gültigkeit,   Bestand,    Beständigkeit.     ,Dass 


1121 


Fast,  fest,  fist,  fost,  fust 


1122 


es  alles  billich  nach  unsers  aiiiptes  recht,  sitten  und 
fjewohnheit  guet  kraft  ewig  und  beliplich  handvesti 
liaben  soll  und  mag.'  1442,  Gkiu>.  ,A1s  es  billich 
kraft,  macht  und  guet,  ewig  h.  hett  nach  lantsrecht, 
sitt  und  gewonhait.'  1451,  Arg.  ,Zuo  meerung  und 
h.  [Stärkung]  gemeinen  nutzes.'  15'29,  Absch.  ,Harumb 
und  zuo  noch  meerer  h.  [Bekräftigung]  und  waarer 
bekanntniss  aller  obgeschribner  dingen,  so  haben  wir 
unser  insigel  gehenkt  an  disen  brief.'  1530,  ebd.  ,Utzid 
das  uss  gottes  wort  nit  grund  oder  h.  hat.'  1532,  Z 
Mand.  ,Wett  gott,  das  er  welle  ein  rychstag  setzen 
in  syneni  r3'ch  und  den«"  h.  geben,  so  in  synem 
glouben  wandlen.'  1541/85,  Bs  Chron.  ,Was  er  also 
vermacht,  soll  kraft  und  h.  han  in  der  besten  form.' 
1548,  MEsTERM.,  Rick.  —  3.  Bekräftigung  durch 
Handschlag  oder  Unterschrift  unter  eine  Urkunde, 
auch  diese  selbst;  verbrieftes  Recht,  insbesondere  die 
von  den  Landesherrn  ihren  Städten  erteilten,  urkund- 
lich verbrieften  Privilegien,  welche  die  Grundlage  des 
Stadtrechts  ausmachten ;  Freiheitsbrief.  ,Wir  ver- 
j6hen,  dass  wir  durch  die  bette  der  burgre  ze  sante 
Gallen  das  alte  recht  der  selben  statt  wider  gemachet 
han  und  ir  dise  h.  darübir  gegebin  han  wider  den 
handvestinon,  die  ir  ze  einir  brunst  verbrunnen  wa- 
rent,  da  es  von  altir  ane  gesehriben  was,  und  die  ir 
von  kaisern  und  von  kunigen  gegeben  und  gevestent 
warent.'  1291,  G  Freiheitsbr.  ,Swanne  ein  römscher 
küng  erweit  wirt  und  der  danne  in  unser  statt  kummt 
und  den  burgern  ir  hantvestine,  ir  geriehte  und  ir 
guoten  gcwonheit  von  im  bestetet  werdent.'  Z  Richtebr. 
,Wir  gelobent,  dass  wir  inen  [den  Baslern]  ein  burger- 
meister  und  rat  geben,  wenne  si's  an  uns  gefordernt 
nach  der  h.,  die  si  von  bischof  Heinrich  gehebt  band.' 
1837.  Wack.  DR.  ,Wäre  dass  ienian  vor  gericht  ütz 
fordret  oder  züget  an  der  burger  haiitvesti,  oder  an 
die  einung,  die  an  der  statt  buoch  gesehriben  stand, 
oder  ieman  uf  die  h.  oder  uf  die  einung  vor  gericht 
erteilti  [Urteil  spräche],  das  soll  man  daran  zügen.' 
ca  1400,  St.viitr.  Diessenh.  ,Die  Vorfahren  von  Bischof 
Ph.  haben  mit  der  Stadt  Basel  Freundschaft  und  Hand- 
festyne  gehabt,  die  beiden  Teilen  von  Nutzen  gewesen 
sind.'  1512,  Absch.  .Die  Verbindung  hierüber  [über 
Errichtung  und  Befugnisse  der  Zünfte]  ward  die 
Handveste  genannt.'  Wpkstis.  —  4.  die  für  ein  ver- 
brieftes Recht  zu  entrichtende  Abgabe;  eine 
zu  Recht  bestehende  Leistung.  .Weil  die  Mühlen- 
anlage vergrössert  worden,  so  hatte  N.  jährlich  1  Mütt 
Kernen  als  Zins  zu  entrichten,  was  ihm  als  H.  [für 
das  Mühlerecht]  dienen  sollte.'  1076,  Strickl.  Horgen. 
,Die  Handvesten,  (irund-  und  Bodenzinse  von  ver- 
schiedenen in  der  Stadt  befindlichen  Gebäuden,  Plätzen. 
Der  Ursprung  dieser  Zinse  rührt  daher,  dass  wenn  auf 
dem  der  Stadt  zugehörigen  Grund  und  Boden  von 
Particularen  ein  kleiner  Fleck  Landes  zu  Privateigen- 
tum gemacht  wurde,  solcher  Grund  und  Boden  nur 
unter  der  ausdrücklichen  Bedingung  cediert  ward,  dass 
von  dem  nunmehrigen  Besitzer  als  Entschädigung  für 
die  Schmälerung  des  ötl'entlichcn  Platzes  eine  kleine 
Geldabgabe  in  das  Stadtseckelamt  entrichtet  werde.' 
Mem.  Z  1801.  —  hand-festcn,  -festigen:  eine 
Urkunde  unterfertigen,  Urkunden,  spez.  Vermächtnisse 
ausstellen.  , Unser  herachaft  lüt  söllent  vonhin  dis 
obgeschribnen  rechten  und  Satzungen  alle  saniend  be- 
halten und  darby  hantvestigen  nach  ireni  vermugen.' 
1507,  B.  Aufrecht  halten,  sicher  stellen.  .Nicht  um 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  8. 


Jemand  an  Leib  und  Gut  zu  schädigen,  sondern  um  Eid 
und  Ehre,  so  sie  hierum  getan,  zu  handfesten.'  1535, 
Absch.  —  Mhd.  kuntvnHie,  schriftliche  Versicherung,  Urkunde. 

Land-J'esfj,  -Festi'g:  1.  Vorkehrung  zum  Schutze 
des  Landes,  sei  es  als  Pfahl-.  Flecht-werk,  Holzver- 
schlag oder  Mauer,  an  einem  Bache,  Flusse  oder  See 
oder  als  Stützmauer  an  einer  Strasse  oder  an  einem 
Abgrunde,  wo  man  auch  etwa  Rasen  anlegt  Z.  ,Die 
niedere  Brück  hat  der  Werkmeister  L.  H.  gewölbt 
und  beid  Landvestenen  geschlagen  [die  der  Brücke 
als  Schutz  und  Widerlager  dienten].'  Ansh.  ,L.  von 
der  Aare  bis  an  das  Zollhaus  gebaut  und  ausgefüllt.' 
1559,  Aarau.  ,An  der  Seiten  gegen  der  Statt  hat  das 
Wasser  die  L.  und  das  Haus  sehr  unterfressen.' 
JJScHEucHz.  1707;  1746.  , Jedem  Burger  soll  erlaubt 
sein,  auf  der  obern  und  untern  Brugg,  desgleichen 
auch  an  beiden  Landfestenen  zu  fischen.'  1710;  177G, 
Z  Fischerordn.  —  2.  das  Land  längs  eines  Baches 
oder  Flusses.  1770,  Z  Gescheidsordn. 

Mhd.  lanivesti,  Verschanzuug,  Landesverteidigung,  festes 
Land,  im  Ggs.  zum  Wasser. 

Not-:  starke  Festung,  Gebäude  in  bes.  sicherer 
Lage?  Die  Absch.  v.  1627  beschäftigen  sich  mit  ,der 
Notfest  [so!]  und  dem  Kloster  zu  Luggarus',  welche 
wohl  ein  und  das  Selbe  bedeuten,  nämlich  das  eben 
damals  im  Baue  begriffene  Kloster  Sta  Maria  del  sasso. 

Stand-Festi{gkeit):  Standhaftigkeit,  Beständig- 
keit. ,Wie  aber  die  5  ort  die  stantveste  deren  von 
Costenz  Sachen  [sahen].'  Vau.  .Ermanet  Paulus  Ti- 
motheuni  zuo  gedult  und  Standfestigkeit  in  leiden.' 
1531,  Il.TiM.  ,Von  standveste,  küenheit  und  dapfer- 
keit  der  glöubigen.'  Bib.  1548. 

Tümen-  =  Uand-Festi,  Richtebrief  der  Glarner, 
weil  der  bekräftigende  Daumen  in  das  rote  Siegel- 
wachs eingedrückt  zu  werden  pflegte.  Sie  wird  bei 
der  Näfelserfahrt  prozessionsweise  mit  andern  alten 
Documenten  herum  getragen  und  das  Volk  glaubt,  in 
der  die  alten  Schriftstücke  bergenden  Lade  liege  der 
Daumen  des  h.Fridolin,  d.h.  des  Landespatrons  (Roouii.). 

resti"g  f.:  1.  Befestigung,  Bestätigung.  Bekräf- 
tigung. ,Wir  binden  uns  under  des  vorgen.  N.  N. 
ingesigel,  wann  wir  nicht  eigen  ingesigel  iezent  haben, 
z'  einer  gezügsami  und  z'  einer  festunge  aller  vorge- 
schriben  dingen.'  1346,  Gfr.  ,Das  er  [Zwingiis  Gegner 
Struss  in  einer  Streitschrift]  mcr  i.  mit  syneni  buoch 
zuotragen,  weder  [als]  unserem  genommen  hat.'  Zwingli. 
-  -  2.  eine  im  Winter  den  Viehställen  angelehnte 
Schutzwand  von  Stroh,  Reisig  oder  Moos  Tu.  Vgl. 
festen.    —    Mlid.   veHlumje,   Befestigung,  Clruudfeste. 

Land-  s.  L.-Festi.        fest  neu  s.  festen. 

Weg-Festni  f.:  Vorkehrung  zum  Schutze  eines 
Weges   an    einem  Gewässer.     ,l)as   grosse  Wuor  und 

W.'    1763,    Z(i.    --    t^bci-    II    vgl.  /ri>l(il>'ii. 

Fester,  Fester   s.  Fenster  Sp.  871.  fester 

s.  finster  Sp.  873. 

Vester:  Silvester.  Inkichen. 

Fl'Sti'fis  f-ei'/i*:^  UwE.,  Festi'tiss  AaF.;  VOrte,  -dis 
Ndw:  1.  grosse  Vorbereitungen  zu  Etw.  AaF.  Ge- 
pränge ;  F.  mache",  grosstun  mit  Etw.  Ndw.  —  2.  Cere- 
moniell,  Umschweife,  (Jomplimente  VÜrte.  --  Zu  Urundo 
liegeu  lat. /tsfti'UM»,   Fest,  und  fcHtioita«.   \^\.  FaMtitin,  Fitiln-i. 

feisst,  fcisstcn,  Feissti  s.  feiss  usw. 
Feister  s.  Fenster.         feister  s.  fin.tter. 


1123 


Fast,  fest,  flst,  fost,  fust 


1124 


Fist  m. :  crepitus.  ,Bi  dem  f.  (u.  H.)-  im  Sch  Stadtb. 
1291  unter  den  verpönten  Schwüren  aufgezählt.  S.  noch 
pfisten. 

Fistel  m.  =  Fhel  I  (Sp.  1074). 

Viell.  ist  identisch  damit  ,I'fistüI'  bei  JCVVeissenb.  1702 : 
,Dass  ich  gepflanzet  Distel,  Darauf  ohug'schmackte  Pfistel 
Der  fremde  Gär(t]ner  zweit  [pfropft].' 

Fister  s.  Fenster.        fister  s.  finster. 

flstere":  sich  mit  kleiner  Handarbeit  eifrig,  aber 
unfruchtbar  beschäftigen  Bs.     Vgl.  jjfisteren. 

Fistei'lin  n.:  Strandläufer,  tringa  hj'poleucos.  ,Von 
dem  0.  gcschlecht  der  wasserhüenlinen,  fysterlin  ge- 
nennt.' VoGELB.   1557. 

,Fistiri,  PI.:  Umschweife,  viel  Wesens  (machen) 
W."     Vgl.  Fespivis. 

Fistle"  f.:  1.  verhärtetes,  tiefes  Geschwür  mit 
Kanälen.  ,Fistula,  ein  umbfressender  schad,  genannt 
die  fisslen.'  Fris.  ;  Mal.  Bei  JJSchei'Chz.  1700  wird 
das  Pfäft'erser  Wasser  gegen  ,Raud,  Fistion-  usw.  em- 
pfohlen; ebenso  das  Weissenburger  gegen  ,fistulierte 
Schäden'.  —  2.  „Gerstenkorn  am  Augenlide  L."  ,Die 
fissel  oder  flstel  an  äugen,  jegylops.'  Mau  —  .3.  =  Fi- 
schele  I.  —  4.  Schelte  für  eine  zänkische  Frau.  UBkaög. 
1782.  —  5.  Windhafer,  avena  sativa,  var.  fatua.  .Die 
fissel  oder  tistel  ist  auch  ein  unkraut,  dem  haber  ge- 
leich, aber  unfruchtbar,  agylops.'  Mal. 

Mhd.  /hsel,  Jhiel  in  Bed.  1,  aus  \a,t.ßstulu,  Röhre,  Speise- 
röhre, Geschwür,  Pfeife.  —  2  heisst  auch  Augenhaber,  vgl. 
Gr.  WB.  —  5  ist  sonst  nicht  belegt;  die  lat.  Bezeichnung 
für  aegyhpa  ist  ,festuca'. 

Fost,  Fester,  fösteren   s.  Forst  usw. 

par-fost  s.  parforss. 

Frist  I,  ,Funst'  -  Dim.  Füstji  BÜ.;  Gr;  W,  sonst 
FüstH  —  f.:  die  geballte  Hand.  1.  als  Werkzeug 
körperlicher  Misshandlung:  ,Wer  den  andren  mit  den 
fünsteu-  schlecht.'  Ofpn.  Klingenb.  ,[Sie]  gab  im  mit 
der  funst  eins  in  das  angesicht.'  Ziely  1521.  ,Es  solle 
die  straf  [in  der  Schule]  bescheidentlich.  mit  Vernunft, 
mit  der  rueten  und  nit  mit  fünsten,  kopfstreichen  oder 
hin-  und  herwerfen  beschehen.'  M.  XVI.,  Z  Staatsarch. 
,Mit  Fäusten  abtrocknen'  s.  letzt.  W.  ,l)urch  die  Fäuste 
jagen',  abprügeln;  bildlich:  Einen  heruntermachen. 
,Wenn  schon  das  Publikum  dich,  trefflicher  Mann  [La- 
vater],  d.  d.  F.  jagt.'  UBragg.  Hieher  auch  die  sprichw. 
KA. :  , Dienen'  oder  ,passen'  wie  ne  F.  iif  es  Aug.  ,Das 
rymet  aber  sich  so  fyn.  Als  sich  ein  f.  rympt  uf  ein 
oug.'  Anf.  XVII.,  HsUGrob.  -  2.  als  Bild  von  Macht 
und  Gewalt  oder  gewaltsamen  Verfahrens,  Erlangens. 
Fr  cha""  kei  F.  mache",  hat  keine  Macht  AAEndf. 
F  F.  viuche",  wenn  me"  clia""  GWa.  Mach  e  F.,  wenn 
d'  kei  Finger  (kei  Hand)  hast!  allg.  B'  F.  i"  de" 
Hose"  (im  Sack)  mache"  (ha"),  ohnmächtig  zürnen, 
Zorn  nicht  auslassen  dürfen,  heimlich  drohen;  e  F. 
im.  Hosesack,  Prahlen  oder  Schelten  ohne  Mut.  E  F. 
iiit  Sack  fürchtet -me"  nid  GRßh.  Mit  anderer  Lide 
Fingeren  e  F.  mache",  aus  fremdem  Geld  seineu  eigenen 
Vorteil  fördern  ScHwMa.  Chlini  Chind,  wo-n-es  Füstli 
mache'd,  iverde'd  gitig  oder  hös  Z,  Glaube  der  Mütter. 
,Mit  der  funst  erlangend  wir  nit  allweg  und  by  yeder- 
mann  alles,  das  wir  gern  hättind.'  HBull.  154Ü.  ,Hat 
mit  .syner  funst  noch  nieman  übergwaltiget.'  RGualth. 
1584.  Uf  eigni  (die  eigij  F.  (hi")  Etw.  tun:  auf  eigne 
Kechnung,  Verantwortung,  ohne  Hülfe.  ,Auf  die  F. 
liin  leihen,    verkaufen':    auf  Kredit,   ohne  Unterpfand 


Ai';  Gl.  Uf  d'  F.  ne",  auf  Borg.  Ineichen.  ,Br  muss 
sein  seel  nit  an  ein  uugewüss  ort  auf  die  faust  hinaus 
geben.'  FWvss  1650.  —  8.  als  Bild  von  Verdeckung: 
l"  d'  F.  (i"  's  FüstliJ  lache"  (vor  Schadenfreude).  Besser 
i"  d'  F.  als  i"'s  G'sicht  lache'.  Sdlger.  —  4.  als  Mass: 
Füstdick  g'loge"  S.  ,übgleich  Zacheus  kaum  einer 
Faust  gross  gewesen,  gleich  wir  zu  reden  pflegen.' 
AKlingl.  Itj88.  —  5.  (Schaf-) Füstli,  Schafkeule  B; 
Syn.  Schaf-Stotzen. 

Mhd.  gleichhiuteud.  Obwohl  füsl  wahrsch.  aus  '/unlmt 
zsgez.  ist,  ist  das  ,funst'  unserer  ä.  Quellen  nicht  etwa  ein 
Überrest  jener  Grundform,  sondern  n  ist  erst  wieder  ein- 
geschoben, weil  in  andern  Fällen  wirklich  u  erst  aus  ihi-|-» 
zsgez.  ist.     Vgl.   Fromm.  7,  25  f. 

.•Vraboss-:  ein  Teil  des  A.  Z.  —  Wiber-:  die 
mit  eingeschlagenem  Daumen  gebildete  (also  nicht 
vollkräftige)  L. 

füste",  in  UwE.  faste"  (-oi-):  1.  eine  Faust  machen ; 
bes.  als  Geberde  ernsthafter  oder  scherzh.  Drohung, 
heftiger  Erregtheit.  Mit-''em  Füste"  magst  nüd  g'ko". 
deine  drohenden  Geberden  reichen  nicht  aus.  EFeurer. 
Mit  Dat.  P.,  die  F.  gegen  Einen  ballen  Gl;  Z.  — 
2.  mit  der  Faust  schlagen,  a)  intr.  L;  W;  Z;  ume  f., 
mit  den  Fäusten  um  sich  schlagen.  ,Da  iren  zween 
mit  einanderen  fausten.'  1670,  Aug.  Su  hei  er  g'redt 
und  g'füstet  uf  de"  Tisch,  dass  's  g'kesslet  [geklirrt]  hei 
in  Gläsre",  tvusst  nüd  wie.  Stutz.  —  b)  trans.,  eine 
Person  schlagen,  prügeln  B;  W.  —  3.  mit  der  F. 
packen;  mit  der  ganzen  Hand  zugreifen  Ap;  Syn. 
hampflen.  —  4.  f.  und  chrotte,  streng  arbeiten  B  oAa. 
—  5.  (in  Aa  pfüste)  unbeholfen,  ungeschickt  an  Etw. 
arbeiten;  sich  an  einer  Handarbeit,  die  man  nicht 
gewohnt  ist,  versuchen.  Hu  hest  eisder  Öppis  z'  f. 
Was  füstisch?  fragt  man  halb  neckisch  L.  Syn. 
baschlen.  —  6.  =  fOstsagen,  eine  Art  des  Sägens.  — 
a  n-:  recipr.,  einander  drohend  die  Faust  zeigen  ZTurb. 
-  zesammen-:  zsdrücken.  Er  füstet  die  Chüssi 
[Kissen]  no''^  ärger  z'sämme.  MUsteri.  —  z'weg-:  ober- 
flächlich und  eilend  zurüsten  UU.' 

Füster  ni.,  meist  dim.  Füsterli:  1.  (in  S  auch 
Pfuster,  -U)  kleines,  hölzernes  (nach  Ebel  blechernes), 
ovales,  mit  einem  Schlagdeckel  versehenes,  an  der 
Hand  getragenes,  niedlich  gearbeitetes  Geschirr  für 
Milch  und  Rahm  B  oAa.,  E.;  LE.;  S;  Uw.  Syn.  Tuteli. 
Nach  Ebel  brachten  die  Küher  in  einem  , Füsterli' 
Rahm  in  die  Stadt  B.  ,Brenten,  Fausten  [1.  -er],  Anken- 
kübel.' JJScHWEiz.  1830.  —  2.  Füsterli,  ein  Gericht; 
Gemeng  von  Schlagrahm  und  zartem  Zieger  od.  frischer 
Käsemasse  L ;  Schw  ;  Uw ;  Zg  ;  gesottene  Milch  oder 
frischer,  kalter,  süsser  Kahm  mit  .Käspoldern'  aScHW; 
eine  Delikatesse,  den  Herrschaften  auf  den  Alpen 
serviert  UwE.  Mis  Lieh  chunnt  zue  mir  i"  d' Hütte, 
31is  Lieb  chunnt  zuc  mir  uf  d'  Alp;  I  will  es  F.  rüste", 
Wie  's  dir  und  mir  ivol  g' fallt  L.  Gebäck  aus  Teig 
und  Butter,  am  Feuer  gebraten  Aa.  ,Vün  der  Senti- 
anstalt  in  L  wurden  jährlicli  ausgeteilt  Küclili,  Nidel. 
Füsterli  (1  Zuber  voll  den  Klosterfrauen  im  Bruch) 
u.  A.'  XVII./XVIIL,  Gfr. 

1  wahrsch.  s«  genannt,  weil  man  es  in  der  Hand  trägt, 
während  grössere  Milchgefasse  auf  dem  Rücken.  —  2.  Das 
Gericht  viell.  von  dem  Gefäss  benannt;  wahrscheinlicher  aber 
war  die  aus  SchwK.  angegebene  Bed.  ,die  mit  der  Hand 
(Faust)  vorläufig  ausgedrückte  Käsemasse,  welche  nachher 
unter  der  Presse  vollends  vom  Käsewasser  befreit  wird',  die 
ursprüngliche.  Ein  ähnliches  Gericht  ist  Stun(fijentcertu,  nur 
dass  bei  diesem  nocli  Mehl  zugesetzt  wird.  —  S.  auch  P/ualtrli. 


1125 


Fast-fnst.    Fat    Fut 


1126 


Tuteli-  =  Fusfer  1  BE.,  M.  —  Zimbis-:  ein 
ähnliches  Gefäss,  in  welchem  dem  vom  Hause  ent- 
fernten Arbeiter  das  Mittagessen  gebracht  wird,  etwa 
mit  einer  Scheidewand  im  Innern  versehen.  Die  Nase 
hält  dem  Buren  a  guete  Zimmis-Fusler  'ge":  er  hiitt 
an  ei'm  Ort  könne  das  Dick  ha"  und  am  andern  Ort 
das  Dünne.  B  Nachtspruch. 

ge-füstet:  1.  geballt  zum  Kampf.  , Gefaustete 
hand,  compressa  in  pugnum  manus.'  Mal.  —  2.  mit 
hinzugemessener  Faust.  .Man  soll  die  landstrassen 
dem  land  und  den  tälern  nach  anderthalb  gefustet 
wührklafter  [Werkkl.]  wyt  machen.'  GrT).  LB. 

Füsti  f.:  geballte  Hand,  im  unterschied  von  an- 
dern Gestalten  der  Hand.  EornH.  A.  K.  S.  109. 

,füstelen:  1.  mit  geballter  Hand  auf  den  Tisch 
schlagen,  drohend  gestikulieren,  als  Vorspiel  zum 
Dreinschlagen.  —  2.  (recipr.)  einander  prügeln  B; 
VOrte;  Gr;  S."  —  füstlcn,  tnit  Ei'm:  mit  der  F. 
spielend  wettkämpfen  (boxen)  B  (Zyro). 

füstig  f-oi-J:  faustgross,  z.  B.  Kartoffeln  UwE. 
.Fünstig  stein',  von  Hagel.  Rüef  1.538.  Syn.  hand- 
ridlig  Sp.  785. 

füstli"g:  Adv.,  mit  der  Faust.  F-e"  Vielehen,  ohne 
den  Daumen  Gr.  Syn.  gehämpfligen;  Gegs.  tümling, 
geknödligen.  .Mortlichen  mit  ei''m  heimlichen  bymesser 
füsslingen  [1.  ,füstl.']  erstochen;  dass  biderb  lüt,  die 
daby  gewesen  sind,  nit  anders  wüssend,  denn  er  hetti 
in  nit  mor  denn  trochenlich  mit  der  fust  geschlagen.' 
1510,  Diener,  OGl.  ,Ihre  G'wör  über  die  Achslen 
oder  fü.stlingen   in  der  Hand   getragen.'    L  Ansehenb. 

Füstli"g  m.:  1.  Faustschlag  GrD.  —  2.  Faust- 
handschuh L.  —  3.  kleine  Pistole  BG. ;  L.  .Sich  mit 
einem  sorglosen  [unvorsichtigen]  schütz  [Schuss]  uss 
dem  C.  verletzte.'  Bs  Chron.  1514  85.  , Niemand  darf 
Fäustlinge,  kurze  oder  lange  Feuerbüchsen,  weder 
mit  noch  ohne  Erlaubniss  tragen.'  1579,  Absch.  ,Füst- 
ling  sammt  Hulfter.'  L  1585.  ,N.  N.  soll  des  füst- 
linges  und  dolchens  müessig  gan  und  andere  wer 
bruchen  in  bescheidenheit,  wie  hie  landbrüchig.'  1020. 
Obw  Staatspr.  ,F.  und  kleine  Dölchli  tragen.'  1624, 
Absch.  ,\Vann  er  ihme  syn  Sachen  oft'enbare,  welle  er 
ihne  mit  dem  füstlig  erschiessen.'  1627,  übw  Staatspr. 
,Radbüchsen  und  Fünstlinge  tragen.'  1633,  Absch. 
,Soll  auf  N.  ein  unter  dem  Mantel  verstecktes  F.  ab- 
geschossen haben.'  ebd.  ,Wenn  Geistliche  Fünstling 
tragen.'  1635,  ebd.  .Mit  geladenen  Musketlinen,  Fust- 
lingen  und  Schlüsselbüchsen  geschossen'  haben  die 
bernischen  Schulknaben  1636.  B  Taschenb.  1878.  ,A" 
1544  seind  die  Pistolen  oder  Fäustling  erfunden  wor- 
den.' Hafn.  1606.  —  4.  einhändiger  Hammer,  der  beim 
Sprengen  gebraucht  wird,  wenn  der  Mann  mit  der 
andern  Hand  das  Bohreisen  halten  muss,  im  Unter- 
schied von  dem  mit  beiden  Händen  geführten  Spreng- 
hammer BHa.    —    JIhd.   viualelinc,   FaustliaTidschuh. 

Fust  II  f.:  eine  Art  Meerschiffe.  , Zwo  gross  nafen 
und  zwo  gale  snpptil.  da  man  mit  den  riemen  zucht. 
und  5  fusten.'  HsSchirpf  1497.  ,Im  Pallatz  Arscinal 
d.  i.  ein  hüss,  darin  sy  ir  schiffer  machent,  sachent 
wier  ob  C  galleen  und  kielen  oder  nauen  on  [nicht 
gezählt  die]  fusten.'  Stulz  1519.  .Oabcnt  uns  zwo 
subtil  galleen,  welche  uns  die  roubschif  abnamen  [ab- 
hielten], denn  wier  wol  gesachen  etlich  fusten  ein- 
andren jagen,  aber  sy  mochtent  den  nnsren  nit  an- 
gewünnen.'    ebd.     , Sechs   galleen    unil    zwen   gallion, 


ouch  etlich  fusten,  mit  welichen  schiffen  sy  sich 
habend  erfrischen  mögen  mit  spys.'  1528,  Stricki. 
,2(10  galeoten.  fusti  und  bregantini.  in  sunnna  by  500 
seglen.'  Kessi.. 

Spätnihd.  fuHt  f..  kleines  Sprihschiff,  aus  it.  funtti,  frz. 
/'luitr,  aus  lat. /us/is,  Prügel,  nilat.  Baum,  Holz,  vgl.  it.  legno, 
auch  :  Schilf,  aus  lat.  ligtium,  Holz. 

Hund-Pust:  entstellt  aus  oder  verschrieben  (ver- 
lesen) für  ,H.-Futt'.  .Welcher  dem  andern  über  Friden 
rvr  [reverenter]  H.  sagt.'   1645.  Zg. 

Fusti:  ein  Gewürz,  die  Stiele  der  Blüten  des 
Nelkenbaumes,  zur  Verfälschung  der  Gewürznelken 
missbraucht.  ,Unter  gefärbtes  Pulver  darf  anstatt  der 
Muskatnüsse  gebrochene  Musk.,  Ca(m)pleet  und  F. 
gebraucht  werden.'  um  1540,  Absch.  —  It.  fust!,  eig. 
Stiele  übh. 


Fat  (vat),  fet,  fit,  fot,  fut,  vesp.  fatt  (vatt)  usw. 

Vgl.  auch  die  Gruppe  Fad  usw. 

Fat  f.:  List,  böswillige  Erfindung?  ,Lüt,  die  mit 
bösen  fünden  und  fulen  faaten  umbgond.'  HBull.  1531. 
Vgl.  .Lautere  Fauten  und  Possen.'  ClSciiob.  1699. 

Mhd.  vate,  rntte,  ahd.  futa  mit  der  allg.  Bcd.  Anlage,  Be- 
schaffenheit.   Vgl.  ,fätig',  gewandt,  listig  (Gr.,  WB.  3,  1363). 

fatal:  1.  festbestimmt  und  geboten  Ndw.  E  fatale 
Termin  ist  ein  solcher,  durch  dessen  Versäumung 
man  in  Schaden  kommt,  sich  seiner  Rechte  begibt. 
.Alle  Creditoren  und  Debitoren  des  N.  N.  werden  auf- 
gefordert, sich  innert  der  fatalen  Frist  von  6  Wochen, 
3  Tagen  anzumelden.'  S  Kanzleispr.  z.  B.  1811.  ,Der- 
jenige,  so  eine  Appellation  ergreifet,  solle  innerhalb 
10  Tagen  die  Appellation  einschreiben  lassen,  und 
besagte  10  Tag,  so  man  die  Fatalia  nennt,  keineswegs 
vorbeistreichen  lassen.'  Bs  Landesordnung  1757.  — 
'2.  widerwärtig,  ärgerlich  Bs;  Z.  E  fatal i  G'schicht.  — 
f atalisch,  fertalisch:  begrift'sverstärkendes  Adv. 
GrD.,  S.   —   S.  auch  fartal  Sp.    1037. 

Phatast  s.  Phantast. 

,auss-fättelen:  expolire.'  Mal.  —  Dürfte  auf  gr- 
vätterjen,  spielend  hantieren,  zurückgehen. 

Väter.  Dün.  I'»<eWi  Aa  ;  Bs  (m.) ;  Z,  Väti  n.  GrV., 
Persn.  als  Kosewort.  Vätterli  in  wirklich  verkleinern- 
dem Sinn  —  PI.  Vättere' :  1.  der  leibliche  Vater. 
Syn.  Da,  Dada  (Kinderspr.),  Att,  Ätti,  der  Alt.  Herr 
V.  wird  auch  der  Schwiegervater  angeredet  Bs.  Bildl. 
Vater  und  Miieter  tue'  Ar,  V-is  und  ^[-is  mache"  Z: 
Kinderspiel,  wobei  zwei  Kinder  V.  und  M.  vorstellen. 
Syn.  ChOdermueter  ha";  vgl.  gerälterlen.  V.  u.  M.  löse, 
schlö,  küsse,  werfe,  das  weitverbreitete  und  vielnaniige 
Siiiel  (s.  ,Brot'  S.  105/7),  flache  Steinchen  über  eine 
Wasserfläche  werfen,  wobei  der  erste  Sprung  des  Steines 
den  Vater,  der  zweite  die  Mutter,  weitere  Sprünge  Kin- 
der vorstellen  Ar;  Th.  Syn.  brütlen  i\s\r.  V.-und-So", 
gemeiner  Huflattich,  tussilago  farfara  ApK.  Su"-ror- 
em-  F.,  Her/.kraut,  anemono  hepatica  AAEhr.  il/c"  git 
de"  V.  nid  run  Chinde"  weg,  man  verkauft  das  Bessere 
nicht  von  dem  Geringen  weg.  Suloek.  Im  Sinne  von: 
Hrheber,  Ursache:  Z""*  wott  zu  dem  (Viind  nid  V.  sJ", 
will  nicht  Schuld  sein  oder  als  Ursache  gelten  ß. 
,Es  lasse  sich  vermuten,  dass  die  Sache  einen  altern 
V.  habe.'  1535,  Absc».  .Da  man  geglaubt,  das  Kind 
habe  einen  altern  V.  [der  Ifbelstand  rülire  ans  älterer 


1127 


Fat,  vat,  fet,  fit,  fot,  M 


1128 


Zeit  lier].  so  sei  wan  auf  reiflichen  Rat  bedaclit  ge- 
wesen.' 1541,  ebd.  —  2.  in  iiioraliscliem  Sinn,  als 
Ehrenname  eines  Vorgesetzten,  Höherstehenden,  in 
Oompp.  (s.  dd.)  oft  auch  nur  i.  S.  v.  Aufseher,  a)  welt- 
lichen Standes.  Mit  ,V.'  redet  die  Magd  den  ,Meister' 
[Hausherrn]  an  LM.  .Herr  V.'  wird  der  Vorsteher 
des  städtischen  Waisenhauses  [Waisenvater]  von  den 
Kindern  angeredet  G;  Z  f .  Diejenigen  Glieder  des 
Z  Rates,  welche  Obervogteien  verwalteten,  erhielten 
von  den  Vogteiangehörigen  häufig  den  Namen  ,Herr  V.- 
,Es  freute  sie,  dass  das  Kind  ihrem  Mann  den  alten 
schönen  Titel  „Junker  V."  gegeben.'  HPest.  1785. 
,Es  soll  ein  E.  Bruderschaft  dem  Hm  V.  [Zunftvur- 
steher,  Obmann]  alle  3  Jahr  mit  einer  Verehrung  be- 
gegnen; was  die  Schwöster  und  Bruder  anlangt,  soll 
man  inen  alle  Jahr  1  Pfd  aus  der  Lad  verehren.'  Z 
Kürsner  Art.  1657.  Scherzh.  wird  auch  etwa  in  einer 
beliebigen  Gesellschaft  eine  Person,  die  ein  gewisses 
Ansehen  geniesst  oder  sich  selbst  gibt,  , Vater  N.'  ge- 
nannt SOlt.  —  b)  geistlichen  Standes.  .Geistlicher  V.' 
heisst  der  bei  der  Einkleidung  einer  Nonne  oder  bei 
der  ersten  Messe  eines  Priesters  die  Stelle  des  V. 
vertretende  Geistliche  AABb.;  Ndw;  ,weltlicher  V.', 
ein  solcher  Laie  Ndw.  , Unser  V.'  nennen  die  Unter- 
waldner  ihren  Landesheiligen  Nikiaus  v.d.  Flüe  (1790). 
,V.'  hiess  der  Abt  eines  Klosters.  XVI.,  Absch.  ,Ja 
frylich,  lieber  Vater  mein!'  redet  Beatus  den  Barnabas, 
seinen  Bekehrer,  an.  Com.  Beati.  —  3.  in  religiösem 
Sinn,  von  Gott.  Will's  der  lieb  V..'  so  Gott  will, 
h(jffentlich  BBe.  B'hüet-is  Gott  und  V.  (statt  Gott 
V.,  Son  und  h.  Geist)]  Z. 

Die  beideu  Pflanzeun.,  von  denen  der  erstere  unrichtig 
verdeutscht  ist  aus  ,filius  ante  patrem'  älterer  Botaniker, 
heziehen  sich  darauf,  dass  die  betr.  Blüten  vor  den  Blättern 
erscheinen. 

Alt-Vater.  Altväter  werden  beim  Umzug  der 
.Fänderbesatznng'  Männer  genannt,  welche  in  der 
Tracht  und  Rüstung  des  vorigen  Jhdts  und  mit  künst- 
lichen Barten  geschmückt  dem  Zuge  voranschreiten 
W.   —   Mhd.  aUvaier,   Greis,  Patriarch. 

Älter-:  Vater  des  Grossvaters,  Urgrossvater.  Mal. 
—  Aber-Elter n-Väter:  Urahnen.  .Kyburg,  von 
welcher  die  abereltren-vätter  der  Erzherzogen  von 
Üstarych  geboren  sind.'  KdTürst  ca  1489. 

Amm- Vater:  Nährvater.  ,Dann  die  künig  wer- 
dend deine  ammvätter  und  ire  künginen  deine  amm- 
müetern.'  1531/16G7,  Jesa.j.  ,Die  trewen  Ammvätter 
unserer  Kirchen.'  JMOll.  1665.  ,Ein  Beschützer  und 
Ä.  der  Kirchen.'  AKlingl.  1088.  , Ammvätter.  nutri- 
tius.'  Denzl.   1716.    —   Gebildet  nach  Amm-Mutier. 

1  m  b  e  n  -  (Imme-):  Bienen-V.  Z.  Vgl.  auch  Iiidiler, 
Imbmann.  I.,  Hüsratter,  der  gute  Bienenzüchter  ist  zu- 
gleich ein  guter  Hausvater.  —  Ani-:  Vater  des  Gross- 
vaters oder  der  Grossmutter  Uw.  —  Ur-an-:  Urur- 
grossvater.  ,Hans  Hattner,  myn  Uran-Vatter.'  FrHafn. 
1G06.  —  Stinkäni-:  ebenso  UwE.  —  Unser-  n.: 
das  Gebet.  Wie-nes  U.-V.  ttsse  g'lert.  Stutz.  Er  ist 
(Olli  Saß  und  Chraft)  wie  ne  katolisches  U.-V.,  es 
fehlt  ihm  Kraft  Z  (weil  im  kathol.  U.-V.  der,  aller- 
dings unechte,  Schluss:  ,denn  dein  ist  das  Reich  und 
die  Kraft'  usw.  fehlt).  Vgl.  unser.  —  Armen-:  1.  Vor- 
steher des  Armenhauses  Ai>;  Z.  —  2.  Mitglied  der 
Armenpflege  und  als  solches  Besorger  einer  Armen- 
familie Z.  —  Erz-:    Patriarch,    bes.  Stammvater  des 


jüdischen    Volkes.     ,Erzvatter,    der    fürnemmest    und 
das  haujjt  under  den  vätteren,  patriarcha.'  Mal. 

Frön-:  der  Papst.  RCvs.  —  Tgl.  frOn-hchnam, -fmlen; 
von  frön,  heilig,  herrschaftlich. 

Fritschi-:  der  von  der  Safranzunft  gewählte  Ver- 
anstalter, Anordner  des  sog.  Fritschiuiiizugcs  in  L. 
Er  fährt  dabei  in  einer  Kutsche  mit  oder  voran. 

Ge-vatter  —  PI.  G'fattere" ,  früher  auch  ,Ge- 
fätter(e)',  z.  B.  Z  Mand.  des  XVH.:  Taufpate  (mit  Bez. 
auf  die  Eltern  des  Täuflings;  sonst  Gölti  und  Gotte); 
frz.  compire;  auch  G'vatter-Ma»"  oder  Vetter  G'vatter, 
so  wie  die  Patin  G'c.-Frau,  Frau  G'c,  Bas-  (Z).  Bäs- 
(Bs),  Bäsi-G'v.  (S'-n).  Beide  zusammen  heissen  G'vat- 
terfsj-lüt  Aa;  Z;  Syn.  Göltefrjti.  Nachdem  die  Paten- 
schaft angenommen  ist,  heissen  dann  auch  die  Eltern 
selbst  etwa  G'v.  und  G'vatterin.  Andrerseits  wird  der 
Name  gelegentlich  auf  Verwandte  ausgedehnt  (weil 
diese  meist  zunächst  zu  Paten  genommen  werden)  und 
scherzhaft  wohl  auch  auf  weitere  gute  Bekannte.  Oft 
wird  ein  Brautjjaar  zu  Paten  genommen  oder  junge 
Leute,  die  leicht  ein  Paar  werden  können  Z.  Z'  G'vatter 
ne"  Z;  -bitte"  UwE.;  -gvinne,  -gminne  Gr;  L,  zu  Gev. 
bitten.  Ein  Z  Mand.  1650  verbietet,  Unerwachsene 
oder  ganze  Gesellschaften  und  Gemeinden  zu  ,Ge- 
vätteren'  zu  nehmen.  G'v.  günne,  Paten  suchen  AABb. 
Z'  G'v.  stä"  Uw;  Z,  G'v.  stö'  AABb..  Zei.;  B;  Syn.  es 
Chind  haben,  zueche  stän.  Das  Aufsuchen  und  An- 
sprechen [tschämelen]  der  Paten  durch  den  Vater 
[Kindbettimann]  ist  z.  T.  an  gewisse  Formen  und 
Formeln  gebunden.  In  ZB.  geschah  es  in  der  Regel 
am  Abend  des  Donnerstags  vor  dem  Taufsonntag.  Der 
Bittende  gebrauchte  z.B.  die  Formel:  Wärist  nüd  so 
guet  und  icurdist  am  Sunntig  irrte  schwarze  Rock 
z'  Chille  chn'?  Die  Engelberger  bitten  den  Pi'älaten 
ihres  Klosters  mit  den  Worten:  /  viöcht  Sei  Gnade 
ersucche",  meirn  Chind  ziie-nere  christliche  Sei  s'  ver- 
helfe". Nach  der  Zusage  wurde  der  Vater  bewirtet 
BE.;  Z.  Am  Freitag  oder  Samstag  .\bend  bringt  die 
Magd  od.  Schwester  des  P.  der  Wöchnerin  eine  Flasche 
Wein,  Weissbrod,  Mehl  und  Katfee;  etwa  10  Tage 
später  noch  einmal  ein  ähnliches  Geschenk  Ci'  d'  Chind- 
betti  ge")  ZB.  Die  genesene  Wöchnerin  hatte  dafür 
auch  die  Paten  zu  besuchen  und  ihnen  ebenfalls 
einen  Clündbetterkram  zu  bringen  (Schirm,  Kleider- 
stoff, Gesangbuch).  Im  J.  1757  wurde  den  Gevatter- 
leuten .das  Einladen  der  Verwandten  und  Bekannten 
sowohl  zum  Begleit  in  die  Kirchen  als  an  den  Trunk 
auf  den  ."Vbend'  verboten.  Mehr  s.  u.  Götti,  Gotte; 
Tauf;  Inbund;  helsen.  Von  Einem,  der  die  Kirche 
nur  an  den  hohen  Festtagen  besucht,  sagt  man:  Dc 
cha"'  d'  Kirche'  aW''  z'  G'v.  ne".  Sitlher;  von  einem 
noch  Schlimmeren:  Wer  vor  der  Hüll  wont,  rnuess  de' 
Tiifel  z'  G'v.  ne".  Sulger.  Falsch  z'  G'c.  ne",  von 
Hausbettlern,  welche  die  angebliche  Geburt  eines 
Kindes  nur  als  Vorwand  gebrauchen  Z.  Aus  den  mit 
der  Patenschaft  verbundenen  Verpflichtungen  erklärt 
sich  der  bildl.  Gebrauch  von  z'  G'v.  stä"  i.  S.  v.  in 
Geldnot  beistehen  UwE.,  auch:  Verantwortung  für 
Etw.  übernehmen  Z.  Z'  G'v.  ne"  übh.  um  Etw.  an- 
sprechen, meist  etwas  Unangenehmes,  und  oft  zudring- 
lich, bes.  zu  Zahlungen  anhalten,  hart  mitnehmen  Z. 
Scherzh.  derb  ist  die  Anwendung:  ,mit  dem  Kübel  zu 
G.  stehn',  einem  sich  Erbrechenden  beispringen.  — 
G'vattere"  GO.,  -/"  l'n;  '/.:   Gevatterin. 


1129 


Fat,  vat,  fot.  tit,  fot,  fut 


11.10 


Gevatteri"g:  m.y  f.y:  Gcvattcr(leute).  ,Iias  de- 
lieiner  iner  dann  4  gfätterig  zuo  einem  kiiul  neninien 
solle.'  I.")48,  Gl.  .Das  mau  nit  luer  glatterii^  soll  .i^'wün- 
neu  zum  kind  denn  dry  personen.-  l.iij.ä,  Jahrzeitb.  LE. 

Die  Kuduug  (-ing  für  -untf)  scheiut  mit  der  Eudiiug  -i 
vermischt  zu  sein,  welche  ebenf.  weibliche  Abstrakta  bildet 
iiud  eiiiiiml  auch  geschrieben  vorzukommen  scheint:-  ,I)ie 
(ivatery  warent...-  1609,  LEbik.  Taufb.,  wobei  der  Plur. 
nach  dem  coli.  Sinn  des  Sing,  construiert  wäre.  Noch  wahr- 
scheinlicher aber  ist  -i<j  die  patronymische  Endung  -inj  = 
-iimj  (devatteriag  =  Gevattersmann). 

G 'vatterschaft:  1.  abstr.,  der  Stand  und  die 
Pflicht  von  Gevattern,  Patenschaft.  Wenn  's  Chind 
tod  ist,  luit  d'  G.  en  End  L;  Sclger.  , Lieber  mensch, 
lass  die  gevatt.  nit  grad  aus  sein,  wann  das  kind  (wie 
man  spricht)  tod  ist.  Es  heisse  nit:  ab  äugen,  ab 
herz.'  FWvss  1650.  Dass  in  früherer  Zeit  (XVI./XVIII.) 
die  Eidgenossenschaft  nicht  selten  um  Gevatterschalt 
bei  fremden  Fürsten  und  Herren  angegangen  wurde  und 
dieselben  annahm,  ist  auch  in  den  Abschieden  bezeugt. 
—  2.  concr.,  die  beiden  Paten  zusammen  Aa;  Bs  (auch 
mit  Inbegriff  der  übrigen  Gäste  beim  Taufmahl). 

Gevatterte  (PI.):  Paten.  G'vätterti  g'winna' 
GRt'hur  (vgl.  s'  G'vatter  gewinnen).  De'  Feufbätzhr, 
^^^ll  d'  Ching  öjjpe  vo"  de"  G'ratterti  uherchümiiie'  BE. 
(Schwyzerd.).  ,Uch  furgeliebten  grossen  fründen,  eid- 
und  puntsgenossen  und  guoten  gevätterde.'  1.548,  Absch. 
,Fürohin  soll  keiner  nier  gefäderdin  dann  2  [Var.  3] 
anstellen  zuo  eim  kint.'  ca  1550,  Obw.  ,Das  zuo  dem 
tüuf  eins  kinds  nit  meer,  sonder  uf  das  höchst  zwo 
personen  zuo  gefätterten  genommen  werden  sollen.' 
1580,  Jahrzeitbuch  LE.  ,Wir  lassend  auch  nit  ge- 
schechen,  das  zu  einem  Kind  mehr  dann  dry  Gefütterte 
genommen  werdind.'  B  Mand.  1628.  .Es  sei  keine  Ab- 
stufung der  Strafe  für  fleischliche  Vergehungen  zwi- 
schen Blutsverwandten,  Verschwägerten,  Gevätterten.' 
1(k!2.  Absch.  ,Wir  verbieten  den  Gevätterten  beiderlei 
Geschlechts,  weder  dem  Vater  noch  der  Mutter  des 
Kindes  während  der  Kindbette  oder  hernach  einiches 
Geschenk  zu  machen.'  1707,  Müller,  Lenzburg. 

Das  W.  scheint  von  .Gevatter'  participial  gebildet  wie 
(i'arliifluterti  Von  Geschwister  (nur  dass  das  letztere  W.  in 
der  MA.  gar  nicht  vorkommt);  vgl.  auch  (iaiterti.  Die 
Schreibung  mit  -i/e  Hesse  auch  an  ein  concr.  gebrauchtes 
weibl.  Abstraktuiu  denken,  und  die  mit  -le  spräche  nicht 
dagegen,  da  in  jenen  Bildungen  bei  uns  sogar  meist  (  für  d 
eintritt.  Der  Fall  wäre  dann  ähnlich  wie  nach  der  einen 
Erklärung  bei    (Jcvutteriy,   welches  .jedeuf.   zu   vgl.   ist. 

G  irizen-Vater:  der  Leiter  und  Sprecher  bei  der 
.Girizennioosfahrt'  LG.  Kunim  uf's  Girizi-VaU-rs  M'eid! 
Vgl.  Fritschi-  V. 

Gross-  {Grds-  LM.;  ZF.):  1.  wie  nhd.  i»e"  Gr. 
zeige",  mit  beiden  Händen  ein  Kind  am  Kopf  auf- 
heben Bs.  —  2.  Ordensgeneral.  ,Syn  ordentlicher  Gr. 
von  Cytel  hielt  ihm  so  heftig  an.'  Ansh.  —  Ani-Gr. : 
Urgrossvater  ZHombr.  —  Ur-Gr. :  Grossvater  des 
Vaters  oder  der  Mutter  Ar;  Z.  —  Pfuch-Gr. :  ver- 
ächtliche Bezeichnung  des  höchsten  Alters  Gl.  Vgl. 
Vfuch-Äni. 

Verkürzung  des  Voc.  trifft  das  erste  W.  der  Zss.  sonst 
nur  etwa,  wenn  das  zweite  verkürzt  ist.  Die  bei  der  RA. 
waltende  Anschauung  ist  wohl  ähnlich  der  bei  '«  I'ür  in 
Holland   usw.       Zu    2    vgl.    Valer  =  Abt. 

Himmcl(i)-:  der  Vater  im  H.,  Gott  .\i'  (Kdrsjir.).; 
B;  Z.  —  HÖS-.  H.,  bis  |sei]  nid  fiil,  ü(ts  Jitr  lied 
es  wlts  MhI.  Ineii'iikn.    Bildl..  Stifter  und  l'atron  einer 


Stadtkirche.  ,Küng  Karolus,  unsers  [der  Züricher] 
hüsvaters."  Edlib.  —  Chille-:  Kirchenpfleger.  StiU- 
ständer  ZWthur.  .anders  A'.-.-üd'  Sp.  .t8G.  —  Chinds-: 
der  Erzeuger  unehelicher  Kinder,  im  Unterschied  von 
, Vater'  schlechthin  Gr1>.  —  Lands-:  Titel  des  regie- 
renden Landammanns  Ndw.  —  Gemeins-:  Gemeinde- 
vorsteher. GOTTH. 

Mit-:  Schwäher,  resp.  Gegenschwäher  Gl;  GrPp.; 
GSev.   —   Vgl.  Mit-Miictcr. 

Bicht-.  jB  nüechiere  Musikant  und  e  h'soffne  B. 
si"  ];ei  Diifel  wert.  Schild.  —  Bad-:  Badaufseher,  in 
den  früheren  gemeinschaftlichen  Bädern  in  Baden. 
RocuH.  1857.  —  Biji-,  Be'ie-:  der  sachkundige,  ge- 
schickte, eifrige  und  sorgsame  Bienenzüchter.  Syn.  Im- 
ben-V.;  Bienen-Vogt,  -Körbler,-  Wirt ; Biener ;  Meister; 
Imbcler.  Es  wird  ihm  ein  sehr  vertrautes  Verhältniss 
zu  den  Bienen  und  grosser  Einfluss  auf  dieselben  zu- 
geschrieben. Vgl.  Sp.  235.  —  Brod-:  der  das  Brod 
schneidet  und  austeilt.  Hau  du  Brod  ab,  du  bist  de''  Br.! 
Bis  [sei]  du  de  Br.!  Z.  —  Selen-:  der  den  Kirchhof  be- 
sorgt, die  Leichen  aus  den  Häusern  abholt,  die  Gräber 
öffnet  und  schliesst  UwE.  Syn.  S.-Mann.  —  Sennen-: 
das  älteste  Mitglied  der  Sennonbruderschaft  Uw.  — 
Schliss-:  ein  Vater,  der  sich  zur  Ruhe  gesetzt  hat, 
um  von  einem  Leibgeding  (Schrtss)  zu  leben.  .Jetzt 
hat  er  den  Hof  an  seine  Söhne  abgegeben,  bei  denen 
er  als  sog.  Schieissvater  den  Rest  seiner  Tage  be- 
schliessen  will.'  UBergek.  —  Schwäher-  {Schwä/'er- 
BE.,  Schwär-  AABb.;  W;  Z):  Schwiegervater;  Syn. 
SchuK-Ätti.  —  Stief-  {Stuf-  AABb.;  Z,  Steuf-  BKopp.; 
L;  Steif-  L  tw.).  Steuf catter,  Steufmueter  (und  um- 
gekehrt)! durch  Wiederverlieiratung  wird  die  leibliche 
Mutter  zu  einer  Stiefra.,  ihren  Kindern  aus  erster  Ehe 
entfremdet  B.  —  Waisen-:  Vorsteher  eines  Waisen- 
hauses Z.  ,Weislin-.'  1642.  -  Zucht-:  ebso.  ZWthurf. 

vattere":  1.  tun  wie  ein  Vater,  den  V.  spielen 
Ndw.  —  2.  traiis.,  in  väterliche  Obhut  und  Zucht 
nehmen.  /■■'•  will  di"''  svho  v..'  Ndw.  —  3.  Gott  Vater 
anrufen.  ,Ua  stond  sy  [die  Wiedertäufer]  dann  und 
vatterend  und  geistend  [führen  den  Namen  des  Vaters 
und  des  h.  Geists  im  Munde].'  HBull.  l.WL 

g'vattere"  BSi.,  g'vättere"  Obw:  1.  a)  Tauf- 
zeuge sein  Z.  —  b)  „die  Paten  Gevatter  nennen  B;  L." 

—  e)  sich  mit  den  Paten  bei  Essen  uml  Trinken  unter- 
halten W  (auch  y'catterlen);  vertraulich  schwatzen  Aa. 

—  d)  mit  Acc.  P.  und  ,für':  Jmdn  um  einen  Dienst 
ansprechen  B.  Vgl.  z'  G' catter  ni".  —  2.  a)  mit  Sjjiel- 
zeug  kurzweilen,  von  Kindern  BSi.;  W.  Syn.  geval- 
terlen,  gevätterlen;  gaugglen;  gölen;  hiisen,  hüselen; 
sich  vertwellen ;  sich  vertörlen;  schwäb.  ,schimpflen'.  — 
b)  spielend,  ohne  Ernst  und  Eifer,  auch  unnütz,  ar- 
beiten BSi.;  Onw;  W.  Syn.  füselen;  yecälterlcn;  giig- 
gelen;  glimelen;  nifflen;  pä.ichelen. 

Mhd.  i/tmlmn,  nur  recipr.,  einander  Gevatter  nennen, 
als  G.  behandeln.  ül>  unsere  lied.  '2  aus  1  entsprungen  sei, 
resp.  urspr.  liedeute:  .Gevatter  spielen',  oder  dir.  von  ,Vator' 
al)zuleiten  sei;  .den  \.  sjüeien'  =  viitrrlt:»  V  {so  dass  ge-  nur 
Verstärkung,  nicht  Gemeinschaft  bedeutete),  ist  schwer  zu 
entscheiden.      S.    noch   die   Anm.  zu   ijivUtUrhn. 

gevätterlen:  1.  =  (/ecnffece«  7  c  W.  —  2.  Kinder- 
spiel treiben,  die  Erwachsenen  nachahmen  W ;  s.  o. 
Sp.   ll'iO    Vater  u.  M.  tue». 

vätterle":  1.  „dem  Vater  nacharten,  sich  betragen 
wie  ein  V.  Zis;"  dem  V.  in  (iosicht  oder  Charakter 
ähnlich  sein,    ihm  ähnlich  tun  ScnwK.;    handeln    wie 


1131 


Fat,  vat,  fet,  fit,  fot,  fut 


1132 


ein  guter  V,  Ebel.  ,Patrissare,  v.,  dem  vatter  nach- 
schlahen,  tuon  wie  der  vatter.'  Fris. ;  Mal.;  Denzl. 
1716.  —  2.  kindlich  tun,  zur  Freude  und  Unterhaltung 
der  Kinder  (mit  ihnen  spielen).    Inek.'hen.     Syn.  ge-iK 

g'vätterle":  1.  =  gevatteren  2  a.  allg.;  selten 
etwa  von  Erwachsenen,  die  sich  spielend  zu  Kindern 
herablassen  und  sich  mit  ihnen  abgeben  Aa;  Bs.  Das 
Chindli  chnnn  au'^''  artig  gr.  Gofa,  gönd  uf  e  Dätsck 
use,  goge  gv.!  Mädchen,  geht  auf  den  freien  Platz 
hinaus,  um  zu  spielen!  Schw.  G'vätterlis  mache"  S. 
Spez.  die  Taufhandlung  nachahmen.  Id.  B  (mit  Frage- 
zeichen). ,Pulchralibus  ludere,  gvätterlen  wie  die 
kinder.'  Denzl.  1G77.  —  2.  verallgemeinert,  a)  die 
Zeit  vertändeln  B;  (5;  S.  —  b)  sich  mit  einer  leichten 
Arbeit  (z.  B.  .Stricken)  beschäftigen  B.  ,öie  musste 
alle  Tage  hören,  das  sei  etwas  Angers  [Anderes],  als 
vor-era  Lade  hocke"  und  gv.'  Gotth.  Tändelnd,  lang- 
sam arbeiten;  Etwas  ohne  Ernst  betreiben;  tändeln, 
allg.  Syn.  gevatteren.  Das  ist  nW  g'vätterlet,  nid 
g'schaffet!  Z.  Das  ist  nid  g'vätterlet!  hier  gilt  es 
Ernst  Ndw;  Z.  ,Das  heisst  man  nicht  gesoldätlet  und 
g'vätterlet,  sondern  anstrengende  Arbeit,  Vorbereitung 
auf  ern.ste  Zeiten.'  Basellandsch.  Ztg  1878.  's  isch 
nur  eso  e  Gv.  g'sV  Bs.  ,Dass  sie  ihr  Mäulchen  in 
einen  feuerspeienden  Berg  umwandeln  können,  gegen 
welchen  der  Vesuv  nur  gfätterlen  tut.'  N.  B  Kai.  1844. 
,,Nemet  iez  lürlieb  mit  den  Schlägen;  das  heisst  nur 
gvätterlet,  ein  ander  Mal  mach  ich's  besser.'  Spreng. 
G'vätterler,  in  Kleinigkeiten  sich  verlierender  pedan- 
tischer Mensch  B.Si.,  schlechter  Arbeiter  Z.  —  c)  mit 
Jmdm  gv.,  ihn  zu  nachsichtig  und  schwachherzig  be- 
handeln ScHwMuo.  Mit  dem  Tüfel  gv.,  sich  mutwillig 
einer  Versuchung  aussetzen  B.  Mit  Einer  gv.,  mit 
einer  Weibsperson  tändeln,  vertrauten  Umgang  pflegen 
Ap;  „L;  ScH;"  Syn.  sich  vertrahen.  ,Coire,  de  re  ve- 
nerea:  mit  einem  weib  kurzweilen  oder  gfätterlen.' 
Fris.  Auch  vom  weiblichen  Teil:  Si  hat  mit- ein 
gvätterlet,  bis-ere  in  lätza  Schlugg  [eig.  in  den  un- 
rechten Hals]  chu"  ist  Gü. 

Das  W.  scheint,  so  wie  iji-vUneren,  der  alem.  Sprache 
eigen.  Bei  dem  Elsässer  Pauli  findet  sich:  ,Da  ersehein  ir 
der  Herr  .Jesus  in  eins  kindlins  gestalt  und  gefetterlet  und 
schimpft  [spielte]  mit  ir.'  ,Da  kam  ein  hübsches  kneblin 
geloffen  in  ireu  geren  [Schooss]  und  die  fraw  gefätteret  mit 
dem  kind.'  Bei  Geiler  v.  Kaisersberg:  ,Ila  die  kint  ge- 
fetterlin  mit  einander,  da  machen  sie  saffron  und  das  ist 
gcferbte  würz,  das  ist  ymber  [usw.]  und  ist  alls  zieglmel; 
und  machen  hiisslin  und  kochen.'  Betr.  die  Ableitung  s.  die 
Aum.  zu  .gevatteren'.  Der  eigeutliche  Begriff  ist  der  von 
Geiler  anschaulich  gemachte,  uäiulich  , Haushaltung  spielen': 
vgl.  ,Gevättergeschirrli'  und  die  Synn.  ,hüsen  (hüselen, 
hüslen)';  alem. -Schwab.  ,schaffe(r)len'  (entweder  von  ,Schafi"', 
Geschirr,  oder  Dim.  zu  ,schaffen');  ,g'fräHle'  Breisgau.  Für 
Abi.  von  .Vater'  sprechen  die  Synn.  , Vater  und  Mueter  tue"' 
Ap;  ,dat  vadderspcl'  in  dem  ndrd.  Theophilns;  für  die  von 
, Gevatter'  die  bestimmte  Angabe  namentlich  des  Id.  Bern., 
wohl  auch  die  (Schreib-  oder  Druckfehler  vorbehalten)  tr. 
Konstruktion  bei  Pauli :  ,Es  kamen  uf  einmal  4  jungfrawen 
zuosamm  und  gefettereten  einander  und  schimpften  mit  ein- 
ander.' Viiu  dem  engeren  Begriffe  aus  konnte  leicht  Er- 
weiterung Statt  finden,  so  dass  (z.  B.  in  Tuttl.)  selbst  das 
Gassenspiel  mit  diesem   W.   bezeichnet   wird. 

vätterlich.  .Etwas  zu  v-en  Händen  nehmen',  in 
Verwahrung.  ,Gott  h,at  den  Krieg  vätterlich  abgeliebt'. 
fern  gehalten,  verhindert.  JMüll.  1665.  E"  vätter- 
liche  Wille,  eine  Art  letzter  Verordnung,  ohne  Form 
eines  Testamentes.  Zvko. 


alt-vättisch:  altvaterisch  U;  ZO. 

alt-vätlisch.  .So  altvetlisch  ding  züchst  du  in- 
har,  dass  einer  gedenken  möcht,  du  heftest  ein  ganze 
grossmueter  mit  dem  krösleton  [gefältelten]  schleier 
fressen.'  Gyrenr.  152.3.  ,l)er  altvetlischen  fablen  ent- 
schlach  dich.'  1531/1667,  I.  Tisi. 

P batest  s.  Phantast  Sp.  875. 

Vättere"  BO.;  „LE.;"  Ndw;  W,  FaMfre  Gr,  Väckcre 
BSigr.  —  auch  DiuL  Vätterli  BBe.,  Hk.  —  f.:  aus 
einem  Stück  Holz  gedrechseltes  oder  aus  Kufen  zsge- 
sctztes,  rundes,  flaches,  ungefähr  einen  Suppenteller 
grosses,  zum  Durchlassen  der  zurückgebliebenen  Milch 
am  Boden  (an  der  Seitenwand  Gr)  durchlöchertes  Ge- 
schirr (Napf  Zuber),  worein  der  frische,  magere,  kleine 
Haus-  oder  Winterkäse  (Vätterlcäs),  auch  (Nnw)  der 
Ziegenkäs  und  (Gr  ObS.)  der  Zieger,  nach  anderen 
Mitteilungen  der  Käsestoff'  ubh.  gedrückt  wird,  um 
seine  (erste)  Form  zu  erhalten.  Syn.  Käsfass;  vgl. 
auch  Järh.  —  Käs-:  durchlöcherte  kleine  ,Mutte',  in 
welcher  der  Käse  geformt  wird  U.  Syn.  Käsfass.  — 
Ziger-:  hölzernes  Geschirr,  worein  der  frische  Zieger 
zum  Austropfen  und  Formen  gelegt  wird  Gr  ObS. 

Die  Form  .Fäckere'  deutet  .^uf  Zshang  mit  frz.  ,vacherin', 
bern.  VätK-herlu,  ein«  Art  Käse,  von  lat.  ,vacca';  ob  sie  aber 
die  ursprüngliche  sei,  ist  fraglich,  obgleich  eine  Etymologie 
für  die  -((-Form  sich  nicht  finden  lässt:  lautlich  ist  Über- 
gaug  zw.  k  und  (  wohl  nach  beiden  Seiten  gleich  möglich : 
vgl.  .kontelfeken'  neben  ,-feteu'.  .Fäckere'  könnte  .an  ,fecken', 
messen,  angelehnt  sein. 

Vatter  er  m.:  ein  in  der  Vättere  geformter  Käse? 
,0  ihr  schönen  Tage  des  romantischen  Hirtenlebens 
im  Simmenthai,  wo  noch  die  grossen  Käse  und  die 
Vätermutschli  auf  den  Bänken  im  Keller  und  im  Gaden 
sich  um  den  Platz  stritten,  bis  die  Hausfrau  den  weich- 
herzigen Vättercr  in  ein  sicheres  Winkelchen  verbarg.' 
Rede  einer  Ziege.  Bern  1841. 

Vätterling:  Geisskäse.  .Dass  die,  so  die  Vetter- 
ling  ze  Thun  verkoufend,  zc  Meyen  dem  Zolner  einen 
V.  geben  und  dass  der  Zolner  dann  sy  dasselbig  jar 
umb  sömlich  klein  ässig  ding  unbekümbert  lasse.' 
1413,  Handp.  Thun. 

fett:  von  Käse,  Zieger  udgl.  FJ. ;  Ndw;  Schw; 
Hagb.  Sigr.  um  1560;  von  weichem,  schmelzendem 
Schnee  GlK.  ;  s.  auch  halb-f.  's  Fett  ivill  allewil 
obenüf  schwümme'.  Sitlger. 

Das  W.  muss  aus  Deutschi.,  resp.  aus  der  nhd.  Schriftspr., 
neben  einheimisches  ,feiss(t)'  importiert,  aber  durch  die  Laut- 
gebung  <«  tw.  nationalisiert  sein.  Die  Z  Bibel  und  auch  die 
von  Bs  1523  setzen  ,feisst'  an  die  Stelle  von  Luthers  ,fett'. 

halb-:  (v.  Gestein).  ,Die  rotgrauen  Eisensteine, 
die  von  den  Schlittern  in  magere,  fette  und  halbfette 
unterschieden  werden.'  WSenn  1870. 

hunds-pudel-:   äusserst  fett.  Sdlger. 

Die  vorgesetzten  "iVW.  mehr  abstrakt  verstärkend  als 
vergleichend;  vgl.  nhd.  .pudeldick';  ,hundspudelvoll',  ganz 
betrunken.   Sulger. 

sü"-pluder-:    übermässig  f.  Sclger. 

Das  erste  W.  eig.  vergleichend,  das  zweite  ausmaleud, 
i.  S.  V.   ,sclilotterud'. 

stock-:  ganz  f.  ,Er  habe  10 — 12  Stück  Vieh  ge- 
halten und  sie  seien  ihm  st.  geblieben.'  HPest.  1785. 

a°-ft;tte°:  1.  mit  Fett  anstreichen,  allg.  —  2.  an- 
fangen fett  zu  werden  Ndw. 


1133 


Fat,  fet,  vet,  lit,  Vit,  tot,  tut 


1134 


Fetti  f.:  1.  Fettigkeit,  concr.  u.  ab.str.  Fast  ver- 
sprütze  [platzen]  iw  F.  [Wohlbeleibtlieit]  GP.  ,Die 
überttüssige    Fette.'    .ICSulzer  1772.     Syii.  Feissi.  — 

2.  Fadheit  Gr8.,  Tschiertseh. 

Bed.  2,  wenn  richtig,  wird  wohl  auf  bestininitu  Fftte  ein- 
geschränkt seil],  die  zugleich  fad  schnieckeu. 

fettig:  1.  „fett,  -ig  heisst  der  Käse,  wenn  er  auf 
seiner  Oberfläche  weich  ist,  in  welclieni  Fall  er  ein- 
gesalzen wird."  —  2.  „feucht,  schwer  und  zugleich 
weich,  wässerig,  nicht  fest,  von  grosstiockigeni  Schnee 
BO."     Syn.  feiss,  s.  d. 

fettisch  „fälsch:  fett,  von  Speisen  BO." 

Das  i  der  Bildungssilbe  unterdrückt  wie  in  aberhümscli, 
wmduch   u.  A.;   nhd.    .Mensch'  aus  , männisch'. 

Fettche  s.  Fecken  Sp.  728. 

Fe'te:  aus  Ferte  (Sp.  1040),  Fährte  eines  Wildes 
Z  (Spillm.). 

Fe*te:  Fest.  Da  si""*  im  Summer  Chinder-f.  (j'sl" 
B.    —    Aus  frz.  ßle. 

fe'te°:  ein  Fest  feiern.  Z'  Ablentsch  (s.  Sp.  12) 
fete"'  si  hat,  's  tJich  StJakohstag  FJ.  Die  Katolische' 
tue"''  gcng  f.  FMu. 

Vetter  (-«e- WTschein.):  1.  Oheim  von  väterlicher 
oder  von  mütterlicher  Seite  BSchw.;  L;  Z;  in  Ar 
rechte'  V.  ,Avunculus,  meiner  muoter  bruoder,  mein 
V.'  Fris.;  Mal.  —  2.  Sohn  des  Bruders  oder  der 
Schwester  des  Vaters  oder  der  Mutter,  Geschwi.ster- 
kind  (zunächst  ersten,  dann  wohl  auch  ferneren  Gra- 
des), allg. ;    in  BSchw.  rechte''  V.,  cousin  germain.   — 

3.  beim  Landvolk  jeder  männliche  Verwandte,  auch  in 
weitern  Graden  und  durch  Heirat  B;  L;  Z.  V.  hin,  V. 
her!  mach  vier  's  Viertel  roll!  (weitläufige)  Verwandt- 
schaft entbindet  nicht  von  den  allgemeinen  Rochts- 
[itiichten.  Vgl.  Vetterli- Arbeit  (Sp.  422).  Vetter  Götti, 
V.  und  Taufpate  zugleich  Bs;  Z,  ebenso  umgekehrt 
Gotti-V.  S  (Joach.).  V.  G'vatter  nennen  die  Eltern  die 
Paten  ihrer  Kinder  Soh;  Z.  —  4.  V.  ram  Biretnot  [?], 
Birnenbrod  mit  wenig  Birnen  GkLuz.  Syn.  Bire- 
fbrotsjbrueder. 

Mild,  vttrr(e),  meist  nur:  Vatershruder :  selten  auch: 
dessen  .Sohn.  Die  Ausdehnung  auf  weitere  Grade  der  Ver- 
wandtschaft, die  sich  .am  Ende  gar  nicht  mehr  nachweisen 
lässt,  und  in  die  Bed.  von  , guter  Bekannter*  (vgl.  die  Comp. 
Trühil-,  Witz-V.)  übergeht,  wie  , Gevatter',  hat  auch  bei  uns 
oft  einen  Übeln  Nebenbegriff  (von  Unzuverlässigkeit  solcher 
Verwandten  in  der  Not)  im  Gefolge;  u.  in  der  alliterierenden 
Verbindung  ,Fründ  und  Vettere""  bezeichnet  das  erstere  W. 
nähere  \'wdtschaft.  Im  (rem.)  Dialekt  von  Bergeil  soll  fetar 
,Kerl'  bedeuten.  Dem  F.  wird,  wie  dem  Gevatter,  oft  noch 
ein  bedeutungsloses  ,Mann'  angehängt.  Vgl.  das  ontsprecheiuie 
weibliche  W.  ,B;is'.  Übrigens  vgl.  Zss.  wie  .Saufbruder,  Bet- 
schwester',  ,Frau   Bas'  =  Schwätzerin. 

Erb-:  für  sein  Erbteil  abgefundener  und  zur  Elie- 
losigkeit  verbundener  Bruder  eines  Hofbesitzers,  also 
=  Hagestolz  in  dessen  urspr.  Bed.  BU. ;  S;  s.  die  No- 
velle von  AHartmann:  ,Die  Erbvettern'. 

Ge-vettern:  durch  Vetterschaft  verbundene  Ver- 
wandte.    1541,    Kegesten    AAKlingn.   und   Wislik.    - 
C'hlßb-:  Vetter  bloss  durch  Verschwägerung  FO. 
Trubel-:  ein  Bekannter,  der  alljährlich  Trauben  als 
Geschenk  bringt  Aa.  —  Witz-:  Witzbold  Ai-. 

vettere":  Juidn  Vetter  nennen  Ap;  B;  Gr1>.;  Sih; 
Z.  Nw  d'  Schaffli  User,  und  o'''  die  nid  all,  händ-en 
[den  originellen  Kauz]  diire"  [dürfen]  o.  ScuwvzEUU. 
Auch  als  V.  behandeln  ZHombr. 


„vetterte":  l.  ^  vetteren.  —  2.  (absol.)  (in  amt- 
licher Stellung)  nur  für  seine  Verwandten  sorgen, 
Nepotismus  üben  Scu."  Syn.  Vetterli-Arbet  machen. 
Vgl.   Vetterli-Eat. 

fetteren:  ,Circumvolitare  limina  potentiorum,  umb 
der  gewaltigen  häuseren  umbhin  tatteren,  flotteren 
oder  laufen,  sich  allenthalben  bei  den  reichen  und 
gewaltigen  umbtuon.'  Fris.  ,Fätteren,  hin  und  wider 
Biegen,  pervolitare.'  Mal. 

Von  einem  vorauszusetzenden  .Fetter'  und  dies  =  Fittich; 
vgl.   mhd.  vezzer,   Fessel. 

Fettge  s.  Fecken  Sp.  728  u.  das  Folg. 

Fettich  Facht  m.  BwO.;  GuNuf.,  Spl.,  V.  —  PI. 
=  Sg.  BSa-.,  sonst -«e-»  —  Fechte  f.  BG.:  Fittig,  Flügel 
eines  Vogels  od.  eines  Insekts.  ,Blut  us  einem  Duben- 
fedich  oder  Durteldubenflügel  in  das  Aug  tropfen 
lassen.'  Arzneibuch  Zoll.  1710.  Flügelähnliches  An- 
hängsel: ,Dass  die  rüschen  [Fischreusen]  nit  vättich 
[Seitenklappen V]  haben.'  1540,  Absch. 

Mhd.  retavh(e),  vctech,  woraus  nhd.  , Fittich,  -ig';  Fedit 
durch  Umstellung  von  tch  in  cht,  während  das  syn.  Fecke 
(Sp.    T'28)  durch   Assimihition. 

un-feftig  »"-,  a-fcettiy:  unangenehm,  , unlustig', 
vom  Wetter  W.  Syn.  itnddig,  Sp.  90.  —  bös-.  ,Sub- 
dolus,  listig,  tückisch,  boshaftig,  bösfätig,  betrieger.' 
Fris.;  Mal. 

Diese  beiden  Zss.  gehören  ohne  Zweifel  zusammen  und 
-fettig  wird  aus  .fertig'  assimiliert  sein:  »unfertiges  Wetter' 
wäre  solches,  bei  dem  man  nicht  ,faren',  reisen  kann,  oder 
, unfertig'  ist  =  bös,  von  Menschen  auf  das  Wetter  fiber- 
tragen; s.  boaferitj,  -fertig  Sp.  9'20.  In  a-  steckt  das  alte 
negative  Präfix   ä- =  ohn- ;  vgl.   änc. 

Vettle"  f.:  altes  Weib  SchwE.;  eine  Art  Hexe  GSev. 
,Ein  zankend  und  klappernde  vetal.'  Kessl.  ,Multarum 
nuptiaruni  mulier  vetula,  ein  alte  vettel,  die  vil  mannen 
verschlissen  hat.'  Fris.  .Die  vettel,  ein  alt  weib,  item 
ein  wöscherin.'  Mal. 

Aus  lat.  , vetula',  altes  Weib.  Die  Angabe:  , fettes  Weib' 
GWa.  kann  zwar  richtig,  aber  nur  zufällig  sein  und  auf  nahe 
liegender  Anlehnung  an  ,fett'  beruhen. 

Vit  VOrte;  Gr;  Sch;  S  —  Genet.  Vite  Gl:  Per- 
sonenn.  1.  Veit.  Da  sitze"  wie  V.  im  Häfeli  (Ineichen) 
bezieht  sich  auf  das  Martyrium  des  Heiligen  dieses 
Namens  im  Ölhafen.  Der  Heilige  wird  angerufen,  die 
Leute  früh  zu  wecken,  viell.  bes.  die  Landleute  zum 
Heuen,  da  sein  Tag  (15.  Juni)  in  die  Zeit  dieser  Arbeit 
fällt.  Heilige  StVi/t,  weck-mi"''  zur  rechte"  Zijt,  nit 
früeh  und  nit  spot,  rveiin  d'  Gloyge  .  .  .  schlöt.  Schild. 
StV.,  StV.,  iveck-mi  i"  dr  Z.,  nit  z' fr.  und  nit  z' S2)., 
'as  i"''  nit  chunini  i"  d'  Not  L.  S.  noch  Rociiii.  A.  K.  189, 
331.  lin  Nachtgebet  der  Kinder  zur  Bewahrung  vor 
dem  Bettnässen:  nit  z'  fr.  und  nit  z' sp.,  iimmcl  dass 
's  i"  Cliübel  I Nachttopf]  göt !  S.  Beziehung  des  Hei-' 
ligen  auf  die  Landwirtsdiaft  erhellt  noch  aus  mehrern 
Bauernsprüchen  (Wetterregeln).  ]Vcnn  's  um  Viti 
riignct,  wird  das  Land  mit  Friichte"  g' segnet.  Ineichen. 
Sant  Vit  bringt  de'  liege"  mit  S.  Mcgnet  es  am  Bar- 
nabas,  so  schirine'd  d'  Trübe"  bis  i'  's  Fass;  regnet 
es  am  Vitstag,  so  regnet  's  einedrissg  Tag.  Sulher. 
StV.  bringt  die  Fliegen  Z.  Älter  ist  die  Beziehung 
auf  den  nach  dem  Heiligen  benannten  ,Tanz',  resj!. 
krankhaften  Zustand:  ..\llo  dise  tänzer  bättend  alle 
scluimni  hinder  die  oren  gscblagen.  wäreiid  luter  all 
toub    und    unsinnig  und  s|irungcMd  Sant  Vyts  reyen.' 


11?,5 


Fat.  fot,  fit,  Vit,  f(i(.  fut 


1136 


HBiLL.  1540;  mifl  auf  die  Landsknechte,  dann  aucli 
Landstreicher:  ,Marx  Sittich,  aller  Brüeder  Veiten 
jirossätti  und  der  Eidgnossen  Hiid.'  ebd.  1572.  —  2.  Vi't, 
David  Bs. 

Der  Kindcrspruch  wendet  das  allgemeinere  Gebet  auf 
das  spec.  Bedürfniss  des  Kindes  oder  trägt  dessen  grösste  Not 
dem  .kindlichen  Märtyrer'  (wie  StV.  heisst)  vor.  Die  An- 
wendung des  Namens  auf  die  Landsknechte  wird  nur  darin 
ihren  Grund  haben,  dass  dieser  Personenn.  in  Deutschland 
damals  eben  so  gemein  war,  wie  bei  den  Schweizern  Heinrich 
[Heini]  und  Rudolf  [Ruedi] ;  vgl.  noch  heute  ,Hans,  Hinz, 
Kunz,  Benz'  in  appell.  Bed.  weit  verbreitet;  s.  Wackern. 
Sehr.  3,  174.  155.  —  Der  Ausdruck  ,die  Vyten  lesen'  i.  S.  v. 
.Einem  herunterkapiteln.'  1483,  Absch.,  ist,  verk.  (od.  ver- 
schrieben?) für  .Leviten'. 

fltteren  iime-f.  G,  auch  -jifitt-  G ;  aScHW :  hin  und  her 
gehen,  bes.  zwecklos.  Syn.  unieschwahkn.  —  Pfitteri 
m. :  unstäter  od.  weichlicher  Mensch  aScaw;  Zg. 

Nahe  vwdt  mit  (ume)fitiichen,  (hin  und  her)  flattern,  -laufen 
(vgl.  auch  ßslen,  ßamen),  anders(;its  aber  auch  mit  .Fittig', 
da  die  Yorstellung  einer  dem  Fliegen  ähnlichen  Bewegung 
mitzuspielen  scheint. 

fittig:    übei'drüssig   RLenk.  —  Tgl.  Anm.  zu  fniiir. 

Bi-Fottle]  s.  Büschoitle.         Fotune  s.  Fortune. 

Föt  SciiMer..  Föte"  (PL)  AaF.;  GoEh.;  ScawE.: 
„seltsame  Einlalle,  sonderbare  Launen  AaF."  Spässe, 
Narrenpossen  (i  oRh.  Leere  Reden  oder  Anschläge 
'ScHwE.    Tücke,  Bänke  ScnMer.    Nei",  du  hast  au"''  F. .' 

Gr.  WB.  4,  1,  42  gibt  ein  seltenes  älteres  ,Fot'  m., 
List,  was  sich  mit  der  Bed.  und  der  Flexion  unsers  W.  wohl 
vereinigen  Hesse. 

Fötel  f.:  anrüchige  Weibsperson.  Si'uww.  18(39.  Uli. 
Ygl.    bair.    ,Füdel',    aach.    ,Futel',    leichtfertige    Dirue; 
s.   auch   ,Füdel'   Gr.   WB.  4,  363  f. 

ge-föttisch  s.  gefödisch  Sp.  683. 

fntter:  Interj.  1.  des  Abscheus:  pfui!  Zu.  Ä  f. 
wie  wüest!  F.  lach  gä" !  lass  unberührt!  Adj.:  Das 
ist  f.;  selten  auch  zsges.  fzittericüest.  —  2.  der  Be- 
teurung.  F.  blö!  Schw.  F.  mas  hm  i''',  tvas  kann  i''' 
noch  tccrde!  Hohn  auf  einen  Eingebildeten  GRChur. 
VgL  auch  fiider  Sp.  683.  —  Per-.  ,Zum  P.  gehen', 
aus  und  draus  SühwE. 

Futw.  aus  frz.  ,foudre',  Blitz,  als  Fluch  gebraucht,  mit 
Schävfung  der  Laute  und  bei  1  viell.  mit  Anlehnung  an 
,pfui',  jjji,  pfitt,  p/utt;  vgl.  futteren  2  und  bes.  pfutter;  oder 
von  dem  frz.  Schimpfn.  ,foutre'  (s.  Gr.  WB.  4,  1  a  1086). 
Zu  Per-F.  vgl.  das  syn.  ,zura  Teufel'.  Per  vidi,  das  lat. 
.per'  in  ,per-ire',  vgl.  per  t/ä",  durchgehu,  durchbrennen; 
oder  aus  frz.  ,par'  (ebenf.  aus  lat.  .per')  =  ,bei'  vor  Fluch- 
üder  Beteuerungsww.,  z.  B.  ,iiar  Dieu'. ■  .Foutre  le  camp', 
sich  aus  dem  Staube  machen,  berührt  sich  wohl  nur  zufällig. 
Blä,  frz.  .bleu',  euphemist.  statt  ,(de)  Dieu'. 

futtere"  Ai>;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  GF.,  0.;  Schw; 
S;  Th;  Z.  fKltre"  BSa.;  W,  pfuttere  GG.,  T.;  ZBaunia: 
1.  Unwillen  über  eine  Person  od.  Sache  derb  äussern, 
schimpfen,  schelten,  fluchen,  poltern,  allg.  Syn.  uf- 
hegeren,  räsonieren,  staUieren,  leid  tuen,  fiskereH.  Zu- 
weilen auch  nur:  brummen,  zürnen,  halblaut  schimpfen, 
unwirsch  antworten  GrD.;  L;  Uw;  Z.  Mitten  im  F. 
mues-i'''  's  Lache'  verhebe"  [zurückhalten]  Z.  Er  häd 
schier  g' futteret,  wo-n-er  [als  ihr]  eso  lang  nid  cho" 
sind  SoiiwMuo.  Er  häd  mit  dem  CItnecht  g'futteret 
und  'ta'  [gezankt]  Z.  Will  's  Gott  ist  er  an  sl"r 
liuew!  ich  immel  [einmal]  voUt  nit  uber-nen  f.  BSa. 
(Schwyzerd.)     Formelliafte    Verbindungen:    .Futteren 


und  mutteren  [brummen]  kann  die  Alte  meinetwegen.' 
ScH  Pilger  1884  ;  satteren  [eig.  =  sieden]  und  f.,  murren 
und  schimpfen  AAZein.  —  2.  Abscheu  äu.ssern.  Er 
het  drab  g'f.  (pfutteret)  GF.,  G.  —  Futterete  f.: 
tadelndes  Reden  UwE.  —  Futteri  m.:  Polterer  GSa.; 
UwE.  —  futterig:  zum  Aufbrausen  und  Schelten 
geneigt  GrD. 

Zw  futteren  ä  \g].  fuiter  1.  Abscheu  und  Unwillen  grenzen 
übh.  nahe  an  einander;  vgl.  die  Interj.  ä.  Nach  der  vor- 
herrschenden Bed.  2  könnte  dem  W.  das  frz.  .foudroyer', 
blitzen  und  donnern,  dann  auch;  eifern  und  schelten,  zu 
Grunde  liegen,  daher  auch  mit  unverändertem  Cons.  fudcren, 
polternd  fluchen,  während  in  futt-  der  Cons.  gemäss  der 
Bed.   verhärtet  wäre.      Ygl.  jedoch   Anm.  zu  fuiter. 

futiere":  1.  (tr.)  Jmdn  ehrverletzend  beschimpfen 
TuTäg.  Schelten:  !''•  la'-mi'''  vo"  dir  nit  f.  B.  - 
2.  (refl.)  sich  um  Etwas  nicht  kümmern  Bs;  BSi. ; 
ScHwE.;  Z;  auch  pleonast.  verdreht,  mit  Negation  Z. 
—  ÜS-:  ausschimpfen,  -schelten.  Er  hed-ne  [ihn]  gar 
Hunds  [arg,  wie  einen  Hund]  üsg' futiert  B. 

Mit  der  an  fremde  Verba  meist  angehängten  Endung 
-iercn  aus  frz.  , foutre'  (lat.  ,futuere'),  verächtlich  behandeln; 
dann  auch  refl.  ,se  f.  de  (ich.'  ^  2.  Vgl.  ge-htjen.  Da  man 
das  Fremdw.  nicht  recht  versteht,  so  konnte  ihm  die  Ne- 
gation aus  der  syn.  deutschen  Verbindung  .sich  nicht  küm- 
mern' zugesetzt  werden. 

fütü  Bs;  B;  ScHw,    futu  W,    futi  AAZein.;  UwE.. 

fudi  AAStauf. ;  ScuSt. :    (nur  in  Verbindung  mit  .sein' 
und  .gehen')    verdorben,    verloren,    , fertig',    hin.    von 
Sachen    Aa;   BEL;   ScnSt.;  SohwE.;  UwE.;  W.     Syn. 
fauk,    futsch,   kaput.     Auch   von  Personen   AAStauf. 
Bs;  Si'uSt. 

Aus  frz.  .fiputu',  rtc.  von  .foutre',  in  der  Bed.  verderben 
(eig.  geschlechtlich  missbrauchen,  vgl.  ijvhijr.n).  Die  Form 
fudi  verdeutschend  angelehnt  an  das  Subst.  Fudi,  Hinterer, 
i.  S.  V.   Veräcbtlichkeit,   Wertlosigkeit. 

fnete":  (unpers.  m.  Dat.  P.)  Einem  wehe  tun,  ihn 
betrüben,  kränken  BG. 

Falls  der  Einsender  mit  ue  nur  trübes  ii  bezeichnen 
wollte,  so  mag  das  W.  aus  dem  bei  futieren  gunanuteu  frz. 
.foutre',  welches  auch  in  dieser  Begriffsentwicklung  dem 
deutschen  i/elnjen  parallel  läuft,  erklärt  werden. 

Fneter  n.  —  Dim.  Füeterli:  1.  Nahrung  des  Viehs 
und  der  Pferde,  allg.  In  eim  F.,  ohne  unterwegs 
einzukehren  (mit  Pferden)  Z.  F.  spare"  rlchet  nid. 
Ineicuen.  Sis  Füeterli  [sein  weniges  F.]  ist  htdd  üf- 
g'hirtet  Z.  ,F.  und  Mal',  formelhafte  Bezeichnung  des 
Unterhaltes  von  Pferden  und  Leuten,  bei  Besuchen 
von  Beamten,  resp.  Vergütung  der  betreffenden  Kosten. 
.[Zürcher  Bürger  dürfen  fremden  Herren  dienen,]  doch 
nüt  anders  dann  umb  ein  zimmliche  besoldung.  kleider, 
f  u.  m.'  lo'22,  Z  Pensionen-Ordn.  ,Dass  dcrjenig.  so 
ganten  lasst.  dem  Stattschreiber  und  Gantnieister  allein 
F.  u.  M.  und  nichts  weiters  zu  geben  schuldig  scie.' 
1611.  Bs  Rip  Mit  einem  weitern  Zusatz:  .Geligcr 
samnit  f  u.  m.'  1531,  Schweiz.  Archiv.  ,F.  u.  m..  nagel 
und  ysen  geben'.  Formel  bei  der  Bestallung  von  Räten 
und  Dienern  des  Abts.  G  Arch.  Bildl.  von  Menschen: 
.Einem  das  f.  weiter  legen',  ihn  strenger  halten,  zähmen. 
Hosi'iN.  Syn.  .den  Brotkorb  höher  hängen.'  —  2.  das 
innere  Belege  von  Kleidern,  doublure.  allg.  Syn. 
Füeteri.  —  3.  Einfassung  von  Kleidern,  ,0b  die 
Ärmel  [des  Hemdes]  weit  sein  sollten  oder  enge  und 
wie  die  Fütterlein  müssten  geschnitten  werden,  ob 
rund  oder  eckig,  sie  musste  auch  das  Mass  von  der 
Weite  des  Kragens  und  der  Armelfütterlein  nehmen.' 


ii;i7 


Fat,  fet.  tit.  tot,  tut 


1138 


Breitenst.  18(!0.  Syn.  lirisli.  —  4.  Polsterung.  ,01, 
alles  Sidelwerk  und  [leJerneV]  Futter  zu  tränken.- 
159.5.  B  Taschenb.  —  5.  Futteral.  Behälter.  Etui. 
iYtHiwf  tia-evi  Chä.stli  das  y.  mit  de"  silbenic"  B'stech'c". 
iMUsTEKi.  .Ein  mit  Silber  besehlagen  Füeterlein,  darin 
ein  Löffel,  auch  ein  Messer  und  Pfriend.'  1550,  Archiv 
Kloster  Eins.  ,Theca:  ein  f.,  darein  man  etwas  ge- 
halt.'  Fris.  ;  Mal.  ..\cerra,  ein  rauchfass,  ein  gehalter 
oder  f.  des  weirauchs.'  Fris.  ,Die  scheide,  f.,  kocher. 
Vagina,  theca.'  Red.  1662.  .[Der  Baselstab.]  welchen 
die  Bischolfe  zum  Zeichen  behalten,  ist  rot,  jener 
[derjenige  der  Stadt]  aber  schwarz,  als  wann  die  Bi- 
schoöe  das  Kleinot  genommen  und  der  Statt  das  F. 
gelassen.'  Wcrstis.  Insbes.  ein  Drechslergerät,  eine 
3 — 4"  lange  Eölire,  welche  an  den  obern  Wendelbaum 
angeschraubt  und  in  welche  zu  lirechselnde  walzen- 
förmige Gegenstände  .eingespitzt'  werden  Aa;  vgl. 
PlaiiscMbc,  Dreh-,  Sjjilzli'Ojjf,  Klemmfueter.  —  Fiie- 
terli:  Papierliülse  zum  Ausfüttern  der  Zapfen  beim 
Zetteln  Z.     Vgl.  füeteren. 

llhd.  inioler  iu  Buii.  1  —  3.  2  aus  1,  indem  (las  F.  das 
Kleid  ausstopft,  wie  diu  Nahrung  den  Leib.  5  aus  '2,  nur 
dass  die  Einfassung  hiev  eine  äussere  ist. 

Über-.  .Hölzernes  Ü.  über  eine  römische  bleierne 
Wasserröhre.'  DHess  1818.  —  Ach  er-:  Futter,  wel- 
ches auf  dem  Acker  gewachsen  ist,  z.B.  Klee,  Wicken, 
Luzerne.  Esparsette,  Runkelrüben  usw.  —  Under-. 
Schtcigermtieter,  's  Tüfeh  U.  S.  —  Ort-:  F.,  das  auf 
rauhen  Bergabhängen  gewachsen  ist  ZO.  Syn.  Ort-, 
Rüchheu.  —  Atz-:  schlechteres,  auf  feuchtem  Boden 
gewachsenes  F.  für  Schafe  und  Pferde  BSi.  Syn. 
Fardel-,  Mad-Heu;  Caretseh;  Lische. 

Vieh-.  .Zu  den  Bestandteilen  eines  vollständigen 
Bauernhauses  gehört  die  Scheune  mit  Vieh-Futter.' 
Gem.  Aa  1844.  —  Fenster-:  Fensterralimen.  .M.  M. 
hat  versprochen,  in  seinem  Kosten  das  Fenster-Fueter 
zu  vertäfelen.  Paniernieister  M.  hat  das  Futter  oder 
die  Raamen  in  den  [Fenster-]  Bogen  gemacht.'  Arch. 
Kloster  Eins.  .Die  F.  von  schönem  Eichenholz.'  1773, 
Z  Staatsarch.  \g\.Tür-F.  —  Für-:  Kleiderfutter  Gl. 
—  Gigen-:  Futteral  einer  Geige,  's  KätherU  isch  uf- 
donneret  g'sl'  und  g'mutzt  [zugeschnitten,  zugestutzt] 
prezis  wie-ne  G.  Bs  (Schwyzerd.). 

Kurz-:  Hafer,  Kleie,  Rüben  udgl.  mit  geschnit- 
tenem Heu  oder  Stroh  vermischt,  Häcksel,  z.  B.  als 
Pferdefutter,  allg.  Syn.  Geleck.  ,Le  ble,  les  legunies 
ou  tout  autre  Kurz-F.,  comme  nos  gens  appellent.' 
1750,  SZellw.  —  kurzfuetere":  (tr.)  Einen  schimpf- 
lich behandeln  ScH.  IJo-vii"''  nit  churzfuetere;  i  stö"  uf 
Schtclzerbode !  APletsch.  1880. 

Klemm-:  Drechslergerät,  ähnlich  wie  Fueter  5, 
nur  dass  hier  der  Gegenstand  durch  Anziehen  einer 
Schraube  festgeklemmt  wird  Aa.  —  G'leck-:  aus 
verschiedenen  Bestandteilen  gemischtes  F.  BSi.  Vgl. 
Kurz-F.  —  „Lang-:  F.  von  Heu  oder  Ämd,  Lische 
usw.",  aus  ganzen  Halmen  bestehend,  im  Gegs.  zu 
zerschnittenem,  , Kurz-F.'  —  Nasen-:  (scherzli.)  1.  Bi 
dere"  Chälti  sö't-men  es  N.  ha".  —  2.  Schnupftabak  Ap; 
GRh.  —  Nest-:  Heu,  das  gesammelt  wird,  um  darauf 
zu  schlafen  BRi.     Vgl.  Bett-F. 

Bocks-:  eine  Art  der  Folterung,  wobei  dem  In- 
kulpaten  die  Hände  zwischen  den  Oberschenkehi  durch 
nach  hinten  gezogen  und  festgebunden  werden,  so  dass 
er  weder  zu  sitzen  noch  zu  stehen  vermag;  noch  184ii 
gerichtlich,  sonst  auch  im  Knabenspiel  angewendet  .\el, 
Schweiz.  Idiotikon  I.  H. 


—  Bei"-:  Stiefel  BO.  ,Caliga;.' Id.B.  —  Bett-:  Heu  für 
die  Lagerstätten  der  Älpler.  Schatzmaxn.    Vgl.  Nest-F. 

Brut-:  .Aussteuer,  Mitgift  Bs.  —  Entstelltod.  umged. 
aus  dem  syn.  Brut-fuvder.    Vgl.  umgek.  Stcin-fuetler  aus  -fueter. 

SÖU-:  Schweinefutter.  —  Stei"-  [Fueder  ZO.): 
Behälter,  Futteral  des  Wetzsteins  L;  ZO.  Syn.  Fueter-, 
Stein-Fass.  Audi  als  Trankgefäss  und  -mass  für  das 
Vieh  (vgl.  Sp.  10.50.  10.54):  .Für  die  Därmwinde  [der 
Külie]  ist  gut  4  St.  voll  Milch  eingeben.'  Arzneibuch 
Zoll.  1750.  —  Wetzstein-:  1.  =d.  vor.  —  2.  dummes 
Weib  L.  Vgl.  Stock.  Die  Sage  von  einem  ,Wetzstein- 
fueterraannli'.  einem  Erdmännchen,  das  nicht  grösser 
als  ein  W.,  aber  riesenstark  war,  s.  Lüt.  Sagen  S.  487 
u.  EsTERM.  Rick.  188'2,  S.  180.  —  Stande»-:  allerlei 
Abgang,  der  in  einer  , Stande'  [Bütte]  gesammelt  wird 
zu  Schweinefutter  Th.  -  Tür-:  Einfassung  der  Türe 
Gr;  Z.  Vgl.  Fenstcr-F.  —  'Awischen  (ZrcilschetJ- : 
Fütterung  zw.  Anfang  und  Ende  einer  Fahrt,  allg. 
Essen  zwischen  den  regelmässigen  Mahlzeiten  Bs. 

Fueteräschi  n.:  Nahrung  für  Menschen  und 
Vieh.     F  Trägete   [tragbare   Menge]   F.    1  (Spillm.). 

Dem  syn.  Furaschi,  frz.  ,fourrage'  nachgebildet,  dessen 
Stammsilbe  aber  selbst  aus  dem  deutschen  W.  (ahd.  ,fuotar') 
zsgezogeu  ist. 

fuetere":  1.  das  Vieh  im  Stall  füttern,  ahs.  od. 
tr.  (allg.);  in  Uw;  Z:  den  Pferden  Futter  geben,  da 
vom  Vieh  hirten  gebraucht  wird,  wie  auch  in  BSi. 
Inbegriffen  ist  in  GA.  die  ganze  Pflege  des  Viehs  vor 
und  nach  der  Fütterung;  also  das  Schroten  des  Heus. 
das  Melken,  Misten  und  Streuen.  Uf  de"  fab-'emj 
Buch  f.,  auf  Zu-  oder  Abnahme  des  Bauchs  zielend, 
je  nach  dem  Zweck  des  Verkaufens  GrD.  —  2.  (abs.) 
das  Viehfutter  verwenden,  den  Vorrat  desselben 
verbrauchen,  nutzen.  ,Sie  zogen  im  Jänner  nach  S., 
um  dort  auf  ihrer  Liegenschaft  zu  f.'  LE.  —  3.  „Futter 
für  das  Vieh  einsammeln  BO."  Furragieren.  im 
Krieg.  ,Uf  Laurentii  führend  durch  den  fürt  ob  300 
mannen  gen  fuoteren.'  HBull.,  Tig.;  s.  Fueteri.  — 
4.  Menschen,  bes.  Kindern,  zu  essen  geben,  's  Ching 
z'  hert  [zu  viel]  f.  BU.  Wenn  si  isst,  so  fueteret  si 
Ziceu,  von  einer  Schwangern  L  (ganz  wie  in  Göthe's 
Faust).  —  5.  viel  essen  Gl;  Z.  —  6.  st.  füeteren. 
E  g'fuetercii  Schlutte  [weite  Jacke]  Sch  (Kirchh.). 
Bildl.  aufschneiden,  der  Wahrheit  einen  Zusatz  geben. 
Spreno  (gleichsam  ausstopfen).     Vgl.  füeteren  4. 

Mhd.  vuolein,  Futter  geben,  F.  holen.  —  Zu  6.  Auch 
nilul.  wird  vuot-  z.  T.   mit  viiet-  vermischt.     Ebso  bei  Fueteri. 

i°-:  das  Vieh  im  Stall  füttern,  statt  es  auf  die 
Weide  zu  treiben  Ap.  Vgl.  Intränken.  —  er-:  1.  satt 
füttern,  von  Vieh  Gr;  genug  zu  essen  geben,  von 
Menschen.  Me"  mag-ne'  nid  e.  {(f fuetere")  Gr.  ~ 
2.  durch  Füttern  (Mästen)  Etw.  gewinnen.  /■"*  cJioufc 
jung  Chile,  für  Öppis  z'  e.  BG.  —  ü  s  - :  vollends 
mästen.  Wil  dr  Tschutt  [mit  Kuhmilch  ernährtes 
Schaf]  bttUafeisst  ist,  tätend-nier  [wir]  besser,  na  [ihn, 
es]  z'  metzga",  a's  Ha"no'''  unter  usz'f.  Gr  (Schwyzerd.). 

—  ver-:  als  Futter  verwenden,  z.B.  ds  Heu  ufern 
Stal  mit  dem  Fe'''  c.  Gii.     Syn.  üs-,  er- f reizen. 

Fuetcrer  in.:  1.  Futterknecht,  der  das  Vieh 
füttert  Ar.  —  '2.  Todtengräber.  Abdecker?  .MHh. 
habend  sich  vereint  [entschlossen],  dem  f.  von  den 
ehegruben  ze  räumen  nit  melir  ze  gi?bcn  dann  4  Schil- 
ling des  tags.'  SiAnTii.  Wthur. 

Mild,  rniiimure,  der  Futter  gibt  oder  sucht  oder  damit 
handilt.         In  Wtliur  war  das  Kciuigon  der  Kloaken  zwischen 

72 


1139 


Fat     fu(.     Patscli—futsch 


IHO 


doli  Hiuiscrn  viell.  eiiieui  offcDtliclien  Vieh-  oJ.  l'ferdukiioclit 
übertragen;  anderwärts  lag  es  freilich  den  ohgenannteu  Ge- 
werben ob  und  der  Tudtengräber  künnte  mit  Bez.  auf  das 
auf  dem  Todtenacker  wachsende  Futter  obigen  Namen  er- 
halten  haben. 

Fueteri,  Füeteri  I  f.:  I.Fütterung,  Weide.  ,Pro- 
pellere  in  pabulum,  auf  die  füetere  treiben.-  Fris.  — 
2.  Furragierung,  im  Kriege.  .Eines  Tag.s  sind  unser 
Gesellen  uf  ein  Füetrin  gangen.-  1444,  Gfo.  , Etwas 
Gesellen  sind  uf  die  Füetri  gefahren.'  ebd.  ,Dry  tusent 
welscher  knechten  one  iren  schaden  durchzelassen  ins 
Grieniger  ampt  uf  die  füeteri.'  1531,  Strickl.  ,Das 
die  landskneeht  uf  fuotory  gangen.'  Kessl.  ,A1s  man 
vor  Waldshut  lag,  wurdont  die  unsren  uf  ein  tag  uf 
die  füetre  züchen  und  wellen  füetren  zuo  ross  und 
fuoss.'  EuLiB.  —  3.  Futter.  ,üie  fynd  haltend  grossen 
mangel  an  der  fuoteri,  wölkend  darunib  herüber  zie- 
hen, fuotery  zu  reichen  [holen].'  HBcll.  Tigur. 

fueterig:  leicht  zu  füttern.  1.  von  Tieren  (Kühen), 
die  gern  fressen  Gr;  G  oRh.;  dafür  ring-f.  Z.  —  2.  von 
der  Nahrung,  z.  B.  Heu :  nahrhaft,  ergiebig  Gr. 

Fueteri"g  f.:  1.  das  Füttern  GrL.  —  2.  das 
Futter,  ebd.  —  3.  ein  Mass  Futter;  3  ,Ledi'  machen 
eine  F.  TuTäg.  —  4.  Furragierung.  ,Er  wert  den 
unisehweifenden  Helvetiern  das  rouben  und  die  fuo- 
terung.'  JJRüeger.  —  5.  die  Gesamnitheit  des  Viehs, 
.  sofern  man  es  zu  füttern  hat  Gr  (B.). 

G'füeter  n.:  allerlei  Futter,  z.B.  für  die  Schweine 
Gr.  D's  G.  zerzetten  [verstreuen].  B'  Schwl"  chnat- 
schend  d's  G.  z'sämme".  Keis  p'rüsts  G.  Imn-i  me  und 
7nuess  e  Schwisutt  niache".  Schwyzerd.  Schorr  das 
Gazicht  [Ungeziefer]  nid  Uta  V  tmder  'm  G.  ebd. 

füetere":  1.  (Kleider)  füttern,  allg.  Bildl.  iron.: 
Einen  f..  ihm  den  Text  lesen;  ihn  beim  Schwingen 
werfen;  bestechen  (ihm  Etw.  in  die  Tasche  stopfen) 
BHk.,  dafür  Ei"m  d'  Hose  f.  Scmtn.  —  2.  (einen  Ufen) 
inwendig  auskleiden;  (einen  Graben)  ausmauern.  ,Uer 
gfüetert  grab.'  Vad.  Zapfen  f.,  die  Öffnung  derselben 
durch  eingelegte  Papierhülsen  enger  machen,  wenn 
sie  für  die  durchzusteckende  Spindel  zu  weit  ist  (beim 
Zetteln)  Z.  —  3.  (Wein  mit  Wasser)   mischen   GWa. 

—  4.  bildl.,  im  Erzählen  dick  auftragen,  hinzudicliten, 
doubler  Gl;  vgl.  fueteren  5:  auch  tr. :  ausstaffieren, 
ausschmücken,  erdichten,  übertreiben.  ,Pacis  imago. 
ein  gefüetereter  oder  erdichter  frid.'  Fris.  ,Uass  das 
Wunderwerk,  so  der  Capuziner  angezogen,  trefflich 
von  H.  G.  gefüteret  worden.'  Fisi  1696.  .Das  Exempel 
der  Quietisten  beweist  es  klar,  welches  ich  nicht  ge- 
füteret, auch  nicht  aus  der  Zürich-Zeitung,  sonder 
aus  sonderbar  [eigens]  getruckten  Bücheren  habe.'  ebd. 

—  an-:  anfangen  zu  mästen.  .Angefütterte  Schweine.' 
BsLd. 

Füeterer:  (PI.)  furragierende  Kriegsleute.  14G8, 
Absch.     S.  fueteren  3. 

Füeteri  11  f.:  1.  Kleiderfutter  Bs;  Gl;  Gr;  S; 
Uw;  Z.  E  Strof  [Plage],  was  das  für  Hose"  sind!  Denn 
icie-n-i'''  scMüf  und  wie-n-i'''  zieh,  Se  cliumm-i'''  nw  i" 
d' F.  ie.  Stutz.  .Unser  Herren  wellent,  dass  ein  jeder 
syne  hosen,  so  vor  zerhowen  sind,  ganz  vormache  und 
nit  me  schlechtlich  wider  uf  die  f.  näyge  [nähe].' 
1526,  Egli,  Act.  ,4  Ellen  grauw  Zwilchen  zur  F.' 
1676,  Hotz,  Urk.  —  2.  Eingeweide,  .das  innere  Belege 
des  Leibes'  Z  (mehr  nur  scherzh.).  T>'  F.  ist  dem 
Jioss  useclin.   der  Ihirm   ausgetreten.  —  3.  Einem  nit 


(od.  chiim)  d'  F.  gc" :  bei  Weitem  niclit  gleich  kommen, 
nicht  gewachsen  sein,  nicht  genügen  B;  S;  Z.  Das 
git  nid  d'  F.,  reicht  lange  nicht  aus  Z.  ,Uie  Ätigen- 
kilbi  bildet  nur  das  Vorspiel  zur  Schnottwyler  Kilbi 
und  gäbe  ihr  chüm  F.'  Schweiz  1862.  Auch  mit  ,sein': 
Er  ist-mu  [ihm]  nit  Fietri,  Syn.  er  hat  NU  z'  im  W. 
—  4.  Aussehen.  Syn.  Gatti'g.  E  F.  mache",  ein  Aus- 
sehen haben;  auch:  Miene;  Syn.  Lasche  Aa;  Bs;  S;  Z. 
Von  Jemand,  der  wegen  Krankheit  schlecht  aussieht: 
Herr  Jeses,  was  machst  du  für  e  F.!  Es  macht  rke 
[keine]  gueti  F.,  es  sieht  schlecht  aus.  Ke  hüsi  F. 
machen  erklärt  Suterm.  mit  .Glück  haben'.  Wenn 
Eine''  si"''  nit  freue"  cha"",  So  7nuess  er  hösi  F.  ha' 
B;  L  (viell.  mit  Bez.  auf  das  Gewissen,  das  Inwendige 
des  Menschen;  vgl.  .unter  dem  Bru.sttuche'). 

Hose"-:  (bildl.)  Geld  Bs;  S.  Festi  (od.  e  gueti)  H. 
Söttigi,  wo  [solche,  welche]  hesseri  H.  hei',  vornehmere, 
reichere  Leute.  Schild. 

Füeteri"g  f.:  1.  Fütterung  und  Futter  v.  Tieren 
und  Kleidern  Bs.  —  2.  =  Fueteri,  -i'ij,  Furragierung. 
Eidg.  Defens.  1629. 

füeterlen:  (traulich)  den  Kühen  Futter  reichen  .Ai'. 

füetig:  Steigerungsadv.,  sehr,  ungemein  ScnSt.  — 
Wahrsch.   aus  fiirrhtitj  oder  aus  w'üctUj. 


Fatsch  -  futsch.     Vgl.  auch  die  Gruppen  Fasch  usw., 
Fa><t  usw.,   Fatz   usw. 

Fatscli  BBe.,  Fatsch  I  B;  Gr;  „GG.";  Schw  {■^-), 
„Fäsch  B;  LE."  —  m.:  1.  das  dichte,  weiche,  fette 
Gras  um  die  Hütten  der  Vorsassweiden,  wo  gedüngt 
wird,  im  Frühling  abgeweidet  und  Ende  August,  wenn 
man  von  den  Bergen  wieder  in  die  ,Vorsässe'  zurück 
kehrt,  gemäht  und  zu  Heu  gemacht.  Den  Hauiit- 
bestandteil  desselben  bilden  verschiedene  Arten  des 
Rispengrases,  wie  poa  annua  und  p.  alpina.  Das  junge, 
üppig  keimende  Gras  wird  von  den  Schweinen  gerne 
gefressen  und  auch  etwa  für  dieselben  geschnitten, 
später  aber  wird  es  trocken  und  saftlos  BO.;  Gr.  Syn. 
feissts  Gras,  Spitzgras;  Wasem.  —  2.  ^Fäsch,  kurzes, 
dichtes,  in  einander  geschlungenes  Gras,  wie  es  hie 
und  da  auf  hohen  Bergen  und  Triften  [Fäschfäi,  vgl. 
Sp.  745]  gibt  B;  LE."  —  3.  eine  Art  schlechtes  Berg- 
heu, aus  Gräsern  bestehend,  welche  in  Büscheln  od. 
dünnen  Beständen  auf  den  höchsten  Felsenköpfen 
wachsen,  wo  wenig  Erde  liegt.  „Kurzes  Riedgras, 
carex  acutus,  das  nach  dem  Abweiden  der  Alp  noch 
übrig  bleibt  und  als  Streue  gesammelt  wird,  obgleich 
es  sehr  stechend  ist  L;  GG.;  ScnwMa."  Syn.  Nätsch. 
—  4.  „Bergwiese,  die  nur  je  im  2.  Jahre  gemäht  wird 
Gr."  —  5.  Hühnerfennich.  panicum  crus  galli  SciiwMa. 
Syn.  Fensch,  Fench,  Fänisch.  —  „falschen",  fätsch- 
nen:  den  F.  (s.  bei  1)  einsammeln  BSi.  —  fätschig: 
mit  F.  bewachsen  BHk.;  „GG.;  ScnwMa. ■• 

St.,  der  Falsch  und  FuihcIi  angibt,  ghaubt,  unser  W.  mit 
Fachn,  Fax,  Sp.  655,  vwdt,  und  allerdings  zeigen  die  Bcdd. 
manches  Übereinstimmende.  5  hängt  aber  offenbar  zusammen 
mit  FSmeh,  Sp.  8:34;  s.  Fromm.  Ztschr.  7,  378  f.;  die  gras- 
artigen, scharfen  Blätter  des  Fennichs,  der  die  Nähe  der 
Misthaufen  als  Standort  liebt,  lassen  die  Annahme  einer 
Verwechslung  wohl  zu. 

falsch  Ndw.  fät,'!ch  BSi.;  GrV..  fotsch,  fotscheli 
üwE.:     Lockruf   für    die    Schweine.    —    Fatschi  1, 


1141 


Fatscil    futsch.    Fax  -fux 


1142 


Faseln   (Dini.  Fa(tjschli)   Nnw,    Fiitsdii   B.Si.;    T,E. 

—  n.:  Ferkel. 

Krsteros  ein  Natuilaiit,  welcher  beim  Fressen  entstellt, 
I.ot/tcres  davon  abgeleitet?  Eher  umgekehrt  die  Interj.  vom 
Siilxt.  Mligel.  u.  dieses  aus  Fri-iwlii  (s.  Firli  Sp.  i)'21)  verderbt. 

Katsclii  II:  Nbf.  zu  (Bruiler)  Fritschi  (s.  d.).  ,Wie 
die  Hasler  den  Luzernern  den  Bruder  Fatzschin  ent- 
führen und  diese  ihn  mit  Uri,  t5chwyz,  Unterwaiden 
und  Zug  wieder  holen.'  1508,  Ochs  (nach  den  Bs  Rats- 
büchern). —  Eig.  ,raschi"g'  personificiert,  die  Form  an  die 
des  Namens  , Fritschi*  angelehnt. 

Fätsch  II  usw.  s.  Fäsch  usw. 

Vätscherin  s.  W-.        fätschnen  s.  fatsclicii. 

Fäntsoli  Aa;  Ap;  Gl;  G;  Sch;  SoHwMa.;  Z, 
Fäutschf  I  Gr,  Fäusche  Gr  (Camenisch),  Fäuze 
(-&•-)  BSi.  —  ni.  Gl,  sonst  f.:  1.  Hündin,  ,Petze'  Aa; 
Ap;  Gl;  G;  ScnSt;  Z.  Er  ist  u-eder  Hund  no'''  F., 
ganz  unzuverlässig-,  unentschieden,  untauglich  (eig. 
ein  Zwitter).  Sprw.  ,Hündin,  bräkin,  fiiutsch,  zaugg, 
titl'e,  fenne,  zeuk:  canis  foeniina.'  Eed.  1662.  Syn. 
Lüiitsch;  Metz.  —  2.  gemeine  Dirne  Ap;  BSi.;  Gr; 
GRh.,  T.;  SoHwMa.;  Z  ij)im.  Fnutschli).  Syn.  Luenz. 
-  3.  schlaues,  altes  Weib,  Hexe  GnStAntönien.  — 
4.  =  Fötsch,  s.  d.  —  A'wdt  mit  ,Fut'.  —  Zu  .Fentschen- 
bach'   vgl.   .Hundsbach'. 

unime-fäutsche"  (-fäuze" BSI):  1.  herumschwei- 
fen wie  eine  Hündin  BSi.;  Schw'E.;  auch  von  Menschen. 

—  2.  C-fautsche")   gedankenlos  sich  herumtreiben   Gl 
(Schindl.). 

Fäutsche  II  s.  Fötsche. 

Fetscil  ni. :  (meist  mit  dem  Epitheton  ,arni')  be- 
mitleidenswerter Tropf,  z.  B.  von  einem  verstümmelten 
oder  beschränkten  Menschen,  mit  dem  Nbegriti'  der 
(iutmütigkeit  Gl  u.  (ehemals  Glarn.  Landvogtei)  GWe., 
woselbst  es  auch  als  Familienn.  vorkommt. 

Viell.  zu  bair.  ,Feggs',  der  Blödsinnige;  viell.  aber  ein 
appellativ  gewendeter  Personenn.  mit  der  in  Gl  beliebten 
Form  der  Geringschätzung  (vgl.  Frilueh,  Fridoliu;  Pelmli, 
Peter),  etwa  .Felix'.     In  ZTöss  gibt  es  einen  .Fetschenrain'. 

Fletsche  f.:  Hefe  W.  —  lt. /eccm,  ehurw. /(■«.■/i«,  aus 
lat.   ta:x. 

fi'tschen.  .Concursatio  et  contentio:  das  umbhin- 
laufen  und  fachten  umb  etlicher  geschälten  willen, 
das  hin  und  her  fälschen.'  Fris.  (Mal.) 

Vgl.  fiuchm,  futschen  u.  Gr.  WB.  3,  1363.  l.ifii).  Viell. 
Intensivbildung  von  /ecken;  vgl.   das   Folg. 

ver-fctsclie":  zerfasern,  zerfetzen  Gl. 

Wenn  Ebels  Angabe:  ,/'V(«cä,  Flügel',  begründet  ist,  so 
wäre  unser  Wort  eine  Neubildung  aus  dem  syn.  ver-fechen 
(Sp.    731). 

„Fitscli,  Dim.  -li:  Person,  die  in  steter  Bewegung 
ist;    Schmeicheln,  kleiner    Kinder    Z."    -    Von  ßischen. 

Ge-fitsch  n.:  1.  Gehetze,  unruhiges  Hin-  und 
Herlaufen,  Auffahren  von  einem  Sitze  zum  andern 
BsStdt;  Gl.  —  2.  (concr.)  Person,  die  nirgends  Ruhe 
hat,  wie  absichtslos  sich  immer  bewegt,  bes.  von 
Frauenzimmern,  ebd.    Syn.  Fegnest. 

(umme-)fitsche"  (-fitze'  L):  1.  ..hin  und  her 
flattern  wie  ein  Schmetterling,  hin  und  her  laufen, 
bes.  viel  zur  Türe  aus  und  ein  springen  Gr";  unruhig 
auf  seinem  Platz  hin  und  her  rutschen,  wie  die  Kinder, 
reiben  Gl;  Gr.  Vil  F.  git  bösi  Hose",  unruhiges, 
wechselvolles  Streben  od.  Umziehen  schädigt  die  (Jko- 


nomie.  Syn.  ummefegen.  —  2.  müssig  herumschlendern, 
herumvagieren  L;  Sch.  —  S.  =  pfitzen,  pf ätzen. 

ver-fitsche"  Gl,  fitschge"  GrHc:  durch  Rei- 
bung abnutzen,  z.  B.  ein  Kleid.  —  Intensivbildnng  zu 
fiijijen  Sp.    714. 

Fitsch ersehe  s.  Flitterschen. 

fitscllig:  unsicher,  zitternd  und  eng  (geschrieben) 
GStdt.  Syw.fiser(ljig.  —  Vgl. /ito«  tt  u./tzcd'i/,  auch /«ei-f«. 

fotsch  s.  falsch. 

Fötscli:  Ferse  Zo.  Vgl.  Fötsche.  —  Vgl.  , Fotsch'  als 
Beiname.    1.53.5,  Sch  Ratsprot.   und  den  dortigen  Familienn. 

fotsclile":  (m.  D.  P.)  delicat  behandeln.  Si  f.  dem 
Chind  vil  z'  vil,  sie  entsprechen  seinem  Willen  viel 
zu  sehr  BSi.  Syn.  hatschlen.  —  ver-:  verhätscheln, 
verweichlichen,  ebd.  F  verfntsclüets  Chind.  —  Zu 
.losch',  faul,   mürbe.   Gr.  WB.  4,  1  a,  Sp.  41. 

g'fötsch  s.  gefüdisch  Sp.  683. 

FÖtsclie  ScHwE..  Muo. ;  S,  Fäutsche  TuSchlatt., 
Fetsche  GSa.  —  m.  Schw,  f.  G:  aus  Tuchenden  ver- 
fertigter, mit  Wolle  getütterter  Winterpantoff'el;  etwa 
auch  alter  Pantolfel.  Syn.  Fink  II,  Giinsche.  Yg]. Fotsch. 

futsch  (2>f-  Ndw):  for't,  aufgebraucht,  unwieder- 
bringlich verloren,  z.  B.  Geld.  3  bis  3  Filnfedri/ssgler 
[Fünffrankenstücke]  sind  f.  Gotth.  Vernichtet,  zu 
Grunde  gerichtet,  zerbrochen,  gebrochen,  verdorben, 
unbrauchbar;  in  phys.  u.  moral.  S.;  gemein  für  .todt' 
oder  ,dem  Tode  nahe',  von  Menschen  und  Tieren, 
allg.  Syn.  fauTc,  futtü,  hin,  kapores,  kaput,  rams.  Das 
Haus  ist  f.,  abgebrannt,  oder  auch  bloss  unbewohnbar 
UwE.  D'  Böni  sind  f.,  wenn  sie  im  Frühling  erfrieren 
BSi.  Häufig  formelhaft  allitt.  verbunden  mit  .fertig'. 
F.  gä",  werde",  bankrottieren,  in  seinem  Handel  zu 
kurz  kommen  W.  —  \g].fitiiii;  docli  cbor  fitudun  (fnisclicn). 
S.  auch   Gr.  WB. 

„Futscheli  n.:  Füllen,  junges  Pferd  B.'  —  Wohl 
von   Füll!,   in  Anlehnung  au   Cliucltclieli  u.  ä. 

..futschen"  =  fit.schen  Gl  wird  für  die  heutige  Gl 
M.\.  in  .\brede  gestellt,  dafür  fitschen  (s.  d.).  Kircuii. 
S.  176  u.  360  jedoch  hat  ebenf.  futschen  in  dem  unter 
fitschen  citierten  Sprw.    ■     Intensivbildung  zu  Jucken. 

Fiietsche  f.:  liederliches,  unordentliches  Mädchen 
GRThusis.     Syn.  Hutsche.     Vgl.  Fäutsch. 


Fax,  fex,  fix,  fox,  fux. 

Vgl.  auch   die  Gruppen   Fm-hx   usw.,    Falz   usw. 

Bier-Fax  m.:  Meistergeselle  in  einer  Brauerei. 
Überbrauer,  Geschäftsführer  Aa;  Bs.  Auch  Brauer- 
knecht überh.  AABb.   —  Frz.  fux. 

Spinti-Fax:  Possenreisser  Aa. 

Einer  der  .Faxen  ansspintisiert  [auskliigelt|'.  Vgl.  bair.- 
östr.  Fex  (Fax.  Fromm.  2,  341)  und  Gr.  WB.  bei  Fach», 
Fe.c  und  Feix. 

Faxe"  (PI.):  1.  Spässe,  Possen,  Tücke,  drollige 
Streiche,  Neckereien,  Vorspiegelungen.  Spielereien, 
allg.  Syn.  Gespü.sen.  Willt  dii-m'r  öppe"  noch  F. 
muche',  sagt  man  etwa  zum  Pferd,  das  nicht  gehorchen 
will  BSi.  .Hielt  es  für  F.  und  Flausen.'  Gottu. 
.Krunnne  Sprünge  und  Känke,  um  Jmdn  aufzuziehen 
oder  zu  täuschen.'  Spkkxc;.  —  2.  Grimassen,  Ver- 
zerrungen, auffallende  od.   hicherliche  Geberden,  allg. 


1143 


Fax— fiix.    Fatz-futz 


1144 


E-n-er  allemöl  d'  Gichter  übercliunnt,   macht  er  gar 
g'spässigi  [sonderbare]  F.  Sch.     Syn.  Gabriole". 

Bair.  Fachsen,  dass. ;  s.  auch  Fromm.  2,  341  u.  5,  227, 
und  vgl.  Fatz,  faizRii,    Fatzikus,   Fexen. 

Pex(li")  111.:    Maiin.sn.,  Felix.   XVIII..  Baukencksi-r. 

Vexiitz  (Vexar.  Spreng)  in.:  Spass,  Scherz  Xv. 
Sc^nSt.;  'A.  Ea  ist  (nw)  us  V.  g'scheh.  Du  eicige 
Hagel!  Was  seist  [sagst]  au''' da!  Jetz  muest  du  him 
Eid  a«<-''  helfe"  trinl;e"  tcege"  dlm  V.  XVIII.,  Bauren- 
CESPR.  ^  nu''  xciigc  dem,  tcas  d-u  jetz  g'redt  hest.  ebd., 
1.  Redaktion.  Heb  's  aber  nüd  ungern,  's  ist  nW  V. 
Stutz.  , Damit  es  [an  dem  Hochzeitabend]  nit  vil 
g'scher  [Lärm]  und  v.  gab,  verbarg  ich  mich  in  meins 
vatters  kammeren.'  FPlatt.  1612.  ,Dicere  alicjuid  jier 
jocum,   in  schimijf,   vexat  sagen.'    Denzl.  1ü77;  1710. 

Lat.  ,vexatio',  Plage,  Belästiguug  durch  Spottredeu. 
Neckerei.  Wegen  des  vertauschten  Geschlechtes  des  W.  vgl. 
VuUlatz,  Sentenz  u.  a.  —  ,Vexar'  ein  Schreih-  od.  Lesefehler? 
oder  eine  aus  ,vexieren'  ahstrah.   Bildung? 

vexiere":  1.  quälen.  ,Du  muost  mit  fasten  hart 
V.  dyn  zarten  leib.'  Com.  Beati.  —  2.  (intr.)  spasseii. 
scherzen,  nur  dergleichen  tun  Bs;  B;  Schw;  S;  Zcj;  Z. 
Ach,  de  vexierst,  es  cha"'-der  nüd  ernst  st',  i'"''  g'seh, 
de  lachist  hinnen  im  Mid.  Stütz.  Formelhaft,  auf 
ungläubige  Fragen  oder  verwundernde  Ausrufe:  «"- 
g're.riert!  B;  ZU.  I"''  glaube,  Si  vexiere-d,  i''- müesst- 
mi'''  ja  schäme"  [d.  h.  wenn  es  wahr  wäre].  MUsteiu. 
S.  noch  bei  Fasel.  —  3.  (tr.,  auch  üs-r.  W)  durch 
Scherz  zum  Besten  halten,  täuschen,  aufziehen,  sticheln 
Bs;  L;  W;  Zo ;  Z.  Syn.  füppelen,  fuxen,  fötzelen. 
Cha""sch  mache",  wie  de  icitt,  v.  lon-i"''  mi"''  nit.  EKko.n. 
,Die  Jungen  aber  lachten,  als  sie  den  Alten  seine 
Freunde  so  v.  hörten.'  Landw.  Woohenbl.  1847.  Du 
Vexier- Sakermenter!  als  Verwünschung,  ebd.  Und 
d'  Frau  Vre  macht  Auge"  und  meint,  me"  well-si  v.; 
g'seht  si  denn  aber,  dass  's  Ernst  ist,  so  freut  si-si--'' 
über  de"  Handel.  Müsteri.  ,So11  darum  [wegen  der 
Messe]  nieman  den  andern  verachten,  v.  noch  ver- 
spotten.' 1529,  Strigkl.  ,So  tuet  die  lörch  [Lerche] 
mit  irem  g'schwätz  die  ander  [Vögel]  all  v.-  ca  Inßo, 
WWack.  18G9.  ,I)as  Bad  habe  ein  eigen  Gericht  und 
Badrecht,  gemäss  welchem  keiner  den  andern  wegen 
der  Religion  v.  noch  schelten  dürfe.'  1567,  Absch. 
,Dessglyclien  mängklich  sich  des  sehr  übel  anstendigen 
glächters  und  vexierens  enthalten  soll.'  1035,  Z  Mand. 
.Dieweil  ich  ihn  vexiert,  er  habe  nur  ein  Hasen  mit 
so  vielen  Hunden  gefangen.'  Heut.  1058.  —  4.  (tr.) 
Jmdn  freundlich  ausförscheln,  zum  Geständniss  von 
Herzensangelegenheiten  bringen  TuTäg. 

Aus  lat.  ,vexare'  (frz.  ,vexer'),  plagen,  ärgern.  Vgl.  die 
Ciinii)p.    Vexier-Glan,  -SchioHfi,   -Werch. 

Fexe"  f.:  Fee.  AvHaller,  It  Rochh. 

Vgl.  bair.  Feckin,  Fach«,  Fex  m.  hei  Gr.  WB.,  u.  Zeitschr. 
f.  d.   Phil.    1871,  S.  331  ff. 

Fix  s.  Felix  Sp.  772.         Wunder-Fix  s.  -Fitz. 

lix  Aa;  Gl;  L;  Sch;  Z,  g'fix  G  oT.,  flix  Aa,  gflix 
GF.,  G.:  1.  schnell,  hurtig,  behende,  flink,  tätig,  allg. 
Hellauf  SiHwE.  ,0b  dem  Ring  soll  ein  Fläschlein 
oder  Krüglcin  von  Öl  hangen,  den  Hauen  der  Mus- 
(lueten  darmit  gefix  [geschmeidig,  leicht  bewcglicli] 
zu  machen.'  Kriegsb.  1044.  —  2.  {fix,  neben  flix  Aa) 
fertig,  mit  diesem  W.  formelhaft  verknüpft,  wie  nhd. 
allg.  —  3.  glänzend,  schmuck  ausstaffiert.  Us.<ie'  f. 
und  inne'  Nix.  Sprw. 


Ableitung  aus  dem  lat.  ,fixiis'  ist  zweifelhaft,  da  diesem 
und  den  romanischen  Abkömmlingen  die  Bed.  .schnell'  fehlt. 
Sanders  hält  es  mit fickeu  zs.,  aus  dem  es  dann  gebildet  wäre 
nach  Analogie  von  fugn,  an  welches  sich  die  Form  ßU-  an- 
lehnt, wenn  nicht  an   , flink'. 

fixe"  I:  1.  fertig  machen,  heraus  putzen  Ap;  L. 
Er  ist  g'fi.ct  und  g'wi.i:t  [gewiclist].  Imperativisch  im 
Sprw.:  Er  ist  davon  gegangen,  no'''  fi.r-mi''',  nff''  lix- 
mi'''',  ohne  ein  Wort  des  Dankes  L.  —  2.  ausklügeln  W. 

1.  Lex  (iffenbar  dem  Anklang  zu  Liebe  aus  ,leck'  um- 
gebildet. Bed.  2  erinnert  au  ünyejilzt  (s.  d.);  doch  vgl.  auch 
fi>i-/.   und   -ßaten. 

„fixen  II,  pf-  LE.";  ÜBw^  pßxeti  UwE.:  niesen. 
Synn.  /luxen,  jjfachen,  pfäggen,  pfägsten,  pfa.ren, 
pjlu.ren,  pfitzen,  pfätzgen,  pfnitzen  —  alles  Schall- 
wörter. 

„US-:    ausspötteln  LE." 

Viell.  zu  ßtzen:  doch  passt  es  auch  zu  _/ucn  //,  da  ein 
erzwungenes  Niesen  Hohn  bedeutet;  Übrigens  möchte  vexieren 
Furm   und   Bed.    beeinfiusst  haben. 

fixen  III    s.  fitzen. 

Fnx  m.:  verwittertos  Heu  von  rötlicher  Missfarbe 
GfiPr.    —    Eig.   ,fuchsruf. 

fnx.    Es  ist  u-ie  f.,  im  Augenblicke  verschwunden 

WV.    —    Vgl.  fitachen    und  /mach. 

fuxen  I,  Fuxer,  gefuxet  s.  fuchsen  usw. 

faxen  II:  stürmen  und  schneien,  nur  verbunden 
mit  j/i«.icM  (s.  d.)  und  nach  ihm  gebildet  BHk.,  Si. ;  Uw. 
Er  meint,  tve""  's  nüd  grüseli  fuxi  und  gu.ri,  so  sei  's 
nüd   Ji"ii-'etter. 


Fatz,  fetz,  fitz,  fotz,  fntz. 

Vgl.   auch  die  Grujipen   Fniach   usw.,    Fii.c  usw. 

Fafz  m.:  Spott,  Hohn.  ,Was  wäre  das  [der  Ehe- 
bruch] anders  dann  ein  f.  und  ein  spottV  ja,  ein  falsch 
und  betrug.'  Zwingli.  ,Vil  trybend  iren  f ,  gspött  und 
glächter  damit.'  HBull.   1540.     Abi.  fatzen. 

vatz  s.  ivatz. 

Pazzelet  GRArosa  (Fazzolet),  S.,  Tschapp.  (e),  Val., 
-li  GlH.  (e),  S.  Ce);  GnChur,  Landq.,  ObS.  (e),  Churw. 
(-edli);  W,  Fazzenet,  meist  -li  kk  (-edli);  kv  (-edli, 
-eth);  Bs;  B  (Si.  -c-);  VOrte;  GfiChur,  Pr.;  GRh.,  oT., 
Stdtf;  Sch;  S  (Fazi-);  Th;  W;  Z  (tw.  -edli).  S.  (Fazzi-), 
Fazzenezli  GG.,  Stdt;  Sch  (Kirclih.,  Nnk.);  TuTäg., 
Neteli  ZBaunia,  N'etli,  M-dli,  Nedeli  GuD.,  Maienf., 
Pr.,  Nezeli,  Nezi  „G-;  Z  —  n.  —  Dim.  Fazzeleti 
GnVal.,  Fazzeneteli  Z  —  PI.  -er  Gr:  1.  kleineres  Tuch 
zu  verschiedenem,  tw.  wechselndem  Gebrauch.  Im  Jahre 
1512  werden  aus  einem  begüterten  L  Hause  u.  A. 
2  Dutzend  ,Fazaletli'  gestohlen.  ,Der  [Jerusalein- 
fahrcr]  soll  han  3  henider,  3  fatzalettlin  [usw.].'  Hs 
Stookar  1519.  .Fatzalettlin'  gehören  zu  den  Kostbar- 
keiten eines  Haushaltes.  Platt.  1572.  Der  als  Parla- 
mentär ausgesandte  , Trommelschlager  soll  ein  facenet- 
lein  in  die  band  nemnien  und  über  den  köpf  schwingen 
und  das  f.  umb  den  huot  machen.'  KRiE(isBi'rnL.  1644, 
,2  abtstäb,  darzuo  2  tüechli  oder  fazenetli  in  dem 
sessel  und  1  küssi  darauf.'  1550.  Invent.  Kloster  Eins. 
.Zoll  von  seidenen  und  baumwullenen  Fazanetli.'  Z 
Gesetze  1757.  Spez.  a)  Schweisstuch,  Handtuch. 
,5  faciletli,    damit    der   pricster    die    hend    trücknet.' 


1145 


Patz.  fetz.  fitz.  fotz.  f'utz 


1146 


G  Stiftsarch.  .Da.s  fatzenctli  oder  liandzweliel  iieliend 
am  altar  .soll  zuogestellt  werden  dem  . . .,  das  er  die 
ougen  mit  trückne.'  NMan.  .Sndarium.  scliweisstüecli- 
liii.  faceletlin.'  Basvp.  1.537  (auch  .Fatzeiietlin  .... 
muccinium.'  1653).  .Sudarium.  strophiolum,  fatzeletle. 
{■badlachen).'  Fris.;  Mal.  —  b)  Taschen-,  Nastuch 
Aa;  Ap;  Bs;  VOrte;  Gl;  GflChur  (FazzanetH),  D., 
Maienf..  ObS.,  Pr.,  Val.;  G;  Sch;  S;  Th;  W;  Z  — 
allenthalben  im  Aussterben  begrift'en.  Syn.  Fetzen; 
Lumpen;  Schnupftuech.  Hindr  'em  Hauptme  dri" 
trottet  denn  de  Fänderi;  an-'re  alten  Ofestange  tuet 
sU  Fazenetli  hange'  und  uf  dem  ist  aUerha)id,  doch 
l'ei"  Gott  u.  Vatterland.  JIUsteri,  Buebeunizug.  , Fetze, 
fazennätlein.  fascia.  linteolum,  muccinium.'  Red.  löliJ. 
.Ein  Schnupftuch  oder,  wie  wir  reden,  ein  Fatzenet- 
lein.'  AKlingl.  1691  neben  .Fatzenetzli'.  In  einen 
Zipfel  des  F.  bindet  man  Geld  ein  in  Ermanglung 
eines  Beutels.  .Damit  warf  er  die  800  Tlr  in  einem 
Fatzonet  in  die  Gutschen.'  S  Kai.  1713;  vgl.  .hielte 
das  F.  für  den  Mund,  [da]  er  das  Zahnweh  hatte.'  ebd. 
S.  auch  Knopf.  Besonders  grosse  Schneeflocken  werden 
hj'perbolisch  mit  Nastüchern  verglichen :  es  schneit  F. 
Z;  s.  a.nch  Linlachen;  Kindsschueh.  Bräuche.  Schön 
gedruckte  oder  gestickte  Taschentücher  sind  noch 
heute  wie  ehemals  geeignete  Gegenstände  zu  Fest- 
geschenken, bes.  zur  Neujahrszeit,  an  Hochzeiten  in 
die  ,Ürti'  (s.  d.)  usw.  ,Am  Sylvesterabend  hat  meine 
Frau  jedem  Kind  ein  F.  verehrt.'  Stctz.  Z'letst  god 
Alls  hei'"  [von  der  Hochzeit]  mit  irem  Fnzzennetli. 
Hafl.  1813.  Üie  Braut  gibt  dem  Pfarrer  für  das  Auf- 
bieten, dem  Schuster  und  Schneider  für  die  Verferti- 
gung des  Brautkleides  das  Spousafazzalet  GnSch. 
Vgl.:  ,Der  Schuelmeister  hat  von  jedem  Brautpaar, 
wenn  es  hier  [Fischental]  in  der  Kirche  eingesegnet 
worden,  ein  Schnupftuech.'  1794,  Z  Staatsarch.  Die 
Hochsigfazzenetli  werden  von  der  Braut  ausgeteilt  üw. 
Lt  G  Sittenmand.  1611  darf  die  Braut  ihrem  Bräutigam 
neben  andern  Dingen  .Fatzcnetlin  verehren'.  ,Hoch- 
zeiter,  welche  iliren  Verwandten  Fozclet,  Kragen  oder 
Hauben  schenken,  werden  mit  10  Pfd  gebüsst.'  1672, 
L  Mand.  .Es  fröt  mich,  das  ich  eim  semlichen  [solchen] 
geistlichen  mann  sott  etwas  machen.  Ich  schick  üch 
ein  fatzenletli.  hab  ich  gemacht,  hett  ich  es  können 
iiübscher  machen,  wellt  ich  es  nit  gespart  haben.' 
1514,  Bs  Brief.  ,Du  tust  vil  Fatzennetly  machen;  des 
mögend  woll  die  Knaben  lachen,  zeigend  "s  einanderen 
bei  dem  Wein,  du  meinst,  es  soll  verschwigen  sein.' 
Wahrsag.  1675.  An  der  Ufrichti  (s.  d.)  flattern  an 
der  auf  der  First  des  Hauses  aufgestellten  Tanne 
bedruckte  Nastücher,  die  den  Arbeitern  zukommen. 
Spiele.  Kinder,  welche  mit  Etwas,  z.B.  einer  Katze 
auf  dem  Arme,  sich  tanzend  drehen,  singen  dazu :  P'' 
tanze'  mit-em  Gretli  und  ivenn  i'''  drü  Möl  omma" 
bi",  so  gid  's  a  F.  Ap.  F.  (Ap;  ZF.,  Fetzli  Ap)  leggen, 
ein  Spiel,  bei  welchem  man  einen  Kreis  bildet,  der 
vorerst  unter  Absingen  des  Reimes  Fazze-,  Fazzenelli  1. 
usw.  einige  Male  die  Runde  macht,  worauf  eines  der 
Kinder  austritt  und  aussen  herum  geht.  Dieses  lässt 
im  Verlaufe  sein  Taschentuch  hinter  dem  Rücken 
eines  Mitspielenden  auf  den  Boden  fallen.  Dieses 
niuss  seinen  Platz  verlassen  und  in  entgegengesetzter 
Richtung  im  Wettlauf  nach  der  Eüoke  eilen.  An  dem 
Überholten  ist  es,  das  F.  wieder  zu  , legen'.  Hat  aber 
das  Betroftene  Nichts  gemerkt,  so  wird  es  entweder 
vom  Spiele  ganz  ausgeschlossen  (Ap)  oder  es  hat  ohne 


anders  das  .Legen'  zu  übernehmen  (ZO.).  Vgl.  auch 
StecMi  lenen.  —  c)  Halstuch  GnChur  (Fazzalet), 
Churw..  D..  Ldq..  Maienf.,  Val.;  U.  —  d)  Kopftuch 
BSi.;  ScnNnk.  —  '2.  Fetzen,  lumpichter  Zeug,  der 
bloss  dem  Scheine  dient.  Gotth.  Abgetragenes  Klei- 
dungsstück S.  Syn.  Hüdeli.  Übertr. :  sinnliches,  geiles 
Weibsbild.  Gotth.;  weichlicher  Mensch  (Suterm.);  Syn. 
Hüdeli,  SchlärpU,  Täsch,  Trüech.  —  Hals-Fazzoletli 
(Serardi),  -Netli,  -Nedli  (ß.):  Halstuch  Gr.  — 
Hand-Nezi.  ,Deller-Ram  und  etliche  H.'  ca  1600, 
Z  Staatsarch.  —  Chopf- Netli:  Kopftuch  GrD.  — 
Schnüz-Netli,  -Nedli:    Nastuch  GrD.,  Pr. 

^\>&t  mhi.  falzanet(Un)  aas  \t.  fazzoUtIo,  Siick-,  Halstuch; 
eiigad.  fazzaktt;  piemont.  fassolet.  Sache  uud  Wort  in  dieser 
Form  kommen  aus  Italien.  Ältere  Belege  sind  noch :  ,Fatzen- 
(a)etli.-  ca  1600,  ZArch.:  1604,  L;  1710,  G;  .Fazeoet.' 
1659,  Arch.  SchwE.  Vgl.  Doch  Gr.  WB.  3,  1218.  1226. 
136.5;  Schm.-Fr.  1,  780.  —  n  für  l  wohl  zunächst  im  Dini. 
aufgekommen  dem  Wohllaut  zu  lieh;  umgekehrt  scheint  das 
z  des  1.  Teiles  sich  das  (  des  2.  Teiles  assimiliert  zu  haben, 
wodurch  ein  Parallelismus  zw.  den  beiden  Bestiuidteilen  des 
scheinbaren  Comp,  erreicht  wurde ;  oder  viell.  ist  eine  ab- 
geleitete Form  '  Setedi  (vgl.  Biiebesli,   Chälbsli)  vorauszusetzen. 

fatze":  1.  (intr.)  scherzend  lügen,  prahlen,  auf- 
schneiden ..BO."  —  '2.  (tr.)  spotten,  verspotten,  schmä- 
hen, durch  scherz-  und  possenhafte  Reden  ärgern, 
zum  Besten  haben,  aufziehen,  hölinen,  sticheln,  necken 
Bs;  „BoHa.;  Z."  ,Der  herr  von  V.  ist  umb  syn  burg- 
recht kommen,  darumb  dass  er  myn  herren  gefatzet 
und  in  kosten  gebracht.'  1529,  Absch.  .Und  habend 
klag  angehebt  als  die,  die  von  den  Heiden  gefalzt 
und  beleidiget  muosstend  werden.'  1531/48,  III.  Macc. 
.Irrend  nit,  Gott  lässt  sich  nit  f.'  1531/1667.  Gal.  = 
.lässt  seiner  nicht  spotten.'  1707.  ,Die  am  tor  sassend, 
fatztend  mich  und  die  weinsaufer  machtend  liedly  von 
mir.'  1,531/60,  Psalmen.  ,ünd  vermeint,  das  er  in 
villicht  hätte  wollen  darumb  verachten  oder  f.'  ca 
1535,  SiML.  Urk.  ,Es  wirt  hie  Christus  keinswegs 
g'fatzet.  noch  nit  syn  wunderzeichen  tratzet.'  Aal 
1549.  .Ludere,  e-.  de-ludere.  apologare,  cavillari.  ludi- 
ficare.  einen  f.,  verspotten,  betriegen,  speien,  schmutzen, 
mit  eim  schimpfen.  Scurrari,  ein  speivogel  sein,  spei- 
wort  mit  eim  treiben,  speien,  f.,  flatieren,  federlesen. 
Abutendum  se  permittere.  mit  im  lassen  umbgon,  wie 
man  will,  sich  treiben  und  f.  lassen.'  Fnis. ;  Mal.; 
Denzl.  1077;  1716.  Vgl.  noch  Anni.  zu  Fas.i,  Sp.  1049. 
.Wann  einer  [der  Schies.sgesellen]  Unzucht  [Ungebühr- 
lichkeiten] treibte  mit  koppen  [rülpsen],  tratzen,  L' 
1620,  Klosterarch.  ScnwE.  Wortspiel:  .Als  einer  an 
der  Fassnacht  mit  seinem  Weib  ein  Fatznacht  hatte, 
dass  sie  sich  mit  einanderen  erzankten.'  Schimpfr.  1651. 
,F.,  fopen.  inludere,  irridere.'  Red.  1662.  ,.Ia,  wie  tun 
wir  Gott  für  einen  wahren  Gott  halten,  so  wir  ihn 
bishar  mit  solchen  Busstagen  nur  gespilt  und  ge- 
fatzet?' JMliLL.  1673.  .Ein  Knabcn-Fätzerin  bist  von 
Art  [hast  dich  immer  mit  ihnen  zu  reiben,  sie  zu 
schelten],  der  ein  ist  z'  rauch,  der  ander  z'  zart,  der 
dritt  nit  liübsch  und  reich  genug.'  Wahrs.  1675. 
(Vgl.  Jiing/rauen-Fatzer  und  fötzlen).  .Vcrbigerare, 
schwetzen,  wörtlen.  f.'  Den/.l.  1677;  1716.  .Carptor, 
.\nschneider.  Jnngfrauenfatzcr.'  ebd.  1677;  dafür  1716: 
.Anfatzer,  Jungfrauenfatzer.  Sclicltcr.'  .Das  heisst 
Gott  tratzen.  mit  Gott  f.  und  spilen.'  AKliN(jl.  1688. 
•Gott  fatzende  Vermessenheit.'  ClScugh.  1699.  — 
3.  hadern.  Vorwürfe  machen.  ,Er  kommt  nicht  im 
Zorn,  er  will  nicht  mit  dir  f.  in  Worten,  noch  Schulden 


1147 


Fatz,  fetz,  fitz,  fotz,  futz 


1148 


fordoin.'  AKlincl.  1702.  —  4.  kläglich  bittenile  Ge- 
benlen  machen,  mit  solchen  um  GnaJe  flehen.  .Der 
Biir  [Bern]  tut  unih  Quartier  [Gnaile]  f.'  ca  lO.jO.  Lied. 
—  T).  .schlagen,  prügeln,  übh.  hernehmen.  .Man  wirt 
s'  [ilio  das  Publikum  ausbeutenden  Geistlichen]  aber 
noch  wol  f.,  so  s'  dem  pütel  am  boden  kratzen.' 
Badenfart.  ,[Der  Bär]  hat  gmeint,  man  soll  ihm  nur 
leis  kratzen  an  seine  Tatzen,  nicht  ausf.'  ca  10.56, 
Lied;  vgl.  bei  Fischart:  .Wie  man  die  Flöh  fatz  und 
kratz.'  —  fätzle":  auf  Jmd  sticheln.  Einen  auf- 
ziehen, anzügliche  Beden  führen  Bs  (Spreng).  Zum 
Besten  halten.  Du  u-ilU-mi-''  aber  Ei's  f.  B  oHa.  — 
Fätzler  m.:  wer  andere  gerne  lächerlich  macht  Bs 
(Spreng). 

Mlul.  mttzen,  spotten:  vidi,  wie  alle  "WW.  der  Gruppe 
Fatz  usw.  von  einer  Verlmlwurzel  fiz,  faz,  fv.%  mit  der  Bed. 
,in  Fasern  gelien  oder  reissen,  zausen.'  —  Bed.  3  und  der 
Beleg  aus  den  Schinipfr.  scheinen  sich  an  fcXzan  anzulehnen, 
wie  4  an  Faxai  und  ,'>  an  fitzen,  wobei  der  Einfluss  des 
Reims  und  die  sprachliche  Freiheit  eines  Volksliedes  mit  in 
Anschlag  zu   bringen  sind. 

Faze't  m.:  Spassmacher  in  Gesellschaften  Vürte 
(nicht  volk.stüml.).  —  Moderne  Anlehnung  an  lat.  .facetiiE, 
lucetus'.      Vgl.   FiizihuH. 

Fazi  L,  Fiisi  SchwE.  —  ni.:  Personenn.,  Bonifazius, 

Fatzikus  BG.,  0.,  Fitzikus  FPlaf  —  m.:  Po.ssen- 
macher,  Hanswurst.  —  Die  Endung  u»-  des  aus  .Faxen, 
fatzeu'  sich  erlilärenden  W.   wie  in   .Lustikns'. 

Fauz  I   s.  Faus  Sp.  1065. 

Fanz  II  m. :  Leichtfertigkeit,  die  sich  bes.  im  Singen 
von  .Fauzenliedern'  (s.  d.)  kund  gibt  ZO. 

Viell.  identisch  mit  fanz  Sp.  877:  doch  hat  .ausfaunzen' 
im  Tir.  auch  die  Nebenbed.  ,.ausschelten'  und  das  ,Fauzen- 
lied'  wäre  dann  ein  Hohn-  oder  Spottlied  auf  ehrwürdige 
Dinge;  doch  s.   Faufcu  Sp.   1066. 

Fanz  III  m.  —  PI.  F-e":  P.utenstreich,  Schlag  S; 
Ndw;  ZWl.  Wenn  Eine''  d'  Hose"  nide"  het,  ijch  e' 
F.  me''  oder  leeniger,  wenn  Einer  recht  vom  Schicksal 
verfolgt  wird,  kommt  es  auf  ein  Unglück  mehr  oder 
weniger  nicht  an.  Schild. 

Vgl.  Ftnu,  mit  welchem  W.  das  vorliegende  identisch 
sein  könnte;  doch  mag  auch  bair.  Fiiuzen,  Fauststoss,  ver- 
glichen werden. 

Fauze"  (Fausi  AaF.)  f.:  Rute  für  die  Kinder 
Aa;  B;  VOrte;  S.     Syn.  Fanslen  Sp.  1060. 

fanzo";  1.  mit  der  Rute  streichen,  z.B.  ein  Kind 
auf  den  blossen  Hintern  AaF.,  Hl.;  VOrte ;  S.  Syn. 
fmmn,  hauen.  G'fauzt  het  si's,  ''ass  m'r  hätte"  mör/e" 
Herr  Jesis  pfife'.  BWvss  1863.  Im  Abzählreim  heisst 
es:  Ganci  i"  d'  Schnei  und  ler  dl"  Sach;  chunnsch-mer 
hei"'  und  cha""sch-es  nit,  nimni-i'''  d'  jRueten  und  fanz 
(fitzj-di'^''  mit  (Var.  —  cha^^st-mer  Nix,  kriegst  de" 
Buf/gel  rolle  Wir).  Wenn-me"  nit  chann  anknc"  und 
meint,  d'  Nitlle  [Rahm]  sig  rerhe.ct,  so  sell-mc"  d'  Nidle 
unger  de  3  höchste  Name"  mit-ere  Haselriiete  f.,  de"" 
chunnt  d'  Hex  nvd  bittet  ab.  —  2.  (fänze")  fort- 
[leitschen,  verjagen  BSi.  B'  Nacht  fuuzt  [den  Tag] 
üher  Grind  trnd  Grat,  win  [wie]  Triberbnehcn  d'  Gemschi 
trlben.  Romanc.  1870.  —  '2  viell.  Intensivbildung  ('ßtukezru) 
zu  f(iuhf:n    Sp.  72.5. 

Fäuzen,  läuzen  II   s.  Fäutsch,  fäutschen. 

Fäuzi,  nii  Comp.  Splendi-  AaZo.;  L;  „Zk",  Sp'endi- 
AAStaufen;  L;  ,Zii",  Spenti-  (Suterm.),  Spenjii-  L, 
Spanze-   LStdt.    -Fäuzi   AAStaufen,    Zo.;    L;    „Zn", 


-Fdzi(s)  L;  „Zg",  -Fözie"  (Suterm.).  -Fürzi  L 
(Ineichen):  1.  lächerlicher  Prunk,  Aufwand  L;  „Zg." 
Und  d'  Freiheit  gilt,  denh,  aw''  nid  vil,  vo  [welche] 
Sp.  mache"  will.  Häfi,.  1813.  —  2.  Umstände,  Worte 
als  Ausreden,  Spiegelfechterei  AAStaufen,  Zo.;  L.  F'' 
trauti  nid,  und  gib  nur  Acht!  's  wird  do  nid  Sp. 
g'macht.  MoHU. 

Da  .^jitcnditr  marhni  in  Gl  prunken  bedeutet,  so  ist  unser 
W.  wohl  zsges.  aus  Splend-  (lat.  splenderf.,  glänzen)  und  einer 
zu  Fangen,  Umstände  (Sp.  1066);  Fäuni  (Sp.  1067)  gehörenden 
Form.  \g].fozen.  Im  1.  Teil  der  Zss.  hat  z.  T.  it.  .spendere', 
ausgeben,  Aufwand  machen,  eingewirkt.  Betr.  den  2.  Teil  des 
"W.  ist  auch  noch  an  Kunket-Fuem  (s.  o.)  zu  erinnern.  —  Die 
Angaben  über  das  Geschlecht  schwanken  zw.  allen  dreien. 
—    Syn.   FcHtivin ;  Feixen;   Gespusen. 

Fetz  W,  sonst  Fetze"  (auch  etwa  Pf-  B)  m. : 
1.  Stück,  mit  dem  Nbbegriff  des  .\bgerissenseins  und 
infolge  dessen  der  unregelmässigen  Gestalt;  Lumpen, 
Lappen;  jedes  abgerissene,  aber  noch  lose  hängende 
Stück;  Faser  an  Kleidern;  auch  en  F.  Hut,  Fleisch, 
Brod.  allg.  De  Pflege!  ist  i"  F.  verfare"  AAEhrend. 
Der  Spiegel  ist  umbrig'chlt  [heruntergefallen]  u  z' 
chleinW  I'etZH"  g'gangu"  W.  Lustig  sönd  d'  Bettellüt, 
si  tanzid,  dass  es  F.  stübt  Ap  (Lied  aus  der  Zeit  der 
.Fahrenden').  Bildl.:  Gang  mir  vom  Lib!  seid  der 
Lumpjc  zum  F.  [vom  dummen  Bettlerhochmut].  In- 
eichen. ,I>er  Lump  hat  den  F.  gefunden'.  Gleich  und 
Gleich  gesellt  sich  gern.  Mey.  Hort.  1692.  Der  F. 
als  Rest  eines  zu  Grunde  gerichteten  Gegenstandes. 
Das  W.  wird  daher  oft  formelhaft  verstärkend  mit 
.Lumpen'  u.  a.  Syn.  verbunden.  Es  ist  Nünt  a's  Lumpe 
und  F.  an-em,  seine  Kleider  sind  gänzlich  zerrissen 
.\p.  Ml"  Su"  ist  z'  (chllne)  Hudle  und  z'  F.,  meinem 
Sohn  wurden  die  Kleider  ganz  zerrissen  Gl.  Ml" 
Schirm,  ist  z'  Hudle  und  z'  F.  ebd.  Er  holt  e"  schene", 
feisse"  Chäs  und  spienzlet-e"  —  trell-e"  ober  iber  d'  Flueh 
uis,  doss  er  z'  Hudlen  und  z'  F.  verstlbt  Uw.  Z'  F. 
ga",  bankrott  werden  W.  Syn.  z'  Lumpen,  z'  Niiten, 
futsch  ga".  .Mir  miend  z'  Lumpe  und  z'  F.  werde" 
[gänzlich  verarmen].'  Talhochz.  1781.  Jmdn  z'  Mues 
fz'  Hudere,  z'  Lumpen)  und  z'  F.  (ver)  sehlä"  (oder 
verzere",  vor  Wut)  Gl;  Gr;  Z.  Dervor  lu-mi°''  z'  Hudle 
und  z'  F.  machen,  eb  i'''  nachgibe  Gl.  Z'  Hudle 
(z'  Mutz  Z  Uhw.)  und  F.  verrisse"  (üfbrüche",  ver- 
rilere").  Bi  Bitz  und  bi  Fetz  GrD.  ,Do  verbrann 
das  closter  bi  fetzen  üs'.  bis  auf  den  Grund.  Vad. 
Mit  Neg.:  Ken  trochne  F.  am  Lib  ha",  ganz  durch- 
nässt  sein;  vgl. /nsennacfet.  Gar  Nichts:  Vom  Hanterech 
[Handwerk]  ekei"  F.  rerstä"  Schw.  Ken  F.  G'schribes 
von  Ei"m  ha",  nichts  Schriftliches  zur  Sicherung  Z. 
Prächtig  hed  er  chiinne"  schwätze",  aber  verstände" 
han-i'''  ke"  F.  Schw  Fasnachtsp.  1883.  Es  feit  kei" 
F.,  so  muess  nw''  d'  Welt  zum  Tüfel  fare".  ebd.  Ekei" 
F.  werd  [wert];  ekei"  F.  tue";  nid  e  F.  nitzt  [nützt] 
das  Ndw.  Er  het  kei"  F.  Chind  [gar  keine],  kei  F. 
Trumpf  [beim  Kartenspiel]  Gl.  Kai  F.  Kraft  hau 
GnChur.  Mit  dem  Nebenbegriff  des  Grossen,  Unförm- 
lichen. En  F.  Brod  AAZein.;  BsStdt;  LE.;  SL.;  ZStdt. 
Ftitza"  Crt"  Wuar  [Damm]  hed  's  i"g' feilt  und  d'  Steina" 
libarament  qwcgg  putzat  (inSchiers.  (Schwizerd.)  En 
F.  Land  Bs.  Syn.  Flecke,  Flänyge,  Flärre,  Wampe. 
Abstr.,  zur  Massbestimmung  übh.,  indem  es  vor  einem 
Subst.  attributiv  den  Begriff  .gross'  ausdrückt.  En  F. 
Schtol",  Stei",  Matte",  Ma"'  Gr.  —  2.  grosse  Flocke 
weichen,  fetten  Schnees  Bs.  Vgl.:  .Wenn  es  F.  hagelte, 


nio 


Patz,  fetz,  fitz,  fotz,  futz 


1150 


er  hu-hte  nur  dazu.'  Schweizerb.  1820.  Syu.  Focken, 
Fotsen.  —-  3.  Tasclientuch  Ar  (FetzU,  auch  Nascn-F.); 
GitHe.;  GT.;  W.  F.  legf/e"  s.  Fazenetli.  ,Da.s  früher 
allgemeinere  FazeneÜi  ist  zum  FetzU  oder  gar  zum 
Fetze  degradiert  worden.'  Heimatk.  GKappel.  .Wie 
N.  N.  als  kleiner  Knabe  mit  ein  paar  ersparten  Batzen 
Fetzli  zu  handeln  anfieng.'  WSenn  1870.  —  4.  das 
Tuch,  worin  der  Ziger  geräuchert  wird  Ap.  Vgl. 
Fetzenziger.  ~  5.  (im  PI.)  verächtlich  für  Kleider  B8i. 
Vgl.  Gefetz  1.  —  6.  Fetz  (PI.),  kleine  Prozesshändcl; 
Streit  Gl;    vgl.  Gefetz.   —   Mhd.  vetze,    Fetzen,    Lumpen. 

Ge-fetz  n.:  1.  „die  an  einem  zerrissenen  Kleide 
herabhängenden  Fetzen  oder  auch  das,  was  aus  ein- 
zelnen Lumpen  besteht.  Syn.  (Us-) Fetzete.  allg." 
Verächtlich  für  schlechte  Kleider  I3Si. ;  Obw.  Baus 
vier  's  G'fetz  net  b'sclnssist  [beschmutzest,  sonst . . .]. 
Vgl.  Fetzen.  —  2.  Hader,  Zank,  Wortwechsel,  kleiner 
Prozesshandel  Gl;  Schw;  UwE.  Vgl.  Fetz,  fetzen  und 
Fetzhandel.  ,Die  Scholastiker  habend  die  einfalt  chri- 
stenlichc  lehr  in  ein  disputation  oder  gfetz  und  ghäder 
durch  vil  fragen  gebracht'  HBi-ll..  Tigur.  ,Puxa,  turba, 
controversia,  concertatio,  altercatio,  zank,  hader,  getöub, 
span,  wörtlung,  gf.-  Fris.;  Mal.  ,Conflictio  causarura, 
der  underhaspel  in  den  rechtshendlen  oder  der  gspan 
oder  gf.,  da  es  an  ein  tretfen  gat.'  ebd.  ,In  ein  hader, 
gf.  oder  zank  kommen,  incidere  in  contentionem.  con- 
tendere  adversus  aliquem.'  ebd.  ,Gcb  wie  [wie  sehr] 
der  Batt  ein  gross  Geschrei  hat,  ist  doch  sein  G.  nur 
eitel  Geschwätz.'  FelWyss  1664. 

Hand-Fetzen:  1.  Handtuch  Ap;  GT.  AbergL: 
Gewisse  Leute  können  fremde  Kühe  an  H.  melken 
[durch  Zauberkunst  aus  der  Ferne]  GT.  —  2.  ver- 
ächtlich für  Manschetten  SchwE.  >S.  Handfetzenherr. 
— •  Neujärs-:  was  über  das  Neujahr  an  der  Kunkel 
bleibt  und  nicht  vorher  verarbeitet  wird  Th.  Syn. 
Neujär-Fotzlen.  —  Kutten-:  verächtlich  für  Mönchs- 
kutte. .Meinen  etwann  die  Bettehnönche  von  ihrem 
Strickgürtel  und  K.,  sie  machen  selig.'  Goll  1741. 

Kredit-:  spöttisch  für  Schleier  Z.  Syn.  Kredit- 
Schlämpen.  —  Mit  Bez.  darauf,  dass  der  Kredit  sich  oft 
durch  ein  lu.xuriöses  Auftreten  zu  stützen  suclit. 

Nol-Fetz.  ,Herr  Barnabas,  der  alt  n.',  spottet 
Satan  über  einen  Heiligen.  Com.  Beati. 

Null,  ^Vo(fi'6j-Mprf(fr^  LoUhard.  Unser  W.  könnte  den  Büdd. 
von  ,No!l'  gemäss  deu  in  zerfetzten  Kleidern  einher  gehenden 
Laienbrnder  oder  Dumniliopf  meinen.  Doch  gehört  AW-,  wie 
üßil-F.  viell.  nicht  zu  unserem  .Fetzen'. 

Nasen-Fetzen  s.  Fetzen  3.  —  Schueh-:  ein 
alter  Tuchlappen,  mit  dem  die  Schuhe  abgewischt 
werden  Ap.  —  Geschirr-:  Lappen  zum  Abwaschen 
des  Küchengeschirrs  Ap;  „Gl;  Gr;"  GBh.;  „Z."  Syn. 
Geschirr-BVetz.  —  Schüssel-:  Lappen  zum  Waschen 
des  Tischgeschirrs  GId.  —  Sehne-:  Schneeflocke. 
,l)en  28.  Nov.  1790  hat  es  wollen  Sehn,  gijben.'  JJMaag. 
Syn.  Schne-Fotzen.  Bildl. :  ,Es  sind  nicht  Schneefetz- 
lein, juveni  [inveniV]  non  quod  pueri  in  fabis.'  Mey. 
Hort.  169'2.  —  Schnuder-:  Sacktuch  Ap;  GT.  (auch 
-li);  U. 

Spil-FetzL,  -Fetze"  \J:  leidenschaftlicher  Spieler. 
Syn.  SpÜ-Batz.  —  S.  die  Anni.  zu  XoU-F.  Vgl.  nocli 
Spit-Fotz. 

Wider-  m.:  1.  Widerspruch,  Streit,  Feindscliaft 
GrD.  Di  Sterbliche  sind  in  {/rüsamem  W.  zun  enan- 
dere  gsm.     ,Repugnare,  widerstryten,    Widerreden,   im 


widerstryt  und  widergfetz  ligen.'  Fris.  ,r>er  w.,  re- 
[lugnantia.'  Mal.  Pers.:  der  zum  Widerspruch  jeder- 
zeit bereit  ist  GaChur.  Syn.  Widersjjruchsgeist.  Vgl. 
fetzen,  Gefetz.  —  2.  Wiedervergeltung  von  Bösem  mit 
Bösem,  talio  Sch;  Z.  Auch  pers.:  Wiedervergelter.  ebd. 
De''  W.  icird  au"''  cho"  (blibt  nid  üsj.  Sulger.  ,Das 
diene  dir  zur  lehr,  dass  du  nit  leichtlich  etwas  auf 
dein  heilen  [Kerbholz]  nemmest:  der  w.  kompt  gern. 
Womit  man  süudet,  damit  wird  man  gestraft.'  FWyss, 
Pass.  1650.  ,Der  W.  kommt  schön,  talione  repereu- 
titur;  talionem  experitur.'  Mey.,  Hort.  1692. 
Ufwäsch-Fetzen:  Waschlappen  Ap. 

fetze°:  1.  (tr.)  „zerfasern  Ap;  ß;  Vw;"  bes.  altes 
Wollentuch  zu  Fasern  machen,  um  es  auf's  Neue  zu 
kardätschen,  zu  spinnen  usw.  Ndw.  Die  Oberfläche 
eines  Balkens  oder  Stückes  Holz  durch  Axtschnitte 
rauh  machen  SL.  ,Wer  in  [den  Zopyrus]  also  zer- 
hacket und  gefetzt  hette.'  Tierb.  1563.  ,F.,  carpere, 
concerpere.'  Denzl.  1716.  Intr. :  in  Fasern  und  Fetzen 
sich  auflösen,  faserig  werden,  Fetzen  bekommen,  all- 
mälig  reissen.  allg.  's  Werch  fetzet,  wenn  der  Bast 
sich  vom  Stengel  gelöst  hat  und  reisst  Aa.  —  2.  An 
Ei'm  umme  f.,  ihn  immer  plagen  Sch;  Z;  sich  in  Scherz 
und  Ernst  zanken,  sich  nicht  Ruhe  lassen  können. 
F.  und  icörtle"  Ap;  L;  GF.,  Ta.;  UwE.;  U;  Z.  Doch 
was  nützt  's  iez  nur  [mit  Worten]  z'  f.  ?  Land  s'  [die 
feindlichen  Heere]  an  enandere  cho"  [Ernst  machen]. 
JBHäfl.  1813.  Syn.  strüssen.  , Schäm  dich,  mit  frömden 
orenlüten  also  zuof.'  1524,  Strickl.  .Ooncertare  verbis, 
mit  Worten  f.  und  zanken.'  Fris.;  Mal.;  Denzl.  1716. 
.Was  braucht  es  vil  mit  den»"  zu  f.'?'  JCWeissenb. 
1701.  ,[Der  hochmütige  Herzog  v.  Burgund  hat]  sich 
darumben  nur  beklagt,  dass  wir  nicht  edle  Curtii, 
niclit  streitbare  Horatii,  ja  dass  ihm  leid,  dass  er  muss 
f.  mit  also  groben  Schweizerlätzen.'  ebd.  —  3.  reich- 
lich, in  grossen  Flocken  (s.  Fetzen)  schneien  Gr;  U. 
Syn.  fotzen,  hudlen,  pletschen.  —  4.  rotwälsch:  aus 
Stücken  zssetzen.  vorfertigen.  .Ein  windfänd  [Wind- 
fahne], ist  gevetzt  von  allen  stucken.'  Gexuenb.  Bettl. 
Übh.  machen,  arbeiten.  ,Etlich  heischen  eim  [für 
einen]  husarmen  mann,  der  vor  fulkeit  niinme  f.  kann.' 
ebd.  ,Das  ander  gschleoht  der  Bregern,  diss  sind,  die 
selten  f.  gern.'  ebd.  ,Der'^''  vil  sind  noch  zuo  diser 
frist,  die  alle  sigel  f.  [nachmachen]  können.'  ebd. 
Daher  ebd.  die  Berufsnamen:  .Fladerfetzer,  bader; 
glydenf,  huorenwirt;  klingenfetzerin,  lyrerin;  claffot- 
fetzer,  Schneider;  bosshartfetzger,  metzger;  briefel- 
fetzer,  Schreiber;  sehöcherf.,  wirt;  rollt'.,  müller.'  — 
5.  s.  pfetzen.  —  6.  s.  fitzen  1. 

Mhd.  vetzcn,  reissen,  zerfistüeu.  AnaUigieu  zu  Bed.  '1 
bieten  rupfen,  zercii,   nhd.  .liadern'   und   unser  f'rkcn,   zanken. 

ab-:  (refl.)  sich  abarbeiten,  abmatten  BO.  Syn. 
abfeilen. 

Wenn  nicht  aus  pfetzen  zu  erklären,  niuss  es  so  viel 
heissen  als  .durch  Arbeit  wie  ein  stark  mitgenunimenes  Kleid 
sich  aufreiben,  zu   Grunde   richten'. 

„umme-:  von  Knaben,  welche  immer  um  die 
Mädchen  herumstreichen  und  dieselben  necken  Sch." 
Vgl.  fetzen  3. 

US-:  1.  Gewobenes  oder  Gestricktes  fadenweise 
zerzausen,  zerzupfen  UwE.;  ein  Kleid  brauchen,  bis 
CS  reisst  W.  —  2.  {Osfetzle  GrIUi.)  in  Fetzen  gelien. 
allg.  —  „Us-fetzete  f.:  Gcfaser,  das  Ausgefaserte, 
z.B.  an  einem  Kleide." 


1151 


Fatz,  Mx,  vetz,  litz,  vilz.  Mz.  futz 


1152 


ver-i'etzen  {ser-  W):  (tr.  ii.  intr.)  vollends  zer- 
reisseii.  allg.  D'  Hemli  sind  unde  und  ohc  verfetzt,  und' 
d' Underhose"  ahschüU 'bletzt  Zg  (Schwvzerd.).  Bildl. : 
,roncisus  ig-nomiiiiis,  mit  schmähen  zei'fetzet.'  Fius. ; 
Mal. 

Fetz  er  s.  fetze».  4. 

g' fetz  et:  zerrissen,  allg.  Kei"  ganzes  Hein y,  Alh 
g'fetzet,  g'ßcket  nnd  verschnür pft.   Stctz. 

Petzete  f.:  1.  das  in  kleine  Teile  Zerrissene,  aus 
Lumpen  Bestehende ;  die  an  zerrissenen  Kleidern 
hängenden  Fetzen  und  Fasern,  allg.  —  2.  Gehader, 
Gezanke,  kleines  Scharmützel,  allg.  —  1  in  coli.  S.  vdn 
Fetzen,   wie  z.  B.  Astete,    Wurzlete  u.  a.      2    vom  Vb.  fetzen. 

Vfze"  (PL):  Pocken  VOrte;  W.  Die  u-ihle"  V., 
Windpocken  aScnw.  Jmdm  d'  V.  ziehn,  impfen  Schw 
Muo.     I'''  Uesst  dene'  Chinde"  e  cMi"  d'  V.  lä"  zieh". 

—  Alis  nciilat.  , (Variola)  vaccina'  mit  verschobeueni  Acceut 
und   unäclitem   Umlaut. 

an-feizen  s.  -feilsen  Sp.  815. 

Vitz:  m.  Personenn.,  Vitus?  SchwE.  Klosterarchiv. 

vTz:  Adv.  Ap;  G.  1.  vor  Adj.  u.  Adv.;  zu,  zu  sehr, 
allzusehr  Ap;  „GT."  Nütz  [Nichts]  se"  [sein]  ond 
Nütz  schine'^  {mene'\  meinen),  ist  gär  v.  Nütz,  ist  doch 
gar  zu  wenig.  [Die  Mädchen]  send  fast  gär  v.  guet 
de'  Schätze"  Ai'  (Lutz).  Auch  vor  Subst.  =  zu  viel(e). 
■Es  ist  v.  Hitz;  die  Stege  [Treppe]  het  v.  Tritt  [Stufen] 
GTa.  —  2.  stark,  sehr.  Es  regnet  v. ;  Eine"  v.  schla"  G. 
M'^enn  d'  Liechtmess  hell  ist,  gid  's  c.  gern  ler  Stall, 
Wetterregel.  ,Borvilz  [von  mhd.  boroil,  sehr  viel] 
me  denne  zwenzig  jor  alt.'  Nicol.  v.  Bs. 

Zsgez.  aus  ,viel  zu'.  Ygl.  vil  Sp.  775.  Dass  z«  auf  iliesf 
Weise  mit  vil.  zsscliinolzen  konnte,  liegt  au  der  unsern  MAA. 
cigentüuilielien  Konstruktion,  den  uubestiuimteu  Art.  zwisclien 
ze  und  das  Adj.  zu  stellen,  z.  B.  vil  z'  eii  (/rosse,  ein  viel  zu 
grosser.  Die  tiiniual  geschaffene  und  verknöcherte  Form  wurde 
dann  auch  für  die  übrigen  Fälle  verwendet;  doch  Hesse  sie 
sich  in  diesen  auch  aus  Umstellung  erklären.  —  In  2  ist 
die  Vcrgleichnug  aufgegeben  und  die  Steigerung  des  Begriffs 
eine  absolute. 

Fitz  m.:  1.  Sclilag  mit  einer  Gerte  oder  einer 
Peitsche  Ap;  BBe. ;  GuS.,  V.;  GF.,G. ;  Ndw;  Z.  Kommen 
wie-ne  F.,  jäh  wie  ein  Schlag,  z.B.  ein  Gewitter,  Pegen 
BBe.  Sj'n.  Schmutz,  Zivick.  —  2.  der  beim  Schwingen 
der  Rute  entstehende  Ton  (jrS.,  V.  —  3.  schmerzender 
Verweis  od.  Kachteil  (wie  vom  einschneidenden  Schmerz 
beim   Peitschenhieb)    BO.  —  4,  „Fasern  VOrte  ;    Z." 

—  5.  „feiner,  undeutlicher  Schriftstrich  VOrte;  Z." 
Vgl.  fiserlig.  ~  ym  ßlze,,.  Vgl.  Gr.  WB.  3,  161«.  1618 
bei    yie/c,    Fieker.       S.    auch    Fitzer. 

Füdli-:  Rutenstreich  auf  den  Hintern  UwE. 

((i')Wunder-  (-Fix  U;  XVllL,  Baderngespr.): 
1.  Neugier,  allg.  Du  isch  Ei"m  lier  W.  kö",  wer  's 
echterst  vorstelle"  kennt  Bs.  Du  muest  dln  W.  nit  in 
Alles  ine"  stecke"  Si;h.  De''  aber  het  si"  G'wunderfitz 
.•ichicr  nit  chönne"  stelle"  S  (Joach.).  Pcrsonif.  de''  W. 
(aueli  bloss  \Vander,  s.  d.)  sticht  mi''',  plagt  mich, 
allg.  .Der  W.  biss  die  tuomherren  [dass  sie  das  Grab 
öffneten].'  Würstis.  Wenn  der  W.  Ein'"  öppe  brennt. 
Hebel.  —  2.  der  Neugierige,  Vorwitzige,  allg.  Es 
u-ird  wol  menge  IF.  hierüber  's  Midi  spitze.  Hexg. 
183(i.  fDcJ  W.  het  (hast)  d'  Nase  g'spitzf,  ruft  man 
dem  Neugierigen  zu,  der  zu  spät  gekommen  ist  oder 
den  nun  zum  Besten  gehalten  hat.  Syn.  Wundernase. 
Vgl.    ^]'Hndcru•itz.    —    w  u  nder-fit  zen.    -fitzigen: 


Neugier  zeigen,  „allg."  —  wunder-fitzig  Aa;  Ap; 
Bs;  G;  Sch;  Th;  Uw;  Z,  -fixig  U,  -witzig  BsStdt: 
neugierig,  allg.  '*•  Töchterli  hett  aber  nöd  Eva  müesse" 
hasse",  icenn  's  nöd  u:  g'sl"  war  und  a"  der  Tür  g'loset 
hett.  ScHWYZERR.  ,Die  [Weiber]  allzyt  sind  so  wunder- 
fitzig.'  Aal.  ,Wunderfitzige  Lüg  [Lügen].'  ÜBrägg. 
Syn.  wnndergäb,  getcünderig. 

Die  Bed.  lässt  sich  mit  derjenigen  des  obigen  Fitz  ver- 
mitteln, weil  die  Neugier  ,sticht',  so  dass  der  Neugierige  wie 
von  einem  Fitz  getroffen  ist. 

Fitze",  Pf-  GRPr.,  Fitzi  SchwE.;  Z  tw.  (m.)  —  f.: 
Zuchtrute,  allg.  Tue  recht,  sW'st  gib-der  d' F.  Z.  Syn. 
Fiidi-,  Fitze-Fäusi  (Sp.  1058);  Fitzer;  Euete. 

Da  die  F.  aus  zsgebundenen  Birkenzweigen  besteht,  so 
dürfte  als  Etymon  mhd.  vitze,  eine  beim  Haspeln  abgeteilte 
und  für  sich  verbundene  Anzahl  Fäden,  angesetzt  werden; 
die  Entwicklung  des  Begriffs  wäre:  Garngebinde,  Gebinde 
übh,,  dann  Rutengebinde.  Doch  eher  ist  unser  Snbst.  vom 
folgenden   Yb.   abgeleitet. 

fitze"  I:  1.  mit  einer  Fitze,  Gerte  oder  Peitsche 
hauen,  schlagen,  stäupen,  zwicken.  Wenn  man  durch 
ein  Gebüsch  geht,  so  wird  man  durch  die  Aste  und 
Zweige  gefitzt  BSi.  De''  Hege"  fitzt  a"  d'  Fenster  GF., 
G. ;  ZO.  Vgl.  f.  i.  ,Dass  man  s'  [die  Laster]  zuo 
stucken  schlah  und  fitz  und  in'="  keinswegs  nit  ufgang 
la.ss!'  Salat.  ,Fiken.  fizen,  schwingen,  ferire,  virgis 
cadere.'  Red.  16(32.  Bes.  Kinder  mit  der  Zuchtrute  zur 
Strafe  schlagen,  allg.  iiyn.  fausen,  fauzen;  schmelzen. 
Auch  verstärkend:  ab-,  dure"-,  er-f.,  zur  Genüge, 
tüchtig,  gehörig  abstrafen;  üs-,  zer-f,  so  schlagen, 
dass  so  zu  sagen  nichts  Ganzes  mehr  an  Einem  bleibt 
G.  Die  wett-i''''  au'''  bim  G'schuppe  [Schopf]  n'e"  und 
haue",  zwacke",  f.  Stutz.  , Schlug  ich  aber  und  fitzte 
[die  Schüler],  so  schien  ihnen  das  unnatürlich  von 
mir  und  ungerecht.'  Gotth.  ;  vgl.  Buebc"-Fitzer.  Von 
dem  in  den  Bach  gefallenen  Finger  heisst  es:  G' fitzt, 
g' fitzt  mues  er  si"!  Kinderlied.  Chönnt  i"''  au"''  das 
Lumpepack  usgerhen  und  usf.!  Stutz.  Büebli,  folg 
[gehorche],  su"st  überchöi'ist  [bekommst]  e  Fitzete  üwE. 
Fitzis  ge",  mit  der  Rute  züchtigen  BsStdt.  ,Gott 
welle  ein  mal  mit  syner  rueten  kummen  und  uns  f.' 
UMby.  1540/7.3.  Früher  galt  das  Rutenstreichen  durch 
ilen  Scharfrichter  als  Strafe  an  Übeltätern,  auch  üs-f. 
Alben  [ehemals]  hätti  d'r  Richter  settig  [solche]  Bur- 
■iteii  anders  g'fitzt  ira""  [als]  iez  BRi.  ,Dass  man  den 
übertretenden  fitzt.'  Zwixgli.  (Nidel)  f.,  Rahm  mit 
dem  Besen  schlagen  ZO.;  Syn.  schicingen.  —  2.  mit 
Worten  treffen,  bestrafen;  tadeln,  derbe  Vorwürfe 
machen  Ap;  ß;  „VOrte;  Gl;  Z."  ,Wenn  ein  Gauner 
ihn  durch  seine  Antworten  mutwillig  herumzerrte  und 
fitzte.'  Gotth.  ,Alle  schritt  fitzt  's  uss  [des  Ehrgeizigen 
Treiben]   für   [als]  's  allerverderblichst  gift.'    Salat. 

5.  fitzlen.  —  3.  mit  einer  Geldbusse  als  Strafe  be- 
legen Bü.  —  4.  fein  und  scharf,  bei  kaltem  Winde, 
regnen,  so  dass  die  Tropfen  die  Haut  empfindlich 
treffen  GWa. ;  ZO.  —  5.  „sich  fasern,  von  Klei- 
dungsstücken,  auch  von  Garn,  Faden  VOrte;  Z."  — 

6.  „(fitschen  G)  klein  und  zart,  gleichsam  mit  Haar- 
strichen schreiben  VOrte;  G;  Z."  Üyn.  fislen;  fi-'ieren; 
fitzeren;  vgl.  fitschig.  —  7.  (pfitze  AaZcIu.  ;  Bs,  neben  f.) 
schön  aussehen,  prangen,  glänzen,  in  die  Augen 
fallen,  augenfälligen  Schein  haben.  Aufsehen  machen; 
zierlich  tun,  sich  z.  benehmen,  sich  brüsten,  den  Stutzer 
spielen,  mit  Kleidern  Staat  machen  Aa;  Bs;  Sch;  Z. 
Es  fitzt  nüd,  es  ziert  nicht  auffallend.    Mei",  das  Hus 


iir.s 


Fatz.  fetz.  litz.  vitz,  fotz,  futz 


1154 


pßtst!  Bs.  G' fitzt,  auffiestutzt  S.  ,Er  imisste  sein 
Bisschen  Vermögen  zusammen  halten,  flunkern  und  f. 
konnte  und  wollte  er  nicht.'  Soii  Pilger  1884.    S.  Fitzer. 

—  8.  =  fit  sehen. 
Es  ist  fraglich,  ob  wir  es  nicht  mit  mehreren,  verschie- 

Jeuen  W\V.  zu  tun  haben;  zu  5  vgl.  fi:izcn  6  (ßlzoclit)  oder 
ita-;  zu  6  vgl.  fiischen.  Doch  lassen  sich  die  Bedd.  1 — 7  auch 
aus  einander  ableiten:  die  Tuchfasern  und  Fadenenden,  sowie 
die  feinen  Schriftzüge  (.5.  6)  erinnern  an  die  fasernden  Zweige 
der  Zuchtrute;  auch  in  ahfideren  treffen  die  Bedd.  ,iu  Fasern 
gehen'  und  , züchtigen'  zs. ;  für  7  ist  au  7>/?u'i>if«u  und  an  lat. 
.vibrare'  zu  erinnern,  die  sowohl  ,hiu  und  her  fahren',  als 
.schimmern'  bedeuten.  Eine  andre  Frage  ist.  ob  das  W., 
wenigstens  für  alle  Bedd.,  von  dem  gleichlautenden  Subst. 
ausgehe  oder  das  Verhältniss  das  umgekehrte  und  dann  für 
das  Vb.  eine  Inteusivform  'fivkezen  [s.  fiij<jen  S]).  714)  voraus- 
zusetzen sei.  —  Vgl.  noch  mhd.  .fitzelieren',  bunt  machen, 
,vitzen',  kunstvoll  weben,  u.  Gr.  WB.  3,  ll>95  f ;  für  Bcd.  7 
auch  noch /x-  S,  Sp.    1U3. 

Fitz  er  m.:  1.  Rute  f.  Kinder  Sch.  —  2.  „=  Fitz  1." 

—  3.  „=  Fitz  5."  —  4.  neckisches  Scheltwort  für  un- 
artige Buben,  Knirps  SchwMuo.  —  5.  (auch  Pfitzer) 
Putz,  Staat,  Aufwand  in  Kleidern  AAZein.  Persönl.: 
Stutzer,  Zierbengel.  allg.  Syn.  Fäusi.  De"  F.  (syn. 
Bless)  mache,  spile,  aufgeputzt  einher  stolzieren,  das 
feine  Herrchen  spielen.  Denn  me"  het  bi  selbe  Zite"  aw'' 
scho"  gern  de"  F.  g'macht.  .TDettwyler.  —  6.  ^  Fiser 
ZU.  —  i  viell.  in  scherzhafter  Weise  erinnernd  an  die  den 
Buben  wohlbekannte  Fitze    oder  der  kleinen   Gestalt  wegen. 

Esel-  heissen  im  Volksleumund  neckisch  die  Be- 
wohner des  Z  Dorfes  Wiesendangen. 

Vgl.  das  Mährchen  von  den  3  Brüdern,  wo  ein  Esel 
durch  Scbl,äge  zum  Dukatenniesen  gebracht  werden  soll. 

Bueben-:  verächtlich  für  Schulmeister.  ,Ein  Bi- 
schof hofttest  gwüss  zu  sein,  Ein  B.  bist  dissmal.' 
AnRüegg.  1676. 

fitzere"  I:  1.  ,mit  der  Rute  tüchtig  hauen."  — 
2.  Etwas  zu  zart  oder  fein  arbeiten,  z.  B.  den  Failen 
beim  Spinnen;  bes.  aber  die  Buchstaben  beim  Schreiben 
ohne  Schattenzüge  machen  SchwE.  ;  Ndw.    Zu  Fitser  .''>. 

—  fitzerle":  mit  hübschen  Kleidern  flunkern,  bes. 
von  Mädchen  S.     Eig.  (sich)  putzen;  fein  zubereiten. 

„Fitzi  n.  —  PI.  Fitzeni :  feines,  leicht  reissen- 
des,  faserndes  Stückchen  uneben  gesponnenen  Garnes 
BHk.'  Vgl.  Streipfi.  —  fitzocht:  (von  Garn)  mit 
unebenen,  zu  dünn  gesponnenen  Stellen  BHk. 

fitz(e)le":  1.  leicht  mit  der  Rute.  Peitsche  hauen 
GrS.;  „L";  Ndw.  —  2.  „beschädigen,  kleine  Rache 
ausüben."  —  3.  =  fitzen  2  „Gr."  —  4.  durch  Stichel- 
reden und  Anspielungen  ärgern;  ausspotten;  necken; 
aufziehen;  beleidigen;  mit  lachender,  freundlich  schei- 
nender Miene  über  Jmdn  spötteln  Gr;  Syn.  foppen, 
fitzen,  fützlen,  küglen,  sclimützen,  zwicken.  —  fitzlig: 
zum  Bespötteln  geneigt,  ebd. 

Fizcdel:  Garten-Grasmücke,  Feigenfresser,  sylvia 
hortensis  oder  ficedula,  bei  den  Alten  als  Leckerbissen 
gesucht.  Von  Zwingli  1526  neben  .Keckholdervögelc 
und  Kappuneu'  genannt. 

fizelig:  1.  wunderlich,  weinerlich,  verdrossen,  übel- 
launig, wegen  jeder  Kleinigkeit  zum  Klagen  und  Jam- 
mern geneigt  Zg.  Syn.  welldig.  Vgl.  finzelig  Sp.  877 
u.  Anm.  zu  fiselen  Sp.  1076.  —  2.  s.  findselig  Sp.  847. 

ützelig:    verworren,  vorwickelt.    .Was  ain  f.  span 
[Streit]    und  etlich  gar  unrüebig.'    Vad.   —   Verworren 
wie  eine  .Fitze',  ein  Gebinde  Garn':' 
Schweiz.  Idiotikon.  I.  8. 


Vicenz  L;  Tu,  Vize.  UBkägg.;  Personenn.,  Vin- 
cenz.  V.  ist  g'hurig  und  tciinderli^''  au''',  Vers  zur 
Nachahmung  des  Tones  der  Bassgeige  L.  S.  Vincenz 
Sp.  877. 

fitzeren  II  s.  pf-. 

fitzig:  listig  B  (vMülinen).  —  Vgl.  ahyfiixt.    S.  noch 

filHrhi.J. 

gibeli-:  neugierig  GRh.  Syn.  gätterliläufig,  mit 
dem  es  gerne  verbunden  wird. 

Von  ißhlen,  den  Verstand  verlieren.  Vgl.  noch  «tiijeh- 
ftinniij,  konfus,  verrückt;   und  vgl.   wundei-ßtziy. 

Fitzikus  s.  Fatzikus. 

ver-fltzt:  verworren,  in  einander  verschlungen, 
z.  B.  von  Haaren,  Wurzelfasern  ZO.  Vgl.  Fitzer  5 
und  Pfiitz. 

ge-fitzt,  US-,  wol-  {g'fi.vt  L;  W):  von  Personen: 
durchtrieben,  verschlagen,  gewandt  Bs  (Spreng);  BM., 
0. ;  L ;  ScHw ;  W.  Usg'fi.vti  tuend  's  de""  scho"  cerstö". 
Ineichen  1859.  .Artifex  scelerum,  ein  meister  der 
lästeren,  auf  schandlichen  dingen  gfitzt  und  gflert. 
Homo  in  explicandis  sententiis  solutus,  wol  g.,  fertig 
und  gschwind  und  durchribcn.  Astutus,  gescheid, 
listig,  geliert,  boshaftig,  ausgefitzt.'  Fnis. ;  Mal.  ,Dass 
wir  zum  Bösen,  dasselbige  zu  erlernen  und  zu  be- 
halten, weit  gefitzter  und  begirriger  sind,  dann  aber 
was  recht  und  gut  ist.'  Gwerb  1646.  S.  noch  geviert 
Sp.  925  f.  —  .Gefitzti:  gescheidigkeit,  list,  astutia.' 
Fris.;  Mal. 

Es  ist  kaum  anzunehmen,  dass  in  unserm  W.  das  früh 
erloschene  ahd.  fizua,  schlau,  in  der  Weise  fortlebte,  dass 
es  sich  an  das  geläufigere  ßtzcn,  yiU-ra  angelehnt  hätte;  fitzen, 
i.  S.  v.  mit  Ruten  streichen,  reicht  zur  Erklärung  aus;  der 
Durchgepeitschte  wird  .durchtriebener,  verschlagener,  ge- 
riebener'. Vgl.  frz.  ,roue',  eig.  ein  Geräderter.  Die  Form 
ijeflxt  ist  eine   Anlehnung  an  fix  (s.  d.)  und  fixen. 

Viztnoin  m. :  hoher,  bischöflicher  Beamter,  dem 
zuerst  wahrsch.  die  Verwaltung  der  bischöflichen  Ein- 
künfte und  iler  Kirchengüter  übertragen  war,  der 
dann  seinen  Herren  auch  als  Civilrichter  vertrat;  in 
Bs  noch  als  Familienn.  erhalten.  In  Gr  von  etwas 
allgemeinerer  Bed.;  so  setzte  die  Gemeinde  Stalla  dem 
Hospiz  StPeter  einen  V.  als  Verwalter,  Schirmer  und 
Richter  der  Gotteshausleute.  —  Mhd.  vizitwm,  Statthalter, 
Verwalter;  aus  lat.  vicedominua. 

Potz  I   s.  Futz. 

Potz  II  —  PI.  Fötz  —  m.:  kleines,  bis  halbjähriges 
Schwein  ÜR;  junges  Mutterschwein  GfiPr.  Syn.  Ferli, 
das  aber  in  Gr  nur  das  einige  Wochen  alte  Tier  be- 
zeichnet. —  Vgl.  fotnch,  Lockruf  für  Schweine.  Es  soll 
iiffenhar  die  Kleinheit  bezeichnet  werden;   s.  noch  Futz  III  ö. 

Fotz(e")  III  ni.:  1.  Troddel,  Quaste.  z.B.  an  einer 
Tabakspfeife,  Mütze  Ai'  (Chappen-F.).  —  2.  Abgang 
von  gehecheltem  Flachs  oder  Hanf,  der  etwa  noch 
gesponnen  wird  Xv;  (jF.;  ZAuss. ;  als  coli.  PL  Fötze" 
ZB.  Syn.  Kader,  Büschottle.  Auch  von  Baumwolle 
tiF.  —  3.  Fötzli  n.  (Dini.),  Flöckchen  von  Fädchen, 
Wollfasern  am  Tnch  usw.  GrV.  Die  schwarzen  Knöt- 
chen in  der  Baumwolle  GA.  —  4.  Zotte,  Haarlorke 
(auch  Här-F.).  Schii.ze.  .[Der  Vogel]  machet  einen 
boden  darein  [in  das  Nest]  aus  wullen  und  haarfotzen.' 
Vo(iELii.  1557.  .[Der  atV|  ist  nit  mit  fast  harten  zotten 
und  langen  fotzen  bedeckt.'  Tierb.  15()3.  .Villus.  zott. 
haarfötz,  fötz.'  Fnis.  =  ,fotz,  haarfotz."  Mal.    .Cervice 

73 


llSi 


Fatz.  fetz,  fitz,  fotz,  futz 


1156 


toros  (jxcutiens,  hals  der  voll  haarfutzon  oder  zotteii 
ist.  Albentes  villi,  weiss  haarlucken  oder  haarfotzen. 
Pexa;  Testes,  gefetzte  kleider,  die  lang  zotten  oder 
fotzen  habend.'  Fris.;  Mal.  (Denzl.  1677  ;  1716).  ,Lcib- 
röck  von  raiicher  Wollen  mit  langen  Fotzen,  daraus 
sie  rauchhärig  Tuoch  weben.'  TscHcm,  Gallia.  ,Vellera. 
Fützli.'  CoLLiN.  —  5.  (Fotz)  verächtlich:  kleines  Mäd- 
chen ScuNnk.  Fötzli  n.,  Sehimpfn.  zerlumpter  Leute, 
kleiner,  unartiger  Kinder  GSa.,  We. ;  Scn.  iSyn.  Fötzel. 

Schorr-Fotz:  ein  zu  gemeinen  und  niedrigen 
Verrichtungen  Angestellter  GStdt  (Weg.). 

Einer,  dem  das  .Schorreu',  Scheuem  übertragen  ii?t;  Syn. 
Kiivhi-I.umpai.  Viell.  zu  Folz  S.  Vgl  Schwab.  ÄarhmßtUe. 
Aschenbrödel. 

Schnc-Fotze"  (P!.):  Schneeflocken  Ap;  ZAuss.: 
s.  fotzen  3. 

Spil-Fotz:  leidenschaftlicher  Spieler  Gf.  ,rest 
wie  ne  Maur  blieb  ich  gegen  jene  Spilföz,  jene  Ver- 
suclier.'  UBrXgu.  1783.  Bei  ebd.  auch  als  Schelte; 
,dcr  Säufer,  der  Spilfotz.'     Syn.  s.  Sjnlfetz. 

Fotzel  (PL  Fötzel)  S,  Fotzel,  PL  Fötzte  BlU.. 
sonst  Fötzel  —  Dim.  Fötzeli  —  m.:  1.  „ein  abge- 
rissener Faden,  der  zu  klein  ist,  als  dass  man  ihn 
nocli  vernähen  kann  Soh."  —  2.  Lappen,  Fetzen,  der 
an  zerrissenen  Kleidern  herunter  hängt;  Hader,  aus- 
faserndes Stück  Tuch;  zerlumptes,  zerfetztes  Klei- 
dungsstück Aa;  Bs;  BM.;  L;  Z.  Syn.  Fulzle".  ^Fötzeli, 
ein  kleiner  Lumpen  oder  ein  Stück  davon  Gr."  De'' 
chunnd  aw''  dether,  d'  Fötzel  lamped-etn  zentumme  [an 
allen  Enden]  t(sc"  Z.  Eh  sim-mer  halt  eso  F.  und 
Schlämjje"  fo"  de"  Heiiijiermle"  abe  ij'latiipet,  da'  me" 
Uli'''  tool  hat  chönne  filr-en  Butzima""  aluege.  JSknn 
186  L  Nw  zue  ((fredtj,  d'  Fötzeli  yend  [halten]  aw'' 
warm,  ironisch  zu  einem  Schmeichler.  Auch  Fetzen, 
Faser,  Flocke  übh.,  vgl.  z.B.  Fotzel-Witlch,  -Schnitte, 
-Sammet,  -Strumpf  u.a.  —  .3.  Zotte,  Quaste,  Troddel: 
vgl.  Fotzel-Bär,  -Oeiss,  -Hund,  -Kapjpen  u.  a.  (.'ompp. 
—  4.  Ziege  mit  langen,  zottigen  Haaren  S.  Syn. 
F.-Geiss.  —  5.  Einer,  der  in  zerrissenen  Kleidern 
herum  läuft;  daher:  liederlicher,  verächtlicher  Mensch, 
der  wie  Hadern  unbrauchbar,  nichtsnutzig  ist;  Tauge- 
nichts, Schlingel,  der  bloss  Mutwillen  treibt;  Land- 
streicher, Vagabund,  Lump,  den  Kleidung  und  Phy- 
siognomie kennzeichnen;  auch  verstärkt  Lüs-,  Hexen-, 
donnerschiessige  F.,  bes.  gegenüber  nichtsnutzigen 
Jungen  gebraucht,  allg.  Syn.  Fodi,  Fösel;  Lüsbueh. 
Fso  en  F.  brächt  's  Mul  nüd  offe"  z'  ha"!  [ImJ  Gasthof 
uf  em  Etzel,  dert  triiikid  ei's  und  ruehid  üs  eil  Fromm 
und  mänge  F.  Heng.  1836.  ,Er  hatte  sich  schon  lange 
zum  Ratsherrn  vollkommen  tüchtig  gefunden,  schimpfte 
über  Schreiber  und  Schulmeister,  wclclie  die  Wahlen 
machten,  bloss  Ihresgleichen:  Fötzeln  und  BrüUene.' 
GoTTu.  Wo  muess  men  echt  de  Peterli  Iw^schoppe"? 
Me'  darf  de'  nit  a"  d'  Heiteri  lö",  süst  meint-me",  m'r 
welle"  mit  dem  F.  d'r  Gstät  [Aufsehen]  mache"!  BWyss 
1863.  Was  au'''  das  für  en  Fötzelornig  sig?  ebd.  Wenn 
's  regnet,  git  's  e  verflücmeret  G'siMämp  [von  den  Klei- 
dern], 's  göt  Alles  vonand  und  si  müend  si'''  schäme" 
wie  d'  Fötzel.  Schwvzerd.  Als  Schelte  in  bürgerstolzen 
Orten  gegenüber  den  Fremden  gebraucht.  Use  [aus 
dem  Ijandsgemeindering,  der  Gemeindeversammlung] 
mit  dem  fröiiidc  F.!  Schw.  Eitler,  windiger  Mensch 
ZW.  —  6.  (Fötzeli^  Sclielto    für    ein  weinendes  Kind 


Th  (Anon.).  —  7.  „(Fötzeli)  feile  Dirne  B;  VÜrte; 
ScH;  Z."     Syn.  Fössli,  Fäutschli. 

Hell-Fützle  (PL)  Vw,  -Fötzier  (-e-)  Uw:  die 
verhassten  helvetischen  Truppen  zur  Zeit  der  frz. 
Revolution  Vw;  Syn.  Hellender.  —  Vgl.  bair.  Höll/etd, 
Teufel. 

Hexen -Fötzel:  verstärktes  F.  in  der  Bed.  5. 
Vom  Landvogt  auf  Rotzberg  heisst  es  in  einem  Uw 
Gedichte:  [dort]  hed  's  cor  alter  ZU  e  bese  H.  g'ho"; 
di''  hed  die  liebe  Londeslit  gor  grisli  hert  i"  d'  Chlüipe" 
[Klauen]  g'nö". 

Hochmuets-:    Hochmutsnarr  Z. 

fotz(e)lig,  (g')fötzelig,  g'fotzet:  1.  zerfetzt, 
zerfasert,  zerrissen,  allg.  ,Fotzliger  Leuenschwanz. 
Si  isch  so  fotzlig,  dass  si  in  Boden  wurzlet.'  Spreng. 
I"  g'fötzlige"  Höslene".  Joach.  1881.  —  2.  „zottig,  mit 
unordentlich  herabhangenden  und  in  einander  ver- 
wickelten Haaren,  allg."  Zu  Fotzen  4.  ,Müesend  die 
verlügneten  Kristen  zue  Jerusalem  dregen,  das  man  sy 
kenni.  rotfotzet  hüet.'  Stockar  1519.  ,Die  wasserhund, 
ein  holdselig  tier,  sind  gar  gefotzet.  [Eine  Kuh  soll 
haben]  harechtige  oder  gefotzete  oren.  [Rinder  sollen 
sein]  mit  langen  gefotzten  schwenzen.'  Tierb.  1563. 
,Pexa  tunica,  ein  rock  mit  gefotzeter,  aufgeribner  oder 
aufgekeerter  wullen.  Hirtus  agnus,  das  lange  und 
rauche  wollen  tregt,  ein  gefotzet  schaat'.'  Fris.  ,Ein 
rauchfarber,  gefotzeter  huet.'  JosMal.,  Biogr.  —  3.  mit 
Fransen  versehen?  1513  wird  aus  einem  begüterten 
L  Hause  ein  ,gefötzet'  Hemd  entwendet.  —  4.  spöt- 
tisch, höhnisch.  S.  fotzen  7.  Und  er  chcrt  nu"  wider 
um  und  macht  ase  g'fötzelig:  't  [gut]  Nacht  ebi  Gott 
[gcb  Euch  G.].  JSenn  1864. 

fotze":  1.  sich  fasern,  in  Faden  oder  Fetzen 
auflösen,  zerrissen  sein  AaHL;  Sch.  Syn.  foslen  1; 
fotslen.  —  '2.  (abe-f.)  in  grossen  Flocken  schneien 
Ap.  S.  Schne-Fotzen.  Syn.  abe-focl;cn.  —  3.  zerlumpt 
und  schlecht  gekleidet  einher  gehen  Sou.  Syn.  foslen  2. 

—  4.  „Etwas  sagen,  was  nicht  lautere  Wahrheit  ist 
BAd."  Syn.  f atzen.  —  5.  necken,  höhnen,  zum  Besten 
haben,  lächerlich  machen  Ap.     Syn.  fötzelen. 

2  könnte  Intensivbildung  zu  fucicen  sein,  doch  werden  ja 
grosse  Schneeflocken  auch  sonst  mit  Zotten,  zerrissenen 
Lappen,  verglichen,  vgl.  Fetzen.  —  5  will  St.  aus  'fopjjczen 
ableiten,  doch  vgl.   Fotzen,   Fötzel;  üshudlen. 

ge-fotzeren pfotzeren :  einschrumpfen,  von  Früch- 
ten, Kartoft'eln  GlK.  —  g'fotzeret:  1.  runzlig,  welk, 
von  alten  Früchten  GlL.  ;  Syn.  berumpfcn,  geschmurelct. 

—  2.  verlegen.  Warum  bist  aw''  so  pf.?  werden  etwa 
Kinder  gefragt,  ebd. 

Fotzle  f.:  1.  Troddel,  Quaste  Ap  (neben  Pfutzle); 
GStdt;  Fransen  Sch,  bes.  an  Vorhängen  Ndw;  auch 
von  fetzigen,  verwirrten  Zotteln,  ebd.  .Araphitapa. 
ein  Kleid,  so  Fotzlen  hat.'  Denzl-.  1677;  1716.  — 
2.  Faser  an  schadhaftem  Tuch  oder  Kleidern,  Zotte, 
faseriger  Fetzen;  als  coli.  PL  =  zerrissene  Kleider 
AAZein.;  Bs;  GF.;  Sch;  Schw;  ZW.  Die  chunnd  we-ne 
(rechti)  Su,  si  zielid  d'  F.  am  Bode  nache  Schw.  Syn. 
Fransle.  —  3.  Tann-  oder  Kiefernzweig  mit  Nadel- 
busch als  Rute  gebraucht  AAEhr. ;  ZRüml.  Bes.  die 
äussersten  nadelschweren,  aber  zartern  Zweige  des 
Tannreisigs  zu  Streue  für  das  Vieh  Z;  auch  Tann-F. 
S.  Gehäcli.  —  4.  Haarbüschel  am  Schwänze  des  Rind- 
viehs AAEhr.  —  5.  unordentliches  Weib  BHk.,  lieder- 
liclic  Dirne  B  (Zyro).    -    For-:  Fiihrenreisig  mit  den 


lir.7 


Fatz,  fetz,  fitz,  fotz,  futz 


lins 


Xadeln  AaEIh-.;  ZXer. ;  etwa  zu  .Üfenbeseir  benutzt. 

—  'bienjä.v-  =  Neujärs-Fetzen  Z  (Sehaubg). 
fotzle".  in  Bs  auch  -Ö-:  1.  (auch  fts-)  sich  aus- 
fasern, in  Fransen  auttösen.  bes.  am  Saume  reissen, 
so  (lass  einzelne  Fällen  herunterhangen,  flockig  oder 
zottig  auslaufen,  sich  abnutzen  A\;  Bs;  Scnw;  UwE.; 
'AS.  Das  ittt  kei"  gitets  Tuech,  das  fotzht  ylV''  [babll  7,. 
Syn.  fasJen,  foslen,  fotzen,  futzfejlen.  —  2.  in  schlechter 
Kleidung  od.  nachlässig  gekleidet  eiiihergehen  .\AZein. ; 
Bs:  BKi.,  Si.;  L;  SBb.  Chiimm,  du  folzUst,  komm, 
lasse  dir  deine  Kleider  ordentlicher  anziehen,  sie 
schleppen  nach,  sagt  die  Mutter  zum  Kinde  BSi,  — 
;l.  in  grossen  Flocken  schneien  AABrugg,  Vgl.  fotzen  3. 

—  ver-:  (tr.)  zerzausen,  in  Fetzen  reissen  Z8.  Ver-, 
zerfotslet.  -fotzht:  am  Saume  zerrissen,  zerlumpt,  zer- 
fetzt Aa;  Bs;  BRi.;  GF.;  UwE.;  ZS.  ,Magere  und 
verfötzclte  Kinder.-  Stutz.  Verfotzlet  deher  chn",  zer- 
rissene Kleider  tragen.  Von  Flachs  oder  Hanf,  deren 
Fasern  sich  vom  Stengel  gelöst  haben  AaEIit.  Vgl. 
verhusJet. 

ge-fotzlet:  l.  =  fotzeliij  1.  ,.allg."  Die  chimnt 
jo  niit-eme"  g'fotzlete"  Underrock  i"  d'  Chilche  ScH.  — 
2.  ^  fotzeUg  3;  von  Ziegen,  Hunden  (vgl.  Futzelhund), 
Katzen  (spez.  den  langhaarigen  Angorakatzen  FMu.). 
,allg."  Diu  rildigi  Critzi  und  e  (ffotzleti  Geiss,  das 
(ßt-mer'vnn  .Vater,  wenn  i"''  e  Frau  tceiss  B  (Zyro). 
,Villus,  haarlock,  gefotzlet  haar.'    Denzl.  1677;  1716. 

—  3.  mit  Fransen  oder  Troddeln  versehen.  ,Amphi- 
mallum,  eine  Decke  oder  Kleid;  zu  beiden  Seiten  ge- 
fotzlet.' ebd.  Syn.  Fotzdecki.  ,Ist  dein  Feiertagsrock 
und  seidenge fotzelte  Hosenbänder  Ursache,  dass  du 
den  Mägdchep  so  in  die  Augen  scheinest?'  Nachtl. 
1790.    —    Von  Fotzle,   Suljst. 

Fotzli  m.:  1.  dicker,  unförmlicher  Mensch  Simiw. 
Syn.  gefo.ilet  Sp.  1082.  —  2.  körperlich  od.  gcLstig  un- 
bedeutender Mensch.  Er  ist  halt  so  n'en  F.,  d'  G'münd 
[Gemeinde]  mu-n-en  erhalte'  Sch,    Syn.  Fosli  3;  Fötzel. 

fötz(e)le":  1.  (mit  .haben')  intr.,  ausfasern,  in 
Fetzen  zerreissen  Aa;  Bs;  VOrte;  Z.  Seine  Kinder 
hl"  fotzle",  in  zerlumpten  Kleidern  gehen  lassen  L.  — 
2.  wie  ein  .Fötzel'  aussehen  oder  tun.  Das  ßtzelet, 
sieht  liederlich  aus  Z.  Fotzle  AaF.,  Zein.,  umha  f. 
.\aP.;  BRi.;  VOrte  (mit  ,sein'),  vagabundieren;  ohne 
nützliche  Beschäftigung  sich  liederlich  herumtreiben. 

—  -  3.  spärlich  schneien  Th;  vgl.  fotzhn.  —  4.  gcfötzelct, 
fest  gewachsen,  gewurzelt,  in  der  RA.  Jmdm  i"  's  Herz 
ie-e  [hinein]  gf.  si",  ihm  ans  Herz  gewachsen.  — 
!>.  (tr.  und  intr.,  in  ersterm  Fall  auch  üs-)  necken, 
spotten,  höhnen,  sticheln  Aa;  Bs;  VOrte;  S;  Z.  Si 
hei"  afo'  fötzele";  yli  [bald]  liet  ei"  Wort  's  ander  'ge" 
[entstand  Wortwechsel].  Breitenst.  1864.  Es  fützelet- 
si'''  do  Nitt,  Sticheln  ist  hier  nicht  am  Platz.  ,l>a 
wäre  Heiraten  das  Beste,  sagte  der  Amtmann  [zu  dem 
in  einer  grossen  Verlegenheit  Steckenden].  „Es  wäre 
ihm  lieber,  er  vexierte  nicht  und  fotzelte  sie  aus", 
sagte  Sepp.'  Gotth.    Syn.  i'izen;  falzen;  fitzlen;  fözen. 

—  Fötzeli,  (Üs-jFötz(eJler  m.:  neckischer  Spötter. 
Meitli  ('il/ä«?»;; -Pfützler,  -Pfützler  m.:  Mäd- 
chenjäger; oder  Einer,  der  sich  allein  unter  Mädchen 
befindet,  welche  dann  spottend  singen:  M.,  Spilletrog, 
wer  de"  Mülle"  twhagöd  usw.  Ap.  Syn.  Wiberfüseler, 
MeiÜifützeler. 

Buebe"-Fötzleri".  -Pfiitzleri"  f.:  Mädchen, 
welches  den  .lünglingen  in  auffallender  Weise  na<digelil ; 


knabensüchtiges  Mädchen  Ar.  Syn.  Buehen-Drcit.  Vgl. 
uiiniiefijtzelen. 

vöze:  1.  s.  vor-zue.  —  2.  (auch  vözet)  verderbt 
aus  .von  San''t'.  ,Vose  Feter,  aus  StPeters  Vorstadt 
oder  Kirche;  rozct  Lienert,  aus  der  Predigt  oder  dem 
Quartier  von  StLeonhart;  er  isc7t  rozet  Albe,  wohnt 
in  StAlbans  Vorstadt.'  Sprenc.  ~  Zu  '2  vgl.  Inzc  X  für  s 
wie  in  Zanierhanfi,  StJohannes. 

föze"  -Ö-:  „foppen,  necken;  hes.  im  Fangespiel  od. 
schwarzen  Mann  gebräuchlich,  wo  es  dann  eigentlich 
sagen  will:  sich  stellen,  als  wolle  man  auf  den  Nach- 
jagenden warten  und  hernach,  wenn  er  ganz  nahe  ist, 
wieder  fliehen,  um  ihn  von  den  übrigen  Spielenden 
wegzulocken  Aa;  B."  Syn.  (weg)zöken.  In  verdeckter 
Weise  aufschneiden,  Jmdn  aufziehen,  zum  Besten 
halten  AAZein.  —  Etwa  von /ö7ien,  taugen  V  Vgl.  . aber  aiicli 
fnzt-ii  bei  Schni.   und  vgl.  auch  Splendi-Füz!. 

Splendi-Fözi  s.  -Fäuzi. 

Ftttz  —  PI.  Futze",  in  Ndw  auch  Fütz  —  Dim. 
Fiitzi  B,  Futzli  u.  -ü-  Üw  —  f.:  1.  cunnus.  allg.  Syn. 
Fud;  Bützi.  —  2.  mehr  oder  weniger  ehrenrührige, 
rohe  Benennung  eines  weiblichen  Wesens  Aa;  Ap; 
Bs;  VOrte;  G;  S;  W.  Du  schlimmi  F.!  schlimmes 
Hexlein!  Aa.  Si  ist  e  tüsigi  F.  Ar.  JIneichex  18.59 
lässt  die  heiratslu.stige  Beterin  grollend  den  StBar- 
tholomäus  anreden:  Hilfst  frönde  F-e"  gäch  [rasch]. 
Du  rerbrennti  (F.)!  roher  Ausdruck  der  Ver-  oder 
Bewunderung  Z.  E  rerzayti  F.  häd  eka  Glück  Scn. 
.Der  koler  spricht,  er  brenn  s'  [die  Kohlen]  us  jungem 
holz,  darby  wärmt  sich  manchs  fötzli  stolz.'  1.536. 
Spruch  V.  Z  Bletz  (od.  zu  Fotz  III  '>?).  Vgl.  Schm. 
1,  782.  Namentlich  scherzhafte  Schelte  für  kleinere 
Mädchen.  Selbst  von  gewissen  Tiervveibchen,  z.  B.  der 
Katze  ScHW.  —  3.  Feigling  GWe.;  Uw.  —  4.  Ziiri^''-F., 
eine  Art  Mütze  Z  (Spillm.).     Syn.  Z.-G~ige. 

Mhd.  votze.  —  Auch  andere  unsenn  Zeitalter  austüssig 
gewordene  Benennungen  werden  oder  wurden  dem  weili- 
lichen  Geschlechte  ehemals  in  unbefangener  Weise  gegeben. 

Hoch-farts-  (Hofferts-):  Hochmuts-Närrin  U;  Z. 
—  Chnell-:  mulier  sterilis  SchwE.;  ZG.  —  Matsch-: 
weibischer  Kerl  ZStdt.  Vgl.  Gr.  WB.  bei  .Matz'.  — 
Wunder-:  allzu  neugierige  Weibsperson  Z.  -  Vgl. 
W.-Filz.  aus  welchem  es  viell.  erst  umgebildet  ist. 

fützele":  1.  vulvara  olere  Ap,  übh.  übel  riechen 
„L".  —  2.  weibisch  tun,  am  Weibischen  Gefallen 
linden  „G." 

Fützeler.  .Uxorius,  dem  weib  ergeben  und  under- 
fänig,  der  sich  vom  wyb  gar  lasst  meisteren  und  Iren 
ze  vil  vorgibt,  ein  f.'  Fris.  ;  Mal. 

Kinde n-  Z,  „Meitli-  L;  Z":  =  Meitli-Fötzler. 
Syn.  Kinden-Schmöcker,  -Säger. 

Kind  =  Mädchen.  t'Uier  ähnliche  Ausdrileke.  .iber  auf 
anderer  Etymologie  beruhend,    vgl.   Kegel,   Kulila,  S.  'iü-i. 

fiizcn:  geissein  Oiiw.    S.  fuslen. 

Fntzcrli  n.:  kleinere  Münze.  .Zu  Scn  wirt  ein 
geltli  gepräget,  das  gilt  2  pfennig;  wirt  gmeinklieh 
genennt  F.'  Schimpfr.  16.51. 

G'sprür-Fütze"  f.:  scherzhafte  Entstellung  von 
.Feuerspritze'  Z.  —   Mit  Anlehnung  an  Oeitprib;  Spreuer. 

hindcr-fütziK:  vor  Ärger  und  Zorn  fast  ausser 
sich  Z.  Syn.  letzkiipfig.  —  Vgl.  yil^rli-,  iiuuflrrfiiziij.  Vgl. 
sieh   fniutri-nhiinji,  den    Verstund   verlieren. 

(iefitzti   s.  gefitzt. 


1159 


Flab-flub.    Flach-fluch 


1160 


Fla,  fle,  fli,  flo,  flu. 

S.  die   GrtippHii    Fhilt   usw.,   /7c(/(   usw.,  f/nm   usw. 
Flab— flub. 

Plaub  m.:  1.  im  FL,  im  Flu.s:,  in  schneller  Be- 
wegung, aber  nur  des  Verschwindens,  im  Nu.  '.s'  Ander 
alls  vergöt  im  Fl.  Im  FL  war  er  fürt  SchwE.  — 
2.  kleinster  Teil  eines  Stoftes,  fliegendes  Stiiubclien, 
Flüekchen;  nur  in  der  negativen  und  reimenden  Ver- 
bindung: treder  Staub  nW''  FL,  nicht  der  geringste 
Überrest,  von  spurlosem  und  plötzlichem  Verschwinden 
von  Personen  oder  Sachen  L;  Senw;  Z;  z.  B.  w.  St. 
n.  FL  ist  nie  i"  dr  Chammer  (fsi'  Z.  Das  ist  «•.  St. 
n.  FL,  gar  Nichts  Z.  Von  den  3  Spielern  in  LWillis., 
welche  die  Strafe  für  ihren  Frevel  erreicht  hatte, 
heisst  es  im  Staatsarchiv  1498:  .man  sah  von  ihnen 
w.  St.  n.  Fl.  mehr.'  , Sonst  wäre  langist  von  den  be- 
kennern  Christi  w.  st.  n.  11.  mehr  vorhanden.-  FWvss 
1650. 

Das  W.  ist  wahrsch.  nur  in  der  Verbindung  mit  ,St<iub" 
erzeugt  und  diesem  nachgebildet,  wie  auch  in  andern  sulchen 
Furnieln  das  eine  Glied  (meist  das  erste)  für  sich  allein 
nicht  vurkomnit  und  kaum  verständlich  ist;  vgl.  z.  B.  Jlühi« 
und  Stühln,  faxen  und  i/uj:en.  Immerhin  ist  wahrsch.,  dass 
urspr.  das  syn.  und  einzig  richtige  Fhituj,  von  , fliegen'  (s.  dd.) 
gebildet,  im  Sinne  lag,  aber  dann  sogleich  des  Reimes  wegen 
sein  (/  an  />  vertauschte  (od.  als  Ganzes  durch  ,Laub'  ersetzt 
wurde),  um  so  mehr,  da  die  Laute  b,  y,  d  auch  sonst  leicht 
in  einander  übergehen.  Oder  es  könnte  b  aus  ic,  welches 
im  Auslaut  nie  stehen  kann,  verhärtet  sein  und  'Flau"'  zum 
Adj.  ,tlau'  aus  ,liaw*,  ahd.  ,flawjan',  spülen,  waschen,  geliüren. 
Dann  würde  es  urspr.  einen  kleinen  Teil  von  Flüssigkeit 
bezeichnen  und  einen  nicht  unpassenden  Ggs.  zu  .Staub'  als 
Abgang  von  festen  Körpern  bedeuten. 


Flach-fluch.      Vgl.  auch  die  Gruppe   f'lnh   usw. 

flach  //'(/'  Zf-    ^^''<''  "1"1-     T>afür  übliclicr  elieii. 

Die  durch  rh  bewirkte  Dehnung  des  Voc.  (vgl.  fucli, 
Bailimann)  ist  .jetzt  durch  die  Scliule  verdrängt  und  nur  in 
dem   Z  Ortsn.   konsolidiert. 

flache"  I:    flach  werden.  St.  Dial. 

fläche":   flach  machen,  ebnen  S. 

Fläche"  f.:  Werkzeug  der  Steinhauer  zum  Flaeh- 
hauen  der  Steine,  breit  und  beilartig  S;  Z. 

flächlingen:  (Adv.)  in  wagrechter  Lage.  ,In 
planum  rota  versari  dicitur,  wenn  des  rads  ax  oder 
nah  schnuorrichtig  obsich  sieht,  flächlingen  umblaufen 
und  nit  der  schneiden  des  rads  nach,  das  da  heisst 
in  cultrum  versari.'  Fiiis. 

Mild,  .vlechelingen',  mit  flacher  Hand.  Bei  Ziely  1.5'21: 
,Kr  traf  in  mit  synem  schwert  flechlingen  nf  das  hopt' 
scheint  etwas  Anderes  gemeint  zu  sein  als  ,mit  flacher  Klinge'. 

flache"  II:  flackern?  Wenn  seh'  [sie,  die  Sonne] 
«.s  ir  [ihrem]  Chorper  Färi/arha  üs  la"  fl.  lät  (inSchiers 
(Schwyzerd.).  —  Betr.  das  lautliche  Verhältniss  von  c/j  :  d; 
vgl  fachlen  .Sp.  64'2. 

Plaache"  „BGr.",  Be.  (Flü-ha),  Sa.  u.  Si.  (ebenso), 
Flü'che",  Flü'heGR;  U;  W  — f.  (m.  W):  I.Funke. 
Flamme,  Flämmchen  B  aaO.;  W.  Syn.  Gluns;  Spränge. 
—  2.  Schneeflocke  BSi.;  vgl.  Flohe.  —  3.  kleines  Mass 
von  Etwas,  Bisschen,  z.B.  e  Fluche  Salz  Gr;  grad 
[bloss]  e  ]'lii!icU  / p'hihi'li)  Srlniiah.  ebd.     Kei"  FlühcU 


(ebd..  FliiecheV,  Flucha  W).  nicht  das  Gering.ste.  Syn. 
Aug  coli;  Fetze;  Floheli;  Ghlsse;  Häri;  Kid;  Korn; 
Klauch;  Krauch;  KUspeli;  Liehe;  Migeli;  M'esseli; 
Bitz;  Schmichte;  Sprät;  Stupfeli;  Dingeli;  Missctätli, 
Zeichen,  Zinggeli.  Entöl  ist  a  Kueh  ihi"  g' falle":  ma" 
het  kei"  Fluha  me  vun-^rt;  g'funde"  Gr  (Schwyzerd.). 
Durch  Anwendung  des  bei  Fromm.  7,  333  u.  30  er- 
örterten Gesetzes  auf  vorliegenden  Fall  ergeben  sich  als 
Grundformen  für  obige  WW.  Flanki-  und  Flunke  (Beide  in 
bair.  MAA.  vorkommend,  =  Funke;  vgl.  auch  Hebels  iinld- 
ßänkerU),  zwei  blosse  Ablautsstufen  ein  und  des  selben  Stammes. 
Wenn  /  ursprünglich  ist,  so  gehören  sie  nach  regelrechter 
Ablautsfolge  zu  .flinken',  blinken,  glänzen  (vgl.  , flunkern'  und 
mhd.  ,kupfervlinken')  und  zu  , flink',  welches  früher  auch 
.glänzend'  bedeutete,  da  übh.  schnelle  Bewegung  und  Licht- 
erscheinung  vielfach  in  den  Sprachen  zusammentreffen  (vgl. 
flucher  J.  i*).  Da  aber  auch  für  .Funke'  ablautende  Nblt. 
,Fink'  (mundartl.)  und  mhd.  ,vanke'  bestehen  und  das  Vor- 
hanJenieiu  dieses  W.  in  der  MA.  nachgewiesen  ist  (Sp.  8()9/70). 
so  liegt  Einschiebnng  des  l  wenigstens  eben  so  nahe  (vgl. 
.Flittich'  =  .Fittich'  u.  Schm.  I"  793).  -  Bed.  3  erklärt 
sich  so  leicht  wie,  vom  flüssigen  Element  entnommen,  frz. 
,ne  goutte',  ahd.  ,drof  ni',  eig.  .nicht  ein  Tropfen';  sie  be- 
gegnete uns  schon  o.  bei  .Funke'  und  der  nämliche  Übergang 
wiederholt  sich  bei  Glan^  und  bei  C/dauche  (welches  viell. 
hlosse  Spielart  zu  Flauche  ist).  Ob  2  blosse  Ausweichung 
aus  dem  W.  Fluhdi  (s.d.)  sei,  bleibe  dahingestellt.  —  Abi.':' 
ßauL-cn. 

flechiien:  flehen.    .Klagen  u.  fl.'  Vad.    Vgl.  Hecht. 

flöche"  I  ApM.;  G;  ZO.  fläucha  ApK..  flöke  Aa; 
Bs;  B;  VOrte;  Gr;  Soh;  W ;  Z,  flöchne  Aa;  Bs; 
Gr;  Z,  flöchte  A"H.;  Bs;  Gl;  GO..  fUkle  Sch; 
Z  tvv.,  fläukle  TuTäg..  flole  ZWint.,  flöze  W:  1.  a)  tr. 
oder  abs.,  bewegliches  Gut  bei  einer  Feuersbrunst, 
Überschwemmung  oder  drohender  Kriegsgefahr  in 
Sicherheit  bringen;  flüchten,  allg.  Si  liänd  Alles  i" 
d'  Chille  [Kirche]  g'flOchnet  Z;  von  Hausrat,  Kostbar- 
keiten, Vorräten,  doch  auch  von  Vieh  und  früher  auch 
von  Personen.  .Was  vor  [vorher]  allez  geflüicht  (ge- 
flöht), daz  si  [die  plünderungslustigen  Feinde]  niut 
fanden  vor  den  stetten.'  Z  Chr.  1336/144(3.  .Flocht 
man  in  die  guoten  [festen]  stett.'  ebd.  ,Man  hab  inen 
gönnen  [bei  Annäherung  der  Burgunder],  das  ir  ze 
flocken,  war  [wohin]  si  wellen.'  1476,  B  Ratsman.  ,Soll 
niemands  von  synem  haus,  das  von  stein  gemacht  ist, 
nützit  flöchnen,  wo  das  für  am  dritten  haus  von  dem- 
selben haus  ufgienge  und  nit  nächer.'  1501,  JKdTroll. 
Wthur.  ,üie  buren  fluchend  von  ainanderen  und  flüch- 
natan  her  gros  guot  in  disin  statt.'  1525,  HsStockar. 
.Bevor  die  Früchte  ab  dem  Lande  geflöcht  werden 
könnten.'  1522,  Absch.  .Habend  etwas  hüsrats,  körn 
oder  anders  hinder  uns  geflöchnet  und  zuo  g'halten 
gen.'  1525,  Strickl.  .Was  in  den  gefrygten  kilchhof 
geflöchet  ist.'  üttn.  ZEmbr.  .Ein  wulkenbruch  g'syn. 
dass  si  anfiengend  us  den  hüsern  in  d' schüren  flöcknen.' 
Salat.  .Und  tet  man  allenthalb  grossen  schaden;  dann 
wenig  noch  geflöchnet  was.  In  denen  dingen  floch 
man  und  flocht  man  ab  allem  Zürichsee  in  die  statt.' 
Vad.  .Darin  man  das  best  und  wirdigest  der  kirchen 
flochen  möchte.'  ebd.  .Das  vil  ir  hab  und  guot  uf 
hoche  berg  geflocht.'  Kessl.  .Kein  löschen  half  nüt, 
man  könnt  auch  wenig  flöchnen.'  HBull.,  Tigur.  .Ein 
wiitterscheur.  das  getreid  darunder  ze  tragen  oder  ze 
flocken.'  F'ris.  , Jesus  wird  in  [nach]  Egypten  ge- 
flöchnet.' GuALT.  1584.  ,Das  Landvolk  uss  Forcht  des 
vnfallendeu  Kriegs   mit  Haab  und  Gut  sich    hin    und 


HCl 


Flach,  flocli,  flieh,  flocli.  finch 


1162 


wider  geflökt  und  geüssert.'  RCys.  .Bis  er  seinen 
jungen  ttidinen  und  retten  können.'  RGwerb  164G. 
.Wann  du  eines  überjahls  gewärtig  werist,  du  wurdest 
deine  besten  sachen  in  ein  Sicherheit  ilöchnen.  Nun 
bist  du  erwartend  des  jüngsten  tags,  da  nichts  zu  fl. 
sein  wird,  als  die  einig  seel.  Die  flöchne  desshalb 
auf  das  feste  schloss,  das  da  heisst  der  nam  dos 
Herren.'  FWyss  1650.  ,In  locuni  tutum  removere, 
in  ein  gewahrsame  bringen,  flöchnen.'  Denzl.  1077; 
.flöchten.'  1716.  .Flöhen,  flöchenen,  flöken,  flüchten: 
avehere,  asportare,  fugare.'  Red.  166'2.  ,Guot  flöken 
helfen  in  Brünsten.'  L  Stadtr.  1706/65.  ,Was  nicht 
in  die  Stette  und  Schlösser  geflehnet  war.'  Wurstis. 
neben  .geflehet'  und  .geflöchtet'.  ,Sie  flöchnen  sie 
[die  Proselyten]  nach  Amsterdam.'  Goliath  1741.  ,Per- 
sonen.  so  Eff'etti  und  überhaubt  Flöchnendes  tragen.' 
Z  Sturmordn.  177'2.  .Bei  der  Ankunft  der  Wasser  hat 
man  in  höchster  Eil  das  Vieh  in  die  Sicherheit  weg- 
geführet  und  die  Leut  flöehneten  sich  auf  die  obern 
Böden.'  Z  Nachr.  1756.  ,Männer.  welche  [bei  Feuers- 
gefahr] mit  Karren  zum  Flöchten  [des  Archivs]  herbei- 
eilen sollen.'  177'2.  Absch.  ,Ein  jeder,  der  seine  Effecten 
flüchtet  oder  fleuchnet.'  Feuerordn.  Trogen  1813.  Syn. 
plünderen.  —  b)  intr..  flüchten  B;  Gr.  —  c)  refl.,  sich 
flüchten  Aa.  ,Es  hat  sich  das  Weib  vor  dem  grossen 
Draken  müssen  in  die  Wüste  flöchnen.'  ClSchob.  1695. 

—  '2.  (tr.  u.  intr.)  .heimlich  wegschaffen,  bes.  nach 
einem  Todesfall  od.  bei  einem  Bankrott,  zum  Nachteil 
der  Erben  od.  Gläubiger-'  (Wertsachen  für  sich  selbst 
in  Sicherheit  bringen,  also  dem  rechtmässigen  Eigen- 
tümer entziehen),  dalier  auch  geradezu:  stehlen,  doch 
dies  meist  von  Kleinigkeiten,  z.  B.  Esswaaren  Aä  ;  „ Ap" ; 
B  (Id.  B  .flöken');  L;  „GRh.;  Sch;  Th;"  Uw;  „Z." 
,Sie  flökt  ihm  [dem  Hausherrn],  wo  sie  kann',  d.  h. 
trägt  Sachen  fort  und  verkauft  sie  ohne  sein  Vor- 
wissen B.  ,Du  kannst  dir  vorstellen,  wie  das  nun 
geht  bei  der  Kuppele  Leute,  die  ich  haben  muss.  Da 
flockt  eines  hier  aus,  das  andere  dort  aus.'  Gotth. 
,Für  den  Huldigungstag  sorgte  jeder  Bube,  dass  er 
einen  Kreuzer  Geld  im  Sacke  habe:  er  sparte  zu- 
sammen, bettelte  den  Eltern,  flökte,  entlehnte  — 
kurz,  Geld  musste  sein.'  ebd.  ,Wer  dem  andern  das 
syn  hilft  by  nacht  uss  der  statt  flöken  und  enweg 
tragen.'  1480,  L.  .Machte  yemand  sackmann  und 
flöchte  das  syn  synen  schultfordern  zuo  nachteil.'  ea 
1520,  Bs  Kq.  .Ze  verschafl'en,  dass  sy  die  kleinöder, 
so  sy  in  Burgund  geflöket,  widerkerind.'  1531,  Strickl. 
,[Man  habe  Argwohn  gegen  den  Pfarrer],  zumal  er 
einige  Silbergeschirre  der  Kirche  zu  seinem  Schwäher 
geflökt  hatte,  die  man  aber  wieder  erhalten  habe.' 
1548,  Absch.  ,Le  visiteur  des  chartreux  avait  sondc 
ses  confreres,  si  l'on  ne  pourrait  pas  vendre  les  vignes 
et  soustraire  le  mobilier  du  monastore  (die  Fahrhabe 
des  Klosters  wegflöken).'  Kuenlin  1832  zum  J.  1583. 
,0b  Jemand  sein  Guot,  damit  es  der  Obrigkeit  enzogen 
wurde,  von  Land  flökte.'  L  Stadtr.  1706/65.  .Gestolilenc 
Sachen,  sie  haben  mögen  in  der  Grafschaft  gestohlen 
oder  nur  dahin  geflöchnet  worden  sein.'  CKsiiiEit  1723. 

—  3.  in  eine  andre  Wohnung  zielin  AAUnterentf. 
^yn.  plünderen;  zäylen.  —  4.  bei  Seite  schafl'en,  auf- 
räumen, unterbringen,  z.  B.  alte  Fetzen.  Lenhgen- 
HAGER  1830.  —  5.  fliehen  machen,  verscheuchen. 
,Ein  ror,  oben  auf  federen  daran  gebunden,  welcher 
bewegung  dise  vögel  erschreckt  und  flöclit.'  Vouei.b. 
1557.  —  t>.  statt  flössen,  flözen:  netzen?    .Erstlich 


soll  es  [das  Hirzenhorn]  zuo  weissem  pulver  gebrannt 
werden  und  wol  in  lauterem  wasser  geflöcht.'  Tierb. 
1563.  .Etliche  stückle  in  essich  gekocht,  die  bilderen 
damit  geflöcht,  dcmmt  das  zanwee.'  ebd. 

Mhd.  .vloehen,  -cn',  flüchten,  in  Sicherheit  bringen. 
Flüchen  ist  regelmässig  .als  Giusativ  von  .fliehen'  gebildet, 
Präl.  und  Ptc.  .flöchte,  geflöcht'.  Fluk-en  {Flök-lW'  L  = 
Flöchner-C.)  ist  davon  nicht  wesentlich  verschieden;  vgl.  iivikeii, 
hieiken  neben  nhd.  .weichen,  bleichen',  und  wie  zvken,  locken, 
von  ziechrn,  zoch,  mit  ableitendem  /  gebildet  (ch  -\-j  =  /,■). 
Die  Form  mit  (  ist  viell.  aus  dem  Ptc.  von  fluchen  mit  An- 
lehnung an  das  syn.  .flüchten'  gebildet.  Der  üiphth.  äu 
statt  i)  beruht  auf  der  Analogie  mit  den  Causativen  flämjen, 
Jäuken  usw.  —  Flözen  ist  eine  lutensivableitung,  vor  deren  z 
der  Guttural  verschwunden  ist.  Letzteres  findet  auch  in  der 
Dim. -Ableitung  y/öfc  Statt.  6  ist  wahrsch.  ein  andres  W. ; 
vgl.  das  in   der  Anm.  zu  Flaub  erwähnte  ahd.  .flawjan';  Syn. 

razen. 

ent-  =  flachen  1  u.  2.  ,Swer  [wer]  dem  andern 
syn  guot  [zur  Aufbewahrung]  ufgit,  dass  er  damitte 
den  lüten  [seinen  Gläubigern]  ir  gelt  und  ir  guot 
enpflöhen  welle.'  1313,  Z  Ratserk.  ,So  jemand  hilft 
guot  oder  gelt  ustragen  oder  entflöeken.'  1480,  L. 
,Das  entflöchnct  (cntfüert)  guot,  irem  gottshus  zuo- 
gehörend.'  15'29.  Absch.  ,(Joas)  wirt  entflöchnet,  auf- 
erzogen.' 1531,  IL  RE(i.  ,Habend  sy  sich  mit  wyb  und 
kind  entflocht.'  Kessl.  ,Es  ward  euch  sölich  hüs  un- 
sern  burgern  [vom  Abte]  empflöcht.'  Vad.  =  .entzogen'. 
.Das  wasser  nam  alles  hinweg,  eh  man  's  endflechten 
mocht.'  FrRyff,  Bs  dir.  ,Wir  sind  abweg  gangen 
oder  habend  das  unser  entflöchnet.'  HBull.  1561. 
.Dass  sie  kümmerlich  ihre  reiswägen  nnichtent  ent- 
flöeken.' Ansh.  .Asportare,  hinweg  füeren,  entflöhen. 
Morti  subducere  ahim,  einen  dem  tod  entflöchnen.' 
Fris.  .Ein  tochter  entflöchnen:  asportare  ex  aliquo 
loco  virginem.'  Mal.  =  entführen.  ,Wer  jemand  hilft, 
guet  oder  gelts  ustragen  oder  entflöken  ane  der  rechten 
erben  wüssen  oder  willen,  das  soll  man  für  ein  dieb- 
stal  haben.'  L  Stadtr.  1706.  —  üs-:  entwenden,  ver- 
schleppen B.  Syn.  verschleiken,  -schleipfen.  —  v  e  r  - : 
ebenso  Bs;  B.  .Den  Bauern weibern  kaufte  sie  um 
einen  Spottpreis  ab,  was  sie  ihren  Männern  verflöckt 
hatten.'  (jotth.  —  zesammen  (^-(Vwe> -flöchne"  tun 
zwei  Personen,  indem  sie  mit  Hab  und  Gut  zu  ein- 
ander ziehen,  um  zusammen  zu  wohnen.  (S]iillin.) 

Flöke  f.:  ungetreue  Haushälterin  (V)  B. 

Flöker  L,  Flöchner  Z  m.:  wer  dem  Rettungs- 
korps der  Feuerwehr  zugeteilt  ist. 

Flökcte  f.:  das  Retten  von  Gegenständen  UwE.; 
i.  S.  v.  Entwenden.  Id.  15. 

flöcho"  II   s.  Höhen. 

Flüche",  fluchen  s.  Flauche. 

(Incher  llu^X'^r  BSi.,  -/'-  F:  1.  blank,  nocli  nicht 
abgenutzt,  von  Münzen  F.  -  2.  flink,  rüstig,  schnell. 
Chnrnm  oder  (jont/  fl.!  BSi.  —  3.  frisch,  gesund,  auf- 
geräumt. Kr  ist  hüt  nit  recht  fl.  ebd.  ~  4.  locker, 
leicht,  rein,  von  Wolle  und  Faden,  die  keine  Knoten 
haben,  ebd. 

Wahrsch.  '/.sguhörig  mit  Flurhc.  obwohl  das  u  liior  kurz 
ist.  Für  die  Kntwicklung  der  Bed.  wäre  das  oben  über  .flink' 
(iesagte  zu  benutzen,  licd.  :!  scheint  nur  Krwcitcruug  von  '2. 
4  eine  Übertragung  von  'J  auf  leicht  bcwi'irlicbi'  uiiil  /u  be- 
arbeitende St^)ftV. 

fluch,   flüclist  s.  fliehen. 


lies 


Pladi,  flech.  flieh,  floch,  flnch 


1164 


Flnech  m. :  1,  (sachlich)  iler  Akt  des  Fluchens  und 
die  dabei  ausgesprochenen  Worte.  RAA.:  Do  möcht- 
me"  müngiseli  uf-cme  Fl.  (anderw.  ■»/'  der  SotiJ  deriw 
rite".  BWvss  180:!.  weil  der  Fl.  rasch  ausgestossen 
wird  und  gleichsam  mit  der  selben  Geschwindigkeit 
davon  fliegt?  Kes  [kein]  Flüeclili  tue",  von  sanfter, 
sittsamer  Gemütsart  sein  Z.  Er  ziicht  de"  Tl.  icie-n-e 
Hemd  üher-si''''  abe,  zieht  sich  den  Fl.  zu  Sch  (vgl. 
,sich  mit  Schande  bedecken').  Sprww.:  E"  Fl.  macht 
kes  Loch.  Ineichen.  Besser  e  Fl.  als  e  Struck  [eine 
Unordentlichkeit  beim  Pflügen],  sagt  der  Ackersrnann. 
ebd.  Eigentümlich  und  merkwürdig  ist  die  Formel 
i"  drei  Flüechc"  zur  Bezeichnung  einer  kurzen  Zeit- 
frist, z.  B.  i"  H  Fl.  hin  r''  icider  da!  L;  Z.  Wemi 
Ihr  hrav  laufed,  sind  Ihr  i"  S  Fl.  dünne.  Stütz.  Das 
Bedeutsame  daran  ist  nicht  die  bereits  bemerkte 
Schnelligkeit  des  Fluchens  übh.,  sondern  die  Zahl 
Drei,  welche  sich  wahrsch.  darauf  bezieht,  dass  beim 
Fluchen  meistens  mehrere  Namen  und  zwar  eben  in 
der  altheiligen  Zahl,  rasch  hinter  einander  ausge- 
sprochen werden,  nach  dem  Vorbild  der  christlichen 
Dreieinigkeit  oder  schon  der  Dreizahlcn  heidnischer 
Gottheiten;  so  auch  noch  Appellative  wie:  Kreuz- 
Donner-Wctter!  Blitz-Stern-Hagel!  u.a.  —  2.  persön- 
lich: ein  verfluchter,  verruchter  Mensch,  von  abscheu- 
lichem Charakter,  als  hartes  Scheit-  oder  Schimpfw. 
AaF.;  Gl;  G;  S;  W  (auch  Ah-);  Z.  Auch  im  Genetiv 
vor  andere  Schimpfn.  gesetzt,  z.  B.  en  Fliiechs-Hagel, 
-Tunder  Z. 

Scliüii  mild.  kt.Miiiiit  vrir :  ,eiii  swimU-r  vhioeli',  wo  jedoch 
«ici;;r(  , stark'  liiuleuteii  wird;  ,selden  vluucli'  von  einer  Person. 
Pcirz.  yiG,  11.  —  Snuderl)ar  stimmt  zu  der  obigen  Formel 
nstfries.  Etw.  in  -1  flüijUn  nf«mUin,  in  :!  Würfen  (Flüchten) 
wegscbmeisseu. 

Acker-  s.  Ä.-Fhieh.  —  Feld-  =  Feldsiech,  ein 
Aussätziger  Bs.  —  Gugel-  ^=  Gmjelfiier  und  wahrsch. 
nur  aus  diesem  entstellt  L  (Inehhen).  -  Galge"-: 
verstärkende  Zss.  i.  S.  v.  '2;  wie  Galtjen-  noch  andern 
Schimpfww.  vorgesetzt  wird. 

Milzi-:  wie  das  vorige  Z. 

Wabrsch.  ist  dabei  nicht  etwa  an  den  empfindlichen  Leib- 
schmerz des  sog.  .Milzeschneidens'  gedacht,  das  man  dem 
Betreffenden  auwünscht  oder  mit  dem  man  den  Kindrnck 
vergleicht,  den  ein  Verhasster  auf  uns  macht,  sondern  ein- 
fach daran,  dass  man  glaubte,  Unwillen  und  Zorn  machen 
die   Milz  anschwellen.      Vgl.    M.-Keih   ndgl. 

flueche",  fliiehe":  1.  Flüche  ausstossen.  Fl.  icie- 
n-e  Rl"-hueh  [Flösser?],  od.  d'  Blbuehe",  e  Stallchnecht, 
e  Flözer  S,  ne  Landschnecht.  Sulüer.  e  Metzger- 
chnecht  GBern..  e  Henker,  en  Schiffme  Z,  dass  dem 
Tafel  d'  Ore"  zittere"d  GuD.,  dass  es  dem  Tüfel  möcht 
yrüse"  Z.  AUi  Zeiche^  fl.  S;  Z.  , Welcher  fluochet 
oder  Schwert  bei  Gotts  wunden,  kraft,  macht,  marter, 
leiden,  tauf,  dement,  sacrament.  kreuz,  er  sagete  gotts, 
botts,  getz  oder  hetz  zu  den  genannten  werten,  so  ist 
die  buess,  das  einer  niderknien  und  das  ertrich  küssen 
soll,  oder  er  soll  von  vogt  und  gericht  gestraft  werden.' 
Landb.  ScnwG.  Man  glaubt,  das  Fl.  sei  gut,  um  die 
Irrlichter  zu  vertreiben  S;  Z.  Vgl.  Imb  Sp.  235.  — 
2.  einen  Eid  vor  Gericht  schwören,  aber  nur  von 
rohen  Menschen  gebraucht  Bs;  B.  ,Käsjoggi  sagte  zu 
seiner  Tochter,  es  solle  luege,  dass  es  chech  syg  [vor 
Gericht  keck  auf  seiner  Angabe  verharre];  die  Alte 
sagte  dann  freilich,    falsch    fl.  solle  es  nicht.'    Gotth. 

2  inniierbin  begreitlicli,  weil  auch  bei  1  beilige  Namen 
angerufen    werdi-u.    daher    ain'li    bebr.    .berech'    segiu'u    und 


Huchen,  lat.  ,saoer'  heilig  und  verwünscht,  .äpä'  riebet  und 
Flucli. 

ab-:  nur  in  der  prägn.  Verbindung  (nicht  eig.  Zss.) 
Ei'm  d' Bei"  falli  Bei)  a.,  ihm  anwünschen,  dass  ihm 
die  Beine  abfallen  Z.  Bern  Tüfel  es  Hörn  a.  Z,  eig. 
so  stark  fl.,  dass  sogar  dem  T.  vor  Grausen  darob 
ein  H.  abfallen  könnte.  Vgl.  fluechen  1.  —  in-hin-: 
mit  Gewalt  von  Flüchen  befestigen.  .Trieb  einen  Stiel 
in    eine  Haue,  dass   er  war  wie  i''eg'fluechet.'    Stctz. 

ver  -  flueche",  -flüeche";  -flüeke"  BHk., 
Lenk:  1.  (trans.)  wie  nhd.,  von  Personen  u.  Sachen: 
verwünschen.  Es  besteht  der  Aberglaube,  dass  es 
Leute  gebe,  die  durch  Aussprechen  eines  Fluches 
Andere  sofort  unglücklich  machen  können  BHk.  Si 
händ  die  LumpeuHrtschaft  in  Grundshoden  ie  verflilecht. 
JSenx  1804.  ,Dise  verbottnen,  verflüechten  künst  (der 
Geomantya,  Astrologia).'  RGcalth.  1.5.''i3.  ,Wir  ver- 
fluchen die  Bosheit.'  FWvss  lü.50.  —  2.  (refl.)  sich 
verschwören,  d.  h.  Etw.  beteuern  mit  Einsetzung  des 
Heils  der  eigenen  Person,  allg.  's  Chrämers  Frau 
hnd-si"''  verflüecht,  die  Indiäne  lass  nüd  us  [verliere 
die  Farbe  nicht],  und  iez  lönd  [lassen]  alli  Blüemli 
üs!  Stutz.  Me"  tnue.'is-si'''  für  Nüt  v.,  weder  [ausser] 
dass  vie"  .st''''  d'  Nase  nüd  ahhissi  (se  lang  si  Ei"m  nüd 
i  's  Mul  ine  wachst)  Z.  Er  hät-si  bi  alle  Täfle  ver- 
fluechet,  er  gang-di'''  gti"  verchlaye".  Gl  Volksgespr. 
1834.  Si'-''  's  (Tu,  z'  BHk.)  Tüfels  r.,  bei  einer  Be- 
teuerung jener  Art  den  Teufel  anrufen  (dass  er  Einen 
holen  solle,  wenn  man  nicht  die  Wahrheit  sage).  Er 
kät-si''''  vilmol's  T.  verflüecht,  es  sei  eso  Th  («'  wahrsch. 
=  ds,  des).  ,Da  huob  er  an  sich  zuo  v.  und  schweren, 
das  er  den  menschen  nit  kennet.'  XVI..  G  Hdschr. 
Verflüecht,  -üe-  GA.  (im  uneigentl.  S.  auch  die 
Weiterbildung  mit  dem  beliebten  -ig  :  rerfhiecMflJig  Z) 
Ptc.  adj.  1)  im  eigentl.  S.,  verwünscht,  verzaubert, 
verhext.  Es  j.?i  doch  ä  [auch]  wie  v.!  Z  (-ue-  und 
-üe-).  Potz  verflüecht!  ei  der  tausend!  GA.  Nei"  ver- 
flüechter  au'''.'  Ausruf  unangenehmer  Überraschung 
Z  rS. ;  Syn.  nei"  verdamnttlige !  ,Verfluchte  Alpen' 
heissen  solche,  die  nach  dem  Volksglauben  oder  be- 
stimmten Sagen,  wie  bes.  der  von  der  Blüemlisalp,  zur 
Strafe  menschlicher  Übeltaten  aus  schönen  Weiden  in 
Gletscher  oder  Gestein  verwandelt  worden  sind.  Das 
auf  einer  solchen  Alp  in  U  jetzt  wachsende  , Milch- 
kraut' oder  , verfluchte  Kraut'  soll  einst  eine  gesegnete 
Pflanze  gewesen  sein.  .Der  v.  Platz'  heisst  eine  Stelle 
am  Eheinufer  bei  ZWeiach,  wo  sich  Überreste  einer 
römischen  Warte  finden,  die  von  Schatzgräbern  durch- 
wühlt worden  sind.  2)  abstr. :  sehr  stark.  Er  haut-mer 
e  Verfluechts  i'n  Bugge,  er  versetzte  mir  einen  argen 
Schlag  in  den  Rücken.  Stutz.  Wie  d'  Anne  Reg  [Re- 
gula] verfluechtlig  tat  [sich  geberdete],  ivenn  ich  en 
Rasch  g'ha"  hätt.  ebd.  Vor  Adj.  adv.  verstärkend  = 
sehr,  überaus,  wie  verdammt,  cermaledlt  u.v.a.  BSi.; 
Gr;  G;  Z;  z.B.  verflüecht  schö"  GA.;  verfluecht(ljig 
gern.  Stutz. 

Üc  neben  dem  häufigeren  «e  lässt  sich  rechtfertigen, 
wenn  man  es  als  vom  Subst.  abgeleitet  auffasst.  Zuweilen 
scheint  es  aber  euphemistisch  gebraucht,  wie  neben  verjlwi-lit 
zum  selben  Zweck  die  stärkern  Entstellungen  vcrßuent(er)t, 
-ßüemet,  -ßüechtckt  (B)  vorkommen,  letzteres  z.  B.  in:  SU  das 
rer/llierhlclct  Turnt'"  i^ij'fitfrt  ist.  Sch<m  in  der  ä.  Spr.  kommen 
beide  Laute  vor,  doch  ist  oft  die  Schreibung  nicht  klar.  — 
Mit  der  Form  rxrfli'ieken  soll  die  Stärke  des  Affektes  gemalt 
werden.  —  In  dem  Ausruf  nei"  vfißiifchter.'  bezieht  sich  der 
r<uup.  auf  ein  liinzuzndenkendes  nln  vnßuvrht  od,  rhtinnt  Nüt  um. 


1105 


Flach— fiiich.    Flachs— Hiuhs    Flacht— flucht 


1166 


Fluecher.     De'  Fl.  lütct  dem  Tüf'el.  Ineichen. 

Wett-tluechet  m.:  Wertkampf  im  Fluchen  (wer 
starker  fluchen  könne)  L.  —  Vgl.  nrUnnete,  Wettkampf 
im   (Trirmissenschneideu   und  jUiuliclio   rolio  Spiele. 

Fluechi  m.:  der  oft  und  stark  flucht  7.. 

G'flüecli  n.:  anhaltendes  starkes  Fluclien  /. 


Flachs,  Fla.r  BO.;  Gr  —  m.:  1.  die  Kulturpflanze. 
Sy\t.  Har.  Wilde''  FL:  Flachsdrunt,  linaria  vulg.  Mill. 
B;  Berglein,  linura  montanum  (Durh.);  Syn.  Krottcn-, 
Berg-Fl.  De''  Fl.  icachst  dur'''-ne  Schuehsole  dure. 
Ineichen.  Fl.  und  Hebe"  gend  's  nid  vergehe"  =  ver- 
langen sorgfältige,  mühsame  Arbeit,  ebd.  Wie  gröber 
de''  Fl.,  wie  stürcher  de''  Fade.  ebd.  —  2.  Name  einer 
gelblichen  Kuh  GrL.     Vgl.  Fuchs. 

,Krotten-fl.,  wildflachs,  harnkraut,  lynkraut, 
nabelkraut,  schj'sskraut:  osyris  vel  osyrias,  vulgo 
linaria  [d.  i.  antirrhinum  lin.].'  KdGessn.  1.5-12. 

Betr.  die  ,Kröto'  vgl.  das  folgende  Comp,,  welchem  im 
Lat.  ,ranunculus',  im  Frz.  .greuouillette'  (von  ,iaua'  und 
.grenouille',  Frosch),  im  Deutschen  aber  ,Hahuen-Fuss'  ent- 
sprechen. 

M<5s-:  Gifthahnenfus.s,  ranunculus  sceleratus  LE. 
Auch  böse''  31.  Uw. 

Matten-:  1.  Wollgras,  eriophoruni  latifolium. 
(Durh.)  ,Alopecurus,  frumentum  caudatum  aliquibus: 
ein  graskraut,  gleicht  an  seinem  stengel  eim  fuchs- 
schwanz;  villicht  raattenflachs,  oder  wiseiiwollen.' 
KdGessn.  1542.  —  2.  Kleinling?  ,Centunculus.'  Mal.; 
Denzl.  1716.  —  8.  Alpen-Kuhrkraut.  ,Gnaphalium 
alpinum  minus  B.'  Warn.  1680.  —  Alle  diese  PHanzen 
entwickeln  wollige  Borsten. 

Borg-:  Berglein,  linuni  montanum  BO. 

flachse":  1.  Flachs  pflanzen  und  bearbeiten  BHa., 
Hk.,  Gr.  Vgl.  hänfen.  We'"'-mu  [man]  vil  Risti  tpill 
ubercho",  so  mtiess-mu  im  Schit.:  [im  Zeichen  des 
Schützen]  flaxen  [Fl.  säen]  im  hoifen  BBe.  —  2.  (auch 
ah-,  er-)  schlagen,  peitschen,  durchprügeln  B  (mehr 
scherzh.).  .Ein  österreichischer  Corporal.  der  einen 
armen  Teufel  mit  dem  Haselstock  kaltblütig  abflachset.' 
GoTTH.  —  2  von  der  Behandlung,  welche  der  ausgezogene 
Flachs  erföhrt. 

Flachsere  {-x-  BGr.)  f.:  1.  Flachspflanzung,  -beet, 
-feld,  ,-bünd'  B.  ,Eine  Partie  nach  dem  Bohnonplätz 
oder  der  Fl.'  Gotth.  ,Bis  dahin  habe  es  eine  Fl. 
haben  dürfen.'  ebd.  —  2.  „der  darin  stehende  Flacli.s 
selbst  B;  LE.- 

flächsi":  aus  Flachs  bestehend.  Flächsi"  TucchHvn. 


Flacht  m. :    Hauch,  leichter  Wind  W. 
Wahrsch.  f/i  = /( 1=  »r,  von  einoni  ' /ftm-vii  =  hlunu  ii,  blähen. 
Vgl.    , flach'  :  ,blach'    und   die   Anni.   zu  Jliirlii'n  H. 

Plecht  f.:  Flehen,  dringende  Bitte.  .Welcher 
[Schitts-]  Patron  die  mehrern  der  pilger  hat,  der  suocht 
an  die  andern  mit  grosser  fl.,  dass  sie  auch  zu  ihm 
kommen.'  1-160,  BvEftinukn.   -    UM.  jlehede,  ßcchir.. 

Plifcht  n.:  Geflecht.  Flechtwerk.  ',s  ^-7.  schncitlc, 
an  dem  Struhgeflecht  für  die  Strohhüte  die  hervor- 
ragenden Halmenden  abschneiden  ZRafz. 


G'flecht  n.:  Flechten,  Hautkranklieit  BBe.  .Gflecht 
im  angesicht.  Zittermäler  und  ander  geflecht.'  XVII., 
Birl.,  B  Arzneib.  —  In-  (Igfl'echt):  Teil  einer  Peitschen- 
schlinge ZBenken. 

Flechte"  f.:  1.  Haarzopf  BBe.  —  2.  Fleclitwerk 
zum  Schutz  des  Ufers.  ,Die  pfäl  zuo  den  flechten.' 
Stadtb.  Wthur.  —  Wanne"-:  Wiesenzittergras,  briza 
media  Aa  (Mühlb.). 

in- flechten:  (refl.)  sich  einmisclien.  in  einen 
Rechtshandel.  .Tete  sich  iemand  y.  on  recht  fuogsam 
ursach.'  1520,  Bs  Kq. 

vlicht(er)   s.  vil-llclit.  flöchten    s.  flöchen. 

Flncht  f.:  1.  das  Fliehen,  Meiden.  S.  Folg  2 
Sp.  810.  —  2.  Ausflucht.  ,Das  ir  so  arm  fluchten 
suochend.'  Zwingli  1527.  —  3.  Zuflucht,  Hülfsmittel. 
.Dieses  Bündniss  sei  die  letzte  FL,  um  bei  Ehre  und 
Gut  zu  verbleiben.'  1529,  Absch.  —  4.  concr.  a)  gerade 
Richtung,  Reihe,  allg.  's  ist  (nid)  i"  der  Fl.,  Aus- 
druck der  Bauhandwerker.  Bäume,  Reben  udgl.  i" 
d'  Fl.  set^e"  =  i"  ZilefteJ",  in  geraden  Linien,  Zeilen. 
Spreng.  I"  Fl.  stehen  die  Beine  beider  Schwinger 
aus  einander  rückwärts  Uw.  Mit  halbem  Übergang 
zu  zeitlichem  Begriff:  Me"  cha""  d'  Vorfen^ter  in  einer 
Fl.  a"/ie)(A'c»,  tcenn  si  'zeichnet  sind  ScuSt.  —  b)  Kluft. 
Schlucht  Ap. 

Die  letzte  Bed.  wird  eher  auf  der  von  .Zufluchtsort'  als 
auf  der  von  .gerader  Richtung'  beruhen.  Bed.  i  a  beruht 
nach  Gr.  WB.  3,  18:33  auf  Abi.  des  W.  von  ,fliegen',  nicht 
von  ,flielien',  weil  lat.  ,ala',  gr.  itxepä  ebenso  gebraucht 
werden.  Aber  die  Anschauung  scheint  doch  nicht  ganz  die 
selbe  wie  im  Deutschen,  schon  wegen  des  Plurals  und  weil 
jene  WW.  schon  im  Sing,  etwas  Concretos  bezeichnen  und 
da  .Flucht'  meistens  zunächst  ,in  gerader  Richtung'  geschieht, 
so  liegt  die  Erklärung  von  dieser  letztern  Seite  näher;  vgl. 
den  technischen  Ausdruck  vom  perspektivischen  Zeichnen: 
,die  Linien   fliehen  nach   dem   Augpunkt'. 

Ab-  =  Flucht  1  (pleonast.  wie  Us-Fl.).  ..\.  der 
rychen  Benedictiner  under  den  stat  zuo  Rom.'  Vau 
,In  der  a.  eines  abts.'  ebd.     Vgl.  ahflüchtiy. 

U  s  -  =  Flucht  1  (vgl.  Flucht  2  =  Ausflucht).  ,üie- 
wyl.  so  einer  geltschulden  halber  abtreten  müessen, 
etliche  zuogefaren  und  glych  vor  syner  ussfl.  an  ire 
schulden  [Guthaben]  waaren  von  im  empfangen,  damit 
sy  umb  das  ir  bezalt  werdint,  [sollen  in  Zukunft  solche 
Waaren  zurückgegeben  werden,  ausser  dass  Einer  be- 
schwören könne,]  dass  er  von  syneni  vorhabenden 
flüchtigen  fuoss  und  abtritt  nüt  gwüsst  habe.'  1580, 
Z  Gerichtsordn.;  vgl.  dazu  FvWvss   1815,   172. 

Hin-  =  Flucht  1.  ,Er  hat  die  besten  saclieu  mit 
im  in  syner  h.  mitgenommen.'  RüEdER  1606. 

Sehne-  BHa.;  „GsPr.",  Zue-  Uw:  eine  tiefer 
oder  übh.  geschützt  gelegene  Alp  oder  ein  Wald, 
wohin  man  mit  dem  Vieh  flüchtet,  wenn  die  Hochalpen 
während  der  Alpzeit  vorübergehend  beschneit  werden; 
in  Uw  meist  ein  Stafel  mit  Wald  und  Hütten  mit 
einigem  Heuvorrat,  wohin  das  Vieh  auch  im  Anfang 
und  am  Ende  der  Alpzeit  getrieben  wird.  .So  man 
inuossabfaren  [ab  der  Alp]  oder  zuo  zyflucht  [1.  .zilfl.'':*] 
faren,  so  soll  ein  jeder  dem  andern  an  schaden  faren.' 
ca   1500,  Oiiw.     .Zueflucht.'   1158,  UwKern.s. 

fluchtsam:  flüclitig,  tlüchtend.  G  Hdschr.;  t'opieb. 
(iWyl.  Fluclitsami   L:    Flucht,     ,\Vu  ieirand  in 

ein  kirchen  sein  llnchtsinni'  liin  nam.'  \ s\k  Sh  uui-h 
spi'it   nihil. 


k 


iiiy 


Flacht    flucht.    Flad -flu.l 


1168 


flüchte";  1.  (retl.)  ,sich  geflüchtet  haben',  ge- 
storben sein  W.  —  2.  (tr.)  in  die  Flucht  schlagen. 
Sjn.  /lüchtifien.  ,l.iann  wie  könnt  die  kleine  Zahl 
lliren  stärkren  Feind  dissmal  Fl.,  wann  nicht  Gott  die 
Schwachen  Täte  stark  und  sieghaft  machen.'  Toggenb. 
Krieg.   —   Ahd.  /luhum,  fugare. 

flüchtig:  1.  geradlinig  L.  Vgl.  .Das  neue  Haus 
steht  mit  dem  alten  tl.'  (in  einer  Linie).  Gr.  WB.  3. 
1835.  9.  —  2.  .flüchtiges  Guet':  Gut  von  flüchtig  ge- 
wordenen Leuten?  .[Gerichtsgebühren]  von  kouf- 
briefen  umb  zins,  umb  ligende  oder  farende  güeter, 
erblos,  fl.,  oder  als  umb  varend  [unifarend?]  güeter.' 
l.i.57,  Bs  Rq.  —  ab-  =  fliahtuj  in  der  gew.  Bed.  Vgl. 
Ähfluclit.  .Der  apt  ist  hinder  uns  vom  gottshüs'  a. 
worden.'  1531,  Strickl.  —  ent-:  sich  durch  Flucht 
entziehend.  .Beschäeh  aber,  dass  der  vorgenannt  Herr 
P.  mir  und  mynen  erben  enphluchtig  wurde.'  1343, 
Gfr.  -  -  feld-:  im  Felde  (Kriege)  sich  dem  Kampf 
oder  der  Partei  entziehend,  subst. :  Überläufer,  Ver- 
räter. ,lr  Gileaditer  sind  [seid]  als  die  veldflüchtigcn 
vor  Ephraim  under  Ephraim  und  Manasse.'  1531, 
Rr'ht.  .Perfuga:  v..  abtrünnig,  der  zum  feind  fleucht.' 
Fris.  ;  Mal.    —   Schou  mlid. 

recht-:  sich  dem  (zuständigen)  Gericht  entziehend, 
den  Gerichtszwang  nicht  anerkennend.  Üyn.  ahschuif- 
tif);  dinfi-fl.  ,4  houjitlüt,  so  äne  urloub  harheim  zogen, 
■und  etlicli  r.  worden,'  15'2(j.  .\BScn.  .Damit  .sy  nit 
r.  werdind  und  einen  abtritt  nemen  mögind.'  1531. 
Strickl.     Auch  im  LB.  von  Uw. 

ding-:  ebso.  ,Swer  ouch  | zu]  Zürich  wyn  schenket, 
wirt  der  d.  ald  entwychet  von  hinnen.'  134'2.  Z  Ratserk. 
,Swer  von  unser  statt  d.  wirt,  dass  oueh  der  niemer- 
nier  in  unser  statt  kommen  soll.'  1348,  ebd.  .Dass 
man  nieman.  der  mit  gerichte  in  ei"ni  gerichte  be- 
griffen wird  und  derselbe  von  dem  gerichte.  da  inne  er 
begritt'en  ist,  in  ein  ander  gerichte  d.  wird,  dass  den 
nieman  schirmen  soll.'  1350,  Absch.  .Dass  nieman  den 
andern  zihen  soll,  dass  er  d.  ist.'  L  ä.  Ratsb.  .Wurde 
ouch  kein  [irgend  einer]  unser  burger  von  unser  statt 
d.,  der  unsern  burgern  gelten  [bezalen  |  sollte. '  14(i9.  '/,. 

—  Schon  iiihd. 

flüchtigen:  flüchtig  maclien.  in  die  Flucht  sclila- 
gen.  .Die  fynd  wurdend  von  den  Züricheren  über- 
fallen, gschlagen  und  geflüchtiget.'  HBli.l..  Tigur.  .Er 
flüchtiget  herzog  Lüitfriden  und  paschget  [überwäl- 
tiget] in.'  Ri'KGER  li;iO(5.  ,Da  die  uberigen  gegen  H. 
hinab  geflüchtiget  wurden.'  Wurstis.  17ti5. 

Flüchtikus:    flüchtiger,  leichtfertiger  Alensch  Z' 

—  ScliiTzli.  gcbildot  n.ii'li  Anal,  vnn  .Ptirfikus'.   V^I.  Lii/ti/nis' 


Flad      flud.      Vgl.   auoli   dio   Gruiipc    Hii(   usw. 

Flfide",  Pfl-  BsStdt  ^  PI.  -ä-  Ar;  GlK.  —  Dim. 
Fliidli  GrD.;  Sch,  Flädmeli  G  T.  —  m.  (f.  F): 
1.  Kuchen,  kleineres  Festgebäck  an  Kirchweih.  =  frz. 
.beignet'.  Küechli  F;  sonst  grösserer  flacher,  dünner 
Kuchen  Ap;  Gl;  G;  Sch;  oTh.  Syn.  Kucche:  Wäje; 
Zdte.  Bes.  mit  verkochten  Erdäpfeln  belegt  ZO.,  mit 
verkochten  Birnen  (BircchrüsiJ  SciiwE..  mit  dürrem 
Obst  und  Zieger  Zg.  Vgl.  noch  die  Compp.  Flädli: 
1)  dünne  Eiei'kuchen  Seil.  2)  Nudeln  ans  dünner, 
zerschnittener  Omelette   an    einer   Sauce   GrD.     Vgl. 


Osler-  und  Flndensunnliy  \\\  wo  insbes.  Kahm-.  Käs- 
und  Birnenfladen  um  Weihnacht  und  Neujahr  fa.st  in 
allen  Häusern  gebacken  und  früher  bes.  als  Weih- 
nachtsgeschenk an  niedrige  Angestellte,  auch  von  den 
Bäckern  an  ihre  Kunden  gegeben  wurden.  .Wenn 
man  ze  Utzwyl  einen  hirten  setzen  will,  den  soll  man 
dingen  by  den  fladen  ze  wienacht.'  Offn.  G  OUzw. 
.Welle  syn  bsunder  brot  isset  [unverheiratet  eigenen 
Rauch  führt],  der  soll  dem  weibel  ze  wienacht  ein 
wienachtbrot  oder  ein  fl.  geben.'  E.  XIV.,  Offn.  ZBass. 
.Libum:  fladen  und  nit  küechle.  Placenta:  ein  kuech, 
lebkuoch,  fl.,  krapfen.'  Fris.  Bildl. :  , Der  sich  darzuo 
bestellen  lassen,  ward  bald  hernach  in  dem  Sabau- 
dischen  Krieg  darniedergelegt,  das  war  der  Fl.,  der 
ihm  beschehrt  war.'  1586,  DZwinger.  S.  noch  räss. 
—  2.  =  Kue-FI.  Bs;  GStdt;  Sch;  Zg.  —  3.  wollener 
Umschlag  um  die  Windel  eines  Kindes  Ap;  GStdt. 
(S.  auch  Kinds-Fl.)  Syn.  Umtuech.  Unterlage  im  Bett 
eines  Kindes  Ap. 

Mild,  .flade'  m.,  breiter,  düunor  Kncheu:  Honigscheibe; 
Kulikot.  —  Pf-  statt/-  im  Anlaut  häufig,  bes.  bei  Subst.. 
wo  es  aus  Assimilation  des  verkürzten  best.  Art.  erklärt 
werden  kann.  Flädimli  zunächst  für  'Fliidtmli  mit  unechtem 
.Auslaut  711  nach  Analogie  von  Fade'",  BmW"  ua.  —  Bed.  3 
wahrsch.  aus  dem  Hauptmerkmal  der  Fläche,  Glätte  (vgl. 
I'-Fl.).  Vgl.  Blelz,  Stück  Zeug,  auch  von  gewissen  Kuchen 
gebraucht.  —  Der  Unterschied  von  Kucchen  ist,  wie  schon  die 
.\ngabeu  von  Fris.  zeigen,  nicht  leicht  anzugeben,  und  kann 
höchstens  darin  liegen,  dass  Fhtdmt  fast  durchweg  nur  dünne 
Kuchen  sind  und  dass  insbesondere  Küechli  sehr  manigfaltige 
Formen  haben  können,    —    .\bl.  fladelen. 

Is-:  schwimmende  Eisplatte  Th.  —  Ost  er-:  süsser, 
zur  Osterzeit  gebackener,  mit  Reis  belegter  Kuchen 
Bs.  ,Zu  süssen  Osterfladen  Sind  wir  nun  eingeladen. 
Schon  ist  das  Mahl  bereit.  Da  lassen  wir  uns  schmecken 
Die  Fladen  und  die  Wecken  In  aller  Herrlichkeit : 
Vivat  die  Osterfeier,  Die  Fladen  und  die  Eier.'  KRHa- 
GENBAi'H.  Mit  gedörrten  Birnen  belegt  GStdt.  Wa. 
Nach  dem  B  Kochb.  175G  eine  Art  Torte  ans  Ei,  Rahm. 
Butter  mit  gebackenen  Brotschnittchen  belegt. 

Kue-:  platter  Kuhkot  Bs;  G;  Zg.  Syn.  (Teller): 
SunnenKÜje;  Teisching.  —  Käs-:  Kuchen  mit  L^nter- 
lage  von  au.sgewalztem  Brotteig  und  Beleg  von  Milch. 
Mehl.  Käse  und  Gewürz  Ap.  —  Krüter-.  .Moretum. 
Kräuterfladen.  Pfannenkuchen.'  Denzl.  1677;  1716.  — 
Mandel-:  Mandeltorte  Gl  (modern).  —  Biber-: 
Kuchen  aus  Honigteig  Ap;  GT.  Syn.  Biherfelte.  — 
Bir"e"-:  Kuchen  mit  verkochten  gedörrten  Birnen, 
Speck.  Nüssen  und  Gewürz  belegt  Ap.  —  Pfannen- 
flad=:  artocrea.  Vocabul.  Engelberg.  —  Räm-,  Rom-, 
i?r(-)H- Flade:  flacher,  runder  Kuchen  aus  dünnem 
Brotteig,  mit  einer  Mischung  aus  Rahm,  Mehl  und 
Gewürz  belegt  oder  kleiner  aus  Pastetenteig  mit  ein- 
gewirktem Rahm  Ap;  GStdt.  —  W ih er -  =  Bihcr-H. 
GT.  —  Ziger-:  Backwerk  aus  Mehlteig.  Zieger.  Honig. 
Mandeln  usw.  UwE. 

Flader  m.:  1.  =  Kiiefladcn  Fi>.  fFläderJ:  .LE.-. 
auch:  .massenhafter  Strassenkot.  halb  geschmolzener 
Schnee"  LE.;  S  (Pfl-).  S.  auch  VjUiüer:  Flälterlig; 
Finder;  Fintier;  Binder;  Pflittere;  Binder;  Pflnderluj. 
-  2.  in  der  Gaunerspr.  des  XV.:  Bad  (Edlib.).  Vgl. 
Fladerfetzer,  Bader.  Gengenb.,  Bettlerord.,  und  flä- 
dercn,  mit  Wasser  spielen.  —  3.  Flamme.  Lohe.  En 
Fl.  Für  GT.  —  4.  Maser,  Ader.  Blume  in  Holz  und 
Gestein  L;  Hidz  von  jener  Beschaffenheit,  bes.  Ahorn. 


11(!0 


Flad.  flo.l,  Hi.l,  Ho.l.  «Uli 


1170 


(las  in  dünne  liliittor  zersägt  (Fl.  sage")  als  Furnier 
von  Geräten  gebraucht  wird  SchwMuo.  Früher  wur- 
den hes.  Trinkgefässe  aus  solchem  Holz  verfertigt; 
s.  /laderi)).  ,F1. :  molluseum  aceris  tuber  est,  bruseo, 
quod  intortins  et  cris[iuni  est,  multo  prajstantius,  sim- 
plicius,  sparsuni.-  KdGessn.  1542.  .Materia  surda  (in- 
digesta  ligni  siniplicitas):  holz  daran  nichts  hübsches 
ist,  (ein  glatt  einfältig  und  schlecht  holz,  das  weder 
bluomt  noch  reid  ist  und  kein  strymen  oder  öugle), 
weder  niaser  noch  fl.  hat.'  Fris.  .Molluscum:  stamm- 
reit (an  Bäumen),  fl.  sagend  etlich  (breiter  ahorn- 
schwamm).' Fris.;  M.\l.;  Denzl.  1077;  1716. 

MliJ.  vlmirr  m.,  jicidertes  Holz,  Maser.  In  Bed.  1  ist 
das  W.  viuU.  aus  dem  gleichbed.  .Fladen'  entstellt  oder  mit 
diesem  verwechselt;  dagegen  lassen  sieh  Bed.  2  u.  :?  sowohl 
mit  einander  als  mit  +  vereinharen;  denn  der  Maser  zeigt 
Figuren,  welche  sowuhl  Wellen  als  Flammen  gleichen  (vgl. 
.wallen'  von  beiden  Elementen),  sowie  diese  beiden  Flügel- 
schlägen  (vgl.  ßadei-cn  =  flattern). 

Schiudlen-  s.  -Flädcr. 

fladere":  1.  „vom  Bindvieh:  den  Mist  fallen 
lassen  LE."  Syn.  flädermi;  flatteren;  pflätteren ;  flut- 
teren;  pflütteren.  Zu  Flader  1.  —  2.  Wäsche  in  reinem 
Wasser  entlaugen,  auswaschen,  spülen  TnTäg.  Zu 
Flader  2.  Vgl.  flädereti ;  /lederen ;  pfladeren.  —  3.  „hell 
auflodern,  eine  breite,  hohe  Flamme  werfen,  allg."  Zu 
Flader  3.  —  4.  mit  JMaserholz  besetzen  Ndw.  — 
5.  wachsen,  wuchern.  .Die  Wurzel  kriechet  und  Ha- 
dert hin  und  her  in  der  Erden,  also  dass  viel  Neben- 
zinken von  einer  Wurzel  sich  ausstrecken.'  Zwinc.kr 
lö9t.i.  In  Verbindung  mit  lä".  lassen:  Pflanzen,  eine 
Hecke  udgl.  frei  wuchern  lassen,  nicht  stutzen ;  die 
Haare  ott'en  lassen,  anstatt  sie  ordentlich  in  Zöpfe  zu 
flechten.  Eigetli"''  brückt  's  gar  eken  Zopf;  i"  der 
Stadt  inne"  lönd  d'  Chind  iez  aW'  nw  Alles  fl.  Z 
(8chwyzerd.).  Auch  bildl. :  d'  Such  la"  fl.,  die  Sache 
sich  selbst  überlassen,  seine  Angelegenheiten  vernach- 
lässigen Z.  Vgl.  Fladerstüde,  -wül.  —  6.  zerfallen, 
verwelken,  von  einer  Blume,  deren  Blätter  abfallen 
und  verfliegen  B.  —  7.  (/)//-  Z8th.)  schwach  fliegen, 
flattern;  bes.  von  jungen  Vögeln,  die  noch  nicht,  oder 
von  verletzten  (auch  gestutzten),  die  nicht  mehr,  oder 
von  solchen  wie  die  Hühner,  die  übh.  nicht  fliegen 
können  Z.  Syn.  fliideren;  floderen;  /lotsen.  De'' Fane 
p/laderet  schö"  ZSth.  ,Wann  der  Mensch  seine  Ge- 
danken fl.;  lasst  auf  der  Erden.'  FWyss  1650.  ,Pla- 
deren,  fläderen,  volitare,  vagari.'  Eed.  1662.  ,Alas 
quatere,  vibrare:  die  Flügel  schwingen,  fl.'  Denzl. 
1677;  1716.  .Sie  zeigen  viel  Freundlichkeit  und  Hold- 
seligkeit, da  heimlich  in  dem  Mund  und  Herzen  nichts 
anders  fladeret  als  [Schimpfworte  wie]  faule  Ketzer 
usw.'  ClSchob.  1699;  vgl.  .geflügelte  Worte'.  ,ln  den 
Lüften  herum  fl.'  ,TUi,r.  1733.  ,Es  scheint,  dass  man 
(lison  Marchpunkt  wolle  herum  fl.  lassen  [nirgends 
Hxieren].'  1759,  Z.  Mit  scherzhaftem  Pathos  (und 
daher  halb  bücherdeutsch)  ruft  man  dem  im  Unfrieden 
Scheidenden  oder  dem  verloren  gehenden  Besitztume 
nach:  , fahre  hin  und  fladere!'  —  S.  ^ /loderen  3,  flä- 
deren 3  Ndw. 

Mhd.  vUi'Irrrn.  flackern:  also  nur  =  :!.  7  ist  viel!,  ali- 
zutrennen,  da  nhd.  .flattern'  in  lietraclit  kommt  (s.  .\nm,  zu 
Ctlüdcr). 

ver-:  auseinanderstieben,  sicli  zerstreuen.  z.B. 
von  vereinzelten  Stinnnabgaben  bei  Wahlen  Scu; 
.evanescere.'    Id.  B.     .Du  niust  zur  Kinderlehr,    sonst 

Schweiz.  Idiotikon.  I.  8. 


möchten    deine  Geilanken    v.  und  du  dich    (von  Gott) 
verlaufen.'  AKybürz  1753. 

fladerächtig:  fladerartig.  maserähnlich,  v.  Holz. 
.Crispans  buxum:  fl.,  blüembt  [beblümt].'  Fris.;  Mal. 
,Crispans,  fladerecht,  erschüttend.'  Denzl.  1677;  1716. 

—    Zu    FiuJcr    4.      Syu.    lludi:ii(j. 

flad(e)rig:  1.  „kotähnlich  LE."  7ja  Flader  1.  Syn. 
/latteriy;  p/läiterig ;  pfhtderiij ;  p/lntscliig.  —  2.  maserig 
L.  Zu  Flader  4.  —  3.  „windschief  L."  (Eig.  ver- 
wachsen, aus  der  schlichten  Lage  und  Richtung  aus- 
weichend, zu  /laderen  n?)  -  4.  aufgeschossen,  locker, 
von  Kohl  Bs.     Syn.  flauderig. 

fladerin:  aus  Fladerholz,  bes.  von  Trink^^efässen 
häuflg  in  Inventaren  XV./XVIl.  L;  Z.  ,Ein  haslin 
fladrin  cappli  [Kapsel  oder  Deckel?]  mit  silber  be- 
schlagen.' 1440,  B.  ,Ein  fladerin  schal.'  1470,  Bisch. 
Johannes  v.  Basel.  ,Ein  fl.  beschlagen  köpflin.'  1497,  Z. 
.Ein  gar  grosser,  fladerer  [1.  ,fladeriner'],  unbeschlagner 
köpf.'  1588,  Klosterarch.  SchwE.  .Pantherin»  mensaj: 
tisch  mit  hüpsebeni  holz  mit  runden  flecken,  wie  die 
haut  von  leoparden  sind,  fl.  tisch.'  Fris.;  Mal.  ,12  flä- 
deri  Löfl'el.'  1675,  G. 

flädele":  schmeicheln,  liebkosen  Uw.  —  Eig.  .glatt 
streichen':  zu    .Fladen'. 

Flader  ni. :  1.  altes  (baufälliges)  hölzernes  Haus 
mit  sehr  niedrigem,  breitem  Dach  ZB.,  O.  —  2.  breites 
Ding,  auch  Weib  ZF.     Vgl.  Syn.  Flattere;   P/ludere. 

'La  ßäderen  i.  S.  V.  aus  einander  fallen  (vgl.  ßaderen  B) 
oder  eher  i.  S.  v.  sich  breit  ausdehnen;   vgl.  auch  .Fladen'. 

G'fläder  n.:  1.  Geflatter,  von  Vögeln,  die  hastig 
durch  einander  fliegen  Gr  ÜbS.,  V.  —  2.  flatternder 
Putz,  bes.  Bänder  an  der  weibl.  Kleidung,  ebd.  Syn. 
Flattere. 

Nacht-:  Nachtschmetterling  ZNer.  —  Zu  /tddi-mi 
i.   S.   V.  flattern:   vgl.  fluderen  7. 

Schindle"-:  Haus  mit  niedrigem  Schindeldach 
ZO. ;  s.  Flader  1.  ,Ein  elender  und  wüster  Seh.' 
Stutz.  B'hiiel  Gott,  alte''  Seh..'  ebd.  F  Dorf  —  es 
hat  so  ehig  suher  [iron.]  ,S'(7(.  ebd.  ,Schindelnflader'. 
1751,  Mei.,  Wetz. 

Fladere  f.:  stehen  gebliebener  Stumpf  eines  ge- 
fällten Baumes  Gl. 

fladere":  1.  ..den  Kot  von  sich  geben,  v.  Kindvich 
LE.;  ScHw."  Zu  Flader  1  u.  =  /laderen  1.  \g\.p/l-.  — 
2.  „Flüssigkeit  reichlich  und  sorgsam  herum  gicssen 
UwE."  Sonst  aber  allg.:  Flüssigkeit  in  unnötiger 
Menge  und  ohne  Sorgfalt  verbrauchen  und  verschütten, 
so  dass  die  Umgebung  besudelt  wird.  Bes.  v.  Wasser, 
aber  auch  mit  Kot  und  Fett  beschmutzen  F.  Fr  het 
's  Öl  über-e  [den]  ganze"  Bode"  g'/läderet  SciiwMuo. 
Syn.  smllen;  etwas  schwächer  als  /letzen,  so  dass  die 
Flüssigkeit  mehr  zerstreut,  als  auf  einen  Fleck  ver- 
schüttet wird  Ndw.  Wäsche  im  Wasser  herum  ziehen; 
■Syn.  /lütteren,  /lütteren ;  /latschen;  /loderen;  l;oslen; 
lcöze>i;  ji/Uideren;  vgl.  auch  /lederen;  /lotsehen;  Ge- 
/Witsch;  /l(iderna.<!s.  —  3.  {jj/l-  Si'h;  UUrs.)  flattern, 
allg.  Syn.  /laderen  7;  /loderen;  /lotteren;  /lotteren; 
/lütteren;  p/liideren.  Bes.  schwach  und  mühsam  B; 
L;  Scn;  U;  auch  von  einem  Nachtschnietterling,  der 
sich  die  Flügel  am  Licht  vorsengt  hat  ßSi.;  von  der 
Fledermaus  Gr;  W.  Mit  den  Flügeln  schlagen  Obw. 
Von  einem  Tuch.  Überh.  von  raschen,  heftigen  Be- 
wegungen.   So  bes.  in  Verbindung  mit  .lassen':  eine 

74 


1171 


Flad,  tied,  flid.  Ho.l.  flud 


1172 


Olirfeige  //.  /.  Gorni.  Er  hel-em  Eint  hi  fl.  Zyko. 
\g\.  Fh'Ulerli"(j.  Eh  Schutz  1a  fl.,  einen  Schuss  los- 
lassen Aä;  aufs  Geratewol,  ohne  genau  zu  zielen 
(Syn.  lü  fblge)  BoSi. ;  auch  ohne  genanntes  Obj.:  ein 
(beschütz  lüsbrennen  Aa.  Schneballe"  la  fl.  B  (Zyro). 
Uneigtl. :  ,Bei  uns  zu  Lande  ist  es  nicht  so  mit  einem 
Tauze  abgetan,  so  dass.  wenn  der  Geiger  den  letzten 
Strich  tut,  man  das  Mädchen  fl.  (halb  fliegen)  lassen 
kann,  unbekümmert,  in  welche  Ecke  oder  an  welche 
Wand  es  gerät.'  Gottii.  .Lisi  Hess  mutwillige  Spöt- 
tereien fl.  in  der  Stube  herum.'  ebd.  I'''  hi'  no'''  der 
letst  Sprutz  [den  hervorspritzenden  Eest  im  Fasse] 
i'  d'  Musyutteren  [eine  Mass  haltende  Flasche]  ie 
lo"  fl.,  Iris  ''ass  si  üherhiffen  isch.  AGisi.  Absol.  mit 
einem  Wagen  schnell  fahren  (so  dass  ,es  geht  wie  ge- 
flogen') Aa;  Gr;  S;  daher  uf  der  Iscban  flüderet's; 
ebenso  auf  einem  Wagen  bergab  BE.  Mit  unbcst. 
.es'  als  übj.  oder  absol.:  viel  Geld  ausgeben,  flott 
leben.  Etwas  drauf  gehen  lassen  Aa;  B.  ,Wir  wollen 
zu  Markte  gehen  und  es  einmal  lustig  fl.  lassen.' 
GoTTH.  Sich  der  Lust  hingeben  B;  S;  einer  Sache 
ihren  Lauf  lassen,  ohne  sich  weiter  darum  zu  küm- 
mern B;  Gr;  S.    Syn.  fl,adercn,  (/an,  lopen,  Schlitten  län. 

—  4.  dem  Boden  entlang  kriechen,  sich  verbreiten, 
besonders  von  Pflanzen,  aber  auch  von  einem  Feuer 
ZG.;  vgl.  fladeren  5.  Von  Hühnern,  sich  breit  hin- 
legen, sei  es  sich  zu  Boden  ducken,  um  sich  er- 
greifen zu  lassen,  sei  es  sich  in  den  Sand  einbetten, 
um  der  Sonnenwärme  zu  geniessen  (Syn.  herdelen). 
wobei  sie  die  Flügel  ausbreiten  ZG.;  Syn.  sich  ver- 
tuen.   Auch  von  Menschen  z.  B.  fnl  i"  's  Bett  fl.  ebd. 

—  5.  flackern,  flanmien,  aufludern  BM. ;  L  =  fladeren  3. 
.Wenn  das  Feuer  des  Himmels  auf  das  Haus  des  neuen 
Grossrates  gefallen  wäre,  Niggi  hätte  noch  ein  Klafter 
Wedele  [Reiswellen]  geopfert,  damit  es  recht  flädere.' 
B  (Sonntagsp.  18ti9).  —  6.  schnell  arbeiten  B  oAa. 
Syn.  fluderen;  juflen.  —  7.  „plaudern  L." 

Mhd.  ,Tli>dercn'.  flattern.  Dieses  letztere,  nlicl.  W.  koniuit 
iu  iinseru  MAA.  (in  diesem  S.|  nicht  vor,  dagegen  ßäUcren 
(s.  d.)  in  der  entsprechenden  und  noch  anderer  Bed.  Vgl. 
auch  die  Anni.  zu  fladeren.   —   6  soll  viell.  heisseu  cnfl.  Is". 

über-flädere":  überschütten  ScuwMuo.  —  a"-: 
mit  Anwerfen  von  Flüssigkeit  beschmutzen,  ebd.  — 
ver-:  1.  tr.  a)  ausgiessen  oder  durch  Verschütten  be- 
schmutzen, ebd.  b)  verwehen,  zerstreuen.  Der  Wind 
hät-mer  Alks  verfläderet,  z.B.  von  Laub,  Streue  Aa; 
BM.  Die  Stimmabgabe  auf  viele  Kandidaten  zer- 
sidittern  Aa;  B.  —  '2.  intr.  a)  verdunsten,  von  gei- 
stigen Flüssigkeiten,  ebd.  b)  zerfallen,  platzen.  Gut 
geratene  Kartott'eln  v.,  wenn  man  sie  länger  als  nötig 
über  dem  Feuer  lässt  ZO.  Zu  Fläder,  weiche,  breite 
Masse.     Syn.  flatteren,  s.  d. 

fläderle":  dim.  zu  fladeren  3,  von  Schmetter- 
lingen Gr. 

F läder li"g  m.:  Ghrfeige.    Ei'm  en  Fl.  (je'  Z. — 

Vgl.    la"  fläderal  3    Und    syn.  Flätler(lig) ;   Flattere;   Flätlachei; 

Flädi  1  m.:  Taufn.,  Valentin?  Uw.  ,Und  weint: 
0  liebe'  Fl.,    o!'    (Aus   e.  Lied).   —   Vgl.  auch  flädelen. 

Flädi  II  m.:  1.  körperlich  und  geistig  unbeholfener, 
schwerfälliger  Mensch  Nnw.  Gang  eweg,  dui  FL,  dui 
chaust  [kannst]  Xtd.  ~  2.  Einer,  dessen  Moral  in  ge- 
schlechtl.  Dingen  anrüchig  ist.  ebd.  —  S.  auch  Flütli. 

Flander  m.:  1.  etwas  Leichtes,  Flatterndes  ZW. 
Syn.  Gc-fl.     Dünner,  leichter  Baumwollenstott'  .\AFri. 


Leichtes,  geringes  Kleid  Zu  (-"((-);  Z  (auch  dim.),  „eine 
Art  leichter  fliegender  Weiberrock,  auch  Flauderrock 
B;  L."  Vgl.  Flauderjtijijie:  Fläuzli.  —  2.  schlechte. 
Waare,  -Arbeit  (FL- Arliet,  -War,  -Zug);  einfältiges 
Zeug  Bs.  —  3.  Kohlpflanze,  die  mehr  in  Blätter  als 
in  einen  festen  Kopf  auswächst  „Aa;"  Bs.    Syn.  Ge-fL 

Eine  onomatopoet.  Bildung;  /Zauderen  (s.  u.),  lautliche  Ver- 
stärkung von  fladeren;   vgl.  flod-,  flud-,  flaut-. 

Flick-:  Schmetterling  Ap.    Syn.  Fifalter  Sp.  8'20. 

Nicht  blosse  Entstellung  von  Letzterem  oder  von  einer 
der  Nebenff.  desselben,  sondern  mit  Anlehnung  an  diese  neo- 
gebildet. 

Ge-  n.;  leichtes,  flatterndes,  undauerhaftes  Zeug 
B.  Von  leichten  Bettdecken  gegenüber  den  landes- 
üblichen schweren:  Sa  unyer-emene  G'fl.  z'ligge,  wo 
me"  nit  leiias,  lieig-me"  Neuis  [Etw.]  uf  im  oder  heig- 
me"  Nüt.  GoTTH.  Lockere  Sachen,  z.  B.  schlechter 
Kleiderstoff,  aber  auch :  faseriges  Fleisch,  z.  B.  von 
Ziegen  GRÜhur  (-äu-).  Die  nicht  anliegenden,  son- 
dern abstehenden  Blätter  von  Weisskohl  B. 

flaudere"  B;  VOrte;  G;  Z,  -äu-  Sch:  1.  „mit 
leichter  Mühe  emporschwingen,  so  dass  der  Körper 
momentan  hoch  in  der  Luft  schwebt  (z.  B.  beim  Schwin- 
gen) Aa;  B;  Vürte;  S;  Z."  —  2.  „flattern,  z.B.  vom 
Haupthaar,  das  unordentlich  herabhängt,  von  Putz, 
z.  B.  Arm-  und  Halsbändern,  die  der  Wind  hin  und  her 
treibt;  auch  von  Schnee,  der  wirbelnd  zur  Erde  fällt 
B;  St'H;  S;  Vw."  Vom  Geräusch  fliegender  Vögel  oder 
flatternder  Kleider  L  (St."");  von  Bändern  an  der  Kappe 
B;  von  nachlässig  flatternden,  zerfetzten  Dingen  GEh.; 
von  leichten  Flöckchen.  Kleidern,  auch  von  Personen, 
die  flatternde  Bänder  udgl.  tragen  New.  —  3.  „von 
unbeständigem  Charakter  sein.  bes.  von  Jünglingen 
in  der  Liebe,  gleichsam  wie  ein  Schmetterling  von 
einer  Blume  zur  andern  flattern  L."  —  Mhd.  nur  rtou- 
deni,   flattern. 

Plaudere"  f :  1.  (-äu-)  flatterndes  Haarband  Sch 
Nnk.  —  2.  herumschweifendes  leichtfertiges  Weib  L. 
Syn.  Flanggine  usw.  —  3.  Eisenstange,  welche  Ge- 
mäuer zshält  BsÄugst.     Syn.  Schludere. 

Bed.  1  u.  2  scheinen  unvereinbar  mit  3;  aber  Bed.  3  hat 
auch  nhd.  .Schlauder',  welches  daneben  ^  , Schleuder'  gilt 
(vgl.  flauderen  1),  also  eine  fliegende  Bewegung  bezeichnet. 
Mittelbegriff  scheint:    übergreifen.     Vgl.   .fliegende'  Brücke. 

Flauderif. :  flatterhafter  Sinn,  Unbeständigkeit  L. 

—    Zu  flauderen  S.      Vgl.   Fläuiltri. 

flauderig,  „auch-ä«-":  1.  aufgeschossen,  locker, 
von  Kohl  Bs;  Syn.  fladerig.  G'flauderfl)ig,  locker, 
nicht  dauerhaft  Z.  Zu  Ilauder  3.  —  2.  weit,  bau- 
schig, von  Kleidern,  die  nicht  anschliessen.  sondern 
Falten  werfen  und  im  Winde  flattern  B.\arb.  (auch 
flander)  L.  Svn.  fluderig.  —  3.  flatterhaft,  leichtsinnig 
Ar;   L;   ZO. 

flaudi.  Das  wf /^,  eitles  Vorgeben,  lockere  Grunde 
Z  (Spillm.). 

Fläuder:   Pflugscharreiniger  ScuMerish. 

XdD  fläniteren  i.  S.  v.  hin  und  her  fahren  (reibend),  welche 
Bed.  auch  ,schlaudern'   hat;  s.   d.  Anm.  zu  Flaiakre. 

Fläuderi  Fläudri  n.:  leichtfertiges  Mädchen; 
auch;    leichtsinniger  Bube  W.     Vgl.  Flaudere  2. 

fläuderle":  „Dim.  von  flauderen  in  allen  (3) 
Bedd.  L.'-  1.  schweben,  fallen,  von  leichten  Dingen, 
z.  B.  Schneeflocken  Ap.  —  2.  im  Winde  flattern,  z.  B. 
von  weiblichen  Putzsachen,  wie  Bänder  (Flaiderli:üg), 
auch  von  weiten,  fliegenden  Röcken  UwE.  —  3.  la'  fl. 


117 


Plad,  fled,  flid,  flod,  lind 


1174 


cTchen  lassen,  den  Lauf  lassen,  z.  B.  einen  Schlitten, 
den  man  (bergab)  nicht  mehr  aufhalten  kann;  eine 
verzweifelte  Saclie  oder  Lage  BEi.    Vgl.  la'  fläderen. 

—  4.  (ein  Kind)  unter  den  Armen  haltend  (also  gleichs. 
fliegend)  davon  tragen  GTa.  —  5.  flache  Steine  über 
die  tibertiäche  des  Wassers  werfen  L;  /o.  Syn.  flit- 
dereti  und  s.  Vater  und  Miieter.  —  ver-:  verfliegen 
(davon  fliegen)  Ar. 

(rtlfder  Z,  Pfl-  ZF.  —  n.:  Unordnung  durch 
verschüttete  Flüssigkeit.  —  \g].  uoch  (UjiHikr ;  (lijUiur; 
(leßatter. 

fledere"  Z,  iifl-  ZF.:  mit  Flüssigkeit  unordent- 
lich umgehen,  so  dass  der  Boden,  die  Kleider  vornässt 
werden ;  in  Nassem  hantieren ;  von  Kindern :  mit 
Wasser  spielen;  syn.  flotschen;  götschcn. 

Der  Laut  e'  scheidet  diese  WW.  von  den  siunvwdten 
mit  ü  («■',  rfj  und  weist  auf  Abi.  von  FhiJa-,  zu  welchem 
wenigstens  der  Beil.  nach  auch  ßäderen  I  gehört.  Der  letz- 
teren Gruppe  kommt,  wenn  man  ßäderen  S  in  seiner  obigen 
licspllschaft  lassen  will,  die  Vorstellung  des  breit  sich  aus- 
d4'hnenden  Fleckens  zu;  doch  könnte  man  ßäderen  1  u.  2  auch 
nur  als  lautliche  Ausweichungen  von  flederen  betrachten. 
S.    noch  ßetzett,  ßetsclten. 

fleid:  geschmückt  BO.  (Zyro).  —  Ohne  Zweifel  vwdt 
mit   dem  syn.  ßät  oder  daraus  entstellt. 

be-fleiden:  schmücken  P  (Schott).  —  Vgl.  ßäien, 
I Kranke)  pflegen,  bes.  sauber  halten,  u.  vg\.  ßiye». 

Fuder:  Flieder,  Holunder,  syringa  vulg.  Aa;  Z. 
Pliedmen   s.  Fliete. 

Floder:  1.  „nachlässig  gekleideter  Mensch  L;  Scn; 
S;Zg.  Öyn.P//o(Zi."  Yg\.<iuchl'tUider.  —  2.=Fluder3. 

—  Kig.  ein  Mensch,  dessen  Kleider  schlottern  (ßäderen). 
Hosen-:  der  Teil  der  Hosen,  in  den  man  mit  den 

Beinen  schlüpft  OnPr. 

f lodere"  Aa;  VOrte,  pfl-  B;  Sch:  1.  Hattern. 
a)  von  Vögeln  =  fhideren  7,  z.  B.  en  Amsic  ist  vor-mer 
ziie  iif'g'floderet  AABd. ;  VOrte.  Vgl.  auch  fhideren. 
.Fluttern,  (loderen,  fast  hin  und  her  fliegen.'  Fris.  ; 
Mal.  —  b)  von  Kleidern,  Bändern ;  von  aufgeputzten 
Weibern:  .sich  mit  Geräusch  bewegen  LTw;  von  einer 
Fahne  im  Winde  L;  von  einem  Papier,  Schriftstück: 
eine  Adresse  //.  [abgehen]  la"  Ndw.  —  2.  „schlottern, 
von  Kleidern,  die  nicht  anliegen."  Syn.  fintieren;  fhi- 
deren. Vgl.  Floder-,  Pluderhosen  und  Hosenfloder; 
pftuderig.  Locker  werden  AaKöII.  (auch  flotteren).  — 
3.  in  Flüssigkeit  scliaukeln;  durch  Wasser,  Kot  waten 
B.     Syn.  flotschen.     Vgl.  find-,  flüd-. 

Ähnliche  Wörter  in  den  meisten  Dialekten.  Nhd.  ,(loderu', 
flattern ;  flackern.  Mhd.  ,v]üdern,  vluderu',  flattern,  schwingen. 
—    Abi.  ßiitaehcn,  ßolzen. 

„zer-:    zerflattern  L;  Zg." 

„floderig,  pfl-:  weit,  schlotterig."  \g\.pflotterig. 
G'flöder  n. :  spritzendes,  sudelndes  Umgehen  mit 
Wasser  Gl.     Syn.  Gefieder  Z. 

Finder  ni.:  1.  schlechter,  nur  halb  auswaclisender 
Hanf,  der  nach  der  Hanfernte  mit  dem  Unkraut  auf  dem 
Felde  zurückbleibt  Zg;  ZB.  ;  (aus  dem  guten  Hanf) 
ausgejätetes  Unkraut  ZHörnli;  lockere  Dinge,  z.  B. 
schlechter  Kohl  BAarb.  (auch  (r'/Zur/cr  n.);  Abfall  von 
Heizmaterial,  Reisig  ZZoll.  —  2.  der  an  einen  langen 
Stiel  gebundene  nasse  Lappen,  mit  welchem  der  Bäcker 
den    Ofen    von    zurückgebliebener    Asche    und    Koisig 


reinigt.  Ofenwisch  Ap  (auch  Flutter);  G;  THTäg.  Syn. 
Ofenlumpen,  -Euscliner.  —  3.  Löschwiseh  Ap,  von  der 
.■\i'A.  Polizeiverordn.  1854  neben  .Feuerkübel,  Leitern, 
Haken'  für  jedes  Haus  voi'geschrieben  (wohl  von  ähn- 
licher Beschaffenheit  wie  2).  Syn.  Pfluder.  —  4.  (n.) 
weiche  Masse,  flüssiger,  mit  Schnee  gemiscliter  Strassen- 
kot  GA.    Syn.  (ße-JFlüder;  Pfluder:  Pludcr;  Flutter. 

—  5.  ein  Wasservogel,  Art  Taucher,  Imber,  colymbus 
Immer.  Hart.m.  1808.  Syn.  Sefluder;  Ganner;  Bhin- 
üchär.  Von  LTnkundigen  auch  für  die  Tauchergans, 
mergus  merganser,  Syn.  Sekatz,  -geüs;  Aschente;  grosse 
Isente,  gebraucht,  ebd.  ,Im  Bodensee  ist  ein  vogel, 
grösser  dann  ein  gans,  so  fl.  genennt  wirf,  on  zweifei 
darumb,  dass  er  also  uf  dem  wasser  flatteret:  dann 
er  weder  recht  fliegen  noch  gon  kann.'  Vogelb.  1557. 
,üer  fl.  =  dünhel  [1.  .düchel'],  pygoscelis  maior.'  Mal. 

—  6.  Geschlechtsn.  Schw. 

Ahd.  ,fludar',  Floss,  ,fluodar',  Rinnsal,  mhd.  ,vl6der. 
vlüder',  Flut,  Floss.  stimmen  nicht  dir.  zu  unserm  W.,  am 
wenigsten  zu  Bed.  1,  aber  diese  ist  auch  mit '2— .5  zu  ver- 
mitteln, indem  die  ganze  Familie  ß-d  zw.  den  Bedd.  , fliegen' 
und  .fliessen'  (z.  T.  auch  .flackern')  schwankt,  also  verschiedene 
Arten  (meist  mühsamer)  Bewegung  in  Lult  od.  Wasser,  dann 
auch  lockere,  weiche  Beschaffenheit  von  Körpern  bezeichnet; 
der  mit  Unkraut  gemischte  schlechte  Hanf  ist  eben  auch 
leichter  Stoff,  insofern  dem   Fliegen  verwandt. 

Ofen-:  1.  =  i*'^.  2.  ---  2.  (persönlich  gewendet) 
Spotttitel  für  den,  welcher  am  Morgen  des  Silvester- 
tages zuerst  an  den  Ofen  geht  Z  (Dan.).  Syn.  Ofen- 
fuchs,  -kais. 

Se-:  1,  der  gesprenkelte  Taucher,  colymbus  stel- 
latus.  Hartiii.  1808.     Syn.  Ganner.  —  2.  =  Finder  ö. 

,Im  Bodensee  wirf  diser  vogel  [Merch,  Meerrach,  ita- 
lienische Ent]  oder  so  diss  geschli'chts  ist,  S.  geneinit.' 
Vogelb.    1557. 

fluder:  locker  BAarb.  Vgl.  flauder(ig);  fluger; 
pfluder. 

Fludere"  f.:  derbe  Ohrfeige.  Fi"m  c  Fl.  länge 
(versetzen]  BsBirs.     Syn.  Fläderli'g. 

fludere",  -ü-  fuij  Obw,  -o'-  Ap:  1.  sich  in  Wasser 
oder  Luft  mit  Geräusch  bewegen  GRh.;  von  nassem 
Gewände:  , Seine  feine  schwarze  Kleidung  fludcrte  [im 
Regen]  um  ihn  herum,  wie  eine  Vogelscheuche  um 
den  Hagstecken.'  JReith.  1851;  von  Vögeln,  bes. 
Wasservögcln:  coire,  auch  trans.  und  auch  von  Men- 
schen. =  roglen  Z  (Spillm.).  Refl.,  sich  schütteln  Onw; 
Syn.  flüderen  5.  —  2,  mit  Geräusch  schäumen  (von 
AlilchV)  BsÄugst.  Syn.  flüderen.  --  3.  in  Flüssigkeit 
spielen,  wühlen  U.     Syn.  fläderen;  flederen:  flüderen. 

—  4.  (ein  Tuch  im  Wasser)  sclnvenkeu,  siuilen  Ap;  Z. 
Vgl.  flüderen:  flotschen.  —  5.  durcli  einander  regnen 
und  schneien  Aa  (auch  pfl-).  Syn.  flüderen.  Vgl. 
Fluderwetter ;  Fhiderete.  —  0.  Steinclien  über  die  Ober- 
fläche des  Wassers  springen  lassen  Schw;  Zg.  Syn. 
s.  fläuderlen.  —  7.  hastig  und  unordentlich  arbeiten, 
huileln  ZZoll.  Syn.  fläderen  6';  schluderen.  Fl.  lä', 
zaijpeln,  in  Verlegenheit  ringen  lassen  Th  (wie  einen 
des  Schwimmens  Unkuiuligcn'i').  —  8.  mit  dem  Flu- 
der (2)  den  Ofen  auswisclien  Ap.  —  9.  Fluder  (1)  mit 
dem  Unkraut  ausziehen  Zu;  ZO. ;  überschüssige  Blätter 
(bes.  die  untersten)  am  Weinstock  ausbrechen  ZS. ; 
'Ayn.  geizen,  läuhlen,  ernäusen,  blatten,  hlättlen,  zuickcn. 

In  der  ä.  Spr.  mit  kurzem  Voc.  uicht  sicher  bezeugt  (nur 
.iUVleru'.  riniuMi,  flössen,  s.  Anm.  zu  Finder),  bei  Gr.  und 
Sehm.  .flndcrn'  nur:  flatturn.  Für  Bed.  7  kann  als  Grundbed. 
sieh    hastig  bewegen'   angenommen  wertlen:    urspr.  aber  wohl 


inr, 


Plad— find.    Flag— Hug 


1176 


.im  Wasser',  als»  eiue  AmvemluDg  vou  1.  Aus  9  iu  An- 
wendung auf  Jeu  Weiustock  scheint  zu  folgen,  dass  die  über- 
flüssigen untern  Blätter  desselben  als  eine  Art  Unkraut  be- 
trachtet werden  und  viell.  auch  selbst  Finder  heissen.  S.  auch 
jifituhrcn  ;  ßutteren. 

us-fludere":  1.  durch  Herumziehen  im  Wasser 
oheiiliin  waschen  SrnSt.  —  2.  von  ausgejätetem  Un- 
kraut die  Erde  abschütteln  ZO.     Zu  Finder  1. 

Pluderete  f.:  Regenguss  B. 

fluderig:  schlotterig,  bauschig,  zu  wenig  an- 
liegend, von  Kleidern  B  =  flauderig  u.  floderiy.  Syu. 
(ßo(j(jig,  hicjcj.     St.  gibt  .ßilderiti  =  flauderig." 

„Fludertschi  n.:  Heidelbeere,  vaccinium  myr- 
tillus  ÜR;  L."  —  Viell.  zu  «u(/«-  y  i.  S.  v.  Gestrüpp,  Un- 
kraut.  Vgl.  abci-  UvijeitiMi  neben  FVudaste:  Schneeglöckchen. 

F  lud  er  m.:  Schlamm,  Strassenkot  Z.  Syn.  Ge- 
/lüder;  Blilder.  Weiche  Masse,  die  beim  Drücken 
zerfiiesst;  z.  B.  zu  weich  gesottene  Erdäpfel  Nnw  (-i-). 

—  G'flüder  n.:  1.  Schlamm,  halb  geschmolzener 
Schnee  Gl;  LG.;  G;  Schw;  Z.  Heb  de'  Koch  fif,  '»■ 
hat  dei  [dort]  G//.  Stutz.  Lueg  nw  die  sefbe'  Fniiiseli- 
rorhiing  und  so  e  Gfl.  rings  um  's  Hus.  ebd.  Syn. 
Vßitder  ni.,  Ge/liUter  m.    Vgl.  Gflüdertvetter,  fliideren. 

—  2.  unordentliches  Umgehen  mit  Wasser  Gl.  Syn. 
Gefieder.  —  3.  Staub,  den  man  aus  alten  Kleidern 
schüttelt  BSi.     Zu  jlüderen  ö. 

Fl  mit  verk.  Fräf.  </(•-  ergibt  häufig  durch  Assimilation  /;//-. 
Ebenso  erscheint  in  der  Wortfamilie  jl-der  zuweilen  U  neben 
oder  statt  d.  Vgl.  fladrren :  uhd.  .flattern' ;  Fhiiter  neben 
Flodcr  Ap;  auch  in  anderen  WW..  wo  Litiuidä  im  Spiele 
sind:  admäderen,  schnattern  udgl.  Doch  hat  Gi-flütter  noch 
andere  Bedd.  {s.  d.).     S.  auch  Pßüder. 

Sehne-:  lockerer  Schnee,  Brei  aus  \Va.sser  und 
Schnee  BSi. 

f ludere":  1.  aus  Unachtsamkeit  oder  Ungeschick 
Flüssigkeit  verschütten  und  damit  Etw.  besudeln;  z.  B. 
die  Suppe  unordentlich  essen,  v.  Kindern  Zg;  unordent- 
lich mit  Wasser  hantieren,  stark  netzen  Gl.  Auch  un- 
Ijers.:  Dojind  [in  der  Hölle]  Chessi  a  Chess-i  g' stände": 
g'säderet  'hed  's  und  g'flilderet.  j/erfekt  icie  wemi-me" 
Schnegge"  süd'ti  JBEgli  1871.  —  2.  durch  einander 
regnen  und  schneien  BM.  —  3.  in  seichtem  Wasser 
waten  AASeet.  —  4.  (trans.)  einen  Gegenstand  rasch 
im  Wasser  schwenkend  reinigen  BKi.  —  5.  schütteln 
BSi.;  W.  Syn.  Ilhschen-,  fletzen;  ergudren;  sacken; 
schottlcn;  stauben.  Z.B.  einen  Lappen,  um  ihn  aus- 
zustauben BSi.;  auch  einen  Menschen:  beim  Schopf 
nehmen,  um  ihn  zu  züchtigen,  ebd.  (Keil.)  von  Tieren, 
zunächst  Vögeln:  mit  Flügelschlag  baden  oder  nach 
dem  Baden  das  Wasser  abschütteln  BRi.;  von  Hühnern: 
sich  in  Erde  baden  BHk.;  syn.  fläderen;  von  einem 
nassen  Pudel  oder  von  Schafen,  die  aus  dem  Regen 
kommen  BSi.;  von  Menschen:  Staub  oder  Schnee  vor 
der  Türe  abschütteln  BHa.,  Si.;  Obw;  syn.  fluderen. 
(Unpers.)  es  flüderet-mi''',  ich  werde  von  Fro.st  oder 
Fieber  geschüttelt  BRi.  —  6.  flattern,  von  kleinen 
Vögeln  L  (St.'').  —  7.  zerfallen,  von  morschen  Gegen- 
ständen Ndw.  —  8.  =  fluderen  9  ZErl. 

Hier  tritt  noch  einmal  der  ganze  Umfang  der  mit  der 
Conson.-Gruppe  Jt-d  verbundenen  Bedd.  zu  Tage.  Eigentüm- 
lich ist  hier  nur,  dass  die  Bed.  .schütteln'  bes.  stark  hervor- 
tritt und  zwar  auch  angewandt  auf  Trockenes  (Staub);  daran 
schliesst  sich  auch  Bed.  7  (in  Staub  zerfallen,  durch  Kr- 
sc  li  ü  tte  r  u  ug).    —    S,  auch  pßVtdaxn. 


flüderig:  nass,  von  Weg  oder  Witterung,  z.B. 
nass  von  schmelzendem  Schnee  Aa.  Syn.  g'flütterig, 
pfliiderig;  s.  (Ge-)Fläder.  .Flüderig,  pluviosus.'  Dknzl. 
171G. 

1 1  ü d  e r  1  e " :  1.  säuseln,  .sanft  wehen  L.  —  2.  schmei- 
cheln L.  's  tuet  wer  ordli'''  //.,  's  cha""-mer  aber  chü- 
derle  [ich  aber  will  Nichts  von  ihm  wissen]. 

.Säuseln'  als  Bild  für  , schmeicheln'  leicht  verständlich, 
daher  auch  umgek.  bei  nhd.  Dichtern  .schmeichelnde  Lüfte' 
=  säuselnde.  Auf  ähnlicher  Anschauung  scheint  das  mit 
.schmeicheln'  nahe  vwdte  .heucheln'  von  ,hauchen'  zu  beruhen. 

Flnderste  AaRoW.,  Pflüderst  AASchinzn.,  Flit- 
torsche  ZW.,  Plegerste  AaVüI.,  Pflügerst  Aa 
Bozen  —  f.:  März-,  Schneeglöcklein,  leucojum  vern. 
Flittersche  und  Ziland  sind  die  erste"  Maie"  im  Land. 

Die  ersteren  Formen,  zu  deuen  -g-  nur  als  lautliche  Spiel- 
form sich  verhielte,  scheinen  nebst  dem  syn.  Fß'Httur  mit 
Flüdcr  i.  S.  V.  .schmelzende  Schneemasse'  zszuhangen,  da  die 
betr.  Blume  beinahe  aus  solcher  heraus  sich  entwickelt. 
FluderUrhi  (Sp.  117.5)  und  Fiderat  usw.  (Sp.  081)  wurden 
d.wach  nur  zufallig  an  obige  Formen  anklingen.  S.  aber 
auch   Flitiireii. 


Flag  — tlug.     Vgl.  auch   die  Gruppen   /'/.i;///  usw., 
Fßitii,   l'ßwjij  usw. 

Plag  s.  I'lag. 

Flagiiiie  f.:  unstäte.  unhäusliche  Prau  Bodensee.  — 
VVahrsch.  mit  eingeschobenem  l  und  lautlicher  Anlehnung  an 
FayOw  zu  vuijökn,  herumschwärmen,  Sp.  G80.    Vgl.  Flanygitie. 

„Plagone  f.:  grosse  runde  Flasche,  z.B.  um  Ehren- 
wein einzuschenken  BAdelb.''  --  Ans  itz.ßueon  weiblich 
gebildet  nach    .Flasche'. 

Flaug  ~  PI.  Fläug  —  m. :  1.  Plug.  Sprung,  Wurf 
Gr.  En  Fl.  ne",  tue".  —  2.  Schaar  fliegender  Vögel 
G  UVatz.  —  8.  fliegender  Staub,  als  Bild  von  Klein- 
heit und  Nichtigkeit,  nur  in  der  Reimformel:  weder 
Staub  nw''  FL,  nicht  das  Geringste  Gl,  meist  als  Obj. 
von  .sehen'  i.  S.  v.  .keine  Spur  (mehr)'.  Vam  Rudi 
[Gemsen]  ist  w.  St.  n.  Fl.  nie  s'  g's'eh  g'sV  Gr  (Schwy- 
zerd.).  Wo-n-i'''  cho"  hi",  han-i"''  w.  St.  n.  Fl.  me 
g'seh^'.  Stutz.  P*  ha"  w.  St.  n.  Fl.  g'funde"  Z.  ,Die 
vorige  Reich  sind  als  vom  Wind  verstaubet,  dass  man 
von  Allem  w.  St.  n.  Fl.  mehr  sihet.'  AKlingl.  1688. 
Auch  i.  S.  v.  .nichtiges,  wertloses  Zeug',  syn. :  tceder 
gestoben  noch,  geflogen  (s.  u.  fliegen).  Da'  sind  nW 
so  Tüfels  Pflanz  [Possen]  und  le.  St.  n.  Fl.  Stütz. 
Mit  Präf.  ye-:  .Ein  buoch,  darin  er  unverschampt 
setzen  gedar  [wagt],  das  weder  gestoub  noch  gefloug 
[unbegründet,  nichtsnutzig].'  HBull.  1572. 

Mhd./oiic,  Flug  (selten).  Die  Angabe:  ,Der  Staub,  Flaug: 
pulvis,  atouuis,  pappus.'  Red.  1G6'2.  bezieht  sich  wohl  auch 
nur  auf  die  formelhafte  Verbindung  mit  .Staub'.  Syn.  ist 
,S'(.  und  Flauh  (s.  d.),  wobei  das  W.  der  Vidlstäudigkeit  des 
Reims  zu  Liebe  entstellt  ist. 

Fläugel  m.:  1.  hölzerner  Pfeil,  von  Knaben  mit 
einem  einfachen  Bogen  (aus  einer  Gerte  mit  Faden) 
in  die  Luft  geschossen  ZRafz.  —  2.  lebhafter  Mensch, 
ebd.  Syn.  Gispel.  —  \onßiiugen.  Bed.  '2  i.  S.  v.  .schiessen', 
intr.  =  sich  schuell,   heftig  bewegen,  losfahren. 

tläuge"  I,  fläugge":  1.  fliegen  machen,  v/eg- 
schvvingen,  werfen,  schleudern  Gl;  Gr;  GSa.  £■«  [der 
Wind]  hät-em  de"  Huet  vom  Chopf  g'fläugt.  's  Für 
hat  glüeigi  Schindle"  e  Viertclstund  Vit  g'fläugt.  F'' 
hun-en  use  g'fläugt  (aus  dem  Zimmer).    Si  fliiugend  s', 


m 


Plag.  Heg.  lüg.  flog.  i\\\g 


1178 


(ISS  </<■(•  Ilullcr  e  Hüiigli  niimma  )>cMo"t,  die  Bursche 
schwinuen  die  Glocken  so  heftig,  dass  der  Schwengel 
eine  Weile  nicht  mehr  zum  .\n.schlagen  kommt.  Ai,- 
iiKKc'HT.  'ä  ist  sch(}'  Mä»(/e  [Mancher],  (/'rad  wie  Sprür 
roiii  Wind,  fiirli/stohen  und  eweg  g'/Uhigt  worde". 
.IKkith.  1851.  8.  auch  u.  Schlhe.  ,Dass  man  den  houpt- 
niann  zuo  den  beyen  [Fenstern]  uss  zuo  werfen  oder 
ze  Hiiigen  [im  Sinne  habe].'  15.3((,  Absch.  —  2.  flott 
leben,  bes.  beim  Tanz  Gl.  Vgl.  la"  jUidere".  — 
:'.  Flitterstaat  treiben  Gl.  —  4.  „gross  tun,  prahlen, 
aufschneiden  Gl."     Vgl.  fideren. 

Mhil.  .vloujen'  (uiir  zufällig  ohue  Umliiut),  tliegcii  jnaclien, 
verscheuchen,  als  regelmässiges  t'ausativ  von  ,Hiegou'  gebildet. 
Beil.  2  —  4  erklären  sich  leicht  aus  bildl.  Anwemlung  von 
.fliegen";   vgl.   die  Syun. 

ver-:  verwehen.  Der  Luft  [Wind]  i-erjUiugt  d' 
Bletter  GG.  —  zer-:  fliegen  lassen,  auflösen.  ,Disso- 
lutis  capillis.  mit  zerflöugtem  oder  ungezutt'tem  haar.' 
Fkis. 

fläugerle"  W.  fläugle"  GnSculms:  (unpers.)  In 
feinen  Flocken  schneien.     Vgl.  fläuderJen. 

nie  Originalangabeu  schreiben  tu  und  dies  konnte  auch 
die  Nbf.   von   ie  in  .fliegen'  sein  (s.  d.i. 

„Fläuger:  leichtsinniger,  flatterhafter  Mensch 
Gl.."     Vgl.  noch  Tlieger. 

Fläugi  ni. :  Prahler,  Aufschneider  Gl.  Zu  fl('iuyen4. 

F legerste  s.  Flüderste. 

Fleug,  Gefleug  s.  Flieg  usw. 

fligen:  putzen,  schmücken?  Nur  in  einem  Schau- 
s)iiel  von  Jak.  Funkelin  in  Biel  (1550),  wo  Venus  zum 
Teufel,  der  die  Menschen  verführen  soll,  sagt:  .Wenn 
du  dich  fligst,  so  trügst  sie  wol.'  Tittm.,  Schausp.  des 
XVI.  I,  179,  185. 

Mhd.  .vlihen,  vllen' =  ,vlejen,  vielen.'  Gr.  WB.  3.  1711  o. 
.Fligst'  könnte  in  der  augeführten  Stelle  verschrieben  (resp. 
verdruckt)  sein  für  ,fliss(e)st',  befleissest,  da  dieses  W.  im 
selben  Spiel  und  Zshang  (V.  164,  vgl.  auch  ,FIiss'  V.  188) 
vorkommt,  .Hiheu'  (resp.  .fligen')  aber  sonst  bei  uns  nicht 
bezeugt,  übh.  nicht  hochd.,  sondern  nid.  und  nd.  ist,  also 
importiert  sein  müsste.  Aber  merkwürdiger  Weise  h.aben 
wir  auch  ßeiil,  geputzt,  schmuck,  neben  flät  von  ,fläjen'.  so 
dass  die  beiden  WW.  ein.ander  stützen  (vgl.  bern.  (/eil  für 
i/fi,  ijat,  gehtV). 

Flieg,  -e"  Bs;  GTa.  (neben  -«-),  Fläug  resp.  -ai- 
Aa;  L;  Schw,  FläiigeB  (resp.  ü^,  in  BBe.  ö);  Gr;  L; 
Psilv.;  GA.;  S;  Uw ;  U;  W,  Flüg  AAEhr.;  Gl;  Z, 
Flitge  Ap;  BSchw.;  GTa.  (neben  -ie-);  Sch  —  f.:  1.  das 
Insekt  in  der  allg.  Bed.  Schaffe"  [unermüdlich  be- 
wegt sein]  wie  Flüge'  und  Mugge"  ZBauma.  Die 
Pferde  der  Bourbaki-Armee  fielen  rechts  und  links  am 
Wege  hin  ,wie  die  Fliegen  im  Herbst'.  Härut-m'r 
nid,  d'  Fleuge'  sind  liüs  und  d'  Breme"  aw'' !  LSurs. 
ümesitse"  wie  ne  Fl.  a"  dr  Wand,  oder:  ivie  ne  FL, 
wenn  si  Gift  g'lia"  häd  AAEhr.  Der  Unwirsche  sagt: 
Las-mi"''  gu",  ich  bi"  für  mich  und  der  Hassdregg  für 
d'  Flüge  und  die,  wo-n-e"  üflise'd  Gl.  Auf  die  Be- 
merkung des  Gastes,  dass  viele  Fliegen  in  der  Stube 
herum  fliegen,  erwidert  man  etwa  scherzh.:  Jo,  aber 
's  sind  nit  mine,  's  sind  's  Nochhers  Chetzere,  mine 
sind  iiffe  [auf  den]  Boden  ahe  g'tvönt  BsLd.  Fi"m 
e  Fl.  hinger  's  Or  stecke".  Schild,  ihn  kitüeln,  reizen, 
plagen,  argwöhnisch  machen  S;  vgl.  ,Ploh'.  Fi  Fl. 
macht  ke'  Summer.  Ineichkn.  Besser  Fleuge"  foh",  als 
müessiij  gö".  ebd.  Die  clüine"  Fleuge"  h'hangc",  die 
grossf"  machen  es  Jülich  ilurc".    ebd.      Miingc   rhu""  kc 


Fl.  llde"  und  hed  de"  Chopf  coli  Mugge".  ebd.  All 
vier  glichlig  wie  d'  Fleuge,  rühmt  der  Schweinehändler 
von  seiner  Waare.  um  sie  mit  einander  anzubringen. 
JoACH.  1883.  Fliege  oder  ähnliches  kleines  Insekt  als 
Köder:  , Fische  by  der  fliegen  kaufen',  direkt  von  der 
Angelrute,  vom  Köder  weg,  nicht  von  Vorkäufern. 
1419,  Ar«.  —  2.  Nachtfalter  S.  —  3.  bildl.  für  kleine, 
leichte  Person  Ai'.  Als  Übername,  verächtlich.  XVIII., 
Bauerngespr.  Liecht  wie  ne  Fl.  L;  Syn.  wie  ne  Fliege- 
schissli,  wie  es  Heueli  (s.  Uicel).  Es  Flugii,  autfallend 
leichtes,  kleines  Kind  Z.  Es  ist  ke  Fl.  me,  aber  e 
Ligg,  Wortspiel  nut  dem  Imper.  )lüy!  fliege!  nach 
Ligg,  substantivierter  Imper.  von  liggen,  liegen,  Z.  — 

—  4.  Schneeflocke  BHk.  —  5.  der  Butzen,  die  Blüten- 
narbe des  Obstes  AaF.;  BsLd;  GTa.;  Z.  Syn.  Aug; 
Gäggi;  Gürbsi;  Gräuhschi;  Gräni;  Müeggi;  Gmügi; 
Bätzi.  D'  Fleugi  [PL]  ustrage",  büssen,  entgelten, 
was  ein  Andrer  verschuldet  hat  BHk.;  Syn.  d'  Suppen 
usfresse>i  u.  a.  —  ü.  „Visierkorn  an  Schiessgewehren 
BO."     Syn.  Mugg;  Absehen. 

Die  zweisilbige  (schwache)  Form  ist  die  urspr.  (mhd. 
ßiaje).  Der  Diphth.  it,  welcher  tw.  schon  mhd.  das  ahd.  i« 
iio)  vertritt,  hat  bei  uns  dem  altern  h  nur  wenig  Gebiet 
abgewonnen.  Sehr  sonderbar  ist  bei  diesem  und  einigen 
anderen  WW.  das  Auftauchen  einer  Xbf.  mit  eu  mit  dem 
Lautwerte  im,  durch  welche  unser  Subst.  mit  dem  Causat. 
ßäui/en  in  Berührung  kommt.     .Fleugen."   1T(JT,  Jesaj. 

Ge-Fliegn. :  Fliegen,  Fliegendes.  Öpjiis  G'fleugs 
ist  umme.  Etwas  wie  eine  Fliege  ist  in  der  Nähe  BBe. 
G'flilg,  Insektenplage  GMels. 

Pest-Fliege:  eine  Fliege,  die  nuui  als  Ursache 
der  Pest  ansah,  da  man  früher  übh.  die  Keime  von 
Krankheiten  sich  in  Gestalt  von  Tieren,  bes.  Insekten 
oder  Würmern,  dachte  (wie  heute  in  Gestalt  von  noch 
einfachem  Tieren  oder  Pilzen!).  ,Als  man  die  P.  in 
ein  Löchlein  sperrte  und  mit  einem  Zapfen  verstopfte. 
verschwand  die  Pest.'  L  Aufzeichn.  Vgl.  Gotth.  B. 
u.  S.  1.  83«'.  —  Blag-:  Aasfliege  W. 

Boss-:  1.  die  wilde,  grosse  Summfliege,  der  Stu- 
benfliege ähnlich,  aber  wilder,  grösser,  haariger  und 
stark  summend.  —  'i.  ,Schmeissfl.,  niusca  [calliphora] 
voniitoria.-  HSchinz  184'2.  D'  Rossjlüge  surre"d  lang 
umme  und  denn  falled  si  uf-en  Dreck,  sagt  man  von 
verfehlton  Parteiwahlen. 

So  benannt  wegen  ihrer  (iriJsse,  welche  ,Ross-'  auch  in 
anderen  Compp.  bezeichnet,  z.  B.  ,Rosskirsche,  -pflaume, 
-kastauie'. 

Surr(i)-,  -Fleuge":  Schraeisstt.  B.  Syn.  Surre. 
,Es  schoss  herum  wie  eine  gejagte  Surrfliege.'  Gotth. 

—  Von  dem  starken  Summen.  Vgl.  Siluiuri--Fl.  Betr.  die 
Form    vgl.   .Srhmeizi-Fl. 

Schmolz  (U),  Schmeizi  (Nnw)  -Fleige:  Schmeiss- 
fliege.  -  -  X  wie  in  i/nicxvn,  hih'^fn,  nlul.  .heizen,  beizen,  reizen, 
Weizen'   u.  a.  m. 

Schnnr t- Fläug  =  Boss-,  Surr-Fl.  ScuwMa. 

Späuz-,  Speize-:  Schmeissfliege;,  musca  vonii- 
toria Gr.  -  Von  r/tUuscn,  speien,  i.  S.  v.  .schmeisscn'.  Zur 
Nbf.   vgl.  Stirri-,   Sckmcizi-Fl. 

Wetter-:  Bremse  W.  —  Weil  starkes  Auftreten  dor 
Bremsen  (bei  grosser  Hitze)  leicht  Gewitter  vorbedeutun  kann. 

fliege"  B  tw.,  fläuge"  II  aSeuw;  W  (.^'ij.  sonst 
meist  i(  (bzw.  i.  ni)  —  Impf  Conj.  /lu-'g  LM..  /Iilgti 
Z:  1.  im  eigtl.  S.,  aber  sprichw.:  Es  jtügt  kei"s  \'ügcU 
s(i  hoch,  rs  ctiunni  wider  nbrii  idic.    's  Flüge  gol  liecht, 


1179 


Flag,  fleg,  flig,  flog,  fing 


1180 


aber  's  Niih-rxitze"  ist  (ffirrU"''.  Ineiohen.  M'e"'-me"  fl. 
will,  wiies-me'  Fecke"  ha".  Zyro.  Fl.  weih,  ror  Ei"'m 
iV  Fecl-f  (/wachse"  sind  UwE.  RAA.:  Er  meint,  er 
chiinn  //.,  von  einem  Hochmütigen  ZW.  Der  lert  [lernt] 
)»)■■''  //.,  von  einem  Geschickten  US.  -  2.  uneig.  von 
den  Fäden  eines  lose  gehaltenen  Stranges  Seide,  die 
aus  einander  .streben  Z.  Von  einer  Gelegenheit:  Stichst 
du  dies(''h  Sau  [jenes  Ass]'?  iclt  hett-si  Ja  fl.  [passieren]. 
HRANDENnERGER.  Einen  lere*  fl.:  ein  grobes  Vexier- 
s]iiel.  Me"  mucht  zur  Hut  üs  fl.,  aus  der  Haut  fahren! 
Z.  D'  Minute  verstriched  u-ie  y'floye".  MUsteri.  (Da.-i 
ist)  weder  g'stobe"  ncf''  g'floge",  unwahr,  unglaublich, 
erlogen  ScflSt. ;  Z.  Sj'n.  weder  Staub  no'''  Flauy 
(Flaub).  ,Wann  einer  über  den  anderen  etwas  redt, 
das  weder  gstoben  noch  gflogen.'  FWvss  1650.  Bass 
sie  Sache"  lerid,  die  weder  g'st.  n.  g'fl.  sind.  XVIll., 
BAUERNdESPR.  Fl.  oni  F:  lügen  (alt.  ,liegen').  In- 
eii'hen;  KiRi-HH.  Vgl.  fläugen  4;  fideren.  .Er  fliegt 
gern  ohne  ein  F.'  AKlingl.  In  einem  der  Lieder  aus 
dem  Zwiilfer  Krieg  heisst  es:  ,Sie  [die  verbündeten 
Zürcher  und  Berner]  sagen,  wir  haben  sie  zwungen 
zum  Kriegen,  da  tun  sie  bei  meiner  Treu  ohne  F  fl.' 

—  3.  fliegend,  a)  .Fliegendes-:  Geflügel  als  Jagd- 
gegenstand. ,Wildban  und  vischezen  mit  fliegendem 
und  schwebendem.'  1450,  Kind,  Urk.  —  b)  .Das  flie- 
gende Feuer,  der  fliegende  Krebs,  eine  ansteckende 
Vielikrankheit.'  Alpina  18()0.  ,Dass  unter  dem  Vieh 
der  sog.  fliegende  Krebs  oder  die  t'berzunge  grassiere.' 
1731,  Absch.  —  c)  .fliegender  Zedel',  Pfandbrief,  der 
zwar  doppeltes  Unterpfand  hat,  aber  auf  ein  entlegenes 
>der  schlechtes  Gut  einzeln  errichtet  ist  Ar.  —  d)  ,Per 
gemeinen  fliegenden  I!ede.  der  Kaiser  komme,  sei  gar 
nicht  zu  vertrauen.'  1530,  Absoh.    S.  noch  Fun  Sp.  844. 

—  Über  die   Laute  s.  die  Anm.  zu   Fliey. 
über-fliegen:  fliegend  über  Etw.  hinwegkommen, 

OS  überwinden,  übertreiien.  Er  mag  's  nüd  überfliige", 
nnd  wenn  er  zeh"mol  grösser  Fecke"  hätt.  Stutz. 

üf-:  1.  von  den  Hühnern:  Abends  auf  ihren 
.Sedel',  zur  Kühe  gehen.  ,Sie  müess  nit  so  früeh  ins 
Bett:  sie  müess  z'ersten  d'  Hennen  uffliegen  lassen.' 
ScHiMPFR.  1(351.  —  '2.  uneig.  a)  sterben  L.  Von  der 
Seele,  die  sich  wie  ein  Vogel  aufschwingt,  oder  im 
S.  v.  b?  ^yn.  verreisen,  b)  erlöschen.  Der  Strick  fliigt 
üf,  der  Docht  erlischt  Ap.  c)  aufsclnvellen,  -wallen. 
Üffläga"  wie  ne  Milecltsoppa,  leicht  aufwallen,  ebd.  — 
:'.  Flüg-uf:  subst.  Imperativ:  junger,  leichtfertiger 
Menscl'i  BAarb.;  Z.  Vgl.  ähnl.  Bildungen  Sp.  1'21— '2. 
—  Ufflieger.  .Auffleugerli:  der  Brachpieper;  Brach-. 
Gereut-,  Heide-,  Spiess-,  Krautlerche,  anthus  cam- 
pestris.'  Meisn.  u.  Schinz  1815,  =  .Gickerlin.'  KuGessn. 

an-:  unversehens  an  Jmd  kommen,  eintreten,  bes. 
von  Krankheitsanfällen.  Vgl.  Flug  ■!  und  Vnäerflug. 
's  isch-m'r  a  Chäfer  a'g'flnga"  B.  's  ist  tvi  Wg'floge" 
Aa.  —  under-  s.  Underflug.  —  üs-:  auswachsen, 
anfaulen,  von  Getreide,  wenn  es  überreif  stehen  bleibt 
und  anfängt  , lebendig'  zu  werden.  Schild;  s.  lehig.  — 
dar  von  dem)-:  bildl.,  gestohlen  werden  Bs.  Syn. 
Fekten  überclion. 

ver-:  1.  wegfliegen.  Es  rüyget  es  Bübeli  uff-em 
Bach;  si/'s  G'.-ipänli  isch  verflöge'.  JSchild.  ,Die  ge- 
meinen Bürger  sagten  [mit  Bez.  auf  einen  Flüchtling, 
welchem  die  Stadt  das  Bürgerrecht  erteilt  hatte,  der 
aber  als  Wüstling  gerichtet  wurde],  ob  man  denn  eben 
zu  Züridi  alle  verflognen  Nester  ausn<'limen  müsse'?' 


HBuLL. ;  vgl.  Verflug  i.  S.  v.  Abgang,  Gesindel?  — 
2.  zerspringen  Aa.  —  3.  bekannt  werden  Bs.  Syn. 
us-chun.  Wenn  Olihis  verflieg,  wo  [das]  -me"  lieher  fest 
l"h'schlo.<ise"  hat.  BRErrENST.  1863.  Vgl.  die  ,Fäma  vo- 
lans' der  römischen  Dichter.  Auch:  das  Gerücht  fliegt 
über  die  Lande  udgl.  s.  v.  a.  verbreitet  sicli. 

Flieger,  FlAger,  Fleuger  m.:  1.  leielite  Frauen- 
jacke GnPr.  (Flöuger).  Jez  macht-me"  dere  [solche] 
FleugerU,  versclmiglet  sind  si  und  verschnitte"  Gl 
(Schwyzerd.).  ,Gar  zu  kostbare  Band  zu  Flügeren 
sollen   gänzlich  verboten  sein.'    G  Kleiderordn.  1727. 

—  '2.  Windhaspel  Ap;  Gr  UVatz. 

Fliegi  Fleugi:  Name  für  eine  Ziege  mit  fliegen- 
ähnlichen Tupfen  Bü.  (RWyss). 

zer-flogen:  zerfliegen  lassen.  ,Item  zerhuwend 
im  küssi  und  bett  und  zerflogtend  im  die  vedern  über 
das  schloss  uss.'  Vad.  —  O  wahrscli.  o  für  ««,  J.  i.  nu, 
obige  Form  also  das  Prät.  zu  lerßUuijen. 

Flug  m.:    1.  eine  Schaar  Vögel,    z.B.  Gänse  Gl. 

—  2.  Kleie,   reines   ,Krüsch'   von   Kopfmehl    ZLinim. 

—  :!.  eine  Krankheit  des  Rindviehs  und  der  Schweine. 
,Der  Milzbrand  [des  Rindviehes]  mit  seinen  Abarten : 
Fl.,  Plag,  Brand,  Kot,  Kotwerk.'  G  Rq.  ,Fur  den 
presten,  das  ist  den  fliess  oder  viertelkrosser,  per- 
ment,  wildblut,  schwarzwe  oder  den  flug.  Das  vich 
geschwillt  underhalb  den  knien  und  lauft  uf;  wenn 
man  inen  vor  8  stunden  nit  hilft,  so  müessend  .sy 
sterben.'  Arzneib.  ZZoll.  1710.  ,Der  Fl.  (in  Gr  die 
Sucht)  ist  eine  Kranklieit  unter  den  Schweinen,  die 
sich  vorzüglicli  unter  diesen  Tieren  in  B  und  Sch 
zeigt;  in  ersterer  Gegend  heisst  sie  auch  das  Schwarze. 
Wahrscheinlich  ist  sie  das,  was  Bechstein  das  Ver- 
fangen nennt,  wobei  ihnen  die  Ohren  kalt  werden  und 
die  Fresslust  sich  verliert.'   Alp.  1827. 

Bed.  2  wabisch,  von  der  Leichtigkeit  des  Stoffes  (fliegender 
Abfall),  vgl.  Verßuij.  3  von  deui  plützliciieu  Eintreten,  vgl. 
aitßiiijiyii    und    i'iuh^r/hfy.     —     Abi.  ßv.r. 

An-:  junger  Wald.  .Wenigstens  sollte  niemalen 
kein  Vieh  in  die  Anflüge,  die  weniger  als  10  Jahr  alt, 
eingelassen  werden.'  1762,  Z  Staatsarch. 

Under-:  „Mehltau,  vergiftete  Luft  LE.;"  eine 
gewisse  Krankheit  am  Rindvieh,  die  sich  vorzüglich 
durch  Geschwulst  am  Bauclie  und  böse  Euter  äussert 
und  oft  tödlich  ist.  Es  ist  der  Chue  vom  U.,  oder : 
si  ist  underfloge"  rvorde",  gleichsam  von  bösen  Winden 
beflogen,  weil  obige  Krankheit  vom  Aberglauben  diesen 
zugeschrieben  wird  BHk. 

Auch  von  Menschen,  die  eine  plötzliche  Geschwulst  ?..  B. 
im  Gesicht  bekommen,  sagt  man,  sie  seien  ,in  einen  bösen 
Wind  gekommen'   n.  ä. ;   s.    Wind. 

Vogel-:  bildL.  schlimmes  Vorzeichen,  nach  dem 
alten  Glauben  an  Vogelorakel.  .Damit  man  nicht  an 
jeden  V.  [Gerücht.  Verdacht]  glaubt  und  gegenseitig 
Misstrauen  erregt  wird,  will  man  eine  Zusammenkunft 
veranstalten.'  1620.  Absch.  —  Ver-:  Abfall  oder  Ab- 
gang beim  Mahlen  von  Getreide.  Vgl.  Flug  ^'.  .Dass 
von  einem  Mütt  beim  Durchmalen  für  Abgang  oder 
V.  ein  Pfund  gerechnet  werden  muss.'  Z  Müllerordn. 
1770.  —  Hoch-:  1.  hochfliegende  Vögel  und  die  Jagd 
auf  sie.  .Der  Hochfluck  und  Wildbann  ist  m.  gn. 
Herrn  der  Stadt  Bern.'  Handfeste  Thun.  ,Alle  wild- 
bänn.  achrani.  hochfluck,  federspil,  mulenvee  gehören 
denen  von  Bern  zuo.'  1518,  Esterm.,  Pfätf.  .Dass 
Bern  den  Hochflug  nicht  mehr  dem  [mit  Freiburg] 
gevnein.sanien  Vogt  und  Amtmann  lassen  wolle   1558, 


IISI 


Flag— tiug.     Fhiyg     lliigg.     Flali— fiuh 


1182 


Absih.  —  2.  von  den  BitMieu:  ,H.  der  Bienen,  wenn 
die  uf  und  hinweg  fliegend,  dass  denen  nit  mehr  nach- 
getVilgt  wirt.'  Okfx.  BSeit. 

unflugbar:  noch  nicht  üügge.  .Involucris:  u.. 
der  noch  nit  fliegen  mag.'  Fris.  ;  Mal. 

Hug  BGüni.  (ü-J,  flugg  GrD.:  1.  flink  GkD.  - 
2.  locker,  vom  Erdboden,  wenn  der  Pflug  leicht  durch 
denselben  zu  dringen  vermag  BGümm. ;  GrD.  S\n. 
fluger;  flacher. 

Vgl.  uhd.  .flott',  von  Schifl'eu  auf  andere  Beweguuguu 
iibortragen.  t'lugy  mag  landschaftliclie  Ausspr.  (üv  jluch  seiu 
und  wäre  also  zu  den  Intensivbikhingen  -rk  zu   versetzen. 

fluger  ü  B.  «  F:  locker,  z.B.  von  Wolle,  Flaum- 
betten, aufgegangenen  Gebacken,  vom  Boden  B,  von 
Heu  F.     Vgl.  fludei: 

„flugere":  mager,  locker  werden  F," 

Flugertsclili:  Schneeglöckchen  BHerzogb,  Vgl. 
Fliidcrtfich  i,  Fliiderste. 

Flugetz  Gl,  Flogetz  GL.Schw.,  FloggHs  Gr  tw., 
„Flugenz  Gl",  Flagetz,  Flaggetz  Gr  tw.,  Falg- 
getz  GfiPr,,  Flanggez  GaLdq,:  eine  Mehlspeise 
aus  Kuchenteig.  1.  eine  Art  Nudeln  Gl;  Gr  tw.  — 
2.  Klösse,  meist  in  Suppe  aufgetragen  Gr,    S,  Fargetz. 

Flügel:  1.  im  eigentlichen  S.  nicht  mehr  volks- 
tümlich, dafür  Feclcen  usw.  (s.  Sp.  728).  ,Ich  will 
etvvan  einem  puren  ein  fl.  abhowen.'  1.525,  Egli,  Akt.; 
Syn.  Einen  zeichnen,  u.  s.  Arm  1.  .Die  Fl.  über  das 
nest  ausshin  strecken,  sich  prachtlicher  stellen,  dann 
unser  haab  und  guot  vermöge,  majores  pennas  nido 
e.xtendere.'  Mal.  —  2.  Schaft,  d.  i.  diejenigen  Litzen 
des  Webergeschirres,  w'elche  sich  je  in  gleicher  Weise 
zu  bewegen  haben  und  durch  zwei  Holzstäbohen  zu 
einem  Ganzen  verbunden  sind.  —  .3.  Flügeli,  Insekten- 
ständer, ophrys  muscifera  Z,\nd. 

Ge-:  1.  fliegendes  Ungeziefer,  bes.  Bremsen  Gl; 
GTa.  '*■  G'fl.  jihiijet  's  Veh.  —  2.  junges  Volk.  bes. 
Mädchen.  Lelichiieche  under  das  jung  Gfl.,  d'  Bitehen 
lind  d'  Meitschi,  certeile"  S  (Schwyzerd.).  .Junges 
Frauenzimmer  von  mittlerer  Bedeutung.'  Spreng. 

Blind-:  solche,  die  auf  die  rechten  (Altar-)Flügel 
aufgeleimt  sind.  Lt  Dingvertrag  betr.  den  Altar  zu 
Sursee  1580  soll  der  Künstler  ,hinder  gemeldte  flügel 
suber  durchsichtige  bl.  schnyden.'  Z  Anz.  1884,  2G. 

Brust-:  die  Hälfte  eines  die  Brust  bedeckenden 
fliegenden  Kleides.  ,Das  Costüm  der  Ndw  Läufer 
[Weibcl]  ist  eine  enge  gefaltete  Jacke  mit  fliegenden 
Ärmeln,  am  linken  Br.  mit  dem  Landessiegel  behangen.' 
Gem.  Uw  1836.  —  Schwarz-:  der  grüne  Strandläufer, 
tringa  Ochropus  Bohens.  (Hartni.  18o8).  —  Wild-:  .zu- 
gelaufene Leute,  welche  Niederlassung  suchen.'  Mone, 
Zeitschr.  ,Von  wildflügeln,  auth  annemung  der  under- 
taüen  . . .,  sie  werden  in  jaresfrist  unser  eigen.'  Bs  Rq. 
.Ob  dhcin  hagstolz  oder  wildtiügling,  der  nit  da  burger 
war,  daselbs  von  tods  wegen  abgienge.'  G  Stiftsarch. 
Vgl.  Wind-FL;  Wihlflügling.  sxudi  nhd.  .Wildtang'.  - 
Wind-:  1.  gefächertes  Bad  in  der  Mauer,  das  früher 
den  Blusblag  ersetzte,  od.  in  Fenstern  Z.  2.  ^  ,fünd- 
ling  oder  menschen,  dero  man  kein  erben  noch  frünt- 
schaft  [Verwandtschaft]  weisst,  sy  sygen  uss  ferren 
landen  oder  ynländisch.'  Stadtb.  (JWes.  15(M.  Vgl. 
ll'i7(/-7'7. 

flügle":  die  Flügel  bewegen,  schlagen  GnSculnis. 

umh  in  (»»((')- ;   mit  einem  Goräl,  z.  11.  ilein  l''li'gel- 


liaupt,  in  der  Luft  hin  und  her  fahren,  ohne  es  recht 
zu  beherrschen  ZUhw.  —  be-:  mit  Nötigem  versehen. 
Vgl.  fideren.  .Dass  die  Truppen  mit  Proviant,  Ge- 
schütz, Munition  etc.  also  beflügelt  werden,  dass  ihnen 
keine  Schlappe  widerfahre.'  1585,  Auscn. 

, Flügler  =  FjV/Zec",  Fi'tghr,  mit  eingeschobenem 
zweiten  l. 

Wild-Flügling  =   Wihlllügel. 

Flueg  =  Pfliieg. 

F lügte  s.  Flückete. 


Flagg  (/ai''~ flugg.      S.   auch  die   Gru]iiieii   Fliiij   usw.. 
FUifk   usw. 

Fliegge  =  Fliengge  IL         F'löggi  -ö-  s.  Fluh. 
flüggen  =  flunggen. 


Flah  — fluh.     S.  auch  die  Gruppe  Fhic?i  usw. 

fliehe"  fluche'  ApH.,  M.,  flühe'  ApK.  ;  GfiSchud.  {-ü-) ; 
ScH,  flie"  GRPr.;  Z  —  Präs.  3.  P.  Sg.  flächt  GBern. 
—  Imp.  fluch  Ap;  F;  GBern.  (Inf.  flie-e),  flu  GW., 
sonst  fiie,  vor  Voc.  flien  Z  —  Ptc.  g' fluche'  LG.,  Stdt, 
sonst  meist  g'flo-e  (F  g'flu-e],  g'flü-e  GlK.:  fliehen. 
Wenn  d'  Stere"  [Sterne]  afänge  flüchid  Av  (Schwyzerd.). 
Es  flächt  HO'''  gern,  ^cer  flühe'  cha".  Merz  183(5.  Was- 
men  am  einte'  Ort  flächt,  fliidt-men  am  andere"  FMu. 
Was  ig  an  ei'm  Ort  g'flohe  bi',  han  ig  am  andere 
wider  g'fimde.  BWvss  1863.  Was  Eine  flieht,  das 
wird-em  L  (Ineichen).  ,Wohl  geflohen,  wohl  gefochten.' 
Kirchh.  Flieh!  geh  aus  dem  Wege,  weiche,  mache 
Platz.  Flieh!  i'''  wott  da  wüsche  [kehren].  Bes.  als 
Warnungsruf  beim  Schlittenfahren  AaZ.;  BRi. ;  Syn. 
ab  (s.  Sp.  29).  Flieh,  oder  i'''  nimm-di^''  [hasche  dich], 
droht  man  scherzhaft  dem  Kinde.  Der  Imperativ  sub- 
stantiviert nach  .Art  von  imperat.  Personenn. :  schnell, 
auf  die  Flucht  bedacht  Ap.  Er  ist  fluch  oder  nemm- 
di'''  fürt,  schnell  entflohen;  es  ist  gad  g'se  [gewesen]: 
fl.  oder  ;•■''  n.  d.,  als  hätte  es  der  Wind  verweht.  Fl. 
oder  ('■''  nimm  di"'',  heisst  's  bi  dem  Barst,  d.  h.  er  ist 
ein  Dieb  L;  ScnSt.  Er  ist  erlig;  er  set  [sagt]  nW: 
fläch  oder  i'''  neam-di'''  und  denn  flächt  's  nöd  GBern. 
Die  selbe  Formel  von  Sachen:  schnell  verbraucht, 
ohne  Segen;  wie  gewonnen,  so  zerronnen  (tWa.  Flieh- 
mi'''  de  Tüfel!  Beteuerung  AaSI.;  Bs  (Hebel);  S;  Z, 
otfenbar  euphem.  für:  Hol-mi'''  der  T.  ,Das  podagra 
werd'  von  ihm  flühen.'  Schimi-kr.  1651.  .Der  Ge- 
schreite [der  bei  einem  Konkurs  in  Mitleidenschaft 
Gezogene]  muess  zieh'  oder  fl,ieh".'  R.-Sprw.  des  Z 
Stadtr.;  in  einem  Konkurse  stellt  sich  nämlich  an 
denjenigen  Kreditor,  welcher  den  letzten  Brief  auf 
das  UnteridanJ  hat,  die  Alteriuitive,  ob  er  in  dje 
Pflichten  und  Beeilte  des  Debitors  eintreten,  das  Unter- 
|ifand  .zielieii',  oder  aber  jenen  Verpflichtungen  sich 
entziehen  (fliehen),  damit  aber  auch  seine  eigenen  An- 
si)rüche  an  das  Unterpfand  aufgeben  wolle.  In  alten 
Kaufverträgen  u.  Vermächtnissen  bezeichnet  das  .Flie- 
hende', im  (igs.  zu  dem  .Fliegenden  und  Fliessenden', 
mit  welchem  zusammen  es  den  ganzen  Wildbann  aus- 
macht, das  auf  1  Füssen  flicliende  Wild,  , Wildbann, 
fliegents.  fliechents  und  fliessents.'  1363.  Gr  (Molirl; 
1136.  Schwz.  Arc'H.  ;  vgl.  Sp.  1179,  3  a. 

.KliK-liou.'  HBull.  I52T;  reimliaft:  , Wer  syn  gnad  tlilclit 
ncl.T  slli-lit  |r.  ,suofht'l.'   Kdlili.;    .imiieu' :    .schiihou.'  NiMan. 


118S 


Flah.  fleh,  flili.  floli.  flnli 


1184 


1022;  1525.  Egli,  Act. ;  Prät.  .flnhcnd.'  1530,  Mattli.  Wäh- 
rend (las  Mlul.  das  Perf.  mit  .habfin'  bildet,  bedienen  sich 
unsere  MAA.  dos  Hiilfsverbs  »m  selbst  in  tr.  Konstruktion 
(i.  S.  V.  meiden):  Er  wt-en  g'ßokn  it^k-n-es  Srhirf;rt ;  so  aueh 
bei  Yad.:   .Christus  ist  die  ding  geflochcn.' 

Flöh.  Dim.  Flögiji  Gr  neben  Floli  GSa.,  Flondli  Z 
—  PI.  Flö,    Dat.  PI.   FlÖne  [Flo  GbRIi.)  -  f.   allg. 
auch  in  der  ä.  Lit.),  m.  OnPr.:    1.  Floh,   a)  als  kleine.s 
(kleinstes)  Tier.     Si  hat 's  wie-n-e  Floh  im  Chrättli, 
si  chuHiit  an  iiUen  Orte"  (Jure  Z.     Iron.  od.  scherzh.: 
Mit  G'walt  may  men  e  Fl.  [son.st  Geiss,  s.  d.]  hiiulen 
ume"   n'lüpfe'   L.     Fr   r/'hürt    {(/'seht   ZWl.)    d'  Floh 
wueste,  hört  das  Gras  wachsen,   ist  superklug  Aa;  Ö; 
Z;    spez.  von    einem  Geizhals  ZWl.;    s.  Mtif/g.     ,8ur- 
genteni  auscultat  avenani,   er  hört  die  Flöhe  husten.' 
Denül.  I(j77;  1711).     Zur  Bezeichnung  kleiner  Dinge, 
kleinster   Mengen    oder  Teile:    Flohs  gross,    von   der 
Grösse  eines  Fl.;    idt  wie  e  Fl.  GsPr.     Zur  Verstär- 
kung der  Verneinung:  Ke  Fluh  givss  l'ne"  [als  Arznei] 
Ar.    Bes.  als  Dim.  in  adverbialer  A'erwendung  mit  der 
Bed. :    ein    wenig,    ein   Bisschen   Gr.     Es  Flöli  Hcii, 
Brod,  Salz.    Syn.  Flauche,  Floheli;  Klauch.  —  b)  als 
sehr  schnelles,  schwer  zu  fangendes  Tierchen,    's  isch 
hesser  eine"  Korb   roll  Flöhe'  hüete"  als  eme"  Maitli 
|bci  Beiden   handelt    es   sich    um  eine  unausführbare 
Überwachung]  Bs;  daher  auch  wieder  vergleichsweise: 
(>  11^(1»)«'  roll  Flöh  lt.,  eine  lebhafte  lünderschaar  be- 
aufsichtigen B  (Zyro).    Von  schwierigen  Dingen  übh. 
heisst   es:    F''  wett   lieber   en   Sack    voll  Fl.  hüete    Z. 
,Wer  wird  ein  Sieb  voll  Fl.  hüten!'  Nägeli  1738.    Er 
Mietet  de  Flöhne,  macht  überflüssige  Arbeit.  Inkichen; 
Syn.  Flöh  sele"  S.    Er  hanget  leie-ne  Floh  anere  Jäppe, 
ist  ohne  festen  Halt,    ist  nahe  am  Bankrott  L;  S.  — 
c)  als   in  Menge   vorkommendes.     Es  sind  irer  so  vil 
als  Flöh  im  Ängsten.  Kirchii.    Er  het  so  vil  Schulde", 
a's  en  (rote)  Hund  Flöh.  allg.   Hilndscher  i"  de  Schulde" 
si"  a's  d's  Bubi  i"  de"  Flöhne"  Schw.    ,So  voller  Schul- 
den,  als    ein    Hund,    wie   wir   sagen,    voller  Flöhen.' 
Ulr.  17'27;  UBräui;.  1788.     Das  ist  verttüechter  u-eder 
en'Hund  voll  Flöh  Z.     Vgl.  noch  .Flohturm',  Hausn. 
in  St.  Gallen.     Audi  in  den  Pelz  eines  Herrenhundes 
konnnen   die    Flöbe    Schw.      Wer   mit   Hunde   z'  Bett 
gut    |sich  in  schlechte  Gesellschaft    begibt],    slöd  mit 
Flöhne"  uf  L;  Z.  —  d)  als  angreifendes  und  schwer 
abzuwehrendes.     Es  hät-en  e  Fl.  'bisse",   er  ist  übel- 
gelaunt  Z.     Das  ist   ärger   a's  e  Fl.    im  Or   GBern. 
Vgl.:  .Einem  einen  Floh  in's  Ohr  setzen'.     Die  tü^re 
[dürren]  Flöh  stechid  am  Fülste  [Ärgsten].     Tii-ri  Fl. 
auch  als  Neckwort.     ,Man  mache  die  Hosen  nicht  so 
eng,   dass  man  sie  nicht  über  das  Bein  hinaufstossen 
könnte,    so   dass   man   die  Flöhe  .wehren   könne,    wie 
man  nur  wollte.'  Gotth.    F''  ha  de"  Buch  so  voll,  me 
chönnt  Flöh   druff  döde"  Bs.     , Einem   die  Flöhe   ab- 
streichen',   ihm    Schläge    geben,    ihn    , klopfen';    vgl. 
/lohen,  litsen.    .Inen  ist  der  gewalt  entwichen,  Darumb 
hat  man  inen  die  flöh   uf  dem  berg   [bei  der  Erstür- 
mung eines  Kastells]  abgestrichen.'  1.507.  Lied.    Flöh 
.•ilätijic,  spöttisch  für  das  Tanzen  der  Frauenspersonen 
W;    s.  Hotzcn  dreschen.     Vgl.  furzen.   —    e)  Volks- 
glaube.    l)ur<'h    Pissen    in    eichene    Sägespäne    soll 
man  Flöhe    erzeugen   können    ZWl.     Im   Neue  [Neu- 
mond |  sett-mer  [sollte  man]  nüd  uf  wasche  [den  Boden 
scheuern    und  waschen],    oder  d.'  Better  wasche",    sust 
(ftt  's  ril  Flöh  Z.     Wenn  d'  Flöh  bös  .nnd,  git  's  Hegen 
Bs;  S;    ■/.,:■    '/..     Mick   bis.'tund   d'  Fleh;    Es   git   bald 


wider  es  Juhile  W  (Parodie).  —  "2.  Früchte  ver- 
schiedener Pflanzen,  nach  der  Form  derselben,  z.  B. 
des  Haarmooses,  polvtrichum  GSa.,  des  Zittergrases, 
briza  media.     Vgl.  Floh-Gras,  -Krüt. 

Mhd.  vloch,  vlo  m.,  f.;  mit  -c/i  noch  NMan. ;  Stockar 
1519;  1531/1G67,  1.  «am. ;  Vogelb.  1557;  Ked.  lGfi2  (neben 
,1low,   Hohe").      S.   auch  Floheli. 

Puls-:  dreiteiliger  Zweizahn,  bidens  tripartita 
GWe.  —  Die  borstigen  FrUcht'-hen  hängen  sich  gleich 
Flühen  bes.  an  wollene  Kleider. 

P  ülz-:  gemeiner  Hohlzahn,  galeopsis  tetrahit  GWe. 

Wohl  nach  der  Form  der  kleinen  Früchtchen.  Im  vorigen 
«ie   in   diesem   W.   wird  der  erste   Teil  lat.  pulcj:  sein. 

Floheli  BSi.  (neben  Flö-heli);  Gr  —  n.:  kleines 
Mass,  Flöckchcn.  Es  het  es  Fl.  y'schnlt,  ganz  wenig. 
Er  ist  lies  Fl.  erstijjrr  cho",  wenn-i''''-mu  schon  alliivll 
g'schrüwc  han  [obwohl  ich  ihm  immer  zusehrie].  Syn. 
Flauclte,  Floli  (Floh  1  a);  Glunse. 

Ausgegangen  von  Flü^htli  (s.  Flmu'hi).  m:\g  das  W.  an 
FU,h   und   Flocke  augelehnt  worden  sein. 

floheli''':  Adv.  1.  „leicht  und  geschwinde  BÜ." 
—  2.  unbedenklich,  ohne  Schwierigkeit.  Das  dörfen- 
)iier  fl.  ivagen.  Mit  denen  sim-mer  g'f'aren  [sind  wir 
.abgefahren',  haben  sie  in  die  Flucht  geschlagen]  und 
das  ß.     Syn.  (flucher);  g'kant,  ravklich,  sanft. 

flöhe"  Bs  (Spreng);  Gr;  GSa.,  Stdt;  SciiSt.,  Ihje" 
GTa.;  W,  fhJlie"  BsStdt(-e-);  Gl  (Sehindl.),  flöne"  A.k; 
Ap;  Bs  (neben  flechc");  L;  GA.;  ScnSt;  S;  Tu;  Zii;  Z, 
jloneF:  Flöhe  abfangen  und  tödten.  allg.  Flöhend-er, 
fragte  ein  Vorübergehender  einen  am  Wege  in  seinen 
Kleidern  Herumsuchenden.  Meinend-er,  i"*  seieHundy 
erwiederte  dieser  beleidigt,  )'■"''  läse  GSa.  MelHger 
Erbs  [Spottn.  nach  dem  Stadtwappen,  einer  Kugel] 
tuend  enandre"  fl.  [wohnen  enge  beisammen].  ,Es 
flönet  do  ein  Hund  em  andere,  muH  mutuo  fricant.' 
SuLCER.  Im  Jast  [in  der  Hitze,  Eile]  sett  me"  Nüd 
tue",  a's  fl.  Ineichen.  Übertr. :  Was-em  ich  scho"  Flöh 
abg'flöne  ha"  [Fehler  aufgedeckt],  das  ist  mit  z'ersäge" 
[auszusprechen]  Z;  vgl.  lüsen,  strälen.  Fi"m  fl.,  ihn 
züchtigen  Z.  —  Mhd.  vUihen. 

er-:  1.  Einen  abprügeln,  übel  traktieren  Ar;  GkD., 
Pani,  Schud.;  Z.  Syn.  erlüsen.  —  2.  Einen  zur  Flucht 
bringen  GRSchud.  ^  Zu  2  \g].ßiichm  4,  also  vicll.  Cau- 
sativum  zu  fliehen. 

Floheli  s.  Floheli.         flöhen  s.  flöchen. 

flöhig.  ,Flöig.  flöhsack,  voll  flöhen,  pulicosus.' 
Fris.  ;  Mal. 

Fluhi.  Flülieli  s.  Flüchen. 

Fliteli  vorw.,  Fluech  ArK.;  Zc;  (neben  Ilue)  und 
in  Flnrn.  (s.  u.)  -  PI.  Flüe,  Fluhe  Aa  (H.),  Dat.  PI. 
Flüerie"  (neben  Flüe  GRTschiertsch.)  -  f.  (in.  Ar): 
Pelsabsturz.  Felswand,  allg.,  doch  nicht  mehr  allentli. 
als  Appellativ  lebendig.  \g\.  Fschuggen ;  Schopf.  U"' 
we""  's  Nut  drüs  gab,  so  duecht  es  mi''',  i'''  möcht  über 
d'  Fl.  MS.  GoTTH.  I"  (uf)  de  Flüehne  ist  mls  Lebe", 
un  im  Tal  tuen  i"''  ke  Guet.  GJKuhn.  S.  noch  u. 
messen.  ,Liesse  stein  zum  fundenment  an  gross  flüy 
hinuffüeren.'  Edlib.  ,Das  schloss  ligt  ob  dem  stettlin 
auf  einer  hohen  fluoh.'  Vad.  Abschüssige  Stelle  übh., 
s.  Fluehschlcipfi.  Fels  im  Ggs.  zu  bewachsener  Erde: 
.Das  höchste  Joch  der  Schratten,  welches  klare  Fluch 
[1.  ,Flnh']  ist.'  JXScHNvi).  17S'2.  Einzelner  grosser, 
schroffer,  kahler  Fels,  Pelsblock,  Felsbruchstftck  B; 
Zu;  Z.     Wo  sl  aber  i"  der  Mitte  vo"  der  Aar  y'.si"  sl", 


1185 


Klah 


liieh.     Flak    Huk 


1186 


si'-si  uf-ene  Flue  cho",  der  Weidlig  [Kaliii]  Itct  nmg'hert 
und  Alle  i"  d'  Aare  giert  BWang.  Mit  Flüeluie"  mure" 
Z  Jlaurerspr.  ,Wenii  sie  lur  die  grossen  tiuo  yiikoiii- 
iiieiit.'  1303,  Offn.  Obernhausen.  ,Ain  strass  unz  an 
die  tiuo,  die  in  dem  graben  lit.'  Hofr.  Küedl.-Buchb. 
.Ein  Steg  mit  grossen  Staftlen  mit  grossen  Flüen  ge- 
macht.' 1460.  Gfo.  ,Was  wir  [Gelehrte]  heissent  einen 
leisen,  tuent  sj'  [die  Unterwaldner]  nennen  ein  tiue." 
1485,  ebd.  ,Im  schloss  [zu  Ärbon]  sieht  man  noch 
einen  wonderalten  turn  von  starken  und  grossen  flüejen 
aufgefüert,  wie  der  Römern  brauch  gewesen  ist.'  Vad. 
,0  Herr,  du  bist  mein  fluo.'  1531/60,  Psalm.;  dafür 
,Fels.'  1683.  ,Bauwend  die  straass  und  räumend  die 
flüeh.'  1531/48,  Jesaj.  =  ,raumet  die  steine  auf.'  1667. 
,Myn  Ross  sprang  mit  mier  dur'^''  ain  Bus  [Runs] 
nider  uf  ain  Fluech.'  HsStockar  1519.  ,Immania  saxa, 
grausame  felsen,  treifenliche  flüe.'  Fris.  ,Der  erst 
marchstein  ist  gesetzt  uf  der  kleinen  fluoch  gegen 
dem  schloss.'  1577.  Arch.  Wett.  ,Ein  grosse  flue  oder 
felsen,  in  welchem  man  die  gestalt  des  leibs  Helle 
siehtbarlich  eingetruckt  siclit.'  Lussy  1590.  .Und  wur- 
fendt  herus  gross  flüeh  und  stein,  knüttel,  stock, 
karrenreder  und  schwere  ysenwerks.'  RCvs.  ,Diser 
Fels  würt  by  den  Alten  Immenflue  g'numset  und  ist 
ein  Undermark  zwüschen  Schaffhuscn  und  Nellenburg." 
JJKüEUEK  1606.  Zur  Bezeichnung  grosser  Körperfülle, 
fester,  starker  Statur  von  Tieren  und  Menschen,  in 
Vergleiehungen  beliebt  Aa;  B;  Schw;  S;  U.  ,Zwei 
oder  drei  Kühe  wie  Flühe,  aber  fast  ohne  Milch.' 
GoTTu.  Postlire"  itie  Flüeh  und  Gringe  [Köpfe]  icie 
Sonnchhiewe".  ebd.  Toll  [gross  und  fest  gebaut],  starch 
wie  ve  Fl.  Ne  Biirst  wie  ne  Fl.  und  hübsch  dcrzue 
und  g'flingi/.  Joacbim.     Syn.  Ofen;  Burg;  Stande. 

Mhd.  rluu,  aM.  ßuoch,  fluoh.  Spreng  setzt  eia  fVühe  f. 
an  (mit  liein  Zusatz:  sonst  Flue),  viell.  dadurch  veranlasst, 
dass,  wie  die  folgenden  Orts-  und  Flurn.  zeigen,  der  Dat. 
den  Umlaut  haben  konnte.  Einfach  und  zsgesetzt  ist  das 
Wort  in  zahllosen  Flurn.  erhalten,  welche  den  einst  grüs- 
sern  geographischen  Umfang  des  Appellativs  heweiseu,  z.  B. 
Uf  (in)  iler  Fluch  B;  W  (Schloss  bei  Naters,  woher  die 
Edlen  von  Supersax  ihren  Namen  hatten);  Z.  In  (vf  ihn) 
Fliithne'  BO. ;  ZBachs.  Zur  (vf  der)  Flüeh,  öfter  in  B. 
Fliieh,  Flurn.  in  B,  Ortsn.  in  LE.,  Name  eines  gegen  die 
Keuss  vorspringenden  Hügels,  mit  der  Burg  der  Meier  von 
Silenen.  Flihhtal,  das  Tal  StGeorgen  bei  StGallen.  Fäichmutt, 
auf  einem  Berge  mit  senkrecht  abstürzender  Felswand  UwE., 
Flurn.  iu  B.  ,Ze  Tegerfeld  an  dem  (!)  Flüe.'  1373,  Regest. 
Kliugn.  ,Reben  in  den  flüen.'  1653,  Arch.  Wett.  ,Im  flüc- 
feUi.'  ebd.  ,Yun  der  Ostfluo  nider.'  1395,  üfr.  Älr.hcnßueh, 
Flurn.  BKirchb.,  s.  Solchen.  Itenfl.,  Vayelß.  BL.  [letztere 
ein  Aufenthaltsort  von  Geiern,  vgl.  ,Gyrenfl.'  1718,  Ahsch.J. 
Fii/laß.  s.  Fiijler.  Falle7ifl.  aSchw.  Oempcnß.,  auch  Gem/icn- 
xiolhn  S.  (Hatte  Fl.,  Name  einer  hohen,  pyramidenförmigen 
Kclscnplatto  S;  vgl.  ,die  Glatzenfluo,'  1694,  Arch.  Wett. 
ir.ßc,  d.i.  Hohn.  ZEgg,  wie  M ul/k' =  ,mmHVi  (ZBachs). 
//..///.  ZHoiubrecht.  llunnenß.  BÖ.  (s.  llunn).  Fmnachtfl.  Z 
Weiach,  wo  die  Hebamme  die  Kinder  herholt  (vgl.  Kinilli- 
siein):  wahrsch.  eig.  ein  Felsenhügel,  auf  welchem  die  B'ast- 
uachtfeuer  gemacht  wurden.  Lülzelß.,  Hof  in  S.  Lüizelllueh, 
Ort  in  BE.  Im  Bußueh  ZErl.  [llrm  in  Flurn.  begegnet  auch 
sonst],  lliiliß.,  schrecklich  verwitterter  Felsabsturz  in  LE.. 
an  dem  Schrattenberg  [zu  liuli-,  welches  etwas  Schreck- 
Iciftes  bezeichnet].  Kununß.,  Hügel,  auf  welchem  Neu- 
Habsburg  steht.  ,\m  ('.)  Kutß luh-  ZDiin..  Rolßnech  Z'loW.; 
Itnteßue  auch  im  Aa  mehrern  von  verwittertem  Rogenstein  ge- 
röteten Bergen  beigelegt;  vgl.  im  l'atois  der  frz.  Schweiz:  ,Sex 
rouge.  blanc'  u.  a.  Jiolißue,  Dorf  in  Bs.  Sdiorzh.  iler  Jinli"- 
ß'ticjer  Hott  üch  wider  cho",  die  Katamenien  Bs.  Schranncnjl. 
Offn.    Dietikon   u.   Spreit.    \S<hninii,n,    liefe   Furchen.  Risse]. 

Schweiz.  Idiotikon  I.  8. 


Schnitten/!.  LE.  =  der  zci'chrauct  lienj,  s.  Schrititen.  Syn. 
Kratzeren.  ,Än  die  Wandß.'  1416,  L:  Offn.  WUrenlos;  Name 
einer  Alp  Uw  (n.).  Wanilß'mchhr,  Wein  aus  einem  Kebberg 
in  ZWäd.  Auch  in  Familienn.:  Zciißüih  [Ze  den  Flühen], 
Zurßueh,  Ziirßüeh,  Nikiaus  von  der  Flüh  (, Nicolaus  de  Rupe.' 
1636,  F.).  —  Das  Masc.  in  den  Flurn.  in  .\nlebnung  an 
.Fels' ;  die  (altertümliche)  Form  auf  ch  ist  ganz  mit  dem  W. 
.der  Fluch'  verschmolzen  worden;  das  Neutr.  lehnt  sich  an 
diift    Vorsäns  au. 

_Ofen-:  Topfsteinbruch  UUrs."  —  Aus  Topfstein- 
platten sind  iu   U  die  Öfen  erstellt. 

Acker-  {-Fluech,  PI.  -Fliiech  Ap):  roter  Acker- 
stein, erratischer  Block  (aus  der  Eiszeit)  Th  (Bodens.). 
„Alle  die  grossen,  von  Bergen  niedergestürzten  Stein- 
blöcke von  Granit  oder  Nageltlueh,  die  einzeln  auf 
den  Äckern  vorkommen  Ar."  ,l)aruf  ist  ein  gvierter 
Stock  ufgführt  worden,  zu  unterst  mit  grossen  Acher- 
flüonen,  so  mir  [wir]  ins  Pfulment  [Fundament]  ver- 
graben.' 1595,  B  Taschenb. 

Hagel-:  umgedeutet  aus  Nagel-Fl.  Aa;  L. 

Leber-,  Läger-:  „Felsen,  der  in  sehr  kenn- 
baren Schichten  bricht  und  sehichtcnweise  auf  ein- 
ander liegt.  Jedes  entw.  durch  seine  ursprüngliche 
Natur  oder  durch  seine  Auswitterung  lockere  Gestein, 
auch  öfters  nur  eine  etwas  festere  Schicht  von  Ton 
od.  Mergel  L;  Schw;  S."  ,Nid  der  buechen  ein  leger- 
Huc  ze  Wortzeichen.'  1423,  Segess.  BG.  , Lapis  hepa- 
tites,  Leberstein.  Leberflue,  ist  eine  Gattung  marg» 
terrena;,  Mergel  oder  Schwefel-Erden.'  Hori.,  Tlierm« 
17Ü'2.  —  Lager-  von  der  schichtweisen  Structur  des  Ge- 
steins.     Vgl.   noch  Leherherg  S   und  die   Lagere"   Aa. 

Nagel-  (-Fluech  GT.;  Tu;  ZHörnli):  wie  nhd. 
Syn.  NiKjelfels,  Hagelflueh,  Miieterstein ;  engl,  piidding- 
stone.  Flurn.  in  BErl.  ,Die  sog.  NagelÜüchen,  welche 
aus  lauter  kleinen,  eingekitteten  Kieselsteinen  be- 
stehen.' Gr  Sammler  1782.  In  Nagelttuhfelsen  lässt 
die  Sage  die  kleinen  Kinder  holen  Aa;  Z.  Vgl. 
3Iiieterstein. 

Rigel-,  (G')Risel-:  „eine  der  Nageltlueh  ähn- 
liche Felsart,  doch  mit  dem  Unterschiede,  dass  die 
gerollten  Steine  statt  eines  stärkern  Cements  hier  nur 
in  lockerer  Erde  stecken  LE." 

Riijel-,  weil  etwa  Material  (Sand)  zu  .Riegelwändeu'  lie- 
fernd, od.  weil  in  seiner  Structur  einer  solchen  ähnlich.  Hinel- 
]  Graupenhagel]  von  der  Gestalt  der  eingestreuten  Rollkiescl. 

„Sand-:  Sandflötz  B;  L;  Zo." 

Seh  in  (ScheiJ-:  (PI.)  Felsen  von  Quarz  und  Glim- 
mer, die  im  Sonnenlicht  glänzen  UwE.  Vgl.  schinigi 
Vlatte. 


flöj  en  s.  flulien. 


Fla(c)k— flu(c)k. 

Flack  I  bzw.  Flagg  kv  (PI.  Fläch  neben  Flocken); 
Gl.;  Gk;  G;  Z,  FlacÜ  GRPr.  —  m.,  Flacke"  f.  GuRh.: 
1.  sclinell  und  hoch  auflodernde,  aber  rasch  wieder 
schwindende  Flamme  Ai';  Gu;  G;  Z.  '*■  Für  het  noch 
e  Fl.  'tue"  und  diia  [dann|  ist's  verlöscht.  F  grns.te 
Fl.  ist  ufg'gangc,  hat  aufgesclilagen.  —  2.  unzuver- 
lässiger Schwätzer  Gl.  —  '/.ußneken.  Botr.  die  Vwdtschaft 
vuM    I    \\.   i   vgl.   nhd.   .fackeln'.      S.    DUicken,    Blnckun. 

flacke"  bzw.  flagge  Aa;  Ar;  Gl;  Gk;  GSa.,  Ta.; 
SiMi;  '/,.    fliickli"   ZO..    lliifigele"  ("iBuclis.  We..    flachte" 


1187 


Flak,  flek,  flik,  flok,  ttuk 


ll«s 


GkI'!-.:  1.  hell  autlüderu;  eine  breite,  hohe  Flaiiiiiie 
werfen,  die  sich  hin  und  her  bewegt;  rasch  flackernd 
brennen,  allg.  Syn.  fladeren,  fläileren.  flanken,  flatteren, 
's  Liecht  flachet,  wenn  es  mit  starker,  unruhiger  Flamme 
brennt,  's  Für  ist  (hat)  no"^'  Mol  ufr/' flachet  und  ist 
denn  verlöscht.  ,Aus  seinem  maul  gond  flammen,  die 
flackend  heraus  wie  die  brünnenden  lackier.'  1.531/48, 
HiOB.  ,Es  ist  ein  Feur  aufgangen,  inmässen  so  gar 
um  sich  geflacket  und  gefressen,  das  hierdurch  in 
die  10  Hüser  yngeäschert  worden.'  1649,  Hotz,  Urk. 
.Flagrare,  flammare.  Flammen  geben,  brennen,  fl.' 
l)f;NZL.  1677;  1716.  —  '2.  in  Verbindung  mit  .lassen', 
wie  fladeren  3  gebraucht:  den  Lauf  lassen,  dem  Schick- 
sal überlassen,  z.  B.  Kinder,  die  man  nicht  zur  Ord- 
nung weist;  einen  Baum,  dem  man  seine  natürliche 
Entfaltung  lässt,  ohne  ihn  zurückzuschneiden  Ae;  GTa. 
—  3.  unordentlich,  flüchtig  schreiben  (hin  und  her 
fahren)  ZStdt,  W,  Üyn.  fladeren  3.  -  Mlul.  (und  nlul.) 
entspricht  iu  Beil.  1   , flackern'. 

ver-flacke":  von  loderndem  Feuer  rasch  verzehrt 
werden,  flackernd  verlöschen.  Tännigi  Pöscheli  [Reisig- 
bündel] rerflackid  ijad  [augenblicklich]  Ap.  ,Herodis 
cifer  war  wie  ein  fewr  im  .straw,  das  in  allem  aufgehen 
verflacket.'  FWvss,  Pass.  1650.  ,Verflacken,  cxtingui.' 
Denzl.  1677;  1716.  ,Das  ander  Feur  erhuob  sich  in 
einer  Scheur,  welche  voll  Korns  und  Stro  gelegen, 
verflacket  gar.'  Wurstis.  Auch  trs. :  ,Alle  stolzen 
frevler  werden  wie  strauw  sein  und  der  zukünftig  tag 
wird  sy  v.'  1531/48,  Malach.  =  ,anzünden.'  1707. 

F lacke le"  Flafjfjcle  f.:  Fackel  GBuchs,  We. 

g'flackig:  flackernd,  lodernd   Z. 

flacklen  s.  flachen. 

fläcklen:  1.  l)im.  zn  flachen  1,  flammen,  flackern 
(j  oT.  —  2.  schmeicheln,  Lob  heucheln  Ap;  L;  G  oT, 
Syn.  flädelen.     Fläckler,  Schmeichler. 

Flack  n  m.:  Name  einer  gefleckten  Kuh  L.  Syn. 
Flech. 

Flacke"  I  f.  AAEhr.;  SchKI.,  Ander-  Z  (auch 
■Flachete),  Rande"-  (üurh.  u.  Hegetschw.).  Lande- 
flagge Z  (Hürl.);  Dünn.,  Landerflachetc  Zl)üb., 
Pflackete  ZWetz.:  verschiedene  (bittere)  Ampfer- 
arten, insbesondere  deren  (grosse)  Blätter,  wie  rumex 
obtusifolius,  r.  maximus,  r.  pratensis  Aa;  Sch;  Z. 

Syu.  Läiite'blatt,  Blackttjen,  aus  welch  Letzterem  es  durch 
den  Wechsel  vou  Fl-  u.  Bl-,  viell.  im  Gedanken  an  Flach  J II, 
da  die  hohen  Blütenähren  rötlich  sind ,  entstanden  ist. 
(L)Andc(r)-,  Banden-  viell.  cutstellt  aus  Ampfer;  die  B]<ätter 
der  Händen,  Runkelrüben,  haben  eine  äussere  Ähnlichkeit  (in 
der  Grösse  der  Blattspreite}  mit  denen  des  Ampfers,  ebenso 
wie  die  des  Folg. 

Hunds-Flackete:  Huflattich,  tnssilago  farfara  Z. 
Syn.  Fidlifüess,  Boss-  (Hiiebe-)  Blache". 

Flacke"  11  Flagge  f.:  Blase  auf  der  Haut,  bes. 
Brandblase;  oder  Pustel  infolge  eines  Insektenstichs 
GKChur.  —  Aus  oberit.  (churw. '?) //aca,  ß<im,  welche  selbst 
erst  aus  dem  Deutschen  entlehnt  sind. 

Flacke"  111  m. :  nur  in  der  R.\.  .sr''  ziion  Fl.  iis 
|aus  dem  Staube]  mache  Ar. 

Es  diirfto  au  die  KA.  .den  Fleck  räumen'  erinnert  werden, 
wobei  ,sich  aus  dem  Staube  machen'  formell  eingewirkt  hätte; 
vgl.  noch  TälKh  (ah-rm  T.  gä"_).  Oder  das  W.  ist  eins  mit 
Flack  I,   das  Bild  also  von  einer  Feuersbrunst  entuommen. 

fläkli  -ä-  s.  flätiglich. 


Fläckliil  n.  .Man  solle  den  schäum  mit  einem 
roten  fl.  auffassen,  dasselbig  in  silber  verschmuckt 
[heimlich]  antragen.'  Tierb.  1563.  —  Entweder  =  bair. 
Fliic'.ele,   Fläschchen,  zu  frz. /acon,  otler  ^  Flerh,   Lappen. 

Flauk  m.  =  Flach  I  aScnw.  —  flanken  =  flachen  1. 
ebd.  —  Aus  Faul-,  fanlun  (Sp.  72.5),  mit  der  selben  Bed., 
angelehnt  an  Flack. 

fläuklen  s.  fluchen. 

Fleck(e")  Im.:  1.  Flicken,  Lappen,  Stück.  De' 
Fl.  riebe  's  Loch  setze'.  Ineichen.  Es  ist  he'  giiete  Fl. 
an-em.  ebd.  Fn  Flech  [eine  Hautschürfung]  ah  ha" 
GMels.  ,Niemants  flickt  ein  alt  kleid  mit  einem  fleck 
vom  rauwen  tuoch.'  1530,  Matth.  Syn.  Fetzen;  Bletz. 
Vgl.  flechen  1,  geflechet.  —  2.  Tal  er  (als  Münze)  Gl; 
SchwE.  .Pah,  auf  einen  Kronentaler  kommt  's  nnr 
grad  nicht  an,  hat  der  dicke  Müller  gesagt,  in  den 
Sack  gelangt  und  dann  einen  Fleck  herausgezogen.' 
1857.  Prophet.  --  3.  (Flech)  Ort,  Platz,  Stelle  (eig. 
Fleck  Landes),  allg.  Vom,  ro"  od.  ah  H.  gä",  cho', 
von  der  Stelle,  vorwärts,  von  Statten  gehen  (kommen), 
sich  rühren,  weichen.  ,Wir  müssen  doch  einmal  ab 
Fl.'  Stctz.  ,Wenn  Eines  irgend  wohin  gehen  soll, 
komme  es  fast  nicht  ab  Fl.'  ebd.  ,Die  Auswahl  [des 
Bauplatzes]  harzete,  wollte  nicht  vom  PI.'  Gotth. 
Auch  als  Zuruf:  ah  FL!  aus  dem  Wege,  fort  da!  Abi. 
ahflechen.  Syn.  Bletz.  Wenn  's  neu  G'sanghuech  dür- 
hafter  ist,  so  g'hei-mer  [werfe  man]  disers  [das  andre, 
alte]  )•()»(  Fl.,  so  wei.ts-me",  dass  's  Nüd  u-ert  iit. 
XVIII..  Bai'erngespr.  De"  Fl.  rüme,  von  einem  Ort, 
einer  Wohnung  wegziehen  Z.  Am  rechte"  Fl.  d'^pache", 
eine  Arbeit  recht  angreifen,  recht  in  d'  Hand  n'e"  Bs. 
,Gotte  und  unsern  lieben  heiligen  ze  eren,  das  si  den 
flecken  [Umkreis]  dirre  stat  behüeten.'  1304,  Z  RBr.  — 
i.  Ortschaft.  Fn  Fleche,  Dim.  Flechli,  Weiler  bei 
einem  Dorfe  .\r  (auch  als  Eigenn,).  ,Grosse,  umfang- 
reiche Weiler,  in  der  Volkssprache  Flecken  genannt.' 
MRohner  1807.  Im  Sch  Ratsprot.  von  1637  wird  statt 
.Dorf'  immer  .Flocken'  gebraucht,  auch  für  ganz  kleine 
Dörfer.  Sonst  im  nhd.  S.:  ,Zwen  ß,  das  der  fleck  [Elgg] 
von  unghorsamen  ynziehen  soll  und  darin  dem  gmeinen 
nutz  und  flecken  truw  aniptlüt  syn.'  1535.  Herrschaftsr. 
ZElgg.  —  5.  anders  gefärbte,  unsaubere  oder  wunde 
Stelle.  z.B.  auf  der  Haut,  im  Gesicht  Ndw.  Mit- 
eme"  blaue"  Fl.  devo"  cho'.  Ineichen.  Von  krankhaften, 
abnormen  Erscheinungen  bei  Menschen  und  Pflanzen: 
a)  Fl.  (PI.)  im  G'sicht,  Sonmiersprossen,  die  man  da- 
durch vertreiben  kann,  dass  man  sich  im  Maientau 
wäscht  ZO.  Syn.  s.  C'ompp.  —  b)  der  Fl.  im  Aug, 
der  graue  Staar  AAEhr.;  W;  ZO.  S.  Flechenkrut.  — 
c)  Flech,  der  ,schwarze  Brenner',  frz.  le  noir  anthra- 
cose,  eine  durch  den  Pilz  sphaceloma  ampeliuum 
erzeugte  Krankheit  der  Reben,  wobei  die  Schosse, 
Blätter  und  insbesondere  die  Beeren  vertiefte  schwärz- 
liche Flecken  erhalten  ZS.  In  der  Onol.  1707  neben 
dem  Brenner  unter  den  Rebenkrankheiten  aufgeführt; 
ebenso:  ,Das  Mittelfach  hatte  heur  Brenner  und  Fleck 
im  Wyssen  [Gewächs].'  1727,  Herbstrod.  ZZoll.  .Krank- 
heit der  Reben,  wo  die  Blätter  gelbliclie  und  rötliche 
Flecken  bekommen,  versch.  vom  Brenner,  geht  aber 
leicht  in  jenen  über.'  Sülger.  —  d)  Brand  im  Getreide 
(Korn)  Nnw;  Z.  —  0.  Flech  B  (Zyro),  Fleche"  FJ.. 
das  Schwarze  in  der  Mitte  der  Schiessscheibe.  Syn. 
Zwech,  vgl.  Bletz.  —  7.  Flech,  scheckiges  Stück  Rind- 
vieh   (z.  B,  weiss  in  schwarz    oder  rot)  .Xa;  .\v;    Bs; 


1189 


Plak.  flek.  fiik.  fiok.  liuk 


119Ö 


B;  Gl;  G:  S;  Z.  Dient  bei  Kühen.  Ochsen  aiu-li  als 
Kufn.  Man  unterscheidet  in  der  Schweiz  unter  dem 
lündvieh  Fleckvieh-  und  Braunviehrace.  Statt  eines 
.Klecks-  als  Vorspann  bietet  ein  Bauer  einem  Reb- 
mann im  Wortsfiicl  den  .Fleck'  in  den  Reben  an,  in 
denen  er  eben  arbeitet.  Freischütz  185o,  S.  49.  Syn. 
Fhifk.  Kleb,  Schefiy.  S.  üotflech.  —  8.  eine  gute  Sorte 
Kartoffeln  Ap. 

MhJ.  vlxck  stni.  uiul  vlecke  swm.  Zu  4  Tgl.  Frisch:  ,F1. 
Iiii'ss  vor  diesem  ein  jeder  kleiner  Hof,  Meierei.  DSrflein  und 
llrt  mit  seinen  .\ckern  und  Feldern,  wann  er  aber  ein  Miirkt- 
rerlit  bekam,  so  setzte  man   „Markt-"   dazu.' 

E-  a.Re-N.  —  Öl-Flecke°:  scherzw.  ein  Loch 
In  Kleidern  oder  weissem  Zeug,  weil  es  eben  so  widrig 
auffüllt  wie  Ölflecken  auf  dem  Boden  Bs  (Spreng).  — 
Fü'r-Fleck:  Schürze?  Brusttuch,  MiederV  ,Die 
fürtteck,  wie  man  's  heisst,  sollen  mit  den  bieginen 
[Besatz],  strichen  und  schnüeren  dermässen  beziert 
werden,  dass  gegen  den  übrigen  kleiilern  ungefähr 
ein  gleichheit  seie.'  G  Mand.  1611.  Zu  FlecV  1.  Vgl. 
]'i>rbletz  und  Schm.-Fr.  1,  786. 

Laub-Flecke":  =  FL  5  ci,  Sommersprossen  Aa; 
Bs  (neben  -Fleggte):  BBurgd..  Ri.;  VOrte;  Gl;  GrD. ; 
Pr..  Rh.;  GBuchs,  We.;  S:  ,W;  Z."  ,Fällt  Mai-  oder 
Augustregen  auf  ein  noch  nicht  jähriges  Kind,  so  be- 
kommt es  L.'  RoTENBÄCH.  .Laubflecken  werdend  mit 
disem  schmalz  [von  einem  jungen,  in  Ol  gekochten 
Schwan]  vertriben.'  Vocelb.  1557.  , Spatzenmist  be- 
nimpt  die  1.  des  angsichts.'  ebd.  ,Lenticulae,  1.  oder 
rüselen  am  leib,  fürnänilich  an  henden  und  angesicht.' 
Fris.  ;  Mal.  .Sprossen,  1.,  lentigo,  subrufa  macula.' 
Rei>.  166'2.  .Ephelis,  1.,  schwärze  des  angesichts  von 
der  sonnenhit/..'  Denzl.  1677;  1716.  Syn.  Märzen-FL, 
-Drecl\  -Spriggelen,  -Bluemen.  —  laub-fleckig,  loh- 
(/'/lef/get  GBuchs,  We. :  mit  Sonnnersprossen  behaftet. 
.Varius,  laubfleckig.'  TIenzl.  1677;  1716.  .Ein  Mann 
von  dipfelt-  oder  laubfleckichtem  Angesicht.'  Z  Nach- 
richten 1754.     Syn.  gespregeJt,  getüpfelt. 

Der  erste  Teil  des  obigen  Comp,  (wie  das  mhd.  hup- 
Hn-kd,  Muttermal)  ist  nach  Gr.  das  in  unseren  MAA.  auch 
als  Simjile.x  erhaltene  ahJ.  '-tairi  {lililniri,  cicatrix);  die  Volks- 
etymologie aber  hielt  sich  an  die  Zeit  des  Erscheinens,  ,weun 
das  Laub  zu  keimen  beginnf*.  an  die  Farbe  des  (dürren) 
Laubes  oder  an  die  Rostflecken  auf  demselben  (s.  auch  die 
ff.   Compp.l. 

LiJber-:   (PI.)  Sommersprossen  Aa. 

Lüg-.  Mit  dem  Zuruf:  ,du  hast  einen  L.  an  der 
Stirne'  sucht  man  einen  der  Lüge  Verdächtigen  ein- 
zuschüchtern Z.     Vgl.  Scha)idfleck. 

Lust-:  1.  roter  Fleck .  im  Gesicht,  vorgeblich 
die  Wirkung  eines  Gelüstens  (nach  Wein)  GuV.  - 
2.  Mutternial  W.  —  -2  viell.  mit  den  heftigen  Heliisten 
der   Schwangern   in   Verbindung  gedacht. 

Merze"-:  Sommersprossen  Z.  .Geissbluot  ver- 
treibt ungeschaffne  [hässliche]  m,'  Tierb.  156.'$.  — 
Nach  der  Zeit  ihres  Erscheinens  benannt.  Vgl.  MUrz  und 
Lauli-fl. 

Pelz-Fleck:  Pelzstück.  .[Mäntel]  mit  fuch.s- 
schwenzen  und  ander  beizflecken  durchzogen.'  Kessl. 
Vgl.  Für-FL  und  Pelz-Bletz. 

,Bluet-Flecken,  ist  eine  rote  Wurzel.'  ('nrnEu 
Kal.  171'2.     Vgl.  Bhietuurz. 

Brust-Fleck:  Weste  „L;"  GSa.  f ;  SchwE.  - 
Mhd.  lirvilrJi'c,  Weste  bei  Männern,  Brustlatz  bei  Weibern. 
Vgl.   auch    Ilyiixi-Illrn   11.    Gr.  Wli.  -2,  418. 


Re-Flecken  (jB-GlH.):  1.  gelbliche  oder  braune 
Flecken  an  den  Fingern  und  Händen,  deren  Ent- 
stehung oft  geheimnissvoll  scheint  und  die  eine  meist 
ungünstige  Vorbedeutung  haben  B;  Gl:  Sch;  Z.  Es 
git  fünrör  es  Ungtück  hüt  [am  Tage  des  LTsterbrandes] ; 
den»  fi''''J  hä"  am  Finger  Eeflecke'  g'ha",  denn  git  's 
fast  allmol  Oppis,  das  mi'''  trurig  macht.  Stutz.  Spez. 
sollen  sie  im  GlH.  den  Tod  eines  Verwandten  bedeuten. 
S.  Toten-Fl.  ,Vil,  wann  sie  eines  gelben  Fingers  an 
ihrer  Hand  gewahr  werden,  schliessen  daraus  einen 
Hader.'  Zauberei  1704.  Wenn  man  sie  sieht,  da  sie 
noch  nass  sind,  sagen  sie  nach  einigen  Angaben  Leid 
an,  bes.  wenn  sie  sich  an  der  linken  Hand  zeigen; 
wenn  trocken,  können  sie  sogar  Freude  bedeuten,  bes. 
wenn  sie  an  der  rechten  Hand  erscheinen  Z.  — 
2.  Flecken  im  Gesicht  Z  (Schulth.);  braungelbe 
Flecken  auf  der  Haut  ZLunn.  Flecken  als  Zeichen 
der  .\nsteckung  in  Pestzeiten.  .So  sich  dann  die  Ree- 
rtecken  erzeigen,  es  wären  gleich  die  roten  [Blut- 
sfcreifen],  braunen  oder  schwarzen,  wenn  das  wäre, 
auch  gleich  am  .Anfang,  soll  man  dem  Kranken  nit 
zuo  Ader  lassen,  sonder  sich  mit  ihnen  verhalten  wie 
mit  denen,  die  schon  den  Bresten  24  Stund  lang  ge- 
habt' L  Ordn.  1594. 

Zu  ahd.  hreo,  got.  hraiv,  Leiche,  also  ,Todtentiecken',  s.  d. 
Zu  Ji  für  Jte  Tgl.  Sp.  7.  In  dem  badischen  Jestetten  ver- 
steht man  unter  .Rehflecken'  das  ,N;igelblühea',  XnrjelUuegt; 
s.  d.  und  Tgl.  noch  über  ähnlichen  Volksglauben  Toten-mä^, 
'hltteten.  Anlehnung  an  ,Reh',  mhd.  rech,  liegt  deutlich  im 
Tierb.  156:3:  .Stiergallen  vertreibt  allerlei  flecken,  rech- 
fli'cken,  merzeubluomen  udgl.' 

Rufen-:  vernarbender  Ausschlag,  schorfige  Stelle. 
.Das  Bad  heilt  Ruvefl.  am  Angesicht  und  der  Haut.' 
Hafn.  1666.  —  Risel-:  Narbe  von  dem  Ausschlag 
beim  Riselfieber  (Sp.  637)  her.  ,Die  Wysswurz  zer- 
stossen  heilet  alle  R.  und  Masen.'  Arzneib.  ZZoll. 
1710.  —  Rot-Fleck:  Stück  Rindvieh,  das  im  Ganzen 
rot,  jedoch  mit  weissen  Flecken  versehen  ist  Z.  — 
Schwind-:  Narben  von  beulen-  od.  schwielenartigen 
.\nschwellungen.  S.  u.  Mager,  Schtcinteii.  .Liehen, 
Zittermal,  Schw.  im  Angesicht.'  Denzl.  1677;  1716. 
—  Tote°-Flecken:  gelbe  Flecken  an  den  Fingern; 
deuten  einen  Todesfall  an  W.     S.  Re-Fl, 

,Weg-Flecklin:  ein  v<'>gelin  zuo  Strassburg  wird 
also  gonennt,  so  von  grosse  und  gstalt  dem  rötelin 
änlich  ist.  Der  teutsch  namen  ist  im  vom  weg  her 
gegeben:  dann  es  in  wiegen,  ackeren  stets  sitzt;  anders 
teils  von  der  blauwen  masen  der  brüst.'  Vorei.b.  1557. 
Nach  Nemnich:  Bachstelze,  motacilla  suecica.  —  Eher 
\"nu   weffnt,    bewegen,    vgl.  das  syn.   .Wegesterz',    Bachstelze, 

Flecke"  II  f.:  Fetzen,  in  verstärkter  Bed.  GiiPr. 
Vgl.  Fleck  m.  1  u.  Het-iche, 

flecke"  I:  1.  trs.,  mit  Flicken  ausbessern,  bes. 
Kussbekleidung  Bs  (Spreng);  ScnSt.  ,Für  ßantoflen 
zu  sollen  und  fl.  24  ß.'  176:!,  Z  Haushaltungsb.  Syn. 
flicken,  —  2.  intr.  a)  Flecken  bekommen,  z.  B.  Tuch, 
Papier  Gul'r.  —  b)  (jlccknen  BSi.)  stellenweise  schnee- 
frei werden  BSi.;  Gl;  Gr;  L;  Uw.  Es  flccked  afe 
siuinchatli  [auf  der  Sonnenseite],  es  kommen  grüne, 
dunkle  Flecken  zum  Vorschein  UwE.  Uf  Berg  und 
Wisen  und  im  Tal  lAt  Sehne  im  »ri.ssc  Schimmer, 
's  fleckt  iröl  i.fäne,  uo  mit  Chraft  Der  Sunne.^tral  am 
Liebste  schafft.  JJRütl.  —  '.i,  (unpers.)  fehl  schla- 
gen, schiefgehen,  missraten,  niissglücken  .\a;  B;  F 


11<)1 


Flak,  llek.  (lik.  flok,  Hnk 


1192 


„Es  häd-eni  wüest  gfleclt  B."  Dr  Dräjer  niacht-ne 
[die  Pfeifcnspitzo]  wider  ume  [zurecht].  Wenn  's  öbbe 
mit-em  jl.  soll.  JHofst.  1865.     Syn.  sclüinggcn. 

Mild.  vli''c/,cn,  voiri  Flecke  schaffen;  beflecken ;  schlagen, 
lied.  3  kann  eig.  meinen:  am  gleichen  Fleck  hleiheu,  oder 
Flecken  d.i.  Mängel  bekommen;  oder  liegt  Vwdtschaft  mit 
.flacken',  segnescere,  languescere  (Gr.  WB.  3,  1705;  Schm.-Fr. 
780)  vor?  Gr.  WB.  3,  174-1:  stellt  die  Bed.  zu  dem  Gegs. 
,vom  Fleck,  von  Statten  geben".  S.  uoeli  T(jbl.  in  Germ. 
1871,  -1. 

ab-fli?cke".  ,Der  Handel  wollte  nicht  abfl.  und 
zog  sich  in  die  Länge.'  Zu  Kai.  1870.  —  Zu  fin-k  I  .s. 

g'flecket;  gefleckt.  Die  Gfl.,  als  Sub.st.,  Kuh- 
nanie.  allg.     Zu  Fleck  7.     S.  auch  FVeck  1. 

Wenn  ein  Mal  in  Genes.  15:!l/f)0  neben  ,geringlet  und 
gefli'cket'  vorkommt  ,fli-ckete  und  gringlete  schaaf,  so  mag 
ein  Druckfehler  vorliegen  oder  die  Formen  des  Ptc.  Imperf. 
u.  Perf.   mit  einander  verquickt  sein. 

fleckig:  gefleckt  Uw. 

„Fleckler  m.:  Einwohner  eines  Flecken.s." 

flecknen  s.  flecken  I. 

„Fle-'cke  III,  Fle'^ko  f.:  hölzernes,  ovales  Ge- 
schirr mit  einem  Griff  an  der  Mitte  zum  Tragen, 
zunächst  für  Fische  BK."     Vgl.  Fläckliii'^ 

Fle'cke"  IV  f.:  roli  zugehauenes,  vierkantig  ge- 
flächtes Stammholz  einer  Tanne  in  ihrer  ganzen  hiezu 
verwendbaren  Länge,  wie  es  als  Bauholz  verfrachtet 
wird  B.  ,Die  sog.  Fl.  einer  Riesentanne,  an  welcher 
ca  .5  Klftr  Späne  abgezimmert  wurden,  machte  329 
Quadratfuss;  der  Dolden  [Wipfel]  mass  beim  Abschnitt 
derselben  noch  über  3'  Durchmesser.'  NZZErr.  Vgl. 
flcckoi  II,  Flecktanne.  „Zwerch-  oder  Querholz,  vor- 
züglich solche  gezimmerte  Bauhiilzer,  aus  deren  Auf- 
einanderschichtung die  Wände  hölzerner  Häuser  be- 
stehen."    „Bohle  Gr."     Syn.  Fleckling. 

Mhd.  vlvL-h-  f.,  Brett.  Bohle;  vhckhoh.  Im  Bair.  hat  das 
Masc.  Fleck  die  Bed.  ,StUck  Holz,  Brett'  angenommen.  — 
Da  der  Voc.  c'  nur  als  Umlaut  von  n  sich  auffassen  lässt, 
so  haben  wir  es  viell.  mit  einer  Abi.  von  mhd.  i:hi,:h  m.. 
Fläche,  zu  tun. 

fle'cke"  II:  „Bauholz  uberzimmern ,  degrossir, 
e.xasciare  Aa;  B;  L;  Th;"  f,.,  auch  ahfi.,  flächen,  Holz- 
stämme .seitlich  behauen  Ndw. 

g'fle'ckt:  1.  Ein  Balken  wird  g.  gelegt,  indem 
man  ihn  auf  beiden  Enden  mittels  zweier  Flecklinge 
[kleinerer  Balkenstücke]  fest  keilt.  Rochh.  —  2.  mit 
Prügeln  belegt  statt  gepflastert.  So  wird  der  .gfle'cket 
Weg'  in  ZGoss.  vormals  gewesen  .sein.  Syn.  Prüf/ehreg. 

Fleckli"g  (vorw.  -e'-),  auch  Pfl-  ZEüml.,  W,  — 
m.:  1.  vierkantig  behauener  Baumstamm  „Aa;"  Bs; 
,B;"  Gl;  „L;"  GA. ;  „Tu;"  UwE.  Auch  nur  auf  zwei 
oder  einer  Seite  geflächt  Ndw.  Syn.  Fle'cken  1,  Büu- 
Stumpen.  —  2.  Bohle,  Diele;  dickes,  aber  etwas  schmä- 
leres und  kürzeres  Brett,  wie  4  verwendet,  früher 
auch  von  Schreinern  zu  Bettladen  und  Tischplatten 
benutzt  Bs;  Gl;  L;  ScuSt.;  S;  Uw;  Z,  Der  Name 
beibehalten  beim  Übergang  vom  Holz  zum  Stein ;  ,Ein 
Schweinestall  mit  steinernem  Trog  und  dito  Fleck- 
lingen.'  1877,  Z  .4mtsbl.  ,Er  ward  beklagt,  das  er 
ein  tannen  ufgeschytet  und  nit  verzimberet.  Seit  [er 
sagt],  er  habe  flecklingdarus  gemacht,  und  was  nitguot 
g.syn,  verschytct.'  1557,  Hotz,  Urk.  Syn.  Flecken  IV. 
—  3.  bloss  einseitig  geflächtes  Holzstück,  wie  es  ent- 
steht, wenn  ein  Rumibolz  der  Länge  nach  geteilt  wird 
Aa;  Ni>w;  Z.    Vgl.  Strick. 1.  Stücke  rohen  (Rund-) 


oder  gezimmerten  Holzes,  wie  sie  insbes.  zur  Be- 
deckung der  Jauehetröge,  zu  Brücken  und  Schweine- 
stall-Böden dienen;  Sparren  ZAuss.,  W.  Syn.  Prügel. 
Me"  mues  da  e  Pär  Fl.  anelegge",  das  me"  cha'"  dur'''e". 
Kurzer  Balken,  Block  Zu.  Ein  auf  ca  4'  Länge  ab- 
geschnittenes Stück  einer  runden  Stange  ZSth.  Pflock 
aus  Eichenholz,  zur  Stütze  des  Gartenzauns  ZStdt. 
—  E.  mit  dem  das  W.  vereinzelt  auftritt,  beruht  auf  Ver- 
mengung mit  Fleck. 

fle'ckli''ge",  in  der  RA.:  G'rad  fl.  um  (usej 
fidle",  jäh  und  schwer,  von  Menschen  und  Tieren  ZO. 

Eig.  so,  dass  man  breit  und  regungslos  da  liegt,  wie  ein 
schwerer  FkcMimj  oder  so,  dass  es  platscht  wie  von  einem 
umstürzenden  oder  hingeworfenen  Fl.  Doch  vgl.  auchyfnWi'e/i 
od.  mhd.  vh'chelinf/cn,   aus  welchen   es  umgedeutet  sein  könnte. 

Flick  m.:  1.  Lappen,  Flicklappen,  Flicke  BsBirs.; 
L.  Bes.'ier  e  Fl.  als  es  Loch.  Ineichen.  Bildl.  No''' 
kei"  Fl.  [Reibereien]  mit  Jmdm  gehabt  haben  Z  (vgl. 
, Einem  am  Zeuge  flicken').  Syn.  FUck  1.  —  2.  höl- 
zerner Nagel,  der  in  ein  nicht  zählendes  Schussloch 
getrieben  wird  Ap.  —  3.  eine  kleine  Ersatzscheibe 
(beim  Schiessen)  Ap  (T.).  Vgl.  Fleck  0.  —  4.  Weiber- 
schürze, meistens  von  kostbarem  Stoff'e  Ap;  G.  .Dienst- 
niägt  sollen  weder  schlutten  noch  fl.  tragen,  die  aus 
köstlicliem  zeug  gemaclit  seien.'  IGll,  G  Mand.  Vgl. 
Fürjkck. 

flicke":  1.  Lappen  einsetzen.  Etw.  wieder  ganz 
machen,  wie  nhd.  (allg.).  lez  chönne"-si  go"  luege", 
wie  si  's  wider  fl.  Bheitenst.  Auch  obsc. :  Ei're 
's  Ziig  (am  Z.)  fl.  Z.  Zusätze  in  ein  Aktenstück 
hineinschieben:  ,Es  seien  noch  andere  Mittel  [Punkte] 
daryn  [in  den  Vertrag]  geflickt  worden,  deren  man  zu 
Paris  [bei  den  mündlichen  Verhandlungen]  nicht  ge- 
dacht habe.'  ItiOO,  Absch.  Daher  als  Ptc.  =  mit  ein- 
geschobenen Zusätzen  versehen.  ,Die  Schriften  der 
Vätteren  sind  vilfaltig  verfälscht,  eingeflickt  und  ver- 
mehrt worden.'  ClSchob.  1699.  —  2.  „(auch  ah-,  er-) 
prügeln  ScHwMa."  EiMn  Ei°s  fl.,  ihm  einen  Schlag 
versetzen  (eig.  einen  Fleck,  Flicken  aufheften,  auf- 
schlagen, beibringen;  vgL  noch  flücken)  Z.  —  3.  in 
Etwas  hinein  ziehen,  verwickeln.  ,Damit  er  uns  nit 
etwa  begryfen  und  ins  recht  fl.  möcht.'  1529,  Strickl. 
—  4.  refl.  (meist  in-):  sich  zudrängen,  aufdringen, 
um  Etw.  zu  erhalten;  sich  einschleichen,  einmischen; 
sich  einschmeicheln  ScnSt.  (Sulger);  sich  einnisten, 
mit  Jmdm  Umgang  pflegen,  Kameradschaft  haben. 
Syn.  sich  Innestlen.  ,Und  habe  N.  N.  gseit,  man  wolle 
allen,  so  den  ketzerglouben  hettind,  gelt  ushin  gen 
und  im  [dem  Zeugen]  auch.  Antwurte  der  züg  und 
spreche:  e,  lieber  myn  N..  du  wurdist  dich  ouch  inhin 
fl.  und  evangelisch  syn,  damit  dir  gelt  wurde.'  1523, 
Egli,  Act.  ,Anian  zeigt  uns  an,  wie  sich  in  alles  land 
ein  widerwärtig  volk  eingeflickt  hette.'  1531/-18;  1706, 
EsTHEK;  dafür  jetzt:  ,dass  auf  dem  ganzen  Erdboden 
ein  Volk  zerstreut  sei.'  ,Der  sich  in  einen  krieg  flickt, 
der  in  nichts  angat,  der  hebt  einen  hund  bei  'n  oren.' 
1531/48,  Prov.  ;  dafür  1667:  ,sich  in  einen  zank  fliehtet.' 
,Nit  gezimen,  dass  sich  ein  predicant  ynflicke  in  welt- 
liche gwijrb,'  HBüLL.  1531.  , Damit  sich  der  tüfel  nit 
ynflicke  und  sy  mit  unreinigkeit  versuoche.'  ebd.  1540. 
,Da  sich  Hildebrand  wunderbarlich  in  der  Bäpsten 
liebe  und  gunst  ynflikt.'  ebd.,  Tigur.  .Könnt  sich  wol 
ynfliken  in  gsellschaften  grosser  lüten.'  ebd.  , Habend 
sy  sich  voreiniget,  auf  die  folgend  nacht  in  dem  liaus 


119;^ 


Flak,  Hck,  llik,  (lok,  (liik 


1194 


|;iuf  Jas  Ungeheuer]  zuo  warten,  auch  vil  aiulerer 
louteu  von  obenteüv  wegen  [als  Zuschauer]  sich  mit 
inen  eingoHickt  habend.'  Fischu.  15H3.  .Insinuare  se 
in  ainicitiani,  Hdrepere  ad  aniicitiam.  sich  in  einsi 
IVündschaft  einti.-  Fris.;  Mal.  =  ,sich  bei  Einem  e.- 
Hosi'is. ;  Dkszl.  .Assectari  aliquem.  eim  nachlaufen 
und  sich  zuohin  schlahen  oder  einii.,  sein  gun.st  zuo 
erlangen.'  Fris.  .Obrepere  ad  magistratum,  sich  mit 
list  und  tücken  in  ein  oberkeit  tl.,  mit  gleichsnerei  ins 
regiment  oder  in  rat  kommen.'  Fhis.  ;  Mal.  ,Sich  selbs 
unerfordert  etwan  e.  und  darbieten,  ingerere  se.  Sich 
einhinflicken,  zuo  einer  rott  tuon,  ein  andere  gesell- 
schaft  an  sich  henken,  in  ein  anderen  orden  treten, 
adoptare  se  alicui  ordini.'  Mal.  ,Der  Jochumstaler 
han  ich  vil,  damit  will  ich  d'  weit  spicken,  dass  nie- 
mant  wider  mich  syn  will,  ich  kann  mich  fry  ynfl.' 
HsKMan.  1576.  ,Sich  mit  practicieren  [Umtrieben]  in 
die  iimter  geflicket.'  1585,  LB.  Arl.  ,Es  were  dann 
sach,  dass  einer  by  ehrenlüten  bim  tisch  sässe,  mag 
er  auch  zalen,  glych  wie  die  andern,  doch  dass  kein 
gfar  harin  bracht  werde,  in  solcher  gstalt,  [sich] 
damit  ynzeti.  zuo  solchen  ämptern  gesinnet  were.' 
158l);lt)'2tj,  SoHw  LB.  .Habend  sich  euch  ander  ordenslüt 
allhie  yngttickt.'  JJRüegeu  1606.  .Haben  sich  wider- 
wcrtige  herbei  [zum  Predigtamt]  geflickt,  nimmt  solches 
der  haubtsach  nicht  [tut  ihr  keinen  Eintrag].'  Hott. 
1666.  ,Dass  solche  Bacchanten  bei  Lhibekannten  unter 
dem  lieblichen  Studententitul  sich  einfl.'  ebd.  ,Sich 
bei  dergleichen  Leuten  e.'  ebd.  ,Miscere  se  cum  aliquo, 
sich  zuflicken,  sich  zu  einem  halten.'  Denzl.  1677; 
1716.  ,Wir  vernehmen,  dass  ihr  [Hebammen]  eine  der 
anderen  vor  ihrem  Glücke  stahnd,  sich  mit  Schmähen, 
Schmeichlen  und  betrüglicherweise  einfl.,  dass  die,  so 
allbereit  bestellt  worden,  nicht  beruft  wird.'  JMuralt 
1697.  ,[Ein  Kandidat]  dessen  Natur  nicht  ist,  durch 
Schmeichlen,  Flattieren,  Fuchsschwänzen,  Bestechung, 
Laufen,  Rennen,  Stürmung  der  Häuseren  sich  einzufl.' 
DToMAN.N  1708.  Syn.  inflechten.  —  5.  sich  schicken, 
lügen  zu  Etw.,  sich  ihm  anlehnen,  dazu  passen,  dessen 
Form  annehmen  (eig.  wie  der  Flicken  auf  die  Grund- 
lage sich  schicken,  passen):  ,Die  Gallier  habend  euch 
niannesnamen  gehebt,  die  sich  uf  tütsch  flickend.' 
15.38,  AgTschuiii. 

Furre"-Flicker  m.:  Spottn.  der  Sattler  L  (St.''). 
—    fum'   wohl  aus  frz.  fourre,   Überzug. 

Mensche"-:  Spottn.  der  Ärzte  Z.  —  Pfanne"- 
s.  Wannen-Fl.  —  Räder-:  unter  den  wandernden 
Gewerben  aufgezählt  in  der  Helvet.  Verordn.  betr. 
Hausierpatente  18U1.  — ^  Tächli-:  Ausbesserer  von 
Regenschirmen  Ap. 

Wanne"-,  Pfanne"-:  Zittergras,  briza  media  Aa 
(Mühlb.).  Syn.  Wannenflechte.  —  Winl  zum  Flicken  der 
GütrcideschwiugHU  benutzt.  Pfannen-  ist  eine  sinnlose  .\us- 
weichung. 

Z einen-:    Korbflicker  A". 

Flickli"g  m.:  Flick  auf  auszubesserndem  Schuh- 
werk.    S.  flecken  I  und  Hüeberfli'gJ,  Riestere". 

ver-flickt:  verflucht  (in  übertr.  S.)  Bs;  SonwE.; 
Th.  0  du'  Verflicl-ts  im  Stibli  [Stube]!  Ausdruck  des 
Ärgers  od.  des  Erstaunens  U.    Bes.  als  Adv.:  sehr  Ap. 

Kupheui.  Kntstellung  von  ver/tvcc/tt  wie  vrrßnrkl,  vrfjhu:m1, 
vcrßixt;  vidi,  in  Anlehnung  imßUkr-n  in  der  Bed.  ilcs  Fehler- 
haften :    vgl.    vertmiH,    wrzieiAl. 

Klicke"  s.  Fliengge. 


Flocke"  Im.:  1.  Flocke,  bes.  zur  Zeit  des  Baum- 
wollspinnens von  Hand  der  technische  Ausdruck  für 
den  zsgedrehten  Büschel  zum  Sjiinnen  zubereiteter 
Baumwolle.  ,Heirli  nahm  stockblind  den  Treiber  und 
den  Fl.  in  die  Hand,  aber  an  3  Fl.  so  [mit  verbun- 
denen Augen]  wegspinnen  hatte  er  genug.'  HPest. 
1785.  ,Im  Augenblick  legte  der  Bub  seinen  Baum- 
wollenfl.  auf  die  Eadbank.'  ebd.  , Kindern,  die  nie 
eine  Nadel,  nie  einen  Fl.  und  sonst  nie  eine  Arbeit 
in  den  Händen  gehabt  hatten,  war  auch  das  Leichteste 
schwer.'  ebd.  Sonst  in  der  Volksspr.  nicht  lebendig; 
dafür  Focheti  (Sp.  732).  —  2.  (PI.)  die  Blätter  der 
Pestilenzwurz,  petasites  off.  Aa  (Mühlb.).  Syn.  Blacke". 
—  3.  Flughafer.  ,Avena  fatua.  Flock,  tauber  Haber.' 
Denzl.  1716.  —  4.  Flogye«  (PI.),  Masern  oder  Schar- 
lach Ost-Schwz  It  T.  —  Vgl.  Anm.  zu  Fackc".  i  wohl 
das  Angewehte,   Angeflogene;  s.  anßieijcn,  Fhuj. 

flocke":  (unp.)  in  grossen  (U),  in  einzelnen  (W) 
Flocken  schneien.     Vgl.  focken. 

flocklenen  fluckjmn:  nur  in  einzelnen,  kleinen, 
staubartigen  Flocken  schneien  W. 

flöckle"  =  flocklenen  „A4";  GkV. 

Flocke"  II  f.:  langes,  faltiges  Oberkleid  einiger 
Mönchsorden.  ,Und  die  fl.  zum  ampt  und  zue  der 
Vesper  all  anhaben',  Vorschrift  für  die  G  C'onventualen. 

Mlat.  ßocus,  frocus,  frz.  fror.  —  .Einer  ligt  uf  fedren, 
der  ander  uf  strow,  ein  teil  ligend  uf  fl.'  hei  Eckst.  1525, 
wo  er  von  der  Manigfaltigkeit  der  mönchischen  Regeln  spricht, 
lässt  verschiedene  Deutungen  zu. 

Flokez  s.  Flugetz.' 

flüken,    flöknen,    Flökler    s.  flächen,  Flacher. 

Fllick  m. :  Hundename.  Z  Taschenb.  18S2.  Auch 
Familienn.  Z.     Vgl.  Flück. 

Flucke"  (PI.):  Blätter  des  Huflattichs,  tussilago 
farfara,  Varietät  mit  kleinern  Blättern  S  sJ. 

flucke",  flücke"  flügge'  Gl;  GRHe.,  pflücke"  Gr 
Mastr.:  1.  schwingen  (die  Flügel,  Federn).  .Wann 
einer  rych  wirt,  so  flückt  er  die  fedren  in  die  höhy.' 
GvKKNR.  1523.  —  2.  „einen  Vogel  fl.,  ihn  anläufern." 
Vgl.  Flück.  —  3.  prügeln,  züchtigen  Gr.  JMiera 
söllen-sch'  iez  enandere'  fl.,  i"''  giin  nüiiime  gcn-ne"  ziie- 
rede'.  Syn.  tschuppen.  —  4.  intr.,  sich  aufschwingen. 
,Die  sechste  gnade  ist  ein  flukkendü  oder  ein  zukkendü 
gnade,  das  der  mönsche  syn  gemüet  gcnzlich  erhaben 
hat  und  mit  dem  adler  uf  flüget.'  Sarner  Pred. 

Mhd.  vhichen,  vlih-ken,  flügge  machen.  —  3.  eig.  Einen 
auffliegen,  die  Flügel  (s.  Flikkclc)  schwingen,  fliegen,  fliehen 
machen.      Vgl.  ßäutjcn;  ß-'ckrn    1 1 ;    (rrJHchicinf/en. 

er-  Gl:  1.  tr.,  Jmdn  durchprügeln,  ihm  seine 
dbermacht  zeigen.  —  2.  refl.,  sich  durch  Bewegung 
im  Freien  erfrischen. 

ge-fluckt,  -flUckt:  1.  flügge  Uw.  Die  Regie- 
rung von  Oiiw  beschränkte  i.  J.  1525  das  Sclmssgcld 
.allein  für  gefluckte  Vögel'.  —  2.  mit  flatternden 
Zipfeln  gesclimückt.  ,Was  ouch  gcflückts  Werk  ist, 
da  soll  ouch  je  das  Fach  zwen  ß  gen,'  Z  Katserk.  134'2. 
.Dass  nieman  enkein  geiluckt  Werk  hinnan  füeren 
soll  an  lohne]  der  Statt  Zeichen  von  Zürich.'  ebd. 

Flackeren  Flitggrrr'  f.:  Weibsperson  von  flüch- 
tigem,   leichtem  Sinn    GWc.   -     Vgl.  ßnii  ißuijiji.     li:iir. 

/7i,.-/,e. 

fluckerlich,  .\dv.:  in  , fliegender  File'.  .Als  bald 
es  inen  möglich   ist,    werden    sy  hiehinncM  verrücken 


llflr, 


Flak-fliik.    Flam    fluni 


11  fifi 


und   also  für  und  für   nach    lut   hierüber   usgangnen 
abseheids  li.  handien.'   1528,  Absch. 

verfluckt:  verflucht  S  (Joachim);  Ndw.  E  rer- 
flKckle  Kerli,  ein  etwas  schlimmer.  —  .Ms  Adv.  =  sehr, 
z.  B.  V.  gross  Ndw.     S.  t^erflicH. 

Fliick  m.:  1.  ..Lockvogel,  Vogel,  der  auf  dem  Herde 
angeläufert  ist  B."  Vgl.  Flüch-Hemmh,  -Bündti.  — 
2.  „kleiner,  muntrer  Knabe." 

Hoch-  s.  Hocli-Fhi(j. 

flück:  1.  flügge.  .Alle  vögel.  so  nit  fluck  sind, 
als  das  rebhuon  [etc.].'  Vogelb.  15.57.  —  2.  frühwach, 
frühzeitig  L.  I''''  hin  am  Marge  zitli'''  flück.  Häfl. 
1813.  —  3.  hellauf,  wohlauf,  munter  (sein)  Aa;  L. 
Doch  isch-e^  mängist  g'förli'''',  uenn  Eine  z'  fl.  will 
si".  Häfl.  1813.  's  Belli  singt  a's  tvie-ne  Nachtigall, 
isch  eisder  fl.  und  froh  Aa  (Schwyzerd.).  Syn.  hus2ier. 
—  4.  mannbar  (von  Mädchen)  ,B;"  L;  „Z«."  — 
5.  scheu,  von  Pferden,  die  leicht  sich  lo.sreissen  wollen 
Aa;  „VOrte."  —  Mild.  rii(''/.y,  liefiedert  zum  Ausflug  aus  dem 
Neste;  auch    ,ein  fluck  gaul',  ein   lebhafter.   Vgl.  noch//«;/  /. 

flücken  s.  finden. 

Flückete   Sch.    FHichte   GlK.  (Flügqte);   ScnSt.; 

ZVelth..  W.  —  f.  (Hl.  ZVclth.):  Flügel."  ,SV  hat  d'  Fl. 

lanipc  g'lö",  ist  niedergeschlagen  geworden  Sch.    Als 

Coli.,    die    Fittiche    SruStdt;    Z.   —   Nach  Analogie   von 

,  Fi^ckete  gebildet;   vgl.   Ferl-eii   Sp.    728. 

ver-flüeken  s.  rer-fluechen. 


Flackt.  flackten  s.  Flacl;,  flachen. 

Plaktnr  f.;  Fraktur  (-Schrift).  Ahschrihe' chann-i'''' 
wol,  DiUscli'  und  FL,  grad  irie-me"  's  will.  Stutz. 
Flückte  s.  Flückete. 


flochen. 


Flam  (bzw.  flamm)  — fluni. 

Flam""'  1.  nur  als  Dini.  Fliniili  -o--  n.  Aa;  Bs;  Z: 

1.  leichter  Anflug,  Decke  a)  von  Rahm  auf  der  Milch. 
Die  Milch  hiit  ja  ken  Nidel,  nW  eso  es  Fl.  Aa  ;  Z.  — 
b)  von  Eis  z.  B.  an  den  Fenstern  AABrugg.  —  c)  von 
Schnee.  Mätigist  [manchmal]  ist  nur  nes  Fl.  g'falle' 
AAEhr.  —  d)  von  VVasserdünsten.  Wie  d'  Sunne  's 
O'wiilch  verteilt,  dass  's  in  Fetze  de  Berge  nohstricht, 
bis  mimme  no"''  wunsigi  Flömli  übrig  hlgbe".  Brkitenst. 
1863.  —  e)  von   Barthaaren    im   Gesicht    ZGlattf.  — 

2.  kleines  Mass;  bes.  zur  Verstärkung  der  Verneinung. 
Ke  Fl.  g'seh",  gar  Nichts  AAZein.  —  3.  , Membran» 
et  vaginae  visccrum,  die  beutle  und  flemle,  darin  die 
inneren  glider  des  leibs  eingfasset  sind.'    Fris.  ;  Mal. 

Wahrsch.  zu  Wz.  Jla  (vgl.  die  Anm.  zu  Hamtn).  Vgl. 
Flam  m.,  Flame  f.,  Anhauch  von  Schaum,  in  deutschen  MAA. 
Das  , dünne  und  zarte  Flemliü'  bezeichnet  in  den  Schriften 
der  alten  Mediziner  (z.  B.  Ryff  1541)  die  pia  niater,  die 
weiche  Hirnhaut;  schwäh.  I'kmmle,  die  krankhafte  Trübung 
des  Auges  (vgl.  'leflamt,  vom  Himmel).  —  S.  Flam:"  Fl  uud 
Flom. 

g'flämt:  1.  vom  Himmel,  wenn  er  allenthalben 
mit  kleinen,  leichten  Wülklein  bedeckt  ist  Z.  — 
2.  g'fl.    use  cho",    gut.    sauber   ausfallen.     Es  chäm  e 


clill"  g'fldmter  ».sr,  7cenn  er  's  machti,  bemerkte  ein 
Bauer  seinem  Advokaten,  der  ihm  riet,  eine  selbst 
redigierte  Rekursschrift  einzureichen  Z. 

Flame"  11  Gr;  W,  Flame"  GT.,  Harne'  Aa;  BSi.; 
Gl;  GRRh.;  L;  S;  Zu;  Z  ~-m.  Gl;  GlU.,  L.,  Pr.,  V.; 
GT.;  W,  f.  Aa;  GRRh.;  S,  häufig  als  PI.  L;  Zn;  Z; 
1.  Euter  trächtiger  Kühe,  das  anfängt  zu  schwellen, 
dessen  .^dern  sich  (wieder)  mit  Milch  füllen,  bes.  bei 
den  zum  ersten  Male  trächtigen  Rindern  (wo  die  Ent- 
wicklung am  augenfälligsten  ist),  die  allmählich  wieder 
aufschwellenden  Adern  am  Kuheuter  Gl;  Gr;  „L;" 
GT.;  W;  Z.  Euter  Milch  gebender  Kühe  übh.  BSi.; 
GrIw.;  Zö.  Du  milchst  noch  e  chli"  [bekommst  noch 
ziemlichen  Milchertrag],  di  Chile  hi  [haben]  tolli  [statt- 
liche] Flammeli  BSi.  De  Fl.  abe  lö',  das  sich  ent- 
wickelnde Euter  allmählich  senken,  tiefer  hängen 
lassen  Gl.  S.  noch  keren,  Gemelch.  —  2.  Eingeweide-. 
Nierenfett  d.  Schweine  Aa;  S.  „Seite  Schweineschmalz, 
wie  man  es  vom  Tiere  abzuziehen  pflegt  Aa." 

Vgl.  Flamen  I,  mit  welchem  obiges  W.  viell.  identisch 
ist,  iudem  die  sämmtlichcn  Bedd.  von  1  u.  II  sich  auf  den 
Grundbegriff'  weicher,  flaumiger,  zarter  (Fett.-)  Haut  zurück- 
führen lassen.  II  1  mag  urspr.  nicht  sowohl  das  Euter  an 
und  für  sich,  als  die  durch  den  Milchzufiuss  weicher  wer- 
dende Haut,  11  2  aber  die  zarten  Häute  der  Eingeweide  mit 
dem  an  denselben  sieh  biblenden  Fette  meinen  (vgl.  Krös).  Zu 
Lotzterm  stellt  sich  ,Fleuui,  Fleunie  =  Fett'  alter  Glossarien, 
welches  auf  Vwdtsch.  mit  , Flaum'  zu  deuten  scheint;  s.  auch 
Gr.  WB.  s.  V.  .Flaum;  Flaume'  einerseits  u.  , Flamm;  Fleme' 
anderseits,  .Flähme'  bei  Weigand;  u.  vgl.  ,Rahm'  neben  mhd. 
,iduni'.  Doeh  lässt  sich  auch  die  Wz.  y/a-  (vgl.  flä-t,  ßätii/ 
n.  ahd.  ßn-w-jan)  erwägen.  —  Die  Vermengung  mit  .Flamme  f.' 
erklärt  sieh  durch  das  geäderte,  faltige  Aussehen  des  schwel- 
lenden  Euters:   s.   Flamm   .V. 

Gefläm  n.  =  Flamen  1  in  collect.  S. 

Flamm  [Fläm  UwE.),  Flamme"  f.  (in  der  ä.Lit. 

m.):  1.  Flamme,  wie  nhd.  ,Schittmeister  auf  dem  ZSee 
wollen  sog.  lechzende  Flammen  [ignes  lambentes]  an 
ihren  eignen  Leibern  bemerkt  haben.'  JJScheuchz. 
1707;  1746.  Für  Oppis  frollj  Für  und  Flamme'  ,si". 
allg.  .Do  der  flamm  auffudr  von  dem  altar,  fuor  der 
engel  des  Herrn  in  dem  flammen  hinauf.'  1531/48, 
Rii'HT. ;  dafür  1067:  .die  fl.'  ,Nun  hatt  dis  lang  ge- 
mottet füttr  ainen  brennenden  flammen  empfangen.' 
Kessl.  ,Dass  vil  seelen  im  flammen  des  selbigen 
bergs  gepyniget  werdind.'  LLav.  1569.  —  2.  Fl.,  auch 
Fur-Fh:  rotes  Muttermal  im  Gesicht,  nach  dem  Volks- 
glauben davon  herrührend,  dass  die  Mutter,  wenn  ihr 
beim  Einheizen  die  Flammen  aus  dem  Ofen  unerwartet 
entgegen  schlagen,  darüber  erschrak  Z.  —  3.  (PL) 
andersfarbige,  wie  Flammen  geschweifte  Linien  in 
einem  Gewebe  L,  oder  an  Blumen;  flammenartig  ver- 
laufende Quarzadern  im  Gestein,  z.B.  im  Marmor  BBe.; 
kleine  Fetzen  Fleisch,  welche  an  der  Haut  des  ge- 
schlachteten Tieres  zurückgeblieben  sind  und  abge- 
schabt werden  (vgl.  Scherfleisch).  Dazu  geflammet, 
gestreift,  z.B.  e g'flammets  Chleid,  Nägeli  [Nelke]  usw.; 
Syn.  gestrlmet.  —  4.  „Krankheit  an  den  Weinreben, 
da  die  Blätter  rot  werden  Z."     Vgl.  Brenner. 

Dehnung  des  Voc.  (UwE.)  ist  durch  die  folgende  Liquida 
bewirkt.  —  Der  gleiche  Wechsel  des  Geschlechts  hat  zw. 
mhd.  Imic  und  nhd.  ,Lohe'  St.att  gefunden.  Zu  3  vgl.  mhd. 
:-Jammc*it€in. 

flammatzgere":  hohe  Flammen  werfen  BM. 
Mehrfache  Intensivbildung  unter  Einwirkung  von  .flackern' 
und    .flattern';   vgl.  aucli  nrhztjr.n. 


UüT 


Flaiii  -fliiiii.     Fliiinl)     llmnli.     Flains — Huiiis 


11!)8 


flamme":  Flaiiiineii  soliUigeii  BSa.;  U\v;  Z.  '«//(oh- 
iiied  ^iim  Ufe  use",  ilie  Fl.  schlägt  aus  dem  Ofen.  Die 
Ti(rbe  [Torfstücke]  fhimmed  nüd.  —  ab-:  (die  F'eder- 
chen  am  gerupften  Vogel)  verbrennen  Ndw.  -  an-: 
anzünden.  ,JIit  angcüambten  Tortscben',  brennenden 
Fackeln.  JCWeissexb.  1702. 

Flammete  f.:  das  blosse  Abbrennen  des  Zünd- 
imlvers  anstatt  des  Schusses  B.   S.  flammen.  Syn.  Pfds. 

-flaiuänden-,  flamändere:   poltern,  gronder  Gl. 
Die  Flaniänder  gelten  als  bes.  derb  (s.  Uhland,  Schriften 

1.  H).  Der  wanderlustige  Glarner  mag  als  Handelsmann 
oder  im  holländischen  Kriegsdienste  diesen  Charakterzug 
kennen  gelernt  und  das  W.  aus  den  Niederlanden  nach  Hause 
gebracht  haben.  Vgl.  das  auf  ganz  anderem  Wege  aufge- 
kommene//«»t*fA  Sp.    1199. 

flailläusele",  in  Zr,  auch  flamüsele":  liebkosen, 
schmeichelnd  zureden,  z.  B.  einem  weinenden  Kinde 
Z«;    W. 

Viell.  (da  es  ein  syn.  W.  mäunelca  gibt:  vgl.  bü^tkn)  eine 
Zss. ;  dann  wäre  zu  deren  erstem  Teil  Flam  oder //äm/ic/i  zu 
vergleichen. 

„Flällieli:  Beiname  einer  verweichlichten  Person 
W."     Syn.  Flämscheli. 

Vgl.  ausser  Letzterm  auch  Fhutien  I,  zu  welchem  ä  (.c; 
als   Umlaut  in  W   MA.   wohl   passen  würde. 

liäiunie"  (pfl-  Ap;  Th):  1.  Etw.  schnell  aufÜannnen 
machen,  flammen  lassen  Ndw;  fisfl.  BHk.,  „ein  frisch- 
geputztes Gewehr  durch  ein  Schüssclien  trocknen,  damit 
einen  Versuch  machen,  ob  das  Pulver  sich  entzünde  .\a: 
B;  Vürte;  S;  Z."    Syn.  üshrenneii.   S.  Flämmschut.:. — 

2.  Etwas  gelb  brennen,  beim  Kochen  heiss  machen, 
nur  leicht  rösten  B;  L;  Suh;  das  Obst,  bevor  man  es 
dörrt,  brühen  Th;  (Kirschen)  kochen,  dann  dörren  und 
das  Wasser,  worin  sie  gekocht  sind,  eindicken  lassen 
ApH.  —  3.  Jmdn  brandmarken,  .zeichnen'  Aa  (wer 
um  seinen  guten  Ruf  gekommen,  ist  für  sein  ganzes 
Leben  ffpimmt);  ihn  anlaufen  lassen,  mit  einem 
blauen  Auge  zurückschicken  Bs  (Spreng);  ..Jnidn  be- 
trügen, ihm  sein  gegebenes  Wort  nicht  halten,  ihn  in 
seinen  Absichten  bindern.  Jmdn  um  Etwas  bringen; 
.Jmdm  eine  übertriebene  Rechnung  machen  Bs;  B; 
VOrte;  Sch;  Z."  Da  war  i'''  (/'flammt,  käme  ich 
schön  an  Bs.  G'hört-men  ies  de  Handel  [vernehmen 
die  Leute  diesen  H.],  bin  i'''  my  Lehtig  um.  d'  Fischeze 
(f  flammt.  UsTEUi.  Insbes.  Jmdn  am  Examen  oder  bei 
einer  Wahl  durchfallen  lassen,  einen  Schüler  nicht 
]iromovieren,  einem  Candidaten  die  Aufnahme  ins  Mini- 
sterium verweigern,  übh.  Jnuln  hintansetzen  Gk  (Leh- 
nuxnn).  .In  meiner  Zerknirschung  über  die  Polizei- 
flemmete  [Durchfall    in   der  Wahl    zur  Polizeistelle].' 

GOTTH. 

Mhd.  ci-vlciiimiii.  Zu  Hed.  ;!  vgl.  .brennen'  i.  S.  v.  hraud- 
nuirken,  tilusclieu,  und  das  Sprw.  vom  gebrannten  Kinde; 
ferner   engl,  jlam,   Lüge,   und   unser  ßamhu-.mi . 

Fliemc  s.  Fliete. 

Flom:  feine  Leinwand,  Gaze,  bei  Fenstern  ver- 
wendet. ,.\ls  noch  in  Menschen  Gedächtnuss  in  Bern 
meh  Fl.  und  Tuech  denn  Glas  war  gesehen.'  Ansii. 
.Kleine  flömine  Fenstorlin.'  ebd.  —  Wahrsch.  identisch 
mit  flam. 

Flfim  F;  Gr,  Flu  Z.  Flömflij  Bs.  Fluni  GkKIi.. 
l'fliim  Gl;  Z  tw.  —  m.:  1.  F'Iaum.  weiche  Haare  od. 
Federn,  wie  nhd.  allg.  Bildl.  .Die  Auserwehlten.  der 
F'l.  und  Huri    unter   allen   Mcnsclirn.-    l'i.n.   17"27.  — 


2.  leichte  Sommerdeeke,  Haumdecke,  Volet  Scnw ; 
SNied.,  B.  ~  3.  die  feinste  Sorte  Mehl,  Semmelmehl  F; 
GnSculms,  ObS.,  Val.  —  L  flaumige  Ausschwitzung  an 
Bäumen,  erzeugt  durch  die  Stiebe  der  sog.  weissen 
Blutlaus  ZAndelf.  Syn.  SchCim.  —  5.  Flämli,  Woll- 
gras, eriophorum  Scnwiberg,  von  den  wolligen  Borsten- 
haaren. 

Mhd.  phlüwe  f.  aus  lat.  j,luiii<i.  Übergang  von  m  in  «  im 
Tierb.  1563  und  im  Vogelb.  15.17  (.linden  rtun'  und  ,fluu(s)- 
fcderen':  neben  .fluni').  Abfall  des  n  bei  Ulr.  17:3:3  (.auf 
dem  Fluhbett  der  Wollüsten'),  auch  einmal  ebd.  .von  Fluvv'. 
,Roto  pflaumfederen'.  Fischb.  1563.  ,üein  sanftes  Ptlaum- 
bett.'  AKliugl.  1688.  Als  PL,  beeinflusst  durch  das  neben- 
stehende W.:    , Federn,  Flumen.'    1711,  Z  Zollordu. 

ge-flümt:  flügge,  eig.  mit  den  unter  den  Schwung- 
federn liegenden  Flaumfedern  versehen;  bildlich, 
heiratsfähig;  vgl.  flücl;.  ,Weil  sie  ihre  Kinder  in  die 
Eh  verwilliget,  da  das  Meitli  nit  13  Jar  war.  Darum 
des  Büeblins  Vater  und  des  verstrupften,  weder  gtlümbt 
noch  gfederet  Meitelis  Mueter  eingesperrt  werden.- 
1645,  JDü.vzER. 

Flume"  s.  Pfliime". 

„flüme":  1.  cacare,  von  Rindern;  auch  von  Kindern 
BO.  Abi.  Hosen-Flümer.  —  2.  pissen  B."  -  Vgl.  Gr. 
WB.  ,flüniig'.  impurus.  wo  an  ,Flaum',  sordes,  erinnert  wird. 

ver-fliieiii(e)t,  -flüem(e)t  Aa;  Ai«;  B;  Gl;  L;  G; 
S;  Th,  -fluemelct  Aa,  -fluemeret,  -flilemeret  B;  L;  G; 
ScH;  UwE.;  Zg;  Z,  -fluemiget,  -fliiemtig  Z,  -fliiemetig 
G  1799,  -flumm(er)et  ApK.;  Sch:  euphem.  für  , ver- 
flucht'. Syn.  s.  verflickt.  E  verfläemeret  Meitli,  ein 
nichtsnutziges  Mädchen  GWa.  En  verfluemeti  [schauer- 
liche] Chälti.  BWvss  18(j3.  Ne  verfluemetc  (jr'sjjass. 
ebd.  Das  verfluemt  Mäschelizilg!  Hofstatt.  Das  ist 
rcrfliiemeret,  schlimm.  Auch  gesteigert,  wie  cerfluccht. 
Das  Verfläemertste.  Gotth.  Als  Adv.  steigernd,  im 
S.  V.  sehr,  im  höchsten  Grade.  E  cerfluemet  netts 
Töchterli  Tu  (Schwyzerd.).  Vcrflüemcret  schön.  Gorni. 
Du  bist  allu-'eg  ein  verfläemeret  itsdeiikts  Menschli. 
Stutz.  Verfläemeret  für  en  Narre'  ha",  ebd.  Verfliiemt 
gern.  B  Dorfkai.  1883. 

Virßuemerct,  eine  Frequentativ-Fiirui,  vgl.  den  Comp,  vcr- 
ftiicrhtcr  (s.  verßuecJum).  Vcrfliiemigel  von  der  Ad.j. -Bildung  auf 
-11/  abzuleiten,   wie  verßuemtig  erst  von  der  l'articipial-Foruj. 


lliiinbe  (-(-■')  Bs,  flambis  Aa:  hin.  zu  Grunde  ge- 
gangen. Auch  persönlich:  de''  isch  fl.  gange'.  —  Frz. 
Ikimlif,   ruiniert,  verloren;    affnirc  ßamlife,   fat-ile  Geschichte. 

flambiere":  überlisten,  (einen  Gegner)  aus  dem 
Feld  schlagen.  MUsteri.  —  Frz./««?«-,-,  rupfen  im  Spiele, 
eig.    versengen.      S.  auch  ßümiiu:it. 

.. Flambeise  n.:  Wams  I*'."  —  Aus  afrz.  irKiiiliiiis.  u[h&. 
irnmiui»  (nfrz.  ;iuinli<Ki,ii)  entstellt. 


deilise"  BHerz.,  flcmae"  BoHa.:  I.  schlagen,  durch- 
prügeln. Syn.  fliim.icn,  fliim.'iackcn.  -.  bekriegen, 
bekämpfen.  ^  3.  Einen  in  eine  Busse  bringen.  Die 
Schlägerei  hei  mi'''  iriiest  g'flcmst  BHerz. 

Das  VV.  könnte  Intensivbildung  zu  ßiimmin  sein:  vgl. 
ülirigens  tir.  t'Unw,  Maulschelle;  ßliucii,  Kiuen  schlagen,  bes. 
auf  den  Kopf,  wornach  es  zu  mhd.  rhim,  bair.  flnini-tien. 
verzogenes   Gesicht,  gfluiren   möchte.      Vgl.   noch  ßiinclifii. 


lUMt 


Flams-fluins.    Fliiinscli    flumscli.    Pliin-fluii.     Fland     fiui 


1200 


„tliltlSB":  flüstern  Aa;  L;  Soh."  Syn.  fiiiwsen, 
flitijieretl ,  fielen.    —    Scheint  Umstellung  aus  liinnm  zu  sein. 

Illlllise":  1.  Einen  schütteln,  hernehmen  GkD.. 
l!h,,  S.  Syn.  f,üm-,  phiiiqjsacken.  --  2.  mit  einanJer 
flüstern.  ÜBrXc;«.  1780.  —  Tir.  Flums,-,  Maulsehelle, 
//iiMsi'»,   schlagen,  bes.  auf  den  Kojif.     S.  ßnmen   und  ßimien. 


tiiiinscli  -B:  LE.;'-  W  (-u-),  ftämschiy  BHa..  Si., 
,,flic)iisL-lr :  1.  fein,  weich,  vorab  von  Wolle.  Es  gibt 
ridii  und  fliemschi(/i  [feinwollige]  Schafe  BHa.,  Si.  Von 
weicher,  voller  Haut  W.  —  2.  zart  gebaut.  Ä  flrimschi 
Meklja;  nchi  ist  a  flämschi  W.  —  3.  „weichlich,  zärt- 
lich W;"  vgl.  Flämeli.  —  4.  niedergeschlagen,  ver- 
driesslich  BM.  .Tage,  wo  die  Seidenherrn  ttänische 
Gesichter  schneiden,  die  Nachtkappe  den  ganzen  Tag 
nicht  mehr  abziehen.'  Gotth.  .Beide  Männer  machten 
flämmsche  Gesichter;  mein  Schwiegervater  über  meine 
Schulden,  mein  Gläubiger  über  mein  Unvermögen,  zu 
bezahlen.'  ebd.  —  halb-:  1.  nicht  ganz  fein,  zum  Teil 
fein,  zum  Teil  grob,  z.  B.  ein  halbflämsches  Schaf, 
halbflämsche  Wolle  B;  LE."  —  2.  ,(fig.)  zweideutig, 
zweizüngig,  nicht  durchaus  aufrichtig,  ebd." 

Syuk.  aus  .flämisch'.   Das  flamändische  (hulländisclie)  Schaf 

zeichnet   sich   vor    dem    gemeinen   Land-  oder   schwäbischen 

Sch.afe  durch  längere  und  feinere  Wolle  aus.    Einzelne  Belege 

"erinnern  an   fhJm,    von    welchem  aus  die  Bedd.    1—3  auch 

wohl  abgeleitet  werden  könnten. 

Flärasch  m.  BHa.;  1.  feine  Wolle.  Mir  Iicin 
schöne  Fl.  —  2.  feiner  Mensch,  mit  dem  Nbbegritt, 
dass  seine  Feinheit  bloss  ein  Deckmantel  sei.  „Fläm- 
scheli:    verweichlichte  Person  W."     S.  FlniiicU. 

flemschen  s.  flcinsen. 


Plan  (bzw.  flann)  — flun. 

Kliiiielle  (-<if!ej  Z.  Franelle  U.  Fornelle  —  f.: 
Flanell. 

flenne"  (-rf-,  bzw.  -&■-)  B;  Gr;  G;  Tu;  U;  W,  pfl- 

\\;  Al>;  Bs;  BLauf.,  Si.;  FJ.;  L;  SoH;  S;  Th;  Uw;  Z: 
weinen,  urspr.  mit  Bez.  auf  verzerrte  Gesichtszüge, 
bes.  auf  verzogenen  Mund,  und  insofern  mit  unan- 
genehmem Nebenbegrift' (hässlich,  veräclitlich  Aa;  Ap; 
ZO.,  grob  BSchw.),  dann  mehr  mit  Bez.  auf  den  Grad 
der  Heftigkeit  oder  Innigkeit  des  Weinens  und  der 
dassellje  verursachenden  Empflndung;  daher  bald  laut 
(AAÜb.;  Ap;  BSchw.;  Gßh.;  üwE.),  bald  .still  weinen, 
schluclizen  BSi. ;  Gr,  laut  schluchzen  Gr;  W,  meist 
anhaltend,  bes.  von  Kindern  (GStdt),  doch  auch  von 
Erwachsenen  (allg.),  mit  zahlreichen  Synn.,  welche 
je  nach  örtlichen  Gränzeu  die  verschiedenen  Arten 
und  Grade  unterscheiden;  vgl.  1)  grannen,  yrännen; 
tjrlnen;  latschen;  hoytjen;  hläggen;  plärren;  brieggen; 
zanncn,  sännen,  ä)  angen;  gräggen;  hünen;  hauren; 
hürnen;  (Bocl;);  jiflaunen;  brölen,  brüelcn;  räggen, 
rdggen;  schrien;  'weienen.  3)  fümpelen;  fiirsen;  surften; 
sürmen.  Fr  hat  pflännet,  me"  hett  chünnen  es  Ltn- 
tnerh  iinder-em  [ihm]  icäsehe" !  S.  ,Von  allen  unsern 
Kindern  hat  keines  so  gottlos  viel  'pflännet.'  Stutz. 
l)<ts  Brieggen  und  das  Flenne"  hält  uiil  e"  Stei'  er- 
barme" kenne"  |  können  |  Bs.  Sett  i  öppe  [sollte  ich 
etwa]    fl.  ui)d  tniigge"  | schmollen]?    gieng  's  de""  has 


[besser]?  Joachim.  Wo  [aLs]  de  Vater  g'storbe  ist, 
händ  die  Finte'  g'flennet  und  die  Andere'  sännet  Z. 
.Ich  merk  wol.  was  die  sach  ist:  iez  guote  wort  geben 
und  bitten  und  bettlen.  .\ber  lassend  üch  nit  irren 
und  scherend  üch  an  khein  fl.'  Zwingli  1.529.  ,Der 
grusamlich  schrygt  und  flennet  vor  den  einfältigen.' 
ebd.  ,Ich  hab  das  fridkleid  ausszogen,  den  sack  des 
flennes  hab  ich  angelegt.'  1531/48,  Baruch,  =  ,trau- 
rens.'  1067.  .Die  kinder,  die  von  meinem  leib  erboren 
sind,  muoss  ich  mit  fl.  bitten.'  1.531/48,  Hiob.  ,Lacry- 
raas  darc,  weinen,  grynen,  pflennen.'  Fris.  ;  Mal.  ,F1., 
pfl..  greinen:  flere,  plorare.  Flarren.  pflärzen,  flarzen, 
pflennen:  plorare,  ejulare,  flere.'  Ked.  1G6'2. 

Mhd.  nicht  bezeugt,  findet  sich  aber  in  den  meisten  MAA. 
Deutschlands,  in  Henneberg  auch  in  der  Bed. :  Saft  aus- 
schwitzen uud  platzen,  von  kochenden  Früchten,  womit  die 
Angabe  Ebels  zu  verbinden  ist,  /!.  werde  auch  von  offen- 
stehenden Wunden  gebraucht.  Ahd.  ßannen  heisst:  das  Ge- 
sicht verziehen,  von  den  Geberden  der  Schauspieler,  bei  Notk. 
Von  den  angeführten  Synu.  bezieht  sich  die  erste  Gruppe 
hauptsächlich  auf  Verzerrung  des  Gesichts,  die  zweite  auf 
die  widrigen  Töne  des  lauten  Weinens,  die  dritte  auf  halb 
unterdrückte  Ausserungsweise.  Dass  die  Grundbed.  von  //. 
ist  .das  Gesicht  verziehen',  wird  dadurch  bestätigt,  dass 
bririjijcn  in  BU.  .weinen',  in  BSi.  .Grimassen  schneiden'  be- 
deutet, wofür  hinwieder  in  BU.  yrännen  gilt  usw.  Von 
weinenden  kleinen  Kindern  wird  in  BSi.  yrinen  gebraucht, 
von  Grössern  //.,  z.  B.  aus  Zorn  oder  Verdruss  über  ver- 
meintlich erlittenes  Unrecht,  ebenso  in  BsLd.  In  .\p;  GRh.; 
Z  ist  ß.  stärker  als  bthreien.  —  Von  deutschen  WW.  liegt 
am  nächsten  mhd.  ßans.  Maul.  Dass  der  einfache  Anlaut  /?- 
älter  ist  als  ]ß-,  wird  durch  die  ä.  Spr.  bestätigt,  welche 
fast  nur  den  erstem  kennt;  pf  erklärt  sich  am  einfachsten 
als  lautmalende  Verstärkung,  kann  aber  auch  bei  andern  WVV. 
(vgl.  ßiiiliren)  aus  dem  Ptc.  Perf.  ins  Präs.  gedrungen  sein, 
indem  das  verkürzte  Präf.  ye-  (k)  sich  dem  folgenden/  assi- 
milierte. 

Ge-flenn  G' flenn  n.,  Flonnete  f.:   das  Weinen. 

(P)Flenner  (-in  f.),  (P)Flenni  m.:  l.  Person, 
die  oft  und  heftig  weint,  besonders  von  Kindern.  — 
2.  Pflänni,  Schwächling  B. 

In  BSchw.  für  1  mit  Bez.  auf  Erwachsene  meist  Ptari. 
—    Zvi   '2   vgl.   das  syn.   Pßirz  von  flirzcn,   weinen. 

Fleiner:  1.  Geschlechtsn.  -Aa.  —  2.  ,kleiner  Fl.', 
ein  saurer  Spitzapfcl  ZStäfa.   Syn.  welscher  Spitzwisser. 

Zu  1  vgl.  altn. _/??(«,  ags.ßan,  Pfeil,  Wurfspiess':*  ,Fleiner' 
hätte  einen  Verfertiger  von  Geschossen  bedeutet.  —  2  auch 
schwäbisch.  Der  Apfel  wahrsch.  von  einem  ersten  Züchter 
desselben,  Namens  Fl.,  benanut,  od.  von  seiner  spitzen  Gestalt. 

flonen  s.  flohen.        flonnig  s.  blon(ig). 


Flau  der  s.  Lavander. 

Ilandere" :  herumschweifen  Ap.  Dim.  fländerle": 
niüssig  umherschlendern  AASeet.;  B.  —  Flandere"I 
f.:  herumschweifendes  Weib  Bodexsee;  SchwE.  Syn. 
Flangine. 

Ftandei-en  ist  durch  Einschiobuug  von  ii  verstärkte  Nlif. 
voußaJcren,  flattern:  vgl.  nhd.  .Fiander'  m.,  (fliegender)  Huss, 
f.,  La])pen,  Flitter  (Letzteres  zu  ,flindern'  wie  .llattern'  zu 
.Handern');    .Fländerleiu',  flatterhaftes  Mädchen. 

,Fländ(e)rig  n.:  =  Flienggen,  d.  i.  grosses  Stück; 
kotiger  Saum  eines  Kleides  Uw." 

\on  Jlaiificren,  fliegen,  also  eig.  =  Flügel,  d.ann:  flügel- 
ähnliches Stück  (vgl.  /'"afc");  flatternder,  nachschleppender 
Teil.       Vgl.    Ftnvgyr". 


120  1 


Flaiid     lliiiia,     Fliiiij;- Hiiiiy.     Flaues -Hu  iigg 


1202 


Flandere"  II  u.:  der  Eijröiin.  der  niederländischen 
Provinz;  so  z.B.  in  dem  Vollvslied  von  Dursli  und 
Baboli:  i'''  ha"  mi'''  'duniieH  i"  Fl.  i"  (Tobl.  \'olksl.  2, 
S.  175);  daneben  aber  appellativ  als  Wortspiel  mit 
flanderen  i.  S  v.  flatterhaft  sein,  in  dem  Reimspruch: 
.Er  ist  von  Flandere,  gibt  Eine  um  die  Andere.' 
KiKCHH.,  oder  umgck.:  Si  ist  ro"  FL,  git  Einen  um 
en  Andere".  Suterm.  Si  liet  (ist)  e  Pek  [DirueJ  vo" 
Fl.,  hüt  [heute]  de"  und  morn  en  Andere'.  Sulger. 
—  Her  Keimspruch  schon  bei  HSachs;  s.  Gr.  WB.  3,  1722. 


Flailgllie  Gr  C"");  SchwE.;  Uw,  Flangg-  ful-J 
(iötdt  —  f.:  schlechtes,  herumschweifendes  Weib 
8cH\vE.;  neumodiscli  gekleidetes  Uw;  leichtfertiges, 
hotliirtiges  u.  doch  nachlässiges  GStdt.  Syn.  THanyg, 
Fliiigge,  Flanggüse,  Flungg;  Flärre  7;  Hätsch; 
Schlamp. 

l.-  scheint  richtiger  als  einfaches  </,-  vgl.ßanyfjUnn.  heruni- 
schweifen,  und  Flmujij.  Die  Endung  -nie  klingt  romanisch, 
ist  aber  wohl  als  Gegs.  zu  Flangt/iiK  (hinein  :  hinaus)  zu 
deuten.      S.   übrigens  auch  Fhnjane. 


Flangg(e")  I,  Fliingge"  m.  u.  f.:  1.  Flangg,  -e'  m. 
Th;  Vw,  Flangge"  f.  Z,  Fliingge"  m.  „LE.;"  Ndw;  Z: 
Ohrfeige,  Backenstreich,  Maulschelle.  Syn.  Flanggüse, 
Flienggen ;  Flärre;  Flaute;  Flantüsse;  Flattere;  Husche,; 
Singele;  Dachtle;  M'affle;  Watsch.  Lass  das  Händli 
lampe"  und  e/ib  dem  Mül  e  Flangge  1.  „Flangg  m.: 
Wurf,  Schlag  L"  (St.").  —  2.  Flangge"  m.  Aa  (H.), 
F/ÖKi/f/e"  m.  Bs;  Ndw;  W:  Stück,  meist  grosses.  z.B. 
Fleisch  Bs;  auch  von  Auswurf  aus  dem  Munde:  .blutige 
Flenke  speien.-  Sfreng;  jetzt:  Fetzen.  Synu.  s.  Flaute. 
Von  Papier,  Tuch  Nnw;  von  einem  Kleid:  Fetzen,  Lap- 
pen Bs;  Syn.  Flicl:.  Die  f'ineri  Bildig  und  alli  Flitter 
und  Fliingge,  wo  die  grosse  Welt  si'''  gar  e"  ivichtigen 
A'strich  weiss  dermit  z'  ge".  Breitenst.  18(j4.  Da 
mach  es  nieders  Tschudi  [jede  Dirne]  Flangge  u  Fänli 
desume  [darum  her]  wie  e  Narr.  Gotth.  I"''  glaube, 
si  isch  mit  ire'  sidene"  Flenke"  uf  d'  Welt  cho",  von 
einer  überaus  eiteln.  putzsüchtigen  Person.  Spreng. 
.Auch  verächtliche  Bezeichnung  des  ganzen  Kleides, 
bes.  wenn  es  nur  von  leichtem  Stofi'  ist  Bs;  Dim. 
Flenggli  Bs;  BGr.  Sonst  bes.  der  Flügel,  Zipfel  des 
Kleides  Bs;  Z;  Syn.  Fecke.  Eine"  am  Flengge  ne 
[packen,  um  ihn  zu  strafen].  Gel'  iez  hät-nw-di'''  am 
Fl..'  Bs;  Syn.  Fecken;  Kragen.  Flangg  f.,  weites, 
lang  herabliäugendes  Kleid;  daher  Flanggjüppe  L. 
Hangende  Woiberbrust.  Schi  [sie]  tuet  dem  Chind 
d'  Flcnggu"  V'heichu  [einhängen,  in  den  Mund  stecken] 
W;  vgl.  Ge- flangg.  —  3.  Flangg  GWe.;  UwE..  Fflangy 
L;  Z,  Fliingge  BSi..  Ffiängge  W,  f.:  nachlässig  ge- 
kleidete Weibsperson.  Syn.  s.  Flangfgjine.  Wenn 
so  u'icudligi  rlchi  Flengge",  wie  Nachhurs  Lisi,  un- 
gsiraft  diire  [hindurch]  schlafe".  B  Kai.  1838. 

Zunächst  vermittelt  sich  1  mit  2  durch  die  (in  ßlmjii 
ers'-heinende)  (irundbed.  rascher  Bewegung.  \g\.fUu}ff(fiernn  I. 
i  wäre  dann  cig.  ein  zugeworfenes,  fliegendes  od.  ein  hin  imd 
her  gewoifenes,  schwankendes,  hangendes  Stück.  3  entw. 
Üburtragung  von  der  Kleidung  auf  die  Person  oder  dir.  von 
der  nachlässigen  Bewegung.  —  Der  dritte  Ablaut  erscheint 
in  Flum/g  und  dessen  Ableitungen,  nhd.  ,fluukiTn',  sich  hin 
und   her   bewegen.    -     Üstr.    Fluni,-  m,,    l.oui|ii'n    und    l.nmp; 

Schweiz.  Idiotikon.  1.  8. 


Fliinkel,  Flaukel  f.,  lumpig  gekleidete  und  herumschweifende 
Person;  bair.  Fian/ccu,  Flanken  m.,  niederliangendes  Stück, 
Fetzen;  Flänkel.  Flügel;  k.ärnt.  Flunkc  f.,  flatternder  Lappen; 
Vagautin.  —  S.  noch  Flaute,  Nbf.  mit  t  für  k  wie  bei  Flany- 
.'/««'■.  .fli"'.l'J- 

flangge",  Z  auch  pfl-,  umc-:  untätig,  zwecklos 
herumstehen, -gehen, -schlendern  L;  GWe.;  Uw  (auch 
/lunggeit);  Z.     Vgl.  flanggieren  .3. 

g(e)flanggig,  auch  pflanggig:  sclilampig  Z. 

flanggiere":  1.  schwingen,  z.B.  mit  einer  Rute 
hin  und  her  fahren  BSi.;  syn.  fislen.  —  2.  herum- 
schweifen AAFri.;  Bs;  BRi.,  Si.;  Gr  (auch  mit  ein- 
fachem g,  wie  Flangine  neben  Flangg-);  GWe.;  syn. 
flanieren. 

Flanggüse.  -üsse,  Flant-  ZHorg.  — f.:  1.  Maul- 
schelle, Ohrfeige  ZReg,,  IS.  Syn.  die  rerchert  [umge- 
kehrte] Hand  i"  's  31ül;  Flangg.  —  2.  unordentliche, 
nachlässig  gekleidete  und  einhergehende  Weibsperson 
Z  (Spillm.,  auch  mit  einf,  g).     Syn.  Flangg  3. 

t  für  i-  wie  ieißingy,  Fliimjye  usw.  Wenn  -ii»<?  das  Adv. 
.hinaus'  ist,  so  wäre  bei  2  das  Ganze  wie  viele  Spott-  und 
Scheltnamen  eine  imperativ.  Namcubildung  i.  S.  v.  .schwenke 
auf  die  Seite  hinaus!'  Vgl.  als  Gegs.  Flamjyine.  Vgl.  aber 
auch  bes.   zu    1    loifnsf  Sp.   876. 

Ge-flängg  n.:  Gehäng,  z.B.  von  grossen,  leereu 
Eutern  GrV.,  ObS.  Syn.  Hcnkete,  Hangele;  vgl. 
Flangge. 

Flangge"  s.  Flangg. 

flänggele":  hottartig  od.  art'cktiert  (schlenkernd) 
gellen  BAarb.     Syn.  ränggelen. 

Flangge"  II  f.:  Flanke,  Seite.  Uf  weV'i  Fl.  nse 
sind-er  [seid  ihr]  g'spaziert?   Uf  alle"  Fl.  usse  Z. 

tlingg,  flii)  GrYüI.,  g'f!i,i  \.\Vn..  g'flingg  Bs;  S;  Z, 
g'  fliut  Nijw:  flink.  Iron.:  so  fl.  wie-n-en  Stock  um-en 
Vogel  SoH.  Mach  g'fl!  S  (Joacli.).  G'fl.  mit  dem  Mül 
.\AFri.     Es   Wib  mit  g'fl.  Hände.  Schild. 

Die  Vorsetzung  von  ge-  vor  Adj.  ist  in  unseren  MAA. 
sehr  beliebt  (s.  ge-);  hier  viell.  zunächst  nach  Anal,  von 
.geschwind'.  In  geßini  der  ziemlich  seltene  Sprung  von  k 
zu   (   (sonst  eher  umgekehrt  d  zu  j) :   doch  s.  auch  Flatigguae. 

Flingge"  f.:  1.  nasser  oder  beschmutzter  Saum 
unten  und  hinten  am  weiblichen  Kleide  Gl.  Syn. 
Fliengge",  Flungg;  Lentsche;  Säri;  Schlegel;  Gaue; 
Fraubas;  Stil;  Waudi.  Wenn  es  am  Verenatag  regnet 
und  schmutzig  ist,  so  sagt  man:  's  Vri:neli  hat  scho" 
e  Fl.  g'macht!  Auch  das  (schmutzige)  Kleid  selbst. 
—  2.  Weib  (verächtlich).  E  fiili  [liederliche]  Fl. 
Das  i'''  so  früeh  e  Fl.  g'nu  [geheiratet]  ha"  und  nüd 
lenger  ledig  'blibe  bi".   Gl  Volksgespr.  1831. 

Zu  Bed.  2  vgl.  Flangge"  :).  Dieselbe  kann  allerdings 
a\is  1  entstanden  sein  (wie  Fhmgge  :i  aus  2),  viell.  aber  in 
liesserm  Sinn  aus  dem  Begriff  .flink',  geschäftig,  rührig.  — 
Zu  Grunde  liegt  der  ganzen  Wortfamilie  ein  stiirkes  Vb. 
.flingen',  welches  im  Engl,  mit  der  Bed.  .werfen,  schleudern' 
erhalten  ist,     Flingge"  1  wäre  , Anwarf. 

flingge":  1.  den  Saum  des  Kleides  beschmutzen. 
Ebel.  Zu  Flingge"  1.  Dazu  der  Reim:  Berilüt  [die 
im  Walde  die  Beeren  suchen]  händ  alliigs  Brät:  unda- 
dnra  flinggad  s'  und  obadura  stinkad  s'  Gl.  Dazu 
viell.,  in  bildl.  moral.  Sinn,  die  Stelle:  .Pu  I'nver- 
nnnft,  du  musst  mein  unschuldiges  Kind  nicht  ludern, 
flinken  und  Hotschen.'  UBrXgg.  2.  mit  dem  l>resch- 
rtcgcl  aufschlagen  liWa..  und  zwar  a.)  pfl-,  die  bereits 
durch  Drcsciien  abgesclilagcncn  Ähren  neuerdings  dre- 
sclicn,   um  sie  in  ilirc  i'inzi'lui'n  Spol/cn  zu  zerteilen 


120;! 


Flangg— flnngg.    Flank— fliink.    Flaiis— fluns.    Flaut  -Hnnt 


l-.'ol 


(Kobclt);  b)  ziiMi  Schlüsse  der  Drescliarbeit  vui-  dem 
Ruf  zum  Festmahl   gemeinsam  und  gleichzeitig  noch 
■^  kräftige  Schläge  auf  das  leere  Stroh  tun  (iWa. 
Fliengg(e")  I  s.  BUeg;/. 

Fliengge"  U  m.:  1.  „breites,  grosses  Stück  von 
fester  oder  klebriger  Masse.  z.B.  von  Fleisch  L;" 
Hrot  AAFri.;  , Speichel,  Auswurf  L;  Zc;  Kuhfladen 
/.«;"  Tuch  Ndw;  Land  ÄAFri. ;  das  iat  halt  ne  Fl. 
zum  Schaffe",  ein  grosses  Stück,  das  sich  nicht  so 
schnell  bearbeiten  lässt.  Syn.  Flangge"  ä.  —  2.  (Flier/ge 
Gl)  mit  Kot  besprengter  Saum  am  Kleid  Gl;  „Zu." 
Syn.  Flinyge".  —  3.  Maulschelle  mit  der  flachen  Hand 
LG.  Syn.  Flmigij  1.  —  Wahrsch.  lautmalende  Verstärkimg 
von   Flhiiji/e  (vgl.  /Ir/gcii  : ßcijijen)  mit  der  Gnindbed.    ,Wurf". 

fliengge":    Ktwas  zu  Flirnggen  1  machen  Ndw. 

Flilligg(e"):  1.  Fliinyg  m.  Gl;  Sciiw;  Zg;  Z  IS., 
Fhoujge  f.  GA..  Pflnngg  A\F.  (jn.)i  GG.,  T.  (f.):  nasser 
oder  schmutziger  unterer  Saum  eines  Kleides.  Mer 
händ  [wir  haben]  Flilngg  übercho"  bis  a"  d'  Chnü 
iife".  Auch  Dim.  Fliuiggli.  Syn.  Flhujgen,  Bildl. : 
Rausch  Scuw;  Zg.  —  2.  Flungg  m.  üMarb.;  Schw; 
Uw;  Zg;  „Z",  Flunggc  f.  GWa..  Ffhmgg  Ai';  GWa., 
We.;  ZNer.,  0.:  verächtliche  Bezeichnung  für  Weib, 
bes.  fettes,  faules,  langsam  gehendes;  unordentlich 
gekleidetes,  schmutziges;  liederliches,  vagierendes. 
Syn.  s.  Flangine.  -  3.  Flungg:  Fusstritt.  En  Fl. 
ge"  [versetzen]  FS.  ..Flioige,  I'fl- m.:  Stoss  mit  dem 
Knie  LG." 

Der  Kiiuscli  aufgefasst  als  Beschnuitzung  wie  iu  audtrn 
KAA.,  z.  B.  Ol  um  Huel.  --  Betr.  das  Verhältuiss  von  Bed.  2 
zu  1  s.  Aum.  zn  Flanyij.  Bei  3  steht  ß  für  /  wie  uiiigek. 
,/   für  Jl  bei  Ftmggi.     Vgl.   uocli   Pflungtj,   Fjiuimjij. 

flungge"  ScHW;  Uw;  Zg,  pfl-  S(;h;  Z:  1.  in  un- 
ordentlichem Anzüge  nachlässig  gehen;  unachtsam 
und  gleichgültig  durch  den  Strassenkot  treten  Z.  Si 
jliDtgget  dercu"  ScnSt.;  Uw;  Zg.  Syn.  flartschen; 
liHotschot;  tradlen :  in  blossen  Hemdärmeln  Z  (vgl. 
henip-ji/luiiggig);  in  einem  Kleide  mit  schmutzigem 
Saum  ScHwE.  —  2.  „Kniestösso  geben  LG."  S.  Anm. 
zu  Flu  »gg. 

Flunggi  Zg,  I'fl-  Z  —  m.:  unordentlich  geklei- 
deter, nachlässiger  Mensch.  Fimggi  n.:  unordent- 
liches oder  unbehilfliches  Weib  S.     Vgl.  Pflünggi. 

flünggele":  unordentlich  aussehen,  im  Gerüche 
der  Liederlichkeit  stehen,  von  Weibspersonen  GMarb. 
Du  flönggelest  über  hcregi  Lütt  [offenbar  |. 


Flank  — flunk.      Vgl.   auch  die   Gruppe   Fknuj<j  i\f<\\\ 

vcr-Haiikl:    eupheni.   Verdrehung    für    ,vcrHuclit' 
BHk.     Vgl.  ca-flkkt  Sp.  1103. 


Plans — fluns. 

Fliilise:  Narbe,  Wunde.  Syn.  Flänx;  Flüach; 
Fleische;  Bletz. 

Ilänslen  ftöisle  LG.,  pfl^eisle  SG.:  sciimeicheln, 
(hites  erweisen,  pflegen,  Si  nötiget  dr  Heireli  zum 
warmen  Ofe"   und   ireiss  nit,   wie  s'  em   uftvarte"  und 


pfläisle"  will,   ''ttss  'r   .si"''   ümmel  ivider  ebchgm    [sich 
erhole],  Joachim. 

.\nli(i.  u.  liair.  .tlenselu",  welches  It  Krumm,  Ztschr.  7,:j:i:> 
zunächst  zu  ßoeisle  wird;  in  L  MA,  hat  aber  üi  auch  •<•«  zu 
vertreten,  Letzteres  hinwieder  wechselt  zuweilen  mit  ^-ei  (s, 
RBrandst.    1883,  57). 

Flinse"  FWse  f.:  anbrechender  Erdschlipf,  durch 
.Abrutschung  entstandene,  etwa  mit  Geröll  und  Schutt 
bedeckte  Blosse  an  einer  Berghalde  Gl,  ,Ho1z  an 
Runsen,  Elisen  (Fliesen)  und  Bächen  wegzuhauen  ist 
verboten.'  LB.  Gl  1807/35.  .Bei  Elisen,  Runsen  und 
Laninzügen  soll  zur  Befestigung  des  Bodens  die  nütz- 
lichste Holzart  gesäet  werden,'  ebd. 

S.  Fromm.  Ztsehr.  7,  194.  347  und  vgl.  auch  Fl,-<li. 
Flim,  mhd.  ■=  Kiesel,  Feuerstein:  tir.  =  feiner  Saud;  schwäb. 
:=  Schiefer;  der  Flinm,  ndrd.  =  Schnitzel,  Abfall;  , Flinse, 
Fliese',  nhd.  ■=  dünne  Steinplatte,  Splitter;  dän.,  nd.  ßiii, 
altn.  fli«,   kämt.   Flin  r=  glimnierige  Erde. 


Flant     fluni. 


lis-flan tereu  s.  us-ceranteren  Sp.  349. 
Flantuse"  s.  Flanggusen  Sp.  12tl"2. 

Flaute  f.:  1.  grosser  Abschnitt,  reichliches  Stück 
von  Etwas,  z.B.  Käse,  Brot,  Honigwabe  S;  grosses, 
länglichtes  Stuck  W.  Mit-ere  Fl.  Chäs  und  eme" 
f'erme  Bit:  Burebrud  ratscht  er  [der  saure  Wein]  glich 
übe.  JHoFsT,  18t).5.  's  Marei  het  der  friiscit  Anke  su 
gern:  es  chunn-ech  ne  Fl.  e.fse  oni  Brot.  Joach.  Syn. 
Fecken;  Felsen;  Fländrig;  Flängge;  Fliengge;  Flc'irre; 
Jante;  Klotz;  Knülfis;  Knulpen;  Knäupis;  Knupe; 
Knüss;  Kiiüssel;  Liengge;  Mocken;  Murre;  Mürggel; 
Murpf;  Bisse;  Petschi;  Fletsche;  Brocken;  Schübel; 
Schlampen;  Sclünmperling ;  Schnurz ;  Schtcingge ; 
Schtvänie;  Spalle;  Sx^engge;  Dussel;  Tschiele;  Waff'lig; 
Wcgge;  Wisch.  —  2.  Schlag  mit  iler  flachen  Hand 
.VABb.     Synn.  s.  Flartgg. 

..flaute":  schmeicheln,  mit  1).  1'.  —  FUiiiti  m.: 
Schmeichler  GT." 

Vgl.  Flaute",  Nbf.  zu  Fiämjijt;  , schmeicheln'  lässt  sich 
leicht  auf  Streichen  (Streicheln)  oder  sogar  auf  Wehen  (Flat- 
tern'0  zurückführen.  \g\.  JlUuclirlen  und  altn.  ßailra,  durch 
Schmeichelei  täuschen.  BegrilTlLch  nahe  liegt  frz.  ßatia;  aber 
die  lautliche  Vermittlung  hätte  Schwierigkeiten. 

g'flint  s.  flingg  Sp.  1'20'2. 

Flinte  f. :  wie  nhd.    Sprichw.  sagt  man :  uf  d'  Fl. 

schneie",  von  unerwartetem  Eintreten  eines  widrigen 
Zufalls,  der  ein  Unternehmen  hindert,  wie  beim 
Schiessen  des  Jägers  oder  Soldaten,  wenn  ihm  das 
Pulver  auf  der  Zündpfanno  durch  Schneefall  feucht 
geworden  ist. 

LÜS-:  scherzh.  für  Kamm  (das  Gewehr,  mit  dem 
man  den  Läusen  zu  Leibe  geht)  B.  —  Roll-:  altes 
Schiessgewehr,  mit  nicht  gezogenem  Lauf  allg. 


Fläntschle"  f.:    Schürf  G  1799. 
Wahrsch.  nasale  Erweiterung  von  Flüttch 
ll;iutwundu.      Syn.   Fliirren. 


S.  T.  Flocken, 


1205 


Flanz    Huii/.     \'\:i\\\j     liu)jp.     Flar— Hur 


12r>6 


Flanz     flunz. 

Flanz,  Gefliiiiz  s.  Pfl-. 

riäiize"    und    pt'l-    Nnw:     Intcnsivbiliiunt;     1.  zu 
flt'hiiieii.  stark  woinen.   —  '2.  zu  fli'iiiitiicii.  Ijn'iuu'ii. 


Flapp  -flupp. 
Plipp:    z.sgz.  aus  .Philipp-  Gr    ü. 

Flippe!"  ni.:  Nachtschniettcrling  Ar;  GMarl)..  i;ii. 
Syn.  Melrogel:  Nachtschatten. 

Zmiärlist  wohl  iitiii.  Falter,  denn  'jlip/itn  scheint  ononi.atop. 
Kezeichniing  des  schnellen  Auf-  und  Ztiklappens  der  Flügel. 
Vsrl.   .flips-,  flugs  (Gr.   Wß.   3,   1803). 


Flar  ibezw.  flarrl  -flur. 

Flaratsck  m.:  im  Anzug'  oder  in  der  Arbeit  un- 
ordentlicher   Mensch    GrD.    (B.)   —    Nur    zerdehnt   ans 

t'lättiich,    s.    d. 

fläl'e":  «einen  SchwE.     Synn.  s.  flämien. 
Xbf.  zu  hltircn,  plärren,   mit  Einmischung  von  ftännrn ;  vgl. 
.flach  :   blach'.      Doch   s.  auch  ßärren. 

Flärre",  -d-  AAFri.;  GnSpl.;  G8tdt  in  Bed.  7  — 
f.  u.  m.;  1.  (meist  f.)  Schlag  mit  der  flachen  Hand 
auf  Backe  oder  Mund.  Ohrfeige,  Maulschelle,  allg. 
(grob,  derb),  i'  Fl.  setie'  (L),  .stecke",  ge".  Synn. 
s.  Flängge.  —  2.  {Pfl-  neben  Fl-  GTa.,  m.  u.  f.)  ab- 
gerissenes od.  abgestossenes  Stück  Haut  vom  mensch- 
lichen Leib;  offene  Wunde  od.  Narbe,  Wundmal,  auch 
Striemen,  Flecken  von  einem  Schlag  B;  Gl;  Gr:  G; 
W;  Z.  , Einem  einen  Fl.  machen'  B;  Gl,  d/wc/i/fi"  LG.. 
nhrüeren  [abwerfen],  abhauen,  abtrlben  [abstossen]  W. 
Ganzi  Fl.  ab  ha";  g.  Fl.  hangen  ahi  [herab]  GMels. 
Schürf  in  der  Rinde  eines  Baumes  GRpr.  Synn.  >i.Flän.se 
Sp.  1203.  —  3.  breiter  Klecks,  Flecken  v.  Schmutz. 
Mist,  Dinte  an  Kleidern  Aa;  Bs;  BS.,  Si. ;  Gl;  LG.; 
Sciiw;  Z.  Syn.  Flärtsch;  Mos;  zurückgebliebener 
Fleck  Schnee  ßSi.  —  4.  grosses  Stück  von  irgend 
einem  Stoft'  Aa;  Gl;  L;  GoT.;  S;  W.  Synn.  s.  b. 
Flänte  Sp.  1204.  Von  Brot  Aa  in  grober  Rede 
(anderw.  z.B.  Gr  eben  nicht  vom  Brot);  Käse  Gl; 
LG.;  Speck  Aa;  Gr;  Strassenkot,  z.  B.  der  an  den 
Schuhen  hängen  blieb  und  dann  in  der  Stube  abfällt 
BRi.;  Tuch  W;  Heu  (Schicht)  Schw;  er  häd  hur  au''' 
nw''  e  Fl.  Heu,  eine  reichliche  Heuernte  gemacht; 
Ra.sen  Z,  Syn.  Pvsche;  Erde  G;  recht  Fl.  ne,  grosse 
Furchen',  Schollen  machen  ÄAEhr.;  Land  AAZei.; 
Baumrinde  Gr.  —  5.  „Fladen,  Kuchen  Aa."  — 
(i.  „grosses,  altes,  schlecht  unterhaltenes  Haus  oder 
Dach  Schw."  Syn.  Fläder.  —  7.  grosses  Weib  Soiiw; 
unzüchtiges,  herumschweifendes  ,\p;  „unordentlich  ge- 
kleidete, leichtfertige  Dirne  G."  ,Die  Frau  war  eine 
Schinutztrueke  [-truhe]  und  die  Töchter  waren  Fluren' 
G.     Syn.  Flängge. 

.Mhd.  rlnrre,  vkrn:  f.,  breite,  unförmliche  Wunde.  Viele 
.MA.\.  Deutschlands  kennen  diis  W.  auch  in  den  Bedd.  I!  u.  4 
des  unsrigen.  Der  allg.  (irundbegriff  ist:  etwas  Breites  und 
Flaches,  meist  in  verächtlichem  Sinn  oder  mit  dem  Neben- 
begriff von  Unordnung,  Uureinlichkeit  usw.  Die  Angaben 
über  das  Geschlecht  sind  z.T.  m.angelhaft  oder  schwankend; 
doch  scheint  für  einzelne  Bedd.  das  eine  Geschlecht  vor- 
herrschend.    Von    den  Synn.    stehen    lautlich    am   Nächsten 

/7(V;ij/(/r.     Fliiil'Jtlt  ;    s.     illl. 


flärre":  beidrrfeigen  S.  Zu  Flärre  1.  Hei  Gott 
danket,  wenn  »i  nng'höret  [ohne  an  den  Haaren  ge- 
zupft zu  werden]  und  nng'fläret  drro"  chn"  si"!  .Toach. 

—  „er-:  wacker  durchprügeln. - 

Mhd.  ricrriti.  ausbreiten:  nhd.  auch:  den  Mund  verziehen, 
weinen;   .flarren'.  Kot  auswerfen,  pissen,  vom  Vieh. 

Fliri  m.:  ein  Triefäugiger  SchwE.    Syn.  Flirzi. 

\g].ß<irtsrjien,  triefen.  Zunächst  aber  mit  /■==  b,  zu  ßlerr, 
Nebel  vor  den  Augen,  engl.  Wem-,  dän.  plire,  schwed.  ptim, 
blinzeln.      Schm.    1-   461. 

Flor  m. :  1.  (coli.)  Gartenljlumcn,  bes.  für  den 
Summer  (Summer-).  Mer  händ  Fl.  g'süet  ZO.  — 
2.  (abstr.)  Zustand  der  Blüte,  von  Blumen,  dann  auch 
bildl.  von  anderen  Dingen.  ,Zwei  Laurus  Tyrus  schön 
im  Fl.'  Z  1787.  ,Der  Edle  niüesst  in  bestem  Fl.  [in 
der  Blüte  des  Lebensalters]  sterben.'  JEEscher  1692. 

—  3.  Staat,  Pracht,  -\ufwand  (?).  Si  spilid  e"  grosse" 
Fl.  Ndw.  Vgl.  Florihus.  --  4.  feines,  lockeres  Ge- 
webe, Crepe  Z,    spec.  als  Kleidungs-  oder  Putzstück. 

a)  schwarze  feine  Halsbinde  f  (urspr.  wohl  für  Trauer, 
.s.  Leid-Fl.).    PcpiK.;    wollene    Halsbinde   Bs  (n.).  — 

b)  Schleier V  .Die  fremden  Fliir,  welche  die  Frauen 
beim  spazieren  tragen."  J.Mi  ll.  1073.  MhA.  rlore  f.. 
Blume,  Blüte,  aus  lat.  flor-. 

Kauli-:  Blumenkohl.   Kar/ial  li  i  l.'cliiiiiinn   ltj'20). 

—  .\us  lat.   cititU^.   Kohl. 
..Leid-:    Trauerflor." 

.Floramor:   amaranthus,  ein  kraut.'  Mal. 

.\us  lat.  floi  amoris,  Liebesblume,  wegen  ihrer  roten 
Farbe.     Syn.   .Tansendschön'. 

V \orihvLS  Aä.  CFloripusJ;  L;  Ndw.  Florio,  -ium 
Z.  Nur:  in  (im)  Fl.  =  in  Saus  und  Braus.  Do  göt  ",< 
im  Florio,  da  geht  es  hoch  her.  Stutz.  Und  ies  lebt 
uidcr  Alls  im  Florium.  ebd.  ,Sie  waren  bisshero  in 
Floribus  g'sessen,  ihr  Ubelzeit  [Not.  Plage]  b'stunden 
in  Trinken  und  Essen.'  Kaltuius  1714. 

F.rsteres  Dat.  PI.  des  lat.  W.  jimj  Fhri,,  nach  Anal,  des 
syn.  .in  dulci  .jubilo';  .aus  dem  scheinbaren  Abi.  wurde  dann 
von  Halbgelehrten  ein  sächl.  Nomin.  (-um)  gebildet.  Die 
fast  unvermeidliche  .\ssimilatiun  .im"  für  .in'  trug  dazu  bei, 
den   Dat.  PI.   in  einen  Sing,   umzuprägen. 

floriert:  geblümt;  mit  Blumen.  Arabesken  ver- 
ziert. ,Ein  klein  gefloriert  bütbuch  [aus  der  Beute 
von  Granson]  ist  angeschlagen  für  60  gülden.'  1176. 
Absch. 

flörin  -Ü-:  Adj.,  aus  Flor  (1).  .Flörene  Fürgürtli 
[Schürzchen].'   Z  Ges.  1793. 

Floren  m,:  Gulden.  ,Tetradrachma,  ein  gattung 
einer  münz,  galt  ein  halben  fl.  ongelard.'  Fris. 

Zweifelhaft,  ob  , Floren'  {Fhir'ni,  s.  d.)  zu  losen,  oder 
.Khirc"',  da  Gr.  WB.  3,  1817  auch  ,Flore,  Flor'  anführt. 
Die  Münze,  urspr.  golden  (daher  nhd.  .Gulden'),  später  silbern, 
wurde  urspr.  in  Florenz  geschlagen  und  heisst  darum  auch 
.Florenzer'  (s.  d.).  Aber  die  kürzern  Formen  kiinnon  nicht 
wohl  aus  dieser  (resj).  \U\\.ßwino  aus  fivreittiHu)  verk.  sein, 
sondern  gehen  unmittclliar  auf //or-  (fiore),  Blume,  zurück;  eine 
Lilie,  das  Wappen  von  Fl.,  bildete  das  Gepräge.  —  In  einer 
L  Urk.  143.">  findet  sich  .Florent'.  entweder  verkürzt  ans 
.Florentiner'  oder  mit  angehängtem  (  aus   Flure". 

florenzen:  Päderastie  treiben,  m.  Acc.  1'.  IM). 
Auson.  3.  2,  791.  ir)19.  Skgksskr  RG.  4.  2itl.  1.V29, 
EuLi  Act.  S.  670. 

Die  schreckliche  Unsitte  scheint  also  von  Florenz  aus- 
gegangen, wo  sie  wohl  mit  der  Wiedererweckung  des  grie- 
chischen .Mtertums  eingezogen  war  (od.  sich  ln'schünigt  hatte). 


12(p7 


Pki-    fliu'.    Plai'gg—flurg-g-.    Flartscli.  flarz  —  flnrtscli.  flmz 


120« 


Ploienzer  in.:  (julileii.  .(jenower,  bäpstler.  fl. 
und  kamergulden,  rlero  jeklicher  soll  gelten  37  ß.' 
1-125.  AbSCH.   —  S.    Floren   mit  Aniii. 

Plore't  f.:  Floretseide.  .Gefärbte  Floret-Gespunst. 
Rauhe  FL'  Z  Ges.  1757. 

Flori'n  ni.;  Gulden.  =  Floren,  s.  d.  mit  Anni.  ..Jär- 
lich  zwenzig  tu.send  fi.  zu  verzcren  [hat  ein  Cardinal].' 
NMan.  ,1  fl.  =  12  Gross.-  XVI.,  2.  H.,  Abscii.  ,Wenn 
im  Reich  die  Mark  Silber  zu  10  Fl.  9  Kreuzer  an- 
gekauft werden  kann  [usw.].  Auf  diese  Weise  wird 
die  feine  Mark  ausgebracht  um  10  Fl.  20  Kreuzer 
l'/a  Haller.'  15G5,  ebd. 

Flori  n.:  weibl.  Taufn.,  Flora  Scuw. 

Finri  m.,  Dim.  FlurK:  1.  männl.  Tauf-  und  Ge- 
schlechtsn.  a)  Florian  Gl;  Gr;  „G;  Vw."  b)  mit  dem 
Dim.  Flüri,  Flüreli,  Fbiridus  UwE.  --  2.  Hundename 
B  (B  Kai.  1815). 


fliirgge":    langsam,  kränklich  umhergohen  GG. 


Vgl.  auch  FfUirgij. 


Flarsch  s.  d.  folg. 


Flartsch,  flarz       flurtsch,  flurz. 

Plarz,  Flartsch  -ü-  in.  --  PI.  -(V-:  1.  Flarze  Ap, 
rßäi-tsch  \\  (auch  -«-);  BsStdt  (auch  J'/'''"'«''');  B  (Si- 
auch  Flartsch);  Gl,  Fliirlsch  B;  Z,  breiartige,  zähe 
Masse,  z.  ß.  zerlaufener  Teig  BsStdt;  breitgetretener 
Unrat,  ebd.;  „Strassenkot  Ap;  Gl;  Gr;  Z."  Breiter 
Kot-  oder  Schmutzfleck  Ap;  B;  Gl;  Z;  arger  Dinten- 
klecks  Aa;  BsStdt;  BSi.,  Syn.  Tolgg.  Schmutzige  od. 
wunde  Stelle  am  Leib,  breiter  Schorf,  welcher  eine 
Wunde  deckt  Ap.  Vgl.  Flärren;  Schlargy.  —  2.  Flan 
B;  Gl;  GA.;  SchwE. ;  Uw,  Pjl-  AAZein.,  ^Flartsch 
VÜRTE;  Z",  klebrige  Feuchtigkeit,  Schleim, 
schmutzige,  klebrige  Nässe  GA. ;  Uw,  Fleck  von  Eiter, 
Harz  udgl.  ScnwE.,  spez.  die  eiterige  Feuchtigkeit, 
pappiger  Pluss  krankhafter  Augen  B;  „VOrte;"  Gl; 
G.\. ;  Uw;  „Z";  derselbe  in  vertrocknetem  Zustande 
.\AZein.  Syn.  Flir: :  Ziger;  vgl.  Fl.-Aug  Sp.  136. 
Auch  pers.:  Mensch  mit  Triefaugen  aScHW,  ^yn.  Flurz. 
Ore"-,  Ohrenschmalz  GA.  —  3.  breites,  schwer  wie- 
gendes und  schwer  bewegliches  Stück  Erde,  Schnee 
Eis,  grösser  als  Scholle.  Miitte  ZO.  En  (grosse")  Fl. 
ume-tue",  -bringe",  beim  Hacken  mit  dem  Karst  oder 
beim  Umbrechen  ein  grosses  Stück  Erde  (mit  Käsen) 
losbringen  und  umwälzen.  Wenn  an  Bergabhängen 
der  Boden  unterhöhlt  ist.  so  geschieht  es,  dass  , Flarz' 
lierunterstürzen.  Syn.  Flärre.  —  4.  Flarz  Z,  Flartsch 
Aa;  Z,  breit  wuchernder,  verschlungener  Pflanzen- 
wuchs; Stelle,  wo  Pflanzen  dicht  wachsen;  Gebüsch, 
Gestrüpp  Z.  En  Fl.  Slüüe",  Ebbcri  [Erdbeeren].  TPb 
amig  [ehemals]  de  Garte  y'sl"  ist,  n-ach.'ied  iez  Eeclc- 
holderstxule",  Brombcri/lärz  und  Dorn.  Stutz.  Ganzi 
Flärz  Ziklame"  ZO.  Die  Winde,  convolvulus  arvensis, 
bihlet  JF*/.  Aa;  ZW.  ,Uffseclien  halten,  dass  das  höuw 
ohne  einiche  zerzeisslung.  sonders  wie  es  ane  flartschen 
uf  einanderen  verjesen.  ab  den  stocken  geworfen  werde.' 
Z  Mand.  157.'')/ltil7.     -    5.  Flartsch,  Quecke,  triticum 


repens  ZWl.  Rispengras,  poa  strigo.sa  Hullin.,  eine 
filzige  Decke  bildend  AABb.  Flarsch,  Vogelknöterich, 
polygonum  aviculare  AAGäbist.  —  (j.  Flarz.  Fläz  Z, 
Flartsch  (auch  Schindlen-Fl.)  ?jc,  ■=  Fläder  1,  Flärren  li. 
Bes.  Complex  von  solchen  Häusern;  en  Fl.  Hüser  Z.  — 
7.  „Flartsch,  breit  (zum  Weinen)  verzogener  Mund." 
Vgl.  Flirze.  —  8.  Flarz  GrV.;  GG.,  Pllärtsch  AABrugg; 
Bs;  ß;  GW.  (-Ö--  f.);  SohKL;  ZAuss.,  Flätsch  Z,  Pflätsch 
Bs  —  m..  f.  u.  n.  BE.,  zerlumpter  Kerl  GkD.;  dicke, 
träge,  unreinliche  (Weibs-  AABrugg;  B;  GW.;  Z)  Person 
Bs;  GrV.  ;  GG.  Syn.  Pfluntsch.  Faulenzer;  einfältige, 
unbrauchbare  Person  B.  ,Jeder  Pflartsch  meint,  er 
sei  zur  Arbeit  zu  vornehm.'  Gotth.  .Meine  Frau  ist 
ein  Pflartsch.'  ebd. 

Die  geiiiciusame  Gruudbed.  des  obigen  und  der  folgenden 
WW.,  welche  auch  durch  die  baute  nachgeahmt  wird,  ist: 
breite  Masse  od.  Gestalt;  Übertragung  auf  eine  Person  (bei  8| 
wie  bei  den  syn.  Flantjge.  Flärre  n.  a.,  zn  welch  Letzterni  sieh 
unsre  Gruppe  viel!,  als  Weiterbildung  verhält.  Auch  hier 
gehen  die  Anlaute  Fl,  Pfl  u.  Bl  (s.  Blartich,  Lappen;  breiter 
Flecken)  durch  einander.     S.  auch  Pfläieh. 

Flarze".  Flärze,  Flartsche,  Pflartsche  — 
f.:  1.  Flartsche  Ap.  Pflartsche  Bs  =  Flarz  1;  z.B. 
Kuhfladen.  E  Pfl.  im  G'sicht,  eine  grosse  Narbe  Bs. 
Fleckige  Stelle  am  Leib  Ap.  —  2.  Pflartsche  =  Flarz  3 
Th;  übh.  grosses,  breites  Stück.  z.B.  von  Tuch,  also 
Fetzen,  Lappen  ScnSt.  —  S.  Flarze  Gr;  GSa.,  Flärze 
GnUVatz,  „Pflartsche  L",  träge,  unordentliche,  un- 
reinliche, unhaushälterische  Weibsperson.  En  arnii 
leidi  Fl.    Auch  Flarzegunde  GSa. 

flarze",  flartsche":  1.  flartsche  Aa;  Ap;  ß; 
„Gl;  Gr;"  L;  Sch;  „Z".  in  Wasser.  Kot.  Schlamm 
(unachtsam)  herumtreten,  so  dass  ein  platschender  Ton 
entsteht.  Syun.  s.  flungyen.  In  klebrigem  Stott',  z.  B. 
Teig,  ungeschickt  arbeiten.  —  2.  flarze  SchwE.;  U;  Z. 
flartsche,  flartsche  .VOrte;  Z".  pflartsche  Aa;  Gl. 
kleben,  von  Harz.  Eiter  udgl.  Von  den  Augenlidern 
Schleim  absondern  und  sich  damit  überziehen.  „Das 
Pflaster  flartschet;  das  Auge  flärtschot  =  trieft  von 
klebriger  Flüssigkeit."  G'flarzet,  klebrig,  bes.  von 
den  Augen  GA.  Von  Personen:  schmieren  Gl;  U; 
mit  Salben  und  Pflastern  hantieren  Aa.  Uberflart.sche', 
mit  einer  dicken  Flüssigkeit  überziehen  ZLunn.  — 
3.  flarze  ZHombr.,  pflartsche  Z.  sich  dem  Boden  nach 
ausbreiten,  von  Unkraut.  —  4.  „flartsche,  hässlich  mit 
breitem  Munde  weinen  VOrte."  Vgl.  flännen,  flirzen. 
—  5.  (ume)  flarze  GG.;  ScHwMa. ;  ZO.,  „flartsche". 
pflartsche  SoH,  behaglich  breit,  trage  (auf  dem  Polster) 
liegen  oder  sitzen,  faulenzen,  faul  sein.  Wc'-me" 
miled  isch,  so  isch  es  fte.««;',  me'  stand  e  irenge  still, 
als  da"-nie"  neimen  [irgendwo]  ane'  pflartschi  Sch. 
,Unter  dem  Tisch  liegt  hie  und  da  ein  Fleischbein 
und  auf  den  Bänken  herum  flarzen  die  lieblichen 
Wähen  [Ofenkuchen].'  Stutz.  , Statt  fleissig  zu  arbeiten 
müsset  ihr  faulpelzen,  herum  flarzen  und  dubäckle" 
oder  mit  Karten  g'vätterle".'  ebd.  Wenn  %''•  itn  Stall 
gräch  [mit  der  Arbeit  fertig]  bi",  so  flarz  i"''  w/'  dr 
Ofen  ufe.  Seiw.  — ■  S.  auch  pßaschen. 

ver-:  1.  -flarze  GA.;  UwE.,  -flartsche,  -pflartsche 
Bs;  Z:  (auch  refl.)  von  den  kvLgew  =  flarzen  2.  Ver- 
flarzet  GA..  -flarzt  UwE.,  klebrig,  bes.  von  den  Augen. 
Von  den  Haaren:  verfilzen.  ,Crinis  durus  sanguine. 
verflarzet  und  zuosamen  gebachen.  liert  in  einanderen 
gestocket.'  Fris.;  Mal.  —  2.  .Verpflartschen.  mit  gar- 
stigem   Geschmier    schänden.     Sein    Gesicht    i.st    von 


1'20<) 


Plai'tscli.  flai'z    fliirtsfli,  tliii7.    Flas-Flus 


1210 


Mist  und  Bhit  ganz  verpüaitscht.  Er  hat  das  Buch  mit 
seinen  gelehrten  Noten  ganz  verpflartscht.'  Spreng. 
Hässlich  übermalen  Z.  —  3.  verpflartschet,  in  die 
Breite  gewachsen,  von  Pflanzen;  übertr.  von  einem 
Gesicht:  mit  breiten  Zügen.  —  4.  -flarze  Z:  (trans.) 
durch  faules  sich  Wälzen  zerdrücken,  verunstalten; 
e  verflarzets  Bett.  Syn.  verstoiret.  —  be-.  ,Ruf>is  kurz 
beflarzet,  Esopi  Fabel-G'sicht.'  JCWeissenb.  171)2. 

Flarzi  m.:  1.  Flarzi,  Mensch,  der  an  eiternden 
Geschwüren  oder  Ausschlägen  leidet  U.  —  2.  Flarzi 
Z,  Flaiischi  L.  träge.  nachlä.ssig  angezogene  (Weibs-  L) 
Person;  Faulenzer.     Vgl.  Flärtscher. 

„flarzig.  flartschig,  pflärtschig:  1.  sumpfig, 
weich,  von  Wegen  Ap;  Gl;  Gh  Z.  —  2.  faul,  un- 
ordentlich, nachlässig  im  Anzug,  bes.  von  Weibs- 
personen, allg." 

Flärtsch  Sch,  -e"  G;  Tu,  —  m.  G;  Sch:  1.  „Kuh- 
fladen." Zsgebackener  Strassenkot  Sch.  —  2.  Haut- 
wunde, Streifwunde  durch  Anstoss  an  harten  Körpern 
„G;"  TnTäg.  —  3.  „Schlag  mit  der  flachen  Hand  auf 
den  Hintern  Sch." 

Flärtsche  Pfl-  f.:  Fleck,  wo  sich  Haar  mit  Harz 
oder  Eiter  zusammen  geklebt  hat  AABb.  Syn.  Blärtsch. 

„Flärtscher  m.:  1.  Einer,  der  mit  breitgezogenem 
Munde  weint  VÜrtk.  Vgl.  Fhirtsch  7,  flartschen  i.  — 
2.  Faulenzer,  allg." 

Flirz  J- m.:  1.  „Flecken  zäher  i^lüssigkeit  Vw;  Z." 
Ausfluss  der  Augen,  Aiigenziger  BJeg.  Vgl.  Flarz  2. 
—  2.  [FUrze"  PI.)  „Kinderpocken".  —  3.  „Pflirz,  -i 
m.,  Pßiize  f.,  Schwächling  AaF.;  LG." 

Bei  2  ist  der  Begrift'  vou  .Flecken'  oder  , eiterndes  Ge- 
schwür' auf  diese  Krankheit  eingescli rankt.  ~  3  ist  eig. 
die  weinerliche  Person,  s.  ßirzeii;  den  selben  Begriffs- 
übergang zeigt  das  syn.  Pflännl. 

flirze":  1.  =  „/tar,-e«5  VOrte."  — 2.  weinen  AaF.; 
LG.  (pfliiiischej;  „mit  triefenden  Augen  (VOkte)-. 
heulend,  hässlich  (Sru  pfl-).  aus  Ärger  oder  übler 
Laune  (ZU.  fle'rze  und  i>ll\'-),  halblaut  mit  erstickter 
Stimme,  mit  Zurückhaltung  weinen,  schluchzen  (AABb. 
pflirtsche,  UwE.  /lürie).  ,So  tuond  .sy  glych  als  die 
verzwyfleten  Juden,  die  Steftanum  nit  wolltend  hören 
und  flirzend  um  den  lychnara  Christi,  man  well  uns 
das  heil  nemen.'  Zwingli.  Syn.  flartschen  4,  fliirzen, 
flännen.  —  3.  „pflirze",  von  schwächlicher  Gesundheit 
sein,  wenig  ertragen  mögen  AaF.;  LG." 

Flirze"  f.:  verdriessliche,  mürrische  Miene  G  oT. 
E  Fl.  tnache".     Syn.  Latsch. 

Flirzi  Hl.:    ein  Triefäugiger  SohwE.     Syn.  FHri. 

Florz,  flörzen  s.  Flnz  usw. 

Flurz  »^  m. :  1.  Mensch  mit  Triefaugen  Schw. 
Vgl.  Flarz  3.  —  2.  liederliche  Weibsperson  GrV. 
Vgl.  Flarz  8,  Flarze"  3.  —  3.  s.  Flöz  2. 

flurz e":  mit  erstickter  Stimme  weinen  U.  S. 
flirzeii. 

flürze":    1.  s.  flirzen  2.  —  2.  s.  flözcn. 


Flas  (bezw.  flass)  ~  flus. 

Flasade",  -er:  flockige,  wollene  Bettdecke.  ,Fla- 
.saden  8  Stuck.'  l.^Tl,  Z  Invent.  .Flas.sader-deki.'  L 
l(i04.  Hausrat rodel.     ,3  weiss    und  1  gelbe  Flasaten.' 


lO'JT.    TuBürgl.    Invent.     ,1  rote,    1   weisse   Flasaten, 

1  Kinder-Flasaten:   Bettgewand.'    1675,  G.  -     flasa- 
derin:  aus  solchem  Stoff.    .Flasaderne  Decke,  villosa 

stragula.'    Mal.    —    Mlat.  ßariala,  ßnmdlala,    afrz.  fianmde. 

flaserig:  maserig,  aderig.  ,Das  flaserigc  Gewebe 
des  Gneises.'  Gem.  U  1834.  —  Flmi.  ^faiieri,/  (s.  d.): 
vgl.   Faser  =  Fadeu. 

Ilasele":  schmeicheln,  sich  einschmeicheln  BLenk. 
Syn.  fläschlen.    -    Scheint  eine  ouoinatup.   Bildung, 
f  1  ä  s  e  n  e  "  s.  flismen. 

Flanse  (-ss- Ineichen)  —  PI.  unver.  —  f.:  1.  Ohr- 
feige AAFri.;  Gl;  ScnSt. ;  TuTäg.  Maulschelle  Bs 
(Spreng).  Fl.  stecke"  [versetzen,  geben]  Gl.  —  2.  (PL) 
a)  Spässe,  Possen,  lustige  Streiche  Aa;  L;  Schw;  S; 
U;  W;  ZO. ;  was  nicht  ernstlich  gemeint  ist  Ndw; 
kleine  Neckerei  (auch  aus  Liebe),  ironische  Reden 
üwE.  ,Ihr  wollt  mit  mir  nur  euere  Fl.  treiben.' 
GoTTH.  —  b)  Umstände,  Ausflüchte,  nichtssagende  Aus- 
reden, leeres  Geschwätz,  unnütze,  dumme  Bedenklich- 
keiten, Vorspiegelungen  Bs;  GrD.;  GF.,  oT.;  Schw; 
UwE.;  Zg.  Bes.  in  der  KA.:  Mach-mer  keim  FL! 
Syn.  mach-mer  de"  Schämmel  nüd  schlich!  mach  nüd 
de"  Narre",  de"  Blaue";  mach  Icei  Spargimenter  u.  a. 
Das  sind  numme  [nur]  Fl.  W.  Das  si"''-mer  afe  Fl. 
GoTTH.  —  c)  Aufschneiderei,  Lügen  AAFri.;  F.  — 
d)  Grillen  im  Kopf,  eitle,  seltsame  Gedanken  W ;  ZO. ; 
UBhägg.  ,Er  wolle  sich  wert  machen,  hätte  Fl.  im 
Gring  [Kopf]  und  meine,  da  Bauer  zu  werden.'  Gotth. 

lu  Bcd.  2  a  und  b  ist  syu.  Fauac",  und  der  Bed.  1  steht 
nahe  Fauste,  Rutenhieb.  Beide  Wortfornien  sind  wol  urspr. 
verschieden,  scheinen  aber  auf  einander  eingewirkt  zu  haben. 
Beide  Bedd.  Hessen  sich  aus  der  firundbed.  , Streich'  ableiten; 
indessen  ist  Fl.  1  viell.  auf  ,Flans',  Maul,  zurückzuführen; 

2  auf  nhd.   .Flaus'  m.,  Flocke;  s.   Gr.  WB.  3,  1737. 

flause":    flunkern  Gl.   —   Aus  FJauwn  ?  '.,  .. 
Flausi  m.:    Flausenmacher  Ndw. 
„flausig:    leere  Ausflüchte.  Vorspiegelungen  ma- 
chend LE."  —  g'fl-:  zum  Scherzen  geneigt,  sehelmiscii 

L.    —    Zu   FltntHeii  2  «. 

Flausle"  f.:    weibischer  Mann;  Schwätzer  Z. 
Wahrsch.  aus  dem  syn.  FnuHjr  durch  Kinscliiebung  lU-s  / 
im   Anlaut  entstellt. 

fie^ssig  (bei  St.  auch  mit  -((-):  mit  ilem  Sclinupfen 
behaftet  Bs;  BE..  S.,  U.;  syn.  schnüdriy;  uüschif/: 
flüssig ;  heiser. 

Der  Bed.  nach  könnte  das  W.  wohl  mit  , flüssig'  zsfallen, 
da  beim  Schnupfen  Nase  und  Augen  triefen,  aber  lautlich 
ist  es  mit  diesem  nicht  zu  vermitteln,  sondern  es  muss  eine 
absichtlieh  gebildete  Nbf.  dazu  sein,  die  zunächst  mitßetzen, 
netzen,  zu  verbinden  ist;  vgl.  /fc'i/cini  neben  ß<i(l-.  ßml-, 
ftiidvix-u. 

fleuslen  s.  flänslen. 

Fliss  ni.:  1.  in  der  gewölmlichcn  nhd.  Bed.,  d.h. 
beharrliche,  eifrige,  sorgfältige,  auf  einen  (mci.st  guten) 
Zweck  gerichtete  Tätigkeit.  .Habe  Fleiss  mit  Beten 
und  Arbeiten!'  Gotth.  In  Sprww:  7-7.  bricht  Is. 
SuLGEH.  ,Sorg  und  Fleiss  fallt  nicht  auf  dem  Eis.-  ebd. 
Z'  ril  Fl:  schllpft  uf  'cm  Js.  ebd.  )l7c  dr  Fl.,  so  di  Sjüs 
W.  Fl.  bringt  Bnid,  Fallet  Nod.  Ineu-hen.  .Nach  der 
zeit,  die  er  mit  fleiss  erlernet  hatt  von  den  weisen.' 
1.1311,  JIatth.  .Brittlet  oder  mit  fleiss  angesehen  [sorg- 
fältig ins  Auge  gefasst].'  Fris.  —  2.  Absicht,  Vor- 
satz,   aber  nur  in  der  lanch  änlnl.)  Verbitnlung:    mit 


1211 


Flas,  fles.  flis.  flos.  Ans 


1212 


FL,  z.  B.  Ktwiis  tun.  allg.  Der  Bongschur  lieh  mit 
Fl.  (/klopft  mit  der  Geisle,  wo-n-er  bi  's  Hanse  GrUli 
anc  (/'/rtce"  sly  [er  habe  Absichten  auf  das  Mädchen]. 
BWyss  1S6:1  Wortspiel:  Md  mit  Fl.  aber  mit  U''fll.ss 
Uli.  Mit  Fl.  und  G'icall.  au.s  eigner  Schuld  GW. 
.Doch  soll  man  hierin  kein  Gefahr  treiben,  dass  man 
mit  Fleiss  nur  das  best  und  geleitest  Holz  hauen 
wollte.'  1506.  Aroh.  Kloster  Eins.  .[Etliche  Fälle]  die 
ich  mit  fi.  überschryten  [übergehe].'  LL.iv.  15(39.  ,Also 
fundend  sy  |die  Betröger]  den  briet  nach  langem  im 
sacramenthüsly.  dahin  sy  in  vorhin  mit  fl.  [=  ,selb.st.' 
1U70]  gelegt  haltend.'  ebd.  , Ambitiöse  tri.stis,  mit 
fleiss  ern.sthaftig.  der  seines  traurens  ein  ruom  haben 
will  und  sich  desse  fleisst.'  Fris.  ,Falls  einer  spürte, 
dass  der  Besitzer  des  Unterpfands  das  Gut  schleizen 
I  verderben]  und  mit  Fleiss  abgehen  liesse.  mag  er  zu 
dem  Unterpfand  lilagen.'  1652,  Schw  Hofr.  ,üenen, 
welche  sich  mit  Fleiss  aus  Fürwitz  dahin  begeben, 
seie  Nichts  erschienen,  die  aber,  welche  ohngefelir  in 
dieselbige  Gegend  kommen,  haben  Alles  deutlich  ge- 
liört.'  LLav.  1G70.  .Mit  Fleiss.  consulto.  studio,  de 
industria.'  llospiN.  1683.  .Es  scheint,  dass  sie  die 
Tempel  mit  Fleisse  gebauet  haben,  uns  durch  die 
unnatürliche  Extravaganz  ein  Gelächter  zu  erwecken.' 
DiscoiTRsE  1722.  ,Man  hat  in  dieser  Zinsrechnung  die 
Brüche  mit  Fleiss  hinweg  gelassen,  weil  solche  olme- 
hin  nicht  bezahlt  werden.'   Av  Kai.  1796. 

Im  ä.  Nlul.  kommt  ,m.  Fl.'  auch  in  der  Bed.  von  1  vnr, 
nus  welcher  es  natürlich  auch  bei  2  entsiuungon  ist..  S.  dozn 
Ztschr.  f.   Völkernsych.    1869,  417. 

flisse"  (retl.,  absol.  oder  mit  Gen.  S.  oder  ,zu'  mit 
Inf.);  sich  befleissen,  üeissig  sein,  sich  beeilen,  z.B. 
si'''  hei'"  iL,  heim  zu  kommen  Ap;  Gl;  G;  Uw;  Z. 
Syn.  Ernst  han.  ,Sich  der  warheit  fl.'  Zwingli.  .Wir 
wellen  uns  fl.,  alles  das  ze  tuond.'  1526,  Absch.  ,I)ie 
platten  sollen  all  tag  an  die  letzgen  gän,  der  gstalt, 
dass  si  sich  im  anfang  zuohin  flyssint  und  bis  am 
end  da  plybint.'  1526,  Eoli,  Act.  ,Dieweil  er  sich 
lleiss  [befliss],  nach  Gott  ze  wandlen,  nam  in  Gott 
hinweg."  1531/6(1,  I.  Mos.  ,Dass  och  vil  uss  den  umb- 
ligenden  lender  sy  zuo  verhören  [anzuhören]  geflissen 
habend.'  Kkssl.  ,Da.ss  die  gemeind  dester  empsiger 
zuo  handreichung  der  armen  herzuo  flisse.'  ebd.  .In 
diser  zyt  haftend  sieh  zuo  Zürich  etliche  eigensinnige 
lüt  uss  letzem  [verkehrtem]  yfer  erhaben  und  zc- 
sammengeflissen.'  ebd.  ,Hatt  er  dann  uf  die  weit  ge- 
sehen und  sich,  was  ires  gefallens,  fl.  wellen  V  JWolf 
1561.  .[Wir]  flyssend  uns  hie  der  kürze.'  HBull.  1571. 
.Sich  begirlidi  fleissen,  aft'ectare.  Sich  der  fügend 
fl.,  dare  operain  virtuti.'  M.\l.  .Die  da  nüt  habend 
uf  der  predig,  die  nit  gern  sechend,  dass  sich  zur  lehr 
flysse  ihr  wyb,  kind  und  gsind.'  1616,  JBkeit.  ,We- 
licher  sich  nit  fleisst  der  Massigkeit  oder  Nüechter- 
keit.'  JRHoKFMSTR  1645.  —  Ptc.  als  Adj.  geflissen: 
fleissig,  gewissenhaft.  Bei  einer  Versammlung  g'flisscn 
crschhic"  Gl.  ,Gefl.  Zinsen.'  1877,  Z  Prozessakt.  ,N.  N. 
soll  fürderhin  geflissner  syn:  mer  hinter  den  büecheren 
und  weniger  hinter  den  gläseren  im  wirtshüs.'  1534, 
Z  Synodalcens.  ,Geflissue  hüssuochungen.'  1650,  Z 
Mand.  -  ungeflissen:  ohne  Eifer,  Sorgfalt.  ,Sich 
der  arbeit  bedauren  lassen,  ungern  oder  ungefl.  ar- 
beiten, labori  parcere.  Ungefl.,  incultus.'  Mal.  — 
hochgeflissen :  höchst  angelegentlich,  dringend. 
, Bitten  und  vermanon  wir  uch  ganz  hoehgeflissner 
gestalt  und  briiederlicher  meinung.'   1532.  Strukl.     - 


g e  f  1  i  s s e  n  1  i  c  h ,  Adv. :  absiclitlicli.  Öjt/iis  //'flisseli  tue' 
l'wE.     Syn.  mit  FHss. 

FliHHtn  ohne  Refl.  bei  Kessl.  scheint  die  engere  Bed. 
.herbeieilen'  zu  haben.  ,Sich  zu  Einem  fl.'  =  sich  gesellen, 
an  ihn  halten,  so  dann  natürlich  auch:  ,sirh  zesamen  fl.', 
eine  Tartei  bilden. 

,  flisshaft(ig):    fleissig,  beflissen." 

flissig:  1.  Adj.  wie  nhd..  z.  B.  im  Gruss  an  Leute, 
die  man  bei  der  ,\rbeit  triftt:  Flissig,  ßissig?  Antw.: 
He  ja,  me"  jniiess  Öppis  tae"  i"  dr  Welt!  und  beim 
Abschied:  Sind  niid  z' fl.  (und  doch!  sc.  flis.fig)  Z. 
Dem  Flmige"  giigget  de''  Hunger  wol  zum  Pfeister  t", 
darf  aber  nid  i  's  Hus.  Ineichen.  —  2.  Adv.  {flisig 
GRVal.,  sonst  Gr  -ss-;  GWeisst.):  oft.     Syn.  diel:. 

flissigen  (refl.)  =  flissen  und  von  diesem,  nicht 
von  flissifß,  gebildet.  .Pas  ich  mich  zuo  tuon  in  allweg 
fl.  will  nacli  mynem  besten  vermögen.'  Zwinoli. 

flisslich:  angelegentlich,  sorgfältig.  ,Dem  handel 
H.  nachdenken.'  15'28,  Abs.h.  .Fl.  erfaren.-  V<2X.  7. 
Mand. 

Fllsc"  s.  Flim^e^. 

flisine"  Aa;  Ar;  B;  VOkte;  G;  Sch;  Tu;  Z,  pfl-  ScH 
(Kirchh.),  jliesme  (jr  uT.,  fläsme  AAZein.:  1.  flüstern, 
allg.  Syn.  flim-sen ;  flisperen,  fisperen;  fislen,  bismen : 
cliiischehn,  löslen.  Was  händ-er  mit  enand  z' fi.? 
D' Dienst  |  Dienstboten]  händ  g'jlismet  ander  enand 
Z.  Bes.  zärtlicli  BSi..  heimlich  zusammen  AAZein.; 
hörbar  leise  lernen,  lesen  BM.  .War  er  einmal 
hineingeflismet  [durch  flüsterndes,  verführerisches  Zu- 
reden zum  Prozessieren  überredet],  so  war  seine  Frau 
ein  U"tüfel  von  Hartnäckigkeit'  Gotth.  ,Die  waar- 
sager  und  die  zouberer,  die  in  irem  beschweren  flis- 
mend.'  1553,  Jesa,j.,  dafür  1683/1707:  , welche  schwätzen 
und  munimelen.'  .Insusurrare,  in  die  oren  blasen  oder 
fl.  und  runen.'  Fris.;  Mal.  , Abergläubig  und  gott- 
losiglich  fl.,  reden  und  verhandlen.'  E(5werb  1646. 
.Mussitare,  müderen,  heimlich  bruminlen,  fl.'  Denzl. 
1677;  1716.  .Mönen,  fl.,  mutire,  mussare.  susurrare. 
Raunen,  einfiismen.  insusurrare.'  Ked.  1662.  .Der 
seinem  [Beichtvater]  seine  Sünden  in  das  Ohr  hinein 
flismet-  ClSchob.  1699.  .Die  Hebammen  zu  Stadt  und 
Land  sollen  vor  ihrer  Bestätigung  verwarnet  werden, 
sich  allerlei  abergläubischen  Sachen  und  Ceremonien 
mit  Krüzgen  (Bekreuzen).  Fl.,  Sprechung  sonderbarer 
Wörteren,  Versegnen  udgl.  zuo  enthalten.'  1628/1743, 
B  Mand.  , Alsdann  gibt  der  Major  dem  Ersten  zu 
seiner  Rechten  das  Wort  heimlich  flismend  in  das 
Ohr.'  Kriegse.  1644.  .Käme  der  einte  Bärenjäger,  dem 
die  Forcht  verschwunden,  vom  Baum  herunter,  und 
fragte  den,  wo  als  todt  auf  der  Erde  läge,  was  ihm 
der  Bär  in's  Ohr  gefliesinet  habe.'  JEGrimm  1786.  -  - 
2.  schimmern.  Das  ist  es  Fl.,  en  Gla.st  und  en 
Schln  [von  einem  ausgeschütteten  Sack  Gold].  Romang. 

Lautmalende  Bezeichnung  wie  die  Syn.  mit  Jlii-  (dazu 
auch  nhd.  ,fliistern'  aus  .flist-'),  woraus  sich  auch  ergibt, 
Aüss  /limKii  umgestellt  ansfliimeyi,  nicht  etwa  umgekehrt,  aus- 
gonommen  viell.  in  Bed.  2,  vgl.  .flimmern',  fliese  Bed.  2  ist 
zwar  schwach  bezeugt  und  viell.  nur  perscinlicher  Missbrauch, 
doch  nicht  unmöglich,  vgl.  ztcitzcren,  ztcitschereH,  schimmern, 
u.  a.  tjbertragungen  zw.   Gehörs-  und  Gesichtserscheinungen. 

Flicss  n.:  1.  Löschpapier  B.  —  2.  s.  Flug.  — 
1    viell.   blosse  Verstümmelung  für   Fl.-Hajjir. 

f Hesse"  resp.  fiüsse":    1.  schwimmen,  nur  in  der 

ä.  S]ir..  von  Fischen  und  Flössen.    .Swaz  fliuget.  fliuzet 


12  IS 


F''la.s.  rti's,  ilis,  (los.  Hiis 


1214 


iiKle  gilt.  Jaz  stat  vil  gar  in  Jiiier  haut.'  alt.  deutsili. 
Passionssi'iei..  .Mit  Gericht,  Stock  und  Galgen.  Zwing. 
Bann.  Schwebend».  Fliessends  |d.  h.  wohl  Vogeljagil 
und  Wa.sserrecht  mit  Fischerei]  und  Gejägd.'  ll'iS. 
(iüliags.  ,Dass  si  gar  bald  [.schneller]  Hussend,  denn 
der  Eidgnossen  floss.'  Edlib.  —  2.  Flüssigkeit  dnrch- 
sickern  lassen  (vgl.  rinnen).  Von  Papier,  wie  nhd. 
.Das  Papier  fliesst  durch.'  Hosp.  Von  Wunden,  Ab- 
scosscn:  Flüssigkeit  (Eiter,  Blut)  ausschwitzen  UwE.; 
Z.  Syn.  üsgän.  Trans.:  (frische  Schrift)  mit  Lösch- 
papier (Fliess  n.)  trocknen  Bs.  —  3.  herrühren,  ent- 
springen; rechtlich  zu  eigen  werden.  ,Die  Fälligen 
[Zinspflichtigen]  zu  ihrer  Pflicht  anhalten,  damit  die- 
selben, wannonher  sie  geflossen  sind,  mit  dem  Abt 
kaufsweise  abkommen.'  154i.i,  Absch.    ,Diewyl  sollichs 

1  Ver.stiminung]  uss  niisstruwen,  selbsfliessender  yn- 
bildung  und  eigenen  bewegnussen  oder  villicht  an- 
wysung  anderer  harfliesst.'  1586,  ebd. 

FL  vou  sich  bewegenden  flüssigen  Massen  nicht  reclit 
volkstümlich;  von   Bächen  und  Flüssen  gilt  lau/tu. 

ent-:  sich  entziehen,  entfliehen.  .Dem  Muotwillen 
e.'  .AKlinul.  1691.  —  ver-:  hinweggeschwemmt  wer- 
den [bei  einer  Überschwemmung].  Lied  von  1595. 
Moralisch:  von  Versuchung  ergritfen  und  fortgerissen 
werden.  .Darumb  sollend  wir  dester  mer  warnenimen 
des,  das  wir  hörend,  das  i  ir  nit  ctwan  verfliessind 
[=  ,ausgleiten.'  1860].'  15^1/1667,  Hkbr.  —  her-: 
herrühren.  Vgl.  fliessen  3.  ,Als  dann  diser  ufruor 
durcli  ctlich  unrüewig  personen  antriben  [angestiftet] 
und  hargertossen  [ist].'  1570,  Absch.  —  zer-;  aus 
einander  gehn,  sich  verlieren.  .Die  von  Glaris  bet- 
tend mit  der  herschaft  gern  ein  täding  [Frieden]  ge- 
trotlen,  dann  vil  volks  [auf  östreichischor  Seite]  bi 
einandern  was;  wollt  sich  der  [östr.]  adel  keins  wegs 
darein  schicken,  dann  ir  sorg  was,  wann  das  volk  ze- 
Hüsse,  so  wurd  das  zuosagen  euch  üss  syn.'  Vad. 

Bach-Fliessi  f.:  der  Lauf,  das  Bett  eines  Baches. 
Syn.  !?««.<.  ,Die  3  kelinen  sind  des  gottshuses  eigen 
und  die  snesnielzinen  und  die  bachfliessinen.'  Hofr. 
Breitenb. 

Flies  nie"  s.  Fliete". 

PlÖSS  m.:  1.  Flöz  Aa;  Ai';  Bs;  Gl;  Gr;  L;  GSa. ; 
Scu;  Uw,  Flörz  Ap;  Z  (auch  FWrz)  —  PL  -ö-  (-ü-j 
a)  wie  nhd.  Auf  dem  Brienzer  See  von  etwas  eigen- 
tümlicher Gestalt:  eine  Menge  Scheiter,  von  ringsweis 
au  einander  geklammerten  Stämmen  eingeschlossen, 
fortgezogen  durch  ein  vorgespanntes  Schill',  auf  wel- 
chem sich  ein  grosser  Haspel  befindet,  mit  einem 
Stricke,  welcher  zunächst  eine  Iteihe  hinter  einander 
befestigter  Balken  und  dann  mittelbar  den  Ring  i\acb 
sich  zieht.  ,ln  schiften  ald  uf  ttözern.'  Z  Katsb. 
1'292;1371.     ,1    Floss   Holz,    gross    oder    klein,    zahlt 

2  Pfenn.'  XIV.,  Bs.  ,Ratis,  ein  flotz.'  Fris.  ;  Mal. 
,Der  Bär  ein  grosser  Flotz  der  Schweizeren;  die  Gans 
und  die  Ent  2  grosse  Flötz  deren  von  Zürich.'  .lEEscn. 
169'2.  Syn.  Blochscliiff.  ,Der  Abgang  von  dem  Vieh, 
welcher  auf  dem  Flotz  unter  dem  [über  der  Linnnat 
erbauten]  Schlachthaus  aufbehalten  wird.'  Z  Polizei- 
ordn.  1779.  In  einer  Bs  Zullordnung  von  1487  wird 
unterschieden  .schuehiger.  spenniger,  gemundiger  \(!r- 
münde,  Spanne  |  Fl.'  Einen  Fl.  erstellen  die  Kinder 
aus  an  einander  befestigten  Brettern,  um  damit  auf 
Lachen  und  Teichen  herumzufahren  (iKSjd.  —  b)  so 
viel   Holz,   als  zum   Flössen  jewcilcn  an!  ein   Mal  ins 


Wasser  geworfen  wird  GrV.  —  2.  grosse  I'läche, 
z.  B.  ein  Stück  Land  AAFri.  Ne"  rechte"  Iloz  ume- 
hitchc":  vgl.  ?'Iarz  3.  —  3.  Flö;  Sch;  ZRafz.  Florz 
ZSidt.  reichlich,  breit  ausgegossenes  Wasser,  speziell 
Piss,  v.  Kindern.  En  Fl.  mache*,  's  Chindli  heil  sclin' 
irider  en  Fl.  Vgl.  llösskn  ä,  Flotz;  Eos.  —  4.  als  Ortsn. 
feuchter  Grund?  od.  viell.  eher:  Kanal.  ,Im  Flös'  Z 
Wetz.  S.  auch  Flöz.  —  5.  bildl.,  uf  'em  Flöz  (Gr, 
Florz  Ai')  si",  von  Personen  und  Sachen,  in  der  Not, 
auf  der  Neige,  im  Verfall.  Vgl.  flöss.  , Verderben,  auf 
dem  flotz  sein,  nichts  mer  haben,  cedere  foro.  Eaum- 
auf  machen,  auf  den  fl.  konnnen.  alles  verzeei't  und 
verton  haben,  redigere  ad  asseni.'  Mal.  ,Er  ist  auf 
dem  flotz,  proterviara  fecit,  ad  incitas  est  redactus, 
ad  restim  res  incidit.'  Hosi'.  1683;  Mev..  Hort.  169'2. 
Eig.  zu  iinterscheideu  jnhd.  ßos  m.,  Strömung,  und  ßon 
m.  n.,  Floss,  Letzteres  vou  ßkzen  i.  S.  v.  schwimmen.  Für 
1  a  schreibt  Edlib.  einmal  (riacli  seiner  Weise)  ungeschickt: 
,Uie  Kapperswciler  zogen  den  feiiidlicheu  fluss  zuo  der  statt 
mit  einem  anker  und  Widerhaken."  Bei  3  mag  F}arz  zur 
Einschiebuüg  des  )•  eingewirkt  liabeu.  —  Zu  5  vgl.  die  RA. 
de*   Bach  ah  ijän   u.  ä.   i.  S.  v.  zu  Grunde,  verloren  gehn. 

floss,  auch -s;  kahl  GnPr.  1.  nicht  mit  Gebüscli 
bewachsen.  En  flöse  Bode",  auch  von  einer  Stelle  im 
Wald.  —  2.  mit  wenig  Schnee.  En  flose  Herbst, 
Winter,  wenn  es  stark  gefroren  hat  und  doch  kein 
Schnee  liegt,  so  dass  es  dann  z.  B.  gefährlicli  ist.  mit 
dem  Vieh  von  den  Alpen  zu  fahren. 

Die  Bed.  .kahl'  scheint  auf  der  bekanntet!  und  für  die 
Schweiz.  Waldkultur  so  wichtigen  Tatsache  zu  beruhen,  dass 
unbewachsene  Bergabhänge  von  KegeugUsseu  am  Meisten  heim- 
gesucht und  zerst'jrt  werden.  Solcher  kahle  Boden  ist  denn 
auch  in  der  kalten  Jahreszeit  dem  Frust  am  Meisten  aus- 
gesetzt und  daher  glatt,  schlüpfrig. 

Flosse"  (PL):  Schwimm-  oder  Flotthölzclien  au 
Fischernetzen,  d.  h.  die  länglichen,  aus  der  Rinde  der 
Schwarzpappel  geschnittenen,  einen  halben  Fuss  weit 
von  einander  an  dem  obern  Saum  des  Netzes  (Oberäri 
Sp.  388,9,  auch  Flüssi)  befestigten  Hölzchen,  welche 
denselben  auf  der  Oberfläche  des  Wassers  schwimmend 
erhalten  TaBodensee;  ZS.  .Zerlege  das  zuggarn,  die 
bleiklötzlein  gegen  dem  rand,  die  flösslein  liieher: 
e.xplica  everriculum.  plunibeas  massas  ad  oram  lintris 
ponendo.  suburea  huc'  Ked.   166'2. 

flösse":  Leinen  Floss  machen  BThun.  —  2.  in 
einem  Bach  das  Eis  los  machen,  so  dass  es  fort- 
geschwemmt wird  LG. 

Flosse"  f.:  KiemcV  , Der  Biber  hat  kein  Flossen, 
wie  sonsten  die  Fisch  haben,  dardurch  ihnen  das 
Wasser  wieder  ausfliesst,  das  sie  im  Speisfang  er- 
scliinippen  und  einsaufen.'  JLCvs.  1661. 

flössen  flözenUg.,  flörzc.  -&•-  Z:  1.  Holz  im  Wasser 
fortschatt'en.  allg.  , Langholz  flörzen.'  Z  .\mtsbl.  1869. 
,Das  Holz,  so  num  durch  die  Muota  flözt.'  1518/44' 
Sriiw  LB.  -  2.  (weg-)  schwemmen,  tr.  und  intr. 
(unpers.).  Bei  starken  Regengüssen  .flözt'  es  in  den 
liehen,  d.  i.  wird  die  gute  Erde  furchenweise  weg- 
gespült SonSt.  Das  Wasser  , flözt'  bei  einer  Über- 
scliwemmnng  Steine,  Land,  (Jebände  Uw.  Inhi»  fleze', 
cinfliessen.  eindringen  BGadm.  ,Da  flosdi  das  Wasser 
(irund  uinl  Hoden  cnwcg.'  15'24.  HsStockar.  welcher 
■'llö.ivhoi  für  hochd.  Iiielt  und  es  nadi  Analogie  des 
Intrans.  .lösclien  :  losch'  behandelte.  .Die  hoft'nung 
des  gottlosen  i.st  wie  ein  reifen,  der  vom  ungewitter 
liingeflötzt  wirt.'   15:'.l,  Wi:isn.    .Plötzen,  sdiwennnen.' 


1215 


Flas.  ties.  flis.  ||»s.  (Ins 


121Ö 


Mal.  .Flötzeii.  alluere.  Der  platzregen  flötzt,  nimbus 
raiiit,  aufert  (terram).'  Denzl.  1716.  , Schwere,  zornige 
Wetter  und  Flötzungen.'  Imthurn,  Mem.  —  3.  eine 
Laclie  verursachen  durch  Ausschütten  einer  Flüssig- 
keit, bes.  vom  Pissen,  Bettnässen  der  Kinder  Aa;  Scb. 
iiyn.  rözen.  —  4.  schlürfen,  inhi'  fleze  BHa.  (Zyro). 

ab-flözen:  stecken  gebliebenes  Flössholz  wieder 
flott  machen  Ndw.  —  ver-;  1.  durchnässen  ScnSt.; 
zu  fl.  3.  —  2.  fortschwemmen,  in  nützlicher  oder  in 
schädlicher  Weise;  durch  Überschwemmung  verheeren. 
.Ein  häufen  erd  wirt  mit  dem  wasserguss  verüözt.' 
Z  Bib.  1531.  ,Es  werdend  wasser  entsiiringen,  wer- 
dend überlaufen  und  das  land  vertlözen  [=  , über- 
schwemmen.' 1667],  stett  und  einwoner.'  1531/48, 
Jerem.  .Die  göttlich  Räch  hat  die  ganze  Welt  er- 
tränkt, umbracht,  verHötzt.'  Euef  1550.  , Alles,  so 
iruui  in  abgelassne  bäch  oder  brunnen  schüft,  das  es 
verüözt  werde."  Mal.  Das  L  Ansgchenb.  verbietet, 
Schutt  in  die  Eeuss  zu  werfen,  ,was  nit  das  wasser 
verfiözen  mag.'  ,Aber  [wieder]  ein  solche  verflözung 
des  Krienzbachs  [Überschwemmung  durch  den  Kr.].' 
157ü,  RCvs.  ,Zerflözender  Regen,  der  die  Früchte 
wegsdiwemmt.-  1707,  Prov.  Auch  von  Verschüttung 
durch  Lawinen:  ,Der  Flecken  ist  in  niässen  verflösst 
worden,  dass  da  kein  Anzeigung  eines  bewohnten  Ge- 
bäus  mehr  anzutretleu.'  J.1Scheitchz.  1706. 

Flösser  J?7Öä'e»-  m.:  1.  wie  nhd.  Über  ihre  Arbeit 
s.  Steinm.  1802,  224.  Flueche"  wie  en  Fl.  Nass  wie 
e  Fl.  Gr.  Erscheint  als  besondere  Berufsart  in  einem 
L  Einwohnerverz.  1456  und  in  dieser  Eigenschaft 
scheint  ihm  die  Beseitigung  krepierter  Tiere  obgelegen 
zu  haben:  .Beschwert  uns  hart,  dass.  so  einem  armen 
mann  ain  vidi  abgät.  der  landvogt  lat  verbieten,  dass 
keiner  dar[f]  kein  andern  flözer  nemen  denn  den  zuo 
Frowenfeld.'  1525,  Absch.  —  2.  wer  die  Gewohnheit 
hat,  viel,  oft  oder  am  unrechten  Orte  (im  Bette)  zu 
pissen  Aa.     Syn.  Bozer. 

Flössete  Flozrlr  f.:  das  Holztiosseii;  das  Quan- 
tum Holz,  welches  auf  ein  Mal  geflösst  wird,  auch 
dim.  -etli  Uw. 

flösslen:  1.  ertränken,  oder  viell.  auch  nur 
.schwemmen'  als  Strafe  üblich,  z.  B.  für  Betrüger, 
auch  für  Dirnen.  .Dem  fl.  er  mocht  nit  entgon.' 
Gexgb.  --  2.  in  der  Gaunerspr.  =  pissen.  Vgl.  Fhss  -3. 

Flössling  m.:  Fisch.  Gaunerspr.  It  Edlib.  1488 
{,flosl-').  ,Zu  Basel  uf  dem  Kolenberg,  do  band  si 
[die  am  Jakobstag  versammelten  Gauner]  Flössling. 
Breitfüess  [Gänse]  und  Gebroten  [Braten].'  Gengb.. 
Bettl.-O.  Nr.  56. 

Flnss  m. :  1.  Quelle.  Vgl.  Brunnen-,  Wasser-Fl. 
Del  chunnt  C  Fl.  its-em  Bode"  iise.  Ü"aere  Brunne 
clmnnl  [direkt]  us-eme  Fl.  GlH.  (Ausfluss  aus  einer) 
Brunnenröhre.  ,Dem  N.  abkoft  [abgekauft]  3  fl.  umb 
30  guldin.  Der  N.'  hat  geben  7  fl.  um  25  guldin.' 
Kessl.  —  2.  Flut,  Sündflut  L.  Überschwemmung: 
,Güsse  machen  Flüsse.'  Mey.,  Hort.  1692.  Übermäs- 
siger Trunk:  .Durch  überflüssige  Flüss,  Schluck  und 
Güsse  ersäuft  sich  der  Trunkenbold.'  AKlingl.  1691. 
—  3.  reichlicher  Ertrag.  <S'i"s  Vech,  Land  (den 
Uerd)  im  Ft.  ha",  Ersteres  so  füttern,  dass  es  reichlich 
Milch  gibt.  Letzteres  so  besorgen,  dass  sein  Ertrag 
gross  ist  L.  Zustand  der  sog.  ,Brstmelche'  einer  Kuh 
vor  und   nacli    dem   Kalljcii.    wo    Jas  Euter    ungefähr 


2  Woclien  lang  ungewöhnlich  ausgedehnt  ist  GrD., 
Pr.  Vgl.  flüssig.  —  4.  von  verschiedenen  krank- 
haften Erscheinungen,  a)  fliessende  Wunde  Aa; 
GuSav.,  Sculms.  —  b)  Fluss  aus  den  Augen  GrS., 
Scuhns;  nässender  Ausschlag  hinter  den  Ohren  und 
Fluss  aus  denselben  BSi.,  verbunden  nut  Sausen  B 
(Zyro);  rheumatische  Att'ection  von  Kopf  od.  Lungen, 
allg. ;  in  der  ä.  Spr.  auch  von  Katarrhen  anderer  Teile 
des  Leibes.  Vgl.  die  Compp.  Hals-,  Haupt-,  Lib-  usw. 
Bei  NMan.  wird  Einem  neben  einer  Menge  anderer 
Krankheiten  auch  ,F1.'  angewünscht.  ,Den  fl.  des 
bauchs  stellen,  teuere  ventrem.  Der  fl.  oder  durch- 
lauf stellt  sich,  contrahitur  alvus.'  Mal.  ,Die  Völker 
zu  Statt  und  Land  seind  gesunder  Natur,  allein  den 
Flüssen  mächtig  underworfen.  also  dass  von  andern 
Krankheiten  wenig  sterben,  sonder  fast  mehrteil  von 
den  Catliarren  ersteckt  werden.-  FrHakn.  1666.  ,Bei 
der  Überschwemmung  von  1738  wurde  hinter  dem 
Spital  ein  Muttergottesbild  aufgefunden.  Der  Grund- 
besitzer liess  daselbst  eine  Capelle  bauen,  welche  im 
Volksmuml  der  Fl.  hiess,  weil  durch  Fürbitte  der 
Mutter  G.  mehrere  Personen  vom  Zahnfluss  geheilt 
wurden.'  Liebenau  1881.  ,Hattc  einige  Zeit  wieder 
die  unsöden  Flüss  im  Kopf  und  in  den  Zähnen.- 
ÜBkägg.  1783.  ,üie  Grippe,  welche  schon  in  früheren 
Zeiten  unter  dem  Nam^'  Fluss  und  Husten,  auch 
Hühnerweh,  grassiert  ha  en  soll.'  Gem.  Z  1844.  — 
c)  Frühgeburt.  .Ein  Fl.  oder  Abg-änglein  ist  eine 
unzeitige  Geburt,  so  vor  der  Bewegungszeit  in  den 
ersten  Monaten  von  der  Frauen  geflossen,  ein  klein 
gestaltet  Kind,  welches  in  einem  linden  Ei  oder  seinen 
Häuten  beschlossen  im  Colliquamento  oder  Fliess- 
wasser herumbschwinimt,  aber  von  seiner  Nahrungs- 
stell  abgerissen  ist.-  JMi'ralt  1697.  —  d)  bösartige 
Änderung  im  Verlauf  einer  Krankheit,  bes.  in  der  RA. 
.es  ist  ihm  ein  Fl.  gefallen-,  seine  Kranklieit  hat  eine 
schlimme  Wendung  genommen  BSi.;  „LE."  Bei  Kin- 
dern Fliissli  ebenso  gebraucht,  von  einem  Steckfluss, 
der  plötzlichen  Tod  zur  Folge  hat  BHk.;  nach  St.  oft 
nur  RA.  ungeschickter  Ärzte,  um  die  Erfolglosigkeit 
oder  Verkehrtheit  ihrer  Behandlung  zu  entschuldigen. 
—  5.  Flussspat.  .Dass  [ich]  zuweilen  unter  die 
Urystallen  rechne  die  Flüsse,  welche  also  genennet 
werden  vom  Fliessen,  weilen  sie  in  starkem  Feuer 
fliessen,  auch  selbs  die  Metall  durch  ilire  Untermischung 
desto  geschwinder  in  Fluss  bringen.-  JJScheithz.  1708. 
Vgl.  ,Glasfl.'  —  6.  in  Kartenspielen  eine  Reibe 
von  Karten,  die  eine  bestimmte  Geltung  hat.  So  im 
Berlangen  Spiel  3  Karten,  welche  die  gleiche  Farbe 
haben  und  dem  Wert  nach  auf  einander  folgen,  z.  B. 
.\s»,  König  und  Dame  in  Pique,  was  zusammen  30 
zählt  BHk.  Ähnlich  im  Jassen  3  Karten  jener  Art  =  20, 
4  ^  5ii  usw.  Vgl.  Flilss  u.  fiüssen.  —  7.  s.  Flöss  Anm. 
Mild,  vhiz,  Fluss,  Guss;  auch  Rheuma.  Zu  6:  um  das 
.J.Ihr  1514:  verfasste  PGengeubach  von  Basel  oiu  Spruch- 
geilicht:  ,Dei-  welsch  Fluss',  in  welchem  er  die  damaligen 
Kämpfe  der  Grussmächte  um  den  Besitz  der  Lombardei  uuter 
dem  Bilde  jenes  Kartenspiels  darstellte,  welches  in  Frank- 
reich erfunden  und  gerade  am  Hofe  des  damaligen  Königs 
Franz  l.  sehr  üblich  war,  und  dessen  Name  auch  zu  Wort- 
spielen verwendet  wurde. 

Über-.  Ü.  schadt  nid.  Sulger.  .Mv.  z'  Überfltiss, 
überflüssig  BHk. 

.Hals-:  Heisere,  braiiches.'  Denzl.  1677;  1716.  - 
Viell.   Bronchitis,   Entzündung  der   Luftrührenäste. 


l-.'l 


tlis.   Ilüs.   (Ins 


1218 


Hiiupt-  Ihipt-  Ai',  llaiip-  Gl,  Haut-  L;  Zg: 
1.  liösartiges  Geschwür,  Geschwulst  mit  Eiterbildung 
(ein  .Umlauf'  im  Grossen)  Ar;  Gl;  L;  ScnSt.;  Z«; 
ZKn.  —  2.  Katarrh,  Schnupfen.  ,H.:  pfnüsel,  rheu- 
matismus.'  Mal.  .Catarrhus,  H..  der  schnupen.  pfnüsel.' 
1'knzl.  1677;  1716.  ,Hr  N.  wird  durch  einen  eins- 
nialijfen  starken  H.  verhinderet.'  Mise.  Tig.  172'2.  — 
.hauptflüssig:  rheuniaticus.'  Mal. 

Hitupt  bezeichnet  also  in  1  nicht  den  Kürperteil,  an  dem 
(las  Geschwür  sieh  befindet,  sondern  die  Stärlie  des  letztern. 

—  Mhd.   hotibet-vhtz,   rheunia. 

Leber-:  ironisch  fingierter  Krankheitsnanie.  .Ich 
sei  an  einem  L.  oder  an  einem  Lungenbruch  gestorben.' 
GoTTH.  —  Lib-:  ein  Geschwür  Ap.  —  Monat-:  Ka- 
tamenien.  ,Wo  der  m.  den  weibern  von  kelten  wegen 
verstanden  [gestockt]  oder  gehemmt  auszefliessen.' 
TiKRB.  1563. 

Nerven-:  EiterausHuss  an  Fingern  Z.  —  Xciveu 
auch  :=  Sehnen   und  Adcin. 

Buch-.  .Bauchfluss :  die  ruor  oder  durchlauf, 
bauchlauf,  lienteria,  pantices.'  Fris.  ;  Mal.  ,Die  käss- 
rennen  von  dem  rech,  mit  rj'smuos  ein  kristier 
daraus  gemacht,  heilt  den  b.  oder  roten  schaden.' 
TiERB.  1563.  ,Da  stiess  in  die  rot  ruor  oder  buchfl. 
an  und  starb.'  Eüeger  1606.  —  Berg-:  1.  „unter- 
irdisches Gewässer,  das  bald  fliesst,  bald  versiegt 
VÜRTE."  —  2.  Erd-  oder  Bergschweiss;  das  an  einem 
Abhang  bei  nassem  Wetter,  bes.  zur  Zeit  der  Schnee- 
schmelze, heraussickernde  Wasser,  welches  sich  zu- 
weilen in  Kellern  sammelt  B.  —  Brunnen-:  Lauf 
einer  Quelle  oder  Ausfluss,  Ablauf  eines  Brunnens. 
,So  weit  die  Brunnenttüsse  gehen.'  1578,  Mey.  Wetz. 
Vgl.  FIhss  1. 

Salz-:  stark  fliessendes  chronisches  Geschwür  Ar. 
--  Viell.  von  salzähnlichcni  Niederschlag  der  Flüssijlieit. 

Sund-:  Sündflut  U.  In  der  geistlichen  Lit.  des 
XVI.,  XVII.  stehender  Ausdruck.  Vgl.  Fltiss  3.  ,Der 
s.,  diluvium,  cataclysmus.'  Mal. 

.JJScheuchzer  braucht  1TÖ7  .Siiudlluss'  und  .-flnt',  1746 
das   letztere  an  einer  Stelle,  wo  er  früher  das  erstere  hatte. 

Schiff-:  schiffbarer  Fluss.  ,Den  namhaften  seh., 
die  Byss.'  ECvs.  —  Sehne-:  Schneeschmelze,  Wasser- 
scheide. .Bis  an  der  von  Rordorf  urhow,  als  die  Sehne- 
Aus  gät  hinab.'  Oft'n.  AAStaretschwyl.  —  Stich-: 
leichte  Lungenentzündung  Ndw.  —  Wind-:  ein  mit 
leichter  Entzündung  verbundener  Schmerz  (an  den 
Zähnen)  Nnw.  —  Wasser-:  1.  fliessendes  Wasser  mit 
seiner  Triebkraft.  1396,  GSa.  -  2.  die  Wassermenge 
eines  Flusses.  .Den  ganzen  w.  aussaufen,  den  Jordan 
versupfen.'  1560,  Hiob.  —  Zue-.  .[Die  Vorhaut  ver- 
engt] durch  Entzündung,  Z.  und  schlecht  curierte 
Pranzosengeschwär.'  JMuralt  1697.     Zu  Fluss  4. 

flusse":    1.  fliessen,  triefen,  i.  S.  v.  Fluss  4  7A). 

—  2.  =  flüssen,  s.  d. 

Flüss:  1.  =  Fltiss  G.  , Semlich  spil  nempt  man 
tiüss.'  ca  1514.  s.  Neuj.  Stdtb.  Z  1879,  2.  .Jetzemal  so 
meld  ich  tt..  Und  mein,  ich  hab  das  spil  gwüss.'  ebd. 

—  2.  f.  Menge  L.   Der  l'rozess,  iiuxl'r  I'rokerater  gwüss 
So  Lüg  adreiht  [andreht],  e  f/anze  Fl.  JIneichen  1859. 

Vgl,  die  folg.  Coniii]!.  Da  die  ersten  Spuren  dieses  Spiels 
nacli  Fraukreic)i  führen,  so  ist  FIühh  wahrschoinlicii  die  erste 
verdeutschte  Komi  des  frz.  (Juucr  itnx)  /lux,  fluHH  aller  eine 
(zufällig  das  Kichtige  treffende)  Unideutschung,  und  zu  Letz- 
term  wurde  dann  hinwieder  AVii««  wohl  als  PI. -Form  in  Be- 
ziehung gedacht. 

Schweiz.  Idiotikon.  1.  8. 


C unter-:  die  mit  Flüss  bezeichneten  Karten  in 
der  Hand  des  Gegners.  Auf  die  oben  angeführte  An- 
kündigung von  Seite  des  einen  Spielers  entgegnet  ein 
zweiter:  .So  hab  ich  c.  Nun  luegend,  was  ich  wüss.' 
ca  1514  (Neuj.  Stdtb.  Z  1879). 

S  Ü-:  wahrsch.  das  Zusammentreffen  mehrerer  Ass- 
karten in  der  Hand  eines  Spielers  aScHW.  A'gl.  Sil-Tanz. 

Vgl.  ,L'on  ne  rencontrera  point  d'as  aux  rtux.'  Rabelais, 
und  aus  der  selben  Zeit  der  Spruch :  .Trois  as  ne  fönt  pas 
tant  anx  flux  que  fait  en  France  un  Karolns  [eine  Münze].' 
Gödeke,  Gengb.  S.   533. 

flüssen,  flüssle"  L;  U:  das  betr.  Kartenspiel 
machen.  Gemacht  liemmer  [haben  wir]  brav  Tlieoloi/l 
Mit  Fliissh'  und  mit  Lande"  [ebf.  ein  Kartenspiel]. 
Ineichen  1859.  .Das  Flisslen  und  Oberlandon.  das  Rou- 
lett und  Würfelspiel,  sowie  andere  bietende  Spiele 
sind  verboten.'  1860.  U  Mand.  Unter  den  verpönten 
Hasardspielen  (vgl.  fünfen  Sp.  853)  aufgezählt  1533, 
Egli,  Act.  .Mit  karten,  würflen,  Aussen,  hassen.'  Aal 
1549. 

Die  Dini.-Forni  wahrsch.  nach  Analogie  mancher  ebenso 
gebildeter  Verba,  welche  Spiele  und  insbes.  Kartenspiele 
bezeichnen.  Auch  Gengenbach  nennt  das  Spiel  neben  .Fluss' 
auch  ,Flüss!is' :  .Flüssiis  heiss  ich  ein  nüwes  spil'  (viell. 
der   Genet.   des   Infin. ;   vgl.   Fähis  Sp.    7'23). 

Flüssi  f.:  der  obere  Teil  des  Fischgarns,  wo  die 
Flossen  (s.  d.)  angebracht  sind  ZSee. 

flüssig:  1.  rtiessend.  .Einander  klopfen  und 
kratzen,  dass  das  Blut  fl.  wird.'  Gotth.  —  2.  mit  Be- 
ziehung auf  die  vormalige  physiologische  Lehre  von  dem 
Zshang  der  sog.  4  Elemente  mit  dem  tierischen  Or- 
ganismus, dem  Elemente  des  Wassers  unterworfen. 
,Der  Bär  ist  ein  fast  fl.,  gross,  ungstalt  tier.'  Tiere. 
1563.  ,Von  wegen  seiner  flüssigen,  kalten,  schleimigen, 
frostigen  natur.'  ebd.  —  3.  a)  mit  ,Fluss'  aus  den 
.\ugen.  Ohren  od.  Ausschlag  an  der  Kopfhaut  behaftet, 
bes.  von  Kindern  B;  „Vw."  Flüssii/i  Augen,  Oven,  en 
fl-e  Chopf,  e  fl-s  Bei"  W;  Z.  Das  Clünd  ist  fl.  L;  Sch; 
Z  =  es  hat  alleu-il  üppis  Off'e"s.  Zu  Verschwärung  und 
Vereiterung  disponiert  Ap.  —  b)  rheumatischen  Zu- 
fällen unterworfen  Soh.  ,Braucht  einer  ung'sunde 
Speisen,  so  kann  er  erkältet,  ung'sund  und  fl.  werden.' 
FWvss  1653.  —  4.  fruchtbar:  a)  vom  Wetter,  durch 
häuflgen  befruchtenden  Regen ,  Vereinigung  von 
Feuchte  und  Wärme  Aa;  BSi. ;  ZW.  —  b)  vom  Boden: 
saftig,  z.  B.  im  Wald,  wo  leicht  .Fasel'  aufschiesst 
ZW.  Von  einem  Grundstück,  das  reichlich  trägt,  tief- 
gründig und  fett  ist  BSi.,  „auch  ohne  Dünger  viel 
trägt  B;  Gr;  Vw;  Z."  ,Dass,  da  diesere  Alp  eine 
flüssige  Weid,  sehr  bedenklich  wäre,  solche  zu  ver- 
leihen oder  zu  verkaufen.'  1753,  Z  Staatsarch. 
c)  von  Kühen,  die  viel  Milch  geben  B;  L.  Allge- 
meiner: ,Das  Vieh  ist  im  flüssigsten  Alter,  wenn  es 
im  stärksten  Wachstum  und  VoIlblUtigkcit  ist'  BSigi'. 
(.Vlpina  1808).  -  5.  von  Einkünften  (Zinsen.  Zehn- 
ten), welche  nicht  bestritten,  sondern  regelmässig  be- 
zahlt werden  AaZ.;  „Th,  z.B.  die  Einkünfte  dieser 
Pfründe  sind  flüssig."  Vgl.  .licjuid'.  Ggs.  un-  AäZ. 
—   Mhd.  riüjjtc,  messend;  rheumatisch. 

über-:  1.  überflicssend  im  eig.  S.y  .Kam  ein  so 
ü.  Regenwetter,  dass  alle  Wasser  gäch  ufgiengen 
[plötzlich  stiegen].'  RCys.  ,Ist  ein  gäbelinger  platz- 
regen  eingefallen  also,  dass  das  Wasser  häuflg  durch 
den  Mülebach  u.  der  Stadt  zugetrungen.'  Zg  Ratsprot. 
17fi3.     -     2.  ülicrfr.     a)    in    iibclin    S..    übermässig. 


1-J 


Flas— Ulis.    Flascli    fiuscli 


1-220 


iUieraus  oilci'  umiiitig  gross,  viel.  ,Ü-e  beladung  des 
wyns',  übermässiges  Trinken.  1522,  Absch.  ,Wir  sind 
nie  des  willens  gewesen,  mit  denen  von  Z  keinen 
[irgend  einen]  krieg  anzufallen,  sofer  sy  uns  nit 
merklich  darzuo  notträngend  und  ü.  ursachend  [vor- 
anlassen].' 1.524,  ebd.  (od.  =  ohne  genügenden  Grund?). 
,l)a  inen  ufir  ü.  rechtpott  wyter  tröuwungen  beschehen.' 
1.525,  ebd.  ,So  sind  sidiche  Satzungen  nach  und  nach 
geniert,  gestrengert  und  so  ü.  vil  worden.'  1525,  Gfr. 
.Ein  so  ü-er  und  unerhörter  windsturm.'  ECvs.  S.  noch 
u.  undertrihcn.  ,Im  Ergöw  sollend  die  gefeldeten  und 
ingestochnen  kurzen  [Hosen,  die  ganz  ü.  an  Tuoch 
sind,  abgestrickt  syn.'  B  Mand.  1628.  .Schwere  klag- 
ten, vornehmlich  wegen  überflüssigen  verschwemmens 
[Verschwendung].'  FSprechek  1672.  Von  Personen: 
verschwenderisch.  ,So  die  Oberkeiten  nicht  uberfl. 
seind,  sich  für  aller  hoflart  und  uberfluss  enthalten.' 
HBuLi,.  1597.  —  b)  in  gutem  S.:  überreich,  reichlich. 
..\ul'  das  ir  ü.  seigind  in  der  hoffnung.'  15.30,  Rom. 
.Icli  bin  kommen,  das  sy  das  leben  habind  und  über- 
rtüssiger  haben  söUind.'  1531/48,  Jon.;  =  , uberfluss.' 
1667.  ,Ein  überflüssige  gnuogsame  und  volle  alles 
guoten.'  1531/48,  I.  Mos.  ,Uss  bewegnuss  ü-er  grosser 
barniherzigkeit  ledig  gelassen.'  1532,  Zellw.  Urk.  ,Iin 
1539.  jar  ist  ein  ü-er  herbst  [Herbsternte]  worden.' 
Mev.  Wint.  Chr.  ,Er  selbs  will  unser  ü-er  leerer 
syn.'  LL.vv.  1569,  dafür:  .bester  und  vollkommne.ster.' 
1670.  ,üass  die  rouw  ungeschlacht  erden  dem  bumann 
rychlich  und  ü.  lohnet.'  RGüalth.  1584.  ,So  ist  es 
doch  rych  und  ü.  an  schönen  und  fruchtbaren  güe- 
toren.'  RCvs.  ,Dass  Gott  sich  reichlich,  vielfaltig  und 
ü.  gegen  ihnen  gütig  erzeigt.'  JMüll.  1665.  .Gott  ist 
ü.  an  Barmherzigkeit.'  AKlingl.  1691. 
Flüsol  s.  Vfnüsel. 


Flasch     flusch. 

Fläsch  1.  dini.  7-liitichli,  -ö-  L,  Fßäsch  Bs;  L;  Nnw 
(l'l.  Fflüsclie)  111.:  1.  veräclitlich  für  Brei;  un- 
ordentliches Gericht;  weicher  Strassenkot  BsO.  — 
2.  faule,  dicke  Person  L;  Nnw;  auch  Pfhischi  n.  L. 
—  Dass.  was  (J'lFläitucli  (s.  il.),  mit  unten! riicktem  r;  vel. 
norll    I'lulHcli.    I'ßuttLh  ;  jißäsvheil. 

Fläscli  11  ZF.,  Fläsch  ZRafz,  Fle'sch  Z  r8.  —  m.. 
Flcinehe  I -of-hivi. -e'- i.  G;  ZStdt:  ein  zum  Radieren 
verwendetes  Stück  gurami  elasticum.    S.  Flasclt-Baud. 

Eig.  eins  mit  FHüche  II,  da  man  dem  rollen  Gummi  die 
Gestalt  von  Ijiruförinigen  Flascheii  gibt.  Der  Voc.  a  in  Folge 
von  Aulelinuug  an  elasticum  (s.  GvmmUmcli).  Das  Aufgeben 
des  weibl.  Genus  und  die  Ausweichung  des  Voc.  zu  c'  be- 
weisen, dass  der  Urspr.  des  Ausdruckes  vergessen  ist. 

Flasclieiiett(li)  n.:    Plageolet  Bs. 
flasch   s.  ßüücli.    . 

Fläselie  II  f.:  1.  Flasche,  jedoch  mit  Ausschluss 
der  Tischflasche  (<TUtlere).  allg.  S.  die  Compp.  Erst  in 
der  modernern  Wirtshausspr.  die  Flasche  mit  Wein 
od.  Bier.  bes.  die  Halbmassttasche  (neuerdings  ersetzt 
durcli  den  .Liter');  Syn.  Halbi;  Budelle.  Volli  Flasche" 
mache"  leri  'Tasche"  und  iinlesti  Clmpf.  Ineichen.  .Ein 
hölzin  (.stürze;  zinni;  quärtlige)  fläschen.'  XV.,  XVI.. 
Z  Jnvent.  .Hatten  grosse  Fläschen,  die  warent  alle  voll 
wyn.'  HsScuüRi.-F  1497.  .Gsell  [es  ist  ein  Berauschter], 
ich  mein,  dir  syg  wol  mit  der  fiäsclien.'  1523.  Stkuki.. 


,.Abraham  nam  brot  und  ein  fläschen  mit  wasser.' 
1531/48.  I.  Mos.  ,Die  Flasche,  Flasche,  Legel,  lagena.' 
Bei).  1662.  .E.x  amphitheto  bibere,  stark  trinken,  der 
fl.  (weidlich)  auf  den  riemen  tretten.'  Denzl.  1677; 
Mev.,  Hort.  1677;  169'2.  Als  Hausn.  1379.  Bs.  Als 
Flurn.  in  SciiwMuo.  für  Alpen,  welche  sich  an  Abhängen 
lang  gestreckt  den  Berg  hinanziehn.  —  2.  scheiben- 
förmiges, liölzernes,  mit  Füsschen  versehenes  Trag- 
fässchen,  einige  Mass  haltend,  in  welchem  Arbeiter 
oder  Touristen  Getränke  mit  sicli  nehmen  „VOkte;" 
Grü.;  GSa.,  Wa.;  Z.  Syn.  Sester.  —  3.  Euter  (der 
Kühe)  Zu;  triv.  für  weibliche  Brust  W.  —  4.  ,botz 
fläschen!'  s.  Fleisch  1.  —  5.  ^  Flusch. 

Mhd.  vluschi-,  vkm-hv.  Unächter  Uml.  vor  -»iVi  wie  in 
Asche,  Funcke  (s.  Sp.  1097),  Tasche,  iriUtchen.  —  .\ls  wesent- 
licher Unterschied  von  Fl.  und  (Juttcre  (BudeUe)  Hesse  sich 
wohl  der  des  Stoffes  behaupten,  indem  von  G.  (B.)  die  Vor- 
stellung des  Glases  unzertrennlich  ist  und  darum  diese  von 
der  MA.  dem  Wort  FL  allmählich  entzogen  wurde  bis  in 
neuere  Zeit,  wo  der  Verkehr  mit  Deutschland  wieder  auf  die 
Restituierung  des  vollen  Begriftes  von  Fl.  wirkt.  Die  Aus- 
drücke Schmih-,  Schlegel-Fl.  sind  modern,  Fcld-Fl.  entweder 
ebenso  oder  rührt  aus  einer  Zeit,  da  dieses  Geräte  noch 
nicht  aus  Glas  erstellt  wurde.  —  .Einen  auf  den  (Schuh-) 
Riemen  treten'  bedeutet  It  Wauder  I  1048  sich  nicht  vun 
ihm  trennen  wollen. 

Ö1-:  blechernes  Gefäss  für  Ol.  unterschieden  von 
einer  gläsernen  Öl-Guttere  Z.  Syn.  SUze.  -  Lad-: 
flaschenfönniges  Gefäss,  in  welchem  das  für  die  Zünd- 
pfanne  bestimmte  Pulver  sich  befand.  ,Wie  er  das 
Pulfer  aus  dem  Ladfleschlein  und  nicht  aus  der  Mus- 
queten  Ladungen  auf  die  Pfannen  tun  soll.-  VFrioer. 
1619.  Syn.  Zünd-ll.  Vgl.  Ladmäss.  —  Mäder- = 
Fl.  2,  zum  Gebrauch  der  Mähder  in  der  Heuernte 
GrD.  —  Milch-:  blecherne  Fl.,  in  welcher  die  Milcli 
transportiert  wird.  —  Pulver-.  ,5  Bulverfläsclien.' 
1571,  Z  Inv.  —  Bandelier-:  Behälter,  Hülse  für 
eine  Patrone,  dgl.  zur  Zeit  der  Musketen  eine  Reihe 
an  einem  besondern  um  die  Schultern  geschlungenen 
Bande  hieng.  .Nimb  's  Pantelierfläschli  by  de"  Ore" 
[Lederlappen].-  (Scherzh.)  KRiEcis-ExERCiTiiiM  1712. 
Syn.  Ladmass.  —  Schaub-:  Strohflasche  Z;  dafür 
üblicher  Sch.-Gutteren.  —  Schlegel-:  Weinflasche 
mit  verhältnissmässig  engem  Hals  und  weitem  Bauch 
aus  dickem,  grünem  Glas  Aa;  Bs;  Z.  Syn.  Schlegel. 
—  Trank-:  Fl.  aus  sehr  dickem  Glas,  aus  welcher 
dem  Vieh  Trank  [Arznei]  gereicht  wird  SThierst. 
Vgl.  Fueterfass.  —  Weid-:  Feldflasche  B;  Z.  — 
Zünd-  =  Lad-Fl.  .[Der  Musketier  soll]  auch  ohne 
[ausser]  die  Ladung  ein  klein  Züntfleschlein  mit  Zünt- 
pulver,  in  die  Pfannen  ze  schütten,  bei  sich  haben.- 
VPrider.  1619. 

(üf-)fläsch  (n)e":  Etw.  mit  einem  Flaschenzug 
in  die  Höhe  zieiien  GrD..  Pr.     Syn.  päschenxäghn. 

fläscllle"  --e-:  zu  Ohren  tragen.  Syn.  fläselen.  — 
Fläschler:  Ohrenbläser  ZBauiiia.  —  Vgl.  .Hescheln-. 
lächeln   (Fromiu.   2,   30)  oder  aber   unser  /läUehleii. 

flä sehne"  s.  fläschen. 

Plescil  ni.:  Folterinstrument.  .Der  Delini|uent  sei 
in  der  Wanne  [Folterinstrument]  mit  dem  Fl.  ge- 
martert worden.'  1573.  Abscu.    ~    Vgl.  das  Folg. 

Flcsche  f.:  Pfeil.  , und  hatt  ain  guoten  liandbogeii 
und  ain  lederin  sack  und  darin  hatt  er  syn  pfilen  und 
fleschen.'  HsStockar  1519.  -  Ans  frz.  ßiche,  it.  fltccux. 
Vgl,  iicicli  Fliisrhr    u.  dazu  iinhd.  .Flisi-h-'   neben  .Klitz-bogen'. 


1221 


Flasoli,  flesch.  fleiscil,  flisch,  Hosch,  fluscli 


1222 


Fleiscil  (-?  AABiugg';  ZHoinbr..  0.)  n.:  1.  wie  nlul. 
a.)  am  Leibe  des  Menschen.  Was  i'  Fl.  und  Bhiet 
steckt,  cha"  me"  nid  use  spritze".  Ineichkn.  Fiih  Stuctc 
Flei.'ich  odei'  Fulfleisclifli),  Sclielte  für  ein  träges 
Weib,  ein  schlimmes  Mädchen  Bs;  s.  ffd  Sp.  788  und 
vgl.  Jungf'rniieii/Ieisch.  Alts  mid  .Jungs  Fl.  sind  nid 
yiiet  hi-n-enander  |von  ungleichem  Alter  in  der  Ehe]. 
Sprw.  .Wäre  sie  [eine  ausgeschlossene  Nonne]  länger 
ausserhalb  des  Klosters,  so  möchte  ihr  mehr  fleisches 
als  geists  wachsen.'  1.541,  Absch.  .Niemand  soll  bei 
Gottes  [Christi]  Gliedern,  als  da  sind  Haupt.  Hirn,  Fl.. 
Bauch.  Blut,  Kraft.  Macht,  Wunden,  Schweiss  udgl. 
Wörter,  wodurch  Gott  bestimmt  wird,  schwören.'  XV.. 
Ochs.  ,Botz  fleisch  [an  einer  andern  Stelle,  ebd. :  ,Gotts 
fläsch'  Th],  was  wär's,  wenn  schon  ein  dotzet  oder 
dry  gueter  gsellen  in  die  statt  Kittend.'  1548,  Absch. 
Verdeckt  in  .sanier  botz  Häschen!'  1520,  Lied.  Über 
Fl.  in  Schimpfn.  s.  Fleisch-Schelm,  -Büswicht.  — 
b)  Fl.  als  Speise.  Vo'  Fl.  i'  der  Wuche  ist  kei  Sprach, 
mV  öpp>en  am  Mündig,  tcenn  was  vor  ist  vom  Sunntig. 
Stütz.  Me"  vuies  um  's  Brod  arbeite,  gab  e  [bevor] 
me'  zum  Fl.  chunnt.  1884,  Nat.-Kal.  Fl.  macht  FL, 
ist  sehr  nahrhaft.  Sulger.  Es  häd  doch  au  e  chll" 
Fl.  im  Chrüt,  tröstet  man  sieh  etwa,  wenn  man  im 
Gemüse  eine  Schnecke  oder  Raupe  findet  Z.  Besser 
e  Lüs  im  Chr.  a's  gar  kei"  Fl.  ebd.  Wer  's  Fl.  ver- 
suecht  hed,  neis-em  [davon]  de"  Chust  [Geschmack]. 
Lneichen.  WeV'es  ist  's  best  Fl.?  [das  Flohfl.,  weil 
man  darnach  die  Finger  leckt].  Schilh.  Er  hat  's 
u-ie-n-e»  Herr,  er  hat  all  Tag  Suppen  und  Fleisch  ZO. 
.Kraut  und  Itüben  haben  mich  vertrieben,  Hätt  man 
mir  Fl.  und  Knöpfli  [Mehlklösse]  geben.  War  ich 
länger  blieben.'  Kirchh.  ,Voin  Fl.  uf  d'  Suppen  [auf 
eine  geringere  Pfründe]  kommen.'  1051,  Schimpfr. 
Suppe  zum  Fl.,  rufen  die  Kinder  in  einem  Spiel,  in 
welchem  alle  zslaufen  müssen  Z Wangen,  's  git-em 
Fl.  i"  's  G'mües,  er  zieht  aus  Etwas  seinen  Vorteil. 
Schild.  Mit  ironischer  Anspielung:  's  Fl.  schlöd  ab, 
d'  Chalher  sind  g'rote.  Ineichen.  So  lang-me"  cha""  's 
Fl.  chaufe",  brücht-me'  nit  z'  metzge"  [bez.  auf  Heirat]. 
Schild.  Kes  türers  Fl.  als  Boss-  und  Wiberfl.  Ineichen. 
(Mit  Zahlw.)  Fleischgericht,  allg.  —  2.  Wiesen- 
klee, trifolium  pratense  GWa.  Syn.  Fleischbluem ; 
vgl.  auch  Fleisch-Maie,  -Nägeli,  nach  der  roten  Farbe 
der  Blüten. 

-(  massig  augeschweisst  wie  in  FavhlD  Sp.  640.  —  Betr. 
die  iu  dem  Mittehalter  gebräuchlichen  Fleischsorten  und  deren 
Preise  vgl.  ■/,.  B.  Ochs  i,  440  (aus  den  .Jahren  I3()3'81)  und 
vLiebenau,  das  a.  Luzcrn  (für   1470). 

Augen-:  Tränendrüse  im  inuern  Augwinkel. 
Volksglaube:  Kinder,  denen  sie  fehlt,  bleiben  nicht 
am  Leben  ZUster. 

Letzteres    ein    rrugschluss  ans  der  Wahrnehmung,    dass 
diese  Drüsen  den  Leichen  schwinden,   denn  wirklich  fehlen 
e  Niemandem  im  Leben. 

Vechli-:  Fl.  eines  halbgewachsenen,  jungen  Rin- 
des, das  den  Sommer  über  auf  der  Weide  gewesen 
i.st  Z.  S.  Sp.  647.  —  Federe"-  =  Feder  '>,  Sp.  678. 
—  Fall  (Fäl)-:  Fl.  von  verendetem  od.  wegen  Krank- 
heit abgeschlachtetem  Vieh  Z.    Vgl.  Vichf'all  Sp.  739. 

Fül-Fleischli:  die  Bauchspeicheldrüse,  pancreas 
Bs  (Fleischerw.). 

Vorliegendes  W.  wie  die  Syun.  , Eitel-,  Mur-,  Toton-FL' 
kommen  schon  in  alten  Glossarien  für  Pancreas  vor.  Damit 
wird   man    :iui-li   St. 's   unklare   .\ui;:ilir  aus   Bs:     .Fleiscli    an 


deu  Gedärmen  der  Schweine"  vereinigen  müssen.  ,Fül'  wie 
.eitel'  i.  S.  v.  unnütz,  wertlos,  da  die  Drüse  nicht  verwendet 
werden  kann. 

.lungfrauen-Fleisch:    scherzw.    für    Jungfrau. 

SuLliEK.    -    S.    o.    Fleisch  1  u. 

Herrgotts-,  Herrgntte-  GlM.;  GG..  Sa.,  Üse(r)- 
Rar r gotts  (Herrgi-ts)-  GS.;  SchwE.:  1.  Wiesenklee, 
trifolium  prat.  Syn.  Fleiscli  ä,  Fleischbluem;  Himmels- 
brod.  —  2.  Kuckuckslichtnelke,  lychnis  flos  cuculi  GG., 
Sa.  Syn.  Fleisch- Maie",  -Nägeli,  -Bluem.  —  Vgl.  Hen- 
ijotts-FäeHitU,  IlerrijotleiiSuj/jjf^ii  u.a.  Bei  .Gottes  Fleisch' Wurde 
auch  geschworen.    —   Betr.  die  Farbensymbolik  s.  Tüfuh-Fl. 

, Heiden-:  mumia.'  XIV.,  L  medicin.  Hdschr. 

Huf-.  .Cuilibet  canonico  5  carnes  quse  dicitur  h. 
[von  einem  Schwein].'  1293,  Z  Urk.  -  Viell.  zu  mhd. 
huj,  Hüfte,  coxa.  femur;    vgl.   Gr..   WB.   4,  2,   1S66   u. 

Hamme"-:  Schinken  ZO.  —  Häneli-:  eig.  Fl. 
von  jungen  Hähnen,  poulets.  In  S  hiess  es  zur  Zeit,  als 
noch  die  Standesunterschiede  bestanden:  I)'  Burgers- 
tochter  [Patrizier-T.  aus  der  Stadt]  isch  H.,  's  Bure- 
meiteli  Rindfl.  —  Haupt-:  Fl.  vom  Kopfe  des  Schlacht- 
viehs. ,I)ie  Metzger  sollend  das  H.  an  das  fl.  ver- 
koufen',  d.h.  nicht  mit  dem  Übrigen  auswägen.  Stadtb. 
Wthur.  ~  Kue-:  wie  nhd.;  iron.  Am  alte'  Chuefl. 
hat  me"  lang  z' süde".  Sulger.  —  Keiben-.:  Aas. 
Gott  spricht  zum  Raben:  ,Dyn  schnöde  art  brachst 
so  vermessen,  dass  d'  k.  allweg  muosst  essen.'  Euef 
1550.  ,Aus  dem  keiben-  oder  faulen  fl.  der  abgestorbnen 
rossen  sollend  wespen  entspringen,  als  von  den  rin- 
dern heile  oder  imben.'  Tierb.  1563.  Syn.  Kogen-Fl. 
~  Kächeli-  fCh-):  in  einer  Kachel  [Schüssel]  mit 
Wein  und  Gewürz  in  einer  Höhlung  im  Zimmerofen 
(s.  Ofenrör)  gekochtes  Fl.  G.  —  „Kafel-,  Kafler-: 
FL.  woran  viele  Knochen  und  Knorpeln  sich  finden 
L;  Z"  [an  denen  man  das  Fl.  abzunagen  (chafle")  hat]. 
Lt  Protest,  der  Z  Gerwer  1707  wurde  ,Kafler-Fl.'  in 
die  Stadt  zum  Verkauf  gebracht.  Vgl.  Scher-ll.  — 
Koge"-  (Ch-):  Aas,  Fl.  von  einem  gefallenen  Tier 
Gr.  Der  Kinderreim  in  Liechtenstein  ruft  dem  Raben 
zu:  Bapp,  Bapp,  K.,  B'hüet-mi"''  vor-em  böse"  Geist. 
VoNBi'N  1862.  Syn.  Fall-,  Keiben-Fl.  -  Ka.\h- fCh-J: 
wie  nhd.  Iron.:  !''•  wott  .A'ei»  Ch.  träge",  sagt  man 
etwa  zu  Einem,  der  sich  auf  uns  lehnen  will  Z. 
Kalbfl.  Halbfl.,  Kalbfl.  ist  wenig  geachtet,  daher  das  W. 
auch  bildlich  auf  junge,  halbfertige  Leute  angewendet. 
.Das  Pfund  des  2-,  3-  oder  4jährigen  Rindviehs,  Kal- 
beli-Fl.  genannt,  ward  um  1  ß  geschätzt.'  Wcrstis. 
Vgl.  Vechli-Fl.  —  Kesseli-  wird  beim  Schlachten 
eines  Schweins  den  Gästen  am  .Wurstmahl'  frisch 
gekocht    und    vorgesetzt    Bs.  Kräjen-    Chraie-: 

Zwerchfell  Ai»  (T.),  das  auch  selbst  Kräje  heisst.  — 
Krönli-:  der  vordere  Teil  des  Backenstücks  eines 
Ochsen  Bs  (Fleischerw.).  —  Mückli-:  Fleisehabfälle, 
welche  der  Fleischer  an  arme  Leute  verkauft  Z.  Vgl. 
Kafel-Fl.  —  Muniii-:  Fl.  von  einem  Zuchtstier  L. 
M.  gid  hert  Streich,  kräftigt  zu  harter  Arbeit.  Ineichen. 

Mur-  (-»■-):  Bauchspeicheldrüse,  pancreas  Z.  So 
bei  Denzl.  I(i77,  der  es  auch  einmal  mit  ,callicreas' 
übersetzt.  —  'lu  iinir(tr),  mürbe,  da  die  B.  ganz  schwammig 
uiul    weich    ist. 

MÜS-:  MuskcKl.  .l>ic  ciitcn  habend  oben  auf  dem 
leib  zerteilt  und  von  einanderen  gesüiideret  meusstl.' 
Vogel«.  1557.  .Dass  sy  [die  Rinder]  seiend  mit  vier- 
schröten  glidern.   mit   starkem  meussfl.-    Tiiuii.  15C3. 


1 22?, 


Flasfh.  rtesch,  (leiscll.  fliscli.  fldsdl.  tliiscli 


1224 


'Der  knibben  bcin  wenieiid  bewegt  durch  weiss  inussti.' 
Fisi-HB.  1503.    .Meussfi.,  iiiusculus.-  Fuis.     -    Zu  .l/i«  = 

HlUSCllhls, 

Büchsen-Fleisch:  (auf  den  Zünften)  in  einer 
ehernen,  runden  Büchse  gekochtes  Kalbfl.  ScnSt.  (Sulg.) 
Syn.  Fores.se«.  —  Binden-:  mit  Tüchern  und  Binden 
umwundenes,  an  der  Luft  getrocknetes  Fl.  Gr.  Vgl. 
Binde.  —  Blättli-:  in  Schüsseln  (Blatten)  gebratene 
kleinere  Fleischschnitten  Bs.  —  Brat-,  Brate"-: 
.Schenkelfi.,  zum  Braten  benutzt  OnPr.  ,Es  sollen 
die  Metzger  nit  allein  am  Sambstag.  sonder  auch  was 
under  der  Wochen  in  anderen  Tagen  am  Brattieisch 
gemetzget  wird,  sehätzen  zu  lassen  schuldig  sein.' 
Iti47,  Auch.  Kloster  Eins,  [wofür  ebd.  einmal  .Bratis']. 
Spez.  von  Schweinen  (vgl.  Brüten).  ,Es  söllent  metzgen 
ircr  zweie  ein  sampstag  um  den  andren,  einer  an  einem 
sanipstag  rindfl.,  der  ander  br.'  160(),  Metzgerordn. 
LHochd.  —  „G(e)ragel-:  Fl.  mit  vielen  Knochen", 
dasselbe  was  Gragel,  eig.  hageres  Tier.  —  Kieme"-: 
die  einzelnen  Stücke  FL,  wie  sie  eingesalzen,  ge- 
räuchert und  dann  für  den  Gebrauch  aufbewahrt  wer- 
den GRVal.  —  Rind-:  ausgewachsenes  Rind.  ,Rintfi. 
und  sollich  vich,  so  an  dem  herbste  gewonlich  feil 
ist.'  13;!9,  Z  Ratserk.  S.  Vich,  Sp.  647.  —  Ross-. 
,Ein  platten  mit  gesottenem  r.,  das  wir  alle  lustlich 
ässen  und  fast  guet  gewesen,  das  sy  ouch  sprachen, 
es  gult  inen  glych  als  von  einem  ochsen.'  1475,  Absch 
[Bericht  aus  dem  belagerten  Neuss,  wo  426  Pferde 
gegessen  wurden].  S.  noch  l'leisch  1  h.  -  Sau-, 
iS'oM-,  Soll-:  Schwcinefl.  ,Saurt.  sollst  du  nicht  ge- 
niessen  ohne  guten  Rebensaft.'  GHkid.  173'2.  Gewöhn- 
licher iSchwmi"s.  —  Säckli-  Seckli-:  in  Säcken  mit 
Umgehung  der  polizeilichen  Controlle  in  die  Stadt 
geschmuggeltes  Fl.  kranker  Tiere  Z. 

Sing-:   die  Sehnen  im  Rindfl.,  ligamentuni  nuch». 
So  «genannt,  weil,  wer  solche  isst,  eine  gute  Siugstiininc 
erliält  Th.      Syn.   Ältc-,   Stimmioaclin. 

Schal-:  auf  der  Fleischbank  [.Schal']  verkauftes 
Fl.  .Das  Seh.  wird  aufschlagen.'  1819,  B  Hink.  Bott 
(zum  Monat  März).  —  Scher- (-e^-):  FL,  welches  der 
Gerber  mit  dem  .Schermesser'  von  den  Tierhäuten 
abschabt  und  zu  Schweinefuttcr  verkauft  Z.  ,Die 
.\rnien  genossen  1817  sogar  das  Seh.  bei  den  Gerbern.' 
Erzähler  1855.  —  Stür-:  FL,  das  man  bei  den  auf 
Gegenseitigkeit  gegründeten  Viehassekuranzgesell- 
schaften It  Vertrag  von  dem  Eigentümer  eines  durch 
Unfall  verlornen  Stückes  Vieh  gegen  Bezahlung  ab- 
nohnien  muss  Z.  —  Tüchel-:  Fleisch  eines  nach 
1 — 2jährigem  Gebrauch  verschnittenen  Zuchtstieres 
(Tilctiel)  AaF.;  ZKn. 

Tüfels-:  1.  kriechender  Klee,  trifoliura  repens 
Si'HwE.    —    2.  Weidenklee,    trif.   alpicolum.    ebd. 

Beide  mit  weissen  Blütcnköpfeii ;  in  Gegs.  gestellt  zu 
olligem  Uergutts-FL,  trif.  prat.   (mit  roten    Bliltenköpfen). 

Tigen-  s.  gedigen. 

Dick-.  ,Pulpa,  d.  oder  gross  niauwen,  das  ist 
fleisch  on  bein.'  Fris.  —  Diele  wol  «mgedentet  aus  Diech, 
Oberschenkel. 

Tote"-:  1.  Bauchspeicheldrüse,  pancreas  ApK.; 
Gl;  GRPr.    S.  Fid-M.  —  2.  Milz  ApH. 

Die  blutreiche,  dunkle  Milz  hat  ."ihulichkeit  mit  Fleisch, 
in   welchem  das  Blut  gestockt  ist.   ,todtem  Fl.' 

Wiber-  s.  Fleisch  1  b.  —  Wildi-:  Fleisch  von 
Wild  GL.     Die  [die   welche]   iif  eleu  Alpe"  lelie'Ul    und 


feiste"  CliÜH  und  Milch,  am  |deni|  W.  'nach  nirziehnd. 
Anderl.  1852.  —  Wiss-:  Ziege,  im  Kinderlied  (L), 
da  ilir  Fl.  weisslich  ist.  —  Zigüner-:  FL,  das  bei 
Ausflügen  im  Freien  gebraten  wird  Gr.  Syn.  Z.-Braten. 

.fleischächtig:  carnosus;  die  aller  fleischächtigi- 
sten  [Oliven]  gebend  aller  minst  öl.'  Fris.;  Mal. 

fleischele":  nach  Fleisch  riechen  od.  schmecken, 
allg. 

fleische":  1.  in  der  Gerberei  das  Fleisch  von 
der  Haut  abschaben.  .Die  kürssner  sollent  in  der  .\r 
ir  fei  waschen,  fl.  und  beizen.'  1539.  B.  —  2.  mit 
grosser  Anstrengung  schleppen  od.  tragen  Schw;  „Zo", 
viell.  eig.  schleppen  wie  an  schweren  Fleischstucken; 
vgl.  noch  Schm.-Fr.  1,  798. 

g'fleischet:  wohlbeleibt  Bs;  BM. 

fleischhaft:  reich  an  Fleisch.  ,F1.  stuck,  als 
die  lunielen  [Lenden]  und  schlauchbräten  und  die  hin- 
deren löuf  vom  wildprett,  pulpanientum.'  Mal. 

fleischig:  1.  aus  FL  bestehend.  Öppis  Fl-s,  ein 
Fleischgericht  Z.  --  2.  g'fl.,  fleischig,  muskulös;  auch 
von  Obst.  allg. 

fleischin:  fleischlich.  ,llast  du  auch  fleischine 
äugen,  oder  siehst  du  auf  das,  darauf  die  menschen 
sehend.'  Z  Bib.  1560.  ,Die  grob  und  fleischin  an- 
fechtung.'  HBull.  1571.  ,Ich  bin  fleische  gestaltet.' 
1707,  Weish.  [dafür  jetzt  ,zu  Fleisch']. 

Fleischlichi  f.:  Fleischlichkeit,  ,0b  wir  euwere 
fleischliche  erndend.'  1530,  1.  Cor.  [dafür  1707:  ,euer 
Fleischliches']. 

Pliscll  m.:  Flyschschiefer,  die  Gebirgsart,  welche 
zwischen  den  Kalkbergen  eingeschlossen  ist  und  in 
manigfaltigem  Wechsel  aus  Mergelschiefer,  Mergel- 
kalk und  Sandstein  besteht  BSi. ;  ein  durch  GStuder 
für  eine  Schicht  der  Eocänformation  in  die  Wissen- 
schaft eingeführter  terni.  techn. 

Vgl.  über  die  der  Bed.  und  Form  nacii  vwdtn  WW.  die 
Anm.  zu  Flime" ;  näher  noch  berührt  sieh  bair.  Flins,  Sand- 
steinformation  unter  dem  Kieslager  der  Gegend  um  München. 
Darf  als  Grundbed.  .Schiefergestein  iu  schichtenweiser  La- 
gerung' angesetzt  werden,  so  ergibt  sich  mögliche  Identität 
mit  Flinae",  indem  die  dort  angegebenen  schwäb.,  kärnth.  und 
nhd.  Formen  Arten  des  Schiefergesteius  (tw.  als  Resultat  der 
Verwitterung)  bedeuten.  Die  verwitterten  Schiefergesteine 
geben  mittelbar  oder  UTimitteibar  Änlass  zu  Krdrutschungen 
(s.  Flinn'').  .auslautendes  s  wird  nach  den  spitzen  Voc.  leicht 
zu  9,  vgl.  /»,  Eis.  Die  Bed.  .glimmerige  Erde'  erinnert  aller- 
dings auch  an  bair.  ,ftinseln,  flimmern',  blinzeln.    S.  noch  d.  f. 

flisch:  1.  schieferig  BSi.  —  2.  verwittert;  s.  fnl 
Sp.  787. 

f losch  s.  flössen.        Geflosch  s.  Geflntsch. 

Fliisch-  BRi.  (PL  -e",  -er),  Sa.,  Flosrh  BHa.  —  m., 
Flosche  f.  BHk. :  1.  Cisterne,  zur  Aufnahme  von  Regen- 
wasser bestimmte  Grube,  besonders  auf  den  Alpen 
zum  Tränken  des  Viehs  angebracht  BHk.,  Ri.;  „Obw." 
,Die  Brunnentröge  und  Flösche  auf  der  Alp  sind  eine 
Servitut  der  Korporation.'  vEuw  1708.  —  2.  Teich, 
kleiner  See  BSa.  —  3.  Jauchekasten  oder  -fass  in 
der  Erde  BHa.,  RL 

Auch  Schwab.;  vgl. 'i*  nihd.  vioz,  Fluss,  Strom.  Vgl.  auch 
Flutz  und  Flüz,  mit  ähnlicher  Bed.,  ani ßosdi  bei  Lex.  :3,  4l:L 
Über  Umlaut  vor  -scti  vgl.  Fliini-lie;  doch  kann  unser  W. 
auch  auf  , flössen'  zurückgehn.  —  Der  Bed.  nach  entspricht 
am  nächsten  tir. //e»»,  seicht,  untief.  Auch  in  Flurnu. :  ,iui 
Flö.sch'  B  (üfter)';  Z  uSth.,  .in  den  Kieschen',  Alp  in  \V, 
.Flöschacheren'   Bfiugg. 


12-jr, 


Flasch— fliiscli.     Plat— ttiit 


1226 


tldsch  AaF.,  Fri.;  Bs;  B  (<»;  .Scii  (i');  ZKafz, 
flasch  (e-)  GMels:  1.  schwammiclit.  locker,  weicli. 
von  Fiüelitcn  (z.B.  Ä|it'c'lii,  Rülii-n.  die  inwendig  in- 
folf^e  davon  faulen  und  hohl  weiden  GMels).  vom 
Gra.<e  (BSi.),  bes.  aber  vom  sehattenhalb  gewachsenen, 
rasch  aufgeschossenen,  zerbrechlichen,  nicht  dauer- 
liafton  Holze,  wie  auch  z.B.  von  dem  der  Paii])el  Aa; 
l!s;  B;  ZRafz.  Syn.  </e/b.s'e»  (Sp.  1088.  s.d.);  miischig; 
manch.  Ggs.  hnchsig.  —  2.  aufgedunsen,  fett  (von 
Menschen),  aber  doch  von  schwächlicher  Constitution 
AAFri.;  Bs;  ScHNnk.  Bis  si  em  [dem  Kinde]  helfe" 
tciU,  se-n  isch  's  sehn"  hi"  und  rilert  si''''  nit,  —  e  fltische 
Buoh  isch's  (/'.st".  Hebel.  -  3.  von  Gesundheit  strotzend, 
rotwangig  BSchw. 

Im  Voriirlbergy/usc/i,  selnvaniuiig,  aufgedunsen;  bair.  //<«», 
li>se;  tir.  fio^chet,  aufgedunsen,  dickleibig.  Vgl.  noch  Flösch, 
Flalith   u.  Twdte;  aber  auch  \t. ßoxeio,  comask. //o»»,  schlaff. 

PliiscUe  f-i'-J  i.:  ein  auf  den  Widerlagern  ruhender, 
von  einem  Ufer  zum  andern  reichender  Brückenbalken 
GMels.  Vgl.  Alisbaum.  —  Eig.  ein  scliwankouder.  /it- 
tornder?  zum    tVdg.    Vb.  ? 

llüsch'e":  1.  trs.  a)  beim  Schopf.  Kragen  nehmen 
und  schütteln  B.Si.;  W.  Aliiess  ich  dich  Held  noch  jL? 
droht  der  Vater  dem  ungehorsamen  Jungen.  Unpers.. 
vor  Angst,  Kälte,  Fieber  erzittern  machen  BSa.  — 
b)  auflockern,  z.  B.  Kleider,  die  im  Wasser  liegen  od. 
zum  Trocknen  aufgehängt  sind;  das  Federbett  B.  Syn. 
jlüdren,  dessen  Bed.  es  verstärkt.  —  2.  (refl.)  sich 
schütteln,  z.  B.  von  Tieren,  welche  sich  des  Staubs 
entledigen  BHa.,  Si.  —  3.  (neutr.)  vor  Äugst  od.  Kälte 
zittern  BSa.  —  4.  (neutr.)  „matt  brennen,  wie  z.  B. 
faules  Holz  W.- 

Zu  vlus,  Nbf.  des  nihd.  liies.'  —  Zu  4.  Das  matte  Feuer 
ist  das  zitternde,  da  und  dort  aufflackernde  und  wieder 
erlöschende. 


„flispere":  flüstern,  leise  reden  Sch.'-  Syn.  flismen. 
-  Zu  ahd.  flintran,  liebkosen;  nhd.  .Hfisteru',  .luch  iinlid. 
.flispenr.      Vgl.   /7»/»-/-?7(. 


Fielst  s.  Fleisch. 

Histere":     vor    den    Augen    ilinnuern     Sch.      Syn. 
fhjiercii  Sp.  IUI;  s.  flisperen. 


Fiat-  flul.      Vgl.   auch   die   Gruppe    Ftmi   usw. 

Fiat,  resp.  (G'jFIOt.  Flöd  kv  m. :  unreinlicher 
Mensch;  übcrtr..  in  moralischem  S.,  ein  sittenloser, 
verächtlicher  Mensch,  häufig  als  Schimpfn.  Ai-  (ver- 
stärkt Sw/^örf);  GnHe.,  Pr.;  G.  L'bertr.  auf  Tiere  und 
Sachen,  lez  han-i'''  co"  dem  u-üeste"  Flot  [schlechtem 
Garn]    Bloss   70  Rickli   f/'spuelt   mit   Not.    EFeurer. 

Verk.  aus  Un-Fl..  indem  nuiu  dem  uii  bloss  verstärkende 
Bed.   beimass.     Anders  Gr.  WB.  3,  1728. 

U"-  (PI.  -e"  BSi.,  sonst  U'fl<U\  m.:  1.  Unrat,  Un- 
reinigkeit,  Kehricht  BM. ;  L.  Wenn  's  z'  Märit  (fang, 
da  sinn'  Niemere  a"  Mädi,  aber  wenn  e  Dreck  us- 
s'traiipe"  slg  oder  süst  ncnis  llflat,  da  sott  Mädi 
vora".  GoTTii.  ,l)as  es  allwegen  vermischt  ist  mit 
dem  iniHat  >ind  mit  dem   wuost  der  sünilcn.'  ZwiNci.i. 


jSoUent  die  metzger  nietzgen  [nicht]  in  dem  läger. 
damit  die  unrat.  buch  und  u.  hinweg  komme.'  1553. 
Zellw.  Urk.  .Proluvies,  u.,  ausspüeleten.'  Fris.  .Lens. 
ein  niss  oder  u.  auf  dem  haupt.'  Fris.;  Mal.  Bildl.: 
U"llät  ä't'ä",  Streit  erregen.  Id.  B  (vgl.  Jl/i'.s'f  mache"). 
[  —  2.  unsauberer,  schmutziger  Gegenstand,  auch 
Tier  oder  Mensch;  darum  häufig  zum  .\usdruck  des 
Widerwillens,  wenn  auch  oft  nur  scherzw.  ange- 
wendet, allg.  De''  Hund  hed  (/'hület  vi-n-en  Uflot  L 
(Schwyzerd.).  ,Die  Unflate  von  Schlampihüten.-  Gotth. 
So?  Du  bist  au'''  i  d'  Bart  lernarrt?  Eso  en  U"/!. 
verstellt  's  G-'sicht.  Feurer.  Was  für  eit  Chetzers  O"/!. 
het's  i'g' rieht,  die  Stickstüel'^  ApI.  (Schwyzerd.).  Sibe 
Chile,  Gott  b'h'uet-si,  und  sibe  Chind,  deren  Uflöd,  ant- 
wortete der  Entlebucher,  als  man  ihn  nach  seinem 
Hausstande  fragte.  Ineichen.  ,0b  es  sich  begab,  dz 
einem  uf  unser  allmeind  vech  verdurb,  so  soll  er  "s 
angents  vergraben ;  es  soll  auch  nicmants  kein  solich 
unnütz  vecli»  und  u.  oder  unrat  uf  unser  almeind  tuon.' 
1536.  ScHW  Kq.  .Das  fleisch  der  katzen  wirt  gefressen 
in  Hispanien,  so  [die  Spanier]  sunst  unflät  in  allerlei 
speiss  sind.'  Tierb.  15(j3.  Von  Pers.  in  moralischem 
Sinn,  ein  roher,  im  Reden  und  Handeln  unsittlicher 
Mensch;  daher  als  gemeines  Schimpfwort  gebraucht. 
)S'(  hat  en  U.  vom-ene  Ma"".  Fr  hat  es  Mül  wie  en  U. 
As  ist  an  üsgmarchata  und  a  bara  lötaga  Ujlad  g'sl" 
Ge  (Schwyzerd.)  .Wir  wend  keines  Junkherren  ver- 
soffenen Unflaats  [zum  Pfarrer].'  1569,  Tu  Beitr.  1572 
in  den  Absch.  unter  den  Schelten  aufgeführt,  die  vor 
den  niedern  Gerichten  gestraft  werden  sollen.  .Die 
Unflät,  die  Unkeuschheits-Sünden  begehen.'  Ulr.  173-1. 
Vgl.  fliit. 

unflätele":  nach  Unrat  riechen  oder  schmecken ; 
unanständig,  unsittlich  sein,  z.  B.  von  einem  Bucli ; 
garstige  Dinge  treiben,  allg. 

Unflate":  an  .Unflat'  erinnern.  A.  Chönnet-er 
nid  säge",  wie-n-er  zum  G'sehlecht  [welclien  Ge- 
schlechtsnamen] hed?  —  B.  Nei",  »'"''  cha""  's  -nid 
b'stimiiit  säge",  rceder  [nur]  das  weiss-i"'':  es  uflätet 
Öbbis.  —  A.  Ja  so.  das  ist  der  Söppi  Wüest.  .IBEcLi 
1871. 

U"fläter  m.:  =   Unflät  3  Z. 

Flatt  m.:  eine  Lage  Schnee  BSi.  (7,yro).  Syn.  Fhttz. 

flatt  s.  fratt. 

Flattere  f.:  Ohrfeige.  Schlag  mit  der  flachen  Hund. 
Maulschelle  Af;  GRh..  neben  Flätterli"g  (s.  d.). 

flattere":  l.  a.  fladeren.  —  2.  sehr  heftig  regnen 
G  oRh.  's  het  grail  g'flatteret.  Syn.  flatteren.  --  ".er-fl., 
(fr.)  Einem  eine  Tracht  Schhlge  erteilen  Ar.  Vgl. 
fladeren  u.  Gr.  WB.  3,  1731. 

Flatterer  m. :  flatterhafter  Mensch  .\i". 

llilttiere"  {-d-  Bs):  1.  schmeicheln,  liebkosen,  allg. 
Syn.  höf'chii,  schancenzlen.  .Y.s  mögend  ouch  wol  die 
menschen  einanderen  fl.  und  zenzlen  [locken  |  und  ein- 
anderen für  guote  Christen  erkennen.-  Gualth.  1555. 
,Pcrcutere  alijm  palpo,  ad  voluntatem  alieujus  dicero, 
eim  fl.,  schmcichlen.'  Fkis.  ,F1.,  was  einer  sagt,  im 
wol  lassen  gefallen,  schmeichlen.  Der  im  bitten  flatiert 
und  liebkoset,  procum  blandus.'  Mal.  ,Er  aber  flattiert 
den  Hunden  und  gab  ihnen  Brot.'  Hei't.  1658.  Daher 
g(c)  flattier  ig,  flattier(er)isch:  schmeichlerisch, 
allir.     Flatti 


;.    Schincichlcr,    allg. 


(^i'inem 


1227 


Fiat,  «et.  flit.  flnt.  flut 


1228 


Arbeitsstoffe,  Werkzeug)  Sorge  tragen,  es  sorgfältig, 
schonend  gebrauchen  Z.  —  3.  (iron.)  einen  Schlag 
versetzen  ZWald.     Syn.  tätschien. 

Aus  frz.  ßatter,  afrz.  afflalter,  streicheln,  welche  gor- 
inanisclioa  Ursprungs  sind.    Vgl.  flatteren  a.  6r.  WB.  3,  1734. 

Flattör  -Ö-  ni.:  Schmeichler  Aa;  S;  Z.  —  Ans 
ileni    Frz. 

flftt  ,AaF.;"  BO.;  „F;^-  Uw;  U;  W.  fiM  L;  ScHW 
Muo.,  ./lef-:  1.  als  Adj.  a)  rein,  reinlich,  .sauber, 
geputzt,  von  Sachen,  Menschen  und  Tieren  „j^aF.;" 
BO. ;  W.  In  der  Stiihu"  sind  d'  Tisch  und  d'  Bäich 
[Bänke]  (janz  //.  [rein  gescheuert].  Ein  flätes  Landgut, 
ein  fiäter  Acker  sind  wohlbestellt.  As  fh'its  Hüsuüh 
[Hausfrau]  W.  Es  fläts  Chalb  BGr..  Gt.  We'"  die 
hiihi  Nidelchella  fläti  ist,  ice''"-mu"-scha  [sie]  ms  der 
dicke  Milch  nimmt,  so  bllht  's  hibsches  Wetter  W.  Er 
ist  nit  fläte  über  d'  L'ebra,  nicht  sauber  über's  Nieren- 
stück, ebd.  —  b)  geschickt,  geeignet  zu  Etwas,  z.  B. 
von  einem  Werkzeug  BHa.  —  c)  in  moralischem  S., 
von  Personen,  brav.  ebd.  —  2.  als  Adv.  a)  i.  S.  v. 
1  a,  b,  c.  —  b)  schnell,  flink,  ohne  lange  zu  überlegen, 
sogleich  entschieden,  bündig,  kurz  und  gut  B;  Schw 
Muo.;  „Z."  Uf  der  Iseban  geid's  fl.  BRi.  Wnl,  den 
han-i''''  vtütjen  [überwältigt]  und  das  fl.  ebd.  ,Seh, 
Hueb,  bet  und  nicht  so  gestottert,  sondern  fl.  fort,  dass 
du  heute  nocli  fertig  wirst.'  Gotth.  Das  miech-  [machte] 
r''  anders  und  das  fl.  ebd.  ,Flätt,  mox.  illico.-  Id.  B, 
Er  hed-mer  de'  Bündel  fl.  vor  d'  Türe  ij'liid  SriiwMuo. 
Mit  adv.  Ä  jfläts-  BO..  M.     Jetz  gang-mcr  fl.  derhinder. 

—  c)  ganz  und  gar,  gänzlich,  vollständig,  durchaus, 
geradezu  L;  Si'HwMuo.;  Uw;  U  (auch  „fläts");  „W." 
Er  hed  Alls  fl.  eicey  g' fresse'.  „Da  lebt  er  i'  Sii's 
und  Bru's,  bis  Alls  z'sämme  fläts  verbutzt  ist  Ndw." 
's  ist  fl.,  wie-n-i"''  g'säid  ha'  UwE.  Er  loigt  [lügt]  //. 
ebd.  Es  hed-em  d'r  Finger  i'  der  Fabrik  fl.  ewegg 
[rein  weg]  g'nö"  L.  Öppis  flät-ane  (fldtig)  weghaue'. 
Fl.  Nid,  ganz  und  gar  Nichts;  //.  nur...,  durchaus 
nichts  Andres   als  . . .   Ndw.     Syn.   bi  Butz  und  Stil. 

—  d)  an  einem  fort,  beständig  UwE.  's  Chind  hed 
fl.  g'schröue  [geweint].  —  un-:  unsauber,  unrein. 
garstig  W.  —  Setzt  ein  ahd. //ad' voraus;  mhä.  nur  vluetec. 
Die  selbe  Begriffsentwicklung  auch  bei   ijlati,  süber  (s.  d.). 

fläte"  (-«-):  1.  durchseihen,  von  frisch  gemolkener 
Jlilch.  d.  h.  sie  von  Unreinigkeiten  säubern,  daher  (un-) 
(/'flutet,  (nicht)  geseiht  W.  Syn.  richten.  —  2.  „einen 
Kranken    pflegen,   ihn  gleichsam  sauber  halten   LE." 

„fläterc"  -«-:  gäten,  einen  Acker  od.  Garten  vom 
Unkraut  reinigen    W."   —   Eig.  ßätcr,   sauberer,  machen. 

flätig  -ä-  {-e-  AABb.):  1.  =  flat  1  Aa;  „W".  Durch 
das  Nachrätschen  wird  das  Werch  tiätiger.  Sit  e  Bitzeli 
[ein  wenig]  //..'  [zu  Kindern]  AAZein.  —  2.  rasch, 
liurtig,  gewandt;  emsig;  ohne  Schwierigkeit  Aa; 
Bs;  B;  ZBenken;  vgl.  flät  2.  's  isch  fl.  (ab  Statte') 
'gange".  [Si]  het  g' macht,  dass  si  so  fl.  als  viüglich 
im  US  de"  Auge"  chömm.  Walden.  Mini  Here  hen 
iillmig  «!(''■  g'meint,  der  Botschriber  schrlb  gar  sollt 
fliitig  am  Brotekoll.  Alem.  1843.  ,Unsere  Correspon- 
denz,  die  einst  auf  so  vielen  goldenen  Spulen  lief  und 
so  fl.'  Hebel.  ,Wo  einer  seiner  sach  fl.  nachgät,  so 
spricht  man.  er  ist  als  hurtig  als  ein  atf.'  Tierb.  1563. 
Syn.  gleitig,  tceidlig.  —  3.  a)  =  flät  3  c  AABb.  Fl. 
Nüd,  gar  Nichts,     's  häd-em  's  Bei"  fl.  etregg'schhu/e". 

—  b)  platt.  Fl.  uf  's  G'sicht  use  falle"  Ap.  —  4.  u  n- 
relnlich,  unsauber,  garstig  GrHb..  Pr.;  ScnwMa. 


MhJ.  vlaetec,  sauber,  zierlich,  schön,  von  riai,  Sauberkeit. 
Bed.  4   dir.  von  Fiat    abgeleitet;    vgl.  aber  auch  Gr.,  WB. 

un-:  1.  un.sauber,  unordentlich,  abstossend,  wider- 
lich, allg.  .B'richtete  aber  so  hofl'ärtiges  Weibervolch, 
was  ihm  wegmüsste  u'""  was  nnfl.  sei  {schal i"'',  sagen 
die  Zürcher),  dann  tat  Eisi  wie  ein  alter  Metzgerhund.' 
Gotth.  —  2.  in  moralischem  S.,  unkeusch,  unsittlich, 
z.  B.  auch  von  Reden,  wild,  grob.  allg. 

flätige":  säubern.  De"  Bodun  fl.  wie  en  Dili, 
alles  Gehölz  auf  einem  Grundstück  weghauen  W. 

flätiglich //fU7i;  1.  unbedenklich,  kurzweg,  ohne 
Umstände,  einfach,  sofoi't  Sch;  ZSth.  Er  hät-en  fl. 
bim  Chrübis  [Schopf]  g'nu  [genommen],  furtg'jagt 
udgl.  Er  chünnd  ja  fl.  e  chlei  mit-is  chö".  Gang  fl.: 
Du  darfst  es  fl.  [mit  gutem  Gewissen]  iö'".  Auch  mit 
der  Endung  -ling  und  adv.  s;  flüMings  ScnNnk.  Syn. 
gerad.  —  2.  vollständig,  völlig(lich),  ganz  und  gar 
ScnBargen.  Wenn  's  no''  au"''  fl.  langet,  ausreicht. 
Fl.  Nünt  tue".  Die  [gestörte]  Otere  gugget  uhe,  macht 
es  Schnüfeli  [zischt],  //.  als  we""  [ganz,  wie  wenn]  .si 
falsch  [zornig]  war.  Schwvzrrd.  —  Flak-Ii  durch  Sync. 
II.   Assiniil.;  vgl.  etfulcHch   Sp.    178. 

Flättaeli  G  (a"  1790);  Z,  „-acht  Ap",  -acher  G 
(Götz.)  —  1)1.,  Flättache,  -oche  Ap(T.);  GrHb.;  GRh. 
fl'lättoch'e),  Stdt.  oT.  —  f.  (m.  nur  GSev.):  1.  Flügel 
der  Vögel  und  Insekten  usw.  Ar;  Gr;  G.  D'  Fl. 
lamjie"  lu",  den  Mut  sinken  lassen  GW.  —  2.  Ohrfeige 
GStdtf.  Heb  no''  di  Lästerschnorre  zue,  söss  [sonst] 
get  's  a  pär  Flettache  (:  Sache).  Ap  Kai.  1884.  Syn. 
Flauer  (ling);  Flädere. 

Eine  Verbindung  der  End.  von  nihd.  vi-tach  ra.,  vi'tache  f., 
Fittig,  mit  dem  Anlant  von  flieijai  nni  jlittiei-n;  vgl.  noch 
Flücl-c  für  Fiele  (ApI.  -aehcr  der  auf  Sp.  G5  besprochenen 
Endung  nachgebildet. 

„flättache":    flattern,   die  Flügel  bewegen   Gr." 

Flätter  ZO.,  Pfle-tter  Sch  m.:  Schlag  mit  der 
flachen  Hand,  z.  B.  auf  den  Hintern  ScnNnk.;  ZF.,  Sth. 
Tue  recht,  sust  git  's  no'''  Fl.  —  Eig.  ,der  klatschende 
Schlag';   vgl.  flattcnm.    —    Vgl.  noch   MUrze'-Pfliitter. 

Geflatter  AAZein.;  GT.;  ZRfz  (-e'-),  Sth..  Pfl- 
GRh.;  Si'H  (-e'-  ScnSt.)  —  n.:  an  ungehörigem  Orte 
(z.  B.  beim  Waschen  von  Zeugen)  verbreitete  Flüssig- 
keit, Sudelei  AAFri.;  GlK.;  Sch;  GWa.,  T.;  ZRafz; 
das  in  Folge  eines  Wassergusses  sich  ansammelnde 
Wasser.  Wasserlache  AAZein.;  GWa.  Syn.  Gefleder, 
Geflätsch.     Vgl.  fläderen,  flederen. 

Flattere"  f.:  1.  Schlag  auf  den  Kopf,  mit  der 
flachen  Hand  GrHc.  ;  GRh.;  Tu.  Syn.  Flättaclu,  Flätter- 
ling;  Gusche;  Husche;  Schicättcrhng.  —  2.  dicke  Frau 
GWa.;  eig.  .breites  Ding'.  Syn.  Fluttere.  —  3.  feines, 
flatterndes  Zierband  aus  Papier  oder  Seide  GWe. 

flattere":  1.  flattern,  z.B.  von  Schindeln;  mit 
starkem  Flügelschlag  schwer  und  unbeholfen  nicht 
hoch  fliegen,  wie  z.B.  junge  Vögel.  Fledermäuse  Ap; 
ßSi.;GRS.,  Sculms;  GT.',  We.;  „W;-  ZO.  Syn.  flotteren. 
Lt  ImOb.  ist  flatteren  gegenüber  fläderen  schon  ein 
etwas  sicherer  Gebrauch  der  Flügel.  Der  ,Fluder' 
(s.  d.)  trägt  nach  dem  Vogelb.  1557  seinen  Namen 
,on  zweifei  darumb,  dass  er  also  auf  dem  wasser  flat- 
teret; dann  er  weder  recht  fliegen  noch  gon  kann, 
er  sperre  dann  sich  mit  den  füessen  und  flüglen  im 
wasser'.  —  2.  ein  Kind  mit  Schlägen  strafen  Th; 
einem  Kind  den  Hintern  crfl.  TuM.;  beohrfeigen.  ebd.; 


r.'2!i 


Flut.  Ilcl.  Ilil.  Hol.  Hut 


1230 


cerpil.,  ilurchpiügt'ln  SoHStdt,  Syn.  flatteren.  —  3.  (pß- 
l?s;  GRCalfr.,  UYatz)  mit  klatschenden  Tönen  auf- 
fallen, z.B.  von  dickflüssigen  Excrementen  der  Kin- 
der,  auch  von  Wasser  Bs;  Gr;  Flüssigkeit  spielend 
bewegen,  dass  sie  klatscht,  sie  ausgiessen.  plätschern 
Bs;  cacare  (vom  Rindvieh)  Bs;  .sehr  stark  regnen 
GrHc. ;  G  oT,     Syn.  pffjletschen:  flitzen;  pläderen.  — 

I.  zerfahren,  (auch  i'erfl.).  aus  einander  fallen,  wie 
weiche  Gegenstände,  z.  B.  Gebäcke,  faule  Apfel  Bs; 
GSa.  E)-  hät-a°  [ihn]  a»  d'  Wand  g'worfe",  i'''  ha' 
if  meint,  er  müess  verfl.,  loe-n-a  fide'  Opfel.  Winn 
in-ere  Burestube  d's  Birehung  eso  übere-n  Ofen  alte 
flatteret.     Syn,  lätteren.    Vgl.  fluttern. 

g'ilätterig,  pfl-:  nass,  von  Schnee,  der  mit  Regen 
gemischt  ist  AaZ.;  Bs;  kotig  Bs. 

Flätterli^g  m.:  1.  Schlag  auf  den  Kopf  mit 
der  flachen  Hand,  gesalzene  Ohrfeige  Ai';  G  (schon 
1790  belegt);  Th;  ZO.  Syn.  Fläderling;  FlätterfenJ. 
—  2.  Klecks  GTa.  —  3.  Excremente  des  Rindviehs, 
<laher  auch  Kue-Fl.  L.  Syn.  Bläder;  Kue-l'fUitter. 
Vgl.  flatteren. 

Flaute  I  Ndw,  Flaute  I  B  (bzw.  -m--);  „LE.;«  W 
(neben  .^Flauti") :  hoffärtiges,  putzsüchtiges  Weib, 
l'utznärrin  BE.  (Zyro);  mit  dem  Nbbegriff:  freches, 
verbuhltes  Weib  Ndw;  W.  „Dische''  ^on,  der  scMs 
[sein]  Guet  mit  din  Flautin  verfressin  hat  WLötschent." 

Wolil  eig.   .der  flatternde  Weiberrock'  (s.  flauten,  FlauÜ 

II.  vgl.  Jiippe  =  Weib).  S.  uuch  Flän<j<jen  (mit  der  Nbf. 
Flaute),  Flute;  und  vgl.  tir.  Floita,  nachlässig  gekleidete 
Weibsperson.     S.  aber  auch  Fl.   If. 

flaute"  U.  flaute'  BE.;  „LE.;"  Uw  f-ai-):  1.  Etw. 
im  Winde  flattern  lassen  oder  machen,  z.  B.  Bänder; 
die  Luft  bewegen,  z.  B.  mit  der  Hand,  mit  dem  Hute 
oder  Taschentuch  zum  Abschiede,  mit  dem  Fächer 
BE.;  Uw;  U,  Syn.  schwelen.  Sei  [die  Dame]  flaited 
(jrad  e  chlei  [ein  wenig]  mid-em  Eock,  geht  affektiert, 
so  dass  sie  das  Kleid  in  Schwingungen  bringt;  vgl. 
Fläutirock  u.  schwänzen.  I'^  cha"  's  G'.sätsli  [Sprüch- 
lein] scho"  [auswendig],  aber  i'''  cha"'  's  nid  fl.,  kann 
es  nicht  mit  den  dabei  nötigen  Armbewegungen  (Ak- 
tionen) begleiten  Oew,  „Jmdn  in  die  Höhe  heben 
und  dabei  schwingen  LE.;"  vgl.  Fläutischwimg.  Syn. 
flaudern,  fläudern.  Abi.  Fliiuti.  —  2.  wehen,  vom 
Wind  bewegt  werden,  flattern,  doch  langsamer  als  bei 
dem  syn.  fladercn  „LE.;-*  Uw;  U.  D' Här  flaited-em, 
seine  Haare  spielen  im  Winde  üwE.  Syn.  flauderen, 
fläuderen.  —  ver-i  verfliegen  lassen,  im  Winde  fort- 
tragen 1.,  z.  B.  ein  Taschentuch  UwE.  De'  Wind 
häd  's  Laub  rerflaited. 

Flauter,  Flauti  m.:  lose  anliegendes  Uberkleid. 
Joppe  Aa  (H,). 

Flautere  f.:  fliegendes  Band  (an  Kleidern)  ApH. 

flautero":  lose  herundiängen  Aa. 

flautcrig:  lose  Aa.     Syn.  flauderig. 

Fläuti  (-ei-)  m. :  wer  das  Gespräcli  mit  liet'tigen 
Armbewegungen  begleitet,  übh.  ein  lebhaftes  Wesen 
zur  Schau  trägt  Nuw.     Zu  flauten  1. 

Pläote  II  L;  GA.;  Schw;  UwE.  (^-ai-A  Flaute  11  V. 
sonst  Flöte:  1.  Flöte.  Fliiutli,  Piccolo,  Querpfeife 
Scnw.  ,Es  brauchend  auch  etliche  sein  [des  Adlers] 
gebein  zu  fleutcn,'  Vogelb.  15.57.  .[lies  Esels]  gebeiii 
ist  ganz  dünn,  also  das  es  guote  flättenror  gibt.'  'l'iKuii. 
15ti3.     .('anere  ad  tibiani.    zuo    i'iner  schwiSglen    oder 


zuo  einem  zinken  oder  flöuten  singen.'  Fris.  ;  Mal. 
.Die  fleute.  flöte,  pfeife,  tibia,  Hstula.'  Re».  166'2.  - 
2.  eine  aus  der  Rinde  eines  saftigen  Baumzweiges  ver- 
fertigte Pfeife  GA.  —  3.  Mundharmonika  Obw,  — 
4.  (FlöteJ  =  Haute  I,  unmoralische  Dirne  L;  Z. 

Mhd.  Holte,  flaute;  die  V  Form  aber  dir.  aus  dem  ital. 
Itiutto.  —  Bed.  4  haftet  auch  dem  nhd.  ,Flöt«'  an  und  auch 
fn, flute  bed.  liederliches  Leben;  es  lässt  sich  daher  die  für 
Flaute  I  aufgestellte  Abi.   des  Begriffs  in    Frage  ziehn. 

flaute",  fläuüe",  resp.  -ö-.-  Flöte  blasen  Bs;  GA.; 
ScHW;  UwE.  Die  Diminutivform  bes.  mit  Bez.  auf  die 
Querpfeife.  .Flöuten,  tibiis  canere.'  Mal.  ,FIöuter, 
blaaser,  auloedus.'  ebd. 

Flettersclie".  ,Die  Sommervögel,  so  von  Anderen 
Fletterschen  oder  Pflrtholteren  [s.  Sp.  820]  genannt 
werden.'  Lucian  1702.  —  Vgl.  Fiekflaiuler.  Fludci-et;  die 
vorliegende  Form  mit  deutlicher  Anlehnung  an   .flattern'. 

Füttere  f.:  1.  J)hi\.  Flitterli,  Blättchen  von  Gold- 
und  Silberschaum,  mit  denen  vormals  die  Braut  den 
Rosmarin  besprengte,  welchen  sie  an  die  Hochzeitgäste 
austeilte  AAEhr.f  —  2.  ,gem.  Zittergras,  briza  media.' 
DuRH.  (auch  .Flitterchen'  d.  i.  Flitterli).  —  3.  Mond- 
viole, lunaria  biennis  und  1.  rediviva  ß  It  Wagn.  1680. 

2  mit  Bez.  auf  die  fast  immer  zitternde  Rispe,  au  welcher 
die  Früchtehen  hangen  wie  die  Flitterblättchen  au  der  Krone 
(."^eliäpjielil  der  Braut;  vgl.  die  .Syn.  .Flinkem,  Flittergras, 
Flinsel.'    —    3  mit  Bez.  .auf  die  beweglichen  Samenschötehen. 

flittere":  flüstern.  Ebel;  Syn.  flisperen.  ~  Mhd. 
ebenso. 

flitterle":  wehend  leichte,  zitternde  Bewegung 
erzeugen,  leise  i'auschen.  ,Ein  sanftes  Lüftchen  flit- 
terlet  durch  die  Baumblätter.'  UBrägg.  1780.  Syn. 
flotteren.    —    Vgl.  Gr.  WB.   unter  .flattern'  und  .flitteru'. 

Flittersche"  s.  Flüderste  Sp.  1176. 

Fliete"GR.  Pfliete"  B  wO.;  F,  Flicsme"  AAFri.; 
aScHW;  Uw  —  f.  (m.  F):  (konisches)  Instrument  zum 
Aderlassen  beim  Vieh.  .Etliche  äderen  ob  den  äugen, 
zuo  welchen  man  besondere  kleine  fliesnien  bereitet 
hat.'  Tiere.  1563. 

Aus  dem  lat.-gr.  ,phlebotomou'  zsgez.  wie  das  ältere 
.Fliedmcn',  ahd.  .liiedima'.  ,Das  ross  mit  einer  spitzen  flied- 
men  überschräpfen.'  XV.,  L.  .Phlebotomon  (scalpellum):  ein 
fliedmen  oder  lasseisen.'  Fris.;  Mal.;  Denzl.  1677;  bei  Letz- 
term  auch  ,Fliete,  Fliessmen'.  IGT";  171(j.  ie  regelrecht 
aus  lat.  e  (vgl.  .Spiegel,  Fieber'  uam.);  die  Krweichung  des 
t  (U)  zu  d  ist  durch  die  unmittelbare  Berührung  mit  m  ver- 
ursacht, die  Ausweichung  zu  h  viell.  durch  Anlehnuug  an 
,fliessen'.  Die  Verk.  zu  Flirte  mag  auf  Analogie  mit  ßode 
für    ttniiint    (amild,   hodew)   iidgl.   beruhen. 

Flott  n.;    Rahm  (auf  der  Milch)  W. 
Wohl  .das  Schwimmende' ;  Kntlehuung  aus  dem  Nd.  |diireh 
das  Mittel  des  Nhd.)   ist  nic'lit   von   vorneherein  anzunehmen; 

vgl.    Flotte,    Flute. 

(lott:   au.sgozeichnet,  hubscli.    F  flotte  Bursch   lis. 

's  iscli  fl.  '/.st",  z.B.  im  Theater,  ebd.    Fertig,  in  voller 

Ordnung,     's  Meilli   [Magd]    will  am   Sam.'itig   i"  der 

j  Churhi    alles    fl.    ha"    AAÜb.   --    Durch    das    Mittel    der 

Srlirit'tsiir.   aus  ilcm    Nd. 

Flutte  I  1.:  eine  zsgcdrehte.  geknotete  Strähne 
Rohseide   Z.     -    Aus  frz.  fl'itte.     S.   noch   Fltiiixtuet;. 

flotte":  die  olfenen  Strähnen  Kolisoiile  zsdrehen 
und  knoten,  spec.  nachdem  die  Kette  einer  Wirpfe 
von  ilcr  /.'ttlcriii    vollendet    ist.   die   auf  den  S|pulon 


1231 


Fiat.  Het.  Ilit.  (Iiil.  flilf 


123L' 


übrifc  f^fbliebene  SeiJe  zu  Strähnen  bnnt  durch  ein- 
ander winden  und  diese  gegen  das  eine  Ende  zu- 
kniijifen,  damit  sie  dem  Färber  zum  Schwarzfärben 
übergeben  werden  können  Z. 

Kalber-Flofte:  (spöttisch)  ein  grosses  Boot,  das 
ilroi  Mal  wöchentlich  auf  der  Aare  mit  Waaren.  häufig 
auch  mit  Vieh,  von  Thun  nach  Bern  fuhr  B.  —  Zu 
nlul.  ,Kl»ttf'. 

„Flotte  11,  Flutte  1  f.:  Schürf,  Schnitt  an  einer 
Tanne,  woraus  Harz  fliesst  LG." 

.a"-flotte".  -flutte":  eine  Tanne  ansdiürfen. 
einen  Schnitt  daran  nuichen,  um  Harz  herausHiessen 
zu  machen  LG." 

flottere":  1.  tiattern.  Bändel  und  Zwähh"  hend  s' 
diintne"  [auf  allen  Seiten],  es  flatteret  wie  am  eid- 
(jinössisehe  I'ane  Zg  (Schwyzerd.).  ,Wie  er  myn 
röcklin  g'sach  tlottren,  vermeint  er.  es  wäri  ein  vogel.' 
I'latt.  1572.  Bes.  vom  hörbaren,  rauschenden  Flügel- 
schlag mühsam  fliegender,  .iunger  oder  jäh  aufge- 
scheuchter Vögel  Aa;  Bs;  aScHW;  S;  Z.  D' Hüender 
chönnit  nit  flAge",  nw  fl.  Uf'-fl-,  auffliegen;  ver-fl, 
aus  einander  fliegen  Bs  (Spreng).  .Subvolare,  auf- 
fliegen, fl..  d.  i.  ein  wenig  fliegen  wie  das  jung  gvügel. 
Plaudere  aus.  fl.  oder  die  flügel  erschwingen  (erschüt- 
ten). Auffliegen,  fl.,  in  die  höhe  fliegen,  subvolare. 
.Hin  und  wider  fl.,  circumvolitare.'  Fkis. ;  Mal.  Vgl. 
fetteren,  Sp.  1134.  In  zitternden  Bewegungen  durch 
Blätter  und  lose  Gegenstände  rauschen,  sie  schütteln. 
De  Iie(ie"iciiid  flotteret,  der  HegC-Klotteri  göt  Zu.; 
vgl.  flitteroi.  Übertr.  '.s  Geld  ist  fiirtg'flotlered,  mit 
einem  Mal  verschwunden,  ist  unnütz  weggegeben  wor- 
den Bs.  Wie  fläderen  häufig  mit  lä"  verbunden  Bs; 
auch  m.  unpers.  Obj.:  's  fl.  lö",  verschwenderisch  sein 
in  Essen  und  Kleidung,  ebd.  Lässig  an  einer  Arbeit 
herumhantieren,  sie  nicht  fest  angreifen.  Do  mues 
g'flutteret  und  y'fl.  si",  das-mer  [man.  Unsereiner]  hall 
meint,  mer  viücs  bim  Eid  cerstrupfe  [vor  Ungeduld 
vergehn]  ZF.,  eig.  wie  ein  schlecht  fliegender  Vogel 
flattern,    sein  Ziel  nicht  erreichen.     A^gl.  Vflötterliny. 

Flottcri  m.:  Flattergeist,  flatterliafter  Mensch. 
Dokter  FL,  Quacksalber  Scuw. 

flotterig:  locker  Ap  (neben  floderiy). 

flötterle":  sterzeu,  stcisseln,  d.  i.  rasche  Flügel- 
schwingungen machen,  als  Zeichen  des  Wohlbehagens; 
von  Bienen,  welche  vor  dem  Flugloch  auf  dem  Flug- 
brett den  Hinterleib  nach  rückwärts  in  die  Hölie  heben 
und  gerade  ausstrecken,  indem  sieden  Kopf  senken  GT. 

Flötterli  in  der  RA.:  Fl.  und  Hötlerli,  Alles 
ohne  Unterschied,  Grosses  und  Kleines,  wie  man  es 
von  der  Wiese  einheimst  AABb. 

Eij;.  das  fliegende,  ffattenide  Anliäugsel  uud  Jas  beim 
■  Hotterii",  Rütteln,  des  Wagens   Abfalleuile. 

Flöte,  flöten  s.  Flaute  II. 

flötötscli:   lustig,  vergnügt  GTa. 

Flut  f.  in  derEA.:  ,Hanf  in  die  Flut.  d.h.  in  die 
Hanfrosen  [Sumpflöcher  mit  fauligem  Wasser],  legen' 
G  uKh.,  It  Steinm.   1801. 

Vgl.  hennebergisch  Finte,  Pfütze.  Man  beachte,  dass 
sehriftd.   ,Flut'  alemann.    I'iuet  lauten  mUsste. 

Flute  bzw.  Flutte  HsStdt  (Beck.);  HU..  Si.;  FMu.: 
L,  l'fl-  Aa;  B.sStdt  u.  IaI;  S;  Zg:  1.  Klösse  aus  ver- 
schiedenem .Mehl  (z.  B.  Griesflute  B;  FMu.)  oder  aus 


Kartoffeln,  wozu  der  Teig  mit  Milch  od.  Eiern  zuerst 
gekocht  und  dann  löffelweise  herausgestochen  und 
mit  Fett  (It  Spreng  und  Zyro  nur  halb,  so  dass  sie 
weicher,  lockrer  sind)  gebraten  wird;  eine  früher 
beliebte  Fastenspeise,  etwa  entsprechend  den  bairi- 
schen  Dampfnudeln  Aa;  Bs;  B;  F;  L;  S;  Zg;  aucli 
blosser  Mehlbrei  mit  Knollen,  ein  Mittelding  zwi- 
schen Knödeln  und  Brei  AAEhr. ;  B;  F.  So  lang 's 
no"''  Pfl.  und  Chnöpfli  [Knödel]  git,  verrecke  (cer- 
gange")  d'  Schwabe  fcerderbe"  d'  Zeininger  Chnabe) 
nit  Aa;  Bs.  Landolt,  Kochb.,  nennt  spez.  , Freiburger 
Pfüttlein'  [so].  Am  Freitag  hiess  es  vormals  in  L 
etwa;  Hut  git 's  Fl.  und  Hör  [Haar]  dra",  d.  h.  ein 
unsauberes,  unangenehmes  Essen.  —  2.  dickes,  be- 
leibtes, träges  Weib  Aa;  Bs;  L;  S;  spez.  ein  dickes 
Kind  BU. ;  ein  schwerfälliges,  nachlässig  gekleidetes 
Frauenzimmer  GWe.  Syn.  Flattere.  —  3.  (nur  Pfl-) 
gegen  Kälte  und  Witterung  empfindlicher  Mensch, 
Ofenhocker,  Stubensitzer  (e  verfrorni  VfL,  vor  Frost 
blass  und  zitternd),  Person,  die  immer  kränkelt  Bs; 
verzärteltes,  furchtsames  Kind,  ebd.;  daher  Schelte 
für  einen  Weichling,  ebd.  Syn.  Flutter  3,  Pfüte; 
Pflünggel;  Pflütter;  Pflütz;  Tirggeli.  Dehaim  am  Ofe' 
bltbe",  ir  Pfl.  ir.  JMahlv.  Auch  als  Schelte  für  einen 
eintönigen,  langsamen  Menschen  BsStdt.  Vgl.  Flutter, 
pflütterig. 

Das  W.  in  Bed.  1  u.  2  auch  elsässiscli  (Flutt).  Viell. 
liegt  lat.  flutare,  fliessen,  zu  Grunde,  da  die  Knödel  beim 
Braten  auf  dem  flüssigen  Fett  scliwinimen;  es  lässt  sicli 
cburw. /?M/j7e((  (s.  unser  fliiyetz)  aus  lat.  jinctufi  als  Analogie 
herbeiziehen.  Bed.  2  erklärbar  als  unbeholfen,  schwer  be- 
weglich  wie  (Knödel-)  Teig. 

fluten  f-ui-J,  mit  D.  P.:  Einen  (bes.  mit  Fäusten) 
schlagen  Ndw.  —  Vidi,  zum  vor.:  schlagen,  wie  man  Teig 
schlägt,  klopft. 

ver-pflüte":  vor  Kälte  zusammenschrumpfen, 
zerrinnen,  beinahe  umkommen  Bs.  —  Zu  flute  .s. 

Flutte  s.  Flotle. 

FIntter  Ar  f-o-j;  GRli.,  Pfl-  Gr,  Pflütter  Bs; 
ScH  m.:  1.  =  Flader  1,  und  zwar  Schlamm  usw.  AaZ.; 
Ai';  Bs;  (inValz.;  GI!h.;  ZSth.;  s.  ufzielie";  dünner 
Kot  von  Menschen  und  Tieren  Bs;  Gr;  GRh.;  daher 
EmliveidpfL,  weil  die  Emdweide  bewirkt,  dass  der 
Kot  des  Viehes  dünn  und  grün  wird  GRValz.;  auch 
dünner  Teig  ZSth.,  dickflüssige  Masse  übh.  GRh.  — 
2.  Pflütter,  Diarrhcee  Bs.  —  3.  erschrockener,  hason- 
herziger  Mensch  Sih.  Syn.  Flute  3:  Hosenschisser. 
—  Vgl.  Fluder. 

Nest-Fl.,  -Pfl.:  1.  Vogel,  der  zuletzt  aus  dem 
Neste  geht  G.  —  2.  das  jüngste  Kind  einer  Familie  G. 
Synn.  Nest-Höck(er),  -Kegel,  -Buz,  -Blutter,  -Blüttling, 
-BliUz,  -Pflülterling,  -PflützUng. 

F  lüttere  (Pflüttere  Gr)  f.:  1.  fette,  unappetit- 
liche Weibsperson  Gr;  GWa. ;  fettes  Stück  Vieh  Gr 
Calfr.,  UVatz.  —  2.  moralisch  haltlose  Weibsperson 
GWa. 

fluttere"  (-ü-  GSa.;  SchwE.),  pflüttere"  Bs: 
1.  =  fläderen  7  G;  ScuwE.;  Tu.  Wenn  d'  Lerch  er- 
wacht vo"  merm  G'schrei,  I'  d'  Höchi  fliittret  am 
grüene"  Bei'.  S.  flodern.  Daher  Nestflütteri  m. 
^  Nestflutter  GSa.  —  2.  =  fläderen  1;  Diarrhree  haben, 
von  Menschen  und  Tieren  (iKh.,  Sa,  —  3.  flattere, 
lose  werden  und  sich  verwirren,  von  Fäden  auf  einer 
schlecht  gewundenen  Spule   beim  Haspeln  Sihw;  Zg. 


1233 


Fiat     tlilt.     Hatscli     tliitsch 


1234 


8yn.  (ver-) laueren.  —  ver-pflutteie"  (-ii-  Spreng): 
zertiiessen,  zerfalireii,  wie  z.  B.  überreifes,  faulendes 
Obst.  Gebiicke  mit  dünnem  Teig  Bs. 

rflutterete,  -«-f.:  dünne,  weiche  Masse,  dünner 
Brei  GnChur,  He. 

flatterig  Bs.  -ä-  (-Ö-)  AaZ.,  g'flütterig  i>tUU- 
teriij  AABb.,  Z.;  Bs  C-u-J;  L:  1.  weich,  ohne  Festig- 
keit, wie  z.B.  überreife  oder  faule  Früchte  Bs;  L; 
von  selbst  zerfliessend.  breiartig,  dickflüssig,  wie  auf- 
getauter oder  mit  Kegen  getränkter  Schnee,  Kot  auf 
durchweichten  Strassen  und  Wegen  AABb.,  Z.;  Bs; 
ScH.  Auch  vom  Wetter  AABb.;  Sch  (s.  noch  PßUter- 
Wettei-).  —  2.  pflHtteruj,  an  Durchfall  leidend  Bs 
(Spreng).  —  3.  p/Züfteniy  dreinsehn,  blass,  zusammen- 
geschlagen, welk,  wie  Einer,  der  Diarrhoe  hat  Bs 
("spreng).  —  4.  verzärtelt,  weichlich,  empfindlich  gegen 
Witterungseinflüsse  L;  vgl.  Flutter  3.  Die  Töchter, 
ICO  hei'"  US  icältsche"  Pensione"  chömvie",  sind  z'  merst 
nur  g'flütterige  Dämeli. 

Der  verschärfte  Anlaut;/  beruht  auf  Verschmelzung  der 
Vursille  y'  mit  dem  Anlaut/,  oder  auf  lautmalender  Ver- 
stärkung iibh. 

Flütter  m.:  Papierdrache  BM. 

GMlütter  n.  =  Flutter  1  AaZ.;  Bs.    Syn.  Geftiider. 

Plütti  III.  (von  Weibspersonen  ii.  u.  f.  UwE.): 
feiger,  furchtsamer,  charakterloser  Mensch,  Memme 
AaF.  ;  L ;  UwE.  Die  Soldate",  wo  liiehnd,  sind  FliUtene. 
Von  einem  Ehemann,  der  sich  beherrschen  lässt  udgl. 


FlatSCh      flutsch.     Vgl.   auch   die   Gruppe    Fttttz   usw. 

Fiat  sch  s.  Flartsch. 

Flätsch,  Flätsch  I,  Pflatsch  I,  Platz  m.  — 
I'l.  -«-:  1.  Ausguss,  so  viel  von  einer  Flüssigkeit  mit 
einem  Schwünge  ausgeschüttet  wird  BBe.  (PflatschJ, 
Hk.  (Flätsch),  Sa.  (Flätsch);  aScHw  u.  Uw  (Flatz). 
Nass  wie  ne  Flätsch  BHk.  Syn.  Platsch;  Gutsch. 
Vgl.  flätschnass.  Auch  als  (unbestimmtes)  Mass :  Die 
Chile  gid  c  chllne  Flatz  Milch  aScnw.  —  2.  Flatz, 
Regenguss  aScnw;  Uw.  —  3.  von  Schnee,  so  viel, 
als  auf  ein  Mal  vom  Himmel  oder  etwa  von  einem 
Dache  fällt  ßSa.  (Flätsch),  Si.  und  „W"  (Flatz).  Es 
hei  e  grosse  Fl.  g'schnlt  (g'leit);  es  ist  e  tolle  Fl.  Sehne 
g'falle".  Auch  dim.  es  Flatzli.  Syn.  Flarz;  Flalt; 
Schiatz.  —  4.  Flätsch  BRa,.;  Gr,  Flätsch  Av;  L;  GT.. 
Pflatsch  Ap;  BRi. ;  Gr,  flüssiger  Strassenkot;  mit 
Wasser  vermengter  oder  zerfliessender  Schnee,  durch 
den  man  waten  uuiss,  von  Regen  oder  Schneewasser 
durchweichter  Weg.  Syn.  Geflätsch;  Flutz;  Geflotsch; 
Platsch;  Geflüder;  Geknötsch.  —  5.  Flatz,  Schlag 
mit  der  flachen  Hand,  Ohrfeige  BSi. 

Wenn  es  nicht  ein  blosses  Schalhvort  ist,  so  geliort  es 
zu  ahd.  Jlaz,  Hach;  dann  ist  die  Grundvorstellung  die  der 
Ausdehnung  in  die  Breite.   —   Vgl.  ßoinclun. 

G'flatsch  BSi.,  Pflatsch  II  BBe.;  W  —  n.  = 
Flätsch  4.     S.  Geflotsch. 

Wellen-Flatz:  Erguss  der  Wellen.  ,Der  nasse 
Gott  [Neptun]  Stürmt  an  den  Platz  mit  W.'  J,yMKY. 
I(i03. 

flatsche"  BU.;  Gr  (Tsch.),  pfl- BKi.;  Giaic.;  G, 
flatze  Uw:    1.  einen  starken   Guss  ausschütten  Uw  ; 

Schweiz.  Idiotikon  I.  8. 


mit  plätscherndem  Geräusch  in  Nassem  herumrühren 
GRh.  —  2.  .platschen',  stark  regnen  Grub.  —  3.  (vom 
Schnee)  klatschend  herunter  fallen  Gr.  Hut  hed  's 
grusig  ab  de' Buohen  [Buchen]  a''her  g'flatschet.  Tsch. 

—  4.  durch  Wasser  od.  Schlannn  gehen,  darin  herum 
treten;  in  ganz  durchnässten  Schuhen  einher  gehen  B; 
„G."  .1  >er  Bauer  leitete  emsig  Wasser  auf  und  ab  [durch 
die  Matte]  und  flatschte  mit  seinen  Holzbödenschuhen 
keck  im  Wasser  herum,  wohin  ich  ihm  mit  meinen 
Stiefelchen  nicht  folgen  konnte.'  Gotth.  Bildl. :  ,Die 
Mädchen  rümpften  die  Nase,  weil  die  Buben  den  Wein 
zu  sparen  schienen  und  nicht  mehr  darin  herum- 
flatscheten.'  ebd.,  gleichsam  darin  wateten.  —  Vgl. 
flaueren,  fluderen,  flüderen. 

(g'=)flatschig:  (vom  Erdboden,  von  Schnee- oder 
Eisdecke)  ganz  durchweicht,  schlammig  BO. 

Geflätsch  Gfl^ti  bezw.  -e''-  B;  VOrte;  Gl;  Gr; 
GA.,  T.,  Wa.;  ZDättl.,  Pfl-  GRUVatz;  S,  -e'-  Bs;  Sch; 
Zg;  Z,  Gfle'tz  I  Gl;  L  —  n.:  1.  zerfliessender 
Schnee,  Wasser  od.  Kot,  welche  die  Wege  ungangbar 
machen;  im  Schmelzen  begrift'enes  Eis  Gl;  Gr;  G.A,., 
T.,  Wa.;  Z;  breit  verschüttete  od.  zerspritzte  Flüssig- 
keit, Lache  B;  „VOrte;"  GT.;  Sch;  Zo;  Z.  E  Gfi. 
mache".  AWit.  \eih\inden:  c  Gfi.  u.  e  Gflilder.  , Nasse 
Witterung  B;  L."  Klecks  S.  Syn.  s.  Gefieder.  — 
2.  „unreinliche  Wäsche  L."    Vgl.  flotschen. 

Flatsche  (-c-)  f.:  Lache  von  ausgeschütteter 
Flüssigkeit  L  (Ineiohen). 

flatsche"  I  AAtw.;  Ai';  B;  Gr;  L;  Uw;  ZSth., 
pfl-  Ap;  Uw;  W,  fle'-  AAtw.;  L;  U;  „Zg"  (St.»);  Z, 
pfl-  Bs;  L;  Sch,  fle'tze  Schw;  Uw;  U:  1.  (intr.) 
a)  Flüssigkeit  ausgiessen,  sie  schaukeln,  so  dass  sie 
überfliesst  „B;"  VOrte;  „S;"  Z;  in  Wasser  oder 
Kot  treten,  wühlen,  hantieren,  kneten  und  sich  dabei 
besudeln,  bespritzen  und  durchnässen,  „allg.",  auch 
umenandpfl.  Sch.  Vgl.  flfitschuass.  Syn.  fladeren  usw.; 
flatschen,  flotschen,  güdelen:  gautschen;  .rutschen;  Ha- 
deren. Spez.,  im  verächtlichen  S.,  mit  Wäsche  un- 
ordentlich oder  ungeschickt  umgehen,  so  dass  man 
sich    dabei   durchnässt  AaF.;    L;    Zg;    Syn.  fiotsclien. 

—  \>)  es  flätschet,  der  Weg  ist  nass,  schmutzig  BSi.; 
es  fällt  nasser  Schnee,  Schnee  mit  Regen  vermischt 
„B;"  Gr;  L;  es  regnet  stark  „L;"  SchwMuo.;  Uw;  U; 
es  fietzt  doch  nw''  der  ganz  Tag!  Es  fietzt  sueche, 
peitscht  den  Regen  an  die  Fenster.  —  c)  klatschen, 
wie  es  direkt  oder  indirekt  durcli  Flüssigkeit  ver- 
ursacht wird:  von  ausgeschüttetem,  auffallendem,  auf- 
schlagendem Wasse_i-^'i)w;  plätschern  BsStdt.  ,Unda 
inorepuit  latus 'carime.jnit  grossem  getös  und  Hätschcn 
ans  Schill'  geputscht.'  Fuis.  Von  heftigem  Regen  Bs 
Stdt;  „B;  L;"  W.  Es  regnet,  dans 's  grad  so  flätschet 
{fietzt  Uw);  Syn.  i)/efsc7ien.  Vom  Ton,  der  beim  Gang 
in  ganz  durchnässtem  Schuhwerk  entsteht  Aa;  Nd\v. 
Syn.  knätschen;  es  fletschet  i"  de"  Schuehne';  „wenn 
die  ganz  durchnässten  Kleider  am  Leibe  zsschlagen 
B;  L;"  de<  Buch  häd  recht  i-  sine  Chleidere  g'flätscht; 
wenn  man  nasse  Wäsche  schlägt  Sch;  Ndw,  Syn. 
pletschen.  -  '2.  (tr.)  fietze  a)  heftig  ausgiessen, 
ausschütten,  spritzen  ,1-;"  Schw;  Uw;  U.  Fletz  der 
Eumcr  roru.'<e  [vor  die  Türe]  od.  us,  schütte  ihn  ans! 
Den  Stubenboden  idicr-.  .Imdm  Wasser  a'-.  Auch  mit 
dem  getrotlenen  Gegenstand  als  Acc.-Obj.,  bcgiessen, 
z.B.  Eine-  fi.  —  b)  „Etwas  flüssig  machen,  auflösen 
U."    —    S.   noch    Fl'izcr:  ßilznt. 


1235 


Flatscil.  fletsch,  rtitscli.  tiotsch.  fiiitsch 


1236 


G^flätscher  n.  =  Geflätsch,  Flatsch  4  GiiL.  ^ 
Nach  Analogie  des  syn.   (lefliider  udgl.  gebildet. 

flätscherig  GrL.,  g'flätschet  Gk.=geflatschig. 

Flätschete  B;  Vürte;  Z,  Pfle'-  Bs,  Fletzete 
Uw  —  f.:  mit  Ungeschick  auf  den  Boden  geschüttetes 
Wasser,  Sudelei.     Syn.  Schicetti. 

(ge-)flätschig  Ap;  „B";  VOrte;  Gr;  Z:  „nass, 
von  Flüssigkeit  verunreinigt  B;  VObte;  Z;"  mit  zer- 
tliessendeni  Schnee  erfüllt  Gr;  wässerig,  ,fett'  (Schnee) 
ZBenk. 

Fletzi  f.:  nasser  Fleck  am  Boden,  Verunreinigung 
des  Stubenbodens  durch  Ausschütten  von  Flüssigkeit, 
durch  nasse  Schuhe,  Schirme  udgl.  Gl. 

Fletschli"g  m.:  .\bzugsrinne  im  Stall  Ap. 

G^flatschn.:  widerliches  Weinen  L.  —  flätsche": 
so  weinen.    -    Wohl  mit  gespartem  -■  zu   l'larisch. 

„Plätscll  II,  Ketsch,  FläiUch:  Phxudermaul  G.- 
Syn.  Flätschcr. 

flutsche"  II  Gr;  Uw,  -c'-  U:  1.  mit  grinsendem 
Munde  reden,  .fletschen',  die  Zähne  weisen  Uw.  ,Gan;/, 
nimm-e"  [ihn]!'  fiätuchct  er.  JBEgli  1871.  —  2.  mit 
Iiörbarem  Kauen  essen  U.  —  3.  schäumen,  von  Schwei- 
nen, wenn  sie  sich  gegen  das  Durchziehen  eines  Nasen- 
ringes sperren  GRPani.  —  4.  „verklagen,  zunächst  von 
Kindern."  —  Flätscher,  -i":  Angeber,  Knabe  oder 
Mädchen,  das  ein  anderes  Kind  z.  B.  beim  Schullehrer 
verklagt;  Syn.  Sock;  auch  übh.  ein  plaudcrhaftes  Kind 
Aa;  GBh. 

Mhd.  vletm-n,  vietacheu  (e'j,  die  Zähne  weisen  (s.  o.  bes. 
1  u.  3),  scheint  hier  mit  ßätaohen  I  (e,  ^)  vermengt.  Zu  4 
vgl,  .klatschen'  und  das  syn.  tatschen  in  der  eigentlichen  und 
der  bildlichen  Bud. 

flätsch:  (Adv.)  kurz,  knapp,  's  Uär  fl.  eiceg  [nahe 
am  Kopfe]  schwele'  L.    -     Eig. :  glatt.    Zu  ahd.  flnz,  flacli. 

Flätseli  ni   Th  (Pupik.).   Fle'tsche  I  Gl;  Gr;   Z 

—  m„  Flätsche,  Fletsche  A?  {-e'-);  GRh.,  T.,  W.;  Th 

—  f.,  Flätsehge,  -e-  GG.  (f.);  Z,  Flätschgete  f. 
GnObS.:  1.  durch  Schürfung  oder  Quetschung  von 
der  Haut,  von  der  Glasur  oder  der  Politur  von  Ge- 
räten, oder  von  der  Baumrinde  abgerissener  Fleck, 
bzw.  die  dadurch  entstandene  Wunde  Gl;  Gr;  G;  Th; 
Z;  an  Bäumen  als  Grenzzeichen  oder  als  Bezeichnung 
der  zum  Fällen  bestimmten  Stämme  oder  der  Grenzen 
eines  beabsichtigten  Haues  mit  der  Axt  angebracht 
(Syn.  Schlärpfe)  Th.  —  2.  grössere  Fläche  Land  als 
Arbcitsmass,  e  Netsche  mäje'  GfiPr.  —  3.  Fletschije, 
Maulschelle  (Schulze).  —  4.  „Fletsche,  Hammer- 
schlag,   Eisenschlacke   BThun";    vgl.  Gold-Flitsehe. 

Vgl.  mhd.  rh:t«i-he,  breite  Klinge,  und  nhd.  .fletschen', 
breit  schlagen,  bair.  Flttztn  f.,  Wunde,  viell.  ebf.  zu  ahd.  /tuz 
und  ,flach'.  Nbf.  BlätsL-hy.  G  schiesst  den  Verbindungen  (»<7j, 
tz  leicht  au.  Die  beiden  Begriffe  1  u.  3  treffen  auch  in  den 
Ausdrücken  Fläntadih  und  FUinte,  Flärre  ua.  zs.  Zu  4  vgl. 
.fletschen',  Metall  strecken. 

flätschen  III  fle'tsche  GT.;  ZU.,  flätsehge" 
ZZoU. :  schürfen,  reo.  GT.;  mit  der  Axt  einen  .Flätsch' 
an  einem  Waldbaume  anbringen,  um  ihn  als  fällbar 
o<ler  um  eine  Grenze  zu  bezeichnen;  vgl.  .Malbaum'; 
Lohtann;  daher:  einen  Baum  a"-fl.  Z.  Letztere  Hand- 
lung schliesst  etwa  die  Stempelung  mit  Eötel  in  sich 
ZZoll. 


Stein-Pletsclr.  Braunkehlchen,  saxicohi  rubetra. 
TscHUDi,  Tierl.     Syn.  Krütvögeli,  Sp.  695. 

Nistet  gerne  auf  Steinen  oder  Sträuchern.  Fletsch  sagt 
viell.,  dass  es  den  Stein  zu  behauen  scheine.  Bei  Oken 
heisst  es  , Klitschen'.     Vgl.  noch  Fltitschli. 

Fletsche  II  s.  Flitsche. 

Isen -Fletsche:  Stück  Roheisen.  ,Hammerschrait- 
ten,    darin    die    Eisenfletschen    geschmelzet    werden.' 

WURSTIS. 

Lässt  sich  mit  Flatsch  11]  J  nicht  vereinigen.  Das  W. 
könnte  aus  frz.  fliehe,  Pfeil,  entstanden  sein,  wenn  anders  die 
Keile,  in  welcher  Form  das  Eisen  aus  dem  Hochofen  in  den 
Handel  kam.  je  so  benannt  wurden. 

Fleitschli  BsTerw..  Pfleitschi  BsBirs.  —  n.: 
1.  Kotkehlchen.  sylvia  rubecula  BsBirs.  —  2.  Fl. 
mache"  =  flatideren  Sp.  1172. 

Zw.  1  u.  '2  vermittelt  sich  der  Zshang  duicli  diu  Ähn- 
lichkeit des  Aufhüpfens  der  Scherbe  (vgl.  das  syn.  .Jungfern 
d.  i.  Knixe  machen'  u.  ä.)  und  den  unaufhörlichen  Bück- 
lingen, welche  das  Vögelcheu  zu  machen  scheint;  vgl.  sjtatzeln 
=  ob.  2  (Bad.  Freib.).  Zu  2  aber  vgl.  die  synn.  ßiiaehern 
(Frkf.  a'M.),  Stuan  pfletachen  (Lesach).  pflinzern  (Kocher),  um- 
gedeutet in  ,Steinblitzer  machen'  (Stuttg.)  n.ßitachen,  flitzen, 
in  deutschen  MAA.  =  flattern.  Aber  auch  nuffläutini.  i' Flau- 
ijetsehi)  oder  ßau<l(er)en  darf  hingewiesen  werden,  da  an  den 
genannten   Orten  ei  auch  au  vertritt, 

Flitsch  f.:  Frist,  Spielraum  Ap.  So  und  so  viele 
Tage.  Wochen  Flitsch  ha".  Übcrtr.  Flitscha  ha',  gute 
Zeit  haben.  Gtieti  Flitsch  (i-ma  Hits)  ha",  wolil  ge- 
litten, gern  gesehen  sein. 

T.  hält  es  für  verderbt  aus  dem  hd.  .Frist',  das  unserer 
Volksspr.  sonst  abhanden  gekommen  ist;  zu  den  Lautwechseln 
wären  event.  einerseits  Schntnz  :  Sehlanz,  anderseits  ehn'üstcn  : 
chnütachen,  .Petsch,  Jutsch'  für  ,Pest,  Just'  (XVI.)  zu  ver- 
gleichen. Doch  ist  die  Annahme  solch  doppelten  Wechsels 
bedenklich.  Am  Nächsten  läge  die  Abi.  von  .flitschen',  wenn 
man  diesem  auch  bei  uus  die  Bed.  .fliegen,  sich  leicht  be- 
wegen' unterschieben  dürfte  (vgl.   Ftitaclic). 

Gold-Flitsclie  f.:  winziges  Goldblättchen.  .Go- 
lems nennet  die  Lachsforn-;  „Auratam-'.  dann  sie 
lasst  sich  gern  finden  in  den  Wasseren,  die  Goldflitzen 
führen.'  JLCvs.  1661.  .Der  Goldflitschen  halb,  welche 
dann  und  wann  in  dem  Pfefterswasser  sind  gewahret 
[bemerkt]  worden.'  JJScueüchz.  1706;  Syn.  .Gold- 
Flämmlein  oder  -Stäublein.'  ebd.  .Einige  waschen 
das  Goldsand  durch  ein  wullen  Tuch,  in  dem  die  Gold- 
flizschen  hangen  bleiben.'  ebd.  1707;  1746. 

.Flitsch.  Flintsche,  Flinke',  sichtiges  Erz  auf  dem  Gestein; 
von  .flinken',  schimmern.  Vgl.  Fliseh  Sp.  1224;  vgl.  auch 
Flatsch  III  4. 

Flitsche  f.:  Pfeil.  ,Er  verfluoclit  die  liebe,  die  in 
hat  verwundt  mit  synem  [gemeint  ist  der  Liebesgott] 
pfyl  und  hätte  in  geschossen  mit  einer  fletschen  bis 
in  syn  herz.'  Ziely  15'24.  .Eins  [der  Tiere]  habe  der 
bogenschütz  verwundet  und  mit  einer  flitschen  gc- 
troil'en.'  Tierb.  1563.  .Der  flitsch,  fliz,  pfeil.  bolz: 
sagitta,  teluni.'  Ked.  1662.  .Gott  dich  beschütze  Vor 
Schand  und  Schmitze.  Des  Todes  Flitze.'  FrHakfn. 
1666.    .Die  Ungarn  schössen  mit  Flitschen.'  Würstis. 

Nhd.;  aus  ndl.  ./it(«,  Wurfspless.  Vgl.  o.  Sp.  1220  das 
zunächst  aus  dem  Frz.  entlehnte  Fleache.  —  .Fletsche'  lässt 
sich  als  eine  in  ihrem  Stanunvoc.  durch  Fhsvlic  beeinflusste 
Nbf.  erklären. 

..Hitsche":  sausen,  pfeifen,  schwirren  wie  die  rasch 
und  kräftig  geschwungene  Gerte.  Peitsche,  der  ab- 
geschossene Pfeil;  klatschen  von  der  Hute  od.  Geissei 


12S7 


Klatsch— flotseli.    Flax— flux 


1238 


auf  dem  blossen  Kücken  L;  Schw."  ,riagarum  cie- 
pitus,  das  fl.  oder  klapf  eines  Streichs,  wenn  man  einen 
geisslet'  Fris.;  Mal.  —  Ein  Schalhroit;  vgi.  /hhchrn. 
Oder  TOB  obigem  Subst.  abgeleitet? 

Plotscll  „L;-  G;  S;  Uw;  Zg  (-Ö--  und  -S-);  »Z-, 
Pfl-   ÄABb.;   Bs;   SCH  (-Ö-)  —  m.   Sch;   S;   Zg,   f.  G;  S; 

Uw:  1.  (gelinde  UwE.)  Schelte  für  Weibspersonen, 
a)  dicke,  plumpe,  schwerfällige  Bs;  „L;"  Sch.  Syn. 
Pfluntsch.  —  b)  träge  Aa;  Sch,  unordentliche  „L;" 
Sch;  S;  Zg;  „Z."  De"-  alt  Flötsch,  die  alt  Lottere 
Zg  (Schwyzerd.).  —  c)  eines  unsittlichen  Lebens- 
wandels verdächtige  GT.  Die  Fl.  ist  selber  schuld. 
UBrägg.  1782.  Ha,  Grete,  du  bist  schuld,  du  saperlots 
Flötschlel  ebd.  1780.  —  2.  Flütschli,  Kldsse  von  Mehl. 
Mais  und  Kartoffeln  AAZein. 

Viel),  sind  hier  zwei  verschiedene  WW.  vermengt,  das 
eine  mit  langem  Voc.  (o^,  a->)  möglicherweise  ans  Pßartsch 
(Sp.  1207)  od.  durch  dessen  Vocallänge  od.  durch  die  des  syn. 
Hatach  (Huisi'h)  beeinflusst;  das  andere  (mit  S)  könnte  zu 
fluisclien  gehören.  —  Zu  der  BegrifTsvwdtsch.  zw.  dem  Teige 
und  plumper  Körpergestalt  od.  Charakterlosigkeit  vgl.  P/huuji/ 
und  I'ßiing.jel,   Pßüte  .3  (Sp.  1232).    —    S.  auch  Flolz. 

(■"flötsch,  „G'flötsch"  (PflötschS)  n.:  1.  concr., 
=  Flader  1  B;  L;  S.  Im  ärgste"  Sehnig  f..  müesse" 
ume  laufe?'.  —  2.  „abstr.,  das  Waten  durch  Wasser 
oder  auf  durchweichten  Wegen;  das  Schlagen  ins 
Wasser  B;  L;  S."     S.  flotschen. 

Milch-Flötschlin.:  verächtliche  od.  scherzhafte 
Benennung  für  Kuh  Zg.  .Erlaubte  seinen  Freunden, 
während  des  Sommers  ihre  M.  auf  der  Walchwyler- 
allmeind  weiden  zu  lassen.'   Erzähler  1855. 

flotsche"  -ö-  ÄAVorw.;  „Ap;"  B;  Gl;  L;  G; 
ScuSt.;  ScHW;  S;  Uw;  Zg;  Z,  pfl-  AABb.  tw.;  Bs 
(auch  pflotze);  GRh.;  Sch  (Kirchh.);  S  tw.;  Th;  ZUhw., 
auch  dim.  flötschle":  1.  plätschernd  in  Flüssigkeit 
herum-,  sie  aufrühren,  wie  z.  B.  Kinder  im  Bade,  in 
einem  Bache;  auf  das  Wasser  schlagen  Aa;  B;  Gl; 
L;  ScHW;  Z;  auch  flötschle"  in  dim.  S.  , Enten  fl.  im 
Weiher.'  Gotth.  Der  See  fiotschet,  wenn  die  Wellen 
ans  Ufer  od.  ans  Schiti' schlagen  Scuw;  Z.  Kes  Schreili 
tuest  im  chältste"  Bad;  recht  z'  fl.  ist  di"  Freud  und 
Lust.  Nägeli  1842.  F''  g'höre  Nüt  nie,  als  's  17.  roiii 
Bueder.  HSenn  1858.  Mit  Übertragung  auf  das  trocken- 
flüssige  Element:  Aw''  d'  Summer vögel  flutschlid  im 
Bad  ro"  Bluemedüfte".  Heng.  1836.  ,Ein  grosser  mos- 
huw  [Mooreule]  ungestalt  ganz  ungstüem  flotschet  us 
dem  wald.'  Schwynh.  u.  Schueler  1576.  ,F1.  =  fladern 
[flattern],  alas  quatere.'  Denzl.  1716.  Syn.  fluderen  1.  3; 
güderen ;  götschen.  Übertr.:  notdürftig  schwimmen  Th. 
—  2.  Wäsche  wiederholt  rasch  eintauchen  und  wieder 
herausziehen,  mit  Geräusch  waschen  Gl;  Uw;  Z.  Sider 
chönim  die  Jumpfer  zue  g'icilsse"  Zite"  cho  ge"  bluetigi 
Windle'  wüsche"  und  druclc  s'  tüsig  Mitl  ahc,  flotschi 
und  chnotschi.  Stütz.  Das  Gewaschene  schliesslich 
spülen,  indem  man  es  in  fri.schcm  Wasser  hin  und 
her  schwenkt  „Ar;"  Z,  auch  us-;  Syn.  fladercn  2;  flu- 
deren 4;  schwaderen.  Refl.,  sich  waschen.  Gadnekspr. 
Kleinigkeiten  waschen  AABb.  (in  dieser  Bed.  fl-);  Syn. 
krotten.  Oberflächlich,  unsäubcrlicli  wascIicTi  L.  - 
3.  Flüssigkeit  aus  Unachtsamkeit  und  Unordentlichkeit 
ausgiessen,  verspritzen  B;  L.  Syn.  fläderen  2.  — 
4,^=  fluderen  5  L.  -  5.  (gleichgültig,  unachtsam)  durch 
den  Strassenkot,  durch  Wasser  waten  AABb.  (in 
diesem  S.  jj/J-);  Bs;  BSi.;  Gl;  G(j.;  S;  Sciiw;  Z;  mit 


Wasser  in  den  Schuhen  Schw;  Z.  Syn.  floderen  3, 
fluderen  3;  pflmchen.  Si  hei"  d'  Schveh  und  d'  Striimpf 
abzöge  und  st"  barfiss  im  Bach  ume"  g'flolschet  und 
hei«  Geld  g'suecht.  BWvss  1863.  ,Wie  ängstlich  flotseh- 
ten  wir  [Dienstboten]  in  dieser  Flut  [von  einem  um- 
gestürzten Bottich]  herum,  dieselbe  mit  Lapiien  und 
Kellen  auszuschöpfen.'  Stutz.  .Wenn  sie  nicht  bis  an 
den  Hals  in  der  Milch  und  im  Anken  fl.  [damit  geuden] 
können,  so  meinen  sie,  es  gehe  ihnen  übel.'  Gotth. 
,Ach  da  lag  er  [im  Flusse]  flotschend,  frierend.'  Eeith. 

—  6.  schlottrig  einhergehn,  in  nassen  Kleidern 
od.  indem  man  sie  nachlässig  umhängt  AaZcIu.;  BEi.; 
in  weiten  Kleidern  oder  Schuhen  (gleichsam  darin 
schwimmen)  Z;  plump,  schwerfällig  einhergehn  übh. 
L;  ScHW;  zwecklos  umher  stolpern  Bs  (Ochs).  Syn. 
pfadlen;  p floderen. 

Könnte  lautlich  sehr  wohl  aus  mhd.  vlokzen,  flattern, 
entstanden  sein;  doch  weisen  die  meisten  Bedeutungen  diese 
Wortfamilie  eher  zu  ,fliessen',  da  dann  ßotz-  sich  als  die 
ursprünglichere  Form  erwiese,  deren  tz  eine  Verhärtung  des 
iuhd.  z  (gcvlozzcn)   darstellte;  s.  Flutz.    S.  übr.  aach ßätsclicn. 

g'flotschet  (-Ö*- Ap):  nachlässig  gekleidet  Ap;  L. 

—  Die  ApAusspr.  des  Voc.  ist  wohl  durch  die  Synn.  i/clotschci. 
rjehutsMij  veranlasst. 

Flotschi  I  m.:  1.  Einer,  der  gleichgültig  durch 
allen  Strassenkot  stampft  S.  —  2.  nachlässiger,  leicht- 
sinniger Mensch  Z.  —  3.  armer  Tropf  Z.  —  4.  Flötschi, 
der  (Regen  bringende)  Südostwind  Zg.  —  Bach-  ni.: 
Name  eines  gespenstischen  Tiers,  das  bei  Nacht  mit 
grossem  Geräusch  durch  den  Dorfbach  auf  und  nieder 
patscht  AALeerau.     . 

Flotschi  11  f.:  eine  Einrichtung  in  der  Kattun- 
fabrik, in  welcher  die  Tücher  gewaschen  werden  Gl. 

flotschlg  Aa;  Bs;  B,  pfl-  Sch:  1.  (auf  den 
Wegen)  voll  Schlamm  oder  nassen  Schnees  B.  ,1m 
Spätherbst  aber,  als  es  strub  ward  und  fl.,  kam  Sophie 
weniger.'  Gotth.  Von  Kleidern,  ganz  nass  Bs.  - 
2.  weit,  schlottrig  AAZein.;  „L;  Zg;  Z."  —  S.  dick, 
plump  Sch. 

Flutsch,  geflntschet,  flutschig.  Geflütsch 
s.  Flutz  usw. 


Flätschge   s.  Flätscli  II L 


Flax-   flux.     Vgl.  auch  die  Gruppe  FhirliK. 

Flax  m.:  stark  aufflackernde,  aber  kurzwährende 
Flamme,  Strohfeuer  (iTa.  Von  F/w-l.-  mit  :  («)  ab- 
geleitet, wie  die  andre  Nbf.   FIndt  mit,  (. 

(ge)flix  s.  fix. 

Flixi  m.:    verächtliche  Benennung  SrnwE. 

ver-flixt:  verflucht,  als  Ausdruck  des  Ärgers  oder 
der  Überraschung  und  zur  Steigerung  eines  adj.  Bc- 
gritt'cs  Ai';  Bs;  Gr;  r.  gera" :  r.  und  rerta.rt  (ihHc.  — 
Kuphemistische  Bemäntelung  des   lul.    VV.      S.   o.   vei/luckt. 

Iliix:  1.  .\dv.,  wie  im  Fluge,  rasdi,  sogleich,  schnell 
B;  GRh.  Syn.  flucher;  flingg;  ernstig;  weidli'^'':  glv'' ; 
gleitig;  einanderen  nach.  Chumm  fl..'  Bald:  U"'  ron 
'em  alten  Brigiboden  [Dachboden  sc.  der  baufälligen 
Hütte]  Da  g'xrhd  uia"  fl.  o''''  nimmii  ril  R  (Schwyzerd.). 


1239 


Plax     flux.    Platz    flntz 


1240 


Es  ist  fl.  aiihi"  fifi,  ist  liald  5  Uhr  BGt.  ,Flux  (tiiigs), 
in  einem  zuck  (ider  juck,  liehend,  von  stund  an,  unver- 
zogcnlich:  cito;  i-a])tim.  citatim,  actutum.'  Fris. :  Mal. 
-  2.  Adj.,  rasch,  fjewandt.  .Der  Fluxer  nimmt's  und 
der  Geschwinder  hat's.'  UBrXgiv.  1788.  —  3.  Subst.. 
j'jH  J^'/im:  =  ^»,r  ÜRSpl.  —  Zu  (Ipi-  iingeliörigen  Verwertung 
lii'S   Adv.   als   Adj.   imJ   Subst.   s.    (ir,,  WB.  3,  184:8/9. 

Illixe"  u.  pfl-  AaF.;  L,  ijflHchse  AAFri.:  1.  niesen 
L.  Synn.  s.  bei  fi.ien  Sp.  1144.  —  2.  (pil-)  in  abge- 
brochenen Stii.ssen  weinen  AaF.;  LG. 

Für  1  auch  jifnuvhnen,  wozu  pß-  ciue  blosse  Variation 
sein   kaTin.      Vgl.   übrigens  bair.  pßechnen,  keuchen. 

Ver-(llix(  =  verflixt    SCH;    Z.   —    Vgl.  vcr/lucmeret   u.a. 


Flatz  -flutz. 


Flatz,  flatzcn  s.  FJars;  FlatscU  usw.  Fliitz 
s.  Klatsch. 

„ Flauz  f.:    1.  eine   zu  aller  Arbeit  träge,   in   der 
Klei<lung    nachlässige,    unreinliche    Person    Ap." 
2.   Dini.   Fläusli,    ärmliches    Röckehen    von    dünnem 
Zeug  L.   —  Vgl.  fhtuihr  Sp.   II 71/2. 

G'fle'tz  1.  fletzen,  Fletzi  s.  Gcfliitsch  usw. 
Sp.  1235. 

Fle'tz  LBerom.,  G'fletz  11  L;  Scn;  Th;  Z,  Pfletz 
L;  Zf  —  n.i  flacher  Boden.  1.  Strassenpflaster.  .Als 
er  auf  dem  Tor  in  die  Hölie  steigen  wollte,  fiel  er 
liinunder  auf  das  Pfletsch  ganz  grausam.'  1580,  Lauf. 
2,  154.  —  2.  a)  Schiff  der  Kirche  im  Ggs.  zu  Chor 
und  Empore,  Lettner  ScnSt. ;  Z.  .Bank  in  dem  gefl. 
vor  StPeters  altar.'  1385,  Z.  ,1502  ward  die  Bor- 
kilchen  zwüschen  dem  Chor  und  dem  Geii.  gestuelet 
und  täferet.'  Mal.  ,Daniitten  in  der  kilchen  im  gfletz 
ligcnd  zwen  grabstein.'  KiiEHER  1606.  ,Doch  hat  es 
mächtig  aben  geschütt  mit  regnen;  also  dass  man  in 
der  Kilchen  im  Gfletz  niuosst  [dem  Leichengeleite] 
danken.-  XVIl.,  Mise.  Tic.  .Selbiges  Pfletz  [in  der 
Pfarrkirche]  solle  für  das  gemeine  Volk  allein  voi-- 
behalten  werden.'  1637,  Sch  Ratsprot.  ,Des  neuen 
Kirchenbanks  halben  im  Gfl.'  1692,  ZZoll.  ,Gflotz, 
navis  tenipli.'  Dknzl.  1716.  .Den  Leichen  der  unmün- 
digen Kinder  wird  im  Gfl.  parentiert  [die  Abdankung 
gehalten].'  GHenau  Taufb.  1763  fl'.  .Der  Rat  stellte  sich 
in  die  Stühle  zur  Rechten  des  Gefletzes.'  1775,  Absch. 
Man  unterscheidet  Vorder-  und  Rinder-,  Manne"-  und 
Wiher-Gfl.  und  meint  damit  die  durch  Gänge  ge- 
bildeten Abteilungen  der  Bestuhlung  Srn;  Th;  Z; 
a  Gfl.,  ein  Coniplei  von  Sitzen  Sch.  —  b)  Vorplatz 
der  Kirche  LBerom.,  wo  er  als  Gerichtsstätte  (s.  Röt- 
tilrengericht)  diente.  ,Die  ganz  gmeind  ist  zuosammen 
kommen  in  das  gfletz,  das  da  ist  vor  der  heiligen 
porten  destempcls.'  1531,  Esdrä.  .Das  ir  mir  ja  das 
gfletz  zertrettind.'  1531,  Jesa.j.  ;  dafür  ,raeine  vorhöfe.' 
1667.  .In  vestibulo  Ecclesise  nostrs,  quod  vulgo  Ge- 
fletz  vocatur.'  1638.  LBerom.  Stifts-Annalen.  .Ein 
Zertreten  des  Pfletzes  in  dem  Haus  Gottes.'  JMüll. 
1665.  —  3.  Revier,  Abteilung  in  Grundstücken  und 
Gebäuden  ScuSt.  —  4.  Flurn.  in  SchwE. 

Ahd.  fluzzi,  fletzi,  Platz,  Master.  Vorhof,  nihd.  rfetec, 
Kussbüdeu,  Hausflur.  —  Bed.  2  a  u.  b  treffen  in  der  An- 
schauung zusammen,  dass  das  ti.  das  Vorhaus  für  die  Laien- 
gemeinde sei. 


Fle'tzer  m.:  verächtliche  Bezeichnung  von  ge- 
ringem Apfelmost  aScHw. 

Ohne  Zweifel  zu  jietze.n  =flätsi;hm  Sp.  1234,  also  blosse 
Flüssigkeit  als  solche,  ohne  geistige  Eigenschaft,  gleichsam 
.Spüler'. 

Gold- Flitz  s.  G.-Flitsche  Sp.  1'236. 

„Flitz  in  den  Verbindungen  «'  Fl.  vergän,  gänzlicli 
zerschmelzen,  z'  Fl.  rerschlän,  gleichsam  zu  einem 
weichen  Klumpen  zerschlagen  B;  L."  ~  Aus  dem  f. dg. 
Vb.   gebildet. 

(zer-)flitze":  1.  neutr.  a)  zerplatzen,  zerspritzen. 
zu  einem  Brei  werden,  z.  B.  von  einem  faulen  Apfel 
oder  einem  Ei,  wenn  sie  an  etwas  Hartes  geworfen 
werden;  von  einer  Blase  udgl. ;  von  Flüssigkeiten,  die 
gewaltsam  hervorspritzen  BSi. ;  „L;"  Uw.  Syn.  vei-- 
flutteren,  -pläderen.  —  b)  „sich  fasern,  von  ein- 
ander gelui.  z.B.  von  Zwirn,  von  Zeug  L."  Syn.  s. 
fotzen  Sp.  1156.  Bildl.:  .Uns  bedunkt.  dass  der  ernst 
daby  syge  und  es  uns  nit  usfl.  welle.'  1444.  B.  — 
'2.  tr.,  (einen  festen  Körper)  zu  einem  Brei  sehlagen, 
zerschmettern,  zerschmelzen;  (Flüssigkeit)  heraus 
spritzen  machen  BO.;  „L;"  Uw.  Es  het-ne^' gans  zer- 
flitzt, von  Einem,  der  von  grosser  Höhe  herunter  ge- 
stürzt ist. 

Vgl.  ßütucheii,  /fetzen,  ßuizeii,  oder  bair.,  schles.  fiitztn. 
/litfchen,  fliegen.  —  Obwohl  von  a  zu  b  ein  Begriffsübergaug 
sich  denken  lässt,  so  ist  doch  wahrscheinlicher,  dass  h  eine 
Nbf.   zn  filzen   (5)  Sp.    1152   sei. 

Flöz,  flözen  1,  Flözer   s.  Flöss  usw.  Sp.  1213. 

Flütz  m.:  1.  Flüssigkeit,  die  wie  ein  Bächlein 
dahin  fliesst,  z.  B.  Wasser,  das  man  verschüttet  hat ; 
Lache,  die  vom  Pissen  der  Kinder  entsteht  „Gl;" 
ScuSt.;  ZSth.  EnFl.  i"  d' Stiihe  (i" 's  Bett)  mache"; 
Syn.  Brumie»;  Rözi.  —  2.  die  äussere  Kruste  am 
Weinstein,  die  bei  weitem  nicht  so  viele  Kraft  hat, 
wie  der  eigentliche  Weinstein  ScHSt. 

Vgl.  das  syn.  Flöz,  zu  welchem  es  im  Ablautsverhältnisse 
steht,  wie  als  Flurn.  (GWattw.)  zu  Flöss  (s.  Flös  4).  --  In  i 
mag  der  Begriff  des  Wässerigen  liegen;  vgl.  Fletzer. 

Flöz  f.:  nasse  Stelle  im  Boden,  wo  immer  Feuchtig- 
keit durchsickert  Scnwlbg.     Vgl.  Flöss  4,  Flösch. 

G'flötz  n.  =  Flotz  1  ScuSt. 

Abe"d-Flözi  f.:  Regenwetter  am  Abend.  Wetter- 
regel: Ahedröti  MorgedschiJni  —  Morgedröti  Abedfl.  Gl. 

gflotzen,  fladeren  mit  den  Flüglen:  plaudere  alis.' 
Denzl.  1677;  1716.  —  Aus  dem  s.vn.  ndid.  rlnkzen.  Vgl. 
ßotichen  Sp.    1237. 

flöze"  II  s.  flachen  Sp.  1161. 

Flntz  BSL;  W.  Flutsch  GW.,  Pflutz  Uw  ^  m. 
(in  Uw  auch  n.):  1.  ein  Erguss.  z.B.  aus  einem  Ge- 
fässe,  welches  nicht  ruhig  getragen  wird  BSi.,  Syn. 
Flatz;  Gutz;  beim  Erbrechen,  so  viel  auf  ein  Mal 
aus  dem  Munde  kommt;  es  ist-mii  [ihm]  g'rad  a  Fl. 
Bluot  us-''um  Mal  cho'  W.  —  2.  nasssdimutzige  oder 
sumpfige    Stelle,  =  Flatsch  4  (Sp.  1233)  GW.';    UW. 

—  3.  zerspritzender  oder  breiartiger  Gegenstand,  wie 
z.  B.  morsches  Obst,  zu  junges  Kalbfleisch  Uw. 

Eig.  blosse  Nbf.  zu  ,Fluss'  wie  Fhz,  llulz,  Schulz  zu 
.Floss'  usw.  —  Zu  3  Tgl.  ßiizen.  —  Das  sächl.  Geschlccbt 
beruht  auf  Deutung  des  P/1-  als  Ersatz  für  (iß-,  Collektiv, 

—  Abi.    Pßiilz,   Pßiitzer  {$.'  d.). 

flutzen  pflutze  Ndw,  flütze  BSi.,  iifliUze  bzw. 
pflitze  L;  Uw:  }.  (von  Saelien)  .sjiritzen.  zeridatzen  L; 


l-.Ml 


Flatz— flntz.    Klatzg    tiiitzg.    Fra— fni 


1242 


Ni)W.  Syii.  flitzen.  —  2.  (persönlich)  Flüssigkeit  aus 
Uiiffeschicklielikeit  verschütten  B8i.  (s.  niit.:);  doch 
auch  mit  Bedacht  ausgiessen.  ebd.  [Der  Senne]  flutet 
<his  Chasleb  [Lab]  its  der  Flaschen.  Romang  1870. 
Anch  intr.,  s[iritzen,  ein  Gespritze  verursachen.  Der 
durch  den  Strassenkot  Watschelnde  pfliitzed  recht  itf 
all  Site>i  n'ue  Ndw.  Syn.  flatschen,  flntsche)i,  fintschen. 
-  ?>.  (auch  U'S-}  glitschen  UwE.  -  FHilzen  nrspr.  Cansat. 
zu   .ttiessen'.    Betr.  (z ; «»  (sz)  vgl.  Ftutz. 

geflutzet  „g'fiutschet:  (vom Getreide)  durch  liegen 
und  Sturm  gebeugt  und  in  Unordnung  gebracht  B." 
—  flutschig  =  t'otscMg  1  (Sp.  123S)  GVVa. 

G'flütz  „L;"  ScHW;  „Zg",  G'flütsch  Srnw  n. 
=  Flatseh  i. 

flützig  pfl-  UwE.,  pflitschig  BsLd,  ]iflüt- 
scherig  Sch  =  flatschig  BsLd;  Sch;  schwierig  zu 
gehen,  indem  der  Weg  schlüpfrig  von  Schmutz  und 
Kot  ist  UwE. 

Fliiezer  m. :  Beiname  der  auf  oder  an  der  ,Huelr 
Ansässigen  BG. 


flatzge":  flackern  GStdt.  —  Aus  •flachsen,  Intensiv- 
liililuiijr  vini  /larken,    mit  dem  an  z    leicht  anschiessenden  y. 

Flätzge  f.:  überaus  eitle  junge  Weibsperson  ßSi. 
—  Eig.  die  flatterhafte  oder  die  sich  mit  flatterndem  Zeuge 
schmückt. 

flätzge"  BSi.:  1.  flattern.  —  2.  =  flatschen  i 
(Sp.  1234).  —  Weiterbildung  von  fläit(er)eii,  doch  2  liesse 
sich  noch  leichter  auf  flatschen  zurückführen. 


Fn-  s.  Ffn-. 


Fra,  fre,  fri,  fro,  fru. 

Frau,  vor  Namen  od.  Titeln  unbetont  J*")-«.-  1.  als 
Bezeichnung  (resp.  Anrede)  einer  weiblichen  Person 
von  erwachsenem  Alter  und  meist  auch  ehelichem 
Stande,  jedoch  ohne  ausdrückliche  Rücksicht  auf  den 
letztern.  ,Es  soll  ouch  enhein  Frow,  weder  Efrow, 
noch  Wittwa,  noch  Tochter,  enheinen  [küstlichen] 
Gürtel  mer  tragen.'  1370.  ZRatsver.  a)  von  höherem 
Stande,  z.  B.  aus  städtischen  Kreisen  BHk.,  aus  rei- 
cheren Familien  Gr  (im  Unterschied  von  Bäuerinnen, 
welche  Wih  oder  Fruuli  genannt  werden).  Mit  best. 
Art.  die  Pfarrfrau  BHk.  (vgl.  Her,  Pfarrherr);  die 
Hausfrau  als  Herrin  gegenüber  den  Dienstleuten  Aa  ; 
Psilv.;  Sch;  Z,  so  dass  z.B.  eine  Magd  sagen  kann: 
I"''  han  e  bösi  Frau;  Syn.  sl;  d'  (Frau)  Meisterin. 
Dagegen:  .nmgi  Frouice,  Mägde  P  silv.;  vgl.  Jungfrau. 
.Welcher  Herr  oder  Meister  und  Prauw  frömdc  Dienst 
als  Knecht  oder  Mägd  in  unser  Land  füerten.'  1721, 
ScHW  LB.  S.  noch  (Frau)  Mueter.  —  b)  doch  auch 
Anrede  an  irgend  eine  ferner  stehende  Person  B;  Z, 
und  mit  dem  I>im.  Frauili  werden  Frauen  auf  dem 
Lande  gerufen  Sch.  Und  emäl  häd  er-si  [ein  Herr 
die  Krämerin]  g'griiezt  und  g' fraget:  FrauK,  icas 
händ-er':'  MUsteri.  —  c)  , geistliche  Frauen':  Non- 
nen oder  Ordensschwestern,  allg.  ,Enkein  eliche  Wip 
noch  Wittwa   nodi   mit    Namen    enkein  Frow,    weder 


Begin  noch  ander  Frowen.'  1370,  Z  Ratsver.  — 
d)  .Unsere  (liebe)  F^rau':  die  h.  Jungfrau  Maria. 
Helf-is  [uns]  Gott  und  eusi  liebe  Frau!  Spruch  zum 
Anfang  des  Gebetes  L.  .Dann  ich  bin  myns  ordens 
unser  frowen  bruoder',  d.  i.  ein  Carmeliter,  welcher 
Orden  sich  .Brüder  der  h.  Jungfrau  von  Mont-C'armeP 
nannte.  NMan.  .Unser  Frowen  Brüeder  habend  ein 
wysse  kleidung  wie  die  müllerknecht.'  JJRüeger  160(). 
!'''•  ha"  Öpjiis  im  [in-em,  einem]  Auy;  F''  ha"  g' meint, 
es  sig  Staub  [oder  e  Burdi  Strauß  Es  isch  numme 
eu.<fi  liebi  Frau  fhinder-em  Baum)  S  (Zaubersegen). 
Wlssi  Frau  hinder-em  Baum  Mach  mer  's  Dingli 
us-em  Aug.'  s.  Eochh.,  AK.  343,  der  diese  ,L  Frau'  auf 
die  Sonne  bezieht.  In  Zürich  hiess  's  wlss  Frätdi 
eine  kleine  Statue  der  hl.  Jungfrau  aus  weissem  Mar- 
mor und  das  Haus,  an  dessen  Aussenseite  sie  bis 
unlängst  angebracht  war.  —  e)  die  gel''  Frau:  die 
(nicht  etwa  gelb,  sondern  schwarz  gekleidete,  aber 
reich  geschmückte  Z)  Begleiterin  der  Braut  zur  Trau- 
ung und  auch  bei  der  übrigen  Hochzeitfeier  Aa;  Bs 
(Spreng);  L;  ZGlattf.  Syn.  Brütjuiiyfrau;  Spusen- 
rerheberin;  FrCgespü;  Brütläuferin.  ,Sam  sy  im  Dorf 
an  unser  Magt  Hochzyt  und  darby  ir  (wie  man  spricht) 
gältfrouw  wäre.'  Mal.,  welche  Form  viell.  den  urspr. 
Sinn  der  Benennung  erklärt.  Diese  Person  [die  Patin 
der  Braut  Z]  ist  nicht  nur  Führerin,  sondern  auch 
Lehrmeisterin  der  Braut  an  der  Stelle  der  Mutter  und 
überhaupt  Ceremonienmeisterin  des  Tages.  In  einem 
Körbchen  am  Arm  trägt  sie,  hinter  der  Braut  schrei- 
tend, die  von  den  Gästen  dargereichten  Kränze.  Nach 
der  Trauung  schneidet  sie  dem  Bräutigam  mit  einem 
Scheerchcn  das  Kränzlein  ab,  das  er  auf  dem  Kopfe 
trägt,  gibt  ihm  eine  Ohrfeige  und  steckt  ihm  einen 
,Maien'  auf  den  Hut.  Nach  der  Rückkehr  des  Zuges 
ins  Wirtshaus  eilt  die  G.  Fr.  in  die  Küche,  wo  sie 
das  geraubte  Kränzchen  ins  Feuer  wirft  und  betet; 
denn  ob  die  Flamme  das  Kränzchen  rasch  oder  lang- 
sam verzehrt,  ist  eine  günstige  oder  ungünstige  Vor- 
bedeutung. Bei  der  Tafel  bietet  die  G.  Fr.  (welche 
rechts  neben  der  Braut  sitzt  und  sie  bedient  Aa  f) 
den  Gästen  Schnupftücher  als  Geschenk  und  empfängt 
ihre  Gegengaben.  Nachher  muss  sie  zu  verhindern 
suchen,  dass  einzelne  Gäste  die  Braut  entführen. 
Nach  der  Rückkehr  ins  Haus  schliesst  sie  noch  die 
Tür  der  Brautkammer,  die  sie  am  Morgen  auch  wieder 
öffnet  L.  Im  Aa  zog  sie  am  Schluss  des  letzten 
Tanzes  der  Braut  den  Kranz  (das  .Schäppeli')  vom 
Kopfe.  —  f)  ,weisse  Frauen'  erscheinen  da  und 
dort  in  der  Nähe  von  Ruinen  alter  Schlösser;  so  z.  B. 
des  Schlosses  S  Balm.  Sie  besitzen  unermessliche 
Schätze,  deren  der  Befreier  des  unseligen  Geistes  teil- 
haft werden  soll;  aber  die  Befreiung  misslingt  immer. 
-  g)  Fräuli  (Fraueli  Bs):  unscheinbare  alte,  arme, 
kleine  Weibsperson  Bs;  Gr;  Z  (Fräuli,  verschieden 
von  Fraueli,  s.  2).  Dagegen  von  unverheirateten  Per- 
sonen höhern  Standes  (zunächst  der  Patrizierfamilien) 
schon  längst  in  L;  Simiw;  S;  anderwärts  erst  in  neuerer 
Zeit  als  Titel  sich  einnistend  und  da  meist  durch  Bei- 
behaltung der  nhd.  Form  (Fräulein)  sich  als  Lehnwort 
verratend.  Ein  Ae  S|iruchgedicht  macht  sich  über  die 
\'erdrängung  von  Jumpfer  durch  Fräuli  mit  Recht 
und  trefflich  lustig,  U.A.:  Wott  iiiiiie  Änc  [Einer] 
ll()ch:it  ha"  Und  (.s7  me  Mucss  a's  Sujipe  dra',  I'asst 
,Jungfrau'  liim  Vvrchihide"  .\chlechl,  Ihirh  ,Frä\dein', 
mvrlsrli.  das  jiasst  gad  recht.    Frcili  heissen  .\llc,  die 


1243 


Pia.  frau.  fie.  fii,  fro.  fru 


1244 


Jen  Keil'rock  trag-cn  Git  ObS.  „Das  FraitcU  machen, 
eine  weibliehe  Verbeugung,  Knix  W";  üyn.  JüngferU. 
.Das  eJcl  friiuvvli  Margretb  von  Flandren.'  Ansh.  Da- 
neben aber  .iriiwelin'  in  ä.  Zeit  auch:  öffentliche  Dirne. 
Z  Ratsb.  Xlll./XVI.;  vgl.  Fniueu-Gass,  -Bus,  -Wirtin. 
—  h)  Gebäck  in  Form  einer  Frau;  in  G  mit  feiner 
Mandelfüllung,  zur  Neujahrszeit;  an  der  Kirchweih 
ÄAZein.;  Früiiwi  aus  Weizenmehl,  Ei  u.  A.  für  Kinder 
zu  Weihnachten  W;  vgl.  Mann  als  Gebäck.  ,Nun 
grüess  üch  Gott,  ihr  lieben  Kind!  Ihr  drü,  die  jetzt  die 
jüngsten  sind.  Der  Felix  nehm  zum  Ersten  's  Hörn; 
Das  Fröwli  esse  er  erst  morn!  Kein  ander  Wyb  soll 
er  noch  han.  Als  die  er  fröhlich  essen  kann.'  HBcll.. 
Niklausenspruch  1541.  —  Im  alten  Recht  werden  die 
Frauen  bald  bevorzugt,  bald  geringer  geschätzt  als  die 
Männer.  ,Allweg  [soll  Recht  gesproclien  werden]  den 
Frowen  vor  den  Mannen.'  Offn.  GKilchb.  ,So  ist  der 
alt  Bruch,  dass  welcherlei  einem  Mann  die  Straf  ist, 
ein  Frow  den  halben  Teil  verfallt  und  dry  Frowen 
für  1  Mann  zur  Kundschaft.'  1533,  B.  ,Zwen  ehr- 
bare Männer  oder  4  ehrliche  Frauen  sind  zue  voll- 
kommener Kundschaft  gnueg.'  1659,  BE.  Auf  einem 
alten  Brauche  beruhte,  dass  begegnende  Jungfrauen 
und  Frauen  bei  Umzügen  in  Basel  und  Bern  ins 
Wasser  geworfen  wurden;  s.  B  Taschenb.  1871,  237; 
und  dass  alter  Volksglaube  dahinter  steckt,  s.  bei 
Mannh.  Baumk.  331  f.;  411.  —  2.  die  Ehefrau  (und 
Hausfrau)  als  solche.  D'  Frau  ist  Meister  und  nit 
de  Ma""  (aus  einem  Kinderlied).  In  vertraulichem 
oder  zärtlichem  Ton  oft  oder  aucli  überliaupt  (BO.) 
in  dim.  Form:  Fruiiweli  BHk.,  Fraiieli  Bs;  B;  Z, 
Fräuli  Z,  Früli  Ap.  D'  Hebamm  hat  um  ZwOlfi  no''' 
SU,  's  Chlme  FrciuH  miiese.  Stutz.  Just  leit  se-si''' 
[nämlich  d'  Frau  Sunne]  a".  Wie  hat  si  en  Rocl: 
mit  pfusige"  Armle",  guldeni  Schitehli,  schön  baucli 
Strumpf:  das  git  an''''  es  Fraulil  JKdJIev.  1844. 
,Wenn  schon  einer  tat  schicken  Vil  krönen  synem 
wyb  Und  er  dahinden  blib  [in  der  Sehlacht  umkäme]. 
So  näm  doch  das  fröuwelin  ein  anderen  mann.  War 
er  schon  erst  uss  Wallis  kon.'  BGlett.  1557,  Houptm. 
FrauC  (ZSth.),  Frauelis  (B)  mache",  das  Haushal- 
tungsspiel der  Mädchen;  Syn.  Fraiibasete;  vgl.  g'rät- 
terlen.  KAA.  Zltvertrlbheisstml  Frau.  Haushaltüngs- 
SPRüCH.  Scho'  wider  Geld,  wo  d'  F.  nid  iveisst!  Sch;  Z. 
Das  ist  nie  wert  (freut  mi''''  nie,  weit  i'''  lieber),  als 
mänyefmj  Ma""  st  F. !  Wenn  er  sl  F.  fres.se"  tat  und 
Sprung  mit  'em  bluetige"  Mul  's  Dorf  ab,  so  hiitt  er 
glv''  [bald]  wider  en  angeri.  Si'hild.  Wenn  d'  mer 
de"  G'falle"  tuest,  so  muest  denn  emöl  e  F.  ha"  (und 
wenn  .s;  mües.st  Ore"  ha"  icie-n-e  BaiersouJ.  Suterm. 
Sprww.  E  F.  Ulli  [ohne]  en  Ma""  ist  e  Hebe"  üni  en 
Stecke".  Sulger.  Fraue"  chömed  nie  z'  friieh  i"  d'  Chind- 
hetti ;  si  hürated  nw  nie  friieh  g'nueg!  ebd.  One 
Fraue"  und  one  Geld  war  es  triirig  i"der  Welt.  Ineichen. 
Oni  Fraue"  und  guete  Wi"  Joie  chönnt-nie"  früh'''' 
Sl"!'  Suluer.  E  f.  nimmt  ke"  alte  Ma""  der  [durch] 
Gottswille.  Ineichen.  E  schöni  F.  finde"  ist  Hecht, 
aber  si  schön  b'halte"  ist  schwer,  ebd.  Wer  e  hübschi 
F.  hürötet,  hed  guet  Nacht  und  bös  Tag  L.  3Ier 
muess  e  F.  bim  erste  Laid  [Laib]  Brod  sieh"  [erziehn] 
AiEhr.  En  Ma""  und  en  Hund  sind  z'  g'wennen, 
aber  e  F.  und  e  Chats  nüd  Z.  E  brari  F.  und  en 
warmen  Ofe  in  der  Stube  sind  der  best  Husrot.  Ineichen. 
Es  isch  besser  [leichter],  e  Nodle"  [Nadel]  i"-me  Heu- 
stock suechc  a's  e  gueti  F.    Schild.     Ist  d'  F.  bös,   so 


nützt  's  Schloh  Nüd;  ist  si  guet,  so  isch  's  gar  unnötig. 
Ineichen.  E  rechti  F.  betet  nur  ei"s  Vateruniier.  ebd. 
E  diivtmi  F.  b'könnt-men  a"  der  Hübe.  ebd.  E  F., 
wo  nid  gern  spinnt,  treid  es  grobs  Hömmli.  ebd.  E  F., 
wo  gern  wäscht,  findt  zentume  [überall]  Wa.'iser.  ebd. 
E  F.  ist  niene  hübscher  als  deheime.  ebd.  {deheime  am 
schönste.  Sulger).  D'  Fraue  und  d'  Chatse  g'hören 
i"  's  Hns.  ebd.  Wenn  d'  F.  nid  hüset.  Und  d'  Chats 
nid  müset.  Und  der  Hund  nid  billt.  So  ist  Alls  ver- 
sjnlt.  ebd.  E  liederligi  F.  macht  e  liederlige  Ma"". 
ebd.  E  F.  cha""  me  i"  der  Schöss  furtträge",  als 
c  Ma""  mit-eme  Wage  suefüere".  Sulger.  E  sorg- 
fältigi  F.  füllt  's  Hus  bis  under  's  Dach.  Ineicben. 
Me"  sett  ke  F.  ne",  wenn-me"  nid  zivo  chann  erhalte". 
ebd.  E  richi  F.  im  Hiis  trlbt  de"  Friden  üs.  ebd. 
Wem  d'  Fraue"  sterbe"  und  d'  Boss  fülle"  [Fohlen 
werfen],  dem  wachst  's  Vermöge,  ebd.  Inere  [einer] 
schwangere  F.  stöd  's  Grab  offe"  L.  D'  F.  ist  d's 
Ma""s  bis  uf-e  Chilchhof.  Ineichen.  Ab-em  Flicken 
[od.  Dokteren]  tued  Nieme"  neueste"  [hässlicher  werden] 
ivann  [als]  d'  Frowen  BHa.  Wenn  zwo  Frauen  i  eim 
Hus  sind,  so  ist  eini  s'  vil.  Wenn  me  F'rauen  im 
Hüs  a's  Öfe,  so  ist  kei  Fride  drin.  Ineichen.  E  F. 
lachet,  wenn  si  cha"",  und  briegget,  wenn  si  will.  ebd. 
Mängi  F.  ist  ussen  e  Pfau   und  innen  e  Sou.    ebd. 

—  3.  Bed.  2  übertragen  auf  das  Weibchen  von 
Tieren.  ,Das  niännlin,  desgleichen  das  fröuwlin  [des 
Bären].'  Tierb.  1563.  —  4.  in  dem  Spiele  ,Steckli- 
grüeblis,  Löchliballen'  heisst  der  erste  Stein,  den 
man  zur  Busse  erhält,  ,Frau',  die  weitereu  heissen 
.Kinder'.     Vgl.   Vater   und   Mueter.    Rochh.  AK.  398. 

—  5.  Ortsnamen:  ,Frau'  heisst  der  auch  ,Blüeralis- 
alp'  genannte  Gebirgsstock  im  BO.,  dessen  mittlere 
Hauptgipfel  ,die  weisse  Frau';  vgl.  , Jungfrau'  und  ent- 
sprechende Bergnamen :  .Mann,  Altmann,  Etzel'  usw. 
.Frau'  und  .Jungfrau'  im  BO.  sind  wahrsch.  mit  Bez. 
auf  einander  gedacht  und  auch  der  äussern  Gestalt 
einigermassen  entsprechend  benannt;  ob  aber  diese 
Namen,  wie  auch  , Mönch'  u.  a.,  alt  und  im  Volk  ent- 
sprungen, bleibt  fraglich.  Allerdings  lässt  der  ger- 
manische Volksglaube  Riesen  und  Eiesenweiber  beim 
Aufgang  der  Sonne  versteinert  werden.  In  Zss.  er- 
scheint ,Frau'  in  Namen  von  Ortschaften  und  Grund- 
stücken als:  , Frau-Matt'  BsLd;  B,  ,-Brunnen'  B,  ,-Brün- 
neli'  ZHott.,  .-Rüti'  BsLd,  ,-Wis'  ZHombr.,  .Frauen- 
Feld'  Th  (auch  scherzhaft  appellativ  gebraucht,  z.  B. 
du  muest  go  [nach]  Fr.  =  eine  Frau  suchen.  Stütz. 
.Alles  Böse  kommt  von  Fr.'),  ,-Guet'  BSuniisw.;  ZSeen, 
.-Kai)pel(en)'  B;  L,  .-Kirch'  Gr,  ,-Krachen  [Schlucht]' 
BO.,  .-Mos'  ZHed.,  ,-Brünneli'  ZBäretsw.,  ,-Rüti'  ApA., 
.-Tal'  ZGCham.  Mehrere  von  diesen  Namen  beziehen 
sich  offenbar  auf  die  h.  Jungfrau  (.unsere  liebe  Frau', 
s.  0.)  und  kirchliche  Stiftungen  zu  ihren  Ehren;  in 
einigen  kann  , Frauen'  als  wirklicher  Plural  sich  auf 
Nonnen  oder  Ordensschwestern  beziehen,  deren  Haus 
an  dem  betr.  Orte  oder  in  dessen  Nähe  stand  oder 
noch  steht,  oder  deren  Kloster  den  Besitz  inne  hatte. 
So  befand  sich  in  der  Nähe  des  ,Fr.-Brünneli'  ein 
Schwesternhaus  (vgl.  , Frauen'  in  diesem  S.  unter  1), 
während  , Fraubrunnen'  von  einer  (wahrsch.  heilkräf- 
tigen) der  h.  Jungfrau  geweihten  Quelle  benannt  ist. 
Statt  ,Frauenmos'  findet  sich  übrigens  urkundlich 
1452  .fromos',  wahrsch.  aus  fron-,  so  dass  damit  Zu- 
gehörigkeit an  eine  Kirche  bezeichnet  war,  und  ebenso 
ist  viell.  .Frauwis'  U.A.  zu  erklären;  \sl.  Frau-Fasten 


1-2 15 


VvA.  frail,  fVe.  tVi.  fm.  fru 


1246 


(utnl  luiigek.  BoHstetten  aus  ,Baunistätten-).  .Frauen-' 
erscheint  auch  als  erster  Teil  von  PHanzenn.,  die  aber 
z.  T.  allgemein  deutsch  sind. 

Mhd.  vruuire.  Der  Gen.  (zur  Bezeicliming  von  Vwdt- 
sih.iftsverhältniss)  mit  schw.  Flexion,  z.  B.  der  Fmtic"  lirmder. 

—  Zu   1  a  vgl.  engl,  t/ueen,  eig.  auch  nur  ,Frau',  dann   ein- 
l        gcsclir.^ukt  auf  die  höchste  im  Lande  (vgl.  Monskur,  Maduim 

usw.  mit  Bez.  auf  die  königliche  Familie).  -  Ob  sich  in 
der  ,Frau'  im  Munde  der  Dienstboten  die  uralte  Bed.  des 
Wortes  als  ,dic  Herrin'  erhalten  habe,  oder  der  Ausdruck 
nicht  vielmehr  der  Kede  des  Gatten  entnommen  und  daraus 
fast  zum  Kigenn.  versteinert  sei,  ist  um  so  fraglicher,  als 
Letzteres  mit  anderen  Namen  (rfe''  Mn""  =  Herr,  Meister; 
d'  Mueter  i.  S.  V.  .deine  M.'  u.  a.)  der  Fall  ist.  —  Zu  1  d 
vgl.  frz.  notre  dame,  Span,  nuestra  sennora.  —  1  e.  Das 
.Attribut  ,gelb'  bezieht  Spreng  auf  den  .guideneu  Schmuck', 
iu  welchem  dieser  Hochzeitsgast  vor  andern  pr.angc.  —  Dass 
die  .weisse  Fr.'   mythologische  Bed.  habe,  ist  längst  erkannt. 

Äni-Frau:  Mutter  der  Grossmutter  Ndw.  — 
\\\&(i\  (hei)-:  Nonne  oder  dienende  Schwester  des 
sog.  Inselspitals  in  B;  s.  Sp.  346. 

Ipe"-:  Frau,  die  noch  die  alte  Tracht  hat  BSchw. 

—  Jpe  =  Jüppe,   Jacke.      Vgl.    OöUer-,   Hüf*en-Ft\ 
Eren-:   I.Begleiterin  der  Braut.     ,E.,  ein  eerlich 

[geehrtes]  weih,  stolata  mulier ;  also  nempt  man  auch 
die  zuonechst  bei  der  braut  sitzt.'  Mal.  —  2.  B.  d. 
Taufpatin.  ,Dass  inskünftig  die  zu  Taufgezeuginnen 
erbettene  Weibspersonen  des  Begleits  der  sogenannten 
Ehrenfrauen  sich  enthalten  sollen.'  B  Mand.  1728/47. 

Us-:  im  Wortspiel  mit  Hiis-F.  s.  Sp.  553.  '.s  Wib 
soll  sl'  e  Hüsfrau  und  nid  en  U.  Sulger.  .Hausehre 
deines  Hauses  zu  werden,  sei  deine  hcichste  Ehre; 
aber  dann  musst  du  als  Hausfrau  nicht  Ausfrau  sein.' 
Troll  1844.  —  Betr.  die  Lautform  vgl.  unigek.  Hustwj 
fiir    Untag. 

Neben-us-:  eine  einsam,  abgelegen  wohnende. 
,So  bei  einem  Nebeusfraueli,  wo  [welches]  Nüt  vo" 
der  Welt  wüss.'  Gotth.  —  Vogt-:  Wittwe,  die  einen 
.Vogt'  (s.  Sp.  703)  hat.  .Das  ich  urkenn,  aus  myner 
Vogtfrowen  ernstlichen  Pitt  willen  in  vögtlichor  Wys 
getan  haben.'  1529.  Mise.  Tic.  Die  Ottn.  TiiWagenh. 
1552  verlaugt  Jahresrechnungen  von  denen,  .die  vogt- 
kinder  oder  vogtfrouwen  band.' 

Fron-fasten-  s.  Sp.  1114.  Bei  einer  Wasche  iu 
der  Pronfasten  hilft  die  Fr.  mit  waschen  L. 

Auch  die  entsprechenden  deutscheu  Frau  Huldu  (Hollul 
und  Frau  Bertha  erscheinen  bald  freundlich  hilfreicli,  bald 
schreckhaft  zerstörend. 

Gevatter-  s.  Gepalter  Sp.  1128.  Göller-:  ein 
.Göller'  (Art  Brust-  und  Halskleid)  tragende  Frau. 
,leh  predige  nicht  allein  für  die  G-en,  ich  predige 
auch  für  die  Männer.'  G.  Hier  scheint  allerdings 
nicht  eine  besondere,  sondern  die  allg.  weibliche 
Tracht  gemeint.  Yg].  Ipen-,  Hüben-F.  —  Güetsi-:  die 
Zuckerwaareu  und  andres  Backwerk  feil  hält  od.  feil 
trägt  Z.  "  Gnad-:  gnädige?  od.  von  Gott  begnadete 
Frau,    Klosterfrau?     .Man    mües.ste    ire    wyber    [die 

»Pfarrerst'rauen]  für  gnadfrowen  han.'  Zwinuli.  Eine 
Mutter  sagt  zur  Tochter,  wenn  sie  ins  Kloster  gehe: 
,Da  bist  du  ein  gnadfrow  on  arbeit  und  not.'  NMan. 
Vgl.  Gnad-Junr/frau.  —  Grab-:  welche  die  Leichen- 
wache  uiul  nachher  die  Ausschmückung  der  Grabstätte, 
an  manchen  Orten  auch  den  Friedhof  übli.  besorgt 
und  bis  zum  sog.  Dreissig-sten  am  Grab  und  beim 
Gottesdienst  gewisse  Gebete  für  den  Verstorbenen  ver- 
richtet   L.     ,Die    bisher    von    der   <ir.    besorgten    auf 


Stocken  gewundenen  roten  Kerzlein  sollen  von  nun  des 
Gänzlichen  verboten  sein.'  L  Ordu.  1818.  —  Hube"-: 
Bauernfrau  aus  Z  Kn.-Amt.  welche  die  dort  übliche 
tüchene  weisse  Haube  trägt.  —  Haujit-  (Möpt-  Ar): 
ausgezeichnet  tüchtige  Hausfrau  Ai';  ZO.  Vgl.  .Haupt- 
kerl' u.a.  —  Hasen-:  Scheltn.  für  weibl.  Personen 
.Ap;  It  ßocHH.  A.  S.  2,  59.  68:  Hexe,  welche  die  Gestalt 
eines  Hasen  annehmen  kann.  —  Hüs-:  1.  Ehefrau 
als  Verwalterin  des  Hauswesens.  E  flissigi  H.  ist  der 
best  Sparhafe.  Ineichen.  .Eine  gute  H.  muss  5  K 
können:  Kinder.  Küche.  Kammer,  Keller,  Kleider.'  ebd. 

—  2.  Hausherrin    im   Verhältuiss    zu    Mietsleuten    Z. 

—  3.  (PI.)  weibliche  Hausbewohner  oder  Glieder  der 
Familie.  .Allen  mynen  h-en.'  LLangast  1500.  Vgl. 
Hüsvolk.  —  Red- hüs-:  bei  den  Klosterfrauen  in 
Samen  diejenige  Klosterfrau,  welche  im  Sprechzimmer 
die  Gäste  aufnehmen  und  bedienen  muss. 

Jung-  Ju,jfroim  PP.;  T;  W.  -frou  BE.,  Hk..  U.; 
FJ.  (-frö),  Jumpfrau  Aa;  BSchw.;  F.  Juijgfrre  U, 
Jumpfere  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  Gr;  L;  S;  U;  Z  (als 
Vokativ),  Jumpfer  AAFri.;  BöO.;  Z  —  Dim.  Jung- 
fräuwji  W.  Jung-  BHk.  (in  Bed.  2).  JumpifräuU  BE., 
sonst  Jiimpferli  allg.:  1.  unverheiratete  Person  a)  h  ö- 
heren  Standes  Bs;  BÜi.  f Jumpfere) ;  Z.  In  B  nann- 
ten sich  bis  vor  Kurzem  die  vornehmsten  Patrizier- 
töchter Jumpfere",  ebenso  in  Z  Töchter  aus  den  besten 
Familien  (bis  ungefähr  um  1850);  seither  ist  der  Titel 
.Fräulein'  aufgekommen  und  damit  J.  den  unteren 
Ständen  zugewiesen.  Junge  ledige  Städterin  BHk. 
(Jungfere),  auch  städtisch  oder  stattlich  gekleidetes 
Landmädchen  Z.  Es  Hüsli  toie  ues  JiimpferU  (so 
zierlich,  sauber)  Z.  Jümpferli,  JiimpferU,  nid  so 
stolz,  Eueri  Schueh  sind  nu''  ro"  Höh;  W(ire"d  si 
mit  Silber  b'schlage",  Chimnti-men  öppis  Anders  sage'. 
Spielreim,  gerichtet  an  die  Führerin  eines  herum- 
ziehenden Schwarmes  von  Kindern.  Mit  best.  Art.: 
die  Tochter  vom  Hause  Z.  Es  Jiimpferli  mache", 
einen  Knix  Ai';  Gl;  ,GRh.;  Sch;-  Z.  (Vgl.  Männli 
mache",  sich  aufrichten,  von  Tieren.)  —  b)  ohne  Rück- 
sicht auf  den  Rang,  aber  mit  bes.  Rücksicht  auf  den 
ledigen  Stand,  übh.  erwachsenes  heiratsfähiges  Mäd- 
chen Aa;  Ap;  Bs;  Gotth.  (Jungfere);  Gl;  GRRh.;  L; 
U;  Z,  Syn.  Meitli,  Meitschi.  Jungfere"  hUete"  ist 
schwere  Arbeit.  Ineuhen.  Jumpfcregunst  und  Harfe- 
chlang  tutet  icol  und  wärt  nid  lang.  ebd.  Stei"  am 
lii"  hct  Jumpfere  feil,  's  Dotzed  um  en  Chrüzer;  hole" 
si  die  Schwaben  nit,  so  nemen  si  die  Sclncizer.  Sulger. 
D'  N.-er  Jumpfere"  sind  stolz  und  brutal,  's  git  3 
(7,  12)  um.  1  Schilli'g,  denn  hiit-mc"  wf''  d'  Wal  Z. 
E  hoffärtigi  Jumpfere  [wird]  c  dreckigi  Frau  U.  Alti 
Jungfere"  sind  brechlichi  War.  Ineichen.  Die  alten 
J.  müssen  am  Müuster  reiben  (in  Frankf.  a'M.  .den 
Kirchturm  bonen')  oder:  die  Rheinbrücke  .verbändlen' 
[mit  Bändeln  einfassen]  Bs;  vgl.  Giri:en-Mös  und 
Zeitschr.  f.  Volkerp.sych.  XIV,  68  ff.  S.  auch  alt;  be- 
rumjifcn.  Mit  bes.  Bez.  auf  bewalirte  Keuschheit. 
Jumpfere  g'.ii"!  rufen  Gassenbuben  vorübergehenden 
Mäilchcu  si)ottend  nach.  n:it  Betonung  des  Ptc.  (.ge- 
wesen') zur  .\iideutung  verlorener  Jungfernschaft  Aa; 
.\p.  Wenn-me"  keini  Jumpfere"  hat,  mucss-me"  mit 
Hucre"  tanze".  Sl'lcer.  Im  Ggs.  dazu  wird  natürlich 
vor  allen  die  h.  Maria  schlechthin  .Jungirau'  (nie 
.Jumpfer')  genannt.  .Samstag  nach  der  heiligen  juuf- 
frow  ITagl.'   l''iiLU\.    .Kirclu'  der  glückseligen  Jungfrau 


1247 


Fva,  frau,  frc.  IVi.  i'm.  tVu 


1-2  IS 


zuo  Hclierzliiigeii.'  Hahenb.  1882.  J'aher  die  RA.: 
,(lie  Jungfrau  kü-ssen  (müssen)',  zur  Bezeichnung  einer 
Art  von  Todesstrafe,  bei  welcher  der  Verurteilte  ,aus 
den  Armen  des  zur  Busse  geküs.sten  Muttergottesbildes 
durch  eine  Falltüre  in  eine  Schwertmühle  versank.' 
Hess  1818.  ,'Wenii  der  Pater  R.  der  Gewüssen-sfreiheit 
sich  wurde  wollen  bedienen,  so  wurde  er  zweifelsohne 
cintweder  dem  Feuer  oder  aus  grossen  Gnaden  die 
J.  zu  k.  übergeben  werden.'  ClSobob.  1695.  ,J.'  = 
Klostcrjungfrau  oder  Nonne.  Türst  1495/1510.  Vgl. 
Kloster-F.  —  c)  mit  moralisch  ungünstigem  Neben- 
begritf,  tadelnd  od.  scheltend.  1)  Jumpfer,  von  Mäd- 
chen, die  sich  hochmütig  oder  leichtsinnig  über  ihren 
Stand  erheben  (von  b  nach  a)  B  öO.  2)  von  Menschen, 
(auch  männlichen  Personen),  die  sich  über  ihren  Stand 
zieren  und  schonen  (grobe  Arbeit  scheuen).  Spreng. 
—  2.  Dienstmagd  (auch  verheiratete).  „Der  Land- 
mann nennt  seine  Tochter  Mcitschi,  die  Magd  ./.  -  So 
bes.  in  B  (Juiujfruu,  seltener  Jumpfere),  wo  nur  in 
der  Stadt  die  Magd  jetzt  auch,  wie  in  der  Ostschweiz, 
Meitli  genannt  wird;  ferner  AAFri.,  Leer.;  F;  Lf;  PP.; 
S  nj. ;  T;  ZcCham  (Jumpfrau);  in  W  bes.  die  Dienst- 
niagd  des  Pfarrers.  Kei  Jungfrau  und  ke  Chnecht  lied 
si  [die  Spinne]  ergaffet  [um  ihr  Gewebe  wegzukehren]. 
Haki..  181.3.  Ha'  solle"  werche"  wie-n-e  Jumpfere  BE. 
(Schwyzerd.).  So  silyen  i'''e  inisch  mV"'m  Jumpfräuli. 
ebd.  .Sollte  Jungfrau  sein  dort.'  Gönn.  ,Stüdeli  sah 
etwas  schmuslig  aus.  dass  man  es  eher  für  eine  Jung- 
fere  angesehen  hätte,  als  für  die  Sohnsfrau.'  ebd. 
Hüb  nüd  Müe,  es  ist  numme  d'  Jumpfere.  ebd.  ,In 
den  Häusern  der  Angesehensten  traf  man  (in  der 
2.  Hälfte  XVUI.)  auch  Stubenmägde  (Jungfer,  und 
waren  es  Französinnen.  Mamsell  genannt).'  Gem.  Z 
IHIU.  Auch  in  Wthur  wurden  damals  die  Stuben- 
niägde  in  den  Häusern  der  beiden  Schultheisse  .Jung- 
frauen' genannt.  Troll.  In  der  ä.  Spr.  sehr  häufig; 
auch  .Üienst-J.'  ,Ein  statt  [Stelle,  Platz.  Stuhl]  in 
der  kilchen,  da  ein  vogt  syn  junkfrowen  [Magd'?) 
stellt.'  um  1300,  Urbar  Baden.  ,I)z  ein  ieklicher 
dienstknecht  oder  jungfrow  mögen  iren  lidlon  mit 
ireni  cid  behau.'  L  Stadtr.  .Ein  J.,  die  inen  dienet.' 
1354,  Bauen.  , Dienstknecht  oder  junkfrowen,  so  ir 
jar  US  sind.'  Stadtr.  Baden  1384.  ,Desglychen  hette 
ein  Weber  ein  wyp  oder  j-en.  die  row  lyni  hempter 
kiinnde  machen.'  1431.  Z  Stdtb.  ,Syn  wyb  und  ire 
kind.  syn  j-en  und  ander  syn  gesind.'  1482,  GWyl. 
.Dem  erbern  priester  Hrn  H.  v.  Hefingen  und  Annan 
von  Gretz,  syner  j-en.'  1432,  ZRüml.  ,Wäre  ouch  der 
gewundet  als  krank,  dass  er  knecht  ald  jungfrouweu 
bedörfti,  das  soll  [der  Täter]  im  ablegen  [vergüten].' 
Zu  Stadtr.  1432.  ,Myn  frow  Eptissiu  und  Ursula,  ir  j.' 
1433,  Z  Ratb,  ,Das  er  soll  mit  den  armen  kinden  in 
dem  hus  und  ouch  mit  jongfrowen  und  knechten 
fridlich  leben.'  1438,  L  Senti.  Der  Frauenwirt  zu 
Luz.  soll  Niemand  ,syn  ehafte  oder  gedingete  j.  ab- 
ziehn  [abspenstig  machen].'  1470,  Liebenau.  .Die  kuchi 
und  alles,  so  darinn  ist,  tellcr  u.  a..  schatten  mit  der  j.. 
das  sie  sxiber  und  wol  gewaschen  werdint.'  G  Küchen- 
ordn.  1495.  .Ouch  sollend  die  kilchgnossen  dem  priester 
geliger  [ein  Bett]  geben;  will  er  dann  ein  junkfrowen 
han,  die  soll  er  selber  legen,'  XV,,  Gpkd,  ,Elsi  v.  R.. 
Ursel  H.,  des  von  Erlach  j-en.'  1504,  Z  Taschenb. 
,Uft  Santi  Hans  dag  han  ieli  angefangen  zum  ersten 
mit  knecht  und  j-en  hüs  zu  han.'  1523,  Stookar. 
,Es    gebrist    dir.    das    ilu     nit    eidgnossische    sprach 


kannst;  im  Swyzerland  heisset  ein  jungfrow  ein  dicnst- 
magt,  aber  ein  tochter  oder  magt  heisset  ein  un- 
verserte  meid.  By  üch  heisst  ein  magt  ein(en)  dienst, 
die  nennend  wir  ein  jungfrowen.  Ein  magt  heisst  by 
uns  ein  reine  unbefleckte,  die  nennend  ir  ein  jung- 
frowen.' Gyrenr.  1523.  ,Wer  der  ist,  der  in  unserm 
land  dienen  will,  es  syent  knecht  oder  j-en.'  1523/44, 
ScHwLB,  .A»  1526  gieng  M.  F.  Frey  probst  zur  kil- 
chen mit  syner  j-en.'  Beitr.  1741/^3.  ,Es  solle  niemand 
dem  andern  synen  knechten  oder  j-en  nütz  [Nichts]  ab- 
koufen  ön  des  rechten  meisters  wüssen.'  1527,  AAWstt. 
,Die  dienst  [-boten]  als:  knecht  und  Jungfrauen.'  1555. 
Absch.  .Die  Siecheujungfrau',  die  das  Siechenhaus  bei 
Stans  besorgte.  1560,  Gerd.  ,Das  yederniann,  jung  und 
alt  Personen,  frowen  und  mann,  dienstknecht  und  j-en, 
sich  hüete  vor  Gotteslesterung.'  Z  Mand.  1580  (aber 
im  nämlichen  Mandat  ist  ,J,'  abwechselnd  mit  ,Meitli' 
i.  S.  V.  virgo  gebraucht,  z.  B.  ,von  der  J-en  schwe- 
chung').  ,Ancilla,  ministratrix :  ein  dienstmagt,  jungk- 
frauw.'  Fris.;  Mal.  .Dienen,  knecht  oder  jungf.  sein.' 
Mal.  ,Wend  [wir  wollen]  knecht  und  auch  j-en  dingen 
Und    wend    sy    denn    arbeiten    lan.'    Com.   Beati.    — 

3.  Name    einer    schönen    Kuh    oder    Ziege    Ap.    — 

4.  ,Jüngferli:  der  Rallenreiher,  Squackoreiher,  gel- 
ber Krabbenfresser,  spanischer  Reiger,  ardea  ralloides.' 
Meisner  u.  Sch.  1815.  —  5.  die  Wasserjungfer,  Li- 
belle, D'  3Iitgge  tanzet,  d'  Jumpfere  schwänzet,  morn 
wird  's  schön   ZReg.     Vgl.  .S'e-,  Schwizer-,   Wasser-F. 

—  6.  a)  blutti  [nackte]  Jumpfere  a)  Herbstzeitlose 
Aa.  ß)  ungedeckte  Karte  im  Spiel.  Syn.  (mickigi) 
Pfarrerslocliter.  —  b)  „Jümpferli,  ophrys  myodes, 
Mückenblume,  allg."  Syn.  Tüfelsäugli,  Affe'g'siclitli, 
Sammctdeli,  -chindli,  -schücli.  —  7.  Jümpferli,  Bläschen 
am  Auge.  Gerstenkorn  Z.  Syn.  s.  Urscli  Sp.  468.  — 
8.  ,Die  Jungfrauen,  Prismen  und  Felsennadeln,  ver- 
schieden an  Grösse  und  Form,  anscheinend  von  Men- 
schenhand, am  Segnespass,'  Theobald.  —  9,  Jumpfere: 
fehlerfreier  Abzug  eines  Druckes. 

Mhd.  junc/rouwe  mit  der  Nbi".  jumpkvromre.  junge  Herrin, 
vornehme  Dienerin,  Fräulein;  keusche  Person.  —  1.  Ober 
..Jungfrau'  als  Name  des  Berges  s.  Frau  5.  —  Bed.  2  wie 
.Magd',  ursprünglich  auch  Jungfrau  überhaupt,  während 
,Maid'  den  edlem  Begriff  bewahrt  hat.  —  -i  viell.  wegen 
seiner  niedlichen  Kleinheit  und  Buntheit;  auch  andre  Reiher- 
arten heissen  .ardea  virgo.  a.  comata'.  —  5  von  der  leicht 
schwebenden,  tanzenden  Bewegung,  ähnlich  den  Eiben,  die 
vielfach  Gestalt  von  Insekten  annehmen.  —  6.  Die  Blüte 
der  Herbstzeitlose  steigt  ohne  Blätter,  also  nackt  aus  dem 
Boden  in  die  Höhe.  Ophr.  my.  heisst  so  wegen  des  zier- 
lichen BlUtenschmuckes  auf  dem  schlanken,  isolierten  Stengel. 

—  Zu  7  vgl.  Schwab.  -Junker,  Hautbläschen  iui  Gesicht.  — 
8  von  zierlicher  Gestalt':'  Doch  ist  der  Ausdruck  ohne  Zweifel 
als  Eigenn.  gemeint,  wie  z,  B.  .die  Schwestern'  im  nahen 
Vorarlberg  u.a.  Namen  für  auffallende  Gebirgsforniatiimen: 
vgl.   Frau   ä.      -    9   von  der   Unbeflecktheit, 

„  Eren  -  Jungfrau  (-Jumpfer) :  Begleiterin  der 
Braut  Bs.''  Vgl.  Brut-J.  -~  Krüzgang-:  unter  den 
Mädchen  der  Ortschaft  vom  Pfarrer  auserwählt,  das 
ganze  Jahr  unter  der  Aufsicht  von  erwachsenen  Frauen 
(Frau  MueterenJ  stehend,  bei  , Kreuzgängen'  (Prozes- 
sionen) schneeweiss  gekleidet  mit  einem  Kranz  auf 
dem  Kopfe  FJ,     Vgl.  Rosenkranz-  u.  Kränzli-J. 

Gnad-  ZZoll.,  GnödsiümpferVi  \v:  spottende  Be- 
zeichnung eines  sich  vornehm  >nid  gegen  Andere  stolz 
geberdenden  Mädchens.    Syn.  Dam.    Vgl.  Gnad-Frau. 

—  Auftauend  ist  ,Gnad-'   und   ,Gnads-'  statt  ,Gn,^den-'. 


I2in 


Fr;u  IViUl.  IVc,  Iri,  Iru.  t'rii 


1250 


Hfireii-:  vorneliin,  stäiltiscli  ausscheiulc  junge 
Weibsiicrson  Z.  Syn.  Stadt- J.  Vgl.  Hcrrc'lüt.  — 
.St.Tohannis-  Sa)itih<i)iscn-  oder  -hansencr-jumpfere: 

1.  ElireiizeR-lieii  der  8tJ(di. -Vorstadt  in  Bs,  rcsp.  der 
liewoliner  derselben;  die  in  altniodiselior  weiblicher 
Sehweizertraclit  gekleidete  Figur,  welche  bei  den  Um- 
zügen der  (.Quartiere  zur  Pastnachtzeit  das  Wapjien 
jenes  Quartiers  hält.  —  2.  übh.  männlich  aussehende 
Weibsperson  Bs.  —  Kür-  Jungfrau:  1.  städtisches 
Fräulein,  das  eine  Kur  auf  dem  Lande  gebraucht  F.  — 

2.  Magd  od.  Haushälterin  in  einem  Pfarrliofe  (Kur)  F. 

—  Kränzli-:  auserwähltes  ehrbares  und  sittsames 
Mädchen,  dgl.  bei  Prozessionen  Fähnlein  tragen  L. 
\'g\.Kiiizgaii(i-J.  —  K  oscnkr'an  Z-:  (PI.)  eine  Gesell- 
scluift  von  15  Jungfrauen,  die  bei  Prozessionen  vormals 
.Scliäppeli',  jetzt  Kränze  tragen,  an  einigen  (.)rten  in 
der  Hand  einen  grossen  Schild,  an  dessen  Spitze  eine 
Kerze  aufgesteckt,  und  auf  dem  eines  der  15  Geheim- 
nisse des  Rosenkranzes  gemalt  ist  AaF.  Vgl.  das 
vorhergeh.  —  Meister-:  Obermagd  in  einem  Bauern- 
liause  BE.  —  Priester-:  Magd  eines  Priesters.  Im 
J.  15S0  wird  in  Baden  beschlossen,  eine  Visitation 
vorzunehmen  und  die  Concubinen  und  Pr-en  aus  dem 
Lande  zu  weisen.  Absch.    Vgl.  ScJilaf-J.;  Ffaffenfrau. 

—  Brut-:  die  beste  Freundin  und  darum  nächste 
Begleiterin  der  Braut  bei  der  Hochzeit,  vom  .Gesell' 
in  die  Kirche  geleitet  ZGlattf    Syn.  s.  bei  gclhc  Frau. 

—  Se-:  Wasserjungfer,  Libelle  GrD.    S.  Jungfrau  5. 

—  Scliuel-:  Lehrerin  an  einer  Volksschule  LSurs. 
vor  1786.  Syn.  Lcr-Gotte,  -ScliKester;  vgl.  auch  Ler- 
Vrau.  —  Schlaf-:  Concubine.  Die  katholischen  Orte 
linden  im  J.  1580  für  nötig,  dass  die  Priester  die 
,Schlafjungfern'  entlassen.  Ausrn.  —  Schlüssel(i)-: 
eine  der  Gestalten,  welche  in  unsern  Sagen  die  .Weissen 
Frauen-  der  benachbarten  Länder  (z.  T.  entsprechend 
den  weisen  Frauen  des  gei-man.  .\ltertums  oder  deren 
Herrin  und  Vorbild,  der  göttlichen  Wolkenfrau)  an- 
genommen haben.  Bes.  berühmt  ist  die  Schl.-J.  von 
Tegerfelden,  von  Kochh.  AS.  1,  221-  -248  ausführlich 
und  meisterhaft  behandelt.  2  Schl.-J.  erscheinen  u.  a. 
auch  an  der  Strasse  zwischen  ZRegen.sberg  und  Stein- 
maur,  weis.sgekleidet,  mit  Schlüsselbund  und  Blumen, 
bes.  an  Samstagen  und  Sonntagen,  oder  auch  nur  ein 
Mal  im  Jahr.  Sie  bieten  begegnenden  Männern  einen 
Schlüssel  resp.  eine  Schlüsselblume  an,  welche  die 
Tür  zu  einer  Schatzhöhle  öft'net;  aber  ilie  Gewinnung 
des  Schatzes  und  die  daran  geknüjifte  Erlösung  der 
J.  misslingt  inmier.     Vgl.  Schlüsseli-Frau. 

tichviiier-Jumpfere:  eine  Art  grosser  Mücken, 
Uferhaft,  ephemera  vulgata,  zahlreich  am  VwSee. 

So  genannt  von  Jen  FUigeln,  welche  im  rulicuileu  Zu- 
siUuul  neben  uinamlcr  aufgestellt  gerade  su  ausselion  wie  die 
im   Kt.  Schwyz  üblich  guwoseiieu   Flügelhauljen   der  Frauen. 

Dienst-  =  Jungfrau  :3.  .Dienstknecht  und  dienst- 
jnngfrowcn  soll  nieman  abkoufen  guet,  so  ir  herren 
gewesen  ist.'  1480,].,.  —  Wasser-:  1.  =  Jungfrau  5, 
Se-J.,  bes.  die  Kalopterygine  L;  Z.  Syn.  Tüfels-Nudle, 
-Gronmiueter.  —  2.  kleines  Stück  Binsenrohr,  in  dessen 
unteres  Ende  ein  Steindien  eingesteckt  ist,  so  dass  das 
Kühr  aufrecht  im  Wasser  schwimmt  Z.  ■  Zcnte-: 
eine  der  vielen  Namen  für  die  letzte  (larbe  bei  der  Ernte, 
liier   als    Zehentgebuhr    Z.  Hoch  z  it-  f7/ocfoiV/-;.- 

die  einem  Hoclizeitgast  zugeteilte  Begleiterin  od.  nbh. 
weiblicher  Hochzeitgast  Z. 
Schweiz.  Idiotikou.  I.  y. 


G'jümpf  n. :  verächtlicli  für  Jumpfer  Z.  — 
Scheinbar  collcctiv,   vgl.    .Frauenzimmer'. 

jümpferlen:  1.  aussehen  wie  eine  Jungfer.  Si 
jiimpfcrJet  nomma  räss  [niclit  mehr  stark],  von  einer 
verdä(  htig  aussehenden  Ar.  —  2.  sich  wie  eine  Jungfer, 
zimijferlich  geberden,  von  jungen  Mädchen  und  Frauen 
Xa;  B.     Das  Chind  [Mädchen]  jümpferlct  Scn. 

g'jümpferlig:  einer  Jungfrau  zukommend,  ähn- 
lich.    Gj.  iisfi'seh",  tue'  usw.  =  zart,    zinipferlicli    Z. 

Chuchi-Frau:  Küchenfrau,  Köchin.  In  einem 
Kinderspielreini  heisst  es  u.  A. :  Mi'  Vater  ist  e"  Weber, 
Ml"  Mueter  ist  e  Cll.  G;  S.  —  Wohl  für  das  folg.,  niciil 
mehr  verstandene  W.  eingesetzt. 

Chnechli-:  Kuchenbäckerin,  oder  wolil  eher  = 
Küediliniueter,  Hebannne.    In  dem  selben  Spielreim  L. 

—  Chindli-:  Hebamme  Z  (Kdrspr.). 
Cher-i<V((i(K:  Kellerassel, -wurm  Ae.  Syn.  Ker-Sü. 

—  Ker  aus  Keller. 

Korn-Frau:  Korncinnehmerin.  ,Die  k.,  die  nam 
körn,  kernen  und  haber  yn,  liess  dasselb  den  imren 
messen.'  1525.  Bossh.,  Chr.  —  Chloster-:  I.Nonne, 
allg.  Vgl.  Jungfrau  1  h.  Si  hcd  so  fcandscin  [sittsam] 
chönnc'  tue"  [sich  geberden]  wie  nes  ChlosterfniuU  L. 
D'  Chhsterfrauc  und  d'  Wl'rehe"  gend  Nüd    vergebe". 

—  2.  ,Von  etlichen  wirt  die  weiss  W^isserstelz  ein 
Klosterfrönwle  geheissen,  von  der  weiss  und  schwarz 
geteilten  Färb.'  Vogelb.  1557.  Vgl.  Jungfrau  i.  — 
3.  ein  Gebäck,  bestehend  aus  gehacktem  Fleisch,  wel- 
ches krapfenförniig  in  Omelettenteig  gewickelt  ist  li. 
Wahrsch.    eig.    ein  Klostergebäck.     Vgl.  arme  Bitter. 

—  4.  (PI.)  =  Heidenfur  4^(Sp.  945)  L.  Daher  mit 
einer  Verquickung  von  Bed.  1  u.  4  die  Wetterregel: 
Wenn  d'  Chl-e"  chüechled  [Kuchen  backen],  gid  's 
Wind.  —  5.  Tintenklecks  W.  —  Krämli  (Chrö-liJ-, 
Kräpfli  (Chrd-pfliJ-  =  Giiefsi-F.  Z. 

.Leidfrauwen  =  leidschwösteren,  leidtrageren. 
gedingte  weiber.  einen  todten  ze  beklagen  und  das 
leid  zuo  tragen,  practica;.'  Mal. 

Vgl.  die  Klageweiber  der  alten  Römer,  welche  im  roma- 
nischen Gr  bis  anf  neuere  Zeit  fortgelebt  zu  haben  scheinen. 

Lurape"-Frau:  eine  schlechte.  liederliche,  welche 
ein  .Lump' ist;  Syn.  iJimpin.  Lümpe"-:  Lumpen- 
sammlerin Z.  —  Land-:  eingeborne  od.  eingeheiratete 
Bürgerin  des  Landes,  der  als  solcher  auch  die  betr. 
liechte  zu.stehen.  Vgl.  Landmann.  .Dass  unser  laml 
als  [so]  fry  sy,  dass  ein  jetlich  lantmann  oder  lant- 
frow  uss  dem  land  züchen  mag,  doch  ir  rechten  gelten 
I Gläubigern]  nnd  ir  angeleiten  stür  nnscliädlich.'  1 127. 
ScnwMa.  LB.  .Ein  frow  in  unserm  laut,  so  einen 
hindersässen  und  einen,  so  nit  lantmann  ist.  zuo  der 
ee  nimpt.  soll  unser  lantrccht  verloren  hau;  sturb  er 
aber  vor  ir  und  sy  vorhin  [früher]  ein  lantfrow  was, 
soll  sy  alsdann  widernni  lantrecht  haben,'  1501/H, 
Sciiw  EH.;  dafür  1005,  SrnwG,:  , verloren,  bis  sy  wider 
ein  Landmann  nimmt.'  .Lantsfrow,  Edelfrau,  die  das 
Landrecht  (in  Ai')  besitzt.  1405,  G  Urk,  —  Länder- 
Fraueli  n.:  Hausiererin  od.  Bettlerin  aus  den  .Län- 
dern', d.  h.  vorteil  (bes.  LE.),  dgl.  in  der  er.sten  Hälfte 
des  Jhdts,  als  BE.  noch  reich  war,  dieses  namentlich 
zur  Winterzeit  zahlreich  durchzogen  und  wegen  ihres 
aufgeweckten  Wesens  gerne  gesehen  waren  H.  -~ 
Ler-Frau:  Lelirerin  Nnw.  Yg\.  Sihuel-Jungfrau.  — 
Liren-:  L<'ierfran.  lierumziehende  Musikantin.  in  Vcr- 
ordnnngen  de^  XVL.  WH.    neben  anderni  fahrenden 


12ol 


Fni,  fniH,  IVr,  IVi,  lio,  Ir» 


12S2 


Volk  villi  zweifolluU'ter  iJcsuliaü'euheit  oftor  genannt, 
.ha  sy  aber  zuo  den  gaiigglercn  .  .  .  und  IcircnlVauwen 
|,T,eii'eiiliuron.'  1093]  und  amlereni  unnützen  gesind 
^■elds  gnuog  liabend.'  Slluiun.  1501.  ,Ks  siilleml  by 
lluchzyten  keine  Lyrenfrawen,  Gyger  oder  andere 
IViinibde  Sjiilleut  (ussertlialb  unseren  ynheinib.sclicn 
Truinmenselilaheren  und  Pfyfferen)  sich  nit  finden 
lassen.'    Z  Mand.  1027. 

Lu.ster-Frau:  weise  Frau,  Wehniutter.  Hebamme, 
Vorwärterin  BsLd  (Spreng). 

Kig.  LauschorinV  wahrscli.  weil  solche  Fr;\ueii  auf  allerlei 
.\iizeiclieu  od.  Yorbudeutnugen,  die  u.  A.  in  Waliiuelimuiigen 
durch  das  Gehör  sich  kundgaben,  sorgfaltig  zu  achten  hatten. 

Mel-:  weiss  verkleidete  und  mit  Mehl  bestreute, 
mit  kleinen  Sehellen  versehene  Gestalt,  welche  in  der 
Weihnachtzeit  vor  dem  .Klaus'  her  in  die  Stube  trat 
und  mit  einer  Bürste  [.Mehlbürste']  Tische,  Stühle 
und  liänke  abwischte  ZO.  ,Der  Klaus  hat  wacker 
glärnit  unil  die  M.  fleissig  gebürstet.'  Stutz.  Syn. 
M.-Krunr/clc. 

Vidi,  eine  ländliche  Forui  der  soust  voriiuluueren  .weissen 
Krau',  s.  SihlumdjuiKjJ'nm.  Doch  lag  solche  Verkleidung  und 
Hantierung  in  dieser  Festzeit,  da  in  allen  Häusern  eifrig 
gebacken  wird  und  der  Mehlsaek  in  der  Stube  steht,  so  nahe, 
dass  sie  sich   auch  ganz  jirosaisch  begreifen   lassen. 

Milch-:  eine  solche,  die  Milch  ausmisst  oder  in 
einen  Laden  oder  zum  Käser  trägt  Nuw.  Vgl.  Milch- 
Mann,  -Buch. 

Mer-Fränli  n.:  1.  mythisches  Wesen,  Nyni]ihc. 
Sirene,  halb  Jungfrau,  halb  Fisch,  mit  Gesang  Schiffer 
verlnhrend  .\i';  Nixe  ZG.  Vgl.  , Lorlei,  Melusine';  ahd. 
mcr-mimd.  .Die  [Meerfräuli]  will  ich  fieren  in  der 
gscliwind  biss  zuo  dem  schiff,  darin  wird  syn  Battli, 
|Stl!eat,  der  verhasste  Christ],  der  leidste  myn;  Die, 
wisst  ihr  wohl,  dass  s'  mit  ihr  singen  Den  menschen 
niiigent  z'  sclüafen  bringen;  Alsbald  denn  schlafet 
jedennaiin.  So  gryfent  sy  das  schiff  schnell  an  Und 
tnont  dasselb  zuo  boden  ziehn.'  Com.  Beati.  —  2.  sehr 
kleine  Weibsperson  Ai'K. 

Man  scheint  sich  die  M.  klein,  in  Kindesgrüsse  vorgestellt 
zu  haben,  womit  die  noch  auf  Bruunensäulcn  u.  a.  w.  er- 
haltenen Skiiliituren  überciustimmeu. 

Markt-Frau  :  Marktweib,  Waarenverkäuferin. 
.Es  wäre  dann,  das  sy  [die  Ehefrau]  ein  merktfrow 
g'syn  wäre,  die  wyn,  salz  oder  tuech  hab  feil  g'han. 
die  soll  lielfen  bezalen,  wo  ires  manns  guet  nit  ge- 
langen mag  [ausreicht].'  1480,  L. 

Miesch-Fraueli":  Moosweibchen,  Waldnymphe 
des  alten  Volksglaubens  S.     S.  BWyss  1863.  12li. 

Nacht-Frau,  -Fräuli":  1.  ein  Nachtgespeiist. 
mit  dem  man  Kinder  schreckt,  die  noch  spät  Abends 
sich  im  Freien  herumtreiben  Ai';  Sch;  Th;  Z.  Vgl. 
lialzi-F.  ühonnd  Ina,  ir  Gofa  [kommt  herein,  ihr 
Mädchen]!  cV  N.  chunnd!  Ap.  Von  lustigen  Bur- 
schen, die  in  der  Nacht  herumschwänuen,  sagt  man: 
si  fürchcd  iV  N.  nüiiime  [nicht  mehr]  SciiSt.  .[In 
dem  durch  ein  göttliches  Strafgericht  verwüsteten 
Land  Edom]  wird  die  ungelieurc  N.  ruhen  und  ilire 
llerberg  liaben.'  Jes.  [, Kobold'  bei  Luther].  .Die  N., 
in  latin  lamia  genannt.'  Kessl.  ,Lemures  (laiiiia): 
nachtfrauw,  nachtgeist.  gespenst.'  Fris.  ;  Mal.  ,Die 
Stunipl'nase  oder  schwarze  N.  habe  sich  sehen  lassen 
[als  Schreckgespenst  f.  Kinder].'  LLav.  1.578.  ,Mornio, 
lamia:  N.,  so  den  Kinderen  aufsetzig;  Zauberin.' 
Dknzu   1077;    171(1.    —    '2.    Nacht frätdi,    Nachtmahr, 


Alp  Z.  U'  llcx  oder  's  N.  hiU-iin'''  'Imckl.  .Vuch 
als  wohltätiger  Hausgeist;  Gesidienke,  welche  über 
Nacht  gokominen  sind,  werden  scherzhafterweise  ilim 
zugeschrieben.    —    Mhd.  imhifniuwe  in  Bed.    1. 

Biber-:  eine  Art  Lebkuclien  in  Form  einer  Frau 
G.  \ g\.  Bibermann.  —  Berg-Fräuli":  Hergfee  oder 
Wildvveibchen.  Sie  heissen  auch  -Wibli,  mit  voran- 
geliendem  Namen   des  Ortes,    wo    sie    erscheinen   Gl. 

—  Berner-Frau.  Kathri.  tue  d'  Hücner  i"  Und 
lach  [lass]  de"  Güf/f/el  hiiife";  i's  chunnd  cn  atti  B. 
(Bettel-F.  Z)    Und  icill  de"  G.  chaitfe'  L. 

Butzi-:  ein  Schreckgespenst,  ähnlich  der  NacM-F. 
Gl.     D'  B.  nimmt  dv>'.'ZO.   -   ««(,•:  =  Kobold. 

Pfaffen-:  =  Priester- Juw/frau.  ,Als  iez  vil  pf-cn 
und  der  priestern  dirnen  von  lendern  und  dörfern,  als 
si  die  von  inen  geslagen  [entlassen]  haut,  harkon  sint, 
und  als  wir  in  der  statt  oueh  haben  offen  pfeffinen,  die 
mit  den  herrn  im  hof  [den  Chorherren]  ze  schaffende 
haben  oftenlich...'  14'23,  L Ratsb.  —  Pfeffer-Frauen 
wurden  zur  Zeit  des  Sonderbundskrieges  1847  die 
Frauen  von  Liberalen  genannt,  denen  man  zutraute, 
sie  wollten  den  Sonderbundstruppen  Pfeffer  in  die 
Augen  streuen.  ,Icli  zeichnete  eine  Pf  in  kriegerischer 
Rü.stung,  mit  Helm.  Fabne  und  Schwert.'  KRCokah- 
uiONi  1847.  —  Brueder-:  „Frau  eines  Vagabunden", 
Bettelfrau,  Bettlerin  L;  Th;  ZO.  ,Und  daliin  dienet 
das  alt  teutsch  wörtlin,  da  wir  die  armen  nennen  ein 
bruoderinann,  bruoderfraw  oder  bruoderkind,  mit  dem 
wir  erinnert  werden,  dass  sy  unsere  brücder  seien.' 
SHoeitii.  1.591/1603.     Auch   im   L  Turmbuch  IGOl.  — 

—  Ringli-:  Hausiererin,  welche  mit  Tragringen  und 
-Kissen  handelt  S  nj.  —  Rats-,  Ratstag-:  bei  den 
Dominikanerinnen  Mitglied  des  Conventaussehusses, 
welcher  der  Äbtissin  (dort  .Priorin'  genannt)  zur  Be- 
sorgung und  Beratung  der  wichtigeren  Angelegenlieiteii 
zur  Seite  steht.  .Priorin  und  r-en  von  StKatharineiital.' 
1.525,  Striokl.  I  434,  wo  ,Ra.stag-'  hienacb  zu  korr. 
(P.  AVogel).  —  Suns-:  Schwiegertochter  Sc»;  Z.  — 
Schaff-:  eine  arbeitsame,  tätige,  rüstige  Z.  Syn. 
(j'schnffigi,  ün(jriffi<ji.  —  Schuel-:  1.  Frau  des  Schul- 
lehrers Bs  t,  auch  Schuehneisterne.  Sie  hielt  wol  zu- 
weilen auch  statt  ihres  Mannes  Schule.  Ahe,  Bisi 
[Kätzchen],  d'  Sch.  kunnt!  scherzh.  Warnung.  Vgl.  Lcr- 
Fr.,  Schiiel--I ittujfrau.  ,Wann  die  Sch.  will  den  Winter 
mit  den  Meitli  Schul  halten,  so  soll  es  ihr  begünstigt 
sein;  will  sie  nicht,  so  soll  sie  [die  Schule]  dem  N.  N. 
zugestellt  werden.'  1634,  L  Sursee.  —  2.  Schulvor- 
steberin  (Frau  oder  Jungfrau)  ZWthur.  —  Schliss-: 
Nutzniesserin.  Die  Herzogin  Johanna  wird  .Gabherzogin 
von  Longueville  und  Schi,  der  Grafscliaft  Neuenbürg' 
genannt.  1544,  Absch.  —  Schlüsseli-:  Schaffneriii. 
Boschliesserin.  welche  nicht  sterben  kann,  also  .unigelit' 
GuMai.  Vgl.  Sehliissel-JuwjfraK.  —  Sehn  egge"-: 
welche  die  grossschaligen  Weinbergschnecken  sucht, 
sie  in  einer  umhegten  Weide  füttert  und  im  Herbst  als 
Fastenspeise  für  die  Passionszeit  verkauft  ZO.  Vgl. 
Schn.-Mann.  —  Schwefel-Fraueli:  Verkäuferin  von 
Schwefelhülzern.  Goxrn.  --  Schwumm-:  Verkäuferin 
von  Zündschwamm.  .So  lang  es  Kachelträger.  Hudi- 
lumpeii-  und  Schw.-Fr.  gibt,  weiss  man  öppe  gäiig 
inanclie  Stund  herum,  wenn  man  will,  was  geit  [vor- 
geht].' Gotth.  —  Stuben-:  Verwalterin  und  Wirtin 
auf  einer  Zunftstube;  Fem.  zu  Stuben-Knecht.  .Ein  St. 
soll  auch  bezalen  wie  ein  Wirtin.'  1528,  Z.    ,Was  aber 


1253 


Fra,  fran,  fre,  freu,  fri,  tVo,  tiu 


12r,4 


lue  Wiirt  (Stubenkneeht  und  Stubenfrowcn)  belanget.' 
1112:^.  Z  Eatsver.  .Hie  Stuboiifrau  auf  der  Chorherren 
in  Zürich.-  JHofmstr  1780.  --  Stadt-:  Städterin; 
aber  bes.  Bezeichnunjr  einer  neugierigen  und  mit 
aUeii  kleinen  Stadtneuigkeiten  vertrauten  Person.  Syn. 
St(ui!lieseH.  G'nmukriy  [neugierig]  vie  ne  St.  Du 
ifcisaf  Alles  irie  d'  St..  sagt  man  zu  Einem,  der  die 
Dinge,  bes.  Neuigkeiten,  am  Besten  wissen  will  Tn;  Z. 
—  Rat.s-tag- s.  iJ((?s-7^r.  —  Sunntag-:  .sonntäglich 
gekleidete.     F''  hin  elcci  Su)intit;frau  Z. 

Täggeli-:  eine  übermässig  verzärtelte,  furcht- 
same, für  Schmerzen  empfindliche  ZNer.  —  Tfitiijrlnt, 
liebkosen,  verzärtela. 

Teil-:  Verwalterin,  resp.  Verteilerin  öft'entlicher 
Almosen.  Ein  ,Klingler'  sammelte  Almosen  für  die 
Feldsiechen.  Was  er  nach  StJakob  brachte,  verteilten 
die  Teilmeister  und  die  Teilfrau  unter  die  ,annen 
Kinder'.  XIV.,  Bs.  S.  Teil-Meister.  —  Tuem-:  Dom-, 
Clior-Frau,  Fem.  zu  Tucmhcrr.  .Tuonfrowen.'  1?>21, 
KöNiGSF.  Copialb. 

Tempel-Fräuli:  Spottn.  für  ein  bejahrtes,  häss- 
lichcs  Frauenzimmer  B  (Zschokke  1707). 

Kij;.  alte  Noune';*  oder  Betschwester,  die  sicli  oft  im 
.Ti'iiipel',  d.  i.  der  Kirche,  blicken  lässty 

Üütti-Frau:  Hebamme  AASchinzn. 

Eig.  wob!  'Vitti-  (kleines  Kind),  denn  Tiiiti  bcd.  weibliche 
l'.nist:  .aber  beide  Formen  nnd  Bedd.  konnten  lolcht  in  ein- 
ander übergeheu. 

Wegge"-,  Weggli-:  die  Wecken,  Semmeln,  feil 
hat  B;  Z.  .Im  Hausgang  [des  Schulhauses]  hielt  mich 
noch  die  Weckenfrau,  die  sich  [am  Examentag]  da 
angesiedelt  hatte,  um  den  Kindern  das  Geld  [den 
Examenbatzen]  abzuläschlen,  auf  und  fragte  mich, 
ob  ich  meinem  Bübel  nicht  auch  einen  Wecken  kramen 
wollte.'  GniTH.  —  Wickel-:  Wartefrau.  .Vorgängerin.' 
li  Hebammen-Ordn.  1800. 

Win-:  Verwalterin  des  Weines?  .Wollen  unsre 
gn.  H.  ein  tugenliche  Weibsperson  aus  ihrem  Spital 
von  der  Wcinfrauwen  im  Seelhaus  [Fremdenherberge] 
die  Kunst,  pre.sthafte  Köpf  zu  heilen,  erlernen  lassen.' 
lli^'.O,   ScH  Ratsprot.    —    Mbd.    inn-vmuwi-.   Wirtin. 

Werch-:  Taglöhncrin,  Fem,  zu  Wercli-Mann 
SruSchl.  —  Witt-  (Wipp-):  Wittwe  L;  Ndw;  Z. 
Bin  e  W.  scho"  »if  a's  S  Tag:  Wele  [welcher  Mann] 
icill-mi?  bin  eisder  parad  L.  Daher  auch  das  Wort- 
spiel: Witt  [willst  du  sc.  wieder  heiraten]  —  Frau? 
SeniMi'FR.  Iti.'il.  Wenn  Einer  unwissend  einen  Dorn, 
der  sich  an  seinem  Kleid  festgehäkelt  hat.  nach  sich 
zieht,  so  scherzt  man,  er  scldeilct  e  IF.  nöh.  Süterm.; 
vgl.  Wittling.  —  Zimmer-:  scherzhafte  oder  durch 
ilen  Beim  veranlasste  Umstellung  von  .Frauenzimmer-. 
, Kommet  her,  ihr  Z.,  Wollen  [wollet]  ihr  den  Tanz 
beschauen.'  JCWeissenii.  1701. 

trauen  (frauwu  W^.-  1.  (absol.)  eine  Frau  nehmen, 
heiraten  L;  W.  Syn.  wthen.  Wol  ij'fruut  ist  wol 
g'frcut.  Ineiciie.v.  --  2.  (tr.)  ein  jMädchen  entiungfern, 
zur  Frau  machen.  Zschokke  1707.  -  „er-:  (Vermögen) 
durch  Heirat  gewinnen."     Syn.  eru-ibeii. 

ge-frauenlich  g'frauelig,   auch  -äu-:    wer,  bzw. 
was   das   Aussehen   einer   Frau    hat    oder   gibt,    eine 
Person  als  Frau  oder  Mutter   kennzeichnet,    von  Ge- 
stalt und  Kleidung,  ■/..  li.  cn  g-e  lluct   '/.. 
Frauler  s.  (iruppi-  7'V-/. 


fräuele":  1.  aussehen  wie  eine  Frau;  schwanger 
sein.  Si  ist  e  pär  Monet  i"  der  E  und  .wU  scliu 
[schon]  so  fr.  Sc».  —  2.  sich  weibisch  benehmen 
ScnSt.  —  3.  mit  Weibern  umgehen.  , Achtet  man,  er 
[ein  Mönch]  fröwele  daselbs.'  1527,  Gschfo.  Ges. 

Fräueler:  persönliche  Bezeichnung,  z. B.  ,Johans 
der  Fröweler.'  1.325,  JJKüEr.Eii,  aus  welcher  o.  Zw.  der 
jetzige  ScH  Geschlechtsn.  ,Freuler'  entstanden  ist. 

Im  XIV.,  wie  es  scheint,  noch  halb  appellativ,  wühl  = 
der  Leibeif^ne  eines  Altars  oder  einer  Kirche  ,Uiisi-er  Lieben 
Frau',  wie  diejenige  iu  ScliNeunk.  Vgl.  Vcreuci-  Sp.  917; 
Knjlir.  Viell.  meint  die  Bc/teicbnung  .(Hiltbr-aud)  zur  Fraiicu.' 
1531,   Strick!.,  ein  ähulicbcs  Verhaltniss.    S.  noch  Fraulir. 

fräuisch.  .Fröuwisch  =  fiemineus.  uxorius.'  Mal. 

fräu-lich  :  den  Frauen  zukommend,  zu  den 
Frauen  gehörend,  weihlich.  .Ein  fr.  Bild':  eine  Weibs- 
person; Ggs.  .Mannsbild'.  ,Soll  man  sy  darumb  rich- 
ten, als  einen  andern  todsleger,  äne  das  allein,  dass 
man  dheinem  frowlichen  bilde  ir  houpt  abslachen  soll.' 
141(3,  L  Batsb.  .Wir  das  fröwklich  [aus  *,fräuwig- 
lich-]  geschlecht.-  1510.  Hess  Bad.  .Ein  arme  Haus- 
frawen,  die  hatte  ihr  fräwlich  Krankheit  so  fast  und 
lang,  das  ihro  Niemand  gehelfen  könnt.'  JLCvs.  1050. 

Vre  I,  -li:  1.=  Verena,  s.  Sp.  015.   —  2.  Veronika 

ScnwE. 

Vre'  II:  mit  ö,  olia,  gsclw,  tschö,  nn  Zuruf  lür 
Zugtiere  Z. 

Viel!.  Nauic  für  Vieh  und  dann  wohl,  nligleicli  die  Quan- 
tität des  !•  schwankt,  Eins  mit  )>«  /;  vgl.  J.iii  u.  a..  i-Iif. 
Pferde-  und   Kuhnanie. 

frei  s.  frh         freisam  s.  Gruppe  Fr-s. 

freue",  auch  i/fr.  BGr.,  U.;  PP.:  tr.  und  roll, 
wie  nhd.  Es  ist  Ei"'s  en  arme'  Ma"",  wenn  er-si 
nümmc  fr.  eha".  Ineiimien.  Es  soll-mi''''  fr.,  eine  Höf- 
liehkeitsformel  B;  Z.  Der  ä.  Spr.  eigen  ist  passiver 
Geljrauch  mit  Gen.  d.  S. ,  durch  die  man  erfreut 
wird  oder  zu  deren  Gonuss  man  gelangt:  ,Mit  ;iller 
macht  wirf  er  nach  reichtag  [-tum]  stellen  und  aber 
Iren  weder  gefröuwt  noch  niessen.'  1531,  Hioii,  dafür 
1007:  ,so  wird  er  doch  derselbigen  nicht  g.  werden.' 
.Doch  ward  er  under  bösem  auch  guoter  sachen  g.' 
Vad.  .Illa-tabilis  ora:  gegnc  deren  niemants  g.  wirf.' 
Fris.  ,.A.1s  ob  sy  noch  lenger  leben  wöllind  und  irs 
guots  g.  werden.'  EGualtu.  1.581.  .So  hat  er's  «loch 
mit  grossem  kumber  und  leid  genossen,  und  [ist] 
dessen  nit  g.  worden,  was  im  Gott  geben  hat.'  SHoeuii. 
1501/1003.  .Wir  werdend  unserer  Herren  [Geistlichen] 
nümmen  g. ;  eintwi-der  sitzend  .sy  by  einanderen  im 
Sus.  oder  sy  laufend  liinyn  gen  Zürich.'  1037,  JBkkit. 
, Deiner  meisterlosen  kindern  wir.st  du  nit  g.  werden.' 
FWvss  105(1.  ..\iiania  und  Sajiidiira.  die  ihres  lie- 
schisswerks  nit  lang  g.  worden.'  AKi.inul.   17(12. 

gefreut,  bzw.  g'frait.  allg..  g'frnut  (inl...  Pr.: 
Ptc.  alsAdj.:  1.  erfreulich,  erwünscht,  liebenswürdig, 
angenehm,  allg.  ^y\\.  geliebt;  frei;  gebig.  Von  Sachen: 
c  gfreuts  Sluclc,  ein  Kleid,  Stück  Hausrat  nach 
Wunsch.  E gfreuti  Savh,  oft  iron.  E  gfreuts  [g freut- 
nigs  S)  Lelie".  .Das  Leben  auf  den  Alpenwciilen  ist 
heiter  und  g.'  ,Il!Wvss.  Von  Tieren:  e  gfrauls  Hind 
GrI,.;  Pr.  l's  dem  Tierli  git 's  vie  nüd  Gfreuts.  Von 
Menschen:  c»  g-e  J'ur.it  [Bursche],  Sit",  wolgeraten. 
,Der  Scliulnieister  ist  gar  ein  Heissiger,  g-er  iMaiin.' 
1752.    ZOliergl.     Adv.:    Es   rhuuut    ho''''    g.    use.    die 


I2r,r, 


Fra,  fre,  t'rcu.  fl'i.  l'ro,  fru 


125C 


Sache  wird  sich  am  Ende  noch  günstig  gestalten  Ap; 
Z.  —  2.  sich  freuend,  freudevoll.  Mit  si"!)!  gfreute 
Herzli  utih-me  (/'segnete  Tayirerch.  Schild. 

Die  aktive  lieJ.  des  Adj.  gewordenen  Ptc,  i.  S.  v.  ,er- 
fronend',  so  dass  es  dann  meist  von  Sachen  gebraucht  wird, 
ist  lienierkenswert,  da  die  Schriftspr.  wohl  Fälle  von  akt. 
lit;d.  adjektivisclier  Ptc.  zeigt,  z.  B.  , erfahren,  gesonnen,  ge- 
sidiworen  (Keindl,  (|idicht-)vergessen,  trunken,  beritten',  aber 
alle  in  ijersiinlicher  Bed.  verharrend,  dagegen  Übertr.igung 
von  Personen  auf  Sachen  bei  einigen  ursiir.  Adjj.,  z.  K. 
.traurig',  niclit  nur  =  trauernd,  sondern  auch:  was  betrauert 
wird  oder  Trauer  erregt;  und  als  tTCgeustück  zu  solchem 
liehraui'li  wird  unser  ,gefreut'  erklärt  werden  müssen.  — 
IHe  Form  ij'fmut  beruht  auf  dem  in  den  Gehirgs-MA.\.  weit 
über  das  Sprivchgesetz  hinaus  angewendeten  Rückumlaute 
Ivgl.   •,,Ju,ri  Sji.   1177). 

un-gcfreut:  1.  Gegs.  v.  gefreut,  allg.;  z.B.  von' 
oin(Mn  Haus:  unangenehm,  unbequem;  vom  Wetter: 
widrig,  .unlustig';  von  Menschen:  „widrig,  ekelhatt". 
.l'Mnen  g'freuten  Hof  und  eine  ung'freuti  Frau.'  üotth. 
—  2.  unfreundlich,  tinster,  verschlossen,  mürrisch, 
schwermütig  L;  SciiSt.;  Zt).  —  ?>.  v.  Kindern:  todt- 
geboren  oder  vor  der  Taufe  verstorben.  Kathol. 
Scliwz ;  en  u"g' freute  Menach  L.  Es  ung'freuts  (MeHsch) 
ithercho".  Sutkhm.  liie  Ung' freute" ,  die  Seelen  solcher 
Kinder  L.  ,Es  ist  auch  diss  angehenden  Jahrs  den 
schwangeren  Frauwen  nit  wohl  erschossen,  dann  [es 
ist]  vilen  misslungen;  sind  auch  uf  Agatha  in  selbiger 
Nacht  3  ungefriiwte  Kinder  worden.'  RCys.  Wie  der 
J-andvogt  im  Ilheintal  sich  zu  verhalten  habe  in  Betr. 
der  Verspätung  der  Kindertaufe,  des  Läutens,  ,der 
ungefröwten  Kinder.'  1(312,  Absch.  —  4.  unerfreut. 
.Wir  niügen  liierumb  uns  nit  herzlich  ungefreut  Ion.' 
ir>2l!,  Stiucki..  (Übersetzung  aus  dem  Lateinischen), 
d.  li.  wir  müssen  uns  darüber  herzlich  freuen.  Vgl. 
(fefrent  uvrden  (unter  freiten). 

Bed.  '2  entw.  aus  der  allg.  Bed.  I  (unangenehm  im  Um- 
g.angl  oder:  unerfreut  i.  S.  v.  uueuiptanglich  für  Freude, 
oder  mit  aktiver  Bed.  wie  andre  adj.  Participien:  der  sich 
nicht  freut.  In  letzterem  S.,  eher  als  in  dem  von  , unerfreu- 
lich', ist  wohl  auch  3  zu  verstehen,  da  bei  den  Katholiken 
(und  auch  noch  bei  vielen  Protestanten)  der  Gkube  herrscht, 
dass  die  Seelen  dieser  Kinder  nicht  selig  werden  können, 
sondern  an  einen  Ort  zwischen  Himmel  und  Hölle  (den  Mni- 
bus)  kommen,  wo  weder  Freud  noch  Leid  ist  und  wo  sie 
(jmch  I,  Volksglauben)  von  .Frau  Zälti'  oder  .Selten'  [.SWWe, 
(ilückseligkeit,  hier  Vertreterin  der  alten  mütterlichen  Göttin, 
wie  Frau  Holda  und  Bertha|  verpflegt  werden.  Liit.,  Sagen 
7  7  ff. ;   :3(i+:   r).jl;   immerhin   vgl.   .erfreut  werden'. 

er- freuen,  nur  in  der  formelhaften  RA.:  erfreut 
werde",  durch  die  Geburt  eines  Kindes  Sch;  Z.  Der 
Vater  zeigte  die  Geburt  dem  Pfarrer  mit  den  Worten 
an :  F''  hin  e.  warde".  Vgl.  Frcud(cn)meitli,  -maien : 
Freud  (ansageu).  —  erfreut,  l'te.  als  Adj.:  erfreu- 
licli  Bs;  vgl.  gefreut. 

Entsprechend  bedeutete  in  der  ä.  Spr.  , Mutter-Fronde' 
geradezu  concret:  Kind;  ,sich  eines  Kindes  erfreuen':  ein 
K.  gebären.  Natürlich  bezieht  sich  der  .\usdruck  nur  auf 
lebende   K.:   s.    iiinj</ntit. 

be-:  meist  refl.,  nur  in  der  ä.  und  etwa  noch 
in  der  Kanzleispr.  =  freuen.  .Damit  sie  und  ihre 
nacdikoninien  .'?ich  [solcher  schriftlichen  Bestätigung] 
b.  und  getrosten  können.'  1523,  Absch.  ,Damit  meng- 
licher synes  buwens  befröwt  und  ratlich  besorget  und 
vcrsechen  wurde.'  I.^IS,  Z  Ratserk.  .Ich  liabe  mich 
mehr  in  ihm  [meinem  irdischen  Schatze |  als  in  dir 
|(iott|  bcfrencl.'  AKunoi..   lii'.)l. 


fri,  bezw.  fre'i,  z.  T.  auch  fri(n),  frci(n): 
I.  Adj.  (und  Adv.)  1.  in  der  gewöhnlichen  nhd.  Bed.. 
frei  von  Einschränkung.  Zwang,  hemmender  Rücksicht, 
Last,  a)  im  privaten  Verkehr.  F''  bi"  .tu  f.;  ireriii 
r''  tarf  so  f.  sl',  Hötliclikeitsformeln  (wohl  allg..  aber 
wahrsch.  aus  der  allg.  deutschen  Umgangsspr.  auf- 
genommen). Mit  Gen.  ,Dass  si  micli  fri  [von]  not  liat 
getan.'  Hadl.  Mit  Übertragung  auf  eine  Sache  und 
in  bildlicher  Weise  sagt  ein  Kriegshauptnuinn  naili 
vollendeter  Ausrüstung:  ,Nun  wend  wir  dran  [in  den 
Krieg  ziehen]  von  fryen  csten!'  NMan.  ;  s.  Sp.  57;!; 
doch  vgl.  auch:  ,von  freien  Stücken'.  Adv.  (vicll. 
z.  T.  eher  zu  II  i.  S.  v.  geradezu  usw.).  ,Die  Weiber 
wurden  so  traut,  dass  sie  frei  sagten,  was  sie  wollten.' 
HPest.  1785.  Und  frogt-mi'''  frei:  ,Haut  '.s-  ilfo.s«- 
guet?'  Hebel.  ,Se  fluctibus  committere:  sich  auf  das 
nieer  lassen  und  frei  wagen.'  Fris.  —  b)  in  politisclier 
üeziehung,  doch  nicht  recht  volkstümlich  (s.  gefrit). 
Kn.  frle  Schtctzer!  der  etwas  unbestimmte  Inbegrilf 
aller  politischen  Rechte  eines  Schweizerbürgers.  F» 
jedra  Bur  en  frla  Ma'".  Merz  1836.  ,Will  nit.  dass 
ir  also  fry  lebind,  als  ob  ir  selbs  herren  sygind.-  Äo. 
'l'scnrDi.  .Er  wusste  es  auf  dem  armseligen  Dorfc 
schon  vor  30  Jahren,  was  jetzt  verschuldete  Grosse 
als  neuere  Staatsweisheit  fürchterlich  ausüben;  näm- 
lich dass  kein  sicherer[er]  Griff  in  den  Geldsäckel  des 
Volks  sei,  als  ihm  in  aller  Verwilderung  seiner  Un- 
gezogenheit zu  sagen:  du  bist  frei.'  HPest.  179(i. 
Ubertr.  auf  die  Verfassung  des  Staates  selbst:  E  freini 
Verfassig  Bs.  Der  Name  einzelner  Teile  des  Volkes 
oder  Landes  hat  den  stehenden  Zusatz  ,frci'  i.  S.  v. 
Beibehaltung  gewisser  Vorrechte  aus  älterer  Zeit: 
,Das  Freie  Amt'  s.  Sp.  '248,  und  .Freie  Walser'  heissen 
die  Bewohner  einzelner  Talschaften  oder  (jemeindcn 
in  Gr  und  GRh.  (und  im  benachbarten  Vorarlberg), 
welclie  im  Mittelalter  als  Kolonisten  (viell.  aus  Ober- 
wallis) zunächst  nacli  Gr  gefülirt  und  von  dort  z.  T. 
weiter  gewandert,  gewisse  alte  Freiheiten,  aber  auch 
Eigentüniliclikeiten  in  Sitte  und  Sprache  beibehielten. 
L'nter  andern  hiessen  so  bis  1798  die  Bewohner  der  Alp 
Balfreis,  weil  sie  von  einigen  .\bgaben  an  den  Landvogt 
befreit  waren.  Steinm.  1804;  s.  auch  T.  43S.  —  c)  mit 
Bez.  auf  engere,  z.  T.  privatrechtliche  Verhältnisse. 
1)  von  Personen.  Subst.  =  freier  Mann,  Vollfreier,  im 
Ggs.  zu  Dienstleuten  u.  Leibeigenen.  ,Ein  rechter  fryg, 
der  üsbringen  [nachweisen]  möclit,  das  er  ain  fry 
wäre  von  synen  vier  anen.'  Offn.  Thurlindcn.  ,Ein 
kind,  hiess  Uolricli  und  was  eins  ledergerwers  sun, 
hiess  der  frig.'  Z  Chr.  1336/1446.  .Fry',  Freiherr,  dem 
Namen  nachgesetzt,  bei  Tschi-di.  ,Ein  fr-er  Amtmann', 
.\mtin.  eines  Freiamtes.  Vorsitzender  des  Gerichtes 
über  Freie.  ,Der  Schultheis  soll  nieman  anders  dann 
durch  einen  geschwornen  amptmann  syn  sache  otl'nen 
noch  reden  lassen;  ob  aber  ieniant  frt;velicli  dawider 
täte,  gegen  dem  soll  der  Schultheis  durcji  den  fryen 
amptmann  klagen  lassen.'  1457,  Bs  Rq.  =  Ältester  und 
Vorsitzender  der  Amtleute  des  Stadtgerichtes  mit  der 
besondern  Obliegenheit,  Bussen  einzuklagen,  den  R.at 
beim  Gerichte  zu  vertreten  usw.,  was  jetzt  der  .Staats- 
anwalt' tut.  Im  Kriegsrecht  hiessen  ,frie  Knechte' 
Freiwillige,  im  Unterschied  von  aufgebotener  oder  an- 
geworbener Mann.schaft.  und  eine  Vereinigung  solcher 
Leute  ,fric  Gesellschaft'  (Freicorps).  Einen  ,Bluot- 
liarst  od.  fryge  Gesellschaft  ze  madien'  ist  verboten  in 
.\i'  LI!.  1  ln(l;   Z  Kriegsordn.  I-Mii  u.  a.  w.     .In  welcliein 


12.17 


Fra,  tVo,  fri,  IVo.  l'ru 


1258 


Zug  der  fryen  Knechten  mehr  denn  der  Uszogner 
i^sjn.'  ÄnTscHUDi.  —  2)  von  Sachen:  l>er  König  von 
Frankr.  anerbietet,  den  Erben  N.'s  als  .freie  Schenke' 
den  Restbetrag  auszuzahlen.  1541.  Arsch.  =  freiwillig. 
.Freie  Mittelverwaltung-:  freies  Verfligungsrecht  le- 
diger und  verwittweter  Frauenspersonen,  welche  sonst 
unter  Vormundschaft  eines  Vogtes  gestellt  werden, 
überihre  .Mittel',  ihr  Vermögen.  XVUI..  Bs  Kij.  1,  11)07. 
I()(i9.  ,Fr-er  Markt':  ,Uf  den  freien  Wuchenmiirkten'  im 
(Jgs.  zu  Winkelkäufen.  Z  Mand.  1650.  Freie  Grund- 
stücke im  Ggs.  zu  Lehen,  frei  von  Zinspflicht.  .Ein 
fry  guot',  Allodium.  XV.  Oft  mit  den  formelhaft  ver- 
.stiirkenden  Zusätzen:  ,frei.  ledig  und  eigen'.  ,Anno 
15fi(i  habent  M.  H.  dem  N.  das  dorngestüd  für  fry 
eigen  geben.'  Scbw  LB.  ,Für  fryg  lidig  eigen  unz  an 
■f  Schilling  denar  zins.'  1470,  MEsterji..  Pfäff.  (Nach 
ä.  Sprachgebrauch  kann  übrigens  .eigen'  in  dieser 
Formel  subst.  =  Eigentum  aufgefasst  werden).  Nicht 
Privateigentum,  sondern  ütlentliches  ist  das  , freie  Haus' 
i.  S,  V.  , Frauenhaus':  ,In  unserm  frygcn  Hus.'  1492,  Z 
Katsprot.,  und  i.  8.  v.  .Spital'  (vgl,  Fri-hiis  und  Frt- 
hnf,  Asyl) :  ,Usia  wouet  in  einem  fryen  haus  aus- 
setzig.' 1581/48,  U.  CuRON.  ^  ,abgesonderten.'  ISiJO. 
Ebenso  in:  .freie  Strasse'  =  Landstrasse,  später  aber 
eine  Strasse  der  Stadt  Basel,  welche  gewissermassen 
die  Landstrasse  weiter  führt  zur  Rheinbrücke.  ,Wille- 
hehne  an  der  frien  Strasse'  zu  Basel.  1274.  Im  Ge- 
richtswesen erscheinen  die  Ausdrücke:  ,das  frye  Ge- 
richt', die  oberste  Gemeindebehörde  v.  Sigriswil  lt)7(t. 
Sonst  ist  .Freigericht'  im  Mittelalter  =  Gericht  für 
die  Freien,  d.  i.  die  persönlich  frei  gebliebenen,  nicht 
vogtbar  gewordenen  (meist  zerstreut  wohnenden) 
Bauern;  so  z,  B.  das  ,Fr.-G.  unter  der  Thurlinden'; 
s.  Fr.  vWvss,  Zeitschr.  f.  schwz.  R.  XVIIL;  s.  auch 
WeiheJhueh.  .Ein  freies  Verhör.'  XVL.  viell.  =  V.  ohne 
Zwangsmassregeln.  Die  Bed.  des  W.  .frei'  scheint  in 
vielen  Ortsn,  ebenf.  auf  Rechtsverhältnisse  bezüglich, 
deren  besondere  Beschatl'enheit  (Sitz  freier  Bauern, 
freier  Herren;  Asyl  usw.)  aber  in  den  einzelnen  Fällen 
nicht  sicher  zu  erkennen  ist.  So:  ,Frien-egg'  um  l;!lM» 
(Egg  am  Greifensee  Z,  wo  It  Habsb.  Urb,  Freie  sassen':') ; 
,Freien-feld'  ArWalz.;  ,Fri-hof'  G;  Z,  ,Freien-hof'  Z 
Embr.;  ,Frei-hirten'  Tu;  ,-haus'  SchwNuoI,;  .Freien- 
land' Ai'Walz.;  ,Frei-mettligen'  B;  ,Fri-bach'  B;  G, 
,Krien-bach'  GoRied.;  ScHwHöfe;  ,-büel'  ArSchöngr.; 
,-bergli'  ZKlot.;  ,Frei-dorf'  TuRog-gw.;  .Freien-stein- 
ZKorb.,  Pfäff, ;  ,Frei-wilen'  GWittenb.,  ,Freien-wil' 
AaIW.  ;  ,Frie-wis' Gr  UVatz,  In  manchen  Ortsn.  kann 
,F.'  aber  den  Geschlechtsn.  meinen.  —  2.  a)  von  er- 
wachsenen Menschen:  freundlich,  leutselig,  fried- 
fertig; gut-,  sanftmütig,  ruhig  von  Charakter,  nicht 
zum  Zorn  geneigt,  mild,  liebreich,  liebenswürdig,  ge- 
fällig, wohlwollend,  allg.  (ausser  W?);  .ingenuus,' 
Id,  B,  mild  bis  zur  Schwachheit  BHk.  Syn.  lichnrti;i, 
fin,  lauh,  f/emein,  niderträchtitj.  Ant.  bös,  l'iliin,  höch- 
gegeistet.  E(n)  f reine  Ma'",  Lirer,  Meister.  Prediger: 
Was  machid  die  Väter  Gapiziner^  Sind  wol,  j.sie 
rässer,  rsie  frlner  [bald  strenger,  bald  milder],  Sciiw 
Sennenkilbi  187G.  E  frcini  Frau.  E  freis,  f'ris  [freund- 
liclies|  (i'sifht  Gl.  De'  cha""  fri  tue'  GG.  Er  ist  su 
frei,  tuet  Niemedem  Öppis  s'  leid.  Stütz.  Er  ist  i/ar 
en  liehe,  freine  Mensch,  ebd.  ,üie  Wirtin  war  hold- 
selig und  frei.'  ebd.  ^4(7«,  Ins  [sei]  so  frei  und  siiii-mer. 
Vit  das  Dörjli  sei.  ebd.  Er  tiieelit  s'  en  Ereine  und 
en   Friinlliche.  .ISknn   ISdI.     Kr  ist   e  friiir  iisrlilaclilf 


[artiger]  Ma""  Schw.  Frei  ist  Ober  hiib.^ich,  guter 
Charakter  ist  mehr  wert  als  Schönheit  Ah.  ,Üas  wäre 
Einer  für  dich,  hübsch,  frein  war  er,'  Gotth.  ,Eine 
kuraschierte  Schwieger  und  ein  freiner  Mann,  das  ist 
das  Böste,  wo  [welches]  nie"  ermanne"  [mit  Heirat 
gewinnen]  cha"".'  ebd.  ,Aus  den  freiesten  [friedlich- 
sten] Burschen  seien  halbe  TüHc  worden.'  ebd.  3{it 
frei  sl"  [allzu  grosser  Gutmütigkeit.  Nachgibigkeit. 
Freigebigkeit]  chunnd-men  um  d'  Such  [verliert  man 
sein  Vermögen].  Ineichen,  il/e"  muess  f.  si"  tind 
Chuechen  esse"  [sein  Brod  im  Frieden  geniessen].  ebd. 
.Ihr  [der  im  Zeichen  des  Stiers  Geborenen]  Zorn  i.st 
erschröcklich;  sonst  aber  werden  sie  die  freinsten 
Menschen.'  B  Hink.  Bot  1859.  ,Der  Vater  war  frei 
und  nicht  betrunken.  Er  war  nicht  bös  und  nicht 
trunken.'  Z  (Zeugenaussagen),  Wenn  .Jemand  auf  die 
Schulter  oder  den  Rücken  gesehlagen  wird  und  sein 
Rock  staubt,  so  sagt  man  schmeichelnd  zu  ihm:  Nu 
die  freine  Litt  stäubid,  si  icerdid  halt  nie  iisij'chhipfet 
BU,  , Unterdessen  war  Johannes  heim  gefahren,  hatte 
Anne  Mareili  bis  zum  Hause  mitgenommen,  und  al.s 
die  Frau  zum  Wägeli  kam  und  die  Geisel  abn.ihm, 
sagte  Johannes:  Jetz,  Frau,  magst  recht  freini  sein, 
sonst  will  Anne  Mareili  bei  mir  bleiben.  „Da  werde 
ich  anwenden  [mich  zusammennehmen]  müssen",  sagte 
die  Bäuerin  freundlich.'  Gotth.  Ständige  Formel, 
schmeichelnd  einer  Bitte  angehängt:  De  bist  denn  (e) 
fr'ine  (es  frisj.  Helfed-mer  da  e  chli"  zieh",  er  sind 
de""  fri  ScHW.  Nw,  red  aif''  mit-mer,  bist  denn  frei 
[ich  will  dich  dann  als  freundlich  rühmen].  Stutz, 
G'em-mer  drei  [gebt  mir  .S  Würste],  se  sind-er  frei. 
reimt  die  Stufenleiter  der  Zahlen  im  sog.  Wurst- 
liede  (s,  d.).  Oft:  /.  mit  i.  S.  v.  ,im  Verkehr.  Um- 
gang mit',  allg.  Me"  cha""  mit  dem  Manneroich  aw'' 
z'  f.  si"  Ap.  Si  si)id  wider  f.  nrit  enand  [versöhnt]. 
,D'  Leute  seien  frei  und  freundlich  mit  allen  Men- 
schen.' Stutz.  Mit  blossem  Dat.:  hold,  gewogen. 
Nächtig  bin  i'''  bl-n-em  [dem  Mädchen]  //'.si,  's  ist-mer 
et>e  grüsli  fri.  AEGever  1813.  Verstärkt:  grundfrin  U; 
noch  z'  Tod  f.  Ai>,  ,Der  ein  frei  reichlich  gcmüet  hat, 
der  ist  ein  fründtlich  mann,'  15;-!l/48,  Prot,  ,Wer 
fry  milt  ist,  der  nimmt  zuo,  und  wer  wässeret,  der 
wirf  ouch  ^ewässeret.'  HBull.  1540.  A.  ,Wett  lieber 
grynen.'  B.  .Gryn  oder  sing,  du  bist  ein  frynen.' 
JCWeissenb.  1701.  Adv. :  .Dass  man  Uns  nienert 
wollt  lyden,  wie  fry  wir  umb  herberg  baten.'  Platt. 
1572.  ,Ich  war  nit  gewont  gescholten  zu  werden  und 
bishar  mer  gelopt  und  fry  gehalten  worden.'  ebd.  I(il2. 
—  b)  V.  Kindern,  insbes.  die  nicht  leicht  weinen,  leiclit 
zu  befriedigen,  still,  artig,  ruhig  (bes.  auch  Nachts), 
untereinander  verträglich  sind  .\a;  Bs;  B;  G;  Scnw; 
Uw;  Z.  Ggs.  mücd:  scllsen.  Sind  fr.  mit  enand!  Bis 
[sei]  aw''  frei  und  sclirei  nild  eisig!  sagt  die  Mutter  zu 
ihrem  laut  weinenden  Kinde.  Sind  frei  und  li'redbrar! 
JKMev.  1844.  Giieti  Biiebli  tue"  nit  grine" :  Schw'ig, 
du  bist  de""  gar  e  fr  ine!  0  du  söttisch  og  uf  Erde 
Freine  wie->i-es  Lämmtschi  werde" !  AKniN  1819.  (lileis 
Chindli,  schlof-mer  i",  Muesch  frein  und  ordlig  si". 
Glutz,  Alpenlied,  —  c)  von  Haustieren,  zahm,  z.  B. 
von  einem  Hund,  der  nicht  beisst,  l^as  Schäfli,  wo 
frin  inier  nache  sjiriniit  U,  Daher  Frei  als  Name 
einer  Kuh  AaF.,  eines  Zugodisen  ZO.  —  d)  vom 
Wetter:  mild.  ,Ks  sei  ein  so  freiner  Nachmittag,  dass 
es  ein  rechtes  Pläsier  sei,  ein  wenig  an  der  Sunne 
iinu'   z'träsi'lu'.   (ioiTii.     .Mit  vi!   L;'i'W:ilds  |  Wald  |   innb- 


1250 


Pra,  fi-e,  tri,  frn.  fVn 


1260 


geben,  hat  gar  fryen  wintor  und  fast  stäten  summer.' 
RCys.  —  ;>.  angenehm,  bequem,  angemessen,  zweck- 
mässig GTa..  T.     Ihis  int  fri'i  [gut]  G  17fiO.     Insbes. 
von  Wohnung  (wulmlic-b),  Kleidung,  Gerät  Ap;  B;  G. 
Syn.  (jäbig;  gefreut.     E  freis  [heimeliges,  anmutiges] 
I'lätdi    Ai'.     ,In    lue    Vorderstube,    wo    es   auch    viel 
IVeiner  sei  von  wegen  der  Sonne,  die  den  ganzen  Tag 
da  hineinscheine.'  Goriu.    Kr  hat  's  fri,  wohnt  bequem 
GKl'r.     E  freu  Gahlii,   in  die  Hand  passend,  bequem 
zu  handliaben   Ap.     Mer  händ  's  recht  f.  [fein,    ange- 
nehm I    (fhau   GiiC^hur,   D.,  Pr.     Vom    leiblichen    Be- 
finden: behaglich,  wolil.     Mir  ist  frei  Th.    Es  freie" 
ha",  von  köriierlichen  Übeln  frei  sein,   sich  wohl  be- 
hnden;    cn  freie"  Tag,   ein  guter   in  Bez.  auf  körper- 
liches Befinden  Ap.     Hut  hau-i  's  eso  oräeli  frei,    es 
gellt    mir    ordentlich    Zl»ättl.     „Artig,    hübsch,    ge- 
sclimackvoU,    den    Regeln    gemäss,    z.  B.    ein    Kleid, 
Geinacli  Aa;  B;  VOute;  S;'  auch:   ergötzlich,  lustig. 
,Es  sei  so  schön  und  frein  da  aussen.'  Gotth.    Am-ene 
schöne"  Ahe"d  isch  es  freis  z'  spaziere".    Uf  der  Eiseban 
isch  es  freis  s'  fare"  UwE.    De't  am  Schatte  tvär  'seh 
[es]  gär  frl.  EFkurf.r.    Ledig  sl"  ist  gar  e  frei  Ding. 
Gotth.,  nach  einem  Volksl.    Frei  iisg'si^h,  ein  hübsches 
Ausselieii  haben  ZW.    ,I)ass  sy  kein  fryger  schiessen 
nie  habind  gesechen.-  Edlib.   ,Üer  bettelstab  stotdir  gar 
fry.'  Gengenb.  GM.    ,Im  ist  ein  fryer  possen  b'schehn 
[ein    lu.stiger    Streich    passiert].'    EMan.     .Damit    er 
■g'rüst't  syg  artig  fry.'  Ri-ep  1538.     ,Wol  künndend  s' 
I  konnten   sie]   gygen,    luten,    singen,    orglen    zuo    der 
trummen:  zuo  fryerni  volk  ich  nie  bin  kumnien.'  ebd. 
1550.     .Sonipes   acer:    ein  muotiger  und  freier  [mun- 
terer V]  zeltner  [Pferd].    Mango:  der  die  eigen  leut  auf- 
kauft und  sy  auf  den  kauf  frei  aufmutzet  und  zieret. 
Concinnator    capilloruni:    der  das  haar  f.  butzen  und 
zieren  kann.'    Fris.     ,Wie  er 's  gemacht  so  artig  und 
frei.'  vEuw  1708  (iron.  von  einem  untreuen  Verwalter). 
4.  zuchtlos,   ausgelassen.     Er  i.it   eliar  an  fria, 
er  ist  etwas  ausgel.  GrD.;    frech,  leichtsinnig:  ,Wels 
[welches  =  wer]  geid  woltä"  [bedachtsam  geht],  geid 
g'sünds  un''  ferr;  weis  du  geid  frei,  geid  bei  [bi,  nahe, 
nicht  weit]  und  en  dan  Tüed  [Tod].'  P  silv.,  als  Über- 
setzung des  it.  Sprw.:  chi  va  piano,  va  sano  e  lontano. 
'/,'  rix  f.  bringt  Reu.    Si'lger.   —  U.   Adv.    in    eigen- 
tiiml.  abstr.  Bed.     1.  (friu'^  USchäch.)   vor    andern 
Adv.  oder  Adj.,  unbetont  (u.  darum  oft  zu  frl,  in  ZO. 
zu  fri-  verk.),  i.  S.  v.  ziemlich,  recht,  gar  (eher,  Grü.). 
allg.  (nur  aus  Ap  und  G  nicht  bezeugt).     Syn.  artig. 
E.ril  1)  ziemlicli  viel.     2)  gar  oft  L;  ZO.    In  Gl  oft 
zum  Ausdruck  von  Erstaunen  und  Missbilligung,  z.  B. 
/.  V.  trinl-e",   fast  allzu  v.;    Syn.  u-ul  v.    ,Die   armen 
Mannli    könnten  nicht  genug   herbeitragen   an  Essen 
und  Trinken,    dass    es   Ei"m    fry    übel   grüs.'    Gotth. 
il/c"   muess   d'  Augeblick   fri   ordli'''  timsse"  z'  nutze". 
IIenc.  18:!G.     Eri  spät   Gr.     Frau  Sunne,   u-ärm  das 
Plätzli  frei  Kol!  GUehlin  (Bs).    Er  soll  doch  frei  trei- 
deli  [sclinell]  cho",  me"  mein,  si  tcell  sterbe".  Breitenst. 
18G4.    Säg-mer  's  doch  fri  recht!  Gotth.    .Sage  es  fry 
recht  geradelieraus!'  ebd.     D'  Rosschiimi-Stengel  sind 
eisig   frei   stif   ZO.     Du    bist   scho"   frei   alt.    Stdtz. 
's  isch  frei  lustig  g'sl'  z'  biege".  BWyss  1863.    lez  hau 
i   g'esse,    und    das    frei   satt.    Schild.     ,Fry    schnell.' 
HBi'LL.  1533.    ,Das  soll  fry  allerdingen  abkennt  sein.' 
15i)!i,  Z  Ratserk.    ,Nimm  's  hin  und  es  fry  flyssig  lis!' 
Com.  Beati.    .Ziech  du  dich  fort  und  das  fry  gschwind!' 
ebd.     .Er  nimmt  das  Maul  frei  voll.'  .TMev.  Hort.  1692. 


,Frei    lang.'    Landmann  u.  Schiffm.    Zur.  1769.     .Sagt 
ihnen,  was  ilir  wollet,  und  machet  's  frei  kurz.'  HPest. 
1785.     Der    unbest.    Art.    tritt    zwischen    Adj.    und 
Adv.:  Er  ist  f.  e  guete,  ein  recht  guter  (Mensch)  Gh; 
f.  en  grosse',    (iron.)  Nnw.     Fri   es   hiilis  Miiidji,    ein 
recht  hübsches  Mädchen  W.    Die  Chuo  hat  fri  a  zeji 
[zähe]  Melchi  Gr  (MKuoni).     Zuem  Grittibenz  [Back- 
werk], frei  zue-me"  grosse".  S  Kai.  1860.    He  nu"  so  dii'". 
Giger,  so  mach  denn  fry  e  htstige  [einen  recht  lustigen 
Tanz].    Gotth.     Ebenso    wenn   .etwas'    statt  ,ein'  ein- 
tritt: Mach  is  [uns]  fri  öppis  Guets  [zu  essen].  Gottil 
Statt  eines  Adj.  kann  auch  das  Subst.  .Stück'  folgen, 
aber  in  prägnantem  Sinn  =  ein  schönes,  gutes,  grosses 
Stück,    z.B.:   Es  ist  f.  es  Stilck  bis  in  das  Dm-f  [ein 
ziemlich    weiter  Weg]    W.     F.  e  Bitz,   ziemlich   viel 
GrSpI.     Das  Adv.,    welches   auf  f.  folgt,    kann   auch 
selber    schon    zur    Ver.stärkung    eines    Begriffes    ver- 
wendet sein:    frl  artig-  (Gr),   frei  artig-,   frei  ordeli- 
(Z)  z.B.  gross.     Fri  z'  rolle  in    b'sunderliar,    auch    gar 
zu    sonderbar.    AKuhn   1819.    —    2.  alleinstehend, 
vor  Verben:    a)  geschwind.     C/w"'  f.!   Gang  f.!   W. 
—  b)  recht    sehr;    gänzlich,    in    der   ä.  Spr.  aber   oft 
nur    verstärkend    und    unübersetzbar    zugesetzt;    ge- 
radezu,   förmlich,    wirklich;    sogar.     Er  het  f.  g'altel 
Aa  (vgl.  0.  fri  alt).     Es  grüset-m'r  frl  ab-d'r.  Gotiii. 
,Er  wolle  fry  einen  Batzen  geben,  wenn  er  den  Wein 
nicht  trinken   müsste.'    ebd.     Es  sei  fri  dür  in  düre 
gange   [der   Ton    sei    durch    ihn   hindurch   gegangen, 
habe    ihn    im    Innersten    ergriffen]    und    heb    im    frl 
d'  Auge"  übcrtribe".  ebd.    Es  het  fri  g'klepft   [von  dem 
Kusse]  B.     Er  Lit  frei  taub  wurde",  vor  Höni  [Zorn] 
/'.  üfg'gumpet;  es  icird-mer  f.  übel  Aa.     '.s-  het  nii''''  f. 
a"foh"  friere".  Breitenst.  1864.     Mänge''  lirarc  Ma"". 
wo  [welcher]  chiinnt  zum  Bessere  wiirke",  fürchtet-si''' 
f.  und  schwigt.  ebd.  1863.     's  göt  im  fri  dur''  Mürg 
und  Bei'    SciiSt.     F''   ha"   so   rüchi  Hand,    da.ss   frei 
d'  Fäde"  rum  bhisse"  A"rüere"  rerrlssed  ZStdt.     ,Wie 
diese  Gedanken  durch  seine  Seele  flogen,  trat  er  recht 
männlicli  auf  und  schien  frj   gewachsen.'  Gotth.     /''' 
ha"  däicht  [gedacht],  i''*  well  fri  selber  cho".  ebd.    Sls 
Bede"  het   ühopf   und  Händ,    ''ass   er-si'''    frei   selber 
muess  erstune"  drüber.  BWvss  1863.  ,Damit  sie  wüsstind 
all  unser  grechtigkeit,  frygheit,  sitten  fryg  erfaren  und 
lernen.'  Mey..  Wint.  Chr.  zum  J.  1549.    .Schlag.  Drunnn- 
sclilacher,  auch  fri  druf!'    Com.  Beati.     ,Will  iezund 
besser  [näher]  zuo  ihm  gan  Und  ihn  fri  selber  reden 
an.'  ebd.     ,So  wirt  das  W3'b,  wiewol's  ist  gfierdt,   fry 
bschissen,  trogen  und  verfüert.'  RrEF  1550.    ,Hilf,  das 
wir   alle    menschenleer  fry    verachtend.'    NMan.     ,Er 
soll    von    seinem    fürnemmen    fryg   abstän.'    1563,   Z 
Ratserk.     .Confringere    rem:    sein   guot   vertuen    und 
frei  durchbin  [zu  Grunde]  richten.    Licentior  epistola: 
ein  frefner  sendbrief.   darein  einer  schreibt  frei,    was 
er  will.'  Fris.    Vor  Negationswörtern:  Es  chunnt-mer 
f.  ken  Si""  dra"  ZO.    D'  Strasse  b'setze  [pflastern]  und 
drüber  griene"  —  das  täte"-mer  [wir]  frl  nietie"  [nir- 
gends;   keineswegs].    Schw   Fasn.    1883.     .Die    Leute 
rühmten,  sie  hätten  fry  noch  keins  so  gesehen.'  Gotth. 
,Die  werde  den  Jakobli  aufklepfen,  dass  es  fry  keine 
Art  hätte.'    ebd.     Verstärkt   durch    gleichbedeutendes 
abstraktes   hell  (vgl.  glatt,   süber):   f.  h.  Nut.    Gotth. 
F.   dem   ganzen   Satze    vorangestellt:    Es   isch   eppis 
Grisligs  [Sdireckliches]  g'sl":    frei   d'  Lit  [Leute]  uf 
der  Gass  sind  sto"  blibe"!  Bs.     Frei  d'  Sunne  /lc^.s•r'' 
füre    g'viiicht     und    luegl    die    Ileideti    a"    idiiI    liirhl. 


1201 


Km,  Ire,  l'ri.  flu,  iVii 


1ÜI12 


ÜKKirKXsr.  liSiJo.  ,Fiy  wülltiinl  wir  wol  beiile  staininei) 
[Staiiime]  biiuloii  zuesaiiiiiieii.'  Ki'ek  1550.  —  c)  zu- 
weilen etwa  i.  >S.  v.  t'reilieli,  wohl,  im  Ggs.  zu  einer 
Vdrhergelioiuleu  Aussage;  bei  Aufforderungen,  Bitten 
etwa  i.  S.  v.  nur,  doch!  Er  redt  sust  ijcrn,  aber  iez 
hat  er  frei  clw)ine  schirk/e"  (weil  er  etwa  fürchtete,  sich 
zu  verraten)  ZB.  Er  ist  en  ffile  Kerli,  aber  Kenn  's 
Öppis  z'  rerwütsche"  git,  so  chann  er-si'''  f.  rode 
[rühren],  ebd.  .Ich  trau-der,  ja  icli  traue  dir!  Du, 
llerrgott,  hast  frei  Lust  zu  mir!'  8tutz.  Das  ist  f'rl 
(l'schih,  das  ist  freilich  und  zwar  in  vollem  Mass  ge- 
schehen; auch  ironisch:  dem  isch  es  fri  Ernisch,  es 
ist  ihm  ja  doch  nicht  Ernst  Gl.  Frl  tcül,  Ausdruck 
starker  Zustimmung,  Bestätigung,  z.  B.  /'.  w.  e  sclmmrei 
BBe.  Chiiiiim-iiier  nit  vor  mini  Tür,  Oll  i  lä  der  Pudel 
its!  (leise:l  He.  so  chiniiiii  f'ri  [freilich  doch]  z'  Abesitz 
|zu  nachtlicliem  Besuch],  I)'  Leiteren  isch  a' d' Laube 
(j'stützt.  B  Volksl.  .[Abigail  hat  l>avid]  die  schenke 
nit  von  stund  an  überantwortet,  sonder  erst  ein  wyl 
mit  im  g'redt;  er  hette  sonst  die  gab  fry  [wohl,  füg- 
licliV]  mögen  verwerfen.'  LLav.  1584.  ,Iias  hab  ich 
sclion  fi'i  z'wijgen  bracht.'  Com.  Beati.  .Er  kennt 
so  fri  [könnte  so  gut]  ein  Junker  syn  grad  just,  wie 
icli  auch  einen  bin.'  ebd.  ,.\m  bösen  Weib  das  Beste 
lieisst.  Wann  man  frei,  dass  sie  bös  ist,  weisst.'  B 
Sylloge  167Ö;  viell.  i.  S.  v.  .gänzlich'  oder  ,von  vorn 
herein'?  .Frei:  quisso.'  Id.  B.  Du  channst  f'rl  gän, 
geh  nur!    Chumm  f'rl,  komm  doch!  BSi. 

Mhd.  vi-i,  auch  (bes.  inlautend)  cruj,  vergröbert  aus  vrij. 
-i  u.  -e'i  bei  unserem  W.  im  .\llg;.  gemäss  dem  Gesetz  betr. 
ilio  Auslautvukale,  doch  haben  BD.  u.  Th  das  Adv.  11,  dessen 
Zsliang  mit  dem  Adj.  dem  Volksliewusstsein  abliandeu  ge- 
kcimmeu  war,  nicht  an  dum  Fortsi-hritt  zum  Diplitb.  Teil 
nebmen  lassen;  aus  ähnlichem  (iruuJc  hat  ihm  Z  in  solcher 
Anwendung  wie  einem  blossen  Formw.  allen  selbständigen 
Ton  entzogen.  Wiebtiger  ist  der  Unterschied  der  Form  mit 
und  ohne  ii.  von  dem  auch  die  Bed.  z.  T.  betroffen  wird, 
da  bes.  für  Bed.  '2  u.  3  in  einigen  Gegenden  die  Form  mit  n 
auch  im  .\uslaut  resp.  prädikativen  Gebrauch  und  im  flek- 
tierten Ntr.  fast  herrschend  geworden  ist.  Dennoch  hätte 
das  Gr.  WB.  kein  selbständiges  fiein  ansetzen  sollen  (was 
dann  auch  zu  unrichtiger  Etymologie  geführt  hat),  da  jene 
Form  doch  nur  auf  einer,  allerdings  sehr  bemerkenswerten, 
Verfestigung  des  losen  euphonischen  n  beruht.  Statt  cn/ii-c, 
fi-ii-c,  an  welcher  Form  einige  MAA.  (z.  B.  ApI  für  alle  Bedd. 
festhalten,  heisst  es  in  anderen  en  /n-n-e,  frei-n-c,  wodurch 
das  H  den  Schein  eines  stammbaften  annahm,  so  wie  unigek. 
stammhaftes  n,  nachdem  es  auslautend  geworden  ist,  in  ein- 
zelnen JIAA.  für  die  prädikative,  flexionslose  .\nwendung 
des  Adj.  abgestosseu  wird,  z.  B.  hü  für  hm  (unwillig),  tchö 
für  »ftoi,  /[  (bes.  Adv.)  für/««.  Fri  :  en  frinc  (Ntr.  t«/rt») 
gellt  dann  (wie  hla,  blan  :  rit  bhtnr;  J'yoh  :  fvühiur  u.  a.  m.) 
der  Ileklinatiun  von  Aü"  ;  tit  himr,  rx  hnn  udgl.  parallel,  und 
von  hier  aus  gelangen  einige  MAA.,  wie  gesagt,  zu  einer 
uiiecbten  Grundform  fnn  (Ntr.  /rtim).  Während  die  eupho- 
nische Kiuscliiebuug  z.  B.  von  Bs  für  alle  Bedd.  durchgeführt 
ist,  begegnen  wir  in  anderen  MAA.  der  Liissimilation  freii 
für  Bed.  1  1  ;  /reim  für  Bed.  I  '2;  doch  ist  es  wohl  nur  eine 
zutalligc  Ilifl'erenz,  entstanden  dadurch,  dass  aus  der  Bücher- 
sprache mit  der  Bed.  (1|  aucli  gleich  die  Form  entlehnt 
wurde.  Was  die  Bed.  selbst  betrifl't,  so  ist  allerdings  auch 
das  Vcrhältniss  von  1  zu  2  nicht  unmittelbar  einleuchtend; 
entweder  fliesst  "2  aus  der  Grundbcd.  der  Wurzel  (lieben), 
welche  in  nbd.  .freien',  sich  um  eine  Frau  bewerben,  nncb 
lebt  (vgl.  auch  unser  mit  />ei  :•  syn.  ^ik'<).  oder  es  verhält 
sich  2  zu  1  etwa  wie  lat.  .liberalis'  :  ,liber',  d.  h.  Herzens- 
güto  nsw.  ist  Ausflnss  des  Gefühls  der  Freiheit  (i.  S.  \.  frei  I). 
welches  das  Herz  erweiternd  auch  Andern  'l'eil  an  dem  Glück 
gönnt,    das    man  selbst  gcniesst;    vgl.   als   Gegenstück    unser 


Svhidh,  launischer,  unverliäglicher  .Aleusch,  aus  der  Giuudbed. 
.Knecht'.  Bed.  'i  ist  Übertragung  von  Personen  auf  Sachen, 
4  bezeichnet  Cbermass  oder  Missbrauch  V(ui  1.  Die  Zu- 
sammengehörigkeit von  1  —  3  ist  in  dem  volkstümlichen  Lied 
von  ThBornhauser  ,das  Wortli  frei'  ausgesprochen.  —  Beim 
Adv.  hat  sich  die  Bed.  noch  weiter  und  abstrakter  ent- 
wickelt; doch  ist  auch  hier  der  Zsbang  nicht  abgebrochen. 
Aus  der  Bed.  1  des  Adj.  konnte  sich  einerseits  die  von  .leicht, 
wohl,  recht,  ziemlich'  (die  letzte  Bed.  hat  auch  holl.  mij) : 
andrerseits  die  von  .geradezu,  ganz,  sogar'  entfalten.  Sehr 
bemerkenswert  ist  überdies  für  die  Bed.  des  Adj.  nnd  Adv. 
im  Ganzen  das  fast  durchgehende  Zstreffen  mit  ßm),  so  dass 
die  schon  dort  (Sp.  S37)  angedeutete  Möglichkeit  teilweiser 
Vermischung  beider  WW.  hier  nochmals  zum  Vorschein 
kommt;  sie  würde  dann  auch  zur  Erklärung  der  Form  frin 
noch  in  Anschlag  zu  bringen  sein.  Noch  sei  bemerkt,  dass 
die  Ausscheidung  zw.  II  1  u.  2  in  gewissen  Fällen  unsicher 
ist.  indem  in  Frage  kommt,  ob  /.  unmittelbar  mit  dem  ihm 
folgenden  Adv.  zu  verbinden  sei,  oder  sich  auf  den  ganzen 
Satz  beziehe:  ,Der  schütz  [SchussJ  was  im  fry  glatt  abgangen.' 
Dornacherlied  1499.  ,[Es  solle  ihnen)  fryg  gar  abgestrickt 
syn.'  1567.  Z  Ratserk.  .Annumerare  pecuniam  .ilicui:  frei 
baar  daher  Zeilen.  Animo  luec  pnesenti  dicas:  sag  es  f. 
redlieh  ausshin.'  Fris.  .Wir  habend  dasselbig  fry  gänzlich 
abgestrickt.'  Z  Mand.  1598.  ,I)ass  er  dise  Lehr  frei  heiter 
vor  Männiglichen  bekennet  hat.'  Grasser  1B2Ö.  , Seinen 
willen  frei  rund  zu  verkündigen.'   AKlingl.    1688. 

u(n)-fri:  unbequem,  meist  mit  Negat.  Es  ist 
nüd  u.,  ziemlich  bequem  Ap.  Unangenehm,  widerlicli 
L  (Ineich.);  unschön,  ungeziemend,  unliebenswürdig. 
Gegs.  zu  frei  3.  ,Und  diser  warlich  ein  unfreier 
mensch  ist,  der  nun  auf  seinen  nutz  füraus  luogt.' 
VooELB.  1557.  .Versari  in  sordida  arte:  ein  unfreien 
und  wüesten  gewerb  treiben.'  Fris.  .Inelegans:  un- 
lieblicli,  unfrei.  Pedecet,  absurdum  est:  es  stät  übel, 
ist  unfrei,  es  zimt  sich  nit;  es  reimt  sich  nit.'  Fms. ; 
Mal. 

vogel-.  vögeli"-;  frei  wie  der  Vogel.  ,Ase  vö. 
leben  und  keine  Schulden  haben.'  Stutz.  ,Wir  hand 
gewont  [gepflegt]  fri  herrlicher  tagen,  sind  all  g'syii 
vo.  und  herren.'  Salat.  .Wenn  ir  vo.  sind,  gloubeii 
und  tuen. mögend,  was  ir  wollend.'  HBull.  1501. 

hütten-:  von  der  den  Milchbauern  von  den  Ak- 
tionären einer  Käserei  (Hiitte)  für  Benutzung  der 
Letztern  auferlegten  Mietsteuer  befreit  Z. 

kost-:  1.  wer  .\ndere  von  Kosten  frei  Iiält  oder 
ihnen  unentgeltlich  Kost  gewährt,  freigebig,  gast- 
freundlich. .Ein  hüpscli,  redlich,  costfry,  früntlidi 
mann.'  Salat.  .Benignus,  beneticus;  liberalis;  treuw, 
güetig.  freigebig,  k.,  eigentlich  der,  der  den  frommen 
und  dürftigen  guots  tuot.'  Fris.;  Mal.  ,1'ie  Franzosen 
seind  liberal  und  k.,  die  Spanier  spärrig  und  Hunger- 
leider.' FuHafn.  16()(i.  ,Er  ist  k.,  wie  l'fatf  Mangolt: 
er  ass  die  Eier  und  gab  die  Schalen  zu  Almosen.' 
JMev.  Hort.  1(392.  —  2.  wer  selb.st  von  Kosten  (des 
Lebcnsunterlialtes)  frei  ist:  .Hospitia  ei  publica  de- 
crevere:  liabend  in  geheissen  in  allen  lierbcrgen  k. 
sein.'  Fris.  —  Kostfreii  f.:  Freigebigkeit.  .Libcrali- 
tatis  tuic  expers  factus  sum:  ich  liab  dein  kostfreii 
nit  vil  empfunden.'  Fuis. 

lib-:  persönlicli  frei,  im  Gogs.  zu  hbeiijen.  \'gl. 
Frcihiils.  .Leibfrei,  frei:  libor.'  Mal.  —  milcli-:  keine 
Jlildi  melir  zur  Nalirung  bedürfend  oder  bekommend 
(vom  Saugkalb,  wenn  es  gross  und  stark  genug  ge- 
worden ist)  ZN. 

seinper-:  frei  in  besonderem  Grade.  Im  Scuwäii. 
Unu  1588  i.  S.  v.  fn   I;'a:    .Per  Chu    ist   [gilt  als] 


I2(i: 


Fr;i,  lix',  tri.  fru,  l'ru 


12fU 


der  seiiiperfrei,  was  er  gleich  scliiimle  oder  schrei, 
Er  ist  allwijg'  der  liebe  8ohn;  was  er  tuot,  das  ist 
\V(il  fjetüii.' 

BIliil.  wiii/urrrn  l'iiniluu-),  roiclisiinmittolbiu-  uinl  ilalicr  zur 
'l't^ilnahino  am  Keielisbigo  («tnO  befugt.  Dem  Vf.  soheiut  das 
W.  uliiic  sciiioii  uig.  Siuu  bckaunt  gewesen  zu  sein;  vidi,  sogar 
liol  ihm  der  erste  Teil  mit  dem  lat.  ,semper',  immer,  zusammen. 

schütz- fr i:  (durch  Zauber)  gesichert  gegen 
Schuss,  unverwundbar.  S.  u.  gefroren.  —  tojuiel-: 
wer  ohne  Einsatz  (.Doiipol')  an  einem  Sehiessen  teil- 
nelinien  darf  Ar;  Ndw.  —  weit-.  ,Es  sind  vor  jaren 
tVowen  uss  unserm  closter  gangen,  2  in  gaist[lichi] 
clöster,  disi  in  die  weltfrygi  clöster  [Beginenhäuser?].' 
1523,  Strickl.  —  zoll-.  ,Cogitationis  pienani  nemo 
patitur:  wie  man  spricht,  gedenken  ist  z.'  Fkis.  — 
zwiiels-,  Adv.:  ohne  Zweifel.  AKlincl.  1(J91. 

Ge-fri  n.:  freie  Aussicht,  Licht.  Ganrj-vier  ns-em 
tr.  GWa.     Syn.  Heiteri. 

Vgl.  Frihvit  i.  S.  v.  freier  Platz.  Doch  bietet  sieh  neben 
dieser  Ausdeutung  aueh  Ableitung  vun/ctoi  i.  S.  v.  , werben' 
dar,  wonach  die  *irundl>ed.  urspr.  die  Betreibung  eines  Liebes- 
verhältnisses wäre,  welche  durch  Nebenbuhler  gestört  oder 
eingeschränkt  wird;  Syn.   Gchc(j;  (jäu. 

Friel  ni. :  Name  einer  freundlichen  Kuh  Ar 
{Frieli,  Dim.);  GlH.  (l)ini.  für  ein  solches  IJind).  — 
Freiele  f.:    Kuhname  Ar. 

frie",  freie":  1.  (trans.)  frei  machen,  befreien, 
für  frei  erklären,  absolut  od.  mit  Angabe  eines  (iegen- 
staiidcs,  von  dem  befreit  wird.  Wie  lamj  nu^''  da)< 
Ztiiujije",  wenn  wirt-i  aw''  g'f'rlt !  sagt  der  ungeduldige 
Verliebte  Suiiw.  ,llnd  uns  von  aller  krankheit  freien.- 
Si'HAin-:  1,  5.  ,Nur  dass  si  sich  vor  armuot  fr.'  ebd. 
.('liristus  hat  uns  als  ein  sighafter  künig  gefryet,  von 
des  tüfels  gwalt  erlöst.'  RGualtu.  1555.  .Dises  alles 
ist  so  gmein  uiider  uns  menschen,  dass  nieman  darfür 
gefryet  [ist].'  ebd.  1584.  Insbes.  von  bestinnnten  Ver- 
liältnissen  des  privaten  od.  staatlichen  Rechtes:  obrig- 
keitliche Erlaubniss  zur  Ausübung  eines  Eechtes 
geben,  resp.  Ansprüche  Anderer  ausschliessen;  Immu- 
nität verleihen,  exempt  erklären;  privilegieren.  Mit 
Acc.  P.  „Sich  von  einer  Behijrde  fr.  lassen:  die  Frei- 
heit erwerben,  über  sein  Vermögen  nach  Gutdünken 
testamentarisch  zu  verfügen"  BO.  ,So  er  etlich  wider 
das  gsatzt  fryet  [von  dem  Gesetze  disjiensiert].'  Zwingli. 
,l>arzuo  schickt  er  im  guldine  trinkgschirr  und  freiet 
in,  dass  er  daraus  trinken  dorft.'  1531/48,  I.  M.vcr. 
=  ,erlaubte  ihm.'  1CÜ7.  .Zürich  ist  von  den  königen 
gefryet  und  under  des  Rychs  schirm  genommen  wor- 
den.' HBuLL.,  Tig.  ,l)ass  die  überigen  von  diser  regel 
gefryet  [sygind],  mer  fryheit  habind.'  RGtalth.  1555. 
.Dievveil  sie  [die  Eründer]  von  etlichen  Fürsten  und 
Übrigkeiten  gefreit  worden,  dass  niemand  der  ihren 
solcher  kunst  gebrauche.'  1557,  Absch.  ,Und  fryet 
das  Gottshus,  dass  es  solle  zollfrei  sein.'  RCvs.  .Wenn 
die  Sommer-  und  Herbstfrüchte  im  Werch.  glauben 
sich  die  Leute  gefreit  [befreit  von  der  Verpflichtung, 
ihre  Kinder  in  den  Religionsunterricht  zu  schicken].' 
JBreit.  (Mörik.)  Mit  Acc.  S.  i.  S.  v.  bannen,  vom 
Gebrauch  ausschliessen,  als  heilig  erklären.  .Segnet 
den  sibenden  tag  und  freiet  in.'  1530.  I.  Mos.  ,Die 
Allmeind  ze  frj'gen.'  1572,  ScawE.  So  bes.  von  der 
.lagd:  .Ein  Rotgwild.  das  verbannet  und  gefryet  ist, 
[darf  Niemand  schiessen  oder  fangen].'  1560,  Gl;  vgl. 
Fri-berg.  .Hochwild  einige  Zeit  freien  und  bannen.' 
1.587,  Aiiscii.    ,1m  .1.  15(i;i  ist  znm  Nutzen  des  gemeinen 


Besten  der  Freiberg  im  Gantberg  zu  freien  erkennt.' 
txL  LB.  1835.  Mit  Dat.  P.,  Acc.  S.  =  zueignen,  zu- 
teilen, erlauben.  ,Sond  Mlihn  im  das  holz  bim  bach 
schirmen  und  fryen.'  1526/44,  Schw  Lli.  .Habent 
unsere  Herren  dem  N.  N.  ein  stuck  allmend  uf  30  jar 
hin  für  eigen  geben  und  gefryet.'  1630,  ebd.  ,L)ass 
wir  ihnen,  so  solch  Bergwerk  zu  bewerben  begehren, 
frei  und  ledig  aufgetan,  geöffnet  und  gefreit  haben, 
freiend  auch  ihnen  den  ganzen  Berg  zu  Guppen.'  156!', 
Steinm.  1802;  vgl.  gefrlt;  Friiing.  —  2.  intr.  fauch 
frlne",  freine")  a)  von  Personen:  (wieder)  freundlich, 
besänftigt,  zufrieden  werden  (it;  Uw.  —  b)  .artig 
werden,  bessere  Gestalt  bekommen,  z.  B.  von  einem 
Kleid  durchneuen  Zuschnitt  oder  Verzierung  Aa;  B; 
VOrtk;  8."  —  c)  unpers..  es  friet  (freimcl  kv  Id.  1788; 
frieret,  freieret,  freitieret  Ar;  Th)  mit  im,  er  ist  auf 
der  Besserung.  G  1790.  Es  hat  es  Bitseli  g'frinet,  vom 
Wetter  Gl.  —  Die  Nbf.  mit -er-  vom  Coniparativ.  m  für  n 
wie  iu  Jitidmii:r  u.a.m.   —   Bed.  2  von /7-t  -^—4. 

g'frit.  -freit:  adj.  Ptc.  1.  mit  Freiheit  begabt, 
frei,  freigeboren.  Zunächst  von  der  angestammten 
Freiheit  der  alten  Eidgenossen:  .Wir  sind  ein  gefrites 
Volk  durch  Gott  und  unsern  Arm!'  schrieen  die  Ae 
Hirten,  als  ihnen  Ebel  die  Notwendigkeit  eines  fürst- 
lichen Überhauptes  beweisen  wollte.  Ein  g-es  Land, 
ein  Freistaat  Ap.  En  g-e  Landvie",  Staatsbürger. 
HocIig'frHi,  certruti,  liehi  Herre'  Landlüt:  alte  Anrede 
des  Landammanns  an  die  zur  Laiidsgemeinde  ver- 
sannnclten  Bürger  Gl.  ,Iu  unserem  lieben  gefreiten 
Vattcrland.'  ClSchob.  1699.  .Wenn  zwei  Schwyzer 
sich  auf  der  Strasse  begegnen,  so  bleiben  sie  stehen 
im  Gefühl  ihrer  Würde  und  rufen  einander  zu:  Guten 
Tag.  gefreiter  Mann!'  N.  deutsch.  Merkur  1809.  In 
weiterm  S.,  von  Personen  und  Sachen:  G'frlte,  erster 
(unterster)  Unteroffizier  bei  der  Artillerie  Gl.  eig.  ein 
Bevorzugter,  vom  Wachtdienst  Befreiter.  Es  Hihli 
ganz  cu"  Schulde"  gfrit  SchwE.  (üchsn.).  7»  seh"  Jure 
heig-er  's  erlebt,  und  de""  chiinn  er  r/frciter  lebe",  als 
»länge  Kossbiir.  BWvss  1863.  G freit:  leicht,  frei,  un- 
beengt gekleidet  Z  IS.  —  .Die  kilch,  der  kilchhof  und 
die  husre  darutt'.  als  wyt  die  mur  darumb  gat,  sind 
also  gefryt  [mit  dem  Asylrecht  begabt],  ob  jenuind 
daryn  flüchtig  wurd.  dem  soll  niemand  nachylen.'  Üffn. 
ZEmbr.  ,Wie  ser  das  lügen  über  mich  gefryet  [er- 
laubt, straflos]  syc.'  Zw^ingli.  .Wiewol  die  frowen 
des  gottshus^«  Diessenh.  für  sich  selbs  ir  wesen  ge- 
hebt und  gar  hochgefryt  sind.'  1530,  Absch.  ,Dic 
von  Constanz  erbieten  gebührliches  Recht  vor  ihrer 
ordentlichen  Übrigkeit  oder  dem  gefreiten  [jirivile- 
giertenV  vgl.  Sp.  1256  u.]  Richter,  wohin  diese  Sachen 
gehören.'  1542,  Absch.  ,Und  soll  an  bezalung  der 
unkost  die  gefrygten  schulden  [Schuldforderungen, 
welche  im  Konkurs  einen  Vorrang  vor  andern  haben] 
den  verschribnen  und  verbrieften  Zinsen  und  schul- 
ilen  vorgan.'  1557,  Bs  Eq.  .Etlich  edel  burger  [von 
Strassburg]  von  gmeinen  Eidgnossen  als  kouflüt  und 
pilger  gefrygt  [mit  freiem  Geleite  versehen].'  .\nsh. 
.Des  Zolls  und  weggelts  gefryet.'  RCys.  .ürdentlichc 
gefryete  Jahrmarkt  als  sonderlich  allhie  in  unser 
Hauptstatt  uf  den  Pfingst-,  StMartins-  und  Lucien- 
Märkten.'  B  Mand.  1628;  vgl.  fri  Sp.  1257.  ,Wann  du 
eine  halbe  Compagnie  aus  einer  ganzen  in  einem 
Augenblick  haben  wilt,  so  sprich:  Ihr  Rotten  [Glieder] 
oder  gefreiten  Rotten,  nuirschieren  her  aus  der  Ord- 
nung!-  KuiEiisiirciii..  1611.    .Gefreite  Ämter'  L  bis  ins 


12H5 


Tra.  IVu,  l'ri.  fni,  IVu 


1266 


XVIII.,  gewisse  Ämter,  wekhe  der  Hat  als  Privilegium 
im  Gegs.  zu  den  .Tafoliimtern'  für  seine  Mitglieder 
vorbehalten  hatte.  —  wasser-gefrit:  wasserarm, 
von  einer  Gegend  Ai-. 

ah-frien:  der  Verbindlichkeiten  entheben,  ent- 
lassen. .Darnach  wüssen  mögen,  den  geurlaubten 
Sennen  [dem  man  nämlich  sein  Lehen  entzogen]  abzuo- 
Iryen  und  den  neuen  ynzuosetzen.'  1553,  Z  Staatsarch. 

ver-frit  =  /je-,  i.  S.  v.  berechtigt,  privilegiert. 
.In  ansechung,  dass  rajn  herren  von  keisern,  küngen 
und  fürsten  verfryet  [sind],  mit  menklichem  [Jeder- 
mann] pündnus  anzenemen.'  152G,  Absih. 

be-frien.  ,Grad  nach  dem  Gottesdienst  werden 
die  Saufhäuaer  eröft'net.  Spilplatz  befreit  zum  Keglen.' 
JKHoFMEiSTER  1T44.  —  be-frit:  berechtigt.  , Sonst 
würde  man  im  [dem  franz.  Gesandten]  das  geleit  ab- 
künden und  sehen,  wessen  man  gegen  Ine  befryet 
wäre.'  1591,  L  Ratsb.  —  Befriung:  Schutz,  Siche- 
rung. .Pfryung  der  Hochwälden.' Ndw  äLB.  Privileg: 
N.  N.  verlangte  1575  vom  Z  Rate  ,die  Befr_vgung, 
dass  weder  Schlosser,  Hafner  noch  Murer  ihme  dheine 
Proben  syner  Holzersparungskunst  nachmachen.' 

friere",    freiere"    s.  frlen  3.  Prie(r)t   s. 

Friheit. 

Fri-,  Freiheit,  in  concr.Bed.  z.T.  Friet,  Freiet 
—  f.,  in  pers.  Bed.  auch  iii.:  1.  abstr.  i.  S.  v.  frei  1, 
meist  in  polit.  Bed.  .Freiheit  und  Gleichheit'  sind 
iV  Stege'  ah  g'heit.  Suli;er.  Fr.  n.  Gl.  an  en  Stecke" 
'blinde'  u.  hei'"  'treit  [getragen]!  Z.  Vil  [Manche]  mei- 
ue'd  hütigs  Tags,  d' Friheit  h'stand  i'  dem,  dass  en  ledere 
tue"  chänn  [könne],  icas  er  well.  Gl  Volksgespr.  1834. 
.Freiheiten  u.  Trinksprüche  ausbringen',  Toaste  auf  die 
Freiheit  des  Landes  und  auf  die  Gesundheit  einzelner 
Personen  ('?)  GRapp.  Mit  Bez.  auf  die  ä.  Zeit  hiessen 
.Freiheiten'  die  besondern  bei  Unterwerfungen  oder 
Bündnissen  meist  vorbehaltenen ,  ausnahmsweisen 
Rechte,  Vorrechte  (Privilegien)  einzelner  Orte,  Stif- 
tungen usw.,  welche  auf  Verleihungen  vom  Reich  oder 
von  der  kompetenten  Herrschaft  beruhend,  Befreiungen 
vom  gemeinen  Recht  enthielten,  insbes.  die  Regalien, 
welche  die  eidg.  Orte  sich  vom  jeweiligen  Reichs- 
oberhaupt bestätigen  Hessen;  dann  spezielle  Rechte 
von  Städten,  Gemeinden,  Klöstern  und  Korporationen 
(z.  B.  eigener  Rat,  Münze,  Markt).  So  z.  B.  ,des 
Gotteshauses  Fr.  leihen'.  Jemanden,  der  vor  fremdes 
Gericht  geladen  wird,  mit  der  Immunität  (des  Klosters 
als)  des  Grundherrn  beschützen.  Offn.  Kessw.  1506 
(vgl.  Bed.  2).  ,Fryheit  und  fürsehung'  betitelten  die 
BSigriswyler  den  Gemeindebeschluss  v.  1493,  welcher 
den  Bürgern  das  Zugrecht  bei  Verkäufen  sicherte. 
Die  Meister  Steinmetzen  bitten,  ,inen  zuo  bestäten  ir 
bruoderschaft  und  fr.,  dass  die  in  unser  Eidgnoschaft 
werde  gehalten.'  1517,  Absch.  ,Mit  sonderbarer  [be- 
sonderer] Fr.  [Erlaubniss]  eines  Herren  Frohsten.' 
IlCvs.  —  2.  insbes.  Freiheit,  Sicherheit  vor  Ver- 
folgung, inmiunitas.  und  dann  meist  concret:  Frei- 
statt, Zufluchtsort,  Asyl,  bes.  für  kriminell  Verfolgte, 
Totschläger,  zuweilen  auch  noch  concreter  ein  Raum, 
Bezirk,  Hof  vor  oder  in  gewissen  Gebäuden  (nament- 
lich Kirchen  und  Klöstern),  dessen  Betretung  jene 
Sicherheit  gewährte.  Syn.  Friung,  Fri-hof.  ,Ein 
artikel  des  schüchhus  [in  (tStadt|  halben,  wie  weit 
die  fr.  gehen  soll.'  15ii5.  .\bscii.  .I>eni  Poctor  N.  Ent- 
fernung uss  der  fr.  zuo  bewilligen,  damit  und  er  zu 
Schweiz.  Idiotikou.  I.  9. 


ire  [der  Patientin]  kommen  möchte.'  1516,  Bittschr. 
AaB.  .Gesellen,  die  in  der  Conventstube  zuo  den 
Predigern  in  der  Fr.  lagen.'  1522,  Egli,  Akt.  ..\ls 
sich  derselbig  in  die  fr.  der  capell,  so  wir  im  spital 
haben,  uf  den  altar.  und  do  fry  ze  syn  vermeint,  ge- 
setzt, dann  aber  gewalteklich  ab  dem  altar  uss  der 
fr.  genommen  und  gfänklich  nach  Rynf.  gefüert.'  15'24, 
Absch.  .Huw  [hieb]  man  eim  kesslerknecht  das  haupt 
ab  und  nam  man  in  us  der  fryghat  und  ist  das  der  dritt, 
den  man  dräs  nam.'  1527.  HsStockar.  .Den  Leviten 
wird  ir  teil,  auch  die  freiheiten  bestimmt,  dahin  die 
todtschleger  fliehen  mögind.'  1531/48.  IV.  Mos.  =  .frei- 
stätte.'  1667.  .Damit  ein  jeder  dester  bas  möge  wissen, 
wo  im  söllich  widerwärtikeite  an  die  bände  stiessen, 
gedachte  fryheiten  ze  suoehen  und  ze  finden.'  1534, 
S  Wochenbl.  .Sollen  alle  die.  so  in  dise  Fr.  Zuflucht 
haben,  angendts  mit  Leut,  Gut  oder  Pfand  gute  Ver- 
sicherung und  Tröstung  tuon  umb  Essen  und  Trinkon 
oder  Einer  soll  und  mag  von  Mahl  zu  Mahl  solch 
Essen  und  Trinken,  so  vil  er  brauchet,  mit  baarem 
Gelt  abbezahlen.'  SchwE.  Klosterarch.  ,N.  N.  wird 
wegen  verübten  Mutwillens  in  der  Fr.  mit  der  Ge- 
fängniss  und  umb  5  Pfd  gestraft.'  1550,  ebd.  ,Die 
StGaller  haben  vor,  diewyl  das  gottshus  mit  einer 
ringmur  ynbeschlossen,  ein  fr.  ze  machen,  damit 
mengklich  sich  derselbigen  gebruchen  könne.'  1571, 
Absch.  .Auf  den  Bericht,  dass  D.  v.  Salis  2  Personen 
getödtet  habe  und  gegenwärtig  zu  Pfäfers  in  der  Fr. 
liege,  soll  angefragt  werden,  ob  man  ihn  in  der  Fr. 
bleiben  lassen  wolle.'  1573.  ebd.  .[Die  Stadt  Bern] 
hat  schnell,  als  ein  gemeine  fr.  [gegen  nachjagende 
Herren],  von  den  geträngten  laudlüten  und  umbsässen 
zuogenonnnen.'  Ansh.  ..Asylum:  ein  freiheit.  ort  der 
freiheit,  dahin  man  fleucht'  Fris.;  Mal.  .Darauf  dann 
bei  Allen,  denen  unser  Gottshaus  bekannt  ist,  auch 
beim  Kind  auf  der  Gassen,  ein  gmein  unwiderredt 
Sprüchwort  gewesen  ist,  ein  so  grosse  Fr.  habe  das 
Gottshaus  Einsidlen,  dass  auch  ein  Dieb  und  Mörder 
in  selbigem  Fr.  habe  und  sicher  seie.'  1590,  Eins. 
Klosterarch.  .Die  Dienstleute  des  Klosters  sollen  ein- 
ander der  Fr.  verschonen  [sich  der  Klosterfreiung 
wegen  friedfertig  verhalten].'  XVIL,Gesindeordn.Mi'Ri. 
,In  ertretung  der  fr.  [bei  Eintritt  in  das  Klosterasyl] 
soll  jeder  wehr  und  warten  von  ihm  tuen.'  ebd.  .Weil 
wir  der  Fr.  zu  lieb  etliche  Tor  ort"en  haben  müssen, 
da  man  aber  sonst  vor  bösen  Leuten  beschliessen 
könnte  und  sonst  der  Freiheitsleuten  keinen  Nutz. 
sonder  mehr  Schad  und  Unmuess  haben.'  1603.  SchwE. 
Klosterarch.  .Dass  wir  das  Gottshus  Bubiken  als  zu 
einer  freien  Malstatt  und  Platz  der  Freiheit  angezeigt 
und  dieses  Ort  zu  einer  gemeinen  Fr.  bkennt  haben.' 
Amtsr.  Grün.  1661.  .Flohen  in  die  Fr.  gen  N.'  1707, 
I.  Macc.  .Fr.:  Ort.  da  man  sicher  ist,  asylum,  locus 
refugii.'  ThSi'Ikser  1716.  Vgl.  noch  Arg.  1861,  S.  64'tl'. 
70.  211.  Nachdem  das  Asylrecht  der  freien  Stätten 
aufgehört  hat,  bleibt  einzelnen  der  Name  in  verkürzter 
Form.  So  Freiet  f.  („m."),  der  oberh.  der  Stiftskirche 
liegende,  von  Chorherrenhäusern  umgebene  Platz  in 
LBeroni.;  nach  St.  Dial.  215  so  auch  der  Hof  des 
Klosters  G.  3.  zollfreier  Bezirk.     , Ungeachtet 

der  Knecht  sich  darauf  berufen  habe,  dass  das  Pferd 
in  der  Fr.  gekauft  worden  sei,  sei  der  Zoller  auf  seiner 
Forderung  bestanden.'  1516,  Absch.  -  4.  Frei- 
schaaren w esen  im  Kriege,  auch  concr.  eine  Frei- 
schaar.  d.  h.  eine  Truppe  von  Freiwilligen,  die  niclit 

80 


12117 


Fra,  flu,  l'ri,  l'rci.  fi'u 


1-J(i8 


unter  dem  Keldzeicheii  ihrer  Obrigkeit,  sondern  unter 
eigener  ,FiX'ilaline'  auszug.  Syn.  Mueticiller ;  Frlschar, 
■schärlcr.  In  den  alten  Z  u.  B  Chroniken  u.  Ahscliieden 
bezeichnet  .Frylieit'  die  angeworbenen  fremden  Söld- 
linge gegenüber  den  Zünften.  Tschudi  unterscheidet 
.nszogne  und  frye  knechte'.  Ähnlich  eine  B  Urk.  von 
1590:  , freiwillige  knechte  um  gebürlichen  sold  annemen 
oder  aber  nach  alter  gattung  mit  einem  üszug  den 
krieg  füeren.'  , Darnach  zoch  der  fryheit  venre  uss  mit 
syneni  harst.'  Justinger.  ,Mit  der  rosspanner  und  dem 
rossvolke  und  der  fr.  harst  mit  inen.-  ebd.  ,r>o  der 
von  Zürich  fryheit  gen  Wilberg  lüften  und  die  von 
Zürich  uf  ir  herster  [Harste]  uszugen  inen  ze  helf.' 
ebd.  ,l>as  guot  und  gelt,  so  gewunnen  und  nit  in  die 
büt  kommen,  sunder  verschlagen  [zerstreut]  ist  von 
fryheiten  und  andern.'  1476,  Abscu.  ,Von  der  fryheit 
wegen  ist  geratschlaget,  dass  man  allen  denen,  so 
under  ein  panner  und  fendly  old  ein  houptniann  ge- 
schworen oder  von  iren  herren  dar  geben  und  by  der 
gedat  sint  gesyn,  die  büt  geben  soll,  es  sygeu  kneclit, 
karrer,  soumer  old  fryheiten.-  ebd.  ,.\Is  dann  uf  disem 
tag  treffenlich  reden  gehalten  sind  von  der  ungehor- 
samkeit wegen  der  friheitsknechten,  ist  angesehen, 
dass  man  die  fryheit  ganz  abtuon  und  inen  das  nit 
meer  gestatten  welle.'  1499,  ebd.  ,L)ie  frauwen  zugen 
die  hemder  ab  und  satzten  ire  kind  daruf;  da  lütten 
die  buoben  und  freiheiten  dar  und  zuckten  das  gewand 
under  den  kindern  dannen.'  Rickenm.  Chr.  XV./XVII. 
,Beim  Auszug  wurde  für  die  Fr.  eine  Summe  aus- 
gesetzt und  aut  die  Orte  verteilt.  Dabei  wurde  aber 
betrachtet,  dass  in  der  Fr.  allerlei  unnütze  Leute  ge- 
wesen sind  und  daher  beschlossen,  dass  jedes  Ort 
dieselben  mustern  und  halten  möge,  wie  es  ihm  gut 
scheint.'  151G,  Aissen.  ,Frygheiten  oder  der  bluot- 
liarsch.'  Etterlin;  vgl.  ,frye  gesellschaft'  Sp.  l'iöö  u. 
, Sollte  forthin  kein  Freiheit  mehr  under  dem  Heer 
gelitten  werden,  sonder  ein  jedes  Teil  dieselbigen  von 
ilini  treiben.  IConnnen  dann  darüber  [trotzdem]  Frei- 
heiten zu  ihnen,  Vorhabens  zu  plündern,  darfür  sollte 
man  Hüter  im  Feld  ordnen,  welche  wo  sie  solche 
Freiheiten  umbrächten,  darumb  nicht  gestraft  werden 
sollten.'  WoKSTis.  Der  PI.  in  einigen  von  diesen 
Stellen  scheint  nicht  ,Freischaaren',  sondern  einzelne 
Mitglieder  derselben,  Freiwillige  und  insbes.  Frei- 
beuter, zu  bezeichnen.  In  dieser  persönlichen  Bed. 
war  das  W.  wohl  m.,  was  bei  der  folgenden  Bed.  klar 
vorkommt.  —  5.  persönlich  (ni.),  Landstreicher, 
falirender  Gaukler  oder  Spielraann.  Bettler.  , Bettler, 
fryheiten,  kvauier,  wurzler  und  derglych  arkwenig 
[verdächtige]  lüt.'  G  Hdschr.  .Desglychen  will  man 
1  guldin  try  üssgeben  zu  lassen  den  gesellen  und 
fryheiten.'  Kottwyl.  .Schützenfestplan.  ,Ich  armer  fr.!' 
Salat.  ,Ein  lied  singt  der  fryhet',  d.  i.  der  Narr  des 
Spieles.  HBull.  1533.  ,Friertsbuoben:  ventilatores.' 
Mal.  In  BsStdt  waren  seit  dem  XV.  die  Bettler  unter 
dem  Namen  ,Fryetten,  Freiheiten,  Freiheitsknaben'  als 
eine  Art  Zunft  polizeilich  organisiert;  vgl.  Ochs  5,  71; 
Bs  Taschenb.  1864;  Platt.  187—9;  Osenbr.  1869, 
396  ff.;  Ztschr.  f.  schw.  R.  '2,  116—120.  Vgl.  auch  die 
Gaunerkilbi  in  Gersau.  ,Zuo  Basel  haben  wir  ein 
völklin,  die  nennt  man  die  fryetsknaben,  das  sind  von 
statt  verordnete  secktrager,  die  die  frücht  der  obrikeit 
utt'  die  kästen  tragen.'  Rvpf  1597.  ,Es  spilent  ouch 
die  fryheiten  zyt  für  zyt  [zeitweilen]  und  wellent 
nit  werken,    weder   snyden,    holz    tragen    noch   ander 


arbeit  tuen;  baut  unser  herren  erkennt,  welber  zuo 
einem  fryheit  konnnet  und  den  erfordert  im  arbeit  ze 
tuonde,  die  er  getuon  mag.  wideret  er  sich  das  ze 
tuonde,  der  mag  das  eim  ratsknecht  sagen,  der  soll  ze 
stund  den  heissen  in  ein  kefyen  [Gefängniss]  legen.' 
1417,  Bs  Rq.  ,So  soUent  der  knecht  uf  dem  richthüs 
zuo  zyten  den  fryheiten  iren  Ion  und  was  kosten  mit 
den  schnüeren  und  kerzen  ufloufet  bezalen  und  üs- 
ricbten.'  1510,  ebd.  ,Dorumb  diese  hurst  die  freiets- 
knaben  heissen,  do  sind  sy  befreiet,  dass  sy  weder 
bieten  noch  wachen  dörfen,  wie  andere  burger  oder 
hindersässen.  So  einer  [Jrad]  frücht  utt'  ein  kästen 
tregt,  mögen  sie  den  lohn  heischen,  als  ob  sie  dieselb 
tragen  hetten.'  Rypf  aaO.  ,Wand  [denn]  die  selben 
buoben,  die  rechten  fryheit,  die  band  davon  solich 
fryheit  und  gnade,  dass  man  sy  halten  soll  von  gelt- 
schülde  wegen  als  unser  burger  und  hindersessen, 
dass  man  sy  nit  ynleit  [in  Gefangenschaft  legt]  als 
frömde  lüte,  und  band  ouch  die  fryheit,  wenn  sy  ein- 
ander slahend  mit  füsten  one  messer,  dass  sy  enhein 
Unzucht  [Busse]  gebeut.'  1405,  Bs  Rq.  Sie  hatten 
auch  ihr  eigenes  Gericht:  ,Und  soll  der  vogt  das  ge- 
richte  besetzen  mit  den  rechten  fryheiten,  die  da  one 
hosen  und  one  messer  gand.'  1465,  ebd.  (Schon  in 
den  Capitularien  Karls  d.  Gr.  werden  die  Vaganten 
,nudi  cum  ferro'  genannt).  S.  mehr  u.  Kulenherij.  Ver- 
brann im  hus  ein  frygetsknecht,  hiess  Hans  Leber- 
wurst.' Kypf  1514/85.  .Was  Unzuchten  die  Freiheiten, 
Nachrichter,  Todtengräber  und  ihre  Knecht  verfallen.' 
Wdrstis.  1779.  Dem  Basler  ThPlatt.  jun.  fällt  der  hei- 
mische Name  bei,  da  er  in  Frankreich  einer  entspre- 
chenden Klasse  von  Leuten  begegnet:  ,Sind  sonder- 
bare [es  gibt  eigene]  Leut,  die  den  Wein  anstrotten, 
welchen  nachmals  die  (Portefaix)  Freietsknaben  in 
den  Fassen  auf  ihrem  Hals  in  den  Keller  tragen.'  1605. 
Für  die  pursöuliche  Bed.  5  brauclit  mau  keiueswegs  (mit 
Gr.  WB.)  Eutstehuug  aus  spät  mhd.  Frihmt,  Landstreicher, 
auzuuehmeu,  welches  uach  Lexer's  .\usicht  umgek.  luin/ri/htu 
entstauden  sein  soll,  aber  nicht  allen  Bedd.  des  concruten 
, Fryheit'  entsprechen  würde.  Es  genügt  Erinnerung  an  andere 
Fälle,  wo  ans  abstr.  collect.  Bed.  concret  personliche  ent- 
standen ist:  .Bursche,  Kamerad.  Frauenzimmer';  ital.  ,pü- 
destä,  prigioue';  lat.  ,opera;  (.\rbeiter)'.  Bemerkenswert  ist 
auch  die  von  Schmeller  angeführte  Form  , Freiheiter'  =  , Frei- 
hart', und  mhd.  vriheit  m.  i.  S.  v.  Gerichtsdiener,  also  auch 
schon  persönlich,  nnr  in  anderem  Sinn.  —  Das  männliclie 
Geschleclit  bei  Bed.  "2  entw.  nach  dem  Geschlecht  der  Syun. 
,Hof,  Platz',  oder  nach  den  Verbalsubst.  auf  -et,  auf  welche 
Freiet  (das,  wenn  es  aus  Freiheit  verkürzt,  nicht  urspr.  mit 
jener  .Ableitung  gebildet  ist)  gedeutet  werden  konnte. 

Frii,  Frini,  Preini  f.:  1.  (Freu)  freie  Aus- 
sicht. I"  d'  Fr.  (/seil,  ins  Freie  B  (Zyro).  —  2.  (Frini, 
FreiniJ  Freundlichkeit,  Güte,  Annehmlichkeit.  Zu 
frei  2.  3.  Mit  Fr.  löd  [lässt]  er  si"''  scho"  fixere'  UwE. 
Es  ist  doch  e  Fr.  [sehr  angenehm],  dass  's  su  ist!  A>: 
Adv.  Acc.  Er  ist  en  ebigi  Fr.  mit-mer  g'si'  [von 
ausserordentlicher  Freundlichkeit]  Gl.  Er  hat  c  Fr. 
'tue",  i'''  han-am  nit  cliiinna"  trutcit"  GS. 

frilecht:  leidlich  wohl  sich  behndend;  s.  fn 
I  3  (Sp.  1259)  =  wohl.  , Meine  Frau  [ist]  freilecht, 
doch  immer  im  Bette.'  1776,  JCLav. 

frili(ch),  -ig:  1.  Adv.  zu  fri  1  resp.  II,  1.  A.^  d 
=  in  freier  Weise,  freiwillig;  ungehindert,  gänzlich. 
Bes.  bei  Schenkungen  und  Käufen  zur  Bezeichnung 
der  gänzlichen  Übergabe.  .Wand  |denn]  icli  die  zwen 
böte  ze  N.  und  ze  N. '  dem  gottsluise  ze  Honrein,  das 


12fi?> 


Pra,  fre,  tri.  fro.  frn 


1270 


ander  dem  gottshuse  ze  Luzeren  frylich  gescndt  [ge- 
schenkt] bau.-  1337,  Gkr.  ,Das  ir  ieglichcr  fr.  iiialn 
soll,  ze  swelcr  müli,  so  er  will.'  Z  Riehtebr.  ,So  liein 
wir  dieselljen  alpe  fr.  ufgebeii  und  geferteget  an  Hrn 
Heinrichs  hant.'  1345,  ScHwGers.-UwE.  ,Und  hein  uns 
darzuo  fr.  enzigen  [verzichtet]  alles  rechts,  das  wir 
gehept  hein.'  1345,  Gfr.  ,Fr.  und  lidklich  [lediglich] 
hingeben  han  ze  eini  ewigen  kouffe.'  1377,  ebd. 
.Setzend  Jen  kouffer  und  syn  nachkommen  in  recht 
nutzlich  und  rüewig  gewer  [Besitz],  ze  nutzen,  ze 
niessen,  ze  besetzen  und  ze  entsetzen,  als  inen  das 
eben  ist,  fr.,  fridlich  und  rüewig.'  1494,  ebd.  ,0b 
iemau  syn  burgrecht  mit  gferden  [in  böser  Absicht] 
ufgeben  wollte,  damit  er  von  frömdcn  fürsten  und 
herren  pension.  miet  und  gaben  fr.  haben  und  nemen 
mochte.'  Edlib.  ,Da3  verlassen  guot  nach  erbens 
recht  fr.  und  rüewiglich  bsitzen  und  bhalten.'  1539, 
Ztschr.  f.  schwz.  E.  —  2.  geradezu.  .Doch  luegt 
jeder  für  sich  selb,  es  ist  fryglichen  zuo  erbarmen.' 
1532,  Strickl.  —  3.  niimlich.  ,Friderich,  der  keiser, 
fr.  Barbarossa.'  HBill.,  Tigur.  —  4.  allerdings, 
lebhafte  Bejahung,  Versicherung  Bs;  Gr;  Uw;  Z. 
Verstärkt  durch  vorgesetztes  ja,  jö,  der-  Ap;  GA., 
de-  GlK.;  GRh.,  Sa.  =  ganz  gewiss,  sicherlich.  Eb 
si  nit  hinächt  dou  chünntend  übernachte".  ,De-frUi', 
seit  der  Hans,  ,winn  si  verlieb  nemmend'  GSa.  Beide 
verbunden:  jo-de-frikch  G  1799.  Worum  aW''  nüd! 
De  frdi'''  jo!  EFeürf.r.  Auch  zur  Verstärkung  von 
Verneinung:  gar  nicht,  keineswegs.  .Nein  freilich.' 
JJGessx.  1702.  He  nei'  frili  hin-i'''  letz  b'richtet.  Golih 
1712  =  ich  bin  keineswegs  falsch  berichtet.  ,Diewyl 
.sy  sieh  mit  uns  im  glouben  glychförmig  ze  machen 
erkennt  und  fr.  üch  uwers  ergerlichen  Stands,  lebens 
und  Wesens  länger  nit  gestattnen  werdent.'  15'J9,  Absch. 
Mhd.  viilichc,  -eil.  ungehindert,  freimütig,  -willig;  spät 
und  selten  auch  =  freilich,  allerdings,  sicherlich.  —  Das 
vorgesetzte  rff-  kann  aus  dn--  verk.  und  wie  in  icol  de  icuel 
n.  a.  hervorgerufen  sein  durch  die  Analogie  von  Ausdrücken 
des  Affektes,  welche  entw.  mit  dem  Art.  oder  mit  der  durch 
Tonlosigkeit  veranlassten  Verkürzung  von  dtir''''  verbunden 
sind;  vgl.  dc(r)  Timij!  derimhnu  (für  doch  uu''''\\  de(r)  Gotts 
will<: 

Friung  f.:  \.  =  Friheit  1  in  rechtl.  u.  polit.  S. 
,Ist  im  [einem  Bildhauer]  geschenkt  von  syner  künsten 
wiegen  und  im  die  fr.  geben,  das  er  usserhalb  unser 
statt  nid  schuldig  wijscn  soll  mit  uns  ze  reisent  [in 
Krieg  zu  ziehen].'  1452,  Z  Bürgerb.  ,Fryburg  und 
Solothurn,  die  durcli  Bern  in  freiung,  üfnung  und 
achtung  kommen  warend.'  Stkttler  z.  J.  1528.  ,In 
Betreff  des  Mannes,  der  zu  Guggisbcrg  sitzt  und  aber 
gemäss  der  Briefe  dem  Spital  von  Freiburg  zugehört, 
bitten  die  von  Preiburg,  es  mögen  ihn  die  von  Bern 
bei  seiner  Fr.  bleiben  lassen.'  1533,  Aiiscu.  Auch: 
urkundlich  ausgestellte  obrigkeitliche  Erlaubniss  z.  B. 
zur  Betreibung  eines  Bergwerks.  .Wenn  ihnen  die 
Fr.  zugestellt  würde.'  Gl  (Steinm.).  —  2.  =  Fr>heit  2, 
Sistierung  des  öffentlichen  Rechtes  für  einen  Ort  od. 
eine  Zeit;  Asylrecht,  -statte.  ,Das  sy  all  Übeltäter. 
so  zuo  beschirmung  der  selben  irer  Übeltat  bei  inen 
in  einich  freiung  kunimen,  gewalt  haben  in  den  selben 
freiheiten  bei  tag  und  nacht  zuo  bewaron  und  zuo 
behüeten,  doch  das  sy  an  ilen  selben  personen  in  den 
jetz  berüerten  freiungen  nicht  frevel  band  anlegen.' 
1  t8S,  Bs  Rii.  .Wer  der  ist,  der  in  den  fronhof  oder 
clostcr  kumpt.   der  srdl  IV.  Iiuhcii    uiiil  -;"11  im  der  V"gt. 


ouch  kein  burger  und  niemands  in  den  begriff  [Um- 
fang] des  fronhofs  nit  nachfolgen,  ussgenommen  die 
Übeltäter,  so  all  fryheit  ussschliessen.'  Offn.  Rheinau 
ca  1510.  .Ein  unredlicher  todschleger  soll  in  unser 
dryen  Pündten  kein  fr.  noch  sichernuss  haben.'  1524. 
.-Vbsi'h.  Der  Bote  von  Gl  zeigt  an.  dass  die  Fr.  auf 
der  Kirchweihe  zu  Wartau  denen  von  Gl  zustehe. 
1540,  Absch.    —    Zoll-:    Zollfreiheit.    1532,  Strickl. 

frö'':  wie  nhd.  En  frohe  Ma""  en  brave  Ma". 
SuLfiER.  Ne  froche  Miiet  S  (neben  fröne).  Adv.  statt 
fri  i.  S.  v.  , recht'.  Das  ist  fro  e  gueti  Sach  BBe.  — 
Die  Bünde  [Bundesbriefe]  herauszufordern,  will  Nie- 
mand [von  den  reformierten  Orten]  gefallen,  da  den 
Katholischen  ,nützit  fröers  [nichts  Erwünschteres]' 
geschehen  könnte.  1531,  Absch. 

illid.  /)•(/'■.  Die  Ausspr.  froche  (Comp.  frUcher)  ist  also 
falsche  Analogie  nach  Fällen,  w(i  nhd.  h  für  älteres  ck  steht. 
z.B.  rauh:  ruch:  höh:  hlich.  Dagegen  kann  zwischen  r,  und 
flexives  e  hier  wie  in  allen  ähnlichen  Fällen  ticxives  ii  eupho- 
nisch eintreten  (vgl.  Anm.  zu  /)•»),  z.  B. :  /"''  han  e  frone'' 
Sinn.  Z  Kai.  1818.  Comp.  frij(n)er;  s.  anch  Frö-i.  —  Der 
adv.  Gehrauch  statt  fn  erklärt  sich  aus  der  häufigen  Ver- 
bindung: ,froh  und  frei'  oder  umgek.;  s.  das  fulg.  Frö- 
in  Ortsn.  wird  wohl  meistens  auf  Fro,  Herr,  zurückgehen, 
resp.  aus  fron  verk.  sein. 

vögeli-:  froh  wie  ein  Vögelein  Z.    Vgl.  vogel-frl. 

gotte-:  (nur  präd.)  sehr  froh  Bs;  B;  Z. 

Ilott  hier  wie  in  ijoUc  - g' nuey  abstr.  versUirkend,  wie 
, Himmel-,  Erden-',  od.  zunächst  nach  Anal,  von  yotuerhiirmlich 
u.  ä.  Fällen;  schwierig  zu  erklären  ist  aber  der  Flcxious- 
resp.  Bindevoc.  Dativendung  wie  in  mhd.  (/ote  gcnuoc  kann 
es  nicht  wohl  sein;  vg\.  gottwUk-he  (Gott)  willkommen;  viell. 
also  nur  nach  Anal,   von  erde"-,  hodc"-.    Vgl.  auch  ins  folg. 

here"-;  sehr  froh,  eig.  fr.  wie  ein  Herr  ScnSt. : 
ScHwE.;  Z.  —  Vgl. /ieic"-"-ö/.  Es  fragt  sich,  ob  ein  geist- 
licher Herr,  Pfarrherr  (der  noch  häufig  insbes.  Her  heisst) 
oder  ein  weltlicher  gemeint  ist. 

tonn  ig-:  sehr  froh  BBe.  —  Euphcm.  für  tiinnem-J. 
[donncn:  donnern). 

Frö-i  ScBW,  Fröni  Ap;  Z  —  f.:  Prohheit,  Froh- 
gefühl. Auch  adv.  z.B.:  I'''  hin  e  F.  g'si"!  ich  war 
doch  äusser.st  froh!  eig.  von  einer  (ausserordentlichen) 
Freude  (erfüllt). 

frö  lieh:  1.  wie  nhd.  —  Subst.:  de'  Früli,  appell. 
Eigenn.  (Übern.)  eines  allezeit  fröhlichen,  etwas  leiclit- 
sinnigen  Menschen  Bs;  Z.  Übrigens  auch  wirklicher 
Geschlechtsn.,  z.  B.  AABrugg.  —  In  einigen  Gegenden 
von  Aa  singt  man  das  bekannte  Kirchenlied  parodisch: 
,0  du  herrliche,  frörliche  Weihnachtszeit!'  (mit  An- 
spielung auf  .frieren').  —  2.  Adv.:  ohne  Furcht  hegen 
zu  müssen,  ruhig,  getrost;  z.B.:  Tue's  nW  fr.!  GA. 
/'■''  tarf  nüd  fr.  tcueste'!  nicht  husten  ohne  dabei 
Brustschmerzen  zu  empfinden  Z. 

Ironisch  muss  wohl  auch  gemeint  sein:  , Der  fallend  uoil 
frülich  siechtjig  werd  dir  oucli!'  NMan.:  vielleicht  weil  die 
Zuckungen  uiul  das  Hinfallen  der  Epileptischen  mit  liebordeii 
ausgelassener  Freude  verglichen  wurden  (vgl.  .I'ridilocken',  eig. 
vor  Freudeaufspringeu.  .Freuet  euch  mit  Zittern!'  Bibel: 
,Veitstjinz').  lincli  ist  aucb  daran  zu  erinnern,  dass  man  es 
liebte,  gefürchtote  Übel  mit  Sclimeichelnamen  zu  bedecken; 
vgl.  livetnchlitif;  Unijentiimt ;  Töchtrrli ;  fort,  i^errii'it;  ,d{is  häu- 
fend' od.  ,Hulzhansel'  (der  räuberische  Fuchs)  und  bes.  .die 
liebe  Franzosen  [-Seuche].'  Simplic. 

Prölichkeit:  1.  Plurn.  ,ln  der  Fr.-  ZBalt.  — 
2.  Vulva  ZS.     Vgl.   h'lniil  .7  (Sp.   177). 


1271 


Frab—frub.     Prach— fruch.     Pracht— frncllt 


1272 


FriLiirgprli  n.:    Apfelsoite  Th. 
Fr  ob  Ol  s.  Sp.  380. 


Frach  — fruch.     S.  anrli  ilic  Gnippo   Fi-nh   usw. 

I'ri'cli:  1.  berzhaft,  unerscbrockon.  mutig,  kübn, 
keck  Gl;  L;  GSa.;  Heiikl;  in  gutem  Sinn,  obnc  den 
Nebonbegr.  übertriebenen  Mute.s  oder  Begehrens,  ob- 
wolil  die  nhd.  Bed.  ,tüllkühn,  unverschämt'  auch  vor- 
kommt Z.  In  der  Formel,  mit  der  man  sich  eine 
Frage  erlaubt  od.  ein  Anerbieten  anzunehmen  erklärt, 
=  frei,  z.  B. :  /"'  hi'  so  f.  Z.  Darf  %''•  so  f.  st"  und 
ech  frage'?  B.  ,F.  und  freilich.'  Hauschronik  Mey.v.Kh. 
.Der  geisshirt  soll  hurtig,  f..  freudig  sein  und  frefen.' 
TiERB.  1563.  Auch  von  Tieren:  ,Dass  [ein  Pferd] 
stolz,  muütig  und  f.  [seie].'  ebd.  ,Bono  sis  animo: 
förcht  dir  nit,  bis  [sei]  rnuotig  und  f.'  Fris.  .Herzog 
Carl  aus  Burgund.  der  Frech  genannt.'  .ICWeissenb. 
1701.  .Ein  freches  G'müt  zu  g'rechten  Sachen,  Wie 
kann  es  niclit  so  vil  auch  machen?  [von  Teils  Schuss 
auf  den  Vogt].'  ebd.  .Der  Freche  nur  den  Sig  von- 
tragt.' ebd.  —  2.  frisch,  gesund,  lebenskräftig,  statt- 
lich aus.sehend,  gross  und  stark,  blühend,  wohl  ge- 
wachsen; fett,  stai'k,  schön,  wolilbeleibt  Bs;  B;  L. 
Syn.  toll;  brav;  fruetig;  kech.  iw  frechs  Wihervolch 
[Weibsperson].  Gottlob,  er  wird  alli  Tag  frecher'. 
Si'RENG.  Si  isch  hübsch  u  f.  u  g'sung.  GJKuhn  180(5. 
i'bertr.  auf  blühende  Gesichtsfarbe  als  Zeichen  von 
Gesundheit:  ,Wie  der  Magen  ganz  goschändt.  Sich 
die  freche  Färb  gewendt.'  JCWeissenü.  1701.  Von 
Bäumen  und  Sträuchern:  üppig  treibend  Aa;  BE. 
.Das  Vorurteil,  als  ob  das  Abfressen  des  ober.sten 
Gipfels  eines  jungen  Baumes  ihm  vorteilhaft  wäre, 
indem  er  nachher  nur  desto  frecher  aufwachse.'  Alf. 
1807.  .Es  soll  der  Baum  schöne  und  freche  Schoss 
liaben.'  RH.\(i.  1030.  .Birbäum  uf  Quittnen  gezweiet 
werdend  vil  frecher  und  gestalter  davon.'  Arzneib. 
Zollik.  17H».  Von  lebhafter  Farbe:  .Dass  hierdurch 
auf  dem  Schwarzen  das  Gold  desto  frecher  erwachen 
[lebhafter  abstechen]  könnte.'  JCWeisse.nb.  ca  1080. 
Von  Tönen:  .Macht  ein  freches  Gsanggetümmel  und 
ein  frölichs  Requiem!'  Willkumm  Pio  1676. 

Mhd.  vnch,  meist  im  (guten)  S.  v.  1 ;  doch  auch  von 
Haiir:  üppig.  Bed.  2  ans  1.  einer  der  seltenen  Fälle,  wo 
si(Oi  aus  geistigem  Begriff  sinnlicher  entwickelt  hat,  wie  bei 
Jen  oben  angeführten  Synn.  Dasyp.  hat  /.  auch  i.  S.  v. 
,geil',  Schni.  auch  in  dem  von  .brünstig'.  Früher  giilt  es 
auch  von  Erdreich;  .f.  n.  feisst'  ^  fruchtbar  (Frank  und 
Fischart);  ,f.  u.  grün',  v.  d.  Natur  im  Frühling  (HS.achs); 
.trächtig  u.  f.',  von  Weinreben  (Hohberg).  .Ein  frecher  und 
guter  Magnet'  [stark  anziehend]  bei  Mathesius,  füiirt  auf  die 
älteste,  im  Got.  nachweisliche  Bed.  .gierig'.  Der  Grundbegriff 
muss  aber  der  von  grosser  Lebenskraft  gewesen  sein,  die 
sich  unter  Anderm  darin  äussert,  dass  sie  um  sich  greift, 
Nahrung  sicli  anzueignen  sucht. 

be-frechen  (reft.) :  sich  erfreclien.  Ndw  Ri). 
1700   usw. 

Frechi  f.:  I.Frechheit.  , Deren  von  Rotwyl  hart- 
mietigkeit  u.  freclic.'  Ansh.  .Temeritatem:  die  freche.' 
Fris.  -  2.  Wolilbcleibtheit.  strotzende  Gesundheit. 
Kr  clmellt  1  platzt]  exzirei  vor  F.  Si-ren«. 


-f rächt  s.  -brächt. 

frSchte":  schlachten,  mit  Bez.  auf  Rind,  Schaf, 
Ziege   und  im  Gegs.  zum  Stechen  des  Schweines  W. 

Preclit(e)  f.:  eine  Abgabe  an  Getreide,  bes.  Hafer 
(vgl.  Frecht-Haber),  von  Gütern  (Hüben)  an  die  Grund- 
herrsehaft,  bes.  geistliche  Stifte;  It  Klosterarch.  G  v. 
J.  865  die  normale  Gesammtleistung  eines  Hörigen; 
s.  Z  Anz.  1808.  112.  .Avena  dicta  vrechta.'  1303  unter 
den  Einkünften  des  Stiftes  Beromünster;  ebda  noch 
in  1.  H.  XVII.:  .Vrechta  sive  avena  subditorum  vulgo 
fuoter-haber  advocato  debita.'  ,üer  keiner  git  4  kor- 
herren  ieglichem  3  malter  habern,  das  die  frechte 
damit  erfüllet  werde.'  132O/30,  Z  Stiftsurb.  .[Der  Hof] 
ist  erb  von  unserm  gottshus  umb  zwölfthalb  viertel 
kernen  au  das  kammerampt  und  umb  fünfthalb  malter 
haber  (recht  der  pfruond.'  1455.  Z  Stift.  ,Es  sind 
ouch  ('rechten,  das  sind  haberzins  ab  huoben  zuo  N.' 
1533,  EiJLi.  Act.  ,Das  schuoppisgüetli  zinset  7  viertel 
frecht.'  XVI.,  Hotz,  Urk.  Indem  das  Chorherrenstift 
Z  seine  Gerichtsbarkeit  im  J.  1524  an  die  weltliche 
Obrigkeit  abtritt,  behält  es  sich  , Zehenden,  zins,  rent, 
gült,  fr-en,  widum,  lehen-  vor.    HBull.  157'2. 

Mhd.  vfcrhte,  rrichte,  nach  Lexer:  ein  Stüfk  .\cker,  wozu 
auch  bei  uns  die  Verwendung  als  Ortsn.  (ZHinw.l  allerdings 
stimmt;  wahrsch.  aber  urspr.  der  von  einem  solchen  Stück 
(Hube)  als  Zins  schuldige  Teil  des  Ertrages  (vgl.  vrechlhirn, 
Zinsktirn)  und  noch  genauer:  Forderung,  geforderte  Leistung, 
indem  das  W.  wahrsch.  von  Wz.  früh,  fordern,  =  lat.  prec-, 
abgeleitet  ist.     .Frechter'  als  Z  (Tcschlechtsn.    1471. 

Frucht  f.:  1.  coli.,  Getreide,  d.h.  was  die  Erde 
als  Hauptnahrung  des  Menschen  hervorbringt  (also 
mit  Ausschluss  von  Baumfrüchten,  Beeren  udgl.),  im 
Ggs.  zu  Futter  des  Viehs  (ausgenommen  Hafer)  Ar; 
Gl;  Gr;  L;  S;  Zg;  Z.  Wenn  d'  Fr.  hi  lere  Schüren 
abschlöd,  so  schlöd  si  hi  rollen  üf.  Ineichen.  Und  zwar 
nicht  nur  von  dem  geernteten  und  au.sgedroschenen 
Getreide,  sondern  auch  von  dem  noch  auf  dem  Felde 
stehenden,  z.  B.  d'  Fr.  stät  schön  Z.  .Gchel  den  hotten 
[die  Tagsatzung  beschloss],  dass  man  in  allen  orten 
Gott  bitten  soll,  dass  uns  Gott  die  fr.  behüeten  wollt.' 
1473,  Absch.  (einer  der  ältesten  Ansätze  zum  ,eidg. 
Bettage').  Etwas  abstrakter:  .Was  fr.  und  nutz  dar- 
von  üferstuond  mit  sommerkorn  und  Winterkorn.'  1468. 
Zellw.  Urk.  Der  PI.  ist  auffällig,  wo  von  Fr.  im 
gew.  S.  die  Rede  ist:  Wenn  afig  d'  Früchten  blüijien 
tuend,  Und  's  Korn  i"  d'  Ahri  mag.  Z  Kai.  1802. 
Der  Plur.  i.  S.  v.  Getreidevorräten:  .Ein  Commissbeck, 
welcher  umb  die  Früchten  zu  schauen  hatte.'  Schwz. 
Krieüsr.  1704.  oder  von  Einkünften  (urspr.  Naturalien) 
z.  B.  einer  Pfründe:  ,Den  Statthalter  und  vogt  mit  be- 
husung  und  gebürlicher  besoldung  zuo  verseclicn. 
nämlich  einer  corherrenpfruonde  und  allen  fruchten 
wie  ein  priester.'  1531,  Absch.  —  2.  abstr.  bildlich 
i.  S.  V.  Erfolg:  .die  fr.  Schlacht  ireu  herren',  die  Folgen 
schlechten  Handelns  fallen  strafend  auf  den  Täter 
zurück.     Aus  einem  Msc.  v.  Geilfus. 

Mhd.  vruht  auch  von  Feldfrucht  und  aufgespeichertem 
Getreide.     Für  die  Baumfrürhte  gilt  volkstümlich  nur  Obu. 

Almosen-:  die  zur  Gewinnung  der  Almosen- 
brodspenden bestimmte  Fr.  1761,  Z  Staatsarch.  — 
Haupt-:  Haupterzeugniss  des  Feldes;  Getreide,  im 
Unterschied  von  Graswuchs  und  Brachfrucht  übh. 
.Bleibt  solcher  Klee  [Wechsclklee,  abwechselnd  gebaut] 
länger  als  2  Jahre  stehen,  so  wird  die  Bestellung  des 
Ackers  zur  H.  behindert.'  1703,  Z  Gesetze. 


1273 


Fracht— frnclit.    Fratl— iVud 


1274 


Lägge"-:  üppiges  Getreide,  das  daher  knickt 
und  sich  auf  den  Boden    legt    ZSth.   —    l.»rj,j,   liegend. 

Vgl.    Läißgen-Kle. 

Mischel-  {Mü- Scu):  gemischtes  Getreide;  Korn 
und  Roggen  durcli  einander  Sch;  Korn  und  Hafer. 
1779,  Bs.  Vgl.  il/.-Äorn.  —  Schwabe"-:  aus  Schwa- 
ben eingeführtes  Getreide,  im  Ggs.  zu  lonibardischem 
Gr.  —  Drittel-:  der  dritte  Teil  des  Ertrages,  bes. 
von  Weinbergen,  der  als  Abgabe  an  den  Grundherrn 
zu  entrichten  war,  aber  in  Geld  umgewandelt  werden 
konnte.  Im  J.  1777  stellt  Einer  das  Gesuch,  dass  man 
ihm  von  Reben,  die  er  in  Mattland  zu  verwandeln 
Willens  ist,  statt  der  Dr.  einen  fixen  Bodenzins  auf- 
erlegen möchte.  Absch.     Vgl.  Drittel-Eehen. 

fruchten:  1.  trans.  (als)  Frucht  hervorbringen. 
,Die  erd  wirt  sich  auftuon  und  heil  fr.'  1531,  Jes. 
—  2.  (intr.,  btldl.)  wirksam  sein,  wie  nhd.  —  er-: 
eine  Frucht  zuwege  bringen  BHk. 

klein-früchtig:  wenig  wirksam.  .Was  so  lang 
dahar  [bisher]  so  kl.  erschossen  [so  wenig  gefruchtet 
hatte].'  1533,  Absch.  (Es  ist  von  Vermittlungsver- 
suchen die  Rede.) 

fruchtbar:  1.  im  eigtl.  S.,  vom  Boden,  auch  vom 
Wetter  u.  Jahrgang.  —  2.  (im  Ntr.,  subst.)  jeweiliger 
Bodenertrag,  Jahresnutzen,  der  bei  Verkauf  der  Grund- 
stücke vom  Verkäufer  etwa  vorbehalten  wird  (V)  LE.f 
.Fürsprechen  [verspr.]  fr-es  use  ze  geben  im  Ligete 
und  Farete,  zusammen  1800  Gl.  [wobei  unter  .im  Fa- 
re"te'  wohl  die  bereits  unter  Dach  gebrachten  Früchte 
zu  verstehen  sind].'  1777,  L  Kantonsbl.  S.  noch  Fruclit- 
harkeit.  —  3.  (bildl.)  heilsam,  wirksam,  ratsam.  , Wel- 
chem schaden  ze  begegnen  uns  gar  fr.  anseche  [dünke].' 
15'29,  Absch.  ,Darumb  dann  guot  und  fr.  ist,  dass  . .  .' 
1570/1026,  ScHW  LB. 

fruchtbaren:  1.  fruchtbar  machen.  ,Er  werde 
syn  wort  fr.'  Zwingli.  ,Ein  geruch  des  felds,  das  der 
Herr  gfruchtbaret  [.gebenedeiet.'  1548]  hat.'  1531. 
Genes.  —  2.  refi.,  sich  fortpflanzen,  sich  mehren. 
.Fruchtbarend  und  merend  euch  und  erfüllend  das 
wasser.'  Bib.  15ti().  .Wachset  und  fruchtbaret  euch 
und  füllet  das  Erdrych.'  JMüll.  1001.  Anscheinend 
auch  intr.  =  fruchtbar  sein:  ,[Den  Tauben  soll  man 
geben,]  was  sy  am  liebsten  essend,  dass  sy  mit  lust 
bleibind  und  fruchtbarind.'  Vogf.le.  1557.  —  be-: 
befruchten.  .Paulus  lasst  über  die  christenliche  kirch 
aus  seinem  mund  schiessen  vier  vermahnungen,  sie 
zu  befeuchten  und  zu  befr.'  AKlingl.  1688. 

Fruchtbarkeit:  Jahresertrag?  ,Versprechen  die 
Käufer  der  Verkäuferi"  fruclitbares  hinusen  1241  Gldn, 
von  welcher  Fruchtbarkeit  [hier  als  kapitalisiert  zu 
denken]  gehet  der  Zins  an  uf  hl.  Lichtmess  1800.'  L 
Kantonsbl.  —  Vgl.  fruchilar  S. 


Frad — frud.      S.   auch   nie   liniiipe    Ffit   usw. 

Proili  m.:  Alfred  Aa. 

I'l'eidig  (freudig):  mutig,  kühn;  von  Tieren  auch: 
wiUl.  ,l)er  von  Burgunn,  der  fr.  mann.'  1170,  Gkan- 
soN;  vgl.  frech  1  a"  1710.  .Also  muoss  man  die 
kriegsleut  gürten  [züclitigen,  zähnienj,  die  also  friUdig 
welh'n    syn,    wann    sy    sitzen    liini    küidcn    wyn    [mit 


angeblichen  Heldentaten  jirahlend].'  Gengknb.  1510.  ,Bis 
stark  und  freidig!'  1531/87,  Josua.  dafür:  .sei  dapfer 
und  (sehr)  freudig.'  1007.  ,Wie  ein  freidiger  [.freudiger.' 
1007]  kriegsmann  sein  gniüet  scherpfen.'  1531,  Jesa.i. 
.Fraidige  und  herzhafte  personen.'  Kessl.  ,Die  Unger 
wurdend  gar  fr.  und  frech  ab  sölicher  tat.'  Vau.  .Un- 
verzagt und  fr.  [sind  die  Falken].'  Vocelr.  1557.  Im 
deutschen  Bauernkrieg  ,ist  der  adel  ganz  fr.  gesyn  ob 
den  werlosen  lüten  [die  man  erst  wehrlos  gemacht 
und  dann  niedermetzelte].'  Bossh.-Goldscum.  =  über- 
mütig, grausam,  indem  er  seinen  ,Mut  an  ihnen  kühlte'. 
,Und  sy  mit  freidigeni  geist  begaben  wolle.'  Gualth. 
1559.  ,Alle  forcht  vertreibt  er  und  machet  fr.'  Tierb. 
1503.  ,Equus  acer:  ein  muotig  oder  fr.  pferd.'  Fris. 
.Meretrix:  ein  freidige  [freche V  üppige?]  dirn.'  ebd. 
,Fr.  und  muotig:  alacer  et  promptus.'  Mal.  ,Die  Bären 
im  Alpgebürg  werden  so  gross  und  für  andern  frewdig, 
also  dass  sie  starke  Ochsen  darnider  reissen.-  Münster 
1028;  vgl.  .gross,  stark,  freidig  Bären.'  Tierb.  1503. 
Mild.  ereUki:,  -iV  (neben  dem  einfachen  gleichbed.  vreiJe) : 
I)  treulos,  abtrünnig,  flüchtig;  '2)  wild,  keck,  übermütig, 
mutig,  kühn  (urspr.  wahrsch.  vereide,  eidbrüchig).  Die  zweite 
Bed.  kann  aus  der  ersten  entstanden  sein  wie  bei  .Recke', 
urspr.  Verbannter,  dann  Held.  Von  der  zweiten  lag  nicht 
weit  ab  der  Begriff  .freudig-,  wenn  man  ihn  vorzugsweise 
auf  Kampfesnmt  bezog,  und  da  das  VV.  .freudig'  der  alten 
Spr.  mangelte,  die  Grundbed.  \on  fividiij  dagegen  verdunkelt 
war,  so  trat  im  XVI.  nicht  selten  diese  Korni  für  jene  Bed. 
ein.  Ein  Beleg  für  jene  Unterschiebung  erscheint  .luf  uuserm 
(lehiet  schon  frühe:  ,Der  schuolmeister  im  Hof  will  dii  der 
fröidigsteu  bcstän  [mit  3  der  mutigsten  und  stärksten  es 
aufnehmen|.'  1417,  L  Ratsb.  Das  Mscr.  einer  Stelle  von 
JJBreit.,  die  im  Druck  lautet:  ,Die  im  Elend  sich  erzeigt 
liabca  frutig,  freudig  und  standhaft',  hat  statt  der  zwei  ersten 
Adjj.  .freidig'.  —  In  unserer  Volksspr.  ist  das  altertümlich!' 
W.  nicht  haften  geblieben,  dagegen  in  der  bairisch-iistr. 

Freidigi  f.:  Mut.  ,Volvit  sub  naribus  ignem: 
das  ross  zeigt  an  sein  freidige  und  dapferkeit.'  Fris. 
~    Mhd.  vreide,  Treulosigkeit;  Kühnheit,  Übermut. 

Freidigkeit:  Mut;  Übermut.  .Werfend  nit  von 
euch  euwere  fr.  [.freiheit.'  1531.  .freiheit  zu  reden.- 
1007],  die  ein  grosse  belonung  hat.'  1548,  Ebr.  .Der 
Jugend  fraidigkeit  und  des  alters  erbarkeit.'  Kessl. 
.Der  Schwyzer  fryheit,  fr.  (muotwill)  und  standhafte 
wider  die  fürsten  und  herrn  erschall  wyt  under  allen 
puren.'  Vad.  , Gregor  VI.  u.  VII.  haben  ihnen  selbs 
onerhort  fr.  tyrannischer  taten  angcmasst.'  ebd. 

freidlich:  (Adv.)  kühnlich.  .Grittent  uns  freit- 
lich und  kecklich  an.'  Z  Chr.  1330/1446. 

Mhd.  vreiüiche  (neben  vreüke-liche),  von  der  altern  ein- 
fachen Form  des  Adj.:  inTldi-,  mit  Vevhilrtmig  des  auslautend 
gewordenen  d. 

Freud:  1.  abstr.  und  allg.  wie  nhd.  Jfiil  F.,  mnrn 
Leid.  Ineii'hen;  Sulger.  1'''  ha"  Heil  iiitd  F.  ilra" 
g'ha',  eine  rechte  (, helle')  Fr.  Z  (Spilhn.).  (l)ihm 
hätt-i'''J  keis  Frendli  nie!  Ai';  Stutz.  Dan  ist  e  F. 
i"  's  Hanse"  Hose*  ScuSt. ;  Z.  Ei"m  F.  schicsse',  zu 
Ehren  desselben  Freudenschüssc  loslassen  B.  .Als 
bald  sy  uns  vernommen,  Schüssen  sy  tröud  mit  grossen 
stucken.'  Berner  Strassburgerfahrt  1565.  ,F.  lüten', 
Freude  durch  Geläute  anzeigen  (vgl.  7'«)--,  Wetlcr- 
liltcn).  ,liiess  ein  statt  Bern  [über  einen  Friodens- 
scliluss]  umundum  fröd  lüten  und  krüzgang  tuou  — 
half  doch  nüt.'  Ansh.  1-  132.  ,F.  blasen':  .Sobald  der 
Bär  am  Hoden  lag,  wollte  Herr  N.  F.  bl.'  1532,  Troll 
\^\''>.         2.  a)  insbi's.  die   F.   über  die  (iebiirt  eines 


I27r. 


Frad.  freil,  froiul.  f'i'id.  find,  fnid 


127f! 


Kindes  (s.  cr-freucn)  und  fast  coner.  die  Letztore 
selbst.  Daher  die  RA.  JF".  absäge",  Verwandten  und 
liekannten  die  glückliche  Geburt  eines  Kindes  münd- 
lieh anzeigen,  früher  durch  eine  Extra-Botschaft,  in 
Seil  das  sog.  F.-MeitU,  welches  einen  Blumenstrauss 
(F. -Maie")  auf  der  Brust  oder  in  den  Händen  trug 
Gl;  Si'H;  7i.  Dann  noch  concreter  auch  das  Trink- 
geld, das  der  Empfänger  einer  solchen  Botschaft  dem 
Überbringer  gab.  .Den  10.  Äugst.  Freud  für  mein 
(jliitti  im  Lindengarten  1  fl.'  1703,  Z  Haushaltungsb. 
.Trinkgelt  für  die  F.  Hr  Vetters  ires  Meiteli  10  ß.> 
1764.  ebd.  Vielleicht  hängt  mit  jenem  engern  Begrift' 
von  F.  zusammen,  dass  (nach  Rochh.  AK.)  .Tuden- 
mädchen  in  der  Schweiz  häutig  den  Vorn.  Frudelin 
(Freudlein)  bekommen,  wobei  die  dim.  Form  geringere 
Schätzung  der  Mädchen  bedeuten  mag.  —  b)  Kinder- 
gesellschaft mit  Gasterei,  welche  Eltern  ihren  Kin- 
dern zu  geben  gestatten.  Zur  Fr.  iHade";  Fr.  ha"-. 
eingeladen  haben  GStdt.  —  3.  „das  in  der  Mitte  des 
Leibes  vorn  herunter  hangende  Ende  des  Gürtels, 
wie  es  die  Weibspersonen  auf  dem  Lande  in  ihrem 
Trünke  tragen.  ,lch  hab  die  F.  verloren',  sagt  ein 
Mädchen  LE."  Urspr.  wohl  ein  Zierrat,  an  dem  man 
.F.'  hat.  —  4.  Freud(cn)-  in  Ortsn. :  Freudheim,  -wil. 
Vom  Letztern  der  Gcschlechtsn.  Freudimhr,  der  dann 
wieder  appellativ  gebraucht  wird,  wenn  man  in  ZStdt 
von  einem  erwünschten  Todesfall  sagt:  Da  ist  de  F. 
Viff''  der  erst  am  Leid  [der  Vorderste  unter  den  Leid- 
tragenden].'   Freuden-au,  -fels,  -berg,  -tal. 

,Frond'  Tieib.  15ß3  viell.  nur  nachlässig  (mit  weggelas- 
senem Umlaut)  geschrieben  für  mhd.  froude.  —  Die  Bed.  2  b 
iu  (iStdt  lässt  sich  viell.  an  alte  Trad.  anknüpfen,  da  Notker 
?,  .gaudia  [Freuden]'  aufzählt,  welche  den  StGall.  Kloster- 
schülern  an  gewissen  Ergötzungstagen  gewährt  wurden.  - 
Bcd.  3  wieder  einer  der  seltenen  Fälle  (vgl.  frech),  wo  sich 
ai[s  abstr.  Bed.  ganz  coucrete  entwickelt  hat.  Zur  Erklärung 
dient  am  besten  die  Etymologie  des  W.  ,Juwel'  aus  alrz.  J<xl 
(nt'rz. /m/«w),  Dim.  vonJoiV,  Freude  (lat.  •(/a«rfirf(«m);  span.- 
jiortug.  auch  ohne  Dim. -Form:  joi/a,  d.  i.  lat.  gaudia.  Ahnlich 
luvt  sich  der  Begriff  entwickelt,  wenn  das  syn.  änhd.  ,Glimpf 
an  der  Gürtel.'  Schm.  U"  1476  aus  ,G1.'  i.  S.  v.  Zubehör 
(ags.  limji)  zu  erklären  ist,  nicht  aus  einer  alt.  sinnlichen 
Bed.,  welche  in  unscrm  67 /m;)/=  Schnürnadel,  gUmpfig,  weich, 
glatt,  leicht  ziehbar,  fügsam,  fortzuleben  scheint.  Das  ebenf. 
syn.  Schwab.  Schhmji  wird  unmittelbar  von  acMamjien,  herab- 
h.angen,  abzuleiten  sein. 

Ernd-Freud:  Erntelreude.  .Wann  sonderbare 
Freud  beschreibet  Gottes  Geist,  Heisst's  die  Erndfreud. 
weil  man  sich  dann  freut  allermeist.'  Berglieder.  — 
Galge"-:  boshafte  Schadenfreude,  allg.  Syn.  Schin- 
ders-F.    .Auf  den  Gesichtern  sah  man  sog.  G.'  Gotth. 

Hudel-:  gemeine,  liederliche  Weltlustbarkeit. 
.Elende  Hudel-Freuden,  die  euch  die  Welt  vorstellet.' 
J.IUlk.   1733.     -  Iftidil,  Lump(en). 

Herze  "-Freud  eli:  Asperula  odorata.  Drh. 
.Waldmeister,  waldmännlin;  nach  Plinii  beschreibung. 
herzfröud:  alyssum.'  IuiGkssn.  154'2.  —  Burger- 
Freud:  Freude  und  Behagen,  wie  die  alten  Stadt- 
bürger sie  im  Genuss  ihrer  Vorrechte  (bes.  Zunft- 
einkünfte) empfinden  oder  vielmehr  empfanden.  Syn. 
Burger-Lust.     Ei'"m  es  B.-Freudli  mache'  Z. 

Schinders-  =  Galgen-Fr.  ,Sami  hatte  an  der 
Sache  seine  Seil.'    Gotth. 

Schnider-:  der  breit  gemachte  Docht  der  Kerze, 
der  dann  flackert  und  Ijreit  und  hell  brennt  (wie  es 
dem  Sidin.  bes.  Not  tutV).     E  Sehn,  mache"  '/,. 


Im  ersten  VV.  liegt  aber  viell.  der  Begriff  des  Kleinliehen 
und  Verächtlichen,  zumal  da  jene  Fr.  nur  von  kurzer  Daner 
ist.      Vgl.  Sclunder  werde",   im   Spiele  zu   kurz   kommen. 

Hochzits-:    Festesseumit  Tanz  GWa. 

freudig:  1.  wie  nhd.,  z.  B.  e  glückhafts,  fr-s 
Neujär  (wünschen).  —  2.  s.  freidig. 

freudsam:  erfreulich,  angenehm.  ,Ein  fr.,  hüpsch. 
persönlich  [.stattlicher]    mann.'    Vad.  —  Vgl.  j'rVmilmm. 

Pride",  seltener  Frid  —  m. :  1.  in  der  gewohnl. 
nhd.  Bed.,  Ggs.  a)  zu  Streit  im  Privatleben:  Fr.  vnd 
es  neus  Hus  sind  selte  z'  tür.  Ineichen.  Versöhnung. 
Verzeihung:  ,Ein  nachbur,  der  im  [dem  verlornen 
Sohn]  byra  vatter  frid  erworben  hatte.'  Gualth.  1559. 
Ruhe,  Stille.  Behagen.  D'  Fleuge  händ  kei  Frid  g'ha" 
[an  einem  heissen  Tage]  GnSchiers  (Schwizerd.).  ,Umb 
frid,  ruew  und  gemachs  willen',  häufige  Formel  in 
.Sprüchen',  z.B.  1489,  Arch.  Wett.  Statt  ,Jmd  im 
Frid'  [in  Ruhe,  ungestört,  ungeplagt;  syn.  a""  Nöt\ 
lä"  GMels  gilt  auch  nach  älterer  Weise  mit  Frid  L; 
Ni)W;  U;  W.  Lach  [lass]  mi^''  mit  Fride!  Er  cha'"' 
Niemcr  m.  Frid  la",  ist  von  zänkischer  Natur.  , Warum 
die  Katze  doch  die  jungen  Hühnlein  mit  Fried  lasse?' 
ADennl.  1817.  ,Me  nüssum  face:  lass  mich  gon,  lass 
mich  mit  friden,  erlass  mich  dessen.'  Fris.  ,Mit  dem 
herzogen  handien,  dass  er  Genf  Hess  mit  frieden.'  1582, 
Tobl.  Volksl.  , Einen  nicht  mit  Fr-en  lassen:  inquie- 
tare,  vexare  alqm,  molestum  esse  alicui.'  ThSpieser 
1716.  Mit  Übertragung  auf  leblose  Gegenstände:  Se 
gll  [sobald]  aJs  Ice''  Garb  uf  der  Beiti  [Scheuneboden] 
7neh  Ud  [liegt],  Se  lö-vier  [lassen  wir]  de'  Pflege!  halt 
vider  mit  Frid.  Hafl.  1813.  .Zufrieden',  z'fride", 
früher  noch  adv.  getrennt:  ,Zuo  frid  gestellt.'  üpfn. 
Töss  1536.  ,Der  bär  liess  si  zu  friden',  nahm  ihre 
Unterwerfung  an,  verlangte  Nichts  weiter  von  ihnen. 
B  Lied  1506.  ,Pax  sit  rebus:  sind  still  oder  zefriden, 
machend  ein  friden  oder  stille.'  Fris.  —  b)  Gegs.  zu 
Krieg  im  Verhältniss  von  Staaten  gegen  einander. 
In  der  ä.  Spr.  bezeichnet  aber  Fr.  meist  nicht  einen 
umfassenden  und  dauerhaften  (.Richtung'),  sondern 
nur  einen  teil-  und  zeitweisen  (Waffenstillstand,  , An- 
stand'). Daher  z.  B.  der  sog.  ,böse  Fr.'  von  1387,  der 
,böse  faule  Fr.'  von  1443.  .Zitlicher  friden.'  1445, 
Absch.  ,Die  selben  krieg  [der  Eidg.  mit  Östr.]  sind 
nie  bericht  [geschlichtet]  worden,  sunder  ze  mängem 
mal  in  fr.  gestellt'  1450,  ebd.  ,Also  ward  nichts  aus 
dem  friden,  doch  machet  man  einen  anstand.-  JosSi.ml. 
1577.  .Als  nun  der  bös  verflucht  frid  angangen  was, 
da  leiten  sich  herren  und  stett  daryn,  ob  man  Jemen 
ein  richtung  finden  möcht.'  Edlib.  und  dazu:  , So  man 
jetz  meint,  es  sollt  frid  werden,  so  was  es  nütz,  und 
ward  also  kein  richting  nüt  gemacht.'  ebd.  —  2.  a)  in 
der  ä.  Spr.  die  Rechtsordnung,  der  normale  Rechts- 
zustand des  Staates  oder  einer  kleineren  Gemeinschaft 
im  Innern  Verkehr,  daher  auch  die  Rechtshoheit  und 
selbständige  Gerichtsbarkeit  für  Fälle  von  Streit  und 
die  den  Bürgern  dadurch  gewährte  Sicherheit  ihrer 
Person  und  Gewerbstätigkeit.  Reste  dieses  Begrirts 
noch  heute  z.  B.  von  einer  Gemeinde,  welche  eigenen 
, Zwing  und  Bann'  hat:  Si  händ  en  eigene  Fride  Aa, 
und  wahrsch.  ist  ähnlich,  nur  bildlich  und  iron.,  von 
einem  einzelnen  (, selbstherrlichen',  eigensinnigen?) 
Mann  zu  verstehen:  Er  het  halt  en  eigene  Fr.!  Suterm. 
,In  des  ryches  und  des  gerichtes  fride  sein',  weder  in 
der  Reichs-  noch  in  der  Gerichtsacht  sein.  Z  Richtcbr. 
,N.  N.   soll    rechtlos    syn.    syn  guet  dem   riiditer.    den 


i-.'t: 


Fiad,  frud,  fritl.  ti^ 


rnul 


l--'78 


t'iüiuleii  den  lylj.  ist  us  dem  frid  in  unfrid  verrüeft', 
Veirut'ung  eines  Todsclilägers.  1421,  L  Ratsb.  Beim 
Anrücken  der  Eidgenossen  im  alten  Zürichkrieg  be- 
gehrte das  Amt  Grüningen  .Schutz  od.  die  Erlaubniss, 
sich  ,in  friden  zuo  setzen  [sich  neutral  zu  erklären].' 
1444.  Absch.  ,Were  es  aber,  dass  dhein  unser  burger 
ieniand  verwundete  in  der  stette  friden.'  ca  1450,  Bs 
Kq. ;  \g\.  Stadt-Fr.  .Überlouft  ouch  hinenthin  iemant 
den  anilern  im  richthus,  im  koufhus  oder  in  der  metzig, 
der  soll  darumb  gestraft  werden  glycher  mass,  als  ob 
er  der  stett  friden  verbrochen  bette.'  1557,  ebd.  Auf 
dem  Lande  auch  von  Tieren:  Erlaubniss,  Spielraum 
zu  weiden.  ,So  fer  sond  die  hüener  gon  und  frid  han.' 
LE.  Landr.  1489.  Vgl.  übrigens  Bed.  4,  von  Grund- 
stücken. —  b)  neben  dem  durch  Gesetz  und  Obrigkeit 
von  selbst  verbürgten  allgemeinen  Fr.  (Land-,  Stadt-, 
Kloster-  usw.)  konnte  ein  besonderer  ausdrücklich 
und  fiirmlich  für  einzelne  Fälle  (Personen  und  deren 
Verhältnisse),  aucli  nur  für  bestimmte  Zeit,  ausge- 
sprochen werden  und  Verletzung  eines  solchen  Fr. 
wurde  strenger  bestraft.  Auf  solchen  Fr.  beziehen 
sich  zunächst  die  präpositionalen  Verbindungen,  resp. 
Zeitbestimmungen :  ,vor,  nach,  im  Fr.',  und  die  den 
Bruch  bezeichnende:  ,über  Fr.',  d.  h.  entgegen,  zu- 
wider (s.  über  Sp.  58)  od.  , während' V  ebd.  ,Wär  och, 
dass  jeman  mit  dem  andren  nach  frid  übel  redti  und 
schalkhaft!  frefni  wort  eine'  mit  dem  andren  tribe.' 
ScHwMa.  LB.  ,Ü.  den  Fr.  hinaus  schlagen-,  durch 
Schlagen  den  Fr.  verletzen  Gl.  ,Wer  ü.  Fried  ladt, 
herausfordert  oder  droht,  soll  in  Gefangenschaft  ge- 
setzt werden.'  Gl  LB.  1835.  In  Fr.  si'  Gl.  ,Er  stände 
mit  im  im  friden,  er  wolle  im  ü.  fr.  nüt  tuon.'  1539, 
Abscu.  ,Er  soll  's  in  einem  fr.  getan  haben',  es  soll 
ihm  so  angerechnet  werden,  als  ob  er  es  usw.  Ndw 
LB.  ,Sie  sond  ü.  den  fr.  gangen  syn  und  denselbigen 
brochen  han.'  ebd.  ,Wann  einer  zuo  syner  frowen 
older  zuo  einem  andren  wybsbild  einen  friden  hat. 
dass  er  den  selbigen  glych  als  wol  als  gegen  einen 
mann  halten  soll.'  Ap  LB.  1409.  .Wer  auch  den  An- 
dern über  das  und  [ungeachtet]  sy  mit  einanderen  im 
Fr.  stuendend,  von  dem  Leben  zum  Tod  brächte,  das 
soll  für  ein  Mord  berechtet  werden.'  Kyb.  Grafschaftsr. 
1075.  Noch  anschaulicher  sind  folgende  verbale  Ver- 
bindungen, geordnet  nach  der  zeitlichen  Folge  des 
Verfahrens:  Fr.  bieten  {Fricl('a)  hüte  Av).  gebieten. 
Fr.  verkünden,  befehlen,  im  Namen  des  Gesetzes  zum 
Fr.  mahnen  ('s  Frids  ermane"  Gl).  Wenn  zwei  oder 
mehr  Männer  in  Streit  geraten  sind  und  Tätlichkeiten 
zwischen  ihnen  auszubrechen  drohen,  so  hat  in  Ab- 
wesenheit einer  obrigkeitlichen  Person  jeder  ehrliche 
Bürger  das  Recht  und  die  Pflicht,  zwischen  sie  zu 
treten  und  mit  lauter  Stimme  zu  rufen:  Ich  biete  Frid'. 
zum  ersten  Mal,  nötigenfalls  zum  zweiten  und  dritten 
Mal  Ap;  Gl.  In  Nuw  lautet  die  Formel:  Ich  büt  üch 
mincr  Hcrre"  Frid!  Stille,  stille,  i  bitte  Frid,  .schreit 
do  der  Herr  [da  das  erste  Menschenpaar  in  Zank  ge- 
raten]. Lneicuen  1859.  ,Wann  man  friden  gehütet  by 
einer  geltstraf,  die  sye  wie  hoch  sy  welle,  oder  by 
lyb  und  guot,  wer  das  überfart,  soll  den  fr.,  wie  der 
gebotten  gsyn,  büessen.'  1534,  Bs  Rq.  , Fried  anbieten 
mit  Dräuworten:  altera  manu  caducoum,  altera  hastam 
prad'erre.'  ThSpieskr  1710.  ,\uch  ,Fr.  lieischen,  be- 
geren,  forderen',  z.B.:  ,Als  der  N.  im  nie  dann  5  malen 
friden  hiesch  und  gebott.'  15'24,  Strickl.  ,Fr.  ruefen.' 
Gl  1448/1754,  ,uf  sy'  [die  Streitenden].  NuwLl).     Fr. 


(uf)nemen  (,viin  Jmdni,  Jmdn  in  Fr.  n.-)  Gl  (hi,^J, 
sich  von  Streitenden  das  Versprechen  friedlichen  Ver- 
haltens geben  lassen,  sie  in  l'Hicht  nehmen.  ,Fr.  ufn. 
unz  an  ein  recht  [bis  auf  gericlitliche  Entscheidung 
der  Sache].-  Schw  LB.  ,[Dass  die  Knechte  des  Klosters] 
wo  sie  Misshellung  oder  Zerwürfnuss  hörend  oder 
sechend,  darzuo  laufend  und  ihr  bestes  tüegind,  die 
so  die  zerwürfnuss  berüert.  in  Friden  nemen.'  1429, 
Akg.  1801.  ,Ir  [Untertanen]  werdet  schweren,  ob 
einer  widerWertigkeit  vernehme  mit  Worten  oder  wer- 
ken, von  dem  oder  denen  [die  Streit  angefangen  haben] 
friden  aufzunemen.'  ebd.  , Sobald  das  wyb  in  an  der 
stimm  kannt,  seie  sy  us  dem  bett  gesprungen  und 
habe  frid  genommen.'  LLav.  1509  =  ,machte  frieden 
[zwischen  den  Streitenden].'  1070.  ,Wenn  mehrere 
Personen  mit  einander  handgemeng  würden,  so  soll 
Jedermann  laufen,  Fr.  aufnehmen,  scheiden  und  Fr. 
geben  [s.  nachher],  wo  dann  die  in  Fr.  Gesetzten 
darin  so  lange  bleiben  [usw.].'  Gl  LB.  1835.  Mit 
Acc.  P.:  , Werden  2  oder  mehrere,  Weib  oder  Mann, 
mit  einander  in  Frieden  genommen,  die  sollen  für 
sich  und  ihr  Fründ,  die  sy  zu  erben  und  zu  rächen 
band,  den  Friden  halten  und  der  soll  blyben.'  1551, 
Hofr.  ZiiBuon.  Gleichbed.:  i"  Fr.  setze"  od.  tue"  Gl, 
.legen.'  1750,  Schw  Rq.  Auch  streitende  Gemeinden 
können  bis  zur  nächsten  Landsgemeinde  ,in  Fr.  getan' 
und  dann  dort  ,des  Frids  entlassen'  werden.  Bei 
grossem  Versammlungen  wurden  alle  Anwesenden  zum 
Voraus  ,in  Fr.  getan',  um  Schlägereien  zu  verhüten, 
z.  B.  der  Hauptort  zur  Zeit  der  Landsgemeinde  und 
des  Marktes  Gl;  s.  noch  Landesf'riden.  Fr.  verspre- 
chen, geloben  (,lobeu'  Gl),  geben:  das  Versprechen 
geben,  sich  der  Mahnung  zum  Fr.  zu  fügen,  sicli  wei- 
terer Tätlichkeiten  zu  enthalten,  auf  einen  Richter- 
spruch abzustellen  usw.  .Wenn  sich  gefuogti,  dass 
dieselben,  so  einandren  frid  gegeben  band,  mit  ein- 
andren verriebt  werdent  oder  mit  einandren  frid  ab- 
trinkend.' Oll'n.  ScHwWoll.  .Welcher  nit  frid  g.  wollte 
oder  sich  verbürge  oder  entweichte,  dass  er  nit  friden 
g.  müesse,  ist  buoss  verfallen.'  U  ä.LB.  ,Wer  auch 
Friden  gibt,  der  gibt  auch  Frid  für  sich  und  die 
seinen,  so  ihn  zu  rächen  haben,  von  der  Sach  wegen ; 
aber  für  seinen  Vater,  für  seine  Brüder  und  für  seine 
Kind  gibt  einer  Frid  umb  alle  Sachen.'  15'24,  Kloster- 
arch.  ScHwE.  ,Fr.  von  Hand  geben',  mit  Handbieten 
versprechen,  Fr.  zuhalten.  Ai'  1720.  Fr.  versagen, 
abschlagen,  verzihen:  das  Gegenteil,  sich  dem 
Gebot  des  Friedens  nicht  unterwerfen,  sich  weigern, 
Fr.  zu  halten.  .Wer  frid  verseiti  oder  verzige  zum 
dritten  mal,  so  der  an  ihn  gefordert  wird,  der  soll  ze 
buoss  verfallen  syn.'  Oltn.  ScnwWoll.  1481.  Fr.  bre- 
chen: nicht  übh.  und  zuerst  Streit  anheben,  sondern 
einem  versprochenen  Fr.  zuwider.  ,Wer  Frid  breche, 
von  des  Lyb  soll  man  richten  als  von  einem  otleneii 
Mörder.'  1387,  Gl.  .Itcni  und  seind  die  Wort,  so 
Friden  brechen  mit  den  Worten,  daruf  dise  Buss  ge- 
setzt ist:  mimblich  wann  einer  zu  einem,  dem  er  Frid 
geben  hätte,  nach  Friden  redte:  Mörder,  Ketzer, 
Meineid  [usw.].'  1531,  Klosterarch.  ScuwE.  Auch  ,uf- 
brechen'.  ,Wer  dem  andern  .synen  frid  Ulbricht  und 
des  nit  nottürftig  ist.'  Oll'n.  ZMettmenh.  1430/78.  F"  r. 
trinken,  geschlossenen  Fr.  durch  einen  gemeinsamen 
Trunk  bestätigen,  resp.  das  Versprechen  von  F'r.  ,Ist 
(in  .\i')  ein  Zweikan\))f  vor  Zeugen  ausgefochten,  so 
wird  im   Wirtshaus   I''r.  getrunken.'   Ei-.ki.  1798.     Mc" 


12V0 


FlM 


fiL'il.  frid.  tv 


tVuil 


1280 


hcisst  e  UalbmäsUje  reiche"  IlmlenJ  und  trinkt  de'" 
de"  Fride  tvider  mit  enandcrc.  Madleni  1712.  Fr. 
abtrinken:  durch  Versöhnung  bei  genieinsameni 
Trunk  den  besondern  .Fr.-  aufheben,  unnötig  machen, 
unter  das  gewöhnliche  Recht  (den  allg.  Fr.)  zurück- 
kehren. ,Fr.  abzutr.  geben  wird  von  dem  gesagt,  der 
die  im  Waffenstillstand  stehenden  Personen  zu  einem 
gemeinschaftlichen  Trunk  bringt  und  dadurch  gänzlich 
Versöhnung  stiftet.'  Ebkl.  .Es  soll  kein  gemachter 
Frid  vor  einem  Monat  abgetrunken  werden.'  1585/1780, 
Ai'I.  LB.  ,Dass  nun  hinfür  der  friden.  wie  der  an- 
gelegt, bestan,  nit  meer  abgetrunken  werden  wie  bis- 
har,  und  ein  landvogt  gewalt  haben  soll,  den  fr.  nach- 
zelassen,  wo  es  in  guot  oder  not  syn  bedüecht.'  1530, 
Absch.  ,0b  man  glych  den  friden  abtrunke,  so  soll 
er  dannoch  noch  über  dasselbig  hin  noch  2A  stund 
wären,  Trünke  man  aber  ihne  nit  ab,  so  soll  er  dan- 
noch [vom  Datum  des  Urteilspruchs  an]  ein  ganzes 
jar  wären,'  1597,  Amtsr.  LMalt.  .Friden  uf  gefahr 
abtrunken  [um  den  Andern  sicher  zu  machen  und 
dadurch  besser  in  die  Hände  bekommen  zu  können], 
wird  daruf  gefrefnet,  wirt  für  ein  fridbruch  geacht"",' 
Bussenr.  ZGrün.  —  c)  strafbare,  bussfällige  Hand- 
lung. Verletzung  des  Fr.  2  a  oder  b;  Strafhandel, 
Streitsache  wegen  Verletzung  des  Fr,  Daher  oft 
formelhaft  verbunden:  ,Pr.  u.  Frevel;  Fr.  u.  Sachen.' 
.Nemliclien  das  täglich  an  den  gerichten,  ob  etlich 
friden  vorhanden  sind,  dass  die  nämlich  zwcn  und  nit 
nier  yo  zue  einem  gericht  fürgetragen  und  gerecht- 
fertiget [werden],  dann  ander  bürgerlich  Sachen  ouch 
iren  fürgang  halsen  [sollen].'  1498,  Bs  Rq.  ,Der  vogt 
soll  schweren,  die  vogtye  recht  ze  haltende,  ouch 
keinen  triden  ligen  zuo  lossen,  alles  das  gelt,  so  von 
buossen,  friden  und  freveln  gefallt,  getrüwlich  ynze- 
ziehen.'  1557,  ebd,  —  d)  die  durch  eine  Handlung  im 
S.  V.  c  verschuldete  oder  auf  die  Begehung  derselben 
gesetzte  Busse,  Oft  von  c  und  auch  von  b  nicht 
leicht  zu  unterscheiden  und  im  selben  Satz  mit  jenen 
zsgefasst,  ,Sol!ent  die  ladenherren  [Finanzverwalter] 
o  fr.  ze  stür  daran  [an  die  Kosten  des  jährlichen  Fest- 
mahles der  Richter]  geben.  Es  sollent  ouch  sy  [die 
Richter]  keinen  fr.  nie  nebent  sich  setzen  [auf  die 
Seite  legen],  vermeinende  solich  fr.  an  das  selb  mol 
wellen  liaben,  sonder  die  fr.  in  die  büechlin  lan 
schryben,'  1490,  Bs  Rq.  .Welicher  ouch  in  sachen 
frid  und  frevel  nit  berüerend  ganz  nit  gestendig  syn 
und  des  uberzugt  wirt,  soll  ouch  bessern  1  friden.' 
1520,  ebd.  .Einem  um  einen  Fr.  verfallen-,  gegen 
Einen  einen  Friedbruch  begehen  und  dafür  in  Busse 
verfallen.  ,Ein  verfallner  Fr.',  Bussengeld  für  Über- 
tretung des  Friedens.  ,[Wenn  Einem  auf  der  Land- 
schaft des  Gotteshauses  Fr.  angelegt  wird  und  er 
übertritt  denselben  im  Lande  Appenzell  mit  Worten 
oder  Werken]  so  soll  der  übergangen  fr,  dem  gottshus 
StGallen  zuogehören,  die  mindere  buoss,  die  im  land 
Ai-  beschechen,  denen  von  Ar  und  ein  übergangen 
fr.  abzogen  werden.'  1545,  Absch,  ,N,  N.  ist  erkennt 
um  ein  friden  mit  der  band  gegen  den  N,*,  hat  in 
über  friden  bluotruns  gemacht.'  MEsterm.  Rick. ;  vgl. 
Frecen.  Schlechter  Fr.,  einfache,  kleine  Busse. 
.Der  soll  für  yeden  schwuor  zwen,  dryg  oder  vier 
schlecht  fr.  ye  nach  erkanntnus  der  richtern  ver- 
bessern,' 1557,  Bs  Rq.  —  3.  Sicherung  kultivierter 
Grundstücke  gegen  Schädigung  durcli  Vieh;  Ein- 
friedigung, bestehend  in  Zaun  od.  Mauer  Gi.  (Frid). 


Syn.  E-,  Feld-Fr.;  (E-)Fad;  vgl.  bef'riden,  fridhar, 
nhd.  , einfriedigen'.  ,Bei  Strassenverbreiterungen  über- 
nimmt das  Land  die  Zurücksetzung  des  Frieds  auf 
seine  Kosten.'  Gl  Ges.  nach  1835,  Fr.  geben:  einen 
Zaun  herstellen,  resp.  auch:  Fuss-  und  Fahrweg  längs 
oder  durch  das  betr.  Grundstück  gewähren.  ,Auf  allen 
liegenden  Gründen  unseres  Landes  soll  Einer  dem 
.\ndern  mit  seinem  Gut  halben  Frieden  g.  [die  Ein- 
friedigung gemeinsam  mit  ihm  erstellen],  so  lange  das 
Vieh  auf  der  Weide  geht.'  Gl  LB.  1835.  ,Und  soll 
man  zuo  beiden  syten  der  zeig  frid  uferichten.-  Otfn. 
ScnBuchb.  1433.  .Und  weihe  die  frid  als  nit  uf- 
richtind,  die  sönd  den  lüten  usserthalb  der  zeig  frid 
geben.'  ebd.  ,Dass  all  die  hofstatten  sond  fr.  gen, 
jeder  usser  [je  der  äussere  Nachbar]  dem  inneren, 
[über]  den  tag;  aber  so  es  nacht  wird  [wird  scherzhaft 
beigefügt],  so  mag  einer  sj-nen  fr.  zühen  in  hüs  uf 
syn  asslen;  also  in  gutem  fride  soll  das  dorf  syn.- 
1484,  ülih.  ZWültt,  ,Wärc  dass  die  im  Siggontal  den 
friden  in  sämlicher  [solchei-]  mass  hätten,  dass  den 
von  Würnalingen  dhein  [irgendein]  schad  dardureli 
beschähe.-  Urbar  AaB.  ,Es  sollen  auch  die  von  W. 
den  fr.  järlich  beschowen;  wäre  dass  die  in  S.  frid- 
brüchig  vich  [das  die  Zäune  durchbricht]  hätten  und 
[das]  durch  beder  tr.  brach  . . .'  ebd.  ,Die  Reben  sönd 
ban  ein  Friden  und  ein  gute  Efad.'  Offn.  AAWett. 
,l)ass  die  faden  an  dem  riet  fr.  sond  han  von  Mayen 
abent  unz  an  Sant  Michels  abent.'  1427,  Offn.  Scuw 
Pfäff.  .Die  [G  Jucharten]  soll  der  Mann,  dess  der 
.^cher  ist.  haben  in  eim  guoten  Frid ;  ob  Vech  daryn 
gieng.  soll  er  uf  dem  Hag  stan  und  es  stauben  mit  dem 
rechten  geren.'  Offn.  AAWür.  .Mengklich  in  unsreni 
land  soll  dem  andern  mit  synem  vech  frid  geben  von 
niittem  merzen  unz  des  h.  krüztag  zuo  herpst  oder  aber 
glychen  stoss  [Gegonrecht  mit  Beziehung  auf  weidendes 
Vieh].'  1511,  Gl,  ,Wo  zeigen  an  einander  stossent, 
die  ersten  sönd  den  letzten  frid  gen,  bis  dass  si  [die 
hinten  gelegenen]  ouch  mögent  mit  irem  guot  uss 
dem  fehl  kommen.-  1527,  Aa  Weist.  ,Es  sollen  alle 
hofstätten  und  bunten  [Hanfäcker]  den  andern  fr. 
geben,  es  sye  winter  oder  summer.'  Otfn.  ZNeft. 
, Weller  uf  StMartins  tag  die  faden  und  friden  nit  ge- 
macht hätte,  der  soll  es  büessen.'  Offn.  ZKI.  .Die  an 
den  .\tzberg  stossenden  Weiden  sollend  dem  Berg 
Frid  geben  und  zunen.'  1675.  BEschi.  ,Fr.'  u.  .Weg' 
einander  gegenüber  gestellt:  .Es  ist  auch  recht,  dass 
in  allen  zeigen  je  der  usser  acher  oder  wis  dem  Innern 
fr.  geben  soll  und  soll  der  inner  a.  od.  w.  dem  ussern 
weg  g.'  Offn.  ZNür.  1448.  ,In  Fr.  ligen,  syn',  ein- 
gefriedigt sein:  ,Zuo  den  zyten,  so  das  fehl  in  frid 
sollte  syn.'  Arch.  GrJcu.  1512.  ,Wenn  das  guot  uss 
friden  ist,  so  mag  dann  dannen  hin  ein  jeder  faren.' 
ebd.;  vgl.  üsfriden.  .Die  feldwisen  sond  in  frid  ligen 
wie  die  zeigen.-  Offn.  ScuBuchb.  Endlich  bedeutet 
Frid  auch  das  umzäunte  und  von  der  Gemeinweide 
befreite  Stück  Wiesenland  selbst  Gn.  Indem  der  Aus- 
druck aber  auch  abstr.  gefasst  wird,  wendet  er  sich 
zu  der  Bed.  2  a  zurück.  ,.\ls  unser  vordem  unser 
landwerinen  verbannen  und  in  fr,  u.  schirm  geleit 
band,  dass  die  nieinan  höwen,  rüten,  brönnen  noch 
wüesten  soll.-  1157/1544.  SchwLB.  ,Der  gmeindwald 
soll  iederweilen  im  frid  ligen  [gebannt  sein]  und  nie- 
mand darin  holz  fällen  ohne  eins  zwingherrn  wüssen.' 
1G70,  Ar«.  Fr.  und  Scherme»  formelhaft  verbunden 
=  Schutz  und  (lljdiich.     .So  soll  einer  den  zeclienden 


1281 


Fnul.  tViMl,  Criil.  tV, 


fnid 


1282 


|ilio  Zehntpirbe]  yiilüei-en,  ilt'ii  b'halten,  da  er  frid  und 
sclierman  hat.'  Kirclienr.  L.Schüpfh.  —  4.  in  Ortsn. 
,Friden.'  GFlunis.  ,Fridau,  -hüf,  -hag,  -bach,  -berg, 
-bürg;  Friden-wyler.' 

Mhd.  CT-irfe,  nrspr.  stark,  Jaun  auch  sehwach:  Friede, 
Kiihe,  Sicherheit,  Scliutz;  Busse  für  Friedenshruch  (so  wie 
auch  .Frevel'  zugleich  Busse  für  Fr.  bedeutete);  Einfriedigung, 
eingehegter  Raum,  Bezirl;.  Dass  die  Bcd.  ,Zaun'  die  urspr. 
sei,  ist  unwahrsch.;  wir  haben  vielmehr  auch  hier  wieder  den 
seltenern  Fall  anzunehmen,  dass  sich  concrete  Bedd.  aus  abs- 
trakter entwickelt  haben,  wie  schon  die  von  Friedensbruch 
und  Busse;  der  Zaun  ist  also  die  sichtbare  Erscheinung  und 
Äufrechthaltung  des  Rechtszustandes,  angewandt  auf  die  älte- 
sten Besitzverhältnisse  von  Grund  und  Boden,  resp.  den 
Unterschied  von  Privateigentum  und  Gemeindegut.  Bed.  3 
nähert  sich  in  einzelnen  Fällen  der  abstraktem  Bed.  2  a 
wieder:  Grundstücke,  die  ,in  Fr.',  d.  h.  in  Umzäunung  liegen, 
geniessen  eben  dadurch  auch  , Frieden'  i.  S.  v.  Rechtsschutz, 
oder  umgek.:  damit  sie  dies  können,  müssen  sie  umzäunt 
sein.  ,Fr.  geben'  i.  S.  v.  freien  Spielraum  zum  Fahren  mit 
Vieh  erinnert  an  Fr.  am  Schluss  von  2  a,  von  Hühnern,  doch 
ist  das  Verhältniss  der  2  Bedd.  von  ,Fr.  geben':  1)  Zäune 
errichten,  2)  Spielraum  geben,  nicht  ganz  klar,  wenn  nicht 
angenommen  werden  darf,  es  seien  eben  längs  solcher  Fahrwoge 
Zäune  erstellt  worden.  Die  Erstellung  von  Grenzzännen  um 
das  eigene  Gut  aber  lässt  sich  ebenf.  als  eine  Leistung  auf- 
fassen, indem  solche  dem  Grundstücke  des  Anstössers  ebenf. 
zu  gute  kommen,  oder  weil  Anstösser  oder  Vorbeifahrende 
dnrch  solche  vor  (unwissentlicher)  Schädigung  und  daraus 
erfolgender  Straffalligkeit  behütet  werden.  Bemerkenswert 
ist  neben  der  Verschiedenheit  doch  auch  die  teilweise  Ähn- 
lichkeit von  ,Fr.  geben'  im  Personenrecht  (2  b)  und  Sachen- 
recht (3).  Die  Bed.  des  W.  in  Ortsn.  ist  schwer  zu  be- 
stimmen und  scheint  zwischen   1   und  3  zu  schwanken. 

E-Frid(e"):  1.  gesetzliche  Einhegung  von  Grund- 
stücken gegen  einander  (und  gegen  die  AllniendV), 
insbes.  Grenzzaun  zwischen  den  , Zeigen';  Syn.  Efad, 
Friden  3,  Efridi",  Fehlfrid.  ,Die  strass  soll  zwüschen 
dem  efriden  syn  '24  schuoch  wyt.'  Otfn.  ScnBuchb.  143.3. 
.Weiher  ain  efrid  oder  efatt  ze  zyten  oder  über  jar  us- 
howet  oder  wüest°".'  Ort'n.  Geeiiardsw.  146ti.  ,Es  soll 
ain  aniptiiiann  in  den  gerichten  järlich  zuo  zyten.  so 
das  billich  ist,  gepieten  efrid  und  efaten  zuo  machen.' 
Üffn.  GBurgau  1472.  ,Wenn  ein  zeig  gesäit  wird,  als- 
dann soll  jedermann  im  selbs  züg  und  zun  und  eefrid 
machen.'  Amtsr.  LBerom.  1613.  ,Man  soll  ouch  die 
efrid  mit  trüwen  un  warheit  machen.'  Hofr.  Buochs. 
,üa  soll  er's  gebieten  gewährlich  zu  machen  [die  Feuer- 
cinrichtung  sicher  zu  m.]  u.  inmäss  wie  man  den  Efrid 
büt't.'  Oft'n.  TnSulg.  1742.  —  2.  das  eingefriedigte  Land 
.selbst.  .Welicher  im  efrid  äcker  und  wisen  hat,  die  am 
fridhag  ligend.'  1469,  Offn.  TnAad.;  s.  Schaubg  Bq.  II 
77.  78  (im  nämlichen  Art.  mit  Bed.  1  wechselnd).  — 
Un-:  1.  Zwist,  Streit  im  Privatleben.  ,Fr.  ernährt, 
U.  —  auch',   sagen  die  Advokaten  [statt:   ,Terzehrt']. 

—  2.  Stürung  der  öffentlichen  Ordnung  und  Ruhe 
durcli  Raufhändel  udgl.  andere  Tätlichkeiten.  Bei 
Hochzeiten  war  es  früher  Sitte,  ,den  U.  zu  verrufen', 
(1.  h.  im  Namen  der  übrigkeit  Störungen  jener  Art 
zum  Voraus  zu  verpönen.  Einen  Fall,  der  zu  einem 
Rechtsstreite  führte,  s.  bei  Lauff.  Schw. -Gesch.  V,  259. 
Vgl.  Frid  3  b.  —  3.  Unsicherheit,  Sohutzlosigkeit  der 
Person.  Ggs.  zu  Friden  3  a.  Der  geächtete  Verbrecher 
wurde  durch  das  Gericht  ,von  Frid  in  U.'  versetzt.  — 
Feld-  =  E-Fr.  Offn.  ScuBuchb.  1433.    Syn.  Fehlzün. 

—  Grummet-:  die  Zeit,  da  die  Emdweide  gestattet 
ist  und  nicht  mehr  gemäht  werden  darf.  .Wer  vor 
StLorenztag  geehmdet  hat,    mag   vor  dem  er.sten  Gr. 

Schweiz.  Idiotikon  I.  9. 


noch  einmal  schaben.'  Gr  Sannnl.  18U5.  Viell.  ein 
erster  Abschnitt  jener  Zeit,  in  welcher  vorerst  der 
Eigentümer  allein  seine  Wiesen  abweiden  lassen  (und 
zu  diesem  Zweck  da,  wo  er  keine  eigene  Zufahrt  hat, 
über  fremde  Grundstücke  zu  denselben  gelangen)  darf, 
im  Gg.s.  zu  der  erst  später  beginnenden  Gemeinatzung 
(PCvPlanta). 

Hüs-:    Kaffee  ÄAStauf.     Syn.   Wiher-Fr. 

Weil  zum  Genuss  des  K.  die  Hausbewohner,  namentlich 
die  Frauen,  sich  bes.  friedlich  versammeln,  oder  der  Fr. 
unter  ihnen  durch  jenen  Genuss  am  ehesten  hergestellt  wird. 

Land(s)-:  1.  i.  S.  v.  Friden  2  a,  aber  scherzh. 
sprichw.:  dem  L.  nit  traue",  auf  eine  Zusage  sich 
nicht  verlassen  oder  übh.  sich  in  irgend  einem  Ver- 
hältniss zu  Andern  nicht  sicher  fühlen  Aa;  Z.  Früher 
im  strengen  und  ernsthaften  S.,  die  für  ein  ganzes 
Land  auf  bestimmte  Zeitdauer  gesetzlich  verkündete 
Suspension  des  Fehderechts  (vgl.  Fr.  3  b).  Emm 
[Einem]  de"  Landfrida  ä"le(jga,  im  Namen  der  Obrig- 
keit Jmdn  beim  Eid  zum  Frieden  mahnen,  mit  An- 
drohung harter  Strafe  Ap.  ,Verniag  der  Fridende 
[s.  friden]  die  Schlagenden  nicht  zu  trennen,  so  ruft 
er  den  Landesfrieden  aus  und  dann  sind  sie  bei  ihrer 
Bürgerpflicht  verbunden,  von  einander  zu  lassen,  sonst 
verfallen  sie  in  die  grosse  Landesbusse.'  Gl  LB.  L.-Fr. 
hiess  das  Abkommen,  welches  die  katholischen  und 
die  reformierten  Stände  im  J.  15'29  und  wieder  1531 
und  1712  mit  einander  trafen,  um  der  gegenseitigen 
Befehdung  ein  Ende  zu  machen;  im  engern  S.  die 
Ordnung  der  konfessionellen  Verhältnisse,  welclio  die 
Eidgenossen  als  Territorialherren  in  GEh.,  T.  und  im 
Th  aufstellten  und  von  den  Landsassen  beschwören 
Hessen.  ,Der  Landsfrid  von  1531  soll  aufgebebt,  da- 
gegen die  dismalige  Befriedigung  künftig  der  L.  heissen 
und  Ländvögte  und  Gerichtsherren  zu  diesem  neuen 
L.  verpflichtet  werden.'  1712,  Absch.  ,Der  alt  Glareanus 
profitieret  [liest]  den  Horatium  jungen  München;  denen 
macht  er  die  besten  Bossen,  glyehwol  guot  heiter 
teutsch,  dass  wenn  es  by  uns  [in  der  Schweiz]  be- 
schähe,  man  müsste  [würde  beschuldigt]  den  L.  ge- 
brochen haben.'  JosMai..  1593.  —  2.  der  Umkreis, 
für  welchen  ein  solcher  Friede  galt,  in  engerem  Sinn 
Th  u.  GRh.,  T.  .Bei  der  Wahl  von  Predigern  sollen 
solche  Geistliche  berücksichtigt  werden,  welche  im  L. 
und  anderswo  lange  bei  schlechter  Besoldung  gedient 
haben.'  Z  Ges.  1757.  ,Was  für  [Geistliche]  im  L.,  für- 
nehralich  im  Turgäu  [seien].'  1G21,  JJBreit.  ,Ein 
Predicant,  so  im  L.  gedienet  under  den  Papisten.' 
ScHiMPFR.  1651.  ,ln  einem  strengen  L.  uft"  einem 
schlechten  [Predig-]  Dienst  sich  bhelfen  müssen.'  ebd. 
.[Das  Amt  eines  Z  Antistes]  erstreckt  sich  nicht  nur 
auf  dise  sonst  gröste  und  volkreichste  Gemeind,  sondtr 
auf  vil  100  zu  Stadt  und  Land  im  L.  schwebende  und 
seufzende  Kirchen.'  AKlinül.  1688.  Es  gab  einen  von 
den  Ketormierten  zsgelegten  ,L.-Fond'  zur  Unter- 
stützung der  reformierten  Schulmeister  in  den  Land- 
vogteien.  -  widerlandsfridlich:  dem  .Landfrieden' 
zuwider  laufend.  XVI.,  Aiiseii. 

Zu  2.  Da  durch  die  Abkurung  die  Kii-chcn-  und  PlVuiul- 
güter  der  paritätischen  Gemeinden  geteilt  wurden,  so  gab 
es  (namentlich  fUr  die  ref.  Geistlidion)  ärmlich  besoldete 
Stellen;  auch  fehlte  es  nicht  an  unangenehmen  Berührungen, 
bes.  wo  beide  Konfessionen  sich  mit  der  gleichen  Kirche 
belu'lfen   uuissten. 

81 


1283 


Frad,  freil,  friil.  fmd,  i'iuil 


1284 


,,Naclit- Fri(l(u"):  WaHciLstillstaiul  auf  eine 
Nacht."  —  Reb-:  umzäunter Weingarten.  Yg\.Fridi. 
,Rebcn  daryn  lassen  leggen  und  mit  einem  fridzun  ver- 
fangen und  ein  rebfrid  darus  genuicht.'  ca  1550,  Zellw. 
Urk.  —  Anstands-:  Waffenstillstand;  s.  Frid  1  h. 
,Uiser  A.  ist  hernach  weiter  verlengeret  worden.'  Jos. 
SiML.  1577.  ,Ward  ein  A.  gemacht  11  Jahr  lang.'  ebd. 
—  Stadt-  =  Lands-Fr.  mit  Beschränkung  auf  den 
Umfang  einer  Stadt;  Vereinbarung  und  Verpflichtung 
zur  Aufrechthaltung  der  Buhe  und  zur  Bestrafung 
der  Friedensstörer.  So  der  St.  v.  Bs,  welcher  M.  XIV. 
datiert  ist.  Vgl.  Osenbr.  1860,  56.  Syn.  Einung.  ,Die 
so  in  leistunge  [Verbannung]  syent  von  stettfr.  oder 
totschlegen  wegen.'  1472,  Bs  Kq.  ,Es  soll  und  mag 
ein  yeder  burger  oder  fromder  stattfr.,  trostung  oder 
stallung  erfordren.'  1539,  ebd.  Yg\.  Fr.  1.  —  Wiber- 
s.  Hüs-Fr.  —  Gewer-:  gewährleisteter  Grundbesitz. 
,[Das  von  der  Stadt  StGallen  den  Beginen  abgetretene 
Ptlaiizland  durften  dieselben]  gwerfridlich  besitzen, 
darum  man  es  domalen  einen  gwerfriden  hiess.'  Vad. 

fride":  1.  Frieden  schliessen  oder  wenigstens  zu 
schliessen    suchen,     a)  absolut.     Si  utrUend  oft   und 
frldcnd  oft  Giü'r.    G'ct  [gebt]  enandre"  d'  Hand  zum 
Zeichu,  dass  ir  cj'frldct  heit  W.     ,Etlich  ratent,   man 
solle  mit  dem  kiing  beschliessen  und  darnach  fr.,   so 
legent  wir  grosse  ehr  yn.'  1495,  Müller.  Schwz. -Gesch. 
,Wüssend,  dass,  so  uns  Gott  das  glück  [den  Sieg]  gibt, 
wir  mit  unseren   fygenden    nit   so    grüselich    wollend 
uing<än    als    mit    üch    [abtrünnigen    Untertanen];    sy 
[unsre  Feinde]  wurdent  ouch,    so  es  zu  einem  friden 
käme,  mit  uns  bass  [leichter]  dann  ir  fr.'  1531,  Absoii. 
"  b)  mit  Acc.  S.:  (einen  Streit)  beilegen.    ,Swelcher 
zwOn    krieg  hab,   der   süll   den    einen   lassen    richten 
oder  fr.'  Z  Chr.  1336/1446.    ,Wo  zerwürfnus  beschicht, 
das  not  ist  frid  zuo  machen,   da    soll  jeder   hofmann 
schuldig  syn  ze  büten,  damit  der  stoss  gefridet  werd.' 
1519,  Kriess.     .Wievvol  es  gefrident  was    [Friede  be- 
stand].' Edlib.  —  2.   a)  absol.,    Frieden  stiften,    zu 
vermitteln    suchen   Ndw.     Auch   mit   Bez.    auf  Vieh . 
Da  muest  yo"  fr. !  si  chönntend  denand  tw''  umbrituje".' 
JJRüTL.  18-24.     Spez.  i.  S.  v.  Fride  3b  =  Fr.  bieten, 
ruefen  usw.,  bei  Eaufhändeln  im  Namen  des  Gesetzes 
zum  Fr.  mahnen  Gl.    Vgl.  auch  Landfriden.     ,Wann 
einer  zu  zweien  older  mer  käme,   die    uneins    wären, 
und  die  nüt  gfriden  möcht,  und  wann  dann  einer  frid 
ruft,  das  es  ouch  gelten  soll,'  Ap  LB.  1409.     ,Da  vil 
gegenwürtiger  gewesen  [bei  Schimpfreden]    und  doch 
keiner    geschirmt    noch    gefridet.'    1529,    Absch.     ,So 
sollend  ir  twederem  teil  [keiner  von  beiden  Parteien] 
helfen  den  anderen  zuo  schedigen,  sonders  helfen  fr., 
scheiden    und  das  best  darzuo  reden.'    1532,  Strickl. 
Im  J.  1542    wurde  Einer  gebüs.st,   denn   er  ,was  mit 
fr.  ungeschickt   und    zum   teil  partygig  g'syn.'    Amts- 
rechn.  ZGrün.    ,Pacificator:  der  unter  etlichen  fridet.' 
Fris.  —  b)  mit  Acc.  P.:  in  Friedenszustand  versetzen, 
versöhnen.    , Bei  Rauf  handeln  Uw."    ,DwyI  ir  jetzmal 
gefridet  und  vereinbaret  sind.'    1532,  Strickl.     ,A1so 
bracht's   der   alt  Herr   dahin,   dass   ein  Rat   zu  Bern 
dem  jungen  Herrn  ihre  [bis  dahin  gegen  ihn  erbitter- 
ten] Burger  und  Graeinden  fridet   und  ihr  Stadt  und 
Land  oft'net.' Ansh.    Ptc.  adj.  gefridet:  in  Fr.  stehend. 
,Da  haben  gmein  Eidguossen   strenge   verpot   ussgon 
lassen  wider  die  gefrideten  on  recht  nüt  ze  handien.' 
Ansh.     .Dass   die  überniüetigen  Franzosen,    umendum 


gefridet,  vermeinten  der  Eidguossen  kein  not  mer  ze 
haben.'  ebd.  .Der  Burgunschen  landen  halb  den  von 
Zeringen  g'fridet  und  g'fründet,  understuoud  [er]  <las 
ganz  Italisch  rych  im  in  g'horsame  ze  bringen.'  ebd. 
—  3.  a)  Zäune  machen  od.  vorhandene  in  Ordnung 
stellen  SenwE.  ffridigej;  trans.  umzäunen,  einfriedigen 
Gl;  Gr.  .Den  Roggenacker  soll  der  Meyer,  wenn  er 
in  buwe  lyt,  fr.  und  verzünen,  sonst  aber  nicht.'  1358, 
JHuB.,  Klingn.  .Dass  die  unsern  einander  uf  dem 
felde,  uf  iren  güetern,  nit  frident,  noch  ir  vihe  be- 
hüetent.'  1411,  Bs  Rq.  ,Es  soll  auch  niemands  syn 
vych  uf  die  güeter,  so  ungefridet,  mit  der  band  tryben.' 
1615,  B  Gerichtssatz.  .Sein  Gut  fr.  und  einzuuen.' 
1645,  BSi.  S.  noch  fridbar.  —  b)  eine  Alp  fr.,  vom 
Vieh  ledigen,  das  Vieh  zu  Hause  füttern,  anstatt  es 
auf  die  Weide  gehen  zu  lassen,  gleich.sam  einschliessen, 
umzäunen.  ,Alle  Alpen  sollen  auf  Michaelis  Tag  ge- 
friedet sein.'  Gl.  Ebenso  von  Wald  (bannen):  ,Der 
Bezirk  gehauener  Wald  soll  10  Jahr  nach  dem  Hau 
gefriedet  sein,  so  dass  während  dieser  Zeit  weder 
Gaiss,  Schaf,  Rindvieh,  Sicheln  noch  Segessen  geduldet 
werden.'  Gl  LB.  1835. 

Mild,  rii'len,  friedlich  beilegcu ,  versölincn;  scluit/eti, 
retten;  zäunen.  Bei  3  b  fragt  es  sich,  ob  wirklich  an  Um- 
zäunung der  Alpen  gedacht  ist  oder  an  Friden  im  allg.  Sinn 
^  Schutz,  Bann.      Vgl.   us-/r. 

i°-:  einzäunen  GWa.  ,Rechte  Haushofstatten  sol- 
len sich  selbs  einfr.  Wo  aber  Matten  gegen  Matten 
liegend,  sollen  sie  einandren  helfen  ynfr.  und  zäunen.' 
1659,  BE.  —  ÜS-:  (das  Schmalvieh)  von  der  Atzung 
auf  den  Wiesen  ausschliessen  u.  damit  der  gewohnten 
Frühlingsatzung  ein  Ende  machen  GnJenatz. 

be-frid(ig)en:  1.  zum  Frieden  bringen.  ,Cüm- 
primere  tumultuni:  ein  aufruor  gestillen  und  b.  oder 
vertuschen.  Delenire:  versüenen  und  b.,  dultig  und 
zara  nuichen.'  Fris.;  Mal.  Auch  refl.:  ,Wann  es  sich 
schon  allenthalben  gestillet  und  befridet,  so  werde  es 
sich  gegen  den  Fryburgern  nit  friden.'  1531,  Strickl. 
,Als  die  Stedt  sich  mit  den  Appenzellem  befridet.' 
Schlachtliedbr  1600.  —  2.  beschützen.  , Darum,  dass 
sie  das  ir  möchtend  beschirmen  und  b.'  Stdtb.  Wint, 
—  3.  umzäunen.  , Zwing  und  bann  ze  behüeten  und 
die  nach  landsrecht  in  eren  ze  halten,  befridigen  und 
beschirmen.'  1447,  Bs  Rq.  ,Es  soll  och  die  nider  hof- 
statt  der  obren  frid  gen,  doch  soll  ein  krutgart  sich 
selbs  befriden.'  Otfn.  ZTöss.  —  Mhd.  itwiifcji,  beschütze»; 
umzäunen;  (rett.)  Frieden  schliessen. 

,Befrider  (-in):  schidman,  paciflcator  (conciliatrix, 
die  uf  friden  stellt).'  Mal.  —  Befridung:  ,Versüe- 
nung,  paciticatio,  placatio.'  Mal.  , Alles  so  zuo  b, 
zwüschen  inen  dienen  mag.'  153'2,  Strickl. 

*Fridi"  f.:  Einfriedigung  =  i*'n'Äc»i  5.  ,Wäre  dass 
ein  meier  in  synen  fridenen  offen  löcher  hätte,  oder 
syn  frid  oder  häge  unfridbar  wären.'  1540,  MEsterm. 
Pfäff.  ,Steg,  weg,  zun,  egräben,  efurren  und  fridinen 
beschüwen.'  156'2,  ebd.  Rick.  —  t- =  Efrid  l.  ,We- 
licher  uf  StMartinstag  die  efridiuen  nit  gezünt  habe.' 
Offu.  AANEndf. 

Wahrsch.  der  Dissimilation    zu  lieb  bildete  man  i.  S.  v. 

Zaun  etwa  den  PI.  .fridenen'  wie  von  einem  wcibl.  Sg.  auf  -i". 

fridige"  s.  friden  3  a.        be-  s.  be-fridcn. 

fridbar:    1.  (von  Zäunen)  hinreichend  stark,   um 

das  Vieh  vom  Durchbrechen  abzuhalten.  ,Er  solle  gute 

fr-e  Zäune   und  Häge  machen.'    Pfau  1863.     .Welche 


1285 


Prad-fnul.     Fraf— fruf 


1286 


faden  nit  fr.  sind,  die  soll  man  nidertreten  und  soll 
gfebieten.  die  fad  ze  friden.'  1427,  Si'HwPfäff'.  ,Sind 
die  efrid  und  efattenfr.  und  guot'  1408,  Otin.  Gkb- 
UARDSW.  ,Die  Maur,  die  dato  in  einem  Zerfall  und 
die  er  so  bald  möglich  wider  har  und  fr.  zu  .stellen 
sich  anheischig  mache.-  1786,  Urk.  ZMeil.  —  2.  (von 
einem  Grundstück)  von  genügenden  Zäunen  umgeben. 
,Üer  Hof  soll  fr.  syn.'  Schaubg  Rq.  —  u  n  - :  1.  Ggs. 
zu  fr.  1.  S.  bei  Fridin  1540,  MEsterm.  Pfätl'.  .Die 
zun  beschowen  und  was  sy  denn  unfridper  findend.' 
1562,  ebd.  Rick.  —  2.  (von  Vieh)  durch  die  Einfrie- 
digungen brechend.  .Mit  feur  und  wassergängen,  mit 
u.  vech  und  rossen.'  Ottn.  Schwakzenbach.  ,Unfridpar 
vech,  das  unib  fridbar  heg  nützit  gebe.'  1596,  Zellw. 
Urk.  —  fridbaren:  friedbar  machen  =  friden  3. 
,Helfen  fridberen  und  verzünen  mit  stecken  und  gerten.' 
139'2,  ScH  Stdtb. 

Frid  II,  Fridel  s.  d.  folg. 

Frlderich  allg.,  doch  selten;  Frideri  U.  Frider, 
-li  AASigg.;  Bs,  Frid  Bs;  ,S",  Fridel  Aa;  ZKn., 
Fridi  Aa;  Bs;  BO..  Fridli  Aa;  Ap  (-e'-ApH.);  Bs; 
„B;  VOrte;"  Gr  (tw.  Fritli);  „S;"  ZO.,  Frigg, 
Friggschi  Gl  (grob),  Fritz  allg.;  Fritsch  SchwE. 
—  ni.  —  Dim.  auch  Frideli  Aa;  St.:  1.  Taufn.,  bes. 
in  B  verbreitet.  Eine  vom  Ururgrossvater  herab  ge- 
führte Folge  kann  (nach  S.)  heissen:  's  Fridli  Hanse 
Fritz  Fridis  Fridi.  FredH-Schedli!  als  höhnender 
Reim  Ap  (eig.  .friedlich  schiedlich').  Sprw.  s.  Ars 
Sp.  466.  —  2.  Fritz,  Pferdenarae.  —  Für  Bern  war 
wohl  das  .Verhältnits  des  dortigen  Regiments  zu  Friedrich 
d.  Gr.   von   Einfluss. 

Fridler:  eine  Erdäpfelsorte  Gr.  —  Nach  einem 
Gesclilechtsu. 

Fridli  m.:  Taufn.  \.  =  Fridericli.  —  2.  =  Fri- 
dolin  (s.  d.).  —  3.  appell.  bzw.  adj.  im  Wortspiel  mit 
, Friede'.     Der  Fr.  ist  e  schöne  Ma"'.  Inkichen. 

In  der  Bed.  dieser  und  der  vwdtn  Koseformen  herrscht 
viel  Schwanken,  selbst  in  Gl,  In  älteren  Belegen  dürfte 
durchweg  .Fridolin'  zu  verstehen  sein;   vgl.  z.  B.   T.  105  b. 

Fridolin  Fridli  Gl;  Uw.  „Fritschi  L^  Frigg, 
-schi  Gl  (grob)  —  m.:  Taufn.  Fridli  im  AAlvinderlied 
s.  H.  94.  Der  Heilige  dieses  Namens,  einst  .^bt  von 
Säckingen,  welcher  durch  ein  Wunder  die  Ansprüche 
seines  Klosters  auf  das  Land  Glarus  bewies  (s.  Fri- 
dolinssüye).  wurde  hier  Landespatron.  ,Dahar  sye  frye 
gottshuslüt  genempt  worden,  führent  auch  noch  hüt 
bei  tag  StFridlins  bildnuss  in  ihrem  schilt,  panner 
und  sigel.'  RCvs.  ,0  helger  herr,  Saut  Fridoli,  du 
trüwer  landesmann,  ist  dises  land  dyn  eigen,  so  hilf 's 
uns  mit  eren  bhan!'  lässt  das  Schlachtlied  1388  die 
Glarner  beten  und  dem  Feinde  ruft  es  zu:  ,Und  dyn 
guoter  harnist  und  all  dyn  yscngwand,  das  muost  du 
hüt  lue  lassen  wol  in  StFridlis  land!'  Obwohl  sjiäter 
die  Protestanten  mit  puritanischem  Übereifer  selbst 
den  Schein  der  Verehrung  abwiesen  (s,  .\bsch.  5,  2. 
1192  x),  ist  es  bis  heute  bei  der  Verlegung  der  Früh- 
lingsfeuer auf  den  Tag  des  Heiligen  (6.  März)  ge- 
blieben und  erbettelt  die  Schuljugend  das  Material 
dazu  für  ■'e"  StFridli,  mit  dessen  Bilde  auch  die  an 
diesem  Abend  herumgetragenen  PapierUiternen  geziert 
sind.  StFr.'s  Tag  in  weiteren  Kreisen  als  Winter- 
und  Sommerscheide  s.  u.  Liecht. 

Prüde"  f.:   Kuhname  BIO.  It  Alp.  \XiM. 


Fraf  (frav)— fruf,  bezw.  /raff  usw. 

frevel  BsStdt;  BGadm.,  freve"  AAWohl.;  B;  FMu.; 
L;  Uiiw;  S;  „Z":  1.  Adj.  a)  mutig,  tapfer,  keck,  kühn 
.\a;  B;  „Z."  E  frevene  [freier]  Blick  i"  Gottes  schöni 
Natur  S  (Hofst.).  Bas  darf  i"'  freve'  [ohne  Furcht. 
Scheu]  .s(V(/e"  od.  tue'  Obw.  .Der  [Falke]  ganz  frefen. 
güetig,  milt  und  handsam  ist.'  Vogelb.  1557.  ,Audax 
prailiis:  frefen  ze  kempfen.'  Pris.  .Ein  dapfer,  mann- 
lich, frefen,  aufsetzig  tier  ist  der  wolf.'  Tierb.  1563. 
,Was  ich  etzwas  frevener  denn  die  andern;  ich  hatt 
mer  erfaren.'  ThPlatt.  1572.  .Ich  was  der  freifnest; 
gab  antwurt.'  ebd.  ,Dann  nun  [nur]  etliche  Fändli 
freft'ne  und  frische  Knecht  disen  Angrift'  tan  haftend, 
und  nit  der  recht  Gwaltshauf.'  JJud  1574.  —  b)  dreist, 
verwegen,  frech,  unbesonnen,  unverschämt,  übermütig, 
gewalttätig  ÄAEndf. ;  BsStdt;  BGadm.  Die  Chinder 
si"'  gar  frefeni  FMu.  E  frioie  Bitrst  L.  's  isch  e 
chlei'  freve'  ro"  mer,  wenn  iy  's  usbringe.  BWyss  1863. 
.Dis  sind  die  treffnen  [ehrenrührigen,  bes.  Einem 
Lüge  vorwerfenden]  wort.'  Schw  Rq.  ,Wäri  es  sach, 
dass  jemand  fr.  wort  oder  werk  mit  dem  andern  tribe, 
davon  stöss  kämen.'  ebd.  ,Es  wurde  den  frefnen  statt 
und  weg  ggeben  ze  schryen:  kätzer,  kätzer.'  Zwinoli. 
.Der  frevel  und  unverschampt  ist  in  seiner  red.'  1530, 
Sir.  ,Das  sy  stolz  und  frefen  wider  sy  warend.'  1531, 
Nehem.  =  ,frefel.'  1548;  .frefenlich  stolz.'  1667.  ,We- 
lichs  offen  und  frgven  gegen  den  landsfriden  gehandlet.' 
1531.  Absch.  .Warum  er  [der  pfatf]  so  frKvel  sye  und 
so  bald  wybe.'  1542,  Egli,  Act.  ,Dass  si  so  frevel 
und  frech  syn  dörstend.'  Vad.  ,B.  gab  sich  frevel  üs. 
dass  er  fürst  aller  küngrychen  were.'  ebd.  ,Wo  Einer 
auf  Einen  gewaltsam  (freven)  Hand  anlegt,  das  ist 
.4nlass  mit  Werken.'  1551,  Zg  Buon.  ,Grosser  Zulauf 
von  verruchtem  freflen  Gesindel,  die  zu  kriegen  be- 
gertend.'  ÄgTschüdi.  .Sollend  wir  nit  so  frefen  syn 
und  unbesinnt,  dass  wir  das  alte  Test,  verwerfen 
wöUind.'  Gualth.  1553.  ,Temerarius:  frefen,  unbe- 
sinnt, leichtferig.  Confidens:  unverschampt,  fr.,  ver- 
messen.' Fris.  ;  Mal.  , Die  weit  ist  je  länger  je  frelfner. 
gottloser.'  LLav.  1569  =  ,ärger.'  1070.  ,Sampson  ein 
frett'ler  raünch.'  HBüll.  1572;  umgekehrt  nannte  S. 
den  Vater  B.'s:  ,die  frefne  bestie.'  ,Jetzund  sind  si 
so  treffen,  dass  si  ganze  tannen  forderend.'  1625,  Hotz, 
Schwam.  ,Frgfen:  verwegen,  bös,  vafer.'  Red.  1656. 
,Wir  könnten  klagen  ab  den  sünden  der  Jugend,  die 
je  länger  je  frofner  wird.'  JMüll.  1673.  ,Wenn  die 
Mutter  oder  das  Kind  in  grosser  Gefahr  sind,  so  sollet 
ihr  nicht  so  frevel  und  vermessen  sein  und  euch  des 
Handels  einzig  und  allein  anni'unnen.'  JMtralt  1607. 
.In  ihrem  freveln  Gwalt.'  Würstis.  1765.  , Herzog 
Philippsen  des  Freveln  zu  Burgund.'  ebd.;  vgl.  ,Karl 
der  Kühne,  Charles  le  temeraire.'  —  2.  Adv.  frevel: 
plötzlich  Ap;  GT.,  z.B.  sterben. 

Mild,  vrvvcl,  -r,  in  den  selben  Bedd.,  ausgon.  '2.  Diese 
letztere  Bed.  liisst  sich  aus  der  des  Adj.  i.  S.  v.  b  erklären, 
weil  freche  Entschlüsse  und  ilandlungoii  i>ft  rasch  und  \\\M/.- 
lieb  erfolgen;  vgl.  auch  i/AV/i  (nhd.  jäh,  jach).  Die  von  SI.' 
angesetzte  Form  ,fr!lvet'  ist  o.  Zw,  nur  Druckfehler,  (  für  /. 
,Fräv'  ist  sonst  nirgends  bezeugt  uud  scheint  auf  Missdeutung 
des  bereits  aus  fri-viM  reduzierten  fvi'vr  zu  beruhen,  als  oli 
dies  noch  einmal  reduziert  werden  könnte,  wie  die  zwei- 
silbigen Adj.  auf  -c  (urspr.  /)  auch  im  Nhd.  ,bös,  mUd'  usw., 
und  allerdings  kounnen  ja  auch  Formen  wie  trm-h  (trocken), 
o/  (offen)  vor.  Von  den  beiden  Formen  auf  -.■/  und  -en  ist 
die  iMstcre  in  diT  auilid.  Spi-.  einzig  bezeugt,  die  letztere  eine 


1287 


Fraf,  fref,  frif,  frof,  fnif 


1288 


Nbf.,    die   bei  uns  Toiiierrschenil    geworden    ist;    das  Selbe 
gilt  von  den  folg.  Subst. 

Frevel,  Frijven  m.  (f.):  1.  kühne  Tat.  ,Ich  will 
ein  frevel  bestän-,  ruft  Winkelried  in  dem  sog.  Halli- 
suter'schen  Lied.  —  2.  Übermut,  Missbrauch.  .Man 
soll  das  wort  gottes  mit  fri^vel  [durch  leichtsinnigen 
Gebrauch]  nit  verhasst  machen.'  Zwingli.  —  3.  Ver- 
gehen gegen  das  Gesetz,  meist  ein  kleineres,  oft  nur 
Polizeivergehen,  detailliert  in  Schaubg  Rq.  11  82.  87 
und  139,  8.  ,Für  den  Schaden  und  für  die  Frefen 
40U  Mark  Silbers  und  für  ihr  Laster  100  Mark.'  1311, 
SoHwE.  Klosterarch.  ,Der  den  frefen  tuot,  soll  die 
buoss  gen.'  Ap  LB.  1409.  ,Der  soll  ims  ablegen  und 
buozen  für  ein  frefin.'  Hofr.  ScuwWangen.  ,Wo  zwen 
einen  freven  begangind,  dass  man  den  innert  den  vier 
wänden  niög  verrichten  [schlichten,  büssen].'  1525, 
Egli,  Act.  ,X\le  Freven  in  der  Stadt  begangen,  be- 
zahlen dem  Richter  .  .  .'  Hafn.  l(iG6.  .Schlecht  frevel', 
einfaches,  gewöhnliches,  nicht  kriminales  Vergehen. 
1370,  L.  .Kleine  und  grosse  Frevel.'  Ztschr.  f.  schwz. 
Recht  XVIII.  171,  f.  ,Oft  formelhaft  verbunden  mit 
,I)ieb  (Düb)%  Diebstahl,  zur  Bezeichnung  des  Inbegriffs 
kleinerer  Vergehen,  resp.  der  niedern  Gerichtsbarkeit, 
vor  die  sie  gehören.  So  noch:  Dieb  und  Frevel  L. 
.Der  vogt  richtet  tiubde  und  frevel.'  1260,  Wack.,  D.  R. 
,Der  hat  zwing  und  bann  um  alle  ehafti  und  notdürftige 
ding  und  alle  gerichte  an  [ausser]  tüb  und  an  frefln, 
da  soll  ein  vogt  um  richten.'  Offn.  ScHwPfäff.  1427. 
.Tüp  und  frefen,  twing  und  bann  und  alle  gericht.' 
Offn.  ZFlurL  1459.  Allein  .stehend;  „kleiner  Dieb- 
stahl, bes.  in  Feld  und  Wald;  daher  Feld-,  Wald-Fr." 
,Tiubs-Fr.'  Ztschr.  f.  schwz.  B.  aaO.  S.  f reden;  Fr.- 
Gericht.  —  4.  Busse  für  kleinere  Vergehen.  Vgl. 
Friden  3  d  u.  Buess,  welches  umgek.  auch  =  Frevels 
vorkommt.  ,Zu  Fr.  [in  Busse]  verfallen.'  ,Zuo  frevel 
verfallen,  yeglicher  zuo  9  Hb.'  1475,  Sch  Ratsprot. 
,Was  Buossen  oder  Fr.  1  Pfd  und  darunter  tuend  [be- 
tragen].' 1520,  Bs  Rq.  , Weder  um  Geldschulden  noch 
Schmähungen,  oder  Frevel,  Zinse,  Zehnten.'  1525, 
Aiiscu.  ,Das  gelt,  so  von  buossen,  friden  und  freveln 
gefallt.'  1557,  Bs  Rq.  ,Item  so  sy  mit  iemant  zuo 
unfriden  kommen  und  ohne  messerzucken  mit  einem 
schlahen  wurden,  sollen  sy  keinen  frevel  zuo  geben 
schuldig  syn.'  1559,  ebd. 

Mhd.  vreveje,  vrtvel  f.,  m.,  Mut,  Kühnheit;  Verwegenheit, 
(iewalttjltigkeit,  Frechheit;  kleineres  Vergehen  und  Geldstrafe 
dafür.  Das  Subst.  ist  vom  Adj.  abgeleitet  und  urspr.  f.,  daher 
Uiit  dem  folg.  nahe  zusammen  treffend. 

Freveli,  Frev(e)ni  f.;  1.  ^  Frevel  3.  ,Freffne 
und  übermuot.'  Ruef  1538.  —  2.  Übertretung  des  Ge- 
setzes, Rechtsverletzung,  Vergehen  =  Frevel  3.  ,Sweni 
du  statt  verboten  wirt,  kummt  er  darüber  in  die  statt, 
der  git  ein  pfunt  von  der  freveli."  Z  Richtebr.  .Ist 
dass  der  Zollner  dehein  geferde  old  frevenne  bette.' 
Übers,  von;  ,aliquam  fraudem  adhibere.'  B  Handf.  XIV. 
,Die  schuld  und  die  freveli  soll  der  probst  mit  klag 
verkünden  einem  vogt.'  Offn.  ZHöngg.  ,Dien  so  [denen, 
die]  solich  Fretini  vor  dem  Gericht  tetind.'  1370,  Z 
Ratserk.  ,Alle  frefni,  die  tags  begangen  werden,  das 
sind  3  pfd,  won  [nur]  allein  die  einem  an  syn  er  gand, 
da  sind  9  pfd.'  Rodel  v.  AaKöII.  1400.  .Alle  gericht 
unz  an  das  hocbgericht  und  die  frefni.-  Offn.  AABeinw. 
,Wenne  man  richtet  umb  frefni,  so  soll  der  meiger  den 
stab  geben  einem  vogt.'  Hofr.  AALunkh.  ,Wir  band 
ouch  in  demselben  unibkreis  zuo  richten  um  tüb  und 


um  frefni;  denn  das  dem  mann  an  syn  hals  gät,  das 
soll  richten  ein  vogt  von  Kyburg.'  Offn.  AAObernd. 
—  3.  Busse  =  Frecel  4.  ,Von  ainem  ieklichen  hopt 
[vihe],  das  verkoft  wirt.  soll  ain  fräveli  gefallen  syn.' 
1368/76,  Mohr.  .Umb  buossen  und  freflinen.'  1472, 
Offn.  GBurgau. 

Frevelkeit.  Frevenheit  f.:  1.  Mut;  Frechheit, 
Übermut.  „Frevenheit;  Dreistigkeit,  Verwegenheit." 
.Prevelkeit.'  1525,  Absch.  .Nid.  fri^venheit  und  böser 
trutz.'  Ruef  1538.  ,rreffenheit  hat  überhand.'  Hallers 
Vorr.  zu  Bull.  Hausb.  1558.  ,Wein,  welcher  gibt  muot 
und  frefenheit.'  Tierb.  1563.  .Frefenheit,  audacia.' 
Mal.  ,Aus  unverschämter  frefenheit.'  SHochh.  1591 
=  .frechheit.'  1693.  .Frett'enheit  und  ungehorsame.' 
L  Ansijhenb.  —  2.  Inbegriff'.  Gesammtheit  von  Ver- 
gehen gegen  das  Gesetz  i.  S.  v.  Frevel  3.  .Haben  zu 
richten  um  alle  frevenheit  und  um  alle  ding  an  [olme] 
allein  über  das  bluot.'  14'24,  Gfrd.  -  Mhd.  vin-elheit, 
Kühnheit,   Verwegenheit.   Frevel. 

frevel-,  freven-lich,  frevelich;  frevelili;  Obw; 
Adv.  1.  keck,  herzhaft,  ohne  Bedenken,  ohne  Scheu; 
zuversichtlich  =  frevel  1.  Du  darfst  das  fr.  due" 
Obw.  Säg  fr.,  sage  geradezu,  offen  heraus  S  (Hof.st.). 
F''  han  im  's  nid  g'rad  eso  fr.  vur  Allne"  dürfe"  säge' 
BBelp.  Die  nit  emäl  Schueh  vermöge',  mit  dene'  si 
frevelig  dürfe'  iiher  d'  Gass  gä',  we"  ds  Tau  no'''  a" 
de"  Steine'  hangi.  N.  B  Kai.  1840.  ,Der  bär  fallt  in 
[den  Jäger]  frgfenlich  an.'  Tierb.  1563.  ,Confidenter 
facere:  frfivenlich  oder  handtlich  tuon.'  Fris.  .Doch 
will  ich  auf  diser  Meinung  nicht  freventlich  ver- 
harren.' JLCvs.  1061.  .Wie  in  allen  Sachen,  so  mensch- 
licher Gedächtnuss  entfallen,  nicht  frevenlichs  zu 
schliessen,  also  will  auch  ich  einem  jeden  sein  Urteil 
freigestellet  haben.'  Würstis.  1765.  —  '2.  freveli  wone', 
fröhlich  i.  S.  v.  frömüetig,  d.  h.  in  einer  Wohnung  mit 
freier  Aussicht  B  (Dkr);  vgl.  oben  en  frevne  Blick 
i"  d'  Natur.  —  3.  frevelhaft,  gewalttätig,  gesetzwidrig. 
Über  ,frevenlichen'  Todtschlag  s.  Segesser  II,  667. 
(Allerlei  Üppigkeiten,  muotwillen  und  freffliche  laster.' 
B  1628.  —  Mhd.  vncdlUli,  mntig,  verwegen,  übermütig, 
rücksichtslos,  gesetzwidrig. 

frevelbar:  als  .Frevel',  niedriges  Vergehen,  straf- 
bar, in  die  Kompetenz  des  ,Frevelgerichtes'  gehörig. 
10'27,  Bs  Rq. 

frevlen,  -neu:  1.  „kleine  Diebstähle  in  Holz 
oder  Feld  begehen;"  Vorschriften  der  Feld-  und  Wald- 
polizei übertreten,  bes.  sich  am  Gemeineigentum  des 
Waldes  vergreifen  Gl;  Z.  Das  ist  nu''  g' frevlet,  näd 
g'stole"  Z.  ,Die  [-jenigen]  strafen,  so  in  semlichem 
Wald  mit  holzhowen  freflend.'  JJRüecer  1606.  Auch 
trans.  z.  B.  .ein  Sägholz  fr.',  entwenden.  Schild;  .eine 
[vom  Wind  umgeworfene]  Buche  fr.'  Wolf,  Bauern- 
gespr.  —  2.  übh.  eine  Rechtsverletzung  an  Personen 
oder  Sachen  begehen,  sich  an  Jmdm  oder  Etwas  ge- 
waltsam vergreifen,  Gewalt  üben.  .War  sach,  dass 
jeinan  frefenti  vor  rat  ald  vor  gricht,  mit  Worten 
ald  mit  werken.'  Ap  LB.  1409.  ,Der  sich  syns  lybs 
und  lebens  weren  muoss  gegen  dem,  der  erstlich  an 
im  frefnet.'  ebd.  ,Wär  dass  da  in  denselben  stäfeln 
[Alpweiden]  ieman  ütz  freventi,  oder  dem  andren 
unrecht  tat,  also  dass  es  buosswirdig  war.'  Hofr.  Schw 
Wangen.  , Jedermann  soll  dem  andern  furfall  geben, 
sonst  mag  einer  selber  nemen  und  dann  nit  gefrefelt 
haben.'  Meierrod.  ScuBuchb.  1433.     .Welche  i)ersonen 


1289 


Fraf— fruf.    Präs;— frufi; 


12f)0 


in  dein  gottshus  mit  gewerter  haiid  freft'net.'  1557,  Arg. 
Mit  Acc.  P.  beleidigen,  verletzen.  ,Ist  ouch  das  ieman 
gefrefnet  wirt  und  er  es  nit  klaget.'  1538  (resp.  1350).  Z. 
.Wer  den  andern  frefeiit  under  S3nen  ruessigen  rafen.' 
XV.,  Z.  —  3.  unpers.:    fester  gefrieren  Bodknsek. 

Mild.  vri:velen,  vi-ivenen,  gewalttätig,  gcsetzwidria:  liaudeln ; 
trans.,  gewalttätig  behandeln,  sich  vergreifen  an  — .  Die 
(viell.  noch  weiterer  Bestätigung  bedürftige)  Bed.  3  beruht 
wohl  auf  der  Vurstelhiug  .hart  werden*,  indem  auch  .freveln' 
in  der  gewöhnlichen  Bed.  eine  .Härte  oder  Verhärtung'  des 
Sinnes  voraussetzt.  Vgl.  engl,  keen  (kühn),  auch:  scharf, 
schneidend,  z.B.  von  Kälte;  und  frz.  hardi,  kühn,  aas  dem 
deutschen  ,hart'. 

yer-  =  frevlen,  sich  vergehen.  ,Dass  man  die 
übertretter,  do  sy  verfrevlen,  strafen  möge.'  1529, 
Absch.  —  Mhd.  refl.  sich  vergehen;  traus.  etwas  verwirken. 
Schmell.  1*  811. 

Frevler,  -ner:  1.  „der  kleine  Diebstähle  in  Feld 
oder  Wald  begeht."  Walddieb  B.  —  2.  ,Frgfner, 
Frijvler'.  der  die  Bussen  für  , Frevel'  einzuziehen  hat. 
XVI.,  ZWint.  —  3.  Übeltäter.  .Übeltäter  und  frefner 
strafen.'  1530,  Absch.  .Der  frevenler  soll  gestraft 
werden.'  1539,  B.    ,Die  frefner  und  praticierer.'  Kessl. 

„Holz-Frevler:  der  verbotener  Weise  Holz  im 
Walde  haut  und  nimmt,  etwas  verschieden  von  einem 
, Holzschelm',  der  schon  gehauenes  und  aufgerüstetes 
wegschleppt." 


Frag — frug. 


Frag  (-Ö-)  —  Dim.  FrÖgli;  Fragt  B:  1.  wie  nhd. 
's  hat  d'  Fr.,  es  ist  die  Frage,  fraglich,  kommt  darauf 
an  Z.  Vorwitzige  Frager  nach  dem  Mittagessen  (od. 
nach  einem  Geheininiss  übh.)  werden  mit  dem  Vexier- 
bescheid: Wunderli  (G\cünderU)  -  Suppe  und  Frogli 
(Ap;  GBern.,  Frägerli  Gl;  ZO.)  drin  abgespeist;  vgl. 
Frägli-Fresser, -Hüs.  —  2.  peinliche  Frage,  Verhör, 
Tortur.  ,Gegen  N.  N.  soll  man  bei  diesen  klaren  In- 
dicien  mit  scharfer  Frage  und  der  Tortur  vorgehen.' 
1641,  Absch.  Vgl.  fragen.  —  3.  Fragestück  im  Kate- 
chismus Ai'K.;  B;  GrD.;  ZO.  S.  Frag-Biiech.  D' Frage' 
nfsäge"  (risse  chünne"),  die  auf  die  Katechismus-Fragen 
gegebenen  Antworten  auswendig  hersagen  (können). 
,Ich  habe  allen  Respekt  für  die  Fragi,  wenn  ihr  sie 
mit  Verstand  und  christlichem  Sinn,  und  nicht  nur  mit 
dem  Gedächtniss  lernt.'  Kasth.  1829.  Als  PI.  auch 
=  Katechismus  übh.  ApK.  ;  BHk.  In  ApK.  wurden 
die  grosse"  Frage"  [der  grosse  Z  Katechismus]  von  den 
chline"  Fr.  (auch  Frogli).  den  Ulrich'schen  Fragstück- 
lein, unterschieden.    Er  cha""  d'  Frogli  ond  d'  Fröge". 

Zu  3  vgl.  heuuehergisch  ,in  die  Frage  [in  den  Konfir- 
manden-Unterricht] gehen.' 

Um-:  wie  nhd.  Wird  die  gross  Omfrög  an  der 
Land.sgemeinde  gehalten,  so  werden  alle  Mitglieder 
dos  grossen  Kates  um  ihre  Meinung  befragt;  chli 
heisst  die  O.,  wenn  lediglich  die  10  ersten  Staats- 
beamten zum  Worte  gerufen  werden  ApA.  Im  ä.Recht 
die  Fr.  des  Gerichtsvorsitzers  an  die  einzelnen  Bei- 
sitzer (Urteiler)  nach  ihrem  Urteil.  ,Präsident,  der 
die  umbfrag  hat:  rogator  sententiarum.  Die  u.  des 
richters,  was  meinung  ein  yeder  seie:  distiuisitio.' 
Mal.    —    Mhd.   umht-vräije,   dass. 

Ur-:  in  der  ä.Rechtsspr.  die  Anfrage  des  (ierichts- 
vorsitzers  an  den  gesammten  , Umstand'.  ,l>a  begert 
der  fürsprech  eins  rats  [eine  Beratung];  der  wart  im 


nach  des  richters  urfr.  erloubt.'  1394,  Hofr.  ZcBligg. 
,Der  richter  fragt  demnach  der  rechtsprechern  etwan 
manchen;  uff  das  hebt  der  richter  die  urfr.  und  spricht: 
will  niemand  wyters  urteilen  V-  XV.,  Gl  Blutgerichts- 
ordn.  In  der  Stelle  aus  dem  Dorfr.  Hasli:  ,Ungebühr 
und  urfrag.  Welcher  ein  fuess  uf  die  .stüel  setzt, 
da  die  12  [Richter]  uf  sitzend,  verfallt  3  ß  und  ein 
u.  3  ß.'  (Ztschr.  f.  schwz.  R.  X  b,  47)  scheint  das  un- 
berechtigte Begehren  des  mit  dem  Urteil  der  Schöffen 
Unzufriedenen  verstanden  werden  zu  müssen,  dass  der 
Richter  das  Volk  anfrage,  oder  auch  das  unberechtigte 
eigene  Stellen  einer  solchen  Anfrage. 

Das  Subst.  , Urfrag'  entspricht  dem  Vb.  ,er-fragen'  wie 
, Urteil'  dem  Yb.  ,erteilen'  in  dessen  älterer   Bedeutung. 

Na'=''-Fr. :  1.  Nachforschung  (nach  Etw.).  .Ohne 
n.  lybs  und  guets,  eigenschaft  oder  pfandschilling, 
ussgelassen  einen  hauptfal.  ob  es  ein  mann  ist.'  XV., 
JvMüLL..  Schwz.-Gesch.  -  2.  wie  nhd.  In  der  geziert- 
höflichen (modernen)  Antwort  auf  die  Frage  nach  dem 
Befinden  eines  Familiengliedes:  I'''  danke  der  (oder 
für  d')  Nä'''-Fr.  ZStdt.  —  Wunder-:  neugierige 
Frage.  ,Uf  angezogene  Wunderfragen  mag  Niemand 
bass  antworten,  wann  . . .'  Ansh. 

G'fräg,  G'fräg,  G'frög  —  n.:  wiederholtes  Fragen 
Bs;  B;  Z.  's  het  natürlig  jetz  im  Säl  e  g'tcaltige  Uf- 
stand  ge"  und  e  Gfrög  und  e  Gsehrai  und  e  Dur- 
enander.  Breitenst.  1863. 

fraglen  s.  f ragten. 

frage-  (-ö-J  Aa;  Ap;  Bs;  B;  Gl;  L;  P  tw.;  GG., 
Ta.,  T.,  Mels;  ScflSt.;  S;  Z,  frÖge"  (-o-'-J  AaK.;  Ap;  GF., 
T.;  Z,  frage"  (-e-)  BBe.;  GrD.,  Pr.;  P  tw.  (auch  -ie-?); 
GA.;  aScuw;  TB.;  W,  frigju  WUnterbäch.  —  Conj. 
Prät.  frieg  neben  fragti,  frogti:  1.  wie  nhd.  Wer 
frogt,  gid  nid  gern.  Ineichen,  's  ist  um  's  Fr.  s'  tue", 
es  handelt  sich  nur  um  's  Fr.,  so  erhält  man  die  Aus- 
kunft oder  übh.  das  Gewünschte  Z.  's  Fr.  chost't 
Nüd  und  lehrt  Mängs.  Ineichen.  Frog  vil,  so  erfahrst 
vil.  ebd.  Vit  Fr.  macht  witzig,  aber  u"tcerd  [unbe- 
liebt]. SuLGER.  Wer  vil  frogt,  göt  vil  ir  [irre]  Bs. 
Besser  swei  Mol  fr.  als  ei"  Mol  verirre".  Inekiien. 
Mit  Fr.  chunnd-men  uf  Rom.  ebd.  Me"  cha""  fr.; 
es  ist  Dütsch  bis  i"  's  Welschland  i-e.  ebd.  Wer  wit 
froged,  würd  wH  g'ieise"  (g'schickt  Aa).  Sulger.  Fr. 
isch  erloubt!  sagt  man  zu  seiner  Rechtfertigung  B;  Z. 
F''  wntt  (icett)  au'''  no'''  fr.!  als  ob  das  noch  fraglich 
wäre  Bs;  Z.  Gfrogt  hättist,  wenn-d  's  (iez)  wiisstist 
.\a;  L;  Schw  =  g' fraget  hast  (und  uf  de"  B' rieht 
cha''"st  warte")  Z,  grobe  Antwort  auf  eine  Frage,  die 
man  nicht  gerne  beantworten  will.  Das  frag!  hält 
man  dem  entgegen,  der  eine  überflüssige,  einfältige 
Frage  getan  hat  W.  T''  ha"  noch  nit  gfrigt,  meine" 
tuen  r''  wol  PP.  I"  d'  Em  fr.,  sich  als  Schnitter 
anbieten  Z.  M'r  seit  [man  sagt],  es  heigc  d'  Buche 
d'  Meidli  jo  a"  d'  Fasnecht  g'frogt,   zum  Tau:,   zum 

Wi".  Schild  1860.  Bi  Einer  nach  Vater  und  ^[uclcr 
fr.,  coire  cum  femina  Z.  Auch  konstruiert  mit  der  l'räp. 
.an-  Aa;  Ar;  Tn;  Z  (wie  mhd.).  Wenn  ('•-''  dar  [darf] 
an-i'''  [euch]  fr.  Merz  1836.  A>i  Einer  (EiniJ  fr., 
bei  ihr  um  ilire  Hand  anhalten  Z.  Die  Konstruktion 
geradezu  mit  Dat.  P.  (P  silv.)  ist  derjenigen  von  ,do- 
mandare'  der  ital.  Nachbaren  abgcsclien.  —  Der  Inip. 
als  Ausdruck  der  Verwunderung.  Juhi!  Wa.-<  cham- 
»Hcr  I kann  man I  ?)(■»(  Wetter  [der  Tausend!]  (tiC'' r/'.sc/i.' 

Frog,  liin   i''''  im   Jlimiiiil'f'   ,lKiiMi:v.   ISII.     Der  Inip. 


1201 


Frag — frug.    Pragg- 


Frah  -  früh 


1292 


.Frag-  alsHundename  1504.  Z  Taschenb.;  vgl.  ,By.ss'. 
£  FröqCs  mache",  viel  und  weitschweifig,  eingehend 
fr.  Bs.  Allittcrierend  verbunden:  frigjii  und  frusku 
=  bitten  und  beten,  mit  vielen  Worten  anhalten  W. 
U'g'fraget,  mit  act.  Bed.  Z.  ,Wir  giengen  ungefragt 
liierliin  und  dorthin.'  Stütz.  Do  darf  's  ting'froget 
ühönier  ne".  JKnMEV.  1844.  —  2.  peinlich  ver- 
hören, mit  der  Folter  inquirieren.  Auch  etwa:  .mit 
dem  Seil,  mit  der  Marter  fr.'  Vgl.  Frag  3.  ,0b  aber 
der  bös  lümt  inmässen  gross  wäre,  dass  die  person 
äne  fr.  nit  billichen  ze  lassen  wäre,  so  soll  man  die- 
selben person  an  ein  seil  legen  und  damit  oder  in 
ander  wise  so  nachfragen,  dass  es  gnuog  sie.'  1450,  ,\ri;. 

Mlul.  vrägen  und  vrlijun  (got.  fralhnan).  Die  Uiiilaiitung, 
weklie  iu  unseren  MAA.  tw.  Platz  gegriifen  hat  (uud  vor  der 
starken  Beeinflussung  durch  die  Schule  wohl  Torherrschte), 
mag  durch  mhd.  -l-  dcu  Anstoss  empfaugeu  hahen,  aher  sie 
geht  durchaus  von  der  Furm  mit  a  hzw.  5  aus  und  S',  o-, 
.6,  e'  sind  auf  provinziellen  Lautgesetzen  heruhende  Nbfen 
und  etymologisch  gleichwertig.  Ob  dagegen  die  ä-Formeu, 
welche  in  ä.  Litt.,  z.B.  1457,  UwE.  Mscr. ;  1495,  ß  Kuchcu- 
ordu.  (.an  de«  mülimeister  fragen,  ob  vil  in  der  uiüli  syg'); 
und  bei  NMan.  begegnen,  als  Fortsetzung  des  uihd.  tm'r/rn 
siillcn  betrachtet  werdcu,  lassen  wir  dahingestellt  und  be- 
merken nur,  dass  der  heutige  Lautstand  der  betreffenden 
MAA.  z.  T.  nicht  stiinmt  mit  diesen  liter.  Angaben.  —  Betr. 
die  Kon.jug.  streiten  sich  starke  und  schwache  .\bwandlung 
und  im  Präs.  Ind.  und  im  Ptc.  Perf.  sync.  und  volle  Form: 
.J'mrjiKt  und/ra(/»(,  (<i)fra<jet  und  (ij}/mgt.  In  den  sync.  Formen, 
uud  wenn  ein  Pronomen  sich  anlehnt,  verkürzen  gewisse 
MAA.   den   Voc,  z.  B.  früij-mi'''   Aa. 

über-fragcn:  mehr  fr.,  als  der  Andre  beantworten 
kann  oder  darf,  zu  viel  fr.  Da  hin  i'''  (da  hmt  mi'''J 
überfraget,  darauf  weiss  ich  keinen  Bescheid  Vüute; 
Gl;  G;  Sch;  Z.  —  Vgl.  mhd.  üba-vräije,  überflüssige,  un- 
gehörige Frage,  Einrede  bei  Gericht. 

u  m  - :  Umfrage  halten,  allg.  In  ä.  Rechtsspr.  auch 
tr. :  ,Alsü  hab  ich  obgenannter  richter  die  urtelsprecher 
umbgefragt  uf  ir  eid.'  1530,  Aüsch.  -—  or-:  1.  durch 
Fragen  herausbringen.  Mit  Acc.  P.:  Wohnung  und 
Aufenthalt  von  Jmdni  erfahren,  ihn  finden  G;  Z.  I» 
dere"  grosse'  Stadt  hän-e  [ich]  -ne  [ihn]  schier  nüd 
erfrage"  chiinne'  GA.  --  2.  befragen,  ausfragen,  ver- 
hören. ,Als  man  N.  N.  erfraget,  so  ketzcry  gezigen 
wart.'  1540.  Amtsrechn.  ZGrün.  ,Ber  Stiftung  halb  liab 
ich  die  Priorin  erfraget.'  ECys.  .Barthli  soll  wegen 
seines  Saufens  an  Sonntagen  erfraget  werden,  wo  und 
wie  viel  er  getrunken.'  1731,  ArTrog.  Eatsprot.  — 
ÜS-:  1.  m.  Acc.  P.,  wie  nhd.  allg.  —  2.  m.  Acc.  S.,  ganz 
abfragen,  überhören.  ,Alle  Mittwochen  und  Samstag 
solle  der  ganze  Catechismi,  so  weit  es  ein  Jeder  kann, 
ausgefraget  werden.'  1737,  Schulordn.  ArHeiden.  — 
nachhin  ('Mf7-cj-,  mit  Dat.  P.:  sich  bekümmern  um 
.Tnnln,  sich  ilim  unterordnen,  gehorsam  sein  Z.  Er 
fraget  sim  Vater  Nut  nahe  und  wacht,  was  er  will. 
Audi  mit  Dat.  S.:  Fr  fraget  (djem  Nut  d.fnölie,  das 
i.st  ilim  alles  gleichgültig  Z. 

G'frägel  n.  =  Gfräg  ßs;  B.  .Wenn  die  Frau 
Nichts  brauchen  soll  und  über  jeden  Kreuzer  ein  end- 
loses  Gefr.   ist.'   GotTH.   —   Zu  fiUylen. 

Frägi  m.:  zudringlicher  Frager.  Kindern  wird 
auf  die  Frage,  wer  Etwas  getan  habe,  wem  Etwas 
gehöre,  die  Antwort:  de'  (dem)  Frogi,  zu  Teil  ZU. 
Syn.  Frägler,  Frägli. 

frägle"  (-0-,  -e-J:  listig,  behutsam,  aber  wieder- 
lioll   1111(1  iiiiabliissig  fragen,  forschen,  allg.    Das  irird 


es  Wungere"  [Wundern]  ge'  iind  es  Frägle".  BWyss 
1863.  .Der  Herr  Pfarrer  hatte  Nichts  zu  frägeln  [im 
E.xamen].'  Gotth.  ,Der  vil  fröglet,  der  schwätzt's 
gwüsslich  aus.'  1531/48,  Prov.  ,Wer  da  Lust  bette 
zu  fr.,  warumb  Gott  die  Sund  zugelassen.'  JMüll. 
1661.  ,Qua;ritare,  oft  suchen  (forschen),  fräglen.' 
Denzl.  1677;  1716;  ThSpieser  1716.  ,Er  dörfte  nicht 
so  vil  fräglens  und  gespöttwerks  machen.'  ClSchob. 
1695.  Syn.  förschlen.  —  er-:  durch  Fragen  heraus- 
bringen, herausklügeln,  allg.  ,Eruere,  investigando 
elicere:  erfräglen,  mit  nachhinsuochen  oder  -gründen 
erfinden.'  Fris.  ;  Mal.  .Wir.  die  wir  gern  vil  fräglen 
und  wüssen  wollen,  wir  sollen  nicht  e.  und  wüssen 
wollen  solche  Ding,  die  Gott  ihm  äelbs  vorbehalten.' 
JMüLL.  1666.  S.  noch  erfärlen  Sp.  897.  —  üs-:  aus- 
fragen, mit  verächtlicher  Nebenbed.  des  Kleinlichen 
unil  Zudringlichen,  allg.  Die  tusigs  Wiber  send  gär 
g'waiidrig,  si  ivared  [würden]  -di"''  alli  Briiseli  usfrögle" 
Tu  (Schwizerd.).  Si"s  Wib,  die  herrli''''  Frau  Bas, 
hat  halt  nid  Anders  z'  tue",  a's  die  ganz  Wuche  vu" 
Hüs  z'  Hiis  z'  laufe"  und  d'  Lüt  usz' frägle".  Gl  Volks- 
gespr.  1834.  ,Sie  förschelten  und  frägolten  mich  aus.' 
UBrägg.  .Frägelt  jeden  Floh  aus,  wie  ein  Dorfschul- 
meister.' HPest.  1781  ^=  ,fragelt  wie  ein  D.  Alles 
selbst  aus.'  ebd.  1790. 

Frägler  m.:  zudringlicher,  hartnäckiger  Frager 
B;  UwE.  .Percontator,  ein  frägler  (nachfrägler),  der 
alle  ding  erfragen,  erfärlen  und  vernemen  will.'  Fris.; 
Denzl.  1677;  1716.  ,Gott  liebt  nicht  die  Fr.,  sondern 
die  Täter:  Dens  non  amat  qua-ristas  sed  curristas.' 
AKlingl.,  Dek.  1702. 

Frägli  (-Ö-)  m.:  lästiger,  neugieriger  Frager  Aa; 
Bs;  GA.;  S;  Z.  Der  Frögli!  Scherzbescheid  auf  die 
Frage:  ,Wer  ist  Jener'?'  Z. 

fr  ig  s.  frl  Sp.  1256. 


Fragg-   frugg.     Vl-I.   auch   die   (inipiie   Fmr-t   usw. 

friggassen:  rösten.  .Unser  falschen  jiropheten  [die 
Reformatoren],  die  doch  eins  teils,  Gott  syg  lob,  ge- 
frigasset  sind.'  Salat.  .Frigere,  infrigere:  rösten,  li'i- 
gassen,  präglen.'  Fris.;  Mal. 

Frz.  f ricagier,  Fleischstücke,  Gemüse  etc.  zerhaikcu  uud 
durch  einander  in  einer  Brühe  schmoren. 

Friggassete    f.:    gehacktes   Fleisch    Gl.   —  Vgl. 
frz.  fn'cansee,  gespickter   Kalbsbraten. 
Frugg  s.  Friitt. 


Frah— früh. 


friieh,  friiech  BE.,  Stdt;  F  (frilchj;  L;  S  tw.  — 
Hectiert  friieje,  früje  (friiije)  Aa;  Bs;  F  (friijaj;  Gl; 
Gr,  früeche  Aa;  Ap;  Bs;  BE.,  Stdt;  L  vorw.;  S 
früene  Aa;  L;  Z  —  wozu  als  Neutr.  überall  frües 
(früi-i)  —  Compar.  mit  pleon.  Endung  fräecherig  Ar, 
frü'nerig  Z  tw.  —  S  u  p.  friiest,  früej.^t  oder  früechst, 
früenigst  (L  tw.)  —  als  Adv.  fruo  WV.,  sonst  fme, 
fricei,  früji,  friiech:  früh,  wie  nhd.  (allg.).  De' chimnt 
friieh,  lässt  nicht  lange  auf  sich  warten;  auch  iron.  Z. 
Bi.f  er  chunnt,  ist  friieh  hi"  [verflossen]  und  .'<}mt  da  Z. 
■  Amplificierend:  Früecher  var  alte  Zite  S  (Joach.). 
Vii"   frite   (frilenemj    uf,    von    früher  Jugend    an    Aa. 


1293 


Fi-iili     l'riili.     Frack- -friR-k.     Friil-lVul.     Fnim-  iViim 


1294 


Insbes.  a)  früh  am  Tage.  Mit  Bez.  auf  Frühregeu: 
Früechi  Gest  dure"  nie  lang,  aber  chömme"  gern 
wider  iimme  [auiiick]  S.  Wer  am  Murgu  fruoh  uf- 
steit,  friast,  was  er  am  Tag  zuotreit  [verbraucht,  was 
er  sammelt]  WV. ;  sonst  heisstes:  Früeli  üf  wnd  spät 
nidcr  Bringt  rerlores  Guet  wider.  Früch,  früeh!  erhält 
der  früh  au  der  Arbeit  Stehende  zum  Morgengruss. 
Früeh  derzue  und  spot  dervö"  Z.  —  b)  fr.  im  Jahre; 
vgl.  Früeh-Jür,  Friieh-Bhiem,  Früehling.  En  friieje 
Cime,  eine  früh  trächtige,  die  daher  zwischen  Sept.  und 
Neujahr  kalbt  Gr.  Friieje  Wisen,  die  zwei  Mal  gemäht 
werden  können  Git;  frües  Krüt,  der  (früh  spriessende) 
Spinat,  ebd.  Vgl.  auch  die  Flurn.  Früehberg  Zg,  Friieh- 
IwfGT.  und  Früehrai"  ZBachs.  —  c)  fr.  in  Bezug  auf 
natürliche  Reife.  Früeh  Zänli  —  fr.  G'spänli  =  ein 
Kind,  das  sich  besonders  rasch  entwickelt,  erhält  bald 
Geschwister  Z.  Laufen,  als  ob  Eine''  mit-ema  z' fritje 
[jungen]  Stier  in-cr  Blacha  z'  3Iainsäss  tvett  [auf  die 
Voralp  wollte]  GRPr.  (Schwizerd.). 

MhJ.  vrihje  Adj.,  ri-iie,  vruo  Adv.  Ältere  Belepre  mit  ge- 
spartem Umlaut  zeigt  das  Adv.  z.  B.  1405,  Ap  Krieg;  Halb- 
suter;  Lied  ca  1446.  —  In  .morn  friieg.'  1531,  Strick!.; 
.Friiegüf.'  Geschlcchtsn.  BsLd  1527  und  sonst  in  alter  Schrei- 
bung ist  wie  in  ,frlg',  xig  (seitj)  u.  a.  das  im  Auslaut  schwer 
sprechbare  _/  consolidiert,  während  es  in  der  gesprochenen 
MA.  tw.  noch  (im  Auslaut  als  Voc.)  fort  besteht.  Wo  es 
ganz  aufgegeben  ist,  trat  vor  vocalischer  Flexion  meist  n 
oder  ch  dafür  ein,  Beides  aus  euphonischen  Gründen,  aber 
bestimmt  durch  die  falsche  Analogie  der  Fälle,  wo  voca- 
lischer Auslaut  durch  Abstossung  von  n  oder  ch  entstand. 
Wäh  rend  aber  keine  ürundform/riifn  (wie/i-iii,  s./rl  Sp.  1'2Ö6) 
gewagt  wurde,  ist  dagegen  c/t  geradezu  als  stammhaftes  an- 
genommen worden,  daher  auch  frücch.  h  im  Auslaut  hat 
keine  phonetische  Bed.,  kann  also  auch  nicht  ein  ch  gebären. 

Früehär:  Apfelsorte  s.  Sp.  65  u.  368. 

früehen  /Vi'ej'e" Ndw,  früe-e"  GO.:  früher  kommen. 
D'  Siuine  fricjed,  steht  jeden  Tag  früher  auf.  Gegs. 
späten.  —  über-:  früher  sein  als...,  Jmdm  zuvorkom- 
men, es  Einem  zuvortun.  ,Also  hattent  der  eidgnossen 
knecht  sy  [die  Zürcher]  Überfrucht  und  gritt'ent  s'  an, 
und  ee  das  die  panneren  darzue  kaniind.  do  hattent 
die  gueten  gesellen  den  vyenden  die  flucht  ange- 
wunnen.'  Fründ. 

Mhd.  vrüeicen,  vrücjcn,  refl.  sich  früh  zeigen,  aufmachen; 
ühcr-,  sich  sehr  früh  aufmachen,  Kincm  zuvorkommen.  ,Übor- 
frucht'  [n  statt  ue?]  zeigt  den  sog.  Rückumlaut  und  ist  ein 
alter  Beleg  für  das  Eintreten  des  rh.  Tschaclitlan,  der  das 
W.  nicht  verstanden,  liest  ,überznckt'. 

früeh  er  ig  s.  früeh. 

Früehi,  Früeji,  Früechi,  Früeni  f.:  Frühe,  allg. 
In  einer  (aller)  Fr.,  sehr  früh. 

früehlachtig,  -lechtig:  zicmlicli  tVüli  am  Tage 
oder  in  Bez.  auf  eine  fe.stgcsotzte  Frist  Bs;  ZÜ. 

Früehli  Früeji  n.:  ein  im  Spätjahr  geworfenes 
Lamm  W.     Gegs.  Spätli.     Vgl.  früeh  b. 

Früchli"g  ni.:  Frühling  (nicht  reclit  volk,stüm- 
lich,  s.  Langsi,  üstagen).  Früchjör  [al.s  Kalcnderzcit] 
ist  nid  Fr.  [als  mildere  .Tahres/.eit]  L.  Über  die  Feier 
des  Frühlingsanfangs  durch  Ausflüge  der  Jahrgänger- 
vereino  in  St.  Gallen  ».  G  u.  Umg.  18.59,  S.  176.  — 
früehli"ge''.  Es  früehi i gel :  die  Vorboten  des  Früh- 
lings erscheinen   ,\r;   '/,. 


Fraic)k— fru(c)k. 

Frack  ni. :  Kleidungsstück,  wie  nhd.  allg.  Er  ist 
nid  siibcr  (er  hnd  Dreck,  Öl)  am  Fr.,  hat  keinen  unbe- 
scholtenen Euf  mehr  L;  Z.  Jmdn  bim  Fr.  ne°,  ihn 
festnehmen;  auch  flg.,  ihn  hernehmen  mit  Strafe, 
SchlägenZ ;  Syn.  Fecken  Sp.  729.  Es  hät-en  am  Fr., 
er  ist  getrott'en,  erreicht,  verraten,  verloren  (physisch 
und  moralisch)  Z.  F''  hä"  scho"  gmeint,  es  hei  mi''' 
am  Fr.;  Syn.  s.  ge';  Bändel.  Es  langet  zu-me'  Fr.  Es 
langet  no'''  nüd  zu-m-ene  Fr.,  wenn  man  zu  wenig 
Münze  hat  etc.;  iron.  zu  Einem,  dem  man  Schläge 
versetzt  Z.  Er  wur-em  [würde  ihm]  gern  en  hölzene' 
Fr.  ablege",  sähe  ihn  gerne  todt  im  Sarge  ZKafz. 

Frz.  frac,  J'ra<iue;  viell.  gleichen  Ursprungs  mit  ,Froc'; 
s.   unser  Flocke"  II. 

ab-fracke°:  gemein  für  sterben  A-iZein.  Syn. 
abkratzen,  -reisen,  -seglen,  -schieben,  -dampfen. 

Frick  Frigg,  Koseform  Frigysclü:  Taufn.  Fridolin, 
auch  F'riedrich  Gl. 


Fral— frul. 


Fraiiler  m. :  eine  Münze,  savoyischer  Fünfer 
.Frowler.'  1422,  Geschf.  Ges. 

So  benannt,  weil  das  Bild  ,Uusrer  Lieben  Frau'  mit  dem 
Kinde  (od.  wie  sie  später  beschrieben  wurde,  .zweier  Kopfe') 
darauf  stund  (vLiebenau).  Wie  .Fräneler-  (s.  Sp.  1254)  vom 
Dim.   des   Grundw.   aljgel. 

Vröle"  PL:  Pocken.  Die  wilde  Fr.,  Windblattern 
GRh.,  Sa. 

Mit  verschobenem  Accent  aus  churw.  rimln  uinl  ilii-.-, 
wie  das  frz.  mride  und  das  ältere  rfml,  aus  neulat.  mriuln. 
Synn.   Fell   S   Sp.  770;   Fezen  Sp.  1151. 

Vriileü  n.:  I.Veilchen  GiiFläsch.  —  2.  »•(/(/»■  Fe, 
Hundsveilchen,  viola  canina  GWe. 

Vgl.  Vivle  Sp.  633  ff.,  aus  welchem  es  wie  Viuüti,  Vidule 
durch  Einschiebung  (in  erster  Linie  wohl  durch  Wioder- 
holuug  des  (,  '  Vilolc,  '  Vlulc,  welches  dann  aus  eu]ihouischen 
Gründen  au  r  vertauscht  wurde)  entstanden  ist. 

fralchen  =  üec-aic/tew  s.  Sp.  187. 


Fram  (framm)  -  frum  (frumm). 

frem  s.  fremd.         f reimen  s.  frien. 

Frimiing  Frlmig  Z  IS.,  Pfr-  AaP.,  l'friemig  ,B 
Längenberg;'-  ZWangen,  Frinig  AAFrL;  ZO.  —  f. 
B'  Fr.  ve"  (mache"),  einen  rechten  Winkel  her.stellen, 
z.  B.  indem  man  (bei  Bauten)  mittelst  einer  Messlatto 
6'  am  einen.  8'  am  andern  Schenkel  und  10'  als  Hypo- 
tenuse (gröasi  Fr.)  oder  3'  resp.  4'  an  den  Schenkeln 
und  W  als  Hypotenuse  abmisst  (chlini  Fr.).  Es  i.st 
("  der  Fr.,  rechtwinklig.  So  bes.  bei  Aufstellung  eini's 
Baugespanns,  wobei  in  den  Ecken  des  zu  erstellenden 
liebändes  je  o  Pfähle  rechtwinklig  aufgestellt  werden, 
d^  Fr.  schlb"  [schlagen  |;  daher  auch  :  die  Ausmarkung 
des  Fundamentes  durcli  Schnüre,  welche  über  die  auf 
den  genannten  Pfählen  l)efestigten  Latten  gespannt 
werden,  um  den  (irundriss  des  Gebäudes  anzugeben 
Aa;  „B;"  Z.  Die  normale  Kichtung  übh.  Eine  Wand, 
die  aus  den  Fugen  gegangen,  sich  tw.  verschoben  liat, 
muss  man  wieder  i"  d'  Fr.  bringen  AaF.,  Fri. 

Viell.  'vrr-miiu}i(j  zu  ahd.  >tm,  Koilie,  Ordnung;  ilmen, 
zählen;  in  frz.  MAA.  enriiii<r,  symmetrisch  zsstollen.     In  Betr. 


129Ö 


FraiM,  freiii.  tViiii,  fl'oin,  t'iiiin 


129ti 


ilur  Form  wäre  nilid.  vlieecn  für  Verliesen  zu  vgl.  Diu  Foriucu 
mit,  pf-,  sowiu  die  Aiisspr.  oder  Schrcilniug  mit  ie  scheinen 
sirli   :in    Pj'ium   .iiiziilellncii ;   vgl.   ,abstecken'. 

Kromin  m.-.  Vorteil,  Gewinn,  Nutzen,  Wohl,  Heil, 
fiirnielhaft  mit  Synn.  verbunden.  ,Da.ss  [der  Eidge- 
nossenschaft] von  irem  anlaiig  har  die  heilig  kilch 
wol  erschossen  [zu  Gute  gekommen],  fr.,  nutz  und 
e!ir  gebracht  hab.'  Ansh.  ,Des  Gottshauses  Fromb 
befl'irderen.'  XVII.,  Arg.  1861.  —  Mhd.  vrum(e),  vmme 
m.,  dass. 

fromm,  friimm.  Scii;  U;  ZÜ. :  1.  leistungsfähig, 
tiiclitig,  wacker.  ,Uise  mannliche  täte  [in  der  Schlacht] 
haiid  die  frommen  Glarner  getan.'  13S8,  Näfelser 
Scni.ArHTLiED.  ,Ir  frommen  eidgnossen  band  mengen 
redlichen  mann.'  1446.  Ragatzer  Schlaciitlied.  ,I)ass 
jedes  Ort  einen  frommen  Knecht  dahin  abordnen  soll, 
um  das  [SchlossJ  hüten  und  schirmen  zu  helfen.'  1521, 
Aiiscii.  S.  noch  Antlit.  Daher  als  Titel  in  den  Zu- 
schriften an  die  Eidgenossen  gefordert.  Anrede-  des 
Gross-Herolds:  ,Fr.,  fest,  fürsichtig,  ersam  herren.' 
RuEP  1550.  —  2.  rechtschaffen,  ehrlich,  redlich 
Aa;  ßs;  B;  GrD.;  L;  S;  U.  ,Frunun  sind  zu  Basel 
nach  der  gemeinen  RA.  nur  Dienstboten,  wenn  sie  nur 
keine  langen  Finger  haben,  auch  wenn  sie  im  Übrigen 
fluchen  u.  a.  solche  Dinge  treiben.'  Spreng.  .Der  ist 
sonst  nit  recht  fr.',  entwendet  bei  Gelegenheit,  was 
er  kann  STierst.  ,Man  macht  kein  Schloss  für  fromme 
Leute.'  SuLGEK.  .Einer  wirt  seiner  Gschicklichkeit 
halber  grüempt;  wyl  er  aber  nit  gar  fr.  dorzue  war, 
sagt  Einer:  Ja,  was  d'  Augen  sehend,  das  könnend 
d'  Hand  erwütschen.'  Sciiimpfr.  1651.  Syn.  treu.  — 
3.  im  religiösen  S.,  wie  nhd.  allg.  Wer  Nüt  cha'" 
weder  fr.  si",  miiess  go"  bettle"  L  (Ineichen).  Wer  fr. 
ist,  tue  recht  und  lass  Gott  walte",  ebd.  Z'  vü  fr.  ist 
scMimm.  ebd.  Ifalb  fr.,  halb  Schalle,  macht  die  beste 
Schick,  ebd.  Vor  Altem  dumm  und  frumm  und  jetzt 
(j'lcrt  und  rerchcrt  U.    En  Friimme,  ein  Pietist  Scii;  Z. 

—  4.  gutmütig,  ohne  Tücke,  harmlos,  von  Menschen, 
bes.  von  Kindern  und  Dienstboten  Aa;  S.  B'r  Bern 
(jdt  uf  's  Wibe"  üs!  Hiitt  (/meint,  de''  war  vil  s'  fr. 
und  vil  z'  schüch  d'rzue.  Joachim  1883.  Zahm,  ruhig, 
treu,  von  grössern  Haustieren  Aa;  Bs;  BM.,  Si.;  L;  Z. 
i's  fromms  Iio.<is,  das  nicht  ausreisst.  B'hüet  Gott-mer 
alli  mini  Fiomme",  dass  Keines  mer  fress  der  Bär  BE. 
Kuhreihen,  neben  gleichbed.  Lobe".  —  5.  auf  Sachen 
angewendet:  .fromm  Härlein',  schlichtes,  kurzes,  beim 
Klimmen  nicht  widerstrebendes  Haar  Bs  (Spreng).  — 
Mhd.  vrutii,  vrom.  Comp.  ,frnmmer.'  1587,  Jerem.  —  Abi. 
J'rijiii  in>ifcn . 

un-:  1.  untreu,  unredlich,  diebisch,  bes.  von  Dienst- 
boten Bs;  „B;  Vürte;  Sch.-  ,Ein  bös  wyb,  die  weder 
hus  haben  kann  nach  will,  und  erst  überdas  unfr.  an 
im  ist.'  LLav.  1584.  —  2.  gottlos,  unehrbar.  ,Es  würt 
ouch  alle  frowenzucht  dess  [desto]  schwecher  und  un- 
frömmer.' ZwiNGLi.  ,Dass  kein  priester  handle  wider 
die  Satzung,  in  synem  hus  oder  ussenthalb  unfronmien 
oder  anderlei  geschlechts   zuo  erhalten.'    1567,  Gerd. 

—  gold-:   treu  wie  Gold.  Spreng. 

frommen,  frumme  (-Ü-):  1.  fördern,  nützen, 
helfen.  ,Wenn  's  Euch  frommt  [beliebt]',  Höflichkeits- 
formel =  s'il  vous  plait  WLö.  Beatrix  von  Wolhusen 
schliesst  ein  Geschäft  ab:  , durch  unsers  gottshus  nutz 
und  frommung.'  1360,  Z  Staatsarch.  ,Durch  nutz,  from- 
mung und  fürderung  willen.'  1551,  Hofr.  ZoBuon.  — 


2.  bewirken,  veranlassen,  verschart'en.  ,[Ich  scliwöre,] 
dass  ich  darumbe  dien  burgern  ze  L  niemer  laster 
noch  leit  tuon  soll,  noch  fr.  [soll]  getan  [werden].' 
1347,  Gfrd.  .Aller  der,  so  sieh  gegen  dem  gewalt 
der  raten  gesatzten  [auflehnten]  ahler  gefrumden,  wie 
derselbe  gewalt  abgeworfen  wurde.-  XIV..  Beitr.  Lauf. 
—  3.  frümme",  zum  Voraus  bestellen,  machen 
lassen,  aufgeben  Th.  ,So  jemand  einem  maister  ein 
arbeit  verdingt  oder  frömbt  (an  in  gefrömbt  hat).' 
1504/32,  G  Ratssatz.  ,Ir  sölltind  wüssen,  was  früm- 
raen  wäre,  nämlich  mit  eigentlichem  andingen  be- 
stellen. Also  habend  die  alten  geredt,  sy  habind  by 
dem  Werkmeister  das  oder  das  zuo  machen  gefrümbt.' 
HBuLL.,  Widert.  1561.  ,Doch  wellichem  unter  ihnen 
[den  Feilern]  von  jemand  dergleichen  gebächt  [Gebäck] 
gefrömbd  wurde,  der  mag  alsdann  dieselbigen  wol 
bachen.'  1599,  Z  Ratsordn.  .Frimmen  etwas  zu  ma- 
chen: imperare  aliquid  artiflci,  conducere  aliquid  fa- 
ciendum.'  Denzl.  1716.  —  4.  opfern,  Opfer  dar- 
bringen, stiften,  spez.  um  Messen  lesen  zu  lassen. 
,l)ass  enhein  mann  noch  frowe  sullen  frunien  ze  dien 
bruodern,  wan  [es  sei  denn]  dass  si  der  bruoderen 
botten  den  pfenning  leggen  sun  [sollen]  in  den  köpf 
[Becher]  und  dannen  gan  sun.'  ä.  L  Katsbüchl.  ,Dass 
ich  umb  myner  sei  heil  gefrumet  hau  und  gestiftet 
ein  alter  in  dem  krüzgange  des  gottshuses.'  1303, 
Gkrd.  Bei  Leichenbegängnissen  in  der  Kirche  an- 
gelangt, wartete  man  der  Seelenmesse  und  , frommte 
und  opferte'.  Bs  XIV.  ,Soll  ein  kirchraajer  zu  den 
drig  messen  frumen  und  opfren.'  Anniv.  v.  TiiGachn. 
.Wenn  ein  mensch  stirbt,  da  süIlen  die  laidlüt  nit 
me  ze  frünnnen  gan,  denn  selbvierd.'  XIV.,  Stautr. 
Diessenh.  ,Das  im  uf  dem  altar  gefrömbt  und  ge- 
opfrot  würt.'  G  Arch.  ,Darumb  die  mess  gefrumet 
und  gestiftet  ist  mit  des  obgenannten  N.  N.  guot.  Es 
ist  ouch  ze  wüssen.  dass  N.  N.  und  syn  wirtin  an  dem 
selben  geriebt  die  göttlichen  gab  frumden  und  gaben 
mit  allen  dien  stucken,  als  hie  vor  geschriben  stat.' 
1399,  Gfrd.  ,Quod  plebanu.s  presertim  illam  oblacio- 
nem  que  dicitur  in  vulgari  das  frümen  ipse  recipiat.' 
1424,  S  Stiftsstatut.  ,Den  erlös  gab  sie  an  bild  in  den 
kor  und  frumt  sonderlich  das  gross  cruciflx.'  Anf.  XV., 
G  Hdschr.  ,Ouch  ist  von  alter  har  kon,  dass  uf  h. 
wienacht  jekliche  efrow  ein  haller  frumen  und  ein 
brot  opfern  und  ze  Östren  jeklich  efrow  ein  h.  fr.  und 
3  eiger  opfern  [soll].'  1488,  Gfrd.  ,0b  wir  schuldig 
syent  zuo  began  begrebtnussen,  sibent,  dryssigost, 
jarzit,  kerzlibrennen,  opfern  und  messfrömmen.'  15'24, 
Strickl.  —  5.  ehren.  , Der  burger  sollt  den  edelman 
billich  frommen.'  1405,  Ap  Krieg. 

Mhd.  vrumen,  -o-,  -ii-,  förderlich  sein,  schaffen,  hewirkeu, 
bestellen,  stiften.  , Messen  pfrummeu',  noch  in  der  M.\.  des 
Oberelsasses.  5  , ehren  durch  Darbringuiig  der  schuldigen 
Ehrenbezeugung  im  Grusse'. 

ä." - frü-mme»  f-ö-J  G;  Scu;  Th;  ZSth.,  „-fremde" 
VOrte,  -frümde",  -frimde"  Sch"  :  Etwas  bei  einem 
Handwerker  bestellen,  machen  lassen,  auch  bei  einer 
Zahlung,  einem  Vertrag  sich  ausbedingen  (Syn.  an- 
dingen) „VOrte;"  G;  Sch;  Th;  ZSth.  ,I)as  Siegel  sei 
viel  zu  subtil  gestochen!  Also  muss  man  beim  Schlosser 
oder  Hammerschmied  eines  anfrömmen?'  Gfrd.  ,Wenn 
Jemand  Etw.  bei  ihm  anfremdt  und  [es]  nicht  gefällt, 
ist  man  nicht  verpflichtet,  es  zu  nehmen.'  1804,  L 
Inserat.  Auch  ,im  Wirtshaus  bestellen'  L;  Z  (St.''). 
Anzeigen,  ansagen.    !•'•  hnii-im  's  scho"  lang  a"(jfrinnt 


r2M7 


Kieuii— rnnii.    I'i 


fniiiiil 


1298 


(')•  mües  mer  en  Huclc  mache"  SciiSt.  Mit  Acc.  V.: 
.Moin  Mann  hat  sclion  ein  paai'  SInsikanten  ange- 
frönunt,  die  müssen  am  Abend  aufmachen  [spielen].' 
l!S81,  Seil  Pilger.  —  2.  eine  Sache  anfangen  Si'ii. 

Jn-JrUmhn  setxt  ein  ans  dem  altcu  Subst.  frümede,  iihd. 
fiiimidii,  abgeleitetes  'fi-ümdcn  voraus,  aus  welchem  es  durch 
Akküinuitidatiou  des  labialcu  Xasals  au  deu  folgeadeu  Dentjil 
(wie  J'nnd  aus  fremd)  umgestaltet  wurde.  Anfremden,  viell. 
äliulich  zu  erklären  oder  volksetymologisch  au  , fremd'  an- 
gelehnt (bei  einem  Fremden  oder  ausser  dem  Hause  statt 
in  demselben  niacheu  lassen),  stimmt  mit  seinem  Stammvoc.  zu 
mild,  vreinvn  (von  vnim),    während  frummen  zu  vrttin  gehört. 

Froiiim(ig)keit  f.:  1.  Bravheit,  Geradheit,  Recht- 
scliatt'eiiheit.  ,0b  wol  bei  den  frommen  einfaltigen 
Teutsclien  gar  kein  bossheit,  sonder  alle  frombkeit 
vorhanden  gewesen.'  HPantal.  1578.  —  2.  Frömmig- 
keit  Bs  (Spreng);   HPest.  1787.  —   Mhd.    rruml.eit  aus 

vrumecheit. 

frommiglich(en):  1.  tüchtig,  tapfer,  getreulich. 
.Hieltend  sich  den  krieg  uss  fronimkliclien  an  eignossen.' 
Edlih.  —  2.  fromm.  ,Fromniiglicli  leben.'  ClSciioii. 
1G95. 

froninisam  =  fromm.  .Wie  sie  uns  mit  fronim- 
saiiien  Worten  solclios  zu  verwilligen  anfochten.'  Lauf. 
Beitr.,  nach  Vad.,  bei  diesem  selber  aber  ,fründsam'. 

frömmlich:  fromm.  ,Du  wirst  dich  in  deinem 
übrigen  lieben  desto  fröimnlicher  verhalten.'  JMev. 
1U94. 

Frömiiili"g  Hl.:    Frömmler  Z;  St.,  Dial. 

Fromeiital :  französisch  Raigras,  hoher  Hafer,  aveiia 
elatior  BTrachselvv. 

Frz.  frvmenUd,  dass.  und  auch  , englisches  Raigras',  luliuui 
perunue;  zu   frz.  frument.      Vgl.  Frumcut. 

Alpen-:    Knäuelgras,  dactylis  glomerata  BÜ. 
Nach  einer  gewissen  .Uinlichkeit  mit  den  Fruchtgräsern, 
daher  auch   it.  äeytde  lannjula. 

frunim  s.  fromm.  Frümen  s.  Pflumen. 

Friiiiient:  italienischer  Weizen.  Lt  Gk  Samml. 
1779,  42  wird  Etw.  mehr  Fr.  auf  die  gleiche  Acker- 
fläche gesäet,  als  man  vom  Winterweizen  nehmen 
würde;  ,da  aber  die  Körner  grösser  sind,  so  wird  un- 
gefähr der  gleiche  Raum  für  einzelne  Saatkörner 
herauskommen.'   —   Vgl.  frz.  fromcnt,   Weizen. 

frümmen  s.  frommen  Sp.  1295. 

Ürt-Frümmer  m.:  Urheber.  ,Der  Herr  v.  Saffoy 
begriif  ein  vorstadt  mit  einem  graben  und  wollt  also 
Stifter  und  o.  syn  der  stadt  von  Bern.'  XV.,  Justinoer. 

Mhd.  urivrumiierc,   Von   Ort  =  Anfang. 

Ort-  F  r  ü  m  m  i ,  -  F  r  ü  m  d  e  ,  -  F  r  ü  m  m  u  ii  g  f. : 
1.  Vollmacht,  Erlaubniss;  in  der  ä.  Lit.  in  formei- 
hafter  Verknüpfung.  .[Frau  N.  N.  gab  das  Gut  auf] 
mit  ir  wirtes  [Gemalils]  willen  und  ortfrunide.'  1291. 
Alten.  Wett.  ,So  bestäteii  wir  dise  satzunge  mit  unser 
gcwonliclien  ortfrüiiiungc  und  gewalte.'  l:jOl,  Z  RBr. 
—  2.  Bekräftigung,  Bestätigung,  Beurkundung,  Er- 
klärung, Zeugniss.  ,l>er  statt  ynsigel  daran  über  dise 
Sache  zeiner  ewigen  ortfrümi  und  zeiiier  gehügede 
[Erinnerung]  und  steti.'  1278,  JJRüegkk  lüOü.  —  Das 
W.  gibt  in  allen  Bedd.   das  lat.   mietoritm  wieder. 

Ungefrünimi(g)keit  f.:  Ungunst,  z.B.  ,U.  des 
winds  I  für  den  Fischfang].'  G  Hdschr. 


Schweiz.  Idiotikon.  1.  U. 


Framd— frumd. 

freiiiil  AALciign.  {-<■€-);  BsL. ;  BHa.;  GkRIi.;  GA., 
Wa.;  TB.  {-e-'-);  W,  -ö-  AaF.;  BsStdt;  B  tw.;  GRUhur, 
D.;  ScnStdt,  St.;  ZLunn.,  0.,  MUsteri,  fraiiF,  fre'nd 
AAoEhr.  (-rf-);  GA.,  Flums;  Sch;  ZNerach,  W.  (-rf;-), 
fründ  (tw.  schwankend  mit  frömd)  Aa;  Bs;  Btw. ; 
VOrte  (z.T.  -e'-);  GrL.,  Pr.;  GTa.,  T.  (auch  g'fr.); 
S;  ZG.,  S.,  Stdt.  frönt  Ap;  GStdt,  frilnd  BG.,  oSi.; 
Gl;  GSa. ;  Z  tw.:  1.  fremd,  ausländisch,  unbekannt. 
Es  frömds  Mensch,  ein  Fremdling  Gr.  S.  übercorn. 
Jo  eben  en  Fronde,  wie"  weisst  nüd  tvohar.  Stutz. 
Du  frönte  Schu-öhetüfel !  Merz  1836.  !''•  iveiss,  warum 
■Ich  ffiiYid  Ech  hi",  !'■''  bi"  drum  o"''  scho"  dusse' 
[in  der  Fremde]  g'si"  BG.  (Schwizerd.).  Frömd 
Sprache",  frömd  Sitte".  Sulger.  Es  chunnd-mer  frömd 
■vor,  ich  bin  es  nicht  gewohnt  ZLunn.  Als  , Fremde' 
werden  in  der  Grussformel  nicht  nur  völlig  Un- 
bekannte, sondern  auch  altbekannte,  jedoch  seltene 
Besucher  oder  Gäste,  Freunde  beim  Wiedersehen 
nach  langer  Trennung  empfangen  Aä;  Ar;  Bs;  GT.; 
ZO.  Ei,  das  ist  en  frömde  Herr!  freundliche  Be- 
grüssung  eines  lieben  Besuches  GT.  Sonst  lauten 
die  Begrüssungsformeln:  Bist  (fad  g'frönd  GT.;  bist 
änist  ä  [doch]  frönt.  Merz1836;  er  [ilir]  sind  fremde, 
-i  [ein  Fremder,  eine  Fremde]  GA.  und  die  Ant- 
wort darauf  (oder  auch  auf  ein  blosses  Gottwillche 
oder  Willkumm):  Bi  nüd  (so)  frönd  oder  ähnlich. 
Willkumm  zue-n-is!  De  bist  doch  e  Fröndi!  Antw. 
Gär  nüd  frönd;  i  chumme  jo  fast  all  Tag.  EFeurer. 
,Du  redst  von  frönden  inslen.'  Gvrenr.  1523.  ,Glych 
wie  der  Gottesson  in  einer  frombden,  schwachen 
gstalt  und  nit  darfur  geachten  person  diser  weit  er- 
schinen.'  Kessl.  .Naclulem  sich  Jahre  lang  meng- 
klich,  frömbd  und  hcimsch,  ob  der  unwegsame  und 
gepresten  der  Strassen  erklagt.'  15ti9,  Hagenb.  1882. 
,Er  seie  frömt  oder  Einheinischer.'  175ü,  LB.  ScnwMa. 
Sonst  bestand  ungleiches  Recht  für  Fremde  [d.  h. 
jeden  Nichtgenossen,  wenn  er  aucli  nächster  Nachbar, 
aber  bloss  Niedergelassener  war]  und  Bürger,  so  dass 
erstere  härter  gebüsst  und  gestraft  wurden.  ,Wenn 
ein  frömbder,  der  nit  burger  ist,  buosswirdig  wirf, 
die  selben  sollen  zwiefach  gebüesst  werden.'  1539, 
Bs  Rq.  Doch  galt  in  Schuldsachen  der  Grundsatz, 
dass  ,der  Frömbd  syn  Recht  [mag]  mit  ihm  bringen.' 
1631,  Sciiw  Rq.  Vgl.  noch  Gast,  Ussmann  u.  s.  Osen- 
BRÜGO.  1860,  S.  70  u.  187.  Sich  , fremd  machen'  heisst 
daher  noch  heute  in  Uw  so  viel  als:  sein  Heimat- od. 
Bürgerrecht  aufgeben,  um  es  anderwärts  zu  erwerben. 
Fr.,  ohne  Unterkunft.  Anstellung,  Arbeit  (von  Dienst- 
boten, Arbeitern,  Gesellen)  AAFri.;  BsL.;  Z  (Spillin.). 

—  2.  Ggs.  zu  , eigen':  in  fremden  Händen  liegend. 
Andern  gehörig.  Frömd  Guet  verzehrt  's  eige,  wie  de'' 
jung  Sehne  der  alt.  Sulger.  letz  si  m'r  lang  gnuciii 
frönde  Liite  g'si",  i"  frönde  Bette  g'scMofc";  's  isch-m'r, 
wenn-m'r  numme"  aw''  nes  eiges  Heiiiictli  hätte".  ,IoArii. 
1881.  E  Chue  schlecket  kei  frömd  ('halb.  Sri.GEn.  Si 
lueget  i  frömd  Ilä/c  [  liebäugelt  mit  einem  andern  Mann  |. 
ebd.  In  frömda"  Biiecher"  lesa",  Ehebruch  treiben 
GRChur.  Er  mues  Alls  dur'''  fröndi  Lüt  [die  nicht 
zur  eigenen  Familie  gehören]  lo"  schaffe"  Aa;  Bs;  Z. 

—  3.  meiischensclieu.  nicht  zutraulidi,  scliüclitern. 
Das  Chind  tuet  fr.,  flieht  die  Fremden,  allg.  (iegs. 
heimelig;  \i!:\.  fremden.  -  4.  befremdlich,  sonderbar, 
seltsam,  unerhört,  wunderbar.    Das  macht  si'^'' fr. !  Bs. 

82 


1290 


Fnini— fniiii.    Frams— fnniis.     b'raii— tVnn 


i:;iiit 


,l)eian;u;li  sich  iiiengerlei  trömder  siiclicii  erhuobciul 
mit  dum  huitvogt.'  Eui.111.  ,T)arum  uns  unbilliclieii 
iiiini)t  und  ouch  ein  frömde  sach  ist,  das.s  man  den 
kauf  in  die  gcscliwornen  büntbrief  züchen  will.'  ebd. 
Vei-bunden  mit  .nenien'  (.han'),  in  unpers.  Wendung, 
i.  S.  V.:  es  befremdet,  wundert  (uns),  dünkt  (uns) 
seltsam,  verdriesst,  ärgert  (uns).  Vgl.  frz.  etrange. 
,l)aruf  antworten  wir,  das  uns  frömd  hette,  uns  also 
ze  ersuechcn.'  1445,  Absch.  .Diewyl  söllichs  nit  be- 
schcehen  ist.  das  uns  doch  frömd  hat.'  1458,  SWochenbl. 
,Dos  myn  Herren  fremd  nam.'  Stockar  1529.  ,Nam 
mich  frorabd  und  seltsam,  etwar  syn  [dass  Jmd  sei],  der 
sollte  zwyflen.'  Kessl.  ,Nimbt  uns  frömbd  Wunder.' 
x\AWlirenl.  1ÜÖ4.  —  ,Sich  fremd  stellen-,  sich  befremdet 
zeigen.  , Anfänglich  stellten  sich  die  Herrn  Canonici 
hierüber  gar  fr.  und  machten  Miene,  unverrichteter 
Sache  von  einander  zu  gehen.'  Z  Nachr.  1750. 

Mhd.  rnmdr,  rrUiii(e)dc.  Die  Form  mit  homorganom 
Nachsehlag  b  ist  häufig  in  der  it.  Lit.,  so  noch  im  XVll. 
z.B.  im  Z  Miiud.  Kl.'iO  11.  bei  Hott.  166G.  .Frond.'  140Ü, 
til  Urk. ;  15'27,  Aa  Weist.,  u.  ,lriiul'.  ca  1560,  Scluuibg,  Kii. 
(,cin  vrautlcr  mann',  wo  aucli  ,dur  salbig'  =  dcrsclbig)  zeigen 
Assimilation  von  m  an  1/. 

fremde"  BHk.  (auch  o'f''-);  W,  -ö-  AaF.;  GiiChur. 
L).,  fre'nde"  GA.,  Fluras,  fründe"  Aa;  Ap  (-t-);  Bs;  Gk 
(Tsch.);  GTa.;  Scii;  UwE.;  Z(i;  Z,  fründe"  Gl;  G.Sa., 
(ffrcnne"  P  —  Dim.  fremdelen  frmtele  Ai-:  1.  (refl.) 
■sich  in  die  Fremde,  ausser  Landes,  begeben,  fremd 
werden,  ,0b  sich  in  künftigen  zyten  yeman  frömder 
mit  dem  sacrament  der  heiligen  oe  haryn  zuo  uns  früm- 
dote.'  lo9'2,  Öen  Ötadtb.  —  2.  menschenscheu  sein, 
sich  bei  Anwesenheit  fremder  Personen  eingeschüchtert 
zurückziehen  oder  zu  weinen  anfangen  (s.  fremd  3) ; 
nur  von  Kindern,  allg.  Da'  ist  au"''  e  fri'mdlkh 
ühindli,  es  fröndet  l;n  BüzeK  [nicht  im  Geringsten] 
Seil,  lleüex.:  Das  Cliind  frcmdot  schick  W.  Unpers. : 
Ks  </ fremdet  im  BHk.  Syn.  eiyclen.  —  3.  fremd  a  n  - 
muten  L;  Z.  Die  ßegC'd  hat  mi''' y' frömdet  Z.  ,Eiii 
Heimatloser  walle  ich  um  die  Heimat  her;  Es  frenulet 
Haus  und  Halle,  mich  kennt  der  Ort  nicht  mehr.' 
BoRNiiAusKU,  Eückerinnerung. 

Mild,  vrcmdcn,  -h-,  entfremden,  entziehen,  fern  bleiben: 
refl.,  sich  fern  halten,  fern  werden.  Gefraun  erklärt  sich 
ans  dem   in   F   üblichen  frcm   [l'remdj. 

„an-:  1.  sich  fremd  gegen  Jemand  betragen.  Er 
hat  mi'''  Wfi' fremdet,  allg.  —  '2.  fremd  scheinen,  vor- 
kommen, iis  fremdet  mi'''  Alles  a".  allg.  Ggs.  an- 
heimelen. 

ent-  fet-,  rp-):  1.  (reti.)  fremd  werden  GiiObS.; 
weg  [in  die  Fremde]  ziehen.  ,Üass  hantwerksgsellen, 
vor  und  e  sy  durch  den  grichtschryber  gefertiget  wer- 
dent,  sich  entfrembdent  und  hinweg  züchent.'  1539,  b. 
.Berufet  dich  der  Gewaltig,  so  entfrömde  [,entferne' 
in  den  neuen  Ausgaben]  dich,  so  wird  er  dich  desto 
mehr  berufen.'  1707,  Sirach.  —  2.  (refl.)  sich  fremd, 
nicht  heimisch  fühlen  GrD.  —  3.  „fremd  vorkommen. 
Das  entfremdet  mi'''  ß;  L."  —  4.  (pers.  od.  unpers.) 
scheu  sein,  sich  fürchten  vor  fremden  Leuten  B;  GrD., 
li'li.,  S.,  Sculnis,  V.  —  5.  (tr.)  Tvegschafl'en,  entziehen, 
abziehen,  entwenden.  .Der  Abt  hat  syn  hab  und  bar- 
schaft  über  see  liinus  enttiöchnet  und  entfrömbdet.' 
15'29,  Absch.  ,l)ie  zöU  und  steur  entfrömbden:  alienare 
vectigalia.'  Mal.  .Wellicher  Einem  nach  .synen  Dien- 
sten und  Lechen  stellt  und  entfrijmbdet.'  1572,  SchwE. 
LB.    ,Der  guetcn  frouwen  ist  ein  kunimer,  ouch  schad 


begijguot,  ist  ir  eiitfrompt  [durch  einen  'l'odtsclilag]  der 
lychnam  [Leib  sc.  ihres  Gatten].'  L  Landgerichtsordn. 
—  Mhd.  cnivrcmdm,  nur  in  Bod.  5.  —  Zu  1  —  1  vgl.  vni- 
Sp.   35'2,   4. 

ge-:  1.  entziehen,  entfremden.  ,Das  [der  Kiiiiig] 
dise  statt  von  dem  ryche  niemer  gefriimde  mit  ver- 
setzenne  ald  mit  ihte  [irgend  Etw.].'  1304,  ZRBr.  - 
2.  S.  fremden.   —  Mhd.   ijnremdrn,  ebs. 

be-.  ,Mich  wundert  und  befremniet  gar  sehr.' 
1529.  BsCarthäus. 

Fremdi,  -ö-,  Frehidi,  -ö-,  -ü-,  Frenni  F  —  f.: 
Fremde,  Ausland.  A"  der  Fr.,  in  d.  Fr.  Gl.  I"  d'  Fr. 
yä",  d'  Fr.  mache"  L,  auf  die  Wanderschaft  gehen, 
bes.  von  Handwerksburschen.  Es  yät  niid  i"  d'  Fr., 
ruft  man  dem  Hunde  zu,  der  sich  auf  die  Begleitung 
seines  im  Festtagskleide  erscheinenden  Herrn  freut  Z. 
Wo  bisch  y'si':'  Z'  Däyynau  [Teknau.  Dorf  in  BsL.] 
■4»  der  Fr.  (spött.)  BsStdt.  Er  ist  i"  d'  Fr.  y'yanye" 
uf  nümme"  umme"  [zurück]  ehü",  euphem.  für:  er  ist 
gestorben  L;  Syn.  verreist.  Auch  nur  der  nächste 
Kreis  ausserhalb  des  Wohnortes  GnPr. :  j"  d'  Fr.  yä", 
ausserhalb  des  Dorfes  gehen.  Wen  man  auf  dem 
Wege  aus  dem  Städtchen  betrifft,  der  wird  gegrüsst: 
Wend-  [wollt]  ir  i"  ä'  Fr.?  GWesen.    Vgl.  fremd.  — 

Mhd.   vnmde,   ebs. 

fremdisch  „frendsch",  fröntsch,  „fränäsch'' :  aus- 
ländisch, fremdartig;  fr.  rede",  tue",  fremde  Manieren 
iiaben  L.  —  Synk.  wicyiiwcA,  «fcr/«m»cA,  ifm(!ic7i  u.  A.  und 
uhd.    , Mensch;   deutsch'. 

Freuidliiiger  111.:  ,Ein  frümbdliiiger,  der  uiider 
inen  ist.'  1531,  IH.Mos.;  dafür:  .frünibdling.'  1548. 

Ort-Frümd  s.  -Friimmi.  anfrümden  s.  au- 
friimmeii. 


tromklicli 


frommiylich. 


Framsle    s.  Franse. 

froilimsle":  mit  scliuldloser  Miene  IJöses  verab- 
reden, heucheln  Tu.  -  'Fioiumlsioui,  niil  liimiu, -Bildung 
auf  il(ün).      Vgl.   bcrütmfihn. 


Fran  (frann)— frun.    Vgl.  auch  die  (irupiie /V.iHif  usw. 

F  ran  eile   s.  Flanelle.  Vren(eli)   s.    Verene 

Sp.  915  <^.  Vrenach,    Vrenecher,    Vreiieker 

s.  Sp.  917.         (ge-)frenen  s.  fremden. 

Vrener  m.:  auf  StVerenatag  cntriclitetcr  Zins? 
.N.  N.  1  Vr.  von  syin  hus,  das  ist  1  ß  den.'  ca  1400, 
L  Propsteirodel. 

Vgl.  ebd.:  ,Dio  matte  ze  Vokkiugen  giltet  6  den.  Verene 
lauf  VerenentagJ.'  ,Dise  sind  die  zins  zc  Alpnach  von  den 
valiigen  güetern  ze  sant  verouen  mes.' 

Vreni    s.   Verene  Sp.  915. 

Vreniker  AAEhr.=  rereH«c7(  Sp.  017.  —  Früeh-: 
Obstsorte.  1770,  ZW.  ,l)ort  der  magere  Baum,  das 
sind  Frühvrenech.'  Gottii. 

frein,  frin;  frein(er)en,  friiien  s.  frl  usw. 
Vri^neli  s.  Verene  Sp.  915  11'.  Frinung  s.  Fri- 
muny  Sp.  1294. 

Pröll(i)  f. :  Frohnde,  Frohndienst,  Frohnarbeit, 
Frohntag.  ,Zwo  hueben,  der""  giltet  jetwedere  ein 
froni.'    129(1,  Olfn.  Eschenz.     ,Uud    machtend    inen   ir 


1301 


Pran,  freu,  t'riii,  fron,  tVuii 


1302 


leben  säur  mit  allerlei  fronen  auf  dem  feld.'  1531, 
II.  Mos. ;  dafür  1518:  .mit  allerlei  werk  oder  arbeit' 
.Sollen  allwesfcn  zwen  einen  wagen  füeren;  wann  aber 
die  fron  nit  so  gross  wurde,  dann  sollen  die  undertanen 
ie  zuo  Zeiten  ein  obervogt  auf  Varnsj)urg  fragen  und 
ist  vom  alter  her  gebräucbig,  dass  man  für  ein  zug 
•/.wen  batzen  frongelt  bezalt  hat.'  155G,  Bs  I\q.  ,'\Vann 
man  in  unser  gnedigen  herren  statt  Basel  oder  wegen 
des  Schlosses  Varnspurg  ein  frönung,  so  man  nempt 
die  Basolfron,  zu  tuen  anhept,  solle  es  in  allen  dör- 
feren  umbgehn  und  darvor  niemand  gefreiet  sein.' 
ebd.  —  Mlul.  vrnne.  vrnn.  tlass.  ,Fröü*  als  Plur.  17:^1, 
Absril.    —    S.    u.    Fntiith    u.    vgrl.    FmnlaHtrn    Sp.    1  1  1  :^>. 

fr  n  n ;  1.  heilig.  ,l)o  er  [Nebukadnezar]  hatt  b'roubt 
den  tenipel  fron.'  Birk  1535.  ,0  Gott  Beel,  lass  dir 
gefallen  Jetzund  dises  lobgsang  fron.'  ebd.  .Ein  zei- 
chen des  fronen  lebendigen  lychnams  Christi.'  ZwiNfii.i. 
—  i.  echt,  ehelich  ('?).  ,\Vie  g'schäntst  du  mich  und 
mj'n  frones  kind  so  grimm  fälschlich',  sagt  die  Mutter 
bei  NMan. 

Mild,  vi-nn,  was  den  Herrn  (geistlichen  ojer  weltliehcu) 
lietrifft,  ihm  gehört;  heilig,  herrschaftlich,  öffentlich  (voran- 
gostcUt  oder  nachgesetzt).  Erhalten  in  zahlreichen  Conipp. 
und  F'lurn.  FriM-Achi:r(en)  GT. ;  ZErl.,  Uster  nnd  angelehnt 
an  ,froh'  (s.  auch  u.)  Frohcn-A.  und  Froli-A.  ZTheilingcn; 
Fntii-Aljj  GlEnnenda,  urspr.  (It  Seckinger  Urbar)  den  Herren 
vom  Kate  gehörig;  Fronholz  BUetondorf  (noch  appellativ  1583, 
Aliscli.;  der  der  h.  Obrigkeit  als  dem  Obereigontümer  zuge- 
hörige Wald);  ,die  acher  in  frön-lö.'  1:325,  Riicger;  ,ein 
halb  Mannsniad  auf  den  Frimniäder  gelegen.'  1652,  Kriess. ; 
Fmi-Ifia}  ZOtw.  (oder  zu  ,froh'?);  Fmn-Bn-y  GRorsch., 
Fmhen-Ii.  ZEls.,  Veltli.,  Froli-B.  BKirchb.  (vgl.  ,Heinr.  von 
Kronberg.'  1:33:3,  Geschf.  Gs.);  Fronschnaiij,  schlossartig  um- 
mauertes Hans  ZEheinau:  Fmh-Winn  ThSitterdorf;  It  Z 
Stifts-Urb.  ca  1350  sind  verschiedene  Bauern  zu  Albisrieden 
verpflichtet,  das  ,fronwisen-höiw'  für  die  Propstei  zu  führen. 
,Es  soll  auch  ein  for.ster  ze  Kiedcn  die  wisen.  genannt  Fron- 
wis,  ze  rechter  zyt  alouaien  [-uiiilienl.'   XV.,  Ztschr.  f.  scliw.  R. 

früne",  fröne",  frnndc:  1.  intr.,  Prohndlen.ste 
leisten,  als  Hiiriger  od.  Zinsmann.  ,So  wollen  sie  [die 
Bauern]  mynen  gn.  herren  gar  kein  tagwen  mer  tuen 
noch  fronen,  weder  mit  meigen  [mähen],  höuwcn, 
buwen,  schnyden,  hagen  noch  j.agen.'  15'25,  Strk'kl. 
,Was  für  Personen  nicht  selbs  ein  ganzen  Zug  haben, 
da  sollen  zwen  zusammen  spannen,  auch  allwegcn  zu- 
vorderst ein  Ubervogt,  was  zu  fronen  seie,  gefragt 
werden.'  1611,  Bs  Rq.;  ähnlich  1757.  ,Weil  die  Waldon- 
burger  durch's  ganz  Jahr  bei  und  zuem  Schloss  an  Bron- 
nen, Steg-  und  Wegbesserungen  vor  allen  anderen  mit 
Leib-  und  Fuhrtauwon  fr.'  17'21,  ebd.  Jetzt  nur  noch: 
als  Glied  einer  Genossenschaft,  Gemeinde  zum  Nutzen 
derselben  Arbeit  unentgeltlich  verrichten  Ae;  G;  ZO. 
En  Tag  a"  der  Ströss  fr.  Syn.  frön-,  gemeimcerchen.  — 
2.  als  Lehensherr  ein  Lehen  wegen  Vernachlässi- 
gung, Rückstand  in  der  Bezahlung  der  Gebühren  od. 
Pereliction  wieder  an  sich  ziehen;  insbes.  als  Gläu- 
biger auf  Liegenschaften  (seltener  auffahrende  Habe) 
aul'gelaufener  Schulden  halber  gerichtlich  Beschlag 
logen  lassen,  sie  für  den  Gläubiger  pfänden,  wovon 
am  ProhnprotokoU  Vormerk  gcnonnnen  wird  (s.  an- 
schrlhen).  Übernimmt  kein  Verwandter  oder  Bevoll- 
mächtigter des  Schuldners  provisorisch  die  Güter  sanmit 
den  darauf  haftenden  Verpllichtungen  und  können 
Letztere  nicht  innerhalb  G  Wochen  (und  3  Tagen)  be- 
stritten oder  gelöst  werden,  so  nimmt  die  .Prönung' 
ihren  Fortgang,    indi-ni    die  Güter   ;uil  dem   Knukurs- 


wege  versteigert,  d.  h.  meist  der  Gläubiger  in  den 
Besitz  derselben  eingewiesen  wird.  Vgl.  in  Haft 
h'(j(je)i,  vcrheften.  ,Dass  im  das  [Wein  und  Korn]  nio- 
man  hie  verbieten,  verheften  noch  frönen  soll  mit 
enkeinen  unsern  gerichten.'  1340,  Z  Ratserk.  .Ich, 
schati'ner  des  erwirdigen  bischof  ze  Basel,  mit  gerichte 
fronde  diso  nachgeschriben  hüser  umb  der  zins,  so  im 
iegelich  hus  uf  Sant  Martins  tage  geben  sollte  hau.' 
1355,  Bs  XIV.  .Ist  dass  [der  Konkursit]  ligende  guot 
hat,  daruf  soll  man  vorab  faren  und  das  fr. ;  bette  er  aber 
nüt  ligendes  guots,  so  mag  man  syn  farende  guot  fr.' 
XIV.,  Bs  Rq.  ,Will  yemand  ligende  güeter  umb  boden- 
oder  widerkoufig  zins  frönen,  das  soll  also  beschehen: 
der  fröner  soll  die  fronung  tuen  zuo  zyten,  so  man 
gericht  haltet  vor  dem  schultheissen,  dem  schryber 
und  amptlüten,  die  sollen  dem  schryber  die  fronung 
angeben;  denen  gehört  ze  Ion  nämlich  1  ß  in  den 
stock,  dem  schryber  10  den.,  die  fronung  ynzesetzen 
und  dem  schultheissen  und  amptlüten  3  ß  under  sich 
glyclilich  ze  teilen,  und  dem  amptmann,  so  die  fronung 
dem,  des  das  guot  ist,  zuo  verkünden,  4  den.'  ca  152it, 
ebd.  ,I'ie  ligenden  güeter  sollen  zu  drygen  tagen 
und  sechs  wochen  gefrönt,  offenlich  an  das  riehthus 
und  an  das  koufhus  angeschlagen,  allda  mengklichem. 
dem  sy  versetzt,  verpfondt  oder  ze  koufen  willens 
wäre,  sich  darnach  wüssen  zuo  richten,  vcrkündt 
werden.  Und  so  also  das  guot  oder  pfand  in  fronung 
geleit  und  euch  verkundt  worden  und  der,  dem  gefront 
ist,  die  fronung  vor  usgang  der  6  wochen  und  3  tagen 
nit  abtragen  hat,  wann  dann  der  froner  wyter  anruoft, 
dass  man  im  das  pfand  zuo  koufen  geben  soll,  so  soll 
man  der  eigen  band,  so  den  bodenzins  hat,  euch  allen 
andern,  denen  dasselb  guot  pfand  oder  versetzt  ist. 
und  dem  besitzer  des  guots  darzuo  verkünden,  und 
so  der  froner  koufen  will  umb  syn  üsstend  zins,  so 
soll  er  bieten  1  pfd  3  ß  zins  den.'  1520/57,  ebd.  ,So 
mag  der,  dem  das  guot  gefront  ist,  in  jar  und  t.ig  dem 
nechsten  nach  der  beziehung  das  guot  von  dem  fröner 
mit  abtrag  der  sach,  darumb  gefront  ist,  zuosanqit 
den  kosten  lösen.'  ebd.  .Betreuend  die  freiwilligen 
Ganton  ligender  Güteren  soll  darmit  wie  bei  gerichtlich 
gefrönten  Ganten  verfahren  werden.'  1710.  ebd. 

Mhd.  rroenen,  -o-,  heiligen,  als  Abgabe  überreichen:  in 
Besrhlag  nehmen,  .ans-,  abpfanden  :  Frohndicuste  loistcii.  t'ber 
das  Fröhnungsveifahren  vgl.  weiter  Bs  Kq.  2,  -ITS  ff.  und 
Ztsclir.  f.  Schweiz.  K.  7,  25  ff.  ll'J  ff.  Wenn  Lehen  nach 
.gevründe  recht'  (a"  1350)  empfangen  werden,  sii  bch.-Ut  sich 
der  Lehensherr  vor,  d.as  verliehene  Gut  täglicli  aufkündi'j]. 
resp.  zurückziehen  zu  können. 

Proner,  Frön  er  ni. :  1.  Prohnarbeiter.  .Der 
sBlben  fröner  einem  soll  der  kellcr  ze  nacht  geben 
ein  nachtbrot.'  1444,  Offn.  ScnThayng.  —  2.  Inhaber 
eines  Prohnlehens.  ,In  des  goltshus  hölzer"  hau  waid- 
recht die  froner,  diemurlechen  [etc.].'  ca  1515.  Pischer- 
rechtnng  Zliheinau.  —  3.  Gläubiger,  zu  dessen  Gun- 
sten die  Pfändung  und  Einweisung  derelinquierter 
oder  solcher  (iüter  stattiindet,  die  im  Konkurs  sind 
für  Forderungen  aus  dinglichen  Schulden,  Zinsen, 
Zehnten  usw.  ,Gat  aber  dem  froner  jemand  vor  mit 
bodenzins  oder  widerkoutig  zins  oder  clter  versatzung, 
die  soll  er  abtragen  und  vernüegen  umb  zins  und 
houptguot.'  ca  1520,  Bs  Rq.  ,[l>er  abwesende  Gläu- 
biger] hat  gewalt.  inwendig  der  jarsfrist  dieselb  fro- 
nung  ze  rechtfertigen  oder  den  ersten  froner  zuo 
übcrknufen.    doch    ilass    er    demselben   undi   die  sach. 


1303 


Prall — fruli.     Fraiiil-  f'rihid 


1304 


Jarumb  gefront  ist,  und  den  kosten  abtrag  tuon  soll.' 
ebd.  —  Mlitl.  vrmwr,  vroener,  vrocuder,  Fröhiier,  Dieuer, 
Beamter,  Pfänder. 

Vronegg  Bs;  L;  SchwE.;  Zg;  Z,  „Vron  VOrtk", 
Vrnne  L,  Vrnneli  VOrte;  SBb.;  ZKn..  Vröni  VOrte 
(It  St.  gröber  als  Vron);  S;  ZKn.,  ..Neffg,  gröber 
Neggi,  -U,  Diin.  Neggeli  Zr":  Personenn.  1.  Veronika. 
E.1  ist  es  Maitli  etinet  dem  Se,  Me'  seit-em  nw  Vro- 
ncygli;  i's  isst  all  Wtiche  sihe  Brocl  Und  na  [noch] 
derzue  dril  Weggli.  Bei  NManuel  ,Vroneck',  Kose- 
form , Vröni'.  —  2.  Verena  SBb.  —  3.  scherz w.  für 
(Ihronik.  Oder  ich  zeichne-der  mit  mine'  zice  Brat ze 
die  ganz  [Engelberger]  Tal-Fronegg  i'  dw  G'fräs. 
1781,  Talhochz.  Das  [nämlich  Fluchen]  ist  der  tiigJi''' 
Polder-Te.r  [Text]  us  Iser  Hous-Fruneijg.  ebd. 

Fron  eile  s.  Flanelle.        Pröni  s.  Frön. 

Frnnnng  s.  frönen.        Fröni  s.  Fröhi. 

früener,  Früeiii  s.  f'riieh,  Früehi. 


Frand— frund. 


freiid,    friind    s.  fremd.  Vrendli    s.    Verene 

SiJ.  ni.'-.. 

Prtilldo,  Fronde  f.  ^=  Frünung,  r.  fronen  3.  ,nass 
man  ime  die  gericlit  und  frönde  möge  kunt  tuon.' 
13lj(j.  Bs  Kij.  —  Mliil.  r,;„,„ti',  frdhiulieiistijmehtigres  Land, 
Fndiiiarhcit. 

friind  s.  fremd. 

Fründ  {-ü-  GrI).,  -ie-  P.silv.):  1.  wie  nhd.  F" 
Fr.  i  der  Not,  F"  Fr.  im  Tod,  E"  Fr.  hinder'm  Rngge 
Sitid  drei  starchi  Brügge".  Inkiohen.  Fn  alte  Fr.  ist 
besser,  als  zwe  neu.  ebd.  Alt  Fr.  und  alt  Weg  mues- 
nie"  nid  Hecht  üfge".  Stluer.  Es  sind  nid  Alli  Fr., 
iro-n-is  [uns]  a"lacliid.  ebd.  E"  Fr.  ist  liechter  ver- 
löre", als  g'fundc".  Ineichen.  Fr.  ha"  ist  guet,  besser 
aber,  me"  niüe-is-.n  nid  hrüche".  ebd.  Fr.  i"  der  Not, 
's  gond  all  uf  ei"s  Lot  L,  gü-ed  [Conjunkt.]  füfzg  iif 
e  L.  AABb.  Vil  Fr.,  aber  wenig  Nothelfer.  Ineichen. 
Arm  Lüt  hdiid  keni  Fr.  ebd.  Die  rlclie  Liit  sind 
enand  all  Fr.  ZTagelsw.  (doppelsinnig;  vgl.  gefründet). 
(Hiimnt  Unijlicli  und  Armuot  in  's  Hüs,  so  loifiint 
oi'''  di  Frind  dariis  W.  En  Vetter  und  nid  Fr. 
ist  Niint,  Verwandtschaft  allein  will  wenig  sagen 
SciiSt.  Aller-welts-Fr.,  Allern-elts-Narr.  Sulger.  Mit 
Fründe"  verlürt  me  vil  Zit.  ebd.  J'''  han-en  hungrige 
Fr.  uf  em  Weg,  sagt  man  entschuldigend,  wenn  man 
in  Selbstvergessenheit  sich  zweimal  mit  Speise  be- 
dient Z  oGlatt.  I"  Fründe"  usenandclio",  in  Freund- 
schaft sich  trennen,  z.  B.  nach  einem  Prozesse  Sch. 
nach  dem  frz.  ,en  arais';  vgl.  Find  Sp.  846.  — 
2.  Verwandter,  allg.  Si  sind  Fründ  (z'sämme'J; 
wer  sind  na  [nocli]  nach  [nahe]  Fr.  mit-  (zue-n-J  enand. 
allg.  Nöli  der  Lieh  [zuniichst  hinter  der  Leiche]  gönd 
d'  Fr.  allg.  's  ist  e  ehll  Höehsig  [kleine  Hochzeit] 
g'sl",  me"  hat  nW  die  nächste  Fr.  i"g'lade"  ScnSchl. 
Vetter  Heiri!  Fr.  uill  i'''  gern  si",  aber  nie  kein  Bürg. 
Stutz.  Er  hat  kei  Fr.,  der  Stät  erbt-e".  Fr.  wie 
Hund  Bs;  L;  Kirchh.,  von  falschen,  übelwollenden 
Verwandten,  mit  dem  Zusatz:  Vetter  ivie  Arschblätter  S 
(ArschJöcher  '/,).  und  Nachbure"  wie  Chalber.  Ineichen. 
Die  nächste"  ( lieste")  Fr.,  die  ärgste"  ffülste",  grösste") 
llünd  (F'ind,  Ai'K. ;  Seil).  Me"  seid  allemal  nüd  vergebe, 
d'  Fr.  lücid  cna>id  jihigc"  Ijis  i"  's  Grab,  <dicr  doch  nüd 


ganz  drl"  inne.  Wolf,  Dreierwahl.  Under  Vogt  und 
Frinde"  si",  unter  Geschlechtsvormundschaft  stehii 
Ni>w;  R.  Fründschaft.  ,Wo  ein  unser  burger  abstirbt 
und  kind  hinder  im  lät,  die  vogtbar  sind,  haiid  da 
die  kind  fr.,  vater-  oder  muoterniägen,  die  inen  ze 
vogt  nutz  sind,  die  send  es  ouch  syn  und  blyben.' 
1384,  AaB.  Stadtb.  ,Hat  er  nit  ein  vater,  so  erbt  das 
iBchen  S3'n  nächster  fr.  unz  an  das  ander  gelid.'  ( Xlii. 
ZFlunt.  ,Hätt  die  frou  eigen  oder  erbguet  zue  im 
bracht  von  iren  fründen,  das  soll  der  mann  niessen 
bis  ze  end  syner  wyle.'  Offn.  ZBrütten.  S.  auch 
Sp.  673  0.  ,.\in  vogtherr  mag  wol  lassen  verbieten 
schweren  och  tanzen,  spilen,  karten  zuo  zyten,  so  im 
ain  angeporner  fr.  abgestorben.'  1472,  Otfn.  GBurgau. 
.VVellicher  sich  partyet,  vor  und  ee  er  synen  vatter, 
brueder  oder  sunst  nach  fr.  sähe  blüeten.'  1540,  Aa 
Weist.  ,Es  ist  auch  zu  beden  syten  allen  kosten  uf- 
ghept,  die  wyl  sy  [die  Prozessführenden]  so  nach  fr. 
sind.'  1570,  WiNT.  Ratserk.  ,Gradu  sanguinis  propior, 
eins  glids  naher  oder  vil  der  näher  fr.'  Fris.  .Einen 
ihrer  Freunden.'  LLav.  1670;  dafür  , vetteren.'  1560 
u.  1578.  ,Wie  man  in  raten  fründschaft  halber  aus- 
stehen soll.  Erstlich,  was  haab,  guot,  schulden  und 
keuf  antrifft,  die  fr.  sind  zue  den  andern  kinder",  d.  i. 
geschwüsterte,  kinder,  schwager  und  nächer,  es  sei 
von  wyber  her  oder  bluctsfründtscliaft,  sollen  aus- 
stehen.' 1581,  ApI.  LB.  ,Die  Brautfreund  hend  sich 
g'ha  fürgnö"  [vorgenommen],  Sie  wollten  den  Schniid 
nit  erbe"  10".'  1608,  Aa  Taschenb.  ,Dass  auch  riebe 
Fr.  ihr  arme  Verwandte,  soweit  sie  einanderen  zu 
erben  betten,  schuldig  sein  sollen  zu  erhalten.'  1645, 
JJBlum.  ,F^reund  vom  Geblüt  und  vom  Gemüte.' 
JWSimi.er  1652;  vgl.  Bluets-Fr.  ,0b  der  Todschleger 
nit  begriffen  werden  möchte,  so  wird  des  todten  Men- 
schen Fründen,  die  ihn  von  Sipjischaft  wegen  zu 
rächen  band,  der  Leib  erteilt.'  1675,  Gratschaftsr. 
KvBi'RG.  .Anerborne  Freund  und  Verwandte.'  1706, 
L  Stadtr. 

Mild,  rriuiil,  gekürzt  iii-«;i(  (vgl.  Find),  Freund,  A'cv- 
waiidter ;  ii  in  GrD.  entspricht  niiid.  in:  vgl.  ffe/rtind.  — 
Bed.  1  u.  2  nelien  einander:  ,Und  sint  oucli  des  N.  N.  selgen 
fründe  [Verwandte]  alle  gar  und  gfinzlii-ii  fründe  |ausgesülintl 
worden  aller  der.  die  an  dem  vorgeii.  tutschlag  scliuldig  wari'ii.' 

i:i:,n.  Gl  Urk. 

Gottes-.  Der  Gesandte  von  Genf  beklagt  sich, 
dass  die  von  Peney  einen  Gottsfr.  [Evangelischen] 
verbrannt  haben.  1535,  Absch.  .Fromme,  heilige  Men- 
schen und  G.'  ca  1600,  RCys.  In  einem  engem  S. 
war  das  W.  bei  den  mittelalterlichen  Mystikern  ge- 
bräuchlich. —  Häfeli-:  Fr.  bei  Tische  und  nachher 
nicht  mehr;  unzuverlässiger  Fr.,  der  nur  seinen  Vorteil 
sucht  ScnSt.  Vgl.  Brot-,  Suppen-Fr.  --  Herz-:  innig- 
geliebter Fr.  .Damit  fertigung  und  unwill,  die  uns 
uwerenhalb.  als  unsern  besundern  herzfründen.  ganz 
niissfallen,  genüten  wurden.'  Ansh. 

Li"lache"-:  scherzend  für  Blutsverwandter  Sch 
(Kirchh.,  St.). 

Fr.,  mit  dem  man  das  Leintuch  teilen  mnss,  also  Familien- 
angehöriger. Vgl.  die  sprichw.  RA.:  zwischen  zwei  Lein- 
tüchern mit  Einem  sein,  mit  ihm  zs.  schlafen. 

Nach-:  naher  Verwandter.  ,Mit  syner  nachfrün- 
den  rat.'  1431,  L  Stiftsarch. —  Niemands  (^iV(cjHf/.s>-; 
Menschenhasser  Bs  (Anon.  ad  St.).  Vgl.  den  Gegs. 
,Allerwclts-Fr.'  —  Bluets-:  Blutsverwandter.  ,Wcr 
des  todten  menschen  vaters  ncchster  oelicher  iiluotsfr. 


1  :!().■> 


Praiul,  frenil.  t'riiul.  froiiil.  t'riinil 


vm 


ist,  der  ist  rechter  erbe.  Und  wann  kein  näclierer 
pl.  von  vaterniag  dann  zum  vierten  wäre  und  von 
muotermag  oueh  kein  näclierer,  so  sollend  sy  mit  ein- 
andern  erben.  Ob  aber  muotermag  dennzemal  nächer 
\<\.  wärind.  denn  zun  vierten,  so  soll  das  nechst  jiluot 
dannzemal  erben.'  1504,  Stadtb.  Wesen.  , Blutsfreunde 
zu  andern  Kinden  [im  3.  Grade].'  DWvss  1796.  — 
Brod-:  Fr.  bei  Tische;  vgl.  Häfeli-Fr.  ,Viel  Hieredi- 
peta;.  d.  i.  Erb-  oder  Brodt-  aber  wenig  Not-Freunde 
gibt  es  in  der  Welt.'  JJBernet.  Allerlei  (angeblich 
nach  einem  alten  Buche).  ,Brodfreund  und  nicht 
Notfr.'  1753,  S  Kai.  —  Käts-:  Mitglied  des  Rates, 
Ratsherr,  eig.  Ratsgenosse,  ,Ratsverwandter.'  ,Durch 
etliche  ratsfrindt  von  L  harusgesandt.'  ca  1000,  RCvs. 
.Einem  r.  in  der  kilchöri.'  1607,  U.  ,l)er  Ratsfreundt 
[erhält]  vor  ein  jeder  Bat  35  Kzr.'  1747,  Guiun.  Statut. 
,Die  Teilnehmer  an  den  Mahlzeiten  der  Räte  hatten 
etwas  Gemütliches  und  einen  günstigen  Einfluss  auf 
die  Collegialität,  wie  denn  die  Teilnehmer  etwa  R. 
heissen.'  XVIII.,  Wild  1882.  —  Mhd.  rcuvriuni,  ebs. 

Suppen-.  ,Er  ist  ein  S.,  amicitias  utilitate,  non 
fide  colit.  Ollaj  amicitia,  Suppenfreundschaft.'  Denzl. 
1677;  1716;  Mey.  Hort.  1092.    Vgl.  Hlifeli-,  Brot-Fr. 

Sippt-:  Geschlechts-,  Blutsverwandter.  Die  Gant- 
handlungen und  Käufe  sollen  bei  Tage  geschehen, 
, damit  den  Siptfreunden,  so  Gerechtigkeit  heften,  der 
Zug  dessen,  so  verkauft  würt,  nit  abgestreckt  [be- 
nommen]  werde.'   1627,  Bs  Rq.    —    Mhd.  gipjie-m-iunt. 

Schürzen-:  Fr.  des  weibl.  Geschlechts.  Srnww. 
1809.  Modernes  Wortspiel  mit  .Schützenfreund',  da 
.Schürze'  unseren  MAA.  fremd  ist. 

g'fründ  Aa;  BsL.;  BRi.;  VOrte;  GA.,  Sa.;  W. 
-i  Aa;  Gl;  S,  ä. Spr.  auch  .gefründet':  1.  befreundet, 
zugetan,  gewogen,  mit  Dat.  P.  Es  ivär  (f  schuler,  er 
u-är  im  selber  g'f'r.  [meinte  es  gut  mit  sich]  u  gieng  der 
Sfich  muessig  BRi.  ,Was  dozmal  unser  statt,  dessglych 
der  landsehaft,  des  gottshus  und  des  adels,  der  ge- 
frünt  was,  ard  und  gwonhait.'  Vad.  Auch  als  Subst. : 
Freund  (Freundin).  ,Da  die  Mutter  Christi  ihre  ge- 
freundtin  Elisabeth  gegrüsset'  Amm.  1030.  —  2.  ver- 
wandt, mit  Dat.  P.  oder  Präp.  (,zue').  Mer  sind  its 
siner  Heimet  und  g'f'r.  mr''  neue"  [irgendwie]  e  Bitzeli 
[ein  wenig]  zue-n-im.  Breitenst.  1863.  Fr  ist-is  noch 
gl'rünt:  sl"  Vater  und  ml'  V.  sind  blns'  Brüedere" 
g'.ii"  AAWohl.  F''  glaub,  de''  [Esel],  seid  Odem  [sagt 
Adam],  ist-mer  g'fr.;  Hed  längi  Ore"  und  e  grosse 
Grind.  Ineiohen  1859.  I)e'  Riehen  ist  Alls  gfr.  ebd. 
F''  meine,  si  seigid  euand  nach  g'frünt,  de''  Tilfel  und 
de''  Antichrist.  Wolf,  Bauerngespr.  Zuti  Dritte"  g'f'r. 
aScHW.  S.  noch  Knie.  ,Und  soll  ein  jeder,  die  g'fr. 
sind,  mit  einanderen  usstreten  [in  den  Ausstand  sich 
begeben]  bis  das  fünfte  glid.'  1444,  ()lh.  ,Die  Bur- 
gundier,  die  inen  [den  Helveteu]  gefründt  und  ge- 
schwägret  waren.'  FrJvAinwvl  15'27.  ,Dess  vogt  ward 
küng  Fridrich;  dann  er  im  von  dem  bluot  gefrünt 
was.'  Vad.  .Meine  brüeder,  die  mein  gefründten  sind 
nach  dem  fleisch.'  1530,  Rom.  ,l)ie  so  im  dritten  glied 
und  darüber  gefründet  sind,  mögen  einander  wol  zur 
ee  nemen.'  15:!3,  AiiscH.  .Muotermagen,  die  unib  ein 
glid  nächer  gefründt  sind,  als  die  vatcrmagen.'  1540,  Z. 
,Wir  sind  von  weitem  liar  gefreundt.'  HosriN.  ,So  lehr 
der  abgestorbnen  Person  \'attor  oder  Vatters  Gefründte 
ihro  etwas  vermacht  hätten.'  G  i'Irbr.   17'_'1.    .Sanguis 


propior:  näher  gfründt.'  Fris.  ,Das  syne  gfrünten 
die  kind  zu  ihren  banden  zu  nemmen  schuldig  s_vgen.' 
1580.  Einzugsbr.  Z  oGlatt.  .Syne  hinderlassen  nächst- 
gefründte  und  verwandte.'  Z  Abdankungsforniel  1644. 

—  3.  mit  Freunden  od.  Verwandten  versehen,  durch 
Verwandtschaft  od.  Freundschaft  .stark.  ,I)iser  burger 
svas  rych  und  mechtig  und  fast  wol  gefrünt  von  edlen 
und  unedlen.'  Edlid.  ,Das  gelt  ward  ungelych  us- 
gedält  [verteilt],  und  es  gieng  nach  gunst  und  willen 
unglych  zue,  dem  ward,  darnach  er  wol  gefründ 
war.'  1521,  Stockar.  ,Dann  der  abt  wol  gefründt  ist 
und  fast  der  halb  teil  in  der  statt  uf  syner  syten 
sind.'  1529,  SxRieKL.  ,Der  wiewol  ungfr.  ein  trüer 
Berner  geachtet  was.'  Ansh.  ,Parentes  abunde  habe- 
mus :  wir  sind  reich  an  fründen  oder  wol  gefründt.- 
Fris. 

Mlui.  </tvriunt,  befreundet,  verwandt:  geri-iuniir  (Pl.l. 
gegenseitig  Freunde;  zunächst  nicht  participial,  sonder»  nur 
mit  dem  associativen  ge-  zsges.,  wurde  das  W.  aber  in  dir 
Lit.  b.ald  als  Ptc.  verstanden  und  demnach  meist  mit  ili 
geschrieben.  IIa  ,Fründ'  und  , Gefründ'  (resp.  ,Gefriiudte') 
in  prädicativcr  Stellung  sich  vertreten  konnten,  so  trat  eine 
tw.  Vermischung  beider  ein,  die  sich  bei  ClSchob.  1609 
in  der  Schreibung  , Befehle  der  Eltern,  Freundten  und  Ver- 
wandten' liund  gibt,  wobei  das  Syn.  .Verwandte'  viel),  mit- 
wirkte. A'gl.  auch  oben  den  Beleg  aus  dem  ApI.  LB.  (Fr'tmdi^t 
und  GeviittLT.  Später  wurde  (jf-  durch  he-  ersetzt,  s.  ln/nindet. 
Ein  Coli.  ,das  gefrünte"  ist  wohl  nur  von  Red.  (1650)  auf- 
gestellt. 

fründen:  1.  einen  Freundschaftsbund  mit  Jmdni 
abschliessen,  ihm  gewogen  sein.  Eva  betet:  ,Herr 
Gott,  tuo  zuo  uns  fr.'  Ri;ef  1550.  ,Uss  nyd  und  hass 
dich  will  ich  fynden,  ohschon  Gott  nit  will  zuo  mir 
fr.',  spricht  Kain,  als  Gott  sein  Opfer  nicht  annehmen 
will.  ebd.  ,Zesainnien  fr. :  amicitias  conjungere.'  Mal. 
Refl.:  ,Sy  [Z  u.  B]  sollend  sehen,  dass  sy  sich  ta.st 
gegen  den  usseren  stetten  verhindind  und  fründint.' 
1531,  Absch.  .Gleichwie  die  künst  und  fugenden  sich 
zuesammen    fründend   und  vereinigend.'    Tierb.  1503. 

—  2.  zu  Jmdm  in  ein  verwandtschaftliches  Verhältniss 
treten,  bes.  durch  Heirat.  .Wybetind  oder  mannetind 
sy  [die  freien  Walser]  aber  in  dem  land.  in  weliche 
herrschaft  sy  dann  fründent  und  stossent.  in  dieselben 
herrschaft  sollent  sy  mit  allen  Sachen  dienen,  als  ander 
lüt  tuend.'  1407,  Planta  1881.  .Desselben  Tags  wur- 
den wir  zusammen  gen  [getraut]  und  was  Jedermann 
froh,  dass  ich  zuo  sämmlichen  Lüten  [etc.]  gefründet 
hatt.'  ca  1520,  Gpo.  .Affinitates  jüngere  cum  aliijuo: 
zue  eini  fründen,  fründtschaft  oder  sehwagerschaft  mit 
eim  machen.'  Fris.;  Mal.  —  Mhd.  rriunden,  zum  Freunde 
machen;   refl.   sich   befreunden,  verschwägern. 

ver-:  durch  Freundschaft  oder  Verwandtschaft 
verbinden,  befreunden.  .Die  den  pfaH'en  anlieiigig 
woren  und  in""'  verfrund.'  1529,  Bs  Chr.  .Josaphat 
verfrüiidet  sich  mit  Acliab.'  1531.  II.  Chron.  =  .be- 
freundet.' Ili07.  .Syner  verfrünten  und  guoten  göii- 
nercn.'  II Bull..  Tigur.  Unparteiische  und  mit  den 
Schuldigen  .unverfründte'  Leute.  1587.  Aiisni.  .Sie 
sei  von  Sclnvyz  gebürtig  und  daselbst  verfreundet.' 
1042.   ebd.    —    Mhd.   verm-iiimlen,   dass. 

be-:  1.  = /"rrtHrffn  ^.  .Er  hett  sich  da  ein  zyt 
lang  ghalten.  bis  das  er  sich  ynglasscn  hatt  und  in 
ein  erlich  gschlecht  bcfründet  und  gwybct.'  I'Mkv. 
15(0/73.  Die  .Befreundeten-  seien  veridlichtet,  ihren 
anncii  Verwandten   bis  in  dii'  5.  Generation  zu  steuern. 


\?,i')7 


Prand  -friind.     Frank- frunk 


1308 


1749,  Absch.  —  2.  zur  Ehe  nehmen.  ,]r  Schwager 
soll  sy  zum  weib  nemmen  und  befründen.'  1531/1707, 
\'.  Mos. ;  dafür  ISGO:  ,und  die  Pflichtehe  ndt  ihr  voll- 
ziehen'. ,Und  will  sich  nit  mit  mir  befründen.'  ebd. 
.Gelüstet  es  in  aber  nit,  dich  ze  befr.,  so  will  ich 
dicl\  befr.'  1518,  Ruth;  dafür:  .nemmen.'  1531;  , lösen.' 
1007/1860. 

fründlich  früntU''' :  1.  freundlich,  freundschaft- 
lich, friedlicli.  allg.  Etw.  fr.  nsmadic",  einen  Streit 
friedlich,  aussergerichtlich  beilegen  B.  Syn.  t/üetlich. 
S.  Frmullichkeit;  rerrichten.  8ie  sollen  ,wunne,- wassev 
und  weide  miteinandren  ane  Widerrede  nüssen  und 
lieplich  und  früntlich  gceinbart  und  verslicht  syn.' 
1387,  Ha«enii.,  Sigr.  ,Dass  si  der  stössen  nit  möch- 
tent  mit  einander  tugentlich  und  früntlich  überein 
konnnen.'  1300,  Aiiscu.  .Gern  wollt  ich  [Abel]  fründt- 
lich  mit  im  [KainJ  leben.'  IU'ef  1550.  ,Vom  zuotrinken. 
<  >bglycli  wol  einer  umb  eeren  willen  ye  einer  dem 
andern  ein  früntlichs  bringen  mag,  so  soll  doch  nie- 
mants  den  andern  nöten.'  1580,  Z  Mand.  ,Der  Bader 
hatte,  wen  er  arznete,  fr.  zu  halten  [d.  h.  nicht  zu 
überfordern].'  XVI.,  Wild  1882.  —  2.  unterhaltend, 
gesprächig,  leutselig  Z.  Wemme  [wenn  mau]  Küt 
■seit  [sagt],  se-n-iat  me"  nüd  /V., 'womit  man  zu  weit 
gehende  Gesprächigkeit  entschuldigen  will.  IC  früvUis 
('Itind,  weder  [nur]  es  .vciV  Aiit,  scherzh.-iron.  Snbst. 
I'Vüntliclii .  IM'  ist  e  l''r.,  von  grosser  Leutseligkeit. 
—  3.  angenehm,  lieblich.  ,Ein  früntlichen  geruch.' 
TlERB.    1503. 

Fründlich  keit  f.:  Freundschaft;  Friedlichkeit. 
,Vor  dem  Wettkampfe  .stellen  sich  die  Schwinger 
zuerst  einander  gegenüber  und  reichen  sich,  um 
schweizerisch  zu  sprechen,  mit  Anerbietung  der  Fr. 
treuherzig  die  Kechte.'  JRWvss  1810.  Als  juristischer 
Ausdruck:  i'  Fr.  (fstelle",  ha",  einen  aussergericht- 
lichen  Aussöhnungsversuch  anordnen  (halten);  eine 
friedliche  Vereinbarung  (durch  Vermittlung)  treffen 
Aa;  B.  Zur  Fr.  g'ioise"  werde",  auf  den  Weg  fried- 
licher Beilegung  geleitet  werden  BO.  ,Er  rühmte  es 
in  den  Wirtshäusern,  an  Steigerungen,  Freundlich- 
keiten.' GoTTH.  ,Zwei  waren  an  Freundlichkeiten  ge- 
wesen und  hatten  Gottlob  (wie  sie  meinten)  die  Ver- 
mittlung hintertrieben.'  ebd.  ,Alle  drei  Tage  hast  du 
eine  Freundlichkeit,  alle  Wochen  musst  du  vor  den 
Kichter.'  ebd.  ,Das  zu  fürderlichem  austrag  (der) 
Parteien  uns  obgenannten  undertediger  z wüschet  inen 
die  fründtlichkeit  zu  suechen  verwilliget.'  1501,  Pup. 
18'28.  ,So  haben  wir  uns  in  die  früntlikeit  und  nit 
zum  rechten  erkennt'  1523,  Strickl.  ,Die  wal,  das 
recht  oder  die  früntlichkeit  anzuonemen.'  1529,  Abscii. 

fründsam:  freundlich.  ..A.ugu.stus  was  eines  fründ- 
samen  angsiclits.'  Vad.  ,Ein  guetiger  und  trüntsamer 
mann.'  ebd.     Vgl.  freudsam. 

Frundschaft  {-schrftj  f.:  1.  Freundschalt,  allg.; 
freundliches  Wesen  GrD.  Syn.  Fründlichi  (s.  friuid- 
lich).  —  2.  Verwandtschaft  (des  Blutes  oder  durch 
Heirat),  Geschlecht,  Sippe.  D'  Lieh  i"  der  Fr.  uvime" 
siUje'  [ansagen],  zum  Leichenbegängniss  einladen  Z. 
,l)er  Bestimmung  der  Verwandtschaftsgrade  diente  die 
.Anleitung,  wie  man  in  Stadt  und  Landschaft  Zürich 
ausrechnen  soll  die  Fr.'  JJBkeit.  1620.  sowie  wohl 
auch  die  .Fründschaftausrechnung',  von  der  Pfarrer 
lüschofberger  (f  l(i03)  sagt,  er  habe  .sie  .in  Truck 
gegeben'.  jMI.'oun.  1S07.    .So  in  [den  Todtschläger]  des 


entlypten  fr.  betreten,  das  sy  in  mit  oder  one  recht 
vom  leben  zum  tod  bringen  mögind.'  XV.('?).  ZKn. 
.Wo  die  gemelten  grafen  und  iri  frundschaft  in  niö. 
gend  ergryfen.'  1510,  Z  Urk.  .Uf  die  zyt  liessend 
myn  herren  ein«"  richten,  der  hatt  syn  schweger  er- 
stochen und  berecht'ten  in  [zogen  ihn  vor  Gericht] 
die  fr.  hie.'  1524,  Stockar.  .Wenn  ein  mensch  be- 
vogtet  wird,  so  soll  ein  vogt  alle  jar  der  fr.  rechnung 
geben.'  1527,  Amtsr.  AAMeienb.  ,Üie  halb  fr.  Manu- 
hoth.'  1531/48,  I.  Chron.  =  ,das  h.  geschlecht.'  1067. 
.Wie  bald  's  [einen  Mord]  d'  fründtschaften  werdend 
innen,  denselben  ich  nit  wird  entrünnen,  sy  schlond 
mich  z'  tod  in  holz  und  feld.'  Euek  1550.  ,So  wend 
wir  wol  mit  unser  kraft  [List]  zwüschend  inen  machen 
fr.,  das  s'  eelich  werdend  wol  vermischt.'  ebd.  ,So 
ine  [den  Todtschläger]  des  entlypten  fr.  ergryft.  ine 
lyblos  tuet,  sollent  sy  darin  ungefecht  blyben.'  1557, 
EsTEKM.  Kick.  .Cognatio.  fr.,  geschlecht.'  Fris.  =  .vile 
des  geschlechts  und  stannnens.'  Mal.  ,Es  soll  nie- 
mandt  in  krankheiten  mehr  guot  zu  gottsgaben  ver- 
machen dann  10  pfd  pfenn.  ohne  der  fr.  gunst  und 
willen.'  1592,  ApI.  LB.  ,0b  die  fründschaften  nit  bas 
acht  haben,  dann  dass  sy  die  ihrigen  das  ihrig  vertuon 
liessend,  die  sollend  dann  schuldig  syn,  dieselben 
sampt  ihren  wyb  und  kinden  selbst  zu  erhalten.' 
1650.  Z  Mand.  .Der  Todtschläger  soll  in  all  weg  bhut- 
sam  .syn  und  sonderbar  gegen  des  Entleibten  Fr.' 
1660,  ApI.  LB.  S.  gaumen.  ,Man  solle  verschonen 
seiner  ehrlichen  Freundschaft,  welche  hierdurch  zum 
hüch-sten  entunehret.-  KKiEiiSRECnT  17i)4.  .Durch  die 
Blutfreundschaft  wird  allhier  verstanden,  wann  zwo 
Personen  einander  verwandt  sind  vonwegen  eines  nahen 
und  ihnen  beiden  gemeinen  Ursprungs.'  17'29.  Z  Aus- 
standsordn.  ,Wozu  die  nächste  Erben  und  Freund- 
schaften eingewilliget  und  zufriden.'  1756.  Srnw  Kq. 
.Es  kann  ein  ßlutsfreund  und  Anverwandter  ein  aus 
der  Freundschaft  verkauftes  Gut  wieder  in  sein  Ge- 
schlecht. Stan}m  und  Blutsfreundschaft  ziehen.'  1757. 
ßs  Landesordn.  S.  noch  imiehen.  —  3.  Gesellschaft 
befreundeter  od.  verwandter  Personen.  .Das  siebende 
Bad,  in  welchem  mehrteil  ein  sonderbare  [.geschlos- 
sene'] fr.  badet.'  HPantal.  1578.  —  Un-:  Feindschaft, 
Unfriede.  .Schäd.  kumber  und  unfr.  ald  misshellung.' 
1.392,  Sen  Stadtb.  .Dass  wir  mit  deheinem  ort  der 
eignosschaft  zue  deheincr  unfr.  hie  nach  kämend.' 
EiiLiB.  .Mit  jemants  unfr.  machen-,  sich  ihn  zum 
Feinde    machen.    ZwiN(!LI.   —   Mhd.  minuniiiirhiß,   dass. 


frendsch,  tr  und  seh  s.  freiiidisch. 


Friengg  s.  Ffr-. 

a  It-frienggi  seh  s.  altfränhiseh. 


Frank  m.:  ,Kulo.  hubo.'  Mal.  Svnn.  s.  bei  l^wel. 
Vgl.  Gr.  WB.  4,  1  a,  57. 

Alt-Frank  m.:  Mensch  nach  der  alten  Mode  Bs; 
B;  L;  Zg.  Fastnachtmaske  in  veralteter  Kleidung, 
.\nzug  nach  Art  des  XVIII.  Bs.  De  siehsch  da 
srjieiii    d<imiislnii    ■linile,     Tsehejien     imd    I/ilili    iitid 


lulHl 


Frank— IVuiik.     Frans  -  fi  uns 


131(1 


was  zutm-en  AUfrank  n'licrt,  wie  nie  's  Ireit  het,  icu 
UHsrer    Mammc"    ihr   Mamme"   nu'''  jung   g'si"   isdi. 

StllWlZERU. 

Auf  iloii  Ynlksstanim  der  .Franken'  zu  beziehen,  wie 
.Alt-ßaier-  uJgl.  Der  Volksu.  lebt  nur  nocli  in  Flurn.  fort, 
wie  z.  B.  (wenn  nicht  da  und  dort  vielmehr  der  Familienu. 
, Frank'  gemeint  ist)  in  Fronkendorf  Bs;  .Frankwyla',  jetzt 
Fmiii-Iiiri/I  B:  Frankenrüti  GRorsch.,  Frankenta!  Z,  an  wel- 
elion  Orten  einst  fränkische  Kolonien  gegründet  worden  sein 
mochten,   als  die  Fr.^nken  die  Alemannen  sich  unterwarfen. 

alt- fränkisch  ScHw,  -fränfsch  B  (Zyro),  -frentsch 
Ap  (T.).  -f rausch  Ai'H..  -frieiifir/isch  Z :  veraltet,  alt- 
iiiodisch.  altvaterisch,  altertümlich,  eig.  im  Stile  der 
(fränkischen)  Vorfahren.  .Darnach  als  der  kor  am 
Münster  mit  den  absiten  erbuwen  was  und  aber  darin 
ein  altfrentsch,  unsiiber  gestuel  stuond.'  Vad.  .Verbis 
uti  priscis:  altfrientsche  wort.  Yetustatem  induere; 
altfrensch  werden.  Vieta  facies:  ein  altfrensch  an- 
gsicht.  das  yetz  abnimpt,  ein  leid  angesicht.  Anti- 
quitatem  redolet:  ist  altfränkisch,  zücht  sich  uf  die 
alt  wys  oder  gattung.'  Fris.  ;  Mal. 

Mhd.  altvrenhisch.  Vgl.  ,Alt  rund  fränkische  Löffel.'  XVI., 
Z  Anz.  —  Framisch  wurde  lautlich  den  contrah.  Formen  besser 
genügen ;  s.  auch  ßansiscli  u.   ,frensch'  bei  H.  v.  Sachsenh. 

frank  (/rosW):  1.  frei,  ungebunden,  sicher,  selb- 

»  ständig,  z.  B.  in  Kenntnissen,  bes.  in  verstärkender 
Formel  verbunden  mit  fri  oder  ledig  GrD..  Kh.;  W. 
—  '2.  (Adv.)  durchaus,  gänzlich,  geradezu,  frischweg 
ürD.,  He..  Pr.  Fr.  abschiitte"  [-giessen].  Es  hed-ne 
fr.  ab  de"  Beine'  g'no".  zum  Falle  gebracht,  z.  B.  auf 
dem  Eise.  Er  häd-ma  [mir]  da  Fiwjer  grad  fr.  ab- 
g'schlage".  Verstärkt  durch  copulatives  fri,  frisch.  Er 
hed  fri  und  fr.  Nid  (fg'e"  Ndw. 

Mhd.  rraiif,  frei.  In  W  MA.  liegt  Entlehnung  aus  dem 
Franz.  vor.  —  Die  Bedd.  des  Adj.  u.  Adv.  teilt  auch  das 
Frz. ;  ähnl.  Begriffsentwicklung  im  Adv.  hat  auch  unser  fn. 

Franke",  Frangge"  —  f.  AARh.,  Zof.;  Bstw.;  Btw.; 
ÜLtw.;  GA.;  Scinv;  S;  Obw;  U,  sonst  Hl.;  Franken, 
als  Münze  (frz.  Ursprungs).  Er  het  ini  [mehr]  Fr. 
a's  der  Ander  Sappe"  Gl.  ,Eine  ganze  Fr.  mehr.' 
GoTTH.  Es  halbs  Fränkli  Z.  Bern  klagt  1583,  dass 
die  frz.  Franken  in  ausserordentlicher  Menge  in's 
Land  kommen,  dass  die  schwersten  dieser  Fr.  aber 
nur  9  Schwjzerbatzen  wert  seien.  Absch.  158r)  werden 
sie  zu  9'/a  Batzen,  die  Krone  aber  zu  '27  Btz.  ange- 
nommen, ebd.  ,Üer  Küechleren  von  den  Küechlenen 
zu  machen  2  Fr.,  tuend  2  Pfd  13  ß  4  d.'  1594,  B 
(Gfo.). 

Mhd.  j'niiikr  m.;  frz.  J'niiu-  m.,  urspr.  ,livrc  tournois', 
nach  welchem  W.  sich  das  Geschlecht  unsres  W.  gerichtet 
haben  könnte. 

Bürgerschafts-:  Abgabe,  welclie  von  ausscrlialb 
der  Iteimatsgemeinde  wohnenden  Bürgern  in  dieselbe 
als  Beitrag  an  die  Armonlasten  entrichtet  wurde.  1811. 
Gem.  Aa. 

Schild-.  .Dem  ist  also,  dass  man  einen  guldin. 
den  man  neniet  schiltfr.,  fienien  und  geben  soll  unib 
34  ß  4  den.'  141«,  Ausiii.  ,1(10  frz.  Schiltfr.-  1419. 
Gfo.  ,ltem  soll  man  ncmen  und  geben  einen  seh., 
einen  tuggaten  und  einen  ungerschen  guldin,  die  guet 
sind,  ir  jcklichen  besunder  für  38  ß  stoblerpfenning.- 

1425.    MÜNZVERTR. 

Vgl.  Srh'dd,  FnmhntHi-h.  und  frz.  d-u  (aus  lat.  »tulioii). 
eig.  Münzen  mit  einem  Waiipcnsehild.  .Schiliifrauk,  ein  Du- 
katen.'   ileinsius. 


Füll  ff  ränkler  Foif-  in.:  5-Frankenstück  Z.  Syn. 
F.-Liber. 

Frankrifli.  RA.:  Lebe"  (es  ha")  wie  der  Herrgott 
(■"  Fr.,  sorgenfrei,  ohne  anstrengende  Tätigkeit,  sehr 
gut  1.  GrD.;  Z,  Vülkssatire  auf  die  durch  den  frz. 
Nationalkonvent  verfügte  Absetzung  Gottes. 

Frankricher  m.:  1.  Franzose  Ap;  Zü.f,  häutig 
in  der  mittelalterlichen  Lit.  —  2.  Sorte  grosser,  zu- 
gespitzter, saurer,  weisser,  mürber  Äpfel  Schw;  Z«, 
auch  ,Franzosenäpfel'  genannt.  1883,  Bote  d.  Urschw. 
Birnensorte  Gl;  vgl.  Franzosen-Bir.  —  3.  Münze  frz. 
Ursprungs,  bes.  a)  ,Fr.  Schild.'  1478,  Absch.  (s.  noch 
Schild).  —  b)  ,Fr.  Dick  (-Pfenning)*,  frz.  gros,  auch 
kurzweg  ,Fr.'  1  Fr.  wird  zu  23  Kr.  angenommen. 
UMey.  1540/73.  .1566  seind  zu  S  die  Fr.  Dicken  unib 
16  ß  8  Pfen.  gewürdiget  worden.'  Hafn.  1666.  ,Us- 
geben:  3  Pfd  4  ß,  warend  4  Fr.  tick  triukgeld.'  1574, 
Hotz,  Urk.  .Ein  Fr.,  tuet  18  ß  8  d.'  B  1594,  Gfo. 
S.  noch  Dickfeti),  Gross.  —  Gebildet  nach  Analogie  von 
örtlicher  Sp.   584. 

frankrichisch:  französisch.  ,Deui  frankrychi- 
schen  küng.'  1500,  Absch.  ,Von  frankrychischen  Pre- 
laten.'  1546,  Mise.  T.  I,  3. 


Franse  AASt.;  B  (PI.  Frdnsine);  Gl;  GuPani;  Z 
{-S--  Benken),  Fransle  Z,  Framsle  AAFri.,  Fräse  Ap 
(Dim.  Frä"seli);  Gl  (Ebel);  GA.  (äV,  Rh.;  Sch;  TuÜssl.. 
Fräste  GW.,  Fransche  S,  Franz  (PI.  -e»)  GrD.,  Rh., 
S.,  Sch.,  Tschiertsch.,  Frame  Aa(H.);  GuVal.;  GWe., 
Fransle  AaF.  —  f.;  m.  nur  Gr:  1.  Franse,  allg. 
Die  grosse  Gummode  i»  d'r  Stube  mit  dene  arige 
Umhänge  u  länge"  Fransine.  Gotth.  Dito  mit  Fr., 
scherzh.  verstärktes  Dito,  wohl  urspr.  bei  den  Tuch- 
verkäufern aufgekommen  Aa;  Z.  Troddel-.  Faden- 
Saum  Gl.  —  2.  (als  PI.)  Gefaser  an  einem  Kleide, 
dessen  Saum  lose  geworden  ist  ZStdt  (mehr  nur 
scherzh.).  Syn.  Fotzle.  Fräseli,  gezupfte  Leinwand, 
Charpie  Ap.     Syn.  Schlisse. 

Mhd.  frume,  franse,  Franse,  Schmuck,  aus  it.  /mnijui, 
frz.  fmmj'c.  Über  a  für  an  s.  Fr.  Ztschr.  7,  33.  --  Der  PI. 
-Xne  eignet  einem  dim.  Sg.  da»  Frami. 

Zinipel-:  die  über  die  Stirne  herabgekämmten 
und  eben  abgeschnittenen  steifen  Haare,  wie  sie  ge- 
zierter Weise  etwa  von  jungen  Damen  getragen  wer- 
den Z.     Syn.  Schnittlauch. 

Eig.  Simjjcl-Fi:,  viell.  mit  angeschweisstem  Art.,  oder 
scherzw.  satyrisch,  weil  die  gleichsam  gekürzte  Stirne  ein 
einfilltiges  Aussehen  gibt;  od.  z  durch  Eiufluss  von  zimj.i/hT, 
geziert. 

(üs-)frans(l)en,  friisle',  franz(l)e":  1.  intr..  in 
Fasern  und  Fäden  aus  einander  gehen,  Fasern  be- 
kommen, fasern  Ap;  Gr;  GW.  —  2.  trs.,  mit  Fransun 
versehen,  z.B.  einen  Shawl  in  den  Fabriken  liL;  Tu 
Üssl.;  Z.  (Vs-)fr.,  fadenweise  zerzupfen  Ar;  Gr;  auch 
Hg.,  Einen  zerzausen.  IKenn  öjipc  en  arms  JManuli 
mängs  Fränkli  z'  wenig  het,  so  fra.sM  me"-CH  us,  dass 
er  ni'imme'  recht  mag  z'  .■ichniife  chi'  GT.  Syn.  h.s- 
frinselen.  —  vor-:  Gegenstände  zerstreuen,  aus  ein- 
ander werfen,  z.B.  ein  Bündel.  Fäden  GW.  -  Mhd. 
Kränzen,  mit  Fransen  besetzen. 

Gefräns  n.:  Fransenwork;  Zierat.  .Wyss  altar- 
döcher  mit  sydin  gefreiisen.'  XV..  Z  Anz.  1883.  .Syden 
zotten,  gefroiis  und  zierd.'  NMan.    .Diso  clierubin  sind 


löll 


Fi'ciiis — fiuii.s,     Fi'iiiiscli  — liniisili.     Fraiit     liiiiit.     Franz  — fiun/ 


1312 


kein  bilder  jf^syii.  suiulcr  ein  gi'rens  uml  gozioi-d  um 
kranzwork  der  arcli.'  ZwiNun. 
Fransi  s.  Frmtzi. 

.*fl'aiisiscll  fräsisch:  fremdartig,  fremd,  mehr 
selierzh.;  in  der  KA.:  das  chonnd-mer  fr.  vor,  das 
sind  mir  böiimisclie  Dörfer,  ist  mir  unverstiindliidi  Ai'. 
Syn.  fremdisch,  alt-fränkisch. 

flilul,  ffunztHch,    französisch;    vgl.    Anin.    zu    Fniu\',    an 
wclclies  W.   Aiilohnung  stattgefunden  zu  liiibeii  scheint. 

us-frillSio)^":  mit  Fransen  verseilen  1.1  (l»kr). 


F  ran  seile  s.  Franse. 

(raiiscliemaiig  AAPri..  -ma  isinwE.,  fruyftcma  !S: 
(Adv.)  frei  (heraus).  !''•  .■iny-der 's  fr.  tvcg.  M'r  seil 
im  ijanze"  Lcherherfj  ganz  früsch  und  fr.,  schön  Am- 
marcili  mcUdier  |  habe  im  Auge]  der  Dwrsli  zue  sim 
Ma"".     Si:illLl)    18()0.   —   Aus    frz.  fmiu-hrment ;    vgl.    auch 

J'nUiSih'intttli'l. 

franschi(^r('li:  luatofrei  versenden.  ,Eiii  IJrief  auf 
|iiach|  l'untarlier  franehiert  o  Btzn  2  Kzr."  ÖciiLoss 
Kued   1727.    —    Frz.  «f-fnnuhir,  dass. 

Fraiiscliipaiii:  früher  sehr  beliebter,  naeh  dem 
Krtiiiiler,  dem  Italicner  Frangipani,  benannter  Parfüm 

/Stdt.    —     Frz.  fraiKjijHtnc,  /nauhijHnie,    dass. 

alt-friinsch  s.  -fränkisch. 


Frant     frunt. 


trauteren    s.   rer-anterca  Sp.  3-J9.  Vreiitii;- 

s.    Verena-Tag. 

Froilticre  1.:  (Jrenze.  ,l)ie  Parther  sind  in  .ler 
Kölner  frontieren  und  landseliaften  g'fallen.'  Vau. 
,Margines  imperii,  tinis:  die  (land)marelien,  kreis,  fron- 
tieren und  grenzen  des  reichs.'  Pris. ;  Mal.  ,öegen 
der  Baierisehen  Frontier.'  Wurstis.  , Limites:  Strassen, 
so  die  Römer  an  ihren  frontieren  verwacheten.'  Denzl. 
k5.  auch  Anstoss.   —   Aus  frz.  /rouiitic. 

frönt  s.  fremd  Sp.  1298.  gefrünt  s.  qefrUnd 
«p.  1305. 

alt-friin  tseli    s.  -fränkisch.  Fräiitsclii    s. 

Vrentsehi.  Vriiitsehi  s.    Verena  Sp.  01.5. 


Franz  1  m.:  Franzose  B.  Mer  si  [wir  sind]  nil 
lustig  icie  der  Fr.  GJKuhn  18Uü.  Uf  em  Bergli  isch 
gaet  lebe",  d'  Franze"  brucht-me"  da  nüt  z'  g'seh".  ebd. 
baneben  (spöttisch)  ebd.:  Versteisch,  Mussie  Frangsc? 
—    Mhd.  Franze;  vgl.   nlul.   .Franzmann'. 

Franz  II  allg.,  „Franzel",  -ä-  (grub)  L;  Schw; 
UwE.,  Franzi  IBStdt;  SrnwMuo.,  Fräntschi  (Fraischi) 
W,  Franz  L  —  l»iiii.  Franzli  I,  -ji  W.  Fränzli  UwE.. 
Franzeli,  -ä-  I  SchwMuo.;  UwE.:  Personenn.,  Franz. 
Kimlerreime:  Frans  nimmt  d'  Chatz  bim  Schwanz  S. 
Fr.,  Fr.,  /ö  |lass] -Hier  mini  Pflfe  ganz.  Eochh.  (Kdl. 
1857).  Des  Ueizhalses  ühnecht  sö"tt  heisse"  Fr.,  under 
der  Nase  ganz  [damit  er  nicht  esse]  Z.    S.  Franzist. 

Firli-  entstellt  aus  , Firlefanz',  dummes  Zeug 
Bliurgd. 


(iugel-  ni.,  -Friinziii  f.:  Möncli  resp.  Nonne; 
als  solche  verkleideter  Vagant.  GENciENii.,  GM. 

Als  Appellativuni  aus  dem  Eigenn.,  vicll.  veranlasst  durch 
ilun  Namen  des  Frauziskauerordeus.  Vgl.  (Iwjilfritz,  Narr  (V) 
bei  UEckstein.   —    Gmjd,  Kapuze. 

„Franzi  (grob)  allg.",  Franzi  II  Gis;  L;  S;  ZKn. 

—  Dini.  „I'ranzeli,   -ä-  II    allg.,"    Franzli  II   UwE. 

—  n.:    Personenn.,    Francisca.   —   Hieher    gehört    wühl 
.Fransy'.   Platt.    15T'2. 

Franziske  ScnBargen  (-ike);  UwE.,  Ziik  L;  G, 
Ziika  Ai"  (bes.  Arl.).  Zisl-el,  -i  SchwE.,  „Zista  Av" : 
1.  Personenn.,  Francisca.  —  2.  Ziikeli,  Judenmalve, 
corchorus  japonica  GRh. 

Franzist  Schw  f;  1022,  Souw  Rij.;  1699,  Scnw 
LB.;  1700,  Schw  Kautlsr.,  Ze'ikVäX^.:  Personenn., 
Franciscus.  —  Hieher  gehört  wohl  auch  ,Zist.'  1545/50, 
G  Hdsciir.      Zeih,   dir.   aus  it.  Fnmccsm. 

Franz (l)e,  franzen  s.  Franse  usw. 

Franzis  (-Jö.f  ZO.  f)  —  ni.:  I.Franzose.  , Die  Fr. 
tragen  beschissene  [schmutzige]  Hosen:  Punica  Gal- 
lorum  tidos.'  Mey.  Hort.  1692.  , Französische  Hosen 
maelien  keinen  zum  Fr.'  ebd.  Wetterregel:  Wenn 
d'  Fr-e"  d'  Hose"  ufC  mache"  [wenn  am  Abend  gegen 
Nordwesten  der  Hiiiiinel  hell  ist],  git  's  schön  Wetter 
STierst.  Der  Sg.  coli,  für  die  ganze  Nation,  eig.  wohl 
zunächst  deren  Regenten.  De''  Huss  und  de  Chaiser, 
de  Türgg,  de''  Franzjos,  Alles  marschieri  uf  euseri 
Schu'tz  los.  Stutz.  Es  wird  vorgebracht,  dass  ,der  Fr.' 
sclilechte  Kreuzdicken  auagebe.  1607,  Aisscn.  Fran- 
züsisclier  Wein  Z.  —  2.  (PI.)  die  Franzosenkrankheit, 
Syphilis,  Lustseuche,  allg.  ,Ira  J.  1495  brachten 
die  Kriegsknechte  aus  Frankreich  die  bösen  Fr-en 
oder  Blattern,  die  manchen  stolzen  Mann  und  Weib 
erläinbd  haben,  dass  sie  zu  Elenden  verdorben  sind.' 
Ochs.  ,l>ise  krankheit  hiess  man  die  Fr-en  und  die 
bösen  blatern  von  Ursachen  wegen,  dass  man  diss 
vermeilendcn  [ansteckenden]  blatern  in  sölichem  fran- 
zö.sischen  zug  erholt  hatt.'  Vad.  .Wunschtend  dir 
tusent  fr-en.'  RMan.  .Ich  wünscht  in""  schier  d'  fr-en.' 
1576,  Lied.  ,Die  übrigen  [Knechte],  die  heim  kamen, 
brachten  zum  beutpfennig  mit  inen  heim  die  eilend 
und  jenierlich  krankheit,  so  wir  Teutschen  die  Fr-en 
nennen.'  JosSiml.  1577.  ,Der  vollen  fr-en  und  blateren 
steckt.'  1589.  Zellw.  Urkdn.  ,üie  geschwornen  sollend 
ouch  versorgen  deren  halb,  so  mit  der  bösen  sucht 
der  fr-en  verhaft  [sind].'  1601,  Amtsr.  Kriens.  ,Wann 
sye  Biderlüt  ullnemmen  zu  arznen  für  die  Fr-ou,  da 
iiement  sye  Manchen  an  für  dieselbig  Krankheit  zu 
curieren,  so  er  doch  nit  damit  behaft.'  ca  1600,  Cys. 
,Die  abschüchliche  spanische  Sucht,  so  wir  die  Fr-en 
iiainsend.'  JJRüeger  1606.  .Franzosensucht.'  JMukalt 
1697.  Auch  eine  Krankheit  der  Kühe,  Gebärmutter- 
krebs;  s.  Brüclerin,  Bri'ielsucht,  Stiersucht.  —  3.  P  flau  - 
zenname.  a)  kl.  Sommerwurz,  orobaiiche  minor  Aa; 
SinSt.;  Z,  zudem  =  o.  major  und  ramosa.  It  Durh. 
Syn.  Schelmenchrnt,  Kletüfel.  —  b)  gem.  Akelei,  aijui- 
legia  vulg.  Aa  (Mühlb.). 

Mhd.  Fmmm,  häufiger  Franzuu.  —  Über  2  vgl.  (ir.  WB. 
und  Wcigand  WB.  Als  Sg.  konstruiert  hei  KMau.  (,dass 
dich  d'  fr-en  schänd!')  wie  bei  einigen  andern  .\utoren.  — 
Bed.  3  a  kaum  darum,  dass  man  vun  dem  Ursprung  der 
PHanze  aus  der  Provence  Keimtniss  hatte,  sondern  eher,  weil 
die  Verheerungen  des  Schmarotzergewächses  mit  denen  der 
bi'kaiuiten   Krankheit  verglichen   wurden. 


olo 


Franz — IVuiiz.     Fiiq 


-frui 


Fr;! 


-IVur 


1314 


t'raii üösele":  frz.  Art  an  sich  tragen  oiler  iler 
frz.  Niitiü»  gewogen  sein.  allg. 

französisch.  ,Fr.  Saussisen  [saucisses]',  s.  l'han- 
tiisi  Sp.  874.  Fr.  laufe',  von  Pferden,  mit  den  Hufen 
auswärts  gehen  L;  Ggs.  eng  Sp.  330.  Fr.  lere«,  eine 
Geschlechtskrankheit  an  sich  haben  S.  ,Er  legte 
einiges  Sameiizeug  auf  einer  Bank  in  Ordnung,  als 
diese  Beide  so  fr.  neben  ihn  auf  beiden  Seiten  ab- 
sassen.  dass  das  halbe  Samenzeug  ab  der  Bank  in 
Boden  fallen  musste.'   HPest.  1787. 

Französier:    Birnensorte  GKh.,  It  Steinm.  1S04. 


Frap  Ifrapp)'  frup. 

Frippei'j  f. :  Münzfälschung. -Verschlechterung.  .Im 
J.  1020  hat  die  schädliche  Unordnung  des  Müiizwesens 
dergestalt  überhand  genonmien,  dass  zuovor  von  der- 
gleichen Fripp-,  Kipper-  und  Wippery  niemal  gehört 
[worden].'  Hakn.  Ititill.  —  Ytz. /rqjvrk,  Haudel  mit  alteu 
Sachen;  y>i^>t*',   abnutzen;  stehlen. 


Frap— frur. 


friere",  vorw.  -d-  {-oi-  UwE.),  Cond.  f'rilrti,  Pte. 
ll' fröre"  {-ö-  Gl)  :  frieren  i.  S.  v.  Kälte  empfinden,  allg. 
Fs  friirt  wi''*  n"  d'  Hand.  Es  frürt  Ine",  man  friert 
BSi.  Subst.  .,Friere'  n.:  Wechsel-  od.  kaltes  Fieber 
L;"   Syn.  Frürer.  —  S.  noch  gefroren. 

ont-  (et-,  ep-)  BHk.,  Si.;  UwE.,  üf-ep-  Aa:  auf- 
frieren, auftauen.  Si  miiend  wider  itfet fröre  sl".  Mad- 
LENi  1712.  ,Vom  Muttensee  [Gl]  heisst  es,  dass  er  in 
den  heissesten  Sommern  kaum  entfriert.'  Steinm.  1802. 
,Sobald  der  see  entfrure  und  das  ys  abkäme.'  Fründ 
1446.  ,Wo  si  ein  figent  sachent,  dem  hüwent  si  die 
füess  ab,  stalltent  die  zum  füür,  bis  s'  entfrurent, 
schüttent  sie  die  füess  darus  und  leitent  die  schueh 
an,  denn  es  so  kalt  was,  dass  der  nacht  alle  teilten 
zuu  stock  gefroren  warent.'  ÄhTsohudi.  ,Egelidari: 
entfr.,  entschlahen  (wiederum  schmelzen  und  zergön).' 
Fris.  (Mal.).  ,Erst  an  Lichtmess  ist  eine  Wärme 
gsyn,  dass  der  Most  und  die  Trauben  entfroren  sind, 
und  ist  noch  ein  ziemlich  guter  Wein  worden.'  1643, 
OsENBR.,  W.  ,Regelari,  auffr.,  entfr.'  Denzl.  1677; 
1716.     Syn.  entfrören;  vgl.  ufergefroren. 

er-,  ver-;  1.  wie  nhd.  ,erfr.'  De  [ixC^  tuest  alliwll, 
ivie  zvenn  's  zum  Verfr.  war  Z.  Es  ist  nanig  [noch 
nicht]  zum  KZ;  s.  Hundstag.  , Erhungerte  Milch 
könnnt  wieder  bei  besserm  Futter,  aber  erfrorne  nicht 
leicht,  sagt  der  Urnersenn  [Vieh,  das  vom  Hunger 
gelitten,  erholt  sich  bald  wieder,  nicht  so  das  von 
Kälte  mitgenommene].'  Alpina  1806.  's  Anneli  wott 
rerfrüre'^  [sogar]  a"  d'r  Sunne.  Gotth.  ,Er  habe  es 
von  den  Alten  gehört,  wann  es  um  selbige  Zeit  [Ok- 
tober] so  kalt  seie,  so  seie  der  Winter  erfroren  [sei 
keine  grössere  Kälte  mehr  zu  befurchten].'  Si'ectateür 
1734.  Vgl.  erwcrfeii.  ,Wann  die  Pfrundreben  ver- 
frieren.' TuR.  sep.  Bildl.  Um  Oj^iis  e.,  einer  Sache 
verlustig  gehen,  darum  geprellt,  betrogen  werden  Z. 
Wenn  der  Düfel  mit  dene  zwcneii  a'hcnkl  |sich  ein- 
lässt],  so  iseh  er  um  .n  Hell  verfrore".  Schild  1S76. 
„Er  i.st  um  all  sein  Gut  verfr.,  er  liat  Alles  verloren 
Schweiz.  Idiutikuü.  I.  9. 


VOkte."  ,l)ass  man  um  sein  Recht  verfroren  ist.' 
1874,  Bs  Grossratsverh.  Mit  ire"  ist  Eine  nüd  ver- 
frore", nicht  getäuscht,  wohl  versorgt,  wenn  er  sie  • 
heiratet  Z.  Auch  absol.:  einer  Busse,  Strafe  ver- 
fallen Z.  —  2.  verstärkend  für  frieren;  von  der  Kälte 
zu  leiden  haben,  davon  hart  mitgenommen  werden. 
,Da  ward  es  uss  der  massen  kalt,  dass  menklichen 
[1.  -er?]  erfrüren  wollt.'  Edlib.  ,Was  kalt  und  er- 
frurend  übel  dur  das  Eschland.'  HsStockar  1519.  ,I)o 
bin  ich  oft  übel  erfroren,  drumb  dass  ich  oft  biss  umb 
mitte  nacht   han  miessen  umbher   gan.'    Platt.  157"2. 

—  Verfrore  als  Ptc:  1)  durchfroren,  vor  Kälte  blau, 
starr,  allg.  V.  üsg'seh".  I'''  bi"  ganz  terfrorne,  friere 
sehr  stark  GA.  Verfrörnig  Hand,  die  vor  Kälte  rot 
und  blau  sind  L.     2)  sehr  gegen  Kälte  empfindlich  Bs. 

—  MhJ.  trvrieatn,  nur  in  Bed.  1.  Zu  der  Ijildlichen  Bed. 
halte /(immcn  3   (Sp.    1197). 

vis-:  1.  durch  Frost  Lücken  bekommen,  beschädigt 
werden,  z.  B.  Epheu  BBe.  —  2.  auffrieren,  auftauen. 
,Ganze  Zeigen  voll  Raben  und  Erdapfel  sind  verfroren 
und  im  Aussfrieren  verfaulet.'  Maag  1791.  —  S.  k» 
i.  S.  V.  üf  (Sp.  555). 

g"fr. :  frieren  im  unpers.  S.  von  Eintreten  von 
Frost,  allg.  Selbst  von  AFröhlich  gebraucht:  .Eh  es 
wiederum  gefror.'  .Darauf  schneite  es,  gefrührte,  man 
holte  das  eis.'  GKöNir,  1696.  —  uf-er-g'frore":  auf- 
getaut Z.     's  ist  dusse'  [im  Freien]  u. 

Über  den  Wechsel  von  ent-  und  e?*-  s.  dd.  Viell.  ist  iu 
diesem  speziellen  Falle  erg-fr.  aus  ert-fr.  umgebildet. 

g'frore":  adj.  Ptc.  1.  (zu  frieren)  en  Gfrorne"; 
ein  gegen  Prost  Empfindlicher  THRom.  Syn.  Gefrür- 
ling.  —  2.  (zu  gefrieren)  a)  g.  si',  kein  Leben  zeigen, 
sich  nicht  regen  mögen  L;  Th.  —  b)  durch  Bezau- 
berung (die  sog.  Passauerkunst)  und  Zaubermittel 
(Passauerzeddel)  unverletzlich  und  unempfindlich  ge- 
macht, „besonders  wider  das  kleinere  Geschoss"  Ar; 
„VOrte;"  W.  Er  cha"-sclüch  gfrornu"  mache"  W. 
Bas  git  Eine"  wie-ne  G'frorne,  er  verspricht  sehr  stark, 
abgehärtet  zu  werden  Gl.  ,Es  ist  dise  Kunst,  namlicli 
gefrohren  machen,  ein  solche  Gattung  der  Zauberei, 
die  einist  den  alten  Zauberern  nicht  bekannt  gewesen, 
sonder  erst  innert  wenig  Jahren  erfunden  und  an  Tag 
kommen  ist.'  RGwerb  1646.  ,Frisch  auf  Soldat,  parier 
dein  Wehr,  Dich  hilft  jetzt  kein  Wundsegen  mehr, 
Bist  schon  g.,  ist  umbsonst.  Ich  [der  Tod]  lös  auf 
mit  Gwalt  ohne  Kunst.'  RudMey.  1650.  Im  Bauernkrieg 
1653  wurde  ein  Angeschuldigter  gefragt.  ,ob  er  auch 
g.  oder  schutzfrei  sei.  und  wer  ihn  solche  Kunst  ge- 
lehrt.' AHeusl.  1854.  ,Die,  welche  durch  Anhenkung 
oder  Verschluckung  gewüsser  Charakteren ,  Buch- 
staben, Zeichen  oder  auf  andere  Weis  sich  understelien 
[sich]  gefr.,  ihren  Leib  so  fest  und  hart  zu  machen, 
dass  wann  man  gleich  auf  sie  hauet,  sticht  und  schickst, 
es  doch  nicht  änderst  ist,  als  ob  man  auf  Eis  oder 
ander  hart  gefroren  Ding  zuschlagen  und  schiessen 
täte.'  Zauberei  17u1.  ,lhr  Geistlichkeit  ihn""  blaset 
ein,  vor  Stich  und  Schützen  sicher  z'  sein,  sie  seien 
allsani  g'fr..  und  henken  ihnen  Brieflein  an.  ein  jeder 
schlag  jezt  zehen  Mann.'  1712,  Bällenlied.  .Gefr.. 
unverletzlich,  der  nicht  kann  verwundet  werden,  in- 
vulnerable.' DEliAcorR  1736.  Syn.  fest;  s.  gefröre»,  (le- 
fröri.  —  bickel  {bikels  GTa.)-:  =lHckclfest  Sp.  1119 
Gl;  Gr;  (iTa. ;  Nnw.     Syn.  hiclwlkärt. 

Gefroren  (rfrtire  f.:   Frost,  Kälte  GrD.;  W. 


1315 


Frar—  frur.     Fräs — frus. 


1316 


Fror  r.  syii.  mit  und  neben  .gel'rüri.'  Vau. 

fröre",  <f-:  gefrieren  maclien;  durcli  Frost  ver- 
ilerbeii  BSi.;  ül;  GiiPr. ;  Suhw;  Uw.  jE,'*-  het-m'r  d'Füesis 
g' frört  BSi.  Vi  Alte"  hend  aw''  eisster  (/'seit,  ril  Guvi- 
iiicl  f  Kartotfeln]  geh  's  erst,  wenn  's-es  [das  Feld]  gf'rdrt 
Sciiw.  .Die  Bäuriii  ist  besorgt,  üass  alle  die  Herd- 
Spisen  [Erdfrüchte]  Sie  bringe  unter  Dach,  Eh'  sie  ge- 
friirt  die  Bisen.'  Bekglieder  b.  Persönl.,  Einen  starr 
machen,  dass  er  kein  Glied  mehr  rühren  kann,  ihn 
.bannen'  UwE.;  Einen  kugel-  und  stichfest  machen 
(iijl'r.  ,Man  sagt,  er  könne  sich  gfr.  und  die  Leute 
bannen.'  UBrXg«.  Syn.  beiiteUen.  Mit  fehlendem  Obj., 
unpers. :   frieren,  gefrieren  BBe.,  Si.     Es  schneit,  rift 

II   Ijfrört.    —    Mild,    (ije)vroeren,    dass. 

ent  fempj-  =  ufgefr.  BSi.;  „Etwas  aufgefrieren, 
weich  machen,  zerschmolzen,  im  physischen  sowohl  als 
moralischen  S.  BE."  Auch  ohne  Obj.  Es  het  et  frört, 
der  Boden  ist  aufgetaut  BSi.;  vgl.  frören.  ,Glacieni 
refundit  luna:  entfrört,  schmelzt.'  Fris.  , (Wider) 
entfrören,  ein  gefroren  ding  zerlassen,  regelare.'  Mal.; 
Denzl.   1677;   1716.    —   Mhd.  (bei  Boner)  ebso. 

er-:  erfrieren  machen  Gl;  durch  Frost  verderben. 
,Der  Winter  hat  mir  erfrört  ein  ross  in  disem  jar.'  Z 
Lied.  ,A"  1667  ist  durch  ein  ungewöhnlichen  Ryfen 
der  Kebstück  erfrört  worden.'  Pfarrb.  Z  OGlatt.  .Ein 
kalter  Wind  erfrörte  völlig,  was  der  Schnee  über- 
bleiben lassen.'  JJScheucuz.  1706.  ,Die  Roggenernte 
war  schlecht,  weil  die  Winterkälte  viel  erfrört.'  Monatl. 
Nachk.  1754.  —  ver-:  1.  =  er-  Ap;  Gl;  SchwE.;  Z. 
E  verfrOrts  Mensch,  eine  durch  Kälte  körperlich  ver- 
dorbene Frauensperson  Ap.  Verfrörti  Finger,  Zehe"  Z. 
,l)ass  das  Ungeziefer  seine  Früchte  abfressen,  der  harte 
Winter  sie  v.  werde.'  Ulr.  1727.  —  2.  auffrieren  ma- 
chen. ,[Die  Fische]  sollend  also  gefrieren,  bis  solche 
von  der  wärme  des  feurs  verfrört  und  bewegt  werdend.' 
FiscHB.  1568.  S.  ver  Sp.  908.  —  üf-g'fr. :  zum  Auf- 
tauen   bringen,    z.  ß.  einen    eingefrornen  Brunnen    Z. 

—  dnr'^''-:  mit  Frost  durchdringen  Z.  Die  Kälte 
durchfrört  die  Erdschollen  =  lässt  sie  durch  und 
durch  gefrieren.     Glieder  können  dur'''frürt  sein. 

Frörer  m.:  Wechsel-  od.  kaltes  Fieber  „Aa;  Gl; 
LE.;  GKh.;"  Fieberfrost.  ,Wenn  die  Schafe  aus  wär- 
mern Gegenden  auf  den  Alpen  anlangen,  bekommen 
sie  den  Fr.  oder  das  kalte  Fieber,  das  aber  wieder 
von  selbst  sich  verliert.'  EöiM.  u.  Schinz  1809.  , Wisset 
doch  niemant,  was  siechtagen  es  was.  Wol  was  er 
einem  truckenden  frörer  gelich.'  XV.,  Konst.  Chron. 
,Ist  dich  das  feber  oder  kaltwee  nie  ankommen V  Hast 
du  nie  den  fr.  gehebt'?  iniit  te  unquam  febris'?'  Mal. 

—  Mhd.    ebso.      S.   noch  Feber,   Sp.   63C. 

G'fröri  Aa;  Ap;  Gl  (Bed.  2);  Soh,  „Frörni% 
Gfrörni  „BO.;"  VOrte;  Gl  (Bed.  1);  Gr;  GSa.;  ScHSt.; 
S;  Z,  G'früri  B  —  f.  (n.  in  Bed.  3):  1.  Frost,  Frost- 
wetter. En  Elfe  schaä't  nid  so  ril,  wenn  's  nW  kei 
Gfr.  git.  's  het  de"  MorgC  e  Gfr.  g'ha".  Ihri  Dienst- 
hute' förchte"  nüt  um  Gfrilri  —  si  leit-se  dopplet  a'. 
GJKi;hn  1806.  ,So  zuo  zyten  der  herbst  [-Ertrag]  als 
gross  wurd,  oder  ain  söllich  wynfüli  [-Fäulniss]  oder 
gefrür  kam.'  XV.,  Offn.  Piheinau.  ,Ain  gfrüri  vor 
Georgi;  was  ain  hüpscher  schuss  [Trieb]  gsyn.'  Vad. 
.Congelatio :  ein  gefrüre  (gefriere)  oder  gefrörne.'  Fris.  ; 
Mal.  ,r)er  Zürichsee  beschloss  sich  bis  an  die  statt 
an  d'schwirren,  dise  gfrörne  wäret  bis  an  Cbarfrytag 
und,   das    ein  gross    wunder   ist,   entfror  er  in  einem 


tag  und  einer  nacht.'  HBull.  Tig.  .Die  Scliitlnieister 
verantworten  sich,  es  sei  zur  Zeit  der  G'frörni  gar 
vorschieden,  indem  sie  bald  wenig,  bald  doppelt  so 
viel  Knechte  halten  müssen,  je  nachdem  der  See  ge- 
froren sei  und  sie  fahren  können.'  1590,  Absch.  ,1736 
ist  ein  starker  Reifen  oder  vielmehr  Gefrörne  gewesen.' 
Z  ÜGlatt.  —  2.  Frostbeulen  Aa;  B;  VOrte ;  Gl;  S;  Z. 
D'  G'fr.  an'n  Fiiesse"  [usw.]  ha".  ,Aufgespaltene  Füss 
von  der  Gefröhrne  haben:  avoir  les  mules  aux  talons.' 
DeLacodr  1736.  Gegen  G.  wird  empfohlen,  die  leiden- 
den Stellen  mit  dem  Wasser  eines  kleinen  Bübleins 
zu  waschen  Z ;  moderner  ist  Gfrilri pommade.  —  3.  (n.) 
Kugel-  oder  Stichfestigkeit,  Unempfindlichkeit  gegen 
Prügel,  sogar  solche  mit  einem  Hebeisen  (bis  auf  eine 
kleine  Stelle  am  Körper,  die  sich  gewöhnlich  unter 
der  Nase  oder  der  Achsel  befindet)  Ap;  GT.;  vgl. 
Alpenp.  1871,  S.  375.  .Wider  ein  silberne  Kugel  ver- 
möge die  Gfröhrne  und  Verhärtung  Nichts.'  RGwerii 
1646.  ,Das  Knittelkraut  [Kolbenschläge]  der  Bären- 
haut die  Gfrörni  kann  vertreiben.'  1656,  Lied  v.  d. 
Schlacht  b.  Vilm.,  in  welcher  ein  .Gefrorner'  durch 
eine  silberne  Kugel  getödtet  worden  sein  soll.  S.  nocli 
Malefiz-Zedel. 

Abi.  t.  von  dem  Ptc.  (mhd.  (jevi-6rn),  t.  wie  mhd.  dun 
yevriiri,  ,gefriii-inen'  (PI.  —  XV.,  Koust.  Chr.),  und  ,gefrilr' 
(CTiirst  ca  1500,  u.  oben  Offu.  Rheiuau)  von  dem  Pr.-et.  Plur. 
crur(n).  Im  erstem  Fall  ist  die  Bildung  ohne  ii  auffällig; 
sie  ist  das  Gegenstück  zu  denjenigen  mit  ungehörig  eingescho- 
benem 71  (Fi-öni,   Kränkni).    —    S.   noch    Ge/rusl. 

Se-G'frörni:  das  Zufrieren  des  Sees,  Dauer  des 
Gefrorenseins  Z.  So  auch  1881,  Z  Amtsbl.  ,Weil 
selten  die  Seegefrörne  3  Wochen  anhält.'  16'29,  Abscji. 

Winter-(G')Fröri.  ,Der  wyn  ward  tür;  dann 
die  winterfröre  grossen  schaden  tuon  hatt.'  Vad.  Die 
Gesandten  von  Gl  tragen  darauf  an,  die  wegen  der 
Winterfuhr  zur  Zeit  der  ,Wintergfrörne'  im  J.  1614 
gemachte  Ordnung  zu  ändern.  1629,  Absch. 

Frörli»g  GA.;  Schw,  G'fr.  Aa;  Ap;  Uw;  U;  Z, 
G'frürlig  ZHörnli,  Frilrlig  B  —  in.:  Person,  die  gegen 
Kälte  besonders  empfindlich  ist.     Syn.  Fror-Igel. 

G'frörniss  f.  =  Gefröri  1  ApK. 

vrorcinigen    s.   ver-un-reinigen.  frörlich 

s.  frölich. 

Gefrurst  s.  Gefrust. 


Fras(frass)-fpus. 

„(i°frasel  .Sr.'\  Gfrüssel  St.»  —  n.:  Ungeziefer, 
Raupen  udgl.  an  den  Pflanzen  GRh." 

Syn.  Gefräas  3;  Frester.  Beide  obigen  Angaben  lassen 
Abi.  von  Fräse  zu,  da  ursprüngliches  r  nach  langem  Voc. 
oft  Si:hw<ächung  erleidet  (vgl.  z.  B.  Äser  Sp.  500  und  die 
Conjugationsformeu  von  essen  Sp.  5'2'2.  524)  und  auch  Kür- 
zung des  Voc.  zuweilen  vorkommt.  Wenn  aber  die  crstere 
Schreibung  die  richtige  ist,  so  kann  unser  W.  auch  vun 
/rasen  abgel.  sein,  und  wenn  u  als  Kurze  zu  verstehen  ist, 
so  Hesse  sich  sogar  an  Abi.  von  Fmel  mit  der  in  den  n.-o. 
MAA.  beliebten  Einschiebung  von  r  oder  wenigstens  an  An- 
lehnung an  dasselbe  denken. 

G'fraset  n.:   dass.  ApK.;  GRh. 

Die  mit  -et  aus  Verben  abgel.  Abstracfci  sind  sonst  durch- 
weg m.  (Dialekt.  S.  214/6):  hier  könnte  das  Ueuus  vun  Vn- 
zi/er  Attraction  geübt  haben;  vgl.  Kueisscl  Sp.  527.  Übrigens 
lässt  sich  unser  W.  auch  als  (substantiviertes)  Ptc.  vnn/msni 
(eventuell  mit  Vocalkürzuug)  und  zwar  als  Ptc.  linperf.  (für 
-end;  Vgl.  ijefrcsael)  oder  Ptc.  Pf.   mit  act.   Bed.  auffassen. 


1317 


Präs,  fres,  fris,  fros,  frus 


1S18 


frast'ii:  fressen,  weiden.  .Wann  sclion  ein  Wakl 
ist  voller  Haasen,  Und  was  da  kam,  gern  Alles  fraasen.' 
ViLM.  Lied  U!.5t). 

Wahrsch.  mit  echter  Lauge  ä,  entw.  Ton  ,Fräss'  (für 
'j'raHsen),  od.  eher  ans  'ver-anen  wie  , fressen'  ans  ,*ver-essen'. 

frasig:  fressend,  verzehrend?  ,.\us  frasigem  neid.' 
Bs  XIV.     Vgl.  0.  Gefrasd. 

Friiss  (PI.  -A-,  -'5--,  -'5'-)  m.:  1.  (persönl.)  viel  und 
gierig  essender,  schwer  zu  sättigender  Mensch,  allg. 
,Mando,  helluo,  gurges.'  Id.  ß  (Fraas);  ThSpieser 
1716.  A'  zu-e  Tische"  wird  en  Fr.  erzöge".  Sulger. 
E.f  wird  kein  Fr.  gibore,  aber  erzöge.  Sprww.  ,Su"st 
war  er  ein  untrüwer  fr.,  wenn  er  alls  ässe.'  Zwingli. 
Adam  zum  Wolf:  .Zuo  disem  tier  will  ich  mich  flysseii 
Und  im  syn  namen  gen,  erzellen,  Zum  wolf  will  ich 
yetz  in  crwellen,  Der  wirt  ein  fr.  syn  aller  tier.'  Ruef 
1.Ö.50.  .Barathrum,  catillo.  gluto.  ingluviosus,  lurco. 
patinarius:  ein  fr.,  schlemnier,  schleizer,  schlucker 
oder  Schlecker,  der  sein  guot  ver.schlemnit  und  ver- 
dampft, der  für  und  für  in  der  platten  ligt.  Proceres 
gulae:  gross  fräss,  friJssjungkeren;  die  rechten  schleck- 
mäuler.'  Fris.;  Mal.  ,Ein  unsinniger  Fr.  frisst  Alles, 
was  er  ankommt.'  JJBreit.  1616.  .Eltern,  welche  aus 
ihren  kinderen  rechte  fräss  zeuhen.'  FWyss  1650.  — 
2.  (sächlich)  das  Fressen,  von  Tieren  und  (verächtl.) 
von  Menschen  (sowohl  die  Tätigkeit  als  der  Steif). 
allg.  Fn  u'hfiJtige  [gewaltigen]  Fr.  tuo"  GRMal. 
Schmaus,  ,convivium.'  Id.  B.  Die  Schüler  .sollen  in 
keine  conventicula,  ürten,  nachtstubeten,  Schlaftrunk 
ziehen,  keine  schlemm  noch  fräss  halten,  weder  innert 
noch  ussert  der  stadt.'  XVI.,  Z  Staatsarch.  ,Mit  dem 
vollen  Fr.  Alls  g'schändt  [zerstört]  dises  wilde  Element 
[das  Feuer].'  JCWeissenb.  1678.  Bildl.  erwünschter 
fetter  Gewinn,  resp.  Gelegenheit  dazu.  Die  Kuratel 
[Vermögensverwaltung]  ist  en  rechte  Fr.  für  in  Gr; 
Syn.  gemäjeti  Wis".  —  JIliJ.  vras,  Fresser;  Fressen,  Ge- 
frässigkeit,  Schlemmerei. 

Imben-  {Tmme"-Fräs  Z):  ein  Bienen  fressender 
Vogel,  eine  Art  Schwalbe,  Immenvogel,  Spint.  ,Imbcn- 
wolf  oder  -frass,  merops.'  Voijelb.  1557.  ,Merops 
(apiastra):  ein  see-  oder  meerschwalm,  ein  frömder 
vogel,  imbenwolf,  imben-  (immen-)  fr.'  Fris.;  Mal.; 
Denzl.  1677;  1716.     Syn.  auch  I.-Fresser. 

Vgl.  Jen  mythischen  Heldenn.anien  Beowulf  (Bienenwolf), 
welchen  JGrimni  auf  den  Vogel  ileutete. 

Vil-:  Fresser  Ap;  Z. 

Mhd.  vil-fräz,  gefrässig.  Nhd.  als  Name  eines  Tieres 
viell.  nur  umgedeutet  aus  nord.  fiall-frca,  Bergbär. 

Gern-  (G^refräs):  was  man  gern  isst,  Lieblings- 
sjieise,  Leckerbissen  Ndw.  —  Hase"-:  Hasenschmaus, 
Mahlzeit,  deren  Hauptgericht  ein  Hase  ist  BInt.  — 
Chrut-:  Liebhaber  von  Sauerkraut  BBe.  —  Land-: 
länderverheerender    Eroberer,    von   Attila.    Würstis. 

—  Schmäder-,  Dim.  -Fräsli :  kleines  Leckermaul. 
Kinder:  Wa.s  hei" -vier  z'  Mittag'^  Chnüp/Ii?  0,  die 
han-i'''  nit  gern!  Mutter:  t>,  dir  [ihr]  sit-mer  aw'' 
Schm.!  JoACH.  Vgl.  schm.-frässig.  —  Wurm-:  Krank- 
heit der  Weisstanne,  verursacht  durch  den  sie  be- 
wohnenden Wurm  Bostrychus  typographus ;  auch 
Wurm-,  Baumtrockniss.  S(;hinz  1842. 

fräss  -Ö-:    gefrässig  ScH.     Syn.  (ge) fräss. 

Gefräss  G'frc^ss  (bzw.  -.f-.  -?'-)  u.  -s',  -z  —  PI.  -er 

—  n.:  1.  Maul  als  Organ  des  Fressens,  von  Monscheii 


(grob)  u.  Tieren  Bs  f-e'sj;  B  ('-c-'.vj;  F;  L;  GG.;  W;  Z. 
Synn.  Gefress;  Fresse;  Gosche;  Schnorre.  En  guete' 
alte"  Chäs  dem  Schwizer^iur  i"s  Gfräs,  dass  's  Lib 
und  Sil  hübsch  z'sämme'  bindt,  am  jüngste'  Tag  im 
Blich  no''''  findt.  Häfl.  181.S.  Als  eine  Mutter  dem 
Säugling  mit  Gewalt  Nahrung  einflössen  wollte,  rief 
der  Vater:  Wenn  d'r  Budel  [Bauch]  hungred,  tiiod 
d'r  Grind  [Kopf]  ds  G.  schon  [von  selbst]  vf!  BEi. 
E  irüests  [unverschämtes]  G.  ebd.  Hob  [halte]  ds  G. 
z'säme,  schweig!  oder:  sei  verschwiegen!  BHk.  F'' 
gib-d'r  Ei"s  uf  's  G.,  wenn  d'  nid  schwigst  Z.  Vgl.  2. 
--  2.  Gesicht,  Antlitz,  bes.  verzogenes,  widriges 
(grob),  allg.  E  wüests  [hässliches]  Gfräss  Gr;  e  dumm 
Gfres  Bs.  Fratze,  Grimasse  Bs;  B;  L;  G;  Sch;  Uw. 
Wenn  das  Kind  Gfruser  macht,  so  lach  derziie  Bs. 
St  macht-mer  e  Gsicht  und  was  erst  fir  e  Gsicht?  's  ist 
e  Gfriis  g'sl,  darf-i'''  wol  sage",  ebd.  (Schwizerd.). 
.Man  schluckt  oft  vom  Doctor  bittere  Medicinen,  um 
gesund  zu  werden,  ohne  ein  hässliches  G.  auf  ihn  zu 
machen.'  LKInderuitzi  18.31.  Gfräser  schnlde";  vgl. 
Grännete,  Käszännet.  Es  G.  mache"  wie  14  Tag  Rege"- 
wetter  S ;  Z ;  ime-n-en  Esel,  de''  Teig  frisst  S ;  wie  icenn 
d'  dem  Heiland  der  Essich  g' söffe"  hättiscli  AaZcI.;  me 
mänt  [so  dass  man  meint],  er  hei  süri  Holzäpfel  ahe- 
g'schluckt!  SfH.  Jmdm  Ei's,  Eini  [Maulschelle]  ifnjs 
G.  haue"  fge'j  Aa;  Bs;  vgl.  1.  ,Quin  pugnus  in  mala 
ha;reat:  das  du  im  die  taust  ins  gefräss  einhin  oder 
ins  angesicht  gäbist.'  Fris.;  Mal.  Günstige  Bedeutung 
hat  nur  das  Dim.  Gfräsli,  Kinder-  oder  Mädchcn- 
gesichtchen  B.  Es  hübsches  G.  Es  Hüseli,  wo  riindi 
G.  mit  Gu-iindernäsli  springen  um  's  Gärtli.  HsOrT. 
Doch  nennt  eine  Mutter  auch  unzufrieden  ihr  Kind 
das  chli"  G.  —  3.  [Gfräss  Aa;  L;  GP.,  We.;  Th;  Z, 
Gfrässt  Ap  tw.,  Gfräz  GRÜhur,  He.,  Pr.)  =  Gefrasel. 
's  G.  ist  a"  d'  Bäum  chu  [gekommen]  ZDättl.  Von 
Menschen:  Gesindel.  Under  de"  Fabriklere"  [Fabrik- 
arbeitern] git  's  rechti  Lüt,  aber  au''''  vil  G.  Bs.  — 
4.  (AAEhr.  Gfre's)  Abfall  von  allerlei  Stoifen,  z.B. 
wo  Papier  zerschnitten,  Holz  gefällt  oder  behauen, 
Reiswellen  gemacht  werden;  unordentliches  Gestreu; 
Kehricht;  schlechtes  Zeug,  abgenutzte,  wertlose  Waare 
k.K;  Bs;  B;  VÜRTE;  „S",  Reiser  im  Gegs,  zu  grobem 
Holz  Bs.  Syn.  Gi'isel;  Gehüder.  Uf  slni  Matte"  füert-cr 
[der  Bauer]  Mist,  Stei"'  und,  G.  er  z'säme"  list.  Zni- 
,MERM.  v.Buchenr.  1865.  Ihid  tri'ieber  und  wilder  schiesst 
er  [sc.  der  Bach]  und  bringt  er  G.  und  Holz.  IBreitenst. 
Die  Buche"  mache"  geng  [immer]  es  G.  B.  liberal 
süferlig  üfg'rümt  und  au'''  's  G'fress  eu'eg  gwüscht, 
wo  d'  Hi'iener  im  Gängli  us  g'macht  hei  [haben]  Bs 
(WSenn).  B'  Mus  hein  es  gri'iselichs  [schreckliches] 
G.  g'macht  BSi.  —  5.  „schlechtes  Essen,  Mengsei 
von  verschiedenen  Speisen  B;"  Bs;  Gr;  W;  Z,  gutes 
od.  schlechtes  Essen;  Essen  od.  Fressen  Aa;  Schwein.e- 
futter  Gr  (Gfr'ez);  W. 

Mild.  ijecriKse,  Kressen,  Schlemmerei,  (iehildct  von  A';«»« 
und  durum  auch  concrcter  als  das  mit  ihm  sich  horührendc 
und  z.  T.  vermengte,  aber  vom  Verbum  ahgcl.  (le/rfmi  (s.  d.). 
Betr.  die  Schwächung  des  Auslautes  zu  «'  Tgl.  Anm.  zn  ^V- 
/«!«•(.  Kinigc  JIAA.  scheinen  (sofern  die  Mangelliaftigkeit 
der  uns  zu  Gebote  stehenden  Angaben  zu  Schlüssen  berechtigt) 
in  dif.'sein  Punkte  zu  schwanken.  Beachtenswert  ist  die  Ilissi- 
mihitioii  mite'  (abgesehen  von  den  MAA.,  welche  durchweg 
t'''  durch  <:'  ersetzen).  In  (l/riin  begegnen  wir  dem  in  un- 
seren MAA.  hilufigen  Wechsel  von  «'  (ß)  mit  :  (vgl.  Srhutz, 
;/iii<jcii   usw.).     (//><!«»(  ist  Nhf.   mit  angehängtem  (.  I'en 

Hili'gon  aus  ä.  Litt,  gegenilbcr  ist   man   in   Verlegenheit,   ob 


mo 


Präs,  fres,  fris,  fros,  fnis 


in20 


ilas  obige  W.  oder  Ge/rens  gemeint,  sei,  da  die  Schreibung 
weder  die  Quantität  noch  die  Qualität  des  Voc.  unterscheidet. 
Da  die  Bed.  eher  zu  der  letzteren  Lesung  stimmt,  so  haben 
wir  alle  älteren  Belege,  welche  allenfalls  bei  5  untergebracht 
werden  konnten,  zu    fff/i-cs«  geordnet. 

„Boffelen-Gefräss:  hiisslichos.  ocliseiiiihiiliflu'.s 
Gesicht  Bsf." 

Die  Angabe  .ochsenähnlich'  beruht  woh)  nur  auf  un- 
sicherer etymologischer  Beziehung  des  ersten  W.  auf  lat. 
/*o*,   hoois.     S.   d.   syn.   Boji't-fe. 

Sü-:  unsauberes  Essen  Bs  (Ochs.).  —  Seh  w  ine-: 
Schweinefutter  GrAv. 

g'fräss  Aa  (Endingen  -e'-);  Bs  fgfre'sj;  G;  Sch;  Z 
(ü.  -e'-),  f rassig  Ar;  Bsffrc'sigJ;  BM.;  Gr,  r/'f rassig 
GrD..  g'f)\isig  Uw:  1.  gerne  fressend  (essend),  nicht 
wählerisch,  guten  Appetit  habend ;  in  den  Gebirgs-MAA. 
auch  von  Menschen,  sonst  von  diesen  nur  grob  oder 
sclierzh.  Syn.  nssig.  Ggs.  s.  un-gefr.  Der  erst  Tag 
g'iiu'iss  [massig  oder  der  Vorschrift  gemäss],  de  siveit 
Tag  g'fräss,  de  dritt  Tag  roll  [betrunken]:  tuet  der 
ganze  Ldssi  [Aderlässe]  ivuhl.  Sfrww.  1824.  Häufig 
in  Verbindung  mit  ,gesund':  P''  bi"  gs.,  %''•  hin  emcil 
fressige''  GnPr.  I  liin  öppe  15  Jor  alt  g'si"  und  htdt 
[eben]  au'''  gs.  n.  gfress.  JSenn.  Wie  göt  's  [geht  esjV 
Was  lebsch  [lebst  du]'?  Antw.  fl  hi)  gs.  u.  gfr.  Bs; 
G;  ScH;  Z;  s.  noch  bös.  —  2.  viel  fressend;  gefrässig. 
.Die  Prelaten  verschwemmtend  's  an  frässige  pferd  und 
reuterei.'  SHoeuH.  1591.  .Der  frässig  hat  bauchweh  und 
grimmen.'  1707,  Sirach  =  .der  Gefrässige.'  1860.  ,Ein 
frässiger  Vogel.'  JCNäg.  1738.  —  3.  verzehrend,  vom 
Feuer:  ,Das  buoch  ist  durch  die  leidige  brunst,  ja 
durch  das  frässig  und  verzehrend  feur  zuo  grund  ge- 
gangen.' 1588.  Klosterareh.  SchwE.  —  4.  den  Appetit 
reizend,  von  der  Bergluft  (von  der  man  auch  sagt,  sie 
.zehre')  BM.  Syn.  fressig.  -  -  5.  allzu  knauserig  (bei 
.\brechnungen)  GWa.  (eig.  =  gierig).  —  0.  (gfre-sig) 
gesprächig,  wer  sein  Gfräs  (s.  Gefräss  1)  gern  braucht 
BBe.  Ggs.  mtllfül.  —  7.  (passiv)  schmackliaft;  z.B. 
von  Putter,  das  gern  gefressen  wird  AAEnd. ;  Gr.  Vgl. 
ü.fsig;  süffig.  —  Mhd.  vrmzn;  gefrässig.    \g\.  <ji-üm  Sp.  ."jOl. 

un-  (-e'- AAStauf.) :  1.  wählerisch  in  der  Nahrung, 
von  Tier  und  Mensch.  Synn.  s.  bei  eigelig  Sp.  147; 
alwär  210;  un-,  unge-äss  501.  502;  e.rakt  621  u.  A'ö;;; 
erlös;  mielisch;  gesclumdt;  verschleckt;  geschnäugget 
und  die  hier  folgenden  Zssen.  —  2.  ufressig,  un- 
schmackhaft Gr. 

gräub-frässig  =  gr.-ds.^ig  1  (Sp.  501)  L;  Z.  — 
land-:  ländergierig.  .Der  Marggraf  von  Müss  war 
gar  1.  und  schmatzeret  [wässerte]  im  syn  mul  fast 
nach  dem  Veltlin.'  HBi;ll.  157'2. 

g'schmäder-fräss  Scn,  schmäder-  B;  ZU.  {-£-). 
schnäder-  Aa;  Bs;  B;  L  (-e-);  GSev.,  g'schn.- 
(Suterm.),  -frässig  L;  GSev.,  -fräsig  Aa;  Bs  (-e-); 
B:  1.  ^  schm.-ässig  Sp.  502  und  un-gefriiss,  stärker 
als  meisterlns,  herschleclUig,  ungeschlacht,  schwächer 
als  schlärmig  BSi.  Schmäder  frässig  wie  d'  Geisse". 
JBreitenst.  1864.  Er  isch  e  meisterlosige,  schnäder- 
fre.sige  Hund  Bs  (von  einem  Menschen).  Si"  Frau 
isch  .so  schm.,  si  schätzte  üses  Brot  Nüt.  Gotth.  Auch : 
wälilerisch  im  Umgang  B.  .Jede,  der  vor  Schmäder- 
fräsigi  [-frässigkeit]  Keiner  (kein  Freier]  recht  ist' 
Gotth.  —  2.  naschhaft,  Leckereien  liebend  B;  S. 
.Hier  ein  Briisnieli  und  dort  ein  Restli,  als  hätte  man 
schni.-en  Jungfern  | Mägden]  die  Säcke  geleert.'  Gottu. 

'■'>.  Ii'cker.  von  Speisen.    Vgl.  gcfrd.s-s  7 ;  ässig,  ge-dss 


Sp.  500.  50l.  Öppis  Gschnäderfressigs  verlangt  man 
beim  Fleischer  in  Basel,  z.  B.  Hirn  udgl.  Leckerbissen. 
—  Die  Nbf.  »chn-  wohl  mit  Anlehnung  an  irhnnnKn,  ncliuimij- 
ffit,  naschen,  schnüffeln. 

schnaus-frässig:  wählerisch  im  Kssen  FJ.  Von 
srhnausen,  naschen. 

tier-:  Tiere  fressend.  .Man  erschlägt  sonst  den 
tierfrässigen  wolf.  wo  man  ihn  findet.  Warum  niclit 
auch   die    wölfe.    die    auf   menschenraub    ausgehen':" 

ZwiNGLI. 

gefrässen  g'fräse:  viel  und  unverschämt  spre- 
chen F.  Usi  mit -ein  [hinaus  mit  ihm]!  er  hat  lang 
gnuef  g fräset.  Widerreden,  grob  antworten  BBe.  Syn. 
mülen;  schnäderen;  tcäffelen.  —  umhi"-:  (herum- 
gehend) frech  sich  in  Alles  einmischen  BHk.  Vgl. 
's  Mfd  in  Alles,  Öppis  henke"  B.  —  Von  (/e/rius.  Daher 
auch  syn.:   das  Maul   brauchen. 

Frässigi  f.:  Gefrässigkeit.  .Buphagus.  von  seiner 
grossen  frässige  wegen.'  Vogelb.  1557.  —  Un-:  wäh- 
lerisches Verhalten  von  Tieren  und  Menschen  zur 
Nahrung  Gr. 

Fräse,  fräsen,  Fräsle.  Fräslete  s.  Franse 
usw.         fräsisch  s.  fransisch. 

fräs:  Conj.,  weil  doch  (einmal)  Gl.  Fräs-me" 
emäl  a''g  fange  hat...  -  Synk.  aus /«c  (s.  d.l  n/«  oder 
rfas«.      Vgl.  fünt   Sp.  102G. 

Fräse  f.:  1.  (Dim.)  Fräsli,  Fresli,  Halskrause,  rund 
schliessender.  gefältelter  Kragen,  dgl.  Knaben  und 
Mädchen  trugen  Bf;  Z  f.  Vgl.  dicker,  gebrittleler 
Kragen.  —  2.  (in  SchwE.  Friede,  in  Z  Friesi  neben 
Fräse,  Fre-^e)  Circularsäge,  scheibenförmige  Flader- 
säge.  allg.  —  Hand-:    Maschine  zum  Holzsägen  Gl. 

Vom  in.  flaue,  Halskrause;  Schneiderad.  Anlehnung  an 
das  W.  .Fries'  lag  nahe,  weil  mit  der  Circularsäge  namentlich 
lange,  schmale  Latten  hergestellt  werden.  —  Für  .Fasen' 
bei  FWürz:  ,.\lsbald  du  ihn  [den  Operiertenl  verbunden 
hast,  so  sollt  du  ihn  auf  ein  Sack  legen  und  tu  ihm  frisch 
Sprewer  von  Fr.  oder  geschnittenen  [1.  ,-es'l  Strow  daroin.' 
(1612    u.    nochujals  abgedruckt  16:U). 

fräse"  (-e'-  ZG.):  mit  der  Circularsäge  arbeiten, 
bzw.  Etwas  bearbeiten. 

ÜS-:  gezogene  Gewehrläufe,  deren  Züge  durch 
den  Gebrauch  gelitten  haben,  wieder  auffrischen.  - 
Vgl.  frz.  fmiacr,  kleine  Kammräder  mit  der  Fräsemasi-hine 
auszähnen. 

Fräser  m.:    der  die  Fräsemaschine  leitet. 

Fräsle  f.:  Friesel,  Hautausschlag  GkD.  —  Vgl. 
.Fräsel'   Hr.  WB.  4.  1.  Vii. 

.Press  m. :  Schmaus,  Gastmahl  B."  Syn.  Fre.<i.<<en  n. 
—  Här-:  besteht  darin,  dass  die  Kopfhaare  sich  an 
ihrem  äussern  Ende  spalten.     De"  H.  ha'  Gr. 

Gefress  n.:  1.  Mund,  bes.  Gebiss  „Gl;"  GrL. 
.Der  mund.  maul,  giel,  gosch.  gefress:  os.  mala,  buca.' 
Red.  1662.  .Was  ihm  [dem  .Wälschen'  Poggius]  für 
Schmachwort  in  das  ungewaschen  Walchengefress 
kommen.'  W^ürstis.  —  2.  Gesicht  (grob)  ScuNnk.  — 
3.  Fresserei,  unerlaubtes,  wiederholtes,  unmässiges 
Essen  Bs;  s.  Gefräss  .5.  , Gefräss  oder  Saufen.'  1531/48. 
Maccab.  Im  J.  1539  eiferten  die  B  Prädikanten  wider 
.die  köstliche  mal.  die  gastung  und  das  grosse  gefräss 
uf  den  tag  der  toufung.'  Hagenb.  Sigr.  .Als  die  sel- 
bigen uss  der  heiligen  gedächtnuss  des  tods  unsers 
heilands  ein  prachtig  gefräss  und  kostlicli  malzyt  ge- 
maclit     liattend.'     Uualtu.    155:!.     .Dass    sie    an    ireni 


Uil 


Fräs,  fres,  fris,  fros.  frus 


1322 


kilehgang  [Hochzeit]  üppige  gefräss  oiler  tanz  an- 
riclitiiul.'  HBtLL.  1")7'2.  S.  auch  Toten  fressen;  Ei  3 
(Sp.  13).     ,Surt'  luul  GetVess.'  AKlingl.  1702. 

Über  die  fast  diirchgäiigigo  Berührung  dieser  Fi>rm  mit 
Gefräsn  s.  die  Anm.  zu  diesem;  aber  vgl.  aucli  niii;h  die  mit 
1.    2    syu.    (le/rias;   Fresw. 

fresse":  1.  in  eig.  Bed.,  von  Tieren  und  unmäs- 
sigen  Menschen  oder  sonst  in  wegwerfendem  S.,  z.  B. 
mit  Bez.  auf  Ungekochtes;  doch  in  Gebirgs-MAA. 
auch  z.B.  de"  Chindru'  z' fr.  ge'  W;  me'  miies  für 's 
Fr.  sorge'  Gr.  S.  u.  Glt;  Hut;  Vaterland;  Serhet. 
Beteurung:  F'' uill-vii''''  fr.  lä',  wenn 's  nüd  war  ist. 
.Fleisch  fr.  [in  der  Fastenzeit].'  1524,  Absch.  ,l)ie 
fischer  fressend  dise  krabben  gleich  rauw  [roh].'  Fischb. 
1563.  Von  den  Tieren  sind  die  Bienen  ausgenommen, 
von  denen  man  , essen'  sagen  muss,  wenn  man  mit 
ihrer  Zucht  Glück  haben  will.  (Rothenb.)  Nach 
Osenbr.  soll  in  B  auch  von  Pferden  und  noch  andern 
Tieren  , essen'  gesagt  werden.  Von  leblosen  Dingen: 
zehren,  verzehren :  Es  frisst  albig  [immer]  und  scMsst 
nie,  Volksrätsel  (das  Licht)  GkD.  Der  nü  Sehne  frisst 
de'  alte"  GRPr.  Es  hed  di  Gfrore  g'fresse,  wenn  der 
Reif  vergeht,  ehe  die  Sonne  erscheint  GrD.  D'  Bränte 
tuet  ds  Amat  fr.,  der  Nebel  schadet  dem  Wachstum 
des  zweiten  Heus.  ebd.  In  weiterm  S. :  Tabak  fr. 
=  kauen  GrAv.  Fr.  mache",  Fangeus  m.  GrV.  Mit 
Bezug  auf  Karten,  Brettsteine  udgl.  bei  Spielen:  sie 
wegnehmen.  [Die  Mühle]  zue!  und  friss-d'r  etceg  die 
Chue.  Daher  viell.  das  Sprich w. :  Wenn  Eine''  hat, 
was  er  tvill,  so  fri.^st  er,  was  er  mag  L,  auch  übertr. 
auf  das  Spiel,  dann  wohl  von  günstiger  Lage  übh., 
die  man  ausnutzt.  Sprichw.  RAA.  und  Sprww.:  les 
hast  gfr.!  zu  Einem,  der  durch  eigenes  Ungeschick 
Etw.  verdorben  hat  Z;  vgl.:  ,lch  muoss  dir's  grad 
rund  usen  sagen  Im  [in"n?]  kröpf,  so  weist's,  wie  d's 
gfressen  hast.'  Com.  SBeati,  oder  diese  Stelle  mit  der 
RA.  ,Jmdm  Etwas  z' heiss  g'esse"  ha".'?  Da  heisst's: 
Vogel  friss  oder  stirb!  Not  oder  Gewalt  drängen  zu 
einer  Wahl  zwischen  zwei  Übeln.  Htm  di'''  oder  i''' 
friss  di''''!  ,Sie  hatten  Geld  zum  Fr.  [im  Überfluss].' 
GoTTH.  Es  ist-mer  grad,  ah  ob  i"''  Steine  fr.  sott,  ist 
mir  höchst  zuwider  GrHb.  ',•>  ist  hesser,  me"  fresst  si, 
als  si  {i,"s,  sagt  der  arme  Kuhbauer,  wenn  er  seine 
Kuh  schlachtet,  damit  er  nicht  durch  Heukauf  zu 
Grund  gehe  U.  Fr.  und  süfe"  macht  d'  Dökter  rieh. 
Ineichen.  Git-me  [gibt  man]  de"  Nar'e"  vil,  so  fresse" 
si  vil  AAStauf. ;  SuLOER.  Ei"  böse"  Atti  frisst  zwe" 
guete  Sün,  ungerechtes  Gut  des  Vaters  ist  kein  Segen 
für  die  Erben.  Ineichen.  Vo"  der  Schönheit  hät-me" 
nüd  g'fr.  [kann  man  nicht  leben].  Besser  z'  vil  g'fr., 
als  z'  ril  g'redt  W.  En  guete  Hund  frisst  Alles,  man 
soll  nicht  wählerisch  sein  Gl.  De''  hat  (aw'')  en 
Hund  für  d'  Schulde"  z'  fr.  Z.  D's  G'fressna,  d's  Ver- 
gessna,  Undank  der  Welt  Lohn  W;  andei's  essen  und 
vergessen.  —  2.  in  uneigentlicher  oder  bildl.  Bed. 
a)  mit  persönlichem  Subj.  a)  und  mit  persönl.  übj. 
Von  heftigen  Gefühlen  oder  Begierden,  mit  welchen 
ein  Mensch  Andere  verzehren  zu  wollen  oder  sich 
selbst  zu  verzehren  scheint.  Liebe:  Enand  fast  fr. 
vor  Liebi.  An  Jmdiii  od.  Etw.  de"  NarfrJ  g'fr.  ha", 
närrisch  lieben,  darein  vernarrt  sein ;  verhätscheln  B ; 
Gr;  G;  S;  Z.  Er  hat  aw''  gar  de  N.  g'fr.  a"  dem 
Mensch!  Stutz.  Etwas  für  (um)  's  Fr.  gern  g'si'h", 
iflwre",  tue"  [so  ilass  man  es  vor  Begier  fr.  möchte]  Z. 
Ähnlich   früher:  ]>'  Jlere"  ro"  Luzern  hette"d  au  gern 


Fride"  g'ha",  si  hetted  Nnd  se  [so]  gern  g'fr.  Madleni 
1712.  Hass,  Zorn:  Jmdn  grad  fr.  (g'fresse"  ha") 
welle,  sehr  aufgebracht  gegen  ihn  sein  Gr.  Wenn  d' 
mi''''  nu''  nüd  fris(s)ist!  sei  nur  nicht  gar  zu  böse  auf 
midi,  fahre  mich  nicht  so  hart  an !  Z.  Fr'essed  enand, 
so  wird  (git  's)  ei"  Hechts  drüs!  GG.  .Friss  mich 
nur  nicht!'  Mey.  Hort.  1692.  ,Die  schaaf  muessend 
mich  weiden,  sy  muessend  's  tuon,  ich  friss  sy  sust.' 
NMan.  In  anderm  S.  sagte  man  in  der  Reforinations- 
zeit  ,Tote  fr.'  von  Geistlichen  (s.  Totenfresser),  die 
sich  für  Seelenmessen  bezahlen  Hessen  (vgl.  Manuel 
199),  und  galt  die  RA. :  ,ich  will  ein  puren  fr.  bis  an 
die  stifel',  in  Fällen,  W'o  ,etlich  der  landsrichtern  etwa 
ein  puren  zween  dry  zuo  essen  gehebt,  sy  die  ürten 
für  sy  bezalt  liand,  also  dass  das  sprüchwort  darus 
worden.'  1530,  Absch.  Sich  selbst  fr.:  ,Wer  nyd  und 
hass  treit  [trägt,  hegt],  der  veris.st  syn  eigen  herz  mit 
leid.'  JLenz.  Gewissensqual:  ,Conscientia  ardere: 
fast  übel  betrübt  sein,  sich  selbs  etwaran  schuldig 
wüssen,  sich  selbs  fr.  und  peinigen.'  Fris.;  Mal.  ,In 
seiner  gwüssne  [Gewissen]  gefr.  oder  geengstiget  wer- 
den, ein  g'nager  oder  klopfer  in  der  conscienz  haben, 
morderi  conscientia.'  Mal.  Auch  von  andern  Seelen- 
schmerzen und  Sorgen.  .Sind  das  nit  hübsche  reden 
an  einem  predicanten:  Ich  kann  mich  nit  umb  alle 
ding  selb  fr.  [ängstigen,  kümmern].'  1616,  JBreit. 
,Der  Lehrmeister  kränket  und  frisset  sich  selber,  wann 
er  sihet,  dass  seine  Arbeit  so  übel  angewendet  werde.' 
DTomjiann  1708.  —  ß)  mit  sächL  Obj.  Habsucht. 
Eigennutz:  Er  will  Alles  g'fr.  ha"  GWa.  Jmdm  Etw., 
Alles  vor  'em  Mül  etceg  fr.,  eigtl.  von  Speise,  uneigtl. 
=  Rechte  und  Vorteile  vorwegnehmen  Gr.  D'  N. 
hät-em  z'  nach  g'fr.,  ist  ihm  zu  nalie  getreten  Z.  ,Uie 
Tafelkatz  die  ander  [der  andern]  ftuecht,  die  ihr  zu 
nach  gefressen.'  JCWeissenb.  167S.  ,Was  du  genüsist, 
das  friss  nit,  als  ob  es  dir  allein  höre;  gunne  anderen 
Leuten  am  Tisch  auch  Etwas.'  HBull.  mit  der  Var. : 
,Lass  dich  benüegen  an  eim  Zimlichen,  schopp's  nicht 
allein  in  dich.'  In  etwas  besserin  S. :  Ds  Werch  fr., 
gewaltig  aber  zugleich  prahlerisch  arbeiten.  Er  tuet, 
a's  ob  er  ds  W.  alls  g'fr.  ha"  icett  [wollte]  Gr;  vgl. 
Werchfresser.  Um  sich  fr.,  zunehmen,  sich  verbreiten. 
,l)ie  Augustiner  München  band  um  sich  g'fr.'  Rüeüer 
16(16.  Einbildung:  Er  tuet,  wie  wenn  er  alli  Heilig- 
keit g'fr.  hctt,  gibt  sich  den  Anschein  grosser  Fröm- 
migkeit Z.  's  würd  Ein'n  [man  sollte]  meine",  er 
hett  alli  Wisheit  g'fr.  ebd.  (auch:  mit  Löffle").  ,I)u 
meinst,  du  habest  schon  gross  Gschicklichkeit  gefr.' 
Wahrsager  1675.  ,Alle  Witz  gefr.  haben,  das  Gras 
wachsen  hören.'  DTomjiann  1708.  Selbstüberwin- 
dung: Friss  ke"  Zorn  me''!  besänftige  dich!  TB. 
Men  ist  doch  au"''  vo"  Fleisch  und  Bluet  und  d'  Natur 
fr.  chann  me"  eimel  nit  W.  Er  wird  sl"  Natur  aW'' 
nüd  chönne  fr. :  die  Naturtriebe  ascetisch  unterdrücken 
Z.  x)  absol.  „sich  bestechen  lassen  Gr",  gleich- 
sam Futter  annehmen.  Vgl.  Gaben-,  Kronenfresscr. 
—  b)  mit  Sachsubj.  D' Schulde"  fre.^se"d-ne"  (fa.^tj, 
verzelireii,  bedrängen  ihn  Gl;  Z.-  Es  will-mi''''  hir 
[heuer]  g'fr.  hä",  wenn  ein  Leid  oder  Missgeschick 
vorüber  ist,  so  folgt  schon  ein  anderes  darauf;  es 
lässt  mir  gar  keine  Ruh  W.  —  Ftc.  Perf.  1)  in 
akt.  S.  a)  vollgefressen,  wohlgenährt.  En  guct  g'fressnc 
|beleibter|  Ma""  Blii.  (grob),  b)  eigennützig  GWa. 
c)  fifressa  .si",  e  gfresses  f's.ieha  ha",  sauer  sehen,  als 
oll   ni;in    l'^incn   fressen   wollte   .\i'.   (Vgl.  fressen  ;'  a  ß.) 


1323 


Pvas,  fres,  fris,  fros,  frns 


1324 


Im  selben  S.  ebd.  auch  das  Ptc.  Imperf. :  e  gfressets 
[A.  h.  -endes]  G'sicht,  Wort;  Syn.  g'fraset.  —  2)  in 
pass.  S.  g'l'ressne  s%",  sich  übermässig  fürchten  (als  ob 
man  schon  ,gefressen',  d.  h.  wenigstens  schwer  bedroht 
wäre),  z.  B. :  iS't  liein  [haben]  den  g'wüsst  z'  bhiggen  [zu 
erschrecken]:  er  ist  ganz  g'fressne  g' sin  BRi.  Vgl.  die 
Droliung  muess-di''''  fr.?  mit  welcher  Kinder  vexiert 
werden.  —  \i\\-g' fresse":  in  akt.  S..  nicht  gefressen, 
gegessen  habend.  Von  Zugvieh:  itfn"  cha'"  ds  G'leit 
[Gespann]  nit  der  ganz  Tag  u.  hl'  GkAv.,  D.  Von 
Menschen  (roh):  Ase  v.  roin  Tisch  milese"  GbD.,  Pr. 
.Wir  nit  ung'fressen  warend  gsyn,  vergangen  was  uns 
des  hungers  pyn.'  1468.  Tobler,  Volksl.  —  scliaben-: 
von  den  JMotten  zerfressen  GaSch. 

Die  Stelle  aus  .]Lcnz  zeigt  noch  die  urspr.  Form  des  W. 
(ver-inH) ;  Vgl.  ,den  haut  die  wolf  veressen.'  Bon.  Sie  ist 
viell.  auch  iu  dem  Ptc.  .fressen'  liei  >Iey.  Wint.  Chr.  ent- 
halten: ,Die  wiirm  band  den  kabis  gefüllt  und  fr.'  Doch  ist 
auch  ein  Ptc.  ohne  Prüf,  aus  ZN.  u.  0.  bezeugt;  vg],  finden  Anni. 

ab-fressen  (Jmdni  Etw.):  eines  Andern  Gut  ver- 
zeliren,  ihn  schädigen  Gr.  Syn.  ab-essen.  —  über- 
(rctl.):  zu  viel  essen,  fressen  Gr.  ,Wo  der  löuw  sich 
ü.,  so  fastet  er  hernacli.'  Tiere.  1503.  Ptc.  adj.: 
,Venter  avarus:  unersettig,  ü.,  geitig.'  Fris.  —  üf-: 
ganz  verzehren,  z.  B.  ein  Vermögen  (verschwenden) 
Gr.  .Grosser  Hunger  und  Pestilenz,  so  den  dritten 
Teil  der  Menschen  utfgefressen.'  RCvs. 

um-:  der  Reihe  nach  (im  Kehrum)  an  verschie- 
denen Orten  essen.  IJmfr.,  wie  des  Obervogts  Geiss, 
von  einem  Tische  zum  andern  schmarotzen  gehen, 
als  ob  man  Recht  dazu  hätte.  Spreng. 

l'm-  hier  jirägnant  und  nicht  eigtl.  luit  dem  A'b.  zsgcsctzt; 
vgl.   Sp.   '227   und  um-etzen  Sj).   629. 

i"-:  1.  (trans.)  unbewusst  etwas  Unverdauliches 
oder  Schädliches  verschlucken;  von  Menschen  und 
Viell  GrAv.,  D.,  Pr.  Syn.  In-essen  Sp.  525.  D'  Chind 
fressen  allerlei  wrifs  Obs  l".  Wenn  e  Chiie  e  Wette^'- 
guegen  l'fressi,  so  müessti-sch'  zerspringe".  —  2.  (refi.) 
eindringen.  Bildl.  is  hät-si"''  e  schlechti  G'wonet 
u/'fre.sse  Z.  Hineinfr.,  von  einem  fliessenden  Wasser, 
das  in  die  Ufer  hineindringt,  wenn  es  nicht  abge- 
dämmt wird.  1671,  Arch.  Weit.;  vgl.  das  folg.  — 
nnder-:  unterwühlen,  -spülen,  allg. 

US-:  1.  absol.,  fertig  essen,  aufzehren.  Usg' fresse" 
[die  Gunst  verloren]  haben  bei  Einem  Z.  Ptc.  Perf.: 
en  iisg'fressna  Kerli,  ein  vollgefressener  Ap;  vgl.  ge- 
fressen 1.  —  2.  trans.  (ein  Land),  die  Vorräte  des- 
selben aufzehren  und  dadurch  Hungersnot  herbei- 
führen, allg.  D'  Franzose  hei"  Nüt  'brächt,  si.  hei" 
ninne  [nur]  g'no"  und  's  Land  üsg' fresse  S.  D'  Suppe 
usfr.  inilese",  die  Übeln  Folgen  eines  Tuns  für  Andere 
tragen,  büssen,  entgelten  müssen  Aä;  Bs;  Gr;  S;  Z. 
Syn.  's  Bad  üsirage",  usbaden.  —  us-hin  fMse^-:  durch 
Unersättlichkeit  hinaustreiben,  z.  B.  von  einem  uner- 
sättlichen Knecht:  Wenn-i-e  [ich  ihn]  na  [noch]  lang 
b'halte"  liett,  so  hett  -  er  -  mi'''  us  'em  Land  use  g'fr., 
hätte  mich  so  arm  gemacht,  dass  ich  das  Land  hätte 
verlassen  müssen  ZW. 

ver-:  1.  (von  Insekten,  z.  B.  Motten)  zernagen  Gr; 
Z.  Vgl.  sclinbcH-gefressen.  —  2.  mit  Fressen  (Schwel- 
gerei) vertun,  das  Vermögen  B;  Gr;  G;  W.  —  3.  Ptc. 
Perf.;  persönlich:  durcli  , Fressen'  zerrüttet.  .Dieser 
war  ein  heilloser,  müssiggehender  und  in  seiner  Hau.s- 
haltiMiif  verfressner  (isell.'    ](i!t2.  Z  Arnienbericht.  — 


vor  (für)-:  (absol.)  „im  Voraus  schon  Lohn  für 
Arbeit  bezieben,"  Haushalt  auf  Vorschuss  führen. 
„Er  hat  vorgefressen  oder  Vorgefressenes,  von  Ar- 
beitern und  Beamten"  B;  L;  W.  A'^gl.  ror-essen.  — 
h Inder-:  von  hinten  unterwühlen,  von  angeschwol- 
lenen Wassern.  Vgl.  under-fr.  ,Und  ist  unser  Eulach 
also  gross  gsyn,  das  unserem  inüller  hatt  das  wuor 
durchfressen  und  dem  N.  syn  wuor  h.  und  zerfiiert.' 
Mey.,  Wint.  Chr. 

Fresse"  f.:  1.  grober  Ausdruck  für  Maul  oder 
Gesicht,  wie  Gefräss  1  und  die  dortigen  Synn.  „Auf 
die  Fr.  schlagen."  De"  Schueh.  d'  Hand  i"  d'  Fr. 
iß".  Stütz.  Wo  [welche]  ledern  d'  Füst  i"  d'  Fr. 
schlönd.  ebd.  Öppis  nüd  welle"  a"  dr  Fr.  zue  ha",  zu 
nahe  am  Gesicht,  vor  sich  Z.  ,lch  wünsch  dir  's  an- 
gsicht  voll  [von  Kuhdreck]  und  d'  fressen.'  1576,  Z 
Ant.  Mitt.  ,Hab  ihm  's  schön  unter  die  Fr.  [in's  Ge- 
sicht] gesagt.'  Bragger  1797.  Nur  das  Dim.  Fresseli, 
von  Kindern,  wird  auch  in  gutem  S.  gebraucht  Bs  (wie 
G'frässli).  —  2.  schlechte  Wirtschafterin,  die  hinter 
dem  Rücken  des  Hausherrn   nascht   BSi.;  ,,LE.;"  W. 

Fresse"  ii.:  Schmaus;  Leckerbissen.  Es  Fr.  wie 
jung  Mus'.  Bs.  Bildl.  E  g'fundes  (g'schenhts)  Fr., 
ein  erwün.schter  Fund,  günstige  Gelegenheit,  leichter 
Gewinn  Z;  Syn.  e  g'mä'ti  Wis.  ,l>as  war  für  uns  ein 
rechtes  Fr.'  JCWeissenb.  1701.    S.  noch  fuerig  Sp.  576. 

Here"-:  Herrenmahlzeit,  -speise,  herrliches,  köst- 
liches Essen,  Leckerbissen,  Hochgenuss  B.  Auch 
bildl.:  ,Ein  H.  für  die  Dienerschaft  war,  wenn  man 
irgend  einen  kleinen  Zwist  unter  der  Familie  bemerkte.' 

GOTTH. 

Töten-:  Leichenschmaus,  in  tadelnder  Rede.  In 
den  Z  Synodalakten  von  1536  wird  geklagt,  dass  in 
mehrern  Gemeinden  am  See  das  T.  allgemein  werden 
wolle;  13U  Personen  seien  an  einem  solchen  ,Gefräss' 
gewesen. 

Fresser  m.:    1.  wie  nhd.,   viel  essender  Mensch. 

—  2.  (auch  Dim.  Fres-^erli)  junges  Schwein,  das  nicht 
mehr  bloss  mit  Milch  genährt  wird,  halbgewachsenes 
Schw.  Gr.  —  3.  Ungeziefer  =  Gefrasel;  Gefräss  3  Ar. 
Spez.  ein  Käfer,  der  den  Weinreben  schadet,  eumolpus 
vitis;  chrysomela  lurida  Z.  —  4.  Krankheit  an  Bäu- 
men, bei  der  ganze  Stücke  des  Stammes  schwinden 
und  der  Baum  zu  Grunde  geht  ZO.  —  5.  Sommer- 
wurz, orobanche  minor  Sutt.,  ein  die  Gräser  ver- 
zehrendes Unkraut,  ebd.  Syn.  Klitüfel.  —  C.  „bös- 
artiges Geschwür  an  den  Ohren  der  Hunde,  bes.  derer, 
welche  lange  hängende  Ohren  od.  krauses  Haar  haben 
Ai>;  GRh.;  Z".  —  7.  Krebs  im  Gesicht  Z.  —  8.  bei 
Brettspielen  (z.B.  Damen-)  diejenige  Art  des  Sjiieles, 
wobei  einer  oder  beide  Spieler  darauf  ausgehen,  mög- 
lichst bald  alle  ihre  Steine  zu  verlieren  (dem  Andern 
,zu  fressen  zu  geben'),  also  das  Gegenteil  der  gewöhn- 
lichen Spielart.     De  Fr.  mache  Z. 

Iinben  (Imme"-,  Ima)-  =  I.-Fräss  Ap;   G  (St.''). 

—  Ämd-  heisst  etwa  noch  der  Augentrost,  euphrasia, 
weil  derselbe  an  trocknen  Orten  oder  in  trocknen 
Jahrgängen  wuchernd  den  Boden  bedeckt  und  das 
Gras  nicht  aufkommen  lässt  ZF.  —  Ämtli"-:  nach 
(kleinen)  Ämtern  begieriger  Mann  Z.  —  Apfel-; 
Name  eines  Felsens  im  Rhein  bei  Wagenh.,  an  dem 
ein  mit  Äpfeln  beladenes  Schitf  verunglückt  sein  s(dl, 
wie  an  einem  andern,  genannt  Sah-Fr.,  ein  mit  Salz 
beladenes.   —   „Faden-:  Werfthruch  an  Geweben,  so 


1325 


Fräs,  t'res,  l'ris,  IVos,  fru» 


1326 


geiKiiint,  weil  ilie  Ausbesserung  viel  F.  braucht  (,frisst') 
LE."  —  Für-:  1.  Marktschreier,  der  sich  den  An- 
schein gibt,  feurige  Stoffe,  z.  13.  brennendes  Werg  zu 
verschlucken  Z.  Vgl.  Küder-Fr.  —  2.  grosse,  grüne, 
rtiegende  Heuschrecke  BKech.;  ZMünch.  Knaben 
machen  sich  den  Sjiass,  diesem  Insekt  brennende 
Zündhölzclien  hinzuhalten,  in  welche  es  dann  heisst. 

—  Fass-:  schlechter  Keller  Z.  Syn.  Reif-Fr.  — 
F r iigli" CFrögliJ- :  neugieriger,  listiger  Frager  Öch;  Z. 

—  Franke"-:  Polizeidiener,  weil  er  für  jede  Angabe 
einer  polizeiwidrigen  Handlung  einen  Franken  erhielt 
ZStdtf.  —  Gaben-:  bestechlicher  Kichter.  ,G.,  welche 
miet  und  gaben  genommen,  dem  zu  lieb,  dem  zu  leid 
ein  urteil  geben  [haben].'  JMi'LL.  1673.  —  Vergebens 
fVerrßbiiij- :  Müssiggänger,  Schmarotzer,  Tagdieb  Th; 
Z.  —  Geld-:  eine  Einrichtung,  die  viel  Geld  kostet 
Bs.  Vgl.  Gekl-Schisser.  —  Gersten-  =  Gerstenvogel 
Sp.  693  Z. 

Gisel-,  Gisli-:  1.  „Schmarotzer  B;  LE. ;"  S. 
Syn.  Siqjpen-Esser.  —  2.  Schuldeneintreiber,  Geschäft- 
macher,  Wucherer  S.  .Gislifr.  war  noch  vor  nicht  gar 
langer  Zeit  ein  Schimpfname  der  Advokaten,  der  sich 
aus  jener  Zeit  herdatiert,  wo  sie  sich  ausschliesslich 
mit  Schuldbetreibungen  befassten.'  S  Wochenbl.  1845. 
,Dass  sy  [die  Maultiere]  die  stinmi  des  gyselfressers 
(,geis-.'  156H.  ,treibers.'  1667)  und  notzwängers  nit 
hörend.'  Bib.  1531.  .Exactor:  gyselfr.,  schuldbott,  der 
schulden  einzücht.'  Fris.  ;  Mal. 

Beide  BeJd.  eikiäreu  sich  aus  der  schon  unter  Giselas 
Sp.  439  angeführten  Sitte  des  sog.  .Einlagers',  wonach  Schul- 
den in  der  Weise  eingetrieben  wurden,  dass  der  Gläubiger 
den  Schuldner  in  ein  Wirtshaus  bannte  und  dort  so  lange 
auf  seine  eigenen  Kosten  zehren  liess,  bis  er  bezahlte.  Als 
dann  die  Schuldbetreibung  besondern  rechtskundigen  Ge- 
schäftsleuten übertragen  wurde,  sorgten  diese  natürlich  dabei 
auch  für  ihren  eigenen  Gewinn.     Syn.   O.-esaer  Sp.   528. 

Herrgott-:  ein  in  der  Keformationszeit  oft  ge- 
brauchtes Schimpfw.  zur  Bezeichnung  der  Katholiken, 
z.B.  1523,  EoLi,  Act.  187.     Vgl.  Götzen-Fr. 

Wenn  später  ein  katholischer  Schriftsteller  (Com.  SBeati) 
dem  Satan  die  Schmähung  in  den  Mund  legt:  .Petruni,  den 
verfliiochten  Lump,  Hcrrgottsfr.  und  Götzentrump',  so  ist  frag- 
lich, ob  er  das  auf  die  Transsubstantiationslehre  anspielende 
Schimpfw.  der  Reformierten  (anachronistisch)  aufgenommen 
oder  ob  er  dem  Ausdrucke  den  S.  v.  .eifriger  Gottesverehrer' 
(vgl.  ,den  Heiligen  die  Füsse  abbeissen'  Sp.  1088  u.,  und 
,vor  Liebe  fressen')  beigelegt  habe. 

Götzen-:  Heiligenverehrer.  Schimpfw.  i.  S.  des 
vorigen.  1562,  Absch.     Vgl.  Heiligen-Fr. 

Heu-:  1.  scherzh.  Bezeichnung  für  , Rind'  B.  .Ein 
schmucker  Junge  ist  er;  denn  er  besitzt  vollkommen 
die  Körperlänge  und  Figur  eines  gut  gewachsenen 
H-s.'  Ali-enr.  1866.  —  2.  Wegerich,  plantago  major  und 
media  G  oRh.  —  '2  so  genannt,  weil  er  mit  seinen  breiten 
Blättern  den  Futtergräsern  den  Platz  versperrt;  vgl.  .imd-Fr. 

Heiligen-:  Scheinheiliger,  Gleissner,  Heuchler. 
, Einen  einen  Priizisist,  Gleichsner,  H.  betiteln.'  AKlenol. 
1702.  .Welcherlei  Leut  die  Welt  heutigs  Tags  mit 
dem  Namen  der  Phantasten,  Heuchlern,  Gleichsneren, 
H.,  Werk-  und  Scheinheiligen  zu  belegen  pfleget.' 
JUlr.  17'27.  —  Vgl.  Sp.  lOss  u. 

Humbel-.  ,Alle  diejenigen,  welche  die  evange- 
lische Religion  haben  angenommen,  haben  [angeblich] 
einen  Hummel  fressen  müssen,  so  der  Teufel  selbst 
gewesen.     Darauf  sie   alsbald    in    der    Bibel  Wissen- 


schaft gehabt,    wie   sie   dann   insgemein   sind  H.  ge- 
namset  worden.'  ClSchob.  1695. 

Der  Glaube,  dass  böse  Geister  (wie  Krankheiten)  die 
Gestalt  von  (tliegendeu)  Insekten  annehmen  können,  war  weit 
verbreitet;  vgl.  Mikj'j;  Ariiicmelen-PjifhAU-iU  Sp.  8'20;  Mil- 
tsKi-  Sp.   529. 

Här-Fresserin  Hürfressere"  Ap:  wollenes  oder 
seidenes  Haarband,  über  der  Stirne  um  den  Kopf  ge- 
schlungen,  um   das  Haar   glatt   zu  drücken    Ai';    Tu. 

Weil  dem  Haarwuchs  schädlich.  Wahrsch.  entstellt  aus 
frz.  fraise,  Haarkrause;   s.  Friise. 

Hirs-Fresser:  Maulwurfsgrille,  Erdkrebs,  den 
Wurzeln  der  Pflanzen  (z.  B.  des  Hirses)  schädlich  Zg; 
ZKn.,  0.  Syn.  Korn-Fr.  Scherzh.  od.  spöttisch  übertv. 
auf  Personen,  bzw.  eine  Bevölkerung:  .Die  hübsche" 
Hirsfresser  vo  Zug.'  Mahleni  1712. 

Letzteres  wahrsch.  wie  viele  andre  nachbarliche  Spottn. 
mit  Beziehung  auf  die  gewöhnliche  Ernährung. 

Küder-  =  Filr-Fr.  1,  verächtliches  Scheltw.  zur 
Bezeichnung  von  Menschen,  die  sich  mit  elenden 
Kunststücken  abgeben.    Ch.  und  SchnebrümJer  Z. 

K i n  d  1  i " - :  Popanz ;  ungeschlachter  Kerl  Bs.  Mimgi 
Alti,  wo  [welche]  ärger  isch  a's  albets  d'r  Gh.,  w"'' 
we""  si  Mit  d'r  einzig  Bueb  töte  chönnt  mit  WimderUg- 
keit  u"'  Bösi,  su  warteti  si  nit  bis  morndrist  [morgen]. 
GoTTH.  Ein  Ausscheidespruch  zu  einem  Kampfspiele 
{Giggin,  gäggis,  Fiermues  usw.)  hat  den  Schluss:  Alte'' 
Ma"",  wie  lebsch  so  hing;  [Ich]  ha"  g'meint,  du  sujiseh 
g'storbe,  ies  bisch  e  Ch.  wordel  und  daher  bei  Gotth. 
als  Reminiscenz  im  Munde  fröhlicher  Jungfrauen: 
.Hab  gemeint,  du  seiest  gestorben  und  ein  K.  gworde".' 
.Hüet  sich  vor  mir  ein  yetlichs  kind,  welchs  bosheit 
treibt,  das  ich's  nit  find.  Der  K.  bin  ich  g'nannt, 
ich  far  und  reisen  durch  die  land,  dass  ich  die  kind  er 
g'wenn  und  ziech.  Welches  mich  sieht,  das  luog  und 
fliech;  dann  welches  kind  nit  betten  kann,  gern  lügt, 
sich  nit  will  meistren  lan,  verschluck  ich  ganz  on  alle 
sorgen,  und  sollt  ich  schon  an  ei»m  erworgen.  Ich 
bin  den  kindren  mächtig  roch,  drum  hab  ich  gar  ein 
grossen  buch.'  Pürenkal.  1564.  .Manducus:  vielfrass, 
kindleinfr.'  Denzl.  1677;  1716. 

Kin  K.  ist  seit  alter  Zeit  als  Standbild  aufgerichtet  auf 
einem  der  öffentlichen  Brunnen  in  Bern  (eines  der  Wahr- 
zeichen der  Stadt)  und  hat  verschiedene  Deutungen  erfahren, 
u.  A.  auf  die  Juden,  denen  nmn  auch  in  Bern  Ermordung  von 
Christenkindern  Schuld  gab  (vgl.  B  Album  1858,  S.  134/140). 
Er  ist  aber  wohl  nur  plastische  Darstellung  des  kinder- 
fressenden Ogers  der  Märchen  und  vwdt  mit  dem  Kinder 
entführenden  .Eattentanger  von  Hameln'.  Vgl.  J,\U-Fr.  und 
die  Ve.\ierdrohung  an  Kinder:  Mueaa-iW'  fresse' f  Auf  einem 
Kupferstich  v.  KdMeyer  ist  der  ,Höllen-Kinderfr»ass'  geist- 
lich umgedeutet  auf  das  böse  Gewissen.  —  Den  .\bzählspruch 
deutet  AvRütte  sinnig  dahin  aus,  dass  der  Spielführer  jene 
Schlussworte  an  dasjenige  Kind  richte,  welches  er  als  ihis 
letzte  zu  seiner  Rotte  aufnimmt;  diese  aber  könne  die  der 
,K.-Fr.'  genannt  werden,  weil  sie  als  die  stärkere  voraus- 
sichtlich die  Kinder  der  .andern  Partei  überwältigen,  ,aur- 
fresseu'   werde. 

Kapünen-:  Feinschmecker.  Schlemmer.  Im  .lahre 
1646  murrten  die  unzufriedenen  Bauern  von  ZKn.: 
,Die  K.  [die  gnädigen  Herren  der  Stadt]  seigend  jez 
schon  lang  ineister  gsyn,  sie  buren  wollend  iez  auch 
einmal    m.    werden.'  Korn-  ^  Hirs-Fr.;    Korii- 

Ferli   Sp.  921    GTa.  —  Kriimli"  (Chru-U)-:    Spottn. 
für  naschliafte.  verwidinte   Kinder  Z.     S.  Kram. 


1327 


Fräs,  ('res,  freis,  Iris,  fri>s,  t'rus 


1328 


Kroiieii-Fresser  hicssen  im  Auf.  XVI.  die  Ke- 
fjieruiigsiuitglieder  und  Kriegshauptlcute,  welche  sich 
licstechen  Hessen,  den  benachbarten  Mächten  (bes. 
Frankreich)  Schweiz.  Söldner  zu  verschatfen;  dann  auch 
die  Söldner  selbst,  die  sog.  ,Reisläufer'.  NMan.  ruft  in 
seinem  Liede  von  der  Schlacht  bei  Bicocca  den  Lands- 
knechten zu:  ,Du  nennst  uns  Kr.,  darumb  dass  man 
sie  [die  Kronen]  dir  nit  git!'  ,So  wöllte(n)  si  [die 
über  den  Verlust  oder  Verrat  einhehnischer  Söldner 
empörten  Landleute  von  Bern]  in  die  statt  fallen  und 
die  kr.  ersteclien.'  1522,  Stricki.. 

Kronen  die  von  jeuen  Mächten  ausgegebenen  Münzen  mit 
aufgeprägter  Krone;  vgl.  Krouentaler.  Vgl.  frcmcn  S  und 
l'frucndtii-Fr. 

Lüt-:  Leute-,  Menschenfresser.  Vgl.  Kindli"-, 
Ma"'-Fr.  ,An  etlichen  orten,  da  die  1.  wonend.' 
LLav.  1509;  dafür  ,Menschenfressor.'  Iö70.  —  Vgl.  den 
Z  Geschlechtsn.  ,Maness'  aus  alid.  manezze,  Menschenfresser, 
Riese. 

Spinnmugge"-:  ein  übertrieben  ordnungslieben- 
der Mensch,  eig.  der  kein  Spinngewebe  duldet;  dann 
übli.  ein  peinlicher,  an  Kleinigkeiten  hangender  ZKn. 

Mann-:  Spierling,  cyprinus  aphya  Bodensee  It 
H.\KTM.  1827.   —   Viell.  davon,  dass  er  auch  Aase  verzehrt. 

„Mit-  =  Mitesser  (Sp.  529)  Bs." 

■      Meitschi-:   Nachtfalter  S. 

Eig.  Nachtschwärmer,  in  Bez.  auf  die  den  Kiltgang  aus- 
üljeuden  Bursche?  Oder  als  Popanz  (Elb,  Nachtmar),  mit 
welchem  Mädchen  Abends  von  der  Gasse  gescheucht  werden 
(vgl.  Nacht-ÜweVj'i     Vgl.   Toggdi    1)  Elb,    2)  Schmetterling. 

Nägel  (Ne'gel)-:  eine  Figur  der  Volks-Anekdote, 
Vielfrass,  der  sich  anheischig  machte,  sogar  Nägel  zu 
verzehren.  De'  N.  hat  (/seit:  ,es  sclncxnt  [nimmt  ab, 
rückt]  hahV,  wo  [als]  -n-er  90  in'n  Hände"  g'lia"  häd 
und  eine"  i"  der  Schnorre  Z.  Es  schiclnt-em.  tvie  dem 
JV.  (dieser  hatte  nämlich  3  Nägel  auf  einem  Teller, 
einen  nahm  er  in  den  Mund,  den  zweiten  in  die  Hand, 
dann  rief  er:  ,es  schwint-mer')  Gl.  —  Bröd-:  scherzh. 
Entstellung  von  .Professor'  Gr;  Z.  Lüge"  u-ie  ne  Br. 
[mit  grosser  Virtuosität,  gleichsam  berufsmässig]  Gr. 
Syn.  ,1.  wie  gedruckt'  oder  ,wie  ein  Zeitungsschreiber'. 

—  Pfruenden-  hiessen  in  der  Beformationszeit  die 
sog.  Curtisanen,  welche  vorgaben,  vom  päp.stlichen 
Hofe  Anweisung  auf  Pfründen  zu  besitzen  und  solche 
in  Besitz  nahmen.  Vgl.  Schade,  S.  u.  P.  1,  er.  2,  v.  81. 

—  Reif  ("Ää/";-:  ein  feuchter  Keller,  in  dem  die  Reife 
der  Fässer  nicht  lange  halten  Ap.  Vgl.  Fass-Fr.  — 
Rosten -Fr  esse  rli:  kleine  Kleidungsstücke,  z.B. 
Essschürzchen  für  Kinder,  so  genannt,  weil  man  zu 
solchen  auch  die  kleinsten  Beste  von  Zeug  brauchen 
kann  BStdt.  --  Salz -Fresser  s.  Apfel-Fr.  — 
Suppen-:  Schmarotzer,  Schmeichler,  Günstling.  Vgl. 
Crisd-Fr.;  Siippeii-Früudß.  ,Ein  rott  des  bischofs  s.' 
ZwiNiii.i.  .Gät  er  in  des  declien  [Dekans]  hüs  zuo 
synem  s-n.'  1524,  Strickl.  ,Laudic(enus:  der  einen 
fast  lobt  und  vil  guots  von  einem  sagt,  darmit  er  sein 
male  gwünne,  s.,  Schmeichler,  federleser.'  Fris.;  Mal. 

Seil  nuder-:  Schimpfn.  Ai";  Gr;  Th;  Uw;  U,  eig. 
für  einen  rotzigen,  unsäuberlichen,  dann  für  einen 
unreifen,  anmassenden  Burschen.  Syn.  Schn.-Lecker, 
-Buch;  Botz-Biieb. 

Eig.  einer,  der  den  Nasenschleim  (Sf-hii.l  in  den  Mund 
lienibtriel'en   lässt,  statt  ihn   abzuwischen. 


Sehne-:  1.  =  Fön.  (weil  dieser  warme  Wind  den 
Schnee  schmilzt)  Gl.  —  2.  feuchter  Frühlingsschnee 
(welcher  den  altern  Schnee  schmelzen  hilft)  Gr.  — 
3.  Frühlingsnebel  auf  den  Bergen,  welcher  zum  Schmel- 
zen des  Schnees  beiträgt,  indem  er  das  Gefrieren  über 
Nacht  hindert  GfiRb.  —  Tabak-:  Tabakkauer  Gr. 
Syn.  T.-Käuer;  Schigger.  —  Tinten-:  die  Federseele, 
das  Mark  in  den  Gänsefedern  (so  lange  solche  zum 
Sclireiben  gebraucht  wurden)  Ap;  Z. 

Töten-:  in  der  Reformationszeit  Spottn.  der  ka- 
tholischen Geistlichen,  welche  sich  für  Seelenmessen 
reichlich  bezahlen  Hessen;  s.  fressen  3a. 

Das  von  NMauuel  1522  in  Bern  verfasste  und  aufgeführte 
Fastnachtspiel,  welches  die  Missbräui-he  des  Papsttums  schil- 
derte, hiess  nach  Ansh.  auch   „der  Totenfresser ". 

Wercli-:    der  gewaltig,  aber  prahlerisch  arbeitet 

Gr.    —    S.  J'rrJiifen.      Vgl.    Werchei-,     Wcrchf/uef/e,    -Metmch. 

Ziger-:  Schimpfn.  der  Milchwirtschaft  treibenden 
Bewohner  der  Urkantone:  Die  se'he  he.celosige"  Z.  [die 
Schwyzer].'  Madleni  1712. 

Press  er  i  f.  ,Die  gyselschaften  und  fresseryen.' 
B  Ref.-Satz.  1628. 

Weggli-Fresset  m.:  Volksbelustigung,  bei  wel- 
cher der  den  Preis  erhält,  der  in  gegebener  Zeit  die 
meisten  Weggli  [Brötchen]  frisst  B.  Vgl.  Grännete, 
Sacl-gumpet  u.  a. 

Fressete  f.:  1.  ^  Fressen,  Gefress,  unmässiges 
Essen,  Gelage,  Festschmaus  Bs  (Spreng);  Gl;  Gk; 
„L;  Sch;"  UwE.  ,Convivium  agitare:  ein  zech  oder 
fr-n  anrichten.'  Fris.  —  2.  Schädigung  des  Vermögens, 
z.  B.  durch  übertriebene  Forderungen  (jR. 

fresshaft  =  frässig,  von  Vieh  Gr. 

„Fressi  m.  ^  Fresser,  Essi."  De  Uhüiiig  fress- 
ene"  schier  Alls  eiveg;  das  ist  iez  atih  en  Tiifels  Fr. 
das!  Stutz. 

frijssig:  zehrend,  von  der  Bergluft  BO.  ^  frässig. 
—  schneder-  =  scl»näder-f rassig  BsLd. 

Fressle"  f.:  fressendes,  krebsartiges  Geschwür, 
z.B.  an  Nase,  Lippe  „B;"  GrD.,  Pr.;  G;  Schw;  „U." 
„Finnen  im  Gesicht  LG."  ,Das  [Gesichtwaschen]  er- 
frischet Augen  und  Nerven,  giebt  minder  die  Fr.- 
LKInderbitzi  182(3.    Auch :  die  fresse"d  Riistig;  Fresser. 

„fresslen:  milder  als  fressen;  auch:  wiederholt 
fressen." 

Fresslote  f.  =  .,Fressle'\  Krebs  Schw. 

Preise  f.:  ein  geringer  Kleiderstoff.  ,Vergnüglicli- 
keit  verwandelt  dem  Armen  seine  Preisen  und  Nörd- 
linger  in  Seiden  und  Sammet.'  JUlr.  1727. 

Entw.  Druckfehler  od.  verunglückter  Verhuchdeutschungs- 
versuch  für  , Fries':  s.   Anm.  zu  letzterm  W. 

Freis-lich  Freischlich  n.:  Kindsweh,  Gichter  Aa 
It  RocHH.  1857  S.  334.  337.  -  Aus  mhd.  Adj.  mKlUli, 
dies  von  vreise  f.,  Gefahr,  Schrecken,  Ungestüm. 

hoch-freislich:  hochgerichtlich,  peinlich.  .Dass 
den  regierenden  Ständen  in  jenen  [gemeinen]  Herr- 
schaften nur  die  hochfreisliche  Herrschaft  [die  obere 
Gerichtsbarkeit]  und  das  Malefiz  zukomme.'  1758, 
.\bsch.  —  Im  äNhd.  wurde  das  Subst.  Fn-ise  I.  S.  v.  .Tudes- 
gefahr'  auch  vom  peinlichen  Gericht  gebraucht. 

freis-sam  fre^isam:  gefährlich,  schrecklich,  wild; 
als  Steigerungsadv.:   De'' Bueh  ist  fr.  liijs  Z  (Spillm.). 


la2!i 


Fr;is,  fies,  l'ris,  frus,  frus 


löoO 


Als  Siibst.  11.  Name  von  Krankheiten  (vgl.  FrcisUcli): 
1)  Epilepsie.  Des  Kindes  erstes  Bail  muss  mit  grüner 
Weiflenrindc  abgekocht  werden;  es  schützt  dann  vor 
dem  Fr.  Aa  (?)  It  Rociiii.  aaO.  283.  —  2)  „Mager,  An- 
sprung,  Flechte."  St.*" 

Mild,  miiimm,  vreisam,  gefährlich,  schrecklich,  verwcgeu. 
Gewisse  bes.  gefürchtete  Kraukheiteu  pflegte  niau  früher 
(wahrsch.  um  nicht  durch  Nennung  des  Namens  das  Übel 
herbeizuziehen)  nur  unbestimmt  zu  benennen,  etwa  mit  dem 
Neutr.  eines  Adj.,  z.  B.  das  .Ungenannte'.  So  hier  Freiaam, 
das  Schreckliche,  und  ebenso  Frcislich.  Indessen  scheinen 
■diese  2  Namen  bestimmtere  etym.  Beziehung  zu  haben,  indem 
im  äNhd.  (s.  Gr.  "VVB.  4,  I,  119  und  noch  mehr  Schm.  1'-'  826) 
das  Subst.  Freise,  eig.  Schrecken,  von  schreckhaften  Krank- 
heitsanfällen, bes.  von  Krämpfen  und  von  der  fallenden  Sucht, 
auch  von  Schauern  und  Zuckungen  kleiner  Kinder  gebraucht 
wurde,  also  von  Erscheinungen,  welche  Anwandlungen  plötz- 
lichen Schreckens  (Zittern,  Zuckungen,  Hinfallen)  ähnlich 
sind.     S.  auch  noch  Fnincli. 

Ge-friss  n. :  Maul,  Gesicht  Z  (Spillm.),  saures 
Gesicht,  als  wenn  man  einen  fressen  wollte  Ap.  PI. 
,Gefrisse':  Grimassen.  JAWeissene.  1785.  —  Nbf.  zu 
OtfrefH  und    Gefimn, 

Prisel  Z,  -ie-  Aa;  L;  S  —  111.,  Frisele  Ae,  Friede  B 
(Zyro):  Krankheit,  bes.  von  Kindern  (Fieber  mit  Aus- 
schlag), Hautausschlag  in  Folge  öftern  Schwitzens  bei 
grosser  Hitze  STh.  Vgl.  Fräsle.  Man  unterscheidet 
den  weissen  und  den  roten  Fr.  Z.  ,Warumb  unsere 
kleine  Kinder  den  dritten,  vierten  Tag  nach  den  Ge- 
hurten den  Friessei  oder  eine  rote  Ausschlechte  be- 
kommen.' JMURALT   1607. 

Wenn  le  urspr.  Diphthong  ist,  so  läge  die  Herkunft  von 
, frieren'  (mhd.  vrüscn)  nahe;  aber  die  Form  mit  kurzem  i 
und  das  syn.  Frtulc  (s.  d.)  erregen  Zweifel.  Die  Schreibung 
mit  8«  erinnert  an  frz.  frlmon,  Schauer.  Vgl.  auch  friumcn. 
Jedenf.  lässt  sich  die  Abi.  von  vriescn  nicht  stützen  durch 
,Friess',  welches  aus  einem  BTbuuer  Mand.  v.  1439  vom 
Gfo.  6,  327  dargelioteu  wird,  da  dort  der  , Grosse  Sterbet' 
gemeint  ist:  die  durchgäugige  Unzuverlässigkeit  jenes  Ab- 
druckes gestattet  wohl  eine  Konjektur  und  zwar  ,Freis' 
(s.    Anm.   zu  Freinlich). 

Hunds-.  ,Wenn  in  den  ersten  (3  Wochen  nach 
der  Geburt  eines  Kindes  ein  anderes  unter  der  Wiege 
des  Säuglings  durchkriecht,  so  bekommt  jenes  den 
Hundefriesel.  Rothenb. 

frismen:   erbeben  BSi.     Syn.  chrismen. 
Viell.  zu  Frisel,  wenn  »  urspr.  und  die  Grundbed.  .zittern' 
ist.    /  wechselt  in  .B(0.)  mit  ch  sonst  nur  im  Inlaut. 

Fries  m. :  1.  Graben,  bes.  zur  Bewässerung  des 
Landes  „BO.;  GG.;  ScuwMa.;"  Z.  —  '2.  (Friese'  PI.) 
die  bandartigen  Gesimse  unten  und  oben  an  Kachelöfen 
AAEnd.  —  3.  Grabenmacher,  Damm-,  Erdarbeiter. 
,Von  der  kostung  wegen,  so  er  den  friesen,  knechten 
und  werchlüten  geben  hat.'  G  Stiftsarch.  ,Dem  Friesen 
18  Tag  ze  Güniniinen  ze  graben,  zum  Tag  .">  ß.'  1500, 
li  Stadtrechn.  ,Graber  oder  friess:  fossor,  subarator.' 
Fbis.;  Mal. 

Nhd.  , Fries',  hervorragender  Teil  des  Gebälkes;  krauses 
Wcdlenzeug,  aus  frz.  _/'/-i«c,  nahe  vwdt  mit  fraiw  (s.  Franc). 
Grundliegriff  scheint  eine  Fläche  mit  abwechselnden  Kr- 
höhungen  und  Vertiefungen,  llcrvorragnngen  und  Einschnitten. 
Daraus  erklärt  sich  Bed.  1,  da  ein  Graben  eben  durch  Auf- 
werten der  ansgehöhlton  Krde  entsteht  (vgl.  nhd.  .Teich'  und 
,l)eich').  An  2  reibt  sich  wohl  auch  folgende  Stelle  aus 
Ap  Krieg  140.5:  ,Sy  hüttend  (die  in  dem  Hause  Belagerton 
streckten]  ouch  herfiir  ir  langen  spiess;  da  was  vil  grader 
fries;  sy  [die  Angreifcrl  luflfend  uf  das  tacb',  indem  die  Ge- 
Schweiz. Idiutiküu  I.  ;». 


simsö  des  Holzbaues  das  Ei'kletteru  des  Daches  ermüglicbten. 
3  ist  eig.  nicht  das  selbe  W.,  sondern  vcrk.  aus  dem  schwach- 
formigen  , Friese'  =  Friem;  vom  Vb.  abgel.  (vgl.  Jieck  neben 
.Bäcker'  von  .backen').  Daher  Frieg  auch  als  Geschlechtsn. 
(iu  Zürich  noch  in  dem  von  unserni  frühesten  Vorgänger, 
.lob.Frisius  [s.  Quelleuverz.]  abstammenden  Zweige  fortlebend) 
und  als  solcher  in  manchen  Ortsn.  Au  den  Volksn.  der 
Friesen  ist  nicht  zu  denken ;  denn  wenn  auch  Grabenmacher, 
Wasserbauarbeiter  aus  Friesland  nach  Oberdeutschland  ge- 
kommen sein  und  die  Kunst  solcher  Anlagen  gelehrt  haben 
sollten,  so  konnte  doch  niemals  der  Graben  selbst,  sondern 
eben  nur  der  Arbeiter  Frieoie)  genannt  werden.  Von  Friesen- 
kolonien in  der  Schweiz  weiss  sonst  nur  eine  halb  gelehrte 
Sage  des  BO.,  dessen  Einwohner  aus  Schweden  oder  Friesland 
gekommen  sein  sollen  (s.  Vetter,  De  Suecica  qu:e  fertur  Sui- 
tensium  origine.  1877,  S.  13/1.5.27).  Die  Unsicherheit  und 
urspr.  Unvolkstumlicbkeit  jeuer  lokalen  Tradition  ergibt  sich 
auch  daraus,  dass  das  Lied  (aus  dem  XVII.),  welches  von 
joner  Einwanderung  handelt,  Ostfriesenlied  heisst,  während 
in  BGr.  von  Westfriesen  die  Bede  ist.  Die  Sage  hängt  mit 
der  tendenziösen  Herleitung  der  urschweizerischen  Freiheit 
übh.  aus  dem  Norden  zusammen,  welche  im  XV.  aufgebracht 
wurde  und  auch  die  Teil-Sage  mit  sich  führt.  Übrigens  hat 
der  BO.  Volksglaube  die  Geister  jeuer  Ahnen  mit  denen  des 
Wilden  Heeres  vermengt  (welches  seine  bestimmten  Wege 
auch  im  Hochgebirge  zieht,  so  dass  man  ihm  iu  Sennhütten 
Durchgang  gewähren  muss)  oder  sogar  jene  erst  aus  diesen 
herausgedeutet.  Vgl.  darüber  Romaug's  , Friesenweg'.  Schwi- 
zerd.   12,   35. 

frlese"  I:  Erde  aufwerfen,  so  dass  ein  Graben 
entsteht,  Wassergräben  ziehen,  die  Gräben  auf  einem 
Feld  öffnen  (auch  reinigen  BHk.),  um  Wasser  zu 
verbreiten  (oder  auch  abzuleiten  BHk.)  BO.;  GG.; 
ScHwMa. ;  ZBenken.  Wasseradern  in  eine  .Brunnen- 
stube' sammeln  Z.  .WasserÜüss  [kleine  Adern  von 
Quellwasser],  die  sy  zuosamen  friessen  und  gegen  der 
blaiche  yntüchlen  und  laiten.'  Kessl.  .Concidere  agrum 
fossione:  die  graben  anftuon  oder  friesen.  das  wasser 
ze  leiten.'  Fius.;  Mal. 

Frieser  m.  =  Fries  o'  „BÜ.;  GG.;  Sc-iiwMa.;" 
ZBenk.,  Sth. 

Friesli  (-m-  STh.)  n.:  eine  Art  Nelke  B;  STh. 
Steinnelke,  dianthus  caryophyllus  AAEhr.;  Bs;  L;  S; 
„Zu."  Federnelke,  dianthus  plumarius  ÄAStauf.;  BGu. ; 
Gl;  LE. 

Dim.  von  Fries,  aber  in  bes.  Bed.,  entweder  so  genannt 
nach  deu  fransig  geschlitzten  Blumenkronen  oder  als  Kand- 
verzierungen  der   Gräber.      S.    Grab-Nmjeli. 

Büscheli-:  Bartnelke,  dianthus  barbatus  B.  — 
Stei"-:  1.  dianthus  Carthusianorum  AAStilli.  Wilde 
Nelke,  dianthus  silv.  BO.  (Durh.)  —  2.  Taglichtnelke, 
lychnis  diurna  AARemig.  Geschlitzte  Lichtnelke,  lychn. 
flos  cuculi  AAGipp. 

Friess,  Friesel,  F riesle  s.  Frisel. 

Friese,  friesen  II  s.  Fräse. 

Friesme  s.  FKesme  Sp.  1230. 

Prösle"  f.:  die  Frucht  des  Weissdorns,  llagonhutto 
GrD.,  Seh.,  Tsch.  Die  Frucht  der  Kose  GuChurw. 
Syn.  Lus-,  Jüürn-beri.  —  Churw.  froiiUi,  /miuh,  fruijhi; 
ob.  it.  fvüHoUi. 

(Bruch-)  Kruse  Git.  Früscha  Ohti.,  Fräscha  Nu  f., 
Rh.,  V.  —  f.  (in  Splügen  auch  m.):  kleiner  Besen  ans 
geschälton  und  gespaltenen,  zsgebundenen  Zweigen 
von  Haidekraut  (Bria-h),  Wachliohler  oder  Lärchen, 
zum  Schwingen  des  Rahms  und  zum  Scheuern  der 
Milchgefässe.  Syn.  Gescher.  —  .\us  churw.  /)-H««r7ii'a  = 
ital.   fruH,;i,   Reisig. 

84 


1831 


Fräs — friis.     Frascli— lVus( 


1332 


t'rüse"  GkD.,  Malans,  -fisch-  ObS.,  -üsch-  Nuf., 
.Splüg.,  V.:  mit  der  Fnise  1.  „die  Milch  quirlen  oder 
schlagen,  bis  sie  schäumt  Gr,"  den  Eahm,  bis  er  dick 
wird.  Daher  g'friisete''  Raum;  g'frfiseti  Luggmilch. 
—  2.  Milchgefässe  reinigen. 

Kai-,  Gal-Frnes:  Beeren  tragender  Strauch,  ähn- 
lich dem  wolligen  Schneeball,  viburnum  lantana,  doch 
von  hellerer  Rinde  OrKIosI.  (Tsch.).  —  Vgl.  Frote:'  Der 
Diplith.   würde  sich  aus  der  churw.   Form  erklären. 


Frasch  — frusch. 

Preiscil,  Freischle  f.,  Freischlein  n.:  Kinder- 
kranlvheit,  Kindergicht.  Syn.  Kindenioe.  ,Zorn  und 
Schrecken  der  Säugenden  macht  den  Kindern  Gichte 
und  Fraisch.'  JMuralt  lti97.  ,Dazu  schlagen  gern  die 
Kindenwehe  und  Gichte  oder  Fraischlen.'  ebd.  ,Wann 
solche  gicht  wäliret,  bis  alle  Nerven  im  Hirn  ange- 
griffen sind,  machen  sie  endlich  das  Fraischlein  oder 
Uöswehe.'  ebd.  ,Da.s  Zahnen  und  Fraischlein  sind  oft 
bei  einander.'  ebd.  ,l>ie  kindenwehe  und  fröschlen.' 
GKöNlo  1715.  —  Aus  ,Freis,  Fraise',  s.  Anm.  zu  Fruislkh. 
,Frösclile'  scheint  uur  verderbt  oder  umged. 

Freischi  s.  Frans.       Freischlich  s.  Freislich. 

frisch  (-M-  BsLd;  BBe.;  ScHwMa.;  S;  Uw;  Zg): 
1'.  neu.  rein,  ungebraucht.  Fr.  Fisch,  giiet  F.  ,Ein 
fr-es  Hemd  anlegen;  eine  fr-e  Seite  (z.B.  in  einem 
Schreibheft)  anfangen';  ein  Stallmeister  kündigt  einen 
l'r-cn  Reitkurs  an  Bs.  Fr-e  Milch :  so  eben  gekochte, 
um  Käse  daraus  zu  machen,  auch  gut  zum  Trinken 
BSi.  Syn.  Süfi.  ,Er  hat  ein  frischen  tisch  gemaclit, 
er  hat  nichts  mer:  Metogenes  certe  periit.'  Mal. 
Adv.  Fr.  vor  [von  vorn]  a»/'«"  S.  's  Wetter  stöt  wider 
fr.  fi",  das  schöne  Wetter  hat  sich,  nachdem  eine 
Wendung  drohte,  aufs  Neue  befestigt  S;  Syn.  sich 
stellen.  —  2.  gesund,  munter.  Frische  [kühle,  s.  4] 
Hand,  fr-es  Herz  U.  ,Bin  früsch  und  gsundt  herwider 
kommen.'  HsSchürpf  1497.  ,Mit  seiner  Frauwen  einen 
frischen  Tanz  tun,  hin  und  wider  springen,  lustig 
syn',  als  Mittel  gegen  das  Podagra.  Schimpfe,  lüöl. 
—  3.  mutig,  keck,  frech,  allg.  Fr.  sue!  „Bist 
du  so  fr.  [wagst  du]  mich  anzugreifen?  B;  L."  Fr. 
g'tvogt  ist  halb  g'wunne"  —  Dur"''  d'  Stegen  abg'heit, 
ist  aW''  e'trunne"  L;  S.  ,Frisch'  gilt  als  Wahlspruch 
besonders  für  die  Wahl  einer  Gattin,  indem  dabei  die 
Buchstaben  des  Wortes  akrostichisch  auf  die  Eigen- 
schaften einer  zu  wählenden  Frau  gedeutet  werden: 
f-romm,  r-eich,  j-ung,  sch-ön.  Schultheiss  Hug  schrieb 
von  der  Disputation  zu  Baden  152(3  an  die  Regierung 
von  h:  ,Si  [die  Prädikanten]  sind  all  fr.,  aber  jetz, 
wo  dise  buoben  under  die  gelerten  kommen  sind,  so 
könnten  si  weder  gigg-  noch  gaggen  [nicht  Rede 
stehn].'  ,Fr.,  frölich,  frumm  ist  der  Studenten  rych- 
tumb',  schrieb  WRollenbutz  v.  Z  1572  in  sein  Exem- 
plar des  Horaz.  ,Sehr  wohl  ihm  das  ang'standen  ist, 
dass  er  sich  g'halten  hat  so  früsch.'  Vilmerger  Lied 
1656.  Adv.  geradezu.  Me'  wässt  fr.  nömme,  was 
we"  denke"  muess  Gl.,  verstärkt  mit  gad,  gerade:  g. 
fr.  all.  ebd.  ,Prischerdingen'  =  ohne  Bedenken,  ohne 
Weiteres.  1715,  Absch.  —  4.  kühl,  kalt.  Fn  fr-e 
Wind.    Es  macht  fr.  GrD. ;  Uw;  Z.    S.  2  u.  frischen  1. 

ü  statt  i  vor  i  wie  in  wünchen,  zwüsche*,  zwischen.  Auch 
in  dem  Geschlechtsn.   Fiüachhcrz   IGOl.     Die  RA.   ,fr.   Tisch 


macheu'  entspricht  o.  Zw.  der  heutigen  , reinen  oder  säubern 
T.  m.'  =  Alles  aufessen;  während  aber  dies  als  gute  Vorbe- 
deutung gilt,  ist  die  RA.  bei  Mal.  in  ungünstiger  Bed.  gebraucht 
=  aufzehren,  abwirtschaften,  .aushausen'.  —  Die  abstr.  Bed. 
des  Adv.  bei  3  beruht  auf  der  entsprechenden  von  /;t /,  mit 
welchem  friHch  allitterierend  oft  verbunden  wird  (vgl.  noch 
.frischlich'  =  frei  heraus).  In  , frischerdingen',  änhd.  auch 
,-dings'  ist  das  zweite  W.  ganz  abstr.  adv. -bildend  gebraucht 
wie  in  .aller-,  neuerdings'. 

faden-:  ganz  neu.  F.  vom  Schnider  (ein  Kleid) 
Aa  (Minn.).  —  Syn.  ,nagelneu'.  Hebel  braucht  von  einem 
Kleid  auch:  .fadenneu'.    Nhd.  , fadennackt',  ebf.   verstärkend, 

frische"  {frischne"  Z  tw.):  1.  (intr.)  kühl(er), 
kalt  (kälter)  werden;  unpers.  von  der  Lufttemperatur, 
zunächst  des  Morgens,  dann  auch  des  Abends  B;  Gl; 
Uw;  W;  Z.  —  2.  (trans.:  den  gezogenen  Lauf  eines 
Schiessgewehrs)  erneuern,  die  abgeschliffenen  Win- 
dungen desselben  wieder  schärfen.    1821,  Z  Verordu. 

—  an-:  antreiben,  ermuntern.  .Euch  dieses  Buch 
zuzueignen,  dazu  haben  mich  verschiedene  Bewegungs- 
gründe angefrischet.'  AKlingl.  1688.  ,Den  Rektor  mit 
einem  goldenen  Ehrenpfennig  zu  beschenken,  damit 
er  angefrischet  werden  möge,  sich  des  Weitern  zu 
bearbeiten  [bemühen].'  1754.  Absch.  Im  Wechsel  mit 
.animieren'.  1717/23,  Gfr.  4,  296. 

er-:  erneuern,  z.  B.  das  Datum  eines  Schreibens. 
1628,  Absch.  Neu  abmachen:  ,Was  dieses  Lehens 
halber  mit  Junker  N.  erfrischt  worden  sei.'  1665,  ebd. 
Von  Betten:  frisch  machen.  ,So  wir  in  unseren  krank- 
lieiten  gute,  mithin  [dann  u.  wann]  erfrischgete  better 
haben.'  FWvss  1650.  Eine  beschädigte  Befestigung 
wiederherstellen:  ,Erfrüschte  die  Landwehr.'  Stettler. 
Militärische  Korps,  die  gelitten  haben,  wieder  auf 
ihren  vollen  Bestand  an  Mannschaft  bringen,  durch 
frische  Leute  ergänzen.  ,Dass  wir  die  fändlin  er- 
frischend  und   wider   erfüllend.'    1587,  S  Feldbericht. 

—  Refl. :  sich  erholen.  ,Nun  sei  Barbarossa  neben 
Italien  vorbeigefahren,  ohne  jemand  Schaden  zu  tun, 
sich  erfrischt  und  bloss  an  einem  Orte  [sich  feindlich 
gezeigt].'  1544,  Absch. 

Die  Form  mit  -<j-  nach  Analogie  der  von  Adjj.  auf  -i<j 
abgeleiteten  Vba,  oder  weil  nach  seh  (ähnlich  wie  nach  z) 
gerne  ij  aufsteigt. 

Frischi  f.:  1.  Kälte  UwE.  Ort  zur  Abkühlung 
warmer  Speisen  Gr;  Syn.  Chüeli.  —  2.  (concr.)  Käs- 
milch Obw;  Syn.  Sufi. 

Frischi"g  W,  „-ü-  BO.",  Frischli°g  UwE.  — 
m. :  1.  junger,  verschnittener  Widder  BO. ;  UwE.;  W. 
Syn.  IJrfel;  Stack.  .Vervex,  ein  Hammel,  etlich  so  auf 
den  Alpen,  ein  Frischling.'  Tierb.  1563.  —  '2.  junges 
Schwein  oder  Schaf,  als  Lehenabgabe  an  die  Grund- 
herrschaft. ,Wenn  herbst  degling  [.Tägding',  Gerichts- 
versammlungen] sint,  so  haut  die,  die  die  lochen  haut, 
dz  recht,  das  man  ie  zwein  Itjchen  soll  geben  ein  lid 
frischings  fleisch,  der  alt  genuog  sy.'  M.  XIV.,  Gfrd. 
,Frisching-pfenning  soll  man  wären  uf  SantAndrestag.' 
1538,  Z.  ,Jekliehe  huob  soll  geben  4  ß  für  ein  frisch- 
ling  ze  StJoh.  Tult.'  XV.,  ZRüml.  Frisching  auch  Ge- 
schlechtsn. B.  —  3.  „Frischling:  Person,  die  in  ein 
er  Sache  noch  neu,  unerfahren,  Neuling  ist  LE."  — 
4.  .Prischinge'  heissen  im  Säckinger  Urbar  1251  und 
später  die  Gl  Bauerngüter  selbst,  auf  welchen  die 
unter  2  genannte  Abgabe  haftete. 

Mhd.  vriscliimj,  junges  Lamm  oder  Schwein  (frisch,  d.  h. 
neu,  vor  Kurzem  geworfen).     Ahd.  (auch y)-i't(8(j7i(/)  Opfurtier, 


133.'^ 


Prasch  — frusch.    Frask— frnsk 


1334 


weil  man  zu  Opfern  junge  Tiere  (Erstlingre)  wählte.  Abgabe 
au  geistliche  Herrschafteu  bedeutet  das  W.  schon  in  einer 
Th  Urk.  V.  779  (dort:  Schwein),  später  auch  in  Ul.  Eine 
auf  einen  der  Festtage  des  h.  Petrus  fallige  Abgabe  jener 
Art  (aber:  Schaf)  heisst  ,Petrefrischink.-   1090,  Seh  Urk. 

frisch  lieh  = /"nsc/»  5.  jWeisst  du  ützit,  so  sage 
CS  fr.'  1453,  BsL.  Urk.    ,Fr.'  zum  Angriff.  ÄgTschuui. 

Frosch,  bezw.  -e'-,  Frösche'  ThHw.  (in  Bed.  4  b 
auch  BSi.;  Gr;  Ndw,  wenn  nicht  PI.?)  -  PI.  Frosch 
GkD.,  sonst  -e"  —  m.  BBrienz;  Gr;  Ndw;  S  —  f.  Aa; 
Bs;  Gl;  L;  Th;  Zg;  Z:  Frosch.  1.  das  Tier.  Syn. 
Hoppitzger.  Chalt  tcie-n-e  Fr.  oder  e  chalti  Fr. 
sl"  Z;  syn.  wie-n-e  Chrehs.  Fr-e  als  Spottn.  der  Be- 
wohner gewisser,  in  der  Nähe  von  Sümpfen  gelegener 
Ortschaften.  Wenn  (V  Frösche  rügge"  [quaken,  d.  i. 
um  StGeorg,  28.  April],  seile"  d'  Roggenähri  do  sl". 
Schild;  ...  so  gibt  es  schönes  Wetter  S.  Schwind- 
sucht wird  geheilt,  sobald  Fr-e,  die  man  ins  Kamin 
gehängt  hat,  dorren.  Schild.  Eben  solche  Fr-e  einem 
Mädchen  oline  sein  Wissen  an  die  Kleider  gehängt 
bewirken,  dass  es  dem  Täter  nachlaufen  niuss.  ebd. 
Das  Anhängen  von  in  Leinwand  eingenähten  lebenden 
Fr-en  ist  ein  Heilmittel  gegen  den  sog.  Schwund  und 
das  Hinken  bei  Kühen  Gl.  Sprichw.  EAA.  Hodce' 
wie  ne  Fr.  uf  em  Dünkel  [Wasserleitungsröhre]  S. 
Uf  si^m  Geld  h.  icie  d'  Fr.  uf  em  Tüchel.  Sülger. 
jS'J''''  üfblähe'  wie  ne  Fr.  uf-eme  Düchel  Bs;  wie  ne 
Fr.  im  Mö^schi".  Ineichen.  ,.\pt  Uoli  heisst  von  recht 
der  Eösch  und  plät  sich  gegen  uns  als  ein  fr.-  1489, 
ToBL.  Volksl.  D'  Fr-e  hem-mer  [haben  mir]  im  Mage" 
g'ruggt  =  ich  hatte  Hunger  Bs.  D'  Chille  [Kirche] 
ist  ke''  Fr.,  si  gumpet  nüd  fürt  Z,  scherzhafte  Ab- 
mahnung von  allzu  eifrigem  oder  eiligem  Kirchen- 
besuch; vgl.  ,The  cherche  n'is  non  hare  [Hase],  hi 
abit  [=  she  abides]  me  'well'  in  einer  engl.  Predigt  aus 
M.  XIV.  Mer  irend  's  wage",  d'  Fr-e"  hend  's  aw'' 
g'wagt  Z,  eig.  vom  Wagen  eines  Sprunges.  Nid  d' 
Schuld  si",  dass  d'  Fr-e"  keim  Schwans  {Stil  B)  hend, 
sehr  einfältig  sein  L;  Sch;  S;  Z.  ,Ein  Frosch  hupft 
wider  in  den  Pfui,  sässe  sie  gleich  auf  einem  güldenen 
Stul.'  Mev.  Hort.  I(j92.  ,Man  trittet  eine  Frosch  so 
lang,  bis  sie  quaket.'  ebd.  —  2.  von  Menschen, 
kleines  Mädchen.  Es  ist  erst  no'^  eso  es  Fr-li  g'si", 
iez  isch-es  scho"  e  Jumpfer  ZO.  —  3.  Sprunge  ma- 
chendes Kinderspielzeug,  entweder  ein  aus  Holz 
geschnitzter  Fr.  oder  auch  nur  eine  Nussschale,  ein 
gabelförmiges  Knöchelchen,  ein  Gabelzweig  Aa;  Z. 
Syn.  Hopjisger.  Hüpfendes  Feuer  wer  kpräparat  Bs; 
L;  Z.  —  4.  a)  gabeliges  Baurastämmchen  zum  Ziehen 
von  Steinen,  daher  gewöhnlich  Stei"-Fr.  Gl.  Syn. 
Getcife.  —  b)  Frösche  (Sg.  f.  od.  Pl.V)  BSi.;  GrD.,  V.; 
Ndw:  Gergel  oder  Kimme  an  den  Dauben  des  Fasses, 
Zubers  udgl.,  d.  h.  derjenige  Teil  desselben,  der  über 
den  Boden  hervorragt ;  die  Einsägung  der  Dauben, 
in  welche  die  Bretter  des  Bodens  eingefügt  werden 
„BO.;"  Ndw.  Der  über  das  Bodenstück  vorstehende 
Teil  eines  Gebäudes  GrD.,  V.  -  5.  (in.)  eine  Krank- 
heit des  Viehs.  ,Wenn  ein  Vieh  den  Fröschen  hat, 
so  senkt  es  den  Kopf  under  sich  und  geiferet  gar 
wuest  mit  dem  Maul.'  ZZoU.  Arzneib.  1710.  —  (i.  ,Die 
Frosch'  hiess  ein  kleines  Bollwerk  in  BsStdt.  , Frosch' 
Name  eines  Hofes  in  ZMaur;  ,Froschau'  ein  altes 
Haus  in  ZStdt,  Sitz  der  ältesten  Druckerei;  auch  in 
ZF.  ,Froschgass'  14(15.  ZKüsii.  (jetzt  -ö-);  ,Frösch- 
lezen'   17S8,  ZHinw. 


Mhd.  vronch,  PI.  vrüsche.  —  0  fludet  sich  nur  in  den  unter 
6  augeführten  Ortsn.,  sonst  durchgehend  ü,  sei  es  aus  dem  PI. 
oder  durch  Einflnss  des  folgenden  sch,  welches  auch  a  in  ä 
umlautet  [TäJi<:he,  Tasche  usw.),  noch  öfter  e  in  fi  [wüsche, 
Wäsche  halteu,  neben  wmche,  waschen).  , Frosch'  Sg.  schon 
bei  Zwingli  15'24;  Ruef  1550;  Tierb.  1563;  Fris. ;  Mal.; 
Z  Emblemata  1622;  GKöuig  1693;  ThSpieser  1716  (allent- 
halben f.  ausser  bei  Zwingli);  ,die  frosche,  frösche.'  Red. 
1662.  PI.  ,Fröschen.'  Vogelb.  1557  u.  Kai.  1569.  —  Der 
Grund  der  Bed.  2  ist  wohl  die  Kleinheit;  vgl.  die  Synn. 
Krott,  Küfer,  Mus,  (Höcldi).  Bei  den  Studenten  in  Z  liiess 
in  den  40er  Jahren  .Frosch'  ein  Schüler  des  untern  Gvmn., 
wie  in  der  Pfalz  der  Schuljunge  Ubh.  In  Nassau  heisseu 
, Fröschchen'  besonders  frierende  Kinder;  entsprechend  un- 
serm  ,kalt  wie  ein  Fr.'  Bed.  4  beruht  ohne  Zweifel  auf 
der  Ähnlichkeit  jener  Geräte  (bei  b  des  untern  Teiles)  mit 
den  hervorstehenden  Hinterbeinen  des  sitzenden  Frosches. 
Ob  bei  b  auch  Bed.  des  PI.  anzunehmen  ist  od.  nur  Form 
des  PI.  mit  Sing.-Bed.,  ist  aus  unsern  Quellen  nicht  mit 
Sicherheit  zu  erkennen.  Zu  5  ist  zu  erinnern,  dass  auch  mhd. 
(zwar  nur  selten)  das  W.  als  schwaches  Jlask.  vorkommt. 
Der  Grund  der  auch  in  Deutschland,  den  Lateinern  (rana) 
und  den  Griechen  (pdxpa/oj)  bekannten  Benennung  ist  un- 
klar, viell.  die  Anschwellung  im  Maule.  Zu  6  vgl.  ,Huud' 
und  ,Chatz'  als  Namen  alter  Schanzen  in  Z. 

Garten-,  Gras-:  rubeta.  Mal.  —  Laub-:  1.  wie 
nhd.  —  2.  Spottn.  einer  Person  mit  grasgrünem  Kleid 
ZStdt.  —  3.  (auch  -Fröschli)  mit  gehacktem  Fleisch 
gefülltes  Kohl-  oder  Spinatblatt  BsStdt. 

Wetter-Frösohli :  Laubfrosch  Aa. 

Weil  sein  Erscheinen  und  Gebahren  Wetteränderungen 
anzeigen  soll,  daher  er  auch  als  natürlicher  Barometer  in 
Häusern  gehalten  wird. 

frösche",  fröschne"  „BO.";  SchwE.:  I.Frösche 
fangen  Aa;  B;  Schw.  ,Mit  hochgehobenen  Beinen, 
wie  der  Storch,  wenn  er  fr.  geht.'  Gotth.  Bildl.  ,Wie 
die  bäpstischen  Boten  zuo  Zürich  lagend  zu  prakti- 
zieren'; dazu  am  Rande:  ,Die  Römischen  fröschen 
und  ratschen  [klappern].'  HBull.  1572.  Dazu  „er-: 
mit  Fröschefaugen  Etw.  gewinnen",  und  Fröscher: 
Froschfänger  und  -Verkäufer  Z.  —  2.  „ein  Fass  ger- 
geln  oder  kimmeii;"  an  Küfergeschirr  einen  Einschnitt 
in  die  Dauben  sägen,  um  die  Bretter  des  Bodens 
hineinzufügen  „BO.;"  Gr;  Ndw.  Zu  Frosch  4b.  Eben 
dazu  auch:  gefröschet:  mit  Fr.  in  jenem  Sinn  ver- 
sehen. Bildl.:  du  bist  z'  ckurz  g'fröschete,  hast  nicht 
die  Kraft  (Etw.  zu  erreichen).  Syn.  .noch  zu  kurze 
Beine  haben'. 

Früsche,  früschen  s.  Früse  Sp.  I;i30. 

er-frischgen  s.  er- frischen  Sp.  1332. 


Frask     frusk. 


friiskc":  mit  Bitten  anhalten.  iV«'''  langem  Frigjti 
[Fragen]  und  Frusku  hei"-sch-us  [haben  sie  es]-/((" 
ga"  W  Sagen. 

Vwdt  mit  .forschen',  lat.  posco  f.  *prosco  (auch  prfc-<iri, 
jiriicus,  Freier),  und  diese  Vba  violl.  auch  mit  .Frosch',  vom 
.\ufsperrcn  des  Mundes  als  Geberde  der  Neugierde. 

Ytxi^W^  Fruschgle" :  (PI.)  beissender  Kinderfriesol 
mit  roten  Flecken,  veruscula  (JSa. 

Der  Xamc  bezeichnet  eben  jenen  Ausschlag  (vgl.  die 
Bluleren  als  Name  der  Krankheit  selbst)  und  ist  aus  dem  lat. 
W.  zsgez. ;  aus  der  mediz.  Spr.  in  die  des  Volkes  gedrungen 
wie   ICttik  aus  , Hektik'. 


1335 


Fräst,  frest,  frist,  frost,  frust 


1336 


Fräst— friisl. 

Ge-frist  f.  u.  ii.:  1.  Frost  (obj.),  Frostwetter  ßs. 
,r)ie  Trauben  haben  im  Frühling  vom  Gfrist  gelitten.' 
.Was  noch  zwüschen  martini  und  wienacht  fast  schön 
und  warm  weiter  und  bis  zu  der  zyt  kein  gfrist  ge- 
sechen  worden.'  1540,  Bs  Chr.  .Sein  [des  bei  Nancy 
gefallenen  Karl  des  Kühnen]  Angesicht  was  des  Ge- 
frists  und  Wunden  halben  nicht  wol  zu  erkennen.' 
Grasser  1625.  —  2.  Frostbeulen  oder  -siialten  an 
Händen  und  Füssen  Bs.  Syn.  Oefrörni;  Gefrüsti. 
—  Nacht-:  Nachtfrost.  ,Sein  todter  cörpel  wirt 
hinaus  geworfen,  dass  die  hitz  des  tags  und  das  n. 
auf  in  komme.'  1531,  Jerem.,  dafür  .bei  nacht  der 
frost.'  1667.  —  Winter-  f.  ÄAZein.,  n.  Bs:  Prost- 
beulen, Frostkrankheit  der  Füsse. 

(le/ritt  selbständige  Nbf.  zu  .Gefrüst',  mhd.  ge/riiste,  wobei 
i  als  Verdünnung  des  Diphth.  in,  ie  im  alten  friusen,  frieren, 
anzusehen  wäre,  wie  viell.  iu  Friitd  (s.  d.).  Spreng  schreibt 
entgegen  den  Bs  städtischen  Lantverhältnissen  -ü-,  wobei  aller- 
dings unentschieden  bleibt,  ob  er  viell.  einem  richtigen 
Sprachinstinkt  gefolgt  sei. 

Frist  f.:  1.  Ruhe,  Sicherheit,  Zuflucht,  Aufenthalt 
(für  eine  gewisse  Zeit).  .Dass  lüt,  die  hinder  uns 
ufenthalt  und  fr.  funden,  [von  dem  Landvogt]  hinus 
geben  werden.'  1529,  Absch.  ,[Der  Todte]  ist  in  der 
ruow  und  fr.'  1531,  Sirach.  ,I)as  [die  vorteilhafte 
Aufstellung]  in="  doch  nit  vil  fr.  mocht  bringen.'  Salat. 
.In  den  stetten  hinder'n  muren  töchteren  oder  knaben 
vil  bessere  fr.  da  mugend  s'  haben.'  Eüep  1550.  ,Wo 
mangel  ist,  hat  d'  schäm  kein  fr.;  man  muoss  sich  in 
der  not  verschämen:  arctis  in  rebus  absit  pudor.'  Mal. 
.Gott  andächtig  umb  Erledigung  und  Fr.  angeruft  [bei 
einer  Wassergefahr].'  RCvs.  ,Die  bulschaft  dir  an- 
g'legen  ist,  dass  du  vor  ihr  hast  wenig  fr.*  Wahrsager 
1675.  -  2.  kurzer  Zeitraum,  Zeitpunkt.  ,.letz  zur  fr.' 
=  zur  Stunde,  gegenwärtig.  Genuenb.  GM.  ,Hab  sorg 
zuo  inen  z'  aller  fr.'  Ruek  1550.  —  3.  wie  nhd.,  freie 
Zeit,  bis  auf  einen  Termin  Etw.  zu  tun  oder  zu  ge- 
niessen;  Aufschub. 

Mild,  vrht,  frei  gegebene  Zeit,  Aufschub,  Zeitraum.  S.  noch 
FlitKch  Sp.  1236.  —  Unsere  Bed.  1  findet  sich  weder  nihd. 
noch  nhd.  und  ist  doch  viel!.,  schon  weil  die  concreteste, 
auch  die  ursprüngliche,  vwdt  mit  ,Friede'  (»(  aus  dt  wie 
.Last:  laden'),  und  auch  mit/i-i  (vgl.  z.  B.  .Freiheit',  i.  S.  v. 
Asyl).  Jedenfalls  ist  nicht  der  nackte  allg.  Zeitbegriff  das 
Ursprüngliche,  sondern  Zeit  zur  Ruhe  oder  bestimmter 
Tätigkeit;  vgl.  ,Musse'.  Wenn  St. 's  Angabe  betr.  das  Ge- 
schlecht (^m."  Dial.  '2-13)  richtig  ist,  so  war  das  Masc.  wohl 
nach  Analogie  der  vwdten  Begriffe:  .Aufenthalt,  Friede,  Zeit- 
raum' gedacht. 

Galgen-:  die  letzte  Zeit,  die  Jmdm  zur  Erfüllung 
irgend  einer  Verbindlichkeit  eingeräumt  wird,  wie  z.B. 
zur  Leistung  einer  Zahlung,  zur  Erfüllung  eines  Auf- 
trages, zur  Herstellung  eines  Werkes  usw.  Z. 

Kig.  Aufschub  der  Strafe  des  Galgens  oder  die  Zeit,  die 
bis  zur  Vollziehung  derselben  dem  armen  Sünder  gegönnt  ist. 

friste":  retten,  in  Sicherheit  bringen,  vor  Schaden 
bewahren,  schützen,  z.  B.  sein  Geld  bei  einer  Feuers- 
brunst. Id.  B.  .,Dass  dürr  sich  das  Heu  hinfriste  zur 
bergenden  Buhne.'  JRWvss  1815.  , Schirmen  und  fr.' 
formelhaft  verbunden:  ,Wenn  ein  eigner  Mann  Jahr 
und  Tag  hier  sitzet  unversproehen  [unangefochten], 
soll  ihn  die  Stadt  für  den  ihren  halten,  seh.  und  fr.' 
XIV.,  Ociis.  ,Frist  mich  vor  dem  Schlund  des  löwen.' 
1531/60.    Psalm.     ,Mit    nndertänigster    Ritt,    sie    vor 


disem  Tyrannen  zu  fr.'  Hapfn.  1606.  .Der  Haus-  und 
Bettplunder,  der  [bei  der  Feuersbrunst]  z.  T.  gefristet, 
z.  T.  ihme  gestohlen  ward.'  Mise.  Tig.  17'24.  Insbes. : 
Grundstücke  durch  Umzäunung  vor  Einbruch  von  Vieh 
oder  Menschen,  durch  Wuhrung  gegen  ein  Gewässer 
sichern,  einfriedigen  L.  Syn.  in-fr. ;  vgl.  friden..  Die 
Alp  Tannen  soll  sich  gegen  Engstein  einzig  fi-.  und 
den  daherigen  Zaun  einzig  erhalten.'  1854,  Schatzm. 
Alpenw.  ,Dass  die  anstossende  Weid  gegen  des  N. 
Garten  [sich]  allein  fr.  und  einzäunen  solle.'  1817, 
LSchüpfh.  .Freiburg  entgegnet,  der  Schaden  seiner 
Schwelle  rühre  daher,  dass  die  Untertanen  Berns  ihre 
Güter  nicht  fr.'  1678,  Absch.  —  Mhd.  vrUten,  aufschieben; 
aufhalten;  schützen,  retten. 

in-:  einzäunen,  einfriedigen  Aa;  B;  L.  , Welcher 
sein  Ligenschaft  einzuzäunen  und  einzufr.  begehrt.' 
1747,  BSi.  Rq. 

er-:  am  Leben  erhalten.  ,I)er  seinen  vatter  in 
eeren  haltet,  der  wirt  sein  leben  lengeren;  und  die 
erhörung  des  Herrn  w-ird  sein  muotter  e.'  1531/48, 
SiR. ;  dafür  .erquicken.'  1667.  ,Dass  ein  verborgne 
kraft  den  somen  erfristet  zuo  dem  gschöpft,  das  dar- 
von  kommen  soll.'  Tierb.  1563.  Refl.,  sich  behaupten: 
,Noch  understunden  sich  die  Burger   zu  e.-    Wurstis. 

—  Mhd.  (nur   1   Mal)  unverletzt  erhalten. 

ge-:  wesentl.  ^=  fristen,  vor  Schaden  bewahren. 
z.B.  Pflanzen  Aa.  „Er  hat  die  Herdöpfel  kaum  g'fr. 
mögen  (vor  Frost)."  .Mein  Herr,  den  Gott  bei  allem 
gesunden  Wolstand  langwirig  g.  wolle.'  Haffn.  1666. 

Mhd.  aufschieben:  beschützen,  erhalten.  —  6'e-  bes.  bei 
Hülfsztw.  dem  Inf,  vorgesetzt,  ohne  wesentliche  Bed.;  s.  ije-. 

be-:  wesentl.  ^fristen,  bewahren,  erhalten.  ,Ruof- 
ten  uns  an,  si  vor  solliclien  ungebürlichen  Übungen 
zuo  b.'  1488,  BLaup.  Urk.  .In  Ehren  und  Gesundheit 
bewahren  und  b.'   RCvs. 

Fristung  =  Frist  1,  Erhaltung,  Ruhe.  ,Dass 
ich  dich  will  Ion  [lassen]  leben,  ouch  dynem  somen  fr. 
geben.'  RfEF  1550.  ,l)em  Herzog  fr.  [Befreiung  von 
der  Belagerung]  zu  schallen.'   Wukstisen. 

Frost  m.  (und  f.):  1.  obj.,  vom  Wetter.  Wenn 's 
hiiuicht  [heute  Nacht]  (/lm>,-  [sternhell]  wird,  so  chönnt 
's  Fr.  ge'  Z.  V  Frost  hat  ril  (/'schade"  ZDättl.  — 
2.  subj.  a)  Empfindung  von  Kälte.  ,Es  hett  kein  fr., 
darf  auch  kein  händschuoch   koufen.'    Gletting  1560. 

—  b)  Fieberfrost  Z. 

Weibl,  Geschlecht  des  W,,  abweichend  vom  jetzigen  Sprach- 
gGbr,'\ucli,  bezeugen  Spreng,  JAWeisseiib.  1678;  JCWeisseub. 
1701  u.  andere  ältere  Scribenten;  in  ZDättl.  scheint  es  neben 
dem  männlichen  vorzukommen  (in  Bed.  1).  Mal.  schwankt 
zwisciien  beiden. 

Chalber-,  Chälbli-:  Empfindung  von  Kälte  nach 
dem  Essen  ZStdt.     Syn.  Ochsenfieber. 

Von  Kühen,  welche  frisch  gekalbt  haben,  auf  Menschen 

übertragen.       Vgl.    Kalberßeher    1. 

„Milch-:  Entzündung  des  Euters  von  Kühen  Ar; 
GRh."  —  Wund-.  .Die  erste  Art  der  Wundsucht 
wird  von  Etlichen  genennet  die  W.,  das  Wundfewer 
oder  Wundfeber.'  FWürz  1634. 

froste":    frieren,  im  Bade  BBurgd. 
frostig:   Kälte  fühlend  W. 

.frostsam:  kaltlächt,  gleich  erfroren,  alsiosus.' 
Fris. ;  Mal. 


1337 


Prast— frnst.    Prat — fiut 


1338 


Gcfrost  n.,  f.:  Prost,  Reif  Bs  (Spreng)  (=  ße- 
fnt,it).  ,Ee  Reif  oder  G.  kumpt.'  Tiehb.  1563.  , Sonnen- 
schein und  G.'  Rhagor.  ,Und  währet»  die  G.  bis  in 
Aprillen.'  Wurstis.   —   Anhd.  ,Gefrust,  -friist'. 

fröstele",  fröstle  1j.  frostulu  W :  (persönl.  n.  un- 
pers.)  zu  frieren  anfangen,  ein  wenig  vor  Frost  zittern 
Ai';  Gl;  Gk;  L;  Z(i;  Z.  Es  hät-mi'''  (/'fröstelet,  vor 
Kälte  geschauert.  „Bes.  von  Anwandlung  von  Weclisel- 
fieber  L;  Sch;  W;  Zu."  Bes.  im  Frühling  und  Herbst 
AaB.  So  het  es  mi"''  fast  g' fröstelet,  tvenn-mi^''  d'  Frau 
Professere  het  mit  ire"  strenge'  Auge"  a'g'luegt.  B'iiu 
188.5.  , Fröstelen:  zitteren  von  frost,  frigutire.'  Mal. 
,Fr. :  horrere,  frigero.'  ThSpikser  1716. 

(ge)fröst(e)lig:  1.  ein  wenig  lialt  G;  S;  Z. 
G'fr.  Wetter.  G'seht  's  au'''  öppe  fröstlig  üs,  er  wird-is 
[uns"]  nit  verfriere.  Schwizerd.  —  2.  fieberig.  „Es  ist 
mir  fr.'- 

,winter gefröstig:  von  einem  Orte,  dessen  Bäume 
und  Weinreben  leicht  durch  Frost  leiden  GR.^nt." 

G'frust  BRi.;  Gr  tw.,  Gfrurst  PMu.;  Gr  tw.  — 
f  (m.  BRi.):  Frost,  -weiter,  Gefrorensein.  Syn.  Fröri 
usw.  D'  Gfrurst  het  ds  Laub  'brüeit  [versengt]  Gr. 
Vgl.  Gefrist.  —   Mhd.  ije/ntsie. 

Gefrusti  fü)  (PI.)  =  Gefrist  2  BsLd.  -  Die  Deli- 
uung  des  Voc.  wohl  ,ius  dem  Präs.  entlehnt.  --  Mhd.  ye/riliie, 
Frnstwetter. 


Frat(frattl"frut(frutt). 

Fi'äter,  Veräter  Zf  m. :  der  jeder  Corapagnie  des 
Bataillons  beigcgehene  Gehülfe  des  Feldarztes.  Syn. 
Feld-Scherer. 

Lat.  fmter,  eig.  (dienender,  helfender)  Bruder;  später 
auch  ,Münch'.     Vgl.  , Schwester',    Krankenpflegerin;    Nonne. 

fruit,  auch  etwa  flatt  (Dkr)  und  frattig  Ap: 
1.  wundgerieben,  von  der  Haut,  bes.  fetter  kleinen 
Kinder,  in  den  Falten  an  Hals,  Unterleib,  Schenkel- 
bug .4p;  Bs;  G;  Sch;  Z.  Syn.  offen,  flüssig.  Das 
Übel  wird  geheilt  durch  Aufstreuen  von  Bärlappen- 
samen. Auch  von  Erwachsenen,  wundgerieben  von 
der  Hitze,  dass  es  fliesst,  z.B.:  ,Er  hat  sich  fr.  ge- 
ritten (einen  Wolf).'  Spreng.  ,Er  ist  noch  fr.  hinter 
den  Ohren  (noch  nicht  reif  an  Verstand).'  ebd.;  Syn. 
,noch  nicht  trocken  h.  d.  0.';  vgl.  Frattnase.  ,Wel'=''es 
ross  fr.  und  zerbrochen  ist  uf  dem  ruggen.'  XV.,  Schw 
Arzn.  ,Dz  ein  ross  under  dem  sattel  geschwell  oder 
fr.  ward,  stoss  ein  natterzung  in  den  hast  [Sattel], 
das  hilft.'  ebd.  .I'r.  under  den  armen.'  HvRüte  1532. 
,Das  dem  maulesel  der  hals  und  mäni  nit  aufspalte 
oder  fr.  werde,  so  nimm  sehweinin  speck.'  Tierb.  1563. 
.Fracidus  (exulceratus):  schimmlig,  teig,  halbfaul,  fr., 
mattächtig.'  Pris.;  Mal.  (Denzl.  1077;  1710).  ,Madidi 
infantia  nasi:  rotzige  oder  fratte  nasen  wie  die  kind.' 
Fris. ;  Mal.  ,So  das  Kind  im  Mund  rot  und  grün  ist, 
so  ist  es  fr.  u.  wund.'  FWürz  1631.  ,Fr.,  seer,  eitericht: 
purulentus,  scabiosus.'  Red.  1662.  —  2.  schlaff  und 
blass,  wie  z.  B.  Fusse  und  Hände  werden,  wenn  man 
in  der  Lauge  oder  im  Kalkwasscr  wascht  GWe.  • — 
3.  geil,  übermütig,  frech  ZO.     E  fr-s  G'schöpjli. 

Mhd.  rra«,  halb  faul,  morsch;  wund  geriehen,  entzllndot; 
hildl.  .ihgerieben,  durchtrieben,  vorsidil.igeu;  geil.  Auch  noch 
iiu  ä.Nbd.    und   iu  den   meisten   siUld.    MAA.  Bed.  2  u.  1 

vereinigt  das  Syn.  m-r.     Bed.  :(   erkliiil    sii'li   :nis   ileui  Besrrill' 


, feucht,  saftig,  üppig',  oder  aus  dem  von  .unreif;  vgl.  s«'''' 
fmclit  machen  Sp.  6G9,  und  .noch  fratt  hinter  den  Ohren', 
s.  0.  1.  Ahnliche  BegrifTseutwicklung  zeigt  auch  got.  gamaiil, 
gebrechlich;  alid.   vergeblich,   eitel;   mhd.  fröhlich,  stjittlieli. 

—  Abi.  /retten   und   mit  drittem   Ablaut  Fruit. 

Pratt  m.:  „Unreinigkeit,  Schmutz  an  Händen  und 
Füssen,  am  Angesicht,  auf  Tischen,  der  sich  abreiben 
oder  abschaben  lässt  B."  E  Fr.  uf  der  Zunge»  (han). 
eine  .beschlagene',  belegte  Zunge  BRi.  —  .Änhd.  .Fraf 
u.,  aufgeriebene  Haut  im   (Jesäss,   Wolf. 

fratte":  „sich  wund  reiben,  wund  sein,  nur  von 
kleinen  Kindern  VOrte."  Offenes  Fleisch,  den  Wolf 
bekommen  Z.  Syn.  schmirzen.  —  Mhd.  vraten  =  vrcten, 
wund  reiben  (s.  /retten).     Ahd.  /ratön,  verwunden. 

Fratti  f.:  Wundsein.  ,Die  Fratte  heilt  im  Baden 
gern.'  FWürz  1634.  ,Es  werden  auch  oft  viel  Syren 
und  Fratte  umb  die  Wunden  und  das  etwaun  von 
wegen  der  Wärme  und  des  Verbindens,  etwann  auch, 
dass  der  Krank  ein  phlegma  salsum,  d.  i.  ein  böse 
versalzene  Feuclitc  bei  ihm  trägt..'  ebd.  ,Paratrimma: 
das  aufticken  der  haut,  fratte,  der  wolf.'  Denzl.  1677; 
1716. 

Prattigkeit:  aufgeriebene,  wunde  Haut.  , Er  kann 
vor  Fr.  nicht  gehen.'  Spreng. 

„Frett  m.:  Frohndienst,  auch  jährlicher  Zins  an 
Geld  od.  Naturalien,  den  ein  Leibeigener  leisten  muss; 
vgl.  Frettgeld."  —  Sonst  nirgends  bezeugt;  abgel.  t./retivn. 
Männlich  nach   Analogie  von   , Dienst'  und  ,Zins'. 

G'frett  n.:  hartes  und  eiliges  Arbeiten,  mühsame 
Emsigkeit,  saure  Arbeit;  schwere  Last,  welche  auf 
Einem  liegt  BRi.;  ScnSt.;  Z.  Yg\.  Frettete.  —  Direkt 
von  /retten  abgeleitet. 

frette",  frettjen,  fredjen  Gr;  1.  emsig,  eilig 
arbeiten,  hastig  tun  BsLd;  ZStdt;  fleissig,  aber  un- 
ordentlich arbeiten  Bs;  B  (St.'');  streng,  mühsam 
arbeiten  BsLd;  BThun.See.  „Er  frettet  Tag  und  Naclit 
und  bringt  es  doch  nicht  weit."  Auch  rert.:  sicli 
mit  Arbeit  abquälen.  Er  frettet  -  si''''  no'''  z'  Tod  Bs 
(Spreng).  ,Das  vor  der  morgenpredig  by  etliclion 
handwerken  im  schwank  gewesne  fr.  und  ausmachen 
der  arbeit  soll  gänzlich  aberkennt  syn.'  Z  Mand. 
1650.  , Fechten,  eilen,  fretten,  strütten :  festinarc.  pro- 
perare.'  Red.  1662.  ,Ohne  Gott  und  gläubigs  Betten 
ist  vergeblich  unser  Fretten.'  KdMev.  1674.  .Wie 
versorgest  du  deine  Seele,  wann  du  auch  an  dem 
Sonntag  für  deinen  Leib  frettest,  reisest,  issest,  trin- 
kest, kurzweilest  und  liingegen  den  Gottesdienst  ver- 
säumest?' JMev.  1694.  ,Wie  oft  frettet  man  den  gan- 
zen Sonntag  in  Sclierstuben !'  AKlingl.  1702.  ,Magnis 
se  laboribus  exercere:  sieh  fr.'  Denzl.  1677;  1716. 
,Fr.,  anxie  quiritari.'  ThSpieser  1716.  ,|Uni  irdische 
Güter]  frettet,  sinnet  nnd  sorget  man.'    .I.)Ulr.  1727. 

—  2.  ängstlicli  sorgen  BsLd;  sich  über  Kleinig- 
keiten ärgern  BsStdt.  ,Er  tut  Nichts  als  fr.  und 
grumsen  [khigen,  murren |.'  Spreng.  ,\hc1i  .^iuKmii 
durch  solches  Wesen  lästig  fallen,  keine  Huhe  lassen, 
mit  Anliegen  oder  Zumutungen  Bs;  BBrisl.;  zanken. 
Er  het  alletcil  Eppis  z'  fr.  mit  Ei"'m  BsBirs.;  Syn. 
rägglen.  —  3.  eine  Bürde  tragen  BBe.  (s.  Frettete); 
Gh  ;  Syn.  püntlen ;  burdcnen ;  im  Taglohn  Lasten  tragen, 
z.  B.  Heu,  Mist  GRl'ani.  Waaren,  bes.  Lebensbedürf- 
nisse aus  dem  Tal  oder  in  das  Tal  trans])ortieren, 
tragend  GRTschiertsch.,  oder  führend  auf  Saumpferden 
oder    auf    kleinen    Wayeii    (iiil>.,  l'r.;    Syn.    fcrtit/en: 


1839 


Fiat,  fref,  frit.  frot.  frnt 


1340 


säumen.     Kleinliamlcl  treiben,    hausieren  GrL>.,  Scli.; 
auch:  fiestelltes  auf  bestimmte  Zeit  bringen  [?]  GrL. 

—  4.  „sich  wund  reiben,  bes.  zwischen  den  Schen- 
Iveln  durch  Gehen  LG."     Öyn.  fratten. 

Mild,  vreten,  reilicn;  wuud  machen;  plagen;  ebenso  in 
sücld.  MAA.  und  im  ä.Nlid.  Engl,  to/ret,  auch:  sich  ärgern, 
quälen.  ltii\.  frcitarc,  reiben,  kehren;  eilen  (aus  Ht. /rictarf) ; 
frz.  froltrr,  reiben.  Betr.  das  etym.  Verhältniss  des  deutschen 
W.  zu  den  fremden  ist  fraglich,  ob  zufalliges  ZstrefFen  oder 
Entlehnung  des  deutschen  (und  engl.)  aus  dem  romanischen 
anzunehmen  sei.  Die  letztere  Anuahme  wird  zwar  erschwert, 
doch  nicht  ausgeschlossen,  durch  die  Existenz  der  Ablaute 
fi-ntt  u.  Frutt;  früh  entlehnte  Verba  (wie  , schreiben')  konnten 
auch  starke  Flexion  annehmen;  nur  ist  unser  freiten  (mite') 
nicht  das  Grundwort  (welches  e  haben  müsste),  sondern  mit 
Umlaut  von  fralt  abgel.  Die  Grundbed.  ist  jedenf.  , reiben', 
aus  der  sich  auch  Bed.  2  leicht  ableiten  lässt.  Bed.  3  ent- 
springt aus  1  i.  S.  T.  mühsam,  schwer  tragen:  vgl.  auch 
Spelten,  Hülfsdienste  leisten,  zunächst  beim  Laden  von  Wagen, 
aus  it.  spedire,  lat.  expedire,  was  wieder  für  romanisclie  Her- 
kunft auch  vou  freiten  spricht.  Das/  in  Gr  findet  Parallelen 
in  W-Formeu  und  aus  ihm  mag  die  Schwächung  von  (  in  d 
zu  erklären  sein. 

ab-fretten;  1.  (refl.)  „sich  abarbeiten";  sich  mit 
Sorgen  verzehren  Bs  (Spreng).  —  2.  (trans.)  abprügeln 
G  1799.  —  er- :  1.  ^  erhasten,  erstrütten,  durcli  eilige 
Arbeit  fertig  bringen.  Sulüer;  Brägger.  —  2.  (refl.) 
durch  Arbeiten  sich  abmatten  Bs.  —  zer-:  (refl.)  ^ 
sich  fr.  1.  Sprkng. 

Fretter  {FreUjer,  Frecljer  Gr):  1.  Fuhrmann, 
Spediteur,  der  mit  eigenein  Pferd  und  Wagen  den 
Transport  von  Waaren  zwischen  Berg  und  Tal  betreibt 
GrD.,  Pr.  Kleinliändler,  Hausierer  GRTschiertsch.  — 
2.  Plagegeist.  Sprichw.  RA.:  Vetter  Fr.!  Verwandte 
machen  Kistige  Ansprüclie.  Sulger;  s.  freiten  2.  — 
Sunntags-:  Handwerlier,  der  am  Sonntag  Arbeit 
fertig  zu  bringen  sucht.  Vgl.  (retten  1.  .Wie  viel 
Exenipel  hat  man,  dass  Gott  die  Sonntagsfrettcr  mit 
Feuer  und  anderen  schweren  Gerichten  hat  heiin- 
gesuchetV'  JMey.  1694. 

Fretteri":    1.  unermüdlich   arbeitende  Frau   Bs. 

—  2.  Eier  feiltragende  Frau  GnEübl.  Vgl.  fretten  3. 
Frettete  f.:  1.  übermässige  Anstrengung,  eil- 
fertiges Treiben.  Die  wird  e  Hletti  mache'  und  e 
Frettede  ha"  BsStdt.  -  2.  (Uim.  FrettetU)  kleine  Last 
BBe.     Syn.  BiirdcH. 

Frctti  Fredji  f.:  mühsame  Fuhr  GrD. 

frettig:  wer  sich  viel  Mühe  gibt,  ohne  viel  aus- 
zurichten; ängstlich  geschäftig,  ha.stig,  ungeduldig, 
unruhig  Bs. 

Frettle"  f.:  Frettchen.  .Aus  den  nestern.  so  sy 
[die  Spatzen]  in  mauren  inacliend,  zeucht  man  sy  mit 
wiselinen  und  fretlen,  so  man  sy  gezänit  und  darein 
gelassen  hat.'  Vogelb.  1557. 

freitlieh  s.  freidig  Sp.  1273.  gefreut  s.  freuen 
Sp.  1-254.        gefrit  .s.  Sp.  1264. 

Frittiide  f.:  Pfannlvuchcn,  Omelette  Gr.  —  Aus  it. 

friWita. 

Frite,  friterig  s.  Fri-Tag. 

Frntt  f.:  1.  (Frutte')  länglicher  Einschnitt  an 
Bäumen  oder  Felsen ;  grosse  Wunde  an  einem  Baum, 
wenn  in  der  Rinde  ein  Riss  entstanden  oder  ein  Stücli 
derselben  losgescliält  ist  LE.  —  2.  Name  von  Gegenden 
und  (Jrundslücken,  meist  im  Hochgebirg,  Fel.spartien, 
etwa  mit  einem  Sturzb:icli,  auch  geradezu  der  Wasser- 


fall selber;  so  wird  das  Tal  von  PP.  am  Tosafall  ein- 
geteilt in  ,Uf  der  Fr.'  u.  .Unterfr.',  .sulla'  u.  ,sotto  la 
cascata',  im  ital.  Dialekt  der  Gegend  Frua,  was  auch 
der  Name  einer  Alp  im  Eschental  ist.  ,Frutten'  oder 
, Flutten'  Hof  in  ZG.\geri;  ,Frutten'  Wald  am  Fuss 
des  Kossberges  Zg.  Fruit  Name  mehrerer  Passagen, 
wo  ein  treppenartiger  schwieriger  Aufstieg  an  einem 
Felsberg  stattfindet  U:  ein  Stafel  der  Alp  Leitschig 
(auch  Furt);  bei  Wasen;  am  Weg  von  Seedorf  nach 
Isental.  Ähnlich  in  Uw;  Schw'Muo.  u.  Pilatus.  Diin. 
FruttU  BMeir.;  ScHwGoldau.  Morsch..  Muo. ;  UUrs. 
.Uffon  Frutta.'  1273,  Urk.  LHorw.  , Konrad  v.  Vorutta.' 
1275,  Urk.  UAttingh.  ,ln  der  Frutti.'  1322,  Urk.  Schw 
Morsch.  ,Us  dem  Forstwald  von  der  Frutt  dannen 
bis  an  die  Nas.'  LB.  ScawGers.  Ah-Frutt,  Alp  UGösch. 
Comp.  Ei-Fr.  UErstf.  (der  Steinberg  in  Gl  hiess  frü- 
her ,üufrutta');  0/«)'- UMaJ.;  Underfriitten  VviAl'pn.; 
Vor-Fruii  U  (am  Klausenpass);  Heu-  OEwKerns;  Sal- 
UAttingh.;  Zingel-  Teil  der  Uw  Aa-Alp.  Fr.-egy  LE.; 
-matt,  auch  Frag-  (,Frup-.'  1529),  Alpstafel  in  Gl 
Sernft. ;  -herg,  Bergwiesen  in  GLLintt. ;  -icald  (älter 
,-val'),  Weiler  am  Tosafall. 

Bed.  1  lässt  sich  aus  der  Grundbed.  .reiben,  verwunden' 
(bei  fralt  und  fretlen)  leicht  erklären;  dann  muss  aber  das 
gleichbed.  Flutte  (Sp.  1'331)  aus  Fr-  entstellt  sein,  wie  neben 
fralt  ein  Mal  ßatt  bezeugt  ist.  Für  Bed.  2  muss  der  Grund- 
begriff räumlich  erweitert  werden,  so  dass  das  W.  tiefere 
und  breitere  Einschuitte  an  der  Oberfläche  des  Bodens,  Fels- 
abstürze, Schutthalden,  zerrissene  Bergreviere  u.  ä.  bezeichnen 
konnte.  Die  in  U  vorkommende  Nbf.  Furt  erklärt  sich  aus 
der  bei  r  häufigen  Umstellung  des  Voc.  Das  tessin.  Frvda 
=  cascata  mag  (wenn  sein  Voc.  kurz  oder  erst  später  gedehnt 
ist)  aus  dem  deutschen  W.  entlehnt  sein,  ebenso  frun,  mit 
ausgestossenem  Cons.  Froda  erscheint  auch  auf  rätoroman. 
(lebiet  von   Gr. 

frutte":     .sauber    reiben,    putzen,    waschen.     All 
Fritig  früei  fruttist  din  Gschirri  im  Dachtrauf  BSa. 
Wahrsch.  aus  dem  beuaclibarteu   frz.  frolter,   reiben. 

Fnittiere  f.:  Obstschale?  In  einem  L  Invent.  des 
XVI.  werden  kleine  und  grosse  .frutiercn'  mit  ge- 
triebener Arbeit  genannt.   —   Aus  it.   'frutlieni. 

un-fruct:    träge;  unfreundlich.  Sulger. 

Mhd.  unvruot,  unverstäudig;  unfein;  uufroh ;  ungesund. 
Das  positive  einfache  vruot^  verständig;  tüchtig,  wacker; 
hübsch;  froli;  frisch,  munter,  gesund,  ist  bei  uns  durch  das 
gleichbed.   abgeleitete  fruetig  ersetzt. 

Fruete"  f.:    junges  Schoss.  Sulger. 

fruetig  {-üe-  W,  -ii-  Aa  It  H.,  fruttig.  Ineichen): 
1.  von  Menschen  (früher  auch  etwa  von  Tieren): 
a)  munter,  froh,  frisch,  lebhaft,  rü.stig,  wacker,  tapfer, 
furchtlos,  rasch,  entschlossen  Aa;  Ap;  B;  Uw;  U;  W. 
Syn.  frecli  Sp.  1271;  busjier.  Si'''  fr.  mache",  leliliaft  in 
Geberdell  sein  B  (Zyro).  Ds  Meitji  ist  afu  es  Mensch 
g'si',  icie-s-sus  [es  es]  zu  14  Jaru"  hei  megw  gigen, 
ice-sch  [wenn  sie]  schü"  frietigi  sind.  W  Sagen.  Fn 
junge  fr-e  Ma".  Von  einer  tüchtigen  Hausfrau  BRi. ; 
Syn.  angriffig;  musterig;  redlich  u.  a.  .Zugent  mit 
den  pannern  fr.  und  unerschrockenlich  an  die  fyent.' 
Fründ  1446.  ,[Die  Arbeit]  maclit  euch  den  lychnain 
[Leib]  fr.  und  stark.'  Zwingll  ,Am  morgen  ist  huld- 
selig studieren,  da  der  mensch  fry,  lustig  und  fr.  ist.' 
Kessl.  ,Und  wiewol  der  herr  doetor  gross  und  feisst, 
schwer  und  lästig,  doch  war  er,  über  die  häg  zu  klim- 
men, durch  die  studen  zu  schliefen  und  berg  zu  .steigen, 
gar  ring  und  fruetig.'    ebd.     .Die  hebreisdien   weiber 


l:Ml 


Frat-  -frill.     Fratscli— l'rutsch 


1342 


sind  nit  wie  die  cgyptischeu,  dann  sy  sind  lebliclie, 
fruotige  [Weiber].'  1548,  IL  Mos.;  dafür  ,harte.'  1531; 
.lebhaft.'  1667.  ,Dass  das  fleisch  blöd  und  schwach 
sye,  obschon  der  geist  schnell  und  fr.  ist.'  Guälth. 
1555.  .Die  hand  der  fr-en  gewünnt  reichtagen.'  1548/60, 
Prov.;  dafür:  ,die  fromm  hand.'  1531.  .Animus  acer 
etpra-sens;  gnavus,  impavidus:  fr.,  scharpf,  nit  schlii- 
ferig;  nuefer,  fieissig,  emsig,  behend,  wacker,  niuetig, 
hurtig,  fertig,  keck,  dapfer.'  Fris. ;  Mal.;  Denzl.  ,Es 
würkt  der  weise  Gott,  dass  die  Menschen  fr.  werden 
ihrer  Nahrung  nachzugehn.'  GMüll.  1657.  .Wie  die 
kriegspferd  zum  streit  mutig  und  fruotig.'  JMüll.  1666. 
.Welcher,  obgleich  86  Jahr  alt,  an  Leibs-  und  Gemüts- 
kräften nach  ganz  frutig  war.'  JJScuEtiCHz.  1708;  dafür 
.frisch.'  1746.  .Nävus,  .strenuus.  sedulus.'  ThSpieser 
1716.  Den  Feuerhauptleuten  zu  Gehülfen  gibt  man 
,von  den  Zünften  je  1  ansehnlichen,  fruthigen,  verstän- 
digen Mann.'  Z  Feuerordn.  169'2  (1793).  —  b)  hurtig, 
behende,  schneO,  flink  Aä;  BBe..  Ha.,  Ri.;  „LE.;"  G; 
„SoHw";  Uw;  U;  Z.  JS"  fr-ffGang  Vv/E.  Uf  dr  Isenhan 
geit  's  fr.  BEi.  Fr-s  als  Adv. :  [Der  verlorne  Sohn] 
heig-si  [habe  sich]  fr-s  uf-e  Weg  g'macht  U.  .Ermess 
ein  jeder,  wie  vil  ringer  sye  ein  mal  fr.  dannen  ge- 
richt  werden  und  sterben,  dann  so  mängen  tod,  so 
lang  und  so  vil  grosser  not  erlyden.'  HBull.  1540. 
,Festinationem  adhibere:  eilen,  ein  ding  fertig  und 
fr.  ausrichten.  Acer  equus:  ein  fr.  oder  hurtig  ross. 
Acerrime  aliquid  agere:  zum  allerfruotigisten.'  ^uis.; 
Mal.  ,So  war  er  auch  mit  fechten  gar  fr.'  Mal.  1593. 
.So  nun  die  Stadiodromi  vor  Zeiten  fr.  sind  gelotfen 
nach  dem  fürgesteckten  Zil.'  XVIL,  JGIrm.  —  2.  von 
Pflanzen,  Saatfeldern,  Wiesen,  Bäumen:  frisch,  grün, 
üppig  wachsend,  fruchtbar  ScuSt. ;  Tu;  Z.  De"  Börne 
[die  Saat]  stöt  fr.  Von  einem  Brunnen:  stark,  reich- 
lich fliessend  BHa.  ,So  wachsen  die  Erbsen  schön 
hinauf,  werden  frutig  und  fruchtbar.'  JCSulzer  1772. 
Mhd.  vrüetic,  rüstig  usw.;  vgl.  noch  vruut  in  der  Anm. 
zu  unfruet.  Die  Gruudbed.  , verständig'  wurde  zunächst  über- 
tragen auf  geistige  Frische  und  Kegsanikeit  übh.,  daun  auf 
die  entsprecheuden  Eigenschaften  der  Seele,  von  hier  auf 
den  mit  ihr  in  lebendigem  Zusammenhang  stehenden  Leib 
und  zuletzt  (unserem  W.  eigen)  sogar  auf  das  Pflanzenlebeu. 
Vgl.  frech;  l;ei;h ;  hrav ;  toll.  Ähnliche  Übergänge  bei  mhd. 
(jemcit,  lebensfroh,  wacker,  tüchtig,  stattlich,  und  in  umgek. 
Kichtung  bei  kluor,  dessen  Grundbed.  ,fein',  urspr.  vou 
körperlicher  Beschaffenheit,  in  der  gewohnton  Weise  auf  den 
Geist  übertragen  wurde.  Betr.  den  Laut  ist  die  Aussprache 
m'  ein  seltenes  Beispiel  von  Verengung  des  alten  Diph- 
thongen uo  nach  nhd.  Weise. 

u  n  - :  1.  „von  Menschen  a)  derb,  rauh,  z.  B.  u.  tisege, 
barsche  Antwort  geben  B."  —  b)  untüchtig,  träge, 
nachlässig.  ,Das  ich  als  ein  unfr-er  hirt  und  der  nur 
den  nutz  ansieht,  umm  Hesse  kummen  die  schal.' 
ZwiN(iLi.  , Pfarrer  N.  N.  ist  unflyssig,  studiert  wenig, 
liat  wenig  autorität,  ist  ein  unfrüetigcr  mann.'  1533, 
Egli.  Act.  .Als  er  von  land  gescliitlet,  sygind  syne 
knecht  einsmals  gar  tuchig  und  unfr.  worden.'  LLav. 
1569  =  , zaghaft  und  kleinmütig.'  1670.  ,Lapis;  socors: 
unfr.,  ein  törpel;  trag,  hinlässig,  lau,  nit  witzig.'  Fris.; 
.Abjectior  animus:  unfr.  oder  unmuotig.  eins  erscblag- 
ncn  herzens.'  Fris.;  Mal.  —  2.  „von  Gewächsen:  nicht 
gedeihend,  unfruchtbar  Z." 

Mhd.  uujyUetic,  ungesund,  iinfroh.  Bed.  .unfreundlich' 
scheint  sich  aus  ,uufroh,  unlVeudig'  entwickelt  zu  haben,  da 
Freude  leicht  in  Äusserungen  von  Liebe  sich  mitteilt;  vgl. 
ß-ci,  gutmütig,  freundlich,  leutselig. 


Pruetigi,  Fruetigkeit  f.:  FreundlichkeitV  ,One 
zwyfel  achtet  er  der  güetern  dos  gmüets  und  des  lybs 
und  befand  früntliche,  underdienstige,  deniuot,  arbeit- 
same, fruotige,  eerenenbietung  gegen  frömbden  lüten.' 
HBuLL.  1540.  Freudigkeit,  Munterkeit.  .Einen  recht- 
schaffnen yfer  und  eine  arbeitsame,  unverdrossne 
fruotigk.,  einer  so  herrlichen  kilchen  zuo  dienen.' 
1642,  JJBreit.  ,HBullinger  war  von  einer  starken 
Comple.\ion,  Fruotigkeit  und  Hurtigkeit.'  Mise.  Tu;. 
1722.  —  .ünfruetigkeit:  socordia,  Trägheit.-  Fris. 


Fratsch  — frutsch. 

Fritsch  GT.;  SchwE.,  -i  Gl;  W,  Frütschi  (-ö'-J 
L  —  m. :  Koseform  des  Namens  Friedrich  (oder  Fri- 
dolin?).  ,Fritschis  sun.'  Z  Chr.  1336/1446.  Auch  Ge- 
schlechtsn.  (wie  in  Deutschland  .Fritzsche').  .Clewi 
Fritsch.'  1503,  BsPratt.  ,Friedrich  Fritschin.'  1685, 
BsStdt.  Fr-i  bes.  bekannt  als  Name  eines  Bürgers 
von  Luzern,  der  im  XV.  gelebt  und  zur  Feier  seines 
Andenkens  den  sog.  Fr.-Zug  gestiftet  haben  soll,  der 
am  Fetten  Donnerstag  stattfindet  und  auch  den  früher 
um  diese  Zeit  gehaltenen  , Landsknechtenumzug'  er- 
setzt. Die  Feier  bestand  früher  wesentlich  in  einem 
Umzug  der  Safranzunft,  bei  welchem  die  Figur  des 
,Bruder  Fr.',  begleitet  von  einer  weiblichen  {Fritschene, 
früher  genannt  ,Hure'),  später  auch  vou  einem  Kind 
(Fr.-KvndJ,  auf  einem  Wagen  herumgeführt  wurde, 
mit  vorangehenden  oder  folgenden  Mahlzeiten  und 
Trunkspenden,  bei  denen  der  von  dem  Br.  Fr.  zu 
diesem  Zwecke  gestiftete  i'V.-Äo^j/' [Zunftbecher]  reicli- 
lich  kredenzt  wurde.  In  neuerer  Zeit  wurde  der  Umzug 
(wie  älmliche  in  Basel  am  letzten  Tag  der  Fastiuicht, 
in  Zürich  am  Sechseläuten,  in  Bern  am  Ostermontag) 
zu  einem  allgemeinen  Maskenfesto  ausgestaltet,  bei 
welchem  allerlei  Ereignisse  der  Vergangenlicit.  Gegen- 
wart oder  sogar  Zukunft  in  mehr  oder  weniger  sa- 
tirischer Weise  dargestellt  werden;  docli  bildet  der 
Fr.-Wagen  noch  immer  einen  wesentliclien  Bestandteil 
des  Zuges.  Der  Veranstalter  oder  Auordner  desselben 
heisst  Fr.-Vater  (vgl.  Girisen-V.),  ebenso  in  U.  da 
übh.  die  benachbarten  .Länder'  an  dem  Feste  der 
Stadt  L  schon  frühzeitig  Teil  nahmen  und  auch  ein- 
mal schon  im  XV.  (was  im  J.  1508  die  Basler  wieder- 
holten) die  Person  des  Fr.  zu  sich  entführt  hatten. 
.Von  alter  har  ist  ein  lobliche  gewonheit  und  järlicher 
fasnachtschimpf  zu  Luzern  gewesen  utf  einer  gesell- 
schaft  und  trinkstuben  genannt  zum  Fritsdii;  die  hand 
ein  ströwinen  mann,  genannt  bruoder  Fritsclii,  den 
sy  järlich  uf  den  sclimutzigen  donnstag  mit  eim  fänli. 
pfyfer,  trummen,  tanzen  ynfüerend.'  Scuillin«.  Nacli- 
her  ebd.:  ,Und  ward  der  arm  alt  burger  von  Luzern 
heimlieh  by  nacbt  und  nebel  cntfrömdct  [nach  liasel 
entfülirt].'  Die  Gesandten  von  L  bitten  um  Erneue- 
rung der  Fenster  und  Wappen  im  Gosellschaftsluius 
zum  Fritsclii.  1581,  Ausc».  1604  verordnete  die  Ke- 
gierung  von  L:  .in  Anbetracht,  dass  vormalcn  ein 
Anzug  [Erinnerung]  beschehen.  wie  unsere  Altvordern 
den  Umzug  uf  dos  Bruder  Frütschings  Tag  uss  guten 
Ursachen  angesebon  |usw.].'  Likhenau. 

Fritsch  Vergriilierung  von  Frilz,  Frtituchi  beruht  darauf, 
dass  t  vor  Zischlauten  leicht  in  ii  übergeht  (vgl.  <nrii(«i7irn, 
erwischen).  FrütKchiiuj  mit  .\nlehuuug  der  Kndung  .in  .Fa- 
sching',   wie    in   .Bruoder  Faschin'    im  Schreiben   vou   L  an 


1313 


Fratscli     rnit.sfli.    Fratz— Irutz 


1344 


Bs  15Ü8.  -Die  (Tescliichllichkoit  dus  Br.  Fr.,  der  unter  dem 
Namen  , Friedrich  (oder  Fridolin)  ab  der  Halden'  als  lustiger 
Bruder  gelebt  haben  und  im  J.  14S0  gestorben  sein  soll, 
ist  zweifelhaft  und  er  ist  viell.  nur  Verkörperung  des  Geistes 
der  Lustbarkeit,  der  nach  dem  Burguuderkrieg  (, Tolles  Leben') 
aufkam  und  auch  anderswo  {z.  B.  im  ,Grossniächtigon  Rat' 
in  Zug)  Spuren  in  Gestalt  von  Festbräuchen  hinterlassen  hat, 
oder  der  Fastnachtslust  übh.  —  Möglich  bleibt  immerhin, 
dass  ein  Mann  dieses  Namens  zum  Aufkommen  des  Festes 
in  der  bestimmten  Gestalt  irgendwie  beigetragen  hat;  denn 
.appellativer  Gebrauch  des  Namens  .Friedrich,  Frit/'  findet 
sich  weniger  bezeugt  als  von  andern  Personennamen,  wenig- 
stens bei  uns.  Vgl,  Pfyffer,  Kt.  Luz.  1,313;  Liebenau  1881, 
93.  '240  ff.;  Fcieraliend  1843,  107;  Herzog  1884,  15Ö/16Ü; 
Osenbr.   1864,   166/177. 

Fritschi  II  f.:    weiLl.  Taufn.,  Fridoline  W. 


Fratz  -frulz. 


Fratz  I  111.:  Weide.  Friie-,  Nach  (No)-:  Früh-, 
Nach-  oder  Si)ätweide.  Sulger.     Zu  fretzen  1. 

Fratz  II,  Fratze"  —  PI.  Fratze";  Uiiii.  Fratzli 
I)S,  -ä-  üs;  Sem;  Z,  Fratzeli  L:  1.  persönl.,  Fratz  m.. 
mit  Beziehung  auf  weibliehe  Personen  in  AAZei.;  L  f. 
a)  eitle  Per.son,  Kleidernarr;  hochmütiges,  na.sewoises 
Mädchen;  ungezogenes,  eingebildetes,  fürwitzigos,  mut- 
williges Kind,  naseweiser  Knirps  Aa;  Bs;  B;  L;  Sch; 
Soiiw;  Th;  Zg;  Z;  Mensch  mit  herausfordernder  Miene, 
in  der  RA.  de'  Fr.  mache"  Aa  (H.)  ;  mehr  oder  weniger 
.scherzhafter,  liebkosender  oder  tadelnder  Öcheltn.  für 
Kinder  übh.  AA^tauf.;  Gk;  U.  Hexe"- Gr,  Chetzersch- 
Fr.  G;  Fratze-bneb,  -maidli  U;  Syn.  Gof.  —  b)  Spass- 
macher,  Possenreisser  L;  aSc:HW;  Zg.  —  2.  sachlich, 
Fratze  f.,  verzerrtes  Gesicht  [Fratze-G' sieht  AAZei.). 
Fr.  schnlde",  das  Gesicht  verzerren,  Grimassen  machen 
S;  Z,  auch  Sg.  e  Fr.  mache'',  ebd.  Larve,  ungestal- 
tetes Gesicht  L  (Fratz). 

Grundbed.  des  in  der  ii.Spr.  febleudeu  W.  scheint:  ver- 
zerrtes Gesicht,  von  einer  Wurzel  mit  der  Bed.  .schneiden'; 
vgl.  Grimassen  , schneiden'  (, Hasenfratz'  =  Hasenscharte;  auch 
Geschlechtsn.).  Ähnlich  wäre  Butz  (s.  d.)  und  nhd.  ,Posse'. 
Von  Red.  1662  zsgestellt:  , Fratz,  poss:  nugse,  iuopti.-e.'  Vgl. 
aber  auch  it.  fmsca,   Larve,   frz.  fiaanues,   mutwillige  Streiche. 

fratze":  sich  ungezogen  betragen;  hoffärtig  sein  Bs. 

Fratz  er  in:  bösartiges  Weib  W. 

fratzig:  ungezogen;  hoffärtig  Bs. 

frätzisch:  „ungezogen,  kindisch  von  Betragen" 
.\AZei. ;  „VObte." 

Prazi  n.:  schlechtes  Aussehen  eines  Menschen. 
l)e''  macht  es  Fr.!  AAStauf. 

Scheint  mit  Fratz  ^  zusaniinenzugeiiörcn  und  aus  diesem 
entstellt  zu  sein   (viell.   nur   individuell). 


Gefräz  s.  Gefriiss  Sp.  1317.  träzeii  s.  fräsen 
Sp.  lo'Ä). 

Ge-fretz  n.:  Gezänk?  Gehetz V  ,üie  einlalt  leer 
wirt  mit  zanken  und  zwyfelhaftigem  fragen  und  ver- 
wornem  gfretz  verwicklet.'  HBull.  1501.  .Als  or  mit 
dem  adel  im  gefrätz  und  gehäder  lag.'  Vau.  —  Von 
fretzen  5  a  i.   S.   v.  hetzen.      Syn.    Gefitz. 

fretze":  1.  a)  von  Vieh:  abfressen,  abweiden 
GhD.,  Pr.,  He. ;  ScnSt.  D'  Chüe  fr.  e  Weid,  ds  Gras 
va-ra  [von  einer]   Wis  Gr;  Bregenzwald.    Syn.  etzen. 

—  b)  caus.  von  den  Menschen:  abfressen  lassen. 
E  Wis,  Weid,  ds  Heu  uf-em  Stall  mit  dem  Ve'''  fr. 
(Syn.  verfüeteren).  Die  Weid  ist  scho"  alli  gfretzt  Gr. 
.Einem  fr.',  das  Vieh  auf  der  Wiese  des  Nachbars 
weiden  lassen.  Schwarzw.  .Fr.:  depascere.'  Denzl. 
1677;  1716.  —  2.  {fritza  ApK.)  ätzen;  durch  einen 
scharfen  Stotf  einen  Schaden  vertreiben  GRPr.;  GTa. ; 
ScnSt.  Warze'  mit  Hölle'stein  eieeg  fr.  Der  Essig 
tuet  d'  Wetzsteine  off'e"  fr.  De''  Zucker  fretzt  's  wild 
Fleisch  fort  Gr.  —  3.  hetzen,  a)  Hunde  antreiben 
GTa.;  Th;  auch  von  Menschen:  aufreizen  GTa.  Vgl. 
Gefretz.  .Die  äbtc  warend  streng  auf  das  zeitlich  ge- 
richt  und  wurdend  zuo  söUichem  von  iren  gefründten 
gefretzt.'  Vad.  —  b)  das  Vieh  mit  Hunden  zum  Laufen 
antreiben.  Auch  von  Menschen:  Me  sött-en  [man  sollte 
ihn]  mit  de'  Hunde'  fürt  fr.  SciiSt. 

Mild,  vretzen,  (aus)  vnr-etzcn  (wie  .fressen'  ans  .ver-essen'). 
fressen  machen  od.  lasseu.  abweiden,  füttern;  beissen;  jagen 
(hetzen). 

ab-:  1.  ^  fretzen  1  GuPr.;  ScHSt.  ,.\bfr. :  de- 
pascere.' ÜENZL.  —  2.  =  fretzen  2,  durch  cheniisclie 
Mittel  vertreiben  Ai'K.  —  üf-:  durch  scharfe  Stotfe 
gänzlich  vertreiben  Ap;  Gßh.  —  üs-.  usser-  GfiPr., 
usse-  GrHb.:  völlig  als  Futter  aufbrauchen.  z.B.: 
Ds  Heu  uf-eme  Stall  mit  dem  Ve'''  u.  Syn.  rerfueteren. 
.Sie  zwingen  ihr  Vieh  auf  das  Isenriet  und  weiden  es 
derniassen  ab  (usfretzen),  dass  [etc.].'  1609.  Kkiess. 

ver-:  durch  Abweiden  schädigen,  zu  Grunde  rich- 
ten.    .Das  Gwild  verfretzt  die  Güeter.'  HBull.  1572. 

—  Zu  dieser  pleonastischen  Zss.  vgl.  die  Anni.  zu  jmnieren 
Sp.   349/50. 

Fritz:  Koseform  des  Namens  Friedrich,  allg..  in 
Gl  auch  für  Fridolin.  Auch  Name  von  Pferden  Aa; 
L  (FritziJ.     Appellativ:  ,ltel  Fr.'  [eitler  Tor?]  Ruef. 

—  Vgl.  Anm.  zu  Fritivhi.  .Fritzenbach'  Ortsn.  BO..  .-borg, 
-hus,  -matt'  BE. 

Zingge"-  nennt  HsOtt  die  Personitikation  der 
Vergeltung,  die  jedes  Tun  schliesslich  mit  sicli  bringt. 

—  Wühl  eine  Art  Teufel  mit  einer   Gabel V 

Frotzi  III.:    Einer,  der  schlecht  arbeitet  BM. 


271!    4 


n 


MAR  16  1971 


PF 
5J36 
SA 
Bd.l 


Schweizerisches  Idiotikon 


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