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3
T
SEBASTIAN BRANTS
FREIDAiSlK-BEARBEITUNG
m IHREM VERHÄLTNIS ZUM ORIGINAL
INAUaURAL -DISSERTATION
ZUR
ERLANGUNG DER PHILOSOPHISCHEN DOKTORWÜRDE
EINGEREICHT BEI DER
HOHEN PHILOSOPHISCHEN FAKULTÄT
DER
VEREINIGTEN FRIEDRICHS -UNIVERSITÄT
HALLE -WITTENBERG
VON
ADOLF TIEDGE
AUS ASUAUSEN
HALLE A. D. S.
DRUCK VON EHRHARDT KARRAS
1903
Mit Erlaubnis der hohen Fakultät ist nur der erste Hauptteil der
Arbeit gedruckt, die übrigen Teile werden demnächst an anderem
Orte veröffentlicht werden.
Meiner Braut.
1 44694
Inhaltsverzeichnis.
Seite
§ 1. Die uns erhaltenen Drucke von Sebastian Brants Freydanck . . 1
§ 2. Anordnung der Verse bei Braut 10
§ 3. Über die Vorlage Brants 27
§ 4. Zusätze Brants 48
§ 5. Änderungen, zu denen Brant durch die Beschaffenheit seiner
Vorlage veranlafst wurde 54
§ 6. Sonstige Änderungen 63
§ 7. Schlufs 74
Literatur.
Goedeke, Grundrisz zur Geschichte der deutschen Dichtung, I'^,
S. 391.
Roth, Die Buchdruckereien zu Worms a. Rh. im 16. Jahrhundert
(zitiert Roth).
Grimm, W., Vridankes Bescheidenheit, Göttingen 1834 (zitiert
Grimm, 1. Auflage).
— Freidank, 2. Ausgabe, Göttingen 1860 (zitiert Grimm, 2. Auflage).
— Über Freidank, Berlin 1850 und Göttingen 1855 (auch Kleine
Schriften).
Bezzenberger, Fridankes Bescheidenheit, Halle 1872 (zitiert
Bezzenberger).
Sandvoss, Frei dank mit kritisch - exegetischen Anmerkungen,
Berlin 1877 (zitiert Sandvoss).
Paul, Über die ursprüngliche Anordnung von Freidanks Be-
scheidenheit, Dissertation, Leipzig 1870.
— Dasselbe Thema behandelt in den Mtinchener Sitzungsberichten,
philosophisch-historische Klasse, 1899, Heft II (zitiert Paul II).
Schlesinger, Paul, Ein Beitrag zur Lösung der Frage nach
der ursprünglichen Anordnung von Freidanks Bescheidenheit
(Programm des Joachimstaischen Gymnasiums zu Berlin 1894),
vgl. Anz. f. d. A. 23, 270 ff.
Zarncke, Sebastian Brants NaiTcnschiff, Leipzig 1854, S. 164 ff.
(zitiert Zarncke. Z. ist der einzige, der auf Brants Freydanck
etwas näher eingeht).
Strobel, Das Narrenschiff von Dr. Sebastian Brant nebst dessen
Freiheitstafel, Quedlinburg 1839 (wertvoll für die Biographie
Brants).
Zu Brants Bedeutung im allgemeinen vgl. noch besonders:
Schmidt, Charles, Histoire litteraire de TAlsace ä la fin du
XV® et au commencement du XVP siecle, 2 Bände, Paris 1879.
Über Brant handelt Bd. I, S. 335—461.
Geiger, Renaissance und Humanismus, Berlin 1882.
§1-
Die uns erhaltenen Drucke yon Sebastian Brants
Freydanek.
Im Jahre 1508 erschien Sebastian Brants Freydanek, eine
Herausgabe bezw. Bearbeitung von Freidank's „Bescheidenheit",
im Druck bei Johannes Grüninger in Strafsburg. Veranlafst
wurde Brant zur Herausgabe dieses Werkes durch zwei seiner
Freunde, Matthias Hölderlin und Jakob Wolff, wie er in der
„Beschlusz red" selber sagt. Wolff hatte eine in der Strals-
burger Kanzlei befindliche Handschrift der „Bescheidenheit"
zweimal abgeschrieben und eine dieser beiden Abschriften hat
Brant seiner Herausgabe zu Grunde gelegt. Für den Ver-
fasser des Narrenschiffes lag es natürlich nahe, den Freydanek
als Parallelstück zum Narrenschiff herauszugeben, denn die
ganze Tendenz der beiden Werke ist doch dieselbe, beides
sind didaktische, volkspädagogische Schriften. Trotz seiner
regen amtlichen Tätigkeit in Strafsburg hat Brant offenbar
diesem Werke grofses Interesse entgegengebracht, da er sich
die Mühe machte, das Buch mit Holzschnitten auszustatten
und zu einer grofsen Anzahl von Sprüchen die Belege aus
der Bibel zitiert, also gewissermafsen den Quellennachweis
zu diesen Sprüchen liefert. Um die Korrektur des Druckes
scheint er sich allerdings nicht gekümmert zu haben, denn
neben vielen Druckfehlern kommt es sogar einmal vor, dafs
ein ganzer Vers ausgelassen ist. Dafs in Bezug auf die Sprache
die Setzer sich die gröfste Freiheit gestatteten, darf ja aller-
dings in jener Zeit nicht Wunder nehmen.
Der Freydanek scheint sehr viel gelesen zu sein, das
beweisen uns schon die zahlreichen Auflagen, die er im
1
~ 2 —
16. Jli. erlebte; von 8 Auflagen sind uns Exemplare erhalten.
Aufserdem zeigt uns das aber auch das Fortleben vieler
Sprüche, die aus ihm entnommen sind, so finden wir z. B. eine
Reihe derselben aufgenommen in die Sprichwörtersammlung
von Friedrich Peters: „Des Ttutschen Weiszheit^, Hamburg
1605, sowie in diejenige von Zinkgref : „Teutscher Nation klug
ausgesprochene Weisheit^, 3 Bde. 1692 ff. und andre derartige
Sammlungen.
Von der ersten Ausgabe sind zwei Exemplare erhalten,
das eine befindet sich auf der Göttinger Bibliothek, das andre,
das ich benutzt habe, auf der Königlichen Bibliothek zu
Berlin 9. Dieser erste Druck enthält 74 Blätter in Quart-
format; auf den Seiten, wo kein Holzschnitt steht, befinden
sich etwa 29 Verse. Zur Illustration des Textes sind 46 Holz-
schnitte beigefügt, einer derselben findet sich zweimal und
ein andrer sogar dreimal. Nach Zarncke's Angabe sind einige
aus andern Werken entlehnt, die meisten jedoch hat Brant
speziell für dies Buch hergestellt. Bei zweien ist die Ent-
lehnung daran zu erkennen, dafs sie aus mehreren Stöcken
zusammengesetzt sind. Von den Bildern des Narrenschiffes
ist keins in den Freydanck aufgenommen. Die schon erwähnten
Zitate aus der Bibel sind neben dem Spruche, zu dem sie
gehören, am Rande mit kleinen Buchstaben gedruckt, und
zwar sind die ersten Worte des Bibelverses in lateinischer
Sprache angeführt und es folgt dann die Angabe der Bibel-
stelle. Ein Beispiel möge es klar machen; die Verse Kap. 1, 9 f.
lauten bei Brant:
„Die zeit heil seiden nie gewane,
Da man gottes vergüsset ane."
Dazu ist angeführt: „Fili ne ohliviscaris legis mee. Prov. 3^,
Diese Zitate legen Zeugnis davon ab, eine wie eingehende
Kenntnis der Heiligen Schrift Brant sich angeeignet hatte.
Schon zwei Jahre nach der ersten Ausgabe, im Jahre 1510,
erschien Anfang November ein neuer Abdruck bei Hans Schöns-
perger dem Jungen in Augsburg. Das uns erhaltene Exemplar
dieses Druckes befindet sich auf der Königlichen Bibliothek
1) Signatur Yg. 2071. 4«.
— 3 —
zu Berlin '). Diese Fehr sorgfältig hergestellte Ausgabe enthält
19 Blätter in Folioformat mit je 2 Spalten Text auf der Seite,
in jeder Spalte stehen etwa 47 Verse. Die Holzschnitte sind
fortgelassen. Auf das an das Ende gesetzte Inhaltsverzeichnis
folgt die Schlufsbemerkung des Druckers:
„Anno domini McccccX
Volendet durch Hanns
schensperger den jungn
zu Augspurg. Auff frey-
tag nach AUer seien tag."
Ebenfalls bei Schönsperger in Augsburg erschien am 3. Juni
des Jahres 1513 der dritte Abdruck, von dem uns auch nur
ein Exemplar erhalten ist, das sich in Berlin 2) befindet. Diese
Ausgabe, in der ebenfalls die Holzschnitte fehlen, hat Quart-
format und ist zweispaltig, etwa 22 Verse stehen in jeder
Spalte. Von den 40 Blättern, die sie enthält, wird das erste
eingenommen von der Vorrede und das zweite von der Inhalts-
angabe. Die Schlufsrede des Druckers lautet:
„Anno düi Mccccc und XIII. Volen
det durch hanns schönsperger
den iügn zu Augspurg. Auff
freytag sant Erasmus tag."
Die Vorrede, die Brant zum Freydanck gedichtet hat^),
ist in diesem dritten Druck wesentlich verkürzt, und während
sie ursprünglich dem Freydanck in den Mund gelegt war, wie
es auch in der Ausgabe von 1510 noch beibehalten ist, wii^d
hier in der 3. Person von Freydanck geredet. Sie lautet:
„Freydanck
Mit eren trih er manchen schwanck,
So man zu gotz forcht uü tuget zeucht,
Wie man sundt und laster fleucht,
Damit das unguet werd vertriben.
Freydäck ist lang zeit verlegü belibü
Und wurd nach manchem unerkant,
Het in nit funden doctor Braut."
Sign. Yg. 2074. Fol.
2) Sign. Yg. 2077. 4°, Über diese Ausgabe s. Panzer, Annalen S. 357 ff.
3) S. unten § 4.
1*
— 4 —
Diese Verkürzung der Vorrede macht es wahrscheinlich, was
aber auch noch aus andern Gründen anzunehmen ist, dafs dieser
Druck nicht nach der editio princeps hergestellt ist, sondern
nach der von 1510. In dieser ist nämlich auf der ersten Seite
die VoiTede abgedruckt bis zu dem Verse Jiet mich nit fanden
doctor Brant^, also genau so weit, wie der dritte Druck die
Vorrede enthält. Auf der folgenden Seite ist dann die ganze
Vorrede noch einmal wiedergegeben. In den Nachdruck ist
nur das auf der ersten Seite stehende Stück aufgenommen.
Sprachlich bilden die beiden Drucke von 1510 und 1513
eine Übertragung des Werkes in den Augsburger Drucker-
dialekt. Ein weiterer Unterschied der beiden von der ersten
Ausgabe besteht darin, dafs die 4 Titelverse:
„Den freydanck nüwe mit den figuren
Fügt pfaffen, adel, leyen, buren.
Man hielt etwan uff kein sprach nicht,
Den nit her frydanck het gedieht"
sowie die „Ädditio ad fridanck^ ^) in ihnen fehlen. Sodann
mufs noch auf einen Punkt hingewiesen werden: in dem Inhalts-
verzeichnis der Ausgabe von 1510 ist das Kapitel „von muten
und kargen'^ ausgelassen und vor dem „von rom und seim
Wesen" ist ein neues eingeschoben, das betitelt ist: „Von dem
babst". Im Text dagegen stimmen die Abschnitte genau mit
denen der ersten Ausgabe überein. In dem Druck von 1513
nun ist das Kapitel „von rom und seim wesen" in zwei Teile
geteilt, und der zweite Abschnitt bildet unter dem Titel „von
dem. babest" ein neues Kapitel, das bei Vers 23 beginnt. Die
Zahl der Kapitel ist dadurch um eins vermehrt. Im Inhalts-
verzeichnis führen nun allerdings die beiden Abschnitte „von
Pfenning" und „von dem milten und kargen" beide die Nummer
22, sodals auf diese Weise die richtige Zahl am Schlüsse wieder
herauskommt. Entstanden ist diese Verwirrung offenbar da-
durch, dafs im Inhaltsverzeichnisse des ersten Druckes die
Überschrift des in Frage konmienden Kapitels folgendermafsen
gedruckt ist:
„Von dem habest und
von Rom und seim wesen."
') S. unten § 4.
— 5 —
Der Drucker von 1510 hat nun gemeint, es seien zwei Kapitel
und hat im Inhaltsverzeichnisse getrennt, im Texte aber nicht.
Der Drucker von 1513 hat dann, veranlafst durch das Inhalts-
verzeichnis, auch im Texte die Teilung vorgenommen.
Eng zu diesen drei ersten Drucken gehört die x\usgabe
von 1567, von der ich das auf der Wolfenbüttler Bibliothek
befindliche Exemplar eingesehen habe. Je ein Exemplar dieses
Nachdruckes befindet sich aufserdem in Berlin und Hannover.
Diese Ausgabe ist hergestellt in der Druckerei von Martin
Lechler in Frankfurt a. M. und verlegt von Sigmund Feyer-
abend und Simon Huter. Sie hat Oktavformat und nimmt
78 Blätter ein mit etwa 24 Versen auf jeder Seite, 30 gut
ausgeführte Holzschnitte zieren das Werk. Die 4 Titelverse
der ersten Ausgabe sowie die Vorrede fehlen, stattdessen ist
folgende Prosa -Einleitung vorangesetzt:
Freydanck
Von dem rechten weg des lebens, und aUer Tugendten, amptem uii
Eigenschaften, wie sie dem menschen begegnen mögen, gantz fleiszig
und kürtz in Reimen verfaszt. Auch mit schonen und Kunstreichen
Figuren, über alle Capitel jetzt newlich nach fünffzehenhundert und
acht Jaren, als zuvor durch Doctor Brandt erfunden worden, sehr lustig
geziert, dergleichen vor nie getruckt.
Ebenso wie im Druck von 1513 ist hier das Kapitel „von
rom und seim wesen^ in zwei Teile geteilt, sogar in dem
Punkte stimmen die beiden Ausgaben überein, dafs im Inhalts-
verzeichnisse die beiden Kapitel „von dem pfennwg" und „von
muten und kargen^ beide die Nummer 22 haben. Der Druck
von 1513 hat also offenbar diesem zur Vorlage gedient.
Einen ganz neuen Typus bilden die 3 andern Ausgaben
des Freydanck aus den Jahren 1538, 1539 und 1583. Denn
während die bisher behandelten neue Ausgaben der editio
princeps waren, stellen diese eine Überarbeitung im prote-
stantischen Sinne vor. Eng zusammen gehören die von 1538
und 1539, und wenn für den zweiten Druck auch ein neuer
Satz gemacht ist, wie aus einigen kleinen Verschiedenheiten
sich erkennen läfst, so stimmen sie doch wörtlich überein *).
Hergestellt sind sie bei Sebastian Wagner in Worms und
1) S. üher diese Ausgabe Zarncke, S. 165 if. Anm.
— 6 —
nehmen 40 Blätter in Folioformat ein. Von den 48 Holz-
schnitten, die sie enthalten, sind 17 der ersten Ausgabe ent-
nommen. Weil diese aber für die Folioblätter zu schmal
waren, so hat man sich dadurch geholfen, dafs man an sie
ein anderes Bild anfügte, sodals alle diese 17 Holzschnitte
aus 2 Teilen bestehen. Von der Ausgabe von 1538 sind
6 Exemplare erhalten i), die sich in Dresden, Göttingen, Wolfen-
büttel, Wernigerode (Fürstl. Stolb. Bibl. Pk. 96), Darmstadt und
München befinden; die 5 von der Ausgabe von 1539 erhaltenen
Exemplare sind in Hamburg, Wolfenbüttel, Wernigerode
(Pk. 97), München und Worms ^). Von den beiden Wolfenbüttler
Exemplaren, die ich eingesehen habe, bildet das erste einen
Band für sich, während das zweite mit 3 Prosastücken zu-
sammengebunden ist. Es sind dies: 1. die Geschichte von
dem spanischen Riesen Fierabras, 2. „Wahrhafte Beschreibung
des Lebens und der Geschichte Friedrichs des ersten" und
3. „Hugen Schapplers ritterliche Thaten".
Zur Vorlage hat diesen beiden Drucken die Ausgabe von
1508 gedient, wie daraus hervorgeht, dafs sie die 4 Titelverse
und die „Ädditio ad Fridanclc" enthalten, die sich von allen
früheren Drucken nur in der ersten Ausgabe finden, und dafs
das 6. Kapitel „von roni und sehn wesen^ hier nicht geteilt
ist, wie im Druck von 1513. Inhaltlich weichen sie von der
ersten Ausgabe aber sehr bedeutend ab. Den 4 Titelversen
sind 8 neue hinzugesetzt:
„Das lasze dich nit wunder nemen,
Dan, wiltu lern dein leben zemen
Von Untugend und schand abziehen,
Ja, der weit üppigkeyt recht fliehen,
Wirt dir diser Freydanck bricht geben.
Auch dz du könst nach froffikeyt streben.
Nach welcher das ewig leben geht.
Wol dem, der bei diser 1er besteht."
Es folgt dann eine Prosavorrede Wagners, in der es
heilst: „Darnmh ich in (den Freydanck) auff ein news, doch
hasz corrigiert, gebessert, unnd gemert, getruckt hah^. Ob
A\'agner selbst diese Überarbeitung vorgenommen hat oder
S. Roth, S. 35 f.
2) S. Roth, S. 37 f.
ob es in seinem Auftrage ein andrer tat, läfst sich hiernach
nicht entscheiden»).
Der Vorrede Brants sind 8 Verse hinzugefügt, in denen
gesagt wird, dafs einige Stücke in den Text aufgenommen seien,
die nicht von Freydanck oder Brant stammten 2). Und in der
Tat sind in dieser Ausgabe sehr bedeutende Zusätze gemacht
und auch gröfsere Teile fortgelassen. Nach 3, 34 sind 4 Verse
zugesetzt 2); in Kap. 6 sind die Verse 29-78 ausgelassen, wohl
weil in ihnen die grolse Macht des Pabstes gepriesen wird,
was den Protestanten anstöfsig erscheinen muXste. Vers 83
und 84 sind auch wieder fortgelassen, weil darin eine lobende
Bemerkung über die Zucht der Pfaffen und Weiber in Rom
stand. Es folgen also auf Vers 82 gleich 85 f., dann 6 zu-
gesetzte Verse 2) und darauf 87 bis Schlufs und ein längerer
Zusatz von 60 Versen. Als 7. und 8. Kapitel sind eingeschoben
„Von der oren leicht^ (70 Verse) und „Von Priester und Pfaffen^
(118 Verse). In Kap. 8 sind statt Vers 27 bis Schlufs, in denen
die Messe gepriesen wird, 106 neue Verse eingesetzt. Kap. 10
und 11 sind in eins zusammengezogen. Dem 29. Kapitel sind
18 neue Verse vorangestellt, nach Vers 8 sind 4 Verse 2) und
nach Vers 18 sind 193 Verse eingeschoben, die Klagen über
die Trunkenheit enthalten. Sie sind in 4 Unterabschnitte
geteilt, die mit Überschriften versehen sind: „Trunckenheit zu
Iren Dienern, Klag ubers zusauffen, Zwölff Eigenschafft der
Trincker^), Von schaden der trunckenheit durch exempel an-
gezeigt". Als 32. Kapitel ist eingeschoben: „Von dem ehelichen
Stadt" ^), das etwa 560 Verse lang ist, und der „Conclusio
correctoris" fehlen die Verse 17 bis Schlufs, statt deren in
125 Versen ein gereimtes Inhaltsverzeichnis gegeben ist, das
beginnt :
S. Zarncke, S. 165 Anm. und Hauff en, Caspar Scheidt (Q.F. 66),
S. 130 f.
*) Abgedruckt bei Zarncke, S. 166 Anm.
8) Vgl. Vierteljahrsschrift für Litteraturgeschichte 1,83 ff. Zarncke,
Narrenschiff, Anm. zu 92, 32. Hauffen a. a. 0. Correspondenzblatt des
Vereins f. nd. Sprachforschung 18, 76 f. 21, 55. Hans Sachs 23, 385.
*) Der Verfasser dieses Abschnittes ist Adelphus Muling, vgl. Ale-
mannia N. F. 3, 176 ff., wo das ganze Kapitel abgedruckt ist, u. bes. S. 192
Anm. 5. Ein Teil ist abgedruckt bei Zarncke, S. 167 f.
— 8 —
„Du hast nichts unerforscht glassen,
Auszgstrichen in solcher massen,
Dasz es nützlich ist zu lesen.
Bescheidenheit ist ein solchs wesen,
Welchs leih und seel macht genesen
In Christo unserm Herren reich,
Von der hast gredt gar eigentlich,
Dann sie mäszigt wort und auch werck.
Die weiszheit Gottes hierzu merck.
Der Christlich glauh ist von dir fein,
Beschrihen, du lobst auch gedancken rein." etc.
Und am Schlüsse heilst es:
„Dauon Freydanck manch 1er hat gehen
In seinem büchlin lohesan,
Er war freilich ein freier man.
Das bösz hat er redlich gestrafft,
dasz sein 1er an unsz behafft!
Darzü helff unsz Herr Jesu Christ,
Der unser getrewer mittler ist Amen."
Es folgt dann das Schlufswort des Druckers:
„In der keyserlichen Frei und Reichstatt Wormbs truckts Sebastian
Wagner, Im jar nach der gehurt Christi M. D. XXXVIII.
Inhaltlich stimmt genau mit diesen beiden Drucken überein
die Ausgabe von 1583, die in Magdeburg im Verlage von
Johann Franck erschien und gedruckt ist von Wilhelm Kosz.
Nur ein Exemplar ist uns von dieser Ausgabe erhalten, das
sich in der Fürstlich-Stolbergschen Bibliothek zu Wernigerode
befindet i). Der Druck ist vollendet am 16. April 1583. Er
hat Oktavformat und nimmt 88 Blätter ein, auf jeder Seite
stehen etwa 29 Verse oder etwas weniger, wenn eine Kapitel-
überschrift sich auf der Seite befindet. Von Abweichungen
den Drucken von 1538 bezw. 1539 gegenüber sind nur folgende
erwähnenswert: die ersten beiden Verse des Vorwortes {j^Den
Freydanck nüwe^ etc.) lauten hier:
„Der Freydanck disz buch wird genant,
Soll menniglichem sein hekant."
Statt der Prosavorrede Wagners ist eine andre auch in Prosa
abgefafste Vorrede von dem Verleger eingesetzt, von der ich
Signatur Pk. 99.
— 9 -
einiges wiedergebe, weil in ihr uns die grofse Verbreitung des
Freydanck bezeugt wird:
„Den Gestrengen Edlen und Ehrentv[h]esten, Achatzen von Veitheim
auif Dernburgk, und Hans Ernsten von der Asseburgk auff Walhusen
und Peskendorff etc. Erhgesessenen etc. meinen groszgünstigen Junckern.
Es ist, Gestrenge Edle und Ehrentv[h]este groszgünstige Junckern, disz
Büchlein der Freydanck geheißen, ein altes Büchlein, und erstmals an
der materia und den Versen oder Reimen kürtzer, als es itzt ist,
gewesen, nachmals aber von Doctor Sebastian Brandt dem Poeten,
augieret, corrigiret, gemehret und in lengere versz gefasset, und neben
andern seinen schrifFten in druck gegeben, auch von vielen mit lust
gelesen, welches unter andern auch darausz zu spüren, das die Exemplar
desselben lengst alle verruckt, und in buchleden nun eine gute geraume
zeit niht mehr zu finden gewesen, ist auch verhoffentlich, das solch
büchlein nicht allein mit lust, sondern auch mit vielen nutz und fromen
gebraucht worden, weil der Autor und tichter desselben, von allen
Sachen, Geistlichen und Weltlichen, und allen stenden und emptern,
geschefften und hendeln, die Warheit schreibt, un gerade zugehet ohn
schew und heucheley, und es auff der Welt freiendanck woget (Daher
denn dem Büchlein der name Freidanck gegeben scheinet)" u. s. w.
In demselben Bande, der diesen Druck enthält, stehen
noch 200 Leberreime von Ulrich Brenner, 80 geistliche und
120 weltliche. In ihnen finden sich mehrfach Sprüche aus
dem Freydanck.
Nach Goedekes Angabe im Grundrils I^, S. 391 existiert
noch ein Exemplar einer Frankfurter Ausgabe von 1538, ich
habe dasselbe nicht gesehen und vermag daher nicht zu sagen,
wie es sich zu den besprochenen Ausgaben stellt. Diese
zerfallen also in 2 Gruppen, einmal solche, die wortgetreue
Abdrücke der ersten Ausgabe vorstellen, das sind die von
1510, 1513 und 1567, und zweitens die Drucke von 1538, 1539
und 1583, in denen wir eine Überarbeitung des Brantschen
Werkes im protestantischen Sinne vor uns haben. Erwähnt
mag noch werden, dafs ein Versehen der ersten Ausgabe, dals
nämlich der Vers 55, 15 allein steht ohne einen ihm im Keime
entsprechenden Vers, sich in allen Nachdrucken wiederfindet.
Von einer eingehenden Untersuchung über das Verhältnis
der verschiedenen Drucke zueinander sehe ich hier ab, da es
mir in dieser Arbeit darum zu tun ist, Brants Verhalten seiner
Vorlage gegenüber darzulegen.
10
§2.
Anordnung der Yerse bei Brant.
Bekanntlich ist uns Freidanks „Bescheidenheit" in sehi
verschiedenen Anordnungen überliefert '). Da ich nun die zweite
Auflage der Grimmschen Ausgabe diesen Untersuchungen zu
gründe legen mufs, weil es diejenige ist, die am vollständigsteB
die Lesarten der einzelnen Hss. enthält, so gebe ich die An-
ordnung der Verse in Brants Freydanck wieder in ihrem Ver-
hältnis zu der Anordnung bei Grimm.
Brant
Grimm
Brant
Grimm
45—46
3,5—6
Kap. i.
47—48
3,3—4
1—6
1,1-6
49—50
24, 22—23
7—8
175, 16—17
51-52
2,4—5
9 12
4, 18—21
53-56
34,25—35,1
13 14
3,1-2
57—58
3,7—8
15 16
5, 11—12
59 60
174,25—175,1
17—18
1, 15-16
61 62
(Zus. Brants)
19—20
3,9 10
63-68
3, 21—26
21—22
50, 16—17
69—72
2,18 21
23 24
nur Hs. D")
73 74
4, 24—25
25—26
50, 20—21
75—76
2, 16 17
27—28
1, 19-2, 1
77—78
45, 26—27
29—30
2,6—7
79 80
11, 1—2
31—32
3, 11—12
81—82
(Zus. Brants)
33—34
4, 26—27
35—36
5,7—8
Kap. il.
37—40
39, 2—5
1—4
8, 8—11
41—42
4, 22—23
5 8
8, 14—17
43—44
33,4 5
9—10
8,20 21
^) Vgl. hierüber die Untersuchungen von Paul und Schlesinger.
: . 2) S. Grimm, Lesarten zu 50, 17. Über die Hs. D s. Anz. f. d. A
2t;i56!ttV iiiÄen § 3.
11
Brant
Grimm
Brant
Grimm
11—12
8, 18—19
17—20
8,4-7
13-16
8, 22—25
21—24
177,5 8
17—30
6, 1—14
25—30
175, 2—7
31—38
6, 17—24
31—38
(Zus. Brants)
Kap. III.
Kap. VI.
1—6
10, 17—22
1—4
148, 22—25
7-8
24, 6—7
5—8
140, 1—4
9—12
24,10—111)
9 10
153, 11—12
13-18
24, 24—25, 4
11—14
152, 4—7
19-20
10, 23—24
15—22
148, 4—11
21—22
25, 7—8
23 26
154, 8—11
23-26
9,5—8
27—28
154, 14—15
27-28
24,16-17
29-36
153, 15—22
29-36
9, 9—16
37-42
151, 15—20
37—38
9, 25-26
43—44
152,20—212)
39-44
20, 18—23
45—46
149, 15—16
45—48
66, 13—16
47—54
149,23—150,3
49—50
(Zus. Brants)
55—56
151, 13—14
51—54
66, 17—20
57—58
154, 6—7
59 60
39, 20—21
Kap. IV.
61—62
150, 12—13
63-68
151, 7—12
1—2
68, 2—3
69—70
150, 6—7
3—8
5, 15—20
71—72
158, 8—9
9 10
54, 24—25
73—74
150, 20—21
11—14
16, 4—7
75—78
151,3 6
15—20
128, 22—27
79—80
148, 12—13
81—84
153,25 28
Kap. V.
85—86
130, 10—11
1—2
135, 10-11
87—90
148,18 21
3—12
7, 6—15
91—92
153,24 a— b
13—16
19,25—20,3
93-94
152, 2—3
») Die Hs. D hat ebenso wie Brant 4 Verse.
-') S. Grimm, Lesarten zu 152, 20 f.
— 12
Brant
Grimm
Brant
Grimm
Kap. VII.
Kap. X.
1—4
15, 23—26
1—6
180, 8—13
5—8
16, 8—11
7—8
180, 17—18
9—10
71, 9—10
9—10
180, 16 u. 19
11—12
126,9 10
11—12
180, 22—23
13—14
69, 21—22
13—20
181, 2—9
15—18
71, 3—6
19—22
70, 2—5
Kap. XI.
23—24
71, 19—20
1-12
181, 10—21
25 26
70, 20—21
27—30
126, 15 18
Kap. XII.
31—32
71, 7-8
1—4
19, 7—10
33—34
71,15 16
5 6
19, 13—14
35—36
55, 7-8
7—8
19, 17—18
37—38
73, 26—27
9 16
11,23—12,4
39—44
130, 4—9
17—26
20, 4-13
45-46
69, 23-24
27—28
20,16 17
47—48
70, 16—17
29—32
20, 24—27
49-50
16, 18 19
33-34
21,25 26
51—54
129, 17—20
35-40
22, 6—11
41—42
21, 17—18
43—44
23, 11—12
Kap. VIII.
45—48
23, 15—18
1 6
134, 12—17
49—52
22, 22—25
7—8
13, 23—24
53-54
2,2—3
9—18
14, 2—11
55—58
177, 9—12
19—24
14, 14—19
59—60
22,4 5
25 32
14,26-15,6
61 62
22, 2—3
33—38
14, 20-25
63—64
21, 19—20
39-42
15, 11—14
65—70
23, 1—6
43—46
15, 7—10
71—74
24, 2—5
Kap. IX.
Kap. XIII.
1-6
39, 6—11
1—6
16,24—17,4
7—10
39, 14—17
7—14
17, 5—12
— 13 —
Brant
Grimm
Brant
Grimm
15—16
17—18
18,8 9
18,6 7
Kap. XV.
19-20
18, 10—11
1—2
164,3 4
21—26
17, 21—26
3 6
164, 7—10
27—28
18, 2—3
7 8
165, 1—2
29 30
1,13 14
9—10
164,11—12
31 32
23, 13 14
11—12
164, 5—6
33-34
33, 22—23
13—14
164, 21—22
35—38
112,23-26
15—18
164, 17—20
39—42
59, 22—25
19 22
164, 13—16
43—44
74, 21—22
23—24
165,3 4
45—46
74, 19-20
25 26
165, 13—14
47—54
17, 13—20
27—28
165,5—6
55-64
10, 7—16
29—30
52, 16—17
65 70
134, 6—11
31—36
165, 15—20
71—78
66,5 12
Kap. XVI.
1—2
60,23 24
Kap. XIV.
3—6
61,3 6
1—4
69, 17—20
7-8
61, 1—2
5—12
69, 9 16
9—10
61,15 16
13—14
128, 12—13
11—12
52, 8—9
15 16
32,15 16
13—14
61, 7—8
17—18
55, 5—6
15—16
nur Hs. D ')
19—20
115, 16—17
17—18
61,13 14
21—22
115, 14—15
19-20
92,27—93,1
23—24
2, 10—11
21—24
62, 2—5
25 26
119,19 20
25—26
61, 11—12
27—28
98, 23—24
27—28
62, 6—7
29 30
99, 1—2
29—30
61, 27—62, 1
31—32
135, 26-27
31—32
62, 8-9
33—34
116, 3—4
33—34
63, 2—3
35—36
115, 18—19
35-36
93, 22—23
37 38
(Zus. Brants)
37—38
61, 9—10
^) S. Grimm, Lesarten zu 62, 8 f.
— u —
Brant
Kap. XVli.
1—4
5—6
7-8
9—10
11—14
15—16
17—20
21—22
23—28
29—32
33—36
37—38
Kap. XVIII.
1—2
3—4
5—6
7—10
11—12
13—19
20—22
23—26
27—28
29—32
33—34
35—36
37—38
39—40
41—42
43—44
45—46
47—52
53—56
57—60
Grimm
28, 19—22
28, 17—18
118, 23—24
119, 10—11
30,1—4
29, 12—13
29, 24-27
29, 22—23
30, 7—12
30, 15—18
(Zus. Brants)
30, 19—20
115,20-21
73, 22—23
58, 9—10
76, 5—8
(Zus. Brants)
76, 9—15
76, 20—22
29, 16—19
122, 11—12
50, 2—5
72, 17—18
72, 15—16
72, 23—24
43, 18—19
56,27—57,1
73, 2—3
74, 13—14
74, 7—12
135, 6—9
77, 8—11
Brant
61—64
65—68
69—70
71—72
73—74
Kap. XIX.
1—4
5—6
7—8
9—10
11—12
13—14
15—16
17—18
19—20
21-22
23—24
25—26
27—28
29—30
31—32
33—34
35—38
39—40
41—42
43-44
45—46
47—48
49—50
51-56
57—58
59—60
61—64
65—66
67—70
Grimm
76,1—4
49, 11—14
74, 15—16
72, 21—22
(Zus. Brants)
81, 23—26
79, 9—10
85, 13—14
79, 11—12
85, 11—12
79, 13—14
81, 11—12
78, 15—16
41, 16—17
85, 17—18
79, 3—4
42, 15-16
80, 10—11
84,8-9
78, 23—24
80, 2—3
79, 15-18
79, 7—8
92, 7—8
81,3—4
108,27 — 109,1
82, 2—3
58, 5—6
79, 19—24
(Zus. Brants)
85, 15—16
41, 4—7
53, 1—2
122, 23—26
15
Brant
71—72
73—74
75—76
77—78
79—82
83-86
87-88
•89—90
91—92
98—94
95—96
97—100
101—102
103—104
105—106
107—108
109—110
111—112
113—114
115—116
117—118
119—120
121—122
123-124
125—126
127—128
129—130
131—132
133-134
135—136
137—138
139—140
141—142
143—146
147—150
151—152
Grimm
111,
2-
-3 \
64,
20-
-21
64,
16-
-17
65,
2-
■3
85,
19-
-22
80,26—
81,2
78,
9
■10
78,
13-
-14
78,
11-
-12
53,
11-
-12
53,
9-
-10
93,
16-
-19
91,
18-
-19
93,
24-
-25
93,
20-
-21
31,
12-
-13
42,
19-
-20
121,
18-
-19
93,
6-
-7
93,
4-
-5
109,
24-
-25
93,
2-
■3
92,
13-
-14
92,
11-
-12
53,
7-
■8
60,
13-
-14
73,
24-
-25
53,
21-
-22
93,
14-
-15
91,
20-
-21
92,
15-
-16
63,
10-
-11
53,
5-
-6
58,
17-
-20
91,
14-
-17
71,
13-
-14
Brant
153—154
155—156
157—158
159—160
161—162
163—164
165—166
167—168
169—172
173—174
175—176
Kap. XX.
1—4
5—8
9—10
11—12
Kap. XXI.
1—4
5—6
7—14
Kap. XXII.
1-2
3—4
5—6
7—8
9—10
11—12
13—16
17—18
19—20
21—22
23—24
25—26
Grimm
126, 11—12
93, 10—11
92, 5—6
131, 1—2
130, 26—27
53, 23—24
91, 12—13
41, 14—15
4, 12—15
91, 24—25
52, 16—17
48, 13—16
48, 21—24
48, 17—18
48, 11—12
147,23—148,1
147, 1—2
147, 17— 22 b
86, 10—11
86, 14—15
87, 20—21
88, 1—2
147, 15—16
87, 16—17
82, 2—5
86, 22—23
86, 12—13
86, 20—21 ,
86, 16—17
87, 12—13
— 16 —
Brant
Grimm
Brant
Grimm
27—28
86,18 19
41—42
112, 27—28
29 30
86,24—87,1
43—44
47, 6—7
31—38
88, 7—14
45—48
97, 12—15
39—40
(Zus. Brants)
49—50
97, 6—7
51—52
96,13 14
Kap. XXIII.
53—54
113, 26—27
1—2
3-4
5 6
7-8
9 10
11—16
17—20
21—22
112, 11—12
100, 22—23
111,14 15
114, 7—8
125,13 14
111, 16—21
111,24 27
111, 22—23
55—56
57—58
59 60
61—64
65 66
67—68
69—72
73 74
97,16 17
97,20 21
45, 8—9
96,27—97,3
97, 26—27
63, 24—64, 1
96, 9 12
95,20 21
23—24
25—26
84, 26-27
146, 13—14
Kap. XXV.
1—4
41, 24—27
Kap. XXiV.
5—6
7—12
114, 17—18
41, 18—23
1-4
96, 5—8
13—14
40,9 10
5 6
95, 22—23
15 16
42,23 24
7—8
95, 14—15
17—18
42, 21—22
9—14
(Zus. Brants)
19—20
43, 20—21
15 16
96, 17—18
21—22
40, 11—12
17—20
98, 1—4
23—26
43, 10—13
21—22
65, 6—7
27—28
111,10 11
23 26
97, 8—11
29- 30
112, 7— S
27—28
95, 16—17
31-32
147, 3—4
29-30
96, 23—24
33—34
40, 13—14
31—32
40, 17—18
35—36
40, 23—24
33 34
40, 25—41, 1
37—38
56, 23—24
35—36
98,5 6
39—40
42, 25—26
37—38
97,24 25
41—42
40, 15 16
39—40
95, 18—19
43—44
nur Hs. D >)
^) Grimm hat die beiden Verse nicht aufgenommen.
17 —
Brant
Grimm
Brant
(jrimm
45—46
43, 2—3
Kap. XXVIII.
47 — 48
56, 13—14
49—50
29,6 7
1—2
3—4
63, 22—23
64, 6—7
51—52
42, 1—2
7
5 — 6
60, 7 — 8
53—54
55-56
43, 22-23
56, 11—12
7-8
9—12
53, 25—26
60, 19—22
13-14
146, 1—2
Kap. XXVI.
15—18
60, 15—18
1—2
27, 1—2
19—20
(Zus. Brants)
8—4
27, 5—6
5—18
27,21—28,8
Kap. XXIX.
19 20
28, 11—12
1—2
94, 25—26
21—22
28, 9—10
3—4
94, 7—8
23 24
28,13 14
5 10
94.1 6
25 30
27, 15—20
11—18
94, 17—24
31-34
48, 1—4
19 20
94,9 10
35—42
27, 7—14
21—22
95, 2—3
43—46
(Zus. Brants)
23—24
94, 11—12
25—30
95, 4—9
Kap. XXVII.
Kap. XXX.
1—4
47,10 13
1—2
100, 8—9
5—8
46, 23—26
3—4
147, 5—6
9 10
47,20 21
5—6
55, 21—22
11—12
85, 17—18
7—8
56, 1—2
13—14
47, 2-3
9—10
44,17—20')
15—16
47, 8—9
11-16
98, 11—16
17—18
47,26 27
17—18
100,10 11
19—20
141, 15—16
19—24
51, 17—22
21—22
47, 18—19
25 28
99, 17—20
23—24
141, 13—14
25—28
49,1 4
Kap. XXXI.
29 32
48,5 8
1—2
102, 16—17
33 34
47, 24—25
3—4
101,3 4
*) Hs. D und Brant haben die 4 Verse in 2 zusammengefafst.
2
— 18 —
Brant
Grimm
Brant
Grimm
5-6
100,20 21
27—28
128, 10—11
7—8
100, 12—13
29—30
55, 1—2
9—12
100, 24—27
31 32
117,16 17
13—16
104,16 19
33—34
134, 22—23
17—18
125,15 16
35 36
125, 11—12
19 20
99,13 14
37 40
128, 2—5
21—24
104, 22—25
41 42
95, 12—13
25-28
101, 19—22
29 32
104,8-11
Kap. XXXIII.
33—34
105, 17—18
1—2
105, 5—6
35 36
103, 3—4
3—4
110, 7—8
105, 3—4
37—38
(Zus. Brants)
5—6
39—44
103, 7—12
7—8
101, 25-26
45—50
102, 20—25
9—10
104, 14—15
51—54
103, 13—16
11—12
107, 20—21
55 58
99,27—100,3
13-14
101,5 6
59 62
33, 12—15
15—16
101, 11—12
63—64
99, 23—24
17—18
101, 7—8
65-66
145, 11—12
19 20
101,27—102,1
67-68
99, 25—26
21—22
99, 5—6
69 72
103,27—104,3
23—24
(Zus. Brants)
73 82
102, 6—15
\ /
, 83—86
106, 4—7
Kap. XXXIV.
Kap. XXXII.
1—2
25, 13—14
1—2
114, 1—2
3—12
25, 19—26, 3
3 6
1, 7—10
13—22
26, 14—23
7-8
110,5 6
23—26
18, 12—15
9—10
108,19 20
27—30
66, 1—4
11—12
65, 26—27
13—14
117, 22—23
Kap. XXXV.
15—16
117,14 15
1—2
44, 23—24
17—20
117, 10—13
3—4
44, 27—45, 1
21—22
105, 7—8
5—6
44,1—2
23—24
119, 2—3
7—8
43, 24—25
25—26
117,20—21
9—12
44, 7—10
— 19 -
Braut
Grimm
Brant
Grimm
13—14
45, 2—3
31—32
90, 23—24
15 16
44, 15—16
33-34
90, 21-22
17—18
34, 5-6
35—36
89, 2—3
19 20
118, 3—4
37—38
89, 26—27
21—22
54, 12—13
39—40
90,25 26
23 24
34, 15—16
41—42
89, 4—5
25 26
45, 6—7
27—32
112, 17—22
Kap. XXXVIII.
33—34
(Zus.Brants)0
1—2
56, 17—18
3—4
49,15 16
Kap. XXXVi.
5—6
49, 21—22
1—12
66,21 — 67,8
7-8
41, 8—9
13—14
68, 4—5
9—10
49, 17—18
15 18
67, 15—18
11-12
143.5 6
19 22
68, 6—9
23-24
67, 19—20
Kap. XXXIX.
25—30
67, 21—26
31—34
68, 12—15
1—4
82,26—83,2
5-6
84, 2—3
35—40
67, 9—14
41—44
29, 2—5
7—8
9—12
143, 17—18
(Zus. Brants)
13-14
82, 10—11
Kap. XXXVII.
15—16
48, 9—10
1-4
91,4 7
17—18
84, 14—15
5—6
87, 26—27
19—20
82, 12—13
7—10
88,25—89,1
21—22
84, 12—13
11—12
87, 22—23
23—24
82,18 19
13 14
89, 20—21
25—28
83,15-18
15—20
89, 14—19
29—32
82,20 23
21—22
89, 10—11
33—34
81, 27—82, 1
23—24
89,8 9
35 36
80,24 25
25—26
90, 15—16
37—40
81, 15—18
27—28
90, 27—91, 1
41—42
85, 9—10
29 30
90, 19-20
43—44
92, 9—10
>) S. Grimra, Lesarten zu 112,22.
2*
— 20 —
Brant
45—46
47—48
49—50
51—52
53—54
55—56
57—58
59—60
61—62
63-64
65—66
67—68
69—70
71—72
73—74
75—76
77—80
81—82
88—88
89—94
95-96
Kap. XL
1—4
5—6
7—10
11—12
13—14
15—18
19—20
21—24
25—26
27—28
29—30
Grimm
80, 16—17
84, 4—5
84, 8—9
84, 6—7
82, 14—15
85,27—86,1
85, 3—4
83, 9—10
84, 20—21
85, 1—2
116, 1—2
84, 24—25
82, 8—9
80, 6—7
82, 16—17
88, 11—12
80, 20—23
(Zus. Brants)
86, 2-7
36, 9—14
82, 6—7
32,25—83,1
120, 19—20
75, 8—11
75, 16—17
32, 11—12
32, 7—10
32, 5—6
38, 17—20
30, 25—26
32, 23—24
177, 19—20
Brant
31—32
33—34
35—36
37—38
39—40
41—44
45—46
47—48
49—50
51—52
53—56
57—58
59—60
61—62
63-66
Kap. XLI.
1—4
5—6
7-8
9—10
11—12
13—14
15—16
17—18
19—20
21—22
23—24
25—26
27—28
29—30
31-32
33—36
37—38
Grimm
113, 20
31, 10-
83,2-
80, 21
61, 17
31, 26-
81, 12
81, 16
31,8-
122, 17
185, 22
177, 3—
177, 1—
82, 21
109, 8—
21
-11
3
-22
-18
-32,2
-13
-17
9
-18
-25
4
2
22
11
75, 18—21
119, 22—23
118, 17—18
107, 10—12 1)
176, 14—15
176, 20—21
118, 21—22
176, 8—9
176, 24—25
176, 22—23
31, 22—23
130, 12—13
62, 24—25
63, 20—21
63, 18—19
114, 9—12
58, 11—12
') Statt der 3 Verse hat Brant 2.
21 —
Brant
39—40
41—42
43—44
45—48
Kap. XLII.
1—16
17—18
19-20
21—22
23-24
25-26
27—80
31—32
33—34
35—36
37—38
39—42
43—46
47—50
51—54
55—56
Kap. XLIII.
1—4
5—6
7—12
Kap. XLIV.
1—2
3—4
5—6
7—8
9—14
15—16
Grimm
! 183,15-16
I 5, 5—6
! 115,4-5
! (Zus. Brants)
46, 5—20
52, 14—15
52. 6—7
84, 16—17
52, 2-3
51, 13—14
116, 9—12
125, 13—14
108, 11—12
125, 17—18
136, 9—10
132, 16—19
128, 6—9
52, 10-13
106, 8—11
121, 2—3
59, 16—19
59, 0-7
59,10-15
125, 1-2
125, 9—10
125, 7—8
125, 3—4
124, 17—22
117, 2—3
Brant
17—18
19—20
21-22
23—26
27—28
Kap. XLV.
1-6
7—10
11—12
13—14
15-18
19—20
21—22
23—26
27—30
31-38
39-40
41-42
43—44
45-48
49—54
55—58
59—60
Kap. XLVI.
1—2
3—4
5—8
9—10
11—12
13—16
17—18
19—20
21—28
29—30
Grimm
55, 13—14
55, 17—18
127, 8-9
71, 21—24
432, 10—11
165,21—166,2
166, 5—8
166, 13—14
166, 17—18
166, 21—24
167, 2—3
167, 6—7
167, 10—13
167, 16-19
167,22 — 168,2
168, 7—8
168, 11—12
(Zus. Brants)
168, 15—18
-26
5
168,27 — 169,1
168,21-
169, 2-
170, 4—5
169, 6—7
51, 3—6
170, 6—7
171,23—24
170, 14—17
170, 20—21
170, 18—19
170,22 — 171,2
130, 3-4
22 —
Brant
Grimm
Brant
Grimm
31—32
170, 8—9
5—6
169, 20—21
33—40
169,22—170,3
7—8
169, 14—15
41—42
171,5 6
9 12
169,10 13
43—44
171, 3—4
13—16
172, 2—5
45 46 -
171, 7—8
17—18
169, 18—19
47 50
106, 12—15
19-22
(Zus. Brants)
Kap. XLVII.
Kap. L
1—4
85, 5—9
1—2
110, 19—20
5—6
171, 19—20
3—4
21, 15—16
7—8
171, 11—12
5-6
135, 18—19
9 10
126, 1—2
7—8
74, 17—18
11—14
171, 13—16
9—10
106,24 25
15—16
83, 13-14
11—12
96,15 16
17—18
(Zus. Brants)
13 14
113, 18—19
15—16
113, 12—13
17—18
113, 16—17
Kap. XLVIII.
19 22
124,13 16
1—2
64, 12—13
23—26
121, 22—25
3-4
53, 17—18
27—28
65, 22-23
5 6
108, 23-24
29—30
85, 25—26
7-8
106, 20—21
31—32
92, 21—22
9—12
46, 1—4
33—36
115, 22—25
13—14
54, 6-7
37—38
124,7 8
15 16
54, 4—5
39—40
124, 1—2
17—18
54, 18—19
41-42
70,18 19
19 20
52, 24-25
43—44
117,2 3
21—24
54, 8—11
45—50
58, 23—59, 3
25—26
52, 22—23
51-52
62, 20-21
27—28
29, 8—9 ')
53—54
127, 16—17
55-56
127, 14—15
Kap. IL
57—62
74, 23—75, 1
1-2
171,21-22
63-64
120, 15—16
.3-4
169, 16—17
65—66
134, 18 19
*) S. Grimm, Lesarten zu 52, 22.
23
Brant
Grimm
Brant
Grimm
67-68
50, 24—25
47 48
135, 14—15
69 70
51, 1—2
49—52
54, 14—17
71—74
18, 22—25
53 54
133, 25—26
75 80
70,22—71,2
55 56
131, 23—24
81—84
110, 9—12
57—60
62,16 19
85 86
4, 16—17
61—64
119,26—120,2
87—88
178, 8—9
65 66
113, 6—7
89—92
108,3 6
67—70
131,25—132,1
98 94
117,8 9
71—74
131, 17—20
95—98
132, 12—15
75 76
107, 4—5
99—102
132, 22—25
77—80
110, 1—4
103—106
64,8 11
81—82
106, 17 a— b
107—110
65, 18—21
83—84
62, 14—15
85—92
133, 5—12
Kap. LI.
93—94
110, 21—22
1—2
115, 10—11
95—96
62, 12—13
3—4
50, 6—7
5 6
129, 23—24
Kap. LH.
7 8
110, 23 24
1—2
56, 9 10
9—10
107, 8—9
3—4
171, 21—22
11—12
110,25 26
5—6
120, 17—18
13—14
2, 12—13
7 8
118. 13—14
15—16
17—18
126, 21—22
64, 22—23
9—12
118, 7—10
13—14
126,23—24
19—22
65, 8—11
15—16
106, 18 19
23—24
57, 16 17
17—18
18, 4—5
25—26
56, 21—22
27—28
113, 8—9
19—22
57, 6—9
23—26
121, 8—11
29—30
106, 16—17
27—28
106, 2—3
31—32
(Zus. Brants)
29 32
108, 15—18
33—34
35—38
58, 13—14
122, 19—22
33—34
(Zus. Brants)
39—40
(Zus. Brants)
41-42
123, 26—27
Kap. LIIL
43—44
121, 6—7
1—4
75, 24—27
45—46
77, 16—17
5—8
75, 2—5
— 24 —
Brant
9—10
11—12
13—16
17—18
19-20
21—22
23-24
25—26
27-28
29-30
31—32
33—34
35—36
37—38
39—40
41—42
43—44
45—46
47—48
49—50
51—52
53-54
55—56
57—58
59—60
61—62
63—66
67—68
69—70
71—72
73—74
75—76
77—78
79-80
Grimm
75, 5c— d
nur Hs. D i)
114, 3—6
20—21
13—14
7—8
2—3
9—10
7—8
25—26
20—21
121
116
120,
113.
49.
49.
49
128
116,27—117,1
117
57,
89,
115,
118
96.
121
121
123
123
123
41
120
171
127
131
127
61
130,
126!
50.
26—27
4—5
6-7
2—3
25—26
25—26
4—5
16—17
18—19
16—17
22—23
10—11
5—6
9—10
4—7
21—22
114,27—115,1
12—13
21—22
22—23
13—14
12—13
Brant
81—82
83—84
85—86
87—88
89—90
91—92
93—94
95—98
99—102
103—106
107—108
109—110
111—112
113—114
115—116
117—120
121—124
125-126
127—128
129—130
131—132
Kap. LIV.
1—2
3—4
5-8
9-10
11—14
15—16
17—18
19—22
23—24
25—26
27—30
Grimm
77, 18-
131, 11-
142, 15-
57, 14-
56, 19-
56, 13-
50, 22-
114, 13-
90, 11-
131, 5-
57,2-
110, 15-
64,4-
6,27-
7,2-
129,27-
114, 19-
90,9-
11,21-
61, 19-
141, 21-
-19
-12
-16
-15
-20
-14
-23
-16
-14
8
3
-16
5
-28
3
■130,3
-22
10
-22
-20
-22
I 146,3-4
I 136,15—16
136,11—14
j 139,7—8
1 139,19—22
I 146,5—6
: 139,17—18
139,23—140,2
139, 13—14
139, 11—12
137, 15—18
') Grimm hat diese Verse nicht aufgenommen.
— 25
Brant
31—32
33—34
35—36
37—42
43-^4
45—46
47—48
49-50
51—52
53—54
55—56
57—58
59—60
61—62
63—64
65—66
67—68
69—70
71—72
73—74
75—76
Kap. LV.
1—2
3—4
5
6
7—10
11—12
13—14
15
16—21
22—29
Grimm
137, 9
135, 12
137, 11
137, 21
138, 25-
139, 3-
138, 23
141, 11
141, 9-
138, 17
138, 3-
138, 7-
138, 11
138, 1-
138, 13
138, 19
109, 26
138, 9-
146, 21
141, 19
5,13
10
—13
-12
-26
-26
4
-24
-12
10
-18
4
8
-12
2
-14
-20
-27
10
—22
20
14
145, 23—24
146, 7—8
142. 13
143. 14
142, 17—20
143, 15—16
88, 3—4
88, 6 1)
143, 7—12
109, 14—21
Brant
Kap. LVI.
1—2
3—4
5—6
7—8
9—12
13—14
15—16
17—18
19—22
23—26
Kap. LVII.
1—2
3—14
15—16
17—18
Kap. LVIII.
1—6
7—8
9—10
11—12
13—14
15—16
17
18
19—20
21—22
23—24
25—26
27—34
35—36
37—38
Grimm
140, 3—4
140, 9—10
140, 7—8
142, 7—8
140, 23-26
119, 14—15
116, 25—26
116, 23—24
140, 19—22
(Zus. Brants)
146, 15—16
45, 12—23
146, 17—18
45, 24—25
39, 26—40, 4
37, 20—21
34, 21—22
33, 24—25
39, 22—23
34, 3—4
34,1
33,11
35, 6—7
35, 4—5
35, 26—27
37, 6—7
35, 12—19
34, 9—10
33, 6—7
•) Ein aus Versehen bei Brant allein stehender Vers.
26 —
Brant
Grimm
Brant
Grimm
39—40
(Zus. Brants)
13-14
175, 24—25
41—46
107, 14—19
15 18
178, 2—5
47—48
34, 17—18
19 22
177,25—178,1
49 50
84, 10—11
23 26
176, 4—5
51—56
36, 17—22
27—28
176, 6—7
57—58
33,22—23
29 30
116, 7—8
59—60
(Zus. Brants)
31—34
177,13 16
61—62
39, 24—25
35—38
22, 12—15
63 64
36, 23—24
39—40
136, 7—8
65 66
34,13-14
41—44
176, 16—19
67—70
36,1—4
45-46
175,18 19
71—72
36, 7—8
47—52
38, 5 10
73 74
163, 17—18
53—58
22, 16-21
75 78
163, 21—24
79—82
10,1 4
Kap. LX.
83 84
36, 25—26
1—4
172,10 13
85—86
3,27—4,1
5-6
172, 18—19
87—90
4,4—7
7—18
172,22 — 173,9
91—94
175,8 11
19 30
173, 12—23
95 102
37,22—38,2
103-104
5,1—2
Kap. LXI.
1—2
9,3—4
Kap. LIX.
3—14
178,14—179,1
1-2
178, 6—7
15—20
179,8 13
3—4
177,23 24
21—30
179, 16—25
5—6
178, 12—13
31—32
179, 14—15
7—8
21, 27—28
33—40
179,26—180,7
9—12
175, 12—15
1 41—42
(Zus. Brants).
Diese Anordnung der Verse bei Brant ist, wenigstens was
die Reihenfolge der Verse innerhalb der einzelnen Kapitel
anlangt, dieselbe wie in der Handschriftengruppe CDE^). Die
1) Brant hat den Gedanken der 2 Verse zu 4 Versen ausgedehnt.
2) S. üher die Ordnung der Hss. CDE noch: Grimm, 1. Aufl. S. XVII
— XIX, dort sind die beiden Hss. „DE" mit „TO" bezeichnet; Grimm,
2. Aufl. S. Xin-XV. Paul H, S. 277 f.
— 27 —
Reihenfolge der Kapitel ist aber bei Brant eine durchaus
andre, als in diesen Hss., sie verhält sich zu der in der Hs. D
herrschenden f olgendermaf sen i) :
Br.
T>
Br.
D
Br.
D
Br.
D
1
1
17
34
33
38
49
57
2
50
18
4
34
19
50
58
3
48
19
2
35
16
51
59
4
47
20
13
36
17
52
60
5
49
21
14
37
8
53
61
6
54
22
6
38
9
54
23
7
45
23
7
39
11
55
24
8
46
24
5
40
27
56
26
9
44
25
10
41
31
57
25
10
52
26
18
42
40
58
43
11
53
27
15
43
42
59
41
12
28
28
21
44
32
60
35
13
29
29
12
45
55
61
51
14
30
30
37
46
56
15
33
31
36
47
39
16
3
32
20
48
22
Da die verschiedenen Anordnungen, in denen uns die
„Bescheidenheit" überliefert ist, sehr stark voneinander ab-
weichen, so macht schon die Übereinstimmung der Versreihen-
folge bei Brant und CDE sowie der Umstand, dafs Zahl und
Überschriften der Kapitel im wesentlichen bei beiden dieselben
sind, es mehr als wahrscheinlich, dals die Hs. der Strafsburger
Kanzlei, von der Brants Vorlage eine Abschrift ist, zu der
Gruppe CDE gehörte. Im einzelnen soll dies im folgenden
Paragraphen dargetan werden.
§3.
Über die Vorlage Brants.
Ich halte mich für berechtigt, die Untersuchung über die
Vorlage Brants etwas ausführlicher zu gestalten, denn um
*) Die Angaben bei Grimm hierüber stimmen nicht.
— 28 —
Brants Grundsätze bei der Bearbeitung feststellen zu können,
ist eine möglichst eingehende Kenntnis der Vorlage erforderlich.
Des besseren Verständnisses halber sei hier gleich im Voraus
gesagt, dafs die Vorlage Brants der Hs. D sehr nahe gestanden
hat, jedoch nicht mit ihr identisch gewesen sein kann. Indem
ich dies im einzelnen zu erweisen suche, wird dadurch zu-
gleich eine Ergänzung zu dem Apparat der „Bescheidenheit"
geliefert, da Grimm mehrfach immerhin erwähnenswerte Les-
arten der Hs. D. nicht aufgenommen hat. Was nun die Hs.
DO anlangt, so ist sie dieselbe, die v. d. Hagen in seinem
„Gesamtabenteuer" mit „M" bezeichnet. Sie befindet sich auf
der Stadtbibliothek zu Bremen 2) und ist eine Papier-Hs. mit
172 Blättern in Quartformat. Auf der Seite stehen etwa
24 Zeilen, die Überschriften der Kapitel sowie die Anfangs-
buchstaben derselben sind rot, aber ohne irgendwie künstlerisch
verziert zu sein. Meistens sind die Anfangsbuchstaben der
Verse rot durchstrichen. Blatt 1 — 64 a nimmt der Freidank
ein, aufserdem enthält die Hs. noch 8 kleinere Stücke, die
unter dem Titel „Altdeutsche Dichtungen" von Meyer und
Mooyer herausgegeben sind und die v. d. Hagen z. T. bei
Herausgabe seines „Gesamtabenteuer" benutzt hat. Von dem
ersten Blatt ist oben ein Stück abgerissen, es fehlen infolge-
dessen die Überschrift des 1. Kap. sowie die Verse 17 — 20
ganz und 21 — 23 teilweise. Die Überschriften der Kapitel
stimmen bis auf wenige Ausnahmen mit denen bei Brant, in
3 Fällen jedoch ist für den Beginn eines Kapitels kein neuer
Absatz gemacht und nur ein grofser roter Buchstabe zeigt uns
an, dafs ein neuer Abschnitt folgt. Es sind dies die Kap. 32
(= Brant 44), 88 (Brant 33) und 53 (Brant 11). Bei denL
letzten ist die Nummer und Überschrift am Eande nachgetragen-
V. d. Hagen datiert die Hs. ins 15. Jahrb., und dazu stimmt^
dafs Grimm annimmt, die Bearbeitung der Bescheidenheit in»-
Sinne von CDE sei erst im 15., frühestens Ende des 14. JahrL-
entstanden^). Sie ist aulserord entlich flüchtig geschrieben, wie
S. darüber: Grimm, 1. Aufl. S. IXf.; Grimm, 2. Aufl. S. W.
Meyer u. Mooyer, Altdeutsche Dichtungen. Quedlinburg u. Leipzig 1833.
S. VII— X. V. d. Hagen, Gesamtabenteuer, III, 765. Anz. f. d. A. 21, 15^.
'0 Sign. b42^
') Grimm, 1. Aufl. S. XIX.
— 29 —
schon Grimm ^) bemerkt, und dafs die Vorlage Brants durchaus
nicht besser gewesen ist, wird im Laufe der Arbeit noch
deutlich werden.
Die Eeihenfolge der Verse weicht nur in einem Falle von
der bei Brant ab, nämlich im Kap. 37 (Brant 31) stehen die
Verse, die bei Brant Nr. 45—50 bilden, zwischen 38 und 39.
Wie sehr die Vorlage Brants dieser Hs. D nahe gestanden
hat, wird aus der Gegenüberstellung der Lesarten von Brant,
der Hs. D. und der übrigen Hss. der Bescheidenheit klar werden.
Die Verse i, 28 f. hat nur die Hs. D.
1,39. Br.
D (u. C)
Hss. 2)
Ich finde in mir ein nüwes hie,
Ich finde mir ein nuwes hie.
Ich finde minen tiurren hie
oder sonst abweichend von Br. und D:
2, 11 f. Br. : Grosz wunder müssen wir verjehen,
Das man sol an dem hymel sehen.
D: Grosz wunder wil man uns jehen,
Als man sol an dem hiemel sehen.
Hss.: got lät uns zallen ziten sehen
groziu wunder wil maus jehen.
3, 26. Br. : Der vor ee dan die müter were.
DE: Der e dan dye mutt^ were.
Hss.: ß ie kein muoter waere.
3,38. Br.: Da koment wir usz aller not.
D: So koment wir us aller not.
Hss.: sus sanfte komen wir üz der not;
Oder in andrer Weise abweichend.
5, 5 f. Br.: Gar bald Eua zur selben zeiten
Genummen ward usz Adams selten.
DE: Eva nach den ziten
genommen ward üz Adams siten.
Hss.: Eve wart sit von im genommen,
diu beidiu sint von megden komen.
Cristus sein vatter und müter hat.
Krist vater und müter hat.
Krist vater äne muoter hat.
Nun ist noch grösser sein gewalt.
Nu ist noch grosser sin gewalt.
niender waere der gewalt.
») 1. Aufl. S. XIII.
*) Hss. = die übrigen Hss. der Bescheidenheit.
5,17.
Br.
D
Hss.
6,30.
Br.
D
Hss.
— 30 —
6,31. Br.: Des gleich geschach nie anderszwo.
D: Es geschach nie anderswa.
Hss.: Der da ze Rome ist anderswa.
69 32« Br. : Grösser gewalt und macht dan do.
D: Grosser gewalt dan do.
CE: Grozzir were unrehte dan da
und ähnlich abweichend die andern Hss.
6, 43 f. Diese Verse hat nur D.
6, 65 f. Br. : Und on des hertzen rüwlich weinen,
So solt man yne billich versteinen.
DE: Und ane des hertzen weinen,
So solte man in steinen.
Hss.: so solte man in steinen,
ob er der kristen einen.
6, 79 f. Diese Verse haben nur CDEH.
7, 50. Br. : Das menger bür tot nider leyt.
D: Da manig gebur dot lit.
Hss.: da maneger under tot gelit.
8, 43 f. Diese Verse haben nur CDEGH. Grimm sa|
arten zu 15, 7 f.), diese beiden Verse fänden sich in
Freydanck nur im Druck von 1508; das stimmt nicht
denn auch die Ausgaben von 1510, 1513 und 1567 ha
In der protestantischen Überarbeitung sind die Verse i
Schluls fortgelassen, wie in der Einleitung erwähnt is
12,6. Hier lesen Br. und D: gewan ein Jcindt, währ
andern Hss. haben: gebar.
Des enwürt er pillich nymmer fro.
Er euwirt billich niemer fro.
war umbe wirt ez iemer frö?
Das hart und selten stil geleit.
Dz harte selten stille lit.
der ätem selten stille lit.
Der mensch begäbet ist von got,
Das er viler band gnaden bot.
Darzu ist ime ein zeit beschert.
Hss.: der mensche ist so broede,
vil maniger hande toede
sint im alle zit beschert.
D. hat statt des dritten Verses:
Sit im ein zit ist beschert.
12,
39.
Br.:
DE:
Hss.:
12,
52.
Br.:
D:
Hss.:
12,
66-
-67,
. Br.:
— 31 —
13, 27 f. Br. : Dan sie fert von mir also lyse,
Laszt mich kalt ligen als ein yse.
D: Si fert von mir also lyse
Und lat mich ligen als ein yse.
Hss.: sie vert von mir als ein hläs
und lät mich ligen als ein äs.
13, 54. Br. : Thut er uhels und gutes niht
D: Wz er ubels tut und gutes nicht
Hss.: swaz er guotez tuot od tibeles iht.
13, 61 f. Br.: Weise weren alle vögel und thier,
Hetten sie ein solichen geist als wir.
D: Wise werent vogel luä tier,
Die haut nit geistes also wir.
Hss.: vische, vögele unde tier
diu enhänt niht geistes alse wier.
13, 71. Br. : Zu der seien drey Strassen gondt.
Hier lesen alle Hss. „helle "^ statt „sele" nur D hat sele,
13,73. Br.: Wer in Sünden erliget tot.
D: Wer in sunden liget dot.
Hss.: diu eine ist, swer verzwivelot.
14, 13 f. Br.: Mit troum mein hertz vil wunder sieht,
So ich entwach so ist es nicht.
DE: So ich erwachn so ist sin (es E) nit.
Hss.: daz nie geschach und niemer geschiht.
14,25 und 26 haben Brant und D in umgekehrter Eeihen-
folge, wie die übrigen Hss.
15, 19 f. Br. : Die zung füget manich not,
Die uns darnach bringt in den todt.
D: Die uns bringet in den tot.
Hss.: die nieman endet wan der tot.
15, 23 f. Br.: Die zung auch mangen leret,
Das er das recht verkeret.
DE: Diu zunge manigen leret,
Daz er sin recht verkeret.
Hss.: diu zunge manigen feret,
diu zunge reht verkeret
^der sonst abweichend.
10.23. Br.: Was er mir lobes schon vergicht.
D: Was er mir lobes gibt.
Hss.: und ist daz er mir guotez gibt.
17.24. Br.: Wan sie sich stosset an den füsz.
D: Wan sy sich stosset an den fuoz.
Hss.: si siht vil selten an den fuoz.
— 32 —
18,17—20. Br.: Sie soltent daby bild doch nemen,
Die fliegen, mucken und die premen
Mtigent offt einen armen man.
Wers m6ht nach seinem willen han.
D (19—20): Müwen einen armen man,
Wer möht nach syme willen han.
Hss.: si müent als einen armen man,
der nie lant noch schätz gewan.
18, 23 f. Br.: Da man dem herren flehen musz
Und im stäts neigen uff den füsz.
D: Da man den herren flehen muoz
Und in neigen uff den füs.
Hss.: So man den herren flehen muoz,
daz man vellet an ir fuoz.
18. 46 und 46 haben Br. und D. in umgekehrter Eeihenfolge
wie die andern Hss., und beide lesen:
Des knecht solt er (ir D) auch biUich sein,
während die andern haben:
des eigen woltich gerne sin.
18. 47 f. Br. : Welcher herr sterben müsz als ich,
Der ist mir an dem tode glich.
Ebenso lauten die Verse in D und C, die andern Hss. dagegen
haben statt des zweiten Verses:
wes möhte der getroesten mich?
18, 51 f. Br.: Künnent wir uns des nit erweren,
So müssen wir beid zum tod keren.
DC: Künne wir uns da wider nit genem,
so müssen wir beide zu dem tode keren.
Hss.: und er newedem mac ernem?
dem wil ich selten hulde swern.
18, 57 - 60 haben nur CDEG.
18,60 lautet Br. und D:
Des (Das D) Würdigkeit beger ich nicht.
C: Daz iugert wirdikeite niht.
E: Der gert kein wird noch ere niht.
19, 5 f. Br.: Wo weiszheifc gleisset mit falscheit,
Da wachszt nicht by dan hertze leit.
D: Wa weiszheit ist mit valscheit,
Da wehset nit by dene herzeleit.
Hss.: Swa witze ist ane selecheit (ane falscheit C),
Da enist nit wan herzeleit,
oder sonst abweichend von Br. und D.
- 33 -
19,19 f. Br.: Welcher auch weiszheit geren leret
Sein reichtumb er da mit meret.
D: Wer wisheit gerne leret,
Sine reichtume er meret.
C: Wer wisheit erit
Groz richeit er merit.
Hss.: swer wistuom ßre, groz richeit
m§rt, der mßrt sin arebeit.
19,35 — 37. Br.: Weiszheit überwindet das übel
Und zwinget also ser den teüfel,
Das er nützit mag zu aller zeit.
Der ursprüngliche Text lautet:
wisheit überwindet übel,
also twinget vaz der tübel,
daz ez niht rinne zaller zit;
sei es nun, dafs der Ausdruck „tübeP' den Schreibern unver-
ständlich war, da er ja ein terminus der Handwerkersprache
ist, oder sei es, dafs durch Verschreibung Verwirrung entstand,
kurz es finden sich die mannigfachsten Variationen, so hat
E trubel, B hat, unter gleichzeitiger Abweichung im übrigen,
Jcübel, G und Q haben duuel und endlich D hat: Also hetwinget
sy den tufel, also dasselbe wie Br. Die Änderung des folgenden
Verses war dadurch notwendig geworden und so hat D in
Übereinstimmung mit Br.: Das er niht mag zu aller ^it Wir
haben hier also einen besonders deutlichen Beweis für die
nahe Verwandtschaft der Hs. D mit der Vorlage Brants.
19^65 f. Br.: Die iungen nieman kau gezämen,
Sie wollen sich da von nit schämen.
D : Die jungen niemen kan gezemen,
Sie enwellent sich nit da von Schemen.
Hss.: die jugent niemen kan gezamen,
sin welle sich dan selbe schämen.
19, 88# Br.: Dan der alzeit weiszlichen thöt.
D hat auch weislichen ^ während die andern Hss. stattdessen
haben: gotes willen,
19, 133 f. Br.: Wer unrecht thüt heimlich
Den heisz ich niemer erenreich.
D: Wer unrecht tut heimelich
Den euheissen ich nit eren rieh.
Hss.: unrehtiu heimeliche
tuot nieman eren riebe.
— 34 —
19, 153« Br. : Ere und nutz die seind vast gleich.
D: Ere und nutze die sint geleich.
Hss.: er äne nuz ist deme gelich.
19,171« Br.: So ward ir ere nie so grosz.
Von allen Hss. hat nur D ere, alle andern senfte bezw. gut leben.
19,172. Br.: Sie seind doch alle des todes genosz.
CD: Sie sint (sin C) doch dez dodez genoz.
Hss.: unsenfte si da hüsgenoz.
20,9. Br. u. D: Sein pfandt demselben dick verstadt.
Hss.: sin pfant vil dicke wettes stät.
20, 11 f. Br.: Würffei spyl und weibes liebe
Machen gar manchen man zu diebe.
D: Wirffei spil un wibes libe
Machet manigen man z& diebe.
Hss.: durch wip und spiles liebe,
wirt manic man ze diebe.
22, 3 f. Br.: Dem muten thüt versagen we
Der biderb schämet sich noch me.
D: Der byderbe schemit sich noch me.
Hss.: doch schämet sich der bitende §.
22,9. Br.: Dem gytigen würt seins gutes niht.
D und i lesen ebenso wie Br., dagegen die andern Hss.:
dem horter wirt sins hordes niht.
22, 25 f. Br.: Die mute ist von hertzen nicht,
Die mit freüden nit geschieht.
D: Die milte ist von herzen nicht.
Die mit fröden nit geschieht.
Hss.: diu milte ist von tugende niht,
diu durh fremeden rat geschiht.
22, 33 und 34 haben Br. und CD in umgekehrter Reihenfolge,
wie die übrigen Hss.
23, 11 f. Br. : Geleben mag ein yetlich man
Wol reht, der seinen glauben kan.
D: Geleben mac ein ieglich man
Wol rehte der sin geloben kan.
Hss.: gelübde mac ein ieglich man
wol riebe sin, der liegen kan.
. 23,14 lautet Br. und D:
Der wil mit schänden ymmer leben.
Hss.: der wil an not mit schänden leben.
23, 15 f. Br. : Theteu wir alle gleich recht und wol,
So weren alle schüren vol.
— 35 —
D: Teten wir geliche wol,
So werent alle schüren vol.
Hss.: tseten mir gelübde wol,
der erwürbe ich schiuren vol.
23,22 lautet bei Br. und D:
Vil selten ime (ine D) vergolten würt.
Hss.: diu gäbe baz vergolten wirt.
24,8. Br.: Dan sunst von ferren landen drey.
D u. c: Dan von ferren landen dri.
Hss.: dan verre zwdne oder dri,
oder sonst abweichend.
24, 31 f. Br.: Wer reich ist und uszteilen will
Sein gut on masz und one zil.
D: Wer riche ist so er teilen wil
Ane masse und ane zil.
Hss.: swer riche ist obe er teilen wil,
der hat iemer Munde vil.
24, 41 f. Br.: Der frünt mag man hon schad un früme,
Der bösen allein zuschaden körnen.
D: Frunt schaden und frumen
Der hosten mEne zu schade komet.
Hss.: frömde schadet unde frumt:
den boesen sie ze staten kumt.
24, 53 f. Br.: Yeder wer sein frund selber ist,
Der ist mein fründ zu aller frist.
D: Wer sin selbes frunt ist
Der ist min frunt zu keiner frist.
Hss.: swer sin selbes vient ist
derst min friunt ze keiner frist.
24, 67 f. Br. : Der frünt ist auch w611 hon für gut.
Der alles lobet das man thut.
D: Der frunt ist ouch gut,
Der lobet alles das man tut.
Hss.: der friunt wirdet niemer guot,
der lobet swaz sin friunt getuot.
24, 59 f. Br.: Es ist ein ungleich fründtschafft
Und hat nit steter trüwen krafft.
D: Es ist valsche früntschaft
Und hat nit steter truwen kraft.
Ähnlich wie D, aber mehr von Br. abweichend, lesen auch CE,
während die andern Hss. haben:
valschiu früntschaft
hat an triuwen kleine kraft.
3*
— 36 —
25,21 lautet Br. und D:
Nieman ist on argen list,
die andern Hss. haben:
nieman ist riche an argen list.
25, 27 f. Diese beiden Verse haben nur DE, sie lauten:
Br.: Wer geboren ist zu dem helbling,
Der würt nit reich zweier pfenning.
D: Wer geborn ist zu dem helblinge,
Der enwirt niemer herre zweyger pfenige.
E: swer zeime helbling ist erborn
wirbt der nach zwein, er ist verlorn.
25,29. Br.: Ein man der vil hat und mer gert.
D: Ein man der vil hat un me gert.
Hss.: ein man die wile er m§re gert.
25, 37 f. Br. : Das hertz gar offt spricht usz dem man
Das sich selbs nit verhelen kan.
DE: Es sprichet dicke us dem man,
Das sich nit verhelen kan.
Hss.: daz guot sich niht verhelen kan,
ez sprichet dicke üz dem man.
25, 43 f. Diese Verse hat Grimm nicht in den Text auf-
genommen, obwohl sie in D stehen; sie lauten:
Br.: Du bist schad warten bistu reich,
Dem armen würt das hymelreich.
D: Dir gebyret schade wirt er sich
Wirt in erfüget dz hymelrich.
25, 51 f. Diese beiden Verse finden sich nur in D und E.
26,21t. Br.: Die fründ hond inen das gut erkom
Ob leib und sele schon würt verlorn.
CDE: Die mage haut das gut erkom
Da lip und sele ist (wirt D) von (um DE) furlorn.
Hss.: So ist der herre so gewert,
daz er sele noch libes niht engert.
26, 26. Br. : Er enbuwet noch arbeitet nicht.
DE : Er enbuwet noch arbeitet (enreret E = enrüeret) nicht.
Hss.: er enslafet noch enfiret niht.
27, 5 f. Br. : Wo ein dieb den andern sieht,
Enweisz ich nit was da geschieht.
D: Swä ein diep den andern siht.
Da enweis ich nit was da geschieht.
Hss.: Swä ein diep den andern hilt,
da enweiz ich weder m6 stilt.
— 37 —
27, 7 f. Br. : Der dieb enkünd uymmer stelen,
Kunte er den diebstal nit verhelen.
D: Der diep enkunde niemer gestelen,
Enkande er nit stein heln.
Hss.: der diep getörste niemer stelen,
künder niht louken unde helen.
27, 29 f. Br. : Manig werder man oflft wunder sieht
Mit dieben den ir recht beschicht.
D: Manig werder mä wnder sieht
Mit dieben des vil geschieht.
Hss.: swer den rihter pflihten siht
mit dieben, des doch vil geschiht.
27,34. Br.: Hond selten weisz und from Itit lieb.
D: Haut selten gute lute liep.
Hss.: sint selten guoten liuten liep.
80. f. Br. : Unrechter gewinn der seind so vil,
Das sich ir nieman Schemen wil.
D: Unrecht gewinne un untruwen der ist so vil,
Der sich niemant scheme wit.
Von den übrigen Hss. liest nur B noch ähnlich wie Br. und D,
alle andern haben statt dieser zwei Verse vier:
unrehter gewinne
und unrehter minne
und untriuwe der ist so vil,
daz sich ir niemen schämen wil.
31,69. Br.: Die weit in freiden stund also.
D: Die weit stuont ye so.
Hss.: der wibe muot stuont ie so.
31,72. Br.: So hieltens sie oflft steten sine.
D: So hielten sy iemer stseten sin.
Hss.: si beten iemer stseten sin.
32. 1 f. Br.: Seidt uns die zeit gefallet wol
Und noch ein bessere komen sol.
D: Sit uns die zit gevellet wol
Un noch ein beszer komen sol.
Hss.: lät iu die zit gevallen wol,
Sit noch ein boeser komen sol.
32,34. Br.: Die gibt mir glück und guten won.
D: Die git glucke un guter won.
Hss.: dast guot gedinge und lieber wän.
32, 36 haben Br. und D hertze, wo die andern Hss. houhet lesen.
32, 41 f. Br.: Meszlich essen und tranck dazu
Das zimpt eim yeden man wol zu.
— 38 —
D: Yeslich essen un trang darzü
Tunt ye dem manne wol nü.
Hss.: unmsezlich ezzen, tranc dar zuo,
tuont wirs dan msezlich hunger tuo.
34, 17 f. Br.: War ist als in den büchem stat,
Das des verzwyfelten werd kein rat.
D: Es ist wor als an den buchern stat,
So enwirt des zwivelers niem^ rat.
Hss.: istz war, als an den buochen stat,
son wirt des zehenden küme rät.
34,27—30. Br.: Man leidet manch grosz hertze leid
Und auch grosz muge darzü arbeit
Durch ere der weit, wenig durch got,
Deszhalb der Ion gantz ungleich stot.
DE: Mä lidet gros hertzeleit
Und ouch grosse (grosser E) arbeit
Durch die weit un (wan E) durch de got,
Ir lone doch ungeliche stot.
Hss.: man lidet groezer herzeleit
durh die helle, und groezer arebeit,
dan durh daz himelriche,
und lonent doch ungeliche.
35, 14 haben Br. und D: Zu bösen leüten bösen won, während
die andern Hss. haben: ^e gtioten Unten bcesen wän,
35, 27 haben Br. und D frumet, wo alle andern Hss. schadet
haben.
35,32. Br.: Seind wol zu allen dingen gut.
D: Sint wol zu allen dingen gut.
Hss.: die sint in allen wseten guot.
36, 13 f. Br.: Der tüfel der enweisset nicht,
Dan das er an dem menschen sieht.
CD: Der tufel der enweis nit,
Wan als er an dem menschen sibt.
Hss.: der tiufel weiz gedanke niht,
wan als er an den werken siht.
37, 17 f. Br.: Hette er allein ere und auch gut,
Er ducht sich sein gantz hochgemut.
D: Hette er ere unde gut,
Er duchte sich hoch gemut.
Hss.: hsete er ere unde guot,
als im erteilt sin selbes muot.
37, 29 f. Br.: Noch besser ist der frümen krafft,
Dan der bösen lieb und früntschafft.
— 39 —
D: Noch besser ist frömS haz,
Dan der boesen früntschaft, wizzent daz.
Hss.: noch bezzer ist der boesen haz,
dan ir friuntschaft, wizzet daz.
38,8. Br.: So en ist inen nützit unmüglich.
D: So en ist nit unmügelich.
Hss.: sost niht s6 unvertregelich.
39, 15 f. Br. : Stoltze weiber, prassen und spil,
Die drey ding machen thoren vil.
D: Wip verzeren und spil,
Die dry ding machent tore vil.
Hss.: irriu wip zorn unde spil,
diu machent tumber liute vil.
39, 31 f. Br.: Wan er will meren nutzes krafft,
So mindert sich sein geselschafft.
D: Wan er meret nütz kraft,
So minret sich sein geselschaft.
Hss.: swenner meret witzen kraft,
so minnert sin geselleschaft.
Hier mufs ein offenbarer Schreibfehler der Hs. D, nütz statt
wiU, auch in Brants Vorlage gestanden haben.
39, 51 f.
Br,
D
Hss.
Br.
D:
Hss.:
Br.
D
Hss.
Br.
DO:
Hss.:
40, 21 f. Br.:
39, 62.
39, 63 f.
Der inen von der weiszheit seidt.
Der ym wiszheit uii ere seit,
swer in guot und §re seit.
Wir gefallen uns selber alle wol
Und maniger basz dan er sol.
Wir gevallen uns allen wol
Und maniger basz dan er sol.
wir gevallen alle uns selben wol,
des ist diu werlt gar toren vol.
Nach dem sie siecht das thorheit thüt.
Nach dem das torheit tut.
nach dem daz man in tiure tuot.
So der thor sein weg für sich gadt,
So endet er nüt dan missetadt.
So der thor für sich gat,
So endet er nit dan missetat.
so der toren wille für sich gät,
son tuont si niht wan missetat.
Die weit die sündet aller meist.
So ir trost uflf die seien leist.
Grimm irrt, wenn er in den Lesarten zu 85,1 sagt, D habe diese
beiden Verse nicht.
— 40 —
D: Die weit sundet aller meist
Der drost uf die sele wirt geleist.
Hss.: uf trost der selten wirt geleist.
40, 29 f. Br,: Die weit mit falscheit würke düt,
Ein bant, das zühet zä der hellen gliit.
Hss.: diu werlt mit valsche wirbet,
einer briut, der ander stirbet.
D hat liier etwas unverständliches, aber doch eine Lesart,
die für die Verwandtschaft von D und der Vorlage Brants
beweisend ist, die Verse lauten:
Da weit mit valsche wurken
Ein bant da ime sticket.
Aus der Übereinstimmung von wurJcen und bant in D und Br.
geht deutlich hervor, dals ein der Lesart von D sehr ähn-
licher Text Brant vorgelegen hat.
40, 55 und 5C haben Br. D E in umgekehrter Reihenfolge wie
die andern Hss.
41,5. Br.: Kein leben ist nit mee so frey.
D: Niht ein leben ist so fry.
Hss.: der riehen leben ist niht so fri.
41,17. B.: Was ich gethon biszher ye hon.
D: Was ich byszher han getan.
Hss.: swaz ich her gelebet han.
41,27. Br.: Wes leben schadt der schilt das meyn.
D: Wes leben ist schade der schilt das min.
Hss.: swez leben ich schilte, der schilt das min.
41,*{Hf. Br.: Er ist freilich ein selig man,
Der yetz on spot geleben kan.
D: Er ist gar ein selig man,
Der ane spot gelebeu kan.
Hss.: swer schöne in siner mäze kan
geleben, derst ein sselic man.
42,38. Br.: Dan brunnen die man offen findt.
D : Dan offen borne des jehent die kint.
Hss.: dan offen win, des jehent diu kint.
42,45 und 46 haben Br.DL in umgekehrter Reihenfolge wie
die andern Hss.
44, 17 f. Br. : Des hungers würt man bald verdrusz,
So man sein zu vil hat im husz.
D: Dz hungers wirt mä vrdrüs,
So man sin zu vil han mus.
— 41 —
Hss.: des honges süeze verdriuzet,
so mans ze vil geniuzet.
44,19 f. Br.: Des hungers würt der mag offt gut,
Dan das sein angel eim we thüt.
D: Des hungers wirt mä ungut,
Dan das sin angel we tut.
Hss.: des honges (hungers E) süeze wsere guot,
wan daz sin angel wß tuot.
46, 20. Br. : Da von seind sithar gar vil todt.
D : Da von sint syder vil tot.
Hss.: da von sint sie der s§le tot.
45,49 f. Br.: Liegen und triegen machen wert,
Das der bösz nach bym guten fert.
D: Liegen und triegen machent wert,
Der doch by den guten fert.
Hss.: liegen und triegen manigen nert,
der doch by guoten liuten vert.
46,26 haben Br. und D: Ungunst, während die andern Hss.
lesen: unkust.
47, 9 f. B.: Der kauffman gewinnet wenig daran.
Der gras für ruhen nymmet an.
DN: Der koufman dran verliuset.
Der gras vor rueben kiuset.
Hss.: der glas für rubin kiuset.
47,14. Br.: Dem sein syn nit nach gewinne stat.
D: Sin sin im nach gewinne stat (ähnlich Q).
Hss.: wan des muot ze triegen stat.
48,1. Br.: Suesse red und senffter zorn.
DE: Suesse rede senfter zorn.
Hss.: Süeziu rede senftet zorn.
48, 16 und 16 haben Br. und D in umgekehrter Reihenfolge
wie die übrigen Hss.
48, 19 f. Br. : Scham ist ein adeliche tugent
In weih und mä, alter und iugent.
D (V. 20): Beide in alter un in jugent.
Hss.: si bezzert alter unde iugent.
50, 11 f. Br. : Wer mir zu kriegen würt bekant,
Den meide ich ubers vierde landt.
D: Wer mir zu kriegen wirt bekant.
Den muwen ich wer dz wirde laut.
Hss.: swer mir ze triuwen wirt bekant,
den minnich über das vierde lant.
— 42 —
60, 25 f. Br. : Manger der rüget selber sich
Ich wil sein auch bekennen mich.
D (V. 26): Ich wil sin bekennen mich.
Hss.: und ziht es danne mich.
50, 51 f. Br.: Ich sich das offt an menigen man,
Das er selbs nit vermiden kan.
D: Ich sehen das an manigen mä,
Dz er selber nit vermiden kan.
Hss.: ich schilte das an manegem man,
deich selbe niht vermiden kan.
50,60« Br: Wan ich will die warheit sagen.
D: Wan ich wil der warheit sagen.
Hss.: man mac ze vil der warheit sagen.
50,68. Br.: Es werde dan glich eben und recht.
D: Er en werde dan eben und sieht.
Hss.: und daz mich unreht dunke reht.
50, 75—80. Br. : Wan ich der wege irre gon
Und siehe sonst tusent blinden ston,
Und stat ein sehender da bey doch
Und fallent sie alle in ein loch,
Sol man ein weiten weg umb gon
Und sol sie alle ligen Ion.
D (V. 77—80): Stet ein sehender da bi wol
Un fallent die in ein hol,
Einen weg sol mä umbe gan
Und sol sie alle ligen lan.
Die übrigen Hss. haben statt der Verse 77 — 80 deren 6:
und stüende ein sehender da bi
den fragt ich wä diu sträze si.
giengen hundert toren vor
und vielen alle in ein hör,
ein wiser man sol umbe gan
und sol si alle ligen lan.
So wie Br. und D die Verse haben, geben sie überhaupt
keinen vernünftigen Sinn, da 2 Verse ausgelassen sind, die im
Zusammenhange durchaus notwendig sind.
50, 87 f. Br.: Des enwürt in zeit mir nymmer wol,
Dan ich nit weisz wasz ich tun sol.
D: Des enwirt mir niemer rehte wol,
Ich enweis nit wz ich tun sol.
Hss.: desn wirt mir niemer rehte wol,
ichn weiz war ich nach tode sol.
43 —
50, 90.
Br.
D
50, 109 f. Br.
DE:
Hss.:
Dem thut die snnn des gleich alsam.
Dem tut die sunne reht alsam,
dem wirt der mäne lihte alsam.
Der mich wol künde darvon abwencken,
Ich müszt all zeit dar an gedencken.
Der mich kunne von im wenken
Ich müs daran gedenken,
ine müeze dran gedenken
des enkan ich niht entwenken.
51, 19 f. Br.: Wer sich selbs also schnelles richet
Und sich vor nit gar wol besprichet.
D: Wer sich also richet
Und sich nit vor besprichet.
Hss.: Wer sin leit also richet,
daz er sich selbe stiebet.
51,60. Br.: Der drit würt ime die warheit sagen.
D: Der dritte wil im die warheit sagen.
Hss.: der dritte kan es wol gesagen.
53, 11 f. Diese Verse finden sich nur in der Hs. D, soweit
es aus den Lesarten bei Grimm ersichtlich ist; Grimm hat sie
nicht in den Text aufgenommen, sie lauten:
Br.: Liegen das ist vast schedelich,
Man würt da von auch selten rych.
D: Liegen ist dicke schedelich
Un sint doch do von selten rych.
53, 17 f. Br. : Es steet gar leicht ein nach gebür
Vom andern ist sin trinken sür.
Von allen Hss. hat nur D: Es steet, während alle übrigen
haben :
ez seit vil lihte ein gebür
vom andern, ist sin trinken sür.
53, 21 f. Br.: Gar meniges krut wechset one sat.
So schönes kom offt missestat.
Mauig krut wechset ane sat, .
So schönes kom offt missestat.
unkrüt wahset äne sät,
so ez schoenem körne missegät.
Müssigkeit kleidung und auch speyse.
Müssekeit wat uii die spise.
müezec wat vergebeniu spise.
Mancher sagt von eins andern gut.
maneger rechent eins andern guot.
53, 25.
53, 37.
DE:
Hss.:
Br.:
D:
Hss.:
Br. u. D:
Hss.:
(,69.
Br.
ilD
H88.
i,77.
Br.
D
H88.
{, 79 f.
Br.
— 44 —
bZ^Al, Br.: Ein witzig man gyn cleider keret
AU yne das wetter und wind leret.
Von den Hss. haben nur D und E: sin Mcider, die andern
lesen: den nüschel.
5S9 67f. Diese Verse stehen nur in Da, und in H steht
nur V. 67.
Gluck ist sinwel gleich als ein balL
gelncke ist rehte sam ein bal.
Das thut der schlegel o£ft und yiL
Das tut der schlegel ane stil.
Was tuot der slegel äne stil?
Der ntiw besem der keret wol,
Offt mer dan ich von recht thun sol.
D: Der nuwe besem kert wol,
Also er von rechte sol.
Hss.: der niuwe beseme keret wol,
e daz er stoubes werde vol.
539116« Br.: So geet es allzeit über ine.
D: So get es über in (ähnlich E).
Hss.: der schade gät ie über in.
53, 127 f. Die beiden Verse haben nur DEa.
539132« Br.: Was ich herzu gesprochen hon.
D: was ich darzü gesprochen han.
Hss.: waz ich tore gesprochen hän,
54)15 f. Br.: Die muck müsz sich vast benüegen,
Will sie das ziszlin über fliegen.
D: Die muck müs sich dicke müen,
Wil sy den zisen über fliehen.
Hss.: diu mücke muoz sich sßre müen,
wil si den ohsen überlüen.
54, 23 f. Br. : Wan kompt ein ochs yn fremde landt,
Wirt er doch anders nit bekant.
D: Cumt ein ochse in vremede lant,
Wirt er doch anders nit erkant.
Hss.: er wirt doch für ein rint erkant.
54,30 haben Br. und D: geleit gyt, wo die andern Hss. lesen:
fride git.
54, 65f« Br.: Der torwart und des hirten hunt
Sind gar selten recht gute fründt.
D: Der hovewart und der hirtze hunt
Sint vil selten gute frunt (ähnlich E).
Hss.: der hovewart und der wint
selten guote friunde sint.
— 45 —
55, 22 f. Br. : Got hat noch mer der thier geschafft,
Der leo der ist gar wunderhafft.
D: Got hat noch me tier geschafft,
Der lowe ist gar wunderhafft.
Hss.: Ez sint vier gotes geschaft,
der leben ist vil wnnderhaft.
56, 22. Br. u. Dk : Und ist wiser dan ander vier.
Hss.: und ist doch wiser danne wier.
57,5. Br.: Dan reuwet yne der kümer sein.
CDEI: so riuwet in der kumer sin.
Hss.: so riuwet in sin tumber sin.
57, 15 f. Br.: Dem gleich zu recht uff yne selbs gat,
Wer einen falschen redner hat.
D: Zu recht es uf in selbe gat,
Der einen valschen reter hat.
Hss.: ze rehte ez üf in selben gat,
der dem andern raetet valschen rät.
58, 1 f. Br.: Gar manig stind man kurtz begat,
Damach man langen rüwen hat.
DE: Manige sunde man kurtz begat.
Dar nach man lange ruwe hat.
Hss.: manc sünde kurze fröude hat,
nach der vil langiu riuwe gat.
58, 37 und 38 haben Br. und DE in umgekehrter Reihenfolge
Wie die andern Hss.
58, 57 f. Br.: Wer sünd bisz an das alter spart.
Der hat sich selb nit wol bewart.
D: Wer sunde bis in alter spart,
Der hat sich selber nit wol bewart.
Hss.: swer Sünden buoze in alter spart,
der hat die s§l nijit wol bewart.
58, 79 und 80 haben Br. und D in umgekehrter Reihenfolge
wie die andern Hss.
58>8lf. Br.: Und uns die sünd ym hertzen rüwen
Und darnach sich wider nüwen.
D: Die uns von herzen rüwen
Und sich wider nuwen.
Hss.: die uns von herzen riuwent
und sich niht wider niuwent.
Die Negation niJd, die in Br. und D fehlt, ist offenbar durch
das Versehen eines Schreibers ausgelassen, denn der Sinn
erfordert es durchaus.
— 46 —
59,2. Br.: Der heüt lebt der ist morn tot.
DG: Der (was G) hüte lebit der ist morn tot.
Hss.: swaz nü lebt, daz fürht den tot.
59, 46. Br. u. D : Den todt vertriben einen tag.
Hss.: dem tode entrinnen einen tac.
Aas diesen zahlreichen Beispielen geht zur Genüge hervor,
dafs von unsern Hss. der „Bescheidenheit" D bei weitem der
Vorlage Brants am nächsten steht. Dafs aber die Hs. D selber
oder eine ihr gleichlautende Fassung der Ausgabe des Brantschen
Werkes zur Grundlage gedient haben könnte, ist ausgeschlossen,
da in einer Eeihe von Fällen Br. sich enger an eine andre
Lesart anschlielst, als an D. Allerdings sind diese Fälle sehr
geringfügig im Vergleich zu den angeführten, aber es geht
doch aus ihnen hervor, dafs Brants Vorlage mit keiner der
uns erhaltenen Hss. in allen Stücken gleichgelautet hat. Der
wichtigste Punkt ist der, dafs in D eine Anzahl von Versen
fehlen, die Br. und andre Hss. haben, und die also auch in
Brants Vorlage standen. Es sind dies die Verse: 6, 27 — 28;
24, 3—4; 31, 43—44; 45, 37—40; 51, 14—15 (nicht 13 und 14,
wie Grimm zu 2, 12 f. angibt; die in D fehlenden Verse bilden
nämlich kein zusammengehörendes Verspaar, denn Vers 13
und 16 lauten bei D: Ein ieglich Ion enpfahet rat, und: vil
dicke er schaden schouweL Die dazwischenliegenden beiden
Verse, von denen der eine auf rat, der andre auf schouwet
reimte, fehlen).
Aufserdem schliefst sich nun Br. auch in einer Reihe von
Lesarten näher an andre Hss. als an D an, die wichtigsten
Fälle sind:
1^35 f. Br.: Got niemer un vergolten ladt,
Was iemant gütz thüt und begat.
Hss.: got niht unvergolten lät,
swaz iemen guotez begat.
D: Got niht unvergolten lat
Die keiner bände missetat.
1, 41 f. Br. : Got manchen dienst usz gnad empfacht,
Den oft der torecht mensch versmacht.
Hss.: got manegen dienst emphähet,
daz toren gar versmähet.
D: Got mangen dienst emphähet,
Der in gar versmahet.
— 47 —
16922. Br.: Lobt mich zu keiner stunde.
Hss.: lobet mich ze keiner stunt.
D: Loben ich ze keiner stunt.
19^97 f. Br.: Wer gar nichts übersehen wil,
Der meret offt seiner sorgen vil.
E: Wer gar nichts übersehen wil,
Der hat iemer sorgen vil.
D: Wer niht übersehen wil,
Der minnert siner sorgen vil.
19, 131. Br. : Nieman sol die seinen Ion.
B: nieman sol die sinen lan.
D: Nieman sol sine lute lan.
33, 14. Br. : Dannocht seind ir gedencken frey.
Hss.: dannoch sint ir gedanke fri.
D: Dannoch sint ir gedanke bi.
39,54. Br.: Gar selten laut bezwungen hat.
Hss.: Vil selten laut betwungen hat.
D: Vil selten laut gewöne hat.
39, 77 f. Br. : Ein weisz man hat gar wol vergut,
Strafft man ine so er müszthüt.
Hss.: ein wiser man der hat für guot,
straf ich in so er missetuot.
D: Ich weisz wol man hat vergut
Straf ich in so er missetut.
45, 41 f. Br. : Liegen und triegeu tringet vor
Zu des babsts und des keisers thor.
Hss.: liegen triegen dringent für
ze babstes und ze keisers tür.
D: Liegen triegen tringet vor
Zu dem habest uü zu richters dor.
53,109. Br.: Was ye geschach und ymmer geschieht.
Hss.: swaz ie geschach od noch geschiht.
D: Wie es geschach oder niemer geschiht.
55, 6. Br. : Wan er züfüsz nach spise gadt.
Während nun alle übrigen Hss. ebenso lesen, hat D:
Wann er zu den fühs nach spise gadt.
58, 99 f. Br.: Ist aber das er sich bekeret
Und sich sin guthat an yme meret.
Hss.: ist aber daz er sich bekeret
und sine guottät meret.
D: Ist es das er sich bekeret
Un in sine gotheit nert.
— 48 —
Soviel bleibt aber trotz dieser Fälle, die gegen D beweisen,
bestehen, dafs wir in zweifelhaften Fällen der Lesart von D
den Vorzug geben müssen, denn dafs die Vorlage Brants mit
unsrer Hs. D aulserordentlich nahe verwandt gewesen ist, ist
sicher. Nächst D kommen dann natürlich für die Rekonstruktion
der Vorlage Brants die Hss. C und E in Betracht, denn zu
der Gruppe CDE gehört Brants Freydanck. Über die Sprache,
Abfassungszeit etc. der Vorlage etwas auszusagen, ist natürlich
nicht möglich. Wahrscheinlich ist es allerdings, dafs sie ebenso
wie CDE im 15. Jahrh. entstanden ist, denn Grimms Ansicht,
dafs die Überarbeitung der Bescheidenheit im Sinne von CDE
nicht vor dem Jahre 1400 vor sich gegangen sei, scheint mir
durch nichts in Zweifel gezogen zu werden.
§4.
Zusätze Brants.
Brant wollte mit der Herausgabe des Freydanck kein
gänzlich neues Werk schaffen, er wollte nur die Bescheidenheit
seinen Zeitgenossen verständlich machen, weil er ihren hohen
didaktischen Wert erkannte. Dafs es sich nicht um eine völlige
Umarbeitung handeln sollte, geht schon aus der Conclusio
correctoris hervor, wo Brant V. 9 — 12 sagt:
Dich lobet einer der do het
Geschriben mer dan du geredt
Und wiszt auch noch zu schriben mer,
Aber er gundt dir dein ere.
Das soll doch offenbar heilsen: „Ich hätte noch vieles hinzu-
setzen und bessern können, sodafs es mein Werk geworden
wäre, oder hätte ein ganz neues Werk verfassen können, doch
gönne ich Dir die Ehre und will Dir Deinen Ruhm nicht
nehmen, sondern stelle meinen eigenen Namen zurück hinter
Deinen". Wenn nun aber Brant auch in erster Linie eine
Neuherausgabe der „Bescheidenheit" beabsichtigte, so sind doch
beträchtliche sachliche Verschiedenheiten vorhanden zwischen
dieser und seinem Freydanck. Diese müssen nun im einzelnen»
aufgezeigt und erklärt werden. Zunächst handelt es sich uiä_
die Zusätze, die Brant machte. Zarncke hat in seiner Ausgabe
des Narrenschiffes S. 165 f. eine Reihe derselben angeführt, abemr
^ 49 -^
ivoUständig und ungenau insofern, als mehrere der von ihm
s Zusätze bezeichneten Verse keine solchen sind, sondern in
3r „Bescheidenheit" stehen. Es handelt sich um folgende Verse:
1) Die dem ganzen vorangesetzten 4 Titel verse:
Den freydanck nüwe mit den figuren
Fügt pfaffen, adel, leyen, buren.
Man hielt etwan uff kein spruch nicht,
Den nit herr frydanck het gedieht.
2) Vorred.
Ein kurtze liepliche vorred in herii frydanck.
Ich bin genant der Frygedanck,
Mit ere treib ich manche schwäck,
So zu gots forcht vn tuget zücht,
Wie man sünd, vnere, laster flüht,
5 Da mit das vngüt werde vertriben.
Ich bin lang zeit verlegen bliben
Vnd wer noch manichem vnerkant,
Het mich nit funden doctor Brant,
Mich neben seim schiff lassen schwymen
10 Vnd mir mein orgel machen stymen,
Mein kürtzen rymen corrigiert,
Vsz vinster in das liecht gefiert.
Dem sag ich billich lob vnd ere.
Wer wöll der hör zu meiner lere,
15 Die von eim leyen ist gedieht.
Der fündt dar neben auch bericht,
Das ich auch etwas hab gelesen.
Wie wol ich bin ein teütscher gwesen.
Dan mancher ist, der mich off't nent,
20 Der mein gedieht vnd mich nit kent,
Der würt nun sehen wer ich bin
Von Sprüchen vnd von gutem sin.
3) Die im Innern des Gedichtes zugesetzten Verse:
1, 61 f. Der wil nit stellen nach dem leben,
Das got dan sein dienern wil geben.
1, 81 f. Der einfeltig der lebet wol Prov. 11.
Und findt sein Ion als er sol.
3 9 49 f. Oder durch gottes lieb und ere
Sich tödten laszt vnd martlen sere.
6,31—38. Adam der fiel durch sein hochfart,
Deszhalb er schwerlich gestrafft ward.
Dar durch der tod ist yngegangen Rom. 5.
Vnd hat yne und all weit gefangen.
— 50 —
Aber der herr Cristus alleine, 1. Kor. 15,
Geboren von der junckfraw reine,
Der hat vns durch sein tod erloszt,
Adam und seim somen zu trost.
14, 37 f. Wer sucht argelist und böse renck, Prov, 13.
Des hertz steckt voll böser gedenck.
17, 38—36. Hochfart an frommen ist wol schyn, Prov. 9.
Wan die den mund fast byssen yn,
Wänent in da mit machen rot,
So wtirt er schwärzer dan beren kot.
18, 11 f. Wo sie vermöchten mit gewalt, Eccl 8,
Aber got hat solichs abgestalt.
18, 73 f. Man sol den herren billich loben,
Der alle zeit haltet guten glouben.
19, 57 f. Also behalt die recht Weisheit
Gut, land und lüt, in einigkeit.
22, 39 f. Essen sol man nit entweren, 1. Kor. 9.
Dan der arbeit mäsz sich neren.
24, 9—14. Frtinde der weit ietz in grosser not
Gond vier und zwentzig uff ein lot;
Vud die die besten meinent sin, Eccl. 7,
Der gond zehen uff ein quintlin.
Der rieh man der hat Sünden^) vil.
Den armen zefründ nieman wil.
26,43—46. Aber usz gelt getraide und wein
Mag on sünd gantz kein wücher sein.
On hoffhung alles w&chers frey iwÄ. ö.
Uszleihen, da wont got auch bey.
28, 19 f. Wer welle mit eren werden alt, Prov. 10.
Der hab recht zücht mit masz uii gstalt.
31, 37 f. Dar gegen ist manich reich an g&t.
Die kein ere hat noch tugends müt.
33, 23 f. Wan mancher went er sey gantz lieb, Ecd. 9.
So flucht man ine gleich wie ein diep.
35, 33 f. Ere und treüwes hertz bestat,
So falsch und untrüw zergat. Ps. i, 6.
39,9 — 12. Stiesz man ein narren also klein,
Gleich wie den senff im morsel stein,
So blyb er doch ein narr als vor
Vnd streckt herfür sein esels or.
39, 81 f. Maniger der halt mich für ein gouch.
Der ist ein solicher vogel auch.
') Druckfehler für fründm.
- 51 —
41,45—48. Wer hoffaung nit und gäter won,
So mecht die weit kum halbs beston.
Vil verheissen und wenig geben Ovidius.
Ist aller der von gouchsberg leben.
45, 43 f. Ee dan sie kör zum armen husz,
Da man sie treibt mit gablen usz.
47, 17 f. Dan wan thoren zfi markt thun lauffen,
So thünt die kremer bald verkauffen.
49, 19 — 22, Mancher mit liegen ein anloufft,
Der yne am rucken wol verkaufft;
Und wan es gleich gült untrüw bruchen,
Verkaufft er in sechs mal zur wuchen.
51, 31 f. Alles das ein man gadt zu husz
Bringt im klein wat, wan er ist usz.
51, 39 f. Aber leichter ist finger uff haben,
Dan mit den fingern ruhen graben.
52, 33 f. Lobt dich iemant nach deiner beger,
Merck ob er nit sag ein dantmer.
56,23—26. Wise wort und esels spil
Damit äfft man der gäuche vil.
Wer sich loszt gouchen, wirt zum thoren
Und gewinnet dartzä esels oren.
58, 39 f. Aber so wir hond lust dartzö,
So Sünden wir gern spat vnd frfl.
58, 59 f. Wer Sünden spart bisz in sein alter,
Der hat nit gelesen in dem psalter.
'59,23-26 hat Brant aus zwei Versen vier gemacht.
Ursprünglich lauten die Verse:
swenne ich sterben lerne,
daz tuon ich niemer gerne.
Bei Brant:
Wie künde der ymmer sterben leren,
Der sich nit wil an sterben keren?
Wor ist, das niemans gern das lert,
Dauon er ungern sagen hört.
61,41—42. Hiemit Fridanck ein ende hat,
Wol dem, den nymmer leidt bestat.
4) Die Schlufsverse:
Additio ad fridanck.
Halt das o guter frundt darfür.
Wer das fürnäme gesyn in mir.
Das ich all rymen wolt glosieren
Mit concordautzen corrigieren,
4*
— 52 —
5 Ich wolt bald haben getzogen har
Poeten, recht, und bybel gar.
Aber es ist hie mit genug;
Wer mer wil suchen, hat gut fug.
Er fyndt das yn dem narre schiff,
10 Da ich weisze vnd thoren triff.
Conclusio correctoris.
Far hin freydanck myn guter fründ.
In aller weit dein lere verktind,
Das menglich bey dir sehen kan,
Das man vor tziten auch hat gehan
5 In tütschen landen dapfer lüt.
Die warheit redten alle tzyt.
Als du hast all dein tag gethon.
Far hin, got geh dir ewig Ion.
Dich lobet einer der do het
10 Geschriben mer dan du geredt,
Vnd wiszt auch noch zu schriben mer.
Aber er gundt dir dein ere.
Seyn nam ist auch nit gar verschwige.
Im narrenschiff hört man yne schryen.
15 Farhin von land verdien den danck,
Der warheit fründt her freidanck.
Griesz mir her mathis holderlin,
Der ist dins truck ein vrsach gesyn;
Sag ich wünsch yn von got tzu geben
20 Zum ntiwen iar das ewig leben.
Des glichen iacob wolff dartzü,
Der mich gebette spat vnnd frü,
Ich sol dich in die weit vsztriben,J
Er woll dich gern zweimal abschriben,
25 Als er auch zwürent hat gethon
Mit gar vil arbeit mer dan Ion.
Doch schrib er dich mit willen frey
Zu straszburg in der Cantzely,
Da man zalt funfftzehenhundert iar
30 Vnd acht, was gut sy das werd war.
Johannes Grüninger.
Diese Zusätze Brants, abgesehen von der Einleitung und
dem Schlufs, dienen zum Teil dazu, einen Gedanken weiter
auszuführen, so z. B. die Verse 1, 61 f. In der „Bescheidenheit"
bilden die beiden vorhergehenden Verse einen abgeschlosseneik^
Gedanken: „Gottes Gebot bricht, wer Böses mit Bösem vergilt" •
— 53 —
Brant führt das durch eine kleine Änderung und durch das
Hinzufügen der beiden Zusatzverse weiter aus, sodafs bei ihm
der Sinn ist: „Wer Gottes Gebot bricht und Böses mit Bösem
vergilt, der trachtet nicht nach dem ewigen Leben, das Gott
denen geben will, die ihm dienen". Auch 3, 49 f. will Brant
ergänzen. In den diesen Versen vorangehenden wird aus-
geführt, auf welche Weise man das Himmelreich gewinnen
könne. Zu den angegebenen Wegen zum Himmel fügt Brant
noch den des Märtyrertums hinzu. In ähnlicher Weise bilden
auch die Verse 18,111, 19,571, 31,371, 45, 43 1 und 58, 39 1
weitere Ausführungen von Gedanken der Vorlage.
Häufig setzt Brant ein Paar Verse gleichsam als Abschlufs
an das Ende eines Kapitels. Sie enthalten dann in der Regel
eine allgemeine Wahrheit oder eine Ermahnung, anknüpfend
an den Inhalt des Kapitels, dessen Abschlufs sie bilden. Das
14. Kap. hatte gehandelt von „dem hertzen und gedenken'',
Brant fügt zum Schlüsse die Verse bei:
Wer sucht argelist und böse renck,
Des hertz steckt voll böser gedenck.
Ferner vergleiche man Kap. 18. Das handelt „von herrschaft^ ,
d. h. davon, wie ein guter Herr beschaffen sein mufs. Brant
schliefst es ab durch die Verse:
Man sol den herren billich loben,
Der alle zeit haltet guten gloubeu.
Hierher gehört auch der längste Zusatz, den Brant im Innern
des Werkes gemacht hat, die Verse 5, 31 — 38, in denen er
den Gedanken ausführt: „Durch Adams Fall ist der Tod in
die Welt gekommen, aber Christus hat uns durch seinen Tod
erlöst". Zusätze dieser Art sind ferner die Verse 1, 81 f.,
22,391, 26,43—46, 28,19 1, 33,231, 35,331, 41,45—48,
47, 17 1, 49, 19—22, 52, 33 1, 56, 23—26 und endlich 61, 41 1
Die Verse 24, 9 — 12 hat Brant seinem Narrenschiff
(10,31 — 34) entnommen. Eine Eeilie der übrigen Sprüche
schliefsen sich an Bibelstellen an und einer an einen Aus-
spruch von Ovid, wie Brant durch die oben erwähnten Zitate
am Rande uns zu erkennen gibt und was daher nicht weiter aus-
geführt zu werden braucht. Aus andern Litteratur-Denkmälern
hat Brant, soweit ich sehe, nichts entnommen.
54
§5.
Änderungen^ zu denen Brant durch die Beschaffenheit
seiner Vorlage veranlafst wurde.
Grimm sagt in der ersten Ausgabe der „Bescheidenheit"
bei der Beschreibung der Handschriften, dafs die Hss. D und E
sehr flüchtig geschrieben seien, und er stellt die Vermutung
auf, dafs die Vorlage Brants auch nicht besser gewesen sein
möchte. Diese Vermutung bestätigt sich bei näherer Unter-
suchung durchaus. Dies ist deshalb sehr beachtenswert, weil
Brant dadurch zu vielen recht bedeutenden Änderungen ver-
anlafst worden ist. Er verstand seine Vorlage in vielen Fällen
nicht und konnte sie nicht verstehen, weil durch die flüchtige
Schreibung der Sinn vielfach ganz abhanden gekommen oder
doch entstellt war, und er sich deshalb genötigt sah, Ände-
rungen vorzunehmen. Obwohl wir die Vorlage selbst nicht
besitzen, läfst sich dies doch an einer grofsen Anzahl von
Stellen ganz deutlich erkennen mit Hülfe der Lesarten von D,
denn D hat ganz offenbar sehr viele Fehler mit der Vorlage
Brants gemeinsam. Die Mehrzahl der Änderungen Brants ist
zurückzuführen auf diese Mängel in der Vorlage. Es bleibt
natürlich die Möglichkeit bestehen, dass sich der eine oder
andre Fall anders gestalten würde, wenn wir den genauen
Wortlaut der Vorlage Brants besäfsen, aber im grofsen Ganzen
würde das Eesultat dadurch sicher nicht beeinträchtigt, wie
aus der Untersuchung der einzelnen Fälle zur Genüge erhellt.
Aufserdem wird hierbei die aufserordentlich nahe Verwandt-
schaft der Vorlage Brants mit der Hs. D noch deutlicher
werden, sodafs die Berechtigung, D zum Ausgangspunkt zu
nehmen, keinem Zweifel mehr unterliegen kann.
6, 23 f. lauten in der „Bescheidenheit":
ze Rome vert manc tüsent man,
die der bähest nit beschirmen kan.
In D lautet der zweite Vers:
Die der habest nit geschrihen kan.
Das geschrihen ist offenbar ein Schreibfehler für geschirmen,
und dieser Schreibfehler ist die Veranlassung für Brants
Änderung:
— 55 --
Die d^ babst nit hat bescfariben lan,
d. h. die der Papst nicht aufgefordert hat, zu kommen.
6,75—78 lauten ursprünglich:
ob ich eim andern gelten sol,
möhte mich der bähst erloesen wol,
so wolte ich alle bürgen län
und wolt mich an den habest hän.
Der Sinn dieser Verse ist etwa: wenn ich einem andern
etwas schuldig bin und der Papst könnte mich von dieser
Verpflichtung entbinden, dann brauchte ich keine andern
Bürgen, sondern hielte mich einfach an den Papst. Nun fehlt
in D der zweite Vers, Brant konnte also den Sinn des Ganzen
nicht wissen und ersetzte den fehlenden Vers nach seinem
Gutdünken; er schrieb:
Ob ich für andre gelten sol
Thün ich dan recht, ich fünd es wol.
Die beiden andern Verse liefs er unverändert.
12,65—58 lauten in der „Bescheidenheit":
der mensche ist so broede,
vil maneger hande toede
sint im alle zit beschert,
swaz er tuot od swar er vert.
Statt des ersten Verses hat D etwas Unverständliches i), und
statt des dritten Verses lautet es dort:
Sit im ein zit ist beschert.
Die vier Verse ergeben also in D und mithin auch vermutlich
in der Vorlage Brants keinen Sinn. Er lehnte sich an Hiob
14, 5 an, wo der Gedanke ausgesprochen wird, dafs kein Mensch
die ihm von Gott bestimmte Lebensdauer überschreitet und
schrieb:
Der mensch begäbet ist von got,
Das er viler band gnaden bot.
Darzü ist ime ein zeit beschert
Zii leben, die keiner uberfert.
Auch den Fall 16, 29 f. möchte ich hierher setzen, obgleich
uns hier die Lesart von D keinen Aufschlufs gibt. Die Verse
lauten in der „Bescheidenheit":
1) S. Grimm, 2. Aufl. Lesarten zu 177, 9.
— se-
lch enloben niemans schallen,
da man sich mac ervallen,
d. h.: ich lobe bei niemandem ein solches Prahlen, durch das
man zu Falle kommen kann. Brant hat stattdessen:
Nit lob zu vil yemans mit schallen,
Dan man sieht oft gar manigen fallen.
Einmal scheint Brant die Bedeutung des mhd. schallen =
Prahlen, Grofssprechen nicht verstanden zu haben, dann legt
aber auch die Ähnlichkeit des da man sich und dan man
sieht sowie des mac er und mangen die Vermutung nahe, dafs
in Brants Vorlage der Vers verschrieben oder undeutlich ge-
schrieben gewesen ist, sodafs Brant den ursprünglichen Sinn
nicht erfafste.
18, 63 f. liest die „Bescheidenheit":
die obersten und die bersten
die brechent ez zem Ersten
D hat stattdessen:
Die obersten und die ersten
Die dürsten un die bersten.
Dieser verdorbene Text hat wohl Brant veranlafst, etwas
anderes einzusetzen, nämlich:
Das understön mit beiden henden
Die herten obersten zu wenden.
herten ist offenbar Druckfehler, und zwar könnte es für herren
stehen, aber auch, w^enn man die Vorlage betrachtet, für hersten,
18, 69 f. heilst es im ursprünglichen Text:
swer weiz diu dinc e si geschehen,
dem herren sol man ere jehen.
D hat statt des ersten Verses:
Wer weis die ding, die da sint geschehen.
Der ursprüngliche Sinn ist dadurch zerstört und Brant bringt
die Verse daher in Zusammenhang mit dem vorhergehenden
Spruch, w^o die Eede war von einem Herrn, der „guten willen^
hat und seinen Untergebenen das zeigt:
So soliche ding dan seind geschehen,
Sol man dem herren lob veryehen.
19, 25 f. lauten ursprünglich:
die armen dunkent sinne blöz,
da bi der riehen witze groz.
— 57 —
Hier hat D im zweiten Verse statt riehen die Lesart wisen.
Nun bilden arm und wtse aber keinen Gegensatz und Brant
schrieb daher:
Den thümen dunket sein sinne blosz
Bei des weisen weiszheiten grosz.
19, 167 f. lauten in der „Bescheidenheit":
ein lant des eren nie gewau,
was drinne ein richer boeser man.
Nun haben hier mehrere Hss., unter ihnen auch D, das statt
des im ersten Verse. Dieser Schreibfehler, der den Spruch
unverständlich macht, war vielleicht der Grund, weswegen
Brant änderte, er hat stattdessen:
Ein landt das eren nie gewan,
Das selb man nit sere loben kan.
33, 5 f. lauten ursprünglich:
fremede scheidet herzeliep,
State machet manigen diep.
D hat stattdessen:
Frunde scheidet herzeliep,
Liebe scheidet manigen diep.
Ein nüwe freüd scheidet hertzen lieb,
Unordlich lieb machet menigen dieb.
Zunächst möchte ich die Vermutung aufstellen, dafs freüd in
dem Text bei Brant ein Druckfehler für freund ist, sonst
ergeben die Verse keinen Sinn und freund erklärt sich aufser-
dem aus dem Frunde von D. In D haben wir 3 Schreib-
fehler, einmal Frunde statt fremde, dann ist offenbar der
Schreiber durch das liep der ersten Zeile verleitet, Liebe statt
State zu schreiben, und endlich ist bei machet sein Auge ab-
geirrt zu dem scheidet der ersten Zeile. Der dritte Fehler hat
augenscheinlich in der Vorlage Brants nicht gestanden, da
Brant machet hat. Brant setzte, um Sinn in die Verse zu
bringen, in der ersten Zeile nüwe hinzu, in der zweiten
Unordlich, sodafs bei ihm eine von der ursprünglichen gänzlich
abweichende Lesart entsteht.
34, 3 f. lauten ursprünglich:
got hat geschaffen manegen man,
der glas von aschen machen kan.
-^ 68 —
D hat: Got manigen man geschaffen hat,
Der glas us erden machen kan das reine stat.
BrRiit *
Got manche ding geschaffen hat,
Das gras usz erden das es stat.
Wie ist hier die Lesart von Brant zu erklären? Der Reim
hat : stat beweist, dafs ihm ein ähnlicher Text vorgelegen hat
wie der der Hs. D. Nur macht es die Schreibung gras für
glas fraglich, welches von beiden in der Vorlage gestanden
hat; wahrscheinlich hat gras dagestanden. Dann mufste Brant
ändern, denn ein Mann kann nicht gras wachsen lassen, er
schrieb daher ding für man und liefs machen fort, so erhielt
er einen ganz guten Sinn. Diese angenommene Sachlage ge-
winnt an Wahrscheinlichkeit, wenn man hinzunimmt, dafs bei
Brant und D und somit höchstwahrscheinlich auch in der
Vorlage Brants im folgenden Verse: und schepfetz glas swie
er wil, das Wort glas fehlt, Brant also nicht aus diesem Verse
ersehen konnte, dafs es ursprünglich glas und nicht gras hiefs.
Der Sinn des Spruches ist bei Brant ein ganz andrer
geworden. Es handelte sich um die Auferstehung des Fleisches,
und der Dichter will durch das Bild, dafs aus Asche glänzendes
Glas werden kann, dem Zweifler klarmachen, dafs sogar die
Menschen Wunderbares vollbringen können, wieviel mehr denn
Gott. Bei Brant wird das abgeschwächt zu einem blofsen
Hinweis auf die Wunder Gottes in der Natur.
35,27—30 lauten in der „Bescheidenheit":
im schadet keiner slahte kleit,
der ein reinez herze treit;
im frumet keiner slahte wät,
der ein valschez herze hat.
D hat nun statt schadet, wohl durch Abirren des Auges des
Schreibers nach der dritten Zeile^ frumet, und dieser Schreib-
fehler zerstört natürlich den Sinn der ersten beiden Verse.
Brant änderte daher und schrieb:
Ine frümet keine Schlechtigkeit,
Der ein falsch böses hertze treit.
40, 29 f. ist die ursprüngliche Lesart:
diu werlt mit valsche wirbet,
einr briut, der ander stirbet.
.-- 59 --
D hat hier etwas ganz Unverständliches:
Da weit mit valsche wiirken
Ein bant da ime sticket.
Brant: ^.^ ^^j^ ^j^ valscheit wtircke dät,
Ein bant das ztihet zö der helle glüt.
Dafs Brant eine Lesart vor sich gehabt hat, die der von D
sehr ähnlich war, wird durch das würcken und haut hin-
reichend bewiesen.
40, 21 f. lauten ursprünglich:
diu werlt sündet aUer meist
üf trost der selten wirt geleist.
Statt des zweiten Verses hat D:
Der drost uf die sele wirt geleist.
Die weit die sündet aller meist,
So ir trost uf die seien leist.
Die Schreibung sele für selten zeigt wieder, dafs etwas Ähn-
liches wie die Lesart von D in der Vorlage Brants gestanden
hat. Aber es ist mir nicht möglich, dem zweiten Verse Brants
einen Sinn abzugewinnen.
Vielleicht gehören hierher auch die Verse 41, 31 f., die in
der „Bescheidenheit" lauten:
wir schelten alle ein ander leben,
unz daz wir in den hoenden sweben*).
Bei Brant lauten die Verse:
Wir schelten alle eins andern leben,
So wir in glichen banden schweben.
Bezzenberger erklärt in der Anmerkung zu 63, 18 f. die Stelle
der „Bescheidenheit"' so: „wir alle wissen viel Tadelnswertes
auf andre Lebensweisen und Stände zu sagen, bis wir selbst
Schmach zu leiden haben; dementsprechend ändert Brant u.s.w."
Danach hätte also Brant geändert, um den Sinn klarer aus-
zudrücken durch Beseitigung des Ausdrucks hoenden und durch
Zusatz von glichen. Nun hat aber Brant aller Wahrschein-
lichkeit nach nicht hosnden vorgelegen, denn von der ganzen
Gruppe CDE hat keine Hs. so. Vielmehr scheint mir Brants
») S. hierzu Sandvoss, S. 203 f.
— 60 —
Änderung verständlich, wenn wir von der Lesart der Hs. D
ausgehen:
So wir in den buden sweben.
Zu beachten ist erstlich, dafs nur Brant^und D so, während
alle andern Hss. un0 oder bis haben. Sodann aber möchte
ich vermuten, dafs Brant das buden bezw. bnden für einen
Schreibfehler für banden angesehen hat und daher wieder
dieses dafür einsetzte. Der Sinn des zweiten Verses von Brant
ist ein etwas andrer, wie der des Verses der „Bescheidenheit",
er ist etwa: „während wir doch genau in derselben Lage sind,
d. h. obwohl wir es selbst nicht besser machen".
46, 9 f. heifst es ursprünglich:
ez lachet dicke unschuldic man,
swenne man in liuget an.
D hat wieder etwas durchaus Unverständliches, nämlich:
Es lenckent dicke ein unschuldig man
So man in lüget an.
Die Sache scheint mir ähnlich zu liegen, wie in dem vorigen
Falle. Brant erkannte, dafs in lenckent ein Schreibfehler vorlag
und er schrieb:
Wie wol es leugnet dick ein man,
So man ine lüget mit unrecht an,
indem er offenbar vermutete, dafs lenckent verschrieben sei für
leugnet. Vorgelegen haben mufs ihm jedenfalls etwas ähnliches
wie die Lesart von D, denn wenn ihm lachet vorgelegen hätte,
wäre schlechterdings nicht einzusehen, weshalb er geändert
haben und auf leugnet gekommen sein sollte.
51, 21 f. lauten in der „Bescheidenheit":
der hat sich niht wol gerochen,
der sich selbe hat gestochen.
In I) ist der zweite Vers verdorben, indem für gestochen ge-
schrieben ist erstossen. Hierdurch veranlafst ändert Brant,
sich anlehnend an Jesus Sirach 28, 1, und schreibt:
Der hat sich nit gerochen wol,
Gott strafft den recher manig mal.
52, 13 f. lauten ursprünglich:
so übele nieraan ist getan,
ern habe doch zuo der schoene wän.
— 61 —
d. h.: „so häfslich ist keiner, er bilde sich nicht doch ein schön
zu sein". Nun hat D statt schcene die Lesart schände, infolge-
dessen schreibt Braut an Stelle des zweiten Verses:
Er scheine sich sol er schände begon.
5392» f. liest die „Bescheidenheit":
mit frömde niemer wirt erkant
weder liute noch daz lant.
d. h.: „mit Zurückhaltung erkennt man Land und Leute nicht".
Stattdessen hat D:
mit serenden wirt erkant
weder lute noch lant.
Das ergab keinen Sinn und Brant sah sich genötigt, für das
unverständliche serenden etwas andres einzusetzen. Er schrieb:
Mit schloffen selten würt erkant
Weder frömde lüt noch fremde lant.
53, 77 f. lauten in der „Bescheidenheit":
waz tuot der Siegel äne stil,
so man die blöcher spalten wil?
Statt wa^ hat D das. Brant brachte nun, weil der ihm vor-
liegende Text unverständlich war, diese Verse in Zusammen-
hang mit den beiden vorhergehenden, die lauten:
der hamer und der anehoz
hänt vil herten widerstoz,
d. h. „sie prallen heftig aufeinander". Hierauf bezog er das
folgende das und schrieb:
Das thöt der schlegel offt und vil,
So man die hlöcher spalten wil.
Die Beseitigung des äne stil wurde dadurch natürlich not-
wendig.
53, 89 f. lauten in der „Bescheidenheit":
nach guote wirbet manic man,
und wirt deme ers niht wol gan.
D hat statt des zweiten Verses:
Un den er es nit wol engan.
Nach grossem gut wirbet manch man,
Dem es nit wol entgen doch kan.
Brants Lesart scheint mir nur so zu erklären, dafs er das
en(/an falsch aufgefai'st hat, nämlich als enyän. Da nun
— 62 —
überdies durch das Auslassen von wirt der Text von D ver-
dorben war, sah Brant sich veranlafst, zu ändern.
S4, 17f. lauten ursprünglich:
swä der ohse kröne treit,
da hänt diu kelber werdekeit.
In D ist der zweite Vers ausgelassen, und das scheint auch
in der Vorlage Brants der Fall gewesen zu sein, da er ganz
abweichend liest:
Da ist die kuo dest basz gemeit.
Er hat eben den fehlenden Vers nach seinem Gutdünken ersetzt.
54, 41 f. Hier liegt die Sache insofern etwas anders, als
Brant den richtigen Text seiner Vorlage falsch aufgef af st haben
dürfte. Die Verse lauten in der „Bescheidenheit":
daz er mich iht verwunde:
sin bizen swirt von gründe.
Statt des zweiten Verses hat D:
Sin bissen swert zu gründe.
Ungenau ist hierin das zu, und das hat wohl auch mit dazu
beigetragen, dafs Brant das swert falsch verstanden hat, er
fafst es nämlich als schwert und schreibt:
Dan sein zene byssen schwert zu grüde.
56, 17 f. lauten ursprünglich:
sich vergäbt als schiere ein man,
als er sich versümen kan.
D hat wieder einen vollständig verdorbenen Text, nämlich:
Sus verget also schiere ein man
Als ich mich versynnen kan.
Brant knüpft diese Verse wieder an die vorhergehenden an,
die bei ihm lauten:
Wer züvil gehe ist zö unzyten,
Der selb sol ytel esell reiten,
und fährt dann fort:
Susz ubergat sich schir ein man,
Der nit mit sitten handien kan.
57, 1 f. lauten in der „Bescheidenheit":
Swer slangen hecken l^ret,
von rehte er in verseret.
— 63 —
D bat stattdessen die unverständliche Lesart:
Wer slangen hertze leret
Von rehte in verkeret.
Der schlangen hertz sich selbes leret,
Das unrecht zürecht würt verkeret.
Dafs Brant einen dem von D ähnlichen Text vor sich gehabt
hat, geht aus hertzen und verkeret hervor.
Endlich sei noch der Fall 58, 11 f. angeführt, die Verse
lauten in der „Bescheidenheit":
nieman ist unreine,
wan von Sünden eine.
In D lauten die entsprechenden Verse:
Niemant ist von sunden rein,
Dan von sunden ein.
Das ist sinnlos, und Brant schreibt daher:
Niemant ist ganz von Sünden rein,
Er hab ie doch grosz oder dein.
Er zitiert zu diesem Spruche am Rande Matth. 7; vermutlich
hat er die Verse 3 — 5 vor Augen und will ermahnen, dafs
man beim Richten eines Mitmenschen nie vergessen soll, dafs
man zunächst den Balken aus dem eignen Auge entfernen
mufs und erst dann den Splitter aus dem Auge des Nächsten
zu ziehen versuchen soll.
Es könnten vielleicht noch einige Stellen angeführt werden,
wo in ähnlicher Weise Brant durch die Flüchtigkeit der
Schreiber zu ändern veranlafst wurde. Aber die angeführten
werden hinreichen, um sein Verfahren klar zu machen. Möglichst
unter Anlehnung an den ihm vorliegenden Wortlaut suchte er
in die unverständlichen Stellen einen Sinn hineinzubringen,
wobei ihm seine eingehende Kenntnis der Heiligen Schrift oft
zu Hilfe kam.
§6-
Sonstige Änderungen.
1. Bei weitem nicht so tiefgreifend sind die Änderungen,
die Brant sonst noch vornimmt. Die „Bescheidenheit" war ur-
sprünglich, wie Paul in seinen beiden Untersuchungen über
die ursprüngliche Anordnung derselben dargelegt hat, eine
— 64 —
lose Aneinanderreihung einzelner Sprüche, ohne dafs ein Prinzip
bei der Anordnung obwaltete. Verschiedene Überarbeiter
nahmen nun mit den Sprüchen eine Umstellung vor, indem sie
die — und zwar meistens nur durch ein ganz äufseres Merk-
mal — zusammenpassenden Sprüche aneinanderreihten. Die
dadurch entstandenen Abschnitte versah man mit Überschriften
und hatte so die Einteilung in Kapitel erreicht. Innerhalb
der einzelnen Kapitel standen natürlich nach wie vor die
Sprüche ohne inneren Zusammenhang untereinander, nur dafs
die Sprüche der einzelnen Abschnitte entweder denselben
Gegenstand behandelten oder äufserlich Grund zu ihrer Zu-
sammenfügung gegeben hatten. Wir fanden nun schon im
vorigen Paragraphen einige Fälle, wo Brant einen logischen
Zusammenhang zwischen zwei solchen Sprüchen herstellt, und
dies Bestreben begegnet uns noch öfter. Nämlich:
54,23-26 lauten in der „Bescheidenheit":
kumt ein ohse in fremediu lant,
er wirt doch für ein rint erkant.
hat ein ohse rindes site,
da enist niht grözes wunders mite.
In der ursprünglichen Fassung standen diese beiden Sprüche
in umgekehrter Reihenfolge, D hat sie ebenso wie Brant in
der angeführten Ordnung und hat statt des zweiten „ein ohse"
„er". Brant hat den zweiten Spruch in beträchtlich ab-
weichender Lesart, nämlich so, dafs er sich inhaltlich mit dem
ersten zusammenschliefst. Der Zusammenhang zwischen den
beiden Sprüchen wird noch verdeutlicht durch Ankniipfung
mit dan, sodafs bei ihm die beiden letzten Verse lauten:
Dan ob er hat eins kyndes sitten,
So wirt er wol erkant da mitten.
Das hyndes geht wohl auf einen Schreibfehler in der Vorlage
Brants oder auf einen Druckfehler zurück, da es sonst doch
gar nicht zu verstehen wäre.
58,35—44 lauten in D:
Wir mobten sünde vil verstelen,
Wolt uns der tüfel helfen helen,
Der uns ze Sünden twiinge
Nach Sünden niemau ruuge.
— 65 —
Es si übel oder gut,
Swas man aller gernste tat,
Betwinget man einen dar zö,
Em knmet nymer gerne darzu.
Hier stellt Brant durch Einschieben zweier Verse den Gedanken-
zusammenhang zwischen den beiden Sprüchen her und knüpft
dann den zweiten Spruch wieder durch dan an, sodafs bei
ihm statt der letzten 6 Verse steht:
Der uns mit gwalt z& Sünden zwing,
So wer Sünden gar ein hert ding.
Aber so wir hond lust darzu.
So Sünden wir gern spat und frü,
Dan es sey böses oder gut,
Ob man das schon zum liebsten thut.
Will man in dartzü zwingen vast.
Er acht es für grosz überlast.
Aus dem Gefühl für den Zusammenhang ist es auch wohl
zu erklären, wenn Brant in den Versen 16, 3 f.:
sich selber nieman loben sol,
wer wol tat, den lobet man wol')
Statt der letzten Vershälfte einsetzt: lobt sich seiher wol, w^eil
iiä-mlich das Kapitel überschrieben war: von eignem lob, Dafs
dies wirklich der Grund für Brants Änderung war, wird da-
durch noch wahrscheinlicher, dafs sich auch sonst ein paar
ähnliche Fälle finden: so gleich in demselben Kapitel, wo die
^erse 13 f. lauten:
werltlich lop selten wart
an ligen und an hochfart.^)
Statt tverltlich lop setzt Brant wieder ein sein selbs lob.
Ebenso ändert Brant 19,99: ere Jean nieman geenden in:
geytigkeit Jean nieman geenden, da das 19. Kap. von geytigJceit
der narren überschrieben ist:
2. Charakteristisch für Brant sind die beiden folgenden
Fälle, wo seine Verehrung der Maria ihn zu kleinen Änderungen
veranlafste:
^) Die Verse sind nach der Hs. D zitiert, wie immer in solchen Fällen,
wo die Lesart von D von der der übrigen Hss. nennenswert abweicht und
sich als der Vorlage Brants besonders nahestehend erweist.
3, 35 f. stand ursprünglich:
Got nam an sich die menscheit,
den gebar ein maget an allez leit.
Brant schreibt dafür:
Das got name an sich die menscheit,
Die gebar ein reine magt on leit.
5, 13—16 lauten in der „Bescheidenheit" :
reiner menschen wären drin,
gar äne Sünde wären diu:
Adam und Eve, daz dritte ist Krist,
enkeiner me genennet ist.
Bei Brant:
Reiner waren nie menschen drey,
So gar von allen Sünden frey,
Als Adam und Ena, die drit ist,
Die uns gebar den herren crist.
Kr konnte es sich offenbar nicht versagen, seine glühende
Verehrung der Maria, für die er im Makulistenstreit gekämpft
hatte, auch hier hineinzutragen. Dafs er bei der Aufzählung
sündloser Menschen Christus f ortlief s, konnte keinen Anstofs
erregen, da Christus in der Anschauungsweise der katholischen
Kirche fast nur noch das transscendentale Haupt der Kirche
war: den historischen Jesus hatte man so gut wie ganz vergessen.
3. Dafs Brant sich bei seinen Änderungen gern an Stellen
der Bibel anlehnt, dafür hatten wir schon einige Beispiele.
Durch die Zitate am Eande beweist er uns selbst, dafs dies
in voller Absicht geschah, und es ist denkbar, dafs das Be-
streben, sich an die Heilige Schrift möglichst anzuschliefsen,
hin und wieder der Beweggrund der Änderung war. So scheint
mir dies wahrscheinlich 32, 15 f., wo es in der „Bescheidenheit"
heif st *
nach trüren dunket fröude guot,
nach frouden we daz trüren tuot.
Brant setzt hierfür ein:
Nach trüren komet oift freüde gut,
Nach freüd leid und trurig müt
und zitiert hierzu am Eande Prov. 14, wo Vers 13 heilst: Nach
dem Lachen kommt Trauern, und nach Freude kommt Leid.
Auch :u,l3— 16 liegt ein solcher Fall vor. Die Verse
lauten ursprünglich:
— 67 —
ob ichz vor gote sprechen tar,
so dunket mich ze lützel gar
durch die Krist die marter leit,
als nü lebet diu kristenheit.
Der Sinn ist: so wie jetzt die Christenheit lebt, scheinen es
mir recht wenig zu sein, denen das Leiden Christi zu gute
kommt. Vielleicht war dieser Spruch auch inhaltlich Brant
anstöfsig, indem er daran dachte, dafs doch Christus für alle
gestorben ist, jedenfalls änderte er und schrieb:
Ob ichs vor got gesprechen dar,
So dunket es mich zu lützel gar
Das danken, das die cristenheit
Th&t got, der für uns marter leidt.
Wenn er hierzu nun Luk. 17 anführt, so denkt er offenbar
an die Verse 12—18, wo erzählt wird, dafs Christus zehn Aus-
sätzige heilt und nur einer von den Geheilten sich dankbar
erweist.
Einmal, I5,lf., bringt Brant den Hinweis auf die Bibel
in den Text selbst, indem er statt:
schreibt:
daz ergste lit, daz iemen treit,
daz ist diu zunge, so man seit
Das hoste glid, das yemant treit,
Das ist die zung als sant iacob seit.
(Vgl. Jak. 3, 5—8.)
4. Eine bestimmte Anschauungsweise, nämlich dafs er die
Tugend höher schätzt als den Geburtsadel, bringt Brant an
zwei Stellen zum Ausdruck. Die erste, 40, 13 f., lautet in
der „Bescheidenheit" :
diu werlt ist leider s6 gemuot,
sie nimt für adel ein kleine guot.
Der Grund, weswegen er hier statt adel: tugent einsetzt, wird
uns sofort klar, wenn wir die zweite Stelle hinzunehmen,
48, 15 f., wo er für:
schreibt:
diu tugent vor allen tugenden gät,
swer swachem muote widerstät
Tugent für allen adel gadt,
Adel mit tugent ganz wol stat.
- 6ä -^
5. In einer Reihe von Fällen sah Brant sich auch dadurch
zu ändern genötigt, dafs in seiner Vorlage unreine Reime oder
gar reimlose Verspaare standen.
6, 7 f. nämlich finden wir in D:
Die erde was reine gar
Da Adam und Ena von wart gebom.
Der Reim war wahrscheinlich dadurch verloren gegangen, dafs
ein Schreiber das Adjektiv bar, das ursprünglich im zweiten
Verse stand und 'nackt, blofs' bedeutete, mifs verstand und statt
was bar einsetzte wart gebom ^). Brant schreibt:
Die erde was rein on aUen dorn,
Do Adam und Ena wart gebom.
6, 11 f. liest D:
Da die weit mit wirde stet
Rom ist ein glyt aUer trogenheit.
Die andern Hss. haben:
Rome ist ein geleite
aUer trtigenheite (cristenheyde Gr).
In D kam also zu der Reimlosigkeit noch sonstige Verderbtheit
des Textes hinzu. Indessen mufs Brant eine ähnliche Lesart
wie die von D vor sich gehabt haben, denn er schreibt statt
dieser Verse:
Ich rede mit urlob der pfaffheit
Rom ist ein haupt der cristenheit,
und statt trügenheit hat ihm wahrscheinlich cristenheit vor-
gelegen, wie G bietet. Dafs er dann glyt in haupt änderte,
lag sehr nahe für ihn.
12, 31 f. lauten in D:
Niemant got verkouffet,
Dan der selber sich verkouffet.
D hatte also rührenden Reim, und obwohl Brant selber einmal
solchen herstellt, wie wir gleich sehen werden, scheint er
doch hier geändert zu haben, um ihn zu vermeiden, denn er
schreibt:
Deszhalb got kein menschen verkaufft,
Dan der sich selbs mit sünd verlaufft.
*) Überhaupt herrscht an dieser Stelle der „Bescheidenheit" Verwirrung,
Bezzenberger, Anm. zu 7, 6 — 17, hält auch bar nicht für ursprünglich.
Vgl. auch Sandvoss S. löG.
— 69 —
10, 15 f. lauten in D:
Nieman sol zä langer stunt
Zä vil loben sine frnnt.
Da Brant durch Einsetzen von frünt für frunt den Reim ver-
dorben hätte, so sah er sich anderweitig zu ändern gezwungen
und schrieb:
Nieman sol alle stunt und zeit
Loben sein freind mit widerstreit.
26, 42 f. lauten in D:
tJnd one michel arbeit,
One die kein erde reine stet.
Für den zweiten Vers setzt Brant ein:
Got hat uns solichs z& nutz bereit.
46, 25 f. heilst es in D:
Und vor arger lute Ungunst
Ein widerschiessendes armbrust.
Den hier vorliegenden unreinen Eeim beseitigt Brant, aber
so, dafs er rührenden Reim herstellt, er schreibt nämlich:
Und für armer liit Ungunst starck
Ein widerschiessend armbrost starck.
51, 49 f. liest D:
Wer die sunne wil erschrecken,
Der ensol nit sanfte blicken.
Brant schreibt:
Wer die sunn etwan will entzwicken,
Der sol gemach nit darin blicken.
54, 39 f. lautön in der „Bescheidenheit":
swä ich weiz des wolves zant,
da wil ich hüeten miner hant.
Für 2ant mufste Brant mn einsetzen, dann war aber der
Reim zerstört. Er änderte daher beide Glieder des Reimes
und schrieb:
Wo ich vermerck des wolffes nydt.
Da wil ich hüten meiner hüt.
Endlich gehören hierher noch die Fälle, wo im Reime
minne bezw\ minnen stand, das Brant immer durch liehe ersetzte.
1,75 f. lauten in D:
Wir soUent mit allen synnen
Got fürchten unde mynnen.
— 70 —
Brant hat hierfür eingesetzt:
Wir sollent all in allen dingen
Got förchten und sein gbot volbringen.
Ebenso 80, 5 f., die in D lauten:
Dannocht düt sanffter gewinne,
Dan keiner slahte mynne.
Brant:
Selten uff erd ist lieb so grosz,
Der Pfenning sie zu rucken stoszt.
39,1 f., WO D liest:
Ein tore mit sanfte sere minnet,
Was er mit sanfte gewinnet.
Brant:
Der thor nit sanift behalt das göt,
Das er mit sänfft gewinnen thüt.
6. Mehrfach werden in der „Bescheidenheit" Wendungen
wie wizzet daz oder ähnliche als eine Art Füllsel gebraucht,
die Brant regelmäfsig beseitigt, z.B. 28,1 f., die ursprünglich
lauten:
Nu wizzet, daz gesellen dri
von hazze niemer werdent fri.
Stattdessen schreibt Brant:
Gemein ist das gesellen drey.
37, 29 f. lauten in der „Bescheidenheit":
noch bezzer ist der boesen haz
dan ir friuntschaft; wizzet daz.
Brant ändert ziemlich tiefgreifend und schreibt:
Noch besser ist der frümen krafft,
Dan der bösen lieb und früntschaift.
59, 58 f. lauten ursprünglich:
ir komet her zuoz uns baz,
dan wir zuoz iu; wizzet daz.
Ir komment basz z& uns alhar,
Dan das wir komen tzd euch dar.
Brant :
22, 19 f. lauten ursprünglich:
geben tuot dem muten baz,
danne versagen; wizzet daz.
Geben dem milten basz getfit,
Dan versagen mit groszem gut.
— 71 —
Ähnlich ist es auch wohl 42,88, wo er die Wendung: des
jehent diu hint beseitigt.
7. So waren es die verschiedensten Beweggründe, die Brant
veranlafsten, zu ändern. Auf die Wandlung in den Kultur-
verhältnissen ist es zurückzuführen, wenn er 27, 26 diensthnecht
einsetzt für ursprüngliches schiltknecht\ und wenn er 30,1 f.
statt :
den tiuvel twinget manic man
mit gotes werten, wer diu kan
schreibt: mit Worten und beschwerungs ban, so ist das wohl
eine Anspielung auf den Exorcismus, mit dem bis ins 17. Jh.
hinein ein entsetzlicher Unfug betrieben wurde. Um MiXs-
verständnissen vorzubeugen setzt er 19, 23 f. für:
swie vil der wise witze git,
er ist doch riche zaller zit
ein:
Wie vil der weise wyszheit usz gyt,
Hat er dest minder weiszheit nit.
Hier und da setzt er für allgemein gehaltene Erwägungen
Hinweise auf konkrete Fälle ein, um so eindringlicher zu
werden, z. B. 3, 47—52. Dort heifst es ursprünglich, indem die
Rede ist von der Art und Weise, wie man das Himmelreich
gewinnen könne:
einer ez mit gewalte hat,
der sich selben vären lät.
der ander sich ze himele stilt,
50 der guot ist und daz sere hilt.
der dritte kouft ez äne strit,
der eigen und almuosen git.
Statt der ersten beiden Verse setzt Brant:
Einer gewinnet es mit gewalt,
Der seinen leib vor woUust enthalt,
er ersetzt also das unbestimmte: der sich vären lät durch die
Warnung vor einer ganz bestimmten Sünde. Dann macht er
einen Zusatz von zwei Versen:
Oder durch gottes lieb und ere
Sich todten laszt und martlen sere
und er denkt dabei, wie er durch das Zitat am Bande zeigt,
an Matth 10, und zwar wol an V. 22: „Und ihr müsset
— 72 —
geliasset weiden um meines Namens willen von Jedermann" *).
In Vers 49 weist Brant wieder auf eine bestimmte christliche
Tugend hin, auf die Demut, und Vers 50 schliefst er dem
Inhalte nach mit 51 und 52 zusammen in der Weise, dafs
diese gewissermafsen eine Erläuterung zu V. 50 geben. Die
Verse lauten bei ihm:
Der ander gewint es mit demüt,
50 Der drit gewint es durch sein gfit,
Der kaufft es sicherlich on streit,
Der den armen almäsen geit.
Um Einsetzung eines anschaulicheren Bildes handelt es
sich 53,35f., W'O es ursprünglich heifst:
swä ein künne üf stiget,
daz ander nider siget.
Brant setzt stattdessen ein:
Je mer ein bmnnen eymer uffstiget,
Je mer der ander nider stiget.
8. Indessen ist es von vornherein zu erwarten, dafs einige
Fälle übrig bleiben, wo wir die Motive der Änderung nicht ein-
zusehen vermögen. Denn auch das sorgfältigste biographische
und psychologische Studium des Verfassers würde nicht aus-
reichen, alle seine Intentionen klar zu erfassen. Zudem haben
wir ja auch keine bis ins Einzelste gehende Kenntnis der
Vorlage Brants, und manches uns Unverständliche würde wohl
noch von da her seine Aufklärung finden. Als Beispiele mögen
folgende Stellen dienen:
10, 11 f. lauten in der „Bescheidenheit" :
lä mich geniezen, h§rre Krist,
daz dich lobt allez daz der ist.
Lasz mich geniessen herre crist,
Das ich lobe alles das da ist.
19, 155 f. lauten ursprünglich:
ere muoz koufen manic man
von dem, der ere nie ffewan.
^) Vgl. auch Renner 20877 f., wo auch die Wege zum Himmel behandelt
eine die nement ez mit gewalt,
der marter hier was mannicfalt.
— 73 —
Brant: Ere müsz kempffen mangen man,
An dem sie ere nie gewan.
48, 17 f. lauten in der „Bescheidenheit":
swelh vederspil ist äne klä,
da gestriche (enstriedet D) ich niemer na.
Brant :
Hat schon ein federspiel kein klangen,
Gryfft man im dannocht nit znn äuge.
In diesem Falle ist vielleicht der Grund der Änderung in der
Fassung der Vorlage zu suchen.
53, 107 f. lauten in D:
man fraget selten in dirre zit,
swie man göt gewinne das mä git.
Brant:
Man fraget selten hie in zeit,
Ob man gut gewinnet on geidt.
54, 46 f. lauten in der „Bescheidenheit":
swer fuhs mit fuhse vähen sol,
der muoz ir stige erkennen wol.
Brant:
Wer fuchs mit fuchs fahen wil,
Der müsz lüchs haben mer dan vil.
54, 53 f. liest die „Bescheidenheit":
der hunt hat leder gezzen,
so man dienstes wil vergezzen^).
Der hundt müsz haben leder gessen,
So man seins dienst sich wil vermessen.
Brant fafst hier das leder gessen offenbar in einem andern
Sinne, als es in der „Bescheidenheit" gemeint ist, vielleicht
soll es soviel heilsen als: „Der Hund mufs die Peitsche ge-
schmeckt haben". Eine weitere Schwierigkeit liegt aber in
dem vermezzen, denkbar wäre vielleicht als Sinn des zweiten
Verses: „wenn man sich rühmen will, behaupten will, seines
Dienstes sicher zu sein".
1) Vgl. Renner 18365 f. :
wer triuwen und dienstes wil vergezzen,
der sprichet, sin hunt hab leder gezzen.
Der Spruch ist auch sonst oft zu belegten.